r UNTERSUrilUNGEN AUS DEM GESAM.MTGEBIETE DER MYKOLOGIE. FORTSETZUNG DP:R SCHBIMEL- UXÜ IIEFENPILZE VON D^ OSCAR BREFELD. XIII. Heft: Brandpilze (Hemibasidii) IV". (Fortsetzung des V., XI. iiiul XII. Heftes.) Inhalt: 0. Brefeld, R. Faick, Die Blüteninfektion bei den Brandpilzen und die natürliche Verbreitung der Brandkrankheiten. Mit 3 LichtdrucklalelM. —a^» MUNSTER i. W. COMMISSIONS-VEKLAG VON HEINRICH SCHÖNINGH. l^ 1905. J fe^ ^SE Die Inhaltsangabc der 12 ersten Hefte dieses Werkes befindet sieb auf der letzten Seite des Umschlages, -^m Ü^TEßSUi^HUNGEN AIS DEM GESAMMTGEBIETE DER MYKOLOGIE. FORTSETZUNG DER SCHIMMEL- UND HEFENPILZE. VON D'< OSCAR BREFELD. XTII. Heft: Brandpilze (Hemibasidii) IV. (Fortsetzung des V., XI. und X[I. Heftes.) Inhalt: 0. Brefeld, R. Faick, Die Blüleninfektion bei den Brandpilzen und die natürliclie Verbreitung der Brandl) 1. c. Text u. ALLild. des V. Bandes. — 16 — Methoden der Blütheninfection. Zui" Ausführung der Infections versuche war es nun nothwendig, diejenige Methode ausfindig zu machen, die der natürlichen Bestäubung am nächsten kommt, also die Erscheinungen in der Natur so nachzuahmen, dass die leicht verstäubbaren Brandsporen aus den Brandlagern in die BlUthen der Ge- ti'eideformen mit möglichster Sicherheit hineingelangen, ohne aber Störungen zu verursachen. Dabei ist ganz besonders zu beachten, dass der Zeitjjunkt genau abgepasst wird, in welchem die Blüthen des zu inficirenden Getreides am wei- testen geöffnet sind und so für das Einblasen der Brandsporen die günstigsten Vorbedingungen einfällt sind. Die ßlütheninfectionen konnten natürlich nur bei ti'ockeuem, am besten sonnigem Wetter ausgeführt werden, weini die Nährpflanzen trocken und die Sporen des Flugbi'andes leicht verstäubbar sind. Nach ver- schiedenartig angestellten Voi*v ersuchen wurde ein Ballon von starkem Gummi und von greeiffneter Grösse zum Einblasen verwendet. In diesen wurden die brandigen Blüthenstände hineingebracht und die Oeffnung mit einem Einsatz verschlossen, der in ein Rohr mit zutreffender Oeffnung auslief. Vorausgegangene Proben erwiesen, dass die Brandsporen in dieser Art aus dem Ballon in aus- reichender Menge in feinster Vertheilung und mit veidiältnissmässiger Energie verti'ieben werden konnten. Die zu inficirenden Aehren oder Rispen wurden nun in einen Cylinder, dessen untere Mündung nnit einem Wattestopfeu lose ver- schlossen wm*de, eingeführt, und die Sporen v(jn oben lier wirksam eingeblasen. Nach kui'zer Pause, während welcher das Absetzen der Sporen erfolgen konnte, wurden die Aehren wieder aus dem Cylinder befreit. Nachträgliche Proben aus den so inficirten Aehren ergaben, dass bei dieser Art der Infection die Brand- sporen thatsächlich in die Blüthen eingeführt waren, soweit der jeweilige Zustand der einzehien Blüthen das Eindnngen gestattete. Natüi-lich ist die Zahl der Blüthen einer Aehre, die zm* gleichen Zeit geöffnet sind und das Eindringen ermöglichen, nur eine je nach den Umständen mehr oder weniger beschränkte. Die Blüthen einer Aehre blühen nicht gleichzeitig auf; gewöhnlich sind sie in der Mitte der Aehre am weitesten vorgeschritten, während die an der Basis und an der S[)itze befindlichen Blüthen erst später im Aufblühen sich anschliessen. Hieraus erkläit es sich, dass bei einer einmaligen Infection durch Einblasen der Sporen immer nur ein entsprechender Theil der Blüthen einer Aehre wirksam inficirt werden kann. Dementsprechend ist eine Infection, welche über einen — 17 — gewissen Pi'ocentsatz hiiiausgelit, hier von vorne herein nicht zu erwarten. Es hatte keinen Vortheil, die lufectioneu mit den einzelnen Aehren mehmials zu wiederholen, da iuniicrliiii Störungen in der nonnalen Entwicklung der Blüthen durch das Verfahren unvermeidlich herbeigefiihrt werden können. In der Natur sind ftir die Bestäubung die Verhältnisse unverhältnissmässig glücklichere. Die brandigen Pflanzen, welche im Getreidefelde stehen, verstäuben ihre Bran(is])()ren bei genügender Luftbewegung nicht einmal, sondern stetig in der ganzen Zeit, in welcher die Blüthen der umgebenden Aehren nacheinander autblühen. Hiernach muss sich die Wahrscheinlichkeit der Infection der benach- barten gesunden Pflanzen um ein erhebliches steigern im Vergleich zu der be- schriebenen Bestäubvmg in (jylindern. Zu den Störungen, welche in der Natur bei den Infectionen eintreten können, gehört nun vorzugsweise der Regen, also nasses Wetter, welches den Flugbrand seiner natürlichen Bestimmuug entzieht und die Brandsporen auf das Erdreich abführt, wo sie für die Blütheninfection verloren sind. Ebenso kann aber auch zu ti'ockenes und zu warmes Wetter, welches die Entwicklung und Reifung der Fruchtkörner zu sehr beschleunigt, ftir die Infection ungünstig sein. Die Sporenkeimmig hat zudem immer eine ausreichende Feuchtigkeit zur Voraussetzung. Für diese Art der Infection, welche in Glascylindern von erprobter Weite mit Hilfe des beschriebenen Verstäubungsapparates ausgeführt wurde, soll in der Folge der Kürze halber die Bezeichnung „Cy linder infection" eingesetzt werden. Eine zweite Art der Infection, welche sich mit der erst angefülu"ten, möghchst natürlichen ergänzt, ist die Infection durch künstliche Einführung von Brandsporen in die einzelnen Blüthen, die sich eben zum Blühen geöffnet haben, oder zum Blühen anschicken. Diese Art der Infection durch künstliche Einführung von Brandsporen in die einzelnen Blüthen bedeutet natürlich einen mehr oder weniger gewaltsamen Eingriff in diese. Die Bi'andsporen wurden am zweckmässigsten mit Hilfe eines feinen Pinsels in das Innere der Blüthen auf Narbe und Fruchtknoten übertragen. Zur Ausführung dieser Infection sind möglichst geschickte Hände erforderlich, welche die Blüthe auch bei etwas weiterem Oefl'nen nicht schädigen mid die Brandsporen mit Hilfe des Pinsels leicht und sicher in das Innere der Blüthe auf Narben und Fruchtknoten über- ti'agen. Wir haben hier mit Vortheil geschickte Damenhände verwendet, welche nach einiger Vorübung die Manipulation der Infection mit relativer Zartheit und Breteld, notjin. Untsrsnchangen, XIII. 3 — 18 — Sichei'heit ausfülirten. Die lufection ist hier, da sie in den einzelnen BlUtlien ausgefiihrt wird, eine sicherere als bei den Cylinderinfectionen und die Resiütate können noch weiter dadurch gesichert werden, dass alle nichtiniiciiten ßlüthen emer Aehre abgeschnitten imd entfernt werden. Geschieht dies mit grösster Sorgfalt und mit Geschick, so ist anzmiehmen, dass jede BlUthe inficirt sein muss, und das jeder Fruchtknoten von den Infectionskeimen befallen wird. Es kommen aber auch hier eine Reihe von Fehlerquellen mit zur Geltmig, die ebenso natürliche wie naheliegende sind. Werden einzelne Blüthen bei der Infection überschlagen, so ist damit eine für den spätem Frocentsatz an brandigen Pflanzen ziemlich beti-ächtliche Fehlerquelle gegeben, da immer niu* eine beschränkte Anzahl von ßlüthen einer Aehre gleichzeitig inticirbar sind; werden nicht alle Blüthen, die nicht inficirt sind, entfernt, so ist die zweite Fehlerquelle hierm gegeben. Natürlich kommen auch bei dieser Infectionsform die secundären Momente als Störungen in Betracht, die schon bei der Cylinderinfection an- geführt wurden. Es geht aus diesen Darlegmigeu von selbst hervor, dass auch bei der In- fection der Einzelblüthen das Resiiltat nur in glücklichen Fällen ein vollständiges sein kann, und dass bei allen den Versuchen, wo Fehlerquellen sich eingeschlichen haben, ein entsprechender Ausfall sich zeigen miiss. Jedenfalls sind die Infec- tionen der einzehien Blüthen uuverhältnissmässig sicherer imd ausgiebiger als die der Cylinderinfectionen, wemi sie auch gegen diese zurückstehen in der Art der künstlichen Einfühining der Sporen, welche hier für die Infection eingesetzt ist. Für bas Gehngen der Blüthen- und Cylinderinfectionen ist noch ein weiterer Umstand von besonderem Werthe. Dieser ist in der Frische des Infec- tionsmaterials gegeben, welches in jedem Falle unmittelbar von den Feldern entnommen imd für die Infection der Pflanzen möglichst desselben Feldes ver- wendet werden muss. Es ist wohl zweifellos, dass die IMethoden der Infectionen, welche hier an- gewendet sind, noch weitere mad feinere Verbesserungen erfahren können. Die nachfolgend mitgetheilten Erfolge beweisen aber, dass sie zuverlässig sind und einen relativ hohen Grad von Wirksamkeit bereits garantii'en. Neben den Infectionen in den Blüthen müssen nun aber auch Infec- tionen an dem jungen Saatgut auf demselben Versuchsfelde eingeleitet werden. Wie man früher inthümlich memte, dass die Infection nui* an den jungen Keimlingen des Saatgutes erfolgen könne, so würde es auch jetzt eme — 19 — iiTthUuiliche Auffassung seiii, wenn wir hätten annehmen wollen, dass bei unseren Versuchspflanzen die Blütheninfection die alleinig wirksame sei. Es sind eben die beiileii JMöglichkeiten der Infection im Auge zu behalten: ehmial die Infec- tiuH an jungen Keimlingen, das zweite Mal in der Biüthe, und es ist sehr wohl möy-lich, dass bei denselben Pflanzen beide Infectionsformen nebeneinander be- stehen können. Es fragt sich dann, welche von den beiden im speciellen Falle die wii'ksamere ist. Daneben ist der dritte Fall möglich, dass nur eine von den beiden Infectionsformen allein besteht, entweder die an den Keimlingen oder die an der Blüthe. Die zur Ergänzung und zum Vergleiche eingeleiteten Infections- versuche an den jungen Keimlingen können nicht in derselben Jahi'eszeit im Sdiiiiiier gemacht werden, wie die BlUtheninfectionen und für sie treffen die gleich srünstiffen Umstände in der Keimfähigfkeit des fi'ischen Brandmaterials nicht mehr zu. Es wird nothwendig, diese Versuche im Frühjahr zu machen mit den Brand- sporen, welche im vorausgegangenen Sommer auf den Feldern geerntet worden sind, und weiter mit den Geti'eidekömem, welche den gleichen, aber brandfreien Feldern entnommen sind. Die Einsammlung dieses S p o r e n m at e r i a 1 s , welches bis zum nächsten Frülijahr ft'isch und unbeschädigt bleiben muss, ist keine leichte. Die Brand- lager werden unvermeidhch bis zur Sporenreife durch die Luft verunreinigt, sie werden von zufällig einti'etendem Regen nachtheilig beeinflusst und namentlich kommen Insecten hinzu, welche in die Brandlager einkriechen, die Sporen fressen und womöglich dort ihre Eier ableg-en. Ein Brandmaterial, welches ohne besondere Vorsicht aus den befallenen Blüthenständen des Getreides eingesammelt wird, ist im nächsten Fiühjahr durch Wuniifrass mit Sicherheit geschädigt, oft sogar unbrauchbar gemacht. Es bedarf ganz besonderer Vorsichtsmassregehi und ganz eigenartiger methodischer Hilfsmittel, um das Brandmaterial im SoTumer in ausreichender Menge rein zu gewinnen, so dass es gegen alle schädigenden Einflüsse gesichert ist. Aus den langen Versuchsreihen hat sich folgende Methode zur Gewinnung reinen Brandmaterials für die Infection im Frühjahr am besten bewäkrt: Es wird das Sporenmaterial bald nach dem Aufbrechen der Brandlager, ehe noch schädigende Einflüsse sich geltend gemacht haben, m genügender Menore einfjesammelt und acht Tagfe an einem trockenen Orte aufbewahrt. Dami werden die Brandsporen durch ein feines Messingsieb, welches nur die Sjjoren dm-chlässt, auf weisses Papier vorsichtig abgesiebt und die auf deux Siebe bleibenden Rückstände beseitigt. Die Erfahrung hat ergeben, dass das so aus- 3* — 20 — gesiebte Brandmaterial in pulveriger, trockner Form bis zmn nächsten Frühjahr so gut wie möglich einhalten bleibt, und dass namentlich kein Insectenfrass in den Bx-andsporen eintritt. Die gesiebten Sporen werden vorsichtiger Weise in eine grössere Anzahl von kleinen Kolben mit flachem Boden gebracht, welche nicht mehr wie zum vierten bis fünften Theile von den Sporen angefüllt sind. Der weite Hals wird mit sterilisirtem festen Papier vorsichtig verschlossen imd die Sporen werden an einem kühlen trockenen Ort während der Dauer des Winters aufgehoben. Die EinfUUimg der Sporen in viele kleine Kolben bietet den Voi'theil, dass, wenn in dem einen Kölbchen ein schädlicher Einfluss sich zeigt, die übrigen Sporen geschützt bleiben. Thatsächlich hat sich in dieser Form das zur Infection von Samenkeimlingen zu verwendende Älaterial in jedem Falle geschützt erwiesen, so dass es in dem möghchsten Zustande der Frische ver- wendet wei'den komite. Kurz vor der Verwendung der Sporen im Frühjahr wm'den diese in reines Wasser gebracht und auf der Centi-ifuge 5 bis 6 mal ab- geschlemmt. Die schnell sich absetzenden Sporen erwiesen sich schliesslich als nahezu vollkommen rein, und es liessen sich mit diesen Sporen Kulturen in Nährlösung herstellen, die während der Dauer der Kultur Veninreinigungen kaum zeigten. Die Behandlung der Sporen in dieser Fonn hat noch den Vor- theil, dass sie durch den eintägigen Aufenthalt im Wasser, wie er zur Reinigimg der Sporen nothwendig ist, zur Keimung so günstig wie möglich vorbereitet werden, und dass die Sporen, wenn sie dann in verdlmnter Kährlösung auf die in- zwischen vorbereiteten Samenkeimliuge aufgeblasen werden, ohne Zeitverlust in den angeblasenen Tröpfchen keimen und direct eindi-ingen können. Es ist nicht so vortheilhaft, für diese Art der Lifection an den Keimlingen die Conidien zu ver- wenden, welche in der Sporenkeimung auftreten und sich in unendlicher Sprossung in der Nähi-lösung vermehren. Es ist müheloser und im Erfolg noch sicherer die Infection statt mit den Conidien mit den Brandsporen selbst auszuführen, wenn sie für ihi-e unmittelbare Keimung in der angedeuteten Weise vorbereitet sind. Die Anwendung der Brandsporen zu der Infection wii'd sogar zur Nothwendigkeit, wenn bei der Sporenkeimung gar keine Conidien auftreten. Man ist dann, wie es bei den Brandsporen der Gerste mid des Weizens zutrifft, auf die Verwendung der Sporen allein angewiesen. Dasselbe Sporenmaterial, welches zum Anspi-ühen der Keimlinge Ver- wendung fand, wurde nun in einem weiteren zweiten Falle verwendet, um die beste Composterde reichlich zu inficiren. Diese Erde wiu-de in einem — 21 - dritten Falle mit Pferd erllmger versetzt. Die Sporen wurden mit einem Pulvei'isator reiclilicli angeblasen mid eingemischt und dann die so inficirte Erde zur Ueberdeckung der ausgelegten Getreidekörner verwendet. Unabhängig von diesen drei Fällen wurden in einem vierten Falle die Getreidekörner in ti-ocknem Zustande mit trocknen Brandsporen angeschüttelt und dann im Erdreiche ausgelegt. Die Blütheninfection beim Weizen. Wir können uns jetzt den Versuchen und ihren Ergebnissen im Engeren zuwenden, welche wir in den letzten 4 Jahren mit den Formen des Flugbrandes zunächt angfestellt haben. Wir beo;innen mit den Versuchen der Infection bei dem Weizen mid seinem zugehörigen Flugbrande, den Rosti'up Ustilago tritici genannt hat. Für die Blütheninfection ist der Weizen eine gut geeignete Versuchs]:)flanze. Die Blüthen des Weizens öffnen sich bei den einzelnen Formen natürlich verschieden weit, so dass aber zumeist die Staubfäden frei nach aussen treten, imd die zwischen den Spelzen gebildeten Oeffriungen und Ritzen weit genug sind, um die Infection durch die Sporen zuzulassen. Für die Infection der EinzelblUthe bedarf es nur einer geringen Nachhilfe, um die Bi-andsporen mit dem Pinsel einfuhren zu können. Es wurde stets darauf Bedacht genommen, dass eine grössere Anzahl von Sporen in die Blüthen eingeführt wurde, um hierdurch die Infectionen zu sichern. Die Narben treten nicht frei genug nach aussen, um die Infection auf sie allein beschränken zu können. Da es sich aber auch im Fruchtknoten selbst um junge Gewebe handelt, welche an sich den Infection skeimen zugänglich sind, so ist es nicht von ztt grosser Bedeutung, wenn hier die Möglichkeit eingeengt ist, die Infectionen an den Nai-ben und an den Fruchtknoten getrennt auszuführen. Nach stattgehabter Infection wurden die ein- zelnen A^hren, an welchen rlie Blüthen inficirt und von den nichtinficirten Blüthen anlagen befreit waren, mit lichtbeständig gefärbten Fäden besonders um- bunden, um sie kenntlich zu erhalten und sie später im Herbst im Reife- zustand mit Sicherheit einernten zu können. Ueber die einzelnen Infections- fonnen wurde Bu(;li geführt, in welchem zugleich die Nebenumstände, Wetter und Lufttemperatur eingetragen wurden. Am ?>. oder 4. Tage nach der Infection wurden einzelne der inficirten Blüthen untersucht und festgestellt, wie sich die eingeführten ßrandsporen verhalten. Es konnte mit Sicherheit beobachtet werden, — 22 — dass besonders auf der federfdrmigen Narbe fast alle Sporen in dem Narben- secret ausgekeimt waren, und dass von den Sporenkeimlingen lange Fäden aus- gingen, die sich den Narbengeweben angelegt hatten und sich in diesen ver- loren. Eine weitere Beobachtung, um das Vordringen der Keimschläuche durch die Narbe auf noch weitere Sti'ecken zu verfolgen, stiess insofern auf Schwierig- keiten, als die sichere Unterscheidung der feinen Pilzfäden nach unten allmählich abnahm und somit das Einwachsen der Schläuche durch die Narbe in den jungen Fruchtknoten nicht sicher gesehen werden konnte. Es liegt aber kein Grund vor, der gegen die Annahme spräuhe, dass die auf der Narbe üppig auskeimenden und in ihren Schläuchen nach unten fortwachsenden Infectionskeime nicht auch weiter vordringen und gleich den Pollenschläuchen in den Fruchtknoten hinein- gelangen sollten. Das Gleiche kann von den Sporen gelten, welche an dem jungen Fruchtknoten direet keimen und in das junge Gewebe desselben ein- dringen. Weitere als die oben angegebenen Einzelheiten sind mikroskopisch durch Beobachtungen nicht zu ermitteln. Es Avm'de die Reifimg des jungen Ge- ti'eides mit Sorgfalt überwacht, und als sie eingetreten war, die Ernte ebenso sorgfältig ausgeführt. Die geemteten Aehren wurden an einem trockenen Orte aufbewahrt und in losen Tüten zur Nachreife aufo^ehäncd;. Aus sämmtlichen inficirten Blüthen wurden dem Ansehen nach nur gesunde Körner geemtet, an welchen in keinem einzigen Falle auch mir eine Spur einer Branderscheinung eingetreten war. Ausser den Infectionen der einzelnen Blüthen wurden nun auch die Cylinderinfectionen beim Weizen vorgenommen. Die Aehren, an welchen die Gylinderinfectionen ausgeführt wurden, erhielten wieder ihre besondere Bezeich- nung durch farbige Fäden, um sie sicher bei der Einemtung zu unterscheiden. Nach den Cylinderinfectionen wurde ebenfalls nicht untei'lassen , mikroskopische Untersuchmigen der Blüthen auf eingeführte Brandsporen vorzunehmen und ihre Auskeimung auf den Narben festzustellen. Auch bei dieser Cylinderinfection zeigten sich bei den im Herbst geernteten Geti'eideähren niemals Branderschemungen. Die geemteten und mit der ange- deuteten Vorsicht aufbewahrten Kömer hatten ein vollkommen gesmides und normales Aussehen. Es wurden diese Versuche vorzugsweise mit Sommerweizen, weniger mit Winterweizen ausgeführt, wie es bei der nachfolgenden Statistik an- gegeben ist. — 23, — Im folgenden Friihjalive wurden mm die von der Infection der Einzel- blüthen und dci- Cylinderinfection geemteten und von den verschiedenen Weizen- sorten besonders aufg-eliobenen Körner zum Keimen auso:eletrt. Es geschah dies mit einer Vorsicht, die jede Felllerquelle ausschliesst. Die Körner wurden mit Kupfervitri Öllösung nach dem Kühnschen Verfahren ') gebeizt, um alle etwa an der Obei-fläche befindlichen Brandsporen abzutödten. Dass dies wirklich zutraf, wuixle durch besondere Versuche festgestellt, in welchen die Brandsporen nach demselben Vei-fahren und in der gleichen Zeitfrist mit derselben Kupferlösung behandelt und nach gründlicher Reinigung auf ihre Keimfähigkeit in Nähr- lösungen geprüft wurden. Nach diesem Steiilisationsprocesse der Obei-fläche \\ur(len die Körner in besonderen Keimkästen in geeigneter Entfernung von ein- ander auso-eleoft. Jeder Keimkasten fasste etwa 300 Körner. Die einzelnen Körner lagen frei auf einer Unterlage von sterilisirtem Glassand, welcher in einer Schicht von 1 bis 2 cni das unterliegende Substrat bedeckte. Die Keimkästen wurden an einem kühlen Orte verdeckt aufgestellt, die Keiraunor der Körner abgewartet, und erst dann, wenn die austreibenden Keime das Scheideblatt etwa 2 cm weit durchwachsen hatten, wurden die Culturen ins Freie in einen ge- schützten Kaum gebracht, von wo sie dann erst auf die Versuchsbeete ins freie Land einzeln überti'agen wurden. Es ist unmöglich, dass bei dieser Art der Be- handluno^ von aussen ein Eindrinofen von Infectionskeimen in die iunore Pflanze eintreten konnte. Die Pflanzen sind immun , wenn das Scheideblatt 2 — 3 cm weit vom Keime durchstossen ist, wie es fi'üher für Sorghum nachgewiesen ist, ^) und die ergi'ünenden Blätter aus diesem hervortreten. In diesem Zustande können sie, gegen alle äusseren Angriffe von Pilzkeimen gesichert, in das freie Land ausgepflanzt werden, wo sie nun nur noch gegen Frost und andere Unbilden der Natur zu schützen sind. Die ausgesetzten Pflanzen entwickelten sich in den einzelnen Jahren ganz normal weiter, wie die übrigen Getreidepflanzen auf den Feldern. Sie erschienen äusserlich vollständig gesund und zeigten nicht eine Spur von Krankheitserscheinungen; erst mit der beginnenden Blüthezeit des Weizens, wo die Aehrenaidagen an den Spitzen aus flen umhüllenden Blättei'- anlageu hei^vortreten , ergaben sich die Resultate der ausgeführten Lifectionen. ') Nach zwölfstündiger Beliandiung mit 0,5 % Kupfersiüfatlösung bei 15 — 20" C. wurde das Saatgut gewaschen, mit fri.scliem Kalkwasser fünf Minuten lang stehen gelassen, abermals gewaschen und dann direct ins Land ausgesät. ^) Man vergleiche den Text im XI. Hefte. — 24 — Diese sind in den nachfolgenden tabellarisclien Uebersicliten zusammengestellt, und es soll hier nur hervorgehoben werden, dass sich in den Versuchen bei den einzelnen Infectionen der BlUthen der Brandschaden bis zu 100 pCt. steigerte. Der Anblick war ein ganz phänomenaler, den diese brandigen Felder darboten, für den Beobachter ein geradezu bezauberndes Bild, weil es den Erfolo; der so mühsamen Versuche und die Richtigkeit des voi'ausgegangenen Gedankenganges erwies. Wohl niemals sind brandige Felder g-esehen worden, wie sie z. B. in Ott 7 dem photogi'a]jhischen Bilde vom Weizen Fig. 2 der Tafel I wiedergegeben sind, welches eine totale Infection der sämmtlichen Versuchspflanzen erweist. Wenn in den einzelnen Versuchen nicht alle Pflanzen brandig geworden sind, so ist das auf die früher angedeuteten Fehlerquellen zurückzuführen, welche sich bei den Versuchen unveiTneidlich einstelleji. Aber auch solche Felder, an welchen 50 — 70 pCt. brandige Pflanzen gezählt werden konnten, ergeben schon den sicheren und unangreifbaren Beweis für die Richtigkeit der Beurtheilung , dass hier bei dem Flugbrande des Weizens die Infection in den Blüthen erfolgt. Die Uebersicht über die hier ausgeftihrten Versuche ist am Ende dieses Abschnittes in kleinem Druck angeschlossen. Es ist hierdurch der sichere Nachweis erbracht, dass die jungen Fruchtknoten mit ihren Narben von den durch die Luft verstäubenden Infectionskeimen direct befallen werden, dass der Brand sich aber nicht in demselben Jahre ent- wickelt, dass vielmehr die in die jungen Fruchtanlagen einge- drungenen Infectionskeime in dem gereiften Korne latent bleiben und dass sie nach überstandener Samenruhe mit der Auskeimung des Keimlings in diesem mitwachsen, um erst in den Blüthen- ständen zur Erzeugung der Brandlager überzugehen. Das Saatgut aus den Cylinderinfectionen wurde in gleicher Weise be- handelt wie bei den Blütheninfectionen. Es zeigte sich ein Procentsatz an brandigen Pflanzen, der zwischen 18 bis 26 pCt. schwankte. In der Uebersicht am Ende des Abschnittes sind die Einzelheiten über die Versuchsreihen, die wir gemacht haben, in kleinem Drucke zusammengestellt. Das Saatgut, welches bei den einzehien Infectionsversuchen abgeerntet wai', wm-de nicht sogleich in der Gesammtheit für die Versuche verwendet, sondern immer ein TheU zurückgelassen, um nachträgliche Fragestellungen lösen zu können. — 25 — Von dem Saatgute, welches Im Herbst eine Totalinfection der Versiiclis- pflanzen ergab, wurden zunäclist mikroskopische Untersuchungen aus- geführt, um die Anwesenheit der Pilzkeime in dem Korne nach- zuweisen; der Nachweis gelang unschwei*. Es konnten die Mycelfäden der Pilze an verschiedenen Stellen des Kornes, besonders unterhalb der Kleberzellen aufgefunden werden. Sie waren namentlich in der Umgebung des Scutellums vorhanden. In dem Keimimg wurde die Untei'scheidung der Pilzfäden deutlicher, wenn die befallenen und desinficirten Könier zur Keinnmg ausgelegt wareii. Es ti-aten dann in allen Theilen des eben austreibenden" Embryos vom Scutellum bis zur Vegetationsspitze die Pilzfäden in den Gewebezellen deutlich hervor. Es kann hiemach keinem Zweifel miterliegen, dass die durch die Infection in den jungen Fruchtknoten eingedrungenen Infectionskeime in rein vegetativem Zustande in diesem verbleiben und die Samenruhe mit ihm dui'chmachen. Sie erwachen gleichzeitig mit dem austreibenden Keimlinge zu neuem Leben, ent- wickeln sich mit diesem in dem gleichen Masse als er selbst zur vollen Pflanze heranwächst und bilden dann in den Anlagen der ßlUthen die Brandlag'er von Neuem aus. Nur diejenigen Fäden des Pilzes, welche die Vegetationsspitze der Pflanze mit den ßlUthenanlagen erreichen, werden an dieser Stelle fertil und bilden die Brandlager aus; die Mycelfäden an allen anderen Stellen der Pflanze bleiben steril ohne zu fi'uctiticiren. Sie werden weiterhin mit der Sti'eckung der Pflanze weit auseinander getrennt, sind in den gestreckten Internodien schwer aufzufinden, sehr leicht aber m den Zellen der Knoten, welche oft ganz damit angefüllt sind. ') Nur in den Fällen, wo axilläre Sprossen an diesen Knoten angelegt werden und jimge Gewebe zur Anlage kommen, gelangen sie zu neuer Entwicklung und führen zur Erkrankung der Achselsprossen ') Dies sind die Ergebnisse der Blütheninfection beim Weizenflugbrande, denen wir jetzt die Resultate der Infection an den Keimlingen des jungen Saatgutes gegenüber stellen müssen. Die Infection der jungen Keimlinge wurde in den 4 verschiedenen Formen versucht, wie sie früher angegeben sind. Zuerst wui'den die Körner mit Brandsporen ausgeschüttelt und dann direct ins freie Land ausgesät. Hier musste die infectiöse Wirkung der an den Körnern haftenden Brandsporen zur Wirkung konnnen. Im zweiten Falle wurden die 1) Vergl, Abbildung 7 auf der ersten Tafel im XI. Hefte. >) Vergl. den Text im XI. Hefte. Seite 85—90. Breteld, BoUui. Uutersachimgen. XIII. — 26 — jungen Keimlinge des Saatgutes mit den gereinigten und dann zur Keimung vorbereiteten S]joren in verdünnter Nährlösung angesprüht. Hier war die Be- rührung der aus den Brandsporen austreibenden Keimschläuche mit den jungen Keimlingen eine möglichst vielseitige und unmittelbare. In einem dritten Falle wurde das ti'ockene Saatgut in inficirte Composterde und in dem vierten Falle mit Composterde bedeckt, die bis zu einem drittel ihres Vohmiens mit steri- lisirtem frischen Fferdedünger vermengt war. In diesen beiden letzten Fällen musste sich der Einfluss der gedüngten Composterde geltend machen. Um die Wirkung dieser Infectionsformen durch die Brandsporen an den Keimlingen des Saatgutes beim Weizenflugbrand richtig zu beurtheilen, müssen wir zunächst die Keimung der Brandsporen in Wasser und in Nährlösung versuchen. Das vom vorio;en Jahre den Winter hindurch vorsichtio;' aufbewahrte ßrandmaterial zeitrte sich in seiner Keimkraft abgeschwächt und keimte nui- noch mit Ver- zögerung aus. Bei dem Sporenmaterial, welches lücht mit besonderer Vorsicht aufbewahrt ist, tritt überhaupt keine Keinumg ein. ') Die Keimung der Brand- sporen des Weizenflugbrandes ist keine fructificative. *) Es werden keine Coni- dien gebildet, sondern imr Keimschläuche, welche aus den Zelleu der Hemi- basidien austreiben. Eine Veiniiehrung- der Infectionskeime tritt hier also nicht ein, auch nicht Ijei Anwendung von Nährlösungen. Schon durch diesen Mangel ist die Infectionskraft der Brandsporen für die jungen Keimlinge im Boden eine beschränktere wie bei anderen fructiiicativ auskeimenden Brandfornien. Es musste sich dies namentlich in der Composterde utid in dem gedüngten Erch-eiche geltend machen, avo hier eine Infection nur durch die Keimschläuche der Hemi- basidien bei unmittelbarer Berührung erfolgen kann. Die Aussicht, welche nach diesem Befunde der SporenkeiTumig des im vorigen Sommer eingesammelten Materials für die erfolgreiche Infection der Keimlinge übrig bleibt, ist, soweit Sommerweizen in Frage kommt, von vornherein eine stark herabgeminderte und imwahi-scheinliche. Es ist kaum einzusehen, wie die im Frühjahr schwach oder garnicht auskeimenden Brandsporen aus dem vorausgehenden Vegetationsjahre eine Infection der Keimlmge herbeiftthren können. Die sämmtlichen eingeleiteten Infectionsversuclie beim Sommerweizen er- gaben nun in der That negative Resultate. Aus allen an den jungen Keim- ') Vergl. die Ergebnisse der Untersuchungen über die Keimung, die schon im XII. Hefte mitgetheilt ist. 2) Vergl. die AbbUdungen auf der Tafel 7 des Xn. Heftes. — 27 — lingeii inficirteii Pflanzen sind immer nnr ganz gesunde, brand- freii' Individuen hervorgegangen. Die Infectionen der j ungen Keim- linge sind also in den möglichst variirten und zahlreichen Ver- suchen, wie aus der anschliessenden Uebersicht im kleinen Druck zu ersehen ist, erfolglos geblieben. Es ist nicht anzunehmen, dass in der Natur günstigere Bedingungen für die Infection bestehen können, als wie sie bei unseren Vei'suchen geschaffen waren und zur Anwendung kamen, und wir sind berechtigt hieraus den Schhiss abzuleiten, dass die Infection an den jungen Keimlingen auch in der Natur keine oder nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für sich hat. Wir beti'achten unsere Versuche nach dieser Richtung hin noch nicht als völlig abgeschlossen. Wir werden sie in den nächsten Jahren fort- setzen und die noch möglichen Eventualitäten hiei^für weiter berücksichtio-en. Es wurden die Versuche in den angegebenen Foniien auch im Herbst mit dem ca. 4 Älonate frühei' geernteten ßrandmaterial an Winterweizen versucht, bei welchem die Keimkraft der Sporen wenig gelitten hatte. Es gelang hier ebenso wenig brandige Pflanzen durch die Infection zu erzielen. Wir stehen also hier beim Flugbrande des Weizens der That- sache gegenüber, dass die Blütheninfection den vollen, sogar totalen Erfolg hatte, und dass die Infection der Keimlinge ohne jeden Erfolg verlief. Wir müssen hieraus den Schluss ziehen, dass bei dem Flugbrande des Weizens die Blütheninfection die vor- herrschende, wenn nicht gar die einzige Infectio nsf orm dieses Brandes darstellt. Vergleichende Uebersicht der mit Weizenflugbrand ausgeführten Infectionsversuche. A. Infectionsversuche vom Jahre 1903. I. Blütheninfection. 1. Auf einem blühenden Weizenfoklc in Gräbseiien wurden an einem heisscn Tage, am 19. Juü 1902, in voller Blüthe befindliche Aehren inficirt. Der Brand wurde demselben Felde frisch entnommen und mit einem Pinsel in die einzelnen Blüthen übertragen. Noch nicht genügend entwickelte Blüthen wurden entfernt. Vom geernteten Saatgut kaiueii im nächsten Jahre 220 Stauden zur Entwicklung, von denen 67,7 % brandig waren. 4» — 28 — Ein Controllfeld von demselben Weizen, der im Jahre 1902 einem brandfreien Felde entnommen war, hatte keinen Brand. 2. In der gleichen Art wurde in einem anderen Felde blühender Grannenweizen in- ficirt. Aus dem geernteten Saatgute wurden 80 Stauden herangezogen, die 66 % Brand enthielten. n. Cylinderinfectionen. 1. In einem blühenden Weizenfelde in Leerbeutel wurden am 1. Juni 1902 bald nach einem Gewitterregen an drei verschiedenen Stellen des Feldes Cylinderinfectionen mit dem frischen Brande desselben Feldes vorgenommen. Aus dem gebeizten Saatgut von Stelle 1 wurden 502 Stauden herangezogen, von denen 39,1 % brandig waren, >? 2 „ 549 „ „ „ „ 37,5% „ „ , . 3 „ 216 „ „ , „ 11,6% „ „ . Im Durchschnitt waren 29,4% der Stauden brandig. Ein Controllfeld mit ca. 1000 Pflanzen aus dem nichtinficirten Saatgute desselben Feldes hatte unter 500 Stauden 2 brandige. III. Infection des Saatgutes. 1. Weizen aus Älünster wurde mit den Brandsporen desselben Feldes vermischt ausgesät. Von 300 entwickelten Stauden waren keine brandig. Die Controllparzelle aus sterilisirtem Saatgut desselben Feldes hatte 2 brandige Exemplare. 2. Weizen aus Leerbeutel mit Brandsporen aus Münster gemischt ergab 280 Stauden mit 2 brandigen Exemplaren, wie die Controllprobe. 3. Weizen aus Leerbeutel mit Brandsporen desselben Feldes gemischt ergab 250 Stauden und 3 brandige Exemplare. In der Controllparzelle war eine brandige Staude. 4. Schlanstedter Weizen mit Brandsporen desselben Feldes gemischt ergab 310 gesunde Stauden, ebenso die Controllparzelle. IV. Infection des Substrates. 1. Sterilisirter Pferdemist wurde mit reinen Brandsporen von dem Weizenfelde aus Münster durch Ansprühen mit dem Pulverisator versetzt und mit zwei Teilen Composterde vermischt. In dem so behandelten Boden wurde Schlanstedter Weizen ausgesät. Unter den 250 im Kasten angezogenen und später in das freie Land übertragenen Pflanzen war keine brandig. — 29 — 2. Brandsporen aus Münster wurden mit Composterde vermischt und Schlanstedter Weizen in diesem Substrate ausgesät. Unter 2ö() Stauden war ebenfalls keine brandige. 3. Derselbe Versuch wie 1 und 2 wurde mit Weizen aus Leerbeutel und den Brand- sporen von demselben AVeizenfelde ausgeführt. Die Parzelle hatte ebenso wie die Controll- parzelle 3% brandige Stauden. B. Infectionsversuche vom Jahre 1904. I. Blütheninfection. 1. Auf einem blühenden Weizenfelde in Gräbschen wurden einzelne Blüthen geeigneter Aehren mit dem frischen, trockenen Brande desselben Weizens an zwei verschiedenen Stellen des Feldes inficirt. Die gebeizten Körner wurden im März 1904 auf sterilisirtem Odersand in geschlos- senen Pflanzkästen zur Keimung ausgelegt und im April ins freie Land übertragen. Die von Stelle 1 geernteten Körner ergaben: 93 Stauden, darunter 31% brandige; die von Stelle 2 geernteten: 120 Stauden mit 58% brandigen. 2. Eine später blühende Weizensorte aus Gräbschen wurde am 15. Juli auf drei ver- schiedenen Beeten in den einzelnen Blüthen inficirt. Es wurde aber frischer Brand von einem Felde mit Schlanstedter Weizen verwendet. Aus den gebeizten Körnern wurden im März 1904 die jungen Keimhnge auf sterihsirtem Odersand angezogen und am 21. April ins freie Land übertragen. Vom Saatgut des Beetes 1 wurden von 169 Stauden 68% brandig. . r 2 „ „168 „60% r n n n 3 n n 267 „ oo% „ 3. Ebenso me bei 1 wurde Schlanstedter Weizen im Juli 1903 mit Brandsporen der- selben Sorte in einzelnen Blüthen inficirt und die gebeizten Körner wie vorher behandelt. Von 171 herangezogenen Stauden waren 61% brandig. 4. Schlanstedter Weizen ^rurde am 16. Juli 1903 mit den frischen Brandsporen von einem Felde mit Landweizen aus Gräbschen inficirt und das geerntete Saatgut wie vorher behandelt. Von 160 Stauden wiu-den 62% brandig. 5. Am 23. Juli 1903 wurden in der Blüthe befindliche Aehren vom Landweizen in Gräbschen mit frischen Brandsporen derselben Sorte inficirt, die in sehr verdünnter Bier- würze vertheilt waren. Die sporenhaltige Flüssigkeit wurde mit einem feinen Pinsel in die einzelnen, kurz vor der Oeffnung befindlichen Blüthen übertragen. Das geerntete Saatgut wurde gebeizt, im März 1904 auf sterilisirtem Odersand ange- zogen und am 21. April ins freie Land übertragen. Die Infection wurde an 3 verschiedenen Beeten ausgelülirt. — 30 — Das Saatgut von Beet 1 ergab unter 129 Stauden 81 % brandige. „ _ „ . 2 „ „204 „ 96% (Von dieser Pai'zelle ist das Bild 1 unserer I. Tafel aufgenommen.) Das Saatgut von Beet 3 ergab unter 140 Stauden 78% brandige. 6. Schliesslich wui'de auch Kostrümer Weizen unter denselben Bedingungen wie die vorher genannten Sorten in der Blüthe inficirt. a) Mit Brandsporen derselben Weizensorte : Von 175 zur Entwicklung gelangten Stauden waren 51 ^ brandig. b) Mit Brandsporen von einem Felde mit Schlanstedter Weizen: Von 53 Stauden waren 63% brandig. c) Mit frischen Brandsporen desselben Feldes, welche in Bierwürze angeschlemmt wurden : Von 73 Stauden waren 38 % brandig. Bei allen Versuchen wurden Controllparzellen aus gebeiztem Saatgut desselben Feldes angezogen. Es war in allen entweder kein Brand, oder doch nur ganz vereinzelt einmal ein brandiges Exemplar entwickelt. in. Cylinderinfection. Mit der Blüthe beginnender Weizen aus Leerbeutel wurde am 4. Juli 1903 mit frischen Brandsjjoren von einem Weizenfelde in Gräbschen cylinde rinficirt. Das Saatgut wurde gebeizt und im AprU 1904 direct ins freie Land überti-agen. Die Infection wurde an 2 verschiedenen Stellen ausgeführt und das geerntete Saatgut im Jahre 1904 ebenfalls auf zwei besonderen Beeten ausgepflanzt. Im Beet 1 waren vmter 442 Stauden 19% brandige Exemplare. « . 2 „ „ 625 „ 24% „ Eine Conü-ollparzelle aus nicht inficirten Aehren desselben Feldes ergab 0,4 % brandige Stauden. in. Infection der jungen Keimlinge. 1. Weizensorte aus Leerbeutel wurde an den jungen Keimen mit Weizenbrandsporen aus Münster angesprüht, die auf unmittelbare Keimung vorbereitet und in sehr verdünnter Nährlösung vertheilt waren. Die in Pflanzenkästen herangezogenen Keime wurden dann zur Hälfte auf gutes, gedüngtes Ackerland, zm* anderen Hälfte auf wenig fi-uchtbaren, sandigen Boden ausgepflanzt. Auf dem guten Lande waren unter 480 Stauden 0,3% brandig. Auf schlechtem Lande „ 360 „ kein brandiges Exemplar. 2. Genau wie vorher beschrieben wurde Schlanstedter Weizen an den jungen Keim- lingen mit Brandsporen aus Münster behandelt und die angezogenen Pflänzchen auf gutes und schlechtes Land übertragen. Es wui'den dieselben Versuche von Mitte März bis Ende April viermal in derselben Weise wiederholt. — 31 — Im Versuch 1 und 2 waren von je 400 auf gutes und schlechtes Land gepflanzten Stauden keine brandig. Bei Versuch 3 war auf gutem Lande unter 240 Stauden keine brandig. „ 2U0 „ 1,4% „ 250 „ keine „ n V 3 n „ schlechtem „ » V 4 n „ gutem „ n n 4 n „ schlechtem „ 220 „ 2% V IV. Infection des Saatgutes. Das ungeheizte Saatgut wurde \\ie in den früheren Fällen mit Brandsporen vermischt so dass jedes Korn mit einer schwarzen Hülle von Brandsporen umgeben war. Die Kürner wurden dircct ins freie Land übertragen. 1. Laudweizen aus Gräbschen mit Brandsporen desselben Feldes ergab auf gutem Lande 280 Stauden mit 1 % brandigen Individuen. „ schlechtem „160 „ n2% „ „ 2. Derselbe Weizen mit Brandsporen des Weizenfeldes aus Münster, ebenso wie vor- her behandelt, ergab : auf gutem Lande 153 Stauden mit 0,7% brandigen Exemplaren. „ schlechtem „ 200 „ „ 0,b% „ „ 3. Schlanstedter Weizen mit Brandsporen desselben Feldes ergab: auf gutem Lande unter 320 Stauden keine brandige. „ schlechtem „ „ 350 „ 2 „ 4. Koströmer Weizen mit Brandsporen vom Weizen in Gräbschen sowohl wie von der eigenen Sorte ergab: auf gutem Lande unter je 200 entwickelten Stauden keine brandige. „ schlechtem „ „ „ 150 „ „ eine „ Conti-ollparzellen mit demselben, aber gebeizten Saatgute auf schlechtem und gutem Lande hatten beim Schlanstedter und Koströmer Weizen weder auf gutem noch auf schlechtem Lande Brand. Der Weizen aus Gräbschen zeigte auf gutem Lande unter 250 Stauden 2% brandige. „ schlechtem „ „ 100 „ (die allein zur Entwicklung kamen) 4 % brandige. V. Infection des Substi-ates. 1. Gute Komposterde wurde mit den Flugbrandsporen vom Weizen aus Gräbschen in dem in Pflanzkiisten befindlichen Substrate zur Keimung ausgelegt. Die Pflänzchen wurden am 14. April l'J04 ins freie Land übertragen. Von 200 entwickelten Stauden waren 2 % brandig. 2. Ebenso ^viirde Koströmer und Schlanstedter Weizen behandelt und ins freie Land übertragen. Auf den Versuchsbeeten mit je 200 Stauden ti-aten keine brandigen Exemplare auf — 32 — 3. Die mit den Brandsporen vermischte Composterde wurde ausserdem mit frischem Pferdemist versetzt, im Uebrigen aber die Versuche wie unter 1. ausgeführt. Sie ergaben ganz genau dasselbe Resultat wie bei 1. C. Infectionsversuche vom Jahre 1905. I. Infection einzelner Blüthen. 1. Blühende Aehren eines grannenlosen Winterweizens wau-den am 16., 21. und 22. Juni 1904 mit dem fiischen Brande desselben Feldes in den einzelnen Blüthen inficirt. Die Infection wurde an di*ei verschiedenen Stellen ausgefülu't. Das geerntete und gebeizte Saatgut wT-irde noch im Herbst desselben Jahres (am 7. October) bei schönem Wetter direct ins fi-eie Land gesät. Das von den vier verschiedenen Stehen geerntete Saatgut wurde aut besondere Beete ausgepflanzt. Es kamen auf Beet 1 256 Stauden zm* Entwicklung, von denen 34 % brandig waren ; 2 9ß7 A.'\ 0/ nn---"* -n n n n -n ^^ /o n n « . 3 296 „ „ „ „ „ 33% „ . . 4230 „ „ „ „ „ 1G% „ Eine ControllparzeUe mit 1000 Stauden desselben Weizens hatte nur 1 brandige Staude. 2. Derselbe Weizen wvirde mit fi-ischem Weizenbrand infich-t. Die Sporen wm-den aber in Wasser vertheilt mit einem Pinsel in die Blüthen übertragen. Von dem im Uebrigen wie 1 behandelten Saatgut kamen im nächsten Jahre 200 Stauden zur Entwicklung, unter denen 14% brandig waren. 3. Grannensonmienveizen wm-de in der Blüthe mit dem frischen, ti-ockenen Brande desselben Feldes \m Jahre 1904 inficirt imd die aus gebeiztem Saatgut auf sterilem Sande herangezogenen Pflänzchen am 12. April 1905 in das freie Land übertragen. Es kamen 450 Stauden zur Entwicklimg, von denen 63% brandig waren. Eine Confrollparzelle desselben Weizens hatte 1 % brandige Aehren. n. Cylindei-infection. 1. Blühender Sommerweizen (Landweizen aus Gräbschen) -nairde mit dem frischen Weizenflugbrande cyhnderinficfrt. Das geerntete und gebeizte Saatgut ■i'siu-de noch im Herbste desselben Jahres direct ms freie Land ausgesät. Es kamen 1750 Stauden zur Entwicklung, von denen 8% brandig waren. Eine ebenso gi-osse ControllparzeUe aus dem Saatgute desselben Feldes von nicht- inficirten Aelu-en hatte keinen Brand. 2. Blühender Sommerweizen wurde mit frischem Weizenflugbrande cyUnderinficirt. Aus dem gebeizten Saatgut ^^iirden im nächsten Jahre 2000 Stauden herangezogen, von denen 15% brandig waren. Li einer gleich gi'ossen ConfroUparzeUe von nichtinficfrten Aehren desselben Feldes fraten vier brandige Pflanzen auf. — 33 — in. Infection der Keimlinge. Für diese Infection wm-de verscliieden altes Saatgut verwendet, von Sorten, bei denen kein Flujibrand aufgetreten war. Die verwendeten Flugbrandsporen vom Jahre 1904 waren nocli zum wesentlichen Teile keimfilhig. Sie wurden durch Anschlemmen in ^Vasser auf un- mittelbare Keimung vorbereitet und in verdünnter Nährlösung vertheilt angcsprülit. Die Keimung des Saatgutes und das Ansprühen der Brandsporen erfolgte bei einer Temperatur von 10". Nach drei Tagen wurden die Pflanzkäston mit den Keimlingen bei einer constanten Temperatur von 5" C. gehalten mid nach 14 Tagen, weit genug entwickelt, ins freie Land übertragen. 1. Noeweizen von 1900 Ol 02/03/04 je 250 Stauden; kein Brand. 2. Ohioweizen „ 1900/0102/03/04 „ 250 „ n n 3. Lupizerweizen „ 1900/01/02/03/04 „ 250 „ „ „ Einige Vergloichskästen, die nicht im Keller, sondern in einem geheizten Zimmer bei 15—20'^ gehalten wurden, i) ergaben ebenfalls negative Resultate. 4. Junge Keimhnge von Winterweizen (Landweizen aus Gräbschen) wurden im Herbst 1904 mit den in ihrer Keimkraft noch nicht merklich abgeschwächten und wie vorher be- handelten Brandsporen desselben Jalu'es angesprüht. Von den überwinterten und im nächsten Jahi'e entwickelten 200 Pflanzen wurde keine brandig. rV. Infection des Substrates. 1. Es wurde verschieden altes Saatgut, wie bei III, verwendet. Die Körner wurden in Pflanzkästen auf Komposterde gelegt und mit einer Mischung von 2 Theilen guter Kompost- erde imd einem Theile steriüsirtem Pferdemist 6 cm hoch bedeckt. Die Kästen wurden eine Woche lang bei 6 — 8" C. (durch wiederholtes Ansprühen massig feucht gehalten), und dann 14 Tage lang im Keller bei einer constanten Temperatur von 5" gehalten. Es wurde von den fünf verschiedenen Jahrgängen der drei vorher genannten Sorten je ein Versuch ausge- führt. Das Resultat war in allen 15 Fällen eiu negatives. 2. Schliesslich wurden dieselben Substrate in der vorher angegebenen Art bereits im Herbst des Jahres 1904 mit den in ihrer Keimki-aft nocii ungoschw ächten Sporen desselben Jalu-es gemischt und die Körner von Winterweizen aus einem brandfi-eien Felde darin ausgesät. Von den überwintei-ten mid im nächsten Jahre entwickelten Pflanzen wurde keine brandig. Die Blütheninfection der Gerste. Wir wenden uns jetzt den Infectionsversuchen mit dem Flugbrande der Gerste zu.*) Der Brand ist in seiner äusseren Erscheinung und in der Form der Sporen von dem Weizenbrande nicht zu imterscheiden. ') Die Temperatui" wurde in den kleinen Räumen (Göppertstr. 4) in der Nacht durch eine Beleuchtungsflamme regulirt. ^) Der hier in Frage kommende Flugbrand der Gerste darf nicht verwechselt werden mit dem Testabrande, der ebenfalls auf Gerste vorkommt, aber nicht verstäubt und Brefeld , Botan. ÜDtermchaiigeii. 'on g — 34 — Die Blütlieniiifectiüii der Gersteiipflanze ist nicht ganz so leicht auszu- füliren, wie die des Weizens. Die Blütlien der Aehren üffnen sich nur bei ein- zelnen Gerstenformen in der Ai't, dass Staubfäden nach aussen treten. In den meisten Fällen bleiben sie in den Blüthen resp. von den Spelzen eingeschlossen, die sich aber weit genug öffnen, um das Einstäuben der Sporen zu ermöglichen. Zu der Infection der Einzelblüthen bei der Gerste muss die Zeitfrist richtio; wahrgenommen werden, in welcher diese am weitesten geöffnet sind, weil dann die Einführung der Sporen am besten ausführbar ist. Jedenfalls ist der Eingriff, der zu diesem Zweck an den Blüthen gemacht werden muss, ein grösserer wie beim Weizen, imd es leuchtet von selbst ein, dass hierdurch eine Erschwerniss der Infection veranlasst wird. Für die Cylinderinfection kommen nur die Spalten in Beti'acht, welche sich natürlich bei den Blüthen zeigen. Auch hier ist die künstliche Infection unter Umständen eine weniger leichte wie bei dem Weizen. Es wurden wie früher bei den einzelnen Infectionen die mficirten Blüthen allein stehen gelassen, alle übrigen beseitigt und die einzelnen Halme durch bunte Bändchen gekennzeichnet. Das Letztere geschah aucli bei den Cylinderinfectionen. Das reife Geti'eide von beiden Versuchsreihen wurde eingesannnelt, während des Winters trocken gehalten, im Frühjahr sterilisirt und auf sterilisirtem Glas- sand zur Keimung ausgelegt, ganz genau so wie es bei dem Weizen angegeben ist. Die Resultate bei den Infectionen der Einzelblüthen waren, wie vorauszu- sehen, duschsclmittlich nicht ganz so günstig wie bei dem Weizen. Trotzdem erreichten wir auch hier, wie aus der am Ende dieses Abschnittes angeschlossenen vergleichenden Uebersicht unsei'er Infectionsversuche zu ersehen ist, hohe Pro- centsätze an brandigen Pflanzen bis zur totalen Lifection, Fig. 1 auf Tafel I. Die Cylinderinfectionen weisen, wie die Uebersicht ergibt, ebenfalls einen etwas geringeren Erfolg auf, als es beim Weizen der Fall war. Sie gingen im höchsten Falle nicht über 20 pCt. -hinaus. Bei den einzelnen Gerstensorten, die zur Infection in Verwendung kamen, zeigten sich Schwankungen, welche aus der Uebersicht zu ersehen sind. Im grossen Ganzen ist aber das Resultat der Blüthen- infection ein annähernd ebenso günstiges wie bei dem Weizenflugbrand und es in den Spelzen eingeschlossen bleibt. Diese Brandfonn ist, wie ich durch Cidttu" nachge- wiesen habe, gi-imdverschieden von dem Flugbrande. Die Sporen keimen fructificativ aus und bilden Conidien, die sich in Nährsubsü-aten in Hefenfonn unendHch vermehren. Rostrup hat diese Form nach der äusseren Beschaffenheit als Ust. Jensemi bezeichnet. — 35 — kann, iriinstio-e Bedino-unffen vorausofesetzt, liier als ebenso sicher ancrenommen werden, dass die BlUtheninfection stets erfolgreich ist, wenn Brandsporen in die BlUthen hineinorelauffen. Die Infection an den jungen Keimlingen, welche in denselben 4 Formen, wie beim Weizenflugbrand ausgeführt wurde, hatte denselben negativen Erfolg, wie er l)el dem Weizen festgestellt wurde. Aus allen Versuchen gingen auch hier gesunde, brandfreie Pflanzen hervor. In der vergleichenden Uebei-sicht siiid wiederum die Versuchsreihen und ihre Ergebnisse zusammen- gefasst. Es kann hiernach beim Gerstenflugbrande dasselbe gelten, was für den Weizenfluo-brand ausgesao-t wurde, dass die Infection in den Blüthen die vorherrschende, wenn nicht die einzige Form der Infection der Nähr[iflanze ist. Auch die anatomischen Befunde im ruhenden Samen so- wohl, wie im austreibenden Keimling waren nicht verschieden von denen, die schon beim Weizen angeführt sind. Vergleichende Uebersicht der ausgeführten Infectionsversuche mit Gerstenflugbrand. A. Infectionsversuche vom Jahre 1903. I. BlUtheninfection. Aus der BlUtheninfection vom Jahre 1902 wurde nm- wenig Saatgut geemtet; das Wenige frutrii'te dann noch bei der Aussat vollständig. II. Cylinderinfection. 1. Am 18. Juni 1902 ■v\airden an einem eben mit der Blüthe beginnendem Gerstenfelde in Gräbschen Cylinderinfectionen vorgenommen. Die liierfür ausgewälüten Aehren zeigten in der Jlitte einige geöflhete Blüthen. Aus dem geernteten Saatgut wurden unter 1590 Stauden 10,5% brandige herangezogen. Eine entsprechend grosse ControUparzelle mit Saatgut desselben Feldes aus nicht- inficirteu Aehren hatte 0,1% Brand. ni. Infection junger Keimlinge. 1. Gerste aus Münster wurde mit Brandsporen vom selben Felde an den jungen, eben austreibenden Keimlingen durch Ansprühen inficirt. Die Brandsporen waren durch — 36 — Anschlemmeii in Wasser avit unmittelbare Keimung vorbereitet und in verdünnter Nährlösung vertheilt. Unter den ins freie Land übertragenen 200 Stauden waren 1 % brandige. In der Controllparzelle war keine brandige Staude vorhanden. 2. Zweizeilige Gerste wie 1 behandelt ergab kein brandiges Exemplar, ebenso die Controllparzelle. IV. Infection des Saatgutes. 1. Es wurden 5 verschiedene Gerstensorten mit Brandsporen, die den Feldern jeder einzelnen Sorte entnommen waren, vermischt, direkt ins freie Land überfragen vmd je 300 Stauden herangezogen. Das Ergebniss an brandigen Stauden war genau dasselbe wie bei den Controllparzellen, die aus stei-ilisiertem Saatgut erzogen wurden. B. Infectionsversuche vom Jahre 1904. I. Die Blütheninfection. 1. Landgerste aus Münster wurde im Jahre 1903 mit frischen Gerstenbrandsporen des- selben Feldes in den einzelnen Blüthen inficfrt. a) Vor der Blüthe. b) Gerade in der Blüthe befindliche Aehren. Ende März 1904 \\'urden die gebeizten Saatkörner auf sterilisirtem Odersand in geschlossenen Pflanzkästen angezogen, und die jungen Pflänzchen am 22. April 1904 ins freie Land über- tragen. a) aus den vor der Blüthe inficirten Kömern kamen 104 Stauden zm- Entwicklung, von denen 17% brandig waren. b) Aus den in der Blüthe inficirten Körnern kamen 350 Stauden zur Entwcklung, von denen 60% brandig waren. Eine ConfroUparzeUe aus gebeiztem Saatgut von nichtinficirten Aehren desselben Feldes ergab unter 300 Stauden kein brandiges Exemplar. 2. Am 30. Juni 1903 wurden gerade in der Blüthe befindhche Aehren einer zwei- zeiligen Hanna-Gerste mit fi-ischen Brandsporen desselben Feldes in den einzelnen Blüthen inficirt. Das Saatgut wTU-de, wie bei 1 angegeben, im Jahre 1904 ausgesät. Es kamen 300 Stauden zur Entv\-icklung, von denen 57% brandig waren. Eine ConfroUparzeUe aus gebeiztem Saatgut von nichtinficirten Aehren desselben Feldes ergab imter 250 Stauden kein brandiges Exemplar. 3. Landgerste aus Gräbschen wm-de am 1. Juli 1903 mit Brandsporen desselben Feldes in den einzelnen Blüthen inficirt. a) Kurz vor der Blüthe, b) gerade in der Blüthe befindhche Aehren. Die Aussaat im Jahre 1904 ergab a) 85 Stauden, von denen 30% brandig wai-en. b) 162 „ „ „ n% r, — 37 — 4. Landgerste aus Gräbschen wui-de ain 3. Juli 1903 behandelt wie 3 b, doch wurde der frische Brand von dem Felde der Hanna-Gerste entnommen. Die sterile Aussaat der von den inficii-ten Blüten eingeernteten und gebeizten Körner ergab unter 160 Stauden 6ij% brandige. 5) Gerstensorte aus Gräbschen wurde an besonders günstig entwickelten Äehren mit fi-ischem Gerstenbrand desselben Feldes in den einzelnen Blütiien inficirt. Der Brand wm-de mit verdünnter Nährlösung angeschüttelt und mit dem Pinsel übcn-tragen. Die wie fi-ülier ausgeflilu-te Aussaat der infieii-ten Körner im Jahre 1904 ergab 180 Stauden, die alle bis auf ein Exemplar brandig wm-den. (Büd 1, Tafel I.) Eine Conti-ollparzelle von 500 Stauden aus nichtinficirten Aehi-en derselben Gerste hatte 2 brandige Exemplare. 6. Eine zweizeihge, kleine Gerste, die niemals Flugbrand hatte, und deren Blüthen stets geschlossen bleiben, wm-de am 30. Juni 1903, als die Narbe in den künstlieh geöffneten Blüthen sieh vollständig entwickelt hatte, mit fiischen Brandsporen aus dem Felde der Hanna-Gersto inficirt. Die aus den infieirten Blütlion gewonnenen Körner Avm-den, wie früher beschrieben, im Jalu-e 1904 ausgesät. Es wm"den von 160 Stauden 71% brandig. II. Cyhnderinfection. 1. Blühende Gerste aus Münster wurde mit frischen Brandsporen desselben Gersten- feldes in Gräbschen cylinderiuficirt. Das gebeizte Saatgut wurde im April 1904 direkt ins freie Feld ausgelegt. Es kamen 500 Stauden zm- Entwicklung, von denen 12% brandig waren. Eine Controllparzelle von 500 Stauden hatte nm- ein brandiges Exemplar. 2. Blühende Gerstenälu-en eines Feldes in Gräbschen ^vm•den in den ersten Tagen des Jidi 1903 mit frischen Brandsporen desselben Feldes eyhnderinficirt. Das gebeizte Saatgut wvu'de am 6. April direct ins freie Land ausgelegt. Es kamen 400 Stauden zur Entwicklung, von denen 20 % brandig waren. Eine ConfroUparzelle von 400 Stauden aus nichtinficirten Aehren desselben Feldes hatte 1% Brand. 3. Hanna-Gerste wurde im Anfang Juni 1902 an blühenden Aehren mit frischen Brandsporen von einem Gerstenfelde aus Gräbschen cylinderinficirt. Aus dem gebeizten Saatgut wurden im .Tain-e 1904 200 Stauden herangezogen, von denen 9 % brandig waren. Eine ConfroUparzelle von ebensoviel Pflanzen hatte keinen Brand. ni. Infection junger Keimlinge. 1. Eine Gerstensorte aus Münster, aus Gräbsciien und Hanna-Gerste wurden in Pflanzkästen auf Erde ausgelegt und die ganz gleichmässig entwickelten jungen Keimlinge — 38 — mit den noch keimfähigen Brandsporen derselben Felder wie fi-üher angegeben, angesprüht. Es kamen von jeder Sorte je 600 Stauden zur Entwicklung, von denen je 1 — 2 Exemplare brandig waren. IV. Infection des Saatgutes. Ausser der Gerste aus Münster, Grräbschen und der Hanna-Gerste wurde noch eine 4. Gerstensorte mit den Brandsporen vermischt und einmal auf gut gedüngtem Ackerland, das andere Mal auf unfruchtbarem Sandboden ausgesät. In den 16 Versuchen kamen jedesmal 200 Stauden zur Entwicklung, unter denen nur ab und zu einmal 1 brandiges Exemplar auftrat. Ganz dasselbe Kesultat wiu-de in den entsprechenden Controllparzellen erhalten, in welchen gebeiztes Saatgut verwendet wurde. V. Infection des Substrates. Vier verschiedene Gerstensorten wiirden in Pflanzkästen angezogen, die einmal mit guter Composterde, das andere Mal mit einer Misclumg von Composterde und frischem Pferdedünger beschickt waren. Sowolil die Composterde, wie die Mischung mit Pferdedünger waren reichlich mit Flugbrandsporen der Gerste vermischt. Die in diesem Substrat gekeimten und weiter entwickelten Pflänzchen wurden später ins fi-eie Land übertragen und je 200 Stauden herangezogen. Sie waren alle brandfi-ei. C. Infectionsversuche vom Jahre 1905. I. Blütheninfection. 1. Blühende Landgerste in Gräbschen wui'de im Juni 1904 in den einzelnen Blüthen mit frischem, trocknen Gerstenflugbrande von je drei Damen zu gleicher Zeit auf zwei ver- schiedenen Feldej-n inficii-t. Das gebeizte Saatgut wm-de im Jahre 1905 in geschlossenen Kästen auf sterilem Sande herangezogen und auf zwei getrennten Beeten ausgepflanzt. Es kamen auf Beet 1 600 Stauden zm- Entwicklung, von denen 58% brandig waren, „ 2 560 „ „ „ „ „ 44% „ „ Gleichgrosse Conti-oUparzeUen von derselben Gerste hatten keinen Brand. 2. Blühende Gerste eines anderen Feldes wurde am 28. Juni 1904 ebenfalls an zwei verschiedenen Stellen, wie bei 1, mit fiüschem Gerstenbrand inficu-t. Die Brandsporen wurden mit Wasser angeschüttelt und mit sehi- verdünnter Nährlösung versetzt. Das geerntete Saatgut ergab im nächsten Jahre bei Beet 1 unter 250 Stauden nur 13% brandige, _ „ „2 „ 200 „ „ 16% Eine ControllparzeUe katte keinen Brand. — 30 — 3. Zweizeilige, kleistogame Gerste, die niemals Flugbrand hatte, wurde im Jimi 1904 in den Blütlien mit dem frischen Brande einer Gerste (Landgerste aus Gräbschen) inficirt. Im näclisten Jahre kamen 250 Stauden zur Entwicklung, von denen 30 % brandig waren. II. Cylinderinfection. 1. In oinoiii kurz vor der Blütho befindlichen Gerstenfelde in Gräbschon wurden die noch geschlossenen Blüthon mit frischem Gerstenflugbrand an zwei verschiedenen Stellen am 22. Juni 1904 cylinderinficirt. Das gebeizte Saatgut wurde auf zwei verschiedenen Beeten ausgepflanzt. Es kamen auf dem 1. Beete 540 Stauden zur Entwicklung, von denen 9,5% brandig waren, » 2. „ 670 „ „ ,, „ „ 9,7% „ ., 2. Dieselbe Gerste wurde dann etwas später, kurz nach dem Aufblühen cylinder- inficirt. Es kamen 500 Stauden zur Entwicklung, von denen 12% brandig waren. Eine Controllparzelle derselben Gerste von 2000 Stauden hatte keinen Brand. in. Infection der Keimlinge. Es wurde verschieden altes Saatgut verwendet von Feldern, in denen kein oder wenig Flugbrand beobachtet worden war. Die verwendeten Brandsporen aus dem Jahre 1904 waren noch zum grössten Theil keimfähig. Die Versuchsanordnung war genau so, wie sie bei der Infection der Keimlinge im Jahre 1905 beim Weizen beschi-ieben worden ist. Es kamen zm* Verwendvmg: Probsteiner Gerste von 1900/01/02/03/04. Chevalier-Gerste „ 1900/01/02/03/04. In allen 10 Vorsuchen trat kein Brand auf. IV. Infection des Substrates. Die Versuche wurden mit den unter III genannten Sorten genau so ausgeführt, wie das beim Weizen 1905 an derselben Stelle beschrieben worden ist. Auch hier trat in den angestellten 10 Versuchen kein Brand auf. Nach den übereinst inimendeii Versuchen beim Weizen- und beim Gerstenflugbrande ist die Infection der Blüthen zur wissen- schaftlichen That Sache geworden. Eine neuentdeckte Infectionsform, an die man bisher gar nicht gedacht hat, führt die Branderscheinung des Flug- — 40 — brandes in den Getreidefeldern des Weizens und der Gerste herbei. Die bisher als allein wirksam geltende Infection an den jungen Keimlingen kommt gegen- über der Infection in den Blüthen wenig, vielleicht gar nicht zur Geltung. Die neue Thatsache ist an sich von hohem wissenschaftlichen Werthe. Sie tritt aber erst in ihrer charakteristischen Eigenart dadurcli liervor, dass sich die Infection in ihrer nächsten Wirkung der Beobachtung ganz entzieht. Die an dem jungen Fruchtknoten eingedrungenen Infectionskeime blei- ben in diesem verborgen und kommen bis zur vollen Reife der Körner zu keiner fructificativen Entwicklung, und zwar gerade an der Stelle, wo sonst die Brandlager stets und allein zur Aus- bildung kommen. Es ist an dem inficirten und geernteten Saat- gut nicht eine Spur einer stattgehabten Br andinf ection äusser- lich zu erkennen. Der anatomis che Befund lelirt, dass die Brand- keime in dem Saatgute vorhanden sind, und während der Dauer der Samenruhe im Stillstande verharren. Die Infection wird durch die Samenruhe vorübergehend unterbrochen und setzt sich, nach- dem sie diese überwunden, mit der weiteren Entwicklung der Pflanze fort. Erst mit der Keimung des Samens kommt der Pilz zur weiteren Entwicklung, um dann später zur Zeit der Blüthe wie durch einen Zauberschlag die Brandlager in der bisher schein- bar gesunden Pflanze zur Erscheinung zu bringen. Die Anpas- sung eines Parasiten an seine Xährpflanze tritt hier mit einer Vollendung zu Tage, wie sie im Pflanzenreiche in keinem anderen Falle bekannt geworden ist. Die Infection greift auf die ersten Anlagen der jungen Pflanze zurück, und die Erscheinung der Krankheit kommt erst in der zweiten Vegetationsperiode, in den letzten Stadien der Entfaltug zur äusseren auffälligen Erschei- nung. Man könnte hier an Vererbung glauben, wenn sich die Infection in den Blüthen nicht mit Sicherheit nachweisen und zurUckverfolgen Hesse auf die Zeit der Bestäubung mid Befi'uchtung der Anlage des jungen Embryos in den Frucht- knoten der Blüthen. Diesen ebenso bemerkenswerthen, wie wichtigen Thatsachen für die Biologie der Brandpilze nach der rein wissen- schaftlichen Seite schliessen sich die nicht minder wichtiefen Fol- gerungen an, welche sich aus der Blütheninfection für die Praxis — 41 — der Laudwirthe, also für die Bekämpfung der Brandpilze er- geben. Es ist mit der 15 1 ii t lieiiinfectioii .sicher erwiesen, dass die brandio-eu Individuen in einem blühenden Getreidefelde die In- fectionsherde für die Ansteckung und Weiterverbreitung des Brandes liilden. Von den Brandlagern der befallenen Pflanze verstäuben die Sporen und werden vom Winde direct auf die Blüthen der Umgebung vertrieben. Sie gelangen so unmittelbar in die Blüthen und auf die Narben, inficieren hier den iungen für die Infection empfänglichen Fruchtknoten, erzeugen aber erst im folgenden Jahre aus dem so inficirten Saatgute die Erschei- nungen des Brandes, wie wir sie in den Feldern antreffen. Den brandigen Pflanzen hat man bisher nur einseitige Aufmerksamkeit geschenkt. Man dachte nur daran, dass die Brandsporen äusserlich auf das um- gebende Geti-eide und auf die Erde vei-tineben würden, und dass sich erst nach- ti-äfiflich an den Keimen des Saatgutes und nur an diesen die Infection im Boden vollzieht. An die Möglichkeit einer Blütheninfection, bei welcher die brandisren Pflanzen die directen und unmittelbaren Infectionsherde für die um- gebenden gesunden Pflanzen darstellen, hat man nicht gedacht, und namentlich nicht daran, dass das schon geerntete Saatgut von den Infectionskeimen aus der vorangegangenen BlUthezeit befallen sein kann. Man war weiterhin, im Znsammenhange mit der Annahme einer aus- schliesslichen Infection am jungen Keimling, der Ueberzeugung, dass man den Brand allein erfolgi'eich bekämpfen könnte, wenn man das Saatgut mit seinen äusserlich anluiftenden Sporen mit Beizmitteln desinficirte und so die Sporen an der Obei-fläclie abtötet. Welchen Werth hat nun die Desinfection oder Beizunjr der Saatkörner für die in der Blütlie inficirten Kömer? Offenbar keinen. Die äusserlich anhaftenden Sporen brauchen nicht erst durch Beizung getödtet werden, sie dringen, wie wir nachgewiesen haben, doch nicht ein. Die in dem Samen vorhandenen Infectionskeime, die in der Blüthezeit eingedrungen sind, lassen sich aber durch Beizung überhaupt nicht tödten. Die Desinfection ist nur eine äusserliche. Die Beizung ist also zwecklos für die For- men des Flujjbrandes beim Weizen und bei der Gerste. Es wurde schon angreffeben, dass das gebeizte Getreide, das in der BlUthe inticirt ist, total brandige Felder hervorgebracht hat. Brefeld, Botan. üntersncbtuigen. Xllf, 6 — 42 — Die jetzt aufgeklärte Thatsache, dass aus gebeiztem Saatgute beim Weizeu und bei der Gerste gleichwohl brandige Pflanzen hervorgehen, ist an sich nicht neu. Sie ist den praktischen Landvvirthen durch die Erfahrung längst bekannt. Man kam aber nicht auf die richtige Spur zur Erklärung der Thatsache. Man lenkte die weiteren Untersuchungen in ein falsches Geleise ein, indem man immer wieder annahm, dass die Form der ßeizung unzureichend und unvollkommen gewesen sei, wenn die Erfahrung ergab, dass aus gebeiztem Getreide brandige Pflanzen hervorgehen. Die verschiedenen Angaben über neue Beizunorsmethoden und ihre Wirksamkeit sind die natürliche Folge gewesen, welche dieser irrige Gedankenecanoc hervorgerufen hatte. Wäre man nicht so einseitig in der ßeur- theilimg der Erscheinungen vorgegangen, so hätte man sich die Frage gerade nach der entgegengesetzten Seite stellen müssen, nämlich dahin, ob wir über die Alt, wie die Infection diu'ch die Brandpilze erfolgt, schon genügend unterrichtet sind, und ob die Annahme eine zutrefiende ist, dass die Infection allein auf die Keimlinge des jungen Saatgutes beschränkt ]:)leibt. Von dieser Annahme, dass die Ini'ection mu- an den jungen Keimlingen erfolgen könne, gehen die bis in die neueste Zeit fortgesetzten Untersuchungen über Brandinfectionen aus. Die in den verschiedenen Versuchen erzielten Procentsätze an brandigen Pflanzen sind auf vorausgegangene Blütheninfectionen zurückzufuhren. Die Infectionskeüne sind in dem Saatgute schon vorhanden gewesen, welches man durch angeschüttelte Sporen inficirt zu haben glaubte, wie z. B. in den von Otto Rose in Rostock angestellten Versuchen, über die er in seiner Inaugural-Dissertation, Rostock 1903 ,,Der Flugbrand der Sommergetreidesaaten und Massnahmen zur Bekämpfung dieses PUzes in der landwirthschaftlichen Praxis" berichtet hat. ^Vir haben die Versuche mit verschiedenen Weizen- und Gerstensorten mederholt und zwar mit denjenigen Sorten, welche bei Rose die höchsten und niedrigsten "/o-Sätze an bran- digen Aehren ergeben hatten. Das aus derselben Quelle bezogene Saatmaterial wurde einmal mit Sporen angeschüttelt, das andere Mal desinficirt und Ende März direct ins freie Land aus- gesät. Die Resultate sind, wie aus der nachfolgenden Tabelle über die mit Gerstensorten angestellten Versuche ersichtlich ist, in beiden Fällen ganz die gleichen gebheben. Die Temperatur war in den ersten drei Wochen nach der Aussaat durchschnitthch noch etwas niedriger, als bei den R o s e ' sehen Frühsaaten. Wodm-ch die verschiedenen Resultate Rose 's bei Früh- und Spät-Saaten bedingt sind, darüber werden xmsere späteren Arbeiten Aufschluss bringen. 43 Brandige Stauden Ol Brandige Stauden Gersten Sorte m gebeizte Saat % mit Brand gemengte Saat Gersten Sorte in gebeizte Saat % mit Brand gemengte Saat 1. Bestehorn's 0,5 0,5 14. Nackte, grosse zweizeilige 0 0 2. Bestehorn's Kaiser 0 0 IG. Nackte, dreigabl. Neapel 0 0 3. Chevalier 3 3 17. Oderbrucher 0,5 0,50 6. Golden Drop 0 0 19. Probsteier 0 0 5. Griechische, sechszeilige 0 0 18. Phönix V. Thillau 0 0 7. Hanna 0 0,5 20. Eeis oder Fächer 0 0 8. Imperial, lockere 0 0 21. Schwarze Gerste 0 0 9. Imper., verb. ungleicli- 4. Ei-fiirter, weisse 0 0 zeilige 2 0 10. Kaliina 0,5 0,5 12. Mandschurei 0 0 15. Nackte, dreigabl. -drei- 11. Mährische 1 1 zeilige 2 2,50 13. Nackte, kleine blaue 0 0 Mit zwingender Notwendigkeit wiesen die Erfahrungen, dass der Flugbrand aus den Getreidefeldern ti-otz der Beizung nicht verscliwindet, darauf hin, dass neben der Infection der jungen Keimlinge noch eine andere Infectionsform bei unseren Brandpilzen bestehen müsse, aus welcher eine Erklärung dafür abgeleitet werden konnte, dass aus gebeizten Samenkörnern brandige Pflanzen hervorgehen. Erst jetzt ist die Sache aufgeklärt und m so natürlicher und einfacher Weise, dass es jeden Landwirth intei-essiren muss, zu erfahren, dass die brandigen Indi- viduen eines Feldes die unmittelbaren Infection sherde sind, von welchen die Krankheitskeime iii der Blüthezeit auf die gesunden Pflanzen direct überti'agen werden. Aber diese Aufklärimg für die Landwirthe würde nur eine einseitige und wenig befi-iedigende sein, wenn es nicht auch möglicli wäre, an Stelle der Un- fehlbarkeit der Beizung des Geti-eides, die bisher allgemein als wirksam ange- nommen wurde, eine andere Art der Bekämpfung der Branderscheinuugen ein- zusetzen. Und welcher Art kann das neue Schutzmittel zur Abwehr des Brandes sein? Offenbar kein anderes als das, dass man fortan nur mit gesundem Saatgut von brandfreien Feldern entnommen, den Acker beschickt, und dass man so die ßekämpfiing des Brandes nicht positiv, sondern negativ zu eiTcichen sucht. Es ist kaum durchführbar, dass man die brandigen Pflanzen eines Feldes ausreisst, um die Blütheninfection zu verhindern. Es kann nur so geschehen, dass Juan — 44 — von brandh'eien Feldern das Saatgut auswählt und so verhindert, dass schon von Brandinfection betroffene Samenkörner zur Aussaat gelangen. Reines Saatgut von brandfreien Feldern rauss fortan die Losung zur Bekämpfung des Brandes bei den Landwirthen sein. Wird dies allgemein und mit Sorgfalt durchgeführt, so müssen die Branderscheinungen mit Xothvvendigkeit allmähhch zurücktreten und ganz aufhören, so weit es sich eben um Formen handelt, die in den Blüthen inficiii; werden. Hiermit eiTeichen unsere Untersuchungen über die Blütheninfection beim Flugbrande des Weizens und der Gerste ihren vorläufigen Abschluss. Es soll aber die Nebenfrage hier nicht ungelöst bleiben, die sich unwillkürlich aufdi'ängt, die Frage nämlich, ob sich die Infectionskeime des Brandes, welche sich von der Blütheninfection her in dem Saatgute be- finden, mehrere Jahre entwicklungsfähig erhalten können. Die Lösung dieser Frage verstärkt zugleich die Sicherheit der Thatsache, dass die Lifection in den Blüthen erfolgt, und dass die Infectionskeime in dem gereiften Saatgute latent vorhanden sind. Es wurde von dem geernteten Saatgute des Weizens und der Gerste ein Theil zurückbehalten und für die nächstjährigen Versuche verwendet. Von den Saatkörnern nun, aus welchen im ersten Jahre nach erfolgter Beizung die höchsten Frocentsätze von brandigen Pflanzen erzogen worden sind, wurden nach zweijähriger Samenruhe neue Aussaaten gemacht, einmal vom Weizen, das zweite Mal von der Gerste. Die Aussaaten wurden mit all der Vorsicht gemacht, wie sie früher ano-eg-ebeu ist, und aus den Körnern, die sich noch grut keimfähisr er- wiesen, wurden kräftige Pflanzen gezogen, welche zur Blüthezeit im zweiten Jahre dasselbe Bild von brandigen Versuchsfeldern darboten, wie sie vom ersten Jahre beschrieben und in Fig. 1 und 2 bildlich wiedergegeben sind, sämmtliche Pflanzen waren in einzelnen Versuchen brandig. Es ist durch diese letzten Versuche nun thatsächlich festgestellt, dass die im Saatgut latenten Infectionskeime für die Dauer von zwei Jahren entwick- lungsfähig blieben. Das Resultat berechtigt zu der Annahme, dass diese Entwicklmigsfähigkeit auch noch länger dauern wird, vielleicht auch so lange, als die Keimfähigkeit des Saatgutes überhaupt anhält. Es hat nur wissenschaft- lichen, keinen praktischen Werth, die Versuche nach dieser Richtung hin weiter zu führen, da mehr als zweijähriges Saatgut ii] der Praxis nicht zur Verwen- dung kommt. — 45 — Auch eine zweite Nebenfi-age ist hier nicht unberücksichtigt geblieben, welche sich aus der äusseren, fast vollkommenen Uebereinstimmimg zwischen dem Fluffbrande des Weizens und der Gei'ste ermbt, die Frao-e nämlich: liefen hier wirklich zwei verschiedene Fonnen vor, oder handelt es sich um denselben Brand, der die Hordeaceen, also Hordeum und Triticum befallen kann? Die aus- geftihrten Kreuzungsinfectionen vom Gerstenbrand auf Weizenblüthen und von Weizenbrand auf Gerstenblüthen haben zunächst noch nicht 2;enü<>:end über- zeugende Resultate ergeben. