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Schon has hen wir in der lebten Provinz des Thierreichs, wir meinen die Würmer, deren erften Band wir biemit unſern Leſern vollendet übergeben, eine beträchtliche Strecke zurädgelegt, und nur die Schal- Eoralls und Dilanzemwirmer , die dem zwenten Band der Wuͤrmer, oder den zwölften und leuten des ganzen Werkes ausmachen werden, find uns nod) übrig, um unſre Arbeit zu ſchließen und von unfern verehrs * Leſern Abſchied zu nehmen. Als wir im Jahre 1791, dieſe Unterhaltungen ne der Naturgefchichte anzuliindigen wagten; da herrſchte tiefer Friede im Deutfchland, und fein noch io fcharflichtiges Auge Tonnte die mannigfaltis gen Störungen, die ihren glüdlichen Fortgang bee drohen würden, vorauöfehen. Mit dem folgenden Ssahre, da die Ausgabe diefer als WMWochenblätter erſcheinenden Raturhiftorifchen Unterhaltungen ihren Unfang nahm brach dad Gewitter ded Sirieges, freylich noch etwas entfernt von den Gegenden aus, wo fie die meiften Freunde und Abnehmer gefunden ‘hatten; aber immer näher und näher 308 dasfelbe, _ tobte gerade da am heftigften, wohin die beträchts Lchften Sendungen giengen (die Schweiz, Frank⸗ . Würmer LT, a furth / 4-0 Rorerinnerung . furth a, M. München), und der Blitz ſchlug nahe und oft genug bey dem Verfaſſer derſelben nieder, und traf ſeine gute Vaterſtadt Augsburg und Ihre Induͤſtrie auf eine furchtbare Weiſe. Wie oft ſah Fr die Verlagshandlung, wenn diefe Stadt mit Kriegsheeren fo umringt war, daß die Wachtfeuer der beyden Armeen auf den Thuͤrmen das under | geßliche Schauſpiel eines faſt ununterdrochnen Feuer⸗ guͤrtels um ſie her bildeten, von ihren auswaͤrtigen Freunden gaͤnzlich abgeſchnitten! Wie oft war ſie außer Stande, den regelmäßigen Fortgang dieſes Werkes bekannt zu machen! Wie oft ar die fonft pünctliche, wochentliche Berfendung mit einem Stille ftande bedröht! Und welche Menge von Zerſtreuuns gen, Sorgen, Beängftigungen umgaben nicht den Verfaſſer und raubten ihm bie ſtillen Stunden der Muße von dffentlichen Gefchäften, die er fo gern feinen ihm immer werther gewordnen Lefern ganz gewidmet haͤtte, nun aber mit tauſend andern Ge⸗ genſtaͤnden theilen mußte. Haͤtte man ihm, da er mit Schuͤchternheit dieſes Werk begann, alles, wo⸗ von er, waͤhrend der Herausgabe desſelben, Zeuge ſeyn ſollte, wie in einer Zauberlaterne gezeigt (und wahrhaftig, die Ereigniſſe waren ſo raſch, uner⸗ wartet und wundervoll, daß nur in einer ſolchen eine ſo ſonderbare Folge der verſchiedenſten Auftritte fuͤr moͤglich gehalten werden koͤnnte); hätte man ihm geſagt, daß er, während dieſes Zeitraumes, die K. K. Armee, mit ihrem unfterblichen Heerführer Earl, und ihren Verbündeten; die Ruſſiſche, mit RR | Ihren Porerinnerung. It Ihren Coſaken⸗ und Tartarenregimentern, und Su⸗ warow an der Spiez; die Condeiſche, in franzoͤſi⸗ (chen und ruffifchen Uniformen; die Schweizerlegios en, und dierrepublicanifch - franzöfifchen Heere im Vorruͤcken und Zuruͤckziehen mit ihrem Morean und Deiair, ihren Telegraphen und Neroflaten, und dies ſes alles, mebr als einmal, in und bey feiner Bar terſtadt, erblicken; daß er mit fo verichieönen Nas sionen Wohnung, Zifch, und fein Koftbarftes, feine Zeit, fo lange theilen follte, hatte man ihm voraus⸗ gefagt, daß der Donner der Canonen und das Nafs feln der Artilleriegiige und das Gewinſel der taufend unter feinen Fenſtern vorüber geführten Verwunde⸗ ten und Sterbenden, gar oft die Stille, in der er fo gern an diefem Werke gearbeitet hätte, unters brechen und ihn mit ben lärmenpften Gewühl ums geben, Fury daß alles, was neu, ſchreckhaft, Zeits zaubend, zerfireuend feyu kann, ſich vereinigen wuͤr⸗ de, um, bald den Abnehmern die Luft zur Anfchafs fung, bald ihm dem Verfaffer die nörhige Ruhe und - Sammlung des Geiſtes, bald der Verlagshandlung Muth und Beharrlichkeit zu rauben; hätte man ihm alles das vorausſagen formen: gewiß nie hätte ers gewagt, weiter fortzufahren, und gleich im Anfange würde er feine Feder niedergelegt haben. Unmoͤg⸗ lich Eonnte ſichs daher der Verfaffer verfagen jetzt, da feine Vaterftadt am Schluffe ihrer Drangfale flieht, und er zugleich der Vollendung diefes Werkes ſich nähert, diefen Ruͤckblick auf die widrigen, feinen Sortgang bedrohenden Umftände, mit denen es zu “2 aͤmo⸗ E77 iv Vorerinnerung. kaͤmpfen hatte, zu werfen, beſonders da er ſie in den Augen billiger Richter zur Entſchuldigung fo man⸗ cher ſchwachen Seiten dieſer Unterhaltungen, von denen Niemand mehr als er ſelbſt uͤberzeugt u kann, geltend zu machen wünfchte, ® Und doch gelang es in den num zehn Fahren, welche dieſes Werk dauert, nicht eine einzige Woche (die Todes: und Begräbnißwoche des erſten Mita unternehmers** ausgenommen) die Ausgabe unters brechen zu duͤrfen, oder gar, ehe das Ziel erreicht war⸗ * Dei Berfarfer ihreiht en gerade an dem Taı ge (den 23 April 1801.), da der franzoͤſiſche Stadt⸗ commandant die Etadrfchlüffel übergab und mit der Garniſon abzog. Eilf Monate hatten wir franzoͤſiſche Beſatzung. Man hat die Berech— nung gemacht, daß waͤhrend der Kriegsjahre auf 700,000 Menſchen und 500,000 Pferde durch Augsburg gekommen und groͤßtentheils in und um die Stadt gelegt worden ſeyen. Vom weſt⸗ lichen Ocean bis zum Kafpiichen Meere war. faft feine Nation, von der wir. nicht Mitglieder bes herbergten; Menfchen aus Ramtfchatka, ausSt, Domingo, und ans der Capftadt, fo groß ihre Entfernung feyn mag, trafen bier in Einem Haufe zuſammen; und, ad! wie viele. Hunderte aus den verfhiedenften Gegenden ſchlummein bey uns den Todesſchlaf und ſehen ihre Heimath nie wieder. Solche Erinnerungen draͤngen ſich dem Verfaſſer gerade heute faſt unwillkuͤrlich auf, und er hofft darum Nachſicht fuͤr ihre Erwaͤhnung zu finden, weil, theils ſeine Leſer aͤhnliche Erfahrungen gemacht haben, theild aber auch, wie ſchon ges dacht, in ihnen etwas liegt, was dem Werfe jelbft zur Entfchuldigung gereichen kann. 5* S die Vorrede zum erſten Bande der Inſecten. Vorerinnerung. v war, aufhoͤren zu muͤſſen. Mit einer ſeltnen Be⸗ harrlichkeit blieben die meiſten Leſer vom Anfange bis jetzt Freunde dieſer Unterhaltungen, und wußten ih⸗ nen, ſelbſt in ſo truͤben Zeiten, wie die unſrigen wa⸗ ren, wo man an alles eher, als an die Anſchaffung neuer Buͤcher zu denken hatte, manchen neuen Freund zuzufuͤhren. Es iſt nicht falſche Beſcheidenheit, nicht ſtolze Demuth, es iſt tiefes, wahres Gefuͤhl, was den Verfaſſer das Geſtaͤndniß ablegen laͤßt, daß er, weit entfernt, dieſes ſeltne Gluͤck auf Rechnung der innern Vorzuͤge dieſer Unterhaltungen zu ſetzen, es groͤßtentheils der Nachſicht ſeiner Leſer, ſo wie der ſchonenden Richter, die ſie in oͤffentlichen Blaͤttern fanden, zuſchreibe und verdanke, und daß er darin den ſtaͤrkſten Antrieb gefunden habe, ſeinen moͤglich⸗ ſten Fleiß auf dieſe Arbeit zu wenden. Aber eben dieſe Nachſicht legt ihm die Pflicht auf, nicht ohne Dank und Ruͤhrung von ſeinen Leſern zu ſcheiden, jetzt da er ihnen die letzte Claſſe des Thierreichs übers gibt. Und indem er dieß thut, fühlt er ſich zugleich in. feinem Innerſten gedrungen, am Schluffe einer Arbeit, die ihm fo viele Freuden gab, einen dankba⸗ zen Bli auf den anbethungswürdigen Urheber dee Natur zu werfen, der ihm Zeit und Kräfte ſchenkte, etwas zu richtigerer Kenntniß und einfichtövollerer Bewunderung der herrlichen Werke, die fo fichtbar mit dem Siegel feiner Macht und Güte bezeichnet find, in einem Kreife beyzutragen, in dem Die wichs tigen Entdedungen fcharffinniger Männer entweder an ae oder nur fehr fpat bekannt werden, 03 | Hat ” Borerinnerung. Hat alfo auch gleich der Verfaſſer, wie er wohl fühlt, die Wiſſenſchaft felöft durch feine Verſuche nicht im mindeften bereichert, denn daß ift nicht je= dem gegeben; fo ift er doch zufrieden, ihr bey eints gen, die fie vieleicht verfannten, die Liebe und Werth⸗ ſchaͤtzung verfchafft zu haben, die fie ſo ſehr verdient, Gelang e8 ihm nur, der milden Mutter Natur, die man nicht liebgewinnen kann, ohne feinen eignen ſittlichen Werth zu erhöhen, mehr Freunde und Bes wunderer zu gewinnen, als fie bisher nicht hatte; gelang ed ihm, die Summe der Vorurtheile und des Aberglaubens, der fonft die Naturgefchichte verun⸗ ftaltete, zu vermindern; gelang ed ihn, Werthach⸗ tung aller Gefchöpfe und fehonendere Behandlung derfelben zu befordern, und nicht ohne Wirkung die Fuͤrſprache für oft fo unndthig und zwecklos gequälte, feufzende Creaturen zu übernehmen fo legt er mit dem Bewußtſeyn, feinen befcheidnen Zweck erreicht zu haben, die Feder nieder, und nie wird er die Stunden, die er dieſem Werke widmete, weder übers haupt bereuen, noch aud) fie Insbefondere für feinen Beruf, als Lehrer der Religion, deren ältefte Une Kunde ja die Natur ift, verloren achten, Augsburg, den 23. April 1801, Sottlieb Tobias Wilhelm, Diakon bey St. Jacob, der —8 naturforſchender Freunde zu Berlin RN — —— — Von den Firmen — Unter allen Thierclaſſen iſt keine, auf deren Mit⸗ glieder der ſichtbare Herr der Natur, der Menſch, mit mehr Abſcheu und tieferer Verachtung aus ſei⸗ ner Höhe herabblickte, als auf die Würmer. Bon Jugend auf gewohnt, fie nur unter feinen Füßen zu erblicken, verbindet er mit dem Ausorufe Wurm den Inbegriff des Verächtlichen, Geringfügigen und Huͤlfloſen, und ſo gern er ſonſt die Geſchoͤpfe beob⸗ achtet, und ihre Natur, ihre Sitten, ihren Bau bewundert; fo kann er ſich doch kaum entſchließen, einen Wurm in die Hand zu nehmen, und auch ihm, als einem Glied in der Kette der Weſen, die Aufs merkfamkeit zu widmen, die er verdient, Lind Doc) enthält auch diefe Glaffe, fo gut als irgend eine, Wunder, die and Unglaubliche gränzen; fie gewährt. dem nachdenkenden Beobachter Schaufpiele, die und vielleicht mit einem höhern Grad von Bewune derung und Erſtaunen erfüllen Tonnen, als irgend eine Thierclaffe zu erregen vermag, : Mit Recht bee hot au wis den Bau des Bibers, um Schutz gee 8% gen sur Einfeitung. — gen ein treuloſes Element zu finden; 1— ind et eibte die ungeheuern Corallenfelfen und Riefe, durch hülfs 108 ſcheinende Würmchen am Grunde ded Meeres aufgethuͤrmt, weniger merfwürdige Geböude? Wir finden die fplelenden Federn des Colibri, und das Schillern des Echillerungeld und den Glanz des Pfauenſchweifs ungemein praͤchtig; aber hat dan Die Perle, jenes auch von Menfchen nachgeahmte, ‚aber nie erreichte Werk eines Wurms und jener Pfauenſtein, der das Schloßband einer Mufchel war, und das neufeeländifche Meerrohr, haben fie etwa weniger prächtige Spielungen, weniger Farben⸗ ſchimmer? Wir beobachten mit Vergnuͤgen die Schönheit und Stärke vereinigende Schale, die der Schildkroͤte Schuß und Wohnung gibt; aber find dann bie porcelanartigen Hütten fo vieler Schals thiere und ihre tauſendfache Mannigfaltigkeit weni⸗ ger fchön und ſtark? — Und wenn wir bem Färs beitoff deö Cochenilleinſects und der Seide ber Geis denraupe volle Gerechtigkeit widerfahren laſſen; ſoll⸗ ten wir dieſe dem koſtbaren Saft der Purpurſchnecke und dem ſeidnen Bart der Steckmuſchel verſagen Eonnen? Ja, wie? wenn fid) fogar beweifen ließe, daß nicht nur faft in Abficht auf alles, was uns andre Thierclaſſen ſo wichtig machte, und unſer Er⸗ ſtaunen erregte, auch unter den Wuͤrmern ſich etwas finde, das a damit verglichen werden Fonne, und ihm Einleitung. Be Am die Mage halte: fondern daß und fogar die Wuͤrmer wohl ganz neue, hoͤchſt unerwartete, ans Sabelhafte gränzende Echaufpiele darftelle, wozu wir in andern Glaffen wohl fehwerlich etwas Aehn⸗ liches, als treffendes Gegenſtuͤck, anzugeben vers möchten? Oder zeigt uns nicht biefe Thierclaſſe zar⸗ te, weiche Gefihöpfe, die in der heißen Tempera⸗ tur menfchlicher und thierifcher Eingeweide, mögen diefe and) faft alles Uebrige verzehren und verbauen, anverfehrt bleiben? Lernen wir nicht in ihr Thier⸗ ‚geftalten kennen, von denen man und auf Wort und Treue verfichern muß, dieß feyen weder Pflanzen’ noch Steine, fondern wahre Thiere? Wo enthielte eine andre Thierclaſſe, als die der Würmer, ein Mitglied, aus dem wir, ohne eine-Brut von ihm zu erwarten, ohne diefe zu entwicdeln und auszu⸗ brüten, bloß durch ein gutes Meſſer und durch toͤdt⸗ lich fcheinende Thellungen, mehrere Tauſend, ja Hunderttaufend ähnlicher, hervorzubringen im Stans be wären, wie wir das beym bunten Regenwurm vermögen? Oder wer kaum und auch aus einer an⸗ dern Claſſe ein Thier zeigen, das fich felbft theilt, wie die Naide, um die Nachkommen, die an ihr entftehen, mit dem auszuſteuern, was ihnen zum Leben möthig iſt; ja die wohl gar Kinder, Enkel und Urenkel zugleich an fich WERNE bis die Tren⸗ nung erfolgt? | auns erfolg Due" er Mit diefen Blicken in das Gebieth der Wuͤrmer und die Wunder, die e8 enthalt, wollen wir weiter nichts, als ſchon an der Gränze desfelben dem Vor⸗ uurtheile gegen eine wichtige Thierclaffe begegeen, von der wir jegt einige der vorzüglichften Eigenfchafe ten, die ihre Mitglieder mit einander gemein has ben, anführen müffen , ehe wir zu der Beſchreibung der Gattungen und Arten ſelbſt uͤbergehen. So in die Augen fallend die Charaktere der uͤbrigen Thierclaſſen waren, und ſo zuverlaͤßig und faßlich ſich ihre Graͤnzen beſtimmen ließen; ſo iſt das doch bey den Wuͤrmern weniger der Fall, und der gemeine Sprachgebrauch hat hier eine Verwir⸗ ‚zung veranlaft, fo daß man fich fehr hüten muß, weber alle die Gefchöpfe, die im gemeinen Leben den Nahmen Wurm führen, noch auch) bloß Diejes nigen, denen man diefe Benennung beylegt, für _ Mitglieder diefer Thierclaſſe zu halten; denn fo wuͤr⸗ ben wir fie auf einer Seite mit etwas bereichern, was ihr nicht angehört, auf der andern aber fie ihs res unftreitigen Eigentums berauben. Mag alfo im gemeinen Leben der Seiden⸗ und Kormwurm, mögen alle Raupen und Larven, mdgen die Schnees und. Heerwürmer, ja mögen alle blutlofen, kriechen⸗ den Tihiere mit geftreddtem Körper Würmer heißen, Dagegen aber die vielen Mufchel: und Schned’enbes wohner, die Poigpen und die Korallenthiere und — ⸗ Einleitung. x} hundert andre durch ihre Nahmen, Feine Spur der Claſſe verrathen, der fie angehören; fo darf und doch Fein Sprachgebrauch hierin irre führen, Denn in der Naturgefchichte werden alle diejenigen Thiere, die ftatt des rothen Blutes einen kalten weißen Saft haben, weder wahre Fuͤhlhoͤrner noch auch eigent⸗ liche Fuͤße beſitzen, und nicht erſt durch eine Ver⸗ wandlung in den Zuſtand der Reife uͤbergehen, un⸗ ter die Wuͤrmer verwieſen, und dieſe Claſſe mußte manches unvollkommne, noch nicht hinlaͤnglich uns terfuchte Thier, ja, in Ermanglung einer nähern Kenntniß, oft bloß fein Wohnhaus aufnehmen, weil man nicht wußte, in welche man e3 fonft verſetzen ſollte. Zwey Kennzeichen find ed aber, die die Wuͤr⸗ mer von den fo oft mit ihnen vermengten Inſecten deutlich und in die Augen fallend genug unterfcheis den. Das Eine: daß bey den Würmern an Feine Vers wanblung noch Häutung zu gedenken iſt; das Ans dre aber: was fie aber auch vor allen Thierclaſſen auszeichnet, das erfiaunenswürdfge Vermögen vers flümmelte Theile wieder zu ergänzen, wozu ihre ganz eigne Fortpflanzungsart kommt, über der frey⸗ lich noch ein ziemlich dichter Schleyer des Geheim⸗ niſſes haͤngt. Der Korper der Mirmer ift groͤßtentheils weich und ſchleimig, und beſteht bey einigen aus einer bloßen Gallerte. Nichts kann mannigfaltiger ſeyn, ale xn Einleitung. ‚als die Form und Geſtalt desſelben, ſo daß wir in der Folge unſrer Unterhaltungen aus der Naturges ſchichte der Wuͤrmer eine Menge Thiere Eennen lers nen werden, bey denen wir durd) die ernftlichften Werfiherungen dem Zweifel begegnen müßen, ob das wirklich Thiere jenen: fo wenig verrathen fie anf den erfien Anblick Thieriſches. Faſt alle denk⸗ baren Formen muß man zu Hülfe nehmen, um Die Geftalt der Würmer zu beſchreiben. Sie konnen fadenformig, walzenfoͤrmig, kugelformig, halbku⸗ gelformig, eyfoͤrmig, baumfoͤrmig, aͤſtig, geſternt, beutelartig ſeyn, und noch eine Menge andrer Vers ſchiedenheiten biethet der Anblick ihres Körpers dar. Auch ſeine Einfaſſung iſt hoͤchſtmannigfaltig und hat bald Raͤnder, bald Kerben, bald Franſen, bald Strahlen u. d. m. Bey einigen iſt er nackt und ohne die mindeſte Bekleidung, wie das bey den ei⸗ gentlichen Wuͤrmern der Fall iſt; andre ſind mit Warzen, oder Schuppen, oder Knoͤpfen, oder Sta⸗ cheln beſetzt; wieder andre bedeckt, wie die Seeigel, eine kalkartige Schale, oder ſie verfertigen ſich Sand⸗ koͤcher und roͤhrenformige Huͤlſen. Nur wenige ſind mit Haaren bekleidet. Aber ſehr viele unter dieſer Claſſe tragen, ſo lange ſie leben, ein ihnen ange— bornes Gehaͤuſe mit ſich herum, in dem ſie Schutz und Aufenthalt finden. Doch uͤber dieſe letztern, die Schalthiere oder Conchylien, werden wir, da Einleitung. Um fie fo viel Eignes an ſich haben, eine befondere Eins leitung am Unfange des zweyten Bandes, der den Wouͤrmern gewidmet ift, vorausſenden; hier aber nur deſſen gedenken, was fie mit andern Würmern ‚gemein haben, ——— Wenig aͤußerliche und groͤßtentheils nur ganz einfache Gliedmaßen, zum Theil aber auch gar Feine, Haben die Wuͤrmer, und auffallend unters fcheiden fie fich dadurch von andern Thierclaffen, Zwar bemerken wir an einigen etwas Gliedmaßen Aehnlicheds "Die Negenwürmer und Seeigel bes ſitzen Theile, die offenbar die Beftimmung von Glies dern haben, und mehrere hundert Borften und Matz zen treten aus ihrem Körper nnd leiften die Dienfte der Süße; die Polypen fcheinen mit Nermen aufs gerüftet, und das Meduſenhaupt ‚bat ihrer fogar mehrere Zaufende, womit es feine Bente fo furchte bar umwideln kann, daß fie in einer ſolchen Umar⸗ mung den Geift aufgibt; allein eigentliche Urme und Füße kann man ihnen darum doch noch nicht zufchreis ben. Doch wußte fie die Natur für den Mangel folcher Bewegungswerkzeuge, wie die Füße find, auf eine andre Art zu entfchädigen, Sie gab den Einen eine wunderbare Kraft, ftch bald zuſammen⸗ zuziehen, bald auszudehnen, und überhaupt mans nigfaltige Beftalten anzunehmen; andern ſchenkte fie huͤſchelformige Borſten, Haare u, d. womit fie ſich XIV Einleitung. ſich fortbewegen Fönnen ; wieder andre erhielten Wars zen zum Anſaugen. Eigentliche $lügel Hat kein eins äiges Mitglied diefer Claſſe. Zwar kann fich ber Dintenfiſch aus bei Waſſer erheben und ziemlich - weit fortbewegen; aber das iſt fo wenig ein Flug zu nennen, ald "wenn das vertrocknete Raͤderthier⸗ chen von der Luft fortgeführt wird, oder der Flleg⸗ fiſch eine Etrede über dem Waſſer hinfchwebt, Einige Würmer flehen immer ganz ſtill, wie eingewurzelt, imüffen durchaus etwas haben, am das fie ſich anhängen koͤnnen; andre Fünnen kriechen, ſchleichen, fhwimmen, gehen, An den Theilen, die bey mehren Würmern die Stelle der Füße vers treten, befinden fich jezuweilen — andern aber mangeln ſie. Statt der Fuͤhlhoͤrner, die bey den Iuſeeten von ſo mannigfaltiger Bauart, und ihnen gewiß von großem Nutzen ſind, haben die Wuͤrmer Fuͤhlfaͤden (tentacula). Dieß find biegſame, gemeiniglich uns gegliederte weiche fleiſchige Faͤden, die ſich bald nur am Kopfe befinden, bald auch uͤber andre Theile des Leibes verbreitet ſind. Wenigſtens haben die Seeigel, Meerneſſeln und Meduſen ihrer eine Menge faſt um den ganzen Koͤrper, ſo wie uͤberhaupt bey ihnen ſich nicht wohl von einem Kopfe reden laͤßt, weil ſie keinen haben. Sie ſind zum Theil von einer ſehr anſehnlichen Laͤnge, und ihre Beſtimmung iſt nicht wicht bey allen Würmern die Naͤhmliche. "Die Sees igel brauchen fie zum Gehen; die Armpolypen be⸗ dienen ſich ihrer zum: Fange; die Gartenſchnecke ſcheint an ihren Zühlern die Uugen, wie eine Las ferne, vor ſich her zu tragen; wenigftens faben mehs zere Naturforfcher die ſchwarzen Punkte an ven Spitzen diefer Fühler für Augen an, was freylich Andre dagegen laͤugnen. Diefe Fühler ſcheinen der Sit des feinften Gefühld zu feyn, und bald zus ‚Sicherheit ihrer Befiger, bald zur Wartung vor Ges fahren, bald zum Auffinden der nöthigen Nahrung ungemein viel beyzutragen. Ihre Anzahl ift nicht bey allen Würmern glei), Einige befizen zwey, ‚Andre vier, andre ſechs, wieder Andre noch mehr, ja ganze Büfchel Sühlfaden, Gie find son hoͤchſt mannigfaltiger Geftalt und Structun Bald glei⸗ chen fie Fäden, bald Borften, bald Pfriemen, bald Kämmen, bald Federn, bald Zweigen, bald Schee⸗ sen. Bald find fie ſtumpf, bald fpitig, bald ges wunden, bald gefranst u. d.m, Mas aber die Sins nen der Würmer, und die Werkzeuge derſelben anbes trifft, fo find fie, wie gar vieles, was ins Gebieth diefer Thierclaſſe gehdrt, noch bis auf diefe Stunde in tiefes Dunkel eingehüllt; Einige haben Augen, wie das bey den Dintenfifchen außer allem Zweifel iſt; ‚und mehrere mögen Augen haben, die bis jetzt nur noch nicht wahrgenommen worden find, : Die Pos “ lypen N wi Einleitung. Inpen beſitzen ein aͤußerſt feines Gefühl bes Lichtes, fichtbar macht es einen Eindrucd auf fie, ohne daß das Vergrößerungsglas eigentliche Sehwerkzeuge entdecken koͤnnte. Am Beſitze des Geſchmacks koͤn⸗ onen wir wohl nicht zweifeln, da a mit: — Speiſen zu ſich nehmen. Schon bey den Fiſchen bemerkt man, daß der After bald dem Kopfe näher, bald aber entfernter von ihm ſey. Uber bey den Würmern iſt die Vers fchtedenheit feiner Lage noch weit auffallender. Bey einigen geht feine Oeffnung in den Mund; bey einis gen ift er ganz hinten am Ende des Wurmkoͤrpers, ‚bey andern unten, bey andern oben, Einige haben ‚Ihren After auf dem Rüden, andre an den Seiten, wieder andre am Rande, und einige fogar am Halſe. Um ihre Speife zu fich zu nehmen, gab der Schöpfer den Würmerneinen Mund, ber dad Schau⸗ fpiel der höchften Mannigfaltigfeit gewährt, Lage, Geſtalt, Subſtanz, innere Einrichtung, wie aͤußere Bekleidung, ſind ungemein verſchieden. Bald iſt der Mund vorn, bald hinten, bald iſt er oben, bald unten, und einige haben ihn vollkommen im Mittel⸗ punct des Körpers, Bey einigen iſt das Maul weit, bey andern enge; bey einigen iſt es warzen⸗ bey andern eichelformig; hier bildet bey einem Wurm das Maul einen Ruͤſſel, der fic) aus: und einziehen vo ‚ dort eine Spiße von den mannigfaltigſten For⸗ men: Euleudg. xvn BER febe id) am Dintenwurm einen deitlichen Fre und dort bey der bunten Nereide eine wahre Zange. Unterfuche ic) das Maul der Wuͤrmer nad) feiner Subſtanz, fo finde ich, daß es bey einigen hornartig und feit, bey andern aus Taus ter weichen Warzen zuſammengeſetzt fen, bey andern aus einer Blafe beftehe, Blicke ich ind Innere des Mauls. hinein , fo fehe ich bald Zähne, "bald Star eheln, ‚bald floffenartige Anfaͤtze, bald fünf Klappen Auch außen herum iſt dieſes Maul anf verſchiedne Art bekleidet, Hier hat eins dieſer Befchöpfe Haare am Maul, dort Arme; hier eins büfchelmweife beyſam⸗ menſtehende Warzen, dort eins Hacken und Klauen, und auch die Lippen find bald nackt, bald gefranst, bald haben ſie einen ante ‚ bald einen Ryun Hand | Alle Reiche der Natur find den x Minen —* auch a mag, * zur — Wir denken Hier nicht an die Würmer, die die Ueber⸗ reſte der Menſchen in Graͤbern und Gruͤften verzeh⸗ ren. Denn dieſe kennen unſre Leſer bereits als uns vollkommne Inſectenmaden, die ihre Verwandlungs⸗ periode noch nicht uͤberſtanden haben. Nein, die Wuͤrmer, von denen wir hier reden, warten nicht erſt, bis Tod und Verweſung ihnen den Menſchen prelsgibt. Sie betrachten den Leib des übrigens WMuͤrmer J. Th. b viel⸗ — — vum Cintetunge pielleicht vollkommen geſunden Menſchen als ihre Speiſekammer, und leben, wohnen und vermehren ſich nur in ihm. Auch gelangen ſi ſie nicht etwa erſt durch Waſſer oder Luft, oder ſonſt auf irgend eine Weiſe, in den Koͤrper der Menſchen und Thiere; nein, ſie ſind vielmehr ihnen eigenthuͤmlich und an⸗ geboren, Finnen nirgend anders leben, und begin⸗ nen und vollenden Ihre Laufbahn in demfelben. Denn daß jezuweilen im Waffer ein Bandwurm ähnliches Geſchoͤpf, oder ein andrer fonft nur thierifche Eins geweide bewohnender Wurm gefunden worden, bes weist nichts gegen jene Behauptung, Kann ja au) wohl ein Zufall Inſecten, Froͤche, Salamander in den Leib eines Menichen führen, und die traurigften Erfcheinungen hervorbringen; warum ſollte ſich nicht auch der umgekehrte Fall gedenken laſſen, daß ein eigentlicher Eingeweidewurm an einem andern, als an feinen gewöhnlichen, ihm fonft beftimmten Aufs enthaltsorte, gefunden werden Tonne, Außer der Nahrung, die einige Gattungen diefer Thierclaffe in den Eingeweiden der Menfchen und Thiere fins den, leben andre von Inſecten, Pflanzen, Erde, Kalk u. d. m. ja ed gibt welche, von denen man noch vicht einmal ergruͤndet hat, wovon fie leben moͤgen. Einige koͤnnen ungemein lang faſten, wie das beſon⸗ ders bey den Schnecken und Blutigeln der Fall iſt. Nicht alle Wuͤrmer ſind mit einem ſo beſchraͤnk⸗ — ten ten Aufenthaltsorte zufrieden, wie diejenigen, die ng ben Eingeweiden wohnen. Die — im Waſſer, und halten ſich zuweilen in ungeheurer Anzahl zuſammen, wie uns die Auſterbaͤnke und Corallenriefe überzeugen fönnen. Doch ſcheinen fie keinen ſo geſellſchaftlichen Staat, wie die Bienen, Aumeiſen, ober Bieber zu bilden, und ſich Feine ges genfeitige Hülfe zu leiften, es müßte dad nur bey den fo engverbundnen Blochwürmern und Darms ſcheiden der Fall ſeyn. Einige Wuͤrmer leben bloß in fauligen Saͤften, andre in dumpfen, ſtinkenden Dertern, wieder andre in der Erde, wo fie Die Pflug⸗ {char des fleißigen Landmanns, zur Freude der ihn ‚begleitenden Krähe, aufwuͤhlt. Vielleicht ift felbft die Luft von Würmern bewohnt, wenigſtens will man der Höllenfurie diefen Aufenthalt anweifen. Won den Inſtincten der Wuͤrmer iſt eben noch nicht viel entdeckt worden, denn ihre Beobachtung iſt mit zu großen Schwierigkeiten verbunden. In⸗ deſſen, wenn hier ein Wurm ſich ſtockſtill haͤlt, und nur feine Fühler als Angelſchnuren fpielen laßt, um leichtſinnige Wafferinfecten zu hintergehen; dort ei= ner fein Gehäufe öffnet, um dem Verwegnen , der zwiſchen der Flaffenden Schale den Bewohner heraus hohlen will, die ſchon ausgeſtreckte Hand abzufneie gen, oder wenn der Dintenfifch feine Eyer forgfäla "8 um etwas wigelt, damit der Strom ſie nicht N b 2 fort xx Einleitung fortreiſſe; ſo ſind das doch Beweiſe von Suftineten, ; die ihnen zur Ehre gereichen, Der innere Körperbau der Würmer weicht von dem, den wir bey andern Geſchoͤpfen wahrnehmen, merklich ab; nur muß man freylich eingeſtehen, daß noch bis dieſe Stunde manches unbekannt und nicht hinlaͤnglich beobachtet iſt. Bey einigen findet ſich ein Herz; bey andern aber nicht. Dagegen aber haben mehrere bloß einen Magen und Darmcanal. Werkzeuge zum Athemhohlen hat man bey gar vies Ion Thieren diefer Claſſe eben fo wenig, als diefe bey andern fo unumgänglicd) nöthige Verrichtung des Körpers felbft,, wahrgenommen. Aber das Schaus fpiel des Kreislaufs des Blutes gaben einige vorzuͤg⸗ lich ſchoͤn. Uebrigens haben die Wuͤrmer unbeſchreib⸗ lich viel Lebenskraft und Reizbarkeit. Ihr Leben iſt zaͤher, als bey irgend einem Geſchoͤpf, und ihre Re⸗ productionskraft geht über alle Vorſtellung. Mag man den Schneden den Kopf abfchneiden, innerhalb ſechs Monate fah ihn ein Naturforfcher bey der ges meinen Waldſchnecke famt feinen vier Hoͤrnern volls kommen wieder erfeßt;: ja man darf Würmer ig mehrere Theile zerfchneiden, aus jedem, wird wieder ein ganzer Wurm, Ohne Lebenögefahr kann der Seeſtern zwey, drey, vier feinen Strahlen, «mit all ihren herrlichen Werkzeugen; in einem ungluͤcklichen : Kampfeiverlieren , er bekommt fie doch wieder fo ara SM. polls Einleitung. xx voliftändig wie zuvor, Mag der Beobachter die Meerneffel bald zu Stein gefrieren laffen, bald in heißem Wafler fieden, bald in Iuftleeren Raum fpers ren, ja fie endlic) wohl gar mitten entzwey fchneis den, fie ſcheint ungerftörbar zu feyn, und erwacht immer wieder von ihrem ſcheinbaren Todesſchlafe. Ja mag das feine Geftalt mannigfaltig wechfelnde Raͤderthier und der Eſſigaal Fahre lang todt und trocken liegen, ein Tropfen Waffer ruft fi fie ind Les ben zuruͤck. Außer diefer, wir möchten faft fagen, _ Unzerſtoͤrbarkeit, ſchuͤtzte die Natur die Mitglieder dieſer Claſſe auf eine mannigfaltige Art. Den Ei⸗ nen gab ſie Gift zu ihrer Vertheidigung; den ans dern einen ſcharfen genden Saft. Die Einen lehrte fie bey der geringften Gefahr in ihre feften, dauera _ haften Häufer kriechen, die andern ſchuͤtzte fie durch fhre faft unfichtbare Aleinheit, die fie den Blicken andrer Gefchöpfe entzieht und ihrer Nachſtellungen unwerth macht. Doch haben ſie noch immer übers mächtige Zeinde genug, die ihrer zu großen Ver⸗ mehrung wohlthätig Schranken fegen. Wie viele Vogel und Fiſche leben nicht von Mufcheln und Würs ‚mern, und wie fühn wagt fich nicht ber Taucher auf den Grund des Meeres, um da Beute zu hohlen! Die Fortpflanzung der Würmer hat ungemein viel Eignes, aber auch Dunkle. Zuverläßig find zwar mehrere unter Ihnen entweder männlichen ober b3 weib⸗ xx Einleitung weiblichen Geſchlechts, wie die Eingeweidew aͤrmerz aber eben fo gewiß ſind auch mehrere, wie z.B. Mes genwuͤrmer und Schnecken wahre Hermaphroditen, die zwar beyde Geſchlechter in ſich vereinigen, aber dennoch zur Fortpflanzung eines das andre beduͤr⸗ fen, ſo daß jedes zu gleicher. Zeit zeugen -und em⸗ pfangen muß. Bey einigen ift die Art der Paarung ganz unbefannt,, bey andern aber, wie bey den ge meinen Garten: und Waldſchnecken, gejchieht fie auf eine fo fonderbare Weife, daß man die Erzählung davon für eine. Fabel halten wurde, wenn ed nicht gar fo. leicht wäre, ‚ fich dieſes Schaufgiel ſelbſt zu verfchaffen.. Ginige, beſonders die Polypenarten, pflanzen ſich ohne alle ſichtbare Befruchtung theils wie die Gewaͤchſe durch Sproſſen, theils durch Eyer fort. Einige haben lebendige Junge, andre aber zerſpringen von ſelbſt in mehrere Stuͤcke, aus deren jedem ein ganzer Wurm, wird. Trotz ber: Geringſchaͤtzung, die ſich dieſe Thier⸗ claſſe gefallen laſſen muß, iſt ſie dennoch nicht ohne großen und manuigfaltigen Nutzen. Wie mancher an eine unwirthbare Kuͤſte Verſchlague fand auf Mu⸗ ſchelbaͤnken eine ihm hoͤchſt willlommne Nahrung! Wie viele Menſchen naͤhrt nicht der Fang und, ber ſchuelle Transport der Auſtern; und welchen-anges nehmen Geuuß gewähren: ſie nicht dem, deſſen Gau⸗ men een an, gielen andern Geitedfen der Natur ſchon Rumpf - Einleitung: ‚FR | PIERRE hat! Aber das waͤre immer Ic ein ganz geringer-Nußen, ob hie und da eine ledferhafte Zunge durch einen ſeltnen Genuß gefügelt wird, _ Michtiger und bedeutender iſt der, daß für viele ara me Inſulaner Schneden und Mufcheln ein wahres Beduͤrfniß ſind, da ihre duͤrftige Heimath ihnen fonit nur wenig Nahrungsmittel darbiethet. - Geben nicht ferner andre Schnecken den Foftbaren Saft, aus dent die Alten ihren berühmten Purpur bereiteten, und deſſen Sarbe mit dem fanften Roth des jungen Meins beerlaubes fo viele Aehnlichkeit Hat? Enthält nicht der Blackfiſch vortreffliden Dintenftoff, und befteht nicht der Bart der Steckmuſchel aus einer braunen Seide von nicht geringem Werth? Und wen folten bier nicht die herrlichen Perlen und die funfivei chen Arbeiten aus Verlenmutter beyfallen? Mer weiß vicht, von welch einer ausnehmenden Schönheit und hohem Preiſe die Perlen feyen, die man befonders auf Ceylan und im Perfifchen Meerbufen bekommt? Wie ergiebig und ausgebreitet if nicht der Handel, der mit rothen Corallen, zumal nach Oſtindien, ja uͤberallhin getrieben wird, je nachdem die Goͤttin Mode den Ton im Damenputze anzugeben gerade beliebt? Und wie wohlthaͤtig werden nicht hie und da die Corallen und Couchylien zum Bauen, da aus ihnen Kalt in Menge gebrannt wird, So unbef chreib⸗ * tief auch die: Peſſeraͤhs auf.der Keiter der Cultur b 4 ſtehen, xxiv Einleitung: - ftehen, fo daß man fie al& den Auswurf des menſch⸗ lichen Geſchlechts betrachtet, ſo iſt ihnen doch eine gewiſſe Putzliebe eigen, die zu befriedigen ihnen dieſe Thierclaſſe dient. Sie wiſſen gewiſſe niedliche Schne⸗ ckenhaͤuschen muͤhſam zu poliren, durchboren ſie dann und flechten ſie mit Baſt zuſammen. So dienen ſie dann den reizenden Damen des Feuerlandes zum Halefhmude Das academifche Mufeum in Goͤt⸗ tingen befigt unter andern aͤhnlichen Putzſtuͤcken ein ſolches Halsband. Die Sinefen gebrauchen große, duͤnne Mufchelichalen als Fenfterfcheiben. Bey gewiffen wilden Voͤlkerſchaften dienen verſchiedne Schnecken und Mufcheln theils ganz, theils zerfchnite ten ald Geld; andre Wilde benuͤtzen fie als Trinkgeſchirre, Löffel u.d.. Die Mahlermufcheln, deren fo viele taufende benüßt werden, find zum Aufs bewahren der Farben ſehr geſchickt; der große bein⸗ artige Ruͤckenknochen des Bladfifches wird vom Künftlern zu allerley Arbeiten angewendet; und mancher ftiftere fich auf einem Nautilus ein faft uns vergangliched Denkmal. Noch) dürfen wir nicht vers geffen, daß der Badeſchwamm im häuslichen und chir⸗ urgiſchen Gebraud) nicht leicht durch etwas vollkom̃en erfeßt werden würde, und daß auch) die Medicin dem Wuͤrmern einiges verdankt, Wie wohlthätig fi nd nicht fchon manchmal Blutigel dem geworden, der entweder die Lanzette fürchtete, oder der für einen drtlichen Schmerz plotzlich Linderung und Hülfe fuchte. ! Inzwiſchen ſo gern wir auch den Wuͤrmern die Ge⸗⸗ Einleitung. xxv Gerechtigteit widerfahren laſſen, die ihnen gebuͤhrt, ſo koͤnnen wir doch auch den Schaden, den ſie an⸗ richten, nicht verſchweigen, und wenn wir nicht gewiß wuͤßten, daß in einer Welt, deren Einrich⸗ sung das Werk eines fo weiſen und guͤtigen Urhe⸗ bers ift, der Vortheil immer den Nachtheil übers wiegen muͤſſe, fo möchten wir faft in Berfuchung kommen, bey diefer Thierclaffe eine Ausnahme zu machen, Denn welche furchidare Wirkungen koͤn⸗ nen nicht. die Wuͤrmer im menfchlichen Körper hers porbringen! Welche Leiden verurfachten nicht ſchon Bandwürmer, die im Darmcanal ihren Sitz haben? Dver die Blaſenwuͤrmer, Die fich außen an den Eins geweiden und zwifchen den Muskeln aufhalten ? Oder die Nervenwuͤrmer, die fid) unter der Haut anſiedeln? Wie oft machen nicht Würmer die Kunft des fcharflinnigften Arztes zu Schanden, und fuͤh⸗ sen ihn uͤber die Symptome einer Krankheit irre? Wie viele nützliche Hausthiere werden nicht von den Mürmern gequalt! Was haben nicht die Schafe von den Leberegeln und Drehbandblafenwürmern,, die Schweine von den Finnen, die Fiſche von den Band⸗ und Kiemenwuͤrmern auszuſtehen. Fand doch ein Naturforſcher in einem einzigen Ruffolken auf viertehalbtauſend Bandwuͤrmer im Blinddarm! Wie viel leiden nicht die Gewaͤchſe durch Schnecken und Regenwuͤrmer! Mit welchem unuͤberſehbaren Ungluͤck bedrohten nicht die Pfahlwuͤrmer Holland! Erregten ſie nicht, beſonders im J. 1730 eine Be⸗ ve die bey eg feindlicher Slotten und xxvi Einleitaung und Keiegsheere nicht größer hätte ſeyn Tonnen? - Denn nichtd geringer als den gänzlichen Untergang jenes fleißigen Staates fah man vor Augen, als jener elende Wurm Schiffe und Daͤmme und Deiche zernagte, und Fein Mittel helfen wollte? Und wie manches Schiff feheiterte fchon an Corallenfelſen! Um wie mancde gründliche Unterfuchung gewiffer Küften bringen nicht die Corallenriefe, die die Ans näherung verbiethent- Sn der That auch Schlimmes genug, das man diefer Thierclaffe nachfagen kann, Um ſie num beſſer zu uͤberſehen, haben die Na⸗ turforſcher die zahlreichen Mitglieder derſelben in verſchiedne Ordnungen vertheilt. Wir folgen auch hier wieder dem Linnziſch Blumenbachiſchen Syſte⸗ me. Linns, und mit ihm der um die Naturgeſchichte der Wirmer unfterblich verdiente Kanzleyrath Müller, nehmen nur fünf Ordnungen an, obgleich der Letz⸗ tere, zumal in den zwey lebten, vieles anders ord⸗ nete, alö der Erſtere. Ueberhaupt darf man von Müller fagen, er habe diefe Wiffenfchaft neugeſchaf⸗ fen und die Materialien, die in einer ziemlichen Vers wirrung lagen, mit großem Scharffinn geordnet, Seine Gefchichte der Erd- Fluß- und Seewürmer wird in der Helminthologie, oder Geſchichte der Würmer, immer Epoche machen. Blumenbady nahm ſechs Ordnungen an: iu 2 I Eingeweidewürmer. Intefiina. &ie haben einen länglichen Körper und Feine ind Auge fals lende äußerliche Gliedmaßen, Br * wuͤrmer u Ä u. Schleims Einleitung. xvit m Schleimwürmer. Mollufca. ” Diefe find nackt und haben zum Theil zahlreiche Glieds maßen. Manche unter ihnen haben Aehnlich⸗ keit mit den Bewohnern der Schnecken und Muſchelgehaͤuſe. Wegſchnecken, Seehafen, "Naiden u, m) m Bl: Rruftenwürmer, Cruftacen, Eine ziems lich fefte Krufte über dem Enorpligen Körper, Seeigel, Seefterne, Seelilien. | IV. Schalwürmer. Teftacea. Die Conchylien mit ihren Muſchelhaͤuſern. V. Corallwuͤrmer ¶Steinpflanzen). Corallia CGthophyta). Pflanzenthiere, die Goralls ftämme, oder andre ähnliche — be⸗ wohnen. | VI. Pflanzenwürmer (Thierpflanzen). 200- phyta. Nackte — ri thiere, Auch die Thiere, die wir in dieſen Sbanigen kennen lernen werden, ſind in Abſicht auf das Ganze der Natur von großer Bedeutung. Denkt man ſie aus der Kette der Weſen hinweg, fo wuͤrde der Zus -fammenhang ihrer Glieder aufgehoben, die ſchoͤne Stufenfolge unterbrochen feyn, Umſonſt würden wir dann die unermeßliche Luͤcke zwifchen den Rei⸗ Ken der Natur auszufüllen verfuchen, wenn nicht die Polypen das Thierreich mit dem Pflanzenreiche, und die Corallen und Mufcheln es mit dem Steins seiche verbänden, und die Kluft fo ausfüllten, daß num. m fanfter zer. Uebergang entſteht. | xxvrit Einleitung. Wie nahe graͤuzt nicht mein Armpolype der ſich durch Ausſproſſung vermehrt, und den ich fuͤr ein Gewaͤchs halten würde, wenn ich ihn nicht ſich will⸗ Fürlich bewegen und Nahrung zu ſich nehmen fähe a an das. furchtfame Sinnkraut, dad meiner fich naͤ⸗ hernden Hand anszumeichen fiheint, und fich ges ſchwinde zuſammenwickelt; und: wenn ich mich auf einem Corallenrief oder in einem Kalkgebirge befinde, muß ich nicht faſt zweifeln, ob ich jetzt im Gebiethe des Thier = oder des Steinreichs fey! So eröffnet auch diefe Miffenfchaft weite Augfichten: in dem großen Tempel der Natur, und fie verdient die Vers achtung nicht, die fie von vielen erfahren mußte, Freylich hat fie ihre eignen, großen Schwierigkeiten Die Kleinheit mehrerer Geſchoͤpfe, die ihr angehören, und deren Unterfuchäng die fchärfften Vergrößerungds Merkzenge fordert, ihre weit verborgnere Organifas tion, der etwas edelhäfte fchleimige Körper, die Un⸗ zugänglichkeit ihres Wohnorts, dieß und noch mans ches andre legt allerdings dieſer Wiſſenſchaft große Hinderniſſe in den Weg, ſo daß man bey gar vielen Wuͤrmern mit der Beſchreibung ihrer Geſtalt zufri ie⸗ den ſeyn muß, von ihrer Fortpflanzung aber, Nah⸗ rung, Lebensart, Sitten, nur ſehr wenig fagen kann. Aber demungeachtet verdient diefe Thierclaffe die größte Aufmerkſamkeit, denn auch ihre Mitglieder find gefchict, und mit Bewunderuug der Macht und Meisheit beffen zu erfüllen, aus —* — als les herworglens» ⸗ ua "Tab, 9 mn) * Bm 1m "Tab. Be ngevedonime. Inteftina, Fadenwurm. Gordius. Du ferdefadentourm (1-4). Der Meer⸗ fadenwurm (5). Der Inſectenfadenwurm (6- 8). Das Waſſerkalb (9). Der Nerven wurm (ro). Der Roͤdaat (11.12). | Doeleich nicht alle Würmer, die der Syftematts fer in die erfte Ordnung der Thierclaffe, über die wir und jest mit unfern Lefern unterhalten wollen, aufnahm, wahre Eingeweidersürmer find, fondern ſich auch zum Theil an und in andern Theilen der Menſchen und Thiere aufhalten, zum Theil aber ganz anderöwo, ald in thierifchen Adrpern, wohnen; fo heißen doch alle Würmer ohne Gliedmaßen Eins geweidewuͤrmer, weil dieß von der größern Anzahl gilt, Wollten wir aber in unfern Unterhaltungen die, die in Eingeweiden wohnen , ununterbrochen ‚anführen, fo müßten wir manchem Wurmgefchlecht Wuͤrmer J. Th. — zwey⸗ — 1 i% n w } ru Eingerveiderohrmer. zweymal eine Stelle einräumen, umd alſo — B. von den Fadenwuͤrmern zuerſt diejenigen, die ſich wirk⸗ lich in den Eingeweiden aufhalten, und dann ein andermal die, die außer ihnen leben, beſchreiben. So würde denn eine Zerſtuͤcklung der Geſchlechter amd eine MWiederhohlung der allgemeinen Kennzels chen notbwendig ſeyn. gieber bleiben wir bey ver Linneiſch⸗Blumenbachiſchen Ordnung, ohne die neuern hoͤchſtwichtigen Entdeckungen zu uͤbergehen. Denn wem ſollte nicht daran liegen, jene merlwuͤt⸗ digen Bewohner thieriſcher Koͤrper, die oft die ſelt⸗ ſamſten Zufaͤlle erregen, naͤher kennen zu lernen, und die nur ein eiſerner Fleiß, und ein raſtloſer Ei⸗ fer, die Wiffenfchaften zu bereidhern, aus ihrem dunkeln Aufenthalt ans Tageslicht z0g. Die wirklichen, wie die bloß fogenannten Eins geweidewuͤrmer, haben theils einen eylindrifchen, theild einen bandfürmigen Körper. Geine einfache Form hat für den erften Augenblick wenig auszeich⸗ nendes, und außer Fühlfäden, Seitenborften und Ruͤſſeln, die einige beſitzen, find gar Feine äußere Gliedmaßen fihtbar. Bey einigen befteht der Köra | per aus einem ohne Unterbrechung fortlaufenden Stuͤcke; bey andern aus aan. in einander ges Dr gm: fügten Eingeweidewuͤrmer. 3 fuͤgten Ringen und Gelenken. Kaum bemerkbar iſt an mehrern unter ihnen die hoͤchſtfeine Mundoͤffnung, womit ſie ihre Nahrung einſaugen. Auch ihr innerer Bau biethet dem Beobachter bey weitem nicht ſo viel Auffallendes dar, als bey andern Geſchoͤpfen; ſo einfach iſt er. Und doch werden wir auch unter diefen Thiergefchlechtern manches Tennen lernen, das durch feine Eigenfchaften ung in Erftaumen ſetzt, und an den weifen und gütigen Urheber aller Dinge, der auch dem Geringften das Siegel feiner Mache aufzudrücen mußte, erinnert. Don den meiften Mitgliedern diefer Ordnung hat man Männchen ‚and Meibchen gefunden, fo daß fie aljo weniger Zwitter enthält, ald die übrigen Ordnungen der Miürmerclaffe. Einige find lebendiggebährend, an- dre eyerlegend, Sehr zu winfchen wäre es, daß die nur fogenannten, das heißt, außer thierifchen Körpern wohnenden Eingeweidewuͤrmer, von den wahren, wirklichen, durch einen eignen Nahmen unterfchieden würden. Zwar hat man die letztern auch Darmwürmer genannt, allein dadurch, ftatt eine UnbequemlichFeit zu vermeiden, eine neue vers anlaßt, weil diefe Benennung auf die Vermuthung führen koͤnnte, als ob fie nur im Darm gefunden A2 wuͤr⸗ 4 Eingeweidewuͤrmer. wuͤrden, da doch anch andre innere Theile — Runge, Leber, Nieren ıc, ihre eignen Würmer haben, die: ſich bloß in ihnen aufhalten. Doc ehe wir nun zu ber Veſchtelbung der Geſchlechter und Gattungen ſelbſt uͤbergehen, muͤſſen wir zuvor noch einige Blicke in die allgemeine Ge⸗ ſchichte der wahren Eingeweidewuͤrmer werfen, um das, was fie alle miteinander gemein haben, zu ers fahren. Kommen wir dann, im Zortgange unfrer Iinterhaltungen, zu den Gefchlechtern und Gattuns gen felöft, fo wird die Ruͤckerinnerung an das, was wir von ihnen überhaupt gefagt haben, uns manche Miederhohlung erfparen, und uns in den Stand feßen, fie aus dem rechten Gefichtöpuncte zu bes trachten. Diefer wurde gar oft ganz verfehlt, weil man von falfhen Vorausſetzungen auögleng, Die dann nothwendig auf grundlofe Folgerungen führen und die Geſchichte der Eingeweidewuͤrmer dunkel und unzuſammenhaͤngend machen mußten Go wie aber ber raftlofe Unterſuchungsgeiſt würdiger. Maͤnner auch diefen Gefchöpfen eine aufmerkſame, oorustheilefrege Unterfuhung widmete, wurden fie. mit den uͤberraſchendſten Entdeckungen belohnt, und man fand bald, daß man hier mir Thieren zu thun Eingeweidewuͤrmer. thun haͤtte, die durchaus in der Natur ihres Glei⸗ chen nicht haben, und wohl gar eine eigne Claſſe verdienten. Eine der erſten und wichtigſten Fragen war allerdings: ob der Same der eigentlichen Ein⸗ geweidewuͤrmer den Thieren, die ſie bewohnen, angeboren werde, ſo daß er nach beſtimmten und unveraͤnderlichen Naturgeſetzen ſich nirgends, als in ihnen, entwickeln koͤnne; oder ob er zufaͤllig von außen hineinkaͤme und durch die thieriſche Waͤrme entwickelt wuͤrde? Hoͤchſt verſchieden waren die Meinungen uͤber dieſen Punct. Schon einige der aͤlteſten Naturforſcher und Aerzte, Hippocrates an ihrer Spitze, nahmen an, diefe Würmer müßten Angeboren ſeyn. Allein nicht ſowohl entfcheidende Erfahrungen und vertraute Bekanntſchaft mit der Defonomie der Natur, als vielmehr die Unmoͤglich⸗ keit des Beweiſes, wie dieſe Wuͤrmer von außen hinein gekommen ſeyn moͤchten, hatten ſie fuͤr dieſe Meinung gewonnen, Statt fie zu widerlegen, fpöttelten neuere Naturforfcher und Verzte, nahmen als ausgemacht an, die Eyer der Eingeweidewuͤr⸗ mer und fie felbft Famen im Waffer und anders Pahrungsmitteln in den Leib der Menfchen und Thiere, und ſtuͤtzten fi) dabey auf Erfahrungen, Ku A3 die 6 Eingeweidewuͤrmer. die allerdings einigen Schein hatten. So bezogen fie ſich, zum Beyſpiel, auf die bedenklichen Zufaͤlle, die das Verſchlucken von Eidechſen, Froſchwuͤr⸗ mern, Vielfuͤßen, auch wohl von Kaͤfer⸗ und an⸗ dern Inſectenlarven erregen koͤnnten, und ſahen ſie fuͤr entſcheidend an, daß auch von außen Wuͤrmer in den Koͤrper kommen koͤnnten, was wohl nicht leicht jemand laͤugnen wird: ſie erinnerten an die Bremſen und andre Inſecten, die ja auch von ihren ſorgfaͤltigen Eltern, bald in die Haut, bald in den Maſtdarm als Eyer gelegt wuͤrden, um ſich da zu entwickeln; ja ſie gedachten endlich wohl gar folcher Wuͤrmer, die noch nirgend als in der Ein⸗ bildungstraft exiſtirt haben. Bald mußten die Miteffer zum Beweife dienen, bald follte ein Nabels wurm die auf den Nabel gelegten Sifche ffeletirt haben, da doch im letztern Falle die Wärme und Faͤulniß diefe Operation verrichten, die Miteffer aber eben fo wenig als die Zahn: und Herzwärmer wahre Würmer find. So lag die GStreitfrage uns entfchieden, ob die Würmer angeboren fegen, oder son außen in den Körper kaͤmen, bis Pallas für unfre Zeiten das Eis brach, und zu der mit Unrecht verſpotteten Meinung des Alterthums zuruͤckfuͤhrte, wie Eingeweidewuͤrmer. wie das ſchon oft die Neuern zu ihrer nicht geringen Beſchaͤmung gendthigt waren. Jetzt iſt kein Zweifel mehr daruͤber, daß die Eingeweidewuͤrmer oder wenig⸗ ſtens ihr Stoff, den Geſchoͤpfen, denen fie angehören, angeboren ſeyen, befonders feit Muͤller und Böse, in ihren vortrefflihen, claſſiſchen Werken, die Sache ind helleſte Licht geſetzt haben. Unmoͤglich koͤnnen Die Eingeweidewuͤrmer erſt von außen in den Kore per gekommen feyn. Denn wo wäre ihr Aufenthalt zuvor geweſen? In der Luft? Da müßte man doch Spuren von ihnen finden? Oder in der Erde? — war ift fie von Würmern bewohnt, die den Eine geweidewirmern einiger Maßen gleichen, Aber wie ' auffallend ift denn doch die Verfchiedenheit! Und wie ſchwer laͤßt ſichs begreifen, daß ein Thier ſelne Natur ſo ganz veraͤndern und den unermeßlichen Abſtand ohne Nachtheil ertragen koͤnne, der zwi⸗ ſchen feuchter, Falter Erde und der Hitze des Ma: gens und der Gedärme iſt. Oder kommen vielleicht die Eingeweidewuͤrmer durch das Waſſer und das Trinken deffelden in den thierifchen Körper ? Wahr iſt es, man hat auch unter Waſſerwuͤrmern ſolche gefunden, die leicht mit den Faden⸗ Runde und Egelwürmern der Eingeweide, ihrer Aehnlichkeit wee 43 { gen — 8 kingewe dewünnenn = gen, verwechfelt werden konnten, ja man wollte fe gar in Quellen vollkommne Band: und Spuhlwuͤr⸗ mer geſehen haben. Allein erwieſen hat man, we⸗ nigſtens das letztere nie, und es iſt mehr als wahr⸗ ſcheinlich, daß der Mangel guter Inſtrumente und einer ganz zuverlaͤßigen Beobachtung dabey irre gefuͤhrt und aus Aehnlichkeit auf Gleichheit ge⸗ ſchloſſen habe. Auch iſt die Natur und Lebensweiſe der Wuͤrmer, die in, und derer, die außer dem thieriſchen Koͤrper leben, ſo auffallend verſchieden, daß beyde, wenn fie auch fonft noch fo ähnlich find, alsbald ſterben, fobald dieſe aus ihrem Falten, jene aus ihrem heißen Elemente in das entgegenftehende verſetzt werden. Gebaͤhrden ſich doch die letztern aͤußerſt aͤngſtlich, ſobald ſie nur den Eindruck der aͤußern Luft zu fühlen anfangen, Wer kann num da uoch. au einen Uebergang aus einem Elemente in dad andre denfen? Und wie ungemein haufig muͤß⸗ ten nicht die Menſchen an Eingeweidewärmern lei⸗ den, wenn diefe durd) dad Waſſer ihnen mitgetheilt würden, Freylich befam diefe Wermuthung einen ſtarken Schein der Wahrheit durch die Erfahrung, daß vorzüglich die Fiſche reichlich mit Eingeweides würmern verſehen fi fr nd, und daß. in: manchen Ge⸗ genden, Eingeweidewuͤrmer. a ‚genden, deren Bewohner größtentheifg von Fiſchen leben, auch die Menfchen fehr häufig, an Wuͤrmern leiden. Man wollte bemerkt haben, daß in Hol⸗ land immer der zweyte Menſch den Bandwurm habe. Allein der Umſtand, daß man dagegen auch ‚in andern Ländern, die eben fo fiſchreich find, gar . Keine von Bandwuͤrmern geplagte Menſchen fand, und die Erfahrung, daß die von Fiſchen lebenden Thiere, ald 3. B wilde Enten, Neiher u. a. zwar auch Eingeweidewärmer, aber ganz andre ale bie Fiſche, ‚haben, beſonders aber die auffallende Vers ſchiedenheit der, Organe und Bildung, der Fifcheinges weidewuͤrmer, von denen, die in andern Thieren wohnen, widerlegt jenen fcheinbaren Grund hinlängs lich. Doc) vielleicht kommt zwar nicht der Wurm, ‚aber doc) fein Same, oder fein Ey, durch Speife and Trank in den Körper? Aber wie läßt ſichs nun „erklären, daß die Säugethiere, Vögel, Fiſche, In⸗ feeten immer nur die Eyer der ihnen eigenthuͤmli⸗ chen Gefchlechter, und nie auch andre, verfchluden? ‚Wie kommt ed, daß neugeborne, ja wohl fogae ungeborne Kinder ſchon Würmer haben, und warum iſt, wenn Speife und Trank uns den Stoff dieſes Uebels zuführen, daffelbe nicht noch weit haus Wuͤrmer J. Th, B figer? 10 Eingeweidewuͤrmer. figer? Wahr iſt es, gewiſſe Umſtaͤnde ſchienen auch hier wieder die Meinung zu beguͤnſtigen, der Wurm⸗ ſame komme von außen, durch Verſchlucken, oder ſonſt auf eine Art in den menſchlichen Koͤrper. So fand man Familien, von denen faſt alle Glieder mit dem Bandwurm geplagt waren, man ſah Wurmepidemieen, die gar viele ergriffen, und die Erfahrung, daß der Bandwurm zuweilen Glieder und eine Menge von Eyern abſetze, fuͤhrte auf die gewagte Schlußfolge, dieſe koͤnnten denn doch von der Natur nicht zum Untergange beſtimmt ſeyn, muͤßten zu ihrer Entwicklung einen Koͤrper, auf irgend eine Art finden. Allein was hindert uns bey jenen Familien, wie bey den Wurmepidemieen, bloß an guͤnſtige, den in dem Koͤrper befindlichen Wurm⸗ ſtoff im Uebermaß entwickelnde Umſtaͤnde zu ge⸗ denken, und wie wird nicht die kleinliche Sorge, wegen dem Verlorengehen einiger Millionen Eyer, durch aͤhnliche Erfahrungen bey den Fiſchen geho⸗ ben, da ja gar leicht jene Eyer, ohne entwickelt zu werden, andern Geſchoͤpfen zur Nahrung angewie⸗ fen ſeyn koͤnnen. So laſſen ſich alle die angeb⸗ lichen Beweiſe, daß die Eingeweidewuͤrmer von außen in den der Menſchen und Thiere kom⸗ men, Eingeweidewuͤrmer. IL men, jehr leicht eutfräften. Aber es läßt ſich fogar zeigen, daß fie angeboren feyn müffen, und daß man fi) durd) die Behauptung deö Gegentheils in unendliche Schwierigkeiten verwiceln würde, Ent⸗ deckten nicht unermuͤdete Forfcher unter den Einge⸗ weidewürmern die fchönften claffifchen Ordnungen, die deutlichſten Uebergaͤnge von einer Claſſe zur andern, und ſolche Verſchiedenheiten der Geſchlech— ter und Gattungen, die ſichtbar nach der Verſchie⸗ denheit der Thiergeſchlechter, die ihnen zum Auf⸗ enthalte angewieſen wurden, auch verſchieden eina gerichtet ſind, ſo daß fuͤr jede Ordnung, ja fuͤr alle Geſchlechter und Gattungen der Thiere, auch eigne Geſchlechter und Gattungen von Eingeweidewuͤrmern beſtimmt zu ſeyn ſcheinen. Andre haben die Saͤuge⸗ thiere, andre die Vögel, andre die Fiſche. Welch ein fonderbarer Zufall müßte dad nicht feyn, fo daß fie nie einen andern Wurmſtoff, ald den ihnen-be> ſtimmten, verſchluckten? Wie höchft verfchieden iſt nicht ferner die Lebensweiſe der Eingeweidewuͤrmer, je nachdem ſie in den Lungen, der Leber, dem Mas - gen, den Gedärmen, dem Darmneße, oder gar im Hirnmarke wohnen, und wie deutlich ſieht man dann nicht, daß fie in feinem andern Körper in der 92 | Melt 2 Eingeweidewuͤrmer. Melt fi aufhalten und ihrem Inſtinct gemäß Tes ben und herbergen koͤnnten, ja daß fie ganz eigent⸗ lic) nur dafür geſchaffen ſeyen. Welche Kapſel drehen fich nicht gewiſſe Kappenwuͤrmer in den tes, bern der Lachje und liegen fpivalfürmig gewunden um ein Zäpfchen, daß fie ſich felbft gedreht haben, und das über fie in der Mitte hervorragt! Wie wins den ſich nicht Die Leberegeln durch das Darmnetz der Fiſche, als wäre es mit Riemen durchflochten! Wie bohren ſich nicht die Kratzer in den Darm, mit ih⸗ rem Zackenruͤſſel, ſo daß er auf der andern Seite hervorgeht und mit einem Ringe ſo umwachſen wird, daß man an einem Wurm den ganzen Darm in die Hoͤhe heben kann! Wie geſchickt wiſſen ſich nicht die Bandwuͤrmer, bald durch zuſammenziehen, bald durch ausdehnen ihrer Glieder, bald aber durch Anſaugen mit ihren Randwarzen in den ſchluͤ⸗ pfrigen Gedaͤrmen wie Spannraupen fortzubewe⸗ gen! Wie feſt kleben ſich nicht die Fiſchtaͤnien in dem zaͤhen Schleim der Gedaͤrme an, ſo daß man fie eher zerreißt, als man fie [oömachen koͤnnte! Wie ſeltſam iſt nicht die Defonomie mancher Blaſen⸗ wuͤrmer im Hirnmark der Schafe und in der Leber der Haſen, wo jeder ſeine eigne Zelle zu haben fcheint! Mie Eingeweidewuͤrmer. 13 Wie haͤtten ſie, wenn ſie von außen hineinkaͤmen, den Weg dahin gefunden? Und wie kann man ſich beym Anblick dieſer Werkzeuge und Fertigkeiten, die ſich gerade nur zu dieſer Lebensweiſe ſchicken, an jedem andern Drte aber unnuͤtz wären, des Ges dankens enthalten, daß fie nur für dieſe thierifchen Körper gefchaffen, und bey der Unmoͤglichkeit ſich außerhalb derfelben einen Aufenthalt für ſie zu den⸗ Ten, ihnen angeboren feyn muͤſſen. Rechnen wir nun noch hinzu, daß der gänzliche Mangel der Aue Ä gen ihre Beſtimmung für einen finftern Aufenthalt verrathe; rechnen wir hinzu, worauf wir ſchon oben hingebeutet haben, daß man in unzeitigen Gebur⸗ ten Afcariden, und in fo eben gebornen Hunden eine Menge von Bandwirntern gefunden habe, und daß das zärtere Alter den Leiden an Mürmern weit mehr, als das reifere unterworfen iſt; rechnen wir hinzu, daß fie die außerordentliche Hiße des thieri⸗ ſchen Koͤrpers und die knochenzermalmende Kraft des Magens wohl nicht ertragen koͤnnten, wenn ſie ihrer nicht von jeher gewohnt und von Natur dazu eingerichtet waͤren, und daß ſie bald ſterben, wenn ſie den thieriſchen Koͤrper verlaſſen muͤſſen; ſo vers einigt fich faſt alles, zum Beweiſe, daß die wahr N B3 ren 14 Eingeweidewuͤrmer. ren Eingeweidewuͤrmer und der Stoff, aus dem ſie ſich entwickeln, dem Körper Der Menſchen und Thiere angeboren ſeyen. Aber, ſo fraͤgt vielleicht der, der bey allen ſeltſamen Erſcheinungen in der Natur immer ſeinen Blick auf ihren großen Urheber richtet, wie konnte denn dieſer den Menſchen, ja das ganze Thierreich mit ſolchem Ungeziefer heimſuchen? Wie ihren ſonſt ſo kunſtvoll und herrlich eingerichteten Leib zur. Wohnung fo haͤßlicher Thiere machen ? Und folgt nicht daraus, daß ſchon der erfte Menfch, fo wie alle Thiere, mit diefer Zugabe und mit fo verachtes ten Bewohnern bevölfert,, aus den Händen der Nas tur hervorgegangen ſeyn müfje? Aber was hindert und, dieß anzunehmen ? In Gottes großem Reiche gibt es Fein Ungeziefer; alles ift gut, alles erfüllt feine Beftimmung,, ift ein wichtiger Theil des Gan⸗ zen. Können wir wiffen, welchen Nußen fie flife ten? Wie fie vielleicht den überflüffigen Schleim verzehren, oder auf eine unbekannte Weife zu uns ferm und der Thiere Wohl beytragen? Aber dann müßten fie, fagt man, alle Geſchoͤpfe haben, dann müßte Fein einziges davon frey ſeyn. Können fie aber nicht taufende befien, ohne daß wir ed wahr⸗ nehmen, Eingeweidewůrmer. 15 nehmen, da nur Uebermaß, zu ‚große Menge, ihr Dafeyn bemerkbar macht? Und ‚gibt es denn nicht Inſecten, denen ‚ganz eigentlich der Menfch oder eine Pflanze zum Aufenthalt angewieſen war, ohne daß man eben alle Menfchen und alle Pflanzen je⸗ mer Art damit bevölkert finde? Wie mancher Uns ſtand kann hier ihre Vermehrung befördern, dort ihre Entwicklung hindern? Genug, daß jeder feiner Einrichtung nach fie haben Tann ,. wenn ed die Ums ſtaͤnde begünftigen. Nur datın wird man in ber Behauptung, daß die Eingeweidewwürmer angeboren, ja daß fie von dem Schöpfer anerfchaffen feyen, etwas mit der Weisheit und Güte der Gottheit Un; vereinbares finden : wenn man annimmt, wo Wuͤr⸗ mer fenen, müffen aud) Befchwerden, müffe ein franz fer Zuftand vorhanden ſeyn. Aber nichts ift grumds loſer, als dieſe Vermuthung. Lehrt doch die Er⸗ fahrung, daß die Thiere, die in ihrer Freyheit und nach der einfachen von der Natur ihnen beſtimmten Weiſe leben, weder ihre Munterfeit, noch auch ihre ‚Settigkeit und Eßluſt verlieren, wenn fie auch viele ihundert Würmer beherbergen. Lehrt fie nicht, daß ‚gar viele Würmer haben koͤnnen, ohne ed zu willen, Daß von manchem große Städe von Bandwuͤrmern abs 16 Eingeweidewuͤrmer. abgegangen ſeyen, ohne daß er durch irgend eine Beſchwerde an das Daſeyn dieſer Gaͤſte erinnert worden wäre, und daß erſt dann ihre Gegenwart durch bald mehr, bald minder ſchmerzhafte und be⸗ ſchwerliche Zufaͤlle fühlbar werde, wenn bie Größe und Unzahl derfelben im Uebermaße zunimmt, oder wenn man fie durch eine veränderte Lebensweiſe in ihrer Defonomie flört, und durch Fünftliche Mittel aus ihren Wohnfigen zu. vertreiben ſucht. Wir glauben nun bereitö genug von den Eitte geweidewürmern überhaupt gefagt zu haben, und eilen unfern Lefern die vorzuͤglichſten Geſchlechter und Arten, nicht nur von ihnen, fondern aud) von andern Würmern, die man unter diefem Nahmen begreift, befannt zu machen. Die Ausſicht in eine foft ganz neue Thierwelt wird fich vor ihren flaus nenden Blicken eröffnen. Schon bey der erfien Gattung, den Fadenwürmern ( Gordius, Ver de fil, Ver en crin, Zwirnwurm) müffen wir die Bemerkung machen, daß einige Mritglieder derfelben . wahre Eingeweidewürmer feyen, andre aber nicht, obgleid) alle fo heißen. Ihr Nahme verräth ſchon den einem Zwirn oder Faden gleichenden Korper, amd eben fo paſſend ift die Benennung Drahtwurm, | den Pike FR d n Pferdefadenwurm. a7 * ‚den bie "Holländer. den Gordien ‚geben, Wenn unſre jungen Leſer ben ihnen an den berühmten ‚@ordifchen Aupten gedenken, an dem der erite Phrygiſche König Gordius feinen Pflug, zur Ere innerung ‚an ſeine vorige Niedrigkeif, im Tempel aufhieng, und. ben ein Alerander wohl zerhauen, aber nicht loͤſen konnte, fo haben ſie nicht Unrecht, Denn eben darum, weil ſich Die Fadenwuͤrmer zus weilen in einen Anoten verwickeln, nannte man fie fs Sie leben theils in, theils außer thierifchen Körpern, ‚Unter den eritern find einige, die dem ‚feinsten. Haare gleichkommen, ſo daß, wie leicht au erachten, ihre Anatomie, ihr innerer Bau, noch ſehr im Dunkeln iſt. Indeſſen wollen wir body uns ‚fern Lefern den Fadenwurm, der in einem Saͤuge⸗ tier, einen andern, der in einem Fiſche, und ‚den, der in einem Inſect wohnt, näher befannt machen; fie werden ſchon an biefen: wahrnehmen, wie groß die Verfäiedenheit bey aller übrigen Eins fachheit ſey. Im Pferde wohnt der Pferdefaden⸗ wurm (G. Equinus ı.), aber er hat feinen bes ſtimmten Aufenthalt in demjelben. Bald, und ‚zwar meiftend, finder man ihn in der Bauchhöhle, bald in der Bruftpöhle, bald im Zellgewebe, bald . Würmer Th, € wieder 18 Meerfadenwurm. wieder anderswo. Bey gewiſſen Krankheiten der Pferde bohrt er ſich durch die Haut aus dem Koͤr⸗ per heraus; ſelten aber gibt er zu Krankheiten dieſer nuͤtzlichen Hausthiere Veranlaſſung. Rund, hatt, elaſtiſch, halb: durchſichtig iſt fein’ Körper. Man fieht die innern Theile durchſchimmern. Vorn iſt ‚er dicker, als hinten, mo er in eine zarte Spitze ausgeht. Da, wo man den Kopf annehmen muß, wenn man uͤberhaupt bey dieſen Geſchoͤpfen von seinem Kopfe reden darf, iſt das runde Maul, das aber dem bloßen Auge kaum ſichtbar iſt. Nur eine ‘ziemliche Vergrößerung (2) zeigt und die kleinen Knoͤtchen, womit es umgeben iſt, und eine noch ftärkere (3) läßt fie uns etwas deutlicher erkennen, wobey wir auch um die runde Mundöffnung etwas Sranfenartiged wahrnehmen. Ganz am Ende: der Schwanzſpitze find zwey Heine Lappen (4), deren Zweck noch unbefannt iſt. Ein — zaͤhes Leben hat dieſes Geſchoͤpf. , In mehrern Seefiichen, * aber in den Lachsforellen und Haͤringen, findet man den Meer⸗ fadenwurm (G. Marinus, Seewurm, Meer⸗ drahtwurm 5). Seine Form bat nichts Auszeich⸗ nendes, auch wenn er — wird. Faſt gleich | faden⸗ Meerfadenwurm. 