■% Ulf' '' mM£siMk ä m^a^m /:- ^^-^it j ■•».,«■ r^ >^^^ i^:'^- '»' ^^^: f^m S^ i^i ^M'. ^^^. ■« ■4'- %?/ >!:/ BOTANISCHE UMERSUCHUNGEN ÜBER SCHIMMELPILZE. \ liOTAMSCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER SCHIMMELPILZE VON DiJ OSCAR BREFELD. I. Heft: Mucor Miicedo. (Jhaetoeladiiiin Jones'ii, Piptocephalis Freseniana. Zygomyceten. Mit 6 lithographirten Tafeln. LIBKAKV NHW YORK HOTANICAL XOGti. LEIPZIG VER-LAG VON ARTHUR 1S72. FELIX LIHRARY NEW YORK BOTANJCAL QAROeft. SEINEM VEREHBTEN LEHRER HERRN PROFESSOR D'' A. DE BARY IN DANKBARER HOCHACHTUNG GEWIDMET VOM VERFASSER. V CS« i— • cc a. -st- Vorrede. L'nter dem allgemeinen Titel „Untersuehungen über Sehimmelpilze" will ich in getrennten, nach einander folgenden Heften die Resultate mehrjähriger, noch fortgesetzter l'ntersuchungen mittheilen, welche die grosse Gesellschaft kleiner Pilze zum Gegenstande haben, die gewöhn- lich kurzweg als „Schimmel" bezeichnet Averden. Die Untersuchungen erstrecken sich s p c c i e 1 1 über solclie Formen des Schimmels, die durch bisherige Studien nicht hinreichend entwick- lungsgeschichtlich erkannt und festgestellt wurden und darum vorläufig als systematisch ungeordnetes Material betrachtet werden mussten; bis jetzt genau bekannte und sicher erforschte Pilzformen dienen den Unter- suchungen als Grundlage und finden von selbst vergleichende, zur ^ ollständigkeit noth wendige Berücksichtigung. Bei der Untersuchung selbst ist nach streng wissenschaftlicher Methode verfahren. Aus der Cultur der einzelnen Spore ist die Ent- Avicklungsgesehichte eines Pilzes lückenlos hergeleitet. Indem dadurch die unvermeidlichen Fehlerquellen der Massencultur ausgeschlossen sind, wird es zugleich möglich sein, die Ergebnisse zu berichtigen, die sich mit ihrer Anwendung bezüglich der Regellosigkeit der Fruchtfolge der Schimmelpilze, ihrer Mitwirkvmg bei ansteckenden Krankheiten, bei (jährungs- und anderen Zersetzungserscheinungen ergeben haben, und schliesslich die zweifellos bedeutende Rolle, welche sie in der Natur spielen, für die einzelnen wohl unterschiedenen Pilze näher zu präcisireuf VIII In dem vorliea; enden ersten Hefte Averde ich, von den Mucorinen ausgehend, drei Pilze — Miicor Mucedo, Chaetocladium Jones'ii imd Piptocephalis Freseniana — entwieklungsgeschichtlich und systematisch abhandehi. Sie ergeben sich als Vertreter besonderer Fa- milien einer grossen, hier zuerst neu aufgestellten Gruppe Aon Pilzen — der Zygomyceten. Durch sie wird in das noch ungeordnete Material der Schimmelpilze zunächst diejenige Klarheit und Uebersicht gebracht Averden, die eine spätere specielle und rationelle Behandlung der präcisirten Familien ermöglicht. Für ein zweites Heft, das ich in ziemlieh nahe Aussicht stellen kann, habe ich die EntAvicklungsgeschichte des Penicillium crustaceum Fries (P. glaucum Link), des Schimmels par excellence, bestimmt. Als drittes Heft ist die Monograi^hie der Mucorinen in Vorberei- tung, für die seit 2 Jahren Material gesammelt und untersucht ist. Halle \\ Saale, den I.August 1871. Der Verfasser. heitdem im Jahre 1729 Micheli^) das Genus Mucor aufstellte, finden sich in zahlreichen raycologischen Werken und Zeitschriften zerstreut Beschreibungen dieser allverbreiteten formenreichen Fadenpilze. Bei den verschiedenen Autoren, die diese stattlichen Schimmelformen zum Gegenstande eingehender Beobachtung machten, begegnet man, bis in die neueste Zeit hinein, in Beschreibung und den sie begleitenden Abbildungen, sei es dass die Pilze einzeln oder in der Zusammen- stellung behandelt sind, nur selten genügender Uebereinstimmung. Wohl wesent- lich dürfte der Grund hiervon in der schnellen Entwicklung und der daraus resul- tirenden Veränderung beruhen , die diese so leicht vergänglichen Organismen in ihrer kurzen Lebensdauer durchlaufen. Je nach den verschiedenen Momenten der Beobachtung muss das Bild eines und desselben Gegenstandes verschieden ausfallen , es entspricht seinem jeweiligen Entwicklungszustande , der weder vor noch nach der Sporenreife , noch auch während derselben für kurze Dauer ein stabiler ist. Es konnte mit Leichtigkeit derselbe Mucor nach verschiedenen Ent- wicklungsmomenten als Repräsentant einer neuen Art, sogar einer neuen Gattung in der Familie der Mucorinen aufgefasst werden. Zieht man hierzu den grossen Einfluss in Betracht, den das Substrat auf den Pilz ausübt, den es ernährt, wo- nach dieser uns thatsächlich einmal in seiner ganzen Ueppigkeit, das andere Mal in fast verkrüppelter Gestalt entgegentritt, so haben wir hinreichende Daten, die unerquicklichen Widei'sprüche erklärlich zu finden, welche die Literatur der Mu- corinen aufweist. Die Untersuchung eines Objectes in blos vorgefundener Form kann hiernach niemals die Grundlage für eine auch nur annähernd richtige Zusammenstellung der Mucorinen abgeben, die doch zunächst das Ziel der Mycologen war; eine darauf ') Nova plantarum genera juxta Tournefortii methodum disposita. Florentiae 1729, p. 215 Brefeld, Botan. Untersuchungen. 1 gegründete Charakteristik muss nothwendig eben so wenig scharf als erscliöpfend ausfallen. Eine weitere umfangreiche und exacte Erkenntniss der Pilze geht von einer neuen Methode der Untersuchung aus , die , eben so einfach in ihrer Idee und Anwendung als weitgreifend in ihren Resultaten, in kurzer Frist einen solchen Umschwung aller mycologischen Kenntnisse nach sich zog, dass diese zur Zeit denen in anderen Gebieten der Botanik wohl kaum nachstehen dürften Es war der Gedanke de Barys, die Entwicklungsgeschichte der Pilze schrittweise in der Cultur der Sporen bis zum Ausgangspunkte ihrer Fructificationen zu verfolgen, und seinen zahlreichen Untersuchungen mit entscheidendem endgültigen Erfolge liegt dieser Gedanke als leitende Idee zu Grunde. Alle weiteren entwicklungs- geschichtlichen Bestrebungen in der Mycologie knüpfen an den vorhandenen Ge- danken an. und jede neue Erforschung kann als die fortgesetzte Anwendung des- selben gelten, die nach den verschiedensten Richtungen, auch bei den Mucorinen, von de Bary selbst zuerst gemacht ist. Von der ausgesäeten Spore ausgehend, beobachtete er nicht blos ihre Kei- mung, aus den Keimschläuchen die Bildung eines Myceliums und aus diesem in seinen Einzelnheiten die Entstehung der ungeschlechtlichen Fruchtträger und Spo- rangien, in denen man bislang den Charakter der Mucorinen allein begründete; es ergab sich als weiteres und wichtigeres Resultat der Beweis, dass mit diesen Sporangien die Lebensgeschichte der Mucorinen nicht geschlossen ist, dass ge- schlechtlich erzeugte Fruchtkörper »Zygosporen« den Abschluss bilden. Bereits im Jahre 1829 hat Ehrenherg^ diese seltsamen Pilzfrüchte als Begleiter der Spo- rodinia grandis, die bekanntlich im Herbste fleischige faulende Schwämme schma- rotzend bewohnt, aufgefunden und unter dem Namen Syzygites megalocarpus als neue Schimmelgattung beschrieben. Kein irgend genetischer Zusammenhang mit anderen Pilzen , nur die Entstehung der grossen Früchte aus einer paarweisen Vereinigung keulenförmiger Fruchtzweige findet sich bei ihm , und wenn auch Tulasne-j im Jahre 1855 im Wege der Präparation den Zusammenhang des Syzy- gites mit den sporangientragenden Fäden der Sporodinia grandis nachwies, so blieb 1) Syzygites. eine neue Schimmelgattung. Verh. d. Ges. der naturf. Freunde zu Berlin 1S29. I, p. 9S, tab. II und III. 2) Note sur l'appareil reproducteur de quelques Mucedinees fongicoles. Comptes rendus, tomeXV, p. 617. 1855. doch die Aufklärung seiner Entwicklung und physiologischen Bedeutung als ge- schlechtlich erzeugter Fruchtkörper »Zygospore der Sporodinia« ihren Entwicklungs- cyklus abschliessend, de Bart; vorbehalten. Ausser dem genauen Verlauf der Bil- dung der Zygosporen der Sporodinia beschreibt er in seinem Aufsatze über Syzygites megalocarpus ') ihre Keimung ^j, und diese Arbeit, an die sich bald darauf eine zweite über Mucor stolonifer anschloss ■^i , enthält das für die Kenntniss der Mu- corinen grundlegende Resultat. Die Entwicklungsgeschichte der Sporodinia grandis wurde hiernach zum Schlüsse der Abhandlung folgendermassen präcisirt : »Syzygites ist ein Hyphoniycet mit zweierlei Fructificationsorganen , welche sich der Regel nach auf jeweils besonderen Trägern aus demselben Mycelium ent- wickeln, und zwischen welchen theils ein regelmässiger Generationswechsel, theils eine minder regelmässige Succession besteht. Die eine Fruchtform wird durch Zygosporen dargestellt, welche den Ehrenberg'schen Syzygites speciell charakte- risiren. Sie entstehen der Regel nach durch einen ächten Copulationsprocess sind daher den Oosporen verwandter Thallophyten an die Seite zu stellen. Die andere Fruchtform ist eine durchaus geschlechtslose; die Fortpflanzungszellen, welche sie erzeugt, sind daher als Sporen, die Hyphen, auf welchen sie gebildet werden, als Sporenträger zu bezeichnen. Letztere. Zy/»A-'.? Sporodinia grandis dar- stellend, bilden auf den Spitzen ihrer Enddichotomien kugelige, vergängliche Spo- renmutterzellen , in welchen die Sporen wie bei INIucor entstehen , und gleichen den Sporenträgern der Mucorarten so vollständig , dass sie für sich allein von diesen kaum generisch getrennt werden dürften. Der keimenden Zygospore ent- sprossen unmittelbar einer bis einige Fruchtträger ; aus der keimenden Spore ent- wickelt sich ein Mycelium, welches entweder zuerst Zygosporenträger und nachher zwischen und ringsum diese Sporenträger erzeugt, oder wohl auch beiderlei Frucht- träger in der umgekehrten Aufeinanderfolge bilden kann. « Zu Gunsten dieser, später bei Mucor stolonifer^; für die Mucorinen über- ') Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze von A. de Bary. 1 . Reihe, Syzygites mega- locarpus p. 75 — SS, Frankfurt a. M. 1S64. 2) Die Keimung ist im Jahre 1864 auch von Schacht beobachtet worden: Ueber den Dimorphis- mus der Pilze. Abb. des natur-hist. Vereins für die Eheinlande und Westfalen, 1S64, p. 45. 3) 2. Reihe. Mucor sholonifer p. 25 — 32. 1&66. •*) 2. Reihe der Beiträge p. 32. 1* haupt als wahrscheinlich ausgesprochenen Auffassung sprechen Tulasnes^) Mit- theilung über die von ihm gefundenen Zygosporen des Mucor fusiger und die blosse Beschreibung zweier Syzygites von Hildehrand-) . Bei sonstigen bekannten Mucorinen ist der Weg für weitere Untersuchung in begonnener Richtung offen geblieben. Diese würde an sich wenig dringlich und wichtig erscheinen, wenn nicht viele Mycologen, den von de Bary vorgezeich- neten üntersuchungsgang und die daraus gewonnenen Resultate verkennend, gerade die Mucorinen als Material für Forschungen verwertheten , von denen für eine angestrebte Erkenntniss der Schimmelpilze und deren Systematik eher Verwir- rung als Klarheit entspringt, aus denen ferner, wenn sie richtig wären, hervor- ginge, dass die Schimmelpilze in bunter Fruchtfolge den bekannten Generations- wechsel der pleomorphsten Pilzgruppen noch weit überträfen. Gegenüber diesen Bestrebungen und ihren Einflüssen bezweckt die vorlie- gende Arbeit zunächst die Beantwortung der Frage: Ist mit dem Entwicklungsgange, wie er für Sporodinia grandis von de Bary festgestellt wurde, der Generationswechsel der ühriyen Mucorinen thatsächlich vorgezeichnet und geschlossen, oder ge- hören noch weitere ungeschlechtliche Fruchtformen, namentlich Conidien hinzu? — Es wird zu diesem Zwecke eine eingehende Untersuchung einzelner Mucorinen mit Hülfe der Culturmethode entwicklungsgeschichtlich durch- zuführen sein. Die im Verlaufe der Culturen der einzelnen Mucorinen hervor- tretenden durchgreifen den Charaktere, welche in fortgesetzter Cul- tur immer typisch wiederkehren und also ausserhalb der inconstanteii, nur im speciellen Falle durch untergeordnete Einflüsse bedingten Eigenschaften liegen, sollen als z w e i t e Aufgabe die Grundlage für eine spätere specielle .systematische Behandlung der Mucorinen abgeben. Hieran schliesst sich von selbst die dritte und wichtige Fragestellung nach der systematischen Stellung der Mucorinen im Pilzsysteme über- haupt. — Gerade den Mucorinen fehlt es an einem engeren Anschlüsse an die ') Note sur les phenomenes de copulation que presentent quelques Champignons : Annales des Sciences, tom. VI, p. 213. 1866. cinquifeme Serie. 2) Pringsheims Jahrbücher VI, p. 270. wohl classiiicirbaren typischen Gruppen der Pilze, und wohl hierin dürfte die bis- lang bestehende Unsicherheit über die Grenzen dieser Familie und eine vielfach hervortretende Einsicht über die Unvollständigkeit unserer derzeitigen Kenntnisse der Mucorinen ihren (jrund haben. Die Lücke würde ausgefüllt sein, wenn es gelänge die Mucorinen aus ihrer Isolirung zu befreien und in anderen bislang nicht genau untersuchten Fadenpilzen den ungezwungenen Uebergang zu finden, in dem die Mucorinen ihren Anschluss im System finden. Hiermit wird die Aufgabe den Mucorinen im Engeren entrückt und in das weitere Gebiet der Schimmelpilze übertragen. Zur Erläuterung der eingeschlagenen C'ulturmethode will ich vorab bemerken, dass es sich bei derselben um keinerlei künstlich construirte Apparate handelt, wie sie von Hoffmann in seiner Dunströhre ') zur Reincultur und von Bail in seinem Pilzkasten-) beschrieben und empfohlen worden. Zur C'ultur dient der Objectträger , als Culturflüssigkeit ein Tropfen frisch bereiteten Pferdemistde- coctes^). zum Ausgangspunkte der Untersuchung die einzelne Spore; der Ob- jectträger mit der Cultur findet unter einer mit Wasser abgesper-rten Glocke auf einem kleinen Zinkblechgestelle Schutz und Unterkommen. Der Versuch eine historische und kritische Behandlung der vorhandenen Lite- ratur der Mucorinen zur Orientirung vorauszuschicken, wurde vorerst auf das 'I Compt. rend. 1S65. LX. Nr. 13. p. 6.33. Ferner: Dinglers, polytechn. Journal 1865. H. 3 p. 241. Endlich: Botanische Zeitung 1S65. Mycologische Berichte von H. Hoffmann p. 348 u. 349. 2) Separatabdruck aus dem Osterprogramm der Realschule zu Danzig 1867. p. 29. "*) Zur Darstellung des Mistdecoctes übergiesst man frischen Mist mit wenig Wasser, so dass er zu einem dicken Breie wird. Nach halbstündiger gleich massiger Erhitzung unter dem Kochpunkt kocht man ihn einmal auf und filtiirt nach mehrstündiger Erkaltung durch ein doppeltes Filter, auf das man die zuerst durchgelaufene Hälfte der Flüssigkeit zurückgiessl, weil sie nicht hinreichend rein ist. Es ist nothwendig, Mist von Pferden zu nehmen, die fast ausschliesslich mit Hafer gefüttert wer- den. Das Decoct muss frisch verwendet werden, weil ein Theil der stickstoffhaltigen Nährmittel, z. B. Harnstoff^ sich schnell zersetzen. Lange andauerndes Kochen wirkt ebenfalls nachtheilig ; endlich darf ein Decoct, das älter ist als einen Tag, nicht mehr angewendet werden. Ohne Berücksichtigung die- ser angegebenen Details für die Bereitung der Culturflüssigkeit, von deren klarer haltbaren Beschaf- fenheit das Gelingen der Kulturen abhängt, wird gine Züchtung dieser Pilze auf Objectträgern nie zum sicheren Abschluss zu führen sein. Beim Auftreten von Bacterien, denen die Culturen sehr aus- gesetzt sind, kann man sie nur gleich beseitigen, es wird aus ihnen nichts, offenbar durch den zer- setzenden Einfluss, den diese Organismen auf ihr Substrat ausüben. Angegebene beschränkt, weil sich herausstellte, dass dieser Zweck verfehlt und zu viel Raum damit ausgefüllt werden würde ; bei der Behandlung der einzelnen Mucorinen dürfte das Nöthige eine geeignetere Stelle finden. Für den ersten Angriff schien mir kein Object geeigneter zu sein als der Mucor Mucedo, der verbreitetste der Mucorinen. Miicor Mucedo. Auf den Mucor Mucedo laufen in neuester Zeit so viele Untersuchungen hinaus, und über ihn sind so viele widersprechende Resultate mitgetheilt , dass man in der That in Zweifel gerathen kann, ob er sich in seiner Lebensgeschichte den übrigen ]\Iucorinen anreiht, oder ob er nicht vielmehr den voUkommneren formenreicheren Typus eines Mucor darstellt, nach dem unsere Kenntniss der Mucorinen, auch der bekannten, erhebliche, noch zu ergänzende Lücken zeigen würde. In der Morphologie und Physiologie der Pilze von de Bary findet sich die Verzeichnung der Formen- und Entwicklungsreihe von Mucor Mucedo, wie folgt, zusammengestellt. »Eine anscheinend regellose Pleomorphie der Fortpflanzungsorgane findet sich bei Mucor Mucedo, deren genauere Kenntniss wir Woronin verdanken. Zygo- sporen sind von Mucor Mucedo noch nicht gefunden worden. Aus seinem My- celium erheben sich zuerst einfache oder mit einigen zerstreuten Zweigen ver- sehene, verschieden starke Fruchtträger mit terminalen kugeligen Sporangien, die eine grosse Columella besitzen und ovale farblose Sporen bilden. Sehr oft bleibt es bei dieser Bildung, in anderen Fällen aber treten später aus dem Myce- lium Fruchthyphen hervor, welche kurze, überaus reich dichotom verzweigte Aestchen treiben und auf Enddichotomien dieser wiederum kleine kugelige, der Columella entbehrende Sporangien, Sporangiolen mit 2 bis wenigen Sporen entwickeln. Die sporangiolentragenden Zweige entspringen entweder an den Seiten eines Fruchtfadens, der mit einem grossen Sporangium endigt, einzeln oder in Wirtein, die dem blossen Auge als weisse, kaum stecknadelkopfgrosse Kügelchen erscheinen; seltener nehmen sie das Ende der Fruchthyphe ein, und diese ent- behrt dann des grossen Sporangiums. Die .sporangiolen tragende Form ist unter den Namen Thamnidium elegans Lk. und Ascophora elegans Corda beschrieben — .8 — und abgebildet. Bei dem auf Mist wachsenden Mucor Mucedo tritt zuletzt, wenn die Sporangien und die Sporangiolenbildung nachlässt, eine dritte Form von Frucht- trägern aus dem Mycelium hervor, die als Conidienträger bezeichnet werden soll und von Berkeley und Broome^) zuerst als Botrytis Jonesii, von Fresenius-) unter dem Namen Chaetocladium beschrieben worden ist. Es sind aufrechte schlanke .Schläuche, die auf einer Höhe von 5 — 6 Millim. einen oder einige in geringen Ab- ständen über einander stehende "Wirtel von 2 bis 6 abstehenden Aesten tragen. Diese Aeste erster Ordnung tragen etwa in ihrer Mitte durchschnittlich die wiederum wirtelig gestellten secundären Zweige, deren jeder in seiner Mitte abermals zwei bis drei Wirtelästchen trägt. Die Enden der Zweige zweiter und dritter Ord- nung laufen meistens in pfriemenförmige Spitzen aus. die Zweige der dritten Ord- nung aber tragen wiederum unter der Spitze einen Wirtel von 3 und mehr kurzen Aestchen, deren jedes 3 — 15 und 20 kugelige Sporen -— Conidien — simultan ab- schnürt. Sporangien und Sporangiolen sind auf den Conidien trägern niemals ge- funden. — Bei genau controlirten Aussaatsversuchen keimten alle drei Sporengat- tungen mit Schläuchen . aus denen ein reichästiges Mycelium mit Sporangien nnd Sporangiolen erwuchs. Dasselbe war bei einer vierten Form von Organen der Fall, die 1838 von Berkeley^) und neuerdings von Bail*) und Zabel ■^. beschrieben sind und Brut- zellen heissen mögen. An alten Mycelien nämlich, oder an solchen, wo durch mangelhafte Ernährung, Luftabsperrung und dergleichen die Sporenbildung ge- hindert wird, grenzen sich kurz-cylindrische, mit homogenem Plasma dicht er- füllte Stücke dureh Querwände zu besonderen Zellen ab. Diese behalten cylin- drische Gestalt oder schwellen zu Ei- oder fast Kugelform an. Sie entstehen einzeln oder reihenweise, entweder in der C'ontinuität der Fäden oder den Zweigenden; wo letzteres der Fall ist, stellen sie oft lange, einfache und verästelte rosenkranz- förmige Reihen dar, deren Glieder verbunden bleiben oder sich schHesslich von einander trennen.« Für eine weitere Conidienform , die Fresenius'') zuerst fand, und die von 1) Ann. Mag. of Nat. history. 2 S. Vol. 13. pl. XV. 1S54. 2) Beiträge zur Mycologie. 3. Heft. p. 97. 3) Magaz. of Zool. and Botan. Vol. II. p. 340. 1838. *) Flora 1S57. p. 417. ^) Einiges über die Gonidien der Pilze. Melanges biolog. St. Petersburg. T. III. 6) Botanische Zeitung 1864. p. 1.54. 9 — . ■ Worotmi und de Bari/ ' Piptocephalis Freseniana genannt wurde , die nie anders als in Begleitung von Mucor Mucedo angetroffen wurde, blieb die Zugehörigkeit zu ihm in Unkenntniss der Entwicklungsgeschichte vorläufig zweifelhaft : hingegen erwiesen sich die von Coemans'-] gefundenen, dem Mucor Mucedo und Mucor stolonifer zugerechneten Pycniden als selbständige Organismen';, die im Aeusseren grosse Aehnlichkeit mit einem Mucor haben und häufig mit ilim gemeinsam vorkommen . Ausser diesen Beobachtungen hat Hoffmann^) den genetischen Zusammen- hang des Mucor Mucedo mit Saprolegnia und Empusa gefunden. Bau''), der die Priorität dieser Entdeckung für sich beansprucht, nimmt ausser Saprolegnia und Empusa noch Penicilliura. Hefe und andere Schimmelpilze mit in diesen Bund auf. Nach noch weiter gehender Forschung würde man nicht blos im Leibe der C'holerakranken die Entwicklung des Mucor zu suchen haben, es würden überhaupt die Mehrzahl der Pilze von ihm als ersten Urheber abstammen. Von den letzten Annahmen, wornach z. B. ein Pilz, den man ob seiner Verbreitung mit jedem Bissen Brod massenhaft in den Leib einführt, die Ur- sache einer ansteckenden Krankheit sein soll, kann hier ganz abgesehen werden. — Ferner ist die BaiTsche Angabe der ^Mitwirkung des Mucor bei der Fliegen- krankheit'' mit seiner Freisprechung erledigt, die Hefe") als selbständiger Pilz erwiesen, und auch für Penicillium ist nach einer in der Hauptsache ab- geschlossenen Untersuchung das Ende gesellschaftlichen Nothstandes und Zwanges, den es so lange ertrug, bereits in der Vorrede angekündigt worden. (Ich will ', Beiträge. II. Reihe Mucor Mucedo p. 23 u. 24. -) Coemans. Spicilfege mycologique. Extrait des buUetins de l'Academie royale de Belgique II. Serie, tome XVI. Nro. 8. 3) 0. Brefeld. Dictyostelium mucoroides. Abhandl. der Senkenberg. Naturf. Gesellschaft Band VII, 4) H. Huffmann. ■ Ueber Saprolegnia und Mucor. Botanische Zeitung 1867 Nro. 44 und. 45. Ferner Icones anal. fung. S. 189. ■' Bau. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Königsberg 1860 S. 253 und 258 ; ferner Hedwigia 1867 Nro. 12; Frankfurter Naturforscher- Versammlung 1867; ferner Dresdener Naturforscher-Versammlung 1868 ; endlich noch Mittheilungen über das Vorkommen und die Entwick- lung einiger Pilzformen. Danzig 1867. 8) 0. Brefeld. Untersuchungen über die Entwicklung der Empusa Muscae und Empusa radicans. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Band XII. 'j M. Reess. Botanische Untersuchungen über die Alkoholgährungspilze. Leipzig bei Arthur Felix 1870. Brefe Id , ßotan. Untersncliungen. 2 — Kl — im Interesse der vorliegenden Arbeit schon hier kurz angeben , dass Penicilliuni die ungeschlechtliche Fruchtform eines neuen, entwicklungsgeschichtlich merk- würdigen und systematisch wichtigen Ascomyceten ist, den man trotz seiner Häufigkeit bisher ganz übersehen hat)'). Für unsere Untersuchung knüpfen wir an die vorhin angegebenen , von W&ronin und de Bari/ ^) nach exacter Methode gewonnenen Resultate an (die auch neuerdings Zimmermann^) in ihrem ersten Theile bestätigt) und suchen die Haupt- frage bezüglich der Conidien des Mucor Mucedo durch Auffindung seiner /ygo- sporen zu entscheiden. Zuvor wird es nicht überflüssig sein, dem Entwicklungsgange dieses Mucor nach unserem Programme speciell mit Rücksicht auf alle bisher ausser Acht gelassene Einzelnheiten zu folgen, um daran einerseits den noch nicht hinreichend präcisirten Gattungscharakler von Mucor im Gegensatze zu Pilobolus, anderseits seine Eigenthümlichkeiten als Species seinen Verwandten gegenüber scharf zu kennzeichnen. Dem Mangel an Charakteristik nach beiden Richtungen ist es zweifellos zuzuschreiben , dass man weder über die Gattung noch über die Art völlig im Klaren ist, bald aus Mucor mehrere Gattungen , bald aus diesem mit- sammt dem Pilobolus eine einzige macht, und schliesslich den Begriff" des Mucor Mucedo so gedehnt hat, dass darunter ein grosser Theil der Mucorinen begriff'en sein kann. (Siehe die Literatur am Ende der Abhandlung über Mucor Mucedo.) Der .Mucor Mucedo kommt in der Natur auf den verschiedensten Substraten vor. Es wird kaum eine der Zersetzung preisgegebene organische Materie geben, worauf er sich nicht anzusiedeln versucht. Fast auf allen Nahrungsmitteln der Menschen und Thiere sind seine Samen reichlich verbreitet, und ihre Keimfähig- keit scheint auf dem Wege durch den thierischen Leib eher günstig als nach- theilig beeinflusst zu werden , zum wenigsten gedeiht er auf allen Excrementen mit fast grösserer Ueppigkeit wie auf der unverdauten Nahrung. Ein Stückchen Brod an hinreichend feuchtem Orte vor Verdunstung geschützt, bedeckt sich bald mit einem dichten Filzrasen von Mucor, der an Ueppigkeit der reichen Flor nur ') Näheres botanische Zeitung 1872 Nro. 14. O. BrefeM. Entwickelungsgeschichte von Penicillium. '■') Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. II. Serie. Zur Kenntniss der Mucorinen. Mucor Mucedo. S. 14 — 24. ■*) Zimmerntann. Das Genus Mucor. Inaugural-Dissertation. Chemnitz 1871. — 11 — wenig nachsteht, die sich schon in einigen Tagen auf jeglichem Miste von Fleisch und Vegetabilien fressenden Thieren in abgeschlossenem feuchten Räume erhebt. Hier haben die Fruchtträger des Mucor Mucedo, die an Grösse und Zahl gegen die übrigen hervortreten, nicht selten eine Länge von 4 — 5 Zoll. Sie nehmen mit der Reife ihrer Sporangien eine sehr charakteristische, gelb braune Farbe an, die erst in Masse mit einem eigen thümlichen Seidenglanze besonders deutlich hervortritt. Den Fruchtträger schliesst das Sporangium ab . welches eine gelb graue Farbe besitzt, die in feuchter Luft heller, mit dem Austrocknen hingegen dunkel braun wird. . Die Sporen (Fig. 1 Taf. I) des entleerten Sporangiums sind mit der Reife sofort keimfähig. Sie verändern, in einen Tropfen frischen Pferdemist-Decoctes gebracht, als Zeichen beginnender Keimung schon in wenig Stunden ihre Form. Sie schwellen an und gehen aus der ursprünglichen cylindrisch-eiförmigen Ge- stalt in die Kugelform über. (Fig. 2 a Taf. I). Die Grössenzunahme ist hierbei so bedeutend, dass die ursprüngliche Spore, die eine Länge von 0,0066 — 0.0099 Mm. und eine Breite von 0,0033—0,0040 Mm. hat, oft um das 6— lOfache an Ausdehnung übertrofFen wird. Die Sporenmembran, in der eine Sonderung in Endo- und Exosporium niemals unterscheidbar wird , folgt sich ausdehnend der Vermehrung des Inhaltes. Dieser, vorher körnchenfrei, aus homogenem lichtbrechenden Protoplasma bestehend , hat sich in einen feinkörnigen Beleg verwandelt, der in dicker Lage die Wand auskleidet (Fig. 2 a Taf. Ij, während in seiner Mitte eine grosse Vacuole sichtbar wii-d. Bis zu einem gewissen Punkte der Schwellung vorgeschritten, brechen, in Continuität mit der Innern Schicht der Sporenhaut, nach einer, (Fig. 2 b Taf . I), in der Regel jedoch nach mehreren (Fig. 2 c Taf. I) Seiten Keimschläuche her- vor, welche mit grosser Schnelligkeit wachsen und daneben an Ausdehnung so zu- nehmen, dass man schon in etwas späteren Zuständen den Contour der ursprüng- lichen Spore nur in wenigen Fällen im Verlaufe oder in der Mitte der Keimschläuche (Fig. 3 a Taf. I) erkennen kann, die indess ihre Lage als Centralpunkt der Aus- strahlung unzweifelhaft bezeichnen. Die Keimschläuche beginnen sich regellos nach den verschiedensten Richtungen zu verzweigen und stellen schon in der Frist eines Tages ein vielfach verästeltes Mycelium dar. Die Aeste 2ter und 3ter Ordnung werden allmählich schmäler und enger und geben in weiteren Verzweigungen den zarten Fäden l'rsprung, die man an einem ausgewachsenen 12 Mycelium als letzte Verästelungen (Fig. 3 Taf. I) mit starker Vergrössernng ver- folgen kann. Das ganze Mycelium stellt eine Zelle dar, im Laufe keines Fadens lässt sich eine Scheidewand erkennen, wenn nicht etwa der dichte kör- nige protoplasmatische Inhalt, in dem im Verlaufe der grossen Arme zahlreiche Vacuolen jeglicher Grösse und Form hervortreten, sie ganz ununterscheidbar macht. In einer bestimmten Grösse ist keine weitere Ausdehnung des Myceliums, keine weitere Verzweigung wahrzunehmen, sein vegetatives liCben geht zu Ende. Mit dem Abschluss dieser Entwickelungsperiode ist eine Veränderung des Inhaltes sichtbar verbunden; dieser wird körniger Und dunkler, verliert den schaumigen mit Vacuolen durchsetzten Charakter und ist in deutlichem Andrin- gen nach einer Stelle des Myceliums begriffen. Hier, für die Regel im C entral- punkt des Myceliums, sieht man eine Erweiterung, vonweicher sich allmählich ein dicker Ast (Fig. 3 b Taf. T in die Höhe erhebt. Gegen ihn findet ein mäch- tiger Andrang des Protoplasmas aus dem Mycelium statt, dem er in schnellem Wachsthume zu folgen strebt. Er tritt aus der Obertiäche der Flüssigkeit in die liuft ein. überragt als dicker, im Lichte weiss erscheinender Arm die Nähr- lösung. Der gegen .seine Spitze ausgeübte Druck des Inhaltes zeigt .sich deutlich an zahlreichen Tröpfchen, die aus der Membran hervorgepresst werden, und die schwach saure Reaction zeigen. In einer bestimmten (jrösse tritt zunächst ein Stillstand des Längenwachsthums ein, dafür erscheint an der elegant verjüngten Spitze eine knopfförmige Anschwellung (Fig. 3 c und Fig. 4 Taf. I), die in schneller Zunahme bald dem jungen Frucht träger die Gestalt eines Spielkegels gibt. Der ganze Fruchtträger strotzt von einem dichten, körnigen, gelbröthlichen Proto- plasma , welches , in dem Masse als es aus dem Mycelium in ihn ausströmt, an dieser Stelle durch wässerige Flüssigkeit ersetzt wird: Die Anschwellung des Frucht- trägers, das zukünftige Sporangium {Fig 4 und 5 Taf. I) wird zu Ende durch eine Scheidewand von ihm abgeschieden, die nicht an der Grenze von Stiel und Sporan- gium beide horizontal abgrenzt, sondern in hoher Wölbung ein bedeutendes Stück (Fig. 6 b Taf. I) aus dem Kugelraum des Sporangiums ausschneidet, 'j Mit dem ') Die Scheidewand ist nicht etwa ursprünglich horizontal und erhält ihre gewölbte Form durch Dehnung unter dem Einflüsse des Druckes der Flüssigkeitssäule im Fruchtträger , wie mehrfach ange- geben wird; sie hat in der ersten Anlage die gewölbte Gestalt, die nachträglich nur unwesentlich modi- ficirt wird. — 13 — Auftreten .dieser Scheidewand ist der Fruchttiäger vom Sporangium gesondert, welches nun seine weitere Ausbildung erhält. Während an seiner Aussenwand sich eine höchst zierliche Verzierung aus feinen nadeiförmig zugespitzten Stacheln (Fig. 6 c Taf. I) vorbereitet, welche die gelbe Farbe des Sporangiiams erheblich verdunkeln, vollzieht sich im Innern aus dem dichten Inhalte die Formung der Sporen. Das Protoplasma sondert sich in einzelne, deutlich umschriebene Partieen von der Grösse der Sporen , deren jedesmalige Grenzen helle Streifen des Proto- plasmas kennzeichnen (Fig. 7 d und e Taf. I). Die Ansicht wird be.sonders deut- lich, wenn man die Sporangien in diesem Zustande vorsichtig entleert. Von einem Auftreten von Zellkernen . die der Zerklüftung des Protoplasmas voran- gehen oder mit der Bildung der Sporen erscheinen, ist zu keiner Zeit etwas sichtbar. Die einzelnen Partieen des Protoplasmas scheiden schnell eine Mem- bran ab , mit deren zunehmender Dicke sie ihren körnigen Charakter verlieren und ein eigenthümliches Lichtbrechungsvermögen erhalten , welches die reifen Sporen auszeichnet. Die Sporen berühren sich nicht gegenseitig, sondern sind vom Anfange ihrer Entstehung an von einer Demarkationssubstanz getrennt, die später, wie wir sehen werden, bei der Entleerung des Sporangiums eine Rolle zu spielen bestimmt ist. Während dieser Vorgänge steht das Länge nwachsthum des Frucht- trägers still, es harrt gewissermassen der Reife des Sporangiums. um sich nun mit grosser Schnelligkeit zu vollziehen. Für diese Streckung, mit der der Frucht- träger oft bis zu seiner lOfachen Länge emporschiesst , wird der noch im Mycelium und Fruchtträger vorhandene Rest von Protopla.sma verwendet. Ist sie vollendet, danii sind Fruchtträger (Fig. 10 Taf. I) und Mycelium nur mehr von fast aus- schliesslich wässeriger Flüssigkeit erfüllt. Jetzt sieht man in beiden vielfach Scheidewände, deren Bildung, so weit die Beobachtung folgen kann, erst in später Zeit vor sich geht. Die Bildung des Fruchtträgers und die Fruchtreife vollzieht sich in 24 — .36 Stunden je nach der Wärme der Jahreszeit, und spätestens in 3 Tagen seit der Aussaat steht der aus einer Mucorspore cultivirte Pilz fertig da. Doch schon nach eben vollendeter Entwickelung der Fruchtträger und ihrer Sporangien ist der Mucor weiteren Veränderungen unterworfen, durch welche die — 14 — Sporen ohne Verzug ihrer Bestimmung zur Entwicklung neuer Generationen anheimfallen. Die Fruchtträger des Mucor wenden sich dem Lichte zu, und mit vollen- deter Streckung und nachlassendem Turgor im Fruchtträger folgen die Sporan- gien dem Zuge der Schwere und sinken um. Hierbei kommt die Feuchtigkeit der Luft, die sich thauartig um das Sporangium niederschlägt, mit ihrem Ge- wichte zu Hülfe, sie übernimmt bei der Entleerung der Sporangien , die wir nun genau zu untersuchen haben , und die bisher nie von einem Beobachter zum Gegenstande speciellen Studiums gemacht ist. eine Hauptrolle. AVerfen wir zur Erläuterung des Vorganges einen kurzen Rückblick auf die Structur des reifen Sporangiums. Dieses be.sitzt eine dicke Membran, die nach aussen mit dichtgestellten Stacheln bedeckt ist, nach innen die zahllosen Sporen umkleidet, welche nach unten durch die gewölbte Scheidewand, die C'olumella. vom Fruchtträger getrennt sind. Bringt man ein Sporangium, welches in hinreichend feuchter Luft zur Reife gekommen ist. auf einen Tropfen Flüssigkeit, so entleert es sich in einiger Zeit plötzlich oder schneller und anschaulicher, wenn es mit einer Nadelspitze leicht berührt wird. Dasselbe verbreitet sich in einem Augenblicke, wie ein schnell aufgespannter Regenschirm, über den Wassertropfen des Objectträgers. ''; Von einer Sporangienmembran ist nichts mehr zu sehen, die ganze Sporenmasse liegt in merkwürdiger Regelmässigkeit auseinander getrieben da , so zwar . dass die Sporen nicht übereinander , sondern in ziemlich weiten Distanzen von einander geschoben sind. Versucht man sie zu trennen, so gewahrt man bald, wie sie von einer nicht sichtbaren, klebrigen und zähen Substanz -i zusammengehalten werden, mittelst der sie sich an der berührten Stelle der Nadelspitze ankleben, und bei 1) Am auffallendsten ist die Erscheinung des Entleerens der Sporangien an ganz trocknem Material zu beobachten, wenn es auf einen Wassertropfen gebracht wird. 2) Dieser Substanz geschieht zuerst in der schon angeführten Arbeit von Zimmermann (das Genus Mucor 1871. S. 2.5 Erwähnung: ''Vor der völligen Reife der Sporen findet sieh stets noch Protoplasma zwischen ihnen vor, es erscheint als schleimige Masse, in welcher die Sporen eingebettet liegen. Später ist es ganz verschwunden, wahrscheinlich also vollständig aufgesaugt worden. Auch /. B. Carnoy (Recherches anatoraiques et physiologiques sur les Champignons , premier memoire concernant specialement les Mucorinees. Gand IS 70.) hat dieselbe bemerkt : Au sortir dun sporange mür, les spores du M. romanus et des Mucorinees en general demeurent comme agglu- tinees par une matiere visqueuse. Cette substance est due sans doute ä des restes de protoplasme inter- — 15 deren Entfernung in ganzer Masse in Gestalt eines langen Fadens nachgezogen werden, der am Ende elastisch, wie ein gezogener Kautsch uckfaden , zu einem Tropfen zusammenschnellt. — Es wird also zuerst nach dem Verbleiben der Sporangienmembran mit ihrer stacheligen Bekleidung und dann nach der ur- sächlichen Kraft zu suchen sein, durch welche die Sporangien entleert und die Sporen auseinander getrieben werden. Die Sporangienmembran zeigte noch mit vollendeter Streckung der Frucht- träger ihre völlige Continuität, und Reactionen mit Chlorzinkjod Hessen durch blaue Färbung, die .sie hervorriefen, über die stoffliche Beschaffenheit als C'ellu- lose keinen Zweifel. Wenige Stunden nach der Streckung ist die Beschaffen- heit des Sporangiums aussen unverändert , man sieht die stachelige Hülle und durch sie die Sporen durchschimmern , aber jetzt in diesem .Stadium lässt die Untersuchung nichts mehr von der Sporangiummembran erkennen. Es bedarf nur mehr eines Hauches über ein unverletzt abgenommenes Sporangium, es ganz zu einem Tröpfchen auf dem Objectträger zerfliessen zu sehen . in welchem die Sporenmasse (Fig. 1 1 b Taf. Ij von einem weiten wasserhellen Rahmen {«) um- geben ist, der in Wasser nichts mehr von einer Membran erkennen lässt; nur die stachelige Bekleidung liegt in zahllose Trümmer (c) zerbrochen über den Sporen. Die Sporangienmembran zerflies st zu einer in W^asser löslichen, durch Rea- gentien nicht mehr irgend beeinliussten Substanz ; doch unabhängig von ihr bleibt die stachelige Bekleidung unverändert, ihre von der Sporangienmembran abwei- chende stoffliche Zusammensetzung darthuend. Mit der Veränderung der aus Cellulose bestehenden Sporangienmembran in eine in Wasser zerfliessende lös- liche Substanz wird die Entleerung der Sporangien ermöglicht. Sie sind nach mehrstündiger Reife in feuchter Luft nur noch von der äusseren in Continuität gebliebenen stacheligen Membranschicht umschlossen . und die leiseste äussere Beeinflussung imd Störung, wie die vorhin angewandte mit der Nadelspitze, reicht aus , die Entleerung zu bewirken. Diese erfolgt nun nicht etwa durch eine mechanische Verbreitung der Sporen in Wasser, sondern durch die Wir- kung einer mächtig quellbaren Substanz (Fig. 7 e Taf. Ii die zwischen sporaire plu.s ou moins liquefies. La potasse la dissout instantanement et isole completement toutes les spores ; il en est de meme du chlorure de zinc, mais l'alcool parait agir beaucoup moins efficacement sur eile. S. 35. — 1(3 ihnen liegt. Sie breitet sich bei Zufuhr von Wasser in einem AugenbUcke aus, treibt die Sporen auseinander (Fig. 8 e Taf. I^ und zeichnet sich durch zähe klebrige Beschaffenheit aus. Dem Ursprünge dieser Substanz musste besondere Aufmerksamkeit zu- gewandt werden. Sie ist zunächst nicht von der zerflossenen Sporangienmera- bran herzuleiten, weil diese sich ohne Quellung. einfach in Wasser lost, sie muss . also entweder von den Sporen abgeschieden oder mit ihrer Bildung zugleich an- gelegt werden. Zur Entscheidung dieser Frage mussten ganze Entwicklungs- reihen von Sporangien einer mikroskopischen und mikrochemischen Untersuchung unterzogen werden. Junge Fruchtträger zeigen bald nach der Anlage der Columella die Zer- theilung des Protaplasmas in einzelne Partieen (siehe oben), die deutlich von einander geschieden sind (Fig. 7 d und e Taf. I). Mit der Formung der Sporen, noch bevor sie mit einer durch Keagentien deutlich nachweisbaren Membran umgeben sind, werden ziemlich breite Interstitien zwischen ihnen wahrnehmbar. die hell hervortreten. Zerdrückt man in diesem Stadium ein Sporangiura unter W^asser, so sieht man die. interstitielle Substanz mächtig quellen zu einem grossen Gallertklumpen (Fig. 8 d und e Taf. I), in dem die Sporen vertheilt liegen wie die Fäden des Nostoc in der C'olonie. Die »Zwischensubstanz« ist sowohl vor wie nach der Quellung farblos und körnchenfi-ei , sie wird mit C'hlorzinkjod schwach gelblich gefärbt, löst sich mit der Zeit in Wasser, schneller aber in Ammoniak auf, worin dann die Sporen frei zurückbleiben. Diese mächtige, auf- quellende Substanz wird nicht von den noch fast membranlosen Sporen abge- schieden, sie ist mit den Sporen zugleich vorhanden und mit ihrer Diffe- renzirung aus dem Gesammtprotoplasma der Sporangien angelegt. Ebenso wenig wird über ihren Zweck , ihre Bestimmung nach dem Mitgetheilten ein Zweifel obwalten. Sie dient durch ihr Quellungsvermögen zur Entleerung der Sporangien und zur Verbreitung der Sporen. ') Es kann hier nicht der Ort sein zu bestimmen, ol) und in wie weit für' das jetzt geltende Schema der simultanen Zelltheilung die letzt erwähnten Beobacli- ^1 Zimmermann (Genus Mucor S. 25; hat alle Einzelheiten bei der Entleerung gesehen, aber offen- bar unrichtig gedeutet , weil ihm die Structur der Sporangien nicht klar war. » Die Sporangienmembran ist ausserordentlich quellungsfähig , sie löst sich bei den meisten Mucorinen schon durch blossen Zusatz von Wasser sehr leicht in eine feinkörnige Masse auf. Man sieht sie dann geradezu auseinander fliessen.