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der sehr trockene Sommer des vorioreu Jahres die Infection in den BlUthen auch hier beeinflusst hat. Die Versuche sind bereits von Neuem eingeleitet worden, und es sollen die diesbezüglichen Ergebnisse später mitgetheilt werden. Die Infection des Hafers. Den beiden Flugbrandformen bei dem Weizen und bei der Gerste, also bei Hordeaceen schliesst sich nun die dritte Form an, welche auf Hafer, also auf Avenaceen zur Erscheinung kommt. Aeusserlich ist dieser Brand in den Brandlagern und in der Gestalt der Sporen den früheren Formen sehr ähnlich. Bei der Cultur der Brandsporen in Nährlösung ergeben sich aber sehr bald die weito^ehendsten Unterschiede. Der Flugbrand desj Hafers keimt nicht steril, sondern fructificativ aus.') Es werden von den Hemibasidien Conidien gebildet von bestimmter Form, uiul diese bilden durch directe Spros- sung eine höchst charakteristische Form von Hefenconidien, deren zerfallene Glieder mit der Erschöpfung der Nährlösung sofort zu kräftigen, langen Keim- schläuchen ^) auswachsen, die zum Eindringen in die Nährpflanze bestimmt sind. Zu dieser Art der Keimung kommt nun der zweite Unterschied hinzu, der die Keimdauer der Sporen beti-ifft. Diese erlischt hier nicht wie bei den anderen beiden Fonuen nach Jahresfiist ; sie hält vielmehr Jahre lang an und die dann in ihrer Keimkraft versuchten Sporen keimen ebenso kräftig aus, wie die frisch geemteteu. Es ist klar, dass wir es in dieser Brandform mit Sporen zu thun haben, die in der Energie ihrer Entwicklung und in der endlosen Vennehrung ihrer *) Siehe Tafel 2 im V. Bande dieses Werkes. *) Siehe Tafel 3 im V. Bande dieses Werkes. — 46 — Conidien in sapropliytischen Substoaten eine Infectionskraft verrathen, wie sie der Weizen- und der Gersteuflugbrand nicht besitzen. Die letzteren sind für ihre Infection auf die jungen ßkithen resp. Narbe und Fruchtknoten angewiesen, in der Erde aber für die Infection der jungen Keimlinge erwiesen sie sich wii-kungslos. Das Verhalten des Haferbrandes deutet schon auf ein o-eofentheihofes Verhalten hin, nämlich auf die Infection an den jungen Keimlingen, die durch die Ver- mehrung der Infectionskeime in der Erde auf saprophytischen Substraten bedeutend begünstigt wird. Die schon früher mit dem Flugbrande des Hafers angestellten Infectionen, welche in dem XI. Theile') dieses Werkes ausfühidic^h mitgetheilt sind, haben erg-eben, dass hier eine Infection der iunofen Keluilinofe des Saatgutes zweifellos stattfindet. Die Wirkung der Infectionskeime, die mit dem Pulverisator auf die jungen Keimlinge angesprüht wurden, ergaben zwar, dass durch noch näher zu erforschende Nebenumstände keine Totalinfection, sondern nur ein Resultat von 7 — 20 pCt. an brandigen Pflanzen erzielt wurde. Dafür ergaben aber die Ver- suche mit inficirter Composterde und mit Humuserde, die zu einem Drittel mit Pferdedünger versetzt waren und welche zur Ueberdeckung der Saatkörner zur Verwendung kamen, einen Procentsatz von brandigen Pflanzen, der sich auf 30 — 40 von Hmidert steigerte. Diese Ergebnisse von früher smd nun im Verlaufe der weiteren Jahre und namentlich in den letzten 5 Jahren in zahh'eichen Versuchen wiederholt worden. Sie ergaben für die Infection mit dem Pulverisator keine besseren Resultate, konnten aber dafür in den Versuchen mit Humuserde und gedüngter Gartenerde schon jetzt auf" mehr als 60 pCt. gesteigert werden. Es liegt hier eine Summe von Nebenumständen vor, welche die Infectionen begünstigen und namentlich die längere Entwicklung der Infectionskeime in der Humuserde und der gedüngten Gartenerde, welche so zur Ueberdeckung der Saatkörner in Verwendung kamen. Wahrscheinlich kouunt auch noch hier eine verzösferte Entwicklungf in der Aus- keimmig des Saatgutes den Infectionskeimen zu Hilfe, nur sind die hier zur Zeit schwebenden Untersuchmigen in ihren Resultaten noch nicht genügend abge- schlossen. Sie sollen erst in der nächsten Arbeit über die Brandpilze in statistischer Uebersicht mitgetheilt werden. 1^ 1. c. S. 23. — 47 — Bezüglich des Temperatureinflusses wurden Versuche angestellt über die Keimfähigkeit der ßrandsporen und der Saatkörner bei constanten, niederen Temperaturen. Es zeigte sicli, dass die ßrandsporen fast bis zinn Gefi'ierpunkte in Nährlösungen noch auskeimen. Die Keimung ist nur eine entsprechend ver- langsamte, sonst aber die gleiche wie bei höheren Wäniiegraden. Aber auch das Saatgut keimte bei niederer Temperatur bis fast 0 noch aus, ft-eilich ebenfalls sehr langsam. Wenn hier die Sporenkeinmng und die Keimung des Saatgutes für beide in gleichem Verhältniss bei Temperaturerniedrigung verlangsamt wird, so ist nicht einzusehen, dass durch Abkühlung eine Wirksamkeit erreicht werden kann. WUlil alier wird die WirkunBN. Inhaltsang"abe der bisher erschienenen XII Hefte dieses Werkes. BotaiiLscIie Uiitersucliiiiigeii über Scliimiiielpilze. Von Oscar Brefeld. I. Heft: Mucor Mucedo. — Chaetocladium Jonesii. — Piptocephalis Freseniana — Zygomyccten. Mit 6 lithogr. Tafeln. gr. ■*". 1872. VIII u. 64 Seiten. Preis 11 :\rk. II. Heft: Die Entwiclvlungsgeschichte von Penicillium. Mit 8 lithogr. Tafeln, gr. 4". 1874. IV u. 98 Seiten. Preis 15 Mk. III. Heft: Basidiomyceten I. — Mit 11 lithogr. Tafelm gr. 4°. 1877. V u. 226 Seiten. Preis 24 Mk. IV. Heft: Cu 1 1 ur me t hoden zur Untersuchung der Pilze. — Bacillus subtilis. — Chaetocladium Fresenianum. — Pilobolus. — Mortierella Rüstafinskii. — Entomophthora radicans. — Peziza tuberosa und P. Sclerotiorum. — Pvcnis sclerotivora — Weitere Untersuchungen von verschiedenen Ascomyceten. — Bemerkungen zur vergleichenden Morphologie der Pilze. Mit 10 lithogr. Tafeln. gr. 4». 1881. Vlll u. 191 Seiten. Preis 20 Mk. Botanische Uiitersiicliiiiigeii über Hefeiipilze. (Fortsetzung der Schimmeliiilze. i V. Heft: Die Brandpilze I (Us tilagi neen) mit besonderer Beriicksic h tigun j; der Brandkrankheiten des Cietreides. — Die künstlicheOultur parasitischerPilze. — Untersuchungen über die Brand- pilze (Ustilagineen) Allhandlung [ — XXIII. — Der morphologische Werth der Hefen. Mit 13 lithogr. Tafeln. ' gr. 4». 1883. VII u. 220 Seiten. Preis 25 Mk. Uiitersucliuiigen ans dem (Jesaiiiiiitgebiete der Mykologie. (Fortsetzung der Schimmel- und Hefenpilze.) VI. Heft: Myxomyceteu I (Sihleimpilze): Polysphondylium violaccum und Dii-tyostelium mucoroides. — Entomojih- thoreen II: t'onidiobolus utrienlosus unSIONS-VKliLAG VON HKlNlMCll SCnoNlNdll. , K 1908. i Das Inhaltsverzeichnis der vorausgeKansenen 13 Teile d. W. befindet sich auf der Rückseite des Umschlages. UNTERSUCHUNGEN AUS DEM GESAMTGEBIETE DER MYKOLOGIE. VON OSCAR BREFELD. XIV. Band: Die .Knltiir der Pilze und die Anwendung der Kultiirmethoden für die verschiedenen Formen der Pilze nebst Beiträgen zur vergleichenden Morphologie der Pilze und der natürlichen Wertschätzung ihrer zugehörigen Fruchtformen. NEW YORK BOTANICAL GARUaty. MÜNSTER i. W. KOMMISSIONS-VKliLAC! VON HKINlilCH ,SC'H(>NlX(iIl. 1908. eiV. Inhalt. Seite. EinlrilUML; • V-Viri I. Die Keimung der Pilzsporen und ihre erfolgreiche Kultur. Die biologische Eigenart der Pilzsporeii und ihre natürliche Verbreitung 1 Die lA^benswoise der Pilze und ihre Bedeutung in der Natur 1 Die Keimung der Pilzsporen in Wasser K! Die Keimung der Sclerotien und sclerotialen Fruchtkörper in Wasser 22 Die Keimung der Pilzsjiorcn in Nährlösungen und in Niihrsubstraten 28 Die Herstellung der verschiedenen Niihrlösungen und der Niihrsubstratc und ihre Verwendung 'M Besondere Hülfsmittel für die Sporenkeimung 4-1 Pilzkulturen ohne Sporen, von vegetativen und anderen Zuständen ausgehend 19 Die Kultur der Pilze in Massensubstraten '>?, Die Herstellung der verschiedenen Massensubstrate, welche für die Kultur der Pilze am geeignetsten sind 54 Nebenumstände, welche bei den Kulturen zu berücksichtigen sind 70 Die Ausführung der Kultur im eugeren 7(3 Objectträgerkulturen 77 Die Aussaat der einzelnen Sporen 78 Die Isolierung der einzelnen Sporen und ihre Aussaat zur Kultur 80 Die Gewinnung reinen Sporenmaterials tür die Aussaat 81 Die continuierliche Beobachtung der einzelnen Sporen für die Dauer der Kultur ... 82 Die ununteibruchene Beobachtung in hängenden Tropfen und in feuchten Glaskammern \ erschicdcner Art 83 Die Reinkultur auf Massensubstraten unter Vermeidung von Fehlerquellen bei diesen Kulturen 85 Der geschichtliche Gang in der Ausbildnng der Pilzkulturen 85 Die Kidtur parasitischer Pilze auf ihren Wirten 88 Die Methoden zur Infection parasitischer Pilze und zur Erzeugung der Pilzkrankheiteu ... 89 II Die Anwendung der Kulturmethoden für die verschiedenen Pilzformen nebst Beiträgen zur vergleichenden Morphologie der Pilze und der natürlichen Wert- schätzung ihrer zugehörigen Fruchtformen. Die Schizomyccten (Spaltpilze) !.I5 Die My.xomyccten (Schleimpilze) 1U3 Die Hyi)homyccten (Fadenpilze) 107 Die Phvcomyceten (niedere, algenähnliche Fadenpilze) llo a. (Jogame Formen 111 Saprolegniaccen 112 Peronosporeen ■ 115 Entomophtoreen 118 b. Isogame Formen 125 Zygomyceten 12G Die Myeumycctcn (höhere Fadenpilze) 138 IV riiiKiii. Seite. 1. Conidien- i-esp. Basidienreihe. Hemibasidii, Ustilaginaceen (Brandpilze) 139 Ustilagieen 141 TiUetieen 147 Protobasidioniyceten 153 Uredineen 154 TremelUneen 160 Pilacreen 164 Autobasidiomyceten 165 Exobasidii 166 Heptasporium, Microstroraa, Hypochnus, Tonientelia, Exobasidiiuu, Corticium . ■ 167 (iymnoearpe Autobasidiomyceten 169 Dacryomyceten 170 Clavarieen 170 Hcniiangioparpe und angiocarpo Autobasidiomyceten 171 Thelepiiüreen 171 Hydneen 172 Agaricineen 173 Polyporeen 178 Oastromyceten 183 Rüukblifk über die Formen der Conidienreilic 184 2. iSporangien- resp. Ascenreihe. Hemiasci 100 Protomyces, Ascoidea, fjacchiironiyces, Sjchizosaccharoniyces . . 191 Exoasce Aseomyceten 199 Endomyces 200 Sporenbildung in Sporangicn und in Ascen 201 Exoascus und Taphrina 202 Carpoasce Aseomyceten 204 Gymnoasceen 204 Perisporiaceen 205 Eurotiuni-Aspergillus, Pcnicillium, Lysi|x;nicilliuni . 206 Tuberaceen 211 Erysipheen 212 Sporenentleernng bei den Ascen und bei den Si)orangieu . . . 214 Pyrenomyceten 217 Discomyceten einschliesslioli der Hysteriaceen 222 Flechtenbildende Aseomyceten 229 Vergleichstell ung der beiden Formtypen der höhereu Pilze, der Basidiomyceten und der Aseomyceten in ihren homologen Frnchtformen und in ilirem Anschlüsse an die Formen der niederen Pilze 233 Die Pleomorphie und die früheren Sexualitäten der höheren Pilze 237 Die biologische Eigenart der Verwesuugsorganismen, der Pilze und ihre Vergleichstellung zu der grünen Reihe der Pflanzen 252 Die Abspaltung der Pilze von der grünen Reihe der Pflanzen 255 Einleitung. Das Erscheinen des vorliegenden Xi\. Bandes dieses Werkes, welches die Kultur der Pilze in ihrer derzeitig erreichten Ausbildung eingehend und be- sonders behandelt, hat sich um mehr als 10 Jahre hinausgeschoben. Äussere Umstände, welche stärker waren wie mein Wille, Unglück In meiner Familie und der langsame Rückgang meines einzigen Auges haben diese Verzögerung herbeigeftihrt. Ei'st nach dem Rücktritte von meinem Lehramte an der Universität in Breslau habe ich die Ruhe und die Stimmung wiedergefunden, die lange zurückgelegte Arbeit endlich zum Abschluss zu bringen. In dem jetzt vollendeten Buche habe ich die Erfahrungen zusammen- o-efasst, welche ich selbst in der Kultur der Pilze feststellen und sammeln konnte. Seit der ersten Anwendung der Kulturfonnen für die Untersuchung der Pilze bei den gemeinsten und verbreitetsten Schimmelpilzen, bei dem Mucor Mucedo und bei dem Penicillium glaucum, welche in den beiden ersten Teilen d. W. veröffentlicht shid, bin ich ohne Unterbrechung bemüht gewesen, die Methoden der Kultur weiter auszubilden und zu vervollkonmmen. Es ist mir im Laufe von fast vierzigjähriger Arbeit möglich geworden, die Kultur über alle Foi-men, auch die der höheren und grössten Pilze, erfolgreich auszudehnen. Die lange Reihe der Untersuchungen, welche in den 1 4 mm vollendeten Teilen dieses Werkes niedergelegt sind und denen noch 2 eventuell o weitere bald nach- folgen werden, legen ein beredtes Zeugnis ab fiir die Resultate, welche bis dahin durch die Anwendung der verschiedensten KulturfoiTnen bei den Pilzen erreicht worden sind. In dem ersten Teile des vorliegenden Buches habe ich das Bedürfnis und die Notwendigkeit, die Entwicklungsgeschichte der Pilze auf dem Wege der Kultur zu verfolgen und zu erschliessen, aus der biologischen Eigenart, VI Einleitung. aus der Lebensweise der Pilze, der Ausbildung ihrer Fruchtformen luid der Er- zeugung ihrer Sporen natürlich hergeleitet. Die Keimung der kleinen, meist substanzarmen Pilzsporen erfolgt nur in vereinzelten und sehr beschränkten Fällen in Wasser. Die Sporen sind für ihre Keinunig auf Ernährung und auf die Mitwirkung von Nährlösungen und Nährsubstraten organischer Natur hingewiesen. Ich habe die Herstellung der verschiedenen Nähi'lösungen und der Nähr- medien für die Kultur der Pilze in direktem Anschluss an die Lebensweise und das Vorkommen der Pilze in der Natur in der nahe liegendsten Art hergeleitet und ausführlich beschrieben ; ebenso habe ich auch die Aufbewahrung der Nähr- medien für die Länge der Zeit und ihre unmittelbare Verwendung in der leich- testen und sichersten Art für die Ausführung der verschiedenen Kulturformen angegeben. Klare und sicher sterilisierte Nährlösungen geben in Objectträger- kulturen tlie Grundform der Pilzkulturen ab. Die Gewinnung und Verwendung reinen Sporenmaterials für die Kultur und die Aussaat der einzelnen Spore sind das erste Erfordernis für den sichern Verlauf und für den Ausgang der Kidtur. Die übjectträgerkultureu bedürfen der Ergänzung weiterer Kultui-en in grösserem Umfange in Massensubsti-aten, deren Herstellung und Anwendung in den verschiedensten Fonnen dargelegt und eingehend beschrieben worden ist. Die weiteren Hulfsmittel für die Kultur der Sporen einzelnei' Fonnen, welche auf bestimmte Keimzeit und höhere Temperatur angepasst sind, haben in der gleichen Weise eine Berücksichtigung gefimden, wie die Nebenumstände, welche in der Beschafienheit des Substi'ates, in dem Grade seiner Konzentration, resp. seiner Verdünnung oder seines Wasserreichtimis, in der Mitwirkung des Lichtes und der Wärme gegeben sind, und endlich auch Variationen der Kultur, durch welche es gelingt, die einzelnen Sporen in dem Gange ihrer Entwicklung in uimnterbrochener FoVe bis zum Abschluss zu beobachten. Den Kulturfcmnen für saprophytisch lebende Pilze sind die Fonnen der Lifection, welche für parasitisch lebende Pilze und für die Erforschung von Pilz- krankheiten in Betracht konnnen, ergänzend angeschlossen. In dem zweiten Teile des Buches handelt es sich um die engere An- wendung der beschriebenen einzelnen Kulturmethoden für die verschiedenen Formen der Pilze. Neben den Bakterien und den Myxomyceten stehen hier die Fadenpilze in ihrem unendlichen Formenreichtum und in der mannigfachen Gliederung ihrer Formen in dem Mittelpunkte unserer Versuche. Sie bilden tlie Eiiileitunp:. VTI eigentliche Masse der Pilze, tVir welche die Kulturfbrmeii in ihren besonderen Variationen angepasst werden müssen. Die Fadenpilze leiten ihren Ursprung von den oogani mid isogam diffe- renzierten Algen natürlich ab. Die oogame Reihe der Pilze, welche tiocIi in der P'ortpflanzuiig die Charaktere der in Wasser lebenden Algen zumeist bei- behalten hat, erreicht früh ihr Knde. Um so reicher sind daffecren die isoo-am diti'erenzierten, niederen Pilze in ihren Fomien vertreten. Sie zeigen in iliren einfachen, noch Sporangien bildenden Formen membranfuhrende, und schon fin- den Dauerzustand bestimmte Sporen, damit zugleich eine eigenartige Entlöschung der Sjjorangiensporen und eine besondere Anpassung an teiTesti-ische Lebensweise, also die Verbreitung ihrer kleinen Sporen durch die Luft. Stärker noch tritt diese teiTCStiische Ausbildung in den conidienführenden Formen fler niederen Pilze hervor. Die kleinen Conidien, Schliess-Sporangien, werden auf besonderen, mannigfaltig gestalteten Trägern gebildet und verstäuben mit Leichtigkeit durch die Luft. Zwischen den beiden Hauptfruchtformen, den Sporangien und den Conidien, schiebt sich gleichsam eine Nebenfruchtform in Chlamydosporen in den Entwicklungsgang ein. Aus den Sporangien der niederen Pilze werden flurch Formsteigerung die Hemiascen und die Ascen der Ascomyceten, aus den Conidienti'ägern die Hemibasidien und die Basidien der Basidiomyceten der höheren Filze in ge- ti'ennten Reihen gebildet. Mit dieser Form Steigerung von den niederen zu den höheren Pilzen vollzieht sich zugleich durch Abspaltung die Bildung von Neben- fruchtformen in Conidien imd ebenso auch eine weitere Spaltung der Neben- fiMU'htform in Chlamydosporen. In dieser Art findet die für die Fadenpilze eigenartige Pleomorphie in den Fi'uchtformen ihre einfache und natürliche Erklärung. Die Vielheit der Frucht- formen und die leichte Verbreitbarkeit ihrer kleinen Sporen durch dic^ Luft, er- möglicht die Erhaltung der Formen, welche bei den Algen untl auch noch bei tlen niederen, von den Algen abstammenden Pilzen, durch die Sexualität und diuch Dauert'ruchtformen, welche mit dieser zusanmienhängen, gewährleistet vvii'd. Die Pilze bilden das Reich fler Verwesungsorganismen, sie sind für ihre I^ebensfonn biologisch zwar eigenartig, aber doch in der natürlichsten Weise aus- gebildet und ausgerüstet. Für diese tei'restrisch lebenden und für die teiTestrische Verbreitung angepassten Pilzformen müssen die Kulturmethoden in den einzelnen Fällen besonders xuid eigenartig angepasst werden. Sie finden ihren einfachen VlII Einleitung. Ausdruck in der Forderung, die einzelne Spore zum Ausgang der Kultur zu machen und sie ohne Beimischung fremder Pilzkeime und geschützt gegen die Invasion von Keimen aus der Luft, zur vollendeten Höhe der Entwicklung zu fördern und die sämtlichen Formbildungen und Fruchtformen zur Ausbildung zu bringen, welche dem P^ntwicklungsgange der einzelnen Pilze angehören. Die Gewinnung reinen Sporenmaterials, die Isolierung der einzelnen Sporen, ihre Reinkultur gegen das Eindringen fi-emder Pilzkeime in gesicherter Art durch- zuführen, ist für die einzelnen Pilzformen so weit als möglich angegeben, unter Ausführung der weiteren kultui'-methodischen Hülfsmittel, durch welche es ge- lingen kann, den Höhepunkt der Entwicklung und die Ausbildung der höchsten Fruchtform zu erreichen. Hier kommt die Kenntnis der vergleichenden Morphologie und das Ver- ständnis der Biologie der Pilze zur Herrschaft. Ohne beide ist es unmöglich, die jeweilige Fragestellung für die Untersuchung der einzelnen Formen richtig zu fassen imd die Kulturen erfolgreich durchzuführen. In diesem Sinne kann das voi'liegende Buch nicht bloss als ein mykolo- gisches Practicum zur Ausführung von Pilzkulturen gelten; es umfasst zugleich auch darüber hinaus die Grundzüge der Biologie und der vergleichenden Mor- phologie der Pilze in einheitlicher und übersichtlicher Darlegung, soweit sie für die Pilzkulturen in Betracht kommen. Die ergänzenden Illustrationen finden sich in den vorausgegangenen 13 Bänden d. W. Sie sind in kürzerer Fonn zusammen- gestellt in der vergleichenden Morphologie der Fadenpilze von Franz von Tavel bei Gustav Fischer in Jena 1892. Es gereicht dem Inhalte des Buches nicht zum Nachteil, dass es mir möglich war, eine ganze Reihe von einzelnen und wichtigen Untersuchungen, die bisher noch nicht zur Veröffentlichung gekommen sind, als Material für eine geschlossene Behandlung hier heranzuziehen. Ebenso ist es mir aus meiner langen Erfahrung möglich geworden, die derzeitigen, noch bestehenden Lücken in unserer Kenntnis scharf zu bezeichnen und die Stellen genau anzugeben, an welchen weitere Untersuchungen sich anschliessen müssen und zugleich die Wege anzu- deuten, in welchen die nächsten Ziele am besten und wahrscheinlichsten eireicht werden können. I. Die Keimung der Pilzsporen und ihre erfolgreiche Kultur. Für biologische Untersudiungen auf dem Gebiete der Pilzkunde sind die Sporen der Pilze der natürlichste und naheliegendste Ausgangspunkt. Mit der Keimung der Pilzspoi'en und mit ilirer erfolgreichen Kultur in den geeigneten Xährniedien treten die Formbildimgen und die morphologischen Charaktere in vegetativer und in fructificativer Beziehung in natürlicher Folo-e von selbst in die Ei-scheinung. durch welche die verschiedenen Pilzformen ausgezeichnet sind. Es handelt sich nur darum, zunächst die Keimung der Sporen sicher zu erreichen und dann im Laufe ihrer weiteren Kultur die volle und normale Entwickelunc: zu ermöglichen, wie sie in der Natur stattfindet, und alle Störungen fernzuhalten, welche während der Dauer der Kultur zu Irrtümern die Veninlassuno- greben können. Die biologische Eii^onart der Piizsporen und ihre natürliche Verbreitung. Die Pilze sind in der Erzeuirunü: iln"er Sporen von au.sseroi'dcntlicher Frucht- barkeit. Diese Fruchtbarkeit wird ermöglicht durch die Kleinheit der S})oren, durch den geringen Stoffaufwand, der für die einzelne Spore in Verwendung kommt. In beiden Momenten, in der Fruchtbarkeit an Sjioren und in der Klein- lieit der S])oren an sich, sind die natürlichen Hülfsmittel gegeben i'ür die leichte Vertriebbarkeit und für die weite Verbreitung der Pilzsporen. Das Medium, in welchem die Sporen der zumeist teiTesti'isch lebenden Pilze verbreitet werden, ist die atmosphärische Luft. Die Sporen selbst sind mit ßevvegungsorganen nicht ausgestattet, sie werden vertrieben durch die Bewegungen der Luft, und hierfür sind sie durch ihre Kleinheit mid Leichtigkeit besonders angepasst. Sie werden von dem leisesten Windhauche bewegt, und schon bei der Entleerung der Sporen grosser Fruchtkörper der Pilze, z. ß. der Älorcheln und der ßecherpilze, kann man sich ndt blossem Auge von dem Aufwirbeln Brefeld, Butan. Untersucbongen. XIV. j und dem Vertrieb der Sporen durch die leichten Bewegungen in der Luft über- zeugen. Ganz besonders instructiv für die leichte Verbreitung der Pilzsporen sind die neuerdings im pflanzenphysiologischen Institut in Breslau ausgeführten Untersuchungen von R. Falck ^), die er bei den grossen Fruchtkörpern der ßa- sidiomyceten experimentell angestellt hat. Hier werden schon durch geringe Temperatur-Einflüsse, die von den Fruchtkörpern selbst ausgehen, die Sporen in einem geschlossenen Räume über weite Strecken vertrieben. Darüber hinaus ist durch die mit den neuesten Kulturhülfsmitteln ausgeführten Untersuchungen über die Verbreitung der Pilzsporen durch die Luft der Nachweis erbracht, dass die Sporen über weite Meere und über die höchsten Berge vertrieben werden. Freilich nehmen hier mit der Höhe der Atmosphäre und mit der Entfernung vom festen Lande die Sporen in der Luft mit zunehmender Höhe mehr und mehr ab, sie sind indes kaum an einer Stelle vergeblich gesucht worden. Die Pilzsporen bilden eine mit blossem Auge nicht sichtbare Verunreinigung der Luft. Sie sind gleichsam das Plankton dei; Atmosphäre, die Schwebe- organismen in der Luft, welche sich hier aber im Ruhezustande, nicht in der Vegetation, befinden. Li wenig bewegter Luft senken sich die Sporen allmählich auf die Erde nieder, um au den Stellen der Niederlassung, wenn sich keine Vegetationstätte bietet, von neuem aufgewirbelt und vertrieben zu werden. Für diesen Zweck sind die Pilzsporen vielfach dm-ch schwere Benetzbarkeit aus- gezeichnet, durch fest anhaftende Luft, welche ihre Fixierung an den Niedei'- lassungsstellen erschwert. Natürlich werden die Sporen durch Regen auf die Erde niedergeschlagen, und im Zusammenhange hiermit ist es mit den jetzigen Hülfsmittehi der Kiütur, die weiterhin ausgeführt werden sollen, leicht möglich, den Nachweis zu führen, dass nach erfolgtem Regen die Luft am reinsten, d. h. frei von Pilzsporen ist. Ebenso lässt sich nachweisen, dass in der Zeit des Winters, wenn die Vegetation in der Natur dui-cli Kälte unterbrochen resp. unmöglich ist, die Luft an Pilzsporen ärmer winl, und dass in der vollen Vege- tation des Sommers und namentlich im Herbste die Pilzsporen in der Atmosphäre erheblich zunehmen. Ehe man v(jn dieser natürlichen Verbreitung der Pilzsporen durch die Luft eine richtige und klare Vorstellung gewonnen hatte, waren die immer ') R. Falck, Die Sporenverbreitung bei den Basidioniyceten. Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Band IX, 1904, p. 1—82. wiederkeiirenden Beobachtungen unerklärlich, nach welchen Pilzvegetationen auf allen niüfjlicheii orjranischen Substraten auftraten, auf welchen man die Keime der Pilze nicht vernuitcit hatte. Noch g-e.steig-ert wiu-de die Autlalligkeit dieser Erscheinungen durch die inmier wiederkehrende Tatsache, dass selbst auf aus- gekochten, organischen Bubstanzen Pilzentwickelungen auftraten, dass Gärungs- erscheinungen erfolgten in Fruchtsäften, welche man von reinen Früchten ent- nommen zu haben glaubte. Alan war in solchen Fällen zu der Autfassung geneigt, dass die hier aufti'etenden Pilze durcii Plrzeugung entstanden seien, und selbst noch in den fünfziffer Jahren fand die IMeinunir Glauben, dass z. B. der Fliegenpilz, Empusa muscae, dessen Herkunft auf den Fliegen nicht erklärt werden konnte, durch Urzeugung entstanden sei. ^) Es hat langer und mühe- voller T Untersuchungen bedurft, um hier den Nachweis zu führen, dass alle diese l'ilzbildungen von Pilzkeimen herrühren, welche in nicht sichtbarer Weise, vor- zugsweise durch die Luft, verbreitet werden. Heute weiss man, dass und in welchem Grade die Luft mit den Keimen terrestrisch lebender Pilze verunreinigt ist, und dass die Pilzkeime aus der Luft in ganz natürlicher Art auf alle Sub- sti'ate geraten, welche nicht durch besondere Vorsichtsmassregeln geschützt sind. Heute weiss man weiter, dass die Keime von Pilzen an allen Stellen sich vor- finden, die nicht besonders geschützt und nicht besonders sterilisiert sind, dass man unsere Nahruntrsmittel fleischlicher und vegetabilischer Natur nur für die Länge der Zeit konservieren kaim, wenn man alle Pilzkeime tötet, die sich an ihnen voi-finden, und den Zutritt neuer Keime verhindert. Unsere der- zeitigen K on servierungshülf smi tt el sind im wesentlichen nur Mittel zur Bekämpfung der l'ilzkeime, welche alle unsere Nah- rungsmittel angreifen und zerstören. Es ist nicht zuviel gesagt, wenii wir unsere jetzt ausgebildeten Lebensgewohnheiten für die Erhaltung unserer Nahnmgsmittel, die gi'ossen Anstalten für die Herstellung von Konserven für Expeditionen und Kriegszüge auf den Ausschluss von Pilzkennen zurückführen. Heute kann man sterilisiertes Bier und Milch unter den Äquator und bis zu den Polen bei Expeditionen für Jahre mit sich führen und von ihnen leben, wie an den Stellen, wo sie bereitet sind. Nichts aber gibt eine klarere Vorstellung für die allgemeine Verbreitung der Pilzkeime, als die Schwierigkeiten, sie zu be- i) Colin, Empusa Muscae und diu Ki-ankheit der Stubenfliege. Nova Acta Vol, XXV, P. I. S. 300. 1* kämpfen: die Formen der Sterilisierung, welche man in der Cliirurgie anwendet, um bei operativen Eingriffen in den Organismus die schädlichen Pilz- vegetationen auszuschliessen. Erst durch die Aseptik ist die Chirurgie zu den heutigen Fortschritten gelangt, durcli welche Operationen möglich geworden sind, an deren Ausfiihrunor früher auch mit der o-eschicktesten Hand nicht zu denken war. Die Lebensweise der Pilze und ihre Bedentiing in der Natur. Die Pilze sind die Organismen der Verwesung. Sie leben von den org-anischen Sub- stanzen, welche von den grünen Pflanzen und von den Tieren zurückbleiben. Die in den grünen Pflanzen lu'sprünglich diu'ch die Kraft des Lichtes in den Chlorophyll-Apparaten grüner Zellen aus anorganischen Mitteln, aus Kohlensäure und Wasser, erzeugte organische Substanz dient zunäclist diesen Pflanzen selbst zur Nahrung und zum Aufbau ihres Organismus. Von den pflanzlichen Oi'ganismen leben die Tiere, sie dienen der zoologischen Reihe als Nahrung. Was von beiden, von den Pflanzen und von den Tieren, an toter organischer Substanz übrig bleibt, fallt schliesslich der Vegetation der Pilze anheim, welche die vorgefundene orwinische Substanz für ihre P^niähruntr verwenden und mit ihrer Vegetation und Lebenstätigkeit wieder in Kohlensäure und Wasser zurück- fuhren, aus welchen sie ursijrüTiglich durcli die grünen Pflanzen mit Hülfe des Lichtes erzeugt worden ist. Der Ki'eislauf in der organischen Welt, in der Er- zeuofunp' der org-anischen Substanz ilurch die Kraft des Lichtes in den g-rünen Pflanzen, in ihrer Verwendung für die Lebewesen, für die Pflanzen und Tiere, und ihrer endlichen Zerstörungr durch die Verwesungrs-Orofanismen, durch die Pilze, wird in dieser Art harmonisch geschlossen. Was die grünen Pflanzen er- zeugen, verzehren die Tiere, und die Überbleibsel von beiden werden von den Pilzen verbraucht und durch ihre Rückführung zu Kohlensäure und Wasser körjierlich wieder zum Verschwinden gebracht. Wir können uns leicht überzeugen, dass unter normalen Verhältnissen eine Anhäufung von organischen Resten, von Pflanzen und Tieren, an unserer Erd- oberfläche nicht stattfindet, dass also die Verwesungs-Organismen, die Pilze, ihre Tätigkeit in ergänzender und abschliessender Weise in der Zerstöning der organischen Substanz vollziehen. Wir finden nur vorübergehend Reste der organischen Substanz an der Erdobei-fläche vor, also für eine verhältnismässig kurze Zeit, welche noch nicht ausreichend war für die vollständige Zerstörung: durch die Verwesmigs-Organismen. - 5 — Nur unter besonderen Uniständen findet eine Abweichung von diesem Zer- störungsvorgange der organischen Substanz durch die Pilze statt. Diese Umstände sind gegeben in unseren Mooren bei der Vegetation grüner Pflanzen an der Obei-fläche des Wassers, also in sumpfigen wasserreichen Gegenden, wo mit fort- schreitendem Wachstum der Moorpflanzen an der Obei-fläche nach oben und nach dem Lichte die älteren, nach rückwärts gelegeneu Teile dem Lichte entzogen, unter Wasser vei-senkt und zum Absterben gebracht wei'den. Die im Wasser lebenden, an Zahl nur geringen Fadenpilzformen und die Bakterien vermögen hier eine Zerstörung: der orfjanischen Substanz nur in beschränktem Grade aus- zuüben. Die terresti-isch lebenden Ver« esungs-Organismen, die eigentliche Masse der Pilze, können unter Wasser nicht leben und vei-mögen also das Zerstörungs- werk der organischen Substanz an der Erdoberfläche hi gewohnter Form, unter der Mitwirkung atmosphärischer Einflüsse, nicht auszuführen. Die hier zurück- bleibenden organischen Reste der Moor- und Sumpfpflanzen erfahren demnach untergetaucht unter Wasser nicht die gleichen Vorgänge der Verwesung, wie sie an der freien Luft, an der Überfläche der Erde, durch den Einfluss der terrestrisch lebenden Pilze sich vollzieht. Die Wirkung der Pilze ist hier eine sehr beschränkte, fast ausgeschlossene, und wenn sie bald zu Ende geht, voll- ziehen sich in der Länge der Zeit, ohne die Mitwirkung atmosphärischer Ein- flüsse, in den abgestorbenen Pflanzenresten eine Reihe von chemischen Vorgängen: eine langsame innere Zersetzung, welche namentlich auch mit der Auslösung von Gasen, in letzter Instanz von Sumpfgasen, von Kohlenwasserstoff- Verbin- dungen inid schliesslich von reinem Kohlenwasserstoff verbunden ist. Bei diesen Voro-ängren bleibt die m-osse ]\Iasse der an sich sehr kohlenstoffreichen Verbin- düngen der organischen Substanz in oft nur wenig veränderter äusserer Form zurück. Wir können die hier stetig lortschreitende Veränderung der oi-ganischen Substanz, deren Reste immer kohlenstoffreicher und dunkler werden, also so zu sagen, die fortschreitende Karbonisierung der organischen Substanz mit zuneh- mendem Alter schi-ittweise verfolgen und wir haben in den noch zu unserer Zeit in den Mooren gebildeten Torflagern die erste, in den ßraunkohlenlagern die zweite, in den Steinkohlen die dritte und in der Anthracitkohle die letzte nw\ höchste Stufe der stetig fortschreitenden Karbonisierung in den Resten einer frü- heren Moor Vegetation vor uns, die schliesslich mit den Überresten fast reinen Kohlenstoffes, Graphitkohle, ihren Abschluss findet. Wir braueben mir grosse Zeiti-äuiiie einzusetzen, um die bier angedeuteten, stetig fortschreitenden, zur vollständigen Karbonisierung fübreTKlen Vorgänge, welcben die organiscbeu Pflanzenteile obne Verwesungs-Organismen unterliegen, richtig beurteilen zu können. Der Torf ist die jüngste Bildung dieser Art, die Braunkohle die schon etwas ältere Stufe, die Steinkohle die zur fast völligen Karbonisierung fortgeschrittene organische Masse von Moor und Sumpfpflanzen, welche unter Wasser den Einflüssen der Pilze dauernd entzogen sind. Durch die Vorgänge resp. Veränderungen au unserer Erdoberfläche sind diese organischen Reste einer früheren Moor- und Sumpfvegetation unter die Erde geführt und werden heute als Lager von Braunkohlen und Steinkohlen ausgegi'aben und als ßrennmateiüal resp. als Kraftquelle für die Bedürfnisse unserer modernen Kultur verwendet. Wenn man erwägt, dass es sich hier nur um die organischen Überbleibsel einer Vegetatioii in moorigen sumpflgen Gegenden handelt, und wenn man weiter bedenkt, dass diese Reste einer organischen Welt, welche unter den an- geführten Umständen der Zerstörung dvu-ch die terrestiüsch lebenden Pilze ent- gangen sind, das Material abgeben für die Unterhaltung unserer modernen Industiüe und iniserer modernen Kultur, dann gelaugt man inischwer zu einer richtio-en Beurteilung über die wichtige und grosse Bedeutung der Pilze in der Natur und die stetige Wirksamkeit der Verwesungs-Organismen, wie sie sich continuierlich auf der Erdobei-fläche in der organischen Welt und ihren Überresten umnerkhch vollzieht. Dass bei dem Untergange der Lebewesen im Meere die Verwesungs- Organismen, also die terrestrisch lebenden Pilze, ebenfalls nicht zur Wirkung kommen können, versteht sich ganz von selbst. Über die Vorgänge der weiteren inneren Zersetzungen, welche hier Platz greifen müssen, ist man nicht sicher unterrichtet, hat aber für den Ursprung des Petroleums und der Petroleum- quellen in der Erde keine andere Erklärung, als die, dass sie aus der inneren Zersetzung von grossen und massenhaft angehäuften Meeres-Organismen, nament- lich von Tieren, herstammen, welche olme Verwesungs-Organismen der inneren Zersetzung anheim gefallen sind, an den Stellen, wo diese nachträglich unter die Erde verschüttet wurden. Wenn wir die Kohlenlager, die von den Pilzen verschonten organischen Reste früherer Vegetations-Perioden, nicht besässen, so würde uns die Kraftquelle nicht zur Verfügung stehen, über welche wir heute vei-ftigen. Man sagt wohl, — 7 — wenn die Kohlen verbraucht sind, dann tritt die elektrische Kraft an ihre Stelle. Diese wird aber, wie auch die anderen uns verfügbaren Kräfte, zumeist in letzter Instanz mit Hilfe der Kohlen erzeugt. Wenn uns nichts übrig bleibt, wie das Brennmaterial der augenblickliclien Vegetation luid die Kräfte von Wasserfällen, eventuell von Ebbe und Fhit, so Ist unsere moderne Industrie und unsere iiKiderne Kultur, ohne Kuhlen, dem Rückgange unabwendbar preisgegeben. Wenn- gleich diese Erwägung aucii zur Vorsicht mahnt, mit dem Kohlenmaterial sparsam umzugehen, so wiegen sich die jetzt lebenden Generationen mit dem Gedanken zur Ruhe, dass diese Zeit noch weit von uns liesrt. Seilen wir von der Bildung grosser organischer Massen, wie sie in den O O Ö 7 Kolileidagern als Reste von Sumpfpflanzen aus früheren Vegetations-Perioden der Erde gegeben und durch die Verhinderung der Einwirkung der Verwesungs- Organismen erhalten geblieben sind, hier ab, so finden wir auch gegenwärtig noch an vereinzelten Stellen auf der Erdobei-fläche Verhältnisse im kleinen vor, unter welchen die organische Welt in iliren Resten einer langsameren und unvoll- kommeneren Zei'störung chu-ch die Pilze anheimfallt, als es sonst im allgemeinen geschieht. Diese Verhältnisse sind namentlich gegeben an feuchten Stellen, wo eine üppige Pflanzenvegetation zur Entwickelung kommt. Die hier abfallenden auf und in der Erdobei-fläche verbleibenden Pflanzenreste kömien in dem zu feuchten Boden, der den Verwesungs-Organismen ungünstig ist, luu- langsam und nur teilweise zerstört werden. Auch hier bleiben aus den organischen Resten mit foitschreitender Zersetzung stark karbonisierte, schwarze, organische Massen zurück, die man wohl als Humus bezeichnet und die aus einer langsamen innei'en Zersetzung, einer Humitication, der organischen Substanzen fortschreitend ge- bildet sind. Es wird die organische Substanz nur teilweise von Verwesuncs- Organismen zerstört, die zurückbleibenden oi-ganischen Reste färben sich dunkler mit foi'tschreitender iiuierer Zersetzung, d. h. durch Karbonisierung der organischen Reste, welche mit einer Schwärzung verbunden ist. Diese so gebildeten organischen Reste, mit Erde vermischt, stellen die sogenannte Humuserde dar, welche für die Vegetation der Pflanzen eine wich- tige Rolle spielt. Die Humuserde, an trockenen Stellen für den Acker verwendet, oder auch in Komposthaufen durch die Anhäufung von organischen Resten mit Erdreich untennischt besonders, gleichsam künstlich, erzeugt, gibt dem Boden den Charakter eines fruchtbaren Erdreiches, in welchem die Pflanzen ü])piger ge- deihen und die Vegetation bedeutend gefördert wird. Die Beimischung von — 8 — Humus uiacht das Erdreich locker, für die Wurzeln der PHanzeu leicliter durcli- dringbar, durch die schwarze Färbung konmit die Wirkung der Sonne in der Erwärnumg des Bodens mehr zur Geltung, und ausserdem hat dieser Humus die Fähigkeit, Phosphorsäure und auch Kali- Verbindungen, die wichtigsten mineralischen Stoffe für die Ernähnuig der Pflanzen, durch Absorption fest- zuhalten. Was sich an feuchten Stellen mit der Anhäufung von organischen pflanz- lichen Eesten und ihrer mangelhaften Zerstörung durch Verwesungs-Organismen vollzieht, das finden wir in etwas gesteigerten Verhältnissen in unseren land- wii^tschaftlichen Betrieben vor, wo aus grossem Viehbestande und seiner Pflege organische Massen in den Fäkalien sich anhäufen, die immer wieder als Dünge- mittel für den Acker resp. für die Entwickelung und die Ernährung der Pflanzen verwendet werden. Für die Landwirte ist die Erzeugung und die richtige, zweck- mässige Verwendung des Düngers eine der wichtigsten Fragen bei dem land- wirtschaftlichen Betriebe. Es handelt sich darum, dieses Dungmaterial so zu ver- wenden, dass seine Hulfsmittel ohne Abschwächung für die P^rnährung und Vege- tation spec. der landwirtschaftlichen Pflanzen zur vollen Wirkung konnnen. Für diese organische Masse, für diesen Dünger, spielen imn die Pilzkeime eine ausser- ordentlich wichtige Rolle. Es handelt sich einmal darum, die hier schon vor- handenen Stickstotfverbindungen nicht zu verlieren durch Zersetzung und durch Verdunstung, .sie vielmehr in Formen überzuführen, welche der Ernährung der Pflanzen aufs beste zu gute kommen. Es wird angegeben, dass es pilzliche Mikroorganismen gibt, welche die Stickstotfverbindungen mit ihrer Vegetation zerstören und freien Stickstoff entbinden. Es ist weiter nachgewiesen, dass es andere Mikroorganismen gibt, welche die Stickstoffverbindungen oxydieren, sie in Nitrite und Nitrate, d. h. in Formen überführen, in welchen sie für die Er- nährung der Pflanzen am zuoänjjlichsten sind. Es muss also ein erstes Ziel des landwirtschaftlichen Betriebes sein, diese massenhaft angehäuften organischen Substanzen im Dung durch richtige Förderung der Vegetation der Mikro- organismen der Pilze so zu regeln, dass die Stickstoffverbindungen nicht verloreTi gehen, vielmehr in Verbindungen übergeführt werden, rhirch welche ihre höchste Nutzbarkeit erzielt werden kann. Daneben handelt e.s sich darum, die Vegeta- tion der eigfentlichen Pilze, der Verwesuntrs-Orgranismen, im engeren so zu be- schränken, dass die organische Substanz durch sie nur in beschränktem Grade zerstört, dass sie also, unter methodischer Ausschaltung ihrer ^Mitwirkung, mög- liehst erhalten iiml karbüiii.siert, d. Ii. in Humusform iiliertrefUhrt wird, in welcher sie dem Lande resp. der Vegetation auf dem Jjande in vollem Masse zugute kommt. Bei richtiger Fragestellung nuiss die Lösung dieser Aufgaben, die für die Ijandwirtschaft von grösster Wichtigkeit sind, erreicht vvei'den können, imd es kaini keinem Zweifel unterliegen, dass hier die biologischen und physiologischen Kenntnisse der Verwesungs-Organismen, ilu-er Lebensweise, der Art ihrer Wirk- samkeit oder, je nach Umständen, der Begünstigung oder Ausschaltung ihrer Vegetation von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die grosse Mehrzahl der Pilze gehört zu den Verwesungs- Organismen, also zu den biologischen Formen, welche auf toter organischer Substanz vegetieren und diese für ihren Lebensunterhalt verbrauchen. Es gibt aber unter der Summe der Pilze eine nicht unbeträchtliche An- sahl von Formen, welche sich an eine andere Lebensform angepasst haben. Sie vegetieren nicht auf toter organischer Substanz, sondern sie besitzen vielmehr die Fähigkeit, lebendige Organismen anzugreifen, in diese einzudringen imd von den Mitteln des lebendigen Organisnuis zu leben und zu vegetieren. Man unterscheidet diese Formen als „Parasiten" von den übrigen Pilzen, die man auch kurzweg als Sajjrophyten zu bezeichnen pflegt. Diese parasitisch lebenden Pilze erzeugen in den Pflanzen und Tieren, auf und in welchen sie parasitieren, mehr oder minder gi'osse Störungen, welche sich als Krankheitserscheinungen an den befallenen Wirten bemerkbar machen. Die Erkenntnis, dass bei einer sehr grossen Anzahl von Krankheits- erscheinungen Pilze die Ursache und ihre Keime als Krankheits- erreger zu beurteilen sind, ist vorzugsweise in der neuesten Zeit mehr und mehr foitweschi-itten und hat erst zur richtiiren Beurteilunsr der vevschio denen Krankheitserscheinungen unil ihrer Ursachen geführt. Wir köimen wohl sagen, dass die Mehrzahl von infektiösen Krankheiten, die sich durch Ansteckung verbreiten, durch parasitische Pilze verursacht werden, und dass die Lehre xow den Krankheiten der Pflanzen und der Tiere durch diese Erkenntnis ihre ursäch- liche und natürliche Aufklärung gefunden hat, und dass die richtige Beurteilung der Krankheitserscheinungen ohne die Kenntnis ihrer Erreger, der j)ara.sitischen Pilze, nicht möglich ist. Biefeld, Botan. Untorsuchunuen. XIV. 2 — 10 — Bei den Pflanzen können wir die parasitären Erscheinungen in iliren ersten Anfängen beobachten und kennen lernen. Es gibt eine Anzahl von Pilzformen, welche ihre Wirte nur unter besonderen Umständen befallen können und welche auf diesen parasitierend, zerstörende und tötende Einflüsse auf die angegi'iffenen Gewebe ausüben. Die befallenen Pflanzenteile und Pflanzen sterben ab und werden durch diese Erscheinung äusserlich auffällig. Hierher gehört z. ß. der Pilz der Edelfaule der Weintraube, die Botrytis cinerea, welche an reifen Weintrauben, die kleine Wundstellen bekommen, Angriffspunkte findet und mit ihrer Vegetation ein langsames Ab- sterben der Gewebe herbeiführt, welches mit einer Färbung ins Braune ver- bunden ist. — Als ein weiteres Beispiel von etwas fortgeschrittenem Parasitismus kann hier der Pilz der Kartoffelkrankheit, Phytophthora infestans, angeführt werden. Dieser Parasit ist schon mit der Fähigkeit des Eind ringe 7is durch die geschlossene Oberhaut, namentlich an den Blättern, versehen, dringt so in die Gewebe ein, hat aber noch die Eigentündichkeit, alle von ihm mit weiterem Vordringen berührten Gewebeteile zum schnellen Absterben zu bringen, wodurch er seiner eigenen Vegetation resp. seinen eigenen Vorteilen entgegenwirkt. In noch anderen wiederum fortgeschrittenen Fällen des Parasitismus finden wir eine Anpassung zwischen den Parasiten xmd ihren Wirten ausgebildet. Die Pilze töten nicht mehr die Gewebe, und die \\'irte haben sich der Vegetation ihrer Parasiten so weit angepasst, dass sie die Eindringlinge ernähren, zwar einen mehr oder minder gi'ossen Schaden von dieser Ernährung nehmen, aber eine stärker störende Wirkung durch Absterben nicht mehr erfahren. — Wir können diese Anpassungen zwischen den Parasiten und den Wirten in einer auf- steigenden Reihe von Fällen beobachten, in welchen sich die Wirte immer mehr mit iliren Parasiten abflnden, bis beide schliesslich in relativ fi-iedlichen Be- ziehungen mit einander fortleben. — Die vollkommneren Anpassungen der Pa- rasiten an ihre Wirte sprechen sich zunächst darin aus, dass bestimmte Formen von parasitischen Pilzen immer nur auf bestimmten Nährpflanzen, und nur in diesen, oft sogar nur in bestimmten Teilen von diesen, vegetieren resp. fructi- ficieren köimen. Einen besonders interessanten Fall von parasitischem Zu^anmienleben dieser Art finden wir bei den Brandpilzen in unseren Getreideformen vor. Die zu- gehörigen Parasiten dringen in die bestimmten, angepassten Nähi'pflanzen ein und — 11 — zwar meist schon in ihren ersten Keinistadien ; sie werden, bis zur Vegetations- spitze vorgedrungen, von ihren Wirten ernährt, wachsen in diesen fort, (jhne dass die mindeste störende Schädigimg sich äusserlich verrät, inid gelangen erst nachträglich in den letzten Entwickelungsstadien der Nährpflanze, in den Hhiten Hill! Früchten der Getreidepflanzen, zur Fruchtbildung und mit dieser zur äusseren Erscheinung der bis dahin verborgen gebliebenen Krankheit. Ohne arge Schädigung und ohne Störung gewisser Pflanzenteile geht es natürlich auch hier nicht ab.') In den vollkommensten Fällen der Anpassung, wie sie z. ß. bei den Flechten bildenden Pilzen zur Erscheinung kommen, leben die Wirte, welche hier als griuie oder blaue Algenzellen sich zeigen, mit den parasitischen Pilzen, von welchen sie befallen werden, gemeinsam fort. Die Algenzellen wachsen und vennehren sich ti'otz des Pai'asitismus durch die befallenden Pilze, luid beide zusammen, Algen und Pilze, bilden den in der Erscheinung eigenartigen ürganis- nnis der Flechten. Alan hat diese wohl weitest fortg-eschrittenen Fälle von Parasitisnuis als Erscheinungen der Symbiose, des gemeinsamen friedlichen Zusammenlebens von Wirten und Pilzen, bezeichnet. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass es sich hier nur um den weitest fortgeschrittenen Fall einer parasitären Er- scheinung, also um eine Anpassung zwischen Wirt und Parasit handelt, welche sich nach ilickwärts hin den vorgenannten primitivei'en Fällen ganz natürlich anschliesst. — Den vollkonnnensten Fall, den wir in der Pflanzenwelt nach dieser Richtung hin zn beobachten imstande gewesen sind, finden wir in den all- bekannten Wurzelknöllchen der Leguminosen vor. Die Knöllchen, Wurzel- anschwelluniren der Hülsenfrüchtler, werden verursacht durch eilns durcli die Parasiten, welche sie in ihren \\' urzeln beherbergen, keine Störung, sondern vielmehr eine vorteilhafte Beeinflussung für ihre Ernährung und Entwicklung. Es ist unzweifelhaft dui'ch Hellriegel erwiesen, dass die eingedrungenen l'ai-asiten im Zusammenhange mit ihren Nähr])flanzen den freien Stickstoff' der Puft zu ') Man vergleiclie hierzu die iiäliorcii Atisfiiliruiificn in den vcr.scliiedeuen Ti-ilin iles vorliegenden Werkes, namentlich Band V, XI, XII und XIII: Brandpilze I — IV. 2» — 12 — assimilieren veruiögeii und so eine Versorgung der Wirte mit 8tickstofFverbin- dungen veranlassen, welche bei anderen Pflanzen aus dem Boden entnommen UTid durch die Wurzeln autgenommen werden müssen. In diesem Falle bilden unzweifelhaft die Wirte in dem parasitischen Leben mit dem Pilze die bevor- zugte Hälfte, sie ernähren sich mit Hülfe ihrer Parasiten durch Stickstoffverbin- dungen, welche sie durch ihre Mitwirkung erhalten, während umgekehrt die Pilze nur geringe Giengen von organischer Substanz von ihnen aufnehmen. Werni man für diesen Fall rlie Bezeichnung Symbiose eingesetzt hat, so ist dies mit voller Berechtigung geschehen, es bleibt aber immer zu erwägen, dass im Grunde auch hier nur ein besondei'er Fall von Pai'asitisnnis vorliegt, in welchem der Wirt sich von seinem Parasiten, der Parasit von dem Wirte, unter Aus- schaltung jeder störenden Beeinflussvuig, ernährt. Die Bezeichnung Symbiose ist besonders für eine Reihe von P'ällen im Tierreiche zutreffend und vollberechtigt; im Pflanzenreiche finden sich dagegen die luxr wenigen genannten Fälle von Parasitismus vor, für welche die Bezeichnung mit genügender Berechtigung eingesetzt werden kann. Äleines Erachtens ist die Bezeichnung auch hier eine überflüssige. Sie regt die Forschung mir zu Speku- lationen an, die flann leicht zu irrtümlichen Deutereien führen können. Ich erinnere hier niu- an die Mycox'hizen imd an die mancherlei Spekulationen, welche für sie nach ihrem verschiedenen Vorkonnnen bereits eingesetzt worden sind, ehe eine genügende Unterlage von Tatsachen sicher festgestellt werden konnte. Wie weit nun auch die gegenseitige Anj^assung der Parasiten an ihre Wirte und der Wirte an ihre Parasiten fortgeschritten sein mag, der sapro- ])hy tische Ursprung der ])ar asitischen Pilze, welche hier als Erreger von Krankheiten bei ihren Wirten auftreten, las st sich in allen vor- liegenden Fällen im Pflanzenreiche mit Sicherheit nachweisen. Die ])arasitisch lebenden Pilze haben die ursprüngliche Fähigkeit, sich ohne ihre \\ irte zu ernähren, nicht verloren und vermögen in toten, organischen Nähr- substraten, in Nährlösvmgen etc., in fast allen Fällen mehr oder minder leicht und üp])ig zu gedeihen. Sowohl die Flechten bildenden Pilze der Ascomyceten, wie die Ilhizobien der Leguminosen, ebenso die Pilze, welche die Brandkrank- heiten unter den Pflanzen hervorrufen, welche das Mutterkorn in miserem Ge- treide erzeugen, die man als die höchst entwickelten oder vielmehr am spezi- fischsten an ihre Wirte angepassten Parasiten ansehen muss, sind auf das leich- teste ohne ihre Wirte in beliebigen Nährlösungen wie andere saprophytisch - 13 — lebende Pilze zur Ent\vickelnn. in den Fruchtkörpern von Penicilliuni glaucum, vor, welche, bis zu ilirer vollen Grösse fortgeschritten, vom mütterlichen Orga- nismus abgetrennt werden, einen Dauerzustand in Sclerotiumform durchmachen, um weiterhin nach geeigneter Aufbewahrung auf feuchten Substraten unter der iMithiilfe von blossem Wasser die Entwickelung fortzusetzen und mit der Aus- bildung von Ascenfructification abzuscliliessen. Ich habe diese Sclerotien, die bis dahin niemals beobachtet wurrlen, durch günstige Kultur in den geeig- neten Substraten, die ich weiterhin noch ausführlicher beschreiben werde, in grossen Massen gewonnen und die Entwickelungsgeschichte des Peni- cilliuni erschöpfend aufgeklärt.') Die gewonnenen Sclerotien in der Grösse eines Nadelkopfes werden, wenn ihr lleifezustand eingetreten und damit ihre Lostrennung von Substraten leicht möglich ist, mit aller Vorsicht gereinigt, dann eine kurze Zeit noch in i-einem Wasser aufbewahrt und schliesslich auf sterili- siertem Fliesspapier in einem verdeckten Uhrglase ausgelegt. Die Keimung der Sclerotien ti'itt mm nach 8— 10 Wochen mit aller Sicherheit ein. Zentrale Fäden im Inneren des Sclerotiums beleben sich wieder, ti'eiben fädige Seiten- sprosse und bilden sich, von den umgebenden sterilen Gewebezellen des Sclero- tiums ernährt, zu Askenketten aus, welche schliesslich zerfallen, durch Auflösung der Askenwände die Sporen freimachen, die endlich das ganze Innere des Scle- rotiums bis auf seine verkorkten äusseren Wandschichten anfüllen. Die für die Entwickelung der Fruchtkörper von Penicillium festgestellten Tatsachen entsprechen den Erfahrungen, soweit sie bis jetzt über die Ent- wickelung der grossen Fruchtkörjjer der Tuberaceen, also der Trüffeln, vorliegen. Die in der Erde aufgefundenen Trüffeln entwickeln sich im Imiern zu Ascen bildenden Hyphen aus, welche das innere Gewebe des Fruchtkörpers verzehren. Im Keifezustande füllen die Ascensporen nach Auflösung der Ascen die Frucht- körper bis auf die äussere verkorkte Peridie aus, wie es bei dem allverbreiteten Elaphomyces leicht zu konstatieren ist. Die Sporenreife der Fruchtkörper- anlagen vollzieht sich in allen lallen unabhängig von den Mycelien, an ') Die Entwickehingsgeschiclite von Penicillium, die Anlage von Sclerotien und deren Auskuinning zu Ascusfrütliten auf feuchtem Substrat ist in dem II. Teile d, W. ausführlich beschrieben und abgebildet. — 24 -' welchen hier in nuch unbekanntem Art die Fi'uchtkörper unter der Erde an- gelegt werden. In einem etwas späteren Stadium der Entwickelung werden die F r u ch t - kör per von anderen Ascomyceten, z. B. der Erysipheen, in den Dauer- zustand übergeführt, während sie noch an ihren Substraten befestigt sind. Sie fallen mit den betreffenden Pflanzenteilen, meist Blättern, auf welchen die Mehl- taupilze parasitieren, zur Erde und bleiben in dem im Herbste erreichten Zu- stande, der seht in die Anlagen von Ascen mit den Sporen zeigt, bis zum Früh- jahr unverändert liegen, um dann erst die Reifung der Ascen mit ihren Sporen zu vollziehen, die Fnichtkörperwand aufzuspi'engen und ihirc^h Aufplatzen der Ascen die Sporen zu entlöschen. Will man die Beobachtinigen hier durchführen, so muss man das Material mit tlen Perithecien an einem gesicherten Orte im Freien belassen, im Frühjahr die Peritliecien freimachen, imi dann auf Objekt- trägern den weiteren Gang der Entwickelung bis zum Aufplatzen der Früchte und der Entlöschung der Sporen aus den Ascen verfolgen zu kömien. Zur Vollendung der letzten Keife der Fruchtkörper ist nichts notwendig, wie reines Wasser, und es bedarf niu' der genügenden Vorsichtsmassregeln, die letzten Stadien der Entwickelung im Frühjahr ohne Störung sich vollziehen zu lassen. Abgesehen von den fructificativen Bilduno;en bei den Pilzen und ihrer weiteren Kultur in blossem Wasser, gibt es nun auch rein vegetative Er- zeug-nisse bei den Pilzen, die schon lanwe den Namen Sclerotien führen und durch verschiedene und eigenartiffe Formbildungren ausgrezeichnet sind. Diese generell als Sclerotien bezeichneten Bildungen bei den Pilzen keimen ohne weitere Hü Ifsmittel in reinem W^asser aus auf Kosten der reichen Nährstoffe, welche in ilinen angehäuft sind. Sie erreichen in einzehien Fällen eine riesige Grösse, und die grossen Sclerotien von ausländischen Basidiomyceten mit grossen Fruchtkörpern können die Dicke einer Faust oder eines Kindskopfes und das Gewicht von ^j^ bis ^|2 kg erreichen. Die kleineren, bei uns vorkommenden Bildungen sind sowohl bei den Fomien der Ascomyceten wie bei den Basidio- myceten beobachtet worden. Bei den Ascomyceten ist das Mutterkorn, das im Getreide und auch in anderen Gräsern vorkommt, die auffälligste Erscheinung dieser Art. Die im Finichtknoten des Roggens üppig vegetierenden Mycelfäden verflechten sich nach Beendigung der vorher reichlich erfolgten Conidien- bildung durch starke Verzweigung eng und dicht und bilden schliesslich einen grossen hornförmigen Köi-per aus, dessen äussere Fadenschichten sich gewebe- — 25 — artig znsammenschliessen und dann eine Verkovkung erfahren. Die inneren, nngelUrbten Hyphen des Sclerotiums sind nur selten gewebeartig verbunden, aber mit diclitem Inhalte von fettigen Reservestotten angefüllt. Diese rein vegeta- tiven Bildunoren machen einen Ruhezustand bis zum folgenden Jahre durch und keimen in feuchter Erde resp. mit Hülfe hinreichender Befeuchtung un Boden zu dem bekannten Älutterkornpilz, Claviceps purpurea, aus. Schon Tulasne und Kühn^) haben diese Auskeinumg tler Sclerotien im Frühjahre beobachtet. Man eiTeicht sie mit aller Sicherheit, wenn man die in den Getreideähren auf- tallijren Sclerotien sammelt und während 2 bis 3 Monate an einem kühlen Orte langsam und vollständig austrocknen lässt. Der hi dieser Art geföi-derte inul aus- gereifte Sclerotienzustand muss nun aber bald durch Aufbewahrung in feuchtem Sande wieder unterbrochen werden. Man legt die Sclerotien, die man vorher durch Abwaschen gereinigt hat, in ausgewaschenem, sterilisiertem Kiessande •J bis 3 cm tief aus und stellt, so gegen Insektenfrass gesichert, die in Töpfen mit dem feuchten Sande gut verwahrten Sclerotien während der Winterzeit im Keller auf. Schon mit dem ersten Frühjahr oder auch bei der Aufbewahrung an einem wänneren Orte, oft schon im Januar, treten die Keimungserscheinungen an diu Sclerotien ein, die man mm ziu- besseren Beobachtung aus dem Sande herausnehmen und auf feuchtem Kiessande in einer Kiystallisierschale zur beson- deren Beobachtung auslegen kann. Die Keimung schlägt niemals fehl, selbst kleine Stückchen von Sclerotien keimen zu Fruchtkörpern aus. Tiefer in feuchter Erde aufbewahi-te Sclerotien können, wenn sie an einem kalten Orte gehalten werden, ehi Jahr und noch längere Zeit die Keimung überschlagen und noch im zweiten und dritten Jahre zur Auskeimung gelangen. Auch Sclerotien, welche ein ganzes Jahr ti'ocken aufbewahrt und dann ei'st ausgelegt werden, keimen noch, aber nur vereinzelt aus, und langsamer als sonst; sie zeigen offenbar eine Abschwächung der Keimungsfähigkeit durch diese nicht zuti-eftende Art der Auf- bewahrung.^) Es sind viele Fcmien von Sclerotien auf Nähi-pflanzen gefunden worden, w^elche alle, richtig behandelt, in kürzerer oder längerer Zeit zur Auskeinumg ') Tulasne, Sur l'ergot. Ann. sc. nat. 3. Ser. T. XX, p. 5. Kühn, ]\Iitt. des landw. Institutes in IhiUe I, 1863. ^) Die liier angegebenen Einzcihoitcn über die Keimung der Sclerotien des Jlutter- kornpilzes habe ich schon in den 70er und 80er Jahren des vor. Jahrh. festgestellt, aber bisher zu veröffcnthchen unterlassen. Brefeld, Uotan. Untetsacbangen. XIV. 4 — 26 ^- gelangeii. — Bei einer Gruppe von Ascomyceten, die man als Sclerotinioi zu- sanimeiigefasst hat, ist die Bildung der Sclerotien ebenfalls regelmässig, wie beim Mutterkorn ]jilze, in den Entwickeliingsgang eingeschlossen. Die bald in den Früchten und in der Fruchtform der höheren Pflanzen, z. B. der Beeren von Ericaceen, bei der Sclerotinia baccarum'), auftretenden, bald an den Axen- teilen der Pflanzen, z. B. bei der Sclerotinia tuberosa, auf den Rhizomen von Anemone nemorosa, ausgebildeten, grossen Sclerotien sind auf das leichteste zur Auskeinumg resp. zur Bildung der Becherfrüchte zu bringen. Man legt die Sclerotien, nachdem sie zunächst völlig ausgetrocknet und völlig ausgereift sind, in feuchtem Kiessande 1 bis 2 cm tief aus und hält sie in dem stetig angefeuch- teten Sande während der Dauer des Winters, bis im Frühjahr die Keinnmg ein- tritt. Zur Anfeuchtuno: des Sandes von oben kann man auch hier ausofewaschenes und angefeuchtetes Moos zur Überdeckung zweckmässig verwenden. Die Sclerotien von Sclerotinia Sclerotiorum keimen aber sehr bald nach ihrer Ausbildung und Reife aus, wenn sie nur in feuchtem Sande ausgelegt sind. Es werden hier bei den grossen Sclerotien, die man in mibegrenzten Mengen und in allen Grössen auf künstlichen Substraten aus tlen üppigen Mycelien des Pilzes leicht erziehen kann, mit der Auskeinumg eine ganze Anzahl von Keulen gebildet, die, oft mehr als 50 an Zahl, aus allen Teilen des Sclerotiums ausgetrieben werden. Die Keulen werden aber meist nur dann zur vollendeten Ausbildung g-eföi'dert, wenn die Sclerotien in feuchtem, mit sterilisierter Humuserde durchsetztem Sande zur Keimung ausgelegt sind.-) Es treten nun die Spitzen der Keulen frei über den Sand hervor und verbi*eitern sich zur Becherfonn, während auf der Innenfläche die zahlreich gebildeten Ascen zur Entleerung kommen. Die Keinuing ist hier so leicht, dass es schwer hält, sie nicht zu eiTeichen. Die Ausbildung der Keulen bis zur Reife der Becher ist dagegen nur dann sicher zu erzielen, wenn die Sclerotien in humusreicher Erde zur Auskeimung ausgelegt sind. Auch diese Sclerotien köiuien einen zweijährigen DaTierzustand in trockener, knochen- ') Die Keimung der Sclerotien, welche in den Fruchtknoten resp. in den Beeren von verschiedenen Ericaceen und Amygdalaceen vorzukommen pflegen, sind von Woronin in den Memoires de l'Acad. St. Petersbourg, VII. Serie. Tome XXX\'I ausführlich beschrieben und abgebildet worden. *) Die Kultur von Sclerotinia Sclerotiorum in künstlichen Substraten und die Keimung der Sclerotien habe ich ausfuhrlich beschrieben und abgebildet in dem IV. Bande d. W., pag. 112, Tafel VDI und IX. harter Fonu (lurfhiuadien and gelangen, -wieder anfgeAveiclit, und ansgelegt, olnio Verzögerung zur Auskeimiing. Bei grossen Sclerotien werden hunderte von Keulen in steter Folge ausgebildet, bis endlich eine Erschö])fung des Nähr- gewebes in den Sclerotien eingetreten ist. Die Sclerotien bei den Basidiomyceten in ilen Fonnen von Tyj)hnla variabilis^) sind in der Natur allgemein verbreitet. Sie konnnen in feuchtem Sande nach verhältnismässig kurzer Dauer schon zur Auskeiumng. — Besonders bemerkenswert sind die Sclerotien von Coprinus stercorarins. Sie werden auf genügend nassem Miste, namentlich von Kühen, mit Sicherheit gefunden und können auch auf ausgekochtem Pferdemist, wenn er mir hiii- reichend nass ist, in unbegrenzten Mengen gezogen werden.") Die schwarzen Sclerotien, in allen Gi'össen bis zur Stärke einer Nuss, rein gewaschen uml aus- gelegt, keimen unmittelbar, schon am folgenden Tage, aus. Sie treiben ans jeder Zelle der inneren, weissen Gewebemassen, die von einer äusseren schwarzen, verkorkten Schicht verdeckt sind, zu Fäden aus, aus welchen sich in wenigen Tagen schon der zierliche Hutjjilz, der Coprinus stercorarins, entwickelt. An grossen Sclerotien werden hunderte von jimgen Fruchtanlagen auf einmal ge- bildet, die sich nach dem Abwischen täglich erneuern können, so dass tausende von Anlagen dieser Art an der Oberfläche der Sclerotien in kurzer Zeit zur Erscheinung kommen, bis diese endlich erschöpft sind. Selbst aus den kleinsten Bruchteilen der Sclerotien werden noch, ähnlich wie beim Mutterkorn, mit der Keimung Fruchtkörperanlagen gebildet, wenn sie mir hinreichende Gewebezellen mit Reservestoffen besitzen. Die Riesenscler otien von ausländischen Basidiomyceten von ]\Iylitta und l'achyma sind nichts andei'es wie Bildungen der gleichen Ait in einer grösseren Fonn, wie sie der Grösse der zugehörigen Friichtkör])er ange- messen ist. Die Keimung dieser Sclerotien nniss in sterilisiertem, angefeuchtetem Sande im Warmhause erfolgen, den Temperaturverhältnissen des heissen Klimas angemessen, in welchem die Pilze vorkommen. ') Die Keimung von Typhula variabilis ist beschrieben und abgebildet .aut Tafel VIII in dem III. Teile d. W. ^) Man vergleiche Coprinus stercorarins im IIJ, Teile d. ^^'. und die zugehörigen Abbildungen auf den Tafeln I — V. 4» — 28 — Noch gibt es einige Bildungen vegetativei- Art in Form von Strängen, welche z. B. als Rhizomorphen bei Agaricus nielleus beobachtet sind. Diese Stränge, welche durch Spitzen Wachstum fortwachsen, gehen in den älteren Teilen in einen Ruhezustand über, aus welchem sie nach erloschenem Spitzen- wachstum zu den Fruchtkörj)ern des Agaricus meist mir in bestinunten Jahren, in Abständen von 3— 5 Jahren, auszukeimen pflegen.^) Der sclerotiale Zustand ist hier weniger scharf ausgeprägt, und noch weniger ist dies der Fall bei den Vege tationskörpern der Flechten, die im Winter ihre Entwickelung an den Spitzen einstellen und vorübergehend in den Zustand der Ruhe eintreten, aus welchem sie im nächsten Frühjahr wieder austreten resp. von neuem aus- zutreiben pflegen. In den vorstehenden Einzelheiten sind die Vorkommnisse von Sporenbildungen bei den verschiedenen Pilzformen zusammengefasst, bei welchen die Keinnmg in blossem Wasser ohne Älithülfe von Nährstoften erfolgt. Ebenso sind die Bildungen von Fruchtkörpern angeschlossen, welche ihre Entwickelung in einer bestinunten Periode unterbi-echen und dann nachträglich unter blosser Mit- wirkung von Wasser abschliessen, und endlich auch die rein vegetativen Bildungen von Sclerotien und Rhizomorphen, welche in Wasser zu Fruchtkörpern aus- keimen und gleichsam als höhere, vegetative Bildungen anzusehen sind, welche die Ausbildung von Fruchtkörpern vorbereiten. Die Pilzsporen, welche in blossem Wasser auskeimen, sind in den meisten Fällen nicht für unmittelbare Verbreitung bestinnnt. Sie stellen Ruhezustände in Sporenform dar, welche die unterbrochene Entwickelunof mit der Keinunisi: in Wasser vollziehen. Sie keimen daher in der Regel fructificativ aus, sind also weniger für die Verbreitung, als für die Er- haltung der Formen biologisch und physiologisch bestimmt. Die Keimung der Pilzsporen in Nährlösungen und Xiihrsubstraten. Gegen- über der eigentlichen Masse der Pilzsporen, welche durch Kleinheit und Substanz- arnuit, also durch Leichtigkeit und leichte Vertriebbarkeit durch die Luft aus- gezeichnet sind, treten die vorerwähnten und für ihre Kultur in blossem Wasser 1) Die Auskeimung der Rhizomorphen zu Fruchtkörpern des Agaricus melleus ist von R. Hartig (Wichtige Krankheiten der Waldbäume, Berlin 1874) zuerst beobachtet und ab- gebildet worden. — Die Kultur der Rhizomorphen in Nährsubstraten, aus den Sporen des Agaricus melleus gezogen, ist dann von mir durchgeführt und in dem III. Teile d. W. näher beschrieben und durch Abbildungen (Tafel X und XI) erläutert worden. - 29 — besonders berücksichtigten Spüreiibiidungen iils vereinzelte und nebeiilüutige Erscheinungen zurück. Diese kleinen, an Nährstoffen armen S])üren sind für tue Keimung und die weitere Entwickeln ng in blossem Wasser nicht veranlagt. Sie siiul darauf angewiesen, von den orsjanischen Nährstoffen zu leben, welche sie fast überall in der Natur als Reste von Pflanzen und Tieren vorfinden. Die kleinen Sporen, durch die Luft vertrieben, senken sich bei Windstille zur Erde nieder und werden vorzugsweise durch Regen auf den Boden und auf die Gegenstände in der Natur niedersfeschlasjen. Auf toten, ~ O O 7 organischen Substanzen finden sie bei him-eichender Befeuchtung die Hülfsniittel für ihre Keimung und Ernährung von selbst vor. Auf lebendigen Pflanzen und Pflanzenteilen sind diese nur dann gegeben, wenn die Pilze parasitisch leben, was nur für einen versehwindend kleinen Teil der tjrossen Masse der Pilze zu- trittt. Hier können also die Sporen nicht zur Entwickelung gelangen, wenn nicht weitere lliUfsmittel einsetzen, welche durch Tiere und J\lenschen von selbst gegeben sind. Die Tiere leben von den Pflanzen, von Blättern und Früchten, die sie als Nahrung verzehren. Auch dem Menschen dienen diese vegetabilischen Pflanzen- teile als Nahrung, aber sie werden inu- zum geringen Teil unsterilisiert, also roh, gegessen, in den meisten Fällen gekocht, und dadurch von den lebendigen Pilzkeimen auf ihrer Oberfläche, die gerötet werden, befreit. Die Tiere geniessen die Pflanzenteile, von welchen sie leben, in der Form, wie sie sie in der Natur voi-finden, d. h. an der Oberfläche mit Pilzsporen versehen, welche auf sie niedergefallen sind. Die Pflanzenteile werden gefx'essen, und mit ihnen gelangen die Sporen in den Verdauungsapparat der Tiere, wo sie nicht nur nicht getötet werden, vielmehr, durch die natürliche Körperwärme günstig beeinflusst, im wei- teren Verlaufe der Verdauung in Substrate geraten, welche für ihre Entwickelung die denkbar günstigsten sind. Sie werden später mit den Fäkalien entlöscht und können, schon in diesen, für ihre Keinnmg günstig disponiert, sofort zur Entwickelung gelangoi. Die Fäkalien sind diejenigen organischen Substanzen iTi der Natur, in welchen die Pilzsjjoren das günstigste Medium für ihre Ent- wickelung finden. Man kaim sich von diesen biologischen Einzelheiten und dem natürlichen Gange der Entwickelung, den hier die Pilze erfahren, leicht über- zeugen, wenn man die FäkaHen von Kräuter fressenden Tieren unter Glasglocken, wo sie nicht austrocknen können, abschliesst und so ihre ungestörte Entwickelun"- begünstigt und fördert. Es ist erstaunlich, welch i-eiche Pikflora hier in wenigen — 30 — Tagen zur Erscheinung kommt. Die schnell wachsenden Mucorinen und ver- wandte Formen der niederen Pilze sind es vorzugsweise, welche zuerst auf- treten, oft das Substrat ganz verdecken, dann abblühen und mit ihrem Zurück- treten anderen Formen der hrjheren Pilze, namentlich den verschiedensten Formen der Ascomyceten und der Basidiom yceten, das Feld räumen. Man trifft hier die verschiedensten Formen der Discomyceten und Pyrenomyceten an, und ebenso treten die Formen der Hutpilze, in erster Linie die Formen von Coprinus, in i'eicher Folwe in die Erscheinung. Die Entwickeluno^ der Pilze auf diesen Fä- kalien, namentlich von grossen Tieren, z. B. von Pferden und Kühen, geht monatelanjx in consecutiver Folffe der Formen weiter, sie eiTeicht kaum einen Abschluss, wenn man nur tlauernd für hinreichende Feuchtigkeit sorgt und die Störungen durch Insekten vermeidet, die häufig einzuti'eten pflegen. Man kann wohl ohne Übertreibung aussagen, dass die Mehrzahl der Pilze, deren Spoi'en in der ^atur auf die Vegetation niederfallen, , welche den Tieren als Nahrung dient, den Leib der Tiere passieren, dann in ihren Fäkalien zur Entwickelung gelangen in einer Üppigkeit und einer Fülle, wie sie in gleicher Art an anderen Stellen in der Natur kaum anzutreffen ist. Die Fäkalien sind die natürlichen Standorte für die meisten Pilzformen, und es kann nichts Insti"uctiveres für einen jungen Mycologeii geben, der sich in den Pilzformen oi'ientieren und Material tiir entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen ge- winnen will, als die Fäkalien von den verschiedenen Kräuter fressenden Tieren in zweckmässiger Weise für Pilzbildungen resp. Entwickelung einzusammeln und auszuleeren. Je frischer diese Fäkalien verwendet werden, um so ffünstiorer ent- wickelt sich die Pilzflora auf diesen. Um ein klares Verständnis für die richtigen Hülfsmittel zur Entwickelung der Pilzsporen in der freien Natur zu gewiimen, ist es durchaus notwendig, sich über diese eben besprochenen Vorgänge der Verbreitung und Entwickelung der Pilze sachlich und eing-ehend zu orientieren. Die Fäkalien sind wohl inuner die Ausgangspunkte für die Entwickelung der meisten Pilze in der Natur, und die Tiere sind hierbei gleichsam nicht ein nebenläufiges, sondern ein wirksam ein- setzendes Verbreitungs- und Förderungsmittel für die Sjjoren, welche zunächst durch die Luft vertrieben werden. Die Sporen werden zudem mit den Vegeta- bilien an der einen Stelle gefi'essen, an anderen, oft weit entlegenen Stellen ent- löscht und an diesen zur Entwickelung gefördert. — 31 - Schalten wir diese ITülfsmittel für die Verbreitung der Pilzsporen niid tür ihre Entwickelunjj ilurch die Tiere aus, so linden wir in nnserer Vorstellung; fUr die Pilzverbreitunt); und Entwickelunc in der Natur eine unauffjeklärte Lücke, und unser Verständnis für die Pilzen tvvickelung in der Natur bleibt unklar und uugeschlosseii. Es darf aber nicht unvermerkt bleiben, dass es auch Fälle gibt, in vvelclien Pilzsporen von den Tieren gefressen, getötet und also unwirksam gemacht werden. Ich habe Fälle dieser Art namentlich bei dem Insektenfrass von Brandspoi'en kennen gelernt und hier immer wieder gefunden, dass die Fäkalien, die oft ganz aus ßrandsporenmaterial bestehen, keine lebenden Brandsporen mehr enthalten, die also hier als Nahrung verwendet und keimungsunfähig gemacht sind. Ks sind dies Ausnahmen, die es ja überall in der Natur gibt, welche die allgemeine Kegel nicht beeinflussen, dass die meisten Pilzsporen mit den Vegetabilien von den Tieren gefressen, durch die Körperwärme und die Verdauungsvorgänge im Leibe der Tiere fiir ihre Keimunw grUnstiff beeinflusst werden und mit der f^nt- lösclmng der Fäkalien in dem denkbar günstigsten Substrate zur Entwickelung gelangen, welche für die Kultur der Pilze möglich ist.