19 fadenformig iſt fein Körper, Man bat ihn auch wohl an einem: Ende gegabelt gefunden, aber nicht recht gewußt, ob die Gabel den Schwanz oder den Kopf vorſtellen ſoll. unter dem Vergroͤßerungs⸗ glaſe thut die Durchſichtigkeit des Fadenwurms, beſonders aber das Leuchten, das er mit fo mans. chen Seewuͤrmern gemein hat, eine angenehme Wirkung. Man will behaupten, der Genuß der Fiſche, die mehrere ſolche Wuͤrmer bey ſich fuͤhren, ſoll ſchaͤdlich ſeyn. An den Eingeweiden der Fiſche befinden ſich oft Heine Waͤrzchen; offnet man dieſe, ſo liegt ein weißer, ſpiralfoͤrmig gewundener Wurm darin; ob es derſelbe, von dem wir reden, oder ob er von einer andern Art ſey, koͤnnen wir nicht entſcheiden. Denn hier, in dieſem dunkeln Ge⸗ biethe der Natur, muß man jeden Schritt furcht⸗ fan und befcheiden thun. Aber fo viel fol doch gewiß fen, daß der Genuß der Fiſche, die deu Meerfadenwurn haben, eine — 2*— von Fa tab begleitee. Aber wer ſollte wohl — * — —* beherbergen, ja daß ſogar auch Raupen, die noch nicht einmal Im reifen, volfommnen Zuſtande ſind, lolche Miteſſer haben? Und doch iſt dieſes * C2 ſehr 29 Inſectenfadenwurm. ſehr gewiß. So fand einft ein Naturforſcher in der Raupe des Nachtſchmetterlings, der den Nahmen Braut fuͤhrt, den Fadenwurm, den wir den In— | fectenfadenwurm (G. Infettorum 6) nennen wollen. Er ift in feiner natürlichen Größe ſpiral⸗ fürmig gewunden abgebildet. Aber freylich iſt hieran nicht das mindefte von Gliedmaßen oder; Merkzeugen zu erkennen. Wird aber das vordere, oder dad Kopfende vergrößert (7), To entdeckt man vier Andtchen, die man für Saugwarzen, oder für andre Freßwerkzeuge halten mag.: Am Schwanz: ende (8) aber befindet fich eine ſehr feine Spike, Ein Naturforſcher hat. diefen Fadenwurm mit Milch genährt, die ihm ſowohl befam, daß er beträchtlich davon zunahm. Aber nicht bloß in der fchon ans geführten Raupe, fondern auch in: Heufchredeen, Grillen, in Phryganeenlarven, in Lauffäfern und Kiefenfüßen bat man dielen Inſectenfadenwurm ges funden. In der That, es ift ein großer Gedanke, fi) nicht bloß die ganze Welt von Millionen: Ges ſchoͤpfen bevoͤlkert, fondern auch dieſe noch in ihrem Innern bewohnt zu denfen, fo daß ficher feine - Stelle ohne lebende und fühlende Zeugen von der Güte ihres großen Ueber iſt. Gewiß iſt Feine vi Milbe \ Waſ«rkalb | ' 28 Milbe fo klein, die nicht noch mit dem Ueberfluſſe ihrer Saͤfte verborgnen Bewohner in ihrem U ernährtes Aber auch an chieriſcher Körper es niet Fadenwuͤrmer. Dieß iſt der Fall bey dem Waſſerkalb (G. Aquaticus 9), von deſſen Bes nennung ſich Fein Grund angeben läßt, es müßte denn der ſeyn, daß die Kälber oft. diefen Wurm, wicht ohne bedenkliche Folgen für fie, verichluden, Doch geſchieht das auch von andern Thieren, bes ſonders von Pferden. In den Luftroͤhren der Schwelne ſieht man einen aͤhnlichen, ja man will ſogar das Waſſerkalb im Knie und in den Waden der Menſchen, ganz wie den beruͤhmten Nerven⸗ wurm, von dem wir bald mehr hoͤren werden, ent⸗ deckt haben. Das Waſſerkalb hat die Laͤnge einer Spanne und die Dicke eines ſehr ſtarken Zwirns. In ſuͤßem Waſſer, das einen lettigen Boden hat; wohnt dieſer Wurm. Durch weiche Thonerde eilt er mit ſolcher Geſchwindigkeit, als ſchwoͤmme er in bloßem Waſſer. Vielleicht hat der Schoͤpfer ihm die Beſtimmung angewieſen, den Quellen einen Weg zu bahnen, die den durſtigen Wanderer laben, und ihm Verbindlichkeiten gegen Thiere auflegen, die er end € a iae ch viel⸗ 22 Waſſerkalb⸗ vielleicht gerade mit ſeinen Fuͤßen zu zermalmen im Begriffe ſteht. Gern ſaugt ſich dieſer Wurm in Baͤchen und Teichen an die Fiſchkiemen an. Man behauptet, weni man ihn zerfehneide, ſoll aus jedem Stuͤcke wieder ein ganzer Wurm werben, Allein diefe Behauptung kann darum ohne nähere Prüs fung noch nicht angenommen werden, weil man bisher noch am allen Gordienarten Fünftliche Vers mehrung umfonft verfucht hat. Der braune Körper des Mafferfalbs bat hinten ein ſchwarzes Ende, das vordere iſt zuweilen geipalten, Vor⸗ und ruͤck⸗ wärts kann diefer Wurm kriechen, und fein Feib ift ſo hart und feft, daß er kaum zertreten werden kann. Kuͤnſtlich weiß er fich in mehrere Knoten zu ſchlingen. Gonft ließ man ihn aus einem Pfer⸗ vehaare entftehen. Auch behauptete man, ein Menſch, der ihn verfchlucke, endige unter fürchtere lichen Qualen fein Leben, und ed entſtuͤnden Die bes denklichſten Zufälle, wenn man im Waffer die Eyer des Waſſerkalbs zu ſich nähme, die fi) dann im Leibe entwickelten. Daher räth ein gewiffer Nature forſcher allen Waffertrinfern wohlmeinend, fich doch tteber des Meins zu bedienen, was wirklich ſo uͤbel wicht ift, wenn nur fonft nichts im Wege ſteht, das dieſen Tauſch verbiethet. Laͤn⸗ Vevenwim 00 a > Länger und zuweilen 'anch"ftäiter, als diefes | u, ift der mit Hecht: gefuͤrchtete Nerven⸗ wurm (G. Meadinenſis, dracunculus, vena we- „‚dinenfisy leer de Guinte, guineiſcher Drache, Hautwurm 10), Man finder: ihn zwen bis fünf Ellen lang, nicht bloß in. Medina, wie fein latei⸗ nifcher Nahme zu verrathen ſcheint, ſondern in Oſt⸗ und Weſtindien, am perſiſchen Meerbuſen, in Guinea ꝛc. Seine Farbe iſt bleichgelb. In der Ab: bildung ſehen wir ihn um einen Stock gewickelt. Auffallende Theile koͤnnen wir freylich nicht an ihm entdecken. Auch in der Abbildung, die Sloanes berühmte Naturgefchichte von Jamaica enthält, und die wir vor und haben, iſt ſchlechterdings nichts Ausgezeichnetes zu erkennen. Die erfte Bekannt⸗ machung dieſes Wurms verdankt man dem arabi⸗ ſchen Arzte Avicenna; aber viel umſtaͤndlicher, nach den Zufaͤllen, die er erregt, und der Heilart, die er noͤthig macht, hat ihn der beruͤhmte augsburgi⸗ (de Arzt, G. H. Welſch, beſchrieben. Eine wahre Geiſel der Menichen iſt dieſer Nervenwurm. Er kriecht unmerklich am Knie, am Arm, und an ans bern Orten unter die Haut; macht ‚aber erft dann — * ag fuͤhlbar, wenn ergrößer wird, und — berauß heraus will. Dann -verurfacht er Beulen,’ Ents zuͤndung, ja wohl garden Tod. Will er heraus, ſo bohrt er ſich eine ganz kleine Oeffnung, wobey man bloß einen Flohſtich zu verſpuͤren glaubt, Aus ihr lauft eine waͤſſerige Feuchtigkeit, man wird zwey haarfeine Hoͤrner gewahr, worauf der Kopf und ein Stuͤck des duͤnnen, runden Koͤrpers zum Porſchein kommt. Jetzt windet man mit der groͤß⸗ ten Vorſicht taͤglich nur ein Stuͤck auf einen duͤn⸗ nen Stecken, und huͤtet ſich ſehr, daß der Wurm nicht abreiſſe. Mit dieſer Operation kann man drey Wochen zubringen. Mehr als einen Nervenwurm bekommt der Menſch ſelten. Doch gibt es einige Beyſpiele von ſolchen, die vier, ja wohl ſogar mehr hatten. Man will bemerkt haben, daß Menſchen, die viel mit bloßen Fuͤßen in moraſtigen Gegenden, oder im Morgenthau herumgehen, — * 7 am meiſten ausgeſetzt ſeyen. Wir haben bey den Haͤringen des Rodaats gedacht, und haben hier das Vergnuͤgen, ihn un⸗ ſern Leſern in feiner wahren Größe (11), fo wie auch ſtark vergrößert (12) darzuftellen, Er iſt, ſo viel auch daruͤber geſtritten wurde, ein wahrer — —— ‚ von blaßgelber Farbe mit rothem Ruͤcken⸗ Roͤdaat. 25 Ruͤckenſtrich. Dieſes Roth kommt von ‚dem durch den Körper fchlangenformig hinlaufenden Gedärme _ her. Rund und ziemlich gleich ift dieſer. Die nordifhen Meere. find die Heimath des Rodaats. Hier findet man ihn zumeilen in fo. ungeheitrer Menge, daß eine beträchtliche Strecke des Meeres roth ausſieht, und man mit einer Kanne Millionen auf einmal herausſchoͤpfen kann. Klumpenweiſe in einander gefchlungen find fie, und was man zus weilen für weitausgebreiteten rothen Schlamm hält, ift weiter nichts, als eine ungeheure Maffe von Würmern, deren Anzahl wohl menfchliche Zahlen nicht anzugeben vermögen, Wahrfcheinlich gibt es auch Spulwärmer, die man Rödaat nennt, i Gdze nahm anfangs an, daß alle Faden⸗ wuͤrmer lebendige Junge gebaͤren. Er glaubte dieſe Vermuthung auf etwas gruͤnden zu duͤrfen, was er im Magen eines Aals gefunden hatte. Hier ſah er naͤhmlich ein dunkles, nach der Laͤnge des Koͤr⸗ pers laufendes Gefaͤß, um die Zwiſchenraͤume deſſel⸗ ben aber eine ungeheure Menge von Jungen, die ſich mit großer Lebhaftigkeit bewegten. Indeſſen zeigte die Folge, daß das, was er beobachtet habe, Kaya penwürmer, und Feine Fadenwürmer gewefen feyen, WMWuͤrmer J. Th. D Genug 2b Rundwuͤrmer. Genug von den Fadenwuͤrmern in und außer den Eingeweiden. Wollen umfre Xefer die in den Eingeweiven lebenden Zwirmduͤrmer (Filaria), und nur die von außen hineinfommenden Fadenwuͤrmer (Gordius) nennen, fo werden fie dieſe freylich äußert verfchiedenen Geſchoͤpfe noch beſſer unters ſcheiden, da es freylich ſeltſam iſt, ſie in Einem Ge⸗ ſchlecht vereinigt zu ſehen. - 6 Tab. II. Rundwurm. Afcaris. Der Maftwurm (13-15), Dr Spul wurm (16-19), Der Warenmurm | (20-22). Der Regenwurmrund⸗ | wurm (23). Sn die aanze thierifche Schöpfung ift von Runde -wirmern bewohnt. hr fichtbarer Her und Ges biether, der Menſch, beherbergt fie in feinen Einz geweiden fo gut, als der Negenwurm, der unter feinen Fußtritt ſich kruͤmmt. Mag der Lowe noch fo fehr das Schrecken der Thiere feyn und Durch fein ! Bruͤllen — —— — — IT TEE OLE ITLoD —IIIIII nn IT) Rundwuͤrmer. | 27 Brüllen die Bewohner der Wälder in Furcht ſetzen; ruhig, furchtlos bleibt dabey der Rundwurm, dem er zeitlebens in zahlreicher Geſellſchaft mit ſich her⸗ umtraͤgt. Ihm, dieſem verachteten Wurm, kann der Adler in ſeinem Felſenneſte, der Seehund auf ſeinem Eisfelde, der Tieger in ſeinen brennenden Sandwuͤſten nicht entgehen; er bewohnt das ſchnelle Pferd, wie die traͤge Schildkroͤte, den praͤchtigen Faſan, wie den haͤßlichen Maulwurf, und kaum kann man ſich der Vermuthung enthalten, der Stoff, worans Rundwuͤrmer entſtehen, ſey allen thieriſchen Körpern anerſchaffen, und feine Entwick⸗ lung haͤnge bloß von gewiſſen Umſtaͤnden ab, die bey dem Einen ihr guͤnſtig, beym Andern unguͤnſtig waͤren. Alle Rundwuͤrmer haben einen runden, elaflis fchen Körper, der an beyben Enden etwas dünner zulauft, als er in der Mitte if, Der Schwanz iſt bey einigen flumpf abgerundet, bey andern pfrie⸗ menfdrmig zugefpist. An ihrem Kopfende bemerkt ‚man drey Andtchen. Bloß die Gedärme der: Mens ſchen und Thiere bewohnen die Rundwuͤrmer. Man hat bereits uͤber achtzig Arten entdeckt. So wenig OR aud) in Abſicht ihrer Außern Geſtalt und ihrer D2 Or⸗ 28 Maſtwurm. - Drgane auffallend verſchieden find, fo unterfcheiben fie fid) doch wenigftens durch ihren Aufenthalt, ihre Nahrung, Lebensart, und befonders durch ihre Größe nicht wenig, fo daß fie Goͤze nach der letztern in Riefen: Mittel: und Madenrundwuͤrmer ein: theilt. Die Luft ift den Rundwuͤrmern außerft zu⸗ wider. Außer dem thierifchen Korper leben fie in Faltem Waſſer Faum eine Biertelftunde, in laumar: men einige Stunden, Heißes Waffer, Oehl und DBranntewein toͤdtet fie ploͤtzlich. Weingeiſt zieht fie zufammen, fo daß, wenn man fie nach einigen | Stunden herausnimmt, noch gewiffe mechanifche Bewegungen und Springe von ihnen zu fehen find, Mo Bandwiirmer haufen, da machen die Rund⸗ wiürmer gleichfam den Vortrab und halten am Magenmund. Ihre Geburt gefchieht durch Zer⸗ platen der Mutter und Ausfchätten der Eyer. In manchen Thieren find fie fehr häufig. Fand doch Goͤze in einer Mafferfröte an 136000 alte und junge Rundwuͤrmer. Unter die dritte Familie, der Groͤße nach, und alſo unter die Madenrundwuͤrmer gehoͤrt der Maſt⸗ wurm (A. Vermicularis, Madenwurm, Spring⸗ wurm, menſchlicher Pfriemenſchwanz). Wir ſehen ihn Maſtwurm. | 29 ihn in ſeiner natuͤrlichen Groͤße (13), die noch kei⸗ nen Zoll betraͤgt. Den Kaͤſemaden ſieht er ziemlich ähnlich. Seine weißliche Haut iſt fo glatt, daß man keine Ringe an ihm entdecken kann, an den Seiten aber ift er aͤußerſt fein gekerbt. Der ſtum⸗ pfere Theil iſt der Kopf, der fpißig zugehende der Schwanz. ber wie unmig würde und nicht der Anblick, wie wenig geſchickt ſeyn, uns eine deut: liche Vorftellung von dieſem Geſchoͤpf zu machen, wenn nicht Das Vergrdßerungsglas und zu Hülfe kaͤme (14), und ung eine ganz andre Geſtalt zeigte, Nicht ganz deutlich fehen wir an todten Eremplas- ren die drey Knoͤtchen am Kopfe, deren wir zuvor gedacht haben, wohl aber zwey Bläschen der Haut, die bey denen, die man in Weingeift aufbewahrt, leer find. Vom Kopfe a an bis b fehen wir eine moͤrſerkeulenfoͤrmige dunkle Stelle, und weiterhin eine etwas breitere von b an, Jene iſt der Nah: rungscanal, diefe der Magen. Jener lauft durch die andern dunklen Xheile verborgen hin, und kommt unten wieder allein zum Borfchein, von wo aus er ſich bis zu dem ſpitzigen Schwanze hin erſtreckt. Unterſucht man die dunkeln Theile, durch die der Nahrungscanal hinlauft, und preßt man den Din Wurm, 30 Spulmurm. Wurm, fo fieht man, daß dieſes lauter junge Maſt⸗ wuͤrmer find, Nimmt man ein Stüdichen des zer⸗ preßten Wurms, fo zeiat Die Vergrößerung alles mit unreifen Jungen angefüllt (15), da hingegen, mern man den männlichen Maſtwurm auf gleiche Urt unterſucht, Feine Spur von Zungen, wohl aber eine große Verſchiedenheit in der Bildung ber Eingewelde wahrgenommen werden kann. Nicht ohne Grund nennt man die Maflwiirmer Springwürmer. Denn wenn man fie auf den Sins ger, oder auf fonft etwas legt, und fich mit einem Licht näbert, fo foringen fie mit großer Kraft drey bis vier Daumen weit. Sie find vorzüglich eine Plage der Kinder, und muͤſſen durch bittre — mittel abgetrieben werden. Aber noch weit haͤufiger iſt der ae (A. Lumbricoides, lumbricus teres, le Strongle, Herzwurm, Darmwurm 16). Er bewohnt den Darmcanal der Rinder und Erwachönen, und wächst zu einer Ränge bis anf zwölf Zoll, und zur Dice einer Schreibfever heran. Denn an den drey El⸗ | Ten langen und Fingersdicken Spulwürmern zwei⸗ felt man mit Recht. Bon Pferden ſah man, nad) friſchem Widenfutter, faft Ellen lange und eines Zins Spulwurm. gi Fingers dicke abgehen, und es mbchte dad vielleicht ein nicht unwichtiger Wink für. Aerzte ſeyn. Die Sarbe des Spulwurms ift blaßfleiſchfarbig. Bier weiße Linien laufen längs des Koͤrpers bin und Durchfchneiden dieQuerfireifen der Leibringe. Mits ten dur) den Leib geht ein pomeranzengelber Ca⸗ nal, der eigentlich der Nahrungsweg iſt. Mit fels nem Kopfe, deſſen drey Knoͤtchen er öffnen und ‚(liegen kann, ifl er, fobald er das Letztere thut, im Stande, ſich durch die Gedaͤrme, ja durch den Bauch, durchzubohren. Am Wurm ſelbſt wird man dieſe Knoͤtchen nicht deutlich genug gewahr; aber die Vergroͤßerung (17) zeigt und außer dem Anfange der vorhin gedachten vier weißen Linien die drey Halbkugeln, durch deren Zuſammenruͤcken und Entfernen er das Maul oͤffnen und ſchließen kann. Sie ſchließen ſehr feſt zuſammen, und bilden dann ein oben zugerundetes Dreyeck. Ihre Sub⸗ ſtanz iſt hornartig und von auffallender Elaſticitaͤt. Nur auswendig haben fie eine Woͤlbung, innen find fie concao, und in der Mitte ift ein Einſchnitt. Man kann fie daher durchaus nicht als Saugwars zen aniehen, fondern mehr als fllappen, mit der nen fid) der Wurm ankneipt. Er legt fie aus eitte ; | | ander, I 32 Spulwurm. ander, als haͤtten ſie ein Charnier. Zwiſchen ih⸗ nen kann der Spulwurm einen kleinen Saugruͤſſel hervortreten laſſen. Mit dieſem zieht er, indeß er mit jenen Werkzeugen ſich an der zottigen Gedaͤrm⸗ haut gleichſam anklammert. Noch etwas deutlicher ſehen wir dieſe kunſtreiche Einrichtung der Natur am vergrößerten Kopfe des Pferdeſpulwurms (18), wo wir die von den drey Klappen umgebne Munde dffuung erblicken. | | Um uns von- der zahllofen Menge der Ringe dieſes Wurms zu überzeugen, Dürfen wir nur ein Stuͤckchen feiner Haut vergrößert (19) betrachten, Welch ein gitterartiges Gewebe von Fibern bilden diefe Ringe nicht, und wie wahricheinlich ift es nicht, daß die der Länge nach laufenden zum ſchlan⸗ | genförmigen Vor: und Ruͤckwaͤrtsſchleben des Körs pers, Eurz, zum Gange des Spulwurms dienen mögen, indeß die Ringfibern durch ihre Ausdehnung und ihr Zuſammendruͤcken die Nahrung und Saͤfte Durch den Körper treiben, fie in Bewegung erhalten, und den Unrath fortichaffen. So außerordentlich elaſtiſch iſt dieſe Haut, daß ihr plögliches Zuſam⸗ menziehen, wenn man in den Wurm hineinfchneis det, die innern Gefäße fchnell berauspreßt, und | auch | uch die Jungen, die im Leibe find, and Tages» Ucht bringt. Aber es gehoͤrte auch eine ſo feſte, dauerhafte Ueberdecke dazu, um im Magen des "Rauboogels und’ andrer Gefchöpfe, die ſtark und ſchnell verdauen/ nicht verlegt zu werden. Auch die innern Theile des Spulwurms biethen ein ſchoͤ⸗ nes Schaujpiel dar, Unverkennbar ift die vortreffs liche und zweckmaͤßige Einrichtung der heile, die zur Nahrung und Fortpflanzung dienen, Sehe ‘Deutlich jeigt ſich der Unterichied der Geſchlechter. Man wird in den Weibchen wenigftend 10000 dem bloßen Auge unfichtbare Eyerchen und eine Menge unvollkommnen Eyerſtoffes gewahr. Sehr viele ges kraͤuſelte Faden umgeben diefen, fo wie andre fihneee weiße Canaͤle als Fäden verſchlungen durch den Koͤrper laufen. Es iſt ſehr merkwuͤrdig, zuweilen dem kunſtreichen Bau auch eines ſo verachteten Ge— ſchoͤpfs, das in der tiefſten Verborgenheit lebt, ei— nen aufmerkſamen Blick zu ſchenken, und die Groͤße deſſen, dem alles fein Daſeyn verdanft, auch im Spulwurm zu bewundern, Meit mehr weibliche ald männliche Spulwuͤr⸗ mer findet man, Gewiß kann man nur en Männs shen auf hundert Weibchen rechnen, Wenn diefes Würmer]. Th, BE: die 84 Spulwurm. die Jungen reif fuͤhlt, ſo berſtet ſein Leib, und die zahlreiche, mehrere tauſend Junge ſtarke Nachkom⸗ menſchaft ſchuͤttet ſich in die Gedaͤrme aus. Traurige Folgen kann die Vernachlaͤßigung der Kinder haben, die an Spulwuͤrmern leiden. Es kann die furchtbare engliſche Krankheit, Schwind⸗ ſucht, Truͤbſinn, Heißhunger u. d. m. daraus ent⸗ ſtehen. Gewöhnlich find die Bettelkinder, die man mit blaffen Wangen und dicken Bäuchen einher: ziehen fieht, wahre Wurmbehälttiffe, und es iſt feltfan genug, daß der Aermere von dieſen Schma⸗ rozern weit ſtaͤrkern Zuſpruch genießt, als der Reihe Inzwiſchen kann aud) bey dem größten Wohlſtande und bey den beften Nahrungsmitteln dad Wurme übel überhand nehmen, und auch das höhere Alter fchigt nicht davor. Go bemerkte einmal ein Na⸗ turforfcher,, daß von einem vornehmen Kinde inner: halb weniger Tage an taufend Spulwuͤrmer, und von einem zwey und achtzigjährigen Greife fünfhuns dert kamen. In Holland war einmal nad) einer gro> Ben Ueberſchwemmung eine wahre Wurmepidemie. Man fchrieb ed dem unreinen Getränfe zu— Es iſt ſehr moͤglich, daß dieſes zur Entwicklung des in den Gedaͤrmen befindlichen Wurmſtoffes beyge⸗ tragen / Warzenwurm. 35 tragen hat. Aber daß damit Eyer oder Wuͤrmer verſchluckt worden ſeyn ſollten, das wiſſen * Leſer bereits zu beurtheilen. | | Ein vom Spulwurm ganz unterſchiednes Aus⸗ ſehen hat der Warzenwurm (A. Papilloſa), der nach ſeiner wahren Groͤße (20) hoͤchſtens acht Linien Laͤnge, und die Dicke eines ſtarken Pferde⸗ haars hat. An ſeinem Leibe ſitzen vier Warzen, die ſein auffallendſtes Kennzeichen ſind. Zuweilen ſieht man auch wohl eine fuͤnfte. An einem ſtark ver⸗ groͤherten Warzenwurm (2x) kann man die Eyer⸗ ſchlaͤuche im Leibe Liegen fehen, Drüdt man an diefen, fo plaben fie, und die Eyer treten aud dem Leibe heraus. Das Schwanzende ift gemeiniglich einfach zugefpist, doch findet man auch folche, bey benen ed in drey borftenformige Spiten ausgeht (22). Man hat auch ſchon auf beyden Seiten des Schwanzes bey einigen drey Kleine Warzen bemerkt, Häufig findet man dieſen Rundwurm im Maſt⸗ und Blinddarm der Trappen, | Noch eine Menge Rundwuͤrmer koͤnnten wir unfern Leſern in treuen Abbildungen bekannt ma⸗ chen, wenn wir nicht beftändig die Graͤnzen unfrer ——— vor Augen haben muͤßten, und E 2 | nicht 36 Regenrundwurm. nicht ohne einen geheimen Kampf gehen wir uͤber manches hinweg, was wohl nicht ganz ohne Sue: tereffe feyn würde, Doch noch. einen müffen wir. hinzufügen. Unſre Leſer ſahen aus dem bisher An: geführten , wie frey und Fühn die Würmer ihre Her⸗ berge in Menfchen und Thieren auſſchlagen. Aber das ahnden fie wohl nicht, daß es Würmer eibr, die ein Vergeltungsrecht ausüben, und in Wuͤrmern leben. Einen folchen fehen fie im Hegenrunds | wurm (A. Minutilfima 23), dem kleinſten Wurm, den man kennt. Um ihn nicht mit dem Eſſigaͤlchen zu verwechſeln, darf man nur nicht vergeſſen, daß dieſes einen ſtumpfen Schwanz hat, jener aber ei— nen ſpitzigen beſitzt. Unter ſeiner Haut, in ſeinen innerlichen Feuchtigkeiten beherbergt der Regenwurm dieſes dem bloßen Auge völlig unfichtbare Geſchoͤpf. An feinem Kopfe befindet fich eine Kleine Quer: fpalte, mit unendlich Heinen Knoͤtchen. Laͤngs durd) ven Leib lauft der Nahrungscanal, Zu bey⸗ den Seiten find dunkle Puncte. Was diefe zu bes: . deuten haben, wiffen wir nicht, denn es foheint außer der Graͤnze der Beobachtung zu liegen Mir: bitten nur nicht zu vergeffen, daß Hier von. einem. Thierchen die Rede ſey, das noch viel Heiner, ala - Ä das Regenrundwurm. 37. i Das Eſſigaͤlchen iſt. Aber gewiß wird ung die Su: kunft noch mehr darüber euthuͤllen, und fortgefets ter Beobachtungseifer auf Die merkwuͤrdigſten Ents deckungen fuͤhren. Nicht ſelten uͤberraſcht er den Forſcher nuüt den reizendſten Schauſpielen. So war es z. B. einem Beobachter hoͤchſt unerwartet, als er aus dem Rachen eines Meerfroſches ſechs große Aſcariden, oder Rundwuͤrmer, hervorkriechen ſah, die alle am dicken Ende, ein helles Kuͤgelchen, wie fonit keiner ihres Geichlechts, hatten, und Durch deren Leib die (Hönften Perlenſchnuͤren in mannig⸗ faltigen Kruͤnnnungen ſich ſchlaͤngelten. Aber einen noch weit veizendern Anblick hatte der würdige Frͤ lich bey der Beobachtung eines Afcariden aus dem Heinen Gebärmen des gruͤnen Papageys. Der ganze Körper war mit zahlloſen kryſtallaͤhnlichen Bläschen angefüllt, die wie Schuppen in regels mäßigen Reihen übereinander lagen, und, einem Perlenſtrome aͤhnlich, beym leiſeſten Drucke des Wurms hin- und, herwogten, ohne daß ſich die Reihen vermiſcht haͤtten, oder in einander gefloſſen waͤren. Nichts anders als unzaͤhlbare Eyer waren dieſe Bläschen. Hoͤchſt wahrſcheinlich iſt dieſe Aſcaridenart ein Zwitter, denn ſie hat außer den E3 Epyern 38 Haarkoofwuͤrmer. Eyern auch denjenigen Hacken, den Schrant, ber um bie Naturgefchichte fo verdiente Lehrer jenes | ihm zur Ehre gereichenden Schülers, für den männe lichen Charakter und das Geſchlechtszeichen hält. Tab. III, Haarkopfwurm. Trichocephalos. Der Menſchenhaarkopfwurm (24-27). Der Maushaarkopfmurm (23-29). Der gekrönte (30). Ziemlich nahe verwandt mit den Rundwuͤrmern ſind die Haarkopfwuͤrmer. Doch zeichnen ſie ſich dadurch aus, daß außer ihrer vorzuͤglichen Laͤnge der Unterſchied zwiſchen dem Vorderende, oder dem Theil, wo der Kopf iſt, und dem hintern, dem ſoge⸗ nannten Schwanze, auffallend verſchieden iſt. Denn das erſtere gleicht an Zartheit und Feinheit einem | Haare, das hintere aber ift dick und keulenfoͤrmig. Range hielt man das letztere für den Kopf, das ers ſtere aber für den Schwanz, daher man ftatt Haars vopf (Trieocephalos) Haarſchwanz (Trichuris) fagte, —A— — Menfehenhanrkopfmum. 39 | ſagte, indem man ben Schwanz fir haarfoͤrmig anſah. Jetzt iſt es ausgemacht genug, daß dieſe Wuͤrmer mit dem zaͤrtern Theile ſaugen, und daß in ihm der Nahrungscanal feinen Anfang nehme, Sehr elaſtiſch ift ihr Körper und oft vielfach in eine ander verſchlungen. ran darf die Haarkopfwuͤr⸗ mer immer unter die feltnern Eingeweidewürmer zäplen, weil man fie bis auf diefe Stunde bloß im Menſchen, im Pferde, in ber Maus, und in der ohnfüßigen Eidechſe fand. Diein der Letztern prangt mit einem gekroͤnten Kopfe, da hingegen die übri: gen nur einen einfachen haben, - Bloß im Blinddarm der Menfchen und zwar meift nur folcher, Die eine Schleimfranfheit hats ten, wurde bisher der Menſchenhaarkopfwurm C(T. Hominis, Trichuris Linn.) entdedt, von dem. wir ein Männchen (24) und ein Weibchen (25) in natfirlicher Größe vor und ſehen. Bald wie die, a Epiralfeter einer Uhr gebogen, bald nur wenig mit dem dicken Ende gekruͤmmt ſieht man dieſe Wuͤr⸗ mer. Die erſtern find allemal Maͤnnchen. Zuwei⸗ len haben ſich viele mit ihren duͤnnen Haarenden ſo in einander geſchlungen, daß man Muͤhe hat, ſie in lauem Waſſer auseinander zu wickeln. Be⸗ trach⸗ 40 Menſchenhaarkopfwurm. — trachten wir. ‚den eränhlichen Haarkopfwurm ver⸗ groͤßert ſo ſehen wir am zarten Ende zwar keine eigentlichen Kopforgane, aber doch den Anfang des Saug: und Nahrungscanale, Deutlich bemer: fen wir dann aud) einen beträchtlichen Theil des Körpers fein geringelt, weiterhin einen gewunde⸗ nen Darm, ganz am Ende aber einen Zapfen mit einer feinen Röhre, die durch Prefien zum Wors ſchein kommt. Das Weibchen unterfcheidet fich bloß dadurch, daß man ed immer mit einer zahllose fen Menge von Eyern angefüllt findet, wovon wir ein Paar vergrößert (27 a) darſtellen. Kaum follte man glauben, daß auch fo unbefchreiblich kleine Gegenſtaͤnde, ald bie Eyer der Eingeweiderwürmer find, das Schau piel der höchften Manniafaltigkeit, f wie nur immer die größere Werke der Natur, geben. Und doch iſt nichtö gewiſſers. Wir dürfen ja nut einen Bli auf die Enerchen des Schweinhaarkopf⸗ wurms (27 b) werien, die niedlich angereiht, wie ein Paternoſter, aus dem Leibe heraus teten, um ung davon zu überzeugen, | Eine intereffante Entdedung machte Gdze in den Gedärmen einer Maus. Ein ganzer Klumpen Haarkopfwuͤrmer ſteckte mit dem zarten Ende in der / mige und dickere Ende bald mehr, balo minder fpis ralfdrmig gewunden, gleichſam freyſchwebend, in die Hohe hielten. Zog er am dieſem, fo fand er einen Widerſtand, ind es war Mar, daß fie fich alle mit dem vordern, zarten Theile feftgefogen Hatten, Alles vereinigte fih nun, um ihn noch mehr zu überzeugen, daß fehlechterdings nur das zarte ‚Ende Der Worderleib des Maushaarkopf— wurms (T. Maris 28) feyn koͤnne, denn fein Vergroͤßerungsglas ließ ihn weber die befannten drey Kudichen/ die man ald Saug⸗ vielleicht auch als’ Aneipweitzeuge anfehen kann, noch auch den Anfang’ des Nahrungscanals verfennen, Mir dür- fen nur einen Theil des garten Haarendes vergrößert (29) betrachten, fo erblicken wir die drey unendlich Heinen Kudtchen, fo wie den Nahrungecanal, deffen — Dicke mit einem Haare verglichen noch immer eine unverhaͤltniß maͤßige Vergleichung heißen Könnte, wenn es nur nicht an Worten und Gleichniſſen fehlte, um ſolche Gegenſtaͤnde zu beſchreiben. Aber unſere Leſer begreifen leicht, wie duͤnn ein Canal ſeyn muͤſſe, der durch einen nur eines Haares dicken Korper hinlauft. Und dieſer Canal muß ſeine Mus⸗ Woͤrmerl. Th. 8 keln, Maushaarkopfwurm .· que der zottigen Gedaͤrmhaut, indeß fie das walzenfor⸗ * 42 Gekroͤnter Haarkopfwurm. keln, Bänder, Nerven haben! — Zahlloſe Beine Kügelchen, der feinfte Eyerſtoff, ſchimmern durch die Haut diefes Eingeweidewurms, und fieben bis acht erhabne Bläschen, bie vielleicht zum Anſaugen dienen, zeigen ſich gleichfalls. Welche Anſtalten fuͤr ein Thierchen, das Jahrtauſende vergeſſen und unbekannt im Leibe andrer Geſchoͤpfe wohnte! Welche⸗ kunſtreiche Einrichtung! Welche Arbeit im Kleinen! — Und doch duͤrfen wir nicht vergeſſen, daß wir immer nur noch erſt bey den Nulngtarünnen der Kenntniß diefer Thiere ſtehen. Wir haben fchon der ohnfüßigen Eidechſe, ale der Beſitzerin des gekroͤnten Haarkopfwurms (T. Lacertae apodae 30) gedacht, Wir ſehen hier bloß ihren befränzten Kopf, und wir wollen unfern Refern Bürgen feyn, daß, wenn fie ſich das Vers gnuͤgen machen, ihren Zreunden dieſe Abbildung zu zeigen, diefe auf alles in der Welt eher, als auf den Kopf eined Eingeweidewurms rathen ; werben, Pallas iſt der Entdecker dieſes Geſchoͤpfs. Tab. r — .- ss r IR WM 43 \ ' > Tab. IV. Kappenwurm. Cucullanus. Der Maulwurfskappenwurm (31). Der Sandartfappenwurm (32). Der Lacher leberfappenwurm (33.34. Eine Art von geftreifter Kappe tragen bie Kappens würmer. Man will fie mit einer Drahtbienenkappe vergleichen. Das bloße Auge Fonnte diefe Würmer mit den Rundwuͤrmern verwechfeln, aber die Ver⸗ größerung zeigt, daß ihr Schwangende runder als bey diefen ift, Auch von ihnen hat man männliche und weibliche gefunden. Diefe find lebendiggebaͤ⸗ rend, und man kann ſich bey Dem muͤtterlichen Kappenwurm das aͤußerſt angenehme Schauſpiel verſchaffen, wie die unendlich kleinen Jungen im Leibe ihrer Mutter munter und lebhaft ſpielen, und einen Ausgang aus ihrem Gefaͤngniſſe ſuchen. Es iſt ein wahres Gewimmel. So fand Goͤze in einem Aalgedaͤrme eine Menge Kappenwuͤrmer, deren je⸗ der gewiß tauſend lebendige Junge bey ſich trug. Nachdem ſie geboren hatten, war jeder Waſſertropfe | 52 eine 44 Maulwurfskappenwurm. eine kleine Weir, voller Geſchoͤpfe. Artig war es zu ſehen, wie einige durch den After herauszukom⸗ men fuchten,, fo wie fie aber vie Unmögligfeit einz fahen, geduldig umkehrten und den Meg einfchlus gen, den ihnen die Ylatur angewiejen hat. Wir bitten nicht zu vergeffen, daß wir uns bier in einer unſichtbaren Provinz unſers Weltalls befinden, und weihen ben im Voraus — dem Mitleiven fei: ner Zeitgenoflen, der ſolche Betrachtungen klein und unwuͤrdig finden kann. as rnit Im Fett des Maulwurf: Darmnetzes ein Naturforſcher den Kappemwurm, der eben deßwegen ver Maulwurfskappenwurm (C. Talpae) beißt, und den wir bey Zr in verſchiednen Stellungen ab: gebildet finden, Einer ift fpiralfürmig gewunden, in feinem Häutchen eingefchloffen, der andere zwar auch noch in diefem, aber wie eine 8 geſchlungen; der. dritte hat fih von dem Haͤutchen losgemacht. Allein an diefen allen ift von der Kappe, bie dieſen Würmern ihren Nahmen gab, noch nichts zu fehen. Eine folche zeigen wir unfern Leſern an dem Kopfe de8 Sandartfappenwurms (C. Luciopereae 32) sn dem unſern Lefern wohlbekannten Sifche, an den diefer Nahme erinnert, wohnt ein Kappenwurm, 7 der | Sandartkappenmurm. 45 der eine foͤrmliche, geſtreifte Kappe aufzuhaben ſcheint, und die Wahl dieſer Geſchlechtsbenennung beſſer als irgend einer ſeiner Brüder rechtfertiget. Aber indem wir und bier mit den Kappenwuͤr⸗ mern beſchaͤftigen, ſtoßen wir auf eine Merkwuͤrdig⸗ keit, die uns Feinen Augenblick zweiflen läßt, daß eud) fo verachtete Gefchöpfe, als die Wirmer, aus den Händen der Natur vortrefliche Inſtincte empfan⸗ gen haben, die ihnen den Mangel der Vernunft und des Naehdenkens erſetzen. Wir meynen damit ven Za@sleberfoppenwurm (C. Salmonis Sa- laris), der die Kunft verſteht, fich eine bequeme. i Wohnung zu bereiten, und ſich ordentlich einzu kapſeln. Außerordentlich feſt jteclt diefer Burn, den wir bey 33 in einer vollfommenen Spirellinie liegend erblicken, in dem Stückchen Lachsleber. Er weil, um deſto fefter zu liegen, die obere Haut der Leber mit ſich einzufapfeln, fo daß fie ihm nun auch zur Bedeckung dient. Feſt druͤckt er ſich in die Subſtanz der Leber hinein, in der eine deutliche, tiefe Rinne zuruͤckbleibt. Sehen wir das Stuͤckchen Leber an, wenn der Wurm herausgenommen ift (34), fo erblicken wir ein Zäpfchen, Dieß ift eigentlich die PEN: um die fid) der Wurm fpiralfprmig ges # “3 wunden 46 Pferdepalliſadenwurm. wunden hat, und es iſt ſowohl die Vertiefung, als auch die Erhabenheit deutlich und ſichtbar genug. Wie wohl mag nicht dem kleinen Thierchen in einem ſo warmen und zugleich nahrhaften Lager ſeyn! Wie guͤtig hat nicht die Vorſehung fuͤr dasſelbe geſorgt! | Der berühmte Müller fand an einem Kappen⸗ wurm-Weibchen fonderbare Fäden, die mit Eyerz fisff angefuͤllt zu ſeyn fchienen, und das game Thier einem Armpolnpen ſehr aͤhnlich machten, TER — MEISTE IT 7 A — — — Tab. IV. Palliſadenwurm. Strongylus. - . Der Pferdepalifadenwunn (35-37). So lange wir den Pferdepaltifadenwurm (8. Equinus) nur in feiner natürlichen Größe (35) be trachten, ſo fehen wir nichts, was diefen Nahmen | vechtfertigte. Sobald wir aber den Kopf zufammen preſſen und eine Vergrößerung zu Hülfe nehmen, die dem Fürperlichen Inhalt nad) gegen fieben Mil: tionenmal vergrößert, fo kommt eine Pallifadenkrone (36) zum Vorſchein, deren Zweck zwar unbekannt ’ he h iſt, Ppferdepaliſadenwurm. 47 iſt, die aber doch einen der genaueren Beobachtung wuͤrdigen Anblick gewaͤhrt. Wir ſehen da nicht nur eine anſehnliche Reihe von Spitzen, die das runde Maul umgeben, fondern auch den Anfang des | Nahrungscanals, der ſich in zwey Zweige theilt. Auch das hintere Ende, oder der Schwanz des Maͤnnchens iſt merkwuͤrdig, wir mögen ihn von der Seite (37 a) oder von unten (37 b) anfehen. Er hat mehrere Spitzen zwifchen und an zwey Lap⸗ | ‘pen, deren wahre Abjicht und Nutzen uns bekannt zu machen vielleicht erſt einem kuͤnftigen Jahrhun⸗ dert aufbehalten iſt. Durch dieſen ſeltſamen An⸗ hang hat das Maͤnnchen einen ſich weit ſtumpfer endenden Koͤrper, als das Weibchen, bey dem er in eine Spitze ausgeht. Uebrigens iſt er bey ven Gefchlechtern durchſichtig und klebrig. Bisher ift dieſer Eingeweidemurm bloß in Pferden, und ein ähnlicher in einem Schafe gefunden worden. Wer ‚weiß aber, wie reich dieſes Geſchlecht der Palliſa⸗ denwuͤrmer durch fortgeſetzte — * werden kann! | Tab. 48 Tab. N“ & vn Baſtardkraher. Pfeudoechinor ich, Der Mausbaftardfrager, (38). Krattzer. Echinorhynchus.ı 7 Der Niefenkraser (39-41). "Der Reiher⸗ kratzer (42. 43). De Eulenkratzer 44. 4). Der Dorſchkratzer (46). Der En | tenkratzer (47: 48). Der vierruͤßlige Kra⸗ uch mr, Sn: Der Ölahrkenkrager ©: it gar, mn Eu — einfacher Hackenkranz umgibt den Kopf des Mausbaſtardkratzers (PL. Mut ris 38). Zwar erinnert dieſer Kranz ſogleich an den Charakter des Kratzergeſchlechts zu dem wir nun ſogleich kommen werben, Aber‘ wir we aden nür dann den Baſtardkratzer mir den Yoahren Ara gern vermengen, ſo lange wir nicht bemerken / daB jener feinen Hackenkranz bloß am Kopfe, nicht aber, wie alle Kraßer, an einem Funftreichen, beweglie chen Ruͤßel trage. Diefe einzige Wahrnehmung ift hinreichend, dem Mausbaſtardkratzer, der Gate tung und Art in Einer Perfon iſt, weil man noch dei feinem a ——— SRH —— — > x N x — — N ee Era Ze Sn - * 4 $ R 2 Kratzer. IC 49 keinen andern entdeckt hat, der ihm als Gattungs⸗ geſellſchafter beygegeben werden koͤnnte, ſeine Stelle nahe bey den Kragern, Feineöwegs aber unter ihnen ſelbſt, anzuweiſen. Sehr ſchicklich macht er den Ue⸗ bergang zu ihnen. Im Magen einer maͤnnlichen Maus iſt er entdeckt worden. Seine wahre Größe mag acht ‚Linien befragen. In unſrer Abbildung iſt er ſehr ſtark vergroͤßert. Sein runder, weiß graulicher Koͤrper hat grobe Runzeln, die ihm das Anſehen zahlreicher Ringe geben. Hinter dem Kopfe wit dem Hackenkranze befinden ſich zwey wulſtartige Erhöhungen, Das Schwanzende. iſt ſtumpf. Noch haben die Eingeweide feines andern Thieres, als die der Maus, einen Beytrag zu die⸗ ſem Geſchlechte der Eingeweidewuͤrmer geliefert. Ob er der Bartwurm ſey, den Linn⸗ unter Die Bind⸗ wärmer (Faſciola) aufnahm, iſt noch in Streit. Aber ein weit zahlreicheres Geſchlecht derſelben ſind die Kratzer. Sie moͤgen groß oder klein, alt oder jung ſeyn, ihr Charakter bleibt ſich immer und unveraͤnderlich gleich. Dieſer beſteht in einem ſehr wmerkwuͤrdigen, walzenfoͤrmigen Ruͤßel, der rings⸗ herum mit Widerhacken beſetzt iſt, die in Futtera⸗ len ſtecken und unbeweglich ſind. Den Ruͤßel ſelbſt Wuͤrmer J. Tb, GG aber 50: Nieſenkratzer. aber koͤnnen die Kratzer ungemein lebhaft ang + und einziehen: Der Körper iſt und, ſteif und cylin⸗ driſch wie ein zarter Rabenkiel. Man ſieht keine Spur von Gliedern. ‚Seine Farbe richtet ſich nach! feinen Nahrungsſaͤften, und iſt bald rothlich, bals orangegelb, bald’wieder anders. Im Waſſer aber werden alle Kratzer ſchneeweiß, und da erſt erlangt ihr Korper, der in feinem Elementé liegend voller Runzeln iſt, Glaͤtte und Steifheit. Noch nie iſt in einem Menſchen eine Kratzerart entdeckt worden, Unter allen Säugthieren fcheint ihn, wenigftens nach den bisherigen Entdeckungen, nur das Schwein zu beſitzen. In Fiſchen, Voͤgeln und Amphibien iſt er haͤufiger, und es ſcheint das mit eine Beſtaͤ⸗ tigung jener Behauptung zu ſeyn, wie verſchiedne Elaſſen und Ordnungen von Thieren eine beſondere Anlage für dieſes oder jenes Geſchlecht von Einge: weidewirmern haben müßen, fo daß fie fchlechterz dings nur in ihnen ſich entwiceln fonnen, Nicht ganz unſchicklich nannte man die Kraßer Darm⸗ kletten. au Ä | Um feiner Größe willen trägt der Nieſenkra⸗ tzer (E. Gigas 39) feinen Nahmen, denn man fine‘ det ihm größer, als die größten Spulwuͤrmer der‘ | Re ur Mens h 4 Rieſenkratzer. Mn !. Menfchen und Pferde. Er wird zuweilen drey Vier tel Ellen dang. Pallas hat ihn zuerft entdeckt. So runzlig diefer Wurm in den Cingemeiden: des Schweins, oder wenn er eben erft aus denfelben kommt, iſt, fo fleif wird er im Maffer, fo daß die gefpannte Haut oben plast. Unter digfer kommt dann erſt eine geringelte Haut zum Borfchein , die einer. Gaͤnſegurgel gleicht. Staͤrker als der dickſte Gaͤnſekiel iſt zuweilen das Vordertheil des Rieſenkra⸗ tzers. Als ein Zapfen tritt der Ruͤhel heraus, und man kaun ſich vom Daſeyn der Widerhacken mit bloßen Augen und durch Anfuͤhlen uͤberzeugen. So ſcharf und hart find dieſe Stacheln, daß man ſich daran blutig rigen Fanıı. Die groͤßern Kratzerarten haben eigentlich am Ruͤßel einen Stachelknopf, die kleinern eine Stachelwalze. Mit dieſem Werkzeug weiß ſich der Krater fo feſt anzuhaͤngen, daß der Ruͤßel in der Darmhaut gleichfam anmwächst und mit einem feſten Knorpel umgeben wird. Der Wurm kann fid) nun nicht mehr von der Stelle bewegen, und hat das. Schicfal mancher Seewürmer, die auch ihren Drt nicht mehr verändern. Aus dem Ruͤßel kommt eine Saugröhre hervor, durch die der: Kratzer eigentlicd) die Nahrung zu fid) nimmt. Ob G 2 alle er 4 ı ss Nieſenkratzet. alle die Haͤckchen ſaͤgeformig gekerbt find‘, wie Goͤze beym Kratzer einer Spechtart fand, muͤßen wir da⸗ hingeſtellt ſeyn laſſen. Sehr merkwuͤrdig aber iſt der Umſtand, daß dieſer Wurm durch ein hoͤchſtge⸗ ſchicktes Mandeuvre dem Ruͤßel umkehren kann, ſo daß nun die Haͤckchen eine entgegengeſetzte Richtung bekommen. Sein Verfahren iſt dabey höchft ber wunderungewirdig, und erinnert an Die Art, wie die Gartenſchnocke ihre Fühler 'eins und aussieht, Zieht der Araber feinen Ruͤßel ein, fo. verſchwindet erft die Spiße, und dann nad und nad) die übrigen Theile; die Haren richten ſich auf, ſchla— gen fid) von außen nad) innen km, und werden alle gegen ven Mittelpunct des ſich umwendenden Ruͤßels eingezogen. Streckt er ihn wieder aus, ſo kommt zuerſt der hinterſte Theil desſelben, und | nicht die Spitze zum Vorſchein. Die Hacken erhe— ben fid) von innen nach außen und ſenken ſich nach und nach abwärts an die Außenſeite des Ruͤßels, die eben erft noch die innere war, und endlich ſchnellt | die Spige niit Gewalt hervor, Welche Muskeln und Bänder mögen da nicht gefchaftig feyn, um Diefe Bewegung hervorzubringen. Eine ftarfe Vers groͤßerung (40) läßt uns die Einrichtung dieſes | vor: im * * Rieſenkratzer · 58 vortrefflichen Werkzeuges deutlicher erkennen. Hier ſieht man drey Reihen ruͤckwaͤrts gekruͤmmter Has cken, die alle durchſichtig und hell wie Kryſtall find, Eigentlich ſteckt der Ruͤßel in einer cylindriſchen Roͤhre. Indem Goͤze den erſten Kratzer, den er je ſah, näher unterſuchte, fo ſah er, wie dieſer Wurm nach leiſem Druͤcken durch eine aͤußerſt feine Oeffnung des Ruͤßels eine weiße, kornige Materie ftoßweife von ſich ſpruͤtzte, die eine leichte blaulihe - Molke im Waffer bildete und bald zu Boden fank, Erſtaunen aber muß man über den ſo aͤußerſt ein⸗ fachen innern Bau des Wurms ſelbſt. Da ift faſt gar nichts zu fehen, was man Eingeweide nennen koͤnnte. Zwey Häute, wovon die eine aus fo ftarfen elaflis ſchen Duerfibern befteht, daß fie unausgefpannt plöglich zu einem Klumpen zuſammenfaͤhrt, ein Paar Bänder, von denen man glauben muß, daß fie die Nahrungscanile vorftellen, und zwey feine meiße Fäden, die den Ruͤßel aus: und einziehen, das iſt alles. Aber der ganze Körper ift voll von jener obengedachten milchartigen Materie, die man | fuͤr nichts anders, als für eine Menge Eyer halten kann. Die reifen (41) haben die Geftalt eines We⸗ N , und find nur in der Mitte durchſich⸗ 63 tig, ( 54 Reihereingeweidewurm. tig, am Rande aber dunkelbraun, Die unreifen ha⸗ ben eine ovalere Form und ſind ganz durchſichtig (41). Will man ſich ein recht großes Schauſpiel verſchaf⸗ fen, ſo bringe man einen Tropfen dieſer Materie unter eine ſtarke Vergrößerung. Jetzt ſieht man eine Menge fich bewegende Koͤrperchen, die, wenn fie an die freye Luft kowmen, ſich mit äußerfter Gewalt wegftoßen.und anziehen. Dieß find Büf: fons beruüͤhmte molecules mouvantes, die man faum ald wahre Thiere, fondern mehr bloß ale organischen Thlerftoff betrachten muß. Aber bier fcheinen wir nahe an der Gränze, oder vfelleicht am eriten Anfange des Thierveiches zu ſtehen, deſſen Geichichte, je weiter man auf ihren Urfprung zu⸗ ruͤckgehen will, wie die Geſchichte der Laͤnder und Voͤlker, in Dunkel eingehuͤllt iſt. Wie ſchon geſagt, iſt bloß das Schwein der Aufenthalt dieſer Kratzer, und manche Krankheit jenes nuͤtzlichen Hausthiered mag in ihnen ihren Grund haben, wenn irgend ein Zufall ihre Vers mehrung zu fehr begünftiget. Doch wir müßen unfere Leſer noch mit einigen andern Kraßern, deren Einrichtung, fo einfach fie auch fcheint, Doc) fo viel merkwuͤrdiges darbiethet, | bee Eulenkratzer. 55 bekanut machen. Wer von ihnen ſollte wohl das, was wir bey 42 und 43 abgebildet ſehen, fuͤr einen Einge⸗ weidewurm, und zwar fuͤr einen und denſelben hal⸗ ten? Und doch muͤßen wir ihnen ſagen, daß dieß der Reihereingeweidewurm (E: Ardeae cine⸗ | reae) fey.. Sein ftachelnvoller Ruͤßel iſt kolbenfoͤr⸗ mig, der Körper der Laͤnge nach geſtreift. Sonder: bare Wuͤlſte und Einſchnitte hat der Letztere, und er kann ihn, wie die beyden Abbildungen beweiſen, willkuͤrlich verlängern und verkuͤrzen. Ein Sech—⸗ | zehntheil des Durchmeſſers von Biefen! 9 en wahre Größe, | Aber machte fchon biefer Anblick ungerwiß, ob man ein Thier vor ſich habe, wer wollte einen ſol⸗ chen Zweifel nicht noch eher bey dem ſtrumpfaͤhn⸗ lichen Weſen entſchuldigen, das wir bey 44 vor und ſehen? Dieß iſt der KCulenkratzer (E. Stri⸗ gis), bey dem wir Gelegenheit finden, unſre Leſer auf einen ganz beſondern Umſtand aufmerkſam zu machen. Der ſockenaͤhnliche Theil des Strumpfs iſt der Schwanz, und da, wo er glatt abgeſchnitten zu ſeyn ſcheint, der Kopf. Nun haben wir ſchon erinnert, daß der Hackenruͤßel eigentlich nur zum Feſthalten, zum Saugen aber eine beſondere Röhre ru 901: 6 Dorſchkratzer. vorhanden ſey. Hievon kann uns die Abbildung (45) überzeugen, wo wir den ziemlich weit herausge⸗ fireeften Ruͤßel, und die aus ihm hervorgehende- Trompete oder Gaugröhre erblidien. Sie bat fih au einem Stüde des Eulendarms , in dem diefer Kratzer wohnt, angefogen, Wir fehen dieſes Stuͤck in der Abbildung vorn an der Roͤhre. + Bisher lernten wir nur ſolche Kratzer kennen, die feinen, oder nur einen fehr kurzen Hals hatten, wenn man anders: bey Gewürmen dieſen Ausdruck brauchen darf. Aber unfre Lefer wiffen ſchon, daß man es mit dem Worte Hals eben ſo genau nicht nehme; fonft dürfte man ja auch nicht von Fla⸗ fehens und Kellerhalfen ſprechen. Wir wollen alfo getroft auch von Kratzern mit. langen Haͤlſen res den, und unter diefen den Dorſchkratzer (E. Gadi Callariae 46): anführen. Deutlich fieht man an dieſem Gefchöpfe, wie durch den Hals die Zugfä= den, die den Ruͤßel aus- und einziehen, durch⸗ fcheinen. Sehr zarte Haͤckchen figen vorn und fons derbare Ausfchnitte Da, wo der Körper dicker zu werden anfängt. Noch auffallender aber ift es, daß einige Krater einen bewaffneten Ruͤßel und eine bewaffnete Bruſt, zwiſchen dieſen beyden aber eiuen 9 7 Entenkratzer. Vierruͤßfel. 57 einen glatten Hals haben, Dieß iſt der Fall beym Entenkratzer (E. Anatis), den wir in feiner na tuͤrlichen Größe (47) und ſtark vergroͤßert (48) vor und jeben. Im Grunde ift der ovalrunde Korper das kleinſte an ihm. Gleich an dieſem befindet ſich die laͤngliche Bruſt voller Stacheln; aus dieſer geht ein laͤngliches Rohr, oder wie man es ſonſt nennen will, hervor, das ſich in einen ſtumpfen Ruͤßelknopf endigt. In wilden Enten, aber auch in Amſeln, fand Size dieſen merkwuͤrdigen Kratzer. Doch auch mit dieſer kunſtreichen Einrichtung und Bewaffuung begnuͤgte ſich die Natur nicht, Sie ſchuf ſogar Kratzer mit vier Rüßeln, Einen folchen Vierruͤßel (E. Quadriroftiis) fehen wir bey 49 in feiner wehren Größe, Bier Haare fcheinen am ſtumpfen Ende des Koͤrpers zu ſtehen. "Die ſchwaͤchſte WVergroͤßerung (50) des Mikroſkops, (das heißt eine ſolche, die im Flaͤcheninhalt fünf und zwanzigmal vergrößerte) , ‚Deren fich Goͤze zur Unterjuchung Dies der Haare bediente, zeigte ſchon mis Beinen Häde chen beſetzte Kbischen. Aber erfi- bey einer zwey⸗ taufend fiebenhundertimaligen Vergrößerung erſchie⸗ nen ihm alle vier Rüßel, fo wie wir bey sr Einen wor ung fehen, voller Widerhacken, deren gewiß Wuͤrmer J. Th. hi > einige 58 Glahrkenkratzer. einige Hundert an jedem ſich befinden. Dieſer ſelt⸗ ſame Eingeweidewurm iſt in der Lachsleber zu Haufe, Er kann feine Ruͤßel aus- und einziehen, und den Anhang, den man hinten an feinem Leibe bemerkt, bald rund, bald oval machen, | ‚Um umfern Leſern, ehe wir die Kratzer ganz verlaſſen, noch einen Begriff zu geben, wie fich.diefe | ungeſtuͤmmen Schmarozer an die Eingeweide-häns gen, fügen wir ein Stuͤck vom Eingeweide der Glahrke, einer Schollenart, die wir unter den ir fchen Eennen lernten, Hinzu (52). An ihm haͤn⸗ gen zwey Glahrkenkratzer (E. Pleronettes'li- mandae). Aber nur dad Vergrdßerungsglas kann und Überzeugen, daß wir hier Brager (33) vor und fehen. Sie find von den Langhalfigen. Der Koͤr— per bat eine cylindrifche Form, iſt durchſichtig, runs zellos, und hinten ſtumpf. An dem ſtachligen Ruͤ⸗ ßel befindet ſich ein ſphaͤroidiſcher Kolben, der ge wiſſe Bänder durchſchimmern läßt, die wahrſchein⸗ lich zur Bewegung des Ruͤßels noͤthig ſind. Dieſen Kolben verbindet ein duͤnner Hals mit dem Koͤrper. Doch wie manches Intereſſante und hoͤchſt Un⸗ erwartete koͤnnten wir unſern Leſern aus dieſem reis chen Eingeweidewurmgeſchlecht bekannt machen, | | ‚wenn — 1 m Ma we AH, WERE — ı ! — Sen t anna mne — — TS Aha —— “ns TER üö — —————— —— Il XI = — — ———— — Regenwurmer. | 59 wenn wir uns nicht, eingedenk der Tangen Reihe von Naturwundern, die wir noch Durchzumandern haben, losreißen müßten, um zu neuen Gefchlech« tern zu eilen, * rn Du En — — — — — urn — Tab. VII. & VIII. Regenwurm. Lumbricus. Der gemeine (54:57). Der Bunte (58. 59). Der Röhrenmacher (60-63). Der Zerbreche liche (64-66). Der Bewaffnete (69, '68). | | Par en wir anf einige Augenblide die Einges weide der Menfchen und Thiere, und ſuchen zue Abwechslung in den Eingeweiden der Erde, fo fehlt es auch da nicht an Bewohnern, die nicht bloß, wie manche andre, zu ihrer Sicherheit im Schooß derfelden eine Zuflucht fuchen, fondern faft immer ihren Aufenthalt in ihr haben, Wir meinen hiemit die Regenwiürmer, die vorziglid) nad) einem wars men Regen nächtlicher Weile aus der Erde empors kommen, ſich ihres Unraths entledigen, und fiir | die Selle ihres Gefchlechtö forgen, Zuwel⸗ | H 2 len \ .60 Retgenwuͤrmer. len erſcheinen fie auch wohl, abe es regnet, und ſind, zumal denn, wenn ſie haͤufiger als gewoͤhnlich ſich ſehen laſſen, ſichere Vorbothen eines langwieri⸗ gen Regens. Im Fruͤhjahr verlaſſen fie ein Paar Stunden vor Sonnenaufgang ihre unterirdiſchen Wohnungen, und dann kann man beym Schein einer Laterne ohne große Muͤhe feinen Gatten reis nigen. Fünf große Gießkannen voll ſammelte ein⸗ mal einer in einem kleinen Stadtgarten auf dieſe Art. Sie haben einen langen cylindriſchen Koͤrper, der aus einer Menge von Ringen beſteht, und durch die Borſten, die er hat, etwas rauh anzufuͤhlen iſt. Die meiſten beſitzen einen fleiſchigen erhabnen Guͤrtel, der zur Paarungszeit aufſchwillt. In ihm ſind die zur Fortpflanzung noͤthigen Theile enthal⸗ ten. Jeder Regenwurm iſt maͤnnlichen und weib⸗ lichen Geſchlechts zugleich, jedoch iſt keiner allein ſich ſelbſt zur Fortpflanzung hinreichend, ſondern bedarf immer eines Gehuͤlfen, ſo daß jeder zu glei⸗ cher Zeit befruchtet und befruchtet wird. Der Leib des Regenwurms läuft vorn und hinten faft gleich ſpitzig zu, fo daß man Kopf und Schwanz nur mit ‚Mühe unterfcheidet, Ueber zwanzig Arten kennt man bis jetzt. Im Gemeine: Regenwurm. 61 Im Man kann malt den gemeinen Aegen: \ wurm (L.Terreftris, le Vor de terre, Erdregen⸗ wurm 54) überalf in fetter, feuchter Erde, unter Brettern in Gärten, Blumentopfen, Dünger, Wurzeln u, d. finden, Den Thau ſcheint er fehr zu lieben, und deßwegen vorzuͤglich beym Eintritt der Nacht die Erde zu verlaffen. Sein Körper iſt rund und hat hundert Runzeln oder Ringe, die eben fo viele Abſchnitte des Körpers bilden, Jeder derſel⸗ ben hat einige Stacheln oder Borſten an der untern Seite des Leibes, die man als den Bauch betrach⸗ ten kann. So aͤußerſt gemein der Regenwurm iſt, ſo war doch von jeher und bis auf dieſe Stunde die Meinung der Gelehrten und Naturforſcher über die Anzahl und Richtung diefer Stacheln dußerft were fchieden, und mehrere wollten fie für Füße halten, was fie mehr nur nach ihrem Gebrauche, als nach ihrem Baue und ihrer Einrichtung find. Denn wollte man alles Füße nennen, womit ſich irgend ein Thier im Gehen forthilft, fo müßten eine Menge Hacken, Saugwarzen, Deffnungen, Loͤcher u. d. m. die offen⸗ bar zum Gange mancher Gefchöpfe nöthig find, diefen Nahmen führen. Gewiß iſts jeßt, nach ven verdieuſtvollen Unterfuchungen Murray's a, a. daß 23 vier 62 Gemeiner Regenwurm. vier Doppelreihen ſolcher Stacheln Kings des gan⸗ zen Körpers binlaufen, fo daß alfo jeder Ring acht Stacheln bat, und auf die große Anzahl derfelben leicht aus der Zahl der Ringe zu fchliefen ift, Sie find, wie es ihr Gebraud) erfordert, beweglich, und der Wurm kann fie bald länger, bald firger mas chen, oder fie aus: und einziehen. Vorn find fie ſpitzig und hart, hinten weid) und cylindtiſch. Ihre Richtung iſt verſchieden, wie es das bald Hinter— bald Vorwaͤrtsgehen, bald aber das Graben der unterirdiſchen Gänge erfordert, Nur der Gürtel hat keine Stacheln, dafür aber Oeffnungen. Mir fonnen und von den Stacheln und ihrer Richtung am deutlichſten eine Norftellung machen, wenn wir deu Regenwurm, der in einer ſolchen Lage abgebil⸗ det iſt (55), daß die Stacheln ins Auge fallen, aufmerkſam betrachten. An dem Theile von a bis d haben die Stacheln eine nach der Mitte bin ſich neigende Richtung. Won b bis zum Anfange des Guͤrtels c ftehen fie fenfrecht; und von diefem bis an das vorderſte Ende oder den Kopf.d fiehen fie wieder nad) der Mitte zugerichtet, fo daß die am Border: und die am Hinterleide mit den Spitzen gegen einander ſehen. Dieſe kunſtreiche und treffe 200 | — liche Gemeiner | Regen ot mis 63 | Liche Einrichtung der Natur warıgerade zu den Be ſtimmung, die fie dem Regenwurm gab⸗ die beſte und zweckmaͤßigſte. Er bedurfte weder Fluͤgel noch Beine. Die naͤchſte Pflanze, irgend eine Wurzel, oder ein Erdenklumpe in der Nähe biethet ihm alles an, was. er nöthig hat, ohne daß erizu weiten. Reiz fen Beranlaffung hätte. Aber doch mußte er fig) von ber Stelle bewegen fonnen, Dazu warendie Stacheln und die wunderbare Kette ringformiger Muskeln voll: kommen hinreichend. Ihr Ausdehuen und ihr Zuſam⸗ menziehen ſchiebt ven Körper fort.» Mit zuſammen— gezogenen Ringen ſpreizt ſich der Wurm an; durch ihr Ausdehnen ſchiebt er ſich fort, indem ſich die Hacken anklammern, und der Ruͤßel die Gaͤnge da⸗ bin bohrt, wohin Hunger oder ein andres Vedirfr niß den Wurm lockt. Eine aus den feinen Deffnuns gen der Ringe hervorkommende klebrige Feuchtigkeit erhält ven Koͤrper ſchluͤpfrig, und befoͤrdert gleich— falls das Fortſchreiten. Vom ſechs und zwanzig⸗ ſten bis zum dreißigſten Abſchnitt iſt der erhabne,, | fleiſchige Gürtel, der aber aus dem ſehr natürlichen Grunde nicht bey allen Regenwuͤrmern fi) findet, weil er ein Zeichen der Mannbarkeit ift, die noch nicht alle erreicht haben moͤgen. Er hat an jeder . Seite 64 Gemeiner Regenwurm. Seite drey Oeffnungen, fo wie der zwoͤlfte und fünf und zwanzigfte Abſchnitt deren auf jeder Seife zwey hat, auch‘ hat der fünfzehnte King zvey Warzen mit einer Querrige, Das Rüßelartige Maul liegt unter dem erften Abfchnitte oder Ringe, Hier fieht man den Speifecanal, der an'einen hohlen, hautigen Sad, den Magen, gränzt, von wo ein Darm bie zut Echwanzfpiße hinlauft. Gleich am Epeifecanal liegt das Herz, das ſich abwechfelnd zufammenzieht und ausdehnt, und ohnweit desſelben befinden fich in der Bruſt vierzehn Kügeldyen mit milchartiger Beuchtigkeit und acht Kleine Sachen, in deren je dein’ fich wenigftend zwanzig Eyerchen befinden, Sind fie reif, fo kommen fie in die — wo ſie ausgebruͤtet werden. Eine Viertelelle lang und ſo dick wie eine Fe⸗ derſpule findet man den Regenwurm, und gemei⸗ niglich von roͤthlicher Farbe. Man beſchuldigt ihn, daß er großen Schaden anrichte, indem er die Wur⸗ zeln der Pflanzen anfreſſe. Allein das iſt noch nicht erwiefen, und es fcheint vielmehr, daß man ihm die Verbrechen der Engerlinge und andrer Snfectene larven aufgebuͤrdet habe, Aber waͤre es wirklich der Fall, daß er Pflanzen beſchaͤdigte, ſo moͤchte auch | bey Gemeiner Regenwurm. 65 4 ihm die Erfahrung gelten, daß ein Thier, nur daun, wenn Nachläfjigkeit oder Unwiſſenheit es bie zu einer) unverhaͤltnißmaͤßigen Anzahl, anwachſen laͤßt, mehr Schaden anxichtet, als es Nutzen ſtif⸗ tet und gewiß iſt auch der Regenwurm beſtimmt, Wohlthaͤter der Menſchen zu ſeyn. ‚Er durchbohrt die Erde, damit ſie ben wohlthaͤtigen Regen beſſer einſaugen kdunte/bahnt vielleicht Quellen ihren erſten Weg, dient Eidechſen, Maulwuͤrfen, Faeln, Huͤhe nern, Voͤgeln zu einer willkemmnen Nahrung. und der Fiſcher ſteckt ihn an ſeine Angel, um einen. gluͤcklichen «Bang zu thun. Und Das alles leiften. dieſe Wuͤrmer, ohne daß ihre Ernährung der Natur einen großen Aufwand machte; Fette Erde, Miſt, Thierercres ‚mente, dad iſts, was, fie gewoͤhnlich freſſen. ‚Gern ziehen fie abgefallnes Laub in ihre Höhlen und frefe ‚fen: es, wenn es faul iſt. Beſonders ſcheint ihnen Weidenlaub angenehm zu ſeyn. Indem ſie mehrere Blätter bloß an den. Stielen in ihre Locher. ziehen, ſo bildet das aus der Erde hervorragende Laub eine ‚Art von Pflanze oder Plume hart an dem Boden, ‚Sp wie num der in der, Erde befindliche Theil; faul wird ſo frißt ihn der Regenwurm. und zieht die * immer weiter hinein. So zehrt er ſie nach uͤrmer J. Th. J und 66 Gemelner Regenwurm. und nach auf. Ein" errlicher Fuftinet), der; dene Negenwurm eine Nahrung während des Winters | verfchafft, weh S chnee die Erde’ bedeckt; Fein Thau fällt, und die Thiere ihren Winterſchlaf ſchlummern, deren Excremente ihn ſonſt naͤhrten. Zdge er die ganzen Blätter in feine feichte Wohnung / ſo moch⸗ ten ſie zu ſchnell und alle zugleich" faulen/ und ein druͤckender Mangel wuͤrde in dern wahrungelsſen ER ihn- treffen, RB 008 Sonſt genoß der Regenwurm ein’ — An⸗ ſehen in ver Arzuehylunde. "Wirklich ſoll er ein wohl: thaͤtiges Salz enthalten , und, friſch auf die Wun⸗ den gebunden , von großer Wirkung feyn, um eine Entzündung zu verhuͤten. Mir kounnten aus einem Werke des Paulinus über den Regenwurm, das wir vor und haben; eine" Menge "son" Krankheiten an⸗ führen, in denen er die herrlichſten Dienſte leiſten fol, Da ift’feine Laͤhmung, keine Gicht, Fein Fle⸗ ber, eine Wunde? Fein Schmerz ‚ja! felbft’Teinfe heftiges Gift, Bas nicht den heilenden Kraͤften de Regenwurms weichen müßte, und Reiche’ Fieber⸗ mittel, und" das beruͤchtigte phifofophifche Goldfatz und alle Geheimniffe der Wunderaͤrzte wären nichts ‚gegen diefen — bey — zum Apothete Apart Gemeiner Regenwurm. —4 erſpart werden koͤnnte. Allein in unſern unglaubi⸗ gen und alles niederreiſſenden Zeiten hat auch dieſes arme Thier fein ehemaliges Anſehen verlerren. Maerbkwuͤrdig iſt es, wie bie abgeſchnittnen Theile der Regenwuͤrmer ſich wieder ergaͤnzen, und zu vollkommnen Wuͤrmern werden; und der, der Diez ſes Geſchoͤpf fuͤr ein ‚geringes und unbedeutendes haͤlt, duͤrfte in der That ſeine Blicke nur auf dieſe erſtaunenswuͤrdige Wiedererzeugung heften, um ge⸗ niug Stoff, zum Nachdenken und zur Bewunderung zu findens Die Ernenerung oder die Verwandlung ber Stuͤ de: abgefchnittuter Regenwuͤrmer in ganze und vollkommne Geſchopfe iſt eine noch weit wich⸗ tigere Erſcheinung, als das aͤhnliche Schickſal der Polypen. Denn nicht nur, daß der Regenwurm viel groͤßer als der, Polyp, ja ein wahrer Coloß gegen ihn. iſt, ſo hat der Regenwurm auch eine ganz andre Structur, er hat weit mehr Eingeweide, Ge⸗ faͤße, Muskeln und ein ſich im Kreislaufe bewegen⸗ des Blut, ſo daß man glauben ſollte, ihn entzwey ſchneiden, heiße ihn auf der Stelle toͤdten. Und dennoch haben wiederhohlte Beobachtungen gelehrt, daß aus den Truͤmmern des zerſtuͤckelten Regen⸗ aurad „+ wieder ‚eben fo viel in allen Theilen voll⸗ rip 3.2 fomınne “ a2. 68 Gemeiner Megemmmm kommne Wurmer werden, als zuvor Stuͤcke waren, Nie wachfen dieſe Stuͤcke wieder aneinander, wohl aber entwickelt ſich in jedem das, was zum Gan⸗ jen gehört; neue Lungen, ein nener Magen, ein neues Herz, neue Gefäße zum Kreislauf bes Blutes, alles Fommt zum Vorſchein, und der neue Theil; der aus dem Stammſtuͤcke hervorwaͤchst iſt immer größer, als das Stuͤck ſelbſt, und nur eine blaͤſſere Farbe: unterſcheldet den neuen Trieb von ſeinem Stamme. Diefer ift gleichfam die Erde, aus der das neue organiſche Weſen hervorwaͤchst. Spal⸗ lanzani hat daruͤber hoͤchſt merkwuͤrdige Verſuche angeſtellt, und gefunden, daß auch die aus ber Mitte heransgefchnittenen Stuͤcke einen Kopf und Schwanz neu bekommen / und zugleich angegeben, wie lang ein Stückchen ſeyn müße, das ſich ergänzen ſoll. Zuweilen leuchten die Regenwuͤrmer im Finſtern, und verbreiten, fa faſt wie faules Holz, ein blauliches phosphoriſches Licht. Ein Beobachter will wahr⸗ genommen haben, daß es um den Guͤrtel ſtaͤrker ſey. Ob dieſe Einrichtung Auf die Fortpflanzimg Beziehung habe, und was fiir befondere Umftände dabey wirkſam ſeyn moͤgen, koͤnnen wir nicht ent⸗ ſcheiden. Bey einer —9 Reiſe fand Bru⸗ RR guiere — \ N Gemeiner Regenwurm. 609 gui⸗re auf dem Wege zwiſchen Lyon und Avignon alle Hecken mit leuchtenden Regenwuͤrmern bedeckt, und ſah das hintere Ende am ſtaͤrkſten leuchtend, Noch am zehnten Tage entdeckte er an denen, die er An hatte, Licht. Die Regenwuͤrmer legen Eyer. Ein ſolches —* wir bey 56. Es iſt graulich und ſieht wie eine laͤng⸗ | lich runde Kugel aus. Vorn hat es eine ſtumpfe Spitze, aus der der junge Regenwurm (57), der ſpiralformig gewunden in ſeiner Wiege liegt, zum Vorſchein kommt. Nur dadurch unterſcheidet er fich von Erwachsnen, daß er von hellerer Farbe, und befonders vorn ziemlich durchfichtig iſt. Was man von Wurmſchnee und Wurmregen vorgegeben hat, ift eine Kabel, Es mögen wohl. ſchon nach ſtarkem Schnee oder Regen Wuͤrmer in Menge gefunden worden ſeyn, ja es ift fogar möge lich, daß ein heftiger Sturm Inſectenlarven, die die Unwiſſenheit fuͤr Wuͤrmer anfah, mit ſich fort, an einen andern Ort gefuͤhrt hat, aber eigentlich Regnen und Schneyen kann es Wuͤrmer eben fo wenig, als Froͤſche und Blut, ſo lange nicht ein Aeronaute einen Vorrath davon mit in die Wolken nimmt, | 53 In 70 Bunter Regenwurm. Ju Möldern, an ſchlammigen Stellen, in Teichen und Graͤben findet man den bunten Re⸗ | genwurm (L. Variegatus 58), der ein weit ane genehmeres Ausfehen ald der Vorige hat, Er ift nach einigen carmefinroth und grün, nach andern roth und braun gefedt. Die Abbildung zeigt ihr in feiner natürlichen Größe. Das Vordertheil, wo der Kopf iſt, hat eine etwas hellere Farbe, Die dunklern Stellen nach hinten zu ſcheinen bloß durch⸗ fcheinende Exeremente zu feyn. Die Ringe, wors aus der Leib zuſammengeſetzt ift, werben gegen dad Hintertheil immer Kleiner. Auch er hat ähnliche Borften oder Stacheln, wie der gemeine Regen: wurm, die die Stelle der Füße vertreten. Eine ‚Menge parallel liegender Muskeln, die zur Bewes gung der Ringe dienen, entdeckt das Vergroͤße⸗ rungsglas. Ihre erhabne. Lage erhöher den Glanz ber Haut. Nicht bey allen bunten Regenwuͤrmern ‚hat der Kopf eine gleiche Form. Dieß kommt aber daher, weil fie das Vermögen haben, ihn auẽzu⸗ dehnen und zuſammenzuziehen. Vorn hat er,eine Spitze, um ſich im Schlamme, feinem Lieblings» ‚aufenthalte, durchzuarbeiten. Das Maul ift nicht etwa vorn, ſondern es liegt da, wo der Kopf am | dick⸗ \ - Bunter Regenwurm. 71 dickſten ift, in der Mitte, und beſteht aus eines runden Oeffnung, die ein dicker Muskel unigiebt. Aus ihm kommt zuweilen etwas, Das einer Blaſe, oder, wenn man lieber will, einer Warze aͤhnlich ſieht, zum Vorſchein. Ob es eine Zunge fey, oder ob ed zum Gehen diene, um auf einer glatten Slas che fortzuſchreiten, wiſſen wir nicht Im Innern dieſes Wurms erblickt man eine große Pulsader, die ein beruͤhmter Naturforſcher fuͤr eine Kette von Herzen hielt. Alle Augenblicke ſieht man am Ende des Schwanzes einen Tropfen Blut abfahren, im Zickzack der Adern und ihrer mannigfaltigen Wine dungen aufwärts ſteigend ſich in die Seitenarterien vertheilen, und dann nad) dem Gehirn zueilen. Es ift dieß ein nie genug zu bewimderndes Schaufpiel, befonders wenn man feine Blicke Auf die Mitte des Körpers heftet, wo bie Arterie am ſtaͤrkſten iſt. Mir welcher Gefchtwindigkeit das Blut fich bewegt, wie es hier ſtrahlenformig auseinander fchießt, dort wegen ver Kleinheit der Gefäße nur gewiffe wellen⸗ fürmige Bewegungen wahrnehmen läßt, das mug man felbft’fehen, um die Größe des Schoͤpfers in einem ſolchen Wurme anzuftaunen, - Unter’ jener nn ‘oder wenn man lieber Kette von Herzen art fügen N 72. Rother Regenwurm. fagen will, liegt der Eingeweidecanal,, durch den eine Menge muskulofer Fibern geht, und die Nah⸗ rung hindurch preßt. Zuweilen wird man gegen das Schwanzende um den After herum ein außer ordentliches, unerklärliches Wimmeln gewahr, auch zeigen fich im Magen und in den Eingeweiden mehr vere Luftblaſen. Sie jagen fi) zuweilen in feinem Leibe herum, und: verhindern den Wurm, bis er fie von ſich laßt, in die Tiefe zu gehen. Dieß ift der Wurm, an welchem Bonnet, jener aunfterbliche Naturforſcher, die überrafchendften Be: obachtungen über Reproduction, und das Vermoͤ⸗ gen einiger Thiere, fi), wie Pflanzen, gleichfam Durch Abſenker zu vermehren, machte. Es ift der Mühe wertb, bey einem der ſeltſamſten Schaufpiele, - in der ganzen Natur, noch einige Augenblicke zu verweilen, Unfre Lefer haben fich ſchon zu ſehr als Freunde ſolcher Naturbetrachtungen gezeigt, als daß wir Bedenken tragen koͤnnten, uns etwas um⸗ ſtaͤndlicher uͤber dieſen wichtigen Gegenſtand zu ver⸗ breiten. Den erſten Verſuch machte Bonnet mit einem ſolchen Wurm, den er mit einen ſehr ſcharfen Meſſer, was, um nicht zu reißen, immer dazu ge⸗ * in zwey gleiche Theile ſchnitt, und nun nicht mehr Bunter Regenwurm. 73 mehr aus den Augen ließ, Beyde, das Schwanz ſtuͤck, wie das Kopfſtuͤck, bewegten fih in ihrer Taffe auf gleiche Weife ziemlic) gefchwinde, beyde wichen dem aus, was ihnen im Wege lag, beyde begegneten fich oft auf ihrem Wege, aber fie ſchienen fich weder zu fuchen, noch zu fliehen, Giengen fie nad) einem Ziele, fo Fam die Kopfhalfte früher an, und fehte man jte in die Sonne, fo Defchleunigte die Schwanzhälfte merklich ihren Gang, Gab jh⸗ ten der Beobachter Mafferlinfen, fo verbarg fich biefe zwifchen, ihren zarten Wurzeln, indeß jene ſich hinein bohrte. Schon bey dieſem Anblick draͤngen ſich dem Nachdenkenden unaufldsliche Fragen auf, Beyde machen, wie es ſcheint, willkuͤrliche Bewe⸗ gungen. Hat jedes eine Seele? Hatte der urſpruͤnge liche Wurm ihrer mehrere, fo daß jedem Stuͤcke eine mitaetheilt werden Eonnte? Laͤßt ſich eine Seele theilen? Oder entwidelt fie ſich erft mit den Orga⸗ nen des Kopfs und des Gehirns? Diefe und ahn: liche Fragen, wer wird fie ganz befriedigend beant: worten, da wir überhanpt von der Natur der Seele noch fo wenig wilfen. Doc) wir Fehren zu Bonners Würmern zuruͤck. MBald befamen mun Die beyden Stüde da,’ wo der Abſchnitt war, einen Wulf, "Wörmerl. Tb. K aus 74 Bunter: Regenwurm. aus dem am ——— Tage ein Auswuchs von be lerer Farbe, ald das übrige war, hervortrat, und fo entwidelten ſich die Stüce mit jedem Tage mehr zu vollkommnen Würmern, Die eine Hälfte befam einen Schwanz, die andre einen Kopf: das Herz, der Magen, die Eingeweide verlängerten fich ine. er mehr, und in einer Woche wurde aus jedem Stuͤck ein fo ganz gleicher, von eben denfelben Nas turtrieben und Fertigkeiten befeelter Wurm, daß ſie nicht zu unterſcheiden waren, und nur die Groͤße noch fehlte, die aber auch allmählich, jedoch lang— fan, fid) einfand, um dem urfpringlichen Wurm ganz zu gleichen. Doch dabey blieb- der Beobachter nicht ſtehen; er zerfchnitt ſolche Mürmer in drey, vier, zehn Stuͤcke, ja er trieb es bis auf ſechs und zwanzig, und hatte dad Vergnügen, die allermeie fien Kopf und Schwanz befommen zu fehen. Sa, Lyonet theilte einen. etwas größern Wurm ſogar in vierzig Stüde, und aus allen ward. ein ganzer Wurm. Bey einer fo ſtarken Theilung geht es frey⸗ lich mit dem Wachsthum etwas langſam. Erſt ents wickelt ſich der Kopf; denn die Organe, die die Nahrung zufuͤhren, muͤßen freylich vor allen Dins gen. Kamen ſeyn; fobald aber der Kopf eine ges | wiſſe Bunter Negentwurm. 7 wiſſe Ränge hat, fo hört er zu wachſen gänzlich auf, da hingegen das Wachethum des Schwarzes weit laͤn⸗ 'ger fortdauert. Dieß geſchieht, indem ſich theils die alten Ringe ausdehnen, theils neue entwickeln. Merkwuͤrdig iſt es, daß Stuͤcke von verſchiedner Laͤnge in einiger Zeit einander ganz gleich werden, fo daß das kuͤrzere durch einen färfern Wachſsthums⸗ trieb, das längere einhohlt. Ya noch wunderbarer. ift der Umſtand „daß, wenn man die aus Stuͤ⸗ cken entwicelten vollkommnen Miürmer wieder zerfchmeidet, die Stüde ſich eben fo wieder erz 'gänzen, fo daß man diefen Verſuch ins Linendliche wiederholen kann. Welch ein Erftaunen muß fich nicht unfrer Seele bey dem Gedanken bemächtigeit, wie viele Würmer der Menfch durch Theilung aus einen einzigen machen kaun. Er theile ihn nur im acht Stüde, fo hater am Ende des Jahrs g voll: kommne Würmer; dieſe wieder zerichnitten geben ihm am Ende des zweyten Sahres 64. Faͤhrt er. fo fort, fo betommt er nach drey Jahren 5125 nad) vier Jahren 40965: nach 3 Jahren 32768, und nach | fechfen 262142, Hätte er jedesmal zwölf Theile gemacht, ſo wuͤrden ihm an drey Millionen nur 14016 fehlen. Bis auf achtmal hat der ſchon ge⸗ m 82 nannte, 76 Bunter Regenwurm. nannte Naturforſcher es getrieben, einen und ben: felben Wurm zu zerfchneiden; in acht Sommern ers neuerten ſich die Stüdfe, Meiter vermochte er den Verſuch nicht zu treiben. Ueberhaupt aber iſt die Sonnenwaͤrme der Vermehrung dieſer Wuͤrmer guͤn⸗ ſtiger, als die Kaͤlte, dagegen aber bleiben fie in dieſer laͤnger am Leben, vermuthlich weil daun die Ausduͤnſtung nicht fo ſtark iſt. In der Erde geht die Ergaͤnzung ſchneller vor ſich, als im Waſſer, weil ſie in jener mehr nahrhafte Theile finden. Nie —— hat man noch geſehen, daß ver bloße Kopf, oder der bloße Schwanz zu einem vollkommnen Wurm geworden waͤre, immer muß im Zertheilen etwas von Rumpfe daran bleiben. Dagegen aber beka⸗ men einige Kopfftüce unter ten Augen des Beob⸗ achters noch einen Kopf, fo daß fte ihrer zwey hat: . ten, die nicht immer eined Sinnes zu feyn Schienen, Indeſſen behauptete doch der ältere immer eine gewiffe Superivrität. Einen ſolchen zweykoͤpfigen Wurm fehen wir bey 59. Diefer hatte fich erft aus einem Achtelſtuͤck zum vollkommnen Wurm entwi« ckelt, und num trieb er an der Seite noch einen Kopf “hervor, Zuweilen befällt diefe bunten Regenwuͤrmer eine Krankheit, die fie fo ganz aufzehrt, dag nur an Ä ein Bunter Regenwurm. 77 ein bischen Staub von ihnen übrig bleibt, auch lei⸗ den fie manchmal an Fäufen, von denen dann ihr ganzer Koͤrper wimmelt. Einmal ſah Bonner bey feinen Verſuchen über die Reproductionskraft einen weißlichen Wurm ſtatt des Kopfs einen Schwanz bekommen, und dieſer wahrhaft kopfloſe Wurm lebte ſieben Monate. Aber, moͤchte man fragen, pi wohl die Na⸗ tur einigen Wirmern diefe wunderbare Eigenfchaft | bloß um unſre Neugierde zu befriedigen, oder hatte | fie dabey einen höhern Zweck, die Erhaltung. diefer Thiere? Echon der Umftand, daß man in der Na⸗ tur felbft dieſe Würmer oft zerſtuͤmmelt antrifft, daß ‚bier einem ber Kopf, dort einem. der Schwanz fehlt, daß biefe Thiere ſich fehr leicht befchädigen, ‚and durd) die Gefräßigfeit andrer Gefchöpfe etwas von ihrem Leibe einbüßen, läßt auf die Weisheit und Zweckmaͤßigkeit diefer Eigenſchaft fchließen, wenn es nicht im Voraus gewiß waͤre, daß bloß fuͤr die Neugierde ſicher nichts geſchaffen war. Sah man doch Wuͤrmer in Glaͤſern, ohne die mindeſte gewaltſame aͤußerliche Veranlaſſung, in Stuͤcke ſpringen, ſo daß die Natur ſelbſt die Theilung ver⸗ ordnet haben mag, und das ſchneidende Meſſer des 83 MNature 78 Runter Regenwurm. Naturforſchers Dem vielleicht nur zuvorkommt, was die Natur ſelbſt gethan haben wirde, Aber find ſolche Werfuche nicht graufam? Muͤßen fie nicht eine wahre Marter für die armen Thiere feyn? Wire das auch, wer wollte dem Menfchen das Hecht zu folchen Verſuchen, durch die er ſich tiber die wichtigften Gegenſtaͤnde zu belehren 'bemüpt, abs iprechen , wenn auch mit Aufopferung einiger Mirmer? Und dann fo fiheinen auch diefe beyin Zerſchneiden kein Schmerzgefuͤhl zu aͤußern, ſo un⸗ beſchreiblich zart ſonſt ihr Gefuͤhl iſt, ſo daß ſie die Annaͤherung eines — ſogleich wittern. | Doch wir müßen und von dieſem wichtigen Schaufpiele, dem wenige in der Natur gleichen, Iosreißen, befonderd da wir nod) dfter auf die Wun⸗ der der Mienerergänzung zerſchnittner Thiere kom⸗ men werben, wobey wir unfre Leſer mit nod) ex- ſtaunenswuͤrdigern Erfcheinungen bekannt zu machen hoffen. Nur fey es und erlaubt, noch ein paar Regenwuͤrmer, bie unter ihrem Gefchlechte ſich * zeichnen, hinzuzufuͤgen. Sollten wir wohl, wenn wir — die e Abe — (60) EUREN —— daß wir einen 4u | gu Gegen⸗ | Roͤhrenmacher. 