« — 17 — tungen im Allgemeinen in Betracht kommen. Es mag nur die Andeutung Raum finden, dass die Menge dieser für die Sporenbildung nicht verwendeten Substanz aus der Masse des Sporangiums , die , mag sie auch nicht den Charakter des Protoplasmas haben , doch zweifellos aus ihm beim Theilungsvorgange her- vorgeht, bei mehreren Mucorinen ohne jede Quellung schon so mächtig ist, dass sie der Gesammtmasse der Sporen mindestens gleichkommt, dass sie nicht immer wasserhelle . auch körnige Beschaffenheit hat. Jedenfalls ist der Vorgang der simultanen Theilung bei einer Abtheilung der Mucorinen (und es mag vorgreifend erwähnt sein bei allen langgestreckten , typisch unverzweigten, die ich bis jetzt untersucht habe , übereinstimmend) ein anderer , als man bisher angenommen, und weicht vielleicht nicht mehr so tief unterschiedlich von der freien Zellbil- dung ab, als dies nach unserer derzeitigen Anschauung der Fall ist. Eine quellbare Zwischensubstanz, wie sie im Sporangium der Mucorinen vor- kommt, bewirkt wahrscheinlicli auch die Entleerung der Zoosporangien der Sapro- legnien, Peronosporeeu und Algen. De Bari/ ') sprach schon früher diese Vermuthung ziemlich bestimmt aus, die freilich von Prmgsheim-) bekämpft wurde, und neuerdings hat Walz'^) eine besondere Abhandlung veröffentlicht, wonach die Entleerung der Zoosporangien von Oedogonium, Cladophora, Saprolegnia etc. aus der Aufquellung der inneren Membranschicht der Zoosporangien durch Wasseraufsaugung entsteht. — Ich gedenke diese und weitere Fälle simultaner Zelltheilung bei den l'ilzen und deren Sporenentleerung ein anderes Mal besonders und specieller zu beliandeln. Es bleibt nun noch übrig, die Beschaffenheit der stacheligen Membran des Sporangiums zu analysiren. Sie ist unlöslich in Wasser , wird ferner von den verschiedenen Reagentien auf Cellulose nicht beeinfiusst , sie löst sich da- gegen mit Leichtigkeit in verdünnter Salzsäure (Fig. 12 Taf. I). Auf dieses Ver- halten gestützte Vermuthungen über ihre anorganische Natur entscheidet eine vor.sichtige Verbrennung auf einem Deckglase. Der Fruchtträger und das Spo- rangium bewahren ihre Umrisse, das letzte die vom Feuer wenig veränderte Berindung. Die "Verbrennungsreste verschwinden sämmtlich unter heftigem Auf- '] De Bary. Die Algengattungen Oedogonium und Bulbochaete. Abhandl. der Senken- berg'schen Gesellschaft. Frankfurt a./M, 1854. Bd. I. 2) Pringsheim. .Jahrbücher Bd. I. Morphologie der Oedogonien S. 2S. •') Wah. Ueber die Entleerung der Zoosporangien. Botanische Zeitung. "iSter Jahrgang Nr. ^•A u. 44. Brefelil, bot. üiitersuelumgeii. 3 — IS — brausen in verdünnter Salzsäure. Die stachelige liinde ist demnach keine vege- tabilische Membran ans C'ellulose oder verwandten Stoffen bestehend , sondern anorganischer Xatni*. Uei ^ erbrennungen Aon Fruchtträgern mit Sporangien in grösserer Quantität kann man sich chemisch und spectralanalytisch leicht des Weiteren überzeugen, dass sie ans oxal saurem Kalk besteht. Der Kalk wird von der .Membran des Sporangiums abgeschieden tuuI bildet eine vollkom- men geschlossene Rinde um dieses Fig. 9 und 10 Taf. I}. auf der die Stacheln ganz nach Art ^egetabilisc]ler Membranverdicknng, \\ofür man sie ja auch liisher gehalten liat, hervorragen. Alle übrigen Membranen des Mucor sind ebenfalls reich an oxalsaureni Knlk, der auch hier mitunter in ieinen Körnchen aussen abgelagert ist. '] /um Schlüsse des Abschnittes über die Bildung der ungeschlechtlichen Spo- rangien und ihre Entleerung von Sporen darf eine ganz al)normale .V us tritt s- weise der Sporen, wie sie mitunter vorkommt, uichi übergangen werden; sie konnte nicht wohl eher in Betracht gezogen werden, weil sie zu ihrer Erklärung die genaue Kenntniss der C'onstruction eines reifen Sporangiums voraussetzt. Aus dieser geht hervor, dass den Sporangien mit der Reife eine Spannkraft inne- wohnt, die durch die (juellbarkeit der Zwischensubstanz ausgeübt wird. Diese Kraft wirkt einerseits gegen die Sporangienmembran , anderseits gegen die Co- lumella, das gewölbte Ende des Fruchtträgers. Der Widerstand ist nach beiden Richtungen nahezu gleich , .so lange die ^lembran des Sporangiums nicht zer- flossen und der Fruchtträger unverletzt ist. Hebt man nun einen jinigen Frucht- träger mit noch intacter Sporangienmembran ab , so entleert dieser aus der offenen .\brissstelle seinen Inhalt. Dadurch \vird der Druck der Flüssigkeits- säule, der im Fruchtträger von unten gegen die Columella wirkt, und der ancli nach der Streckung des Fruchtträgers zunächst noch fortdauert, aufgehoben, und in demselben Augenblicke drückt die Sporenma.sse gegen die zarte Columella. die bei Mucor ^^ucedo keine nachträgliche Verdickung erfährt.^ Sie wird im '; In Salzsäure lö.st sicli auch der liest dcv Sporangienmembran, der nach der Entleerung der Sporangien unten die Columella kragenartig', scheinbar als Abrissstellc der Membran, umgibt Fig. 1.3 c Taf. I) ; derselbe ist also nur aus den Bruchstücken der Kalkkruste gebildet, die hier zufällig hängen geblieben sind. '-) Bei denjenigen Mucorinen , bei denen sich die ^Membran der Columella nachträglich nicht verdickt, z. B. beim Mucor Muccdo . ist die Gestalt der Columella ein trügerisches Kennzeichen. ~ 19 ^ gelindesten Falle etwas zusammengedrückt , und verliert dadurch ihre charak- teristische Gestalt. Der Druck, von der Last eines Deckglases oder der Prä- ])aration noch unterstützt, kann jedoch so weit gehen, dass die Columella ein- gedrückt . in den Fruchtträger hineingei)resst und hier der ^^'and eng anliegend zerrissen wird. Durch den Riss treten dann die Sporen in den Fruchtträger. An dieser Stelle sind sie schon früher von Iloß'iiuuui ' und ncueidings ^on J. ]>. Ctinio//'- gefunden worden. Sie sind aber gewiss niclit im Innern des Fruchtträgers erzeugt; während fast zweijähriger Beschäftigung mit Mucorinen habe ich midi stets davon überzeugen können, dass der Fruchtträger für Sporen- bildung befähigtes, vielleicht bei der ersten Bildung eines Sporangiums in Folge zufälliger Umstände nicht ganz verwendetes Protoplasma in oft sehr kleinen Spo- rangien eines kurzen Seitenzvveiges zur Verwerthung bringt, dass er aber niemals in .seinem Innern Sporen bildet. Die Fruchtträger von Mucor Muccdo sind normaler Weise unverzweigt Fiü-. 3 l'af. I n. 23 Taf. II . Eine Zweiubildun"- ist. wo si(> sich findet, niemals regelmä.ssig, sie ist inuner nur zufällig durch störende Einflüsse von aussen ent- standen. So geben directe Eingriffe wälirend der Ausbildung junger Fruclit- träger die ^'eranlassung zur /weigbildung , die gestörten Fruchtträger verküm- mern ganz oder theilweise . es bilden sicli Seitenzweige mit neuen Sporangien. Sehr auffällig ist dies der Fall, wenn man C'ulturen in den geeigneten Momenten der Entwicklung mit einem festen Gegenstande z. B. mit einer Glasscheibe be- deckt; die gestörten, in der Streckun"- behinderten Fruchtträijer bilden zalilreiche Sie hat hier unter den Einflüssen . denen sie bei ihrer Zartheit ausgesetzt ist , fast nie dieselbe Form, wie ein Bliclv auf Fig. 13 Taf. I zeigt. Will man ihre Gestalt genau bestimmen, so muss man entweder auf ihre erste Anlage zuriickgelicn , oder man muss beim Abheben eines Fruclit- trägers vom Substrat verhindern, dass er sicli an der Abrissstellc verblutet. ', Hnß'maim. Icones analyt. p 82. - /. B. Caniuii. Recherche» anatomi(|ues et physiologiques sur les Champignons, 1. memoire, planch. III. Fig. W 'u. 'i. '■'• Die der Columella entsprechende Scheidewand . die das Sporangium vom Fruchttriiger ab- scheidet, fehlt indess auch den kleinsten Sporangien nicht, sie ist nur nicht gewölbt, sondern hori- zontal gerade am Ausgangspunkte des Fruchtträgers in das Sporangium gestellt, und darum sieht man sie in seitlicher Ansicht meist nicht. — Der Ausdruck Columella ist wenig glücklieh gewählt, doch zu sehr eingebürgert um ihn abzuschaffen ; er bezeichnet ein Organ, das nur eine Scheide- wand ist. Man ist nun gezwungen, Fruchtträger als columellenlos zu bezeichnen, bei denen diese Scheidewand nur nicht gewölbt aber keineswegs nicht vorhanden ist. 3* — 20 — Seitenzweige. Der directen Störung ähnlich wirkt schnelle TemperRturerniedrigung, ferner die Zersetzung des ernährenden Substrates und dadurch eintretende man- gelhafte Ernährung. In sehr ausgedehntem Grade endlich werden diese Störungen,' welche ganz abnorme Verzweigungen der Fruchtträger (Fig. 24 Taf. I) des Mucor Mucedo veranlassen, von einer Reihe parasitischer Pilze ausgeübt, denen wir in den nächsten Kapiteln dieser Arbeit unsere Aufmerksamkeit .speciell zuwenden werden . Die Sporangien der Verzweigungen eines verkümmerten, in der Entwicklung gestörten oder von Parasiten befallenen Mucor nehmen in allen Variationen an Grösse ab und verlieren allmählich den typischen Charakter des Mucor. Die Columella büsst ihre bestimmte Gestalt ein , sie wird immer kleiner und fehlt endlich ganz (Fig. 24 Taf. I u. Fig. 11 Taf. III}. Ebenso ändern auch die Sporen ihre Gestalt, sie werden kleiner, mehr eiförmig und .«fchliesslich sogar ganz rund (Fig. II Taf. iri). Diese kleinen runden Sporen haben nur die halbe oder viertel Grösse der normalen, sie messen 0,0033 Mm. Auch die Membran dieser kleinen Sporangien ist derber wie die der grossen und darum weniger leicht zerfliesslich . Cultivirt man diese kleinen Sporen der abnormen Sporangien in gutem zusagenden Substrate . so erhält man aus ihnen den ächten Mucor Mucedo mit allen seinen typischen Eigenschaften wieder. In der Natur machen sich die hier erwähnten störenden Einflüsse bei der Entwicklung des ]\Iucor sehr oft geltend, und je nachdem sie einzeln oder ver- eint auf ihn einwirken . treffen wir ihn in allen Uebergängen der Verzweigung und in allen .Abstufungen der Grösse an, die zwischen der normalen Form der Fig. 7, 10, Taf. I u. Fig. 23 Taf. II und den zwerghaften und verzweigten der Fig. 24 Taf. I möglich sind. In jedem speciellen Falle, wo ich diese kleinen Kümmerlinge im Freien vorfand , habe ich mich durch vorsichtige C'ultur ilirer Sporen überzeugt, dass sie die inconstanten, durch zufällige Umstände bedingten Formen des Mucor Mucedo sind, dass .sie sofort in die normale Form zurück gehen, wenn alle entwicklunghemmenden und störenden Einflüsse bei der C'ultur ausgeschlossen sind , und dass es also weit gefehlt sein würde , auf ihre abwei- chenden Eigenschaften neue .\rten zu gründen, wie es ohne Zweifel früher viel- fach geschehen ist. Auf Objectträgerculturen fructificirt der Mucor Mucedo nie anders als in ungeschlechtlichen Sporangien, so üppig auch die ^lycelien sind . es kommt nur — 21 — . zur Bildung von mehreren Sporangienträgern, aber niemals von Geschlechts- organen und Zygosporen; gleich^vohl sind sie bei spontanen Mucorvegeta- tionen auf Pferdemist keine grosse Seltenheit. Ich fand sie zuerst auf einem solchen, den icli zur Mucorentwicklung unter eine Glocke gestellt hatte. Sie hoben sich auf dem Grunde des Wüstes als deutliche schwarze Punkte ab und sind an dieser Stelle wohl nur durch die auffallende äussere Aehnliciikeit mit mistbewohnenden Sphaerien bisher übersehen worden. Ihre Bildung geschieht aus Aesten des ^lyceliums , und sie fanden sich . nls besonders darnach gesucht wurde . überall in den INIycelien an der Oberfläche und im Innern des Mistes ; dieser erschien in späteren Fällen oft schwarz puhktirt von der Masse der Zygo- sporen. Es war be.sonders auffallend, wie auf solchen Culturen. welclie so reichlich Zygosporen erzeugt hatten, die jNlucor fruchtträger gegen die Zahl der Zygosporen zurücktraten ; dazu gelang es nicht, bei oft wiederholter vorsichtiger Präparation, den Zusammenhang der Zygosporen und der ungeschlechtlichen Sporangien nach- zuweisen, woraus mit Wahrscheinlichkeit hervorgeht, dass in den Mycelien. die Zygosporen bilden, eine Erzeugung ungeschlechtlicher Sporangien unterbleibt. Auch eine Entscheidung der Nebenfrage, ob die Zygosporen von zwei Fäden eines Myceliums oder verschiedenen Fäden zweier gebildet werden, war nicht möglich, da sich die IMycelien der Massenculturen zu sehr verflechten. Dagegen scheint es ziemlich .sicher zu sein, dass sich die Zygosporen nicht an zwei Gabel- ästen desselben Fadens bilden wie bei Syzygites megalocarpus ; bei den jüngsten Zuständen, die aufgefunden wurden, konnten die copulirenden Fäden nach ent- gegengesetzten Richtungen weit verfolgt werden. Die Copulation erfolgt genau so, wie sie von de Bari/ bei Syzygites be- schrieben ist. An zwei gegen einander getretenen und mit der Vorderfläche eng verbundenen Mycelfäden, welche sich nur wenig über das Substrat erheben oder im Innern in seine Luftinterstitien eintreten, werden 2 Zellen !je eine für den Faden) fast gleicher Grösse (Fig. 14 a a Taf. IL; durch Scheidewände ab- geschieden Die.se Zellen vereinigen nach Resorption der Zwischenwände, mit denen sie sich berühren, ihren Inlialt (Fig. 15 a Taf. II). Mit stattgefundener Copulation beginnt die erzeugte Zelle, die junge Zygospore, ein schnelles ^^'achs- thum. Nur für kurze Zeit folgen die Tragzellen — Suspensoren — ihrer Grössen- zunahme, schon bald hebt sie sich an Grösse hervor, und es ersclieinen auf der noch nicht differenzirten Membran, dicke, rund umschriebene, warzenartige — 22 — Erhebungen (Fig. I 5 c Taf. IT. in denen sich zuerst dunkle Farbenschattiruugen zeigen. Diese erste Anlage der Membranverdickung und DifFerenzirung schreitet an der wachsenden Zygospore allmählich zur Ausbildung eines dicken schwarzen Exosporiums Fig. 16, 17 und 18 a Taf. 11) voran, dessen dunkle Färbung sich noch über die Träger b' in ziemlicher Ausdehnung hinzieht. Letztere haben an der reifen Spore geringe, von einander wenig abweichende Grösse und fallen mit grosser Leichtigkeit von ihr ab , so dass es oft den Anschein hat , als ob die Zygospore nur von einem Träger und Faden erzeugt wäre. Die ausgebildete .S])ore. deren Grösse schwankt von 0,0990 — 0,2145 Mm., ist von zwei dicken Membranen umgeben. Die äussere ist schwarz, rauh und uneben, mit dicken, weit hervorragenden Protuberanzen versehen (Fig. 1(>, IT, 18 Taf. IT, die zu gross und weit sind um regelmässige Anordnung erkennen zu lassen ; sie ist hart und brüchig und kann durch schnell geführten Druck von der inneren ^lem- bran gelöst werden, die mit dem unverletzten Inhalte der Spore hervor.schnellt 'Fig. 19 Taf. II . Ausgebreitet zeigt das Exosporium die hellen und glatt um- .schriebeneu Ansatzstellen der Träger Fig. 18 a Taf. II). Fast von allen Rea- gentien bleibt es unverändert, z. B. Kalilauge, verdünnter Salpetersäure und Salz- säure : über seine stoffliche Natur vermag ich vorläufig nichts auszusagen. Dagegen liat das Endosporium die Beschaffenheit einer Zellulosemembran : es ist ungefärbt, aber aucli auf seiner Oberfläche treten eine Menge von Stacheln Fig. 19 b Taf. 11) hervor, mit Ausnahme zweier runder Flecken (von denen in Fig. 19 nur einer in a sichtbar ist), die eben sind und den Ansatzstellen der Träger entsprechen. Der vom Endosporium umschlossene Inlialt besteht aus dickem, sehr feinkörnigem Protoplasma, in dem. durch die Haut schimmernd, ein dicker Oeltropfen Fig. 19 c) schwimmt; er zertheilt sich beim Zersprengen der Membran in viele kleine Tröpfchen. Ueber die Verbindung der beiden Membranen mit einander und über ihre Dicke verschafft man .sicli durch dünne Durchschnitte leicht die nöthige Klarheit. Fig. 20 Taf. II zeigt, wie die Stacheln des Endcsporiums (b" den grossen Erhebungen des E.xosporiums 'a entsprechen, welche hohl sind, und in deren Höhlungen sie genau hineinpassen. An Dicke übertrifft das Endosporium noch seine schwarze Hülle. Die Keimung der gefundenen Zygosporen war demnächst das Ziel weiterer Bemühungen. Sie wurden durch Ausschlämmen des Mistes mit Wasser, worin reife Zygosporen stets untersinken , gesammelt und von allen l'nreinlichkeiten — 23 — befreit in C'ultur genommen. Sie lagen 5 Wochen lang nnvevündert auf einem Objectträgei- unter einer mit Wasser abgesperrten Glocke ; mit der sechsten be- gannen die Keimungen, die weitere i> Wochen lang unausgesetzt fortdauerten und an mehreren hundert Zygos])oren beobachtet wurden. — Aus den Häuten der Spore tritt in den meisten Fällen ein einziger Keimschlauoli hervor ; er hat alle l'^igenschaften des früher beschriebenen ungeschlechtlichen Fi uchtträgers von Mucor Mucedo (Fig. 22 f und 23 c Taf. Ilj. In stets wiederliolten Beobachtungen gab er immer nur eine Bestätigung der früher angegebenen einzelnen Entwick- lungsphasen, und oft erneute C'ultur seiner Sporen einzeln, und in ausgekochten sehr verschiedenen Substraten zu vielen, vermochten an seinen ty])ischen Eigen- schaften nichts zu ändern. Die enge Austrittsstelle des Keimschlauches oder F'ruchtträgers aus iler /ygospore, die nur eben seinen Dimensionen entspricht (Fig. 21 und 23 Taf. II,, gestattet in den meisten Fällen keine genügende Ein- sicht in den ^'organg der Keimung; bei der grossen .Masse zur Keimung ge- förderter Zygosporen klärten jedoch manche Ausnahmen jeden Zweifel auf. Hier wurde das Exosporium (Fig. 22 a Taf. II in weitem Spalt aufgerissen, und mau sah an dem Endosporium aufs deutlichste die Durchbruchsstelle des Keim- schlauches. Er durchbricht beide Häute, und man kann mit einigem Geschick den ganzen Keimapparat, mit eigener Membran umkleidet, als grosse Blase her- vorziehen; das Endosporium hat mit begonnener Keimung erheblich an Dicke verloren . Der Fruchtträger, der aus einer Zygospore hervorgeht, wächst erheblich langsamer, wie der auf einem Mycelium. Am ersten Tage erreicht der Keim- schlauch eine Länge von einem viertel bis halben Zoll, am zweiten Tage beginnt die Bildung des Sporangiums, und erst mit dem Ende des dritten ist die Streckung des Fruchtträgers vollendet. Die heisse Sommerzeit beschleunigt den Prozess um einen Tag. Aus einer Zygosjjore kommt nur ein Keimschlauch mit einem Sporau- gium : allein bei der Störung des Schlauches vor der Sporen bildung kommt ein zweiter ^Fig. 21 d Taf. IT, und wenn man ihn in Wa.'^ser untertaucht, ein dritter u. s. f. : jeder folgende ist natürlich, nach dem Substanzverluste vorher verun- glückter, kleiner und sein Sporangium dem entsprechend sporenärmer. Hier und da wird auch bei Störungen des ersten Schlauches kein neuer erzeugt, sondern ein Seitenzweig Fig. 22 f Taf. II; des ersteren gebildet, der seinerseits unfrucht- — 24 — bar bleibt. Niemals verzweigt sich der Fruchtträger, so wenig wie es die ungeschlechtlich erzeugten thun. Nach dieser Mittheilung ist unser Mucor Mucedo der Reihe normaler Muco- rinen Sporodinia grandis, Mucor stolonifer und Mucor fusiger; eingefügt, von deren Kreislauf er in nichts abweicht. Damit ist unsere erste Frage nacli dem Entwicklungsgange des Mucor, im Einklänge mit den bei Sporodinia grandis durch de Bari/ bekannten Thatsachen, gelöst. Bei diesem einseitigen Beweise der Unzulässigkeit weiteren genetischen Zusammenhanges soll hier nicht stehen geblieben , sondern der entgegengesetzte zugleich beigebracht werden, dass die mit ihm verbundenen Sporangiolen nebst den Brutzellen nicht zu Mucor Mucedo gehören, und dass ganz besonders die Conidienformen eine eben so bestimmte für sich geschlossene Entwicklung haben, wie der Mucor Mucedo selbst. Was die Sporangiolen betrifft, das frühere Thamnidium elegans Lbik, so haben ausgedehnte Culturversuche einzelner Sporen in Culturlösungen auf Objectträgern und Massenaussaaten auf ausgekochtes Substrat dargethan , dass sie eine scharf charakterisirte Species des Genus Mucor repräsentiren. Ich muss mich hier auf die blosse Angabe der Thatsache beschränken , weil die Beweis- führung mit der speciellen Behandlung der ^lucorspecies aus dem Rahmen dieser vorliegenden Arbeit heraustreten würde und desshalb der späteren Monographie der Mucorinen vorbehalten bleiben muss. Die Gonidien , Brutzellen des Mucor Mucedo , sind ein Nebenproduct der Mycelfäden des Thamnidium elegans, des Mucor racemo.sus und verwandter Formen ; sie sind dem iNIucor Mucedo nicht eigen , in dessen Mycelien . mochten sie in Fruchtsäften oder INIistdecoct gewachsen sein , sich solche Erzeugnisse niemals antreffen Hessen. Ehe wir nun zur Mittheilung der weitereil Untersuchungen der Conidien- formen übergehen, dürfte es am Platze sein, diejenigen Erfahrungen hier zu- sammenzufassen, die aus dem consequent beobachteten Entwicklungsgange dieses Mucor für die künftigen Untersuchungen der Mucorinen im Allgemeinen hervorgehen. Sie werden in kurzem Vergleiche mit früheren Untersuchungen darthun, wie diese bei ungenügender Methode, die immer nur den vorgefundenen Zustand, die vorgefundene Form betraf, unzureichend und trügerisch waren, und wie es ohne Uemitzuiig der eutwickluuiisge.scliichtlicheii absulut uimiüglkli ist, über die Systematik der Scliimmelformeu zum Abschlüsse zu kommen. Es bedarf zuuäclist nur der Andeutung, da.s.s die Zygosporen der ^lucorinen wegen zu grosser Aehnliclikeit mit einander wohl für den tüj)ulirenden Pilz als solchen ein Merkmal abgeben , das jedt)cli zu wenig durdigreifende l^nterscliei- dungen bietet , diesen unter gleichen zu classificiren , hierbei sind vor wie nach die ungeschlechtlichen Fruchtträger massgebend. Die letzteren sehen wir nun bei Mucor Mucedo unter störenden Einflüssen so variiren, dass man untei allen linständen die kleinen verzweigten Formen, bei denen die Sporangienmembran mitunter \erdickt ist und dann langsam zer- fliesst. denen die C'olumella felilt. deren Sjtoren klein und rund sind, ohne Kennt- niss des Entwicklung.sganges für ^'ertreter anderer Species . anderer Gattung halten wird, als den grossen unverzweigten Mucor mit leicht zertiiessender Mem- bran des Sporangiums, grosser C'olumella und cliarakteristischer Sporenform und Grösse. Weiterhin ist es aus der Entwicklungsgeschichte von selbst klar, dass ein Mucor kaum in einem .\ugeiiblickc seines I>ebens im N ollbesitze seiner Cha- raktere ist. die sich erst aus einer Beobaclitung von Anfang bis zu Ende sum- marisch ergeben. Es haben also alle Charaktere eines vorgefundenen Mucor nur einen Werth. wenn sie ergänzt werden, sich bei Normalculturen in geeignetem Substrate constant erweisen, und wenn man endlicli mit der vollkommenen Form auch ihre Abänderung unter dem Einflüsse der Cultur und des Substrates und sonstiger natürlich vorkommender Störungen zugleich kennt. Der Weg der Cultur einer einzelnen Spore unter lückenloser X'erfolgung ihrer einzelnen Entwicklungsmomente, unter Vermeidung der vielen und zahlreichen Fehlerquellen, wie sie durch Invasion fremder Pilzsporen entstellen, kann allein die Basis für dieKenntniss und K lassif i cation dieser .Scliimm ei pi 1/ e abgeben. Damit sinken ein grosser 'L'heil früherer und neuerer Studien dieser Pilze, die niit ihren Widersiirüchen ein kaum zu bewältigendes Literaturmaterial ab- geben, in sicli zu.sammen. Mag es voi'greifend gestattet sein, hier zu constatiren, dass alle Mucorinen eine zerüiessliche S)>orangieumembran haben . dass eine Zerbrechlichkeit dieser Membran nur von dem Kalkkrüstchen abgeleitet sein kann, welches sie um das Sporangium besitzen, und welches nach dem Verschwinden der Zellulosemembrari Brefeld, Kotau. rntprsucliunstPn. ^ : 20 mitunter in grosse membrnnähnlifhe Stückchen bricht; so fallen durch diesen gemeinsamen Charakter die früheren (iattungen , die theils auf Grund zerÜies- sender und zerbrechender Sporangienmembran , theils anderer untergeordneter, fast nirgends übereinstimmender Merkmale geltend gemacht sind, zu Mucor zurück. Es sind dies die Gattungen Ascophora und lIydro])hora Tode^), Sporo- dinia und Thamnidium Link-). Rhizopus Ehrcidnrij^], Phycomyces Kmizr'), l'ilo- ])hora Wallroth •) , Pleurocystis Bo/iordcii'';. Die genannten (jattungen hatten schon bei den eigenen Autoren nicht «las Glück gegenseitiger Anerkennung und erlitten aucli in den mycologischen Werken von Boltoti'), Fn'es^), WaUroth''), Xi'cs f. Eseiibeck'') und Corda^") wechselndes Geschick, bis endlich Ffc.sciilii.s ") mit richtigem Tacte .eine lleduction der Gattungen A.scophora, Hydrophora und Rhizopus zu Mucor vornahm , freilich mehr aus Verdruss über die vorhandene (.'onfusion als in Erkenntniss der vorliegenden Irrthümer und des wahren Gat- tungscharakters. Später stellten Worotiiii und dr Btny/ '■) Sporodinia Phycomyces, Rhizopus. Thamnidium und Chaetocladiuni zu ^lucor und reducirten die ^fuco- rinen auf Mucor und Pilobolus. In der That bestehen mit hinreichend scharfer rnterscheidung nur diese beiden Galtungen. ') Tode. Fungi Mecklenburgenses seltcti. Luneburgi 1. 1790. p. lö. II. ITSU. p. ö. '^) Link. ObseivatioiiLS in ordines plantavum naturales. Diss. I im Magazin der Gesellschaft naturfor.schen(ler Freunde. ISlt». p. 30. : ■') Ehrcnbcrf/. Sylvac mycologicae Kerolinenses. Rerol. ISIS, und de Myceetogenesi. Nova acta Leop. 1821 X, 1. Tab. XI. *)• Kunze. Mycologische Hefte II. Leipzig IS23. ^'i Walli-oth. Flora cryptogamica Germaniae Norimbergae. 18S:<. ") Bnnm-deii. Handbuch der allgemeinen Mycologie. Stuttgart 1S51. ■) Boltnii. Geschichte der merkwürdig. Pilze. A. d. Engl, mit Anmerk. von K. L. Wil- denow Berlin, tom. IV. 182(1. p. 5(j u. 07. S Fries. Systema orbis vegetabilis. Lundae 1825 u. Systema mycologicum. Gryphiswaldae 1 832. '•') Nees van Fsenberk. System der Pilze und Schwämme. Würzburs 18 Kl. und System der Pilze. Bonn 1837. I") Corda. Icones Fnngorum. Pragae IS.-l? — 42 u. . Prachtflora europäischer Schimmelbil- dungen. Ijeipzig u. Dresden 1839. ") Fresenius. Beiträge zur Mycologie. Frankfurt I85S — H3. I. Heft. p. 1 — 13, III. Heft, p. OB. 12) Wfironoi und dt Iltrrtj. Beiträge zur Morphologie u. Physiologie der Prlze. II. Serie. Mucor Mucedo u. Mucor stolonifer. S 14 — 34. 27 ■ — Mucor ist ausgezeichnet ien- membran . Pilobülus (lurcli die Ca tic ulaiisi luug derselben mit Ausnahme einer rund umschriebeneu Insertio ns stelle au dem Fruchtträger, die allein stark aufquillt und dann zerfliesst"') Diese Charaktere konnten erst durch erneute Untersuchung der bekannten Mucorarten und l'iloboli festbegrüudet werden. — Hei Pilobolus ist der eigent- liche C'harakter bisher verkannt gerade so wie bei Mucor und ein oft beschrie- bener Vorgang des Koi)fabschleuderns an seine Stelle gesetzt ; er konnte erst richtig an einem neuen Pilobolus (Fig. 25 Taf. I erkannt werden, der ihn in seiner Einfachheit zeigt. Bei die.seni, den ich Pilobolus Mucedo nennen will, der im Habitus einem Mucor gleicht, dessen Fruchtträger eine Länge von 3 — 4 Zoll erreicht, wird das .Sporangium wie Fig. 2(i l'af. I zeigt, niclit abgeschleudert, sondern es quillt ab dunli die Quellschicht. Dasselbe geschieht bei den beiden anderen Arten von Pilobolus, wenn (hirch geeignete .Mittel das Kopfabwerfen, eine neben- sächliche, liöchstens für die Art bemerkehswerthe Erscheinung, verhindert wird. Für die engere Eintheilung bei der Gattung Mucor gibt die Verzweigung der Fruchtträger ein durchgreifendes Merkmal ab. Sie zerfällt hiernach zunächst in 2 Hauptabtheihuigen : die erste mit tvpisch u n verz w eigte n , die zweite mit regelmässig verzweigten Fr u(]it trägem. Die Abtheilung der un- verzweigten Arien scheidet sich wieder in 2 Grui)pen . von denen die eine die grossen Arten mit langgestrecktem Fruchtträger und liedeutendev Quell- '1 Au.s einer Mitthcihuiij' der botcinistlien Zeitunj; von Jitliiis Klein, 2S. Jahrgang Nr. 24 — Hauptergebnis.'ie meiner Untersuchungen über Pilobolus — und einer etwas weitläufigeren und mit einer Tafel illustrirten Behandlung desselben Gegenstandes in den Verh. der K K. zoologisch-bo- tanischen Gesellschal't in Wien. B. XX. S. "ilT — 5(i(l — icklungs- — 55 — geschichtlich die meisten Anklänge an die Zygomyceten. Die Peron osporeen haben Conidi en träger nnd eine geschlechtlich erzengte IJauerspore ; sie aber wird dnrcli blosse Herührung ohn e Versch m elzuii g zweier in Grösse, (i est alt undFnnction v e r sc h ie d e ne r Zel len ge bil d e t , einer grossen weiblichen, dem Oogoninm , nnd einer kleinen männlichen, dem Polli- nodium'). Die S apro legn iee n haben statt der (Jonidien nngeschlechtliche Seh w ;i r ms [loren, in ihren Oogonien entstel)t mit der BefVnclitnng nicht eine, sondern mehrere Oosporen. Bei denjenigen Ascomyceten endlich, die, soweit sie ungeschlechtliche C'onidien haben, den Zygoinycelen näher kommen, findet der geschlechtliehe V^organg nach unserer dermaligen Kenntiiiss bald durch eine wirkliche Verschmelzung der männlichen ZeugungszeÜe. des Pollinodiums, mit der weiblichen, dem Ascogon , statt, z. B. Peziza confluens'-j, Eurotinm Aspergillus glaucus'j, btald nur eine innige Berührung beider wie bei Ery- si[)he') und Ascobolus'); doch nach der Befruchtung wächst das Ascogon nicht zu einer Dauerspore aus, sondern erzeugt unmittelbar ohne Pause in dei- inzwischen vorgebildeten C'upula oder Perithecium die ascogenen Hyplien und die sporentragenden Ascen. Der Reihenfolge genau bekannter Pilzgruppen, Zygomyceten, Peronosporeen, Saprolegnieen imd Ascomyceten stehen nunmehr die Basidiomyceten und Hypo- dermier allein gegenüber, deren mangelhafte Kenntniss der Geschlechtsorgane und geschlechtlich erzeugter Fruchtkörper um so fühlbarer hervortritt. Der Umfang der Gruppe der Zygomyceten kann erst durch weitere Unter- suchungen ins richtige Licht gestellt werden. Sie wird ohne Zweifel vorwiegend diejenigen conidientragenden Schimmelformen umfassen, die nicht den Ascomyceten angeliören, für die es bisher kein oder nur ein aufgenöthigtes Unterkommen gab. Bei einer fraglichen Conidienform wird es sich daher in erster Linie um die Frage handeln, ob dieselbe als ungeschlechtliche ') de Bari/ : Recherches sur le developpement de quelques Champignons parasites Annales des sciences naturales, tonie XX. 2) Annales des sciences naturales, tome VI, 1860. Tulasiie : Note sur Ics phenomenes de copulation, que presenfent quelques Champignons. 3) Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. III. Reihe. 1S7U. de Bary : Eurotium. ^) Beiträge. III. Reihe, de Bary: Erysiphe. •') Beiträge. II. Serie. TVoronln: Ascobolus pulcherrimus, S. 1 — 10. — 56 — Fruchtforni einem Zygomyceten oder einem Ascomyceten angehört. Die Co nidien formen beider fi nippen sind die H aup tcon s t i t uen ten »der zahlreichen Pilzformen, die man gewöhnlicli als Schimmel« begreift: ihre speciellere Aufklärung steht von weiteren ratio- nellen Untersuchungen zu erwarten. Bezüglich der Zygomyceten wird endlicli die Frage von besonderer AV'ichtig- keit sein, ob sie sich nicht auch über die einzelhgen Pilze erstrecken und viel- leicht bei ihnen ihre Endpunkte haben, worauf die Analogie mit den C'onjugaten der Algen 'j (soweit es zur Zeit erlaubt ist, von .Analogie zwischen Pilzen und Algen zu reden) nicht ohne W'ahrsciieinlichkeit hinweist. liein physiologische Fragen, welche auf die Ernährung und Lebenserscheinnngen der vorliegenden Pilze, und auf die Zersetzungen Bezug haben, die sie auf ihr Sub.strat ausüben, konnten in dieser zunächst morphologisch -biologischen und systematischen Abliandlung nicht besprochen werden ; sie bilden eine besondere Aufgabe für sich, zu deren gründlicher Behandlung eine genaue entwicklungs- geschichtliche Kenntniss die erste nothwendige Voraussetzung ist. Es schien mir zweckmässig , das bisherige Elrgebniss meiner Versuche über den IVlucor Mucedo nicht an dieser Stelle für sich allein, sondern später am Schlüsse des Ganzen mitzutheilen , wenn es möglich sein wird , die weiteren Resultate zugleich bei- zufügen, die sich bei den übrigen systematisch wohl unterschiedenen Mucorinen und anderen Schimmelpilzen vergleichend ergeben. de Bary : Untersuchungen über die Familie der Conjugaten. Leipzig 1S5S 17;. r 1 1 '■•s- 1 . 3 5 U • Fig. 2. 1 STTir Fig. 3. ^v- Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Miicor MuctMlo. Sporen von Mncor Mucedo. Keimung der Sporen in Mistdetoct verfolgt u Anstliwellung einer keimenden Spore, h und c Austreten der Keimschläuehe aus derselben. Gestalt und Verzweigung eines ausgewachsenen Myceliunis von Mucor Mucedo aus der Spore u in Mistdecoct auf dem Objeclträger gezogen. Das IMj'celium hat einen ungeschlechtlichen Fruchtträger h gebildet, der sich über die Cultur- fliissigkeit erhebt und daher dunkel schattirt ist. Der Fruchtträger schliesst oben mit dem Sporangium c ab, worin die Sporen schon gebildet sind, er befindet sich vor seiner letzten Streckung, durch die er um das 5- bis Ofaclie verlängert wird, (/ist die erste Fruchttrager-Aulage, die nicht zur Entwicklung g'ekonimpii und durch eine Scheidewand abgeschlossen ist. — Des Kaumes wegen konnte (las lUld nicht stärker vergrüssert werden. Fig. 1. ^j^^. Spitze eines jungen Fruchtträgers, Heginn der SporaiigienV)ildung. Optischer Längsschnitt. Fig. 5. 3^^. Aehnlicher, weiter vorgeschrittener Zustand eines Fruchtträgers. Optischer Längsschnitt. Fig. t;. ^J^|. .Tunge Fruchtträgerspitze mit »usgebildcter Anlage des Sporanginuis. u der Fruchtträger, h die gewölbte Scheidewand, die Columclla, die den Fruchtträger von der Sporangiumanlage abscheidet, c die Sporangienmembran , an deren Oberrtäche regelmässig geordnete spitze Stacheln auftreten, d Sporangiumanlage mit gleiclimässig körnigem Protoplasma erfüllt. Optischer liingsschnitt. Fig. 7. j^j. Fruchtträger mit jungem Sporangium, in welchem die Sporenbildung beginnt. a der Fruchtträger, h die Columella, c die S])orangienniembran mit ihren Stacheln, d die Anlage der Sporen, e lichthelle Literstitien zwischen den Sporen. ^'o- 8. j-Q^. Fruchtträger mit unter Wasser geöffnetem Sporangium, aus dem die eben ge- bildeten Sporen durch die sie umgebende Quellsubstanz hervortreten, a der Fruchtträger, h die Columella, c Sporangienmembran, (/junge Sporen noch ohne durch lleagentien nachweisbare Membran, e aufgequollene Zwischen- Brefeld, Butau. Uuteisucliuu^'e'ii. 8 Fig. i). 3 0Ö Fig. lU. ^V Fig. 11. 1 — 58 — Substanz. — Der Fruchtträger hat sich iiocli nicht gestreckt, ist daher nehst Coluniella mit körnigem Protoplasma erfüllt. Stück einer Sporangienmembran, von aussen gesehen. Keit'es Sporangium, von aussen gesehen, nach der Streckung de.s Frui iitträgers. Dasselbe Sporangium, durch liehauchen auf dem Objei tträger zerflossen. « die zei'flossene Membran , die im weiten Hofe die Sporenmasse /> umgibt , r die zerbrochenen Stacheln, die die Sporangienmembran umkleideten. — Um Kaum zu sparen, ist hier und in den nächsten Figuren nur ein Stückchen des ganzen Sporangiums abgebildet. Fig. 12. jjyy. Reife Sporangien, vor dem Zerfliessen der Sporangienmembran mit Salzsäure behandelt, wodurch die stachelige Bekleidung gelöst ist. a die Sporenmasse in normaler Anordnung im Sporangium, b durch Alkohol contraliirt, woilurch der Zwischensubstanz Wasser entzogen ist, c nach durch Alkohol bewirkter Contraction zerdrückt und mit sehr verdünntem .Jod behandelt, wodurch die farblose Zwischensubstanz, der jede Spore eingebettet liegt, deutlich her- vortritt. Fig. 13. xffTf- Fruchtträger mit ihren Columellen in verschiedener Grösse und Gestalt ; die Sporangien sind abgelöst, u Fruchtträger, b Columella, nur die grösste hat die für Mucor Mucedo normale und unveränderte Gestalt, c Keste der stache- ligen Bekleidung, die an ren Er- habenheiten corres])ondiren,. r c die Träger. Fig. 21. y]„. Keimende Zygospore. a Zygospore, /> /, .Susi)ens(n-en,' r erster Keimschlauch, der nicht zur Entwicklung gekommen, (/ zweiter Keimschlauch, der beide Häute durchbricht. Fig. 22. ^^^. Keimende Zygospore mit aufge])latztem Exosporium. a a Zygospore, h h Stis- pensoren, c F^ndosixirium, welches vom Keiinschlauche d durclibrochen wird. Die erste .Spitze e des Keimschlauches kommt nicht zur Entwicklung und ist von dem Seitenaste/, der ein .Sporangiiim // trägt, durch eine Scheide- wand abgeschieden, h die C'olumella des F"ruehtträgers nach seiner Streckung und der Ablösung des Sporangiums. F'ig. 2:i. ^\^. Keinu'ude Zygospore mit abgelö.stem 'J'räger im Profil gesehen, u Zygospore, h Ansatzstelle eines Suspensors, c Fruchtträger, il Sporangium, c der gestreckte Fruehtträger mit der C'olumella, von den Sporen des Sporangiums umgeben. Tafel III. Cliaetocladium Jones'ii. P'S- '• 6TTT- Sporen von C'haetocladium Jones'ii. ^'o- -■ tJtf- Keimung der Sporen in Mistdecoct auf dem Objectträger. a Anschwellung der Sporen, h Austreten der Keimschläuche. Fig. .'i. -j-^^. Kleines ]\Iycelium aus einer Spore «, in Mistdecoct gezogen. ^'o- ''• Tsir- Stiick eines etwas grösseren Myceliuuis, stärker vergrössert, dessen VVachsthum mit der Bildung der unregelmässig sparrig verzweigten kurzen Aeste stille stand. ^'ri- •'^- ^\ts- Ansatzstelle der jungen Keimschläuche von Chaetocladium an Mucormycel- fäden. aa Stück eines Mucormyceliums, hb keimende Sporen von Chaeto- cladium, c e die Keimschläuclic der Sporen, d Verschmelzung der Keim- schläuche von Chaetocladium mit dem Mucormycelium , e Hildung neuer Haustorialfortsätze aus dem Keimfaden des Chaetocladiums unmittelbar über dem ersten Haustorium. — Die Zeichnungen dieser und der nächsten Figuren sind nach Präparaten aus der Cultur beider Sporen in Mistdecoct auf Ob- jectträgern gemacht. F'ig. 6. ^^y. Aehnliches etwas weiter wie F^ig. 5 vorgerücktes Stadium eines jungen Chaeto- cladium-Keimschlauches, der ein Mucormycelium befällt. lUichstaben wie in F'ig. 5. Fig. 7. g-!^^. Noch weiter entwickelter Zustand wie Fig. ü. Buchstaben wie dort. ^'o- S- ^TF- Sehr vorgeschrittenes Stadium des Parasitismus des Cliaetodadiums aufMucor- mycelfäden. a a Mycelfäden von Mucor Mucedo, h Spore von (/haetocladimu — 60 — mit dem Keimschliiuche c, d Haustorii-nknäucl des Chaetocladiums über der Ansatzstelle, e ein von dem Knäuel d ausgehender Sililauch, . ,..