HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY 12 21 LIBRARY OF SAMUEL GARMAN hm 5 19.29. JUNS 1999 FA, Ar Irkrhaltiongen is Per lafiere geſch ichte INN] TIL! INLAND) der Silehe erfier Theil Lirgsbirg [im der Niarfin — —— | 1799. ri rar | Y 210054 Are Adna ee Porerinnerung. Jumer mehr naͤhert ſich der Verfaſſer dem Ziele, das zu erreichen er oft in der Stille, mehr ſehnlich wuͤnſchte, als zuverſichtlich hoffte. Das Geraͤnſch ner Waffen, der erſchwerte Transport, Die zuweilen ſo forgenwollen Ausfichten in die Zukunft und die Beräuderlichkeit des Publicums, die oft weit vorzuͤg⸗ Yicheren Werken, als diefe Unterhaltungen nicht find, | einen Stillftand gebiethet, konnten dem Verfaffer für Die. Fortdauer feiner Unterbaltungen eben nicht die glüdlichfte Zukunft weißagen. Uber, Dank fey der Beharrlichkeit feiner Lefer, die ihn unzertreunlich bez gleiteten, und aud) dann, wenn er fie Dusch etwas trocknere, weniger unterhaltende Gegenden führen mußte, nicht verließen. Wirklich ift das bey dem Sifchen der Fall, von denen der Verfaffer hiemit den erften, oder des ganzen Werks neunten Band, dem Publicum übergibt. So viel Merkwuͤrdiges diefe Gefchöpfe auch au ſich haben, fo hören wir Doch von ihnen felten ſo rührende, überrafchende Beweiſe von Inſtinct, als bey andern Thierclaſſen. Und eben daher mußte der Verfaſſer ſich bey einigen beſonders wichtigen Fiſchen uͤber ihren Fang und ihre Bereitung siſche J. Th. a etwas 11 Vorerinnerung. etwas ausführlicher verbreiten, um dadurch ihre Ge- fehichte unterhaltender zu machen. Er ift überzeugt, daß damit Feiner feiner Leſer unzufrieden feyn werde, Daf eine um die Naturgefchichte hHochverdiente Geſellſchaft, das Gemeinnigige dieſes Werkes df- fentlich anerkannt und ſeinem Verfaſſer die Ehre er— zeigt hat, ihn in ihren ehrenvollen Kreis aufzuneh— men, gehörte mit zu den vielen Freuden, die ihm diefe Befchäftigung fchon gewährt hat, und die ihn Feine feiner diefem Werke aufgeopferten Ruhefiunden je bereuen laſſen werden. Zu dieſen Freuden rechnet er auch den Anfang der franzoͤſiſchen Ueberſetzung, bey Herrn Haag in Baſel, die von Seiten der Schoͤn⸗ heit, ſowohl als der Richtigkeit, nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt. Moͤchte ſich doch dieſes Werk des Wohlwollens, das es bisher genoß, noch vollends, bis zu feinem Ende, zu erfreuen haben! Augsburg, im September 1799 G. T. Wilhelm, Diaconus bey St. Jacob in Augsburg, der Geſellſchaft naturforſchender Freunde in Berlin Mitglied. Nach⸗ Nachtrag zu dem im Minften Bande enthaltenen Subferibentenverzeichniffe, Borerinnerung, Die unterzeichnete Handlung muß die verehrten Subſcribenten um Vergebung bitten, wenn manche ihre Nahmen kaum zu erkennen im Stande ſind. Denn auch mit der groͤßten Sorgfalt, war es ihr doch zuweilen faſt ganz unmoͤglich, Die zum Theil unleg- baren Handſchriften zu derhiffriren, Sie wiirde auf einige Nahmen aufmerffom machen, bey Denen: ihr eine Art von Ahndung fagte, Daß fie höchft wahr: ſcheinlich unrichtig feyn müßen, Allein durch eine ſolche Auszeihnung würde fie den Sammlern, die fie einfchidten, etwas Unangenehmes erweifen, was ein ſchlechter Lohn für ihre ie ger Dez mühungen wäre, Martin Engelbrechtſche Kunſthandlung. a2 | Ihro ⸗ IV Subſcribenten⸗ Verzeichniß. Ihro Koͤn. Majeſtaͤt Frau Marie Caroline, regierende Koͤniginn von Neapel. Se. Durchl. Herr Clemens Wenzeslaus, Kurfuͤrſt v. Trier, Biſchofv. Augsburg ꝛc. Se. Durchl. Herr Pius, Prinz von Birken⸗ feld, Herzog in Bayern ꝛc. in Landshut. Ihro Durchl. die Prinzeſſinn Johanne von Oettingen-Spielberg, Coadjut. des Fuͤrſtl. Den zu Sedingen ıc. Se. Hocw. und Gnaden Herr Aloys, des Heil. Roͤm. Reiche Praͤtat su Urfperg. { De. Aſchebrenner, in München. Kfm. Augſtell, in Frankfurt am Mayn. 3 | . Banquier Bacciochi, in Augsburg. Maler Baer, in Frankfurt am M. von Bairer, in Münden. Kaufın. Barel, in Moſca. Legationsferier. Daft, in Raſtatt. Doct. Bauchaner, in München. Cantor Baterlin, von Kirchberg. Zeihenmeift. Baumeiſter, in Augsburg. Weingaßgeb. Beck, in Münden. J. F. Beer, in Franff. am M. von Berbispor', in Kiofter Roßleben. Notar. Berens, in Frankf. am M. Regiſtr. Bergmann, in Thurnau. Bergmann, in Frankf. am M. Regiſtr. Bez, in Kempten. i j # Geh, Ho und Confiftorialrach Bieringer, in Dettingen. Pe. Bilfinger, in Floͤtzlingen. Kfm. Biller, ın Fraukf. am M. Huͤttenſchteib. Bleibel, in Heidenheim. G. P. Blenk, in Kempten. von Bogner, in Kempten. Doct. Brad, in Kranff. am M.— ch. Brack, in Kempten, Ge). Rath von Braun, in Dettingen. Waiſenhaus⸗Proviſor Braun, in Ludwigsburg. | \ 2 Madame ET EErFIRIE EDEIFI EIS Subſcribenten⸗Verzeichniß. v Madame Breviller, in Wien. Hr. wi [0 s All 119 Ir PIIS KIA 1 El. Apoth. Bronner, in Frankf. am M. Apoth. Such, in Franff. am M. Stadtſchreib. Bürger, in Murrhardt. Pr. Burg, in Weilfingen. Steuerferret. Burger, in Langenburg. Kfm. Bvier, in Frankf. am M. €. Pflegfchreiber Capoll, in Alm. Cellerius, in Ulm. Kfm. Christ, in Frankf. am M. Greiscorp. Chriftian, in Augsburg. Diacon Chriſtoff, in Augsburg. ; Dberpft. Clausnitzer, in Pretzſch, ben Wittemberg. Legationsprediger Cojen, in Regensburg. Sprachmeiſt. Tolomb, in Frankf. am M. Kfm. Cottiſchon, in Frankf. am M. Kfm. Cronenbold, in Augsburg. D. Apoth. Dankert, in Frankf. am M. Hoſpitalhofmeiſter Dapp, in Ulm. Hoftath Deines, in Hanau. Doctor Deiſch, in Augsburg. zimmermeiter Deichler, in Augsburg. Deſſauer, in Frankf. am M. Hofmeiſter Dietrich, bey Hr. Obervogt von Beſſerer, in Yeibheim. Friedtich Dietrich, in Straßburg. Pfr. Docke, in Frankf. am M. Ign. Doͤrfner, in Hauſen an der Roth. Doͤrr, in Frankf. am M. Stadtſchreib. Dorfner, in Mindelheim. Kfm. Dorville, in Frankf.am Mi > van Douwe, in der Churpfalibayr. Militaͤr-⸗Academ. in Münden. Kfm. Dübery, in Franff. am M. Kfm. Düfay, in Franff, am M. Bar. Düffey, in Franff. am M. ;e JR ‚ Dfarrer Eberle, in Duͤrremimmern. Eckersberger, in Frankf. am M. = ri 3 r Hr. $ Inf — un ee aeıı® Subſeribenten⸗Verzeichniß. Hofmedicus Eggel, in Münden, Door Ehrmann, in Zranif; am Di Lichler, in Bottendorf: Kim, Elf, in Wien, Hoffammmer:R. Elerftörfer, in Muͤnchen. Großhändler Eitz, in Wien - Mfarter Engel, in Eißleben; Sand. Engelhardt, in Frankf. am M Schreib: und Schulmſtr. Ewald, in Seht am DE $ Pft. Fenner, in Geißmar bed Frankenberg, Handelsm. Seyerabend, der juͤngere, in Zend: Kitchen, DER. R. Ritter und Edler ju Flambach, an Michaelfeld. Buchalt Drd: Fiſcher, in München. D. 9:9. Foͤhr, in Kempten. Ay: ‚er, in Klonen: Koßleben. % vfter, erſter Lehrer an der Hroteſtant. Schule in Wien eviſ. Rath Sectet. Fraͤnkel, in Muͤnchen. Doet. Freſenius, in Frankf. am I. Mag: Freſentus, in Frankf. am Mi Frey, ın Rrauff. ani IR. Pfatrer Freydig, in St: Gallen. Fries, in Frankf. am M. Salom, Frieß, in Züri Kfm. Seife, in Fraukf. am Mu Doctor Froͤlich, in Sonthöfen to Excell. Fran Reichsgraͤfin Sie zu Kirchberg und Weißenhorn. : 8. von Gaza, in Tapfheim. P. Gebhard, in Kempten. Kfm. Seiſemer, in Frankf, am M. Kfm. Sepp, in Hallein. Kfm. Gerning, in Frankf. am M. Stadtſchreib. Ges, in Ehingen. Hberamin. u, Nremierraih non Simmi ha Rogoenburo. . von Glaubtiech, in Frankf. am Mi; \ Slöcdner, in Frankf. am M. Kfm. Görine, in Frankf. am M. Stud. P. Goͤttner, in München, % Kfm. Gogel, in Franff. am DR, Pr Subſcribenten⸗Verzeichniß. vun Hr. Sollhard, in Frankf. am M. Banquier Gondart, in Frankf. am M. Graff, in Frankf. am M. Sand. Graff, in Frankf am M. Kfm. Sreifendere, in Frankf. am M. Nebom. von Grinberg, in Münden. Dberiands Regier. "Secret, Groiß, in München. Franz. Grundmair, Benef. cur. adD.P. in München. R. Freyherr von Guͤnderode, Heſſen-Caſſelſcher Ge; ſandter am Reichstag zu Regensburg. Kfm. Güreler, in Nördlingen. — nt. Guggenberger, in Münden. _ Reichs-Freyfrau von Gumpenberg, in München. 5. Hr. Commiſſ. Kath Zaͤnel, in Pegau. — Amtsoerwalt. Zahn, in Memleben. Mag. Zaimerl, in Münden. J. & Zallert, in Augsburg. Kim Ganfelmann. Banquier Harnier, in Frankf. am M. IJ. Sanfer, in Kempten. Zausknecht, in St. Gallen, 5 Ep. Juform. eine, in Frankf. am M. Kfm. Zeinrich, in Frankf. am M. Kin. Zeinrici, in Frankf. am M. Vepom. Zellenberg, in Muͤnchen. Pfarrer Seller, in Magerbein. Candid. Zellwag, in Franff. am M. Pfarrer Zennike, in Klofter - Roßleben. Zgenning, in Franff. am M. Kfm. Ferle, in Frankf am M. Pfr. Zerrwig, in Kurmuͤnden, bey Frankenberg. M. Ft. Zerz, in Eſchenau. Rath Holder, in Gaildorf. | Chirurg. Zofmann, in Frankf. am M. Sen. Zoll, in Um. 2 von Zolly, in Donndorf, tr. Kfm. Holzmann, in Frankf. am M. : £. Bolzſchuh, in Oberrohr. chullehr. Zonold, in Heidenheim. Zundegger, in Mindelheim. Kfm. Hunter, in Frankf. am M. _ G. M. Hurter, zur Himmelsleiter, in Schaffhaufen. n4 let > Fre] PISTEN EPRREKRFFERTN Ill vııe Sbubſerlibenten⸗Verzeichniß. —9 Hr. Subſtit. Jäger, in Schorndorff. 2. — Hofrtath San, Hochfuͤrſtl. Dertings Wallerfein. Leih⸗ medieus, m Wallerflein. G. W. von Jeniſch, in Kempten. Diacon John, in Wiebe. As Rampf, in Frankf. am M. Kahle, in Frankf. am M. J. F. Berg, in Kempten O. P. Barrer, in Aemotetts Pfr. Raustier, in Dberrorh. Bicar, Kausler, in Dberroth, Amtspfieger Keller, in Murrhardt. Candıd. Kellner, in Frankf. am I, _ Kornſchreib. Kisner, in Ftankt. am M. Hoftammer:Kath Bleber, in Münden. Hofrath Klinger, in Würzburg. Kfm. Aloz, in Frankf. am M. Caplan Koch, in Langenburg. Kfm. Rod), in Frankf. am DR; Rögel, in Klofier: Koßleben. BG. M. von König, in Kempten. Dfleger Rornmüller, in München, Mag. Kraft, in Danndorf, 7 Ep. Kreuter, in Kranff, am P. Poſtverwalt. Krick, in Sulibach. Kuͤmmerer, in Ludwigsburg. Praͤc. Kuhbach, in Langenbürg. Fabrik. Kutter, in Ravensburg. ; halızi Bi Hr. Kreis Marc Sonimifl. und Proviantamts⸗Gegenſcht. Lachler, in Augsburg. | . — Landhauptinann Aid, in Ulm, Madem. Lang, in Frauff, am M. Hr. F. C. 8. Langsödorf, im Joͤſtein. — Studioſ. Laquai, in Um. — Pfarrer Lauer, in Frankf. am M. — Pfarrer Lechner, in München, \ Il . Doctor Lechner, in Muͤnchen. Leede, in Kloſter⸗Roßzleben. Lemminger, in Salzburg: Siem am Subſeribenten⸗Verzeichniß. 1x Fre yftan von Lerchenfeld, geb. Reichsgraͤfin von Has⸗ Hr. J ae ee J — ung, in München, Stadtpfarrer Letſch, in Gaildorf. Dich. Zindinger, Benef. cur. in Marin Thallhamm. Amts ſchoͤſſer 2öw, in Wiehe. Apoth. Lowel, in Augsburg. Pfarrer Lohrmann, in Boͤhringen im Ulmiſchen. Buchhändler Lotter, in Augsburg. Pat, Cudolph, ın Roggmburg, Hofrath und Cabinetsſecret. Ludwig, in Wallerſtein. Prediger — in — — IT, Spitalmeifter lättes. in Frankf. am M. J. A. Mauer, in Hildburghauſen. SGegenſchreiber May in Frankf. am M. Eapian Mayer/ in Muͤnchen. Pfarrer Mayer, in Schaitfetten im Ulmiſchen. Rent cammerrath Mayer, in Stuttgart. Kim. Ben. Maͤyer, in Livorno. fm. Meermann, in Frankf. am M. Pfr. Meter, in Donndorf, Hofkriegsr. Kev. Merniger, in München, Apoth. Merz, in Mergentheim. tlieg, in Franff, am M. Banquier iNezler, in Frankf. din M. Din, Michsel, in Pretzſch, bey Biiremberg, Kunfihändler YRilberger, ın Agram. 3 €. Oberlieut. Miller, in Münden, 135, Aboth. Mittermayer, in München Nepom. Muͤller, in Neudttingen. Brentano Muͤller, in Münden, Präcept. Muͤndler, in Kempten, Dav. Miündler, in Memmingen. Senat. Wu, in Franff. am M. | nn. Stud. J. S. Narciß, in Um. — Joſ. Vechel, in Hallein. Adlerw. Neher, in Wallerſtein. von Neubronner, in Kempten, Hofkammer⸗Regiſtt. Heumann, in wenchen — O. J Oberamtmann Öberft, in Thannhaufen. — Banquier Johannes von Obwexer, in Augsbutq 5 ?. ! x Subferibenten: Verzeichniß. Hr. Saplan Defterreicher, in Ebermannſtadt. — Orlop, in Klofters Roßleben, P. Hr. Kim. Paſavent, Dorville, in Ftankf. am M. — — Paſ«avent, Phil. in Frankf. am DM. — — Paſſavent, in Frankf. am M. — — Pafavent, im Salh. in Frankf. am MI: Hofe. von Peifer zu Peiffenau, Fuͤrſtl. Brixuer. geb: Cabin, Serret. und Obriftjagermeifkeramtd s Vertreter in Brixen. —— — Ulfr. Peckert, in Aich, in Bayern. — Pfaff, in Augsburg. Modile. Pfeifer, in Kunsdurg. Hr. Kentmeiier Pflaum, in Thurnau. RE — Hofrath nnd Dverjägermeifter Freyherr von Pollnig, in Würzburg — Km. Andr. Previller, in Franff. am M. — — Carl Previller, in Frankf. am M. O. Hr. M. Guitſch, in Kempten. R. r. Pfleger Rabell, in Münden, Joſ. Raphel, in Walerftein. Buchhaͤndler Raſpe, in Frankf. am M. 13 Er. Cent. Rau, in Dinkelsbühl, / Schullehrer Vehbock, in Frankf. am M. Kriegskaſſter Reichard, in Ulm, Kfm. Reichard, in Frankf. am M. Reidemeiſter, in Koßleben. Kfm. Reif, in Frankf. am M. Reifer, Sohn, in Collmar. ; 2 Rath nnd Pfleger von Reutenbaner, in Stoffenried. Amtmann Richter, im Schloß Helidrungen. Madame Rigmer, ın Franff. am M. Hr. Dberzöllner Killer, in Franff, am M. — Kfm. Rillerbanfen, in Franff, am M. Senator Nitrer, in Augsburg. % B. Rittershauſen, in Hana. Pfleger Rohrmuͤller. Ronnefelde, in Franff. am M. —* Subſtit. Ruef, in Heidenheim. 9 r. he) SEBEANEREE RUERSE Subſcribenten⸗Verʒeichniß. Fe. Pfr. Ruez, in Fraukf. am M. — Bauamtsſchteiber Aubland, in Ulm. — Voſtmeiſtet Ruppel, in Frankf. am M. S. Hr. Apoth. Salzwedel, des Loͤbl. Colleg. der HH. 5ı Mit⸗ glied, in Frankfurt am M. Pr. Samm, in Franff, am M. Hauptm. von Sandt, in Frankf. am M. Rector Satzger, in Kempten. Kfm. Sauer, in Münden. — Eid. Cotb. Schaͤrmeir, in München, J. C. Schalch, zum gold. Löten, in Schaffhauſen. ‚€. dr. Schauer, im Bochkirchen. Faftenpredig. Schauer, in München. St. Hochw. und Gnad. Freyh. v. Schaumberg, in Bamberg. Hr. Scheff, in Frankf. am. M. Conduct. Scheidhauer, in Bottendorf. Diacon. Scheiffelhut, in Noͤrdlingen. Cand. Mag. Schenk, in Wittenberg. Senat. Scherbeus, in Frankf. am M. — Kfm. Schifflin, in Frankf. am M. — Schiffmuͤhl, in Kran, om M. — Bas und Wuͤhlen⸗Inſpector Schirlitz, in Roßleben. — Hauptm und Duatriernteift. Schmeroib, in Muͤnchen. J. F. Schmelz ‚in Kempten | —Diacon, Schmidt, in Aitheim. J. Schmidt, tünger, in Kempten. Pfarrvie. Schmid, in Ulm, Kefer. Zav. Schmidt, in —— Material. Schmidt, in Frankf. am M Amtskeller Schmitt, in Grünsfeid, im Wir Se Dberlanddreg. Seren. Schmöber, in Münden, Senat. Schneidewind, in Fraukf. am M. Thadd Schäpf, in Tuͤrnitz in Oeſtr. Achöpf, in St. Pölten. adem. Gar. Minna Scyövs, in Friedau. r. Kloſteramtsſchreib. Scholl, in Koͤnigsbrunn. Forſtmeiſt. Schopp, in Uzmemmingen. Prof, Franz de Paula Schrank, in Ingolſtadt. Doct. Schrefel in Muͤnchen. Kim. Simon Schropp, in Rd 2 Er, Hofrats Schubert, in Wuͤrbur — Armen⸗ Waiſen⸗ u. Arbeitsmeiſt. Shui in Frankf a. M. TC Aa Er 1.11 eS1732 41 E13 III] x. &ubferibentens Berzeichniß, .Kfm. Schulz, in Frankf. am M. Weinhaͤndl. Schulz, in Zranff. am M. Sraf von Seinsheim, in Münden. , _, Hofkammerrath Zahlmeifter Seidner, in Bürjburg. Serxnau, in Kloͤſter⸗Roßleben. Paſtor Silber, wohlſel. And. in Kloſter⸗Roßleben. afm. Sinn, in Frankf. am IR. | Dort. Speidel, in Gaildorf. y Pat. Em. Spilhofer, Bibliotheks und Archivar zu Niederalteich. von Stahl, Apotheker in Augsburg. y Caplan Stapf, in Weißmann, im Bambergifchen: ‚Kfm. Steinheil, in Zranff. am M. Senat. Streits, in Aranff. am M. Kfm. Stern, in Frankf. am M. Senat. Stock, in Tranff. am M. Net. Strack, in Klofter » Roßleben. Geheim. und Dberlandsreg. Rath von Stubenrauch, in München. 2 ’ Predig. und Prof. Stuͤber, in im. Major von Stutterheim, in Aetern. bar 2 EFIBERBEFDERFERI TS I T. . Stadtpfe. Tafel, in Mockmühl. Tanzer, Binz. in Zangenberg, in Böhmen. KAunfthändter San. Tefari, in Augeburg. .Hochw. P.v. Thoma, Thealiner⸗Probſt in München. . . Doci. und Prof: Chomen, in Würjburg. 6 Er. Oberſtallmeiſt. von Thuͤmmel, in Franif. am M- Kammerſecket. Tremel, iu Langenburg. | Doct. Triefehler, Stadtphpficas in Viberad- VPft. Troͤglin, in Leibheim. Troſt, in Frankf. am M. N * 14411188118 . Prof. M. G. Veeſenmeyer, in Ulm. Allmofenfchreib. Veiel, in Um. 2Ex. Regier. Rth. von Vicari, in Tettnang. Doct. Vilfort, in Ulm. Gerichtsſchreib. Volz, in Kempten. Martin Voͤckl, in Grab. ,, Kaftenamtsgeaenjchreib. Voͤlkel. Avoth. Vogel, in Winden. Vogel, im Klofter : Roßleben, AN Stadtbuchdene. Vonfelder, in Schwabiſchbau⸗ D * “2 A Subſcribenten⸗Verzeichniß. um W. . Kfm. Wack, in Frankf, am M. Dekon. Wahren, in Roßleben. 2öbl. Weifenpflege, in Kempten. Amtmann Waizenegger, Breisgau Ritterfaftl. und adel. Rıchteramits: Secret. in Freyburg. Apothek. Walch, in Anncen. Dherammm. und Mofratb Waſer, in Aufkirch. Regier. Rath Weber, in Mergenthal. Kim. Weber, in Zrauff. am R. Weberiiche Buchhandiung ın Landshut. SoffanmerMratot. weichſelbanmer, in Muͤnchen. Lehrer Weichſelbaumer, in Minden. 3 €. P. Weiller, Moder. in Rogsenburg. dar ID Weiß, in Culmbach. 1142 acob Weiß, Hausinhaber, in Wien. fr. und Prof. Weller, in Ulm. Pfr. Weng, in Neher: Meiningen. Hofpitatierret. Weng, in Nördlingen, Kfm. Weng, in Biberach. Em. be Wenger, Benef. cur. aD. Petr. in Münden. Prof. Werner, in München. J. 8. Wickh, in Schaffhanfen. B. Wiedenienit, in Kempten. M. Wiedemann, in Kempten. von Winkler, 8.8. Hofrarh, in Wien. Mas. Winkler, in Mitnchen. Juvel. Wirfhing, in Kranff. am M. Madame Mirfing, im Franff. am M. Hr. Kfm. Wiſack, in Biberad. — Aut. Wißboͤck, Cooper. ad D. Pet. in Münden. Erlen. von wigleben, in Woltmerfätt. Hr. Pred. Woͤhrnitz, in Kempten. — Pfr. Wolf, in Baͤchlingen. \ — Würfer, in Frankf. am M. 3. Hr. Zeizmann, in Frankf. am M. — Kim. Ziegler, in Frankf. am M. — Br. Zimmler ‚in &immersdorf. — Kfm. Zink, in Franff. am M. — S. Zorn, in Kempten. Ein⸗ J BITTEN RZ EZ RZ ET Ginleitung, Bon den Fifchen überhaupt. Nicht nur das Land, zu deſſen Bewohnern bey Weitem der groͤßte Theil der bisher bearbeiteten Thierclaſſen gehoͤrt, iſt ein Schauplatz der Weis⸗ heit und Guͤte des Urhebers der Natur; auch die Meere und die Seen und die Fluͤſſe ſind es unwider⸗ ſprechlich, und Das Thierreich im Waſſer iſt der Uns terfuchung nicht minder würdig, als Das Thierreich auf dem Lande, Auch jenes furchtbare Element, das den Landthieren den Tod bringt, enthält im feinem unermeßlichen Schooße zahllofe Geſchoͤpfe. Ruhig und ſorgenfrey ſchwimmen ſie einher, wenn die ſich aufthuͤrmenden Wellen mit donnerndem Ge⸗ töfe tobend an Die Kuͤſten ſchlagen, Schiffe zerſchmet⸗ tern, und ſchaͤumend an Kuͤſten zerfchelen, Und doc) konnte alle diefe Wuth eines unbezwinglichen lements den fühnen Menſchen nicht abhalten, in ihm Nahrung für feinen Gaumen und feine MWißbegierde zu ſuchen: auch diefe zahlreichen, wohlbewaffneten, pfeilfchnellen Gefchöpfe ordnete er in Gefchlechter, Gattungen, Familien, vereinigte oder trennte fie, wie er ed gut fand; auch hier forderte und erbielt der Menſch reichen Tribut yon der Natur, fo daß une der Einleitung. xv der Nachdenkende nicht ohne — gewiſſe Ehrfurcht vor dem Unternehmungsgeiſte des Menſchen ſich mit der Ichthyologie, oder der — der Fiſche, beſchaͤftigen kann. Deutlich genug hat die Natur die Graͤnzlinie gezogen, die die Fiſche von allen andern Thieren ab⸗ ſondert, und fuͤr ſie eine eigne Claſſe bezeichnet. Sie haben rothes kaltes Blut, in deſſen mehr oder weni⸗ ger lebbaften Roͤthe la Cepede, ein beruͤhmter noch le⸗ bender franzoͤſiſcher Ichthyolog, Gattungscharaktere fand, bewegen ſich vermittelſt wahrer Floſſen, und ath⸗ men nicht durch Lungen, ſondern durch Kiemen oder Riefern (branchiæe), die man um ihrer Halbzirkel⸗ form willen ziemlich unſchicklich Fiſchohren nennt, weil fie nicht zum Hören, fonvern zum Athembohlen beftimmt find: Zwar findet man Anorpelfifche, die etwas lungenähnliches haben; auch befigen die Froͤ— ſche, Salamander und andre Amphibien in ihrer aben- teuerlichen Jugendgeſtalt etwas, das man für Kiemen halten, und Dadurd) geneigt werden Fonnte, jene Knor⸗ pelfifche vun den Fiſchen zu trennen, diefe Amphibien aber in ihre Claſſe zu verweilen: allein die übrigen Eigenſchaften der einen, und das reifere Alter der anz dern, zeigen deutlich, wohin fie gehören, und wie die verfchiedne Thierclaſſen zwar fehr nabe an einander gränzen, ohne fic) deßwegen fo zu vermifchen, daß | feine xvi Einleitung. keine Graͤnzſcheidung wäre, Mas bey andern Thies ren die Lungen leiften, das gefchteht bey den Fiſchen Durch die Kiefern oder Aiemen, denn dad Athem⸗ hohlen ift ihnen fo unentbehrlich , ala den Landthies ven. Sehr fibarffinnige, in Frankreich angeitellte Merfuche verbreiten darüber viel Licht. Man vers fchloß durch eine in einem Fiſchgefaͤße angebrachte Scheibe der atmofpbärifchen Luft den Zugang gaͤnz⸗ lich, und die Fiſche ſtarben. Unlaͤugbar gehoͤrt das Athemhohlen der Fiſche unter die größten Naturs wunder, und das barmonifche Zuſammenwirken von mehr als viertaufend Adern und einer Menge Ge: faͤßen, Druͤſen und Nerven zu diefem einzigen Ende zweck, verräth die Hand deffen, der auch im Fleins fien und verachtetiten Geſchoͤpfe Zeugen feiner Macht und Güte aufzuftellen wußte. Durch den Mund zieht der Fiſch das mit Luft gefchwängerte Waſſer in die Kiemen, durch deren Deffnung fie wieder herausgeht und das Mafler abfließt. Sie liegen gleich hinter dem Kopf auf beyden Seiten, ſind mit unzaͤhlichen ſehr zarten Blutgefaͤßen durchwebt und auf jeder Seite in vier Blaͤtter getheilt, die der Fahne einer Feder gleichen. Vier bogenfoͤrmige Graͤthen unterſtuͤtzen, und große, halbmondfoͤrmige Schup— pen, die Kiemendeckel, die an den Kiemenhaͤuten hängen, bedecken fie, Von der hoͤchſtwundervollen Zuſam⸗ Einfeitung. xvit Zuſammenſetzung der Kiemen kann man ſich nur dann einen recht deutlichen Begriff machen, wenn man hoͤrt, daß der Zergliederer Duͤpverney in den Kiemen der Karpfen 4386 Stuͤckchen oder Beinchen gezaͤhlt bat. Die Anzahl der Zweige und Aeſte der Pulse und Schlagadern, und die große Menge von Neben: abtheilungen iteigt noch höher, fo daß man auf 20000 Theile der Karpfenkiemen rechnen Banıı, Aus dem Mangel wahrer Lungen könnte man zwar fohließen, daß bey den Fifchen an feine Stimme zu denfen fey; allein Luft haben ſie doch, und es ift unlängs bar, daß die Hundöfifche heißer bellen, Der Seehahn Frächze, der Knurrhahn knurre, der Karpfen und die Karaufche ſchmatze, die Schmerle ziſche, der Aal guide, der Machoran winfle, und alfo das Sprich⸗ wort: ſtumm wie ein Fiſch, eine ziemliche Einſchraͤn⸗ kung leide. Doch muͤßen wir auch hinzufuͤgen, daß nicht jeder Laut, der durch ein Reiben hervorges bracht wird, eigentlich eine Stimme heißen Fünne, Der Kopf der Fiſche ift ein Innbegriff von Merkwürdigkeiten, Wollte man auch des Gehirns, der Kiemen, der Augen, der Zähne, der Zungen u. d. m. nicht gedenken, und nur bes den feſten Theilen, die die Knochen vorftellen, ſtehen bleiben; welche Mannigfaltigfeit entdeckt man nicht fchon int biefen, da. ein Rarpfenkopf allein hundert ganz vers Giſche 1. TH, b ſchiedne, xviii Einleitung. ſchiedne, in die Augen fallende Knochen hat, die klei⸗ nern umgerechnet. ben daher fand die Einbil⸗ dungskraft son jeber einen freyen Spielraum in dies | fen mannigfaltigen Formen. Sie fah im Karpfen ein Marienbild, im Hecht das Leiden Chrifti, im Sonnenfiſch ein Schmiedewerkzeug, im Schmerlens kopf eine ſchoͤne Jungfrau, und unter allen feften Tyeilen des Fiſchkopfs befchäfftigte die Gelehrten feiner mehr, als die Steinchen, die einige zu den Gehoͤrwerkzengen vechneten , andre aber als Stoff, aus denen ſich die Schuppen, wie aus den ſogenannten Krebsaugen, die harte Schale, erzeugten, anfahen, Aeußerſt mannigfaltig ift die Bildung der Fifche aberhauptgenommen, höchft verfchteden ihre Größe, Welch ein Adftand ift nicht zwifchen dein 50 Ellen breiten Kochen, den Vaillant auf feiner legten Reife fab, und dem Fiſchchen, deſſen teifes Ey 3000 mal kleiner als ein Puderſtaͤubchen ift! Welche Abſtu— fungen laffen ſich nicht zwiſchen diefen beyden Eis tremen gedenken! Darin fommen alle Fifche über: ein, daß der Kopf ohne einen eigentlichen Hals an den Rumpf gränzt. Der ganze Körper verräth, wie alles in der Natur, durch den zweckmaͤßigſten Bau für das Element, dem er angehört, den: weiſen Urbeber desſelben, und mit jenem geiftvollen Dich ter möchte man dem, der nicht an ihn zu glauben ſo ungluͤck⸗ Einleitung. xix ungluͤcklich iſt, zurufen: Frage die Fiſche, die werden dir von ihm erzaͤhlen. Um das Waſſer leichter zu durchſchneiden, haben die meiſten Fiſche einen Feils formigen Kopf; und doch feyen wir am Wels, wie aud) das nicht bey jedem ſchlechterdings nothwen⸗ dig geweſen ſey. Einige haben einen flachen, hori⸗ zontal in die Breite gedruͤckten (Corpus plagio pla- teum ſ. depreſſum), andere, und zwar die meiſten, einen an den Seiten vertical zuſammengedruͤckten (corpus cathetoplateum, ſ. compreilum;, einige ‚einen runden, andre einen prismatiichen ‚Körper, Diejer iſt nicht. bey allen auf eine gleiche Art beklei— bet. Wenn die Sinorpelfiihe theild mit Schilder, tyeild mit einer Knochenſchale gepanzert finds fo gibt es dagegen andre, deren ganze Befleidung in einer. nackten, ſchluͤpfrigen Haut beſteht. Die meiften aber haben Schuppen. von. einer ganz eignen Subs ſtanz. Schonihre Anzahl und ihre verſchiedne Größe, je nachdem fie einen Theil des Körpers beveden, ift bewunderungswärdig, und gewiß war es nicht bios Ber Zufall, daß der Karpfen 6000, der Schley 10009, ‚der Zander 20000, und der Hecht 8960 Schuppen erhielt, und Daß ihre Größe und Anzahl eigentlich ‚mit dem Körper in feinen Verhaͤltniſſe ſteht. Man ‚mag aber aufdie Form oder auf die Zufammenfeßung diefer Schuppen, man mag auf ihre Sarben oder | b 2 auf xx Einleitung. auf ihren Glanz ſehen: fo verräth ſich auch in diefer Thierclaffe die Natur als eine unerreichbare Künfte lerinn. Auch die flüchtigfte Betrachtung zeigt, wie trefflich fie fit an einander reihen, wie feſt fie ſchlie— Ben, welch ein ſchoͤnes Farbenfpiel, welche liebliche Zeichnungen, welch ein blendender Gold: und Sil- berfchimmer fie zu einem Gegenftande gerechter Ber wunderung machen, Kaum vermag das Auge den Glanz eined von der Somme beleuchteten Haͤrings⸗ zuges zu ertragen, und man glaubt einen Fenerregen zu fehen, wenn recht viele fliegende Fiſche bey Nacht zu gleicher Zeit fih aus dem Meere erheben, und wieder hineinftürzen. Bloß ein gewifjer, uͤber die Schuppen gezogner Firniß bringt den Gold: und Silberſchimmer hervor. Denn fo wie zu den dere golveten Ledertapeten Fein Gold fommt, fondern bloß der über den Silbergrund aufgetragne Firniß diefe fonderhare Verwandlung bewirft ; fo wird auch die rothe Fiſchſchuppe durch ihren Firnigüberzug golden, Zuweilen leuchten die Fiſche bey Nacht. Unfireitig kommt das prächtige Schaufpiel, welches das leuch⸗ tende wie in Flammen ftehende Meer zumeilen dem Seefabrer gibt, vom einer unſaͤglichen Menge Fifche her. Sogar die innern Theile des Fiſches leuchten, und es gibt Fifche, deren Maul wie eine glühende Kohle ausfieyt, Sp wußte die Natur den Gefchöpfen, die Einfeitung. xx die ed bedürfen , in der dunfeln Tiefe der See ein Licht anzuzünden, das Fein Waffer anszulöfchen vermag. ine gewiſſe phosphorescirende, dhlige Materie fcheint der Grund zu ſeyn. Wenigſtens fand Canton in England, da er einen Häring und einen Stocfifch im Seewaſſer liegen ließ, daß dies ſes mit einer dhligen Subſtanz überzogen wurde, und zu leuchten anfieng. Noch weit größer ald unferm bloßen Auge ers fcheint die Pracht der Schuppen, wenn wir ein Vers größerungeglas zu Hülfe nehmen, Dann entdeden wir z. B. im Schlispchen des Weißfifches ein uner⸗ reichbared Meiſterſtuͤck. Es gleicht einer halben Aufterfchale, hat eine Menge paralelle Zirkellinien vom trefflichften Silberglange und unter ihnen zwey Reihen Ernftalähnlicher Spigen von der höchften Seinheit. Mit diefen fit das Schuͤppchen in der Schleimhaut, indeh der gewoͤlbte Theil wie ein Dach⸗ ziegel über dem folgenden liegt, Hier unter dem Bergrößerungsglafe gleicht die Schuppe des Kauls barfches einem umgekehrten Mayenblümchen mit fieben Spißen; die des Stodbarfches einem ausge⸗ zackten Nofenblatte mit filbernen Franfen; die des Karpfen einem runden Schilde, von deffen vier Fel⸗ dern die untern 24 Linien haben, und wie Seidens zeug glänzen; die des Hechts einem länglichen b3 Schilde * xxii Einleitung. Schilde von Silberſtoff, unten mit zwenblättrigen Blumen. Alle Jahre waͤchst uͤber der alten Schuppe eine neue, jo daß man Das Alter eines Fiſches an der Zahl der Lagen, wenn man eine Schuppe durch— ſchneidet, zu erfennen im Stande feyn fol. Diefe Schuppen ſchuͤtzen den Körper, ohne feiner Bieg> ſamkeit zu ſchaden. Durd) ihren Anblick lernte der Menfch die Kunft, ſich mit einem Panzer zu beklei⸗ den, indem er Hiebe austheilen, und ohne Schaden empfangen koͤnnte; bis daß diefe eifernen Kleider, nicht etwa durch Humanität, fondern durd) eine noch größere Kunft, die Menfchen zu morden, und mit Öalpeter und Kohlenftaub in der Ferne nieder: zuſchmettern, verdrängt und überflüßig wurden, Um diefer Schuppenbekleidung die nöthige Fes ftigfeit zu geben, fondert fih in eignen dazu bes ſtimmten Höhlen ein gewiffer Schleim ab, und erin⸗ nert und an das Dehl, womit die Vögel fi) vor Naͤſſe ſchuͤtzen. Ungemein leicht if die Bewegung der Zifche, und nichts gleicht der vortrefflichen Eins richtung der Werkzeuge, die fie in dieſer Abſicht aus den Händen der mürterlichen Natur erhalten haben, Hiezu dienen ihren ganz vorzuͤglich ihre Floſſen, die aus dünnen, Enschenartigen, Enorpeligen Gräthen beftehen, Eine gemeinfchaftlihe Haut verbindet diefe, und eigne Muskeln feen die Sloffen in Bewer 8 gung: Einleitung. xxiuit gung. Sehr verſchieden iſt der Ort, der ihnen am Fiſchkoͤrper angewieſen iſt. Oben, auf der Schaͤrfe des Ruͤckens find die Ruͤckenfloſſen (pinnæ dor- ſales), gleich hinter den Kiemen die Bruſtfloſſen (p. pectorales), unten am Bauche por der After: dffnung die Bauchfloſſen (p. ventrales), hinter ihr die After: pder Steiffloffen (p. anales), am Schwanze aber die Schwanzfloſſe (p. caudalis). Diefe ift ald das Steuerruder zu betrachten, da hin gegen die andern Floſſen Seitenruder find, mit de> nen der Fiſch das Waller, wie ein Schwimmender mit den Händen, entfernt. Immer aber bleibt der Schwanz dad Hauptwerfzeug. Seine Stärke und Schnellkraft ift ungeheuer, Wahre Springfedern entdeckt man bey der Zergliederung in ihm. Sie wirken aud) fo kraͤftig, daß man ſchon Stdhre und Welſe kleine Kaͤhne ſammt den Sifchern umwerfen ſah. Bey einigen Fiſchen find ihre Floſſen in der That fehr zierlich, und man kann fi), da ohnehin Fiſche und Schiffe felbft in der Structur eine Ver: wandtichaft haben, nicht enthalten, dabey an die bunten Flaggen der letern zu gedenken, Wenn die alte Geſchichte von einem Fiſche mit goldnen Zloße federn im Teiche zu Heliopolis, als von einem Wun⸗ ‚der erzählt, fo wird das nur denbefremden, der von den Goldfiſchen nichts weiß, und ſo oft wir die ſchoͤn Da; geflamm⸗ xxiv Einleitung. geflammten, hochrothen Floſſen unfrer Forellen, und die auf Silberarund punetirten des Zanders anſehen, fo werden wir auf ein Neues erinnert, wie herrlich die Natur Schoͤnheit und Nußen zu verbindenmwußte, Uebrigens beſitzen nicht alle Fiiche die vorhin genanne ten Floſſen; dem einen fehlt diefe, dem andern jene, mande haben wohl gar keine, und bleiben daher fait immer am Boden, | Man weiß kaum, ob man mehr über das schnelle Rudern, oder die ausdauernde Kraft des Fiſches erftaunen fol, und e& iſt fehr auffallend, wie das bem erften Anfchein nach unförmliche Stuͤck Fleifch, der Fiſch, faſt fo ſchnell wie ein Vogel einher eilt, Da er Doch einen taufendmal-ftärkern MWiderftand im Waſſer hat, Man beobachte die Kraft, die das Rudern gegen den Strom fordert, und bemerke wie leicht, wie ohne ſichtbare Anſtrengung der ſo gern gegen den Strom ſchwimmende Fiſch dieſes leiſtet, und Schiff und Schiffer beydes zu gleicher Zeit in vorzuͤglichem Grade iſt. Kaum kann das Auge den ſchnellen Bewegungen, zumal junger Fiſche folgen, und es iſt ein hoͤchſt angenehmes Schauſpiel, das man z. B. in Augsburg alle Tage haben kann, wenn man in einem ſehr klaren Waſſer die unglaubliche Behendigkeit ſolcher Fiſche beobachtet, die durch ihre hellen Ferhen ſehr ins Auge fallen. Wie pfeilſchnell rudern Einleitung. xxv yudern nicht die ſchoͤnen, gelbrothen Orfen, in eis nem der Stadtgraben dafelbft herum! Wie find fie nicht bald oben bald unten! ie winden fie fich nicht durch ein Gewuͤhl andrer Fiſche hindurch, ohne einen zu berühren! Wie ruht das Auge Feine Secunde auf einem, als er fich fchon wieder in einer andern Ges gend befindet! Und wie ift keine Spur von Anftren: gung oder Ermädung wahrzunehmen! Auch kann man diefe Faum vermuthen, fobald man weiß, weldje ungeheure Reifen die Fifche in Einem fort machen, So ift ed ausgemacht, daß die von Martinique nach Gibraltar mit dem beften Winde fegelnden Schiffe von Thunfifchen begleitet werden, und daß eben die: jenigen Fifche , die mit den Schiffer: zu gleicher Zeit America verließen, auch mit ihnen in Europa ein- treffen. So fommen die Seeftihe aus entlegnen Meeren um zu laichen indie Mündungen der Flüffe, Wie die Vogel zuweilen ziehen, fo ftellen aud) die Fiſche große Wanderungen an, und fchwimmen ung gleichfam in die Hände, Aus den Seeen fommen dann viele taufende , gerade wenn ſie am fetteften- und beften find, in die fügen Waffer, und es ift fchwer-zu begreifen, wie fie in dem ungeheuren Waſ⸗ ferbehälter die Mündungen der Flüffe fo gut zu treffen wiſſen. Sie fuchen da Schuß vor den fie | BEHRCHE Feinden, fuchen Ruhe zum Laichen, die b 5 ihnen SE | Einleitung. ihnen auf dem ftürmifchen Meere nicht zu Theil wird, und verforgen da ihren Rogen fichrer, als fie auf offner See zutbunnicht vermochten. Um im Waſſer leicht bald in. die Höhe, bald in die Tiefe zu fommen, befitzen fehr viele Fiſche eine mit phlogiftifirter Luft gefüllte Schwimmblafe, die durch einen eignen Canal mit dem Schlunde in Verbindung ſteht. Sie allein fchon verdient die größte Bewunderung. Der Fiſch muß es in feiner Willkür haben, fie augens blicklich mit Luft bald mehr bald weniger anzufüllen, oder auch fie auszuleeren, und fid) dadurch bald leichter bald fchwerer zu machen. Ob aber die hiezu noͤthige Luft fich fo ſchnell vom Waſſer fcheide, oder ob er in andern Canaͤlen hinlänglichen Luftvorrath ben ſich führe, ift nicht entfchieden, Einige Fifche haben eine einfache, andre eine gedoppelte Shwimmblafe Diefe füllen fie, fobald fie in vie Höhe fteigen wol: len, und machen fich leichter; preffen aber die Luft heraus, und machen fich ſchwerer, wenn fie in die Ziefe zu gehen Luft haben, Den Plattfiſchen, die am Grunde des Waſſers leben, fehlt fie ganz. Waſſer ift, wie befannt, der Aufenthalt der Sifche, und nur wenige koͤnnen einige Zeit im Trock⸗ nen aushalten, Die raffinirte Grauſamkeit der Wolluͤſtlinge, die dem Naturforfcher ſchon manche Beobachtung und Erfahrung verſchafft hat, wußte rar auch Finfeitung. xxVI auch die Fiſche außer ihrem Elemente zu erhalten, Um die Karpfen in England und Holland fett zu machen, hängt man fie auf feuchtem Moos in die freye Luft, und füttert fie mit Brodfrümchen und Milch. In zwey bis z Wochen find fie fett. Das falzige Meerwaſſer, wie die Randfeeen, Flüffe, Quel⸗ len und Teiche, ja ſelbſt die heißen, mineraliſchen Quellen haben ihre eignen Bewohner, und die Ber völferung des Waſſers ift ohne Zweifel größer als die deö Landes, bejonders wenn man auch die Pos Inpen, Snfufions-Thierchen u, d, in Rechnung bringt, . E85 müßte ein außerordentlihes Schaufpiel feyn, einmal das Becken des Meeres ganz ohne Waſſer, und das Gewimmel von Geſchoͤpfen zu ſehen. Oft findet man in Regenpfuͤtzen und in kleinen Teichen, in die nie ein Fiſch geſetzt worden, und die auch keine Verbindung mit ſonſt einem Waſſer haben, Fiſche. Dieß gab zu verſchiedenen Meinungen Veranlaſſung. Einige glaubten, es falle mit dem Regen Fiſchſamen herab; andre ließen den Laich durch wilde Enten hintragen, oder durch einen Windwirbel in die Hoͤhe gehoben werden, und dann niederſinken. Wenn jene Teiche nicht, wie das beym Zirknitzerſee der Fall iſt, auf eine unmerkliche Art mit einem Waſſer in Verbindung ſtehen, ſo muß man dieſe Erſcheinung auf eine der obigen Arten erklären. Sehr viele in F Sifche xxviu Einleitung. Fiſchgattungen find nicht fo an die Flüffe, Teiche gez wiffer Gegenden gebunden, daß man fie nicht auch in andern einheimifch machen koͤnnte. Die Holländer verfesten die fchönen chinefifchen Goldfiſche im ihre Teiche; die Engländer bereicherten ihre. glüdliche Inſul erft am Anfange diefes Jahrhunderts mit den wohlfchmecfenden Karpfen; König Friedrich dererfte von Schweden, befchenkte fein neues Königreich mit der ſchmackhaften Bartgrundel; und unter dem Dies Yen, wodurch Friedrich der zweyte von Preußen fich in feinen Staaten unvergeßlich machte, war auch der durch ihn einheimifch gemachte ruſſiſche Sterliß, - Solche Eroberungen gehören unter die fchönften und unblutigſten; fie bereichern die Staaten, ohne ans dere zu verkleinern, amd in ihnen kann nie, wie in der Eroberung von Provinzen , der Same neuer, blutiger Kriege liegen, die den alten, rechtmäßigen Befig mit dem Neuerworbnen verfchlingen Eonnen, Die meiften Fiſche find Raubtbiere, die vom Sleifche leben. Daher halten fie fich den Tag über ziemlich ruhig in der Tiefe, und gehen bey Nacht auf Raub aus, Scheinen fie auch gleich äußerlich nicht die bequemſte Einrichtung zu diefem Berufe zu haben „ fo wußte fie dennoch die Natur hinlaͤnglich dazu aus zuruͤſten. Se nachdem fie große oder kleine Biſſen bedürfen, im Schlamm ihre Nahrung ſuchen, hi oder Einleitung. xxix oder im freyen Waſſer darauf Jagd machen, je nach⸗ dem iſt auch ihr Rachen beichaffen. Mit einem Schwert und einer Säge verfolgen die Schwert: und Sägefiiche ihren Raub, indeß der Eternfeber und der Srojchftich ihre langen Bartfafern als einen Koͤ⸗ der auswerfen, und Heine Wajjerthiere gleichſam angeln, Furchtbar fperrt der Hay feinen zähnevols len Rachen auf, indeß der liſtige Spruͤtzfiſch mit einem Tropfen Waffer das über ihm fliegende In⸗ ſect herabſchießt und erbeutet; und wenn der Roth⸗ fiſch nad) andern Fiſchen gierig jagt und ſchnappt, fo beraubt fie der Zitterrochen erſt durch, ſeine er⸗ fihütternde Kraft, und bemaͤchtigt fich dann ihrer, Einige Fiſche haben ihre eigne ihnen angemwiesne Nahrung, andre verſchlingen alles. Manfolite kaum glauben, daß das Waſſer eine fo veich gefüllte Vor⸗ rathskammer für fo viele Millionen Geſchoͤpfe ſeyn Tönnte, und billig erſtaunt man, in jenen Öegenden, wo die furchtbarfte Kälte allem Leben Stillſtand zu gebieten fcheint, gerade die — Fettmaſ⸗ ſen anzutreffen. Es fehlt den Fiſchen durchaus nicht an * nenwerkzeugen, und manche unter ihnen leiſten ihre Dienſte in einem böbern Grade, als bey uns, Geruch und Gefühl migen bey ihnen von vorzuͤg⸗ licher Schaͤrfe ſeyn, denn dieſes empfindet die leiſeſte | | Bewe⸗ xxx Einleitung. Bewegung des Waſſers ploͤtzlich, und jener wittert den Köder auf eine ziemliche Entfernung, und ent—⸗ decft gerade das, was zur Nahrung augewieſen ifts Die Neger auf den caraibifchen Inſuln, wiffen durch den Geruch des Stinfholzes, mit Kalk und Aloe vers mifcht, die Fiſche herbeyzulocken, daß ſie ſcharenweiſe kommen, und ſich haſchen laſſen, auch ergreifen die Fiſche, bey Annäherung mit Schwefel beladner Schiffe, fehleunig die Flucht. Auch ihr Gehoͤr muß ſehr gut ſeyn. Man wollte es ihnen zwar abſpre⸗ chen; aber feit man ein fladylängliches Gehoͤrknoͤ⸗ chelchen entdeckt hat, das von außen porcellanartig und fehr brüchig iſt, kann man nicht daran zwei— feln. Man weiß, daß ein Geräufch viele Zi +he vers fcheucht, daf ein Hecht auf den Ruf Lupule herbey Fam, und daß irgendwo mit einer Glocke das Zeir chen gegeben wurde, wenn fich die Fiſche zur Fuͤtte⸗ rung verſammein follten ; Tauter Beweiſe für ein gutes Gehör im Maffer, Bon den Geſchmacks⸗ werkzeugen haben nicht alle: eine Zunge, dafür aber einen fleifchigen Gaumen. Wielleicht dienen auch die Bartborften dazu; vielleicht aber dienen fie dem forglos hineilenden Fiſch als Fuͤhlhoͤrner, um, wenn er fich zwiichen Steinen durchwindet, vor Verlegung ſicher zu feyn, und gleichfam mit Hätte den den Weg zu ſuchen. Am meiften aber weicht RE die Yu , Einleitung, xxxi die Beſchaffenheit der Sehwerkzeuge bey den Fi⸗ ſchen von denen ab, die andere Thiere beſitzen, ja unter den Fiſchaugen ſelbſt entdeckt man Verfchies denheiten, die Erftaunen erregen, So haben einige einen ganz eignen glockenformigen Theil an der Kry⸗ ftalllinfe, andern fehlt das Strahlendand ganz, und auch im Außerlichen findet man in Abſicht auf die Größe, Form, Lage und die zum Theil prächtigen bunten Ringe der. Fiſchaugen auffallende Verſchie⸗ denheiten, Es würde offenbar zu weit führen, wenn wir hier eine vollftändige Beichreibung des Fiſchau⸗ ges geben wollten, nur das koͤnnen wir nicht vers ſchweigen, daß die ganze Einrichtung desfelben auf die weit ftärfere Strahlenbrechung im Waſſer, hoͤchſtweiſe berechnet ift, daß, je nachdem einer ein ſchwaͤcheres oder fchärferes Geſicht nöthig hat, mehr oder weniger Gefahren ausgeſetzt üt, auch das Auge gebaut und mit einer ſchuͤtzenden Bedeckung verfehen iſt, und das Niventyt bloß durch Rohaults Bemer: tungen über das Fiſchauge einen entſchloßnen Iweifs ler am Daſeyn Gottes fo weit gebracht habe, einen weijen und gürigen Baumeiſter der Welt anzuerken⸗ nen, was in unjern Tagen dem erſtern vielleicht mehr Mühe gemacht hätte, Cine Nickhaut vertritt beym Fiſche die Stelle der fehlenden Augenliever, Wie ſie aber eigentlich ſehen, und woher es fomme, daß xxxii Einleitung. daß ein Fiſch auf 30 Ellen weit eine an der Angel befindliche Fliege bemerkt, da doch der Menſch, der Taucher, im Waſſer nur ſehr ſchwach ſieht, das läßt ſich nicht beftimmen, Die Beobachtung ihrer Sitten —— triebe iſt ſehr ſcwwer. Doc) weiß man, daß bie Forellen zahm werden, die Karpfen und andre Fiſche liſtig genug ſind, wenn ſie einmal gewitzigt worden, und der Angel oder dem Netze gluͤcklich entgiengen, wenigſtens 4 Wochen lang beym Anblick eines Koͤders ſcheu die Flucht zu ergreifen, und daß die eine Zeit⸗ lang beyſammenwohnenden Fiſche ſich kennen lernen, und wenn fie getrennt werden, nach ihren alten Be— kannten eine Sehnſncht aͤußern. Wie ſicher wittert wicht der heilige Fiſch den nahen Sturm, und erin⸗ nert den Schiffer einen Hafen zu fuchen! Wie gut merke fich nicht der Karpfen tie Stelle, wo er ein— mal fchmackhaftes Sutter erhalten, und Fommt wies der hin! Wie ſchnell entflieht nicht der Weißfiſch, wenn er einen Hecht in der Nähe merkt! Wie pfif: fig ftecft nicht diefer den Kopf in den Schlamnt, damit das Netz über ihm weggleite! Und wie oft erfchweren nicht alte durch Erfahrung kluge Stiche dem’ fleißigften Fifcher feinen muͤhſamen Beruf! Sehr verfchieden, wie bey ven Menſchen, find ihre Temperamente, Einer ift träg, der andre in unauf⸗ börlicher Einleitung. XXXllI Hörlicher Bervegung, einer zornmuͤthig, Der andre fänft, einer feig, der andre muthig, einer verliebt, ver andre kalt. Ihre Neizbarkeit ift groß, Man fah Fiſche, Die, nad) abgeſchnittnem Kopfe, galva⸗ nifirt wurden, ſechs Zoll in Die Höhe aufichlagen, Einen täglichen Erholungsſchlaf haben fie wahr: fcheinlich , aber er mag ziemlich kurz und leiſe jeyn. Bey einigen vermuthet man einen Winterichlaf, andre werden im Sommer und Minter gefangen, Dem Geſchlechte nach) find die Fiſche maͤnn— lic) oder weiblich, doch will man auch Geichlechtlofe amd wahre Zwitter unter ihnen gefunden haben, Das letztere fcheint nach Capolinis Beobachtungen vom Baarſch und einigen andern Fiſchen unfireitig 5 er hält fie für vollkommne Zwitter, d. h, für foiche Geſchoͤpfe, die nicht bloß beyde Gefchlechiötheile bes figen, und doch, wie die Schneden, ſich gegenfeitig Paaren müffen, fondern für folche, Die fich allein und ſelbſt genug zur Fortpflanzung ihres Geſchlechts ſind, und Eyer und reife Milch zugleich beſitzen. Eine eigentliche Begattung findet bey den Fiſchen nicht allgemein ſtatt. Die meiften Weibchen geben den unbefruchteten Rogen von ſich, der dann von dem Männchen beiprüßt und befruchtet wird, HSdchſt merfwirdig ift Das Phänomen, daß, wenn man die Milch unter einem Vergroͤßerungsglaſe Siſche 1. Th, 6 betrach: XXXIV Einleitung. betrachtet, man eine Menge dunkler, Meiner Kuͤgel⸗ chen wahrnimmt, die ohne außerliche Veranlaffung in einer beftändigen Bewegung, ungefähr wie der von einem Magnet erregte Eifenfand, find, Man hat gluͤck⸗ liche Berfuche gemacht, nit dem Rogen und der Milch fo eben gefangner Fiſche auf eine ünftliche Art Fiſch⸗ brut zu erzielen. Ungeheuer ift der Eyer Vorrath einer Fiſchmutter. Hoͤchſt wohlthaͤtig hat die Natur gelorgt, daß es dem Waffer nie an Einwohnern fehle, Bertilgt auch) ein gefraßiger Hay hundert taufend. Fifche ſammt ihrer Brut, fo laichen andere glüdlich und erfeßen den Abgang, und Eoftet der Stockfifch- | fang Millionen das Leben, fo bringt ja‘ auch ein Weibchen drey bis vier Milionen zur Welt, Hat man ja ſchon in einem Häring 37000, In einem Karpfen 342144, in einem Schleihe 383000, im Slieder über eine Million, und im Kabeljau zehntes halb Millionen Eyer gefunden, Ja Leuwenhoͤck rechnet einen Stoͤrrogen auf 15000 Millionen Eyer, alſo hundert funfzig mal mehr, als man auf der ganzen Erde Menſchen annimmt. Unlaͤugbar herrſcht in dieſer Vermehrung der Fiſche das weiſeſte Verhaͤltniß. So find die, die die meiſten Nachſtel⸗ lungen zu leiden haben, auch die fruchtbarſten. Immer aber bleibt das nöthige. Gleichgewicht. in der Natur, Zuweilen bemerkt man eine ungeheure Menge, | Einleitung. xxxv Menge, die Ausnahme zu ſeyn ſcheint. So waren einmal in der Suͤderſee ſo außerordentlich viele Ma⸗ krelen, daß kleinere Fahrzenge nicht fort konnten. Von der Theiße in Ungarn hat man das Sprichwort, man wiſſe nicht, ob darin mehr Fiſche oder mehr Waſſer angetroffen würden, fo fiſchreich iſt fie; Doch gibt es auch ganz fiichlofe Waſſer. Nicht ohne Ruͤhrung koͤnnen wir bey der glücdlichen Vermeh⸗ zung der Fiſche an die alles, erhaltende Vorſehung gedenken, Die Brut: wird der oft ftürmenden See überlaffen. Keine Mutter brütet jie aus, Fein Bar ger bewacht fie, und wir wilfen nicht, woher fie ähre erite Nahrung nehme. Und doch wächst fie gluͤcklich heran! Eine Spur von klugem Inſtinet der Eltern ift bey einigen Arten entdeckt worden, Wenn am die Laichzeit ein Falter Wind eintritt, ſo begeben Sie ſich in die Tiefe, und halten ihren Laich zuruͤck, was aber, wenn es zu lange dauert, ihnen ſchaͤdlich ſeyn kann. Sie ſcheinen zu wiſſen, daß es den Eyern nachtheilig ware, ploͤtzlich aus der muͤtterli⸗— chen Waͤrme ins kalte Waſſer zu kommen. Gern warten ſie daher ab, bis die Sonnenſtrahlen nabiee erwaͤrmen. Die Fiſche haben ſehr viele Feinde, und bi daher ſterben wenige eines natürlichen Todes, der Aberhaupti im Waſſer ſelten vorkommen mag. "Ein ea —— XXXVI Einleitung. unaufbörlicher Krieg wiithet unter ihnen, und es ift da Naturgefeß, daß der Stärfere den Schwaͤchern verfihlinge, Hier gibt ed fein Grab und Feine Derweiung , man müßte denn den Magen andrer Fiſche, und das, was in ihm vorgeht, fo nennen wollen, Diefe höchftweife Einrichtung verhütet die Persiftung des Wafferd durch faulende Leichname, In allen Thierclaffen haben die Kifche Feinde Sey das Element, fey die ganze Natur eines vierfüßigen Thieres, eines Vogels, eines Inſects noch fo fehr von der der Fiſche verfchieden, die Fiſchotter hohlt fie dennoch aus dem Waſſer, und der Vogel folgt ihren Zügen, ftürzt hinab auf die Oberfläche, und ſchnappt nad) einem Fifche, indeß vielleicht über ihm der fich nicht fo tief wagende Adler lauert, und ihn fo erſchreckt, daß er feine Beute fallen laffen muß, die num der ftärfere Raͤuber im Fallen haſcht. Eine Menge Schmaroger-Fnfecten Teben auf den Fiſchen und quälen fie nicht wenig. ' Um ihrer los zu wers den, ſchwimmen fie. oft Meilen weit gegen den Strom, und eilen einer nod) größern Gefahr, den Neben umd Angeln der Menfchen entgegen. Waͤ⸗ ren diefe nicht, fo würde man mehrere fteinalte Greife unter ihnen finden, Dann fie find der Veränderung _ des Wetters und der Ausduͤnſtung weniger unter: worfen, als andre Thiere, und ihre feften Theile Ay wer⸗ Einleitung. XXXVIE werden nicht fo. leicht hart und fteif, wodurch die Bewegung gehemmt wird, al& bey diefen. Zuver⸗ laͤßig Fünnen Karpfen, die man oft mit ehrwürdigent Moos auf den Köpfen findet, auch Hechte, hundert ja zwey hundert Jahre alt werden, und von ihrem Alter hängt nun aud) ihre Größe und Schwere ab, die fich eben deßwegen nicht leicht beftimmt angeben laſſen. Freylich bringen viele andre ihr Leben bey weitem nicht fo hoch. Manche Unfälle verkürzen ed außer den Nachftellungen von Menjchen und, Zhieren, Dicke, ftinfende Nebel, Ueberfchwernmuns gen, durd) welche ftehende, in Faͤulniß uͤbergehende Gewäfler entftehen, Gewitter, die in Teiche fchla= gen, Erdbeben u, d. tödten viele Taufende, Auch Schwefel und Hanf Fonnen ihnen toͤdtlich werden, und Polen, Raͤude, Läufe, — machen ihnen manche Qual. Nicht gering iſt der Nutzen, den die Fiſche gewaͤhren, und auch ſie verdienen von einer aufge⸗ klaͤrten Landespolicey in Schuß genommen zu wer⸗ den, damit nicht, ehe fie gelaicht haben, die frucht- bare Mutter mit ihrer taufendfältigen Nachfommens ſchaft weggefangen werde, Nicht übel fagt man daher im Sprichworte: Es ift wohl alle Tage Fiſch⸗ | aber nicht Fangtag. Don jeher hielt man auch bloß zum Vergnuͤgen Fiſche. Schon von Salomo und ez Hiskia xxxvixit Einleitung. Hiskia iſt dieſes bekannt, und die in der Verſchwen⸗ dung noch unuͤbertroffnen Homer hatten Fiſchbehaͤlt⸗ niſſe von Marmor, Alabaſter, ja von Gold und Silber, worin ſie ihre Muraͤnen mit Milch und mit andern koſtbaren Fluͤßigkeiten traͤnkten, auch wohl mit dem Blut und Fleiſch der zum Tode verurtheil⸗ ten Sclaven maͤſteten. Ad muraenas, (er werde den Muraͤnen zum Freſſen gegeben } rief Pollio, als einmal Raifer Auguftus bey ihm fpeiste, und ein Scclave das Unglücd hatte, ein Foftbares Geräß zu zerbrechen, Jetzt ließ der Kaiſer alle Gefäße zerz ſchlagen, und fchenfte dem Sclaven die Freyheit. Eine That, die, fo defpotifch fie auch in einem frem⸗ den Haufe fcheinen mag, dennoch dem Kaifer zur wahren Ehre gereicht, weil fie feine Achtung vor Menfchenleben beweist, Eben diefer Kaifer bezahlte für eine Meerbarbe 100 Thaler, und es war damals nichts feltnes, den Fiichen Halsbänder mit Juwelen anzulegen. Noch bis auf diefen Tag gehört ben den Ehinefern das Fiſchhalten zum Lurus und Vergnügen, wozu fich freylich ihre prächtigen Gold: und Silber⸗ fiſche ganz vorzüglich ſchicken. Sie haben dazu die nied⸗ lichſten Teiche, die Eunftreichiten DWafen. Doc) das Deranügen allein, ift ein geringer Theil der Nußs barkeit der, Fiſche. Nicht nur, daß fie taufende ihres Gleichen nähren, fo find fie für einen großen Theil | der Einleitung, XXXIX der Menfchheit ein wichtiges Nahrungsmittel, und der Verkauf der Fifche verfchafft vielen Völkern das, was ihnen an ihren umwirthbaren Küften ganz mans gelt. Für fie find Fiſche das wahre tägliche Brod, find ihr Fruͤhſtuͤck, ihr Mittags: und ihr Abendefien, Mancher arme Schiffbriichige müßte Hungers fter- ben, wenn nicht das Meer an die Inſul, auf die er verfchlagen ward, Fiſche hinfpühlte, und mehr als Hagel und Mißwachs wirde manche Gegend daB Ausbleiben der Fifche empfinden, "Der Islaͤnder, der Calmucke, der Oftiafe, der Esquimaux, der Neu: feeländer, wie elend wäre er nicht ohne Fiiche! Der Holländer ift Heine zu den größern, wie wir Käfe zumBrod effen, Diele taufend Menſchen leben vom Fange und Verkaufe des Stocfifches , Häringes, Thunfifches und andrer mehr, und man weiß faum, ob man mehr über die finnreichen Erfindungen fie zu fangen , oder über die Kunft fie auf die mannig⸗ faltigfte Art zu bereiten und zu benüßen, erftaunen . fol. Selbſt die ungebildeten Bewohner von Kamt: fchafa und Brafilien, bereiten fie auf verfchiedne Art, und wiffen Mehlund Kuchen daraus zu machen. Welche Wohltyat find nicht Fifche inder Faftenzeit auch für die, die eben nicht fo gar ſtreng als jene Mönche in Grenoble find, denen der Malerin einem Bewalge ſtatt des Oſterlamms einen Fiſch in die e4 ESchuͤſ⸗ XL Einleitung. Schüffel malen mußte, damit fie Fein Aergerniß nähmen, Doch auch diejenigen, die einen Ueberfluß an andern Nahrungsmitteln haben, lieben das Fleiſch der Fiiche, fo daß e& auf den Tafeln der Gros fen ſo wenig, als in den Hütten der Dürftigen feh⸗ Ien darf. Freylich hat man damit allerley Künftes leyen vorgenommen, Man hat Fifche theils aufs gebängt, theils verfchnitten, um fie fetter zu machen, Die Römer ließen fogar die Eingeweide und andre fonft nicht efbare Dinge von Salz maceriren, und das war ihr berühmtes Garum, mit dem fie ihren Speiſen einen Haut-Gout gaben. So wird nod) heutiges Tages der Caviar oder Storrogen in un⸗ gebeurer Menge verbraucht, In manchen Landern werden fogar die Hausthiere mit Fifchen gefüttert, In Siberien freffen Hunde und Kühe fehr haufig Fiſche, und der Samojede ißt fie nicht nur felbft fehr gern, fordern er trocknet auch eine Menge für feine Pferde und Schafe, Nur wenige Fifche werden nicht gegeſſen. Einige werden für fchädlid) gehalten, aus dere fchont der Aberglaube. So mwohlichmedend der Pagodenfifch, der bey Ueberſchwemmungen oft nahe an die Pagsden kommt, ift, fo darf man ihn doc) bey großer Strafe nicht eſſen. Aber nicht bloß als Speife find die Fiſche für den Menfchen wichtig. Die Haut des Rochen, Hayes u.a. wird verarbeitet; die Haufenhlafe gibt vortrefflichen Leim; aus dem Fett und der Leber vie⸗ ler * Einleitung. xLI fer: Fifche wird eine ungeheure Menge Thran ges wonnen, und aus dem Fiſche Skottipiggs in Schwes den und England ein fehr brauchbares Oehl bes reitet... Man füllt große Keffel, unter Denen ein euer brennt, mit folchen Fifchen, gießt Waffer zu, und rührt um. Oben zeigt ſich ein rothes Oehl, das man abſchoͤpft. Die Ueberbleibfel geben ſowohl gutes Schweinefutter, als auch vortrefflichen Diins ger ab. Der gruͤne Bodenfag dient zum Lederfchmies ren, um es geichmeidig zu erhalten. Hier weiß ein Volk fih aus Fifcben Seife zu bereiten, dort ein andres Brod zu baden; bier führt eines den Lebers fluß von Fifhen, den niemand mehr kaufen mag, als Dünger auf feine Felder, dort trod'net fie ein andres, um fie als Kienholz zu brennen; hier ſchlaͤgt ein Volk feine Särge mit Fifhhaut aus , und dorf bedient fich eins der Fiſche als fichrer Metterpros pheten. Unter den vielen Dingen , die ſchon die Stelle des Papier, oder der Leinwand vertreten mußten, war auch Fifchhaut; denn in Danzig zeige man eine auf die Haut eines Thunfiſches gemalte Seeſchlacht. Aber mit mehr Danf wurde wohl nie ein Fiſch angejeben, als der, den einft eine engliiche Schiffsmannſchaft in einem ſehr großen Led ihres Schiffes, das ihnen unausbleiblid) den Untergang zu⸗ gezogen haben wuͤrde, ſtecken und dem Einpungeg des Waſſers glüclich wehren fah. Ungeheuer ift die Confumtion der Fifche in ganz ‚zen Ländern, So wurden in Berlin, einer proteftans e5 tifchen XLiL Einleitung. tifchen Stadt, im Jahre 1773 für faft 19000 Tha⸗ ler bloß eingeführt. Im Fahre 1768 fiengen die Sranzofen allein faft drey mal hunderttaufend Cents ner Dorfche; im der Faftenzeit 1775 Tamen nad) Paris 596 Wagen Seefifhe, und Spanien allein braucht für drey Millionen Piaſter Stockfiſche. Man Tann denken, welche Summen durch diefen Handel in Umlauf kommen. Denn fo wohlfeil befommt nicht leicht jemand Fifche, als jener Lord, dem, da er gerade eine große Gefellichaft bey ſich hatte, ein Bedienter meldete, ed fey ein Fifcher mit fehr guten Sifchen da, der fie aber durchaus nur für Hundert Pruͤgel weggabe. Um der Sonderbarfeit willen geht er felbft zum Fiſcher hinaus. Diefer beharrte auf feiner Forderung. Der kord fängt an, ihm die Kaufe fumme — aufzählen zu laſſen. So wie der Fifcher 50 Prügel einpfangen hatte, fagteer: die noch uͤbri⸗ gen 50 feyn fie fo gütig, ihrem Thürfteher geben zu Yaffen, dem ich fir das Hereinlaffen die Hälfte des Dreifes meiner Fifche verfprechen mußte. Diefer bes kam fie nun auch, wie billig. Man kann denfen, wie mannigfaltige Kunft- griffe man angewendet habe, um fo nüßliche Ge: ſchoͤpfe zu fangen, Mancher darunter war freylich amerlaubt. So mußte z. B. im vorigen Fahrhuns dert das Fifchen mit levantinifchen Körnern , einer Art von Oftindifchen Beeren, bey Geld- und Le⸗ benöftrafe verbothen werben, Zwar find die Fiſche Keiht damit zu fangen; aber ihr Genuß macht fie N; fo Einfeitung, xrır fo dumm , daß fie wie todt oben auf den Maffer ſchwimmen; ihr Sleifch ift ſchaͤdlich. Die Angel, das Ne und der Hamen find die vorzüglichiten Mittel zum Fifchfang, Auch Thiere bat man dazu abgerichtet, z. B. die Fifchotter und den Cormoran, Durch Feuer Fann man einige von ihnen eben fo gewiß herbey locken, ald man auf Reifen durch africanifche Wuͤſteneyen durch Feuer wilde Thiere verfcheucht, Gegen ihren Nugen ift der Schaden, den die Fiſche anrichten kͤnnen, Faum der Erwähnung wert, Wahr ifts, der Hecht, der Hay u.a, find unerfätts liche Räuber; aber war ihnen nicht diefe Speife ans gewiefen, und maäften fie ſich nicht für uns? Ein Stich des Staafchi, in MWeftindien, macht das Kies ber, und der Spratt enthält ein fo furchtbares Gift, daß Neger nur eine Stunde den Genuß ſeines Flei⸗ fches überlebt haben. — Mird ein Stück Silber, das man zu einem unbekannten Sifch, während man ihn Focht, hineinlegt, ſchwaͤrzlich, fo iſt er ficher giftig. An den Küften von Coango foll es Fiſche geben, die mit einem einzigen Stoß Heine Schiffe leck machen. Ob das Fiichfleifch gefund fey oder nicht, darüber find die Meinungen getheilt. Ein gewifler Ehrenmann in feinen woblbewäbrten Fiſchgeheimniſſen, fpricht dariiber nach den Tems peramenten. Dem Phlegmatikus widerräth er es, weil er wie die Fifche eine Falte, feuchte Natur babe, Dem Cholericus empfiehlt ers, und einen guten Trumf Mein dazu. Alle aber, willer, folleh Nuͤſſe, als XLIV Finleitung. als Gegengift, dazu eſſen. Auch behauptet er, gefott: ne Fiſche Tonnten nie fo gefund, als gebratne feyn, weil nur diefe in der Bibel vorfämen, und fo wür: digt er die Sammlung der wichtigften Urkunden zum Kochbuche herab. Mir haben fehon bey den Amphibien — daß Linn⸗s ſchwimmende Amphibien wahre Fiſche ſeyen, und daß ſie Blumenbach, dem wir folgen, und andre Naturforſcher zu dieſen rechnen, und ſechs Ordnungen annehmen. Dieſe ſind: I. Chondropterygü, Rnorpelfiſche, die 4 artige Graͤthen haben, Lampretten, Rochen ꝛc. II. Branchioftegi, Rnochenkiefen, denen der Kiemendedel oder die Kiemenhaut, oder beys des zugleich fehlt. Seeteufel, Hornfiſche ic TII. Apodes, Rablbäuche, die gar keine Bauch⸗ floffen haben, Muränen, Seewölfe ıc. IV. Jugulares, Rebifloffer, die, deren Bauch⸗ floſſen vor den Bruftfloffen ſitzen. Sternſeher, Schellfiſche ꝛc. V. Moracici, Bruſtfloſſer, d ie deren Bauchfloſ⸗ ſen gerade unter den Bruſtfloſſen ſitzen; Band⸗ fiſche, Schollen ꝛc. VI. Abdominales, Bauchfloſſer, die deren Bauchfloſſen hinter den Bruſtfloſſen ſitzen. Lachſe, Haͤringe ıc. So muͤhevoll auch das Studium der Ichthyo⸗ logie iſt, ſo muß man doch geſtehen, daß die Beharrs lichkeit und der Scharffinn der Menſchen es darin unbe⸗ Einleitung. xLv unbefchreiblich weit gebracht habe, Um diefen vie verdiente Gerechtigkeit widerfahren zu laffen, darf man nur nicht vergeffen, daß ben diefer Thierclaffe die Natur felbft durd) ein tobendes Element dent Beobachtungsgeiſte Gränzen gejeit habe, daß die Körper der Fifche felbft wenig recht in die Augen fallende Unterfcheidungszeichen befigen, daß riele ihre Schlupfwinfel in Schlamm und Koth haben, wohin man ihnen nicht folgen kaun, und da ein geheimer Aberglaube, an gewiſſen Kuͤſten, manchen Fiſch, wenn er ins Netz oder al die Angel geräth, öngftlich wieder in die Fluthen wirft, Auch hat die Sammlung eines Fifcheabinett3, oder die Abbildung der Fifche ihre ganz eigne Schwierigkeiten. Seltne Vögel, Inſecten 2c, koͤnnen taufend Meilen von ihe rem Geburtöorte und viele Fahre nach ihren Tod no immer mit aller Treue nachgebildet werden, Banz anders verhält ſichs mit den Fiſchen, die im Tod ihre Farben leicht verlieren, Tebendig aber ſchwer weiter zu fchaffen, und wegen ihren unruhigen Be— wegungen nod) fchwerer abzubilden find. Auch Hat diefed Studium für den Künftler wenig Reize: der Körper ift zu einfach, als daß er Mannigfaltigkeit in der Stellung, und Leben und Handlung anbrins gen koͤnnte, und nur zu bald fühlt er, wie unmöglich er den, Silberſchimmer und die herrlichen Farben— fpielungen erreichen fünne, Und wie fehwer ift es nicht, die Fiſche in Cabinetten aufzubewahren! Sn Släfern mit Weingeift, — u. d. iſts zu koſte⸗ XLVI Einleitung. koſtbar und unbequem. Klebt man, wie einige thas ‚ten, den halben, überfirnißten Fiſch auf, oder bes wahrt wie Pflanzen die getrocknete Haut; jo werden im erften Falle Jufecten die Sammlung zerftdren, im andern die Fifche ziemlich unkenntlich feyn. Am beften iſts freylich, den Fiſch im Trocknen fterben zu lafien, dann eine Hälfte vom Fleiſch vollfommen reis nigen, und durch Baumwolle ihr die runde Form geben. Mir haben davon eine fehr fchöne Probe von einem Augsburgiſchen Fiſcher geſehen, der aber nicht laͤugnete, daß dieſe Behandlung ſehr muͤhſam ſey. Auch in dieſer Thierclaſſe wußte der Arzt, und noch mehr der Charlatan Beute zu machen, doch zieht ſich der erſtere immer mehr zuruͤck, und überz läßt diefem das Feld, Jedem Fiihe räumte man fonft eine befondere Heilkraft ein, und die Schleihe hielt man fogar für.einen Fifcharzt, an dem fid) der kranke Hecht reiben foll, um zu genefen; dafür aber, wie billig, ihrer ſchount. Mit einer auf den Nacken gebundnen lebendigen Schleihe will ein fehr gelehrs ter Mann Blindheit geheilt haben; der Stockfiſch foll die, die das ruͤckwaͤrts fahren nicht ertragen koͤnnen, curiren; die Schuppen des Barſes als Brechz mittel, der. Barbenrogen ald Purganz dienen; Die Karpfengalle die Augen hell machen, und die Steinz chen im Kopfe nebit dem Belugenftein wahre Wuns der thun. Aber das hätte man doch Faum erwarten fols len, Ra die Fiſche zu gelehrten, thenlogifchen und herz - Einleltung. xrvII hermenevtiſchen Unterſuchungen Gelegenheit geben mußten. So beweist Rudbeck im einer eignen Schrift mit einem großen Aufwand. von Gelehr— famteit, daß das Fleiſch, womit die Iſraeliten in der Wuͤſte genährt worden, weder, nach Bochart, in Wachteln, noch nad) Ludolph, in Heufchrecen, fondern in fliegenden Sifhen beflanden habe, Was ‚aber die großen Fragen betrifft, Die in Freys Fifchz buch mit poßierlichem Ernſt erwogen find: Wer ven Fiſchen in der Urwelt ihre Nahmen gegeben? Ob fie au vor Adam erfchienen feyen ? Ob fie in der Sündfluth am Leben geblieben? In wie fern mar Die Floßfedern und Schuppen geiftlich. deuten koͤnne? Warum. Ehriftus nach feiner Auferſtehung ge⸗ bratne (*) Fifche gegefien? — diefe und andre ähnz Jiche Unterfuchungen, die man fonft die Bibel erhaus lic) erflären nannte, übergehen wir aus fehr begreifz lichen Urfachen, Nur berühren wir zuweilen folche Gegenftände, ald intereflante Benträge zu den Vers irrungen des wmenfchlichen Geiſtes. Ja den erften f 2. nk a Chri⸗ (*) Deutfch wagen wir den Aufſchluß hieruͤber nicht herzuſetzen, er ftehe demnach) dev Seltenheit wes gen, und als aſcetiſche Probe, aus Auguftins Schriften lateiniſch hier: Quid fignare credi- mus pifcem aflum? niſi ipfum mediatorem Dei & hominum, hominem paflum. Ipfe enim latere dignatus in aquis generis buma- ni, capi voluit Jaqueo mortisnoftre, & quafi tribulatione aflatus et? — Nun fage man no, die Naturgeſchichte mache — Naturalifien ! KLvim Einleitung. Ehriftenverfolgungen war ein Fiſch das geheime Sinnbild Ehrifti, umd jeder Buchſtabe des griechis fchen Wortserhielt eine hohe Deutung. Nichrfelten fah man die Fiſche für Propheten an, In ihren Gingemweiden las man al& im Buche des Schieffals, und ob ein Vogel mehr oder weniger lebhaft nach einem ihm vorgeworfnen Fifche ſchnappte, hielt man für ein Orakel eines guten oder böfen Ausganges, So lange noch indeffen unter und Chartenfchlagen, Bleygießen und Kaffeeſatz als Mittel angewendet werden, die Zukunft zu erforfchen, dürfen wir über jene Schwachheiten und eben nicht luftig machen, Daß man, als dem Kaifer Auguſtus ein Fiſch vor die Fuͤße ſprang, daraus die Eroberung Siciliens weiffagte, war — Hoferegefe. An der Kuͤſte von Loango in Africa verehren die Schwarzen mehrere Fiſche göttlich. Andre Volker geben ihren Todten Fiſche mit ins Grab, und es ift noch nicht zwey hun⸗ dert Fahre, daß man in Paris ein altes heydniſches Grab entdeckte, worin eine Menge Fifche waren» Doch wir eilen aus dem Gebiethe des Aber- glaubens ins Reich der Wirklichfeit, um die ſchaͤtz⸗ baren Entderfungen eines Artedi, Oouan, ci Ha mel, Monro, Cavolini, und vorzüglich des unſterb⸗ lichen Bloc) in einem Kreife befannt zu machen, in den ihre Schriften nicht leicht kommen. u * — r ‚Tab. Tab. I. Knorpelfifche. Chondropterygiüi ſ. Cartilaginei. Neunaug e. Petromyzon. _ Die Lamprette (1. 