78 Gegenſtand aus dem Thierreiche vor uns haben, ja wird nicht der groͤßere Theil unſrer Leſer hier eine ſeltſame Pflanzenart zu erblicken vermuthen? Und doch iſt nichts gewiſſer, als daß dieſes ‚lauter Wuͤr⸗ mer ſind, die ihr Inſtinct lehrte, ſich zu ihrer Wohnung Roͤhren zu verfertigen. Mit Recht nen⸗ nen wir diefe Regenwurmart den Roͤhrenmacher (L. Tubifex). Nackt und in ſeiner wahren Größe (63) bat er Fein Anfehen, Man ſieht bloß ein Kleines blaßrothes Würmchen, Das vorn etwas ab: geftumpft ift, und nicht die mindefie fihtbare Or— ganifation hat. Vergrößern wir ihn aber beträchte lich (62), dann fehen wir, wie fein flacher Körper aus 50-60 Abfchnitten befteht, deren- jeder ſechs bis fieben mit Runzeln bezeichnete Ringe hat. Bey der. ſchaͤrfſſen Beobachtung aber wird. man weder Stacheln noch Warzen fogleich gewahr; hat man aber. einen Augenblick Geduld, fo kann man zuwei— len an dem Einſchnitten unbefchreiblic) Heine Spigen bhervortreten fehen, die das Wuͤrmchen aus⸗ und einziehen kann. Welche Musteln, gegen die ein Haar dick genannt werden muß, mögen diefe nicht in. Bewegung fegen! Im Innern erblidt man den | nein Nehrunacana, und die tothen Blutgefaͤße und 30 Roͤhrenmacher. | und Adern. Auch an dieſem Geſchoͤpfe kann mar den Kreislauf des Blutes bewundern, : . Am Grunde tehender Waſſer und Teiche lebt der Rohrenmacher. Aus Schlammerde verfertigt er ſich die ſenkrechten Roͤhren, die wir bey 60 ſehen, und tauſend Windungen und Kruͤmmungen feines Koͤrpers muͤßen ihm dabey behuͤlflich ſeyn. Wenn das Waſſer ruhig iſt, ſo ſtreckt er ſeinen Leib lang⸗ ſam und vorſichtig heraus, und bewegt ſich bald nach dieſer, bald nach jener Seite. Fuͤhlt er die mindeſte Bewegung, und ruͤhrt ſich auch nur ein Geſchoͤpf, das mit ihm den Schlamm bewohnt, ſo zieht er ſich ploͤtzlich zuruͤck, und verbirgt ſich. Nimmt man ihn heraus, und legt ihn auf eine Flaͤche, fo macht er eine ſpiralformige Bewegung. Ein aͤhnlicher Wurm wird haͤufig in ſeiner Geſell⸗ ſchaft gefunden. Dieſer ſtreckt das andere Ende ſei⸗ nes Koͤrpers aus der Schlammerde gerade empor, oder verbirgt ſich auch ploͤtzlich, wenn Gefahr iſt, in ihr, ohne Daß er eine Röhre machte. Wir geben feine Abbildung (63) ftarf vergrößert, weil man | bey ihm, noch ſchoͤner ald beyin vorigen, die Ein⸗ geweide, den Gang der Adern," die Wärzchen mit den Borften u. d. m, erkennen kann. Ein folcher | | Una Zerbrechllcher Regenwurm. 81 Anblick allein ſollte hinreichen "den, der miif Vers achtung fügen lann⸗ es FR nur ein — rag * weiten. LANE NEN | * Man Fonnte im erſten Augenblick an —* ſendfuß denen, wenn man den zerbrechlichen Het genwurm (L’'Fragilis 64) erblickt. Er hat uͤber zweyhundert Ringe, die ſehr zerbrechlich find‘, oder vielmehr leicht auseinander gehen, und eben dadurch mag oft ein Theilen und Wiedereigänzen des Wurms veranlagt werden, Die zwey Ringe am Kopfe has ben keine Borften, oder, wenn man will, Süße, und daran kann man Das Vordertheil dieſes Warms von feinem Hintertheil unterfoheiden, Sieht man den Kopf vergrößert von oben (65), fo bemerkt man an einer getheilten, leifchartigen Hervorragung Fleine Buͤſchel Borften, Beobachtet mam aber den Kopf. Son unten (66), ſo zeigen fich au. dem etwas rüßells gen Maule zwey, wie es ſcheint, Freßwerkzeuge. Sn thoniger Erde, an den Kuͤſten von Daͤnnemark findet man dieſen Wurm. Etwas Aehnlichkeit mit ihm Keheint der bewaffe nete Kegenwurm L. Armiger 67) zu haben, aber nut jo lange, ald man ihn nur flüchtig anf eht. Hier jeichnet ihn bloß die Doppelseihe fehwarzer Flecken, Würmer 1 Th. g bie p- 4 82 Bewaffneter Regenwurm. die von vorn aus nach hinten: zu ſich erſtreckt, aus. Auch iſt er kleiner und hat nur hundert Ringe. Nimmt man eine ſtarke Vergroͤßerung zu Huͤlfe, ſo ſieht man, daß die. erſten ſiebzehn Ringe oder Abſchnitte nackt und unbewaffnet ſind. Von da aber iſt dieſer Wurm, | von dem wir bey 68 den Vorderleib erblicken, ſon⸗ derbar bewaffnet. Die Ringe erheben ſich und bil⸗ den eine weißliche Rippe. Sie ragt hervor und iſt porn geſpalten. Bey jeder befindet ſich eine zarte, einfache, kurze Borſte, die beyden erſten ausgenom⸗ men. Alle uͤbrigen Ringe haben noch außerdem auf beyden Seiten lanzettartige Lamellen. So ſtark iſt dieſer im Schlamm am Chriſtianſunde einheimiſche Wurm bewaffnet. Wer kann ſich des Erſtaunens uͤber das, was die muͤtterliche Natur Air fo Heine Geichöpfe that, enthalten? ERSTE ERTEEEN. N EEE em — — — — 9 — Plattwurm. Planaria. Die Leberegel (69-71). Der Hechtplattwurm (72-75). Der Froſchplattwurm (76. 77) Der Seeſcorpionplattwurm (78). Der Sands — J——— E— — — eb. ⸗ — 2* at ei 2 — E2 a Pam 1 —— —— — 2 kart j. 1) # Ei ! Le ©. f 7 j Si; Da I A Ei 8 u KR H\ — — X ecke N 7 EN Y . i Y | | ’ i ’ Plattwũrmer. | 83 Sandartylattwirm (79). Der gaulbarſch⸗ plattwurm (80), Der Sledermausplattrourm (81- 84). Da ſchwatze Mattwurm (85.86). Der rothe (37.88). Der gehörnte (89 91). ( Riemenwurm. F aſciola. Der Fiſchriemenwurm (92.93). Der Nelken⸗ wurm (94.95). Der Stiefelwurm (96.97). Nicht ohne Urſache verbinden wir hier dieſe beyden Geſchlechter von Eingeweidewuͤrmern. Es faͤllt deſto mehr in die Augen, daß die Arten, die der unſterbliche Linn« in Eine Gattung, als Riemenwuͤrmer, aufge⸗ nommen, im Hauptcharakteren fo verſchieden find, daß fie nicht fuͤglich beyſammen ſtehen koͤnnen. Auch haben feit feiner Zeit eine Menge neuer Entdeckungen bie hieher gehörigen Arten faft bis auf hundert ver⸗ mehrt, ſo daß eine Vertheilung in zwo Gattungen aud) von diefer Seite zweckmaͤßig war. Immer ha⸗ ben die Plattwuͤrmer eine oder zwey Saugoͤffnungen, daher die letztern auch Doppelldcher heißen, und einen platten, bey einigen nur etwas gewoͤlbten Körper; da hingegen die Riemenwiirmer einen Leib haben, ber wie ein Riemen oder wie eine Binde geformt iſt. e | 22 Trennt N \ 84 „Leberegels Trennt man.diefe. beyden Geſchlechter, f muß man doch eingeſtehen, daß ſie nahe zuſammen graͤnzen, und daß beſonders die Riemenwuͤrmer einen ſehr natuͤrlichen Uebergang zu den beruͤhmten Band⸗ wuͤrmern machen. Nur mit Muͤhe werden ſich unſre Leſer uͤberre⸗ den Formen, daß fie in den hieher gehörigen Abbil⸗ dungen wirkliche Thiere vor ſich ſehen. Haͤtten wir uns nicht, ſeit unſte Unterhaltungen ſich des Wohle wollens ihrer Leſer zu erfreuen haben, der ſtrengſten Wahrheit befliſſ en, und nur ganz zuverlaͤßige Quel⸗ len beuuͤtzt, ‚und hätten wir nicht immer darauf ges. ſehen, unſerm Kuͤnſtler treue Vorbilder zum Kopiren vorzulegen, ſo daß wir jetzt ohne Unbeſcheidenheit auf etwas Zutrauen und Glauben rechnen. duͤrfen: ſo wuͤrden wir uns jetzt faſt in dem Falle befinden, Beweiſe und Zeugen anzufuͤhren, daß wir hier weder mit Geburten der Einbildungskraft, noch mit verzerr⸗ ten, unkenntlichen Nachbildungen unſre Leſer taͤuſchen. Allein ſo glauben wir deſſen uͤberhoben ſeyn zu kon⸗ nen, zumal da es dem Zweifelnden nicht an Mitteln fehlt, ſich weiter zu belehren und zu uͤberzeugen. Man glaubt ein Blatt mit ſeinen Adern und Ren: vor fich zu ſehen, wenn man eine Ceberegel (P, x er nk Dem eg in. ( Hepatica, fafciola hep. Ein Egelſchnecke 69) betrachtet, auch koͤnnte man fie, wenn man fie aus der Leber herausnimmt, für eine bloße Haut halten, | Aber bald bemerkt man, daß fie ſich willkürlich bes wegt, fich verbieft und verdünnt, verlängert und vers’ kaͤrzt, kurz, daß man ein lebendiges Gefchdpf vor fich habe, In der Abbildung liegt fie auf dem Bauche, Der kurze, Fegelfürmige Hals, den der Wurm etwas. verlängern kann, hat vorn eine Deffnung, durch Die er feine Nahrung einfaugt, aber auch feinen Unrath von fich gibt. ‚Ein ringförmiger, etwas fefter Rand umgibt die Deffnung, die er bald erweitern, bald vers engen kann. Da, wo der Hald an den Leib gränzt, - befindet fi ein’ heller Sieden. Blattfoͤrmig ſpitzt ſich der Leib nach hinten zu und iſt in der Mitte et⸗ was gewoͤlbt, an den Seiten aber ungemein dünn, Eine Menge son Üdern und Blutgefäßen ſchimmert durd) vie Haut, Nur ſcheinbar glatt ift diefe und: das Vergrößerungsglas entdeckt eine zahliofe Menge drüfiger Huͤgelchen. Wendet man diefen Wurm um und legt ihn auf den Ruͤcken (70), fo fehen wir in der Abbildung, die zugleich dad Maaß der äußerften Groͤße unter allen möglichen Abftufungen von den z. wie man diefe Würmer findet, abgibt, unter: hi 3 dem — 86 Excberegel⸗ dem Halſe eine weiße, walzenformige Erhöhung, die wie ein kleiner Darın hervorgeht; fie kommt aber bey gar vielen erit zum Borfchein, wenn man fie auf eine geſchickte Art herausdruͤckt. Unter ihr iſt eine Oeff⸗ nung. Deutlicher ſcheinen auch am Bauche Einge⸗ weide durch. Die dunkeln Klumpen find die Eyers behaͤltniſſe, in deren jedem ſich uͤber Tauſend befinden. Jede Leberegel iſt maͤnnlich und weiblich zugleich, bedarf aber demungeachtet zur Fortpflanzung ihres" Geichleihts eines andern. Wer fellte aber wohl - glauben, daß ein Geſchoͤpf mit fo wenig aͤußerlichen Werkzeugen fehr leicht, wenn andy gleich eben nicht befonders geſchwind, geben koͤnne. Wir fehen die Reberegel bey 71 in vollem Gange begriffen. Ob fie wor: oder ruͤckwaͤrts, ob fie auf ven Ruͤcken oder auf dem Bauche gehen foll, ift ihr vdllig einerley. Das bey thut der Hals die beften Dienfte. Er feheint zu⸗ erſt einen Ort zu ſuchen, wo er ſich bequem aufſetzen kann, und dann folgt der Leib in lauter breitblaͤttri⸗ gen und wellenfürmigen Falten. So koͤnnen die Leberegeln unter ımd über einander weggehen, und durch die Fertigkeit, fich ungemein zu ‚verdünnen, fich einen Weg durch die engſten Gänge bahnen, Yußer ihrem Elemente bringen fie ihr Leben nicht: | hoch. : Reberea. 87 ® hoch. Im Oehl leben fie am laͤngſten, im Eſſig aber ſterben ſie ploͤtzlich, ſo wie ſie hineinkommen. Es iſt eine grundloſe Vorausſetzung, als wären dieſe Wuͤrmer nur den Schafiebern eigen. Man hat aͤhn⸗ liche in den Lebern von Ochſen, Kuͤhen, Pferden, Hirſchen, Schweinen und Haſen gefimden, ja die Abhandlungen der Parifer Ncademie gedenken fogar ‚eines Srauenzimmers, die ihrer eine Menge in ſich beherbergt haben fol. Außerhalb der Leber findet man fie in keinem Thiere. Gie graben fich in ihr Gallerien, worin drey, oder auch zumeilen mehrere zugleic) wohnen. Das Inwendige derſelben fcheint mit einer blauen Knorpelhaut tapeziert zu ſeyn. Wenn die Leberegeln in den Schafen überhand nehmen, fo Fönnen fie ſchwere Krankheiten veranz laffen, Sie hohlen dann hart Athem, gehen trans tig einher, legen fich oft nieder, und die rothen Aeder⸗ en im Meißen der Augen, dieſes fichre Kennzeichen ihrer oollfommnen Gefundheit, verfehwinden, Jetzt werden die Augen mattweiß und trübe, Teicht geht die Wolle aus und der Leib geſchwillt außerordentlich, Die ſonſt nur höchftens ein Pfund fchwere Reber bes fommt auf drey Pfund und drüber, und ohne zweck⸗ | mäßige Hilfe ift das Schaf verloren, Naſſe Weide 7— und s 1 | Kur 88 Hechtplattwurm. Br und unrelned Getränke trägt viel zur Entwicklung diefer Würmer bey. Daher der Wahn entſtanden iſt, als verſchluckten ſie die Schafe mit dem Waſſer ein Wohn, den unfre Leſer bereits zu wuͤrdigen * ſen werden. | R. Einen andern merkwürdigen RES machen wir unfern Lefern im Gechtplsttwurm (P. Lucii) bekannt, ver feinen Aufenthalt im Magen und in der Speiferöhre des Hechts hat. Wir mögen ihn in ſei⸗ ner natürlichen Groͤße entweder in gerader (72) oder in gefrimmter (73) Stellung, oder etwas plattges drückt (74) unter dem Preßſchieber des Mikroſkops betrachten, fo werden wir noch wenig von feinem kunſtvollen Bau bemeifen. Aber eine ſtarke Vergrd⸗ ßerung (75) zeigt und erft die merkwürdige Einrichs tung dieſes Geſchoͤpfs, dad kaum einem Thiere aͤhn⸗ lich ſieht. Seine braunrothe Farbe ſcheint von ſeiner Nahrung herzuruͤhren. Sie verliert ſich, wenn es einige Tage im friſchen Waſſet gelegen hat. Deut⸗ lich) bemerkt man an dieſem Wurm zwey Saugoͤffnun⸗ gen, mit denen er fich zuweilen fo feft anfaugt, daß man ihn eher zerreifien kann, als daß er fich losma⸗ | een ließe. Strahlige Fajern umgeben diefe beyden Definungen, und er kann fie durch Muskeln erweitern | und Sroſchoplattwurm. 89 und verengen. Auch zum Gehen dienen ihm dieſe Oeffnungen, indem er fich vermittelſt ihrer anhaͤlt und ben Körper nach ſich zieht. Den Theil zwiſchen den beyden-Deffnungen kann diefer Plattwurm fo ausdehnen, daß man ihn mit Recht einen Halsnene nen kann, Prächtig ift fein Anblick in der Vergrd⸗ | Berung , wie ihn. unfre Abbildung (75) zeigt, unter, dem Preßfchieber. Man fieht unter der Miindung der obern Deffuung eine Blafe, die der Magen feyn koͤnnte, und einen Beutel, der das Herz iſt. Don da aus lauft der gefhlängelte Darmeanal nad) uns ten zu. Wo er aufhört, ift eine Deffuung für den Unrath, unter ihr eine andre für die Eyer, wozu aber die dritte dient, ift unbefannt, Auf beyden Seiten bemerkt mal mehrere Eyer. Nichts gleidht dem Schaufpiel, das der Kreislauf des Blutes bey dieſem Wurm gibt, wie die Blutfügelchen dem Herzen zus und von ihm wegeilen. Zaͤh ift das Leben desfelben, Er bringt es im Waffer auf acht und unter der Tors kur des Preßfchiebers auf ein paar Tage. | m Darmeanal und Maftvarm der Fröfche fin⸗ bet man den feltfamen, Feulenförmigen srofcplatts wurm (P.Ran®), ber, wir mögen ihn i in natuͤr⸗ — licher (70) oder vermehrter Groͤße (77) betrachten, Wuͤrmer J. Th, M wenig PP ss Seeſcorpionplattwurm. wenig Thieraͤhnliches hat. Eine Saugmuͤndung hat er vorn am duͤnnern, die andre hinten am dickern Ende. Die letztere kommt in die Mitte zu ſtehen, ſobald ſich der Wurm breit macht. Sie iſt wie mit Strahlen umgeben. Aus ihr kommt, wenn der Wurm ſein Vorderende lang ausſtreckt, eine ſchwarze, offne Halbkugel zum Vorſchein, die alsbald wieder ver⸗ ſchwindet. Sehr feſt kann ſich dieſer Wurm damit anhängen. Er iſt im Stande, ſich mannigfaltige Geſtalten zu geben, und ſich bald zu einer Kugel, bald zu einer langen, bald zu einer breiten Flaͤche zu ma⸗ chen. Saugt er ſich aber in ſeiner natuͤrlichen Ge⸗ ſtalt mit dem hintern Ende an, ſo ſtreckt er das Vor⸗ dere in die Hoͤhe und macht allerley Bewegungen damit. Preßt man ſeinen Koͤrper, ſo kommen Eyer zum Vorſchein, und verduͤnnt man auch nur ein unſichtbares Puͤnctchen des Maſtdarmſchleims mit Waſſer, ſo entdeckt man eine erſtaunliche Menge von Eyern dieſes Wurms. Die dunklen — an (einem Hinterleibe find lauter Eyer. Kann man wohl fonderbarere Gefchdpfe fehen, als die drey Plattwurmarten, die wir nun folgen lafe fen, und bey 78. 79. und 80, ſtark vergrößert vorftels len; denn in ihrer natürlichen Größe find fie bepnahe | Sandartplattwurm. 9ı ‚anfichtbar, wie die unter ben erften beyden flehenden faſt flohaͤhnlichen Koͤrperchen beweifen. Dererfte diefer Wuͤrmer ift der Seefcorpionplsttiwurm (P. Scor- pii 78), deffen Wohnort fein Nahmeverräth, Unſre Xefer lernten den Fifch dieſes Nahmens unter den Groppen kennen, Der Wurm hateine elliptifhe Form, Feinen Hals, und am Ende eine feine, durchloͤcherte Warze. An der Seite ift die zweyte Saugoͤffnung, die auch ihn zu einem Doppelloch macht. Eyfbre mig und mit einem kurzen Hals verſehen ift der Sandartplattwurm (P. Luciopercæ 79). Die vordere Saugmuͤndung hat einen zwar ebnen, aber erweiterten Rand. Die untere ſteht etwas hervor. Es iſt, nach dem was wir bereits erinnert haben, leicht zu erachten, daß er die Bouteillenform nicht immer hat, ſondern nach Umſtaͤnden veraͤndert und ſich bald dicker, bald duͤnner macht. Sein Ausſehen erinnert an den Molchplattwurm, den Froͤlich ent⸗ deckt hat. Eben dieſer Naturforſcher gedenkt eines knotigen Doppelloch, das nichts anders als unſer Kaulbarſchplattwurm (P. Percæcernuæ go) iſt, der ſich vom vorigen ziemlich unterſcheidet. Sonder⸗ bare Raͤnder und Knoten umgeben ſeinen obern Theil; ‚er kann fie, wie die Schnecken ihre Sühler, bewegen #7 ’ M 2 und e ] 92 Kaulbarſchplattwurm. und aus⸗ und einziehen. In einem dieſer Raͤnder, und nicht im Mittelpunct zwiſchen ihnen, iſt die Saugoͤffnung. Der Hals ſcheint ſeitwaͤrts am Leibe zu ſtehen, und die Seitenſaugoͤffnung befindet ſich "auf einer kleinen Anhoͤhe. Froͤlich hatte das ſeltne Gluͤck, dieſen Wurm gebaͤren zu ſehen. Eine krampf⸗ hafte Bewegung ergrif denſelben und lief der Laͤnge nach durch ſeinen Koͤrper. Dieſer ſchwoll bald auf, bald aber ſchien ihn etwas zuſammen zu ſchnuͤren, und nun firdmte aus der ausgedehnten Hintermuͤn⸗ dung nicht ohne Gewalt ein Eyerballen. Setzt ſchloß ſich die Mündung wieder, und der Leib befam feine natürliche Form; aber bald erfolgten neue Wehen; ein zweyter Eyerklumpen trat heraus, und das wur⸗ de fo oft wiederhohlt, bis der ganze Körper ausge⸗ leert und aller Eyervorrath auögefchüttet war. Jetzt ſchrumpfte der Körper zufammen und ftarb in feinem ‚Berufe. Die ungeheure Menge von Eyern machte das Waſſer trüb und undurchfichtig: doch hielten ſich die verfchiednen Eyerkflumpen immer zufammen and floßen nicht in einander. Die einzelnen Eyer . find fo klein, daß man fie auch nicht einmal mit el: ner guten Lupe unterfcheiden kann. Ein Kleifter hält fie zuſammen. Wahrſcheinlich dient er zu ihrem Sledermausplattwurm. 93 Schutze, um dieſe unendlich zarten Wiegen gleich nach ihrer Geburt an einem ſichern Orte anzukleben. Etwas mehr von der eigentlichen Form der Platte würmer hat der Sledermausplattwurm (P. Ve- fpertilionis). In den Gedärmen diefes lichtfcheuen Mitteldinges zwifchen Vögeln und. Säugethieren, faugt fic) diefer Wurm mit feiner Mündung feft an, Er ift fehr Flein (gr), rund und am Hinterende ftumpf, Seine Saugöffuungen, der Auswuchs über der zwey⸗ ten, feine roͤthlichen Eingeweide, der Speiſecanal, und alles was ihn ſonſt noch kenntlich macht, faͤllt erſt durch eine ſtarke Vergroͤßerung (82. 83) ind Auge, Eine Menge von Pünctchen und Flecken verrathen das Daſeyn zahlloſer Eyer, und das Vergroͤßerungs⸗ glas laßt daruͤber gar keinen Zweifel (84). Beden⸗ ken wir, daß in einem ſo voͤllig unſichtbaren Punct das Geſchoͤpf mit allen ſeinen Organen eingeſchloſſen iſt, daß in ihm wieder die Keime künftiger Würmer liegen, fo verliert fih unfer Gefühl von der Größe defien, der die Natur fo einrichtete und auch ind uns endlid) Kleine mit folcher VBollfommenheit arbeitete, in ſtumme Bewunderung und Anbetung, Bisher lernten wir lauter Plattwürmer kennen, vie * den Eingeweiden der Thiere lebten. Der um ne M 3 bie en 4 Schwarjer, rother Ahern. die Natirheſchichte der Thierclaſſe, die uns jest be⸗ ſchaͤftigt, ſo ungemein verdiente Muͤller gedenkt auch ſolcher, die ſich außer Thieren aufhalten. Unter ih⸗ nen wählen wir den ſchwarzen Plattwurm (PB; Nigra), ven wir in feiner natuͤrlichen Große (85) und ſtark vergrößert (86) ſehen. Er Feb nichts weniger als einem Thiere gleich, und iſt vorn ſtumpf abgeſchnitten. Sein Körper iſt am Bauche flach, am Rüden kielfoͤrmig erhöht, hinten zugeſpitzt. Auch die ftärkfte Vergroͤßerung entdedt nur wenig von den innen Gefäßen. : Am Ende ver weißen Lie nie auf dem Ruͤcken find Heine Saugdffnungen. In ſtehenden Waſſern Daͤnnemarks hält er ſich auf. Hingegen an den Kuͤſten Groͤnlands, auf Rohr, fand Muͤller einen Wurm, den er den dothen Platt⸗ wurm ( P.Rubra) nannte, und der, man mag ihn am Muͤcken (87) oder am Bauche (88) betrachten, hoͤchtt einfach iſt. Nur hat jener eine Menge Querrunzeln. Menn er fich feinem Tode nähert, fo fommt aus ber Vorderdffnung dieſes blaßrothen Geſchoͤpfes eine bleiche Röhre hervor, deren Beſtimmung ein Räths ſel iſt. Noch einen aͤußerſt ſonderbaren Plattwurm, wir meinen den gehoͤrnten CPs Cornuta), fügen wir hinzu. Er iſt ſo — und flach wie die ER Leber⸗ F Gehoͤrnter Plattwurm. De Leberegel. Zu beyden Seiten des Kopfs fiehen Fuhl hoͤrner in die Hbhe. Sie find etwas ruͤckwaͤrts oe | bogen. Deutlich ſieht man ſie ſchon an dem Wurm in natuͤrlicher Groͤße (89); aber die durch fie hin⸗ laufenden Canaͤle entdeckt man miw an zwey merk⸗ lich vergrößert abgebildeten (90,91) 3 Nach ſieht man dann an ihrer Wurzel eine Menge fchwarzer Poͤnetchen. Eben toldie bilden hinter den Hornern einen ſpitzigen Winkel. Zuweilen verlaͤngert der Wurm den vordern Theil feines Leibes, ſo daß. er einem Kopf ähnlich ſieht. Die unendlich vielen Ges faͤße, die durch die Haut ſchimmern, und deren einige zum Kreislauf des Blutes gehoren, andere die Nah⸗ rung verarbeiten, und wieder andre die Nachkommen⸗ ſchaft oder den Eyervorrath in ſich faſſen moͤgen, ma⸗ chen dieſen Wurm unter dem Vergroͤßerungsglaſe zu ee wahrhaft fehonen Schaufpiele, ne Auffallend ift der Abftand der wahren — di von den Plattwuͤrmern. Zwar find auch fie groͤßtentheils platt und flach, aber ſie gleichen einer Binde oder einem ſchmalen Streifen, womit die Ein⸗ geweide einiger Thiere durchflochten ſind. Ihr Bau iſt hoͤchſt einfach, fo daß auch bey ihrem Aublick Zwei⸗ fel entſtehen koͤnnten, ob fie wahre Thiere ſeyen. | & Man | — Man kann nicht laͤugnen, daß der Sifärie menwurm (F, Inteftinalis, Fieck) weit eher Bande wurm zu heißen: verdiente, als die beriichtigten Ges ſchoͤpfe, die wir nun bald Tennen lernen werden, Denn er ift ganz bandformig, Dod) erreicht er nicht die Länge, die jenen oft zu einem Gegenftand des Erftaunend macht. Denn der größte, den man bis⸗ ber. fand, hatte anderthalb Ellen. Sehen unfe Lefer das abgebildete Schwanzſtuͤck eines Fifches (92). an, fo werden fie glauben, es hänge ein wahres Band oder ein Stuͤck eined Riemens heraus, Und doch ift: das nichts, als unfer Sifchriemenwurm,. Deutlich ſieht man das Loch. im Sleifche, wo er ſich heraus⸗ gebohrt hat. Beobachtet man einen ſolchen Riemen⸗ wurm im Ganzen (93), fo kann man nichts Ein⸗ facheres ſehen. Da, wo man den Kopf annehmen muß, iſt das Band etwas zugeſpitzt. Wie eine zakte Linie ſieht man den Nahrungscanal laͤngs der Mitte hinlaufen, und zwey Seiteneinſchnitte und ein ſelt⸗ ſames Zuͤngelchen am Schwanzende ſind es allein, was man etwa noch an ihm als auffallend bemerken koͤnnte. Es iſt faſt unmöglich, in Abſicht auf die Simplicitaͤt des innern Baues ein raͤthſelhafteres Geſchodͤpf als dieſes zu ſehen. Wie es ſich vermehre, iſt Fir —9 Neltencwurm. a - ik völlig —— Nur ſo viel ſcheint gewiß zu ſeyn, daß es / ſobald feine Brut abgeſetzt iſt, ſich aus ⸗ dem Fiſche herausbohre. Die Fiſcher ſollen es den diſchen gleich anſehen, wenn fie mit dieſem Wurm bes: haftet find. Je nachdem er in einem Fiſche wohnt, jesnachdem iſt er auch verfchleden,. Man erzählt von einem gefochten Braffen, in dem die Riemenwürmer lebendig aufidie Tafel’ gekommen feyırfollen. Aber es ift unglaublich, daß fie die Hitze des Kochens übers ſtehen lkoͤnnen, und alle Verfuche, BE —— ” wieberhohlen, mißlangen gaͤnzlich. Noch ein Paar aͤußerſt ſeltſame — Binnen wir nicht mit Stillſchweigen übergehen, Der eine iſt der Nelkenwurm (F.Fimbriata) ‚natürs liche Größe (94), vergrößert (95), Sein wie eine Blume geformtes Vordertheil rechtfertigt diefe Ber nennung. Es find ſonderbare, eingekerbte Lappen, die dem Wurm wie ein Maul zum Anſaugen dienen mögen, Eine Menge Gefäße und ein großer Eyers vorrath ſcheint durch Die Haut, wenn man den Wurm unter dem Preßſchieber noch flaͤcher druͤckt. Er platzt alsdann nicht nur nicht entzwey, ſondern er lebt for gar, wenn er zuvor zu einem duͤnnen Haͤutchen zu⸗ en: war, wieber auf. Was der weiße, Wurmer l. Th. N wie 98: Stiefelwurm. wie ein Weberſchiffchen geformte Flecken gegen das Schwanzende zu ſagen wolle, iſt noch nicht entdeckt. Die Farbe des ganzen Wurms iſt weißblau, perlen⸗ artig ſchillernd. Sm — * — . man ihn. | Am: hintern Ende ui ———— * bei Stiefelwurm (F, Ocreata, natürliche Größe (96): vergrößert (97). In den Gebärmen ‚eines Maul⸗ wurfd wurde dieſes feltfame Geſchoͤpf angetroffen, Das vorn abgeftußte Kopfende ift fchmäler und platz ter, alö der Leib, Das Maul bildet einen herzformi⸗ gen Fleck. Hinter ihm ift eine Heine dunkle Stelle, die man für den Magen hält, Von dieſer erſtreckt fi) nad) hinten zu der durchſchimmernde Saugcanal und verliert fi) in den Eyern, fommt aber nad) hinten zu wieder zum Vorſchein. Und fo viel von den Platt: und Rientenwärmern, die ald Gefchopfe,: deren vielleicht Feind noch un⸗ fern Lefern in einer treuen Abbildung zu Geſicht ge⸗ kommen iſt, unſre Aufmerkſamkeit verdienen, PR N . 1 a [ * * uniciceeiieertiee — — ee Rz N pen ya a a AT N a u U ORT a AS ec Pa Me a a a A a a A la al UL a aa a Ma dd Fur y it a du u Ta” = | | EN / BEE NS NNIÄIN MUND AL Anl NT 1 bl" m Min ’ \ — ———⏑ D'— I HT RUM Hy _ namen TRITT Le uun ü u WW # WM MB a ur aa Ya VER N N ü 1 JUN ne Ma! 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Der Hammerbandwurm (137. 138). Der Xehbandwurm (139. 140). Blaſenbandwuͤrmer. Viſcerales Hy- datigen®. _ Der Menfchlihe (141-144). Der Kugelblafenz bandwurm (145. 146). Der Erbfenförntige (147). Der Schlauchförmige (148. 149). Der Bandfoͤrmig gegliederte (150). Der Drehband: blafenwurm (156-158). ‘Der gefellfchaftlich koͤrnige (159-105). Der Finnenwurm (166-169), ı Ma | Uns 100 Bandwurmet. Unlaͤugbar das wichtigſte und reichſte Geſchlecht unter den Eingeweidewuͤrmern ſind die Bandwuͤrmer. Von den älteften Zeiten big auf unfre Tage haben fie € die Yufmerffamkeit der Natur forfcher und Nerzte ber ſchaͤftiget. Wollte man alles fammeln , was über fie geſchrieben iſt, ſo wuͤrde das eine ziemliche Bib⸗ lothet ausmachen, die jedoch, wie das gar oft der Fall ift, des Falfchen unendlich mehr, als des Wah⸗ ren enthielte. Unſerm Zeitalter gebuͤhrt das Ver⸗ dienſt, auch uͤber dieſe fuͤr Menſchen und Thiere ſo wichtigen Geſchoͤpfe mehr Licht verbreitet zu haben, und Gdze, Muͤller (O. Fr.), Pallas, Bloch und Wer: ner ſind es, in deren Schriften man iiber dieſes merk⸗ wuͤrdige T Thiergeſchlecht befriedigende Auskunft findet, Es ift feine Claffe, keine Ordnung, Feine Gattung im Thierreiche, die nicht von Bandwuͤrmern bewohnt were, und fie ſelbſt find untereinander aͤußerſt pers fchieden, je nachdem ihnen ein Thier zum Aufenthalte angewiefen war. Mat darf über hundert Arten aite nehmen, die durch den beharrlichen Fleiß jener wuͤr⸗ digen Naturforfcher und derer, die in ihre Fußſtapfen traten, entdeckt worden find. Unlaͤugbar verdienen fie unſern Dank, daß ſie weder den Aufwand, noch auch den Eckel, ver niit ſolchen Unterſuchungen ver⸗ bun⸗ TUE | — re 1 f — — m Pe Rue Se —AIX wu J Ba Be 1 a * — INN N RN \ —,W BETT FD Te Ar u / 2 Cr ul cc ED ER un u 7— er —— — — — — * ut AR k HAM [rin D RSITEYD Bi Bandwuͤrmer. tot bunden iſt, fcheuten, um in einer Sache Licht zu ges ben, woran der Menfchheit fo viel gelegen ift. Denn eben durch die nähere Kenntniß des Thieres, deffen Gegenwart im Menfchen fo traurige Erfcheinungen hervorbringen Kann, muß die Heilmethode derfelben gewinnen. Lernen wird hier der Arzt, wie bie ver: ſchiednen Arten auch, verfchieden behandelt werden müßen; wie er dem ſich mit feinen Haden anhaͤn⸗ genden Bandwurm erft ndthigen muͤße, mit feinen Haden auszulaſſen, ehe er ihn ausführt, wie auch die nach feinem Fortgehen immer noch zuruͤckbleiben⸗ den Eyer weggeichafft, und die Difpofition ded Mens fchen, die ihrer Entwidlung günftig ift, durch eine wohlgewählte Diat verbefjert werden müße, Zwar ganz ausrotten wird man fie nie, da fie angeboren find und mit zum Ganzen gehören, "Wäre das möge ich, fo würde ficher ein andres noch empfindlichere Uebel Menfchen und Thiere, die noch dazu nicht im— mer durch ihre Gegenwart leiden, heimfuchen, Denn ungeftraft läßt die Natur ihren Zuſammenhang nicht flören und die Kette unterbrechen, die alle Wefen vers bindet. Man Fann das Bandwurmgeſchlecht in zuwe große Familien theilen, in ſolche, die in den Gedaͤr⸗ men, und folche, die in andern Eingemweiden wohnen. | Nz Jenes * 10% Darmbandwuͤrmer. Jenes ſi nd bie Darmbandwiärmer, dieſes die Blaſen⸗ bandwuͤrmer, aus denen ſonſt eine eigne — gemacht wurde. Den eigentlichen Wohnort ber Darmbandwirs mer bezeichnet ihr Nahme. Hier liegen fie alle mit dem Kopf nach dem Magen und mit ihrem Hinter: theil nach dem Maſtdarm zu, um ihre reifen Glieder 1 in dieſen abzuſetzen. Finden ſich auch zuweilen wel⸗ che in einem andern innerlichen Theile, ſo ſcheinen ſie nur durch einen Zufall dahin gekommen zu ſeyn, wohin ſie ihrer eigentlichen Oekonomie nach nicht hin⸗ gehoͤren. Sie haben einen plattgedruͤckten, aus in⸗ einander gelenkten Gliedern beſtehenden Koͤrper. Die Glieder ſitzen ſo ineinander, daß immer der wei: tere, oder vom Kopfe an gerechnet hintere Theil des Gliedes, den engern oder obern Theil des folgenden Gliedes umgibt. Nach dem Köpfe zu werden fie immer Kleiner, ja fo Hein, daß fie das bloße Auge kaum unterfcheiden Fann, nad) dem Schwanze zu breiter und größer. Jedes zumal hintere Glied hat feinen Eyerſtock, der bald wie Kindtchen, bald wie ⸗ eine Traube, bald wie ein Baumzweig durch die Haut ſchimmert und artige Dendriten bildet; die vor⸗ dern enthalten nur Eyerſtoff in unſichtbaren Puͤnct⸗ * chen. Darmbandwuͤrmer. 103 hen. Zum Abgang der Eyer mogen vielleicht die Deffnumgen dienen, die man vorzüglid) an den bins h tern ®liedern, bald oben bald am Rande wahrnimmt, Bey einigen befinden ſich an jedem zwey Canaͤle/ aus denen man Eyer preifen kann. Inzwiſchen moͤgen ſie, wie die Oeffnungen, wohl noch einen andern Zweck haben, wovon wir noch mehr hören werden. Es läßt fih daher leicht erflären, wie auch fehr were Dienftvolle Naturfoyicher auf ven Gedanfen kommen | fonnten, den Bandwurm für. eine Kette von mehrern Thieren zu halten, Denn fo lange man den Kopf mit feinen Saugwargen und Haden nicht gefehen, fo fange man Feine Epur von einem durch den gan: | zen Körper hinlaufenden Gefäße gefunden hatte, ſo lange mußte die Mein ung, ber ganze Bandwurm ſey ein zu Trug und Schutz vereinigtes Heer von Kuͤrbis⸗ würmern, ſehr ſcheinbar feyn. Aber feit man am erſten Gelenke wirklich Theile ſah, die ſonſt an keinem fich befinden und und berechtigen, ed Kopf zu nennen, fo kann man jener Meinung unmdglich beypflichten. Bon verfchiedenen Formen find die Glieder der Darıny bandwürmer, Man hat fi) in Benennungen faſt erſchoͤpft, um diefe zu bezeichnen, und fie bechere — kugel⸗ leuchterfdrmig u. d, m. genannt, Sie feßen 104 Langgliedriger Bandwurm. ſetzen ihre neuen Glieder nicht hinten an, fondern am Kopfe entwickeln fi ch diefelbe. Wie lange, die Bandwürmer wachſen, ift ungewiß, Doc) vermnz thet man, daß ein vier Monath alter Bandwurm ſchon fein Geſchlecht fortpflanze. Unter der unges heuren Menge von Eyern, die fie haben, find die seifen kon bräunlicher Farbe. Ob Diele Wuͤrmer Zwitter, Androgynen oder zweyerley Geſchlechts ſeyen, iſt ungewiß. Es iſt ein bloßer Wahn, daß der langgliedri⸗ ge Bandwurm (T. Solium, cucurbitina, le Soli= tgire, Fürbiskernförmiger Bandwurm, Neftelmurm) ein Einfiedler fey, und immer nur allein im Mens {chen wwohne, denn es ift ausgemacht, daß von einis gen mehrere abgegangen find. Hat doch ein berühms ter Arzt von einem Mädchen in Berlin in drey Jah⸗ ren an taufend Ellen abgetrieben, Gewöhnlich fins det man ihn von drey bis fechzig Fuß Länge, Aber bat er wohl eine feſtbeſtimmte Länge ? Hochſioer⸗ muthlich,, nur haben wir noch zu wenig fichre Anga⸗ ben hierüber. Denn nicht alle die einzelnen Stüde, die von einem Menfchen gefommen find, mögen das! Eigenthum eines und desfelben Wurms geweſen ſeyn. Feine lieder find Iaug, viereckig, etwas kuͤrbislern⸗ A ahns Langgliedriger Bandwurm. 105 ahnlich Sie werden nach dem Hinsertheile zu fo duͤnn, daß man den Hals fadenformig nennen konnte. Die Ankettung der Glieder geſchieht durch eine wul⸗ ſtige Querfalte, in der das folgende Glied wie in ei⸗ nem Falze ſteckt. Die Haut iſt bald mebr, bald niit des weiß und durchſichtig, und zeigt an den hintern Gliedern die fehon gedachten Eyerbaͤumchen oder den⸗ dritiſchen Figuren. Deutlicher ſieht man dieſe an der duͤnnern Spielart dieſes Bandwurms, als an dem, deſſen Glieder weit dicker und gleichſam gemaͤſtet ſind. Ueber den Kopf. des Bandwurms iſt viel geſtritten worden! Linne Aäugnete Das Daſeyns des Kopfs, weil freylich gar viele abgehende Bandwuͤrmer ihren ‚Kopf in der zottigen Gedaͤrmhaut zuruͤcklaſſen. Da dieſer große Mann einmal angenommen hatte, der Bandwurm ſey eine Thierpflanze, ſo wollte er vom Kopf durchaus nichts wiſſen, und blieb, wenn man ihm meldete, es habe ſich ein Kopf gefunden, hart⸗ naͤckig bey der Aeußerung: Er hat keinen Kopf, und ſoll keinen haben. Indeſſen iſt es wohl gewiß, daß das vorderſte Glied einen Ruͤßel, einen Hackenkranz und vier Saugmuͤndungen habe. Zuweilen reiſſen ſich die Hintern Glieder los, Don ihnen behauptete man ſonſt, daß neue ganze Bandwuͤrmer aus ihnen Muͤrmer J. Th, O wire x 106 Langgliedriger Bandwurm. wuͤrden. Es iſt dieß aber ſehr unwahtſcheinlich, wohl aber iſt ſo viel gewiß, daß dieſes Losreiſſen eines Theils dem vordern Ende nicht ſchadet. In den ab⸗ gerißnen einzelnen Gliedern, die die Alten fuͤr voll⸗ kommne Geſchoͤpfe hielten, und Kuͤrbiskernwuͤrmer ( Vermes cucurbitini) nannten, herrſcht noch: eine Weile mechanifches Leben. Pallas fah feibft, wie fie. fid) einige Fuß hoch an den Wänden in die Hoͤhe ats beiteten. Er hielt fie Daher für wandernde Eyer⸗ bälge, die ihrer Beftimmung nach die, Eyer umher⸗ ſtreuen ſollten. Goͤze ſah an einem Haſenbandwurm, wie er hintere, reife Glieder abſetzte, dieſe ſich hoͤchſt⸗ bewunderungswuͤrdig bald ausdehnten, bald zuſam⸗ menzogen, und wie die weißen Puͤnctchen, die aus den Eyern kamen, ſchon völlig ausgebildete. J a waren, denen nur die Größe fehlte; 23 Aber geht wohl bey dem oft fo ungeheuer * Bandwurm das Nahrungsgeſchaͤfte eben ſo von ſtat⸗ ten, wie bey andern Geſchoͤpfen? Iſt der Mund, ober find die Saugwarzen das einzige Organ? Muͤſ⸗ fen die Nahrungsmittel von ihnen an den weiten Weg durch den ganzen langen-Leib machen, oder hat die Natur, um diefen zu nähren, eben um feiner Länge willen, ein andres Mittel zu ergreifen gewußt, Wirke lich un | ! > | DR 5, Langgliedriger Bandwurm. _ 107 lich ſcheint das letztere der Fall zu feyn, und man hat Urfache zu vermuthen, daß die bald rechte bald links ſtehenden Deffnungen , vie man an den Hinterglies dern wahrnimmt, wenigſtens zur Ernährung diefer dienen koͤnnten. Dieß ſcheint der Grund zu ſeyn, warum ſich dieſe Saugmuͤndungen nach vorn zu ver⸗ lieren, weil die obere Haͤlfte des Leibes durch die Nahrungswerkzenge des Kopfs hinlaͤnglich ernaͤhrt wird. Daß uͤbrigens dieſe Saugmuͤndungen nicht | noch eine andre Beftimmung zur Oekonomie dieſes Wurms haben und ihm wichtige Dienſte leiſten, wollen wir gar nicht in Abrede ſeyn. Fuͤhlte doch ein Naturforſcher, der einen Bandwurm auf der Hand hielt, daß er ſich damit anſaugte. Wahrſcheinlich koͤnnen ſie ſich alſo vermittelſt derſelben feſthalten, wenn fie ihren Vorderleib ausſtrecken wollen, Sich⸗ rer ‚aber als diefes fcheint es zu ſeyn, daß ſie zum Ausſchuͤtten reifer Eyer dienen moͤgen. Merkwuͤr⸗ dig iſt die Erfahrung eines verdienten Naturforſchers, daß die wahren, ausgebildeten Eyer ſich nur in der Hinterhaͤlfte des Koͤrpers befinden, ſo weit die Muͤn⸗ dungen reichen, und daß in der Vorderhaͤlfte, wo ſich jene Muͤndungen bereits verloren haben, unendlich *— Eyerſtoff ſey. Aber es iſt unwahrſcheinlich, * O 2 daß i08 Langatiedriger Bandwur daß die Eyer, fo wie fie reifen ‚ aus den obern Glie⸗ dert herabruͤcken. ‚Eher möchte man annehmen, die Glieder felbit ruͤcken mir ‘den. Eyern weiter hinab Dleß muͤßte aber nur fo genommen werden, daß, indem fich die heuer Glieder anti Kopfe entwickeln, die nun veifer werdenden nach hinten zu geriet wer⸗ den. Im Grunde wandern alſo nicht die Eyer, ſon⸗ dern die Glieder, die fie enthalten. Set demnach ein Mutterbandiwurnt die hintern Glieder ab, ſo wer⸗ den Die, die zuvor weiter vorwärts ſtanden, die legten; und fo machen ftatiönenweife die lieder mit den Eyern ihre Wanderung von Kopfe bis zum Schwanze. Noch bis diefe Stunde hat man keinen Bandwurm ohne Eyer gefunden. Man muß alfo fait vermuthen, daß es Feine Maͤnnchen gebe, Aber wie die Befruche tung gefchehe, wie es zugehe, daß von Millionen Eyern fi nur fo wenige entiwicdeln, das ift noch in tiefes Dunkel eingehuͤllt. Ob hier vielleicht gar eine Fortpflanzung ohne Geſchlechter ftatt finde, fo daß die fonft in zwey Geſchlechtern vertheilten Kraͤfte in Einen Individuo vereinigt ſind, und eine fortgehen⸗ de Entwicklung der Keime ohne Veranlaſſung von außen, ohne Impraͤgnation vor ſich gehe, wer kann Darüber entſe cheiden? * das, was Er weiß und be⸗ vbach⸗ Langgliedriger Bandwurm. 109 obachtet hat, zum Maaßſtabe deſſen, was etwa noch ſeyn koͤnnte, ganz allein machen? In den vortreffli⸗ chen Beobachtungen Werners findet man merkwuͤr⸗ dige Winke, daß vielleicht jedes Glied des Band⸗ wurms maͤnnlich und weiblich ſeyn könnte, Auffal⸗ lend bleibt es immer, daß bey dieſem Wurm die Werkſtaͤtte der Entwicklung neuer Glieder am Kopf angebracht iſt, da fie hingegen bey andern, z. B. den Naiden, Nereiden u. a. am After ihren Sit hat. Offenbar gibt es vom langgliedrigen Bandwurme eine flächere, durchſichtigere Spielart, die aber nicht etwa bloß zufällig flacher und purchfichtiger ift, fondern ſich immer gleich bleibt, bey Kindern wie bey alten Perſonen immer von einerley Geſtalt und Bildung gefunden wird, und den gebrauchten Mitteln m | hartnaͤckiger als jener widerficht: ie rn Doc) wir müßen unfern Lefern das, was wir hier von der Bliedereinlentung, den Saugmwarzen ded Bandwurmd ud. m. gefagt haben, in treuen Abbila dungen deutlich zu machen ſuchen. Freylich kann man ein ſolches Geſchoͤpfe nach dem Raume unſrer Kupfertafeln nur theilweiſe vorſtellen. Denn wel⸗ chen Umfang muͤßten die nicht haben, auf denen ed — * feiner ganzen Laͤnge erſcheinen folk Gluͤcklichet O3 Meile 110 Langgliedriger Bandwurm. Weiſe hat der, ber ein Paar der vordern und der hin⸗ tern Glieder und ven Kopf gefehen hat und dann mit Hilfe der Einbildungstraft einige hundert Glieder | zufammenfeßt , den ganzen Wurm gefehen. Ein Paar der veifften: Hinterglieder des langgliedrigen menſchlichen Bandwurms fehen wir bey 99 in natürs licher Größe, und ed konnen daran weder die Art der Einfalzung ned) die Seitendffnungen unſrer Aufmerk⸗ ſamkeit entgehen. Mehr in einander geſchoben er⸗ ſcheinen und andre Glieder eines und desſelben Bands wurms (98), und was wir von der regelloſen Stel⸗ lung und Anzahl der Saugoͤffnungen bald auf dieſer, bald auf jener Seite gefagt baben, finder ſich hier beſtaͤtiget. Mie aber die Randmuͤndung auf der Kante betrachtet ausſehe, zeigt uns 100 ſehr deut⸗ lich, und auf den Falz, der die aneinander haͤngenden Glieder umſchließt, macht uns das abgerißne Stuͤck eines reifen Hintergliedes (101) aufmerkſam, wobey wir zugleich die feine Muͤndung der Seitencanaͤle wahrnehmen koͤnnen. So lange wir bloß mit dieſen Hintergliedern des Bandwurms beſchaͤftigt ſind, ſo reicht unſer bloßes Auge hin; wollen wir aber auch den fo lange beſtrittnen Kopf und ſeine ſeltſame Ein⸗ richtung bewundern, ſo muͤßen wir das Vergroͤßerungs⸗ | glas ⸗ glas zu Huͤlfe nehmen. Denn was wuͤrden unſre Leſer an dem run dlichen Kopfende dieſes Bandwurms in natuͤrlicher | Groͤße (102) fehen koͤnnen, als ein wurmartiges Stuͤck, an dem man nichts Geglieder⸗ | tes und keine Kopforgane wahrnimmt. Vergroͤßern wir aber die Oberfläche (103 a) desſelben, ſo bemer⸗ ken wir vier Saugmuͤndungen und einen doppelten Hackenkranz, deſſen Schoͤnheit und Regelwaͤßigkeit in: Erſtaunen ſetzen muß. Nach Werners Unterſu⸗ chungen ſollen die Hacken Scheidenſpitzen kleiner Blaſen, die vermittelfi zarter Stielchen mit dem Ko⸗ pfe zuſammenhaͤngen, feyn, und den Rüßel unıgeben, der aus der Släche des Kopfs hervortritt (102 b), _ Ein angenehmes Schaufpiel kann man fi) mit den Eyern machen, Preßt man ein reifes Hinterglied, und vergroͤßert man das, was herauskommt, durch das Mikroſkop dem ldrperlichen Inhalte nach unge⸗ fähr viertauſendmal, fo befommt man Eyer (104) zu ſehen, die freylich noch wenig Beftimmtes erfennen laſſen. Nimmt man aber eine Vergrößerung bis auf fieben Millionenmal zu Hülfe, dann erkennt man im jedem ſolchen Stäubchen nicht etwa bloß ein einzel⸗ nes Ey, ſondern einen ganzen mit Eyern angefuͤllten .. (105), und- * Begriffe von der Frucht⸗ barkeit 112 Langgliedriger Bandwurm. barkeit der Bandwuͤrmer verlieren ſich in unendlichen Zablen. Wir haben ſchon geſagt, daß der Bands wurm zumal hinten mit ſchoͤnen dendvitifchen oder Baͤumchen ähnlichen Figuren bezeichnet fey, auch wiffen unfre Leſer fehon, daß dieß lauter Eyerbaͤum⸗ chen feyen. Wir fehen fo-fchöne Bandwurmsglieder fowohl von der breitern (106) als son der ſchmaͤlern (107) Art in ihrer natuͤrlichen Grͤße. N Seltfam und unerflärlich find die Wirkungen; die der Bandwurm in dem menfchlichen Körper her⸗ vorbringt, Freylich ift das nicht immer der Fall, Denn nur das Uebermaaß ſolcher Bäfte oder eine ges waltfame Störung in ihrer Defonomie fcheint fie zur Dlage und Krankheit zu machen, Mie viele Fifche müßten fonft immer Frank feyn, wenn die bloße Ges genwart von Bandwuͤrmern ftetd Krankheit verurfas chen müßte, Findet man ja z. B. Schollen gang ansgeftopft von Bandiwirmern, ohne daß fie deß⸗ wegen weder am Fett noch) an der Miunterfeit vere ‘fdren. So weiß man von einem jungen Gelehrten, ver bey uͤbrigens feſter Gefundheit einen Bandwurm hatte, ohne einen andern Zufall, als daß er Muflk sicht ausftehen Fonnte, und entweder bath, man moehre auf hoͤren, oder gar — Andern wurde übel, Sanggliedriger Bandwurm. 113 übel, ſobald ſie eine Orgel in der Kirche hörten, wos bey wir eben nicht glauben wollen, daß alle, die diefen Ton fliehen; am Bandwurm leiden. Und eben da⸗ her behaupten Aerzte, man koͤnne den Bandwurm, als einen ſo großen Mufiffeind ‚ mitder Maultrom⸗ mel verzagen —. was feinem Geſchmack Feine line ehre machte, | Aber freplich bringen Bandwuͤrnier oft die bedenklichſten Zufaͤlle hervor und verbittern allen Lebensgenuß. Am heftigſten werden ſie, wenn die Eur beginnt, und der Wurm merkt, Daß man ihn ans feinem bisherigen Wohnort verjagen will, Bon eher beſchaͤftigte man fich mit Mitteln, dieſen laͤſti⸗ gen Gaſt auszutreiben. Der unfehlbaren Mittel ge⸗ gen ihn ſind ſo viele, daß, wenn ſie das waͤren, was ihr Beywort fi agt, laͤngſt kein Bandwurm mehr in der Welt ſeyn ſollte. Hunderte haben ſich ſchon dieſer Entdeckung geruͤhmt, und von dem reich galonirten Afterarzt an, der von ſeiner Buͤhne herab eine ganze ‚Sammlung von Bandwuͤrmern, die er durch Kennt⸗ niß geheimer Kräuter abzutreiben ſo gluͤcklich war, der ſtaunenden Menge zeigt, bis zu dem auf ihn mit Verachtung vblickenden Lehrer der Arzneykunde, der ſein Mittel zum Beſten der ganzen Menſchheit auf Subſcription ankuͤndigt, iſt keiner, der nicht dieſen Wuͤrmer J. Th. P Stein 414 Langgliedriger Bandwurm. Stein der Weiſen gefunden zu haben glaubte. Es iſt hier der Ort nicht, alle dieſe Mittel anzufuͤhren; nur fo viel ſey und erlaubt hinzuzufügen, daß Bloch die Ochfengalle ungemein wirkfam fand, und vermit- gelft ihrer die obengedachte Quantität Bandwuͤrmer abgetrieben habe, und daß befonders von dem in Schottland bekannten Hausmittel fich die beften Dienfte erwarten laſſen. Diefed befteht in nichts anderm als in gefürntem Zinn, das aber ja nicht mit Zinnafche oder Zinnfeilfpähnen erfeßt werden darf, Man nimmt bloß gutes Zinnpulver, fchmelzt und gieft ed in eine mit Kreide ausgetünchte hölzerne Buͤchſe, die in der Form, das Loch aufgenommen, denen gleicht, aus welchen man in Schreibftuben den Bindfaden herauszuziehen gewohnt iſt, ſchuͤttelt dann aus allen Kräften, fo daß fich das Zinn koͤrnt, und fihtet das Gröbere durd) einen zarten Flor Davon, Drey Loth folcher Zinnförner werden auf dreymal, zuerft die Hälfte, dann den folgenden Tag ein Vier⸗ tel und darauf wieder eins, und zwar jedes Mal mit acht Loth gemeinem, Karen Syrup genommen. Bor _ und nach wird dabey eine Laranz von Senneblättern empfohlen, Es hieße unbegreifliche Kuͤhnheit, einem durch viele Erfahrungen erprobten Mittel den Werth | > b⸗ N r Kurzgliedriger Bandwurm. 115 abſprechen zu wollen; nur glauben wir, in der Vor⸗ ſchrift den Umſtand mit Recht weggelaſſen zu haben, daß man nur an einem Donnerstage vor einer Monds⸗ veraͤnderung mit der Laxanz anfangen, und die drey folgenden Tage das Zinn nehmen muͤße. Denn vom Monde möchte ſich hier fo wenig als von den ai erwarten laſſen. Auch ein Bewohner des Menfchen ift der Bus gliedrige Bandwurm (T. Lata, der breite), € wird nicht felten mit dem vorigen verwechfelt, J gleich ihn der Umſtand, daß ſeine Glieder auffallend kuͤrzer, hingegen aber auch breiter als bey jenem ſind, hinlaͤnglich unterſcheidet. Er iſt dunkler, undurch⸗ ſichtiger und ſproͤder; mit zarten Furchen ſind ſeine Glieder geſtrichelt und gleichen daher einem gewaͤſſer⸗ ten Bande. Wird er noch lebendig in laues Waſſer oder in Weingeiſt geſetzt, fo kraͤuſelt er ſich, beſonders an den Raͤndern, ungemein artig zuſammen. Sein Kopfende geht noch weit feiner und ſchmaͤler zu, als bey den Vorigen. Die Abbildung (108) macht uns von der Geſtalt dieſes Bandwurms einen deutlichen Begriff. Man nannte ihn ſonſt auch den Wurm mit dem Ruͤckgrath, weil ein dunkles Band laͤngs der Mitte ſeines Koͤrpers hinlauft. So lange man die P2 breis 116 Kurzgliedriger Bandwurm. Breiten Glieder ohne eine Vergrößerung betrachtet (109), fo ſcheint das ein zuſammenhaͤngender Streif zu ſeyn; aber" das Mikroſkop gibt dieſen dunkeln Stellen, zumal wenn einige Faͤulniß die Durchfichtige Teit der Glieder vermehrt hat, ein Bandſchleifenfoͤr⸗ miges Anſehen (110. 111). Sie beftehen aus Druͤ⸗ fen uno Canaͤlen, auch bemerkt man eine Menge Kür | gelchen, die nichts als Eyerbehaͤltniſſe ſind. Sieht man aber die Bauchſeite an, ſo entdeckt man mehrere Loͤcher (112), vielleicht die Muͤndungen von Saug⸗ canaͤlen. Nicht ſo regelmaͤßig nehmen die Glieder dieſes Bandwurms an Breite ab oder zu, wie bey dem Dorigen, fondern man kann mitten unter ben brei⸗ tern, reifen Gliedern des Hinterleibs auch fchmälere bemerken. Ueber feinen Kopf iſt man noch nicht ganz im Reinen, ob er den Hackenkranz habe, oder ob er ihm fehle; denn gar oft blieb beym Abtreiben dieſes Wurms der Kopf im Menſchen zuruͤck. Ohnehin iſt er ein bloßes, ſchwarzes Puͤnctchen. Doch war Bons - net fo gluͤcklich, endlich einen mit dem Kopfe zu Dee kommen. Nach der Abbildung, die er davon gibt (113), iſt dieſer Kopf von dem des langgliedrigen un⸗ gemein verſchieden, wenn nicht der ſonderbare Um⸗ Kand, von dem wir noch Beweife hören werden, Daß der Kurzgliedriger Bandwurm. 117 der Bandwurm feine Kopforgane auf die mannigfale tigſte Art verändern kann, bey dieſer Beobachtung. einen Einflus hatte. Der Kopf, den Bonnet beobs | achtete, ſchien aus vier abgeftumpften Ruͤßeln zu bes ftehen, die einen fahlrorhen, mit ſchwaͤrzlichen Pun⸗ cten befäten Wulft hatten. Zwifchen ihnen befand fid) eine mit. einen weißen Faden eingefaßte Oeff⸗ y nung, fie ſelbſt aber- hatten eine bloße Vertiefung ohne fihtbare Deffnung. Ein Beobachter, der die fen Bandwurm auf der Hand hatte, ſah zwifchen den Saugwarzen eine Art von Ruͤßel hervortreten, | 410 fogar an der Milch legen, die er dazu bingegoffen hatte. Wer ſollte — daß auch ſchon in den dieſes Bandwurms, ſo unſichtbar ſie dem bloßen Auge ſind, eine auffallende Verſchiedenheit von den Eyern des Vorigen ſich erkennen laſſe? Und doch laͤßt uns das Vergroͤßerungsglas daruͤber nicht den mindeſten Zweifel. Wir ſehen fie bey 114 a etwas zugeſpitzt. Aber auch das ift mehr ein Eyerſtock als ein einzelnes Ey, Wie groß diefer Bandwurm werde, Tann man daraus fchließen, daß Göze bloß eine Strede desſel⸗ J ben von 60 Ellen beſaß, und ein andrer | eines 300 Ellen langen gedenkt. 3 Das 718 : Kursgliedriger Bandwurm. Das Ricinus Oehl iſt gegen dieſen Bandwurm mit dem gluͤcklichſten Erfolg gebraucht worden. Ue⸗ berhaupt ſcheinen die Oehle ſehr auf ihn zu wirken, So gebraucht man 3. B. in Cairo, wo drey Viertheile der Einwohner am Bandwurm leiden ſollen, faſt nur allein Steinoͤhl dagegen. Man ſoll es denen, die damit behaftet ſind, ſehr bald anſehen, indem ſie blaue Ringe um die Augen und einen geſchwollnen Bauch bekommen. Sonderbar iſts, daß man auch da auf den Mond mit der Cur Ruͤckſicht nimmt, und nur die drey letzten Tage des abnehmenden Mondes dazu ers wartet. In der Schweiz iſt dieſer Bandwurm ſehr gemein. Herrenſchwand war ſo gluͤcklich, daſelbſt eine Menge von dieſem Leiden zu befreyen. Oefters geht dieſer Bandwurm in einem runden Ballen ab. So endigte Andry die Wurmleiden ei⸗ ner jungen Dame und war ſo gluͤcklich, den ganzen Wurm fo zuſammengeballt, wie wir ihn (114b) vor uns ſehen, zu bekommen. Ob dieß eine Lage iſt, die er vorzuͤglich liebt, oder ob ihn der Verdruß uͤber das Wurmmittel und die Ahndung von ſeiner nahen Ent⸗ fernung ſo zuſammenziehe, iſt ungewiß. Zuweilen findet man den Bandwurm in mehrere Knoten ges ſchlungen. Eben das feltne Bandwurmwerf, das den Thlerbandwurmer. 119 den obigen enthaͤlt, zeigt auch davon mehrere Pro⸗ ben. Welche Kruͤmmungen des Wurms ſetzt es nicht voraus, bis dieſes geſchieht! Außer den beyden angefuͤhrten Bandwurmarten kennt man bis jetzt noch eine, die ihren Wohnſitz im Menſchen hat. Inzwiſchen hat ſie ſo viel mit jenen gemein, und ſo wenig Auszeichnendes, daß ſie wohl von uns uͤbergangen werden kann. Die kurzen, hau⸗ tigen Glieder, deren jedes zwey ſichtbare Oeffnungen hat, verſchafften ihr den Nahmen der hautige Band⸗ wurm (T. Vulgaris). Länger als acht Ellen iſt dieſer, wie es ſcheint, noch nicht gefunden worden, und von ſeinem Kopfe weiß man noch gar nichts. Aber eine reiche Ausbeute von Bandwuͤrmern geben die Eingeweide der Thiere. Hier ſehen wir ſie in den mannigfaltigſten Geſtalten und in manchen Stuͤcken ſo abweichend von den menſchlichen, daß man ſie unmoͤglich fuͤr Varietaͤten Einer Art, wie manche wollten, halten kann. Auffallend iſts jedoch, daß man in Hirſchen, Rehen, Schweinen, Kuͤhen und Froͤſchen bisher noch keinen eigentlichen Darm⸗ bandwurm gefunden hat. Aber das iſt noch lange kein entſcheidender Beweis, daß ſie gar keinen haben. Bis auch ſie ihre Entdecker und Zergliederer gefunden | haben, ne Thierbandwürmer. haben, genuͤge uns an den Wahrnehmungen, zu de⸗ nen bisher die Eingeweide andrer Thiere Veranlaſ⸗— ſung gegeben haben, und die wir unmoͤglich ganz mit Stillſchweigen übergehen koͤnnen. Deun wir wuͤr⸗ den unſre Pflicht und unſre wiederhohlte Zuſage, un⸗ ſere Leſer mit dem Intereſſanteſten aus der Naturge⸗ ſchichte der Thiere zu unterhalten, zu verlegen glaus ben, wenn wir jet fehon von den Bandwürmern abs brächen. Nein; die Gelegenheit, fidy über diefen wichtigen Theil der Schöpfung zu verbreiten iſt zu felten, als daß wir fie unbenüßt vorübergehen laſſen ſollten. Hunderte wiſſen von Bandwuͤrmern weiter nichts, als daß ſie ſehr lange, bandartige Thiere ſeyen; aber von der Verſchiedenheit ihrer Formen, der Schoͤnheit ihrer Zeichnungen, der kunſtreichen Einrichtung ihrer Organe ahnden fie nichts. Wir wollen alfo immer im Vertrauen auf ben Beyfall unſrer nachdenkenden Leſer noch Einiges hinzufuͤgen, und wenn fie nicht mit dem Aufrufe: „Wer hätte das gedacht! D Gott, wie mannigfaltig und reid) ift die Natur!‘ zufrieden bis zum Schluffe leſen, und den Vorwurf einer unndthigen Weitfchweifigkeit gleichwohl ‚gefallen laſſen. In N Thterbandrehrmer. | 124 3% verſchiednen Saͤugethieren wohnen Ketten⸗ unter denen aber ſelbſt wieder eine große Verſchiedenheit herrſcht. Zuweilen laufen die Glie⸗ der rund zu und gleichen einem Halsbande angereih⸗ ter, laͤnglich platter Corgallen. Bey einigen verbins bet die Glieder nur ein ſchwaches Stielchen, daher fie leicht abreiffen, weil. der wulſtige Querfals, der bey den langgliedrigen einen fp feſten Zuſammenhang bes fördert, mangelt; bey andern find Die Blieder fo eine gefuͤgt, daß das Folgende ein gutes Stüd über das naͤchſt Vorhergehende heraustritt. Das vordere Ens de, an dem fich Der Kopf Befindet, iſt bey mehrern dieſer Bandwuͤrmer fichtbarer und deutlicher, als bey ben menfchlichen,, bey einigen aber fo fein, daß das bloße Auge nichts als einen unendlich zarten Faden wahrnimmt. Sehr auffallend ift bey mehrern der doppelte Hackenkranz. In Abficht der Randmuͤndun⸗ gen der Glieder findet bey den meiften eben fo wenig eine fefte Ordnung, ald bey Den Vorigen flatt. Die seifen Glieder fehen oft blutroth aus, fo ftrogen fie von Eyern. Viele unter ihnen laffen die ſchoͤnen Eyerbäumchen, deren wir ſchon gedacht haben, noch ſchoͤner und deutlicher erfennen. Preßt man ein fols ches Slied langſam im mifrof Eopifchen Preßfchieber, Würmer, Th, 2. fp a22 Wolfsbandwurm ſo kann man die Eyer in den Canaͤlen oder vielmehr Zweigen des Baͤumchens liegen ſehen/ und durch fort⸗ geſetztes Preſſen fie zur Seitendffnung heraustreiben. In unſern Hausgenoſſen, den Hunden und Katzen, wie auch in Fuchſen, Woͤlfen u a. Te. man die Sets tenbantwirmer in großer Anzahl Won i 2 nid Beobachten wir das Worderende des vbandwurms (T. Lupi) in natuͤrlicher @rdße (15), ſo iſt durchaus nichts Beſtimmtes und Auszelchnen⸗ des daran zu erkennen. Aber deſto anziehender iſt der Anblick, den das Vergroͤßerungsglas gewaͤhrt. Man muß erſtaunen, wenn man die Glieder eines und desſelben Bandwurms fo ſehr verſchieden gebil— det findet. Sehen wir eben dieſes Vorderende vers groͤßert (116), ſo faͤllt uns vor allen Dingen der Kopf in die Augen. Um den etwas vorſtehenden Ruͤßel geht ein doppelter Hackenkranz herum. Hin⸗ ter dieſem bemerkt man drey Saugwarzen; die vierte iſt nicht ſichtbar. Dieſer Kopf ſcheint an einer Art von ungegliedertem Halſe zu ſtehen, und nun folgen ganz kurze Glieder. Die Menge Flecken, die dieſer Abſchnitt des Leibes enthaͤlt, beſtehen in einem un⸗ endlich großen Vorrathe von unreifem Eyerſtoff, aus dem die Natur allmaͤlich, auf einem Wege, Be fie bis⸗ Wolfsbandwurm. 123 bisher noch den Blicken des Beobachterd entzogen hat, die reifen Eyer entwidelt, und dann nach den hintern Glieder zu, oder vielmehr dieſe mit jenen, gegen das hintere Ende des Bandwurms befördert. Am dieſem Theile des Leibes ſehen wir Feine Seitendffe nungen > Denn wozt follten fie auch: da ſeyn? Dies Ä nen fie zur Nahrung, fo ſorgt der Kopf hinlaͤnglich dafuͤr; und find fie die Thuͤre, durch welche die Eyer in die Welt treten, fo gibt es in Diefer Gegend des Leibes noch) Feine reifen Eyer. Ganz anders find die Mittelglieder (117) gebildet" Mofte eingefalzt find, ftehen fie etwas übereinander vor. Man ſieht die Randmuͤndungen mit einem Wulſte umgeben. Schoͤ⸗ ne Eyerbaͤume oder dendritiſche Figuren erblickt man auf den Hintergliedern (1 18), fo wieder Hauptflamm, oder) Hauptcanal, von dem bie kleinern Zweige oder Bäche, welches Bild man waͤhlen will, ausgehen, der Aufmerkſamkeit unſrer Leſer nicht entgehen wird. Die Eyerbehaͤltniſſe (119), ‚die man den reifften Hinter- gliedern. ausdruͤckt, find rund, wie Erbfen, und haben eine braͤunliche Sarbe und einen ſchwaͤrzlichen Rand, In ihrer Mitte befinden ſich drey bis vier runde Koͤr⸗ perchen, die eigentlich die Eyer ſeyn ‚mögen, Be jenes ihre Behaltniffe find. — Dar ie 2a Hundebandwurm. Mir haben fchon gefagt, daß unſre Hansthiere, der getrene Hund, wie die gemeiniglich treulofe (*) Kate, und zwar dieſe weit häufiger, Heerevon Bands wuͤrmern beherbergen, Mir müßen doch auch mit dieſen unfre Leſer befannt machen, beſonders da wir hier Gelegenheit haben, fie auf ein ganz neues Schaus fpiel aufmerkfam zu machen. Mer follte glauben, daß fich zuweilen ein Bandwurm an einem andern feftfaugt, und alſo ein Schmarozer ſich beym andern | | | er () Könnte Ein Beyfpiel von feltner Treue einem gan⸗ zen Sefchlecht zur Ehre gerechnet werden, fo müßte ein erft fürzlich durch den Moniteur befannt ges wordner Beweis, daß auch Kagen juweilen ſehr treue Hausthiere ſeyn können, vie Schmach, die auf ihnen ruht, um vieles vermindern, Eine Frau wurde eimordet gefunden, Unverwandt und mit alien Zeichen der Wehmuth ſaß ihre Katze nes ben ihr. Umſonſt wollte man fie wegjägen; ums ſornſt verfuchte man ihr Speife zugeben, und nicht den minveften Eindruck machte das Gewühl der Menge, die das Schauſpiel herbeyzog, auf fie. Unter. diefer erſchien endlich auch der verwegene Mörder. Wuͤthend ſtuͤrzt die Katze auf ihn zu; fchlägt ihre Krallen in ihn, und Hilft dadurch der Policey zur Entdeckung des Urhebers dieſer Schandthat. Hundebandwurm. 123 zu Gaſte bittet. Und doch ift nichts Gewiſſers als biefes, wie und der Zundebandwurm (T. Canina 120) zeigt. Deutlich fehen wir, wie ſich das fpißige Ende des Einen an den edfigen Gliedern des andern angeſogen hat. Dieß kann leicht gefchehen, wenn ihrer viele bey einander und fie mit ihren Körpern anordentlich Durcheinander liegen. Denn läßt fie der Hunger nad) dem nächften Beften in ihrer Nähe greis fen, was denn oft einen ihrer Camaraden treffen Fanın, Das Kopfende diefes Bandwurms, das wir vergrd⸗ ßert (121) vor uns ſehen, hat eine Schlangenkopf⸗ form. Aber nicht alle Bandwuͤrmer, die in Hunden und Katzen wohnen, ſehen dieſem gleich. Beſonders geben die letztern dem Beobachter manches neue Schauſpiel. Der unermuͤdete Goͤze fand einmal in den duͤnnen Gedaͤrmen einer Katze funfzehn Band⸗ wuͤrmer, die er zackengliedrig, und hundert fünf und dreyßig, Die er elliptifche Kettenbandwiirmer nennt, Trotz der vielen Gäfte war die Kate fett und gefunds - Alle lagen an der zottigen Darmhaut feit angefogen wie Fäden neben einander und gerade ausgeſtreckt. So feft hiengen und fo elaftifch waren fie, daß wenn er mit einem Zängelchen den Körper anfaßte und zog, er diefen zu einer fechöfachen Länge ziehen konnte, a — —— Q3 he 126 Rasenbandwurm, ohne daß. der Kopf ausließ. Auch wurde der eib ſo durchſichtig wie Glas und riß doch nicht ab. Doch muß man den Verſuch nicht zu weit treiben, ſonſt faͤhrt das Zaͤpfchen, das eigentlich die Glieder verbin⸗ det, mit einem lauten, knackenden Schall heraus. Nur der Vorſicht, das Darmſtuͤck ſamt den Wuͤrmern in lauwarmes Waſſer zu legen, hatte es der Beobach⸗ ter zu danken, daß er von den meiſten die Köpfe zu ſehen bekam, weil ſie ſelbſt ſich von der Darmhaut losmachten, was bey einem gewaltſamen Verſuche, fie wegzureißen, gewiß Die meiſten Köpfe gekoſtet ha⸗ ben wuͤrde. Das lebhafteſte Gewimmel entſtand im Waſſer. Bald verlaͤngerten, bald verkuͤrzten ſie ſich außerordentlich, und bald richteten ſie ſich mit den Kopfenden in die Hoͤhe, als wollten ſie um ſich ſchauen, was die ſchnelle Veraͤnderung in ihrem Zu⸗ ſtande hervorgebracht habe. Aber die Herrlichkeit dauerte nur eine Viertelſtunde, als Leben und Bewe⸗ gung ſchon ein Ende hatte. Sie waren weder alle von gleicher Laͤnge noch von gleicher Farbe, und ſicht⸗ bar im Alter verſchieden. Die juͤngern waren weiß und hatten noch Feine reife Eyerbrut. Der Schleim und die zahllofe Menge von Eyern, die fie, von ſich gaben, machten das Waſſer ganz roͤthlich. Jeder Tro⸗ Katz enkettenbandwurm. 127 Tropfen desſelben enthielt eine kleine Welt. Sehen wir einen ſolchen elliptiſchen Kettenbandwurm der Rage (T. Cateniformis felis 120) gena uer an, ſo muß uns nach dem, was wir von der unregelmaͤßi⸗ gen Art, wie die Seitenmuͤndungen gemeiniglich ver⸗ theilt find, geſagt haben, die große Regelmaͤßigkeit die ben dieſem ſtatt findet, auffallen. Jedes Hinter⸗ glied hat auf jeder Seite eine, der auf der andern ge⸗ rade gegenuͤberſtehende Oeffnung. Lehrreich wird uns der Anblick eines ſtark vergroßerten Hintergliedes (125) feyn, an dem wir nicht nur bie Bildung der Seitenoͤffnungen, ſondern auch den reichen Eyerſchatz und das feine Stielchen, das ein Glied mit dem an⸗ dern verbindet, wahrnehmen koͤnnen. Diefe Menge von Eyern gibt faſt dem ganzen Wurm ein hochrothes Anſehen. Hier ſind keine Eyerbaͤumchen, ſondern lauter hochrothe runde Schalen, die mehrere Eyer aber nicht in gleicher Anzahl, ihrer zwoͤlf zuweilen etwas mehr, enthalten. Aus dieſen Eyerchen gelang es Gdzen zu ſeinem großen Vergnuͤgen, lebendige Embryonen zu preſſen, und ſie friſch und munter vor ſeinen Augen herumſchwimmen zu ſehen. Wer noch glauben kann, der Bandwurm entſtehe bloß durch 1... indem durch Reproduction aus den abges rißnen 128 Echhochbandwnn rißnen Gliedern wieder ganze Bandwuͤrmer wuͤrden; der darf ja nur an dieſe Erfahrung gedenken. Es iſt | beynahe fichtbar, daß die Entwicklung des rohen Eyer⸗ ftoffes in den vorderiten Gliedern in dem Maaße vor ſich gehe, als dieſer nach hinten zu ruͤckt, oder viel⸗ mehr die Glieder, die ihn enthalten, durch das Ein⸗ ſchalten neuer Glieder am Halſe weiter * PR zu zu fiehen fommen, Ueber einen ähnlichen in einem Sunbe —7 nen Bandwurm hat Wagler, der ſich uͤberhaupt in dieſem Fache ſehr verdient gemacht hat, ſchaͤtzbare Erfahrungen mitgetheilt. Er beſchreibt die Krank⸗ heit ſeines armen Hundes mit der hoͤchſten Genauig⸗ keit, und ſtimmt faſt in allem mit obigem uͤberein, was, wenn das bey zwey partheyloſen und genauen Beobachtern der Fall iſt, ihren Erfahrungen ein: gen es Gewicht gibt, \ Unſre Lefer haben ſchon niebliche Er auf Bandwurmgliedern gefehen. Aber Feind Fam an Schönheit demjenigen gleich, das wir auf einem Gliede eined Bichhornbandwurms (T.Sciuri 124) bemerken, Seine Farbe ift Perlenblau, In der. Mitte ift ein Canal, den feine weiße Farbe fehr aude zeichnet. Er ſtellt den Stamm bed Baͤumchens vor, Yen ; aus Zackengliedriger Katzenbandwurm. 129 aus dem rechts und links die Eyerzweige am Urſprun⸗ ge duͤnn und vorn kolbig ausſproſſen. Der Haupt⸗ canal ſcheint in jedem Gliede anzufangen und ſich zu endigen, amd nicht durch alle hin ſich zu erſtrecken. Nach Verhaͤltniß hat dieſer Bandwurm ziemlich lange | we und: einen faſt unfichtbaren K Kopf. Wir haben ſchon gehört, daß die Katze nicht bloß 2 fondern auch Zacdengliedrige Bandwuͤrmer habe. Mir fehen einen folchen Bachengliedrigen Katzenbandwurm (T. Serrata felis 125), der in Katzen fo häufig, in Hunden aber nur felten ‚gefuns “Den wird, daß ihm fein Nahme mit. Recht gebührt: Mehr Perlenblau als weiß iſt ſeine Farbe. Er hat eine Laͤnge von wohl drey Viertel Ellen. Seine Glie⸗ der haben die Form abgeſtumpfter Kegel. Das ſtum⸗ pfere Ende iſt allemal in das breitere des vorherge⸗ henden Gliedes ſo eingefugt, daß der wulſtige Rand des Letztern uͤber das erſtere etwas hervorgeht. Sie bilden ſcharfe Ecken, ſo daß das Ganze einer Säge ähnlich fieht. Diefe hat 408 Zähne, nähmlich auf jeder Seite, nad) der Anzahl der Glieder 204. Zum dftern findet man einige Glieder durchbrochen, dag heißt, fie haben in der Mitte Löcher, von deren Umz kreis ſtrahlenfoͤrmig einige Adern nach den Seiten zu Wuͤrmer J. Th. R laufen. 130 Zackengliedriger Katzenbandwurm. laufen. Hoͤchſt wahrſcheinlich find fie die Folge eis ner Verletzung des Wurms. Unſre Abbildung zeigt uns dieſe Erſcheinung. Immer ſtehen die Glieder dieſes Bandwurms ſo, daß nach dem Kopfe zu die ſtumpfere, nach hinten zu die breitere Seite hinficht, Aeußerſt merkwuͤrdig ift fein großen Kopf, der Ihn vor allen Bandwuͤrmern auszeichnet. »Nuch mit blos en Augen kann man die Haͤckchen und Saugmuͤn⸗ dungen, Zwar nicht in unfrer Abbildung, weil wir fie verkleinern laffen mußten, aber doch bey denn, der feine natuͤrliche Größe hat, fehen. Doch nur die Vergrößes rung (126) kaͤßt uns feine. fo merkwuͤrdige Einrichtung genau waͤhrnehmen. Seine obere Fläche bildet einen voͤlligen Zirkel, in deſſen Mitte aber keine Oeffnung, die ein Maul vorſtellen koͤnnte, ſichtbar iſt. Einen doppelten Kreis bilden die Scheiden der 36 Hacken, die der Wurm, wie die Katze ihre Krallen, aus⸗ und einziehen kann. Sehr feft hackt fich damit der Wurm in die zottige Haut des Darms ein. Sie find bey erwachfenen Wuͤrmern braunlic) , bey den Süngern glänzen fie wie Kryſtall. Ihre Subftanz ift hornartig, In ihrer Mitte ift ein Canal, der mit'einer fchwärzlis chen, Fürnigen Materie angefüllt iſt. Tiefer unten üngen die Saugwarzen, oder wenn man fie lieber | Saug⸗ Kugelgliedriger Bandwurm, 131 Saugſcheiben nennen wi, auf jeder Seite zwey. Man kann tiefi in die Oeffnung hineinſehen. Ueber «die Bewegung dieſes Bandwurms hat Goͤze merk⸗ wuͤrdige Beobachtungen gemacht. Er fand, daß jedes Glied ſeine eigne Bewegung hatte, die ſich oft auf eine der Bewegung der andern Glieder entgegen⸗ geſetzte Art aͤußerte, und daß ſie nicht wurmfoͤrmig durch den Koͤrper lief, ſondern nach den verſchieden⸗ ſten Richtungen, woraus die ſonderbarſten Kruͤm⸗ mungen entſtanden; beſonders mußte er erſtaunen, da er ſah, wie geſchickt fich diefer Wurm durch bloßes Auſaugen, nicht anders als hätte er Hände und Füße, aus dem Waffer emporzuhelfen wußte, Hatte der zadengliedrige Bandwurm fagefdrs ‚mige, durch die fcharfen Ecken feiner Glieder gebildete Einfehnitte, fo hat der Augelgliedrige CT. Glo- bulata) Dagegen das Anfehen einer Corallenſchnur. Denn kugelfoͤrmig find die Glieder aneinander gereiht, ‚Ein fehr ſchoͤnes Perlenblau ift ihre Farbe, Millio⸗ ‚nen Staubkügelchen bilden die Eyerbaͤumchen. Nicht aus runden Warzen, fondern aus Quereinfchnitten beftehen die Seitenmündungen und ein Canal lauft ‚mitten durch die Glieder. Um ſich von dieſem Band⸗ wurm eine Vorſtellung zu machen, reichen auch nur R2 die 132 Geitenfadiger Bandwurm die zwey Glieder (127), bie wir zur Schonung des Platzes abgebildet liefern, hin. Eben aus dem Grun⸗ de geben wir unſern Leſern auch von Dem Seiten⸗ fadigen Bandwurm des Maulwurfs (T. Fila- mentofa) gleihfalld nur wenige Glieder (128), weil fie hinreichend find, uns eine neue Merkwuͤrdigkeit anfchaulich zu machen, Detinanihnen bemerkt man . kurze, gedtehte Seitenfäden, Sie ſtehen vom Hin⸗ terende an bis über die Halfte ded Wurms eben fo unregelmäßig, wie bey andern Bandwürmern die Saugdffnungen angebracht find, bald auf diefer, bald auf jener Seite, und werden, je mehr ed dem Vor⸗ Dertheil zugeht, immer Eleiner, Nicht am Rande, fondern auf der Fläche der Glieder entfpringen fie. Sr ihnen ift ein zarter Canal, der bis zur Querfpalte gebt, die ganz vorn an diefen Fäden iſt. Dieß ſcheint der Weg zu feyn, durch: — * die reifen Eyer ihren Ausgang nehmen. | | Wie ſehr manche Thiere von den Bandwürmern geplagt werden mögen, davon kann und das umges Tehrte Darmitüc (129) eines jungen Hahns übers geugen, Deutlich fieht man, wie fie mit dem Kopf in der zottigen Darmhaut fleden. Genau unterfucht * das der ————————— Bandwurm (T. In- F fundi⸗ Trichter / Becherförtmiger Bandwurm. 