^) Legen wir diese Erfahrungen hier zugrunde, so ist selbstverständlich in den Fäkalien der Tiere das günstigste Material gegeben, um Nährsubstrate für die Kultur und die P^ntvvickelung einzeln rein isolierter Pilzformen herzustellen. ]\Ian braucht nur die frisch entlöschten Fäkalien, mit Wasser zu einem dicken Brei angerührt, der Siedehitze des Wassers auszusetzen, die vorhandenen Pilz- ') Es kann wuhl mit Sicherheit angenommen werden, dass miter den Pilzkeinien, wtdclio in den ticrisclicn Leib gelangen, eine Anzahl von diesen schon in dem Leibe selbst und namentlich in dem letzten Abschnitte, in dem Darmkanal, zur Lntwickelung gelangen. Die anaeroben Formen mit ihren enzymatischen Eigenschaften dürfen an dieser Stelle ganz besonders bevorzugt sein und vielleicht für dic^ Entlöschung der Fäkalien mit ihren Gas- ausscheidungen eine wirksame Kolle spielen. Wir kömien sogar einen Schritt weiter gehen und hier die Vermutung anschUessen, dass die Anaerobie als eine angepasste Eigenschaft ganz besonders im Leibe der Tiere die günstigste Gelegenheit zu ihrer eigenartigen Aus- bildung gefunden hat, da kaum andere Stellen an der Erdoberfläche, welche ja doch den Ausschluss des atmospliäiMsclien SaiK^rstoffes zur Voraussetzung haben, zu gleich wirk- samer Geltung kommen können. — Es liegt hier noch ein eigenartiges Gebiet für weitere mycologische LTntersuchungen vor, welches bisher wohl in seiner Bedeutung nicht gebührend berücksichtigt worden ist und welches nach biologischer, physiologischer, pathologischer und sanitärer Beziehung ebenso interessante als wichtige Aufschlüsse ergeben dürfte. — 32 — Sporen in dieser Art zu töten, und man hat in der so gewonnenen Flüssigkeit, in dem Mistdecoct, einen unvergleichlichen Nährboden für die Kultur der mist- bewohnenden Pilze und ebenso in der festen Masse des gekochten Mistes ein Substrat für reichere inul grössere Entwickelung dieser Pilze. Das Älist- decoct, zu einer klaren Flüssigkeit filtriert, durch wiederholtes Erhitzen auf 60 Grad sterilisiert, ist für die Beobachtung von Pilzkeinumgen und für ihre weitere Entwickelung so klar und durschsichtig, wie es das reine Wasser ist. Man kann in diesem Älistdecoct die einzelnen Sporen rein isolierter Pilze in allen Stadien der Keinmng und in allen Einzelheiten der weiteren Entwicklung direkt und ohne Schwierigkeiten verfolgen, so weit eben die Nährstoffe in dem Mistdecocte ausreichend sind. Sterilisierte Objektträger, unter einer mit Wasser abgeschlossenen Glasglocke auf Zinkleiterchen unterg-ebracht und ffeschützt, er- möglichen, wie weiterhin noch im Engeren auso-eführt werden soll, alle Beobach- turiiren nach dieser Riebtuner. Man kann die Fäkalien von den verschiedensten Tieren verwenden, am zweckmässigsten ist es indess, sich auf die Fäkalien der Pferde zu beschränken, aber nur von gesunden, vorzugsweise mit Hafer gefütterten Tieren. Die Fäkalien werden mit Wasser zu einem dicken Brei eingerührt und in Schalen im Dampf- topf oder im Dampfapparate eine Stunde lang der Temperatur von 80 b)is 90 Grad ausgesetzt. Von der erkalteten Masse lässt man die Flüssigkeit ablaufen, filti'iert sie schnell und rein, kocht das erhaltene Mistdecoct drei- bis fünfmal in Intervallen von je einem Tage zur vollständigen Sterilisierung aus oder erhitzt auch nur die Flüssigkeit wiederholt auf 00 bis 80 Grad im Dampf- topf, schliesst die Erlenmeyerschen Glaskolben, in welchen die letzte Sterilisierung vorgenonmien ist, oben mit in Alkohol sterilisiertem Fliespapier in der untei'sten Lage und mit einem zweiten Fliespapier, welches in Sublimatlösung 1 : 1000 sterilisiert ist, über diesem nach aussen ab, und man hat die beste Nährlösung für die Kultur der Pilze, wenn sie nur an einem zuverlässigen Orte aufbewahit wird, für lange Zeit gesichert und in jedem Augenblicke wiederum verwendbar. Will man diese Nährlösmig noch sicherer für lange Zeit und in bequemerer Form aufbewahren, so kann man sie auf den sechsten bis zehnten Teil ein- dampfen und dann ohne alle Schwierigkeiten aufbewahren, da diese sehr con- centrierten Flüssigkeiten von Pilzsporen nicht mehr angegriffen werden. Nach- ti'äghch, wieder um das sechs- bis zehnfache verdünnt, können sie, durch mehr- faches Erhitzen sterilisiert, in eine in jedem Augenblicke verfügbare Nährlösung — 33 — zurUckvei'wandelt werden. Man kann das eingekochte, eingedickte Mistdecoct vorrätig mitnehmen i'iir Kulturen in tVeniden Ländern, an beliebigen Stellen der Erde, an welchen nicht in jedem Augenblicke frische Fäkalien zur Verfügung stehen. Das eingedickte Mistdecoct dunkelt etwas nach, behält aber alle seine guten Eigenschaften für Filzkultiiren unverändert bei, und die dunklere Farbe macht sich bei der grösseren Verdünnung im Wasser unter dem Mikroskop nicht im mindesten störend bemerkbar. Für den unmittelbaren Gebrauch zum Ansetzen von Kulturen sind kleine Erlenmeyersche Kölbchen geeignet, die mit einem Glasstabe versehen sind, der nach unten und nach oben in entgegengesetzter Richtung an der Spitze etwas umorebofren ist. Der obere Bieo-uncrshaken dient zum leichten Ang-riffe des Glas- Stabes, der untere zur Herausnahme eines grösseren Kulturtropfeus aus dem Kölbchen. Nach jedem Gebrauche muss das Kölbchen mit seiner Bedeckung, von in Alkohol sterilisiertem Fliesspapier, wieder versehen, abermals auf 60 Grad erhitzt resj). sterilisiert werden, um etwa hineingefallene Pilzkeime zu töten. Eine wiederholte Ei"hitzung ist hier übei-flUssig. Diese ist nur für die ursprüng- liche Herstellung des Mistdecoctes darum erforderlich, weil es Bakteriensporen gibt, z. B. die Sporen von Bacillus s u b t i 1 i s , welche bei der Siedehitze, wie ich nachgewiesen habe, ^) nicht getötet werden. Sie gelangen aber in der erkalteten, ausgekochten Flüssigkeit zur Keimung und werden, in den vegetativen Zustand übergeführt, nvui bei der zweiten Auskcjchung getötet. Wenn diese Erhitzung drei- bis fünfmal, zuletzt in Intervallen von zwei Tagen, ausgeführt wird, ist eine vollkonnnene Sterilisierung der Nährlösung sicher erreicht, und sie kann unbegrenzte Zeit aufbewahrt werden, wenn nur äussere Störungen, d. h. das Einfallen von Pilzkeimen aus der Luft, verhindert werden. Die LJberdeckung mit sterilisiertem Fliesspapier in zwei Lagen, nach unten alkoholisiert, nach oben sublimatisiert, ist hier vollständig sicher und verhältnismässig bequemer, als Pfi'opfen aus sterilisierter Baumwolle, bei deren Einbringung und Wieder- entfernung zum jedesmaligen Gebrauche unvenneidliche Störvmgen entstehen. Zu jedem kleinen Kölbchen mit Nährlösung für den unmittelbaren Gebrauch muss auch ein zugehöriger und in der Grösse genau angepasster Glasstab hei'- gestellt werden, der in dem Kölbchen verbleibt, weil sonst mit der jedesmaligen Einführung eiues Glasstabes leicht Störungen entstehen können. 1) Brefeld, Bacillus subtilis im IV. Bande d. W. Tafel I. Brefold, Botan. Gntersuchangeo. XiV. — 34 — Das in der vorstehenden Art leicht herstellbare MIstdecoct ist für die Kultur sehr vieler Pilze und ganz besonders der Formen geeignet, welche wir auf den verscliiedenen Mistsorten anzutreffen gewohnt shid. Es kann das Decoct leicht in den verschiedensten Fomieu der Vei'dUnnung angewendet und der Eigenart der verschiedenen Pilzformen angepasst werden. Die Nährlösung hat ihre natürliche Schwäche darin, dass sie zwar mit StickstoffVerbindungen ausreichend, mit organischen Stoffen, namentlich mit Kohlehydraten etc., die für die Pilze als Kohlenstoöquelle besonders geeignet sind, aber luu- verhältnismässig arm oder gar nicht ausgestattet ist. Ein besonderer Charakter dieser Nährlösung ist noch darin gegeben, dass sie keine oder fast keine sauren Eigenschaften besitzt und dass hierdurch alle Formen, denen saure Nährsubstrate ungünstig sind, in der Entwicklung bevorzugt werden. Man kann diese Mängel zu einem Teil dadiu-ch begleichen, dass man der Nährlösung Kohlehydrate, namentlich ülycose, in geeigneten Mengen zusetzt oder Nährlösungen aus Säften süsser Früchte mit ihr vermischt, welche besonders reich an Kohlehydraten, weniger reich aber an Stickstoffverbindungen sind. Nährlösungen dieser Art sind gleichsam die ergänzende Hälfte der Nähr- medien für die Entwicklunof der Pilze, welche Gegenstand der engeren Unter- suchung werden können. Auch für die Herstellung dieser Nährlösungen sind die Fingerzeige in der Natur selbst gegeben. Wir treffen die verschiedensten Pilz- formen in der Natur an den Früchten der Pflanzen an, welche im Reifezustande zuckerreich sind, und die von den Tieren als Nahrung bevorzugt werden. Die Früchte können in der Regel mit ihrer Reife die Widerstandsfähigkeit gegen die Pilze dadurch allmählich verlieren, dass sie Wundstellen an der Obei-fläche be- kommen, an welchen die Pilzkeime, die aus der Luft niedergefallen sind, die natür- lichen Angriffspunkte für ihre Entwicklung finden. Die Fäulniserscheinungen der Früchte, so weit sie nicht durch natürliches Abstei'ben der Gewebe veranlasst werden, sind immer durch Pilze verursacht, welche in die Früchte eindringen und später an ihrer Oberfläche zur Fruchtbildung, also zur erkennbaren und charakteristisclien Erscheinung kommen.^) ') Die Fäulnis der Früchte ist in ihren Ursachen schon vor mehr als 30 Jahren von mir ausführhch untersucht und in einer Abhandlung „Fäulnis der Früchte" niedergelegt. Vergleiche Sitzungsberichte der naturforschenden Freunde in Berlin 1876; weiter Sitzungs- berichte der naturforschenden Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau, Vortrag von 0, Brefeld am 10. Februai- 1902. — 35 ^ Alle die Pilzformeii, welche wir au den Früchten, namentlich au den süssen Früchten, antreffen, sind der Finiähruu^- in znckerreichen Substraten angepasst. Sie siud zumeist andere Formen wie die, welche wir auf den FäkaUen der Tiere antreffen, und für alle diese Formen müssen wir Nährmedien aus zuckerhaltigen Früchten herstellen. Wenn wir versuchen, diese Nährlösungen aus frischen zucker- reichen Fi-üchten iierzustelh'n, kommen wir bald zu der Erkenntnis, dass die Nähi'lösungen schwer zu klären und darum für die Kultur der Pilze schwieris: zu verwenden sind. Die Schwierigkeiten werden aber bald gehoben, wenn wir ffetrncknete Früchte verwenden und aus diesen in eeeiffneter Fonn die Nährlösungen herstellen. Die Menschen verfahren ja auch, um die Früchte, die nur in einer bestinunten Jahreszeit reifen, zu jeder Zeit als Nalu'ung vei"- wenth^n zu können in der Art, dass sie die Früchte einti'ocknen und sie hier(hn\-li, also chu'ch die Concentration der Nährmedien, gegen die Angriffe der Pilze schützen. Getrocknete Früchte von Äpfeln, Birnen, PHaumen, Kirschen, Weintrauben etc. sind allgemeine Handelsartikel, und es handelt sich niu* um die geeignetste Wahl unter diesen, um sie für die Herstellung von Nährmedien zu verwenden. Nach meinen Erfahrungen sind Rosinen und Pflaumen, und von diesen beiden vorzugsweise die l'flaumen, für die Herstellung unserer Nährlösungen die geeignetsten. Pflaumen aus guten Jahren, die man gewöhnlich als „Lazarett- pflamnen" zu bezeichnen pflegt, die einen süssen, wenig sauren Geschmack auf- weisen, verwendet man in der Weise, dass man das Fleisch von den Steinen in grossen Stücken abschält, das Fleisch mit kaltem Wasser übergiesst, 12 Stunden kalt ausziehen lässt, den kalten Auszug abgiesst und alsbald im Dampf- bade zur Dicke eines Extractes eindampft. Um die Früchte auszunützen, kann man sie noch ein zweites Mal ausziehen und ebenso eindampfen. Das gewonnene Extract, das nicht mehr fliesst, aber noch mit einem Spatel leicht abzuncjimen ist, bleibt mm \'\\y die Dauer ])ilzfrei und zu jeder Zeit, in jedem Augeidjlicke, leicht verwendbar für ilie Herstellung der geeigneten Nährlösung. JVIan löst von diesem Extracte, je nach dem Bedürfnisse des einzelnen Falles, die geeigneten Menden in Wasser kalt auf, filtriert sie mit der grössten Leichtigkeit ab und sterilisiert die so erhaltene, klare Nährlösung durch vier- bis fünfmaliges Fr- hitzen in der früher von den Mistdecocten beschriebenen Art bei 60 bis 80 Grad. Auch die Aufbewahrung in den Erlenmeyerschen Kölbchen ist die gleiche, und die so erhaltene Nähi-lösung, in den je mit einem Glasstäbchen besonders beschickten, 5* — 36 — mit sterilisiertem Fliesspapier geschützten Kölbchen ist in jedem Augenblicke für die Bedürfnisse der Kultur verwendbar. Die Nährlösungen können in allen Formen der Verdünnung hergestellt werden, und die bis zur Exti'actform eingedickten Auszüge bleiben jahrelang unverändert. Sie sind immun, gegen alle Angriffe der Pilze gesichert, können an jeder Stelle der Welt in ungetrübter Weise verwendet werden, wie es schon für das eingedickte Mistdecoct angegeben worden ist. Es ist zweckmässig, von den Pflaumen zwei verschiedene Auszüge zu machen, einmal von süssen Backpflaumen aus den besten Jahrgängen, dann von einer minderwertigeren, etwas saui-en Sorte derselben Pflaumen aus weniger warmen Jahren, deren Auszüge durch einen grösseren Gehalt an Säure ausgezeichnet sind und hierdurch für eine Anzahl von Fällen einen besonderen Vorzug erlangen. Es keimen in diesen Fruchtsäften alle die Pilzformen, welche an den Früchten leben und welche durch einen fjerino^eren oder auch durch einen grösseren Gehalt an Säure nicht nachteilig beeinflusst werden. Man muss in den einzelnen Fällen, wo es sich um die Kultur von Pilzformen handelt, deren Eigenart man noch nicht kennt, einmal das Mistdecoct, dann die zwei Nährlösungs- formen aus süssen und etwas sauren Früchten, speziell aus Pflamiien, für den Versuch der Kultur verwenden, um festzustellen, welches von den verschiedenen angewandten Nährsubstraten am geeignetsten ist. Es gibt Pilzfonnen, welche schon durch einen gei'ingen Gehalt von Säure in der Entwicklung nachteilig beeinflusst, oft sogar schon in der Keimung der Sporen gehindert werden. Es sind dies vielfach die Formen, welche wir auf den Fäkalien Kräuter fressender Tiere vorfinden. Es gibt dagegen andere Pilzformen, welche gerade in sauren Medien das geeignete Substrat für Keimung und Entwicklung finden. Es gibt sogar solche, für welche der Säuregehalt, wenn eine Keimung der Sporen erfolgen soll, durchaus notwendig ist. Ich will hier speziell anführen, dass die Sporen von Agaricus me Ileus im Mistdecoct oder in kaum sam-en, zuckerreichen Nährmedien nicht auskeimen, dass dagegen ihre Keimung leicht und sicher en-eicht wird, und dass man schon in wenigen Tagen die Tatsache konstatieren kann, dass aus den Sporenkulturen grosse Khizomorphenstränge hervorwachsen, wenn man ein Decoct von sauren Pflaumen anwendet.^) Noch eklatanter ist, um ein anderes Beispiel anzuführen, der Fall ^) Nähere Einzelheiten finden sich in der ausführhchen Abhandlung über die Khizomorphen des Agaricus melleus im III. Bande d. W. Die nachti-äglichen ergänzenden Erfalu-ungen, die schon seit mehr als 20 Jahren gemacht sind, bringe ich erst liier zur VerofFentHchung. — 37 - von den S])oreTi unseres Hausschwammes, von welc?ien bis in die neueste Zeit angenommen wurde, dass sie schwer oder gar nirlit zum Keimen zu bringen seien. Die Sporen dieses Pilzes keimen in sauren Nährlösungen mit der grössten Leichtigkeit und Sicherheit aus, und man kann die Keimung der Sporen in solchen Nährmedien, in welchen sie vorher nicht keimten, durch Säurezusatz leicht erreichen und den Nachweis führen, dass für die Keimung dieses so ge- wichtigen, das Bauholz der Häuser zerstörenden Pilzes die Auskeimung der Sporen eine ebenso leichte und sichere ist, weim nur die geeigneten Nährmedien zur Verwendung kommen. Nach meinen durch langjährige Beobachtungen gesicherten Erfahrungen kann ich aussagen, dass es ganz vorzugsweise die Früchte, Vegetabilien und Bäume resp. Holz bewohnenden Pilze sind, deren Sporen in sauren Nährlösungen das geeignetste und beste Nährmedium finden.^) Für die Untersuchung dieser Pilze ist die Erkenntnis aus dieser E^rfahrung von ausschlaggebender Bedeutung. ]\lan kann sich mit der Keimung der Sporen in den möglichen Variationen der Nährmedien abquälen, ohne zum Ziele zu kommen, während schon ein zusagender Säuregehalt in den Nährflüssigkeiten die Keimung der Sporen leicht und sicher herbeiführt. Für eine dritte Form von Nährmedien für die Kultur der Pilze liegen schon mm seit Jahrhunderten die günstigen Erfahrungen vor, welche wir in unsei"er Gärungsindustrie, namentlich in der Bierbrauerei, entwickelt vorfuden. Man züchtet die Hefen pilze in besonderen Nährmedien im Grossen und zwar diejenigen Formen unter den Hefenpilzen, welche die Eigentümlichkeit besitzen, zuckerhaltige Flüssigkeiten zu vergähren und sie in alkoholhaltige Getränke umzuwandeln. Die Herstellung unsei'es Bieres ist nichts, als eine Pilzkultur im Grossen, als eine Reinkultur der Gärung erregenden Hefenpilze im grössten Massstabe, um daraus eimnal das uns unentbehrliche, köstliche Getränk des Bieres und ein anderes ]\Ial die Riesenmassen von Hefenpilzen zu gewinnen, w-elche für die Herstellung unseres Brotes geradezu unentbehrlich geworden sind. Für die ') Es muss aber hier besonders hervorgehoben werden, dass es die Pflanzensäuren sind, welche, in den Früchten der Pflanzen gebildet, hier fih- die Pilzkiiltiu-en ihren günstigen Einfluss ausüben ; die von den Pilzen selbst, resp. von Bakterien, erzeugten Säuren, namentlich der Aethylreihe, z. B. Essigsäure, Buttersäure etc., wirken dagegen nachteilig ein und müssen nach Möglichkeit vermieden werden. - 38 — Kultur der Hefenpilze stellt man eine zuckerhaltige Flüssigkeit in der Weise her, dass man Gerste keimen lässt, die Keimlinge in frühen Stadien tötet, das so erhaltene wieder getrocknete Malz bei nahezu 60 Grad einmaischt, nm durch die in den Keimlingen fixierte Diastase die Ueberführung der Stärke in der Gerste in Zucker zu bewirken. Die so gewonnene, zuckerhaltige, an Stickstoff- verbindungen in dem günstigsten Verhältnisse reiche Würze ist das beste Nähr- medium für die Pilze, welches man sich denken kann. Es wachsen und gedeihen in diesem Nährmedium fast alle Pilze mit Ausschluss derjenigen, welche auf Fäkalien, also auf mehr oder minder neutralen, zuckerarmen, .stickstoffreichen Substraten, zu leben gewohnt sind, uml weiter der Fonnen, welche saure Nähr- lösungen für die Keimung der Sporen zur Voraussetzung haben. Will man diese Bierwürze für die Kultur der Pilze verwenden, so muss man sie aus den besten Biei'brauereien literweise von einem frischen, eben abgekühlten Sud be- ziehen, die frische Würze sogleich zur Extraktdicke eindampfen luid das so hergestellte Malzextrakt dann in den geeigneten Gefässen, für alle Zeiten haltbar und verwendbar, aufbewahi'en. Von dem so gewonnenen Älalzexti'akt kann man zu jeder Zeit kleine Älengen kalt auflösen, die Lösung mit der grössten Leichtigkeit abliltrieren und so die klare, für die Pilzkultur geeignetste Nähr- flüssigkeit in den möglichen Formen der Verdünnung leicht gewinnen. Die Auf- bewahrung dieser Würze in den beschriebenen, mit einem Glasstabe beschickten und mit sterilisiertem Fliesspapier geschützten Erlenmeyerschen Kölbchen geschieht wie früher. Das Malzextrakt kann uns-efälirdet nach allen Stellen der Welt mit- geführt und die geeigneten Nährlösungen für die Kultur der Pilze wiederum nach drei bis fünfmaliger Sterilisierung leicht und unmittelbar verwendet werden. Um festzustellen, welche Pilzformen in der Würze am besten zur Ent- wicklung gelangen, muss man die Sporen der verschiedenen Formen, wie es schon früher für das Mistdecoct und für die Fruchtsäfte angegeben worden ist, piHfen. Man ist jetzt auch in der Lage, aus Mischungen von den drei bisher genannten Nährmedien, dem Mistdecoct, dem Pflaumendecoct und der Bierwürze verbesserte Nährlösungen herzustellen, w^elche einzelnen Pilzformen besonders zusagen. ]\Ian kann unter Umständen das Älistdecoct .ver- bessern durch Zusatz von Würze oder Pflaumendecoct und kann andererseits die Würze und das Pflaumendecoct für einzelne Fälle zur Kultur geeigneter machen, wenn man in zusagenden Verhältnissen ]\Iistdecoct zusetzt. Hier konmit alles — 39 — auf den Versuch im einzelnen an, und es lassen sich spezielle Erfahrungen nicht wohl anführen. Wie die verschiedenen Formen der Nährlösungen besonders wii'ken, lässt sich namentlich bei solchen Pilzformen zeigen, deren Sporen beispielsweise nur im Mistdecocte zimi Auskeimen zu bringen sind, bei welchen aber bei der relativen Substanzarmut des Mistdecoctes an Kohlehydraten ein früher Stillstand in der Kultur eintritt. Mau kann hier durch Verwendung von einem Mistdecocte, welches mit Würze oder mit Pflaumendecoct versetzt wird, leicht und sicher eine viel weiter gehende Entwicklung erreichen. Ist einmal die Keimung der Sporen in dem geeignetsten Nährmedium, z. B. im Mistdecoct, eingetreten, so kann dann die gemischte Nährlösvuio- die aus Mistdecoct und zuckerhaltigen Nährmedien hergestellt ist, zweckmässig angeschlossen werden. Nach erfolgter Keimung wachsen die ^lycelien in diesen Nährlösungen üppiger als sonst, und man hat nur dafür Sorge zu tragen, dass die Nährmedien, um plasmolytische Erscheinungen in den Mycelien zu verhindern, immer in der geeigneten Stärke resp. in der Concenti'ation zugesetzt werden, wie sie ursprünglich zur Auskeimung der Sporen zur Verwendung kamen. Es ist auch leicht möglich, in den Kulturen auf Objekt- trägem die erschöpften Nährlösungen von den Mycelien abfliessen zu lassen, mit in Alkohol sterilisiertem Fliesspapier die Abflussstelle rein abzuwischen und dann neue Nährlösung zuzusetzen, um die Entwicklung weiterzuführen. Es sind so Entwicklungsstadien in Objektträgerkulturen erreicht worden, namentlich in den Kulturen von Formen der ßasidiomyceten, auch in den Kulturen der Ascomyceten, welche ich in Gemeinschaft mit Herrn Di\ von Tavel angestellt habe, die sonst in einem einmalig verwandten Kulturtropfen geradezu unmöglich gewesen wären.') Die Herstellung der gemischten Nährlösungen ist nicht selten mit Aus- scheidungen verbunden, welche wiederum umständliche Filtrationen luid Sterilisie- rungen notwendig machen. Um diese auszuschalten, kann man schon gleich im Ausgange Pflaumendecoct oder Bierwürze mit entsprechenden Mengen von Mist- decoct zur Extractdicke oder mngekehrt auch Mistdecocte mit einem Zusatz von Wüi'ze bis zur Haltbarkeit eindampfen. Von diesen Exti'acten und von dieser Mischung, welche durch die Länge der Aufbewahrung in keiner Weise nachteilig beeinflusst wei'den, gelingt es leicht und sicher klar filtrierte Lösungen zu ge- ') Die weiteren Einzelheiten finden sich in den Untersuchungen über die Basidio- myceten und Ascomyceten in den Bänden VII — X dieses Werkes. — 40 -^ winnen, wenn man die Auflösung nur kalt herzustellen versucht und dann durch mit Alkohol sterilisiei'tes Fliesspapier abfiltriert. Nachträgliche Ausscheidungen kommen in dem Filtrate kaum noch vor, wenn bei dem wiederholten Erhitzen bis zur Sterilisierung die Temperatur von 60 Grad nicht überschritten wird. Die Anwendung von Fliesspapier, welches durch Alkohol sterilisiert ist, und welches man in grösseren Mengen zweckmässig vorrätig hält, kaiui für alle nachträglichen Filtrationen von Nährlösungen nicht genug empfohlen wei'den. Es werden mit dem sicher sterilisierten Fliesspapier keine neuen Pilzkeime in die Nährlösungen wieder eingeführt und dadurch die umständlichen Sterilisierungen durch wieder- holtes Erhitzen vermieden, welche leicht wieder mit neuen Trübinigen und Aus- scheidungen vei'bundeTi sein können. Schon die letzte Nährlösung, die sogenannte Bierwürze, ist ein künst- liches Produkt eines verzuckerten Pflanzensaftes und keine natürliche Bildung. Man kann nun auch die Herstellung ehier künstlichen Nährlösung aus Mischungen der einzelnen Nährstoffe so erreichen, dass man Glycose in der Stärke von 5 bis 10 Prozent in Wasser löst, die geeigneten Stickstoff- verbindungen in Fonn von schwefelsaurem und salpetersaurem Ammoniak zusetzt und dann das ganze über Zigarrenasche giesst, einen Tag stehen lässt, dann auf- kocht und nach der Erkaltung abflltriert. Die so gewonnenen Nährlösungen haben den Vorzug, dass sie fast Avasserklar sind und dass man bei Reinkulturen im Grossen in dieser NähiilUssigkeit alle Stadien der Entwicklung schon äu.sser- lich beobachten kann. Dies ist namentlich von Vorteil bei den Kulturen der Foraien von Chlam ydomucor, welche in diesen Nährlösungen in grösseren Kolben ausgezeichnet wachsen und die charakteristischen Formen der sogenannten Mucor- oder Kugelliefen zur Ausbildung fördern. Diese Kugelhefen sammeln sich in dicker Lage auf der Oberfläche, sind nun in allen Stadien der Entwicklung der Untersuchung zugänglich und für weitere Kulturversuche verwendbar. Hält man sie von der Nährlösung abfilti'iert in feuchter Luft, so erfolgt in den (^hlaniydo- sporen sogleich und unmittelbar die Fructiflcation in kleinen ]\Iucorfruchtti-ägern. Lässt man sie eintrocknen, so kann man sie monatelang keimungsfähig erhalten, als Aussaat für weitere Kulturen verwenden und dieses, fiir pädagogische imd physiologische Zwecke, besonders interessante Objekt in jedem Augenblicke ver- fügbar machen. Künstliche Nährlösungen dieser Art sind in allen möcflichen Formen leicht herzustellen, namentlich mit den verschiedenen Zuckei'arten. Sie stehen aber - 41 — im allfrcnieinen den vorgenannten natürlichen Nährmedien für die Entwicklunt^ der Pilze nach. Sie gewinnen auch nicht dadurch, dass man stickstofthaltige Substanzen tierischen Ursprungs, wie Pepsin etc., als Stickstoffquelle benutzt oder dieses durch Asparagin und andere Stickstoffverbindungen von Pflanzen ersetzt. Ebenso sind Kähtmedien aus tierischen Substanzen für die Faden- pilze niu- in beschränktem Umfange verwendbar. Alan kann sterilisierte Fleisch decocte verwenden, entweder fiir sich allein oder mit etwas zucker- haltigen Nährlösungen vermischt. Aber man wird für die Fadenpilzformen, welche nicht auf animalischen Substanzen zu leben gewöhnt sind, weniger günstige Resultate bekommen, als in den früher angegebenen und bewähiten Nährlösungen. Für Bakterien und insektenbewohnende Pilze, also für die Formen von Em])usa, Entomuphthora, Cordyceps, Saprolegnia, Laboulbenia etc. und für Pilzformen, welche auf hornai-tigen Substanzen in der Natur angetroffen werden, sind sie dagegen die besser zusagenden oder gar allein verwendbaren Nährmedien. Man kann die frische Bouillon durch Auskochen von entfettetem Fleisch von Rindern, Kälbern, Hühnern etc. leicht in geeigneter Form herstellen. Man tut aber gut, die Bouillon für ihre dauernde Haltbarkeit zu konzentrieren und in dieser konzentrierten, eben noch tropfbar flüssigen Form in kleinen Gefässen aufzubewahren. Die Nährsubstrate werden in dieser Form für lange Zeit haltbar gemacht und sind dann in jedem Augenblicke in kleinen j\Iengen nach geeigneter Verdünnung für die Herstellung von Nähidösungen verwendbar. Ausser der eingredickten, reinen Bouillon kann man auch eine Bouillon mit etwas Bierwürze versetzen imd sie hierdurch in den einzelnen Fällen für die Kultur geeigneter machen und womöglich auch in der eingedickten Form vorrätig halten. Fiir parasitisch lebende Pilze, welche an bestimmte Wii-te resp. an ganz bestimmte Nährmedien angepasst sind, ist es mm auch möglich, von den einzelnen Wirten Nährsubstrate herzustellen, welche den korrespondierenden Parasiten besondex's zusagend sind. Ich habe z. B. für den Pilz der Kartoffelkrankheit Nährlösungen von den jungen Knollen der Kartoffelpflanze hergestellt, in welchen der parasitierende Pilz, der als Parasit noch nicht zu sehr an seinen Wirt angepasst ist, fast ebenso gut lebt, wie auf der lebendigen Kartoffelpflanze. Ich habe die Nährlösungen in der Weise hergestellt, dass ich junge Kartoffelknollen in dünne Scheiben schnitt, die Scheiben schnell trocknete und dann kalt mit Wasser auszog. Die filtrierten mid sterilisierten Auszüge, eventl. iriit einer Biofeld, Butan. Untersuchungon. XIV. g — 42 — geringen Menge von Würze versetzt, erwiesen sich für den Kartoffelpilz ganz besonders zusagend. Es wurden grosse Mycelien gebildet mit Fruchtträgern, welche an Grösse kaum denen nachstehen, die wir auf der Kartoffelpflanze selbst antreffen. In der gleichen Weise, wie es hier von der Kartoffel geschehen ist, kann man von beliebigen anderen Nähr[)f"lanzen Substrate herstellen und die auf ilmeu ])arasiti eren den Pilze darin kultivieren. Wenn die am meisten befallbaren Teile der Nährpflanzen nur schnell getrocknet, kalt aus- gezogen, sterilisiert und je nach Umständen mit etwas Würze versehen werden, gelingt es fast immer, Nährlösimgen zu gewinnen, in welchen diese pai'asitischen Pilze mehr oder minder leicht und üppig gedeihen. Ich kann auch ein besonderes Beispiel anführen von den Formen der Gattung Nyctalis unter den Hutpilzen, namentlich von Nyctalis parasitica, welche in der Natur niemals anders als auf den grossen Hüten von Russula gefunden wird. Wenn man die nicht befallenen Fruchtkörper von Russula zer- schneidet, schnell trocknet, kalt auszieht, sterilisiert und mit etwas Würze versetzt, erhält man eine Nähidösung, in welcher die Kultur von Nyctalis bis zur Aus- bildung von Chlamydosporen in Oidien und eigentlichen Ohlamydosporen und auch in Fruchtkörpern mit Sicherheit eintritt. ^) Dasselbe gilt nun auch für einen zierlichen Fadenpilz, für den Mucor fusiger, der in der Natur auf verschiedenen Formen von Collybien, den häutig vorkommenden Hutpilzen, ])arasitisch aufzutreten pflegt. Sammelt man die Fruchtkörper von Collybia, trocknet sie schnell und benutzt sie zur Herstellung von kalten Auszügen, die mit etwas Würze versetzt werden, so überzeugt man sicli bald, wie die in anderen Medien keimungsunfähigen oder schwer auskeimenden Sporangiensporen auf das leichteste auskeimen und Mycelien bilden, an welchen sowohl SporaTigienträger, wie auch Zygosporen in der Folge zur Ausbildung gelangen. Ich komme hiermit von selbst zu den Fruchtkörpern der Pilze, welche vielfach von anderen Fadenpilzen parasitisch befallen werden, die andeuten, dass diese Fruchtkörper von Pilzen ein geeignetes Substrat für Pilz- entwickelung sind. Es lassen sich von diesen grossen Pilzfruchtkörpern 1) Die Kulturen von Nyctalisformen sind in dem VIII. Bande d. W. ausführlich beschrieben und auf Tafel V und VI abgebildet. — 43 — sehr leiclit Xährmedien herstellen, welche fiir einzelne Fälle den Vorzug gegen andere für die Kultiu- der l'ilzt' Verdienern. NhcIi nu'incn Lmgcn lOrfalirungen sind Nährlösungen von den Fruch tkörpern der essbaren l'ilze, also z. B. von Psalliota campestris, von Boletus edulis, von Lactarius deliciosus etc., mit vielem Vorteile zu verwenden. Man sammelt die frischen Fruchtlvorper, zersclnieidet sie, trocknet sie schnell, zieht sie mit kaltem Wasser aus und setzt nac'h der Sterilisierung je nach Umständen etwas Bier- Würze zu. Die Nährlösuncren halten sich ebenso lano-e wie alle die anileren, wemi sie nur genügend sterilisiert und für längere Aufbewahrung eingedickt sind, und man kann .sich namentlich davon überzeugen, dass in diesen Nährlösungen die Sporen der zugehörigen und anderer Pilze leichter auskeimen, als in anderen Nährmedien. Bei Nährlösungen, welche ich z. B. aus Fistulina hcpatica hergestellt hatte, war es ganz besonders leicht, die Fistulina zu kultivieren und grosse Mycelien zu gewinnen, in welchen schon früh die sonst luir in jungen Frucht- kür])ern von Fistulina gefundenen Chlamydosporen bald einzeln, bald in längeren Reihen, zur Ausbildung gelangten. Statt der umnittelbar aus den getrockneten Pilzfruchtkörpern hergestellten Nährlösungen kann man auch die Fruchtkörper von diesen im trockenen Zu- stande aufbewahi'en, mn nachträglich zu jeder beliebigen Zeit die Nährlösungen in der eben beschriebenen Weise herzustellen. Hierfür ist nur nötig, die zer- schnittenen und getrockneten Fruchtkörper nachträglich auch gegen Insektenkeime zu sterilisieren, die fast stets in ihnen vorhanden sind. Dies geschieht am zweck- mässigsten in der Art, dass man das getrocknete Material in einem geschlossenen Gefässe im Dampfbade einen Tag erhitzt. Nach meinen Erfahrungen sind dann alle tierischen Keime getötet, und man kann das trockene Material Jahre hin- durch in genügend geschützten Gläsern, die mit snblimatisiertem Papier über dem Glasscheibendeckel überbunden sind, aufbewahren. Für die nachträglich zu besprechende Herstellung von Massensubstraten aus den Fruchtkörpern der Pilze ist diese Art der Konservierung der getrockneten, gegen Pilz- uiul Insekten- keime sicher sterilisierten Fruchtkörper dringend notwendig und ganz besonders zu empfehlen. Die verschiedenen l^'drmen der Nährlösungen, welche ich in dem voraus- gegangenen Abschnitte in einer grossen Zahl von Variationen angegeben und in ihren einzelnen Vorzügen besonders berücksichtigt habe, lassen sich nun mit Vorteil für die Kultur einer grossen Zahl von Pilzfornien verwenden. Alan — 44 — muss die Nährlösungen in den einzelnen Fällen durchjirUfen, bis man diejenige herausgefunden hat, welche für die Kultur am geeignetsten ist. Es gibt Pilz- formen, welche nur in besonderen Substraten zur Auskeimung zu bringen sind, die hierher gehören, z. B. die Sporen der baumbewohnenden Pilze, welche in gewöhnlichen Nährlösungen nicht zum Keimen zu bringen sind, welche aber in sauren Nährmedien leicht zur Auskeimung gelangen. Ebenso gibt es parasitisch lebende Pilze, welche nur in Nährmedien, aus den zugehörigen Wirten her- gestellt, zur Auskeimung zu bringen sind. Wenn man nun die Kultur der Pilze in grösstem Umfange betreibt, über- zeugt man sich sehr bald, dass es viele Formen von Pilzen gibt, deren Sporen in den sämtlichen Medien, die man verwenden kann, über- liaupt nicht zum Auskeimen zu bewegen sind. Man konmit hier leicht zu der Vermutung, dass die Nährmedien niclit die Schuld an diesem negativen Erfolge tragen, dass vielmehr die Ursachen der Nichtkeimung andere und innere sein müssen, welche zunächst in biologischen Momenten der Sporen selbst ge- geben sein dürften. Wie wir bei höheren Pflanzen Samen haben, die nicht immittelbar auskeimen, sondern erst nach einer Ruheperiode zum Auskeimen zu bringen sind, so können wir auch von Pilzformen annehmen, dass sie nicht alle sofort keimfähige Sporen ausbilden, dass auch Sporenbildungen vorkommen, welche auf eine R u h e p e r i o d e und somit auf eine bestimmte K e i m - zeit angepasst sind. Schon bei den Sporenbihlungen, die bei den Keimungen in Wasser in den früheren Abschnitten beschrieben sind, waren Fälle nicht selten, wo die Sporen erst nach einer gewissen Ruheperiode zur Auskeimung gelangten. Ich erinnere hier an die Chlamydosporen vieler Brand- und Rost- pilze und weiter an die Oosporen und die Zygosporen der niederen Fadenpilze. Die Sporen keimten hier nacli Überwindung der Ruheperiode leicht und sicher aus, waren aber vorher, ehe diese zurückgelegt war, nicht zum Keimen zu be- wegen. Es kann schon nach diesen P]rwägungen nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass auch bei den übrigen Sporen der Pilze eine Anpassung auf Keim- zeit vorliegen dürfte und dass dieselben Sporen von Pilzforaien, welche bald nach ihrer Bildung durchaus nicht auskeimen wollen, nachti'äglich unter den gleichen Verhältnissen zur Auskeimung gelangen. Es fragt sich nur, wie es möglich ist, hier für diese, auf Keim zeit angepassten, Sporen die nachträgliche Keimung zu er- r eichen. Soll die Keimung und mit dieser die weitere Reinkultur der Sporen - 4ß — mit Erfolg- durchgeführt werden, su luiisseu die Sporen ohne CielUhrdung und ohne Verunreinigung die Rulieperiode zurücklegen und dann zur Keinuing aus- gesäet werden. Es lässt sich annehmen, dass in der Natur die Auskeimung vieler Spoi'eii, die bald nach ihrer liildung nicht zum Keimen zu bringen shul, auch erst nach einer längeren Ruheperiode eintritt, wenn die Sporen in feuchtem Substrate, also in der Erde, für läno-ere Zeit (feleyen haben. In der Natur kann dann die Keimimg der Sporen ohne Schwierigkeit erfolgen, wenn hier Störungen für die Entwickelung nicht vorliegen. Um aber den Anforderungen einer Rein- kultur mit unmittelbarer Beobachtung gerecht zu werden, ist es notwendig, diese RuhepericKJe der Sporen, wie sie sich in der Natur auch vollziehen dürfte, unter solchen Umständen nach- zuahmen, dass nachträglich diese Sp(jren leicht zur Auskeimung und ohne Verunreinigung zur weiteren Entwicklung und zur Reinkultur zu bringen sind. Wie soll das geschehen? — Wenn wir uns voi'stellen, dass es sich hier nur um die Ueberwindung eines Ruhezustandes in feuchtem Substrate ohne Einflüsse der umgebenden JMedien auf die Sporen handelt, so können wir diese Einflüsse ohne Schwierigkeit nachahmen, indem wir die Sporen der Filze bald nach ihrer Bildung rein einsammeln oder auffangen, sie mit vorsichtig ausgewaschenem, sicher sterilisiertem Glassande vermischen und diesen Glassand, durch eine Isolierschicht getrennt, auf der Unterlage von feuchtem Kiessand auslegen und so im feuchten Zustande während der Dauer des Winters oder noch längere Zeit erhalten. Die Sporen lassen sich nachträglich aus dem Glassande leicht isolieren und sind in jedem Augenblicke dem Versuche auf etwaige eingetretene Keinrf'ähigkeit zugänglich. Mit entschiedenem Erfolge sind schon Ver- suche dieser Art bei den grösseren Chlamydosporen von Brandpilzen, die nicht gleich keimen wollten, zur Ausführung gelangt,') und es liess sich hier sicher nachweisen, dass die Sporen, wenn sie eine mehr oder minder lange Zeit in dem feuchten Sand gelegen haben, sicher zur Auskeiinung konunen. Selbstverständlich nmss man bei dem Auslegen der Sporen in feuchtem Sande durch geeigneten 1) Ich kann liier kurz auf die Ergebnisse der Untersuchungen über die Brandpilze hinweisen, welche im Xll. Teile d. W. Brandpilze 111 niedergelegt sind. - 46 — Sclmtz von oben das Austrocknen und die Invasion von fremden Pilzkeimen zu verhindern suchen, wie das ja leicht geschehen kann. Um das Austrocknen zu verhindern, ist, wie schon früher angegeben, frisches, rein ausgewaschenes, feuchtes Moos, welches nicht schimmelt, immer am sichersten zu verwenden. In einer Reihe von Fällen bei grossen Ascomyceten, welche im Herbst auf der Ei'de lebend häufig vorkommen, ist in der Tat namentlich bei einer Reihe von Pezizen erwiesenermassen die Keimung der Sporen nach einer Ruhezeit erreichbar. Für die Sporen anderer Pilze ist aber offenbar diese Ruhezeit oder das Bedürfnis für eine Ruhezeit ein sehr grosses resp. langes, und länger wie ein Jahr auf- bewalirte Sporen ergaben bei Keimungsversuchen z. ß. mit Leotia, Geoglossum etc. unter den Ascomyceten und bei Lycoperdon, Geaster, Phallus etc. unter den ßasidiomvceten noch ein negatives Resultat. In den gewöhnlichen kleinen Instituten, in welchen mycologische Versuche rnu* einen Teil der ge- samten Untersuchung neben der pädagogischen Tätigkeit ausmachen, fehlt es gewöhnlich an den Hülfsmitteln, um Versuche dieser Art auf lange Sicht durch- zuführen. Auch ist es nicht leiclit, die Kulturen in der Länge der Zeit an geeigneten Orten sicher gegen fremde Pilze zu schützen. Die Erfolge nach dieser Richtung werden erst möglich und zuverlässig sicher sein, wenn man dazu übergeht, wenigstens an einigen Stellen im Staate ein besonderes mycologisches Institut einzurichten, welches für alle seither gewonnenen Erfahrungen und Vorteile besonders angepasst ist, soweit sie für mycologische Untersuchungen in Betracht kommen können. Abgesehen von der eben besprochenen Ruheperiode, welche die Sporen der Pilze an unmittelbarer Keimung verhindert, deren sichere Ueberwindung hier näher berücksichtigt wurde, sind nun aber für nicht sogleich keimende Sporen eine Reihe von weiteren Hülfsmitteln naheliegend, durch welche es gelingt, die Keimung dieser Sporen gleichwohl zu erreichen. Es ist bekannt, dass die meisten Pilzsporen den Leib der Tiere passieren müssen, ehe sie zur Auskeimimg gelangen können, es ist auch weiter bekannt, dass sie in dem Leibe der Tiere, unter dem Einflüsse der Körperwärme, vielleicht auch der Verdauinigssäfte, nachträglich in den Fäkalien zur Auskeimung gelangen. Bei einer Anzahl von Pilzformen, welche auf Mist sehr verbreitet sind, versagen die rem gewonnenen Sporen die Auskeimung. Es gehören hierher z. B. die Formen von Ascobolus, von einzelnen Sordarien und viele andere. Das Vorkommen der Fruchtkörper auf dem Miste liefert aber den Beweis, dass — 47 — die Sporen gleichwohl keimen, aber wohl nur unter dem Einflüsse von Wäi-me, wie sie im tierischen Leibe gegeben ist. Diese tierische Wärme muss man künstlich nac ha Innen, um die Keimung zu erreichen. Hier muss der Thermostat einsetzen, um bei konstanten höheren 'remperaturgraden als der Temperatur des tierischen Körpers Keimungsversuche in den zusagenden Nährsubstraten anzustellen, die bei gewöhnlichen Temperaturen nidit gelingen wollen. Die Resultate sind für eine Reihe von Pilzformen geradezu auffiillig. Die Sporen der eben genannten Pilze, namentlich der Ascobolusformen, keimen im Thermostat bei höheren Temperaturen von etwa 37° gleich der tierischen Körperwärme, verhältnismässig leicht aus, und man kann den Einfluss der Tem- peratur bei Formen von Nidularieen und anderen Basidiomyceten ebenfalls leicht konstatieren. Den zahlreichen Fällen, in welchen nachweislich die Wärme die Keinuuig der Sporen begünstigt, stehen nun aber auch vereinzelte Beobachtungen gegen- über, in welchen höhere Temperaturen der Auskeimung der Sporen entgegenwirken. Wir können uns z. B. bei den Sporen des Stinkbrandes, Tilletia caries, leicht überzeugen, dass die Auskeimung bei etwas höheren Temperatui"en, über 20 Grad, eine mangelhafte oder gar verhindeite ist, dass dagegen die Sporen bei niederen Temperaturen, schon von 4 Grad an, ganz allgemein aus- keimen. Ich habe diese Beobachtungen schon im Anfange der achtziger Jahre gemacht imd auch in der Abhandlung über Tilletia im V. Bd. d. W. angeführt. Weitere Untersuchungen nach dieser Richtung sind inzwischen von mir und Dr. R. Falck in Breslau ausgeführt, können aber erst in dem XV. Teile d. W. im Zusanunenhange mit den biologischen Einzelheiten über den Stinkbrand und seine Verbreitung- niito-eteilt werden. Auch Erikson führt in seinen Untersuchungen über die Rostpilze Beobachtungen der gleichen Art an.') Wenn nun aber der Thermostat und die Versuche auf eventl. Anpsissung resp. Ruhezeit negativ verlaufen sind, dann ist es mit weiteren naheliegenden Hülfsniitteln für die Keinuuig uml Kultur der Sporen schwieriger bestellt, und hier müssen erst nachträgliche Ei-fahrungen untl Erwägungen einsetzen, wenn alle Register in den Versuchen auf Keimung versagt haben. Hier kann der Zukunft und den Einzelversuchen nicht wohl vorireijriifen werden. ') Erikson, Über die Dauer der Keimkraft bei den Wintersporen gewisser Rostpilze Zentralbl. Bact. u. Par. 2. Abt. IV. 1898. p. 376. — 48 — So weit niel)ie Erfahrungen reichen, sind es vorzugsweise die im Boden und auf dem Boden lebenden i'ilzformen, viele Ascomyceten und ßasidiomyceten, deren Sporen trotz aller angewandten Keimungs-Hülfsmittel zu versagen pflegen. So sind bis zum lieutigen Tage die Sporen von vielen unterirdisch lebenden Pilzen, namentlich der verschiedenen Trütfeln, und weiter viele Gasteromyceten, Geaster, Lycoperdon, Tulostoma (oberirdisch) etc., ebenso die Formen derPhalloideen, nicht zum Keimen gebracht. Weiter sind von vielen Boleten, vielen llussula- formen, von den Thelephoraarten die meisten und namentlich auch von vielen Hut- pilzen, die in bestimmten Perioden im Herbste zur Erscheinung kommen und dann für die Dauer des Jahres verschwinden, z. B. von Russula, Ammaniten, Clavarieen, Hydneen, die Keimungen noch nicht beobachtet worden. Hier sind weitere Untersuchungen ganz besonders notwendig, und wir können wohl aussagen, dass an dieser Stelle die wundesten Lücken in unserer Kenntnis der Entwicklungs- geschichte und der Lebensweise der höheren Pilze fortbestehen, und dass weitere rationell ausgeführte Untersuchungen auf einen günstigen Erfolg hoften lassen. Es sind, wie schon gesagt, vorzugsweise die im Boden lebenden und in und auf der Erde fructificierenden Pilze, zumal dann, wenn die Fruchtkörper nur in einer bestimmten Jahreszeit auftreten, deren Sporen die Keimung versagen. Im Gegensatz zu diesen, im Boden lebenden sind dag-esren die meisten Pilzformen, welche auf organischen Substraten, auf Bäumen etc., vorzukommen pflegen, der Keimung bald mit, bald ohne Er= wärmimg in sauren Nährlösungen zugänglich, ohne dass für sie die Berück- sichtigung einer besonderen Ruhezeit notwendig wird. Die Sporen keimen in der Regel sogleich. Dasselbe gilt auch für die meisten Pilzformen, welche auf den Fäkalien Kräuter fressender Tiere vorkommen. Wenn hier die Sporen nicht keimen wollen, die doch auf den Fäkalien zur Entwicklung gelangen, so liegt es fast innner in dem Mangel genügender Erwärmung. AVird hier der Thermostat angewendet, so kommen die geeigneten Nährlösungen zur Wirkung, und die Keimung wird sicher erreicht. Nicht in den Nährlösungren allein ist hier das negative Resultat erklärlich, sondern in den begleitenden secundären Umständen, also in der Mitwirkung der gewohnten Körperwärme für die Auskeimung. Für die terrestrisch lebenden, grösseren Pilze ist die Erwärmung nicht voti der gleichen Bedeutung. Hier dürfte die Überwindung der angepassten Ruheperiode der Sporen das wichtigste, vielleicht einzige Erfordernis für eine erfolgreiche Keimung sein. — 49 — Für die bisher besprochenen Kulturen der Pilze in den verschiedenen Nährmedien sind die Sporen als der naheliegendste und natürlichste Ausgangs- punkt angenommen worden. Wir würden aber einseitig und nicht zutreffend urteilen, wenn wir annehmen wollten, dass sie der einzig mögliche Ausgangspunkt für alle l'ilzkultureii überhaupt seien, und da.ss der Endpunkt der Versuche schon erreicht wäre, wenn die Sporen für die Keimung den Dienst versagen. Hier ist noch ein weiterer, sogar ziemlich naheliegender Ausweg möglich. Wir können auch von den vegetativen Zuständen der Pilze, wenn wir diese luu- in reiner Form antreffen, die Pilzkulturen einleiten und mit ihnen annährend dasselbe erreichen, was durch die Aussaat von Sporen sonst erreichbar wird. Icli bin auf diese Kultur, von vegetativen Zuständen der Pilze eingeleitet, schon vur annährend 30 Jahren durch einen zufällio-en UmstaTid g-ekommen. Ich erhielt als Privatdocent der Universität in Berlin und als Docent am damaligen landwirtschaftlichen Institute ein Bündelchen lebendiger Pflanzen von Helianthus tuberosus aus Proskau zugesandt, an welchen ich die vernmtete Pilzkrankheit untersuchen sollte. Durch meine pädagogische Tätigkeit zunächst verhindert, legte ich die Pflanzen in eine Botanisiertromniel, wo die noch gesunden Teile weiter von dem in den unteren Teilen wirksamen i*ilze in der Art befallen wurden, dass dichte, weisse Pilzfäden über die Oberfläche traten. Ich unter- suchte die Pilzbildungen auf eingetretene Fructiticatiun, um die Form des Pilzes festzustellen, tand aber nichts Sicheres, und um das Material nicht zu verlieren, nahm ich von den oberflächlichen, reinen Pilzläden, nnt einer sterilisierten, feinen Scheere abgeschnitten, Proben ab, welche ich in iSährlösungen kultivierte. Zu meiner Freude wuchsen die Pilztäden energisch aus und stellten JMycelien dar, für welche sehr bald die Kulturtropfen auf dem Objektträger nicht mehr ausreichten. Ich übeiti'ug die Mycelien auf grössere Substrate, von festen ISährmitteln herge- stellt, die ich gleich beschi'eiben will, und erhielt schon nach wenigen Tagen so kolossale Pilzbildungen, dass das ganze Substrat mit Nährlösung, eingeweichtes Brot, davon überzogen und durchwuchert wurde. Sehr bald traten gi'osse Sclerotien auf, welche schon nach zwei Tagen zur Reife kamen und die be- kannten Sclerotien von Sclerotinia Sclerotiorum darstellten. Die Nähr- pflanzen waren von diesem Pilze befallen, von welchem ich auch nachträglich kleine Sclerotien in den Geweben, namentlich am Marke, vorfand. Es ist nicht ohne Interesse hier anzuführen, dass ich seit dieser Zeit die Kulturen dieses Pilzes von dem damals gegebenen Materiale aus immer imr auf rein vegetativem Brefold, Botaii. Untersuchungen. XLV. "j — 50 — Wege bis zum heutigen Tage fortgesetzt liabe, dass die Sclerotien pfundweise gewonnen werden konnten, aus welchen durch weitere Kultur die Becherfrüchte resp. Ascusfrüehte des Pilzes auskeimten, deren Sporen ich zur Fortsetzung der Kultur aber nur noch versuchsweise eingesetzt habe. Ich wendete nach diesen günstigen Erfahrungen die Methode der Kultur der Pilze ohne Sporen in allen möglichen Formen an, und es gelang mir schon bald nachher aus den Fruchtkörpern von Basidiomyceten, namentlich von kleinen Coprinusformen, ohne Anwendung von Sporen gleich üppige Vegetationen zu gewinnen, wie sie sonst nur aus der Keimung der Sporen gewonnen werden konnten. Ich wendete, wie im dritten Bande dieses Werkes beschrieben und auf Tafel V abgebildet ist, die verschiedenen Teile des Fruchtkörpers, des Stieles, sowie die vei'schiedenen Teile des Hutes, zur Kultur an, und es gelang ohne Schwierig- keiten, aus allen lebendigen Zellen des Stieles und des jungen Hutes vegetative Austreibungen, Mycelbildungen in Mistdecoct zu beobachten, die sich in nichts von den Mycelien aus Sporen unterschieden, und die nachträglich wiederum fructificierten, mit der Bildung von Oidien und auch mit der Bildung von Frucht- körpern bis zur Sporenreife. Bei Coprinus stercorarius, der durch Sclerotien ausgezeichnet ist, konnte ich auch den Nachweis führen, dass jede Zelle des Sclerotiums in Mistdecoct vegetativ auswächst und zu neuen Mycelbildungen geeignet ist, wenn sie nur nicht durch mechanische Eingriffe geschädigt oder getötet worden ist. Durch die gewonnenen Erfahrungen war nunmehr festgestellt, dass mau auf die Sporen und ihre Keimung für die Kultur der verschiedenen Pilzformen nicht allein angewiesen ist, und dass die Kulturen gelingen von allen lebendigen Zellen junger Fruchtkörperanlagen, welche für die Kultur rein genug und durch mechanische Eingriffe nicht geschädigt sind. Ich habe dann weiterhin von Pilz- formen, die vegetative Stränge bilden z. B. von den Strängen der Phalloideen, von Rhizomorphen etc., aus welchen die Fruchtkörper an einzelnen Stellen ausgebildet werden, Kulturen in Nährlösungen gemacht, habe Mycelien der ver- schiedenen Phalloideen, die bei uns vorkommen, gewonnen, welche wiederum zur Strangbildung übergingen, an allen vegetativen Zellen Schnallen zeigten, und welche in der Dauer der Kultur keinerlei Formen von Fructification zur Ent- wicklung brachten. Wir können hiernach amiehmen, dass diese Pilze Neben- fruchtformen, welche sonst in den Kulturen leicht aufzutreten pflegen, nicht besitzen, und dass die grossen Basidienfrüchte hier die einzige P'ruchttbnu sind. — 51 — Das Gleiche gilt für Kulturen, welche aus den Hyphen junger Fruchtkörpei' von Lycopcrdaceen hergeleitet wurden. Die Hy])hen wachsen liier mit Leichtigkeit zu grossen, aber inuuer nur an Nebenfruchtfornien sterilen Mycelien aus. — Von vielen anderen Basidiomyceten-Fruchtkörpern habe ich ebenfalls Kulturen in Nährlösungen hergestellt. Erfolgreich waren diese Kulturen bei den grossen Formen von ITydneen, von welchen ich aus den Stacheln der juugen Hymenien grosse Älycelien gewann, welche reichlich Chlaniydosporen, und zwar einzeln in den Mycelfäden, ausbildeten. Ich nenne hier besonders Hydn um coralloides und erinaceum mit ihi'en prachtvollen, oft kindskopfgrossen P'ruchtkörpern. Bei anderen Hydnumformen habe ich nur sterile Mycelien gewinnen können, das gleiche war auch der Fall bei den grossen Fomien von Ciavaria, Cl flava und anderen, deren Sporen in Nährlösungen nicht aus- keimen. Auch bei Agar icineen -Fruchtkörpern, namentlich von den Fruchtkörpern vei'sohiedener Amanita-Formen, habe ich Kulturen in Nährlösungen hergestellt, welche steuil blieben und keine Nebenfruchtform zur Ausbildung förderten. Wiederum erfolgreich waren aber die Kulturen von Fistulina, bei welcher die Chlamydosporenbildungen, die in juugen Fruchtköiisern und den oberen Schichten älterer Fruchtkör|)er aufzufinden sind, schon frlih an den Mycelfäden in grossen blassen auftraten, jeden Zweifel beseitigend, dass sie die dazu gehörige Fruchtbildung der Fistulina sind und keinem auf Fistulina ^) parasitisch lebenden Pilze angehören. Ich nuiss hier besonders hervorhel)en, dass die Kulturen von Fru(;htkörpern, namentlich von jungen FTvmenien einschliesslich der Basidienanlagen, nur dann gelingen, wenn man mit der Abtrennung der einzelnen zu kultivierenden Fi'uchtkörpeiteile möglichst vorsichtig verfährt, die Nährlösungen nicht zu concentriert verwendet und die abgeschnittenen Teile nur auf den Kultur- tropfen legt, nicht aber ganz untertaucht. Im letzten Falle treten leicht plasmolytische Erscheinungen ein, welche flas vegetative Auswachsen verhindern, die aber stets vermieden wei-den, wenn die Oberseite des FruchtstUckchens von der Nährlösimg unbedeckt und mit der freien Luft in Verbindung bleibt. Mau kann sich hier leicht überzeugen, dass alle jungen Basidien sowie jede Zelle des Hymeniums, wenn die genugsam verdünnte Nährlösung erreicht ist, zur I\I}cel- i) Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen über Fistulina im VIII. Bande d. W. S. 143, Tafel VIU. 7* — 52 — bildung übergeht, welche in nichts verschieden ist von den Mycelien, die man aus der Keimung der Sporen erhält. Auch bei den niederen Pilzformen, z. B. den Mucormycelien, die einschlauchig sind, lässt sich die Auskeimung kleiner, auch der feinsten Partien von Mycelien, die in den abgestorbenen Mycelmassen lebendig geblieben sind, leicht nachweisen und die Annahme berechtigt erscheinen, dass hier in den kleinen Mycelteilen Zellen mit einem teilungsfähigen Zellenkern lebendig geblieben sind. In vielen Fällen muss man für diese vegetativen Auskeimungen die Nähr- lösungen aus den Pilzfruchtkörpern selbst herstellen, welche als Versuchsobjekt in Verwendung kommen sollen. Die schon früher beschriebene Herstellung der Nährlösungen ist eine leichte. Die Nährlösungen lassen sich lange aufbewahren, wenn sie nur genügend sterilisiert eventl. durch Verdampfen concentriert und so gegen den Zutritt fremder Pilzkeime gesichert sind. Der Wert der Entwicklung der Pilze aus rein vegetativen Teilen der einzelnen Formen,^) also aus Mycelien und verwandten Bildungen, kommt in solchen Fällen besonders zur Geltung, wo von den zur Untersuchung vorliegenden Pilzen überhaupt keine fructifica- tiven Bildungen bis dahin bekannt geworden sind. Fälle dieser Art sind in den sogenannten Byssusbildungen gegeben, welche in Räumen auf- zutreten pflegen, zu welchen der Lichtzutritt verhindert ist. W eitere Fälle liegen in ectotrophen und endotrophen My cor rhizen-Bi Idungen an den Wurzelspitzen vieler baumartiger Pflanzen und auch in den Wurzeln anderer Pflanzen vor, von welchen bis jetzt nicht sicher nachgewiesen werden konnte, welchen Pilzfonnen sie zugehörig sind. Sie liegen weiter vor in den Mycel- bildungen, welche in der ganzen Pflanze resp. in den Fruchtkörnern des Taumellolch, Lolium tenmlentum, aufgefunden sind. An den Nährptianzen ist hier ein Auf- schluss über die Natur der betreffenden Pilze bisher vergeblich versucht worden, und wii- smd angewiesen auf die Kultur der Mycelien und der Mycorrhizen in Nährlösungen. Die Endresultate sind bisher noch nicht erreicht, werden aber sicher gewoimen werden, wenn die Reinkultur mit genügender Vorsicht und Aus- schaltung aller Fehlerquellen eingeleitet wird. *) Die Resultate aus den Pilzkultureu ohne Sporen habe ich bisher nicht veröffent- licht. Sie sind hier vorläufig nur iu Küi'ze zusammengefasst, wiewohl sie die Arbeit mehrerer Jahre in Anspruch genommen haben. a — 53 — Zur Ero-änzuni'- iiiao; noch kurz ani>eflihrt sein, dass schon ein vegetativer Betrieb für Pilzkultiu-en im Grossen seit langer Zeit praktisch eingesetzt wird. Die Kulturen von Psaeliota canipestris werden in der Praxis nicht mit den Sporen des Fruchtkörpers, sondern rein vegetativ mit den Myeelien des Pilzes ausgeführt, die sogar käuflich zu haben sind. Im Kleinen konniit ein natürlicher Betrieb dieser Art in den Pilzgärten der Hch lep pame is en in südlichen Klimaten vor. Hier kultivieren die Ameisen in ihien Nestern eine Pilzform durch Zusanmientragen von Nährsubstrat in vegetativen Zuständen höherer Pflanzen, welche den Ameisen als Nahrung dienen. In den Nestern findet man niemals etwas andei'es, als die vegetativen Zustände des Pilzes, und es bedarf besonderer Hülfsmittel, die Fructification zu erreichen. Dies ist während seines längeren Aufenthaltes in ISüdbrasilien A. Möller') gelungen, der den Pilz als Rozites beschrieben und abgebildet hat. Ehe wir nun zu der engeren Beschi'eibung der Verwendung der bisher be- sprochenen Nährlösungen für die Kultur der Pilze übergehen, ist es unerlässlich, hier einzuschalten, dass mit der Verwendung der Nährlösungen allein in den meisten Fällen nm- die Keimung der Sporen und eine beschränkte Entwicklung der zur Kultur herangezogenen Pilze möglich ist. Die Nährlösungen müssen in ausgebreiteten Tropfen auf Objektträgern verwendet werden, wenn der ge- nügende Luftzuti'itt zu den Pilzen stattfinden soll. Die Nährlösungen habeii nur eine beschränkte I\Ienge von Nährstoffen und diese sind von den auskeimenden Pilzen resp. von deren Myeelien bald verzehrt. Man kann die erschöpften Nähr- lösungen abfliessen lassen und vorsichtig unter Vermeidung plasmolytischer Er- scheinungen, weitere Lösungen derselben Concentx-ation zusetzen, um die Ent- wicklunjr fortzuführen. Aber die Beschränkung in diesen Kulturformen für die tri o Ernährung grösserer Pilze ist von selbst gegeben. Die Kulturen auf grössere Mengen von Flüssigkeit auszudehnen, hat seine Schwierigkeiten und früh seine Begrenzung, da die Pilze in grösseren, ungenügend durchlüfteten Flüssigkeits- schichten nicht zu leben gewohnt sind und also über beschränkte Entwicklungs- stadien an der Obei-fläche nicht hinausgehen. Es werden aber in diesen bisher betrachteten Kulturformen in Nährlösungen, abgesehen von der Keinumg der Sporen, oft schon die vegetativen Zustände in ihren morphologischen Eigentümlichkeiten klar erkennbar und auch kleinere ^) A. Möller, Pilzgärten der Ameisen. Jena 1893. ^ 54 — Fruehtfoi-men, sogenannte Nebenfruchtfonnen, zur Ausbildung gefordert, die für die Morphologie und die Beurteilung der Pilze von grösster Bedeutung sind. Den Abschluss der Entwicklung, die Ausbildung der höchsten und grössten Frucht- formen wird aber in dieser Art der Kulturformen vielfach nicht erreicht, eine Ausnahme ist aber hier z. B. gegeben in den Kulturell von Coprinus etc. und namentlich der Rhizomorphen des Agaricus melleus, welche ich in dem dritten Bande dieses Werkes ausführlich beschrieben habe. Es wird hiernach klar, dass an dieser Stelle noch andere Kulturformen mit ausgiebigeren Nährstoffen einsetzen müssen, um den möglichen Endpunkt der Entwicklung zu erreichen. Ich habe die Kulturformen, um die es sich hier handelt, gewöhnlich als Massenkulturen bezeichnet, für deren Ausführung die Erfahrungen bei den Objektträgei-kulturen, also der erste und wichtige Abschnitt vegetativer und eventl. fructificativer Entwicklung der Pilze, als Unterlage dienen muss. Die Nährsubstrate, um die es sich hier handelt, brauchen keine anderen zu sein, wie diejenigen, aus denen die Nährlösungen gewonnen werden. Es handelt sich eben nur um die grössere Masse des Substrates, welches, sicher sterilisiert, hinreichend durchlüftet, mit grösseren Mengen von Nährstoffen ausreichend versehen ist, um die weitere und volle ILntwicklung resp. den Abschluss in der Ausbildung der Fruchtbildungen der Pilze zu erreichen. Als erstes Massensiibstrat dieser Art will ich hier, anschliessend an die Herstellung des Mistdecoctes, den Mist selbst berücksichtigen, der für die Kultur der Pilze dienen muss. ]\Ian sterilisiert frisch gefallene, von gesunden Pferden entnommene Pferdeäpfel, mit nicht zu vielem Wasser versetzt, im Dampf- apparate oder im Dampftopf, stellt den sterilisierten, nicht zu feuchten, aber auch nicht zu ti'ocknen I\Iist in die geeigneten Kulturbehälter, am zweckmässigsten in Krystallisierschalen von den verschiedensten Grössen, veixleckt diese mit Glas- deckeln von der Form einer Hälfte der Petrischale, die oben gut abschliesst und niu- eben übergreift, sterilisiert diese Krystallisierschale mit dem ausgekochten Mist noch im Dampftopf zu wiederholten Malen, bis sicher anzunehmen ist, dass keine noch entwicklungsfähige Pilzkeime von Bakterien, z. B. von Bacillus subtihs, mehr vorhanden sein können. Der so sterilisierte ]\Iist hält sich in den Kultur- gefässen, wenn sie an einem geeigneten, kühlen und geschützten Orte aufgestellt sind, unbegrenzt lange, imd man kann die so auf einmal gewonnenen, zahlreichen Gefässe in iedem Augenblicke für die Kultur mühelos imd sicher einsetzen. Ab- — 55 — gesehen von einer geringen Verdunklung treten in diesem sterilivsierten, für die Pilzkultur inistbewohuender Pilze besonders geeigneten Substrate keine weiteren Veränderungen ein. Der Älist zeigt nachträglich keinerlei unangenehme Gerüche, so lange nicht Störungen (hn-cli Bakterien eintreten. Wenn dies doch geschehen sollte, ist das Substrat natürlich für Pilzkulturen nicht mehr verwendbar. Man kann für die Aussaat auf diesem Substrat natürlich nur reines Sporen- material verwenden, für dessen Herstellung vorher gesorgt sein muss in einer Form, die erst nachträglich Gegenstand einer Besprechung sein kann. Für die Pilzformen, deren Sporen auf Einfluss der Körperwärme angepasst sind, muss natürlich die Kultur einen oder zwei Tage im Thermostaten bei einer Temperatur bis zu 37" bald nach der Aussaat der Sporen aufbewahrt werden. Wenn die Keimung der Sporen eiimial eingetreten ist, kann die weitere Aufbewahrung der Kultur an jedem beliebigen, nicht besonders wann gehaltenen Orte statt- finden. Das Mistsubstrat liat sich namentlich bewährt, ganz abgesehen von den Mucorinen, die hier vorzüglich wachsen, bei Massenkulturen von den ver- schiedenen Ascobolusforaien, Sordaria- und Chaetomiumformen etc. unter den Ascomyceten und weiter auch für die Untersuchung der verschiedenen Coprinus- arten und für viele Formen von Hutpilzen, welche auf Mist vorzukommen pflegen. Ausser dem Massensubstrat, aus Pferderaist hergestellt, ist nun auch ein ähnliches, für Pilzkultur geeignetes Substrat aus den Pflaumen (oder anderen süssen Fi'üchten) direkt zu gewinnen, von welchen das Pflaumendecoct schon besprochen ist, Man belässt die Masse der Pflaumensubstanz in dem Pflaumen- safte, füllt nach geeigneter Sterilisierung die zusagenden Krystallisierschalen damit aus und setzt die Sterilisation im Dampftopfe fort, bis völlige Sicherheit für die Erhaltung gegeben ist. In diesem Massensubstrat wachsen alle die Pilzformen, für welche das Pflaumendecoct sich als geeignet erwiesen hat. Es ist haltbar für lange Zeit und kann in jedem Augenblicke zur Verwendung herangezogen werden. Als Beispiele mögen hier die verschiedenen Formen von Aspergillus und anderen Schinmielpilzen genannt werden. Natürlich können hier anstatt der Pflaumen beliebige andere Früchte ebenso gut zur Herstellung eines Massen- substi'ates herangezogen werden, und wie es jeder Hausfrau bekannt ist, sind namentlich die Preisseibeeren gern von Pilzen heimgesucht, welche saure Frucht- säfte für ihre Ernährunof lieben. Für die Herstellung eines dritten Massensubstrates sind mm ganz besonders die Fruchtkörper von den früher genannten getrockneten Pilzen zu verwenden. — 56 — Die Fruchtkörper werden mit geeigneten Mengen von AVasser oder auch mit einer sehr verdünnten Nährlösimg aus Würze oder Pflaumendecoct benetzt und dann vorsichtig bei etwa 60 ° durchweicht. Da die Pilzfruchtkörper und die Nährlösvmgen bereits sterilisiert sind, so kann das so hergestellte Massensubstrat für die Kultur der verschiedensten Pilze direkt in Verwendung genonnnen werden. Es ist nur besonders darauf Bedacht zu nehmen, dass das Substrat nicht zu concentriert an Nährlösungen ist, da hierdurch die Entwicklung mancher Pilze leicht verhindert werden kaim. Es gelingt die Kultur von solchen Pilzfoi'men, die auf Pilzfruchtkörpern parasitisch leben, wie z. B. von Nyctalis, und von Hypomycesformen, von Mucor fusigier, von Sporodinia grandis etc. bis zur grössten Üppigkeit zu bringen. Ebenso lassen sich auch die Kulturen von verschiedenen anderen höheren Pilzen bis ziu- Fruchtkörperbildung z. B. von Sclerotien bildenden Collybien mit Leichtigkeit durchführen. Man kann die Massensubstrate der letztgenamiten Art auch noch in einer eigenartig veränderten Form herstellen, welche sich als besonders geeignet für Pilzkulturen im Grossen erweist. Es geschieht dies in der Art, dass man das Mistdecoct von dem Miste und das Pflaumendecoct von den Früchten und ebenso auch Auszüge von den verschiedenen Pilzfruchtkörpern abtrennt und dieses nun verwendet, um damit andere organische Substanzen, welche an sich schon ein geeignetes oder gar vorzügliches Nähi'mittel abgeben, zu durchtränken und sie für diese gleichsam als ein verstärkendes Düngemittel zu verwenden. Die Massen- substrate aus Mist, Früchten und ebenso auch aus Pilzfruchtkörpern haben nämlich den ]\Iangel, dass sie nicht porös sind und dass, in grösseren Mengen verwendet, der Luftzutritt nur mangelhaft ist, und dass damit die Pilzentwickelung nur ungenügend erfolgen kann. Man hilft sich hier, indem man die Schichten des Substrates nicht zu dick verwendet, oder auf ein siebförniiges, kleines Gestell aufträgt, aber auch damit ist dem Älangel mir zum geringen Teile abgeholfen. Es gibt nun aber eine andere Substanz, die wir täglich als Nahrungsmittel für uns selbst verwenden und die in jedem Augenblicke in unserem häuslichen Leben zur Verfügung steht, welche nach dem Reichtum ihrer Nähr Substanzen und nach der Porosität ihrer Masse für die Kultur der Pilze wie geschaffen erscheinen muss. Es ist dies das Brot in unserem Haushalte, welches von den Bäckern an jedem Tage neu und frisch hergestellt ^vird, weil die Erfahrung lehrt, dass das Brot leicht verschimmelt, also von Pilzen befallen wird. Wenn mau sich viel in der freien Natur bewegt, findet man die oft auffälligen Schimmel- — 57 — bildungeii auf weggeworfenem Brot, welches an beliebigen Stellen in der Natur liegen bleibt. Zu keiner Zeit ist dies nuttlil liger der Fall, als bei FeldzUgen und Manövern an all den Wegen, welche von den Truppenkörpern durchzogen werden. Es gab mir diese Beobachtung schon früh Veranlassung, das Brot als Substrat für die Massenkultur der Pilze heranzuziehen. Es hat den eigenai'tigen, hier besonders zur Wertschätzung kimnnenden Vorteil, dass es mit seiner Herstellung aus den besten Nährmedien, die es für Pilzentwicklung nur geben kann, schon zu einem wesentlichen Teile durch den ^lodus der Herstellung selbst sterilisiert, also von Pilzkeimen befreit wird. Der aus Mehl hergestellte Teig wiivl durch Backen im Backofen, also durch hohe Temperaturen, wie sie sonst für die Sterilisierung der Pilze in Verwendung kommen, in Brot umgewandelt, also in eine Form, in welcher er für unseren Magen allein geniessbar ist. ]\Iit dem Backen sterben aber nicht nur die Mehrzahl der Filzkeime ab, es wird der Teig namentlich unter dem Einflüsse von zugesetzter Hefe und durch sie bewirkte Gasausscheidunü: in seinen einzelnen Teilen aufgretrieben und porös gemacht, wie es für ein Substrat für Pilzkulturen idealer nicht gedacht werden kann. Seit dem Jahre i 809 habe ich das Brot für die Kultur der Pilze ein- geführt Tuid mit dem allergrössten Vorteile verwendet. Die Vorteile steigerten sich noch für eine Reihe von Fällen, als ich anfing, das Brot nicht bloss mit Wasser, sondern auch mit den verschiedenen Nährlösungen aufzuweichen, welche sich für die Kultur der einzelnen Pilze bewährt haben. Natürlich ist nicht jedes Brot, wie es für unseren täglichen Genuss bevorzugt wird, auch für die Kultur der Pilze geeignet. Es haben die Brotformen den Vorzug, welche aus Roggen- uud Weizenmehl hergestellt sind, ohne Säurebeimischung und Säurebildung an- geteigt, beim Backen ein Brot abgeben, welches man gewöhnlich als „grobes Brot" zu bezeichnen pflegt. Wendet man hier beim Backen dieser Brote die Vorsicht an. dass man sie nicht zu gross macht und etwas stärker ausbacken lässt, also länger der sterilisierenden Hitze des Backofens überlässt, so .