N |) a NY SL > 2 > m ae RL 5 m ! u Zzisiıtn N E77 I Srzz nn: j ar x Untersuchungen Zur _NATURLEHREDES MENSCHEN UND DER THIERE. HERAUSGEGEBEN Jac. Moleschott. FÜNFTER BAND. I. HEFT. j ’ Sn 2 * Be HD nr 0 24 Me Be PRO ANER { Zahl N FRANKFURT a. M. VERLAG VON MEIDINGER SOHN & COMP. 1858. Inhalt des vorliegenden Heftes. Seite Bermerkungen über die Bildung einiger Sprachlaute. Von Prof. Joh. Czermak I De en KEe 1 Beiträge zur Kenntniss des Winterschlafes der Murmelthiere. Von GE Valentin. Ran ee ee Ideen zu einer Lehre vom Zeitsinn. Von Joh. Czermak . .. 65 Beiträge zur Kenntniss der Beihülfe der Nerven zur Speichelseere- tion. Von Joh. Czermak 5 Et ee a = Bildung von Vivianit im Thierkörper. Von Hugo Schiff . . . 91 Erklarung.. "SR at ee ae ae oe 0:3 en RT RER re nie, Inhalt des vorliegenden Heftes. Seite VII. Ueber die Dauer und die Anzahl der Ventrikel-Contraetionen des ausgeschnittenen Kaninchenherzens Von Joh. Czermak und G. v. Piotrowski in Krakau . .. 99 VIII. Ueber lebend nach Berlin gelangte Deritterwelker: aus West-Afrika Von E. du Bois-Reymond . . . . 109 IX Ueber das Accommodationsphosphen. Von Prclsgene J AR na 137 X. Ueber secundäre Zuckung vom theilweise gereizten Muskel aus. Von Professor Johann Ozeimak. . . 141 XI. Untersuchung über den Druck- und Raumsinn der Haut Von m Au abi ert und A. Kammler . . . . 145 XI. Ueber directe Reizung der Muskeln mit beshasee Betehagg auf die von Dr. W. Wundt vertheidigten theoretischen Ansichten. Von Professor Moritz Schiff . . „2.2. N a den. 183 Untersuchungen zur NATURLEHRE DES MENSCHEN UND DER THIERE. HERAUSGEGEBEN Jac. Moleschoett. FÜNFTER BAND. III. HEFT. FRANKFURT a. M. VERLAG VON MEIDINGER SOHN & COMP. 1859, In unserem Verlage ist erschienen und in allen guten Buchhand- | lungen vorräthig: or . Hartmann, Dr. Franz, Privatdocent, Gompendium der speciellen Patho- { logie und Therapie für Studirende der Mediein. Circa 40—50 | Bogen. Preis ca. 2 Thlr. 15 Sgr. | Das Werk ist zunächst für die Studirenden bestimmt, um als Leitfaden bei den Vorlesungen über specielle Pathologie und Therapie benutzt zu werden. Hiermit ist zugleich auch der wissenschaftliche Standpunkt bezeichnet, von welchem aus das Werk geschrieben ist. Es hält die Mitte zwischen einem reinen Compendium und einem Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie. In- e dem es Ersterem durch seine Kürze sich nähert, dringt es wiederum da, es das wissenschaftliche Interesse erfordert, tiefer, als man dies bei einem Com- - pendium erwarten darf, in die verschiedenen Theorieen ein. Schon seines ange- gebenen nächsfen Zweckes halber muss sich das Werk auf der jetzigen Höhe der Wissenschaft halten, ohne aber dabei irgend einer bestimmten Richtung an- zugehören. Es gibt die nackten Thatsachen und die hierfür aufgestellten Er- klärungen, überlässt aber dem Lehrer, die letzteren nach seiner Anschauung näher zu präeisiren. Das Hauptaugenmerk des Verfassers ist, dem Studirenden ein gedrängtes, aber deutliches Bild der bezüglichen Krankheiten vorzuführen ; er hat da, wo es sich um wichtige differenziell-diagnosische Punkte handelt, kurze Wiederholungen nicht gescheut, um dem Anfänger das Bild so klar wie möglich zu geben. Alle bei der Diagnostik verwendbaren Hülfsmittel, Mikros- kopie, physiologische Chemie ete. haben überall nach dem jetzigen Stande jeder Diseiplin ihre vollkommene Würdigung gefunden. Die pathologische Anatomie blieb selbstredend nicht zurück ; da jedoch das Werk nicht gleichzeitig auch ein Compendium für patholog. Anatomie sein sollte, musste überall da, wo die Be- arbeitung desselben über die Grenzen des Werkes ging, auf die speciellen Hand- bücher verwiesen werden. Der Verfasser nimmt ebenso auf den Studirenden wie auf den praktischen Arzt Rücksicht und bietet Beiden etwas Brauchbares, indem er in seinem Compendium die neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Pathologie und Therapie vorführt. STAR ‚Leydi h Dr. Franz, Professor an der Universität zu Würzbur En Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. Mit zahl- reichen Holzschn. 