133 fandibiliformis 130), der in Huͤhnern und Enten wohnt. Anders ſieht der Becherfoͤrmige (T. Cra- teriformis) aus, der im Buntſpecht gefunden wor⸗ den iſt. Seine Glieder, wovon wir einige (131) mit hinten austretenden Eyern ſehen, ſind wie kleine Taumelbecher, und haben hinten, wo ſie eingefalzt find, einen Wulſt. Seiner wahren Dicke nad) gleicht dieſer Bandwurm einem Faden. Sein Kopf (132) | hat einen Rüßel, der wie ein ſtumpfer Pfeil hervor: fteht, mit einem Hackenkranze. Zahllofe, atomen⸗ ‚artige Geſchoͤpfe oder Eyerftoff Liegt In den Vorder⸗ ‚gliedern und gibt ihnen ein punctirtes Anſehen. Aber | weit deutlicher becherförmig if der Bandwurm, dem Frdlich in den duͤnnen Gedärmen ber Mauerſchwalbe fand und den Bechergliedrigen (T. Cyathiformis) nannte, An ihm felbft, in feiner natürlichen Größe (133), fällt das freylich bey weiten nicht fo in die Augen, ald wenn wir einige Glieder ſtark vergrößert (134) betrachten. Gein Hals, was eigentlidy Der gliederloſe Theil zunächft am Kopfe heißt, ift unge: mein zart, geperlt und von fchneeweißer Farbe, Von sorzüglicher Schönheit ift der Bau feiner Glieder, Die erſten Eonnen nur durch dunklere Querlinien uns — werden; die folgenden gleichen runden | R3 ESchuͤſ⸗ 134 kenchtenbandwurm; VER Schuͤſſelchen, und weiterhin erft werben fie zu artis gen ineinander fiedfenden Bechern, bie, vollig wie dieſe, oben weiter und unten enger find. Bald ſchiebt der Wurm diefe Becher weiter auf bald weiter ins einander, Auf den fhmusig weißen Hintergliedern bemerkt man einen großen, runden, etwas durchſich⸗ tigen Spiegel mit zerflreuten, grauen Kornern. Noch ifis nicht gelungen, die Randmuͤndungen zu entdeden, die gewiß auch nicht mangeln werden, Hatten eis ige Bandwuͤrmer auf ihren Gliedern durch die in⸗ nere Gefäße und Everlagen artige, Baumflammen aleichende Zeichnungen, fo glaubte man auf andern Reuchter zu entdecken, und nannte daher einen in der Nachteule gefundnen: Keuchterbandwurm (T. Candelabraria). Es gehört etwas Einbildungskraft dazu, auf den Gliedern feined Leibes (135) Leuchter zu ſehen, wenigſtens müßen wir annehmen, daß diefe unter einem Bogen ſtuͤnden. Ganz anders gezeichnet fehen die Hinterglieder (136) eben deöfelben Band: wurms aus, weil die innern Gefäße auf eine ganz befondre Art durchfchimmern. Wir wollen aber dem Witze unfrer Lefer, eine paffende Bergleichung auszus denken, nicht vorgreifen,, und begnügen und mit der Anmerkung, daß die fonderbar gedrehten Theile Eyer⸗ behaͤltniſſe find, Einen — Hammer Tebbandwurm. 135 Einen Hammerfijch kennen wir ſchon. Aber ed gibt auch einen Sammerbandwurm (T. Malleus), der in den Gedärmen der Hausente gefunden wird, Henn man ihn in feiner natürlidyen Groͤße, wo er auf 17 Zoll angetrofien wird, over jung (137) be⸗ trachtet, ſo glaubt man ein perlenfarbiges Baͤndchen wahrzunehmen. Von Gliedern iſt durchaus nichts zu ſehen, nur bemerkt man an einem Ende einen brei⸗ ten Queranſatz. Hier, wo ſich der Hammer, oder eigentlich das hammerfürmige Kopfende (138) befin⸗ det, endigt fich der bandartige Körper in mehrere Falten und gleichfalls gerieft, aber eine ganz andre Richtung der Falten hat der Hammeranfag felbft, an dem vorn ein unendlich kleines Kudtchen ift, das der Wurm ausftreden kann. Auf einer Seite iſt der Hammer ftumpfer, ald aufder andern. Neun ſchmale Lamellen umgeben ihn, da wo er am Leibe anfitt, Wie fonderbar zuweilen flatt des Hacenkranzes bloß einfache Haden aus den Saugdffnungen hervors gehen, das fehen wir am Rebbandwurm (T. Ca- prina). Er ift fehr Flein (139), und nur die Vers größerung (140) zeigt, was auffallend an ihm iſt. Sein Körper ift vorn flumpf, hinten äußerft ſpitzig. Die Ringe find ungemein kurz. Aus jeder Saugs Öffnung 1236. »Bandwürmern bfinung gehen gefrümmte Zähne hervor. Auf der- Oberflaͤche der Leber eines Rehbocks sa diefer MR wurm gefunden worden, J Doch wie manches koͤnnten wir nicht noch von den ſonderbaren Formen mancher Bandwuͤrmer an⸗ führen! Bir koͤnnten den blaͤtterformigen der Pferde, den ſtabfoͤrmig gegliederten des Maulwurfs, den ſtrohhalmaͤhnlichen des Hamſters, den kammfoͤrmi⸗ gen, den wurſtgliedrigen, den oft uͤber hundert Ellen langen der Schafe u. a. m. beſchreiben; aber wir glauben, genug gethan zu haben, um unſere Leſer mit einem ſo ſeltſamen Thiergeſchlechte und ſeiner Oekonomie naͤher bekannt zu machen, und ihr Er⸗ ſtaunen uͤber den ſo verborgnen Reichthum der Natur zu erregen. Denn es iſt in der That eine neue An⸗ ſicht der Schoͤpfung, wenn wir die Bewohner der Er⸗ | de nun felbft wieder als Wohnoͤrter anderer Geſchoͤpfe betrachten. Mer läßt es fih z. B. wohl einfallen, weun er den jchönen Bau des Pferdes betrachtet, daß es auch in feinem Innern Thierwunder enthalte; daß faſt kein Theil desſelben unbewohnt ſey; daß bald in der Naſe, bald im After ſich Bremſenlarven entwi⸗ ckeln; daß große Spulwuͤrmer im duͤnnen Gedaͤrme, Nadelwuͤrmer nicht weit davon, Zwirnwuͤrmer im | hohlen ” Blaſenbandwurm. 137 hohlen Leib, Egeln in der Leber, Palliſadeuwuͤrmer, Doppelloͤcher und ſeltſame durchblaͤtterte Bandwuͤr⸗ mer, bald im Magen, bald in den Gedaͤrmen wohnen! Und wer wird nicht eingeftehen müßen, daß er bisher | in feinem Urtheilen über den Reichthum der Schoͤ⸗ pfung bloß nach dem, was ſogleich ins Auge * ſich ſehr geirrt habe? Sehr der Muͤhe werth waͤre es, die Mittel zu kennen, die den von Bandwuͤrmern oft ſehr geplagten Thieren Huͤlfe ſchafften. Denn in manchen ſind ſie unbeſchreiblich haͤufig. Fand doch in Einem Thier ein Naturforſcher uͤber drey Pfund Wuͤrmer. Wenn man nun denkt, daß alle Wurmgeſchlechter ihren Ernaͤhrer auf eine jedem eigne Art quälen, daß fie alle innern Theile belagern, die Feuchtigkeiten ausſaugen, die fea ften und trocknen Theile annagen, daß fie alles durchs boren und oft einen frühzeitigen Tod befördern: fo möchte man winfchen, daß der Terpentin mit dem fiinfenden Dehle aus Pferdehufen und Dchfen: und Hirſchhorn vermifcht, allemal die Wirungen haͤtte, die man davon verſpricht. Aber bisher haben wir nur die Darmbandwuͤr⸗ mer Tennen gelernt, Im Grunde noch weit merk wuͤrdiger ſind die Blaſenbandwuͤrmer, die in den Ein⸗ Wuͤrmer J. T. S .. gend 138 Blaſenbandwurm. geweiden, bloß die Gedaͤrme ausgenommen, wohnen. Ihr Körper hat eine hautige, mit einer waͤſſerigen Feuchtigkeit angefüllte, eyformige Blafe, ohne allen Ausgang. Sie, viefe Blafe, ift die Wiege des Wurms, ift fein Wohnhauß, fo lange er lebt, wird aber auch oft fein Grab, Wenigſtens fälr fie, fo fehr fie bey feinem Leben ftroßt, fobald der fonft lebhafte Bewoh—⸗ ner duͤrr und abgeftorben iſt, welk zuſammen. Linne hat ein eignes Geſchlecht aus den Blaſenwuͤrmern ge⸗ macht. Im Grunde aber find ſie bloß Bandwuͤrmer mit Blaſen, die aber eine ganz eigne Defonomie haben, Lange Fannte man die Blafen oder Hydatiden, die zuweilen in Menfchen und Thieren gefunden wer⸗ den, Allein man ahndete nicht, daß man hier mit Wuͤrmern zu thun habe, und ſah ſie bloß fuͤr einen Krankheitszuſtand an. Pallas erklaͤrte ſie fuͤr or⸗ ganiſche, lebende Weſen; aber Wernern (*) gelang. es (”) Es iſt Schwer zu entfcheiden, wem die Ehre diefer Entdeckung gebühre, und hier könnte wieder der Fall feyn, daß etwas lange Zeit Unbefanntes von mehrern zu gleicher Zeit entdeckt wurde. Herr Percy, Mitglied des National: nftituts und erfter Chirurgus der frauzoͤſiſchen Armeen, hat dem Ver⸗ faſſer diefer Unterhaltungen einen vortrefflichen Aufs Menſchlicher Blaſenbandwurm. 139 es in Deutſchland zuerſt, im Jahre 1786 durch die ge⸗ naueſten Unterſuchungen und treueſten Abbildungen, vom Daſeyn eines menſchlichen Blaſenband⸗ wurms (T. V. Hydatigena humana) recht anſchau⸗ lich zu Überzeugen. In einem gefunden, ſtarken Manne von vierzig Fahren, der fein Leben im Waffer | h S 2 ver⸗ Aufſatz uͤber ſeine Beobachtungen, die Hydatiden betreffend, mitgetheilt, woraus unwiderſprechlich erhellt, daß auch er in den Hydatiden, die Ruiſch, MNorgagni und andre Anatomen für eine Kranf- heit des Sellgewebes und eine Folge der Ausdeh⸗ nung der lymphatiſchen Sefaße erklärten, wirklich bandwurmartige Geſchoͤpfe mit Blaſen entdeckt habe. In unmittelbar nach einem gewaltſamen Tode geoͤffneten Menſchenkoͤrpern fand er ſolche bald einzelne, bald geſellſchaftlich wie eine Traube verbundne Hydatiden, die ſichtbar genug im lauen Waſſer ihr Leben verriethen, hin und her ſchwam⸗ men, und bald ihren Koͤrper aus der Blaſe her⸗ vorſtreckten, bald hineinzogen. Beſonders fand er, daß ſehr viele ſolcher Geſchoͤpfe bey Geburten abzugehen pflegen, daß der Eintritt eines jungen Erdenbuͤrgers in die Welt, viele derſelben um ih⸗ ven fühern Aufenthalt, jaum ihr Leben bringe, und daß die blafenförmigen Molen der Gebährerins nen oftnichts als eine Menge folcher Thiere feyen. An 140 Menfchlicher Blaſenbandwurm. verloren hatte, fand er im Muſtkelfleiſche und im Zellgewebe fonderbare Blafen, an denen er ein Sehen bemerkte. Es mußte ihm das um deſto befremden⸗ der feyn, da die Leiche dieſes Ungluͤcklichen vierzehn Zageim Waſſer gelegen hatte und ganz gefroren war. So hatte die Kälte des Jaͤnners und dev Aufenthalt int An diefen zeigte er der Koͤniglichen? Academie bes Chirurgie zu Paris, deren Mitglied ev war, im Jahre 1788 die deutlichen Beweiſe thieriſcher Natur. Lnverkennbar konnten alle Seugen dies fes Schaufpielg jehen, wie dev fphärifche Körper fih im Schwimmen runzelte, wie allmaͤlich aus ihm eine Art von Fuͤhlhorn vorn mit vier Saug⸗ Öffnungen und vier Hacken heraustrat, und wie diefes Fühldorn, oder vielmehr diefer Körper des Blafen:Bandwurms mit feinem Kopfe, fo lang das Waſſer ruhig blieb, mit der Blaſe als auf ei nem Nachen herumſchwamm, bey der leifeften Berührung aber ſich ſchuͤchtern in feinen ſichern Aufenthalt auf die Art zuruͤckzog und hineinwärts: wicfelte, wie die Schnecke ihr Fuͤhlhorn. Im Innern der Blafe fand diefer wuͤrdige Beobachter bloß eine geruche und geſchmackloſe fihleimige Feuch⸗ tigkeit, dagegen aber alle Nahrungs: und Bewer gungswerkzeuge diefes erftaunungswirdigen Ger - ſchoͤpfes in den Blaſenhaͤuten ſelbſt. Menſchlicher Blaſenbandwurm. -141 im Waſſer, das in den Blaſen wohnende Geſchoͤpf nicht fo ganz zu toͤdten vermocht, Daß nicht gelinde Waͤrme ed von feinen Scheintobe wieder ermeckt hätte. Uebrigens fand der Beobachter den Körper ded Ertrunknen, trotz der vielen Einwohner, im ge⸗ ſuͤndeſten Zuſtand. D Doch es iſt der ER ide werth, bey dieſem Gegenſtande, der und kon cht näher angeht, abs wir glauben, noch el einige ge Augenblicke zu verweilen, | Mir fehen bey 141 einen Theil des Muſ ſkels, in dem, umgeben von Blutgefaͤßen, ein bohnenfd drmiger Koͤr⸗ per fleckt, dergleichen jener Leichnam, von dem wir reden, viele hundert, aber alle einzeln, enthielt. Dies fer Körper ift nur Die außere Scheide, auf der eine Blaſe auf zwey Seiten in die Laͤnge gezogen ſich be⸗ findet. In der Mitte iſt eigentlich die Finne, oder der Blafenbandwurm gleihfam fihwimmend, Go feft ſteckt die Finne in ihrer Decke, daß man, um fie los zumachen, das Meffer zu Hälfe nehmen muß, Aber noch fieht man Feine Spur von einem Thiere, felbft wenn man jene Finne aus der Blafendecke her⸗ ausſchneidet (142). Noch innmer hält der Wurm fich unter der linfenfürmigenGapfel,die wir Finnenannten, verborgen, obwohl er ſich frey unter ihr bewegen kann. ber bey 143 ſtreckt er feinen Kopf und feine Glieder S3 44 her⸗ 142 Menſchlicher Bien pr “hervor, befonders wenn man die Finne in lauliches | Waſſer wirft. Man ſieht [don da etwas Band- wurmähnliches, bis endlich das wohlihätige Vergro⸗ ßerungsglas und den Kopf (rag) mit dem Nüßelund der doppelten Blaſenreihe da wo fonft der Hafens | franz if, die vier Saupwarzen, wovon aber nur zwey ſichtbar find, die von ihnen ausgehenden Candle und die fägeformigen Glieder zeigt. Angenehm it Das Schaufiel, wie dieſes zarte Geſchoͤpf ſich bald aus ſeiner Decke hervorſtreckt, bald hi nter fie zuruͤckzieht. Hoͤchſt weiſe und guͤtig gab | ihm Die Natur eine Doppelte Schutzwehre, hinter der es ſich verbergen kann, damit nicht die ſtarke Zuſam⸗ menziehung der Muſlkelfiebern feine feinen Theile vers lebe. Deutlich kann man fehen, wie den Wurm das angenehme Gefühl des warmen Maffers herauslockt, wie er aber ploͤtzlich, fobald man es mit Falten, over mit einer andern Fluͤſſigkeit vertauſcht, fich wieder zuruͤckzieht. So ſchaͤtzbar übrigens diefe Entdeckun⸗ gen find, fo herrfchen doch noch viele Dunkelheiten in der Geſchichte viefer Würmer, und auch fie beweist, dasß bey all den Riefenfchritten, die dad nun vollendete achtzehnte Jahrhundert in der Naturkunde gethan hat, es feinem Nachfolger noch genug zu berichtigen und zu entdecken uͤbrig gelaffen habe, Ein Kugelblaſenbandwurm. 143 Ein merkwuͤrdiges Ausſehen haben die Kugele blafenwiürmer , die an ihrem. äußerft Kleinen Körper ‚oft eine Blafe von der Größe einer Citrone haben, | So ſehen wir in der Abbildung (745) einen Kugel⸗ | - blafenbandwurm (T.V. Hydatigena ‚Suis ) aus der Leber eines gefunden Schweines, aber verkleinert, denn in feiner wahren Größe gleicht er einem Huͤh⸗ nerey. Diefe Blaſe, die wir nebfi.ihrem Keinen Ans hange vor und fehen, ſteckt in einer. Außenblaſe von eben der Groͤße und kommt erſt zum Vorſchein, wenn | man dieſe aufflicht. Man bemerkt dann an-der inz nern Blafe ein wurmfoͤrmiges Wallen. Der Anhang, den wir an ihr bemerken, ift der eigentliche Körper des Bandwurms mit einem pickenfoͤrmigen Köpfchen, gerunzeltem Halfe und gegliedertem Leibe. Der Hals der Blafe ift eigentlich die Scheide, in die ſich der Wurm, wenn er ed nöthig findet, zuruͤckzieht. Eine Lymphe, in der eine Menge Atomen ſchwimmen, fuͤllt die Blaſe. Allen Umſtaͤnden nach bildet ſich dieſe zuerſt und vor dem wurmfoͤrmigen Koͤrperchen. Es iſt nicht moͤglich, etwas ſchoͤneres und regelmaͤßi⸗ geres zu fehen, als den doppelten Hackenkranz (146) oben auf dem Kopfe, wenn alle Hacken aus ihren Beiden herauögetreten find, Im Mittelpuncte des⸗ ſelben 144 Erbfenförmiger Blafenbandivurm. Telben it eine fphärifche Fläche ohne Oeffnung und im geuancflen Ebenmaaße ftehen die 36 Haden um fie im Kreiſ e herum, Die vier Saugmarzen find hier gerade, wie an andern Bandiwurmfbpfen angebracht. au wie machen wichtigen Fragen Fann nicht der Ans blick eines fo feltfamen Thieres Veranlaffıng geben! 23,8. Wie es ſich fortpflanze? wie fid) feine Theile entwicklen? wie e3 in die Leber fomme? warum die gefuͤndeſten Schweine oft weit mehr damit Heintgefucht find, als die kranken u. d. m. Fragen, über die wir vielleicht nod) viele Fahre in Ungewißheit feyn werden, Eine andre Art Blafenbandrsurm iſt der Erb: fenförmige (T. V.H. Pifformis). Er ift viel Heis ner, als der Vorige, und hat oft ſamt der Blafe kaum drey Linien; doch finden fih auch Ausnahmen von . feltner Größe, Die Structur des Kopfs und uͤbrige | Oekonomie hat er mit dem Vorigen gemein, Der, den wir (147) ziemlich vergrößert vor und fehen, iſt aus der Leder eines Hafen, wo er in Gefellfchaft von mehr ald zwey Hundert feines Gleichen angetroffen wurde, Die ganze Leberhaut fchien in foldye Blafen getheilt zu ſeyn, die alle weißblaulich und Durchfichs Ä tig waren, Zumeilen hängen fie traubenformig zus — — Man kann die innere Blaſe ſammt dem Wurm⸗ 146 . . Bondfdenigsgeaiere. Taeni&formis) aus, der in den Mauarten a am ſigſten iſt, und zuweilen ihre Leber ſo belagert haͤlt, daB man vor Blafen von der Subftanz der Leber nichts entdecken kann. Wir ſehen dieſen Baubblafenwurm aus einer Mausleber in einer Stellung (150) vor und, daß man den Kopf wie die Schwanzblafe recht Wine srieunga kann. Der * dieſer Art * 4 7 pas (obn —“ — die ihr &i. genthuͤmer ungemein verlaͤngern und verkuͤrzen kann. Die Blaſe iſt hier das Kleinſte am Koͤrper, ſo wie ſie ber andern. das Größte war, - Unmoͤglich Tonnen wir. hier eine, ber —— und ſeltſamſten Erſcheinungen verſchweigen. Unſre Leſer haben nun ſchon ſo manchen Kopf von Darm⸗ und Blaſenbandwuͤrmern gefehen, und ſchon ihr An⸗ blick mußte ſie mit Bewunderung erfuͤllen. Aber was werden ſie erſt ſagen, wenn wir ſie uͤberzeugen, daß ein und dasſelbe Bandwurmkoͤpfchen ſich oft cha⸗ maͤleonsartig, wie man, freylich nicht ganz richtig, zu fagen pflegt, verändere; daß ein und derfelbe Blafens Bbandwurmöfopf der Yausmaus bald feine Saugwars zen wie Schneckenhoͤrner ausſtrecke (15T), — ng daß der mit feinem Gadenkang umgebne * — Blrlaſenbandwurm. 147 Ruͤßel über fie hervorragt (152), bald die Flaͤche in⸗ nerhalb jenes Kranzes aufblafe, die Haden felbft aber unterwaͤrts ſchlage (153). Welche Fertigkeiten! Welch ein verborgner Mechanismus! Melche gehei⸗ ' men Zwecke! Und wir koͤnnten noch glauben, daß dieſe Thiere unbedeutend, daß fie nur Pflanzenthiere ſeyen? Wer wird uns aber erſt einmal die Entſtehung und Ausbildung derſelben entwickeln? Zwar Embryonen von ihnen kennen wir ſchon; aber ſie vergroͤßern die Schwierigleiten und biethen neue Wunder dar. Sie zeigen deutlich, daß die Blaſe vor dem MWürmchen, - die Wohnung und Vorrathskammer vor dem Bewoh⸗ ner vorhanden ſey. Wir ſehen eine ſolche mit einent kleinen weißen Puͤnctchen (154), der erſten Spur des werdenden Weſens; und eine andre (155), in der ſchon etwas mehr vom kuͤnftigen Thiere zu erkennen iſt. Sein Heiner Körper ift nad) innen gelehrt, Noch zehrt es von fich felbft. Iſt es reif, dann wen: det es fich um und Fehrt fich nach außen. Oft ae nug 19 findet man erbſenfdrmige Blaſen, an denen noch keine Spur von ihrem —* a an wahr⸗ zunehmen iſt. Gewiß haben unſre Leſer ſchon vom Drehen der Sr gehört, das diefen nüglichen Hanöthieren fo J T 2 | bes N \ 143 Drehsandbta wurm. beſchwerlich, ja wohl toͤdtlich if, Sollten’fie aber wohl glauben, daß fie einen Aufſchluß darüber unter | den Würmern fuchen müßen, Freylich Tann ein | Wurm, der im Gehirn wohnt, nicht wohl ein Eingee _ weidewurm heißen, Aber doch mit größerm Rechte als 3.8. der Regenwurm, der im Syſtem nun ein⸗ mal in diefer Ordnung ſteht? Und was koͤnnen wir dafür, daß die Natur zuweilen in unfre muͤhſam aus⸗ gedachten Syſteme einen gewaltigen Riß thut. Ges nug, daß wir jetzt einen Blafenbandiwurm Tennen lers nen werden, der aber unter Feiner Außenblafe, ſondern frey in der Hoͤhle des Hirnmarks drehender Schafe wohnt. Dieß gefchieht höchft felten bey denen, die einmal über ein Jahr alt find, was neben andern Gruͤnden einen Winf gibt, daß der Stoff deö Uebels angeboren feyn müße, Eine große Blafe befindet fi) in der Höhle des Hirnmarks folder Schafe. Auf ihr ſitzen, wie die Abbildung (156) zeigt, truppweife Sörperchen, die nichts anders als Eolonien von Drebs bandblafenwürmern (T. V. H. Multiceps) finds Eine genaue Betrachtung wird unfern Lefern zeigen, Daß einige dieſer Heinen Körper ausgeſtreckt find, was nichts anders als der Leib des Wurms iſt, andere aber in eingeäpgen haben, » * man keine Spur davon wi | ſieht. uk I Er DMeehbandblaſenwurm 149 fieht. Indeſſen ſind die, die in der Abbildung ſte⸗ hen, nur eine kleine Probe von den vielen Hunderten, die eine folche Blafe bewohnen, Reißt man eind der Thierchen von der Blafe, an die es angewachſen if, ‚hinweg, fo fieht man, man weiß felbft nicht, was vor | ein Geſchoͤpf (757), das vorn ein Kudpfchen und hinten zwey Spitzen hat, Aber dieſer Anblick iſt noch nicht im Stande, uns Gewißheit zu geben. Erſt eine betraͤchtliche Vergrößerung (158) zeigt uns ein ſon⸗ derbares Tier, deffen zur Seite ftehender Hacken⸗ Franz ſamt den Saugwarzen und den Runzeln des Hinterleibs an eine nahe Verwandſchaft mit den Bandwuͤrmern erinnern, Trelbt man die Vergroͤße⸗) tung noch weiter, fo ſieht man Milllonen Atomen im Koͤrper. Dieſes Geſchoͤpf wohnt nun, wie ſchon ges dacht, mit vielen andern im Gehirn der Schafe auf einer Blaſe, und geht bald hinein, bald heraus, ſo weit es das Band, durch welches es an die Blaſe ge⸗ feſſelt iſt, erlaubt. Dieſe hat die Groͤße eines Huͤh⸗ nereyes und das weiße Wuͤrmchen ſcheint durch. Nicht unſchicklich war es, dem Ganzen den Nahmen des vielkopfigen Blaſenwurms zu geben, ſobald man die Blaſe als einen gemeinſchaftlichen, allen zugehoͤ⸗ * Körper betrachtet, was fie auch wirklich iſt. T 3 Sie / % i 1590 — Drehbandblafent urm Sie iſt ihre Wohnung und Zufluchtsort, aus a ſich hervorſtrecken, um im Gehirn des Schafe ihre Haden einzufchlagen und mit ihren Saugblafen Nahe rung an ſich zu ziehen. Wie ſchmerzhaft dieß dem Schafe fern, wie leicht es Schwindel and Drehen: hervorbringen müße, ift begreiflich, fobald man denkt, wie viele fchmerzbafte Inſtrumente zu gleicher Zeit im Gehirn des armen Thieres wuͤhlen. Seyen auch | nur 600 folchet Tierchen darinn verhanden, fo quaͤ⸗ len, da jedes 36 Haden und 4 Saugwarzen hat, zu gleicher Zeit 24000 marternde Merkzeuge das Gehirn; auch druͤckt die Blaſe felbft auf basfelbe, und man weiß, mas diefer Umſtand allein für Folgen haben Tann, Blind und dumm fcheint dann das Schaf zu feyn, hält den Kopf ftier vor fich hin, oder matt aba waͤrts hängend, lauft zuweilen gegen die Wand, dreht ſich unaufhoͤrlich im Kreife, oder fegelt, wie man ſich ausdrückt, immer nach einer Seite hin, zittert ängfts lich und nimmt Fein Futter an. Manche Mittel hat men verfucht, um die Schafe von Diefer Dual zu bes freyen, und, was noch mehr ift, fich felbft vor Verluſt diefer nüglichen Hausthiere zu verwahren. Einige trepaniren Ihre Schafe da, wo Die Weiche der Hirns ſchale folche Blafen vermuthen läßt; andre ſchlagen h fie \ Roͤrneriger Bandwurm. 15* | fie mit der Fauſt auf den Kopf, um burd) ein fo hes wiſches Mittel die Blaſe zu zerſprengen, oder fie fun hen diefen Zweck auf eine gelindere Art durch etwas Niefenerregendes zu erreichen; und erft feit Kurzem, | Hat man das Michtfcheren des Kopfs als ein herrlis | ches Verwahrungsmittel angeprieſen. Es waͤre dies ſem Thiere wirklich zu goͤnnen, daß man ihm vom Diefer Plage helfen koͤnnte. Es würde dann doch Deßwegen nicht ganz ohne Bewohner ſeyn, indem nach wie. vor Btemſenlarven in den Naſengaͤngen » Plattwirmer in der Leber, Fugelfürmige Blafenbande wuͤrmer im Darmfell, und Darmbandwuͤrmer in den Gedaͤrmen ihren Aufenthalt behalten wuͤrden. Doch eine andere merkwuͤrdige Erſcheinung ruft uns von den Drehbandblaſenwuͤrmern zu dem kleinen, geſellſchaftlich lebenden, koͤrnerigen Bandwurme T. V.M. Socialis granulofa). In den Lebern auch | der gefündeften Hammel findet man oft in wunderlich gebildeten, verzerrten Höhlungen fehr viele Waſſer⸗ blaſen von der Größe der Haſelnuß bis zum Huͤhner⸗ ey, aus denen, ſobald man hineinſticht, das Waffer, | wie aus einer Fontaine, einen Fuß hoc), in die Hohe | fpringt, In ihnen befinden ſich zuweilen blauliche, | aue Sunenblafen, bey deren: Eröffnung man ges 2 wahr un | 152 Ä goerneriger Vandwurm Ei wahr wird, daß dieſes Waſſer das Weltmeer von tans ſend unſichtbaren Koͤrnerchen (159) war, die darinn herumſch vammen. Cine zarte Schleimhaut verbins det jie, aberleicht löst andres Waſſer, als ihr Element, dieſe Haut auf. Aber was iſt nun das? Was bedeu⸗ ten die tauſend Koͤrnerchen? Vergrößern wir fie, fo entdeden wir in ihnen die mannigfaltigften Geftalten von unendlich Heinen Bandwuͤrmern. Der Eine gleicht Einem unten zugeſpitzten (160), der Andere einem abgerundeten (167) Herzen; der Eine hat eine Bechet⸗ (162) der Andere eine nicht immer gleiche Kegelform (163.164), Aber, fo manche Spuren wir auch hier ſchon von einem Hackenkranze und von Saugblafen ſehen, fo würde und das. immer noch nicht hinlänglich von der Verwandſchaft diefer ſeltſamen Geſchoͤpfe niit den Bandwuͤrmern überzeugen, wein: nicht eine noch fiarkere Vergrößerung (165) zwiſchen dem Preßſchieber uns den leicht ausfallenden Ha⸗ ckenkranz und die Saugblaſen, ja noch kleine Koͤrper⸗ | chen im Innern zeigte. - Und dieß find erft nicht. alle | Formen und Geftalten, in denen man ben gefellfchafte lichen, Eornerigen Bandwurm ſieht. Fragen möchte ‚man biebey freylich: Was wird aus den Tierchen? Eind fie (on ie Oper ſteben. ſie erſt auf einer der untere Koͤrneriger Bandwurm. 153 anteſlen Stufen ihrer Entwicklung ? Bleiben fi iĩe immer eintraͤchtig beyſammen, oder gibt auch die Blaſe, ihre Welt, wie die unſrige, zuweilen das traurige Schaus fpiel von Kriegen und Auswanderungen? Vertheilen fie ſich dann? Wie alt werden — wovon leben fer Die pflanzen fie ſich fort? Iſt nicht vielleicht im Menſchen zuweilen etwas Aehnliches? Könnten nicht | Waſſergeſchwulſten eine Wurmkrankheit, und Raſe⸗ rey eine Folge von ſolchen Bewohnern ſeyn? Fand man denn nicht bey einer Leichendffnung eines jun⸗ gen Maunes eine ungeheure Blafe voll organifcher Weſen ? Welche Fragen, zu deren Beantwor tung wie bis jest noch nichts zu fagen vermögen, und unſre Unwiſſenheit uͤber ſo Manches, was uns doch ſo nahe liegt, beſchaͤmt eingeſtehen muͤßen. Aber bey all der ſtummen Ehrfurcht, die ein ſolcher Blick in die ges heime Werkftätte der Natur in und hersorbringt, übers — laͤßt ſich doch endlich der wißbegierige Geiſt, dem ſein großer Urheber das ganze Gebiethe der Wahrheit zu durchforſchen erlaubt hat, der Hoffnung, auch dieſe Geheimniſſe noch durch Scharfſinn und Beharrl ichkeit entraͤthſelt zu ſehen. Was Jahrtauſenden verbor⸗ gen war ‚ bleibt es deßwegen nicht immer; und oft geht über einen Dunkeln Gegenftand, den Taufendei Wuͤrmer J. Th. u ſahen, 154 Finnenwurm. fahen, aber falſch beurtbeiiten, ein ganz unerwatte⸗ tes Licht auf. | Und von welchem Begenfionde gälte das 8 woht mehr, ald von dem, mit dem wir jetzt unfere Unters baltungen über die Bandwuͤrmer befchließen wollen, Mir meinen die Sinnen der Schweine, eine zwar, dem allgemeinen Vorurtheile nach, edfelbafte, aber | ganz hierher gehdrige Sache. Ehe Goͤze, Werner | und fein wuͤrdi ger Herausgeber Fiſcher u. a. d daruͤber Licht verbreiteten, würde man den, der uͤber Die Fins nen der Schweine bey den Bandwürmern zu reden verſucht hätte, für vollfommen wahnfinnig gehalten haben: denn allgemein galten fie für eine berüchtigte unveine Krankheit, durchaus aber für Feine Wurm⸗ krankheit. Und doch iſt nichts gewiſſers, ald daß fie keine eiternden Druͤſen ‚ fondern die Mafferzellen und Wohnungen einer Eleinen Blaſenbandwurmart, Des | Sinnenwurms (IT. V.H. Suis) ſeyen. Sie ſtecken im Fleiſche, und bilden runde Kuͤgelchen oder Blaͤs⸗ chen. Will man ſie aus dem Fleiſche herausbe⸗ kommen, ſo daß ſie noch zur Beobachtung brauchbar ſind, fo muß das Fleiſch noch warm ſeyn. ©: » bald es Ealt wird, ſchrumpfen die Bläschen zuſam⸗ | men und werden harte, undurchfichtige Klämpehen, | denen Spruͤtzwurm. 155 denen man den Nahmen Finnen gibt. Wir ſehen in der Abbildung (166) die runde Blaſe, von der die ge⸗ — platzte Außenblaſe in zwey Lappen herabhaͤngt. Der vollſtaͤndige Blaſenwurm, der in dem Knoͤpfchen in der Mitte verborgen und in ſich hineingezogen fiat, ift bey 107 abgebildet. Aber fo bleibt er nicht immer; er ſtreckt ſich noch mehr in die Höhe (168), läßt aber auch da noch nicht viel Thierähnliches fehen. Erſt ‚eine ſtarke Vergrößerung (169) zeigt und einen Bands wurmkopf, einen Hackenkranz, vier Saugblafen und | einen geringelten Körper, von dem die Lappen ber geforungnen Blafenhaut herabhängen, | - Man hat bemerkt, daß Erhigung der Schweine und zu heißes Sutter der Entwiclung des Finnenftofe fes, der in ihnen liegt, fehr günftig fey. An der Zunge und den Finnen, womit fie bebedt ift, fieht man den Schweinen an, ob fie diefe Krankheit, wenn man es fo nennen will, haben, Brennendes Eichenholz, Im ihrem Futter abgelöfcht, foll die Finnenwuͤrmer toͤdten. Pop. A en. Sypruͤtzwurm. Sipunculus. De nackte (170.171), DieSackſpruͤtze (172) war nicht reich an Arten, aber immer merkwuͤrdig Ua genug we. Nackter Sprutzwurm. genug find die Spruͤtzwuͤrmer, deren man nicht mehr als zweyerley Arten kennt. Ihr Koͤrper iſt lang und rund; vorn lauft er im einen verengten Eylinder aus, an deifen Ende fih das Maul befindet. Un der Seite des Korpers befindet fich eine warzenfbrmige Oeff⸗ nung, Ein Spraͤtz wurm iſt nackt, der andre in eine Haut gehuͤllt. a) * Betrachten wir zuerſt den nackten Sprut⸗ wurm (5. Nudus 170), der aber, da er acht Zoll lang iſt, in der Abbildung etwas verkleinert werden mußte; fo finden wir in ihm ein ziemlich einfaches walzenformiges Geſchoͤpf. Nach vorn zu wird es "dicker, nad) hinten, die Schwangkolbe ausgenommen, duͤnner. Am breiteſten Theile des Koͤrpers iſt der "Kopf, wenn man ſich dieſes Ausdrucks bier bedienen darf; im ihm ſteckt ber Ruͤßel, oder eine Roͤhre, die "aus einer ftarken Haut beiteht und mit einer Menge dreyeckiger, fleiſchiger Wärzchen von der Größe eines | « Hirfeforns befeßt ift. Der Wurm kann dieſe Röhre einziehen und ausſtrecken. Das Letztere thut er wahrs fcheinlich, wenn er Speiſe zu fi) nimmt. Er zieht fie von oben zuruͤck und zwar ſo, daß die zuvor außen ſtehenden Waͤrzchen das Maul innen, wie Zähne bes . Bleiben, Weiter nach hinten zu bemerkt man auf der re andern 4 a, Nackter Spruͤtzwurm. 157 andern Seite des mit eingezogner Roͤhre abgebilde⸗ ten Spruͤtzfiſches (171) eine laͤngliche Oeffnung, die von einem Schließmuskel, wie mit einer Lippe umge⸗ ben iſt. Man kann nicht ſagen, ob hier der Bauch oder der Ruͤcken if, Deun am ganzen Wurme iſt nichts, ‘was daruͤber Licht gäbe, Hoͤchſtwahrſcheinlich aber iſt diefe Deffnung der After, fo wie auch der Meg, durch “den die Eyer ihren Ausgang haben, weil fich fonft am ganzen Leibe Feine Deffnung findet. Gelblich weißi ſt die Farbe dieſes Wurms. Eine Menge Strei fen laufen regelmäßig nach ber! Länge und nach der Quere. Die — letztern find ziemlich tief und flehen weiter von eins “ander entfernt, als die Längsftreifen, Durch fie ers ſcheint der Körper mie bon einem Netz überzogen. Er Tann fich fehr ausdehnen und sufanmenziehen, und befonderd den Theil nach ber Schwanzkugel zu unges mein erweitern, und dieß fiheint Die einzige Bewe⸗ ‚gung zu feyn, Deren er fähig if. Durch den ganzen Leib lauft ein langer Darm. Er bewohnt die Meere, ' befonders den Europäifchen Ocean. Zufällig geräth „er zuweilen in die Nebe der Sicher. Bohadſch be⸗ kam einen um Neapel, Schon die altern Naturfor⸗ ſcher, Rondelet und Geßner kannten ihn, Er wird * gegeſſen und gehört unter die Geſchopfe, von ‘* u 3 deren 158 Sackſorutze. deren Beſtimmung, die ſie gewiß haben mögen, man nicht dad Geringſte weiß, | ; Sm Indiſchen Deere halt fich bie —— (S.Saccatusı72) auf. Sie iſt glaͤnzend blau, Ein duͤnnes, durchfichtiges, nur locker anflehendes Haͤut⸗ hen umgibt fie. Der Wurm, deſſen Körper mit ein ner Wurft verglichen wird, huͤllt ſich darein wie In ee en Mantel, Geine nach vorn cylindriſch und zuges fpist zulaufende Spruͤtzenroͤhre am Maule fann er aus: und einziehen, Bon feiner Lebensweiſe iſt gar nichts bekannt, und noch iſt dieſer ſeltſame Mur bey weitem nicht genug henbachtet, um über fo man ches, was ihn betrifft, befriedigende Auffchlüffe ges ben zu koͤnnen. —* Ah a u we —— — Tab. XIX. XX. Blutigel. Hirudo. Der Medicinifche (173.174). Der Roß—⸗ bfutigef (175.176). Der Sechsaugige (177- 179). Der Adhtaugige( 180-184). Der Fifche bfutigel (185-190). Der Die (191-193% Der Plattwurmartige (194. 195). Der Glasigel (196-198) Sei Sahrgunderten befannt und benuͤtzt find die Blut⸗ ®& Hl — IS — N Blutige, a 159 luilgel oder Blutſauger. Den letztern Rahmen fuͤhe ren ſie faſt in allen Europaͤiſchen Sprachen, und ſchon | die Alten Tannten fie unter demſelben. Er bezleht ſich auf Die bekannte Begierde diefer Würmer, fich an thievifche Körper anzuhängen, und ihr Blut zu faugen, Der Körper der Blutigel iſt lang und einfach, vorn etwas ſchmal, hinten mit einer Art von Tegeiförmigem - Abſatz verfenen. Der Wurm kann ihn auge und eine ziehen, fich DIE und dünn machen, Am ſchmaͤlern Ende befindet fich eine Deffnung, die eigentlich das Maul ift, und an der Oberlipye fieht man bey eini⸗ gen Blutigeln Puncte, die man zwar Augen nennt, von denen aber fich nicht beweifen läßt, daß fie zum Sehen dienen, Mit dem hintern Tegelfürmigen Abſatz kann ſich der Wurm ſo gut wie mit ſeinem Maule feitfaugen. Diefe Fertigkeit erſetzt ihm den Mangel aller übrigen, fonft den Thieren eignen, Merfzeuge, um ben Körper fortzubewegen, Selbft auf glatt polisten Flächen weiß er ſich fortzubelfen, Sehr artig iſt ſein Gang. Das hintere Ende ſucht gleichfam erft die Stelle, wo fid) das Maul bequem K Anfaugen kann; dann begibt fich wieder das hintere Ende dahin, wo zuvor der Mund war, indem ſich der Körper immer in einem Kireife bewegt, und ſo geht es ) 1" es immet welter fort, Sehr fertig, ſchwimmen fie im Waͤſſer. Eine ihnen eigne wellenfoͤrmige Bewegung: erjest Ihnen den Mangel der Schwimmwerkzeuge. Zuweilen hängen fie fich mit ihrem Hintertheile an, und wiegen das vordere hin und her. Was das zu bedeuten habe, iſt ungewiß. Man kennt bis jekt 15 Arten. Nur eine einzige Darunter ift ein Eingeweides - wurm. Alle übrigen balten fich im Maffer auf. Die meiften fangen Blut, aber einige unter ihnen verur⸗ ſachen eine ſtarke Entzuͤndung, woraus man ſchließen muß, daß ſie etwas Giftiges bey ſich führen. Sie trinken fi ganz dick und laſſen gemeiniglich nihe eher los, als bis fie ganz angefüllt find. Wollen ſie nicht anbeißen, fo beſtreicht man den Drt, wo man es wuͤnſcht, mit Mil), Zucker, Blut oder Honig, um ihnen Luſt zu machen. Nothwendig muͤßen ſie alſo den Sinn des Geſchmacks haben. Doch thut man wohl, das, womit man ſie zum Anbeißen reizen will; erſt warm zu machen, weil fie nichts mehr, als Kalte ſcheuen. Weun ſie ſich einmal recht voll getrunken haben, fo find fie fo ſatt, Daß ſie zuweilen drey Viertels, Jahre brauchen, bis fie wieder Luft zum Trinken has; ben; eine Enthaltſamkeit, die man bey weit verftäne Bigepn Geſchopfen, als ſie ha, Kt in Will man Bing 161 man fie, während fie noch im Saugen begriffen ſind, _ wegnehmen, ſo ift gewaltſames Losreißen nie zu ra⸗ them Beſſer iſt ed, man freut etwas Salz auf fie, oder reibt ſie mit einem in Brauntwein getauchten, Lappen, Die Blutigel feheinen Zwitter zu ſeyn. Ob ein Judividuum aber fich ſelbſt genug, oder ob doch eine Paarung ndthig fey, ift ungewiß, Einige tragen ihre Eyer unter dem Bauche, andere befe⸗ ſtigen ganze Eyerſtocke, oder Schalen die mehrere Eyer in einer gemeinſchaftlichen Huͤlle enthalten, an allerley Waſſerkraͤuter; und wieder andere gebaͤren lebendige Junge. Die meiſten Blutigel ſcheinen keinen After zu haben, und das, was ſie abſetzen, bloß durch die Hautdffuungen von ſich zu geben. Am brauchbarſten zum Blutfaugen ift der mes diciniſche Blutigel CH. Medieinalis, la Sangsue). der fchon fo oft von den Nerzten mit dem ausgezeich— netfien Erfolge gebraucht worden iſt. Ben ihm wollen wir die Saugwerkzeuge näher befchreiben, 06 er fie gleich nicht ausichließend beiigt, fondern mit, andern feines Gefchlehts gemein hat. Das Maul, befteht in einer dreyeckigen Deffnung zwifchen zwey Lippen, die durch die ungemein biegfamen Fafern, aus denen fie beſtehen, allerley Geſtalten anzuneh⸗ MWürmerl. Th x men i62 Blutigel. men geſchickt find, Im Innern des Mauls befinden: ſich drey ſcharfe, ſtarke Zaͤhne, mit denen ſie die Haut durchboren und alſo drey Oeffnungen zugleich machen. Hinten im Maule iſt eine lange, freye Warze, die man als die Zunge zum Blutſaugen be⸗ trachten kann; dicht hinter ihr aber eine faſerige Kehle, die ſich verengt und erweitert, und das Blut in den Magen, der ein hautiger Sack iſt, befoͤrdert. Bis in den Schwanz erſtreckt ſich dieſer Schlauch, den man auch den Nahrungscanal nennen koͤnnte. Hier theilt er ſich in 24 geſchlaͤngelte Gefaͤße. Wenn man daher den Blutigeln, waͤhrend ſie anſaugen, die Schwanzſpitze abſchneidet, fo ſtromt da das Blut immer wieder ab, und fie fangen mit dem Munde immer fort, fo lange manwill, weil fie ſich nie übers fülle fühlen. So zah ift ihr Leben, daß fie, auch mitten entzwey gefchnitten, noch) einige Wochen leben. EN Unter den befannten Blutigelarten iſt Die medis cinifche die größte. Man findet fie zwar zuweilen: Faum einen Zoll lang, aber dafür and) folche, die ſich bis auf fünf Zoll ausdehnen koͤnnen. Der Körper ift oben etwas flach gedrückt und won fchwarzgraulicher Farbe. Acht ſchmutzig gelbe Ränder laufen yon vorn nah Blutigel. 163 nach hinten an den Seiten hin. In ihnen befinden ſich mehrere ſchwarze Flecken. Der platte Bauch iſt ſchwarz mit etwas Gelb marmorirt. Wir ſehen dieſen Blutigel in der Abbildung von oben (173) und vonunten (174). Bey letzterm ſehen wir deut⸗ lich vorn die hervorgereckten Lippen, ſo wie hinten den Abſatz, mit dem er ſich feſtſaugen kann. Faſt moͤchte man auf den Gedanken kommen, dieſe Blutigel pflegen ihre Eyer auszubruͤten. We⸗ nigſtens ſah ein Beobachter deutlich, wie ein ſchwarz⸗ graues, traͤchtiges Weibchen erſt ſeinen Eyervorrath mit ſich ſchleppte. Dann theilte ſich dieſer in vier Weintrauben aͤhnliche Kuͤgelchen, uͤber denen die Mutter faſt drey Wochen ſaß, worauf aus jedem un⸗ gefaͤhr 150 beynahe voͤllig unſichtbare Junge kamen. Noch zwey Monate blieb die ſtarke Schaar der Jun⸗ gen unter dem Bauche der Mutter, und alle Tage machte ſie, einer ſorgſamen Henne gleich, die Runde um ſie. Endlich fuͤhlten ſich die undankbaren Kin— der ſtark genug, ihre Mutter zu verfolgen, ja zu toͤd⸗ ten, und nun vertheilten ſie ſich, um unabhaͤngig in der Welt zu leben. Teiche und ſanft fließende Waſ⸗ ſer ſind der Aufenthalt dieſer Blutigel. Am Beſten faͤngt man ſie, wenn die Fiſche in der erſten Fruͤh⸗ 54 lings⸗ 164 | Blutgel n ingewärmelaichen; oder auch bey Sommerhitze und gaͤnzlicher Windſtille. Vergebens ſucht man ſie bey | Fühlen Wetter, Um fie zu bekommen, fähreman mit einer langen Nuthe am Rande des Waffers, wo man Blutigel vermuthet, herum, Dann tritt man leife zurück; bald werden fie erſcheinen , und ſehr leicht mit der Ruthe unter dem Bauche gefaßt und ans Land geſchleudert werden koͤnnen. Ein weißes mit Blut beſtrichnes Tuch lockt ſie gleichfalls haͤufig herbey. Zu mediciniſchem Gebrauche haͤlt man ſie | in Gläfern auf, wo man fie mit Blut füttert, was aber nicht unumgänglich nöthig iſt, da fie zwey Jahre von bloßem Waffer leben koͤnnen. Wenn ſie ganz biutleer, Das heißt recht hungria find, faugen fie fic) am Liebften an, Ihr Gebrauch) ift oft vom größten Nutzen. Außerdem, daß manche die Deffnung einer Ader fürchten, fo gibt es Fälle, wo dieſe ſchaͤdlich waͤre, der Dienſt der Blutigel aber ſehr heilſam ſeyn kann. Sn Entzuͤndungskrankheiten, ſchaͤtzten fie ſchon die Alten ungemein hoch, und noch bis dieſe Stunde laſſen die verdienteſten Aerzte dieſem Wurm Gerechtigkeit widerfahren. Bey heftigen örtlichen Schmerzen hat man ihn ſchon oft mit dem beften Gr: folge gebraucht, Auch als Wetterprophet genießt er eines Roßblutige . ü65 eines großen Rufes, und nicht mit Unrecht. Gibt man ihm in feinem Zuckerglaſe alle Tage frifches Waſſer und einige Tropfen Blut, fo hat man an ihm ein zuverlaͤßigeres Barometer, als an irgend einem Thiere. Will es regnen, ſo ſteigt er an die Ober⸗ flaͤche des Waſſers, und bleibt, bis die Witterung beſſer wird. Liegt er am Boden zuſammengerollt, ſo bleibt dieſelbe zuverlaͤßig gut. Sturm verraͤth er | durch unruhiges Herumfahren, und Gewitter durd) Krämpfe und Verzuckungen. Jede Unruhe in der Luft macht auf ihn fogleih Eindruck. Gar oft wird zum Blutfaugen auch der Hof: blutigel (H. Sanguifuga , Hferdeegel) gebraucht, Er ift am Rüden (175) ganz ſchwarz, am Bauche (176) ſchmutzig olivengruͤn amd ſchwarz⸗ zuweilen auch gelb marmorirt. Wir ſehen wie er, um ſich | anzufangen, Das vordere und hintere Ende flach ma- chen kann. Er ift auf Blut fo erpicht, daß er ſich nicht bloß am Gaumen der Pferde, ſondern auch der Schafe, des Rindviehs anſaugt waͤhrend fie ihren. Durſt ſtillen. Ob aber, wie man vorgibt, neun fols cher Blutigel ein Pferd todtſaugen koͤnnen, das wol⸗ len wir dahin geſtellt ſeyn laſſen. Aber nicht nur auſaugen konnen fie ſich; ſondern fie verſchlucken X 3 auch 166 Sechsaugiger Blutigel. auch ganze Stuͤcke. Ein Naturforſcher ſetzte einmal zwey folcher Blutigel mit einem: Regenwurm in ein Glas. Der eine fieng nun das vordere, der andere das hintere Ende des Regenwurms zu verſchlucken an. So ruͤckten fie, ohne ihn abzubeißen, einander immer näßer, und wären durch ein vrittes Thier, das beyde im Maule hatten, gleichfam aneinander ges bunden. Aber allen Blutigeln, mit denen man dies fen Verfuch machte, befam das Regenwurmfleiſch ganz übel, Trotz ihres fonft zähen Lebens ftarben fie in ein Paar Tagen, Geine Zungen gibt der Roß— blutigel lebendig von fih. Fur ihre Größe, da fie mehr ald einen Zoll haben, die Mutter aber doc) nur ungefahr vier Zoll lang ift, muß man fi) wuns dern, daß diefes Gefchäfte nicht mit mehr Mühe und Anftrengung für Die Kegtern verbunden iſt. Sehr Hein, und nicht über einen Zoll Tang, ob⸗ gleich nach Verhaͤltniß breiter, ald die Vorhergehen⸗ den, ift der Sechsaugige Blutigel (H. Compla- nata, fexoculata), Laͤngs dem Rüden (177) bin, | gehen zwey Reihen von Warzen oder Knoten, umd ſchwarze, gekruͤmmte Linien ſcheinen fie untereinan⸗ der zu verbinden. Außerdem bemerkt man noch mehrere zarte dunkle Striche an der untern Seite (78) Achtaugiger Blutigel. 167 (178) bed Koͤrpers. Er iſt aber ſo durchſichtig, daß man auch da die vorgedachten krummen Linien wahr⸗ nimmt, Auch ſcheinen die Eingeweide, wenn ſie mit Speiſe angefuͤllt ſind, wie ein Ruͤckgrath, der in vlele Aeſte ausgeht, durch. Die unterſten find vie) laͤngſten. Der Rand des Körpers ift gleichfam ausz. gefappt, und hie und Da mit Fleinen ſchwarzen Fle⸗ cken beſetzt. Ueber dem Maul, am ſchmaͤlern Ende, befinden ſich ſechs Augen in paarweiſer Stellung. Zuweilen ſtreckt dieſer Blutigel aus dem Maul, wie wir an dem vergroͤßerten Vordertheil (179) ſehen, ‚ein Glied heraus, deſſen Zweck unbekanut iſt. Unter allen Blutigeln iſt er wohl der trägfie, "Selten bes; wegt er fich einen Schritt vorwärts, Doc) nimmt: er zuweilen eine fonderbare Stellung an, und ſaugt ſich mit feinen Vorder: und Hintertheile nahe beye, ſammen fo an, daßder Bauch hohl in die Höherfieht, oder einen Bogen madıt. Wenn es Falt wird, fo überläßt er fich ganz unthätig dem Strom des Waſ⸗ ſers, wie es ihn treiben mag und ſtirbt endlich, Häufig hängt der achtaugige Blutigel (H. Vul- garis, O&oculata 180) an Waſſerpflanzen. Er iſt ge⸗ meiniglich 15 Linien lang, und ſchwarzbraun mit einer Menge heller Puncte. Ueber ſeinem Maule liegen in | einem \ 168 Ahtaugiger Blutigel. einem Halbmonde acht Puncte, daher er auch der achte - augige heißt, Kleine WRafferthiere und Gewuͤrme find: feine Nahrung. Er ſchont aberauch feines Gleichen‘ nicht, und frißt die Franken Mitglieder feiner Gefelle: ſchaft. Andre aber uͤben dann das Vergeltungsrecht an ihm aus, und freſſen ihn ſelbſt. Außer dem Waſ⸗ ſer kann er gar nicht leben. Er vertrocknet gleich und ſtirbt; benetzt man ihn, ſo lebt er wieder auf. An allem, was er beruͤhrt, bleibt er ſogleich haͤngen, denn er ſcheint mit einem klebrigen Schleim uͤber⸗ zogen zu ſeyn. Hat man ihn in einem Waſſerglaſe, ſo darf man es nicht zudecken, weil er an den Waͤn⸗ den hängen bleibt, und alfo nicht entwiſchen kann. Dafür aber beſitzt er doch die Gabe zu gehen, ohne eben feinen Körper in eine flache Lage bringen zu» müßen, Wir fehen ihn (gr), wie er fich mit dem ſchmalen Kopfende und mit dem Schwanze aufftüßt, fo daß der Leib in die Höhe ſteht. Durch eine Ver⸗ grdßerung (182) läßt ſich die Lage feiner acht foger nannten Augen deutlicher erfennen,. Seine Eyer find eigentlich Behältniffe von mehrern ungen. Er benimmt ſich beym Legen derfelben „ was jeder Diefer Blutigel, als Hermaphrodite, Farm, ganzfons derbar. Mit dem hintern Theile feines Leibes hängt er\ — Fiiſchegel. 169 er ſich an ein Waffergewächs, und kruͤmmt ſeinen Koͤrper, bis das Ey herauskommt, das im Anfange ganz weich iſt. Mit dem Maule druͤckt er es nun, um ihm die rechte Form zu geben, und es noch mehr an die Pflanze zu befeſtlgen. Erſt ſieht es ganz ſchwarz aus; in einer Viertelſtunde wird es braͤunlich. Der Form nach iſt es oben rund, unten flach, und hat an jedem Ende einen kleinen Anwuchs. In der bloßen, hellen Feuchtigkeit, womit es in den erſten Tagen gefuͤllt iſt, zeigen ſich nach 8 Tagen gemeiniglich eilf zarte Koͤrperchen, die in eben fo viel Tagen fich zu Wuͤrm⸗ chen entwiceln und in 14 Tagen auskriechen. Mir ſehen dieſe Eyerbehaͤltniſſe in natuͤrlicher Groͤße (183) am Stengel eines Waſſergewaͤchſes non der forgfäl- tigen Mutter befeftiget, und die Vergrößerung (184), verfchafft ung den Anblick lebendiger Fungen in ihnem, Nicht umfonft nennt man den Fiſchegel (H. Pifeium ) den geometrifchen Blutigel, weiler, wie die Spannraupen, bie Erde mir feinen Schritten gleichſam abmißt. Er fucht an den Fiſchen feine Nahrung und fcheint vorziglicd) an den Schleihen Gefallen zu finden. Ungemein feft hängt er ſich an, und e8 Foftet Mühe ihn loszumachen. Seine Farbe iſt graulich gruͤn, voll weißer Puncte. So wie wir Wuͤrmer J. Th. 9 —6 0 Side ihn (185. 186) vor ung fehen, hat er ſich mit ſeinem hintern breitern Ende angeſogen, und mit dem vor⸗ dern, ſehr duͤnn zugehenden, das ſich in den Kopf endigt, ſtreckt er fich, wie wenn er einen Arm hätte, herum. Wad andern Thieren ihre Füße leiſten, haͤt⸗ | ten fie ihrer auch noch fo viele, das vermag der Fiſch⸗ egel bloß durch den hintern Anſatz, den er nach Wohlgefallen erweitern und verengen kann, und mit dem er ſich aufden Fifchen feſtſetzt. Diefe merkwuͤr⸗ dige Sohle verdient vergroͤßert (187) angeſehen zu werben. Ihre untere Flaͤche gleicht faſt einem Pfer dehuf; innen iſt eine ziemliche Vertiefung, um die außen herum ein wulſtiger Rand geht. Will der Fiſchegel ſeinen Stab weiter ſetzen, ſo nimmt er die Stellung an, in der wir ihn bey (188) ſehen. Auch ſie iſt ein Beytrag zu den hoͤchſt mannigfaltigen Ar⸗ ten der Bewegung, die der Inſtinct die Gefchöpfe lehrte. Erſt ſetzt ſich der Fiſchegel mit dem Hinter⸗ theile feſt, dann haͤngt ſich der Kopf eine Strecke weit davon an; jetzt laͤßt jenes los, und greift da Platz, wo erſt dieſer war, und ſo gehts immer weiter His an den Ort, wo er hin will. Hoͤchſt wahrſchein⸗ lich im Fruͤhjahre begattet er ſich, und das Weibchen legt ſeine, wie braune Puncte ausſehenden Eyer. Ver⸗ / Dieter Blutige, 17# Bergrößeit man eins (189), fo fieht man ein oval⸗ sunded, etwas fpitig zugehendes Gehäufe, das vorir einen Spalt zu haben fcheint, Die Zungen (ıgo), die aus ihnen fommen, fehen, die Groͤße abgerechnet, den Alten vollfommen gleich, Wenn die Fiichegel in den Weihern einmal überhand nehmen, fo find fie eine wahre Peſt der Fiſche. Sie faugen fie fo aus, daß fie an der Auszehrung fterben. Don ganz eignem Ausſehen ift der dicke Blut⸗ igel CH. Groſſa), den wir ſowohl an der Ruͤcken⸗ (191) als am der Bauchfeite (192) vor und ſehen. Der Körper iſt graugeld und mit weißen Linien tie ‚mit Schuppen bezeichnet, Dorn hat er einen Spalt, der ihm ald Maul dient, Innen ift diefes mit einer Menge von Warzen beſetzt. Durch) den Leib ſcheinen, außer dem ſich in ihm ſchlaͤngelnden Nahrungscanal, den ein ſolcher Wurm im Todes augenblicke heraus⸗ ſtieß, viele Tauſend Eyer, die er durch den Mund, jedes mit einer ſulzigen, glashellen Feuchtigkeit um⸗ geben, von ſich gibt. Sie ſind gelbbraun (193) und etwas durchſichtig. Ein weißer Halbmond verraͤth den in ihnen wohnenden Embryo. Am Hintertheile dieſes Blutigels befindet ſich ein zum Anhalten und Anſaugen dienlicher Abſatz und gleich dabey eine 92 Her * = 172 Plaunmurmoniger Blutigel. Oeffnung. In einer Art von Venusmuſchel ſi eht man ihn oft, einem rohen Stuͤckchen Si * | liegen, | So ungewiß es noch ift, ob man den platt: wurmaertigen Biutigel (H. Fafciolaris ) zu den Plattwürmern, oder zu den Blutigeln zahlen fol, fo wollten wir‘ ihn doch nicht übergehen, weil kaum | ein Geſchoͤpf uns das Schaufpiel der Durchfichtigkeit in einen fo vollkommnen Grade gewährt, als diefes, Breit, flach, pergamentartig ift der Körper, undgeht born etwas fpisig zu, hinten ijter abgerundet. Doch um feine wahre Schönheit zu erblicken, muß man ihn nicht bloß im natürlicher Größe (194), man muß ihn vergrößert (195) fehen, Welch eine Menge von Gefäßen fehen wir da nicht! Wie fonderbar theilt nicht ein Quercanal den Wurm gleichfam in zwey Theile! Wie lauft ein andrer von oben herunter! Welche Windungen, welche feltfame Kreife machen | nicht mehrere Gefäße, und welch ein Eyerfchaß liegt nicht um fie her verbreitet! Außen am Darm einer Erte wurde diefes Geſchoͤpf gefunden, ” Eine der Fleinften Blutigelarten ift der Glas: igel CH. Heteroclita ), fo daß fid) das bloße Auge Faum eine Vorftellung von ihm machenfann, Denn | er er gleicht einem Spinnenfaden, Auch eine ſchwache Vergroͤßerung (196. 197) hilft noch nicht viel. Aber eine ſtarke (198) entdeckt an ihm einen platten durchſichtigen Leib, mit einer durchlaufenden Roͤhre und neun gekruͤmmten Seitenaͤſten auf jeder Seite. Man Fonnte dabey an ein Hirſchgeweih denken. | Diefer Blutigel zieht zumeilen feinen Leib fo zuſam⸗ men, dag er nur ein Punct zu feyn fcheint. Doch wird er auch etwas größer und erreicht zuweilen fieben Linien. An Wafferpflanzen hält er ſich auf, und nährt ſich vom Schleim der Scheibenfchnecen, Ungefähr hundert von durchfichtigem Gallert umgeb⸗ ne Eyer legt das Weibchen. Die erften Zungen find gelb, die folgenden grau, Gie dienen nicht felten Polypen zur Nahrung. | Was das für eine Art von Blutigeln fey, die in Siam das Reifen durch Wälder, zumal nach Res gen, fo befhwerlich machen, willen wir nit. So viel aber ift gewiß, daß fobald ein Reiſender ſtille fteht, er Davon ganz überdeckt wird. Sie find nicht größer ald Nadeln. Sn Siam weiß man von feiner andern Aderläße, als durch Blutigel. Die Chinefer effen viele Zaufende, Gie fchneiden fie bloß auf und trocknen ſie. Ya... Noch 74 Höllenfurie, Noch müßen wir, ehe wir biefe Ordnung der Wuͤrmer ganz verlaffen, der berichtigten Hoͤllen⸗ | furie (F. Infernalis, Zolls Brand > Zirkelmurm). gedenken, Man hat von ihr die fürchterlichfien Er⸗ zählungen. Sie ift nicht dicker alg ein Haar und bat einen fadenfürntgen Körper -ooller Haͤrchen und Stacheln. Zu den ungeheuren Moraͤſten des nora diſchen Bothniens und in Lappland, ſoll fie oft dem Voruͤbergehenden ſehr gefaͤhrlich werden. Hier gibt man dem Wurm den Nahmen Wurf, Wurfpfeil, weil er wie an einen hingeworfen wird, Der Aber⸗ glaube in Weſtbotte gibt dieſes Uebel der Zauberey der Lappen ſchuld, die es durch Werfen gewiſſer Ku⸗ geln in die Luft verurſachen ſollen. Truͤge dieſes Vorgeben nicht ſchon das Gepraͤge kindiſcher Erdich⸗ ung an ber Stirn, fo wuͤrde der Umſtand, daß ge⸗ rade die Lappländer am meiften darunter leiden, allein zur Widerlegung hinreichen. Die Hölenfurie fol fi) im Winter mie im Sommer aus der Luft herabftürzen, fich in die Haut bohren und ein unleid⸗ lich ſchmerzhaftes Jucken hervorbringen. Erſt ent⸗ ſteht ein rother, dann ein ſchwarzer Fleck. Ein ent⸗ ſetzliches Nagen und Reißen in den Gliedern geſellt fh hiezu, und endet es mit dem Ungluͤcklichen zus | weilen TE EEEE VE —— BETTER — IIISS> Schleimwuͤrmer. 175 weilen in wenigen Tagen, Doch dieß ift noch dei gluͤcklichere Fall, Geſchieht das nicht, ſo entßehen abſcheuliche Geſchwuͤre, die Entzuͤndung verbreitet ſich immer weiter, zerſtoͤrt ein Glied nach dem an⸗ dern, und bereitet ein ſchroͤckliches Ende. Viele Beyſpiele zeugen von den Wirkungen dieſer Furie. | Ein entſchloßner Schnitt hilft zuweilen; denn heraus: ziehen laſſen fich die Haden nicht. Sie iſt das fohrecklichiie, was die Natur hat. Auch Pferde und Ochſen faͤllt ſie zuweilen an und macht ſie plöglich raſend. Noc) hat man Feine RE von dieſer Geiſel. Tab. XXL Schleimwuͤrmer Molluſca· Erdſchnecke. Limax. Die Schwarze (199). Die Rothe (200). Die Groͤßte (201). Die Acckkerſchnecke (202-207), Die Weiße (208). In der neuen Ordnung der Wuͤrmer, die wir: jetzt beginnen, und die ber Syſtematiker unter dem ge« ‚meinfchaftlichen Nahmen der Schleimwürmer vers / einigte, 176 Schleimmürmer. einigte, werden wir höchft fonderbare Gefchöpfe ken⸗ nen lernen. So nannte er naͤhmlich die Gewuͤrme, bey denen er einen weichen, gallertartigen Kdiper und überhaupt eine große Aehnlichkeit mit den Schalthies ven, den Befig eines Haufes ausgenommen, entdeckte, Zwar haben einige unter ihnen Decken; doch kommen fie weder an Schönheit noch an Feftigkeit den Conchy⸗ lien bey. Die meiſten Schleimwürmer befigen Fuͤhl⸗ faden, oder etwas, dad man mit Nermen oder Füßen vergleichen Fonnte, Sie dienen ihnen bald zur Bee wegung, bald zur Gegenwehr, bald zur Ergreifung ihrer Nahrungsmittel, und erfeßen ihnen durd) das aͤußerſt feine Gefühl, womit fie begabt find, den Dane gel andrer Sinnenwerkzeuge. Dadurch unterfcheiden fie fid) vorzüglich) von den Mitgliedern der erften Ord⸗ nung. Sie tragen zum Theil eine fo auffallende, un: förmliche Bildung, daß man Mühe hätte, fie für wah⸗ re Thiere, für organiſirte Weſen zu halten, wenn nicht der Zergliederer ein Herz, einen Magen, Eingeweide und andre thieriſche Theile in ihnen entdeckte. Ihre Geſchichte hat große Dunkelheiten. Gewiß kennen wir kaum den hundertſten Theil von ihnen, und alle die biöherigen Entdeckungen find mehr nur als Mate⸗ sialien zu einem Fünftigen Syſtem anzufehen. Neh⸗ men- Erdſchnecken. 177 men wir indeſſen dankbar an, was bisher geleiſtet iſt, und es wird und auch Hier nicht an Stoff zur Be⸗ — und zum Erſtaunen fehlen ER Große Aehnlichkeit mit den Gartenfchneden ha⸗ Erd⸗ oder Wegſchnecken, nur fehlt dieſen das Haus, das jene auf dem Ruͤcken tragen. Ihr laͤnglia cher, hinten zugeſpitzter Koͤrper hat oben einen fleiſchiz gen Schild, einen rauhen, koͤrnigen Ruͤcken, und uns ten, ſtatt des Fußes, eine platte Flaͤche. Nach dem Kopf zu iſt der Schild beweglich und hebt ſich etwas in die Hohe. Unter ihm liegt das Herz, deſſen Schl ia gen man wahrnehmen kann. Ueber dem Maule, das zwey Lippen und fuͤnf rothe Zaͤhnchen bat, befinden fich vier Fühler, Die zwey obern find größer und von erftaunlicher Beweglichkeit. An ihrem Ende find zwey Knoͤpfchen, in Deren Mitte ein ſchwarzer Punct iſt. Man ift nicht ganz einig, ob man dieß nicht fuͤr Auzen halten fol. Sind fie ed auch nicht wirklich, fo thun fie doch alle Dienfie derfelben, Swammerdam̃ hat in dieſen Puncten Theile entdeckt, die, wenn ſeine Beobachtungen richtig find, es unwiderſprech⸗ lich beweiſen, daß die Erdſchnecken an ihren Fuͤhlhoͤr⸗ SE fragen, | Denn er ſah nicht. nur den aus * . dem Gehirn entipringenden Sehnerven, fondern gauch ‚Wiener J. Th. 3 Die g@ * | a 178 Erdſchnecken. die kryſtalliniſche Feuchtigkeit, die Traubenhaut und andre Theile der Augen. An der rechten Seite des Halſes iſt eine Oeffnung, die ſowohl zur Fortſchaf⸗ fung des Unraths, als auch zur Fortpflanzung des Geſchlechts dient. Innerhalb derſelben hat jede Erd⸗ ſchnecke beyde Geſchlechtstheile; doch bedürfen fie etz her wechfelfeitigen Begattung, worauf fie Eyer legen, Schleichend iſt ihr Gang. Ihn befoͤrdert der Schleim, der ſich beſtaͤndig aus ihrer Haut abſondert und uͤber⸗ all, wo ſie gehen, eine Spur zuruͤcklaͤßt, die, ſobald ſie trocken wird, wie Silber glaͤnzt. Er dringt in faſt unfichtbaren Kuͤgelchen aus ihrem Körper, und es iſt merkwürdig, Daß diefer Saft, nebft dem breiten Fuß, woraus er quilft, den Schnecken im Gehen und Klet- tern das erſetzt, was andre durch Glieder, Haden, Klauen und andre Werkzeuge vermögen, Wenn fie kriechen, fo bemerft man eine wellenförmige Bewe⸗ gung des Muskelgewebes durd) die Haut, Gie lie ben die Feuchtigkeit und halten ſich gern in Kellern, unter fehattigen Gebüfdhen und an finftern, naffen Drten auf, wo fie von grünen Gewächfen, Pilzen, Obſt u. d. m leben, Ein ganzes Fahr Fonnen fie aller Speiſe entbehren. Leicht ergänzen fid) die Theile, die man ihnen abſchneidet, wieder, Beſtreut man fie Schwarze Erdſchnecke. 179 fie mit Salz oder Zucker, fe Idfen fie fi) raft ganz in Schleim auf und ſterben. ‚Unter dem kunſtreichen Netze, dad man nach ro wegnehmung des Bruſtſtuͤcks fieht, findet man einen etwas härtern Körper, den man Schneckenſtein nennt und der Wunder thun fol. Er feheint zum Schuß der weichen Theile ein Bruftbein vorzuſtellen. Ob die Schnede ihren Nahmen Limax von ihrem Auf⸗ enthalt im Schlamme (a limo), oder vom Abnagen der Pflanzen (a limando) führe, ift ungewiß. In Wäldern, Kellern und überhaupt an feuche ten, duͤſtern Dertern findet man die ſchwarze Erd⸗ ſchnecke (L. Niger, le Limagon 199) ſehr häufig, Sie wird bis auf fünf Zoll lang und Fingers dich, Eine Menge von Runzeln und Förnigen Drüfen hat ihr Körper, der oben glänzend fchwarz, unten blaus lich weiß oder auch weißgelb mit gelben Rändern iſt. Ihre Nahrung beſteht in Schwaͤmmen, Aas, Excre⸗ menten, gruͤnen und trocknen Blaͤttern. In kleinen zuſammengeballten Haͤufchen findet man die blaß— blauen Eyer unter Moos. Sie haben die Groͤße eines Pfefferkorns und eine weiche Schale. Im Fruͤhjahre kriechen die Jungen aus. Liſter hat das Verdienſt, die⸗ ſe Schnecke mit großer Sorgfalt zergliedert zu haben. 32 Viele 2306 Nothe Erdſchnecke. Viele glaͤuben in ihr ein Heilmittel der Warzen, die ſie damit beſtreichen, zu finden. Die Fuhrleute ſte⸗ cken fie, ſtatt der Wagenſchmiere, zwiſchen die Achfen, was diefe, wenn auch nicht fett, Doc) fchleimig ma⸗ chen mag. Kür Eidechſen, Vögel und andre Thiere find die Schneden eine angenehme Speiſe. Die al⸗ ten Römer aßen nackte Schneden , an die wir nicht ohne Edel denken, Wenn man die fchwarze Erb: ſchnecke Morgens mit einem Klümpchen Unrath auf Dem Rüden triechen fieht, fo vegnet ed den Tag ficher noch; trägt fie aber ſtatt des Unraths ein Grashaͤlm⸗ chen, ſo wird es gut Wetter. Die Erfahrung beſtaͤtigt das, fo unerklaͤrlich der Zuſammenhang iſt. Vorzuͤglich in Laubhoͤlzern wohnt die rothe Erd: ſchnecke (L. Fufeus 200). Gie iſt größer als die Vorige, und hat einen braunrothen Rüden und einen weißlichen Bauch; Das Maulift gelb, Lange glaubte man, fie fey mit Der Vorigen einerley, und nur Alter, Nahrung oder fonft ein zufälliger Umſtand fey der Grund der veränderten Farbe. Allein dann würde men fie wohl mit der ſchwarzen Erdſchnecke vermischt antreffen; was aber fo wenig der Fall ift, daß man in einer Gegend jene faſt gar nicht und biefe häufig, in audern aber es gerade umgekehrt findet. In Graue Erdſchnecke 181 In Abſicht auf die Groͤße ſtreitet die graue Erd⸗ ſchnecke (L. Cinereus, maximus201) mit einer, die wir hernach noch kennen lernen werden, um den Vor⸗ zug. Sie iſt von aſchgrauer Farbe und wird bald mit, bald ohne Flecken und Streifen gefunden. Ger meiniglich hat fie an den Seiten wellenformige Stri⸗ he und am Bauche zwey Reihen fhwarzer Flecken. Sie frißt grüne Kräuter, aus Hunger aber * wohl Papier. Am ſchaͤdlichſten wird die graue Ackerſchnecke | (L. Agreftis202), die die Kohlarten, befonders aber auch) die junge Roggen- und Waizenfaat verwuͤſtet. ‚hier ift fie oft in ungehenrer Menge zu finden, Auch auf Sartengewächfen fieht man fie den ganzen Som: mer hindurch. Den Sontenfchein liebt fie nicht, und fucht gegen ihn Schuß unter Steinen. Aber Abende und Nachts geht fie auf ihren Raub aus und läßt nur zu traurige Spuren ihrer: Gegenwart zurück, Woaͤren nicht die Dohlen und Kraͤhen, die im Herbfie ihrer viele Tauſende verzehren, und Diewilden Enten, - die fie gleichfallö begierig auffuchen, fo würden fie ges wiß bis zur fchredtichften Landplage üßerhandnehe men. Auffallend ift es, wie fie zuweilen plöglich da, 200 fie zuvor gar nicht, oder wenigſtens nicht häufig 33 waren, 132 Graue Ackerſchnecke. waren, in Menge erſcheinen. Wie kommen ſie wohl bin? Machen fie eine Reife? Da möchte wohl der Tod fie hundertmal übereilen, bis fie mit ihrer bes rüchtigten Geſchwindigkeit an Ort und Stelle kaͤmen. Oder führt der Wind die Eyer dahin? Aber die ſorg⸗ fältigen Eltern machen fie ja mit einem Kleiſter feft, Oder ift bloß eine gewiffe Witterung, 3.9, Näffe, ihrer Entwiclung fo ungemein günftig? Das möchte noch das Wahrfcheinlichfte feyn. Hundert Mittel find umfonft verfucht worden, ihnen Einhalt zu thun. Eins der empfehlungswiärdigften ift, eine Entenherde . Morgens in die Küchengärten zu jagen, oder die von ihnen heimgefuchten Länder mit m. und Kalk zu beſtreuen. | Ungefähr einen Zoll lang wird diefe Ackerſchnecke, die oben roͤthlich grau, unten weißgrau iſt. Ihre Fuͤhler ſind dunkel. Swammerdamm war der erſte, der es bey dieſer Schnecke außer Zweifel ſetzte, daß ob ſie gleich ein Zwitter iſt, ſie ſich doch paare und zu gleicher Zeit befruchte und befruchtet werde. Erſt liegt ein Paar einige Tage ſtill und friedlich beyſam⸗ men. Dann fuͤgen ſie wie ein Paar flache Haͤnde gegen einander, machen mit ihren Fuͤhlern tauſend Bewegungen, und bedienen ſich nun gegenſeitig ihrer Werk⸗ Graue Ackerſchuecke 0183 Merkzeuge, Dom Auguft bis in den December, wenn es nicht zu kalt iſt, legen fie ihre Eyer. Diefe find ziemlich rund und groß (203) und von angenehm blaßblauer Farbe. Sie ſcheinen als Eyer zu wachſen. In ihnen ſchwimmt die Embryoſchnecke in einer Art von Milch. Fuͤr den Winter machen ſich dieſe Schne— den Wohnungen, die fie mit ihrem Saft austapeziren. Ein Gang führt in verſchiednen Windungen hinein. Ihr natürliches Thermometer, das Fuͤhlhorn, zeigt - ihnen bald, wenn fie ihr Winterlager beziehen follen. + Oft wird diefeö aber auch ihr Grab, Die Reproductionsverfuche gewähren bey ihnen eben das feltfame Schaufpiel, das wir bey den Regen⸗ wuͤrmern fehen. Da ihre Kopforgane, Gehirn, Fuͤh⸗ ler, Lippen, Zähne u. d. noch weit künftlicher und mans nigfaltiger find, ald bey den Regenwuͤrmern; fo ift auch die Wieberernenrung noch weit erfiaunenswürs diger. Mer follte glauben, daß die Schnede (204), troß ihres abgehauenen Kopf, herummarfchiren koͤn⸗ ne; daß fie nad) einigen Tagen den Hals wie einen Stumpen (205) hervorrecke; ja daß endlich die Fuͤh⸗ Ier mit allem, was zu einem vollfommnen Kopf (202) gehört, erfcheinen? Und eben fo werden wir auch an ni der wir ben Schwanz abgefchnitten haben (206), . bald 134 Weiße Erdſchnecke. bald eine helle, ungefaͤrbte Spitze (207) erblicken, bis endlich auch ſie wieder ganz das ER das fie: zuvor hatte, | Eine (chöne, große Erdſchnecke ip die — F Albus 208), aber felten, | Ihre Farbe iſt ſchmutzig weiß, der Rand: hochgelb. Sie iſt fo durchſichtig, daß man von den Eingeweiden etwas ſieht. Ihr Schleim und ihre Cxcremente ſind — Sie iſt — gefraͤßig. V ——— —— une Tab. xxu XXL | Sechafe Aplysia. Siftkuttel (209-211)... 00°: Man wuͤrde ſich ſehr irren, weun man bey dem Ausdruck, Seehafe, ſich ein munteres, angenehmes Thier denken wollte. Im Gegentheil iſts kaum moͤg⸗ lich, etwas ſchwerfaͤlligeres und haͤßlicheres zu fehen, als die Geſchoͤpfe, die man in dieſe Gattung der Schleimwuͤrmer vechriet, wovon man aber bisher nur zwey Arten kennt. Ihre Aehnlichkeit mit einem Stuͤck faulender Lungen gab ihnen den Nahmen Seelungen, ſo wie ſie Aplysia darum heißen, weil ſie einem —— gleichen. Ihr Roͤrper iſt länge | lich T: X XIIT. ni ie Z12 213 Giftkuttel. — lich rund und hat einen ſonderbaren zuruͤckgeſchlagnen Saum, der Ruͤcken aber einen hautigen Schild, untet dem die kiemenaͤhnlichen Lungen liegen. Am Kopfe ſind zwey ſtumpfe und zwey ſpitzige Fuͤhler. * | Zuweilen erblickt man am Strande'des mittels ⸗ laͤndiſchen Meeres, befonders häufig aber um Neapel; unfdrmliche Fleiſchklumpen, die die Mellen hinges ſpuͤhlt haben, Bey einem nur flüchtigen Hinblicken koͤnnte man fie fir fchlafende Haſen halten. Allein bey genauer Unterfuchung entdeckt man darin das Schleimthier, das der Naturforſcher die Giftkuttel (A. Depilans, gemeiner Seehaſe, Verhaarer 209) nannte. Sie ift ungefähr acht Zoll lang, und von ein? fach) brauner Farbe, die durch die blauen, zuweilen auch purpurfarbigen Flecken etwas gehoben wird. Unfdrmlich, wie das ganze Thier, ſind die fleiſchigen Fühler, die man für verſtuͤmmelt halten kͤnnte. Im Grunde find nur zwey davon wirkliche Fühlorgane ; denn die zwey andern‘ bildet "die Giftkuttel nach Willkuͤr mit ihrer Vorderlippe; jene ſind ohrenfoͤr⸗ mig. Vor ihnen liegen die dunkelſchwarzen Augen mit weißen Kreiſen. Das Maul beſteht aus einem langen Spalt, und eine andre Oeffnung am Halſe iſt fuͤr die Geſchlechtstheile. Der Hals iſt dick und platt⸗ Wuͤrmer J. Th. I yund, / 386 Giiftruttel. eund. Un feiner rechten Seite befindet ſich eine flei⸗ ſchige Haut, die den größten Theil des Körpers wie ein Mantel umgibt, und felbft den Ruͤckenſchild zum CTheil bedeckt. Mit Recht bedienen wir und des Aus⸗ drucks Mantel; denn der Seehaſe ſchlaͤgt ihn bald turuͤck, und wickelt ſich bald weniger (209), bald mehr (210) in ihn. Der Ruͤckenſchild hat eine Deffe ung, von welcher aus nad) dem Umfange zu Strah⸗ len laufen. Zwifchen den Blättern dieſes Schildes befinden ſich birfeförnerähnliche Kügelchen, Die eine milchige Feuchtigkeit geben. Hier findet man auch ein mufchelartiges Beinchen zum Schub des Ruͤckens. Es iſt dieß der einzige Knochen, den dieſes Thier hat und gleicht ſo genau einer Muſchel, daß jeder, Ber ihn am Strande, nach Verweſung aller weichen Kheile , die ihn umgaben, fände, fogleich ihn in fein Mufchelncabinett aufnehmen würde, Denn die glänzend perlengraue Farbe, noch mehr aber die wirk⸗ Jichen Perlen, die man darinn findet, Fonnten, nebft Der Form, dad geübtefte Kennerauge täufchen, Hebt man den Mantel in die Höhe, fo fieht man am Hintertheil des Ruͤckens den After und einen Theil der Lunge, Auch im Innern hat diefes Geſchoͤpf manches Merkwürdige. Seine Kehle ift ein hauti⸗ ‚ger, J Giftkuttel. 