«ind sie schon in den meisten Fällen durch den Vorgang des Backens ausreichend sterilisiert und auf diese Art für die Kultur der Pilze vorbereitet. Es ist nui* nötig, sie mit reinen Messern und reinen Händen von der braun gebackenen Kruste zu befreien und die Weichteile, in geeignete Scheiben gesciniitten, für die Kultur der Pilze zu verwenden. Wenn diese Kulturen von langer Dauer sind, ist aber doch ein weiteres Sterilisieren des Brotes erforderlich, und dies lä-st sich am BrefeU, Botan. UntersuchoDgen. XIV. 9 — 58 — besten so ausführen, dass man das Brot mit Wasser oder mit den betreffenden Nährlösungen in geeigneter Art, aber nicht allzu reichlicli, durchtränkt und dann in einem Thermostaten einer Temperatur aussetzt, bei welcher die Verquellung der durch das Backen schon ausgequollenen Stärkekörner nicht zu sehr zur Geltung kommt. Diese Temperaturen liegen etwa um 5G — 60 Grad Celsius, bei welchen so ziemlicli alle im vegetativen Zustande vorhandenen Pilzkeime und auch viele der vorhandenen Sporen getötet werden. Wiederholt man dieses Verfahren in Abständen von 2 — '.] Tagen 3 — 5mal, so sind alle Filzkeime tot, und das so präparierte Brot lässt sich unbegrenzte Zeit für eine in jedem Augen- blicke anzustellende Kultur aufbewahren. Es ist nicht rätlich, zur Sterilisierung des Brotes Alkohol zu verwenden, weil mit dem nachträglichen Austreiben des Alkohols die physikalische Be- schaffenheit des Brotes unvermeidlich eine Veränderung erfahi-en hat. Ebenso wenig ist es zweckmässig, getrocknetes Brot, welches durch das Eintrocknen gegen Verderben geschützt wird, nachti'äglich für Kulturzwecke zu benutzen. Es hat mit dem Eintrocknen die Aufsaugungsfähigkeit des Brotes für Flüssigkeit gelitten, und man bekonmit nachträglich nicht das gewünschte Substrat, welches nach seiner weichen, gleichmässigen Beschaffenheit für die Vegetation der Pilze, also für das leichte Durchwachsen der Mycelfäden, noch geeignet ist. Es ist dringend zu empfehlen, bei allen Versuchen immer nur von frischem täglich käuflichem Brote auszugehen, welches am leichtesten und schnellsten von Wasser und von Nährlösungen durchtränkt wird und hierin seine besonderen Vorzüge bewährt. Es ist geradezu phänomenal, wie hier die Wirkung des Sub- strates für die Entwicklung der Pilze zur Geltung kommt und wie in einzelnen Fällen, je nachdem man es einmal mit Mistdeoct, das zweitemal mit den zwei Formen von Pflaumensäften, das drittemal mit Bierwürze und das viertemal mit Auszügen aus verschiedenen Pilz-Fruchtkörpern etc. gedüngt hat, eine Pilzentwicklung zur Erscheinung kommt, wie sie in der Natur an keiner einzigen Stelle gefunden werden und den Pilzen als Nahrung dargeboten sein kann. Nährsubstrate von dieser höchsten Delicatesse für die Pilze, mit der möglichsten Steigerung der zusagenden Nährstoffe hergestellt, giebt es ja in der Natur nicht. Diese lassen sich nur künstlich herstellen, und hiermit ist schon die Andeutung gegeben, — 59 — dass iu;ni tatsächlicli in der Lajre ist, die Entwicklung der l'ilze diireli künstliche Kultur in einzelnen Fällen hölier zu treiben, als wie sie in der freien Natur stattfinden kann. Ich will hier als Beispiel nur kurz die Kulturen der Mucorinen anfiiliren, von rhycomyces nitens, von Mucor Mucedo mit seinen Parasiten, Chaetocladiuni und Piptocephalis und von anderen Mucorfonnen, Mucor niucilagineus, Mucor niveus, auch von früchtebewohnenden Mucorineen, JMucor stolonifer und anderen Formen, die hier zur höchsten Üppigkeit gesteigert werden. Ich will weiter erinnern an die in der Natur parasitisch vorkomuiende Sclerotin ia Sclerotiorum, von welcher sich Sclerotienmassen kiloweise herstellen lassen, ebenso an den Pilz des Mutterkorn es, von welchem die ConidienfoiTn, Sphacelia segetum, freilich ohne Bildung von Sclerotien, in solchen Massen herstellbar ist, dass in den mächtigen Falten der Conidienlager auf dem Substi-ate ein silbernes 20-Pfennigstück leicht verborgen werden konnte, endlich noch an die Kulturen von Polyporus annosus, dem baumbewohnenden Basidiomyceten, von welchem in den ein ganzes Jahr hindurch fortgesetzten Kulturen die wundervolle Conidienform in Köpfen, sogar in mächtigen Coremien, gebildet wurde, welche auf dem natürlichen Substrat der von den pilzbewohnten Bäume bisher nie gefunden ist. ') Es handelt sich in jedem Falle nur darum, die für den einzelnen Pilz geeignete Nährlösung mit der zusagenden Verdünnung ftir die Anfeuchtung des Brotes zu verwenden. Ist das Brot sterilisiert, bleiben die Kulturen aus reinem Sporenmaterial nachträglich für die Länge der Zeit völlig rein und ungestört. Es kann aber auch Fälle geben, wo das Brot für sich ohne weitere Hülfsmittel und ohne jede Sterilisierung für die Kultur des Pilzes das geeignetste Medium abgibt. Der bemerkenswerteste Fall dieser Art ist in dem allgemein verbreiteten Schinmiel, dem Schimmel par excellence, dem Penicillium glaucum, gegeben. Von diesem Pilze waren bis zu meinen Untersuchungen im Jahre 1871 niemals die nur vemiutungsweise angenommenen Acsusfruchtkörper gefunden worden. Ich habe die Bildung dieser Fruchtkörper künstlich erreicht auf besonders für die Kultur geeignetem Brote, mul zwar auf 1) Die näheren Einzelheiten über die Kultur der hier angezogenen Pilzformen finden sicli in den ersten zehn Teilen d. W. vor. Hier sind auuli die diesbezüglichen Abbildungen einzusehen. — 60 - den Weichteilen eines gut durchbackenen, groben Bi'otes, welches nicht sterilisiert und keiner weiteren vorbeireitenden Operation unterzogen worden ist. Das Brot in seiner eigenartigen Porosität gestattet schon an sich, wenn es nur in der richtigen Weise fortschreitend befeuchtet wird, eine so üppige Entwicklung dieses Pilzes, dass es nun zur Bildung von Ascusfrüchten kommt. Es muss gut durch- backenes, also durch das Backen selbst möglichst sterilisiertes Brot verwendet werden, und um weitere Pilzbildungen aus etwa noch vorhandenen Keimen, namentlich Baktei'ienbildungen, zu verhindern, nuiss die Aussaat des Pilzes mit den Conidien des Pinselfruchtträgers und seine Anfeuchtung möglichst sorgfältig eingeleitet und ausgeführt werden. Wenn man die Penicilliumsporen zur Aussaat die Nacht hindurch in der Nährlösung für die Keimung vorbereitet und nun am folgenden Tage die jungen Keimlinge mit wenig verdünnter Nährlösung auf die verschiedenen Stellen des Brotes an beiden Seiten mit einer Nadel auftupft, so kann man die feucht gestellte Kultur einen weiteren Tag^ ohne Zusatz von Wasser belassen. Jetzt träufelt man auf die beiderseitigen Oberflächen mit einer Spritz- flasche oder besser mit Hülfe eines Pulverisators feine Tröpfchen auf, welche das Brot soweit benetzen, als dies für die Entwicklung des Pilzes in den nächsten zwei Tagen erforderlich ist. Am dritten Tage wiederholt man diese Ai't der An- feuchtung in etwas stärkerem Grade, und man kann sich dann am vierten Tage schon überzeugen, dass die Vegetation von Penicillium in intensivster Entwicklung fortschreitet. Jetzt wird der weitere Zusatz von Wasser bis zur genügenden Durchfeuchtung des Brotes auf einmal erforderlich, weil die gebildeten Mycelien späterhin das Wasser nur noch schwer aufsaugen lassen, und mit dem fünften und sechsten Tage ist die Vegetation eine so energische, dass die Glasplatten, auf welchen man das Brot ausgelegt hat, sogar eine merkliche Erwärnmng erfahren. Man überdeckt nun die Brotstückchen mit einer zweiten Glasplatte und gewahrt mit dem siebenten und achten Tage die reiche Anlage der Fruchtkörper von Penicillium. Es ist zweckmässig, die Kulturen, wenn sie ihrer vollen Höhe ent- gegengehen, an einem massig erwärmten Orte zu halten, um die Entwicklung noch zu steigern. Vom achten bis zum zehnten Tage treten dann die Knötchen der reichlich veranlagten Fruchtkörper an den weissen Mycelien, welche verhält- nismässig wenig blaugrüne Conidien ausbilden, deutlich in die Erscheinung. Man kann sie mit blossem Auge beobachten und schon in den nächsten Tagen verfolgen, wie sie mit gelber Farbe aus ihrer weissen Umhüllung hervorbrechen. Nach zehn bis zwölf Tagen sind die Fruchtköi-per in den sclerotialen Zustand — 61 — übergefiilii-t, können leicht vom Substi-ate getrennt und gesammelt und für die schon früher beschriebene Kultur auf mit Wasser befeuchtetem Fliesspapier aus- gelegt werden. Indem hier bei der Kultur der Zusatz an Wasser zu dem Substrate so lange unrl in dem Älaasse beschränkt wird, als die Entwicklung des Pilzes noch zurückbleibt, wird hier die schädUche Einwirkung von den Bakterien, die immer noch in dem Brote ungetötet vorhanden sind, mehr oder minder ganz ausgeschaltet. Sie wird auch weiterhin vermieden, wenn die stärkere Befeuchtung erst mit iler Entwicklung des Filzes so harmonisch erfolgt, dass diesem die schnellste und üppigste Vegetation ermöglicht wird, welche von selbst schon die Bakterien nicht aufkommen lässt. Nur durch diese vorsichtige und kiuistlich gesteigerte Höhe in der Entwicklung des Pilzes wird es möglich, die Fruchtkörper zu erreichen. Sie treten sonst auf keinem Substrate auf, und namentlich auch nicht auf gedüngtem Brote, welches nicht die gleich schnelle und üppige Entwicklung dieses Pilzes gestattet. Gegenüber vielfachen Mitteilungen, dass die Bildung der Fruchtkörper von Penicillium glaucum in allen versuchten Kulturen nicht liätte gelingen wollen, mag diese ausführliche Beschreibung hier am Platze sein. Ich will bemerken, dass ich die Fruchtkörper von Penicillium kaum in einer Kultur vergeblich gesucht habe, nachdem einmal festgestellt war, dass sie bestehen und unter welchen Umständen sie gebildet werden. Ich will aber noch weiter andeuten, dass es eine andei'e Form von Penicillium gibt, welche in der Natur fast nur Sclerotien erzeugt, die sogar auf jedem Substrate aufti-eten und die Wühl schon früher von verschiedenen Autoren gesehen und als Bildungen von Penicillium glaucum mit Unrecht angesprochen sind. Die Kultur dieses Pilzes wurde im physiologischen Institute in Breslau von Dr. Falck lange Zeit hindurch unterhalten mit dem Erfolge, dass auf dem Substrate nur allein die massenhafte Bildung der Sclerotien auftrat oJine die begleitende Bildung von Conidienträgeni. Die näheren Ergebnisse sind bis dahhi von Dr. Falck noch nicht veröffentlicht worden. — Es dürfte aber nicht überflüssig sein, hier noch anzumerken, dass icli die Fruchtkörper von Penicillium glaucum in der Natur, also in den natürlichen Substraten, trotz eifrigsten Suchens niemals angetroffen habe, und dass sie auch von anderen niemals aufgefunden sind. Ich möchte kaum glauben, dass sie hier überhaupt zur Ausbildung gelangen, zumal die angeführten Bedinguno-en, unter welchen in künstlicher Kultur ihre Ausbildung allehi zustande 0 0 7 ^-^ kommt, in der Natur wohl kaum oder gar nicht gegeben sind. — 62 — Die Einzelheiten, welche ich hier über die Bildung der Fruchtkörper von Penicilliuni resp. über die erfolgreiche Kultur dieses Pilzes ausführlich beschrieben habe, lassen erkennen, dass man die eigenartige Natur der verschiedenen Pilze studieren muss, um ihre vollständige, geschlossene Entwicklung zu erreichen, und dass sehr viele, scheinbar nebenläufige Umstände eine BerUcksichtio-uno^ finden müssen, wenn das Ziel erreicht werden soll. Jedenfalls ist es nötig, fest- zustellen, in welcher Art imd in welclien Formen der Kultur es gelingt, die einzelnen Pilzformen auf die volle Höhe ihrer Entwickluno- zu bringen, welche erforderlich ist, um die Ausbilduncr der höchsten B^ruchtfbrm zu erreichen. An dieser Stelle liegt noch ein sehr ercriebicres Feld für weitere Versuche und Untersuchung-en offen da. Ich erinnere nur an die grosse Zahl der Fungi imperfecti, von welchen die Nebenfruchtformen beobachtet, die höchste für die systematische Stellung entscheidende Fruchtfonii aber noch nicht bekannt ge- worden ist. Durch richtig geleitete Kulturformen wird es unzweifelhaft gelingen, wie es hier bei dem früher aussichtslosesten Fungus imperfectus, dem (Jonidien- material von Penicillium glaucum, tatsächlich gelungen ist, die höclisten zuge- hörigen Fi'uclitformen auf dem Wege der Kultur zu gewinnen, also Entwicklungs- stadien zur Ausbildung zu fordern, welche unter den gegebenen Hülfsmitteln der Substi'ate in der Natur nicht aufzutreten pflegen. Statt des Brotes, welches sich in den weitaus meisten Fällen als das vorzüglichste Nähnnedium für die Entwicklung der Pilze bewährt hat, kann man auch Massensubsti'ate in anderer Form herstellen, in welcher im wesentlichen nur die besprochenen Nährlösungen, aber in der grössten Ausgiebigkeit und in einer Form zur Geltung kommen, welche der Ent- wicklung der Pilzformen und zugleich einer besseren Durchlüftung zugute kommt. Es ist nicht immer nötig, dass dieses Substrat, mit welchem so zu sagen die Nährlösung in eine besser funktionierende, für die Ernährung günstigere und consistentere Fonn übergeführt wird, selbst als Nahrungsmittel für die Pilze verwendet wird; es ist nur notwendig, dass es gleichsam als Vehikel, als Hülfsmittel für eine Verbreiterung, für eine vergrösserte Oberfäche und für eine bessere Durchlüftmig der Nährmedien seine Wirkung tut. Massensubstrate dieser Art habe ich mit vielem Vorteil mit Hülfe von Sägespänen her- gestellt, welche von den verschiedenen ßaumformen auf Holzschneide- plätzen leicht und ziemhch rein zu gewinnen sind. B^ür die Entwickluno- sehr vieler Fadenpilze ist dies Substrat von fast einzigem Werte, da die Mycelhyphen — 63 — sich au den Obei-tiächen der benetzten Späne auf das günstigste entvvickebi und verbreiten können. Diese Holzs})äbne bieten schon an sich für viele Pilze ein ge- eignetes Substrat, dessen Wirkung mit der Durehtränkung von Nährlösungen auf das voi-teilhafteste verstärkt wird. Neben dem Brote dürfte es kaum ein günstigeres Medium für die Ent- wicklung der Fadenpilze geben, als es in den durchtränkten Sägespänen ge- geben ist. Es lässt sich mit aller Wahrscheinlichkeit voraussagen, dass bei der weitereu Verwendung dieses Substrates für die Kultur der verschiedensten Fungi imperfecti Erfolge ähnlicher Art erzielt werden können, wie sie vorhin bei renicillium auf dem Brote beschrieben sind. Es wird gewiss gelingen, die leider noch so grosse Zahl der unvollständig bekannten Pilze auf diesem Nährboden erfolg-reich zu kultivieren und ihre Entwicklung zum Abschluss zu bringen. Diese Form der Massenkultui'en hat sich nun namentlich auch bewährt für eine ganze Keihe von Pilzformen der höheren Pilze, welche holzbewohnend sind. Sie können z. B. mit Vorteil für den schon genannten Polyporus annosus verwendet werden und für andere Formen von Polyporeen wie Polyporus vaporarius, Merulius lacrymans und ihre noch zahlreichen Verwandten. Sie sind namentlich mit durchschlagendem Erfolge in Verwendung gekommen für die Kulturen von Pilacre Peter sii. Diese höchst zierliche Gasteromyceten- form miter den Protobasidiomyceten bildet in Nährlösungen zunächst nur die von mir gefimdenen Conidien in Thyrsusstäbenform aus. ^) Es hat den Anschein, als ob in den Kulturen nur die Conidienform allein zur Ausbildung käme, die an den Buchenstämmen, an deren Kinde der Pilz in der Natur lebt, bisher nicht gefunden ist. Es stellte sich aber heraus, dass nur allein die Länge der Zeit und die Fortsetzung der Kultur durch gesteigerte Ernährung notwendig ist, um den Pilz auch zur Ausbildung der typischen Protobasidien-Früchte zu bringen. Ich erhielt sie schon nach 6 Wochen in sehr kleiner Form auf dem Objektträger und dann aucli in grösserer Ausbildung auf dem künstlich hergestellten Substi-ate von Buchenholz-Sägespänen, welche mit Würze durchtränkt waren. Die Frucht- köpfchen des Pilzes waren sehr schön ausgebildet, nur die Stiele blieben etwas kürzer als an den natürlichen Standorten. Diese günstigen Erfolge bei der Kultur des Pilacre lassen den bei'echtigten Schluss zu, dass auch bei dem 1) Die diesbezüglichen Abbilduiigeu befinden sich aul' Tai'el 1 — 3 iui \'ll. Bande d. W. — 64 — Polypoi'us aunosas die in den Knlturen ])i.shev nicht gebildeten Polyporusfruclit- körper auf den mit Würze durchtränkten Fichtensägespänen in der Länge der Zeit zur Ausbildung kommen werden. Die diesbezüglichen aussichtsvollen Kultur- versuche lassen sich jetzt mit der grössten Leichtigkeit einleiten und durchführen. Die Sägespäne müssen zur vollständigen Sterilisierung zunächst mit Wasser angefeuchtet und dann in einem geschlossenen Gefässe im Dampfbade vier bis fünf mal eine Stunde hiiulurch erhitzt werden. Li diesem Zustande sind sie der weiteren Durchfeuchtuno- mit den JSährlösungen der verschiedensten Art leicht zusfäng-lich und für die einzelnen Kulturformen direkt verwendbar. Zvveckmässigerwelse lässt man aber die genügend sterilisierten Sägespäne im Wasserbade vollständig aus- trocknen, um sie dann in diesem Zustande in sterilisierten Glasgefässen zum späteren, unmittelbaren Gebrauch aufzubewahren. Von den Holzformen sind Pappeln, Weiden, Fichten und Kiefern neben Eichen und Buchen besonders für die verschiedenen Kidturen greeio-net. Natürlich kaini man auch Mischung-en von den verschiedenen Holzspänen benutzen. Das mit Xährlösmig durchtränkte, nic;ht zu nasse Substrat hat den besonderen Vorteil, dass es wegen seiner hellen Färbung zur direkten Beobachtunsj der Eutwickluno' der einzelnen Pilze auf das leichteste zugänglich ist. Ebenso ist man auch im Stande, die erschöpften Nährlösungen durch weiteren Zusatz zu jeder Zeit ergänzen zu können und hierdurch die Kultur der Pilze für lange Zeit zu fördern. Das Substrat muss bei dem Ansätze der Kulturen nicht zu nass, aber doch genügend durchfeuchtet sein, in der Art, dass in der durchfeuchteten Masse eine genügende Durchlüftung erfolgen kaim. Um diese noch weiter zu begünstigen, kann man auch als Unterlage in den Kulturgefässen (Krystallisierschalen) kleine Gestellchen von verzinntem Draht anwenden, welche mit verziimten Drahtnetzen überdeckt sind. Es hat gar keinen Zweck, die Sägespäne erst vorher auszuwaschen, weil hierdurch eine Reinigung nicht herbeigeführt werden kann. Es konunt alles luu" darauf an, dass sie sicher steiülisiert sind, und dass bei nachträglichen Diu'ch- tränkungen mit den sterilisiei-ten Nährlösungen alle Pilze, namentlich Bakterien- bildungen, verhindert werden. Wir dürfen nun die Berücksichtigung sterilisierter Massensubstrate für die grössere und üppigere Entwicklung der Pilzformen nicht abschliessen, ohne noch eines natürlichen Substrates zu gedenken, welches in manchen Fällen sich in seinen eigenartigen Vorzügen bewährt. Es sind dies die mehr oder — 65 — minder süssen FrUclite der höheren Pflanzen. Sie sind in ihrem Frucht- fleische sozusagen pilzfrei. und wenn mau dieses Fruchtfleisch in seiner natür- lichen Beschaffenheit als Substrat für die Aussaaten von Pilzkeimen verwendet, so kann man sich in den meisten Fällen davon überzeugen, dass mu' eine sehr geringe oder giir keine Pilzentwickhing stattgefunden liat. Das Fi-uchtfleisch setzt nämlich in seinen lebendigen Zellgeweben der Vegetation dei- i*ilze einen so grossen Widerstand entgegen, dass in der ßegel gar keine oder gar keine üppige Entwicklung zustande kommt. Erst wenn das Fruchtfleisch welk wird und ab- zusterben anfängt, kommen i'ilzentwicklungen mit Fäulniserscheinungen bei diesen Früchten zur Geltung. Die Pilzentwickhing ist aber keine ausgiebige, die meisten Fonnen dieser Früchte sind hiernach nicht verwendbar. Es machen südliche Früchte, welche sehr schnell reifen und mit ihrer Keifung zu einem für Pilze zuträno-lichen Substrate werden, hier eine Ausnahme. Ganz besonders sind es die Bananen, welche sich mit der schnell eintretenden Reife für Pilzkulturen vortrefflich eignen. Wenn man die Fruchtschalen abzieht, erhält man das weiche Gewebe des Fruchtfleisches in vollständig pilzfreiem Zustande, zur Aussaat für die Pilze unmittelbar vorbereitet, in denkbar günstigster Form. Das noch lebende Gewebe, nicht zu zuckerreich und von lockerem Gefüge, welkt schnell ab, die ausgesäten Pilzkeime linden den günstigsten Vegetationsboden und gelangen in kürzester Frist zur üppigsten Entwicklung. Ganz besonders für die Formen der Mucorinen, für Phycomyces nitens, für j\I ucor M uce do, für Mucor stolonifer, Sporodinia grandis etc. ist das Substrat wie geschaflen. Aus- saaten von Sporodinia grandis gelangen hier in der kürzesten Frist zu einer so üppigen Entwicklung, wie man sie kaum anderswo findet. Das Substrat wird in dichten Massen von Zygosporen, ohne jede Ausbildung von Sporangientiiigern, überzogen, von welchen sterile, cuticularisierte und geschwäi'zte Fäden 2 cm hoch aufsteigen. Man kann nachträglich die dicke Zygosporenschicht wie eine continuierliche Haut von tlem Fruchtfleische abziehen und als Präparat zur Demonstration auf weissem Fliesspapier ausbreiten. Wie nun die flüssigen Nährmedien mit Hülfe einer mehr oder minder neutralen, festen Substanz, z. B. mit sterilisierten Sägespänen von den verschiedenen Holzfoitnen, in ein Substrat umgewandelt werden konnten, welches für Massen- kulturen in den betreffenden Nährlösungen ein günstigeres Nähi'medium abgibt, als die Nährlösungen füi' sich, und namentlich die Nährlösungen in grösseren Mengen mit hinreichender Durchlüftung zu verwenden gestattet, so gibt es auch B 1 0 f 0 1 (1 , Botan. Untersuchungen. XIV. g - 66 — noch eine weitere, mehr oder minder neutrale S u b s t an z , welche die Nährlösungen in eine veränderte, consistente Form überführt, in welcher sie für die Pilzkultur eine noch breitere und o^rössere Verwendung finden können, als es in den Lösungen an sich möglich ist. Diese zweite neutrale Substanz ist in der Gelatine geo^eben, die bald tierischen, bald vegetabilischen Ursprungs sein kann. Mit Hülfe der Gelatine werden die Nährlösungen gleichsam in eine consistente Form übergeführt, durch welche die Schwierigkeiten in Wegfall kommen, welche mit der zu grossen Beweglichkeit der flüssigen Nähr me dien natürlich verbunden sind. Ich habe diese gelatinierten Nährlösungen schon im Jahre 1869, als der erste, bei meinen Untersuchungen über die Entomophthoreen ') in Verwendung genommen und habe sie seit dieser Zeit mit vielem Vorteil für die Kultur der verschiedensten Pilzfornien eingesetzt. Ich habe damals schon die gelatinierten Nährlösungen einmal mit Gelatine und dann auch von Meeresalgen, von Uaragheen, hergestellt. Von diesen Florideen kommt eine geti'ocknete, gallertige Masse, der Agar-Agar, im Handel vor und kann mit grösster Leichtigkeit für die Herstellung gelatinierter Nährlösungen benutzt werden. Man löst die geeigneten Mengen von Gelatine auf, bis die Nährlösungen bei gewöhnlichen Temperaturen eine feste Form annehmen und nur bei höherer Temperatur wieder flüssig werden. Ebenso löst man zerschnittene Teile von Agar-Agar in Wasser auf, am besten im Dampfapparate mit Hülfe von Wärme, und filtriert die so erhaltene Lösung — die, je nach dem Zusatz von Agar-Agar, eine grössere oder geringere Festigkeit nach dem Erkalten erlangt hat, wie man probe- weise leicht feststellen kann • — in einem Warmwassertrichter bis zur völhgen Klar- heit der Lösung. Man kann nun diese Lösung von Agar mit den verschiedensten Nährlösungen, die in concentrierter Form vorrätig sind, mit Fleischdecoct, Pepton, Mistdecoct, Pfiaumendecoct, Würze, l'ilzauszügen etc., versetzen und erhält so Nährmedien in fester Form, deren Verwendung namentlich für die kleinen, niederen Pilzformen eine ausserordentlich günstige ist, aber auch für die Kultur grösserer Pilzformeu in engen Grenzen ihre eigenartigen und besonderen Vorteile besitzt. Man kann die so ei'halteuen, gelatinierten Nährmedien, in grösseren Kolben, mit 1) Brefeld, Untersucliungen über Empusa Musca und Empusa radicans, welche auf Stubenfliegen und Kohkaupen epidemische Krankheiten hervorrufen. Abhandlungen der Naturforschendeu Gesellschaft in Halle 1871, pag. 13. - 67 — Wattepfropfen verschlossen, beliebif^ lange aufbewahren, wenn niir Sorge getragen ist, (lass sie durch wiederholtes Erhitzen im Danipftopf oder im Wasserbade voll- ständig sterilisiert sind. Es ist auch hier zweckmässig, Krystallisierschalen mit einem Deckel von Petrischalen oder eine Petrischale selbst im voraus mit den gelatinierten Nährmedien zu beschicken. In anderen Fällen kaini man auch mehr Oller niiiider lange und weite Reagentienröhrchen als Kulturgefässe verwenden, namentlich dann, wenn es sich um die Kultur von Pilzformen mit langen Frucht- trägern handelt oder von sehr kleinen Formen, namentlich von Bakterien, welche in den Reagentieuröhi-chen in dem Substrate eine oft chai'akteristische Effiffuration und Farbenbildung zeigen. Für die Kultur der Bakterien haben die gelatinierten Nährlösungen, oder, kurz gesagt, die Nährgelatine, eine ganz besondere Verwendung gefunden und eine grosse Bedeutung erlangt. Die Nährgelatine kann hier auch mit Hülfe von Kieselsäure hergestellt werden und hat in dieser anorganischen Form für Bakterien kulturen auf Stickstofiassimilation ihre eigenartigen Vor- teile. Man kann die einzelnen Bakterienkeime, durch geeignete Verdünnung in Wasser oder in dünnen Nährlösungen vorher verteilt, auf der Obei-fläche der Gelatine ausbreiten und so vereinzelt zur Entwicklung- bringen. Man muss dann die auf der Gelatine entstandenen, einzelnen Kolonien auf die Reinheit der Form prüfen und von diesen aus, eventuell die weitere Reinkultur der Bakterienformen, in der wiederholten Aussaat auf neue Nährgelatine durchfuhi-en. — Die charakteristischen Formbildungen der Bakterien in grösseren Kolonien werden besonders sichtbar, wenn man die Kulturen in Reagentienröhrchen ausfühit, wo sie, durch Stiche übergeimpft, eine reiche Entwicklung erfahren. Für die Faden]jilze haben die Kulturen auf Nährgelatine zwar einen beschränkteren, aber innnerhin einen eigenartigen Wert. I\Ian kann auch hier aus nicht genügend reinem SporcTi m ater ial durch Verdünnung und Auftragung auf die Fläche der Nährgelatiue Reinkulturen von einzelnen Formen gewinnen, wie sie in einer anderen Form der Kultur kaum erreichbar sind. Weiter ist die Nährgelatine für kleine Pilzformen ein geeignetes Kulturmedium, die hier mitunter ihre volle Entwicklung erreichen können, z. B. iler Chlam}'do- mucor heterogamus, der Zygospoi"en und Chlamydospoi"en neben den Sporangienträgern ausbildet. Auch für grössere Pilzformen kann die Nährgelatine vorteilhaft zur Erhaltung und Reinaufbewahrung 9* — 68 - des Sporenmatei'ials in Verwendung gezogen werden. Selbst für grosse Pilze, z. B. für die grossen M u c o r i n e e n , P h y c o m y c e s n i t e n s etc. kann man die Kulturen in langen, weiten Peagentienröhren anstellen und die ganze Kultur mit den Sporangienträgern, nach oben durch einen Wattepfropfen verschlossen, für lange Zeit und in der denkbar reinsten und besten Form aufheben. Für den Transport von reinem Sporenmaterial in lebendigen Kulturen ist die Kulturform auf Nährgelatine allen anderen voi'zuziehen. Man kann die Kulturen, i'esp. das reine Sporenmaterial, mit Conidien- oder Sporangienträgern in diesen Kulturen von einem Weltteile zum anderen über- tragen und dann an beliebiger Stelle die imterbrochenen Kulturreihen fortsetzen. Wie schon bei den Bakterien die einzelnen Formen in continuierlichen Kulturen, namentlich in Hygienen- und Pathologischen Anstalten, fortgesetzt werden, und das einmal isolierte, reine Material erhalten wird, so kann man auch für die Fadenpilze die einzelnen Formen mit Hülfe der Nährgelatine in Reinkulturen erhalten, um sie für Unterrichtszwecke oder für neue Versuchsreihen aufzube- wahren und in jedem Augenblicke zur Verwendung zu ziehen. Die eigentlichen, vorher beschriebenen Massen substi"ate aus Brot und auch die mit Nährlösungen durchtränkten Sägespäne vermag die Nährgelatine nicht völlig zu ersetzen. Man kann zwar grosse, auch umfangreiche Kulturen in der vergrösserten Fläche imd Dicke der Nährgelatine erreichen, aber eine gleich üppige Entwicklung, wie auf den vorgenannten Substraten, ist kaum möglich. Die Voi'teile beschränken sich hier vielmehr auf die Konservierung des reinen Materials und auf seine leichte Übertragung nach jeder beliebigen Stelle. Einer eigenartigen und wichtigen Verwendung der Nährgela- tine und zwar für analytisch-biologische Zwecke müssen wir hier noch besonders gedenken. Sie betrifft die Analysedes Wassers und die Analyse der Luft auf Pilzkeime. Im Wasser sind es vorzugsweise die Keime von Bakterien, welche ftir hygiene Zwecke qualitativ und quantitativ untersucht werden müssen. Für diesen Zweck gibt es kaum ein anderes Mittel als Nährgelatine. Es genügen em (jder ein paar Tropfen von dem zu unter- suchenden Wasser und ihre vorsichtige und gleichmässige Verbreitimg auf der Obeiüäche der Nährgelatine, um aus der Anzahl der nun aufti'etenden Bakterien- kolonien einen sicheren Schluss auf die Reinheit des Wassers resp. seinen Ge- halt an Bakterienkeimen ziehen zu können. Diese Wasseruntersuchungen auf — 69 — Bakterien resp. auf KraTiklieitskeiine, von K. Koch zuerst einj^eführt, werden jetzt mit Hülfe der Nahrgcdatine allgemein ausgeführt, und die gemachten Erfahrungen haben ganz vorzugsweise dazu gedient, das Wasser nur in gekochtem resp . sterili- siertem Zustande zu geniessen. — In der Luft finden sich die Sporen der terres- trisch lebenden Pilze vor, welche hier durch den Wind vertrieben werden. Die Analyse der Luft auf diese Pilzkeime lässt sich mit Hülfe der Nährgelatine in der Weise ausführen, dass man nicht zu flache Kiystallisierschalen von nicht zu geringem, aber jeweils bestimmtem Umfange mit Nährgelatine beschickt, und diese an den einzelnen Stellen und zu flen verschiedenen Zeiten, wo man die Luft auf Pilzkeime untersuchen will, vor und nach dem Regen, in lange andauernder trockner Zeit, in Zimmen-äumen, im Walde und im Freien, in der Stadt und auf dem Lande, in den verschiedenen Jahreszeiten, auf dem Meere und auf den Bereen, und auch unter den verschiedenen Klimaten, eine bestimmte Zeit hindurch offen stehen lässt und dann mit einem Glasdeckel vorsichtig ab- schliesst. Aus der Zahl der einzelnen, isolierten Pilzkolonien, wie sie nun auf der Nährgelatine auftreten, kann man einen vergleichenden, relativ sicheren Schluss auf die jeweilige Verunreinigung der Luft durch Pilzkeime ziehen, wenn immer die Grösse der Kulturgefässe die gleiche und ebenso auch die Zeit der Exposition in der freien Luft eine bestimmte und gleiche bleibt. Aus der weiteren Entwicklung der einzelnen, auftretenden Pilzvegetationen lassen sich dann auch leicht die Fonnen der Pilze bestimmen, deren Sporen aus der Luft auf die Nähr- gelatine niedergefallen sind, und also als Verunreinigung in der Luft enthalten waren. Es ergibt sich beispielsweise in dieser Art leicht und sicher, dass nach starkem Reo-en die Luft an Pilzkeimen besonders arm ist, dass ebenso im Winter weniger Pilzkeime vorhanden sind als in der reichen Vegetation des Sommers und namentlich des Herbstes. Ebenso lässt sich auch nachweisen, dass auf hohen Bergen, in höheren Schichten der Luft weniger Pilzkeime vorkommen, als näher an der Erdoberfläche, und die gleiche Abnahme lässt sich auch an den ver- schiedenen Stellen des Meeres mit Leichtigkeit durch vergleichende Vei'suche fest- stellen. — Zur Herstellung der Nährgelatine wird für die Analyse der Luft auf Pilzkeime am besten Bierwürze mit etwas JMistdecoct verwendet, worin die meisten Pilzspoi-en am leichtesten zur Auskeimung gelangen. — In den hier in o-rösserer Ausführlichkeit beschriebenen Nährsubsti-aten für Pilze, welche natürlicher Weise einer steten Verbesserung und Vervollkommnung zugänglich bleiben, wird es möglich, die Kulturen der verschiedensten Pilzformen — 70 — in den Variationen durchznfüliren, welche zur Erreichung des Endzieles, die Ent- wicklungsgeschichte der einzelnen Pilze in geschlossener Form, also in der Aus- bildung aller zugehöriger Fruchtformen, festzustellen, die besten und geeignetsten sind. Es muss den einzelnen Versuchen vorbehalten bleiben, welcher Kulturform jeweils der ^'orzug zu geben ist, und in welchen Variationen und Combinationen der einzelnen Formen die Kultur am besten durchcrefuhrt und zum Abschlüsse gebracht werden kann, worauf im IL Teile dieses Buches näher eingegangen werden soll. Es bleiben hier aber zunächst noch eine Anzahl von Nebenumständen zu berücksichtigen übrig, welche in den einzelnen Fällen für die Kul- turen von Einfluss sein können. Es ist dies zunächst bei flüssigen Nähi'- medien der Grad der Verdünnung der Nährlösung. Es gibt eine Anzahl von Pilzfonnen, welche nur in einer sehr verdünnten Nährlösung ihre zugehörigen Nebenft-uchtformen zur Ausbildung bringen, welche bei üppiger Ernährung zugunsten der höchsten Fruchtform nicht zur Erscheinung kommen. So treten in den Kulturen von einzelnen, mistbewohnenden Sordarien, von Chaetomien, in den Kulturen von verschiedenen Pezizen, z. B. von Sclero- tinia Sclerotiorum,') imd weiter in den Kulturen von Lysipenicillium insigne") die hier bestehenden Conidienformen nur dann auf, wenn die Kulturen nahezu erschöpft sind, oder auch in Nährlösungen von der grössten Verdünnung. Man würde diese Conidienformen gar nicht finden, weini nicht auch die dünnen Nährlösungen zur Verwendung kämen. Dem kleinen Übelstande, dass mitunter die Sporen in so dünnen Nähxdösungen nicht auskeimen wollen, kaim man dadurch abhelfen, dass man die Keimung zunächst in stärkeren Nährlösungen erreicht und dann mit äusserster Vorsicht und langsam genug die geeignete Verdünnimg ein- treten lässt. Wird hierbei die Plasmolyse vermieden, so gehen die Mycelien zur Bildung der zugehörigen Xebenfruchtformen über*, um deren Ausbildung es sich handelt. — Geradezu phänomenal ist die Wii'kung der Nährlösungen und der Nährmedien in ihrer verschiedenen Concenti'ation auf die Entwicklung von 1) Die näheren Einzelheiten finden sich im IV. Teile dieses Werkes in der Abhandlung Sclerotinia Sclerotiorum. *) Die Abhandlung über Lysipenicillium insigne wird erst im XV. oder XVI. Teile dieses Werkes zur Publikation kommen können. Ich führe hier aus den schon abge- schlossenen Untersuchungen die betreffenden Einzelheiten niu- kurz und vorläufig an. _ 71 — Sporodinia grandis, einer Älucorinee. In sehr con cen trierten Nähr- niedien werden bei diesem Pilze nur allein die geschlechtlich erzeugten Zygo- sporen zur Ausbildung gefördert, und ebenso kommen in verdünnten Nähr- lösungen die ungeschlechtlichen Sporangienträger ohne Ausbildung der Zygo- sporen zur ausschliesslichen Entwicklung. Man hat es hier geradezu in seiner Gewalt, je nach dem (xrade der Verdünnung der Nährlösimgen, die eine oder die andere Fi'uchtform zur Entwicklung zu bringen. Bei Kulturen des Pilzes in concenti-ierten Nähnnedien mit ausschliesslicher Zygotenbihhmg tritt nachträglich noch, wenn die Nährmedien nahezu erschöpft sind und die Kulturen lange genug stehen bleiben, die Bildung von Hporangienti-ägern auf. ') — Bei manchen parasitisch lebenden Pilzen gelingt die Kultur der Sporen nur in sehr verdünnten Nähr- lösungen. Sie wird geradezu vereitelt durch eine stärkere Concentration der- selben. — Ich will hier zunächst als Beispiel auf meine Versuche mit den Brand- sporen von Tilletia hinweisen. Die Keimung der Sporen erfolgt bei niederer Temperatur leicht in sehr verdünnten Nährlösungen in ähnlicher Art, wie sie auch in Wasser eintritt, und die Conidien der Sporenbildung sind in sehr verdünnten Nährlösungen leicht entvvickhingsfahig, während ihre Kultur gehemmt, sogar zum Stillstande gebracht wird, wenn die Nährlösungen in zu concentrierter Form an- gewendet werden.-) — Das gleiche gilt für die Uredo- und Aecidiosporen der Uredineen, bei deren Kultur nur die verdUnntesten Nährlösungen eingesetzt werden dürfen, w^enn sie Eiiblg haben soll, und ebenso sind auch die Kulturen von be- liebigen, anderen parasitischen Pilzen am erfolgreichsten durchzuführen, wenn die Nährlösungen, zunächst wenigstens, in möglichster Verdünnung zur Anwendung kommen. Weiter spielt bei der Verwendung von Nährmedien in festen Sub- straten, z. B. bei ausgekochtem Pferdemist, der Grad der Feuchtigkeit eine o-anz besondere Rolle. Wenn man auf diesem Mist die höchst zierlichen 1) Man vergleiche hierzu meinen Vortrag in der Schlesischen Gesellschaft für Vater- ländische Kultur in Breslau 1901 „Über die geschlechtlichen und ungeschlechthchen Frucht- formen bei den copuiierenden Pilzen" und ebenso die auf meine Veranlassung ausgeführte engere Untersuchung meines Assistenten R. Faick über die Zygotenbildung bei Sporodinia grandis in den Beiträgen zur Biologie Band VIII. ^) Ich fiihre diese Einzelheiten hier an zui- Ergänzung meiner früheren Unter- suchungen über Tilletia, welche in dem V. Bande d. W. veröffeutlicht sind. — 72 — Foniien tier Sclileinipilze mit aggregierten Plasiuudien, z. B. von Dicty ostelium und von Polysphondilium, kultivieren will, ist es notwendig, dass das Substrat hinreichende Feuchtigkeit resp. Flüssigkeit enthält, in welcher sich die beweg- lichen Anioeben, die der Bildiuig der Pseudoplasmodien vorangehen, für die Dauer des vegetativen Lebens entwickeln können. Sie bedürfen des nassen Substrates so lange, bis die Fructification beginnt, bis die Plasmodien zur Bildung von Fruchtkörpern übergehen. Diese werden aber wieder nur an Teilen des trockneren Substrates entwickelt. Ist nun das Substrat für die vegetative Ent- wicklung zu trocken und darum ungeeignet für eine günstige vegetative Ent- wicklung, so wird hierdurch die Bildung von Fruchtkörpern mehr oder Tuinder stark eingeschränkt. Ist es ausreichend feucht bis nass, so geht die üppigste Entwicklung vor sich. Auf Übjektträgerkulturen kann man alle Einzelheiten dieser Entwicklung unter dem Mikroskop verfolgen. Es hängt hier alles davon ab, dass die Nährlösvuigen und das Aussaatmaterial bakterienfrei, also rein ist, dass durch Bakterien keine Störungen eintreten. Der Pilz lebt nicht in Symbiose mit Bakterien, sondern in Abhängigkeit von reinen, bakterienfreien Nährlösungen, und die irrtümlichen Angaben, welche in neuerer Zeit verbreitet sind, dass diese Pilze resp. die Amoeben von Bakterien leben, erklären sich einfach daraus, dass man die Natur dieser Pilzformen und ihre Entwicklung in reinen Substraten nicht versucht hat oder nicht versuchen konnte. Ich selbst habe diese Pilze entdeckt und ihre Kultur seit dem Jahi'e 1868 stetig fortgesetzt und kann mu- aussagen, dass die volle Üppigkeit der Pilze in bakterienfreien Nährlösungen und in genügend nassen, bakterienfreien Mistfomien am sichersten erreicht wird.') Aber auch bei den Fonuen der hTiheren Pilze spielt der Feuchtigkeits- gehalt des Nährsubstrates in einzelnen Fällen für den Gang der Entwicklung eine Hauptrolle. Der Coprinus stercorarius ist bekanntlich durch die Bildung von Sclerotien ausgezeichnet, aus welchen sich durch direkte Keimung die Fruchtköi-per von Coprinus entwickeln. ]\Ian findet diese Sclerotien besonders reichlich auf sehr feuchtem Kuhmiste, den man unter Glocken ausgelegt hat. Ebenso geht die Sclerotienbildung in genügend feuchtem, resp. nassem, sterilisiertem ') Man vergleiche hierzu meine ausführlichen Abhandlungen, welche im VI. Teile d. W. niedergelegt und seit der Veröffentlichung in ununterbrochenen Kulturen weiter und sicher bestätigt sind. 73 — Pfenleiuist in .solcher Üpi)igkeit vor sich, class man die Sclerotien kiloweise erzeiisren und leicht zur unmittelbaren Auskeimungf in allen Formen verwenden kann.') .Man braucht nur (h'u zur Kultur verwendeten Pferdemist weniger feucht anzusetzen, .so tritt die Sclerotienbildung zurück uml hiirt unter Umständen ganz auf Weini die Kulturen ein bis zwei Monate gestanden haben, konunen nun .statt der Sclerotienbildung die Frucht kor]) er des Co])rinus direkt zur Enscheinmig, und zwar in Kiesenexemplaren, wie man sie .son.st nur aus den gi'üs.sten Sclerotien zu ziehen vermag. Ich hatte diese Beobachtung, dass der Coprinus ohne Sclerotien auf dem Substrate auftritt, schon früiier gemacht und glaubte anfangs, dass hier eine besondere Form von Coprinus vorläge, die durch den Mangel an Sclerotien ausgezeichnet sei. Durch fortgesetzte Kultui'versuche konnte ich mich aber davon überzeugen, da.s.s hier allein die Wirkung des mehr oder minder feuchten Sub- sti'ates zur Geltung kommt, da.ss in dem nassen Substrate die S(;lerotien so gut wie ausschliesslich und in trocknerem Substrate die Frucht- körper ohne vorausgegangene Sclerotien ebenso ausschlie.s.slich zur Ausbildung gelangen. Ich zog dann aus diesen letztgewonnenen Fruchtköiijern, je nach Belieben, in nassem Substrate stets Sclerotien und in ti-ocknerem Substrate immer wieder die Fruchtkörper ohne Sclerotien.^) Fälle ähnlicher Art dürften keine Seltenheit sein und auch bei anderen Pilzformen aufgefunden werden, wenn er.st die Kulturen der Pilze auf sicherer Grundlage der Reinkultur mit den be.st verfügbaren Nährsubstraten, wie sie jetzt möglich sind, in grösserem Umfange bei allen zug-äno-lichen Formen durchgeführt werden können. Auch das Licht spielt für die Entwicklung der Pilze eine grössere Rolle, als man ui früherer Zeit annehmen zu müssen glaubte. Ich habe an verschiedenen Stellen in diesem Werke, so namentlich im dritten und im achten Bande, eine ganze Anzahl von Beobachtungen mitgeteilt, in welchen die Bedeutung des Lichtes für die Entwickluner und für die Gestaltung einzelner Pilzformen experimentell dargelegt ist. Ich konnte den Nachweis führen, wie die Kulturen von Coprinus stercorar i us, wenn man aus feucht gelegten Sclerotien die ') Die diesbezüglichen Untersuchungen sind bereits im 111. Teile d. W. veWiffentliclit und durch zahlreiche Abbildungen veranscliaulicht worden. 1878. -) Die weiteren Einzelheiten über diese mühsamen, aber erfolgreichen Kulturversuche des Coprinus stercorarius werden in einem der nächsten Bände d. ^\'. ziu- ausführhchen Ver- öffenthchung konmien. Sie sind hier mir in ihren wichtigsten Endresultaten kurz zusammcn- get'asst. Brefold, Botau. Untorsuchnngen. XJV. \Q — 74 — Frnchtkörper zieht, eine Vergeiliing in den Stielen zeigen, welche zur Ausbildung einer ganz exoi'bitanten Länge führt, unter Zurücksetzung der Ausgestaltung des Hutes, der hier nur langsam, aber doch endlich, zur Entwicklung kommt. Die normale Ausbildung der Fruchtkörper steht also hier unter dem Einflüsse des Lichtes. Noch weiter gehende Vergeilungen in dem Stiele mit Ausbildung zahlreicher Auszweigungen konnte ich bei Entziehung des Lichtes an den Fruchtkörpern von Coprinus plicatilis auf j\Iistkulturen beobachten. Die normale Ausbildung des Hutes stand hier ffanz ausschliesslich unter der Einwirkung des Lichtes. Sie blieb stets und so lange zurück, als das Licht abgehalten wurde. Bei Coprinus nycthemerus stellte sich sogar die bemerkenswerte Tatsache heraus, dass in den Kulturen auf Mist die Anlage der Fruchtkörper übex'haupt ganz untei'blieb, so lange die Ein- wirkung des Lichtes nicht stattfand. Die Entwicklung des Filzes war eine rein vegetative in möglichst üppigen Mycelien, welche das ganze Substrat durch- wucherten. Sobald aber das Licht auf diese Mycelien einwirkte, fand eine so üppige und reiche Anlage und P^ntwicklung der Fruchtkörper statt, wie sie sonst niemals auf vorher beleuchteten Substraten beobachtet wei-den komite. ^) Die für den letztgenannten Coprinus festgestellte Tatsache, dass schon die Anlage der Fruchtkörper auf den Mycelien unter dem Einflüsse des Lichtes steht, komite ich bei der kleinen, äusserst zierlichen Gastei'omycetenform, dem S p h a e r o b o 1 n s s t e 1 1 a t u s , dessen Hymenienanlagen in Kugelfonn ausgeschleudert werden, in phänomenaler Art experimentell erweisen. Die Kulturen von Sphaerobolus in weissen, strangartig ausgebildeten Mycelien an der Oberfläche der bewohnten Substrate, vermodernde Holzformen, blieben unbeleuchtet vollständig steril, sie zeigten aber, sowie das Licht Zutritt bekam, eine so massenhafte Anlage und Ausbildung von Fnichtkörpern, wie sie unter normal beleuchteten Verhältnissen in der Natur niemals beobachtet worden ist") Ebenso zeigt sich auch im Finstem bei einer Form von Pilobolus, dem P. microsporus, zwar die Anlage von Fruchtträgem, aber ohne Ausbildung ^) Die näheren Ausführungen und Illustrationen über die Einwirkung des Lichtes auf den Coprinus plicatilis und auf C. nycthemerus finden sich in dem VIII. Bande d. W. in der Schlussabhandlung mit der Tafel XII. ") Alan vergleiche hierzu Text und Abbildungen in der zitierten Abhandlung im VIU. Bande d. W. - 75 — des apicaleii Sporangiunis. Die Fruchttväger vergeilten bis zur Erschöpfung, bildeten aber sofort die Sporangien aus, wenn das ]>icht einwirkte.') Es o-elit aus den liier mitgeteilten Einzelheiten klar hervor, dass wir bei den l'Ilzk ulturen das Licht nicht ausschalten dürfen. Kür die vegetative Entwicklung ist bisher die Notwendigkeit des Lichtes nicht sicher erwiesen. Für die Ausbildung der Fruchtkörper einer Anzahl von l'^ornien ist, wie vorstehend ausgeführt wurde, die Mitwirkung des IJchtes entscheidend. Es folgt hieraus weiter, dass man zur Aufstellung fen untl zeigten hier eine ganz phänomenale Entwicklung. Grosse dickschlauchige Mycelien traten in den Kulturtropfen auf, die schon nach einem Tage wieder verschwunden waren uml Conidien in die Umgebung abgestossen hatten. Bei genauer Beobachtung zeigte sich, dass die Conidien von Conidienträgern dieser dicken Mycelien einzeln abgeworfen wm-den, ähnlich, wie es bei EntoTnuph- thora radicans geschieht, dass die grossen Conidien unmittelbar nach ihrer Bildung wieder auskeimten, neue riesige Mycelien bildeten, welche sich durcli Fragmentation vemiehrten und dann abermals zur Conidienbildung übergingen imd schnell wieder verschwanden. Ich konnte den Pilz in Reihengenerationen mit ausschliesslicher Conidienbildung fortkultivieren und fand daim, dass am Ende die Conidienbildung zurückging und geschlechtlich erzeugte Oosporen zur Ausbildung kamen an zwei zusammengetretenen Fadenenden, von welchen der Inhalt des einen in die hervorragend oogonienartig angeschwollene Spitze des anderen Fadens übertrat und hier die Oosporenbildung veranlasste. Am Ende wurden noch Oosporen gebildet, und diese Sporen, auf Objectträgern feucht ge- halten, keimten schon nach einigen Wochen wiederum je zu einem Conidien- träger mit einer Conidie aus, von welcher abermals Reihengenerationen mit zunächst ungeschlechtlicher und dann geschlechtlicher Fructitication gewonnen werden konnten.^) Auch von einer zweiten Form, von Conidiobolus mit kleinen Sporen, die ich C. minor benannte, habe ich nachträglich in der gleichen Weise wie bei C. utriculosus in Reihengenerationen die Dauersporen gewonnen und die Kultur zum Abschlüsse gebracht, aber bis dahin noch nicht besonders publiciert. Diese Formen leben offenbar in den Fruchtkörpern von Tremellineen parasitisch, lassen sich aber aiif das leichteste in durchsichtigen Nährlösungen kultivieren, wo alle Einzelheiten der Beobachtung zugänglich sind. Die Kultur der Formen von Conidiobolus auf Objectträgern lässt sich leicht und einfach in der Art ausführen, dass man Objectträger mit aus- gebreiteten Kulturtropfen neben den in Sporenbildung begriffenen, älteren Kulturen so auslegt, dass die abgestossenen oder abgeschleuderten Conidien auf die benach- barten Objectträger geworfen werden. Bei den abgestossenen Sporen von ') Die ausführliche Darstellung mit Abbildungen über Conidiobohis findet sich im VI. Teile d. W. 1884. 16* — 124 — Conidiobolus beträgt die Entfernung, bis zu welcher die Sporen abgeworfen werden, etwa 5 cm. Die Sporen werden also sicher auf die Kulturti^opfen der neben liegenden Übjectträger übertragen. Bei Empusa Muscae, wo die Sporen durch . Aufplatzen des Schlauches abgeschleudert werden, kann man die Sporen in noch weiterer Entfernung auffangen, ebenso bei dem gleich zu beschreibenden Basidiobolus. Von einer einmal gewonnenen Eeinkultur lassen sich in dieser Art die weiteren Kulturen in vollendeter Reinheit so weit fortführen, als die äusseren Umstände dieses gestatten. Es ist selbstverständlich unmöglich, die Sporen köi-perlich einzusammeln und zur Kultur zu verwenden. — Es ist die Annahme berechtigt, dass sich noch weitere Formen von Conidiobolus und vielleicht auch noch andere Gattungen der Familie der Entomophthoreen finden werden, welche auf den grossen Fruchtkörpern der Basidiomyceten parasitisch leben und welche sich bisher durch den schnellen Verlauf ihrer Entwicklung der Beobachtung entzogen haben. Bei Basidiobolus ranarum tritt die Oosporenbildung an den reich von Scheidewänden durchsetzten Mycelien verhältnismässig früh auf neben der Bildung der Conidien, welche durch Abwerfen der oberen Hälfte des Conidien- trägers mit dieser abgeschleudert werden. ^) Fassen vvir die Einzelheiten bei den F^ntomophthoreen kurz zusammen, so können vvir sagen, dass die ungeschlechtliche Fortpflanzung in Reihengenerationen fortdauert, bis der Gang der Entwicklung mit der Bildung von Oosporen resp. Dauersporen abschliesst. Bei Empusa Muscae sind diese Dauersporen zurück- getreten, und die Conidieninfection geht ähnlich wie bei dem Pilze der Kartoffel- krankheit ohne Hülfe von Dauersporen vor sich und die Geschlechtlichkeit resp. die geschlechtlichen Fruchtfornien sind mehr oder minder ganz erloschen. Die Verbreitung der Formen in der Zeit der Vegetationsperiode findet durch die ungeschlechtliche Fructification, durch die Conidien, statt. Die Conidien haben aber, wie bei den Peronosporeen, nur eine sehr kurze Keim- dauer, und die Erhaltung der Formen wird vorzugsweise durch die geschlechtlich erzeugten Dauersporen gesichert. Die terrestrische ') Die erste Untersuchung über Basidiobolus ranarum von Eidam findet sich in den Beiträgen zur Biologie 1885. Ich selbst habe die Untersuchungen verschiedentlich aus- geführt. Es ist dies auch von anderen Autoren geschehen, z. B. von A. Möller, der den Pilz auch im südUehen Brasilien verbreitet vortand. — 125 — Anpassung dieser Formen ist demnach nur erst schwach aus- gebildet und die biologischen Verhältnisse in der Fortpflanzung ents])rechen nocli ganz den Formen der oogam differenzierten Algen, von welchen sie, ebenso wie die Peronos])oreen, natürlich abgeleitet werden konnten. Neben den oogam differenzierten P'ormen reihen der Sapro- legiiiaceen, Peronospoi'een und Entomophthoreen bilden nun die isogam differenzierten Formen der Zygomyceten mit ihren einzelnen Familien') eine besondere Reihe von Formen, bei welchen sich die Ableitung von den korrespondierenden isogamen Algen nur noch in wenigen Fällen nachweisen lässt. Es sind dies die Formen von Zygochytrium aurantiacum und Te trachy tr i u m triceps, die vor 30 Jahren in einem See in Russland von Sorokin ^) aufgefunden und beschrieben sind. Bei Zygochy- ti*ium haben wir noch Sporangien mit Schwärmern, die sich in Wasser verbreiten, neben geschlechtlich erzeugten Zygoten; bei Tetrachyti-ium aber eine Copulation geschlechtlicher Schwärmer, wie bei den isogamen Algen. Alle übrigen, bis dahin bekannt gewordenen sehr zahlreichen Formen der Zygomyceten sind terrestrisch angepasste und in der terrestrischen Lebensweise schon weit fortgeschrittene Pilzformen; Sporangien mit Zoosporen treten niemals mehr auf, ebenso ist eine Copulation geschlechtlicher Schwärmer nicht mehr zu beobachten. Die geschlechtlich differen- zierten Sporangienanlagen treten zusammen, verschmelzen mit- einander und bilden eine grosse Zygospore resp. Zygote aus. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung erfolgt zunächst noch in der Ausbildung von Sporangien aber stets mit membran führen den Sporen. Durch Reduction dieser Sporangien in der Grösse bei häufig auftretender, reicher Verzweigung der Träger werden die Sporangien zu kleinen Conidien, und wir haben hier die ungeschlechtliche Fortpflanzung einmal in Sporangien, das andere Mal in Seh liesssporangien , in kleinen Conidien. Wir ') Eine kurze Übersicht der Familien der Zygomyceten ist in dem natürlichen System der Fadenpilze im X. Teile d. W. auf S. 354 gegeben und einzusehen. ^) Die Abliandlung von Sorokin über Zygochytrium und Tetrachytrium triceps findet sich in der Botanischen Zeitung vom Jahre 1874. — 126 — können die Übergänge von beiden in den Zwischenformen, z. B. von Mucor nach T harn nid i um und von da nachChaetocladium sicher verfolgen und feststellen, dass der morphologische Wert der Conidie mit der Verkleinerung der Spoi'angien auch hier dui'ch Reduction auf eine Spore, die nun Conidie heisst, klar zum Ausdrucke kommt. ^) Zum ersten Male kommen hier bei den Pilzformen Fruchtträger mit ausserordentlich kleinen, verstäubenden, durch die Luft leicht vertriebbaren Conidiensporen zur Erscheinung. Sie entsprechen der weit fortgeschrittenen terrestrischen Anpassung dieser Pilze und namentlich der natürlichen und leichten Verbreitbarkeit ihrer kleinen Sporen durch die Luft. Die IVIycelien dieser Pilze sind ähnlich wie bei den oogamen Pilzen in exti'emen Fällen einschlauchig und ohne Scheidewände, z. B. bei den Formen der Gattung Mucor; in weiteren Fällen, z. B. bei Mortierella, lassen sich aber schon Scheidewände beobachten, welche wiederum bei den Formen von Rhopalomyces, bei Kickxella und Martensella etc., regelmässig die Mycelien durchsetzen, ähnlich, wie es bei den Foraien der Entomophthoreen imter den Oomyceten bereits angegeben wurde. Es ist durchaus unrichtig, die Zygomyceten typisch als einschlauchige Pilze zu bezeichnen. Die Bezeichnung trifft ebenso wie bei den Oomyceten nur für einen Teil von diesen zu, für andere ist sie mehr oder minder ganz unzutreffend. Dabei kann es der Beurteilung des Einzelnen überlassen bleiben, ob nicht die Formen mit einschlauchigen Mycelien ihren natürlichen Ursprung von gegliederten Fonnen herleiten, bei welchen die Scheidewände zurückgeti-eten sind und schliesslich nicht mehr ausgebildet werden. Jedenfalls ist die Bezeichnung Siphonales für die algen ahn liehen Pilze, welche ihre Ableitung von einschlauchigen Algen andeuten soll, ganz mid gar unzutreffend und die Einschlauchigkeit der Mycelien ist keineswegs ein allgemeiner Charakter für die sämtlichen Formen der Phycomyceten. — Auch bei den isogam differenzierten Algen bilden die einschlauchigen Formen, die man als Siphonaceen bezeichnet hat, nur eine kleine Gruppe unter diesen; bei den übi-igen Formen sind die vegetativen Zustände gegliedert, so namentlich bei der Familie der Confervaceen etc. Das gleiche gilt für die Formen der oogam differenzierten Algen, fiir Vaucheria und Oedogonium etc. ') Die näheren Ausführungen finden sich in dem IX. Teile d. W. auf S. 59—70 mit der zugehörigen Tafel II. — 127 — Die geschlechtlich erzeugten Zygosporen bilden zwar die Dauerzustände dieser Pilze und keimen erst nach kürzerer oder längerer Ruheperiode zu einem Sporangium oder Conidienträger aus. Der Dauerzustand dieser Pilze ist aber schon hier nicht mehr an die Zygosporen allein gebunden, sondern in den terrestrisch angepassten membranführenden Sporen der Sporangien und in den Oonidien, die oft schon eine sehr lange Keimdauer besitzen, ebenso ausgeprägt. Diese Pilze bedürfen der Dauerzustände in Zygosporen für die Erhaltung der Formen aus diesem Grunde schon nicht mehr, wie es noch f\ir die Erhaltung der Formen der üomyceten mit ihren Zoosporangien und Schliesssporangien resp. Conidienfonnen von sehr kurzer Keimdauer und mit den (Josporen in ausgeprägten Dauerzuständen zutraf. Diese Erhaltung ist vielmehr in den terrestrisch angepassten, membranführenden Sporangiensporen und (Jonidien mit langer Keimdauer jetzt ebenso gut gesichert. Es mag hier noch bemerkt sein, dass bei der Bildung der Zygosporen aus der Verschmelzung der beiden geschlechtlichen Sporangienanlagen eine Zell- kernverschmelzuntr, bisher in keinem Falle sicher nachgewiesen ist. Die Annahme einer hier vorliegenden Sexualität wird demnach imr nach Analogien, nicht aber nach einer beobachteten Kernverschmelzung geschlechtlicher Zellen beurteilt. Die Fonnen der isogamen Pilze in ihrer ausgeprägteren terrestrischen Ausbildung umfassen schon die Repräsentanten der schönsten und grössten Schimmelpilze, welche es in der gesamten Mycologie gibt. Wohl niemand, der die hochstämmigen Fomien von Mucor und die Sporangien abschleudernden Formen der zierlichen Pilobolus-Arten und die wundervoll gegliederten Conidien- träger von Chaetocladium, Kickxella, Martensella etc. bei den Zygomyceten ein- gehend beobachtet hat, kann sich des Eindruckes der einzigen Schönheit und der eleganten Formen dieser Pilze entziehen. Sie sind gleichsam die Noble- garde in der Schimmelwelt der Pilze. In der Natur kommen diese Pilze auf den verschiedensten Substraten in weiter Verbreitung vor. Einzelne der Formen leben, wie z. B. Sporodinia grandis und Mucor fusiger, ])arasi tisch auf den F r u c h t k ö r p e r n grosser Hutpilze. Andere leben, wie z. B. Choanephora, in den Blüten höherer Pflanzen, und wieder andere wachsen auf den süssen beerenartigen Früchten höherer Pflanzen, z. B. Rhizopus nigricans etc. — 128 - Der Haupts tan dort für die meisten Formen ist aber in den Fäkalien kräuterfressender Tiere gegeben. Die Sporen dieser Pilze, durch die Luft vertrieben, fallen auf die Pflanzen nieder, welche den Tieren als Nahrung dienen. Sie werden mit den Pflanzen gefressen und gelangen auf diesem Wege durch den tierischen Leib in das denkbar günstigste Substrat für ihre Entwicklung. Wenn man die Fäkalien von kräuterfressenden Tieren unter einer Glocke feucht genug auslegt, so sind es die Formen von M u c o r i n e e n , von Chae tocladium und anderen in erster Linie, welche dank ihrer schnellen Entwicklung schon in wenigen Tagen zur Fruchtbildung gelangen.^) Hier ist der natürliche Standort gegeben, das Material von den verschiedensten Typen dieser Formenreihen zu gewinnen, die dann nur noch der Ergänzung der Hut- pilze und Früchte bewohnenden Formen bedürfen. Die Reinkultur der einzelnen Formen ist vei-hältnismässig leicht. Es lassen sich die Sporangien der Mucorineen mit Sicherheit von ihren einzelnen, langen Trägern abheben, und in Wasser verbreiten, um daim die einzelnen Sporen auf dem Wege der Verdünnung zu isolieren und zum Ausgangspunkte der Kulturen zu machen.") Das gleiche geschieht von den Conidien tragenden Formen, die meistens, dank ihres frühen Aufti'etens, in genügender Reinheit auf den Substraten zu isolieren sind. Bei den Fonnen von Pilobcjlus hilft sosrar der Umstand, dass die ganzen Sporangien von ihren Ti'ägern abgeschleudert werden, für die Einsammlung reinen Materials günstig mit. Die schnelle Ent- wicklung, welche diese Fonnen zeigen, die schon in wenig Tagen grosse Mycelien ausbilden und dann direct zur Fructitication in Sporangienträger übergehen, erleichtert die Kultur ausserordentlich und macht sie zu Lieblings- objecten für die Einführung in die Kulturraethoden der Pilze. Wenn man die Fäkalien von den verschiedensten kräuterfressenden Tieren auslest, auf cpenüi> — 1)8 im VII. f5ande d. W. -) BrandpUze I und III im V. und XII. Bande d. W. — 142 — sondern in unerschöpflicher Fülle die Conidienprod uction fort- setzten, so lange, als die Nährsubstrate in den Nährlösungen dies ermöglichten. Es zeigte sich also, flass die kleinen Fruchtträger zwar in ihrer Ghederung bestimmt ausgebildet waren, wie die Basidien, dass sie dagegen in der Erzeugung der Sporen eine bestimmte Begi'enzung, wie die eigentlichen Basidien sie besitzen, noch nicht erreicht hatten. Hierin war nun einerseits die Übereinstimmung in der Fomibildung mit den Protobasidien der Basidiomyceten gegeben, andererseits aber auch die Abweichung scharf markiert, dass die Basidien bei den Brandpilzen in der Aus- bildung der Sporenzahl noch nicht bestimmt gewoi'den und so eine typisch voll- endete Ausbildung als Basidien nicht ereeicht haben. Es mussten also die Basidien der Bi'andpilze als Hemibasidien bezeichnet werden, luid hiei-nach konnte weiter die ganze Gruppe der Formen der Brandpilze unter dem Namen Hemibasidii zusammengefasst werden. Es ergab sich nun bei der Sporenkultur der einzelnen ßrandpilzformen, noch weitei'hin die bemerkenswerte Tatsache, dass die Hemibasidien, z. B. bei Ustilago longissima, eine bestimmte FoiTnbildung und Gliederung noch nicht erreicht haben, dass diese bei Ustilago grandis und bei Ustilago bromivora zwar erreicht ist, dass aber die typische und einmalige Ausbildung der Hemi- basidien mit der Keimung der Bi-andsporen hier noch nicht vorliegt. Die von den Hemibasidien gebildeten Conidien keimen hier noch immer wieder zu neuen Hemibasidien aus, so dass wir aussagen können, die Bildung der Hemi- basidie ist noch keine einmalige geworden und noch nicht allein an die Keimung der Brandsporen gebunden. Es liegt in den beschriebenen Fällen der Gang der morpho- logischen Differenzierung, welcher zu der Ausbildung der Hemi- basidien geführt hat, klar ausgesprochen vor. Diese Ausbildung ist erst gegeben mit der einmaligen Bildung der Hemibasidie, wie sie bei der Keimung der Brandsporen der übrigen Formen der Brandpilze überzeugend in die Erscheinung tritt. Hier keimt jede Brandspore mit der Ausbildung einer Hemibasidie aus, die nur einmal gebildet wird. Die Conidien dieser Hemibasidien werden nun nicht mehr zu neuen Hemibasidien aus- gebildet, sie zeigen vielmehr die Eigenart in der Entwicklung, dass sie sich in direkter Sprossung vermehren und durch diese direkte - 143 — VeiTnehrung ziigleicli eine, uiigelieure iiiul unbegrenzte Vennehrung der Conidien- fructification herbeiführen. Die Conidien der Hemibasidien, vvelclie zu dieser Form Auv direkten Sprossimg in fortlaufenden Conidiengenerationen, also zu dieser eigentümlichen und unmittelbaren, direkten Veniiehrung in Conidien übergehen, behalten in den fortschreitenden Generationen oreiiau die Form der Conidien, grleich denen O 7 O wie sie von den Hemibasidien urs])rünglich gebildet wurden, ebenso auch den Ort der Sprossung immer nur an den Enden der Conidien unverschoben bei und stellen in der Fortdauer der Sprossmig Spross verbände vo7i Conidien dar, welche sich leicht an der verengten Stelle der Sprossung durch Scheide- wände absrrenzen und von einander trennen. Diese Sprossung entspricht der längst bekannten Sprossung, die wir bei den Hefenpilzen, auch bei den kultivierten Hefen, unserer Gärungsinstitute, kennen, und es ist hiernach berechtigt, die direkte Sprossung und Vermehrung der Conidien als eine S])rossung der Conidien in Hefenform zu bezeichnen. Diese Hefeconidien setzen ihre Sprossung in Nährlösungen unbegrenzt fort. Die Grenze der weiteren Sprossimg ist nur in der Erschöpfung der Nähr- lösung gegeben: sie würde nicht eintreten, wenn die Nährlösungen unerschöpflich fortdauerten. Erst mit der Erschöpfung der Nährlösungen gehen die ('onidlen der meisten Formen der Brandpilze zu fadenartiger Auskeimung, also zu der Bildimg von Mycelien, über, und, wie ich gleich nachweisen werde, können aus diesen Keim- resp. i\Iycelfäden dieser Conidien, wenn sie die Nährpflanzen erreichen und in diese eindringen, die gi'ossen, Scheidewände führenden JMycelien gebildet werden, welche wieder zur Bildung von ßrandsporen in lien Nährpflanzen iUaergehen. ^) Es ist im höchsten Clrade bemerkenswert, dass die Conidiensprossungen in Nährlösungen ausserhalb der N ährpflanzen unbegrenzt fortdauern, dass sie aber sofort aufhören, wenn die Conidien mit ihren Keimfäden oder mit iliren iMycehaden in die Nährpflanzen eingedrungen sind, und dass dami in den Nähr pflanzen keinerlei Sprossungen von Conidien mehr beobachtet werden, vielmehr einzig und allein die Ausbildung resp. die Fructiiication in 1) Es muss hier nochmals uaclidrücklich auf die bildlielien DarsteUungen der Ent- wicklung der ßrandpilzf(jrmen in den zitierten Bänden V und XII ni. W. hingewiesen werden. - 144 — Brandsporen an den einzelnen und bestimmten Stellen der Nährpflanzen ge- fordert wird. Man kann liier die Frage aufwerfen, ob es einen ähnlichen Fall von Beein- flussung des Nährsubstrates auf die Formbildung der Pilze, wie es der hier vor- liegende ist, im Bereiche der fresamten Pilzkunde gibt? — Mir ist keiner be- kannt. Derselbe Pilz, der ausserhalb der Nährpflan z e nur in unbegrenzter Fülle in (Jonidiensprossungen fructiflciert, eben derselbe Pilz hört sofort auf, Conidien zu bilden, wenn er die Nährpflanze erreicht hat, und erzeugt in dieser einzig und allein nur Mycelien mit Brandsporen, welche nun wiederum ausser- halb der Nährpflanzen, in Nährlösungen, nie zur Ausbildung gelangen.^) Noch merkwürdiger aber erscheint bei diesen neuen Beobachtungen die Tatsache, dass die Conidien hier bei den Brandpilzen unter den bis dahin betrachteten Formen der Pilze zum ersten Male zu einer direkten Sprossung und Vermehrung ihrer Keime in Nährlösungen über- gehen. Wohl konnte bei den Entomophthoreen die Bildung einer Secundär- spore aus der Primärconidie beobachtet werden, niemals aber die unbegrenzt furt- dauernde Bildung neuer Conidien in genau der gleichen Form und mit genau fixiertem Orte der Aussprossung, wie sie hier besteht. In dieser Erscheinung liegt eine neue morphologische und biologische Tatsache vor, welche bei den bisher betrachteten Pilzen an keiner Stelle beobachtet werden konnte, aber hier zum ersten Male in die Ei'scheinung tritt. Es kann nach der bestimmten Form der sprossenden Conidien, nach dem bestimmten Orte der Aussprossung und der sich anschliessenden Zergliederung der Spi-ossconidien an den Stellen der Aus- sprossung nicht im mindesten zweifelhaft sein, dass wir es hier mit einer fruc- tificativen Bildung in der Fortdauer der Sprossung zu tun haben. Diese Bildung führt zu einer unbegrenzten Vermehrung der Keime: aber die Sprossung selbst und ihre Fortdauer in Nährlösung zeigt zu- gleich die vollkommenste Analogie mit einer rein vegetativen Entwicklung, wie wir sie sonst in der Auskeimung der Sporen zu Mycelien beobachten konnten. 