8°. (XII. 551 S.) 1857. geh. Preis 4 Thlr. 15 Sgr. Die Bedeutung der Gewebelehre für den Arzt und Naturforscher wird gegenwärtig immer allgemeiner anerkannt und das Interresse an dieser verhält- nissmässig sehr jugendlichen Doktrin nimmt von Tag zu Tag zu. Bisher ist es jedoch strenger genommen nur die Histologie des Menschen gewesen, welche in vorzüglichen Hand- und Lehrbüchern systematisch behandelt wurde. Gleichwie aber bekanntermaassen in der vergleichenden Anatomie öfters der Schüssel zum Verständniss der complieirteren menschlichen Formverhältnise und für die physiologische Erklärung mancher Organe gefunden wird, so wirft auch die Gewebelehre der Thiere ein Licht über manche dunkle und schwer zugängige Partie der menschlichen Histologie und eröffnet neue Gesichtspunkte. Obschon nun allerdings die Handbücher über die Gewebelehre des Menschen einzelne vergleichende histologische Exeurse machten, so hat doch bis jetzt ein ‘Werk gefehlt, welches sich die Aufgabe hatte, die mensehll he und die thierische Gewebelehre zugleich als ein Ganzes aufzufassen. ARTE Der Herr Verfasser, welcher sich bisher seinen Fachgenossen durch eine Anzahl monographischer, meist in das Gebiet der vergleichenden Histologie ein- schlagender Arbeiten bekannt zu machen strebte, geht nunmehr an die Aus- füllung dieser Lücke in der Literatur, indem er obiges Lehrbuch der mensch- lichen nnd thierischen Histologie dem naturwissenschaftlichen Publikum vorlegt. re an) ar MM PX Untersuchungen zur NATURLEHRE DES MENSCHEN UND DER THIERE, HERAUSGEGEBEN von Jac. Woleschott. wY Fünfter Band. ae \ aD “ r = ; FRANKFURT a. M. Z "VERLAG VON MEIDINGER SOHN & COMP. 1858. * Druck von Aug. Osterrieth, in Frankfurt a. M. 1. Bemerkungen über die Bildung einiger Sprachlaute. Von Prof. Joh. Gzermak. 1 Obsehon Kempelen, vor bereits 67 Jahren, den luftdichten Verschluss der Gaumenklappe beim Hervorbringen der reinen Vocale gekannt undBrücke die gegentheilige irrthümliche Ansicht Dzondi’s neuerdings widerlegt hat, so ist demmoch in‘ neuester Zeit von Dr. Merkel in Leipzig und. Prof. Kudelka in Linz wieder aufs Ge- rathewohl behauptet worden, dass die Gaumenklappe beim Hervor- bringen der reinen. Vokale offen stehe. Es ist an der Zeit, „dass man”, wie Brücke sagt*), „den Hun- derten, welche sich in unserem Zeitalter mit den Sprachlauten be- fassen, ja gelegentlich über die Entstehung derselben schreiben, den Weg zeigen solle durch einfache Versuche und leichte Kunstgriffe sich selbst eine Ueberzeugung zu verschaffen, damit im ‚Gebiete der Lanutlehre nicht immer von Neuen Üontroversen auftauchen, welche man längst für beseitigt halten sollte.” *) Brücke: Nachschnft zu Prof, Kudelka’s Abhandlung. Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. XXVIII, p. 63, 1858, Moleschott, Untersuchungen. V. 1 Ich habe zwar schon im vorigen Jahre*) durch Fühlhebelver- suche und Wasserinjectionen in die Nase das wahre und zum Theil noch nicht gekannte Verhalten des weichen Gaumens beim Hervor- bringen der reinen Vocale aufgeklärt, und Prof. Schuh**) hat die von mir gewonnenen Resultate an einem merkwürdigen, von ihm operirten Falle bestätigt und erweitert, allein die ganze Frage dürfte doch erst durch die im Folgenden angegebene überaus einfache Un- tersuchungsmethode als ein- für allemal erledigt und zum Abschluss gebracht erscheinen, da meine Fühlhebelversuche nicht geeignet sind (freilich auch nicht zu dem Zwecke angestellt wurden), das Vorhan- densein eines luftdichten Gaumenverschlusses zu erweisen, die Wasserinjectionen die betreffenden Theile unter etwas unnatürliche Verhältnisse setzen, Prof. Schuh’sFall aber ein Unicum ist, während die älteren Kunstgriffe zur Constatirung des luftdichten Verschlusses theils unbequem, theils unexact sind. Das neue Experiment, welches als eine volksthümliche Todten- probe seit undenklichen Zeiten benützt wird, ist so trivial und nahe liegend, dass ich Bedenken getragen hätte, damit vor die Oeffentlich- keit zu treten ***), wenn es nicht trotz seiner Trivialität ein unüber- treffliches Mittel wäre zur Entscheidung der Frage, ob in einem ge- gebenen Falle Luft durch die Nase ausströmt oder nicht. Es besteht einfach darin, dass man einen Spiegel oder eine breite polirte Messerklinge in horizontaler Richtung unter die Nase hält und darauf achtet, ob sich die blanke Oberfläche, während ein Laut z. B. hervorgebracht wird, beschlägt oder nicht. Die leiseste Spur eines Lufthauches macht sich nämlich auf dem kalten Glase oder Metalle sofort durch niedergeschlagenen Wasser- dampf bemerklich. Von der Empfindlichkeit dieser Probe, welche übrigens durch Veränderung der Temperatur des Spiegels nach Belieben regulirt *) Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1857, Bd. XXIV, p. 4. **) Wiener med, Wochenschrift 1858, Nr. 3. *%*#*) Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Monat Februar 1858. Czermak: „Ueber reine und nasalirte Vocale”. 3 werden kann, bekommt man einen Begriff, wenn man sich erinnert, dass sich kalte blanke Gegenstände schon beschlagen, wenn man die- selben schwitzenden Hautstellen nähert, und wenn man erfährt, dass der unter die Nase gehaltene Spiegel schon einen deutlichen, wenn auch kleinen Beschlag zeigt, wenn man sich plötzlich stark aufbläht und damit durch das passiv emporgewölbte Gaumensegel etwas Luft aus der Nase verdrängt. Bleibt somit der vorgehaltene Spiegel in einem gegebenen Falle vollkommen blank, so kann man mit apodietischer Gewissheit auf den luftdichten Verschluss der Gaumenklappe schliessen. Es kann sich nun Jedermann, der etwa noch zweifeln konnte, leieht überzeugen, dass während des regelrechten Hervorbringens der reinen Vocale keine Luft aus der Nase hervorströmt und dass also die Gaumenklappe bei der Bildung der Vocale ohne Nasenton wirklich luftdicht geschlossen ist, — denn der Spiegel bleibt blank. Um den Versuch recht sicher anzustellen, bringe man die mög- lichst rein intendirten Vocale eontinuirlich hervor und schiebe den Spiegel erst dann unter die Nase, nachdem der Laut schon zu tönen angefangen, entferne jedoch den Spiegel schon früher, als man aufhört, den Laut hervorzubringen. Bei wirklich vollkommen reinen Vocalen bleibt der Spiegel, wie gesagt, unbehaucht, während dieselben tönen. So wie man den Vocalen den geringsten Nasenton beigiebt, zeigt ein reichlicher Niederschlag von Wasserdämpfen auf dem Spiegel so- fort starkes Ausströmen der Luft durch die Nase und das Geöffnet- sein der Gaumenklappe an. Hiernach könnte man versucht sein zu glauben, dass reine und nasalirte Vokale sich bloss dadurch von einander unterscheiden möch- ten, dass bei jenen die Luft durch den Mund allein, bei diesen durch Mund und Nase zugleich ausströme. Diese Vermuthung wäre jedoch unrichtig, denn Brücke*) sagt schon, „dass es sich von selbst verstehe, dass nicht der Abfluss der #) Grundzüge der Systematik u. Physiologie derSprachlaute, Wien, Gerold. 