^||. Spitze eines ^lucorniycelt'adens mit monströser A'er/weigung durcli l'ipto- ce|)halis. a Mycelfaden von Mucor, Ij b It Verzw(>igung desselben durch Pipto- cephalis, c ausgekeimte Spore von l'i])toce])liiilis , die in c mit ihrer Keini- schlauelispitze dem Mucorf'aden aufsitzt, de/ Austreibungen der Spore nach entgegengesetzten Richtungen durch eingetretene Ernährung. lObjectträger- cultur.) t'^- "'• .vAtt- Kuäuelartige Verzweigung // im Verlaufe des .Mucorfadcns a, der von dem aus der Spore c ausgewachsenen Keimschlauche von Piptocephalis in /■ be- fallen ist, Zi2 Verzweiguugsknäuel am Mucorfaden, in der Näiie der von l'i)ito- cephalis befallenen Stelle entstanden. Objectträgcrcultur.' Fig. 17. ^^^. Mucormycelfaden, auf dem Piptocephalis, die zu copuliren beginnt, schmarotzt. aa Miicoriuycelfaden, b h b Piptocephalisfäden, c Ansatzstellen des Parasiten auf der Nälirpflanze. Von diesen Ansatzstcllen der Pi])tocephalis gehen ihre Haustorienbüscliel in das Innere des Mucorfadcns. d zwei verschlungene Piptocephalisfäden 1 I , deren Enden 2 2 keulenartig angeschwollen in 3 gegeneinander getreten sind, e copulirende Piptocephalisfäden aus demselben Myceliuni ; die gegeneinander getretenen Keulen der verschlungenen Fäden 1 1 sind durch Scheidewände in je 2 Zellen getheilt, von denen die unteren 2 2 die Trägerzellen, die oberen 3 3 die Copulationszellen darstellen. J" Ausbuch- tung der Copulationszellen 3 3 über ihrer Heriihrungsstelle in 4, g noch etwas weiter vorgerückter Zustand wie f unmittelbar vor der Copulation h. Ein- getretene Verschmelzung der beiden Copulationszellen 3 3 in 4, Ausbuchtung der jungen Zygospore nach aussen, über der \'erschmelzuiigsstelle, die Anlage der zukünftigen Uauerspore, an der sich schon Membranverdickungen zeigen. / Copulation in der Profilansicht ; l'cdeutung der Zahlen wie in h. k abnorme Copulation, bei der die copulirenden Fäden nicht verschlungen sind, ein ganz vereinzelter nur einmal gefundener Fall. Die nicht direct mit den gezeich- neten Mycelfaden am Mucorfaden in Zusammenhang stehenden Copulationen sind nach Zuständen derselben Objectträgcrcultur gezeichnet. Tafel VI. Piptocephalis Freseniana. Fig. 18. ^^. Ein Mycelfaden von Mucor, von dem sich Piptocephalis nährt, die Zygosporen bildet, aa Mycelfaden des Mucor, bbb Fäden der Piptocephalis, die in ccc dem Mucor aufsitzen und Plaustorien in sein Inneres getrieben haben, d junge Zygospore der Piptocephalis, 1 1 die verschlungenen Fäden, 2 2 die Suspen- soren, 3 3 die Zygospore, die in 4 die kugelige Ausbuchtung, die zukünftige Danerspore gebildet hat, die schon starke Membranverdickung und Vor- sprünge zeigt, e eine junge Zygospore in gleichem Zustande der Entwicklung — 64 — wie d, mehr von der Seite gesehen im optischen Durchschnitt, f Copulation mit reifer Dauerspüre , 1 I die verschhingenen Fäden , 2 2 die Trägerzellen der früheren Zygospore, die hier ihre Bedeutung verloren haben, 3 3 und 4 die drei Tochterzellen, welche durch Thcilung aus der Zygospore entstanden sind, 1! 3 die zwei inhaltleeren Tochterzellen, die in ihren Dimensionen genau den früheren Copulationszellen entsprechen inid hier als Träger der Dauer- sporen fungircn, 4 dritte Tochterzelle, von den beiden ScliAvesterzellen 3 3 sehr abweichend, die eigentliche Dauerspore von Piptocephalis. a warzenartige Membranverdickungen des stark gebräunten Exosporiums der Dauersporc, /:? l?räunung mid (Uiticiilarisirung der Membranen von 3 3, die nur an den Verbindungsstellen mit der Dauerspore eintreten. (Objectträgercultur.) l'ig. l'J. j^^-. Gesammtbild von Piptocephalis, die auf Mucor lebt und geschlechtlicli und ungeschlechtlich fructificirt. u a Mucorfaden, h b h die monströse Verzweigung, zu der ihn Piptocephalis reizte, welche aus der Sjtore c hervorging uiul sich mit ihren Keimschläuchen dd dem Mucorfaden aufsetzte, ee das Mycelium von l'i[)tüce])halis über der Ansatzstclle, /'y'/" dünne Mycelfäden, die in (j h i copuliren und in Ii k C'onidienträger gel)ihlet haben, mit niehrfaihen Dicho- tomieen Jl und noch ungetheilten Sporen.'-chläuchen auf deren S])itzen. Das Hild ist vielfach verkürzt gezeichnet imd durch Weglassen von Mycelästen vereinfacht zur besseren Uebersichtlichkeit. Die Mycelfäden , aus denen die luigeschlcchtlichen Fruchtträger hervorgehen, sind um das Vielfache, die Fruchtträger selbst um mehr als ihre doppelte Länge verkürzt. (Objectträger- cultur.) Fig. 20. jtj^. Keimung der Dauersporen von Piptocephalis. a Keimung einer Dauerspore, bei der das Exosporium gesprengt ist, 11 die ursprüngliclicn Träger der Zygospore, 2 2 die beiden Tochterzellen der Zygospore, die Träger ihrer Schwesterzelle 3, der Dauerspore, 4 4 Keimschläuche der Dauerspore, von denen nur einer in .'S mit einfacher Gabelung fructificirt. h dieselbe kei- mende Dauerspore, die den Austritt der Keimschläuche besser zu zeigen bei 630facher Vergrösserung gezeichnet ist. c eine andere ähnlich wie in « kei- mende Dauerspore. d dieselbe bei 630facher Vergrösserung. e keimende Dauer- spore ohne aufgesprengtes Exosporium mit einem Keimschlauche, dessen einer Seitenzweig ohne Gabelung fructificirt. f normale Keimung mit einem einfachen Keimschlauche, von dessen einfacher Gabelung an der Spitze die Köpfchen mit den Sporen abgefallen sind. Die Bezeichnung der Einzeln- heiten der Figuren b — f wie in a. Druck vou Breitkopf & Ilartel iu Leipzig. Tafl. •°°5o^°o%g#'' OJrefeldgex. C.FScknüdilä/i, Taß/. \Fr^//; O.drefeM ffe-. C FScÄTnidt lith. ■Tafm. OBrcfddifrx I /■' :jrlunlill lUh " f''irh/},///t /f//? Taf.K O.Brefeld ffex. O.FSchm-ü^litA'. rafJI O.Brefeld gcx C fSchniidt lük. BOTANISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER SCHI M M E L P I L Z E VON Dl' OSCAR BKEFELD. II. Heft: Die Entwicklungsgeschichte von Penlcillium. Mit 8 lithographirten Tafeln. LEIPZIG, VERLAG VON ARTHUR FELIX. 1874. Vorrede. _Ln dem ersten Hefte der Schininielpilze, den Zygomyceten, wurde das Hauptgewicht bei den Untersuchungen auf eine Culturmethode ge- legt, durch die es möghch war den Entwicklungslauf eines Pilzes A- o n einer einzelnen Spore ausgehend mit derselben Sicher- heit lückenlos zu verfolgen, wie dies bei einer grossen phanero- gamischen Pflanze vom ausgesäeten Samen aus, eUva einer Eichel oder einer grossen Bohne, geschehen kann. . Für das vorliegende zweite Heft habe ich inir die Aufgabe vor- behalten mit den nunmelir nach dieser Culturmethode gewonnenen Resultaten den herrschenden Ansichten über einen beson- deren Pleomorphismus bei Pilzen entgegenzutreten und durch den Nachweis der Analogie im Entwicklungsgange der Pilze mit den übrigen Abtheilungen des Pflanzenreiches die Unhaltbarkeit dieser Ansicht darzuthvm. Zugleich mit dem Pilzpleomorphismus finden zwei andere Auf- fassungen über Pilze hier ihre endgültige Erledigung. Die erste von ihnen betrifft die AY an del barkeit der Pilze nach den äusse- ren Einflüssen des Substrates; die zweite den Mangel aus- gejirägter Constanz bei den niederen Pilzen. Während diese IV der ganz niissYerstanclenen Deseendenztheorie entstammte (Avelehe sie später wiederum stützen sollte!), ist jene aus den unrichtigen That- sachen solcher Untersuchungen gefolgert, welche ursprünglich durch den Pilzpleomorphismus angeregt wurden und dann bei befangener unklarer Fragestellung nach fehlerhafter Methode ausgeführt worden sind. An einzelnen Stellen sind hierauf bezügliche Deductionen und an- dere aus der Untersuchung abgeleitete allgemeine Betrachtungen nicht in den Text verwoben, vielmehr als längere Anmerkungen unter den Text gesetzt. Es geschah dies im Interesse der Harmonie und Präcision der Darstellung, und es sei daher kurz bemerkt, dass sie nicht als blosse Anmerkungen anzusehen sind. Würz bürg, botanisches Institut im Februar 1873. Der Verfasser. jNachflem durch eine Reihe von mycologischen Untersuchungen'), von denen die drei letzten das erste Heft vorliegender Schimmelpilze ausmachen, eins der vermeintlichen Urbilder des rieomorphisinus der Pilze, der Mucor Mucedo, aus der Fülle seiner vielgestalteten Fruchtformen auf natürliche Einfachheit zurück- geführt worden ist, musste es von besonderem Interesse sein, die bei der Tnter- suchung angewandten ^fethoden an einem wichtigeren und ungleich schwierigeren Schimmelpilze neu zu prüfen. Aus jeder sorgfältigen I^ntersuchung ist dieser vielgeprüfte Gegenstand als ungelöstes Räthsel, aus der Fülle unreinlicher Ver- suche und unkritischer Beobachtungen dagegen mit einem Anhange verwandt- schaftlicher Beziehungen h er \ orgegangen, welche, nach den später zu citirenden mycologischen Autoritäten, durch die verschiedensten Schimmelpilze hindvu'ch bis hinab zu den niedrigsten einzelligen Organismen reichen sollen : Es ist der ge- meinste aller Schimmelpilze, der pleomorphistische Rivale des Mucor Mucedo, das berüchtigte Penicillium crustaceum Fries, Penicillium glaucum Link. '1 Brefehl , Dictjostelmm mucoroides. Abhandl. der Senkenberg. Naturf. Gesellsch. Bd. VII. Frankl'. a. M. 1869. Untersuchungen über die Entwicklung der Empusa muscae und Empusa radicans. Abhandl. der Xaturf. Gesellschaft zu Halle. Band XII. 1S71. BrefeUI, Schimmelpilze. 1. Heft. Zygomyceten. Leipzig bei Ai-thur Feli-\. 1S72. Krefeld. Butan. Unti^rHiichmigeii. 11. I. Torkomiiieu und Terbreituiig- von Peiiicilliuin. Unter den Schimmelpilzen ist Penicillium eine der auffälligsten Erscheinungen. Mit unvergleichlicher Zudringlichkeit nöthigt das kleine "^^'csen dem Gelehrten wie dem Laien seine lästige und unwillkommene Bekanntschaft auf. Es tritt weniger durch Grösse als durch die Fülle seines Auftretens, gehoben durch eine höchst characteristische hellblaue Farbe, vor anderen Schimmelpilzen hervor; ganz besonders aber wird es durch seine ungemeine Häufigkeit bemerkbar. Der Pilz ist überall, noch durch keine Beobachtung war es möglich die Grenzen seiner geographischen Verbreitung zu tixiren. Sein Auftreten ist von keinem Zufalle abhängig, es ist die natürliche und nothwendige Folge der Allverbreitung seiner winzig kleinen Conidiensporen, die er in überschwenglicher Fülle hervorzubringen vermag. Die Sporen verbreiten sich mit Leichtigkeit durch die Luft, senken sich hier bei Windstille als Bestandtheil des Staubes auf den Boden nieder, werden dort durch atmosphärische Niederschläge, durch Regen etc. der Erde zugeführt, von wo sie trocken geworden der leiseste lAiftzug wieder emporwirbelt und weiterführt, wenn etwa der Ort der ersten Niederlassung eine Ansiedelung durch Keimung nicht ermöglicht. So verschafft sich der Filz aller Orten Zutritt, er ist unvermeidlich wie die Luft, durch die er sich verbreitet. Draussen im Freien lebt er auf jeder der natürlichen Zersetzung anheim gefallenen organischen Sub- stanz und ganz besonders dienen ihm die absterbenden Leiber der mächtigen Hutpilze zur Nahrung. — Li unseren Wohnungen ist er eine wahre Plage, ßohe und zubereitete Nahrungsmittel sind seinen zerstörenden Einflüssen ausgesetzt. Er verschimmelt den Käse, das Brod, frische und eingemachte Früchte etc., und gar — 3 — vielfältig sind die Schutzmittel und Methoden, die nuin nnwendet ihn abzuhalten und zu bekämpfen. Er allein ist die rrsache mancher unserer Lebenseinrich- tungen, uiul gegen ihn mfisseu oft weitläufige und lästige ^'orkehrungen bei Ex- peditionen und Feldzügen getroffen werden um Brod, Mehl und andere Nah- rungsmittel vor dem Verderben resp. dem \'erschimmeln zu schützen. /ur Noth vermag sich der Pilz mit der kärglichsten Nahrung zu behelfen, die jedem nobler gearteten Pilze zu schlecht ist. Er lebt im Oln-e der Menschen, er verschmäht nicht abgelegte Kleider, nicht den feucht stehenden Stiefel und die eintrocknende Dinte. Bald begnügt er sich in Ijösungen von Zucker mit minimalen Quanitäten anorganischer Nahrung, bald, hat es den Anschein, als ob er selbst den reinsten Salzlösungen noch einen verborgenen Gehalt organischer Sub- stanz abzugewinnen vermöchte. Selbst die schädlichen Einflüsse giftiger Lösungen von schwefelsaurem Kupfer und arseniger Säure vermag er zu ertragen. — Kein Wunder, wenn man diesen kleinen Pilz den Kampf ums Dasein bei so glän- zender natürlicher Ausrüstung überall siegreich bestehen, wenn man ihn in edler Unverschämtheit all' seine Genossen verdrängen sieht, die einen günstigen Boden zur Ansiedelung mit ihm zu theilen bestrebt sind. In dem natürlichen Verlaufe einer spontanen oder künstlichen Schimmelcultur wiederholt sich stets dasselbe Schauspiel. Zuerst erscheinen die stolzen Geschlechter der Schimmelpilze, die hochstämmigen INIucorinen und ihre Verwandten. Sie verdanken allein einer schnelleren Vegetation ihre Fruchtbildung. Zwischen ihnen erscheint mit dem dritten bis vierten Tage Penicillium zuerst harmlos und bescheiden in Gestalt höchst zarter weisser Flöckchen, vereinzelte in die Luft führende Fäden des My- celium. Dieses wächst nach allem Richtungen mit fabelhafter Schnelligkeit zu grösseren ßasen heran , die sich bald gegenseitig erreichen und so das ganze Substrat überziehen. Doch noch ehe dies geschieht, werden für die Regel in der Mitte jedes Rasens nicht höher wie eine halbe Linie vom Substrat kleine ala- basterweisse dichte Häufchen bemerkbar, die mit gleicher Schnelligkeit wie der zart flockige Rasen nach Aussen auf dem Substrate, -tiier in dem Rasen selbst an Terrain gewinnen ; sie sind die ungeschlechtlichen sporenabschnürenden Frucht- träger des Penicillium. Wiederum von der Glitte dieses letzten Häufchens aus, also genau im C'entrum des Ganzen , beginnt dann eine Aenderung der weissen Farbe in's Bläuliche bis hinauf zum Farbenton des Himmels; hierdurch wird die Reife der abgeschnürten Sporen der Fruchtträger gekennzeichnet. Die blaue Farbe schreitet ceutrifugal in dem Häufchen voran, in dem Mausse als dieses seinen Kreis grösser beschreibt und so entsteht aUmälilich ein bhuier Haufen mit weissem Rande, (jar bald verschwindet das zarte Weiss des Itasens unter den sich deckenden weissen Rändern des Haufens, und indem endlich auch die Ränder sich bläuen, wird das ganze Substrat meist nach 7 — 10 Tagen von der dichtesten blauen Decke verhüllt, von der bei jeder leichten Erschütterung ganze Wolken von Sporen aufsteigen. Erst mit dem völligen Verzehr des Substrates geht die Cultur des Penicillium zu Ende ; jede Mitbewerbung anderer Faden- pilze um das Substrat ist während der Dauer der Vegetation von selbst ausge- schlossen, ebenso ist eine nachträgliche Entwicklung derselben auf dem er- schöpften , geradezu zerstörten Nährboden eine Unmöglichkeit. Penicillium ist der plebejische Herrscher unter den Schimmelpilzen, der Schimmel par excellence, den jeder selbstverständlich meint, wenn er von Schimmel spricht. II. Ziisammeiistelluiiff der Literatur über Penieilliuin. Wohl ohne Zweifel Avar das Fenicillium lange vorher allgemein bekannt, ehe es eine wissenschaftliche Beachtung finden konnte. Wegen seiner Kleinheit war dies selbstverständlich nicht früher möglich, als stärker vergrössernde Instru- mente zu seiner Untersuchung verwendet werden konnten. Es geschah zuerst von Mic/ieW) im Jahre 1729. Er gibt auf Taf 91, Eig. 3 eine dui-chaus ge- treue Abbildung von Fenicillium, das er Aspergillus albus nennt. Von beson- derem Interesse ist die hier richtige Unterscheidung Aon dem äusserlich ähn- lichen Aspergillus glaucus, der in der Eig. 1 auf den ersten Blick zu erkennen ist. MicheU fasst Fenicillium (Aspergillus albus) nebst anderen ganz heterogenen Schimmelpilzen zu seinem Genus Mucor zusammen. Dasselbe geschah von Liiim'^) 35 Jahre später, der Fenicillium als Mucor crustaceus albus aufführt. Persoon^) beschreibt im Jahre 1801 einen Filz, den er Monilia digitata nennt, der aber ohne Zweifel Fenicillium ist. Erst Link^) erkannte in Fenicillium mit Sicher- heit eine neue Filzgattung und er ist der Autor des jSamens, der jetzt allgemein gebräuchlich ist. Er unterschied Fenicillium scharf von dem ähnlichen Asper- gillus und stellt beide einander gegenüber: ij MicheU, nova plantarum geneia juxta Tuurnei'ortii methodum disposila. Florentiae 1 729. Taf. 91, Fig. 3. '^) Linne, Species plantarum, IL Jahrg. 17(iJ, Editio tertia. .S. 1656. Flora suec. p. 11 IS; 1283. ■*) Persoon, Synopsis methodica fungorum. Göttingen ISOl. .S. 693. *) Link, Magazin der naturforschenden Freunde in Berlin. III. Jahrgang 1&09. Observationes in ordines plantarum naturales. Dissertatio prima, pag. 16 und 17. — 6 — Aspergillus : Tellus e iioccis caespitosis septatis, simplicibus aut ramosis apice clavatis. Sporidia in apicibus capitula formant. Penicillimii : Tellus e floccis caespitosis septatis simplicibus aut ramosis, fer- tilibus erectis apice penicillatis. Sporidia in apicibus penicillatis collec'ta. Des letzteren Unterschied von Aspergillus wird folgender Weise treffend her- vorgehoben : Affine genus praecedenti, primo intuitu et habitu simile at apicibus vere penicillatis satis superque differt. Cave tarnen, ne sporidia seriata Asper- gillorum cum hisce penicillis confundas. Flocci plerumque teneri albi ; sporidia minuta globosa alba; dum vero matiu'escunt atrum saepe ii;- duunt colorem. Den von Linne gegebenen Speciesnamen «crustaceum« ersetzt Link durcli glaucum. Penicillium glaucum : Floccis simplicibus ; caespitibus effusis, floccis albis, ca- pitulis sporidiisque demum glaucis. Die Abbildung, die Link von Penicillium gibt, ist in der Verzweigung zwar unähnlich, doch durch den ^Mangel des Köpfchens von Aspergillus liinreichend gekennzeichnet. Fries^j führt zuerst 1829 den Linne sehen Artnameu wieder ein und stellt später 1846 Penicillium zii den Mucedines im Gegensatze zu den Mucorinei. Er characterisirt Penicillium: Sporae in floccos moniliforrai-concatenatae in ramulis floccorum apice penicillatorum. Bei Penicillium crustaceum (L.) bemerkt er: facillimum est observatu hnius transitum in C'orcmium. Nostras de hoc genere observationes confirmavit Berkeley. Noch finden sich Beschreibungen des Penicillium bei Bofton'-), Corda^), Bonorden*) und Meyen"), die nichts Neues hinzubringen. Die Abbildung, die Corda Taf. VI, Fig. 280 und 281 von Penicillium gibt, ist ungetreu, indem alle Ba- sidien auf derselben Höhe entspringen, sie steht im Gegensätze zu den getreuen Bildern von Bolton, Bonorden, Taf. III, Fig. 80 und Meyen, Taf. X, Fig. 20 u. 21. 'j Fries, Systema myoologicum. III. IS29. Summa vegetabilium. Upsaliae IS40. 2; Bolton, Geschichte der merkwürdigsten Pilze. III. Theil IS2U. p. 67. Taf. 132. Fig. ■') Corda, Icones tungorum. I. p. 21. ^) Bonorden, Handbuch der allgemeinen Mycologie. Stuttgart IS51. ■'') Mei/en, Pflan/.enphysiologie. III. Bd. Berlin 1839. Endlich wäre noch der Beschreibung einiger Formen von Penicillium - Friicht- trägern durch Fresenius^) zu gedenken, denen er die Bemerkung beifügt, dass wegen der Gleichheit der Sporen Abtrennungen von Species innerhalb des Formen- kreises nicht gerechtfertigt seien. Den blossen Beschreibungen der Fruchtträger von Penicillium zum Zwecke seiner systematischen Unterscheidung von anderen Schimmeln , wie sie sich bei den älteren Autoren finden, folgt im Jahre 1869 eine 'Untersuchung von E. Loew,- die neben Einzelnheiten über die Keimung der Sporen und das "W'achsthum des Mycelium eine detaillirte Schilderung der Entwickelung des Fruchtträgers mit seinen Sporen gibt. Ich will das Ergebniss dieser Arbeit aus sachlichen Gründen an dieser Stelle mittheilen , dem chronologischen Gange um eine kurze Strecke vorgreifend. — Bei der Keimung wird nach Loew die Aussenhaut der Conidie zer- ^ rissen und ein Theil der Innenhaut wächst zum Keimschlauche aus. Die mit- unter nach drei Richtungen aus der Spore austretenden Keimschläuche wachsen zu verzweigten Fäden aus, die von Scheidewänden durchsetzt sind. Die Fäden wachsen nur an der Spitze, indem die Endzelle sich theilt. Die Fruchthyphe entsteht als laterale Aussackung einer Myceliumzelle oder als directe Fortsetzung einer Zweighyphe, einen einfachen mit apicalem Wachsthum begabten, durch Wände gegliederten Zellfaden darstellend. Mit dem Stillstande des Längenwachs- thums beginnt die Conidienbildung. Dieser geht das Auftreten von Seitenzweigen voraus. Dieselben bilden sich als seitliche der oberen Querwand der Zellen be- nachbarte Aussackungen der obersten Zellen der einfachen Fruchthyphe ; sie bilden sich an den unteren Zellen eher als an den oberen. Jeder Seitenzweig verhält sich wie eine Frimärhyphe ; auch an ihm treten die Tertiärzweige in centripe- taler Reihenfolge auf. Fast zu gleicher Zeit mit dem Auftreten der Seitensprossen beginnt die Anlage der Basidie am Gipfel der Primäraxe. Sie tritt hier als "ter- minales Knöpfchen auf, welches sich zu einem eiförmigen, mit verschmälerter Basis der Gipfelzelle des Stieles aufsitzenden Körper streckt. Aus der Basidie geht durch eine zweite Aussprossung das stielartig verengte Sterigma hervor, dessen oberer Theil sich kugelig erweitert und zur ersten Spore wird. Unter der ersten 1) Fresenius, Beiträge zur Mycologie. 3. Heft. S. S4. 2) Loew, Zur Entwickelungsgeschichte von Penicillium. Jahrbücher für wissenschaftliche Bo- tanik von N. Pringsheim. Band VII. S. 472 bis 510. Spore bildet sicli nun aus dem Sterigma die zweite, zuletzt isit eine einfache un- verästelte Sporenkette vorhanden, duroli succedane Abschnürung entstanden. Die oberste erste (Jonidie ist die grösste, nach unten zu findet eine allmähliche Grössenabnahme der Sporen statt. Die Sporen sind durch Membranbrücken in Zusammenhang gehalten; man muss die Annahme machen, dass dies durch eine jMembran geschieht, die alle Sporen überzieht, die aber wegen ihrer Zartheit von der Aussenhaut der einzelnen Sporen nicht optisch zu unters(;heiden ist. Bis zur Sporenbildung steht jede jüngere Zelle über der älteren, von der Sporenbildung an umgekehrt. — An jedem Zweige wie auch an der Hauptaxe \vird die (jipfel- spore zuerst gebildet. Wenn die Hauptaxe die Sporenbildung begonnen hat, werden an den Secundärzweigen noch neue Zweiganlagen gebildet. Der unterste Seitenzweig ist der entwickeltste, er besitzt die meisten Seitenzweige '2. Ordnung. Mit dieser Arbeit von Loew ist die Literatur über Fenicillium, soweit sie die Kenntniss des ungeschlechtlichen Fruchtträgers , die Keimung seiner Sporen und die -Mycelbildung aus ihnen betriftt, im Wesentlichen erschöpft. Nach den mycologischen Kenntnissen und Anschauungen früherer Zeit konnte es kaum Avahrscheinlich erscheinen, durch abermalige Untersuchung- Neues, für die systematische Stellung des Fenicillium X'erwend- bares zu finden. In der grossen Familie der Schimmel »Mucedinesw war ihm der Rang einer Gattung anerkannter Maassen zu Theil geworden , und innerhalb dieser Familie war eine duixhgehende Scheidung nach bestimmten Prinzipien, wie sie später eintrat, noch nicht möglich, Aveil eben diese leitenden Prinzipien erst gewonnen werden mussten. Es bedurfte einer neuen Idee, die Untersuchung von Penicillium nach ganz anderer Richtung, als die bisherige war, wieder aufzunehmen. Sie wurde im Jahre 185"1 durch Tidasue^) gegeben. Tulasne fand nämlich, dass ein und derselbe Pilz mit ganz verschiedenen Fruchtformen auftreten könne , Formen, die man bisher nach ihrer grossen Verschieden hei t als selbständige Gattungen angesehen hatte. Tulasnes eigene und namentlich de Baiys^) 'i Tulasne, Cpt. rend. 2-1 et 31 Mars; Ann. sc. nat. XV. '^) de Bary, Untersuchungen über die Brandpilze. Berlin 1S53. Ueber Eurotium und Asper- gillus. Bot. Zeitung 1854, p. 425. Dies sind die ersten Arbeiten de Bary's, denen sich bis 1870 so viele anschliessen, dass ich sie nicht anführen kann. — 9 — Untersuchungen wiesen nun bald nach, dass die Pleoniorphie der Reproductions- organe bei den l'ilzen eine fast allgemeine Geltung habe. Für die Untersuchung der Pilze, auch der bekanntesten, war nun ein ganz neuer Gesichtspunkt gewonnen. Es handelte sich darum für jeden Pilz durch vorsichtige entwicklungsgeschichtliche Untersuchung den Formenkreis und den Entwicklungscyclus d. h. die Reihenfolge der Fruchtformen festzustellen, in welcher er nach vorhandenenen Analogien ein Glied sein niusste. In diesem Sinne wurde Penicillium, als der verbreitetste Pilz, bald ein Opfer neuer l'ntersuchungen. Die Aufgabe, welche sich die Mycologen stellten, lautete einfach nach dem weiteren genetischen Zusanunenhange des Penicillium, nach der Auffindung seiner übrigen Fruchtformen. Die Resultate, die hier gewonnen wurden, sind sehr zahlreich, sie bilden einen besonderen Abschnitt der Literatur des Penicillium für sich und sind darum in Nachfolgendem getrennt und möglichst kurz zusammengefasst. Nach zwei Richtungen, die ich nach einander folgen lassen werde, weichen sie durchaus von einander ab. Auf der einen Seite fand man einen bis jetzt noch nicht begrenzten genetischen Zusammenhang, auf der anderen Seite war das Ergebniss ein negatives, es konnte ein Zusammenhang mit anderen bis jetzt bekannten Pilzen nicht nachgewiesen werden. Im Jahre 1S56 fand zuerst Bau'), dass die Samen von Penicillium in Maische hefeartig aussprossten, statt wie sonst ein fadiges Mycelium zii bilden. Auf der Königsberger Versammlung suchte Bau-) wenige Jahre später ausführliche Be- weise beizubringen, dass diese Aussprossungen der Penicilliumsporen in Maische als gährungsfahige Hefe aufzufassen seien. Bald nach Bail züchtete auch Hoß'matin'] aus Penicillium Hefe, indem er eine Portion Penicillium in eine gährungsfahige Lösung brachte, und durch vor- sichtigen Abschluss des Culturgefässes verhinderte, dass nachträglich Hefekeime ') Bail, Ueber Hefe. Flora 1857. 2) Bail. 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aer/.te in Königsberg 1861. Amtlicher Bericht . 3j Hoffmami, Botanische Zeitilng 1860. S. 42, 43, 44. Brefeld, Botan. Untersuchungen. II. 2 — 10 — hineinkamen. Nach einigen bis 14 Tagen gährte die Flüssigkeit und es fand sich Hefe darin vor. die aus dem versenkten Penicillium entstanden sein musste. Umgekehrt winde aus der so erzeugten Hefe durch ein glücklich hergestelltes Verhältniss bezüglich des Feuchtigkeitsgrades der C'ultnr wieder Penicillium ge- züchtet und neben diesem Mucor Mucedo und Oidiuni lactis, und zwar gingen diese Schimmel aus der Hefe hervor, wenn sie auf feuchtem Nährboden statt in Flüssigkeit ausgebreitet wurde. Diese im Jahre 1860 durch vereinzelte Beobach- tung gewonnenen Resultate wurden fünf Jahre später') durcli zahlreichere und ausführlichere Versuche bestätigt. Auch französische und englische Botaniker waren nach gleicher Richtung, wie die genannten deutschen thätig; ihre Ergebnisse sind wesentlich ähnliche und gleiche. Es gebührt Turpin'^: das negative) Verdienst der ersten erfolg- reichen Beobachtung, die aus dem Jahre 1838 stammt. Ich will sie wörtlich an- führen: »Les vegetaux infu.soires, qui resultent de la germination des globules seminuliferes des levures restent incomplets tant qu'ils sont plonges dans l'epaisseur du liquide. 11s ne s'achevent. ils ne se terminent que lorsquils peu- vent s'elever au dessus de la surface du liquide et lorsqu'ils parviennent ä se mettre en communication avec l'oxygene etc. — En cet etat, veritables seminu- les vesiculaires , ils germent , sallongent et vegetent en une mucedinee dont le dernier terme de developpement decele un Penicillium glaucum. Berkeley^) fasst die Hefe als einen eigenthümlichen Zustand gewisser Schimmel- pilze auf, namentlich des Penicillium, die auf unendliche Generationen ihrer Fruchtbildung beraubt sind. Er beobachtete dann die Auskeimung der Hefezelle zu Penicillium. In Uebereinstimmung mit diesen Beobachtungen belinden sich die Angaben von Joli/ und Moussel^]; sie bezeichnen Penicillium als die Fruchtform der Hefe. Auch Pouchet") sieht die Hefe als eine unvollständige Pflanze an und zwar .als Sporen von Aspergillus. Drei Jahre später sagt er in einer ausführlichen ') Hnffmann, Botanische Zeitung 1865, S. .34 S. 2) Berkeley, Inlroduct. t. Crypt. Botany 1S57, p. 299. ^) Tiirpin, Memoir. de l'Acad. XVII 141. *) Juhj und Mousset, Cpt. rend. 1S61, LIII 3 öS. -'') Pouchet, Cpt. rend. 1S61. LH 288, ferner nouvelles experiences sur la generation spon- tanee et sur la resistence vitale. Paris, Massen 1864. — 11 — Abhandlung, dass die Hefe kein einzelliger Organismus sei. dass sie nur sj)üntan entstandene Sporen darstelle, die durch Keimung Penicillium h er \ orbringen. Die Arbeiten TreaiVs aus den Jahren 1868 und 69'") über die Bierhefe bringen neue thatsächliche Bestätigungen über den Zusammenhang der Hefe mit Penicillium. Nach Trerul sind Penicillium, Mycoderma und Torula die ver- schiedenen P'ormen ein und derselben Species. — Im Jahre 1871''' führt Trecul Penicillium auf Urzeugung zurück in folgender Weise : Eiweissartige Materie ver- wandelt sich in Bacterien oder direct in Bierhefe und Mycoderma, oder die Bac- terien verwandeln sich in Milchsäureferment, indem sie unbeweglich werden. Milchsäureferment verwandelt sich in Hefe, diese in Mycoderma, Avelche schliesslich in Penicillium übergeht-. Die bishei' befolgten C'ulturmethoden kamen durcli Hoß'inainfs Erfindung eines Culturapparates in ein neues Fahrwasser. Es ist dies die Dunströhre zur Eeincultur^,, sie spielt fortan in des genannten Mycologen zahlreichen Arbeiten eine Hauptrolle. Die ersten Resultate aus der Dunströhre linden sich von Hoff- mairn^) kurz angegeben in einer Abhandlung »Zur Naturgeschichte der Hefe«, vor- nehmlich aber Botanische Zeitung 1865, S. 348. Hiernach ist die Hefe ein typisch einzelliger Pilz, eine besondere ^ egetationsform des Myceliums von Peni- cillium giauciun, seltener Mucor racemosus, bisweilen beider zugleich und auch noch anderer Schimmelpilze, welche man mit Sicherheit daraus erziehen luid auch rückwärts in dieselbe Hefe verwandeln kann. Für die Fructification der Gährungspilze in der Form von Penicillium etc. ist der Luftzutritt wesentlich. Auf einer Tafel fig. 9 und I 9 stellt Hoß'miniti den Zusammenhang von Hefe mit niclit näher benannten und untersuchten S( himmelpilzen dar. der iiim als Beweis gilt und auf den er sich später nu'lirfacli beruft. '" Trenil. Compt. rend. 1S6S, LH 476, ferner Ann. sc. nat. Botan. V, ser. X Br. S. 39. ">) Trecul Compt. rend. 1S71. LXXIII, p. 1453—1460. 2) Nach der Darstellung dieser Urzeugung von Trk-ul ist zu schliessen, dass das urgezogene Penicillium etwa in acht Tagen fertig war. — Wir werden später sehen, dass Penicillium ein trüfFel- ähnlicher Pilz ist. Nach Tri'cid s Auffassung müsste also in acht Tagen ein Trüffelpilz durch Ur- zeugung noch heutzutage entstehen, eine Auffassung, nach welcher man mit gleichem Rechte an- nehmen kann, dass in sechs Wochen ein Eichbaum durch Urzeugung entsteht. *i Beschreibungen des Apparates von Hoffmann finden sich: Compt. rendus 1S65. LX No. 13, p. 633, ferner Dmgler's polytechn. Journal 1SG5, H. 3. p. 241," Botanische Zeitung 1S65, und inycologische Berichte p. 348 u. 349. "•i Hoffmaim, Botanische Untersuchungen. Herausgegeben von H. Karsten 1S66. 2* — 12 — Diesen Erfolgen Ihiffmanns gehen ähnliche von BaiV) parallel, die im Jahre 1867 zur Mittheilung gekommen sind. Bail züchtet aus Penicillium und Mucor Hefe, die Sporen dieser Pilze treiben in Bierwürze ^ ersenkt nicht Keimschläuche, sondern sprossen zu gährungsfähiger Hefe aus. Nur unter Wasser bilden die Pilze Hefe, auf diesem resp. der Culturflüssigkeit entstehen Mycelien und Frucht- träger. Nach Bail bekommen die Fliegen wenn sie Hefe, die also aus Peni- cillium etc. entsteht, gefressen haben, die Empusa-Krankheit, aus der Empusa geht, wenn die Fliege ganz unter Wasser getaucht ist, Achlya hervor, wenn sie nur auf Wasser schwimmt, an der der Luft ausgesetzten Seite aber Mucor, welcher wiederum nach einer Versenkung in Bierwürze zu Hefe aussprosst. Die bisher genannten JNfycologen wurden bald förmlich in Schatten gestellt durch das, was Hallier im Gebiete des Pleomorphismus der Pilze leistete. Nur aus seinen ersten Arbeiten auf diesem Felde seien hier einige Punkte erwähnt, weil weitere Untersuchungen von anderer Seite daran anknüpfen; ein Theil der übrigen Arbeiten findet sich unten 2) vermerkt. Vor dem Gebrauche dieser Schriften ist denen, die in der ^fycologic nicht bewandert sind, vornehmlich Medicinern, dringend anzurathen, die Botanische Zeitung^' 1868, No. 18 zu lesen. Nach Hallier^) wächst auf dem nämlichen Nährboden aus Penicillium nur Peni- cillium und es ist klar, dass wenn es andere Fruchtformen gibt, diese unter ganz anderen Bedingungen entstehen müssen. Auf feuchtem Brod bildet sich aus Penicillium Mucor, .auf ^Slilch Lepthotrix und aus dieser Hefe. Die Entwicklungs- ') Bail, Mittheilungen über das Vorkommen und die Entwicklung einiger Pilzformen. Dan- zig 1867. 2) Die pflanzlichen Parasiten des menschlichen Körpers. Leipzig 1866. Mycologische Untersuchungen; landwirthschaftliche Versuchsstation von Nnhbe 1866. Phytopathologie. Leipzig 1868. Parasitologische Untersuchungen. Leipzig 1868. Jahrb. zur Beförderung des Seidenbaues in Brandenburg. Potsdam 1868. Seit dem .Jahre 1869 Zeitschrift für Parasitenkunde. Jena 1869. Pilzregulativ, Gesundheitsregeln für Jedermann insbesondere für die Verpflegung der Ver- bündten, für Lazarethe etc. Nach eigenen Erfahrungen mitgetheUt. Jena 1870. ••) Zur Beurtheilung der Pilzschriften des Herrn Halller. S. 294 — 297. ■•) Botanische Zeitung 1866. Zur Entwicklungsgeschichte von Penicillium crustaceum Fries und zur Theorie der Hefebildung. Botanische Zeitung 1866. Weitere Mittheilungen über Penicil- lium und Mucor. S. 60. Flora S. 193 — 203, 1865. Beobachtungen über einen Gährungsprozess in der Mund- und Rachenhöhle des Menschen — 13 — geschichte schmilzt die Gattung Mucor und Penicillium zusammen und gibt ausserdem fünf Pilzgattungen den Todesstoss, nämlich: Achorion, Lepthotrix, Hormiscium, C'ryptococcus und Trichophyton. Dann werden nach den verschie- denen Substraten acht Vegetationsreihen aus Penicillium abgeleitet, deren An- führung unnöthig ist. Werden die Sporen von Penicillium in Wasser gebracht, so platzen sie und entlassen ihren körnigen Inhalt in Gestalt kleiner Schwärmer (Micrococcus, Bacterien;, welche zur Ruhe gekommen durch fortgesetzte Quer- theilung eine zarte Kette, einen einfachen Gliederfaden bilden. — (Aehnliche Beobachtungen, wornach Bacterien und Hefe einem und demselben Entwicklungs- kreise angehören, sind auch von Karsten, Lüders und Hitalet/ gemacht worden.) In der Mund- und Rachenhöhle des Menschen verm'sacht Penicillium in ver- änderter Form einen Gährungsprozess und Entzündung. Der Favus-Pilz ist nur eine besondere Form des Penicillium. Auch Wiesner ^) gibt an im Grossen das Hervorwachsen von Schimmelpilzen aus Hefe gesehen zu haben ; die weggeworfene Hefe einer Brauerei überzog sich mit grünem Rasen von Penicillium glaucum oder mit einem weissgrauen Filze von Mucor. Im Jahre 1867 fand sich Bail veranlasst die Hauptgebiete seiner entwick- lungsgeschichtlichen Arbeiten zusammenzufassen^}. Was darin Neues ist, findet sich in einem Vortrage der Naturforscherversammlung 1867 in Frankfiu't^). Hier- nach überschreitet die Wandelbarkeit der niederen Pilze (je nach dem Substrate), wenn sie auch keine unbeschränkte ist, dennoch die bisher für möglich gehal- tenen Grenzen. Auf S. 5 und Fig. 21 der beigegebenen Tafel beschreibt und bildet Bail den dii-ecten Zusammenhang von Mucor mit Penicillium ab, in Fig. 22 den Üebergang des Penicillium in Aspergillus (eine neue Zierde in dem oben genannten Cyclus). Auf der nächstjährigen Versammlung in Dresden^) riiachte Bau weitere Mittheilungen über Pilzverwandlungen. Er hat von Neuem ') Wiesner, Einleitung in die Mikroskopie 1867, S. 161. ^) Bail, Ueber die Hauptgebiete seiner entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten. Hedwigia No. 12, 1867. -'^ Bail, Ueber Mycologie, Vortrag gehalten in der allgemeinen Sitzung der Versammlung deutsiner Naturforscher und Aerzte am 20. September 1867 (mit einer Tafel). *) Bail, Mittheilungen über Pilzvcrwandlungen, Vortrag gehalten auf der Versammlung deut- scher Naturforscher und Aerzte in Dresden 1868. ^ 14 -^ den l'ebergaiig von ^lucor in Penicillinni sichergestellt, den umgekehrten Vor- gang wahrscheinlich gemacht; doch stellt er den Zusammenhang ^on Hefe mit Mici'ococcus in Abrede. Im Jahi-e 1869 bildet BaiP) in den Pilzepizootien den üebergang von Peni- cilliura in Mucor ab Fig. 15, der hiernacli 7.ur höchsten Wahrscheinlichkeit gekommen ist. Inzwischen hat ILofmann^) neue Beobachtungen im Dunstrohr gemacht, die er 1869 in der Botanischen Zeitung zur Kenntniss bringt. Er bildet eine viel- gestaltige und gleichartige Keimung von Penicillium ab. Die Endogonidien keimen mit Abwerfung der Schale. Aus Hefesediment werden Mucor Mucedo und Penicillium glaucum mit normaler Fructihcation wiederhergestellt. Die hier- für verwendete Hefe stammte aus dem Mycel von Oidium lactis und ähnlichen ISlycelformen, die auch aus hefeartig abgeschnürten Conidien bestanden, die in der saiu-en Lösung nicht in activer Sprossung waren , ohne Sporen von Peni- cillium und ]Mucor. — !Mit einer grossen ^^"olke ^on Mycelium, welches nur vereinzelt Pinselsporen von Penicillium, dagegen keine hefeartigen Conidien er- kennen Hess, erregte Hoffmcum Gährung. Die Gasblasen kamen nicht aus dem Mycel und nach der Gährung war gewöhnliehe Hefe und Kugelhefe vorhanden, identisch mit der aus ^lucor gezüchteten. An dem ^Ivcel trat also liei Luft- abschluss die Conidienbildung oder Hefeabschnürung nachträglich ein. Hier ist daher ein Fall, wo die Gährung ausschliesslich an die besondere Form des My- celiums, die C'onidienabschnürung und Sprossung gebunden ist. So erregt die Pflanze unter veränderten Umständen einmal Gährung und einmal nicht. Penicillium bildet die gewöhnlichen Fruchthyphen mit den Sporenketten ausschliesslich an der liuft in seltenen Fällen bei geringer "\"ersenkung in Flüssigkeit und jeden- falls nicht ohne Sauerstoff'zutritt , nicht in Kohlensäure ; während die Conidien des Myceliums «als Hefe« auch bei völligem Luftausschluss und in Kohlensäure vortrefflicli gedeihen. Auch keimen die Sporen von Penicillium nicht bei ab- solutem Euftabschluss in "\Va,sser vmter Deckglas eingekittet. Also anscheinend ganz verschiedenes Verhalten je nach der A'egetationsform und dem Medium. ') Ba'l, Ueber Pilzepizootien der forstverheerenden Raupen. Danzi» 1 S09 (mit einer Tafel. -) Hoß'i>iani). Veber Bacterien. Botanische Zeitung 1869 (mit einer Tafel), dieselbe Abhand- lung übersetzt und abgedruckt Ann. sc. nat. lS(i1*. XI. No. 1. 