1) Näheres in der langen Reihe der Untersuchungen der Brandpilzfonnen in Nähr- lösungen, welche in dem V. und XII. Teile d. W., Brandpilze I und III, niedergelegt sind und in Ergänzimg hierzu die Infectionsversuche mit den Brandpilzen und den zugehörigen Nährpflanzen, welche in dem XI. und XIII. Teile d. W., Brandpilze II und IV, zusammen- gefasst sind. — 145 — Wir haben demnach hier die neue und eigentümliche Tatsache, dass diese l'ilze gleichsam zwei Vegetationsformen besitzen, die eine, rein vegetative mit der Ausbildung von Mycelien inneriialb der Nährpt'lanze, die zweite, zwar äusserlich vegetativ erscheinende, in der Wirklichkeit aber f'ruct if icati ve Bildung ausserhalb dei- N ährpflanze, in der direkten Aussprossung der Conidien, die hier zu einer img-laubUchen Vermehrung der Keime führt. Halten wir die beiden Abschnitte der Entv\ icklung, die vegetative Bildung in Mycelien, die vegetative Bildung aber in fructificativer Form der Sprossung in Conidien, gegen einander, so haben wir hier Pilze mit zwei Vegetationsformen, die gleichsam antagonistisch zur Ausbildung kommen. Die Vegetationsform in Mycelien ist beschränkt auf die Nährpflanzen, und aus diesen werden nur die Braiidsporen, nicht aber Conidiensporen, erzeugt. Die andere Vegetationsfonn tindet nur ausserhalb der Nährpflanzen, in Nährlösungen statt. Sie führt zu einer unbegrenzten Vermehrung der Keime, aber nicht zur Ausbildung von Brandsporen. Wenn wir die vegetative Entwicklung in Conidiensprossungen in Nähr- lüsuni^en in Reiheno-enerationen weiter verfolgen, treten niemals andere Formbildungen auf, und wir würden, wenn wir diese Formen für sich allein beurteilen mUssten, gar nicht auf den Gedanken kommen können, dass diese nichts anderes wie Entwicklungsglieder von anderen Pilzen, hier speziell der Formen der Brandpilze sind. Nur die Auskeimung der Conidien zu Älycelien in den erschöpften Nährlösungen deutet den weiteren, sich hier anschliessenden Gang der moq^hologisclien Ditt'erenzierung an. Wenn aber diese Auskeimung der (Jonidien zu Mycelfäden nicht mehr eintritt, imd dies geschieht tatsächlicli schon nicht mehr bei den Sprossconidien verschiedener Brandpilze, z. B. Ustilago olivacea, dann ist jede Spur für die sichere Beurteilung der vorliegenden Spi'oss- (•Duidieii verloren gegangen. Wir haben in dem speziellen Falle nur den einen Anhaltspunkt für ihre Beurteilung darin, dass wir die Sprossconidien von den Brandsporen hergeleitet haben, imd wir haben aus dieser Ableitung die weitere Möglichkeit vor uns, durch Übertragung dieser Conidien auf die Nährpflanzen den zweiten und abschliessenden Teil der Entwicklung in Mycelien mit Brandsporen in den Nährpflanzen zu erreichen. Fehlte uns der Ausgangspimkt in den Brand- sporen und kämen uns diese Conidiensprossungen als Pilzkeime in die Kulturen von Nährsubstraten ausserhalb der Nährpflanzen, .so würden wii', sie als selb- Brefeld, Botan. UntersDchDiigen. XIV. jg — 146 — ständige Pilze zu beurteilen, allen Grund liaben, deren Charaktere nur allein in der direkten Sprossung in Nährlösungen in der Form der Sprossglieder, sowie ihrer späteren Zergliederung, und endlich in dem morphologischen Orte der Aus- sprossung gegeben sind. Es ist diese Ausführung an dieser Stelle unbedingt ei'forderlich, um das Verständnis vorzubereiten und zu gewinnen für die morphologische Beurteilung, einmal der Formen der Spi'ossconidien höherer Pilze, dami namentlich der Formen der eigentlichen Sprosspilze, der sogenannten Saccharomyceten, welche wir, in der ascenbildenden Reihe der höheren Pilze demnächst zu besprechen, die Ver- anlassung haben werden. In der Ausbildung der Hemibasidien mit ihren Oonidien ist bei den Brandpilzen der Höhepunkt der mor])hologischen üiffe- renzierung erreicht. Die Ausbildung der Hemibasidie vollzieht sich, wie wir gesehen haben, innerhalb der Formenreihe der Brandpilze selbst. An der Stelle, wo sie in typischer Fonnbildung und in dem einmaligen Auftreten der Hemibasidie bei der Keimung der Brands])ore zur Erscheinung kommt, haben wir nun noch Gelegenheit, die Beobachtung zu machen, dass hier mit der ein- malisren Hemibasidienbilduns: die Nebenfi'uchtform in Conidien sich gleichsam abspaltet. Die Conidiensporen der Hemibasidie wachsen hier nicht wieder zu neuen Hemibasidien aus, sie vermehren sich mu- in direkter Sprossung. Es sind aber dieselben Coiddien der Hemibasidien, welche in unvei'änderter Formbildung die direkte Sprossung fortsetzen. Die Hefe conidien stellen also hier unab- hängiof von den Conidien der Hemibasidien die Nebenfruchtfor m zu den Hemibasidien mit ihren Conidien dar. Es bedürfte mn- einer a-erina-en Veränderung- in der Form dieser ('onidien, um diese Nebenfruchtfbnn typischer auszujn'ägen, und dies können wir tatsächlich schon bei den Sprossconidien des Maisbrandes, Ustilago Maydis, beobachten. Die Sprossconidien dieser Brandform zeigen die Eigentümlichkeit, dass sie ihre Sprossung auch ausserhalb der Nährlösung in Luft fortsetzen können. Wir be- kommen also aus den Hefeconidien Luft conidien in Sprossung, und diese Sprossungen zeigen eine unverkennbare Veränderung, welche dahin geht, dass die Sprossungen in zentrifugaler Richtung vorzugsweise an den Spitzen fortdauei'n, und dass so eine fast reihenförmige Anordnung dieser Luftconidien zustande kommt.') 1) Die näheren Einzelheiten und die zugehörigen Abbildungen finden sieh im V. und XI. Teile, Brandpilze I und II, vor. — 147 — Bei dem Stlnkbi-and, bei der Tilletia und bei Neovossia etc., können wir weiter beobachten, dass hier die Conidien der Hemibasidien nachträg- lich ihre Fadenform in eine Sichelform verändern, dass die Co- nidien nicht nielir in Köpfchen auftreten, wie bei der Hemi- basidie, sondern einzeln nnd nnregelmässig von den Mycelien gebildet werden/) Hier ist nun schon eine etwas anders gestal- tete, einfachere Nebenfruchtform von der höheren Fruchtform in den Hemibasidien abgespaltet. Wir haben Sichelconidien einzel- stehend auf den Mycelien neben den in Köpfchen gebildeten Kranzconidien auf den Hemibasidien. Es spaltet sich also hier bei diesen Fonuen in der höheren Fruchtform der Hemibasidie eine niedere Frucht- turin in enifacheren Conidien in unverkennbarer Deutlichkeit ab. Noch weiter finden wir die Conidienformen verändert bei den Conidien von Tuburcinia und bei I-Cntyloma, wo noch die Eigentümlichkeit hinzukommt, dass diese ('onidien als Nebenfruchtform auf den Nährpflanzen selbst vorkommen, in welchen die Bi-andsporen zur Ausbildung gelangen.") Aber auch die Fructification in den Brandsporen selbst, die hier bei den Brandpilzen zu so auffälliger Ei-scheinung gefördert ist, zeigt in einzelnen Formen eine sehr bemerkenswerte Steigerung in der morphologischen Differenzierung. Wir haben Fälle bei Ustilago Hy dropiperis, wo die von den Mycelien angelegten Brandsporen in den be- fallenen Fruchtknoten von Polygonum nur in den mittleren Teilen zu wirklichen Brandsporen ausgebildet werden, während die innersten und die umgebenden Sporenanlagen steril bleiben, und in blasenförmigen Zellen weiterhin eine Art von Hülle um das eigentliche Brandlager bilden. — Wir haben dann noch bei einer ganzen Reihe von Formen der Gattung Ustilago grosse Brandlager, welche von diclit vei-flochtenen Mycelhyphen gleichsam wie mit einer weissen ITüUe umgeben sind. Diese Hülle aus sterilen Mycelfäden macht die Brandlager in ihrer äusseren Erscheinung gleichsam zu einer moi-phologischen Eiidieit, und wir können vei-folgen, dass diese sterilen MycelhUllen von den Mycelfäden der Brandpilze herrühren, welche nicht in den eigentlichen Frucht- knoten resp. in den Blütenardagen, sondern in den lungebenden BlattliiUlen zur ») Brandpilze III, Tafel X im XII. Teile d. W. ') Woroiiin, Beiträge zur Morphologie der Pilze, Heft V. 19* — 148 — Entwicklung kommen. Nui' die ersteren gehen zur Brandsporenbildung über, die anderen, peripherischen Hyphen aus den Blatthüllen bleiben stei'il und gestalten sich zu einer weissen, umhüllenden Schicht fiir das Brandlaorer. Am auttalliorsten ist diese Erscheinung bei üstilago des t mens, wo die Blüten ganzer, auf das äusserste verkürzter Blütenstände zum Brandlager werden, während die dui'ch den Filz künstlich zur Ausbildung gereizten, sonst nicht auftretenden Stützblätter in den Blütenständen, vegetativ von tlem Pilze dnrchwuchert, die weisse, be- merkenswerte Hülle der Kiesenbrandgallen ausmachen. Ich werde an einer anderen Stelle diese hier nur kurz angedeuteten, ausseiest bemerkenswerten Erscheinungen besonders und ausführlich behandeln. Als weitere Brandlager mit sterilen Hüllen will ich noch den Sorghum brand und den Maisbrand anführen, bei welchen in dem befallenen Fruchtknoten die weissen, sterilen Hüll- bildungen aus der vom Pilze durchwucherten Fruchtknoten wand gebildet werden. — Darüber hinaus finden wir eine weitere Differenzierung von verschiedener Aus- bildung in den Anlagen der ßrandsporen bei den Formen, welche typische Sporen- haufen ausbilden. — BeiUrocystis finden wir einen Sporenhanfen, in welchem nur die inneren Zellen wirklich keimfähige Brands])oren darstellen, um welche die peripherischen Sporenanlagen eine sterile Peridie bilden. Mit zunehmender Grösse der Spoi'enhaufen, wie sie bei Doassansia zur Ei'scheinung kommt, finden wir diese Peridie aus sterilen Sporen in einer scharf ausgeprägten Aussen- schicht von Zellen, welche die innere Masse der fei'tilen, keimfähigen Brandsporen einschliesst. ^) Gehen wir jetzt zur engeren Kultur der Sporenformen der Brandpilze über, so bilden selbstverständlich die Brandsporen aus den Brand- lagem der Nährpflanze den Ausgangspunkt unserer Versuche. Bei den Keimungen dieser Sporen in blossem Wasser, wie sie von Tulasne zuerst ausgeflihrt ist, können wir die Sporen ohne besondere Sorgfalt aus den Brand- lagern der verschiedenen Nährjjflanzen zur Kultm- heranziehen. Die Keimung der Sporen ist eine so bestimmte und eine so eigenartige, dass hier Verwechs- 1) Diese hier kurz zusammengefassten Einzelheiten üher die Bildung der Brand- sporenlager bei üstilago Hvdropiperis, bei U. Sorghi, bei U. Maydis, bei Anthracoidea-Fornien und namentlich bei Üstilago destruens habe ich in den letzten zehn Jahren mühsam fest- gestellt. Sie sollen erst in dem XV. oder XVI. Teile d. W. zugleich mit den weiteren Tatsachen über die Infection der Brandpilze als Brandpilze V zur ausführlichen Mitteilung gelangen. M - 1 49 — lungeii };-ar iiiclif. inöglicli sind. Sobald wir aber zur Kultur dieser Brand- .s])()reH in N älirlösu ug c u übergehen, wird es notwendig, die Entwickhing von einer Brands] lore mit voller Sicherheit herzuleiten, um jede Verwechslung anszuschliessen und iIlmi Beweis zu liefern, dass die hier auftretenden Oonidien- sprossmigen in Hefenform nicht fremde Kindringlinge in die Kultur, sondern Ab- könnnlino-e und Kntwickliing-sglieder der ausgesäten Brandsnore sind. Ich kann hier kurz verweisen auf die sclmn im ersten Teile beschriebene Keimung der Brandsporen und deren conti nuierliche Beobachtung in feuchten Kammern, in hängenden Tropfen,^) die sich über Tage und Wochen hinaus erstreckte. Die Kultur der Brandpilze in Nährlösungen muss von einzelnen Brand- sporen abgeleitet werden, und bei weiteren Versuchen für die Infection der Brandpilze resp. für die Erzeugung der Brandkrankheiten ist es das erste Er- fordernis, die Brandsporen aus den Brandlagern der Nährpflanzen in mög- lichster Reinheit zu gewinnen. Dies ist leicht möglich bei den Brandformen, welche in den geschlossenen Fruchtknoten oder in geschlossenen Brandblasen oder von Fruchtkörpern der Brandpilze in einschliessender Peridie entnonnnen werden können. Auch von den Brandlagern, welche nachher frei und ungeschützt zur Erscheimuig konnnen, z. B. in den Formen des Flugbraniles und des Hirse- brandes etc., kann man mit genügender Vorsicht reines Sporenmaterial gewinnen, wenn man hierfür nur allein die eben aufbrechenden und frei werdenden Brand- lager in Verwendung zieht. Ist dies nicht möglich, oder handelt es sich um Gewinnung ausgiebigen Sporenmaterials lür weit gehende Infectionsversuche, so nmss man das Sporenmaterial von den Brandlagern entnehmen, wie sie sich in der Natur voi-iinden. Um die Wirkung atmosphärischer Einflüsse und die Keimung leicht keimender Brandsporen durch Regen zu verhindern, also keim- kräftiges Sporemnaterial zu sichern, ist es immer notwendig, tlie Einsannnlung des Materials mög-lichst früh vorzunehmen. Unvermeidlicherweise sind aber schon hier Verunreinigungen durch fremde l*ilzkeime aus der Luft und durch Insekten- keime aus der Umgebung eingetreten. Hier muss man gegen Insektenfrass das geti'ocknete Brandsporeimiaterial durch ein sehr feines Messingsieb absieben und dami die so gereinigten Spoi-en in Gläsern, die oben lose mit sublimatisiertem 1) Band V d. W. Brandpilze 1. Die einzehien Untersuchungen über Ustilago an- theraruni, U. Carbo, U. Maydis, U. longissiiua, U. bromivora, U. cruenta, U. olivacea etc. sind hier näher einzusehen. — 150 — Fliesqjapier überbiniden sind, liöclistens zu einem Fünftel angefüllt, aufbewahren für die Verwendung im nächsten Frühjahr. Der Insektenfrass wird in dieser Art mit ziemlicher Sicherheit für die Dauer der Aufbewahrung ausgeschaltet, imd im Frühjahr miiss man das Sporenmaterial im Wasser abschütteln, auf der Centi'ifuge die Sporen schnell absetzen lassen, um dann durch wiederholtes Schütteln im \\ asser und Reinigen auf der Centi'ifuge das Sporenmaterial auf den möghchsteu Grad der Reinheit zu bringen. Mit dem so vorbereiteten Sporen- material kann man die Infectionsversuche bei den verschiedenen Nährpflanzen leicht und unmittelbar ausführen. Zum Auftragen der Sporen auf die zu inficierenden Teile der Nährpflanzen, in den meisten Fällen auf das eben austi'eibende Saatgut, verwendet man den Pulverisator. Die gereinigten Sporen, in Wasser in geeigneter Art verteilt und mit Nährlösungen, am besten mit verdünnter Bierwürze, in der zusagenden Fonii vernetzt, werden mit dem Pulverisator in feinen Tröpfchen auf die eben austi'eibenden, in Kulturkästen auf feuchter, steinlisierter Ei'de ausgelegten Saatkeimlinge der Nährpflanzen in der Art aufgeblasen, dass die einzelnen Trö})fchen, die je 2 bis 5 Sporen enthalten, an diesen haften bleiben. Die Infection vollzieht sich nun an den Keimlingen durch die auskeimenden Sporen in möglichster Schnelligkeit und Sicherheit, wenn diese nur in den Infectionskästen durch eine Glasplatte nach aussen gegen zu schnelles Eintrocknen geschützt sind. Man ist in der Lage, die Keinumg, das Eindringen der Keime nur allein in die jungen, weichen, noch nicht entwickelten Pflanzenkeime sicher zu verfolgen, um dann nach weiterem Auspflanzen der infizierten Keimlinge das Auftreten der Brandlager in den späteren Teilen der entwickelten Pflanzen abzuwarten. Diese Art der Infection mit den Brandsporen kann nur bei den Formen von Bi'andpilzen verwendet werden, deren Sporen unmittelbar in Nährlösungen auskeimen und eventl. zur reichen Conidienbildung übergehen. Statt der Brandsporen können selbstverständlich auch die Conidien, welche vorher aus der Reinkultur der Brandsporen in Würze gewonnen sind, zur Infection verwendet werden. Es ist nur nötig, dass sie, in der ver- dünnten Nährlösung verteilt, mit dem Pulverisator aufgeblasen werden.^) Es ist bei dieser Ausführung der Infection mit dem keimkräftigen, angriflfs- fähigen Materiale der Conidien mit Leichtigkeit festzustellen, in welchen Sta- 1) Die experimentelle Ausführung dieser Infectionsversuche ist ausführlicher beschrieben in den erfolgreichen Versuchsreihen mit den verschiedenen Brandpilzformen, welche im XI. und im XIII. Teile d. W., Brandpilze II und IV mitgeteilt sind. — 1 51 dien der Eii t \v ick 1 iniy die Kälir pflanzen eiupfänglicli, also infi- cierbar sind, nnd an welchen Stellen allein die Infection erfolgt. In vielen Fällen, z. B. bei dem F luobra nde. bei dem Stinkbrande und bei dem Hirsebrande, tritt die Infection nur in den ersten Stadien der Keindinge des Saatgutes ein, so lange hier die Gewebe noch zart und nicht er- härtet sind. Wenn die ersten, grünen Blätter das Keimblatt durchstossen halieii, erfolfft zwar das Eindringen der Keimling-e noch, aber die einjyedrunjjenen Keim- linge erreichen nicht mehr die Vegetationsspitze und können dai-um später in der entwickelten Pflanze keine Brandlager mehr in den Blütenständen erzeugen. Die erfolgreiche Infection hat hier also schon früh ihr Ende, und die Nähr- pflanzen sind dann l)is zu ihrer Blütezeit gegen die Infection skeime inmnui. Nur behn Maisb runde konnte ich feststellen, dass die Keimlinge des Saatgutes kaum oder garnicht befallen werden, und dass eine erfolgreiche Infection hier an der entwickelten Pflanze in allen jungen Gewebsteilen erfolgen kann, welche bei dieser grossen Pflanze auch von aussen her den Infectionskeimen zu- gänglich sind. Die Infection erfolgt an den jungen, männlichen Blüten der Sjjitze, an jungen Blättern, an Achsen, an jungen Wurzeln, sogar an den Narben der weiblichen Blutenkolben und endlich auch direkt an den jungen Fruchtknoten dieser Blutenstände. Nach länp-stens drei Wochen konimt hier schon der Brand zur Entwicklung. Die Infection des Maisbrandes ist auf das leichteste ausführbar in den (^onidien, welche aus den in Nährlösmigen leicht keimenden ßrandsporen in unbegri'enzten Massen g-ewonnen werden können. In der Natur erfolgt die Infection nicht durch die Brands])oren direkt; diese keimen nicht bald nach ihrer Bildung in Wasser, sondern erst nach langer Ruhezeit im Boden aus. Mischt man die Braudsporen mit Dünger, breitet den so inticierten Mist auf dem Boden eines Maisquartiers aus, so erfolgt hier die Infection vom Boden aus durch die eigenaitigen Luftconidien in Hefenform, welche den Maisbrand auszeichnen, und welche durch die Bewegungen der Luft leicht verstäiiben und duicli die oflenen Ritzen zu den jungen Teilen der grossen Mais[)flanze durch den Wind ein- gewebt werden. Man war bis zu meinen Versuchen über die Infection des Maisbrandes und die Eigenart seiner Entwicklung^), die in der kui'zen Incu- ') Hier sind die von A})biklunn;on begleiteten, speziellen Ausführungen im XI. Teile d. W., Brandpike II, näher einzusehen. — 152 - bationsdauer von wenigen Woclien besteht micl die bi.s dahin gänzlich unbekannt geblieben war, der Meinung, dass die Infection der Nährpflanzen nur allein an dem eben austreibenden Saatgute erfolgen könne. Die neu festgestellte Tatsache, dass beim Älaisbrande die jungen Fruchtknoten der weiblichen Blüten direkt inficierbar sind, legte den Gedanken nahe, dass auch bei unseren Getreideformen die jungen Fi-uehtknoten in ihren zarten, noch nicht erhärteten Geweben, die mit dem Aufbrechen der Blüten von aussen zu- gänglich werden, eine direkte Infection durch die Brandkeime erfahren können. Bei den verschiedenen Formen des Staub- oder Fluo-brandes habe ich dann in Verbindung mit meinem Schüler luid Assistenten Dr. Falck den Nachweis geführt, dass auch eine Blüteninfection unabhängig von dem aus- treibenden und inficierbar en Saatgute erfolgen kann, mid dass diese sogar bei dem Flugbrande des Weizens und der Gerste die einzige und ausschliessliche Form der Infection ist.^) Hier wurden die eben auf- brechenden Blüten mit den frisch gesammelten Brandsporen von den Saatfeldern entweder einzeln oder in den ganzen Ahrenständen durch Einblasen mit einem Gummiballon inficiert und die hier stattfindende Infection, die bei der einzelnen Blüte sogar total brandige Felder aus dem geernteten Saatgute ergab, über jeden Zweifel hinaus sichei'gestellt. Es konnte sogar der Nachweis geführt wei'den, dass bei dem Antherenbran d der Nelkenpflanzen diese Blüten- infection nicht durch den Wind verstäubender ßrandsporen, wie beim Flugbrande, sondern durch die Insekten auf natürlichem AV e g e a u s g e f ü h r t wird. Das Bemerkenswerteste bei dieser Blüteninfection ist jeden- falls die Tatsache, dass hier der junge Fruchtknoten schon in den ersten Stadien der Embryoanlage befallen, dass die Em- bryonen selbst von den Fäden des eingedrungenen Pilzes durch- wuchert werden, dass aber gleichwohl der Kmbryo und mit ihm zugleich die Ausbildung des Fruchtkornes sich ungestört voll- zieht, dass der Pilz mit dem Saatgute und in dem Embryo des Saatgutes eine Euheperiode durchmacht, und dass er dann erst im nächsten Jahre aus den ausgesäten Körn ern in der entwickelten ') Der Xni. Teil d. W., Brandpilze IV, enthält die engere Ausführung der Versuche über die Blüteninfection bei den Brandpilzen und ihre Resultate. — 158 — Pflanze die H randlaijei' her vor hri u <>■(;. Die In euhati oiisdaiier des Pilzes beschränkt si(^h hier nielit auf eine Vegetationsperiode, sie erweitert sieh auf die einjährige Dauer; es kann sogar das Saatgut mehrere Jahre ruhen, um naeliträglieh brandige Pflanzen hervorzubringen. Die Anwendung des Pulverisators für die Übertragung der Infections- keime in kleinen Tröpfchen, die allein auf den Nährpflanzen haften bleiben, sichert in vollendeter Art die eino-eleitete Infection, mao- diese nun mit den in Nährlösungen verteilten Hefeconidien oder mit den Brandsporen selbst ein- geleitet sein. Von den beiden Formtypen der Hemibasidien in geteilten Bas i dien mit seitlichen Sporen, bei den Ustilagieen einerseits und bei den ungeteilten ßasidien mit apical gestellten Sporen, bei den Tilletieen andererseits, kommen wir nun in möglichst nahem und natürlichem Anschlüsse zu den beiden Formtypen der eigentlichen IJasidioniyceten. zu den Formen der Protobasidioniyceten und der Autobasidiomycetcn.'; II. Protobasidioniyceten. Die Formen der Gattung Ustilago führen zu den ßasidiomy ceten mit geteilten Basidien in der Art hinüber, dtiss die Basidien ihre Form und Gliederung völlig beibehalten, nur in der Zahl der Sporen regelmässig und bestimmt werden. Die geteilten Basidien, welche aus den Brandsporen keimen, finden wir in der gleichen Teilung bei der Keimung der Teleutosporen der Rostpilze, der Uvedineen, wieder; vierzellige Basidien erzeugen aus jeder Zelle eine Spore und schliessen hiermit ihre Entwicklung ab. Diese verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Brandpilzen und den Rostpilzen siufl lanjje unklar (reblieben. Erst durch die Kulturversuche in NährUisung-en und durch meine vergleichenden Untersuchungen, durch welche ich nachweisen konnte, dass die Promycelien Tulasnes, welche bei der Keimung der Brands])oren und der Teleutosporen der Rostpilze auftreten, homologe Bildungen sind und als Basidien von bestimmter Gestalt und Gliederuno- beurteilt werden müssen, ist es möglich geworden, die Übereinstimmung und d ic A h wei eh un g zwischen ^) Ich verweise hier nochmals auf die übersieht des natürlichen Systems der Faden- pilze, welche dem VIII. und X. Teile d. W. beigegeben ist und auf die engeren Austiihrungcn in den Brandpilzen III, Heft X über den natiirliclicn Zusannnenhanfj: der Rrandpilzc der Hemibasidii mit den Formen der eigenthchen Basidiomyceten. BrefoU, Botan. Untersachasgen. XiV. 20 — 154 — diesen beiden P'ormen von Basidien richtig zu beurteilen und den Nach- weis zu führen, (Uiss die einzige Abweichung zwischen den Basidien bei der Sporenkeimung der Brandpilze und der Teleutosporenkeimung der Rostpilze darin besteht, dass die Basidien der Brandpilze in ihrer Sporen zahl noch unbestimmt, die Basidien der Rostpilze dagegen zu einer bestimmten S p o r e n z a h 1 f o r t g e s ch r i 1 1 e n , dass mithin die Basidien der Brandpilze als Hemibasidien und, sozusagen, als Vorstufen zu den eigen tlichen Basidien der Rostpilze zu beurteilen sind. Ich möchte glauben, dass in dem gesamten Bereiche der Morphologie der ])fianzlichen Lebewesen kaum eine Stelle wieder zu finden ist, in welcher der natürliche Zusannuenhang zweier Formklassen, die bis dahin getrennt und unver- mittelt dastanden, in so klarer und überzeugender Weise zur Erkenntnis geför- dert ist, wie sie hier bei den Hemibasidien einerseits und bei den Basidiomyceten andererseits jetzt vorliegt. Der natürHche und unmittelbare Anschluss der Formen der Ustilagieen an die Formen der Uredineen ist hiermit ganz von selbst gegeben. Die Bildung der Basidien bei den Uredineen erfolgt stets, wie bei den Brandpilzen, ans der Keimung von Chlamy dospor en, welche hier ja gewöhnlich am Ende der Vegetationspei'iode erzeugt werden, um nach Überwindung des Ruhezustandes im nächsten Frühjahr zu Basidien auszukeimen. Nur bei einer geringen Anzahl von Formen sind die Anlagen der Teleutosporen zwar vorhanden, aber ihre Auskeimung zu Basidien erfolgt unmittelbar entweder im Verlaufe der Vegetationsperiode, z. B. bei Cronartium, oder bei ihrem Beginn im Frühjahr, z. B. bei G }' m n o s p o r a n g i u m. Die Basidiensporen keimen unmittelbar und dringen, durch den Wirt auf die zugehörigen Nähr- pflanzen vertrieben, durch die Epidermiszellen in diese ein. Es ist besonders charakteristisch für die Rostpilze, dass die Chlamydo- sporen nicht bloss in der Form der Teleutosporen, die fructificativ auskeimen, sondern ausser dieser noch in Uredosporen vorkommen imd in Aecidio- sporen, welche letzteren in Fruchtkörpern, von einer Peridie umgeben, wie bei Doassansia unter den Ustilagineen, ausgebildet werden. Aus dem Vergleiche erhellt mit überzeugender Klarheit, dass diese drei Chlamydosporenformen durch Spaltung aus einer Form hervorgegangen sind. Die Spaltung mid Vermehrung der Fruchtfbi'men in C'hlamydosporen ist für die Rostpilze ganz besonders charakteristisch, die Übergänge in tlen einzelnen Formen sind unmittelbare und — 155 — iiatürliclie, z. 13. bei l'ioiayces, wo üvedu- und Teleiitusporeii einzellig- und kaum von einander verschieden sind. Bei anderen Fonnen sind die Teleuto- s])üren mehrzellig, aber noch nicht f'ruchtköi'perartig, wie wir es bei den Aecidieu antreffen, welche hier die höchste Steigerujig in der Chlamydosporen-Fructilicatiün erreichen und an die Fruchtkörper von Doassansia bei den Brandpilzen erimiern. Von den drei ChlamydosporenfoiTnen, den Teleuto-, Uredo- und Aecidiosporen, können mitunter nur zwei oder gar eine zur Ausbildung gelangen, jedenfalls aber ist stets nur eine unter diesen zur t'ructificativen Auskeimung res[). zur Bildung der Basidien bestimmt. Ausser der Sporenbildung in den Basidien konnut nun noch eine C'onidien- bildung vor in kleinen Fruchtlagern in Fy cnide nfor ni. Die sehr kleinen Conidien dieser Pycniden verhalten sich in ^^'asser bei dem Mangel an Nähr- stoffen passiv, sie keimen aber in sehr verdünnten Nährlösungen zu Fäden aus, welche die Grösse von verzweigten Mycelien in der Kultur erreichen. Die Uredineen, die Rostpilze, leben ausschliesslich parasitisch und sind den Nähr])flanzen, die sie bewohnen, eng angepasst. Sie bilden nur in selteneren Fällen ihre sämtlichen Frucht formen in den verschiedenen Chlamydo- sporen, in Conidien und in Basidien, bei der Auskeimung der Teleutosporen auf ein und derselben Pflanze, aus, z. B. beiPuccinia asparagi. In den meisten Fällen bewohnt ein und derselbe Pilz zwei verschiedene Nährpflanzen, auf welchen seine Fruchtformen in bestinunter und regel- mässiger Verteilung und Folge wiederkehren. Auf der einen Nähq)flanze werden gewöhnlich die kleinen Pycniden mit den Aecidien ausgebildet, während auf der zweiten Form der Nährpflanzen, von den Aecidiensporen ausgehend, zunächst Uredo- und dann nach dem Herbste hin Teleiitosporen ausgebildet werden, welche ei'st im nächsten Fi'ühjahre zu Basidien auskeimen. Von diesen Basidienspoi'en werden die Pycniden- und die Aecidiosporen erzeugt, von den Aecidiosporen werden zmiächst Uredolager fortgebildet, auf welchen sich im Herbste die Dauersporen, die Teleutosporen, ausbilden. Die grossen Uredo- und die Aecidiosporen keimen mit einem einfachen, dicken Keimschlauche aus, dringen gewöhnlich nicht durch die Haut, sondern durch die Spaltöflfmmgen in die Nähi-pflanzen ein. Bei den heteröcischen Fonnen hat es den Anschein, als ob die Sporen von der einen Nähi-pflanze die zweite Nähipflanze inficieren und beide Fruchtfbrmen und Nährjjflanzen in Abhängigkeit zu einander ständen. Diese Heteröcie, zuerst bei dem Kost von Juniperus Sabinae 20» - 156 — niifl von den ßirnbäiuiieii') gefuiulen, wurde dann l)ei dem Roste des Getreides und der Berberitzen pflanze") festgestellt und ist noch jetzt bei den vielen Rost- ])ilzformen in ihrer sicheren Ermittelung das Ziel der Untersuchungen vieler Mycologen^), um so die Zusammengehörigkeit der Fruchtformen eines Rostpilzes von zwei verschiedenen Nährpflanzen zu einem Formkreise zu vereinigen. Die Übertragung der Basidiensporen auf die Nährpflanze erfolgt in der Natur vorzugsweise durch den Wind, die Sjjoren wachsen mit ihren Keim- scliläuchen direkt durch die über haut in die Pflanzen hinehi. Die 'l'eleuto- sporenlager, die bis zum FrUhjahr, an ihren Nährpflanzen haftend, in der freien Natur verbleiben müssen, werden zum Zwecke künstlicher Infection bei ihrer Keimung so über den zu intizierenden Nährpflanzen angebracht, dass die ab- fallenden Basidiensporen auf diese niederfallen müssen. Das Eindringen und die Entwicklung zu Pycniden- imd Aecidienlagern ist leicht zu verfolgen. Die Aecidiensporen von der einen Nähi-])flanze werden ebenfalls durch den Wind auf die zweite Nährpflanze ilberti'agen, dringen durch die Spaltöffn ungen ein und erzeugen Uredolager. Das Eindringen, hier durch die Bpaltötthimgen, ist leicht und sicher zu beobachten, ebenso im Anschluss die Ausbildung der Uredo- lager. Die sogleich keimfähigen und wiederum durch die Spaltöffnungen ein- dringenden Uredos]3oren erzeugen, oft in mehreren Generationen, Uredolager, bis nach dem Herbste hin die Teleutosporen, zunächst neben den Uredosporen und, dann ausschliesslich, zur Ausbildung gelangen, welche nun in krustenartigen Lagern an den befallenen Teilen der Nährpflanzen flir die Dauer des Winters haften bleiben.*) Die Annahme, dass die Rostfonnen in Pycniden und Aecidiensporen von dei- einen Nähqjflanze den zugehörigen Rost in Uredo- und Teleutosporen in der zweiten Nährpflanze erzeugen, ist über jeden Zweifel hinaus gesichert; dagegen 1) Die diesbezüglichen Untersuchungen von A. S. Oersted sind im Jahre 1862 mitgeteilt. ä) Man vergleiche die bekannten Untersuchungen von A. de Bary aus den Jahi-en 1864—65. ä) Die diesbezüglichen einzelneu Autoren sind in der Literatur der Eostpike leicht einzusehen. •*) Das Eindringen der Sporen bei den Uredineen bald dui-ch die Oberhaut, bald durch die Spaltöffnungen, ist zuerst von de Bary beobachtet und in den einzelnen Fällen festgestellt worden. — 157 — ist die Frage noch nicht als abgeschlossen anzusehen, ob die zwei Nährpflanzen sich notwendig ergänzen müssen, um dif, Uostpilzform zu erhalten und zum natür- lichen Abschlüsse ihrer Entwickhmo- zu brinsren. Beim Scliwarzroste des Ge- treides würde die Berberitzenpflanze für die Erlialtung der Pilzform erforderlicli sein, wenn diese Annahme eine voUständi':- zutreffende wäre: nun findet man aber den Getreiderost auch dort verljreitet voi', wo keine Berberitzen in der Natur vorkommen. Hier fehlt noch die sichere Erklärung für den Ursprung des Getreiderostes und für seine J^rhahung, und es bleibt hier zu erwägen, ob nicht die keimenden Teleutosporen auf den jungen Geti'eidepflanzen auch den Rost erzeugen können, ohne Vermittlung der Berberitzen pflanzen, vielleicht in der Weise, dass die Basidiensporen in die jüngsten Gewebe des eben aus- treibenden Saatgutes einzudringen vermögen. Meine Untersuchungen über das Eindringen der Pilzkeime bei den Brandpilzen nur in die jüngsten Gewebe der Näln-pÖanzen eröffiien hier neue Aussichten für eine Wiederaufnahme der Unter- suchungen nach dieser Richtung-. Bei perennierenden, baumbewohnenden Rostpilzen, die heteröcisch sind, finden wir die stete Wiederbildung derselben Fruchtformen in jedem Jahi'e wieder. Es erfolgt aber niemals, soweit bis jetzt bekannt, die Ausbildung der ergänzenden Fruchtbildungen an flen perenniei'enden Wirten, wenn die Parasiten hier heteröcisch angepasst sind. Über das Eindringen der Keime in perennierende Pflanzen und in solche Wirte, welche in toto von dem Pilze befallen werden, z. B. dem Pilze der Euphorbia etc., felilen noch die sicheren Beobachtungen. Im letzten Falle muss entweder eine Infectic^n an den austreibenden Samenkeimlingen oder sogar eine BlüteninfectioTi stattfinden, wenn die Erkrankung der Nährpflanze in allen ihren Teilen eine Erklärung finden soll. Auch hier geben die jetzt bei den Brandpilzen festgestellten Tatsachen die Fingerzeige für die Wiederauflud nne der Untersuchungen bei den Rostpilzen in der angedeuteten Richtung. (Vergl. P.randi)ilze IV, XIII. Heft d. W.) Die Kultur der Rostpilze in Nährlösungen habe ich bisher nur gelegentlich versucht und feststellen können, dass die Keiuumgsversuche bei den Sporen der Pycniilen ui sehr verdünnten Nährlösungen erfolgreiche sind. Auch bei den Basidiens])oren habe ich secundäre uiul tertiäre Si)orenbildung beobachten können; es en-eichten aber die Kulturversuche in allen Fällen relativ friUi ihren Ab.sc]iluss, weil die Sjxjren an den Nährpflanzen frei gebildet werden und stets durch fremde i^ilzsporen aus der Luft so weit vei'um'einigt sind, dass eine — 158 — iineestörte Kultur mir für eine kurze Zeit ausführbar werdeu kar\u. Ich habe die Kultur der Rostpilze namenthch auch der Uredo- und Aecidiosporen, in sehr verdünnten Nährlösungen erfolgreich versucht, aber zunächst hinausgeschoben, bis ich, von anderen Arbeiten frei, mich allein dieser Kultur widmen konnte. Leider habe ich inzwischen auch den C4ebrauch meines zweiten Auges so weit verloren, dass ich die Versuche nicht mehr selbst weiter führen kann und auf Grund der gegebenen Kulturmethoden Anderen überlassen nmss. Zur Ausführung von Infectionsv ersuchen mit den Rostpilzen sind die vorstehend hervorgehobenen, biologischen iVIomente von entscheidender Be- deutung. Versuche mit den Basidiensporen der keimenden Teleutosporen haben zur Voraussetzung, dass die Teleutosporen in keimföhigem Zustande gegeben sind. Für Gymnosporangium ist die Fructification in den gallertigen Frucht- körpern mit den Teleutosporenanlagen im ei-sten Frühjahr leicht zu beobachten, ähnlich auch bei Chrysomyxa und Cronartium. Die Basidiensporen werden in den geeigneten Keimstadien in Mengen abgeworfen und können, in Wasser verteilt, durch Aufsprühen mit dem Pulverisator leicht zur Infection flu- die beti-effenden Nährpflanzen verwendet werden. Bei den Teleutosporen, welche in Dauerzuständen an den Nähi-pflanzen überwintern und welche erst nach den Einflüssen des Winters im Frühjahr zur Auskeimung in Basidien übergehen, nmss diese Keimzeit genau festgestellt werden. Die Pflanzenteile mit den an- haftenden Teleutosporen, vorher mit aller Vorsicht von anhängenden Verunrei- nigungen durch Wasser befreit, werden, vollständig durchfeuchtet, so ausgelegt, dass man die abfallenden Basidiosporen der auskeimenden Teleutospoi'en in einem Uhrsrlase in Wasser auffangt und nun alsbald mit dem Pulverisator auf die inzwischen bereit gestellten Nährpflanzen aufspreut. Es ist zutreffend, wenn man dem Wasser, in welchem die abgefallenen Basidiosporen aufgefangen werden, eme sehr geringe Menge von Nährlösung, saurem Pflaumendecoct, zusetzt, um plasmolytische Erscheinungen zu vermeiden und die Keimung der Sporen zu fördern. Die Methode, die Pflanzenteile mit den auskeimenden Teleutosporen über den zu infizierenden Nährpflanzen so aufzuhängen, dass die abfallenden Sporen auf diese niederfallen müssen, hat ihre grossen Mängel darin, dass zu viele Sporen auf eine Stelle niederfallen und dadurch nicht zur Wirkung kommen können. Es kommt ftlr diese Infection mit Basidiensporen, wenn sie Erfolg haben soll, in erster Linie in Betracht, dass die zu inficierenden, zugehörigen Nähr- — 159 — pflanzen im jugendliolien Zustande sich befinden, und dass die direkt durch die Haut eindvingfenden Infectionskeinie niciit in erhärteten und auso-ebildeten Geweben der Oberhaut einen zu irrossen Widerstand finden. Man kann sich leicht überzeugen, dass die im jugendlichen Zustande inticierten Nährpflanzen leicht und sicher von den Infectionskeimen befallen werden, ilass diese aber meist erfolglos bleiben, weini zu weit ausgebildete und erhärtete Pflanzen zur Infection herangezogen werden. Bei den Infec tionen mitliredo- un d Aeci(lios})oren , welche nicht fructificativ, sondern vegetativ mit einem Keimschlauche austreiben, liegen die Verhältnisse für die Infection durchaus anders. Diese Sporen sind gross, reich mit Nährstoffen versehen, sie keimen in Wasser unmittelbar zu langen, dicken Keimschläuchen aus, drinoren nicht direkt durch die Oberhaut in die Nähr- pflanzen ein, finden vielmehr ihren Eingang durch die Spaltöffnungen, in welche sie eindringfen und von dort aus die unterliegenden Gewebe für ihre weitere Ent- Avicklung befallen. Bei dem Eindringen der Infectionskeinie durch die Sjjalt- öffnungeu und, nicht durch die Oberhaut, spielt die P^rhärtung der Oberhaut, wie sie in älteren i'flanzenteilen eintritt, nicht die gleiche Rolle. Es können also die Infectionskeinie hier in ausgebildetere Gewebe eindringen, weil sie ihren W^eg durch die gegebenen Offnungen der Oberbaut, dui'ch die Spaltöffnungen, nehmen. Zur praktischen Ausführung der Infectionsversuche beschränkt man sich hier am besten auf die blosse Verstäubung der Sporen oder ihre Übertragung diu'ch Pinsel auf die Oberfläche der Nähi-pflaiizen. zimial hier ein gewöhnlich ausreichendes Sporenmaterial für die Infection zur Verfügung steht. Alan kann auch die Sporen, die nicht so leicht benetzbar sind, in Wasser auffangen, in diesem ver- teilen und mit dem Pulverisator die Infection dui'ch Aufspreuen in Tröpfchen vornehmen. Es hat dies aber seine Mängel darin, dass das obei^flächlich ve- bildete Sporenmaterial gewöhnlich stark mit fremden Pilzkeimen aus der jjult verunreinigt ist, und dass hierdurch Störungen bei der Infection nii-ht aus- geschlossen sind. Auch hier ist der Zusatz von sehr geringen Mengen Nähr- lösung, am besten von saurem Pflaumendecoct, von Voi'teil, aber nur in solchen Fällen, wo das S])orenmaterial in besonderer Reinheit gegeben ist, also bei den Aecidiensporen, die in Fru(;htkörpern gebildet werden. Der Ei-folg der Infection zeigt sich bei den nicht perennierenden Rostpilzen meist schon nach kurzer Zeit, und zwar unter den Stellen, an welchen die In- fection eingetreten ist. An eben diesen Stellen treten die durch rote Farbe auf- - 160 — fälligen Fruehtfornieii der Rostpilze bald m leicht erkennbarer Weise an den Nährpflanzen in die Erscheinung. Bei den perennierenden Rostpilzformen sind wir bis dahin über die Infection nur mangelhaft oder g-ar nicht unterrichtet. Schon in dem Material der bäum- artigen Nährpflanzen, zumeist Nadelhölzern, sind grössere Schwierigkeiten für die Ausführung der Infection und über das örtliche Eindringen der Infectionskeime gegeben, welche wohl nur in junge Pflanzenteile erfolgen dürfte. Au die Formen der Rostpilze mit ihren geteilten Basidieu schliesseu sich nun die Gallertpilze, die Tremellineen, möglichst nahe und unmittelbar an.^) Auch sie besitzen vierteilige Basidien, welche bei Auricularia lang gestreckt, bei den Formen der Tremel- lineen kurz birnförmig gestaltet sind, mit meist schräg gestellten Querwänden. Es lässt sich aber auch bei den Formen der Tremella leicht beobachten, dass hier längere Foraien von Basidieu vereinzelt auftreten, in welchen die Querwände mehr oder minder horizontal stehen, wie bei Auricularia, Zwei verschiedene Formtypen von Basidien können hier also nicht vorliegen, sondern nur Variationen einer und derselben Form. Bei den Gallertpilzen werden die Basidien ohne die Ohla my dosporen gebildet. 1) Dass zwischen den Rostpilzen und den Tremellineen verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, hat schon Tulasne herausgefühlt. Er hat aber nicht erkannt und angegeben, worin der entscheidende, verwandtschaftUche Charakter zwischen beiden FaniiHen gegeben ist. Ich habe dann erst in meinen vergleicheBden Untersuchungen über die höheren Pilze die Klasse der Protobasidiomyceten auf Grund der Protobasidien, also der geteilten Basidien, im VII. Teile d. W. aufgestellt und den gemeinsamen Charakter beider Familien in diesen Basidien und damit ihre Zusanmiengehörigkeit sicher erwiesen. Man vergleiche hierzu die einzelnen Untersuchungen und die weiteren Ausführungen in dem vorbezoichneten VII. Bande d. W. — Dass noch jetzt von einer Anzahl von Mycologen die veraltete Bezeichnung Promycelien mit Sporidien für die Protobasidien der Uredineen eingesetzt wird, gibt den Beweis, wie schwer richtige Tatsachen ihren Eingang finden. Als ganz besonders unrichtig muss noch die Bezeichnung Uredinales für die Familie der Uredineen liier hervoi-gehoben \verden. Die Uredineen sind nichts, wie eine durcii Chlamydosporen- bildimg ausgezeichnete Familie der Protobasidiomyceten. Sie sclihessen sich unmittelbar an die Tremellineen an, bei welchen die ClJamydosporen als wesentlicher Unter- schied fehlen. Sie haben gar kein Anrecht, der Chlamydosporen wegen als besondere Klasse aufgeführt zu werden. Wenn dies richtig wäre, könnte man mit dem gleichen Rechte auch die Gattung Nyctalis unter den Agaricineen der Chlamydosporen wegen zu einer besonderen Ordnung erheben, was doch gewiss niemandem in den Sinn kommen wrd. — 161 — Eine iiocli ef ü hrt werden, treten nach anderthalb bis zwei Monaten ausser den Conidien auch Pilacre-Fru chtkörper auf. Werden diese Kulturen im grossen auf Säge- spänen ausgeführt, welche mit Bierwürze, die einen entsj)rec]ienden Zusatz durch Mistdecoct erfahren hat, durchtränkt sind, so treten hier nach mehreren Monaten reichlich Fruchtkörper von Pilacre in die Erscheinung, deren Sporen sofort wieder in Nährlösungen ziun Keimen zu bringen sind. — ') Die Fruchtkörper von Pilacre sind zuerst von Tulasne beschrieben und abgebildet in den Ann. sc. nat. .">. Serie, Tome IV. p. 292 — 2!l6. Tulasne hat offenbar nur altes Material zur Verfügung geliabt, sonst würde es ihm nicht entgangen sein dass der Pilz vier- sporige, geteilte Basidien besitzt. Die Aljbildungen haben de Bary veranlasst, eine ganz unrichtige, von mir bereits widerlegte Atiffassung auszusprechen, wonach dieser Pilz eine Conidienform von Poronia sein sollte. ^) Die richtige Untersuchung des Pilacre und seine erfolgreiche Kultur in Nähr- lösungen befindet sich im VII. Teile d. W. Ich habe sie im Jahre 1886 in iVlünster ausgeführt. — 1 65 — Dem l'ihu-rr naliL- stellt die IM 1 acrclla , die Möller') in Ura.silieii gefunden hat, bei uelelier die i'eriilie nicht zur Ausbildunj^- kouunt, Ijei welcher aber zwei Formen von Coiiidien durch die Kultur in Nährlösungen nachgewiesen werden konnten. Weitere Formen von l'rotübasidiomyceten sind bis jetzt nicht, l)ekannt ge- worden, werden sich aber noch zahlreich linden, wenn erst das Ausland in seinen Pilzfornien näher und ausiriebiürer untei'suchr wird. Soviel läs.st sich aber .schon jetzt beurteilen, dass in den Formen der l'ro tobas idiomy ceten alle die Formtypen wiederkehren, welche wir jetzt bei der grösseren Masse der reich gegliederten und formen reiche n, parallelen Klasse der A u to basi diomy ceten kennen lernen werden. 111. Autobasidiomyceteii. Wie sicli die Formen d e i- J'iott)basidi o- myceten mit geteilten, typischen ßasidien von den lystilagieen der Hemibasidii aljleiten Hessen, ganz ebenso lassen sich nun auch, wie schon trüher angeführt wurde, die Formen der Auto- basidi Olli y cete n mit ungeteilten Basidien und apical gestellten Sporen von den 'rilletieen der Hemibasidii natürlich herleiten. Ihre Formen sind in der Zahl derHporen auf den Basi dien typisch und bestimmt geworden. Die Autobasidiomyceten beginnen mit Formen, bei welchen die ßasidien fi-ei gebildet und nicht zu Hymenien in Fruchtkörpern von bestimmter Gestaltimg zusammen geschlossen .sind. Diese einfachsten Fonnen werden zweckmässig als Exobasidii bezeichnet und zusammengefa.s,st. 1. Exobasidii. Die einfachsten Formen unter den Plxobasidii. welche ihre Ba.sidien einzeln und frei auf den Mycelien ausbilden, sind selbstverständlich durch Unscheinbarkeit au.sgezeichnet, und sie entziehen sich durch flen Mangel fruchtkörperartiger Bildungen leicht der Beobachtung. Sie werden er.st autfällig in den Formen, bei welchen die Basidien in freien Fruchtlagern zur Ausbildung kommen, welche aber noch keine bestimmten Umrisse und fruchtkörperartige Gestalt annehmen. Ich habe diese einfachsten Formen unter den Exobasidii in dem 8. Baude d. N\'. pag. 5 — 20 als Tomentelleen zusammengefasst. Als die denkliar ') Die Pilacrella ht in BrasiÜPii von A. Möller aufgefunden und kultiviert worden. Die näheren Einzelheiten finden sich in der citierten Abhandlung von A. Möller, Proto- basidiomyceten, 1895. — 166 -- einfachste Form dieser Art kann ick jetzt das von mir neu aufgefundene Heptasporiuni gracile hier in den Vordergrund stellen, welches ich schon vor 15 Jahren erfolgreich kultiviert habe. Es mögen die wichtigsten, hierher gehörigen Tatsachen über diesen Pilz in vorläufiger Mitteilung kurz angeschlossen werden. Die äusserst zierliche Pilzform trat spontan in den Pilzkulturen von A.scomyceten auf, von welchen die Sporen in Nährlösungen aufgefangen waren. In den betreffenden Kulturen blieben die Ascosporen ungekeimt, aber statt ihrer traten Mycelien in die Erscheinung, welche schon sehr früh an allen Scheidewänden Schnallen zeiüten und sich hierdurch als vegetative Bildungen eines Basidiomyceten vermuten Hessen. Schon in wenigen Tagen traten an den verschiedenen Stellen der Mycelien kurze Fäden in die Luft, welche direkt zu Basidien wurden, auf dei'en Spitze sinmltan meist 7, selten 6 oder 8 kleine, eiförmige Sporen auf feinen Sterigmen am Umfange angelegt wm'den. Die Ba- sidienbildung dauerte an den sich vergrössernden Mycelien fort, luid diese boten mit ihrer äusserst zierlichen Fructification einen bemerkenswerten Anblick dar. Noch bei keinem Basidiomyceten, deren Foraien ich zu hunderten in Object- träsferkulturen erfolo-reich kultiviert habe, kam irleich unmittelbar an den noch fortwachsenden Mycelien die Bildung der freien, einzelnen Basidien zur Er- scheinung, wie es liier zu beobachten war. Ich habe die Mycelien, die aus ziemlich dicken Hyphen, an jeder Scheidewand eine Schnalle ti*agend, gebildet wurden, wochenlang fort kultiviert und immer nur in weiterer, peripherischer Anlage die Bildirng neuer Basidieu verfolgen können. Selbst nach wochenlanger Kultur trat keine dichtere Bildung von Basidien, also ein Zusanunenschluss zu Hymenien, ein. Es war nicht schwer, mit einer angefeuchteten, reinen Lanzetten- nadel aus der Mitte der Mycelien die Sporen von den Basidien abzuheben und in neue Nährlösung zu übertragen. Die Sporen keimten anschwellend sofort zu Keimschläuchen und neuen Mycelien aus, welche sogleich an den Scheidewänden Schnallen erkennen Hessen und längstens mit dem dritten Tage neue Basidien ausbildeten. Ich habe die Kulturen des Pilzes unter Zusatz neuer Nährlösungen Wochen- und monatelang fortgeführt, ohne an diesen und auch an den weiter fortlaufenden Generationen aus den Basidiensporen etwas anderes beobachten zu können, als die meist siebensporigen Basidien, die nur in einzelnen Fällen einen Rückgang in der Sporenzahl auf sechs oder eine kleine Steigerung auf acht unterscheiden Hessen. Der Pilz war zu klein, um ihn mit Erfolg auf festes — Ifi7 — Substrat übertragen zu kötnieii, und idi liabe sichlie.s.sUcli kuiz xov niciiuer Al)- reise in ilie Herbstferien die Kulturen unterbrechen müssen, dit' ich dann bei meiner Rückkehr vergeblich fortzusetzen versuclite. Der Pilz gehört unzweifelhaft den Basidiomyceten an. Die früh aufti'etenden Schnallenbilduno-en an den Scheidewänden der Fäden hissen hierüber keinen Zweifel bestehen. Nach der Spurenbildung, der sinniltanen Ardage der Sporen auf der Spitze der einzelligen Basidien und der zinneist i'egehiiässig wieder- kehrenden Sporenzahl auf dem Träger liegt hier offenbar die Fructification in Basidien vor, und der Pilz muss nach seinen beobachteten, vegetativen und fructilicativen Zuständen den h'ormen der Ivvobasidii resp. den Tomentelleen mit der Bezeichnung Hep taspor i um gracile ßref.^) zugerechnet werden. — In dem Pilze mit seinen freien, einzeln gebildeten Basidien liegt vielleicht die einfachste Foi-m unter den Autobasidiomyceten vor, welche bisher bekannt ge- worden ist. Es ist aber wohl sicher anzunehmen, dass noch weitere Formen dieser Art zur Kenntnis gelangen, die sich nur durch ihre Kleinheit der direkten Beobachtung bisher entzogen haben, und die nur dann in die Erscheinung treten, wenn ihre Sporen zufällig in reine Kulturen in Nährlösung gelangt sind. Microstroma .luglandis, eine parasitisch lebende Form, welche auf den Blättern der Walnussbäume weisse Flecke erzeugt, besitzt schon viersporige Basidien in grösserer Zahl zu losen Bündeln vereinigt, welche aus den Spalt- öffnungen hervorti'eten. Die Basldiensporen keimen in Nährlösungen leicht aus und bilden unmittelbar Hefeconidien in grossen .Mengen, welche aber nicht zu Fäden austreiben wollten.") Die Formen der Gattung H}pochnus linden sich überall verbreitet vor. Die Sporen der meisten Formen keimen nicht unmittelbar aus, und wo sie auskeimen, treten Nebenfruchtfonuen nicht auf. — Auffälliger als die vor- genannten Gattungen kommen die Formen von romentella zur Er- scheinung Sie leben im Sommer in feuchten Wäldern auf der Erde, wo sie anfangs weisse, dann gelbbraune, kleine Rasen bilden. Sie fructiticieren in \ier- ') L)ie austührlic-he, von Abbildungen begleitete Mitteilung über Hcijtasporium gracile kann erst in dem XVI. Teile d. W. erfolgen. ^) Die Untersuchungen über Microstroma Juglandis habe ich bis dahin noch nicht veröffentlicht und hier nur \orläufig in kurzer Notiz angegeben; der XVI. Teil d. W. kann erst die näheren Einzelheiten bringen. - 168 - sporigen Basldiea uiul in Conirlieii von fast, gleicher Sporenforin. Leider ver- sagten die Sporen die Keimung, welche wohl niu- erst nach langer Aufbewahrung in feuchtem Sande zu erreichen ist/) Bei der Gattung Exobasidium werden die Basidien schon in ziemlich scharf umschriebenen, weissen Lagern gebildet, welche sich in auffälliger Form auf den Blättern verschiedener Erica ceen abheben. Bei Exobasidium Vaccinii^) schwankt die Sporenzahl der Basidien vielfach von 4 bis 6. Die Sporen, rein aufgefangen, keimen in beliebigen Nährlösungen leicht aus und bilden reichlich Conidien von fadenförmiger Länge, welche sich in Genera- tionen weiter kultivieren lassen.^) Basidien wurden in den Kulturen nicht ausgebildet. Das Auftreten von freien Basidien in den Nähidösunffen habe ich dagegen auch bei einzelnen Formen der Gattung Corticium feststellen können, welches holzbewohnend schon in fruchtkörperartigen Bildungen in die Erscheinung tritt. Aus den leicht rein aufzufangenden Sporen von einzelnen Corticien lassen sich grosse Mycelien ziehen, welche auch die Bildung von Schnallen an den Scheidewänden zeigen und, ohne Ausbildung von Nebenfruchtformen, anfangs einzeln, dann zahlreicher direkt Basidien ausbilden, wie sie an den Fi'uchtlagern in der Natur zu finden sind. Man kann die Anlage der einzelnen Basidien auch hier direkt auf den Mycelfaden verfolgen und feststellen, wie sie sich allmählich im Laufe der Kultur durch Basidienanhäufung an einzelnen Stellen zu hymenien- ähnlichen Bildungen zusammenschliessen.*) Den Fennen der Exobasidii schliessen sich nun die grossen und reich ge- gliederten Foniien der Basidiomyceten an, bei welchen die Basidien, zu Hymenien zusanmiengeschlossen, in Fruchtkörpern zur Ausbildung gelangen. Sie beginnen mit den einfacheren noch gymnocai-jjen Formen, bei welchen die Hymenien frei nach aussen gebildet werden und sich in allmählichen Übergängen steigern zu den höheren angiocai-pen Formbildungen in grossen, hoch gegliederten Frucht- 1) Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen im VUI. Bande d. W. pag. b. -) Exobasidium Vaccinii ist von Woronin untersucht und in seiner Abhandlung, Verh. d. natm'f. Gesellschaft zu Freibiu-g, TV. Band, I. Heft, beschrieben worden. ") Die Kultiu- von Exobasidium habe ich im Anfang der achtziger Jahre des vor. Jahrh. ausgeftihrt, die Resultate aber erst im VIII. Hände d. W., pag. 12 — 18 mitgeteilt. *) Ich verweise liier auf die ausführlichen Beschreibungen der erfolgreichen Kulturen namentlich von Corticium-Formen im VIII. Teile d, W. pag. 18. — 1 r.9 — körpeni, bei wclelieii die Hyiiieiiieii, mehr oder minder ;ingiocarp angelegt, zu eigenartiger DifFerenziermig und Gestaltung fortschreiten. 3, Gyiiinooarpc Aiitobasidioiuycetcii. Als einfachste Typen der gymnocarpen Basidiomyceten müssen wir die Formen der Dacry omy ceten zunächst anschliessen. Sie besitzen nocii bei Dacr voniNc es die oallertiiren Fruchtkörper der Tremellineen, mit welchen sie auch von Tnlasne, ') der hier die morphologischen Charaktere und Unterschiede noch nicht richtig erkannt hatte, zusannnengestellt sind. Die ßasidien sind hier meist nm- zvveisporig auf gi'ossen Sterigmen. Die Sporen teilen sich, selten schon auf den Sterigmen, meist erst bei der Keinumg im Wasser in zwei bis viele Zellen.-') Jede dieser Zellen bringt Conidien in kleinen Köpfchen hervor. In Nährlösungen werden die Conidien bildungen i'cicher, und die Zelleji der S])oren wachsen zu verzweigten Mvcelien aiis, welche an allen Stellen wiederum Conidien in Köpfchen erzeugen. Die Conidien bildung ist eine ausserordentlich reiche, und jede der Conidien bildet bei ihrer Keinumg wiederum verzweigte, von Scheidewänden durchsetzte Mycelien mit reicher Bildung von Conidien in Köpfchen. Bei der Gattung D. deliques- cens wei'den ausser diesen Conidien auch noch fruchtkörperartige Bildungen von rötlicher Farbe erzeugt, in welchen die dicht gestellten Endfäden sich zergliedern und in uidienartige FadenstUcke zerfallen. Jede dieser Zellen bildet wiederum Conidien in Köpfchen aus und erzeugt auch My- celien mit Conidien. Die Kultur dieses Pilzes lässt sich in Nährlösungen leicht bis zur Bildung neuer Fruchtanlagen mit Oidien und auch in Basidien durcli- fiihren.^) ^) Tuiasne hat die (lattuug; Dacryoniyces mit den Foniuiii der Tremellineen j^emeinsam behandelt in seiner Abhandlung,' Ann. sc. nat. III. S(5rie. Tome XIX, pag. 211 — 227. ^) Die geteilten Basidiosporen bei den l^asidiomj'ceten kommen hier nur bei den Dacryomyceten der Autobasidioniyceten und den Tremellineen der Piotobasidiomyccten vor. Bei den übrigen Fornn-n der beiden Klassen sind sie nicht bekannt. In der li(iniolog(m Reihe der Ascomyceten finden sich dagegen di(! Teilungen der Ascospoi-en bald nach ihrer Bildung häufiger Tor. Jedenfalls ist es bemerkenswert, dass unter den Formen der Ijeiden parallelen Reihen, einmal der Basidiomyceten, dann der Ascomyceten, der gleiche Vorgang der Teilung der Sporen wiedei-kehrt, und dass er weiter auch in der unmittelbaren Erzeugung der ( 'onidien-Fructification an den geteilten Sporen sich fortsetzt. Man vorgleiche die Ab- bildungen zum VII. und zum X. Teile d. W. *) Ich muss hier auf meine ausfVdn-hchen Untersuchungen der l>'(,iiiieii der Dacryo- myceten verweisen, wolchi' im XW. Teile d. W., von zahlreiclicn AbbiKhmgiMi begleitet, nieder- gelegt sind. Brefelil, Botau. Untersuchungen. XIV. 09 — 170 — Die Formen von üacrvonivces bewohnen die verschiedensten Holzformen und .sind im Winter, namentlich an Holzzäunen, nach stattgehabtem Regen überall anzutreten und durch ihre gelbe bis rötliche Fai'be auffällig. Das beim Ein- trocknen der Fruchtkörper eingesannnelte Material dieser Pilze lässt sich, ähnlich wie die Fruchtkörper der Tremellineen, jahrelang trocken aufbewahren und geht bei jedesmaligem Aufweichen in Wasser leicht und umiilttelbar zur Sporenbildung über. Die abgefallenen Sporen lassen sich mit Sicherlieit rein auffangen und uamentHch in Bierwürze mit etwas Mistdecoct bis zur grössten Üppigkeit kulti- vieren. Von dem JMateriale einer von mir im Aujjust in Norwetjen oesammelten Dacryomycesform habe ich noch nacli dreijähriger, trockener Aufbewahrung mit dem Einweichen in reinem Wasser eine ebenso reiche Sporenbildung mit Conidien beobachten können, wie an dem fiüschen Materiale. Die Formen der Gattung Calocera^) sind weniger gallertig, meist zu hornähnlichen, oft gegabelten Spitzen ausgebildet und erreichen in ('. viscosa eine an die Clavai'ieen erinnernde Form und Verzweigung. Die Sporen teilen sich bei der Keinmng gewöhnlich mu- in zwei Zellen, bilden aber stnist die gleichen Conidien, wie Dacryomyces. In der Familie der Clavavieen, welche sich den Dacryomyceten am besten anschliessen lassen, kommen schon grössei'e Fruchtkövper zur Erscheinung, welche zumeist auf der Erde oder auch an totem Holze im Herbste in der Natur vorkommen. Die Sporen von diesen Clavarieen, welche von ihren frischen, aus- gelegten Frnchtkörpern leicht rein nufzufangen sind, lassen sich nur vereinzelt zur unmittelbaren Auskeimung bringen. Sie sind wohl auf bestimmte Zeitfrist in der Keimung angepasst. Audi in zahlreich variierten Nährlösungen mit Zu- hülfenahme höherer Temperaturen im Themiostaten gelang die Keimung nur ver- einzelt, z. B. bei Cl. contorta, welche aber nur sterile Mycelien ausbildete. Es bleiben hier noch Versuche auf Sporenkeiraung nach langer Zeitdauer zu machen übrig, in welcher die Sporen, mit sterilisiertem Glassande gemischt, an feuchter Stelle, wie früher beschrieben, bis zum eventl. Eintritte der Keimung aufbewahrt werden müssen. ') Man vergleiche hierzu Text luid Abbildungen meiner citierten Arbeit in dem VII. Teile d. W. — 171 - Nm- bei den kleinen l'oi'nien vun Ty p li u la'), welche vielfaeU »Sclerutien, naiieiiincelien, besitzen, und allverbreitet an Laubabfällen auf der Erde vor- kommen, ist mir die Keinumg der Sporen leicht gelungen. Diese lassen sich l)ei der Auskeimung der Sclerotien von den zierlichen, einfach keulenförmigen, an der Spitze das Hymenium tragenden Finichtköi-pern leicht rein gewinnen. Sie bilden mit der Keimung in Nährlösung Mycelien, an welchen kurze, oft dielit zusanmieno-estellte Auszweiw-unoen sich oidienartio- zery-liedern. ■i. Hemiaii^iocarpe und aiis^iocarpo Autobasidiomyceteii. Erst die Formen der Familie der Thelephoreen zeigen ßa.sidienfruchtkörper in mehr oder minder bestimmter Fonnbildung. Zu diesem (Jharakter koiimt noch der weitere hinzu, dass die Fruchtkörper schon in den meisten Fällen resupinat sind, das Hymenium auf der unteren Seite ausbilden vmd hierin die ersten Anfänge der angiocarpen Kichtung erkennen lassen, der aber erst in den weiteren und höheren Formen der nächsten Familien zu eigenartig effigurierten Hymenien übergeht, mit gleichzeitig fortschreitendem angiocarpen Charakter der Fruchtkörper. Die Thelephoreen leben auf totem Holze oder auch auf der Erde. Die holzbewohu enden Formen v(m Stereum sind leicht zur Kultur heran- zuziehen. Die erdbewohnenden Thelephoreen, welche schon zu besthnm- teren Fruchtkörpern beti'ächtlicher Grösse ansteigen, sind in ihren Sporen offenbar angepasst. Die Keimung ist nicht unmittelbar zu erreichen uml muss neu versucht werden mit reinem Sporenmaterial, welches in feuchtem Glas- sande während der Dauer des Winters, vielleicht noch längere Zeit an geeig- neter Stelle aufbewahrt wird. Es ti'itt schon hier die Eigentümlichkeit hervor, dass die auf dem Boden, also in der Erde lebenden Pilzformen, die auch meist in flem Auftreten ihrer Fi'uchtkörper an eine bestimmte Jahreszeit gebunden sind, in ihren Sporen niclit unmittelbar zum Keimen gebracht werden können, dass dagegen die holz- bewohnenden Foi'men, am besten in sauren Nährlösungen, leicht und sicher auskeimen. Ei'st bei den einfacheren Formen der Familie dei" IKdneen, wie sie namentliili ii: der Gattuni>' Phlebia vorliefjen, kommt die I-Jjlduntr der Fr uctificati on in Oidien zui' auffälligen und charakteristischen Er- ') Die Formen di-r Gattung Typliula liabc icli schon Ende der siebziger .Talire des vor. Jahrh. untersucht und kultiviert. Band III d. W., Tafel VIII. 22* — 172 — sclieiuiuig-. Die bfiuiubewuliiieiideii, iiiclit gro.ssen Fruchtkörper, welche in den iiieisteu Fällen nur erst unregelmässige Erhabenheiten auf ihrer hynienialen Fläche ausbilden, sind in ihren leicht rein aufzufangenden Spuren in Nähr- lösungen unschwer und sicher zum Auskeimen zu bringen, und nun zeigt sich an den Auszweigungen der Mycelien der Zerfall der Fäden in centi'ipetaler Richtung, in Oidien, meist schon in den ersten Tagen der Kultur.') Hier wird es klar, dass es sich um eine fructiticative Ausbildung in den Mycelfäden handelt, für welche die morfjhologische Aufklärung in den JMycelzergliederungen gegeben ist, welche wir von Uhlamydonuicor unter den Mucorineen zum ersten Male beobachten konnten.'-) Ich habe diese den Basidiomyceten und, wie sich später zeigte, auch ilen Formen einzehier Ascomyceten eigentümliche Fructificatioii als die Bildung in Oidien bezeichnet, weil wir sie bei dem Pilz der Milch, bei dem ()idium 1 actis, in schon lange bekannter Form antreffen. Auch für dieses ( Jidiuni lactis geben die Oidien bei den höheren Pilzen die biologische Aufklärung. Dasselbe ist offenbar nur als ein Entwicklungs- glied einer höheren oder verschiedener, höherer Pilzformen anzusehen, aber darum nicht sicher bestinunbar, weil es nicht gelingen will, aus den Oidien im Wege der Kultur die höhere, zugehörige Fruchtfbrm zu gewinnen. Die Form der Oidien ist in fast allen Fällen eine gleichförmige mid übereinstimmende. Nur in der Dicke der Fäden und also auch in den Gliederzellen der Oidien zeigen sich geringe Variationen. Auch bei Oidien von Phlebien lassen sich aus den einzelnen Oidien- gliedern in langen Generationen neue Mycelien mit Oidienbildung heranziehen. Fruchtanlagen von Phlebien mit Basidien sind auf den Mycelien bei der stets wiedei'holten und reichsten Bildung von Oidien bis dahin nicht zur Aus- bildung gekouunen. Es ist aber kaum zweifelhaft, dass sie in fortgesetzter Kultur auch auftreten werden. Für die eigentlichen, charakteristischen Formen derHydneen mit ihren grossen Fruchtkörpern und Hymenien in Stacheln, die zumeist auf der Erde, aber auch als Holzbewohner auftreten, trifft leider wieder ') Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen aus den Untersuchungen über die Hydneen im VIII. Teile d. W., pag. 22—31. "') Man vergleiche hierzu die schon citicrtc Abhandlung iibiT Chlaniydomucor im VHI. Teile d. \\., pag. 212, Tafel VH, Figui' 1 — 11. — 178 — dieselbe Erfahrung zu, welche wir schon liei den (lavarieen und Telephoreen feststellen konnten, dass die, von den frischen Iruchtkörpern leicht rein zu ge- winnenden Sj)oren auf Keimung ange})asst und wnhl erst nach längerer Ruhezeit in feuchtem, reinem Glassande zur Aiiskciinmig zu liringcn sind. Hic-r müssen weitere und erneute T Untersuchungen anscldiessen. Hei haumbewohnenden Hydneen gelingt die Kultur aus den Hyphen der Fruchtk;ör[jer und der Nach- weis, dass in den Fäden der Mycelien vereinzelte Chlamydosporen auf- treten, wie dies bereits in dem 1. Teile <1. ß. angegeben ist. Ei'st bei den Formen dei- Agaricineen, bei den Blätterpilzen, kommt die eigentliche Masse der sogenannten Hutjnlze zur Erscheinung. Die Formen sind au.sserordentlich zahlreich, namentlich in unseren Klimaten ; sie werden auf Mi.st, auf gedüngtem Boden, namentlich auch als Erdl)ewoliner angetrotfen. Eine )ücht geringe Zahl lebt auf Bäumen, auf abgestorbenem Holz von Bäumen oder auch parasitisch, Baumkrankheiten erzeugend. Von den kleinen, mistbewohnenden Formen der Gattung ('oprinus habe ich schon vor 30 .Jahren erfolgreiche Kultui-en in Nährlösungen und auf Massen- substraten durchgeführt. Die Hporen sind von den kleinen Hüten leicht rein zu gewinnen, da sie ihre Sporen schnell und in kurzer Frist abwerfen. Die aus einzelnen Sporen gezogenen j\I}celien, welche an den Scheidewänden Schnallen füliren, erzeugen mei.st eine üidienfructification an kui'zen, oft dicht zusammen- gestellten Fäden. Die Oidien sind klein und oft keimschwach, lassen sich aber in verdünntem Mistdecoct bei genügender Vorsicht zu neuen Mycelien heranziehen.') Die Anlage der Fruchtkörper erfolgt schon nach einigen Tagen auf den Mycelien, und es ist leicht, mit aller Sicherheit festzustellen, dass ihre Aidage rein vegetativ aus gleichwertigen Fäden erfolgt, welche sich aus Auszweigungen von einzelnen Mycelhyphen in Luft früh bemerkljai- machen. Anderweite Beobachtungen, nach welchen die bruchtkörperanlagen aus einem, von einer kleinen, keimschwachen Gidie befruchteten Initialfaden her- vorgehen scdlten, konnte ich leicht als unrichtige erweisen; sie sind dann auch nach meinen Untersuchungen von den Autoren, trotzdem schon ßastardbildungen ') Auf den drei ersten Tafeln im VIII. Teile d. W. sind die verschiedensten Formen von Oidien bei den Agaricineen abgebildet, ebenso auch schon auf Tafel VIII im III. Teile d. W,, auf welche ich nebst zugehörigem Texte hier kurz verweise. — 174 — verkündet waren, als irrtümliche zurückgezogen worden.^) Der Aufbau der Fruchtkörper einschliesslich der Anlage der Hymenien mit Basidien konnte liier in allen Einzelheiten mit einer Durchsichtigkeit und Klarheit verfolgt werden, die keinen Zweifel bestehen liess, dass es sich schon hier um eine höhere fructificative Bildung in Fruchtkörpern handele, ohne das Auftreten einer Sexualität. Wohl aber ist die Anlasre und auch die noi'male Aus- CD bildung der Fruchtkörper in einzelnen Fällen von der Mitwirkung des Lichtes abhänffio'. Bei Coprinus stercorarius bilden sich in genugsam feuchten Substraten von ausgekochtem Pferdemist die Fruchtköi-per nicht unmittelbar, sondern mittelbar mit Einschaltung von Sclerotien, von Dauerzuständen, aus den jMycelien aus. Diese Sclerotien, welche in nassen Substraten stets zur Ausbildung ge- langen, werden in trockenen Substraten nicht gebildet. Die Fruchtköi-per er- scheinen direkt auf dem Substrate imd erreichen nun meist eine sehr bedeutende Grösse.^) Die Sclerotien, auf feuchtem Sande ausgelegt, keimen schon unmittelbar nach ihrer Bildung aus, und man kann feststellen, dass aus jeder nicht zu stark verkorkten Zelle des Sclerotiums die Hj-phenverzweigungen zur Fruchtanlage erfolgen. Sie werden zu hunderten auf einmal gebildet, und ihre Anlage wiederholt sich, wenn man sie täglich abwischt, stets von neuem bis zur Er- schöpfung der Sclerotien. Auch von anderen, in meiner frühereu Arbeit angeführten, mistbewohuenden P^ormen von Agaricineen gelino-t die Kultur meist mit mehr oder minder reicher (Jidienbildung an den Mycelien und dann mit Fruchtköi-peranlagen auf diesen ohne alle Schwierigkeit Die Sporen sind zwar durch ihre verkorkten JMembranen widerstandsfähig; flir lange Zeit ausgerüstet, keimen aber trotzdem in fast allen Fällen in gut hergestelltem Älistdecoct schnell und sicher aus einem Keimporus, der früheren Inseiidonsstelle der Spore auf dem Sterigma, aus.'*) Weiter unter- ') Die diesbezüglichen Literatur-Angaben finden sieli bereits in dem III. Bande d. W. bei den einzelnen Abhandlungen über die Copi'inusfomien vor. *) Diese hier kurz vermerkten Angaben über die Bildung der Fruchtkörper und der Sclerotien bei Coprinus stercorarius habe ich bislier noch nicht publiciert. Sonst finden sicli die weiteren Einzelheiten über den Aufbau der Fruchtkörper von Coprinus in dem bereits citierten III. Teile d. ^^^ mitgeteilt. ^) Man vergl. Text und Abbildungen im III. Teile d. W. über die verschiedenen Copriuusformen. — 175 — suchte, niistbewohiieiide Ag'aricineen sind in dem VI II. Bande meines Werkes näher besprochen. Die Kulturform ist die gleiche, wie bei ("oprinus, und in den Resultaten der Kultur zeigen sich o'eringre Variationen nui- darin, dass bald keine, bald eine reiche Oidienfrnctification eintritt. Als Xährlfisung kam ent- weder Mistdecoct allein ofler Bierwürze nüt JMistdecoct zur Verwendung. Von den baumbe wohnenden Ao-aricineen sind namentlich verschiedene Collybien-Fonnen zur Kultur herangezogen. Als Nährlösiuig kam hier saures Pliaumendecüct mit einem Zusätze von Mistdecoct zur Verwendung. Sie haben zumeist reiche C)idienbildving an den Mycelien. Mehrere CoUybia-Arten be- wohnen auch die grossen Fruchtkörper anderer Agaricineen und bilden in diesen Sclerotien aus. Die Sclerotien keimen leicht, und eine Korm unter diesen, Collybia racemosa, zeigt eine eigentümliche, bestimmt lokalisierte Auskeiniung an dei' Spitze der lang geformten Sclerotien. Die besonders reiche Uidieidjildung bei diesen Formen liess vermuten, dass es gelingen würde, aus den Oidien wiederum Sclerotien zu erzielen. Ich habe Dr. Falck veranlasst, die Untersuchungen im Fflanzenphysiologischen Institut in Breslau nach dieser Richtung weiter durch- zuführen, als ich es in meinen früheren Kulturen selbst getan habe, und es gelang, die Bildung der Sclerotien in den verschiedensten Nährsubstraten zu er- reichen.*) Die bestimmt geformten Sclerotien mit bestimmtem Keimorte erwiesen sich nun als Fru chtkör [)er anlagen, welche einen Dauerzus tan fl in Sei erotien form durchmachen und an ilirer Spitze bei der Keimung die Ausbildung zunächst des Stieles und dann des Hutes mit dem Hymenium volleiiden. Auch bei anderen, baumbewohnenden Agaricineen, wie z. ß. Hypho- loma, war die Oidienbildung eine stetige und reiche. Fruchtkörper- anlagen liessen sich hier von vornherein, bei der Grösse der Fruchtkörper, in den Kulturen niclit erwarten. Unter den baumbewohnenden, parasitisch auftretenden Agaricineen ist der Agaricus melleus die auttaüigste Krscheinung. Seine S])oren sind von den grossen Fruchtkörpern leicht rein aufzufangen untl keimen auf das leichteste in ') Icli \er\vei8e hier zimäclist iiut meine Kulturen von Collybia-Forinen und meine begleitenden Abbildungen im \MII. 'i'eile d. W. und im Anschlüsse hieran auf die Abhandlung von Dr. R. Falck in den Beiträgen zur Biologie der Pflanzen. IJand VIII. — 176 — sauren Nährlösungen zu Mycelien aus.^) Von diesen Mycelien werden schon nach wenigen Tagen aus vereinigten Fäden die lihizomorphenstränge in Object- trägerkulturen angelegt, welche sich durch Spitzenwachstum verlängern und in grossen Massen von Nährlösungen oder festen Substraten zu den verzweigten Strangsystemen der Rhizomorphen heranwachsen.^) Ich konnte das Eindringen dieser Rhizomorphenstränge in Kiefernwurzeln feststellen und zeigen, dass diese Sti'änge zwischen Holz und Rinde der Kiefern die Rhi zomorpha subcorti- calis darstellen, von welcher wiederum die runden, durch die Erde verlaufenden Stränge der Rh. subterranea ausgehen, die wieder in die Kiefei'nwurzeln ein- dringen und die bekannten Schädigungen der Nährpflanze hervorbringen.^) Die Auskeimung der Rhizomoi'phen zu den Fruchtkörpern des Agaricus ist von Hartig*) beobachtet und auch schon angegeben worden, dass die Fruchtkörper- bildung in einem Tm-nus von einer kurzen Reihe von Jahren besonders reichlich in der Natur auftritt. Als typische Parasiten auf den grossen Fruchtkörpern der Agai-icineen- gattung Russula auftretend, sind nun noch besonders die Formen von Nyctalis anzuführen. Sie zeigen als'neue und auffällige Bildunffen die massejihafte An- läge von Chlamydosporen , bald in der oberen Hälfte des Hutes bei K. asterophora, bald in den sämtlichen Flächen des Hymeniums, bei N. parasitica. Diese gelben Sporenlager auf dem Hute von N. asterophora rufen äusserlich die Erscheinung eines Bovistpilzes hervor, an der unteren Seite zeigen sich aber deutlich die noch Sporen werfenden Hvnienien des Hutpilzes. 