1856, p. 28. 1* 4 Luft aus der Nase als solcher, den Nasenton hervorbringe, sondern die Schwingungen der Luft in der Nasenhöhle.” Die Luft in der Nasenhöhle wird aber nur dann in akustisch merkliche Schwingungen versetzt, wenn die Menge der durch die Nase ausströmenden Luft, d. h. die Stellung der geöffneten Gaumen- klappe in einem bestimmten Verhältnisse steht zu jenem Luftstrom, welcher seinen Weg durch den Mund nimmt, Deshalb nasalirte auch das von Brücke *) mit gewohntem Scharfsinn untersuchte Mädchen, dem das Velum durch Syphilis voll- ständig zerstört worden war, zwar alle Vocale, „aber keineswegs alle so stark, wie sie ein Gesunder zu nasaliren im Stande ist.” „Der Grund hiervon lag eben im Mangel des Gaumensegels, das bei uns, wenn es die Rachennasenöffnung, nicht verschliesst, herabhängt und so den Weg, welcher der; Luft; gegen die Mundhöhle hin offen steht, be- schränkt.” Nach dem Gesagten darf es uns nicht Wunder nehmen, dass die Vocale selbst dann noch keinen sehr auffallenden Nasenton erhalten, wenn man die Gaumenklappe mit Absicht ein klein wenig öffnet, so dass sich der Spiegel, der in dieser Beziehung das Ohr an Empfind- lichkeit weit übertrifft, schon zu beschlagen anfängt, oder dass Manche, die aus Unachtsamkeit, Bequemlichkeit, übeler Angewöhnung oder regelwidriger Beschaffenheit der Sprachorgane unabsichtlich die Gau- menklappe nicht absolut luftdicht schliessen, was die Spiegelprobe sofort anzeigt, doch nicht nothwendig eine merklich näselnde Sprache zu haben brauchen. Uebrigens tritt bei manchen sonst normalen Sprachorganen der zuletzt erwähnte ausnahmsweise Umstand besonders leicht hinsicht- lich des deutschen a ein, was im besten Einklang steht mit der That- sahe **), dass der mit der geringsten Hebung und Spannung des Gaumensegels bewerkstelligte Nasenverschluss für « auch viel weniger fest und innig ist als bei den übrigen Vocalen. *) Nachschrift zu Prof. Kudelka’s Abhandlung, p. 91. **) Czermak ]. c. Bd. XXIV, 1857. 5 Aber selbst dann, wenn diese Unvollkommenheit häufig vorkom- men sollte, könnte sie die feststehende allgemeine Regel, dass die reinen Vocale mit luftdicht geschlossener Gaumenklappe gebildet werden, nicht umstossen oder beeinträchtigen, da sobald ausnahms- weise der Verschluss nicht absolut luftdicht ausfällt bei der unend- lichen Empfindlichkeit, deren die von mir empfohlene Spiegelprobe fähig ist, auch solche zarte Lufthauche schon deutlich angezeigt wer- den, welche nur eine zufällige bis zu einer gewissen Grenze unschäd- liche Mangelhaftigkeit, aber keineswegs von einer akustischen Be- deutung sein können. Die Bedeutung des Gaumensegels für die Bildung der Vocale liest also einmal darin, dass es durch seine Stellung den Luftstrom zwischen Mund und Nasenhöhle theilt, wodurch die Entstehung des Nasentons wesentlich ermöglicht oder vermieden wird, und dann darin, dass es durch seine verschiedene Hebung und Spannung, wie ich zuerst an mir selbst nachgewiesen habe *), und an der interessan- ten Operirten auf Schuh’s Klinik von Brücke, Schuh und mir bestätigt wurde — (beim a stand der gehobene weiche Gaumen am tiefsten, d. h. noch unter der Linie, in welcher sich der horizontal nach hinten verlängert gedachte Boden der Nasenhöhle mit der Rachenwand schneidet, und war am wenigsten gespannt, bei allen übrigen Vocalen berührte er die Rachenwand über jener Horizontal- linie und ward stärker gespannt; es betrug der Winkel des Gaumen- segels mit dem Boden der Nasenhöhle für @ etwa 10°, für u stand er um zwei Linien