15 (Das hier Gesagte gilt in uücli hciherem Grade von Mucor.) Auf einem Kar- toffelabschnitte setzt die Hefe durch mehrere Tage die Sprossung und C'onidien- bildung ohne Myceleinschiebung fort, ehe sie an die Bildung von ^Nlycelfäden und Fruchthyphen geht. Dies beobachtete Hoffmann wochenlang. — Die Hefe ist eine Form der Conidienabschnürung, so tritt sie bei Mucor und ebenso beim l'enicillium am Mycel hervor. Die Pinselsporen des Penicillium sind sozusagen nur eine Luftform der Hefeconidien. die Hefe eine Wasserform der gewöhnlichen J iuftconidien also der Pinselsporen. Die von Hoffmann aus Bierhefe gezüchteten rilzformen sind folgende: Penicillium giaucum, Mucor racemosus und Mucor Mu- cedo, Oidium lactis, Acrostalagmus cinnabarinus, Sporotrichum murinum und can- didum, Polyactis vulgaris. Hierzu kommen noch auf abgekochtem Schafkoth: Sporotrichum spec. Cephalospörium Acremoirium, Sporocybe byssoides; auf Kar- toffeln Monas crepusculum und Bacterium mit und ohne Penicillium. Umge- kehrt züchtete Hoff'niann Hefe aus vielen Schimmeln: Penicillium, Mucor, Botry- tis polymorpha etc. Neuerdings aus AVeinhefe gleichfalls Penicillium und Mucor. Endlich sei noch erwähnt, dass Hoff'niann das Penicillium als ubiquistisch be- zeichnet und diese Bezeichnung mit einem langen Verzeichniss von Fundorten begleitet. — Die hier angegebenen Resultate Hoff'mann.s sind sämmtlich von ihm im Dunstrohre gewonnen. Reess^) tritt nun im Jahre 1870 den Angaben der früheren Alycologen, wornach die Hefe aus Schimmeljiilzen hervorgehn, entgegen. Nach ihm ist die Hefe ein selbständiger einzelliger Pilz. Er beschreibt eine ungeschlechtliche Fruc- tification. wornach in einer Hefezelle an der Luft 2 — 4 Sporen entstehen. Die sporenführende Hefezelle nennt er Ascus, die in ihr erzeugten Sporen Ascussporen. Dagegen gibt Reess zu, dass die Sporen von ^lucor Mucedo und Mucor racemosus in Traubenzuck crhefelösung hefeartig aussprossen Taf. IX. Fig. 1 — 5 und Al- koholgährung erregen. Dies Resultat von Reess, der weingeistigen Vergährvmg durch ^Nlucorsporen, begrüsst Hoffmaiin-) mit Freuden, da darnach von specifischen Gährungspilzen nicht mehr die Rede sein könne; dass Reess die Hefe nicht zur Fadenkeimung brachte, schreibt Hoffniann der \'erwendung eines weniger geeigneten Apparates zu, als ') Reess, Botanische Untersuchungen über die Alkoholgährungspilze. Leipzig 1S70. 2) Hoffmann, Mycologische Berichte 1S7(I. — 16 — er ihn in seiner Dunströhre besitze, in der er durch einen der einfachsten und sichersten Versuche, den es geben kann, den er seit Jahren als Vorlesungsdemon- stration (!) ausführt, den Beweis der ßichtigkeit seiner Angaben geben kann. Den Resultaten seiner Dunströhre vertrauend überlässt Hoffmann die Sache der Zukunft und den Händen zukünftiger Forscher'). Allen bisher angegebenen Resultaten bezüglich des genetischen Zusammen- hanges von Penicillium mit anderen Pilzen stehen die negativen Ergebnisse de Bary's und Tulasnes contrastirend gegenüber. — De Baiy, der Penicillium viel- fach untersuchte, weist an verschiedenen Stellen die Angaben BaiTs, Hoffmanns etc. zui'ück, und hebt zugleich die Fehlerquellen hervor, die bei den ^Methoden der genannten Mycologen zu ungenauen Resultaten führen mussten. Ich \erweise hier kurz auf seine Aeusserungen in der »^Morphologie und Physiologie der Pilze« namentlich auf den Abschnitt über Pleomorphie und Generationswechsel, ferner auf die kleine Schrift über »Schimmel und Hefe" erste Auflage 1869, S. 44 — 64. Aus eben diesem Schriftchen Avill ich die über Penicillium von de Bary ausge- sprochene Ansicht kurz Aviedergeben : »Penicillium gehört zu den unvollständig bekannten Schimmelformen. Es hat mit Aspergillus giaucus durch die Art seiner Sporenabschnürung und ganz besonders durch diejenigen Fruchtträger, welche als Aspergillus ähnlich bezeichnet werden können, unverkennbare Aehnlichkeit. Es wird daher unbedenklicli als Conidienform irgend einer Pilzspecies zu betrachten sein. Aus den ebengenannten Gründen und wegen sehr häufigen geselligen Vorkommens beider liegt ferner der Gedanke nahe, dass Penicillium in den Formenkreis von Aspergillus giaucus selbst gehören möchte, um so mehr als bei einer nicht geringen Anzahl \o\\ Pilzen zweierlei Conidienbildungen und manchmal 'j Beide entscheiden, wie die Untersuchung lehren wird, nicht zu Gunsten Hoffmanns und der Academie der Wissenschaften in Paris, welche letztere sich veranlasst sah, die m)-cologischen Verdienste Hoffmann's in seiner Bacterienarbeit zu preiskrönen am 11. Juli 1870. Compt. rend. LXXI, p. 150. Bezüglich der hier obwaltenden Unklarheiten über die systematische Stellung der Hefe, ferner der Erregung von Gährung durch Hefe. Mucor und Penicillium verweise ich auf meine jüngst in vorläufiger Mittheilung erschienenen Aufsätze: O. Brefeld, Ueber Mucor racemosus und Hefe nebst Bemerkungen zur Systematik der Pilze. Flora No. 25, 1873. Untersuchungen über die Alkoholgährung , vorgetragen in der physicalisch- medicinischen Gesellschaft zu Würzburg Juli 1873. gedruckt in den Abhand- lungen der Gesellschaft. 17 — Zwischenformen zwischen diesen vorkcmmen. \^'äre dieser Gedanke richtig, so Avürde unser Penicillium somit dem Formenkreise eines bekannten Ascomyceten angehören. Es ist nun aber bisher schlechterdings nicht gehuigen einen be- stimmten Nacliweis hierfür zu liefern und es muss daher dahin gestellt bleiben, wo der Formenkreis, dem dieser gemeinste aller Schimmel angehört, seinen Ab- schluss findet.« — Tulasne spricht sich in seiner C'arpologie ') über einen gene- tischen Zusammenhang des Penicillium nur bezüglich des Aspergillus und zwar sehr vorsichtig, halb zAveifelnd halb bestätigend aus. Ich lasse die Stelle kurz folgen : »Novissimis his temporibus propria experientia percepimus mira illa ab oculatissimo Baryo observata cum vero, ni fallimur, ex omni parte similiter qua- dare, licet dubia qua de re moverit cl. Duby. Animadvertendum insuper veli- mus Eurotii apparatum conidiophorum i. e. Aspergillum glaucum Lk. seminum habitu et crassitudine maxime -sariare, ita ut interdum totus microspermus ad Penicillium glaucum Jik. cujus typus speciatim microspermus est, transire videa- tur; Aspergillum capitulo infiato monilibus seminum suorum supposito a Peni- cillio praesertim recedere, id autem discriminis in fungillis neonatis et primiparis omnino desiderari ; denique Penicillium laete saepivis oriri ex aversa pagina tuberosi vel floccosi stromatis, unde Aspergillus antice provenit.« An einer späteren Stelle^) drückt sich Tulasne, auf das Angeführte Bezug nehmend, bestimmter aus : Huc adde id Penicillii quandoque formam videri diminutam Aspergilli glauci Lk. Aus allerneuester Zeit bleibt mir noch anzuführen übrig, dass Cohii^) auf Grund von Versuchen mit negatiAem Resultate, die ein Paar hundert Nummern zählen, den behaupteten Zusammenhang von Bacterien mit Penicillium {Hallier, Karsten, Luders, Huxley) abweist. Ueberblicken wir kurz den zweiten Abschnitt der angeführten literatur über Penicillium, so finden wir eine Fülle von Resultaten, denen aber am Ende ein sehr ernüchterndes Fragezeichen folgt, mit welchem de Bary und Tulasne, zwei Autoritäten in der Mycologie, gewissermassen kurz über sie referiren. In der That bemüht man sich vergebens, aus allen den genannten Unter- suchungen etwas thatsächlich Uebereinstimmendes herauszufinden, wodurch unsere •) Tjtlasnc, Selecta fungorum carpologia. Tom. I p. 63, not. 2. 2) Tulasne, Carpologia p. 227. ^) Colm, Beiträge zur Biologie der Pflanzen II. Heft, Untersuchungen über Bacterien. S. 189 — 191. Brefehl, Fotao. Untersuchunj^en. II. — 18 — Kenntniss des Penicillium nach irgend einer Richtung einen Fortschritt gemacht hätte. Die systematische Stellung des Pilzes ist eine verwahrloste wie früher, seine Entwicklungsgeschichte ist ungeschlossen wie ehedem, und Alles das, was seine genetischen Beziehungen zu bereichern scheint, stellt sich dem kritischen Urtheile als unhaltbar, der vorsichtigen Untersuchung, wie wir bald sehen wer- den, als unrichtig dar. Es ist bedauerlich es aussprechen zu müssen, aber es ist unmöglich sich der Thatsache zu verschliessen, unser ganzes Wissen, soweit es als sicher gelten kann, bleibt nach wie vor bei der Beschreibung und der Kenntniss des Aufbaues eines ungeschlechtlichen Fruchtträgers stehen, die das, was uns Mickeli im Jahre 1729 mittheilte, nicht wesentlich ergänzen. Der ganze Reichthum der Literatiu- macht uns ärmer und unwissender als wir ohne sie sein wüi'den, und ihr Verlust dürfte minder schmerzlich empfunden werden, wenn sie statt vieler unersetzbarer Werke vor der Belagerung von Strassbiu'g im Jahre 1870 das ausschliessliche Eigenthum der dortigen Bibliothek gewesen wäre. Ist nun schon einerseits die geringe Kenntniss der gemeinsten Pflanze, die es gibt, eine täglich empfundene Lücke unseres Wissens, so wird anderseits die Abhülfe dieses Mangels zur dringendsten Nothwendigkeit, wenn wir die nach- theiligen Folgen berücksichtigen, die, sowohl was die mycologischen Methoden, wie die Ergebnisse im Allgemeinen betrifft, aus den überaus zahlreichen Unter- suchungen hervorgegangen sind. Diese haben nämlich zu vielverbreiteten Vor- stellungen und Ansichten über die Entwicklungsgeschichte der Pilze, über Gene- rationswechsel und Pleomorphismus , über Wandelbarkeit der Form nach dem Substrate etc. geführt , die einem gedeihlichen Fortschritte in der Mycologie geradezu ein Hinderniss sind. ') Und eben diese dm-ch Penicillium entstandenen ') Diese Ansichten passen aufs bereitwilligste zu der Vermuthung, dass vielverbreitete an- steckende Krankheiten durch ganz gemeine Pilze verursacht werden, die nach dem veränderten Substrate in anderer Form auftreten. Sie veranlassen daher Mediciner und Laien, die in myco- logischen Dingen nicht erfahren sind, zu selbständigen "Untersuchungen nach Methoden, bei denen kaum etwas anderes als Irrthum oder Penicillium und Mucor, die gemeinsten Schimmelpilze, herauskommen kann. Untersuchungen auf Pilze als Ursache ansteckender Krankheiten sind die schwierigsten, die es geben kann. Sie erfordern volle Herrschaft wissenschaftlich-methodischer Beobachtung, durch welche die so nahe liegenden Irrthümer sämmtlich vermieden werden. Diese kann man sich nur durch mehrjährige ausschliessliche Beschäftigung mit Pilzen aneignen ; sie ist den meisten Mycologen nicht eigen: wie kann sie ein Laie besitzen? Will man in dieser unzweifelhaft höchst wichtigen Frage weiter kommen, so muss der Pathologe Mycologie studiren, oder der in kritischer Schule ge- bildete Mycologe sich der Pathologie zuwenden. — 19 — falschen Begriffe in der Mycologie finden immer wieder in Penicillium selbst einen leider zu günstigen Nährboden und Schutzdach, so lange es nicht gelungen ist im "SA'ege streng wissenschaftlicher und kritischer Untersuchung den wahren Abschluss seiner Entwicklungsgeschichte zu finden und damit zugleich die Irr- wege zu kennzeichnen, in die man gerathen ist. Hiermit ist eine besondere Aufgabe') in ihrem weiten Rahmen bezeichnet, die sich im Beginn der Unter- suchung als unvermeidliche Beigabe anschliesst, und die wir darum als leitenden Gedanken sofort verwerthen wollen. 1) Nur ihretwegen, nur aus didactischen Gründen habe ich die Literatur von PenicUlium, so- weit es mir nothwendig schien, vorausgeschickt. Sie ist sonst wissenschaftlich betrachtet werthlos und dem Resultate der Untersuchung gegenüber überflüssig. Vorläu%e Versuche und Einleitung. Ich begann meine ersten Beobachtungen des Penicillium, die aus den Jahren 1869 — 70 datiren, mit einer, umfangreichen Nachuntersuchung aller früheren Angaben, die sich auf den Nachweis eines genetischen Zusammenhanges mit an- deren Pilzen ergeben haben. Die Untersuchung wurde aber, statt mit einer Masse von Sporen, durch deren Cultur und Beobachtung die früheren Mycologen, welche Penicillium untersuchten, zu ihren Entdeckungen gelangt sind, mit der einzel- nen Spore gemacht nach demselben Verfahren, wie es im ersten Hefte der Schimmelpilze genauer beschrieben ist. ') Die so gewonnenen Resultate waren durchaus bestimmt: keine einzige sämmtlicher Angaben fand Bestä- tigung. Es musste dies merkwürdige aber sichere Ergebniss mit Nothwendigkeit zu der Ueberzeugung führen, dass hier auf den eingeschlagenen Wegen nicht weiter zu kommen sei, zugleich aber auch zu der Einsicht, dass eine genügende Klarheit die erfolgreichen Bestrebungen der früher genannten Gelehrten nicht beherrscht hatte. Eine wissenschaftliche Thätigkeit hat zur Aufgabe Fragen zu lösen resp. zu beantworten, um dadurch unsere wissenschaftlichen Kenntnisse zu vermehren, sei es nun dass diese Fragen so zu sagen auf der Tagesordnung stehen, oder dass sie das nebensächliche Ergebniss jeder consequent durchgeführten Ihiter- suchung sind. In erster Linie ist es nothwendig, sich die Frage, die man lösen ') Bei allen anderen Pflanzen ist dies ganz selbstverständlich, nur bei den Filzen, wo die Sporen sehr klein sind, die Gefahr des Irrthums aber desto grösser, schlägt man den anderen Weg ohne Bedenken ein, indem man die Schwierigkeiten, die einzelne Spore zu verfolgen, als unüber- windlich hinstellt. will, so zu stellen, dass sie beantwortet Averden kann, denn nur auf eine klare Frage, die auf ein ganz bestimmtes Ziel gerichtet ist, wird eine ebenso klare und bestimmte Antwort erfolgen können. Hierin unterscheiden sich die Fragen, die man beliebig von der Tagesordnung nimmt von denen, die man sich selbst als die natürliche Folge vorangegangener Untersuchungen stellt. Nur die letzteren sind wissenschaftlich präcisirte Fragen, den ersteren gegenüber, die aus der Phrase nicht herausgekommen sind. So lautete bis dahin die Frage, die allen Myco- logen betreffs Penicillium offen stand, offenbar dahin, einen anderweiten gene- tischen Zusammenhang des Penicillimn zu finden, der nothwendig bestehen müsse, weil die Pilze Pleomorphisten sind. Diese unklare allgemeine Frage, auf deren Lösung die bisherigen TTntersuchungen gerichtet waren, barg so zu sagen von selbst mangelhafte Methode, Massencultiu'en in Hoffma tut' sehen ') und Bairschen Apparaten und Irrthihner wie die Wandelbarkeit der Pilze nach dem Substrate-) ') Hnffmami's Apparat, das »Dunstrohr zur Reincultur«, welches nach seiner Ansicht mit ab- soluter Sicherheit arbeitet (Frankfurter Versammlung 1S67), ist ebenso überflüssig als unbrauchbar und kann nur Aufsehen erregen und Vertrauen in seine Resultate erwecken bei den Leuten, die von Mycologie nichts verstehen. Der Apparat ist ein einfacher Schutz einer Cultur gegen die In- vasion fremder Pilzsporen. Die letzteren sind nun aber bei den Massenculturen Hoffnimms schon von vornherein in dem Culturmateriale ganz unvermeidlich als Fehlerquelle vorhanden. Der Apparat leistet denselben Dienst wie ein Regenmantel, den man einem durchnässten Menschen gibt, damit er sich durch ihn auf seinem letzten Gange vor Erkältung schütze gegen einige Regentropfen, die unterwegs auf ihn niederfallen könnten. Die Hoffnmnti sehe Massencultur und sein Apparat sind ein überwundener Standpunkt; es handelt sich in Zukunft allein um die Verfolgung der einzel- nen Spore, wenn die Wissenschaft statt Irrthümer Wahrheit ärnten , und wenn sie statt mit Wahrscheinlichkeiten durch Thatsachen gefördert werden soll. 2) Die Wandelbarkeit der Pilze nach dem Substrate und dem Medium und verschiedenen äusseren Bedingungen ist eine von ßail 1S56 zuerst ausgesprochene Idee (Bericht der Bot. Section der vaterl. Gesellschaft in Schlesien: Vortrag von Ball am 30. October 1856) nach der, wie hiiufig bei vorgefassten Ansichten, eine Summe unsicherer Beobachtungen ohne Kritik gedeutet sind. Hoffmann kommt zu der gleichen Idee wie Bail (Ueber Saprolegnia und Mucor, bot. Zeitung 1867) nachdem er vorher den Mucor als alten Feind auf neuer Spur ertappt hat (Qot. Zeitung über den Favuspilz 1867, No. 31) und sagt; »Ich kann nicht umhin daraufhinzuweisen, dass wir in unse- rem Mucor, welcher bisher schon zu den pleomorphsten Pilzen gehört, nach vorstehendem Nach-" weise der Identität mit Saprolegnia eine zur Zeit beispiellose Vielgestaltigkeit vor uns haben ; und da mehrere der auffallendsten Hauptformen in Folge ihrer Abhängigkeit von äusseren Medien oder ihrer Accommodation an dasselbe in der Regel ganz streng geschieden, durch anscheinend endlose Generationen vorkommen können , so liegt hier ein Fall vor, welcher meines Bedünkens von den Anhängern der Darwinschen Hypothese sehr wohl verwerthet werden könnte.« »Nach Bail (Mit- theilungen über das Vorkommen und die Entwicklung einiger Pilzformen, Danzig 1867, S. 35) ist — 22 — in sich, die in der späteren Untersuchung von selbst klar dargelegt werden. Die Frage hatte nur die Anwendung des Pleomorphismus der Pilze für einen belie- bigen Einzelfall zur Aufgabe, eines Pleomorphismus, der leicht missverstanden werden kann und der thatsächlich fast allgemein missverstanden worden ist. Es musste also erst ein klares Verständniss des Pleomorphismus der Pilze gewonnen werden, erst dann war es möglich, die Fragen über Penicillium , die allein eine sichere Lösung wahrscheinlich machen konnten, nicht allgemein gehalten, sondern scharf präcisirt aufzustellen. Ich werde beides aus dem ersten Hefte der Schimmel- pilze , aus den Untersuchungen über Mucor Mucedo mit seinen Parasiten, dem ,Chaetocladium Jonesii und der Piptocephalis Freseniana herzuleiten versuchen. Wie wir durch Tulasne und de Barij wissen, kommen einem und demselben Pilze verschiedene Fruchtformen zvi, die mitunter zu einem bestimmten Gene- rationswechsel mit einander verbunden sein können. Beim Mucor Mucedo war nun die Zahl der Fructificationen, unter denen er auftreten sollte, bereits nach van Tieghem's^j neuestem und letztem Resultate auf acht gestiegen, als sich bei gewiss jeder Freund der Wissenschaft von der Wichtigkeit des in Rede stehenden Gegenstandes durchdrungen, da wir durch derartige Studien über die Entwicklung der Filze eher als auf anderen Wegen zu Aufschlüssen über ein Problem gelangen können, auf das durch Darivins epochemachende Schriften die Aufmerksamkeit aller Gebildeten hingelenkt worden ist. Auch die Richtung, die wir bei unseren Untersuchungen einzuschlagen haben, ist gegeben. Wir haben Culturversuche mit demselben Pilze in den verscliiedensten Medien und unter den mannigfachsten Temperatur- und anderen Verhältnissen einzuleiten.« Hätte Bail (ebenso Hoffmann) diese projectirten Versuche genau nach seiner Vorschrift wirklich gemacht und statt mit Massen mit einer Spore ausgeführt, so würde er zu dem entgegengesetzten Resultate gekommen sein, zu dem nämlich, dass die Pilze in ihrer Wandelbarkeit auf demselben Punkte stehen wie alle anderen Pflanzen, und dass es ein reiner Köhlerglaube ist, bei den Pilzen eher zu Aufschlüssen über die Descendenztheorie kommen zu kön- nen als dies bei den höheren Pflanzen möglich ist. Aber auch gesetzt den Fall, die Pilze verän- derten sich wirklich nach dem Substrate und dem Medium, worin sie wachsen, die Ansichten BaiVs und Hoffmannn wären richtig, so bleibt es vollkommen unverständlich wie die Descendenztheorie aus einer solchen Variabilität Nutzen ziehen könnte. Darum und namentlich Nägeli sprechen es gerade auf das Entschiedenste aus, dass V eränderungen von Aussen durch blosse äussere Umstände nicht constant, nicht vererbbar und darum von gar keiner Bedeutung sind. Was soll denn nun wichtig sein? Was soll zu Aufschlüssen führen? Nicht bloss die Thatsachen, auf die sich die Idee stützen soll, sind unrichtig, die Idee selbst schwebt rein in der Luft. ') Van Tieghem, Sur le polymorphisme du Mucor Mucedo, Compt. rendus de l'Academie des Sciences de Paris 1872, p. 997 — 1002. Ich muss hier kurz anführen, dass van Tieghem, nachdem er das erste Heft meiner Schimmel- pilze gelesen hat, seine IiTthümer eingesteht und widerruft. (Siehe dessen jüngst veröffentlichte Arbeit; Recherches sur les Mucorinees par Th. van Tieghem et G. Lenwnnier. Paris 1873.) — 23 — genauester ITntersuchung kurz Folgendes ergab: die ^lycelien des Pilzes bilden für gewöhnlich nur ungeschlechtliche Fruchtträger und erschöpfen sich in diesen Propagationsorganen ; in besonderen Fällen, unter noch nicht ganz sicher er- kannten Bedingungen, nehmen sie den eigentlich normalen Entwicklungsgang und bilden Geschlechtsorgane. Aus der Befruchtung geht als zweite Generation mit eingeschobenem Ruhezustande als Zygospore schliesslich ein Fruchtträger hervor, der hier mit einem ungeschlechtlich gebildeten im Wesentlichen übereinstimmt. Aus jeder Spore des Fruchtträgers der zweiten Generation bilden sich Mycelien mit Geschlechtsorganen, also die erste Generation wieder, oder die Mycelien werden nicht geschlechtstüchtig und pflanzen sich ungeschlechtlich fort. Alle anderweitigen mit ihm verbundenen ungeschlechtlichen Fruchtformen gehören besonderen Pilzen mit gleichem oder ähnlichem Entwicklungsgange an. Was hier bei Mucor und verwandten Pilzen gefunden wurde, ist in nichts verschieden von dem was wir bei allen Pflanzen kennen. Auch diese kommen häufig ni(-ht zum normalen Generationswechsel, weil sich keine Blüthen und daher keine Geschlechtsgeneration ausbildet ; ihre Stelle wird dann durch unge- schlechtliche Fortpflanzung vertreten, entweder in der Form von Brutknospen oder Stolonen. Unter anderen Verhältnissen tritt die Blüthe und die Geschlechts- generation normaler AVeise auf, es kann dann die ungeschlechtliche Fortpflanzung unterbleiben wie bei Mucor Mucedo, oder sie kann gleichzeitig fortbestehen wie bei Chaetocladium und Piptocephalis. Bei den Laub- und Lebermoosen, bei den Kryptogamen und Phanerogamen findet jeder Botaniker dieselben Verhältnisse ganz natürlich, hier gibt es kein Gesetz des Pleomorphi.smus , wiewohl es ganz mit gleichem Rechte geltend gemacht werden kann wie bei den Pilzen. — Führen wir den Vergleich weiter aus. Wird eine höhere Pflanze, ein Moos oder ein Phanerogame an irgend einem Orte nicht fructificirend, nicht blühend, dafür aber in ungeschlechtlicher Vermehrung gefunden und etwa nicht gekannt, so kommt man naturgemäss auf die Vermuthung, dass die betreffende Pflanze zu- fällig hier nicht blühe, dass sie aber an einem anderen Standorte, vielleicht auch in einem anderen Jahre, zur Blüthe und Fruchtbildung kommen werde. Man wird also, weil die Pflanze nur in ungeschlechtlicher Vermehrung ange- troffen wurde, nach der blühenden und fructificir enden Pflanze wie nach etwas ganz selbstverständlichem weiter suchen. Bei den meisten Myco- logen ist nun aber die Denk- und Handelsweise eine total andere und rein 24 — willkürliche geworden, wiewohl hier die ^*erhältnisse ganz dieselben sind, wie bei allen anderen Pflanzen. Die Mycelien vieler Pilze kommen unter manchen Verhältnissen gleichsam nicht zum Blühen, zur geschlechtlichen Fortpflanzung, sie tragen nur die Analoga der Brutknospen und Stolonen, nämlich ungeschlecht- liche Fruchtträger. Statt nun aber bei der Auffindung des ungeschlechtlichen Fruchtträgers nach dem blühenden Pilze d. h. nach der geschlechtlich erzeugten Frucht und der zweiten Generation weiter zu suchen, nehmen die meisten ISIycologen, dem missverstandenen Pleomorphismus der Pilze, ihrem vermeintlichen Bedürfnisse nach weitläufigen genetischen Beziehungen gerecht zu werden, ein- fach an : der gefundene Pilz z. B. Penicillium kam mit INIucor, auf einer todten Fliege mit Entomophthora, auf saurer Milch mit Oidium etc. vor, ferner Avuchs auf einem Klumpen Saccharomyces Penicillium, INIucor und Oidium, aus Fliegen mit Entomophthora wuchs unter Wasser Saprolegnia, auf AVasser Mucor etc., folglich gehören sie alle nach dem Gesetze des Pleomorphismus zusammen. Genau so würde der phanerogamische Botaniker handeln, der in einem neuen Lande einen Haufen ganz verschiedener nicht blühender aber ungeschlechtlich sich fortpflanzender Pflanzen auf Grund gemeinschaftlichen geselligen "N'orkom- mens genetisch zusammenfügte und ohne die Blüthe und die Frucht gesehen zu haben benennte. Hier würde man das einfach I'nsinn nennen, bei den Pilzen gilt es als wissenschaftliche Leistung. — Die ungeschlechtliche Fortpflanzung, die Propagation, ist bei vielen Pilzen häufiger wie bei den höheren Pfianzen. Sie tritt in der Form vielgestaltiger J'ruchtträger scheinbar als vollkommene Pflanze auf, zugleich mitunter in einer Eeichhaltigkeit und einer Fülle, wie sie den übrigen Pflanzen fehlt. Diese graduelle Abweichung der Pilze von der übrigen Pflanzenwelt ist offenbar der Ursprung eines argen Missverständnisses, indem eben darin ein wii-klicher Unterschied, ein förmlicher Gegensatz der Pilze zu allen anderen Pflanzen gesehen Avurde. Hierdmx-h ist eine ^'er^virrung und Unklarheit unter den Pilzen entstanden, die so lange nicht zu beseitigen ist, als man daran festhält die Pleomorphie der Pilze als ein besonderes nur für diese Organismen geltendes Naturgesetz zu halten. Die Pilze sind Pflanzen wie alle anderen und wenn man einen Pilz in ungeschlechtlicher Fortpflanzung findet, so ist zwar die ^Möglichkeit nach einer zweiten Form ungeschlechtlicher Fort- pflanzung nicht ausgeschlossen, die Hauptfrage geht aber wie bei einer unge- schlechtlich sich vermehrenden phanerogamischen Pflanze, nach der Auffindung der Blüthe des Pilzes d. h. nach seinen Geschlechtsorganen und der aus dieser hervorgegangenen zweiten Generation, weil hierin die Natur der Pflanzen allein zum Ausdruck kommt und ohne sie eine AöUige Erkenntniss, eine engere Unter- scheidung und Eintheilung unmöglich ist. Die Fragen also, welche, um nach dem etwas weiten Anlauf dieser Deduction zu unserer Aufgabe zurückzukommen, hier bei Penicillium gestellt werden mussten, wenn sie als wissenschaftliche klar gestellte Fragen gelten sollten, lauteten also: 1) Welchen genetischen Zusammenhang muss Penicillium haben? 2) Welchen genetischen Zusammenhang kann es etwa ausser Peni- cillium (den bekannten ConicUenträgern' haben"? (^der um die Fragen anders, womöglich deutlicher auszudrücken ; 1) Wie ist die geschlechtliche Befruchtung von Penicillium? wel- ches ist die Generation die daraus hervorgeht? 2) Treten auf den Mycelien von Penicillium ausser Penicillium noch andere ungeschlechtliche Fortpflanzungsorgane auf? Die Antwort beider Fragen wird die Lösung einer dritten 3) nach dem Geirerationswechsel des Penicillium und der Reihen- folge seiner Fruchtformen von «elbst in sich schliessen. Sie wird es endlich ermöglichen in -vierter Linie 4) dem Penicillium seine wahre systematische Stellung anzuweisen, damit es aus langem Provisorium endlich in den Ruhestand kommt. Die erste und wichtigste von allen Fragen spaltet sich eingangs nach zwei Richtungen. Es Avird zunächst festzustellen sein, ob die hier zu suchende ge- schlechtlich erzeugte Frucht des Penicillium ein schon näher bekannter, vielleicht anderswo beschriebener Pilz ist, oder ob sie unbekannt und darum neu zu suchen ist. Da nun bei der v früher erwähnten ersten sehr ausgedehnten ^'er- suchsreihe niemals eine bekannte geschlechtlich erzeugte Pilzfrucht auf den Mycelien ^on Penicillium gefunden werden konnte, so blieb nur die letzte INIög- lichkeit oflen, dass man den eigentlichen Pilz gar nicht kenne. Es musste also die Untersuchung neu von Aorn begonnen Averden und vom Ursprünge wie die L^ntersuchung mag auch die Darstellung ihrer Resultate hier beginnen, die bis auf die früheren Details des ungeschlechtlichen Fruchtträgers durchaus neu sind. BrefeM, Botan. Untersiu-hungen. II. IT. Mycelien der Geschleclitsgeneration von Peiiicilliiim mit ungesclileclitliclieii rruchtträgern. Die ungeschlechtlichen Conidiensjjoren von Penicillium sind von winziger Kleinheit, sie messen nur 0,0025 Mm. Noch bei SOOfacher Ver- grösserung erscheinen sie dem Auge als kleine runde Pünktchen (Taf. I, Fig. la.) mit starkem Randschatten, den feinen Beimengungen ähnlich, die sich in einer vielfach filtrirten, aber immer noch etwas trüb erscheinenden Flüssigkeit vor- finden. Av;ch die stärksten Vergrösserungen geben nicht hinreichende Mittel eine andere als negative Beschreibung zu geben. Man erkennt (Taf. I, Fig. 2a.) nichts von einem Inhalte, nichts von einer Membran die ihn umschliesst, noch an deren Aussenfläche irgend eine Verzierung. Man mag sie drehen und wen- den wie man will, auch die Nabelgegend, mit der sie dem mütterlichen Organis- mus aufgesessen hat, ist nicht mehr aufzufinden; nur zeigen sich bei diesem Experimente so viele bedenkliche Abweichungen von der Kugelgestalt, dass sie des Präcücates »rund« nicht in dem Maasse würdig sind, wie es anfangs scheint. Bringt man eine Spore in eine durchaus klare liösung einer organischen Substanz, so gehen schon bald auffallende Veränderungen mit ihr vor. Sie schwillt mehr und mehr an und zwar regelmässig nach allen Richtungen (Taf. I, Fig. Ib.). Nun erst wird ein Inhalt erkennbar und eine sehr zarte glatte Membran, die ihn umgibt. Der Inhalt besteht aus einem sehr feinkörnigen Protoplasma, das die Zelle gleichmässig auszufüllen scheint. Erst bei sehr scharfer Einstellung gewahrt man in diesem eine oder mehrere sehr kleine ^'acuolen, die in der Mehrzahl nicht zu einer grossen vereinigt sind (Taf. I, Fig. 2b.). Die Anschwellung der Spore geht nicht über das Dreifache der ungekeimten hinaus, dann brechen bald nur nach einer, bald nach 2 — 6 verschiedenen Richtungen Keimschläuche aus ihr hervor') (Taf. I, Fig. Ib, 2b.). Diese sind immer dünner wie die angeschwollene Spore und machen es leicht sie in ihrer Mitte auf den ersten Blick sicher zu unterscheiden. Die Keimschläuche wachsen fort in so ebenmässiger Dicke, als ob sie aus einer Patrone gedrückt würden. Das Wachsthum geschieht, Avie es scheint, nur an der Spitze der Schläuche. Sie hören früh (Taf. I, Fig. Ib, 2b.) auf einzellig zu sein, durch Bildung von Scheide- wänden, die in nicht regelmässiger Entfernung hinter der Spitze der Fäden auf- treten. Nun wird es möglich die Endzellen und Gliederzellen getrennt zu beobachten und mit Sicherheit festzustellen, dass mit der Gliederung die Endzelle 1) Von einem Abwerfen des Exosporium bei der Keimnng der Penicilliumsporen, wie es Loeiv beschreibt, habe ich in den tausenden von Keimungen in den verschiedensten Substraten, die ich bei der Untersuchung durchzumustern Gelegenheit hatte, mit den besten optischen Hülfsmitteln nie etwas sehen können. Es ist gar nicht möglich ein Exo- und Endosporium zu unterscheiden, viel weniger kann ersteres bei der Keimung abgeworfen werden; es bleibt nur die Möglichkeit übrig,' dass hier andere Sporen mit in die Cultur gekommen und als Penicillium beobachtet sind. Hoffmann spricht von einer Verschiedenheit der Keimung des Penicillium die er in der preis- gekrönten Bacterienschrift abbildet. Die Keimschläuche sind höchstens einen Zoll lang, an dem längsten, den der genannte Mycologe vorführt, liegen oben einige cylindrische Zellen, die nur zu- fällig Platz genommen, niemals aber von dem Schlauche gebildet sein können. Die Verschieden- heit der Keimung beweist, dass das Sporenmaterial nicht rein gewesen ist, die Abbildungen zeigen aufs getreueste, dass die Keimlinge, wenigstens als sie gezeichnet wurden, ihren Pilzgeist bereits aus- gehaucht hatten. — Die Angaben über hefeartige Aussprossungen des Penicillium "in gährungs- fähiger Lösung, Bierwürze etc. sind einfach unrichtig. Penicillium bildet in jeder gährungsfähigen Lösung immer nur die gewöhnlichen Keimschläuche, ich habe dies unzählige Male an den ein- zelnen Sporen verfolgen können, habe Mycelien von einigen Zollen Grösse aus einer Spore in beliebiger gährungsfähiger Lösung gezogen, ohne jede Gährung und Hefebildung. Weder Hoff- mann noch auch Bail und Hallier, von denen die Angaben abstammen, haben direct beobachtet, dass eine Penicilliumspore hefeartig aussprosste, Hefe bildete und Gährung erregte ; man stützte die Angaben auf die Versenkung von einem Haufen Sporen oder Wolken von Mycelium in gährungsfähige Flüssigkeit, die dann im Dunstrohr oder im Pilzkasten Zutritt erhielt. Es entstand dann Gährung und es fand sich Hefe vor, für die Penicillium ohne Weiteres verantwortlich gemacht wird. Ist denn etwa der Hafer, den ein Landwirlh auf einem Felde ilrntet, auf welches er nur Weizen ausgesäet hat, aus dem Weizen entstanden? Hat man ein Recht, in einem Walde, der aus Eichen, Buchen, Birken und Erlen besteht, die drei letzten Pflanzen, weil man nur Eichen ausgesäet hat, als durch das Substrat verwandelte Eichen anzusehen? (Man vergleiche an dieser Stelle die Ergebnisse meiner früher citirten Arbeiten über »Mucor racemosus und Hefe und über die Alkoholgährung« . ) "4* . 28 — allein diu'ch .Spitzenwachsthum in die Länge wächst, dass eine nachträgliche in- tercalare Dehnung der Gliederzellen nicht stattfindet. Die Endzelle hat die Fähig- keit an beliebigen Stellen Seitenäste zu bilden (Taf. I, Fig. 3), von denen mit- u.nter der jüngste nahe der Spitze in seinem Wachsthum so gefördert wird, dass es für kurze Zeit den Anschein hat, als ob eine dichotome Theilung der Spitze der Endzelle an die Stelle monopodialen Aufbaues getreten wäre , was jedoch niemals der Fall ist. Während die Endzelle Avächst und sich verzweigt, geben die älteren Gliederzellen, nachdem sie die Fähigkeit in die Länge zu wachsen verloren haben, ihre nicht erloschenen Wachsthumsbestrebungen in der Bildung Aon weiteren Seitenzweigen kund. Diese Seitenzweige haben eine bestimmte Stellung, sie kommen für gewöhnlich gerade unter der oberen Scheidewand hervor (Taf I, Fig. 3). Wir haben dann an den verzweigten Keimschläuchen, die wir fortan My cell um nennen wollen, Seitenzweige zweierlei Art und zweifacher Anordnung. Die ersten sind aus Verzweigungen der Endzelle hervorgegangen, sie stehen mehr in der Mitte der Zellen, die letzteren sind Seitenzweige der Glieder- zellen und sind unter den Scheidewänden inserirt. Natürlich braucht nicht noth- wendig eine jede Gliederzelle Seitenzweige zu bilden; sie unterbleiben, ebenso wie die "\'erzweigungen der Endzelle, je nach der Ernährung für längere oder kürzere Zeit, und es .sind Fälle nicht selten, wo 3 — 4 Gliederzellen mit der Endzelle ohne alle Verzweigungen einen einfachen Faden darstellen. Die Zweige besitzen die- selbe Fähigkeit weiterer Verzweigung und folgen demselben monopodialen Wachs- thumsgesetze Avie die Hauptaxen, von denen sie schon bald nicht mehr zu un- terscheiden sind. Das ganze Verzweigungssystem des Myceliums breitet sich allseitig centrifugal weiterwachsend um die noch deutlich erkennbare Spore als Ursprungs- und Centralpunkt aus. Schon auf den ersten Blick muss uns an dem Mycelium in seinen vorgerückten Lebensstadien die merkwürdige Eben- mässigkeit in der Dicke seiner sämmtlichen Haupt- und Seitenäste auffallen. Die jüngst geborenen Seitenäste kommen gleich in der Geburt mit den Dimensionen des Mutterfadens zum Vorschein. Die Dimensionen der Fäden schwanken auch an den ältesten Mycelien, durchschnittlich = 0,0071 Mm., wenig, nur bei sehr dürftiger Ernälirung .sinken sie an den Enden zur halben Dicke = 0,0040 Mm. zurück. Ueber den Inhalt der Mycelien lässt sich nur dasselbe sagen wie über die gekeimte Spore. Er besteht überall aus einem äusserst feinkörnigen Protoplasma — 29 — mit sehr kleinen "\'acaiolen (Taf. I, Fig. 2 und 3). Bei schwacher etwa 300facher Vergrösserung haben die Fäden ein stark lichtbrechendes Ansehen, das sehr charakteristisch ist und das erst in dem Momente verschwindet, in welchem die Mycelien absterben. — An grossen üppigen Mycelien rufen starke Erschütterungen, substanzielle Veränderungen der Nährlösung und dadurch entstehende enosmo- tische "\Mrkungen ein Platzen der Schläuche an den Spitzen hervor. Das Pro- toplasma tritt an diesen Stellen in Form einer dicken hin- und hergekrümmten Wurst hervor. Es verändert sogleich sein Ansehen , wird körnig und dunkel, ohne sich in der Nährlösiuig zu verbreiten wie das Protoplasma der Zellen höherer Pflanzen. Nach kiirzer Zeit wird an diesem Plasma eine Haut abge- schieden, die ein weiteres Verbluten der Schläuche hindert. Man könnte glau- ben, dass den Pilzen hierin ein Schlitz gegeben wäre wie etwa den lioheren Pflanzen in der ^^'undkorkbildung. Die ^lycelien von ^lucor verhalten sich dem Penicillium gleich und auch bei Entomophthora Muscae ') habe ich eine nach- trägliche Hautbildung ausgeworfenen Plasmas beschrieben ; jedenfalls verdient der Umstand Berücksichtigung und weitere Beachtung. Es ist eine besondere Eigenthümlichkeit der INIycelien von Penicillium, mit seinen Fäden an beliebigen Stellen der Berührung durch Fusion der Wände zu verschmelzen. Ich habe einen besonders charakteristischen Fall dieser Art in (Taf. I, Fig. 4) dargestellt. Man sieht die Verschmelzung nm- an kleinen wenig- verzweigten ^lycelien mit Sicherheit, auch dann nur, wenn die Fäden ganz isolirt liegen und nicht durcheinandergewachsen sind. Da dies nur bei Kümmerlingen möglich ist, so neigt Loew^) zu der Ansicht, dass eben in der kümmerlichen Er- nährung die Ursache zu der "\^erschmelzung liegen könne. Eine kritische Be- urtheilung ist nicht möglich, weil man die Verschmelzung bei üppigen Mycelien wegen zu reichlicher Verzweigung nicht sehen kann und also nicht weiss, ob sie hier vorkommt. Jedenfalls ist die Erscheinung eine für das Leben des Pilzes unwichtige und nebensächliche. Wie Wunderkinder imter den ^Menschen beginnt Penicillium schon in der ersten Jugend der Natur Früchte zu tragen zu einer Zeit, wo die Mycelien noch 1) Brefeld, Entomophthora Muscae, Abh. der naturf. Ges. zu Halle. Band XII, S. 36 und 37, Taf. IV, Fig. 27 — 31. 