1) Die vergeblichen Versuche mit der Sporenkeimung des Agaiicus melleus in Nüiir- lösungen sind darauf zurückzuführen, dass keine sauren Nährlösungen zur Verwendung kamen. In neutralen Medien habe auch ich die Keimung der Sporen nicht erreichen können. Sie trat aber sofoi-t und allgemein ein, sobald genugsam saures Pflaumendecoct für die Kultur verwendet wurde. Es liegt hier ein besonders bemerkenswerter und leicht demonstrierbarer Fall vor, wie die Keimung der Sporen von der Beschaffenheit der Nährlösung, hier also von dem Säuregehalte derselben beeinflusst wii-d. Ebenso interessant ist hieran anschliessend das phänomenale Resultat der Kultur, dass schon nach wenigen Tagen die Anlage der Ehizomoi-phen auf dem Objectti-äger direkt beobachtet werden kann. -) Die Riesenkulturen in grossen Massen von Nährlösungen in Krystallisierschalen habe ich in meinen Abhandlungen über die Kultur des Agaricus melleus und die Rhizo- morphenbildung im Jahre 1877 ausfiüirlich beschrieben im III. Teile d. W. ä) Man vergl. hierzu die Abbildmigeu auf den Tafeln X und XI im III. Teile d. W. *) R. Hartig, Wichtige Krankheiten der Waldbäunie. 1874. — 177 — Die Fruchtkörper von N. ])arasitica erscheinen knorpelig und braun von den Chlaniydosporen, welche hier das ganze Hyphengeflecht des Hutes massenhaft durchsetzen und inxr in einzelnen Fällen die Ausbildung des sporentragenden Hymeniums auffinden lassen/) Ich konnte durch Kultur der Pasidiensporen leicht die bestehende Controverse zwischen Tulasne und de Bary dahin ent- scheiden, dass man es in den Chlaniydosporen nicht mit einem parasitischen Ein- dringlinge, sondern mit Bildungen der Nyctalis selbst zu tun hat. An den ]\Iycelien aus den Basidiensporen traten neben reichlicher Bildung von Oidien die ('hlamydosporen sehr früh einzeln oder in langen Reihen in den Mycelfäden auf. Wir haben hier also bei den Fonnen der Agaricineen die Chlamydo- sporen in zwei Formen, einmal in Oidien und dann in eigent- lichen Chlaniydosporen. Bei N. asterophora kamen nachträglich auf den Mycelien auch Fruchtkörperaiilagen zur Erscheinung, welche aber durch zu reich- liche Ausbildung von Chlaniydosporen nicht zur Anlage von basidientoragenden Hymenien fortschritten. Es ist einer kurzen Notiz wert, dass die eigentlichen Chlamydosporen in Nährlösungen nicht wieder zum Keimen zu bringen waren, dass sie aber sofort auskeimten, wenn sie in das Hutfleisch von Russula- Fruchtkörpern übertragen wuixlen^), welche die Nyctalis als Wirte bewohnt. Kaum an einer anderen Stelle habe ich den Einfiuss des Nähr- substrates auf die Auskeimung der Sporen so unmittelbar und in so auHäl liger Weise konstatieren können, wie hier bei den Sporen von Nyctalis. Die Kultur der parasitisch lebenden Nyctalis-Formen gelang bei N. asterophora schon in reiner Bierwürze. Bei N. parasitica blieben aber die Kulturen nur kümmerlich, bis ein Auszug von Russula-Fruchtkörpern, die frisch und schnell getrocknet und dann mit kaltem Wasser ausgezogen wurden, mit der Bierwürze zup-leich zur Verwendung- kam. In dieser Mischung erreichten die Kulturen die grösste Üppigkeit, die auch bis zur Anlage von Fruchtkörpeni fortschritt. ') 1) Die diesbezüglichen Abbildungen über N. asterophora und N. parasitica mit dem zugehörigen Texte sind in dem VIII. Teile d. W., Tafel V und VI, einzusehen. -) Erfolgreiche Versuche mit Übertragung der Chlamydosporen von Nyctaüs auf Russula-Fruchtkörper sind schon von Krombholz mitgeteilt worden. Essbare Schwämme, Heft I, pag. 5. ^) Die näheren Einzelheiten finden sich in meiner citierten Abhandlung im VIII. TeUe d. W. 23 Brofeld, Boton. üntersuchniigeii. XIV. " — 178 — Von den übrigen Agaricineen, welche baumbewohnend auftreten, habe icli eine ganze Anzahl kultiviert und hier auch das Aufti'eten von üidien an den Mycelien beobachtet. Die Sporen der baumbewohnenden Formen keimen in sauren Nährlösungen fast sämtlich aus, dagegen versagten die Sporen der erdbewohnenden, in be- stimmten Zeiten des Spätsommers und des Herbstes auftretenden Formen der Agaricineen zumeist in den eingeleiteten Keimungsversuchen. Von Amanita- und Kussulaformen etc. habe ich keine Sporenkeimung beobachten können und möchte hiemach glauben, dass die Sporen auf Keimzeit angepasst sind, und dass neue Versuche auf Keimung mit rein aufgefangenen, in feuchtem Glas- sande während der Dauer des Winters aufbewahrten Sporen im Frühjahre Aussicht für erfolgreiche Kulturen bieten werden. Conidienformen sind bei allen kultivierten Agaricineen nicht beobachtet worden. Nur bei der Gattung Kozites'), welche in Brasilien von Schlepp- ameisen «■leichsam künstlich auf zusannuenofetragenen Pflanzenteilen in Nestern unter der Erde kultiviei't wird, sind C'onidien beobachtet worden, deren Zu- gehörio-keit aufs höchste wahrscheinlich ist, nicht aber ergänzend durch die Kultur von Rozitessporen erwiesen werden konnte. Die Formen der Pol vpor een sind in unseren Klimaten weniger zahl- reich, wie die der Agaricineen. Dafür erreichen aber die Fruchtkörper ein- zelner Fonnen, namentlich der Feuerschwännne, eine sehr bedeutende Gi'össe, sie zeigen die Eigentümlichkeit, dass sie j)erennierend sind und in jährlichen Perioden an ihrem Umfange neue Hymenienzonen ausbilden. Die Poly- porecn shid zumeist bäum- oder holzbewohnend. Die geringere Zahl von ihnen kommt auf der Erde vor. Es ist sehr leicht, die Sporen von frischen Fruchtkörpern rein zu gewinnen und ebenso leicht, die Sporen von den baumbewohuenden Formen in sauren Nährlösimgen, am besten saurem Pflaumendecoct mit Mistdecoct, zur erfolgreichen Kultm- heranzuziehen. Die kultivierten Fonnen von Polyporus, deren Mycehen an den Scheidewänden zumeist Sclinallen zeigen, bildeten in den kleinen, weissen Formen, welche besonders diu-ch P. vaporarius verti'eten sind, grosse, dickfadige Mycelien, welche an Oidieii steril blieben, aber bei ') Von A. Möller untersucht in den Pilzgärten der Schleppameisen. .Jena 1893 bei G. Fischer. — 179 — P. vaporarius auf den Mycelien dii'ekt zur Basidienbildung über- gingen. Die Bildung der Basidien, anfangs einzeln auf den Mycelfäden, wurde bald so zahlreich, dass geschlossene Hymenien ans den Basidien zustande kamen, auf welchen man durch wallartige Erhebung die Anlage der Poren des Poly- porus Schritt für Schritt verfolgen konnte. Ich habe diese, in Kultm-en auf Objectträgern künstlich gezogenen Fruchtkörper auf den Tafeln des VII. Bandes m. W., Tafel XI, Figur 2], abgebildet. Die dem P. vaporarhis nahe verwandten Formen, welche Basidiensporen von ausserordentlicher Kleinheit ausbilden, habe ich ebenfalls kultiviert, aber die Kulturen nicht bis zur Fructification, auch nicht in Nebenfrnchtformen, bringen können. Die kleinen, an Stäbchen der Bakterien erinnernden Sporen schwellen bei der Keimung sehr stark an und bilden dann autiallend dickfadige Mycelien aus. Bei grösseren Polyporeenformen, auch bei den Pilzen des Feuerschwammes, treten hie und da üidien auf, die aber in anderen Fällen wieder fehlen.') Will man von diesen Fruchtkörpern und auch von den Formen von Tram et es die Sporen kultivieren, so kann dies nur von frisch gebildeten Hymenien geschehen, und man muss sich in jedem einzelnen Falle sicher darüber orientieren, in welcher Zeit neue Hymenien-Zonen gebildet werden und diese Hymenien ihre Sporen abwerfen. — Sehr zierliche üidien werden z.B. bei den kleinen P. versieolor und seinen Verwandten gebildet. Nur bei wenigen Formen von Polyporus, die ich zu der Gattung Oligo- porus zusammengefasst habe, treten, ähnlich wie bei Nyctalis unter den Aga- ricineen, reiche Chlamy dosporenbililungen auf Sie sind von Oligo- porus ust i laginoides unter dem Namen Ptychogaster schon von Tulasne") inigenau beschrieben und in ihrem morphologischen Werte nicht erkannt. Die Bildung der Chlamydosporen bei diesem Oligoporus, der in einzelnen Gegenden an alten Bretterzäunen nicht selten ist, ist eine so reichliche und überwiegende, dass nur in besonderen Fällen die Anlage des Hymeniums in Poren beobachtet werden kann. Dies ist von Ludwig^) und anderen geschehen, und ich habe mich von der ilichtigkeit dieser Beobachtungen Uberzeugeii können.*) Bei üligo- 'J Man vergleiche hierzu die einzelnen Abhandlungen über die Formen der Polyporeen im VIII. Teile d. W. -) Tuhisne, Ann. sc. nat. 5. Sörie, Tome IV und Tome XV, Tafel XII, pag. 1—4. 8) Ludwig, Zeitschrift für ges. Naturw. 1880, Band 53, pag. 4-30. •') Die richtigen Abbildungen über die Clilamydosporenbildung l)ci Ptychogaster finden sich in meiner Abhandlung im VIII. Teile d. W. aut den Tafeln VII und VIII. — 180 — porus farinosns werden in kleinen Fruchtkörperanlagen nur Chlamydosporen, in grossen dagegen auch Hymenien angelegt. P2s ist liier leiclit zu verfolgen, wie die Chlamydosporenbildung bis unter die Hymenien geht und wie die hier farblosen Chlamydosporen sogar iii den Basidien selbst zur An- lage kommen. Wenn die Hyraenienbildung ganz ausbliebe und nur noch Chlamydosporen zur Ausbildung gelangten, würfle man über die moi-phologische Beurteilung dieser Bildungen im Unklaren lileiben müssen, wie es z. Z. noch fin- Oligo porus rubescens zutriff't.^) Nur bei wenigen Formen der l'olyporeen ist es mir im Wege der Kultiu- gelungen, eine (Jonidienbildun g zu beobachten. Bei Poly- porus destructor wei'den Mycelien ausgebildet, an welchen man eine Coni- dienbildung im Verlaufe der Fäden in Einzelstellung auf langen Sterigmen beobachten kann. Neben den Conidien werden auch Chlamydosporen in den Fäden gebildet. Die Conidien und Chlamydosporen sind keimfähig und erzeugen wieder von neuem in der gleichen Art fructificierende Mycelien.^) — Bei F. annosus, den ich wegen seiner schönen Conidienbildung mit dem Namen Heterobasi dion annosum bezeichnet habe, werden pracht- volle Conidienträger gebildet, welche auf ihren köpfchentörmigen Anschwelhmgen simultan eine grosse Menge von Conidien auf längei-en Sterigmen au-sbilden. üie Ableitung dieser Conidien, die bis dahin ganz unbekannt geblieben sind, wurde mit unwiderleglicher Sicherheit aus der Kultur einzelner Sporen verfolgt. Auf den auch hier schnallenlosen Mycelien, welche nachträglich auf sterilisiertem Brote in Riesenmassen ein ganzes Jahr hindurch fort kultiviert wurden, war die Bildung der farblosen Conidienti'äger eine überaus üppige. Es bildeten sich sogar Coremienformen von Conidienträgei'n aus, wie sie in den Zeichnungen des 8. Heftes, Tafel XI, 24. u. 26. Figur wiedergegeben sind. In der Zahl der Conidien gingen diese Conidienti'äger auch auf die Vierzahl zurück und wurden hierin den viersporigen Basidien ähnlich. So üppig aber auch die Kulturen auf Brot wui'den und so lange die Kulturen fortgesetzt werden konnten, zeigte sich gleichwohl keine Hymenienbildmig mit Basidien. Icli zweifle aber nicht, dass >) Man vergleiche Text und Äbbildimgen in der citierten Abhandlung des VIII. Teiles d. W. -) Die Untersuchungen von Polyporus destructor habe ich noch nicht publiciert, die Resultate sind hier niu* vorläufig kui'z angeführt. — 181 — auch diese erreicht werden kann, weini die Kultui- \viederholt wird auf einem Substrat von Sägespänen der Fichte, welche mit sam-eni Pflaumendecoct oder mit saurer Bierwürze durchti'änkt sind. Heterobasidion ist ein gefahrUcher Parasit namentlich au Fichten, weniger an Laubhölzern, l^henso erzeugt Tra- metes pini im Kernholz der Kiefer die Rotfäule. Die Formen von irpex schliessen sich den Polyporeen nur lose an. Ihr Hymenium hat keine i'oren, sondern labyrinthartig zu einander verlaufende Leisten. Vonirpex obliciuus und Irp. par odoxus habe ich Kulturen aus- ireführt und hier die reichliche Bildung von üidien festgestellt. — Bei einer neuen Irpexform, welche ich auf den Wurzeln der Ulmen an den Pro- menadenbäumen von Münster häutig fand, konnte ich die massenhafte Bildung von farblosen Chlamydosporen in allen Teilen des Fruchtkörpers bis in das Hymenium hinein sicher verfolgen. Die in einzelnen Fällen ziendich grossen PVuchtkörper waren tormlich schwer von der Masse der gebildeten ('hlamydo- sporen. Die Hymenien bildeten, wenn auch nicht reichlich, doch noch Basidien mit Sporen aus, und aus diesen Sporen habe ich Mycelien mit reicher Chlumydo- sporenbildung wieder gezogen. Es ist berechtigt, diese bisher nicht beschriebene Forai nach ihrer reichen Chlamydosporenbildung von der Gattung Irpex abzu- ti-ennen und sie als Irpicium ulniicola zu bezeichnen. Eine ausführliche Mitteilung über diese bemerkenswerte Pilzform habe ich in Vorbereitung für den XVL Band d. W. An dieser Stelle will ich kurz die Gattung Fistulina einschalten, welche in grossen, fleischfarbigen, stiellosen Fruchtkörpern an Eichen auftritt. Das Hymenium wird hier in freien Röhren ausgebildet, und in dem Fleische des konsolenartigen Fruchtkörpers findet man mehr oder minder reichlich eine (Jhla- mydosjjorenbildung vor. Kleinere Fi-uchtkörper ohne Hymenien zeigen im Inneren ausschliesslich Massenanlagen von Chlamydosporen. In den JMycelien des Pilzes werden schon früh dieselben Chlamydosporen an den einzelnen P'äden, oft reihenfcJrmig hhiter einander, angelegt, wie sie in jungen Fruchtkörper- anlagen stets zu Hilden sind. Die Zugehörigkeit der Chlamydosporen zu dem Pilze ist hiennit sicher erwiesen. Diese Chlamydosporenbildung ist demnach in jungen Fruchtanlagen bei Fistulina vorherrschend und wird erst nachträglich mit der Aidaffe der Hvmenien zurückjredräntjt. Wenn die H^■menien nicht zustande- honnuen, bestehen die jungen Frnclitkörj)eranlagen ausschliesslich aus der Masse der Chlamydosporen. Vergl. Heft 8, Tafel VUl, Figiu- 35 und 36. - 182 — Ohne systematische Verbindung zu Fistulina mag hier die Gattung Solen ia noch kurz angeführt sein. Sie zeigt in ihren Fruchtkörpern zusammen- gestellte Röhren, in welchen das Hymenium zur Ausbildung kommt. Diese werden einzeln auf den Mycehen ohne Fruchtkörper angelegt und können erst nachträglich fiaichtkörperaitig zusammenschliessen. Ausserlich wird hierdurch die Gattung den Formen der Polyporeen ähnlich, nach der fi-nchtköiijerartigen Anlage der einzelnen Röhren, dii'ekt auf den ^lycelien, .schliesst sich die Gattung eher den Telephoreen an. Die Reinkultur der Sporen des baumbewohnenden Pilzes gelang leicht, und die Kulturen erreichten in der leicht übersichtlichen Anlage und in der Ausbildung der einzelnen, röhrenartigen Fruchtkörper, die nachti'äo-lich zusammenschliessen, einen vollkommenen Abschluss. Nebenfrucht- formen kamen nicht zur Erscheinung.^) Unter den Formen von Merulius, bei welchen die Hymenien nur geringe, wabenartige Erhebungen zeicren, habe ich M. tremellosus, M. corium und M. fugax untersucht und ebenso auch M. lacrymans, und an den besonders reich mit Schnallen versehenen Mycelien keine fructificative Bildungen beobachten können. Unter diesen Formen ist der M. lacrymans als der bekannte, holz- zerstörende Hausschwamm besonders berüchtigt und gefürchtet. Die Sporen keimen in sauren Nährlösungen auf das Leichteste aus, die Mycelien bleiben steril an Nebenfruchtformen, und es ist Di'. Falck gelungen, aus diesen Mycelien, welche auf Holz übertragen wurden, wiederum in Sporen fructificierende Frucht- köi']3er von Merulius zu kultivieren. Eine nahe verwandte Filzfonii ist auch baumbewohnend im Freien angetroffen. Die Annahme, dass diese schon im Freien befallenen Holzfoi-men die Entwicklung des Hausschwammes in verbautem Holze herbeiführen, ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht bestätigt worden. Dagegen düi-fte die Ansteckung des toten Holzes durch die Sporen der Frucht- körper von M. laciymans im Inneren der Häuser für die Entwicklung des Filzes in erster Linie in Beti'acht kommen.^) ') Man vergleiche die Beschreibung und die zugehörigen Abbildungen von Solenia im VII. Teile d. W. Tafel XI, Figur 21. ■■') Ich nehme hier Bezug aul die neuesten Untersuchungen über den Hausschwamra von E. Falck aus dem Pflanzen-Physiologischen Institut in Breslau, welche im letzten Jahre nur kurz und vorläufig veröffentlicht sind. — Inzwischen sind die Hausschwammforschungen von A. Möller ei-schienen, Verlag von Gusta%- Fischer in Jena 1907, worin auch die Unter- suchungen von R. Falck über den Hausschwamm ausführlicher mitgeteilt sind. — 183 — Die holzbewohiienden Fomien von Leiizites und von Daedalea, die nach der Ausbildung ihi'er Hymenien eine Alittelstellung zwischen Agaricineen und Folyporeen einnehmen, wurden au.s den ßasidiensporen kultiviert, bildeten grosse Mycelien, bald nnt, bald ohne üidien, au.s. Es ist anzunehmen, dass die Kultur der bäum bewohnenden Poly- poreen in sauren Nährlösungen allgemein gelingen wird, wenn sie nach den hier jreofebenen VorbiUlern richtio- einireleitet wird. Die Kulturen werden wahrscheinlich eine Erweiterung der jetzt vorliegenden Tatsachen, vielleicht auch noch neue Resultate ergeben. Von den erd be w ohnenden Folyporeen waren die Kulturversuche niei.st ergebnislos. Die Sporen, z. B. von der fbrmen- reicheu Gattung Boletus, erwiesen sich als nicht keimfähig. Sie sind wahr- scheinlich angepasst und werden nach längerem Aufenthalte in sterilisiertem Glassaude auskeimen und stellen weitere Resultate in Aussicht — Von den Gastromycetenformen, die zu einem Teile unterirdisch leben, gilt das Gleiche. Die Sporen müssen erst nach der angegebenen Methodik keimfähig gemacht werden, wenii die Kulturen dieser Pilze Erfolg haben sollen. Hier liegt ein weites Gebiet noch unerschlossen für zukünftige Forschung vor. Man weiss von der Biologie dieser Filze fast nichts, trotz der so auffälligen, oft grossartigen Erscheinung der Fruchtköi-per. ^) — Bei dem grossen Phallus blieben Mycel- kulturen steiil an Nebenfruchtfbnnen, ebenso auch Kulturen aus den Fäden junger Fruchtkörper von Lycoperdon. Nur bei den Nidularieen gelangen ') Wir sind liier zur Zeit nicht bloss in Unkenntnis über die Keimvnig der Sporen und über ihre Keimdauer in und unter der Erde, wir haben auch ebenso von dem vege- tativen Leben, von der V^erbreitung und der ErhaUung der Myceh'en in der Erde, von der Zeit und der Periode ihrer üppigsten Entwicklung, welclie doch der Fruetification voran- gehen inuss, noch nicht einmal die Initialen einer Erkenntnis. Die Mycelien dieser Pilze sind, wenn sie nicht in gi-ossen Strängen auftreten, der Deobaclitung in der Erde unzu- gänglich und kommen nur gelegentlich in Form von ectotrophen oder endotrophen Mycor- rhizen an ßaumwurzeln oder an humusbewohnenden Pflanzen zur Erscheinung, von welchen aber bis jetzt weitere Aufklärungen nicht abzuleiten waren. Wenn wir die riesenmässigen Fruchtkörper von den Boleten unter den Polyporeen, von Lactarien und von Russula etc. unter den Agaricineen, von Lycoperdon, unter den Gastromy- ceten Bovista, Giasta, Battarea etc. schnell, fast plötzlich in die Erscheinung treten sehen, wird uns die Lücke in der noch zu ergänzenden Hälfte der Biologie dieser grossen Pilze, in ihren vegetativen Zuständen, in ihrer Verbreitung und Ernährung im Boden, in drastischer Weise geradezu als eine gähnende Leere zum Bewusstsein gefülirt. — 184 — die Sporenknlturen bei Crvicibulum und bei Cyathus. Die Basidiensporen, von der ^Yänlle des Thermostaten unterstützt, keimten in sauren Pflaumen- auszUgen mit Mistdecoct reich aus und bildeten grosse Mycelien mit Oidien- fructification an den einzelnen Fäden. ^) Halten wir einen Rückblick über die gesamten Formen der Hemibasidii und der von diesen abgeleiteten Formen der Proto- basidiomyceten einerseits und der Autobasidiomyceten anderer- seits, so zeigt es sich, dass hier in der Conidienfructification, welche sich einfach und natürlich an die Conidienbildungen der isogam diöerenzierten, ter- i-esti-isch angepassten Phycomyceten resp. der Zygomyceten anschliesst, eine fortschreitende Steigerung in der Form bis zu der regelmässigen Bildung in Basidien mit bestimmter Gliederung und Sporenzahl eingetreten ist. Zugleich mit dieser Formsteigerung in der Fructification zu Basidien vollzieht sich in allen Abstufungen die Ausbilduno- zu Basidien- fruchtkörpern, welche in den Formen der Hydneen, Polyporeen und Agaricineen die verschiedenen Endpunkte in der morjihologischen Differenzierung der höchsten Pilzfornien erreichen. Es ist bemerkenswert, dass diese charakteristische Ausbildung der Hymenien in Stacheln, in Poren und in Blättern in der gleichen Art bei den Formen der Proto- und der Autobasidio- myceten wiederkehrt. Offenbar wird in dieser F o r m a u s b i 1 d u n g der Hymenien die möglichste Verbreiterung der hymenialen Flächen mit den Basidien auf gegebenem, beschränktem Räume in der einfachsten Art erreicht. Es kann aus diesem Grunde nur natür- lich erscheinen, dass dieselben Formausbildungen in den Hymenien in Stacheln, Poren etc. bei den beiden parallelen Reihen der Proto- und der Autobasidiomyceten unabhängig von einander aufgetreten sind, und dass sie mit geringen Variationen bei beiden wiederkehren. Neben der Fructification in Basidien finden sich nun noch Xebenfrucht- formen in einfachen Conidien, welche dii'ekt von der Basidienfi-uctification sich ableiten lassen. Ausser den Basidien und einfachen Conidienformen haben wir aber noch bei den Hemibasidii tj'pisch und ebenso bei den 1) Meine schon Ende der siebziger Jahre des vor. Jahrh. ausgeführten Unter- suchungen über die Nididarieen finden sich im LH. Teile d. W., pag. 175 — 180, 185 Uredineen unter den Protobiisidiomy ceten vorhen'scbend die Aiis- hildmig von Chlaniydosjioren bald in einer, bald in mehreren Formen. Bei den Autobasidiuni yceten ist die Chlamydosporen bildung in Oidien vorlieiTschend, in eigentlichen Chlamydosporen aber eine ver- einzelte lind nur auf wenige Formen beschränkte. Die sämtlichen Fruchtformen, welche wir in dem Entwicklungs- gange dieser Pilze neben der Hasidie als höchste Fructification antreffen, werden ungeschlechtlich gebildet. In dem gesamten Entwicklungsgange, der bei den einzelnen Foiinen bis in alle Einzelheiten leicht und id)ersichtlich zu verfolgen ist, tritt eine Geschlechtlichkeit nicht in die Er- scheinung. Schon bei flen isogam differenzierten Pilzfornien kam die Geschlechtlichkeit zumeist nur vereinzelt und ergänzend zur Geltung, und zwar in der Ausbildung von Zygoten, welche den Dauer- zustand dieser Pilze ganz besonders repräsentieren. Mit fortschreitender, ter- restrischer Ausbildung fanden wir aber schon bei diesen Pilzen die Sporen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung fiir die natürliche Verbreitung in dei- Luft nach ihrer Kleinheit angepasst und damit zugleich mit dicken Membranen für lange Keimdauer ausgerüstet. Als ei'haltendes, für den Dauerzustand besonders be- stimmtes Glied in der Entwicklung dieser Pilzformen sind denuuich die Zygoten nicht mehr allein anzusehen; die ungeschlechtlichen Sporen selbst sind, den Zygoten biologisch gleich, fiir Dauerzustände aus- gerüstet und für die Erhaltung des Pilzes ebenso gut, vielleicht noch besser, angepasst. Die terrestrische Ausbildung bei den isogam differenzierten Phycomvceten resp. Zygomyceten treffen wir nun nacli der Richtung der Hemibasidii und der eigentlichen Basidiomyceten in unverkennbarem Fortschritte dahin gesteigert an, dass die Geschleclitl iclikei t und die Ausbildunu- o-eschlecli tli cli erzeugter Zygoten niclit mehr in die Erscheinung treten, und dass ihr Ersatz in biolooischer Beziehunii" für die Erlialtun"- untl zuirleicii für die Verbn'itung der Form von der ungeschle ch tl i clieu S])()ren- f ru c ti ticati on allein übernommen ist. Wir linden es, wenn wir im Verlaufe der Kultur mid ihrer Ergebnisse inuner wieder nur auf un«reschlecht- O CD liehe Bildung stossen, niclit mehr inniatürlich, dass die Geschlechtlichkeit felilt, und dass die ungeschlechtlichen Fruchtformen schliesslich die alleinige, i'ür die Brefeld, Botan. Untersachungen. XIV. 2^ — 186 — Erhaltung und für die Verbreitung der Pilze ausreichende Fructitication ge- worden sind. Die Geschlechtlichkeit und die mit ihr zusammen- hängenden Fruchtformen sind in Wegfall gekommen, zugunsten der alleinigen Fructification in ungeschlechtlichen Fruchtformen, die sich nun, den biologischen Bedürfnissen für die ausgiebige Verbreitung der Sporen entsprechend, durch Spaltung in ihrer Zahl vermehrt haben und die sich weiterhin in eigenartiger Differenzier un o- und Formstei treruno- von dem einfachen und unregelmässigen Conidien träger zur typisch gestalteten Basidie in allmählichem Übergange erhoben haben. • Es kann indes nur natürlich erscheinen, dass man im Anschluss an die bei den Stammformen der Algen, und der algenähnlichen Pike, bestehende und hier sicher nacho-ewiesene Geschlechtlichkeit nun auch bei den verschiedenen Formen der höheren Pilze eine Sexualität voraussetzte imd nach einer solchen mit allem Eifer suchte. Hier neue Sexualitäten zu entdecken, war das Ziel der damaligen Forschung. So fest war der Glaube an hier bestehende Sexualitäten, dass man sich, bei negativem und unzureichendem .\usgange der Beobach- tungen, dazu verleiten Hess, Sexualitäten zu construieren, die gar nicht bestehen, und die vor einer sorgfältigen und kritischen Untersuchung nicht standhalten konnten. So ist bei den Hemibasidii, den Brandpilzen, die Sexualität construiert worden aus der F u s i o n i e r u n g von Conidien, welche von den Hemibasidien erzeugt werden. Ich konnte nachweisen, dass diese vermeintlichen Copulationen von Conidien, bei welchen die Zellkerne sich nicht beteiligen, nichts sind als blosse Fusionierungen, deren EndefFect darin besteht, dass zwei fusionierte Conidien einen etwas längeren Keimschlauch bilden, wie einzelne Conidien allein.^) Die Conidien sind keine geschlechtlich differenzierten Sporen, ihre weitere Entwicklung ist nicht abhängig von einem Befi-uchtungsvorgange, sondern allein von der Ernährung resp. der Nährlösung, in welcher sie vege- tieren. Die Fusionierung zwischen den Conidien ist gleich der allgemein bei ') Die vermeintlichen Copulationen bei den Formen der Brandpilze in der Fusionierung von zwei Conidien sind in dem V. und in dem XII. Teile d. W. (Brand- pilze I und II) .ausführlich besprochen, ebenso auch die Auskeimuug der tüsionierteii Conidien zu längei'en Keimschläuchen, worauf ich hier kurz hinweisen kann. — 187 — den höheren Pilzen vorkommenden Fusionierungr und Schnallenbildiin(r der Mycelfaden nur eine nehenläutige, vegetative Erscheinnng, die mit Sexualität nichts zu tun hat. ^) Bei den Uredineen unter den Protobasidiomyceten sollten die keimschwachen, kleinen ('onidien in Pycniden sexuell diffe- renziert und gleich den Sp er nia toz oi den raä n n liehe Geschlechts- zellen sein. Ich konnte im Verein mit Dr. von Tavel nachweisen, dass sie einfache Conidien sind, welche, wie alle anderen ungeschlechtlichen Conidien, in Nährlösungen zu Mycelien au.skeimen.^) Für die männlich abgestempelten Conidien ist ausserdem die ergänzende edle Weiblichkeit bis dahin nicht auf- zufinden gewesen. Bei den verschiedenen Fonnen der Tremellineen fand ich die den Speraiatien der Uredineen homologen Conidien in reicher Bildung von minutiöser Kleinheit vor, welche sämtlich als keimfähig sich erwiesen und neue, wieder fructificierende Mycelien erzeugten, wie bereits bei den einzelnen Formen der Tremellineen im Vll. Teile d. W. angegeben ist. Bei den Autobasidiomyceten konnte ich, nach den schon ti'Uher ausgeführten Einzelheiten, den Aufbau der Fruchtköi-per in Basidien in allen einzelnen Stadien verfolgen und nachweisen, dass sie aus gleichen vegetativen Fäden angelegt und aufoebaut werden. Schon hierdurch war der sichere Nach- weis geführt, dass die Fruchtkörper in Basidien in ihrer ersten Aidage ungeschlechtlich und in ihrer späteren Sporenfructification ebenfalls ungeschlecht- licher Natur sind. — Eline für die erste Anlage dieser Fruchtkörper axich hier construierte Sexualität, nach welcher keimschwache Oidien bei Coprinus einen weiblich beurteilten Initialfaden be- frueliten und hierdurch die Ausbildung der Fruchtkörper er- zeugen sollten, war hier doch ganz von selbst in den Seat ge- legt, und iln-e Entdecker gaben nachti'äglich selbst die schon geschlechtlich ^) Die Auffassung von de Bary, nach welcher die Fusionierung der Conidien bei den Ustilagiiieen ein Geschlechtsakt und hiernach die Ustilagineen isogam differenzierte, geschlechtHche Pilzfbnnen sein sollten, hat sicli als eine vollständig irrtümliche erwiesen. -) Man vergleiche hierzu die Abhandlung im IX. Teile d. AV. „Die Spennatien und ihre Kultur in Nährlösungen" pag. 25—55 : weitergehende Keimungsversuche mit den Sper- matien habe ich dann in den nächsten Jahren erfolgreich allein ausgeführt. 24* — 188 — erzeugten Bastarde stiefväterlich wieder preis zugunsten einer neutralen Bilduns:. &• Die sämtlichen, vorstehend angeführten nur construierten , in der Wirklichkeit nicht bestehenden Sexualitäten nach der einen Richtung der höheren Pilze, in welcher die Conidie in ihrer allmählichen Formsteigerung zur Basidie den Charakter der Fornibildun o- g;ibt, sind hiermit zu einer humoristischen DO ' Erinnerung eingeengt. Die Geschlechtslosigkeit bei den Formen dieser ehien Hauptrichtung der höheren Pilze ist also über jeden Zweifel hinaus erwiesen. Nur noch eines, in der allerneuesten Zeit aufgefundenen, sexuell gedeuteten Vorganges, dessen Einfachheit und Gleichförmigkeit alles hinter sich lässt, was bis jetzt auf dem Gebiete der Sexualität entdeckt worden ist, muss hier noch besonders gedacht werden. Bei der Keimuuii der Chlamvdo- Sporen, der Hemibasidii und der Uredineeu, bei der Anlage der einzehien Ba- sidie der Proto- imd der Autobasidiomyceten ist in der Mutterz eile die Teilung eines Zellkernes beobachtet worden, dw bald nach voll- zogener Tat zu einer Wiedervereinigung der beiden Tochter- kerne übergeht. Dieser Vorgang der Karyogamie in ehi und der- selben Zelle, gleichsam intracellular sich vollziehend, ist von Dangeard als Sexualität und als ein Befruchtungsvorgang beurteilt worden, der sich in nahezu unveränderter Gleichmässigkeit von den Formen der Hemibasidii bis zu den höchsten Formen der Basidiomyceten in jeder Basidie vollziehen soU.^) — Wir können diese neue Lehre der Sexualität ohne weitere Besprechung ') Die hier angezogenen Entdeckungen über die Sexualität der Autobasidiomyceten von Rees und von van Tieghem sind ausführlich behandelt in dem III. Teile d. W. pag. .39 und 102, worauf ich km-z verweisen kann. — Es verdient noch, hier angemerkt zu werden, dass die vermeintlichen Entdeckungen über eine Sexualität bei der Anlage der Basidien- fi-uchtkörper von Copriuus unter den Autobasidiomyceten in der damaUgeu Zeit 1875 ein ebenso grosses Aufsehen erregten, wie die jetzt vorliegenden Mitteilungen bei der Anlage der Asceufi-üchte von Pyronema und Erysiphe, welche nachweislich ebenso irrtümliche sind, wie sie bei den Basidiomyceten erwiesen werden konnten. -) Diese neue Entdeckimg der Sexualität bei den höheren Pilzen hat Dangeard Ver- anlassung gegeben, eine Zeitschrift zu gi-ünden, „Le Botaniste", in deren Abhandlungen die verschiedenen höheren Pilztormeii in ihren neuesten sexuellen Leistungen der Reihe nach vorgeführt werden. — 189 — an dieser Stelle mit der vorläufioen Beurteilung abschliessen, dass, wenn die Beobachtuno-en richtio;e und alltjenieiii irültig-e sind, hier eine Tatsache vorliegt, welche zu dem eigentlichen Charakter der Hemibasidii und der Basidiomyceten in der zur Kegelinässigkeit fortschreitenden Basidie einen bemerkenswerten Bei- trag abgibt.^) Ich komme am Schlüsse der Ascomyceteiu'eihe auf die Karyogamie noch einnuil und ausführliclier zurück. Noch ehe der Druck iles Älanuscripts bis zu dieser Stelle gekommen ist, habe ich eine Abhandlung von A. H. (3hristnuin (Transactions of the Wisconsin Academy) erhalten, in welcher der Autor ausführt, dass die Uredosporen der Ui-edineen aus der Verschmelzung von zwei Primordien geschlechtlich erzeugt werden sollen. Hiermit würden für die Familie der Uredineen allein drei Formen von Sexualitäten aufgedeckt sein: erstens die Spermatien- Sexualität von Tulasne für die Aecidienfrüchte, dann zweitens die Zellkern- verschmelzung Dangeards in den Teleutosporen, rh-ittens die geschlechtliche Bildung der Uredosporen aus der Verschmelzung von zwei Primordien nach Christman. Jede der drei Chlamydosporenformen der Uredineen hätte hiernach ihre eigene imd besondei-e Sexualität erhalten. Wenn wir nun erwägen, dass diese drei Sexualitäten nur für eine dreifach gespaltene Nebenfruchtform in Chlamydosporen bei den Hostpilzen allein in Betracht konnnen, und dass diese Nebenfruchtform schon bei der nächstverwandten P'amilie der 'J'remellineen gar nicht existiert, so bedarf rlie Wertschätzung dieser drei Sexualitäten, welche allein für eine einzige Familie in der Conidienreihe der höheren Pilze auf- gestellt sind, keiner weiteren Erörterung. Sie kann nur als ein Wahrzeichen gelten, zu welchen Ergebnissen die Forschungsrichtung der Neuzeit auf dem Ge- biete der Sexualität geführt hat. '', Da die Teilung und 'W'iederverschmelziing des Zellkornes sich den Angaben nacli schon bei der Anlage der Chlamydosporen der Hemibasidii vollzieht, so folgt hieraus, dass tlieser VVjrgang mit der Bildung der typischen Basidie gar nichts zu tun haben kann. Die Bildung der Heniibasidien erfolgt ja, wie wir gesehen haben, noch innerhalb der Formen- reihe der Ustilagieen, bei U. longissima, U. bromivora und den übrigen Formen der Gattung Ustiiago, ebenso auch in Neovossia bei den Tilletieen, und wenn hier schon, ehe die Hemi- basidie ausgebildet ist, diese intraceUulare Kernteilung und Wiederverschnielzung eintritt, so kann sie als Sexualität, welche mit der Bildung der typischen Basidie ursächliche Be- ziehungen hat, gar nicht in Betracht kommen. Die richtige Wertschätzung des Vorganges, der, bemerkenswert genug, auch bei der Anlage der Ascen in der Ascoraycetenreihe in der gleichen Art sich vollzieht, bleibt vorläufig noch ungeklärt. — 190 — In der bisher betrachteten Formenreihe der höheren Pilze, in den Hemi- basidii nnd den von diesen abgeleiteten Formen der Proto- und der Autobasi- diomyceten, konnten wir die Formsteigerung der schon terrestrisch angepassten imd ausgebildeten Conidienforni bei den isoji-ani differenzierten Pilzen nach Richtung der bestimmt und typisch gestalteten Basidien verfolgen, in welchen die höchste Fruchtform bei den ßasidiomyceten zum Ausdrucke kommt. Neben dieser C o n i d i e n - r e s p. ß a s i d i e n r e i h e 1 ä s s t sich nun die zweite Formbildung der höheren Pilze, von den Sporangien aus- gehend, nach den Hemiasci und nach den Asconiyceten unab- hängig verfolgen, bei welcher das Sporangium die Form- steigerung zu grösserer Regelmässigkeit bis zur typischen Ge- staltung des Ascus der Ascomyceten erfahren hat. Die schon terrestrisch angepassten Sporangienträger der isogamen, niederen Pilze schreiten hier allmählich zu dem bestimmt gestalteten Ascus mit be- stinnnter Sporenzahl fort; in den Formen der Hemiasci ist, homolog den Hemibasidii in der Conidienreihe, der natürliche Übergang zu den eigentlichen und höchsten Formen der Ancomtjeeien gegeben.-^). Wir können unsere Betrachtung der Form der Hemiasci an dieser Stelle auf die wichtigsten ihrer Repräsentanten beschi'änken, in welchen der hemiasce Charakter der Sporangien, welche auf gegliederten Mycelien gebildet werden, zu besonders klarem und überzeugendem Ausdrucke kommt. 1. Hemiasci. Die Hemiasci wurden in früherer Zeit, ehe der mor- jihologische Wert des Ascus als höchste Formsteigerung aus dem Sporangium mit bestimmter Sporenzahl erkannt war, wohl als zweifelhafte Ascomyceten bezeichnet und anhangsweise zu diesen betrachtet.") 1) Zur leichteren Orientierung wiU ich hier noch speziell auf meine Abhandlung im IX. Teile d. W. pag. 55 hinweisen : „Die Äscen der Ascomyceten in ihren Beziehungen zu den Basidien und zu einfacheren Fruchtformen ;" und auf die Übersicht in den Frnchtformen der Pilze in ihrem natürlichen Zusammenhange auf pag. 88 — 89 im IX. Hefte d. W., welche in kurzem Ausdruck die Grundlage des natürlichen Systems der Pilze wiedergibt. ^) Man vergleiche hierzu die Einzelheiten, welche in der Morphologie der Pike von de Bary, 1884, zusammeugefasst sind. Sie geben die Anschauungen, welche vor mehr als 30 Jahren die herrschenden waren, in treuer Form wieder, namentlich auch die fi-ühere Nomeuclatur in den Fruchtformen und ihren Sporen bei den Pilzen, die jetzt als völlig überwundene gelten kann. — Man vergleiche hierzu die von mir eingefühi-ten Benennungen der Sporenbildungeu der Pilze, welche ich namentlich in dem VUI. Bande d. W. begründet habe, und welche inzwischen die allgemeine Annahme gefunden haben. — 191 — Die Formen der Gattung' Protoniyces leben als Parasiten in den Achsen und l^lattstielen von Taraxaeuni ofiicinale und Aegopodium ])odagraria und rufen an diesen schwielenförniige Anschwellungen hervor. Im Iinieni dieser AnschweHungen finden sich gegliederte Mycelien, in deren Verlauf" sich l)ald einzeln, bald in reihenweiser Folge, ('hlainy d ()s])oren mit dicken Membranen zeigen, bei deren Keimung der Hemiascus zur Ausbildung kommt. Es wei'den im Innern der Chlamydosporen nach vorausgegangener Zweiteilung der Zellkei-ne, je nach der Grösse der Chlamydosporen, eine wechselnde Anzahl von membranfuhrenden Sporen gebildet, welche nach ihrer Ausbildung mit Hülfe des übrig gebliebenen Cytoplasmas ejaculiert werden. Die Entleerung der Sporen, das reichlich vorhandene, bei der Sporenbildung nicht verwendete Cyto- plasma, welches die Ejaculation bewirkt, zeigen flie umiiittelbarsten Anklänge an die Entleerung der sporenreifen Ascen und rechtfertigen hierin den früheren Anschluss von Frotomyces an die Ascomyceten. Die ejaculierten Sporen fusio- nieren zu zweien oder zu mehreren und keimen dann in Nährlösungen, in Pflaumen decoct oder in Bierwürze, zu reichlicher Sprossung von Hefeconidien aus. Diese Conidien stellen die Nebenfruchtfbnn des Pilzes dar. Sie fusionieren in den erschöpften Nährlösungen wiederum zu zweien oder zu mehreren mit ein- ander, keimen aber gewöhnlich nicht zu Fäden aus, wohl aber geschieht dies in Luft auf den Nährpflanzen. Die Infection des Parasiten (hu-cdi die fusionierten Hemiascensporen oder auch durcli die Sprossconidien erfolgt an jugendlichen Stadien der Nähi'pflanzen, deren Gewebe noch ni(;lit ausgebildet und erhärtet sintl. Die auf dem Boden zu Hemiascen auskeimenden Ghlamydosporen werfen mit der heftigen Ejaculation des Hemiascus die Infectionskeime auf die jungen Nährpflanzen, welche dann in ihrer weiteren Entwicklung an den einofedrung-enen Stellen die schwielicren Auf- treibungen des Parasiten hervorbringen.') Ein zweiter, besonders charakteristischer Fornity])Us der Hemiasci ist in der Gattung Ascoidea gegeben, von welcher A. rubesceus auf frisch abgesägten Baumstümpfen, namentlich von Buchen, in der Umgebung von Münster ziemlich verbreitet aufgefunden wurde. Bei den von mir und ') Dio Literatur übt^r Protomyces findet sich in den Reiträffen von de Barv und Woronin Heft I und weiter im IX. Teile d. W. pag. 109, Tatel III. — 192 — G. Lindau ausgeführten Untersucliimgen') zeigte sicli in dem äusseren Umfange der roten, auffallig grossen Pilzmasse die Anlage der Hemiascen, welche in hyme- nienartigeni Zusammenschlüsse an den Enden fler Fäden in Hemiasci übergingen. Die ersten Sporangien- resp. Hemiascen-Anlagen wurden durch die nachwachsenden entleert, und das Durchwachsen der vorher gebildeten durch die nachfolgenden Anlagen vollzog sich in oftmaliger Wiederholung. Die als Ausdruck der letzten Zweiteilung stets zu zweien kappenförmig verbundenen Sporen aus den Hemiascen waren in einem reichen, körnigen Cytoplasma eingebettet (Figur 27 und 28 auf Tafel III A. im IX. Teile d. W.) und konnten leicht rein gesammelt und in Nähr- lösungen, am besten in saurem Pflaumendecoct, zur Auskeimung gebracht werden. Sie wuchsen zu verzweigten, von Scheidewänden durchsetzten Mycelien aus, welche sehr bald s(;hon in den Endfäden zur Bildung von Conidien übergingen, die durch nachwachsende zm- Seite gedrängt wurden. Es entstanden so Conidien- ti-äger mit seitlich gestellten Conidien und einer apicalen Conidie, welche schliesslich auch zur Seite gedrängt und durch einen Hemiascus in der Form der Conidie genau an derselben Stelle ersetzt wurde. Es schlössen also die Co- nidienträger schliesslich mit Hemiascen ab, und bei schlecht ernährten Mycelien war die Anlage der Hemiascen zunächst nur einkeniig und wurde erst vielkernig durch weitere Teilungen, welche ihren Abschluss fanden in einer letzten Zwei- teilung, nach welcher die gebildeten Sporen paarweise vereinigt blieben und zu eigenai-tiger Kappenform sich ausbildeten. Auch hier wurde noch in einzelnen Fällen der erste Hemiascus von einem zweiten durchwachsen und hierdurch eine Entleerang der Sporangien herbeigeführt. Die zuerst gebildeten Conidien des Pilzes entsprechen genau in Form und Anlage den später nachfolgenden Hemiascen. Sie sind die gleichen Bildungen, nur mit dem Unterschiede, dass die ersten Anlagen nicht zu Hemiascen werden, also keine endogenen Sporen ausbilden. Es spaltet sich hier in unverkennbarer Deutlichkeit die " Conidienfructification als Nebenfruchtform von der Fructifica- tion in Hemiascen ab. Bei grossen Fruchtkörperanlagen von Ascoidea, die mehr wie einen Zoll an Durchmesser erreichen können, kommt es nicht selten vor, dass die erste hymeniale Schicht von Hemiascen nachti-äglich durch eine zweite und diese sogar 1) Diese Untersuchungen sind veröffentlicht in dem IX. Teile d. W. pag. 94, Tafel niB. — 193 — durch eine dritte ersetzt wird. Es liegen schon hier Fruchtkörper in höherer Formbildung, wie bei den Ascomyceten vor, in welchen die Hemiascen wie sonst die Ascen zu hymenialen Schichten verbunden sind.^) An dieser Stelle müssen nun die Formen der Saccharomyceten, der Sprosspilze, ihren natürlichen Anschluss finden, wefche in unseren Gärungs- industi-ien bereits seit langer Zeit im grossen methodisch kultiviert werden. Die Formen der Saccharomyceten, zu welchen vorzugsweise die Formen der Gattmig Saccharomyces gehören, konnnen in der Natur allverbreitet vor und finden sich namentlich auch an der Überfläche süsser Früchte, z. ß. der Weintrauben; sie gelangen mit diesen in den Most, verursachen die alkoholische Gärung, die Bildung des Weines und bilden nachträglich in diesem den bekannten Nieder- schlag, den Satz von Hefe. Die Sprosspilze zeigen in ihren Zellen eine bestimmte Form und Grösse, welche sie auch in ihren weiteren Sprossungen beibehalten. Die Sprossen haben einen bestimmten Ort der Sprossung an den Enden der Zellen und zerfallen nachträglich durch (.Querwände in die einzelnen Gliederzellen. Diese Zellen bilden endlich, ausserhalb der Flüssigkeit, wenn sie mit der freien Luft in Be- rührung kommen, m sich endogene Sporen aus. Sie werden also nachträglich zum Sporangiuin, welches gewöhnlich 2 — 4, seltener eine Mehi'zahl von Sporen, in sich schliesst. Aus den Sporen des Sporangnims resp. des Hemiascus sprossen wiederum bei der Auskeimung neue Hefensprossen aus, welche den beschriebenen Entwicklnngsgang wiederholen. Eüie Auskeimung der Sprosszellen bei den Formen der Gattung Saccharomyces zu Fäden ist entweder gar nicht oder nur in Andeutungen beobachtet und eine Fusioniening von Sprosszellen nur ein einziges Mal bei einer einmal gefundenen Form von einem Autor") beschrieben, ') Die hier zuletzt angeführten Einzelheiten über Ascoidia habe ich nachträglich au dem prachtvollen ilateriale feststellen können, welches in den an Buchen so reichen, kleinen "Waldbeständen um Münster in jedem Jahre neu eingesammelt wurde. ') Barker. On Spore-formation, among the Öaccharomycetes, Journal of the Feder Institutes of Brewing, Cambridge liJU2. Eine direkte Fusion von Sprosszelleu ist schon bei der Auskeimung der Sporen iu Hemiascus zu beobachten. Die von Barker bcsclu-iebene vermeintliche Copulatiou von öprosszellen, die zu wachsen aufgehört haben, entspricht in der Formbildmig durchaus den Fusionierungen der Sprossconidien bei den Brandpil/.en, welche ich bei zahlreichen Fonnen unter diesen an den schon zitierten Stellen, Brand- pilze 1 und 111 im V. uud Xll. Teil d. W., beschrieben habe. Brefeld, Botan. Uatereucbnngeu. XI V. 25 — 194 — nicht aber bis jetzt von den zahlreichen Spezialisten gesehen worden, welche sich ausschliesslich mit der Kultur luid mit der Entwicklungsgeschichte der Hefen- pilze beschäftigen. Man hat eine Anzahl von Formen der Sprosspilze als Arten der Gattung Saccharomyces unterschieden nach der Grösse und Fonn der Sprosszellen, nach der Sporenzahl in den Sporangien und auch nach der Fonn der Sporen. Über die Natur der eigentlichen Hefen- oder Sprosspilze er- halten wir sofort den richtigen Aufschluss, wenn wir die Entwicklungsgeschichte der Brandpilze, pag. 166, der Ustilagineen, zum Vergleiche heranziehen. Bei den zu Hemibasidien auskeimenden Brandsporen wurden ebenfalls die hier ge- bildeten Conidien in Spi'ossfonn von bestimmter Gestaltung mit bestimmtem, mor- phologischem Orte der Sprossung in nnveränderter Fomnbildnng der Spros-se in Nährlösungen erhalten und fortkultiviert. Diese Sprossconidien der Brandpilze sind in der bestinnnten Gestalt und in dem Orte der Sprossung in nichts ver- schieden von den Sprossungen, welche wir eben von den eigentlichen Spross- pilzen kennen gelernt haben. Die Sprossconidien der Brandpilze sind aber er- wiesenermassen keine selbständigen Pilzformen, sondern nur die Entwicklungs- glieder von Brandpilzen; sie stellen, wie ich schon dargelegt habe, gleichsam eine zweite Vegetationsform dieser Filze in Conidienspi'ossungen dar, welche neben der eigentlichen Vegetationsform derselben Filze in Mycelien fortbesteht.') Bei den Formen von Saccharomyces kennen wir nur die eine Ve- getationsform in den Sprossconidien, wie bei den (^onidien der Brandpilze, nicht aber die andere Vegetationsform in Mycelien. Nur Andeutungen von Mycelbildungen weisen wohl auf eine frühere Existenz von Mycelien hin, die aber nicht mehr zur Ausbildung kommen, weil die Sprossung der Sprossconidien die Stelle der vegetativen Entwicklung allein ein- genommen hat. Die Sprosszellen bei den Fonnen der Gattung Saccharomyces im engeren sind unzweifelhaft nichts anderes, als die homologen Bildungen in Sprossconidien bei den Formen der Brandpilze. Sie zeigen aber einen weitergehenden Entwicklungsgang, als die der Brandpilze. Es gehen die Spross- zellen der Sprosspilze noch zur Ausbildung von endogenen Sporen, ') Man vergleiche hierzu die früheren Ausführungen über die Brandpilze auf S. 142 bis 150 des vorliegenden Bandes. - 195 — also zur Sporangien- resj). zur Heniiascenbildung, über und erreichen In diesen ihren Höhe])iuikt und ihren Abschhiss, sobald sie nach beendigter Sprossung direkt mit der Luft in Berührung kommen. Diese Sporangienbildung ist den Sprossconidien der Brandpilze nicht mehr eigen. Sie stannnen schon von conidienbildenden Pilzen ab, bei welchen die Sporenbildung erloschen ist und selbstverständlich auch in den Conidien- sprossungen in den Schliesssporangien nicht mehr auftritt. Die eigentlichen Sprosspilze sind demnach als l'ilzformen anzusehen, bei welchen die Sprossung der Sprosszellen, gleichsam als eine Form der vegetativen Entwicklung, die Mycelbildung vollständig ersetzt hat, bei welchen also nur in der Sporangien- Ijildung der einzelnen Sprosszellen der weiter entscheidende, morphologische Charakter und die Zugehörigkeit zu der Sporan- gien reihe gegeben ist. Durch weitere Untersuchungen wird der Formenkreis der Saccharomyceten stetig erweitert. Es ist leicht, die einzelnen Formen resp. deren Sprosszellen auf dem Wesfe der VerdUnnung'smethode zu isolieren imd die isohei'ten Keime zum Ausgangspunkte reiner Kulturen zu machen, wie es jetzt methodisch in den Laboratoi-ien unserer Gärungsindustrien geschieht. — Man benutzt, um die Spor enbildung zu erreichen, gewöhnlich dui'chfeuchtete Gipsplättchen, auf welchen man die frisch gebildeten Sprossungen zur Sporenbildung auslegt und unter einer Glocke in feuchter Luft erhält. Gewöhnlich erfolgt schon nach einem oder nach mehreren Tagen, mitunter durch Wärme im Thermostaten unter- stützt, je nach den einzelnen Formen, die Bildung der Sporen in den Zellen, und es ist leicht, die Keimung der gebildeten Sporen zu bewirken und wiederum ihre Aussprossung zu Sprossconidien in Nährlösungen zu beobachten.^) — Dass zu diesen Formen der Saccharomyceten auch solche Formen von Spi'osspilzen gehören können, in welchen die Sporenbildung nicht mehr eintritt resp. erloschen •) Ich kann hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass es \'ielleicht noch gelingen kann, die Formen der eigentlichen Sprosspilze 7Air Fadenauskeimung resp. zur Jlycelbildung zu bringen, wenn man in den Nähnncdien die Anwesenheit von vergärbaren Kohlehydraten gänzlich ausschliesst, also sehr verdünntes Mistdecoct oder Nähi-medien mit unvergär- baren Kohlehvdraten verwendet. Es ist leicht, diese Versuclie auszuführen und festzustellen, ob in dieser Art der Übergang dieser Formen zur Mycelbildung nocii möglich ist. 25* — 196 — ist, ist leicht verständlich; dass dies aber nur bei solchen Formen geschehen kann, welche nicht zu Mycelfäden auswachsen, versteht sich ebenfalls von selbst, und dass auch in beiden Charakteren der mangelnden Sporenbildung imd Faden- auskeimung noch keine Sicherheit für diese Zugehörigkeit gegeben ist, bedarf keiner Ausführung-, Hier verliert sich die Wertschätzung ins Unsichere und führt zu einer natürlichen Formeinschränkung, welche dahin geht, dass n u r sporenbildende Sprosspilze dem Formenkreise der eigentlichen Saccharomyceten mit Sicherheit zuzurechnen sind. Die Formen der Saccharomyceten haben bekanntlich die Fähigkeit, anaerob zu leben untl in zuckerhaltigen NähiTnedien die alkoholische Gärung zu erregen. Sie werden ganz besonders aus diesem Grunde in dieser Lebensform in der Gärungsindustrie verwertet. Diese physiologischen Eigentümlichkeiten') kommen ') Über den Ursprung der physiologischen Eigentümlichkeit der Sprosspilze, die alkoholische Gärung zu erregen, sind wir noch im Unklaren. Es bleibt kaum eine andere Mögliclikeit hierfür übrig, als die, dass die Sprosspilze mit zuckerhaltigen Früchten von den Tieren gefressen werden und dass sie sich hier im tierischen Leibe, unter anaerobe Verhältnisse gebracht, die Fähigkeit angeeignet haben, den Zucker zu zersetzen resp. den Zucker als Energiequelle für die Fortsetzung der Lebens- tätigkeit zu verwerten und hierbei die Bildung von Kohlensäure und Alkohol herbeizuführen. Ich habe in meiner Abhandlung über „Vorkonunen und Verbreitung der Alkoholgärung im Pflanzenreiche" in den landwirtschaftlichen Jahrbüchern 187G den Nachweis führen können, dass aUe lebendigen Pflanzenteile, wenn sie von freiem Sauerstofi" abgeschlossen werden, durch intramolekulare Atmung Aethylalkohol und Kohlensäure bUdon. Bei zuckerreichen Früchten hält die intramolekulare Atmung wochenlang an, und es werden hier beträchtliche Mengen von Aethylalkohol und Kohlensäure erzeugt. i\Lan kann sich nun unschwer denken, dass bei Pilzformen, welche in zuckerhaltigen Äledien leben, nach dem Verbrauch des freien Sauerstoffes, die intramolekulare Atmung auf Kosten des umgebenden, von den Pilzen auf- genommenen Zuckers einsetzt und fifr noch längere Zeit zur Wirkung konnnt, wenn in den zuckerhaltigen Nährmedien die Bedingungen resp. die Nährstoffe liir Ernährung und Wachs- tum zugleich auch gegeben sind, die Zersetzung des Zuckers als Energiequelle für eine anaerobe Entwicklung und Vegetation verwertet wird und nun für die Fortdauer der Vege- tation der Pilze zm- Geltung kommt. Es würde hiernach die Entwicklung der anaeroben Pilzformen ohne freien Sauerstoff, also die anaerobe Lebensweise der Pilze, als eine An- passungserscheinung in verschiedenem Grade der Ausbildung bei den verschiedenen Pilz- formen dem Verständnisse zugänghch werden, in der Art, dass ein mit der intramolekidaren Atmung eintretender chemischer Vorgang durch seine weitere Fortdauer und Steigerung die anaerobe Vegetation ermöglicht hat. — Dass hierbei eine Substanz gebildet wird, welche in die chemische Constitution des Zuckers eingreift, ist selbstverständlich. Neuerdings ist von Buchner mitgeteilt worden, dass diese Substanz, die Zymase, in geringen Mengen mit dem — 197 — natürlich für die innrphologisclie und systematische Wertschätzung der Saccharo- niyceten nur nebenläufig in Betracht. Für die systematische Stell un g der Saccharomy ce ten ist die endogene Sporenbildung entscheidend. Sie erfolgt durch eine oder mehrmals wiederholte Zweiteilung des in jeder Zelle vorhandenen Zellkernes und führt zur Bildung von Sporen aus den durch Zweiteilung entstandenen Zell- kernen in beschränkter, aber noch nicht bestimmt gewordener Sporenzahl. Es kann hiernach kein Zweifel bestehen, dass die Saccharomyceten nach unseren derzeitigen Kenntnissen dem Formenkreise der Hemiasci als einfachste Formtypen anzuschliessen sind. Die bisherige, noch unsichere Stellung der Sprosspilze ist auf Grund der vorstehenden Betrachtung dahin verschoben, dass die Sprosspilze, aber mit der Bezeichnung als Fungi impei-fecti, dem Formeiikreise der Hemiasci anzuschliessen sind, welcher den Übergang nach den einfachsten Fonnen der Ascomyceten, nach den Exoasci mit freien und nicht in Fruchtkörpern gebil- deten Ascen, so natürlich als möglich vermittelt. Es ist aber durchaus irrig, die Saccharomyceten als die einfachsten Formen der Ascomyceten anzusehen und sie den eigentlichen Ascomyceten einzureihen, wie es früher geschehen ist.') Eine bemerkenswerte Fonn, welche in der Sporenbildung unverkennbare Anklänge an die Saccharomyceten zeigt, ist neuerdings in der Gattung Schizo- Töten der Hefozelleu fixiert werden kann, um nachtraglich noch, unabhängig von der lebenden Zelle, den Zucker zu zersetzen. Die alkoholisclie Gärung ist aber niclit als eine blosse chemische Zersetzung des Zuckers, sondern als ein physiologischer Vorgang aufzufassen, bei welchem durcli intramolekulare Atmung, auf Kosten des Zuckers, die P]nergiequellen für die anaerobe Entwicklung der Hefen gewonnen werden. Die anaerobe Entwicklung ist, nach unserer jetzigen Auffassung, wieder nur in der Auslösung von Oxydationsvorgängen ver- ständHch, welche hier auf Kosten des gebundenen Sauerstoffes im Zucker erfolgen müssen, und welche nun in dem auf das Höchste gesteigerten Zersetzungsvorgange des Zuckers, der die massenhafte Bildung von Kohlensäure und Alkohol herbeifuhrt, ihren energischen Aus- druck finden. Der neue Name Zymase, für die hier wirksame chemische Substanz, leistet flu- das physiologische und chemische Verständnis des Vorganges nicht mehr, wie die frühere Bezeichniuig Contactsubstanz. (Bitte hierzu die Anmerkung auf Seite 31 im I. Abschnitte dieses Huches zu vergleichen, und ebenso die Ausfülirungen in meiner schon oben zitierten Abhandlung in den iandwrtsciiaftlichen Jahrbüchern 1876.) 'j Man vergleiche hierzu die Abhandlung von Reess „Botanische Untersuchungen über die Alkoholgärung" 1871. — 19S --- saccharomyces^) aufgefnndeii worden. Die Formen dieser Gattung finden sich in dem Satze vergorener Getränke vorzugsweise in südlichen Klimaten vor. Sie stellen einzelne, rundliche oder längliche Zellen dar, welche sich durch eine Scheidewand teilen und durch Anschwellunor und Abrunduno- der ijeteilten Zellen von einander trennen. Die Teilung und Gliederung der Formen ist die gleiche, wie bei der früher, auf pag. 171 — 175 beschriebenen Chlaniydosporen-Fructifi- cation in Oidien, bei den ßasidiomyceten, nur tritt hier der eigenartige Cha- rakter hinzu, dass die einzelnen, zergliederten Zellen ähnlich wie die Hefezellen an der Luft endogene Sporen bilden in nicht regelmässiger Zahl und also zur Bildung eines Hemiascus übergehen. Wir hätten demnach in dem Schizo- saccharomyces Oidienfonnen, welche noch den ursprünglichen Charakter der Chla- mydosporen darin tragen, dass sie an Luft fructiticieren, also Sporangien bilden, wie es bei den bisher bekannten Chlamydosporen in Oidien noch nicht, wohl aber bei den echten Chlamydospoi'en, z. B. bei Chlamydomucor und Protomyces, sicher festgestellt ist. Neuerdings ist eine den Saccharomyceten zugehörige Formenreihe besonders unterschieden, welche den Gattungsnamen Willia-) erhalten hat, bei welcher die Bildung von septierten Mycelfäden in Kahmhäuten an der Obei-fläche der Nähr- lösungen sicher festgestellt ist, und bei welcher die Anlagen der Hemiascen als seitliche, kurze Sprosse an den Mycelfäden beobachtet sind. Die Formen bilden in zuckei'haltigen, gärungsfähigen Nährlösungen dui'ch direkte Sprossung Spross- kolonien, durch welche sie sich der Gattung Saccharomyces anschliessen. Die Spoi-enbildung in den Sprosszellen an der Luft zeigt die charakteristische Eigen- art, dass die ausgebildeten Sporen nachträglich paarweise in Kappenform mit einander verbunden sind, wie wir es schon in den Heniiasceen von Ascoidea kennen gelernt haben. Die Sporen werden durch doppelte Zweiteilung, meist in der Vierzahl, in jedem Hemiascus gebildet. Die gleichen, in der Fomi und in der Sporenbildung fast imunterscheid- baren Sporangien, wie bei Willia, finden wir nun in den Ascen bei der ') Die Formen von Schizosaccharomyces sind zuerst von Liudner, Zeitsclu-ift für Spiritusindusü-ie, XVI. Jahrgang, 1893, und später auch von Barker 1. c, Cambridge 1902, beschrieben worden. ^) Die Abbildungen von Willia finden sich in den Abhandlungen von Chr. Hansen in den Arbeiten des Karlsberger Laboratoriums in Kopenhagen. — 199 — Gattung E 11 doni yces unter den exoascen Formen der eigentlichen Ascomyceten vor. IL Exoasce Ascomyceten. Der Phidomyces decipiens^) ti'itt parasitisch auf in den Fruchtkörpern von Agaricus melleus. Die Lamellen des Wirtes werden von den Parasiten durchwuchert und zeigen in ihren Anschwelluiifren gegliederte Mycelien, welche in den Fndverzweigungen oidienartig zerfallen, daneben aber an den weiter rückwärts gelegenen Mycelteilen Ascen ausbilden, welche vier Sporen in Kappenform enthalten, die paarweise nach dem letzten Teilungsvorgange mit einander in Verbindung bleiben. Diese Sporenform bei Endomyces stimmt genau überein mit der Sjioren bi Id Uli g bei Willia unter den Sacchar omy ceten und darüber hinaus mit der S])ore nbi Id ung in den Hemiascen von Ascoidea.") Diese Formübereinstimmung lässt keinen Zweifel bestehen über die natürliche Verwandtschaft der genannten Formen und durch sie der natür- lichen Verbindung der Hemiasci mit den eigentlichen exoascen Ascomyceten. — Eine zweite Form von Endomyces, E. Magnusii,^) ist in den Saftausflüssen von Eichen gefunden worden. Sie bildet auch Oidien und Ascen mit vier Sporen aus. Beide Formen von Endomyces lassen sich in Nährlösungen, am besten in Bierwürze, sowohl aus den Oidien, wie aus den Ascussporen mit grösster Üppigkeit kultivieren. Die Mycelien gehen aber in dieser Kultur meist nicht über die üidienbildung hinaus. Ein Unterschied in der Sporenbildung der Hemiascen von Ascoidea, in den Sprosszellen der Saccharomyceten und in den Ascen von Endomyces, also in der Sporenbildung zweier Hemiascenformeii und einer typischen Exoascenform ist hier nicht festzustellen. In beiden Fällen entstehen die endogenen Sporen aus der Zweiteilung eines Zellkernes in der sporenbildeiiden Zelle. Bei den Sporangien resp. Hemiascen von Ascoidea und Saccharomyces ist nur allein die Zahl der Sporen noch nicht typisch und Ix-stimmt ') Die Formen von Endomyces deeipiens und E. Magnusii sind von mir untersucht und kidti\nert und die Residtate in dem IX. Teile d. W. pag. 124 und 134, Tafel I nieder- gelegt. — Neuerdings ist ein Alkoholgärung eiregender Endomyces von P. Lindner be- schrieben: „Endomyces fibuliger, Wochenschrift für Brauerei XXIV. Jahrgang Nr. 36, 1907," den ich hier nur noch nachträglich unter dem Texte anfuhren konnte. -) Ascoidea rubesceus im IX. Hefte d. W. pag. 9 und Tafel 111 B. — 200 ;- geworden, wie wir es in steter Wiederkehr bei den Formen von Endomyces beobachten können. Die bisher geltende Annahme ist durchaus irrig, dass in der Sporen- bildang bei den Formen der Hemiasci und bei den Formen der echten Ascomyceten, also hier den Exoasci, ein typischer Unterschied bestehen soll. Alle Unterschiede zwischen Sporangien und Ascen sind nur sekundärer Art und von untergeordnetem Werte, so namentlich das Vorhandensein von Cytoplasraa nach vollendeter Sporenbildung und weiter die Ejaculation der Sporen, die bei Protomyces genau ebenso erfolgt, wie bei den Ascensporen der echten Ascomyceten. Man stellt für gewöhnlich die Sporen- bildung in den Sporangien der Mucorineen und die in den Ascen der Ascomyceten als unüberbrückbare Gegensätze einander gegenüber, um daraus herzuleiten, dass Sporangien und Ascensporen verschiedene morphologische Bildungen seien und dass aus diesem Grunde die ascenbildenden Ascomyceten nicht von den sporan- gientragenden Formen der niederen Pilze abgeleitet werden könnten. An den hier zum Vergleiche eingesetzten Beispielen ist aber nur der grössei'e Unterschied darin gegeben, dass bei den einschlauchigen Formen der Mucorineen nicht ein Zellkern, der sich weiter zweiteilt, sondern mehrere Zellkerne in die Sporangien- anlage einwandern, um die Sporen in den Sporangien zu bilden. Dies ist bei der Einschlauchigkeit der Mj^celien ganz selbstverständlich ; der Unterschied ti-itt aber schon zurück bei den Formen, wie bei Protomyces und Ascoidea, wo die Mycelien durch Scheidewände geteilt sind, und wo die Zweiteilungen in den Sporangienanlagen sicher zu beobachten sind, und wo in Ascoidea die letzte Zweiteilung in den paarweise zusammenhängenden Sporen unwiderleglich aus- gesprochen ist. Von da bis zu den Formen von Saccharomyces und von Endo- myces, wo nur ein Zellkern in die Sporangienanlage eintritt und aus ihm durch Zweiteilung die Bildung der Sporen erfolgt, ist nur ein Schritt. Die Formen von Saccharomyces mit noch schwankender Sporenzahl stehen den Formen von Endomyces mit bestimmter Sporenzahl so nahe als möglich; in beiden Fällen tritt auch schon die Eegelmässigkeit in Grösse und Form in den Spo- rangien der Hemiascen und der Ascen deutlich in die Erscheinung, und der Übergang von den Hemiascenformen nach den eigentlichen Ascomyceten ist der denkbar natürlichste. Die Sporangien sind es allein, welche in wei- terer Formsteigerung von Ascoidea nach Saccharomyces und von da nach Endomyces den Übergang von den sporangienbildenden — 201 — nach den ascentrage n den, höheren Pilzen vermitteln. In den Spo- rangien der jVIucorineen liegen nur Rückbildungen eigener Art vor, die nach der gegebenen Ausführung einer Missdeutung gar nicht zugänglich sind.^) Der Ascus der Ascomyceten ist nichts anderes, wie die morphologische Steigerung und höhere Differenzierung aus den einfachen Sporangien der niederen Pilze. Die Ascen sind keine ])lötzlich auftretende Wunderbildung in morphologischer Beziehunj, welche bei den Fonnen der Ascomyceten ver- })indungslos in die Erscheinung tintt; sie sind nichts wie das höhere Glied einer morphologischen Steigerung aus einer gegebenen Fruchttbrni in Sporangien, wie wir sie bei den niederen Pilzen antreffen und von da in den Variationen ge- steigerter Vervollkommnung in allen Abstufungen von den niederen Pilzen nach den Hemiasci und von da bis zu den Ascomyceten verfolgen können. Der Ascus in seiner Steigerung aus den einfachen Spo- rangien entspricht genau der Ableitung der Basidien aus den einfachen Conidienformen, wie wir sie in der homologen ('oni- dien- oder Basidienrei he, in der Steigerung von den Hemiba- sidii nach den Formen der Proto- und der Autobasidiomyceten bereits mit Sicherheit nachweisen konnten. In wieweit die neu entdeckte Karyogamie, welche in den Mutter- zellen der Ascen und der Basidien beobachtet werden konnte, mit der Formbildung des Ascus und der Basidie im Zusammenhange steht, ist aus den bisher mitgeteilten Untersuchungen noch nicht zu ersehen. Es bedarf hier noch des Nachweises, an welcher Stelle die Karyogamie zuerst in die Erscheinung tritt. Dies ist in der Ascomycetenreihe nicht festgestellt, wohl aber ist in der ßasidienreihe beobachtet worden, dass die Kernverschn\elzung schon in den 1) Es soll aber an dieser Stelle nicht unvermerkt bleiben, dass auch schon bei den Formen von Chytridium und bei Synchytrium unter den niederen Pilzen die Ent- wicklung des Sporangiums aus einem Zellkerne sich herleitet. Aus dem ein- gedrungenen Schwärmer mit einem Zellkerne bildet sich mit der wiederlioiten Zweiteilung des Kernes eine blasenlormige Zelle aus, wek'he schliesslich in toto zu einem Sporanginm wird, in welchem weiter die durcli Zweiteilung entstandenen Zellkerne mit dem umgebenden Protoplasma je einzeln wieder zu Schwärmern werden. Auch die Conidien der Peronosporeen erhalten nur einen Zellkern, aus welchem sich, durch wiederholte Zweiteilung, die Zellkerne für die Zoosporen bilden bei den Formen, welcho noch nachträglich ilie Conidien zu Zoosporangien umwandeln. Brefeld, Botan. Dntereuchnngou XIV. 2Ö — 202 — ßrandsporen auftritt, z. B. von Ustilago longissinia und U. bromivora, welche bei ihrer Keimung noch nicht zur Bildung der Basidien resp. Hemibasidien fort- geschritten sind. Im Anschluss an Endomyces müssen wir nun noch die Formen der Gattung Exoascus und Taphrina, die höchsten Bildungen der exoascen Ascomyceten, an dieser Stelle anschliessen. Diese Formen leben ])arasitisch, die ersteren häufig auf verschiedenen Amygdalaceen, die anderen auf Blättern und Früchten von Alnus und Populus. Die zumeist perennierenden Mycelien fructificieren in den Blättern oder in den Früchten der Amygdalaceen und fructiticieren z. B. bei Exoascus deform ans auf Pfirsich in jedem Jahre in den Blättern der P^-ühlingstriebe. Die Mycelien verzweigen sich an der Ober- fläche der Blätter und bringen unter der Epidermis aus den Enden der Fäden die Ascen hervor. Bei dem Pfirsich sind nur die Frühlingstriebe befallen, die nachträglich auftretenden bleiben scheinbar pilzfrei. Die Ascen enthalten zumeist acht Sporen, bei Taphrina dagegen nur vier oder sogar nur zwei Sporen. Hier treimen sich die Ascen schliesslich aus den Mycelfäden ab und wachsen nach unten mit einem wurzelformigen Fortsatz selbständig aus. Die Ascensporen bilden häufig schon in den Ascen durch direkte Sprossung mit Hülfe des reichlich vorhandenen Cytoplasmas Hefesprossungen resp. Hefe- conidien aus, die in der Form von den Ascensporen abweichen. Dies geschieht noch weiter, wenn die Ascensporen ejaculiert und in Nährlösungen, Bierwürze, Pflaumen decoct aufgefangen werden. Hier sind die Conidiensjn-ossungen unzweifelhaft eine Nebenfruchtform geworden; sie sprossen unbegrenzt bis zur Erschöpfung der Nährlösung in bestimmter Fonn der einzelnen Sprosse fort, ohne dass es gelingt, eine Fadenauskeimung zu beobachten.^) Leider habe ich es bei meinen eigenen Vei'suchen früher unterlassen, diese Hefesprossungen aus Nährlösimg, welche icli in unbegrenzten Mengen gewonnen hatte, auf die Bildung von Sporangien an der freien Luft zu untersuchen. Wenn irgendwo, so liegt bei diesen Formen und ebenso schon bei Protomyces unter den Hemiasci die Möglichkeit, sogar die Wahrscheinlichkeit voi', dass hier noch eine endogene Sporenbildung in den Sjjrossconidien erfolgt, wie bei Saccharo- *) In dem IX. Teile d. W. habe ich die Entwicklungsgeschichte von Exoascus deformans und Taphiina populi, durch Abbildungen erläutert, Aviedergegeben, weitere Einzel- heiten finden sich in den Exoasci von Sadebeck und anderen Autoren. — 20.S myces, dass sie also noch zu Sporangieii übergehen. Es ist dringend notwendig, ;in (lieser Stelle die Untersuchungen weiter zu führen. Ich selbst bin z. Z. hierzu leider aiisserstande und vermag nur die Anregung zu geben, die, da der Gedanke gegeben ist, ein naheliegendes und schönes Resultat in Aussicht stellt. Ebenso sind wir auch über die zeitliche und örtliche Infection der Nähr- pflanzen durch die Formen der Exoasci nur ungenügend oder gar nicht unter- richtet. Erst durch erfolgreiche Infectionsversuche nach dieser Richtung kaim die Biologie dieser Pilze ihx-en relativen Abschluss erreichen. Weitere Fonnen von exoascen Ascomyceten sind bis jetzt nur vereinzelt bekannt geworden, z. B. Ascocorticium albidum.^) So weit unsere derzeitigen Kenntnisse reichen, ist die Formenzahl der eigentlichen Exoasci eine verhältnis- mässig geringere. Dies ti'itt erst deutlicher und auffälliger hervor, wenn wir jetzt zu den Formen der Cai-poasci übergehen, welche in ihrem grossen Foiinen- reichtum die eigentliche Masse der grossen Klasse der Ascomyceten unter den Pilzen ausmachen. Wir konnten die Formen der bisher betrachteten lleiniasci und Exoasci. von den sporangientragenden Formen der isogam differenzierten, terrestrisch ausgebildeten, niederen Pilze natürlich ableiten, und zwar von den einfachsten Formen unter diesen, welche ich als exospor angische unterschieden und be- zeichnet habe. Ebenso natürlich können wir nun aber auch die zweite und grössere Formenreihe der carpoascen Ascoimjceten von den (jirii()sporangis(-hcn Formen derselben niederen Pilze herleiten. In den Formen z.B. von Rhizopus, von Mortierella, Absidia etc. werden die Sporangienträger nicht unmittelbar von den Mycelien, sondern mittelbar von fructifi(;ativen Initialfäden, resp. von in die Luft fiihren den Ausläufern o-ebildet, welche erst zu ihrer ena^eren Fr ii c t, ifi ca tidu eine Gliederung und Differenzierung nach der einen Seite in sterile Fäden und nach der andern Seite in f r u ctif i ei e reu de S]K)- rangienträger erfahren. Die Fructification kann sich an demselben Faden, in dem seine Spitze weiter fortwächst, mehrfach wiederholen, bis diese steril ') Vergl. die Abhandlung im IX. Teile d« W. pag, 145. 