tiefer als für 7, für o und e wieder um zwei Linien tiefer als für w #) — zur regelrechten Bildung und Unterschei- dung der verschiedenen Vocale beiträgt, obschon — wie das von Brücke untersuchte Mädchen ohne Gaumensegel beweist, wenn man von dem bei ihr unvermeidlichen Beiklang des Nasentons absieht — nicht absolut nothwendig, also nur Nebenbedingung ist. 1.c. *%) Schuhll. ce. Bei allen übrigen deutschen Sprachlauten mit Ausnahme der Resonanten, wo die Gaumenklappe bei geschlossener Mundhöhle weit geöffnet steht, schliesst das Gaumensegel in verschiedener Höhe *) die Nase mehr oder weniger fest, aber stets (selbst bei den tönenden Reibungsgeräuschen in der Regel) absolut luftdicht von dem Cavum buccopharyngeum ab. il Als ein Gegenstück zu den interessanten Beobachtungen Brücke’s an dem Mädchen ohne Gaumensegel mögen zur vollständigen Er- schöpfung des Gegenstandes einige Bemerkungen über die Sprache bei vollständiger Verwachsung des Gaumensegels mit der hinteren Rachenwand **), hier auch einen Platz finden, welche ich vor einiger Zeit an einem kleinen Mädchen, das mir Hr. Dr. Semeleder vor- stellte, zu machen Gelegenheit hatte. Katharina D., gegenwärtig 14 Jahre alt, kam vor 2 Jahren, mit Geschwüren an dem Gaumen, den Gaumenbögen und der hinte- ren Rachenwand behaftet, auf Prof. v. Dummreicher's Klinik und wurde daselbst als an Ozaena scrophulosa leidend mit Jodglycerin- einpinselungen und adstringirenden Gurgelwässern behandelt, Der Verdacht auf Lues erwies sich als unbegründet. Die Geschwüre wurden geheilt, dagegen konnte eine vollständige Verwachsung des Gaumensegels mit der hinteren Rachenwand nicht gehindert werden, so dass die Nasenhöhle von hinten her luftdicht verschlossen wurde. Die Patientin kann seither natürlich ‚nur durch den Mund Athem holen. Auch die angewendete Spiegelprobe (s.. 0.) gab ein negatives Resultat; der. luftdichte Nasenverschluss zur Zeit der Untersuchung, unterliegt daher keinem Zweifel. Nichtsdestoweniger giebt die Patientin an, dass. sie zuweilen im Stande sei, etwas Luft durch die Nase hervorzupressen. , Wenn diese Aussage nicht auf einer Selbsttäuschung beruht, so erklärt sie sich *) Sitzungsberichte Bd. XXIV, 1857. (Nachschrift.) **) Czermak in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie. Märzheft 11858. 7 aus einer theilweisen Lösung der Verwachsung zwischen Gaumen und Rachenwand in Folge neuauftretender Ulcerationen, deren sich ge- genwärtig wieder einige von beträchtlicher Tiefe am hinteren etwas angeschwollenen Theile des Zungenrückens finden. Das Gaumensegel ist übrigens trotz seiner totalen Verwachsung mit der Rachenwand nicht unbeweglich, sondern kann nach Willkür stärker emporgewölbt oder mehr abgeflacht, gespannt oder erschlafft werden. Hinsiehtlich der Lautbildung bei der beschriebenen Missbildung der Sprachorgane ergab sich Folgendes: 1) Die reinen Vocale a, e, o und w konnte das Mädchen ganz deutlich und gut aussprechen; das © lautete jedoch wie ein gequetsch- tes e, wenn es continuirlich und für sich allein hervorgebracht werden sollte, während es doch im Flusse der Rede, zwischen ande- ren Buchstaben deutlich genug ausgesprochen werden konnte. Diese Unvollkommenheit war vielleicht durch die in Folge der Verwach- sung limitirte Hebung des Gaumensegels, welches beim ?, wie gesagt, am höchsten zu stehen kommt, offenbar aber auch durch die geringe Biegsamkeit des Zungenrückens in Folge der daselbst vorhandenen ‚Anschwellung und Geschwürsbildung bedingt. 2) Vocale mit Nasenton konnte das Mädchen natürlich auf ‚keine Weise hervorbringen. 