2) Loeiv, Pringsheim's Jahrbücher. Bd. VII, S. 481. ^ 30 — klein und im stärksten Wachstlium begriffen sind. Es erfolgt die Fructifi- cation verschieden schnell je nach den äusseren Umständen, je nachdem das Mycelium an der Oberfläche oder tiefer im C'ulturtropfen des Objectträgers vegetirt und leichter mit seinen "V'erzweigungen an die Luft tritt, am fi-ühestcn mit dem dritten Tage, spätestens am fünften nach der Aussaat. Die Mycelien leiten den Prozess ohne irgend wahrnehmbare ^Veränderungen ein. Es werden nämlich nicht besondere Fruchtträger gebildet zum Zwecke der Sporenbildung, sie. beginnt vielmehr an jedem beliebigen Faden, der sich aus der Culturflüssig- keit in die Luft erhebt. Hiermit ist zugleich schon angegeben, dass die Frucht- träger, die nur zur Sporenabschnürung umgeänderte Mycelfäden sind, nicht mehr imd nicht weniger einen bestimmten Ursprung, eine bestimmte Stellung am My- celiu.m erkennen lassen, als dies für die Seitenzweige der Fall war. Auch in ihren Dimen.sionen, in den Dickenverhältnissen ^ 0,0047 bis 0,0050 Mm. Aval- tet gegen gewöhnliche Mycelfiiden kein Unterschied ob. Die Frucht träger erscheinen für gewöhnlich zuerst an den älteren Myceltheilen, also in der Mitte eines INlyceliums. Sie sind in der Älehrzahl hinter einer Scheidewand inserirt und geben dadui'ch der Vermuthung Raum, dass sie die jüngst gebildeten Seiten- äste sind und zwar solche, die in ihrer Richtung senkrecht zum Substrat, an den älteren Myceltheilen in der Mitte zuerst das Niveau des Culturtropfens erreichen (Taf. I, Fig. 6c > Die Zahl der Fruchtträger entspricht der Zahl der Mycel- seitenäste der Mitte, die in die Luft gehen, sie stehen oft zu -sielen dicht zu- sammen. Nach begonnener Fructification an einzelnen Fäden wachsen alle übri- gen Theile des Myceliums gerade so weiter wie früher, die Endzellen besorgen durch Spitzen wachsth um und "Verzweigung die peripherische Ausdehnung, die Gliederzellen durch Astbildung eine gleichzeitige Vermehrung der Fäden im centralen Theile des Myceliums. Hier Avird fortan in dem mehr und mehr zu- nehmenden Fadengewirr die Unterscheidung der Keimsporen scliAvieriger (Taf. 1, Fig. üa) und endlich unmöglich, wenn nun auch die Zahl der Fruchtträger und deren Fructification fortschreitet. Die zu F r u c h 1 1 r ä g e r n bestimmten M y c e 1 ä s t e beschliessen sehr früh ihr LängenAvachsthum , d. h. die Endzelle des Fadens hört auf in die Länge zu Avaclisen, nachdem eine letzte Gliederung eine kurze Strecke hinter der Spitze (Taf. I, Fig. 5, I u. H Li u. b. eingetreten ist. Genau unterhalb dieser letzten Scheidewand beginnt die jüngste Gliederzelle des nicht weiter wachsenden — 31 — Fadens einen Seitenast (Ic) zu bilden, der sich der Endzelle anlegend vertical nach oben richtet. Noch ehe er die volle Höhe der letzteren erreicht hat, zeigt sich auf dieser (Id) eine Aussprossung und zwar genau in der Fortsetzung der Axe. Sie ist etwas dünner wie die Axe, erreicht nur eine geringe Höhe und nimmt, indem sie sogleich den Prozess der Sporenbildung einleitet, den Charakter einer sporenabschnürenden Basidie an. Ihre Spitze wird zu einem dünnen Fortsatze, dem Sterigma verlängert, welches oben kugelig anschwillt zur ersten Spore ;2e, f). Unter der ersten Anschwellung, sobald sie ihre normale Ausdehnung erreicht hat, kommt sofort eine zweite in Sicht imd so wiederholt das Sterigma eine unbestimmte Zeit den Vorgang der succedanen Ab- schnürung, einer Sporenkette Ursprung gebend 2f;, an der wie bei Asper- gillus, Cystopus etc. die äusserste Spore die älteste, die dem Sterigma aufsitzende die jüngste ist. Die Sporen sind bald nach der Abschnürung farblos, nehmen aber allmählich mit der Reife nach dem Ende der Kette zu eine bläuliche Farbe an, die nicht an der einzelnen Spore sondern nur an der Masse deutlich zu sehen ist. Zur Zeit wo die Basidie der Hauptaxe die erste Spore abschnürt, entsteht auch auf dem Seitenaste (Ic), der in seiner Längenausdehnung die Haupt- axe nicht zu überschreiten pflegt, eine Basidie (2d), die ebenfalls Sporen abzu- schnüren anfängt. Zugleich wächst neben der ersten Basidie, these etwas zur Seite schiebend, aus dem Scheitel der Hauptaxe eine zweite und ch-itte hervor, dasselbe geschieht auf dem Seitenaste, und in wenigen Stunden ist die Sporen- abschnürung an allen im Gange (2 — 5). Ich habe die einzelnen Vorgänge der Basidien und Sporenbildung an mehreren Fruchtträgern beobachtet und zwei Fälle dieser Art gezeichnet (Taf. I, Fig. 5, I u. II). Die Beobachtung wurde in einer feuchten Kammer gemacht, die so construirt wai-, dass sie die Anwendung sehr starker Vergrösserungen zuliess. Die einzelnen Figuren sind in Zeitabschnitten von 2 — 3 Stunden gezeichnet und zeigen, dass etwa alle Stunden eine Spore auf jedem Sterigma gebildet wird. Beobachtungen dieser Art sind von Loew im Jahre 1869 gemacht und mitgetheilt; sie erhalten ebenso wie das, was er über die Mycelien angibt, hier im Wesentlichen Bestätigung und weitere Ausführung. Die abgeschnürten Sporen sind nicht alle von gleicher Grösse, sie zeigen eine Abnahme von dem Ende der Kette bis zum Sterigma, sie werden allmählich kleiner; anfangs ist dies sehr auffällig, später aber im Laufe der Kette nicht mehr merklich (Taf. I, Fig. 5 u. Taf. H, Fig. 5). Zwischen den — 32 — • Sporen bleibt eine sehr kurze Brücke für einige Zeit erhalten, welche die Spo- ren zur Kette verbindet, sie verliert sich später mit dem Zerfallen der Kette, ohne dass die Sporen auch nur eine Spvu' davon behalten. Die Brücke ist ein kurzes Stück des Sterigmas, welches zwischen je zwei Anschwellungen bestehen bleibt, entweder für die Dauer wie bei C'ystopus oder nui- kurze Zeit wie hier und beim Aspergillus. Die Annahme einer besondern Membran, die ausser der eigentlichen Sporenmembran alle Sporen umhüllt und so eine INIembranbrücke zwischen ihnen bildet, wie Loew meint, scheint mir nicht nöthig und unzulässig, weü die Sporen nur eine emfache INIembran haben. Die bis jetzt angeführten Beobachtungen und Beschreibungen sind nach M y c e 1 i e n m ä s s i g e r Ausdehnung und nach F r u c h 1 1 r ä g e r n geringer Complication gemacht Avorden, es ist zur Vollständig- keit nothwendig, ihnen die üppigsten Bildungen und Verzwei- gungen und solche Fälle, die unter den Begriff der Krüppel fal- len, gegenüber zu stellen. Die Formen beider lassen sich leicht studiren, da man ja in der Qualität der Nährlösungen das Regulativ ihrer Ausbildung in der Hand hat. Ernährt man die ausgesäete Spore in sehr reicher concentrir- ter Lösung, so keimt sie schon mit vielen Keimschläuchen, diese verzweigen sich aufs reichlichste und bilden ein so dichtes Fadengeflecht (Taf. II, Fig. 9c), dass das Mycelium einer Haut ähnlich Avird, die man als Ganzes wie eine starre feste INIasse abheben kann. Der Dichtigkeit des Myceliums entspricht die Zahl der Aeste, die zur Fruchtbildung an die Oberfläche kommen [Fig. 9b). Sie stehen so dicht zusammen, dass sie mit ihren sporenabschnürenden Basidien eine förmliche Kruste bildend sich fast gegenseitig berülu'en, eine Eigenthümlichkeit des Pilzes, die Linne veranlasste, ihn jNIucor crustaceus sehr trefl'end zu benennen. Die Mycelien wachsen mit ihrer peripherischen Ausdehnung auch in dem Reich- thume der Verzweigung zunehmend gleich einer fest geschlossenen Masse nach Aussen fort. Die Fruchtträgerbildung (b) folgt schrittweise der Mycelvergrösserung (c) und ihre Masse gewinnt schliesslich das Ansehen eines mächtigen blauen Haufens, umrahmt von dem noch freien fortwachsenden Mycelrande. Soweit die Ernährung reicht ist das Wachsthvun des Myceliums und die Bildung der Frucht- träger auf ihm unbegrenzt. Hie und da vereinigen sich bei ganz dichten Mycelien die Fruchtträger bündelweise und stellen so einen baumähnlichen — 33 ■■—. Pilz (Taf. MII, Fig. 54, dar, dessen Stamm (a) von den verschlungenen ausser- gewöhnlich lang gewachsenen Fruchtträgern, dessen Krone (b) von den anein- ander gedrängten zahllosen sporenbildenden Basidien gebildet ist. Diese Form des Penicillium, die nur die zufällige Folge üppiger Ernährung ist, hat Link') als besondere Gattung angesehen und als C'oremium glaucum beschrieben. Anders steht es nun aber mit dem Pilze, wenn man ihm (gleich einem gefangenen Uebelthäter) die Nahrung aufs kümmerlichste zukommen lässt, oder wenn man sie ihm, Avas noch besser ist, im Beginn seiner Entwick- lung langsam und schliesslich völlig entzieht. — Die Conidiensporen keimen noch in den ärmsten Lösungen, in einem Wasser, das nur minimale Spuren organischer Substanz enthält, die Spore sendet aber nur einen Keimschlauch aus, er ist dünner als sonst und wächst sehr langsam fort. Seine ^'erzweigung ist spärlich, erst nach vielen Tagen fördert das Zwergmycelium einen Zweig an die Ober- fläche, der zum Fruchtträger wird und die gewonnenen Nährmittel zur Sporenbil- dung verbraucht (Taf. ^'III, Fig. 51 . In einzelnen Fällen geliiTgt es sogar, den einzigen Keimschlauch der Spore direct zum Fruchtträger werden zu sehen, nachdem er lange Zeit als Mycelium ein jämmerliches Dasein gefristet. Man könnte glauben, es Aväre ein Fruchtträger direct aus der Spore gewachsen, doch lehrt die Entwicklungsgeschichte, dass dies nicht der Fall sein kann, dass der- selbe Faden, den die Spore" als Keimschlauch aussandte, als Mycelfaden weiter- wuchs, und schUesslich seine Hülfsmittel im Interesse der Art zur Bildung Aveniger Sporen aufbot dadurch, dass er an seiner Spitze zum Fruchtträger wurde^). Etwas anders ist das Verhalten eines nicht zu grossen Myceliums, wenn man ihm langsam und vorsichtig den Cultiulropfen entzieht, es aber im dunstgesättigten Räume belässt. Je langsamer das Wachsthum an den Spitzen durch mangelnde Nahrung fortschreitet, je mehr die Luft mit dem Mycelium in directe Berührung tritt, um so mehr gehen die Aeste des Myceliums in Fruchtträger über und um so näher rücken sie der Spitze (Taf. II, Fig. 7a\ Endlich werden alle Aeste ') Link, Observationes in ovdines plantarum naturales S. 19. Ich will liier noch kurz be- merken, dass ebenso wie directe Beobachtung auch Culturversuche mit einzelnen Sporen des Coremium zeigen, dass dasselbe sogleich wieder gewöhnliches Penicillium bildet, wenn man es weniger ernährt. 2) Ich habe hier auf die Abbildungen verwiesen, wie sie von den Ascussporen des Penicillium herrühren, die wir erst später genauer kennen lernen werden. Die Bilder stimmen genau mit denen aus den Conidiensporen überein, die der Einfachheit wegen nicht extra gezeichnet sind. üref elil, Botan. Untcrsuchnngen. 11. 5 — 34 — und auch die Spitze des Mycelfadens zu Fruchttiägern, jeden weiteren Beweis ersparend, dass die Fruchtträger nicht besondere Bildungen des Myceliums sondern gewöhnliche Aeste desselben sind, die, Avenn sie mit der Jiuft in directe Bferührvmg kommen, ihr Längenwachsthum einstellen können, um dafür iliren protoplasmatischen Inhalt zur Sporenbildung zu erschöpfen Taf. II, Fig. 7b). Mit wenig Mühe kann man sich ein Bild der wechselnden Gestalt und Gliederung der Fruchtträger, wie sie je nach der Ueppigkeit auf den !Mycelien erscheinen, verschaffen; es soll dies hier der A'ollstän- digkeit wegen nicht unterlassen werden. — Im einfachsten Falle bei der kümmer- lichsten Ernährung entsteht auf der Spitze des Fruchtträgers, der ganz un ver- zweigt bleibt, eine Basidie, die eine einzige Reihe von Sporen hervorbringt Taf. II, Fig. 8, 1). Ich fand sie nur einige Male ganz allein, häufiger in Gesellschaft von mehreren Basidien, deren Zahl bis zu 6 — 8 hinaufsteigt (Fig. 8,2). Diese Formen un verzweigter Fruchtträger sind Kunstproducte , die nur bei den vorsichtigsten Culturen gelingen. Der Regel nach verzweigt sich der Ilaupt- faden, der erste Seitenast wird immer, wie wir schon sahen, von der nächst un- teren Gliederzelle unmittelbar unter der Scheidewand gebildet. Er stellt sich in der Zahl der Basidien'), die bis auf 12 — 16 wachsen kann, gleich fruchtbar der Spitze der Hauptaxe an die Seite (Fig. 8, 3). Es können von derselben Glieder- zelle noch 2 — 8 weitere Aeste angelegt werden, die alle die gleiche Länge wie die Hauptaxe erreichen und sie unkenntlich machen. Der Fruchtiräger trägt in diesem Falle eine Rosette von Aesten an seiner Spitze, die alle in derselben Höhe inserirt sind, und jeder Ast endigt mit einer Rosette von Basidien in wechselnder Zahl (Fig. 8, 4 und 5) . Auch auf diesem Punkte der Entwicklung bleiben nur wenige Fruchtträger stehen. Es ist gewöhnlich auch die zweite Gliederzelle fruchtbar. Der hier nur in der Einzahl, wiederum genau unter der Scheidewand entspringende Ast wächst bis zur Höhe der Axe, er tlieilt sich 1) Die Zahl der Basidien ist bisher nicht richtig gesehen worden, weil man die Präparate immer nur von einer Seite angesehen hat; sie ist viel grösser als es in seitlicher Ansicht seheint. Um sich mit Sicherheit von ihrer Zahl zu überzeugen, muss man die Fruchtträger möglichst von den Sporen befreien und a u f r i c h t e n , so dass man von oben in sie hineinsehen kann. Dabei ist es natürlich der L'ebung und der Routine des Beobachters vorbehalten sich vor Irrthum zu schützen, wie er leicht entstehen kann, wenn die Sporen nicht genügend entfernt oder zwischen die Basidien gefallen sind, wo sie von oben besehen das Ansehen der Basidie haben. — 35 — durch eine Scheidewand in eine End- und Gliederzelle, die letztere bleibt selten steril 'Fig. 8, 6\ bildet Seitenäste wie die Hauptaxe, wir bekommen also einen gegliederten Hauptfaden mit gegliedertem Seitenaste (Fig. 8, 7 — 9). Die Zahl der Glieder kann an beiden gleich (Flg. 8, 8) oder ähnlich (Fig. 8, 7 und 9) sein. F',ndlich vermag auch die dritte Gliederzelle des Hauptfadens auszutreiben und zu noch bedeutenderer Gliederung auszuwachsen Avie der nächstobere Seitenast' (Fig. S, 10 . Es ist Regel, dass die unteren Seitenäste, die in der Einzahl auftreten, in ihrer Stellung alterniren nach rechts und links, und dass sie um so reicher gegliedert sind, je tiefer sie an der Hauptaxe auftreten. Die Fruchtträger entwickeln sich centripetal im Gegensatze zu den Mycelien, die Spitzenwachsthum haben, wie schon Loew richtig erkannt hat. Ein Mycelfaden w'wA zum Fruchtträger, indem er an seiner Spitze zu wachsen aufhört und nun in seinen Segmenten von unten nach oben austreibt. Fjrst jetzt sind wir in der Lage einen Vergleich anstellen zu können zwischen der Gliederung und Fhitwicklung eines Myceliums und F' r u c h 1 1 r ä g e r s \ o n INI u cor einerseits, soweit wir sie aus dem ersten Hefte der Schimmelpilze kennen und den jetzt geschilderten Vorgängen von Penicillium anderseits. Es ist dies aus mehrfachen Gründen nothwendig. Zunächst wird, das Einzelne im AAeiteren Vergleiche besser verstanden und das Wesentliche erkannt, Avorauf GeAvicht zu legen ist. ZAveitens Avird es sich zeigen, dass auch diese einfachen Organismen, die scheinbar nur aus einem GeAvirr von F'äden bestehen, ebensogut nach bestimmten morphologischen Gesetzen aufgebaut sind als die höheren Pflanzen, dass ferner aus diesen Gesetzen tief greifende Unterschiede hervorgehen, die man bisher, avo man die Mycelien und den Aufbau der F'ruchtträger Aveniger berücksichtigte, ganz übersehen hat und dass Aveiter mit diesen Unterschieden, die sich nach der angegebenen Culturmethode leicht feststellen lassen, zugleich ein vollkommenes Bild, ein richtiges Verständniss von dem Leben des ganzen Pilzes geAvonnen AA'irdr. Endlich drittens 1) Alle die Formen der Fruchttriiger von Fig. S, 2 — 10 sind aus verschiedenen Culturen entnommen von demselben Sporenmateriale. Sie sind, wie auch Coremium, zufällige Veränderungen nach der Ernährung ohne jede C'onstanz, wie ich in den zahlreichsten Culturen noch ausserdem festgestellt habe. 2) Untersucht man bei den Pilzen nur die Fruchtträger und nicht die Mycelien, so verfährt man wie ein Botaniker, der von den höheren Pflanzen nur den oberirdischen Theil berücksichtigt, sich dagegen um Alles, Avas in der Erde steckt, gar nicht kümmert. 5» — 36 — werden wir daraus überzeugend erkennen, wie die früher genannten Mycologen, die Penicillium erforschen wollten, indem sie den einfachen sicheren Weg der Untersuchung verliessen, in Irrthümer gerathen sind, die geradezu ins Gebiet des Unbegreiflichen fallen. Die Sporen von Mucor') keimten nach starker Anschwellung mit der Bil- dung mehrerer Keimschläuche, die an Dmxhmesser der gescliAvollenen Spore gleich wurden und ihre Unterscheidung mehr nach der Lage, als durch ihre (jrösse möglich machten. Der Inhalt der Keimschläuche bestand aus einem schäumigkörnigen Protoplasma mit grossen Vacuolen. Die Keimschläuche wuchsen zunächst in w^enig abnehmender Dicke, die sich auf (1,0570 Mm. belief, zu einem verzweigten Mycelium heran. Die Zweige entstanden am Mycelium, durch seit- liche Ausstülpungen der Fäden, deren Enden diu'ch Spitzenw^achsthum weiter- wuchsen ohne alle Scheidewände, ohne jede Unterscheidung von Scheitel- und Gliederzellen. Die Seitenzweige nahmen sofort den Charakter der Hauptzweige an und bildeten in ihrem Verlaufe neue Auszweigungen, die wiederum Zweige höheren Gi'ades durch Ausstülpung hervorbringen konnten, bis endlich ein grosses Mycelium aus zahlreichen durch und über einander gewachsenen Fäden entstanden war. Die Mycelfäden nahmen in ihren Verzweigungen erst allmählich an Stärke ab und endeten schliesslich als sehr feine Hyphen. Noch in diesem Stadium war das ganze Mycelium eine einzige Zelle ohne irgend eine Gliederung durch Scheidewände. Nun erst trat an dem ausgewachsenen Mycelium eine Aenderung im protoplasmatischen Inhalte ein, der dunkler und körniger wurde. Das My- celium beschloss sein Leben, indem es in seiner Mitte einen grossen Fruchtträger bildete, in den der Inhalt des Myceliums hineinwanderte. Er wurde bis auf unverwendbare körnige Reste zur Ausbildung des Fruchtträgers verbraucht. Erst nach der Entleerung des Myceliums waren vereinzelte nachträglich gebildete ScheideAvände vorhanden, es stellte nach Vollendung des Fruclitträgers eine leere Haut dar''^). ') Brcfcld, Schimmelpilze I. Heft. Zygomyceten. Mucor Mucedo. Seite 11 — 13 und Taf. I, Fig. 1-3. 2) Die Mucorinen haben den Charakter von monocarpischen Pflanzen, wenn man den Verlauf von kleinen Mycelien sieht. Wesentlich anders stellt sich aber die Sache heraus, wenn man grosse Mycelien erzeugt oder vielmehr, wenn man die Mucorsporen (Mucor Mucedo z. B.) in unbegrenzte Nährlösung einbringt, hier entstehen Mycelien bis zu drei Zoll D\irchmesser aus einer einzigen — ,jl — Hiergegen sind die Formenverhältnisse, der Inhalt, die morphologische Glie- derung bei Penicillium von der keimenden Spore an durchaus andere. Die keimende Spore mit ihren Keimschläuchen steht in der Grösse und Stärke der Fäden um das 7 — Sfache gegen ^lucor zurück. Die Keimschläuche erreichen an Durchmesser nie die Keimspore, die immer erkennbar bleibt. Sie gliedern sich bald nach ihrer Geburt und wachsen durch Scheitelwachsthum der Endzelle fort. Von dieser werden durch seitliche Ausstülpungen Zweige gebildet, denen sich später eine zweite Reihe ganz gleicher Verzweigungen zugesellt, die aus- schliesslich aus den Gliederzellen hervorgehen. Beide Formen der Seitenzweige wachsen nach dem Bildungsplane des Ilauptfadens. Eine allmäliliche Abnahme in der Stärke der Mycelfäden bis zur Fructilication ist nirgends wahrzunehmen, die sämmtlichen Fäden sind im Gegentheile von ebenmässiger Dicke und der jüngst geborene Ast kommt gleich mit den Dimensionen seiner Mutterzelle zur Welt. Mit dem Beginn der Conidienbildung, die schon sehr früh am ^lycelium eintritt, ist keine Veränderung an ihm sichtbar, noch auch die Bildimg der Fruchtträger an irgend eine bestimmt ausgeprägte Entwicklungsphase desselben gebunden. Beliebige Seitenzweige des Myceliums, die an die Lvift treteh, be- schlicssen ihr liängenwachsthum imd werden zu sporenabschnürenden Fruchtträ- gern. In Uebereinstimmung hiermit ist mit dem Beginn der Fructification kein T^ebensabschnitt in der Entwicklung gekennzeichnet, noch sind die Fruchtträger besondere allein für den Zweck der Fructification vom Mycelium gebildete Organe, deren Ausbildung eine Erschöpfung resp. einen Lebensabschluss des Afyceliums oder relativ begrenzter Myceltheile in sich schliesst, weil deren Protoplasma für Spore, im Laufe von 5 — 8 Tagen. Die Fructification beginnt nicht ganz gleichzeitig, in der Mitte des Myceliums etwas früher wie am Rande, es kann sogar der Rand noch etwas weiter wachsen, wenn in der Mitte die Fructification im Gange ist. Es entstehen mit einem Male hun- derte von Frnchtträgern und zwar in der Art, dass sieh das Mycelium im Momente wo es fructi- ficiren will in so viele Abtheilungen durch Scheidewände theUt, als Fruchtträger angelegt werden sollen. In jeder Abtheilung des Myceliums, die also durch Scheidewände begrenzt ist, wird nun ein Fruchtträger gebildet und dazu alles Protoplasma aus demselben genau so verbraucht wie aus einem kleinen Mycelium, welches nur einen Fruchtträger bildet. Es können nun durch mehrere Tage neue Fructificationen entstehen, wenn einige kleine Randparthien von derselben ausgeschlossen bleiben und weiter wachsen, bald aber fructificiren sie auch, wiewohl sie noch hinreichende Nahrung finden könnten zum Weiterwachsen. Ich deute hier diese Verhältnisse nur kurz an, sie werden bei der späteren Behandlung der Mucorinen eine speciellere Besprechung finden. — 38 — sie verwendet wird. Es bleiben mit der Fructification alle Theile des Pilzes lebensfähig- und wachsen unbegrenzt fort soweit die Nahrung reicht, auf ihren Wegen immer neue zahlreiche Fruchtträger erzeugend, die oft in dichten Core- miumbündeln vom Mycelium sich erheben. — A'orzugsweise hierin, dass bestimmte scharf abgesetzte biologische Momente nicht im Leben des Penicillium zu unter- scheiden sind, dass eine Trennung von vegetativem und fructificativem Leben hier nicht existirt, dass beide nebeneinander je nach der Nahrung unbegrenzt fort- dauern, liegt, das mag hier nebensächlich angedeutet sein, die grosse Bedeutung und die zerstörende Kraft des Pilzes im Haushalte der Natiu-. Uebersehen wir auf einmal den Lebensabriss beider Pilze, soweit er hier in Kürze angedevitet ist, so springt ihre grosse AbAveichung von einander, der grund- verschiedene Bildungsplan beider sofort in die Augen und lässt nicht den min- desten Zweifel bestehen, dass sie, auch wenn wir a on ihrer Aveiteren Entwicklung nichts wüssten, soweit im Pilzsystem von einander stehenden Gliedern angehören müssen, wie etwa die Nadelhölzer, ]\rono- und Dieotyledonen. Es dür-fte hier am Schlüsse des ersten Abschnittes der Arbeit gestattet sein auf eine Zeichnung (Taf. VIII, Fig. 52) hinziiweisen, die zur Illustration des Pleomorphismus den Zusammenhang von Mucor und Penicil- lium, wie er in d e r N a t u r a- o r k o m m t , darstellt: Penicillium ^c) iiarasitisch lebend im Sporangium (b von Phycomyces (Mucory nitens'j. *) Penicillium kommt vielfach auf grösseren Pilzen der verschiedensten Art vor. Hier lebt es im Sporangium des Mucor, vorzugsweise in seiner Zwischensubstanz : später werden auch die Sporen verzehrt. Man erhält Präparate dieser Art sehr leicht, wenn man üppige Mucorculturen, in die man von vornherein Penicillium mit ausgesäet hat, sehr lange im feuchten abgeschlossenen Räume stehen lässt. Es gelangen dann von selbst Penicilliumsporen auf die Si)orangien des Mucor zu einer Zeit, wo deren Membranen bereits zerflossen sind. (Siehe Zygomyceten, Mucor Mucedo Seite 1.5 und IG . Sie bleiben in Folge dessen dort kleben, gelangen zur Keimung und dringen ohne Schwierigkeit mit ihren Keimschläuchen in die Sporangien ein. In ihrem Innern bilden' sie ein Mycelium, welches auch in den Fruchtträger hinabsteigt und schliesslich aussen reich frutificirt. V. Geschlechtliche Fortpflaiizuiig von Peiiicillium und seine zweite ungeschlechtliche Generation. In allen Fällen der Culturen von Penicillium , die wir bis jetzt kennen ge- lernt haben, kam dessen Entwicklung nicht über die Bildung von Propagations- organen, von ungeschlechtlichen Fruchtträgern hinaus. Diesen Fällen schliessen sich mit gleichem Resultate alle früheren Beobachtungen an, die andere Mycologen, de Baiy, Tidusne etc. gemacht haben, ferner eine zahllose Reihe weiterer Unter- suchungen, die ich allein zum Zwecke der Auffindung der geschlechtlichen Be- fruchtung und der mit dieser verbundenen zweiten Generation des Pilzes unter- nahm. Es wiu-den Aussaaten von Conidiensporen auf alle erdenkliche Substrate, künstliche und natüi-liche, gemacht, der Pilz und sein Mycelium aufs sorgfäl- tigste untersucht ; es fand sich immer dasselbe, der ganz gewöhnliche Fruchtträger auf ihm vor'). Seine unveränderte Wiederkehr gab mitunter, wohl leicht er- klärlich, der Vermuthung Raum, der Pilz könne entweder überhaupt nicht bis zur geschlechtlichen Differenzirung kommen, oder er habe unter veränderten Umständen im Laufe der Zeit die einst besessene Fähigkeit verloren. So sehr auch in gewissen Momenten die Versuche den Charakter vergeblicher Arbeit ') Auch anderweitige Ideen, welche in den Grenzen der Möglichkeit lagen, wurden realislrt. So war es denkbar, dass erst nach langen Generationen ungeschlechtlicher Fortpflanzung eine ge- schlechtliche eintrete, dass man demnach bei der Aufsammlung von Sporen, die auf den verschie- densten Substraten, an den verschiedensten Stellen sich vorfanden, endlich einmal auf ein günstiges Material stossen könnte. Mit solchen Sporen nun, die von beliebigen Orten gesammelt waren, wurden weitere Versuchsreihen etablirt; — aber alle ohne irgend einen Erfolg. — 40 — annahmen, ihre weitere consequente Durchführung behielt bei jeder richtigen und gründliclicn I'eberlegung die Oberhand. Ich zog schliesslich ^ün einem weit hergeholten Gedankengange Vortheil, der seinen Ursjirung auf rein physiologischem Boden hat. Es war durch die vielseitig erschöpfenden ^'ersuche nahegelegt, dass das Substrat nicht von allein massgebender Bedeutung auf den ^"erlauf der Entwicklung des Pilzes sein könne, ebenso einleuchtend war es auch, dass in dem Pilze selbst der Mangel einer geschlechtlichen Differenzirung nicht wohl zu suchen sei ; um so wahrscheinlicher wurde es dagegen, dass ein dritter Factor, nämlich der Sauerstoff der Luft, eine besondere Rolle spiele. Die Lebensthätigkeit der Pilze steht unter dem directen Einflüsse des Sauerstoffs der Luft, ebenso wie die der grünen Pflanzen. Von diesen unterscheiden sidi die Pilze dadurch, dass sie die organische Nahrung nicht selbst in sich erzeugen, die zu ihrem Unterhalte nöthig ist, dass sie diese vielmehr als gegeben voraussetzen. Darum bedüi-fen auch che Pilze nicht des Lichtes zu ihrer Ernährung (wodurch ja mit Hülfe des Chlorophylls in den Blättern höherer Pflanzen die organische Substanz aus der K,ohlensäure der liuft und "Wasser erzeugt wird), sie bedürfen nur des Sauerstoffs der Luft und gegebener organischer Substanz, um ganz in ITebereinstimmung mit allen anderen Pflanzen durch einen lebhaften Oxydationsprozess, durch Respiration die nöthigen Kräfte zu gewinnen, die ihre Lebensthätigkeit bedingt. Wir besitzen also in dexa mehr oder minder mangelnden oder stärker zutretenden Sauerstoff ein Regulativ, die Entwicklung bald in normaler Weise, bald in künstlich ^■erlangsamtem Gange vor sich gehen zu sehen. Ebenso gibt uns der normale Verlauf der Entwicklung bei Penicillium in ungehemmtem Luftzutritte das Bild eines zu intensiven Le- bensprozesses, der in seiner Beschleunigung eben nicht über die Bildung von Propagationsorganen hinauskommt. Wie mochte sich nun aber die Sache ge- stalten, wenn man der Luft resp. dem Sauerstoft'e der Luft nicht mehr in so vollem Masse Zutritt gestattete? dies war die nächste Frage, die zu beantworten war. Ich hatte schon früher auf rein experimentellem Wege in dieser Art bei Eurotium Aspergillus glaucus eine so massenhafte Erzeugung von Perithecien ') mit fast gänzlicher Unterch'ückung der Conidienträger zu Wege gebracht, dass hier etwas Aehnliches bei Penicillium denkbar war. Ich werde hierüber später des Näheren referiren. — 41 — Es wurde zu den Versuchen ein Substrat gewählt, das schon früher bei den Zygomyceten vorzügliche Dienste geleistet hatte, von dem sich bestimmt annehmen liess, dass die Pilze, die auf ihm lebten, unter keinerlei Nahrvmgssorgen zu leiden hatten. Es ist das gewöhnliche, nicht gesäuerte grobe Brod. Ich besäete ein glatt abgeschnittenes Stückchen an seiner Unterseite an vielen Stellen mit be- liebigen Penicilliumsporen und zwar in der Art, dass diese in einem ^^'asser- tropfen verbreitet behutsam mit einer flachen Nadel übertragen wurden. Ich bespritzte dann das Brod an den besäeten Stellen mit der Spritzflasche, damit die Sporen mehr ins Innere gelangen und in der grösseren Feuchtigkeit schneller und reicher auskeimen sollten. So vorbereitet legte ich das Brod mit der be- säeten Seite auf eine glatte Unterlage, und sorgte dafür, dass auf dieser überall ein möglichster Anschluss des Brodes stattfand; sorgfältig bedeckt wurde die Cultur sich selbst überlassen. Nach Verlauf von etwa drei Wochen nahm ich das aussen ganz blau überzogene Brod von der Unterlage ab und bemerkte an seiner Unterseite hie und da in dem noch lebenskräftigen weissen Mycelium kleine Pro tuberanzen, die an anderen Stellen, wo sie sogar in kleinen Häufchen gesellig neben und übereinander sassen, noch deutliclier sich abhoben. Sie konnten von dem weissen Mycelüberzuge leicht befreit werden und entpuppten sich als feste harte Körper von nicht ganz runder Gestalt, in der Grösse und Farbe einem gelben Sandkorne ähnlich. Im Innern bestanden .sie aus einem ganz normal gebauten farblosen Gewebe dickwandiger Zellen, Avie man auf dünnen Querschnitten aufs deutlichste sehen konnte. Das Gewebe zeigte alle Eigenschaften pflanzlicher Cellulose und deutete zugleich in der starken Ver- dickung (Taf. IV, Fig. 20 u. 21) seiner Wände auf einen Ruhezustand hin, den die Pflanze, der sie angehörten, in dieser Gestalt angenommen haben musste. Diese Pflanze nun konnte aller Wahrscheinlichkeit nach keine andere sein als Penicillium selbst, da die Cultur durchaus rein und frei von anderen Pilzen ge- blieben war. Auch neue Versuche, die schnell in derselben Weise wiederholt wurden, bestärkten durch einen gleichen Befund diese Wahrscheinlichkeit, und da bei vielen anderen Pilzen in der Sclerotienform der Schlüssel zur weiteren Generation bekannter INIassen gegeben ist, so war Grund vorhanden anzunehmen, dass dies auch in der gefundenen Dauerform für- Penicillium der Fall sein könnte. Der sichere Beweis für diese Annahme war allein von einer vorsichtigen ent- wicklungsgeschichtlichen Untersuchung der gefundenen Gegenstände zu erwarten, Brefeld, Botan. Untersuchungen. II. (i — 42 — deren nächste Richtungen von selbst gegeben waren. Es handelte sich in erster Linie nni die Fragen: Wie sind die betreffenden Körper entstanden? sind sie das Product einer geschlechtlichen Zeugung"? welches ist ihre physiologische Bedeutung? Zur Lösung dieser Fragen mussten sie auf ihren ersten Ursprung zurück verfolgt werden. Es waren zweitens die Fragen zu beantworten : Was wird aus ihnen? und wie kann der Beweis unumstösslieh gegeben werden, dass sie zu Penicillium gehören? Hier konnte der Erfolg nur durch vorsichtige weitere Cultur der fertig gebildeten Körper herbeigeführt werden. Ehe ich an diese Aufgaben näher herantrete, darf ich nicht unterlassen an- zuführen, dass einmal f r ü h e r Sclerotien von P e n i c i 1 1 i u ni beschrieben worden sind und zwar imi das Jahr 1840 von J. H. Leveille^). Er fand kleine gelbe Körper, die er für Sclerotien nimmt, auf sehr alten Tamarinden, worauf sich Penicillium befand, zu dem er sie ohne weiteres rechnet. Ich lasse die betreffende Stelle unten folgen^) und überlasse dem Leser das Urtheil selbst, ob und in wie weit er die Annahme Leveilles begründet findet. Mir ist es, auch nachdem ich die Bedingungen für das Auftreten der Sclerotien an Penicillium- mycelien festgestellt hatte, niemals gelungen auf saurem Substrat, auf Früchten r ') /. H. LeveilU, sur les Sclerotium, Annales des Sciences naturelles 2. Serie Tome XX, 1S43. ^) Chez un pharmacien de Paris, en regardant, il y a quelques annees, un vase renfermant de la pulpe de Tamarin, nous vimes que toute la surface etait recouverte de Penicillium glaucum. Tout le monde sait avec quelle malheureuse rapidite cette petite cryptogame se developpe sur les substances animales et vegetales. Nous primes une portion de cette pulpe : eile etait remplie de Corps rouges, qui avaient la coiileur des semences du tamarin. Dans le lond du vase, ils etaient reunis et formaient des masses irregulieres, lobees, rouges en dedans et en dehors; leur con- sistance etait ferme et cassante. Ces tubercules, exposes ä lair, se couvrirent de Penicillium. Laves et brasses ä differentes reprises, ils donnevent constamment naissance ä la meme plante ; enfin, coupes par morceaux, le Penicillium se reproduisit encore, mais toujours ä la surface ex- terne, et Jamals sur la chair meme. Ces observations furent reiierees un grand nombre de fuis, et toujours avec le meme resultat. Nous fümes alors dans la necessite de considerer ses tubercules comme des Sclerotes qui servaient de couche au Penicillium glaucum, comme Battarra l'avait ete autrelois de regarder la Pietra lungaia comme la souche du Boletus tuberaster, parce qu'en multipliant et en variant ses experiences. il n'avait Jamals obtenu de cette pretendue pierre que la meme espece de Champignon. II est vrai qu'on observe constamment le Penicillium glau- cum sans le moindre vestige de Sclerote; nous ne devons donc voir dans ce fait qu'une exception, mais ce n'est cependant pas la seule Mucedinee qui seit dans ce cas. — 43 — jeglicher Art, auch Tamarinden Sclerotien hervorzubringen; vegetabilische Säure in grösseren INIengen wirkt einer normalen Entwicklung auch bei andern Pilzen entgegen. Erinnern wir- uns des Vorkommens der gefundenen Sclerotien (so Avill ich sie fortan kurz bezeichnen) in dem dichtesten Hyphengeflechte des Myceliums, so musste es fast unmöglich scheinen die ersten Anfänge an einem oder doch höchstens zwei Fäden in solchem Dickicht aufzufinden; ja es war geradezu absurd auch nur darnach zu suchen, da man ja vorher gar nicht wissen konnte, ob an den betreffenden untersuchten Stellen überhaupt nur Sclerotien sich bilden \xüv- den. Gleichwohl Hess ich mich nicht davon abhalten wenigstens einen A'ersuch zu machen und legte mir daraufhin die A'orbe dingungen klar auseinander, die als unerlässlich für einen Erfolg zuerst erfüllt sein mussten. Sie bestanden erstens in einer genauen Kenntniss darüber, wann, an welchem Tage die ersten Anfänge der Sclerotien , wie sie die Untersuchung erforderte , zu suchen sein würden, und an welchen Stellen des Myceliums dies geschehen müsse; zweitens in einer verbesserten Methode der Cultur durch die es möglich zu machen wäre, das Auftreten der Sclerotien an eben diesen Stellen mit Sicherheit vorhersagen zu können; weiter müsste dies Auftreten in solcher Masse herbeigeführt werden, dass einerseits die störende C'onidienbildung unterbliebe, anderseits in der Masse alle möglichen Uebergänge vom ersten Anfange an gegeben wären, die eine Täuschung bei so kleinen Gebilden ausschlössen. Es mag mir gestattet sein hier zu bemerken, dass ich allein für diesen I'unkt anderthalb Jahre unausgesetzt Penicillium (in Masse) auf Brod cultivirt habe, bis ich endlich eine so massenhafte Fruchtbildung zu Wege brachte, dass ein erheblicher Theil des Substrates zur Bildung der Sclerotien verbraucht sein musste , dass sie in Gestalt einer con- tinuirlichen dicken Kruste zu Tausenden die ganze Oberfläche des Brodes be- deckten. 