2). Die Price (3). Der Duerder (4). Das Meine Neun⸗ auge (5). Nicht ohne Erſtaunen werden unſre Leſer in diefer und in der folgenden Ordnung der Fiſche, die wir jetzt zu befchreiben anfangen, manches hödhftfeltfame und abenteuerliche Geſchoͤpf kennen lernen. Ein gez wiſſes Mißtrauen, das wir bey ihnen gegen fo viele naturhiſtoriſche Fabeln und Geburten der Einbildungs⸗ kraft erregt haben, wird ſie faſt unwillkuͤrlich anwan⸗ deln, und nur die Erinnerung, wie ſehr wir es uns zum unverbruͤchlichen Geſetze gemacht haben, aus den glaubwuͤrdigſten Quellen zu ſchoͤpfen, wird ſie von dem wirklichen Daſeyn der Rochen, der Seeteufel, des Hammerfiſches, des Kugelfiſches und andrer mehr sifhel. Th, eg über: [4 * 2 nf Knorpelfiſche. uͤberzeugen. Mag auch dabey ihr Glaube an die hoͤchſte Schoͤnheit aller Werke der Natur etwas ins Gedraͤnge kommen! In eben dem Grade, als dieſer abnimmt, wird ihre Bewunderung der unbeſchreib⸗ lichen Manhigfattigteit der Geſchoͤpfe zunehmen; und immer werden ſie am Ende mit Dank und Ruͤhrung zu dem weiſen und guͤtigen Urheber aller Dinge zu⸗ ruͤckkehren der die ungeheure Stufenreihe von der bezauberndften Schönheit bis zu zuruͤckſtoßender Haß: lichkeit dachte und ausführte, und der in dem unfoͤrm⸗ lichften Körper unverkennbare Beweife der hoͤchſten Macht und der forgenden Güte anbrachte, Statt Gräthen und Knochen gab die Natur den Knorpelfiſchen Knorpel. Sie haben, um Waſſer und mit ihm die zum Leben noͤthige Luft einzuſaugen, eine ganz beſondre Einrichtung, die aber nicht bey allen gleich iſt. Bey einigen unter ihnen findet, wie "das bey andern Zifchen der Fall iſt, eine Kiemendff⸗ “nung an jeder Seite ftatt; andre aber haben bald “mehr, bald weniger Luftlöcher, und duch diefen iſt nicht immer eine gleiche Stelle angewieſen, indem ſie z. B. die Rochen unten, die Hayfiſche aber oben haben. Auch bemerkt man an einigen ſolche Spritz⸗ ldcher, wie der Wallfiſch Hat, um ſich des eingeſog⸗ ira nen Knorpelfiſche. 3 nen Waſſers zu entledigen. In der Bekleidung weis chen die Knorpelfiſche von andern ab. Denn nur wenige haben Schuppen; dafuͤr aber Stacheln, knor⸗ pelige und knochige Hüllen, oder ‚auch bloß rauhe, dicke Haͤute. Unter ihnen ſind einige lebendig ge— baͤrende, andre eyerlegende Thiere. Einige kommen in Fluͤſſe und Landſeen, um mehr Ruhe zur Sorge fuͤr ihre Nachkommenſchaft, als in dem von gefraͤßi⸗ gen Feinden ſo bevoͤlkerten Meere zu finden, die meiſten halten ſich in der See auf. Die Neunaugen oder Pricken, eine eigne Gattung von Knorpelfiſchen, von nicht mehr als vier Arten, mögen num den Zug anführen, Sie find nicht zu verfennen. Die fieben Lufilocher an jeder. Seite die ein Umwiffender für Augen anfah, und indem er die zwey wirklichen dazu zählte, den Nahmen Neunaugen ſchuf, zeichnen fie hinlänglich aus. Ein Spritzloch im Genide dient ihnen, um daB eingefogne Waffer von fic) zu geben, befonders wenn fie fi) mit dem Maule irgendwo feft anfaugen. Sie haben dazu.einen ſolchen Trieb, daß fie es auch mit aufgefchnittnem Leibe noch thun, und eine foldye Kraft, daß es fehr ſchwer ift, fie logzureiffen. Hie⸗ zu dient ihnen theild die fonderbare- Bildung ihres A2 Mun⸗ 4 Die Lamprette. Mundes, der oben länger als unten, theils ihre mie verſchiednen faͤgeformigen Zähnen befeßte Zunge, die fehr hart und von einer halbmondfoͤrmigen Geſtalt Hl. Die Heinen, runder Oeffnungen, bie man in ber Gegend des Auges bemerkt, mögen Gehoͤr- und Ges ruchswerkzeuge ſeyn. Der aalaͤhnliche Kdryer iſt mit einem ſchluͤpfrigen Schleim überzogen, und hat auf dem Ruͤcken zwey, am Schwarze aber eine Floſſe. Würmer, Inſecten, Eleine Fiſche * fette Erde find ihre Irahrung, Das größte Neunauge, die Kamprette (PL Marinus, la Lamproye 1); bewohnt das mittellaͤn⸗ difche Meer, am Haͤufigſten aber die Nordfe» Zum Laichen kommt fie in die Mimdungen der Flüffe und erfcheint ziemlich tief im Lande, im Rhein, in ver Elbe, der Havel, der Spree, der Ober ꝛc. Auch in Engs land und Italien, ja felbft in der neuen Welt wird fie gefunden, Ihren Nahmen Laraprette (von lam- bens petras), fo wie Steinfauger, Steinleder, führe fie mit Recht. Denn man weiß, daß eine dreypfüns dige Lamprette ſich an einem Steine von 12 Pfund fo feſt angeſogen hatte, daß fie in die Höhe gehoben wurde, ohne den Stein loszulaſſen. Es ſieht niche anders auf, als wollte fie mit aller Anfttengung aus aa dem: Die Lamprettk 5 dem Steine Nahrung ziehen. Sie wird, wenn nicht Zufälle ihr Keben verkürzen, fehr groß, und man. hat ſchon Arms die Lampretten, die auf6 Pfund ſchwer und. 3— 4 Fuß lang waren, gefunden, Sehr auds zeichnend iſt ihr Mund gebaut, und von andern. ihrer. Gattung. auffallend verfihieden. Er ift vol yon Zähnen, und hat: nicht nur mehrere Reihen. in. Kreife geordneter gelber Zähne, die hohl find und in Fleiſchcapſeln figen, und worunter- einige zuſam⸗ mengewachſen find, ſondern auch die halbmondfoͤr⸗ mige Zunge hat ſaͤgeformige Zähne, Es iſt ein in, der That ſonderbarer Anblick, einer Lamprette in den offnen Rachen (2) zu ſehen. Ihre Farbe iſt, wie bey vielen Fifchen, eine Mifchung mehrerer, die aber auf eine. angenehme Art in. einander fließen. Der. Kopf ift blaugruͤn mit einem helfen Steck im Genicke hinter dem Spritzloch. Den fhwarzen Stern im Auge. umgibt ein fihöner, goldfarbiger Ring; das Grün des Ruͤckens und der Seiten ift mit Blau mar: morirt, die Floſſen ſind braun mit Orange, nur die Schwanzftoſſe iſt etwas blau. Im Innern dieſes Fiſches bemerkt man ſtatt der Kiemen vierzehn kleine Saͤcke, uͤber denen eine rothe, faltige Haut ausge⸗ Ppannt if, Sie ſtehen in Feiner Verbindung unter 43 eins 6 Die ‚Lamprette, einander, Jeder hat zwey Deffnungen, deren eine dem Waſſer zum Cingang, die andre zum Ausgange dient. Wenn die Lamprette fid) wo angefogen hat, fo kann fie das Waſſer nicht durch das Maul von fich geben, und dann bedient fie fich des Spritzloches, das wir am Genicke bemerken. Sie wird entſetzlich boͤſe, wenn man mit einem Draht in dasſelbe hin⸗ einlangt, bleibt aber ganz ruhig, wenn man eben dasſelbe durch, die Luftlocher thut. Ihre Frucht: barkeit kann man daraus ſchließen, daß Bloch in einer dreypfuͤndigen Lamprette den Rogen fechste- halb Loth ſchwer, und die Eyer doch nicht größer als Mohnfamen fand. Trotz ihres gefchmeidigen, fried= lichen Ausfehens, gehört fie zu den Raubfiichen, und felöjt der furchtbare Hay ift vor ihr nicht ficher. Ihrer mehrere freffen ſich zuweilen in ihn hinein, und verlaffen ihm nicht eher, als bis er todt if, Aber dafür ift auch fie in beftändiger Todesgefahr; denn der Wels, der Hecht und die Fifchotter lieben ihr Fleiſch. Man kann ihren Geſchmack hierin nicht tadeln, denn ed ift fo vortreffiich, daß man eis nem Menfchen von nerwöhnten Gaumen, der et= was zu eſſen fih weigert, ſprichwoͤrtlich zuruft: Warte, man wird bir Lanıpretten vorfeßen, Nur ſoll Die Lamprette. 7 ſoll ihr Fleiſch unverdaulich ſeyn, und Heinrich J. Konig von England, der in manchen Schlachten ge⸗ gen ſeinen Bruder und gegen Ludwig den Dicken gluͤcklich verſchont blieb, endigte ſeine Laufbahn — glorreich an einer Lampretten-⸗Mahlzeit. Und doch überreicht noch immer die Stadt Sloucefter ihrem Koͤ⸗ nige eine Lamprettenpaftete zum Weihnachtsgeſchenk. Diefe kommt hoch genug zu ftehen, denn fie find it dieſe Zeit fo felten, daß dad Stüd auf eine Guinee -Foften Fann, Im Frühjahr bis in den May ift eis gentlich die befte Zeit zum Lamprettenfang, der mit Reuſen und Neben gefchieht. Später wird das Fleiſch zäh. Man bereitet die Lampretten frifch wie den Aal, Wo fie aber häufig find, marinirt man fie, das heißt, man vöftet fie ganz gelinde auf Kohe len, und padt fie, fobald fie Falt find, mit Weineffig, Gewuͤrz und Lorbeerblättern in Heine Fäßchen. Auch kann man fie dörren, einſalzen und räuchern. Ein armes Meib foll aus Hunger, diefem größten aller Erfinder und Lehrer, zuerft es gewagt haben, dieſes ſchlangenaͤhnliche Geſchoͤpf zu eſſen. Nur Eine Reihe Zaͤhne hat die kleinere, hoͤch⸗ ſtens 15 Zoll lange Pricke (P. Fluviatilis, le Zam- prilln, das Neunauge 3), die bald mehr, bald we⸗ er 8 Die Pride, tiger gelb, unten aber weißlich iſt. Die filberfarbte gen werben für,die beften gehalten. Ihr Nahme foll von dem hollaͤndiſchen Worte Prick, das ein fpißiges Stäbchen bezeichnet, herfommen, Im Fruͤhjahre begeben ſich die Pricken aus der See in die Zlüffe, und. werden danırfaft überall, bald mehr, bald minder häufig gefangen. Man wählt hiezu nur die Winter-Dionate, denn im Sommer follen fie ‚eine Art von Ausſchlag haben, ber fie unfhmadhaft ‚macht, und von den Fifchern die Raͤude genannt wird. Man behauptet, ein: gewiſſes Inſect feße ſich auf die Augen der Pricken, fauge fie aus, und verurfache ‚ihnen Blindheit, Wafferinfecten, Fiſchbrut und das Sleifch todter Wafferthiere find ihre Nahrung, Im März laichen. fie. Die Augsburgifchen Fiſcher ha- ben ‚bemerkt, daß fie immer mit den Naſen erſchei⸗ nen, und für ihre Eyer feine Grüßchen in den Fluß⸗ boden machen. Ihre Vermehrung iſt ſehr ſtark, und ihr furchtbarſter Feind der Wels. Demungeachtet bleiben fuͤr die Menſchen immer noch genug übrig. In England verkauft man wenigſtens eine halbe Million, bloß zum Kabliaufang. Hiezu ſind ſie um ihres zaͤhen Lebens willen ſehr geſchickt. Denn ſie bewegen ſich, auch wenn ſie lange ſchon an der toͤdt⸗ — lichen Die Pricke. 9 lichen Angel ſtecken, noch ziemlich lange. Fuͤr Ober⸗ und Niederſachſen, von wo aus man viele hundert Faͤßchen marinirt verſendet, ſind ſie kein veraͤchtlicher Handelszweig. Von Curland aus verſchickt man ſie ſehr weit lebendig. Man packt ſie zu dem Ende in Schnee. Moͤgen ſie auch noch ſo todtaͤhnlich an⸗ kommen, fie erwachen doch, ſobald fie in kaltes Waſ⸗ ſer gelegt werden, ploͤtzlich von ihrem Scheintode. Ihre Neigung, ſich uͤberall anzuſaugen, liefert tau⸗ ſende den Menſchen in die Haͤnde. Man mag fuͤr andre Fiſche Reuſen im Waſſer haben, oder bloßes Geſtraͤuche in die Loͤcher ſtecken, die man im Winter in das Eis haut, man wird ihrer genug daran haͤn⸗ gend finden. Ihr Fleiſch iſt eine angenehme Speiſe, wenn auch gleich der Dichter, von dem wir eine poe⸗ tiſche Entfchattung auf das Neunauge, fo nennt er ſeine Reimerey, vor uns haben, ſich im lyriſchen Zug etwas zu hoch gewagt haben möchte, da er dem Falten Island mit feinen Wallfiichen gegen dies fen Heinen Waſſerblaſer zurüczuftehen befiehlt, und ihm zuruft: „Unſer Dentfchland zeugt die Pride — recht nach Wunſche zugericht, nicht fo Foftbar, nicht ſo theuer, ald dein großes Ungeheuer,“ N Siſche 1. TH, *R | Biel R 10. Der Duerder. Viel Heiner und hoͤchſtens 7 Zoll ang find die zwey andein Neunaugenarten, wir meinen den Querder (Branchialis, le Zampröyen, Kiefer wurm, Kieferpride, Uhle 4) und das kleine Neun⸗ ‘auge (P. Planeri, Bachneunauge 5). Sie un: terſcheiden ſich aber dennoch in manchen Stuͤcken. Jener hat zwey Lappen am zahnloſen Munde und einen geringelten, vorn und hinten zugeſpitzten Koͤr⸗ wer, wie der Spuhlwurm. Die Floſſen find ſehr ſchmal. Seine Haut iſt auf dem Ruͤcken gruͤnlich, an den Seiten gelbroͤthlich, am Bauche aber weiß. In allen deutſchen, ja faſt in allen europaͤiſchen Ge⸗ waͤſſern findet man ihn, Er faugt ſich gern an den ‚Kiemen des Kabliau und andrer Fifche feſt, auch) verkriecht er ſich in Schweden fehr oft in die Flachs⸗ sbündel, die man zum Weichwerden ind Waffer hängt. Man fängt ihn im Reufen und Hamen. Um feiner wurmformigen Geftalt willen hat der gemeine Mann einen Abfchen vor ihm, ob er gleich in einer Wein⸗ brühe gekocht, oder mit Butter und Citronenfaft ges -braten,, ein fehr ſchmackhaftes Eſſen ift. Lieber ‚nimmt: er ihn ald Köder an feine Angel, Hier zap⸗ pelt er fehr lange und täufcht andere Fifche, die lieber nad) lebendiger, ald nad) todter Beute fehnappen, —* br daß Das Kleine Neunauge. 11 daß ſie das gefaͤhrliche Eiſen verſchlucken. Wuͤrmer und Waſſerinſecten ſind ſeine Nahrung. Dieß gilt auch von dem kleinen Neunauge, das aber einen etwas anders geformten, ſtaͤrkern Koͤrper, groͤßere Augen, breitere Floſſen, und am Rande des mit Zaͤh⸗ nen verſehenen Mundes ſpitzige Warzen hat. Es iſt olivenfarbig, bald heller, bald dunkler. Sonderbar iſt es, daß wenn man es im Branntewein abſterben laͤßt, ſein Mund offen, wenn es aber im Waſſer ab⸗ ſteht, geſchloſſen bleibt. In Thuͤringen ſind dieſe Heinen Neunaugen in Baͤchen, Muͤhlengraͤben ıc ſehr haͤufig; man achtet ſie aber nicht, ob ſie gleich einen ſehr guten Prickengeſchmack haben. Der na⸗ tuͤrliche Abſcheu vor Würmern ſteht dem allgemeis nern Genuß-diefer Speife im Wege, Und doch koͤnn⸗ ten wir eben nicht ſagen, daß Sröfche, Anftern und Schneden für das Auge und den Geſchmack mehr Einladendes hätten. Zufall, Hunger, dringendes Bedürfniß hat die Menſchen hundert Dinge effen ges lehrt, vor denen, ehe man ed wagte, gewiß viele ihr Auge vol Abfchen wegwendeten, und thöricht würde der handeln, der da, wo er es nur mit feinem Gaus men zu thun hat, immer * ſein * cht um Rath — Re — 0 EEK Tab. 1. & II. Rode Raja. Der Bitterroche (6.7). Der Glattroche (8.9) Der Stachelroche (10), Der Dornrohe(11) Wenn ſich ein feuriger Bewunderer der Natur, mit allem Aufwande von Beredſamkeit, in ſchimmernden Schilderungen über die Pracht und reizende Schoͤn⸗ heit aller ihrer Werke ergoͤße: fo würde wahrfcheins lich der Fluß feiner Rede gewaltig foren, wer man ihm ploßlich die verfchiednen Nochenarten unz ter Dad Auge, brächte, und ihn bäthe, ihre reizende Geſtalt zu entwideln, obgleich fie immer noch nicht die haͤßlichſten Geſchoͤpfe ihrer Claſſe feyn moͤgen. Man mag auf ihre Bildung und Eigenſchaften, oder auf ihre Groͤße und allgemeine Verbreitung ſehen, ſo ſind die Rochen eine ſehr merkwuͤrdige Gattung der Knorpelfiſche. Fuͤnf Luftlocher auf beyden Sei⸗ ten unten am Halſe, und ein ſehr platter, rauten⸗ foͤrmiger Koͤrper, auf deſſen unterer Seite das Maul angebracht iſt, ſind allen eigen. Ihre Naſenloͤcher haben die Geſtalt einer breiten Furche, die mit ei⸗ ner netzformigen Haut umgeben iſt. Die Augen Rochen. 13 ſind laͤnglich und haben eine Art von Augenlied, das ſie bis zur Haͤlfte bedeckt. Hinter ihnen ſtehen zwey Oeffnungen, um das Waſſer von ſich zu geben, Dieſe ſind innen, vom Mund her, mit einer Klappe verſehen, daß keine Speiſen hineinkommen. Einige Rochen haben ſpitzige, audre ſtumpfe Zaͤhne, und eine kurze, breite, glatte Zunge. Ihre Eyer ſind die ſogenannten Seemaͤuſe „oder Seekuͤſſen. So nannte man ſie um ihrer ſeltſamen Geſtalt willen, Sie haben eine lederne, harte Schale, deren beyde Haͤlften trefflich auf einander ſchließen, damit kein Seewaſſer eindringen, kein Raͤuber ſie ausſaugen kann. Auch vier Spitzen haben ſie. Ihre Beſtand⸗ theile ſcheinen Schwefel und Erdharz zu ſeyn. Sonſt durften ſie in keiner Apotheke fehlen. Ja die Hol⸗ laͤnder und Griechen raͤuchern noch heutiges Tages damit; jene, um in Haͤmorrhoiden, dieſe, um in Wechſelfiebern Linderung zu verſchaffen. Drey Jah⸗ se lang kann man den Dotter, der in dieſer Schale iſt, aufheben, ohne daß er in Faͤulniß geht. In nördlichen Gegenden macht man Pfannkuchen dare aus. Uebrigend ift, auch diefed Ey ein Bild der lieb⸗ reichen Vorforge der Natur, Biel konnte die Mut— ger file ihre Brut nicht thun, - Sie muß fie den Wel- 83 len 14 Rochen. len uͤberlaſſen; aber ſie thut das nicht, ohne dem Ey eine feſte Huͤlle zur Ausſteuer zu geben. Immer nur eins legt der weibliche Roche auf einmal, ganz wie die Henne; aber das währt auch mehrere Moe. hen und Donate hinter.einander. Daher kommt ed; daß ed dennoch, wenn gleidy bey den Rochen Fein. fo zahlreiches Laichen, wie bey andern- Fiſchen, ſtatt findet, in manchen Gegenden des Meeres von ihnen wimmelt. Auch ſcheinen ihnen die Raubfiſche nicht ſehr nachzuſtellen, ſo daß viele ihr volles Wachsthum erreichen kͤnnen. Man trifft fie- faſt in allen Meeren am Grunde und im Schlamme an. Sie werden zuweilen 200, auch mehr Pfund ſchwer. Nicht nur eine Menge Krabben, Hum⸗ mern, Schollen ꝛc. findet in. ihrem Leibe ihr. Grab; ſondern fie ſollen auch Menjchen. gefährlich. werden Tonnen, indem fie ſich mit: voller Schwere: auf fie legen, und fie erdruͤcken. Daber gibt man den Tau⸗ chern ein großes Meſſer in die Hand, um dieſem ſich naͤhernden Feinde den Bauch damit aufzuritzen. In der That, es iſt Muth geung, in die Tiefe des Meeres ſich hinabzuſtuͤrzen; aber da auch mit Unge⸗ heuern zu Fämpfen, dazu gehört: viel Entfchloffen- heit, Der Noche hat auch feine Feinde, die ihn quälen, Der Zitterroche. 15 quaͤlen. Genau kennt ein Blutigel feine ſchwache Seite; er ſucht die weiche Haut des Unterleibes, und haͤngt ſich da an. Durch Menſchenhaͤnde ſtirbt aber bey Weitem die groͤßte Menge. Außer ihrem Fleiſch, das hie und da gegeſſen wird, und dem mediciniſchen Gebrauch, den wir auf ſich beruhen laſſen, wird noch ihre Haut von Tiſchlern zum Pos tiven, und von Walkern zum Glätten des Leders ge⸗ braucht. Auch Uhren und Futterale hat man ſchon Damit überzogen, Die abenteuerliche Form der Ro⸗ hen mag zu manchen Künfteleyen Veranlaſſung gez geben haben, um fie in angebliche Drachen und Bas ſilisken umzubilden. In ihrem Leibe findet fie) ein gewiffer fonderbarer Knochen mit einem Stachel; aber noch ift der Zweck diefes Theils nicht entdeckt. Der merkwuͤrdigſte Roche ift wohl ohne allen Zweifel der Zitterroche (R. Torpedo, la Torpille, Krampffiſch 6). Er und noch drey andre Fifche has ben von der Natur das Vorrecht befommen, Blige zu ſchleudern, wenigftens theilt er dem, der ihn bes zührt, einen empfindlichen, electrifchen Schlag mit, "and die animalifche Electricitaͤt ift bey ihm leichter zu erweden, als bey dem Menfchen, worüber im neuern Zeiten fo merkwuͤrdige Werfuche befannt ges y worden 16 Der Zitterroche. worden ſind. Je ſtaͤrker und groͤßer der Fiſch iſt, um deſto fuͤhlbarer iſt auch der Schlag, den man empfaͤngt; am ſtaͤrkſten aber ſoll er ſeyn, fo lange der Fiſch noch in der See iſt. Engliſche Fiſcher vers ſichern, daß er dem, der unverfehens auf ihn trete, einen Stoß.gebe, von dem man niederflürzen müßte, Je näher der Fifc dem Tode kommt, um defto ſchwaͤ⸗ er und unmerflicher wird diefe Eigenfchaft „und mit dem Ende feines Lebens verfänwindet fie ganz. Aber, wie alles in der Natur, fo hat auch diefe ſeltne Kraft eines Gefchöpfes einen Zweck, der den Ernaͤh⸗ ver aller Mefen abermals im. ehrwärdigften Lichte zeigt. Er fand nämlich für gut, dem Krampffiſche die Waffen zu verjagen, die anbre Kochen haben, Er beſitzt nicht die Dornen und den Stachelfchiwang, die andern theils zum Schuß gegen ihre Feinde, theils zum Ergreifen ihrer Nabrung gegeben waren. Die⸗ fer mußte aljo auf eine andre Weife entſchaͤdigt wers ben, befonders da fein etwas fihwerfälliger und vorn ſtumpfer Körper „und feine Heinen, Sloffen, ihn im Schwimmen, etwas unbehilflich machen mögen. Und wie konnte das auf eine bewunderungswuͤrdi⸗ gere Art geichehen, als durch ‚die electriſche Kraft, deren willkuͤrlichen Gebrauch der Krampffiſch in feis | ner “as ıun Der Zitterrache, ı7 ser Sewalt hat, Durch fie betäubt er die um ihn herumſchwaͤrmenden Fiſche, und hat mun ein Teich tes Spiel, fich ihrer zu bemaͤchtigen; und will ſich einer an ihn wagen und ihn paden, fo ift ein eins ziger Stoß im Stande, den Wagehals zurechte zu weiten. Merkwurdig ift hiebey der Umftand, daß, um den Stoß zu empfinden, eben Feine unmittelbare Berührung noͤthig iſt, und daß fich derſelbe auch durch einen Stock, durch eine Angelfchnur, durch andre Menfchen, die fich anfaffen, mittheilt. Nur ſoll man dann nichts fpüren, wenn inan den Athem an fih Halt. Man hat auf verfchiedne rt diefe Wirkung der Berührung des Zitterrochen zu erklaͤ⸗ ven verſucht. Ein Florentiner nahm eine aufers ordentliche Schnellkraft an, die in zwey ſichelformi⸗ gen und fajrigen Körpern ihren Sig haben follte, Aber Valsh hat umwiderleglich gezeigt, daß nicht eine bloß mechaniſche Einrichtung, fondern wahre Electrieität hier im Spiele fey, und der Zergliederer Aunter fand die Theile diefer lebendigen Electriſir⸗ maſchine. Eine Menge Saͤulen, die eine Art von Netz zuſammen haͤlt, bilden ein Ganzes, das faſt dem Zellengebaͤude des Bienenſtocks gleicht. In ei⸗ ner zählte er uͤber 150 Abtheilungen und eine unges Fiſche 1. TH, & heure 18 Der Zitterroche. heure Menge Nerven, Funken find zwar bey der Zitterroche noch nicht gefehen worden, wie bey dem Surinamifchen Anle, dod) ift das noch Fein Beweis gegen die Behauptung, daß bloß die eleetrifche Kraft die Eriheinung aud) bey jenem hervorbringe, Der Zitterroche lebt in der Süd: und Oſtſee, dem mittelländifchen und perfiichen Meere, in mehr reren Gegenden des Oceans, ja aud im Nil, Im Denedig kamen fie, bis die Policey fie zu verbiethen für gut fand, lebendig auf den Markt. Man machte eine Neckerey daraus, und beluftigte fich nicht wenig damit, wenn der die Waare unterfuchende Käufer, wie vom Donner getroffen, zuruͤckfuhr. Dieſer Fiſch bat eine tellerformige Seftalt. Sein Kopf fteckt fo in den ftumpfen, dicken Vorderleibe, daß er nicht davon zu unterfcheiden ift. Man bemerkt oben die ziemlich Kleinen Augen und hinter ihnen die größern Waſſerloͤcher. Theile am Rande, theils am Rüds grath hinab find mehrere Feine Deffnungen, aus des nen ein zäber Schleim fommt, der zum Schuße des Körpers dienen mag. Die fünf fhwarzen, runden Flecken trifft man nicht bey allen Zitterrochen am. Um von der untern Seite fid) einen Begriff machen zu koͤnnen, ift das vordere Stück (7), an dem der mit Der Glattroche. | 19 mit Zähnen befegte Mund und die ıo Fuftlöcher fihtbar find, abgebildet. Immer iſt dieie untere Eeite des Zitterrochen weiß, die obere aber bald braunroth, bald graubraun. Man findet ihn vor einem Viertel: bid zu zwanzig Pfund fehwer. | Mit Angeln und in Negen fängt man ihm, Sein Sleifch ift weich und fchleimig. Sowohl der Genuß diefes Fleifches, als auch die Berührung ges wiſſer leivender Theile mit dem noch lebenden Thiere wird für fehr heilfam gehalten. Das Letztere mag bey den unläugbar wohlthaͤtigen Mirfungen der Electricität in gewiffen Krankheiten nicht ohne Grund ſeyn. In Siam will man von einem Feuerrochen wiffen, deffen Beruͤhrung Brandbenlen macht. Weit ſchwerer und größer, ‚als der Krampffiſch, wird der Glattroche (R. Batis, la Raie life, la Fiofade, Baumroche, Flete, Zepel,g), an dem nur der Schwanz mit einer Reihe Stacheln befeßt, der übrige Leib aber alatt und mit einem zaͤhen Schleim uͤberzogen iſt. Ein halbmondfoͤrmiger Ring umgibt den ſchwarzen Stern im Auge. Der Kopf lauft in eine ſtumpfe Spitze zu, und der Mund iſt mit mehrern Reihen ſpitziger Zaͤhne beſetzt. Die Floſſen am Bauche und After haben jede 6Strablen | € 2 und 30 Der Glattroche. und der Schwanz ift mit 2 Kleinen Sloffen verfehen, Sieht man dieſen ſeltſamen Fifh von oben (8), fo iſt er aſchgrau mit fhiwarzen Puncten, Unten (9) aber, wo man die Luftloͤcher und den After bemerkt, iſt ſeine Farbe weißgelb, und eine Menge Puncte bilden Wellenlinien. Im May fängt er an, feine Sungen von ſich zu geben, und fährt damit bis in den September fort, Er wird am Häufigfien in der Nordjee, doch auch im mitteländifchen Meere und um America. gefangen, Die größern nennt man Baumrochen, die allergrößten Fleten. Diefe Fon: nen wohl 150—200 Pfund, 3—6 Fuß breit und mehr als einen Fuß did ſeyn. Nicht weniger als 150 Menſchen haben ſich einmal an einem einzigen ſolchen Rochen ſatt gegeſſen. Sein Fleiſch iſt, zus mal im Fruͤhjahre, ſehr weiß und wohlſchmeckend. Man genießt es theils friſch mit Senf und Butter, theils aber trocknet man, es an der Luft und verfens det ed yon Hamburg aus in viele Gegenden. Die Ißlaͤnder eſſen es nie anders als auf Stockfiſchart bereitet, und machen aus der Leber einen feinen wei⸗ Ben Ihren, | Er Saft in allen europäifchen Meeren ift der Stechs roche (P. Paftinaca, ja Paftenague, la Tareronde, Stachel⸗ Der Stechroche. 21 Stachelroche, Pfeilſchwanz 10) anzutreffen. Er iſt nicht zu verkennen. Der ſaͤgeformig gezaͤhnte Stachel, mit dem derfloſſenloſe Schwanz bewaffnet if, macht ihn ungemein kenntlich. Won diefem Stachel weiß man eine Menge zu erzählen. Die alten Komer und Griechen Fonnen feine Wirkung nicht fürchterlich genug ſchildern. Sie geben alles verloren, was damit verleßt wird, Dieß erfuhr, wenn wir dem Aelian glauben, niemand fchrecdz licher alß ein Died, Diefer hatte einen ſolchen Ro⸗ en, in der Meinung, es fey eine Scholle, geſtohlen. Er bekam einen Stich, und blieb neben feinem Diebe ftahl todt liegen. Ja es foll fogar ein Baum ade fierben, den man mit Diefem Stachel ritzt, und der Zelfen, auf den man dieſes Gift bringt, verzehrt werden, Für den, der das Wunderbare liebt, ift Das alles num wohl ganz artig, wenn es nur auch zugleich — wahr wäre. Aber ſo weiß man gewiß, daß die Nordländer fi) vor diefem Stachel nicht im Geringfen fürchten, und daß die Japaner ihn fogar für ein treffliches Mittel gegen den Schlangenbiß hal: ten und zu Diefen Ende beftändig bey ſich tragen: nur muͤße er, fagen fie, um dieſe Kraft zu haben, dem lebendigen Rochen abgehauen werden, Fuͤr | A: ER Ba X‘ 22 Der Stechroche, den Fiſch felbft bleibt er immer ein fehr wichtiges Gefchenfder Natur, Denn er kann fich feiner nicht nur zur Vertheidigung bedienen, fondern er braucht ihn auch), um die Fiſche, nach deren Fleifch ihn ge— Lüfter, damit anzugreifen, Selbft ver Hayfiſch, ſo behauptet weniaftens Plinius, ſoll nicht ganz ficher vor ihm ſeyn. Alle Jahre bekommt er einen neuen, und wirft den alten, wie der Hirſch ſeine Geweihe, weg. Gemeiniglich ſteht dieſer noch ſo lange neben dem neuen, bis er ſtark genug iſt. Die guͤtige Na⸗ tur wollte, der Stechroche ſollte nie ganz wehrlos ſeyn, und darum mußte der alte Stachel fo lang an feiner Stelle bleiben, bis der neue brauchbar ift, Man findet diefen Nochen nicht mehr als To Pf,fchwer, Seine Haut ift glatt und ſchleimig. Auf dem Ruͤ— en fieht man die Lage der Rippen, Geine Farbe ift olivenbraun. Don der Güte des Fleiſches kann man nur wenig rühmen. 8 ift zäh und unverdaus lich. Die Leber aber wird für fehr ſchmackhaft ger halten. Man träufelt aus ihr an der Sonne ein Oehl, das gegen Gicht und Kräße fehr heilſam feyn fol. Die Brafilianer und viele Inſulaner des ftillen Oceans fchäften mit dem Stachel ihre Pfeile und Spiefe, und hohlen fo alfo, ohne Waffenfchmiede | nöthig Der Dornroche. 23 nöthig zu haben , ihre Gewehre aus der großen Ruͤſtkammer der Natur, Mir Recht führt der Dornroche (R. Rubus, la Roie bouclee, la Ronce ı1) feinen Nahmen, Denn er hat nicht nur auf dem Ruͤcken und an den Seiten feines flachen Körpers mehrere Dormenz fondern auch der Schwanz ift mit 3 Reihen beſetzt. Außer diefen ins Auge fallenden hat er noch eine unendliche Menge Kleiner Stachel. Den blauen Stern im Auge umgibt ein ſchwarzer Ring. Die Haut ift oben braun gefledt, unten weiß. Hier ift auch der breite Mund mit ven keilfoͤrmigen fpißie gen Zähnen fichtbar. Die Anhänge neben ven Bauch: und Afterfioffen hat nur das Männchen, | Sie mögen ihm die Dienfte leiften, die bey gewiffen männlichen Inſecten ihre Greifzangen und bey dem Gelbfaum die Fußballen thun. | In der Nordfee ift der Dornzoche häufig. Er wird mit Angeln gefangen, an denen ſich Häringe oder Sandaale ald Köder befinden, Gein Sleifch wird gegeffen, Wie groß diefe Kochen zumeilen werden, Tann man daran fihließen, daß Matrofen einmal mit Harpunen einen dieſem fehr ähnlichen fiengen, der nicht weniger als 12 Fuß lang und ro Fuß 24 Der Dornroche. Fuß breit war, und an deffen Leber 10 Mann genug. zu tragen hatten, Es koſtete viel, bis fie das Unger heuer befamen, In 2 Ehalonpen machten ſie Jagd auf dasfelbe, und warfen eine Menge Harpımen nach) ihm. “Und doc) fchleppte ed beyde Chaloupen an den Eeilen fehr weit ins Meer hinein, Auch fiengen einmal die Neger bey Guadeloupe einen noch breitern Rochen, der zwey Schuh dick und deffen Haut vollkommen wie eine Ochfenhaut war, Biel leicht ift daS eben der, der, um fid) feiner Beute zu bemächtigen, fich mit feiner ganzen Schwere auf fie legt , fie gleichfam einwicelt und erſtickt. Wir fonnten hier noch manchen Rochen hinzufügen, 3. B. dad Spitz maul (R.Oxyrinchus), den fein Außerft fpißig zugehender Kopf fehr auszeichnet, und vor defjen beyden Augen ein Stachel zum Schuß derfels ben fteht; den Spiegelrochen CR. Miraletus), der nach den Seiten zu zwey große violette, ſchwarz⸗ eingefaßte Spiegel hat; den Meeradler (R. Aquila), der wirklicd) wie ein fliegender Adler auefieht, und’ deffen Schwanz fehr lang und als eine fürchterliche -Sclavengeifel zu brauchen ift, u. a. m. doch wir glauben, von den Kochen genug gefagt zu haben. | 0 er — — ne ers * — * up: FAR ER IR — 2 ——— I & 4 D 25 Tab. IV.— VI. Hay. Squalus. Der Dornbay (12). Der blaue Hay (13). Der Meerengel (14). Der Hammerfiſch (15.16), Der Menfchenfreffer (17). Der Saͤgefiſch (18.19). Der Sauhund (20). Das Seehuͤndchen (21). See⸗ mäufe (22 — 25). Auch das Meer hat feine Loͤwen und Tieger, hat Thiere, Die fi) durch eine drohende Geſtalt, fo furchtbar, als durch ihre Maffen und Raubbegierde machen. Dieß find die Hayfiſche, die man aud) Zundefifebe nennt, unter deren 33 Arten fich eis nige fehr berüchtigt gemacht haben. Die Perlen: fifcher und Taucher haben Fein Gefchöpf fo fehr, als fie, zu fürchten. Im Leibe der Hanftfche findet der auf den Schiffen Sterbende fein Grab, Ihre Gies rigkeit verfchlingt alles, was man ihnen zuwirft, feyen es aud) bloß Lumpen, altes Leder, verfaultes Tauwerk u. d. m. Verſchluckte doch einer das gewiß nicht ſchmackhafte Senkbley, das Capitain Carteret bey Malafeuro fallen ließ, und ein andrer wollte ei⸗ nen Anker von Cooks Schiff anbeiſſen, und fieng ſich SFiſche J. Th, D ſelbſt. 26 Der Hayfiſch. . felöft. Gern folgen daher die Hayfifche, nicht ofne nächtlicher Weile durch einen Glanz ihre Gegenwart zu verrathen, mehrere hundert Meilen weit den Schiffen, um, wenn es etwas zu verfchlingen gibt, in der Nähe zu ſeyn. Alle Reifebefchreibungen find voll von ihren Greuelthaten,, und ein Hanfifch ift zur Beichreibung einer ächten Geereife ein eben ſo nöthiges Ingrediens, ald ein Sturm, oder ald es zu einem Achten Ritter-Romane ein Humpen, ein Vers lies, ein Burgvogt, und ein Griedwärtel nur immer ſeyn kann. Im americaniſchen Freyheitskriege machte man die Bemerkung, daß zahlloſe Scharen von Hay⸗ fiſchen den Flotten folgten, und beſonders 3 Tage vor der Seeſchlacht zwifchen Rodney und de Graffe ſich fo häufig fehen ließen, daß Fein Menfch etwas weit vom Ufer weg in die See hinein zu baden wagte, Sie. ſchienen ed zu ahnden, daß ihnen ver Menfch bald Speife genug liefern würde, Hier, in der Sees Schlacht felbft, ereignete ſich eine der entſetzlichſten Scenen, die vieleicht je gefehen wurde, und die als led, was man fchauderhaft nennen kann, in fich vers einigte. Das franzöfifche Linienſchiff Cäfar war dem Untergange nahe, Für die Beſatzung ſchien Feine Nete Der Hayfifch. 27 Rettung möglich, als über Bord zu fpringen, und im glüdlichen Falle von einer Chaloupe ausgefiſcht zu werden, Aber hier wartete ihrer noch ein ſchreck⸗ licherer Tod. Hayfiſche, die die Schiffe umlager⸗ ten, ergriffen und verſchlangen ſie; ja oft ſtritten ſich zwey um einen Menſchen und zerriſſen ihn, Umſonſt ſuchte man ſie zu retten, ſie, die wenn ſie auf dem ſcheiternden Schiffe geblieben wären, viels leicht fanfter in die Arme ded Todes geſunken wäs ven, und das Uechzen diefer Unglüclichen von den Hayfifchen Ergriffnen, der Jammer der umfonft Herbeyeilenden, mußte bey dem fortdauernden Dons nern und Morden des Gefchüges und dem Gefchrey der um den Sieg Kämpfenden einen Auftritt herz vorbringen, von demzu wünfchen wäre, daß er dem, der dem Kriege das Wort reden kann, wie ein Ges ſpenſt allenthalben begleitete, Der Rachen der Hayfifche ift mit mehrern Rei⸗ hen von Zaͤhnen beſetzt, die zum Theil Gelenke ha⸗ ben, fo daß ihr Eigenthuͤmer ſie willkuͤrlich aufrich⸗ ‚ten und niederlegen kann. Der Mangel an Backen: zähnen macht, daß fie ihren Raub nicht zermalmen, fondern ganz verſchlucken. Ganz falfch ſcheint das durch mehrere Jahrhunderte bis auf unfre Zeiten D 2 fort⸗ 28 Der Hayfiſch. fortgepflanzte Borurtheil zu feyn, der Hayfiſch müße ſich wegen der unbequemen Lage feines Maules, das nicht vorn, fondern mehr unten am Kopfe angebradjt ift, immer erſt umkehren, und auf den Ruͤcken le: gen, wenn er etwas erhafchen wollte, Man fuchte darin eine befonders weife Anftalt des Schöpfers, weil die Meere durch einen folchen Freſſer bald ent: völfert würden, wenn nicht Millionen Gefchöpfe, bis er ſich ummendete, Zeit zur Flucht gewännem, Allein wegen der Entvolerung dürften wir wohl außer allen Sorgen fenn, da die Fruchtbarkeit einer jeden Gattung mit der größern oder geringern Vers wuouͤſtung, bie ihre Feinde unterihr anrichten, immer | im genaueften Berhältniffe fteht. Auch haben ja Andre Fiſche das Maul eben fo wie die Hayfiſche uns ten, ohne daß fie fi, um etwas zu ergreifen ‚ef umwenden müßten; und wieder andre Fifche haben einen noch fürchterlichern Rachen als der Hay in der bequemften age, und doch machen fie feine folche Lücken in die Schöpfung, daß man darüber zuflagen Urſache hätte, ! So aͤußerſt verfchieden die Hanfifche in Abficht auf ihre Geſtalt find, fo kommen doch alle Mit: glieder diefer Gattung darin miteinander überein, daß Der Hayfiſch. 29 daß fie auf beyden Seiten des Halſes 3 halbmond⸗ formige Luftlöcher und einen laͤnglich geſtreckten faſt runden Körper haben, Der Mund oͤffnet ſich bey einigen in die Quere, bey andern in die Laͤnge. Hinter ihren laͤnglichen und bey den meiſten halb bedeckten Augen iſt auf jeder Seite ein Waſſerloch, das wahrſcheinlich auch den Schall aufnimmt, und in die Gehoͤrgaͤnge fuͤhrt. Ihre Bekleidung iſt rauh. Eine ungeheure Menge nach hinten zu gebogner Spitzen bedeckt ihre Haut. Faͤhrt man mit der Hand von vorn nach hinten zu, ſo fuͤhlt man dieſe nur wenig, deſto mehr aber, wenn man von hinten nach vorn ſtreicht. Die Haye ſollen die merkwuͤrdige Eigenſchaft haben, ihren angefuͤllten Magen zum Rachen herausſtoßen und ihn im Waſſer ausſpuͤhlen zu koͤnnen; ein Vorzug, um den ſie Niemand mehr als der Schwelger beneiden, und der ihnen auch dar⸗ in ahnlich zu ſeyn wünfchen wird, fo wie er in ana dern Dingen es ohnehin fchon ift, Die Hanfifche fommen, wie die Kochen, in viereckigen Capſeln auf die Welt, nur daß dieſe, ſtatt der vier Hoͤrner, borſtenartige, lange Anhaͤng⸗ ſel haben, mit denen ſie ſich an irgend einen Koͤrper lea um nicht von. den Wellen verſchlungen zu D 3 wer⸗ / 30 Der Hayfiſch. werden. Daß aber der muͤtterliche Hay feinen Jun⸗ gen bey anfcheinender Gefahr feinen Leib öffne und in ihm einen Zufluchtsort gewähre, ift, fo oft man eö ſchon behauptet hat, nicht nur unermeislich, fons dern auch unmöglich, Aber eine andere höchft merk⸗ würdige Anftalt hat man bey einigen wahrgenoms men. Benn der Embryo in feiner Hülle fich reif fühlt, fo zerfprengt er diefe, und überläßt fie andern Seegeſchoͤpfen, dieoft darin niften. Jetzt verwan⸗ delt die Natur die fchlappen Häute, die bereits an ihm hängen, ineine volle Blafe, und gießt die Feuchtigkeit, in dererzuvor, noch im Ey eingefchloffen, ſchwamm, hinein, fo daß am jungen Hay ein langer, ziemlich großer Sad hängt, der ſchwerer als er felbft ift, Aus diefem Vorrathsſacke zieht er fo lange feine Nahrumg, bis er ſtark genug ift, fich welche aufzu⸗ ſuchen. Je mehr von der naͤhrenden Feuchtigkeit in ſeinen Leib tritt, deſto mehr vermindert ſich auch der Vorrath; die Blaſe wird kleiner, ja endlich leer und faͤllt ganz ab. Welch eine Weisheit und Guͤte, die den jungen Hay nicht ohne Ausſteuer aus dem Leibe ſeiner Mutter entlaͤßt, und ihm gerade ſo viel Nahrung für feine huͤlfloſe Jugend zumißt, als er noͤthig bat, bis er ſich ſelbſt in der Welt forthelfen kann. So EZ Der Hayfiſch. 31 Sp graufame Räuber auch) die Hanftiche find, fo gewähren fie doch manchen Nußen, Ihr Sleifch kann man effen, obgleich es freylich bey einigen 30h und übelriechend ift, ihre Haut ald Chagrin verars beiten, und zum Poliren brauchen, und aus ihrer Reber Thran kochen, Das Kebtere ift wohl das Michtigfte in Abficht auf den Nugen, den fie dem Menfchen ſchaffen. Ein 13 — 20 Fuß langer Hay, gibt zwey bis dritthalb Tonnen Thran. Aber die genannte Größe iſt bey Weiten nicht die äußerfte, die einige Hayfiſche erreichen Finnen, Man hat ſchon 30-40ja mehrere Fuß lange gefehen, und fie mit einem in Norwegen und Rußland gebräuchlichen Fahrzeuge verglichen. Gab doc) die Leber eines einzigen Hays fünfzehn Tonnen Thran; fie felbft mußte alfo 30 Tonnen füllen; denn von einer Tonne Leber befommt man nur eine halbe Zonne Thran. Auch darf unter dem Nußen, den der Hayfifch fliftet, nicht vergefjen werden, daß er die furchtfamen Häringe fcharenweife vor fich hertreibt und ſo dem Menfchen in die Hände liefert. Ihn felbft fängt man mit Angelhacen, woran man faulendes Fleiſch thut, das er aus einer großen Entfernung wittert, Allein die Angel muß an einer Kette hängen, Denn Stride würde feine. Wuth 32 Der Dornhay. Muth zerreißen. Doch wir eilen zu einigen der merkwuͤrdigſten Hayarten, Zwey harte, Fnöcherne Stacheln, die man für giftig ausaibt, und wovon eine an der vordern, die andre an der hintern Rücenfloffe fißt, unterſcheiden den Dornhay (S. Acanthias, l Aguillat 12) von allen übriaen Hapfifchen. Der Kopf hat eine Feils fürmige Geftalt, und ift etwas durchfichtig. Die länglichen Augen fißen feitwärts, hinter ihnen find die Wafferlöcher, und auf jeder Seite befinden ſich 4 Reihen Heiner Deffnungen, aus denen eine Flebrige Feuchtigkeit Tommt, Die Hauptfarbe diefes Hay ift fchwärzlich, nur fpielt fie an den Seiten etwas violett und wird nad) unten zu heller, Der Baud) ift weiß. Die weißen Flecken, die man längs dem Rüden fieht, find bey den nscd) ganz jungen Dorns hayen zahlreicher, und die Zickzacklinien bezeichnen die Zwifchenräume der Muskeln, Die Sloffen, de⸗ ven zwey am Rüden und zwey am Bauche ſitzen, haben nebft der ungleichen Schwanzfloffe eine fo’ dide Haut, daß man die Strahlen nicht zählen kann. Das Gebiß, womit der in die Quere liegende Rachen beſetzt iſt, verdient ein Meiſterſtuͤck zu hei⸗ gen, Es beſteht aus 3 Reihen Kleiner Zähne | Gebe Der. Dornhay. 33 Jede enthält 20. Sie haben eine ganz eigne Bil⸗ dung, denn jeder Zahn hat eine Schneide, zwey Wurzeln und zwey Spitzen. Eine von dieſen greift in die Vertiefung des darunter ſtehenden Zahnes, in der Mitte aber ſtoßen die Spitzen aufeinander. Mit dieſem Gebiſſe ergreifen dieſe Raubthiere alles, was ihnen vorkommt, und richten beſonders unter den Zugfiſchen Verwuͤſtungen an. Sie ſelbſt halten ſich gern mit andern ihres Gleichen geſellſchaftlich zu— ſammen; daher man oft mehrere zugleich bekommt. In der Nordſee iſt der Dornhay am Haͤufigſten, wird, aber, ſelten über 3—4 Fuß lang und hoͤch⸗ ſtens 20 Pf. ſchwer gefunden. » Vom May bis in den Yuguft bringt das Weibchen feine Jungen zur Welt, Ein großer birnformiger Dotter hängt an den ausgebildeten Embryonen und.nährt fie, bie fie ihren raͤuberiſchen Beruf felbft antreten Fonnen. Gewoͤhnlich fängt man den Dornhay an der Angel. Doch iſt der Gewinn von dieſem Fange nicht groß. Das Fleiſch, das hie und da gegeſſen wird, iſt zäh, doc) nicht foübelviechend, als von manchen ans bern Knorpelfiſchen. In Stalien wird es frifch aus dem Salzwafler gekocht. Die Grönländer laffen ed erft halb verfaulen, ehe fie davon genießen, die Jrr⸗ Siſche 1. Th, en. € länder 34 Der blaue Hay. länder und Holländer aber fpalten den Fiſch, trock⸗ nen ihn an der Luft und handeln damit. Aus der Leber wird Thran gekocht, Bon ſchoͤnerm Ausfehen, aber doch von einer fonderbarern Form iftder blaue Hay (S.Glaucus, ‚le Cagnot blew 13), den man in der Nords und Dftfee, aber nod) häufiger im Nordmeere findet, Er erreicht eine weit beträchtlichere Größe als der Vorige und kann zo—14 Fuß, ja wenn man Vans toppidan glauben will, noch viel größer werden, Zuweilen erfcheint er in großer Gefellfchaft an den Küften von England und Frankreich, indem er die Allen und Thunnfifche verfolgt. Zwiſchen Neuftadt und Travemünde wurde vor nicht gar langer Zeit zufällig ein ſolcher blauer Hay in einem Haͤringsnetze gefangen. Er hatte zwölf Fuß im die Länge, Es wuͤrde uns zuweit fuͤhren, wenn wir die gruͤndliche Beſchreibung, die ein Naturforſcher nach allen ſeinen Theilen von ihm gegeben hat, wiederhohlen wollten; nur koͤnnen wir den merkwuͤrdigen Umſtand nicht uͤbergehen, daß dieſes ſo große Thier ein ſehr kleines Gehirn hatte, ungefaͤhr ſo viel als zwey nebeneinan⸗ der liegende Taubeneyer betragen moͤchten, und daß alſo, wenn es wahrift, daß je kluͤger und vollklomm⸗ ner Der blaue Hay. 35 ner ein Thier ift, defto mehr Gehirn nach Verhältnig feiner übrigen Größe in feinem Kopf angetroffen werde, fich daraus eben Fein gar günftiger Schluß auf die Klugheit unfers blauen Hayfifches machen laſſe. Un Kuͤhnheit fehlt es ihm übrigens nicht, Denn er wagt fi) auch an Menfchen, Sein Korper ift rund und glatt, oben und an den Seiten blau, am Bauch aber weiß. DieNafe ift fehr fpigig. Die Wafferlücher fehlen ihm ganz, dafiir aber hat er eine dreyeckige Grube oben, nahe am Schwanz. Groß genug ift die Mundöffnung, und mit fcharfen, ſpitzigen Zähnen befeßt. - Ueber die Anzahl der Reiben ift man noch nicht eins, Vielleicht macht das Alter einen Unterſchied. Bloch fand 4 Reihen, andre weniger. Die in den obern Reihen befindlichen Zähne find gezaͤhnelt. Das, was man in Naturalienfammlungen unter dem Nahmen Gloffopetern zeigt, und zuweilen für vers fteinerte Schlangenzungen ausgibt, find Zähne die- ſes Hayfiſches. Er hat ziemlich lange Bruftfloffen, und die hintern Nücenfloffen ftehen der Afterfloffe faſt gegen über. Man fängt ihn bloß feiner Leber wegen, die mit Wein und Gewürze zubereitet eine fehr angenehme Speife if. Das Fleiſch ift zäh, € 2 und 36 Der Meerengd. und riecht abfcheulich, Die Islaͤnder finden ed aber doch wohlſchmeckend. Friſch gegefleu foll es, wie fie vorgeben, einen ſchnellen Tod verurfachen Tonnen; bewegen laffen fie e8 fehr lange, zuweilen ein ganz zes Jahr trocknen, bis alles Fett abträufelt. Keine Spur von der Schönheit, die der Nahme erwarten: ließe, findet man bey dem Meerengel CS. Squatina, P’Angelot de mer 14), Seine $lis gelähnlichen Bruftfioffen mögen zu diefem Nahmen DBeranlaffung gegeben haben, Andre, die mehr auf den dicken, ſtumpfen Kopf fahen, nannten ihn Kroͤ⸗ tenhay, In England heißt er Seemenſch, weil er fi) zuweilen im Waſſer aufrichtet, und. wie ein, freylih grunphäßlicher Menfch, dazuſtehen ſcheint. Geine ziemlich flache Geftalt ſtellt ihn ſehr nahe an das Rochengeſchlecht, wenn hingegen die Luftlöcher an den Seiten ihn unter Die Hayfiſche verweiſen. Er wird auf 150 Pfund ſchwer und 6—8 Fuß lang, Sein Kopf ift größer und breiter als fein Leib. Der weite Mund am Rande desfelben hat oben —3 unten 2— 5 einwaͤrts gekruͤmmte Zahnreihen „ je nachdem er jünger oder Alter ift. Er kann feine Kinnladen hervorfioßen und zuruͤckziehen. Seine glatte, duͤnne Zunge iſt vorn ſpitzig, hinten breit. An Der Hammerfiſch. 37 An der Nafe befinden fich zu beyden Seiten zwey Bartfafern, Die Augen find nicht groß, aber ein breiter, gelber Ring umgibt fie. Hinter ihnen find zwey MWafferlöcher. Er ift oben grau und ftachlig, unten weiß und glatt. So groß auch die Bruſt⸗ und Bauchfloſſen ſind, ſo klein ſind hingegen die Ruͤckenfloſſen ziemlich nahe am Schwanze. Im mittellaͤndiſchen Meere und in der Nordſee faͤngt man den Meerengel mit Angeln. Gewoͤhn⸗ lich haͤlt er ſich am Grunde des Meers auf und lebt von Schollen und Rochen, die man oft in ſeinem Magen antrifft. Er iſt ein ſehr kuͤhner Raͤuber, der auch den Menſchen nicht fuͤrchtet. Ein Fiſcher, der zufaͤllig einmal einen in ſeinem Netz fand, wurde ſehr uͤbel von ihm zugerichtet. Sein Fleiſch iſt ſchlecht. Aus der Haut machen die Tuͤrken Chagrin. Die Alten polirten damit Holz und Elfenbein. Die gedoͤrrten Eyer werden gegen die Diarrhoe empfohlen. Noch weit auszeichnender in ſeiner Geſtalt, wenigſtens der Form des Kopfs nad, iſt der Ham⸗ merfiſch (S. Zygena, le Marteau 153), Was der Kopf des Meerengels in der Diele zuviel hatte, das geht bey dieſem in die Breite und bildet fo eis nen Schmiedehammer. Auch mit einer Wage vers E3 glich 38 Der Hammerfiſch. glich man ihn und fo entftund fein lateinifcher, grie⸗ chiſcher und englifcher Nahme. Die Mearfeilier dachten bey diejer Form an eine gewiffe Art von Judenhauben, die Holänder aber an ein Kreuz, und fo nanntenihn jene Judenfiſch, diefe Kreuzftich. Un beyden Eeiten des Hammers, der Wage, des Kreuzes, oder was man fonft lieber will, ftehen die gropen drohenden Augen, die eben nicht geſchickt find, den etwas fchauerlichen , erften Anblid® diefes Fiſches angenehmer zu machen und zu mildern. Da fie etwas nach unten zu ſtehen, fo iſt er im Erande, die unter ihm und zu feiner Seite befindli- hen Thiere wahrzunehmen und auf fie Jagd zu machen. Unten, woderKumpfan den Kopfgrängt, ift der zahnvolle Rachen (16), den man aber nur dann erblickt, wenn man den Fiſch umwendet. Die Farbe des Hammerfifches ift oben grau, unten weiß lich, Eeine Haut ift rauf, Alle Floſſen haben ei: nen halbmondförmigen Ausſchnitt. Der Koͤrper iſt 8auch mehrere Fuß lang. Man hat ſchon 400- 500 Pf. ſchwere gefunden. Im mittellaͤndiſchen Meere, vorzuͤglich um Smirna, und im americaniſchen Ocean, am Hänfigften in der Nähe der Antillen, wird der Hammerfiſch gefangen, Er ift in ber That Der Menſchenfreſſer. 39 That ein furchtbares, grauſames Naubthier, Die Neger gehen ihm, wo fie ihn merfen, mit vereinten Kräften zu Leibe und müßen es wohl thun, wenn fie nicht im Schwimmen und Tauchen unglüdtlich werden und ganze Glieder einbüßen wollen. Gein Fleiſch iſt ungenießbar, gibt wenigftens nur eine fehr fhledyte Nahrung. Man fängt ihn gewöhnlich mit Angelhacen, Doch alle die angeführten Hayfifche Formen weder im Abficht auf den furchtbaren und großen Rachen, noch auf die Gefräßigkeit Dem YZenfchene freſſer (S. Carcharias, le Requin, Hundshay, Seewolf, Jonasfiſch 17) gleih. Man finder ihn noch bis auf diefe Stunde 20—30 Fuß lang, 9—1o Fuß im Umfange und zehn bis funfzehn Taufend Pfund ſchwer: fehließt man aber aus der Größe der verfteinerten Zähne, die man in Sicilien und Malta finder, und deren Feftigfeit auch Jahrtau⸗ fende, die fie in der Erde liegen mögen, nicht zer⸗ ftoren Fonnte, auf den Umfang, den der mit meh: sern Hunderten folher Zähne beſetzte Rachen noth- wendig haben mußte; fo darf man mit Necht ans nehmen, daß ed ehemals Menfcyenfreffer gegeben haben müße, in deren offnen Rachen auch ein Riefe & | aufs 40 - Dr Menfchenfiefier: aufrecht hätte hineingehen Fünnen. Denn aud) die Fiſche und Seeungeheuer hatten ihre goldne Zeit, die nun vorüber ift, und fie Fünnten mit größer Rechte, als Rouſſeaus Nachbether in Abſicht des Menſchen thun, der Eultur alles mögliche Boͤſe nach⸗ ſagen. Ehe noch der Menſch es wagte, auf den Meeren herumzueilen, als waͤren ſie feſtes Land, ehe noch ſeine Kuͤhnheit, ſein Erfindungsgeiſt und ſeine Habſucht der brennenden Hitze der Linie und den Eisfeldern des Nordens trotzen lernte, da hatten die Bewohner des Weltmeeres, in ſo weit es wenig⸗ ſtens vom Menſchen abhieng, ruhigere Tage, und mancher Hay, der jetzt in der Bluͤthe ſeines Lebens an der Harpune zappelt, moͤchte in jenen Zeiten noch ein Paar Jahrhunderte das Schrecken ſeiner Mitgeſchoͤpfe geblieben ſeyn. Die Fortſchritte der Menſchheit in Abſicht auf Bevoͤlkerung und Wohl⸗ ſtand geſchehen häufig auf Koſten des Thierreiches; je mehr jene Land erobert, um deſto mehr verliert dieſes. Indeſſen wenn auch gleich manches Ge⸗ ſchoͤpf und auch der Hayfiſch, von dem wir reden, die rieſenhafte Groͤße nicht mehr erreicht, die einige ſeiner Vorfahren vor Jahrhunderten haben mochten; ſo zeigt uns doch die Natur immer noch, was ſie ver⸗ Der Menfchenfreffer. 4 vermoͤge. Rondelet ſah einen Menſchenfreſſer, den man entzwey hauen und auf zwey Wagen laden mußte, um ihn weiter zu ſchaffen. Am Ufer lag ein andrer, in den der fetteſte Mann ohne Muͤhe hätte hineinkriechen koͤnnen: auch fand man in eie nem funfzehnfüßigen einen Mann: in feiner Kleidung und ein ganzes Pferd, in einem andern ein ganzes Rennthier, und wieder in einem andern, der bey Marfeille gefangen wurde, einen geharnifchten Mann Aeuferft merkwürdig ift die Gefchichte, die fi) 1758 im mittelländifchen Meere mit einem-fols chen Hayfiſch ereignete, Bey ftürmifcher Witte⸗ zung hatte ein Matrofe das Unglück, über Bord zu fallen, Umfonft war fein. Hülfe rufen, Ein Hay verichlang ihn ineinem Augenblicke. So fehr diefes entſetzliche Schaufpiel den Sapitain, der es mit ans ſah, in Schreden jegen mußte, fo verlor. er doch nicht Muth und Beifteögegenwart, Er befahl plößs lich, eine Canone auf den Hayfiſch zu löfen, und dieß geſchah ſo gluͤcklich, daß der Schuß, ſtatt zu zerſchmettern, nur ſtreifte, und auf das Ungeheuer einen ſolchen Eindruck machte, daß es den Matro⸗ ſen ohne eine bedeutende Verletzung von ſich gab. Dieſen fiſchten ſeine Kameraden wieder aus dem Fiſche J. Th, F Waſ⸗ 42 Der Menfchenfreffer, Waſſer, erlegten mit Stricken und Harpunen das ohnehin betäubte Thier und brachten esim Triumph zu ihrer Fregatte, Hier wurde ed aufgehängt und getrocknet. Der Capitän ſchenkte es dem Franzo⸗ ſen ſammt feiner Freyheit/ und num zog dieſer neue Jonas durch ganz Europa. Man wußte kaum, wen man mehr anſtaunen ſollte, den Menſchenfreſ⸗ ſer oder den Gefreßnen. Es iſt leicht zu erachten, daß dieſer Hay, denen, die die Geſchichte Jonas buchſtaͤblich erklaͤren, einen großen Gefallen that, und daß ſeit der Zeit der Nahme Jonasfiſch, den einige dem Cachelot, andre wieder einem andern Fiſche aaben, erſt recht für ihn in Gang kan, Faſt in allen Gegenden des großen Weltmee> res findet man dieſen Raͤuber. Er bleibt gern in der Tiefe, und nur der Hunger treibt ihn an, in vie Höhe zu ſteigen. So furchtbar er ſich gemacht hat, fo geht es ihm doc) wie allen Tyrannen, er hat ſelbſt Fein ganz forgenfreyes Leben, Den Pottfiſch fürchtet: er entfeßlich, flieht vor ihm nach dem Ufer "zu, und mag ſich ihm auch nicht nähern, wenn fein Feind todt ift, was doc) aud) den Feigen muthvoll macht. Faſt alle Wafferthiere, befonders den Kab- liau, das Seekalb/ den Thunnfiſch verſchlingt er | ganz Der Menfchenfreffer. 43 ganz, geraͤth aber zuweilen bey Verfolqgung des leistern in ein Meß. So fand man bey Sardinien einen in einem Thunnfifchhet, der g—ıo ſolcher Fiſche ganz unverfehrt in feinem Leibe hatte, Selbſt ſeines gleichen verjchont der Menfchenfreffer nicht. Dieß , erfuhr ein Lappe auf eine fonderbare, man'möchte ſagen, drolligeWeife, Er hatte einen folhen Hay gez fangen, und ihn noch an der Angelkette am Hintere theil feines Kahus befeftiget. Als er furz darauf nach feinem Hay ſah — war er weg. Nicht (ange nachher fieng er einen weit größern, und in feinem Bauche and) den Vermißten obendrein, Menfchenfleiich ſcheint inzwifchen doch dem Menfchenfreffer das liebite Sutter zu ſeyn. Es ließen ſich eine Menge Beyſpiele von Menſchen anfuͤhren, die er zum Theil ganz verſchlungen, zum Theil bloß verſtuͤmmelt hat. Er macht das Baden auf mancher Rhede, ja ſelbſt am Ufer ſehr gefaͤhrlich. Ein Frauenzimmer, das am Ausfluſſe des Lamentins badete, wurde ganz verſchlungen, ein Schüler des P. la Feuille verlor ein Bein, und viele Matrofen erfuhren eben dass felbe. Aber erift fo eckel nicht, daß er Leichen ver⸗ ſchmaͤhte. Denn er begleitet die von Africa mit ‚Stegerfelaven feegelnden Schiffe, in deren Nähe ed | "52 nie 44 Der Menfchenfrefler. nie an Leichen fehlt, da Selbſtmord, Gram, Kum— mer, Mißhandlung und elende Koft einen beträchts lihen Theil aufreiben, ehe fie an dem Ort ihrer Beſtimmung anlommen. Uber wer wird Diefen Uns glücklichen nicht ihre Ruhe, ihr Grab im Hayfiſche gönnen, da fie dem fchredlichern Schickſal, das fte vielleicht betroffen hätte, auf immer entriffen find, und da ihnen Fein Hayftich fo furchtbar , als der Menſch, ihr Bruder feyn kann? Und wer moͤchte nicht auch dem feſten Land ein Raubthier wuͤnſchen, das diejenigen, die die fluchwuͤrdige Speculation, mit geraubten Menſchen zu handeln, machen und beguͤnſtigen, mit ſeinem Rachen bedrohte. Doch wir haben immer noch nichts von der Geſtalt des Menſchenfreſſers geſagt. Dieſe hat außer der Groͤße nicht viel Auszeichnendes. Der Kopf iſt ziemlich ſpitzig und hat eine mit Naſenloͤ— chern verſehene Schnauze, der Koͤrper geſtreckt, die Haut rauh und von grauer Farbe. Hinter den halbbedeckten Augen ſind die Waſſerloͤcher ſichtbar. In dem weitgeſpaltnen Rachen ſind mehrere Reihen ſaͤgeformiger, oben zugeſpitzter Zaͤhne, deren bey ei⸗ nem vollig Ausgewachsnen immer 400 — 500 ſeyn koͤnnen. Die vordern Reihen ſtehen feſt, die hin— tern — Die Menfchenfreffer. Ä 45 tern find beweglich, fo daß ihnen der Hay die Lage geben kann, die zum Ergreifen, Fefthalten und Zerz beiffen gerade nöthig iſt. Die Zunge iſt dick, breit und knorpelig. Raubgier und Vorwitz liefern den Menſchen⸗ freffer fehr oft ans Schlachtmeſſer. Mit einem Stuͤcke faulen Fleiſches kann man ihn auf eine Meile weit herbeylocken, und er beißt fehr leicht an, Hurt er reden, fo koͤmmt er aus der Tiefe herauf, Daher die Grönländer in ihren Kleinen Nachen von Seehundshänten über tiefe Stellen ganz ftill hin— fahren. Denn wenn fie der Raͤuber hörte, wäre es ihm ein Kleines, fie fammt ihrem Fahrzeuge zu ver= ſchlingen. Die Islaͤnder fchleppen an ihren Kähnen einen Seehundekopf, oder auch einen Sack mit Fleiſch, worin ein ftarfer Hacken ſteckt, an einer eis fernen Kette nach, und leicht beißt diefer Hay an und füngt fi, Beym Walfifchfange kann man oft das ſeltſame Schaufpiel fehen, daß indem der Menfch oben plündert und die Barten ausfhneidet, der Hayfifch unten große Stuͤcke Fleiſch aus dem Leib reißt, Nichts gleicht der Wuth, nichts dem Umfihfchlagen und Toben, wenn er feine Gefan: genfchaft merkt, Er übergibt ſich vor Angft fo hef⸗ 83 | tig, 46 Bi. Menfchenfreffer. tig, daß er feldft feinen Magen herausftoßt, Viel⸗ leicht war das bey dem Matrofen, von dem wir oben erzählten, der Fall, da der Hay über den Schuß erichrach, Ehe die Matroſen einen gefangnen Hay auf das Verdeif ziehen, hauen’ ſie ihm den Kopf und den Schwanz ab, weil er mit dem einen noch tüchtig beißen, und mit dem andern auc) ohne Kopf gewal⸗ tig um jich ſchlagen kann. Er hat einen Feind und einen Freund zu ungertrennlichen Begleitern. ' Fer nes iſt der Saugfiſch, der ohne Furcht vor feinem Rachen fidy an ihn anhängt, die Meere mit ih durchſtreicht, aber auch) oft mit ihm gefangen wird, Sein Freund aberift eine gewiſſe Stichlingart, mit dem Zunahmen der Pilote, der fich überall befindet, - wo unferMenfchenfreffer ift, gemeiniglich eine Fleine Strecke vor ihm hergeht, und von ihm mit ſolcher Schonung behandelt wird, daß er ihm im Rachen berumfchwimmen darf. Die Sache ift fo unläugbar als unerklaͤrlich. Denn daß diefe Kleinen Fifche Dies jenigen, die fie antreffen, vor ihrem graufamen Ges fellfichafter warıren, und dann aus Dankbarkeit et mas von diefer ihrem Raube befümen, das ſchmeckt fehr nach einer Fabel, Sein Fleiſch ift noch das gehiefbarfte Hayfiſch⸗ ö fleiſch. Der Saoͤgefiſch. 47 fleiſch. Die äußere Lage iftroth und zart, die innere etwas hart und weiß. Sn Zeland wird es roh und getrod'net gegeffen, auch läßt man es, damit edzärs ter werde, in einen gewiffen Grad von Fäulniß übers gehen, Hier verfertigt man auch Schuhe und Pfer⸗ degeſchirre aus der Haut. Die Leber, die zuweilen ‚mehrere Tonnen füllt, gibt Thran,ı Aus der Zunge machen Die Neger eine große Delicateffe. Die Wirs belbeine tragen die Senegallifchen Mädchen, wie ein Paternofter angereiht, als einen Gürtel um den Leib. Noch fuͤrchterlicher fallen die Waffen des SA gefiſches (5: Priftis, S. Serra, ba Scie de mer 18) ins Auge, . Denn er trägt vorn am Kopfe ein oft mehrere: Ellen langes, ſchwertfoͤrmiges Gewehr, das Fnochenhart, und auf beyden Seiten mit Zähnen ‚ ıbefest ift, die weder immer gleichviel noch auch auf beyden Seiten von gleicher Anzahl ſind. Gewöhne lich findet man zwiſchen 20—28 Zähne, Zum Ans ‚griff wie zur Gegenwehr dient es ihn vortrefflich. Er reißt andern Fiſchen den Bauch damit auf, um ſich ihrer leichter zu bemaͤchtigen; beſonders trifft dieſes Loos den Wallfiſch, deſſen Todtfeind er zu ſeyn ſcheint. Es iſt ein entſetzlicher Kampf, wenn * dieſe * 48 Dar Soͤgefiſch. dieſe beyden an einander gerathen, wenn der eine mit feinem Schwert eindringt, der audre Durch einen Fräftigen Schlag mit dem Schwanze den Streich ab⸗ zuwehren ſucht, der Schwertfiſch nun von oben auf den Wallfiſch zuſtuͤrzt, und dieſer wuͤthend das Meer in Bewegung ſetzt, Wellen wie Berge aufthuͤrmt und das Waſſer mit ſeinem Blute faͤrbt. Krieg iſt das beſtaͤndige Gewerbe des Saͤgefiſches, und es fehlt ihm, wie das beym Staͤrkern immer der Fall iſt, nie an Gruͤnden, ihn anzufangen. Bald iſts der Weg, bald ein Fiſch, bald ein Weib, woruͤber er einen Kampf mit andern beginnt, bis vielleicht keiner von beyden davon Gebrauch machen kann. Er ruht nicht eher bis ſein Feind todt, oder ſeine Saͤge zerbrochen iſt. Zuweilen ſieht ſeine blinde Wuth ein Schiff fuͤr einen Wallfiſch an, rennt ſtuͤr⸗ miſch darauf zu, und zerſplittert ſeine Lanze. Auch trifft es nicht ſelten, daß ſich die Saͤgefiſche ſelbſt in die Zaͤhne gerathen, und das Schauſpiel, wenn zwey ſolche Renomiſten einander herausfordern, muß fuͤrchterlich ſeyn. Der Naturforſcher Muͤller beſaß ſelbſt eine ſolche Saͤge, in der ein abgebrochner Zahn von einer andern feſt eingeklemmt ſaß. Wie hitzig muß nicht da geſtritten worden ſeyn. Friedlicher | iſt Dar Saͤgeſiſch. 