187 ger, brauner Canal; die Speiſerdhre ſenkt ſich in ehe nem halben Bogen in den erſten Magen, der einer Sackpfeife aͤhnlich fieht; ver zweyte Magen gleicht ‚einem Schneiderfingerhut, und beſteht aus lauter Mustkelfafern, die innen mit drey Reihen knorpeli⸗ ger Zähne bewaffnet find. Da dieſes Thier von Seemoofen und Heinen Schneden und Mufcheln lebt, fo hat es ein ſolches Werkzeug zum Zermalmen fehr noͤthig. Aber merkwürdig genug iſts, daß dies ſes ſich erft im zweyten Magen befindet. Das Herz if ein pyramidenfdrmiger Muskel und hat feine eigne Höhle. Fünf kreisfoͤrmig vertheilte Nervenknoten, die durch Nerven zufammenhängen,, vertreten die Stelle des Gehirns. Auch findet man eine Gifte brüfe im Innern. Wenn man dieſes Thier auf der untern Seite (211) betrachtet, fo jollte man kaum glauben, daß man dasfelbe Geſchoͤpf vor ſich hätte, Eine Menge netfdrmiger, weißer und brauner Streis fen laufen nach der Länge hin. Dieß ift der Zug, auf dent die Giftfuttel wie eine Schnecke (leicht, Zwiſchen den vordern Lappen, die zuweilen Hoͤrner⸗ geftalt annehmen, ift das fpaltfdrmige Maul, oder die Ritze, hinter Der es fich befindet, Wie die Erde ſchnecken ift auch fie voll Saft, der beym geringften Aa⸗ Reiß 188 Giftkuttel. Reiz abfließt. Dieſer Saft iſt, wenn ihn das Thier freywillig laͤßt, klar und duͤnn wie Waſſer, beruͤhrt man es aber ſtark, dick wie Schleim, ſo daß er ſich in Faͤden ziehen laͤßt. Abſcheulich iſt der Geruch, den die Giftkuttel verbreitet, und Die Wenigften Fön: nen ihn aushalten. Man darf fiernicht anrühren, ohne ſich eine Geſchwulſt zuzuziehens Auch macht der Saft, den fie von fich läßt, die Haare ausfallen, Daher fie Abhaarer heißt. Mit Recht haͤlt man fie für giftig, Nero foll durch ihr Gift manchen aus der Melt gefchafft , und Titus durch dasfelbe feinen Tod gefunden haben: Bohadſch, dem wir die gründlichite Nachricht von diefem Thiere, unter dem Nahmen Lernaͤa, verdanken, ließ fid) weder das Ausfallen ver Barthaare, nod) die gefehwollnen Hänz de in feinen Unterfuchungen ſtoͤren. Ueberhaupt dürfen unfre Leſer wohl glauben, daß fie die Nach: sichten über fo unbefannte Thiere, nur den größten Aufopferungen würdiger Männer zu verdanken haben, und daß, wenn diefe jeded unangenehme Gefühl und jede Gefahr ſich aus unmännlicher Weichlichkeit ſo⸗ gleich hätten abſchrecken laſſen, die N uns — viel verloren — *9 — wuͤrden. ? Tab. $ { Lu hp Erna — —— ELSE, —32 o S = — E | F — 1 ' "Tab. XXIII.XXV. Doris. Doris. | Der rothe Argus (212.213). Der Reufens träger (214-216), Die Vierlinigte (217- | 219). Die Warzenrolle (220-222). Die Haarige (223-226). Die Ölatte (227-229). | Die Dlättrige (230). Seeſchnecken, aber ohne Haus, in dem ſie ſich ver⸗ bergen und Schutz ſuchen koͤnnten, ſind diejenigen Schleimwuͤrmer, die als Abkoͤmmlinge des Meeres den Nahmen Doris erhielten. Ihr Koͤrper iſt längs lich und ziemlich flach. Sie haben zwey bis vier Fuͤhler, die fie aus- und einziehen koͤnnen. Traͤg wie die Erdſchnecken — ſie einher; man kennt bereits 25 Arten. Gewiß nicht ohne Erſtaunen betrachten unfre Lefer den vothen Argus (D. Argo) von der obern (212) wie von der untern Seite (213). Man hat alle Mühe, dabey an ein Thier zu denken. Denn das Ganze ift ein zaͤhes, Iederartiges, ziemlich flas es Werfen, das nur einen halben Zoll dick und drey si lang iſt. Der runzelvolle Rüden ift Hochroth, | Yaz die 100 - Mother Argus, die untere Seite blaßgelb. Die vielen Flecken Haben ihm den Nahmen bed hundertäugigen Argus, und feine Heimath den Nahmen Argo gegeben. Im Ju⸗ nern ift er durchaus gelb. - Kaum läßt ſich bey dies fen Wurn mit Gewißheit angeben, was hinten un® _ vorn iſt. Doch beftimmt die Lager der Fühler und das, was man für das Maul halten Fan, höchft vers muthlich den Vorderleib. Dieſe Fuͤhler kommen aus Löchern hervor, in die fie ſich zurückziehen fonnen, Sie find die Augen des Thiered, und treten bey ber leifeften Berührung in ihre Höhle. Im Grunde vers kuͤrzen fie fich und ziehen fich nicht ſowohl zurück, als vielmehr ineinander, Ein Paar andre kleinere Fühler bemerkt man an ber untern Seite, da we man dad Maul annimmt, Dieje zeigt einen fo plats ten, breiten Zuß, wie man an den Schneden übers haupt zu fehen gewohnt if. Mahrfcheinlich kann ber Argus durch Falten und Umfchlagen desſelben ſich im Gehen und Klettern forthelfen. Hinten am Ruͤ⸗ den hat er eine eyrunde Deffnung. In der Mitte derfelben befindet fi) ein Aft, der in mehrere Neben⸗ äfte fich theilt, die in eine Menge Spigen ausgehen. Vermuthlich vertritt diefed fonderbare Organ bie Stelle der ungen. Er kann ed, je nachdem er in oder — Keulentraͤge. 191t ‚der außer dem Waſſer ift, und je nachdem er ge⸗ zeizt oder in Ruhe gelafien wird, in das Loc) aus⸗ und einziehen, erweitern und verengeit. An den Meeresklippen, zumal im mittelländte ſchen Meere, findet man den Argus. Noch) hat feine Geſchichte, wie überhaupt die Gattung, der er anges - Hört, viel Dunlles. Doch wollen wir deßwegen ſie noch nicht verlaſſen. Wir koͤnnen unſern Leſern noch mauchen angenehmen, ihnen ſicher neuen Anblick verſchaffen. So iſt ihnen der des Keulentraͤgers (D.Clavigera 214) gewiß uͤberraſchend, zumal wenn dieſer etwas vergrößert (215) wird, Sein milch⸗ weißer, vorn zugerundeter, hinten fpißig zugehender Körper, fpielt ins Blauliche; anf dem Ruͤcken ftehen rothe Warzen von verfchtenner Größe, und an den Seiten fonderbare Lappen mit hochrothen geförnten Köpfen oder Keulen. Ganz vorn, und auf dem | Nücden, da wo man den After annehmen kann, ſte⸗ ben view kürzere. Diefe lehtern Fann der Wurm gerlängern und verkürzen, Nach vorn zu bemerkt man auf dem Rüden zween Fühler. Sie gehen fpißig zu und find ganz roth. Don unten (216) angefehen, ift diefer Wurm ganz weiß, Die Finger weide feinen Durch, Hier bemerkt man, wo der Kopf 192 , PRitelinigte Doris, Kopf mit dem fichtbaren Spuren des Mauls von dem breiten Schneckenfuße abgefondert iſt. Auf bey⸗ den Seiten fleht am Kopf ein Auswuchs ohne Keule Gern liegt diefes Geſchoͤpf auf der Oberfläche. des Waſſers, wie mehrere feines Geſchlechts thun. "Sp normwegifchen Meerbufen findet man es. iu In manchen Stuͤcken vom Keulentraͤger ver⸗ ſchieden iſt die vierlinigte Doris (D. Cuadrili- neata 217), an der die Vergroͤßerung (218) die vier unterbrochenen ſchwarzen Linien ſichtbar macht, die ihr ihren Nahmen gaben. Dieſe Linien thun nebſt den fenerrothen Flecken auf dem weißen Grunde eine angenehme Wirkung. In der Form hat ſie mit der vorigen Dorisart einige Aehnlichkeit, nur hat ſie ei⸗ nen gewoͤlbtern Ruͤcken. Vorn am ſtumpfern Ende befinden ſich vier feuerrothe Lappen. Hinter ihnen find zwey an den Seiten gezaͤhnte Fühler mit ſtum⸗ pfen ſchwarzen Enden, Meiter hinten bemerft man auf dem Ruͤcken ganz fonderbare Auswuͤchſe, von denen drey den Fühlern gleichfommen und gleiche” fall3 gezaͤhnt, zwey aber breiter und flächer find, ' Unten (219) ift ihr Körper ganz weiß und die Eins geweide fcheinen durch. Im Drobachfchen Meerbufen findet man diefe Doris nicht felten im Meergrafe, 4: Noch wolle, be 108 och weit fonderbarer fieht die warzenvolle Doris (D. Muricata 220) aus. Ihr ganz runder Rüden erfcheint durch die Vergrößerung (221) von = dicht beyſammeuſtehenden braungelben eben weißen Marzen bedeckt. Born ftehen zwey Fühler, aber fo von dem Warzenwalde umgeben, daß man fie faft überfehen Eonnte, “Unten (222) iſt der Fuß gelblich eingefaßt und auffallend vom —⸗ — Seiten ſehen die Warzen etwas vor, Im Norwegiſchen Meere, zumal aber um die — * dieſes Geſchoͤpf einheimiſch.. a War dieſe Doris über und dei: it Warzen bedeckt, was eben fuͤr eine Doris keine Schoͤnheit if, fo ſehen wir etwas: faft noch weniger Reizendes i bey 223. Es ift das eine Heinere und eine arbfere baarige Doris (D, Piloſa), die der Deutlichkeit wegen auf einem dunkeln Grunde liegen, Aber auch das gibt noch keinen ganz beſtimmten Begriff von der Form dieſer ſeltſamen Norwegiſchen Seeſchnecke ohne Haus. Die Vergroͤßerung (224) aber erſt laͤßt uuns in dieſer Doris ein ovalrundes Geſchoͤpf voll weicher Haare erkennen. Dieſe ſcheinen alle von einem gemeinſchaftlichen Mittelpuncte aus ihre Rich⸗ tung zu haben. In ihnen ſtecken die Sühler verbor⸗ Wuͤrmer J. Th. 8b gen, 194.0 Glatte Dont gen. Preht m man den Wurmfo, daß fich die Haare zuruͤcklegen muͤßen (226), ſo ſieht man ihre Spuren und noch außer ihnen zwey Oeffnungen. Wendet man ihn um (225), fo bemerkt man Kopf und Fuß, ‚ über denen der übrige Körper wie die Schale einer Schildkroͤte liegt. Welche fonderbaren Gefchöpfe, die in den entfernteften Meeren ihre Wohnung haben, und wann wird wohl die Zeit fommen, da man nicht | mehr bloß das Auge mit ihren fonderbaren Geſtal⸗ ten vergnügen , ſondern auch den Geift mit ihrer Nahrung, Fortpflanzung, ihrem Inſtinct, ihren Feinden und der Art, wie fie fich gegen fie —*⁊ gen, unterhalten kann? Einfacher, aber nicht ohne —ã i die glatte Doris (D. Laevis 227). Sie ift ganz weiß und flach oval. Wie gebogne Hoͤrner ſtehen die Fuͤhler heraus. Weiter hinten bemerkt man die Oeffnung des Afters. Um ſie herum ſtehen acht ſon⸗ derbare Haarbuͤſchel, deren einen wir etwas vergroͤ⸗ ßert (228) ſehen. Wozu ſie dienen iſt unbekannt. Wendet man dieſe Doris um (229), fo ſieht man den etwas ſchmalen Fuß und eine Art von Franfen, Um Island ift diefe Doris zu Haufe in Noch eine fonderbare Doridart, wir meinen die blaͤtt⸗ , Blaune Ooris. = 195. \ blaͤttrige (D. Papillofa 230), wollen wir nicht mit | Stillſchweigen uͤbergehen. Eine Menge blaͤttriger Auswuͤchſe bedecken dieſes Thieres Ruͤcken, nur im der Mitte bleibt eine Straße frey. Wenn man dies | ſes Thier zornig macht, ſo ſtraͤubt es die Blaͤtter, wie ein Igel feine Stacheln, empor, Es hat vier Fühler, ‚von denen zwey weiße unten am Kopfe und zwey roth⸗ gelbe oben, wo die Dorisgattung ſie gemeiniglich hat, ſtehen. Am Maule, das es ſehr weit aufſperren kann, befinden ſi ch acht runde Kugeln. Ganz wie die ge⸗ wöoͤhnlichen Schnecken kriecht dieſe Doris. Sie legt eine ungeheure Menge Eyer. Im Grunde aber iſt jedes eine Kapſel, die ihrer mehrere umſchließt. id — EERTÄTN En Tab, XXV. ” Seeraupe. Aphrodita. Die Seemaus (231. 232). De Schups nanisnk: penruͤcken 46 230). R Ein faft raupenähnliches Anfehen haben die See: raupen, deren man bis jet neun Arten kennt. hr Körper ift ovalrund, mit Schuppen und Borften be: | wor und fcheint folche Einfchnitte, wie die In⸗ Bb2— ſecten | 196 | Seamausi ſecten zu haben, Den cylinbeifchen, runßelubollen Ruͤßel können fie aus⸗ und einziehen, Ohnwelt desſelben befinden ſich zwey geringelte Fuͤhlfaͤden und vier Augen, wenn man ſie dafuͤr halten will. Sie kriechen wie die Schnecken einher. Noch haben wir bey den Wuͤrmern, uͤber die wir uns bisher mit unſern Leſern unterhielten keine Gelegenheit gehabt, von einer beſondern Freygebig⸗ keit der Natur in Abficht auf Farbenpracht zu reden. Aber bey der Seemaus ( A. Aculeata) hat fie ges zeigt, daß fie auch fo verachtete, eckelhafte Ger ſchoͤpfe, als die. Schleimwürmer find , durch den Glanz ihres Unzugs zu einem Gegenftande der Ben wunderung zu machen wife. Ueber alle Befchreis bung prächtig ift die Seemaus. Die Stacheln und Haare, womit ſie befetst iſt, fohillern, zumal im Sonnenſchein, in alle mögliche Goldfarben, und je nachdem man file von einer Seite fieht, fo koͤnnte man glauben, die Natur habe, um dieſes Geſchoͤpf zu ſchmuͤcken, ihren Pinſel bald in die angenehmen Farben des Regenbogens, bald in blaue Schwefel: flammen getaudjt, Eben darum hat man ed Golde wurm, Goldmaus, Glanzwurm genannt, indeß andre ſich ng ; Ba den a Seemaus ihre | ‚Seemau 17 ihre Mausähnliche Geſtalt, oder durch den Nahmen Stachelruͤcken ihre Stacheln zu bezeichnen. | Die Seemaus tft oben (231) gewblbt, unten (232) flady und aͤußerſt runzelnvoll, vier bis fieben | Zoll lang und zwey breit. Ihre zwey Fuͤhler ſind klein, weiß und ſehr beweglich. Nichts bezeichnet den Kopf, als die Mundoͤffnung, aus ber dieſer 3 Wurm feine cylindrifche Schnauze weit auöftredien und ganz einziehen Fanın An den Seiten befinden ſich viele Warzen mit fleifen Borfien, und eine Menge Stacheln und Haare ſtehen ——6 Ganz am Rande nach der untern Seite zu find une gefähr vierzig fußähnliche Anhänge mit Haarbiis fhein, Man kann es berechnen, daß diefe ſoge⸗ nannten Fuͤße uͤber 3000 Borſten haben. Dieſe kann | die Seemaus fo einziehen, daß man kaum ihre Spiße ſieht, aber auch fo heraustreiben, daß fie fechs Linien - lang find. Sie ſcheint fich im Kriechen durch Aus⸗ amd Einziehen derfelben fortzuhelfen und gleichfam zu ſchieben. Unter dem Bauche befinden -fich 64 fleifcherne Hervorragungen, deren Gebrauch unbe⸗ kannt iſt. Wenn man die Ruͤckenhaut der Seemaus wegnimmt, ſo entdeckt man eine Lage Schuppen. erg: | a 198 Schuppenrücken. | Im Sandgrunde des Meeres zwiſchen England und Holland ift diefer Wurm fehr häufig und geraͤth | oft mit den Schollen ins Net der Fiſcher. Zuwellen N: verfchluct er eine Menge Waſſer und ift dann weit. dicker ald gewöhnlich. In feinem) Bauche findet man Schlamm und feine Schneden. Er ſcheint ſich wie Die Fiſche fortzupflanzen, indem einige Milch, andre Rogen enthalten. | + Maren bey der Seemand die Schuppen vers borgen, fo fcheint dagegen der Schuppenruͤcken (A. Squammata 233) fihtbar faft nur aus folchen zu beſtehen. Da inzwifchen aber alle Seeraupen Schuppen haben, fo ift freylich diefer Nahme nicht fo ganz bezeichnend, und man hat diefe die punctirte genannt, weil die Schuppen anf ihrem Rande mit Puncten bezeichnet find. Laͤnglich rund ſind die Schuppen unſers Schuppenruͤckens; ſie haͤngen bloß mit einem Theil am Koͤrper, das uͤbrige derſelben iſt frey. Am aͤußerſten Rande hat jede einen Fa⸗ den, an dem ein dickes Koͤlbchen ſitzt. An der un⸗ tern Seite dieſes Wurms befinden fich folche Süße | mit Borftenbüfcheln ‚ wie Die Seemaus hatte. Merkwuͤrdig iſts, das Vordertheil desſelben, das man als den Kopf betrachten kann, etwas ver: groͤßert | Echuppenrücken. 199 | . gebßert-(234) zu fehen, Neun. fadenartige Aus⸗ wuͤchſe von verſchiedner Laͤnge zeigen ſich da. Der in der Mitte iſt am laͤngſten, und hat zwey Seiten⸗ puncte, Zwey laͤngere und zwey kuͤrzere Fuͤhler, die aus zahlloſen Gli edern befichen, ohne Kolben, und vier. andre dem Mittelſten aͤhnliche Faͤden ſieht man hier herum vertheilt. Auch koͤnnen dem, der ſorgfaͤltig beobachtet, die vier augenähnliche Puncte und die geräumige Mundöffnung unter ihnen wicht | entgehen. Auf beyden Geiten befinden fic unter den Schuppen 24 Füße mit Borften, Wir fehen ‚einen. derfelben vergrößert (235), und koͤnnen da eine Art von Seitenzehen nebſt den oben Fürzern und. unten. längern Borften, bemerken, Auch eine vergrößerte Schuppe (236) ift nicht ohne Merkwürs digkeit. Man fieht ihren punctirten Rand, Im europaͤiſchen Dcean, im Eiömeere und. um das Vorgebirg der guten Hoffnung lebt dieſer Schup⸗ penruͤcken auf dem Meeresgrunde und im Seegraſe. un. Tab, 208 — ee Tab. xxXV. ‚Spin! Spio. de Borſtenhornige (237-241), Sadenformige | (242-244), | ei Mit den Nereiden und Amphitriten iſt dae Spin geſchlecht verwandt; jenen Durch feine Borſtenfuͤße, dieſen durch den Aufenthalt in einem ſelbſtverfertig⸗ ten Rohre. Inzwiſchen iſts doch beſſer, in ihnen ein eignes Geſchlecht anzunehmen und zu den ſchon gedachten Charakteren nod) die zwey langen einfas chen Fuͤhlhoͤrner und die zwey länglichen Augen bins zuzufügen, Nur zwey Arten Fennt man’ bis jekt, : aber beyde find von folder Schönheit und fo auds zeichnender Bildung, daß fie eine genauere Betrache tung verdienen. "Kaum werden unfre Lefer alauben, daß fie bey 237 ein Thier vor fich fehen; denn das Ganze gleicht. einem fenfrecht aufgeftellten Stabe, an deflen oberm Ende zwey Faden flattern, Und doch ift das die borfienhornige Spio (S.48eti- cornis), fo wie fie in ihrem Rohre fledt, Ziehen wir fie heraus (238), fo fieht man erft ihren lang⸗ asien ‚ mit air befegten Körper, In 5 6 H \ J— — Im Borſtenhornige Spis. zo: Su der Mitte ift er am Breiteften , hinten ſchmal. Eine Menge Querfurchen bezeichnen bie vielen Ge⸗ lenke. Alter und Wachsthum beſtimmen ihre An⸗ zahl. Ihrer koͤnnen über 70 ſeyn, die hintern uns gerechnet, die ſich ihrer Kleinheit wegen nicht wohl zaͤhlen laſſen. Von ganz eigner Einrichtung ſind dieſe Glieder (239). Jedes hat zwey weiche, krumm⸗ — gebogne Seitenfaden, durch die ein rother Streif, wie ein Ruͤckenmark, geht. Ob das Ruder oder eine Art von Fuͤhlern ſind, iſt ungewiß. Hinter ihnen befindet ſich auf jeder Seite ein Borſtenfuß, das heißt, eine nach vorn zuitehende, fleifchige War⸗ ze mit einer hellglängenden kurzen Borſte. Dieſe ſcheinen dem Wurm zum Auf: und Abſteigen in ſei⸗ nem Rohre unentbehrlich zu ſeyn. Der Kopf (241) ift mach hinten zu breit und geht in eine ſchmale Schnauze aus. Die Augen zeigen ſich als zwey laͤngliche, nach den Seiten zuſtehende ſchwarze Fle⸗ cken, das Maul iſt an der untern Seite des Kopfs (240) etwas hinter der Schnauze und hat eine merk⸗ liche Definung, Bor den Augen figen die haara feinen Fuͤhlfaden, durch die ein grauer Canal bins | zulaufen fcheint, Sie find fait fo lang, als det Wurm felbft, Alte möglichen Bewegungen kann er Wuͤrmer J. Th. Er dA ® ’ \ A \ 203 Borſtenhornige Spio. Damit machen. Bald kruͤmmt er fie wie Widder⸗ hoͤrner, bald ſtreckt er ſie gerade aus, bald legt er ſie hinter den Kopf zuruͤck, nur ſcheint er ſie nicht, wie die Schnecken ihre Fühler, aus⸗ und einziehen zu koͤn⸗ nen, Am After hat er zwey eyfoͤrmige Warzen, Ihrer Farbe nach iſt dieſe Spio am Kopfe blaß, an den obern Gliedern ſchwarzgrau, mit weißen Quer⸗ ſtrichen, in der Mitte gruͤn, mit einem blutrothen Ruͤckenſtreif unten wieder grün, heil eingefaßt. Merkwürdig ift ihr Rohr. Es befteht aus dem, was fie gerade in ihrer Nähe findet, aus Sands und Thontheilen, wenn fie auf einem folchen Bos den wohnt, aus Blättern umd Pflanzentheilen, | wenn fie im Schilf fich aufhält. Es ift ganz rund, gleich did und innen mit einer Elebrigen Materie bekleidet , die, wenn das Rohr bricht, gleichfam ein Häutchen bildet, Ziemlich tief und ganz gerade auf fteht ed im Grunde. Pie ganz verläßt die Spio ihr Rohr, aber fie ſtreckt fich zuweilen fo weit herz aus, daß fie nur mit der Schwanzflappe oben haͤn⸗ gen bleibt. Sie ſcheint fi dann mit Wohlgefale Ien zu baden und auch) auf Raub zu lauren. Aber die leifeite Bewegung, ja ein Schatten ſcheucht das ſchuͤchterne Geſchoͤpf in fein Rohr zuruͤck. Oft vers. Borftenhornige Spi, 203 En: laͤßt fie es ganz durch die untere Oeffnung desſelben und begibt ſich in den Grund. Will man ſie mit dem Rohr bekommen, ſo daß ſie ſich nicht in die Er⸗ de zuruͤckzieht, ſo muß man es geſchickt angehen. | Sichtbar ift ihre Verlegenheit und Angſt, wenn man fie ganz aus dem Rohr herausnimmt und ins Waſ⸗ ſer legt. Auf ebnem Boden triecht fie auf dem Ruͤ⸗ en. Sie ift fehr zerbrechlich, und will mit großer WVorſicht behandelt ſeyn. Wird ihr Rohr ſchadhaft, ſo muß ſie ſich ein neues verfertigen. Sie bedient ſich hiezu ihrer Fuͤhlfaden und des Kleiſters, den ſie bey ſich fuͤhrt. Bey ſtillem, ſchoͤnem Wetter haͤlt fie immer ihre Fuͤhlhorner im Waſſer, und wie eine Angelfchnur in Bewegung. Kommt ein: Platt: wurm, was fie vorzüglich zu lieben feheint, fo haſcht fie ihn mit. ihren Fuͤhlhoͤrnern, an deren Kleifter er hängen bleibt, zieht ihn in ihr Rohr hinein und vers zehrt ihn da in Ruhe. Zuweilen fett fie das Waf- fer in eine wirbelfbrmige Bewegung, um gleichfant im Trüben mitroffopifche Thierchen zu fifchen. Co⸗ lonienweiſe findet man diefe Spio im Thongrunde der grönländifchen Meerbufen. Sie liebt feichtes. Waſſer, fo daß fie zur Ebbezeit ohne Maffer fteht, %ca Auch — RN or 204 Fadenhornige Spiv. ; Auch die fadenhörnige Spio ($. Filicornis) wohnt in einem Rohre, hat eben folche Borftenfüße, aber einen etwas kuͤrzern und breitern Kdrper, und daher auch ein dicferes Rohr, Wir ſehen ſie (242) aus ihrem Rohre ſich hervorſtreckend, und (243) ganz außerhalb desſelben. In Abfiht auf Kopf und Maul gleicht fie ver Vorigen. Die Augen find Hleiz ner, die Fuͤhlfaden breiter und weiß mit fehwarzen Ringen, Die Gelenke diefer Spio find oben und unten granlich , in der Mitte feuerroth, mit einer grauen Linfe ; die Structur Aft etwas anders, als bey der andern Spio. Auch fie haben zwar zwey Frummgebogne Ruͤckenfaden (244), aber. unter ihnen. befinden ſich kegelformige Warzen mit zwey kleinen Borſten, die fie ande und einziehen Eönnen, Unter diefen find wieder zwey Anhaͤnge. Weder fo feft wie die Vorige, noch innen wie mit einem Häuts chen bekleider, ift ihr Rohr. Außen feheint es mit feinen Wafferpflangen überzogen. In foldher Menge wolmen diefe Würmer in den Grönländifchen Meerz bufen, dag man, wenn fie in ihrem Rohre ſteckend mit ihren Fuͤhlern hin und her fechten, eine kleine Armee zu erblicken glaubt. Ihre Oekonomie iſt übrigens völlig wie bey der Borigen, Ei Tab. RE TIEEIRKYT N" Ampbitrite. Amphitrite. | Nierenförmige (245: 246). Golöhnarige (247 250). Die Kammamphitrite 251253 en Auch die Amphitriten ſtrecken ihren geringelten Körper oft aus felbfiverfertigten Röhren hervor. Sie haben eine Warzenfüße, nah beyfammenftes hende, fpitige, gefiederte Fühler und feine Augen, Ä Man Eennt fieben Arten, Ein äußerft prächtiges Geſchdpf iſt die nieren⸗ foͤrmige Amphitrite (A. Reniformis 245). Wir fehen fie, wie fie aus ihrem glatten, pergamente artigen Rohre hervorgetreten ift, dem feine Thonbee Heidung ein graues Ausfehen gibt, Vor alleın fals | len die gefiederten Fäden an ihrem Kopf ins Auge, Auf jeder Seite fiehen ihrer ungefähr zwanzig, Sie find gemeiniglich weiß und ein Dritiheil des Körpers lang. Wie der Pfan feinen Schweif, fd - breitet diefer Wurm feine Faden aus, die er aber auch in einen Buͤndel zuſammenlegen kann. Ge— gen den Mittelpunet zu fieht man die eigentlichen &rz Süß 206 Goldhaarige Amphitrite, Fuͤhler. Die Körpergelente, von denen wir einige vergroͤßert (246) fehben, find nierenfdrmig und von vothlicher Farbe. Nach hinten zu werden fie duͤn⸗ ner und gehen am Schwanz in eine cylindriſche Roͤhre aus. Ziemlich tiefe Quereinſchnitte bezeich⸗ nen ſie. Jedes hat an der Seite einen kurzen Bor⸗ ſtenbuͤſchel. An Schnecken haͤngend —— Amphitrite oft in der Nordſee. Nicht ſogleich fallen die Reize einer andern Amphitrite, wir meinen die goldhaarige (A. Au- ricoma), ins Auge, aber ſie verdienen nicht weni⸗ ger die hoͤchſte Bewunderung. Nur der goldbe⸗ haarte Kopf ſieht bey der, die wir in ihrer Roͤhre ſtecken ſehen (247), heraus. Dieſe iſt etwas ge⸗ kruͤmmt, durchſichtig, zerbrechlich, innen glatt, außen mit Sandkoͤrnern bekleidet. Nur dieſe ſi nd bey der ganzen Roͤhre fremder Stoff; das aͤbrige ift ihr eigner Saft, mit dem fie den Sand zuſam⸗ menſetzt. Wahrfcheinlich ſteckt fich der Wurm gleih nad) feiner Geburt in fenkvechter Stellung, die auch fein ganzes Leben hindurch feine gewöhnlichfte ift, in den Sand, Diefer hängt fi) an, und num bildet ihn das Thier durch Windungen, vermittelft ſeines Safted, jur Scheide, - Ziehen wir ihn aus | der⸗ ' Gonhoorihe Amphitrite. au 207 derſelben heraus, fo bemerken wir (248) feinen ‚glatten, duchhfichtigen Leib, ohne Runzeln noch Einſchnitte. Eine Art von Züßen zum Auf und Abklettern fichen an den Seiten. Der Kopfifte ® merkwürdig, daß er vergrößert von oben (249) wie. von unten (230) betrachtet zu werden verdient. An beyden ſehen wir die goldhaarigen Zweige von ver⸗ ſchledener Laͤnge, die wie die Schwungfedern eines Vogels uͤber einander liegen; am jenem aber vor⸗ züglich noch die klemenartigen Anhänge, die herab⸗ - hängenden Bartfaͤden, die Seitenfuͤhler, den ſe elte fam ausgelappten weißen Kreis und die Runzeln am Halfe, wenn man diefen Theil ſo nennen will. Am untern Theile des Kopfs aber bemerken wir zwey. | Seitenfühler, einen zadigen Rand und einen Theil ber Röhre, fo wie fie vergrößert ins Auge fallt. Es würde und zu weit führen, wenn wir alle Or⸗ gane mit der Genauigkeit, wie der unſterbliche Pallas es gethan hat, hier beſchreiben ſollten. An den Felſen der Norwegiſchen Kuͤſten und Meerbuſen findet man dieſe Amphitrite. Oft wenn ein Sturm den Grund aufwuͤhlt, wird ſie ans Land geworfen, was viele das Leben koſtet. Man kann die, die noch —* an dem durch die Roͤhre ſcheinenden No 208 Kammomphitrite. Roth ihres Korpers erkennen. ur wiſſen die Haben recht gut, und fuchen fi) nur diefe aus, - Polypen fammt ihren Corallengehäufen fcheinen } ihre Nahrung zu ſeyn. Wenigſtens fand man ine Eingeweide vol davon, | Zwey Baumzweigähnliche Seitenhörnchen | die Rammampbitrite (CA. Criftata). Sie ſteckt in einem fehr zerbrechlichen Rohre (2517), das fie aus Schlamm: und Muſchelſtuͤcken zuſammenſetzt. Zieht man fie heraus (252), fo fieht man einen roth⸗ ‚gelben Wurm, deſſen Körper gegliedert und mit fehr vielen Borftenfüßen verſehen iſt. Am Kopfe erblicken wir eine Menge Bartfäden und niedliche Baͤumchen, durch deren Hanptftanım ein vother Canal lauft, Die Vergroͤßerung (253) ſtellt das deutlich dar, und zeigt zugleich die Seitenborſten. Das Maul, das etwas unterhalb iſt, beſteht aus einer Warze, die der Wurm ruͤßelartig brauchen kann. Im Ehriftiansfund wird er in Mufcheln ges funden, Auch er mag Polypen und andre Fleine Seethiere verzehren, und aus den Mufchelfticen, die andre Räuber zerbrochen haben, um ihren ehemaligen Eigenthuͤmer defto bequemer zu fpeifen, ſich feine ziemlich untegelmäßige Roͤhrenwohnung bauen. 7 ab. \6 Mr Ten " M N SER % NN I ——————— INDIE, m FR I? \ — 9 A 298 # Re Penn, ha) Tab, XXVI. RRVIIL- | Nereide. Nereis. Die Bunte (254-258). ‚Da Sandkocher (259- - 202). Die Faſerige (263-265), Die Dicke (200). Die Geftivnte (207-209), Die Punctivte (270, 271). Die Gebärende 1 (272. 273). Die Wimpernereide — 4 29 2 4 icht mit unrecht gab man den Nereiden * Nahe men Meeraſſeln, Meerſcolopendern; denn fuͤr den erſten Aublick haben ſie mit den Meeraſſeln und den Tauſendfuͤßen grode Aehnlichkeit. Ihr langer, krie⸗ chender Körper hat an den Seiten Borſenfůge. Sie beſitzen vier, einige auch nur zwey Augen und einfache Fuͤhlfaden. Ihrer kennt man big. jetzt 29 Arten, von denen manche die Aufmerkfamkeit der Freunde der „Matur i in hohem, Grade verdient. Wuunder, die ans Fabelhafte graͤuzen, werden wir hier unſern Leſern „zu erzählen haben, und nur Die Verſichrung die wir ihnen ſchon oft gaben, und hier wiederhohlen, daß wir die glaubwuͤrdigſten Naturforſcher benuͤtzen kann and vor der Beſorgniß ſchuͤtzen, ſie moͤchten dem, was WMuͤrmer J. Th. 80 wir eo Bunte Dei. =.‘ wir ihnen jetzt zu melden haben,. Üoren Glauben ver⸗ ſagen. O die Natur iſt unerſchoͤpflich reich an neuen, | unglaublichen Schaufpielen, und feinen Schritt, in ihrem Gebiethe * der hen ng ala unbes Wint! 0-4): N Wir mögen auf den Bau bed Körpers, we Ä auf vorzigliche Naturtriebe ſehen, ſo hat die bun⸗ te Vereide (N. Verficolor 254) Anſpruͤche auf eine Stelle in unſern Unterhaltungen. Ihr oben und unten flacher Koͤrper beſteht aus 85 Gelenken mit Seitenfüßen, Diefe wie jene nehmen gegen den Schwanz zu fo merklich ab, daß hinten vom beyden kaum eine Spur mehr zu erkennen iſt. Zwiſchen zwey weißen, ſteifen Faden am Schwänze “befindet fich der After, den diefe Nereide, um ihre | Excremente Fortzufchaffen , beträchtlich erweitern kann. Ueber ihren ganzen Leib, den fie nach Will⸗ kuͤr um die Hälfte bald verlängert, bald verkürzt, ‘Yauft eine oben und unten fichtbare, dunkelrothe Lo | nie, "Sie verliert ſich in viele, faſt unſichtbaren | Windungen, und ift bald heller, bald dunkler, ie "nachdem das Blut, deffen Eirfellauf man an ihr be⸗ obachten kann, durch fie hinſchießt. Denn daß a eine große ER fey, kann man lelcht ver⸗ Bunte Nereide. 21i muthen. Dieſer rothe Canal thut auf dem Gruͤn | der vorderften und dem Weißgelb der übrigen: Glie⸗ der eine augenehme Wirkuug beſonders da man auch dieſe mit ſchmalen rothen Querlinien, die nichts andere als Blutgefäße find, nad) den Borſtenfuͤßen hin bezeichnet ſieht. Unter dem Glaſe ſpielt dieſer Wurm regenbogenfarbig. Sein Kopf iſt ſehr merk⸗ wuͤrdig, wenn man ihn vergroͤßert betrachtet. Von oben (255) zeigen ſich ganz in der Mitte drey ſtei⸗ fe, unbewegliche Spitzen/ an ihrer Seite zwey durch⸗ ſichtige, kegelformige Erhöhungen, vorn mit einer braͤunlichen Kugel, die die Nereide aus- und ein⸗ ziehen kann, und als Fuͤhler zum Suchen und Be⸗ taſten brauchen mag. Ueberdas kommen aus ei⸗ nem braunen Grunde auf jeder Seite vier borſten⸗ artige Fuͤhlfaden, die ſich hin und her bewege Die vier, Augen zeigen fi) als ſchwarze Puncte, die, was auffallend genug iſt, bey den Juͤngern weit leichter, als bey den Aeltern zu Finden ſind. Auf der untern Seite, bed Kopfs (256). erblidt man ben Mund, Seine Oeffnung iſt cirkelrund und man ſieht aus ihr zwey krumme, ſchwarze Hacken her⸗ vorragen. Dieſe treibt die bunte Nereide ſammt ihrem. Schlund, gewaltſam heraus, ſo oft fie etwas | Od 2 ver⸗ # ER die Bunte Nereide. verſchlucken will, oder auch wenn fie dem Zode nahe iſt. Jetzt erſt kann man die hornartigen,, in⸗ nen gezaͤhnelten Zangen (257) und den fleiſchigen Schlund, der otele Puncte, zuweilen auch Spitzen hat, beobachten, Welche Tunftreihen, mannigfal⸗ tigen Freßwerkzeuge fir ein fo kleines Geſchoͤpf im Grunde des Meeres! Doch voir find noch nicht am Erde der Wunder feines Baues, zu denen ganz vor⸗ züglich feine Füße gehören. An jedem Gelenke, deren drey wir vergrößert (258) erblicken, ‚befindet ſich auf beyden Seiten ein breyediger Körper, der ſich In Aeſte, oder wenn man lieber will, Zehen theilt, an denen, außer andern Theilen, Warzen ins Ause fallen, deren Borſten, womit ſie befest find, die Nereide aus ihren Scheiben willfärlic) aus⸗ und einziehen kann, Ihre Borftenbifchel breiter fie im Schwimmen wie einen Fächer aus und gebraucht fie old Ruder. Denkt man fih ein fo Kleines, leichtes Gefchbpf mit 170 Rudern, fo follte man landen, ed muͤße mit pfeilfchneller Geſchwindig⸗ keit im Waſſer forrfchiegen. Allein die Ruder wirs en nicht alle auf einmal. Da fid) bald biefe, bald jene bewegen, fo kann auch ihre orößte Thaͤtigkeit Ben IRRE ur im — NT und alfo nur auf einem i — weicchtende Nereide. 213 emem ziemlichen Umwege zu ſeinem Ziele hinbrin⸗ gen. Aber welch ein Mechanismus, welch eine mannigfaltige Thaͤtigkeit der Muskeln und Sehnen im Innern dieſes Wurms ſetzt nicht eine einzige Bewegung voraus! Man nehme an, daß er in einer Secunde ſich bewege, ſo ſind da nicht nur 170 Süße, fondern auch alle die aus⸗ und eingehenden Borften, und alfo 2000 Theile diefes 5 Wurms zu gleicher Zeit in einer Secunde thaͤtig, und hier ind zahlloſe Muskeln, Sehnen, Nerven, die jene regies ren, nicht thitgerechnet. Scheint dad nicht eine Verſchwendung der Bewegungswerkzeuge zu ſeyn? Konnte der Schöpfer nicht mit Wenigerm feinen Zweck erreichen? Uber heißt das nicht den Reichen fragen, warum er feinen Ueberfluß fihtbar werden loffe? Hätte diefe Meeraffel die Eigenſchaft, die man der leuchtenden zufchreibt, fo müßte dieß der prächtigfte Anblick ſeyn, in dem die Bewegung fo vieler Glieder ein filberalängendes Lauffeuer abgäbe, Wirklich wird das Reuchten des Meerwaflers, das man aber bey der Suͤdſee weit ftärfer, als bey der Nordſee bemerkt, auch einer faſt unſichtbar kleinen Nereidenart, die man die leuchtende (N. Nocti- ur Bugs nennt, zugefchrieben. Es ift be: | D d 3 kannt, 214 Leuchtende Nereides kannt, daß zuweilen das. Meer bey Nacht das praͤchtige Schauſpiel gewaͤhre, als haͤtte ſich ein Feuerſtrom uͤber dasſelbe ergoſſen; daß zumal bey Stuͤrmen Feuerberge ſich aufthuͤrmen, die Schiffe eine gluͤhende Straße hinter ſich laſſen, und das Auge ſchaudernd zwiſchen den ſich baͤumenden Wel⸗ len einen Hoͤllenabgrund zu erblicken waͤhnt. Sehr verſchieden waren die Meinungen daruͤber, indem einige im Seewaſſer ſelbſt eine phosphoreſcirende Materie annahmen, andre die Electricitaͤt im Spiele glaubten, und wieder andre die Nereiden, deren freylich Billionen vorhanden ſeyn muͤßen, um nur Ein gluͤhendes Thal hervorzubringen, für die Urs fache hielten. Daß man aus den leuchtenden Mels len mehrere Tauſende herausgeſchoͤpft habe, ift Feine Frage: eine andre iſts freylich,, ob fie dad Seewafs | fer, oder das Seewaſſer fie leuchtend mache? Andre Geſchoͤpfe waren ed aber, die Forftern ohnweit des Dorgebirgs der guten Hoffnung den fürchterlich ſchoͤ⸗ nen Anblick gewaͤhrten, als ob die ganze See in Flammen ſtuͤnde. Dieſe gehoͤrten eher ins Qual⸗ lengeſchlecht. Doch wir kehren zu unſrer bunten Nereide zuruͤck. Ihr Leben iſt aͤußerſt zaͤh. Ein Zufall gab dem verdienten O. d Muͤller zu einer merk⸗ 215° — Beobachtung Beranlaffung, Er hats te eine ſolche von 56 Gelenken in einem Glaſe aufs behalten und zerbrach fie von ungefähr, fo daß dem m... 36, dem Schwanzftid 20 Gelenfe blie⸗ | ben. Jenes Froch nun an einer im Glafe befinde —* braumen Conferva hinauf, machte ſich mit den vnnen Zweigen ein Neſt, huͤllte ſich in ein ſchlei— miges, durchſichtiges Gewebe, und eine noch am verletzte Nerelde, die ſich bey jener zerſtuͤckelten im Giaſe befand leiſtete ihr. Geſellſchaft, baute ſich ein Geſpinſt neben ihrer Schweſter und ſchien fie in allem nachzuahmen. War fie ruhig/ fo blieb es auch dieſe; ſtreckte die Verſtuͤmmelte ſich aus, alde bald that die Geſunde das naͤhmliche, und zuweilen machten beyde wellenfoͤrmige Bewegungen, als woll⸗ te ſie dem ſtillſtehenden Waſſer im Glaſe die Unruhe des Seewaſſers, die ihnen fo gewöhnlich iſt, mit⸗ theilen, Sn einem Monate trennte ſich die Gefunz de von ihrer bisherigen Gefellfehafterinn, und made te fich ein eignes Nefty die Verſtuͤmmelte aber erwei⸗ terte das Ihrige. Endlich) zwey Monate nachher glaubtẽ der’ Beobächter durch frifches Seewaffer ih nen eine Gaͤte zu thun, ließ es aber, damit es den der Kälte nicht mehr wie fonft gewohnten nicht ſcha⸗ Fun | Ä ben a6 Bunte Nereide. den möchte, vorher im Zimmer ſtehen; aber, beyde ſtarben nach erhaltnem Waſſer. Doch wir muͤßen nun auch noch den Lebenslauf des Schwanzſtuͤcks hoͤren. Obgleich ihm der Kopf und 36 Glieder fehl⸗ ten, bewegte es ſich doch ganz munter, lief von ei⸗ nem Orte zum andern, und es zeigten ſich an ſeiner Wunde zwey kleine Erhoͤhungen, die durch ihr ab⸗ | wechſelndes Heraus- und Hineintreten vermuthen ließen, ſie ſeyen die Pulsader. Sechs Wochen lebte dieſes Nereidenſtuͤck. Bey einer andern Ne⸗ reide glaubte eben dieſer Beobachter einen gewiſſen Grad von Vorſicht und Klugheit zu bemerken. Er hatte fie, um fie beſſer zu beobachten, auf eine ume gekehrte Untertaffe , die nur wenig Waffer fafjen Tonnte, getban. Das war ihr nicht anftaudig, Sie wollte ihr Lager verbeffernz; ‚aber mit welcher Vorſicht fie fi nun Glied für Glied. herabließ, immer erft die Bahn unterfuchte , mit. dem Schwanz ſich fefipielt „ um für den Rüczug ficher zu feyn, endlich aber: doch fich auf den Tiſch ‚herabwagte, und da fie hier ihre Rechnung nicht. fand, mit eben folder Vorfiht und auf dem ‚nähmlichen Wege zu⸗ ruͤckkehrte, war in der That ein intereſſantes Schau⸗ * Man finder die bunte Nereide in, ber, Nord⸗ und Sandkhcher. 217 und Oſtſee zwiſchen Meermoos und Steinen. Oft graben ſie ſich in den naſſen Sand hinein. | Eine andre Nereiveriart wohnt in einer Röhre, und heißt deßwegen der Sandköcer (N. Tubi+ \ cola). Stedt fie in der Röhre, fo ſieht man den Bewohner deutlich durchfchimmern (259), da hin⸗ gegen die leere Roͤhre (260) ganz durchfichtig iſt. Seven wir einmal nom Haufe vor feinem Bewohs ner, fo müßen wir im Voraus fagen, daß es ein wahres Meifterftück von Thierarbeit fey. Der Nahe ' me Sandfücher Fonnte zwar auf Die Vermuthung führen, als nähme diefer Wurm Sand dazu. Aber nichts ift grundlofer, als dieſes. Denn er liefert feibft alle Materialien zu feinem Baue, und weiß bloß aus feinem Safte die pergamentartige, hoͤchſt feine Höhre zu werfertigen, Die von folcher Durchs | ſichtigkeit iſt, daß man faft jedes Glied ded Wurms, ale ftecfte er in einer Glasröhre, zählen kann. Der Künftler, der darinn wohnt, iſt eine wahre Nee reide (261). Sie Hat einen oben etwas gemwolbten, unten flachen, gegliederten Rörper, am Kopfe fünf ‚Sühlfäden, die an ihrer Wurzel gegliedert find und unter denen fich zwey Augen befinden, Jedes Glied (262) hat an beyden Seiten eine kugelformi⸗ WürmeLTd Ce ge 418 Faſerige Nereide. ge Erhöhung, an der die den Nereiden gewoͤhnli⸗ chen Borſtenbuͤſchel und zwey Fuͤhlfaͤden bemerklich ſind. Man zaͤhlt 94 Glieder mit ſolchen Borſten⸗ fuͤßen. Am Schwanze befinden ſich bald zwey, bald vier Faͤden. Ziemlich tief im Thongrunde des Droͤbachſchen Meerbuſens ſteckend lebt der Sand⸗ koͤcher. Er ſcheint durchaus nur fuͤr den Grund beſtimmt zu ſeyn, und freye Luft und Sonnen⸗ firahlen gar nicht ertragen zu koͤnnen. Es iſt ein zührender Gedanke, im Abgrunde der Meere , wo die furchtbarſten Seeungeheuer Ieben, fo zarte Ge: {Köpfe vollkommen ficher zu willen. & — Nur fo lange man die in der Oſtſee einheimi⸗ {che faferige Yrereide (N. Fimbriata 263) nicht genau unterfucht, koͤnnte man fie mit der bunten für einerley halten, Aber welch ein himmelweiter Unterfchied ift nicht, wenn man ein Paar ihrer Gelenke von der obern (264), wie von der untern Seite (265) betrachtet, und mit den Gelenken der bunten vergleicht. Zwar haben auch fie Borſten⸗ füße, und jedes Glied lauft auf beyden Seiten in einen Fuß, der etwas Zehenähnliches und Borſten⸗ biüfchel hat, aus. Allein außer dem hat jeder oben ‚ganz vor , unten hingegen „ da wo der Fuß an⸗ faͤngt, —— Dicke Nereide. 219 faͤngt, eine linſenformige, halbdurchſichtige Platte und einen langen, fleiſchigen Fußfaden. Das, was wir Zehenaͤhnlich nannten, ſind die Scheiden der | Borſten, die etwas durchſcheinen, wenn ſie zuruͤck⸗ ‚gezogen find. Zuverläßig kann die Nereide diefe im Schwimmen herausftoßen, und dabey mehrere hun⸗ dert Werkzeuge zu gleicher Zeit in Bewegung feßen, Sie ift ungefähr drey Zoll lang. Gegen den Schwanz zu, wo fie zwey Fäden hat, iſt ihr Körper ſchmaͤler, als vorm. Mitten über den rothgelben Ruͤcken und Bauch Tauft eine blauliche Tinte hin. Der Kopf bat acht Fuͤhlfaden „zwey Maulſpitzen, vier Augen und zwey ſolche Anhaͤnge mit Kugeln, wie wir bey der bunten ſahen. N | Sm ſchwimmenden Tang des großen Welt⸗ meeres lebt eine merkwuͤrdige Nereide, der ihre vor⸗ zuͤgliche Groͤße den Nahmen der dicken (N. Groſſa 266) gab. Ihr Leib hat vierzig, die hinterſten ausgenommen, gleich dicke Gelenke, deren jedes auf dem Rüden einen dunkelblauen und dunkelgel⸗ ben, am Bauche aber einen heligelben und. einen granen Bogenſtrich hat. An den Seiten der Ge⸗ lenke ſitzen die Fuͤße, die aus einem blutrothen Ke⸗ gel mit einem aſtigen Buſche beſtehen. Der Kopf Ee 2 | ift, ‚220 Seftirnte Nereide. iſt, im 1 Verhaͤltniß des Körpers, ziemlich klein und hat nur zwey Augen, ſehr kurze, Borften gleichende Fuͤhlfaͤden, und zwey Kopfſpitzen, die laͤnger ſind als die Fuͤhler, was ſonſt immer umgekehrt iſt. Einen beträchtlichen, pergamentartigen R Ruͤßel I‘. | dieſe Mereide wie eine Make aus» und einziehen, Schiebt fie ihn heraus, fo bläst fie ihn, wie eine: Dlafe, auf; zieht fie ihn ein, fo macht fie ihn luftleer, und faltet ihn unter dem Kopfe zu⸗ ſammen. | Eine prächtige Nereide tft die geftiente (N: Stellifera 267), die gleichfalls einen gewaltigen Ruͤßel hat, ver größer als der Kopf, walzenfürmig, außen mit Wärzchen amd innen mit zwey Zähnen beſetzt iſt. An dem Kleinen Kopfe bemerkt man ſechs ungleiche Fuͤhlfaͤden. Der langgeſtreckte Körper, dem aber ben unferm Eremplar der Schwanz mans gelt, ift weißlich und hat an jedem Gelenke zwey braͤunliche Seitenfuͤße vol Borſtenfaͤchern. Eine dunkle, nach dem Ruͤcken hingehende Querlinie be⸗ zeichnet jeden Fuß, und außer dem liegt auf jedem, wie uns die Vergroͤßerung von zwey Gliedern (268) zeigt, eine Haut, die einer Fiſchſchuppe ähnelt, und auf ber fich ein geſchwaͤnztes Sternchen (269) befin⸗ * Ran . Punctirte, gebärende Nereide. 227 befindet. Sehr leicht fallen diefe Schüppchen ab. | Sn Chriftianefund iſt diefe Nereide zu Haufe, | Durch die mit ungewöhnlid) langen Faden vers fehenen Seitenfüße unterfcheidet fi) die punctirte grereide (N. Punktata) von ihren Schweflerm, Schon in ihrer wahren Größe (270) bemerkt man dieſe, fo wie die dunkeln Querftriche auf gelblichem Grunde. Aber erfi die Vergrößerung (27T) zeigt nicht nur diefes deutlicher, fondern fie läßt auch die kegel⸗ foͤrmigen Füße mit vier Puncten, mehrern Borſten und den langen Faden beſſer erkennen. Am Kopfe | bemerkt man vier fleife Spisen und vier Puncte, die man Augen nennt, ohne daß man fie entfchies den dafür erklären koͤnnte. Ganz im Verborgnen lebt dieſe Nereide in Schnecken und Schalen der Norwegiſchen Meerbuſen. Bey einer Nereidenart hatte ein Naturforſcher die befremdende Erſcheinung, daß auch ſie, wie die Naiden, ſich durch Theilung vermehren koͤnne. Er nannte fie daher die Gebaͤrende (N. Prolifera). Da er dieſe fo ungemein Kleine Nereide (272) veis groͤßerte (273), fo entdedte er, daß an einer Meta ternereide ganz hinten eine junge, und an bieler eine andre, die aber ſchon etwas mehr ausgebildet Ee 3 wei, 222 © Wimpernereide: war, bieng, und daß fie, wenn fie fi veif fühlen, durch einen Druck von ihrer Mutter losreißen. In der. hinterſten, die offenbar die ältere war, fah er Eyer mit den glänzenden Puncten, die den Anfang des Lebens bezeichnen, und auch in den Züngern bemerkte er etwas Aehnliches. Welch ein Schaus fpiel! Ein Wurm, der fich theilt und deffen noch nicht ganz gebornen, im eigentlichen Verfiande von ihm abgerißunen Kinder fchon ſichtbar die Keime kuͤnf⸗ tiger, ihnen ähnlicher Wefen in fich tragen. Doch wir müßen der Mutter felbft nech einige Augenblicke schenken, Um ihren Heinen Kopf flehen im Grunde neun Sühlfaden, wovon einer auf der Stirn, vier. über den Augen ſich befinden. Die Füße find fleifchis ge Lappen mit den Fühlfaden vollkommen ähnlichen Faden und Borften, Der Schwanz geht in zwey gegliederte Fäden aus. Ihr Maul hat weder Zange noch Ruͤßel, wohl aber eine vorn finmpfe Roͤhre, die durch fünf Gelenfe fauft. Der röthliche ei hat 32 — 46 Gelenke. | Sehr ſchoͤn und merkwürdig iſt die wimper⸗ nereide (N. Ciliata 274). An ihr ſieht man ge⸗ wöhnlich Feine Spur von ihrem Kopf und Ruͤßel, rreibt fie aber den letztern hervor (275), fo.erblide | | man man ein fehr fchönes Werkzeug, das mit den feine ſten Haͤckchen befegt und vorn mit niedlichen Wim: pern umgeben iſt. Der oben etwas gewolbte Koͤr⸗ ‚per hat eine glänzend gelbliche Farbe. Ueber feine ‚Mitte hin lauft eine blauliche Linie. Er hat über 20 Gelenke, deren jedes, wie die vergrößerten (276) zeigen, an ben Seiten fußfoͤrmige Verlängerungen, \ ‚mit einem fpitigen weichen Faden und Borftenbiis - ſcheln hat, Den untern Fuß umgeben artige Frans ſen. Zwey Faden befinden fid) am Schwarze, en den Meerbufen der Inſuln Feroe lebt dieſe Nereide. de Tab. XXIX. & XXX. Staide. Nais. Die Gezuͤngelte (277-233). Die Geſchlaͤn⸗ gelte (284-238). Die Madenaͤhnliche (289. 290), Die Fingernaide (291.292). & unanfehnlich die Maiden oder Waſſerſchlaͤngel⸗ chen auch ſeyn moͤgen, ſo werden ſie doch fuͤr uns neue Zeugen von den Wunderkraͤften der Natur ſeyn, und 224 Naiden. und uns zeigen, auf welche große kutdecung ein beharrlicher Fleiß die Naturforſcher fuͤhrte. Denn hier werden wir mit Erſcheinungen bekannt werden, die und die Frage abnöthigenz ob wir in einer wirk⸗ lichen, oder einer bezauberten Welt leben, und nur bie Leichtigkeit, mit der man felbft faft überall die⸗ fe3 Schaufpiel wiederhohlen kann, muß dem, der es befchreibt, Glauben verfchaffen. Denn es wäre doch gar zu kuͤhn, von einem Thiere, das faſt in allen ftehenden Waffern anzutreffen it, Wunder erbichten zu wollen. Oder kann etwas Wunder: barerers, etwas Unglaublicheres gedacht werden, als Augenzeuge zu ſeyn, wie ein Wurm, durch freywilli ges Zertheilen, ſeines Gleichen hervorbringt; wie aus jedem Stuͤcke ein vollkommnes Thier wird; wie dem Anſchein nach um die Mitte eines aͤltern Wurms ein Kopf mit Augen und einem Ruͤßel ſicht⸗ bar wird, und endlich mit den Hintergelenken des aͤltern, als ein wahrer Abkoͤmmling, davon geht, aber auch bald das nähmlidhe Schidfal bat, von feinem Leibe an jiingere abgeben zu mißen? Kann etwas Erftaunlicheres ſeyn, ald in einem wurmfor⸗ migen Thierchen im Grunde nichts als eine zuſam⸗ menhaͤngende Familie von verſchiednem Alter zu &, | fehen, FE die aber nur Einen a und Einen After gemeinfchaftlich haben, ohne daß, wenn die Tren⸗ nung vor ſich geht, den nun verſtuͤmmelt ſcheinenden weder der Eine noch der Andre fehlte? Kann eine gefahrvollere Art der Entbindung bey einer Mutter ‚gedacht werden, als die ift, daß fie ſich ſelbſt zerthei⸗ Ien muß? Und wen. wird nicht diefes Geſchaͤfte der Mutter toͤdtlich halten müßen, und es kaum glaus ‚ben wollen, Daß fie ftch nach Demfelben vollkommen ‚wohl befinde, und daß das, was fie an ihre Nach⸗ kommen abgebe, fich bald wieder erſetze? Wahrhaf—⸗ ‚ ig, man. glaubt eine Fabel zu hören, wenn man zum erftenmal Davon erfährt; mit Muͤhe kann man ſich enthalten, die, die ſolche Wunder herichten, wenn auch nicht fuͤr Betruͤger, doch wenigſtens fuͤr Betrogne zu halten, denen truͤgliche Vergroͤßeruugs⸗ glaͤſer oder ein mangelhafter Beobachtungsgeiſt un⸗ erweisliche Erſcheinungen vorgeſpiegelt haben konn⸗ ten, und nur die Leichtigkeit, ſich von allem dieſem ſelbſt überzeugen zu konnen, gewinnt manches Zwei⸗ felſuͤchtigen Beyfall fuͤr dieſe Wunderſchauſpiele in der Natur. Denn hier ſind in der That noch groͤßere Wunder als bey den Polypen, ſo manchen unglaub⸗ lichen Anblick auch dieſe und geben, Denn die Po⸗ Wirmel.T. 8° lypen 226 Gezuͤngelte Naide, Inpen beftehen nur aus einer Maſſe gleichfärmiger ‚ Kuͤgelchen; unſre Naiden aber ſind weit kuͤnſtlicher organiſirt und deutlich nimmt man in ihrem Innern eine periſtaltiſche Bewegung wahr. Bey ihnen laͤßt uns die Natur in ihre geheimſte Werkſtaͤtte ſehen, zeigt uns, was bey tauſendmal groͤßern Geſchoͤpfen das Meſſer des Zergliederers umſonſt ſuchte, und die prachtvolleſte Oper, mit allem Zauber der Deco⸗ rationen und Maſchinen, kann bey Weitem keinen ſo uͤberraſchenden Anblick gewähren, als dem ſtillen Beobachter bloß die Linſe feines Mikroſkops bey den Maiden gibt, Ihre Geſchlechtscharaktere find? ein langer, friechender, durchfichtiger Körper, einfache Borftenfüße und Feine Fühler. Mean kennt bis jegt zehn Arten. Ob alle ſich auf gleiche Art fortpflane zen, alle jo teich an Wundern ſeyen, wie einige uns läugbar find, ift urigewiß. Genug, daß bey eini⸗ gen Arten auch nicht der mindefte Zweifel fatt fins den kann. Dieß ift ganz vorzüglich bey der gezuͤn⸗ gelten Naide (N. Probofeidea, Millepied a dard, pfeilformiger Tauſendfuß, Waſſeraͤlchen). Wir wollen erſt, ehe wir von den Wundern ihrer Ver⸗ mehrung reden, dieſes kleine Geſchoͤpf, nach ſeiner N natürlichen Größe, die zuweilen noch unbedeutender iſt, Gezuͤngelte Naide. 227 iſt, als in der fie bey 277 erſcheint, und. vergrößert (278) kennen lernen, In jener ift diefe Naide äus herſt zart und ihr Ruͤßel faft unfichtbar. Bloß ihre ſchlangenfoͤrmige Bewegung verräth fie dem forſchen⸗ den Auge des Beobadhters, der fie gar leicht fiir weis ter nichts als für ein faferiges, im Waſſer ſchwim⸗ mendes MWürzelchen halten fonnte, Gewiß hat eine ſolche Vorausſetzung ſchon manche intereſſante Ent⸗ deckung wenigſtens verſpaͤtet, wo nicht gar bis dieſe Stunde uns geraubt. Faſt in allen ſtehenden und fließenden Waſſern, wo Meerlinſen und Polypen | find, iſt die gegüngelte Naide anzutreffen, ‚Shre Farbe ift blaßgelb. Schwerer ift ihre Länge anzus . geben; denn über nichts kann man fich leichter täus (hen, weil man gar oft die an und aus ihr fich entwidelnden Jungen zu ihr felbft rechnet. Sie hat nur drey bis vier Finien, An dem mit einer gelben Materie gefüllten Kopfe find vorn zwey ohrfürmige Lappen, zwifchen denen ein Eunftreiches Inſtrument, ein langer Rüßel, herausgeht, der fehr beweglich und zerbrechlich ift, und durch deffen Mitte eine helle Röhre lauft, die nur durch eine fiärfere Ber: größerung des Kopfs (279) recht fihtbar wird. Man nannte diefen Rüßel, je nachdem man ſich 4 Ff 2 von 223 Gezuͤngelte Naide, von feinem Gebrauche eine Vorftellung machte, Horn, Pfeil, Zunge, Fühler. Der legte Nahme wäre nicht ganz unſchicklich, da die Naide manches damit gleichfam befuͤhlt, wenn nicht der Mungel an Kühlen als Geſchlechtscharakter angenommen waͤre. Faſt noch beffer aber Fonnte man ibn Peit⸗ ſche nennen. Denn wenn viele Naiden auf zartenr Waſſermooſe, wie eine Schafherde, liegen, um es obzumeiden, fo ift der Ruͤßel in fteter Bewegung, um die Keinde zu verſcheuchen. Es iſt war ſchwer ſich vorzuſtellen, wie ein fo zartes Merlzeug andern Thieren Furcht einfloͤßen koͤnne. Allein hier ift auch zum Theil von mifroffopifchen Geſchoͤpfen die Rede, bey denen eine ſtaͤrkere Geißel wohl nicht an ihrem Orte waͤre. Sonderbar betraͤgt ſich die gezuͤngelte Naide, wenn fie ihre Nahrungsmittel zu ſich nimmt. Mit der Zunge rupft fie das Moos ab, und genießt einen Schluck Waſſer darauf zur Verdauung. Aber weder freffen noch) faufen kann fie, ohne auf der Seite zu liegen, Die Geſtalt eines Einfchnittes hat der Mund, der an der untern Seite des Kopfs iſt. Aus ihm ſtoßt die Naide, fo oft fie Waſſer ſchoͤpft, die Zunge hervor und zieht ſie wieder ein. Dieſes faͤhrt dann gleich einem Strom in den Leib, und ſie ſcheint as Gbszuͤngelte Naide. 229 alſo ihre Zunge als eine Pumpe zu gebrauchen. Gegen den Rand des Kopfs befinden ſich zwey Pun⸗ ete, die hoͤchſtwahrſcheinlich Augen find, An den Gelenken, die aber keine Einſchnitte bezeichnen, ſte⸗ ‚ben auf beyden Seiten einfache, zuweilen doppelte Borften, Ganz an der Unterfläche des Leibed aber befinden ſich faft eben fo viel, als Seitenborften find, Buͤſchel, die aus vier einzelnen Borſten beſtehen. Man kann fie als die Fuͤße dieſer Naide betrachten, wos mit ſie ſich im Gehen und Schwimmen forthilft und feſthaͤlt. Lange ſind ſie ihrer Kleinheit wegen dem Auge des Beobachters entgangen, Jedes Buͤrſt— chen ſitzt auf einer kleinen Warze. Freylich iſt das ein Gegenſtand, den nur ein ſehr gutes Mikroſkop kenntlich macht, fo daß derjenige ſehr gewagt hans deln wiirde, der diefe Theile darum zweifelhaft fin⸗ den wollte, weil er ſie mit ſeinem, ſonſt vielleicht ziemlich guten Vergroͤßerungsglaſe noch nicht ge⸗ ſehen hat. Eben dieſes gilt auch von der ſchoͤnen, wurmfoͤrmigen Bewegung, dem Ausdehnen und Zuſammenziehen der ianern Theile, was fonft das Herz bewirkt. So deutlich, als lägen fie unter Glas, ſcheinen die innern Theile diefer Naide durch die äußere Haut. Man fieht hinter dem ſchon ges 853 dach⸗ 230 Gräzuͤngelte Raider dachten tiefern Gelb des Kopfs den Schlund, und dann ein ſich durch den ganzen Koͤrper ſchlaͤngeln⸗ des Gefaͤß, das durch Querſtriche dem Anſchein nach getheilt wird. Man koͤnnte glauben, es ſey aus lauter grauen Puncten zuſammengeſetzt. Der Darm⸗ canal ſcheint auch die Stelle des Magens zu vertre⸗ ten, Er lost auf, leitet die feinen Theile der Nahe rung ins Blut und ſchafft Die gröbern fort. Ziemlich geihwind verdaut diefer Magen, fcheidet die erdis gen Theile von den Wafferfügelchen , die die Naide einſchluckt, und ſchafft jene oft in einer langen an⸗ einander haͤngenden Kette als Unrath weg. Bey dieſem Canale bemerkt man auch die Pulsadern und ein netzformiges Gewebe von unendlicher Feinheit. Man kann die Meiſterhand des Schoͤpfers nicht ge⸗ nug bewundern, die in dem unſerm Auge wahrhaft Unſichtharen, ſolche wundervolle Werkzeuge hervor⸗ zubringen wußte, und doch hat dieſe Naide noch keinen Lyonet gefunden, der jede Ader, jede Muſkel, jede Sehne, jedes Gewebe mit ſolchem Fleiße unter⸗ ſucht haͤtte, wie dieſer unſterbliche Mann bey der Weidenraupe that. So unwichtig bey vielen Thie⸗ ren der Schwanz iſt, fo viel Erſtaunenswuͤrdiges hat gr bey diefer Naide, Denn bier iſt der Gig der | ' | Ents Gezuͤngelte Naide. 281 Entwicklung neuer Wuͤrmer, hier iſt das Blut in ſeiner ſtaͤrkſten Bewegung, hier die Ausleerung. Er hat einen Einſchnitt und eine Membrane, die durch ihre Erhebung eine kleine Oeffnung bildet, ſobald ein Unrath ſie reizt, der oft ſo lang als der Wurm ſelbſt iſt und kettenformig fortgeht. Gleich einem rieſelnden Bache ſieht man am Schwanze eine Feuchtigkeit in Bewegung und in unzaͤhlbaren, filbernen Weiten fliegen. Man kann dieſes in ſei— ner Art einzige Schauipiel, das das in neue Welten zaubernde Mikroſkop gibt, mit nichts treffender ver⸗ gleichen, als wenn ein ſanfter Wind beym Unter⸗ gang der Sonne, einen ſonſt ruhigen Teich in zahle loſe, ſilberglaͤnzende Wellen kraͤuſelt. Betrachtet man den Naidenſchwanz bey Licht, fo hat der Sil—⸗ berfttom einen wahren Sterhglanz. Mit Gewalt fcheinen die fhimmernden Wellen, als müßten fie einen Widerftand überwinden, wie durch ein Druck⸗ werk geleitet / hervorzuquellen , ſich in ein breites Bette zu ergießen und datın in zwey Arme fich zu theilen. Dieß ſind die Pulsadern, die hier in voller Thaͤtigkeit find, fo wie hier der in dieſem faſt üns fichtbaren Thierchen höchfimerkwürdige Kreislauf des Geblütd zu beginnen ſcheint. Der, der das —— alles \ 232 Gezuͤngelte Naide, alles nur mit einiger: Deutlichfeit zu befchreiben. wuͤnſcht, fängt an eine Verlegenheit zu fühlen, ins _ dem ihm Ausdrücke fehlen, um da: Große, Seltne, - Erflaunungswürdige, was dieſes Thierchen an fich bat, ohne Wiederhohlung einer und derfelben Wens dungen mannigfaltig darzuftellen, und er ift gend⸗ thigt, manches bloß: ala Thatſache zu ermähnen, and ohne weitern Zufag dem Gefühl feiner Lefer zu | überlaffen, Bern Manntgfaltig fi find bie — dieſer Naide, ir Sich fchlängelnd begibt fie fi) in die Höhe, und fait wagerecht,, aber langſam, ſenkt fie ſich in die | Ziefe, Im Liegen hebt fie ihr Wordertheil aufwärts, im Kriechen ſtreckt fie ed haſtig aus und rüdt mit dem Hintertheil gefchwind nach. Dabey find alle Borſten in voller Arbeit, Sie liebt. die Gefells Schaft, und oft — ſich mehrere —* um einander. Unſre Leſer kennen bereits die —— Ver⸗ mehrung der Blattlaͤuſe, die zum Theil traͤchtig das Licht der Welt erblicken; ſie wiſſen, wie das Def fer des Beobachterd durch Fünftliche Theilung Res genwürmer bervorbringe, fo Daß die abgefchnittnen Stüde Köpfe und Schwänze befommen; aber bey ‚den Gerungele Naide. 233 den Naiden gieng die größte Wunderthäterinn „ die Natur, noch einen bedeutenden Schritt weiter, und zeigte, daß fie unerfchöpflich fe; , und daß, wenn ‚wir zumeilen wähnen, und an der Gränze des Mume. derbaren zu befinden ‚ ſie ploͤtzlich ung mit einem neuen Schaufpiel zu überrafchen wifle, ‚Sie gab den Maiden nicht nur, wie den Regenwuͤrmern, das Vermögen, wenn irgend ein Zufall fie verftümmelt, die fehlenden Theile wieder aus ſich felbft zu ergaͤn⸗ zen, fondern-am Körper eines einzelnen Wurms entwickeln fich drey bis ſechs aneinander hangende, jüngere Naiden, die fich in Kurzem trennen. Mir feben im Kleinen (280), wie im Großen (281) eine gezingelte Naide vor und, bey ber es ſcheint, ‚als hätte eine ihrer Schweſtern fi) an fie gehängt, und ihren Schwanz mit ihrem Maule gefaßt. ber nichts weniger als diefeß. Beobachten wir eine Zungfräuliche-Naide, fo werden wir bald die Ent: deckung machen, daß in ihrem hinterſten oder Afters gelenke eine große Veränderung vorgehe. Es wird länger, als e8 Zuvor war; Querſtriche ald Anfänge | neuer Gelenke zeigen ſich; Fußborſten treten hervor, bie Puldaderbewegung wird im neuen Anwuchs fichte bar; es zeigt fich bey a ein Kopf, Augen, Rüßel, „Würmer L Th. Sg kurz, 154: gingete'Naide kurz, eine ähnliche Naide hat fih am Aftergelenke entwidelt, Indem dieß vorgeht, offenbart ſich on der obern Hälfte des vormaligen Aftergelenkes ſchon die Spur einer zweyten Zeugung, einer neuen Naide. Sie entwicelt fich eben fo, doch langſamer als ihre ältere Schweiter, Aber Faum hat fie ein Paar Gelenke, fo Fommen fchon die Spuren einer Dritten Naide zwifchen b und c zum Vorfchein, mur daß freylich Alter und Reife einen Unterſchied macht. So hat die Mutter Naide ſchon drey Toͤchter an ſich, die ſie mit ihren eignen Gelenken auszufteuern im Begriffe fteht. Aber auch Enkel zeigen ſich fchon. Sm Aftergelenfe der älteften Tochter bey d, und ſelbſt der zweyten Tochter bey e entwickeln ſich ſchon wieder neue Gelenke, und die Mutter geht demnad) | mit Kindern und Kindeskindern zugleich ſchwanger. Das ältefte Kind ift von der Mutter am ivelteften ‘entfernt, Aber welch einen Blick in das Innere der Haushaltung diefer Kamilie koͤnnen wir bier nicht thun, der und Erfcheinungen zeigt, die faft alles, was wir je von fonderbaren Auftritten in der Natur - gehört haben, meit hinter fich zurücklaffen. Eine einträchtiges, ſeltnes Familienleben, als wir hier fehen, eine folche Gemeinfchaft der Mutter mit den u | Kin: | Gezuͤngelte Naide. 238 Kindern iſt völlig unerhoͤrt. Die ganze Familie naͤhmlich hat nur Einen Mund, Einen Nahrungs⸗ canal, Einen After. Die Mutter hat bloß den Mund zum Voraus, den After und die Quelle des Bluts mußte ſie ihrer aͤlteſten Tochter uͤberlaſſen, die nun auch Blut und Saͤfte, vermittelſt des herrlichen Triebwerks, das ſie allein beſitzt, ihren juͤngern Ge⸗ ſchwiſtern, ja ſelbſt ihrer Mutter hinaufſchickt, und den Unrath der ganzen Familie allein ausleert. | Deutlich fieht man das Blut von unten hinauf, den Unrath aber von oben herab durd) alle Glieder der Familie gehen: Da nun die Mutternaide ihr fo merkwürdiges Afterglied ihrer erfigebornen Tochter zur Ausſteuer und dieſe wieder der ihrigen gibt, und das ſo durch alle Generationen fortgeht, ſo kann es Naidenafter geben, die tauſend Jahre alt ſind, und doch einer erſt wenig Tage alten Naide anges hören, e& müßte denn eine Naide, ehe fie noch diefe koſtbare Lebensquelle an eine Tochter abtreten konnte, als Jungfer ihren Tod gefunden haben, Mir bitten unſre Leſer, über diefen Wink einen Augenblick nachs zudenfen, und dann felbft zu urtheilen, ob unter allen Räthfeln und fcheinbaren Paradorien etwas ee und Unerflärlicheres gedacht wers ” g 2 den 236 Gezuͤngelte Naide den koͤnne, als das Dafeyn eines neugebornen Gb ſchoͤpfs, deffen After ai, ja tauiend zn alt feyn kann. v Wie ſchnell die Entwicklung vor ſich gehe, kann man daraus ſchließen, daß zwiſchen der erſten Spur, die man vom Entſtehen einer Tochternaide wahr⸗ nimmt, bis zur völligen Heife derfelben nur zehn . bis zwölf Tage verftreichen. Hat auch die Mutter⸗ naide nach der Trennung ihrer Tochter, wie es ſcheint, Die Lebensquelle verloren, indem fie ihr Aftergelenf abgab, jo bleibt ihr doc) die Kraft, ein neues zu bilden ; die herabftromende Feuchtigfeit ſammelt fich wieder, und der Silberftrom fängt von Neuem an zu fließen, die Pulsadern thun wieder ihre Dienfte, Spbald nun die ältefte Tochter reif und bis auf den Fürzern Nüßel ihrer Mutter vollkommen gleich ift, fo fucht die legtere durch Hin= und Herfchlagen ihrer Hinterglieder jener die Lrennung zu erleichtern, und fie zu entlaffen. Das erfte Gefchäfte der ſich freyfühlenden Naide tft, den Unrath, den fie noch vom Familienbande her in fich hat, vollends auszu— | leeren. Der denfelben zuvor nothwendig Durdy den ‘Kopf führende Canal vercchwindet, der Ruͤßel wird länger; die junge Naide ſchluckt num zum erfienmal | Waſ⸗ / Gezuͤngelte Naide. 237 Waſſer und folgt zwanglos ihrem —— In⸗ deſſen bildet ſich in der zweyten Tochter ein After mit der Blutquelle und den Pulsadern, ſo daß man fuͤr ihr Schickſal nicht beſorgt ſeyn darf, und ſo geht es mit der ganzen Nachkommenſchaft. Aber nicht immer entwickeln ſich die jungen Naiden aus dem Aftergelenke. Man ſieht zuweilen eine Naide um ein Drittheil mehr Gelenke bekommen, als ſie ſonſt hat, mit den Borſten und allem, was dazu gehoͤrt, und glaubt, ſie habe ſich bloß verlängert, Aber auch das ift eine neue Zeugung. Denn auf einmal er⸗ weitert ſich eins der mitteln Glieder, der Querſtrich, wo die Trennung erfolgen foll, erfcheint mit dem Ruͤßel und den Yugen, Uber von dem Zuwachs neuer Glieder bleiben num auch einige der Mutter, Bon 28 behält fie fünf; 23 gibt fie ihrer Tochter Ab, und fo hat die Meifterhand der gänzlichen Zers nichtung der Mutter, die durch dası beftändige Abe geben von Gliedern an ihre Nachkommen endlich hothwendig erfolgen müßte, vorzubeugen und einen Erſatz zu veranflalten gewußt, Dieſe neue Art der Zeugung tritt erft ein, wenn fie durch ihre Kinder bis auf 15 oder 17 lieder herabgefommen ift; Und fo iſt die gezuͤngelte Naide ein wahrer Inbegriff 693 von 238 Gezüngelte Naide. von Zeugungs⸗ und Reproductionswundern. Denn faſt alle Arten, wie ſich nur immer ein Thier⸗ oder ein Pflanzengeſchlecht erhalten und vermehren kann/ find in ihr vereinigt. Bey ihr bemerken wir Eyer, deren Spuren in der Schlundgegend unläugbar wahrgenommen worden find; fie fehen wir ihr Ges fehlecht bald durch Knoſpen und Schöflinge, bald durch Zertheilung, bald durch Erneurung der abges fchnittnen oder abgerißnen Theile, und wäre ed den Kopf ſammt dem Ruͤßel, und den Augen und dem Schlunde, fortdanuernd erhalten, und vor unſern Augen kann die Mutter Kinder und Enkel zugleich zur Welt bringen. Ja wer ſollte wohl glauben, daß wenn man einer traͤchtigen Mutternaide den Kopf abſchneidet, die Entwicklung der Jungen, die bereits angefangen hat, dennoch ihren gluͤcklichen Fortgang habe. Den gekoͤpften Naiden wachſen in vier Tagen neue Koͤpfe, den entſchwaͤnzten neue Schwaͤnze. Mag auch im erſten Falle der Zufluß der Nahrung durch den Verluſt des einzigen Muns ded, den die ganze Familie hat, ftillftehen, in letz⸗ tern aber der Kreislauf ded Blutes gehemmt ſeyn, es bedarf nur wenige Tage, um die Ordnung in * kunſtreichen —* ne wieder herzuſtellen. Auch Gezuͤngelte Naide. 239 Auch die Töchter darf das Meffer des Alles wagen⸗ den Beobachters bald ihres Kopfs, bald ihres Schwanzes berauben, die Natur erſetzt ihnen bald und reichlich ihren Verluſt. Eine Fangfernaide, die nicht gerade durch Hervorbringung einer andern gefchwächt iſt, Kann in zwey Tagen einen friſchen ‚Kopf und Schwanz befommen. Nicht ganz durch fchnittne Naiden vereint gen — * — und a zuſammen. —— — So liegt in dieſem einzigen, ** 1 Seſchrpſe alles, was zur Erhaltung, Vermehrung, Ergänzung gedacht werden kann, und was bey:andern zerftreut angetroffen wird, Aber demungeachtet ift dieſe Naide, die man faft für unfterblich halten Fonnte, einer furchtbaren Krankheit unterworfen, und diefe befteht in einer gänzlichen Auflöfung aller ihrer Theile bey lebendigen Leibe. Sie berftet entzwey. Ein weißer Schaum von zahllofen Kügelchen, die beftäns dig in Bewegung find, zeigt ſich. Alles wird auf gelbst, alles ift in Gaͤhrung. "Nur die Seiten: borſten ftehen noch aus der weißen Maffe hervor, Noch lebt das arme Thier; das Blut firomt lebhaft in den Gefäßen, obgleich, um das Wunder voll zu Bin die Communication nach dem: Kopfe unters ne brochen \ 240 Bezuͤngelte Naide, brochen ift. Endlich fiegt die Krankheit; die Naide iſt verzehrt, Aber dieß find nicht ihre einzigen Lei⸗ den. Auch die Polypen quälen fie; der vielarmige umſchlingt fie mit feinen Armen; umfonft haut fie ihn mit ihrer Ruͤßelpeitſche; umfonft macht fie tau⸗ ſend fchlängelnde Bewegungen und reißt dem Po⸗ Inpen Arme aus, die er bald wieder ergaͤnzt; fie muß gemeiniglich. ‚unterliegen, Wir ſehen dieſen Kampf auf Leben und Tod vor uns (282). Ein | pielarmiger Polype, und über das auch ein Junger, der noch an feiner Mutter haͤngt, haben fie um— ſchlungen. Sie wehrt ſich tapfer. Auch ſehen wir ſie im Leibe eines vom Kampfe ſichtbar ermuͤdeten Polypen (283) wie in einem Grabe ruhen, bis ſie endlich als eine leere, ſaftloſe Haut auf eben dem Wege, auf dem ſie hineinkam, aus demſelben fort⸗ geſchafft wird. Nur muͤßen wir hier unſre Leſer bitten, daß ſie ſich die Polypen, von denen hier sehr zu ſagen der Ort nicht iſt, in unſrer Abbildung faſt unfihtbar Hein denken, Und nun überlaffen wir fie beym Schluß unfrer Unterhaltungen über die gezuͤngelte Naide, ohne weitläuftige Anmerkung, ihren Gefühlen ; denn alles, was wir hier fagen koͤnnten, würde Doch den Empfindungen des Staus y nens, nens, ja der Anbethung des Urhebers den Matur nicht gleichkommen, die bey einem ſolchen Geſchopf jede Bruſt erfüllen muͤßen. Vielleicht beduͤrfte es nur, der Beſchreibung aller der Wunder, die unſte gezuͤngelte Naide in: ſich vereiniget, um Dem, der gegen keine Thierclaſſe mit ſolchen Vorurtheilen er⸗ fuͤllt iſt, als gegen die Würmer, von der Unſtatthaf⸗ tigfeit,diefed Vorurtheils zu. überzengen, und mit die⸗ ger Elaſſe auszuſoͤhnen, die; ihres Urhebers eben ſo dig iſt, als irgend eine der uͤbrigen. Denn fo viel Schönes, Großes, Rührendes auch. die Säuger thiere enthalten; ſo gerecht unfer Erſtauuen uͤber dem ‚Bau des Bibers und die Maſſe der Wallfiſche iſt; fo bewundernd wir dad. Gefieder des Paradiesvogels und das Neſt des Schneidervogels betrachten, und den Geſang der Nachtigall und das Geſchwaͤtz des Papageys vernehmen; ſo uͤberraſchend und die Vers wandlung der Raupen, die Wanderung der Fiſche und die Kraft der Rieſenſchlange iſt, ſo * wir doch fragen: Iſt hier wohl weniger? n SDoch ganz koͤnnen wir Die —538 verlaſſen. Es gibt ihrer noch andere, die jeden; lei⸗ ſen Zweifel uͤber das ‚and Unglaubliche graͤnzende MWunderbare derſelben heben konnen, Wer ſollte | Muͤrmer J. Th. Hh glau⸗ 233 Geſchlaͤngelte Naide. glauben, daß auch das kleine Geſchoͤpf (284), das wir in mancherley Windungen um die Wurzel einer Waſſerlinſe gefchlungen -fehen , ein Inbegriff won MWundern jey? Daß auch dieſes dem Beobachter wochenlang Stoff zum Nachdenken und zum Erſtau⸗ nen geben koͤnne? Und doch ift nichts gewiffer als diefed. In diefem faſt unbemerkbaren Thierchen erbliden wir die gefehlängelte Craide CN. Serpen- tina). Gekruͤmmt zu feyn iſt ihr fo natürlich, daß, fobald fie von ihrer’ Wurzel herabgeftreift wird, fie ohne Bewegung zu Boden finft und weder ſchwim⸗ men noch friechen mag , bis fie wieder eine folche Murzel findet, an die fie ſich fogleich in ihrer Lieb⸗ lingsftellung hängt. Betrachten wir fie vergrößert - (285), fo entdecken wir an ihr einen wahren Otterne kopf; ſchoͤne, ſchwarzglaͤnzende Augen und eine Art von Ober⸗ und Unterlippe, die dieſe Naide wie einen Ruͤßel gebrauchen, und den ſie bald ſpitzig, bald ſtumpf, bald lang, bald kurz machen kaun. Was wir eine Unterlippe nannten , das iſt eigentlich'ein Waͤrzchen, das fie bald fehr verlängert, bald ganz einzieht. Durch dasfelbe nimmt fie ihre Nahrung zu ſich, denn eine eigentliche Munddffnung ift nicht zu entdecken ; mit ihm nagt fie die Außere Haut der | | f — —— Wur⸗ Gefchlängelte Naide. 