'Melleicht wird es nicht ohne Interesse sein einen Augenblick bei den Schwierigkeiten zu verweilen, die hier zu überwinden waren. — "Wie schon früh ermittelt wurde, fällt die Zeit, wann die Sclerotien mit blossem Auge erkennbar werden, auf den neunten bis zehnten Tag nach der Aussaat, im AVinter ein bis zwei Tage später. Wie weiter bald erkannt werden konnte, ist die üppigste vegetative Entwicklung des Myceliums eine absolute Nothwendigkeit für ihre Bildung. Diese beiden Thatsachen fassten also die Förderung in sich, die My- celien diese lange Zeit hindurch ungestört zum Höhepunkte ihrer Entwicklung — 44 — zu führen und erst dann in dieser Zeit den Zutritt des Sauerstoffes zu ver- mindern. Nun zersetzen sich aber bekannter Massen alle Substrate durch Gährung oder Fäulniss dann, wenn sie feucht sind, wie es hier noth wendig ist, schon nach 4 — 5 Tagen und hierin liegt wohl mit der Grund, wesshalb Penicillium in allen bisher beobachteten Fällen niemals in Sclerotienbildung getroffen ist. Es mussten also Hefe und Bacterien ausser Wirkung gesetzt werden, die fast überall und gar erst im Brode (auch dem gilt dui'chgebackenen) immer noch vorhanden sind oder unvermeidlich bei dem Ansetzen der Cultur hineinkommen. Dies Geheimniss erkannte ich erst nach zehnmonatlichem vergeblichen C'ultiviren, bei dem ich immer noch von dem Irrthume befangen war, in dem Brode selbst, in seiner physikalischen Beschaffenheit etc. liege die Ursache mangelhafter odej^' stellen- weise totaler Missärnte. Es kommt alles darauf an, den Feuchtigkeitszustand des Brodes geschickt im Einklänge mit der Kenntniss der Entwicklung des Pilzes zu regeln.. Ist das Brod im Anfange nur über einen gewissen Punkt hinaus feucht, so treten bald Hefe und Bacterien in Wirkung, es bilden sich Säuren, und Penicillium kann nicht gedeihen wie es soll; es geschieht dies aber nicht, wenn man das nöthige Was.ser nicht sogleich, sondern je nach Bedürfniss anfangs wenig und dann allmählich mehr zusetzt. Es dauert 2 — 3 Tage, bis Penicillium ein kleines Mycelium bilden kann und nun erst wasserbedürftiger wird, Avährend für die ersten Tage einige Tropfen ausreichen, die man aus der Spritzflasche auf die besäeten Stellen fallen lässt. Die C'ulturmethode wurde in Berücksichtigung aller angegebenen Umstände ohne ]Mühe ausgeführt. Ich be- säete in der früher beschriebenen Weise beide Seiten glatt abgeschnittener etwa '^' Zoll dicker Stücke frischen Brodes, Hess einige Tropfen destillirten Wassers darauf fallen und einsaugen. Mit dem dritten Tage wurde dem frei unter einer Glocke liegenden Brode des Morgens und Abends erst eine gelinde, an den fol- gejjiden Tagen allmählich gesteigerte Bespritzung zutheil, dabei öfters umgedreht, dass das Wasser sich gut vertheile. Am sechsten bis siebenten Tage, je nach der Wärme der Jahreszeit, trat die Entwicklung des Myceliums mit solcher Energie ein, dass die ganze Luft der Glocke erwärmt wurde und die Temperatur des Brodes auf 35'' R. stieg. Nun erst, ehe noch die Bildung der Conidienträger erkennbar wurde, klemmte ich das Brod zwischen zwei Glasplatten ein, um da- durch den Luftzutritt und die Erzeugung des gewöhnlichen Penicillium zu be- hindern. Es erschöpfte sich der grösste Theil der Mycelien, ganze Strecken — 45 — ausschliesslich, in Sclerotien, die nun vom ersten Momente ihrer Entstehung an bis zur völligen Ausbildung in grossen Massen zu ärnten waren. Mit dem siebenten Tage zeigen sich die Anfänge der Sclerotien; sie sind dmxh die verdeckenden Glasscheiben hindurch mit zwanzigfach vergrössern- der Lupe in Gestalt weisser Flöckchen mit Leichtigkeit zu finden. An günstigen Stellen gelingt es sie abzunehmen; doch sind sie schon zu weit entwickelt für die allerersten Stadien, die man natürlich nicht sehen kann und welche beim Abheben der Fäden durch unvermeidliche Verwirrung unkenntlich werden. Dem Uebelstande abzuhelfen und zugleich auf einmal viele Zustände zu haben, führte ich mit einem sehr scharfen Messer^ dessen Schnittfläche ganz flach auf- gelegt und horizontal in einer Ebene geführt Averden konnte, möglichst dünne Flächenschnitte aus, entfernte die Luft und färbte die Schnitte mit Anilin. Es hat die Eigenschaft grade die jungen Sclerotienanlagen besonders dunkel zu färben und scharf in dem Geflecht \on Fäden, das in den feinen Schnitten einem massig verzweigten Mycelium glich, hervortreten zu lassen. Die ersten Zustände, welche ich unterscheiden konnte, bestehen aus einem schraubenförmig gewundenen Körper, der einem etwas dicken reich gegliederten Mycelfaden aufsitzt. Die Windungen des Körpers sind deutlich aus zwei verschieden schlauchförmigen Zellen gebildet (Taf. III, Fig. 10). Diese sind dicker wie gewöhnliche Mycel- faden und neigen, da sie sich in entgegengesetzter Richtung verschlungen haben, ihre Spitzen nach 1 — 1^ maliger Lfmdrehung gegen einander. Ich muss es dahin gestellt sein lassen, ob eine Verschmelzung beider Zellen, eine Copulation eintritt oder nicht, ebenso auch die zweite Frage, ob die zu einer kurzen Schraube ver- schlungenen zwei Zellen an einem und demselben Faden wie es ganz den An- schein hat, oder an zwei verschiedenen entsprungen sind. Es ist dies desshalb nicht festzustellen, weil man nicht einen einzigen Faden wie bei Eurotium, Asco- bolus und Gymnoascus ') etc. vor sich hat, den man beliebig drehen kann, um die Lücken in der Beobachtung einer Ansicht durch vielseitiges Ansehen zu ergänzen, sondern hier ein Geflecht von Fäden vorliegt, welches man durch. ') De Bary und Woronin : Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze III. Reihe, de Bary : Eurotium. Beiträge IV. Reihe Woronin: Ascobolus pulcherrimus. Baranetzky : Botanische Zeitung 1S72, No. 10, Entwicklungsgeschichte von Gymnoascus. — 46 — Drehen Aerwiiit, an dem jede Präparation unmöglich ist, zumal man nicht einmal bei SOOfacher ^'ergrös.serung• die kritischen Stellen deutlich sehen, viel weniger mit dem Präparirmikroskop unterscheiden kann; doch ist die Entscheidung dieser Punkte von untergeordneter Bedeutiing, die unzweifelhafte üebereinstimmung des gefundenen schraubenförmigen Körpers mit den genau untersuchten Geschlechts- organen bei Eurotium Aon de Bury^ der massgebenden Arbeit über die ge- schlechtliche Befruchtung bei den Ascomyceten und den geschlechtlichen Ur- sprung der Perithecien, und denen von Gymnoascus von Baranetzhy ist vorläufig ausreichend, zumal es erwiesener Massen nicht nothw endig ist, dass zum Zwecke der Befruchtung eine wirkliche Copulation der Geschlechtszellen erfolgt. Wir werden wissenschaftlich berechtigt sein, den einen Theil der ge- fundenen Schraube als den männlich fungir enden als Pollinodium, den anderen als den Aveiblichen als Ascogon aufzufassen, wenn der Beweis beigebracht werden kann, dass mit ihnen die Haupt- function der Geschlechtsorgane, eine Befruchtung verbunden ist. Der Beweis ist nur dadurch möglich, dass unzweifelhaft gezeigt wird, dass als Folge vollzogener Befruchtung eine der Zellen der Schraube alle die F u n c t i o n e n ü b e r n i m m t , die wir von einem befruchteten weiblichen Organe zu fordern berechtigt sind. Sie bestehen darin, dass dem weiblichen Organe die Fähigkeit über tragen wird, zu einem nevien Individuum, zu einer neuen Pflanze heranzuwachsen, die dann als Product einer geschlechtlichen Zeugung anzusprechen ist. Kurz gesagt, es muss die neue Pflanze, die später mit der zweiten der ungeschlechtlichen Sporengeneration bei den Pilzen wie bei allen Pflanzen endet, in ihrer allmählichen Entwicklung direct von dem Ascogon, der befruchteten weiblichen Zelle hergeleitet Averden. Es soll hier lückenlos geschehen. Bald nach der Verschlingung der Geschlechtsorgane, welche in ihrer Gestalt mehr denen \o\\ Gymnoascus als von Eurotium ähnlich sehen, beginnt ein Theil der Schraube, und diesen müssen wir für das Ascogon halten, als Zeichen statt- gefundener Befruchtung auszuwachsen, Schläuche zu treiben, die an Durchmesser und Inhalt der Mutterzelle durchaus ähnlich sind (Taf. III, Fig. 12 und 13aa). Während dies geschieht leitet gleichzeitig der Faden, auf dem die Geschlechts- organe sitzen, offenbar in Folge der Befruchtung eine reiche Zweigbildung 47 — (Taf. III, Fig. 11 — i3bb) ein. Das Wachsthum dieser Fäden, die wir im G e g e n s a t z e zum a u.s tr e i b e n d e n A s c o g o n , sterile Fäden nennen wollen, ist ein auffallend schnelles. Das Ascogon wird von ihnen umwachsen und um- schlossen, das Ganze stellt in diesem Zustande einen Fadenknäuel dar (Taf. III, Fig. J3j, der einer direct«n Beobachtung zum Aufschlüsse über seine innern Vorgänge in den nächsten Stadien schon nicht mehr zugänglich ist. Wenn man ihn aufhellt mit Glycerin oder Ammoniak, auch Kalilösung, so sieht man nur ein Geflecht von Fäden. Eine strenge Unterscheidung in diesem Geflechte ist wegen seiner Dichtigkeit nicht leicht möglich und diese Dichtigkeit resultirt aus dem unglücklichen Zustande, dass das sogleich aus wach sende Ascogon mit seinen Fäden in die V'ersc hlingung des Ganzen sofort eingeht. Hier liegt die Schwierigkeit der Aveiteren Untersuchung, in der mari sich ganz unmöglich zurechttinden kann, wenn man nicht die allerersten Zustände erklärend zu Hülfe hat. Bei Eurotium, Ascobolus etc. ist die Sache wesentlich anders und einfacher. Es bleibt das befruchtete Ascogon in ganz unveränderter Gestalt liegen') bis die sterilen Fäden, die sich bald zum Gewebe verband schliessen, um dasselbe ein Ferithecium gebildet haben. Hier kann man durch blosses Aufhellen mit Kali- lösung den ganzen Geschlechtsapparat unverändert in der C'upula liegen sehen, bis sie fertig isf^j. Da nun viele vergebliche Versuche bei Penicillium die Aufklärung des Ganzen unmöglich erscheinen Hessen, so blieb nur ein Weg oflien die Untersuchung über diese Klippe hin wegzuführen , nämlich die jangen Sclerotien zu durchschneiden, um an günstigen Schnitten zu untersuchen, was an dem intacten Ganzen nicht gesehen werden konnte. Die Aufgabe war nicht eben leicht, da die jungen Zustände sehr klein und dabei noch weich sind. Ich schnitt in mehrfach erneuten Anläufen wochenlang und das Ende der mühe- 1) De Bary: Eurotium und Erysiphe. Beiträge. III. Theil, Taf. 1 und 2. Janc:xwski: Bot. Zeitung 1S71, Xo. 17 und 18. Ueber Ascobolus furfuraceus. 2) Es ist somit ein Irrthum gewesen, wenn ich in den jungen Sclerotien-Anlagen eine Schraube zu sehen vermeinte, wie ich in der vorläufigen Mittheilung in der Botanischen Zeitung angab. Die Vermuthung nach einer solchen Schraube war durch andere in der weiteren Untersuchung hervor- tretende Analogien mit Eurotium nahegelegt und nach manchen Bildern konnte man auf eine Schraube im Innern schliessen. Schlüsse, die aber vor schärferer Kritik, die ich aus der Fülle, aus Tausenden von Schnitten schöpfte, nicht bestehen bleiben konnten und die sofort umsanken, als endlich ein Zurückgehen zu jüngeren Zuständen möglich wurde. — -48 — vollen Arbeit war, dass ich auch hier nichts deutlich unterscheiden konnte. Zwei Umstände waren Schuld an diesem Misserfolge. Einmal waren die Schnitte nicht gut von gewünschter Qualität herzustellen, es musste ja eine Mittellamelle herausgeschnitten werden, die nach der Entfernung des beiderseitigen sterilen Geflechtes, eine Ansicht und Durchsicht desjenigen Theiles geben konnte, in dem sich das Ascogon befand. Dann behielten zunächst die constituirenden Theile des auswachsenden Ascogon und die sterilen Fäden beide die Fadengestalt bei und erschwerten ihre ITnterscheidung noch um so mehr, als sie einen höchst fatalen glänzenden Inhalt führten, der ein Hineinsehen ins Innere förmlich ab- schnitt. Behandelte ich die Schnitte mit concentrirter Kalilösung, so schrumpften die Fäden ein, und mit dünner Lösung Hess sich der Inhalt nicht merklich be- einflussen. Es wurden dann Alkohol, Aether, Essigsäure, kurz die besten Reagen- tien der Reihe nach und schliesslich alle gleichzeitig ins Feld geschickt, der Inhalt blieb und damit die Ansicht eine trübe. Die Untersuchung war bedroht an dieser Stelle eine Lücke zu behalten; sie wurde dennoch ausgefüllt als mich das verbesserte Culturverfahren in den Besitz eines zu verlockenden ^Materials setzte, um nicht noch einen Angrift' zu machen. Ich schnitt in der geeigneten Zeit dicke Brocken von dem Brode, die fast nur avis jungen Fruchtträgern in allen >Stadien der Entwicklung bestanden, durchtränkte sie ganz allmählich mit Gummiglycerin und Hess sie trocken werden. Zwischen Hollundermark Hessen sie sich in die feinsten Lamellen zerlegen und zwar ohne jede Verletzung. In der Masse von Schnitten konnte es an den gewünschten nicht fehlen, sie gaben zumal nach einem kurzen Aufenthalte in verdünnter Salzsäure Bilder von un- zweifelhafter Klarheit. Das Ascogon hatte, wie wir vorliin sahen, in der Zeit wo es in die sterilen Hyphen vergraben wurde, schon Aeste zu treiben begonnen (Taf. III, Fig. 12 und 13aa). Es lässt sich vermuthen, dass in etAvas weiter entwickelten Zustän- den die Verzweigung vorgeschritten ist, dass wir also auf einem geeigneten Durchschnitte das Ascogon in Gestalt einer verzweigten Hyphenmasse in der Mitte des sterilen Geflechtes vorfinden müssen. Der Thatbestand weicht kaum von der ^'orstellung ab. Im Innern eines dichten Hyphengeflechtes (Taf. III, Fig. 14b], welches sich nach Aussen deutlich in der Fülle von Mycelfäden (c) abgrenzt, liegt das Ascogon (a auf den ersten Blick unterscheidbar durcli die Stärke seiner Fäden. Es ist in seiner "\>rzweigung schon soweit siediehen. dass — 49 — wir im Stande .sind nicht nach blossem Ansehen, sondern nach bestimmten mor- phologischen Principien seine Verschiedenheit gegen das sterile Geflecht (b zu begründen. In letzterem sind die Hyphen dünn, von 0,0030 — 0,0040 Mm. Dicke, aufs reichlichste verzweigt ordnungs- und regellos durch einander geflochten, in jedem Momente die Richtung ändernd, die höchstens auf die doppelte Weite des Durchmessers zu verfolgen ist; ausserdem sind che Fäden reich von (.Querwänden durchsetzt. Die ascogonen Fäden haben dagegen fast die doppelte Dicke = 0,0050 — 0,0070 Mm. Die Scheidewände fehlen, soviel sich beobachten lässt, in den \'erzweigungen, sie sind nicht ordnungslos gewunden und verflochten, sondern auf weiten Wegen ^erfolgbar in schräger oder gerader Richtung der Peripherie zugewendet. Sichtbar dringen die ascogonen Fäden , in dem Maasse als sie weiterAvachsen , in die Interstitien des sterilen Geflechtes ein, wobei, da hier die Zwischenräume ihrer Ausdehnung nicht entsprechen, an den nächst berührten Stellen ein Zusammendrücken desselben erfolgen muss. Das sterile Geflecht hat ausserhalb der ascogonen Fäden eine Mächtigkeit von 8 — 16 Hyphenlagen je nach der I^eppigkeit. Wir müssen dies berücksichtigen, um die Art der ^"erg■rösserung der Sclerotien richtig zu deuten. Die Grösse der hier gezeichneten Sclerotien beträgt etwa 0,055 — 0,097 Mm.; bis zum fertigen Zu- stande, des.sen Dmchschnittsmaass sich auf 0,570 Mm. beläuft, müssen also die Elemente, wie .sie jetzt vorhanden sind, um das 6 — lOfache zunehmen, oder es muss eine weitere \'erzweigung oder Auflagerung von sterilen Hyphen erfolgen. Wenn wir vorgreifend einen Blick auf die fertigen Zustände der Sclerotien (Taf IV, Fig. 20) werfen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die erste der Möglichkeiten hier allein zutriff"t, das seine VergTösserung des Sclerotiums von der Zeit an, wo die sterilen Fäden eine 8 — I6fache Dicke gebildet haben, nur durch Ausdehnung der vorhandenen Elemente zu Stande kommt. Wir können nun den ersten Vor- gang am jungen Sclerotium nach eingetretener Befruchtung so fassen: das As- cogon Avird von einer Fülle von sterilen Fäden eingehüllt, bis diese es in 8 — lOfac her Lage umkleiden, während es selbst gleich- zeitig durch zahlreiche Zweigbildung in das Geflecht der sterilen Hyphen und zwar in seine kleinen Zwischenräume hineinwächst. Ob nun die Enden der sterilen Fäden über den Fruchtkörper hinauswachsen und ihn von allen Seiten ernähren, oder ob sie eine geschlossene Lage bilden und die Ernährung nur durch die Mutterfäden allein geleitet wird, vermag ich nicht zu Brefeld. P.otan. Untersuchungen. II. 7 50 — sagen. Es ist rein unmöglich, die am ITmfange reichlich vorhandenen Fäden (Taf. III, P'ig. 14 — 17c) auf die Randfäden des Sclerotiums ursprünglich zurück- zuführen, welche gerade besonders dicht verflochten sind. Unverletzt nach der Färbung mit Anilin besehen stellen die Sclerotien ein abgerundetes Ganzes dar, und es ist wenigstens möglich, dass nur die Fäden des benachbarten Myceliums um sie herumwachsen. In den nächsten Zuständen, die sich den letzt betrachteten als Fort- schritt in der Entwicklung anschliessen , ist die äussere Vergrösserung an der Erweiterung der inneren Elemente schon unverkennbar zu sehen (Taf. III, Fig. 15. r. Die sterilen Hyphen (b) haben die noch zwischen ihnen vorhan- denen Interstitien fast völlig ausgefüllt und sich, soweit es mit dem Fortwachsen der ascogonen Hyphen a in der Raumverengung möglich wurde, zwischen diese eingedrängt. Man geräth bei der Ansicht des Schnittes schon in Schwierigkeit, ob man das sterile Geilecht, indem auch die Scheidewände mit der Erweiterung zuzunehmen scheinen, noch für ein solches seinem Ursprünge gemäss nehmen oder nicht schon als ein Gewebe von Zellen auffassen soll. Ein weiteres Aus- wachsen der ascogonen Fäden ist nicht anders als unter grossen Schwierigkeiten und zwar dadurch denkbar, dass ein sehr starkes Zusammendrücken der betroffe- nen sterilen Hyphen erfolgt. Gehen wir nur einen Schritt weiter in der Ent- Avicklung, so ist die Bildung des Gewebes durch vollkommenen Zusammen- schluss der Hyphen erfolgt Taf. III, Fig. 16 und 17), das Gewebe besteht aus den Gliedertheilen der Fäden. In seiner Mitte verlaufen die Fäden des Ascogons (a), die nun nicht mehr duix-h ihre Grösse, vielmehr allein durch den fadigen Verlauf in einem pseudoparenchymatischen Gewebe fb) gekennzeichnet sind; icli will sie aus Zweckmässigkeitsgründen als ascogone Hyphen fortan bezeichnen. Sie vermögen in dem Gewebe nicht weiter vorzudringen, es würde sonst eine Zerstörung desselben eintreten und sichtbar sein müssen, welche nicht jetzt, son- dern erst in einem viel spätem Stadium vor sich geht. Die Grösse der Zellen ist schon bald" mit der Entstehung des Gewebes an den verschiedenen Stellen des Sclerotiums ungleich (Taf. III, Fig. 17, 1). Es sind diejenigen Zellen kleiner, die in der Umgebung der ascogonen Fäden (ai liegen, weil die früheren Hyphen (b) hier stark gedi'ückt wurden durch das Einwachsen derselben. Zu diesen schon früh hervortretenden Grössenunterschieden treten beim weiteren Wachsthume neue Gestaltveränderungen an andern Stellen hinzu. Alle Theile des sterilen — 51 — Gewebes nehmen an Ausdehnmii;- zu, aber in be,stimmten Partien, in verschiedenen Zonen in ganz verschiedenem Grade. Die im centralen Theile zwischen den ascogonen Fäden vorhandenen sterilen Zellen dehnen sich in ge- ringerem Grade aus als die aussen gelegenen. Sie führen die ascogonen Fäden weiter aus einander, wobei diese nach Bedürfniss in die Länge wachsen; die um die Fäden zunächst liegenden Zellen, von vorn herein beim Eindringen der Fäden beengt, bleiben an Grösse am meisten zurück. Dagegen ist das Wachsthum der Zellen am stärksten in der Zone, die zAvischen den peripherischen Lagen und dem centralen, von den ascogonen Fäden durchsetzten Theile, also an den Stellen sich befindet, wo diese nach aussen aufhören ; es scheint übrigens hier, wie auch in der Mitte, ausschliesslich in der Vergrösserung der Zellen ohne eine weitere Theilung der- selben zu bestehen. Durch dieses starke Wachsthum im Innern werden die peri- pherischen Theile unter einen Druck gebracht, der in radialer Richtung wirkt. Sie folgen dem Drucke durch Vergrösserung, welche aber hier mehr in tangen- tialer ßichtung vor sich geht, und mit welcher, wie ich der Zahl und Ordnung nach glauben möchte, eine nachträgliche Theilung der Zellen verbunden sein kann. Im Gegensatze zu dem sterilen Gewebe nehmen die ascogonen P'äden nicht an Grösse zu, sie wachsen nur mit dem angrenzenden Gewebe in die Länge. So haben wir also ;Taf. III, Fig. 17 und 18), wenn wir von Aussen nach Innen auf einem Querschnitt gehen, zunächst 5 — 8 Zelllagen tangential gestreckter Zellen, diesen folgen weitere, die bei 3 — 4facher Grösse eine isodia- metrische Form besitzen, dabei aber etwas radial gerichtet sind, sie werden durch- setzt von den ascogonen Hyphen, deren jede von einer bis mehreren Lagen kleiner Zellen umgeben ist. Die Hyphen sind auch jetzt noch, soweit ich nach einer grossen Auswahl von Präparaten urtheilen kann, ungegliedert. Doch weiss ich nicht, ob man das ganze System von Fäden, wie es vom Centrum aus schräg oder radial nach der Peripherie verläuft, um dort in seinen Spitzen blind zu enden, als eine Zelle betrachten kann, da ich ja nur Theile des Ganzen in den Schnitten durchmustern konnte. Die beschriebene Ausdehnung der Elemente schreitet fort, um an einem Punkte einem anderen Wachsthumsvorgange Platz zu machen. Beide gehen un- mittelbar in einander über. In dem Momente, wo eine weitere Ver- grösserung der Zellen aufhört, beginnt die Verdickung ihrer Mem- branen Taf. III, Fig. 18), das Reifen der Sclerotien. Es fällt dieser Zeitpunkt — 52 — durchschnittlich auf den 5—6. Tag nach ihrer ersten Anlage; wir können also im Allgemeinen sagen, dass 12 — 14 Tage nach der Sporenaussaat von Penicilliuni ausgewachsene Sclerotien auf der C Kultur vorhanden sein müssen, wenn deren Bildung überhaupt eingetreten ist. Die ersten Zeiclien der Verdickung zeigen sich gleichzeitig an zwei Stellen, an der Peripherie in einer bestimmten Zelllage der tangential gestreckten Zellen und im Innern in den ascogonen Fäden selbst Taf. III, Fig. 18ac. Nach Aussen ist sie mit einer Färbung der Membranen ins Gelbliche verbimden und bezeichnet zugleich die äussere Grenze des Sclerotiums. Es bleiben nämlich mehrere Zelllagen, die zu äusserst liegen, von der Verdickung ausgeschlossen und werden in Folge der Verdickung mitsammt der fadigen Hülle, die entweder andere Pilzföden um sie gebildet oder die von der AussenÜäche des Sclerotiums selbst entstanden sein können, beim Beginn der Verdickung unter ihnen in dem Zusammenhange mit dem Sclerotium ge- lockert und später ganz abgestossen (a) . Dies beweist anderseits aufs deutlichste, dass mit dem Reifen eine weitere Nahrungsaufnahme nicht mehr verbunden ist, dass vielmehr der Substanzaufwand der Verdickung aus dem Inhalte der Zellen allein bestritten Avird. Im Zusammenhange hiermit strotzen sie dann auch im Beginn des Reifens von dem reichsten Inhalte, von einem fast körnchenfreien homogenen Protoplasma. Sein eigenthümlich starkes Lichtbrechungsvermögen hindert leicht eine klare Einsicht der Dinge. Sie ist nur auf Schnitten möglich, die eine Zelllage oder nur einen Bruchtheil derselben getroffen haben. Ich habe einen Schnitt dieser Art, an dem wohl nm- ein gelinder Faltenwurf der noch zarten Membranen durch unvermeidlichen Druck beim Schneiden die einzige Abweichung von dem natürlichen Zustande sein dürfte, in Fig. 18 dargestellt. Es ist von selbst klar, dass mit einer Grössenzunahme der Sclerotien um das 6 — lOfache und mit der Feinheit der Schnitte ein Längsverlauf der asco- gonen Fäden seltener und auch dann nur auf kürzeren Strecken zu sehen sein wird, dass die Präparate aber um so reicher an Quer- und Schrägschnitten der- selben sein müssen. Sie fallen sogleich auf durch ihre Lage und Umgebung als Centren kleiner Zellgruppen (Taf. III, Fig. 18a), deren Grösse und Form im Vergleich ziu- Umgebung nach dem Frühergesagten von selbst verständlich ist. In den ascogonen Fäden (a) hat die Membranverdickung begonnen, um nun von ihnen als Entwicklungscentren nach der Peripherie fortzuschreiten. Dasselbe ist aussen — 53 — in den tangentialen Lagen :(•' der Fall; hier sind in centripetaler Richtung, also nach Innen gehend, mehrere Zelllagen ^•on der ^'erdickung erfasf-t und Alles, was von Gewebselementen und Fäden (d) ausserhalb liegt, ist collabirt und an einzelnen Stellen durch den Schnitt abgelöst. Die Verdickung der Zellen trifft, weil sie von zwei Stellen in entgegengesetzter Richtung fortschreitet, schliesslich in der Mitte des Sclerotiums zusammen. Sie dauert so lange fort, bis der Inhalt der Zellen fast vollständig verbraucht ist und nimmt bis zur Vollendung 6 — S Tage in Anspruch. Ilir Ende wird auf den Culturen aucli dem unbewaffneten Auge in schlagender Weise kund gethan. Es reisst nämlich die äussere weisse Hülle (d) in vielfachen Rissen auf und das farbige Sclerotium, glänzend in heller Farbe, tritt zu Tage. Seine Oberfläche ist rauch und uneben, ihr sind die Formen der peripherischen Zelllagen, die abgeworfen ^^ ui'den in Form von Berg und Thal eingedrückt, und hie und da haften noch kleine Membranvorsprünge (Taf. lY, Fig. 20 — 24), die etwas von der Membran verdickung mit bekommen haben. Sie sind in der Masse sehr verschieden an Form und Grösse, je nachdem sie vereinzelt oder in grosser Ge- sellschaft gefunden werden. Dort sind sie von auffallender Grösse bis 0,870 Mm., hier klein = 0,1650 — 0,2300 Mm. und in dem dichten Gedi-änge oft mannich- fach verwachsen (Taf. IV, Fig. 19ab). Die Verwachsungen treten schon früh in der Jugend zwischen den Elementen des sterilen Geflechts Taf. III, Fig. 15, 4 und 17, 2' ein, sie sind wohl anfanglich nur ein Verflechten der sterilen Fäden, die später, wenn ihre Elemente sich so mächtig dehnen, zu Ver- wachsungen werden. Es können in dieser Weise 2—10 Fruchtkörper mit einander verschmelzen (Taf. IV, Fig. 19b). Auf Querschnitten enthält jedes Sclerotium seinen besonderen Embryo, dessen Fäden mit dem Vordringen sich begegnen und sogar übereinander hinaus wachsen können (Taf. III, Fig. 15, 4 und 17, 2). Sehr auffallend ist an den Sclerotien ihre Härte und Festigkeit; man ist kaum im Stande sie zu zerdrücken, doch lassen sie sich mit Leichtigkeit in die dünnsten Schnitte zerlegen, die das Endresultat der Membranverdickung zeigen. Sie ist am stärksten in den tangentialen 2 — 3 Zelllagen (Taf. IV, Fig. 20 — 24 a , die gelb gefärbt sind in der Farbe des Korkes der höheren Pflanzen. Die gelben Lagen umfassen das Innere, das weiss ohne jede Färbung ist*). Seine Elemente sind überall stark verdickt, doch nicht so, dass wir sie 1) Ich bitte die hier gegebene Beschreibung mit der von den Sclerotien Zetie!//«'* zu vergleichen. — 54 — nicht ohne Mühe ^vieder erkennen könnten, vornehmlich die Rosetten und Stränge kleiner Zellen (Taf. I^^ Fig. 20 — 24cc) in dem grossmaschigen Gewebe (b . deren Unterscheidung für die fernere I'ntersuchung von grosser Bedeutung ist, da sie ja in ihrer Mitte die ascogonen Fäden enthalten. In Beziehung auf ihre Zahl. Anordnung und "\'erbreitung im Sclerotium verhält sich jedes von dem andern verschieden Taf. IV, Fig. 20 — 24) bedingt durch die Nebenumstände, ob sich das Ascogon nach der Befruchtung reich oder nur wenig verzweigt hat, ob der Ge- webeschluss etwas früher oder später zu Stande kam und dadurch das weitere A'ordringen der ascogonen Aeste gehindert wurde. Nur selten sind ihre Spitzen bis nahe zu der gelben Hülle gelangt ; ich fand vereinzelt eine Rosette, zwei Zelllagen von ihr entfernt, während der Regel nach 5 — 6 Lagen dazwischen sind. Eine bestimmte Orientirung über Spitze und Ende ist am Sclerotium unraöglicli und ebenso wenig auch eine Richtung anzugeben in der die Fäden verlaufen. Ich habe den A'ersuch zu machen nicht unterlassen, aus der Reihe aufeinander folgender Schnitte die Gestalt und Lage des ascogonen Fadencomplexes im Scle- rotium zu construiren, doch ohne rechten Erfolg; die Vorstellung, dass seine Aeste unregelmässig nach allen Richtungen aus einem Centrum. dem früheren Ascogon, ausstrahlen und in verschiedener Entfernung nach der Peripherie enden, dürfte nicht viel von der Wahrheit abweichen. Und in Harmonie mit dieser Vorstellung weisen ganz tangentiale Schnitte nur vereinzelte Rosetten Taf. A'IIL Fig. 55c , quer getroffene Fäden auf, sie werden zahlreicher, wenn der Schnitt sich dem radialen 'Taf. IV, Fig. 21c) nähert, der endlich die meiste Aussicht bietet, längsverlaufende Fäden Fig. 20c) zu treffen. Gehen wh nun zur Beschaffenheit des Gewebes im Ganzen und zur Structur und Gestalt der einzelnen Zellen .selbst über, so fällt uns sofort auf, dass in dem ganzen Gewebe des Sclerotiums gar keine Intercellular- räume vorkommen und hieraus folgt, dass das einmal zum Gewebe geschlossene und durch Zergliederung in Zellen zerfallene Hyphengeflecht auch nachträglich nach der Gröyssenzunahme nicht aus seinem engen A erbande herausgetreten ist. Die Dimensionen der Zellen des sterilen Gewebes und der Grad ihrer Verdickung ist nach den einzelnen Sclerotien sehr verschieden, wie ein Blick auf die Taf. IV. Fig. 20 — 24 deutlich zeigt. Man kann aber nicht sagen, dass die grössten Sclerotien auch die gxösseren Zellen haben müssen, noch auch umgekehrt ; die grössten sterilen Zelllumina messen 0,0329 Mm., die dicksten Membranen, wie sie — 55 ^ zwei benachbarten Zellen gemeinschaftlich sind, haben einen Durchmesser von 0,0188 Mm. Alle verdickten Membranen sind deutlich differenzirt , sie haben eine ziemlich dicke, ins bläuliche schillernde Zwischenlamelle, die in den gelben liandzcUen zur dunklen Linie wird. Auch sind kleine Stellen der Membranen von der A'erdickung, die sonst alle Theile einer Zellwand gleichmässig betroffen liat, ausgeschlossen geblieben. Sie heben sich von der Fläche gesehen als helle rund oder länglich umschriebene Oeffnungen ab mit starken Randschatten. In dem Gewebe coincidiren die unverdickten Stellen benachbarter Zellen und bieten so auf dem Querschnitt im Profil das getreue Bild von Tüpfeln dar, wie sie bei höheren Pflanzen vorkommen. Sie sind niemals durchbrochen, die ursprüngliche un\ erdickte ]\Iembran bleibt zwischen den Zellen bestehen. Die sie umgrenzenden Ränder der verdickten Membranen sind etwas ausgeschweift, die Tüpfel öffnen sich trichterförmig in das Lumen der Zellen Taf. IV, Fig. 20 — 24b;. In den gelben Aussenlagen sind die Tüpfel feiner, haben wenig erweiterte Mündungen und sehen mehr aus wie eine dunkle Linie (c); in der Aussenmembran des Sclerotiums sind keine Tüpfel wahrzunehmen. Eine allseitige Ansicht von der wirklichen Gestalt der Zellen bekommt man nur- durch Isolirung der Gewebselemente im Wege der Maceration. Die äusseren- gelben Zellen sind meist klein, im Umfange nahezu rund und von zwei Seiten etwas zusammengedrückt und abgeplattet Taf. IV, Fig. 22aj. Die inneren haben die mannichfachsten und wunderlichsten Formen ; bald rund, gewöhnlichen paren- chymatischen Zellen ähnlich , bald langgestreckt mit umegelmässigen spitzen Enden wie sie nur im Prosenchym vorkommen .Fig. 22b). Vergleicht man die Grösse dieser mächtigen stark verdickten Zellen mit den Dimensionen der zarten dünnen Mycelfäden, aus denen sie durch allmähliche Metamorphose hervor- gegangen sind, so zeigt sich, dass diese mehr wie um das fünf- bis zehnfache bei ihrer Umbildung zu einem Gewebe gewachsen sind. — Die ascogonen Fäden lassen sich auch bei der besten Maceration nicht ohne Verletzung ft-ei legen, es bleiben die kleinen Zellen ihrer nächsten Umgebung immer in störender Weise haften. Ich konnte darum auch nicht näher ermitteln, ob mit ihrer Verdickung und Erstarrung im sterilen Gewebe eine Gliederung diu'ch Scheidewände ver- bunden ist. Wiewohl die Zellen eines fertigen Sclerotiums leer zu sein scheinen, als ob ihr ganzer protoplasmatischer Inhalt auf die ]Membran verdickung verwendet — 56 — wäre, in'hmen sie docli mit lodlösung eine dunkelgelbe Farbe an. Die ^lem- brauen bläuen sich mit lod und Schwefelsäure oder Chlorzinkjod mit alleiniger Ausnahme der gelben Hülle. Die \'erschiedenheit der letzteren von der inneren Zellmasse gibt sich auch durch Behandlung mit sehr concentrirter Schwefelsäure kund; sie werden darin nicht wie diese zerstört, es bleibt die Mittellamelle, die wir als dunkle Linie sehen, in gelbbrauner Farbe un\erändert erhalten. Werden die Sclerotien trocken gelegt, so schrumpfen sie erheblich zusammen nach einigen Messungen um den vierten bis fünften Theil ; von Neuem befeuchtet gehen sie durch Wasseraufsaugung auf das ursprüngliche \'olumen zurück. Wir wenden uns jetzt der weiteren Entwicklung der Sclerotien zu mid wollen sie damit einleiten, uns den Begriff eines Sclerotiums von Penicillium klar zu machen , wofür luis die Entwicklungsgeschichte , soweit wir sie jetzt kennen, bereits die nöthigen Anhaltspunkte gibt. — Die Sclerotien sind ent- standen auf dem fadenförmigen Mycelium der Geschlechtsgeneration von Peni- cillium. Sie sind die'Producte einer geschlechtlichen Zeugung. Sie enthalten einen Pilzembryo, den Keimling der zweiten aus einem befruchteten Ascogon hervorgewachsenen Generation, und dieser Keimling liegt bis zu einem bestimmten Punkte in seiner Entwicklung gefördert in der Form eines vielarmigen schlauch- förmigen Hyphensystemes erstarrt in Mitte eines Gewebes, welches nicht direct geschlechtlichen Ursprunges ist , doch mit dem geschlechtlichen Act im engen Zusammenhange steht, durch seine Anregung hervorgerufen ist. Dieses mächtige Gewebe entstammt dem Mycelium der Geschlechtsgeneration und ist dem jungen Keimlinge zum Schutze und, wie wir bald sehen werden, wesentlich zur Er- nährung mitgegeben. Die stark verdickten Gewebselemente, der Schutz nach aussen in der gelben theilweise verkorkten Hülle deuten zugleich auf einen Zustand der Dauer der Ruhe hin, den der Pilz in dieser Form als Sclerotium zu ertragen befähigt und durchzumachen bestimmt sein kann ' . Der läsprung ') Bekanntlich sind Sclerotien bei den Pilzen die Sclerotien der Myxomyceten bleiben hier aus dem Spielj ein nicht seltenes Vorkommniss. Sie sind vorzugsweise bei den verschiedensten Familien der beiden grossen Gruppen der Ascomyceten und Basidiomyceten bekannt. Sie treten auch hier auf den Mycelien der ersten Generation auf, nur reicht die Kenntniss ihrer Entwicklungs- geschichte nicht bis auf die ersten Anfangszustände zurück , namentlich ist es bisher in keinem Falle nachgewiesen, dass sie durch geschlechtliche Zeugung entstehen. Sehen wir zunächst hiervon und von den mit solcher Kenntniss verbundenen Consequenzen ab. so zeigt das Auftreten der — 57 — und die Beschaffenheit der Sclerotien von Penicillium stimmen hiernach mit einem endospermhaltigen Samen höherer Pflanzen in wesentlichen Momenten überein. Dieser enthält den Embryo der ungeschlechtlichen zweiten Generation und ein steriles Gewebe der Geschlechtsgeneration (Endosperm), wovon später der Embryo lebt, wenn die Ruheperiode, welche der Same ertragen muss oder er- tragen kann, zu Ende geht und günstige Bedingungen eine Auskeimung gestatten. Wir werden ein Anrecht haben die vorliegenden Sclerotien vom physiologischen Gesichtspunkte aus gleich den Samen höherer Pflanzen als unentwickelte von einem Dauer zustande begleitete Fruchtkörper zu betrachten, wenn es möglich sein wird, durch die weitere Entwicklungsgeschichte den Be- w^eis zu führen, dass hier die Keimung ähnlich wie bei einem Samen erfolgt, dass das sterile Gewebe sich passiv wie Eiweiss des Samen, der ascogone Schlauch wie ein Embryo verhält, der von diesem Gewebe lebt und später direct zur ungeschlechtlichen Pflanze heranwächst. Wir müssen also bei eventueller Keimung unsere erste Aufmerksamkeit auf die Fragen richten : Was macht der ascogone Schlauch? Wie verhält sich das sterile Gewebe ihm gegenüber? Ich legte zum Zwecke der Auskeimung der Sclerotien die Ausbeute VOR allen Culturen in den verschiedensten Zeiten aus; die nachfolgende Tabelle, enthält das Nähere hierüber. Die Sclerotien waren vorher aufs reinste gewaschen, von allen anhängenden Unreinlichkeiten befreit'), und wurden einfach auf eine mehrfache Lage von Filtrirpapier gebracht, welches ab und zu bespritzt die nöthige Feuchtigkeit zuleitete. Als Schutz benutzte ich eine grosse Uhrschale, Sclerotien, der Verlauf ihrer weiteren Ausbildung, welche am besten von Sclerotium durum bekannt sind, ferner ihre Beschaffenheit im fertigen Zustande (man vergleiche die Zusammenstellung und Beschreibung von Sclerotien bei de Bary, Morphologie und Physiologie der Pilze, Seite 35 — 38) entschiedene Uebereinstimmung mit den Sclerotien von Penicillium. Sie wird noch grösser und in dem dunklen Punkte etwaigen geschlechtlichen Ursprunges erheblich erhellt und ergänzt, wenn wir später an der Hand der weiteren Entwicklungsgeschichte den Vergleich fortsetzen, was an dieser Stelle natürlich noch nicht zulässig ist. (Siehe die Fortsetzung dieser Anmerkung in der Anmer- kung auf Seite 71.) ') Am besten zerreibt man zum Aufsammeln und Reinigen der Sclerotien das ganze Brod, worauf sie entstanden sind, mit den Fingern unter Wasser so fein wie möglich. Es fallen bei dieser Manipulation die Sclerotien heraus und sinken zu Boden. Durch vielfaches Abschlemmen und Reiben mit den Fingern, was den hornharten Gegenständen nichts thut, erhält man sie end- lich so rein, dass das aufgegossene reine Wasser in derselben Klarheit wieder abfliesst. Brefeld, Botao. Untersuchungen. II. 8 - — 58 ^ die oben leicht durch einen weit übergreifenden Glasdeckel gegen alle Einflüsse abgeschlossen werden konnte. Alle 14 Tage bis 3 Wochen wurde die Papier- unterlage erneuert und dabei gleichzeitig eine sorgfaltige Wäsche der Sclerotien vorgenommen. Durch den Glasdeckel hindurch konnte jede äussere Veränderung, die mit ihnen vorging, aufs leichteste gesehen werden. Die Sclerotien blieben in der Cultur äusserlich unverändert, nur in ihrer Farbe gingen sie in einen etwas dunklern bräunlichen Ton über, veranlasst durch Eintrocknen des Protoplasmas in den äusseren Zelllagen, welches sich nun in dunklen Körnchen der Innenwand anlagerte (Taf. IV und V, Fig. 20 — 26al In kurzen Zeiträumen von 3 — 4 Tagen zerlegte ich einige von ihnen in dünne* Scheiben, um jede Veränderung im Innern genau von ihrem Beginne an zu verfolgen. Es vergingen 5 — 6 Wochen ohne sichtbare Veränderung. Mit der sechsten oder siebenten Woche fiel mir eine eigenthümliche Trübung des Ge- webes in der nächsten Umgebimg der ascogonen Schläuche auf. Die kleinen Zellen in ihrem Umkreise erschienen matt und welk, ihre Membranen hatten das frühere glänzende stark lichtbrechende Ansehen verloren. Es war dies aber nicht an allen Stellen zu sehen, wo auf dem Querschnitte ascogone Schläuche getroffen waren, sondern nur an einzelnen, die in der Mitte des Sclerotiums lagen. Genau untei'sucht bestand die Trübung in einem Einflüsse, den der ascogone Faden auf seine Umgebung ausübte. Er Avar aus seiner Erstarrung erwacht und trennte sich in normaler Rundung eines Pilzschlauches von seinem Anhange offenbar durch Lösung der ISIembranen der kleinen Zellen, deren verticale Wände ihn lose als dünne Lamellen umgaben Taf. IV, Fig. 24h). Dies Verhältniss des Schlauches zu seiner Umgebung im ersten Beginn der Keimung Avar am besten auf Querschnitten der betreffenden Stelle zu sehen. Die Veränderungen des Schlauches selbst aber nach seiner Neubelebung konnten allein auf solchen Schnitten ins Klare gebracht Averden, die einen deutlichen Längs verlauf aufzu- weisen hatten. Hier nun hat der Schlauch die Form eines dicken Pilzfadens ohne ScheideAvände, aber reich mit feinkörnigem Protoplasma angefüllt Taf. IV, Fig. 23c). Genauere Einzelheiten über den Act seiner Wiederbelebung selbst sind nicht zu ermitteln. Wahrscheinlich Avird ein Theil der verdickten Membran und etwaige Scheidewände durch Lösung in den protoplasmatischen Inhalt über- gegangen sein. — 59 — ^■on allergrösster Tragweite für die Klarheit der weiteren . Untersuchung ist es jedoch nicht blos, die Belebung des ascogonen Schlauches zu con- statiren, sondern vornehmlich mit ilir eine eben so sichere Ueberzeugimg zu gewinnen, dass ein Auswachsen des sterilen GeAvebes an keiner Stelle und zu keiner Zeit eintritt; diese Ueberzeugung, wenn sie wissen- schaftlichen Werth haben soll, darf sich nicht auf die Durchsicht einzelner Fälle stützen, sie muss übereinstimmend aus der Untersuchung ganzer Massen von keimenden Sclerotien, die nicht einer, sondern vielen besonderen Culturen an- gehören, hergeleitet werden. Ich habe, jeder denkbaren Möglichkeit einer Täuschung an diesem kritischen Punkte vorzubeugen, hunderte von Sclerotien •zerlegt und nie etwas anders beobachten können, als dass es der ascogone Schlauch allein ist, der sich Avicderbelebt, dass das sterile Gewebe sich gegen ihn nur passiv verhält, d. h. von ihm verzehrt wird. Alle weiteren Wachsthumserscheinungen, alle weiteren "\'orgänge bei entwickelterer Keimung sind hiernach allein auf den ascogonen Faden ursächlich und ursprüng- lich zurückzuführen. Nach der "Wiederbelebung des Fadens in der Glitte des Sclerotiuuis bleiben dessen peripherische Theile noch im Ruhezustande (Taf. IV, Fig. 23e und Fig. 24h;; die Wiederbelebung ist also keine gleichzeitige, sie beginnt in der Mitte und schreitet nach aussen fort. ^^'ir haben kaum in der Keimung die Rückkehr des erstarrten Schlauches zur ursprünglichen Fadennatui" constatirt, so gehen auch weitere "\'eränderungen mit ihm vor, er wird im nächsten Stadium durch Scheidewände (Taf IX, Fig. 23d und Fig. 24c, und Taf. V, Fig. 27; in kurze cylindrische Zellen ge- t heilt, deren Länge nicht ganz gleich ausfällt. Die einzelnen Gliederzellen, die sich nicht aus ihrem "S'erbande lösen, besitzen die Fähigkeit auszusprossen in ganz eigenthümlicher Art. Es wächst ein dicker Spross hervor, der mit seiner Spitze und seinen kurzen Verzweigungen sich schneckenartig einrollt, und darum eine Deutung über etwaige Gesetzmässigkeit seines Aufbaues zunächst nicht zulässt (Taf IV, Fig. 24d, e, und Taf. V, Fig. 25c— e und Fig. 2Sa— c, 2). Gleichzeitig mit diesem dicken Sprosse, womöglich auch schon vor diesem, ist ein dünner aufgetreten, hat die Gestalt eines gewöhnlichen Pilzfadens an- genommen und in rankenartigen Windungen sich drehend und Seitenzweige gleicher Art bildend, eine bedeutendere Länge erreicht (Taf IV, Fig. 24de, und — 60 — Taf. A', Fig. 25 c — e und Fig. 28 a — c, 3). Beide Fäden sind entweder neben- einander an derselben Gliederzelle inserirt oder es ist nur eine l^rsprungszelle da und unmittelbar über ihr hat eine Gliederung des Sprosses in die zwei ver- schiedenen dickeren und dünneren Elemente stattgefunden. Soweit die Beobachtung vordringen kann, treiben nicht alle, sondern nur vereinzelte Gliederzellen der ascogonen Fäden aus. Ich habe mehrfach zwei nebeneinander liegende austreiben gesehen, auch an einem längeren Fadenstücke 2 — 3 verschiedene Sprossungen gefunden (Taf. V, Fig. 28 — 30). Ob die übrigen Zellen später austreiben oder gar nicht, kann ich nicht bestimmt angeben, die austreibenden Stellen über- wuchern ihre Umgebung und verdecken sie (Taf. V, Fig. 25e( ; zur weitern Ent- wicklung ist es jedenfalls nicht nothwendig. Auch findet man in weit vorge-" rückten Stadien ganze Abschnitte der ascogonen Schläuche, deren Zellen bis dahin unverändert sind und die ihrem Ansehen nach sich auch nicht mehr -ver- ändern werden (Taf. V, Fig. 30). Den hier mitgetheilten Thatbestand habe ich sowohl auf Querschnitten reichster Auswahl wie auch im Wege eines vorsichtigen Macerationsverfahrens ') eruirt, wo es gelang längere auch verzweigte Faden- abschnitte bloss zu bekommen. In Fig. 23, 24 und 25, Taf. IV und V habe ich die .schönsten Fälle gezeichnet, andere ohne Sclerotien für sich in Fig. 27 — 31, Taf. V hinzugefügt. Es wachsen also mit der Auskeimung in der 7. bis 8. Woche der Cultur aus den Zellen der ascogonen Schlau che zweierlei Fäden gleichen Ursprunges zwar, aber ganz verschiedener Art