49 Atder Gebraud), „den er von dieſem Werkzeuge macht, um Seegras damit abzumaͤhen. Das Fältefle, wie das wärmite Clima kann der Saͤgefiſch ertragen. Denn er iſt bey Spitzbergen, wie um Braſilien zu Haufe. Er Fan ohne die Säge, die gewöhnlich ein Drittel. oder Viertel feiner ganzen Länge iſt, 15 Fuß lang werden. „Bey Gt. Croix gerieth einmal einer auf den Strand, deſſen Kopf ſo ungeheuer ge⸗ weſen ſeyn ſoll, daß die untere Kinnlade 14 Fuß maß. Ein Ruͤckgrathwirbel war 13 Zoll lang und 7 hoch. Nach dieſen Verhältuiffen, müßte dieſes Thier eine außerordentliche Groͤße gehabt haben, Der Koͤrper des Saͤgefiſches iſt geſtreckt, die Haut glatt. Am Ruͤcken und an den ‚Slofien hat er eine Dach aber eine sweißliche Farbe. Die Ylugen Haben einen, ſchwarzen Stern und einen goldgelben Ring, Hinter ihnen: find. die, Waſſerldcher. Er kommt le⸗ bendig zur Welt. Aber die Natur hat dafılr geforgt, daß, die Säge den Leib der Muster nicht zerreiſſe. Die Zacken ſind in eine Haut eingewigfelt, und. die ganze Saͤge iſt gebogen und zuruͤckgeſchlagen. Wir erblicken in der Abbildung einen ſolchen jungen Sägen (19), der, den loſtbaren Sack, mit der Siſche J. Th. G naͤh⸗ 0 Der Sauhund. naͤhrenden Feuchtigkeit an ſich traͤgt, und auch eins der herrlichen Denkmale von der muͤtterlichen Sorg⸗ falt der Natur für alle Geſchoͤpfe ift. So derb auch der Nahe Sauhund (S. Cen- trina, IaCentrine, Seeſchwein, Seehund 20) klingt, fo bezeichnend iſt er doch. Denn außer dem, daß man überhaupt ale Hayfiſche um ihrer Gefraͤßigkeit willen Hunde (chiens demer) nennt, fo 'hat diefer Hay von einem Schweine das behagliche Wälzen im Schlamm und Roth an ſich, Und auch ſein dicker, fett ;, wohl: genährter Körper erinnert am dieſes Y ‚iger ange⸗ nehme, ald nüßliche Thier. Dure eine einfache Reihe von Zähnen in der Unterfinnl- e jenes i immer offenftehenden Maules, zeichnet ſich der Sauhund von andern Hayfiſchen aus. Die obere Kinnlade hat Reihen. Der Rumpf iſt gewiſſer Maßen drey⸗ eckig, der Rücken ſchatfſpitzig zugehend, oben braun, unten weißlich. Die zwey Rüctenfloffen fi fchließen einen harten, ſcharfen Stachel ei, der nur den Maͤnnchen eigen ſeyn ſoll, und den Yelian, ‚aber freylich nur, Aelſan — für giftig halt, Das mit⸗ tellaͤndiſche Meer iſt der Aufenthalt dieſes Raͤubers. Selten nähert er fi) den Küften. Seine größte Länge beträgt 3—4 Fuß. Kein Hayfiſch hat ein zäheres Das Seehuͤndchen. 51 zaͤheres Fleiſch. Nur Armuth und Hunger lehren es eſſen. Die Haut kann man zum Poliren brauchen, und die Leber gibt ein Oehl, das man gegen Glie⸗ derſchmerzen ſehr ruͤhmt. Der kleinſte unter den Hayfiſchen iſt das Sees huͤndchen (S Catulus, la Roujette, der klein ge⸗ fleckte Hay 21). Ein angenehmes Ausſehen hat diefer hoͤchſtens 2— 3 Fuß lange Hay, und feine zus - fammengewachönen, ſich in eine Spitze verlierendem Bauchfloſſen und der Fleingeflecfte Körper unterſchei⸗ denihn von andern hinlänglich. Ein bleiches Roth mit einer Menge von braunen Flecken und dem glaͤn⸗ zend weißlichen Bauch laſſen ihn beſſer als manche andere Hayfiſche ins Auge fallen. So klein er if, fo ift doc) fein Rachen fürchterlich genug bewaffnet. Jede Kinnlade hat vier Reihen einwärts gekruͤmm⸗ ter, ſaͤgeformiger Zaͤhne mit 3 Spitzen, deren mit⸗ telſte am laͤngſten iſt. Die Waſſerloͤcher liegen hin⸗ ter den halbbedeckten Augen, und ohnweit der ziem⸗ lich ſtarken Bruſtfloſſen bemerkt man die großen Luft⸗ loͤcher. Im mittellaͤndiſchen und indiſchen Meere und im Dcean iſt er nicht ſelten. Seine glaͤnzende, ſtachelnvolle Haut ift zum Poliren und zu Webers zügen brauchbar, Einige loben, andre verwerfen fein Fleiſch. Die Leber gibt vortrefflichen Thran. G 2 Wir 52 Der Pferdehay. Mir haben oben: bey den Rochen. der Seemänfe, oder eigentlich. ihrer fonderbaren vierhoͤrnigen Eyer gedacht, und bald darauf bey den Hayfifcheyern, wenn man die Sapfeln, worinderfchon ziemlich aus— gebildete Embryd ans dem Leibe » feiner Mutter kommt, anders. fo nennen darf, einer zwar aͤhnli⸗ chen, aber doch euch etwas; verſchiednen Anftalt der Natur erwähnten Hlerfinden wir Öelegenheit, dieſe treffliche,, ruͤhrende Einrichtung näher unter daß Auge unſrer Leſer zu bringen. Gie fehen bey (22) und (23) ſolche Capſeln, deren Aeußerliches gewiß fo leicht nicht. errathen läßt, was man daraus ma⸗ chen foll. Oeffnen wir aber die Eine, fo erblicken wir das noh aatız kleine Seehuͤndchen (24), ſammt der Nahrungsblaſe, in der andern aber einen kleinen Rochen (25) mit einem aͤhnlichen Sacke. Wir uͤberlaſſen bey; dieſem Schauſpiel unſre Leſer ihren eignen Gefuͤhlen; wir würden eine Ungerechtigkeit gegen fie zu begehen glauben, wenn wir ihnen hier Bewunderung der Weisheit und Güte Gottes und Zufriedenheit mit der Führung deffen, ‚der für. Sees ungeheuer ſo zu ig weiß, NM empfehlen wollten. 2, Vom Dfertchag cs Sr dem aller⸗ „größten dr — 4 4 en f, KARATE ' PEan — — N — Veh 2 EB } v I . , j # ‘ AL H > x R \ Y ” g ur vi — x — 1 — er — — — v — di — — Fe he { J % Der Pferdehay. 53 groͤßten unterden Hayfiſchen, müßen wir ung begnuͤ⸗ gen, hier einiges bloß erzählend anzuführen, da es an einer guten Abbildung von ihm mangelt. Man hat ihn fchon 36-40 Ellen lang gefunden. Don feiner Schwere kann man fich daraus eine Vorſtel⸗ lung madsen, daß an dem bloß mit Seegras aus⸗ gefuͤllten Fell eines Pferdehayes, von nur achtehalb Ellen Lange, 2 Pferde genug zu ziehen hatten. Es ift 2 Singer did‘, und fo voller Zacken, daß man es nur mit Handfhuhen anrührt, Seine Sloifen find zum Theil 2 Ellen lang und eine breit, Er traͤgt die Rücdenfloffe wie ein ausgefparnntes Segel, Deßwe⸗ gen. nenuen ihn die Schottifchen. Küftenbewohner Segelfiſch. Sp groß er ift, fo dumm iſt er auch, und läßt fi ganz nahe kommen und die Harpunen in den Leib treiben. Aber dann, ſobald erö endlich merkt, wird er wüthend, fchießt auf den Grund des Meeres, wälzt fih, fo daß er die Eifen noch weiter hineindruͤckt, fie verbiegt, und fich in den Stricken verwidelt. Oft mülfen ihm die Schiffe, wenn er bereitö verwundet iſt, 2—3 Tage nacheilen, und er ift im Stande, ein Schiff von 7o Tonnen am Harpu⸗ nenfeil gegen einen ſtarken Wind zu ziehen. & groß fein Rachen ift, fo enge iſt doc) fein Schlund, denn "r 63 er. 54 Die Pfeilrage, er lebt nur von Inſecten und Gewuͤrme, und iſt im Grunde ſehr unſchaͤdlich. Eben um dieſes engen Schlundes willen hat man ihm die von andern eins geräumte Ehre, den Jonas verfchlungen zu haben, wieder abgeſprochen. Doch hat ein Bifchoff dem Propheten ſeinen Platz außerhalb des Schlundes zwiſchen den Ohren angewieſen. Tab. VII. Seeratze. Chimæra. Die Pfeilrabe (260). Beſſer Seeratzen, um des langen Schwanzes wil— len, als Seedrachen nennt man die 2 Knorpelfiſche, fuͤr die man dieſe Gattung angenommen hat. Denn nicht nur, daß ſich die Einbildungskraft bey dem Wort Drache immer etwas Fliegendes vorſtellt, ſo kommt der Nahme Seedrache ſchon einem andern Fiſche zu. Ueberdas hat die Benennung Seeratte in einem ganzen Lande, in Norwegen, das Buͤr⸗ gerrecht. Ein einziger gezaͤhnter Stachel auf dem Ruͤcken zeichnet dieſe Gattung vor andern hinlaͤng⸗ lich and. Nur Ein Luftloch ſteht zu beyden Sei: ten des Halſes. Es iſt eine Art Kiemendffnung, | hinter — A Sn Kr in Die Pfeilratze. 55 hinter der die 4 zottigen Kiemen liegen, durch deren Zwiſchenraͤume das Waſſer ausſtroͤmt, ſo daß keine beſondere Waſſerloͤcher noͤthig ſind. Der unfoͤrm⸗ liche Kopf iſt oben ſeltſam zugeſpitzt. Der Mund oͤffnet ſich unten. Jede Kinnlade hat zwey Schneis dezaͤhne und die Oberlippe iſt fünfmal getheilt. Der geſtreckte Körper lauft in eine borftenartige, lange S Spitze aus. Nur eine von den beyden dieſer Gattung angehoͤrigen Arten koͤnnen wir etwas aus⸗ fuͤhrlicher beſchreiben. Im nordiſchen Meere hält ſich die Pfeilratze (Ch. Monſtroſa, la Clumére 26) auf. Ihr in ei⸗ nen duͤnnen Faden ſich endigender Schwanz macht fie ſehr kenntlich Der laͤngliche Kopf hat eine haͤß⸗ lich aufgeſtuͤlpte Naſe, deren innere Einrichtung vor⸗ trefflich iſt, und einen runden, flachen Knorpel mit einem eckigen Strahlenkreiſe wahrſcheinlich darum enthaͤlt, um fremden Koͤrpern den Eingang zu ver⸗ wehren. Aus einer Menge kleiner Oeffnungen am Kopfe läßt ſich ein aͤußerſt klebriger Saft auspreſ⸗ fen, der im Feuer praſſelt. In dem kleinen Maul befinden ſich außer den gefurchten Schneidezaͤhnen hinterwaͤrts auch Backenzaͤhne. Sonderbare Lape pen und EUREN der en machen den Kopf um BE 7 56 Die Pfeilratze. nichts ſchoͤner, eben ſo wenig als die großen Katzen⸗ augen mit ihrem in einem weißen Ringe liegenden meergruͤnen Stern. Dieſe erwarben der Pfeilratze den Nahmen Seekatze, Hellauge, und ſind ſeine Laterne beym naͤchtlichen Raube. Ueber und unter dem Auge ſind weiße, braun eingefaßte Linien, die ſich mit aͤhnlichen, vom Kopfe bis zum Schwanze hinlaufenden vereinigen. Das Maͤnnchen traͤgt auf feinem Kopfe einen knorpeligen Stiel mit einer Sta= chelkugel. Diefen Kopfpug kann es aufrichten und zum Angriff wie zum Schutze brauchen. In der Ruhe legt es ihn in eine dazu beſtimmte Vertiefung ruͤckwaͤrts. Auch beſitzt das Männchen (*) nahe, am After hoͤchſt ſonderbare knorpelige und zackige Sporen. Wenn der Norwege in dieſen Auszeichnun⸗ j gen. OD Unfre Abbildung ſtellt ein Maͤnnchen vor Eben um Biefer dem Männchen ganz eignen Theile willen, haben wir dies Abbildung des Aſcanius dem Blochiſchen Weibchen in der Folios ausgabe, (denn in der kleinern iſt wohl auch ein Maͤnnchen, aber nicht fo treu ale des Aſcanius) Nvorgezogen· "Mir fühlen ganz das Si, daß die fortdanernde Großmuth desihr. Ritters und un KR. Raths von Cobres uns eine ſolche Auswahl «um Beſten unſrer Leſer zu treffen erlaubt, Die Pfeilratze. 57 gen des Männchens etwas Großes und Königliches findet, und deßwegen diefen Fiſch für den König der Sifche Hält, fo will hingegen der gemeine Schwede, dad Frauenzimmer ſoll an ihm die Abfcheulichkeit eines übertriebnen Kopfputzes erfennen, und er wird nicht leicht eine Pfeilrage am Strande liegen fehen, ohne darin eine höhere Warnung gegen die Eitelkeit und. eine Veranlaffung zu einer Fräftigen Strafe ‚predigt wider fie zu finden. , Auf dem ſchoͤnen Sil- bergrunde diefes Fiſches, weswegen er beffer Silberr fi), als wie eö hie und da gefchieht, Goldfiſch, heißen würde, thun die braunen Flecken eine ange nehme Wirkung, Die Bruftifloffen find fehr groß und flügelähnlich; dieBauchfloffen Kleiner, an der erfien Rückenfloffe fteht der nad) hinten zu gezähs nelte Stachel. Mit ihm fich zu verwunden ift ges fährlih, Allein das Heilmittel liegt gleich in der Nähe, und befteht in der aus den Augen fließenden Feuchtigkeit. Die zweyte und dritte Ruͤckenfloſſe iſt ſehr ſchmal. Alle Floſſen ſind braun. Die Groͤße, die dieſer Fiſch erreicht, iſt nicht auszeichnend. Wenigſtens hat man noch keinen ge⸗ funden, der länger als 4 Fuß geweſen wäre. Mes dufen und Krebſe jcheinen feine gewöhnlichfte Nah: Sifche 1. TH, | gi zung vn A Der Stoͤr. rung zu ſeyn. Er geraͤth oͤfters in die für die Dorz fehe ausgeſtellten Netze. Sein Fleiſch iſt zwar eß⸗ bar, wird aber nicht ſehr geruͤhmt. Aus den Eyern, die den Huͤhnern ihren gleichen, machen die Neger Pfannenkuchen, und die getrocknete Schwanzborſte, ſo wie auch den Stachel der Ruͤckenfloſſe brauchen ſie als Pfeifenraͤumer. Das Oehl, das man durch Lein⸗ wand aus der Leber traͤufeln laͤßt, ſoll in Augen⸗ krankheiten und Verwundungen ein Kaya Dal fam feyu. Der einzige Gattungögenoffe der Pfeilrehe ſahn den Nahmen Seehahn (Ch. Callorhynchus, la Demoiſelle), der ſich dadurch vorzuͤglich auszeichnet, daß von feinem Kopfe wie beym Truthahn eine lange, - glatte Haut, über die Schnauze herabhängt. Er wird im Aethiopiſchen Meere und an der Pa von Chili häufig. gefangen. u 9. Ind m» — — — — — — werner U wm UL nz Stör. Acipenfer. Der gemeine Stoͤr (27.28). . Der Sterlet (29. 30). Der Haufen (31). Haufenfang | um. Atvalanıga) In mancherlen RrRuͤckſicht fehr merkwürdige Fiſche find * — mu x Bee — FA s N 4 Der gemeine Stör, 59 find die Störe, deren man 5 Arten kennt. Cie kommen darin überein, daß auf jeder Seite des Kopfs ſich eine ſenkrechte Spalte ald Kiemendffuung befindet, der zahnlofe Mund unterwärts liegt, und = der Kopf in eine Art von Schnauze ausläuft, die unten 4 Bartfafern hat. Der langgeſtreckte Körper ift eig und mit 7 Sloffen und mehrern Reihen von Schilvern verfejen, die, wenn der Fifch fehr groß wird, verfchwinden, Alle Störe find Zugfiſche und kommen aus dem Meere, das ihre wahre Heimath ift, ihrer Vermehrung und ihrer Nahrung wegen in Ströme und Fluͤſſe. Ihre Fruchtbarkeit überfteigt faſt allen Glauben, und der Nuße, den fie gewaͤh⸗ een, ift fehr beträchtlich. Saft alle Europa umgebenden, ja auch andere Meere beherbergen den gemeinen Stör (A.Sturio, PEjturgeon commun 27), der aus ihnen in die meis fien Ströme, und aus’ diefen in Kleinere Fluͤſſe und Landſeen, die mit jenen in Verbindung ftehen, kommt. Auf ihn fcheint die größte Entfernung und das vers fhiedenfte Clima feinen Einfluß zu haben; er gedeiht im Nil, wie in der fifchreichen Wolga, in der Dos nau, wie im Jaikſtrome, und Aftrafan wie Gertiuis denburg verdanken ihm ungemein viel, Das hohe iR H2 Meer — 60 Der gemeine Stoͤr. Meer fheint er überhaupt nicht zu lieben, und er verweilt Daher gern anden Kuͤſten, wo er beffer feine Rechnung findet, In Carolina kommt er im Sommer hiufiz in die großen Landſtroͤme, und fürzt oder wirft fid) über die hoben Wafferfälle herab, fo dag oft die nächtliche Stille durch ven Fall folcher Maſſen unterbrochen wird, und die Eimvohner nur Kähne unterftellen dürfen, um zumeilen, wenn das Gluͤck gut will, manchen Fang — ſchlafend zu hun. Fünf Reihen knochenartiger, geftrahlter Schil- der mit einer gefrümmten Spitze geben dem Körper des gemeinen Stoͤrs ein fünfecfiges Anfehen, und zahllofe, ganz Fleine zwifchen jenen liegende Schild: chen machen die Haut fehr rauh anzufühlen. Auch der Kopf hat Schilder, aber diefe find rautenformig. und weniger gewolbt. Durch) fie lauft eine Furche bin. Im Kopfe bemerken wir die fchönen Augen, ‚gleich dabey die Nafenlöcher, und etwas hinter ih⸗ nen den Siemendedel, der aus einem geftrahlten Blatte befteht, Der ftatt Lippen mit einem ovalen Knorpel eingefaßte. zahnlofe Mund, den wir auf der unten (28) Seite ded Kopfs deutlicher fehen koͤn⸗ nen, befteht eigentlich aus einer Röhre, die der Stör wie einen Ruͤſſel hervorſtoßen und zurächzichen kanu. Mit Der gemeine Stör. 61 Mit feinem fpigigen Kopf wühlt er den Schlamm auf, und fucht die darin verborgnen Fifche und Wuͤr⸗ mer, die vielleicht durch die Bartfafern angelodt werden, Seine Farbe ift eine Mifchung von blau, grau und weiß. Die obere Hälfte ift mit braunen, die untere mit ſchwaͤrzlichen Puncten befprengt. Die Bruftfloffe hat eine ſchoͤne Drangefarbe, vie andern Sloffen find ſchwaͤrzlich mit gelb. Der Stör kann eine außerordentliche ®röße erreichen. Selbſt ſchon weit von feiner Heimath, in Deutfcyland, fieng man einmal in der Elbe einen 18 Fuß langen, und in der Oder einen, der 200 Pf. wog. Aber das ift doch lange nicht das höchfte Maaß feiner Groͤße und Schwere. Sn Siberien befommt man Stoͤre, von denen ein einziger 200 Pf. Rogen, oder 150 Pf. Milch gibt. Daher es gewiß nicht übertrieben iſt, wenn Keuwenböc auf einen rechten Stürrogen 150 Millionen Eyer rechnet, Der Papft erbielt einft vom Herzog Carpineito einen Stör von ſechste⸗ halb Gentnern, ja man hat wohlfihon 10—ı2 Cent⸗ ner fchwere gefangen. Die Nahrung des Stors befteht nicht nur in Fifchen, z. B. Mafrelen, Has ringen, Karpfen, Lachfen u. d. m. fendern auch apallerotgel; Seefälber, ja fogar Holzwert kann H3 ſeine 63 Der gemeine Stön - ſeine Gierigkeit verſchlingen. Fand man doch bey einer Praͤlatenwahl in Neuzelle in einem Stoͤr einen ganzen Pudelhund, worüber die vornehmen Gaͤſte nicht wenig erſtaunten, und das Sprichwort: mäßig wie ein Stoͤr, eben nicht fo ganz richtig fanden. Im Winterihäft er fich in dev Tiefe des Meeres und auch der großen Fluͤſſe auf. Im Marz und April laicht er. Seine Fruchtbarkeit iſt, wie ſich aus einem Rogen, der 200 Pfund ſchwer werden kann, und wovon jedes Ey nicht größer als ein Hanfkorn iſt, ſchließen laͤßt, imgeheuer. Von der innigen Freund⸗ ſchaft des Stoͤrs mit dem Lachs ſcheint eben ſo viel zu halten, als von ſeiner Todfeindſchaft gegen die Ziege, die er auf dem Land verfolgen ſoll, was frey⸗ lich, wenn es wahr waͤre, ein Re AT feyn müßte, Ä Das Fleifch der Stoͤre iſt, beſonders wenn ſie eine Zeitlang in Fluͤſſen ſich wohlgenaͤhrt haben, fett und wohlſchmeckend. Es ſoll mit dem Kalbfleiſch einige Aehnlichkeit haben. Man kann es friſch, eingefalzen und marlnirt eſſen. Schwaͤchlichen Per⸗ ſonen widerraͤth man es als ziemlich unverdaulich. Bey den Roͤmern und Griechen ſtand es in großem ——— Die letztern nannten den Stdr den hei— EI? Ä ligen Der gemeine ati: 63 ligen Fiſch. Unter einer Begleitung‘ bon Muſik, brachten bekraͤnzte Diener den mit Blumen und Kraͤnzen geſchmuͤckten Stoͤr, bey beſonders feyerll⸗ chen Gaſtmalen, als die Zierde derſelben, auf die Tafel, Auch in neuern Zeiten würde er im Rom immer theuer bezahlt, und man weiß, daß im Jahr 1713 da8 Pfund uͤber 9 SI Und’ ein ganzer Stdr den Cardinal Gualtieri go Thaler koſtete, weil zu⸗ faͤllig zu gleicher Zeit ein Herzog zu einer Verloͤb⸗ nißfeherlichkeit darum handelte Im Grunde iſt das nicht zu theuer, ſobald man auch das in An⸗ ſchlag bringt/ daß durch — ſolche Thaten zuweilen ein Nahme auf die Nachkommenſchaft kommt, der ſonſt in ewiger Vergeſſenheit begraben‘ geblieben wäre, Wie viel mug fi) das nicht mancher koſten laſſen — und wie wohffeil ift nicht — eine folche Krone der Unſterblichkeit. Die Speiſe, die unter dem Nahmen Chinalia und Spinatia bekannt iſt, ver⸗ dankt dem Stör ihren Urſprung. Dem ſie iſt ſein in Scheiben BR. ER gefalgen und ' —* sro sa deicten Aber nicht nur das auch | PER ift unter dom Nahmen Caviar, in Ruß⸗ land ein großer Handlungszweig fuͤr dieſes Yün | Neich, 64 Der gemeine Stoͤr. Reich. Diefe berühmte Speife wird auf verſchiedne Art zubereitet, Es gibt naͤhmlich koͤrnigen und Sackcaviar; Diefer ift eine befre Sorte als jener, Den koͤrnigen zu machen nimmt man bloß den Stoͤr⸗ sogen, treibt ihn, um die Haute und Blutgefäße ab: zufondern, durch ein Sieb, ſalzt ihn dann ſehr ſtark, läßt die Salzlade ablaufen, und thut ihn in Tone nen, die feft zugefpündet werden. Den Sackcaviar aber weiht man nach gefchehener, Reinigung. in Salzlade, bisder Rogen nicht mehr mildt. Dann läßt man ihn abtriefen, thut halbpfundweife in fpis Bige Säde, die mit aller Kraft ausgerungen werz den , damit nicht die. mindefte Lade -zurückbleibe, fhlägt ihn denn ohne die Saͤcke in Faͤſſer, läßt ihn durd) einen Menfchen, der lederne Strümpfe anhat, feft eintreten, ‚und dann die Faͤſſer wohl theeren. Hoch eine. Art Caviar, die der türkifche heißt, wird fo gemacht, daß man Nogen- und Salzſchichten ab» wechfelnd aufeinander legt und. befchwert. Der fchlechtefte Caviar, iſt, wie das freylich gewoͤhnlich geſchieht, fuͤr die Arbeiter, die bloß die Rogen crepirter oder untauglicher Fiſche, auch die Ueberbleibſel von | jenen beifern Sorten dazu nehmen, falzen und prefz fen. Der Caviar wird theils auf Butterbrod und auf Der gemeine Stoͤr. 65 auf geroͤſteten Semmeln gegeſſen, theils auch unter andre Speiſen gemiſcht, um ſie wohlſchmeckend zu machen, und laͤßt in der Faſten die Fleiſchſpeiſen vergeſſen. In Rußland fehlt den Winter uͤber der Caviar bey keiner Mahlzeit. Im ganzen Lande herum wird er anf Schlitten nach den Städten ge⸗ führt. Und doch bleibt fo viel übrig, dag im Fruͤh⸗ jahr Dad, was der Winter nicht anfzehrte, ausge: preßt, in Tonnen geftampft und ins Ausland ges fuͤhrt wird. Bloß aus Petersburg gehen jährlich 80000 Pfund Caviar in die Fremde und die Aus⸗ fuhr desfeiben ift für 100000 Rubel verpachtet, Menn man bevdenft, dag allein in Aftrafan 100 und mehr Tonnen Caviar gemacht werdem, wozu doch wohl Millionen, ja Billionen Eyer erfordert wers Den, fo muß man billig über die Fruchtbarkeit der Natur hier mehr als fonft erflaunen, Sollte man nicht glauben, die Störe müßten dadurch noth⸗ wendig außgerottet werden, daß man fo viele Tau⸗ fende,, im Augenblick, da fie fich ihrer zahlreichen Nachkommenſchaft entledigen wollen, fängt, den Nogen herausreißt, und auf einem Butterbrod im Grunde mehr ald hundert junge Store zugleich ift? Alber nein; die Natur ift unaufhoͤrlich freygebig, Giſche J. Ch, J und 66. Der gemeine Stör. und der leckerhafte Menfch kann nicht fo unerfchöpfe li) in Erfindungen ſeyn, ihre Schäße zu verſchwen⸗ den, als fie ift, die Luͤcken, die diefer macht, auszu⸗ füllen. Auch Fiſche lieben den Caviar, und der Anl Eriecht dem Stoͤr hinten in den Leib, und frißt feinen Nogen. Und doch merkt man fo wenig eine Abna hme dieſer Fiſchgattung, Daß zuweilen ihre zahl⸗ loſen Züge nordiſche Fluͤſſe ſchwellen, und durch ihr Andringen Wehre durchbrochen werden. In großen ſackfoͤrmigen Netzen von ſtarkem Bindfaden, faͤngt man den Stoͤr. Er tobt gewoͤhn⸗ lich nicht ſo heftig, wie manche andre Fiſche, wenn man ſie faͤngt, und liegt ganz ruhig in dem Netz, in dem er ſich verwickelt hat. Weil er zuweilen zu groß iſt, als daß ihn die Fiſcher in ihren Kahn les gen Fönnten, fo ziehen fie ihm durch) das Maul und die Kiemendfinung einen Strict und fchleppen ihn dann fo an ihrem Kahne mit fich fort, Doch duͤrfen ſie ſich wohl vorſehen, daß er ihnen nicht unvermu⸗ thet mit feinem Schwanze einen derben Schlag gibt. Man weiß ein Beyfpiel, daß ein Stör einem unvors fichtigen jungen Menfchen, der ihn and Land ziehen wollte, die Füße abſchlug. Auch zerfcehmettert er fiarfe Stangen, Sn Rußland fängt man ihn am häufige Der gemeine Stör. 67 häuftgften im Winter, und hohlt ihn mit Haden un⸗ ter dem Eife hervor, wo er ſich doch fo ficher glauben Fonnte. Da die Kälte die Verfendung des friſchen Fleiſches erlaubt, fo hat es dann auch einen’ höhern Merth, als im Sommer. Daher haben die Koſacken, die fich mit dieſem Zange abgeben, ineinigen Gegenden das weife Gefeß gemacht, alle Störfijche, die im Some mer von ungefähr in ihre Netze gerathen, wieder ind Waſſer zu werfen, um fie im Winter beffer und zu einem höhern Preife nugen zu koͤnnen. Ueber dieſem Geſetze halten jie fo firenge, daß der, der es übertritt, nicht nur aller feiner Fische beraubt, fondern auch tüchtig geprüigelt wird, und das von Rechts wegen. Nicht jeder Koſacke begibt fich, wenn er will, ans Eis, um es aufzuhauen und Störezufangen, Nein, man geht bey dieſem Fange ſehr ordentlich und gemein— ſchaftlich zu Werke. Schon im Herbſt merkt man “die Plaͤtze, wo ſich die Störe ſehr häufen, und alſo zu vermuthen fteht, daß ſie in den tiefen Stellen, in dichten Reihen neben einander liegend, ihr Winter: quartier nehmen werden. Ja man will behaupten, x daß die Koſacken durch das Eis, fobald es fich geſetzt bat, indem fie fich darauf legen und ein Tuch über fich decken laſſen, auf den Grund fehen koͤnnen. | 5a Mit J 68 Der aemeine Stoͤr. Mit dem Aufange des Zanners werden die Erlaub⸗ nißfcheine zum Sange ausgetheilt; jeder erhält einen beftimmten Dit, und ein Canonenſchuß gibt das Zeichen, daß nun alle auf ihren mit den fluͤchtig⸗ ften Pferden befpannten Schlitten fich zu gleicher Zeit hinbegeben. Ein zwenter Schuß verfündigt ihnen, daß ſie nun das Eis aufhauen duͤrfen. Iſt das geſchehen, fo Hält jeder einen Hacken, der an ei⸗ ner langen Stange befeſtigt iſt, nahe an den Grund des Waſſers. Damit die Stange nicht von der Ge walt des Waſſers fortgeriffen werde, hängt ein Ger wicht vona—5 Pf. daran. Dieaus ihrer Winterruhe aufgeſchreckten Störe eilen nun Strom aufwärts; aber indem dex Koſacke merkt, daß einer uͤber ſeinen Hacken hinſchwimmen will, zieht er die Stange ſchnell an ſich, rennt ihm fo das Eiſen in den Leib, wors auf er ihn dann and Sand fihleppt; vermag er das wegen der Schwere des Store nicht allein, fo ruft, er feinen Nachbar herbey, mit dem.er dann ‚aber auch feinen Rang theilen muß. Neun Tage währt dieſe große Fifcheren, doc) wird für jeden Tag ein andrer Diftriet gewählt. Den erfien Sifch, dem der Koface dabey befommt, gelobt er ſchon im Voraus der Kirche, Darüber hat es aber ſchon manchmal ne Schläge Der gemeine Stör. 69 Schläge gegeben , wenn der, der nicht fo frengebig iſt, den andern beichuldigt, er habe durch fein Ger lübde ven Himmel beſtochen, fo daß alles an feinen Hacken Fame, indeß andre leer ausgiengen. Andre wurden Durch) ihre Geluͤbde mißtrauiſch gegen die Kirche felbit, Sie verließen ſich auf ihr Geluͤbde und fiengen nichts; ver fleißige Nachbar hingegen ohne Gehübde viel, Fleiß und Aufmerkſamkeit, das ift eigentlidy das Gelübde, das der Himmel felten unbelohnt läßt, | Doch nicht bloß im Winter, naräfhh auch in Some mer wird der Störfang in andern Gegenden gemein: ſchaftlich betrieben, aber dann mit Netzen. Durch ausgeftellte Wachen wird es gemeldet, wenn die zahl» veichen Züge der Store aus dem Meere in die Flüffe Fommen, Auf ein gegebnes Signal rudern die Ay ſacken in ihren mit Asphalt beftrichnen Canots, die aus Pappelſtaͤmmen gemacht ſind, an den beſtimmten Ort und werfen ihre Netze aus. Weil aber um dieſe Jahrszeit das Fleiſch nicht friſch verſchickt werden kann, ſo haut man die Störe auf, reibt fie ſtark mit Seeſalz ein, und trocknet fie in der Luft, Bey dies fer Gelegenheit vergißt man nicht, außer dem Rogen und ber Blafe, auch eine Art Sehne, die andre für [2 3 das 70 Der gemeine Stör. das Ruͤckenmark halten, herauszufchneiden, Man verkauft fie ald eine große Delicateffe unter dem Nahmen Weſiga. Sin Frankreich wird der Stoͤr be⸗ fonders häufiginder Garonne, bey Bourdeaur, vom Februar bis in den Zunius, mit Netzen gefangen. Der Fifcher weiß ihn mit einem gewiffen Ring fo am Kopf zu faffen, daß er ihm durd) die Kiemendffmung und das Maul einen Strid ziehen und ihn fo Te bendig nach Bourdeaux fchleppen Fan, Man kann leicht denfen, daß ein fo merkwuͤr⸗ diger Fiſch in der poetifchen Entfchattung, wovon wir oben ein Pröbchen gaben, nicht vergeffen ſey. Wirklich bringt den Dichter fein Enthuſiasmus zu dem drolligen Ausruf: „O nackt gepanzert ſchoͤner Stier, mit zwoͤlfmal zwoͤlf gebognen Schilden, wie graͤßlich ſchoͤn kommſt du mir fuͤr, wer hat dich alſo koͤnnen bilden?“ Vielleicht hat ihn die Anekdote ſo warm gemacht, daß Aldrovandus von dem Biſchof Campejo, von Majorca, fiir einen hundert vierzig pfündigen Stör und die Befchreibung desfelben 1000 Ducaten,zur Ermunterung, ferner ſich mit den Sifchen zu befchäftigen, erhielt, Heut zu Tage fi find die Naturhiſtoriker wohlfeiler, Zwar eine Kleinere unter den Störarten, aber ſicher Der Sterlet. 7X fider die ſchmackhafteſte iſt der Sterlet CA, Ruthe- nus, le Sterlet 29) eigentlid) Sterljaͤd. Die groͤßte Länge, die er erreicht, beträgt 8 Zuß. Er ift von dem gemeinen Stör daran fehr leicht zu unterfcheis den, daß nur 3 Reihen Schilder auf feiner Beklei— dung fichtbar find. Auch find fie weder fo hervor: ragend und rund, noch mit fo ſtark gekruͤmmten Spitzen verſehen. Uebrigens aber fommt er in der Form des Körpers, der Bildung des Kopfs, der fies mendfjnung, den Bartfafern u. d. m. fehr mit ihm überein, Seine Sarbe ift ganz anders, Ein Ge mifche von grau, gelb und braun thut mit den gel: ben Schildern und den rofenrothen Flecken am Baus che eine nicht unangenehme Wirkung, Gein Kopf hat unten (30) die Flecken und Deffnungen nicht, die wir an dem Störfopf bemerken konnten. Wuͤr⸗ mer und Fiſchbrut, befonders der Nogen vom gemeis nen Stör und Haufen, find feine liebfle Nahrung. Er folgt daher dem letztern beftändig nad). Geine Sruchtbarkeit würde ihn noch häufiger machen, wenn nicht Raubfifche fo viele verfchlängen, Zuwei⸗ len iſt das Andringen einer ungeheuren Menge ge⸗ gen Wehre und Daͤmme ſo ſtark, daß man mit Ca⸗ nonen unter ſie feuern muß, um dieſe zu retten. Am a... Der. Sterlet. Am haͤufigſten iſt ver Sterlet im cafpifchen Meere, in ber Wolga und im Jaikſtrome. Der König Friedrich 11. von Preußen machte ihn in Ofipreußen, in Pommern und in der Mark, und Friedrich I. von Schweden in feinem Reiche einheimiſch. Der erflere ließ 50 Stüce kommen, wovon aber zo die Reiſe nicht überftanden. . Mir dem Reſt wurde der Stadtarar ben von Küftrin, aus dem fie fich bey einer Leber: ſchwemmung bald wieder verloren haben, und ein See, ohnweit Stettin, beſetzt, wo fie fi) noch im⸗ mer fortpflanzen. Aber freylich eigentlich gemein find fie noch nicht geworden. Nur fuͤr die Fonigliche Tafel, und auch das nur bey befonders Feyerlichen Gelegenheiten, werden einige ausgefiſcht. Doch erlaubte der große, unvergeßliche König durd) ein Handfchreiben dem Naturhiſtoriker Bloch, ſich bey der Bearbeitung feined claſſiſchen Fiſchwerks einen ausfiſchen zu laſſen, und man denkt auch hiebey mit \ Ruͤhrung, wie viele Mittel weiſe und gute Fuͤrſten haben, fi) fo verdient zu machen, daß man ING Nahmen vanfbar erwähnt, Das Fleiſch Des Eterlets ift, wie oben gefagt, vortrefflich, aber felbft in Rußland theurer. Auch ſchwaͤchliche Perjonen Tonnen es leicht verdauen. $ Sein Der Haufen. 73 Sein Nogen gibt den beften Caviar, der aber bloß an der Faiferliden Tafel verbraucht wird, und feine Blaſe einen fo trefflichen Leim, dag man das En 33 Pfund, mit go Rubel bezahlt, Auch der Gauſen CA. Hufo, Te grand Fftur- geon, die Beluge Zr) kann zwar ſchon auf den er⸗ ſten Anblick fein Störgefchlecht nicht verläugnen, bat aber Doch manches an ſich, was auch den flüche tigften Beobachter ihn gewig nicht mit den andern Stdrarten verwechſeln laͤßt. Wer dieß thim wollte) der muͤßte nur die kurzen Kiemendeckel, die ihre Oeffnung nicht ganz bedecken, die etwas kuͤrzere und ſtumpfere Schnauze (die aber doch zuwellen fo ſpitzig angetroffen wird, daß die ruſſiſchen Fliſcher ſolchen meiſtens ſehr fetten Hauſen einen eignen Nah⸗ men geben), die geraͤumigere Oeffnung des zahn lo⸗ fen Mundes, und die auf dem mit einem zaͤhen Schleim uͤberzognen Koͤrper befindlichen minder zahlreichen Schilder, unter denen ſich nur die auf dem Ruͤcken durch ihre Größe auszeichnen, ganz uͤber⸗ ſehen koͤnnen. Mit den Schildern geht uͤberhaupt bey dem Hanfen eine merkwuͤrdige Veränderung vor, Se älter er wird, um deſto mehr verſchwindet eine - der in juͤngern Fahren fichtbaren 5 Reihen nad) der Fiſche I. Th. K andern, 74 Der Haufen. andern, bis endlich gar Feine Spur mehr davon zu fehen if. Sollten fie vielleicht nur zum Schuße dienen, bis die Haut dick genug ift? Oder laffen'fie fid etwa als fonderbare Runzeln anfehen, die fich, fobald der Körper fi) ausdehnt und fetter wird, ausgleihen? — Merkwuͤrdig iſt die außerordent⸗ liche Elaftieität des weißen und halb durchſichtigen Naſenknorpels. Wenn man eine daraus verfertigte Kugel gegen den Fußboden wirft, ſo wird fie wie ein Ballen von Federharz zu wiederholten Malen auf: und niederjpringen, Der ſchwarze Ruͤcken des Hauſen ſpielt nach den Seiten zu, wie die Floſſen, ins Blauliche; der Bauch iſt weiß und hat einen Silberſchimmer. Er laicht im Maͤrz und April, und waͤhlt hiezu theils das Meerwaſſer, beſonders da, wo es durch hineinfallende Stroͤme verſuͤßt wird, theils die Flaͤſſe in denen er durch Reiben an den vom Sande entbloͤßten Stellen ſeine Eyer abſetzt. Einige kehren bald darauf wieder ins Meer zuruͤck; andere aber nehmen ihr Winterquartier an tiefen Stellen des Fluſſes. In den Flüffen geht er dem Weißfloſſer am Meiften nach, deffen Sleifch er ſehr liebt. Uber darauf befchranft fich fein Appetit bey Weitem nicht allein, Enten, Seefälber, ja felbft Holz⸗ Der Haufen. 75 Holzwerk foll er freſſen. Sein Magen ift fo weit, daß in einem mittelmäßigen Haufen 2 Seefälber ‚und einige Fiſche Play haben, Ueberhaupt ift er, in Abficht auf.die Größe, der König der Flußfiſche. Man findet ihmg—ı2 Ellen lang und 900-1200 ja fogar 2800 Pfund fchwer, Aus dem cafpifchen, ſchwarzen und mittelläns difchen Meere begibt ſich der Haufen in die Wolga, Jaik, Donau und in den Po, und er macht fo be⸗ trächtliche Reifen gegen den Strom, daß man ihn und zwar 300. Pfund fehwer, fchon bey Wien, ja noch höher hinauf, bey Linz gefangen hat. Aber was Fann ihn wohl zu 500 und mehr Meilen weiter Reifen veranlafien ? Bloß um zu laichen, möchte der Umweg zu groß ſeyn; Dazu würden einige Meiz Yen son der Mündung an, wenn es ja Flußwaſſer feyn muß, binveichen, Die wahre Urſache find ges wiſſe Kiefenfußartige Inſecten, die ihm in großer Menge auf der Stirn ſitzen. Diefe fucht er durch Schwinmen gegen den Strom abzufpühlen und den Schmerz, den fie ihm verurfachen, zu lindern, Es thut ihm daher , wenn man ihm fanft am Kopfe fratst, fo wohl, daß er ruhig liegen bleibt, fo heftig er Ber oft um fich fchlägt. Dieß wiffen die Fiſcher, a und 26 Der Haufen nnd fo Fonnen fie ihm mit befter Weiſe, wenn er it ein ſchwaches Netz geraͤth, ſtarke Haden anlegen, um ihn weiter zw ſchaffen. In der Donau faͤngt man ihn mit Harpunen, wenn er in der Tiefe, und mit einem Speer, wenn er an der Oberfläche iſt. Oder man pflegt auch in zwey Kaͤhnen ein Netz quer über den Strom zu halten, Eo wie der Haus fen mit der Schnauze gegen das Netz ſtoͤßt, prallt er zuruͤck, jeßt folgen iyim die Fischer immer mit dent Nez; und zwar fo, daß fie ihn auf'eine feichte Stelle treiben, wo er nicht mehr ſchwimmen kann. Hier giehen fie ihm einen Strick durch das Maul und die Kiemenoͤffnung, machen ihn wieder flott und fchleps pen ihn zu Markte, Vor feinem Schwanze darf man fi) biebey wohl in Acht nehmen. Sehr ſinnreich iſt die Arty wie an der Wolga und am Jaikſtrome der Hauſenfaug getrieben wird, und man macht auch hiebey die Bemerkung, wie in ſolchen Dingen oft die ungebildetſten Völker Lehrer Der gefittetern feyn könnten, Sie fchlagen naͤhmlich Dfähle quer durch den Strom und feen aus Reifern geflochtne Matten, an denen unten Steine befeftigt find, vor fie hin, fo daß die Strömung des Waſſers ‚fie wie eine sei Wand an den Pfählen feſt⸗ hält, Der Haufen. 77 haͤlte Wenn nunder Haufen an diefen Zaun kommt, fo ſchwimmt er daran hin, um einen Durchgang zu ſuchen; aber eben das ift fein Verderben, Er findet wohl einen, aber diefer führt in eine Kammer, aug der keine Erlöfung it, denn es ift vorn ein Fallgatz ter, das ploßlich niedergelaffen wird ; ſobald die Fiſcher an der Bewegung gewiffer auf dein Waſſer liegenden Querhölger merken, daß einer in der Kam⸗ mer iſt. Um auch michtlicher Weile Haufen fangen zu koͤnnen, ift vie fehvartige Einrichtung angebracht, daß, fobald der. Fifch hineintritt, Die Fallthaͤre von ſelbſt zufaͤllt, und eine Glode zu laͤuten anfängt, In der Kammer ſelbſt liegt ein Roſt, auf dem der Fiſch in die Höhe gewunden und dann mit Hacken weggenommen wird, worauf man banın wieder alles zu einem neuen Zange in Stand feßt. Nichts kann lebhafter feyn, als der im Minter um Aftrafan gemeinfchaftlich betriebne Hauſenfang. Es wird da, women bemerkt, dag diefe Fiſche ihr Winterquartier nehmen werden, eingefhärft, ja nicht zu fiſchen, und felbft im Vorbeyſchiffen die woͤglichſte Stille zu beobachten. Ausgeftellte Waͤch⸗ ter wmuͤßen Sorge tragen, Damit ja der Hauſen ſich hier ganz ſicher glaube. Im Anfang des Novem⸗ Wn SU bers 783 Der Haufen. bers werden alle Rifcher aufgebothen; an einem ber ſtimmten Orte zu erfcheinen,, und bier findet ſich auch der Defehlehaber des Schiffeomtoird mit einer. Menge zu dieſem Schaufpiel geladener Gäfte ein. Jetzt begibt ſich alles mit tiefem Gtibfchweigen an Ort ind Stelle, Ein Flintenfhuß ift das Zeichen für die Sifcher zur Abfahrt in ihren Böten, deren oft mehr als zoofind. Auf die bisherige Stile folgt nun ein gewaltiges Geſchrey. Die aufgeſchreckten Hauſen ſuchen bald oben, bald in der Mitte, bald in der Tiefe ihre Rettung: aber umſonſt; uͤberall ſucht man ihnen den Weg abzuſchneiden, und das beſtuͤrzte Hin⸗ und Herſchwimmen ſo großer Fiſche, zwiſchen den Boten, ihr wuͤthendes Umſichſchlagen mit dem Echwanze, macht mit dem Geſchrey der Siicher, ihren Flüchen, wenn Die Bote gegeneinander rennen, und die Netze fich verwickeln, ihrem Neid, wenn Das Gluͤck den Einen mehr als den Andern bes günftigt, dem frölichen Lachen der Zufchauer und ‚Den bunten Gewuͤhle derer, die den Fliehenden nach; geilen, ein Schaufpiel, das man ſich nicht lebhafter denlen kann. Dieß wird ſo oft wiederhohlt; als die Widter bemerfen, daß wieder andere Haufen von den verlaßnen Gruben Befiß genommen haben. a N De Haufen 79 Noch eine andere Art, die Haufen zu fangen, und zwar mit Angeln, iſt in Aſtrakan gebraͤuchlich und mit dem groͤßten Vergnuͤgen ſtellen wir dieſe, als eine Scene ruſſiſcher Induſtrie, in einer Abbil- dung (32) dar. An einem langen Tau ſind elne Menge von Stricken mit Angelhacken befeftiger, Don Strede zu Strede werden an das Tau durch⸗ borte Steine gebunden, um durch ihre Schwere das— felbe am Grunde. zu erhalten, woher es Grundfeil (ſuaſt) heißt, Am Ende wird es entweder an eis nem am Waffer fiehenden Baume befeſtiget, oder durch einen Anker am Wafferarund. fetgehalten, Dieſer Anker verräth durch feine Einfachheit Armuth, zwar nicht an Erfindung, wohl aber an Dietallgeräth: haften. Ein Paar Zweige fo abgeſchnitten, dag fie einen Haden bilden, vorn etwas zugeſpitzt, und zwifchen fie einen Stein gebunden, um die fehlende Schwere zu erfeßen, das ift Alles. An den Angeln, die mit Weißflofiern, ald Köder, verfehen werden, hängen an Roßhaaren Feine Kugeln von leichten Holze, oder auch bloß Buͤſchel von trodinen Kraus tern, die auf der Oberfläche bleiben, und bald ver N rathen, wenn ein Haufen angebiſſen hat, und haͤn— } ‚gen bleibt, Die in einem Canotaͤhnlichen Nachen —9 befind⸗ 80 Der Haufen. befindlichen Fiſcher Fommen dann herbey, ziehen den Haufen mit ihrem krummen Meffer zu ſich und ſchla⸗ gen ihn entweder mit einer Keule todt, ober ſchlep⸗ ven ihn auf die. fchon befannte Art mit ſich. Unſre Leſer fehen den Anker, die durchborten Steine, das krumme Meffer und die Keule im Vordergrunde lie: gen. Ein Paar Männer find gerade damit befchäftigr, das Grundſeil zu richten; eimer von ihnen fcheint Das etwas verbogne Meffer wieder zurechte zu ma: chen, indeß ein armer, halbnadter Kalmuͤcke allein mit feiner Angelruthe ımd einem Gefäße auf den Fiſch— fang ausgeht, um zu fehen, was ihm und den Gel: nigen fein gutes Glück befcheren will Sind nun die am Grundfeil gefangen Haufen ans Land ne bracht, ſo werben fie gefpalten. Jetzt wird der Ro⸗ gen, die Echwimmblafe, dad Ruͤckenmark ausge⸗ ſchnitten, das Fett geſammelt, das Fleiſch zerſtuͤckt, gewaſchen, in Salzwaſſer gelegt, in Schichten aufge⸗ thuͤrmt, und dann mit Salz uͤber und uͤber beſtreut. Friſch ſchmeckt es wie Kalbfleiſch, geſalzen aber wie Lachs, nur muß man es im letztern Falle einige Tax. | ge im Maffer liegen und das Salz ausziehen laffen, , Das frifche Fett wird ald Butter’ oder Dehl ges braucht, und ift in der That von-fehr gutem Ger (mad, i ; Ä In CR ik — En A En Mn ni — irren — | \ | N - | x» Ü 66 » Der Haufen. 81 ſchmack. Aus dem Rogen wird Caviar gemacht. In den recht großen Hauſen befindet ſich der ſoge⸗ nannte Belugenſtein, der ſich anfangs weich an⸗ fuͤhlt, an der Luft aber hart wird. Seine Form iſt nicht immer gleich. Zerſchlaͤgt man ihn, ſo bemerkt man wie einen Kern von Quarz, der am Bruche lau⸗ ‚ter einmwärtsd gehende Strahlen hat, Er laßt ſich ſchaben, und fteht bey den Rufen als Hausmittek in großem Anfehen. Cinige weifen diefem Stein feine Stee in den Nieren, andre aber mit mehr Grund in einer der Höhlungen nahe an der Aftere dffnung am, Auch die Haut des Haufen iſt nie unnuͤtz. Die Ruſſen und Tartaren Brauchen fie al& Serifterfcheiben,, und fie mögen, wenigftens was die Verhinderung der Einficht betrifft, ihnen vollkom⸗ ‚men die Dienfte der Spiegelgläfer Teiften, Daß ‚aber die Haut zu Riemen gebraucht werden Fünne, wird widerfprochen, | time Doch eine wichtige Benuͤtzung dieſer Fifchgattung, ver Store, iſt uns noch uͤbrig, und wir wuͤrden ſogar von unſern Leſerinnen, die ſie zum Caffee und zu Sulzen nicht gern entbehren wuͤrden, den Vorwurf einer Luͤcke anıd gefallen laſſen muͤßen, wenn wir die Hauſenblaſe Echtyocolla) ganz mit Stillſchweigen uͤbergiengen. viſche J. Th. Sie 82 Der Haukm Sie wird auf verfchiedne Art bereitet, ift aber auch von fehr verfchiedner Güte, und wirklid) ift die vom Haufen ſelbſt nicht, die befte Sorte. Der. Sterlet gibt die vorzüglichfte, dann kommt die von der Sewr⸗ juge, auch eine Stoͤrart, denn folgt die vom gemei⸗ nen Stoͤr und vom Hauſen; die ſchlechteſte iſt vom Wels. Nimmt man die Schwimmblaſe aus dem Fiſch, und reibt ſie mit einem reinen Tuche ſo lange, bis das Haͤutchen und die Aederchen abgehen, ſo er⸗ haͤlt man die veinfte Art, Sp wird die Blaſe des. Sterlets behandelt,, Bey andern ſchneidet man die, Schwimmblaſen auf, zieht das äußere Haͤutchen ab, wickelt fie in Leinwand und knetet daraus einen Teig, den man in Taͤfelchen formt, ſodann durchbohrt und an einer Schnur zum Trocknen aufhaͤngt. Wenn man Hauſenblaſe mit Kandelzucker ſchmelzen und zu einem gelben, durchſichtigen Leim kochen läßt, fo bes, kommt man den ſogenannten Mundleim. Loͤst man ſie in Branntwein auf, oder kocht ſie auch ein wenig, ſo erhaͤlt man einen ſo guten reinen Leim, daß man zerbrochne Glaͤſer, Porcellan ꝛc. nicht nur ſehr dauer⸗ haft, ſondern ſo unmerklich leimen kann, ſo daß man die Fugen kaum entdeckt. Selbſt in Apothes, ken, zu Heftpflaſtern und in Weinkellern, um truͤben Wein Der Haufen. 83 Hein Mar zu machen, ift die Haufenblafe nüglich. Doch bedient man ſich nicht immer der Blaſe allein, auch die Haut, die Floffen, Eingeweide ıc. werben dazu gebraucht; man läßt fie zu einem dicken Brey fochen und macht daran diinne Blättchen, die man vollen, und an einer durchgezognen Schnur zum Trocknen aufhängen kann. Daß die Italiaͤniſchen Fiſcher die Hauſen mit Muſik ans Ufer locken, um ihnen den toͤdtlichen Stoß zu geben, ſcheint keinen Grund zu haben. Denn fie lieben ja durchaus Fein Geraͤuſch. Vlelleicht iſt die ganze Sache eine bloße Verwechslung mit der freylich gang andern Art von reifenden — Fiſchen, die in jenem Lande ſchon oft mit Gefang und Muſik eingeſchlaͤfert wurden, und Freyheit, Unſchuld und Leben darüber verloren, | % ERETNETTERTETE TEST TREE TESTER, € | "Tab. XI. Knochenkiefe. Branchioſtegi. Seeteufel. Lophius. Da Froſchfiſch(33). Der Einhornteufel (34). Die Seekroͤte (35). So etwas mehr ald die eigentlichen Knorpel⸗ | tz fiſche 34 Seeteufel, » fiiche nähern fich die RnochenFiefe den Kifchen der folgenden Dronungen. Ihre Sloffen und Gräthe haben mehr Aehnlichkeit mit wahren Floffen und Graͤthen. Aber es fehlt, ihnen doch entweder der Kieferndeckel, ‚oder die Kiefernhaut, zuweilen beyde zugleih. Aeußerſt fonderbare Gefchöpfe enthält diefe Ordnung, Diele nehmen für fie Feine eigne Ordnung on, ſondern rechnen fie zu den Knorpel⸗ fiſchen. Faſt mehr Geburten der Einbildungskraft als wirklich lebenden. Geſchoͤpfen ſehen die Seeteufel aͤhn⸗ lich, und ſie haben faſt alles das an ſich, womit der erfinderiſche Aberglaube den Teufel ausſtattete, um ihn zum Inbegriff der Haͤßlichkeit zu machen. Si⸗ her wuͤrde allgemeiner Schrecken vor. ihnen herge⸗ hen, wenn fie die Größe andrer Geeungeheuer ers reichten. Sie find daran fehr leicht von andern Gattungen zu unterfcheiden, daß ihre Bruftfloffere mit einem Gelenke verfehen find, das gleichfam eis nen Ellenbogen bildet, Auf jeder Seite ift eine ein⸗ fache Kiemenöffnung. Einige Seeteufel haben eine außerordentliche Menge von Zähnen, fo daß nicht nut die Kinnladen ‚ fondern auch der Ganmen und. die Zunge voll davon find, Ihre Haut ift bünn,, | 2 y locker Da Froſchfiſch. 85 lecker und ohne Schuppen, und ihr Rumpf hat 7 Floſſen, wovon zwey ander Bruſt, zwey am Bauche, und eine am Ruͤcken, am After und am Schwanze fiten. Sie halten fich blog im Meere auf und leben von Raube, Man kennt 4 Arten, deren eine im⸗ mer abenteuerlicher. als die andre ausfieht. Sen der That ungeheuer ift der Kopf des Froſch⸗ fifches (L, Pifeaterius, la Grenouille vEcheufe, Ie Pecheur marin, Seewolf 33), dem feine Aehnlich⸗ feit mit den fonderbaren Masten, die die Fröfche in ihrer zarten Jugend tragen, feinen Nahmen gab. Er ſcheint aus nichts ale aus Kopf und Schwanz zu beſtehen. Obgleich fein Unterfiefer über das obere: herausgeht, fo kann er e& doch fo zuruͤckziehen, daß beyde aufeinander ſchließen. Beyde find mit einer Menge fpißiger, einwärts gekruͤmmter Zähne beſetzt. Die größern unter diefen flehen hinten und bewegen fih. Auch die breite Dicke Zunge und der Gaumen find voller Zähne, ja fogar im Schlunde find zwey Knochen mit vielen fpiigen Zähnen, Man kann kaum etwas Schredlicheres fehen, alsdiefen Rachen, Außen bemerkt man nichts von Nafen und Gehoͤr⸗ loͤchern. Vielleicht vertreten die Hoͤhlungen im Ober⸗ Ye ihre, Stelle, Sie fonnen um fo leichter bie rs, 83 Eim 86 Der Froſchfiſch. Eindruͤcke von außen anfnehmen, da der Froſchfiſch ſeinen Rachen faſt immer offen hat. Sonderbare Borſten ſind theils vor den Augen, theils auf dem Ruͤcken ſichtbar, wozu noch eine Menge Stacheln und wurmfoͤrmiger Anhaͤngſel kowmen. Den ſchwar⸗ zen Stern im Auge umgibt ein ſchwarz und weiß geſtrahlter Ning. Der Kopf iſt nach der Quere, der Leib aber nach der Laͤnge hin platt gedruckt. Die Kiemenhaut erſtreckt ſich uͤber die ganze untere Seite des Kopfs und bildet auf beyden Seiten große Saͤcke. Es iſt dieß eine Art von Backentaſchen, wie die Affen, Hamſter u. a. Thiere haben, um den Vorrath von Speiſe aufzubewahren, und nach und nach mit Gemächlichkeit zu verzehren. Wirklich iſt in Berlin ein Gremplar des Froſchfiſches, an dem ein betraͤchtlicher Sad ſich befindet. Die Haupt: farbe des Froſchfiſches ift oben braun, unten weiß, Die Floſſen ſind weißlich und ſchwarz eingefaßt. Die Bruſtfloſſen ſehen faſt Maulwuͤrfsfuͤßen gleich, und die kurzen Bauchfloſſen ſind wie eine Hand und er kann ſich damit anklammern. In der Nord⸗ fee, im nördlichen und ſuͤdlichen Ocean und im mit- telländifchen Meere hält fi) diefer Seeteufel auf. Man’ Hat ihn ſchon 3—7 Zuß lang und von der > Die — Der Froſchfiſch. 87 Dice seines Menfchen gefunden. - Er- fieht gefährz licher aus, als er wirklich iſt, und es ift fehr beareifs lid), daß bey der diden, ftumpfen Form ſeines Kopf feine Fertigkeit im Schwimmen nicht. groß ſeyn kann. Aber deßwegen hat ihn doch die muͤtterliche Sorgs falt der Natur nicht unberathen gelaffen, Sie wußte es fo einzurichten, daß ihm feine Speife, der er nicht nacheilen kann, felbft entgegen kommt. Unbemegs lich Tiegt er hinter Seekraͤutern, Klippen und Sande. huͤgeln, und hält ſich mit feinen fonderbaren Floſſen⸗ füßen fo feft,, daß ihn die Wellen nicht fortreißem Tonnen, Diefe fpielen nun mit den Faſern, mit Denen er rings herum beſetzt iſt. Die herumeilenden Fiſche ſehen fie für Würmer an, amd gerathen, inf dem fie darnad) ſchnappen, änfeinen Raden: Eo muͤßen ihmalſo jene Bartfaſern die Dienſte einer Angel leiſten, ob ‚aber ver Naſenknorpel auch die Stelle einer Harpune vertrete/ um größere Fiſche wie einige behaupten, damit zu durchbohren; das muͤßen wir dahin geſtellt ſeyn laſſen. So wiel iſt gewiß, daß dieſe knorpelige Naſenfaſer bey einem ‚von den groͤßern Froſchfiſchen +3 Fuß langnge⸗ funden wird, Nicht gar haͤufig faͤugt man dieſen Seeteufel, denn er lebt in einſiedleriſcher Stille an % unzu⸗ 38 Der Froſchfiſch. unzugaͤnglichen Stellen, Dieenglifchen Fiſcher glau⸗ ben, er ſey ein Feind des Hayfiſches, und deßwegen ſchenken ſie ihm das Leben, wenn er ihnen zufaͤllig in die Haͤnde faͤllt. Waͤre er von großem Nutzen, fo wuͤrde gewiß dieſe Großmuth aufhoͤren. Aber ſein Fleiſch, das, wenn hier nicht die Einbildungs⸗ kraft dem Gaumen abermals einen Streich geſpielt bat, nach Froſchfleiſch ſchmecken ſoll, wird gewöhns Uch gar nicht gegeſſen. Ja man behauptet ſogar, ed errege Erbrechen und Ohnmachten, und koͤnne wohl, wenn keine Gegenmittel gebraucht würden, den Tod zuzichen. Aber deßwegen iſt doch dieſer Fiſch für das Ganze nichts weniger als unnuͤtz. Die Natur muß auch ähre Diener haben, die den zu großen Ueberfluß von Geſchoͤpfen gewiſſer Gat⸗ tungen, vermindern und fortſchaffen. Darum ſen⸗ det ſie ſo ſtark bewaffnete Seeraͤuber aus, die zwar nichts als freſſen und würgen, ohne durch ihr Fleiſch oder ihre Haͤute Nutzen zu ſtiften, aber deßwegen ſith dennoch um den Staat, deſſen Mitglieder ſie ſind, ſehr verdient machen. So ſchnell die Froſchfiſche, die in hartſchaligen Eyern auf die Welt lommen, wachſen, ſo vermehren ſie ſich doch acht ſtark. — —— ann Eine Der Einhornteufel. 8.9 Eine andere GSeeteufelart, der, Einhornteufel * Veſpertilio, ia Chauve ſouris de mer, See⸗ fledermausteufel 34) iſt nicht minder haͤßlich, und gewiß wuͤrde man dem Maler, der die Aufgabe, ei⸗ nen Seeteufel aus der Phantaſie zu malen, fo loͤſen, und. ihn ungefaͤhr auf dieſe Art darſtellen wuͤrde, wenigſtens den Vorwurf, er habe geſchmeichelt, nicht machen koͤnnen. Sp ſtumpf der Kopf bey dem Froſchfiſch war, ſo ſpitzig iſt er bey dem Einhornfiſch. Er hat ein Horn, das ihm zum Schutz, wie zum Angriffe dient. Seine Floſſen erinnern in der That an Vorder⸗ und Hinterpfoten. Ein: ſonderbarer ‚Knorpel: mit einem Knopfe liegt uͤber dem nicht gar großen zahnvollen Maule, und dient ſicher zum An⸗ koͤdern der Fiſche. Der roͤthliche Koͤrper iſt mit eis ner Menge gelber napffoͤrmiger Schildchen, auf deren jedem ein Stachel ſteht, beſetzt. Die halb⸗ mondfoͤrmigen Kiemendffnungen ſind hinter den Brufifloffen befindlich. Vorzüglich um Suͤdamerica iſt dieſes Geſchoͤpf zu Hauſe. In einem Hinterhalte von Klippen und Seegewaͤchſen lauert es auf Fiſche, Duſeeten und Würmer. Sein Fleiſch taugt nicht viel. Man. fol nichts: Gräßlicheres fehen ‚Tonnen, als wenn man dieſes Ungeheuer ganz ausnimmt, sradnet und von innen mit Wachs — See LU _ M De ! 90 Die Stefröte. - Der Geſellſchaft feiner Gattungsverwandten durch eine gleichfalls ſonderbare Geſtalt nicht ganz unwuͤr⸗ dig iſt die Seekroͤte (L. Hiſtrio, le Crapaud de mer, Stachelſchweinfiſch 35), Die braunen Flecken auf hellen Grunde und die weiſſen Puncte bilden dieſen Seeteufel zwar nicht uͤbel, aber wie ſonderbar iſt nicht feine uͤbrige Geftalt! Wie einem Nußknacker ähnlich offnet ſich nicht der zart gezaͤhnelte Mund, um den viele Bartfaſern herumhaͤngen! Welche haͤn⸗ deformige Lappen hängen nicht ganz vorn ünterkfeiz nem Maule! Welche vielläftige Hörner oder fleifchige Auswuͤchſe mit Zafern, und welch eine lange Faſer mit ſchotenaͤhnlichen Anhängen vermehren nicht das Sonderbare dieſes Anblicks! In der That,’ erriftf reichlich mit Augelruthen, Klauen und Stacheln ver⸗ ſehen, daß es ihm, auch bey der gemaͤchlichſten Ruhe an Futter nie fehlen kann, und ſehr begreiflich iſt es, daß er mit einem ſolchen Reichthum an Waffen aller Art Tod und Schrecken um ſich her verbreiten müße, und den Nahmen Todtenfiſch, den ihm einige geben wirklich verdiene. Auch darf man ſich nicht wun⸗ dern, wenn kein Geſchoͤpf ed wagt, ihn zum offnen Kampfe hetauszufordern, Und doch kann et ſich mit allen ſeinen Waffen gewiſſer kleiner Schmarozerthiere 513003130 Hi nam ar Tan nicht | . RL 3 * —— —— Hornfiſche. gi micht erwehren. Sie beißen fich" in feine Haut und Hängen oft wie Blütigel an ihm, oder liegen: wie . Uhrfedern zuſammengerollt in der Gegend des Auges. Und fo wußte: die Natur einem felbft größern Ge⸗ ſchoͤpfen ſchreckhaften Thiere, viel Hleinere, als es ſelbſt iſt, furchtbar zu machen. Um Braſilien und China lebt die Seekroͤte in ſchwimmendem Meer: graſe und: lauert auf ihren Raub; Sie wird nicht ‚großer als etwa einen Schuh lang. | "Tab, XI. ati ih; Baliftes. en ‚Heine Einhornfifch (36). Das alte Weib (37). Der Stachelſchwanz (38). Peine Hörner im eigentlichen Werftande gab die Natur den Hornfifchen, und unfere Leſer werden wohl ſich mancher Benfpiele erinnern, wie oft in der Nas turgefchichte bloß fleifchige Auswuͤchſe und Hervorra⸗ gungen Hörner genannt werden. "Der, deſſen Hand die Hornfifche bildete, fand nähmlich für gut, der erſten Ruͤckenfloſſe eine ſolche Form zu geben, daß fie einem oder mehrern Stacheln gleicht, und biefe nannte man Hörner, ſo wenig fie es auch find. * | M 2 Aber ee Hornfiſche. Aber wenn mir gleich den 18 Arten, die die Gattung ber Hornfiſche in fich faßt, den Ruhın, gehörnte Fifche zu feyn, abfprechen muͤßen, fo haben fie vennoch manches an fih, was ihnen ein fehr ſonderbares Ausfehen gibt: Ihr Kopf und Körper find: von einer platt gedrüdten, ovalen Form, und mit dicht an die Haut angewachönen Schuppen: bededt, Die rauhe Haut und der fcharf geränderte: Bauch zeichnen überhaupt die Mitglieder idiefer Gattung fehr aus. Es läßt fich bey innen die Graͤnze des Kopfs und Rumpfs ſchwer angeben, fo ſteckt j jener in diefem. Sie find zum Theil mit fehr angenehs men Farben geſchmuͤckt. In jeder Kinnlade ihres Heinen Mundes figen 8 Zähne, von denen die wHürs dern am längften find. Unter den Bruftfloffenliegt die Kiemendffuung. Auch unter; den, Hornfiſchen ‚wird mancher giftigen Eigenſchaften ı befchuldigt. Erwieſen iſt die. Sache noch nicht. Denn. daß. der Stachel verwunden und eine Geſchwulſt hervorbriu⸗ gen kann, das darf noch fuͤr keinen entſcheidenden Beweis angeſehen werden. Sie wohnen in der Tiefe des Meeres zwifchen Stein und Sterncorallen, ‚bie fie mit ihren ſtarken Zähnen zermalmen. Aber ‚eben hiebey dringt. ſich und eine Bemerlung auf, die, ar wie Hornfiſche. 93 wie tauſend andre, die Weisheit und Güte deffen, der fie ſchuf, und die höchfte Zweckmaͤßigkeit aller feiner Anſtalten ins hellefte Licht ſetzt. Da ſie zwi⸗ ſchen Klippen am Meeres Grunde beſtaͤndig hin und herſchwimmen, ſo mußte ihr Körper ſchmal zuſam⸗ mengedruͤckt ſeyn, um beſſer durchzukommen, und es war noͤthig, ihnen eine beinharte Bekleidung zu ge⸗ ben, damit die ſpitzigen und rauhen Corallenbaͤnke ſie nicht beſchaͤdigen. Denn die Bewohner der Co⸗ vollen, eine Art von Polypen, find ihre Nahrung. Ein einziger Biß des Hornfiſches zerſtort auf einmal den: mübjamen Fleiß von taufend Polypen, dieim Stunde des Meeres: ihre niedlichen Corallenwälder anlegen. Er ſtellt ihnen unaufhörlich nach und wohnt unter ihnen, Und doch gelingt es Millionen Polys pen, troß ihrer Feinde, und der Langſamkeit, mit ‚Der ihre Arbeit von -Statten gehen mag, ganze Co⸗ sallenfelien fo aufzuthürmen, daß die Schiffe an ih⸗ ‚nen ſcheitern. Erfuhr dieß nicht Capitaͤn Wilfon, der in der Naͤhe der Pelew⸗Inſuln auf einem Coral⸗ lenrief Schiffbruch litt, aber eben dadurch auch ein menſchliches, tugendhaftes Volk kennen lernte, und den Nahmen Abba⸗-Thulle und Li⸗Bu allen ges fitteten Völkern umvergeßlic) machte? Wer ift im M 3 Stande \ 4 Der Heine Einhornfiſch. Stande, ſich die ungeheure Menge von fo zarten, duͤnnen Polypen, als zur Verfertigung folcher Felſen und Riefe nothwendig mitwirken muͤßen, und den Aufwand von Schleimund Kalk, dieſen hiezu unent⸗ behrlichen Baumaterialien, vorzuftellen? und fuͤhlt hier nicht Demuͤthigung und Ruͤhrung zugleich; Demüthigung, wenn er ein Schiff, das hoͤchſte Denk: mal des Muths und des Erfindungsgeiſtes des Mens ſchen, an dem Wohnhaus eines faft unfichtbaren Wuͤrmchens fcheitern ſieht; Rührung aber darüber, daß die Natur eben biefe Würmchen ſo zu ſchuͤtzen wußte, daß fie, troß aller Hornfifche in der Welt und ihrer Verwäftung unter ihnen, dennoch Felfen aufthuͤrmen, die Sahrtaufende ftehen mögen? » Als eine Rücenfloffe, die aber nur Einen breiten gezähnelten Strahl hat, kann man das Horn ded Kleinen Binbornfifches (B. Tomentofus, lapetite Licorne 36). betrachten, Es fteht gerade überdem Auge, und der Fiſch 'hat es in feiner Macht, das: ſelbe in die Hinter ihm befindliche Furche zurüczus legen. Noch andere Stacheln, die nach hinten zu gekruͤmmt find, bemerkt man am Schwanze biefes Fiſches. Der ganze Körper ift auf beyden Seiten fehr zuſammengedruͤckt, und oben und unten fcharf; ur doch Das alte Wade 95: doch verliert ſich die untere Schärfe etwas, wenn ſich der Einhornfifch gerade aufblaͤßt. Dann bekommt er einen gewaltigen Kropf, Zwiſchen den kleinen Stacheln, die die Haut rauh machen, befinden ſich kurze, biegſame Hervorragungen, die ſich wollig ane fühlen, und zu dem Nahmen Zotenfiſch Veranlaſſung gegeben haben. Der Mund iſt ſehr klein und ſcheint ſich an einer Schnauze zu befinden, Die Lippen bedecken die Zaͤhne nicht ganz. Zwiſchen den ſcho⸗ nen Augen und der Brufifloffe'befindet ſich die Kie⸗ miendffnung. Die Hauptfarbe des Heinen Einhorn⸗ fiſches iſt Braun, nur geht fie an den Seiten in Grau⸗ und am Bauche in Gelb uͤber. Der letztere iſt voll yon laͤnglichen auhen Seen" Die oſtindiſchen Gewaͤſſer yeah der Een en en ** nati.nad Wahrſcheinlich hat das’ aha —— die uͤber die obere etwas hervorgehende untere Lippe zu dem ſeltſamen Nahmen, womit man eine andre Art son Hornfiſchen bezeichnet/ das alte Weib (B. Vetula, la Yieille 37) Veranlaffüng’gegeben, nur nu man fich- dabey wohl huͤten/ die Vergleichung nicht bis auf die fcharfen Schneidezähne auszudeh⸗ nen, Andre wollen in dem Grunzen und Knurren $ vi. dieſes 96 Das alte Weib: 7 diefed -Fifches, wenn er fich ‚gefangen: merkt, deu: Grund dieſes Nahmeus finden, was faſt mod) uns; böflicher if, «Auch, die Franzofen, Engländer und, Holländer nennen ihn ſo; wem aber die. Ehre der Erfindung gebühre, das ift fehr ungewiß, jedoch gluͤck⸗ licher Weife zu wiſſen eben fo unbedeutend, , Diez; Stacheln in der erſten Ruͤckenfloſſe, worunter die, vorderfte am ftärkften iſt, und von ihrem Beſitzer nach Willkuͤr aufgerichtet und in eine Rinne zuruͤck⸗ gelegt werden kann, und die einzeln ſtehende Bauch⸗ floſſe, vor welcher 3 Reihen Stacheln liegen, mas, chen diefen Hornfiſch kenntlich genug. Ziemlich breit aber duͤnn iſt ſein Leib. Man koͤnnte ihn fuͤr ſchup⸗ pig halten, was doch nicht der Fall iſt. Die ſtar⸗ ken Lippen ſind blau eingefaßt und mehrere blaue Streifen find auf der Stirn und den Backen ſicht⸗ bar, » Der Rücken iſt braun mit ‚blaugrünen Streis fen ; die Seiten findgelb, ‚der Bauch iſt grau. Auch am After, am Schwanze und an den Floſſen find; blaue und blau grüne Baͤnder. Unter den Floſſen nimmt, ſich beſonders die Schwanzfloſſe mit ihren gelben Strahlen und dem: ſtarken Ausſchnitte ſehr gut aus. Ziemlich Hein-find bie gelben, blan ein⸗ deraßten Bruſtfloſſen. Mufre: Leſer werden es und Kihis ee 7° Der Etachelſchwanj. 