26" — 204 — endigt. '^j Die Fructificatioii in Sporangien wird also nicht unmittelbar auf den Myeelien an dein Substrat angelegt, sondern mittelbar und oft fern von diesem Substrate an fructificativen Ansläufern erzeugt. Diese mittelbare Anlage und eigenartige Differenzierung zur Bildung der P'ructifi cation in sterile und fertile, f r uc tific.i erend e Fäden (die Abbildungen auf Tafel III A. im IX. Teile d.W.) finden wir nun in eigenartiger Stei- gerung auch bei den carpoascen Ascomyceten bei der Anlage der Ascenfructification wieder. In dem Aufbau kleiner Fruchtkörper bleibt die Anlage des fertilen Initial- fadens in einzehien Fällen gegenüber den sterilen Fäden in der Entwicklung zunächst zurück, in der Art, dass diese sterilen Fäden eine mehr oder minder grosse und stark entwickelte, fruchtkörperartige Hülle um den fertilen Initial- faden bilden, nach deren Ausbildung dann erst der fertile Faden zur Fructifi- cation übergeht und häufig auf Kosten der sterilen Hyphen der Umgebung seine Fruchtbildung im Inneren der Fruchtkörperanlagen vollzieht. HI. Carpoasce Äscoui j ceteii. Schon unter den Hemiasci findet sich der Thelebolus stercorarius mit einem grossen Hemiascus, der sich innerhalb des geschlossenen, sterilen Geflechtes aus einem Initialfaden ausbildet und dann, dieses durchbrechend, seine Sporen ejaculiert. ^) — Bei den Formen der Gym- noasceen in Eremascus und Gymnoascus werden namentlich bei den Formen der ietztei'en viele Ascen aus einem Initialfaden im Inneren eines losen Hyphengeflechts erzeugt, welches von den sterileTi Hyphen vorher gebildet ist. Die Anlage der fertilen und der sterilen Hyphen, welche zusammen den Frucht- körper ausmachen, lässt sich hier unabhängig verfolgen und die Anlage der Ascen bis in alle Einzelheiten beobachten. Bei den Gymnoasceen ist das sterile, die Hülle der Fruchtkörperanlage bildende Hyphengeflecht nur wenig entwickelt und niemals zu einem geschlossenen Gewebe verbunden. Das sterile 1) Die engere Ausführung findet sicli in dem VII., VIII. und in dein IX. Teile d. W., die zugehörigen Abbildungen auf Tafel III A. im IX. Teile. Man vergleiche hierzu auch „Das natürliche System der Pilze" im X. Teile d. W. pag. 354 und 355, speziell die Zygo- myceten, und namentlich auch die .Abhandlung im IX. Teile d. W. „Die Ascen der Asco- myceten in ihren Beziehungen zu den Basidien und zu einfacheren Fruchtformen" pag. 55 — 91. *) Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen im IX. Teile d. W. Tafel III A, — 205 — Geflecht bleibt ln'i der Entwicklung der fertilen, jvsoenbildenden Fäden ganz unbeteiligt, sodass nachträglicli die ascentragenden Fäden (hirch die; sterile, lose Hülle hindurch deutlich unterschieden wenkni können. Bei diesen Formen der Gvnuioasci zeigt sich in dem o-etrennten und unabhänfjiffen Entwicklunffsgangfe des sterilen Geflechtes einerseits und der ascenbildenden Fäden andererseits noch die völlige Übereinstimuuing mit den Formen der carposporangischen Zygo- myceten, wie sie uns von Mortierella und Hhizopus etc. bekainit ist. Stärker tritt nun aber diese Entwicklung zugleich mit einer Vergrösserung der Fruchtkörperanlage in die Erscheinung bei den drei grossen Formen- reihen der carpoascen Ascomyceten, bei den Peri spor i aceen mit geschlossenen Fruchtkörperanlagen, bei den i'y re nomyceten mit birnförmig gestalteten Fruchtkörpern, die eine bestimmt vorgesehene Oflinmg ausbilden, und bei den Hysteriaceen und Discomy ceten, bei welchen in den einfachsten Fällen die Fruchtkörperanlagen, anfangs geschlossen, sich nachher in der Älitte ötihen imd zu scheibentormig vergrösserten Fruchtkörperii avisbreiten, welche das Hymenium auf ihrer Überfläche tragen. Von den einfachsten Formen der Per is por i aceen mag hier zunächst die Gattung Eurotiuiu - A spergillus eine Berücksichtigung flnden. Bei E.-A. glaucum und E. -A. repens werden die Perithecien an einzelnen von den übrigen Mycelhyphen nicht verschiedenen Vorderenden der Mycelien angelegt, welche sich wachsstockartig einrollen.') Von der Basis dieser Spirale gehen (hmn reiche Fadenbihkuigen aus, welche den Initialfaden mehrfach unischliessen und sicli in dichtem Zusanunenschluss zu einem Pilzgewebe ausbilden, dessen äusserste Schicht zur Peridie wird, also ihre Membranen verdickt und vei'korkt. Wenn die Fruchtanlage in dieser Art beendigt ist, dann wächst erst der Initial- faden, von Scheidewänden durchsetzt, seitlich aus und seine Verzweigungen ver- zehren das sterile, umgebende Gewebe bis auf die Peridie und bilden an den letzten Fadenenden resp. Seitenästen durch Anschwellung achtsporige Ascen aus. Es ist chai-akteristisch, dass der Frnchtkörper bis zur vollen Sporenreife ge- schlossen bleibt, dass sich lüer die Ascuswände auflösen und dass hierdurch die •) In dem spiraligen Einrollen des zur Fructification bestimmten Initialfadens ist nichts anderes /.u seiicn, als der Anfang der Gewobebiidung, wie wir sie bei den höheren Pilzen häutig antreffen. Es wird durch das Einrollen der Zusammonschluss der Fäden vor- bereitet, aus welchen das Pseudo-Parenchym sieh bilden soll. — 206 — Ascensporen, welche nach ihrer Ausbildung kaum Cytoplasraa im Ascus zurück- lassen, frei werden. Das Endresultat ist eine Peridie mit den zahlreichen, frei gewordenen Ascensporen^). Aus den Ascussporen gehen wieder Mycelien her- vor, welche neben den Perithecien noch eine sehr hoch entwickelte Neben- fruchtform in Conidien erzeugen. Es sind dies einzellige Fruchtti'äger, welche in die Luft wachsen, oben kugelförmig anschwellen und an der ganzen Fläche Sterigmen gleichzeitig erzeugen, welche Conidien nicht einmal, sondern wiederholt, in langen Reihen in centripetaler Folge abschnüren. Die wieder- holte Bildung von Conidien in reihenförmiger Anordnung treffen wir hier zum ersten Male an. Bei Aspergillus repens werden in concentrierten Nähr- lösungen und auch festen, nährstoffreichen Substraten fast nur Perithecien ge- bildet. In dünnen Nährlösungen überwiegt die Ausbildung der Conidienträgcr, welche aber bei den einzelnen Formen von Aspergillus, z. B. von A. n iger, A. flavus, A. fumigatus, A, Oryzae etc., auf fast allen Formen des Sub- strates die weitaus vorhen-schende Fruchtform ist. Bei A. flavus, A. fumigatus und A. Oryzae sind die Penthecien sogar noch nicht einmal mit Sicherheit ge- funden. Wahrscheinlicli liegen hier südliche, an warme Klimate angepasste Pilz- formen vor, ebenso auch von A. niger, bei welchen es immer um- gelingt, in den warmen Monaten Juli und August Fruchtkörperanlagen zu gewinnen, die aber leider keine normale und abgeschlossene Entwicklung zeigen. Wahrschein- lich wird es möglich sein, mit Hülfe höherer Temperaturen in den Thermostaten die Bildung der Perithecien und damit die geschlossene Entvvicklimg dieser Pilz- ') Die Angaben über die Entwicklung der Perithecien von Eurotium-Äspergillus finden sich in den Beiträgen von de Bary und Woronin Heft III. — Die Beobachtungen sind in jeder gut geführten Objcctträgerkultur mit Leichtigkeit in allen Stadien der Ent- wicklung an den zahli-eichen jungen Fruchtanlagen auszutüliren. Die Differenzierung des Initialfadens in die fertile, schraubenförmige Spitze, die zuerst entsteht, und in die sterilen Fäden, welche an der Basis der Schraube entspringen und diese umwachsen und einschliesseu, ist hier in der einfachsten und anschaulichsten Weise gegeben. Die sterilen Fäden um- schliessen nicht einseitig, sondern allseitig den fertilen Initialtaden, und hierdurch kommt der geschlossene Fruchtkörper zu Stande, in dessen Innerem sich später die fructificierenden Ascen aus dem Initialfaden, auf Kosten des sterilen Gewebes, ausbilden. — Die Übereinstimmungen in der Anlage der Ascusfrucht mit den homologen, carposporangischeu Bildungen bei den Zygomyceten, namentlich bei Mortierella, sind so klare und natürliche, dass sie liier keiner weiteren Ausfuhrung bedürfen. - 207 — formen zu en-eichen, wie schon im ersten Teile des vorliegenden Bandes an- gegeben ist/) Zweifellos bestehen hier neben der Ascenfructification in Perithecien Co- n idientriiger von einer hohen Differenzierung fort. Es fragt sich, woher diese Coni dien formen ivOTunien können? Von der Ascus-Fructi- hcation in den Perithecien können sie in. E. nicht abstammen, wie wir dies für die Conidien bei den Hemiasci und namentlich auch in der ßasidiomycetenreihe nachweisen konnten. Sie müssen also einen anderen Ursprung haben. ^ Ich möchte glauben, dass hier die Erwägung eine Berechtigung hat, dass diese Foiinen der Ascomyceten mit so hoch entwickelten Conidien sich ableiten können von carposporangischen, niederen Pilzen, bei welchen neben den Sporangien schon die Fructification in Conidien ausgebildet ist. Wir haben Fomien dieser Art bei den isogam differenzierten, niederen Pilzen, z. B. bei Mortierella- Polycephala, bei welcher Conidien- und Chlamydosporen neben den cai^po- sporangischen Sporangienträgern auftreten. Auch bei anderen Formen, z. ß. Choanephora, sind Conidien neben den Sporangien sicher festgestellt.'^) Eine zweite Form der Perisporiaceen ist in Penicillium g lau cum gegeben, dem Schimmel-Catexochen, der wegen seiner ubiquistischen Verbreitung im Volksraunde immer als selbstverständlich gemeint wird, wenn vom Schimmel die Eede ist. Die Conidienträger haben hier die Form eines Pinsels mit relativ bestimmten Auszweigungen der Spitze, auf welcher die Conidien in Reihen abschnürender Sterigmen gebildet werden. Diese Conidienträger in Pinsel- foiTii waren die einzige bekannte Fnichtform dieses Pilzes, der wegen seiner ungeheuren Verbreitung und wegen seiner leichten und schnellen Entwicklung 1) Mit der bevorzugten Ausbildung der Conidienfructification steht die lauge Keim- fähigkeit der Conidien in harmonischem Zusammenhange. Die Conidien bewahren jahrelang ihre Keimkraft. Sie keimen bei A. niger noch nach ii .Jahren, aber freilich etwas \-erkuigsamt, aus. Die schwere Benetzbarkeit, mitunter noch durch Kauheit der Sporen ver- stärkt, mag hierbei günstig mitwirken. 2) Die Conidien von iMorticrella-Polyccphala habe ich schon im Jahre 1869 fest- gestellt. Sie sind dann von van Tieghem (Recherches sur les Mucorinees, ann. sc. nat.) im Jahre IST.S abgebildet und beschrieben, ehe icli nach dem Kriege Zeit fand, meine sclion fertigen Arbeiten mitzuteilen. — Die Gattimg Choanephora in den Dlüten von Hibiscus ist von Cunningham in Indien (Transactions of tlie Linnean Society ot London, Second Series 1879^ aufgef'und(!n und unabhängig von ihm auch von A. Möller in Brasilien, Phycomyceten und Ascomyceten, Untersuchungen aus Brasilien, Jena 1901. — 208 ^ die Lehre einer irrtümlichen Pleoniorphie in den Fruchtfonnen der Pilze ganz besonders gestützt hat, bis es mir gelang, aus den Conidien der Pinsel die Pe- rithecien durch die im ersten Abschnitte dieses Buches ausführlich dargelegte Kulturmethodik zu gewinnen, welche zugleich über die Entwicklung des Peni- cillium und über seine richtige Beurteilung als Conidienform eines Ascomyceten den lange ersehnten sicheren Aufschluss gab. Bezüglich der erfolgreichen Kultur des Pilzes, welche zur Gewinnung der Ascusfrüchte führt, bleibt hier nur noch nachzuti'agen, dass die Pei'ithecien um einen auch hier spiralig gewundenen Initialfaden aus sterilen Fäden an- gelegt werden, welche sich in dichtem Geflechte gewebeartig verbinden und die Fruchtkörper von Penicillium ausmaclien. Es ist bemerkenswert, dass hier der Initialfaden schon früh zugleich mit der Anlage der sterilen Fäden auswächst, dann aber in einem sclerotialen Zustand mit dem sterilen Gewebe und in diesem verzweigt gleichsam erstarrt.^) Der so hergestellte sclerotiale Dauer- zustand der Fruchtkörper wird erst nach mehrmonatlicher Aufbewahrung der Perithecienanlagen auf feuchtem Fliesspapier überwimden. Es ti-eiben die Initialfaden zu Verzweigungen aus, welche das sterile, umgebende Gewebe auf- lösen und als Nahrung verzehren. An den fertilen Fäden entstehen seitlich in Ketten in acropetaler Folge die Ascenanlagen, die mit der Ausbildung von acht Ascensporen ohne Cytoplasma abschliessen. Die reifen Ascen lösen sich auf, während noch nach der Peripherie zu neue Ascenanlagen ei'folgen, bis alles sterile Gewebe verzehrt ist. Mit der Reife haben wir eine Peridie mit einer Unzahl von kleinen, bestimmt gestalteten Ascensporen, welche den Fruchtkörper ausfüllen.^) Es ist leicht, aus den einzelnen Ascensporen, welche in dem reifen Fruchtkörper rein vorhanden sind, von neuem Mycelien mit pinselförmigen Conidienträgeni zu erziehen. Es gelingt sogar bei der Anwendung einer verdünnten Nährlösung, die eben gekeimten Ascensporen so- zusagen ohne Mycelbildung direkt zu einem Conidienträger auswachsen zu sehen, wodurch das Bild des Zusannnenhanores von Conidienträger und Ascusfructification in der gedrängtesten und klai'steu Weise zur Anschauung gebracht wird.^) Wohl ^) Man vergleiche hierzu die näheren Ausfuhrungen und die zugehörigen Ahbildungen in dem 2. Teile d. W. über PenicilHum glaucuiu. ^) 1. c. der Abhandlung über Penicillium Tafel 4 — 7. 3) 1. c. Tafel VII im II. Teile d. W. — 209 — mit Hülfe seiner überreich gebildeten Conidien au den pinselförmigen Trägern ist das Penicillimn überall verbreitet imd wohl noch an keiner Stelle, wo noch Pilzkultur möglich ist vergeblich gesucht worden. Die Conidiensporen von diesem Penicillium und auch die gleichen von Aspergillus sind für den leichten Vertrieb in Luft mit einer schwer benetzbaren Luftschicht an der Obei-fläche der Sporen versehen. Wenn man die Conidien einzeln aussäen will, müssen sie länger in sehr feuchter Luft gehalten und dann unter Wasser untergetaucht und so isoliert werden. Bei geeigneter Verdünnung kann man dann mit Leichtigkeit die Isolierung der einzeLien Conidien und ihre Aussaat in Nährlösunsren erreichen. Eine Form von Penicillium ist als P. in sign e fälschlich bezeichnet. Ich habe die auf alter Sackleinwand nicht selten auftretenden, oft nadelkopfgrossen Perithecien dieses Pilzes untersucht und kultiviert und gefunden, dass es sich hier um eine Form handelt, welche nichts mit Penicillium zu tun hat. Die riesengrossen, dunkelbraunen Sporen in den Ascen charakterisieren den Pilz als besondere Gattung, ebenso die Conidienträger , welche penicillium- ähnliche Verz weiß- un gen traffen, aber die nicht runden Conidien nicht in Eeihen, sondern in Köpfchen ausbilden, und welche bis auf die basale Zelle nach vollzogener Conidienbilduno; gränzlich zerfliegen. Es ist bemerkenswert, dass die Conidienti'äger hier, im Gegensatze zu Penicillium, ganz zurückti'eten gegen- über den Ascusfrüchteu. Man findet sie nur in ganz dünnen Nährlösungen oder auch mit der Erschöpfung der Substrate nach vorangegangener, überreicher Perithecienaulage. Auf sterilisiertem Brote kultivieii;, wird die ganze Brotmasse zu einer föi-mlichen Kruste von Perithecien dieses wundervollen Pilzes, der weiterhin seine grossen, braunen Ascensporen zu acht in jedem Schlauche aus- bildet. Ich habe von dem Pilze ganze Gläser voll Perithecien gezogen und diese schon nach vier- bis secliswöchentlicher Kultur zur Sporenreife auf ausgelegtem Sande gefiirdcrt. Mit fortschreitender Entwicklang der Perithecienanlagen auf dem Substrate werden an diesen Wasserausscheidungen vollzogen, welche die ganze Kultur mit kristallglänzenden, kleinen Tröpfchen überziehen. Auf Object- trägerkulturen in concentrierten Nährlösungen kann man die Anlage der Pe- rithecien, die schwach schraubenföiTnigen Initialfäden und ihre Umhüllung dui'ch die sterilen Fäden in allen Einzelheiten sonnenklar verfolgen und auch weiterhin feststellen, dass die Verzweigungen des Initialfadens später die Ascen ausbilden unter gleichzeitiger Auflösung des sterilen Geflechtes im Perithecium. Bteteld, Botan. Unterenchtuigen. XTV. 27 — 210 - Ich gebe von der vollständig abgeschlossenen Arbeit an dieser Stelle, vorbehalt- lich einer ausführlichen Mitteilung im XV. oder XVI. Teile d. W., nur einen kurzen, vorläufigen Abriss mit der ergänzenden Bemerkung, dass ich den Pilz nach dem Zerfliessen seiner Conidienträger als Lysipenicill ium insigne Bref. bezeichnet habe. Die Conidien in Reihen treffen wir bei den Conidienträgern von Asper- gillus und Penicillium unter den Perisporiaceen zum ersten Male an. Die r e i h e n f ö r m i g e Anordnung der C o n i d i e n s p o r e n kommt dadurch zustande, dass die nächstfolgende Conidie von dem Sterigma mathematisch genau unter der vorausgegangenen angelegt und dass so die nacheinander in centripetaler Folge gebildeten Conidien die vorausgegangenen hinausschieben und in Reihenform über sich tragen. In dieser örtlich so genauen Folge der nach einander gebildeten Conidien liegt ein Fortschritt gegen die bisher betrachteten Fälle von Conidienbildung. Hier erfolgte die weitere Bildung der Conidien nicht unter der früheren, sondern neben dieser, wie z. B. bei Da- cryomyces, und so gruppierten sich die nach einander gebildeten Conidien zu Köpfchen, die aber zeitlich eine verschiedene Folge zeigten. Diese Bildung von Conidien in Köpfchen in seitlicher und zeitlich ver- schiedener Folire ist nun aber wohl zu unterscheiden von der simultanen Conidienbildung, wie wir sie z. ß. bei Poly])orus annosus kennen ge- lernt haben, bei welchem die Conidien zwar in Köpfchen angelegt werden, aber auf getrennten, sehr feinen Sterigmen in der eiinnaligen Bildung einer Conidie, wie sie ähnlich von den eigentlichen Basidien in simultaner Anlage erfolgt, ihren Abschluss erreichen. — Eine eigenartige Conidienbildung in Köpfchen, die wir bei den Ascomyceten nicht selten anti-effen, kommt endlich noch dadurch zustande, dass die zur Seite geschobenen Conidien sich nicht zu Köpfchen ordnen, sondern abgetrennt um die letzt gebildete ('onidie durch Membranvergallertung kleben bleiben. Es häufen sich so die stetig nach einander gebildeten C^onidien in der zerflossenen Membransubstanz zu sporangienähnlichen Massen an, welche in Wasser leicht verteilt werden können. Diese Conidien in Köpfchenfonn, welche äussserlich den Sporangien ähnlich sehen, dürften zweckmässigerweise als Acr ostalagmus-Conidien unter.schieden werden, weil sie bei dieser Pilzform schon seit langer Zeit bekannt geworden sind. Bei den sämtlichen Conidienformen, welche frei und offen gebildet werden, ist von vornherein mit einer Verunreinigung durch fremde Pilzkeime aus der — 211 — Luft zu rechnen. Aus diesem Grunde sind Reinkulturen mit diesen Conidien nur dann als fehlerfrei anzusehen, wenn sie von einzelnen Sporen, welche vorher (hn-ch das VerdUnnungsverfehren isoliert sind, eingeleitet und mit aller Vorsicht durchgeführt vvei'den. — Auch für die Ascensporen aus den geschlossenen Früchten der Perisporiaceen ist mit einer Verunreinigung durch fremde Pilz- keime zu rechnen, welche während der Anlage der Fruchtkörper von aussen Zutritt haben und welche nachträglich in das Hyphengeflecht der Fruchtköqier einofeschlossen werden. Mit der Auflösuncr des sterilen Geflechtes durch die ascenbildenden Hyphen kommen diese Verunreinigungen in das Innere der Fruchtkörper und gelangen zwischen die Ascensporen, wenn diese durch Auf- lösung der Ascen frei wei'den. Ich konnte bei den Fruchtkörpern von Penicillium diese Verunreinigung der Ascensporen in den Perithecien sicher nachweisen. Es wird auch hier bei den Fonnen der Lysiaschieen die Isolierung der einzelnen Sptn-en für die Reinkultur notwendig, wenn sie als fehlerfrei gelten soll. Erst bei den Sporen der Ascomyceten, bei welchen die Sporen durch Ejaculation aus den Ascen mit Hülfe von Cytoplasma frei werden, Ist in den ausgeschleuderten Sporen die Reinheit des Sporenmaterials für die Kultur gesichert. Hier ist nur notwendig, die Sporen rein aufzufangen und die übjectträger für eine möglichst beschränkte Zeit bei den Basidiomyceten unter den Fruchtkörpern, bei den Ascomyceten über den Fruchtkörpern zu exponieren und so eine beschränkte Zahl von Sporen aufzufangen. Bei frisch geholten Fruchtkörpern von Basidio- myceten und von Ascomyceten sind, unter Berücksichtigung der naheliegenden Vorsichtsmassregeln, die Verunreinigungen der abgeworfenen Sporen von aussen so gut wie ausgeschlossen. An die Formen der Perisporiaceen schliessen sich nun auch als grösste Formen die Trüffeln, die Tuberaceen, an, welche unterirdisch leben und in ihren riesigen Fruchtkörpem, bekanntlich als Leckerbissen für verschiedene Speisen, von besonders abgerichteten Hunden in hjichenwäldern gesucht, aufgesammelt werden. In den Fruchtkörpern der Trüffeln scheint sich die Entwicklung von PenicIUiimi glaucum gleichsam im grossen zu wiederholen. Leider wissen wir über die Biologie der TrUffelpIlze so gut wie nichts. Nicht ein- mal die Keinmng der Sporen hat bis jetzt mit Sicherheit festgestellt werden können.') ') Es sind bis jetzt mancherlei Mitteilungen über die Keimung der TrüfFelsporen, namentlich in neuerer Zeit von Em. Boulanger erfolgt, die in der „Oermination de lascospore echinulöe de la TrufFe," Paris 1906, einzusehen, aber mit Vorsicht aufzunehmen sind. 27* — 212 — Die Sporen sind angepasst und keimen wahrseheinlicli erst nach längerer Ruhe im Thermostaten aus. Es darf vermutet werden, dass die Trüffelpilze Parasiten auf Eichenwurzeln sind, dass ihre Fruchtkörper in der Erde, wie von den Menschen, so auch von den Tieren, aufgesucht und gefressen werden, und dass die Sporen also den tierischen Leib durchwandern und auf diesem Wege, gleichsam in einem lebendigen Thermostaten, für die Keimung günstig beeinflusst werden. Durch methodische Kultur- und Fütterungsversuche von Tieren mit Trüfifelsporen ist ein weiterer Erfolg für Keimung und Entwicklung der Pilze zu erwarten. Vielleicht gelingt es auch ohne Mithülfe von Tieren, die Keimung der Sporen im Thermostaten zu eiTeichen, vielleicht sogar erst nach längerer Aufbewahrung in sterilisiertem, feuchtem Sande in einem pilzfreien Räume. Nach der Grösse der Sporen möchte man annehmen, dass Nährlösungen flir die Keimung nicht notwendig, vielleicht sogar nachteilig sind und dass diese auf eigene Kosten in blossem Wasser erfolgen kann. Für erfolgreiche Versuche nach dieser Richtung sind geeignete Hülfsmittel, Raum und Zeit und namentlich ausgiebiges Sporenmaterial von reifen Trüfieln die erste Voraussetzung. Es mag nur kurz bemerkt sein, dass die unterirdisch lebenden, grossen Ascomyceten in Trüöcln äusserlich eine vmverkennbare Fonnübereinstimmung mit den livpogaeen Formen der angiocarpen ßasidiomyceten erkennen lassen. In den Mycelien der bis jetzt betrachteten Fomien der Ascomyceten, ein- schliesslich der noch folgenden Formen der Ryrenorayceten und der Discomyceten, sind an den Scheidewändeii keine Schnallenbildungen zu beobachten, durch welche die meisten Formen der Basidiomyceten in ihren vegetativen Zuständen ausgezeichnet sind. Im Anschluss an die Formen der Perisporiaceen müssen wir hier kui-z die Mehltaupilze, die Erysipheen, anschliessen. Sie kommen in der Natur nur parasitisch lebend vor auf den verschiedensten Nährpflanzen, auf welchen sie in den massenhaft gebildeten Conidien einen mehligen Überzug erzeugen, der vorzugsweise auf den grünen Blättern auffällig ist. Die Filze leben nach bisheriger Annahme nur auf der übei-fläche der Nähi-pflanzen, auf welchen sie sich mit ihren Mycelien verzweigen und in jungen Epidemiiszellen km'ze Säcke von Haustorien ausbilden. Die früh befallenen Nährpflanzen werden von den Parasiten in ihrer natürlichen Entwicklung mehr oder mindei" stark geschädigt, wie es z. B. von der sogenannten üidienkrankheit des Weines und der Rosen allbekannt ist. Die Mycelien erzeugen auf der Oberfläche der befallenen Nähr- — 218 — pflanzen schon triili einfache, unverzvveigte Conidienträgev, welche Conidien in centripetaler Richtung in Keihen, aber ohne zugespitzte Sterignien ausbilden. Man har die Conidien hiernacli bisher fälschlich als Oidien beurteilt, mit welchen sie gar nichts zu tun haben. Ausser den Conidien werden nach dem Herbst zu Perithecien angelegt, meist an der Kreuzungsstelle von zwei P'äden, die sich fest verbinden, deren Initialzellen von sterilem Geflecht zunächt um- wachsen werden, bis sich eine von diesen in dem inzwischen ausgebildeten Pe- rithecium zu fertilen, ascenbildenden Schläuchen weiter entwickelt. Es kann bloss einer oder eine ojerinore Anzahl von Schläuchen gebildet werden, welche noch im Herbst ihre Sporen anlegen, dann aber einen Ruhestand in dem Peri- thecium durchmachen und erst im nächsten Frühjahr mit dem Aufplatzen des Peritheciums ihre inzwischen gereiften Sporen aus den Ascen mit grosser Energie ejaeulieren. ^) Es reisst hier zur Entlöschung der Sporen das Perithecium auf, ohne vorgesehene Öffnung, und ebenso vverden die Sporen der Ascen mit Hülfe von reichlich übrig gebliebenem Cytoplasma ejaculiei-t und auf die inzwischen im Frühjahr entwickelten, jungen Xährpflanzen aufgewoi"fen. Die Perithecien zeio^efn schon deutlich eine bilaterale Ausbilduno: und besonders an der basalen Seite trichomatische Fadenauswüchse von bestimmter Gestalt, mit welchen die Perithecien fester an ihre Unterlasfe srebunden werden. O CD Die Kultur der Pilze in Nährlösungen hat bisher mit den unreinen, oberflächlich gebildeten Conidien noch keinen günstigen Erfolg gehabt. Es ist notwendig, die Ascensporen im Frühjahr für die Kultur in Nähidösungen heranzuziehen, die bisher bei den Versuchen fast ausser acht geblieben sind. Ebenso sind auch noch zur Ergänzung und Sicherung der parasitischen Eigenart Infectionsversuche mit den Ascensporen auf den zugehörigen Nähr- ptianzen in ihi-en verschiedenen Entwicklungsstadien auszuftihren.^ Um die Perithecienanlagen der Erysipheen aus dem Herbst zur weiteren P]n tw icklnng im Frühjahr brhigen und zur Gewinnung von reinem Ascensporenmateriale vei'wenden zu können, wird es notwendig, die mit Perithecien 1) Die EntwnckJungsgeschiehte von den Perithecien der Erysipheon ist zuerst von Tulasne und dann von de Bary beschrieben in den Beiträgen zur ilorphologie der Pilze, Heft III. '^) Es liegt hier bis jetzt nur eine Angabe von R. Wolf vor, der bei Eiysiphe gra- minis die Ascensporen auf den Nährpflanzen zu conidienbildenden Mycelien gefordert hat. Landwirtschaftliche Jahrbücher 187.Ö. 214 — reicli versehenen Teile der Nährpflanzen, namenthch die Blätter, kurz vor ihrem Abfallen einzusammeln und an einem genügend gesicherten Orte frei in der Natur aufzubewahren. Wenn sie während der Dauer des Winters den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt sind, erfolgt mit dem Frühjahr die weitere Entwicklung der Perithecien, die nun ohne Schwierigkeit rem von dem Substrate zu gewinnen sind, leicht und sicher. Auf reiner, feuchter Unterlage ausgelegt, lassen sich die Vorgänge des Aufreissens der Perithecien und die Ejaculation der Sporen aus den gereiften Ascen Schrittweite verfolgen, und es ist leicht, die ausgeschleuderten Sporen vollständig rein zu gewinnen und zur Kultur heran- zuziehen. Ich habe diese Beobachtungen schon in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre des vor. Jahrh. wiederholt gemacht, war luir leider nicht imstande, bei dem Mansrel eines Versuchsgartens, die anschliessenden Infections- versuche auszuführen, die auch nachträglich bei der Überhäufung mit anderen mycologischen Arbeiten unterblieben sind. Die Fonnen der Perisporiaceen erreichen in den Erysipheen ihren Höhe- punkt. Sie sind im allgemeinen nicht sehr zahlreich und stehen in dieser Be- ziehung weit zurück geuen die höheren Fonnen der Pyreno- und der Disco- myceten. Aber schon bei der geringen Anzahl von Formen zeigt sich in den Initialfaden der Perithecien, welche zu fructificierenden Ascen in den Frucht- körpem austreiben, die möglichste Forraverschiedenheit. Bei Eurotium haben wir einen wachsstockartig eingerollten Initialfaden, bei Penicillium einen etwas gedrehten, bei Lysipenicillium einen langen, wenig gewundenen Faden und bei Erysiphe eine eiföitnige Initialhyphe. Die Erysipheen, bei welchen die Perithecien schon eine Andeutung von Bilateralität zeigen, aber noch bei ihrer Reife ohne vorbereitete Öffnung unregel- mässig oben aufreissen und die Sporen aus den Ascen mit Hülfe von Cyto- oder Epiplasma ejaculieren, bilden den Übergang zu den höher differen- zierten Formen der Py renomyceten und der Discomyceten, bei welchen die Bilateralität der Fruchtkörper zugleich mit bestimmt vorbereiteter Form der Öffnung für die Ejaculation der Ascen- sporen versehen sind. Ehe wir nun aber zu diesen übergehen, wird es notwendig, hier die Formausbildung der Ascen, die Sporenbildung und ihre Ent- leerung aus den Ascen im Zusammenhange mit dem Bau der Fruchtkörper einer kurzen vergleichenden Betrachtung zu unter- — 215 - ziehen. Bei den Perisporiaceen sind die Fruchtköi-per ganz geschlossen und zeigen keine Spur von Bilateralität. Mit ilivev Keife werden die inneren Ge- webe bis auf die peridialen Schichten von den friictificierenden, gleichniässig im Friichtkörper sich ausbreitenden, ascenbildenden Hyphen verzehrt. Die Ascen zeigen eine runde oder ovale Forai, und mit der Ausbildung der Ascensporen wird alles Protoplasma des Ascus verwendet, ohne irgend welche Reste von Cyto- oder Epiplasma. Die Sporen werden aus den Ascen frei durch Auflösung der Ascenwände, und als Endresultat der Entwicklung eines Peritheciums haben wir eine Peridie, welche die Masse der Ascensporen umschliesst. Mit der Ausbildung des Peritheciums mit seinen Ascen sind keinerlei Hulfsmittel für eine Ejacu- lation der Ascenspoi'en und für die Verbreitung der Sporen selbst vorgesehen. Für die Formen der Perisporiaceen, bei welchen die Sporen durch Auf- lösung der Ascenwände frei werden, wäi'e eine besondere Bezeichnung als Lysiascineae berechtigt. Es würde durch diese Bezeichnung die Gruppe der Formen unter den Perisporiaceen charakterisiert sein nach der Befreiung der Sporen aus den Ascen, welche ohne alle Hulfsmittel von Cytoplasma, nicht dm-ch Aufplatzen des Schlauches, sondern dui'ch Auflösung der Ascenwände, natürlich herbeigeführt wird. - Das Bedürfnis für die Abgrenzung der Formen in diesem Sinne hat auch schon Schröter empfunden, der für sie den Namen „Plectascineae" gewählt hat (Pilzflora von Schlesien). Bei den Erysipheen zeigt sich zum ersten Male eine Bilateralität in der Ausbildung der Perithecien, aber noch ohne vorgesehene üffVumg für eine Sporenentlöschimg der Ascen. Die Ascen haben nicht mehr eine rundUche, sondern schon flaschenfönnige Gestalt. Mit der Bildung der Spoi-en bleiben grosse Mengen von Cyto- oder P^piplasma zurück, welche durch Wasseranziehung das Aufplatzen der Schläuche und die Ejaculaticjii der Sporen herbeizuführen bestimmt ist. Für die mit Hülfe des hier gebildeten Epiplasmas ejaculierten Sporen ist aber noch keine bestimmte Stelle örtlich an der Spitze vorgesehen. Diese letzte Steigerung in der Ejaculation der Ascensporen mit Hülfe des Epiplasma.s findet sich erst weiterhin bei den Ascen der höchsten Ascomyceten, der Pyreno- und der Discomyceten vor. Hier ist die Bilaterialität in der Formbildung der Fruchtkörper, namentlich auch in einer im Entwicklungsgange vor- gesehenen, natürlichen Art der Offinnig der Perithecien sehai-f ausgeprägt; die Ascen haben eine lange, cylindrische Gestalt, sie entwickeln sich nicht mehr all- — 216 -. seitig im Peritlieciiim, sondern einseitig nach dessen Öffnung hin gerichtet, und an ihrem oberen Ende ist meist deckelartig eine Offnnno- vorgesehen, aus welcher nun die Ejaculation der Sporen an der Spitze mit Hülfe des Epiplasmas erfolgt. Die Veränderung in der Formbildung des Ascus von der rundlichen Form ohne Epiplasma bei den Perisporiaceen und der Sporenbefreiung durch Auflösung der Ascenwand nach der flaschenförmigen Gestalt bei den Erysipheen mit reichlichem l%pi- plasma und der Entleerung der Sporen d urch A ufjjlatzen der Ascen- wand und endlich der cy lindrischen Formbildung der Ascen mit vorgesehener, apicaler Öffnung für die Entlöschung der Sporen durch Ejaculation mit Hilfe des Epiplasmas, lässt sich hier in der wohlgegliederten, systematisch aufsteigenden Reihe Schritt für Schritt im Zusammenhange mit der sich steigernden Formaus- bildung der Fruchtkörper auf das klarste verfolgen und daraus der Nachweis erbringen, dass für den Wert des Ascus weder die Form, noch die Art der Entleerung der S]>oren, noch die Bildung von Epiplasma, iroch auch die vorgesehenen Offnungen für die Entlöschung der Sporen von irgend welcher morphologisch ent- scheidender Bedeutung sind. Sie sind nur sekundäre Modifi- cationen in der Ausbildung des Ascus, welche für seine morpho- logische Wertbestimmung an sich nicht in Betracht kommen können. Dieser W^ert ist vielmehr allein in der bestimmten Zahl der Sporen gegeben, wie dies im Vergleiche zum Hemiascus und zum Sporangium unzweideutig hervortritt. Es mag noch kurz bemerkt sein, dass bei den Formen der Exoasci eine Sporen ejaculation aus den Ascen allgemein besteht, dass wir bei Saccharomyc.es und Ascoidea unter den Heim'asri keine Ejaculation der Sporen, bei Ascoidea aber schon die Bildung von körnigem Epiplasma in grosser Menge vorfinden und dass bei Protomyces endlich ein VV^asser an- ziehendes Epiplasma vorkommt, welches hier die Sporen des Hemiascus durch energische Ejaculation zur Entlöschung bringt. Greifen wir über die Hemiasci hinaus auf die Sporangien tragenden, niederen Pilze noch weiter rückwärts, so finden wir zu- nächst bei den oogamen Formen der Pilze, die noch wenig terrestiüsch ange- — 217 - passt sind, Sporangieti mit aufquelleiideni Epiplasma füv die Entlö.schuno- der Sporen resjj. der Zoo-Sporen, ähnlich wie bei den Algen, vor. Cliehen wir von den oogamen Formen der Pilze dann zu den teiTestrisch mehr angepassten, isoffamen Formen der niederen Pilze über, so haben wir zunächst noch zer- fliessende Sporangienniembranen und Sporangien mit auf((uellendeni Epiplasma, welches die Sporen auf Wasser energisch auseinander treibt und welches i n Mucor mucilagineus die höchste und massigste Ausbildung erreicht hat. ^) Nur bei den Formen der Gattung') Pilobolus erfolgt eine Abschleuderung der ganzen Sporangien, an welchen schon vorher bestimmt vorgesehene Aufquellungs- schichten die Ablösung vom Träger vorbereiten. Darüber hinaus sind die Sporangien weiterer Foniien terrestrisch angepasst und verstäube?) ti'ocken durch die Luft nach Zerbrechen der Sporangienniembranen ohne Ausbildung von Epiplasma, wie z. B. bei R h i z o p u s und C i r c i n e 1 1 a. Die Vertreter der überaus formenreichen Abteilung der Pyrenomy ceten sind überall in der Natur anzutreffen. Sie leben auf allen möglichen Substraten. Die mistbewohnenden Formen sind besonders häutig anzutreffen und leicht durch Auslegen der Fäkalien von kräuterfressenden Tieren imter einer Glasglocke in relativer Reinheit zu gewinnen. — Nicht minder verbreitet kommen die auf alj- gestorbenen Pflanzenteilen, auf Achsen und Reisig lebenden Formen, namentlich in waldigen Gegenden, vor. — Verhältnismässig gering, aber doch noch reich an Formen sind die parasitisch lebenden Pyrenomyceten , welche die ver- schiedensten Pflanzenformen und die verschiedensten Teile an diesen bewohnen und oft auflallioe Krankheitserscheiinmo'en, wie die des Mutterkornes beim Ge- ti'eide, hervorrufen. — Avich insektenbewohuende Vei'treter liegen in den Formen von Isarien res]i. von C o r d y c e p s und von Botrytis B a s s i a n a , dem Pilze der Seidenraujie, vor. — Die Perithecien der Pyrenomyceten treten meistens einzeln auf den Mycelien auf, mit Ausualnue der stromatischen Formen z. 15. der H\ pocreaceen, in (ülaviceps, Cordyceps, F s tilagin o i d ea etc., bei ^) Die Abbildungen von Mucor mucilagineus um! auch vun M. Mucedo mit (\fv Sporenentlcorung aus den Sporangien mit Hülfe von reichlicii vorliaiRlcnem Epiplasma sind in den Figiu'en auf Tatel II des ersten Teiles und auf Tafel IV des vierten Teiles d. W. einzusehen. ^) Die Organisation des Sporangiunis mit einem Quellkragen iiir die Abtrennung vom Fruchtträger und ebenso die spätere Abschleuderung bei Pilobolus ist von mir beschrieben und abgebildet iu dem IV. Teile d. \Y. pag. 60, Tafel VI. Urofold, Botau. UntersachuDgen. XJV. 28 — 218 — welchen fruchtkörperähnliche Bildungen zur Erscheinung kommen, die häufig in Köpfchen die Perithecien in bestiunnter Orientierung in grosser Zahl und in be- stimmter Anordnung im Stroma ausbilden. Die meisten Formen tler Pyrenomyceten besitzen A^ ebenfruchtfornien in Conidien, welche sich nicht selten durch Spaltung in 2 oder mehrere Formen vei'mehrt haben. Wir köimen hier Microcon id ieu und Macro- conidien bei ein und derselben Form unterscheiden, weiterhin kommen Conidien in einfachen Trägern in Coremien, oder auch in 1 a g e r a r t i g e r Verbindung der Fruchtträger vor, sogar in fruchtkörperartiger Gestaltung in l'ycniden und endlich die Ausbildung echter Pycniden in Fr uch tkörpern von be- stinmiter Anlage aus Initialzellen einzelner oder verbundener Fäden zu echten Gewebekörjjern entstanden, welche an den innersten Zellen Conidien ausbilden und diese aus einer besonders gebildeten OöViung entlassen. Die Ausbildung von Chlam ydosporen tritt gegenüber den C'onidien zurück. Sie ist in echter (Jhlamydosporenform mit direkter fructificativer Aus- keimung der Sporen nur in wenigen Fällen sicher beobachtet, z. B. bei dem vermeintlichen Brande des Reis und der Hirse, Ustilaginoidea Oryzae und Setariae^) und bei Geminella Delastrina") in den Fruchtknoten von Veronicafornien, weiterhin bei den Formen der artenreichen Gattung Hypomyces,^) welche die grossen Fruchtkörper der Schwämme })arasitiscb bewohnt. Dagegen ist eine direkte Vermehrung der Conidien in Hefen- form^) einzeln schon bei der Keinumg der Ascensporen im Ascus, häufiger ausserhalb des Ascus bei der Keimung der Sporen in Nährlösungen zu beobachten. 1) Die Entwicklungsgeschichte des Reisbrandes und des Setariabrandes ist von mir in einer vorläufigen Mitteiking im Botanischen Centralblatt (Band LXV), Kassel 1896, und kurz vorher Ustilaginoidea Oryzae und Setariao im XII. Teile d. W., pag. 194 — 202 und auf Tafel XII, Münster l.'^9r), veröfFenthcht worden. Die austührhche Mitteilung wrd erst im XV. Bande erfolgen. ^) Die erste Mitteilung über Geminella ist in dem V. Teile d. W. bereits vor mehr als 20 Jahren veröffentlicht. Eine Ergänzung zu diesei- Veröffentlichung wird wahrscheinlich schon im nächsten Bande d. W. Brandpilze V erfolgen können. ^) Über Hypomyces sind die näheren Einzelheiten im X. Bande d. W. pag. 182 — 189 einzusehen. Die ältere Literatur findet sich in der Carpologia von Tulasne. *) Die hefebUdenden Formen unter den carpoascen Ascomyceten sind in zahlreichen Fällen im X. Teile d. W. ausführlich behandelt. — 219 — Es ist eine besondere Aufgabe, bei den Formen der Pyrenomyceten (ebenso auch der üiscomyceten) die zugehörigen Neben f'ruchtforni en der einzelnen Pilze aufzufinden und (hu-ch Kultur sicher festzustellen. VWv dieses Ziel der Untersuchungen gibt es nur einen natürlichen Ausgangspunkt, nändich die K ul tur der A scensporen, also dieKultur der Sporen von der höchsten Fruchtforni dieser Pilze zu ver- folgen. Man kann sieh leicht davon überzeugen, dass durch die Kultur dieser Sporen, also der Ascensjjoren, wenn sie mit genügender Voi-sicht und Sicherheit gegen alle Fehlerquellen ausgefiihrt wird, zumeist mit Leichtigkeit die zuge- hörigen Nebenfruchtformen in die Erscheiiuing treten und hierdurch ihre Zuge- hörigkeit über jeden Zweifel hinaus gesichert werden kann. Die 8p(iren der höchsten Fr uchtformen gehen in derKultur in Nährlösungen leicht znr Bildung der zugehörigen Nebenfruchtformen über, dagegen gelingt es nur schwierig und seltener, die Nebenfruchtformen in der Kultur zur Ausbildung der höchsten Fruchtformen in Ascen zu steigern. Die umfangreichen Untersuchungen, welche ich in Verbindung mit meinem Schüler und A.ssistenten Dr. von Tavel im Laufe mehrerer Jahre ausfreführt und in dem zehnten Bande meines Werkes niedergelegt habe, legen beredtes Zeugnis ab für die günstigen Erfolge, welche auf diesem Wege schon erreicht worden sind — Am Abschlüsse der gemeinsamen Arbeiten, welche ich mit Herrn Dr. von Tavel ausgeführt und I. c. des X. Teiles d. W. veröffentlicht habe, findet sich für die Orientierung der bei den Pyreno- und Discomyceten vorkonnnenden Nebenfrucht- fonnen eine besondere Abhandlung „Vergleichende Beti'achtung der Fruchtformen der Ascomyceten" pag. 341 — 354, in welcher die Nebenfruchtfonnen, welche durch die Kultur der Ascensporen gewonnen und über jeden Zweifel hinaus sicher gestellt werden konnten, zusammen gefasst und vergleichend behandelt worden sind. Leider wurden damals die Arbeiten durch den Fortgang des Di-, von Tavel eingeschränkt, der sich an einer Universität seiner heimatlichen Schweiz nieder- lassen wollte. Die Wiederaufnahme dieser Untersuchungen mit der gegebenen Fragestellung imd Untersuchungsmethodik wird zweifellos noch weitere, wichtige und ergänzende Resultate zeitigen. — Die erst in neuerer Zeit herausgegebenen Fonnen der Fungi imperfecti lassen erkennen, wie gro.ss die Zahl der noch verwaisten Conidienfonnen ist, die noch ihren Anschluss an die zuge- hörigen Perithecien resp. die höchste Fructification in Ascen finden müssen. 28* i}2() -- Ynr die Kultur dieser Pilze sind also die Ascensporen der einzig- richtige und natürliche Ausgangspunkt. Es ist leicht, die Sporen aus den Ascen rein zu gewinnen, da sie mit Hülfe von Cytoplasma aus den Ascen ejakuliert werden und bei geeigneter Vorsicht rein aufzufangen sind. Man lässt die Perithecien resp. die Ascen in diesen ihre Sporen am besten von unten nach oben ejaculieren, um sie zuverlässig rein zu bekommen. Der Vorsicht halber müssen die gereiften, sporen werfenden Perithecien auf den Substraten so aus- gelegt werden, dass alle übrigen, etwa in der Umgebung vorhandenen Formen durch Papier maskiert sind, also ihre Sporen nicht gleichzeitig mit entlöschen und Verunreinigungen abgeben küinien. Auf besondei'en Zinkleiterchen lässt sich auf jeden einzelnen Fall mit geringen, angepassten Variationen das Auffangen der Sporen von unten nach oben an sterilisierten Objectträgern unschwer er- reichen. Die Ascensporen sind fast innuer leicht keimföhig. Sie keimen und gedeihen bald in Mistdec(jct, bald in Bierwürze, bald in Pflauniendecoct am besten. Je nach Umständen kann man Mischuntjen der zuckerreichen Auszüse mit Mistdecoct anwenden. Die Kulturen werden ausserordentlich ü])pig, und weim der Objectträger nicht melir ausreicht, kann man sie leicht auf Mas?en- substi"ate von Älist und o-edüna;tem Brote oder von Früchten und aucli von Säjje- Spänen, die mit Nährlösungen gedüngt sind, übertragen. In den minder zahl- reichen Fällen werden Perithecien direkt wieder gebildet, namentlich dann, wenn die Nebenfruchtformen rudimentär geworden sind und sogar nur in den ver- dUnntesten Nährlösungen noch zur Erscheinung konnnen, z. B. bei den Formen vonSordaria und Chaetomium. In den meisten Fällen überwiegt aber die Bildung der Nebenfruchtformen in den verschiedenen Conidien und in Pycniden etc., und weini dies der Fall ist, gelingt es schwerer oder gar nicht, die Peri- thecien wieder zu erreichen. Auch in der Natur ist die Perithecienbildung, namentlich bei parasitisch lebenden Pilzen, nicht unmittelbar, sondern meist nur in bestinnuter Jahreszeit, oft nur an den bereits abgefallenen Pflanzenteilen, z. B. bei Pol}stigma, Fumago etc. zu beobachten. Die Kultiu* der Pyrenomyceten lässt sich, wie eben beschrieben, von rein aufgefangenen Ascensporen leicht und ohne Störung ausführen. Das gleiche gilt aber nicht von Kulturen, welche mit den Sporen der Nebenfruchtformen, also mit Conidien, eingeleitet werden. Die frei gebildeten Conidien von Fruchtträgern oder von Fruchtlagem sind meist schon diu-ch fremde Pilzkeime aus der Luft verunreinigt. Hier wird die äusser.ste Vorsicht notwendig, um liTtümer zu vermeiden. Es müssen die — 221 — Kulturen aus den einzelnen Conidien nacli den früher angegebenen Verdünniuigs- verf'aliren eingeleitet werden, wemi sie als fehlerfrei gelten sollen. Nur aus ge- schlossenen Kniclitlagern in Pycniden und aus den Fruchtkörpern echter Fycniden sind die Conidiensporen meist leichter rein zu gemiinien und danun für die Kulttn- geeigneter. - Es kommt hier für die Kultur aus Conidien noch der be- sondre Umstand in Betracht, dass sich in der Conidien-FructiHcation gleich scharfe Merkmale in der Formbildung nicht innner ausprägen, wie sie in der Ascen- Fructitication ireffeben sind. E.s kommen ähnliclie C-onidien- Formen bei durch- aus verschiedenen Ascomyceten, also als Nebenfruchtformen zu den verschiedenen Ascenfrüchten vor. Die parasitisrh lebenden J'v renomyceten sind ausnahm.slos, soweit meine P^rfahrungen reichen, in Nährlösungen kultivierbar. Die t>-pisch ange- passten Parasiten, z. B. vom Mutterkornpilze, von ('lavlceps, die in.sekten- bevvohnenden Isarien, Cordyceps etc. machen hiervon keine Ausnahme. Auch die falschen Brandpilze der Formen von Ustilagin oi dea und üeminella sind der Kultur ausserhalb ihrer Wirte auf das Leichteste zugänglich. Zur Ausfuhrung von Infections versuchen bei den parasitisch- lebenden Pyrenomyceten konuuen zweckmäs.sig die schon früher angegebenen Methoden zur Verwendung; die Ueberti'agung der Infectionskeime geschieht am besten mit Hülfe des Pulverisatoi's, bald in Wasser, bald in verdünnter Nähr- lösung. Es kommt hier alles darauf an, festzustellen, in welchen Entwicklungs- stadien die Nähii^flanzeu am empfänglichsten für die Infectionskeime sind. Bei Blätter und Achsen bewohnenden Formen trifft es fast inmier zu, dass jugend- liche Stadien der zugehörigen Nährpflanzen mit noch nicht erhärtetCTi Geweben den Infectionskeimen am zugänglichsten sind. Man kami das Eindringen der Keime bald nach der Infection meist sicher verfolgen, entscheidend ist aber immer das Auftreten der betreffenden Krankheitser.scheinung an den inficierten Pflanzenteilen. — Bei insektenbewohnenden FoiTnen, z. B. bei Cordycepsarten, ist die Infection der Insekten, namentlich der llaupen, äusserlich leicht auszu- führen, und die Eindringstellen des Pilzes markieren sich in vollendeter Deutlich- keit durch eine Bräunimg in dem dicken Chitinpanzer. Auch die Entwicklung iU:r cing('(h luigenen infectionskeime, zunächst im Blute der Raupen, ist leicht zu beobachten, ebenso auch das weitere Vordringen des Pilzes bis zum Tode der Kaupen und die spätere Eruption des Pilzes bald in Isaria-Conidien, bald in Cordycepsfruchtkörpeni. — Bei dem Mutterkorne, also bei (Jlavicepsformen und _ 222 — bei den Formen von Ustilaginoidea findet die Infectlon in den Blüten, resp. der jungen Fruchtknoten der zugehörigen Getreideformen statt. Es lassen sich hier die Bluten infectionen, namentlich bei dem Roggen bewohnenden Mutterkorn, wo sich die Blüten sehr weit öffnen, mit der grössten Leichtigkeit ausführen. Es treten immer zuerst in den befallenen, jungen Fruchtknoten die Conidienformen und dann weiterhhi die Bildung der Sclerotien ein, welche nach Überwindung des Dauerzustandes die prachtvollen Fruchtkörper von Claviceps purpurea hervorbringen. Bei der Ustilaginoidea auf Reis und auf Hirse sind die Versuche nach dem Schema des Mutterkornes leicht auszuführen ; sie ergeben hier zunächst die massenliafte Bildung von Chlamydosporen, die aussehen, Avie Brandsporenlager und dann erst die Bildung von Sclerotien, die zu den Keulen- sphaerien auskeimen und aus den fadenförmig langen sich zergliedernden Ascen- sporen die zugehörigen (Jonidien hervoi'b ringen. Beide Pilzformen sind in Nähr- lösungen leicht und üppig zu kultivieren.^) Nur bei kleineren Formen der Pyrenomyceten sind in ein paar Fällen mit der ersten Anlage der Perithecien die später fructificierenden, also asceii bilden den Initialfäden von schraubenförmiger Gestalt, ähnlich wie bei Aspergillus repens, unterschieden worden. Schon bei den grösseren Formen der Pyrenomyceten sind aber diese Initialfaden nicht mehr unter- scheidbai'. Bei den stromatischen Fonnen, namentlich bei den Hypocreaceen, haben die sorgfaltigsten Untersuchungen nach dieser Richtung nichts ei-geben. Man ist hier auf die längst bekannte Tatsache beschränkt, dass in den fertigen Fruchtkörpern im Beginn der Fructification die ascenbildenden Hyphen sich als differentes Fadeiisystem von den sterilen Hyphenendigungen unterschiedlich abheben. Die Discomyceten (einschliesslich der Hysteriaceen) sind in ihren Formen noch mannigfaltiger, wenn auch nicht so zahlreich, wie die Pyreno- myceten und finden sich in der Natui" allgemein verbreitet vor. Ein Teil von 1) Die Literatur über die PjTenomycetenformen aus den letzten fünfzig Jahren lässt sich hier nicht einzeln anfuhren. Sie findet sich in allen möglichen Werken und Zeitschriften zerstreut, namentlich in der Carpologia von Tulasne. Die meisten diesbezüghchen Angaben sind vermerkt in dem X. Teile d. W. und dort zugleich mit der älteren Literatur einzusehen. Die Untersuchungen über Ustilaginoidea Oryzae und Setariae sind erst vorläufig 1. c. im Botanischen Centralblatte pubhciert und teilweise angeführt in dem XU. Teile d. W. bei den Brandpilzen ILT. — 228 — ihnen ist mistbewohnend, andere finden sicli iin totem Tveisig, Holz und Rinde bewohnend, und nicht gering ist die Zahl dei' Formen, welche parasitisch leben. Zu diesen konuneu inni noch, in der Fomibildnng am höchsten gesteigert, die erdbewühnenden Discomyceten, welche in den grossen Fruchtkörpern von Peziza, von Helvella und Morchella etc. den Höhepunkt erreichen. Es ist leicht, von den Fruchtkörpern der vei'schiedensten Discomyceten flie Ascen- sporen rein aufzufangen und für die Kultur in Nährlösungen unrl in anderen Substraten heranzuziehen. Die Ascen schleudern ihre Sporen mit grosser Energie aus, und ihre lieingewinnuug wird noch ei'leichtei't duich die grössere, freie Mäche des Hymeniums der Fruchtkörper, welche die Sporen auswerfen. Die mistbewohnenden Formen keimen am besten aus in Mistdecoct mit einem geringen Zusatz von Bierwürze. Es ist aber in einzelnen Fällen, z. B. bei den Formen von Ascobolus, die Anwendung höherer Temperaturen resp. des Thennostaten notwendig, um die Keinunig zu erreichen. Der tierische Leib vei'- tritt in der Natur für die Keimung und für die Entwicklung dieser Formen auf Mist gleichsam den Thermostaten, und wir können direkt den Beweis fuhren, dass die durch rlen Leib der Tiere gewanderten Sporen für ihre Keimung günstig beeinflusst werden. Für die Kultur von Ascobolusformen gewinnt man das Aus- gangsmaterial in Ascensporen am besten durch Auslegen von Kuhmist (auf der Unterlage von Sägespänen), auf welchem, ungestört von grösseren Formen der Mucorineen, die allerverschiedensten Formen von Ascobolus zu üppiger und fast reiner Entwicklung konunen. i\lit den leicht aufzufangenden Ascensporen der Fruchtkörper nüissen dann die Kulturen in Mistdecoct im Thermostaten eingeleitet werden. — Holz- und rindebewohnende Formen der Discomyceten sind auf das leichteste zur Keimung zu bringen, bald schon in Bierwürze allein, bald in etwas saurem Pflaumendecoct; ein Zusatz von Mistdecoct wirkt auch hier in einzelnen Fällen für den Verlauf der Kultiu' günstig ein. — Die parasitisch lebenden Discomyceten sind, so weit meine Untersuchungen reichen, in allen Fällen facultative Parasiten. Sie leben zwar in der Natur auf ihi-en bestinmiten Wirten, lassen sich aber auf das leichteste in den genannten Nährlösimgen, Mist- decoct, Pflaumendecoct und Bierwürze oder in Mischungen von diesen, kultivieren. Als besonderes Beispiel mögen hier die Formen der Gattung Sclerotinia an- geführt sein, welche gleich den Mutterkornpilzen bei den Pyrenomyceten durch Dauennycelien, durch Sclerotien, ausgezeichnet sind, durch deren Vermittlung die Bildung der Apothecien, der Ascenfrüchte, erfolgt. Von Sclerotinia Sclero- — 224 — tiorum. welche, ziemlich verbreitet, an Achsen nnd Wurzeln von Topinambur und auch an anderen Nährpilanzen eine häufige Erscheinung i.st, habe icli schon im Jahre 1876 die üppigsten Kulturen in Älassensubstraten aus den Mycelfäden dieser Pilze, welche frei aus den Wirten heraustraten, erreicht. (Vergl. den I. Teil des vorliegenden Bandes pag. 59 - 60.) Kiloweise lassen sich hier die Scle- rotien in allen Grössen herstellen, die schon an den üppigen Mycelien unter starker Wasserausscheidung in Tropfen nach zwei bis drei Tagen auftreten. Aus den Sclerotien, welche in steriliertem, feuchtem Kiessande ausgelegt sind, keimen ebenso schon nach einigen Wochen die Keulenanlagen aus, welche sich nach oben zum Becherpilze erweitern. Auch von beliebigen anderen Formen der Gattung Sclerotia, z. B. Sei. tuberosa, Sei. ciborioides etc., sind die Kulturen in gleicher Üppigkeit und mit dem gleichen Erfolge leicht durchzuführen. Die in den Beeren von Vaccinien imd Prnnusformen lebenden Sclerotinien sind ebenfalls leicht kultivierbar. Bei ihnen sind die Sclerotien auf Zeitdauer an- gepasst und keimen gewöhnlich mit dem Wiederbeginn der neuen Vegetations- periode resp. zur Blütezeit der Nährpflanzen aus, welche in den Blüten durch die ausgeworfenen Ascensporen inficiert werden. Von den grossen, schönen Formen der erdbewohnenden Dlscomyceten sind eine Anzahl keimfähig in ihren Sporen, z. B. Helvella, Morchella, Spa- thulea etc.; andere dagegen, wie z. B. Leotia, Geoglossum und viele prächtige Pezizen, wie P. auran tiaca, P. leporina, keimen nicht immittelbar aus, sie sind schon nach dem pei'iodischen Auftreten der Fruchtkörper zweifellos auf Keimzeit angepasst und bedürfen der längeren Aufbewahrung der Sporen in sterilisiertem Sande, bis die Keimung erfolgt. Andere, ebenfalls sehr grosse Pezizaformen, z. B. P. cerea, P. vesiculosa etc., die im Laufe des Sommers in beliebiger Zeit aufti'eten, keimen dagegen in Nährlösungen, Pflaumeiidecoct, Bierwürze mit Älistdecoctzusatz, auf das leichteste aus. Man trifft hier nur mit- unter widerspenstige Sporen bei einzelnen Fruchtköi-pern an, die wahrscheinlich etwas vor der vollendeten Reife und zueilst ausseworfen sind, welche nicht keimen wollen, während die später ejaculierten Sporen desselben Fruchtköi-pers auf das leichteste auskeimen. Es ist bei diesen grossen Formen der Dlscomyceten aufiallig, dass sie meistens arm an Nebenfruchtformen sind, und dass diese, wie bei Helvella und Morchella, gar nicht auftreten oder nur mit oder bald nach der Keimung der Sporen, wie bei Peziza vesiculosa und bei Spathulea, hier nur in den ersten - 225 - Stadien der Aiiskeinmng der Ascensporen zur Erscheinung kommen, später zurück- treten. Ftir die meisten Formen ist aber hier die Untersuchung noch zu er- gänzen, da die nicht keimfähigen Sporen erst keimfähig gemacht werden müssen. Es hat hier fast den Anschein, als ob mit der bevorzugten Entwickhing in der Form und Grösse der Ascusfrüchte (He Nebenfruchtformen zurückgetreten sind, wie wir es in ofleicher Art bereits in der homolooren ISasidienreihe bei den gi'össten Formen der Autobasidiomyceten angetroffen haben. — In diesen grossen Fruchtkörpern der Discomyceten kehren die Formgestaltungen in besonders auf- falliger Weise wieder, welche wir bei den P^ruchtkörpern der ßasidiomyceten in den Formen der Clavarieen, Thelephoreen und auch der Hutpilze kennen gelernt haben. j\Ian nuiss bei den Fruchtkörpern von Ciavaria, Geoglossum, Leotia, Spathulea etc. und auch von Helvella und Morchella erst durch Untersuchung der Hymenien sicher feststellen, ob man es mit einem Basidiomyceten oder mit einem Ascomyceten zu tun hat; so gross ist die äussere Formübereinstimmung in den Fruchtkörpern beider Typen. Freilich ti'eten hier die Effigurationen des Hymeniums, welche die ver- schiedenen Formen der Autobasidiomyceten auszeichnen, Tiicht oder nur in An- deutuntjen in die Ei-scheinung'. Nur bei der Gattung; Morchella haben wir em schwach effiguriertes Hymenium, welches von fern an die wabenartigen Bildungen von Merulius erinnert. — Die charakteristischen Ausgestaltungen des Hyme- niums, wie wir sie in Stacheln, Poren und in Blättern bei tlen grossen Frucht- körpern der höchsten Basidiomyceten, in den Formen der Hydneen, der Foly- poreen und der Agarici neen kennen gelernt haben, in welchen die möglichste Verbreiterung der hynienialen Fläche auf einem gegebenen, beschränkten Räume erreicht wird, sind bei den Formen der Discomyceten bisher nicht bekannt. Wenn wir die beiden homologen FormeTn-eihen der Ascomyceten einerseits und der Basidiomyceten andererseits in ihren Basidicn- i'esp. Ascenfrüchten ver- gleichen, so können wir im allgemeinen aassagen, dass die Ascomyceten in ihren kleineren Formen reicher und mannigfaltiger verti'eten sind, wie die der Basidio- myceten, dass dagegen die letzteren in ihren grossen Formen eine morphologische Steigerung und Mannigfaltigkeit erreicht haben, gegen welche die Ascomyceten weit zurückbleiben. Ob nun aus rlieseju Grunde die ßasidiomyceten als ältei'e Formen anzusehen sind, mag hier als harmlose Erwägung dem Ui"teile des Einzelnen überlassen bleiben. — In den Formen der verschiedenen Pezizen, z. B. Bulgaria in quin ans etc. finden wir wiederum Formübereinstimmungen mit B rofeld, Botan. Untersuchungen. XIV. 29 — 226 — den Fruchtkörperbildungen der Protobasidiomyceten, namentlich der Tre- m e 1 1 i n e e n and auch der C a 1 o c e r a f o r in e n in G u e p i n i a bei den Auto- basidiomyceten. Mit abnehmender Grösse der Frnchtkörper ti-eten diese Form- anklänge zurück, und gleichzeitig finden wir mit abnehmender Grösse den grösseren Reichtum in den verschiedenen Nebenf'ruchtformen vor. Es kehren nun weiter bei den Discomyceten so ziemlich die Bildungen der Nebenfruchtf ormen wieder, welche wir schon bei den Pyren omyceten kennen gelernt haben: Conidienträger in einer oder in mehreren Formen mit reihenweiser oder köpfchenfürmiger Anordnung der Sporen, mit kleinen, keimschwachen oder mit grössei'en keimfähigen Conidien in Micro- und in Macroconidien, Verbindungen von Conidienträgern zu Coremien, Conidienlagern, Conidienfrüchten in Pycnidenform und Conidien in echten Pycniden/) Daneben treten die Chlamydosporen nur sehr vereinzelt in die Erscheinung, in Oidienform bei Ascobulusarten und in echten Chlamydosporen bei einigen Sclerotinien, z. B. Sclerotinia Baccarum^) und bei einer Anzahl von Formen, bei welchen die Mycelien in ihren Gliederzellen zu sporenähnlichen Daueranlagen werden, wie z. B. bei den dematiumbildenden Formen Mit den Kulturen von Ascobolusformen wird es auch unzweifelhaft ge- lingen, die bisher noch ungelöste Frage über den kuhmilchbewohnenden Pilz, Oidium lactls, zu entscheiden. Ich habe nachgewiesen, dass die Ascobolusformen in der Kultur reichlich Oidien bilden. Diese Oidienbildung wird auch in den Ställen der Kühe vor sich gehen, und es natürlicli mit sich bi-ingen, dass die Oidienkeime von dem Euter der Kühe auf die Milch geraten. Die Kultur der einzelnen Ascobolusformen wird bald ergeben, welche von diesen das Oidium lactis als Nebenfruchtform bildet. Ich selbst habe, ehe icli die Fragestellung hin- reichend scharf präzisieren konnte, diese Kulturen nicht mehr ausführen können, welche zudem in grösseren Städten, bei dem Mangel an Kuhställen, nicht so leicht ausführbar sind. Da das Oidium lactis von der Alilch durch weitere Kultur 1) Li unseren gemeinschaftlichen Untersuchungen über die Kultiir der Discomyceten sind von mir und F. von Tavel die zahbeicheu Einzelheiten über die Nebenfruchtfonnen der Discomyceten im X. Teile d. W. niedergelegt und in der Abhandlung „Vergleichende Betrachtung der Fruchtfbrmen der Ascomyceten" besonders besprochen worden. *) Die Untersuchungen über die Sclerotioienfoi-men bei den Ericaceen ^und bei Amygdalaceen sind von ^^'oronin in den Memoires de l'Academie St. Petersbourg, VU. S^rie, Tome XXXVI, mitgeteilt worden. — 227 — iu Nährlösungen bis jetzt nicht in die höhere Fruchtforni von Ascobolus zurück- geftihrt werden konnte, so bleibt nur übrig-, die Oidienf'rage durch die Kultur der Ascensporen von Ascobolus von neuem in Angriff zu nehmen, und, wie ich nicht zweifele, der Lösung zuzuführen. Daneben müssen auch die Kühe, zu- gleich mit dem Futter, Oidienkeune zugeführt bekommen, welche nach dem Durch- gange durch den tierischen Leib in den Fäkalien der Kühe wieder zur Bildung von Ascobolusfrüchten übergehen dürften.^) Das Auftreten der Conidien erfolgt in einzelnen Fällen auch hier schon mit den ersten Keinumgserscheinungen der Ascensporen im Ascus selbst. Die Ascensporen, bald direkt, bald erst nach vorausgegangenen Teilungen, erzeugen Conidien, welche mitunter den ganzen Ascus ausfüllen. Bei Spathulea treten dieselben Keimungserscheinungen erst nach der Ejaculation der Ascussporen ein, und hier werden nun die keimschwachen Conidien an den Teilzellen der Sporen in einfiichen Köpfchen nur einmal gebildet, nachträglich an den austreibenden Mycelfäden nicht wieder. Diese frühe Bildung von Conidien an den Sporen er- innert lebhaft an die keimenden Sporen von Dacryomyces und von Tremel- lineen.') In anderen Fällen werden die Conidien im weiteren Verlaufe an den Mycelien einzeln, mu-egelmässig und nicht an Conidien trägem gebildet. Die Conidien vermehren sich auch durch direkte Sprossung in Hefenform, schwellen in einzelnen Fällen nachträglich zu grössei-en Zellen an, welche sich weiter teilen können und die Conidienaussprossung fortsetzen, bis endlich die Membranen sich bräunen, die Conidienbildung aufhört und Zellencomplexe entstehen, welche in ihrer Formbildung den Chlamydosporen ähnlich erscheinen. Wir treffen diese Bildung einfacher Conidien in Dematium-Form namentlich auch bei den Pyrenomy- ceten an. 1) Es mag hier noch die Bemerkung Platz finden, dass, abgesehen von den Ascobolus- formen, auch auf dem sein- weichen, wasserreichen Kuhmiste der Coprinus stercorarius ganz besonders üppig gedeiht. Will man die Sclerotien dieses interessanten, kleinen Hutpilzes leicht und sicher im- die Kultur gewinnen, so braucht man nur Kuhmist auszulegen, aber immer auf der Unterlage von Sägespänen, und man hat in längstens vierzehn Tagen die Sclerotien des Pilzes mit voller Sicherheit. *) Hier sind die Abbildungen über die Tremellineenformen in dem VH. Teile d, W. einzusehen. Die angeführten Einzelheiten aus der Kultur von Spathulea habe ich bisher noch nicht veröflfenüicht. 29* — 228 — Man war über den Ursprung dieser sogenannten Dematiiini- Formen so lange zweifelhaft, bis ich in Gemeinschaft mit ür. von Tavel den Nachweis fühi'te, dass sie die Entwicklungsglieder einzelner Formen von Pyrenomy- ceten und Discomyceten sind, aus deren Ascensporenkeimung und ihrer Ent- wicklung sie direkt und sicher abgeleitet werden konnten.^) Auch die Bildung von echten Pycniden konnte hier in einzehien Fällen mit der Keinuing der Ascensporen an den IVIycelien, in noch einfacheren Fällen aus den einzelnen Ascensporen selbst unmittelbar und sicher beobachtet, und hier- durch diese Pycnidenformen als zugehörige Nebenfruchtfonn der einzelnen Ascomyceten nachgewiesen werden Zweifellos konmit' in diesen Pycniden in ihrer fruchtkörperartigen Bildung und in ihrer äusseren FormUberein Stimmung mit den Ascusfrüchten die höchste Steigerung der Conidienfinictification zur Erscheinung, welche bei den Ascomyceten besteht.^) Die sämtlichen Con i(lienl)ildun gen, sowohl der Pyrenomyceten wie der Discomyceten sind keimfähig. Wenn in einzelnen Fällen die Keimung nicht unmittelbar eintritt, so lässt sich leicht erweisen, dass in den homologen Conidien anderer Fälle die Keimunor sicher erfolgt. Ebenso lässt sich der Nach- weis fuhren, dass keinischvvache Conidien gleichsam als rudimentäre Formen von Conidien zu beurteilen sind, die sogar in einzelnen Fällen bald nach ihrer Bildung zerfiiessen, die sich aber in anderen homologen Phallen wieder als keim- fähig erweisen.^) In dem Aufbau der A scenfrüchte, der Apothecien, sind nun wieder in Übereinstimmung mit den Pyrenomyceten bei kleinen Frucht- ') Man vergleiche hierzu die einzelnen Untersuchungen über die Formen der Dematien bildenden Disco- und der Pyrenomyceten, welche im X. Teile d. W., pag. 265 — 271, nieder- gelegt und z. B. auf Tafel VII abgebildet sind. ^) Die ausführliche Untersuchung einer Pycnidenform, welche parasitisch auf den Sclerotien von Sclerotinia sclerotiorum auftrat, ist in dem IV. Teile d. W. pag. 122 mit den zugehörigen Abbildungen auf Tafel X schon vor 25 Jahren von mir mitgeteilt worden. Die weiteren Einzelheiten über die echten Pycniden sind, von Abbildungen begleitet, in dem X. Teile d. W. niedergelegt. ^) In einer besonderen Abhandlung, „Die Spermatien und ihre Kidtur in Nälu-lösungen'', im IX. Teile d. W. pag. 25 sind die diesbezüglichen Untersuchungen in einer gemeinsamen Arbeit von mir und F, von Tavel niedergelegt. — 229 — körperii in ein paar Fällen, z.B. bei A scobolus^), bei der ersten Anlage der Apothecien ascenbildende Initialf'äden in einfacher Gestalt unter- schieden worden, meist aus einer Reihe kurzer, tonnenfdrniiger Zellen gebildet, von welchen in der Regel eine mittlere, grössere zu ascenbildenden Hyphen aus- treibt. Diese fertilen Hy})hen wachsen mit den sterilen Fäden fort und sind erst später wieder in den Hymenien als ascentragende Hyphen deutlich unterscheidbar. Bei den grösseren Formen von Pezizen und Helvellaceen etc. sind keine Initialfäden zu beobachten. Es treten hier erst in den fast fertigen Fruchtkörpern mit der Anlage des Hymeniums die fertilen Hyphen zwischen dem zuerst angelegten sterilen Paraphysenlager in die Erscheinung. Unter den Pyrenomyceten und den Discomyceten findet sich eine ansehnliche Reihe von Formen, welche von niederen, meist einzelligen Algen parasitisch leben, in der Art, dass sie diese Algen in ihren Thallus einschliessen und mit diesem gleichsam einen gemeinsamen Vegetationskörper bilden. Ea sind dies die flechtenbildenden Ascomyceten. Nach der Art des Parasitismus, bei welchem die Wirte nicht von den Parasiten bewohnt, vielmehr die Wirte von ihren Parasiten umschlossen und eingeschlossen sind, werden mit alleiniger Aus- nahme der Gallertflechten die parasitiei-enden Pilze zur Haupterscheinung und die eingeschlossenen Wirte gelangen äusserlich nicht zur Wahrnehmung. Abweichend von ihren systematisch verwandten Formen unter den Pyreno- und Discomyceten kommen also bei diesen flechtenbildenden Pilzen die Vegetationskörper zu einer äusseren Erscheinung und zu einer P'ormbildung, wie sie bei den Formen der höheren Pilze sonst nicht bekannt geworden ist. Die Vegeta- tionskörper der Pilze, sonst zumeist in den ernährenden Substraten oder den Wirten verborgen, ti-eten hier so frei in die Erscheinung, wie die Vegetations- köi-per bei höheren Pflanzen, z. B. bei den Moosen, es tun. Die Vegetations- körper wachsen in der orthogonal-trajectorischen (Blattflechten) oder in der con- vei-gierenden Verbindung der Hyphen (Strauchflechten) durch Spitzenwachstum mit zwar unregelmässio-en, aber bei den einzelnen Formen wiederkehrenden Auso-liederuno-en fort, welche dann an ihrer freien Überfläche ihre Fructiflcation in Conidien und Ascenfrüchten ti-agen. Die eingeschlossenen Algenzellen, die Wirte der Flechten, vermehren sich mit dem foi'twachsenden pilzlichen Thallus 1) Die Arbeit über Ascobolus von Janczewski findet sieb in der Botanischen Zeitung vom Jahre 1871. — 230 — an den Spitzen und begleiten ihre Fnvasiten bis in alle Ausgliedernngen. Die frei lebenden Vegetationskörper haben, den äusseren Verhältnissen angepasst, an der Oberfläche dicht vei'bundene oder gewebeartig zusammenschliessende Hyphen, imd auch bei den Strauchflechten in centraler Lage dicht verbundene, zur mechanischen Stütze vereinigte Hyphenbündel. Zwischen den äusseren und den centi'alen Schichten finden sich die locker verflochtenen Hyphen mit den Alo-enzellen bei den multilateralen Flechten vor. Bei den einseitig beleuchteten Blatt- und Krustenflechten findet sich dagegen die algenführende Schicht der Pilzfäden unter den epidermalen Schichten der Oberfläche einseitig vor, und bei den Gallertflechten durchwachsen die Pilzfäden die homogene Gallertmasse der Algen, in welcher sie leben. Die Flechten leben bald an Bäumen resp. an ihren Rinden, bald auf Mauern und Steinen, bald fi-ei auf der Erde. Die Ver- bindung und die Befestigung mit dem Substrate, auf welchem die Flechten vor- kommen, besorgen die Hy])hen der Parasiten, also der Pilze, in besonderen Hyphensträngen allein. Wenn wir die Prinzijjien der Systematik gelten lassen, müssen wir die flechtenbildenden Pilze nach ihren Ascusfrüchten zu einem Teil den Pyrenomy- ceten, zu einem anderen Teile den Discomyceten einreihen. Es ist aber berech- tigt, die Flechten nach der Eigenart ihrer Erscheinung und Ausbildung ihrer Vegetationskörper, die durchaus abweichend ist von allen übrigen Pilzen, als eine natürliche, aber nur biologisch berechtigte Gi'uppe zusammenzufassen und mit der Bezeichnung „flechten bilden de Pilze", von den übrigen Ascomyceten o-etrennt und anhangsweise, zu betrachten. Der eigenartige Parasitismus, der hier bei den Flechten zur Erscheinung kommt, bei welchem die Wirte von ihren Parasiten eingeschlossen sind und trotz der Ernährung dieser Parasiten sich im Lmeren des Thallus erhalten und durch Teilung vermehren, bei welchem also Parasit und Wirt in Gemeinschaft sich vege- tativ fortentwickeln, hat Veranlassung gegeben, in den Flechten in erster Linie die Vertreter der Ei'scheinung der Symbiose im Pflanzenreiche anzusehen. Es ist diese Auffassung zwar berechtigt nach der eigenartigen Ausbildung der Para- siten, welche im Zusammenhange steht mit der Natur der Wirte, es darf aber nie ausser acht gelassen werden, dass es sich hier nur um eine besondere und sehr hoch ausgebildete Form des Parasitismus handelt, bei welchem die ausser- ordentlich lebenszähen Wirte, die Algen, nur wenig geschädigt und in ihrem Fortleben in dem gemeinsamen Vegetationskörper von dem Pilze unterstützt werden. — 231 — Die Ähnlichkeit der grünen Zellen in den Flechten mit den Formen der niederen Algen ist früh iiufgefallen. Den kulturellen Beweis, dass die grünen Zellen wirklich Algen sind, haben die Küssen Famintziu und Baranetzki^) zuerst durch Isolierung^ der Alg-eu und die dann beobachtete Bikluno; von 8chwärmern ausserhalb der Flechten erbracht. Es ist überaus leicht, diese Beobachtungen nachzumachen und als richtigfe festzustellen, wenn man die grünen Algrenzellen verschiedener Flechten in Wasser mit etwas Nähi-lösung bringt, wo alsbald eine ganz enorme Vermehrung durch Schwärmsporen einti'itt, die in den Flechten- körpem nicht gebildet werden können. Unabhängig von F. und B. hat dann A. Möller") im botanischen Laboratorium in Münster i. W. auf meinen Vorschlag die Kultur der Ascensporen in Nährlösungen verfolgt, mit den gegebenen Kultur- methoden grosse Thallusmassen von verschiedenen Hechten ohne Auf- treten von Algen erzogen, bis zur Fructification in Conidien gefordert und hierdurch den Nachweis gegeben, dass die grünen Zellen der Algen nicht von den Pilzen erzeugt werden. Darüber hinaus sind dann von StahP), von Bonnier und A.