243 Wurzeln ab, ſo daß dieſe weiß und durchſichtig, faſt wie abgeſtanden, ausſehen. Auf ihrem ſchoͤn⸗ gelben Kopfe befinden ſich tiefſchwarze Stellen, bie eine helle Linie auf der Stirn theilt, und da, we man den Hald annehmen kann, erblickt man ſchwarze Halbmonde. Der ganze übrige Leib ift blaßgelb⸗ nur fhimmern die braunen Eingeweide, bie um eis sen Stab gemwidelt zu feyn fcheinen „ durch. Im Grunde iſt dieſe Naide ein recht niedliches Thierchen, das auf den erſten Anblick gefällt. Sie hat feine eigentlichen. Seitenborften, ſondern zwey Reihen Borſtenfuͤße an ihrem Bauche. Ihr dienen ſie zum Klettern, wie dem Epheu feine Haͤckchen, und bes zeichnen die Zahl der Gelenke, deren man, da 160⸗ 180 folcher Borftenbüfchel find, go— go annehmen. Tann. Wie vieles bewegt ſich nicht an dem fo Heiz nen Thierchen zu gleicher Zeit, wenn ed nur einen Schritt thut und etwa durch Hunger genöthigt wird, eine frifche Wafferlinfen-Wurzel aufzufuchen. Nicht wenig erftaunt der Beobachter, wenn er von Zeit zu Zeit zu der gefchlängelten Naide, die er zu feinen Unterfuchungen beftimmt hat, zurücdfehrt, und fie auf einmal in der Mitte des Leibes wie unterbuns den a ſcheint; aber noch mehr fleigt, vorzüglich 2hz2 bey 244 beit dem in die — Geheimniſſe ner Natur noch nicht Eingeweihten, feine Verwindes tung ‚ wenn er bald darauf, mach erfolgter Tren⸗ nung / nicht nur die fcheinbare Wunde geheilt, ſon⸗ dern in ungefaͤhr eilf Tagen den kopfloſen Theil ſeiner Naide mit einem vollkommnen Kopf, die Schwanz⸗ loſe mit einem Schwanze verfehen, dann aber in benden gleiche Itaturtriebe erwachen, und ſie in Friede und Eintracht um ihre liebe Meerlinſenwurzel wie um einen Mercursftab gefchlängelt fieht (287). "Er hat nun zwey Naiden, da er doch gewiß weiß, daß er zus vor nur eine in feinem Glaſe gehabt habe, und fieht mit Vergnügen, wie begierig fie, ungeachtet ihrer fonftigen Traͤgheit, zu einer frifhen Wurzel eilen, wenn ſie eine abgefchält haben, Zuweilen theilen fie fi am Schwanze, und man findet kleine, die man anfangs für Zunge halten Fonnte. Was bie Natur hier zu gewiffen Zeiten thut, das leiſtet das Meffer des Beobachters, fo oft er nur will, und es it nicht fchwer ‚eine einzige Natde, dadurch, daß man fie in zwey oder auch in’ drey Theile fchneidet, zu einer ziemlichen Anzahl zu vermehren, Ga, wenn wir auch’ den noch nicht ganz ausgewachenen Theil rg abſchneiden, * ya Rn eine ganze Naide dar⸗ 245 daraus, nur hat der neue Korper und das Eingeweide nicht ſogleich den Umfang des aͤltern Theils, wie wir bey 288 ſehr ſchoͤn ſehen Fünnen, Auch dieſe Nai⸗ denart findet zuweilen einen eben ſo graͤßlichen Tod, wie die Vorige und zerfließt bey — Leibe in Schaum und Nichts. In Geſellſchaft halten ſich die *— Erätden‘ (N. Vermicularis 289)’ unter und auf | —** auf, und leicht kͤnnte man fie für eine adetiverfam! lung halten. Auch‘ riechen fie mir und — *— nie. Sehen wir eine ſolche Naide vergroͤßert (2090), fo iſt ihr Kopf vom Schwanze ſchwer zu unterſcheiden. Doch laͤßt ihre Bewegung und ihr Benehmen, wenn fie frißt, keinen Zweifel, daß bey a ihr Kopf und bey d ihr After ſey. Sonſt aber gleichen beyde einem offnen Schlauch. An ih⸗ rem Kinne ſieht man einen Bart und an den Seiten Borſtenbuͤſchel. Ihr ganzer Leib iſt eine weiße, durchſichtige Haut, durch die man alle ‚Eingeweide, ja ſelbſt die Speife, die darin liegt, erkennen kann. Sie gleichen einen oft unterbundnen Darm und find son mannigfaltiger Form Bey fieht man’ deut⸗ lich) einen Waſſerfloh liegen. Wie diefe Naide diefes zen Thier haſche, ift unbegreiflich, Ob ſie auch Du arm Te 246 Blinde Raider Theilingd: und: SPEER aushalte, iſt unentſchieden. Vermuthen muß man es, da die Zerſchnittnen lange am Leben bleiben. | | Durch einen fonderbaren Schwanz unterſcheidet ſich die blinde Naide (N. Digitata) von ihren Mit⸗ ſchweſtern. An ihr ſelbſt (291) iſt nun freylich nicht viel davon zu erkennen, aber in der Vergroͤßerung (292) erſcheint er vollig gefingert. Er theilt ſich in ſechs lanzenfoͤrmige Enden; hinter ihnen ſind zwey Warzen, die man fuͤr Kiemen halten muß, und zwi⸗ ſchen ihnen der Silberſtrom des Blutes, in dem man die mit unglaublicher Geſchwindigkeit einander fol⸗ genden Blutkuͤgelchen ſich verlieren ſieht, um dann den Kreislauf aufs neue zu beginnen. Die Blutader Diefer Naide iſt roth und ſchlaͤugelt fich längs dem Darmcanale hin; aber, wie unbegreiflich mannig⸗ faltig iſt die Natur, die Pulsader hat weißes Blut. In dem etwas zugeſpitzten Kopfe iſt kein Auge; auch braucht ſie keins, denn ſie lebt im Bodenſatz des ſuͤßen Waſſers, hat ihren Kopf and Vorderleib immer im Schlamme ſtecken, und haͤlt den ſo reich organifirten Schwanz in die Hohe. Sobald ſie Un⸗ ruhe merkt, ſo zieht ſie auch dieſen zuruͤck. Er iſt der Wächter dieſes, wie alle Blinde find), ſchuͤchter⸗ Yl nen N R\ —* AN. — 4y Seeſcheiden. 247 ‚nen Geſchoͤpfs. Merkwuͤrdig iſts, daß die gewöhnt: liche, natuͤrliche Bewegung des Waſſers ſie nicht er⸗ | ſchreckt, jede außergewöhnliche, von Menſchen und Thieren erregte aber, fie ploͤtzlich zuruͤckſcheucht, Doch kann man ſie durch oͤftere Wiederhohlung einer und derſelben Bewegung dreiſte machen, weil ſie die felbe fiir natürlich zu halten anfaͤngt. So ſcheint ſie der Erfahrung zu folgen, die fie freylic auch bee trägt. ı — Ab, wie: — * RN: ai Met Sind. „Arm | 1 44 — % " Tat uXXKL. XXXIT. Serie" "Afeidia. Sie Darmſcheide (293. 294). Die Cylinder⸗ ſcheide (295. 246). Die Würzenfcheide (297): Die Adernſcheide (298-300). Die Mufchel fammierin (301 - - 303). Das Parallelogram (304. 305). Die Runde, (306. 397) Die Meereichelfoͤrmige (308). u. Son wieder befinden wir ung in dem Falle, uns fern Leſern die Verfichrung geben zu muͤßen, daß En bey . 248 mſchei | bey den feltfamen: Geſchoͤpfen, die wir ihnen jetzt befannt zu machen im-Begriffeiftehen, der Zeichner feiner Einbildungsfraft. nicht das Mindefte erlaubt, fondern die Natur trew dargeftellt, habe. Mir find - zu gewohnt, bey Dem Ausdruck Thieriimmer einen deutlich fichtbarem Kopf. und::etwas: Gliedmaßen⸗ ähnliches zu. erwarten,» und das, woran wir dieſes nicht fogleich entdeden, aus dem Ühierneiche zu vers - weifen, » Auch, bey manchen Seefcheiden, deren man 34 Arten kennt, koͤnnte man hiezu geneigt: fegik Ihr Koͤrper ſteckt in einer Art von Scheide, wenig⸗ ſtens umgibt ihn eine Haut, deren Subſtanz die Mitte zwiſchen Leder und der Maſſe der Schnecken⸗ ſchalen haͤlt. Sie haben keine ‚Bühlfafern ‚ aber zwey Oeffnungen, deren eine oben, die andre tiefer unten ſitzt. Sie wiſſen ſich an Felſen, — and Muſcheln anzuheften. 60 Im Grunde iſt die Seeſcheide die wir, iest unter dem Nahmen der Darmfcheide ( A. Intefti- nalis 293) etwas verkleinert kennen —v feine | einzelne; fondern ihrer fieben haben fic gefeltfchaftd lic) vereinigt, um Freude und Leid zu theilen. Doch findet man fie auch einzein. Sie gleichen dann fo wenig einem Thiere, daß Taufenden es wie Bohadſch gehen u. — sa hlen Kdthet” und zuſammen glehen kruͤmmen ir —* —* nA, — * EA ſtetten eicis Kan e ae * * GSehalidet man eiten Alf," fo ſleht man mitten A Thiele een Chr boll Feinste | Materie e Hänge "Ci nt eine Bieter Bing faͤhi —8— diich vi Po ! ſogiht es fe‘ Schmerzge⸗ andern aber bleiben völlig ruhig ja ſelbſt wenn. ſnin das ſie vereingende Band Durchfehrleidet, fo ſcheint das keinen großen Eindruck auf ſie zu ma chen. Et⸗ was zum nhaͤngen ſcheinen ſie haben zu mußen das Führt ſie in eine fo nahe Verbindung; voii ſie ſich auch einzeln an St eine Lang ic, anzuheftem Die Art, wie ſie ihte Jungen ethiehen iſt merk: Wuͤrmer LT, Ji wuͤr⸗ — ESehen wir nun untre Darmſcheiden⸗ eſelſ— — * —* at, fo finden toi, daß fie Mit | PUHEFTE Zwar wiſſen al Res — die PR fie wahrfcheinlich, Haben, aus ihrem Leibe kommen; aber gewiß iſts, daß ſie dieſelben an ihrer Oberflaͤche ankleben. Kommen nun die Jungen aus, ſo blei⸗ ben ſie, bis ſie eine gewiſſe Groͤße erreicht ‚haben, anit der Mutter verbunden, worauf fie ſich von ihr. trennen, und vielleicht da ſchon fich. untereinander. vereinigen. Wir fehen eine ſolche Mutter mit ihrer Zamilie (294), deren verſchiedne Größe auf. | die . frühere oder. ‚spätere Entwicklung aus den Eyern | (ließen laͤßt, ſammt den noch an ihr klebenden Eyern, und werden unten an der Mutter die Spitzen bemerken, die die Darnıfcheiden ſich einander, wie eine Hand zu reichen pflegen. Zaft i in allen Europägen Meeren findet man die Darmſcheide. 4 Rauh anzufuͤhlen, roftbraun, und an den Deff nungen fleiſchfarbig iſt die Cylinderſcheide (A. Ru- ftiea). Die noch) jungen (295) find. ziemlich rund, Die Erwachönen aber, wie wir eine verkleinert auf einer Meertulpe ſitzende (296) erblicken, kommen ber Cylinderform etwas näher. Sie felbft ſowohl, als das Geſchdpf, an das fie ſich angeheftet hat, traͤgt mehrere rothliche J Junge an ſich, die aber ſo wenig Thieriſches als die Mutter verrathen. So rauh 3 Bi. a le Haut dieſer Seeſcheide außen if, fo glatt und fein fühle fie fi) an ihrer innern, ſchon perlenfarbis ‚gen Seite an. Faͤnde man hier nicht die deutlichften Spuren von Eingeweiden, Canälen, Fett, und ee nem fleifchartigen,, eßbaren Stuͤcke, was alles thies rifche Natur verräth, fo wuͤrde es bey biefem Ges ſchdpfe ſchwer ſeyn, daran zu glauben. Nicht minder fonderbar ſieht die Warzenfchels de (A. Papillofa297) aus, die man auch die Leder artige nennt. ie befteht faft bloß aus Haut, denn diefe ift fo dick, daß fie den ‚größten Theil des Koͤr⸗ pers ausmacht. Bon innern Theilen ift nichts wahrs zunehmen, als ein darmähnlicher Canal, der bey der obern Deffnung anfängt ‚ durch den Körper her⸗ abläuft und nach einer Krümmung zu der zweyten ‚ Deffnung binauffteigt, daher man diefe für den Afs ter, jene für das Maul halten koͤnnte. Beyde bes finden ſich an einer Hervorragung des Körpers und find die einzigen aͤußerlich fichtbaren Organe dieſes uinfdrmlichen Gefchdpfs. Die obere iſt kreuzformig, die untere dreyedfig eingefchnitten, Gelbe, borſten⸗ — foͤrmige Haare umgeben ihren Rand. Eine Menge ſcharlachrothe, runde Warzen aͤberdecken chagrin⸗ | hei die Oberfläche diefes Wurmd, Ganz unten \ Sir hat * 2 Adernſcheide · hat er verſchieden gebildete Lappen, womit er ſich an Steine und andre Koͤrper ſo feſt auhaͤngt, daß er ohne Gefahr, ihn zu beſchaͤvigen, nicht losge⸗ riſſen werden kann. Im Adriatiſchen Meere iſt dieſe Seefcheibe nicht ielteno: ' ae rer nennen fie, Meerlimonie. ERTL OL NT Bier Adernſcheiden A. Venoh) ſehen wir, wiewohl faſt um, die Hälfte verkleinert (298), auf rothem Seetang ſitzen. Gie find ganz roth, Ihre äußere, Haut ift unbefchreiblich fein geädert, Dem, ber dieſe Thiere für zu einfach und grob. organifirt hält, dem bürfen wir. wohl nur ein Stüd der aufe | fern (299), und ein ähnliches, der.innern negförmis gen Haut (300) vergrößert zeigen, und dad un⸗ endlich feine Gewebe wird ihn belehren, daß auch an dieſem unfoͤrmlichen Thiere die Meiſterhand —— Schoͤpfers ſich nicht verlaͤugnet habe. Eine Deffs nung hat dieſe Seeſcheide ganz oben, die andre tie⸗ fer unten. Violette Waͤrzchen umgeben: ſie. In den Eingeweiden der Adernſcheide iſt mehr Mannig⸗ faltigkeit, als bey andern ihres Geſchlechts. Zu⸗ weilen lebt in ihr eine Miesmuſchelart in gluͤcklicher Verborgenheit. Um ne iſt fie: Häufige BER SÄt Bi —— — fr 0 BE I hi IE u | = re — Wenn wir en Kleiner Mufchen, Schne⸗ kkenſtuͤckchen, Steine u, d. wie wir bey Zor ſehen, en einer Seeküfte liegend erblickten, fo würden wir. wohl ohne Aufmerkſamkeit voruͤbergehen, uͤberzeugt, faſt uberall wichtigere Gegenſtaͤnde zu finden; auch wuͤrden wir, ſelbſt wenn wir darin herumſtoͤrten, glauben, es ſey durchaus nichts unter dem Haͤuf⸗ chen. Macht aber der Beobachter, der ſchon oft hinter der gemeinſten Huͤlle Naturwunder ſah, einen Verſuch, die Muſchelſtuͤcke und Steinchen vorſichtig wegzunehmen, ſo findet er eine gallertartige Haut. Oeffnet er dieſe, fo liegt ein ſeegruͤnes, beutelfoͤrmi⸗ ges Geſchoͤpf darin, an dem ihn die Form nebſt den zwey Oeffnungen eine Seeſcheide erkennen laſſen, für die ihm der Nahme Muſchelſammlerin (A. Conchilega) nicht unſchicklich duͤkkt. Mir ſehen fie bey Zo2, in. der vorſichtig eröffneten Haut, die mit Mufcheln bekleidet war, Liegen. Menden wie fie um (303), fo bemerken wir die ſchmutzig gelben, duschfcheinenden Eingeweide, Wie fie ſich mit Mus feheln Heide, ob fie immer Einen Rod behalte, ob fie nie herausgehe, wie fie fi ch fortpflange, auf dieſe und ähnliche Sragen muß man, leider! re die Ant⸗ wort —— ‚bleiben. ya | . St3 " Genig 2 Wirarielsgtä" Gewiß eine der fchönften Seeſcheiden iſt va. Patallelogram (A. Parallelogramma), die wi auf Seegras figend, von beyden Seiten (304 305) etwas verkleinert vor und fehen. Ihren Nahmen verdankt fie ihrer laͤnglich vieredigen Zorm, die aber flumpfe Eden hat. Die äußere Haut ift glänzend weiß, kryſtallhell und glatt; nur da, wo fih die Geefcheide an etwas anhängt, findet man diefe Haut etwas wollig. Trefflich glänzende Streifen machen die Haut ded innern Sacks nebfürmig, Oben und an der Seite befindet fich eine Oeffnung. Außer einer Maffe, die man für Eyer halten Fonns te, fieht man Im Innern ein wurmfoͤrmig gekruͤmm⸗ tes Eingeweide. Doc) wir müßen zum Schluffe der Seefcheiden eilen, fo nahe ed und geht, unfern Les - fern fo manden intereffanten Anblick verfagen zu müßen, und begnügen und, nurnoch ganz kurz dee runden (A. Orbicularis) und der Meereichelfoͤr⸗ migen (A. Lepadiformis) zu gedenken. Die erſte (306) ſehen wir als eine runde, flache Maffe auf rothem Meeertang liegen. Ihre Deffnungen fine ſchwer zu erfennen, weil fie nur felten fie aufthut, und bey der geringften Bewegung gänzlich verfchließts Ihr weißlicher Sack zeigt dem bewaffneten Auge er⸗ habne Meereichelfoͤrmige. 255- habne Punete. Wendet man fie um (307), fo zei⸗ | gen fich ihre Eingeweide, Wenige Seefcheiden wers ben der Meereichelförmigen (308) an Schönheit und ©: iderb rkeit weichen. Sie iſt kryſtallhell und laͤßt ihr nntes praͤchtig durchſcheinen. Oben hat ſie wie eine Keule. Im Mittelpuncte derſelben iſt eine am Seitenrande die andre Oeffnung. Der Leib die⸗ ſer Seeſcheide hat eine Menge Runzeln und Kruͤm⸗ mungen. Durch den Kryſtallkorper ſchimmert ein ib nlicher gelber durch. Ein Canal ſteigt hinauf und hinab, auch zeigt ſich etwas, das man fuͤr eis nen Magen halten Eönnte, Auf Seegras, auch auf Krabben um Norwegen findet man diefe See⸗ ſcheide nicht ſelten, und wird ſie vielleicht lange be⸗ trachten, bis man in ihr ein Thier erkennt, wenn nicht etwa eine willkuͤrliche Bewegung, die dieſes Thier macht, fie verraͤth. Es muß überhaupt angenehm ſeyn, in Meereögegenden und an Küften, wo noch we⸗ nig ſorgfaͤltige Beobachter hinkamen, Unterſuchungen anzuftellen, und Gegenftände zu erforfchen, die im: eis fien Augenblide, ja vielleicht länger, zweifelhaft laſ⸗ fen, in welches Naturreich man fie verweifen ſoll. 1 ” ' f } x ” gi vg 1% J — i han y %« ı# zZ , ” —324 Be ı Wi Ä ur $ J ? \ ö ‘ IF‘ We er i ie —2 d ee . } A PLZ" Naar? x | Tab, Pr \ u MIT, 4 EM ie RER N mg Meerneff eh. Ri nd m Die Aufenefil (309). Di Kronneſſellzro Die Fedenefflgin). Die Korbneſſel —— Die Scharlachrothe (313 - 315). Die Sig 7 er — ſeitfä . Stielmurm. Pedieelle Zanm De Kugelſtielwurm (317. 318). Der "Rap | arte (319. 320). Der er Dreh, 7 (321. 322). en Mi Vergnuͤgen verweilt das Auge des ER der Natür auf den Geeneffeln, die man auch Meer⸗ anemonen , Klipproſen nannte. Der Strahlen⸗ franz, der ihren obern Theil ungibt, und aus lau⸗ ter Fühlern, ober, wenn man will, Armen befteht, gibt ihnen ein angenehmes Ausfehen. Ihr — iſt laͤnglich rind, etwas walgenformig und runzlige Ganz oben hat er eine Deffnung, bie einitäe i Bi ihm eigen iſt, und die alfo zum After, wie zum Maule dienen muß, und auch die Thüre it, durch | * die Jungen lebendig ans — kommen. e Unten he "Tab. b.XKKT L ne - N Ä Hm Ir * 9 Deseefilt = 257 —* Unten warb den Meerneffeln eine Art von Saugfuß | au Theil, vermiittelft deffen fie ſich auf andern Kor⸗ pern feſtſetzen koͤnnen. Auf den erſten Blick begreift man, daß ſie ohne eine ſolche Stuͤtze nicht wohl le⸗ ben koͤnnen. Ihr Leben iſt unbeſchreiblich zaͤh, und | ihr Ergänzungsvermdgen ſo auffallend und merk⸗ wuͤrdig, als bey irgend einem der Geſchopfe bey, denen wir diefe wichtige und wunderbare Naturkraft kennen lernten. Schneidet man den Meerneſſeln ihre Fuͤhler weg, ſo werden ſich nicht nur die abge⸗ ſchnittnen Fuͤhler Tage lang bewegen, jondern amt Thiere ſelbſt werden bald wieder neue hervorſproſſen; zerſtuͤmmelt man fie ſonſt an einem Theile, bald ift er erſetzt, und ſchneidet man fie fogar in der Mitte eutzwey , fo erwachfen bie halben Meerneffeln zu ganzen, Man mag diefe Thiere gefrieren lafen oder _ in heißem offer fieden, man mag fie in Iuftleeren Kaum fperren, oder zu langiwierigem Faſten verurs theilen — alle dieſe Proben uͤberſtehen ſie gluͤcklich, und ihre Lebens- und Ergaͤnzungskraft iſt um deſto auffallender, da ihr Körperbau weit kunſtreicher und zuſammengeſetzter iſt, als bey andern, die uns ein aͤhnliches Schauſpiel gewaͤhren. Nichts als fipes Waſſer ift für fie gefährlich. ‚und ſchuell cᷣdtlich. 1 Wuͤrmer J. Th. st ofen 258 Meerneſſeln. Aber bey all jenen Proben von Haͤrte und ſcheinba⸗ rer Unempfindlichkeit haben ſie doch ein ſehr feines Gefuͤhl, beſonders ſcheinen ſie fuͤr das Licht ſehr em⸗ pfindlich zu ſeyn. An ihnen iſt alles biegſam, alles gelenkig, und ihre hoͤchſt mannigfaltigen Windungen und willkuͤrlichen Bewegungen ſcheinen ſichtbar für ſie eine Stelle unter den wirklichen Thieren zu for⸗ dern, die man ihnen ſonſt nur unter den Thierpflan⸗ zen einraͤumen wollte. Sie ſind unlaͤugbar ein ſehr intereſſanter Theil der Schleimthiere, wir moͤgen auf Ihre Formen oder auf ihre Bewegungen achten. Hier gleicht eine Meerneſſel einer Blume, die ihren Kelch oͤffnen und ſchließen kann; dort eine einem hundert⸗ armigen Weſen, das ſeine Arme, wie die Schnecke ihre Hoͤrner, bald ausſtreckt, bald einzieht; hier be⸗ merken wir eine beutel⸗ dort eine korbfoͤrmige, ja eine und dieſelbe Meerneſſel veraͤndert, wie eine Fee, ihre Geſtalt vor unſern Augen, und erſcheint uns bald ruud, bald eyformig, bald hoch, bald niedrig, bald Breit, bald ſchmal. So unmöglich es auch fcheint, Daß ein faft gliederlofes Thier fich fortbewege, fo Tonnen wir doch diefes Gefchöpf feine Stelle verändern and langfam an einem Zelfen auf feinem Fuße forte ruͤcken fehen, Ze nachdem die Meerneffel ihre v Maeerneſſeln. 259 Muskeln, bie zugleich Canaͤle find, mit Feuchtig⸗ keiten füllet, oder fie wieder audleert, je nachdem weiß fie ſich fortzufchieben. Will es nicht recht forte ‚gehen, fo nimmt fie ihre Zühler zu Hülfe, kehrt ſich ganz um, trägt ihren Fuß oben und hädelt fih mit ihren Sühlern oder Armen ein, die ihre rauhe und | klebrige Oberfläche dazu fehr gefchieft macht. Wer ſollte aber fo fehleimige, hautige Thiere für fählg halten, Muſcheln zu öffnen, ihre Bewohner herauda ‚zufteffen, ja wohl diefe famt ihren Häufern, felbft, wenn fie größer als fie ſelbſt find, zu verfchluden B Aber theils befteht ihr Körper gewiffer Maßen aus. ‚einem Beutel, der nad) Erforderniß ziemlich ausges behnt werden kann; theild wenden fie fich um, wie man einen Strumpf umkehrt, wodurch auch die ſtaͤrkſte Indigeſtion ploͤtzlich gehoben wird; und wenn etwa eine Muſchel einen Riß in den Koͤrper thut, was kann das einem Thiere ſchaden, bey dem alles ſo leicht waͤchst und heilt? Ohne Gefahr koͤnnen ſie alſo Fiſche, Krebſe, Meerinſecten und Schalthiere, die ihnen zur Nahrung angewieſen ſind, verſchlin⸗ gen. Unter den 23 Meerneſſelarten, die bis jetzt bekannt ſind, iſt manche eßbar und ziemlich wohl⸗ ſchmeckend. — V,,—,—— —3— Kta dan 260 Auſter⸗ Kronneſſel. Gern ſetzt ſich die Auſterneſſel (A. Craficor- nis, Senilis, Cul de Cheval on d’Ane, Seeftrumpf 309) auf Auſtern und andere Geegefchöpfe, und fo Yeicht fie fich auch von dem einen zum andern begibt, am fid) anzufaugen, fo feſt weiß fie ſich anzuhangen, _ fo daß man fie eher zerreifien als losmachen wird, Ihr Zug ift breit und platt, Nach oben zu wird der roͤthliche, weiche Körper etwas duͤnner. Doch fann er verſchiedne Formen annehmen. Die Fuͤh⸗ ler, die im großer Menge um den obern Theil herum⸗ ſtehen, find abwechfelnd roth, blau und weiß, Man kann fich nicht enthalten, beym Anblick diefes Ge⸗ ſchoͤpfs an eine Blume zu denken, und findet dei Nahmen Seenelfe ungemein paffend. In der Mits te, oder, wenn man ihm einen Kopf zufchreiben will, auf der Scheitel, ift die dehnbare Deffnung, die alle Die Berrichtungen bat, deren wir ſchon gedacht has ben, Der Ocean ift der — * er neſſel. Um den Gebrauch der Fuͤhler, die be hier beſſer Arme heißen wuͤrden, wenigſtens in Abſicht auf die Nahrung kennen zu lernen, duͤrfen wir nur die Kronneſſel (A. Felina 310) betrachten. EinPaar Seetauſendbeine hat ſich ungluͤcklicher Weiſe in die⸗ Federneſſel. 265 fem Malde verirrt, aus dem feine Rettung ift, Macht fi auch eins der Gefangnen aus einem Dutzend Arme durd) hundert Krümmungen (08, gleid umklammert es ein andres Dutzend. Der faſt runde Koͤrper hat einen ziemlich breiten Fuß und kann ſich mit ſeinen Fuͤhlern auf eine Handbreit | "ausdehnen, Ihrer ſind zweyhundert, von ſeegruͤner Farbe mit roſenrothen Spitzen. Zuweilen haben ſie auch andre Farben, wobey das Alter oder auch bie Jahrszeit einer Einfluß Gaben mag. Ganzʒ andre, weit järtere Fühler, die faft Haa⸗ ren gleichen, beſitzt die Sederneffel (A. Plumofa Ä 311). Daß fie ihren Körper bald länger, bald Fürs 3er, bald breiter, Bald ſchmaͤler macht, das hat fie ‚mit andern Meernefleln gemein; aber ganz eigen iſt ihrs, daß ihr oberer Theil, der die Mundoͤffnung nad) außen zu umgibt, mehrere Falten nder Runzelte Hat, ‚die in zahlreiche Fühler ausgehen ‚ welche mit Haatbůſcheln beſetzt ſind. Dehnt die Federneſſel ih⸗ ren Kopf, wenn man uͤberhaupt da, wo ein Maut iſt, einen Kopf annehmen will, ſo verſchwinden die Runzeln. Auch der Innere Kreis um den Mund iſt fehr faltig. Sie kann aber denfelben ziemlich weit ER die Federn emporſtrecken, ober auch, wenn fie 83 ir #62 Korbneſſl Schatlachrothe. will, hinter die buſchige Schutzwehre zuruͤckziehen. Ihr Fuß iſt etwas breiter, als ihr Körper. Ver⸗ mittelft desjelben. hängt fie fehr. feft an. Selfen und Schalthieren. | Vollkommen in ſich zuruͤckgezogen, fißt die RKorbneſſel (A. Fifcella 312), und man glaubt, die Arbeit eines Zuderbäcers: vor ſich zu fehen, wenn man biefes niedliche Thier abgebildet: betrachtet. Eine Menge Runzeln nad) der Länge und: nach der. Quere hat der Körper, und fehr viele rothe, cylin= derfoͤrmige Fühler, die artig geringelt find, umgeben. das faltige Maul, | Einem abgeftugten Cylinder gleicht der Körper der fcharlachrotben Seeneffel (A.Coccinea 313) die in Norwegiſchen Meerbufen gefunden wird, In das ſchoͤne Roth ihres Kleides mifchten fich weiße Stellen, Cine Doppelte Reihe von Fuͤhlern umgibt den obern Theil. Diefe find Fegelförmig und weiß mit zwey rothen Binden, Das bewaffnete Auge entdeckt an einem folchen Fühler (314) eine Menge zarter Ninge und einen dunkel, durchfcheinenden Canal, denn auch einen ſo kleinen Theil wußte die Hand der Natur hoͤchſt kunſtreich zu organifiren. Von der Oeffnung in ber Mitte des Kreiſes, den | die Geſtreifte Meerneffel. 263 die Fuͤhler umgeben, laufen mehrere Falten ſtrahlen⸗ foͤrmig nad) dem Umkreiſe zu. Wendet man dieſe Seeneſſel um (315), ſo ſieht man die Haut, mit der ſie ſich an Steine und Seegras anhaͤngt. Auch hier bemerkt man ſolche Falten in der Mitte, wie am Maule, aber keine Oeffnung. Wie ihre Sata ' tungsgenoffen pflegt diefe Meernefjel, wenn fie ſich von einem Orte zum andern begeben will, fi ihrer Fuͤhler dazu zu bedienen. Wenn fie diefe ganz eine zieht, fo glaubt man eine bloße rothe Haut, und nichts weniger als ein organiſches, hi Weſen zu erblicken. Theils in Thaͤtigkeit, mit ausgeſtrecktem Kor⸗ per und Fuͤhlern, theils unthaͤtig ruhend und bey⸗ des in ſich hineingezogen, ſehen wir die geſtreifte Meerneſſel (A. Undata 316). In jenem Fall gleicht fie mehr einem Gylinder , in diefem einem abgeftusten Kegel. Eigentlich ift fie weiß, aber eine Menge braunröthlicher Streifen laufen nach der Länge, zuweilen wellenformig hin. Die Fühe ler gehen vom Mittelpunet aus, und find durchs fihtig und ziemlicd) lang. Auf Seetang und Mille⸗ | poren findet man an der Kuͤſte von —— dieſe ſchoͤne ANTENNEN In⸗ 26 Suctielwuͤrmer. Indem wir hier von den Meerneſſeln reden, die ſo viel Blumenaͤhnliches haben, wollen wir doch | Die hoͤchſt ſonderbaren Stielwuͤrmer (Pedicella- via), die zwifchen den Stacheln der Seeigel, faſt | wie Schmarozer- Pflanzen, ftehen, nicht ganz mit- Stillſchweigen uͤbergehen. In der Form gleichen fie bald Kirſchen mit Stielen, bald dem Dreyzack Meptuus, aber freylich nur ſehr im Kleinen. Denn ob ſie gleich das bloße Auge erkennen kann, ſo muß⸗ ten wir fie doch, um der Deutlichkeit willen, etwas, vergrößert abbilden laffen, Sie bleiben immer da, wo fie fih einmal angefievelt haben und verrathen durchaus keine andre Bewegung, als daß ſie die Org gone ihres obern Theils, wir wiſſen kaum, ob wir Kopf ſagen duͤrfen, oͤffnen und ſchließen. So ſehen wir den Rugelſtielwurm (P. Globifera); wie er feinen runden, rofenrothen Kopf gefchloffen (317) und gedfinet (318) hat. Sein Stiel if gelbe roth. Won einem Hals ift Feine Spur zu ſehen. Dagegen aber hat ber Kappenſtielwurm (P. Tri- phylia) einen runden, grünlich blauen, fehr ges bognen Hals, und drey Lappen am Kopf, die er zuſammenlegen (319) und ausbreiten (320) kann. Auch der Dreyzack (P. Tridens) hat drey ſehr Heine. Lap⸗ Sa 2 N = = BAUT AN >> - AR 1 Fe B U. XAXXI Stielwurmer. 265 Lappen am Kopf; fie gehen aber in Aehrenſpitzen aus, die der Wurm bald ſo aneinander legt (321), Daß fie eine gemeinfchaftliche Spite bilden, bald wie eine dreyzackige Gabel (322) auseinander fpreist. So gering aud) die Kenntniffe find, die wir bis jetzt noch von dielen Thieren haben, fp dürfen wir doch zu fehr vielen umfrer.Lefer daS gegründete Zutrauen hegen, fie werden es und Dank willen, ihnen wenigs ſtens den Anblick ſolcher Gefchöpfe verfchafft zu has ben, deren Dafeyn fie nie geahndet hätten. Denn jeder neue Beytrag zu der unendlichen Mannigfals tigkeit an Formen und Geftalten im Gebiethe der Natur ift dem Denfenden wilfommen. | Tab. XXXIV. Blochwurm. Salpa. Der Größte (323). Der Floſſen⸗Bloch⸗ wurm (324). — Wir haben oben eine Meerſcheide kennen lernen, die ſich zuweilen mit einigen ihrer Schweſtern ſo zu⸗ ſammenhaͤngt, daß man die ganze Familie fuͤr Ein Würmerl. Th, 81 Thier 866 Groͤßter Blochwurm. | Thier halten kͤnnte. Noch hänfiger thun das die Blochwuͤrmer, und man muß über.die Regelmäßige keit erſtaunen, mit der. fie ſich untereinander verbin⸗ den, Ueberhaupt hat dieſes vor nicht gar. langer Zeit entdeckte und befchriebne Geſchlecht der Schleima wiürmer manches Merkwuͤrdige an ſich, und jenen geſellige Naturtrieb ift es nicht allein, der ihnen hier eine Stelle verſchaft. Ihr Körper iſt frey, gallert⸗ artig, vorn und hinten offen, innen leer, Ein ges kruͤmmtes Eingemweide lauft durch ihn hin. Einige haben vorn und hinten einen Anhang, einige gar feinen. Man kennt eilf Arten, Bey Weiten nicht ſo groß, als er wirklich ift, zeigen wir unſern Leſern den größten Blochwurm (8. Maxima 32 3), denn er ift über eine Spanne lang und zwey Zoll breit, Schwer, ja vieleicht unmdalich wird es ihnen ſeyn, den Kopf vom Schwanze, oder das Vorbertheil vom Hintertheile zu unterfcheiden. Vielleicht würden fie, nicht ohne Empfindlichkeit, es als ein unverdientes Mißtrauen in ihre Beurtheilungskraft angefehen’hns ben, wenn wir ihnen, ehe fie die fonderbaren Ges ſchoͤpfe, mit denen wir jetzt beſchaͤftigt ſind, naͤher kennen lernten, gefagt hätten, es gebe Thiere, an de⸗ nen fie durchaus nicht anzugeben wuͤßten, was vorn Ka . er und Groͤßter Blochwurm. 267 und was hinten wäre. Und doch iſt nichts Ges wifferd, Wir geben ihnen unfern Blochwurm zur Mebung Preis. Denn vorn und hinten hat er eine ſehr weite Deffnung, wie ein Maul, vorn und bins ‚ten eine Spitze, die einen Fühler vorftellen Tann, und das Eingeweide lauft fo durch den Körper hin, daß man feinen Anfang annehmen Tann, wo man will, Inzwiſchen hat eine nähere Unterfuchung den Beobachter Forsfäl, dem wir die Kenntniß diefes | Geſchoͤpfs verdanken, gelehrt, daß das Maul bey a und der After bey b fey. Der Körper hat eine uns sollfommen viereckige Form. Die vordere Verläns gerung lauft gerade vom Rüden aus, und iſt etwas laͤnger, fteifer, Eegelfürmiger, ald die hintere, die von der Seite aus geht und tiefer über. der After oͤffnung ſteht. Weber diefer bemerkt man einen duns keln, Tugelrunden Theil, deffen Abfichten unbekannt find, mit einer Hervorragung. Ein quergeftreiftes Eingeweide lauft durch den grünlichen Körper, Ue⸗ "ber das Leben und die Bewegung dieſes Geſchoͤpfs kann dem Beobachter kein Zweifel bleiben, da es nicht nur ſeine Anhaͤnge hin und her bewegt, fon: ‚dern ihm auch das ſchoͤne Schaufpiel des Ausdeh⸗ mens und Zufammenziehens, dad uns bey andern el wi: Se a Ztoffenblochrurm, Geſchoͤpfen das Herz verfchafft, auch bey bifem Blochwurme ſichtbar wird. Im mitteländifchen Meere iſt er einheimiſch. Daß dieſe Thiere ſich zu⸗ weilen geſellſchaftlich zuſammenhaͤngen, haben wir bereits oben erinnert. Wir ſehen eine ſolche Ver⸗ ſammlung von Blochwuͤrmern (324), die ſich gleich⸗ fam die Hände gegeben haben, oder eigentlid) mit ihren Anhängen untereinander verbunden find, Es ift dieß eine eigne Blochwurmart, die man wegen der Nehnlichkeit ihrer Anhänge mit Sloffen den Floſ⸗ ſenblochwurm (S. Pinnata) nennen könnte, Er hat auf einer Seite des Ruͤckens eine-gelbliche, auf ber andern eine weiße Linie, Ausführlich befchreis ben koͤnnen wir ihn nicht. Für das, was er und ‚zeigen foll, ift fein Anblick hinreichend. In der ſchoͤn⸗ ſten Ordnung haben fich zehn ſolche Blochwürmer mit ihren Anhängen angefaßt und bilden einen Stern. Weingeiſt trennt diefen Bund plöglich, Im mittel -Jandifchen Meere , befonders um die Inſul Yoica, findet man diefen Blochwurm in unbefchreiblicher Menge, Auch felbft Blochwuͤrmer, die gar Feinen Anhang haben, wiffen fich untereinander zu vereinis gen, wobey fie Rüden an Rücken lehnen. Andre "hängen fich wie eine Kette zufammen, gehen daun | | wie Kerbenmaul. 269 wie Schlangen einher, und das durch das Ausdeh⸗ nen und Zuſammenziehen der innern Theile einge⸗ ſogne und nach hinten gepreßte Waſſer ſtroͤmt durch die ganze Geſellſchaft. Was die Abſicht der Natur | bey diefem Trutz⸗ und Schutbündniffe ſey, ift noch unentdeckt; aber kaum kann man ſich enthalten, hiebey an die Meinung einiger Naturforſcher zu ge⸗ denken, daß der breltgliedrige, menſchliche Band⸗ wurm eine Geſellſchaft von Kuͤrbiswuͤrmern ſey; eine Meinung, die, ſo unerweislich ſie auch iſt, doch im Blochwurm eine ſtaͤrkere Stuͤtze, als in irgend einem ‚andern Grunde, finden koͤnnte. ' RETTET FE TEREEN BERNER ? — — —— — — Ö Tab. XXXIV. Der Seehaſe. Tethys. Das Kerbenmaul (325.326). Beynahe eben ſo uͤberraſchend iſt der Anblick des Kerbenmauls (T. Fimbria 325). Es iſt das eine der zwey Schleimthierarten, aus denen man ein eignes Geſchlecht unter dem Nahmen Spruͤtzling, zu machte, und benen man ald Gefchlechtö« tig | charab⸗ 270 Kerbenmaut. eharakter einen freyen, laͤnglichen, fleiſchigen Kor⸗ per ohne Fuͤße, eine cylindriſche Schnauze unter einer ausgeſpannten Lefze und zwey Definungen an der linfen Seite des Halfes zufchrieb, Beyde Arten feher einem unförmlichen Fleiſchklumpen ähnlich, _ und fprüßen, wenn man fie drückt, eine Feuchtig⸗ keit von ſich. Frey ſchwimmen fie im Meere herum, vhne daß man eigentlich Ruderwerkzeuge bey ihnen entdecken kͤnnte. Go wenig einladend für dem Geſchmack ihr Anbli iſt, fo werden fie doch ges geſſen. Man zieht die PURE ben etwas bla fern vor, Im mittelländifchen und adriati fchen Meere r unſer Kerbenmaul zu Haufe. Ungefähr ſechs Zoll Yang ift fein Körper, und, den dunflern Rand der Lippen ausgenommen, ſchneeweiß. Der breitere Theil iſt eigentlich die Lippe. Sie befleht aus eis nem ausgefpannten, am Nande gekerbten und ges falteten Haͤutchen, fo daß fie mit einer dunkel, wulftigen Borte umgeben fein Oben ift dieſer | Kand (war; und gelb punftirt, unten ganz ſchwarz. Am Sopfe, was eigentlich der etwas breite Theil hinter der Lippe ift, find zwey Fortfäge, die man haſenohrenaͤhnlich aller Sie haben nicht die min- deſie En... Herbenmaul. 274 deſte Vertiefung und ſcheinen dem Wurm die Dien⸗ ſte der Fuͤhler zu thun. Von Augen iſt durchaus keine Spur zu entdecken. Hinter dem Kopfe liegt Der kegelformige Ruͤcken, der an den Seiten mehrere fleiſchige Fortſaͤtze hat, die theils kegel⸗ theils walzen⸗ foͤrmig finds Auf beyden Seiten ſieht der weit brei⸗ tere Unterleib hervor. Aber eben darum wird der, | der dieſes feltfame Geſchoͤpf abgebildet fieht, auch die andere Seite (326) ‚am fich einen richtigen Bes griff Davon zu machen, näher zu betrachten wins ſchen. Hier zeigt fich wieder ber Lippenrand, aber ganz ſchwarz; der koͤcherartige Mund, der mit eines diefen Haut umgeben iſt, liegt weiter hinten. Die Haut ſtellt gleichſam eine zweyte Lippe vor, die den Mund bedeckt. Zur Seite des hinter dem Mund befindlichen Halſes ſind zwey Oeffnungen, die dieſen wunderbaren Hermaphroditen zur Fortpflanzung Ihe ved Geſchlechts dienen. Am Hinterleibe ſcheinen die Eingeweide dunkel durch. Wir ſchweigen von den Muſkeln, der netzfoͤrmigen Haut, dem feinen Pulverftaub, womit diefes Thier beftreut ift, und manchem andern, was ed auszeichnet, und begnuͤ⸗ gen uns, es unfern Lefern ſo weit bekannt gemacht zu haben. n | Die 272 Kerbenmaul. Die Wärme muß das Kerbenmaul (ehr lieben, denn es kommt nur bey ſtarker Sonnenhitze im Meere zum Vorſchein, und geraͤth in die Netze der Fiſcher. Seeſchwaͤmme ſcheinen ſeine Nahrung zu ſeyn. Wahrſcheinlich hängt es fich, wie andre ähnliche Gen ſchoͤpfe, an Klippen oder auch an Seegeſchoͤpfe, und verläßt fie entweder frepwillig, oder von der Gewalt der Wellen losgeriſſen. Diefe Art wird nicht gegeffen, denn ihre vielen Kafern machen fie unverdaulid), Die andre, bis jest befannte Art diefer Sees hafen führt den Nahmen Hanımanl, Das Maul diejed gleichfalld fonderbaren Schleimmwurms iſt an der Kippe ringsherum mit Härchen befegt, Ober⸗ halb desſelben befindet fi) eine eyfürmige Kappe mit einem eingeferbten Rande, unterhalb aber ein duͤnnes Haͤutchen mit einem fihwarzen Rande, Hinter der Kehle liegt der Magen, von dem aus ein fpiralfürmig germundner Darin durch) das Thier lauft. Der ganze Körper iſt übrigens gallertartig und durchfichtig, und verbreitet einen widrigen Ges - ruch. Die Hitze lockt diefe Geſchoͤpfe aus der Tiefe des Meeres herauf. Sie follen wie der Verhaarer, "jene unfern Lefern ſchon bekannte Seelunge, durch "einen ägenden Saft die Haare ausfallend machen, Tab i) 1) = Ken Au RR N — — me EN : N Y p HR ” f IF . — ——— 4 — — 1} HM » —6 * ne, ur LM 0023 "> Tab.XXXV.-XRXVI Seeblaſe. Holothuria. Das Beſansſegel (327. 328). Das See⸗ gefpenft (329-333). Die roͤhrige Seeblaſe (334-337). Die Rippenblaſe (333). Die Spindelblaſe (339. 340). Die Gegelblafe (341). Die Seegallerte (342.343). Eine blafen= oder, noch beffer, beutelfürmige Ge⸗ ftalt, einen cylindriſchen, gallestartigen Körper, und eine Menge äftiger Fühler am Maule haben die Seea blaſen. Diefes koͤnnen fie fehr erweitern, um Sirebfe und Schalthiere zu verichlingen, und ihr unverdau⸗ liches Gehäufe wieder auszuwerfen. Durch) eben diefe Deffnung geben fie ihre Zungen von fi. Kia nige Seeblafen find Höchft einfach. So ſah einmal ein Naturforfcher auf der Oberfläche des Waſſers mehrere Tihiere neben dem Schiff Schwimmen, die er nad) genauerer Unterfuchung für nichts anders, ale für Seeblafen halten konnte. Sie glichen einer Furs zen glaͤſernen Röhre, in denen eine citronengelbe und . eine milchweiße zu liegen ſchien, und waren fo Durchs fichtig, daß man jeden Drud durch das Thier leſen Wuͤrmer J. Th. Mm konn⸗ 274 Beſansſegel. konnte. Es ſchien hoͤchſt unempfindlich zu ſeyn, gab auf Stechen und Beruͤhren wenig Zeichen des Lebens | von fich, und zerfloß nach einigen Tagen in bloßen Schleim. Man nimmt 23 Arten | Seeblafen an, unter denen manches höchft merfwärdige Gefchdpf | ift. ‘ Gleichſam ein Segel auf dem Ruͤcken führt die Seeblafe, die den Nahmen des Befansfegels (H. Phyfalis) tragt. Die Seeleute nennen fie daher Caravel (das Heine Schiff), oder auch das Portugie⸗ ſiſche Kriegsſchiff. Der dunkelgruͤne und vorn roͤth⸗ liche Koͤrper hat die Geſtalt einer aufgetriebnen Fiſch⸗ blaſe; das eine Ende iſt ſtumpf und faſt hohl, das andre endigt ſich in eine dünne kurze Schnauze, Reiſende beſchreiben den Anblick dieſes Geſchoͤpfs uͤberaus praͤchtig und in alle Regenbogenfarben ſpie⸗ lend. So wie wir es bey 327 vor und fehen, findet man es gewöhnlich in Cabinetten, da es hingegen bey 328 auf dem Meere fegelnd abgebildet ift, und wie es den Seefabrern erfcheint, die ed im Anfange bloß für eine Teblofe, auf der Oberfläche ded Waſſers ſchwimmende Blafe Halten, Wir läugnen aber nicht, daß es ziemlich ſchwer halt, ſich nach den Abbildun- ‚gen, die man von dieſem Thiere beſitzt, einen deut⸗ N u lichen Beſansſegel. 2275 lichen Begriff von demſelben zu machen. Auch die Sloaniſche, die wir vor uns haben, befriedigt nicht ganz, wenn man ſie mit der Beſchreibung zuſam⸗ menhaͤlt. In ihr hat die emporſtehende Luftblaſe die Form eines Hahnenkamms. Eine Menge dFuͤh⸗ ler und andrer Organe ſehen wir am Beſansſegel unterwaͤrts haͤngend. In ihnen iſt vorzuͤglich der Sitz des Lebens und der Bewegung, da alles andre bloßer Luftſack zu ſeyn ſcheint. Faſt immer ſind jene Faͤden in Bewegung, und ſelbſt außerhalb des Waſ⸗ ſers dauert dieſe noch: drey bis vier Stunden fort, In der Gegend, wo dieſe Organe find, ficht man ein Gemifche von Geld, Roth, Blau und Violett. Ein Zapfen fteht hinten am Thiere heraus, den ed - aber alsbald einzieht, fo wie man ihm in der Mitte eirien Drud gibt. Auch ift nicht weit vom Urſprun⸗ ge des langen Fadens etwas, das einem Auge gleich | ſieht. Das iſt alles, was man von dieſem Geſchoͤ⸗ pfe ſagen kann, was aber freylich den Wißbegieri⸗ gen noch lange nicht befriediget. Denn wer moͤchte nicht wiſſen, wie dieſes Geſchoͤpf lebe, wie es eſſe, ſich fortpflanze? Wie die Luft fein Segel aufſchwelle, ob ed diefe nicht zuweilen ausleere, um frifche eins zunehmen, und warum der Schdpfer gerade dieſem —9 Mmz Thiere 276 Geegefpenft: Thiere einen ſolchen Luftvorrath gegeben habe? Die Seefahrer rühmen feine vorzuͤgliche Geſchicklich⸗ keit im Segeln. Es ſoll mit einem bewunderuugs⸗ würdigen Inſtinct feiner Blafe die Richtung geben, die der Wind gerade notwendig macht. Im Indianifchen Meere und um das Vorgebirg der guten Hoffnung halt ſich das Veſansſegel auf. Ruͤhrt man es an, fo fühle man die nahmlihe ſchmerzhafte Empfindung, als hätte man eine Tiefs fel angerührt, daher es auch Seeneffel heißt, Sehe feft kann ſich Diefes Thier an die Haut anfaugen, fo Daß Blafen davon entfichen, Sticht man in das aufgefchwollne Beſansſegel hinein, fo fällt es zu eis nem Klumpen zuſammen. Es foll bey Nacht leuch⸗ ten. Diefe und manche der vorermähnten Eigens fchaften laſſen auf eine nahe Verwandtfchaft des⸗ felben mit den Meduſen oder Quallen fehließen, und rechtfertigen diejenigen, die — Geſchoͤpf teradezu unter ſie rechneten. Aber noch weit ſonderbarer ſieht das Seege⸗ ſpenſt CH. Phaptopus 329) aus. Man glaubt den Rumpf eined Bogels fchwimmen zu fehen, wenn man diefes abenteuerliche Thier erblickt. Es zeich⸗ net ſich durch ie Öfige Fuͤhler, die aber nicht ſo⸗ gleich — Eeehe denſt⸗ | 277 gleich ins Auge fallen, aus. ‚Born lauft der Koͤr⸗ per in einen ſtumpfen Cylinder, hinten in einen duͤn⸗ nen, verlaͤugerten Kegel zu, unten iſt er flach und platt. Gemeiniglich iſt er ſchwarz, zuweilen aber auch ſchneeweiß; die Haut, die ihn einhuͤllt, ſcheint mit Schuppen und Sandkoͤrnern beſetzt. Oefters iſt der Korper mit einer Art Schleim uͤberzogen, fo daß man diefen erſt wegfchaffen muß, um die Schuppen wahrzunehmen, Am Bauche fehlen fie. Dafür aber kann das Seegefpenft gewiſſe Wärzchen an demfelben verlängern und verkürzen, fo daß fie ihm vielleicht die Dienfte Heiner Füße leiften, Aus dem vordern oder ſtumpfern Ende kann es and der mit Runzeln umgebenen Deffnung in der Mitte einen ſchoͤnen, zöthlichen Körper (330) hervoritoßen, der am Ran⸗ de mit zehn Armen, an denen fich wieläftige Zühler befinden, beſetzt iſt. Die Arme find Reifchfarben und Hohl, Auch aus dem duͤnnern Hinterende kommt ein rothllches Organ (a31) mit zehn einfachen, weife: fen Züblern hervor. In der Mitte ift eine Deffnung, Zwey junge Seegefpenfter, die wir in der Abbildung Hinzufügen, geben und den angenehmen Anblid‘, wie das eine (332) feine vordern Fuͤhler baumartig | ausbreitet, dad andre aber (333) feine fußaͤhnlichen Nm; Waͤr⸗ 278 Köhrige Seeblaſe. Märzchen am Bauche, mit denen es fich anfangen und fortbewegen mag, heranöftehen läßt. Ä Hoͤchſt mannigfaltig find bie Eingeweide, bie ber Zergliederer im Innern biefes. Thieres entdedt, und dem, der. in dem Wahne flünde,. die Schleim: thiere ſeyen nur einfache, wenig organifirte Gefchds pfe, den müßte ein einziger Blick in den innen Bau unſers Seegefpenfted,. von jenem Wahn zurüdbrins gen. Im mittelländifchen Meere und un Norwes gen wohnt ed. Seemoos If feine Nahrung. Zus weilen faugt ed ſich an. Unzählige Warzen und: Röhren bedecken un walzenformigen Körper der roͤhrigen Seeblafe (H. Tubulofa, tremula, Zitterblafe 334). 86 die Warzen, find oben und am dem, was man den Rüden nennen koͤnnte, befindlich. Ihre Größe iſt ſehr verſchieden. Die Rohren aber befinden ſich unten am Bauche, wo fie die Stelle der Füße zu vertreten fcheinen. Zwanzig äftige Fuͤhlfaͤden ſtehen am Kopfe um einen Kreis herum. Sie umgeben, einer Gallerie ähnlich, die getwölbte Scheitel, in dee. ren Mitte die zirkelformige Mundöffnung if, Diefe bat innerhalb einen knoͤchernen Ring, der aus fünf Zähnen neiehl, Rings herum, am Fuße der aͤſti⸗ gen 3— Roͤhrige Seeblaſe. 279 gen Sühler, befindet ern gleichſam ausgezackte roͤthlich braune Halskrauſe, die nicht ohne Nuben iſt. Denn wenn irgend etwas das furchtſame Thier erfchüttert, To treten die Fuͤhler zurück, und bie fich umklappende Halskrauſe bedeckt dieſen zaͤrteſten Theil desſelben und verſchließt die Mundoffnung. Eine aͤhnliche Oeffnung, wie dieſe, befindet ſich ganz hin⸗ ten gleichfalls auf einer Wollbung. Aus unzaͤhli⸗ chen Sehnen, die fidy auf manmigfaltige Art Freujen und Zeilen bilden, iſt die dicke Haut, Die Diefes Thier umgibt, kunſtreich zuſammengeflochten. Bald ſtreckt ſich die rbhrige Seeblaſe wie eine mehr als einen Fuß lange Röhre aus, bald zieht fie ſich faſt in eine Ru⸗ gel zufanımen, Der Rüden ift rothbraun; von glei⸗ her Farbe find bie pyramidenfdrmigen Fleiſchwaͤrz⸗ chen, nur haben fie weißliche Spitzen. Aus ihnen quillt ein weißlicher Schleim, der den Körper ſchluͤ— pfrig macht, Durch Muffeln kann ihr Eigenthuͤmer fie einziehen und erhöhen, So gleichfam befäct iſt der etwas hellere braunroͤthliche Bauch mit Roͤhr⸗ chen, daß kaum ein Nadelknopf dazwiſchen Platz hat. Sie haben eine glaͤnzend weiße, vorn aber, wo fie wie ein kleines Naͤpfchen gebildet find, braun⸗ me Farbe. Vermoͤge on. faugt fich Diefe Sees blaſe 280 Noͤhrige Seeblaſe. blaſe feſt an, um nicht von den oft tobenden Wellen des Meeres fortgeriff en zu werden. Da fie ſich ges gen das Mine zu aufhält, wo oft fo heftige Brau⸗ dungen, ſelbſt Bothe und Chaloupen hin und her ſchleudern, ſo war ihr dieſes Geſchenk der muͤtterlich ſorgenden Natur um deſto nothwendiger. Je nach⸗ dem ſie ſich bewegt, je nachdem findet ſie auch fuͤr noͤthig, mehr oder weniger Warzen und Roͤhrchen aus: oder einzuziehen. Bey einer todten fieht man von leßtern gar nichts. Auf die ungehenre Menge von den Muffein aber, die zur Bewegung fo vieler Or⸗ gane nöthig find, mag unfer über diefes Thier billig ftaunender Leſer ſelbſt ſchließen. Da jedoch dasſelbe in unſrer Abbildung zu klein iſt, als daß die genann⸗ ten Werkzeuge die gehoͤrige Deutlichkeit haben koͤnn⸗ ten, fo wird die Vergrößerung uns in den Stand fegen, und von den Pyramidenwarzen (335), den Saugeröhrchen (336) und den aͤſtigen Fühlern am Kopfe (337) etwas beflimmtere Begriffe von dies fen Theilen zu machen, als wir durch den An⸗ blick unfrer Seeblafe nicht erlangen würden, Gebt mon diefen Murm in ein Gefäß mit Seewaffer, fo Daß diefes nur zwey Zoll hoch über feinem Körper Bent, fo hat man das angenehme Schaufpiel eines | thieri⸗ Möhrige Seeblaſe. 281 thterifchen Springbrunnens. Aus der Afterdffuung - fprüßt er das Waſſer ein Paar Zoll Hoch, noch höher aber, wenn er fo eben erft aus dem Meere kommt, und ſtark beruͤhrt wird. Denn treibt er es wohl auf zwey Fuß hoch und wird hart wie Holz. Mit Erz ftaunen bemerkt der Beobachter, daß diefe Seeblafe, wenn fie etwa eine Stunde aus dem Meere genom⸗ men tft, etwas von fich gibt, dad man fir Gedaͤr⸗ me halten muß, die mit Meerfand, Gras und Eos rallenſtuͤckchen angefüllt find. Mit ihnen geben auch Gefäße von ihr, die Eyer enthalten, fo daß höchft wahrfcheinlich die Geburt ihrer Kinder der Tod der Mutter wird. Häufig macht fie eine zitternde Bez mwegung. Im mittelländifchen, adriatifchen und ins difchen Meere findet man fie. Man hält fie für dag Thier, das die Chineſen als eine Leckerey ſpeiſen, und Chaiſan nennen. Sie trocknen erſt dieſe See— blaſen, indem ſie dieſelben, an Faͤden gereiht, auf⸗ haͤngen. Auch ſoll man vermittelſt dieſer Thiere in Oſtindien dem Arak eine gewiſſe Schaͤrfe, die einen Durſt, immer mehr zu trinken, erregt, geben; ein Umſtand, der ſich bey ſtarken Trinkern uͤberall ein⸗ findet, ohne daß die Saftwirthe Seeblafen verfihreis ben dürften. Ob wirklich die Salangane ihr bes Wuͤrmer J. Th. Rn ruͤhm⸗ 232°. Biopenblafe " rühmtes eßbares Neſt aus diefer Seeblafe veifertige, wie einige Indianer Kämpfern verfichern wollten, müßen wir unentſchieden laſſen. Zehn baumaͤhnliche Fuͤhler umgeben den obern Theil der Rippenblaſe (H. Pentactes 338), und fünf Doppelreihen Warzen laufen an dem Iänglich eyformigen Körper, deffen dunkles Kleid bald röthe lich, bald gruͤnlich fpielt, fo nach der Länge hin, dag er gerippt feheint, Diefe Warzen kann die Rippens blafe faft ganz in ſich hineinziehen, zuweilen aber auch ziemlich weit heraustreiben. Im Mittelpunet der buſchigen Fuͤhlwerkzeuge, die oben im Kreife ſte⸗ ben, und von ihr ganz verborgen werden koͤnnen, ift das runglige Maul, daß fie bald ausdehnt, bald Zleiner macht. Auch hinten-hat fie eine ähnliche Deffuung, Bill fie finfen, fo fangt fie Waffer eins will fie aber ſich ſchwimmend fortbewegen, fo fprüßt | fiees von ſich. Das stlantifche und adriatifche Meer nebft Der Nordſee beherbergen diefen ſchoͤnen Schleims wurm; wenigftens ift er bisher nur in dieſen gefun⸗ den worden. Dod) folgt daraus nicht, daß er nicht auch in andern Meeren zu Haufe feyn koͤnne. Spindelförmig und mit ungemein zarten Fe bein, wie mit Wolle, befleider if die Spindels | biofe Spindel⸗ Segelblaſe. 283 blaſe CH. Fuſus 339). Ganz Heine Schuͤppchen | machen die graulich rothe Haut etwas runzlig. Ge⸗ woͤhnlich iſt dieſes Thier vorn und hinten duͤnn zu⸗ gehend, und man ſieht nichts von den Organen. Sehr felten, manche wohl nur einmal in ihrem Les ben, floßt die Spindelblafe aus der vordern Deffs nung einen trichterfürmigen hohlen Körper, was eis gentlich der Schlund mit dem in der Mitte liegenden Maule ift. Diefes umgeben zehn gefiederte Fühler, von denen aber ein Zufall dem Originale unfrer Abs bildung ein Paar geraubt haben mag, Mir fehen dieſes fchone Werkzeug (340) vergrößert, Am bins tern Ende der Spindelblafe, zumeilen auch um die ‚Mitte ihres Kdrpers, kommt ein Bündel von Fibern hervor, in denen Eyer eingewidelt find. Um Däns nemark und Norwegen iſt m artige — zu finden. Wir haben ſchon oben einer Kae Sechlafe gedacht , Die bey günftigem Winde leicht auf der Oberfläche der See einherfchwimmt. Mir wollen aber unfern Kefern noch eine bekannt machen, die im mittelländifchen Meere zu Haufe iſt. Dieß ift die fonft zu den Medufen gerechnete Segelblafe (H. Spirans, Medufa Velella 341). Nicht mit Uns Nnz3 recht 284 Segelblaſe. recht zaͤhlte man ſie den Meduſen bey, denn ihre meiſten Eigenſchaften ſind von der Art, daß ſie ſehr ſchicklich unter den Meduſen ſtehen kann. Inzwiſchen da wir ſchon unter den Seeblaſen einen Segler gehabt haben, ſo wollen wir immer auch dieſen in der Nach⸗ barſchaft des Beſansſegels laſſen, wie es Forskaͤl für gut fand. Dieſe Segelblaſehat einen eyrunden Koͤrper mit einer Menge Furchen und Strichen, der nach ſeiner Flaͤche auf dem Waſſer wie ein Nachen ſchwimmt; in der Mitte iſt wie eine Schilderhoͤhung, und uͤber dieſer das hautige Segel, das ſie bald auf⸗ bläst, bald niederlegt, je nachdem fie fortfchwimmen oder ruhen will. Die Spanier nennen fie daher die Galeere, | Eine Menge einfacher Safern , die vorn eine Deffnung haben, gehen unter dem Körper here vor, Gie mögen zum Athemhohlen dienen, denn es zeigen ſich öfters an ihrer Spitze Luftblaͤſchen. Vielleicht bedienen ſie ſich ihrer auch als Ruder, um die Kraft des Segels zu vermehren. Die Farbe die⸗ ſer Seeblaſe iſt blaulich gruͤn. Bewahrt man ſie in Waſſer auf, ſo theilt ſie dieſem ihre Farbe mit, macht es aber auch ſtinkend. In Weingeiſt wird ſie weiß. Der ſie allenthalben umgebende Schleim macht, daß ſie uͤberall leicht haͤngen bleibt. Sie ſoll, ſo be⸗ | i haus Nackte Seeblaſe. 285 haupten die Fiſcher, mit Oehl oder Butter — eine wohlſchmeckende Speiſe ſeyn. A Mit der fo kunſtreich gebildeten nackten See⸗ blafe (H. Nuda), die wir von oben (342) und von unten (343) ſehen, befchließen wir unfre Unterhal- tungen über dieſes Thiergeſchlecht. Um Marfeille und Malta ift dieſes hoͤchſt ſonderbare Geſchoͤpf zu finden. Man glaubt eher eine Blume als ein Thier zu ſehen. Auf feinem runden Körper befindet ſich wie bey der vorigen Seeblaſe eine fchildfürmige Erz hoͤhung. Diefe ift weiß mit einem blaulichen Ran⸗ de, fo wie die übrigen Theife dieſes Thieres blaulich | grün find, Der äußere Rand des Körpers ift puns etirt. Auf der untern Seite fieht man das Maul in der Mitte, von wo aus die viele Fühler laufen, die mehrere Feine Kubtchen an unbeſchreiblich feinen Stielchen haben, Welch ein Bau eines Thieres! Melche Mannigfaltigfeit der Organe! Und wie gleichſam in eine neue Welt verſetzt müßen fich unſre Leſer bey folhen Schleimthieren fcheinen, die, wer nigſtens für den erften Anblick, fogar nichts von dent an fich haben, was fie fi ch ſonſt bey dem Worte “* zu denken pflegen. Mg k Tab, 286 a Zee Tab. XXXVII. Steinbohrer. Terebella Der Bartige (344); Der Muſchelnſam⸗ melnde (345-347). DerZweyhörnige (348. 349) Gemeiniglich in den Löchern der Zelfen und Klip⸗ pen im Meere wohnen die Steinbohrer, deren eilf Arten bekannt ſind, worunter freylich manche in ei⸗ ner ſehr nahen Verwandtſchaft mit den Amphitriten zu ſtehen ſcheinen. Ob fie ſich aber jene Felſenlocher | felbit bohren, und dazu, wie einige wollen, einen fcharfen, die Steinmaffe erweichenden Saft von der Natur erhalten haben, das ift unentſchieden. Ges yoiffer aber iſts, daß mehrere unter ihnen ihren weis chen, empfindlichen Körper in eine Röhre ſtecken. Er ift wurmformig und hat Kiemen an der Seite; Dorn iſt das Maul, aus dem ein Föcherartiger Ruͤßel hervortritt, Mehrere Fühler fiehen um das⸗ felbe herum. In einer fehr zerbrechlichen Roͤhre der bartige Steinbohrer (T. Cirrata 344). Sein roͤthlicher Körper beſteht aus ringformigen Gliedern, J deren Bartiger Steinbohrer. | 287 deren fechzig bis ſiebenzig ſind, die nach Sinten zu immer dünner werden. Seine Länge beträgt 3—4 Zoll. Aufgeſchwollne Lippen hat das Maul. An der obern ſtehen lange Fühler faft gerade ausgeftreckt und an den € Seiten gefrauste, Mehrere Warzen laufen längs des Koͤrpers hin. Verwundet man dieſen, ſo fließt ein rother Saft aus ihm, der das Waſſer verdunkelt und roͤthet. Um Island wird dieſer Steinbohrer gefunden. In zahlreicher Menge bemerkt man an den Kuͤ⸗ ſten Hollands den Steinbohrer im Muſchelkleide, den man eben darum den Muſchelſammler (T. Conchilega 345) nennen kann. Er baut ſich aus lauter Muſchelſtuͤcken eine Roͤhre, die einen halben Fuß lang und von der Dicke eines Federkiels if, Sie hat eine cylindrifche Form und iſt faft gleich weit, nur unten zugefpibt. Die Muſchelſtuͤcke, un⸗ ter denen man auch zuweilen ganze Mufcheln und Kieß erblidt, find mit großer Kunft, hie und da ‚wie Dachziegel auf der innern Haut, die fie zuſam⸗ menhält, geordnet, Gene Haut feheint ein Teint artiger Saft zu feyn, den das Thier ausgeſchwitzt hat. Auch ohne Mufcheln, bloß aus Sand, fand man folche Röhren, Ganze Haufen liegen zumwellen - am 288 Muſchelnſammler. am Strande, aber gemeiniglich leer, und nur ſelten ſieht man ihren Bewohner (346). In ihm erblicken wir einen gekruͤmmten Wurm, der vorn einen ſtar⸗ ‚Een Buͤſchel Fühler, vermöge deren er ſich feſt an⸗ ſaugen kann, beſitzt. Gleich dabey ſtehen Kiemen, wie die niedlichſten Corallenbaͤumchen. Sie ſind mit blutrothem Saft gefüllt, Dieſer tritt ploͤtzlich zuruͤck, fobald man fie berührt, und fie werden bleih, Wergrößert man diefe trefflichen Baͤum⸗ chen (347), die nichts anders als die feinften Blut⸗ gefüße und ein herrliches Denkmal von der Meifters ‚band der Natur find, fo gewähren fie dem Beobach⸗ ter das ſchoͤne Schaufpiel des Blutumlaufe, und zwar in Gefäßen, gegen deren Zartheir die feinften ‚Hasrröhrchen grob genannt werden kͤnnen. Wenn der Wurm in feiner Röhre ſteckt, fo [äßter jeine Fuͤhl⸗ wertzeuge, die ihn von allem benachrichtigen, was um ihn her vorgeht, oben heraushängen. Durch den weißen Körper ſcheinen die rothen, innern Gefäße durch. An den Seiten iſt etwas Sranfenartiges, Das man für eine Warzenreihe halten kann. Ganz fonderbar fieht der zweyhoͤrnige Stein= ‚bobrer (T.Bicornis) aus, den man in den Mate mor⸗ und Kalffelfen des Eylandes St, Croix entdeckt Ä hat. Zweyhoͤrniger Steinbohrer. 289 1 hat. Ein großer Buͤndel von mehr al hundert Fuͤhl⸗ faͤden liegt auf jeder Seite des Kopfs. Sie bilden eine gewölbte Schutzwehr um den durch ſie hingehen⸗ ven. Feulfürmigen Ruͤßel, der oben eine hornartige Platte hat, aus der zwehy aͤſtige Horner wie Hirſch⸗ Yu | geweihe emporftehen. Wenn man dlelen Stein⸗ bohrer von oben betrachtet (348) , fo bemerkt man hinter dem Kopf eine Art von Brufte und Ruͤcken⸗ ſchild, der nach oben in zwey Lappen, nach unten in ſechs Rippen ausgeht. Auf beyden Seiten dies ſes Schildes, ja ganz herunter bis zur Schwanz⸗ ſpitze, befinden ſich gelbe Borſten. Letztere hat eine feine Oeffnung und zwey weißpunctirte Linien auf beyden Seiten. In der Mitte ſieht man ein Gefaͤß, das durch den Koͤrper lauft. Auf der untern Seite (349) erſtreckt ſich der Körper bis zum Kopf hin, ohne —* der REN eine nn. —* "IE: DSB. Ar SAT EIBIE Sehr gern liegt: diefer —5 am Ein⸗ gauge ſeiner Felſenloͤcher mit ausgebreiteten Fuͤhl⸗ hörnern, um die erquickende Wärme des Sonnen⸗ ſcheins zu BEER — * auch — zu lauern. BET 03 227: . a * 4 \ ß Te — Kar — 5 1 ar Ih, Mn TUR HER ui Wuͤrmer J. H. D» Tab, De: —— OERSOE r Tab, XXXVM. Kiemenwurm Leérnæa. u De Karauſchenwurm (350). Der Kabel⸗ jauwurm (3 51). Der Kaul [kopf kiemen wurm (352.353). Der Knotige (354. 355). Du Bruſtklemenwurm (350.357) Kine wahre Geiſel für die Fiſche find die Kiemen⸗ wuͤrmer oder Lernaͤen. Sie haͤngen ſich an ihre Kie⸗ men, auch wohl an andre Theile, und ſaugen ihnen das Blut aus. Ihr walzenformiger Körper hat zwey bis drey cylindriſche Arme, oder Fuͤhler, die ihnen zum Anhaͤngen dienen, "Man kennt funfzehn Arten Schleimwuͤrmer, denen man ihre Stelle unter dieſen Lernaͤen Aanwies. Diele ſchl — 2— —** ei⸗ nen getheilten Eyerſtock mit ſich. Nichts weniger als ein Thier ſcheint der Ra⸗ rauſchenwurm (L. Cyprinacea 350) zu ſeyn. : Der eiwas runde, Feulenförmige Körper iſt durchs ſichtig und eigentlich weiß," vom Moofe aber: grüne > Jich „oder Vorderleib cylindriſch und gablig. Zwi⸗ ſchen der Gabel befindet ſich ein Knoͤtchen und die ne —— Die kleinen —* —* vorn mond⸗ J— | Karauſchenwurm. 2918 mondfoͤrmig gebogen, und durchſichtig wie Kryſtall. Die Laͤnge dieſes Wurms beträgt hoͤchſtens die Breite eines Fingers. Er ſetzt ſich oben auf Karpfen und Karauſchen, um ihr Blut zu ſaugen, draͤngt ſich mit ſeinem Vordertheil zwiſchen ihre Schuppen hinein, und verlegt fie durch feine Biffe fo, daß fie rothe Flecken befommen, Erſtaunen und nicht wenig Lärm . ‚erregte es ſchon hie und da, wenn man folche Podens fifche befam, und vorzüglich wollte man, da im Jahre 1783 In einem Dorfe die Pocken wütheten, und zu gleicher Zeit eine Menge Karaufchen, mit | unzählichen Blutflecken, gefangen wurden, es fi ch > durchaus nit nehmen laffen, daß beydes einerleh ‘Uebel ſey, und. der Aberglaube fchien unentſchloſſen, ob er die, ganz natuͤrlich bezauberten, Fiſche verbren⸗ nen oder — erſaͤufen ſollte. Noch beſitzt man keine ganz zuserläßige Abbils ‚br von dieſem Wurm. Treuer und ald Thier Tenntlicher iR der Bao beljauwurm (L. Branchialis 351) ‚san dem wie auch die merkwürdigen: Eyerfäde wahrnehmen, Sein runder Körper ift winflig gebogen. Der vors dere Theil ift etwas dicker, der hintere geht duͤnn zu und * eine Oeffnung. Vorn ſtreckt ſich ein Hals Do 2 empor, auszubekommen. 292 Soli empor, der ſich im drey Aeſte ausbreitet, an denen. A Beine Fühler fich befinden. Zwiſchen diefen Aeſten oder Hörnern iſt da8 Maul, das ber Wurm wie.eine . Röhre ausſtrecken und zuruͤckziehen kann. Geine Farbe iſt, je nachdem das Blut mehr oder weniger durchſcheint, bald höher , bald tiefer roth. Auf die ſeltſamſte Art von der Melt hängt. hinten.der gedop⸗ pelte Cyerſtock. Er befteht aus einem kunſtreichen Geflechte duͤnner Fäden, bie wegen den Burchfchels nen der runden Eyer geringelt ausfehen. Mit feis nem ganzen Kopfe bohrt ſich dieſer bintgierige Wurm An die Kiemenbefleidung bes Rabeljans hinein, und weiß fich darin fo feftzufegen, daß ohne Diefe zu zer⸗ ſchneiden, es unmoͤglich iſt, ur unverſtuͤmmelt her⸗ Noch einige ſonderbare Kiemenwuͤrmer mäßer wir unfern Leſern befannt machen. Iſt auch gleich ihre Geſchichte, fo weit ſie bis jet bearbeitet if, weder anziehend, nodyimannigfaltig, und muß man ſich oft bloß begnügen, ſich mit ihrer Außerlichen ‚Beflalt zu unterhalten, fo iſt doch auch diefes nicht _ „ganz ohne Werth. Denn mit ihrer Kenntniß erwei⸗ " «tert fich ja uͤberhaupt unſre Einſicht von dem uͤber⸗ ſchwaͤnglichen Reichthum der Natur an Formen und Ge⸗ Kaufkopfötiementonrnt: Antigen 293 Geſtalten: und ſelbſt die uns nichtswuͤrdig ſcheinen⸗ den Schmaroger, die Kiemenwürmer, erlangen in unfern Augen eine größere Wichtigkeit, wenn wir und durch den Anblick überzeugen, wie mannigfaltig ſie die Natur gebildet und ausgeſteuert habe, um ‚ ihren Beruf, andern Gefchöpfen vielleicht das übers flüßige Blut auszufaugen, und damit zugleich * ſelbſt zu erhalten, zu erfüllen: —2 So unformlich der Kaulkopf iſt, ſo unfbrmlich | wird und auc) der BeulFopfskiemenwurm ER Gobina) vorkommen, wir mögen: ihn von oben (332) oder von unten (353) anſehen. Sein flacher Koͤrper ge t nad) ober in einen Kopf mit zwey auswärts geboguen Hoͤrnern zu. An den Seiten ſind zwey Arme, die wie gegliedert ausſehen. Hinten befin⸗ den ſich dieſen etwas aͤhnliche gegliederte Fuͤße und zwiſchen ihnen ſpiralfoͤrmig gewundne Faͤden, deren ſpitzige Enden herunter haͤngen. Zwiſchen ihnen moͤgen die Eyer ſeyn, vielleicht: daß: jene zartern Gaͤnge ſelbſt ſie enthalten. Die Farbe dieſes Bm. ſchoͤpfs iſt weiß ins Blaue fallend. Hatte dieſer Arme und Fuͤße, ſo beſitzt — der Rnotige (L. N odoſa) eine Menge Knoten, bie an feiner Ruͤckenſeite (354) etwas ———— als Oo 3 an 204 Bruſtkiemenwurm. 64 ander Bauchfeite (355) erfchei ii.) Eigentlich find dieß eine Menge Warzen. Bon unten ſieht man Ar⸗ me, aber aͤußerſt kurz, auch iſt da der auf dem Ruͤ⸗ cken gewoͤlbte Körper flach und hohl. Hinten hängen die kolbigen Eyerſtoͤcke. An einem Meerbraſſen iſt er gefunden worden. — ——— Nur um der —— — — * wir noch den Bruſtkiemenwurm (L. Pectoralis) bins zu. Dieſes Feine Geſpenſt wird an den Brufiflofe fen mehrerer Schollenarten, der gemeinen, des Slüns ders, der Ölahrfeu. a. gefunden, Der dicke, halbe: runde Kopf, der oben (356) erhaben, unten (357) flach tft, mit fichelartigen, Heinen Fuͤhlern und iner Menge kunſtreicher Organe, der ſeltſam abgeſtuht J Leib, der einen cylindriſchen, kurzen Anhang mit klei⸗ nen Borſten hat, die von ihm herabhaͤngenden Eyer⸗ ſchlaͤuche, die ſo artig geringelt ſind, da ſich zwi⸗ ſchen jedem Ey eine durchſichtige Stelle befindet, dieß und noch manches Andre vereinigt ſich, auch dieſes kleine Geſchoͤpf zu einem der Aufmerkſam⸗ keit des Naturforſchers — * — zu machen. — Tab. —VBB EEE LT IN N N nl a (en R AAN — 2: — u "Tab, KXXVIIL. Soemoosfänede, Berlin " Geegraskriecher 63). gFiaeiſanee | Clio,“ Nordfluͤgelſchnecke 69 360). Bis her nur zwey Arten von Seembosſchnecken ſind bekannt. Sie bewegen ſich nie frey in ihrem Ele⸗ mente, und muͤßen einen fremden Koͤrper haben, um ſich anzuhaͤngen. Ihr Leib iſt ſehr platt gedruͤckt. Ueber ſeine Mitte lauft eine tiefe Furche. Ihre Mundöffnung hat Feine Zaͤhne. Drey ve duͤhler ‚dienen ihnen ſtatt der Arme oder Fuͤße. Auch der ſchwimmende Seetang ſollte nicht ohne Bevolkerung ſeyn. Der große Schoͤpfer, der allem nicht nur Bewohner, ſondern auch das, was ſie zu ihrem Gluͤcke beduͤrfen, in die Naͤhe zu geben wußte, wollte, daß auch der Seetang, wie die Weiden des feſtenLandes, nicht unbewohnt bliebe, Auf dieſer ſchwimmenden Wieſe lebt der Seegraskriecher (Sc. Pelagica 358) und hält fi) mit der Spalte: feines braungelben, | plattgedrüdten Leibes auf ihm feſt. An ven Seiten —** Heine, kegelformige Erhöhungen, De Rüden hat 206 Sigeieöneitet \ hat dunkle, kurze Borften und ſpitzige Ränder, woran die Zühlerchen figen. uebrigens findet man in der Beſchreibung dieſes Thieres Manches, was ſich mit den bis jetzt bekannten Abbildungen nicht recht ver⸗ einigen laͤßt. Vielleicht iſt es der zukunft aufbehals ten, und eine richtigere zu ſchenken. ar Eben fo find: wir anch über die Skägelfchnecen noch lange nicht ganz im Reinen. So nennt man raͤngliche, frey im Meere ſchwimmende Wuͤrmer, de nen zwey haͤutige, einander gegenuͤherſtehende Floſſen wie Flügel zu Teil wurden. Man lkennt ſechs Ar⸗ ten, Unter ihnen fpielen einige, mit den ſchoͤnſten Farben, und gewähren einen überaus angenehmen Anblick, wenn fie mit der ihnen eignen Leichtigleit an der Oberfläche des Waſſers hinſchwimmen. ‚Sin weiches, weißliches Thier iſt die Nordfluͤ⸗ gelſchnecke CC. Borealis 359). Ihre etwas durch⸗ ſichtige Haut fühlt fich rau an. Wir fehen die Lap⸗ pen am Kopfe, die in Fleiſchwarzen ausgehen, die Heinen Fuͤhler und die ſogenannten Fluͤgel, was eis gentlich vier blaͤtterformige Anſaͤtze am Kopfe find. An der untern Seite (3600) erblickt man das Maul, Dieſer Wurm ſoll eine Speiſe der Wallfiſche ſeyn. — —— beweist nicht das mindeſte dagegen. Denn. KIXXX I. *4 Kali R * * Dintenwuͤrmer. 2907 Denn es iſt ausgemacht, daß diefer Rieſe des Meere nichts weniger, als ein gefraͤßiges Raubthier ſey, dem nur große Biſſen genuͤgten, und daß ſelbſt der Ban feines Schlundes HER nur Hleine Den zu vers es erlaube. Tab, xxxvm. XL, . Dintenwurm. | Sepia. * Kuttelwurm (361. 362). Der Salmar Ä (363- - 366). Der Meerpolyp (307. 