97 ganz gern verzeihen, daß wir der Zahl der Strahs Ien, die in den; Sloffen_fich befinden, Feine Erwähe nung thun, fo forgfältig fie auch bey alten Fiſchen gezählt find. Fuͤr Unterhaltungen möchte eine ſolche ‚ Genauigkeit wirklich zu ermüdend feyn. Um Oft: und Weſtindien findet man das alte Weib. Die Länge, die es erreicht, beträgt ungefähr eine Elle, Gern bleibt e8 am Grunde des Meeres und lebt von Auftern, Mufcheln u. d. Mit Angeln wird ed gefangen. Sein Sleifch, das gekocht nichts taugen foll, wird nicht anders ald gebraten gegeffens Zwar auch drey hornähnliche Strahlen, wie das alte Meib, nur etwas ftärfer, hat der Stachels ſchwanz (B. Aculeatus, la Baliſte a pointes 38), aber ihn unterfcheiden die zwey bis fünf Stachela reihen nahe am Schwanze, Sie find gefrümmt, Meder alle Stachelſchwaͤnze haben gleich viele Sta⸗ cheln auf beyden Seiten, noch auch die Reihen ſelbſt ſind ſich in der Anzahl der Stacheln untereinander gleich. Bey dem Unſrigen haben die zwey obern Reihen 13, die untern fuͤnf Stacheln. Der Koͤrper iſt nicht ſo breit, als der des Vorigen. Seine Haut hat laͤngliche, mit Warzen beſetzte Vierecke. Ueber den dicken, breiten Lippen iſt ein rother und ein blauer Sifche J. Th, —— Streif3 98 Der Stachelſchwanj. Streif; vier von der letztern Art ftehen uͤber und drey sinter Dem Auge, Da, wo diefe gegen die Brufts floffen zufammenlaufen, ift die längliche Kiemens Öffnung. Die Hauptfarbe des Stachelſchwanzes iſt braun; an ſeinem Bauche befindet ſich ein gezack⸗ ter Strahl, den man als eine Bauchfloſſe betrachten kann. Weiter gegen den Schwanz zu bemerkt man vier dunkelbraune Baͤnder. Die Floſſen ſind alle nicht ſonderlich groß. In den Gewaͤſſern, die Oſtin⸗ dien umgeben, und im rothen Meere haͤlt ſich dieſer Fiſch auf, und erreicht, wie die Vorigen, nur eine ſehr mittelmaͤßige Groͤße. So ſchoͤn er im Leben ſeyn mag, ſo iſt doch ſein Fleiſch uͤbelriechend und unſchmackhaft. Er lebt von Krebsbrut. Doch genug von den Hornfiſchen, deren Lebens⸗ art, Fortpflanzung, Benutzung u. d.m. eben noch nicht fo bekannt find, daß fie viel Stoff zur Unterhals tung gäben, Hielten wir das Angeführte nicht für Hinreichend, diefe Gattung von Anochenkiefen kennt⸗ lich genug zu machen, fo würden wir die Saubürfte (B. Hifpidus) , die voller Borften ift, den Pocken⸗ rücken (B. Papillofus), der eine Menge von Wars sen hat, den Lrafenriimpfer (P. Ringens ), der, gweil feine Oberlippe fehr zuruͤckgezogen ift, die Naſe « zu Beinfiche, 99 zu ruͤmpfen fcheint, u. a. m. hinzufuͤgen koͤnnen, ohne jedoch viel mehr als ihre Geſtalt und ihren Aufenthalt angeben zu koͤnnen. — — —— —— — — Tab. XIII. Beinfiſch. Oſtracion. Das ſtachelloſe Dreyeck (39). Der See⸗ ſtier (40). Der Thurmtraͤger (41). Wollte man von den Sifchen einen ſchicklichen Ue⸗ bergang zu den Würmern oder auch zu den Amphis bien fuchen, und dabey nicht ſowohl auf die inners liche Einrichtung als vielmehr auf die Bekleidung Rüdficht nehmen; fo würden die Beinfiſche hiezis fehr geſchickt feyn, indem fie fich unter jenen den Schalthieren, unter den Amphibien aber den Schilds Fröten ungemein nähern. Was bey andern Sifchen Schuppen find, dad muß man bey ihnen al8 kno⸗ chenharte Schilder anfehen, die fo zufammenges wachſen find, daß fieeinen Panzer, eine harte Schale bilden, in der der nackte Körper fo ftedt, daß bloß der weiche fleifchige Schwanz aus dem halbmond⸗ förmigen Ausfchnitt der Knochenhuͤlle hervorſieht. kann wohl den Bewohner Aus feiner Schale - Rz heraus⸗ 100 Bein iſche. herausnehmen, fo daß dieſe, wie das Knochenkleid der Schildkröte, ganz bleibt. Auch ift fie, wiediefeg, nicht jelten aus lauter ſechseckigen Täfeldyen zuſam⸗ mengefeßt, deren leere Flächen die Natur dadurch zu verschönern fuchte, daß fie Diefelben mit Perlen, fernförmigen Erhöhungen, Negen und Ketten unges mein artig verzierte. Der Kopf der Beinfiſche ift Horn abſchuͤßig und vom Rumpf kaum zu unterſchei⸗ den. Dad Manl iſt klein, und die keilförmigen, dicht beyſammenſteheuden Zähne find oranienfarbig. | Die rothen Lippen find beweglich, Die Zunge aber | iſt unbeweglich und kurz. Ueber dem Manle bes merkt man die Nafenlöcher und die großen hervors fehenden Augen, die das hervorragende Knochens Heid ‚vor Verlegung wohlthätig ſchuͤtzt. Die Form des Körpers, ift bey den Beinfifchen bald dreyeckig, bald viereckig, bald kugeltund, und bey manchen bilden die fcharfen Kanten ſolche Flächen, daß das Thier auf dem Unterleibe ruben, und der Bauchfloſ⸗ ſen, die ihm verſagt waren, gar wohl entbehren konnte⸗ weil ſie ihm in dieſer Lage eher hinderlich als nuͤtzlich geweſen waͤren. Nur 5 Floſſen haben die Beinfiiche, Zwey davon figen an ber Bruſt un⸗ erhalb der Klemendffnung, big aus einer bogenförs migen “ — — Das ſtachelloſe Dreheck. 101 migen mit einem lederartigen Blaͤttchen bedeckten Spalte beſteht; eine kleine Floſſe iſt hinten am Rüs cken, eine am After und eine am Schwanze, deſſen Staͤrke den Mangel der übrigen Floſſen wohl erſetzen kann. In den Oſt⸗ und Weſtindien anſpuͤhlenden Meeren, wie auch im rothen, findet man die Bein⸗ fiſche. Es ift leicht zu erachten, daß eine fo harte Bedeckung fie trefflich verwahre, und daß die flärks fien Fifche fich nicht anfie wagen. Ohne Furcht ſich zu befchädigen, Fonnen fie am Grunde des Meeres in Corallenriefen. und zwifchen zadigen Klippen herumfchwimmen, und ihre foharfen; ſtarken Kinn⸗ laden zermalmen Gefchöpfe, die eben fo ftarfe Ges haͤuſe wie fie bewohnen, Korallen, Schnecden und viele Arten von Schalthieren. Wenig, aber ſehr wohlſchmeckend iſt ihr Kleifch. Man keunt bis jetzt ‘ro Arten, unter denen die Meiſten außer ihrem Panzer noch mit Stacheln verwahrt find. Doch iſt dieß nicht der Fall bey dem ftachellofen Dreyeck (0. Triqueter, le Coffre life 39), den feine dreys edige Geftalt, der Mangel an Stacheln und feine gewölbten Schilder von andern Gattungsverwands ten hinlänglich untesfcheiden. Den auch in Deutſch⸗ land hie und da angenommenen Nahmen Biegel⸗ — R N 3 eiſen 102 Das ftachellofe Dreyeck. eifen gab man ihm in Holland, weil dafelbft drey⸗ eckige hohle Eiſen, mit Torfkohlen gefuͤllt, zum Bie⸗ geln gebraucht werden. Wollen wir ihn beybehalten, ſo muͤßen wir bloß an die glatte Flaͤche, die dieſer Fiſch am Bauche hat, und an die gaͤnzliche Abweſen⸗ heit der Stacheln gedenken, gegen die freylich jedes Frauenzimmer, ſobald vom Biegeln die Rede iſt, große Einwendungen machen wuͤrde. Doch hinkt dieſe Vergleichung, wie das gar häufig der Fall iſt, ba die untere Flaͤche dieſes Zifches die fchmälfte if, und Rüden und Band) einen bogigen Rand haben, Die ſechseckigen Schilder, aus denen der ganze Pan⸗ ger zufammengefettift, find gemölbt und mit Perlen überfät. Sie find braunroth und haben in der Mitte einen weißen Fleck, was eine fehr ſchoͤne Wir⸗ Bung thut, Die Floffen find gelbbraun. Einen ſchwarzen Stern, den ein weißer in goldgelb uͤberge⸗ bender Ring umgibt, haben die von einer merklichen KHervorragung befchigten Nugen, und der Schwanz, der unter der Knochendecke hervorgeht, ift mit weis Ben braungeränderten Fledfen beſetzt. Aus Oft: und Meftindien fommt diefer ſchoͤne Bild), den man anderthalb Fuß lang antrifftl. Er naͤhrt ſich von Krebs⸗ und Mufchelbrut. Sein Fleiſch | iſt Der Seeftier. 103 ift vortrefflich und foll an Güte alle americanifchen Sifche weit übertreffen. Uber eben darum ift es fo theuer, daß nur Ba ſich Biete Genuß verichaffen koͤnnen. Wir haben ſchon erinnert, daß einige Beinfiſche mit Stacheln verſehen, und ſtatt, wie der Vorige, dreyeckig, viereckig ſeyen. Beydes iſt der Fall bey dem Seeſtiere (O. Cornutus, le Taureau de mer 40), den andre, zum klaren Beweis, welche ungeheure Spruͤnge die Menſchen oft bey Vergleichung eines und desſelben Gegenſtandes machen, Seekaͤtzchen nennen. Die Form ſeines Panzers rechtfertigt eini⸗ ger Maßen den Nahmen Cofferfiſch, den die Fran⸗ zofen alfen Beinfifchen geben. Denn weil der flache Rüden und der Baud) fammt den zwey Seiten ein längliches Viereck ausmadıt, fo Fann man dabey, beſonders mit einer nicht ganz kleinen Zuthat von Einbildungsfraft, an ein vieredfiges Cofferchen dens ken. Vier Hörner unterfcheiden den Seeftier von andern Beinfiichen, Zwey davon sagen am Kopf und zwey am After hervor; fie haben feine Furchen. Die Vorderſeite des Kopfs geht ſenkrecht, wie ein Ochſenkopf, herunter; das Maul ſteht ziemlich herz wor und ift mis 19 Zähnen beſetzt, wovon in der | - bern 104 Der Seeſtier. obern Kinnlade zo ſtehen. Die Schilder find größs tentheild fechsedig und haben in der Mitte ein.ers habnes Knoͤpfchen, vom dem aus gefürnte Linien Rad) den Rändern laufen, Auf den Rücken befin⸗ ben fich einige Höcder, Die Farbe diefes ſeltſamen Fiſches iſt braungelb, die Floſſen ſind gelb. Unter Ihnen hat die am Schwanze befindliche eine aus⸗ zeichnende Länge, Um Oftindien, befonderd um die Molukiſchen Inſuln findet man den Seeſtier. Seine Groͤße ent⸗ ſpricht ſeinem Nahmen eben ſo wenig, als ſeine Be⸗ nuͤtzung, wenn wir ihn mit unſerm nuͤtzlichen Haus⸗ genoſſen, dem Stammpater der Rindviehzucht, vers gleichen wollten. Denn er wird hoͤchſtens einen Fuß lang, und fein Fleiſch iſt zaͤh und ſchwer zu verdauen, Dagegen aber iſt ſeine Leber ſo fett, daß ſie ſich faſt ganz in Oehl aufloͤst. Um feiner Hörner willen wagen fich andre Fifche nicht leicht an ihn, Nur der Seewolf erfühnt fic) zumeilen- ihm zu verfchlins gen, aber zu feinem großen Schaden, Denn die Hörner zerreiffen ihm die Eingeweide fo, daß er feine Mafchhaftigkeit mit dem Leben bezahlenmuß. Biel leicht frägt hier einer, hätte die Natur, deren muͤt⸗ terliche Be doch fo oft — wird, den See⸗ wolf Der Seeftier. 105. wolf nicht durch einen wohlthätigen Juſtinct vor dem Seeftier warnen Fünnen? Sie that das doch bey unendlich vielen Gefchöpfen; warum behandelte fie gerade diefen ald ein Stieffind, da er doch eben die Anfprücdhe auf Schuß und Pflege wie andre bat? — Allein, fo fragen, heißt das MWohlthätige | des Inſtincts offenbar übertreiben, und ihm eine Ausdehnung geben, die er, nach den weifen Abſich⸗ ten des Urhebers der Natur, weder haben konnte, och ſollte. Durch den Inſtinet ſollte nur für die Erhaltung der Geſchlechter und Arten, keineswegs aber, aller einzelnen Thiere, aller Individuen ges: forgt werden, Diefe gibt die Natur öfters Preis und muß ed thun, wenn nicht die Welt mit Thieren fo uͤberſchwemmt werden foll, daß der Menfch enda lich) auswandern müßte. Sie laßt es gefchehen, daß z. B. eine Schmeißfliege ihre Eyer, durch den Geruch getäufcht, auf eine Pflanze lege, auf der die Brut, aus Mangel an Nahrung, elend zu Grumde gehen muß; daß Fiiche die Bartfafern andrer Fiſche für Würmer, daß fie den die Angel verbergenden Köder für eine unfchädliche Speife anfehen, und mit Einem Biß Freyheit und Leben verlieren; daß Dögel, indem fie ſich um den lichtſcheuen Uhu Iuftig machen, und Siſche I. Th O ihn 106 Der Seeftier, ihn muthwillig necken, dem lauernden Vogelfteller ins Garn kommen; daß Millionen Häringe vor einem Feinde die Flucht ergreifen, um einem weit . gefährlichern zur Beute zu werden; daß den Frofch fein Coaxen und die Elfter ihr Gefhwäg ver: sathe, und den Fuchs alle feine Lift zuweilen nicht ſchuͤtze; und fie würde nur dann ihnen durch irgend einen warnenden Inſtinct zu Hülfe gefoms men feyn, wenn eine diefer Gefahren eine ganze Gattung, ein ganzes Geflecht mit Untergang und Ausrottung bedrohte, Aber fo ift gerade ein in ges willen Fallen mangelnder Inſtinct und die Blind» beit, mit der manches Gefhöpf feinem Tod entges gen geht, nöthig und nuͤtzlich, um feiner gar zu ſtar⸗ fen Vermehrung Gränzen zu feßen, und das fo wohlthätige Gleichgewicht in der Natur zu erhalten, Erftickt alfo bie und da ein Seewolf an einem Sees ftier, fo ift das für das Ganze ein unbedeutender Verluſt. Wuͤrden aber alle Seewölfe ein Opfer: diefer Gefräßigkeit, dann würde der fchöne Zufams menhang in der Natur unterbrochen; dann Fame ein Glied jener Kette der Weſen in Gefahr, und dann hätte die Natur durch einen warnenden Inſtinct ins Mittel treten müßen, um eine ſolche Störung zu verhindern, Doch Der Thurmtraͤger. 107 Doch noch weit feltfamer als der Seeftier wird unſern Lefern der Thurmträger (O, Turritus, /e Chameau marin 41 ) vorkommen, den die Javaner Scan = Tomtombo nennen, . Sein Kameelrücden macht ihn fehr Fenntlih, Auf demfelben befindet fi) ein gefurchter Stachel, Eben folche bemerkt man auch an beyden Seiten des breiten Unterleibes. Ihre Zahl ift nicht immer gleich- und hängt wahrs fcheinlich vom Alter ab. Auch über jedem Auge ift ein folcher Stachel und zwar, wie alle, ruͤckwaͤrts gekrümmt. Die: Schilder, aus denen der Panzer befteht , find nicht alle. gleichfeitig, und da fe mit erhabnen hellen Rändern umgeben find, fo fieht der Fiſch aus, als wäre er mit einem Netze überzogen. Er ift gelbbraun mit dunfeln Flecken, Seine Floß fen find grau. Das Maul ſteht ziemlich hervor, Nicht ganz rund iſt der fchwarze Augenftern und ‚mit einem ſchoͤnen goldgelben Ringe umgeben. Im rothen und oſtindiſchen Meere wohnt der Thurm⸗ träger und wird. nur 10 — 12. Zoll lang. Sein Bleifch finden die Europäer hartund zäh, die Schwarz ‚gen bereiten aber eine wohlſchmeckende Speife daraus, Noch bis diefe Stunde ift von der Art, wie fich dieſe Zifche fortpflanzen, fo wie das bey den Bein⸗ >32. fiſchen 108 Stachelbaͤuche. fiſchen uͤberhaupt der Fall iſt, nichts Zuverlaͤßiges bekannt geworden. Wahrſcheinlich legen ſie Eyer. Es wäre ſehr zu wuͤnſchen, daß Freunde und Kens ner der Natur, in jenen Gegenden, wo dieſe Sel⸗ tenheiten zu Haufe find, ihnen ihre Aufmerkfamfeit fchenfen möchten, Mie leicht wäre es ihnen nicht, fi) dadurch den Danf ihrer —— und der Nachwelt zu erwerben! FREE — %-- — — — Tab. XIV. Stachelbauch. Tetrodon. Der Sternbauch (42). Der Seekroͤpfer (43). Der Klumpfiſch (44). Mar die Haut der Beinftfche) hart und undurch⸗ dringlich, und nur mit wenigen, einzelnen Stacheln verfehen, fo haben dagegen die Stachelbaͤuche, aus Ber einer gleichfalld fehr feiten Haut, eine unges heure Menge Stacheln, die wie Dolche vom Leib wegftehen, und jeden vwerwegnen Feind abhalten, Am DBauche find fie am zahlreichften, fo daßeinige einen ganz glatten Rüden haben. Sie haben Feine Zähne, aber die knochenharten fcharfen Kinnladen, die von den dicken Lippen nicht ganz bedeckt werden, vers FEIERT TER 9 —— — — — — — nn ? 9 IR ah h fi — Fu Wr HB T — — Stachelbaͤuche. 109 vertreten ihre Stelle. Sie ſind im Stande Muſcheln und Krebſe damit zu zermalmen. Go außerordente lich Eünnen fie ihren Bauch aufblaſen, daß faft der ganze Körper nichts ald Bauch zu ſeyn fcheint, Aber eben die ift mit eine Schutzwehr gegen ihre Feinde, Denn dadurch bekommen fie einen folchen Umfang, daß das fihon ein fehr großer Raubfiſch ſeyn müßte, der fie verfchluden wollte Und ein ſolcher ſcheint fid) gar nicht damit abgeben zu moͤ⸗ gen, e3 fey nun, daß ihm der Biffen zu ftachlig, oder zu luftig und leicht ſey. Nicht eigentlid) den Bauch felbft, fondern eine ganz eigne Blafe, die zwifchen dem Darmfell und den Eingeweiden lient, blähen fie fo außerordentlich auf. Eine kurze, uns | bewegliche, mit Warzen befegte Zunge, ein rauher Gaumen, und zwey bewegliche vafpelartige Kno⸗ hen im Schlunde find ihnen überdieß noch eigen. Die Kiemendffnung nahe an den Bruftfloffen ift eins fach und bildet einen Bogen, Alle Stachelbäuche haben 3 Floffen, wie die Beinfifche, und eben da⸗ ſelbſt, wo fie diefe haben. Sie beftehen aus einer ftarfen Haut mit dien Strahlen, Zum Theil er: reichen die Stachelbäuche eine ziemliche Groͤße. Die meiften find giftig, und felbfE ihre Stacheln | D3- erregen 110 Der Sternbauch. erregen auf der Haut eine Entzündung, die der Wir⸗ fung der Niefjeln gleicht, Wer weiß, welche wohls thätige Wirkungen die Natur durch fie in den Ab⸗ gründen der Meere erreicht, und wie manche andern Geſchoͤpfen ſchaͤdlichen Stoffe fie durch diefe emſi igen Arbeiter in ſich ſaugen laͤßt. Mit ſternfoͤrmig gebildeten Stacheln iſt der Sternbauch (T. Lagocephalus, le Poiſſon ſouf- fleur 42) bloß am Bauche beſetzt. Sein Rüden ift ganz glatt. Die in bogenformigen Reihen geords neten Sternftacheln fallen, wie das Kleine Maul, und die zwifchen ihm und den ovalen Augen befinds lichen Nafenlücher, auf den erften Anblick ins Geficht. Es ift erſtaunlich, bis zu welcher Unformlichfeit fic) diefer Fiſch aufblaſen kann. Je jüngerer er iſt, um deſto groͤßer kann er ſeinen Bauch machen. Wirft man ihn im aufgeblaſenen Zuſtand gegen den Boden, fo prallt er wie ein Ball zuruͤck. Mit eie nem Knarren entledigt er fich der eingefognen Luft. Gelbft, wenn er fchon todt und troden ift, fann man ihn wieder aufblafen, fobald man die Haut etwas weich werden läßt. Sein Bauch ift weißlich, und bat einen Silberfchimmer und dunkle Flecken; der Rüden ift gelb mit braunen Querftreifen. Auch die Der Seekroͤpfer. 111 die Floſſen ſind gelb, und braun eingefaßt. In den Oſt⸗ und Weſtindiſchen Meeren haͤlt ſich dieſer Fiſch auf, und wird ungefaͤhr zwey Fuß lang ange⸗ troffen. Am Senegal ift er nit ſelten, und ed verdient als eine Merkwuͤrdigkeit angeführt zu wers den, daß die landeinwaͤrts gefangenen ein gefundes Effen geben, da hingegen die in der Mündung nahe an der See giftig find. Ueber und über mit feinen Stacheln befett ift der Seefröpfer (T. Hifpidus, le Fla/copfaro 43), den man nicht übel die Seeflafche nennt. Er bläßt fi) noch gewaltiger als der Vorige auf, und zwar fo, daß fein Maul ganz oben zu fliehen kommt, und aͤußerſt ſeltſam ausfieht, Man Fonnte fagen, der ganze Fiſch fey Bauch, und nicht wie Plinius fagt: Kopf. Seine Farbe ift weißgrau mit einigen dun⸗ keln Binden. Mit unglaublicher Geſchwindigkeit ſchwimmt er und taucht er, ift bald oben bald uns ten, und wird nicht übel mit einem Waſſerluftballon verglichen. Im mittelländifchen, oftindifchen und sothen Meere und im Nilfirom ift er zu Haufe, Er fol fehr giftig, aber, wenn ihm das Gift bes nommen worden, unſchaͤdlich und ſchmackhaft zu * ſeyn. Mit 112 Der Klumpfiſch. Mit Erftaunen werden unfre Lefer den Klump⸗ fiſch (T. Mola, 1a Mole, Lune, le Porc de mer 44) betrachten, an deffen übrigen Nahmen, ſchwimmen⸗ der Kopf, Mühlftein und Mondfifch, die man ihm in verfchiedenen Sprachen gab, manches Wahre ift, erden fie nicht glauben, einen verfiümmelten Fifch vor fich zu fehen, der um den größten Theil feines Numpfs gekommen feyn möchte? Denn in der That, fo abgeftülpt, fo ganz nur Kopf ſcheint diefer Fiſch zu ſeyn. Und doch ift er nichts weniger als eine Mißgeburt, doch iftalled an ihm mit Weisheit und Zwedmäßigfeit gerade fo eingerichtet, wie ed nad) feiner Beftimmung feyn muß, und keine Spur von Mangel und Hälflofigkeit, die aus feiner Form ents finde, ift an ihm wahrzunehmen. Es iſt ein herzer⸗ hebender Gedanke, daß jenes Ungeheuer, das dem erſten Anblick nach ſo unausgebildet und unvollſtaͤn⸗ dig ſcheint, als ob der Schoͤpfer nur einen Verſuch gemacht hätte, doc) in feiner Art fo vollkommen iſt, ale das fchöne Pferd, der majeftätiihe Löwe, und die ſchlanke Ceder. Man findet den Klumpfiſch 100 - 150 ſchwer. In dieſem Falle beträgt feine Lange z und wu Breite 3 Fuß. Doch gibts auch hier Ausnah⸗ men, Der Klumpfiſch. 113 men; bey denen die Natur von ihrem gewöhnlichen Maaße abzuweichen scheint; ‚So hat man bey Ply⸗ mouth ſchon einmal einen von z00 Pfund gefangen; and g—IO Fuß breite fand man im mittellaͤndiſchen Meere. Der Körper, der son dem Kopf nicht zur unterfcheiden ift, hat Feine Schuppen, fondern bloß eine dicke Haut. Diefe iſt ‚auf Dem Rüden ſchwaͤrz⸗ lich, aud) vöthlid) grau, nad) dem Bauche zuetwas heller. "Seine etwas ovale Form, die in der Mitte am dickſten ift, wird nach hinten zu Dinner und laufe weine Schneide zuſammen. "Der Rachen ift fehr Hein „. und wenn er offen iſt, rund. Faſt ſieht er wie ein Vogelſchnabel aus. Er hat keine Zaͤhne, aber die Kinnladen ſind wie ein ſchneidender Knochen gebildet; daher ihn einige zu den Igelfiſchen rechnen. Im Grunde will er weder recht unter dieſe, noch un⸗ ter unſre Stachelbaͤuche paſſen. Wirklich verdiente er eine eigne Gattung auszumachen, bey der der abgeſtumpfte Schwanz einen recht auffallend unters‘ fcheidenden Charakter abgäbe., Am Eingange feiner Kehle find lange, Frumme Stadheln, Zwiſchen den Augen und der Schnauze find zwey Deffuungen, die man für Nafenlöcher Halten kann, und hinter dem ſchoͤnen großen Augen, deren ovalen Stern ein gels Biſche I. TH, | 9 be 114 Der Klumpfiſch. ber Ring umgibt, liegen die mit einer Haut bedeck⸗ sen Kiemenöffnungen, unter denen man die 4 Kie⸗ men fieht, aus denen das eingefogne Waſſer aus⸗ ſtromt. Nicht weit davon ftehen zwey abgerundete Bruftfioffen, am Ende des Koͤrpers aber in entge- genftehender Richtung am Rüden und am Bauche zwey etwas größere, die ſich an die Schwanzfloffe, die die Breite des ganzen Körpers hat, anfchließen, wenn man überhaupt den Ausdruck Schwanz bey diefem Fifchebrauchendarf, Die Finnen oder Strah⸗ Jen diefer Floſſen find ſtark und Tnorpelig. Er ſchwimmt fehr langſam, denn feine Floffen dienen ihm überhaupt weniger zum Fortftoßen des Koͤrpers, als vielmehr um ihn im Gleichgewicht zu erhalten. Dieß gilt befonderö von den Auf eine ganz eigne und ungewöhnliche Art am Körper figenden Bruftfloffen, deren eine er nur an ſich Ziehen und ganz ruhen laſſen darf, um auf die Seite liegen zu kommen, in wels cher Stellung er gewöhnlich ausruht, und ſchlaͤft. Einen folchen ſchlummernden hohlte einmal ein mu⸗ thiger Bootöfnecht aus dem Waſſer heraus, und man weiß kaum, ob man mehr die Entfchloffenheit desfelben , oder feine Stärke und Geſchicklichkeit daben bewundern fol, Inzwiſchen darf man ihn oben Der Klumpfiſch. 115 eben nicht fehr fürchten ; wohl aber ift er felbft uns gemein furdhtfam, und er fällt, fobald ſich ihm ein Fahrzeug nähert, wie ein Stein, auf den Grunddes Meeres. Vielleicht darf er in dem Falle nichts thun, als feme beyden Balantierfloffen einziehen, Man fängt ihn mit der Harpune, die man aber mit großer Kraft in ihn treiben muß, weil die Haut faft fo dick, wie eine Ochfenhaut if. Menn er fich ges fangen und Fein Mittel der Rettung vor fid) fieht, fo gibt er einen Flagenden Ton von ih. Wenigs ftend glaubt man das bey einen auf der Rhede vom Havre gefangen bemerkt zu haben, Die runde Form, vieleicht auch fein Leuchten bey der Nacht, das man ihm zufchreibt, haben ihm den Nahmen Mondfifch, bey den Engländern aber, Sonnenfifch erworben. Man fängt ihn im deute fchen, baltifchen und mitteländifchen Meere; auch am DVorgebirg der guten Hoffnung und um Dalmas tien hat man ihm fchon befommen. Nichts Fan serfchiedner ſeyn, ald das Urtheil über die Güte und | den Geſchmack feined ſchneeweißen Fleiſches. Die franzdfifchen Fiſcher finden es fo weich, unſchmack⸗ baft und übelriechend, baß fie, went ihnen ein Klumpfifch in ihr Garn kommt, ſich bloß begnügen, 92 7 } 116 Der Klumpfiſch. ihm die großen Sloffen abzufchneiden, und ihn dann wieder ind Meer zu werfen, Er muß dann zu Grunde gehen. Denn wie foll er, die vielleicht ſchmerzhafte Perwundung ungerechnet, feiner Nahrung nachge⸗ ben, da ihm die hiezu unentbehrlichen Glieder feh— len? Mir konnen nicht bergen, daß wir diefe Art der Benuͤtzung eines Thieres granfam finden, daß Die dem Menfchen über dieunvernünftigen Geſchoͤpfe eingeräumte Herrſchaft, ihn dazu nicht berechtige, und daß er ſich hier, wie in taufend Fallen f nicht als Herr, fondern ald Tyrann zeige, Will er nur einen Theil von einem Geſchoͤpfe bemißen, fo thue er ed immer; aber er laffe ihın dann nur nicht ein erbarmungswürdiged Dafenn, er verfürze ihm feine Leiden und bereite ihm nicht die Qualen eines langs damen Hungertodes oder einer — Ver⸗ blutung. Ganz anders, als die franzoͤſiſchen Sifcher, fprechen die nordiſchen vom Sleifche des Klumpfiſches. Sie nennen ed fett und ſchmackhaft, und aud) er hat alfo das Schickfalmehrerer Fifche, in einer Gegend abfcheulich, in der andern vortrefflich für den Gans men gefunden zu werden. Die Leber foll fehr gut. feyn. Der Thran aus feinem Fett riecht übel und kann nur in Lampen gebraucht werden, | Tab. — — A Fa — * EI 117 Tab. XV. Igelfiſch. Diodon. | Der lange Igelfiſch (45). Der runde Igelfiſch (40) Die Stachelkugel (47). Gleich den Igeln haben die Igelfiſche uͤber und uͤber Stacheln. Dieſe gleichen Federkielen, und eben daher nannte man dieſe Fiſche auch Federkielftfche, Auffallend tft die Aehnlichkeit dieſer Waffen mit des nen, die die Stachelſchweine und Igel einpfiengenr, Eie find, wie bey diefen, ſchwarz und weiß gefleckt, und Hohl, Nach oben zu haben fie eine runde, nach unten zu eine dreyeckige Form, was von den drey Wurzeln, die fie haben, herrührt, Mit der Haut, die den Fiſch umgibt, find fie fo genau verbunden, daß er fie ganz nach feiner Willkuͤr bewegen kann. Er richtet fie, wenn er fi) vertheidigen will, wie das Stachelfchwein dieSeinigen, in die Höhe, und legt fie, wie diefes, wenn e3 in Ruhe und Sicherheit ift, nieder; aber die Kunſt, fie nad) einem Gegner wie Pfeile zu ſchleudern, war beyben, fo freygebig man fie ihnen zufehrieb, verſagt. Die Kinnladen „der Igelfiſche ragen über das Zahnfleifch hervor, ® dab haben eine ſcharfe Schneide, Im Grunde — | zZ beſteht 118 Igelfiſche. beſteht alſo das Gebiß derſelben aus zwey Zaͤhnen, deren einer im Ober- der andre im Unterkiefer iſt, und Linnd, dem überhaupt der Ruhm gebührt, die Hauptcharaktere fehr oft bey Gattungen richtig gefaßt und mit einem wohlgewählten Gattungsnah⸗ men ausgedrückt zu haben, nannte fehr treffend die drey Arten diefer Gattung mit ihren Varietäten, Diodon, was nichts anders ald Zweyzahn fagen will. So gut, ja vielleicht beffer noch, als wenn fie mehs rere Zähne hätten, zermalmen fie damit die Krebfe und Mufcheln, die ihnen zur Nahrung angewiefen find. Dod) freffen fie auch Fiſche. Wären fie groͤ⸗ Ber, ald man fie gewöhnlich nicht findet, denn fie find nur einen bis zwey Fuß lang, fo würden fie fich in dem Elemente, in dem fie leben, ficher fehr furcht- bar machen, Ziemlich verfchieden find die Igelfiſche in Abficht auf die Form ihres Körpers, und unfre Lefer werden bey den 3 Arten, die wir ihnen abges bildet darftellen, wahrnehmen, wie diefe Form vor einer ziemlich gewöhnlichen Fifchgeftalt bis zur ganz runden Kugel übergehe, Nur 5 Floſſen haben fie, und auch ihnen fehlen die Bauchfloffen, die wir bey den vorigen Arten ſchon vermißten. Man findet fie: vorzüglich in den indifchen und arabifchen Meeren und um das. Vorgebirge der guten Hoffnung. De Der lange Igelfiſch. 119 Der Iänglichfte unter den Igelfiſchen ift der lange Igelfiſch (D. Atinga, Atingue 45), der fih an den Ufern der americanifchen Meere und um das Vorgebirg der guten Hoffnung aufhält, und in⸗ dem er dA fein Leben mit Mujcheln und Krebfen zu friften ſucht, es nicht felten verliert. Krebsfleiſch muß ihm fo angenehm ſeyn, daß, um feiner habs haft zu werden, man die Angel mit feinen befjern Köder verfehen kann, als mit einem Krebsſchwanze. Doc) befommt man ihn auch mit andern Fiſchen im Netze. Er hat einen Fleinen, aber breiten Kopf, der an den Eeiten. etwas zufammen gedrüdt iſt, und einfache röhrenformige Nafenlöcher inder Mitte zwifchen der Mundöffnung und den Augen. Dieſe find groß und fchon, jene aber, die Mundöffnung, ift nicht beträchtlich. Die obere Kinnlade geht über die untere etwas hervor, und deutlich fieht man dag höchft einfache, aber Eräftige Gebiß. Dicht vor der Braftfloffe ift die fchmale Kiemendffnung,. Eine harte Haut umgibt den Leib dieſes Fiſches; unter ihr liegt eine duͤnnere, die er aufblafen Fann, Die Stacheln, mit denen er über und über beſetzt ift, find ziemlich lang und fcharf, Die Farbe diefes Sifches ift eben nicht bunt und ſchimmernd, doch a 120 Der runde Igelfiſch. Fällt fie ganz angenehm ins Auge, Das Schwaͤrz⸗ fiche des Rüden geht an den Seiten in Blau über, Der Bauch ift weiß, Eine Menge dunkler, runder, Flecken find aber den ganzen Koͤrper verbreitet. Auch auf den gelben, braun eingefaßten Floffen bes merkt man diefe Flecken, ja felbft die ſchwarz und weißen Sloffen find nicht ganz davon frey. Nur wenig, und zwar mageres und zaͤhes Fleiſch hat diefer Fiſch. Er wird deßwegen felten gegeifen und feheint-alfo unnuͤtz. Wuͤßten wir aber genau feine Beftimmung, wüßten wir, welche Aufe träge, wann wir fo reden Dürfen, ihm der Herr der Natur gab; fo würden wir gewiß ihn nicht unter die unnuͤtzen Gefchöpfe rechnen, wie die, die fich einmal erdreiftet haben, die Gefchöpfe im näßliche und fchädliche einzutheilen, freylich thun müßen, Die Brofilianer nennen den runden Igelfiſch Guamajaca. Doc) noch weit feltfanıer, und mit dem "Ges daͤchtniß ſchwerer zu faffen, find die Nahmen, die fie dem runden Igelfiſch CD. Hiftrix, le Guara, le poiffon arme 46) beylegen, und wir innen der Verſuchung nicht widerſtehen, unfern Lefern wieder ‚ einmal eine Proße zu geben, mit welchen feltfanen Nahmen diefe und ähnliche Völker die ihnen natuͤre au lich Der runde Igelfiſch. 121 lich ſehr bekannten und alltaͤglichen Gegenſtaͤnde zu bezeichnen pflegen. Sie heißen dieſen runden Igel— fiſch: Guamajaca, Guara, Piquituiga, Araguas⸗ gua, auch Camuri. Wer freylich mehr braſilianiſch verſteht, als der Verfaſſer dieſer Blaͤtter, der wuͤrde beurtheilen koͤnnen, in wie ferne dieſe Benennun⸗ gen gewiſſe Winke von den Eigenſchaften dieſer Fiſche enthalten, wie das bey den deutſchen Nahmen Ku⸗ gelfiſch, Meertaube, Meerflaſche, Jagdfiſch, die man dem runden Igelfiſch gab, der Fall iſt. Er unterſcheidet ſich durch ſeine runde Form ſehr von dem Vorigen, ſo manches Aehnliche er in man— chen andern Dingen mit ihm hat. Seine Farbe iſt heller und faſt am ganzen Leibe blaͤulich. Außer denjenigen Meeren, in deuen jener ſich aufhält, fin⸗ det man ihn auch im rothen Meere, anch iſt er merk⸗ lich größer. Doc) fängt man ihn nicht ſowohl feis ned magern und zaͤhen Fleifches wegen , als viels mehr blog zur Beluftigung , indem feine Wuth, wenn er fic) gefangen merft, demjenigen ein wirks lich unterhaltendes Schaufpiel gewährt, der an zweckloſen Martern irgend eines Geſchoͤpfes Ver⸗ gnügen finden kann. Sobald man einen Krebs⸗ ſchwanz an der Angel ins Waſſer läßt, fo kommt Sifche 1. Th. Q dieſer 122 Der runde Igelfiſch. dieſer Igelfiſch herbey, und bezeugt eine Luſt, ihn zu erſchnappen. Aber aus Furcht vor der Angelſchnur wagt ers nicht ſogleich, ſchwimmt bloß rings herum und ſucht behutſam den Krebsſchwanz zu koſten. Jetzt haͤlt man die Angelruthe unbeweglich, wodurch er kuͤhn genug wird, den fatalen Biſſen zu verſchlu⸗ den. Sobald er fich gefangen fühlt, Fennt feine Wuth keine Gränzen, und er verfucht alles, um los⸗ zufommen, Erft bläst er fich auf, ftellt die Sta- cheln in die Höhe, und fucht alles um fid) her zu verwunden; geht das nicht, wie leicht zu erachten, fo verfucht ers auf eine andre Art, Er legtdie Stas cheln nieder, wird klein, und läßt die Luft und das eingefogne Waffer aus feinem Leibe, Gehts auch da nicht, fo Fehrt er wieder zu feinen vorigen Ver« fuchen zurück, und wiederhohlt fie, da fein Leben fehr zaͤh ift, abwechfelnd fo lange, als die Zufchauer Luft haben, von der fehmerzhaften und fruchtlofen Anftrengung eined Gefchöpfes, fich frey zu machen und feiner Haut zu mehren, Zeugen zu feyn, und auch am Lande vertheidigt er fich noch tapfer, bis ein wohlthätiger Stich) oder der willfommne Tod feinen Leiden ein Ende macht. Wir glauben die fleißigen Leſer unfrer Anterhaltungen hier ganz ihren f Gefuͤh⸗ Die Stachellugel. 123 Gefühlen überlafien zu dürfen, und fmd überzeugt, daß fie ſolche Barbareyen richtig zu beurtheilen wifz ſen werden. Denn es kann ihnen unmöglich unbes kannt ſeyn, daß der Verfaſſer zwar nie der Empfins deley das Wort rede, die den Tod einer Fliege oder eines Sperlings beweint und für ein großes Ungluͤck hält; aber daß er es für feine Pflicht halte, alle Thiere, vom Pferde bis zur Blattlaus gegen zweck⸗ lofe Martern in Schuß zu nehmen, und jede ſolche Handlung, es fey nun eine Parforcejagd oder das Spiel muthwilliger Knaben mit Mayfäfern, ein Verbrechen zu nennen, Noch) viel ründer und faft wie eine Ringel ift die Stachelkugel (D. Orbicularis, Orbe heri[fon 47)» Sie bildet, wenn fie ſich aufbläst, einen feltfamen Ball. Der Heine Mund ift ziemlich weit oben. _ Die Eurzen, fpigigen Stacheln ftehen auf 3 Wurzeln, die außerhalb der Haut fihrbar find, und eben da⸗ her den Stacheln eine ganz eigne Form geben, Shen bräunlich roth, unten weißlich ift die Stas chelkugel. Hie und da bemerkt man einige Flecken. Die Floffen find vöthlih. Um Samaica, um das Vorgebirg der guten Hoffnung, und um die Molu⸗ Een, alfo in drey Melttheilen,, findet man biefen 22 Fiiſch. 124 Die Stachelkugel. Fiſch. Er wird nur ungefähr einen Fuß lang. Seine Nahrung hat er mit den Vorigen gemein. Auch in dieſen Sgelfifchen erkennt man die Hand der wohlthätig forgenden Natur. Sollten fie zwifchen den Klippen, die bald den Grund des Meeres beveden, bald aus feiner Oberfläche her: gorragen, ihre Nahrung fuchen, fo mußte fie ihnen in der Tiefe, gegen Raubfiſche, und in der Hohe, gegen Vögel Schuß gewähren; fie mußte ihnen die Sertigkeit ſchenken, fi) nach Willfür, dick oder duͤnn zu machen, ihre Stacheln aufzurichten oder nieder: zulegen, damit fie durch die engen Paffe und Kruͤm⸗ mungen der Klippen fi) gluͤcklich hindurch winden, und ohne Anſtoß und Wunden ihrem Naube nach—⸗ gehen koͤnnten. Aber wer kann die treffliche Ein= richtung und die Muskeln, die dazu erforderlich find, genug bewundern, vermöge der diefe Menge von Stacheln fid nie verwirren, nie an einander abnüs gen, nie zerbrechen; und wer vermag alle dieFibern zu beſchreiben, die dann gefchäftig feyn müßen, wenn die Stachelfugel fich bald bis zur Unförmlichs keit aufblafen, bald aber wieder zufammenfallen und gefchmeidiger werden will, | Tab. x \ = ; —* ae y ) 2 N DLAERTE —* TB LEHRE a RN TAT 107 R —— e 2) AN rn N — N. 1 } Mas an 125 Tab. XVL Bauchſauger. Cyclopterus. Der Lump (48). Der Bartfiſch (49. 59). Der Stadelhafe (51). Eine ganz ungewöhnliche Einrichtung haben die Bauchfauger an ihren Bauchfloffen, und fie unters feheiden ſich durch) fie yon allen andern Fiſchen. Es find nähmlich die Bauchfloffen, die unter den Bruſt⸗ floffen fien, in einen Kreis verwachen. In der Mitte ift eine jcheibenfürmige Deffnung, die einem gerippten fleifchigen Schilde ähnlich iſt. So wie die Lamprette fi) mit dem Manle anfaugt, fo fat gen ſich die Bauchfauger mit diefer Oeffnung an Selfen an, und eben daher ift die Benennung Bauch⸗ fauger treffender und ſchicklicher, als die, die fie fonft auch führen, Meerhafen, Denn in der That, es ift fehr fchwer, in ihnen etwas hafenartiges zu entdecken. Ihr lateinifch » griechifcher Rahme heiße auf deutſch: NRingfloffe, und ift fehr bezeichnend. Der Eurze, dicke Körper diefer Fiſche hat weder Schuppen noch Schilder, fondern eine dicke, fchleis mige Haut. Er ift ziemlich ſtumpf und mit meh⸗ rern Hoͤckern befegt, ihr Rücken if gebogen und ihe | 23 Maui 2 126 Der Lump. Maul mit mehrern kleinen Zähnen bewaffnet, Die Heine an jeder Geite befindliche Klemenoͤffnung, hinter der 4 Kiemen liegen, ift mit einem Blättchen bedeckt. Das Meer, jene unermeßliche, bevölferte Melt, ift der Aufenthalt auch) dieſer Fiſche; Mür: mer, Maflerinfecten und Fifchbrut find ihre Nah— rung. Man Fennt bis jest acht Arten, von denen nur Eine in Deutfchland einheimifch zu nennen ift, weil fie fic) in Gewäffern aufhält, die an dasſelbe anfpühlen. Dieß ift der Cump (C: Lumpus, le Lievre de mer, Seehafe, Seeboll, Wolkhufen 48), des aber nicht bloß in allen Europa umgebenden Meeren, fondern auch um Oſt⸗ und Weſtindien an⸗ getroffen wird. Sein Koͤrper hat Kanten, wie ein Storkoͤrper, die durch ſieben Reihen knochiger Hoͤcker entſtehen. Außer dieſen ſind noch eine Menge klei⸗ ner ſchwarzer Erhoͤhungen, die die Haut rauh an⸗ zufuͤhlen machen. Die Naſenloͤcher befinden ſich gleich uͤber dem Maul, und dieſes iſt ziemlich weit geſpalten und hat dicke Lippen und viele ſpitzige Zaͤhne. Auch der Schlund iſt voll davon. An der Bruſt ſitzt, einem Ringkragen aͤhnlich, ein breiter, runder Schild, der einer gerippten Muſchel gleicht. So feſt kann ſich der Lump damit, auch an die glaͤt⸗ teſte Der Lump. 127 tefte Fläche anhängen, daß man ihn ohne Gewalt nicht losreißen kann. An einem Steine von zehn Pfund hatte fich einer fo angefogen, daß man ihn mit dem Steine aufheben Fonnte, ohne daß er diefen losließ. Seine Farbe ift grau, Die ſtarken Strah⸗ len der Rüdens und Schwanzfloffen haben eben diefe Zarbe; ben den Bruft: und Afterfloffen aber find fie orangefarbig. Die erfte Ruͤckenfloſſe iſt ein Fetts klumpen. Man finder den Lump nicht über zwey Fuß lang, aber gemeiniglich fehr did und fett. Seine Fruchtbarkeit ift außerordentlih,_ Fand doch Bloch in einem, der nur drey viertel Fuß lang war, 207,700 vrangefarbige Eyer, und wog der Nogen allein 2 Pfund und 2 Loth, da doch der ganze Fifch nicht mehr als ſechs und ein halb Pfund hatte, Gewiſſe Umftände madıten es fogar wahrfcheinlih, daß er ſchon mehrere Eyer von ſich gegeben haben mochte, Eine Außerft merkwürdige, bey den Fifchen ungewöhnliche Erſcheinung zeigt: ſich im Innern diefes Fifches. Es iſt naͤhmlich den Speiſen, die er zu ſich nimmt, ein ſehr langer, ja ſechs⸗ bis fiebenmal längerer Raum, als der ganze Sch ift, zum Aufenthalte in ihm angewiejen. Da er ein fihlechter Schwimmer und nichtö weniger, \ als 128 Der Lump. als ein zu fürchtender, ſtark bewaffneter Raubfifch it, fo geht es in feiner Küche ziemlich ſchmal her, und er muß zumeilen einige Geduld haben, bis ein glücliches Ungefähr ihm etwas zufuͤhrt. Die haushaͤlteriſche, immer weiſe und guͤtige Natur, laͤßt alſo das Wenige, was er bekommt, deſto laͤn—⸗ ger bey ihm verweilen, und gibt den naͤhrenden Theilen, die darin liegen, mehr Zeit ſich zu ent- wickeln. Wie lange mag nicht oft der ſchwerfaͤllige Lump hinter einem Felſen lauern, und ſich, um nicht ſelbſt fortgeſpuͤhlt zu werden, an ihm anhaͤngen, bis ihm die Wellen etwas Genießbares zufuͤhren. Als vorzůglich kann man ſein Fleiſch nicht ruͤhmen. Es wird gewoͤhnlich nur von armen Leuten gegeſſen, auch als Koͤder fuͤr andere Fiſche gebraucht, und es iſt eine angenehme Bemerkung, die man bey den Fiſchen oͤfters zu machen Gelegenheit findet, daß ſo manche, deren Fleiſch die Muͤhe, die man auf ihren Faug verwendet, eben nicht durch Wohlgeſchmack und den Preis, in dem es ſtuͤnde, zu belohnen im Stande iſt, dennoch dadurch einen nicht geringen Werth erhalten, daß man durch ſie wohlſchmecken⸗ dere Fiſche, als fie ſelbſt nicht find, fangen kann In diefer Rüdficht Fann daher die große Fruchtbar⸗ keit Der Lamp. 129 Feit des Lumps und andrer ihm ähnlichen Fifche von großen Nußen ſeyn. Und Lift fich nicht noch ein andrer Grund denken, der ihre Fruchtbarkeit für uns äußerft wohlthätig macht ? Wie wenn der Hay, wie wenn andere Raubfiſche nicht auch) an einer Menge folcher Gefchöpfe, Die für uns keinen großen Werth Haben, ihren Hunger ſtillen koͤnnten, welche Verhernngen würden fie dann nicht unter denem enrichten, die wir nüglich nennen, weil wir fig, nad) einer freylich ziemlid) eingefchränften Bedeu⸗ tung diefes Wortes — efjen koͤnnen? Weldy einen Laͤrm, welche unſchickliche Ausbruͤche des Unmuths wuͤrde man dann erſt gegen die Raubthiere hoͤren? Denn es iſt nun ſchon einmal fe, daß unſer Stolz uns uͤberredet, alles in der Welt ſey bloß um un⸗ ſertwillen da, und daß, wenn irgend ein Thier es wagt, etwas anzutaſten, das auch wir brauchen koͤn⸗ nen, wir Dann darüber, als über einen hoͤchſt firafe baren Eingriff in unfre Eigenthinnsrechte, Klage erheben, Uber fo ift der Menfch — flolz und arm⸗ feelig nicht ſelten zugleich. Muthig erklärt er fich am Schreibpulte gegen Loͤwen und Hayfifche, und will fie aus der Welt haben; indeffen er vor einer Maus und einer Spinne die Flucht ergreift, und Siehe L. Th R ſie 130 Der Bartfifch. fie aus feinem Mehlkaften und feinem Zimmer zu ver treiben kaum Muth genug hat. In Feland werden fehr viele Lumpe gefangen, eingeialzen, gebraten, und aud) getrocknet. Häus fig gerathen fie mit Dorfchen und Lachfen ind Netz. Mie ein Bart hängen die unter der Kehle zu— fammengewachsnen Bruftfloffen bey dem Bartfifche (C. Liparis, le Uycloptere barbu, Ringbauch, See: ſchnecke, Schleimkothfiſch 49) herab. Auch die Rücken: und Afterfloffe ift fehr lang, und beyde er⸗ ftrecfen ſich bis zu Schwanzfloffe hin. Der Körper ift geftreckter, ald bey dem Lump, und in eine ziemlich Iofe fchleimige Haut gehuͤllt. Seine Hauptfarbe ift braun mit dunfeln Bändern und Puncten. Die obere Kinnlade geht etwas über die untere hervor, und die Lippe, die fie bedeckt, hat zwey Bartfafern., Die ziemlich weite Mundöffnung zeigt eine Menge zarter Zaͤhne. Am Bartfifche iſt befonders, und etwas deutlicher ald an andern Bauchfaugern, die in einen Kreis zufammengewachöne Bauchfloffe fihtbar, die einen Ring von blaulicher Farbe mit zwölf in einen Kreis geordneten braunen Flecken bildet, und die nur, wenn man ihn auf den Rüden legt (50), ſicht⸗ bar wird, vr l Um Der GStachelhafe. 131 Um Holland und England findet man ben Barts fiſch nicht länger ald 5—6 Zoll, um Kamtſchatka aber 2 Fuß. Er kommt au) in Fluͤſſe, befonders in den Y Fluß bey Amfterdam. Oft bleibt er am Lande liegen, wenn ihn die Wellen auf dasfelbe bins fpühlen, und feine Unbehilflichfeit es ihm unmoͤg⸗ lic) macht, ihnen zu folgen, wenn fie fchnell zu⸗ ruͤcktreten. Aber das ift eben fein fonderlicher Ge: winn, ihn am Ufer liegend zu finden, Denn fein fettes, fchleimiges Fleiſch ift ſo übelfchmeckend, daß fogar Hunde, die doc) fonft halb verfaulte Fiſche nicht verfhmähen, davon zu genießen ſich weigern. Eine Varietät von dem Lumpfiſch, wir meinen den Stacbelbafen (C. Spinofus , le Cyeloptere armd st), wollen wir nicht übergehen, weil fein Ausfehen wirklich auffallend genug it, Man rechnete ihn fonft zu den Igelfiſchen. Er hat eine Menge platter Stacheln vorzuͤglich auf dem Ruͤcken and an den Seiten. Der Bauch iſt glatt. Auch iſt dieſer Fiſch mehr breit als hoch. Die weißen Streifen thun auf dem caffeebraunen Grunde eine ſehr gute Wirkung. Hinter den Bruſtfloſſen ſind große braune Flecken. Das Exemplar, nach dem unſre Abbildung iſt, war aus Oſtindien nach Deutſch⸗ land gekommen. * R 2 Tab. 132 ih a Ach Tab. XVII. Mefferfifh. Centrifeus. Die Meerfchnepfe (52). Der Schild⸗ ih (53). Mir haben manchen Fifch gefehen, deffen Bauch entweder von Natur einen ungeheuren, dad gewöhnli- che Berhältniß weit überfteigenden Umfang hat, oder der durch die dem Eigenthuͤmer angeborne Fertigkeit, ihn aufzublafen, bis zum Ungeheuren aufſchwillt. Bey den Mefferfifchen oder Schneppenftichen fehen wir in vielen Stuͤcken und auch hierin ganz das Ges gentheil von dem, was wir an den Stachelbäuchen und Igelfiſchen bemerkten. Statt daß diefe einen dien, runden Bauch hatten, fo haben jene einen kielformigen; ftatt daß bey diefen der ganze Körper wie eine Kugel aufgefchwollen war, fo ift er bey den Mefferfiichen ſchmal und zuſammengedruͤckt; und. fiatt daß bey den Stachelbäuchen dad Mauloft nur ‚einen Einſchnitt in den Bauch vorftellte, und kaum ein eigentlicher Kopf zu finden war, fo geht bey den Mefferfifchen der Kopf in einen ziemlich langen - Schnabel aus, und fie feinen ihr Maul gleichfam an einer Stangezutragen, Man kennt bis jetzt nur 3 Arten, Der Meſſerfiſch. 133 Arten, deren Verwandtſchaft fih überhaupt am Meiften auf den Schnabel gruͤndet; denn fonft find fie in Abficht auf Geſtalt, Floffen und Bekleidung fehr von einander verfchleden, Ale haben einen zahnlofen Mund, umd eine etwas vorfichende Uns terlippe, Aber wozu follte ihnen auch die Natur Zähne gegeben haben‘, da fie ihnen Schlamm und Wuͤrmer zur Nahrung angewiefen hat, und fie dazu feiner Zähne, wohl aber eines langen Rüffels eben fo fehr benöthigt find, als z. B. die Sumpfvoͤgel ihrer langen Schnabel und ihrer Stelzenfüße, Ih⸗ sen Nahmen Meflerfiich fcheinen fie eher von ihren einem Meffer mit runder Schneide gleichenden Baͤuchen, ald von der Form des Kopfs und ded Ruͤſſels zu führen. Auf alle Fälle ift er zum Gate tungsnahmen paffender, als der vor Holland nach Deutſchland gewanderte Nahme Schilöfifch ,„ was auf die dritte, neu entdeckte Art gar nicht paßt, Man follte denken, ein Fifch, deſſen Körper unten ſchmal und mefferförmig ift, und eben daher Feinen rechten Ruhepunct darbiethet, müßte alle Augen⸗ blife aus dem Gleichgewicht kommen und eben Daher ein fehe fchlechter Schwimmer ſeyn. Aber die Natur wußte die Sloflen fo zu vertheilen, daß un Rz er 134 Die Meerfehnepfe. er, faft fo gut, ald der, den feine Breite gewiffer Magen unterftügt, das Waſſer durchfchneidet, und fertiger ſchwimmt, ald man erwarten follte. Geht ihm dann auch, in Vergleichung mit andern, bie pfeilfchnell einher fchwimmen, etwas an Gefchwins digkeit ab, fo erfeßt dafiir ein feharfes Horn und ein fchügender Panzer diefen fcheinbaren Mangel, und der gütige Urheber aller Mefen zeigte auch an ihm, wie er feinem Gefchdpfe etwas nöthig feheinendes verfagt habe, ohne es durch irgend etwas anderes reichlich dafiir zu entfchädigen. | Wie der Hornfifch trägt die Meerſchnepfe (C. Scolopax, la Becaffe 32) ein Horn auf dem Ruͤcken, allein jener hatte es weit vorn, und diefe ganz nad) hinten. zu, Sehr harte Schuppen bede⸗ den ihren Körper. Sie laufen in eine ſtumpfe Spitze auf, liegen wie Dachziegel auf einander, und machen, daß ſich die Oberfläche des Fiſches, zumal wenn man mit der Hand von hinten nach Born zufährt, fehr raub anfühlt. Oben und unten hat der Körper gleichfam eine Schneide, nur ift die obere ſtumpfer ald die untere, Die Farbe der Meers fchnepfe ift oben braunroͤthlich, am Bauche heller als auf dem Rüden. Die großen Augen haben einen Die Meerfchnepfe, 135 einen ſchwarzen Stern in einem blaßrothen Ringe, Bor ihnen ftehen die gedoppelten Nafenlöcher. Die lange Röhre oder der Rüffel , in den der Kopf aus⸗ geht, iſt etwas aufwärts gebogen, Born ift der fehr Feine Mund, Die untere Lippe ift etwas vor⸗ gehend und fchließt fich an die obere wie der Dedel einer Dofe, Der Kiemendedel ift ein halbrundes Blättchen, unter dem fich die über die ziemlich große Deffuung gehende Kiemenhaut befindet, Hinter ihm liegen die Bruftfloffen. Don ven beyden Rüs ckenfloſſen bildet die vordere das gezähnelte Horn, wozu nod) drey andre flarfe Strahlen Fonımen, Die Feine Bauchfloffe kann ihr Einenthämer in eis ner hinter ihr liegenden knoͤchernen Furche verbergen, Die Afterfloffe ift ziemlich breit, aber Eurzftrahlig, und nähert fich der runden Schwanzfloffe. Alle Sloffen find grau. Die Finnen oder Strahlen der Bauchfloffen werden für giftig gehalten. Im mittellaͤndiſchen und oſtindiſchen Meere iſt die Meerſchnepfe zu Hauſe. Dieſer Fiſch hat ein zar⸗ tes, wohlſchmeckendes, leicht zu verdauendes Fleiſch; nur laͤßt ſeine Kleinheit keine große Stuͤcke von ihm erwarten. Denn er iſt nur vier Zoll lang. Auf Antegoa, einer caraibiſchen Inſul, aber, will man Meer⸗ \ 136 Der Schildfiſch. Meerſchnepfen von 4 Fuß lang geſehen haben. Ihr Kopf ſoll hinten zwoͤlf Zoll im Durchmeſſer haben, und einem Schweinskopf mit — Augen gleichen. Wahrſcheinlich pflegt der Meſſerfiſch mit der Muͤndung ſeines Schnabels manchen ſchleimigen Bewohner aus ſeiner Schale, in der er ſich doch ſo ſicher glaubte, herauszuziehen. Die kleinſte Deffe nung mag ihm Dazu hinreichen, ohne Daß er die Schale zu zermalmen nöthig hatte, wozu es ihm auch an Kraft und am Zähnen fehlen würde, Ganz anders fieht der Schildfiſch (C. Scuta- tus, la Becaffe bouclee 33) aus, den man fonft auch den eigentlichen Mefferfiih nennt, Diefes ganz fonderbare Geſchoͤpf ift oben mit einem kno⸗ higen Panzer bedeckt, der ſich hinten in einen Stas chel endiget, Unter ihm fieht dev Schwanz hervor, nebſt den beyden Ruͤckenfloſſen. Sp genau find die Schilder, die den Panzer ausmachen, zufammens gefügt, und fchließen in einander, daß der ganze Panzer nur aus einem Stück zu beftehen fcheint, und fo glatt ift die Oberfläche, daß man Feine Sue gen finden kann, und nur ganz zarte, weiße Linien fie bezeichnen, Der Kopf des Schilöfifches lauft, a wie | Da Schildfiſch. 137 wie bey der Meerfchnepfe, in einen länglichen Schna⸗ bel aus, aber die Mundöffnung ift noch Kleiner, fo daß man faft glauben muß, diefer Fiſch lebe bloß vom Saugen. Auch ift feine Spur von Zunge bey ihm wahrzunehmen, Die Kleinen Nafenlöcher lies gen Dicht vor den Augen. Diefe haben eine Nick⸗ haut, vielleicht zum Schuße, wenn der Schilöftich im Schlamme wuͤhlt. Die Kiemendedel find glatt, durhfichtig und hornartig. Auffallend weit von ihnen liegen die Bruftflofien, und auch die einzige, ſchwache Bauchfloffe ift etwas, das man felten fieht, Ueberhaupt haben alle Floffen des Schilöftiches eine Lage, die bey andern Fifchen fehr ungewöhnlid) ift, Der Bauch deöfelben ift mit zehn bis zwölf braus nen Schilden bededit, bey denen man deutlicher als auf den Rücken wahrnimmt, wo fie zufammengräns zen. Dieß ift befonders ganz unten der Fall, wo ſich nur eine dünne Haut von vorn bis hinten zwi⸗ ſchen den Schilven befindet. Einen fehr ſchoͤnen Glanz, ald wäre er mit Goldfirniß überzogen, hat der Ruͤckenſchild. An den Seiten ift der Fiſch gelb mit Silber vermifcht, Allein davon iſt an denen, die in Cabinetten aufbewahrt werden, wenig zu bemerken, Denn gemeiniglich gehen die fehöniten Fiſche I. TH, S Far⸗ 138 Da Schildfiſch. Farben, die ein Fifch in feinem Leben hatte, nad) feinem Tode, wenn er getrocnet wird, verloren, und nicht ohne Bedauren Fünnen wir daran denken, Daß wir zwar den bunten, prächtigen Staub, wo: mit die Natur den Schmetterlingsflügel beftreute, die Politur und den Goldglanz, mit welchem fie die Fluͤgeldecken der Käfer oft fo reizend machte, die herrliche Schmelzarbeit, die die Gehäufe fo mancher Scalthiere auszeichnet, und manche andre Schön: heiten des Thierreichs in unfern Gabinetten viele Fahre der Vergänglichkeit troßen fehen; daß aber viele andre Werke der Natur dagegen auch bey der größten Sorgfalt, fobald wir fie aufbewahren wols len, ihre ſchoͤnſten Reize verliehren, In DOftindien ift der Schilöfifeh zu Haufe, Bon da fommt er unter dem Nahmen Ikan-⸗Piſau, was Mefferfiich heifien foll, nad) Europa, Wolluͤ⸗ flige und ſtumpf gewordne Thoren, die alle Reiche der Natur plündern, um ſich immer neue Genüffe zu verfchaffen, und die am Ende auf die ſeltſamſten Dinge gerathen , legen diefen Fiſch in ihr Weine glas, und alauben, wenn fie davon den Wein abs trinken, einen befonder& angenehmen Küßel zu vers püren, son dem fie freylich nicht fagen Fünnen, ob | er Der Schildfiſch. 139 er eine Folge des Fiſches, oder des Weines, oder der erhitzten Einbildungskraft iſt. Zum Eſſen ſcheint uͤbrigens dieſer Fiſch nicht zu ſeyn, denn er hat unglaublich wenig Fleiſch. Pallas, dem das Gebieth der Naturkunde die beträchtlichften Erweiterungen verdankt, hat eine neue Art von Meflerfifch bekannt gemacht, die wes der Schuppen noch Schilder beſitzt, fondern bloß mit einer Haut überzogen ift. Diefe aber ift von eis ner Menge rücwärts liegender Borften ganz rauh anzufühlen. Auch fteht auf dem Nücen und vor dem After ein fpigiger Stachel mit fägefürmigen Zacken. Erſatz genug für den Mangel einer feftern Bekleidung. Der Vater aller Gefchöpfe fandte Fein Einziges ohne Schuß in die Welt. Das Eine hat die Gabe, vor feinen Verfolgern mit ſchnellem Flug . in die Wolken zu entrinnen, das Andre fich zwifchen Klippen am Grunde des Meered zu verbergen; das Eine rettet feine Lift, das Andre fein geheimer Aufs ‚enthalt; und indeß das Eine mit feinen ſtarken Maffen einen Kampf beginnen, ja wohl dazu her⸗ - augfordern kann, fo entgeht ein Andres durch feine unfcheinbare Farbe glüdlih den Blicken feiner — Und ſo blieb gewiß kein Geſchoͤpf ohne eine Sa ſchuͤ⸗ 140 Nadelfifche, fhüßende Ausſteuer und man kann eben nicht fa= gen, daß der Knochenfelfen, der Elephant, mit fei: nem Fünftlichen Rüffel gütiger bedacht worden fey, als die liebliche Lerche, mit ihrem Gefteder, der Springfäfer mit feiner Muskel: Kraft, die Frühe Iingsfliegenlarve und der Biber, mit ihren architek⸗ tifchen Fertigkeiten, und die Aufter mit ihrer Hütte, deren Thuͤre fie verfchließen kann. — EEE > TEE — ® Tab. XVII. & XIX. Nadelfifh. Syngnathus. Die Trompete (54). Die Meernadel (55). ‚Der Eorallenfatiger (56). Die Meerfchlans ge (57). Das Seepferdchen (58). eym erften Anblic® fcheint man einige Verwand⸗ (Haft zwiichen den Meffers und Nadelfifchen zu enta decken. Wenigſtens erinnert das fpißig zugehende Maul der letztern an den langen Schnabel oder Rüf- fel der erftern. Aber in andern Dingen zeigen fich auffallende Berfchiedenheiten, Ihr aus mehrern Gelenten beftehender Körper, deffen geſtreckte, ſpi⸗ tzig zugehende Form zu dem Nahmen Nadelfiſche Veranlaſſung gegeben haben mag, macht nebſt dem Bau m Nadelfiſche. 141 Bau des Maules, daß die ſieben Mitglieder dieſer Gattung von allen andern leicht unterſchieden wer⸗ den koͤnnen. So feſt, als wären fie zuſammenge⸗ wachfen, liegen ihre Kinnladen auf einander, und bilden den cylinderformigen Schnabel, deifen vor⸗ dere, Kleine Deffnung, durch einen am Ende der uns tern und weit beweglichern Kinnlade befindlichen Dedel, genau verfhloffen wird. Umfonft wird man in ihrem Munde eine Zunge, Zähne, oder fonft et= was Rauhes zum Zermalmen der Speifen fuchen. Sie Fonnen fie aud) gar wohl entbehren, da fie von Würmern, Wafferinferten und Fifchbrut leben, was alles an fich weich genug ifl, Dicht vor den Augen liegen die faft unfichtbaren Ntafenlöcher, und die gros fen geftreiften Kiemendeckel hält rings herum eine Haut am Rumpfe fell. Sehr zart und roͤhrenfoͤr⸗ mig ift die im Genic® befindliche Kiemenöffnung, und vieledfige Schuppen bedecken den Rumpf, Die Sloffen find alle ziemlich Fein, Nicht weit von den Kitten des Meltmeeres und der Oft: und Niordfee halten fie fi) auf, und bleiben gern am Grunde, Man fängt fie gewöhnlich mit andern Fiſchen im Netze, doc) darf diefes wohl enge Mafchen haben, wenn nicht hie umd da einer wieder entwifchen ſoll. S3 Die 142 Nadelfiſche. Die Fortpflanzung der Nadelfiſche iſt fuͤr den Naturforſcher noch bis auf dieſe Stunde ein fo un⸗ dinchdringliches Geheimniß, als die Erzeugung und Vermehrung der Blattläufe war, Bis des ehrwuͤr⸗ digen Bonnets raftlofer Fleiß den Vorhang aufhob, und den Freund der Natur mit den angenehmften Entdelungen uͤberraſchte. Nur dirfen wir hier nicht verfchweigen, daß bey den Nabdelfifchen die Un⸗ terfuchung weit ſchwerer, ald bey den Blattläufen fey, da diefe in Menge und lebendig überall zu haben find, jene aber ſchwer in Menge zu befommen, und noch ſchwerer lebendig zu beobachten feyn möchten. Noch hat man keinen einzigen Nadelfifch gefunden, der männlichen Gefchlechts geweſen wäre, Alle, die man bisher oͤffnete, waren Kogen, oder mit ei: ner Menge von Eyer angefüllt, und fo viele auch Pallas auffchnitt und genau unterfuchte, fo war er doc) nie fo glüdlich, einen Mann oder Milchner zu finden. Was mag da wohl der Grund feyn ? Hat der Schöpfer vielleicht bey den Nadelfifchen feinen gewohnten Meg, oder das große Naturgefeß, durch zwey Geſchlechter die Gefchopfe zu erhalten, verlafs fen, und aud) darin feine unumfchränfte Freyheit gezeigt ? Sind etwa alle Nadelfifche fruchtbare Muͤt⸗ Nadelfiſche. 143 Muͤtter und ſich ſelbſt genug? Liegt in ihnen außer den Eyern etwa auch der wunderbare Stoff, der diefe befruchten, und ihre Entwidlung befördern fann? Oder erzeugen ſich in ihnen, in einer biöher noch nicht entdeckten Werkftätte die Keime, die dad fiheinbar nur halb vollendete Geſchlecht erhalten, und vor dem Untergange bewahren ? Sieht etwa det Mann feinem Weibchen fo unaͤhnlich, daß man in ihm feinen Gatten gar nicht ahndet? Erfcheint und verfchwinder er vielleicht eben fo plöglich, als die männliche Schildlaus? Oder befruchtet er wohlgar, wie die männliche Blattlaus, die Ehegattinn auf mehrere Generationen hinein, fo daß die lebendig gee bornen Zungen ſchon trächtig das Licht der Welt erbliden, und wieder trächtige Kinder gebären? — Lauter Fragen, die der Wißbegierige hier aufwerfen fann, und die man ihm unbeantwortet laffen muß, Auch die Art, wie die Nadelfifche ihre Jungen ges bären, ift jehr merfwürdig, Ihr Körper und ihre Bauchhöhle find offenbar zu eng, und die den erften bededenden Schilder zu hart, als daß ein ſolches Aufihwellen und Dickerwerden des Leibes, wie zur Ausbildung der Brut nöthig wäre, ald möglich ges dacht und erwartet werden Fonnte, Aber die Natur wußte 144 Nadelfiſche. wußte auf eine andere Art zu ſorgen. Im Fruͤh⸗ jahre geben ſich die Schilder am Bauche, hinter dem After, auseinander, und bilden zwey Waͤnde, unter denen eine Blaſe mit einer Menge von Eyern ſichtbar wird. Dieſe Blaſe iſt nichts anders, als der ſich allmaͤhlich, durch die in ihm aufſchwellenden Eyer, ausdehnende Rogenſack, ſobald ſich dieſe zu entwickeln anfangen. Endlich ſpringt er auf, und die Mutter ſchuͤttet ihre Embryonen nach und nach, ſo wie ſie fruͤher oder ſpaͤter reifen, lebendig in die Welt. Faſt moͤchte man hier an die Krebſe denken, die auch in ihrem zarten Jugendalter unter dem Schwanze ihrer Mutter vollends ausgebruͤtet werden; oder auch daran, wie die Natur der gaͤnzlichen Unfaͤhig⸗ keit der Beutelratte, ihre Jungen bis zur Geburtsreife Im Leibe zu beherbergen, dadurch vortrefflich abhalf, daß fie ihnen eine fichre Herberge in einem bey ans dern Thieren ungewöhnlichen Sad anmies, worin fie ein beguemes, warmes Lager finden. Bom Werth umd der Wichtigfeit der Nadel« fifche ift wenig zu fagen. Ihr Sleifch ift nicht gee nießbar. Aber als Koderfifche, wozu fie ihr zaͤhes Leben fehr brauchbar macht, leiften fie ganz gute Dienfte, | Ein "De Trompers . 1245 4 Ein Rumpf, der fieben ſcharfe Kanten oder Een hat, und eine Sloffe am Schwanze zeichnen die Trompete (S. Acus, la Trompette 54.) von andern Nadelfifchen hinlänglich aus. Man nennt fie in einer Gegend Seenadel, in einer andern, vermuthlich um des Eyerſacks willen, Sadnavel, und wieder anderswo Pfeifenfifch, Ihr Rumpf hat zwanzig und ihr fechsecfiger Schwanz 43 hornars tige, feingeftreifte Schilde, Unter diefen wechſeln vegelmäßig belle mit dunfeln ab. Die Seiten des Fifches find ganz dunkel, fein ganzes Aus⸗ fehen aber angenehm und glänzend, Auch. feine Ruͤckenfloſſe iſt gefleckt. Die Brufts After: und Schwanzflofien find Klein und einfarbig. Zwey bis drey Fuß lang findet man die Trompete in der Ofts und Nordfee, befonders am Strande in weichent Sande, Man benüst fie haufig nur als Köder beym Dorichfange, Hiezu wenden fie vorzüglich die preufs fifchen Fifher an, Doc follen eingefalzne Troms > peten ein wahrer Leckerbiſſen ſeyn. Nur will man das von denen, die im Königreiche Siam gefangen werden, nicht ruͤhmen. Diefe follen bey weiten nicht. fo angenehm ſchmecken. 0 Kleiner ‚. aber diefem ziemlich aͤhnlich ift die Fiſche 1. TH, T Meers 246 Die Meernadel. Corallenſauger. Meernadel (S. Typhle, PAiguille de mer, der Beinäugige Nadelfifch , Blindfiſch 55), Er wird felten über einen Fuß lang und mehr als einen Fin⸗ ger dick angetroffen. Sein Rumpf ift ſechseckig, and der Schwanz, das ganze runde Ende ausge⸗— nommen, vieredig. Am After hat er eine Heine Floſſe. Sechs und dreyßig Glieder inachen den "Rumpf aus, oder, wenn matt. lieber will, fo viel childattige Blaͤtter bekleiden ihn; der Schranz hat 38. Er iſt geld und braun marmorirt. Sein Auf “enthalt ift die Nord und Oſtſee. Nur dann, wann ‘ee ſchwimmt, kann man ſeine Bruſt⸗ After⸗ und Schwanzftofjen wahrnehmen, fo Fein find fie, le: brigens iſt er noch zu wenig beobaditet, als daß ih | mehr von feiner Geſchichte fagen ließe Eben das gilt Ach von. dem Corallenſauger (S. Pelagicus , la Trompette du Cap 56) Er hält ſich in der an Corallenmoos und feinen Horn⸗ corallen reichen Meeresgegend um das Vorgebirg der guten Hoffnung auf, und lebt wahrſcheinlich von Corallenpolypen. Sein Kdrper iſt ſiebeneckig, and hat braune Querlinien auf hellem Grunde; Sehr Hein iſt die Schwanz: Bauch⸗ und Bruſtfloſſe. Einen mehr runden, als eckigen Körper hat die Heer: . © 5 = I — Bene Be —— Die Meerſchlange. 147 Meerſchlange (S.Ophidion, ia Vipere de mer, Seenatter, Meernatter, natterförmiger Nadelfifch 57), und fie irägt ihre Nahmen nicht ganz mit Uns recht, denn nur ganz fhwache Spuren von Kanten oder Eden bemerkt man am ihrem Rumpfe. Der Ruͤſſel ift etwas kuͤrzer, als wir. ihn bey den Voris gen fahen. Der Rumpf und der Schwanz beſtehen aus einer Menge Ringe, und die vier blauen unter brochnen Linien, die man auf jedem Ringe fieht, thun auf der grünlichen Hauptfarbe eine ganz anger nehme Wirkung. Sie wird einen bis zwey Fuß lang, und der Umfang des Körpers nicht dicker ald ein Schwanentiel, Zwiſchen Seekräutern an den Kuͤ⸗ fien der Oft: und Nordſee findet man die Meers ſchlange. Da fie Feinefnöchernen Ringe oder Schils de hat, wie wir an ber Bekleidung der vorigen Na⸗ delfifhe wahrnehmen konnten, fondern eigentlich ſolche Ringe, wie die Rungelfchlange , unter den Amphibien, und der Regenwurm, unter den Würs mern, haben; fo würde demnach, wenn man bie Glaffe der Fifche mit den Amphibien oder mit der Wuͤrmer⸗Claſſe verbinden wollte, unfre Meerſchlange zum ſchicklichſten Bindungsgliede dienen‘, oder den sinmerklichften Uebergang von einer zu der ander T 2 machen; 248 Das Seepferdehen. machen, und man würde fie dann bey ben Amphi⸗ bien neben die Rungelfchlangen und bey den Wuͤr⸗ mern an die Negenwürmer ftellen müßen. | Eine auszeichnend fonderbare Geftalt unter den Nadelfiſchen hat dad Seepferdchen (8S. Hippo- campus, le Cheval marin 58), dem man auch den Nahmen Meerraupe gab, indem man an feinem Hintertieil eine folche AehnlichFeit mit einer Raupe zu entdecken glaubte , wie andere zwifchen feinem Kopfe und einem Pferdefopf wahrgenommen hatten, Wirklich ift auch wenigftens die letztere treffend genug , und unſere Leſer Fonnen fich davon bald überzeugen, da nicht leicht eine Sammlung von Ras turmerkwuͤrdigkeiten fo Tlein und arnıfelig iſt, daß nicht ein Paar Seepferdchen fi) darin befinden, und ihre Blicke faft vor allem andern auf fic) zies ben jollten. ‚Denn das tft nun ſchon einmal Sitte, daß Das Sonderbare, das unregelmäßig Scheinende oft weit forgfaltiger betrachtet und unterfucht wird, ale dag, was durch feine vollendete Regelmäßigkeit . weit mehr Bewunderung verdiente, übrigens aber Seine eigentlich auffallenden Sonderbarkeiten hat. Dod) werden jene Nehnlichkeiten des Seepferdchens mit einem Pferde erſt nach ſeinem Tode recht ſichtbar. Denn Das Seepferdchen. 