hervor. Sie sind verschieden in ihrem Ansehen, verschieden in ihren Wachsthumsvor- gängen, wenn wir diese auch noch nicht in präciser morphologischer Weise ausdrücken können, ganz vernehmlich aber äussert sich ihre totale Verschieden- heit in ihrer Function. Es wurde schon constatirt, dass die dicken Fäden von dem Aussehen einer Arabeske sehr langsam, die dünnen hingegen schnell zu ') Zur Maceration kochte ich in etwas chlorsaurem Kali und Salpetersäure (in sehr verdünnter Form) ganze Sclerotien etwa eine Viertelstunde lan^, bis sie im Aeusseren etwas zu bleichen an- fingen. Dann goss ich das Ganze in eine Uhrschale, die ich mit einer zweiten verdeckte. Die Flüssigkeit trocknete allmählich ein und wirkte, indem sie schrittweise concentrirter wurde, sehr langsam und günstig auf das Gewebe ein. Die Sclerotien wurden ganz weiss und zerfielen nur leise berührt in ihre einzelnen Zellen, zwischen welchen sich unverletzte und auskeimende ascogöne Fäden vorfanden. — 61 — langen Pilzfäden heranwachsen. Ihr Vordringen ist aber durch das umgebende sterile Gewebe verhindert, es setzt also voraus, dass sie entweder in dasselbe eindringen oder es ganz zu beseitigen vermögen, um sich und ihrem dicken ZwilUngs- bruder Platz zu machen. Von diesen zwei ]\Iöglichkeiten trifft hier die letzte zu. Es ist ganz unverkennbar, dass die dünnen mycelialen Fäden das sterile Gewebe verzehren (Taf. IV, Fig. 23 und 24 önd Taf. V, Fig. 25 und 26). Seine Membranen werden in ihrer Nähe dünner und verschwinden schliesslich ganz. Die substanzielle Masse wird aufgenommen und weniger zu eignen egoistischen Zwecken — .sie müssten ja dann eine enorme Vermehrung erfahren — als zur Fütterung der dicken kurzen Sprossen verbraucht. Die dünnen Fäden sind als besondere Ernährungsorgane des jungen Pilzes innerhalb des Sclerotiums anzusehen, — so dürfen wir ihn jetzt, wie ich glaube in seiner selbständigen Ernährung, in seiner Gliederung in zwei morphologisch und phy- siologisch verschiedene Elemente mit Fug und Recht bezeichnen. Die dünnen mycelialen Fäden sind an ihren Enden bestimmt geschlossen, sie lösen also die verschwindenden Gewebstheile der sterilen Masse durch Vorgänge, die uns zunächst unbekannt sind, und nehmen dann das Gelöste auf. Die Höhlung, welche durch die Lösung und das Verschwinden des Gewebes entsteht, Avird in dem gleichen Maasse als sie sich erweitert, von der wachsenden jungen Pflanze ausgefüllt. Der Pilz lebt einem Parasiten gleich in Glitte des sterilen Gewebes ohne an irgend einer Stelle einen organischen Zusammenhang mit ihm zu haben. Dieser letzte Punkt erwies sich von erheblichem Belange im Laufe der frü- heren und weiteren Untersuchung. Diese ist nur allein mehr an Querschnitten auszuführen, eine ]\raceration und Präparation dagegen jetzt unmöglich. Nun fallen aber die betreffenden Theile mit grösster Leichtigkeit aus den Schnitten heraus, und man findet dann nur die leeren Höhlungen, den ausgekeimten Stellen (Taf. IV, Fig. 24g, Taf V, Fig. 25f und Fig. 26c) entsprechend. Versucht man das. Verlorene zu suchen, so ist auch im Falle des Auffindens eine sichere Orientirung über die Lage nicht mehr möglich. Dieser Uebelstand war leider nicht durch eine andere Methode oder ein verbessertes Verfahren bei der Unter- suchung zu ersetzen. An dicken Schnitten sah man nichts, an dünneren fehlte die Pointe. Es blieb nur ein Mittel übrig, durch die Massen der Schnitte zu ersetzen was im Einzelneia verloren ging. — 62 — Von den dünnen, der Ernährung ausschliesslich dienenden vegetativen mycelialen Fäden (Taf. V, Fig. 28 — 30, 3) lässt sich nur sagen, dass sie sich durch Spitzenwachsthum und Bildung von Seitenzweigen reichlichst verlän- gern und vermehren und dass sie wie eine fadige Hülle die dickeren umgeben. Es wächst mit dem Gewebeverzehr das Feld ihrer Thätigkeit, die Fläche wird grösser, von der sie ihre Nahrung nehmen und damit hält ihre ^'ermehrung gleichen Schritt (Taf. V, Fig. 25de und Taf. VI, Fig. 34 und 43). Sie besitzen, so lange sie in Thätigkeit sind, keine oder nahezu keine Scheidewände. - Ihr A'erlauf ist unregelmässig; an vielen Stellen bilden sich Aussackungen, mit denen das Lumen rmi das Doppelte zunehmen kann. Vielfache Drehungen und ranken- artige Windungen wechseln mit grade verlaufenden Strecken, und ebenso folgen auf enge Stellen oft plötzliche Erweiterungen, die in einiger Entfernung nieder an Dicke abnehmen (Taf. VI, Fig. 37). Im Durchschnitte messen sie 0,0015 — 0,0025 Mm., an den Erweiterungen steigt das Maass auf 0,0050 Mm. — Die dicken Fäden, die, es mag hier ziun bessern Verständnisse kurz angegeben sein, der Fruchtbildung ausschliesslich dienen, haben ein sehr langsames Wachsthum, aber dabei eine um so reichlichere Zweigbildung. Der erste Seitenzweig wird in unmittelbarer Nähe der Spitze angelegt, er wächst wieder sofort aus, ihm folgen nach hinten weitere in dichtem Gedränge, zu einem förmlichen Knäuel vereint (Taf. V, Fig. 28 — 33,2). Beiden massenhaften Aus- sprossungen und zugleich dem sehr geringen Längenwachsthume sieht das Ganze einer hefenartigen Sprossung ähnlich, in der sich aber ein ganz bestimmter Plan erkennen lässt. Es ist nur die äusserste Spitze der Beobachtung zugänglich ; was Avir dort nicht sehen, müssen wir aus dem Endresultate zu ergänzen suchen. Die kurze Spitze biegt sich schneckenförmig um (Taf. V, Fig. 33a) und auf ihrem gebogenen Rücken entsteht regelmässig der jüngste Seitenast (b'). Sie rich- tet dann sich wieder nach oben und krümmt sich nach entgegengesetzter Seite um. Ist diese Windung, Avelche im äussersten Falle | eines Kreises beträgt, ausgeführt, so tritt wiederum ein Seitenast auf dem Rücken auf. Derselbe ^'or- gang in regelmässiger "W^iederholung muss zum Aufbau einer schlangenförmig gewundenen Hauptaxe führen, an der in sehr kurzen, fast gleichen Abständen von einander Seitenzweige (b' — b'^j angeordnet sind. In der Hauptaxe treten, ebenso gesetzmässig wie die Seitenzweige an ihr, Scheidewände auf, je eine zwischen zwei Seitenzweigen; die jüngste wird schon über dem dritten ältesten — 63 — Seitenzweige sichtbar. Mit jeder neuen Wendung der Spitze und der damit ver- bundenen Seitenastbildung erfolgt auch eine neue Scheidewand über dem dicken Seitenzweige. Wir haben nun eine Hauptaxe, die aus einzelnen kurzen, schräg umgebogenen Gliederzellen besteht, deren jede einen Seitenast trägt (Taf. V, Fig. 33, Taf. \1, Fig. 35 — 41b). Die Seitenäste können entweder nach dem Bildungsplane der Hauptaxe wachsend wieder Seitenzweige bilden, also dieser gleich werden; in diesem Falle erhalten Avir eine doppelt verzweigte Hauptaxe (Taf. V, Fig. 31). Dies tritt anfangs im Beginn des Au.sk eimens häufig ein, wird später aber zur Ausnahme. Oder die Seitenzweige wachsen fort an ihrer Spitze sich umbiegend wie die Hauptaxe, ohne aber zugleich Seitenzweige hervorzubringen (Taf. VI, Fig. 35, 40 und 41). Die Axe ist dann nur einfach verzweigt, die Seitenzweige der Hauptaxe ungleich. Dieser Vorgang ist später • die Regel, nur einzeln in unregelmässigen Abständen wird nochmal ein Seitenast der Hauptaxe gleich (Taf. VI, Fig. 35 und 41). Die einzelnen schlangenförmigen Windungen der Hauptaxe können sich zu einer mehr oder minder regelmässigen Spirale ordnen, sie können aber auch für einige Zeit in einer Ebene stattfinden und zwar regel- mässig, so dass die Seitenzweige links und rechts stehen in bilateraler Stellung (Taf. VI, Fig. 35). Im Profil gesehen sieht dann nothwendig das Ganze einem einfachen Faden gleich mit dunklen Schatten in bestimmten Abständen, die man der Regelmässigkeit nach für Scheidewände halten kann (Taf. V, Fig. 29 u. 30, 2). Hierdurch ist die Möglichkeit einer Täuschung gegeben. . Ich habe mehrfach Stücke einer Hauptaxe gehabt, die einem einfachen gegliederten Pilzfaden täuschend ähnlich sahen, deren Linie in veränderter Ansicht plötzlich zxu- grossen Fläche wiu-de (Taf. VI, Fig. 35). Die einfachen Seitenäste der Hauptaxe wachsen sogleich nach ihrer Anlage aus, und weil sie unmittelbar an der Spitze angelegt werden, die Spitze nur langsam wächst, so wird es, zumal bei der Richtungsänderung der Spitze, oft schwierig zu entscheiden, was Spitze, was Seitenast ist. In einem bestimm- ten Stadium gewährt die Spitze das Bild einer dichotomischen Verzweigung mit etwas geförderter Entwicklung des einen Armes (Taf. V, Fig. 33a — b^). Auch die Spitze der Seitenzweige , die unverzweigt bleiben , rollt sich ein (Taf. V, Fig. 31 — 33 und Taf. VI, Fig. 38 und 39), und beweist hierdurch, dass es nicht Seitenzweige sind, die nahe an der Spitze angelegt wie bei den Hauptaxen) ihre Krümmung bewirken. Mit zunehmender Länge des Astes wachsen die nach — 64 — rückwärts gelegenen Partien in den Grenzen zweier Drehungen bedeutend in die Dicke. Die Anschwellung ist in der Mitte am stärksten, nm sich nach beiden Seiten, den Stellen der Drehungen ganz zu verlieren. Es schwillt also der Faden, wie er vorn an Länge zunimmt, nach liinten zu einzelnen kugelförmigen Theilen an (Taf. V, Fig. 31, 4), die, wenn die Anschwellung eingetreten ist, wie Hefe- zellen einander entsprosst zu sein scheinen. Sie folgen sich ohne messbare ver- dünnte Brücken; nur die erste Anschwellung erfolgt nicht unmittelbar an der Insertionsstelle des Astes, hier bleibt eine kurze Strecke in ursprünglicher Dicke, der, gleichsam als Träger des Astes, die erste Anschwellung aufsitzt (Taf. VI, Fig. 36 — 41). Wie lang der Seitenast werden kann, Avie viel kugel- oder birn- förmige Anschwellungen es hervorzubringen vermag, weiss ich nicht genau. Es ist eine volle Unmöglichkeit in dem dichten Gedränge der Seitenäste bei ihrer stets wechselnden Wachsthumsrichtung den einzelnen mit Sicherheit -son seinem Ursprünge bis zur Spitze zu verfolgen. Aber das kann ich mit Sicherheit an- geben, dass wenigstens 8 — 10 Birnen an einem Aste entstehen können (Taf. VI, Fig. 38 und 39). Vereinigen wir das hier einzeln Mitgetheilte ziim Gesammtbilde eines dicken Fadens, so haben war eine kurze freie Spitze mit ihren Arabesken von noch kiu'zen Seitenzweigen, dahinter einen dichten Knäuel von kugeUgen Gebilden, in denen die Hauptaxe verborgen liegt (Taf. VI, Fig. 36 und 401. Auf eine weitere Complication der Verknäulung, Avie sie entstehen muss, wenn in kurzen Abständen einzelne Seitenäste zu Hauptaxen werden, Avill ich hier nur kurz hindeuten. Die unverzweigten einfachen Seitenäste dienen der Fortpflan- zung. Jede seiner kugeligen Anschwellungen wird zum Sporenbehälter, zum Ascus. Dem Endpunkte der Anschwellung folgt unmittelbar eine Gliederung durch Scheidewände. Sie treten genau zwischen den einzelnen Anschwellungen in dem sehr kurzen Isthmus auf, der sie von einander trennt. An der Insertionsstelle des Astes ist dieser Isthmus lang, und die Scheidewand tritt hart an der An- schwellung auf, so dass der ganze Faden nun von einem kui'zen Stielchen ge- tragen wird, welches aber, da es in offener Communication mit der INIutterzelle der Axe bleibt, in Wirklichkeit nur eine stielartige Aussackung derselben ist (Taf. VI, Fig. 36 — 41). — Es ist der Zeitpunkt, wann die dehnitive Gliederung der Seitenäste an der Hauptaxe vor sich geht, nicht mit Sicherheit zu — 65 — ermitteln. Ich möchte glauben, dass es nicht immer derselbe ist, wenigstens finden sich gegliederte Aeste bald schon dicht unter der Spitze, bald erst in weiterm Abstände von ihr entfernt (Taf. V, Fig. 31 und Taf. A'I, Fig. 36). Nach stattgefundener Gliederung treten bald im Inhalte der birnförmigen Glieder Veränderungen ein. Der früher gleichförmige Inhalt wird von einer grossen centralen ^'acuole unterbrochen. Sie verschwindet und an ihrer Stelle treten eine Anzahl kleiner A^acuolen auf. Im nächsten Stadium sind schon die Sj^oren vor- handen. Das Object ist viel zu klein, um auch mit den stärksten Vergrösserungen die feinern Vorgänge der Sporenbildung, das Auftreten und Verschwinden von Zellkernen etc. sehen zu können (Taf. VI, Fig. 36 — 39). Ich zweifle nicht, dass der Vorgang so ist, wie ihn de Bary^) und JanczeivskP) beschrieben haben. An den jungen Sporen deuten starke Randschatten die Abscheidung von I\Iem- branen um sie an, mit deren vollständiger Ausbildung die Mutterzelle, der Ascus, von acht Sporen vollständig angefüllt ist ohne irgend einen Ueberrest von Proto- plasma, der zur Sporenbildung nicht verbraucht bei ihrer Entleerung eine Rolle spielen könnte (Taf. AI, Fig. 39 . — In welcher Reihenfolge geht nun die Sporenbildung im ganzen Ast vor sich? oder tritt sie vielleicht auf einmal in allen Ascen zugleich ein? Dies ist wiederum nicht direct zu beobachten, weil der ganze aus den einzelnen Ascen bestehende Ast sich um die Hauptaxe dreht und dadurch bei dem dichten Gedränge der Aeste in seiner continuirlichen Ascus- kette nicht bis an sein Ende zu verfolgen ist, und weil man bei der Präparation gleichfalls nicht sicher weiss, ob der Ast intact geblieben oder zerfallen ist. Fände die Ausbildung nach dem Alter statt, so würde nach eingetretener Sporen- bildung in den älteren Ascis die Nahrungszufuhr aufhören und die Spitze, soweit sie aus jungen Schläuchen besteht, untergehen müssen. Dieser rein physiologische Grund spricht mit aller Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Sporenbildung im ganzen Aste, wenn alle Theile ausgewachsen sind, auf einmal gleichzeitig vor sich gehen oder sonst von oben beginnen muss. Hierfür sprechen auch weitaus die meisten Befunde. Einige Ausnahmen ungleichzeitiger Ausbildung lassen sich durch Störungen in der Ernährung durch die mycelialen Fäden unschwer er- klären (Taf. VI, Fig. 39). - ') De Bart/: Beiträge III. Reihe, Eurotium. 2) Janczeu-ski : Botanische Zeitung tS'l. No. 17 und 18. Ueber Asrobolus furfuraceus. Brefelil, Bot.in. Uutcrf-uchungen. II. 'J ■^66 — Mit der Sporenreife trennt sich allmählich die Ascnskette aus ihrer Ver- bindung und von dem ganzen Aste bleibt nur das Stielchen oder vielmehr die stielartige Fortsetzung der Axenzelle übrig, als ein untrügliches ^lerkzeichen, dass hier ein Ast abgefallen ist (Taf. VI, Fig. 40 und 41 \ Erst wenn die Hauptaxe von ihren Seitenzweigen befreit worden, ist sie in ihrer natürlichen Gestalt und Gliederung und zugleich in der Art der stattgefundenen Verzweigung deutlich zu beobachten ; freilich auch hier nur auf bestimmte Strecken, da sie bei ihrer kurzen Gliederung sehr zerbrechlich ist und leicht an den gegliederten Stellen auseinander fallt. Ohne die Zuhülfenahme dieses Endresultates wäre es früher unmöglich gewesen, den Aufbau sicher anzugeben, weil ja zwischen der kurzen freien Spitze und dem Endresultat, der entblössten Axe eine weite Strecke liegt, die während der Wachsthumsvorgänge nicht aufzuklären ist wegen der dichten Verknäuelung der Seitenzweige. Jetzt sieht man, dass der verbogenen Spitze eine ebenso verbogene Axe entspricht, die sich in allen denkbaren Windungen krümmt, die aufgebaut ist aus gebogenen kurzen Gliederzellen, aus denen je ein Ast ent- springt, der in seiner ganzen Länge zu einer Ascuskette. wird. In Taf. VI, Fig. 40 und 41 sind verschiedene Hauptaxen dargestellt, die nur wenig verbogen sind und meiner Zeichenkunst allein zugänglich waren ; ich habe zur Versinn- lichung des Bildes, wie es mit der Sporenreife annähernd gewesen sein muss, die Ascenzweige (nach anderen Präparaten) in zai'ten Linien Fig. 40} angedeutet. Aus der Fig. 41a Taf. VI, die eine Verzweigung der Hauptaxe zeigt, geht im Vergleich mit der unverzweigten (b) aufs deutlichste hervor, dass diese vereinzelt und ohne jede Regelmässigkeit erfolgt, sich also der gewöhnlichen Seitenzweigbil- dung unterordnet in der Art, dass hie und da ein Ast der Hauptaxe gleich wird. Wir haben nun in den letzten Abschnitten die Keimung oder vielmehr die Wiederbelebung der ascogonen Schläuche, ihre Gliederung in zwei morpho- logisch und physiologisch ganz verschiedene Elemente und die Entwicklungs- geschichte beider bis zur Fructification des Pilzes für sich und im Zusammenhange mit einander verfolgt. Wir haben weiter gefunden, dass das sterile Gewebe im absoluten Gegensatze zu den auskeimenden Schläuchen sich ganz inactiv verhielt und von dem jungen Pilze zur Nahrung verwendet und verzehrt wurde. Es erübrigt nun noch, um das Bild von der Lebensgeschichte des Pilzes in seiner Totalität darzustellen, die weitere Entwicklung desselben im Sclerotium bis zu seinem Endpunkte durchzuprüfen, oder besser gesagt: die — 67 einzelnen Momente der Weiterbildung kui-z hervorzuheben, die bis zur gänzlichen Reife der Sclerotien bei ihrer weiteren C'ultur eintreten. Es ist uns von früher bekannt, wie die ascogonen Schläuche nicht an allen Punkten im Sclerotium gleichzeitig auskeimen, wie die Keimung in der Mitte zuerst beginnt und von da centrifugal weiter geht. Die ausgewachsenen Stellen bilden folglich in den ersten Stadien nach der Keimung noch vereinzelte Höhlungen, die durch einzelne Zelllagen des sterilen Gewebes Aon einander ge- trennt sind (Taf \, Fig. 25 und 26). Dieses wird nun zunächst verzehrt und die einzelnen Löcher vereinigen sich zu einer einzigen grossen Höhle (Taf. VI, Fig. 34). In ihr liegen die dicken fructificirenden Sprosse, die langsam wachsen und das Nährgewebe nicht direct verzehren, mehr in der Mitte (d\ sie sind nach aussen eingehüllt von den dünnen mycelialen Fäden c\ Diese liegen dem Gewebe (b) direct an, welches sie zu verzehren bestimmt sind. — Das ganze Fadengeflecht er- scheint in einer eigenthümlichen grünlichen Farbe, wenn es in seiner Masse ge- sehen wird. War schon das ganze Sclerotium dem Samen höherer Pflanzen physiologisch vergleichbar, welcher in reichem Eiweiss seinen Embryo birgt, so erhält jetzt der Vergleich Leben und Wahrheit. Wir sehen den Pilzembryo in Wirklichkeit wie einen phanerogamischen Embryo sich fortentwickeln. Er ist, wie dieser in seineu ersten Lebensstadien, Parasit, er verzehrt wie dieser das Eiweiss, ein Gewebe welches ihm von der Mutterpflanze vorsorglich als Nahrung mitgegeben ist. Hier ist diese Nahrung in den Zellen nicht als Fett, Amylum, Zucker, etc. angehäuft ; es sind die verdickten Zellwände selbst der Nährstoff, der Pilz hat seinen Nährvorrath als Zellstofl^, als verdickte Membran, abgelagert'). Da der Zellstoff als solcher nicht als Nahrung dienen kann, wird es nöthig, dass er von Neuem gelöst werde, und diese Lösung besorgen die dünnen mycelialen Fäden so etwa, wie das Scutellum der Gräser die Stärke des Endosperms auch in der Entfernung löst. Es bleibt hier wie dort nur eine Annahme zur Er- klärung des ^'organges offen , dass nämlich die dünnen Fäden und das Scutellum einen Stoff ausscheiden, der die Cellulose oder Amylum zu lösen vermag. ■ 1) Soweit meine Kenntnisse reichen, kommt ein verdicktes liotnartiges Endosperm bei höheren Pflanzen im Samen von Dracaena, Phoenix, Cofl'ea etc. vor. 9 * — 68 ^ Die Lösung und der Verzehr des sterilen Gewebes geschieht nicht ohne eine bemerkenswerthe Nebenerscheinung. Es entstehen am Rande der verzehrten Stellen grosse stattliche Kr y stalle (Taf. VI, Fig. 421 bald in deutlichen be- stimmbaren Formen (b), bald als dicke Drusen (a). Die Krystalle haben ein hellglänzendes Ansehen und eine gelbe Farbe. Es wechseln die regelmässigsten quadratischen Octaeder ,b und c) mit schönen Säulen, daneben sind Combinationen beider und Zwillingskrystalle keine Seltenheit. Sie bestehen, wie die Reactionen ergeben, aus oxalsaurem Kalk. — Die Bildung und Abscheidung dieses Salzes steht mit den Lebensvorgängen im Innern des Sclerotiums im directen Zusammen- hange. Das Kalksalz tritt auf mit der Lösung des Gewebes durch die Wieder- belebung des Pilzembryos, der ascogonen Fäden, seine Menge nimmt zu in dem Maasse, als die Masse des Pilzes sich auf Kosten des gelösten Gewebes vermehrt. Der junge Pilz lebt von dem Gewebe, wie jeder andere Pilz von organischer Masse lebt. Die Vermehrung und das Wachsthum des Pilzes erfordert eine stete Neubildung von Eiweissstoffen aus dem Gewebe des Sclerotiums. Bei diesem Vorgange wird wahrscheinlich Oxalsäui'e von dem Pilze gebildet, iim die hierzu nothwencUge Phosphor- und Schwefelsäure aus vorhandenem Kalksalze abzu- scheiden '). ■ Die Membranen des Sclerotiums (der Inhalt der Zelle ist ja nui* ganz unbedeutend) müssen folglich reich an Kalksalzen sein, die erst bei ihrer Wiederauflösung in der unlöslichen Verbindung als oxalsaures Salz in die Er- scheinung treten. — Die Zahl der Krystalle nimmt nach Verhältniss des verzehrten Gewebes zu und sie gelangen so auf ganz natürlichem W^ege allmälilich in das Innere zwischen die Pilzfaden (Taf. \1, Fig. 34 und 43e). Der Consum des sterilen Gewebes, seine allmähliche Abnahme geht Hand in Hand mit der Fortentwicklung des Pilzes im Innern des Sclerotiums, und diese ist eine für einen Pilz auffallend langsame. Es bedarf ganzer Wochen, um •) Ich verweise hier kurz auf die Darlegungen von G. Holzner, Flora No. '.V?i, 1867, p. 5'20. Entstehung und physiologische Bedeutung des o.xalsauren Kalkes. »Die O-xalsäure ist ein Product der Proteinstoffe, bestimmt den phosphorsauren (und schwefelsauren) Kalk zu zersetzen, während der Kalk die Bestimmung hat, der Pflanze Phosphorsäure zuzuführen. Nach Erfüllung dieser Bestim- mung sind beide für die Pflanze werthlos und schädlich, daher ist von der Natur dafür gesorgt, dass sie vereint ein in organischen Säuren unlösliches Salz bilden, oder auch : Die Pflanze erzeugt deshalb Oxalsäure, weil deren Kalksalz in organischen Säuren unlöslich ist, und somit durch jene die Phosphorsäure (und Schwefelsäure) frei wird.« ^69 — - nur einen Fortschritt zu sehen, zu bemerken, dass das Terrain des Pilzes grösser, die Mächtigkeit des sterilen Gewebes kleiner wird. Wenn der Pilz in peripherischer Richtung fortschreitet, an seinen zahlreichen Spitzen weiterwächst, verblüht er gleichzeitig nach hinten in seinen älteren Theilen. Es reifen die Ascen, sie fallen ab und die Sporen werden frei, indem die Membranen des Ascus sich auflösen'). Wir haben in Folge dessen in älteren Zuständen (Taf. VI, Fig. 43) kein gleichmässiges Fadengetlecht von dicken und dünnen Fäden durcheinander. Dieses befindet sich nur in der Peripherie (c und d), in der Mitte hingegen liegen freie Sporen ij) mit Krystallen (e) gemengt, dann vereinzelte abgefallene hie und da noch verbundene Ascen, deren Membranen in Lösung begriffen sind, daneben nackte Hauptaxen mit den Insertionsstellen der abgefallenen Aeste und zugleich dünne leere myceliale Fäden, die mit den Hauptaxen, denen sie angehörten, be- reits dem Untergange, der Auflösung, entgegen gehen. In kurzem Ausdrucke können wir sagen, der Pilz wächst an seinen Vegetationsspitzen allmählich weiter, während er an älteren Theilen langsam zerfällt. Wenn wir uns dies natürlich vorstellen, folgt daraus, dass der Pilz nun nicht mehr ein organisch zusammenhängendes Ganzes, sondeani eine Summe von Individuen, von Theilen darstellt, so viele als Spitzen vereinzelt sind. Es folgt aber daraus weiter, dass mit dem Absterben der vegetativen Fäden, die wir ja ursprünglich neben und an den dicken ascogonen Fäden entspringen sahen deren neue zur Fortführung der Ernährung erzeugt werden müssen. Dies kann allein an der fortwachsenden Spitze geschehen, nur ist eine morphologisch gesetzmässige Ordnung ihrer zeitlichen und örtlichen Entstehung nicht aufzuiinden. Sie entstehen an der Hauptaxe und wahrscheinlich entweder so, dass ab und zu ein Seitenzweig zu einem mycelialen Faden statt zu einem ascogonen Aste wird, oder dass sie, nach Art der Wurzel- haare ;Rhizoiden) bei Laub- und Lebermoosen, nach Bedürfniss von der Axe hervorgebracht werden. Sieht man gleich aufs deutlichste, dass die dünnen Fäden weiterhin aus den dicken hervorgehen, so ist es doch in dem dichten Gewirr der Verzweigungen an der Hauptaxe, so lange sie bestehen bleiben, schwer möglich den exacten Beweis hierfür zu geben; und später, wenn sie abgefallen sind, gelingt es kaum leichter, weil die gegliederte Hauptaxe bei der leisesten ') Schon 4 bis 0 Wochen nach eingetretener Keimung finden sich reife keimfähige Sporen in den Sclerotien, während hingegen die letzten Asci erst fünf Monate später reife Sporen führen. — 70 — Berülirung, wenn man sie nur schief ansieht, schon zerbricht und namentlich noch die mycelialen Fäden nach Beendigung ihrer Function sehr hinfallig und zerbrechlich sind. Ich habe in der Taf. VI, Fig. 36 und 40 eine Stelle abge- bildet, wo der Ursprung deutlich ist, und Aerweise weiter auf die dicken End- zellen der Taf. VI, Fig. 37, w'ie sie sich an gut präparirten mycelialen Fäden vorfinden und mit welchen sie aller Wahrscheinlichkeit nach in den A'erband der Hauptaxe eingefügt waren. Ich will jedoch für diejenigen, die meine Unter- suchung wiederholen sollten, zu bemerken nicht unterlassen , dass ein sicherer unumstösslicher Beweis des genetischen Zusammenhanges beider Fäden im -vor- gerückten Zustande äusserst schwer zu liefern ist ; Täuschungen über den Ursprung von Pilzfaden liegen überhaupt sehr nahe, ganz besonders in einem Gewirr von Fäden. Natürlich bedarf es für uns des Beweises gar nicht mehr, er ist an anderer Stelle direct geführt und zugleich indirect, in der einfachen Thatsache, dass die ascogonen Schläuche bei der Keimung der Sclerotien allein auswuchsen. Das sterile Gewebe wird schliesslich im Laufe ganzer Monate bis ziu- braun gefärbten Rinde, die, wie wir Avissen, aus 2 — 3 Zelllagen kleiner tangential ge- streckter Zellen besteht, aufgezehrt (Taf. VI, Fig. 44) . Die Rinde selbst (a) die mit ihrer Bräunung eine constitutionelle Veränderung erUtten hat, theilweise ver- korkt ist, Avnd nicht gelöst, sie bleibt als Hülle bestehen, ^^'cnn die Nähr- vorräthe verzehrt sind, lösen sich alle Fäden und Ascen, die noch am Rande vorhanden Avaren, ganz ebenso, wie es im Centrum schon früher geschehen ist. Es bleibt nur die Masse der Sporen (f) bestehen, mit Krystallen (c) vermischt,' von der gelbbraunen Hülle (a) wie von einer festen Blase umschlossen* Trocken geworden, zerreisst im Laufe der Zeit auch die Hülle und Haufen von unzähligen kleineu Sporen Averden in Freiheit gesetzt. Sie besitzen in der Masse eine hell gelbe Farbe und eine sehr regelmässige Gestalt, die unverkennbar an Eurotium erinnert, {de Baiy, Beiträge III. Theil. Eurotium Tafel I und II). Ihre Form (Taf. \TI, Fig. 45a und b) ist länglich nach beiden Enden schnell verschmälert; im Querschnitte (a) rund, sternartig mit kleinen Vorsprüngen versehen. Sie haben eine doppelte Membran, ein dickes reich Aerziertes Exosporium, Avelches aus zAvei Klappen zusammengesetzt ist, die Avie die beiden Mericarpien eines Doldensamens dmxh eine tiefe Fiu-che getrennt sind und je für sich an den Polen in eine feine Sjntze auslaufen (b). Jede Klappe hat auf dem Rücken di'ei oder vier Rippen, die zu Avenig hervorragen, um auch mit den stärksten Systemen — 71 — ihre Zahl sicher angeben zu können. Die Sporen messen in der Länge 0,0050 — 0,0060, in der Breite 0,0040—0,0045 Mm. Die Sclerotien zeigen äussei'lich die beginnende Reife durch eine Aenderung ihrer Farbe an. Sie verlieren den gesättigten braunen Ton, werden wieder heller und schliesslich gelb, ähnlich wie die Sporen. Die Zeitdauer von der Bildung der Sclerotien bis zu ihrer vollkommenen Reife beträgt wechselnd 6 — 8 Monate; die beigefügte Tabelle über die einzelnen Versuche wird das Nähere ergeben. Die kleinsten Sclerotien keimen so gut wie die grossen. Auch die Vorgänge bei verwachsenen Sclerotien ergeben sich von selbst. Ihr steriles Gewebe ist ohne cuticularisirte Zwischenlamelle verschmolzen, ffber aussen ist eine continuirliche Hülle gebildet Taf. III, Fig. 14 und 15 und 17, 2 . Ist das Innere verzehrt imd in Sporen umgewandelt, so bleibt die Hülle allein, den Gesammthohlraum oder vielmehr die Sporenmasse umschliessend, zurück Taf. VI, Fig. 44)'). Wie wir sahen, gelingt die Keimung der Sclei'otien bis zum völligen Reifen ohne jegliche Schwierigkeiten; dies ist nicht immer der Fall und setzt eine Ver- 1) (Fortsetzung der Anmerkung I auf Seite 57). In dem Endresultat der Entwicklung der Sclerotien von Penicillium, in ihrer Umwandlung in einen Fruchtkörper mit Sporen stimmen alle bekannten Sclerotien überein. Die Umwandlung bei diesen vollzieht sich nicht immer, sogar nur selten, innerhalb der ursprünglichen Hülle des Sclerotiums, in den meisten Fällen -wird sie durchbrochen und es wachsen die Fruchtträger der Ascomyceten und Basidiomyceten direct aus den verschiedenen Sclerotien hervor. Nach dem jetzigen Standpunkte unserer Kenntniss sind die Fruchtkörper dieser Gruppen unzweifelhaft als die durch geschlechtliche Zeugung entstandene zweite Generation aufzufassen. Die Fruchtkörper, welche direct aus den Sclerotien hervorgehen, müssen folglich geschlechtlichen Ursprunges sein. Es kann nun, wie mir scheint, nach den für Penicillium bekannten Daten, femer nach der früher hervorgehobenen Uebereinstimmung seiner Sclerotien mit allen anderen (Anmerkung I Seite 57), als im höchsten Grade wahrscheinlich angesehen werden, dass der Geschlechtsact, dem die aus den Sclerotien hervorwachsenden Fruchtkörper ihren Ursprung verdanken, analog wie bei Penicillium vor die Bildung der Sclerotien fällt, dass hiernach alle Scle- rotien gleich diesen geschlechtlichen Ursprunges sind, dass sie Fruchtkörper darstellen im unentwickelten Zustande, an denen der Dauerzustand, der^ früher ihre Bezeichnung als Dauerm j'celium begründete, nicht von wesentlicher Bedeutung, vielmehr nur eine blosse Variation, eine Unterbrechung im Entwicklungsgange der zweiten Generation ist, welche bei einzelnen Gattungen der genannten Gruppen vorkommt. Weitere Untersuchungen, welche mit klarer präciser Fragestellung durch Penicillium nahegelegt sind, müssen diese AVahrscheinlichkeit weiterführen. Bisher sind dem befruchteten ausgewachsenen Ascogon ent- sprechende Organe im Innern der Sclerotien wohl nicht gesehen, aber auf sie war die Frage ja nicht bestimmt gerichtet, sie können übersehen, vielleicht aber auch schwieriger zu sehen sein als bei Penicillium. . — 72 — meidung mancherlei Störungen voraus, die nicht übersehen werden dürfen. Die nächstliegende ist in den Zersetzungen gegeben, die in dem Nährsubstrate, hier dem Brode, auf dem die Sclerotien gewachsen sind, auftreten und sich den Sclerotien selbst mittheilen können. Lässt man nämlich die letzteren zu lange auf dem Substrat, so tritt in ihm durch fremde Pilze eine Art von Gährung und Fäulniss ein, die den Pilz in Mitleidenschaft zieht. Seine Mycelien sterben ab und entwickeln einen abscheulichen Geruch, in dem auch wenig geübte Nasen das als Parfüm der Häringslake bekannte Trimethylamin unterscheiden können, ein Deri\'at des Ammoniaks, welches nach den Untersuchungeii von Wolf und Zimmermann^) absterbende Pilze der verschiedensten Art auszudünsten pflegen. Schon ein Verbleib von wenigen Tagen in solchem Substrat ist ausreichend, den Sclerotien die Keimkraft zu nehmen. Die Zersetzung tritt augenfällig nur im Innern der Sclerotien in den ascogonen Hyphen, nicht in dem grosszelligen Grundgewebe hervor. — Im Anschluss hieran will ich kurz bemerken, dass die Sclerotien einen langen Aufenthalt in Wasser von 14 Tagen, ohne Schaden zu nehmen, ertragen können. Man wird folglich gut thun, die Sclerotien früh vom Substrat zu nehmen und sorgsam zu reinigen auch eher schon, als sie ganz frei geworden sind, da ja, wie wir wissen , zur Nachreife das Mycelium nicht mehr nöthig ist (Taf. III, Fig. 18). In zweiter Linie ist ein zu starkes Austrocknen, ein langes Aufbewahren im trocknen Zustande fül- die Keimkraft verderblich. A'ielfache Versuche nach dieser Richtung ergaben übereinstimmend, dass Sclerotien nach 3 bis 4 monatlichem Trockenzustande nicht mehr auskeimten, dass aber, wenn sie vor dieser Zeit wieder ausgelegt wurden, eine normale Keimung erfolgte. — TSIeine erste Angabe in der vorläufigen Mittheilung ist hiernach zu corrigiren, sie stützte sich auf ^'ersuche mit unzureichendem Material, von dem ich nicht durch vergleichenden Versuch constatirte, dass es überhaupt ausgekeimt ist. Es haben natürlich die Versuche nur Beweiskraft. Avenn sie mit Sclerotien einer C'ultiu' gemacht werden, von denen es gleichzeitig festgestellt wird durch vergleichende Cultur, dass sie gesund und keimfähig sind. Die Masse hierzu nöthigen Materiales fehlte mir aber damals noch in Ermangelung einer Methode, es zu beschaffen. 1) Wolf un& Zimmermann: Botanisclie Zeitung 1S71, No. IS und l'J. Scheiden die Pilze Ammoniak aus? — 73 — Endlich gibt es einen kleinen Pilz, der die Sclerotien befüllt nnd ihre Keimung stört. Seine Sporen sind mehrzellig und von brauner Farbe ; seine Keimschläuche (e,'', die in Taf. \'III, Fig 55 direct auf die Spore (d) zurückgeführt sind, durch- bohren die Membranen der Zellen und verbreiten ein gegliedertes Mycelium, welches freilich auf Querschnitten nur in kurzen Stücken (f) zu sehen ist, durch das ganze Sclerotium, l^eider habe ich den Pilz nicht fructificirend gefunden und ich weiss nicht sicher wie er heisst, wahrscheinlich Pleospora herbarum. Bedürfte es am Schlüsse des zweiten Hauptabschnittes der Arbeit, — in welchem nachgewiesen wurde, dass die gefundenen Sclerotien geschlechtlichen Ursprunges sind, dass sie Fruchtkörper im unentwickelten Zustande darstellen, dass diese aus einem befruchteten, zu Schläuchen ausgewachsenen Ascogon und einem sterilen Gewebe bestehen ; in welchem weiter lückenlos verfolgt wurde, dass bei der Weiterentwicklung, der Auskeimung der Sclerotien, aus den ascogonen Fäden der ascentragende Pilz direct hervorgeht, dass hingegen das sterile Gewebe sich passiv verhält und von diesem als Nahrung verzehrt wird, — bedürfte es, so meine ich, nogli eines diese Angaben ergänzenden Beweises, so könnte er etwa dadurch beigebracht werden, dass der passive Gegensatz zwischen dem sterilen Gewebe und den aviswachsenden ascogonen Fäden, auch noch durch einen zweiten activen verstärkt wird, welcher die physiologische Grundverschiedenheit beider noch mehr hervortreten lässt. Es ist ja denkbar möglich, dass einmal unter be- sonderen abnormalen Verhältnissen bei der Keimung die ascogonen SchläÄche untergehen, dass dagegen das sterile Gewebe, welches sonst verzehrt wird, nicht mit abstirbt, und an günstiger Stelle, eben weil es nun nicht verzehrt wird, austreibt, und dass dies austreibende Gewebe resp. deren Zellen einen ganz anderen Entwicklungsgang nehmen, wie wir ihn von den ascogonen Fäden kennen. Auch an diesem Beweise soll es hier nicht fehlen bleiben. — Legt man Sclerotien, deren Keimkraft in den ascogonen Hyphen durch zu langes Trocken- halten bereits erstorben ist, wieder feucht, so wachsen aus den Rissen, die beim Trocknen entstanden sind, einzelne und bündelweise als Coremium vereinigte un- geschlechtliche Fruchtträger von Penicillium (Taf. VIII, Fig. 53b) hervor. Eine genaue Untersuchung ergiebt, dass sie aus dem Innern und zwar direct aus ein- zelnen sterilen Zellen (c) hervorgegangen sind, die ohne viel Schwierigkeit frei zu präpariren sind. Es vermögen also die sterilen Zellen bei eventueller Wieder- Brefel'l, Botaii. Unter-^UL-hnngcii. 11. 10 — 74 — belebung nichts anders als ungeschlechtliche Conidienträger zu erzeugen. Aehn- liche, nur hie und da auftretende ungeschlechtliche Fruchtträger sind auch bei abnormalen Keimungen anderer Sclerotien z. B. von Botiytis cinerea, {de Bari/, Morphologie und Physiologie der Pilze S. 40) beobachtet worden und dürften wahrscheinlich eine ähnliche Erklärimg finden. Doch Avelchen BeAveis haben wir nun, dass die gefundenen Sclerotien und der aus ihnen gezogene neue Ascomycet zu Peni- cillium gehören? Was kann uns berechtigen anzunehmen, dass Penicillium eine ungeschlechtliche Fortpflanzungsform dieses Ascomyceten ist? Die Antwort ist einfach — nichts. Es fehlt noch der eigentliche wissenschaftliche Beweis, es ist nichts Avie eine Wahrscheinlichkeit geAvonnen, die auf nicht sicherem Grunde steht, die sich allein auf gemeinschaft- liches Vorkommen stützt. Mag diese Wahrscheinlichkeit im speciellen Falle so nahe der Sicherheit stehen, Avie nur möglich, sie bleibt Wahrscheinlichkeit und damit werth- und beAveislos. Eine Arbeit in einer blossen Wahrscheinlichkeit zu verlassen, Avenn ein sicherer Beweis noch irgend möglich ist, Avürde der eigentlichen Idee der vorliegenden Schimmelpilze zuAvider sein. — Wie, in Avelcher Weise ist nun aber der BeAveis zu führen? Es kann allein dadurch geschehen, dass aus einer Spore der zAveiten Generation, also einer Ascusspore, die erste Generation in normalem Kreislauf wiedergcAvonnen Avird. Diese erste Generation ist J^ie geschlechtliche, auf der \\'\x die Sclerotien fanden. Sie ist charakterisirt durch ein INIycelium, (Taf. I, Fig. 3 und 6), welches nach ganz bestimmten Wachsthumsgesetzen wächst und sich verzAveigt, ganz besonders aber dadurch, dass auf diesen Mycelien ausser der geschlechtlichen Fortpflanzung nebenbei un- geschlechtliche Fruchtträger, Propagationsorgane, das bisherige ganz geAvöhnliche Penicilliimi, auftreten. Wir müssen also aus einer Spore ein Penicillium- mycelium mit Fruchtträgern durch Cultur auf Objectträger n in der Art hervorgehen sehen, dass mit einem Blick der Conidienträger von Penicillium auf die ausgekeim te Ascusspore durch das Myce- lium hindurch direct und ganz unzAveifelhaft zurückzuführen ist, nur dann kann von einem unumstösslich sicheren, einem streng Avissenschaftlichen Beweise die Rede sein. Als Culturflüssigkeit für eine Aussaat von Ascussporen Avurde ein beliebiger, klarfiltrirter und Avenig gefärbter Fruchtsaft gewählt, bald ein Decoct von trocknen 75 Backpflaumen, bald ein ausgekochter Auszug von frischen Johannis- oder Stachel- beeren. Die Keimung trat schon nach 18 — 24 Stunden in einer sehr charakte- ristischen, der bekannten Keimung von Eurotiumsporen ähnlichen Weise ein. Gleich im Beginn der Keimung, im Momente der Innern Anschwellung, wurde das Exo.sporium aufgesprengt, ohne jedoch zugleich abgeworfen zu werden. Dieses ist, wie uns bekannt, aus zwei Klappen zusammengesetzt, die in der Mitte durch eine Furche getrennt sind (Taf. VII, Fig. 45b). In eben dieser Furche springt die Membran auf; die damit verbundene Trennung der Membranhälften kann eine voll- ständige oder nur eine einseitige sein (Taf. VII, Fig. 46a und b) . Im ersten Falle (a) weichen die getrennten Hälften rechts und links dem aufschwellenden Endosporium aufsitzend allmählich auseinander; im zweiten Falle (b) quillt aus einem grossen Spalt das Endosporium wie eine Blase hervor. In beiden Fällen bleibt das Exo- sporium, dem Endosporium fest aufsitzend, auf der keimenden Spore zurück imd fällt auch später nicht ab. Dieses ist ein glücklicher Umstand für die Unter- suchung. Das reich verzierte, dicke und darum leicht erkennbare Exosporium ist ein untrügliches Merkmal einer keimenden Ascusspore, welches jede Ver- wechselung mit Conidiensporen ganz unmöglich macht. Aus der geschwollenen Spore wachsen ein oder mehrere Keimschläuche (Taf. VII, Fig. 47) und aus diesen ein Mycelium hervor. Die Gestalt der Fäden dieses Myceliums (Fig. 48), seine Gliederung, sein Wachsthum und seine Verzweigung stimmen so vollkommen mit den Mycelien überein, die aus den Conidiensporen hervor gehen, dass es ganz zwecklos wäre, sie noch einmal zu beschreiben. Am nächsten Tage trat an den Mycelien die Bildung von Conidienträgern ein und damit wäre der Beweis des genetischen Zusammenhanges gegeben. Da aber am letzten Tage die A^er- zweigung des Myceliums vor der Fruchtträgerbildung eine zu reichliche geworden und dadm-ch die Keimspore nicht sicher mit ihrem Exosporium unterschieden werden konnte, so war es immerhin noch denkbar, dass ein gewöhnliches Peni- cillium sich eingeschlichen, die Mycelien in einander gewachsen und dass es eben letzteres sei, welches die Fruchtträger erzeugt habe. Ich machte nun die Nähr- lösung verdünnter, um die zu grosse Ueppigkeit der Mycelien zu hindern; aber hier zeigten die Ascussporen eine erhebliche Abweichung von den gewöhnlichen Conidiensporen, sie keimten gar nicht. Ich überwand diese Schwierigkeiten der Keimung durch Anwendung einer concentrii-ten Culturlösung, die ganz allmählich 10* — 76 — nach eingetretener Keimung verdünnt wurde'). So erhielt ich kleine Mycelien in allen Formen Taf. VIII, Fig. 49 und 50), endlich sogar Fälle, wo ein Keim- schlauch später direct zum Fruchtträger wurde (Taf. VIII, Fig. 51). In den Figuren 49 — 51 sind die verschiedensten Mycelien abgebildet, deren Frucht- träger direct auf die Keimspore (a) zurück verfolgt werden kön- nen; zur besseren Ueberzeugung habe ich das Centrum der Keimspore mit ihren Fäden vergrössert (II) nebengezeichnet. — Zm* Ergänzung der Culturen mit Ascussporen sei weiter noch angeführt, dass ich hunderte von Massenculturen geüiacht habe, wo alle bekannten Erscheinungen wiederkehrten und Sclerotien in grosser Menge gebildet wurden. Die Culturen sind von denen gewöhnlicher Conidiensporen gar nicht zu unterscheiden. Die A.scussporen bewahren ihre Keimkraft sehr lange; nach zwei- jähriger trockner Aufbewahrung der Früchte fanden noch vereinzelte Keimungen statt, während allerdings die meisten Sporen zerfallen waren in zwei Hälften. — Die Conidiensporen verlieren die Keimkraft nach Ij — !