368). Eyer (369- "375%, | Mir —** zu einem der ewigen Ge⸗ ſchlechter unter den Schleimwuͤrmern, naͤhmlich zu den Dintenwuͤrmern, die man auch Dintenfiſche, Blackfiſche nannte. Nur mit Muͤhe entſchließt ſich der Naturforſcher, ihnen in der Ordnung der Schleim⸗ wuͤrmer, die, bey aller Kunſt ihres Baues, doch weit einfacher ſind, ihre Stelle zu laſſen. Denn ſie unter⸗ ſcheiden ſich von ihnen durch einen weit mannigfalti⸗ gern, innern Bau, durch beſſere, wenigſtens in die Augen fallendere Sinnenwerkzeuge und durch heſtim̃⸗ Wuͤrmer J. Th. Pp te 08 Dintenwuͤrmer. ge BEER fo ſichtbar Son ’jenen, und haben fo Manches mit den Fiſchen gemein, daß der Syſte⸗ matiker ſich in Feiner geringen Verlegenheit befindet, welche Stufe er ihnen auf der Leiter der MWefen ‚ots er fich dent, anweifen, und wen er ihnen zu A machſten Nachbaren geben ſoll. Da aber dieſe Unters ſuchungen nicht eigentlich für unfre Unterhaltungen ‚gehören, fo begnügen wir uns, die Dintenwärmer da gu lafien, wo fie die meijten Naturforfcher-hingefteltt ‚ haben, und eilen unſern Lefern dig nähere Bekannte Schaft diefes hoͤchſt feltfamen und der Betrachtung würdigen Thiergeſchlechts zu verfchaffen, | H Alle Dintenwuͤrmer, deren bis jegt nicht meh aals acht Arten befannt find, Haben einen mehr ſehni⸗ gen als fleiſchigen Körper, der gemeiniglich in einer Haut ſteckt, die man ziemlich uneigentlich Scheide nennt, und die das Bruſtſtuck umhuͤllet. Ihr dicker Kopf mit ſeinen großen Augen iſt eigentlich große schen dem Leib und den Füßen. Zwiſchen Diefen bes findet fich das hornartige Maul, das ein hartes, eis nern dalkenſchnabel gleichendes Gebiß hat. Eine Queroͤffnung, durch die man mit der Hand bis an die Eingeweide hineinlangen kann, iſt an der Baſis des Leibes und uͤber ihr eine trichterſormige Auswurfs⸗ 5 here IN NAT * \ rbhre. Sie dient, um die Unreinigfeiten auszuwer⸗ vo ru dintenaͤhulichen Saft fortzuſpritzen, den nwurm zu feiner Vertheidigung in einer | Blafe ben fich führt. Was aber am meiften an ihm auffällt, find feine Fuͤße, oder, wie fie einige nennen, Arme Sie find innen mit einer doppelten Reihe von Saugenaͤpfchen beſetzt, mit denen ſie ſich an ihre Beute anklammern und die wie Schroͤpflopfe faſſen. Aus einer Menge von Fibern hat die kunſtreiche Hand der Natur dieſe Naͤpfchen zuſammengeflochten. Ihre Anzahl ſteigt mit dem Alter der Dintenwuͤrmer, und man hat an manchem mehr als tauſend gefunden, Außer diefen Armen oder Füßen, wie man fienun zu nennen Luft hat, obwohl wir von nun an bie letztere Benennung beybehalten wollen, haben einige Dinten⸗ wuͤrmer zwey längere Sänger, mit denen ſie ihre Nahe zung faffen und zum Maule bringen. Auch diefe find ander innern Seite mit Saugnäpfchen befest, Aber nicht nur zur Nahrung, auch zu anderm Gebrauche wiſſen fie ihre Zänger und Süße anzuwenden. Bald werfen fie jene bey ſtuͤrmiſcher See als Anker an einen Felſen aus, um fidy beym Toben. der Wellen feſt zu halten; bald müßen ihnen diefe zum Gehen, und bald zum Schwimmen ald Ruder dienen, Doch un bi BR. Pp2 iſt D intenwurmer. iſt das nicht bey allen Arten der Fall, indem nur ei⸗ nige mit ihren Süßen wirklich gehen Fonnens Oft - findet man Dintenwürmer mit weniger Fuͤßen, als man ſonſt bey den naͤhmlichen Arten zu ſehen gewohnt iſt. Man kam auf den Gedanken, ob ſie nicht zu⸗ weilen ſich ſelbſt anfraͤßen oder in der Hitze eines Kampfes verſtuͤmmelten. Allein es iſt ausgemacht, daß andre Thiere fie ihnen bald ausreißen, bald ab⸗ beißen. Sand man doch einmal den Magen einer Muraͤne vollgeſtopft von ſolchen Füßen. Im Grun⸗ de iſt der Schade fuͤr ſie eben ſo gar groß nicht, weil ſie wieder nachwachſen, indem auch ihnen die ſo wohlthaͤtige Reproductionskraft zu Theil war. Hoͤchſt merkwuͤrdig iſt eine andre Eigenſchaft, die ihnen die Natur ſchenkte. Sie leuchten naͤhmlich i im Finſtern. Nicht bloß, wenn fie todt find, und in die Verweſung überzugehen anfangen, bemerkt man bas an ihnen. Reuchteten ſie nur in dieſem Falle, fo würden fie dieſe Eigenfhaft mit fo manchen andern Geſchoͤpfen thei⸗ Ien, daß es kaum eine ausführlihe Erwähnung verdiente. Aber bey den Dintenwuͤrmern ſcheint nicht ſowohl das Fleiſch, ald vielmehr der Dintenfaft, den fie beſitzen, den Lichtſtoff zu enthalten. Aus ei⸗ nem Meerpolypen, den man einmal oͤffnete, brach gi, Wr ein 300 jr in ſo ſtarkes eicht hervor, daß das ganze Zimmer zu brenuen ſchien. Wie kleine Sternchen haͤngte ſich — 301 die Feuermaterie an die Finger. Je naͤher das Thier dem Zuſtande der Verweſung Fam, deſto ſtaͤrker wur⸗ de das Leuchten. Die alten Gauckler und Taſchen⸗ ſpieler wußten ſich des Saftes der Dintenwuͤrmer zu einem Kunſtſtuͤcke zu bedienen, das ihr Anſehen ver⸗ mehrte. Sie tauchten den Tocht einer Lampe in ihn, iͤſchten die übrigen Lichter aus, und num ſah die ganze Gefellichaft, der fie ihre Geſchicklichleit zeig⸗ ten, beym fchwachen — ** der — * * eine Neger⸗Geſellſchaft aan? 9m Man findet ——— von männlicher and andre von weiblichem Gefchlechte, Die letztern Tegen ihre Eyer in Geſtalt einer Traube in’ ihre Hoͤh⸗ lem, Nach funfzig Tagen fommen die Zungen aus ‚amd Friechen in unzählicher Menge aus den Br | | wie junge Spinnen, Man kann die Dintenwürmer ‚effen, Da wo — die Anzahl der Nahrungsmittel beſchraͤnken, find fie Eine willklommne Speife mehr. Man kocht fie frifch im ihrer Brühe oder Dinte; aber ‚man kann fie auch: trocknen und einſalzen. Ihre werden als ein Leckerbiſſen betrachtet. Um | Ppz das 302 Dintenwuͤrmer. das zaͤhe, ſehnige Fleiſch weicher zu machen fchlägt man es gewaltig, wodurch es weich und weiß, wie Hummerfhwanz,. wird, In der. Sifcherey geben die Dintenwürmer vortrefflichen Kdder ab. Nur wirkt ex fo ſtark auf die Fiſche, zumal die Dorſche, daß man hie und da feinen: Gebrauch zu verbiethen für gut fand, Doch wir wollen jest bie drey vorzuͤg⸗ Uichſten Arten jenes Thiergeſchlechts naͤher beſchrei⸗ ben, wobey wir uͤber Manches, was wir in jener allgemeinern Geſchichte desſelben nur mit einigen Winken andeuten konnten, uns etwas audführlicher erklaͤren kͤnnen. Man kann das ganze Geſchlecht in zwey Familien theilen, deren eine ſich durch acht kurze Fuͤße, zwey lange Faͤnger, Floſſen am Leibe, und einen Knochen am Ruͤcken auszeichnet, die andre aber weder Faͤnger, noch Floſſen, noch einen Ruͤckenknochen, dagegen aber eine Schwimmhaut bat, die die acht langen Füße am Grunde miteinander verbindet. Schon die Algen kannten die meiften Mitglieder diefer zwey Familien. Denn fo fehr auch in unfern Zeiten die Naturgeſchichte bereichert wor⸗ den iſt, ſo muß man doch, wenigſtens in Abſicht der Dintenwuͤrmer, ſo gerecht gegen das Alterthum ſeyn, amd das Geſtaͤndniß ablegen, daß die neuern Zeiten | nur Dinten wurmer. 33 nur wenig * hin zuzufuͤgen wußten, was ſchon die Alten entdeckt und beobachtet haben, Diefen ver⸗ danken wir —* alles, was wir von den Dinten⸗ wirmern wiffen, zumal dem. großen: Naturhiftoriter Ariſtoteles, und einer der competenteften Richterin dieſem Stiche, Prof, Schneider, läßt dieſem oft ver⸗ | Tannten und mißverfiandnen Schriftfteller die Ges zechtigleit widerfahren, daß er in Abficht der: Ges nauigkeit und Vollſtaͤndigkeit ſeiner Beobachtungen uͤber die Blackfiſche oder Dintenwuͤrmer noch un übers troffen ſey. Ein Umftand trug freylich nicht wenig bey, daß die Alten eine fo genaue Belanntfchaft mit Den Dintenwürmern erlangten, Die den: Nachfor⸗ ſchungen der Neuern wenig übrig ließ: Häufig wu ‚den von ihnen diefe Würmer genofjen, und zumal Die Griechen liebten fie ungemein, Um fie alfo zu belommen, mußte man ihre Lebenäweife, Nahrung, JInſtincte u. d. m. forgfaltig beobachten, und fo lernte man zufaͤllig von ihrer Lebensart: mehr, als andre Nationen, Zwar werden in Portugal und andern Gegenden noch bis diefe Stunde Millionen gegeſſene aber hier iſt nicht der Sitz der Beobachtung und des Forſchens. Man wartet, bis die Feinde der Di tenwuͤrmer ſie herbeytreiben, und ihren dang ſo er⸗ 2% leich⸗ 304 Kuttelwurm. leichtern, daß auch der Traͤge nur feine Hand aus⸗ ns darf, um fie zu fangen m nn 8 Zur erſten Familie der Dintenwürmer gehhrt der Ruttelwurm (S. Officinalis, la Seiche 361); der auch den Nahmen Seekatze, Dintenfifch, Kut⸗ telfifch, Blackfiſch führt: Sein Leib iſt rund und breit. Um ihn herum lauft eine ſchmale Floſſe, die man in der Nöbildung des irn: von der uns tern Seite (362) deutlicher fieht, als ander obern. & lang als der. Koͤrper, find die weißen Fänger oder Fuͤhler. Der an der rechten Seite ift etwas Dicker, Born find fie mir den (don genannten Saugnäpfe chen beſetzt, die fich mit großer Kraft ausdehnen und ‚zufammenziehen koͤnnen. Die acht nicht gar langen Süße find fpisig, ihre Außenſeite ift braun, innen find fie weiß, braun pumetirt. Die großen, ſchwar⸗ zen Augen umgibt ein filberfarbiger Kreis. Das Maul mit feinen Falkenfchnabel ift knorpelartig. Mie der Dedel einer Buͤchſe, fo ſchließt die untere Kinnlade deöfelben über die obere, "Die Auswurfss zöhre ift cylinderfürmig. Der ganze Körper hat oben eine braune , unten eine weiße Farbe mit braunen Puncten. Jedoch dürfen wir nicht verbergen, daß * Nachrichten uͤber den Anzug rn Wurm aͤußerſt ver⸗ Kuttelwurm. 805 verſchieden feyen, und daß wahrſcheinlich das Alter, ſo wie die kuͤrzere oder laͤngere Zeit, die er aus dem Waſſer iſt, hierin einen auffallenden Un e eſchied nina chen moͤgen. Am Bauche befindet ſich eine Oeff⸗ "nung, in die man mit der Hand bequem hineinlan⸗ ‚gen kann. Im ‚Grunde iſt er ein ziemlich weiter hautiger Sad, in welchen man durch jene Oeff⸗ nung die Eingeweide liegen ſieht. Der Dintenbeu⸗ tel des Kuttelwurms gleicht einer Phiole. Eine file vberweiße Haut umgibt ihn. Der Saft ft dick und fuͤßlich, und von der ſchoͤnſten Shwärze Ein eins ziger Beutel kann viele Einer Waffer ſchwarz färben, An der Luft verdickt fich Diefer Saft ‚ fo daß er eine harte Subftanz wird und faft Holzkohlen gleicht. + Er if dann kornig und gleicht der ſchwarzen Feuch⸗ | tigkeit der Neger, wenn diefe mit Weingeiſt nieders geſchlagen und getrocknet wird, Liegt der Kuttels wurm am Lande und wird gereizt, fo fprüst er feie onen Saft wohl auf ſechs Fuß weit von fih, Aber "nicht bloß dadurch ſchuͤtzt er fich vor feinen Feinden, ſondern ser weiß ſich auch vermittelft desfelben wor ihnen zu verbergen, indem er das Meer um ſich Her verdunfeit, Zwar thut er noch immer, als ob er —flohe, umd leitet dadurch den Ihn verfolgenden Feind Muͤrmer J. Th, OQq auf 306 Kuttelwurm. auf eine falfche Spur; aber plöglich kehrt er: unbe= merkt in die durch feinen Saft undurchfichtig ge= wordne Gegend des Waſſers zuruͤck, wo un fein Ders | folger nicht fehen kann. Der Rückentnochen des Kuttelmurms ift siente Jich beträchtlich, - Seiner Subſtanz nad) haͤlt er das Mittel zwifchen Gräthen und Knochen, und bat ſchwammige Höhlen, Oft wirft das Meer dergleis chen Knochen aus. Vielleicht find das foldje, Deren ehemalige Eigenthünter veruinglüdt find, Denn daß ihn das Thier ſelbſt, wie der Hirſch feine Geweihe, ablegen fol, ift etwas fehwerer zu glauben, Mie ein Schaum ſchwimmen dieſe Knochen auf der Mee⸗ res⸗Oberflaͤche, und heißen daher auch Meerſchaum. Es waͤre aber irrig, wenn wir ihn für die Maſſe der berühniten Pfeifenfüpfe halten wollten, die in tau= fenderley Formen in den Händen der Tabakfreunde find. Denn diefe werden aus einer Erde, die in der Tuͤrkey gegraben wird, verfertiget. In den Apo⸗ thefen wird. diefer Kuochen unter dem Nahmen Os Sepis verkauft. Man macht Zahnpulver. daraus, Auch die Goldarbeiter wiſſen ihn zu — und geben ihm allerley Formen. Die Eyer des Kuttelwurms gleichen Myrten⸗ beeren. N — Kuttelwurm. 3. beeren. Ein klebriger Saft, den das Maͤnnchen darauf ſpruͤtzt, befruchtet und verbindet ſie unter einander fo, daß fie traubenformig zufammenhäne gen, Eben diefer Saft verwandelt die anfangs weiße gelbe Farbe in Schwarz. Die Eyer wachfen noch ſo lange, bis der Peine Bewohner fein Haus zerreißt und ausfchlüpft. Die Mutter fit eine Zeitlang darüber und brütet fie aus, Gewöhnlich hängt fie — ; diefelben an. Tang , Rohr, Pflanzenäfte u. d. m. am Strande, oder an Bündel Reifer, die ihr die Fi⸗ fcher aus eben, diefem Grunde hinlegen, Sie macht aber in dieſem Geſchaͤfte ofters einen Stillſtand. So erſchoͤpft ſcheint ſie davon zu werden, daß ſie ſich nach Vollendung desſelben kraftlos von den Wellen herumtreiben läßt, und dann — 7— gefangen wer⸗ den kann. 9 Fiſche, Krebſe, Schnecken, Patellen, zumal auch weiche Seethiere find die Nahrung des Kuttels wurms. Er wagt fich zuweilen wohl an größere Fiſche und verfchlingt fie. Dafür aber verfchlinge ihn auch der Meerwolf und manches andre Seeun⸗ geheuer. Um Liffabon erfcheinen die Kuttelwuͤrmer, wenn fie von Muränen und Hayen verfolgt werden, in großer Menge im Tagus, und werben zu Taufens 242 den R 308 Kuttelwurm. den gefangen. Die ganz niedre Volksclaſſe lebt faſt ganz allein davon. Man kocht ſie und benuͤtzt ihren bald braunen, bald ſchwarzen Dintenſaft zu einer Bruͤhe, die dieſen eckelhaften „ſchleimigen und kle⸗ brigen Wurm um nichts appetitlicher machen mag. Man haͤlt daſelbſt dieſe garſtige Bruͤhe fuͤr das Beſte, ſo daß ein Reiſender, der bloß die Dintenbeutel ha⸗ ben wollte, um aus der Dinte Tuſche zu machen, immer die ganzen Thiere kaufen mußte, wofuͤr er dann das Vergnuͤgen genoß, mit dem, was er nicht brauchte, eine Menge Hungriger, die ſich um ihn verfanmelt hatte, zu fättigen. "Ganz geſchmacklos iſt die Dinte auf der Zunge, Verduͤnnt man fie mit etwas Eſſig, und thut etwas Salz hinzu, fo kann man damit ſchreiben. Ob ſie wirklich in China den Haupt koff zu der beruͤhmten — hergebe, muͤßen wir unentſchieden laſſen. Sonſt fieng man den RKuttelwurm mit, dent. Dreyzack. Hatte man ein Weibchen gefpießt, fo- konnte man ſicher ſeyn, daß die treuen Maͤnnchen es nicht verlaſſen, ſondern ſich ſelbſt ans Schlacht⸗ meſſer liefern wuͤrden. Wurde aber eins der Letztern angeſtochen, fo. ergriff: das ſchwaͤchere Geſchlecht furchtſam die Flucht. Zieht man einen weiblichen Kuttel⸗ vi | Ealmar. 309 Knttelwurm an einem Stricke im Waſſer, fo folgen die Männchen nach und umfaſſen ihn, fo daß man alle befommen kann. Legt man Reuße, mit Myrtens und Erdbeerzweigen umfchatter, ind Meer, fo werden die Kuttelwuͤrmer bald hineinkriechen. In Dalmaz tien hängen die Fiſcher bloß Zweige ind Waffer, und kdnnen ficher ſeyn, fie.bald mit diefen Wuͤrmern bes laden wieder herausnehmen zu koͤnnen. Die Oröns länder treiben fie mit Stecken an den Strand, effen fie aber nicht, fondern machen aus der Leber Thran, um ihre Jagdriemen damit zu ſchmieren. In Mars feille fieng man Kuttelwuͤrmer durch einen ing Meer an einem Strick gelaffenen Spiegel, Die eiteln Thiere hängten ſich an, und wurden dann leicht mit einem Nee umfpannt und herausgezogen, Ziemlich ähnlid) dem Kuttelwurm, aber etwaß fehmäler und unten zugefpist, ift ver Calmar (S. Loligo, le Cafferon, Dintenfiih, Seekatze 363). Seine zwey Zähne bilden einen ſchwarzen Habichte fhnabel, Um ihm berum befindet fich eine hoͤckerige Lippe, und in ihm ift eine mit neun Reihen Zähnen beſetzte Haut, mit denen der Calmar die Speiſen zermalmt, Jede Reihe hat 36 Zaͤhne. Eigentlich kann man jene Haut als eine Enorpelige Zunge bes ' | 243 trach⸗ se 0 — Kalmam, 'trachten. Die Augen diefes Wurms find groß und blau. Er Tann fie in die Höhle zurücziehen, was zu. ihrer Sicherheit zwifchen Klippen und Corallens zacken ihnen ſehr wohlshätig iſt. Die Floſſen, die der Calmar hat, ſind ziemlich eckig. In der Abbil⸗ bung eines Jüngern Calmars (364) ſehen wir fie wie: einen Lappen unten am Leibe hängen. Gein Ruͤcken— kuvbchen ift ſchmal und feverfbrmig. Er ift knorpel⸗ ortiger, als er beym Kuttelwurm war, und faft durchfichtig „ wie Frauenglas. Wir haben das Berz gnuͤgen, diefen Ruͤckenknochen unfern Lefern abges biltet (365) zu zeigen „ ſo wie er im Sebaifchen Werke freyli unter einem ganz andern Nahmen x als eine Seefever vorgeftellt if. Auch die acht kurs zen, zugefpißten Süße und die zwey ftarfen Fänger find, wie der ganze Kopf des Calmars, etwas durch⸗ ſichtig und ſchwarz getuͤpfelt. Der Leib iſt roth ge⸗ fleckt, der Ruͤcken goldgelblich, der Bauch hellroth, der Schwanz ſchwarz puunctirt. Die Füße und Fans ger haben die fehon befannten Saugnäpfchen: Doch wird ihnen bey dem Galmar eine Eigenheit zuge⸗ ſchrieben, die hier Erwaͤhnung verdient. Jedes der auf einem Stiele ſitzenden Naͤpfchen hat drey knoͤ⸗ cherne Stacheln, die in einem Kreiſe ſtehen. Er ſoll * J Calmax. 31 foll damit felbft Menſchen gefährlich werden koͤnnen, ſie ſtark packen und niederziehen, und dann um⸗ bringen. Wenigſtens ſchmerzen die Stellen, wo er ſich angeſogen hat, außerordentlich, wenn man auch fo gluͤcklich war, ſich loszumachen. Man hat der Behauptung der Alten, daß der Calmar ſehr weite Sprünge aus dem Waſſer thun konne, wiverfprochen und fie ind Gebiethe der Fas bein verwiefen. Aber aud) in diefen Falle haben ‚neuere Erfahrungen das beflätiget, was, mit gro⸗ ßem Gefpötte über die Leichtglaubigfeit der Niten, verworfen wurde. Denn ſehr zuverlaͤßige Augen⸗ zeugen verſichern, daß fie den Calmar haben ſprin⸗ gen ſehen. Um das zu bewerkſtelligen, füllt er ſich voll Waſſer, ſpruͤtzt es dann mit großer Gewalt, wie einen Strahl, durch die am Hals befindliche Roͤhre von fi), und treibt ſich Durch Diefe Anſtren⸗ gung eine Strecke weit in die Höhe, woben er feine Süße gerade ausſtreckt. Wer ſich diefes Thier in feiner ganzen abenteuerlichen Geftalt lebhaft. vors ſtellt, und ſich dasſelbe mit drohenden Augen und Faͤngern aus dem Waſſer emporſpringend denkt, der verargt es gewiß einem noch unerfahrnen See⸗ fahrer nicht im mindeſten, wenn er das erſtemal, | | dA 412 | Calmar. * da ſich ihm dieſes Schauſpiel darblethet, als vor einem Geſpenſte zuruͤckbebt, zumal wenn ſich der Calmar, wie das nicht ſelten der Fall ſeyn foll, in die Schiffe wirft. Noch ſtaͤrker mag der Eindruck, noch furchtbarer der Anblick ſeyn, wenn zahlreiche Geſellſchaften empor ſpringen. Man will das fuͤr ein nahes Vorzeichen eines bevorſtehenden Sturms halten, Allein der Sturm moͤchte eher unter als ‚über dem Colmar ſeyn, und weiter nichts zu Des deunten haben, als daß ihn Meerwölfe, Muraͤnen und andere Feinde aͤngſtigen, und hn zwingen, fein Heil in gewagten Spruͤngen zu ſuchen. Daß aber die Calmars in dichter Menge auffliegen, ſo daß ſie im Herunterfallen durch ihre Laſt Fahrzeuge verſen⸗ Ten, ſcheint eine dar V ergroͤßerungen iin ſeyn, an Denen die Naturgefchichte fo reich iſt. An den Kuͤ⸗ ften von Holland findet man fehr Häufig die Ever des - Calmars, die die Wellen ans Land geworfen haben. | Bohadih fah einen Haufen, der nicht "weniger als 39760 Eyer enthielt. Alle waren unter einander durch elaftifhe Bänder verbunden, Friſchgelegte Eyer haben feharlachrothe Flecken; nachher werden “fie gelbroth, datın heller, eine dunklere Stelle ver: raͤth den Keim des kuͤnftigen Calmars. Sobald fa; | diefer | Eee: 318 dieſer hinlaͤnglich entwickelt iſt, werden die Eyer hims melblan, Welch ein feltfames Farbenfpiel, welche überrafchende Uebergänge im Ausfehen eines und Deds felben fo unbedeutend fcheinenden Eyes. Das Jun⸗ ge, dns aus demfelben kommt, ift erft weißlich mit rothen Puneten, Von der Geftalt des erwachönen Calmars fieht man in diefem Fleinen Geſchoͤpfe am Deutlichften Die Fänger und die Augen. | Die Fifcher um Valenzia haben eine ganz eigne Art, den Galmar su fangen. Sie fehneiden ein Stuͤck Holz ſpindelfoͤrmig und ſtecken einen Fiſch, oder auch nur das Tru gbild eines Fiſches daran. Rings her⸗ um haͤngen ſie Angeln, an denen Fein Köder ſeyn muß. So ſchleppen die Fiſcher an ihrem Nachen das Seil, woran jenes Holz haͤngt, mit ſich und uͤberlaſſen es als ruhende Angelſchnuren dem Spiel der Wellen. Bald eilen die Calmars herbey, umſchlingen mit ihren Fuͤßen das taͤuſchende Bild oder den Köder, verhängen fi) aber auch zu gleicher Zeit in den An⸗ geln. Wir fehen diefe artige ES in einer | Abbildung (366). Schon auf den alten Münzen von Sieilien und Großgriechenland findet man treue Darftellungen des Meerpolyps (S. Oftopodia, le Poupe). Er würmaeL Kr kann wo Meerpolupe — kann tauſenderley Windungen machen und erſcheint unter mannigfaltigen Geſtalten, ſo wie wirklich der Meerpolyp (367) von einem andern, den wir unſern Leſern (368) zeigen, auffallend verſchieden iſt. Sein Maul mit dem ſtarken Papageyſchnabel liegt wie bey den andern an der Wurzel der Fuͤße, von denen es umgeben iſt. Die Augen find ziem⸗ lich groß; ein Augenlied bedeckt ſie. Da ihm der Ruͤckenknochen fehlt, ſo hat er dafuͤr eine ſtaͤrkere Kopfbedeckung. Ganz abgerundet und ohne Schwanz iſt der Körper, Die Fuͤße laufen ſehr ſpitzig zu; eine Schwimmhaut verbindet ſie. Auch bey ihnen be⸗ merkt man die Reihen Saugnaͤpfe an der innern Seite. So ungemein feſt ſaugen ſich dieſe an, daß wenn man den Raub ergreift, den der Meerpolyp damit gefaßt hat, man ihn ſelbſt in die Hoͤhe ziehen kann, ehe er ausließe. Da er keine Faͤnger hat, ſo bedient er ſich feiner Füße, als wären fie Haͤnde. Mit den beyden über dem Maule bringt er feine Beute zu demfelben. Wenn er ſchwimmt, fo hat er die Augen oben, das Maul unten, die Füße gegen den Leib gekehrt... Er geht oft ans Land, kommt aber nur auf raubem Boden fort; den glatten flieht er, Ob er aber wirklich auf Oehl⸗ und Feigenbaͤume klettre, Meerpolyp. 315 klettre, um fie zu plündern, wie einige behaupten | wollten, das möchten wir lieber unentfchieden laſſen. Zwar kann man eine Menge Meerpolypen fangen, wenn man aus den Schiffen Oehlzweige ins Meer haͤngen läßt, allein das beweist darum nicht das ges eingfte, weil fie überhaupt eine ftarfe Neigung has ben, ſich an alles anzuhängen. Gern fammelt fich der gewöhlich in Klippenhöhlen wohnende Meerpolyp eine Menge Conchylien, frißt ihre Bewohner heraus und legt Die Schalen vor den Ausgang feiner Höhle Aber eben das ift fein Ungluͤck. Denn diefe Trophäen verrathen den Aufenthalt des Raͤubers, und der Fi⸗ ſcher kann gewiß ſeyn, da, wo er ſolche Haͤufchen leo⸗ rer Muſchelſchalen ſieht, den Raͤuber, der ſie aus⸗ leerte, in der Naͤhe zu finden. Man ſchreibt uͤbri⸗ gens dem Meerpolyp beym Freſſen der Muſchelthiere einen Inſtinct zu, ber, wenn er ſich zuverlaͤßig erwei⸗ ſen ließe, ihm ſelbſt ſowohl zur Ehre gereichte, als auch auf das Muſchelthier, von deſſen Inſtincten man ſo wenig zu ſagen weiß, ein ziemlich günftiges Licht würfe, Diefes foll Tauern, wenn der Meers polyp feine Füße zwifchen die beyden Schalen ſteckt, um es herauszuhohlen, und dann ploͤtzlich dieſe * und ihm die Fuͤhe abkneipen; der durch den Rr 2 7 un⸗ in, 316 Meerpolpp ungluͤcklichen Verſuch gewizigte Meerpolyp ſoll aber dann auch Liſt mit Liſt vergelten, und einen Stein zwiſchen die klaffenden Schalen ſchieben, ſo daß ſie nicht mehr geſchloſſen werden koͤnnen, und er den ſchleimigen Bewohner gemaͤchlich und ohne Gefahr heraushohlen kann. Stundenlang ſoll der Meer⸗ polyp mit der großen Meerkrabbe kaͤmpfen, was ein ſonderbares Schauſpiel ſeyn muß. Man erzaͤhlt von einem Meerpolyp, der auf einem Felſen lag, um ſich zu ſonnen, einen Beweis von großer Staͤrke. Ein Adler ſah ihn daſelbſt liegen, ſtuͤrzte auf ihn herab | und wollte ihn fortführen, Aber der ſtaͤrkere Meerz polyp umklammerte ihn mit feinen Füßen, und riß ihn unwiderſtehlich in den Abgrund hinunter, Ein andrer Meerpolyp ſoll einſt durch einen Canal in ein großes Magazin, worin ſpaniſche Kaufleute geſalzne Fiſche und andre Waaren aufbewahrten, gedrungen ſeyn. Hier zerbrach er eine Menge irdener Gefaͤße und richtete große Verwuͤſtungen an. Aeußerſt merk⸗ wuͤrdig iſt, was man von der Kunſt des Meerpolypen, ſeine Farbe zu verändern, erzählt. Bald aus Furcht, um von ſeinen Feinden nicht bemerkt zu werden, bald aus Lift, damit ſich ihm die Fiſche deſto ſorgloſer naͤ⸗ hern und ſeine Opfer werden, ſoll er die Farbe des Fel⸗ — Meerpolyp. sit Felſens, am welchem er ſich aufhält, annehmen, Seine Dinte Tommt ihm hiebey aud) zu ffatten, ins dem. er fih durch fie wie mit einer Wolfe umgibt: Indeſſen ift es fehr ſchwer, über jenen Farbenwechſel beftimmt zu urtheilen, Die Alten fprechen zwar eins ſtimmig davon, aber, wir dürfen auch nicht kaugnen, daß es am nenern Erfahrungen über diefen Punct gänzlich fehle. Vermuthlich verhält fichs damit, wie mit dem Chamäleon, fo daß der Mechfel der Leidens | fchaften und die Bewegung des Blutd und der Säfte, zumal wenn Furcht und Angſt das Thier foltert, eine Veränderung hervorbringen Fann, die an das Erbleis chen und Erröthen dee Menfchen erinnert, was ja auch das Werk eines Moments if, Ob Liſt willfüre lich hier etwa vermdge, müßen wir dahingeftellt feyn laſſen. Die Wunderliebe fann die Sache allerdings etwas übertrieben haben, ob fie gleich nicht ganz ohne Grund feyn mag. Hat ja auch Pallas eine neue Froſchart befchrieben, die ihre Farben wechfelt, je nachdem fie entweder wacht oder fhläft, gereizt oder in Ruhe gelaffen wird, oder je nachdem ihr Aufent⸗ halt heller oder dunfler ift, | In Oftindien und im Mericanifchen Meerbufen erreicht der Meerpolyp eine ungeheure Größe, fo Daß Rr 3 | Er: 318 Meerpolyp. er Bothe umreißen kann, wenn er ſich mit ſeinen Fuͤßen an denſelben anklammert. Gern nehmen daher die Indianer eine Axt in ihre Bothe, um dieſen unge⸗ ſtuͤmmen Umarmungen durch einen Eräftigen Hieb abzuwehren. Auch läßt ſich der Meerpolyp lieber die Süße abbauen, als daß er von dem, was er eins mal ergriffen hat, abließe. Man hat einzelne abges rißne Füße gemeſſen, und dreyßig Zuß lang gefunden. Neun Klafter lange und zwey Klafter breite Meers yolypen fah man ſchon. In irgend eine Höhle, in irdene Gefäße, oder was er fonft findet, legt der Meers polyp ſeine Eyer in Geſtalt einer Traube. Sie haͤn⸗ gen artig herum, Ihrer hat der weibliche Meers polyp fo viele in feinem Leibe, daß wern man fie aus demfelben herausnimmt, fie einen größern Raum einnehmen, als der Leib, der fie zuvor enthielt, So gefchickt wußte fie Die Natur in diefem zufammenzus preffen. Die Spinnenähnlichen Jungen, die nad) funfzig Tagen aus den Eyerchen kriechen, gleichen ihren Eltern nur wenig: Sie fommen häufig um, Märe das nicht, fo würden die Meere voller Meer polypen ſeyn. Ueberhaupt fcheinen die Meerpolypen feinen dauerhaften Körper zu haben und nur zwey Jahre alt zu werden, Befonders mag die Sorge füt Ä bie I Pe die Fortpflanzung ihres Geſchlechts eine größe Zere ruͤttung ihrer Geſundheit hinterlaſſen. Sie werben. fo elend und kraftlos, und wellen fo ſichtbar bin, Daß | fie ihren Feinden eine leichte Beute werden. | Ungemein wohlichmedend ift das Fleiſch der Meerpolypen, Man fängt fie auf verfchledne Weiſe. Ein Buͤndel Oehlzweige mit Bley beſchwert und ins Meer verſenkt, wird, wenn es wieder herausgezogen wird, die Dienſte eines Netzes thun, und einen rei⸗ chen Fang mitbringen. Um die, die ſich an Felſen feſt angeſogen haben, loszumachen, darf man ſie bloß mit ſuͤßem Waſſer begießen, und um fie aus ih⸗ ser Höhle zu locken, darf man nur Salz davor fireuen, Mit Murmelfifchen, auch mit gebratnem Sleifch ihrer ‚eignen Art kann man fie Teicht anfüdern, an Angeln - und in Fiſchreußen zu gehen. Mir haben ſchon von den Eyern geredet, Sie verdienen abgebildet gefehen zu werden. Wir wire den ed uns zum Vorwurfe machen, wenn wir unfern Lefern, denen wirin unfern Unterhaltungen, je nach— dem wir ®elegenheit fanden, den Anblick fo mancher merkwuͤrdigen Eyer, bald von einem Vogel, bald von einem Schmetterlinge, bald von einer Schlange, bald von einer Schildkroͤte, bald von einem Fiſche Ders > 2 | um: — — * der mörerihen 9 Erhaltung der Geſchoͤpfe vor ſeinen — voruͤber gehen zu laſſen. Dom anklie der Seetraube (369) ded Kuttelwurms, werden unfre Leſer den Nahmen Seetraube — ſchicklich finden. Deun tau— ſende, die ſie ſehen, werden ſie fuͤr nichts anderes halten, und ſich kaum uͤbe reden koͤnnen, daß dieß ein Eyerhaufe ſey. hm wäre es, genau zu wiſſen, wie fich der Wurm benehme ‚Um fie fo trau⸗ benfdormig zu befeftigen. Ganz ander Dig des ; Calmars — Ein ungemeimgahlteicher Haufe, (370), beiten Reichthum unſte Leſer eteit fenuen, Tiegt vor uns. Lauter einge f yerzweige „yon Denen wir einen einzelnen ı mit der mbryonen (37T) ſehen, bilden das Ganze. Ein el * Band ver⸗ einigt ſowohl die einzelnen Zwei Ganze. Wie Jo yanniöbeere ehen die Eyer des | Meerpolyps aus (372) — andern Abbil⸗ dung ara) gleichen fie fafteiner blauen Traube, Die Beeien find biruformig. An eineinigtemlich Ice Faden find fid um den Stengel fi eine € ; Ki “ * NAT UN 4 —— 4 N = — J x Z : IN z x — 3 IA \ — — N Quallen. gar wickelt, Vielleicht träge die Bewegung. der Wellen zum Umwickeln bey, denn es läßt fich fchwer begreifen, wie die Mutter dieß thun Fonne, Deffnet man eine Beere; fo fließt Hares Waffer heraus, und ein kleines Geſchoͤpf das wir von oben (374) und von unten (375) vor uns ſehen, zeigt ſich uns, das in dieſem kleinen Meere ſchwimmt, bis es das Licht der Welt erblickt. Man ſieht ſchon die Faͤnger oder ſchaufelfoͤrmigen Fuͤh⸗ ler zwiſchen den kuͤrzern Süßen Aber eben der Uma ſtand fcheint zu beweifen, daß dieſes wenigſtens Feine Meerpolypen⸗ Embryonen ſeyn. Die Vergroͤßerung zeigt ſchon die Naͤpfchen, und das bloße Auge entdeckt die großen re — un Tab, XLI. | | Dualle. Medufa. Die Ohrenqualle (376), Die Haarqualle (377.378). Die Hulbfugel(370-382). Die | Glockenqualle (383. 384). Kerzenwurm. Lucernaria. Der vierhörnige Kerzenwurm (385.386)» Mus der Mythologie Hinlänglich bekannt iſt die Mes Wuͤrmer J. Tb, Ss duſe 322 AQAuallen. Dduſe mit ihrem Schlangenhaare. Nicht unſchicklich nannte man daher die Schleimthiere, die ringsherum mit Faſern oder Fuͤhlern beſetzt ſind, Die fie ausbrei ten, um ihren Raub zu fangen, Meduſen. Andre, die mehr auf das Jucken und Brennen Ruͤckſicht nahmen, das die Beruͤhrung dieſ er Geſchoͤpfe verurſacht, nann⸗ ten fie Seeneſſeln. Ein Nahme, den wir darum nicht ſtatt finden Taffen Torinten, weil ihn ein andres Ge⸗ ſchlecht der Schleimthiere bereits trägt. Die Franzo⸗ / fen nennen die Medufe Chapeau cornu , weilfie wirk⸗ lich eine müßen: vder hutartige Geſtalt annehmen kann. Mir-bleiben bey dem Geſchlechtsnahmen Quals Ien, der fich auf ihren fchleimartigen Körper bezieht; Den! n der That ſcheinen ſie auch weiter uichts als ein bloßer Schleimklumpen zu ſeyn. Die Quallen haben einen ſcheibenfoͤrmigen, platt⸗ gedruͤckten Koͤrper, der völlig gallertartig, oben ges woͤlbt und unten ausgehöhlt iſt. Sie koͤnnen ihre Geſtalt auf mannigfaltige Weife verändern, und bald ausdehnen, bald zufammenziehen, bald wülben, bald flach machen, bald eine Kugel, bald eine Fläche vor⸗ ftellen, bald frey und willkuͤrlich ſ chwimmien, bald todt⸗ aͤhnlich als ein bloßer Schleim auf einer Klippe liegen. An der untern Seite befindet fi) das Maul mit ſeinen Dr | TC dJuͤh⸗ PREIS u | Fuͤhlern. Sie in großen Geſellſchaften zuſam⸗ men, Kleine Fiſche und andre Wafferthiere find ihre, Nahrung, Dagegen aber dienen fie ſelbſt auch groͤßern zur Speiſe. Nimmt man ſie aus dem Waſſer, ſo zer⸗ fließen ſie ſehr bald. Dieſem kann man vorbeugen, wenn man ſie in Spiritus wirft, oder am Feuer trocknet. Im Finſtern leuchten die Quallen, und auch ſie moͤgen zu dem praͤchtigen Schauſpiel, das das leuch⸗ tende Seewaſſer gibt, beytragen. Wenigſtens iſt ſo viel gewiß, daß da einſt Forſter unweit dem Vorge⸗ buͤrg der guten Hoffnung das ganze Meer in vollen Flammen zu ſehen glaubte, und einen Eimer voll des leuchtenden Seewaſſers ausſchoͤpfte, er eine ungeheure Menge durchſichtiger, gallertartiger Körperchen don runder Geftalt fand, die defto mehr leuchteten, je mehe man das Waffer in Bewegung feßte, und mit den Duallen nahe verwandt ſchienen. Iſt ed fihou be⸗ fonders für den, der das erſtemal eine Seereife macht, ein großes, im feiner Art einziges Gefühl, auf einem Schiffe pfeilfchnell durch die Fluthen zu eilen, und | rings um fich her in unermeßlicher Ferne nichts als Waſſer zu erblicken; fo muß diefes Gefühl noch weit größer und erhabner werden, wenn man gleichſam * einem Lichtmeere hinſchifft, wenn jede Welle einen Ss2 Feuer⸗ 224 Dbrenqualie, Feuerſaum hat, dad Schiff in unabfehlicher Weite eine glühende Straße zuruͤcklaͤßt, und jeder Abgrund zwie schen den Wellen der Erater eines Vulcans zu ſeyn ſcheint. Und wenn man nun vollends bad alles als das Werk von Myriaden⸗Thierchen betrachtet, denen der Schöpfer das Vermoͤgen gab, nad) Willkuͤr bald gu leuchten, bald ihr Licht zuruͤckzuhalten, wer muß da nicht vor Erſtaunen und Ehrfurcht verſuummen? Aber auch am Tage gewährt bie Oberflaͤche des Meeres zus weilen ein Schaufpiel, das son Meduſen oder ihnen ähnlichen Thieren herruͤhren koͤnnte. Eine Art von gruͤner Gallerte ſchwimmt auf dem Meere, und iſt in ſichtbarer Bewegung von einem Orte zum andern, daher ſie auch die ſchwimmende Meerneſſel beißt. Himmt man ein Stüdchen zwifchen die Finger, fo loͤst eö die Wärmeder Hand in Waffer auf. Oben fieht man Körner oder Wärzchen, unten Sanäle in verfchiedener Richtung, die bald Freisformig herumlanfen, bald wie Die Speichen eines Rades ausfehen, Die unaufs Yörliche Bewegung erhält diefe Thiere auf der Ober⸗ fläche, da fie ſonſt unterſinken müßten. Doc wir kommen num zu einigen der merkwuͤrdigften Duallen, Vorzüglich ſchoͤn ift die Ohrenqualle (M. Au- sita 376). Ihr — Koͤrper iſt vollkommen | Dhrenqualle, u durchfichtig und ftellt eine Halbfugel vor, die oben und gewölbt, unten hohl ift, Zwifchen der Ober⸗ und Unterhaut iſt ein Raum. Jene iſt glatt, dieſe voll Adern und Canaͤle, deren kunſtreiches Gewebe man durch die Oberhaut hindurchſieht, und die alle - ihre Richtung nad) dem Rande zu haben, Auch bes mertt man vier rötbliche, runzelnvolle Ringe, die aber nicht ganz geichloffen find und auf denen das Mikro⸗ ſtop eine Menge unendlich feiner Fuͤhlerchen zeigt. Bon der untern Seite aus hängen vier niedlich ges franste Arme herunter, die fihelfürmig find und den _ noch jungen Ohrenquallen ganz fehlen, Unzähliche geringelte Fafern, bie lauter Fühler feyn mögen, und die diefe Qualle verlaͤngern und verkuͤrzen kann, ſtehen am den Rand herum. Sie behalten, wenn fie aus⸗ geriſſen werden, fehr lange Reizbarleit, Auch die Fuͤhlerchen der Ringe bewegen ſich, wenn fie ausge: stffen werden, ſo daß man fie leicht für befondere Thier⸗ hen halten koͤnnte. Das DVergrößerungsglas ent⸗ deckt an diefer Qualle eine Menge der kunſtreichſten Drgane, die aber hier alle zu befchreiben und viel zu weit führen wuͤrde. Nur fo viel wollen wir noch bes merken, daß, zufölge der Unterfuchung eines ſcharf⸗ Br Naturforfchers, ed nicht unwahrſcheinlich iſt, IE dag 326. Haaraualle daß wir in diefer Qualle ein Thier vor ung ſehen, das vier Mäuler, vier Magen und acht After hat, Auch am Zage leuchtet diejer merfwürdige Wurm, beſon⸗ derö wenn die Sonne darauf ſcheint. Wenn ihrer, eine große Menge die Oberfläche des Meeres bedeckt, was nicht felten ift, fo fiedt fie dem geftiinten Himmel ähnlich. Man findet folheQuallen, die eine Elie im, Durchmeſſer haben, Ueber das Brennen, das man, fobald man fie anrährt, empfinden fol, find die Mei⸗ nungen fehr getheilt. Einige wollen e8 gar nicht, andre fehr heftig empfunden haben, Wielleicht haben Alter, Jahrszeit, und andre zufällige Umftände dabey Einfluß. Um die Warzen aus dem Holzwerf zu vera treiben und dieſe haͤßlichen Gafte zu tödten, foll nichts wirtfamer ſeyn, aldö wenn man dasfelbe mit Diefer Qualle beftreicht. Kleine Seewürmer find ihre Nahe rung, wozu fie aber auch an ihrem Theile andern Geo fhöpfen dient. Man findet flein der Oſt⸗ und Nord⸗ fee, fo wie um Südamerica, Auch die Haarqualle M. Gapillate) befteht aus mürber, duchfichtiger Gallerte. Sie wird mit und ohne Fühlfafern gefunden, wenigftens kann fie diefe ganz verbergen. Don oben (377) fieht man. Diele überhaupt nicht, wohl aber von unten (78). Sie haͤn⸗ Halbkugel. 827 hängen ziemlich lang herab, locken wie eine Angel⸗ ſchnur Waſſergeſchoͤpfe herbey, und dienen, ſie zu er⸗ greifen und zum Mund zu bringen. Eine Menge ‚andrer Drgane umgeben jie, deren nähere Beſtim⸗ mung wir aber erfi von der Zukunft erwarten. Der Bau ded Körpers ift rund und etwas gewölbt, Er hat am Rande fechzehn Ausſchnitte. Tauſende wer⸗ den bey dieſem Anblick ſich kaum überreden koͤnnen, daß ſie ein Thier vor ſich haben. — Im Eiömeere, beſonders um Lappland, findet man | Diefe Qualle, Siedient den Wallfifchen zur Nahrung. - Mit Recht Führt die Heine, nur felten in der Nord⸗ fee und an den hollaͤndiſchen Küften gefimdne Halb⸗ #£ugel (M. Hemispharica 379) ihren Nahmen. ‚Denn fie bildet eine vollkommne Halbfugel, Nur die Bergrößerung zeigt das viele Merkwuͤrdige, was dies ſes Thier an fich hat, wenn wir dasfelbe, theils et⸗ was von der Seite (380), theils von oben herab (281) beobachten, Von einer vierecfigen Stelle gerade auf der Scheitel Taufen vier Rippen nach den Rande zu, Sie gehen in Kölbchen aus, Auch die vielen Faſern, die rings umher den Rand umaeben, baben kleine, roͤthliche Kuͤgelchen, da wo fie am Rande feſtſitzen. Mir fehen ein ſolches mit feinem Anhange vergroͤ⸗ Bert BERN 328 | Glockenqualle. Bert (382). Die außerordentliche Durchſichtigkeit macht dieſe Qualle ſehr ſchwer zu entdecken. Bey Tage nimmt man ſie gar nicht wahr. Nur bey Nacht macht dad Mikroſtop fie ſichtbar, und ihre Bewegung verraͤth das thieriſche Leben. Hier ſieht man auch, daß im Grunde ihr ganzer Koͤrper aus unbeſchreiblich feinen Puncten zuſammengeſetzt iſt. Wer ſollte aber denken, daß ein Thier, deſſen Zartheit es nicht erlaubt, es am Tage zu beobachten, an dem faſt nicht das geringſte Feſte wahrzunehmen iſt, ein Raubthier ſeyn kbdnne. Und doch iſt nichts gewiſſer als dieſes, ſo ſchwer es auch iſt, ſich davon eine Vorſtellung zu ma⸗ chen, die aber der Anblick unſrer Glockenqualle (M. Cymbaloidea) ſehr befriedigend uns verſchaffen kann. Denn ſo aͤhnlich ſie auch in manchen Stuͤcken der Vo⸗ rigen iſt, ſo wollten wir doch durch ſie unſern Leſern den ihnen gewiß neuen Anblick verſchaffen, wie eine Meduſe ihren Raub ergreift und verſchlingt. Wir ſehen ſie in ihrer natuͤrlichen Groͤße (383). Aber dieß wuͤrde uns nicht viel helfen. Erſt die Vergrößerung (384) zeigt and diefes merkwuͤrdige Thier nach allen feinen Theis len, Hier erblicen wir den durchfichtigen, glocken⸗ förmigen Körper, in dein eine andre etwas niedrigere Glocke, durch die mindere Durchſichtigkeit, fich zeigt Un \ PR Vierhoͤrniger Kerzenwurm. 329 An den Rändern gränzen beyde zufammen. Im Innern haͤngt ein Koͤrper, wie der Schwengel einer Glocke. Dieſer hat fo eben ein Fiſchchen zu ver⸗ fchlingen angefangen. Hier muß alſo der Mund feyn, und es ift angenehm, das Thier, von dem man fich8 gar nicht denken Faun, wie es feinen Raub verfchlingen möchte, gerade in diefer Beichäftigung vor ſich zu ſehen. An dieſem Maule und Schlunde haͤngen vermittelſt duͤnner Canaͤle vier Eingeweide. Rings um den Nand der Glocke ſitzen mehrere Fuͤh⸗ ler mit Knoten am Urfprunge, Die Qualle kann fie ganz zurüdziehen, und es iſt wirklich ſonderbar, daß fie im Freſſen nur wenige auöftredt, vermuthlich, weil fie diefe Fühler fonft eigentlic) als Ungelichnuren gebraucht, die nun aber jet, indem fie gerade ihren Zwed erfüllt und eine Beute verfchafft haben, aus⸗ ruhen koͤnnen und dürfen. Deutlich fah der Beob⸗ achter, daß die Qualle, erfi nachdem diejer Raub verſchlungen war, ihre Fühler wieder alle herausließ, Don den drey Rerzenwürmern, die man bis jetzt entdeckt hat, und die fich durch einen runzeln⸗ vollen und afligen Körper aufzeichnen, Dad Maul aber unten haben, führen wir bloß den vierhoͤrni⸗ gen (L. Quadricornis 385. 386) an. Sein Leib iſt Würmer 1. Th. 0 gea ‚330 Vierhoͤrniger Kerzenwurm. gewunden, ſeine vier Arme ſind vorn getheilt. Dieſe haben eine Menge Fuͤhler mit kleinen Kudpfchen. Alle moͤgliche Windungen kann dieſer Wurm mit ſei⸗ nem Leibe machen. Un ihm ift alles beweglich und er kann die Hundert Faͤden und Knoͤpfchen, die er hat, aus: und einziehen, und drehen und winden, wie er will, Mit dem, was einen Schwanz voritellt, heftet er ſich an. Hoͤchſtwahrſcheinlich find die weißlichen, zugeſpitzten Lappen, die da, wo die Arme aus dem Koͤrper treten, ſichtbar ſind, das Maul. Im Grun⸗ de bildet es einen durchſichtigen Cylinder, a mit vier Einfchnitten,- In der Oft und Nordfee ift dieſes tmundesbdrg hoͤchſtſeltne Gefchöpf zu Haufe. Mit ihm befchlies Ben wir die Ordnung der Schleimwürmer, unter des nen wir fo manches merkwürdige Thier Fennen lern⸗ ten, deſſen Dafeyn wir wohl nie geahndet, ja, das wir beym erflen Anblick nie für eiu Thier gehalten haben würden, Wirklich müßen wir erſtaunen, wie eö dem Scharffinn und der Beharrlichkeit wuͤrdiger Naturforſcher gelang, ſolche Geſchoͤpfe aus der Vers borgenheit, in der fie Sahrhunderte lebten, hervor⸗ zuziehen, Sie verdienen unfern Dank; denn die — ſich ei Thiere zu verſchaffen und zu beob⸗ — Kerzenwuͤrmer. 331 beobachten, ſi nd foft undberfteiglich, Bald zer⸗ fließen ſie unter den Haͤnden, ehe man ſie unterſuchen kann; ; bald will das ſtorriſche, unwiſſende Schiffes volk dem Naturforſcher nicht erlauben, ſich mit dem Herausfiſchen ſolcher, wie es glaubt, elender Kleis nigkeiten aufzuhalten. Es kann nicht begreifen, wie ein denkender Mann auf ſolche Dinge ſeine Aufmerk⸗ fambkeit und Zeit verwenden kann. Wirklich wider fuhr einmal einem Naturforfcher das Herzeleid, daß, nachdem er, troß alles Geſpoͤttes, eine reiche Ernte von Quallen, Seefternen u. d. m, gethan hatte, und _ fie auf dem Both trocknete, dad auf dem Verde lag, der rohe Steuermann alles ohne Unterfchied mit ‚der Aeußerung über Bord warf: was foll der Unrath bier? Da lagen nun im Meere alle die ſchoͤnen Ente deckungen und fo manches andre, womit vielleicht: gerade damals die Naturgefchichte bereichert worden wäre, und ed ift wohl möglich), daß die Ungefchliffens heit jened Stenermannes auch) die Lefer unfrer Unter⸗ haltungen um eine Bemerkung gebracht haben Tonne ‚te, die ihnen Vergnügen gemacht, und das Merk» wuͤrdige der Schleimmürmer, deren Drdnung wir jest — vermehtt haben wuͤrde. 98 a Tt2 | Tab. 332 Ze Zu Tab. XLIB-XLVL Kruſtenwuͤrmer. Cruſtacea. | GSeeigel, Echinus. Der Eßbare (387-390). Die Seekrone (391. 392. 396). Der Federſeeigel (393. 394. 395). Der Vlolette (397. 398). Der tuͤrklſche Bund (399-401). Der Coniſche (402). Die Ros fenblume (403. 404). Der Füinflöchrige (405. 496). Das Schlangenher; (407.408). Die Geefcheibe (409. 410). Der Burpurigel (411.412,413), | Saft wurden die Thiere, die wir jeßt als eine be⸗ fondere Ordnung, unter dem Nahmen Kruftenwürs mer beichreiben werden, faſt allgemein den Schleims wuͤrmern bepgefellt, indeß wieder andere, fie zu den Schalthieren zählten, und bald einfchalige Mufchels thiere, ohne Windungen, bald, wegen der Zufammens .fegung ihrer Schalen, vielfchalige daraus machten. Der unfterbliche Linnd wankte lange unentſchloſſen, wohin er dieſe Geſchoͤpfe berweiſen ſollte. Erſt glaub⸗ te er ihnen das Buͤrgerrecht im Gebiethe der Schal⸗ thiere einraͤumen zu muͤßen. Dann trennte er ſie | | ey wieder # 4 a r HR & iR ) J * ie‘ Fl fl J Mn —8 na —48 I, ı N \\ AN KM “ll | m Ban, ) | \ ET G LAN N —* ZURERSEN?) [877 * ann 21 * EN k ” N * ER N 2 ——————— 2rrhmemn um nn“ m RN N ZIEL 4 Da — —— RAR J —— Seeigel. 333 wieder von ihnen und nahm ſie unter die Pflanzen⸗ thiere auf. Aber auch hier ſchienen ſie ihm nicht am rechten Orte zu ſtehen. Er ſonderte ſie wieder von ihnen ab, und ſtellte ſie zu den Schleimwuͤrmern, doch ganz ans Ende derſelben, ſo daß ſie den Uebergang von dieſen zu den Schalwuͤrmern machen ſollten. Al⸗ lein Blumenbach, deſſen Syſtem dieſe Unterhaltun⸗ ‚gen folgen, fand für gut, fie von ihnen zu trennen, Wirklich unterfcheidet fie auch ihr beynahe Enorpelis ‚ger Körper, der eine fefte, bey einigen fpatartige Krun fte hat, auffallend genug. Wenige Gattungen hat Diefe Ordnung. Nur drey nahm der gedachte Natur⸗ forſcher in fie auf, Inzwiſchen find wenigftens die beyden erfien reich an Arten, Dieß iſt befonders der Fall bey deu Seeigeln, deren man fehon über hundert Arten entdedt hat, Eine bald volffommen, bald länglich, bald herzformig sunde Schale bededt ihren Körper. Sie ift bey Weis tem nicht fo feft ald die Schale der meiften Schal shiere, und man koͤnnte daher ſtreiten, ob man die Mohnungen der GSeeigel nicht lieber Kruften oder Rinden, ald Schalen nennen follte, wenn nur nicht . manche Seeigel wirklid) ſtarke, und dagegen manche Schaluere ſehr duͤnne, ungemein zerbrechliche Scha⸗ tz. len 334 Seeigel. len haͤtten. Die Felder dieſer Seeigelſchalen, (denn wir wollen immer dieſen Ausdruck beybehalten,) dee ven gemeiniglich fünf größere und fünf Hleinere find, haben da, wo fie aneinander gränzen, Zaden; fie ſelbſt aber, die Felder, find durch Querfugen in Heine, meift finffettige Täfelchen getheilt. Zwifchen ihnen find in verfchieönen Richtungen durchlöcherte Strei⸗ fen, durch welche die Thiere ihre Kühler und Füße durchſtrecken. Webrigens kommen die eigentlichen Schoͤnheiten diefer Schalen, ihr ſymetriſcher Bau, ihre Bänder, Streifen, Perlenſchnuren u. d. erft zum BVorfchein, wenn fie dad Meer ans Ufer wirft, und fie da, was haufig geſchieht, auf dem Trockne fterben. Dann nur verlieren fie ihten eben nicht gar ſchoͤnen Ue⸗ berrock, der die Schale faft eben fo bedeckt, vote eine uns fcheinbare Haut den trefflichen Gold- und Silberglang mancher Conchplien verhüllet, Aber dieſe Schale wär: de immer noch nicht begreifen laffen, warum faft ih alfen Sprachen diefen Thieren der Nahme Seeigel zu Theil geworben iſt, und eher den gleichfalls gewoͤhn⸗ lichen Nahmen Seeaͤpfel rechtfertigen, wenn nicht die hoͤchſt ſonderbare aͤußere Bekleidung derſelben waͤre. Auf ihr befinden ſich naͤhmlich Nabeln, Stengel, Dorne, Keulen, oder wie man ſie ſonſt nach der Ver⸗ ſchie⸗ Seeigel. 6 | ſchiedenheit der nennen mag, die auf Waͤrzchen ſitzen, und ſich vermittelſt einer Membrane bewegen, Sie fcheinen diefen Gefchöpfen mit zum Geben, viels leicht auch zur Vertheidigung gegeben zu ſeyn, uch mögen fie fi) Damit in ihren Selfenlöchern feſthalten. Doch muͤßen ſie nicht mit den eigentlichen Fuͤßen oder Bewegungswerkzeugen der Seeigel verwechſelt wer⸗ den. Dieſe find um ein Drittel länger als die Stas cheln, aber nur fo lange ſichtbar, als das Thier unter Waſſer iſt. Sobald es aus feinem Elemente genom⸗ ‚men wird, zieht es fie ein, ‚Dazu fi find ihm die sielen | Löcher in der Schale nöthig. Ein Geeigel, Der etwa 2000 Stacheln hat, iſt mit ungefähr 1300 Füßen vers fehes, Reaumuͤr nennt fie Hörner und fagt von ih⸗ nen, fie dienen dem Seeigel, wie den Schnecken ihre - Fühler und den Blinden ihr Stab, um den Weg, den fie gehen, zu unterfuchen, Er verlängert und verkuͤrzt fie, je nachdem es das Beduͤrfniß erfordert, Eben dDiefer Beobachter fand, daß wenn auch gleich dieſe Hörner oder Fühler im Gehen die Hauptſache thun, doch die Stacheln mit zum Gchen etwas beytragen, indem fie in unaufgdrlicher Bewegung find, wenn das hier im Gange ift. Die um das Maul herum ſchei⸗ nen am meiſten zu leiſten. Im Grunde dienen fie ae 336 Seeigel⸗ eigentlich mehr zur Direction des Ganges und aleich⸗ tern dieſen. Go feſt kann ſich der Seeigel mit feis nen Hoͤrnern oder Fuͤhlern, oder Fuͤßen, wie man ſie nennen will, anhalten, daß mehrere abgeriſſen werden, wenn man ihn mit Gewalt wegnehmen will. Im Grunde alſo find doch das feine wahren Füße, die im Gehen immer über die Stacheln hinausreihen, Er darf alfo fie nur aus feiner knoͤchernen, vielfältig durchlöücherten Büchfe heraußsftreden, und er geht Dann wie er will, bald auf dem Rüden, bald aufden Bauche. Ihm, Diefem Faum des Nahmens eines Thieres gewürdigten Gefchöpfe, ſtehen alfo mehr als taufend Füße zu Dienft, Wie viele Muſkeln, um fie nebft allen Stacheln zu bewegen, wie viele Faſern und Fäferchen muͤßen fich nicht in dieſen einfach fcheis nenden Thieren befinden und in Thätigfeit feyn, wenn Die Füße ihre Dienfte thun? Mit den einen klammern | fie fi) an, mit den andern fchieben fie fich fort, in⸗ deß die andern forfchen, ob es ficher if, Aber unfer Erftaunen über die Mannigfaltigteit und Menge dien ‚fer Werkzeuge wird vielleicht noch größer werden, wenn wir die mühfamen Unterfuchsingen eines ge lehrten Naturforſchers erfahren, Er fand an einem drey Zoll breiten und einen Zoll hohen Seeigel, daß | e. die 2 * Seil, a 5 die Schale and 950 Stückchen zufammengefeht wars auf ihnen befanden fid) 4500 Märzchen mit ihren bes wenlichen Stacheln, denen ſie zum Fußgeſtell dienen. Die Zahl der kl einen Löcher war 3840, aus denen eben fo viel Reifchige Hörner traten, Hat der Seeigel die Ergaͤnzungskraft des Polypen, feine Arne und Höre ner zu erneuern, welche Menge von Ergänzungäfeis men liegen nicht in dleſem Gefchöpfel Unter den faft zahlloſen Oeffnungen des Seeigels ſind beſonders zwey merkwuͤrdig, wir meinen den Afs, ter und den Mund; jener iſt bald oben, bald unten, dieſer aber i immer und bey allen Arten an der Grund⸗ flaͤche. Der durch eine feſte Haut mit der Schale verwachöne Mund bat fünf ſtarke Zähne, Um ihr herum liegen chlindeifche, am Ende gefpaltne Zühls faden, womit fich diefe Würmer fefthalten und ana - fangen, Er Tann fich in eine Röhre verlängern, die " aus drey Saͤcken befteht, welche man als Mögen bes trachten kaun, und die fich an der bald oben bald unten befindlichen Schalendffnung endigen, die den After vorstellt, Zwifchen diefer Röhre liegen fünf Eyer⸗ ſtoͤcke, deren jeder feine eigne Deffnung zur Auslee⸗ zung hat. Dieſe fünf Löcher umgeben den After, ſo daß alfo die Eyer anf fünferley Wegen zur Welt oma - Würmer 1 Th. Mu mien. — 338 Seceigel. men. Da noch kein Seeigel ohne Eyer gefunden worden ift, fo hat man Urfache, fie ‚für Zwitter zu hal⸗ ten. Sie ſchwimmen, vermittelft einer drehenden Bewegung, wie Kugeln im Waffer herum, Bey Stuͤrmen begeben fie fich in die Tiefe, oder verbergen ſich zwifchen Klippen und in Felſenloͤcher. Seefrebfe, Meeraſſeln u. d. find ihre Nahrung. Man kann eis nige Arteneffen. Ihr Sleifch iſt weich, Doch hautiger und faferiger , als der fo beliebte Auſternkoͤrper. Unter den verfchiednen Geeigelarten find manche, . bie man bis jet noch bloß aus Verfteinerungen kennt. Auf mannigfaltige Weife ſuchte man diefes zahlreiche Thiergefchlecht in Gattungen und Familien zu theis len, Die Form der Schale und die Lage des Afters: wurde faft allgemein zum Grunde der Eintheilung ans genommen, Linns theilte fie in zwey Samilien, In die Eine nahm er die auf, an denen er regelmäßige, runde Schalen, fait wie ein Apfel, und den After oben bemerkte; in die Andre verwies er die mit ovalen, ſpitzigen, fcheibenförmigen, kurz, unregelmäßigen Schalen, bey denen fid) der After unten oder an der Eeite befindet, Klein, der ſich um die Seeigel und ihre foftematifche Ordnung fehr verdient gemacht hat, nahm adıt — an, die wieder zum Theil in: ( ar beſon⸗ RR en Seeigel. m. 339 j 3 befondere- Samilien zerfallen... Sein würbiger Bea arbeiter Leske ſchlug vor, vier Hauptgattungen anzus nehmen. In die erfie verwies er. diejenigen Seeigel; deren runde oder ovale Schale i in zehn Felder vertheilt and mit Stacheln bedeckt iſt, und die den Mund un ⸗ ‚ten, den After aber oben haben. Dieſen ließ er den Geſchlechtsnahmen Seeigel (Echinus). Die Mit— glieder der zweyten Familie nannte er Seeroſen (Echinanthus). Diefe haben Mund und Afterunten, Die Form ihrer mit borfienförmigen Stacheln befeßs ten Schale ift verfehieden. Von ihren zehn auf: der obern Seite liegenden, gebognen Gängen bilden zwey ‚ein längliches Blatt; Das Ganze aber hat Aehn⸗ Aichkeit mit einer Roſe. Die dritte Familie hieß er Seebohrer (Echinocyamus). Zu ihnen rechnete er die Seeigel mit zehn ſich ſternformig verbreitenden Gaͤngen, deren jeder mit zwey Reihen Fleiner Löcher beſeht iſt. Mund und After befinden ſich unten, nahe an der Mitte. Der vierten und letzten Fomilie gab er den Nahmen Seeſchaͤdel (Soatangus) Ihre Schale iſt ey⸗ oder herzfoͤrmig mit borſtenfoͤrmigen Stacheln. Der Mund iſt unten, der After an der Seite. Sie haben büfchelfdrmige Fuͤhlfaden, die fich —— laſſen, und ein zahnloſes Manl. Außer his Yuz dem ‚e r k — 340 Ehbarer Seeigel. dem dicken Darm beſitzen fie fein Eingeweider Die Schwierigkeiten einer richtigen € laſſification der See⸗ igel fallen dem Nachdenkenden bald ins Ange. Sollte dieß, wie gewohnlich, nach der Form der Schale ge⸗ ſchehen, ſo muͤßte man manches ſchoͤne Exemplar von der Stachelhuͤlle, mit der es noch bedeckt iſt, entklei⸗ den; und wollte man die Stacheln zum Grunde der Eintheilung legen, fo müßte man alle die, die man bloß aus Verſteinerungen kennt, und uoch nie in ihrem Stachelkleide fand, ganz weglaſſen. Ueberhaupt, ſo große Verdienſte ſich auch wuͤrdige Maͤnner um dieſe Thiere und die naͤhere Kenntniß derſelben erworben haben, fo iſt doch noch ungemein viel zu thun übrig, Oft wird der Beobachter Seeigel finden, wo er an keine dachte; wird auf ſchoͤnen Corallenſtuͤcken vor⸗ gebliche Sterne entdecken, und eine naͤhere Unterſu⸗ chung wird ihm zeigen, daß dieß kleine Meerigel ſeyen, die durch. einem cotalliſchen Ueberzug unkennt⸗ lic) geworden find, | Doch wir wollen jetzt — der merlwurdigſten Seeigel näher beſchreiben. Wir fuͤhren zuerſt den eßbaren Seeigel (E. Efculentus; le Turban mili- taire, Boulon de mer, Seeball) an, und zeigen ihn unſern Lefern, wie.er won oben (387), von unten (388) und ⸗ ' * Eßbarer Seeigel. 340 0 amd in feiner Stachelhuͤlle (389) ausſieht. Grit ziemlich rund. Oben, wo der After ift, hat die Shya= le eine Wölbung, unten an der Grundfläche, wo ba Maul fic) befindet, if ſie flaͤcher. Sehr zart ift die Schale ſelbſt, und über und über. wie mit Hirſekbor⸗ nern beſtreut. Sie hat zehn Gaͤnge (Ambulaera); J denn ſo nennt man die ſchmaͤlern Streifen, die zwi⸗ ſchen den Feldern von der obern bis zur untern Oeff⸗ nung hinlaufen, und in denen drey Doppelreihen von Loͤchern ſich befinden, Mit einer Menge von War⸗ ‚gen, die aber nicht alle eine gleiche Größe haben, find die groͤßern, wie die kleinern Felder beſaͤt. Auf der Halbkugel, die die Warzen bilden, figen die Stas cheln mit ihrem hohlen Theil, Fuͤr die Größe des Seeigels fi find die Stacheln ziemlich dünn und zart. Sie find regelmäßig und artig cannelirt. Wir feben seinen foldyen Stachel theils auf der Warze wie auf ‚einer Nuß ſitzend, theild von derfelben getrennt, ver⸗ ‚größert (390), da wir an dem mit feinen Stacheln moch bedeckten Seeigel (389) ihre kunftreiche Structur nicht zu erkennen im Stande find. Der erftere ger "hört eigentlich dem Steinapfel (E. Saxatilis) an, ‚und foll nur zeigen, wie er auf der Warze auffitzt. * andre hingegen iſt ein Eigenthum des eßbaren Bi Uuz | Gas 392 Efbarer Segen Seeigels. Am Maule desſelben fieht man ET von feinen Lippen und Freßwerkzeugen. Im gewöhns | lichen Zuftand verfehließr den After eine Haut und viele Stacheln bedecken ihn. Der Körper biefes Sees igelö beiteht eigentlich aus einem fingertangen, etwas — gewundenen, dicken und wurmformigen Gefäße, das mit zahlloſen Faſern am innern Umfange der Schale befeſtiget iſt. Durch faſt unſichtbare Oeffnungen has ben die Faſern Gemeinſchaft mit den Stacheln. Von außen ſieht die Schale rothgelb aus. Man findet fie aber auch weiß, grau, grün, roth, violett, Dieſer Seeigel wird von verſchiedner Groͤße an⸗ getroffen, zuweilen wie eine Fauſt, ja wohl gar, wie einige behaupten, von der Groͤße eines Mannslopfs. Die Fiſcher nennen ihn Meermelone. In den euro⸗ paͤiſchen und indianiſchen Meeren iſt er einheimiſch. Man kann ihn eſſen. Allein es waͤre irrig, wenn wir aus ſeiner Benennung, der eßbare Seeigel, ſchließen wollten, er ſey die einzige Art, die man eſſen koͤnne, was nicht der Fall iſt. Eigentlich werden von ihm vorzüglich die Eyer gegeflen. Diefe pflegt man zu Eochen und zu braten. Im Frühling und Herbft find fie am reichften an Eyern. "Man will die Seeigel, die an fandigen, fieinigen Dertern gefunden: werden, Ä für / Seekrone. 343 für ſchmackhafter als andre halten. Sonſt wurde dieſer Seeigel in der Medicin geruͤhmt, und ſelbſt der zerſtoßnen Schale wurde in Verwundungen eine heil⸗ ſame Wirkung zugeſchrieben. Auch als Wett erprophet hat er und einige ſeiner Gattungsverwandten einen Ruf, Da das Toben der Wellen die Seeigel, wenn Stürme wüthen, leicht aus dem Grunde des Meeres in die Hoͤhe heben amd ans Land ſchleudern kann, fo follen fie mit ihren Stacheln Steine faffen, um deſto ſchwerer zu ſeyn. Andre ſollen ich, wenn Stürme kommen wollen; mit ihren Fuͤhlern feſt anhalten, fo daß man, wenn man die Seeigel entweder mit Steinen zwifchen den Stacheln oder feſt angeklammert findet, —* eine nahe Veraͤnderung des Wetters ſchließen kann. Kein Seeigel iſt mit laͤngern Stacheln verſehen, pe die Seekrone (C. Diadema, le Hirıffon de mer)y den wir, freylich fehr verklein ert, wor ung fehen (391) Denn in ihrer wahren Grdße gleicht die Seekrone eis ner flachen Hand. Ziehen wir ihr ihre Stachelhuͤlle aus, und wafchen in lauem Waſſer die Haut weg, ſo erblicken wir. eine Schale (392),die von hellgrauer Farbe iſt, und nur fünf mit ſchwarzen Linien bezeich— 9 nete Gaͤuge hat. Sie iſt ziemlich platt und ſehr zer⸗ brechlich. Die Warzen, mit denen fie beſetzt ift. find nicht nicht gar groß, Ungemein Tunftreich find die Sta⸗ cheln gebildet, und die Vergrößerung (396) macht auch fie zu einem Gegenfland des Erſtaunens, wie herrlich die Natur im Kleinen arbeite, Zwar ſind ſie nicht viel dicker, als eine ſtarke Nadel und kohlſchwarzz aber ringsum haben ſie hoͤchſt feine Zacken oder klei⸗ nere Stacheln, ſo daß das Ganze wie eine niedliche Laubverzierung ausſieht. Sie fühlen ſich ziemlich rauh an. Unten befindet ſich ein etwas hervorragen⸗ der Ring, unter dem der eigentliche Fuß iſt, der die Stacheln wit den Warzen verbindet, Man nennt fie Meernabeln, Wenn die Seekroue ruhig im Meere liegt und fi) auf. feiner Oberfläche. fonnt, dann: —* | fie ihre Stacheln nieder, 9 Die Malayen nennen die Seekrone: sr - die Amboinenſer: den borfiigen Seeigel oder Hahurn; warum er aber in einer andern Gegend der Lachen⸗ erregende genannt werde, ift ſchwer abzujehen, da der, der (ih an feinen. Stacheln beſchaͤdiget, eben Feine . große Neigung zum Lachen fühlen wird, In ſandi⸗ gen Gegenden, wo. wenig Steitie find, wohnen bie Seekronen am lebften, befonvers in den kleinen Pfuͤ⸗ gen, die nach Abnahme des Waſſers im Sande zuruͤck⸗ Bleiben, Man darf ih dann aber and) wohli in Acht EM neh. Er Scderſeeigel. A 345 nehmen, um nicht mit bloßen Füßen durchzuwathen, ſonſt kann man ſich ſehr ſchmerzhaft an ihren Stachelu — verwunden. Da dieſe leicht abbrechen, and in den Wunden fielen bleiben, fo gehört die gehßte Sog falt dazu, fie wieder herauszubekommen. Mit welchen ſonderbaren Auswuͤchſen zuweilen | ‚Die Seeigel flatt der Dornen beſetzt find, Das jehen wir am Federſeeigel (E. Calamaris), der in feiner ganzen Bekleidung (504). wie in der bloßen Schale (395) vor uns liegt. Wir verdanken feine Bekannt⸗ machung dem berühmten Pallas. Noch ift diefer Seeigel nicht größer, ald etwa zweymal fo groß, als er in der Abbildung ift, gefunden worden, Die Schale ift weiß ins Gruͤuliche fallend. Der Gänge | ind zehn. Aus ihren Löchern gehen Fühler Hervor, Die ziemlich Hast und zerbrechlich find. Unmöglich c Kann man etwas Schoͤneres, Negelmäßigeres fehen, als eine der fogenannten Stacheln Fark vergrößert 4393) Sie find hohl amd oben offen, haben einen weißen Grund und grüne Ringe. Tauſend und aber. Aaufend Haͤckchen machen die Oberfläche derſelben „etwas rauh anzufühlen, Das Ganze befteht aus eis "nem fo Zunftreichen Gewebe, daß man nicht genug erfiaunen Tann, wie ein fo zarted , zerbrechliches "Würmer LT, IR. Werka⸗ 346 Dioletter Steige. Merkzeug im Meere, wo es doch oft fo Arme J unbeſchaͤdigt bleiben koͤnne. — Einen ganz andern Anblick gewaͤhrt der voice Seeigel (E. Violacea, Ourfin de mer vielet 397), dem aud) einige den Nahmen Artifchocke und Diftel zu geben für gut fanden. Er hat eine HalbEugelform, Die Stacheln, mit denen er befeßt tft, haben eine find fehr kurz und haben vorn eine ſtumpfe Keule, die bald drey⸗ bald fünf: bald fechsediig if, Dieſen Stacheln war ihre Stelle auf dem gewölbten Theil der Schale bis zu dem großen Rande, der den obern. Theil von der Grundfläche fcheidet , angewiefen, Andre find plattgedrüdt, vorn ſchaufelfoͤrmig, doch wieder unter fich ziemlich verſchieden. Sie beſetzen den gedachten breiten Rand und Umfreis, Eine dritte Art von Stacheln, obgleich wir geftehen, daß uns diefe Benennung nicht recht paffen will, find die Diinnern, eylindrifchen, die auf der Grundfläche fißen, ‚zum Theil aber auch) zwifchen jenen fiumpfern und groͤßern auf den Bängen ihre Stelle haben, Gern \ möchte man die geheimen Abfichten des Urhebers der Natur wiſſen, warum er Gefchöpfen, die Doch zw ei- er 5 nem hoͤchſt verſchiedne Structur, und Die Natur zeigte auch - darin, wie fehr fie Mannigfaltigkeit liebe. Einige _ od Tuͤrkiſche Budo 347 nem hoͤchſt einfachen Leben beſtimmt ſcheinen, fo aͤuſ⸗ ſerſt mannigfaltige Werkzeuge gegeben habe. 5. Der violette Seeigel hat auf feinen zehn breitere . amd ſchmaͤlern Feldern mehrere Reihen Erhoͤhungen, ſo wie ſich in den etwas tiefern Gaͤngen die bekann⸗ ten Deffnungen ‚befinden, Zwiſchen den Stacheln ſind eine Menge Fuͤhler, die einem Rohre gleichen, auf dem, wenn ſie in Thaͤtigkeit find, oben eine am Rande gekerbte und in der Mitte durchldcherte Schei⸗ be (398 a) ſich zu befinden ſcheint, in der Ruhe ſehen fie faſt wie eine Hand aus (3985). Nicht ganz uns paſſend ift die Vergleichung diefer Fühler mit dem Sliegenrüßel, Allein ſicher dienen fie, nicht wie Diez fer zum Ausfaugen, fondern zum Zeftfaugen, und ftels Ien alfo eher Füße vor. Bon anfehnlicher Weite ift Das Maul diefes Geeigeld, Eine fefte Haut umgibt es. Stumpfe Stacheln verwahren die Fleine Afters dffnung dieſes Geſchoͤpfs, das in den Indiſchen | Meeren zu Haufe iſt. N Ein vorzüglich fchöner und merkwuͤrdiger & (1. u igel ift der türfifhe Bund (C. Cidaris, le grand Hirijfon de mer 399). Es gibt mehrere Varietäten desfelben, allein wir begnügen uns, unfern Leſern bloß einen der vorzüglichften bekannt zu machen, &,2 Sehr 348 Tuͤrkiſcher Bund, Sehr hohe Warzen hat die Schale diefes Seeigels. Ihre Farbe iſt braͤunlich ins Graue fallend. Oben ſind die Warzen roth, anch hochgelb. Man bemerkt fuͤnf Gaͤnge. Hoͤchſt ſeltſam iſt das Anſehen dieſes Seeigels in feiner Stachelbekleidung (400). Stumpf. und dick find die Stacheln; te geben einen Klangvon fi). Da wo fie auf den Warzen figen, tragen klei⸗ nere, un die Rundung herumgehende Stacheln zur Befeſtigung der Groͤßern bey. Sie ſind artig gelb, grau auch weiß bandirt. In der Tiefe des Meeres wohnt dieſer Seeigel nebſt andern ihm aͤhnlichen Arten. Haͤufig findet man ihn verſteinert. Schon die Alten kannten ihn in dieſer Geſtalt und ſchrieben ihm außerordentliche Kraͤfte zu. Er ſoll den, der ihn bey ſich traͤgt, gegen die Peſtluft ſchuͤtzen und das Gift derſelben an ſich ſaugen. Der Echinit, oder der verſteinerte Seeigel fange dann ſichtbar zu ſchwitzen an, ſo behaupteten ſie. Allein dieß erfolgt ja bey jedem haͤrtern Steine und bey jedem Metalle, ja faſt bey allem, was in eine waͤrmere Luft kommt, als gerade die Tempera⸗ tur ſeiner Oberflaͤche iſt. So wußte der Aberglaube einer ganz natuͤrlichen und nichts weniger als ſeltſa⸗ men Erſcheinung eine wunderbare Dentung zu geben. ‘ Aber Tuͤrkiſcher Bun. 3849 Mer auch andre Kräfte wurden dieſem verſteinerter tuͤrkiſchen Bund zugeſchrieben. Er ſoll den Schlaf befördern, gegen den Bliß die Dienfte eines Ableiters thun, und ſelbſt gegen die zauberiſchen Reize des weiblichen Geſchlechts und alle feine Kunſtgriffe ver= wahren Wäre das wirklich der Fall, fo koͤnnte der reis eines folhen Echiniten nicht hoch genug feyn. Aber auf welche Urmfeligkeiten fällt man doch, wenn man einmal durchaus Wunder ruͤhmen will, Ein hoͤchſt merhwirdiges verſteinertes Exemplar von einem tuͤrkiſchen Bund koͤnnen wir nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen, weil es uͤber einen lange beſtrittnen Punct Licht verbreitete und allem weitern . ‚Streit ein Ende machte, Vielleicht bekommen uns fere Lefer in Gabinetten Steine zu fehen, die man Ju⸗ denfteine nennt, und über die von jeher die Meinun⸗ gen hoͤchſt verfchieden waren, Einige Naturforfcher hielten fie für Sofftlien, denen’die Natur wie den Kris ſtallen, Stalaktiten u, a. d. eine befondere Form zus geben für gut fand, Andre ſahen ſie fuͤr verſteinerte Fruͤchte an, und wieder andre behaupteten, es ſeyen Seeigelſtacheln. So richtig auch das letztere war, ſo fehlte es doch immer noch an einem Exemplare ei⸗ nes Seeigels, an deſſen Warzen dieſe Stacheln noch —2328 350 Tuͤrkiſcher Bund. wirklich geſeſſen haͤtten, was zu einer endlichen Ent⸗ ſcheidung uͤber dieſe Streitfrage unumgaͤnglich ndthig war. Endlich fand ein Arbeiter in den Kreidelagen bey Graveſand, in Enzland, den jo inſtructiven Echi⸗ niten oder verſteinerten Seeigel (4or), den wir un⸗ ſern Leſern abgebildet vorzulegen das Vergnuͤgen ha⸗ ben. Jetzt konnte Fein Streit mehr ſtatt finden. Wir ſehen den Seeigel zum Theile in dem Feuerſteine liegen, der ihn ganz aus fuͤllet. Deutlich bemerken wir die ſogenannten Judenſteine a an feinen Warzen, wie das ben allen Seeigelftacheln der- Fall ift, hängen, Den b find fpißigere Judenſteine von etwas anderer Form, aber auch an den Warzen hängend; und zu beyden Seiten c erblidt man die Eindruͤcke von ſol⸗ chen Stacheln, die aber nicht mehr da ſind. Dieſer Anblick laͤßt nicht den mindeſten Zweifel uͤber das, was die Judenſteine ſind, uͤbrig, und zeigt ſogar, wie einer und derſelbe Seeigel auch Stacheln von verſchied⸗ ner Form haben koͤnne. Merkwuͤrdig iſts immer, daß ſo viele tauſend Judenſteine gefunden werden, ohne daß ein Echinit dabey laͤge. Wer uͤbrigens weiß, wie leicht die Seeigel ihre Stacheln verlieren, ſo daß bey weitem die allermeiſten, die man in Naturalien⸗ ſammlungen antrifft, derſelben beraubt ſind, der wird ſich weniger daruͤber wundern. Noch Koniſcher Ss. 95: Noch bis auf diefe Stunde: iſt der vorzůglich ſchoͤne Seeigel, den wir unſern Leſern bey 402 zeigen, bloß verfteinert gefunden worden, Klein nannte ihn den roniſchen (E, Conoideus). Er iſt zu merfe würdig, al daß wir ihn ganz Ahergehen konnten. Man kennt bis jetzt nur zwey Exemplare diefes merko wuͤrdigen Echiniten, den wir aber fehr verkleinert dar⸗ ſtellen mußten‘ Denn er hat gegen fünf Zoll in bie Höhe und im Durchfchnitr ſechs. Er ift mehr rund‘ als oval, vielleicht war er noch ründer und det bey der Revolution, die ihn zu einem Steine umſchuf, de . nen Druck erlitten, Oben auf der Wolbung befindet ſich der After. Von Ihm aus entſpri ngen fünf Paar Streifen, die einen Stern bilden, Sie theilen die | Schale in fünf breitere und fünf fchmälere Felder ab, die ſo viele Seeigel haben, Die Bänder ſelbſt laufen fpißig zu, und haben eine Menge Duerftreifen, Auf den Feldern fieht man eine große Menge Erhöhungen mit Löchern. Sie gehen in die Tauſende. Dienen fie, wie das bey andern Seeigeln unwiderfprechlich der Fall ift, zum Herausſtrecken der Fühler und Fuͤße, ſo kann man ſich des Erſtaunens uͤber die Menge ſol⸗ cher Werkzeuge, die dem, zufolge dieſer Seeigel noth⸗ wendig haben muß, * enthalten. Die Grund⸗ flaͤche 352 NMoſenblume. flaͤche dieſes Seeigels iſt ganz eben. In ihrer Mitte iſt der Mund, wo alle Felder zuſammentreffen. Sie bilden zehn Klappen, fuͤuf breitere und fuͤnf ſchmaͤlere. In Iſtrien, ohnweit der Stadt Perina, iſt dieſer Echinit gefunden worden. Er beſteht aus einem ſehr ſchoͤnen, aſchgrauen Kalkſpath, der eine vortreffliche Politur annimmt. Der innere Theil der Schale if mit einer Mergelart angefuͤllt. Er wiegtvier Pfund. Alle die bisher angeführten Seeigelarten hatten das Maul unten, den After aber oben (Anocytü). ber es gibt, wie fchon erwähnt worden, aud) folcye, bey denen After und Maul unten (CatocyRi), und wieder welche, die den After zur Seite (Plevrocyi) haben, Don den erftern diefer beyden Seeigelfamis dien, führen wir die Rofenblunte (E. Rofaveus) on Auf der obern Seite (403) fehen wir eine artige Blu⸗ mengeftalt, Die aus lauter durchbrochnen Puncten beſteht. An der untern Seite (404), oder der Grunde fläche, erblickt man das Maulinder Mitte, den After mehr nach der Seite zu. DieSchaleiftgelbbram, an den Seiten etwas eingedruͤckt. Sehr artig kruͤmmen ſich die Gaͤnge und faſſen eine etwas gewoͤlbte Stelle ein. Eine Menge koͤrnerartiger Erhoͤhungen bedecken die Schale. Man findet dieſen Seeigel von ſehr ver⸗ ſchied⸗ MW ‚den Br En nennt? und tommt aus Indie. rl Fuͤnf Locher oben und unten. —R die Schale des fuͤnfloͤchrigen Seeigels CE. Quind queperforatus).s Er ift oben (405) weißgrau und etwas roͤthlich; unten (400) nach der Mitte zu aus⸗ gehoͤhlt, mit gruͤulichen Adern. Die Oeffnungen ſiud laͤnglich rund. Oben befindet ſich ein fuͤnfecki⸗ ger mit Lochern durchbohrter Stern. Es iſt dieß im Grunde auch ſo eine Blume, wie der en — und die durch die Gänge gebildet wird. | Vollkommen herzfoͤrmig iſt das ⸗⸗ herz (Cor anguinum). Auf einer Seite (407) hat dieſer Seeigel eine Vertiefung; auf der andern Seite | (438) bemerkt man auf dem gewölbten Rücken fünf Furchen, die voller Löcher find, und dem Thiere zum Hervorſtrecken feiner Füße dienen. Ueber und über iſt das Schlangenherz wie mit Hirfefürnern befät, Sein Manlift nierenfürmig und hat zwey Lippen. Der After: befindet ſich am f pitzigern Ende und iſt rund. Man kennt auch dieſen Seeigel bis jetzt noch bloß aus ver⸗ ſteinerten Exemplaren. Seine Farbe iſt graulich gelb. Auf den Harz ift er ſchon oft: auögegraben worden. Wuͤrmer J. Th. Dv Eine 354 Seeſcheibe. Purpurigel Eine weit flächere Schale hat die Scefibeibe (E. Orbiculus). Sie iſt kaum einen Federkiel did, Auf ihrer obern Seite (409) zeigt fich eine Blumens figur, die niedlich durchbrochner Arbeit gleicht. Dieß find abermals die Gänge und Deffnungen zum Durch⸗ ſtecken der Fühler. Eine Säte des Umtreifes der Eeefcheibe ift rund, die Andere fingerformig ausge⸗ hackt. Bon unten angejehen (410) bemerkt man seht gut, wie die ganze Schale aus Täfelchen zus fammengefest if» Man nennt diefe Echiniten Raͤe derkuchen, weil, wenigſtens ein Theil der Schale, wie ein Uhrrad ausgezackt iſt. Der Zähne aber * bald mehr, bald weniger. Nech eines ganz vorzüglich ſchoͤnen —— muͤſſen wir gedenken. Wir meinen den Purpur⸗ igel (E. Purpureus, rother Seeigel), deſſen An⸗ blick Bewunderung erregt. Er ſieht vollkommen wie ein Herz aus, hat, ſo lange er lebt, die praͤchtigſte Purpurfarbe, und iſt auf ſeiner Oberflaͤche mit einer Menge von Stacheln verſchiedner Groͤße beſetzt. Zwiſchen den rothen ragen einige etwas laͤngere von blendender Weiße hervor. Unten iſt das Maul, das einer Querſpalte gleicht, und mit ſechs und zwanzig beweglichen, purpurrothen Buͤſchelchen beſetzt iſt. Die | “ PBurpwigek 35 Die ſchoͤne Purpurfarbe erbleicht, fobald diefer See⸗ igel todt ift, und geht in Grau über, Wir ſehen ihn auf dem Bauche (417) wie auf dem Rüden (412) - Hegend. Auch) verdient der ſtark vergrößerte Fühler (413), deren mehrere dad Maul umgeben, und die oben pinfelfdrmig find, betrachtet zu werden, Doc) bier erblidten wir noc) immer Feine Gänge, t ine Deffuungen „ und nichts von Feldern und Warzen, Alles das fällt ung erft dann ind Auge, wenn diefer Seeigel feinen Purpuranzug verloren hat, und die nackte Schale (414) vor und liegt. Da fehen wir die eine Blumenfigur bildenden Gänge, bietiefen Fur⸗ chen, die Warzen und den am Randebefindlichen After, Die Eingeweide diefes Thieres find höchft ein- fach. Ein Darm, ale Nahrungscanal, und bie Eyer zur Fortpflanzung, das ift alles, Und dens noch, fo einfach und gleichfam mit weniger Sorgfalt als andre Gefchöpfe. bearbeitet, ed uns auch vor Tommen ſo fehr feine Kugelgeftalt einem frohen Les bensgenuß im Wege zu flehen fcheinen mag, iſt anfer Purpurigel gewiß nichts weniger als unglüde lich, und hat zuverläßig alles, was zu einem, nad) feiner Beſtimmung, glücklichen Leben gehoͤrt. Dies nen ihm nicht: feine vielen Fühler ald Hände und Yy2 Süße, 356 Puryurigel. Fuͤße, die er aus- und einziehen kann, und bie ge rade Diefer Mechanismus vor mancher Gefahr fh riet? Haben ſie nicht vie hoͤchſte Empfindlichkeit und Be⸗ weglichkeit? Vermag er nicht damit das Maffer um ſich her zu bewegen , um in dem Einftlich ſelbſtge⸗ machten Strudel fleine Thiere zu fangen? Und be⸗ merken nicht die zahlreichen Fühler eben io plöglich die Annäherung einer willfonimnen Beute, als dieß ein Inſect vermittelft feiner Hundert Augen nur ins mer vermag? Wie herrlichhat Demnach nicht der gütige Schöpfer für Thiere geforgt, die von der Nas sur beftimmt fcheinen, in träger Ruhe: unbeweglich an Selfen zu figen! Wie vollkommen ward ihnen nicht durch) die Menge und Reizbarkeit jener Merk: zeuge das. erfeht, was ihnen an Gefchwindigfeit und Gewandheit verſagt war! Wie viel Nahrungsſtoff liegt nichts fuͤr ſie in dem von ums abſcheulich ge⸗ nannten: Schlamme, der fie umgibt, und von tau⸗ fend ihbninoungemein fchmadhaften Thierchen be⸗ wohnt wirdyndie fie leicht finden, indeß wir ein Vergroͤßerungsglas brauchen wirden, fie wahrzu⸗ nehmen! Und wie zahllos viele Eyer haben fie nicht, | damit ja ihre Gattung nie ausſterbe, was bey den manchen Gefahren, die fie umgeben‘, dem ſtuͤrmi⸗ | Na se®® ſchen GSeeigelgebiß. 