149 Denn nur alddann beugt fich der Kopf, fo daß die - Schnauze wie bey einem Pferde nach unten zu fteht, auch rollt fich der Schwanz erft, wenn er troden zu werden anfängt. Im Leben hat alles die bey dem Nadelftfchen gewöhnk.he gerade aus. geſtreckte Rice sung. | | Unter allen Radelfiſchen machen die vielen Höder, die man auf dem fiebenedigen Rumpfe und dem vierecfigen Schwanze entdeckt, das. Seepferds chen Fenntlich genug. Im Grunde rühren fie von nichts anderm her, ald von einer Menge gezackter Schilde, die den Leib bedecken. Man kann dew Raum von einer Spiße zur andern immer für ein Gelenke halten, aber äußerft verfchieden ift die Ans zahl diefer Gelenfe, und. derer, die ven Rumpf auss machen, immer weit weniger , als derer, die zum Schwanze gehören, Einige fanden an dieſem 35, an jenem 13% andere 17 am Rumpfe und 45 am Schwanze. Auch iſt ed auffallend, daß man große Seepferdchen, die man fir ausgewachſen halten Tann, mit nur Wenigen kleinere aber: mit vielen Gelenken antrifft, Ob bier die Natur ganz will türlich verfahre, was bey, ihr immer fchwer zu ver: muthen iſt, oder. ob auch eine folche ſcheinbare Klei⸗ ee nigkeit 259 Das Seepferdchen. nigfeit, ald Die Zahl diefer Gelenke ift, gewiſſen fehr | weijen, bisher nochverborgnen Gefetzen unterworfen fey ; das müßen wir unentfchieden Iaffen. Solche Entdedungen find oft zwar dad Merk eined glüde ſichen Zufalled, oft aber au:n bloß der Gewinn, womit die mühfamen Unterfuhungen und Verglei⸗ dungen deſſen, der nichts in der Natur für klein und unbedeutend hält, endlich belohnt werden. Der Kopf des. Seepferdchens ift mehr breit als did, Der Rüffel ift ziemlich lang und vollfommen eylindriſch. Die vier Tndchernen Erhöhungen vor und hinter den Augen, und auch einige der. Rüden: hoͤcker haben gewiffe Zafern, deren Endzweck unbes kannt ift, Vielleicht dienen fie auch als Angelrus then für gewiſſe ihm zur Nahrung angewiefene Ge: ſchoͤpfe, die freylich dem Ruͤſſel nach zu urtheilen ziemlich ein feyn müffen. Ein filberfchimmernder Ring umgibt den ſchwarzen Augenfterm Go eng die Kiemendffnuung ift, fohat doch der angewachsne, gefirahlte Kiemendedel einen ziemlichen Umfang. Der Baud) hat unten eine gezadte Schneide, und ber Schwanz eine floffenlofe Spitze. Die Zahl der Sinnen oder Strahlen in der Bruft: Rüden: und Afterflofie wird nicht immer gleich gefunden, und eine Das Seepferdchen. 151 eine Bauchflöffe fehlt wie die Schwanzfloffe ganz. Mit fchwarzen und weißen Puncten befprengt iſt die braunliche , auch blauliche Grundfarbe des Sees pferdchens. Die Floſſen find roͤthlich. Inzwiſchen iſt leicht zu erachten, daß dieß nur von Lebendigen gelte. Denn die getrockneten, die man in Natur⸗ hiſtoriſchen Sammlungen aufbewahrt, ſind meiſtens braͤunlich oder ſchwarzbraun. Da ſcheint das ganze Geſchoͤpf von einem recht ſchmutzig braunen Perga⸗ ment zu ſeyn, und man ſieht wenigſtens bey vielen nichts don den Sleden; die man den lebendigen zuſchreibt. > Mit der Fortpflanzung dieſer —* mag es eben ſo zugehen, wie wir oben bey den Nadel⸗ fiſchen uͤberhaupt ſagten, obbgleich es von einigen widerſprochen wird. Muͤller wenigſtens erhielt von Curaſſao ein Seepferdchen, daB unten am Bau⸗ he Einen langen Sad hätte, der fich über einen hals ben Zoll lang beym Schwänze herunterfenfte, und ihm alſo auf die Vermuthung führte, daß auch bey diefer Art von Nadelfifchen die Brut in dem Sad teifen und lebendig zur Welt kommen möge, Man findet fie faſt in allen europätfchen: Meeren , aber auch um Oſt⸗ und Weſtindien ift fie ſchon gefangen worden, Das 252 Das Seepferöchen. Das werige Skifch, was die Seepferdchen ha⸗ den, ift eßbar, wie dad aber gefchehe, und wie man fie zuvor von ihren fpigigen, ſtachelnvollen Schil⸗ den entlleide, denn fonft möchte der Geſchmack wirklich zu — pikant feyn, das wiffen wir nicht, Ihre fonderbase Geftalt, der man durch hinzuges fügte Mähnen acc mehr VPferdemäßiges zu geben fuchte, hat von jeher die fonderbarften Sagen über - diefed Fiſchchen veranlaßt. Denn es ift eine Ber. merkung, die man in der Naturgefchichte fehr oft machen Tann, daß je feltfamer ein Thier ausſah, defto ſeltſamere Sachen wollte man auch darüber - fagen, und fand ſich dergleichen nichts in feiner Ge ſchichte, fo half die Einbildungstraft aus der Not: Sp haben einige das Seepferdchen für giftig, ans dere es fuͤr ein treffliches Heilmittel gegen den tollen j Hundsbiß gehalten; einige wollten es alsein ſaark selzendes, audere als ein Die ausgefallnen Haare ere ſetzendes Mittel empfehlen, ja man behauptete füs gar, es bediene fich auf dem feften Lande feiner hervorragenden Spitzen ftatt der ihm verſagten Füße, Vor alle dem ift nichts erweislich, als daß hie and da mancher noch einen Glauben an feine Heil⸗ Eräfte bat. Und den kann man ihm ja wohl laſſen. RANK f \ ' ui KURT EOEE®. m! he As a a TE TE TE TOT Far Luelaie 4 RR - AAA a AN MR: IR Hr —9— Das Seepferdchen. 158 Denn was kann unſchaͤdlicher feyn als ein ſolches Vorurtheil? Wer wollte ed nicht lieber ſchweigend ertragen, als fich in endlofe Streitigfeiten einlaffeır, bey denen zuletzt doch jeder bey feiner Meinung vers harret. Aber dann, wenn Aerzte und fogenannte Naturforscher folchen Heilmitteln das Wort reden; wenn man dieje nur in den entferuteften Meeren fucht, und die herrlichen, wohlthätigiten Kräuter, die die gütige Vorfehung ganz in der Nähe wachfen ließ, vernachläßigt, und ungenuͤtzt verblühen läßt; wenn Charlatane, durch ſolche Dinge, bey denen fie um ihrer Seltenheit willen ihre Forderungen recht hoc) fpannen dürfen, die Unwilfenheit des Publi- cums mit den drüdendften Abgaben belegen ; wenn eine forgenlofe medicinifche Policey den Handel mit fo elender Waare ungeruͤgt ankuͤndigen, und durch die ausſchweifendſten Lobſpruͤche und — nie unter⸗ ſuchte — angebliche Curen ſchamlos betruͤgen laͤßt; denn hoͤren ſolche Vorurtheile auf — unſchaͤdlich zu ſeyn, und jeder Menfchenfreund möchte dann einem Jeden, der einen gewilfen Rang im Etaate eine nimmt, fo viel Kenntniß der Natur wünfchen, um ſolchen Vorurtheilen Fraftigen Abbruch zn thun, und . Diejenigen, die ſich Durch fie bereichern, zu entlarven, Fiſche 1. TH, u Tab. 154 ROESO "TaD. AR, Drachenfiſch. Pegafus. Der Seedrache (59. 60), Der Schwims mer (61. 62), Jenes gefluͤgelte Dichterpferd, das In den Abbil—⸗ dungen des Muſenberges, waͤren ſie auch noch ſo ganz ohne den Beyſtand der Muſen entworfen, nicht leicht vergeſſen wird, mußte ſeinen Nahmen Pega⸗ ſus derjenigen Gattung von Fiſchen leihen, mit der wir jetzt die Ordnung der Knochenkiefen beſchließen. Ihre fluͤgelaͤhnlichen Floſſen erinnerten naͤhmlich an jenes Geſchoͤpf der Einbildungskraft, das ſchon ſo manchen Dichter in den Sand geſetzt hat, fo mu: thig er es auch in der erften Strophe beftieg. Im Ddeutfchen Gattungsnahmen hat man bloß die Idee von einen Pferde beybehalten, fo wenig auch nur die entferntefte Spur davon zu entdeden ift, und die drey Arten, die man biöher von diefer Gattung entdeckt hat, Meerpferde genannt, andere, denen wir folgen, nannten fie lieber Drachenfifche, Une gemein auffallend ift ihre Geftalt, Ihre Oberlippe bildet einen langen, vorn etwas in die Höhe gebog: nen Rüffel, der gezähnelt ift; die untere aber ift gerade, Drachenfifche. 155 gerade, degenfoͤrmig und schließt in jene ein. Der Drachenfijch kann diefes Freßwerkzeug bewegen und zurücziehen. Bor den Bruftfloffen, die wie eim ausgebreiteter Zügel ausfehen , befindet fich bie Kiemendffnung. Der ganze Körper ift gepanzert und voller Enochigen Gelenfe und Einfchnitte; das ber auch einige Lehrer der Naturgefchichte fie Pan⸗ zerfifche nennen; ein Nahme, der auch den Beina fifchen gegeben worden iſt. Weberhaupt find alle 3 Arten ziemlich Bein, und ihre Länge übertrifft ges wöhnlich einen Finger nicht um viel, Man Fann die Bemerkung nicht oft genug ma⸗ en, daß in der Welt alle nur mögliche Verfchies denheiten von Formen und Umriſſen unter den Thies ren und Pflanzen ftatt finden, nicht zu gedenken, der ganz unerwarteten Schaufpiele, die und die präch- tigſten Kryftallifationen in den Eingeweiden der Erde darftellen. Im eigentlichen Berftande unerfchöpflich ift die Natur an Mannigfaltigkeit, und wenn man bey einer Ordnung oder Gattung von Gefchöpfen alle nur mögliche Stufen und Abänderungen durchs laufen zu haben glaubt, fo überrafcht bald wieber eine ‚neue Erfcheinung, und weist die Dreiftigkeit, die ſo unbedachtſam von der Summe moͤglicher Ua Abaͤn⸗ 156 | Drachenfifche, Abaͤnderungen fprach, in die gebuͤhrenden Schran⸗ ken der Beſcheidenheit zuruͤck. Schlechterdings un: denkbar und unbegreiflich iſt fuͤr den Verſtand des Menſchen, und waͤre dieſer auch der ſcharfſinnigſte, jawohl fuͤr hoͤhere Geiſter, die Summe von Mit⸗ teln, die der Urheber aller Weſen hat, um die Mel: ten, die aus feiner Hand hervorgiengen, mit glücks lichen, in ihrer Art vollkommnen Weſen zu bevöl- Fern, und es ift rührend und herzerhebend, in jenen Weltſyſtemen, von denen uns der geftirnte Himmel meiftend nur die Sonnen, die ihnen Licht und Waͤr⸗ me geben, erblicken läßt, ſich ganz andere Claffen, Drdnungen, Gattungen und Arten von Gefchöpfen zu denfen, als auf unfrer Erde wohnen, und die nur darin überall und alle fich gleichen, daß ihr Schoͤ⸗ pfer ihnen hinreichende Anlagen, gluͤcklich zu feyn, gab, Denn es bleibt ewig wahr, daß die Aufter, die am Felſen Flebt , eben die fchöpferifche Güte verkuͤndigt, wie der Elephant, unter deſſen Fußtritt der Boden zittert; und daß die Fliege, deren Les bensdaner in ihrem vollfommenften Zuftande fo Furz ift, daß fie die Sonne weder auf: noch untergehen fieht, eben fo wenig won ihrem Schöpfer vergeſſen fey, eben fo viele ihrer Beſtimmung gemäßen Anz —2 lagen Der Seedrache. 157 lagen zum Lebensgenuffe habe, als der Fiſch, der feine Lebenedauer auf Fahrhunderte bringt, Sey es, daß die Form eines Gefchönfes auch noch fo fehr and Fabelhafte gränze, noch fo fehr Einſchraͤnkung, Unbepilflichfeit verrathe, es ift deßwegen in feiner Art nicht minder glüclich, als dasjenige, das man als ein Bild der Schönheit und en aufftellt. Gewiß ift das auch der Fall bey dem Fleinen, ſonderbaren Meerbewohner, dem Seedrachen (P. Draconis, le Dragon de mer 59), deflen Nahme fchon eine auffallende Geftalt vermuthen läßt, da man unter Drachen immer etwas Abenteuerliches verfteht, Sein Körper ift nad) Verhältniß ziem⸗ lic) breit und eckig, feine Bruftfloffen gleichen aus⸗ gebre deten Fluͤgeln. Dieſe find ſehr lang und bei ſtehen aus zehn krummen Finnen, deren Spitzen uͤber die Floſſenhaut hinausgehen, und ziemlich furchtbare Klauen abzugeben ſcheinen. Der Kopf iſt in den Rumpf verwachſen, und endigt ſich in ei⸗ nen ſtumpfen, kegelformigen Schnabel oder Ruͤſſel, der mit ganz zarten Zähnen beſetzt iſt. Nach eini⸗ ‚gen Abbildungen follen unten am Kinn fechd Paar mens Haare hängen, Die Augen ragen ſtark ARE U 3 hervor. ‚158 Der Seedrade. hervor. Zu feinem großen Nußen kann damit ihr Beſitzer nach allen Richtungen hinfehen, und theils die Mittel ſeinen Hunger zu ſtillen, theils die Ge⸗ fahren, vor denen er auf ſeine Sicherheit bedacht ſeyn muß, wahrnehmen. Der Schwanz iſt viereckig, aber voller Hoͤcker auf den Schilden, die fie bede- den. Faſt in der Mitte des Bauches entfpringen, gie fich dann, wenn man den Seedrachen umwen= Set (60), bemerken läßt, zwey Strahlen, Die man, weil fie die Stelle der Bauchfloffen einnehmen, zwar aud) Bauchfloſſen, die aus einem einzigen Strahl beftehen, wie das bey einer Rückenfloffe der Horn⸗ fifche der Fall if, nennen kann, die aber ſich ganz ſchicklich als Angelruthen betrachten laffen, womit der Seedrache feinen Raub an ſich lockt. Doch ift er noch zu wenig in Abficht auf feine Sitten beob⸗ achtet worden, als daß man darüber entfcheidend fprechen koͤnnte. Dftindien ift feine Helmath. Man findet ihn nur 3—4 Zoll lang. Seine Farbe ift nicht immer gleich; wenigftens befchreiben ihn einige blaulich mit braunen Hoͤckern, andre gelblich mit dunkel⸗ braunen Fleden ſchoͤn geſprenkelt. Unfre Lefer bes greifen gewiß fehr wohl, wie leicht bey Gefchöpfen, deren De Schwimmer. 159 deren Befchreibung gewöhnlich nach getrockneten ‚Eremplaren verfertiget wurde, Sirrungen über ihre Sarben entftehen konnten, und werden mit und bes dauern, daß die größten naturhiftorifchen Merkwuͤr⸗ digkeiten, oder wenigſtens folche,, die für uns den Reiz der Neuheit mehr ald andre haben, oft gerade da wohnen, wo eben nicht die größten Naturhiftorie fer zu Haufe find. Weit geftredter und vieredfig ift der Schwim⸗ ‘mer (P. Natans, le Nageur 62), und oben gelb⸗ braun, unten weiß, Der Kopf ift da, wo er in den Nüffel übergeht, fehr flach und breit, Der Schna⸗ bel oder Ruͤſſel endigt fi) ftumpf, und ift Horn fein gezaͤhnelt. Da wodie violetten Floffen am Rumpf ſitzen, ift diefer am dickſten, und wird nach hinten zu immer dünner, Knoͤcherne Schilde bedecken den ziemlich flachen Leib, Auch er hat unten am Baus che (62) ein Paar einfache Strahlen, Er hält ſich um Dftindien auf, nnd lebt von Fiſchbrut. So viel man weiß, wird er nicht gegeſſen. Woher er feinen Nahmen führe, der freylich einer Menge von an: dern Gefchöpfen auch zukommt, ifs fchwer zu fagen, Noch eine dritte Art von Drachenfifchen führt den Nahmen Slieger (P. Volans), fo wenig & auch 4160 Der. Flieger: auch zu fliegen im Stande feyn mag. Er fcheint noch gar nie abgebildet worden zu feyn, wenigftens fonnten wir auf feine Spur davon fommen, Hatte der Seedrache einen Fegelfürmigen Schnabel, fo hat diefer einen degenfdrmigen, der auch gezähnelt ift. Er hält ſich um Indien auf. | Und nun find wir. am Ende unfrer Unterhal tungen über die Knochentiefen und Knorpelfiſche. Menn unſre Leſer, ehe fie weiter zu den eigentlichen Sifehen fortfchreiten, noch einmal mit einem fluͤch⸗ tigen Blicke fie durchlaufen; wenn fie an die Kraft des Zitterrochen, die Naubgier des Hayes, die Nutzbarkeit der Störe und Haufen gedenken; wenn vor ihren Augen die abenteuerliche Geftalt der Seeteufel, die Waffen der Hornfiihe, die Panzer der Beinfifche, die gewaltigen Bäuche der Sta⸗ chelbäuche, die Dolche der Igelfiſche, und fo mane che andre Merkwürdigkeiten diefer Geſchoͤpfe ſchwe⸗ ben; fo find wir feft überzeugt, fie werden es nicht bereuen, auch mit diefem Theil der. Schoͤ⸗ pfung in eine nähere Bekanntſchaft gekommen zu feyn, und ed werde den Verfaffer, der ihnen dieſe Ordnungen als reich an Merkwürdigkeiten anfüns digte, Fein Vorwurf der Hebertreibung treffen, + „m. Tab. Wat Yard — 161 Tab, XXI-XXIII. Kahlbaͤuche. Apodes. Aal. Muræna. Die Muraͤne (63). Der bunte Aal (64). Der Meeraal (05). Der gemeine Aal (66). Aalfang (67). Test erſt kommen wir zu denjenigen Ordnungen der Fiſchelaſſe, die Linnz fr eigentliche Fiſche hielt, indem er die unſern Leſern nun, bereit3 bekannten Knorpelfiſche und Knochenkiefen unter die Amphi— bien verwied, Nach feinem Spfteme machen alfo die Kaͤhlbaͤuche die erjie Ordnung, nad) dem, welchem wir in diefen Unterhaltungen folgen, die dritte Ordnung aus. Ihr audzeichnender Chas rafter ift: daß ihnen Bauchfloffen ganz mangeln. Die meilten haben etwas Schlangenähnlichese Sie find theild gar nicht, theils nicht ſo regelmäßig mit Schuppen beFleidet, wie andre Fiſche, und eine, glatte, ichlüpfrige Haut vertriti ihre Stelle, Die meiften der zehn Kahlbauchs Gattungen find Raubs fifche und leben im Meer. ‚Sehr leicht find die Mitglieder der erften Gate tung unter deu Kahlbäuchen, wir meinen die Yale, ü Fiſche J. Th. 3 ar 162 Die Muräne, an ihrem fchlangenförmigen Körper zu kennen. Bis jetzt find eilf Arten entdeckt, die diefer Gattung - angehören, von denen aber nur der gemeine Aal in füßen Waffern lebt. Nicht bey allen ift der Kdre per ganz rund, wohl aber immer glatt und mit eis ner zähen Schleimhaut überzogen. Sie haben Zähne und eine Heine, glatte, zugefpigte Zunge, Die Kiemendeckel, die aber nicht alle Aale haben, find durch eine Haut an der Bruft befeftiget, und die Kiemenhaut wird durch zehn weiche Strahlen unterftüßt, Der Kopf ift glatt und hat Föcherfürs mige Nafenlöcher. Bey einigen ift der Rumpf mit z, bey andern mit 3 fo nahe aneinander gränzenden Sloffen verfehen, daß man nicht angeben kann, wo die Eine aufhört, die Andere anfängt, und alfo auch die Zahl der Finnen, die jeder angehoren, nicht zu beftimmen im Stande ift, Vorzüglich durch den Mangel der Bruftfloffen unterfcheidet ſich die reizende Muraͤne (M. Helena, la Murone 63) von andern ihres Geſchlechts. Sehr merkwürdig ift ed, daß unter den vielen fpigigen Zahnen, womit der Mund befetzt iſt, ſich im obern Kiefer zwey bewegliche befinden, deren Biß Entzuͤn⸗ dung verurſacht, ſo daß auch dieſer Umſtand, und nicht Die Muräne. 163 nicht bloß die Geftalt, an die Schlangen mit ihren Siftzähnen erimert. Ihr Kopf ift fehr Klein, das Maul aber ziemlich weit geſpalten. Ein golögelber Ring umgibt den fehwarzen Augenſtern. Vorn über der Oberlippe und über den Augen bemerkt man bohle Röhrchen „ die vielleicht Merkzeuge des Ge⸗ hoͤrs und des Geruches ſind. Von Kiemendeckeln und einer Kiemenhaut iſt keine Spur zu ſehen, wohl aber eine nach der Laͤnge gehende Kiemenoͤffnung. Ein ſehr ſchoͤnes Geſchoͤpf iſt die Muraͤne. Biel leicht verdankt ſie es dieſem Umſtande, vielleicht aber auch ihrem zarten, weißen Fleiſche, daß ſie den Nah⸗ men der reizenden Tochter der Leda, Helena, bekam. Angenehm und mannigfaltig marmorirt iſt ihre Haut, gruͤn, gelb, ſchwarz, weiß, braun, bald ſo, bald anders, immer aber ſchoͤn glatt und glaͤnzend, zuweilen wohl auch mit einem Kupferſchimmer. Die Muraͤne kann eine Laͤnge von 3 Fuß erreichen. Am Auffallendſten iſt an ihrem Rumpfe die hautige Floſſe, die hinter dem After anfaͤngt, um den Schwanz ganz herumlauft und ziemlich vom Kopfe entfernt ſich endigt. Sie hat eigentlich gar keine Strahlen, ſondern iſt im Grunde ein Lappen, dem die verlaͤngerte Haut bildet. Aber eben dieſer {2 Manz 164° Die Muräne, Mangel ordentlicher Floſſen ift ſchuld, daß ſich die Muräne nur durch Stöße ihres Schwanzes fortbe- wegen kann. Daber fie auch die Natur mit einer torzüglichen Muskelkraft in demfelben befchenft hat, Ihre Fruchtbarkeit iſt fehr groß und man findet ih: ren Leib gewöhnlich voller Jungen. Dieß mag der Grund feyn, warum fie auch Muraal genannt wird, was das verftimmelte Mutteraal zu ſeyn fcheint, Eigentlich Hält ſich die Muraͤne in denjenigen Mee⸗ ren auf, die unter der waͤrmern und gemaͤßigten Zone liegen. Doch kann ſie auch eine Zeitlang in ſuͤßen Waſſern leben, und wird da außerordentlich fett. Um Sardinien ſind Muraͤnen ſehr haͤufig. Sie wohnen da in Ritzen uud Löchern zwiſchen Klip⸗ pen, bleiben den Winter uͤber in der Tiefe, kommen aber im Fruͤhjahre herauf an die Ufer und hohlen Fiſche, Krebſe, beſonders auch Polypen, die ſie ſehr lieben. Ihre Gefraͤßigkeit iſt ſo groß, daß ſie aus Hunger einander die Schwaͤnze abbeißen, was aber nicht toͤdtlich iſt. Um ſie zu fangen, wird am Strande, wo das Waſſer ſeicht iſt, eine Strecke mit Seekie⸗ ſeln eingefaßt, in dieſem Umfange legt man meh— rere Angeln mit Krebsſchwaͤnzen an, auch wird Blut ind Waſſer geworfen? Bald werden Muränen erſchei⸗ Die Muräne. 165 erfcheinen und anbeißen, da fie überhaupt Raubfifche find und felbft Menfchenfleifch gern effen. Sobald man merkt, daß fie an der Angel hängen, fo zieht man fie aufs Trockne. Man: darf fich aber wohl hüten, daß fie im Herausziehen nicht etwas finden, an das fie fi) anfkammern koͤnnen. Denn in dies fem Falle faſſen fie ed mit fo außerordentlicher Kraft, daß mar ihnen eher ven Kopfiabreißen, als fie loömachen wird, Eben das ſoll auch bey dem Meeraal der Fall ſeyn. Ueberhaupt ſcheint der Schwanz der Muraͤne der vorzuͤglichſte Sitz ihrer Lebenskraft zu ſeyn. Denn man kann ihrem aͤußerſt zaͤhen Leben, vermoͤge deſſen ſie mehrere Tage ohne Waſſer aushalten kann, nicht geſchwinder ein Ende machen, als wenn man ihr auf den Schwanz tritt, Auch in hölzernen Reuſſen kann man Muränen fangen. Außerordentlich groß war der RS den die ‚alten Römer mit den Muränen trieben, und unges heure Koften wendeten fie auf ihre Pflege, Sieber gnuͤgten ſich nicht bloß, fie mit den ſchmackhafteſten, ausgeſuchteſten Speifen zu füttern, und fogar Sela⸗ ven, die man mit dem Tod beftrafen wollte, den Muränen vorzuwerfen: fondern fie hielten fie auch 3 | in 166 Die Muräne, in den Foftbarften Behältniffen von Alabaſter, Mars mor, jaGold und Silber, zu ihrem Vergnügen, und fanden an ihrer Geftalt und Farbe ein großes Wohl: gefallen. Hier, in den Zimmern der Rbmer, wur: den fie wahre Hausthiere und ungemein zahm. Craſſus hatte Muränen, die die ſchoͤnſten goldnen, mit Juwelen befessten Halsbänder trugen. Sie moͤ⸗ gen ihm, wenn und nicht alles trügt, für diefen Schmuck eben nicht viel Dank gewußt haben, Gewiß war ihnen die Mil, die man ihnen zu trin⸗ ken gab, und die man zuweilen fogar mit den koſt⸗ barften Maffern vertaufchte, weit angenehmer, Sie waren fo zahm, daß fie auf fein Rufen herbey Famen, und fröhliche Bewegungen machten. Das für beweinte fie aber auch Craſſus, wenn fie ftarben, recht herzlich, und ließ fie mit allen Ehren zur Erde beftatten, Wir verdenfen es Feinem unfrer Leſer, wenn er, bey aller feiner Zuneigung zu den Thieren, den Magen des Menfchen für ein weit fchicklicheres Muränengrab Hält, als die Erde, Hirtius hatte mit ausnehmenden Koften Mus ränenbehältniffe in das Meer bauen laffen , und wendete auf ihren Unterhalt jägrlich) große Sum⸗ men. Es mag aber diefe Speculation nicht ohne r; Nutzen Der bunte Aal. 167 Nutzen für ihn gewefen feyn, denn allein zu den Gaftmahlen, die Caͤſars Triumph veranlaßte, mußte er 6000 Stücke Muränen liefern, Faft noch fchlangenähnlicher, die Floffen abges technet, ald die Muräne, ift der bunte Aal (M. Ophis, ia Murene tachetee, Seeſerpent 64) mit feinem runden, fchleimigen Körper. Er wird in den europäifchen Meeren gefangen, und zeichnet ſich uns ter feiner Gattung beſonders dadurch aus, daß fein fpigiger Schwanz gar Feine Floffen hat, und daß. an den Seiten feines Körpers eine Menge dunfler Flecken reihenweife geordnet find. Er hat eine Kies menhaut und eine Bruftfloffe. Die After: und Ruͤ⸗ ckenfloſſe ift ziemlich breit; jene hat 79, diefe aber 136 ſtarke Strahlen, die durch eine nackte, durchfiche tige Haut verbunden werden. Der Eleine Kopf hat einen weit gefpaltnen Rachen, der mit in einander greifenden, aber weitläuftig ftehenden Zähnen bes fest ift. Auf der Oberlippe fiehen 2 Bartfafern. Der bunte Aal mag eine Größe von 3—4 Fuß erreichen, Er ift ficher ein Raubfiſch. Won feiner Sortpflanzung und Vermehrung ift nichts Zuvers läßiges befannt. Der Genuß feines Zleifches hat ſchaͤdliche Folgen. Denn als einft P, Leguat und feine 168 | Der Meeranl. Rine Gefährten in Isle de France einen fechzige pfündigen bunten Yalfiengen, und in der Meinung, es fey eine Lamprette, davon aßen, fo wurden alle krank, obgleich fie nur wenig davon gegeffen hatten, Eine empfindliche Folge eines freylich nicht gang Tleinen natuchiftorifchen Ferthume, Bon dem bunten Yal werden wir den Meeraal (M. Conger, le Congre 65) zu unterſcheiden leicht im Stande ſeyn. Denn theils lauft auch bey ihm, wie bey der Muraͤne, bie Rüdenfloffe.an Einem fort um den Schwanz herum bis zur Afterfloffe, fo daß von den 206 Strahlen der Floffe man nicht angeben Tann, wie. viele der Einen, oder der Andern angehüs ven, theild bemerkt auan eine weiße, punctirte Sei: tenlinie, Der Körper iſt, den platten Kopf ausge⸗ nommen, rund und ſchleimig. Seine graue Farbe iſt nad) dem Bauche zu etwas heller und bat einen Silberſchimmer. Die Röhrchen ‘auf dem Obertheil des Kopfs ımd die Oeffnung dicht vor den Augen, ‚ feinen theils Geruch⸗ theils Gehoͤrgaͤnge zu ſeyn. Die Augen find ſehr groß. Aus den Oeffnungen am Unter⸗ und Hintertheil des Kopfs kom nt, wenn man dieſen druͤckt, ein zaͤher Schleim hervor. Das Maul iſt weit und zahnvoll; die Kiemendffnung eng und ug unter Der gemeine Aal, 169 auter den Bruftfloflen befindlich. Der Meeraal wird fehr groß, Man hat ihn (don 8 — 10 Fuß lang und von der Dice eined Schenkels gefunden, Er ift fehr väuberifch und verſchont feldft feine eigne Gattung nicht, Polypen, Fifche und Krabben, Die ihre harte Schale eben abgelegt haben, find feine Nah⸗ rung, Auch dem Aas geht er nah. Im mittelläns difchen, im Nordmeere, um die Antillen sc, am häus ften aber um England fängt man den Meeraal, der zuweilen, aber immer nur auf eine kurze Zeit, im füße Wafler fommt, Um im Winter fich vor der Kälte zu ſchuͤtzen, legt er fih in Schlamm, den er im Fruͤhjahr wieder verläßt. Einige bleiben bea ſtaͤndig am Grunde, andere immer um die Muͤn⸗ dungen der Flüffe, Ungeheuer ift die Menge junger Meeraale, die man im April, in England, am Fluſſe Severn, aus den Loͤchern, welche waͤhrend der Fluth damit angefuͤllt werden, und, von der Ebbe übera raſcht, nicht mehr zurück koͤnnen, fängt, Sie ges währen eine fehr fchmadhafte Speiſe. Ä Auf den Garaibifhen Inſuln werden wdthliche⸗ 2—3 Fuß lange Meeraale gefangen. Statt daß andre Fifhe, wenn man ihnen nachftellt, ihr Heil in der Flucht fuchen, fo ſetzen fich diefe muthig zur SFiſche J. Th, 9 Ge⸗ 7 170 Der gemeine Aal. Gegenwehr, laſſen auch wohl den Fiſcher ihre Zaͤhne fuͤhlen. Ihre Haut wird als ein Krampfſtillendes Mittel um die Glieder gewickelt. Alle die bisher angeführten Aalarten hatten ei— nen etwas gefleckten Körper, da hingegen unfer ges meiner Aal (M. Anguilla, P’Anguille 66) ganz ungefledt ift, und diefer Umftand fowohl, als die etwas hervorftehende Unterfinnlade machen feinen außzeichnenden Charakter aus, . Betrachtet man bloß feinen Friechenden Gang und feinen Winterfchlaf, ohne feine Floſſen in Anfchlag zu bringen, fo ſcheint er fehr nahe an die Vipern zu graͤnzen. Er hat Kleine, ziemlich ſchmale Brufifloffen, aber defto breis tere Rüden: Schwanz: und Afterfloffen, die unun⸗ terbrochen fortlaufen, und 1100 Strahlen haben, gang, platt, an den Seiten etwas zufammenge- druͤckt und mit Schleim überzogen, ift der Aal, und hat einen kleinen, fpigigen Kopf, Die ſchon bey andern angeführten Röhrchen und Deffnungen, in des nen man Sinnenwerkzeuge vermuthet, bemerkt man aud) an ihn, Seine Mundoffnung ift bey Weiten nicht fo geräumig, als fiebey andern feines Geſchlechts war, fondern ziemlich enge, In beyden Kinnladen bemerkt man mehrere Reihen Heiner Zähne, und Heine | Deff: Der gemeine Aal. 171 Deffnungen. Ein goldner Ring umgibt den Stern des Fleinen Auges. Klein, halbmondförmig und Dicht an der Bruftfloffe ift die Kiemendffnung, ihr Dedel ift durch eine Haut am Rumpf verwachſen. Nicht immer von gleicher Farbe wird der Aal ges funden. Je nachdem er ſich in einem Waſſer auf⸗ haͤlt, oder je nachdem der Boden desſelben ſandig oder ſchlammig iſt, je nachdem iſt er auch bald ſchwaͤrzlich mit gelblichem Bauche, bald braun oder auch gruͤnlich, und am Bauche ſilberfarbig. Die letzteren nennt man Silberaale. Der Aal iſt nichts weniger als ſchuppenlos, ob es gleich ſo ſcheint. Man darf nur eine trockne Aalhaut anſehen, ſo bemerkt man laͤngliche, weiche Schuppen. Will man dieſe genau unterſuchen, ſo darf man bloß mit Sal; und Afche den Schleimüberzug rein abwa⸗ ſchen. Sie find etwas anders geformt, als die Schuppen andrer Fifche und oval rund, Nur eine gute Vergrößerung macht Die zarten Silberlinien und Flämmchen, die fich auf ihnen befinden, ficht> bar, und zeigt, welche große, bewunderungswürs dige Schönheiten, die dem unbewaffneten Auge des Menfchen entgehen, der Schöpfer ganz im Berborg> nen hervorgebracht habe, Saft in allen großen 92 Sands 172 Der gememe Aal Landſeen und Fluͤſſen von Europa, aber auch in Aſien und America wird er gefunden. Er pflegt, ganz gegen die Weiſe andrer Fiſche, aus ſeinem gewoͤhnlichen Aufenthalte, dem ſuͤßen Waſſer, in die Meere zu gehen, daher er an den ſuͤdlichen Kuͤ⸗ ſten der Oſtſee haͤufig gefangen wird, Zu verwun⸗ dern iſts, daß ſein Fleiſch nicht den mindeſten Salz⸗ geſchmack davon erhaͤlt. Im Winter, wo er ſich im Schlamme und in Loͤchern verbirgt, ſcheint er Ge⸗ ſellſchaft zu lieben. Denn da liegen oft ſo viele in einem Loche beyſammen, daß man mehr als hun⸗ dert mit einem Speere heraushohlen kann. Die Kälte kann er nicht wohl leiden ; er erſcheint erſt ine Fruͤhjahr mit gelinder Witterung und verſchwindet wieder mit ihr. Auch Donnerwetter und große Hitze iſt ihm nachtheilig. Er befommt dann einen Ausſchlag, der wie lauter weiße Flecken ausſieht. Man raͤth in dieſem Falle, das haͤufig am Waſſer wachſende Saͤckelkraut ( Stratioides aloides) in die Fiſchbehaͤlter zu werfen. Es hat naͤhmlich Sta⸗ cheln, durch die ſich der Aal hindurchwindet und ſo von ſeinem Ausſatze reinigt. Auch Salzwaſſer empfiehlt man. Wenn der Aal abſteht und ſtirbt, ſo ſchwimmt er nicht, wie das bey andern Fiſchen | der Der gemeine Aal, 173 der Sal iſt, oben, fondern finft zu Boden, NHiers an ift fein vieles Fett ſchuld. Erft nach 24 Stun⸗ den, wen die eintretende Faͤulniß und die durch fie ausgedehnte Luft dem Körper mehr Umfang geben, kommt er in die Höhe, Der Aal ift nicht ſchuͤchtern. Man fell ihn fo zahm machen koͤnnen, daß er aus der Hand frißt. Das Geräufch und Geklapper der Mühlen ſcheint ihm wicht zumider zu ſeyn; er geht ihm vielmehr nach, und geräth in das Sacknetz, das der Fuge Müller an feinem Gerinne angebracht bat. So Hein im Grunde das Maul ded Aals ift, fo gehört er doch unter die Raubfifche. Freylic muß er fich nur mit Heinen Fiſchen, Froͤſchen, weichen Krebfen und gewiffen Inſecten begnügen. Auch Aas, be ſonders aber den Rogen andrer Fiſche liebt er fehr, und wird durch letzteres nicht felten ſchaͤdlich. Man behauptet fogar, er Trieche dem Stör in den Leib, um feinen Rogen zu freffen. Die Sache bat eben nichts geradezu Ummwahrfcheinliches ; doch muß man fich hüten, fie ſchon allein um deßwillen, weil man zuweilen im Stör einen Wal fand, fir ausge⸗ macht zu halten, Hat man ja ſchon einmal einen Budel im Störmagen gefunden; mer wollte Daraus 23 ſchlie⸗ X 174 Der gemeine Aal, fließen, auch diefer liebe den Störrogen? Denn kann nicht auch der gefräßige Stör den Aal ver: fhludt haben, und diefer ſich durch den Leib hin= durch wieder heraus winden? Dieß gefchieht zum dftern bey Störchen und Reihern, die junge Wale frefien. Sie machen dann ohne Schaden die Reife durch den Leib und die Gebärme diefer Vögel, und kommen an einem andern Orte wieder heraus, So werden fie zuweilen von einem Vogel, der freys lich bey diefer Koft nicht fehr gedeihen mag, dreye mal gefreffen, Sehr gern begibt ſich der Aal in die Erbſenfelder, die längs den Flüffen angebaut find, auch ſucht er Würmer und Inſecten auf ven Fels dern, Aber nicht felten werden ihm diefe Lands reifen verderblich. Denn, wenn man den Weg, den er genommen hat, mit Sand oder Afche beftreut, fo bleibt er bey feiner Rückkehr darauf liegen, und kann fich nicht weiter fortbewegen. Sa auch auf Heuboͤden foll er fich in firengen Wintern verſtecken. So wie man mehrere Raubodgel Nachtoögel nennt, weil fie, wenn alles in tiefem Schlummer liegt, ihe sem räuberifchen Berufe nachgehen ; fo fünnteman den Aal einen Nachtfifch nennen. Denn meiftens nur bey Nacht geht er auf Raub aus, den Tag über } wohnt Der gemeine Aal. 175 wohnt er in einem fchlammigen Boden, in Dem er fi) eine Art von Höhle wählt. Diefe verfiehr er mit zwey Oeffnungen, damit e& ihm, wenn eine fich verftopft , Doc) nicht an einem Ausgange fehle. Bey aller feiner Vorficht wird er dennoch fehr oft eine Beute feiner Feinde ‚, unter denen der Hecht, die Strand - und Gumpfodgel, die Fiſchotter und der Menſch die gefährlichften für ihn find. Sein Leben ift aͤußerſt zaͤh. Er Fann drey Tage ganz ohne Waſſer leben und laßt fic) in einen Gefäße, in dem Gras oder Schilf und etwas Waſſer ift, fehr weit verfenden. Man hat mit ihm verſchiedne Verſuche in Iuftleerem Raum gemacht. Eine Stunde lang lebte er in demſelben; ein im Waſſer unter die Glocke gebrachter hielt es zwey Stundenaus, Geine Reizbarkeit iſt ſo groß, daß ſie das herausgeſchnittne Herz noch 40 Stunden lang behaͤlt, und ſogar das abgeſchnittne Kopfende ſich noch eine Stunde lang bewegt und zuſammenzieht, wenn man es mit einer Nadel berührt, Schlägt man dem Aal einen Nas: gel durch den Kopf, und zieht ihm die Haut ab, fo ift er auch dann noch im Stande, fich mit dem Schwanze bid zum Kopf hinauf zu Frümmen, und ſelbſt die einzelnen Stuͤcke, auf die man in der Küche Salz 176 Ir gemeine Aal. Salz ſtreut, regen ſich noch. Aber eben dieſes zaͤhe Leben macht das Lebendigſieden eines Aals zu einer wahren Grauſamkeit. Eine ganz eigne Wirkung bringt das Metall bey dem Aale hervor. So heftig er ſich auch baͤumt, wenn ihn die Koͤchinn abſchlach⸗ ten will, und ſo gewaltig und kraftvoll er auch ih⸗ ren Arm umſchlingt, ſo daß er ihn, wie man Bey⸗ ſpiele hat, wohl gar abzubrechen im Stande iſt, ſo ſtill und ruhig wird er, wenn man Schluͤſſel, Mef ſer, oder ſonſt etwas dergleichen in das Gefaͤß legt, in dem er iſt. Hier ſcheint in der That ein Magnes tismus, oder auch Electricität im Spiele zu feyn, fo daß feine Kraft in das Metall, als in einen Leiter Hinüberftromt und durch ihren Ausflug den Fiſch ſchwaͤcht. Sonft aberift feine Stärke außerordentlich, Man berechne die Summe von Kraft, die man anwen⸗ den muß, um einem Menſchen den Arm entzwey zu brechen, und dann denke man ſich die Muskeln und Bänder, wodurch) diefer Fiſch, ohne alle ee Gliedmaßen, dieß zu leiften vermag. Die Größe und Schwere, die der Aal in eini⸗ gen Gegenden erreicht, ift fehr anſehnlich. Man Hat ihn ſchon 2—3 Ellen ang und 20—25 Pfund ſchwer gefunden, Es ift fehr begveiflich, daß er im dieſem Der gemeine Aal. 177 diefem Falle faft mehr als armsdick ſeyn muͤße. Ein Gelehrter in Petersburg erhielt von der chine⸗ ſiſchen Graͤnze her eine Aalhaut, die 5 Fuß lang und 3 breit war, Uebrigens möchte fi) von ven hundert Fuß langen Aalfifchen im Ganges, von des nen Plinins erzählt, wohl etwas abrechnen laſſen. Wie ungeheuer viel Aale es geben muͤße, beweist der ſo ergiebige Fang in manchen Gegenden, und die außerordentlich ſtarke Conſumtion. In Branu⸗ denburg und Pommern bekommt man an der Kuͤſte der Oſtſee oder auch am Oderbruche ſo viel, daß nicht nur 5-6 Wagen voll nach Berlin geführt, ſondern auch für Sachfen eine große Menge aufges kauft werden Was man nicht friſch an Mann bringen kann, das wurde fonft an der Luft getrods ver, Weil man aber die Erfahrung gemacht hat, daß ſchnell einfallende feuchte Witterung die Yale alsdann ungenießbar mache, fo rauchert man fie ‚jest, in befonders, dazu gebauten Ofen, Seit der Eindammung der Oder ift aber der Aalfang bey Weitem nicht mehr fo beträchtlic) ald ehemals, da "mancher Fiſcher in einer Nacht 6oo—700 Stuͤcke in feinem Wehr befommen Fonnte, In Juͤtland wers Siſche L TH, 3 den — * 178 Der gemeine Aal. ‚ben zuweilen 2000 Wale, worunter auch viele neun: pfündige feyn Fonnen, auf einmal gefangen , und die Stadt Aalburg fol von ihrem beträchtlichen Handel mit geräucherten und marinirten Yalen ih: en Nahmen befommen haben, Um Ballyshannon, einer irrländifchen, von ihrem reichen Lachsfange bes ruͤhmten Stadt, gibt ed unterhalb eines großen Waſſerfalles zuweilen ‘eine fo ungeheure Menge klei⸗ ner, nur einer Nadel großen Aale, daß man fiemit ‘einem aͤußerſt feinen Siebe zu Millionen fängt, fie zufammenbadt, und dann ißt. Schlägt man ein ſolches Gerichte nad) der Größe, die diefe Kleinen Aale hätten erreichen Eünnen, und dem Preife, in dem diefer koftbare Fiſch bey und und an gar vielen Orten fteht, an; fo ift wohl feine Frage, daß man nicht leicht etwas theureres eſſen koͤnne. Auch Frankreich und England muß keinen Mangel an Aalfiſchen haben, da in der Garonne einmal auf ei⸗ nen Zug 160000 gefangen wurden, und Rocking⸗ ham bey feiner Ernennung zum Parlamentögliede 13 Faͤſſer Aale zum Beten gab, Und doch müßen in England nicht fo viele gefangen werden, als für. die dortigen Lüfternen Gaumen nöthig find; denn in Frieß⸗ Der gemeine Aal. 179 Frießland hat man eigne Aalfchiffe, die jaͤhrlich wohl 100,000 Pfund nad) England führen. Mit Recht fohließt man aus einer fo ftarfen Confumtion , daß fich der Aal ſtark vermehre, und doch blieb die Art der Fortpflanzung ſehr lange ein Geheimniß; man fand in den geoͤffneten Aalen, des ſorgfaͤltigſten Suchens ungeachtet, weder Rogen, noch Milch, noch Junge, und noch bis auf dieſe Stunde iſt in Abſicht auf die Vermehrung der Aale mancher Umſtand dun⸗ Tel, Die bey einem nicht ungewöhnlichen Fiſche ſo fonderbare Dunkelheit, in die er feinen Urfprung zu huͤllen wußte, erzeugte die feltfamften Wermuthuns gen. Ariſtoteles glaubte, die Aale entftinden aus Schlamm und Moder, Ihm traten viele bey, und fo bildete fich die Meinung, Faͤulniß, die doch eher Zerftdrung als Entftehung ift, "gebe dem Aal das Daſeyn. Natärlichfchien der Umftand, da man in einem ins Waſſer geworfnen todten Pferde mehrere Yale fand, diefe Meinung nicht wenig zu unters fügen. Dieß mußte befonders bey denen der Fall ſeyn, die es nicht wußten, daß der Aal dem Aas nachgehe. Plinius behauptetgar, der Abgang diefes — * werde belebt, und es entſtuͤnden Aaͤlchen dar⸗ | 32 aus, 180 Der gemeine Hall aus, Ja fogar dem Maythau wollte man ben lrs fprung der Yale zuſchreiben. Wahr iftes, daß, wenn man im May zwey Stüce Rafen nimmt, fie mitden Geiten, die mit Gras bekleidet find, gegen einander gekehrt zufammen bindet, und dann diefen Bündel mit Gras überbedt, und in ein Waſſer, wo Xale fich aufhalten, fo frellt, daß feine Oberfläche dem Gras gleich ſteht; man, wenn es in der Nacht ſtark thaut, morgens zwifchen dem Rafen Kleine Aälchen finde, Allein der Than hat hiebey weiter feinen andern Eins fluß, als daß diefe noch tungen Gefchöpfe bey ruhi⸗ ger und fliller Witterung „ bey der nur gemeiniglich ein Than fällt, an die Oberfläche des Maffers hers auffommen, und Im Grafe Nahrung fuchen, Andre wollten den Maythau noch durd den Honigthau verftärken; wieder andre aber laffen den Aal wohl auch aus verfaulten Aalhäuten entſtehen. Ja es fehlte endlich auch nicht an folchen, die ganz andre Geſchoͤpfe, Sumpfigel, Würmer u, d. m, für junge Aale anzufehen geneigt waren, undden Aal von und auf andern Thieren entftehen ließen. Sie dachten hies bey an die Metamorphofen, vie ja im Thierreiche nichts fo ganz Ungemwohnliches find. Die Befcheis denſten geftanden, daß fie son der Fortpflanzung der Der serneine Aal 28% der Nale gar nichts müßten, und ſtatt gewagter: Bermuthungen lieber ruhig abwarten: wollten, bie. Zeit und Erfahrung fie gründlich daruͤber belehrtes: Dieß ift nun endlich. gefchehen , fo daß man es als unwiderſprechlich gewiß anfeher kann, der Aal ſey ein lebendige Junge gebaͤhrendes Geſchoͤpf. Schon Leeuwenhock fand im Leibe eines Aals Heine Aaͤlchen die nicht ſtaͤrker als ein Pferdehaar waren. Deuts: licher ſah Fahlberg 1750 aus einer noch lebenden Aalmutter ein Junges heraushaͤngen, und: fand in ihrem Leibe noch; 40 andre, Erfahrne Fiſcher verſichern, daß wenn man in der Laufzeit (fo nennt: man die-Laichzeit der Yale) Aalmuͤtter drüde, fo. kämen die Zungen in Geftalt Fleinee Schlangen zum: Vorſchein. Ein Baar Anefdoten ſcheinen die Sache vollends außer allen Zweifel zu -fegen. Denn: als in Scwedifchpommern ein. großer Aal gefangen: wurde, und für die Tafel zubereitet werden ollte, fo; fand ihn der Koch fo voller Gewürme, daß er feinem Herrn davon Nachricht gab, weil er es nicht wagte, ein folches Gericht vorzufeßen.. Dieſer unterfuchte nun dad fogenannte Gewürm. mis einem Bergrößes sungöglafe und fand eine ungeheure Menge junger Yale, die zum Theil nicht dicker als ein Zwirnfaden 93: waren, * 132 Der gemeine Aal. waren, und ſich im Leibe ihrer Mutter ganz lebhaft bewegten. Auch weiß man ein Beyſpiel, daß einſt in einer andern Gegend ein ſehr dicker Aal gefangen und in einen Kahn gelegt wurde. Bald darauf ſah man ihn mit einer großen Menge junger Aale ums geben, die er nothwendig fa eben erft geboren haben mußte. Fa auch Rogen will der Naturforfcher Miller in vier Aalen gefunden haben. Aber audy nach allen diefen Erfahrungen ift in der Gefchichte diefes merkwuͤrdigen Zifches noch manche Dunkelheit aufzuklären, und gewiß nicht ohne dankwuͤrdige Ente dedungen würden ihm denkende Beobachter ihrem Fleiß widmen, Daß bey einem fo weit verbreites ten Fifche noch fo manches, worüber doch bey felt- nern fein Zweifel ftatt findet, zu berichtigen übrig ift, fcheint fich vielleicht aus der fchon berührten, in der That aber befremdenden Erfahrung erflären zu laffen , daß, fo wie viele Seefifche, um zu lai⸗ en, in die Slüffe Fonımen, der Aal, als Flußfifch, um feine Zungen augzufchütten, der See zueile, und das wilde, ftürmifche Meer den ftiller Hinftromenden Fluſſe zu diefem Gefchäfte vorziehe. Dieß iſt fs gewiß, daß man bey Goleraine in Irrland eine Fis ſcherey angelegt hat, um die nach der See ziehenden Yale Der gemeine Aal. 183 Yale aufzufangen. Diefe Beobachtung hat das Wunderbare und Unerklärliche eher vermehrt, als vermindert. Warum hier Die Natur eine Ausnahme, mache, wie fie die zarten Zungen fchige, wie und ‚wann diefe wieder zuruͤckkommen, diefe und andre aͤhnliche Fragen laffen fich alle weit leichter aufe werfen, als beantworten. Das Fleiſch des Aals gehört gewiß zu den anges ‚nehmiten und Foftbarften Speifen, nur möchte einem. ſchwachen Magen feine Fettigkeit ſchaͤdlich ſeyn. Man genießt ihn auf verſchiedne Art, blau geſot⸗ ten, gebraten, mit Citronen, Eſſig, Pfefferꝛc. Es iſt hier der Ort nicht, von den verſchiednen Arten, ihn zu bereiten, weitlaͤuftig zu reden. Wer hieruͤber ‚mehr Auskunft wuͤnſcht, der mag ſie in Kochbuͤchern ſuchen. In unſern Gegenden iſt er eine der theuer⸗ ſten Speiſen, indem das Pfund wohl auf 2 Gul⸗ den und mehr kommt. Sonſt durfte er in Augsburg auf keiner ſtattlichen Hochzeit fehlen und ſchien da eben das zu ſeyn, was der Stoͤr bey den Römern war. Aber feit einigen Jahren ift er noch feltner ‚geworden, als er fonft immer fchon war, Geräue chert oder auch gefalzen hält er fich Iange und wird ſehr germ gegeflen, Doc) mag das wohl nur da ges ſchehen, 184 Der gemeine Aal. ſchehen, wo man Aale fo im Ueberfluß fängt, daß man Tre nicht alle frifch verkaufen Fanı, So fehr saber ihr Fleiſch 'gefchätze wird, und es auch, wenige ſtens nach den Urteil der meiften Nationen, ver⸗ dient; ſo ſind doch noch bis auf dieſe Stunde die Groͤnlaͤuder ganz anderer Meinung. Das Schlan⸗ genaͤhnliche dieſes Fiſches macht, daß ſie ſich nicht entſchließen koͤnnen, ihn zu eſſen. Sie nehmen nur die Haut und machen daraus Beutel zu den Kugeln, die fie auf die Jagd brauchen, Gewiß würden unſre Lefer ihnen gern die Haut gönnen , went fie nur das Fleiſch ihnen abtreten koͤnnten, das fie befs Fer zu ſchaͤtzen wiſſen. Nach einigen follen die Roͤ⸗ ‚mer den Aal nicht gegeffen haben; andre aber ente ‚pfehlen ihn and ein Glas Falerner dazu als einen vorzüglichen Genuß. Die Boeot er hielten ihn fo in Ehren, daß fie einen mit Kraͤnzen gezierten Aal den Göttern zu opfern pflegte: Außer dem Fleiſch wird der Aal noch auf eine mannigfaltige Weije bes nüßt. An der chinefifchen Graͤnze macht man aus feiner Haut Zenfterfcheiben, wozu fie fih um ihrer -Durchfichtigkeit willen ſehr gut ſchickt. In andern Gegenven fchneidet man Riemen daraus, womit die Landleute ihre Drejchflegelbefeftigen, Sie folien weit N N \ EEE P < ———— RA 1A Bf — 2 — F N Mt 4 h u, 58 a * un Lilek 2 EAN NA, —* —9 “are ned - E u } UN ’ } —39 a EAN —— u } Ni 2) R Hi RR. * ML DAHIN 19 Sf N —326 EN par Der gemeine Aal. 185 weit dauerhafter feyn als irgend ein Leder. Auch wird die Haut pulverifirt, wir wiffen nicht wofür, empfohlen, Das Fett wird in der Medicin und Oekonomie benuͤtzt. Es iſt leicht zu erachten, daß man einem ſo koſt⸗ baren Fiſche auf die mannigfaltigſte Art nachſtellte, und kein Mittel unverſucht ließ, ihn in ſeine Gewalt zu bekommen. Das Gewoͤhnlichſte iſt, ihn in Ne⸗ tzen, Reußen und an Angeln zu fangen. Dieſe laͤßt man an einem Seil, das durch leichte Koͤrper an der Oberflaͤche des Waſſers erhalten wird, in gewiſ— fen Entfernungen ind Waſſer hängen. Ausgewäfs ferter Häring, Gründlinge, oder auch in Tuch ges bundnes Schmeer find ein Köder, dem die Yale fehr nachgehen und leicht anbeiſſen. Doch muß man fie bald von der Angel nehmen, fonft reißen fie ſich los. Schwile Witterung , dunkle Nächte und trübes Waſſer tragen viel bey, ihren Fang ergiebiger als fonft zu mahen, Wenn man im Winter ein Bund Stroh zu dem Loch hinein, dad man in die Eiödede eines Fluſſes oder Sees angebracht hat, hält, wo Aale find; fo wird fich bald einer hinein verkriechen. Jetzt zieht man das Stroh, fobald man dieß merkt, fchnell hervor, deckt das Loch fogleich mit einent Siſche 1. Th. Aa Brette 186 Der gemeine als Brette zu, damit er nicht etiva wieder, wenn erauß - dem Stroh fich herauswindet, in fein Element zus ruͤckkehre, und kann ſich nun feiner leicht bemächtis gen. Denn auf dem Eis Tann er nicht entfliehen, - Wir glauben unfern Lefern ein Vergnügen zu mas den, wenn wir ihnen einiges, was befonders in Frankreich beym Aalfange eingeführt iſt, in einer Abbildung (67) darſtellen. Am einfachſten geht es wohl der Mann an, der bloß mit einem Stock bewaffnet anf Aale ausgeht, mit dieſem in ihre Lo⸗ eher ſtoͤßt, die fie im fhlammigen Boden haben, und fobald fie ſchuͤchtern herausfpringen, oder auch nur neugierig den Kopf in die Höhe heben, und um fich bliden, wer ihren ruhigen Aufenthalt zu unterbre⸗ chen wagt, ſie ſogleich todtſchlaͤgt. Mit einem kuͤnſt⸗ lichern Werkzeuge iſt der andere bewaffnet. Er hat eine Gabel, die 3, 4, ja auch zuweilen mehr Zacken haben kann. Hiemit flicht er die Nale todt und legt fie in den neben ihm fiehenden Korb, Um aber nicht im Schlamine zu tief zu finfen, hat er an feis nen Füßen Brettchen angebunden, die ihm nicht viel Koften machen. Denn er nimmt dazu alte - fonft unbrauchbare Faßboden. Nicht weit von ihm iſt gerade einer Damit befchäfftigt,, dieſe feltfamen Schlamm⸗ Der Zitteraal. 187 Schlammſchuhe fich feft zu madhen, Andere haben Heine außerft leichte Schiffchen, die ein Mann ganz bequem auf dem Rüden tragen Fan, um, wenn die Fluth plöglic) eintritt, nicht vom Lande abges fehnitten zu feyn. Auf der See felbft fehen wir eis nen mit feinem Dreyzad ruhig hingleiten, und um fich berbliden, bis es ihm gelingt, im Flaren Waſſer einen Wal zu bemerken, den er anfpießen kann, was feis nem glücklichen Nachbar fo eben gelungen ift. Daß ‚ dazu viel Gefchicklichkeit und Vorſicht gehöre, kann man ſich leicht vorſtellen. Leicht kann auch die Gabel aus der Hand gleiten. Und eben darum hat er ſie an einer Schnur am Kahne befeſtiget. > Beyer Seesen] + — —— — Tab. XXIV. Kahlruͤcken. Gymnotus. Der Zitteraal (68). Der Langſchwanz (69). Der Rurzfehwanz (70). Na Mangel einer Rıückenfloffe, den man an ben meiften Mitgliedern diefer Gattung, die auch den Nahmen Finnaale tragen, bemerkt, gab Veranlaſ⸗ ſung, ſie Kahlruͤcken zu nennen, und unterſcheidet ” von andern Gattungen der Kahlbäuch: Ordnung | Kr.” Aa2 hin⸗ 188 Der Zitteraal. hinlaͤnglich. Ihr Körper ift ſchmal, meſſerfoͤrmig und geht am Bauche wie in eine Schneide aus, die durch eine fortlaufende Floſſe gebildet wird. An den Seiten des Kopfs bemerkt man die Kiemendeckel und eine fuͤnfſtrahlige Kiemenhaut. Die obere Lippe ift bey einigen mit zwey Fühlfpigen verfehen, und fehr Kleine Zähne find in dem Munde, deffen Deffs nung feinen betraͤchtlichen Umfang bat. Da die Kahlruͤcken meiftens nur in amerieanifchen Gewäf- fern angetroffen werden, fo ift e& ſehr begreiflich, daß die Alten nicht viel von diefer Fiſchgattung wußten. So wenig das Aeußerliche verſpricht, fo hat doch der Zitteraal (G. Electricus, PAnguille tremblante, furinamifcher Aal 68) einen großen Ruf erlangt, und verdient Daher eine ausführliche Beſchreibung. In der Geftalt hat er mit dem ges meinen Wal eine ziemliche Aehnlichkeit; nur zeiche net ihn der fehr abgeftumpfte Schwanz und die Af⸗ terfloffe, die fich mit der Schmwanzfloffe verbindet, aus. Seine zwey nicht gar große Bruftfloffen bes wegt er wie das Pferd feine Ohren und richtet fie bald auf, bald legt er fie nieder, je nachdem er luftig ober zornig iſt. Er wird 3—6 Zug lang und etwa zwölf Zoll dick gefunden. Seine mit Schleim bee deckte Der Zitteraal. 189 deckte Haut ift lederartig und ſchwarz mit hellern Flecken; doch findet man auch vröthliche, deren Kraft, von der wir bald mehr fagen werden „ weit fühlbare; feyn foll, als bey jenen. Der Kopf des Zitteraald ift breit und flach, die Deffnungen, die zum Riecyen und Hören dienen mögen, ftehen ziemz lich nahe hintereinander, Die Augen find fehr klein. Diele fcharfe Zähnchen befinden fich in dem weiten Maule. Die Zunge hat eine Menge Warzen und der ganze Körper fehr viele Heine zarte Deffnungen, aus denen fich ein zäher Schleim auspreffen läßt, der dem Körper zum Schuße dienen mag. Nahe an der Kehle befindet fich die Afteroͤffnung. | Dan Eennt diefes Gefhöpfin Europa erft feit 1671, und die eleftriiche Kraft, die man an ihm ent⸗ bedet, und die ihren Sit vorzüglich im Kopfe zu - haben fcheint, erregte natürlich ein großes Aufſehen. Dabey blieb es eine Zeitlang ; man ſprach davon, als einer fonderbaren Sache, man zweifelte, man lächelte über die Leichtgläubigkeit der Reiſenden, ‚aber das, was eigentlich dad Michtigfte war, forgs fältige Beobachtung, wurde verſaͤumt. Erft feit der Mitte diefed Jahrhunderts fieng man an, den Zits teraal einer genauen ‚Unterfuchung werth zu halten. 403 Jetzt 190 Der Zitteraal, | Jetzt erft ftellte man Verſuche an ‚md fand, daß ihm die Natur eine wahre eleftrifche Kraft zur Aus⸗ fieuer gegeben habe. Faft alle die Verfuche, die man mit der Eleftricität anftellt, gelingen aud) bey dieſem Fiſche. Er befißt fie, aber nur fo lange er lebt, in einem fo hohen Grade, daß er fie dem Waf- fer auf 15 Fuß um ſich her mittheilt, und eben das her ift das Baden in feiner Nähe nicht rathſam. Beruͤhrt man ihn, fo erhält man nicht nur einen bes täubenden Schlag, fondern man fieht auch zuwei⸗ Ien, was beym Zitterrochen noch nie wahr genoms men worden ift, Funken. Che man diefe gefehen hatte, zweifelten immer noch einige, ob die Erfchüts terung, die er mittheilt, auch wirklich von Elektri⸗ eität herrühre, Allein endlich gelang es doch der Beharrlichkeit, auch hierin zum Ziele zu gelangen, Durch auögefeßte Prämien, und die durch fie ver- mehrte Sorgfalt beym Transport lebendiger Zitter- sale, den dieNothwendigfeit, ihnen beftändig frifches Waſſer zu geben, fehr mühfam macht, hatte Valsh das Vergnügen, in London diefe Fiſche lebendig zu erhalten, und mit ihnen in Gegenwart vieler Natur⸗ forſcher Verſuche zu machen, deren Gewinn endlich der ſo ſehr geſuchte Funken war. Ein großer, alter Zit⸗ Der Zitteraal. 193 Zitteraal kann dem, der ihn berührt , einen fo ſtar⸗ fen Schlag geben, daß er zu Boden flürzt, ja man hat mehr ald Ein Benfpiel von Kindern und Ers wachfenen, die den Tod dadurc fanden, Acht und mehr Perſonen, die ſich anfaffen, werden, fobald die erfie den Kopf des Fifches berührt, die legte aber ihre Hand bloß in das Waſſer hält, in dem fid) der Fiſch befindet, eine ſtarke Erfihütterung mit Blitzes⸗ fchnelle fühlen. Um ſich zu uͤberzeugen, daß hiebey weder Einbildung noch Nachahmung im Spiele ſey, ließ der Vater des kuͤhnen Reiſenden Vaillant feis nen Hund mitten in eine ſolche Reihe von Perſonen treten, ſo daß die, die ihm zunaͤchſt ſtanden, ihn an⸗ faſſen mußten, So wie der Schlag geſchah, ſchrie und heulte das arme Thier entfeßlich, Je mehr man den Zitteraal reizt und zornig macht, um deftg heftiger wirkt feine Kraft, und es fcheint die Stärfe oder Schwäche des Stoßes, den er gibt, in feiner Willkuͤr zu ſtehen. Staͤrker ſoll man dieſen dann erhalten, wenn man ihn mit einem Stocke, der eis nen goldnen Knopf hat, berührt. Iſt der Fiſch in völliger Ruhe, oder hat er lange in einem Gefäße geftanden, fo wird man feine Kraft nicht gar ſtark, vieleicht gar nicht empfinden; Krankheit und Tod | ‚aber. 192 Der Zitteraal. aber heben fie ganz auf, Ruͤhrt man den Zitteraal mit einem Magnet an, fo wird feine Kraft auf eine Zeitlang gehemmt. Wickelt man ein ſeidnes Tuch um die Hand, umd greift ihn dann an, vder faßt man ihn recht feit und herzhaft beym Schwanz und Ruͤcken zugleich, fo fühlt man wenig oder nichts. Mit Recht fchließt man aus der letztern Erfahrung, daß der Zitteraal, um feine Kraft wirken zu laffen, den freyen Gebraud) feiner Muskeln haben müffe, weil fonft das Fefthalten Feine Hemmung verurfadhen Tonne, Alle Zifche, die in feine Atmofphäre kom⸗ men, werden fo betäubt, daß fie an Feine Rettung denfen Tonnen, und wie todt ſtuͤrzen fie Hin, fobald er fie berührt, Setzt kann er fie in Ruhe verzehren. Aber eben hieraus fcheint der Endzwec, warum ihm die Natur eine fo wirffame Kraft fchenkte, zu erhel⸗ len. Denn, da er weder ein vorzüglicher Schwim⸗ mer ift, noch auch fonft ftarfe Waffen erhielt, um eine Beute aufzufuchen und fich ihrer zu bemachtis gen; foift es für ihn außerft wohlthätig, daß er daß, was er zu verfchlingen wünfcht , nur wie mit einem Zauberſtabe berühren darf. Auffallend aber ift es, daß fo unverkennbar ſich bey dem Zitteraal faft alle die Erfcheinungen zeigen, die man fonft bey der . Elek—⸗ ‚Der Zitteraal. 198 Elektricitaͤt bemerkt, dennoch der Elektricitätsmeffer nicht das geringfte-Zeichen davon gibt, man mag ihn nun dem Zitteraal über ven Rücken hängen, vder durch die Perfon halten laſſen, Die den Stoß em⸗ pfaͤngt. Dle weſtindiſchen Fluͤſſe und Bäche bef unbersm von Surinam und Gayenne, und im übrigen Guiana der Fluß Eßequebo, find der Aufenthalt der Zitteraale, doch will man and) ſchon in Guinea, im Senegal, welche gefunden haben, In MWeftindien hält man fie in Fehältniffen.. Hier werden fie mit Würmern und Fiſchen gefüttert. . Auch Inſecten efien fie fehr gern amd fcheinen den Schaben oder Kaferlafen „ den Vorzug vor allen andern zu geben, . Der ungemein Häufig fi) von dem Zitteraal abfondernde Schleim, macht das Waffer, in dem man ihn halt, truͤbe, ſo Daß es faft alle Tage abgelaſſen, und mit friſchem erſetzt werden muß; denn er iſt ein großer Freund von reinem Waſſer. In der Freyheit lebt er auch von Krabben, aber wahrſcheinlich nur ſolchen, die ſich erſt gemauſert haben. Er kommt aus dem Meere in Fluͤſſe und Landſeeen. Man faͤngt ihn mit Netzen, und toͤdtet ihn mit einem Schlag auf den Kopf, um ſich keinen weitern Stoͤßen, ‚die, ſobalb iſche J. Th, Sb man 194 Der Langſchwanz. man einmal ſeine Neugierde geſtillt hat, ſehr unan⸗ genehm find, auszuſetzen. Sein Fleiſch kann ohne Gefahr gegeſſen werden, und ſchmeckt recht gut. Europaͤer und Indianer eſſen es mit Vergnuͤgen. Nicht ohne einigen Erfolg hat man die elektriſche Kraft dieſes Fiſches gebraucht, um Leben und Ge⸗ fuͤhl in gelaͤhmte Glieder zu bringen. Lang und floſſenlos iſt der Schwanz eines an⸗ dern Kahlruͤcken, wir meinen des Langſchwanzes (G. Carapo, le Carapo, à queue longue 69), der in Braſilien Carapo genannt wird. Seine obere Kinnlade iſt laͤnger als die untere. In ſeiner Kie⸗ menhaut bemerkt man 5 krumme Strahlen, und der Kiemendeckel befteht aus einem großen und einem kleinen Blättchen, Ganz Hein find dieBruftfloffen, fie Haben nicht Mehr ald zo Strahlen, da Hingegen die anſehnliche Afterfloffe 230 hat. Am glatten, laͤnglichen Kopfe bemerkt inan eine Menge Eleiner Deffnungen, Der fehwarze Stern des nicht befons ders großen Auges ift mit einem filbernen Ring ums geben. "Eine Menge Fleiner Zähne flehen in den Kinnladen, Der Afterliegt ziemlich nahe am Kopf. Die runde Form des Ruͤckens geht nach dem Bau ur verloren und keilformig zu, und macht, daß der ganze De Kurzſchwanz. 195 ganze Rumpf mit Recht mefferfürmig genaunt wer⸗ den kann. DerSchwanz endigt fich in eine ſchmale, pfriemenförmige Spitze, die zuweilen nicht dicker, als eine Schufterahle feyn fol. Was die Abficht eis ner fo feinen, zarten Endigung des Körpers ſeyn ſoll, ift unbefannt, Man hat die Vermuthung ges äußert, ob nicht vielleicht diefer Anhang beyden Gefchlechtern zum. gegenfeitigen Fefthalten diene, Runde, runzlige Schuppen machen die Bekleidung diejes Fiſches aus, Er hat oben eine dunkelbraune, an den Seiten und am Bauche braunröthliche Farbe, und mehrere regellofe Flecken. Die Größe, die er erreicht, beträgt, fo viel bis dent noch bekannt ift, zwey Fuß. Die americaniſchen — vorzuͤglich um Braſilien, ſind ſein Aufenthalt. Hier lebt er von Fiſch⸗ und Krebsbrut, denn eine ſtaͤrkere Speiſe und groͤßere Biſſen zu ſich zu nehmen, verbiethet ihm ſein kleines Maul. Indeſſen bekommt ihm dieſe Nah⸗ rung recht gut, und er wird ungemein fett davon. Er ſoll daher eine ganz angenehme Speiſe feyn- Nur beklagt man fid) über die vielen Gräthen. In zwey Dingen ift dem Langfchwanz der Kurzſchwanz (G. Brachyurus, le Carapo à courte * | 352 ueue 106 Der Duͤnnſchwanz. queue 70) ganz entgegengefegt; denn wenn jene einen langen Schwanz hatte, fo befißt dagegen dies fer einen kurzen, und wenn bey jenem das Oberkie⸗ fer. länger ald das untere war, fo fteht bey diefem' ' dad untere hervor. Im Uebrigen findet zwiſchen Beyden manche Aehnlichkeit ſtatt. Auch in der Farbe gleichen ſie ſich, nur iſt ſie bey dem Kurz⸗ ſchwanz heller, und er hat Streifen ſtatt der Sleden, die der Langſchwanz beſitzt. Diefe Streifen find’ nicht immer gleich. Bey einigen find fie braun, bey andern roͤthlich und wieder bey andern weiß. Auf dem Rüden und ohnweit des Afters bemerkt man eine vertiefte Linie, Auch einerley Heimuth und den angenehmen Geſchmack des Fleiſches hat / er mit dem Vorigen gemein, iı * « Lab XXV..; mi. Duͤnnſchwanz. Trichiurus De Spisfhwan (71). Ziemlich nahe an den Langſchwanz unter den Kahl⸗ ruͤcken, graͤnzt eine neue Gattung der Kahlbaͤuche wir meinen die ſogenannten Duͤnnſchwaͤnze deren Eharalter ein zugeſpitzter Schwanz iſt, wie jener hatte. ZIP Der Spitzſchwang 107 Hatte, "Nur iſt bey den Diinnfchwänzen die Ruͤcken⸗ floffe , die fie haben, auszeichnend. Ihr ſchmaler, zuſammengedruckter Kopf geht ſpihzig zu. In ih⸗ rem ziemlich weiten Maule ſtehen bewegliche Zähne von ungleicher Länge, Ihre Augen find groß. Ein einziges Blatt bedeckt die weite Kiemendffnung und 7 Strahlen har Die Riemenhaut, Der ganze Koͤr⸗ per iſt platt gedruͤckt und degenformig, daher man, such die zwey bis jetzt bekannten. Arten diefer Satz tung Degenfifche nennt. Gewiß wird der Spitʒſchwanz (T. Leptu- zus, le Paille en cul 72) auf den erften Anblick une. fern Leſern gefallen. Denn ſeine ganze Haut iſt wie mit Silber belegt und ſchimmert vortrefflich. Man kann nichts Schoͤneres ſehen, als wie ſich am Tage die Sonne im Kleide dieſer Fiſche ſpiegelt, oder wie angenehm es im Mondenlichte blinkt, und denen, die in. nächtlicher Stille an ihnen vorüber feegeln,. ein reizendes Schaufpiel bereitet. Das Unterkiefer: des Spitzſchwanzes geht fehr merklich über das obere hervor. Der Rachen iſt weit gefpalten und mit dro⸗ henden Zähnen beſetzt. Seine Zunge gleicht einer Vogelzunge, und im Schlunde befinden ſich zwey Längtiche, rauhe Kuochen. Nahe an der ſchmalen n Bb3 Schei⸗ 198 ° Der Spisfchmang Scheitel ſtehen die großen Augen, deren ſchwarzen Stern ein goldgelberRing umgibt. Vor ihnen liegt das ziemlich große Nafenloch, und hinter ihnen die Kiemenöffnung mit ihrem Dedel und der firahligen Kiemenhaut. Der ganze Körper hat oben und uns ten eine Schneide und dieß macht ihn recht eigents lich degenformig. Die Bruftfloffe ift nicht groß, deſto beträchtlicher aber die Ruͤckenfloſſe. Diefe fängt gleich hinter dem Kopfe an, und endigt fich ohnweit der nadten,, floffenlofen Schwanzipiße. Eine zarte durchfihtige Haut verbindet ihre einfa- den Strahlen. Der Befiger dieſer Fioffe kann fie willkürlich aufrichten und niederlegen. Unten am Bauche und am After befindet fich gar Feine Floffe, wohl aber bemerkt man eine Menge ziemlich weit von einander gefeßter Stacheln , die die untere fcharfe und weiche Seite des Bauchs wohlthätig vor Verz leung bewahren, Die vordern diefer Stacheln find .. nad) hinten, und die hintern nad) vorn zugefrümmt. Eine gelbe Linie Iauft über die Mitte von beyden Geiten nad) dem Schwanze hin. Die Seren, Fluͤſſe und Bäche von Suͤdamerica ſind ſein Aufenthalt. Er wird nicht viel über 3 Fuß ‚lang und zwey Zoll breit gefunden. „Im Schwim: . men Der Spitzſchwanz. 199 men ift er fehr fertig und lebt vom Raube, Mas er einmal in feinen Zähnen hat, das kommt wohl nicht wieder los. Freylich kann er nur kleinerer Fiſche Meifter werden. Und wie follte er auch große in feinem ſchmalen Leibe beherbergen? Oft fpringe er im Maffer in die Höhe, und geraͤth alsdann im - Zurücfallen in einen Kahn. Bay dem Silberfchims mer feiner Haut mag dieſes ein ganz angenehmes Schaufpiel feyn: auch kann, da er fo leicht ift, das bey eben Feine Gefahr flatt finden, Aber went, wie Vaillant erzählt, der ungeheure Gachelot das nähmliche Kunſtſtuͤck verfucht,, "wenn das Zur uͤck⸗ fallen einer folchen Fleiſch- und Fettmaſſe Dad Meer in eine tobende Bewegung verfeßt, und die ſchwan⸗ Eenden Chalsuppen mit Wellen überdeckt, fo mag es einen ganz andern Eindrucd machen, und gen wird man jedem Rieſen diefe Neußerung einer unbe ſchreiblichen Musfelfraft erlaffen, Ob dieſes ſchoͤne Gefchbpf, der Spitzſchwam gegeſſen werde, oder ob es ſonſt einen Nutzen habe, das wiffen wir nicht, Immer aber bleibt er, um feines Prachtfleides willen, merkwürdig genug, und. fein Anblick kann für den folgen Menfchen, der im⸗ mer nur allein glänzen will, demithigend und lehr⸗ reich 200 Der Sandaal. reich ſeyn. So auszeichnend geſchmuͤckt geht ein tau⸗ ſenden unbefanntes Geſchoͤpf aus den Haͤnden der Natur hervor, lebt im Verborgenen und in der Tiefe des Meeres, indeß ſein eingebildeter Her, ‚der | Menſch, oft Zag und Nadıt finnt, und mit einer Anſtrengung, als gälte es die größte Gluͤckſeligkeit, und mit Aufopferungen, ‚Die wohl eines wuͤrdigern Gegeuſtandes werth wären, nur darnach trachtet, um durch ſeinen Auzug recht viele Augen auf ſich zu giehen und andre, zu-verdunfeln, , 9 | * — J— JabXV..