3) Dass das Mädchen die wahren Resonanten der drei Ar- -tieulationsgebiete, welche Brücke*) mitm, » und =. bezeichnet, nicht würde bilden können, war zu erwarten, da die 'wesentlichste Bedingung dieser Laute, :Mitschwingungen: der in der Nase enthalte- ‚nen Luft in Folge des Offenstehens der Gaumenklappe, bei ihr nicht zu realisiren war, Dass das Mädchen aber nichtsdestoweniger den wahren Resonan- ten sehr ähnliche Laute hervorbringt und von den entsprechenden Medien in allen drei Artieulationsgebieten deutlich unterscheidet (sie spricht mein und bein, nein und dein, lange und lage), so dass man *) Brücke »Grundzfige ... etc.” 8 ihrer Sprache in dieser Beziehung eine verhältnissmässig nur geringe Unvollkommenheit anmerkt, muss uns allerdings überraschen, da sich bekanntlich die Medien von den entsprechenden Resonanten wesent- lich nur durch den Verschluss der Gaumenklappe unterscheiden *). Da nämlich die Patientin die Gaumenklappe nicht öffnen kann, so würde sie, wenn sie die Bewegungen des Gesunden gemacht hätte, statt der Resonanten immer nur. die entsprechende Media erzeugt haben. Hiervon hält sie der so verschiedene akustische Effeet ‚ab und sie ersetzt deshalb die ihr unmöglich gewordenen wahren Reso- nanten, durch die ihnen ähnlichen Purkyne’schen Blählaute **), wo- bei sie zugleich bemüht ist, den Verschluss des Mundkanals mög- lichst geräuschlos zu bewerkstelligen oder zu lösen, was freilich im- mer einige Aufmerksamkeit und Anstrengung erfordert. Deshalb er- klärt die Patientin auch, dass es ihr bequemer sei, bein als mein, dein als nein, lage als lange auszusprechen. Auf die bezeichnete Art kann man in der That statt der Medien Laute hervorbringen, welche den entsprechenden Resonanten täuschend ähnlich sind; hat doch Kempelen selbst, ehe er den wahren Un- terschied der Tenues von den Mediae aufgefunden hatte, geglaubt, dass sich z. B. das 5 vom p durch ein vorlautendes m unterscheide. Freilich lassen sich die für die Resonanten vicarriienden Bläh- laute nicht continuirlich hervorbringen, weil die aus der zum Tönen verengten Stimmritze hervorströmende Luft den allseitig gesperrten Raum alsbald so sehr erfüllt, dass ein weiteres Nachströmen dersel- ben unmöglich wird; deshalb spricht auch das Mädchen ihre Reso- nanten-Surrogate sehr kurz und zerfällt, wenn sie recht deutlich spre- chen will, den Resonanten der dritten Reihe (”, Brücke), bei welchem der Verschluss der Mundhöhle weit hinten am Gaumen ge- schieht, in ihr unvollkommenes n und in g. Sie sagt dann unwill- kürlich Wan-ge, Klin-gel . . . etc. *%) Brücke „Nachschrift“ . . p. 72. **) Brücke »Grundzüge ... etc.«, p. 56. 9 Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass das Mädchen jedes- mal die Nasenflügel mit dem Bestreben die Nasenlöcher zu verengern bewegt, wenn sie sich anstrengt, einen der Resonanten möglichst deutlich hervorzubringen. Diese seltsamen Mitbewegungen deuten darauf hin, dass die Pa- tientin, wenn sie Resonanten intendirt, instinktiv alles thut, was un- ter so ungünstigen Umständen beitragen kann, das Mitschwingen der Nasenluft zu begünstigen. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass auch das Gaumensegel für die Resonanten möglichst erschlafft, für die Medien aber straffer gespannt wird, so dass sich von den Schwingungen bei den ersteren mehr auf die Nasenluft übertragen können, als bei den letzteren. 4) Das R wulare kann das Mädchen selbstverständlich nicht sprechen, da bei ihr vom Zäpfchen so gut wie nichts vorhanden ist; sie bildet das 2% mit der Zungenspitze. 