*) die Flechten künstlich gemacht aus den keimenden Ascensporen einer- seits und den zugehörigen Algenzellen andererseits. Die so gebildeten Flechten unterscheiden sich in nichts von den in der Natur aufti'etenden Formen und ge- langen auch zu ihrer vollen Fructification. Wir können hiernach aussagen, dass mit dieser tatsächlichen Begründung der letzte Zweifel darüber ausgeschaltet ist, dass die Flechten ihren Vegetationskörper aus parasitisch lebenden Ascomyceten mit den verschiedenen, aber typisch wiederkehrenden, niederen Algentormen ge- meinsam ausbilden und als nichts anderes beurteilt werden können, wie para- sitische Pilze, die mit ihren Wirten, hier den niederen, einzelligen Algen, ge- meinsam leben. Eine indirekte Bestätigung ist auch noch in der erweiterten Kenntnis der flechtenbildenden Pilze dahin gegeben, dass nicht nur Formen der Ascomyceten, sondern auch einzelne Formen aus der homologen Reihe der Ba- sidiomyceten flechtenbildend auftreten, z. B. bei den Flechtenfoi'men Cora, Tj a u d a t a etc. 1) Faraintziii und Baranctzki, Zur Entwicklungsgeschichte der Gonidien und Zoosporen- bUdung der Flechten, J3otan. Zeitung 18ü7, pag. 109, und 18G8. -) A. Müller, Über die Kultur flechtenbildender Ascomyceten, Münster 1887. 3) Stahl, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Flechten, II, Leipzig 1877. *) Bonnier, Recherches sur la synthöse in Ann. sc. nat. 5. — 26. IX. 1889. — 232 — Die Kultur der flechten bild en de n Ascomy cetenfornien gelingt in jedem Falle, wenn die Ascensporen nur rein aufgefangen sind und in ver- dünnten Nährlösungen von Bierwürze oder Pflaumendecoct, bei erdbewohnenden Fonnen mit einem Zusatz von Mistdecoct, kultiviert werden. A. JMöller hat die Kulturen anfangs auf Objectti'ägern gezogen, später in P^rlenmeiersche Kölbchen übertragen und grosse Vegetationskörper erzielt, die stets frei von grünen Zellen blieben und welche zur Fructification, zur Bildung von Conidien, übergingen. Es ist nun besonders bemerkenswert bei dieser Kultur der flechtenbildenden Pilze, dass das Wachstimi ein so ausserordentlich langsames ist, dass Monate, sogar Jahre vergehen, bis ein verhältnismässig grosser Vegetationskörper zustande konmit. In diesem langsamen Wachstum sind die Flechten dcTi in der Natur bestehenden Verhältnissen angepasst, und es ist wohl anzunehmen, dass dieser angepasste Charakter erst im Laufe längerer Kultur sich abschwächen wird. — Unab- hängig von den Ascensporen lässt sich nun auch die Kultur von den Conidien der Flechten, welche hier gewöhnlich in Pycnidenform auftreten, ableiten. Auch hier sind von A. MöUler') aus den Conidien in Nährlösungen grössere Vegetationskörper, sogar in einem Falle mit wiederholter Fructification in Conidien, gezogen worden. Die Entwicklung ist eine äusserst langsame und die Invasion fi-emder Pilzkeime in der zu langen Zeit der Kultur dauernd schwer abzuhalten. Andere Fruchtformen als Conidien in Pycnidenform oder in echten Pycniden und in Perithecien oder Apothecien sind bei den Flechten nicht beobachtet worden. Die vegetative Ver- mehrung der Flechten in Soredien, in Algenzellen, von Pilzfäden umsponnen, e sich vom \'egetationsköi'per ablösen, kommen hier für uns als eine rein vegetativ angepasste Vermehrung bei einzelnen Formen nicht weiter in Betracht. Mit den flechtenbildenden Pilzen schliessen die Reihen der höheren Pilze ab, welche in der Steigerung des Sporangiums zmn Hemiascus und zum Ascus in den verschieden gestalteten, hoch differenzierten Ascenfrüchten zur Zeit auf unserer Erde existieren. 1) 1. c. der Abhandlung von Möller, welche allerdings bis dahin noch nicht in aus- führlicher Mitteilung erschienen ist. — 233 — Die morphologische und biologische Eigenart der Ascomy- ceten reihe, der zweiten, zuletzt betrachteten gi'ossen Klasse der höheren Pilze, kommt erst überzeugend zur Geltung und zur richtigen Würdigung, wenn wir die zuirehörijren Formen in einem kui'zen Rück bl ick zusammenfassen und einer einheitlichen Betrachtung unterziehen. Es wird hierfür notwendig, die Formen der B asi dien reih e der ersten Klasse der höheren Pilze zum Vergleiche heranzuziehen, um in der Ver- gleichsteilung die Übereinstimmungen und die Abweiclnmgen hervortreten zu lassen, welche zwischen den Fonnen der beiden Reihen bestehen, die sich dann, unabhängig von einandei', einmal in ihren einfachsten Fonnen auf ge- ti'ennten Ursin-ung bei den niederen Pilzen mit Sicherheit zurückführen und weiter in allmählicher Steigerung im Gange der morphologischen Differen- zierung nach den höchsten Typen als zwei geti'eimte Reihen verfolgen lasseii, in welchen die Fonubildung; der höheren Pilze in der geffenwärtioren Zeit ausklingt. Die einfachsten und niediigsten Formen der Ascomyceten bilden die Hemiascen oder die Ascen emzeln auf den Mycelien aus, ganz in der gleichen Weise, wie die niederen Pilze ihre Sporangien einzeln auf den Mycelien an- legen. In den Hemiasci ist der Übergang in der Fonubildung aus dem Sporan- gium zu dem regelmässigen Ascus mit bestimmter Gestalt und Sporenzahl ge- geben. Eine Steigenmg in der Fructification tritt bei den Fonnen der Hemiasci und der Exoasci in der einfachen Art in die Erscheinung, dass die Hemiascen und die Ascen, in Ascoidea und Ascocorticium, in reicherer Anlage h}Tnenienartig zusammen schliessen, aber noch nicht in regelmässiger Gestaltung in Form von Fruchtkörpern auftreten. Die eigentliche Fruchtkörper-Anlage in der Ascomy- ceten reihe erfolgt erst bei den Fonnen der Carpoasci, bei welchen die Ascen nicht mehr unmittelbar von den Mycelfäden gebildet werden, sondern mittelbar an Initialfaden zur Anlage kommen, welche sich in fertile Fäden einerseits und in sterile Fäden andererseits differenzieren und zusammen die Fruchtanlage bilden. Diese carpoascen Ascomyceten leiten ihren Ursprung nicht von den exoascen Fonnen, sondern, unabhängig von diesen, von den carposporangischen Fonnen der niederen Pilze ab, bei welchen die gleiche Differenzierung der zur Fructification bestimmten Initialfäden in sterile und fertile Hyphen schon beobachtet werden kann. Die einfachsten Formen der Carpoasci sind in den Gyranoasceen gegeben mid in den Perisporiaceen, bei welchen die Fruchtköi^per- Brefeld, Botan. üntersnchosgen. XIV. 3Q — 234 — anläge durch die sterilen Fäden ganz abgeschlossen wird, und bei welchen die Ascensporen durch Auflösung der Ascenwände frei werden. Bei den höhereu Formen der Pyrenomyceten und der Discoiuyceten erfahren die Fruchtkörper eine höhere Differenzierung; sie sind mit bestimmt gebildeter Öffnung versehen, aus welcher die Ascen durch Ejaculation ihre Sporen frei machen. Diese shid bei den höchsten Discomyceten in regehnässigen Hymenien an der Überfläche der Fruchtkörper angeordnet und werfen ihre Sporen frei nach aussen ab. Es ist das Charakteristische bei den sämtUchen Formen der Carpoasei, dass die Fruchtkörper aus zwei getrennten Faden-Elementen aufgebaut sind; aus fertilen Fäden oder Fadensystemen, welche in ihren letzten Ausgliederungen die Ascen bilden und aus sterilen Hyphen, welche die fertilen Fäden umschliessen und der Fi'uchtanlage ihre eigentliche Formbildung geben. In der Basidi enr eihe finden wir die Steigerung vom einfachen Conidien träger zur bestinmit gegliederten und gestalteten Basidie in den Formen der Hemibasidii selbst gegeben. Sie lässt sich bei der Gattung Ustilago in den einzelnen Formen klar und sicher verfolgen. Die beiden typischen Formen der Basidien der Basidiomyceten, einmal in der gegliederten Basidie mit seitlichen Sporen und das andere Mal in der ungegliederten Basidie mit apical und köpfchenartig gebildeten Sporen, finden sich ebenfalls schon in den beiden Fa- milien der Ustilagieen und der Tilletieen bei den Hemibasidii klar ausgeprägt vor. In der einfachen Steisrerung; der beiden Hemibasidien bis zur bestimmten Sporenzahl, kommen wir von selbst zu den beiden Formen reihen der Froto- und der Autobasidiomyceten, welche die eigentlichen Basidiomyceten zusammensetzen. Die Basidien werden in allen Fällen, sowohl bei den Hemibasidii, wie bei den eigentlichen Basidiomyceten, zunächst frei und einzeln gebildet, wie es bei den Hemibasidii, den Froto- und den Autobasidiomyceten, bei den letzteren in Hepta- sporium, geschieht. An die Formen mit einfachen, freien Basidien schliessen sich dann die höher difierenzierten Formen an, bei welchen die Basidien in lagerartiger Verbindung oder in Hymenien an mehr oder minder regelmässig gebildeten Fruchtkörpem auftreten. Die Steigerung zur fruchtkörperartigen Bildung von bestimmter Gestalt mit örtlich bestiimut augelegten Hymenien kommt besonders klar in den Fonnenreihen der Autobasidiomyceten zur Erscheinung. Hier erfolgt die eigenartige und höhere Diflerenzienmg in be- sonders effigurierten Hymenien in Stachehi, in Foren und in Blättern, meist an der unteren Seite hoch entwickelter Fmchtkörper, welche in gymnocarper, hemi- — 235 — angiocaiijer (Kler angiocaqier Form zu auffälliger Grösse und typischer Form- gestaltung ansteigen nml den Höhepunkt in der Formbildung der Basidiomyceten- reihe darstellen. — Bei allen Formen, welche in Fruchtkörpern von bestimmter Gestaltung ihre Hymenien ziu- Ausbildung bringen, lässt sich mit aller Sicher- heit der Nachweis führen, dass die Fruchtkörper aus Hyphen gleicher Art und Bildung aufgebaut sind, und das& die letzten Hyphenverzweigungen in den gleichartigen Fadengeflechten der Fruchtkörper zur Ausbildung der Basidien übergehen. Von einer Differenzierung in fertile und in sterile H\phen an besonderen I n i ti al fäden, welche die Fr uchtkörp eran la ge bilden, wie wir es bei den Fruchtkörpern der car poascen Ascomy- ceten in so charakteristischer Art verfolgen konnten, ist hier in der Basidienr eihe der höheren Pilze auch nicht das geringste zu beobachten. Selbst die höchsten und grössten Fruchtkörper der reich cresrliederten Basidien reihe bauen sich aus einerlei Hyphen auf, welche in ihren letzten Verzweigungen die Ba- sidien bilden. Zweifellos steigen die Formen der Autobasidiomycetenreihe zu einer so hohen morphologischen Differenzierung an, wie sie bei den carpoascen Formen der Ascomycetenreihe nicht von fern erreicht wird. Die carpoascen Frucht- körper bleiben meistens klein, sie erreichen bei den Perisporiaceen in den Trliffeln zwar eine bedeutende Grösse, aber keine höhere Formsteifferunof. Bei ' Do den Pyrenomyceten wird die Summe der einzelnen Ascenfriichte zu eigenartigen Fruchtständen vereinigt, welche in den Hypocreaceen ihre auffälligsten l^^onnen besitzen. Erst bei den Discomyceten kommen grosse Foi-mbildungen einzelner Fruchtkörper zur Erscheinung, welche an die Formen der Basidienreihe erinnern, und welche in Moi'cheln mit schwach effigurierten Hymenien ihren Höhepunkt erreichen. Bei diesen FoiTnen der Discomyceten treten denn auch äussere Formübei'einstinnnungen in fler Gestaltung mit den Fiiichtkörpern der Basidio- mycetenreihe hervor, welche sogar soweit gehen, dass man in den gegebenen Fällen nur durch engere Untersuchimgen feststellen kann, uh man es mit einer Ascen- oder mit einer Basidienfrucht zu tun hat. In abgeschwächter Form zeigen sich auch die äusseren Formübei'einstimmungen in den Fruchtkörpern der Trüffeln einerseits, der hyjjogaeen angiocarpen ßasidienfruchtkörper andererseits. 80» — 236 - Unabhängig von den höchsten Fruchtforaien der Ascomyceten und dei* Basidioniyceten zeigt sich nun auch in den i^ ebenfruchtformen der beiden Reihen die auffälligste Übereinstimmung. Die Ascomyceten besitzen Chlamydosporen in Form von Oidien und echten Chlamy dosporen. Wir finden die Oidien bereits bei Endomyces unter den Exoasci und bei den Discomyceten der Carpoasci in den Formen von Ascobolus. Eigentliche Chla- mydosporen sind schon in Protomyces unter den Hemiasci ausgebildet und finden sich bei den Pyrenomyceten in der Gattung Hypomyces und in Ustila- ginoidea wieder. Gegenüber den Basidioniyceten ist das Vorkommen der Chla- mydosporen aber nur ein vereinzeltes. Die Bildung von echten Chlamydosporen beherrscht hier gleichsam die grosse Familie der Hemibasidii, die Ustilaginaceen, und ebenso die sich nahe anschliessenden Formen der Uredineen unter den Pro- tobasidiomyceten. Auch bei den Formen der Autobasidiomyceten sind bei einer Reihe von Fomien, bei Nyctalis und bei Oligoporus (Pt)^chogaster), die Chlamy- dosporen die vorherrschende Fruchtfonn. — Die Oidien finden sich bei den Autobasidiomyceten in den Familien der Hydneen, der Agaricineen und der Polyporeen so häufig vor, wie an keiner anderen Stelle bei den höheren Pilzen und oft so vorherrschend, dass sie die Basidienfructification zurückdrängen. In der Conidienfructification bei den beiden Reihen der höheren Pilze zeigt sich fast das umgekehrte Verhalten. Bei den Ascomyceten finden sich die Conidien besonders reich imd in verschiedener Formgestaltung ausgebildet, während sie bei den Basidioniyceten zwar häufig, aber meist nur nebenläufig, zur Erscheinung kommen. Bei den Ascomyceten können wir die Conidienbildung als Nebenfnichtform, aus der Ascenfructitication ableitbar, schon in Ascoidea klar und sicher verfolgen. Bei den carpoascen Ascomyceten ti-itt die Conidienbildung in hoher und höchster Ausbildung in die Erscheinung; wir haben hier Conidienformen mit reihenweiser und köpfchenförmiger Anordnung der Sporen, welche nicht wohl aus der Ascenfructification abzuleiten sind. Um diese Conidienbildung, welche in ihrem Reichtum vielfach die Ascenfructification zurückdrängt, richtig zu verstehen, müssen wir auf den Ursprung bei den niederen Pilzen ziulickgreifen, bei welchen schon neben der Sporangienbildung die Conidien als Nebenfruchtform auftreten, wie es für Choanephora and fiir Llortierella sicher erwiesen ist. Die von diesen Formen ableitbaren Ascomyceten besitzen also schon in ihren Stammformen, neben der Fructification in Ascen, die Fructification in Conidien. Beide bestehen neben einander, die Ascen- — 237 — fi'uctification als die höhere Form, die Conidienfnictification aber häufig als die überwiegende und reicher ausgebildete. Es o-Ibt Formen, bei welchen die Coni- dienfructification so weit überwiegt, dass die höhere Ascenfructification nur selten zur Ausbildung kommt, und wir haben weitere Foi'men, bei welchen die Ascenfructification von der Conidienfructification verdrängt worden ist und «rar nicht mehr zur Ausbildung gelangt. Es sind dies die Formen der Fungi imperfecti, Formen der Ascomyceten, von welchen nur die Conidienfructifi- cation bis dahin bekannt geworden ist, die zugehörige Ascenfructification aber noch nicht aufgefunden werden konnte. Es ist klar, dass hier zwischen der Ascenfructification und der Conidienfructification eine Art von Antagonismus be- steht, dass in einer Anzahl von Fällen die Ascenfructification überwiegt, gegen- über den Conidien, sogar allein ausgebildet werden kann, dass aber in einer nicht geringen Anzahl von Fällen das Gegenteil eingeti-eten ist, dass die Coni- dienfructification überwiegt und dass die Ascenfrüchte nicht zui" Ausbildung kommen. Wenn wir erwägen, dass die Conidien, die für die terrestrische Ver- breitung die am besten angepasste Fruchtform sind, so können wir uns nicht wundern, dass sie vorwiegen können und dass die höher differenzierte Fructifi- cation in Ascen zurückgedrängt worden ist. Diese Fungi imperfecti, welche durch da-s einseitige Überwiegen der Conidienfructification zu Stande kommen, gibt es in der Basidien reihe nicht. Hier sind die Conidien selbst zur höchsten Fructification in Basidien und in BasidienfrUchten gesteigert; die Conidienfructification besteht neben den Basidien fort, sie ist aber in den meisten Fällen zu Gunsten der Basidien und der Basidienfrüchte zurückgetreten und nicht mehr in allen, sogar nur in relativ vereinzelten Fällen, zu beobachten. Bei den Formen der Ascomyceten sind die zugehörigen Co- nidien neben ihrer hohen Ausbildung vielfach durch Spaltung vermehrt. Wir haben Conidienträger mit köpfchenförmiger oder reihenförmiger Anordnung von Sporen in Micro- und in Macroconidien, in lagerartiger oder pycniden- artiger Verbindung der Träger und in höchster Formgestaltung, sogar die Bildung von echten Pycniden, welche aber niemals die Sporen in Basidien aus- bilden. Diese Spaltiuig der Conidien in mehrere oder in eine Anzahl von Formen ist für die Ascomyceten ganz besonders charakteristisch und vielfach bei den i^'ormen unter diesen vorherrschend, bei welchen die höchste Fructi- fication in Ascen durch die Conidien mehr oder minder zurückgedrängt worden — 238 — ist. Die Conidien aind für die terrestrisclie Verbreitung die besonders ange- passte FruehtfoiTn; hieraus erklärt sich ihr Überwiegen und die Verdrängung der zugehörigen Ascenforni ; sie steht in Harmonie mit der Beobachtung, dass wir die Ascenfrucht niemals in zwei oder in mehrere Formen gespalten vor- finden, dass sie inuuer allein besteht und, gleichsam nur als eine Fortsetzung der Fructification in Sporangien, in die überwiegende Bildung der Conidienform bei den höheren Pilzen hineinragt. In der Basidienreihe ist das Umgekehrte der Fall. Die schon für die Sporenverbreitung ten-estrisch angepasste Fructification in Basidien ist hier in allen Fällen vorherrschend. Die Basidien treten niemals gegen die Co- nidienfructification zurück, wohl aber überwiegen sie in der Ausbildung im Ver- gleich zu dieser und oft sogar in der Ai't, dass die Conidien verdrängt sind und nicht mehr aufti'eten. Fungi imperfecti sind aus diesem Grunde, wie schon angeführt, unter den Basidiomyceten ganz unbekannt. Das Vor- herrschen der Basidienfructification lässt die Conidienbildungen imr nebenläufig zur Geltung kommen. Die Basidien als höchste Formsteigerung aus den Conidien ti'itt schon bei den Formen der Hemibasidii aurtallig in die Erscheinung und bleibt bi allen Fällen, bis zu den höchsten Formen der Reihe, die vor- heri'schende Fructification. Die zugehörigen Conidienbildimgen, welche wir schon bei den Hemibasidii, dann bei den Proto- und bei den Autobasidiomyceten in verschiedener Form- variation antrefien, zeigen mm aber die auöalligsten Anklänge an die Conidien der Ascomyceten. Die höchsten Formbildungen mit reihenweiser Anordnung der Conidien und in echter Pycnidenform treten zwar bei den Basidiomyceten nicht auf, dafür zeigen aber hier die Conidienformen, soweit sie bekannt ge- worden sind, so auffällige FormUber ein Stimmungen mit den Conidien der Ascomyceten, dass wir in den Conidienformen allein, obne die Basidien- oder Ascenfructification, nicht die Möglichkeit be- sitzen, diese Formen zu bestimmen. Die Conidien von Ascoidea bei den Hemiasci stimmen vollständig überein mit den Conidien von Pilacre, welche ich in beiden Fällen durch die Kultur festgestellt habe (im IX. und im VU. Teile d. W.), ebenso zeigen die Conidienti-äger von Peziza vesiculosa eine so vollendete Formübereinstimmung mit den Conidienträgern von Polyporus anuosus, dass wir sie für sich allein gar nicht zu unterscheiden vermögen. (Vergl. den X. und den Vni. Teil d. W.) Sowohl die Fructification in Conidien, wie — 239 — die Fructificatiou in Chlamyclosporeii in den beiden Reihen der höheren Pilze der Ascomyceten und der Bas i d i oniyceten ist eine in der Fornibildiing so übereinstimmende, dass sie allein schon für die Homologie der beiden lleihen entscheidend sein könnte. Wir konnten schon in der Conidien reihe nnt aller Sicherheit den Nachweis führen, dass die sämtlichen Frucht formen der Hemibasidii und der Basidiomvceteu untjeschlechtlicher Natur und ungeschlechtlichen Ursprungs sind. Die Sexualität luid die geschlechtliche Fortpflanzung, durch welche die isojjam ditferenziei-ten Stammformen der höheren Pilze in der Anlage und der Bildung der Zygoten noch ausgezeichnet sind, fanden wir in den Foraien der Hemibasidii und der Basidiomyceten nicht fortgesetzt, vielmehr die ungeschlechtliche Foilpflanzung in Conidien (begleitet von Chlamydo- sporenbildung in mehrfachen Spaltungen) allein fortentwickelt, aber neben ein- fachen Conidien zu einer elgenaitigen Höhe zuerst in Heraibasidien, dann in typische ßasidien gesteigert. Diese eigenartige Steigerung der Conidien- fi-uctification, die in den möglichen Übergängen noch verfolgbar ist, schloss die Geschlechtlichkeit und ihre Erzeugnisse in besonderen Fruchtformen von selbst aus. Die höchste Fruchtform in den Fruchtkörpern der Basidien war nachweislich ungeschlechtlichen Ursprungs und unge- schlechtlichen Charakters. Damit zugleich konnten die vermeint- lichen Nachweise einer Sexualität bei den verschiedenen Formen als irrtümliche und unrichtige dargetan und ausgeschaltet werden. Für die Sporan ij ienreihe, welche der zuerst betrachteten Conidien- reihe parallel läuft, aus dem Sporangium der niederen, isogamen Pilze ihren Ursprung herleitet und zur Steigerung zuerst zu Heniiascen und dann zum typischen Ascus der Ascomyceten ansteigt, gilt nun, wie schon aus den früheren Darlegungen von selbst erhellt, ganz genau dasselbe, wie für die Conidienreihe. Die sämtlichen Fruchtformen bei den hemiascen, bei den exoascen und carpoascen Ascomyceten sind ungescli lech tlicher N atur und ungeschlechtlichen Ursprungs, hl den Neben iruchtf(jrnien mit Conidien und Chlamydosporen bei den Ascomyceten zeigte sich die volle Übereinstimmung mit den gleichen Frucht- formen bei der Basidiomycetenreihe mit nur untergeordneten Variationen. — 240 — Die beiden Reihen sind eigentlich nur verschieden darin, dass nacii der einen Seite der Höhepunkt in der typischen Basidie, nach der anderen Seite der Höhepunkt in dem typischen Ascus erreicht ist. Die Ascen und die Ascen- frUchte entbehren, ebenso wie die Nebenfruchtfornien, in Charakter und Ursprung jeglicher Sexualität. Es wurde aber schon für die Basidienreihe ausführlich dargelegt, wie die IMycologen, inspii'iert von dem Geiste der Zeit und von dem erfolgreichen Nach- weise der Sexualität bei den verschiedenen Formen der Algen und auch bei den verschiedenen Formen der niederen Pilze, die von den Algen abstanmien, mit dem grössten Eifer bemüht waren, die Geschlechtlichkeit in den höheren Formen der Conidienreihe bei den Hemibasidii und bei den Basidicjmyceten nachzuweisen, und wie sie hier zu irrtümlichen Sexualitäten gelangt sind. Ganz ebenso, wie in der Conidien- und Basiden reihe ist es nun auch hier in der Sporangien- und Ascen reihe in noch höherem Grade versucht worden, Sexualitäten zu entdecken und zu con- struieren, welche dem Bedürfnisse Rechimng trugen, für alle höher ent- wickelten Organismen die vermeintlich zweifellos zugehörige Geschlechtlichkeit zu erweisen und sicher zu stellen. Von den exosporangischen Formen der isogamen Pilze leiten sich zunächst die hemiascen Formen der Ascomyceten ab. Die hier als Sexualität bei Pro- tomyces beurteilte Fusionierung der Conidien bedarf keiner weiteren Berück- sichtigung, ebenso wenig die für eine Saccharomycesform angegebene vermeint- liche Copulation. Die hemiascen Formen steigern sich zu den exoascen Formen der Asco- myceten. Die hier bekannten Repräsentanten sind in ihren sämtlichen Frucht- formen ohne Sexualität; unabhängig von der exosporangischen Richtung, welche in den Exoasci endigt, besteht hier die carpospo rangische Richtung, welche durch Telebolus in den Hemiasci nach den reich gestalteten carpoascen Formen der Pensporiaceen, der Pyrenomyceten und der Discomyceten hinüberführt. Bei diesen Formen ist es charakteristisch, dass die Fructi- fication in Sporangien nicht unmittelbar, sondern mittelbar in der Weise angelegt wird, dass die von dem Mycel ausgehenden, zur Fructification bestimmten Fäden sich zur Anlage einer Fructification differenzieren, einmal in sterile und dann in — 241 - fertile Fäden. Wir l)ek()uimeii also eine Fructification, welche ich als carposporangisch bezeichnet habe, z. ß. in Rhizopus und Mortierella etc., wo die Fnichtanlagen nach der einen Seite aus Sporangieiiträgern, nach der anderen Seite aus sterilen Fäden bestehen, welche die fertllen, sporangientra- irenden Fäden begleiten und sie hier an der Basis mehr oder minder vollständig umschliessen.^) In Tlielebolus bei den hemiascen Foi-men finden wir ein in seiner Grösse variables Sporangium von sterilen Fäden schon vollständig um- schlossen und von dem einen fertilen Initialfaden ableitbar, dei- sich innerhalb des sterilen Geflechtes zum Hemiascus ausbildet. Bei den Formen der carpoascen Ascomyceten ist nun diese Art der Differenzierung in sterile und in fertile Fäden in der Ascenfructification eine typische. Die sterilen Fäden umschliessen in einzelnen Fällen den fertilen Initialfaden, bilden den Aufbau des Fruchtkörpers um diesen, bis der Lnitialfaden auswächst, sich verzweigt in dem Fruchtköi-per und in den letzten Auszweignngen die Ascen ausbildet.^) Diese Art der Differenzierung infertile, ascenbildende und in sterile, die Masse des Frucht- körpers erzeugende Fäden, hat nun die Veranlassung gegeben, an dieser Stelle eine eigenartige Sexualität zu construieren. Diese soll in der Weise in die Erscheinung ti-eten, dass z. B. bei Eurotium-Asper- gillus ein schraubenförmig gewundener, fertiler Initialfaden, der zuerst auftritt, von einem sterilen Faden, der an seiner Basis entspringt, eine Befruchtung er- fährt, und dass demnach auf Grund dieser vermeintlichen Befruchtung die Ascenfructitication eine geschlechtlich erzeugte sein müsse. Der fertile Initialfaden, den man also als ein weibliches Organ beurteilen zu müssen glaubte und als Ascogon und als ascogone Schraube besonders bezeichnete, lässt sich nun bei der Anlage der cai-poascen Ascusfrüchte in einer sehr beschränkten Anzahl von Fällen In seinen ersten Anfängen, aber In keines- wegs konstanter inul übereinstimmender Form, wieder beobachten. Es lässt sich aber sicher nachweisen, dass der Initialfaden bei Eurotinm, den 1) Es mag hier nochmals auf die Figureu der Tafel III A. im IX. Teile d. W. hin- gewiesen sein. -) Jlan vergl. hierzu nochmals die Tafeln III und IV im 11. Teile d. W. Penicillium und weiter die Tafeln im III. Hefte der Beiträge zur Morphologie der Pilze von de Bary über Eurotium-Aspergillus. Brefeld, Botan. Untorsnchongen XIV. 31 — 242 — man als männliches Pollinodium beurteilte, als nichts anderes gelten kann, wie einer der Fäden des sterilen Fadengeflechtes, welches das Ascogon umwächst. Diese Beobachtung ist in beliebigen Fällen in Objectträger- kulturen leicht und sicher durchzuführen. Schon der Initialfaden, das Ascogon, zeigt an sich in seiner Formbildung Schwankungen, wie wir sie bei Geschlechtsorganen anderer Pflanzenklassen mit erwiesener Sexualität nicht antrefien. Bald ist es ein schraubiger Mycelfaden wie ein Wachsstock gewunden bei Aspergillus, bald ein länglicher, nicht gewun- dener Faden, aus kurzen tonnenförmigen Zellen gebildet, bei Ascobolus, bald eine blasenfönnige Zelle bei Erysiphe, bald ein flaschenfdrmiger Kolben bei Lysipenicillium etc., und in der weitaus grössten Zahl von Fällen bei den meisten und höchsten Formen der Pyrenomyceten und der Discomyceten ist von einem Initialfaden als Ascogon überhaupt nicht das geringste zu erkennen. Bei den sämtlichen Hypocreaceen bei den Pyi-enomyceten, wo die Perithecien in allen ihren Anfängen, in der Zahl ihrer Anlagen, in allen Übergängen leicht zu beobachten sind, ebenso bei den grösseren Formen der Discomyceten, bei den Formen der Pezizen, Sclerotinien etc. lässt sich nachweisen, dass die Anlage der Fruchtkörper eine vollständig homogene ist, und dass die ascenbildenden Fäden erst in dem letzten Stadium der Fruchtkörperbildung unter dem bereits angelegten Hymenium zur Erscheinung kommen. In zwei Fällen, einmal bei Pyronema, das andere Mal bei Erysiphe ist das Microtom mit seinen Hülfsmitteln heran- gezogen worden, eine Copulation am Ascogon imd eine Kernverschmelzung nach- zuweisen. Die von Harper herrührende Angabe ist von keinem anderen Beobachter bestätigt, wohl aber als richtig bestritten. Von Dangeard ist, im Einklänge mit allen früheren Beobachtern, sicher nachgewiesen, dass bei Erysiphe überhaupt keine Copulation zwischen Ascogon und dem vermeintlichen Pollino- dium stattfindet, dass die zwei zur Verschmelzung bereiten Zellkerne den ersten Teilungsakt des ascogonen Zellkernes i'epräsentieren, und dass bei Pyi'onema die Zellkerne aus dem vermeintlichen Pollinodium abortieren und das Auswachsen des Ascogons zu ascogonen Fäden ohne Befruchtung durch die Zellkerne des PoUinodiums erfolgt. Die Aussicht, hier bei den carpoa-scen Ascomyceten in der Diöerenzierung der Initialfaden eine Sexualität auffinden zu können, hat in erklärlicher Weise zu diesen Irrtümern geführt, die sich schon ganz von selbst verstehen, wenn wir nur die difterenten Formbildungen in den Initialfäden, den vemieintUchen — 248 — Sexualzellen, uns ansehen und dabei erwägen, dass an keiner Stelle im Pflanzen- reiche solche Variationen in der Form der weiblichen Greschlechtszellen eintreten, wie sie hier in dem Fomienkreise der carpoascen Ascomyceten lun- allein in den paar genannten Fällen zu beobachten sind. Es ist ganz ofi'enbar, dass man hier aus dem Umstände der eigenaitigen Differenzierung der Fruchtkörper in fertile und in sterile Fäden für den Nachweis einer Sexualität Kapital zu schlagen versucht hat, und dass man zu Konstruktionen einer Sexualität ge- kommen ist, deren Irrtümlichkeit auf der Hand liegt. Die Differenzierung der Initialhyphen in fertile und in sterile Fäden ist nicht bei den carpoascen Ascomyceten entstanden ; sie leitet ihren natürlichen Ursprmig ab aus den carposporangischen P^ormeu der niederen Pilze, welche schon die gleiche Differenzierung zeigen. Diese Differenzierung ist allein be- schränkt auf die carpoascen Ascomyceten, sie ist in der exoascen Reilie der Ascomyceten unbekannt und ebenso in der grossen Reihe der Basidiomyceten an keiner Stelle zn beobachten gewesen. So wenig wie sich den einfachen Formen der Exoasci unter den Ascomyceten, den Formen der Basidiomyceten, eine Sexualität aufzwingen lässt, so wenig ist es ausführbar, die carpoascen Ascomyceten wegen der Differenziei'ung ihrer Fruchtköqjer in sterile und in fertile Fäden mit einer Sexualität auszustatten, die in Wirklichkeit gar nicht besteht, deren Ausserlichkeiten aus der morphologischen Eigenart ihre einfache und natürliche Erklärung finden. Seit 15 Jahren ist hier die Suchei'ei nach einer Sexualität und deren Nachweis mit Hülfe des Microtoms von neuem auf- genommen, und was ist bei der grossen, aufgewandten I\Iühe hei-ausgekommen ? — Nichts anderes, als dass in den zwei längst bekannten P'ällen bei Er^'siphe und Pyronema in der Formgestaltung der Initialfaden zufällig Anklänge bestehen, welche der Deutung einer Sexualität nach bekannten Mustern zuffäno'lich sind. Mit zwei Formen, die so different mid so zweifelhaft in ihren Erscheinungen sind, wie sie in Erysiphc und Pyronema vorliegen, kann man schon an sich keine Sexualiüit für die Gesamt- und Riesenklasse der Ascomyceten erweisen, welche in allen anderen Fällen einmal in den ascogonen Initialen beliebige andere Formbildungen aufweist, das andere Mal die freie, von Ascogonen unab- hängige Entwicklung der Ascejifructification sicher erkennen läs.st. Abgesehen von dem geschlechtlichen Verhältnisse bei der Anlage der Ascen- frucht, welches in den Leistungen des PoUinodiums ara Ascogon .seinen Ausdi-uck findet, ist nun noch eine zweite Form der Sexualität bei den Asco- 31' — 244 — myceteii aus der Beobachtung hergeleitet, dass unter den Conidien dieser Pilze in vereinzelten Fällen auch Formen vorkommen, deren Sporen sich als keimungs- unfähig in Wasser erweisen und welche man hiernach als männliche Geschlechts- zellen, als Spermatien, beurteilen zu müssen glaubte. Tulasne ist der eigent- liche Entdecker der sogenannten Spermatien und damit der Be- gründer der Annahme einer Sexualität nach dieser Richtung, welcher wir schon einmal bei den Formen der Uredineen in der Basidienreihe begeffnet sind. Bei diesen sollten die Conidien in Pycnidenform Spermogonien, die Conidien selbst die Spermatien sein; leider ist es aber bis auf den heutigen Tag trotz eifrigsten Suchens noch nicht gelungen, den zugehörigen weiblichen Initialfaden aufzu- finden, für dessen Befruchtung sie, analog den Trichogynen der Florideen, be- stimmt sein sollten. Dafür konnte aber der sichere Nachweis geführt werden, dass die Sper- matien nichts sind, wie keim seh wache Conidien, die aber in allen Nährlösungen auskeimen und zu Mycelien auswachsen. Bei den sämtlichen, für die Gesamtzahl der Ascomyceten zahlreich ange- führten Spermatien konnte ich nun ebenfalls im Verein mit Dr. von Tavel den Nachweis führen'), dass sie in allen Phallen ganz gewöhnliche Conidien sind, und dass sie sämtlich in Nährlösungen zu Mycelien auskeimen. In keinem Falle ist es bei den zugehörigen Ascenfrüchten auch nur gelungen, in deren Anlage den Initialfaden in Form eines Ascogons mit Trichogyne aufzufinden, den sie befruchten soll. Die ganze Sexualität in Spermatien liegt hier bei ilen Ascomyceten ebenso auf der Nase, wie bei den Uredineen. Aber bei den flechtenbild end en Ascomyceten sind Initial- fäden in einzelnen Fällen beobachtet worden, welche von Sper- matien befruchtet werden sollen. Bei Collema beispielsweise hat man Initialfäden gefunden, welche über den Thallus hei^v-ortreten, nach unten in dem basalen, geschraubten Teile zur Initiale der Ascusfrucht werden sollen, wenn sie nach oben, an der freien Spitze durch zehn bis zwanzig Zellen von dieser Initiale getrennt, die Befruchtung durch eine Spermatie erfahren haben. Nun sehe man sich diese Initialfäden von Collema und anderen Flechten an, die als 1) Mau vergleiche unsere Abhandlung über die Spermatien und ihre Kultui- in Nähr- lösungen im IX. Teile d. W., pag. 25. — 245 — Trichogync beurteilt werden mid die an ihrer Spitze von den Spermatien be- schlagen werden sollen! Haben sie auch nur einen Schatten v(jn Analogie mit den Trichogynen der Florideen, die in allen Fällen gleich und forniUberein- stimmend sind? — Und nun die Spermatien bei den Flechten! Für sie ist längst schon nachgewiesen, dass sie wieder nichts sind, wie CJonidien, welche sich, wie die Spermatien bei den übrigen Ascomyceten, als keimfähig erweisen. Für sie müsste man schon, um ihre Zweiseitigkeit zu erklären, die Licenz gelten lassen, dass sie, je nach Stinnnung und Gelegenheit, bald eine Trichogyne befruchten, bald frei für sich zu neuen j\I}f(dien auswachsen können. Und nun die Trichoffvne selbst! Was können diese Bil- düngen sein, welche in einzelnen Fällen und nur bei Flechten beobachtet sind? Welcher morphologische Wert ist ihnen beizumessen? Wir finden die luitürliche und zutreffende Erklärmig sofort, weim wir zu den carpo- sporangischen, niedern Pilzen zurückgehen. Bei Rhizopus und bei Mor- tierella etc. erheben sich von den Mycelien die zur P\uctification bestimmten Jnitialfäden, sie sind durch Spitzen Wachstum ausgezeichnet und differenzieren sich nach rückwärts ein oder mehrere Male in sterile und in fertile Fäden, welche die Fructification resp. die Fruchtanlagen hier bilden, während der Initialfaden selbst sein Längenwachstum fortsetzt, bis er endlich erschöpft in seinem Wachstum stille steht. Bei den Flechten können wir an verschiedenen Stellen beobachten, wie die Perithecien in Reihen vorkonuuen, welche erklärlich werden durch die wiederholte Bildung der Perithecien an demselben Initialfaden. Bei Collema und bei anderen Flechtenformen sind nun diese Initialfaden, welche nach i'ückwärts mu' ein Perithecium bilden und dami im Wachstume stille stehen, wenn sie über den Thallus hinaustreten, zu Trichogynen erhoben worden, während sie doch nichts sind ;ils dei- steril endende Oberteil eines Initialfadens, der hier "ewöhnlich schon nach einmalioer Bilduntr einer Schraube steril wird. Das sind nun also die Trichogyne, die weiblichen Geschlechts- organe bei den Flechten, resj). den Ascomyceten, das sind die Spermatien, die mäimlichen Geschlechtszellen bei den Flechten, die jetzt beide ihre einfache und natüilidhe Aufklärung in der dbigen Darlegung gefunden haben, — von Sexualität keine Spur. Endlich hat noch Th axter für Laboulbenieen, eine eng begrenzte Formcnrcilic von insektenbewohnenden Ascomyceten, eine Sexualität an- — 24:6 — gegeben.^) Seine Spermatieu sind nichts wie Coiiidien, wie in den bekainiten Fällen bei Pyxidiophora Nyctalidis^), und nun seine Trichogyne ? Bald eine keulenförmige Spitze eines Fadenendes, bald hirschgeweihartige Verzweigungen eines solclien ! Ist so etwas von Trichogynen jemals in der grossen, formen- reichen Klasse der Florideen gesehen worden, wie sie hier bei den Formen einer winzig kleinen Gruppe, die man füglich zu einer Gattung vereinigen könnte, bestehen sollen? — Es hat keinen Zweck, hier auf weitere Einzelheiten einzugehen, da es sich ja doch nur um vereinzelte, beliebig auf Sexualität con- struierte Deutungen handelt. Jetzt kommt aber noch die letzte der Sexualitäten bei den Ascomyceten, die wieder von Dangeard entdeckt worden ist, dieselbe Sexualität, der wir schon einmal, bei den ßasidien der Basidiomyceten, begegnet sind. Der einzelne Ascus der Ascent'ructification entstellt nach Dangeard durch eine innere Be- fruchtung in der Art, dass die zur Ascusbildung bestimmten Zellen ihre Zell- kerne teilen und dass die eben geteilten Zellkerne sich bald wieder mit ein- ander vereinigen. (Karyogamie.) In einzehien Fällen geht diese Vereinigung durch eine Art von Kreuzung so vor sich, dass die Tochterkerne der ersten Teilung sich abermals teilen und dann zwei von den vier secundärcTi Tochter- kernen sich übers Kreuz vereinigen und den jMutterkern der Ascensporen bilden. Es ist zweifellos eine interessante Tatsache, dass derselbe Vorgang der Karyogamie sich unabhängig hi den Mutterzellen der Ascen und der Basidien bei den beiden getrennten Klassen der höheren Pilze wiederfindet, und wir haben allen Grund, diese Tatsache als einen weiteren und wichtigen Beiti-ag für die Homologie der beiden Reihen der höhereu Pilze anzusehen. Das Interessanteste bei dieser neuen Sexualität von Dangeard ist jeden- falls der Gegensatz, in welchem sie zu den früher aufgestellten Sexualitäten sich befindet. Selbstverständlich bekämpft Dangeard, der Begründer dieser neuen Lehre, die fi-üheren Sexualitäten bei den höheren Pilzen in Pollinodien und in Spermatien, insbesondere bei den Ascomyceten und erweist sie als unrichtige zugunsten der seinigen. 1) Man vergleiche die zahh-eichen Arbeiten von Thaxter über Laboulbenieen und die grössere Abhandlung mit Abbildungen aus dem Jahre 1897. -') Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen von Pyxidiophora Nyctalidis aut Tafel V, Figur 51, 1—4 in dem X. Teile d. W. — 247 — Eine besonders intei'essante Fühlung gewinnt nun aber die Karyogamie mit der früher angenommenen Geschlechthchkeit dieser Pilze in Ascogon und Pollinodiuni in den wenigen Fällen, wo diese Sexualität bei Pjrysiphe und bei Pyronema in der ersten Anlage der Ascenfrüchte angenommen worden ist. In eben diesen Fällen konnnt nun aiu-h die neue Sexualität, die Karyogamie, in den jungen Ascen zur Cieltung. \\ ir haljen also jetzt für die genannten Formen der carpoascen Ascomyceten zwei Sexualitäten und zwei Befrnchtungsvorgänge, welche sich nur allein in den Perithecien in der Art abspielen, dass die erstere und ältere Sexualität sich in der ersten Anlage dieser Früchte vollzieht, und dass die zweite Sexualität und der zweite Bef'ruchtungsvorgaug sich mit der An- lage der jungen Ascen auschliesst. In Podosphaera unter den Erysipheen, bei welchen nur ein Ascus im Perithecium zur Ausbildung gelangt, folgen die beiden ßefruchtungsvorgänge, der erste im Pollinodium und Ascogon, der zweite in der Kaiyogamie des jungen Ascus, so nahe auf einander, dass man sich unwillkürlich die Frage stellt, welcher von diesen beiden Befruchtungsvorgängen der zu Recht bestehende ist, da man doch nicht annehmen kann, dass es Lebe- wesen gibt mit zwei Befruchtungsvorgängen, die sozusagen unmittelbar auf ein- ander folgen. Wir kommen der Entscheidung dieser Frage näher, wenn vvii' er- wägen, dass die Karyogamie bei den sämtlichen Ascomyceten als eine allgemeine Erscheinung zur Geltung konmit, und dass sie ebenso allgemein auch für die Basidienreihe als richtig angenonunen wird. Gegenüber der Karyogamie kommt dagegen die Sexualität in Ascogon und Pollinodium, nur eigentlich in zwei Fällen diskutierbar, zur Erscheinung; zwei Fälle, welche noch dazu einer anderen und richtigeren Deutuiiij ohne Weiteres zup-ängflich sind. Die Abstinmumsc über die beiden Sexualitäten und ül)er die beiden Befruchtungsvorgänge, welche sich bei Podosphaera sozusagen in die Hacken treten, ist hiernach ganz von selbst gegeben. Kaiyogamie besteht in allen Fällen; die Pollinodium-Sexualität kann nur für zwei Fälle geltend gemacht werden, die beide nicht beweiskräftig sind. Ich selbst schliesse mich bei dieser Abstimmung ohne Weiteres der Karyogamie an. Diese neue Sexualität und dieser Befruchtungsvorgang trägt einen so sanften und sympathischen Charakter an sich, dass man unwillkürlich für ihn gestimmt wird. Die sexuelle Differenzieruno- beschränkt sich auf die beiden Tochterkerne im jungen Ascus, und der ßefruchtungsvorgang schliesst sich unmittelbar in der Wiedervereiniofung- dieser beiflen Zellkerne hier an. Das ganze Geschlechtsleben der liiilieren l'il/.e spielt sich also sozusagen in einer einzigen Zelle in dem — 24H -^ iungen Ascus oder In der juno-en Basidie ab und ist ans diesem Grunde, bis auf" Dangeard, unbeachtet geblieben. Es trägt aber in all seinen Einzelheiten den Ansprüchen Rechnung, welche man in der neuesten Zeit an die geschlechtliche Differenzierung und an den BefruchtunsTSvorsyangj o;estellt hat; auch der strenor gläubigste Doppelchromosomatiker kann nichts daran auszusetzen finden. Der Wendepunkt ist in der Verschmelzung der beiden eben durch Teilung entstan- denen Zellkerne gegeben, deren Kerne sich vereinigen und damit die neuen Ge- nerationen der Kernteilungen einleiten. Die sexuelle Differenzierung tritt hier in den Tochterkernen des jungen Ascus in der denkbar mildesten Form auf. Die beiden gleichen Tochterkerne vei'schmelzen unmittelbar nach der Teilung in der- selben Zelle in so intimer Art wieder mit einander, dass man unmöglich diesem Geschlechtsleben in der engsten Häuslichkeit feindlich gestimmt sein kann, und weiter setzt sich dieses Familienleben in allen Formen der beiden Riesenklassen der höchsten Pilze, bis zu ihren letzten Formen, in ungeschwächter Zärtlichkeit fort. Die Neutralität der höheren Pilze, welche ich aus allen meinen Unter- suchungen herleiten konnte, erfährt durch die Karyogamie, diese Sexualität in der mildesten Form, nicht bloss keine Verschiebung, sie erhält im Gegenteil durch sie die freilich nicht notwendige, aber doch willkommene Verstärkung, um die unrichtigen und künstlich konstruierten Formen der Geschlechtlichkeit in Pollinodium und Ascogon und in Spennatien und Trichogynen bei den höheren Pilzen abzuschütteln und ein für alle Mal zu beseitigen. In den vorstehend angeführten Arbeiten über die Ge- schlechtlichkeit der Ascomyceten und der höheren Pilze kommt der gemeinsame Charakter zur Geltung, dass die Untersuchungen auf ein einziges, eng umgrenztes Ziel gerichtet sind. Die Untersuchungen sind von einem einseitigen Gedankengang geleitet und von einer befangenen Auffassung beherrscht. Es handelt sicli allein um den Nachweis der Sexualität bei den höheren Pilzen, welche man nach vorhandenen Mastern im voraus als sicher- gestellt annimmt und die nur der nachträglichen, noch rückständigen Erkenntnis bedürftig geblieben ist. Im Anschluss an die erste Beobachtung der Sexualität bei Fucus war die Geschlechtlichkeit für die Alffen des Meeres und des süssen Wassers bereits sicher erwiesen, und ebenso konnte auch für die Fonnen der niederen algeti- ähnlichen Pilze der Nachweis erbracht werden, dass sie eine geschlechtliche Differenzierung nach Ai't der Algen besitzen. Es war nunmehr für die beiden — 24 !l — Klassen ilei- Inihcreii l'ilzf mit uUcr SiclKTliLMt voiiiuszTisetzeii, dass sie ebenfalls eine sexuelle Difierenzierung besitzen niüssten, und dass die verborgene Sexualität durch weitere Untersuchungen aufgefunden und durch sie der natürliche Anschluss an die niederen Pilze festgestellt werden könnte. Die Voraussetzungen, welche den Untersuchungen über die Geschlechtlich- keit der höheren Pilze zu Grunde sreleot wurden, haben sich nun aber nicht be- währt. Die höheren Pilze zeigten schon in ihrer terrestrischen Anpassung ein abweichendes Verhalten. Was bei den Algen und bei den niederen Pilzen ohne grosse Mühewaltung festgestellt werden koinite, das stiess bei den höhei'en Pilz- formen auf unerwartete Schwieriockeiten. In der Vielgestaltiofkeit ihrer Frucht- formen, die ani' die Massenerzeugung kleiner, leicht verbreitbarer Sjjoren abzielt, kam die biologische Eigenart der höheren Pilze, ihre Erhaltung durch den Reichtum in kleinen Sjjoren zu sichern, zur Geltung, ohne die Mitwirkung einer Sexualität, wie sie noch bei den niederen Pilzen beobachtet werden konnte. Schon zu Anfang der fünfziger Jahre wiesTulasne auf die Spermogonien und Spermatien der Flechten als männlich differenzierte Geschlechtszellen hin. Die- selben Bildungen wurden bei den Uredineen initer den Basidiomyceten beobachtet und Much für andere Ascomyceten in ähnlicher Art festgestellt. Die Beweis- fuhrung für ihre Natur als Spermatien blieb in der Folge aus, und erst nach mehr als zwanzig Jahi'en zeigte Stahl in einem Bilde von Collenia eine streb- same Spennatie an der Gipfelzelle eines vielzelligen Fadens, den er als Tricho- gyne bezeichnete, welche die Befruchtung in der phänomenalen Fernwirkung! dahin leisten sollte, dass die basalen Zellen des Fadens zu ascenbildenden Fäden eines Peritheciums auswuchsen. Die Beobachtunc: Stahls an Collema ist ver- einsamt geblieben uufl nuch in dem Zeitraum von mehr als dreissig Jahren nachher durch keine weiteren ßeiträ^'e in der (bleichen Richtuno; bereichert worden. Wohl aber ist inzwischen die vermutete Sexualität in I'ollinodium und Ascogon zur (leltung gebracht, bei welcher die Befruchtung oluie Spermatien erfolgen soll, welche sich höchstens als Zuschauer beteiligen können. Die Sper- matien werden hier durch das Pollinodiuni ersetzt. Dies soff, männliche Ürofan ist aber nur in ein Paar vereinzelten Fällen dei- eiifferen Beobachtunff zuffäiifflich geworden. Bei Enrotium-Aspergilhis ist seine Bezeichnung illusorisch, bei Erysijihe legt es sich an das Ascogon direkt und unmittelbar an, aber erst in Pyro- nema soll es zur vollen Geltung kommen. Es übeiwindet die Hindernisse einei' hier einzelliffen soff. Trichoff'\'ne, welche der Befruchtuuff des blasentörmiffen Ascoffons Brefeld, Botaii. Untereucbangen. XIV. g2 — 250 — geradezu im Wege steht, durch energisches Eindringen! Die Zellkerne der Trichogyne ersterben in tiefster Ehrerbietung bei dem Eintreten der Sperma- kerne, welche nun erst die Scheidewand des Ascogons erreichen ! ! ? In den ge- nannten drei Fällen, Eurotium, Erysiphe und Pyronema, sind die Beweismittel verdichtet, welche für eine Sexualität des Ascogons und des Pollinodiums und für eine Befruchtung zwischen beiden festgestellt werden konnten. In der ungeheuren und fomien reichen Klasse der Ascomyceten haben sich weitei-e analoge Fälle für diese Sexualität der Ascomyceten nicht auffinden lassen, wohl aber ist es möglich gewesen, den sicheren Nachweis zu führen, dass bei der eigentlichen JVIasse der Ascomyceten das Pollinodium und Ascogon nicht in die Erscheinung treten und dass die vermeintlichen Spermatien nicht männliche (ieschlechtszellen sind, sondern einfache Conidien, welche sich durch ihre Kleiidieit und Keinnings- unfähigkeit in Wasser auszeichnen. Wir kömien hiernach aussagen, chiss die angeführten Ergebnisse aus den Untersuchuiiiren über die Sexualität der Ascomyceten und der höheren Pilze einen sozusagen neg-ativen Ausgang; genommen haben. Sie beschränken sich auf die paar angeführten Fälle einer vermeintlichen Differenzierung in Pollinodium und Ascogon, welche schon nach den difterenten Formbildungen in Eurotium, Erysiphe und Pyronema unhaltbar sind, und welche weiter ihre natürliche Erklärung in der Differenzieruno- von Initialfäden in sterile und fertile Fäden finden. Was aber den paar in fünfzigiähriger Arbeit nüihsam geförderten und mir vereinzelt dastehenden Fällen von konstruierter Sexualität an Beweiskraft fehlt, das ist ersetzt worden durch den Beifall begeisterter Anhänger, welche sich selbst nicht an den eigentlichen Untersuchungen beteiligt haben, welche sich allein darauf beschränkten, die Posaune zu blasen für die gewonnenen Resultate (z. B. H. Solmi5 in der botanischen Zeitung). Die Ergebnisse, welche aus den langjährigen Arbeiten über eine Entdeckung der Sexualität bei den liöheren Pilzen festgestellt worden sind, können als neuer, überzeugender Beweis dafür dienen, was bei Untersuchungen herauskommt, welche mit einer vorgeschriebenen Fragestellung auf ein im voraus festgestelltes Ziel gerichtet sind. Die Untersuchungen bekommen gleichsam den Infections- keim der Befangenheit und der vorgefassten Meiimng mit auf den Weg. Die unbefangene Beobachtung wird getiiibt, die klare und neutrale Beurteilung wird geschädigt und die Resultate werden gleichsam zur Entgleisung vorbereitet und — 251 — zur Ablenkung in irrtümliche Seitenwege geführt. Was ist bei den sämtlichen Untersuchungen über die Sexualität der Ascomyceten herausgekommen? — So viel wie nichts! Die wenigen dishannoi tischen Beobachtungen, welche für die Sexualität tler Ascomyceten angeführt sind, beweisen nichts; sie sind nur kon- struiert und einer neutralen Deutunii- In der einfachsten Weise zugänglich ; und welche Aufklärung ist durch die Untersuchungen für die morphologische Wert- bestimmung und füi- das biologische Verständnis der beiden höchsten Frucht- formen in Ascen und in Basidien erreicht worden, durch welche die höchsten l'ilzformen charakterisiert sind? — Oflenbar, von der Karyogamie abgesehen, gar keine! An dieser Stelle nuiss ich nun auf meine eigenen Untersuchungen zurückgreifen und des nähereu darlegen, wie ich durch diese zu anderen An- schauungren imd zu mmz anderen Aufschlüssen über die Biologie der höheren Pilze gekommen bin, wie meine Vorläufer in ihrem einseitigen Suchen nach neuen Sexualitäten. In meinen ersten Untersuchungen über die Ascomyceten, welche ich über Penicillium im Jahre 1871 ausführte, habe ich mich noch den Auffassungen über die Sexualität der Ascomyceten in Pollinodium und Ascogon angeschlossen, welche damals durch de Bary eingefühi't waren. Es ist aber schon mit erheb- lichen Zweifeln geschehen. Ich konnte die Entwicklung der Perithecien von Peni- cillium in ihren ersten Anfängen verfolgen, das Ascogon als einen schraubigen Faden unterscheiden, der von sterilen Fäden umschlossen wurde ; ein Pollinodium war nicht zu beobachten. In meinen weiteren Untersuchungen über die Basidio- myceten im 111. Teile d. W. konnte ich sicher feststellen, dass hier bei der An- lage der Fruchtkörper eine Differenzierung in einen fertilen Initialfaflen und in sterile Hüllfäden nicht erfolgt, dass von einem Pollinodium und von einem Ascogon gar nicht die Kede sein konnte. iVuch bei weiteren Untersuchungen über die Ascomyceten, welche ich im IV. Teile d. W. mitgeteilt habe, gelang es nicht einmal, in der ersten Anlage iler Perithecien die Initiale des Ascogons sicher zu unterscheiden. Es traten hier erst in den letzten Stadien der Frucht- bildung die fei'tilen, ascenbildenden Fäden als besonderes Fadensystem in die Erscheinung. Ich konnte mich schon hiernach der Erkenntnis nicht verschliesseii, dass zur richtigen Beuileilung der hier bestehenden biologischen Verhältnisse auf dem Wege vereinzelter Untersuchungen mit befangener Fragestellung, auf den blossen Nachweis einer Sexualität gerichtet, nicht weiter zu kommen sei, dass 32» - 252 — dagegen nur auf der breiten Unterlage vergleichender Unter- suchungen die aufklärenden Resultate erreicht werden können, welche über die Biologie und die vergleichende Morphologie der höheren Pilze einen sicheren Aufschluss geben. Es war hier in erster Linie notwendig, die Methoden zur Kultur der Pilze zu vervollkommnen, alle Fehlerquellen auszuschalten und die besonderen Hindernisse zu überwinden, welche dem Abschlüsse langer Knltur- reihen störend in den Weg treten. I''s ist mir imnmehr möglich geworden, die Untersuchungen in langsamem Fortschritte über alle Formen der Pilze, auch über die höchsten Pilzformen, er- folgreich auszudehnen und auf vergleichender Unterlage ein Verständnis für die Fruchtformen der Pilze und den natürlichen Gang ihrer morphologischen Diffe- renzierung zu finden und den Zusammenhang der höhei'en Pilze mit den niederen Formen aus ihren Fruchtfonnen natürlich herzuleiten. Die Ascen- und die Basidienfructification der höheren Pilze tritt bei dem Übergang der niederen zu den höheren Pilzen natürlich in die Erscheinung. Das unregelmässige Sporangium der niederen Pilze wird hier zum regelmässig gestalteten Ascus der Ascomyceten, imd aus den Conidien der niederen Pilze konmit die Basidie als regelmässige und typische Bildvmg zur Geltung. In den Formen der Hemiasci und der Hemibasidii ist der Übergang von den niederen zu den höheren Pilzen gegeben, und mit dieser Formsteigerung erfolgt zugleich die Abspaltung in Nebenfruchtfomien, in Conidien, die sich in weiteren Spal- tungen vemiehren. Diese Abspaltung in Nebenfnichtfoniien ist in einzelnen Fällen schon bei den niederen Pilzen zu beobachten, und auch hier schon die eigenartig eingeschobene Fruchtfonn in Chlamydosporen festzustellen, welche sich durch weitei'e Spaltungen bei den höheren Pilzen wiederum vermehrt. In diesem eigenartigen Gange der morphologischen Differenzierung kommt die 1' leomor [)h ic in den Fruchtformen der Pilze und namentlich der höheren Pilze ganz natürlich zu Stande, und wir köimen die beiden Reihen der höheren Pilze nach ihren höchsten Fruchtfonnen, in Ascen einerseits und in Basidien andererseits, als getrennte Reihen auf ihren Ursprung bei den niederen Pilzen zurückverfolgen. Der Ascus ist die höchste Formsteigerung des Spo- rangiums, die Basidie die höchste Forrabildung der Conidienfructification, die beide schon den niederen Pilzen eigentümlich sind. — 253 - Die höhere Differenzierung zu Ascen und Basidien wirrl be- gleitet von der eigenartigen Karyogamie in den iungeii Ascen und in den jungen Basidien, welche sich in der Basidienreihe bis auf die einfachsten Foniien der Heraibasidii ziirlickfUhren lässt, welche aber in der Asconiycetenreihe auf ihren ersten Ursprung bei den Heniiasci und den exoascen Formen der Ascomyceten noch nicht sicher zurückverfolgt worden ist. Die vermeintliche Sexualität in l'ollinodium und Ascogon, bei den cavpoascen Ascomyceten allein, stellt sicli als eine irrtümliche Deutung bei der Differenzierung in sterile und in fertile Fäden mit der ersten Anlage der Ascenfrüchte natürlich heraus. Sie ist nach ein paar vereinzelten Fällen konstruiert in dem PoUinodium und Ascogon nach der oogamen Differenzierung der niederen Filze in der ersten imd nach dem Schema der Florideen in der zweiten Hälfte. Für die Spermatien- sexualität haben die Florideen als Muster gedient; sie ist schematisch von diesen abgeleitet. In der Morphologie und in der Biologie der niederen und der höheren Pilze ist die natürliche Verbindung imd der phylogenetische Zusammenhang in ihren Fruchtformen hergestellt uiul an keiner Stelle eine Unklarheit geblieben.') 1) Es kann nur natiü'lich erscheinen, dass meine fortlaufenden vergleichenden Unter- suchungen und ihre Ergebnisse den Beifall de Bary's und seiner Schide nicht fanden und dass sie mehr und mehr in gegensätzUche Berührung treten mussten zu den Resultaten luid Auffassungen, welche vorher von dieser Seite mitgeteilt waren. Zunäclist blieben meine Arbeiten unberücksichtigt, dann wurden sie in Referaten der botanischen Zeitung, dem Organ der Strassburgischen Schule, mit feindlichen Angi-iffen bedacht, welche von dem Assistenten und Kritiker Fisch gezeichnet waren. Ich Hess diese Angriffe, welche sich mit jedem Erscheinen meiner Arbeiten in der botanisclien Zeitung wiederholten und zu kritischen Nörgeleien und Ausfallen steigerten, so lange unbeachtet, bis ich durch die vergleichenden Untersuchungen im VII., VIII. u. IX. Teile m. W. die Grundlage gewonnen hatte für die natürhche Ableitung der beiden Klassen der höheren Pilze in ihren Fruchtförmen aus den Formen der niederen Pilze, wobei die von de Baiy aufgestellten Sexualitäten der höheren Pilze vollständig in Wegfall kamen. Erst dann ging ich zur Gegenwehr über und wies in den Ausführungen im VII., VIII. u. IX. Teile m. W. die Angi-iffe von de Bary und seinen Schülern gebührend zurück. Hierauf erfolgte Schweigen. — Inzwischen sind mit cyto- logischeu Mitteln die Wiederbelebungsversuche mit dem PoUinodium der Ascomyceten ge- macht worden, welche seine alten Verehrer in neue Autregung versetzt haben, ganz be- sonders II. Sohns. Er verkündet in der botanischen Zeitung (die von de Bary in seine Hände übergegangen ist) die neuen Leistungen des Pollinodiums am Ascogon, und jedesmal, - 254 - Aucli die parasitisch lebenden niid besonders angepassten Pilzformen konnten mit den verbesserten Kulturmethoden in die Untersuchiuigen hineingezogen und der Nachweis geliefert werden, dass der Parasitismus nichts ist, wie eine An- wenn einer von den zwei Ascomyceten, Erysiphe oder Pyronema, auf Sexualität neu ver- scliabt worden ist, gibt er einen voüen Ausbrucli seiner myco-erotischen Begeisterung zum besten, dessen reichen Gehalt an Schwefel ich wahrhch nicht bestreiten will. H. Sohns ist Schüler de Bary's, des fruchtbaren Mycologen aus dem vor. Jahrh. ; Solms ist aber, trotz der damals überaus günstigen Verhältnisse, auf dem Gebiete der Mycologie gänzlich steril ge- blieben. Auch in der späteren Zeit hat er mycologisch gar nichts geleistet. Diese Umstände halten ihn aber nicht ab, in seinen alten Tagen auf der versandeten Arena der botanischen Zeitung als mycologischer Kritiker aufzutreten. H. Solms ist, so weit es die Sexualität der Ascomyceten angeht, schneidig geartet: Er schwärmt für PoUinodium und Ascogon in ihrem neuen cytologischen Aufputze; er verfolgt das Ziel, die geknickte PoUinodium-Sexualität wieder aufzurichten. Als Ersatz für den Kritiker Fisch an der botanischen Zeitung (der durch strafbare Handlungen seine Freiheit verwirkte), hat ei- die Angriffe seines Vorläufers gegen mich wieder aufgenommen, vmd sie verschärft in Austallcn mit pikanten Zusätzen und den bekannten Redewendungen, welche in allen Kritiken der botanischen Zeitung wieder- klingen. Da es sich hier nicht um Kundgebungen eines sachkundigen Mycologen, sondern nur mn Meinungsäusserungen eines Machers handelt, der mycologisch nichts gemacht hat, und eines Kritikers, dem es an mycologischer Sachkenntnis und an eigenem Urteile völlig gebricht, der über das ,^jui-are in verba magistri" nicht hinausgekommen ist, so liegt kein Anlas.s vor, diese Solmsiaden in der botanischen Zeitung ernst zu nehmen. Sie sind durch die Darlegungen in dem jetzt vorhegenden Buche genügend abgetan und auch schon „sozusagen vorschussweise" gebührend berücksichtigt in meinen citierten kritischen Gängen gegen de Bary mid seine Schüler im VII., VIII. u. IX. Teile p. 17 d. W. — AUe aufopfernden Anstrengungen von H. Solms, das gesunkene Pollinodium wieder aufzurichten, sind von vornherein als vergebliche anzusehen. Der Misserfolg liegt in dem Materiale selbst, um das es sich hier handelt. Die Ascomyceten und die höheren Pilze sind für die Sexualitäten in PolUnodium und in Spermatien, welche von den Algen imd von den niederen Pilzen entlehnt sind, ganz und gar nicht veranlagt. Es ist unmöglicii, diesen die Sexuahtäten aufzuquälen, die sie nicht besitzen. Die Bemühungen, die Pollinodimn-Sexuahtät wieder herzustellen, sind so aussichtslos, wie es die Versuche sein wiü-den, die Pleomorphie des Mucor Mucedi» in die Mycologie wieder einzuführen. (Vergl. I. Teil m. W. und II. Heft der Beiti-äge von de Bary.) Beide Entdeckungen, die PoUinodium-Sexualität bei den Ascomyceten und die Pleomorphie von Mucor Mucedo, sind in den GOer Jalu-en des vor. Jahrh. von de Bary ge- macht worden. Sie haben den grössten Beifall gefunden, sie haben sich aber als richtige nicht bewährt. Da nun von allen wissenschafthchen Tatsachen nur die richtigen bestehen bleiben, die unrichtigen unvermeidlich untergehen, — ^\as man auch an Mittehi einsetzen mag ! — sie aufrecht zu erhalten, so können wir die beiden Entdeckungen de Bary's ihren weiteren Schicksalen überlassen. Die grosse Forschungsperiode über die Sexualität der Ascomyceten und der höheren Pilze, welche die Mycologen mehr als 40 Jahre lang in Anspruch ge- — 255 — passiingserscheiiunin- zwischen den Parasiten und ihren Wirten. — Die Resultate der modernen Cytologie haben sich bei den I'ilzen in der Karyogamie, aber sonst mir nebenläufig bewährt und zu vorübergehenden Irrtümern geführt, namentlich bezüglicli des engeren Nachweises einer Sexualität bei den carpoascen Ascomyceten. Ich habe die Ausbildung der Kulturmethoden der Pilze, welche im wesent- lichen den GegenstaTid des vorlieaenden Buches bilden, untl durch sie die vei'- gleichende Mor])hologie der Pilze in ihren Fruchtformen als meine Lebensaufgabe verfolgt. Es ist mir gelungen, in langjährige)-, mühevoller Arbeit alle (hiklar- heiten zu beseitigen, und das natürliche System der Pilze in seinem einfachen und durchsichtigen Aufbau festzustellen, wie es schon in dem Vlli. und in dem X. Teile d. \V. in den ürundzügen angegeben und in dem vorliegenden Buche (Inrcli weitere Einzelheiten ergänzt ist. Die Fadenpilze, die eigentliche Masse der Pilze, leiten iln-en Ursprung von sexuell ditlerenzierten, grünen Algen ab. Die niederen algenähnlichen Filze be- sitzen noch die isoffame und ooijame a-eschlechtliche Difterenziei'ung; der Aljjen, welche aber mit fortschreitender, teri'esti'ischer Anpassung nicht weiter fort- gebildet wird. Für die Erhaltung der Filze, welche auf zufallig in der Natur gegebene Substrate angewiesen sind, ist die massenhafte Erzeugung von kleinen, durch die Luft leicht vertriebbaren Sporen eine unerlässliche Notwendigkeit, und in diesen Momenten konnnt die biologische Eigenart der höheren Pilze zur Geltuno-. o Die pflanzlichen Fjebewesen spalten sich bei den isogam und oogam differenzierten Algen in eine grüne, chlorophyllführende, aufbauende Reihe von Formen, welche durch die Moose und Pteridophyten zu den Formen der höchsten, samentragenden Pflanzen, den Phanerogamen, an- steigt und in tlie nichtgrüne, abbauende Reihe von Pilzen, von Ver wesungsü rgan isnien , welche durch die niederen Fiiden])ilze zu nommen hat, geht hiermit zu Ende. Die Dauer-Schwärmer für das Pollinodiuiii und die edlen Ritter für dii; Weiblichkeit der ascogonen Schraube verlassen den Kampfplatz niclit heiterer! — Sie haben umsonst gekämpft und geschwärmt. — Tant de bruits pour une Omelette! - 256 — den beiden grossen Form enreihen der höheren Pilze, den Asco- myceten und den ßasidiomyceten, sich erhebt.^) In der arrünen Reihe bleibt die 2:eschlechtliche Differen- ziernng vorherrschend, sie durchläuft die verschiedenen Stadien des ge- schlechtlichen Generationswechsels, bis die ungeschlechtliche Sporengeneration selbst geschlechtlich wird, und damit der Generationswechsel und die Ungeschlecht- lichkeit zu crunsten rein g-eschlechtlicher Individuen erlöschen. In der nicht- grünen Reihe der Pilze, der Verwesun gsorganisnien, ist das Um- gekehrte der Fall. Die Geschlechtlichkeit tritt zurück zu gunsten der ungeschleclit liehen Fortpflanzung, welche sich in eigen- artigem Gange der morphologischen Differenzierung und viel- facher Spaltung ihrer Fruchtformen zu typischen Formbildungen erhebt, in welchen das Pilzreich seinen natürlichen Ausgang findet. An den Stellen, wo bei den niederen Pilzen die von den Algen überkommene isogame und ooganie Geschlechtlichkeit in dem Entwicklungsgange erlischt, tritt in der ungeschlechtlichen Fructification, sowohl in der Sporangien- wie in der Conidien- reihe, die eigentümliche Karyogamie in die Erscheinung, welche alle Formsteigerungen in der Ascomyceten- und in der Basidio- mycetenreihe mit nur unwesentlichen Formveränderungen be- gleitet. Will man diese Karyogamie als die Geschlechtlichkeit der höheren Pilze gelten lassen, so nmss man annehmen, dass sie, unabhängig von der früher bestehenden isogamen und oogamen Differenzierung, neu aufgetreten und (Uiss sie ohne eine höhere Differenziei'ung bis zu den liöchsten Formen der Pilze fast unverändert geblieben ist. Wir sind darauf angewiesen und beschränkt, die grundverschiedenen Formausbildungen in den beiden Reihen des Pflanzenreiches und das oferadezu ffeffensätzliche Verhalten in der Ausbildunar ihrer Fortpflanzungsformen auf physiologische und biologiscl)e Ursachen in der Ernährung und in der Lebensweise natürlich zurückzuführen. ^) Hier muss ziu- leichten Übersichtlichkeit auf den Grundplan des uatiürlichen Systems der Pflanzen verA\äesen werden, welchen ich in dem X. TeUe d. W. pag. 356 aufgestellt habe. Hier ist in anschauhcher Weise wiedergegeben, wie sich die Fadenpilze von den isogam- und oogam-diflferenzierten Algen abspalten, und wie sie dann in eigenartigem Gange der Differenzierung zu den höheren Formen der Pilze ansteigen und in diesen ihren natür- lichen Höhepunkt und derzeitigen Endpunkt en-eichen, ganz unabhängig von der grünen Reihe. Inhaltsangabe der bisher erschienenen XIV Bände dieses Werkes. Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Pilzkunde. Von Oskar Brefeld. I. Band : Mueor Muccdo. - Chaetocladium Jonesii. — Piptoeephalis Freseniana. — Zygomyceten. Mit 6 lithogr. Tafeln. gr. 4". 1872. VIII u. 64 Seiten. Preis 11 Mk. II. Band : Die Entvvickhingsgeschichte von Penicilliuin. Mit 8 lithofir. Tafeln. gr. 4». 1874. IV ii. 98 Seiten. Preis 15 Mk. III. Band: Basidiomyceten 1. — Mit 11 lithogr. Tafeln. gr. 4». 1877. V u. 226 Seiten. Preis 24 Mk. IV. Band ; Bacillus subtilis. — Pilobolus. — • Mortierella. — Entomophtora. — Ascomyceten. Mit 10 bthogr. Tafeln. gr. 4". 1881. VIII n. 191 Seiten. Preis 20 Mk. ^'. Band: Die Brandpilze 1 mit besonderer Berücksichtigung der Brandkrankheiten des Getreides. — Die künstliche Kultur parasitischer Pilze. Mit K? lithogr. Tafeln. gr. 4». 1883. VIII u. 220 Seiten. Preis 25 Mk. VI. Band: Myxomyceten I und Enthomophtoreen II. Mit 5 lithogr. Tafeln. gr. 4». 1884. VI u. 78 Seiten. Preis 10 Mk. VII. Band : Basidiomyceten II : Protobasidiomyceten., Mit 11 lithogr. Tafeln. gr. 4«. 1888. XII u. 178 Seiten. Preis 28 Mk. VIII. Band: Basidiomyceten III: Autobasidiomyceten und die Begründung des natürlichen Systems der Pilze. Mit 12 lithogr. Tafeln. gr. 4». 1889. IV u. 305 Seiten. Preis 38 Mk. IX. Band: Die Hemiasci und die Ascomyceten I: Exoasci. Mit 4 lithogr. Tafeln. gr. 4". 1891. \ail u. 156 Seiten. Preis 16 Mk. X. Band: (Fortsetzung des IX. Bandes) Ascomyceten II: Carpoasci. Mit 10 lithogr.-Tafeln. gr. 4". 1891. IV u. 222 Seiten. Preis 26 Mk. XI. Band: Die Brandpilze II. (Fortsetzung des V. Bandes.) Die Brandkrankheiten des Getreides. Mit 5 lithogr meist farbig. Tafeln. gr. 4». 1895. VIII u. 98 Seiten. Preis 16 Jlk. XII. Biuid : (Fortsetzung des V. u. XI. Bandes): Die Brandpilze III. Die Hemiba.sidii. Mit 7 lithogr. Tafeln. gr. 4". 1895. 160 Seiten. Preis 24 Mk. XIII. Band: Die Brandpilze IV. (Hemibasidii.) Die Blüteninfektion bei den Brandpilzen und die natürliche Verbreitung der Brandkrankheiten. IMit 2 Lichtdrucktafeln. gr. 4". UK)5. VI u. 76 Seiten. Preis 10 Jlk. XIV; Band: Die Kultur der Pilze. gr. 4". 1908. 264 Seiten. Preis 16 Mk. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. tJeheimer Regierungsrat Prof. Dr. Brefeld wohnt jetzt in Berlin, Kleiststrasse No. 19 H- Weülfalische Vereiiisü ruckerei, Münster i. W. gen oemGe J Ö185 00066 0553 .^■•',C/- ).^i ri::0..%