— _Sandaal, . Ammodytes. | uni I Der Tobiasfiſch (72) Wi son den, Dümfchwänzen, fo kennt man auch von den Saudaalen nicht mehr als zwey Arten. * Körper iſt faſt rund und aalformig, und mit ſehr kleinen Schuppen beſetzt. Er hat eine abgeſon⸗ derte Schwanzfloſſe, die bey mehrern von den worin - gen Gattungen theild ganz fehlte, theils mit der Rüden und Afterfloffe ohne Unterbrechung zufams mengränzte, Der Kopf endigt ſich in eine Art von Muͤſſel mit doppelter Oberlippe. Franzofen, Eng⸗ di: länder | G Hure — — Der Tobiasfiſch. 201 laͤnder und Deutſche ſtimmen in dem Nahmen Sand⸗ aal uͤberein, weil ſie dabey auf eine Gewohnheit die⸗ ſer Fiſche Ruͤckſicht nahmen, von der wir bald mehr ſagen werden. Nur ſehr reines Meerwaſſer liebt der Tobias⸗ fiſch (A. Tobianus, le Lancon. lAnguille d’arene, die Schmelte 72) zu ſeinem Aufenthalt. Er wohnt daher am liebften an den Kuͤſten der Oft: und Nord⸗ fee, wu der Sand das Waſſer Elar macht, verfriecht ſich aber aud) dafelbit im Sande, woher er den Nah⸗ men Sandfiſch, Sandaal trägt. Mit feiner fpißiz gen Schnauze kann er fo tief in den Sand fich bohren, daß er wohl einen: halben Schuh tief verborgen liegt, und fich unfihtbar macht. Diefer wohlthätige In⸗ ſtinet kommt ihm vortrefflich zu ftatten, und gehört mit in die unüberfehbare Reihe von beiwunderungss würdigen Anftalten, durch welche die Natur ihre Ges fehopfe zu (dügen wußte. Denn die Naͤhe des Ufers brächte den Tobiasfiſch beftändigin Gefahr,von Raubs vogeln aus dem Waſſer gehohlt oder von Menſchen zertreten zu werden, uch befindet er ſich in feiner Eanphöhle gewiß nie ohne reines Waffe. Denn diefes feigert fich gleichfam durch und bildet um ihm eine Art von Duelle, die aus dem reinſten, gelaͤu⸗ Siſche J. Th. Ge terten 202 Der Tobiasfiſch. terten Maffer befteht. Man muß beym erfien Ana blick geftehen, die Natur’ habe ihn für feine Bes ſtimmung, im Sande zu wühlen und zu graben, vor⸗ trefflih gebaut. Eindünner, fchlanfer Körper, und ein fchmaler, zufammengedrückter Kopf mit einer äußerft fpißigen, verlängerten Unterlippe, erleichtern ihm diefes Gefchäfte ungemein. Er hat einen völlig zahnlofen Mund, doch fehlt es ihm nicht an einem Werkzeug zum Fefthalten feiner Beute, Denn in feinem Schlunde ‚befinden fich zwey rauhe Knochen, die die Stelle der Zähne vertreten. Seine Kiemen⸗ deckel beftehen aus vier Blaͤttchen. Die Ruͤckenfloſſe iſt ſehr lang. Neben ihr bemerkt man eine Furche, in die fie niedergelegt werden kann. Auch die Afe terfloffe ift ziemlich lang, die Schwanzfloffe aber gabelfoͤrmig. Die grauliche Farbe dieſes Fifches wird nach den Seiten zu heller und hat einen ſcho⸗ nen Silberſchimmer. Spuhl- und Fadenwürmer, fo wie audy Fiſchbrut find feine Nahrung. Auffals lend ift die Bemerkung , die man bey diefem Fifche gemacht hat, daß er zuweilen die Zungen ſeiner eig⸗ nen Art frißt; eine Mildheit, ein Heißhunger,, der eben nicht gar zu häufig im Thierreiche vorkommt, Bey fchönem heitern Werter ſieht man ihn zuweilen: in Der Tobiasfiſch. 203 in einer zirkelfürmigen Lage, wie eine Schlange, ruhig da liegen. Cr hat dann die Spitze feines Kopfes im Sande ſtecken. Die Mafrelen find feine gefährlichften Feinde, von denen er am Meiften zu fürchten hat. Er gehört zu den Zugfifchen, die aus bey manchen noch völlig unbekannten Urfachen ihren Aufenthalt verlaffen, und ſich ſcharenweiſe an an dere Derter hinbegeben, Faftunter allen Thierclafs fen find einige, die zuweilen folche Reifen antreten, Mangel an Nahrung, Verfolgung grimmiger Fein⸗ de, Witterungund Jahrszeitenwechſel haben großen Antheil daran: was aber in beftimmten Fällen bey diefem und jenem die Triebfeder fey, ift ſchwer zu entfcheiden, Immer bleibt es eine große, ruͤhrende Anſtalt der Natur, und kein Freund derſelben wird ohne Bewunderung an die Wanderungen der Lem: minge, derSchwalben, der Häringe, oder auch uns ſeres Tobiasfiihes gedenken, Von der Mitte des Sommers bis in die Mitte des Herbftes erfcheint der Letztere an der Hollfieinifchen Küfte in großer Anzahl, breitet ſich aber nicht gar weit aus, Mo er den übrigen Theil dee Jahres hinbringe, ift un; bekannt. Seine Eyer läßt er in den Sand gehen, Um den Tobiasfiſch zufangen, durchwuͤhlt man Cca ’ mit 204 Der Tobiasfiſch. mit Rechen vder Hacken und mit Eggen den Sand, wenn gerade Ebbe ift, So ftört man ihn aus feiner Höhle auf. Weber fein Fleifch find die Meinungen fehr getheilt. Die einen finden ed fehr mager und ſchlecht, ſo daß es, wie man ſich vornehm darüber auszudrücken pflegt, nur eine Speife für Den gemei⸗ nen Mann feyn foll; andre aber befchreiben es ale fett und mild. Außerordentlich ſchmackhaft muß es doc) wohl nicht fenn, fonft würde man diefen Fifch in eis nigen Gegenden, wo er ziemlich häufig gefangen wird, nicht fo allgemein ald Köder gebrauchen, Dieß ift befonders in Abficht der Dörfche der Zall, wenn fie nach den Zufuln Oeland, Gothland und Bornholm ziehen, wo fie gemeiniglic) durch Tobias- fifche in ihr Verderben gelockt werden, Man hat fich viele Mühe gegeben, den Ficch zu zu beftiimmen, der im Buche Tobiä einen fo audgebreis teten Ruf erlangt hat, und aud) der fo eben befchries bene hat den Vorzug, Tobiasfiich zu heißen, mit vielen gemein. Denn in der That, es hätte fich fehr der Mühe gelohnt, den Fifch recht genau zu Tennen, deffen Herz auf Kohlen ald Rauchwerk vers brannt, alle Eheteufel austreibt, und deffen Galle eine fo vortreffliche Augenfalbe feyn ſoll. Allein jenes Der Tobiasfiſch. 205 jenes Buch traͤgt bey allen ſeinen moraliſchen End⸗ zwecken doch ſo auffallende Spuren der tiefſten und laͤcherlichſten Vorurtheile, daß es verlorne Arbeit war, uͤber jenen Fiſch muͤhſame Unterſuchungen an⸗ zuſtellen. Waͤre aber auch das nicht, ſo wuͤrde ſchon die Furcht des jungen Tobias vor dem Rachen dies fes Fifches und das Einfalzen der Stüce Fleiſch zum Mundvorrath, auf einen Fiſch, der allerhöchs fiens eine Elle lang wird, fehr fehlecht paffen. Ue— berhaupt find die Zeiten vorüber, wo man die Ers forfhung der naturhiftorifchen Gegenftände, die in den heiligen Büchern hie und da vorkommen, als die wichtigfte Angelegenheit behandelte, und fich nicht ohne Erbitterung darüber ftritt, ob die erften Eltern Seigen oder Aepfel gegeflen haben, ob Jonas von - einem Hayfiſche oder einen Cachelott verfchlungen worden fey, jawohl der Schrifterflärung einen außers ordentlichen Dienft geleiftet zu haben glaubte, wenn man mit großem Aufwand von Gelehrfamteit bes wiefen, die fo unverfehens den Sfraeliten, während ihrer Reife, geſchenkte Zleifchfpeife Habe in Heuſchre⸗ den und nicht in Wachteln beftanden. So nuͤtzlich auch folchenterfuchungen ſeyn koͤnnen, und fo danfs würdig fie ald ein Fleiner Beytrag zur Erflärung ee SR | ‚ jener "206 Schlangenfiſche. jener Urkunden ſind; ſo iſt es doch ſehr laͤcherlich, das Weſen der Schrifterklaͤrung darein zu ſetzen und uͤber dem Buchſtaben den Geiſt zu vernachlaͤßigen. * — Tab. XXVI. Schlangenfiſch. Ophidium. Der Graubart (73). Der Elephanten⸗ ruͤſſel (74). Die etwas ſchlangenartige Bildung gab den Nah⸗ menſchoͤpfern in der Naturgeſchichte, die freylich ſich oft nur an ganz ſchwache Aehnlichkeiten halten mußten, Veranlaſſung, diejenige Gattung von den Kahlbaͤuchen, zu denen wir jetzt kommen, Schlan⸗ genfiſche zu nennen. Sie haben eine ſehr weite Kies menoͤffnung. Ihr geſtreckter Koͤrper iſt an den Sei⸗ ten etwas zuſammengedruͤckt, ſo daß er auch degen⸗ foͤrmig heißen Fonnte, Nur der Kopf hat Feine Schuppen, der ganze uͤbrige Leib ift Damit — Man kennt bis jetzt 4 Arten. Sobald wir unfern Leſern den Graubart (O. Barbatum, la Donzelle 73) nennen, fo werden fie beymAnblid der Abbildung den Grund der Benennung errathen, Bon feinem Kinne hängen 4 Bartfaſern ‚herab, | Avu — —— — Der Graubart. 207 herab, die ihn fehr kenntlich machen, und ihm feis nen Raub zu erhafchen dienen mögen,” Kann man fie gleich nicht eigentlich als Eräftige Werkzeuge ana fehen, um der Beute habhaft zu werden, fo dienen fie vielleicht um das Gefühl der Annäherung der feis nem Geſchmacke angemeßnen Nahrung zu verſtaͤrken. An feinem kleinen, ſchuppenloſen Kopfe ſteht die obere Kinnlade hervor. Er hat dicke Lippen und eine Menge von Zähnen, Denn nicht nur die Kinn— laden, fondern auc) der Gaumen und Schlund find damit beſetzt. Die ſchoͤnen Augen haben eine durchs fihtige Nickhaut. Die Bruftfloffen find nicht groß, defto mehr aber die an einander grängenden Ruͤcken⸗ Schwanz = und Afterfloffen,, die nicht weniger ald 250 Strahlen haben, Sehr ſchoͤn ift fein Aus bli®, Auf filbergrauem,, fchimmerndem Grunde bemerkt man eine Menge Puncte. Die Floſſen haben eine artige, fchwarze Einfaffung Im In⸗ nern des Graubarted hat man eine von andern - Fiſchen abweichende Einrichtung wahrgenommen, Seine Schwimmblafe hat nähmlich. seine ‘ganz eigne Bildung, An einer hohlen, dicken, eyrun⸗ den und harten Kugel befindet ſich ein weicher. a durch den die Luft ihren Eingang hat, Das mittels 208 Der Elephantenrüffel. mittelländiiche und rothe Meer ift der Aufenthalt dieſes Fiſches. Er wird nicht viel über einen Fuß groß. Sein Fleifh ift weiß, fett und wohls fchmedend. DieRömer, dieihre Eroberungen auch für ihre Tafeln zu benüßen wußten, liebten es ſehr. Man faͤngt ihn mit Netzen und Angeln. Auffallend vom Graubart verſchieden iſt der etwas kleinere Elephantenruͤſſel (O. Aculeatum, la Trompe 74). Er hat einen aͤußerſt ſpitzigen Ruͤſſel, der eigentlich eine verlängerte Oberlippe ift. Bey ihm laufen Rüden: Schwanzs und Afterflofien nicht fo ohne Abfonderung, wie bey dem Vorigen, an Einem fort. Der Rüden ift rund, der Baud) hat eine Schneide; jener hat eine röthliche Farbe, diez fer einen Silberglanz. Die violette Bruftfloffe iſt an der Wurzel braun, und fchwarze Flecken in einem hellern Ringe bemerkt man an der roth und braun marmorirten Rückenfloffe. Die Zahl jener Flecken ift nicht bey allen gleich. Ein Natınforfcher fand bey einem Elephantenrüffel 3 folcher Fleden, und fhuf daher ven Nahmen Fünfauge. ' Die Schwanz⸗ floſſe ift blau und ſchwarz marmorirt, Auf feinen Rüden fieht man 14 und neben der Afterfloffe: 2 nach hinten gebogne Stacheln, Würmer und fette MER Erde | Der Elephantenräffel, 209 Erbe find die Nahrung diefes Fiſches, * in den ſuͤßen Waſſern Oſtindiens wohnt und als wohlſchme⸗ ckend gegeſſen wird. au Unter den Schlangenftfchen ift auch einer, der dem fo eben befchriebnen fehr gleicht, und als ein Freund oder Feind der Auftern, wie man es nchs men will, fehr beruͤchtigt iſt. Er fehleicht fich, wenn er noch recht jung umd geſchmeidig ift, in die Au- ſternſchalen, und frißt ſie rein aus. Ploͤtzlich ſchluͤpft er hinein, fobald die Auſter ihr Haus oͤffnet. Zwar fchließt diefe es fogleich zu, aber zu fpät, denn fie beherbergt num fehon ihren Mörder in fih. Wirklich hätte die Natur diefen Schlangenfifchen Feine bes quemere Form zu ihrem Berufe geben koͤnnen. Die geringfte Deffnung ift für fie groß genug, fich einzus dringen. Aber eben um der großen Verheerung willen, die fie unter den Auftern anrichten, ift im England durch Gefetze befohlen, jeden jungen unbärs tigen Schlangenfiſch, denn fo heißt diefer ſchlimme Hausfreund der Auftern, wenn er dem Fifcher in die Hände geräth, ja nicht wieder ind Meer zu werfen, fondern zu zertreten. So ift für die Einſchraͤnkung der gar zu großen Vermehrung der Auftern durch die Natur, durch Geſetze aber dafür geſorgt, daß dieſes Siſche I. Th, Dd lecker⸗ 210 Der Seewolf. leckerhafte Gerichte nie ganz vertilget werde, und wenn die Natur einigen Auſternfreſſern ſtarke Ge: biffe, Schnäbel, Scheren u. d. gab, um die Schas len zermalmen zu können; fo erreichte fie bey dem Schlangenfiſche durch feine ſchlanke Geftalt und die mannigfaltigen Wendungen, deren fein Körper füs big ift, eben diefen Endzweck. REITER FE) meiner Tab. XXVI. Wolffiſch. Anarhichas. Der Seewolf (75). ein Gebiß (76. 77). | Sechs Arten Wolffiſche ſind bis jetzt bekanm. So nannte man naͤhmlich diejenige Gattung der Kahlbaͤuche, deren Kinnladen mit ſtarken, kegel⸗ foͤrmigen Zaͤhnen beſetzt find, die aber nicht bey allen eine Endcherne Subftanz haben, fondern auch Tnorpelartig gefunden werden, Die Dice Haut, die ihren an den Seiten nach unten zu zufammenges drücten Körper umgibt, ift glatt und mit feinen, duͤnnen Schuͤppchen verſehen; der Kopf vorn ſtumpf, das Auge groß, der Rachen weit. Starke knoͤcherne Strahlen befinden ſich in der Kiemenhaut. Ganz Der Seewolf. 211 Ganz knoͤcherne, kegelfoͤrmige Zaͤhne hat der Seewolf (A. Lupus, le Loup marin, der Klipp⸗ fiſch 75). Sein ganzes Gebiß, wozu auch der Gaumen gerechnet werden muß, ift fo beſon⸗ ders eingerichtet — daß wir unſern Leſern durch die naͤhere Beſchreibung und Abbildung deſſelben ein Vergnuͤgen zu machen glauben. Jede Kinnlade beſteht aus zwey Knochen, die durch Knorpel unter einander verbunden ſind. Doch iſt dabey der Un⸗ terſchied zu bemerken, daß im obern (76) Theil dieſes Gebiſſes, jeder dieſer Knochen fuͤnf, im un⸗ tern (77) Theil aber jeder 3 Reihen Zähne hat, Der vordere Rand ift mit Fegelformigen Zähnen be= ſetzt: die übrigen aber find alle rund. Zwey von den hinten ftehenden haben eine auszeichnende Größe, Der hintere Knochen des untern Theil dieſes Ges bifled hat einen Endchernen Fortſatz. Mit Recht ſchließt man aus einem fo weiten, zahnvollen Ra⸗ chen, daß der Seewolf ein Fühner, gefährlicher Raͤu⸗ ber feyn muͤße. Wirklich beißt er auch wüthend um fi), Hält das, was er'einmal mit feinen Zähnen gepadt hat, fo feft, daß es unmöglich wäre, es ihm zu entreißen, und muß daher von den Fifchern, die ihn fangen, aufs fchleinigfte getötet werden, Dd 2 wenn 212 Der Seewolf. wenn ſie ſich nicht der Gefahr ausſetzen wollen, von ihm beſchaͤdigt zu werden. Doch moͤchte das Vor⸗ geben etwas uͤbertrieben ſeyn, er beiße in der Wuth in die Anker, ſo daß Spuren davon zuruͤckblieben. Daß er aber in alles beiße, was ihm vorkommt, und daß ihn fein Heißhunger oft noͤthige, Dinge zu freſſen, die ihm Feine Nahrung geben, ift Teine Frage, ‚Denn man findet feinen Magen oft mit Sand und Steinen gefüllt, daher ihn die Felander Steinfreffer nennen. Es mag ein ſcharfer ägender Saft feinen leeren Magen quälen und nagen, fo daß er ſich ge= nöthigt fieht, die unerträgliche Leere, in Ermang⸗ lung anderer genießbarerer Nahrungsmittel, damit auszufüllen. Denn die VBermuthung, er nehme die Steine zum zermalmen andrer harten Speifen zu ſich, möchte ſich durch das treffliche, ftarfe Gebiß und die vielen Malmzahne leicht widerlegen laſſen. Muſcheln, Krebſe, Hummern, Krabben ſind ſeine gewoͤhnliche Nahrung. Doch frißt er alles, was ihm in den Weg kommt, und ſein Heil nicht in der Flucht ſucht. Weil er ſich damit eben nicht aufhal⸗ ten mag, die Gehaͤuſe der Schalthiere klein zu beif fen, fo hat er einen weiten After, durch den fie leicht abgeben, Zum Glüc fr viele taufend Gefchöpfe, ; — ſind Der Seewolf. 21% find feine Bewegungen ziemlich langſam, und es iſt ‚ihm leicht zu entfliehen. Dieß thut aber gerade der unfern Lefern fchon bekannte, fonft eben nicht fehr Friegerifche Lumpnicht, Denn er weiß dem Seewolf ins Genicke zu kommen, und ihn fo lange zu quälen, bis er ftirbt. Diefer Muth ift um fo mehr zu bes wundern, da dad Ausfehen des Seewolfs in dev That furchtbar und drohend iſt. Sein Kopf if groß und flumpf. Weit fperrt er feinen Rachen auf, und Öffnet dann eine Ausſicht, die wohl fein Mafferbewohner ruhig genießen Fan, Er hat eine ftumpfe, glatte Zunge, ein längliches, großes Auge, und mehrere Kleine , runde Deffnungen an feinem Kopfe. Seine Haut it mit dünnen Schuppen bes Heidet. Mit Floffen ift er gut verfehen, Denn nicht nur, daß die Bruftfloffen ziemlich breit find, fo lauft die Rückenfloffe über den ganzen Rücken, und vom After bis an den Schwanz, der auch ſeine eigne Floſſe hat, erſtreckt ſich die Afterfloſſe. Die Haupt⸗ farbe des Seewolfs iſt glaͤnzend graufchwarz, am Bauche etwas heller und geſtriemt. Alle Floſſen, die grauliche Bruſtfloſſe ausgenommen, find ſtahlfarbig. Die Tiefe des Meeres iſt der gewoͤhnliche Auf⸗ enthalt dieſes Fiſches. Im Fruͤhjahr ber verläßt u Ddz | er 214 Der Seewolf. er diefelbe, kommt in die Höhe und erfcheint an den Kürten der Oſt- und Nordfee auch um Großbritan- nien herum, um im May und Juny feine nur Erb: fen große Eyer an Seefräutern abzufeßen. Er ers reicht eine beträchtliche Größe. Denn man bat ſchon Seewölfe von viertehalb, vier, jawohl, an der Schottländifhen Küfte, von mehr ald 7 Fuß lang gefunden. Vormals muß der Seewolf weit haͤu⸗ figer gewefen, und viel größer geworden feyn als heutiges Tages, da jest der vorhin fo fichre Aufenthalt im Meere Feine ſolche Freyftätte mehr wie fonft ges währt, und vondemkühnen, unternehmenden Mens (chen, faft eben fo ruhig und entjchloffen, als die Mälder des feften Landes befucht wird, um Befrie: digung feiner Bedürfniffe zu hohlen. Man fchließt dieſes aus den Bufoniten. So naͤhmlich nennt man eine gewiffe Art von Verfteinerungen, die von vielen für nichts anders, als für Seewolfözähne ge: halten werden. Man nannte fie auch Schlangen» augen, Krötenfteine, und glaubte, fie hätten im Gehirn der Schlangen ihren Urfprung. Sonſt fchrieb man ihnen große medicinifche Kräfte zu und trug fie, in Gold gefaßt, am Finger, Allein man ift von dieſem Wahne zurücdgelommen. Im Wirtembers gifchen . Der Seewolf. 215 giſchen, vorzuͤglich um Bebenhauſen, findet man die Bufoniten häufig, Sind fie wirklich Seewolfszaͤh—⸗ ne, womit fie wenigftend am meiften Aehnlichkeit haben, welcheungeheure Revolutionen aufder Obere fläche der Erde läßt ung nicht die Entdeckung Here’ fteinerter Seegefchöpftheile mitten auf dem feſten "Rande ahnden! Wie wenig dürfen wir dann zweifeln, daß das jekt fo bevölferte Schwaben einft Meerede grund gewefen fey — und welche große Gedanken erfüllen unfre Seele bey der Vorſtellung, daß, ſo wie in jenem nur von Unwiffenden gering geachteten Kreife, der fteinige Meeresgrund in blühende Länder und volfreiche Städte umgefchaffen war, aus denen der Dichtfunft ein Wieland, der Gefchichte ein Plank, Schiller und Spittler, der Malerey ein Fü: ger hervorgieng; eben fo, da wo jegt Wallfifche und Seewölfe ihren Aufenthalt haben, vielleicht nah Ssahrtaufenden unfere fpaten Nachkommen die ſchoͤn⸗ fien Denkmale der Eultur, der Kunft und des Ger ſchmackes bewundern werden, Solche Ausfichten eröffnet nicht felten eine aufmerkffame Betrachtung der Natur und. der ungeheuren Wanderungen, die manche Geſchoͤpfe Baer .. ii müßen. * Som 216 Der Deckenfiſch. Sehr wohlſchmeckend ſoll das Fleiſch des See⸗ wolfs ſeyn. Beſonders ruͤhmt man es eingeſalzen. So muß alſo auch er, wenn lange genug Schrecken vor ihm hergegangen iſt, uns zur Speiſe dienen. Er maͤſtet ſich für ung, und auch hier wieder iſt jener ewige Krieg im Thierreich, über den mancher mehr aus gutmäthiger Laune, als aus durchdachten - Grundſaͤtzen Klage führt, des Menfchen größter Vors theil. Außer dem Fleiſch dieſes Fiſches kann mau auch feine Haut benuͤtzen. Sie gibt ſehr dauer⸗ hafte Beutel. Tab xXxXv Dedenfife. Stromateys., sur Die Golddecke (78). 30 Wie in sierliche, bunte Decken gehuͤllt ſcheinen die Deckenfiſche zu feyn, und Dieß gab zu ihrem gries chiſchen Nahmen Veranlaſſung. Weil aber bey der Beſtimmung der Nahmen, das was am erſten und ſtaͤrkſten ins Auge fiel, immer am meiſten Einfluß ‚hatte, fo nannten diejenigen, denen die Eyform dies fer Fiſche am ftärkften auffiel, ſie Eyerfiſche. Andre HapRten fie darum Deckenfiſche, weil ihr Körper duͤnn u eh, en — * T.XX7T. — Neun —— — Die Golddecke. 217 duͤnn und breit wie eine Dede ift, Wirklich ift dies fer auch fehr breit, flach, länglich' rund und an den Seiten zufanımengedrüdt. Er bat fünf Floſſen, deren zwey ander Bruſt, eine am After, eine auf dem Ruͤcken und eine am Schwanze befindlich ſind. Man kennt nicht mehr ald 2 Arten, wovon die eine geftreift, die andre aber, deren wir hier ausführs licdyer gedenken, troß ihres vielveriprechenden Nah⸗ mens, einen weniger bunten, einfachern, aber Doch prächtigen Anzug hat. Wir meinen die Golddecke (S. Paru, la Fiaiole doree 78). Gold und Silber iſt an ihr. nicht. geſpart. Denn das Gelb des Rüs ckens hat den fchönften Goldglanz, fo wie dad Weiß des Bauches einen blendenden Silberglanz. Zarte Schüppihen, die leicht abfallen, bedecken den Koͤr⸗ per. Der ziemlich. Eleine Kopf ift vorn abſchuͤßig, das Maul hat dide, bewegliche Lippen und in den gleich langen Kinnladen viele Fleine Zähne. Im Schlunde befinden fi runde Knowen, um die Beute feitzuhalten, Das Auge iſt groß. Ein eins ziges mit einer dünnen Haut umgebnes Blättchen macht den Kiemendedel: aus. Einen ziemlichen Bogen bildet der Baud) und der Rüden, Die weiße fen Sloffen mit einer blauen Einfaſſung thun eine Siſche 1. Th, Ce _ gute 218 Decgenfiſche. gute Wirkung. Sie haben eine ziemliche Ränge, und find, weil eine Menge Schuppen fie befleivet, fteif, Eine ftarfe Gabel bilder die Schwanzfloffe. In Ofte und Weftindien findet man diefes ſchone Geſchoͤpf, das von Fiſchbrut und Polypen lebt. Man faͤngt es mit Angeln und Netzen. Sein Fleiſch iſt weiß und zart, und wird daher ſehr hochgeſchaͤtzt. Außer dieſem wiſſen wir von dieſem Deckenfiſch, der auf den caraibiſchen Inſuln den Nahmen Pampus fuͤhrt, und von feiner Lebensweiſe, Fortpflanzung u. d. m. nichts anzuführen. | ® + Tab. XXVII. | Degenfifd. Xiphias. Der Schwertfiſch (79). Mit den Degenfifchen beſchließen wir die Ordnung der Kahlbäuche, Der fehwertfürmige, flache Ruͤſ⸗ fel, in den ſich ihre obere Kinnlade endigt, Zeichner fie Hinlänglich aus. Ihm verdanken fie ihren Nah⸗ men. Ihr Maulhat FeineZähne, aber diefen ſchein⸗ baren Mangel erfeßte ihnen’ die Natur durch 12 rauhe Hügel am Gaumen, Ihr runder, fpindel- förmiger Körper ift fchuppenlos, Nur zwey Arten | kennt Der Schwertfifch. 219 kennt man, von denen wir unfern Lefern ben ohnehin ſchon lange berühmten Schwertfiſch (X. Gladius, PEmpereur, le Heron de mer, !’E/padon, Horn⸗ fifch 79) näher bekannt machen wollen. : Shn nann⸗ ten die Franzoſen Kaiſer, weil in alten Abbildungen die Kaiſer faſt immer mit einem Schwert in der Hand vorgeſtellt werden. Er unterſcheidet ſich von ſeinem Gattungsverwandten faſt durch nichts als durch die niedrige Ruͤckenfloſſe, ſo lang auch ihre vorderſten Strahlen find. Eine duͤnne, oben am Kopfe ſtahlblaue, auf dem Ruͤcken ins Violette fal⸗ lende, am Bauche aber ſilberweiße Haut umgibt den ganzen Koͤrper dieſes Fiſches. In ein ſehr langes, flaches Schwert geht die obere Kinnlade aus, und in ein aͤhnliches, aber weit kuͤrzeres die untere. Der vorderſte Theil dieſes Schwertes iſt ſtumpf, an den Seiten aber iſt es ſcharf. Es hat eine knochige Sub⸗ ſtanz. Eine lederne, glatte Haut umgibt ed. Seine Länge richtet fich nad) dem Verhältniß der Größe des Fifches, der es hat, und ed wächät mit ihm. Gemeiniglich.erreicht ed den Zten Zheil der Länge ded ganzen. Koͤrpers. Bey Luͤbeck gerieth einmal: ein folcher Schwertfifdy auf den Strand, Er ſelbſt * zehn, fein Schwert über drey Fuß. NAT €e2 Ara * ‚420 Der Shmertfifch. Am Gewichte hatte er 167 Pfund, Ja man hat wohl fchon Schwertftiche von ro Ellen und einem mehr als drey Ellen langen Schwerte gefeben, Die großen runden Augen fchüst ein Hautwulſt ſehr wohls thätig vor Verlegung, die bey einem fo ftreitfüch- tigen Thiere freylich weit mehr, als bey einem fried⸗ liebenden zu beforgen ift. Nahe bey diefen find die Naſen⸗ vielleicht aud) die Gehörlöcher, Der Gaus men hat eine ganz eigne Geſtalt. Er ift wie ein Gitter, das aus vielen Reifen befteht. Eine Menge rauher Hügel, unter denen die hinterften am grdß⸗ ten ſind, zermalmen die Speiſen. Man kann leicht denken, wie furchtbar ein ſo bewaffnetes Geſchoͤpf den Meerbewohnern ſey. Vor ihm geht Schrecken her, und ſelbſt der Wallfiſch ſoll ihn fliehen, und ſich oft unter den ewigen Eisfeldern des rauhen Norden verbergen, um vor ihm ſicher zu ſeyn. Mag er fich auch ftärker fühlen, und mit eis nem Schlage feines furchtbaren Schwanzes den Schwertfifch zu zernichten im Stande ſeyn, fo ift doc) diefer weit geſchwinder, und ſoll ihm plößlic) feinen Degen in den Leib rennen. Doch dürfen wir hiebey eine Kleine Schwierigkeit unfern Lefern nicht en Das — iſt vorn weich und — bieg⸗ Der Schwertfiſch. 228 biegfam , fo daß, um den Wallfiſch zu durchboren, der Beier deſſelben, wenigſtens durch einen fehr ‚richtigen Inſtinct, die schwache: Seite jenes Seeuns geheuers Fennen müßte. Auch muß man aus den Berlegungen und Scharten, die man an den Seiten des Schwerted wahrnimmt, faſt schließen, der Schwertfifch fordere feine Gegner lieber aufs Hauen als aufs Stechen, wie das auch bey unſern Muſen⸗ föhnen — Sitte iſt. Daß er aber Kaͤhne damit ourchbohren koͤnne, iſt figereine Fabel. Ueberhaupt aber moͤchten wir nicht dafuͤr buͤrgen, ob nicht bey den in ihren Nahmen ſo oft verwechſelten, obgleich hoͤchſt verſchiednen Schwert: und Sägefifchen auch in Abjicht ihrer Sitten etwas Menfchliched, eine irtige Verwechslung; untergelaufen fen, und fait wären wit geneigt, den Kampf des Schwertfifches mit dem Malfifche hierher zu rechnen, Mag aber auch die ſes Schwert zum Angriff, wie zur Gegenwehr, gleich vortrefflich ſeyn, ſo kann man dennoch leicht einfer ben, daß es zum Fefthalten und Zerreißen einer Beute nicht tange, und eher hindere ald nuͤtze. Da- ‚ber. kann man den Schwertfifch für Feinen eigent- lichen" Raubfiſch, wie den Hay und andere ſolche | a haͤlten. Auch findet man in feinem Mas Ee 3 gen 222 Der Schwertfiſch. gen weiter nichts als die Weberbleibfel von kleinen Fiſchen, Seeaſſeln, Fadenwuͤrmern, auch von Sees gras, das er vielleicht mit feinem Schwerte, wie mit einer Senfe, abmaͤht. Der Aufenthalt diefer Fifche ift die Nord: und Oſtſee; am häufigften find fie im füdlichen Ocean, Sm Srühlahre verlaffen fie die Tiefe des hohen Mees red, kommen an die ficilianifchen Küften, und feen ihre zahlreichen Eyer am Grunde ab. Hier erfcheis nen nur 3—4 Zuß lange, Die größeren, deren Länge 18—20 Fuß, und deren Schwere 4— 500. Pfund beträgt, begeben fich an die calabrifchen Küs fien, wo fie vielleicht ihre Rechnung beffer finden. Sie ziehen immer paarweife, Mann und Weib, ald lebten fie in einer ordentlichen Ehe, : Um fie zu fanz gen, lauert auf einem hervorragenden: Felfen ein Mächter, und gibt, fobald er in der Ferne ein Paar kommen fieht, den Fifchern ein Zeichen. Diefe rus dern in zwey Boͤthen, in deren jedem ein Paar Fi⸗ {cher befindlic) ift, darauf zu. Jetzt fchleudert einer aus einem, und einer aus dem andern Both eine Harpune, fo daß beyde Fifche ziemlich zu gleicher Zeit getroffen werden, Man folgt nun ihnen, die, fobald fie ſich getroffen fühlen, entfeßzlich wuͤthen, | f immer De Schwertfiſch. 223 immer in einen gewiſſen Entfernung , woben das auf einem Haſpel laufende Harpunenfeil ſich leicht abwindet, Der immer größere Blütverluft entkraͤftet die Zifche endlich fo, daß man ſich ihrer leicht und ohne Gefahr. bee und fie. ans Land ziehen kann. | Sm Sommer, beſonders ehe ein Sturm ſich erhebt, ſpringen die Schwertfiſche zuweilen in die Hoͤhe, ja man will ſogar Beyſpiele wiſſen, daß ſie in Schiffe gefallen ſind, was eine ziemliche Ueber⸗ raſchung ſeyn mag, Ein kleines Inſect, das ſich hinter den Floſſen, wo die Haut am zaͤrteſten iſt, einniſten fol, macht ihm große Schmerzen, und ſoll an jener Wuth fchuld ſeyn. Zuweilen fommt er im die Mündungen der Flüffe, die mit: Seewaſſer vers miſcht find. Sein Zleifch fol. im. May gut und | ſchmackhaft ſeyn, und wird mit Lachs⸗ und Makre⸗ lenfleiſch verglichen. Zwey Heine Stüde am Kopf, die vortrefflich ſchmecken, werden in Siei⸗ lien, gleich nach dem Fang, als herrſchaftliche Abs gabe , beyſeite gelegt. Die Floſſen verfauft: man unter dem Nahmen Callo als etwas fehr RR ſchmeckendes. ai 224 “ Tab. AXVIN | Kehlſloſſer Jugulares. ee Callionymus. Die Seeleyer (80). Der Feine Spinnens | fiſch (8:1). Fine neue, zwar an Gattungen ziemlich arme, aber an merkwuͤrdigen Arten reiche Ordnung, find die Kehlfloſſer, zu denen wir jest fommen, So nennt man fie in der That treffender, als mit ihrem fonft gewöhnlichen Nahmen, Halöfloffer, aus dem fehr begreiflichen Grunde, weil ja die Fiſche keinen eigentlichen Hals haben, und der Rumpf mit dem Kopf unmittelbar und ohne den engern Uebergang, der fonft Hals heißt, verbunden iſt. Kenntlich ges nug find die Kehlfloffer daran, daß die Bauchflofs ſen/ die bey anderh ganz eigentlich am Bauche lies dei, um viel weiter vorgeruͤckt find, und ſich an der Munddffnung merklich näher als die Bruftfloffeh befinden. "Man kennt fechs Gattungen,’ die 49 Arten enthalten, : Unter ihnen‘ find’ mehrere, die ſich durch ihre Geſtalt eben ſowohl, als durch den NMutzen, den fie dem Menſchen ſchaffen, aus⸗ zeichnen. Sehr 2 a Wa Bu Spinnenffhe 225 Sehr ſchoͤne Geſchoͤpfe von einer auffallenden Geftalt find unter den 7 Arten der Spinnenfifche, Bey ihnen bemerkt man den fonderbaren Umftand, daß die Kiemendedel, die bey andern fich bald er⸗ heben, bald niederlaffen , ganz geichloffen find, Unmödglich würden fie leben Fünnen, hätte nicht die mannigfeltige Weisheit des Schöpfers auf eine ana dere Meile geforgt, und ihnen im Naden eine Deffs nung gegeben, die bey ihnen ein wahres Gattungs⸗ Fennzeichen ift. Sie haben einen fchmalen, langen fehuppenlofen Körper , einen von oben nach unten ‚zufammengedrücdten Kopf, und ftarfe Lippen. Auf der Scheitel liegen die Augen fo nahe beyfammen, daß nur ein Kleiner Raum zwifchen ihnen ift, Die Nafenlöcher find Faum ſichtbar. Näher am Kopfe ald am Bauche befindet fid) der After, und acht Floſſen in Allem haben fie, zwey an der Kehle, zwey ander Bruft, zwey auf dem Rüden, und eine am After und am Schwanze, Die europaifchen und oftindifchen Meere find ihr Aufenthalt. Sie fcheie nen den Alten gar nicht befaunt geworden zu ſeyn. Nicht ohne Erftaunen werden unfre Lefer die Eeeleyer (C. Lyra, le Lacert, le Doucet ou Sou- ris de mer, der fliegende Teufel, Schellfifchteufel go) Fiſche J. Th, Sf beſtrach⸗ 226 Die Seeleyer. betrachten. Sie ſetzte die Syſtematiker in nicht geringe Verlegenheit, indem der Eine ſie unter die fliegenden Fiſche, ein Andrer unter die Sternſeher, und wieder Einer unter die Nalformigen vechnete, und felbft Linnd unentfchloffen war, und fie zuerft unter die Petermännchen, dann unter die Sternfeher und endlid) unter die Spinnenfifche verwies, wo fie auch geblieben ift. Außerordentlich lang, und faft dem ganzen Rücken gleich, find die Strahlen der erften Ruͤckenfloſſe. Born haben fie eine Spiße, womit Die Seeleyer ſtechen kann. Wie fie diefelbe aber anwende, und warum der Schöpfer, der gewiß nichts ohne weife Abfichten gethan hat, fie fo und nicht anders gebaut habe, das ift ungewiß. Bey ihren übrigen Floffen find die Strahlen etwas laͤn⸗ ger, als die Verbindungshaut; die Bruftfloffen ziemlich breit, und eine eigne Structur bemerkt man au den Bauchfloffen, denn ihre Strahlen haben mehrere Zweige. Ihre Form fcheint zu dem Nahs men Seeleyer Veranlaffung gegeben zu haben, um die Anzahl hinfender Gleichniffe zu vermehren. Laͤnglich und breit, oben etwas gewölbt, umten aber flach ift der Kopf. Hinten an den Kiemendeceln ift er mit 3 ag bewaffnet, die vielleicht manchem Kae Feind Die Seeleyer. 827 Feind die Luft anzugreifen vertreiben. Diele Eleine Zähne umd eine Furze Zunge bemerkt man in dem Mund, Sehr leicht kann die Seeleyer ihre dicken Lippen bald verlängern bald verkürzen. Die Ohreus und Nafenlöcher nimmt man vor Kleinheit Faum wahr, Eine Nickhaut bedeckt zum Theil die großen, _ Yänglichen Augen, die oben fehr nahe an einander gränzen, und deren fchwarzblauer Stern mit einem gelben Ringe umgeben ift. Die angewachsne Kies menhaut hat ſechs Strahlen, Ziemlich bunt, aber nicht immer in gleichem Aufzuge erfcheint die Sees leyer. Die Hauptfarbe der unfrigen ift braun, vor⸗ züglich auf dem Kopf und auf dem Rüden. Die Seiten findgelb, der Bauch iſt weiß. Den Kopfund die Bruftfloffen zieren blaue Flecken, und zwey folche Eeitenlinien laufen etwas unterbrochen am Rumpfe hin. Auch die andern Floſſen ſind bunt. Die wie der Wimpel eines Fahrzeugs emporſtehende Ruͤcken⸗ floſſe iſt gegen die Wurzel zu braͤunlich, außerdem aber hellgelb mit blauen Schlangenlinien. Die zweyte Ruͤckenfloſſe iſt abwechſelnd blau und gelb bandirt. Die uͤbrigen Floſſen ſind gelb mit blauen Flecken. Mit dem Tode der Seeleyer gehen dieſe Schoͤnheiten aber, wie das freylich nicht bey ihr iz allein 228 Die Seeleyer. altein der Fall ift, verloren. Man will auch ſchon welche mit braumen und rothen Flecken gefehen has ben, Die Fifcher behaupten, die männliche Sees leyer ſey immer ſchoͤner als die weibliche, Dieß wird zwar Niemand befremden, der ſich an die Pracht des maͤnnlichen Goldfaſans, die trefflichen Spiegel des Pfauenhahns, die Geweihe des Hirſches und den ſtolzen Bau des Hengſtes erinnert. Aber auf⸗ fallen muß es doch bey unſrer Seeleyer, weil Pallas bey dem nur Finger dicken bunten Spinnenfiſche aus Amboina das Weibchen weit ender und groͤſ⸗ ſer fand. Die Seeleyer erreicht, ſo viel bis jetzt bekannt iſt, kaum eine Groͤße von anderthalb Fuß. Man findet ſie in allen Meeren von Europa. Doch wurde ſie auch ſchon in Nordamerica mit Haͤringen zugleich im Netz gefangen. Kleine Meerigel und Seeſterne ſcheinen ihre Nahrung zu ſeyn. Man erzaͤhlt von dieſen Fiſchen, daß ſie ſich ſcharenweiſe aus dem Waſſer erheben, und einige Buͤchſenſchuͤſſe weit flie⸗ gen koͤnnen. Allein bewieſen hat man es nicht. Verwunderungswuͤrdig wäre es allerdings, da ihre Floſſen, in Vergleich mit andern fliegenden Fiſchen, zu klein ſcheinen, um ihren Beſitzer einige Zeitlang 9— in * Der kleine Spinnenfiſch. 229 in der Luft zu erhalten. Ihr Fleiſch iſt weiß und von angenehmen Geſchmacke. Im hohen Sommer faͤngt man ſie mit Netzen. Vielleicht hat man die Seeleyer einmal fuͤr eine Schellfiſch- Mißgeburt ge⸗ halten, und ſie deßwegen Schellfiſchteufel genannt. Kleiner iſt der kleine Spinnenfiſch (C. Dra- cunculus, fe Doucet gr), den wir lieber fo, als wie fonft gewöhnlich, Seedrache nennen, weil wir fchon einen Fiſch unter diefem Nahmen befannt gemacht haben. Man ift auf die Vermuthung gerathen, diefer Spinnenfifch Fonnte das Männchen der Sees leyer feyn ; eine Vermuthung, die man fo lange auf ſich beruhen laffen muß , bis man durd) Zergliedes rung und befonders auch durch Erfahrungen von eis ner ehelichen Gemeinfchaft überzeugende Beweife ers langt hat. Sein Unfehen ift auffallend genug, ob er gleich nicht die langen Strahlen der Seeleyer hat, Auch er beſitzt die bewaffneten Kiemendeckel. Mit zarten Zähnen find feine Kinnladen, deren obere et- was hervorragt, bejeßt. In der Form gleicht der Körper, fein flumpfes Ende ausgenommen, dem Dorigen, Die platten Augen liegen auf der Schels tel nahe beyfammen, und ragen aus’ dem breiten, flachen Kopfe fehr hervor. ihren fchwarzen Stern 5f3 umgibt 330 Der Heine Spinnenfifch. umgibt ein röthlicher Ring. Zwiſchen dem Kopf und der erften Rückenfloffe befinden fich 4 Kleine Deffnungen, aus denen der Fiſch bey jedem Athem⸗ zuge etwas Waffer ſpruͤtzt. Auch bey ihm haben die Floſſen einen eignen Bau, An der Bauchfloffe fehen wir recht, was wir zuvor vielftrahlig nannten, Je⸗ der flärfere Strahl theilt fich in mehrere Fleinere: an der Schwanz: und Bruftfloffe aber nur in zwey Zweige, die dadurd) gabelförmig werden, Unmdge lich läßt fic) das Farbenfpiel auf dem Körper diefes Spinnenfifches befchreiben, und auch der Pinſel des Malers bleibt weit hinter der Natur zuruͤck. Es ift ein Gemifche von Braun und Grau, wozu nod) aller ley Sleden und Bänder kommen. Der Unterleib fhimmert wie vom reinften Silber überzogen. Faft jede Floffe hat eine andre Farbe, Die Bauchfloffe ift gelb mit grünen Strahlen ; die Bruſt⸗ und Af⸗ terfloſſe gruͤnlich; die erſte Ruͤckenfloſſe ſchwarz⸗ braun, die zweyte blaßgelb, die Schwanzfloſſe gruͤn⸗ gelb. Die beyden letztern haben braune Streifen. Um Rom, Genua, Liſſabon und an den Kuͤſten der ehemaligen Normandie findet man dem Heinen Spinnenfifch, Wir haben oben gefagt, daß die Spinnenfifche \ ihre Sternfeher. 231 ihre Kiemendedel nicht öffnen Fonnen, und eben darum einer andern Deffnung bedürfen. Doch gibts davon eine Ausnahme. Denn wenn fi) auch alles vereiniget, dem indianifchen Spinnenftjch feine Stelle in diefer Gattung anzımeifen, fo macht dagee gen der Umftand, daß er feine Kiemendedel etwas öffnen kann, daß man ihn wenigftend an die Granze ftellen muß. — —— TTS — %; — ç — r S — nut Tab. XKIK. Sternfeher. Uranofcopus. Der Warzenkopf (82). Weil der Beobachter der Geſtirne beſtaͤndig in die Höhe blicken, vielleicht auch, weil er bey Nacht, frey⸗ lich zu einem andern Endzweck als unſer Fiſch, am thaͤ⸗ tigſten ſeyn muß, nannte man die Kehlfloſſer Gattung, zu der wir jetzt kommen, Sternfeber, Denn ihre ganz oben auf der Scheitel liegenden Augen wuͤrden ſie zu ſolchen Beobachtungen eben ſo, als ihr anhalten⸗ der naͤchtlicher Fleiß, um etwas — für ihren Gaus men zu eutdecken, geſchickt machen, den Beruf der Aftronomen su treiben, wenn fie fonft Fähigkeiten - hätten, Inzwiſchen fehen unfte Lefer leicht ein, 232 Der Warzenkopf. ein, daß dieß ihr auszeichnender Charakter nicht ſeyn fonne, weil man von andern Gattungen eben das bemerkt. Meit fichrer und unterfcheidender ift bey diefer Gattung die Bartfafer, die nicht etwa wie bey vielen andern an der Haut, die die Kinnlade bedeckt, entfpringt, fondern innerhalb des Mundes am Unterkiefer ſitzt. Der Körper ift Feilfürmig, der Kopf großund dick, die Kiemendeckel haben ſtarke Stacheln, und die Kiemenhaut fuͤnf Strahlen. Von den 8 Floſſen befinden ſich ſechs, je zwey und zwey, an der Kehle, der Bruſt und auf dem Ruͤcken, eine aber am After und am Schwanze. Sehr ausgezeichnet iſt der Warzenkopf (U. Scaber, le Boeuf, Rafpegon ou Tapezon, Himmels gucder, Meerpfaff, Vfaffenfifch 82), Sein großer, vierediger Kopf it mit einer Art von warzenvollem Panzer umgeben, der ihn rauh anzufühlen macht. Ueberdas bemerkt man an diefer Bededung oben zwey, unten fünf Stacheln. Die Mundoffnung ift oben; aus ihr geht die ſchon gedachte, am der Unter⸗ kinnhaut befeftigte Bartfafer hervor, womit diefer Such, deſſen Maul fonft eben nicht die bequemfte Lage zum Raube hat, jpielt und andre Fifche herz beylockt. Denn fobald diefe nach dena vermeintlis chen Der Wanenkopf. 233 chen Wurm fehnappen wollen, fallen fie in den Machen ihres Raͤubers. Hier erwartet ihrer eine mit vielen Eleinen Zähnen befettte Zunge, Außer diefer Safer ift das Maul rings herum mit kleinern befeßt , die einen gleichen Endzwec haben mögen, Die Augen fteben fehr hervor, und weil man bey ſo aufwärts gerichteten Blicken eben fo gut an Andacht, als an Aſtronomie denken kann, ſo vertauſchten an⸗ dere den Nahmen Sternſeher mit dem Nahmen Prieſter. Die Kiemenoͤffnung iſt weit, der Kiemen⸗ deckel ſtark und mit einer gezaͤhnelten Haut umgeben, die Kiemenhaut hat 5 Strahlen oder gekruͤmmte Knochen. ine Menge Heiner Schuppen dienen dem Körperzur Dede, Die Seitenlinien, die man an fo vielen Fifchen bemerkt, beftehen bey dieſem aus lauter Heinen Oeffnungen und nehmen eine ganz eigue Richtung. Die Zloffen find ziemlich breit und haben meiftens Strahlen, die in mehrere Zweige auds gehen. An ber eriten Ruͤckenfloſſe find fie knochig und hart. Die auf dem Ruͤcken braungraue Farbe dieſes Kiiches wird nach den Seiten zu heller, am Bauche ift fie weiß. In Seekraͤutern verborgen, nahe an dem Ufer lauert er auf feinen Raub, Soralos kommen Fleine Sifche herbey, und unters RR Fiſche 1. Th. 69 fuchen 234 Das Petermaͤnnchen. fuchen die wurmähnlichen Safern, neben denen das Grab diefer Unglüdlihen ihnen unbemerkt ift. Sein zwar weißes Fleifch foll zäh und mager feyn, wird aber Perfonen, die am Schleim leiden, feiner Zrocenheit wegen empfohlen. Seine Galle ruͤhmt Plinius in Augenkrankheiten. Mit Netzen und An- geln wird er gefangen, Noch hat man Feinen län: ger alö einen Fuß gefunden, EEE ER TE 52 ERTL. * — — — Tab. XXIX. Petermaͤnnchen. Trachinus. Der Stacheldrache (83). Da unter den Kehlfloſſern keiner den After ſo nahe an der Bruſt hat, als das Petermaͤnnchen, ſo laͤßt ſich das als fein unterſcheidender Gattungs-Charak⸗ ter betrachten. Sein Körper iſt laͤnglich und zieme lich rauh anzufuͤhlen. Ihn bededen etwas erhabne Schuppen, die leicht abfallen; der Kopf ift ſtumpf. Die Floffen mit den hervorragenden klauenaͤhnlichen Strahlen mögen zu dem Rahmen Drachenfifch Ver: anlaffung gegeben haben, den wir aber ſchon bey einem andern Fiſche gebraucht haben. Nur eine Art iſt bekannt. Der Urſprung des Nahmens Pe- ter⸗ ÄEÄE HH 77° 7 Se G / } HB 2 ZH N, Der Stacheldrache. 235 termaͤnnchen ift nicht ganz gewiß. Daß er aus dem holländifchen Pietermannen in unfre Sprache aufs genommen worden _fey , das leidet nun wohl Feinen Zweifel, Einige halten ihn fuͤr den Fiſch, durch deſſen Fang der Apoſtel Petrus in den Stand geſetzt wurde, die geforderte Abgabe fuͤr ſeinen Meiſter und deſſen Juͤnger zu entrichten. Andre aber behaup— ten, die hollaͤndiſchen Fiſcher haben die Gewohnheit, die Fiſche, die fie nicht brauchen koͤnnen oder wols len, mit dem Ausdruck: das ift für Petrus ( Dat is voor St. Pieter), wieder ind Waſſer zu werfen, und. alfo im Grunde alles unnüße, ſchlechte Zeug Peter— männd)en zu nennen, was im Grunde ein fehr f&hlechtes Gompliment für den H. Petrus ift. Uns ter diefe wegzumwerfenden Fifche fol nun fonft auch unfer Stachelvrache gehört haben, weil man nicht recht wagte, dad ſtachelnvolle Thierchen zu packen amd feinen Wohlgeſchmack noch nicht Fannte, } Die vordere Rückenfloffe fteht bey dem Stas cheldrachen (T. Draco, la Vive, Petersdrache, gemeiner Drachenftich 83), faft wie die Bruftfloffen des wirklichen Drachenfifches, in die Höhe. Sie bat. fünf flachlige Strahlen. Sein Unterkiefer iſt länger, alö das obere, und ziemlich weit und ſchief | 692 ! ift 236 Der Stacheldrache. ift die Mundöffnung, in der man mit fcharfen Zaͤh⸗ nen bejeßte Siinnladen wahrnimmt. Nicht weit davon liegen die fehonen, großen Augen ziemlich nahe beyfammen, Der Kiemendedel hat einen fcharfen Stachel. Saft den ganzen Rüden nimmt die zweyte Ruͤckenfloſſe, und falt den ganzen Bauch die Afterfloffe ein, Diefe ift weißlich mit braͤunli— chen, jene aber gelb mit geflecften Strahlen. Der braune Rüden bat dunkle Querbänder, und der Bauch einen Silberfehlmmer, Die Haut ift fo dick, daß einige franzöfifche Köche den Stacheldrachen wie einen Aal auszuziehen pflegen. Don den Sta= cheln der erften Ruͤckenfloſſe behauptet man, fie feyen giftig und verurfachen , wenn man fich daran tige, eine Entzundung. Vielleicht war eben das der Grund, warum man ihn im ehemaligen Languedoc Spinne nannte, Allein, wenn alles was, wenn man fich damit verwundet, eine Entzündung verur⸗ ſachen kann, giftig heißen foll, fo ift wahrhaftig bald fein Körper mehr in ver Welt, von dem man dad nicht fagen Fünnte, Auch find die Mittel, die man gegen dieſes Uebel empfiehlt, zwar wirklich heilfam, aber durchaus Feine Gegengifte, Vorſichtig darf man immer nit dieſem Fifche, felbft wenn er bereits todt Der Stacheldrache. 237 todt it, feyn, um fich nicht zu verleßen, In Frankreich wurde daher durch ein Gefet befohlen, ihn ehne die Stacheln zu Markte zu bringen. In den meilten Meeren, die Europa umgeben, wohnt der Stacheldrache. Er hält ſich in der Tiefe auf, und fucht um zu laichen feichte Stellen, | Mafferinfecten, Krebfe, Schneden, Fiſchbrut find feine Nahrung. Man füngt ihn mit Neßen und Angeln. Er ſtraͤubt fih gewaltig, wenn er gegrifs fen wird, und hat ein zähes Leben. Sein Sleifch ift ſchmackhaft, und wurde fonft an Fafttagen in Frankreich ald eine vorzügliche Delicateffe geſucht. Daß aber der Zahnfchmerz weiche, wenn man das Zahnfleifch mit einer Gräthe vom Stacheldrachen sigt, daß, wenn er jemand in der Laichzeit flicht, die Wunde voll kleiner Fiſchchen werde, daß er ſich mit der linken Hand willig fangen laſſe, der rechten aber heftigen Widerſtand leiſte, das find — was unfre Leſer vielleicht bereits ſchon er- rathen haben werden — abgeſchmackte Fabeln. Durch ſie ſchien man ſonſt der Geſchichte mancher Thiere, | von denen mannicht viel Merkwuͤrdiges wußte, mehr | Intereſſe geben zu wollen, bedachte aber nicht, daß eben Dadurch Männer von Geſchmack und Nachden: Een der Wiffenfchaft felbft abgeneigt wurden, 693 Tab, I ga 238 OO Tab. XXX. — XXXVI. Schellfiſch. Gadus. Der eigentliche Schelfifh (34). Der Dorſch (85). Der Zwergdorſch (86). Der Kabeljau (88). Stockfiſchfang und Bereis tung (87. 89. 90. 91. 94. 96. 98). Der Wittling (92). Der Köhler (95). Der Pohlack (97). Der Eleine Stockfiſch (93). Der Leng (99). Die Duappe (100). Der Kroͤtenfiſch (101. 102). Der Brosme (103). So manche Fiſchgattungen unſre Leſer nun ſchon kennen gelernt haben, und ſo viele auch darunter waren, die durch ihr wohlſchmeckendes Fleiſch, ihren wuͤrzhaften Rogen, ihren fetten Thran und ihre dicke Haut, die Muͤhe, die auf ihren Fang gewendet wird, reichlich lohnen, und eine ergiebige Nahrungs⸗ quelle fuͤr die abgeben, die ihm ihre Zeit und Kraͤfte widmen; ſo hat doch das Fiſchgeſchlecht, zu dem wir jetzt kommen, in Abſicht auf den Nutzen, den es dem Menſchen bringt, einen großen Vorzug, und wir duͤrfen wohl kein Bedenken tragen, unſern Le⸗ ſern im Voraus die Verſichrung zu geben, daß wir | jetzt * | Me ER a — Schellfiſche. 239 jetzt im Begriffe ſtehen, von einer Fiſchgattung zu reden, die unter die wichtigſten Geſchoͤpfe ihrer Claſſe, ja wirdürfen wohl fagen, des ganzen Thier⸗ reichs gehört, Um defto weniger glauben wir einer Entfhuldigung zu bedürfen, wenn wir und etwas ausführlicher über fie verbreiten, und nicht bloß ihre natürliche Geichichte, fondern auch die klugen, ‚und ins Große gehenden Anftalten ver Menfchen, fie zu fangen, und den größtmöglichen Gewinn daraus zu ziehen, befchreiben, Ohnehin iſt die Ge⸗ ſchichte der Fifche, befonders in Abficht auf die bey andern Thieren fo unterhaltenden Sitten und In—⸗ ftinete, ziemlich duͤrftig, und der, der ſich bey ihrer Beſchreibung bloß auf ihre Geſtalt, Groͤße, Farbe, Aufenthalt, Nahrung, Zahl der Finnen u. d. eins fchränfen wollte, würde dem Vorwurf der Einfor- migfeit und Trockenheit: ſchwer entgehen:- ein Bor: wurf, der nirgend weniger als bey einem Buche, das Unterhaltung an der Stirne trägt, fatt finden follte, Aber durch die Schilderung ihres Nutzens und der finnreichen Kunftgriffe, ihrer habhaft zu werden, und aus ihnen ein Zweig der Induͤſtrie und Hande lung zu machen , befommt ihre Gefchichte erfi Les ben, Re und Ba © was von den Fi> ſchen, 240 Schellfiſche. ſchen, die wir jetzt beſchreiben werden, in einem ho⸗ hen Gradegilt. Unſre Leſer mögen dann am Schluffe felbft urtheilen, ob wir übertrieben haben, wenn wir behaupten, daß wir nun auf Fiſche kommen, deren Fang eine Pflanzfchule gefchiefter Seeleute if, ‚viele Tonnen Goldes in fonft armen Ländern im Umlauf bringt, tanfend Hände befchäfftigt „ für manches Wolf die vorzüglichfte Nahrung ift, und deren ganze | liches Ausbleiben eine nod) weit fchrecfiichere Lands plage feyn würde, als Mißwachs, Theurung und der Krieg mit feinem Gefolge für und nur immer feynfonnte, Wir meinennäbmlich die Schellfifebe, die man auch Meichfiiche nennt, und wenn der des Syſtems Unkundige, bey dieſer Benennung auch noch nicht ahndet, welche wichtigen Geſchoͤpfe er nun kennen lernen wird, fo kaun ein Blick auf die Rubrik ihm einen Wink davon geben. Alle Schells fiiche haben einen länglichen Körper, dermit Schup⸗ pen bedeckt ift, die leicht losgehen, Der keilformige Kopf iſt glatt und hat eine flache Stirn. Faſt das ganze innere Maul, Gaumen und Schlund mit ein⸗ gerechnet, iſt voller Zaͤhne, wenn man alle die rau⸗ hen Erhöhungen, die zum Zermalmen der Speifen dienen, fo nennen will, Die Kiemenhaut hat 7 runde Der eigentliche Schellfiſch. 241 sunde Strahlen, die fie unterſtuͤtzen. Alle Floſſen der Schellfiiche find mit der Haut ded Körpers bes kleidet. Aber nicht alle Schellfiiche haben ihrer eine gleiche Anzayl. Einige find mit 3, andre mit 2, und wieder andre nur mit einer einzigen Ruͤckenfloſſe verichen. Auch bemerkt man unter denen, bie drey Ruͤckenfloſſen beſitzen, baͤrtige und unbaͤrtige, oder ſolche, die Bartfaͤden am Maule haben, und ſolche, denen ſie mangeln. Und dieß gab Veranlaſſung, die 21 bis jetzt bekannten Arten, von denen nur Eine in fügen Waffen, alle übrigen aber im Meere ihren Aufenthalt haben, in vier Familien einzutheilen, von Denen wir jet Die wichtigften näher befchreiben wollen. Drey Rücenfloffen und eine Bartfafer am Kinne find dasjenige, was die Mitglieder der erften Schellfiſchſamilie in diefe nähere Verbindung brachte. Unter ihnen nennen wir zuerfi den eigent⸗ liben Schellfifch (G. Aeglefinus, l Aigleßn 84), deffen Aeußerliches nicht viel verfpricht, denn ſein Anzug ift ziemlich einfach, oben braun, anı Baucke ‚aber und an den Seiten filberfarbig, Weber diefe weg lauft die dunkle Seitenlinie in gerader Richtung nad) dem getheilten Schwanze zu, und Dieß ifts, Sifche 1. Th» 9% was 242 .Der eigentliche Schellfiſch. was ihn unter feinen Gattungs- und Familiennetz wandten eigentlich) auszeichnet, Seine Mundöffs nung ift ziemlid) klein, und ein filberfarbiger Ring umgibt den großen, ſchwarzen Augenſtern. Seine Fleinen,. runden Schuppen fißen etwas fefter, als man es bey andern Schelfifcharten findet. In der Nordſee ift er fehr haufig, und man kann es immer als etwas Merkwuͤrdiges betrachten, Daß er nie in die Oftfee kommt, da er doch nur den Sund paffırendürfte, Bey Holland, Oftfrießland, Grönland und an den Küften von England, wo er fih) genau nur in einem gewiffen Bezirfe aufhält, wird er zuweilen in fo unbefchreiblicyer Menge ges fangen, daß man für wenige Groſchen Dußende fauıs fen kann, und drey Sifcher, die mit einander auf den Fang ausfahren, find im Stande, in einem Tage ; zweymal ihr Both zu füllen. Vom November bis in den Januar erfcheinen die größten, Oft verläßt ‚der Schellfifch um Grönland die Tiefe ded Meeres, befonders wenn die Oberfläche desfelben ftark bewegt wird, und fpringt ziemlich hoch aus dem Waſſer. Aber dieſes Kunſtſtuͤck liefert ihn gar oft dem gefrä- ‚Pigen Seehund in den Rachen, Sonft aber liegt dieſer Fiſch bey fürmifcher Witterung gern im Sande und Der eigentlihe Schellfiſch. 243 und zwifchen Seekraͤutern, bis das Wetter ruhig: wird, and er feiner Nahrung nachgehen kann. Diefe befteht in Krebfen, Häringen, Seewürmern und andern Eleinern Wafferinfecten. Er wird einen bis drey Fuß lang und zwey bis vierzehn Pfund fhwer. Sein Fleiſch ift wohlichmecdend und weiß, : und wird daher fo gefucht, daß man die Conſumtion auf Millionen folcher Fifche ſchaͤtzen kann, Jenes kleine Voͤlkchen, bey dem die Sitten und Trachten der alten Friefen ſich nod) immer erhalten haben, wir meinendie Bewohner der Inſul Heilgeland, die vielleicht einjt vom Erdboden ganz verfchwinden: wird, wenn die See, wie bisher, von ihr immer wegzufpühlen fortfährt, fängt eine ungeheure Menge Scellfiiche, und liefert fie. nah Hamburg. Ob⸗ gleich die Heilgeländer dänifche Unterthanen find, fo fteht doc) diefe Stadt mit ihnen durch den Leuchts thurm, den fie für die in die Elbe einlaufenden | Schiffe. auf jener Inſul unterhält, in beftändiger Verbindung, und liefert ihnen für ihren Schellfiſch eine Menge andrer Bedürfniffe. Der Fang desſel⸗ ben ift, zumal auf. der Inſul Ameland, gar nicht, muͤhſam. Hier duͤrfen die Fiſcher bloß ihre langen: Schnüren mit einer Menge Seitenfchnären, woran; DAR. ſich 244 Der eigentliche Schellfiſch. ſich Angeln und Koͤder befinden, die Nacht uͤber im Waſſer liegen laſſen, und, waͤhrend ſie ruhig ſchla⸗ fen, beißt eine Menge Schellfiſche an, die fie morgens ‚nur abnehmen dürfen. Mancher kann wohl hımdert | an jeiner Angelſchnur finden, Wenige niedrige Bes rufsarten möchten fich rühmen koͤnnen, fo ganz ei= gentlich im Schlafe ihren Mann zu nähren, Aber defwegen hat doch der Tag für den guten Amelän- der Beichäfftigungen und Mühe genug. Ein löbli- cher Gebrauch iſt ed, daß die frießländifchen Fiſcher verbunden find, auch für die Wittwen Schnüren aus⸗ zuwerfen, und ihnen den Fang ind Haus zu ſchicken. Nichts ift fchoner und rührender als ſolche Gewohn⸗ beiten, die ihren ürhebern, wenn auch die Ungerech⸗ tigkeit ihren Nahmen längft vergeffen hat, indeſſen fie nicht felten Thoren verewigte, zur größten Ehre gereihen. Bon dergleichen loblichen Herkommen findet man audy unter den augsburgifchen Fiſchern nianche bemerfenswerthe Spuren. So ehren fie zum Bepfpiel das Alter dadurch, daß fie ihm die be: ‚ quemern näher an der Stadt gelegnen Zifehpläge anweiſen, den jüngern Meiftern aber die entlegens fren. Auch bekommen bey gemeinfcyaftlichen Fiſche⸗ regen und beym Ankauf fremder Zifche die Wittwen = and Der Dorſch 245 und Franke, unvermoͤgende Sifcher ihren Untheil eben: fo gut, als ob fie mitgearbeiter hätten, Solche Uns falten, die den redlichen Berufsarbeiter ruhig hin⸗ aus, in den Winter feiner Tage, und auf das Schick⸗ fol feiner Hinterlaßnen blicken laffen, verdienen zur’ Ehre der Menſchheit und derjenigen Innungen, die auf ihnen halten, befannt gemacht zu werden. ' Etwas Heiner aber von bunterm Anfehen iftder Dorſch (G. Callarias, Ia Dor/e 85), der fich lieber in der Oftfee aufhält, als der Vorige, und, als hätte ers mit ihm verabredet, dafuͤr auch nie durch den Sund in die Nordfee hinüberfhwimmt, Es mag die Verfchiedenheit des Waſſers, die freplich nach dem Urtheil folcher, die eigne Erfahrung davon has ben, auffallend groß ift, daran Schuld. feyn. In Fluͤſſe kommt der Dorſch nur, fo weit fie durch ihre Vermiſchung mit dem Meerwaſſer einen Salzge⸗ ſchmack haben, Fuͤr Pommern, Preußen und Lief⸗ land iſt diefer Fi von großer Wichtigkeit, denn fein zartes Fleifch hat einen vortrefflichen Geſchmack und kann nicht nur frifc) gegefien, fondern aud) eins gefalzen ausgeführt werden, was bey einem Fiſche, der in zwgroßer Menge gefangen wird, als daß man alle, a die je eintritt, friſch aufzehren koͤnnte, von H 3 unge⸗ 246 Der Dorf. ungemeinem Nußen iſt. Ein aufmerffamer Blick wird den Dorfdy von dem eigentlichen: Schellfifch bald unterfcheiden koͤnnen. Zwar hat auch er einem dunkeln Rüden und einen hellern Bauch, doch iſt jener mehr ſchwaͤrzlich grau, und die Seitenlinie, die beym Schellfiich gerade auslief, ift bey dDiefem gebogen: und helle und dunkle Stellen wechfeln miteinander ab. Auch bemerkt man mehrere braune Flecken, die fei= nem Anzuge etwas mehr Mannigfaltigkeit geben; und endlich, iſt die Schwanzfloſſe nicht getheilt,; fondern gleih. Die Fleden am Kopfe find im Sommer braun, im Minter fchwarz. Die obere Kinnlade ragt über die untere etwas vor, und hat mehrere Reihen Zähne, da die leßtere nur mit einer verfehen ift. In die zwey erften Monate des Jah⸗ red fällt feine Laichzeit. Gewoͤhnlich erreicht er nur eine Länge von etwa einem Fuß und eine Schwere von zwey und etwas mehr Pfund. Doc hat man ſchon vier Fuß lange und vierzehnpfuͤndige gefunden, Im Winter, wo der Dorfchfang: oft außeror⸗ dentlich reich ausfaͤllt, pflegt man eine ungeheure Menge an die Ufer zu legen, läßt fie übereinander gefchichtet gefrieren, und führt fie dann fo gefroren in eignen Schiffen taufendweife nach Rußland. Dft / A wenn wenn die Reifenden auf der See foldye ihnen ſchon bekannte Dorfhfifhfchiffe erblicken, geben fie ein Si- gnal und Faufen von diefer herrlichen Speifer So weiß die überfchwänglich. reiche Worfehung ihnen auf dem weiten Meere, wo fie nichts ald Himmel und Waſſer erblicken, einen Markt zu bereiten, wo ſie ſich mit friſchen, angenehmen Lebensmitteln ver⸗ ſehen konnen. Denn fo eine reiche Vorrathskam⸗ mer auch das Meer iſt, und ſo ſehr es zu gewiſſen Zeiten und an manchen Gegenden von Fiſchen wim⸗ meln mag, fo mochten ſich doch diejenigen fehr irren, die in der Meinung ftehen, man dürfe auf einer Seereife allenthalben nur über Bord ſchauen, und anter den Fifchen wählen, weldye man ſich jeßt ge: rade für feine Tafel bereiten lafien will. Im Jah— te 1768 brachten die Franzofen, die auf den Dorfche fang eigne Schiffe ausrüften, 292528 Dorfche nach Haufe. Im Winter pflegen die Grönländer Köcher in das. Eis zu hauen, um Doriche zu fangen, Sie find dann fo hungrig, und zumal auf alles Gläns zende, das nur einiger Maßen den filberfchimmern: den Fifchehen, die fie fonft freffen, gleichfieht, fo erz picht, daß ſie mit bleyernen Fiſchchen, Glasperlen und dergleichen angekoͤdert werden koͤnnen. Man kann 248 Der Zwergdorſch. kann fich bier Faum enthalten, an die oft ſo gutmuͤ⸗ thigen Wilden zu denken, denen der Europäer Glass perlen und Meffingdrath und Spiegelchen für Frey⸗ heit und andre Güter gab, Saft in allen Europe anfpühlenden — findet man dem niedlichen, kaum 6—7 Zoll langen Zwergdorſch (G. Minutus, ’Oficierg6). Zumeilen find die Küften des mittelländiichen ‚Meeres wie uͤberdeckt von Zwergdorſchen. Es verdient dieß dar⸗ um bemerkt zu werden, weil er der einzige von die⸗ ſer Schellfiſchfamilie iſt, den man beſtaͤndig in die⸗ ſem Meere antrifft. So haͤufig wurde er im Jahre 1514 gefangen, daß die Fiſcher gar nicht wußten, was ſie damit machen ſollten. Kein Menſch konnte keinen mehr eſſen, und auf das Einſalzen verſtun⸗ den ſie ſich nichts. Es blieb ihnen alſo kein Mittel uͤbrig, als eine Menge einzuſcharren, damit ſie nicht durch Verweſungsgeruͤche die Luft anſtecken moͤch⸗ ten, Den etwas gelblichen Ruͤcken ausgenommen, iſt der Zwergdorſch ganz ſilberweiß, und mit zarten, ſchwarzen Puͤnetchen beſtreut. Der inwendig ſchwar⸗ ze Bauch zeichnet ihn am meiſten aus. Sein After befindet ſich faſt gerade in der Mitte des Koͤrpers. Sein Fleiſch iſt zwar angenehm, und wird ungemein gern Der Kabeljau. 249 gern gegeſſen, aber nicht ſowohl um deßwillen freuen ſich die nordiſchen Fiſcher ſeines Anblicks, als viel⸗ mehr darum, weil ſie ihn mit Recht als den Bor: laͤufer nicht nur der Doriche und eigentlichen Schell fiſche, ſondern auch eines noch weit berühmtern und wichtigern Fiſches dieſer Gattung betrachten duͤrfen. Haas nn Wir meinen hiemit den Babeljau:(G. Mor- hua, la Morue, großer Stockfiſch 88), der dieſen fremd klingenden Nahmen darum fuͤhrt, weil man ihn gewoͤhnlich nicht mit Netzen, ſondern mit Ka⸗ beln oder Seilen faͤngt, an welchen Angelhacken be⸗ feſtiget werden. Sehr uneigentlich iſt der Nahme Stockfiſch, denn das wird der, Kabeljau erit durch eine gewiffe Art dev. Behandlung, worüber wir bald mehr hören werden, |; Auch bey ihm ift die Schwanz: ‚floffe, wie bey ‚den Dorſchen, gleich abgefchnitten, doch unterſcheiden ihm die weit größern Schuppen, als man fonft.bey den Schellfifchen zu fehen gewohnt iſt. Der erfte Strahl feiner Afterfloffe ift tachlig. Kopf, Rüden und Seiten find grau mit gelblichen Flecken beiprengt; der Bauch ift weiß. Junge Nas beljaue, die fich in Seegegenden mit einem Selfens grunde aufhalten, haben einen söthlichen, orangegelb Fiſche 1. To, Ji gefleck⸗ 250 Der Kabeljau. gefleckten Bauch. Außerdem bemerft-man bey dem Kabeljau ein weites Maul, ein über die mit einer Bartfafer verfehene Unterkinnlade hervorſtehendes Oberkiefer und einen ſchwarzen Augenſtern mit gel⸗ bem Ringe. Obgleich das Auge ziemlich groß iſt, ſo ſcheint er deßwegen doch nicht ſchaͤrfer, als andre Fiſche, zu ſehen. Daher ſagen die Franzofen von einem Menſchen, der bey allem Aufſperren ſeiner großen Augen voch ges —* er — * ne augen. . > Der ganze nbeöfige‘ Ocean von Europa und America ift Die wahre Heimath des Rabeljaus, und er erſcheint in ungeheurer Anzahl -bald in diefer, bald in jener Gegend, am häufigften aber an der Küfte von Norwegen und unweit Terreneuve oder Neufowndland. Man findet ihn zwey bis fünf Fuß lang, einen Fuß breit, und einen die‘, und zwoͤlf, zwanzig, ja wohl bis fechzig Pfund ſchwer, fo daß zuweilen die Fifcher, wenn ein fehr großer und fehwerer angebijfen hat, andre um ihren Beyftand bitten müßen, ihn aus dem Waffer zu ziehen, An den Küften von England wurde einmal einer, der mehr als fünf Fuß lang, und 78 Pfund ſchwer war, gefangen, Jedoch das find Ausnahmen, die nier Ä mals * Der Kabeljau. 