35? ſchen Elemente, das fie bewohnen, und den ihnen mangelnden Mitteln zu ſchleuniger Flucht ndthiger, als bey vielen andern Gefchöpfen war, Gehen auch tanfend Millionen Seeigeleyer verloren, das ift eine wahre Kleinigkeit! Nur wenige Seeigel, des ven Zunge dem Tod entgehen, erfeßen die Luͤcke wies der, erhalten das Glied, das in Die Kette des Gans» zen gehört, und dad fo fchöne Gleichgewicht der Natur, das unlängbar auf eine furchtbare Art geftort würde, wenn auch n nur die Br —* ganz zu fehlen anfiengen. id Wir haben im Vorbeygehen ſchon zum oͤftern ſowohl des kunſtreichen Baues, den die Natur dem Maul des Seeigels gab, als auch der ſo mannig⸗ faltigen Form der Stacheln und Auswuͤchſe, die an ihrer Oberfläche ſtehen, gedacht, Vielleicht iſt es unſern Leſern nicht unangenehm, Darüber noch einiges zu leſen und es durch Abbildungen erlaͤutert zu ſehen. Wer weiß, wann ſie je wieder Gelegen⸗ heit finden, einen ſolchen Blick in die innre Haus— Haltung fo fonderbarer Gefchöpfe zu werfen, für die Die Natur eben fo gütig, als für ihre übrigen Kit: der, geforgt hat. Wir fehen bey arz das Maul mit wen feinen Theilen in feiner natuͤrlichen Lage, Man ” V9 3 muß 358 Seeigelgebiß. muß ſich nur vorſtellen, daß der Seeigel ſo zerſchnit⸗ ten worden, daß die untere Flaͤche mit den Werk— zeugen, Die dad Maul ausmachen, und nod) einem Theile der Stacheln fihtbar wird, Ariftoteles vers glich alle die Zähne und Knochen, die das Maul ausmachen, mit einer Laterne. Wir Eönnen nicht laͤugnen, daß,-wenigftens nad) der vor uns liegens den Kleinifchen Abbildung „ die bey der unläugbas ren Dortrefflichkeit ded Uebrigen in jenem Merfe fein Mißtrauen verdient, ed etwas ſchwer fey , das Treffende diefed Vergleichs fich vorzuftellen, und fich die beruͤhmte Ariftoteles Laterne hier Har zu denken. Es würde uns übrigens zu weit führen, wenn wir alle die Theile, die man zum Gebiß des Seeigels rechnet, und über deren Gebraud; man erſt noch nicht ganz einig ift, hier einzeln anführen wollten. Ein Paar Hundszähne (416) und ein Paar der fichelfdrmigen Beinchen,, die kammfoͤrmig ges zähnt find (417), fügen wir doch nody hinzu. Aus den letstern find die Kinnladen oder vielmehr die Mahlzähne zufammengefeßt, zwifchen denen Das, was die Hundszähne zerbrochen und durchfchnitten haben, vollends zermalmt und gefäut wird. Doch man muß diefes große Denfmal der Weisheit und der Seeigeleingeweide. 359 der Güte Gottes, das Seeigelgebiß 4 in der Natur ſehen, was in mehrern Cabinetten der Fall iſt; man muß ſelbſt wahrnehmen, wie, ſobald es in Waſſer gelegt wird, die fuͤnf Zaͤhne ſich offnen, oder ſo aus⸗ einander treten, wie fie ſeyn müffen, um eine Speiſe zu faffen, man muß bemerfen,, wie fie fid) allmähe lich wieder einander nähern und fchließen, wenn das Gebiß trocden wird, um aud) über diefes Werk der Natur das lebhafteſte Erftaunen zu fühlen, P Doch vielleicht wiinfchen umfre Lefer einen ganz zen Seeigel, quer durchgefchnitten, zu fehen, um fi) von feiner innern Einrichtung eine Vorftellung zu machen. Mit Vergnügen zeigen wir ihnen dies ſes merkwürdige Schanfpiel, beſonders da hier das berühmte Gebiß etwas anders, und wie wir glaus ben, etwas deutlicher, als in der vorigen Akbildung erfcheint. Sie fehen bey 418 einen horizontal durchs ſchnittenen Seeigel, defien obere, oder Afterfläche, wie der Deckel einer Dofe zuruͤckgelegt ift. A ftellt die untere Zläche vor, wo ein a das Maul bezeiche net, bad, wie fchon erinnert worden, von einigen. die Ariftoteleslaterne, von andern die Diogenesla⸗ terne genannt wird, Bon ihm aus lauft der Eins geweidecanal b, der mehrere Schläuche bildet, und, (bier (hier muͤßen wir die Lefer bitten, ihre Blicke in die andre Hälfte B zu werfen) in den After c übergeht, Bey dd find leere Räume, die mit Meerwaſſer au« gefüllt find, Aber was ftellen wohl die fünf brauu⸗ rothen Körper ee vor, die regelmaͤßig den After umgeben? Dieſe ſind nichts anders, als der unge⸗ heure Vorrath von Eyern, die gegeſſen werden. Fuͤr jedes dieſer Eyerbehaͤltniſſe hat die Schale eine eigne, groͤßere Deffnung, durch die die Eyer auslommen. Hm Innern der Schale fehen wir, wie Diefe aus eis ner Menge von Täfelchen zuſammengeſetzt ift, Die, nad) den verfchiedenen Arten der Seeigel, - fünf leche⸗ ſiebenſeitig ſind. u +... Sa den Stacheln der Geeigel herrſcht eine große annigfaltigkeit. Man findet eine ungeheure Men— ge verfteinerter Körper, die man Judenſteine nennt; ad für nichts andere, als. für Seeigelftacheln hal⸗ ten kann. Auch die Belemniten wollte man hierher rechnen „ obgleich es Beweiſe gibt, daß man ſie fuͤr ein noch ganz unbekanntes verſteinertes Seethier zu halten habe. Immer aber herrſchen in dieſem Theile der Naturgeſchichte noch ziemliche Dunkelheiten, und | man wird fich vielleicht lange noch über Die Fudens fteine, Kreböfteine, Luchöfleine, Encriniten u, d. m. ſtrei⸗ Seeigelſtacheln. 361 ſireiten. Daß fie übrigen weder dem Mineral: noch dem Pflangenreiche angehbren, ſcheint jetzt nach den fo viel Kicht verbreitenden Unterfuchungen und Erz r PR RBRPR ih a, u a ——— fahrungen neuerer Zeiten Feine Frage mehr zu ſeyn. Immer gber iR es auffallend, wie hie und da ein Berg eine unbegreifliche Menge folcher Verfteineruns ” gen enthält, indeß vielleicht nahe dabey keine Spur davon iſt, oder wie auch hie und da Verſteinerungen Einer Gattung i in unermeßlicher Anzahl gehaͤuft ſind, auf einer andern Seite des Berges aber keine einzige vorhanden iſt. So kann man z. B. den ganzen Rand⸗ berg, ohnweit Zurzach in der Schweiz, als einen - Haufen zahllofer Berfteinerungen betrachten. Man kann faſt kein Stuͤck von ihm losſchlagen, das nicht Abdruͤcke von Thieren und Pflanzen zeigte, und doch hat man die Bemerkung gemacht, daß auf und im Berge ſelbſt gar feine, oder doch nur fehr wenige Bas lemniten gefunden werden, da hingegen unten bey Halau ihrer eine ſchlechterdings unſaͤgliche Menge iſt. Doch dem ſey nun wie ihm wolle, immer iſt es aͤußerſt angenehm, die fo mannigfaltigen Fore men der Seeigelſtacheln zu ſehen, die zu einer eignen intereſſanten Sammlung Veranlaſſung geben konnten. Man erſchoͤpft ſich faſt in Wörtern, um Wuͤrmer J. Th. 33 fie fie zu beſchteibenn denn aſie je leihen Beraen, Palli⸗ | -faden, Spindeln, Eucummern, Sceptern,, Schau⸗ | fein, Keulen uf: w. amd find bald krumm, halb ‚gerade, bald glatt, bald gefbrnt, bald. knopfig, ‚bald dornig. Es verſteht ſich, daß wir nur einige hier abbilden laſſen, die aber, nebſt denen, die wir ſchon kennen lernten, zum Beweiſe dienen werden, daß ſich die Natur auch in Dingen, die wir für hoͤchſt unbedeutend anfehen, die hoͤchſte Mannigfal⸗ tigkeit zum Geſetz gemacht habe. Ganʒ klein und ‚zart iſt der Seeigelſtachel, den wir 419 ſehen. Ver⸗ groͤßern wir ihn (420), ſo bemerken wir eine regel: mäßige Sannelirung, und brechen wir ihn ab (421), fo fieht man aus einem gemeinſchaftlichen Mittel⸗ puncte © Strahlen nach dem Umkreis gehen. Bald finden wir einen Seeigelſtachel vollkommen glatt (422), fatt einfärbig und ohne Rinnen, bald aber auf niedlichite bandirt und mit Sndpfehen beiekt, die in- einem Kreife herumgehen (423) oder auch ohne dunkle | Binden auf grauen Grunde punctirt (424). Bald} find die Stacheln tiber und über gekörnt (425), bald ſcheinen fie: Aftige Auswuͤchſe zu haben, bie bey den Einen fchwächer (426), bey den Andern ſtaͤrker (422) find. Jetzt u, man fingerförmige u bans „akt % Pr — wus — eh Ei J A x * „ae 98 eds hm ẽ 79 EL ER ZE t — — J Yetyzz =’ 5 — RE: IN Aa an Re hi N N ) —439 Sell: L dann wieder He und uch S zuge der’ — ** Fudenſtein/ der bald einfache (429) bald gekürt Streifen (430) hat, und zuweilen gurken⸗ (431) zus weilen flaſchenfoͤrmig (432) ausſieht. Der Flaſchen⸗ hals iſt der auf den Warzen auffigende Theil, Andre find voller Dornen (432. 434. 435), wieder andre haben eine Spindelform (436) , und einige find fos gar mit niedlichen Kronenringen beſetzt (437). Dieß ſey genug, am unſere Leſer zu überzeugen, wel) ein intereffanter Theil der Naturwerke die Seeigels ſta cheln, und ih vn ze der at. Ta, \ — ns | — gi wi ab. «XLVI— XLVIn. + Seeſtern. Astéerias. 9 Sonne (433. 439). Der Comet (440, 441). Der Schlangen ſchwam (442. — — Meduſenhaupt (444). De koͤrmgt eeſtern (44 Ei -447). Der Stachel ji (448. 449). Die Seepaſtete (450. ae. Knotenſtern (452). Der Viole (3). = Auch d das Meer hat ſeine Sterne. Sie eben 35 2 die 364 Seeſterne. die Macht und Guͤte deſſen, dem alles ſein Daſeyn verdankt, nicht weniger, als jene Körper, die in fternenhellen Nächten am Gewölbe des Himmels funkeln; und wenn. diefe immer nur aus unermeß⸗ licher Ferne und mit kunſtreichen, Eofibaren Inſtru⸗ mienten betrachtet werden Tonnen, und ihre Kennts niß nur bloß, auf Schlüffen und Berechnungen, des ren Zufammenhang. und Zuverläßigkeit wenige ganz zu Durchfchauen vermögen, beruht; ſo kann dagegen der Liebhaber Meerfterne felbft fammeln, fie zer: gliedern, und fein Kabinett damit bereichern. Faſt alle Nationen gaben diefen Meerbewohnern, wegen ihrer vielftrahligen Geftalt ven Nahmen Meerfterne (Afteria, Stella marina, etoile de mer), und nur die Englaͤnder nannten ſie nicht nur Sternfiſche, Te dern auch Seeroſen. Wirklich bilden mehrere un⸗ ter ihnen wahre Sternfiguren, wenigſtens fo wie die Sterne abgebildet werden, da aus einem Mit- telpuncte Strahlen laufen, und es macht dem Freun⸗ de der Natur nicht wenig Vergnuͤgen, wenn er ſieht, wie die unerſchopfliche Fruchtbarkeit der Natur faſt allen denlbaren Formen und Geſtalten im Thiers reich das Daſeyn —— habe. Aber nicht a il Diefe Sterne haben eine gleiche Amehi ven ner / Geefterne. 365 len. Die gemeinſten beſi itzen ihrer vier bis fuͤnf; einige zwolf bis dreyzehn, ja man fennt wohl eine Art, die ihrer. vierzig hat. Tauſend Mannig⸗ kaltigkeiten herrſchen in der Form der Strah⸗ len, wie in der Bekleidung derſelben. Bey einigen find fie glatt, bey andern ſtachlig, ſo daß man ſie nicht ungeſtraft angreifen kann. Bey einigen ſtehen fie bauchig heraus, bey andern find fie flach; bey einigen find fie einfach, bey andern äftig zufommens geſetzt; ja bey einigen geht die Zahl der Aeſte ſo weit, daß man auf achtzig bis neunzig tauſend zaͤhlen muß, wovon wir hernach noch mehr hören werden, Mit dieſen ergreifen und umwickeln ſie ihre Beute ſo, daß ſie ihnen auf keine Weiſe entgehen kann, and fie konnen alſo dieſelben bald als Süße, bald als Arme gebrauchen, +. Dad Kennzeichen dieſes merkwuͤrdigen Thler⸗ geſchlechts it ein ziemlich flachgedruͤckter, galler tarti⸗ ger Koͤrper, mit einer lederartigen zum Theil ziem⸗ lich harten Huͤlle, die weder Haut noch Schale heißen kann, und daher beſſer Kruſte genannt wird. Im trocknen Stande wird ſie hart und bruͤchig, auch veraͤndert ſich dann die meiſtens blauliche Farbe der lebendigen Seeſterne in Braun, Gelb, auch Roth⸗ 333 | Ad 366 Seeflerne üch. Dleſer Ueberug ik aber mit eigentich eine Hätte, aus der der Bewohner beranökreten, oder in die er fir ch zuräcsiehen bunte, wie die Schnecke 4J Ye m ein wahres, —J———— ferne haben diefen Ieberartigen Ueberjug. il haben geglieberte Strahlen, Diefe onnen wie Schlangen krlechen, indeß die erſtern nur ſehr Tange ſam an Ort und Stelle kommen. So viel fiet ie int Grunde Strahlen haben, fo viel Wege koͤnnen fie im Gehen einfchlagen, nach fo vielen Richtungen ſich hinbewegen. Reichlich mit Zuhlern und Mars zen verjehen find Die Seefterne, daher fie dornig und warzig erfcheinen, Dad Maul ſteht in der Mitte und iſt Fünfflappig," ı und nicht ohne ſeht brauchbare Zaͤhne. Immer befindet fi) daffelbe auf der untern Seite, In ihm brachte bie Natur has kunſtvolles Saugwerk an, um die Schalen, deren Bewohner dem Seeſtern zur Nahrung angewiefen worden, rein auszufaugen, Seine fünf Zähne dies nen ihm als eine Zange, um den Körper, den er ausfaugen will, zu halten, vielleicht auch ı um Mir ſchein zu öffnen. Ob der ‚Seeftern, wirklich auf den Q Iugenblict * wo das Schalter feine Hauöthire oͤffnet, Crane | 367 Öffnet, um fi ſich abzukuͤhlen, oder um Speiſe einzu⸗ nehmen, und ober dann wirklich, durch feinen J In⸗ flinet geleitet, ploͤtzlich einen ſeiner Strahlen wi⸗ ſchen die klaffende Schale ſchiebe, ſo daß ſie nun offen bleiben muß, und ihr Vewohner leicht ergriffen werden kann, das muͤſſen wi r dahin geſtellt ſeyn lafen, Wer die Kraft der Edalthiere kennt, der wird ſi ch hier nicht enthalten konnen, das Abkneipen des Strahls zu beſorgen; wenn auch nicht ſchon die Rage und Entfernung des Mauls ber Seefterne das Vorgeben etwas ſchwer zu begreifen machte. 4 Vom Maule aus lauft durch jeden Strahl De Seeſterns eine ausgehdhlte Rinne. Dieſe gleicht eis nem Ganale, der nad) vorn zu immer dünner wird, und an feinen Ufern mit Knoten, Spitzen und Dor⸗ nen beſetzt ift, Diefe Stacheln und Auswüchfe find ; zum Theil äußerft ſpitzig und hast, und ſtehen wie fhägende Pallifaden längs der Candle hin, Hochſt merkwuͤrdig ſind die Fuͤße der Seefterne, Bi wohl aud) bie Dienfte von Zühlern thun moͤgen. Sie ſhen an der untern Seite und ſind ſymmetriſch auf jedem Strahle in vier Reihen, deren jebe aus 26 Fügen befteht, vertheilt. So hat alfo jeder Strap 304 Süße, ber ganze Seeftern aber, wenn er mit fünf Go 368 ESeeſterne. fuͤnf Strahlen verſehen iſt, 1520 Säge. Man follte glauben, mit einen fo reichen Vorrath von Fuͤßen muͤſſe der Seeſtern ungemein ſchnell fortkommen, und im Gehen weit mehr leiſten, als ein zwey⸗ vier⸗ vder achtbeiniges Thier. Aber nichts weniger als das! Sein Gang iſt im Gegentheil, wie wir ſchon gehoͤrt haben, ziemlich muͤhſam, und wenn er ſamt ſeinen anderthalbtauſend Fuͤßen einen Wettlauf mit der Muſchel beginnen ſollte, die nur einen einzigen hat, ſo wuͤrde er ſchwerlich den Preis gewinnen. Mir muͤſſen nur nicht annehmen, was wir bey dent Worte Füße fo gern vorauszufegen pflegen, daß diefe Süße ded GSeefternd Werkzeuge zum Laufen feyen. Sie follen ihm im Grumde nur dienen, ſich von einer Stelle zur andern zu bewegen; und in dieſer Ruͤckſicht erfuͤllen ſie ſo gut wie die Laͤufte des Hirſches ihren Zweck, da der weife Urheber der Nas tur es zur Erhaltung und Sicherheit diefes Thier⸗ geſchlechts nicht nöthig fand, ihm das Vermögen zu geben, ſich fchneller zu bewegen. Im Grunde haben die Fuͤße der Seefterne Aehnlichkeit mit den Hoͤrnern oder Fuͤhlern der Gartenſchnecken; denn ihre Geſtalt, Weichheit und Bewegungsart iſt faſt eben dieſelbe. Der Seeſtern kann fie willlurlich aus⸗ und Serfterne 369 und einziehen. Schreitet er über einen Seeförper weg, oder geht er auf dem Meerfande hin, fo ſtreckt er die Fuͤße aus, die er jest, gerabe zu feinem Ges brauche nöthig findet Die andern bleiben eingea zogen. Man kann fich leicht vorftellen, daß zur freyen Bewegung fo mannigfaltiger Werkzeuge eine aͤußerſt kunſtreiche Einrichtung im Innern erforders lich fey, und es wird unfern Lefern nicht unanges nehm fen, einen Blick in Dasfelbe zu werfen, und auch darin einen neuen Stoff zur Bewunderung des großen Urhebers der Natur zu finden. Schneiden wir einen Strahl des Seeſterns auf, ſo entdecken wir das herrliche Triebwerk, das die Fuͤße aus⸗ und einzieht. Deutlich liegt dann der von der hoͤchſten Weisheit zeugende Mechanismus vor unſern Augen. Hinter jedem Fuße befindet ſich eine kleine Waſſer⸗ blaſe, die vollkommen durchſichtig iſt. Die Anzahl dieſer ſchoͤnen Reihe von Perlen iſt der Zahl der Füße vollkommen gleich, und jede ſteht mit einem vderfela ben in Verbindung. Druͤckt man mit dem Finger an ein ſolches Kügelchen, fo tritt die in ihm befind⸗ liche Seuchtigkeit in den Zuß; er verlängert fich und - kommt zum Vorfchein, Auf diefe Art ſtreckt der Geeftern feine Füße aus, Und will er fie einziehen, ‚Würmer. Th, Una ſo 376 | Eeeſerne. ſo darf er fie nur einiger Maßen zuſammendruͤcken; daß die Feuchtigkeit ſich wieder zuruͤck in die Kuͤgel⸗ chen ergießt, dann werden: die Füße ſchlapp und ziehen fich hinein. Welch eine herrliche Einrichtung! Meld ein bewunderungswuͤrdiger Mechanismus! Und welche unſichtbare Muskeln und Bänder mögen nicht erft das Triebwerk des Ausdehnens und Zu⸗ ſammenziehens in Bewegung ſetzen! Außer dieſen Reihen von Waſſerkuͤgelchen iauft auch im Innern der Seeſternſtrahlen eine Knochen⸗ linie, die wie ein Ruͤckgrath aus Wirbelbeinen zu: ſammengeſetzt iſt. Keine beſtaͤndige Form hat der in der Mitte, da wo alle Strahlen zuſammenlau⸗ Ten, liegende Körper. Außer dem Gefühl, das er äußert, und den Freßwerkzeugen ſind Teine andre Sinnenorgane an ihin zu eintdedfen. Uebrigens find nicht alle Seefterne fterinfbrmig getheift, fo daß man alfo nicht immer einen Unterfchied zwifchen Körper und Strahlen machen kann. Denn einige bilden blog eckige Flächen vhne Einfchnitte, Sehr groß ift das Reproductiond s vder Ergan⸗ zungsvermoͤgen der Seeſterne. Oft findet man wel⸗ che, die nur drey Strahlen haben. Wir beklagen ſie, daß ein ee Zufall ihnen * zwey Be Seeſterne. Strahlen geraubt und fie zu Kruͤppeln gema Aber wir thun fehr Unrecht daran, Denn unterfus chen wir fie recht genau, fo werden wir ficher finden; daß ſchon neue Strahlen heroortreiben, um den era littnen Verluſt zu erfegen, Warten wir eine Zeits lang, fo werden wir ſehen, daß jeder abgebrochne Strahl, fo kunſtreich er auch organifirt ift, fo. mans - nigfaltig feine Theile find, fich wieder erneure, ja Daß wohl aus jedem Stüd eines Seeſterns ein gan⸗ zer werden koͤnne. Man mag ihn daher zerreißen, in Stüce zerfchneiden u. d. er geht doch nicht zu Grunde, Aus feinen Trümmern entwideln ſich neue Seeſterne. Jedes Stüd wird. zu einem Ganzen, Diefes herrliche Ergaͤnzungsvermoͤgen ward vorzuͤg⸗ ‚lich den Seefternen zu Theil, die Eeine ſo vollkommen organifirte Füße, wie die oben befchriebenen befizen, and denen ihre Innggeichwänzten äußerft biegfamen wegen deren fie den Nahmen Eidechs⸗ St Schlangenfchrwänze erhalten haben, ftatt der Süße Siebe, Was ihnen in Vergleihung mit andern Seeſternen an Füßezahl verfagt war, das erfeßte ‚Ahnen die mütterliche Natur durch die Länge und Beweglichkeit ihrer Strahlen ; und weil nm bey dies fen vermöge ihrer Structur eine außerordentliche Zer⸗ Boa Aaa2 brech⸗ ‚312 Geeſterne. brechlichkeit unvermeidlich war, fo wußte eben dieſe forgfame Mutter durch das Geſchenk des Ergäns zungsvermoͤgens jene Zerbrechlichkeit unfchädlicher zu machen, und auf diefe Urt für die Erhaltung dies fer Gattung zu ſorgen. Su allen Meeren findet man MA Sie bewegen ſich kreisſoͤrmig im Waſſer und kommen oft in die Hoͤhe. Denn fie haben das Vermoͤgen, ſich willkuͤrlich, wie die Fiſche, in die Tiefe hinab, oder in die Höhe Heraufzubegeben, Zuweilen fchlels chen fie am Strande in fonderbaren Kreifen herum, dfter aber bewegen fie fi) auf dem Meeresgrunde nach ihrer Weile, Kleine Gewürme find ihre Nabe sung; dagegen dienen fie aber auch größern Seege⸗ fchöpfen zur Speiſe. Auch werden einige von Menfchen gegefien: Doc) follen nur die, die einen etwas flärfern Körper und rothes Fleifch haben, eß⸗ bar ſeyn. Man will behaupten, die Sndianifche Schwalbe, Salangane, baue ihr ſchmackhaftes und beruͤhmtes Neft aus einer Art von Seefternen. Freys lich) fcheint diefer geringe Nugen mit ihrer Menge, ‚ihrer Mannigfaltigfeit und ihrem Funftreichen Baus in feinem Berhältniffe zu fiehen. Gar gern berechs net der Menſch den Werth und Nutzen eines Thier⸗ geſchlechts gefchlechtd bloß nach dem in die Augen fallenden Gewinn, den er, vorzüglich in Abſicht auf Nahrung und Kleidung, davon hat, und man Fann es ihm faum verdenfen, wenn er den Kafan dem Raben, das Zobelthier der Kage, die Biene der Fliege, und - die Forelle der Nafe unendlich vorzieht. Aber er wird dabey nicht felten ungerecht und vergißt, dag ihm etwas auf eine verborgne Art fehr nüglich feyn Tonne, ohne daß es gerade fogleich in die Augen fält, und ohne daß er es felbit genießen oder zu feinem Anzuge brauchen fang. So genießt er zwar weder Heu noch Klee; und dennoch, von welchen umiberfehbaren Nußen find fie nicht ſelbſt in Abficht auf feine Nahrung; und wenn er vielleicht mit Ab⸗ ſcheu an das Eſſen der Sperlinge und Meifen denkt, was ficher ein Vorurtheil ift, werben fie nicht Doch feine Wohithäter, indem fie Millionen ſchaͤdlicher Inſecten verfehlingen , und befonders die Meiſe der Nonnenraupe nachſtellt, die in unfern: Wäldern fo furchtbare Verheerungen anrichten Fann, was man in manchen Gegenden, wo der Meifenfang bis zum Unfug getrieben wird, zum großen Nachtheil zu fpät erfahren hat. Kann demnach nicht auch dee Seeſtern vielleicht manches Thiergeſchlecht eins Aaa 3 ſchraͤn⸗ 374 Seeſterne. ſchraͤnken, das ſehr werthgeachteten Fiſchen ſchaͤdlich ſeyn koͤnnte; oder kann es nicht auch dieſen zur Nah⸗ sung dienen? Mag es Daher immer ſeyn, daß unſre Yerzte von Hippocrates ſchwarzen und Rondelers glatten Seefternen als treiflihen Heilmitteln durchs aus nichts mehr wifen wollen; daß Feine Pflafter mehr daraus verfertigt werden; daß man in unfern Tagen gegen die Peft lieber ein in Del getränftes Hemd ald wie fonfteinen Seeftern empfiehlt, und daß der berühmte Waiz in Naumburg die fürchterliche Epilepfie nicht mehr wie fi) die Alten rühmten;, mit Seefternen heile; mag es feyn, daß man ſie jest nicht mehr verbrennt, um einen abfcheulichen Geruch zu vertreiben, obgleich wir an dieſe Kraft des Seefternd noch am erften glauben möchten, in⸗ ‚dem der abfcheulichite Geruch dem gewiß nicht mins der häßlichen eines verbrannten Seeſterns gar leicht ‚weichen kann; mag ed feyn, daß in unfern unglaus bigen Zeiten Fein Menſch mehr glauben will, ein mit Fuchsblut beftrichner und ber der Thüre be⸗ felligter Seeftern verhüte die ſchaͤdliche Wirkung zweckwideiger Arzneymittel, ja ſogar aller magiſchen Kuͤnſte; mag das alles jetzt nicht mehr zum Ruhme der Seefterne geſagt werben: fo Eönnen fie doch in — der Seeſterne. > 0 ber Kette der Dinge fehriwichtig, ja ſie muͤſſen & ſeyn, fonft wären fie ficher nicht vorhanden. Das Mbenteuerlichfte, was nur immer über ben Gebraud) eines Geſchoͤpfs aus einem verbrannten Gehirn hervor⸗ gieng/ ift unläuabar der Rath des Kiranides: Wenn du ein Schildfrötenhaupt mit etwas Seeſtern ders mifcheft , fo wird der Dämon deines Schickſals vor dir fiehen umd dir Auf alle deine Fragen antworten, Faͤllt es unfern Lefern nicht ſchwer, fich zu uͤberre⸗ den, daß ſolche Dinge je im Ernſte gefagt und ges ſchrieben worden feyen? Und doch iſt nichts ges wiſſer, Wir führen zuweilen aus dem Wufte fols her Dinge, wovon alte Naturhiſtoriker fo voll find, gern einige ſolche Züge an, damit unfre Leſer deſto dankbarer gegen die vortrefflihen Männer feyen, die ſich fo viele Mühe gaben, diefe vortreffliche Wife- ſenſchaft von ſolchem Unſinne zu reinigen. | Gewoͤhnlich findet man die Seefterne mit Eyern angefuͤllt. Noch aber ift e8 unbekannt, ob fie ſich begatten oder ob beyde Gefchlechter vereiniget find; Mit feltner Uebereinſtimmung reden die Alten von der hiigen Natur der Seefterne. Sie fügen, daß, was fie berühren, werde plöglich verzehrt und aufs gelöst, und in einem Augenblick fey die von ihnen 376 Seeſterne. verſchlungne Speiſe wie doppelt gekocht und geſot⸗ ten. Schade nur, daß neuere Beobachtungen von dieſer verzehrenden Hitze nicht das mindeſte entdeckt, und daß ſich mehrere mit lebenden Seeſternen be⸗ ſchaͤftigt haben, ohne die geringſte * davon zu empfinden, | ginn theilte dieſe — — in drey dam— lien, und waͤhlte zum Grunde ſeiner Eintheilung das, was am erſten ins Auge faͤllt, die Geſtalt. In die erſte nahm er diejenigen auf, Die keine eigents liche ſternfoͤrmige Spitzen haben, und alſo unge⸗ theilt find; in die zweyte die wirklich ſternformigen mit deutlid) hervorſtehenden Spigen; ‚und eine dritte Familie machte er aus den firahligen, deren Spigen lang und wurmförmig gekrümmt ſind. Mißlich iſt es immer, nach der Zahl der Strahlen: die Seefterne eintheilen zu wollen, Denn wie leicht kaun man zwey von der nähmlichen Art finden, von denen eis ner mehr Strahlen als der andre Hat, der Durch eis nen Zufall welche verlor. Man müßte fie ihr gans zes Leben hindurch beobachten, um darüber mit Sicherheit zu entfcheiden, Doch es iſt Zeit, daß wir —— der ut digſten Arten näher befchreiben, Zwar werben unfte Abs u | Sonne. 377 Abbildungen merklich verkleinert ſeyn. Denn für die Groͤße unſrer Kupferplatten iſt die Form der Seeſterne hoͤchſt unbequem. Indeſſen wird ſich auch im Kleinen das — der — an nicht -verfennen laffen, eu Wir nennen zuerft die Sonne: a Pappofa), bie * von ihrer obern (438) wie von ihrer untern Seite (439) vor uns ſehen. Sie hat 13 Strahlen, die ihr ihren Nahmen erwarben. Der eigentliche Körper iſt nicht ſehr groß, fo wie man überhaupt wahrnimmt, daß, je weniger Strahlen ein Seeſtern hat, defto größer fein Körper fey, und daß diefer faſt in dem Berhältniß Heiner gefunden werde, je höher die Anzahl der Strahlen fteigt. Auf der obern Seite ſcheint Diefer Seeftern wie mit einem Netze uͤberzogen zu ſeyn. Wo die Netze Knoten haben, da befinden ſich bey ihm kleine Erhöhungen, Am Rande der Strahlen ſind dieſe etwas ſtaͤrker. Die untere Seite zeigt die Mundoͤffnung, die mit ſtarken Zaͤhnen umgeben iſt. Die Farbe dieſes Seeſterns iſt oben etwas roſtfarbig, der Koͤrper weißgefleckt. Die Strahlen haben rothe Spitzen mit weißlichen Zwi⸗ ſchenraͤumen. Unten iſt er weißlich, mit einem blutrothen Mittelkreiſe, und gruͤnblauen Streifen Wuͤrmer J. Th. Bbb der der Strahlen, Man findet die Sonne in den euros paifchen und aſi iatiſchen Meeren. Doch iſt fie nicht allzuhaͤufig. JIhren Nahmen erhielten auch andre Seeſterne, in deren Strahlenmenge man eine ent⸗ fernte Aehnlichkeit mit derSonne zu entdecken glaubte. So nannte man auch, vermuthlich um der Regelloſigkeit der Strahlen willen, einige Seefterne Cometen. Gar haͤufig ſieht man unter ihnen Miß⸗ geburten. Da ihre Huͤlle weicher, als bey andern Seeſternarten iſt, ſo moͤgen ſie jezuweilen Schaden nehmen, und es koͤnnen die Biſſe und das Kneipen ihrer Feinde allerley Auswuͤchſe und Kruͤmmungen der Strahlen veranlaſſen, koͤnnen ſie vermindern, oder auch auf eine ſonderbare Art ſpalten. Wir ſehen einen ſolchen Cometen (A, Rubens) von oben (440) und von unten (441), der. aber noch ziemlich regelmäßig iſt und fünf Strahlen hat. Zuweilen, aber doc) fo felten, daß unter fünfhundert folcher Seefternen ed nur einmal vorkommt, kann man auch einen folchen Cometen mit vier. oder fechs ‚Strahlen finden, Ein widriger Zufall hat ihm dann entweder einen geraubt, oder einen gefpalten. Chas vakteriftifch iſts an dieſen Seeſternen, daß fie lauter einfache Stacheln haben, und wenn ſie getrocknet | wer⸗ Comet. 379 werden, Feine ſo tiefe Rinnen, wie andre in ihren Strahlen ſich zeigen. Dieſe ſind etwas erhaben und eine Linie lauft laͤngs ihrer Mitte hin. Ziemlich dicht mit Fuͤhlſpitzen beſetzt ſind dieſe den Canal vorſtel⸗ lende Linien, und auch die Raͤnder haben eine große Menge ſtachliger Spitzen. Man findet dieſen Sees ‚fern von verfchledner Farbe: Gemeiniglich ift er oben roͤthlich, unten etwas blaffer roth, auch gelb. Nicht weit ‚vom Mittelpunkte feitwärts zeigt ſich ein runder, warjenartiger Fleck, der auch an andern Seeſternen gefunden wird. Man weiß nicht recht, was man aus dieſem Theil machen ſoll. Einige wollten hier den After, andere die Fortpflanzungs⸗ werkzeuge finden; waͤre dieſer Seeſtern ſchon ſo ge⸗ nau zergliedert worden, als ein anderer, ſo wuͤrde man wahrſcheinlich hierüber entſcheiden koͤnnen. Auf der untern Seite in der Mitte ſieht man das Maul. Starke, gegen einander gerichtete Zacken ſtehen an feinem Eingange. Noch bey Feiner See⸗ ſternart iſt das Wiederergaͤnzungsvermoͤgen fo: auf⸗ fallend entdeckt worden, als bey dieſer. Blumen⸗ bach beſitzt eine Reihe von Exemplaren ſolcher See⸗ ſterne, die alle in der Ergaͤnzung verlorner Strah⸗ * ae aaa find, Unter diefen iſt deutlich einer, n Bbb2 rn} 380 Shlangenihmwanz. der von feinen finf Strahlen vier verloren hatte, die aber alle fchon die Spuren des Nachwuchſes zur ‚MWiederergänzung der mangelnden Theile zeigten. Es ift in der That zum Erftaunen, wie ein ſolches Thier um vier Strahlen , die doc) den bey weiten beträchtlichern Theil feines ganzen Koͤrpers ausma⸗ chen, kommen kann , ohne daß dabey an eine toͤdt⸗ lihe Verwundung oder Verftimmlung zu denken wäre, Man möchte faft fagen, ein ſolches Thier fey unzerſtoͤrbar. Und hier ift erft Fein kraͤftiges Heil⸗ mittel, kein ſorgſamer Arzt, kein linderndes Pflaſter, nichts, das den uͤblen Folgen begegnete. Alles bleibt der Natur und ihren Wunderkraͤften überlafs ‚fen, und fie vollendet auch ihren Auftrag mit einem ‚Erfolge , deffen fich der erfie Wundarzt: == ‚nicht zu: fhämen haben wuͤrde. Im noͤrdlichen Ocean findet man dieſe Scefemart ** als in andern Gewaͤſſern. Gleichſam RSERBERRGEH EN ro * A Ien, bat der Schlangenfhwans (A. Ophiura 442» 443), der aber faft beffer der Spulwurmftern ‚heißen kounte, indem feine Strahlen Spulwürmenn ‚gleichen. Sie find lang undglatt. Die Bärtchen, . mit denen fie zuweilen —* find, mögen leicht ver= 2 süß loren Schlan —14 1 ch a 381 foren gehen; daher man fie gar oft ohne diefelben findet: Der Körper halt feiner Form nad) die Mitte - zwiſchen rund und fünfecig; er ift flach und in fünf Lappen getheilt, auf denen man eine Sternfigur ers blickt, So dünn ift derfelbe, daß er kaum einen Zoll im Durchſchnitt hat. Sehr leicht verliert diefer Eeeftern feine Strahlen, aber eben fo leicht wachfen fie iym nach. Sie find 4—5 Zoll lang, und nur einen Achtelös Zoll did, Schuppen, die aber oben, an den Seiten und unten von verfchiedner Form find, befleiven die Strahlen. Da wo fie in den . Körper eingelenkt find, bemerkt man zu beyden Seis ten Augen, deren Zwed unbekannt ift, In Gabi- netten fieht Diefer Seeftern gemeiniglich ſchwarz aus, da er im Leben purpurfarbig feyn foll. Andre bes fchreiben ihn oben rußfarbig,, unten afchgrau. An der untern Seite fieht man. die fünf Spalten des Maules, und Rofenfarb feheint hier die Grundfarbe des Körpers zu ſeyn. Faft in allen Meeren mag der Schlangenfchwang wohnen, wenigftens hat ‚man ihn fehon in den oft» und weftindifchen Gewäfs ‚fern wie in dem aan, und dem st en ‚gefangen. Ein hoͤchſt feines Thier iſt das Meduſen⸗ m Bbb 3 haupt ⸗* 382 Meduſenhaup haupt (A. Caput Meduſae 444), das man auch den Zottenkopf, die Meeronne nennt. Der Leib hat fuͤnf Lappen und fuͤnf Strahlen. Nach einer kurzen Strecke theilen ſich dieſe in zwey Aeſte, dieſe wieder in Zweige, und ſo geht es immer fort, bis an die Spitze. Mit nichts beſſerm kann man das Ganze vergleichen, als mit einem Baume, der aus ſeinem Hauptſtamme einige dicke und aus dieſen wieder duͤn⸗ nere Zweige treibt, die in eine große Menge Spitzen ausgehen. Rumph nennt daher dieſe Seeſternart die Baumaͤhnliche. Schlangenfoͤrmig ineinander gewunden find die Zweige des Meduſenhauptes. Sie beftehen aus einer ſolchen Menge von Gelenken und MWirbeln, daß man an einem derfelben über goooo gezählt hat. Nach einer genauen und forgs fältigen Unterfuchung fand ein Beobachter an einem Medujenhaupte, das noch Feind von den größten und nicht fo gar vielfältig articulirt war, als e8 andre gibt, 81840 Articulationen, Alle diefe vielen Zweige und Fäden fcheinen die Dienfte zu thun, die andern Gefchöpfen ihre Bartfäden leiften. Ihnen kann wohl nicht leicht etwas entgehen, was in ihre Nähe kommt und zur Nahrung dient. Unwieder⸗ — verloren muß dee BER was einmal von dieſen | Neduſenhaupt. 383 tefen zahllofen Armen —* iſt. Es ſcheint, — die Natur ein Thier hervorbringen wollen, das mit einem Fiſchernetze verſehen wäre, Wirk⸗ lich Hat man ſchon Medufenhäupter gefangen, in deren kunſtvollem Gemebe noch Ueberbleibfel von Fi⸗ ſchen fich befanden, Wer weiß ob darin fich nicht auch die Brut der Jungen aufhält, bis fie ftarf ges ig ift, ihr Brod im Meere felbft zu fuchen, Auffallend ift die Verf chiedenheit der Medufens haͤupter in Abſicht auf Größe und Form, Bey ei⸗ nigen ift der Körper etwas aufgetrieben,, und bau⸗ chig, daher man fie fpinnenartige Medufenhänpter nannte, Man will diefe felfamen Seegeſchoͤpfe ſchon zehn Fuß im Durchmeffer gefehen haben. Cis nige haben eine Menge Strahlen, die mit Faſern beſetzt find und nicht fo zweigfoͤrmig fich theilen, wie diejenigen, deren foft zahllofe Articnlationen wir ſchon angeführt haben, Daber unterfcheiden fie auch mehrere Lehrer der Nattırgefchichte von den eis - ‚gentlichen Medufenhäuptern indeß andre diefen Nahmen nur fir die mit den vielen Strahlen und Safern , ohne eigentliche Zweige, fordern, und das gegen das; unfrige und die, welche ihm gleichen, ESternpflanze genannt wiffen wollen, Sreplich fcheint 2 ber 384 Medufenhaupt der Unterſchied diefer beyden Gattungen wefentlich genug zu feyn, um ihn durch verſchiedne Benennun⸗ gen zu bezeichnen. Nicht ganz übel gabıman uns ferm Medufenyaupte auch den Nahmen Korbfiich, Hiezu gab folgende Bemerkung Veranlaffung. An der Küfte von Neuengland wollte einft einer Lachfe fangen, und ließ an feiner Angel einen Köderfifch ins Meer, Plötzlich erfchien ein Thier, das dem Köder fo umwickelte, ald wäre er in einem Korbe eingefchlofien. Jetzt zog der Fifcher an. Dad Mes dufenhaupt, denn dad war der Korb, ließ nicht aus, and widelte erit dann die Zweige, womit es feine vermeintliche Beute umfchlungen hatte, aus einan- der, da es im Kahne war und Mangel an Waſſer merkte. Lehrreich war diefer Anbli auch darum, weil daraus fehr deutlidy erhellte, auf welche Aut das Medufenhaupt feine a und * zu Dan hen pflege. Dad in-der Mitte — Maul des Medu⸗ ſenhauptes bildet einen fuͤnffachen Stern. Es iſt mit einer Menge kleiner Zaͤhne beſetzt. Im aͤußern Kreiſe bemerkt man Ritzen oder Oeffnungen. Bey einigen iſt der Koͤrper gerippt und wie mit einem — bedeckt. Wenn das Meduſenhaupt vorſichtig mit Med ufenhan 335 “ aufgerichteten 1 Zweigen getrocknet, dann. fieht a wie man. eine Aehnlichkeit dröfelben. mit der Serichorofe finden fonnte, Wirklich gaben * —R dieſen Nahmen . > Auf der untern Seite hat das ——“ mbuen kleine Fuͤßchen, die ihm zum Gehen dienen, und welche es aus⸗ und einziehen Fan. Sie find vorn mit Heinen Kölbchen. verſehen. Vielleicht dies nen fie zum Unfaugen, Gern hängen ſich dieſe hie ere an Corallen an ei bienen ihnen ! a nur im mittellänbifchen ſondern —4 im indiſchen und aͤthiopiſchen Meere, befonders auch um das DVorgebirg der .guien Hoffnung wera den Medufenhäunpter gefangen. Nicht felten erhält man eins, wenn ein Anfertau aufgewunden wird, Denn oft umflammern fie ein folches, "Bill man ‚aber ein recht ſchoͤnes, volliommen unbefchädiptes | Meduſenhaupt erhalten, ſo muͤſſen Fiſcher weit hinein in die See vom Lande fahren und im Fan⸗ gen mit, ‚großer Vorficht zu Werke gehen, damit fein ‚Glied abbreche, und die feinen Zweige ſich nicht alla zuſehr verwickeln. Auch das Trocknen dieſer Thiere erfordert ungemein viele Behutſamkeit. Dieſes hat Wuͤrmer IJ. Th. Cor darum 386 Medufenhaupt. darum fo große Schwierigkeiten, weil bie Medufens häupter in ſtarkem Sonnenfchein zerfließen,, in fals tem Schatten aber leicht in Fäulniß übergehen. ‚Etwas Schatten und freye, trockne Luft find noth⸗ wendig, wenn fie im Trocknen nicht verunglicen follen. Aber Wochen Fonnen: darüber hingehen, bis fie fo find, wie man es wuͤnſcht, und fehr leicht brechen die weit ſchneller trocknenden zarten Glieder von den etwas dickern Theilen, die laͤnger weich bleiben, ab. Eben dieſe Schwierigkeiten machen — daß ein ſchoͤnes, wohlerhaltnes Meduſenhaupt auf dem Cap ſelbſt ſechs bis zehn Thaler koſten kann. Merkwuͤrdig iſt die Wahrnehmung, daß, wenn man ein Meduſenhaupt zum Trocknen in die Luft legt, das ganze Thier erſt wie eine Gallerte wird, dann aber doch ſeine Feſtigkeit wieder erlangt. Man will die Erfahrung gemacht haben, daß die in Branntewein gelegten Meduſenhaͤupter etwas leichter trocknen. Intereſſant wäre es allerdings, von der Le⸗ bensart, Fortpflanzung und den Inſtincten eines ſo ſeltſamen Thieres mehr zu wiſſen, als bis auf dieſe Stunde davon bekannt geworden iſt. Indeſſen be⸗ greifen unſre Leſer leicht, welche große Schwierige Teiten dieß bey einem fo zartgebauten Meerbewohs ner habe, Lebten freylich an den Küften, in deren Nähe fie fich aufhalten, mehr ſolche Männer, bie u: .“ gen Rörmiger Seeſtern. 337 | den Beobachtungägeift und. die Beharrlichkeit eines Bonnet, Lyonet, Reaumuͤr, O. F. Müller, Haller, Roͤſel und anderer mit Recht beruͤhmten Naturfor⸗ ſcher haͤtten, die, mit Verlaͤugnung ihrer Bequem⸗ lichkeiten, auf die gluͤcklichen Augenblicke lauerten, in denen die Natur zuweilen in das Innerſte ihres Tempels blicken laͤßt; ſo wuͤrde gewiß die Geſchichte mancher Seegeſchoͤpfe weit auziehender ſeyn, als ſie gegenwaͤrtig noch nicht iſt. Bis dahin wird je⸗ der Freund der Naturgeſchichte mit Dank erkennen, was bis jetzt ſchon, gewiß nicht ohne große Aufopfe⸗ rungen, bon würdigen Männern geleiftet worden ift, ’ Ein vorziiglich ſchoͤner Seeftern ift der Förnige (A. Granularis), Er hat fünf Ecken und keine eigentlichen Strahlen. Ein articulirter Rand, der aus Schildern befteht, zwifchen denen auf der ‚Schärfe des Randes eine Linie hinlauft, umgibt ihn, und ‚niebliche ſechseckige Wuͤrfelchen mit Kürs ‚nern bedecken die obere: (445) wie die untere (446) Flaͤche feines platten, binnen Körpers, Die Schild: chen des Randes werden nach den Spigen zu ims mer Kleiner, An der untern Seite entdeckt man fuͤnf aus dem Mittelpuncte nach den Ecken ſich hin erſtreckende Gaͤnge. Sie ſind an den Seiten mit kammformigen Hervorragungen beſetz. Auf den | dreyecligen Feldern zwiſchen den Gaͤngen und dem Eee 7 Rande ar 2% 388 | Gtachelſchwa m. Rande befinden ſich die ſchon sieh Wuͤrfelchen. Ein vergroͤßertes Stuͤck (447) zeigt uns dieſelbe ſammt den Randſchildern auf der obern Seite. Wirklich gewaͤhrt dieſer Seeſtern einen ſehr intereſ⸗ ſanten Aublick. Erſtaunen muß man über die kuͤnſt⸗ liche Zuſammenſetzung, fo wenig man auch den Zweck dieſer Einrichtung kennt. Und wenn man num erſt überlegt, daß im Innern dieſes duͤnnen, flachen Körpers die Verdauungs⸗ und Fortpflahe zungswerkzeuge, der Eyervorrath und noch manches andre, deffen der Seeſtern zu feinem Leben bedarf, befindlich feyn muͤſſe, wer muß nicht auch diefes Wert des Schöpfers bewundern? Im Norbmeere findet man diefen Seeſtern. Auch um St. Croix wohnt er. Doch iſt er immer ſelten. Fuͤnf gegliederte Strahlen hat der Stachel⸗ ſchwanz (A. Aculeata 448), den einige auch den Scolspender » Seeftern nannten. Jedes Glied der an den Seiten mit fünfzähntgen Kämmen oder Aus⸗ wuͤchſen befeßten Strahlen ift mit Schuppen befleis det, die aͤußerſt biegfam find. Der Körper bildet ein nicht ganz regelmäßiges Fuͤnfeck. Er ift auf dem Rücken mit Schuppen voll Fornerartiger Puncte bedeckt. Unten hat der Leib ein ungemein artiges Anſehen (449). Man glaubt, eine niedliche Blume Seeypaſtete. 339 zu erdliden. In der Mitte von fünf Schuppen bes | finder fi) das. fiernförmige Maul. Auffallend ver: ſchieden wird diefer Seeſtern in Abfiht auf feine Farbe angetroffen. Die gemeinften find purpurfar⸗ big und gelb; feliner findet man diefen Geejtern eins föͤrmig blaßroth. Auch von andern Farben kann man dieſe Art ſehen. Der Ocean iſt ſein Aufenthalt. — Fünf regelmäßige, pyramidenformige Strahs len fehen wir an der Seepaftete ( A. Aranciaca 451), deren Ausfehen ziemlich empfehlend ift. Der Rand ver Strahlen ift fehbn geferbt und rings here um, nach allen Seiten, voller Stacheln. Der Koͤr⸗ per ſelbſt geht ſo in die Strahlen uͤber, daß man ihn nicht unterſcheiden und eigentlich keine Graͤnze angeben kann, wo dieſe anfangen und jener auf⸗ hört. Ihn und fie bedecken eine Menge cylindris ‚scher, ftumpfer Auswuͤchſe. Unten (452) ſind ih⸗ rer noch mehrere. Fuͤnf gesähnte Theile umgeben Das Maul. ’ Ueber den Nahmen Seepaftete wollen wir nicht ſtreiten; es führen ihn auch andre Seefterne, die noch etwas mehr Aehnlichkeir mit einer Paſtete has ‚ben möchten. Bey uns zu Lande gleichen überhaupt ‚Die Seefterne den Pajteten gar nicht, Im mittels laͤndiſchen Meere und in der Suͤdſee ift vn Sees * zu Hauſe. Cee 3 Ab — 390 Knotenſtern. Violetter Seeſtern. Aus dem indiſchen Meere hingegen kommt dei Zinotenftern, der voller Hügel und. Aus wuͤchſe if (A. Nodofa 450). Sein Anfehen muß fürchterlich feyn, zumal da er ziemlich groß gefunden wird; In der Mitte hat er einen Höcer, den man mit einem fünfedigen Caftell, das mehrere Thuͤrmchen hat, vergleichen will, In feiner Mitte befindet ſich eine Tiefe, die von fünf Binden durchſchnitten ift, Uber jeden Strahl lauft eine mit Hügeln‘ befegte Ethoͤhung bin. Wer die Wunder im Baue und im der Einrich⸗ tumng des violetten Seeſterns (A. Violacea 453) kennen will, der muß ſich die muͤhevollen Entdeckun⸗ gen eines Kade und Reaumuͤr, die dieſen Seeſtern zergliedert haben, bekannt machen. Hier duͤrfen wir uns nicht dabey verweilen. Aber auch ſchon ſein Aeußerliches iſt merkwuͤrdig. Bald iſt ſeine ganze Oberfläche fchön violett, bald find es nur feine zahllofen Auswüchfe, und aud) diefe Farbe felbft wechfelt oft mit einer andern ab. Zuweilen ſtehen die Auswüchfe in regelmäßigen Reihen, bald ohne ale Drönung durcheinander; zuweilen dicht, zuweilen duͤnn, zumeilen ſpitzig, zuweilen ftumpf ; ja man hat wohl auch folche Seefterne ohne Aus⸗ wuͤchſe, oder mit weniger und mehr als fünf Strah⸗ len gefunden, Ob das lauter Varietäten jenen, | oder Violetter Seeſtern. 394 oder welchen Antheil Geſchlecht, Alter u. d. m. dar⸗ an haben mögen, das laͤßt fich ſchwer entſcheiden. Die Hauptfarbe des Unſrigen iſt rothbraun. Die Stellen, wo die Waͤrzchen mit kleinen, weißen Sta⸗ cheln ſtehen, und die in der Mitte mit zahlloſen Koͤrnern umgeben ſind, haben eine {höre violette "Sarbe, die dem ganzen Geeftern eine folche Epies Tung giebt. Das Ende der fünf Stacheln iſt roth. Wenn dieſe Seeſterne ſich im hohen Sommer auf Steinen an der Meereskuͤſte aufhalten, und von der Sonne befchienen werden, fp gemähren fie ein herrliches Schaufpiel, ‘2 und verbreiten einen Ju⸗ welen aͤhnlichen Schimmer. In der Nordſee ai „man fie, Noch) ein Wort müffen wir über die Seefierne hinzu fügen, Nicht nur die Meere, ſondern auch "die Berge enthalten fie und zwar in großer Menge, Freylich find das lauter verfteinerte, die man noch "dazu fehr oft verflümmelt finder. Es gibt eine "Menge Sternfteine, deren Entfiehung an die Sees fterne zu denfen nörhigt. Noch ift überhaupt die Kenntniß diefes Thells des Thierreichs ziemlich duͤrftig. Viele denkende Naturforſcher waren ge⸗ noͤthigt, ihre Unterſuchungen bloß nach getrockneten Exemplaren anzuſtellen, woran das Charakteriſtiſche entweder verloren gegangen, oder ſonſt verunſtaltet worden ‚392 Lilienthiere. worden war. Wie unſicher muͤſſen da nicht die Ur⸗ theile, wie ſchwankend die Beſtimmungen ſeyn. Und doch iſt auch ſchon das, was wir von dieſen Thieren wiſſen, hinreichend, uns in ihnen einen der Beobachtung wuͤrdigen Theil der Schoͤpfung kennen zu lernen, und unſer Herz mit Bewunderung des Urhebers aller Weſen zu erfüllen, der auch die Sterne des Meered zu Zeugen feiner Macht und Güte zu machen wußte, acer EEE; Tab. XLIX. XL. Lilienthier, Encrinus. Die Seepalme (454-457). Die Seelilie 458-450). Der Eyerwirbel (461). Tone hoͤchſt merkwuͤrdigen Geſchoͤpfe, die hier uns ter dem gemeinfchaftlichen Gattungsnahmen Liliens thiere zufammengeftellt find, und die Blumenbad) in feine neugeſchaffne Kraftenwärmerordnung aufs zunehmen für gut fand, kannte zwar, ſchon der uns ſterbliche Linnd, aber er rechnete ſie zu ganz andern Ordnungen der Wurmeclaffe. Bey ihm fleht die Seepalme unter den edlen Eorallen, wo fie unter dem Nahmen Sternſtamm (Ifis afte rias) vorfommtz die Seelilie aber und den Eyerwirbel zaͤhlt er unter die — N ra — CA 9 AR EEE — er aaa BLEI ELLTFERTE FF FFRPRF — PYLLL —— IS — — ae, —— — S 33 \ N IF — 8 — I x > —— * > —— — — = r E = Ex ——— — ——— — — —— — — VER R 9— I Dr 2 A Lilienthiere. 393 die Seegallerten (Vorticella). Mögen dieſe ſelt⸗ ſamen Thiere noch immer manches Dunkle haben, ſo ſind ſie doch unſrer Aufmerkſamkeit ſehr werth, "und auch fie werden noch am Schluſſe dieſes Ban⸗ des unſre Hohe Meinung von der Regelmaͤßigkeit und hoͤchſten —— der Werke der Natur rechtfertigen. Range beſaßen die Naturforſcher und Sammler in ihren Gabinetten außer den Belemniten, Trilo⸗ biten, Gloſſopetern und andern Verfteinerungen, "über deren Urfprung fie uneinig waren, doch aber "auf ‚etwas rathen Tonnten, auch noch folche, aus "Denen fie gar nicht wußten, was fie nur immer mas chen ſollten. Dieß waren zum Theil artige flache Steine, mit einer ſternfoͤrmigen Figur, fo daß fie aufeinander geftelit eine fünfeckige Colonne bildeten, "Sie mußten wohl, daß diefe Steine Aſterien genannt wurden, aber höchft dunkel war ihnen ihr Urfprung. Außer dieſen waren inihren Sammlungen noch andre Flache Steine, die den Afterien ziemlich aͤhnlich was zen, aber mehr eine fonnenfürmige Zeichnung hats ten. Aufeinander geitellt bildeten dieſe Cylinder⸗ colonnen, die Entrochiten hießen, fobald mehrere dieſer flachen Steine aufeinander faßen, indeß fie wohl wußten, daß die einzelnen Steine von diefer "Sorte den Nahmen Trochiten, Raͤderſteine, Boni⸗ Würmer J. Th. Dod facius⸗ 394. Seepalme⸗ faciuspfennige trugen, Deutlich bemerkten ſie uͤhri⸗ gens, daß die Aſterien wie die Trochiten in der Mitte eine Oeffnung hätten, die, wenn fie, aufein⸗ | ander flehen, eine Art von Canal bildet. Sa ‘fie erhielten audy wohl von Naturalienhändlern Steintafeln, auf denen fie vielarmige. Körper mit . gegliederten Stielen und oben einer Art von Lilien⸗ krone wahrnahmen. Man hielt das Ganze für Eos ralliſch und gab diefen lestern Verſteinerungen den Nahmen Eneriniten. Daß alle dieſe Gegenftände ins Gebiethe des Tierreich gehoͤrten, das. fihien ‚wohl feine Trage zu feyn, aber, wohin man fie ei- gentlich ſtellen folte, weldyer Ordnung, welchem Geſchlechte, welcher Gattung fie angehörten, dar⸗ über waren die Meinungen fo verschieden, daß man für das ficherfte hielt, fie unter die unbefannten zu srechnen,. Denn kein Menfch konnte fich rühmen , das Thier, das dieſen zum Theil in ungeheurer Mens ‚ge gefundnen Verfteinerungen dag Daſeyn gegeben haben mochte, je gefehen zu haben. Und fo lange das nicht gefchah, fo lange mußte auch, bloßen ſchwankenden Bermuthungen das Feld geöffnet bleis ben. - Endlich führte ein gluͤcklicher Zufall. in die Hand eines Freundes und Kenners der Natur ein Seegeſchoͤpf, das über das Original jener Verſtei⸗ ‚nerungen, Der Ballen Ko Entroditen, " ‚Eneria \ Serpalme 398 Encriniten nicht laͤnger in Ungewißheit ließ, und das, durch einen zweyten gluͤcklichen Zufall, an Guettard, einen gruͤndlichen Beobachter in den Memoiren der Pariſer Koͤniglichen Academie fand, Mo dieſes Thier gefangen worden, weiß man nicht. Der Be⸗ ſitzer erhielt es von Martinique, wohin es ein Schiffs⸗ capitaͤn aus Oſtindien gebracht hatte, Zwar war die⸗ ſes Seegeſchoͤpf effenbar nicht ganz; indeſſen ſchien doch ſo viel davon vorhanden zu ſeyn, als zur Kenntniß des Thieres und zur Entſcheidung uͤber die gedachten Verſteinerungen nöthig war. Es verſteht ſich, daß wir unſern Leſern nur einige Winke uͤber dieſes Thier geben koͤnnen, und denjenigen, der mehr davon zu wiſſen wuͤnſcht, an die Quelle felbft verweifen muͤſ⸗ fen. Ueberhaupt fehlt noch viel zur Geſchichte die⸗ ſes Thieres, und es faͤllt von ſelbſt in die Augen ” daß ein Gefchöpf, welches fich Jahrtauſende den Blicken der Menſchen zu entziehen wußte, bis ein⸗ mal eins, und zwar erſt nur ein Stuͤck davon, in ihre Hände gerieth, wieder Jahrhunderte und Tau⸗ ſende in der Verborgenheit bleiben koͤnne; und daß es uͤberhaupt oft muͤſſe gefunden werden, bis man ſeine Geſchichte beſchreiben kann. Wir ſehen dieſes merkwuͤrdige Thier, das ſeiner Geſtalt wegen die Seepalme (E. Afterias 454) heißt. Eine fünf |. Säule von lauter Sternfteinen bildet den Koͤr⸗ Ddd 2 per⸗ 396 Geepalme. per. Es ſcheinen das lauter Wirbelbeine zu ſeyn, die bald hoͤher, bald niedriger ſind, und deren bald mehr bald weniger innerhalb der Abſchnitte, an de⸗ nen die Seitenarme herausgehen, ſich beſinden. Je mehr es nach oben zugehet, deſto deutlicher und be⸗ ſtimmter werden die Fuͤnfecke der ſogenanuten Wir⸗ belknochen; unten ſind ſie faſt ganz rund, und gleichen den Trochiten, weiter hinauf wird das fuͤnf⸗ ſtrahlige immer ſichtbarer, wo man wahre Aſterien fieht. Hecht deutlich bemerkt man dad an den nebenz ftehenden Abfchnitten a.b.c.d, wo man, als wäre der Stamm der Seepalme durchfchnitten , die obern Anfichten der Wirbel und ihre verfchiebne Form und Zeichnung erblidt, Bon Strede zu Strede find gea wiſſe Abfäße, aus denen, wie an manchen Gewaͤch⸗ fen, fünf Zweige von verfchiedener Länge im Kreife berauötreten, und Abfchnitte am Stamme bilden, wie man das an dem einzeln Stüdfe (456) deutlicher erfennen kann. Diefe Zweige oder Arme find gleiche falls aus lauter Wirbelfnochen zufammengefeit. In dem Verhaͤltniß, ald der Hauptſtamm dünner wird, werden auch fie bünner, Ganz vorn find fie mit einem ipibigen Hacen verfehen. Wie viel aber folcher Abfäge mit Seitenarmen find, läßt fich dar⸗ um nicht angeben, weil der untere Theil der See⸗ palme fehlt, und alſo * ihre ganze Laͤnge unbe⸗ kannt iſt. *94 Auf Seepalme. 397 Auf der Hauptſaͤule, oder dem mit vielen Ne⸗ benzweigen verſehenen Hauptſtamme, ſteht zu oberſt der Kopf, wenn man dieſem Theil dieſen Nahmen zu geben fuͤr gut findet. Fuͤnf Arme, die ſich wieder theilen, und mit einer Menge Hacken und Saug⸗ warzen verſehen ſind, biiden eine gewaͤchsaͤhnliche Krone. Man kann ſich kaum enthalten, bey dieſen fuͤnf ſich in eine Menge Nebenzweige theilenden Ar⸗ men an die Meduſenhaͤupter zu denken. Naͤhme man vollends an, daß die letztern, ſo viel man ihrer bis her gefunden hat, vielleicht auch auf einem Stengel oder Stamm geſeſſen, ſich aber entweder willkuͤrlich da⸗ von freygemacht haͤtten, oder durch irgend einen Zufall losgeriſſen worden ſeyen, ſo waͤre die nahe Verwandſchaft der Seepalmen mit den Meduſen⸗ haͤuptern ſo ziemlich in die Augen fallend. Ein Um⸗ ſtand ſcheint freylich wieder gegen dieſe Verwand- Schaft zu ſprechen. An den Meduſenhaͤuptern ſieht man deutlid) einen Mund, da hingegen an dem Kopfe oder der Krone der Seepalme feine Spur das von zu finden if. An feiner Stelle mögen ihre die ‚zahlreichen Saugwarzen dienen, die an den Innern Theilen der Zweige, vie die Krone bilden, zu fehen find. Deutlich) lauft ein Nahrungscanal durd) das ganze Thier. Es ift Faum möglich, ein mannigs faltiger gegliedertes Gefchöpf zu ſehen, als die Sees Dvd 53 | yalme, 398 Seepalme. palme. Nothwendig muß es von dei —* Ge lenkſamkeit und Biegſamkeit ſeyn, und wehe dem Geſchoͤpf, das e3 einmal umfchlungen hat. Eben diefe Zuſammenſetzuug aus lauter ſtern- und fons nenfoͤrmigen Mirbefn kann unfre Verwunderung, daß eine fo ungeheure Menge Ufterien und Trochi—⸗ ten gefunden werde, durch die Bemerkung maͤßi— gen, daß eine einzige folche Seepalme wenigftens 26000 Wirbel oder Glieder habe, So mie wir hier (454) das Thier vor und fehen, fo hat es feine Krone oder obern Arme gegen einander geneigt, der Kelch der Lilie iſt gleichſam etwas geſchloſſen. Aber bey (455), was des Platzes wegen auf der folgenden Tafel ſteht, erblicken wir den herrlichen Stern aus⸗ gebreitet, mit feiner Menge von Haupt: und Ne⸗ benſtrahlen, und der Gedanke an das Medufenhaupt muß auch bier wieder erwachen. Es ift dieß die kunſtreichſte, herrlichſte Zufammenfeßung. Die Gliederwirbel ſind in ungeheurer Anzahl und nach Guettards genauer Berechnung ſind 23400 Articu⸗ lationen fuͤr den Stern oder die Krone noch zu we⸗ nig, ſo daß, wenn man auch den Stamm und die Seitenarme, kurz das, was wir in unſrer Abbildung von dieſem Thiere vor uns ſehen, in Anſchlag bringt, ſicher auf 26000 Wirbelknochen vorhanden find. Aber wahrſcheinlich iſt das * einmal ein vollſtaͤn⸗ diges diges Fuͤnftel derEeepeime ehe vermuthlich ge⸗ hoͤren zum ganzen Thiere fünf ſolcher Staͤmme und Mi Ku nen, fo daß alſo das Ganze über, 128000. Arti⸗ * culationen, und demnach ungleich mehr, als das =) eduſenhaupt haben muß. Und mit welcher Kunſt hat nicht der Schoͤpfer dieſe Menge von Gliedern, die dem Thiere die Fertigkeit geben muͤſſen, ſich nach allen Seiten hinzuwenden, unter einander verbun⸗ Ei und eingelenkt! Wie genau fuͤgen ſich nicht die Sterne. mit ihren Erhöhungen und Vertiefungen in einander! Mit welchen Bäudern und Membranen wußte ſie nicht der Schoͤpfer un tereinander zu vereini⸗ gen, ſo daß ſie ſich ausdehnen und zuſammenziehen kdnnen, und alſo das eingewurzelte Thier von allen Sei⸗ ten ſeine Nahrung, vermuthlich Seeinſecten und andre Waſſerthiere, haſchen kann. Hiezu traͤgt beſouders der Bau ſeines Kopfes und die Menge von Saug⸗ warzen bey. Die Strahlen bilden eine Art von Trichter, in dem die Beute feſtgehalten und ausge⸗ ſaugt wird. Wie die Seepalme ſich beym Freſſen benehme, daruͤber koͤnnen wir keine Auskunft geben, indem , wie bereits erinnert worden, auch bie ſorg⸗ fältigfte Beobachtung noch fein Maul entdeckt hat, Diefer Umftand kommt der Meinung derer zu flat ‚ten, die das, was wir vor und fehen, nur für einem Theil, gleichſam fuͤr eine Pfote des Thiers halten —X wol⸗ wollen. Auß er dem Canal, der durch alle Wirbel und alfo durch den Hanptftamm, wie durch di Mebenzweige lauft, haben die einzelnen Wirbel au an den Seiten eine Oeffnung. Die Snbftany ds Körpers ſcheint Die naͤhmliche zu ſeyn, wie die Scha⸗ len der Seeigel, ſo daß ſie die Mitte zwiſchen uo⸗ ‘ben und Knorpel halt, Hoͤchſiwahrſcheinlich iſt die Seepalme in ihrem lebenden Zuſtande gruͤn; denn dieſe Farbe hatte ſie, da ſie ins Cabinett kam, nach und nach bekommt ſie außen eine "uhr — und innen wird ſie weiß. Um von den Wirbeln des obern Theils rm Regelmäßigkeit der Eintheilung, den Höhlen, in des nen die Bänder liegen, und den Fürzern, aber gleiche falls gegliederten Seitenzweigen, einen etwas deut- lichern Begriff zu befonmen, als die Abbildung des Ganzen nicht geben kann, ſehen wir einen Theil von der Colonne, und zwar wo: die Seitenzweige heraus fommen, vergrößert (456). Einer der letz⸗ tern ift nad) der Länge durchſchnitten und zeigt Die Bündel Fibern, die die Glieder verbinden, fo wie den Canal in der Mitte, Sehr ſchoͤn fieht man die Fortfäße auf der Fläche des Wirbels, die dur ihre Anordnung die Sternfigur bilden. Zwiſchen ihnen ſind die Tiefen fuͤr die Fibern und Membranen. Hoher oben an der Colome ifi, wie wir fagten,/bas Fünf Seepalme. — — Fuͤnfeck ſichtbarer, und die Seitenzweige kleiner. Die Raͤume fuͤr die Fibern ſind enger, und zwiſchen jedem dickern Wirbelknochen liegt ein duͤnnerer. Das alles ſehen wir an dem ſchoͤnen Stuͤck (457). EEs iſt ganz begreiflich, daß die Entdeckung dies ſes Thieres, oder dieſes Theils von einem Thiere, ſehr willkommen war, indem ſie viel Licht uͤber die Encriniten, Trochiten und Aſterien verbreitete, über die man ſo lange zweifelhaft geweſen war. Die er⸗ ſtern wären demnach die Krone, oder der obere Theil, den man meift gefchloffen findet und mit türfifchem Korn vergleicht. Die andern wären die Glieder der Eolonne, je nachdem fie flernförmig r der rund find, und höher oder tiefer an der Eoloune ſtehen. Sonſt hielt man fie für Naturfpiele des Steinreichs und dachte fich ihre Entſtehung wie etwa die Kryſtalli⸗ ſationen. Andre hielten fie für verfteinerte Ruͤck⸗ grathknochen, und man kann nicht läugnen, daß im: Aeußerlichen die Nehnlichkeit ziemlich auffallend iſt; und dann rieth man auch auf Korallen und nannte fie Seelilien, was auch im Nahmen Encrinus ent⸗ — * iſt. Einige Aehnlichkeit mit der Seepälme; fo vers fejieden fie auch wieder in antern Dingen von ihr it, Hat die Seelilie (E. Radiatus), und. ed wird wohl nicht leicht jemanid fie für etwas anders, als für eine Pflanze halten. Und doch ift fie unläugbar ein Thier. Diefes ſeltſame Geſchoͤpf wurde zwanzig Meilen über Grönland an einer Leine aus bem Meere gezogen, die mit dem Senkbley ind Meer gelaff en wur⸗ Wuͤrmer J. U. Eee de, 402 | Seil de, um den Grund zu fondiren, Aus dieſer TER | Kichen Breite find noch wenig naturhiſtoriſche Ent⸗ deckungen zu und gekommen, weil die Wallfiſchfah⸗ „ver auf ihren befchwerlichen Reifen immer auf andre Dinge, die wenigftens Incrativer — ihre a famteit richten müffen. be | Auch die Seelilie ift ein mit einem Langen Stiele ; verſehenes Seethier, das oben eine Krone hat (458)⸗ Der Inorpelige Stiel hat mehrere Schuh Länge, und befteht wie die Seepalme aus aufeinander liegenden. Scheiben. Nach oben zu, wo der fleifchige Bufch die Krone bildet, wird er dünner, Iſt das Thier in Ruhe, fo gleicht fein Kopf, oder feine Krone, faft einer Blume, die aus dreyßig Fegelfürmigen Theis Ien zufammengefeßt ift, die alle in feine Faſern aus⸗ gehen. Außen haben fie Kerben und gleichen etwas den Encriniten oder Kilienfteinen; jedoch find fie. bey "weite nicht fo regelmäßig gekerbt. Man erkennt das deutlicher an dem abgefondert vorgeftellten Kopfe - (459). Schneider man einen ſolchen kegelformigen Theil auf, fo findet man darin eine Menge pomes sanzenfarbiger, runder Kuͤgelchen. In ihnen ift eine zarte weiße Materie, die, wie das Vergroͤßerungsglas zeigt, aus einer Menge weißer Bläschen zufanımens geſetzt iſt. Solange man die Seelilie für eine Pflanze hält, fo muß man dieß für den Samen anfehen; fo bald man aber überzeugt iſt, daß fie ein Thier fey, fo erkennt man darin die Eyer desfelden.: Wenn die Seelilie die Krone ausbreitet und in Thaͤtigkeit iſt dann ſieht man, daß jene re heile, ven — Eyerwirbek 408 die fie bilden, Tauter Arme mit acht Gliedern {even (460).- 3m Mittelpunete derfelben ift. das Maul mit zwey eingefexbren Lippen. Der Stengel oder ‚Stiel ifi vieredig. Eine zarte, blaßgelde Haut über: zieht ihn. Da wo er unter der Krone feinen Anfang ninmt iſt eine hohle Blaſe, die vieleicht ähnliche Dienfte, wie die Fifchblafe thut. In der Härte fomme der Stiel dem Elfenbein ‚glei, Die Farbe des ganzen Thieres war, wie. e8 aus dem Waſſer Fan, gelb, außer demfelben aber wird fie nad) und nad) gelbbraun, EEHh TRY 5 i Ellis rechnet dieſes Thier zu den Polypen und glaubt, der. obere, blumenartige Theil ſey eine Ges % ſellſchaft von mehrern, Die auf einem Stamme ſitzen, amd ſich mir ihren Schwaͤnzen, faſt ſo wie wir das 2 bey der Darmſcheide ſahen, aneinander gehaͤngt haben. Auch das dritte Geſchoͤpf, das wir noch von die⸗ fer Gattung anführen konnen, hat einen Stiel und gleicht einer Pflanze. Es ift das der Eyerwirbel (E. Ovifer 461), ber leberartige Stiel hat die Dicke eined Strohhalms und ift hohl; er hat eine rauhe faferige Oberfläche, weil er. mit zahllofen kleinen Spigen befegt iſt. Man findet ihn an einen Steine angewachfen. Dorn figt ein eyrunder ,. elaftifcher Körper, der fo groß wie eine Pflaume, und wenn er naß ift, einen Perlenfarbigen Glanz hat, Don außen fieht man an ihm faft eine folche Einthei⸗ lung und Einſchnitte, wie man an den geſchaͤlten Pomeranzen bemerkt. Im Innern iſt wenig Res gelmaͤßigkeit zu ſehen, doch ſind die Spuren thie⸗ 9 riſcher reset | 2 . — TR N, 400 xvirbel. riſcher Natur nicht zu verfennen. Denn man will etwas Därmerartiges darin gefunden haben, Auf dem Wirbel dieſes Kopfs beftuder fid) eine Sternfis gur; da aber, wo er am Stiele anfißt, eine andre Oeffnung. Das Ganze fheint’ ein ſchoͤnes neifärs miges Gewebe mit Mund und After zu feyn. Fu der Bay St. Lorenz wurde diefes Geſchoͤpf mit einer Angelfchnur von ungefähr aus den Waſſer gezogen, An — Fuße ſah man ** Aus⸗ wuͤchſe. Und mit ihm beſchließen N ben ern Band unſrer Unterhaltungen aus der Naturgefchichte der Würmer. Mer hier einen Gtillfiand macht, und noch einmal die wundervollen Gefchöpfe, die er un⸗ ter den Eingeweidewürmern, den Schleimwuͤrmern umd den Kruftenwürmern kennen lernte, vor feiner Einbildungskraft vorübergehen läßt ; der wird gewiß geftehen muͤſſen, es ſey das nicht der unintereffans tefte Theil der Naturgefchichte, und gern wird uns derfelbe aud) noch in dem ganz legten und Furzen Abs ſchnitte unjerer Wanderung durch das fo mannigs faltig bevblkerte Thierreich begleiten, bis wir am das Ziel gekommen feyn werden, wo wir mit Dank und Freude über die Beharrlichkeit * — * die 5* nlederlegen. * Ende des eilften Bandes der Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte, | oder des erſten — Oer ded — 9 N