5) Da das Mädchen die Resonanten sehr geschickt durch die entsprechenden Blähblaute zu ersetzen versteht und da alle übrigen Laute, mit Ausnahme der nasalirten Vocale, welche im Deutschen gar nicht vorkommen, ohnehin mit geschlossener Gaumenklappe ge- bildet werden, so wird ihre Sprache durch die erlittene Missbildung weit weniger beeinträchtigt, als man erwarten sollte. Die einzige Unvollkommenheit, welche sich in störender Weise geltend macht, ist ein gewisses Stocken im Flusse der Rede, welches daher rührt, dass die bei gewissen Lautfolgen sich ansammelnde Luft bei ihr nur durch den Mund austreten kann, während dieselbe bei Gesunden durch Oeffnen der Gaumenklappe unmerklich und ohne die Lautbildung zu coupiren entweicht. Hält sich ein Gesunder beim Sprechen die Nase zu, so fühlt er alsbald jenes durch Luftanhäufung gesetzte Hinderniss, welches bei dem Mädchen aus naheliegenden Gründen früher und störender auftreten muss. Q eebsirtedsbähl enerseb ‚Intel NENNEN NER sans Taölunen toi scene Sie rn use re Ee ob aigaeedeie Di 2 Fig regen b Tach abi id. 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Joibliseann id ob wio-doia, Laie werlwidunitnd derub aausi,-blsdeln 10% ER ae ee m ii ea aaa wohne bw BE ri ne Ken IL. Beiträge zur Kenntniss des Winterschlafes der Murmelthiere. Von G. Valentin. Siebente Abtheilung. $. 13. Willkürliche Aenderung des Körpergewichtes. Wir ‚haben in der letzten Abtheilung*) gesehen, dass die bis- weilen vorkommende Gewichtszunahme der erstarrten Murmelthiere einen doppelten Grund hatte, den Ueberschuss des eingesogenen Sauerstoffes über die Austrittsmengen von Kohlensäure und Wasser- dampf und die bygroskopische Thätigkeit der Körpergewebe, vor- zugsweise der Horngebilde, welche die äussere Oberfläche des Ge- schöpfes bekleiden. Murmelthiere, deren Ruhe häufiger gestört wird, liefern seltener eine positive Aenderung des Körpergewichtes, als solche, die längere Zeit dem tieferen Schlafe verfallen bleiben. Diese Erscheinungen führten mich zu dem Schlusse, dass es ein einfaches Mittel geben müsse, die Erhöhung des Körpergewichtes künstlich hervorzurufen. Lässt man die Murmelthiere möglichst un- belästigt in einer Vorrichtung, in der sie über ihren eigenen Entlee- rungen, vorzüglich über ihrem Harne schlafen, so darf mun theore- tisch erwarten, dass die Vergrösserung ihres Körpergewichtes häufi- *) 8. diese Zeitschrift Bd, IV, 8. 62—64. 12 u ger, als unter den gewöhnlichen Verhältnissen wiederkehren werde. Die Erfahrung hat diese Vermuthung vollkommen bestätigt. Ich benutzte fünf Murmelthiere zu den hier in Betracht kom- menden Vergleichsversuchen. Zwei, die wir mit E und F bezeichnen wollen, schliefen in Blechbüchsen auf den schon früher*) erwähnten Drahtgittern, die nur den Harn, nicht aber den Koth in die gläser- nen Untersatzgefässe durchliessen. Ein drittes, G@, ruhte auf einem mit breiten Zwischenräumen versehenen Holzgitter, durch das alle Entleerungen hinabfallen konnten. Ein anderes Thier schlief immer im Heu, in unmittelbarer Nachbarschaft von G. Das fünfte, J, wurde zu einzelnen Zeiten, wie H und zu anderen, wie E, F und G be- handelt. Hatten die Letzteren Koth'und Harn entleert, so liess ich die- sen oder auch zugleich die Exeremente in dem gläsernen Untersatz- gefässe Wochen lang stehen. Die stärkste Ammoniakentwickelung und der übelste durch die Selbstzersetzung der Entleerungen bedingte Geruch störten die Ruhe der Thiere nicht im mindesten. Die Wägungen wurden fast täglich und zwar meistentheils um die gleiche Zeit vorgenommen. Es ergab sich : *) 8. diese Zeitschrift Bd. I, 8. 221. I. Männliches Murmelthier E. Unter- Körperge- schied Monat Tag wicht in gegen Bemerkungen. Gramm. früher in Grm December 12 2378,4 —_ Leise schlafend, Untersatz- gefäss trocken. 