251 mals als Maaßſtab angenommen werden koͤnnen, da faft jedes Thiergefchlecht feine, Riefen hat. Krebfe, Gewürme, kleine Fiſche, befonders aber Häringe und der Capelan find die Nahrung des Kabeljaus; Seine Gefräßigkeit ift außerordentlich, amd befonderd nach der Laichzeit kaum zu fättigen. Er verfchlingt was ihm in den Weg kommt, Mefe fer, Steine, Handfchuhe u. d. m, Oft verfchludt er-eine Angel, ohne daß ein Köder daram ift, oft die. Glasperlen, mit denen die Islaͤnder ihn täu: ſchen, und fo ſchlecht und ſtuͤmperhaft auch in einem bleyernen Fifchchen die Natur nachgeahmt feyn mag, fo ift der hungrige Kabeljau zu wenig Kenner , ale daß er nicht darnach fchnappen ſollte. Selbſt ein Stuͤckchen buntes Tuch wird von ihm nicht vers ſchmaͤht. Dieſen Heißhunger bemerkt man vor: nehmlich da, wo ihrer eine große Menge zufammen Eommt, 3 B. un Terreneuve, und wo alfo der Nahrungsvorrath, durch die zahllofe Menge von Eompetenten,, ſehr verkuͤmmert wird. Die unvers Daulichen Dinge foll der Kabeljau wie die Raubods gel die Federn u, d, m. wieder von fich geben fonnen. Seine Verdauungskraft ift übrigens fo gut, daß von den ihm als Lockſpeiſe gegebnen Schelffiichen a 4 Sia ſechs 252 Der Kabeljau. ſechs Stunden nachher Feine Spur mehr in feinem Mazsen gefunden wird. Er wird mit dem Grund: feil, das unfere Kefer fehon vom Haufenfange ten: nen, mit einzelnen Angelfchnuren, etwas ſeltner aber, ja Norwegen audgenommen, fonft nirgends, mit Neben gefangen. Man hat aber das hoͤhſt Schaͤdliche ded Kabeljaufangs mit Netzen allmählich einzufehen angefangen, und ift mit Schaden klug geworden. Die Natur hat nähmlich einen Außerft merkwürdigen Wink gegeben, wenigftens bey diefen Fiſchen den Fang mit Angeln dem mit Neben 'weit vorzuziehen. Wenn der Kabeljau gerade im’ der Laichzeit ift, fo beißt er den Köder an der Angel nicht leicht an, und die Leidenfchaft der Liebe fcheint alle feine übrigen Bedirfniffe zum Schweigen gebracht zu haben. Er fühlt, wie es ſcheint, feinen Hunger, Iſt aber das Laichen vorüber, und hat er fo feinen Beytrag zur Bevölkerung geliefert, dann erft ers wacht der Hunger mit Ungeſtuͤmm; er beißt bey jeder Art von Köder begierig an, und nun kann man ihn aud) eher miffen, weil er bereits für eine zahlreiche Nachfommenfchaft geforgt hat. Hätte er früher, und ehe er Inichte, die gefährliche Angel verſchluckt, fo hätte der einzige Biß zugleich Millio⸗ nen Der Kabeljau 553 nen Nachkommen das Leber geföftet,) denen feine Maͤßigkeit, feine Abneigung vor Spelfen es gluͤck⸗ lich erhielt. Ganz anders verhält ſichs mit der Netzfiſcherey, die zwar eine-reiche Beute auf einmal gewährt, aber für die Nachkommen höchft verderbs lich if, Blindlings gerathen die Kabeljaue, fie mögen num gelaicht haben odernicht, in das Garn, von dem fie fich plößlich umgeben ſehen, und fo konnen mit einem einzigen Zuge alle die Millionen Junge, die fie num bald vielleicht dem Meere geſchenkt haben wuͤrden, zerſtoͤrt werden. Dieß erfuhr man auf eine unangenehme Art im Kirchſpiel Roͤden bey Traͤnen. Hier, wo ſonſt dieſe Fiſche ſo zahlreich waren, daß ein mit vier Menſchen bemanntes Both 4000 bis 6000 bekommen Fonnte, iſt jetzt kaum von ſo viel Hunderten die Rede, und an manchen Orten mußte man die Kuͤſten verlaſſen, um nicht Hungers zu ſterben, weil die Hauptnahrung, der Kabeljau, ſich nicht mehr einfand, Man Eonnte diefe traurige Erſcheinung durchaus auf Feine andere Art erklaͤren, als weil die Netzfiſcherey fo viele taufende, ehe fie gelaicht hatten, aus der Welt fchaffte, So biethet ung die Natur ihre Schäte zwar mit uͤberſchwaͤng⸗ Rn. Großmuth an, aber fie will auch, daß wir fie Ji 3 mit 254 Der Kabeljau: mit haushälterifcher Meidheit benuͤtzen. Sie felbft bat, wie aus dem jeßt angeführten erhellet, die weiſeſten, vortrefflichfien Auftalten zur Erhaltung der Geichöpfe getroffen, ‚nur muß fie der Menſch nicht felbft vereiteln. Oft klagt diefer, als wäre fie nicht mehr fo reich, fo ergiebig wie fonft, und den⸗ noch vergißt.er, daß er felbft daran ſchuld ſey, weil er gar oft dem Jungen gleicht, der aus kindiſchem Muthwillen Nefter zerflört; oder gar dem Wilden, der einen Baum fällt, um feine trefflichen. Fruͤchte zu pflüden. Nicht überall zu — Zeit leicht * Kabel⸗ jau. Er nähert ſich dann den Kuͤſten, um feine Eyer zwifchen Steinen, Seekräutern, und am raus hen Grunde abzufeßen. Won feiner Fruchtbarkeit Fann man fich daraus einen Begriff machen, daß man in einem Kabeljau von mittler Größe faſt zehntehalb Millionen Eyer (eigentlich 9384000) gezaͤhlt hat. Dieß erklaͤrt es nun, wie doch immer hinlaͤnglicher Vorrath vorhanden ſeyn konne, ſo viele Millionen auch theils Die Menſchen, theils Raub⸗ thiere unaufhoͤrlich verzehren. Will man doch in eis nem Wallfiſche, ver ohnweit Feland getoͤdtet wurde, 600 lebendige Kabeljaue gefunden haben, und nie, (0 | hoch Der Rabeljan. 255 Hoch auch ihr Fang mit Angeln getrieben wurde, vers fpürte man eine Abnahme, And doch, bey all bem reihen Segen der Natur, begnügen’ fich die Mene {chen durchaus nicht init dem, was Zufall, Inſtinct, Verfolgung andrer Waffergefchdpfe an ihre Küften trieb, aud) waren fie weit entfernt, fich in die Ge⸗ ſchenke, die ihnen die gegen alle ihre Kinder fo großs muͤthige Vorſehung anboth, friebtich zu theilen, Nein, fie führten blutige Kriege über den Stockfiſch⸗ fang, verließen ihre Heimath, und eiften in fremde Gegenden, um Beute zu hohlen. Das fefte Land und die Fluͤſſe desfelben, die fie eindaͤmmen und ab» leiten Fönnen, ſchien ihrem Defpotismus, ihrer Ty⸗ Tannen noch viel zu eng und Hein zu ſeyn. Auch auf dem unermeßlichen Weltmeere ſollte man Pro⸗ ben davon ſehen; | fie wollten auch fremden Völkern das abfcheuliche Schaufpiel europäifcher Habfucht und Wildheit geben, und ſo errichteten fie fich in ZTerrenenve und Neuſchottland ein Denkmal ihrer Schande, Im Februar und März verfammeln fich an den Kuͤſten von Island und Norwegen mehrere taufend Menfchen zum Stodfiihfange. Um einen Begriff zu bekommen, welch ein ungeheures Gefchäffte bloß allein 256 Der Kabeljau. x allein die Stadt Bergen mit Kabeljauen macht, darf man. nur wiffen, daß bloß zum. Einfalzen 49009 Tonnen ſchwediſches umd franzoͤſiſches Salz einge⸗ führt werden, Man Eann rechnen, daß nur Ber gen jährlich 12 Millionen Pfund von diefen Fiſchen verſendet. Sonft ſchickte Frankreich 2350 Schiffe in jene Gegend, wo aber fremde Schiffe nicht am Lande anlegen, und den Kabeljau bereiten duͤrfen, ſondern ihr Geſchaͤffte an kleinen Inſuln, Klippen, Sand⸗ bänfen treiben müßen., Jedes dieſer Schiffe brachte ungefaͤhr 50000 Stuͤck Kabehaue zuruͤck, die, aber kaum fuͤr Paris, waͤhrend der Faſtenzeit hinreichten. Doch iſt in Spauien die Conſumtion noch ſtaͤrker. Dieſes Land allein kauft alle Jahre 4,875000 Cent⸗ Der, und bezahlt dafür gegen 3 Millionen Piafter, Mährend des Kabeljaufanges fieht. man, an den Kuͤſten von Norwegen und Island ein Gemiſche von verſchiednen Menſchen; Schweden, Englaͤnder, Holländer, Franzoſen, Deutſche finden ſich da ein. Man rechnet, daß England bloß zum Stocfiihfange 20000 Seeleute unterhalte, und reine, 4 Millionen Thaler dabey gewinne. Aber weit, ‚größer. iſt der Gewinn für diefes Land in einer andern Ruͤckſicht. Denn in diefer Schule werden bie kuͤhnſten Sexleute gebildet. Der Rabeljau. 257 gebildet, Hier, wo fie oft mit fiürmifchen Mee⸗ sen kämpfen, bier, wo fie Hunger, Kälte und bie äußerfte Anftrengung ertragen lernen, bier, wo nicht felten fie und ihre Schiffe mit der höchiten Gefahr zwiſchen Klippen und Eisfeldern fih durchwinden müßen, bier lernen fie auch auf einem wuͤthen⸗ den Elemente rubig ihre Tage hinbringen, und dem Tod unerfchroden ins Auge ſehen. Nie würde Enge and die entſchiedne Superlorität zur See behaup⸗ ‚tet, und ein jo großes Benfpiel aufgeftellt Haben, was Handlung und Induͤſtrie vermoͤge; hätten nicht die zwey Bildungsanftalten gefchicter Seeleute x der Steinfohlentrangport und der Fiichfang, dazu beygetragen. Auch für die franzofifche Nation: ift der Stocfifchfang von der größten Bedeutung, und fein Ertrag war por wenigen Jahren noch im Steigen, Menigitens wird in einer im Fahre 1791 über Franke reichs Handlungsbillanz herausgekommnen Schrift verjichert, Daß der Stockfiſchfang von Terreneuve, der im Fahr 1771 nur 6 Millionen Livres trug, num in obenerwähnten Jahre anf fechzehn Miltionen eins gebracht habe. Die Holländer follen ſich, wenige flens fonft, am Beften auf die Behandlung verſtan⸗ den haben, und auch für fie war der Kabeljau eine vortreffliche Nahrungdquelle, — Fiſche J. Th. 8k Die⸗ 258 | Der Kabeliau. Diejenigen Kabeljaue, die man nicht frifch an Ort und Stelle, wo fie gefangen werden, it, fons dern zum Derfenden in fremde Länder beftimmt, wer⸗ den auf eine mannigfaltige Art behandelt, und fühs ren dann auch, je nachdem diefe Behandlung war, verfchiedne Rahmen. Man kann fie entweder bloß einfalzen, oder bloß dörren und trocknen, oder bey: des zufammen. Dad erjte ift ver Fall bey denen, die Laberdan genannt werden. Diefefalzt man bloß, nachdem fie aufgefchnitten und ausgenommen find. ' Ihren Nabmen führen fte von dem Orte, mo dieſe Art der Bereitung aufkam. Die Sranzofen nennen ihn frifchen, grünen Kabeljau (morue verte), Andre aber ſalzt man nicht bloß, fondern trocknet fie auch, indem man fie an Stangen aufhängt, daß fie ſtockſteif, wie ein Stod, werden, Das ift nun uns fer Stockfiſch ( morue en baton). Diefer aber kann wieder Äußerft werfchieden nach der Art der Be⸗ Handlung ſeyn. Wird er gefpalten und flach oder platt gelegt und getrod'net, fo ift ein Flackfiſch oder Plattfiſch; Hänge man ihn in einer Hütte von Inder aufeinander liegenden Steinen, zwifchen denen die Luft durchſtreichen kann, auf, und läßt ihn da tro= den werden, fo heißt er Haͤngfiſch; auch Rothfiſch, an Der Kabeljau. 259 Rundfiſch, Zartfiſch, kann der Stockfiſch zuweilen genannt werden, je nachdem ſeine Form oder auch die Behandlung verſchieden iſt, und der Kabehau nicht ganz durchſchnitten, ſondern bloß an einem Theile aufgeritzt wird. Aber ſehr oft wird auch bey⸗ des zugleich mit dem Kabeljau vorgenommen, daß man ihn naͤhmlich einſalzt und durch Sonne und Luft auf Klippen trocknen läßt. Er heißt alsdann RKlippfiſch (morue feche ). Obgleich man bey diefer Behandlung die Köpfe wegfchneidet, fo find Diefe deßwegen doch nicht verloren. Denn nicht nur werden ſie gedoͤrrt ſelbſt von Menſchen gegeſſen, ſon⸗ dern man gibt ſie auch den Kuͤhen, die bey dieſem Futter mehr Milch als ſonſt gewoͤhnlich geben ſollen. Auch die herausgenommenen Eingeweide kocht man zur Nahrung fuͤr die Thiere, und von dem Rogen weiß man gleichfalls einen nuͤtzlichen Gebrauch zu machen. Die Franzoſen, Spanier und Hollaͤnder kaufen ihn auf, und ſtreuen ihn beym Sardellenfang auf ihre Netze, Diefer fol dadurch fehr ergiebigwerden, Mau darf annehmen, dap aus Bergen alle Jahre 20 bis "82000 Rogenfäßchen ausgeführt werben, beren je⸗ des vier bis fuͤnf Gulden koſtet. Sonſt giengen vier⸗ zehn bis ſechzehn Schiffsladungen voll Rogen bloß Kk2 nach 260 Der Rabeljaır, nach Sranfreich, und wer ein Liebhaber von großen Zahlen, und von dergleichen Berechnungen ift, der mache einmal einen Verfuch, die Anzahl Kabeljau⸗ ‚ever, Die ſechzehn Schiffe führen mögen, zu beſtim⸗ men. Der Thran, der aus der Leber des Kabeljaus gewonnen wird, hat den Vorzug vor dem gewoͤhn⸗ lichen Schiffsthran, daß er weniger Dampf macht, auch ruͤhmen ihn die Riemer und Sattler ſehr, weil er das Leder länger, als andre Thranarten, geſchmei⸗ dig erhaͤlt. Die Gaͤrber bedienen ſich ſeiner nicht weniger mit Nutzen. Die Zunge ſoll ein wahrer Leckerbiſſen ſeyn. Auch die Schwimmblaſe wird ge⸗ geſſen, doch es iſt noch gewoͤhnlicher, Fiſchleim aus ihr zu bereiten. Selbſt die ausgefchnittnen Rücken: gräthen gehen nicht ganz verloren, In holzarmen Gegenden verbrennt ‚man fie flatt Holz. Ueber die derfchiedenen Arten, den Laberdan, Stodfifch und Klippfiſch in der Küche für. die Tafel zu bereiten, innen wir ung hier nicht einlaffen; doch wollen wir einer einzigen vorzüglich finmreichen Art gedenken, Man hackt naͤhmlich den Kabeljau mit verſchiednen Kraͤutern zugleich ganz klein, knetet ihn dann mit Eyern, Semmeln und Gewuͤrze zu einem Teige, und formt einen Fiſch daraus, den man in einer ſaͤuer⸗ Der Kabeljau. 261 fänerlichen Brühe aufträgt, und den die Gäfte, bes fonders weil ihnen Feine Gräthen etwas zu fchaffen machen, nicht genug loben kͤnnen. Daß man den Stodfifch tüchtig blauen muͤße, ehe er genießbar wird, ift fehr befannt, weniger vielleicht aber, daß auf den augsburgifchen Stoßmühlen ein eignes Werk zum Stampfen und muͤrbe machen des Stock⸗ fiſches angebracht iſt, wodurch dieſes Geſchaͤffte ſehr erleichtert wird. Da der Geſchmack friſcher Stockfiſche (mo- rue oüı Cabillaud frais) weit angenehmer ſeyn ſoll, als wenn fie gefalzen oder getrocknet verfendet wers den; fo haben die Engländer und Holländer fehr glückliche Verfuche gemacht, fie lebendig in Schiffen, die einen durchlücherten Raum haben, wo das See= waffer eindringen kann, auszuführen. Damit fie aber immer am Boden bleiden muͤßen, fo durchftechen fie ihnen die Schwimmblafe, Doc) wir find unfern Lefern über die Art des Fanges der Kabeljaue,, und die dabey herrfchenden "Gewohnheiten eine ausführlichere Anzeige ſchuldig, und es it uns fehr angenehm, daß wir im Stande “ find, einiges davon durch Abbildungen anfchaulich ‚zu machen, Mirklich verdient ein Nahrungszweig, KEz der % 262 Der Kabeljau. der fo fehr ind Große geht, genauer befannt zu wer- den, und es kann befonders für unfre jungen Lefer angenehm und müßlich feyn, wenn fie erfahren, wie viel um dad Stuͤckchen Fiſch, das fie vielleicht ger dankenlos geniegen, gewagt worden, und wie fauer fi taufende ihrer Meitbrüder ihr Gewerbe werden laſſen müßen. Mir haben fchon gefagt, daß man den Norden ald die eigentliche Heimath des Kabeljaus anfehen müße, von wo er ſich in einen großen Theil des Oceans verbreitet, Doch erſcheint er an vielen Kuͤ⸗ ſten immer nur einzeln und in ganz Eleiner Gefells (haft, fo daß es fich nicht der Mühe lohnte, deß- wegen eigne, SBifchereyen zum gemeinfchaftlichen Zunge anzulegen. An den Küften von Europa und an den Mindungen großer Flüffe wird der Stock⸗ fiſchfang zwar hie und da getrieben, und ift befon- derö auf Doggersbanf und an den Küften von Nor⸗ wegen und Island ergiebig genug, aber er kommt doch in Feine Vergleichung mit dem, der auf und bey Terreneuve in Nordamerica, und befonderd auf der großen Bank, die 160 Meilen lang und 90 breit iſt, getrieben wird; und eben daher widmen wir ihm bier eine befondere Stelle. Nicht dad ganze Fahr hin⸗ Der Kabeljau. 263 hindurch fingt man bier Kabeljaue, Im Winter ift nicht daran zu denken, Denn da in diefer Jahres zeit die furchtbare Kälte jener nördlichen Gegenden felbft Meere mit einer Eisdecke belegt ; fo würde dann jedes Schiff in Gefahr feyn, bier an einem Eiöfelde in Trümmer zu gehen, dort einzugefrieren, und Fein Seil, Fein Tau: und Seegelwerk würde da feine Dienfte thun. Erſt wenn der laue Frühling jene Maffen gefhmolzen, und das Eis aufgelöst hat, Kann man den Kabeliaufang mit Erfolg treiben. Sm Juny und Zuly ift er am ergiebigften, weil da die Häringe und Capelane, eine Schellfiſchart, die der Kabeljau fehr liebt, ſich in Menge einfinden, Im Auguft laßt er fich ſchon weit feltner auf der Bank fehen; denn er flieht vor den Seehunden, de: en Zeit nun ift, In den fpatern Monaten, wenn die Gegend wieder ficher ift, ließe fich wohl noch etwas mit dem Kabeljaufang machen, aber es iſt doch nicht ſo von Bedeutung, daß man ſich deßwe⸗ gen der ſtuͤrmiſchen Witterung und den Gefahren des fich allmählich wieder einfindenden Eiſes aus: fegen follte, Unſre Lefer fehen daher leicht ein, daß man die Europäifchen Seehäfen, aus denen man auf den Stockfiſchfang nad) Terreneuve auslauft, gerade ! (0 - 264 Der Kabeljau. fo verlaffen müße, um zur beften Zeit einzutreffen, Große, dauerhafte Schiffe (87), die der Wuth jener ftärmifchen Meere Widerftand leiften fünnen, und 90— 120 Zonnen führen, werden zu diefer Unters nehmung ausgeruͤſtet, wozu nicht wenig gehört. Auf 1000 Stüde Kabeljaue nimmt jedes zwey und eine halbe Tonne Salz mit ſich. Mit Lebensmits teln muß man auf neun Monate verfehen feyn, Dieſe beftehen in füßem Wafler, Gemüfe, Sped, Butter, Branntewein und auf jeden Mann drey Gentner Zwiebad, Weil diefe Schiffe nirgends an⸗ legen, fo muß man fie reichlich mit allem verfehen, Fuͤr die Küche werden dann freylich auch die klei— nern Kabeljaue verwendet, die man bekommt, Aus Ber jenem Mundvorrath muß man auch hinlänglis chen Köder mit fich führen, um wenigftens im Ana fang den Fang damit treiben zu können, Häringe, Makrelen, Sardellen, Froͤſche find dazu beſtimmt. Iſt der Fang einmal im Gange, fo nimmt man von denen, die man befommt, das blutende Herz, die Kinnlade oder andere Stuͤcke vom Kopf, Feine Kabels jaue u. d. m. und bedient fich ihrer als eines Koͤders. In neunzehn bis dreyßig Mann beſteht die Equipage eines ſolchen Schiffes. Hat es einmal über fünf | und Der KRabeljau. 265 and zwanzig Mann, fo geht ein eigner Schifföchirurs gus mir ; find ihrer weniger, fo fucht man einen Matrofen aus, der zur Ader laffen kann, und gibt dem Capitän einige Mittel mit; diefe Männer num fielen den Ober- und Unterchirurgus vor, was für fie, weil fieine Accidenzien damit verbunden feyn mds gen, ein größeres Glüd, als für die Mannſchaft iff, Sind nun die Schiffe auf der berühmten Bank, des sen Tiefe von fünfzehn bis 60 Klaftern abmechfelt, ongefommen, fo gehört fchon zu der Wahl ver Stelle, wo man vor Anker geht, Klugheit und Einficht, Denn bey weiten nicht alle Gegenden find gleich ergiebig; Daher ed leicht fommen kann, daß Ein Capitaͤn mit reicher Ladung zurückehrt, indeß ein Audrer kaum die Hälfte zufammengebracht hat, Keine Nation war fonft darin glädlicher, als die Holländer, aber bloß darum, weil Feine arbeitfamer, geduldiger, beharrlicher war. Unermüdet und mit der größten Anitrengung fuchten fie die beiten Stels len, arbeiteten Tag und Nacht raftlos, wenn innen das Gluͤck gerade günftig war, und Kabeljaue in Menge zufirömten; verloren aber auch) Muth und Hoffnung nicht, wenn fie fruchtlos arbeiteten, und furchtbare Stürme über, und tobende Wellen unter Fiſche J. Th. 81 ihnen 266 Der Kabeljau. ihnen fie mit den größten Gefahren umringten, Dann fuchten fie fich gleichfam auf dem Meere eins aurammeln, um dem Sturm Zroß zu biethen, und warteten fo ruhig , in ihren Schiffen eingefchloffen, und Kälte, Strapatzen und Mangel nicht achtend, auf die Rückkehr einer günftigern Witterung, Auch waren fie flug genug, ſich mit allem, was zum Häs rings: und Mafrelenfang aehört, zu verfehen, um doch wenigftens reiche Ladungen von diefen nach Haufe zu bringen, wenn etwa der Kabeljaufang fehls flüge, Auf einem fetten, rothen Boden, auf den viele Mufcheln fich befinden, wird der Fang immer mehr ald auf Sand- und Selfenboden eintragen. Auch ift ein bedecfter Himmel und Windftille fchlech- terdings beym Kabeljaufang noͤthig. Denn wenn Stürme die Schiffe hin = und herfchleudern, wenn tobende Wellen die Angelfchnuren nicht auf den Grund kommen laffen, ja wohl unter einander vers wirven, fo ift wenig zu hoffen, Glüdlicher Weife ift über der großen Bank der Himmel faft immer bedeckt, weil die Strömungen das Waſſer beftändig in einer wallenden Bewegung erhalten, und eben daher unaufhoͤrlich Duͤnſte aufiteigen, Sobald num der Eapitän die ihm am beften ſchei⸗ Der Rabeliau. 267 fcheinende Stelle gewählt hat, fo wird das Schiff an ſtarke Anker gelegt, und faft ganz abgetadelt, damit ed defto ruhiger liege. Nun gehen die Mas trofen, ja alle, die auf dem Schiffe find, an die Arbeit. Sie ftehen an einer Reihe auf dem Verdeck am Bord des Schiffes, und haben ein feltfames Ausfeben (90,91). Alle haben große lederne Schuͤrzen um. Wie in einem Katheder, fo ftehen fie auf einem mit Seegeltuch überzognen Strohküffen, in alten Fäffern, die oben eng und mit einem Stroh⸗ Tanz umgeben find, damit die unglaublic) viele Naͤſſe, die von den Seilen und Fiſchen ablauft, ih⸗ nen nicht fo befchwerlich werde, Weil bey allem Feſtſtellen das Schiff doch oft in einer fehr ſchwan— kenden Bewegung ift; fo werden diefe Zäffer mit einem an ihnen befindlichen Stricke befeftiget. Vor jedem Matrofen ift eine Art von Niſche (89. 90), hinter der er vor Regen, Wind und Nebel etwas gefhügt ift, und die man wegnehmen kann. Sie - wird ausden Dauben alter Faͤſſer gemacht. Bloß mit Angeln, an deren Schnuren ein Bleygewicht iſt, damit fie zu Boden ſinken, wird der Fang be trieben. Man kann fich faum einen Begriff machen, wie das alles aufeinander geht, und mit welcher | £lz Thaͤ⸗ 268 Der Kabeljau. Thätigfeit und Anftrengung man den günftigen Zeit- punct benügen muß, wenn gerade recht viele Kabels jaue herbeyftrömen. Sp wie man merkt, daß einer angebiſſen hat, zieht der Matrofe ſchnell feine Anz gelichnur an fich, nimmt Die Angel aus dem Maule des Fiſches, fpreitzt dieſes mit einem Querftab, daß es offen ftehen bleiben muß, wirft den Fiſch hinter ſich, und läßt feine mit frifchem Köder verfehene Angel wieder ins Meer, Fest nimmt ein andrer, meiſtens ein Junge, den Kabeljau, ſchneidet die Zunge heraus und thut ſie beſonders. Abends werden die Zungen gezählt, und da für jeden Matrofen ein bes fonderes Körbchen dafteht, worein man alle Zungen von den Fiſchen, die er fieng, legt, fo Fann man num gleich fehen., wer am fleißigften und glüclichften war. Sind die Umftände günftig, fo Kann ein thäs tiger Matrofe an einem Tage 150— 200 fangen. Dafuͤr bekommt er aber auch ein Praͤmium, das ſei⸗ nem Sleiffe angemeffen ift, und in etwas aͤcht mas trofenartigem — in einem Schluck Branntewein und Toback befteht, In weſſen Korb ſich am wenigſten Zungen finden, der muß zur Strafe fuͤr ſeine Faul⸗ heit, das Schiff reinigen, waͤhrend die andern eſſen, uud Die Köpfe, Eingeweide u. d. m. ind Meer kehren. Hat Der Kabeljau. 269 Hat ein Kabeljau zwey Angeln zugleich verſchluckt, fo wird er dem zugefprochen, defjen Angelfpige fich näher beym Auge findet. So ftraft man die Nach— käßigfeit ded andern Matrofen, deſſen Angel der Fiſch zwar eher verfchluct haben Tann, der aber, weil er nicht alebald aufzog, dem Fiſche Zeit ließ, noch einen Köder anzubeißen, Der, der die Zungen ausgefchnitten hat, gibt den Kabeljau weiter; man haut num den Kopf ab, ein andrer, gewöhnlich der Capitaͤn, fchneidet den Bauch auf, wirft die Eins geweide weg, thut aber die Leber and den Rogen in eine befondere Tonne , gibt den Ruͤckgrath dem Schiffsjungen, der die Schwimmblafe losmachen muß, und nun wirb der auf diefe Art ausgenommne Fiſch durch eine Röhre vom Verdeck in den untern Schiffsraum geworfen (89). Hier fit ſchon wieder ein andrer; diefer nimmt die Anfümmlinge in Ems pfang, legt fie, bis alles Blut und Waffer abgelaus fen ift, ohne befondere Ordnung in Haufen, und gibt ihnen das erfte Salz, und dann erft legt er fie in ordentlihe Schichten, zwiichen deren jeder eine Salzlage befindlich iſt. Dieß wird num fortgefeßt, biö die Fanazeit vorüber, oder die Ladung voll iſt. * allmaͤhliche Abnahme der Lebensmittel und der 213 Ton⸗ 270 Der Kabeljau. Tonnen mit frifchen Maffer, erweitern dazu dem Raum immer mehr. Kommt endlich das Schiff mit feinen Schü gen beladen in den Hafen, aus den ed aus⸗ gelaufen war, zur Freude der Unternehnter glücklich uruͤck, dann werben die Kabeljaue mit der größten Sorgfalt nad) ihrer Größe und Güte fortirt (93), in die Magazine gebracht, und von da eilig, ehe die heißere Sahrözeit eintritt, mit Pferden, auf Bothen, Maulthieren ꝛc. in die größern Städte zu Marfte getragen, wo fie nun als frifcher Stocfifch oder als Laberdan gegefjen werden. Die Holländer haben eine andre Weiſe, die aber auch in andern Ländern nachgeahmt worden ift, Sie fchneiden den Kabeljau gleic) auf dem Schiffe durchaus auf, und legen ihn, wenn Wafler und Blut hinlaͤnglich abgelaufen ift, in Faͤſſer, fo daß zwifchen jede Fifchlage eine ftarfe Salzlage kommt. ‚Man tritt fie in die Fäffer fo feft als möglich. Iſt num die Ladung gluͤcklich angekommen, dann wird erft die größte Sorgfalt auf den Kabeljau gewendet, Jetzt werden die Tonnen in große Wannen voll Waſſer auögeleert. Man fieht nun Weiber (93), die unter einem Schuppen ſich damit befchäfftigen, den Fiſch im Salzwaffer zu wafchen, und ihn mit Kleinen Der Rabeljau. 278 Heinen Befen zu hauen, daß die feinern Salztheile recht eindringen, indeß fie die gröbern mit frifchent Waſſer wegſpuͤhlen. Dann legt man den Kabeljau auf Heine Schemel, damit er trod'ne, oder auch in Haufen, bringt ihn hierauf reichlich mit frifehem Galz beftreut, in alte durchlöcherte Fäffer, aus denen das Salzwafjer noch vollends alles ablaufen kann, und endlich wird er aus diefen wieder herausgenommen, und in neue Zäffer fo feft ald möglich gepreßt, was entweder durch Eintreten oder auf eine ſinnreiche Art vermittelſt einer Winde geſchieht. Doch alles, was wir bis jetzt ſagten, gilt vom ſogenannten friſchen Stockfiſch, oder Laberdan, der bloß geſalzen genoſſen wird. So wichtig auch dieſer Zweig der Handlung iſt, ſo verdient doch in man— chen Ruͤckſichten die Bereitung des eigentlichen Stod: und des Klippfiſches noch wichtiger genannt zu werden, weil fie weit mühfamer und Foftbarer, aber freylich auch einträglicher if. Denn, wenn man mit dem Laberdan ziemlich eilen muß, fobald er in den europäifchen Sechäfen angekommen iſt, damit er nicht verderbe, ſo erhaͤlt ſich der auf jene Art bereitete, wohl Jahre lang, und es koͤnnen alſo groͤßere RR: aufbewahrt und Speculationen damit 272 Der Kabeljau. damit gemacht werden, Zu diefem Fange werden größere und Kleinere Schiffe von 150— 160 Tonnen ausgerüftet. Sie führen 30 — 40 Canonen und 100 — 200 Mann Equipage. Man bat folcye Schiffe ſchon fünf bis achtmal Hundert taufend Stuͤcke Kabeljaue zurücdbringen fehen, Aber diefe fo großen Schiffe werden nicht zum Fange ges braucht; nein, diefe bringen bloß die Mannfchaft, das zum Fang nöthige Geräthe, das Geſchuͤtz zur Vers theidigung u.d. m. in die americanifchen Gegenven, wo der Fang felbft mit Chalouppen und kleinen Bothen betrieben wird, Die Bereitung des Kabeljaued ges ſchieht am Lande, Auch find diefe Schiffe beitimmt, den Ertrag der Fifcherey zuruͤckzubringen. Ein fol ches Schiff muß daher unter einer Menge von ans dern Dingen, die es belaften, wenn es auf 6000 Gentner Kabeljau Rückfracht berechnet ift, zwanzig Beine Schiffchen zu drey Mann und ein Paar gröfs fere zum Köderfang mit ſich führen. Diefe alle aber find während der Reife auseinander gelegt, fo daß man fie, fobalöfitan an Drt und Stelle anges kommen ift, zufammenfegen und ausrüften Tann, Im Fruͤhjahre, im März oder April, werden die Anker gelichtet, und man eilt, begleitet von den befien Der Kabeljau. 273 beſten Wuͤnſchen der Unternehmer, nach der ameri⸗ ceaniſchen Kuͤſte, um einen Ankerplatz zu gewinnen, Eine Chalouppe mit den erfahrenſten Seeleuten ſucht nun einen, ſichern Landungsort. Oft fehen diefe eine Wolke für Land an, eilen zwifchen Eisfel⸗ dern mit taufend Gefahren Fampfend hin und her, und landen nicht ‚felten ſuͤdlich, indeß das Schiff und feine Bewohner noͤrdlich auf. ihre Ruͤckkunft harren, und für ihr Schickfal zittern. ‚Der Eapitän, der zuerſt anfommt, führt den Nahmen Fiſchfangs⸗ Admiral, er fohlägt fein Patent als ſolcher an, und wird. auch von den fpäter Fommenden dafür erkannt, Denn hier iftö ganz anders, ald beym Fang und der Bereitung des Laberdans, wo alles aufoffnem Meere vor fich geht, und jedes Schiff eine Heine unabhäns gige Republik bildet, Bey dem Fange, von dem jekt die Rede ift, hingegen, kann man eine ordentliche Niederlaffang beträchtlicher Colonieen am Lande auf geraume Zeit annehmen, wo alfo gewiffe Gefee und Ordnungen nothwendig find, Hier hängt von der Zeit der Landung, der Wahl ſchicklicher Pläge, und den ‚vielen Anftalten und Vorbereitungen: viel ab. Der Capitän muß darauf fehen, daß vor allen Dins “gen fifchreiche Bayen im der Nähe feyen, daß das Siſche I. TH, Mn Haupt⸗ 874 Der Kabeljau. Hauptfchiff einen fichern Ankerplatz habe, daß Holz im Ueberfluffe zum Bau der Hütten, Thrankaͤſten u. d. m. und fleinige, trod'ne Stellen zum Dörren vorhanden ſeyen. Hat nun der Commandant det Chalouppe einen ſolchen Ort gefunden, dann gibt er Nachricht davon und ed geht vor allen Dingen an dad Ausfchiffen. Jetzt wird das’ Schiff faft rein auögeleert, alles Segelwerf weggenommen, und einftweilen, um das Schiff in der gehörigen Tiefe zu erhalten, mit Ballaft befhwert. Nun gehts an die Arbeit und alle Rollen werden vertheilt. Alles muß arbeiten, und felbft der Capitän und die Officierefind nicht davon ausgefchloffen. Bloß der Schiffspre- diger ift frey, obgleich das Beyſpiel der Arbeitfams keit aud) von feiner Seite nüßlich feyn Fonnte, Die Zimmerleute erhalten den Auftrag, die Gerüfte, Hütten, Thrankaͤſten, Waſchgefaͤße ꝛc. zu machen. Vor allem aber ſetzen ſie die Bothe zufammen, und ealfatern die, die etwa vom vorigen Fahre da zuruͤck⸗ geblieben find, und einer Auebefferung bedürfen, Die Matrofen machen fie fegelfertig.. Man baut jetzt die Gerüfte, die Hitten und Schuppen, unter denen theils gearbeitet, theils das bereits eingefalzne getrocknet wird. Ein fehr ſtarker hoher Damm (94) & | wird Der Kabeljan. 275 wird errichtet, auf welchem der Schuppen ift, ‚unter dem man mit dem Auffchneiden und Einfalzen fi) beichäfftiget. Diefer Danım muß fo hoch feyn, daß, wenn bey der Zluth dad Meer über die Küften tritt, dennoch die Arbeitenden ficher und troden ſitzen. Auch muß er'Feftigkeit genug haben, um. dem Un; geftumm der anfpühlenden Wellen MWiderftand zu thun. Bon diefem Damm lauft eine ſchmale Zunge etwas in dad. Meer hinein, an der die vom Fange zuruͤckkommenden Fifcher leicht anlegen, und ihre Fiſche herauf bieten koͤnnen. Zuvorderit ſtehen ein Paar Canonen auf hölzernen Mägen, um fich bey einem Ueberfalle der Wilden mit Nachdruck vertheis Digen zu fönnen. Doch nod) ift man nicht am Ende der fo mühfamen Vorbereitungen, Da, wo der Boden nicht ſchon an ſich trocken, feſt, und vor der Fluth ſicher iſt, muͤßen erhöhte Lagerplaͤtze gebaut werden, das heißt, der Boden wird durch Steine ein Paar Schuhe erhoͤht, und mit Pfaͤhlen umgeben, fo daß die Fiſche Darauf liegen und trocknen konnen. Auch errichtet man Thranfäften, worin man den Thran aus den Lebern ‚gewinnt „und geräumige ‚Gefäße, in denen der Fiſch gewaſchen wird, Jetzt wartet man nur noch auf günftige Wuterung. Bey Mm2 Stuͤr⸗ \ 276 Der KRabeljau. Stuͤrmen wagt man ſich natürlich nicht in das Meer, auch laͤßt ſich, wenn der Himmel rein und heiter iſt, nicht viel erwarten. Aber bey einem truͤ⸗ ben, bedeckten Himmel, ja wohlben ſchwachem, zar⸗ tem Regen iſt der Fang am gluͤcklichſten. Iſt num alles veranftaltet, und Die Witterung guͤnſtig, dann gehen vor Anbruch des Tages die Chalouppen und Bothe unter Sehe, oder rudern vom Lande ab, wen bie Umſtaͤnde den Gebrauch der. Segel nicht erlauben. » "Mo eine fifchreiche Stelle ift, da wird vor "Unter gegarigen, und au angeln angefangen, indeß ein Paar Chalouppen beftändig für hinlaͤnglichen Köder forgen muͤßen. Jeder Matrofe Hat zwey Unger, damit Feln Augenblick Zeit verloren gehe, und er, während an einer ein Kabeljau angebiffen hat, und er beſchaͤfftigt iſt, ihn los zu machen; die andre ind Maffer laſſen Fonne, Durch ein leiſes Ziehen an den Schnuren wird er bald gewahr, ob eine Beute daran befindlid) if, Abends Fommen die Chalonppen und" Bothe mit ihren Schaͤtzen zu⸗ Si. Die muͤden Matroſen genießen nun die ver⸗ diente Ruhe und verſammeln ſich zum Eſſen; andre aber ſteigen in die Schiffe, um fie auszuladen, An Staͤben mit eiſernen Spitzen bietheifie die Fiſche | sr Tu auf Der Kabeljau. 277 auf den Damm hinauf; (94) andre laden fie auf eine ganz eigne Art von Fuhrwerk oder Schlitten, und führen fie der Hütte zu, wo mehrere damit bes ſchaͤfftigt ſind, den Fiſch aufzufchneiden, die Zun⸗ gen, Lebern und den Rogen beſonders zu thun, und ihn zum erſten Salz zuzurichten. Jetzt, weil noch Blut und Unveinigfeit genug an den Fiſchen Elebt, müffen fie gewafchen werden. Dieß gefchieht in eis nen nahe am Meere liegenden Einfang, in den das Maffer bey der Fluth zwar eindringen, doch aber nicht darüber wegfließen kann. Wie Heufchober werden nun die Kabeljaue auf einander gelegt, und ſo gelaffen, bis die Feuchtigkeit hinlänglich abgelau: fen if. Aber nochift manlange nichtfertig. Man muß fie noch dfterd zum doͤrren und trocknen bald auf das erhöhete Lager einzeln bringen, bald in Schichten übereinander legen; fie bald fo, bald fo wenden, daß die Haut und die Sleifchfeite oben oder ‚unten liegt, je nachdem die Witterung befchaffen iſt, und fich Überhaupt unfägliche Mühe geben, bis der Sifch recht durchſalzen, troden und haltbar iſt. Wohl drey Monate hat man damit die Hinde voll zu thun. Auch bey Nacht wird in der Hütte fleißig -gearbeitet, Unſre Lefer dürfen aber nicht denken, daß BZ Mmz darin 278 Der Kabeljaus darin für die Beleuchtung auf eine verſchwenderiſche Art geforgt ſey. Man kann in der That fich nichts Einfacheres, nichts gerade diefer eben nicht gar rei⸗ genden Befchäfftigung Angemeßneres denken, als die Lampe, die den Arbeitern die nöthige Helle gibt. Unfre Lefer mögen darin einen Beweis finden, wie erfindrifch das Bebürfnig mache. Man hängt nähmlich ein rundes Gefäß von Erde voll Kabeljaus Thran in die Höhe. Es hat dazfelbe nur eine eins zige und fo Eleine Deffnung, daß bloß ein Tropfen von Zeit zu Zeit herausquillt, und auf einen daruns ter liegenden Feuerbrand fällt, dem er Nahrung gibt. Freylich mag das für feine Naſen eben nicht gar angenehm feyn; aber diefe gehen wohlnicht auf dem Kabeljaufang aus, und wer ſich damit abgibt, der Tann gar leicht abgeftumpfte Geruchsnernen bekom⸗ men, Während einige mit dem Audnehmen der Fis ſche beichäfftigt find, und die Lebern in neben ihnen ſtehende Körbe werfen, fo tragen andre diefeLebern in die Thrankaͤſten, (94) wo die Sonne fiein Gährung bringt, und den Thran gleichfam herausfocht. Durch fleißiged Umrühren fondert er fih ab, und wird ‚ein, worauf man ihn durch Hahnen, die. man oͤff⸗ nen und verfchließen kann, in Tonnen laufen läßt. X Iſt Der Kabeljau, 279 Iſt nun das alles gefchehen, und hat der Eapi- tän feine Ladung, dann werden zur Nückreife die Anftalten gerroffen. Vor allen Dingen wird der Ballaft aus dem Schiffe hinweg gefchafft, und dae gegen der Schiffsraum mit den Früchten des anhals tenden Sleißes ausgefüllt, Man legt die Kabeljaue regelmaͤßig und feft uͤbereinander, und dedt fie zu. Die Gerüfte, Hütten, Thrankaͤſten, Schlitten, Boote u, d. alled wird aufeinander gelegt, und in ü Waͤlder verſteckt, oder auch vergraben, Zumeilen fperrt man auch wohl alles in eine Hütte, und macht eine Meberfchrift darüber, wen diefe Geräthe gehd- ven. Da aber herumziehende, plündernde Wilde überhaupt — die Lectüre nicht lieben, fo nehmen fie von den Weberfchriften weiter Feine Notig, und eig- nen ſich das zu, was ihnen anfteht. Die Chaloup⸗ pen verfenft man auch, wenn nicht in der Nähe fich Niederlaffungen befinden, wo man fie zum Aufhes ben geben kann. Das alles thut man in der Hoffe nung, im Fünftigen Fahre wieder zu kommen, und da bereitd einiges Nöthige vorzufinden, Jetzt ift nichts mehr übrig, ald das Schiff vollends auszus rüften, und mit dem erften günftigen Winde die Anker zu lichten, Dieß gefchieht gewiß mit Iautem Freus a" deits 280 Der Kabeljau, denrufe; denn wie follte die Mannfchaft nicht herz⸗ Ho) froh feyn, Die ummwirthbaren Gegenden zu vers Iaffen, und nad) langer Abwefenheit dem — 2* Vaterlande zuzueilen. Im noͤrdlichen Europa machen die —— weniger Umſtaͤnde mit der Bereitung des Kabeljaus zu Stock⸗ und Alippfifd (98). Sie fchneiden ihn ziemlich flüchtigauf, tauchen ihn in Salz, yprefs fen ihn dann etwas, und legen ihn auf Klippen, wo er gewöhnlich) auch Durch die Weiber zum öfter, umgewendet wird. So machen fie bald mit mehr bald weniger Sorgfalt den Klippfifh, Um den Stockfiſch, der, wie unfre Lefer bereits wiffen, recht ausgetrockneter Kabeljau ift, ohne daß etwas Salz dazu genommen wird, recht Dürre zu machen, hänge man ihn entweder in der freyen Luft auf, und legt ihn dann wie Holzan, oder man hängt ihn in eine Art von Hütten, die Hialders heißen. Diefe find von aufeins ander gelegten Steinen und Latten ganz loder mit einer Menge von: Zwifchenräumen fo ‚aufgeführt, Daß die Luft frey durchftreichen Fan, Ein Dad) von Brettern fchügt vor Regen. Je nachdem dieſer Haͤngefiſch flach oder rund getrocknet wird, je nach⸗ dem fuͤhrt er auch, wie bereits oben erwaͤhnt worden, einen Nahmen. Schon Der Kabeljau. 281 Schon ſeit langer Zeit iſt der Kabeljaufang ein wichtiger Gegenſtand fuͤr handelnde Nationen, und vielleicht maͤßigt nur die Gewohnheit, weil wir von Jugend auf etwas davon gehoͤrt haben, unſer Er⸗ ſtaunen, das uns der Entſchluß des Speculations⸗ geiſtes ſonſt gewiß einfloͤßen wuͤrde, um einer ein⸗ zigen Speiſe willen, die noch dazu kein dringendes Beduͤrfniß iſt, die koſtbarſten Ruͤſtungen, und unge⸗ heure, gefahrvolle Seereiſen zu machen. Es iſt ein Gedanke, der ganz eigne Gefuͤhle hervorbringt, daß alle Jahre viele tauſend Menſchen auswandern, und alles, was ihnen werth iſt, verlaſſen, um in einem fremden Welttheile Fiſche zu fangen. Wer ſich eis nen Begriff von den Koſten einer ſolchen Ausruͤſtung zu machen im Stande iſt, der erſtaunt daruͤber, wie es moͤglich ſey, daß auch der mittle Buͤrger ſeinen Hausgenoſſen, ohne ſich wehe zu thun, eine Speiſe vorſetzen kann, die, ſo viele hundert Meilen von ihm entfernt, bereitet war, und er wird bey dieſem Genuſſe mit Ruͤhrung der ehrwuͤrdigen Bande gedenken, mit denen die Handlung die Welttheile vereinigte. Schon ini 14 und 15 Jahrhunderte giengen die Holländer und Engländer nad) Island und an die Küften von ‚Norwegen auf den Kabeljaufang, und bereitö vor 200 Siſche J. TH. BA Jah⸗ 28e Der Kabeljau. Jahren war derſelbe auf Terreneuve ſchon in vollem Gange. Aber da ſpielte England noch nicht die be⸗ deutende Rolle, die es jetzt ſpielt. Denn unter 400 "Schiffen waren nur 50 engliſche, dagegen aber 150 franzöfifche und 100 fpanifche, Gebt hat England alle überflügelt, und Spanien, das fo viele Fiſche braucht, Spanier, das den Ruhm, die Entdeckung von America befördert zu haben, fo viele blutige Flecken ihm auch anhängen, dennoch befist, müßte ſich feines Kechts daſelbſt zu fifchen, begeben. Nach einer Berechnung von 1763 brauchten die Engländer 550 Schiffe von eben fo viel Tonnen, die Menge Hleinerer und die vielen Kauffarthenfchiffe, die Thrau zurücbrachten, ungerechnet; und jet laufen 500 englifhe Schiffe auf den Stodfifchfang aus, die zu⸗ fammen auf 400000 Eentner, oder jedes Schiff 30000 Kabeljaue, nach Haufe bringen, wobey die ungeheure Menge von Chalouppen und Eleinen Schiffen, die fie zum Fang brauchen, nicht in Anfchlag gebracht find, da jene bloß zum Transport dienen, Auch ‚die Kaufleute von Archangel und Cola treiben jetzt auf den weißen Meere mit 600 — g00 Nachen den Kabeljaufang fehr ind Große. Wir verfprachen oben unfern Leſern, einige Genen Der Kabeljau. 283 Eeenen ded Kabeljaufanges durch Abbildungen an: fhaulid) zu machen, Um unfre Erzählung nicht immer durch Ruͤckweiſungen unterbrechen zu müßen, haben wir die Erläuterung derfelben bis jeßt ver⸗ fpart, Wielleicht find wir: fo glücklich „ daß unfre Leſer auch darin unfern ftandhaften Eifer, ihnen fo viel nüglidhe Unterhaltung ,„ ald und nur immer möglich ift, zu verſchaffen, nicht verfennen „ und diefe Gerechtigkeit, die fie und widerfahren laſſen, belohnt uns für alle unfre heißen Kämpfe mit dem beſchraͤnkten Raume, der und vor ** ſtillen Seufzer koſtete. Ein dreymaſtiges Schiff legt (are vor Anker. Man fieht nichts ald die Schirmwande, hinter des nen die Matrofen arbeiten, Die unter ihnen: hers vorfehenden Angelfchnüre und die Fiſche, Die ein Paar gerade aufziehen, verrathen ihre Beſchaͤfſti⸗ ‚gung. Ein Fühner Matrofeift vorn herausgeklettert, um etwas, was er an der Oberfläche erblickt hat, berauszufifchen. Weiter hinten fahren kleinere Schiffe, die theild zum Zange des Koͤders, theild des erft am Lande zu bereitenden Kabeljaus ausgeſendet werden. Doch unfre Lefer wollen einen Blid ins innere (89) des großen Schiffes thun, das, ohne Nu2 am 284 Der Kabeljau. am Lande anzulegen, Kabeljaue fängt und bereitet. Sie fehen bier die Matrofen theils hinter ihren Schirmen angeln, theild die gefangnen Fifche von der obern Sallerie mit einem ſpitzigen Stab herab⸗ biethen, theils am Tiſche zerhauen und bereiten. Unten filgt einer, der die herabfallenden aufnimmt, und wie einen Holzftoß anlegt. Zu größerer Deuts lichkeit find’ zur Seite, einer der angelt‘(go), und ein anderer der zerfchneidet (or), beyde in ihren Tonnen angebraht.' Da num weiter auf dem Schiffe nichts mehr mit- zu thun ift, fo erblicken wir eine Europäifche Scene bey (96). Unter einem Schup⸗ pen waſchen ven. Kabeljau Weiber und trocknen ihn auf abhängigen Schemeln; ein andrer tritt ihn in Ton⸗ nen, oder bedient ſich der daneben befindlichen Wins de, indeß einer einfauft, und was Ihm nicht gut und groß genug fcheint, ausſchießt. Aber noch weit größere Thätigkeit fehen wir bey (94) und (98), wo am Stock⸗ und Klippfiſch gearbeitet wird. Die erfte Scene ift in America, die andre in Nordeuropa, In jener (94) hat gerade ein Schiffehen, an dem Danıme, nahe bey der Huͤtte, in der man arbeiter, gelandet und wird ausgeladen. Unweit davon ift der Wach: ımd der Thrankaften; weiter hinten er- 294 höhte Der Wittling. 285 Hößte Lager zum Trocknen, wie Heufchober aufge: ſchichtete Fiſche, und eine Art von Wohnhaus, In der andern Scene (98) trocknen Weiber den Ka⸗ beljau auf Klippen, einer führe Stodfifche auf eis nem fimpeln Fuhrwerk zum Salzfaften; andre han: gen fie auf, oder tragen fie in die luftige Hütte, indeß wieder einige Hinten in einfachen Fahrzeugen den Bang treiben, Doch wir müßen unfern Lefern auch von dem übrigen Schelffifchfamilien einige Diitglieder bekannt machen, Die bisherigen hatten allez Ruͤckenfloſſen und eine Bartfafer; die, zu denen wir jet kommen, find ihnen zwar in Abficht der —R& gleich, jedoch unbärtig. 1 Gewoͤhnlich nicht mehr als einen Fuß, felten zwey, hat der Wittling (G. Merlangus, le Merlan, Meißling, Gadde g2), der, den Bart und die Größe abgerechnet, dem eigentlichen Schellfifch ziemlich gleich -fieht, Das Oberkiefer fteht etwas über das antere hervor. Sein Körper ift, den etwas oliven- farbigen Rüden ausgenommen, filberfarbig und ziemlich geſtreckt. Die Oft: und Nordfee ift fein gewöhnlicher Aufenthalt, Hier lebt er von Kreb⸗ * Wuͤrmern und kleinen Fiſchen. Auch an der Nu 3 Kuͤſte 286 Der Köhler, Küfte von Holland, England und Frankreich wird er in großer Menge gefangen. Man bedient fich dazu des Grundfeilee. Diefes ift 40 —60 Klafter lang. An demfelben find auf 200 Angeln in Zwifchens säumen befeftigt, fo daß ein Schiff, das 20 folcher Grundfeile mit fih führt, 4000 Angeln zu gleicher zeit in ber See haben kann. An den brittifchen Küften drängt fich zuweilen eine fo ungeheure Menge son Wittlingen herbey, daß ihre Scharen Meilen breit find. Man muß dann gar viele trod'nen, und fo geben fie eine freylich -ziemlich mittelmaͤßige Schiffskoſt ab. Friſch ſchmecken fie am Beflen, eur muß man fie nicht in der Laichzeit fangen, wo fie faft ungenießbar find. So hat die Natur felbft den Menfchen, der freylich aus Weberlegung um dieſe Zeit die Wittlinge ſchonen ſollte, durch finnliche Erfahrung von ihrem Fange abgehalten. Da man ſich unter Koͤhlern immer etwas. Schwarzes vorftellt, fo war es ſo unrecht nicht, einen andern unbärtigen Schellfifch mit 3 Rüdenfloffen Aöbler (G. Carbonarius , le Colin, Kohlmund, Kohlfiſch 95) zu nennen. Sein Mund iſt ſchwarz, und ſein in der Jugend olivenfarbiger Anzug geht im Alter in ein glaͤnzendes Schwarz uͤber. Daher M « kam Der Pohlak. 287 fam es, daß man junge und alte Köhler fir ganz verfchiedne Fifche hielt. Die bey andern dunkle Seitenlinie ift bey ihm helle. Er wird größer ala der Witrling, und kann 2—3 Fuß lang und 30 und mehr Pfund ſchwer angetroffen werden. Mit dem vorigen hat er einerley Aufenthalt gemein. Befonders wird er an der nördlichen Käfte von Großbrittanien, zumal auf den nicht weit Davon entfernten orcadifchen In⸗ ſuln in großer Menge gefangen, Im Januar und Sebruar laicht er; im Anfang des Junius aber erfcheinen die nur anderthalb Zoll langen Jungen in unermeßlicher Menge, und werden mit Angeln, beſonders aber auch mit engen Netzen gefangen, Dann find fie ein wahrer Lederbiffen, Aus alten Köhlern wird Stodfifch und Laberdan bereitet, der aber dem vom Kabeljau nicht gleich fommt, Auch fieht der Kenner, der Stockfiſch Parthien Fauft, es fehr bald, wenn Köhler darunter find, und fchießt fie aus, Die Islaͤnder verachten ihn ganz, weil ihnen dad Meer weit beffere Zifche zuführt, und uns ter den Norwegern effen ihn nur die dirftigfter, Aus der Leber wird Thran gebrannt, Ein merklich hervorſtehendes Unterkiefer und eine gebogne Seitenlinie macht den Pohlafen (G. Fi | Polla» 288 Der Pohlak. Pollachius, leLieu, Blanfer 97) unter feinen uͤbri⸗ gen Gattungsverwandten Fenntlid genug. Sein Rücken ift ſchwarzbraun und der filberfarbige Bauch bat braune Puncte. Man findet ihn einen bis vier Fuß lang. Er bewohnt eben die Meere wie der Vorige, und liebt einen Felfengrund und folche Stellen, wo die See immer in flarfer Bewegung if, Sein Fleifch wird, wenigftend in manchen Gegenden, nicht fehr geachtet, und kommt weder dem Wittling noch dem Dorf) gleich. Von Oftern bis Johannis wird er mit dem Köhler zugleich um Yudierne, in Bretagne, und Isle de Saint häufig gefangen. Man bedient fi) dazu Kleiner mit 8 Matroſen bemannter Schiffe. Diefe befefligen an ihre Angelm Sardellen, oder auch nur ein Stüd einer Aalhaut, und feegeln, die Angelfchnuren im Waſſer haltend, pfeilfchnell fort, Die getäufchten Köhler und Pohlafen halten den Köder für einen por ihnen fliehenden Fiſch, eilen ihm nach und beis Ben an, Man verkauft den Pohlafen gefalzen und getrocknet. Um England erfcheint er im Sommer in ungeheuren Zügen, bedeckt ‚die Oberfläche des Waſſers und hüpft aus demfelben oft in die Höhe. Er ſchrappi ſehr gern nach allem, daher man ihn auch Der Stockfiſch. 28%) ‚auch mit an die Angel geſteckten Gänfefedern leicht fangen kann. — NMur zwey Ruͤckenfloſſen Abit das — der dritten Schellfiſchfamilie, zu der wir jetzt mit Dem Stockfiſch (G. Merlucius, le Merluz, Sees hecht 93) kommen, Man nennt ihn auch den Fleis nen Stockfiſch, in Beziehung auf den großen, oder. den Kabeljau, Nicht mit Unrecht trägt er dem Rahmen Seehecht (maris lucius), denn er gleicht dem Hecht nicht nur in der Geftalt, fondern auch im ‘der Gefräßigkeit und Raubgier. Mafrelen und ‚Häringe find feiner Verfolgung am meiften ausge⸗ fest. Sein Rachen ift furchtbar genug, und oben and unten mit zwey Reihen auseinander ftehender _ Zaͤhne beſetzt. Das ſtark hervorftehende bartlofe Unterkiefer zeichnet ihn fehr aus, Seine Farbe tft grau, und mag den Griechen Veranlaffung gegeben Haben, ihn Eiel zu nennen. Man finder ihn einen His fieben Fuß lang. Er befucht bald diefe, bald jene Kitten, je nachdem vielleicht ein ftärferer Raͤu⸗ ber; al er ſelbſt ift, ihn einen Zufluchtsort zu ſuchen nöthiget. Im mittelläudifchen und Nordmeere ift ver fehr haufig, und fein Fang, dertheils mit Neben, theils mit Angelſchnuͤren betrieben wird, von großer Siſche LT. Oo0Becdeu⸗ 290 Der Feng ‘Bedeutung. Sein Fleiſch will man eben nicht: fehr loben, außer wenn er in felfigen Seegegenden. feinen Aufenthalt hatte, In einer Entfernung von drey bis vier Meilen von den nördlichen Küften Frank: reichd wird eine ungeheure Dienge gefangen, Bes fonders will man. ihn in der Gegend von Belle iöle feit der Seefchlacht von 1759 weit häufiger und groͤ⸗ Ber als jemals gefangen haben, Vielleicht haben ihn die Leichname hingelockt, und feine Fruchtbarkeit und Größe befördert. Denn nur hier fieng man fies ben Fuß lange, dergleichen man fonft nie und nir⸗ aends befommen hatte. Im harten Winter gefries zen viele Stodfifche ein, und kommen fo um ihr Leben, Auch an den englifchen und irländifchen Küften werden fehr viele gefangen. Es ift nichts ſeltnes, daß in Einer Nacht ein mit ſechs Leuten ‚bemanntes Schiff taufend Stockfiſche zuruͤckbringt. Das, was in unfern Gegenden ald Stocfifch ein= geführt und verkauft wird, ift fehr oft nicht eigentlich von Kabeljauen, fondern von diefen Fiſchen. Ihre Behandlung zu diefem Endzweck ift bereit befannt, Bey den Alten wurde ihre Leber fehr hoch geſchaͤtzt. Der längfte, aber auch der fchmälfte unter den Schellfiſchen ift ver Keng (G. Molva, la Zingue, fing Der Leng. 291 Ling 99), der von vier bis iiber fieben Fuß lang ges funden wird. In zwey Stüden weicht er ganz von dem vorigen ab. Denn er hat eine Bartfafer, da jener unbärtig war, und ein längeres Oberfiefer, fatt daß bey jenem das untere vorftand. Sin dem weißen Ringe, der den ſchwarzen Stern des länglis chen Auges umgibt, bemerkt man einen gelbgrünen Flecken. Seine bräunliche Farbe geht am Bauche in ein ſchmutziges Weiß über, An den Seitenlinien laufen Querftrihe flumpfwinklig zufammen Er bleibt gern in der Tiefe und nährt fi) da mit Hum⸗ mern, Krebfen, Heinen Zifchen u. d. m. Aufſtei⸗ gende Blaſen verrathen feinen Aufenthalt. Man fängt ihn in großer Menge in der Nordfee, und führt aus Bergen in Norwegen gewiß mehr ald 9000 Gentner aus. Denn nad) dem Kabeljau und Häs singe gehört er unter die wichtigften Gegenftände des Fiſchhandels. Sein Fleifch wird frifch, zumal vom Februar bis in den May, fehr wohlfchmecend gefunden, und felbft dem Kabeljau vorgezogen. Um die Laichzeit, im Junius, wo er fich in dichten Scharen den Küften nähert, um feine Eyer an Kraͤu⸗ tern abzufeßen, ift es weniger ſchmackhaft. Um vr Zeit gibt feineLeber nur weniges und röthliches 02 Sehl, 202 Die Aalraupe. Debl, da man fonft fehr viel weißliches Daraus ge: winnt, eine Bemerkung, Die man auch an andern Exellfifcharten machen kann. Man behandelt ver Leng vollfommen wie den Kabeljau, um ihn als Las bervan, Klippfiſch und Stockfiſch auszuführen, und finder ihn auf weiten Seereifen noch dauerhafter als jenen. Aus der Blafe macht man Kifchleim, Nicht alle Schelififcharten bat die Natur in deu entfernten Norden und feine Falten Meere verwiefen, Auch in unfern Gegenden ift eine, die noch dazu es an Schönheit und Wohlgeſchmack mit den übrigen gar wohl aufnehmen darf, Wir meinen die bey uns unter dem Rahmen Ruget wohlbefannte Aalraupe (G. Lota, la Lote, Duappe, Truſche, Nalputte, Ruffolken 100), die foft in allen Teichen und Slüf- fen von Europa, Siberien und Indien angetroffen wird. Sie hat einen breiten Kopf, und nicht nur in den beyden gleichlangen Kinnladen, fondern auch fonft noch am Gaumen fehr viele rauhe Zähne, An ihrem Unterfinne befindet fich eine etwas größere, am obern zwey Keine Bartfaſern. Sonderbar iſts, daß man noch i immer nur vermuthen, aber nicht ganz gewiß angeben kann, wozu fie. dienen, Um dieß zu erfahren, dürfte man nur einigen Fiſchen, die Die Aalraupe- 293 die man in Zeichen hält, diefelben abfchneiden und genau beobachten, was dieß fir einen Einfluß auf fie hätte, Einen walzenfoͤrmigen Körper, mit einer fehr fchon glänzenden, fchwarz, gelb und grün mars morirten Haut überzogen, hat die Aalraupe. Sonſt raͤumte man ihr fehr zarte Schuppen ein; allein Sander fonnte beym vorſichtigſten Abfchaben auch mit dem Vergrößerungsglas Feine Spur davon entdecen, Sehr fchwer ift die Aalraupe zu fangen, denn ihre Lift gleicht ihrer Gefchiwindigkeit, Sie paßt, in Krebshöhlen verborgen, Eleinen Fifchen auf. Ihre Gefräßigkeit ift io groß, daß fie im Nothfalle wohl ihres gleichen verzehrt. Selbft den wohlbewaffneten Stichling packt fie an, erfährt aber nicht felten auch die Schärfe feiner Stacheln. Der Hecht und der Wels jind ihre gefäbrlichften Teinde. Im Decems ber und Jänner laicht fie. Auf ihre Fruchtbarkeit kann man daraus fchliegen, das man ın Einem Meibchen 1280900 Eyer gezählt hat. Schon die noch ganz jungen find recht fett. Zumeilen drey Fuß lange, und bie auf zwölf Pfund ſchwere Aal⸗ xaupen bat man fchon gefunden. Ehemals war ihr Sara am Oderbruche fo ergiebig, daß die Fiſcher eine Menge, die fie nicht verfaufen konnten, in laͤngliche Oo 3 Stuͤcke 204 Der Kroͤtenfiſch. Stuͤcke ſchnitten, und gedoͤrrt als Kienholz verbrann⸗ ten. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich und ihre Leber hat mit der Hechtsleber gleichen Ruhm. Eine Graͤfinn von Beuchlingen liebte dieſe Leber ſo, daß ſie einen großen Theil ihrer Einkuͤnfte damit verzehrte; und von der Amme eines ſchleſiſchen Fuͤrſten erzaͤhlt man, ſie habe nichts als dieſe Lebern eſſen wollen, worauf der Fuͤrſt, da es kaum moͤglich war, genug herbey zu ſchaffen, ſie mit der Aeußerung in die Oder wer⸗ fen ließ: auf einen guten Biſſen gehöre auch ein guter Trunk. Auch die Milch foll delicat, der Ro= gen aber giftig ſeyn, was oft freylich nicht viel mehr heißt, als: er befommt nicht zum beften. Mit zers ſtuͤcktenm Ochfenherz kann man die ME — in Fiſchbehaͤltern lange erhalten. Von einem ziemlich ſeltſamen Ausſehen iſt der Kroͤtenfiſch (G. Tau), der in Carolina wohnt. Das bervorftehende Unterkiefer feined großen und breiten Kopf hat eine Menge Bartfafern, die in einem Kreife herumftehen. Da nicht nur die beyden Kiefer, fondern auch der Gaumen mehrere Reihen Zähne haben, und auch die knorpelige Zunge fehr raub ift, fo Fann man den Krötenfifch wohl zu den Naubfifchen rechnen. Seine ſtark hervorftehenden Aus - Der Brosme. 205 Augen, zu deren Seiten mehrere Warzen liegen, die drey Spitzen an den Kiemendeckeln, die ſtachlige Ruͤcken- und Afterfloſſe, beſonders aber die brillen⸗ aͤhnliche Vertiefung im Genicke, die man aber von der Seite (101) nicht ſo gut, als wenn er auf dem Bauche (102) liegt, bemerken kann, zeichnen ihr -fehr aus. Er ift ganz braun mit dunfeln Flecken; Bruft: und Schwanzfloffen aber find geftreift. Die Schuppen, die unter einem fchleimigen Ueberzuge liegen, find fo Bein, daß man fie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Dod) auch) von der Samilie, die nur Eine Ruͤ⸗ denfloffe hat, müßen wir unfern Lefern ein Mitglied befannt machen. Dieß ift der mit einem Barte ver: fehene Brosme (G. Brofme, le Bro/me 103), von dem man in der That fagen kann, er mache einen ſchicklichen Uebergang zu den Schleimfifchen. Er wird um das Nordkap, was das ndrdlichfte Vorge⸗ birge von Europa iſt, auf der Inſul Magerda ge⸗ | fangen, Seine Farbe ift gelblich braun und grün lich; am Bauche heller als am Rüden. Die Ruͤ⸗ cken⸗ und Afterfloffe ift ziemlich breit, Man findet ihn zwey bis drey Fuß lang, und aud) er ift ein Ges genftand des Handels, * Tab. 296 - A hen Tab. XXXVI. Schleimfiſch. Blennius. Die Aalmutter (104). Die Meerlerche (105, 106), Der Meerhirſch (107). Fine fchleimige Oberfläche gab zu dem Nahmen Schleim > oder Rotzfiſch Veranlaffung. Die nur aus zwen Strahlen befiehende Bauchfloffe unterfcheis det die Mitglieder diefer Gattung von andern hints | reichend. Der Fleine, an den Seiten zufammenges drückte Kopf hat bey einigen gewiffe Anhänafel, die man Kämme nennt, Die Augen ragen ziemlich hervor, die Kehle ift dick, die ftarken Kiemendedel beftehen aus zwey Blätthen, und vier bis fieben Strahlen unterftügen die freyliegende Kiemenhaut, Der lanzenfrmige Rumpf hat fieben Floffen, uns ter denen die Ruͤcken- und Afterfloffen am Beträchts lichſten find, und eine bogenfürmig von vorn nach) hinten zu laufende Seitenlinie, Mankennt bis jegt 17 Nrten, die meiftens Meerbewohner find, und von Waſſerinſecten, Würmern und Fiſchbrut leben. Zwey aufwaͤrts ſtehende Röhren, die als Na⸗ ſenloͤcher dienen, machen die Aalmutter (B. Vi- Ag la Periepierre vivipare 204.) unter ihrer Gat⸗ Die Aalmutter, 297 Gattung Fenntlich genug. Da fie mit dem Aal das Kebendiggebäbren ihrer Zungen und. ben Außerft fchlüpfrigen Körper gemein bat, fo führt fie dem Nahmen Aalmutter nicht ganz mit Unrecht. Die Heine Munvöffnung hat dicke Lippen; in den Kinn⸗ laden, deren obere erwas länger ift, befinden ſich Heine Zähne, und im Schiunde zwen raube finochen zum Feithalten der Beute. Der Bauch fteht ſehr hervor und ganz ſchmal und ſpitzig lauft der Rumpf nac) hinten zu. Die Farbe der Aalmutter ift eben bis zur Seitenlinie dunkel, von diefer an unten aber Helbraun. Die Floffen find meiſtens orangefarbig, nur die Ruͤckenfloſſe iſt blaßgelb und fchwarz gefleckt. Einen bid anderthalb Fuß wird diefer Fifch lang. Am Meeresgrunde der Oft: und Nordfee wohne er, und naͤhrt fih am Liebſten mit Krebsbrut. Seine ungen gibt das Weibchen in ziemlicher Are zahl von fih, und man hat Urfache zu vermurhen, Daß dieß mehr ald einmal im Fahre geſchehe. Denn ſchon zu allen Jahrszeiten, den Frühling ausgenom⸗ men, fand man Junge in ibm. Nach der Beobs achtung eined Naturforſchers follen die Eyer, die ſich im rübjabre zu entwickeln anfangen, um Pfings ſten die Größe des Hanfſamens haben, im Juny - Süchel Th, Pp abet 208 Die Aalmutter. aber die num reifen ungen zum Vorſchein kommen, Andre bemerkten ſchon im December lebendige Jun⸗ gen in der Aalmutter, und ſetzen die Zeit des Heraus⸗ fchlüpfend aus Mutterleibe in den Jaͤnner. Um die Zeit, wenn die Mutter ihre Jungen von fich geben will, fchwillt ihr Bauch auf, und man darf nur dar⸗ an drücken, fo fchlüpfen fie heraus. Alles lebt nun an ihnen und die munterfien Bewegungen verrathen, wie fehr fie fi) freuen, aus dem engen Behältniffe erlöst zu feyn, und einen freyern Spielraum zu ha⸗ ben. Denn wirklich muß es im Leibe der Mutter fehr enge hergeben, und ein unbefchreiblidyed Ges wuͤhl muß da feyn, wo auf 300 Zunge zu gleicher Zeit fi) beftreben, durch eine enge Thüre den Schaus platz der Welt zu betreten. Hätte nicht die Vorfes hung es weife fo.veranftaltet, daß jedes in eine bes fondere Hille eingefchloffen ift, die es erft kurz vor feiner Geburt abftreift, fo müßten fie fich unter eins ander durch ihre wechfelfeitigen Bewegungen befchä> digen. Noch bis auf diefe Stunde hat man fein Maͤnnchen diefer Fiſchart entdeckt, und ihre Ges ſchichte ift daher in ebendas Dunkel eingehüllt, über bad wir und bey den Nadelfifchen beklagen mußten, Man faͤngt die Aalmütter theild mit Angel, theils — Pf) . 5 Die Meerlerche. 209 theild mit Neben. Ihr Sleifch ift weiß, feft und hat wenig Graͤthe. Doc) wird ed gar nicht geach> tet. Vielleicht ifE daran weniger fein Gefhmad, als ein Worurtheil ſchuld, weil die Gräthen im Kos chen grün werden. Wie fanles Holz leuchten fie im Finſtern. | | Ganz fonderbare, röhrenfdrmig gezadte Naſen⸗ loͤcher zeichnen die NTeerlerche (B. Pholis, la Per- tepierre, gebüfchelter Rotzfiſch, Spitzkopf, Seegruu⸗ del 105) aus. Ein ſtaͤrkerer Stamm theilt ſich in mehrere Faſern, und bildet gleichſam eine kleine Hand (106). Der Kopfift vorn fehr abfhüßig, und in der weiten Mundöffnung find beyde Kinnladen_ ‚mit Zähnen beſetzt. Die Augen ftehen ſtark hervor, Ein zäher Schleim bedeckt den olivenfarbigen mit dunkeln und weißen Flecken marmorirten Rumpf Zuweilen bemerkt man aud) blaue Querftreifen auf ‚ dernfelben. Die Strahlen der Sloffen haben eine ungewöhnliche Stärke, ragen etwas hervor und find son ungleicher Länge, Ob die Meerlerchen aber mit ihren Bauchfloffen an glatten Steinen hinauf Elettern kͤnnen, wie Ray behauptet, das muͤſſen wir dahin geftellt feyn laffen. An den Küften der Nordfee und des mitteländifchen Meeres, und in su Ppa den 300 Der Meerhirſch. den Muͤndungen der Fluͤſſe, die ſich in biefe unge⸗ heuren Waſſerbehaͤlter ergießen, hält fie ſich zwi⸗ ſchen Steinen im Seegraſe auf. Durch eine Menge von Schleim, den ſie von ſich gibt, ſoll ſie ſich eine Art von Neſt machen, in dem ſie verborgen liegt. So verſichert wenigſtens Ariſtoteles. Sie wird nicht größer ald 6—7 Zoll. Ihr Leben ift fo zäh, daß fie 24 Stunden ohne Waffer aushalten Fann, Man fängt fie mit Angeln und Regen, bedient fich aber ihrer bloß zum Ankoͤdern anderer Sifche , el ihr Fleiſch zaͤh und trocken ift, Hirfchgeweihähnliche Faſern zwiſchen den Auc gen, und etwas Eleinere Diefen ähnliche im Genide, befist der Meerhirſch (B. Gattorugine, le Gatto- rurgime 107), Doch ift die Form dieſer Auswuͤchſe und die Anzahl ihrer Zweige nicht bey allen gleich, Er bat einen Kleinen, an den Seiten zuſammen⸗ gedruͤckten, vorn abgeſtutzten Kopf, dicht an den Augen liegende Naſenloͤcher, und in beyden Kinn⸗ laden nahe beyſammenſtehende, feine Zaͤhne, die ei⸗ nem fleißig gearbeiteten Kamme gleichen. Die Mundöffnung iſt ziemlich groß. Aus einem einzi⸗ gen Blaͤttchen beſteht der Kiemendeckel. Der ganze diſch bat ein marmorirtes Anſehen. Unbeſtimmte braune T.NXX. J J ER 8 — RR 3 KEN y 4 yo) —* ——— — ne ee 3 ie TER, u = 5 — SEN Ss \ ; „zei \ — * — NL — 2 7 ? ’ aut di ” £ * ei % Dr ine x —— — PAXXVI Der Hochrücen. 