{ Jahren, ^'ersuche mit ihnen haben nur Gültigkeit, wenn die Garantie gegeben ist, dass keine frischen Sporen in die Cultur gerathen können'; ich führte sie unter eng absclilies.senden Glocken mit ganz reinen I'tensilien in Zimmern aus, in denen keine oder nahezu keine Sporen verbreitet sein konnten. ') Die Aussaat einer Spore kann trotz ihrer Kleinheit mit grösster Leichtigkeit und voll- kommener Sicherheit ausgeführt werden, wenn man folgender Art verfährt : Man entleert eine reife Frucht von Penicillium und bringt eine beliebige Partie ihrer Sporen in eine klar filtrirte Xahrlösung von Backpflaumendecoct. Man lässt die Cultur, die also mit vüllig reinem Materiale mit jeder möglichen Vorsicht angesetzt ist, einen Tag oder 1-|- Tage in einem vorsichtig bedeckten Uhrglase stehen. In dieser Zeit ist die Keimung der Sporen eingetreten und jede einzelne Spore stellt mit ihrem Keimschlauche ein Object von solcher Grösse dar, dass man es im Gegensatze zu der winzig kleinen Spore mit blossem Auge, jedenfalls aber bei ganz schwacher Vergrösserung deutlich sieht. Man rührt nun die Cultur gut auf und setzt so viel Wasser zu, bis man durch wiederholten Ver- such findet, dass in einem kleinen mit einer flachen Nadel herausgenommenen und auf den Object- träger übertragenen Tröpfchen ein oder zwei Keimlinge enthalten sind. Streicht man das Tröpfchen in die Länge, so kann man leicht den einen durch Abwischen entfernen. Durch weiteren Zusatz von Wasser oder Nährlösung, (je nachdem man grosse Mycelien oder Kümmerlinge erzielen will,) ist der Keimling, ohne bei den Manipulationen die geringste Störung erlitten zu haben, gerade so weiter zu cultiviren, wie sonst die einzelne Spore. In einem kurzen Ausdrucke wird bei diesem Verfahren statt der einzelnen Spore der einzelne junge Keimling aus- gesäet. Es ist überall dort anzuwenden, wo bei der Kleinheit der Sporen die einzelne schwie- riger auszusäen ist, wo dann aber wieder der einzelne grosse Keimling statt dessen ein leicht er- kennbares und unterscheidbares Object abgibt. — Ich werde nächstens in einer kleinen Abhandlung meine Culturmethode bei Pilzen ausführlieh mittheilen. VI. Ergebnisse der Untersuchung. Mit den Cvilturversuchen der Ascussporen ist die ITntersuchung in langsamem Gange zum Ausgangspunkte, zu den ungeschlechtlichen Fruchttrügein mit den C'onidiensporen zurückgeführt. Sie ist zu einem geschlossenen Kreise geworden und somit abgeschlossen. Es bleibt allein noch übrig zu untersuchen , ob es möglich sein wird mit Hülfe der gewonnenen Resultate die Aufgaben zu lösen, die wir uns gestellt haben, ob wir im Stande sein werden, die vier Fragen genügend zu be- antworten, in deren endgültiger Lösung die Arbeit als eine be- endigte anzusehen sein würde. Die erste Frage lautete nach der Au f f i n d u n g der geschlecht- lichen Befruchtung von Fenicillium, nach der aus ihr hervorgehen- den geschlechtlich erzeugten Pflanze mit ihrer ungeschlechtlichen Sporengeneration. — Die Untersuchung ergab die Existenz eines neuen, bisher niemals gesehenen Pilzes. Seine Entwicklungsgeschichte wurde bis auf den ersten Zustand auf einen geschlechtlichen Vorgang zurück- verfolgt, welcher sich der mit Peziza confluens und Eurotium Aspergillus glaucus eröffneten und später in Erysiphe, Ascobolus und Gymnoascus erweiterten Reihe ähnlicher Vorgänge anschliesst. Aus dem befruchteten Ascogon konnte der neu erzeugte Pilz, welcher später in Ascusfrüchten seine unge- schlechtliche Sporengeneration erzeugte, lückenlos hergeleitet werden. Hiermit ist die erste Frage erledigt. — 78 — Unsere zweite Frage war auf etwaige Existenz weiterer Propagations- organe gerichtet, die ausser Penicillium, den lange bekanntfti ungeschlecht- lichen Fruchtträgern, etwa existiren könnten. Die Frage muss aufs bestimm- teste verneint werden. Während dreijähriger Beschäftigung mit dem Pilze, in welcher die Untersuchung mit aller Sorgfalt, in allen erdenklichen Substraten von der einzelnen Spore ausgehend geleitet wurde, fenden sich niemals andere als die bekannten Propagationsorgane auf den Älycelien erster Generation vor. Hiernach sind alle anderweitigen Entdeckungen nach dieser Richtung, welche sämmtlich ohne strenge Avissenschaftliche Methoden geAvonnen sind, mit dem Prädicate »Erfindungen« in den Ruhestand zu versenken. Die beiden ersten Fragen betreffen die wesentlichen Momente der Unter- suchung selbst; sie sind in der Antwort in Küi'ze angegeben. — In den beiden letzten Fragen handelt es sich um die Verwerthung der Resultate für biologische und systematische Zwecke und zwar zunächst in der dritten Frage um den Generationswechsel, die Reihenfolge der Frucht formen von Peni- cillium. — Aus einer Spore der zweiten ungeschlechtlichen Generation, einer Ascusspore (oder einer Propagati ons- einer Conidienspore) entsteht ein grosses Mycelium, welches die Ge- schlechtsorgane trägt, also die erste, die ungeschlechtliche Ge- neration. Mit der Befruchtung beginnt die zweite, es entsteht durch sie die geschlechtlich gezeugte aber ungeschlechtliche Pflanze; der Untergang der ersten ist damit nicht sogleich ver- bunden, vielmehr b 1 e i b t d e r j u n g e E m b r y o , d i e b e g i n n e n d e z w e i t e Generation, mit derMutterpflanze vorerst in directem Zusammen- hange und wird von ihr ernährt. Er wird zugleich von einem Nähr- gewebe, welches sich aus sterilen Fäden bildet, umgeben und dann später als Sclerotium, einem Samen physiologisch ver- gleichbar, von der Mutterpflanze getrennt. Nach kurzem oder längerem Ruhe zustande Aväch st der Embryo, als Parasit von dem um- gebenden Gewebe lebend, zur ungeschlechtlichen Pflanze heran, die mit der Erzeugung von A sc usfr ächten und Ascussporen ihr Dasein beschliesst. Aus jeder Spore dieser zweiten ungeschlecht- lichen Generation geht, wie wir oben sahen, die Geschlechts- generation wieder hervor. — 79 Die Conidienträgcr sind Nebensache in Beziehung auf den Gene- rationswechsel, sie fallen unter den Begriff einer ungeschlechtlichen Vermehrung, die ausser ihm liegt. Dasselbe haben wir auch bei den Zy- gomyceten gefunden, nur sind hier die Propagationsorgane und die zweite Ge- neration nicht wesentlich verschieden, ein Umstand, der ruhig bedacht einer Missdeutung nicht wohl fähig ist'). Penicillium urtterschcidet sich folglich, wie ') Wenn ich mir diese bei den niederen Pilzen mit sehr einfacher Sexuali- tät im Gegensatze zu den höheren Pilzen mit entwickelterer ausgeprägterer Sexualität obwaltenden Verhältnisse bezüglich der ungeschlechtlichen Ver- mehrung und der zweiten geschlechtlich gezeugten aber ungeschlechtlichen Ge- neration natürlich und ungezwungen vorstelle und in dem erste n U rsprunge und der Entwicklung mit einander in Einklang zu bringen versuche, führt mich der Gedankengang zu der Idee, dass ursprünglich die Sexualität zuerst auftrat bei denjenigen Organismen, welche in dieser Vermehrung zu einem bestimmten Höhepunkte vorgeschritten sind. Die Sexualität trat im Anfange schwach und in der einfachsten Weise auf, und wegen dieser schwach ausgeprägten Sexualität kann es nicht gerade auffallend erscheinen, wenn ihr Endresultat nicht wesentlich von der hoch entwickelten ungeschlechtlichen Vermehrung abweicht. Dieser Fall scheint mir noch jetzt bei den Zygomyceten und Oosporeen (Saprolegnien und Peronosporeen) vor- zuliegen. Beide Fortpflanzungsformen bestehen nebeneinander fort, können je nach Umständen beide zugleich oder einzeln an der Pflanze vorkommen ; diese erscheint also hiernach im einen Falle bloss in ungesclilechtlicher Vermehrung, das andere Mal in geschlechtlicher Fortpflanzung. In dem Masse als die sexuelle Diflerenzirung fortschreitet, wird darunter die ursprüngliche hoch ent- wickelte ungeschlechtliche Vermehrung leiden und allmählich ganz unterdrückt werden. Gewisse Anklänge des ersten Falles liegen vielleicht bei den Zygomyceten und Peronosporeen vor. (Bei diesen stellt ja die Bildung von Fruchtträgern mit Sporangien den Höhepunkt ungeschlechtlicher Vermehrung dar, ein Höhepunkt, der bei den Zygomyceten in den Mucorinen, bei den Peronospo- reen in C'ystopus und Peronospora infestans erreicht ist, gegen welchen die Chaetocladiaceen und die meisten Arten der Peronospora in so fern zurückstehen, als hier die Bildung des Sporangiums un- terbleibt, dieses auf eine einfache Conidie reducirt ist). Den zweiten Fall haben wir bei den hoch- entwickelten Pilzen, den Asco- und Basidiomyceten. Hier ist das Product der geschlechtlichen Fort- pflanzung in seiner morphologischen Gliederung erheblich fortgeschritten, und gegen die hier sehr einfache ungeschlechtliche Vermehrung zeigt sich eine sehr hervortretende Verschiedenheit. War früher die ungeschlechtliche Vermehrung ausnahmslose Regel, wird die Regel hier zur Ausnahme : es sind nur mehr vereinzelte Gattungen, welche noch eine ungeschlechtliche Vermehrung besitzen. In welchem Verhältnisse aber steht diese ungeschlechtliche Vermehrung hier bei den höheren Pilzen zu den niederen? Ist sie noch die hochentwickelte wie dort? Gewiss nicht; der Unterschied ist gar bedeutend. Die ungeschlechtliche Vermehrung tritt nebensächlich an den hoch gegliederten Mycelien auf, einzelne beliebige Myceläste gliedern Sporen ab ; w ährend doch im Gegensatze hierzu bei den Zygomyceten und Peronosporeen die ungeschlechtliche Vermehrung als ein Abschluss des Lebens eines ungegliederten oder erst im Momente der Fructification gegliederten Myceliums auftrat. Hier ist der hochentwickelte Fruchtträger das Endresultat der Entwicklung, die damit abschUesst ; dort ist — 80 — auch die Zygomyceten, in Betreff des Generationswechsels in gar nichts von den Thatsachen, wie sie bei Moosen, Gefasskryptogamen und Phanerogamen längst be- kannt sind. Die erste, die geschlechtliche Generation ist von ausnehmender Grösse wie bei den T^aub- und Lebermoosen; die zweite ist klein und lebt parasitisch von einem Nährgewebe, welches sie von der ersten mit empfangt, ohne zur ab- soluten Selbständigkeit zu gelangen, ebenfalls ähnlich wie bei den INIoosen, aber es eine nebensächliche Erscheinung, mit deren längerer Fortdauer freilich auch die Geschlechtsgenera- tion ungeschlechtlich enden kann. Die ungeschlechtliche Vermehrung in dieser Form kann wohl kaum mehr die ursprüngliche natürliche sein, oder ihr verändertes Ueberbleibsel, zwischen beiden ist der Gegensatz zu gross. Ich möchte glauben, dass hier bei den höheren Pilzen die ursprüng- liche Form ungeschlechtlicher Vermehrung nicht mehr existirt, dass sie von der fortschreitenden Sexualität unterdrückt worden ist, und dass die jetzt vereinzelt bekannte ungeschlechtliche Fort- pflanzung nur als eine Anpassung, als ein besonderer Vortheil gelten kann, den vereinzelte Gattun- gen nachträglich gewonnen haben, die sich darum auch vor anderen durch ihre ungeheure Ver- breitung auszeichnen z. B. Penicillium crustaceum und Botrytis cinerea. Freilich werden diese Vortheile ungeschlechtlicher Vermehrung der sexuellen Fortpflanzung entgegenwirken und dies kann bei ihrer fortschreitenden Entwicklung dahin führen, dass sie nur mehr unter besonderen Umstän- den, in besonderen Fällen auftritt; ja es liegt nicht ausser den Grenzen der Möglichkeit, dass schliesslich mit der Zunahme der ungeschlechtlichen Vermehrung, mit zunehmender Abschwächung des Organismus durch sie, die Umstände und Bedingungen in der Natur kaum noch existiren, unter welchen die geschlechtliche Fortpflanzung möglich ist. Bei Penicillium trifft dies zu, hier muss schon die Kunst zu Hülfe kommen, um der übenvuehemden ungeschlechtlichen Vermehrung Einhalt zu thun und die dadurch unterdrückte Sexualität hervortreten zu lassen. Vielleicht gibt es aber auch Fälle, wo die Kunst nicht ausreicht, dies zu bewirken; hier hätten wir dann bei den höchst entwickelten Pilzen dem äusseren Thatbestande nach dasselbe, was oben früher mit dem Eintritte der Sexualität da war : eine ausschliesslich ungeschlechtliche Vermehrung. Doch sind beide Fälle trotz ihrer äusseren Gleichheit in Beziehung auf die Fortpflanzung grundverschieden und leicht auseinander zu halten: In der Gliederung der Mycelien prägt sich die hohe Ent- wicklung der einen, in dem Mangel der Gliederung die niedere Stufe der anderen aus. Hier steht die stark hervortretende ungeschlechtliche Vermehrung im natürlichen Zusammenhange mit schwach ausgeprägter primitiver Sexualität, dort ist sie im Gegentheile eher als nachträgliche Ueberw ucherung schon sehr entwickelter sexueller Dif ferenziru ng anzusehen. — Wie ich schon früher in meinem Aufsatze »Mucor racemosus und Hefe nebst Bemerkungen zur Systematik der Pilze« (Flora No. 25, 1873) angedeu- tet habe, sprechen alle zur Zeit bekannten Thatsachen dafür, dass zwischen den einzelnen Gruppen der niederen Organismen gewaltige Abstände bestehen, grössere wie zwischen den einzelnen Ab- theilungen der höheren Pflanzen : es sind nur Trümmer die uns geblieben sind. Sie liefern nur unzureichende Mittel, den Grad gegenseitiger Verwandtschaft genau zu schätzen, und die bei den einzelnen Gruppen bekannten Einzelheiten vergleichend zu verknüpfen ; die Bestätigung einer alle Gruppen durchlaufenden Idee kann darum kaum anders als mangelhaft sein, sie findet in dem vor- handenen lückenhaften Materiale von selbst die Grenzen. — 81 ^ total entgegengesetzt wie bei den Gefässkryptogamen nnd Phanerogamen, wo die erste Generation klein, bis zum A'ersch winden klein, die zweite von riesenhafter ^Mächtigkeit ist. — Der Pleomorphismus bei Penicillium beschränkt sich auf die Thatsache, dass auf den IVIycelien der ersten Generation auch eine ungeschlecht- liche Vermehrung vorkommt in Fruchtträgern, die den Brutknospen der Moose physiologisch und mori)hologisch gleichwerthig sind. Die Sporen der unge- schlechtlichen Fruchtträger, die in ihrer Reichhaltigkeit eine geschlechtliche Be- fruchtung ganz in den Hintergrund drängen und dadurch den normalen Lebens- gang des Pilzes verdecken können, erzeugen immer nur die erste Generation wieder. Diese kann unbegrenzt immer nur Propagationsorgane tragen , ohne dass die Mycelien geschlechtstüchtig werden. Es lag hiernach die Vermuthung nahe anzunehmen, dass Penicillium, weil man es nicht in Befruchtung fand, wohl erst nach langer Reihe ungeschlechtlicher Generationen endlich einmal zur Ge- schlechtsreife kommen müsse. Nach dieser Annahme, die in gleicher Weise als Aushülfe zur Erklärung einer ausschliesslich ungeschlechtlichen VermehrnYig bei niederen Organismen gelten konnte, wäre allerdings eine ungeschlechtliche Fort- pflanzung in den Generationswechsel eingeschlossen. Sie schwebt aber bei Peni- cillium, wo sie bisher mit mehr Grund als irgendwo gelten konnte, rein in der liUft. Nach den verbesserten C'ulturmethoden , wie ich sie früher angegeben, gelingt es im Gegentheile ohne alle Schwierigkeit den normalen Generations- wechsel herzustellen d. h. Penicillium jedesmal zur geschlechtlichen Fructifica- tion zu bringen. Hierbei treten die C'onidienträger mehr und mehr in den Hintergrund, werden an einzelnen Stellen kaum gebildet, und ich bin fest über- zeugt, dass es noch gelingen wird, sie ganz zu unterdrücken und nur Sclerotien zu bilden, wodurch ihre Nebensächlichkeit zur Evidenz bewiesen wäre. In diesen letzten Thatsachen liegt zugleich die wichtigste Aufgabe verborgen, welche in der Mycologie in nächster Zukunft zu lösen bleibt. Es ist diese: Die Ursachen und Bedingungen zu erforschen, durch die viele Pilze von ihrem natürlichen (Generationswechsel abgehalten Avcrden , oder in einem anderen Ausdrucke, die Bedingungen zu finden, durch welche solche Pilze, die gewöhnlich nur in un- geschlechtlicher Vermehrung vorkommen, zur geschlechtlichen Befruchtung, dem Penicillium gleich, gezwungen werden können. Es wird und muss (Jies ge- lingen. In der Aufgabe »bei unvollständig bekannten Pilzen die zweite Generation Brefeld. PutJ-ii. Uiitei=ui:liuii(;en. U. H — 82 — den eigentlichen Pilz neu zu suchen und zu rinden«',') ist der zeitgemässe Stand- punkt in der Mycologie klar ausgesprochen, er tritt an die Stelle des früheren, der als überwunden gelten kann. Letzterer findet seinen passendsten Ausdruck in einer Periode der Todesstösse, in welcher man die heterogensten Pilze unbe- kümmert um ihre Selbständigkeit in die Pfanne des Plcomorphismus schlug. Die Untersuchung des pleomorphsten Pilzes, -des Mucor Mucedo, in seinen ver- meintlichen vielgestaltigen Fruclitformen hat von Dictyostelium mucoroides an bis zum Penicillium crustaceum incl. nicht bloss keinen neuen Sterbefall, son- dern die Wiedererweckung fünf neuer Pilzgattungen (die Arten ungerechnet) zur Folge gehabt, welche sämmtlich neuen Familien angehören und sogar einer neuen grossen ürup[)e das Leben gaben. Einen Grund für die Annahme eines besonderen Pleomorphismus bei den Pilzen vermag ich nicht einzusehen. Diese Annahme bringt C'omplicationen und Schwierigkeiten in die Wissenschaft, die in Wirklichkeit nicht bestehen ; sie führt zu unrichtigen Auffassungen einfacher Thatsachen und zu Untersuchungen, deren wissenschaftlicher Werth gar keiner ist. Bei allen Pflanzengruppen, bei den Laub- und Lebermoosen, den Gefä.ss- kryptogamen luid Phanerogamen gibt es einzelne Familien, oft nur einzelne Gattungen, Avelche durch eine ungeschlechtliche Vermehrung ausgezeichnet sind. Diese Vermehrung kann neben dem eigentlichen Generationswechsel, den Hof- mekter"^) zuerst richtig erkannt hat, in unregelmässiger oder regelmässiger Weise einhergehen, sie kann aber auch diesen vollständig unterdrückend unter Umstän- den ausschliesslich auftreten. Den Höhepunkt ungeschlechtlicher Vermehrung ') Es kann mit Sicherheit angenommen werden , dass dies bei allen bisher nur in unge- schlechtlicher Vermehrung bekannten l'ilzcn bis zu den niedrigen Formen gelingen wird. Bei den höhern Pilzen mit gegliederten Mycclien sind die grössten Aussichten , hier handelt es sich nur um die Unterdrückung der ungeschlechtlichen Vermehrung ähnlich wie bei l'enicillium ; bei den niederen Pilzen liegen die Umstände wesentlich anders, hier scheint es mir fraglich, ob man durch äussere Hülfsmittel auf die schwach ausgeprägte Sexualität Einfluss axisüben kann, wenigstens ist die Unterdrückung der ungeschlechtlichen Vermehrung, wie mir zahlreiche Versuche zeigten, nicht das einzige Moment, worauf es ankommt. — Wo die Grenze der Sexualität liegt, folglich eine ungeschlechtliche Generation nicht mehr existirt, lässt sich vorläufig mit Sicherheit nicht angeben ; doch ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass eine solche Grenze existirt, dass es unter den niedrigsten Organismen noch solche gibt , welche zur sexuellen Differenzirung nicht vorgeschritten sind (ich verweise hier auf die vorhergehende Anmerkung und den citirten Aufsatz in der Flora). ^) Hofmeister, Vergleichende Untersuchung der Gefässcryptogamen und Gymnospermen. Leip- zig 1851. — 83 — erreicht die Pflanzenwelt bei den Pilzen, dies gilt sowohl in Beziehung auf die Massenhaftigkeit der erzeugten Vermehrungszellen und ihre Verschiedenheit, als auf die Gliederung und Ausbildung der besonderen Organe, der Fruchtträger, an denen sie in den meisten Fällen entstehen. Doch nicht bei allen Pilzen kommt eine ungeschlechtliche Vermehrung vor, sie ist unbekannt bei vielen, den meisten Ascomyceten und Hymenomyceten und bei einigen üredineen ; bei den übrigen ist sie dagegen fast ausnahmslose Kegel. Sie erreicht bei einzelnen, auch den höchst entwickelten Pilzen Avie Penicillium, einen Höhepunkt, dass der nor- male Generationswechsel ganz verschwinden kann , dass er sogar bei vielen Pilzen noch gar nicht bekannt ist. Nur bei wenigen Pilzen ist eine unge- schlechtliche Vermehrung 2 — 3fach verschiedener Art bekannt. Von diesen ist aber gewöhnlich nur eine als wesenfliclier Träger der Vermehrung als Hauptform anzusehen, die anderen sind untergeordnet, gelegentliche Erscheinungen. — Da das Auftreten von Propagationsorganen in so ungeheurer Fülle tiefer störend in den eigentlichen Generationswechsel der Pilze eingreift, hier ganz vorherrschen, dort völlig unterbleiben kann nach Bedingungen, die wahrsclieinlich verschieden und fiir die einzelnen Pilze erst näher festzustellen sind'), so erklärt es sich leicht, dass wir denselben Pilz einmal in ungeschlechtlicher Vermehrung, das andere Mal in geschlechtlicher Forti)llanzung und das dritte Mal nach beiden Richtungen zugleich thätig finden, dass Aveiter ein parasitischer Pilz auf der einen Nähr- pÜanze nur zur ungeschlechtlichen ^'ermeln■ung•, auf der anderen zum normalen Generationswechsel kommt, wie bei den üredineen^). Ehe man die Sexualität * Andeutungen hierüber finden sich in den zwei längeren Anmerkungen der Seite 80 und 81. ^) Es ist hei den Üredineen (Aecidieen) nicht zu bezweifeln, dass die Aecidienfrüchte Pro- ducte geschlechtlicher Befruchtung sind, dass das Mycelium, auf welchem die Aecidien entstehen, die Geschlechtsgeneration, die Aecidien selbst die zweite ungeschlechtliche Generation repräsentiren. Die Uredo und Teleutosporen sind als die den Aecidieen zugehörige ungeschlechtliche Fortpflanzung, als Conidienformen, anzusehen. Sie kommen bei vielen Gattungen vor, fehlen aber bei Endo- phyllum Sempervivi und Endophyllum Euphorbiae. Diese letzteren sind Aeci- dieen mit normalem Generationswechsel. Von den Spermogonien ist es nicht erwiesen, dass sie den Aecidieen zugehören. Spermogonien kommen auch bei anderen Pilzgruppen vor, welche von den Üredineen jedenfalls sehr weit abstehen z. B. den Ascomyceten i Flechten) . Es liegt die Möglichkeit vor, dass sie selbständige Pilze sind, welche als Parasiten auf anderen leben. Es hat mir bis jetzt an Zeit gefehlt, Keimungsversuche mit den Sporen der Spermogonien, deren Keimung bisher Niemandem gelungen ist, zu machen, um auf die hier ausgesprochene Vennuthung hin zu untersuchen. Ein gemeinsames Vorkommen, auch ein gemeinschaftliches Auftreten der II ♦ — 84 — bei den Pilzen und den damit verbundenen Generationswechsel richtig erkannt hatte, hielt man Pilze in bloss ungeschlechtlicher Vermehrung für ganze Pilze, ganze Pflanzen, was sie ebensowenig sind, wie ein brutknospentragendes Leber- moos. Als man dann die eigentliche Fortpflanzung, ohne sie richtig deuten zu können, fand, hatte es den Anschein, als ob zwei grundverschiedene Pilze ge- netisch zusammengehörten , als ob bei den Pilzen etwas ganz besonderes , von allen anderen Pflanzen abweichendes bestünde. Tulasne fand dies zuerst, und seine Entdeckung fällt noch vor die Zeit, wo durch Hofmeister der Generations- wechsel bei höhern Pflanzen bekannt wiu'de und namentlich \or die Zeit, avo de Banfs zahlreiche Untersuchungen eine Sexualität auch bei den Pilzen nach- gewiesen hatten. Sie löst sich jetzt, ebenso wie die dadurch entstandene Dis- harmonie zwischen Pilzen und anderen t'flanzen , zu einer Bestätigung von Thatsachen auf, die von den bei höheren Pflanzen bekannten nicht in der Haupt- sache, sondern niu- in untergeordneten Dingen verschieden sind. Welche s )' s t ein a t i s c h e S t e 1 1 u n g h a b e n w i r n u n dem P e n i c i 1 1 i u m anzuweisen? — Dies ist unsere vierte und letzte Präge. Nach der ungeschlechtlichen zweiten (jeneration, den Ascusfrüchten gehört Penicillium der grös.sten Pilzgruppe, den Ascomyceten, an. Es bleibt die Familie innerhalb der Gruppe zu finden übrig. In der Existenz von ungeschlechtlichen Propagationsorganen, von C'onidien- träo-eni' i^^i^i^^i^ sich Penicillium dem Eurotium Aspergillus, mit dem es weiter in der Gestalt der Geschlechtsorgane grosse Aehnlichkeit hat. Es un- terscheidet sich aber von ihm (Uircb folgende wesentliche Punkte : Erstens da- durch, dass das befruchtete Ascogon sofort mit dem sterilen Gewebe ausAA^chst, was bei Eurotium erst nach ^^ollendung des Peritheciums geschieht; zweitens durch den eingeschobenen Ruhezustand als Sclerotium, der dem Eurotium fehlt; drittens din"ch eine Gliederung der zweiten Generation in einen vegetatiAcn und fructificativen Theil , wie sie an Eurotium unbekannt ist''. Hierdurch ist die Spcrmogonien mit Aecidien nach Aussaaten und Infectionen von keimenden Teleulospoven auf Berberis-Blätter begründet einen genetischen Verband nicht genügend, wie die Untersuchungen von Piptocephalis, C'haetodadium und Mucov Mucedo (Schimmeli)ilze 1. Theil) dargethan haben dürften. ') Diese ülicderung der /weiten Generation, wehlic an die höheren l'flan/.en erinnert, ist liisher liei keinem Pilze gefunden, wird aber wohl wahrscluinlich auch bei anderen höheren — 85 — höhere Entwicklung des Penicillium gegenüber dem Eurotium bestimmt ausge- sprochen. In eben diesen hier hervorgehobenen Momenten zum Theil, vornehm- lich aber in der Structur der Sclerotien und in ihrer Auskeimung erkennen wir bei einem kurzen Ueberblick über die Familien der Ascomyceten sogleich eine frappante Uebereinstimmung von Penicillium mit den 'l'uberaceen. Diese stehen, wenigstens nach einer Richtung hin, gewiss an dem Endpunkte der Ascomyceten, repräsentiren die höchst entwickelten Glieder dieser Gruppe, lieber die EntAvicklung der Trüffeln bis zum sclerotialen Zustande, bis zum Punkte ihrer Auskeimung im Innern, ist nichts bekannt, ein N'ergleich kann also erst an dieser Stelle beginnen. — Wie in dem Bau der Sclerotien von Penicillium unterscheiden wir im Innern einer ausgewachsenen noch nicht ausge- keimten Trüffel, (welche aussen ebenfalls von einem dunklen verändei-ten Randgewebe umgeben ist) zwei wesentlich verschiedene Elemente. Erstens ein wenig gefärbtes Parenchym, dessen Zellen jedoch nicht überall gleich dicht verbunden sind. Einzelne in der übrigen Masse unregelmässig abgeschlossene Partien desselben führen Euft in ihren Intercellularräumen, und durch den Wechsel ganz geschlossenen , dunkleren Parenchyms mit luftführendem , dalier heller er- scheinendem wird das gleichmässige Ansehen in der Farbe des (jewebes gestört, es kommt, zu I^olge der Anordnung beider zu einander, ein Bild heraus, in wel- cliem dunklere anastomosirende Adern eine hellere Grundmasse zu durchziehen scheinen. Diesem nur der Farbe nach verschieden scheinenden, in Wirklich- keit sonst fast gleichmässigen Grundgewebe liegen als zweites Element, auf dünnen Durchschnitten leicht erkennbar, dunkel gefärbte Hyphen eingebettet. Sie folgen, oft strangweise zusammenliegend, dem Verlaufe des luftfreien Grund- gewebes und bestehen aus Fäden von dunkler gelbbrauner Farbe, welche man in guten Präparaten oft über weite Strecken in ziemlich geradem \'erlaufe unter- scheiden kann. In den besten Zuständen, welche ich an Tuber rufum zu sehen Gelegenheit liatte, welche alier immer schon an einzelnen Stellen Auskeimung und Sporenbildung zeigten , waren die dunklen Hyphen durch Scheidewände in Pilzen vorkommen. Sie wird vielleiclit füi' die Erkläruno; der Lebensweise ausdauernder Frucht- körper von Pilzen einige Anhaltspunkte geben, die ja viele Jahre hindurch wachsen, doch wohl kaum anders als durch selbständige Ernährung ohne Mitwirkung der Mycelien der Geschlechts- generation. — 86 — längliche Zellen getheilt. Sie bilden ein continiiirliches Schlauch System, welches den ganzen riesigen Fruchtkörper der Tuberaceen dui'chzieht. Diese Hyphenzüge sind bereits Aon YittmUni gesehen worden und von ihm als venae internae, lineae obscuriores bezeichnet. Tnkisne betont sie später ausdrücklich, vorzugsweise ihre Beziehungen zur Sporenbildung; ich theile die betreffende Stelle unten in der Anmerkung mit ') . Bei der Auskeimung der Trüffeln wachsen nur die einzelnen Zellen der dunklen Fäden aus, verzehren hierbei das umgebende Grundgewebe und bilden seitlich Ascen mit Sporen. Der Prozess der Keimung und die weitere Entwicklung bis zur Keife geht bei hinreichender Feuchtigkeit im Boden vor sich (natürlich ohne jede Ernährung von Aussen) und nimmt bis zum völligen Verzehr des Grundgewebes, bis zur Umwandlung des ganzen Innern in eine dunkle Masse von Sporen, Monate in Anspruch. — Diese Verhältnisse der Structur, der Aus- keimung und Reifung der Trüffeln entsprechen durchaus den bei Penicillium gefundenen Thatsachen, die ungekeimte Trüffel entspricht dem Sclero- tium, die gereifte Frucht den reifen Fruchtkörpern von Penicillium. liier wie dort geht die Umwandlung von Sclerotium in Fruchtkörper aiisschliess- lich im Innern ohne äusscrlich wahrnehmbare wesentliche Veränderungen vor sich. — l'eber den l^rsprung und die erste Entwicklung der Trüffeln ist der Schlüssel in Penicillium gegeben. Sie entstehen ohne Zweifel auf Mycelien erster Generation durch geschlechtlichen Vorgang, sind also die zweite ungeschlecht- liche Generation; die Mycelien erster Generation gehen mit dem vollendeten AVachsthume der Trüffeln zu Grunde wie bei Penicillium, ihre Existenz fallt vor die Ausbildung der 'irüffeln, nach deren Vollendung sie nicht mehr zu finden sind. Wir haben hiernach in Penicillium einen Pilz gefunden, der abgesehen von seinen morphologischen und biologischen Details für sich , in diesen zugleicli Licht verbreitet über eine (iruppe von Pilzen, die wie die Tuberaceen, bisher ') Tulasne, Champignons hypoges p. 35: Etudiees a. l'aide du microscope compose, les lignes humides et cohjrees dont nous parlons presentent ä peu pres Li meme texture quo le reste du parenchyme dont elles l'ont partie. I^es cellules de Irtir tissu sont cependant plus allongees. lies lignes (au mieux les minces couches dont elles representent l'epaisseur) ne contiennent jamais de sporanges ; mais. bicn differentes en eela des veines aeiiftres, elles engendvent ces organes sur leurs deux i'aces et conduisent Sans doute jusqu' a eux les liquides nouiriciers qui viennent du dehors. . — 87 — wenig gekannt und, weil es an den richtigen Angriffspunkten füi" eine Unter- suchung fehlte, auch wenig untersucht sind. Bevor nun weitere Untersuchungen vorliegen , reichen die vorhandenen Kenntnisse bei den Tuberaceen nicht aus, dem Penicillium einen bestimmten Anknüpfungspunkt auszumitteln. Bei Ela- phömyces Leveillei bildet Tulasne^) dem Penicillium so ähnliche dicke ascen- tragende und dünne myceliale Fäden ab, dass man unwillkiLrlich an nahe ver-, wandtschaftliche Beziehungen beider Pilze erinnert wird. Ich möchte desshalb nach dem gegenwärtigen Standpunkt unserer Kenntniss der Tubera- ceen, nach den nahen Beziehungen von Penicillium zu diesen, speciell zur Gattung Ela])homyces, anderseits nach manchen Uebereinstim- mungen mit Eurotium, Penicillium als Verbindungsglied ansehen, welches die Erysiphcen, wenn man Eurotium zu diesen rechnet, an die Tuberaceen anschliesst, und diese mit den übrigen Gliedern der Ascomyceten natürlich verbindet'^). ') Tuhsne, Champignons hypoges, Taf. XIX, III. ''■) Auch für die Basidiomycetcn, speciell die Gastromyceten und deren Verwandten dürfte in der Entwicklungsgeschichte von Penicillium Idee und Anregung für die Aufnahme neuer Unter- suchungen gegeben sein, vornehmlich in dem Umstände, dass bei Penicillium mit der Befruchtung das Ascogon sofort auswächst, und eine Verbindung mit dem umgebenden sterilen Gewebe eingeht. Bei Penicillium war die Untersuchung nur allein möglich, weil bei den reifen Sclerotien in den Gruppen und Strängen kleinzelligen Gewebes die ascogonen Fäden vom sterilen Gewebe unter- scheidbar waren und so nach vorwärts und rückwärts verfolgt werden konnten. Ob diese Unter- scheidung aber überall möglich Ist und vom Beginn der Bildung des Fruchtkörpers bis zu Ende verfolgt werden kann, muss im speciellen Falle die TTntersuchung ergeben. Eben diese Unter- scheidung zweier verschiedener Hyphenelemento in einem heranwachsenden Fruchtkörper muss in erster Linie beobachtet werden und es dürfte, wenn in einem Falle, wie hier bei Penicillium, die Untersuchung zu Ende geführt ist, genügen, in anderen die Verschiedenheit der beiden den Frucht- träger constituirenden Hyphen soweit zu erweisen , dass aus den einen die sporenabschnürenden Basidien direct hei-^-orgehen, die anderen bei der Sporenbildung nicht betheiligt sind. Es liegt aber auch nicht ausser dem Bereiche der Möglichkeit, dass an der Bildung der grossen Fruchtkörper der Hymenomyceten ein steriles Geflecht vom Mycelium der Geschlechtsgenefation nicht betheiligt ist, dass vielmehr der Fruchtkörper sich ausschliesslich aus der befruchteten weib- lichen Zelle bildet. Diese kann ja vielleicht bis zu einem bestimmten Punkte vom mütterlichen Organismus ernährt werden und sich dann später durchaus selbständig weiter entwickeln. Wäre dies der Fall, so stellte der Fruchtkörper der Hymenomyceten die zweite Generation in Form einer selbständigen mächtigen Pflanze dar, wie wir sie bei den Gefässcryptogamen aus der Eizelle des Archegoniums, bei den Phanerogamen aus dem Keimbläschen des Embryosackes hervorgehen sehen. Wir hätten dann bei den Pilzen eine Reihe von Organismen, in welcher sich die Grössenverhält- — 88 — Selbstverständlicli kann der hier neu gegründete Ascomycet keinen neuen Namen bekommen. ]Jas bisherige »Penicillium« reicht vollkommen aus. Das frühere Penicillium, die ungeschlechtlichen Fruchtträger, sind die Conidienform des jetzt gefundenen eigentlichen Penicilliums. Es ist ein Missbrauch , wenn jedes Stück eines Pilzes einen Namen führt wie ein ganzer Pilz, aber dem er- , erbten Uebel ist leider nicht mehr abzuhelfen. In der grossen Aehnlichkeit und Uebereinstimmung mit Elaphomyces und Tuber, den specifisch unterirdischen Pilzen, war der Gedanke nahegelegt, dass am Ende auch Penicillium seiner Natur nach ein unterirdischer Pilz sein möchte, der im Laufe der Zeit sich oberirdisch acclimatisirt hat in der Weise, dass an die Stelle geschlechtlicher Fortpflanzung eine massenhafte unge- schlechtliche Vermehrung trat, die bei den Tuberaceen bis jetzt nicht bekannt ist. Ich machte zu dem Ende noch eine lleihe neuer Culturen in Erde von verschiedener Beschaffenheit, oder vielmehr ich vergrub Aussaaten (C'ulturen) von Penicillium auf Brod in Erde. Die Culturen waren vom besten Erfolge begleitet und machen es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass Penicillium vor- zugsweise unterirdisch zu normaler Fructification kommt. I n der Erde ist ja auch der Sauerstoft'zutritt geringer wie an der freien Luft, die dort obwaltenden Verhältnisse stimmen also mit denen überein, welche ich in allmählicher \'er- besserung der Culturmethoden zur Bildung der Sclerotien herstellte. Noch weiter spricht für Penicillium als unterirdischen Pilz, dass die Sclerotien gegen Feuch- tigkeit wenig empfindlich sind, dass sie jedoch durch längeres Liegen an der Luft, durch zu starkes Austrocknen verderben. Bis jetzt habe ich übrigens Penicillium-Sclerotien auch unter der Erde im Freien nicht finden können; sie sind zu klein, um leicht gesehen zu werden. nisse der Geschlechtsgencration und der ungeschlechtlichen Generation in iilinlicher Weise von An- fang zu Ende umkehren, wie dies von den Moosen zu den Get'ässcryptogamen hinauf der Fall ist. Die hohe morphologische Gliederung der FrxHhtkörjicr der Hymenomyceten, namentlich die That- sache, dass es perennirende Hutpilze gibt , die jährlich an Dimensionen zunehmen, die sich doch höchst wahrscheinlich ganz selbständig ohne weitere Mitwirkung der Geschlechtsgeneration ernäliren, sind Umstände, welche mit der hier kurz angedeuteten Idee nicht im Widerspruche stehen; we- nigstens möchte ich glauben, dass bei einer eingeherrden Untersuchung der Entwicklung des Basidio- myceten-Fruchtkörpers , die gewiss die nächste und wichtigste Aufgabe in der Mycologie ist, die Möglichkeit solcher Verhältnisse nicht ausser Acht zu lassen ist. — 89 CD CS 3 CS bc C 3 ö ■1^ ;j rf c ü 09 3 tH o > ; -O o 0» J3 ■-^ w o r •rH GJ ;h ,i3 Ca 1—4 1— 1 i 3 Sil (U 1 . ,Q 'o F! eö C H 0) p-l e o In der Cultur ni cht ge- lungen. > o TS -^ o Vollkommene Reife der Slerotien am : 1^ 1873 >< ►— t bJO -^ Cultur unterbrochen am : *-5 1872 1873 ^ tE — iOlßiOO^H ^- -H-^*^,— SSr-ltC Beginn der Keimung der Sclerotien , am : •-5 1872 1873 1S72 1873 1872 1873 o > >y,-' t— 1 1—* X E:^< 1 II 1 l>— ( \^ 1! 1 1- Pi- :o — CS ^ CS ^ — Gesammt- menge der gebildeten Sclerotien co" CO 'M CS cs.-^r^oco'M »o CS ro »o CS -^ rr" ro*" ^'' CS '5"*" o" cT iß" — CS »-^ ^ ^ Das Brod zur Ge- winnung der Scle- rotien geschlemmt am : QO 1 1 1872 1873 C 1— ( >\ ^>^ 1 M 1 ^ X >< - CS - C1 "-i-^-MGOCS-^ O -^ -H Iß Aussaat von Coni- dien- oder Ascus- sporen auf Brod am : 1 1^ QO 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 i o 3 1— 1 > ^ S^ 1 M 1 >< 1 >^ ^ o Ci "^'^ »^ ^ ^t (TI >/:■ *^ C' ci »n o CO CS yD c-i -HT-iC^CSCSCC T-< T-* CS TS Ö 3 c OJ ri c / Tafl. 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