30% Braune Linien und Flecken, und grüne Bänder ftehen auf einem hellen Grunde, Der Bauch ift hellgrau. Alle Floffen find gelblich, und haben größtentheild etwas hervorragende Strahlen, deren vorderſte ſtach⸗ lig find, Auf der Ruͤckenfloſſe befindet fich ein ſchwarzer Fleck. In vielen Meeren wird der Meer- birfch gefangen. So hat man ihn bereits in Vene⸗ dig, Marfeille und auf dem Vorgebirg der guten Hoffnung befommen. Er nährt fich mit Krebs: und Ziihbrut. Sein Fleifch iſt eßbar. + + um — — Tab. XXXVII. Hochruͤcken. Kyrtus. Der indianiſche Hochruͤcken (108). Eine neue Kehlfloſſergattung hat man in dem in⸗ dianiſchen Hochruͤcken (K. Indicus, le Boſſu 108) entdeckt, deſſen Nahmen ſchon ſeinen auszeichnen⸗ den Charakter enthaͤlt. Nur Cine Art kennt man bisher, und weil dieſe in keine derjenigen Gattungen, mit denen fie übrigens Aehnlichkeiten hatte, paſſen wollte, fo ſah fich der. verdienftoolle Bloch gendthie get, eine eigne für ihn anzunebmen. So lange dieſe Art num allein bleibt, fo lange mag fie den i Pr3 Sat: GER _ Der Hochrüden. Gattungsnahmen behalten. Im Grunde ift der Hochruͤcken, wenn auch nicht der Form, dody der Sarbe nad), ein prächtiger Fiſch. Denn wer mollte ben ftumpfen Kopf, das aufgeworfne krumme Maul mit feinen Zahnreihen fchon finden? Eine defto ſchoͤ⸗ nere Wirkung thun hingegen die fich fo fehr aneinan⸗ ter reihenden feinen Silberfchüppchen, daß man den ganzen Körper für mit Silberblech überzogen halten follte, Ein goldgelber Rüden und ein leichter Ans firih von diefer Farbe vermehren feine Schönheit. Er hat oben und unten eine feharfe Schneide, ift aber übrigens dünn und breit. Die. Zloffen find gold- gelb, nur bemerkt man an der Aiter: Schwanz: und Ruͤckenfloſſe blauliche Strahlenwurzeln, da hingegen die Bruft: und Kehlfloffen am Ende röthlidy find, Er hat lauter gabelfürmige Strahlen. Seine Länge beträgt, fo viel man bis jeßt weiß, einen Fuß. In oftindifchen Gewaͤſſern ift feine Heimath. Sein ſtarkes Gebiß zerzralmt Mufchelfchalen fehr gut Da die Kenntniß der Gefchöpfe mit jedem Jahre um ein Beträchtliches bereichert wird, fo ift fehr möglich, Daß unfer indianifcher Hochrücken bereits einen Gat⸗ tungsverwandten hat, der aber imunfern Gegenden noch nicht bekannt iſt. re u u er vw. . 8, EOS» 303 Tab. XXXVI. Bruftfloffer. Thoracici. Bandfiſch. Cepola. Eigentlicher Bandfiſch (109). | Nicht ſchwer von andern zu unterſcheiden ſind die Mitglieder der fünften Ordnung der Fiſchclaſſe, zu welcher wir jetzt kommen. Ihre Bauchfloſſen ſitzen gerade unter den Bruſtfloſſen, daher ſie Bruſt⸗ floſſer, auch Bruſtbaͤucher, genannt werden. Man kennt ihrer 420 Arten, die in achtzehn Gattungen vertheilt ſind. Sie halten ſich alle in der See auf, und ſind Raubfiſche. Zwar nicht alle, aber doch die merkwuͤrdigſten werden wir jetzt unſern ae befannt machen, “Ein langer, fchmaler, bandfürmiger Körper zeichnet Die Bandfiſche unter den Bruftfloffern hinz laͤnglich aus, und erinnert an die Schlangenfifche anter den KRahldäuchen. So duͤnn find die Band» fiſche, daß man durd) fie hindurd) fehen kann, und eben daher geben fie fir die Küche eben keine große Beute, DerNahme Spisfchwänze, den man ihnen gleichfalls zu geben für gut fand, möchte um der en willen, mit denen, * auch fo heißen, sicht 304 Der Bandfilch. nicht am glüdlichften gewählt fenn. Sie leben im Meere und nähren fi) vom Raube. Man nimmt drey Arten an, doc) können wir nicht verbergen, daß noch manche Dunkelheit und Verwirrung in ihe ser Gefchichte herrfche. An feinem fiumpfen Kopfe, ber oben fehr breit ift, und eine geräumige von oben nach unten ges hende Mundöffnung bat, ift der eigentliche Bands fifch (C. Taenia, le Auban 109) leicht zu erkennen. Die untere Kinnlade ift länger als die obere, und bat eine doppelte Reihe fpißiger, auseinander ſtehen⸗ der Zähne „ da hingegen die obere nur eine Reihe bat. Die großen, nahe an der Scheitel befindlis chen Augen haben einen fchwarzen Stern, den ein filberner bläulicher Ring umgibt. Nahe bey ihnen fieht man auf jeder Seite eine runde Deffnung, die ein Nafenloch feyn mag. Vor den aus einem eins zigen Blättchen beftehenden Kiemendedeln find mehs sere Kleine Schleimöffnungen bemerkbar, Oben und anten geht der Körper fchneidig zu. So außeror⸗ dentlich dürr und eben daher durchfichtig ift diefer Bandfiih, daß man die Wirbelfnochen durch die Haut fehen kann. Der Bauch hat kaum die Länge bed Kopfes, da der After ungemein weit vorn liegt. Nicht Schildfiſche. 305 Nicht unangenehm iſt das Ausſehen dieſes Fiſches. Das Roth des Kopfs ſpielt ſilberfarbig. Dem Grau des Ruͤcken und dem Silberglanz der Seiten und des Bauches geben die runden, rothen Flecken etwas mehr Abwechslung. Die Floſſen ſind alle hellroth und haben theils gabelfoͤrmige, theils vielzweigige Strahlen. Die Schwanzfloſſe geht etwas ſpitzig zu. Sumpfige Stellen an den Kuͤſten des mittels laͤndiſchen Meeres find der Aufenthalt diefes Fiſches, Der zwey bis drey Ellen lang gefangen wird. Er lebt vom Raube und nährt fid) mit Fiich- und Krebs⸗ brut und mir Wafjerinjecten. Ein Wurm, oder auch nur eine Krebsſchale an der Angel ift hinreichend, ihn auzufüdern. Sein Fleiſch wird fo gering geſchaͤtzt, Daß man ſich desſelben nur als Köder bedient. — —— —nre — ——— Tab. XXXVIII. Schildfiſch. Echeneis. Der Schiffshalter (110). Der Anſau⸗ ger (111). * Hase in die Augen fallend tragen die Schitdfifche ihren Charakter an fi. Auf ihrem oben breitem, flachen Ropfe befindet fich naͤhmlich ein Schild, ver diſche J. TH, ng burch E 2 306 Schildfiſche. durch 18 — 24 etwas erhöhte Querlinien gebildet wird. Eine der Laͤnge nach laufende durchſchneidet ſie in der Mitte. Bey genauer Unterſuchung zeigt fic) die wunderbare Structur dieſer Schilde, Die fhon gedachten Linien beftehen aus lauter Borften, die, fobald der Sich feinen Kopf an einen rauhen, oder mit feinen Löchern verfehenen Körper andruͤckt, in die Löcher hineintreten, fo daß er hängen bleibt, Die nannte man ein Anfaugen, und gab daher dies fen Fiihen den Nahmen Sauger, Saugefifche. Allein an Fein eigentliches Saugen ift hiebey gar nicht zu gedenken, und wenn diefe Fifche fonft weie ter nichts zu ſich nahmen, und fich auf diefe Art zu fättigen fuchten, fo möchten fie ziemlich mager bleiben. An Fiſche, befonders Hanfifche, an Ufer, Dämme, Schiffe u. d. hängen ſich die Schildfiſche gemeinig- lich an. Daß fie aber ein Schiff in feinem vollen. Laufe aufzuhalten vermögen, ift ficher eine lächers liche Fabel, Kleine Fahrzeuge mögen allerdings, wenn ihrer viele fich zu gleicher Zeit anhängen, ih⸗ ren Lauf muͤhſamer fortfegen, und fchwerer fortzu: sudern ſeyn. Dieß haben neuere Erfahrungen zur Genüge beftätiget. Allein daift doch wohl nicht das Anfaugen jener Fifche, fondern die durch ihr Anhaͤn⸗ gen. nn "XXXTM. —— EN 9 a h ERIC Schildfiſche. 307 gen vermehrte Schwere des Schiffchens ſchuld, und alles, was man fonft anhängte, würde wahrſchein⸗ lich eben diefe Wirkung thun. An glatten Schiffen gelingt diefen Fifchen das Anhängen, aus fehr bes greiflichen Urfachen, nicht fo leicht, ald wenn der Bo⸗ den derfelben mit Moos und Entenmufchelnbrut bes ſetzt und rauh if, Der Kopf der Schilöfifche geht ziemlich ſpitzig zu. Hiezu trägt die untere, ſtark hervorragende Kinnlade nicht wenig bey. In ihrem weiten Maule befinden fic) oben und unten Kleine Zähne, Der Körper ift dick und geſtreckt, die Größe der Floſſen nicht» beträchtlich, und für die Dice -und Schwere des Leibes, wie ed fcheinen möchte, faſt unverhaͤlt⸗ nißmäßig. Aber die Schildfiiche bedurften auch keiner groͤßern. Denn da ſie die Gabe beſitzen, ſich an andre Koͤrper anzuhaͤngen, und ſie gleichſam als ihr Fuhrwerk zu gebrauchen, womit ſie ſchnell, ohne ſich ſelbſt bemuͤhen zu duͤrfen, an Ort und Stelle kommen; ſo konnten ſie gar fuͤglich groͤßerer und ſtaͤrkerer Floſſen entbehren. Man kennt zwey Arten von Schildfiſchen, die ſich ſchon durch ihre verſchie⸗ dene Groͤße, beſonders aber durch die Form ihrer Schwanzfloſſen, unterſcheiden. Bey dem groͤßern, | Das 220, nen 308 Der Schiffehalter. den Schiffshelter (E. Naucrates, le Sucet 116) iſt die Schwanzfloffe abgerundet. Sehr merklich tagt das Unterfinn hervor, Wie eine Rafpel fühle fid) daS ganze Maul von innen an, fo fehr ift alles, Kinnladen, Saunen und Zunge mit Fleinen Zähnen befeßt: Der ganze Fiſch hat eine brännliche Farbe; der Rüden fpielt grünlich, die Baden und der Bauch filverfarbig. Eine violette Einfaffung bemerkt man an den Zloffen, und, flatt der Schuppen, eine Mens ge Heiner Deffnungen, die über den ganzen Leib vers breitet find, Ueberali hat man den Schiffshalter ſchon ges funden, Der Eine fah ihn im Norwegen, ein Ans drer auf den Molukken; der Eine in Brafilien, ver Andre in Conftantinopel; einer in Jamaica, ein Andrer in Alexandrien. Alle Welttheile koͤnnen ſich affo feines Beſitzes ruͤhmen. Er lebt von Mufchels und Krebfen, Sein Fleiſch ift fo zäh und mager, baf es fich nicht der Mühe lohnt, um ſeinetwillen muͤhſame Fifchereyen anzuftellen. Nur arme Leute eſſen ed. Gar oft befommt man ihn mit dem Hays fiſche, an den er ſich iiberhaupt fehr gern anhängt, Dieß mag von der kleinern ’Schiffehaltern gelten, vr dem Hayfiſche nicht — 7 fallen, und viel⸗ * leicht Pe Ve nt Der Anfauger. 309 leicht zu Mein und unbedeutend find, ald daß er fich die Mühe nahme, fiezuverfchlingen. Größere aber, fieben Fuß lange, wie man ſchon gefunden haben ‚will, möchten wohl durd) ihren fetten, wohlgenaͤhr⸗ ten Körper, feine Raubgier reizen, Eine halbmondfoͤrmige Schwanzfloffe macht, daß man den um viel Hleinern Anſauger (E. Re mora, la Remore 111) mit feinem Oattungävers wandten nicht leicht verwechſeln kann. Außerdem hat fein Schild weniger Abtheilungen, und die Sels genlinien am Rumpfe, die bey diefem gerade aus⸗ liefen, haben bey dem Anfauger an der Bruft einen Bogen, Sonft haben fie freylich viel mit einander gemein, und der Bau des Mauled, fo wie die vielen Deffnungen des Körpers, aus denen fich ein Schleim abfondert, find bey beyden aufgleiche Art befchaffen, Auf den Rücen ift der Anfauger ſchwarz, an den ©eiten heller, am Bauche weiß, Die grauen Flofs fen Haben einen bräunlichen Rand. Auch diefe Schildfiſchart ift Schon in allen Welttheilen gefunden worden. Ihr Fleiſch ift fo Schlecht, daß man fie viel⸗ leicht aar nie fangen, oder, wenn fie auch zufällig in die Hände der Menfchen gerathen, alfob2!d wieder ins Meer werfen wirde, wenn man nicht Die Natus | 243 ralien⸗ 310 Der Stutzkopf. ralienfammlungen damit bereichern wollte, Auch der Anfauger hängt ſich an alles an, und läßt felbft dann nicht aus, wenn das Seegefchöpf, an dem er hängt, gefangen wird. Nur mit Mühe Fann man ihn losmachen. Catesby fand einmal ihrer fünf an einem Seehunde fo feſt, daß er Sewent anwenden mußte, ſie wegzureißen. * + Tab. XXXIX. Stutzkopf. Coryphaena. Der geflefte Stutzkopf (112). Der Meer pfau (113). | In ihrem fehr abfchüßigen, großen und breiten Kopfe find die Stugföpfe oder Doraden leicht zu erfennen, und das ift auch ihr auszeichnender Chas rakter. Ihre Kinnladen find gleich lang und zahns _ vol, Der Körper ift an den Seiten zufammen ges drückt und ſtark. Die Schuppen fißen fehr feft. Ein prächtiger Gold: und Silberglanz erhebt fie nicht wenig, und macht, daß diefe Fiſche unter die ſchoͤn⸗ ſten gehören, die man fehen kann. Von den ſieben Floſſen des Rumpfs iſt die auf dem Ruͤcken befind⸗ am laͤngſten. Man kennt bis jetzt 17 Arten Stußs FREIEN = Der aeflecfte Stutzkopf. 311 Stutzkoͤpfe, die theils im mittellaͤndiſchen, theils im oſt⸗ und weſtindiſchen Meere wohnen. Es iſt kaum moͤglich, einen ſchoͤnern, praͤchti⸗ gern Fiſch zu ſehen, als den gefleckten Stugfopf (€. Hippurus, la Dorade d' Amerique, Goldkarpe 112). , Aber im Waller muß man ihn beobachten, fo lange Leben und Bewegung in ihm iſt. Nur Dann wirft er den herrlichiten Slanz von fih, Doch diefer Glanz verlifcht, feine Farben verbleichen, ſo— bald er aus feinem Elemente genommen wird, Auch ftirbt er fehr bald darauf, und feine Lebenskraft fcheint mit feinem Schimmer in Verbindung zu ftehen, Sehr bunt find feine Farben. Der kurze, an den Seiten zufammengedrüdte Kopf ift oben blau, an den Seiten grünlich, nady unten zu filberfarbig, ‚Die gelbe Seitenlinie fcheidet den meergrünen, oran⸗ gefarbig gefleckten Rüden von dem ſilberweißen Bauche. Die Floffen find groͤßtentheils praͤchtig goldgelb mit blauenZwifcherhäuten, Die Schwanzs floffe hat eine grimliche Einfaffung, Necht deut: lich fieht man an diefem Geſchoͤpfe, daß die Natur ihren großen Sarbenreichthum nicht bloß auf Papas geyen, Colibris und Paradiesvoͤgel, fondern aud) auf Fifche zu verwenden wußte. a | Die 312 Deer gefleckte Stutzkopf. Die fuͤnf und zwanzig Strahlen der Afterfloſſe unterſcheiden dieſen Stutzkopf von andern Doraden. Auch der geſpaltne Schwanz iſt auszeichnend an ihm. Er hat eine weite Mundoͤffnung, ſtarke Lippen, gleicdy lange Kinnladen, und vier Reihen Eleiner, fpigiger, nad) hinten zu gekruͤmmter Zähne. Der Kiemendedel befteht nur aus einen: einzigen Blätts ' chen , unter dem die Kiemenhaut verborgen liegt, Webrigens muß man viel Wis haben, um bey diefem Fiſche die Veranlaffung zum Nahmen Pferdefchwang (Hippurus ) zu entdecken. Im mitteländifhen umd Im großen Weltmeere, gorzüglich in der Gegend von Africa hält fich der gefleckte Stutzkopf häufig auf. Wenn heftige Stürs me die Meere erregen, dann fieht man diefe Fiſche zahlreid) um die Schiffe herumfchwärmen, als wolls ten die armen hin und bergejagten Thiere hier Schuß und eine Freyftättefuchen. Das Naͤhmliche bemerkt man aud) bey den Delphinen. Es gibt kaum einen ſchnellern Fifch, als der gefleckte Srußtopf if. Er werfolgt felbft die fliegenden Fifche, befenders die fliegenden Häringe, und wenn diefe dann endlich zum außerften Hilfämittel greifen, das ihnen die Natur gab, und ſich vermitrelft ihrer Floſſen über dad Waſ⸗ few Der aefleckte Stutzkopf. 313 fer erheben; fo wartet er mit anfaeiperrtem Rachen, bis fie wieder ind Waſſer zuruͤckfallen; dennerfcheint wohl zu wiffen, daß dieſes Fliegen nicht viel auf ſich babe, und daß es nicht lange anftehen werde, bis fie wieder in ihr Element zuruͤckkehren, fobald ihre Fluͤgel trocden werden, Selbſt fliegen Fann er nicht, wohl aber hüpft er zumeilen eine Klafter hoch fenfs vecht in die Luft. Seine Gefraͤßigkeit ift außere drdentlich groß und er verſchont feiner eignen Art nicht. Alles, was ihm nur in den Weg kommt, verfchlingt er, und eben deßwegen ſcheint er auch die Schiffe gern zu begleiten, um was aus ihnen weggeworfen wird, mwegzufchnappen. Pater Pluͤ⸗ mier fand fogar im Magen eines folchen Fifches: fünf Nägel, unter denen einer fünf Zoll lang war, Um folche Speife zu fich zu nehmen, muß man doch wohl entweder recht heiß hungrig feyn , oder blindlings alles verfchluden, was vorkommt, Seine Eyer abzufegen, nähert ſich diefer Fifch felfigen fern, Dieß gefchieht gewöhnlichim Herbſte. Um diefe Zeit ift er auch am leichteften zu befommen, Man fieht ihn dann in zahlreicher Geſellſchaft am feihten Strande, und es ift ein prächtiges Schaus fpiel, wenn die Sonne gerade auf fie fheint, und % Sifche LT Kr ihre 314 Der Meerpfau. ihre Bewegungen das lieblichfte Farbenfpiel verurs fachen. Sonft aber lieben fie die hohe See, wo-fie einfam leben, und nur einzeln gefangen werben, Den Winter über bleiben fie am Grunde des Meeres, So behauptet wenigftens Ariftoteles, und eben diefer Naturforfcher verfichert, diefer Fiſch wachſe fo ſchnell, daß ihm Fein anderer darin gleich Fonıme. Wir müßen das unentfchieden laffen, obgleich wir nicht umhin koͤnnen, die Bemerkung hinzuzufügen, daß wohl nicht leicht ein Naturforfcher ſich in einer gluͤck⸗ lihern Lage befunden habe, um die gründlichften Erfundigungen einzuziehen, als diefer alte Weife, Man findet den gefledten Stugfopf vier bis fuͤnf Fuß groß. Sein Fleiſch iſt vortrefflih, und wird gewoͤhnlich aus dem Salzwaſſer gekocht, mit Butter und Senf oder mit Citronenſaft und Peter⸗ filie gegeſſen. Noch weit ſchoͤner als der gefleckte Stutzkopf iſt der Meerpfau (C. Plumieri, le Paondemer 113), den Pater Plümier zuerft befannt gemacht hat, das her er im Syftem nad) ihm genannt wurde, Die fünf und funfzig Strahlen feiner Afterfloffe kann man als feinen unterfcheidenden Charakter betrach⸗ ten, Auf feinem bräunlichen Rücken bemerft man unges Der Meerpfau. 315 ungemein fchdne, blaue, gefchlängelte Bänder, und die goldgelben Seiten, und ein ſilberſchimmernder Bauch erheben ſeine Schoͤnheit nicht wenig. Sein ‚Kopf iſt lang, breit und ſchuppenlos; das Maul weit; bie Kinnladen find gleich) lang, und voll ſtar⸗ Ber, fpigiger Zähne, aus denen man fchließen muß, der Meerpfau fey ein ftarfer Räuber, Vor ven gros Ben Augen liegen zwey Deffnungen, und mehrere blaue Streifen, Die Kiemendedel endigen fich in einen fiumpfen Winkel, und ſtarke, krumme Strah⸗ len unterſtuͤtzen die freyliegende Kiemenhaut. In der Form wie in den Farben dieſes Fiſches, herrſcht eine ziemliche Mannigfaltigkeit. Die Bruſt⸗ und Bauchfloſſen, die, wie es dieſer Ordnung eigen iſt, gerade uͤbereinander ſtehen, ſind kurz, da, wo ſie ein⸗ gelenkt find, braͤunlich, am Rande aber grau; die Strahlen vielzweigig. Einfache aber hat die bios lette Ruͤckenfloſſe, und die blaßgelbe Afterfloffe, und fehr bunt ift die Halbmondfürmige Schwanzfloffe, die am Anfange gelb, in der Mitte röthlich, und am Rande ſchoͤn blau eingefaßt ift. Un die antilliſchen Inſuln wird dieſes prächtige Geſchoͤpf gefangen. Es erreicht eine anſehnliche ae Sein Fleiſch iſt wohlſchmeckend. Aber Rr 2 au” Na 316 Der Meerpfau. außer ihm hat dieſe Gattung noch andere reizende Mitglieder, Muüßten wir nicht unfern Raum forgs fältig zu Rathe halten, fo konnten wir noch manches anführen, das bemerkt zu werden verdient: z. B. den Sprenfelfifh (C. Eguifelis), deffen grüne im Silber fpielende Hauptfarbe, mit bimmelblauen Flecken fo ſchoͤn gefprenfelt ift, daß man ihn für emaillirt anfehen koͤnnte; den blauen Stugfopf (C. Coerulea, le Rafoir bleu), der durchaus nur eine Farbe hat, und zwar, wie leicht zu erachten, die, von der er feinen Nahmen führt; die Seegel- dorade (C. Velifera ), bie eine ungeheure Ruͤcken⸗ und Afterfloffe befißt, und zu den fliegenden Fifchen gerechnet wird; den Sünffingerfifch (C. Pentada- ctyla, le Rajoir a cing taches) „ der nichts weniger ald fünf Finger, fondern bloß fünf Fleden gerade fo hat, als hätte man ſchwarzgemachte Finger auf . beyden Seiten auf ihm abgedräcti, und weit ſchick⸗ licher Sechsauge heißt. Er ſcheint in einigen Gegen⸗ den von China und den Molukkiſchen Inſuln die Stelle des Kabeljaus zu vertreten. Sein Fleiſch iſt weiß, fett, derb und wohlſchmeckend. Man bes kommt ihn zuweilen fo häufig, daß man nicht alle friſch aufzehren Tann. Dann falzt man eine Menge ein, TXAXXIX. Die Meergrundel. 387 ein, trod'net fie, kurz, behandelt fie faft ganz wie- den Kabeljau, und führt fie aus. Doch) wir müßen von den Stutföpfen abbres chen, und unfere Wanderung weiter fortſetzen. Se I Tab. XL. Meergrundel, Gobio. Die ſchwarze Meergrundel (114). Die Blaus grandel(115). Die Lanzettgrundel (116). Auch das ungeuͤbte Auge wird an den Meergruns deln eine Sonderbarkeit entdecken, die fogleich aufs fällt, und als Unterfeheidungszeichen von andern Sifchgefchlechtern dienen kann. Die Bauchfloſſen ſind naͤhmlich unten ſo zuſammengewachſen, daß ſie eine Trichterform haben, daher man dieſe Fiſche auch Trichterfiſche nennt. Man behauptet, ſie ſol⸗ len ſich damit an Felſen anhängen koͤnnen; allein da vorn kein Stachel iſt, mit dem ſie in die Felſen⸗ maſſe eindringen koͤnnten, ſo iſt ſchwer abzuſehen, wie ſie das im Stande ſeyn ſollten. In England nennt man demungeachtet die Meergrundeln Felſen⸗ fiſche. Sie leben am Grunde des Meeres zwiſchen Steinen und naͤhren ſich von Wuͤrmern, Waſſerin⸗ cz fecten gig Die Meergrundel. fecten und Fifhbrut. Nur wenige werden in Flaͤſ⸗ fen angetroffen. Ihr Koͤrper iſt geſtreckt, ſchuppen⸗ voll und erreicht keine beſondere Groͤße. Der kleine Kopf iſt bald von oben nach unten, bald an den Seiten zuſammengedruͤckt. Das Letztere iſt bey dem Rumpf immer der Fall. Zwiſchen den nahe an der Scheitel liegenden Augen befinden ſich zwey klei⸗ ne, runde Oeffnungen, die man fuͤr nichts anders als für Naſenloͤcher halten kann. Willkuͤhrlich kon⸗ nen die Meergrundeln ihre Augen hervortreiben und einziehen. Die Mundöffnung iſt klein, voll kleiner fpisiger Zähne; der Gaumen hat vier rauhe Kno⸗ chen, die Kiemenhaut 4—5 Strahlen. Gleich bins ter dem After bemerkt man an einigen Meergruns bein eine längliche, fpitig zu laufende Warze. Ihr Nutzen ift noch unbekannt, denn die Vermuthung, fie könnte vielleicht zum Eyerlegen dienen, wird das durch hinlanglich widerlegt, daß man aud) mit ch nem Vergrößerungsglafe feine Spur von einer m nung entdecken Fonnte, Um der Schönpeit willen muß man in der Tat die ſchwarze Meergrundel (G. Niger, le Boule- rot, der Kühling 114) nicht betrachten. Denn die ſchwarzbraunen und gelben Flecke auf weißlichem Grunde : Die ſchwarze Meergrunde, 319 Grunde, gebenihr eben Fein gar glänzendes Anſehen. Aber fie find doch nebit den vierzehn Strahlen der zweyten Ruͤckenfloſſe hinreichend, zum Unterfcheis dungözeichen von andern Meergrundeln zu dienen. Der Körper hat die Form eines Kelld, d.h. er ift vorn di, gegen den Schwanz zu duͤnner. Der Kopf ift von oben nach unten, der Körper an dem Seiten zufammengedrüdt, der Schwanz rund. Hicht gar groß ift die Mundöfinung, und zwo Rei⸗ hen ſpitziger Zähne befeßen die gleich langen Kinns laden, - Graue, harte Schuppen bededen das breite Genicke, fo wie den ganzen Rumpf. Die Floffen find graublau und fchwarzgefledt, Nur die Strahs len der erften Rüdenfloffe find etwas hart; die an⸗ dern find weid). So Hein die Meergrundeln auch find, fo muß man fie doch für Raubfifche halten. Denn fie leben theild von Wafferinfecten, theils von der Brut ihree eignen Art. Aber aud) fie werden oft andern zur Beute, und der Dorf) und Schellfifch ſcheinen an ihrem Sleifche Gefhmad zu finden, In der Nords fee und andern Meeren halten fie ſich auf. Im Srühjahre.verlaffen fie den Grund, und fommen an die Küften und in die Mündungen der Ströme, um ihr 320 "Die Blaugrundel. ihr Gefchlecht fortzupflanzen. Sie fegen ihre Eyer auf die Steine ab. Dieß gnefchieht im May und Juny. Sie werden nur fünf bis ſechs Zoll groß, Ihr Sleifch iſt wohlſchmeckend undangenehm. Man bringt ed in Venedig zu Markte, Blaue Floffen, deren Strahlen in der erften Ruͤ⸗ ckenfloſſe beträchtlich über die Berbindungshaut hers vorftehen, zeichnen die Blaugrundel (G. Jozo, le Goujons bleu 115) aus, Auch fie hat einen an den Seiten zufammengedrüdtten Kopf, gleichlange Kinnladen mit Eleinen Zähnen, und eine nicht gar große Mundöffnung. Ein weißer Ring umgibt den ſchwarzen Augenftern, Ihr Rücken ift bogenförmig undrund, feine Farbe braun, die Seiten find weißlich. An den Ufern der -Nords und Oftfee, fo wie auch im mitteländifchen Meere hat diefe Blaugruns del ihren Aufenthalt, Sie lebt von der Brut der Krabben und Fifche, und wird vier bis ſechs Zoll groß. Ihre Eyer ſetzt ſie an flache, rauhe Stellen ab. Nach ihrer Fruchtbarkeit zu urtheilen, muͤßte es ihrer eine große Menge geben, wenn ſie nicht vie⸗ len andern, groͤßern Fiſchen zum Raube würden, Indeſſen iſt der Verluſt, den der Menſch dadurch leidet, eben gar nicht groß, Denn ihr Fleiſch iſt mager Die Lanzettgeundel. 321 „mager und zäh, „und wird nicht ſeyr geachtet. In einer guten Butterbruͤhe mag man, fie alenfalls wohl noch genießen, wo der Wohlgeſchmack, wenigſtens „zur großen Hälfte, auf Rechnung ‚der Zubereitung „fällt, wie dad bey manchen gerühmten Speifen der ‚Sal feyn möchte, ' Nicht mit Unrecht ehe. die — (G. Lanceolatus 116) ihren Rahmen, denn ihre Schwanzfloſſe iR lanzettfoͤrmig, indem ſie in der „Mitte breit und vorn zugeipist iſt. Sie ift eben das durch von den uͤbrigen Arten ihrer Gattung, deren man 26 rechnet, ; leicht zu unterfcheiden. Ihr lans ger, geſtreckter Körper ift vorn nur wenig fiärfer, ald hinten; -der- längliche Kopf vorn abgeftumpft, die Mundöffnung ziemlich) Klein. Die Kinnladen baben eine gleiche Länge, und find mit Fleinen, fpis „Bigen Zähnen bewaffnet, Aus zwey Blättchen bes „Steht der Kiemendeckel. Nahe bepfammen auf, der Scheitel liegen die Augen, und fiehen ftarf hervor. Ein goldner Ring umgibt. ihren ſchwarzen Stern. Merkwuͤrdig iſt es, daß die wie Dachziegel über ein⸗ ‚ander liegenden Schuppen dieſes Fiſches am Vor⸗ dertheile des Leibes weit kleiner als hinten ſi nd, Mit saufen ſchoͤnen Farben iſt die Lanzettgrundel eben ‚Siehe 1.Th; Meg, nicht 322 Die Lanzettgrundel. nicht geſchmuͤckt. Ein ſchwaches Blau mit roͤthli⸗ “cher Einfaffung bemerkt man an den Baden. Der Rücken ift bräunlich, und der Bauch grau; die Seis ten find gelblih. Da, wo die Gränze zwiſchen den beyden Ruͤckenfloſſen ift, kann man auf jeder Seite einen braunen Fleck wahrnehmen, Die Strahlen der erften Rückenfloffe gehen in lange, weiche Enden aus. Die Bruftfloffe ift gelb und blau eingefaßt. Weit in einander verwachfen find die Bauchfloffen, und eine ungemein durchfichtige Haut verbindet die Strahlen der Rüden: und Afterfloffen. Die gruͤn⸗ lid) gelbe Schwanzfloffe hat einen violetten Rand. In den Flüffen und Bächen der Inſul Martis nique ift die Lanzettgrundel fehr häufig anzutreffen, Sie erreicht eine Größe von g—ıo Zol. Ihr steil iſt wohlſchmeckend. | Wir konnten hier unfern Lefern noch ie " Meergrundel, aus den verfchiedenften Gegenden der Melt anführen; 3. B. die Augengrundel (G. Ocellaris) und die geftreifte (G. Strigatus), von "denen die erfte in den fügen Waſſern von Tahelti. wohnt, die andere aber, in dem diefe durch Cook uns : vergeßliche Inſul umſtroͤmenden friedlichen Ocean ihren Aufenthalt hat; oder die in den fumpfigen Mai: Die Groppe. 323. fern von Amboina lebende Schloſſeriſche Meer⸗ grundel (G. Schlofleri), die auf Krebſe Jagd macht, ſobald fie aber ſich felbft in Gefahr ſieht, fich in den Koth ſtuͤrzt; oder auch. die Gronovifche . (G. Gronovii), die am liebften den unter der hei⸗ fen Zone liegenden americanifchen Dcean zu ihrem | Aufenthalt wählt u.a.m. Doc wir fühlen, daß fo Eurze Notigen weder Unterhaltung noch gründs liche Kenntniffe zu geben vermögen, und zu weits Yäuftigern fehlt es theild an Stoff, theild an Raum. _ —— Tab. XLL Groppe. Cottus. \ Der Kaulkopf (117). Der, Steinpicker, (118). . Der Seefcorpion (119). Nach ſo vielen auslaͤndiſchen Seegeſchoͤpfen, und von den Bewohnern der entlegenſten Meere, die eine Zeitlang unſre Aufmerkſamkeit beſchaͤfftigten, kom⸗ men wir nun zu einem Fiſchgeſchlechte, unter dem ſich doch wieder einmal einer anfrer Landsleute, und ein Bewohner unfrer einheimiſchen Gewaͤſſer und, Zluͤſſe befindet. Wir ſtehen jetzt naͤhmlich bey den Groppen, die ſich durch einen ſehr plattgedruͤckten, Ss ⸗ 0 afürmes 324 . Der Raulkopf. unförmlichen Kopf auszeichnen, der breiter als ihr keilformiger Körper iſt. Den Mangel der Schups pen erſetzen theils die Stacheln am Kopfe, theils die Schilder, mit denen einige bevect find. Ihre Mundöffnung ift weit; jede Kinnlade ift bewaffnet, Nahe an den Augen befinden fi) die kaum fichtbas ren doppelten Naſenloͤcher. Die großen Kiemendeckel ſind bey einigen gezaͤhnt. Die Kiemenhaut hat ſechs Strahlen. Der Rumpf iſt mit acht Floſſen verſehen, wovon zweh an der Brufl, zwey am Balls che und auf dem Rüden,” eine hinter dem After und eine am Schwanze ſitzt. Man nennt die Groppen auch Knorrhaͤhne, weil unter ihnen einer ift, der feis nen Verdruß uͤber den Verluſt feiner Freyheit durch Raurren au kennen gibt. Man kennt 10 Arten, In ganz Deulſchland bekaunt iſt der unfoͤrm⸗ liche Kaulropf (CGobio, Te Chaböt, Rotzkolben, Rotzkober, Kaulquappe, Kolbe 117) Er hält ſich in’ fteinigen, ſandigen Gegenden auf, und wohnt, febr gern in’den Höhlungen, die durd) Steine in Fluͤſſen und Bächen gebildet’ werden, Auch in uns’ fertt Gegenden wird'er, unter dem Nahınen Groͤppe, Häufig gefangen und gegeſſen. Wirklich iſt er auch eine angenehme, geſunde Speiſer Sein Kopf it M; a 33 groß Der Raulkopf: 325: groß und dic, aber plattgedrüct, porn fchmäler ald hinten, und bildet auf beyden Seiten einen Winkel: Der ganze Mund, die Kinnladen, der Gaumen und« der Schlund find voll kleiner Zähne. Ein gelber. Ning umgibt den ſchwarzen Augenftern des Kauls ' kopfs. Jeder feiner einfachen Kiemendedel hat zwey krumme Stacheln, von denen die größere ihre Spitze nach dem Munde zu, die Eleinere aber nad) dem Rumpfe zu kehret. Man entdect fie nur, wenn man mit dem Finger gegen den Kopf zu fährt. Sein allmählich dünner werdender Leib ift ſchleimig und glatt, und voller Heinen Warzen auf der Ober⸗ fläche. Die Farbe dieſes Fiſches ift eigentlic) braum - mit Flecken von unbeftimmter Form; nur hat das Männchen einen grauen, braun gefpvenften, das Meibchen aber einen weißen Baud). Auch find bey jenem alle Floſſen blaͤulich und ſchwarz gefleckt, bey dieſem hingegen gelb und braun gefleckt, und die zweyte Ruͤckenfloſſe hat eine roͤthliche Einfaſſung. Vier bis ſieben Zoll mag die Länge, die der Kaul⸗ Fopf erreicht, betragen. — | © Um feine Eyer abzulegen, macht dad Weibchen eine Grube in den Sand, In diefe legt es diefelben er bleibt fo lange in der Nähe, bie die ungen aus S der 326 Der Steinpicker. der Hülle fchlüpfen; daß es aber fie ausbrüte, und in den größten Gefahren fie nicht verlajfe, ja daß auch der Mann vier Wochen darüber brüte, ift ein vbllig umerweisliches Vorgeben. Im Marz ift die Laichzeit. Fiſchbrut und Mafferinfecten find die Nahrung ded Kaulkopfes. Bloch fand in feinem Magen unverdaute Wafferflöhe und Käfer. Selbſt feiner eignen Art verfchont er nicht, hat aber auch som Hecht und der Forelle große Verfolgungen aus⸗ zuftehen, Oft mag ihn feine Gefchwindigkeit retten, Diefe ift außerordentlich, und er ſchießt wie ein ‘Pfeil von einem Dite zum andern. Mit enggeflochtuen: Netzen und Reußen wirdergefangen. Heller Monds fchein oder fonft ein ftarfes Licht , blenden ihn ſo, daß man ihn mit der Hand aus dem Waſſer nehmen kann, Er fol ftarf am Bandwurm leiden, Man hat oft den Steinpicker (C. Cataphra-: &us, le (ataphractus, Pogge, Knurrhahn, gepan⸗ zerter Gropfiſch 118) zum Beweife angeführt, daß die Fifche nicht ganz ſtumm feyen, und alfo das be= kannte Sprichwort : ſtumm wie ein Fifh, eine Eins fchränfung leide, . Ganz im Allgemeinen möchte fich das wohl auch fchwerlich darthun laſſen. Allein haͤtte man fonft gar Feinen Beweis, daß die Fiſche | SL die * Der Steinpicker. 327 die Gabe der Stimme in einem gewiffen Grade be ſitzen, als unfern Steinpicer oder Knurrhahn, fo "möchte durch ihn allein über dieſe Sache wohl nicht entſchieden werden koͤnnen. Wahr iſt es, er gibt, wenn er gereizt wird, oder in Gefangenſchaft geraͤth, einen knurrenden Laut von ſich; aber das iſt ſo wenig eine eigentliche Stimme als das Schnurren des Maykaͤfers, oder dad Zirpen der Grille. Denn ſo wie bey diefen Inſecten der Schall nicht aus dem ‘ Munde, dem Site der Stimmwerkzeuge, kommt, fo ift das auch bey dem Steinpicker der Fall, und bloß ‘ Die Kiefern bringen den Ton durch ein gewiffes Reis ben hervor, Sein Aufenthalt zwifchen Steinen hat zu feinem Nahmen Veranlaffung gegeben, Er wird an den Klippen der Nordfee fehr häufig gefangen, Um feine Laichzeit erfcheint erin den Mündungen der Elbe und des Eiderfluffes in großer Anzahl, Er lebt von Seeinfecten, befonders von Garnälen, Sm Grunde ift der Steinpicker mit vielen Ends chernen Schilden befleider. Diefe greifen in einans der ein, und find in acht Reihen der Länge nach ge⸗ ordnet, Durch fie befommt der Körper eine achte eckige Form, die ein hinlängliches Unterſcheidungs⸗ zeichen für den Steinpicker iſt. Sein breiter Kopf , hat 328 - Der Seeforpion. hat viele Stacheln und Bartfoferm Auch er ſteckt gleihfam in einem knoͤchernen Futteral, das ober ‚und an beyden Seiten fpißige Hoͤcker und Vertiefuns gen hat. Beſonders bemerkt man an der Schnauze zween mondfürmige Ausfchniste, die wie Zangzähne das drohende Ausſehen des. Steinpickers vermehren. Beyde Kinnladen, deren obere hervorſteht, haben wie der Gaumen mehrere Reihen kleiner ſpitziger Zähne. Die nicht gar große Mundoͤffnung iſt unters halb und mondfoͤrmig. Seine Farbe iſt ganz gemein, ‚oben braun, mit einigen dunkeln Sieden, ‚am Baus ‚che weiß, . Die Bruftfloffe hat eine ziemliche Größe, ‚und ift weißgrau mit ſchwarzen Flecken. Auch bie Ruͤckenfloſſen haben ſolche Flecken. Die Strahlen ‚sagen wie Stacheln hervor. Das Fleiſch dieſes Fiſches iſt onrtreflich. Nur A verſteht ſichs, daß zuvor die Schilder abgezogen: werden muͤſſen. Die Grönländer verachten es. ‚Nicht über ſechs Zoll wird_der Steinpider lang, Oft geraͤth er in die fuͤr die Scheltſche ausgeworf⸗ nen Netze. Ein in der That furchterlihes Ausſehen hatder Seeſorpionc Scorpius, la Scor pene,. Wollkuſe⸗ Wallkutze, Knurrpage, Seemurrer 119). Die bien °_ +.ien * Der Seeſcorpion. 329 fen hervorragenden in eine Spitze fi) endigenden Hoder, und die Stadheln an den Backenknochen geben den Kopfe eine vieledfige Form. Diejenigen Stacheln, die vor den Augen figen, find beweglich, die übrigen aber unbeweglich. Der Rachen ift fo weit, daß man den Seefcorpion in einigen Gegenden Meitmaul nennt. Er Fanı feine Kinnladen, deren obere länger ift, vorſchieben und ruͤckwaͤrts ziehen, ©ie find, wieder Gaumen, vollfpißiger Zähne. Die Bruftfloffe bat einfache Strahlen, was der Charak⸗ ter dieſes Fifches ift. Tief liegen die großen Augen, deren fchwarzen Stern ein’ gelber Ring umaibt, Breite knoͤcherne Strahlen bat die Kiemenhaut, Das Schwarzbraun des Kopfd und des Ruͤckens wird Durch mehrere weiße Puncte und Flecken untere brochen ; eine Menge ftachliger Warzen bekleiden den Rumpf ftatt der Schuppen, befonders bey dem Männchen, das weit rauber als das Weibchen an⸗ zufühlen if. Das leitere hat einen weißen, das Männchen hingegen einen gelb und weiß geflecften Bauch; ja im Frübjahre foll diefer ganz gelb ſeyn, und wie Gold fhimmern. Auch find die Floffen bey ‘den Männchen ardßer und bunter, befonders thun die orangefarbigen Strahlen der Bruſtfloſſen eine gute Wirkung. Sifhel. Th, —t In 330 Der Seeſcorpion. Sn ber Oſt- und Nordfee, im americanifchen Meere, befonders aber um Grönlandund Neufownds and, findet man diefes Seeungeheuer häufig. Nur der Hunger treibt es aus der Tiefe, feinem gewöhns lichen Aufenthalt, in die Höhe, Ein fehr fertiger Schwimmer ift der Seeſcorpion, wobey ihm feine großen Bruftfloffen fehr zu ftatten Fommen mögen, Auch größere Fiſche, als er jelbft ift, haben an ihm einen furchtbaren Gegner, und er verfchont Fein Thier. Seine Kühnheit ift eben fo groß, als feine Lebhaftigkeit, Aber eben diefe macht: ihn oft fehr unvorſichtig, umd. läßt. ihn den Köder mit dent ges fährlichen Eifen verfhlingen. Seine Laichzeit fällt in den December und Jaͤnner. Er ſetzt feine rüthe lihen Eyer zwifchen Seetang ab. Auch er knurrt wie der vorige, und nimmt dabey eine weit drohens dere Miene an, indem er die Floffen ſtraͤubt, und den Rachen weit aufiperrt, Was aber das Krähen anbetrifft, das er bey bevorftehenden Stürmen hoͤ—⸗ ven laſſen fol, fo möchte das bloß durch das ploͤtz⸗ liche Herausſtoßen des eingeſognen Waſſers und der Luft aus der Schwimmblaſe erfolgen. Denn er vermag es, wenn man ihn aus dem Waſſer nimmt, nur einmal, Iſt der Körper von Luft und Waſſer ent⸗ ü Ei — Soc. * AA: 1062 2 N Erg, J HAUT AE Kal 1 Page A ART — Han ! 3 ‘E r 4 RL NE 9 ne — — 5 Drachenkoͤpfe. I 33» entlediget, fo bat auch das Krähen ein Ende, Er erlangt eine Größe von einem bis vier Fuß. In Grönland fpeist man ihn fehr gern, und hält fein: Sleifch befonders den Kranken zutraͤglich. Im nörd: lichen Deutfchland gibt man ihn den Schweinen, weil man bemerkt haben will, daß feine Stacyeln bey Menfchen eine Entzündung verurfachen. Viel⸗ leicht wiſſen diefe Thiere, durch einen glüclichen Inſtinet geleitet, das was am Seefcorpion fehädlich ift, beſſer zu unterfcheiden, und laffen es liegen, — — — — — —— — —— 0 6 — Tab. XLII. XLIM. Drachenkopf. Scorpaena. Der Heinfhuppige Drachenkopf (120). Der Zauberfiſch (121). Der Sliegende (122). Der Fühlhornträger (123). Den der Fiſchgattung, die wir jetzt zu befchreiben im Begriffe ftehen, koͤnnten unfre Lefer glauben, fie feyen auf einmal wieder, wie es fchon manchmal ſchien, ins Gebiethe der Einbildungsfraft verfeßt. Abenteuerliche Geftalten, vegellofe Formen, feltfame Behärajel und Auswüchfe, fieht man. bey allen fie: Tt 2 ben 332 Der Heinfchuppige Drachenfopf. ben Arten Drachenköpfen, und unfre Leſer find fchon gewohnt, wenn fie das Wort Drache hören, an ets was Wunderbared , Ungewöhnliches zu denken, Der Kopf diefer Fifche ift groß, ftumpf, fhuppenlos und voller Stacheln, Knoten, Vertiefungen und | Auswuͤchſe. Ihre ftarken Lippen können fie bervors flogen. Die vielen Fafern, womit fowohl diefe, als aud) die übrigen Theile des Kopfes befeßt find, geben nebft der einzigen Ruͤckenfloſſe, deren vorderer Theil harte, flarfe Stacheln hat, das Gattungskennzei⸗ chen ab. Nahe beyſammen liegen die großen Augen. Der einfache Kiemendeckel hat viele Stacheln. Der Rumpf iſt dick und fleiſchig, und bey allen Drachen⸗ koͤpfen, einen ausgenommen, voller Schuppen. Die breiten , großen Bruftfloffen fien unterwaͤrts. Kleine, rauhe Schuppen, und ein Unterfiefer, dad gegen die Gewohnheit andrer Drachenkoͤpfe, keine Faſern hat, machen den kleinſchuppigen Drachenkopf (S. Porcus, le Scorpion de mer, le Diable oà Crapaud de mer, Dornſchwein 120) leicht zu unterfcheiden. Weber der Nafe und den Augen hat er bärtige Fortfäge, befonders ftehen die grde Bern über den Augen wie Kleine Hörner da, Der ‚Kopf ift groß, die Mundöffnung weit und zahnvoll, die Der Eeinfehuppige Drachenkopf. 333 dieZunge glatt und did, der Gaumen rauh. Ziems lich dicht beyfammen ftehen die Augen auf der Scheis tel. Ihren fchwarzen Stern umgibt ein goldgelber und rother Ring. ine große Menge Stacheln bemerkt man am Backenknochen und Kiemendedel, Sieben Frumme Strahlen unterftügen die Kiemens Öffnung. Sn der langen Ruͤckenfloſſe, die vorn nies derer als hinten iſt, find die zwölf Fürzern Strahlen ſtark und feſt. Seine Hauptfarbe ift oben braun mit ſchwarzen Flecken, nad) unten zu weiß. Die graue Bruftfloffe hat gelb und weißgefledte Strahlen. Auch die andern Floſſen find fledig. An fehr vielen Küften des mittelländifchen Mees res und des Oceans, ift der Drachenkopf ſchon ges fangen worden. Oft verbirgt er fi) hinter Sees kraͤuter, um kleinern Fifchen aufzulauern, wenn fie vorüberfhwimmen. Weil er Feine Schwimmblafe hat, fo bält er fi) gern auf bewachönen Klippen auf, und hilft fi mit feinen Zloffen fort. Auch) Krebſe frißt er. Das gefellichaftliche Leben fcheint er fehr zu lieben, denn man findet ihn faft immer mit andern. Seine Fänge beträgt nicht leicht über einen Fuß. Mir Netzen und Angeln, an denen ſich ein Stuͤck von einem Krebſe ald Köder befindet, | Tt 3 faͤngt 2334 Der Heinfhuppige Drachenkopf. fängt man ihm, Seine Rücenfloffe braucht er zu feiner Vertheidigung. Er richtet fie auf, und ver- wundet Damit, wenn er angegriffen wird, Man muß fie daher beym Anfaflen fett an den aa druͤcken, um nicht verlegt zu werden, Die Alten haben über die guten und böfen Eis genſchaften diefes Kifches gar viel zu fagen gewußt. Sie gaben feine Stacheln für giftig aus, und ſag⸗ ten, man bekäme, wenn man fidy damit ritzte, bes denkliche Zufälle. Doch muß man ihnen zur Ehre nachiagen, daß fie aud) fogleich ein Gegengift be= kannt machten. Das Sleifch der Meerbarbe foll, roh auf die Wunde gelegt, fehleumige Hilfe lei= fien, befonders, wenn es vorher mit Schwefel, Weineſſig, und drey geftoßnen Lorbeeren eingerieben wird. Will man aber den alten Nerzten glauben, fo kommt jenes Gift gegen die Heilkräfte des Fiſches gar in Feinen Betracht. Geine Galle empfiehlt der Mater der Arzneyfunde, Hippofrates ; in weiblichen Zufüllen, Dioscorides weiß durch fie Warzen und Naͤgelauswuͤchſe hinweg zu nehmen, und durd) Brühe von diefem Fiſche abzuführen, und Galen rühmt die Afche ‚von drey Heinen Fiſchchen diefer Art gegen den Blaſenſtein. Nichts kann, wie Plinius vers ſichert, Der Zauberfiſch. 335 fichert, herrlicher feyn, als der Wein, in dem man einen folchen Fisch hat fterben laffen, man mag nun Leberſchmerzen oder Harnbeſchwerden haben, es moͤ⸗ gen einem die Haare ausfallen, oder Flecke auf der Hornhaut ſich zeigen. Schade, ſchade, daß dieſe Heilkraͤfte auch mit vom Zahne der Zeit zernichtet worden ſind! | Noch weit fonderbarer fieht der Zauberfifi (S. Horrida, la Pythonife 121) aus, der einen ſchuppenloſen Körper hat, Sein Kopf ift fürchters Lch, voller Hoͤcker, Vertiefungen, Ausſchnitte und Stacheln. Befonders befindet fich hinter den Aus gen ein runder Nusfchnitt, Der weite Mund oͤffnet fi) oberwärts, Die Unterkinnlade hat die Form eines Hufeiſens, das unten in zwey Spigen aus— geht. Sie ſchließt an die obere wie der Dedel einer Dofe. Wenn der Zauberfiih den Rachen Ichließt, dann fteht fie ſenkrecht; fperrt er ihn auf, fo liegt fie horizontal. Die Augen find fehr klein. Ein gels ber Ring umgibt ihren fchwarzen Stern, Eine Menge Stacheln und Fafern bemerkt man an der übrigen Ropfbefleidung diefes Fiſches, zumal an den Kiemendeckeln, und viele Warzen und Hoͤcker vers steten am Rumpfe die Stelle der fehlenden Schuppen, Die 336 Derfliegende Drachenkopf. Die Floſſen haben eine dicke Haut und ſtarke Strah—⸗ ln. Kell: und dunkelbraun marmorirt iſt feine Haut. Er bewohnt die Gemwäfler um Oftindien, wo er den Nahmen Ikan Swangi Bezar fiihrt, Daß er ein fleifchfreffended Thier fey, und von Kredbfen und Mufcheln lebe, Tann man aus dem Bau feined Maules, und den zum Zermalmen harz ter Schalen nöthigen Werkzeugen fchließen, Ob er eßbar fey oder-nicht, das weiß man noch nicht, obs gleich diefe Entdeckung fonft gewöhnlich jeder gelehrs ten, naturbiftorifchen Unterfuchung vorauszugehen pflegt. > Wenn auch nicht fo furchtbar, doch noch aufs fallender in Abfiht der Geftalt , ift der fliegende Dracbenfopf (S. Volitans, la Scorpene Volante 122). Ungeheuer lange Bruftfloffen, die wie Flüs gel ausfehen, und länger als der Rumpf find, mas hen ihn fehr Eenntlih. ine Menge zadiger Faſern hat der Kopf. Zwey vorzüglich große ftehen über den Augen, Die Mundoͤffnung ift weit, jede Kinns Inde, die diefer Fiſch willkürlich herausitoßen und zuruͤckziehen kann, gleich lang, und vol Kleiner, fpis giger Zähne. Den fdywarzen Augenſtern umgibt ein buntftrahliger Ring. Der Hein gefchuppte Kies men« Der fliegende Drachenkopf. 337 mendeckel geht in einen ſpitzigen Winkel aus. Wie Dachziegel liegen die Schuppen, die den Rumpf be⸗ kleiden, übereinander, Gewaltige, frey emporftes hende Stach:In, haben die Ruͤckenfloſſen und auch ander Bauchfloffe ift das Ende einiger Strahlen frey. In Abficht feiner Farben gibt der fliegende Drachen: Topf einen angenehmen Anblick. Auf dem Kopfe wechfeln orangefarbige und braune Bänder mir weis Ben Linien ab. Der Rumpf ift geld, braun und orangefarbig bandirt. Die Bauch- und Bruftfloffen find violert mit weißen, runden Flecken, die Ruͤ— ckenfloſſenſtacheln, die eine dunfeltraume Haut vere bindet, braun und ſchwarz gefleckt, und gelb mit ſchwarz abwechielnd die Strahlen ver Schwanz⸗ and Afterfloffe, | In den Fluͤſſen von Amboina halt ſich diefer ſchoͤne Fiſch auf. Man hat Urfache zu vermuthen, daß er, von feinen Feinden verfolgt, fein gewoͤhn⸗ liches Element verlaffe, ſich vermittelft feiner Flügels ähnlichen Floſſen in die Luft erhebe, und fo der Gefahr entgehe. Hoͤchſt überrafchend muß dieſes Schauſpiel für den ſeyn, der zum erftenmal ein fols ches Ungeheuer aus den Wellen emporfteigen, und in einer höhern Region Schu und Sicherheit für SihelTh Yu chen 338 Der Fuͤhlhorntraͤger. hen ſieht. Nur ſchade, daß man dieſen Anblick nicht lange genießen kann, weil der Flug nur ſo lange dauert, als die Flugfloſſen, wenn wir ung die ſes Ausdrucks bedienen dürfen, naß find. Der flie: gende Drachenkopf iſt ein Raubfiſch und ſcheint vorzuͤglich von dei Brut andrer Fiſche zu leben. Sein Fleiſch iſt weiß, derb und wohlſchmeckend. Mit Netzen und Augeln faͤngt man ihn. Er wird kaum einen Fuß lang. | Saft moͤchten wir den Fuͤhlhorntraͤger (8. Antennata; la Scorpene a antennes 123) nod) feltfamer nennen, Ihn zeichnet das mitten durch die Augen gehende Band unter feineit Brüdern aus; Yeber den Augen ſtehen ein Paar artige geringelte Auswuͤchſe mit Wülften. Eine große Menge Sta- cheln machen den Kopf ganz rauh anzufühlen, In der weiten Mundöffnung ftehen viele Reihen ſpitzi⸗ ger Zähne. Die mit Auswuͤchſen reichlich beſetzte Oberlippe kann der Fühlhorhträger vörfchieben und zuruͤckziehen. Der Kiemenvdedel endigt ſich in eine Spitze, und die Kiemenhaut hat ſechs krumme Strahlen. Weit uͤber ihre Berbindungshäut ragen die Strahlen der Bruſt- und Ruͤckenfloſſe hervor. Sie find bey jenen weiß, bey dieſen, den Ruͤcken— floſſen, - Der Fühlhornträger, 339 floffen, ſchwarz und weiß gefledt, Das letere ift auch bey den übrigen Floffen der Fall, auch haben fie weißliche Verbindungshäute, die Bruſt- und Bauch⸗ floſſen, bey denen fie violett find, ausgenommen, Die Farbe ded Kopfs und des Rumpfs ift gelb und braun, jener gefledft, diefer aber bandiıt, Im Ganzen genommen fieht diefer Sich ziemlich bunt aus, Der Fühlhornträger hat mit dem fliegenden Drachenfopf einerley Aufenthalt gemein, foll aber etrwag größer werden, Sein Sleifch findet man weiß und wohlſchmeckend. Die AehnlichFeit diefer beyden Fiſche hat einige Naturforfcher auf den Gedanken gebracht, ob fie nicht etwa Mann und Weib feyn Fonnten, Allein der um die Naturges ſchichte der Fifche unfterblich verdiente Bloch, hat nicht weniger als zwölf auffallende Verfchiedenheiten im Baue biefer Fifche angeführt, die ihn beſtimmt haben, in beyden eine eigne Art zu erkennen, Mir muͤßen e8 dem Scharfblic® unſrer Lefer überlaffen, diefe Verſchiedenheiten aufzufuchen , obgleich wir auch hier unfere Klage über die Eingefchränftheit unſers Raumes, zumal in Abficht der Abbildungen, wiederhohlen Fonnten — wenn nur —7 Klagen etwas gebeſſert wuͤrde. in. | Uu2 & 340 Die Stachelſau— So wie wir zuvor einen Drachenkopf kennen lernten, der, feiner kleinen Schuppen wegen, der Heinfchuppige hieß, fp gibt es auch einen, der den Nahmen der großfchuppige trägt, — Freunde ders ber Nahmen, werden die Benennung Stachelſau (S. Serofa, la Scorpene & grandes ecailles, la Crabe des Biarrits, ou le Saccarilla des Basques), die man ihm gab, ganz ſchicklich und wohlgewahlt finden. Diefer Fifch gehört unter die größten feiner Gattung. . Denn er wird bey vier Ellen lang. Sein weitgefpaltner Rachen hat ihm den Nahmen Großs maul erworben. Seine Gefräßigkeit ift außerora dentlich. Nicht nur die Zifhe haben von feinen - Zähnen viel zu fürchten, fondern felbft die Seenögel, die nahe an der Oberfläche des Meeres hin und hera kreuzen, um etwa hie und da einen forglos ſpielen⸗ den, oder Luftfchöpfenden Fiſch ſchnell zu erſchnap⸗ pen, werden die Beute dieſes Raͤubers. Eine ge⸗ wiſſe Moͤvenart, die Hafmoͤve heißt, ſcheint ihm be⸗ ſonders angenehm zu ſeyn. Er iſt im mittelländis ſchen, im atlantiſchen und im Nordmeere zu Hauſe. Auch um das Vorgebirge der guten Hoffnung iſt der großſchuppige Drachenkopf ſchon geſehen worden. An ſeinen Stacheln kann man ſich leicht verletzen, wenn TXLA. SEE Tre 3 ag 221 Spiegelſiſche. 341 wenn man ihn unvorſichtig angreift. Ueber ſein Fleiſch ſind die Meinungen getheilt. Einige finden es wohlſchmeckend, andere ſo ſchlecht, daß fie nur den Thran benuͤtzen, den ſie aus der Leber gewinnen. Uebrigens ift diefer Fiſch, unter feinen Gattungs⸗ verwandten, an der mit Faſern beſetzten Seitenli— nie und den großen Schuppen leiht zu kennen. Seine braunrothe Farbe hat hie und da eine weiße liche Spielung, und dunklere Flecken. Die Strahlen der blaͤulichen Floſſen ſind gelb und braun gefleckt. ——— — —— * Tab. XLIII & XLIV. Spiegelfiſch. Zevs. Die Pflugſchar (124). Der Liſtige (125). Der Sonnenfiſch (126). Der langharige Spiegelfiſch (127) Wieder eine wunderbare Form des Koͤrpers be⸗ merken wir bey den Spiegelfiſchen, mit denen wir dieſen Band unſrer Unterhaltungen beſchließen, ob⸗ gleich wir mit der Ordnung, in die fie gehören, noch nicht zu Ende find, An beyden Seiten zufammens gedrückt, und außerordentlich dünn find die Spies gelfifche, Die Ruͤckenfloſſe hat haarartige Strah⸗ uu3 len 342 Die Pflugſchar. len. Dieß find ihre Gattungsfennzeihen. Man kann Faum feltjamere Gefchöpfe fehen, alö fie find, Der Kopf ift vorn abſchuͤßig und fpikt fi) in eine Schnauze zu, auf die Art, wie mehrere vierfuͤßige Thiere zu haben pflegen. Der Körper ift fo flad) wie ein Brett, glänzt aber dabey wie ein Spiegel. Einige unter ihnen fehen wuflih furchtbar aus, - Ihre auffallende Geftalt mußte nothwendig die Aufs merkfamfeit der Freunde der Natur feifeln, obgleich 83 fehr zu bedauren ift, daß fie in Abficht ihrer Sitten, ihrer Lebensweife noch wenig beobachtet find. Man fennt bereits acht Arten, In den brafilianifchen und norwegiſchen Ge— wäffern halt fih die Pflugſchar (Z. Vomer, le Fomer 124) auf, Ihre die Länge des Rumpfs übertreffenden Strahlen der Rücken: und Afterfloffe zeichnen fie unter ihren Gattungsperwandten hin laͤnglich aus, Sehr breit, duͤnn und fchuppenlos it ihe Körper, außerft abfehüßig der lange Kopf, nicht allzugroß die Mundöffnung, und voll Fleiner fpigigen Zähne jede Kinnlade. Dicht vor den Aus gen liegen die Nafenlöcher, und den ſchwarzen Au⸗ genftern umgibt ein ſilberner Ring, auf den ein vos ther folgt, Aus einem ſchmalen Blättchen beſteht der Die Pflugſchar. 343 der lange Kiemendedel. Hinter den fehmalen, lan: gen Bauchflejfen liegt der After und nahe bey die— fen befinden fich gefrümmte Stacheln, die gewiß nicht ohne Nutzen für ihren Beliger find, Auch vor der Ruͤckenfloſſe befinden ſich ähnliche, etwas Hleinere Stacheln. Vielleicht dienen fie diefem Ge: ſchoͤpfe, das wegen feiner Leichtigkeit und Dünne ein unaufhörliches Spiel der Wellen feyn müßte, fid) etwas anzuhalten, So ähnlich auch die Pflug— ſchar, die man um Brafilien findet, der norwegi— fchen ift, fo unterfcheiden fie fich doch durch ihre Farbe. Denn bey jener fpielen Kopf und Rumpf ins Blaue, bey diefer Aber ins Purptrfarbige, Beyde haben übrigens einen trefflichen Schimmer; als wären fie mit Silberblech überzogen, und ſchoͤne blaue Floſſen. Nicht mehr als einen halben Fuß Länge erreicht, fo viel bis jegt davon bekannt geworden ift, die Pflug: fchar. Bey einem fo dünnen Körper, wie fie hat, kann man fid) leicht vorftellen, daß nicht viel Fleisch an ihr zu fuchen feyn ‚möge. Das Wenige aber, was daran ift, foll ſehr wohlſchmeckend ſeyn. Mus fheln und Krebebrut find ihre Nahrung, Man fängt fie mit Netzen und mit. Angeln, | Eine 344 Der liſtige Spiegelfifch. Eine außerft merkwuͤrdige Einrichtung hat man an dem liſtigen Spiegelfifh (Z. Infidiator, le Kufe 125) in Abfiht auf den Bau des Mundes wahrgenommen. Eigentlich liegt er oben, und hat eine ziemlich unbegueme Lage um Speife einzunehs men. Feaft man aber die gerade aufftehende Unterz Tinnlade an, um den Mund zu öffnen, fo beugt fie fi) nad) vorwärts, und befommt eine gerade, box sizontale Richtung. Die obere Kinnlade zieht fich nun heraus, und bildet mit Der untern eine roͤhren— formige Schnauze, an deren Spiße num die Munde Öffnung tft, die zuvor oben war, Sobald aber der Fiſch feine obere Kinnlade wieder einzieht, fo legt fi) die untere wie eine Klappe aufwärts. Ein trefflicher, hoͤchſt wohlthätiger Bau für diefen Spies gelfiſch, der, wenn er an der Oberfläche ſchwimmt, um Waſſermuͤcken und Inſecten zu bekommen, plöglid) feinen Rüßel hervorftoßt, und indem er das eingefogne Waffer nad) ihnen ſpruͤtzt, fie gleichfam aus der Luft herunterſchießt, um fie zu haſchen. Wer erftaunt nicht über die mannigfaltige Weisheit des Schöpfers , die dem feheinbaren Mangel eines zum Zange ungefchickten Rachen dadurch abzubelfen wußte, Daß fie diefem Fifche dns Vermoͤgen gab, das u a tn a a u Me a De Te BET nn cl un al a Zn ul Der Sonnenfiſch. 345 das ſtumpfe Maul plöglich in einen Ruͤßel zu vers wandeln. Sorglos nähert fich ein mit der Geſchick⸗ lichkeit diefes Geſchoͤpfs unbekannter Fiſch; er ahn⸗ det nicht, daß ſein Feind ſein Fangwerkzeug verlaͤn⸗ gern, ja wohl auf eine ziemliche Entfernung ihn treffen koͤnne, und fo wird er, ohne daß er es vers muthen konnte, dem Spiegelfiihe zum Raube. So gab die Natur einem Geſchoͤpfe verborgne Wafs fen, und ließ ein anderes in einer gluͤcklichen Un⸗ wiſſenheit, uͤber die Gefahren, die es umgeben. In den ſuͤßen Waſſern von Surate wohnt er. Sein brauner Ruͤcken und ſeine ſilberfarbigen Seiten ſind ſchwarz gefleckt. Sehr fett und wohlſchmeckend iſt ſein Fleiſch. | Mer wird nicht den Sonnenfifch (Z. Faber, ia Dorde, Meerfhmidt, St. Peterfifch, glänzender Spiegelfifch 126) ſchon um feiner lebhaften, gläns zenden Farbe willen, feiner Aufmerkſamkeit würs digen? Wer nicht über den Goldglanz, womit die freygebige Natur auch in der Tiefe des Meeres die Gefchöpfe zu ſchmuͤcken wußte, erftaunen? Mer nicht aud) darin eine höhere Abficht ahnden, da es lächerliche Eitelkeit wäre, wenn der Meuſch, deſſen Blicken ſich doch manches ſchoͤne Gefhöpf Jahr⸗ Fiſche J. Th. Ex tau⸗ 346 Der Sonnenfiſch. tauſende, ja vielleicht bis: auf dieſe Stunde entzog, annehmen wollte, aller Schmud, alle Schönheiten, elle Kräfte „der, Natıw feyen bloß um feinetwillen da, für ihn leuchte das, Johanniswuͤrmchen, für ihn nur finge die Nachtigall, für ihn nur glänze, der Sonnenfiſch. Hat auch der Vater der Natur durch dieſe und aͤhnliche Prachtgeſchoͤpfe den Aufenthalt des Menſchen auf dieſer Erde verſchoͤnert, ſo war das wohl nicht erſter und vorzuͤglichſter Endzweck, und nur der Egois mus, der in allem bloß ſein liebes Ich ſieht, kann ſich davon uͤberreden. Die groͤßtmoͤg⸗ liche Summe in. ihrer Art vollkommner, ihrer Bes flimmung in der Kette von Weſen -angemeßner Geſchoͤpfe hervorzubringen, und dadurch die würdig. ſten Begriffe von dem Urheber des fo bevölkerten Weltalls zu verbreiten, das war wohl ein größerer, anftändigerer Zweck des Schoͤpfers, als bloß das fluͤchtige, voruͤbereilende Vergnuͤgen hervorzubrin⸗ gen, das der Anblick einer ſchͤnen Form, oder einer | lieblichen Karbe verurfacht. Durd) zwey Afterflofien zeichnet fich * Son⸗ nenfiſch unter ſeiner Gattung aus. Sein Kopf iſt groß, die Mundoͤffnung weit, die Unterkinnlade ſtark hervorſtehend. Sie fowohl, ald die obere, iſt mit Der Sonnenfiſch. 347 mit fpißigen,, einwärts geboanen Zähnen reihen: weife beſetzt. Die großen nahe beyſammenliegen⸗ den Augen haben einen fehwarzen Stern mit einent ‚gelben Ringe, Gleich vor ihnen liegen die Nafen- Tücher. Aus zwey Blättchen beftehen die Kiemenz deckel. Mit ganz fonderbaren Stacheln ift der Rüden wie der Bauch beſetzt. Einfach find die, die ſich an den Strahlen der erften Ruͤckenfloſſe bes finden, doppelt die übrigen. Kleine, duͤnne Schups pen bededfen den ganzen Rumpf. Gie find fo Klein, daß einige an ihrem Dafeyn gezweifelt haben. Un⸗ ter den grauen, gelb eingefaßten Bruftfloffen, geht son dem Schulterfnochen aus, der ihr zur Unters ſtuͤtzung dient, eine Fürzere und eine längere Spite hervor; jene ift nach dem Rüden, diefe nach dens Bauche zu gekehret. Die Strahlen der erften Rü- cken⸗ und der vordern Afterfloffe find ftarf und kno⸗ chig, jene haben fadenartige Anhaͤnge. Einen praͤchtigen Metallglanz, den nachzuahmen faſt un⸗ moͤglich iſt, und einen dunkeln Ruͤcken hat dieſer Fiſch. Nicht weit von der Bruſtfloſſe ſteht ein run⸗ der, dunkler Fleck oder Spiegel. Leute, die in Ver— gleichungen ſtark ſind, haben ihn mit dem Stater verglichen, den zu bezahlen, Petrus durch einen m ER gluͤck⸗ 348 Der Sonnenfiſch. glücklichen Fang in Stand gefegt wurde, Man muß fagen, daß dieß die größte Höhe von menſch⸗ lichem Wit oder Aberwig fey , foldhe Vergleichuns gen anzuſtellen. Es ift unmöglich, die Aehnlichkeit diefed Flecken mit einem Stater zu verfennen, weil jener rumd iſt, und diefer vermuthlid) eben dieſe Form hatte; denn wir wollen nicht hoffen, daß er eine Klippe war, was den großen Erfinder des des Nahmens Peterfiſch fehr in die Enge treiben müßte, Wenn man den Sonnenftich anfaßt, fo gibt er einen Laut von fich, den er durch Bewegung, feiner Kiemendedel hervorbringt, Man findet ihn einen bis anderthalb. Fuß lang, und zehn bis zwoͤlf Pfund fhwer. In der Nordfee und im mittelländifchen Meere ift er zu Haufe, Sein ſtark bewaffneter Rachen läßt vermuthen, daß er ein gefräßiger Räuber fey. Vorzüglich flellt er den Fiſchen nach, die fich, um zu laichen, an die Ufer begeben. ‚Aber eben hier firdet auch er oft das Ende feines Lebens, Mit allem kann man ihn ankoͤdern. Sehr wohl: ſchmeckend ift fein Fleiſch. Es gibt gefotten und gebaden ein fehr gutes Gerichte Warum der Sonnenfiſch in Heilgeland Haͤringskoͤnig heiße, wiſſen Der langharige Spiegelfiſch. 349 wiffen wir nicht. Vielleicht ift er Bet Borläus fer der Häringe. Aeußerſt lange, haarfoͤrmige Strahlen der Rüden: und Afterfloffe , erwarben dem langbari: gen Spiegelfifch (Z. Ciliaris, le Gal à longs cheveux 127) feinen Rahmen. Sein dünner, raus tenformiger Korper ift faft eben fo breit ald lang, und hat Feine Schuppen. Der Kleine Kopf endigt fih in ein ziemlich weites Maul, deſſen untere Kinnlade vorfteht, übrigens aber wie die obere mit fpisigen Zähnen befegt ift, Groß und rund find die Augen. Ein filberfarbiger Ring umgibt den fehwarzen Stern. In eben der bogigen Krümmung wie der Rüden, lauft die Seitenlinie nach dem Schwanze zu. Die Hauptfarbe dieſes Spiegel: fifches ift filberfarbig; nur iſt der Kopf oben bräuns lid), der Kiemendedel gelb, der Ruͤcken blaulich. Alle Floſſen ſind braun. Außer den langen, haar—⸗ ähnlichen Fortſaͤtzen einiger Strahlen der Ruͤcken— und Afterfloffe bemerkt man an beyden kürzere, die fih theild in einfache, theild in doppelte Spitzen endigen, In Oftindien ift diefer Such zu Haufe, Um feines zähen Fleiſches willen. wird er nicht geachtet, | xr3 Saft 350 Meerhahn. Faſt in den Meeren aller Zonen, beſonders um America, wird ein andrer außerordentlich duͤnner Spiegelfiſch, de Meerhahn (2. Gallus. le Coq de mer, la Lune) gefunden. Er zeichnet ſich bes fonderd Dadurch vor andern Spiegelfilchen aus, daß der zehnte Strahl der Rüden: und der zweyte Strahl der Afterfloffe länger als alle übrigen find. Sehr abfchüßig ift der große Kopf, weit die Mundöffnung und voll Kleiner Zähne jede Kinnlade, Der ganze Körper hat einen prachtigen Silberglanz, der ind Grünliche fpielt. Seine Floffen find ſchoͤn gruͤn. Er wird nicht über einen halben Fuß groß. Sein Fleiſch ift wohlſchmeckend und wird gekocht und gebraten gegeſſen. Geine Nahrung mag in Mürmern, Inſecten und in der Brut der Wafferges’ ſchoͤpfe beſtehen; denn zu größern fcheinen ihm die Zähne zu fehlen, Hier müßen wir nun noch eines vor nicht gar langer Zeit entdeckten, fonderbaren Fifches gedenken, den einige den Spiegelfifchen, andere den Klipp: fiſchen bengefellen, dem aber andere, wie billig, die Ehre, eine eigne Gattung auszumachen, zuerkennen. Mir meinen den durchfichtigen Bruftfaltenfifch (Sternoptyx diaphana ), Noch ift weder feine i Hei: Bruſtfaltenfiſch. 351 Heimath, nod) der Umftand, vb er in füßem oder Seewaffer lebt, genau bekannt. Höchit wahrfcheins lich ift Zamaica fein Vaterland, Das einzige Exem— plar, das bisher beichrieben worden ift, hat etwa drey Zoll in die Länge. Ob dieß feine wahre Größe fey, die er erreicht, ift noch unentfchieden, Kopf und Bruft find vorn fehr ſtumpf, und wie gerade abgeichnitten. Die Mundöffnung zeichnet fich we: niger durch) ihre Größe ald durch ihre Richtung aus. Diefe geht nämlich fat ganz gerade und fenkrecht ‚herab. Die Zähne, mit denen er befeßt iſt, find fo Hein, daß man ſich mehr durch das Gefuͤhl als durch das Auge von ihrem Daſeyn überzeugen muß. In der Gegend der Bruftlinie ftoßen zwey fchiefe Flächen in der Mitte in eine fcharfe Kante zufammen, Das Ganze gleicht dem geferbten Schloffe einiger Mu: fheln. Was der Zweck diefer Bildung bey unjerm Fiſche feyn mag, iſt ſchwer anzugeben. Da manan feinem Fiſche etwas ähnliches findet, fo kann man aud) dadurch nicht auf die Spur fommen, Doc) dieſer Fiſch hat noch einen Theil, der in der That fonderbarer al& der bereits angeführte if. Ein Theil des Bauches ift nahmlich durchſichtig, und fo duͤnn wie das feinfte Blärtchen von rußiſchem Glafe. Der Ah Sr Buhl / 352 Spiegelfiſche. Körper hat ganz und gar Feine Schuppen, aber die duͤnne Silberhaut, die ihn uͤberzieht, ift hie und da runzlig. Ob dieß aber Natur fey, over ob bloß der Weingeiſt, in dem das Eremplar, von dem wirre den, aufbewahrt wurde, dieſe Runzeln hervorges bracht habe, läßt fich nicht beſtimmen, bis mehrere Erfahrungen hierin Licht geben, Der Rücken iſt | braungrün, und geht nach den Seiten zu in die fchon genannte Silberfarbe über, Am Anfange der Rs ckenfloſſe ift ein Stachel von ziemlicher Lange und Stärke, Bor diefen fieht ein vollig durchſichtiges Häutchen, ohne alle Strahlen ausgeſpannt. Von feinen Sitten und feiner Lebensweiſe wiſſen wir nichts. Vielleicht wird, wenn in jene Gegenden, des nen er höchft wahrfcheinlich angehört, Ordnung und. Friede, und mit ihnen die Künfte und MWiffenfchaf- ten, die vor dem Gewuͤhle des Krieges fliehen, wiee der zuruͤckkehren, auch diefer Gegenftand näher une terfucht, und dadurch die Naturwiffenfchaft bereichert werden, Möchte doch diefer glücliche Zeitpunck nicht mehr fern feyn! Ende bes erſten ‘Bandes der Unterhaltungen as der Naturgeſchichte der Fiſche. N en, > Be,” Bor — — * —* N ENTE — — N NM \ 4 7 nr nu ig . + Y a