15 2288,6 —89,8 Halb wach. 18 2279,4 —9,2 Leise schlafend. 23 2272,4 —7,0 Etwas fester schlafend. 29 2165,4 —7,0 Halb wach. Etwas Harn ge- lassen. 31 2165,8 10,4 Fest schlafend. Januar 2 2155,4 — 10,4 4 2095,5 —59,9 Viel Koth und Harn ent- leert. 5 2088,8 —6,7 Nicht fest schlafend. h Ba du e,; Schlaf. 11 2037,7 —53,5 Hat viel Urin gelassen. 13 2038,9 +1,2 14 ‘20394 |+0, 17 2038,8 —0,6 18 2038,8 0,0 Fest schlafend. 19 20384 1-04 || 20 2038,1 |—0,3 21 2037,27 |—0,4 23 u jet Vollkommen wach, 24 Entliess Koth und Harn. 25 2014,4 |—23,3 Ziemlich fest schlafend. 26 _ _ Wach, 27 2005,3 — 9,1 Ziemlich fest schlafend, 28 2005,5 +0,2 Fest schlafend. 29 2005,5 0,0 Desgl. 30 2005,56 |+0,1 Fest schlafend. Februar 1 2005,1 1—0,5 Desgl. Trockene Unter- lage. 2 2005,2 —+0,1 3 2004,6 —0,6 Fest schlafend, Feucht. 2004,6 0,0 \ oa 0 Wach. Unter- Körperge- schied Num- Monat Tag wicht in gegen Bemerkungen. Gramm. | früher in Grm, 33 Februar 8 1918,8 —85,8 Hat Urin und Koth ent- leert. Fest schlafend. 3 9 1918,3 0,8. Desgl. 35 11 19195 |+12 |) ne 1 an are Fest schlafend. 38 16 1919,6 |+0,2 39 18 1999,3 — 10,3 Unruhig schlafend. 40 19 1909,9 |-+0,6 41 21 1910,11. [10,2 42 22 1910,6 |10,5 43 23 1910,2 —0,4 Fest schlafend. 44 24 1910,90 —0,2 45 25 1909,6 —0,4 46 26 1909,2 |—-0,4 47 27 —_ — Wach. 48 28 1898,4 —10,8 49 März 1 1898,3 je! 50 2 18988 |10,5 51 3 1900,6 |+1,8 Ziemlich fester bis tiefer 52 4 1899,7. |—0,9 [ "Schlaf. 53 5 1900,0 10,3 | 54 6 1900,0 0,0 55 7 18992 |-0,8 || 55 8 = —_ Wach. 57 9 1888,3 — 10,9 Schlaftrunken. 58 10 18896 |+13 || 59 11 1890,5 0,9 60 12 1890,6 0,1 Er 1a 1889,7 Br, Fester Schlaf. 62 15 1889,38 |—0,4 63 16 1889,2 —0,1 64 17 — _ Wach 65 18 1816,9 — 72,3 Schlaftrunken. Hat viel Urin gelassen. 66 19 1816,8 —0,1 Sehr leiser Schlaf. 67 20 1817,3 —+0,5 Nicht fester Schlaf. 68 21 1817,1 —0,2 Ziemlich fest schlafend. April Monat Januar Tag Tag Körperge- wicht in Gramm. 1816,6 1802,3 1802,3 1802,3 1802,3 1802,0 1801,6 1801,7 1757,3 Körperge- wicht in Gramm. 2306,8 2251,7 2244,4 2233,6 2226,4 2228,2 2214,3 2214,7 2215,5 2214,8 2213,7 gegen früher in Grm, —0,5 14,8 0,0 0,0 0,0 —0,3 —0,4 +0,1 —44,4 Unter- schied II. Weibliches Murmelthier F. Bemerkungen. Ziemlich fest schlafend. Vollkommen wach. Schlaftaumel. Fest schlafend. Den 31. März und den 1. April wach. Hat Urin gelassen. Grm. Unter- schied gegen früher in Bemerkungen. Ziemlich fest schlafend. Wach. Hat Urin und Koth gelas- sen. Leiser Schlaf. ‚Unruhiger bis leiser Schlaf, Athmet bei der Berüh- rung rascher. Fester Schlaf. Wach. Fester Schlaf. Wach. Januar Februar März Körperge- wicht in Gramm, 2069,2 2067,4 2065,0 2063,7 2063,0 2062,2 2062,0 2047,1 2047,9 2048,5 2048,8 2048,9 2049,4 2048,9 1968,4 1964,4 1961,6 1957,7 1955,4 1953,5 1919,7 1920,9 1921,6 1922,1 1923,0 1922,4 1921,7 1903,3 1904,0 Unter- schied gegen Bemerkungen. früher in Grm. — 144,5 Schlaftaumel. Hat Urin gelassen. is —2,4 —1,3 —0,7 Bald festerer, bald leiserer 0,8 Schlaf. —0,2 = Wach. — 14,9 Ziemlich festschlafend. Hat etwas Urin gelassen. 49,1 r schlafend. Wach. — 80,5 Hat viel Urin gelassen. —3,9 Unruhiger Schlaf. —1,9 — Wach. —33,8 Hat etwas Urin gelassen. +1,2 Er Fester Schlaf. 0,9 —0,6 Desgl. Athmet aber stär- ker während des Ab- wägens. —0,7 Desgl, = Wach. —18,4 Schlaftrunken. —+0,7 Leise schlafend. Unter- Körperge- .| schied Neis- Monat Tag wicht in gegen Bemerkungen. AIER Gramm früher in Grm. 11 1905,38 |-11,3 128 12 1905,4 +0,1 Fester Schlaf. 129 14 —— _ „Wach. 130 15 _ _ Im Einschlafen begriffen. 131 16 1892,2. .|—13,2 132 18 1891,8 - »|—0,4 ’ 133 19 1892,1 +0,3 Leise schlafend. 134 20 18921 0,0 135 21 _ — Wach. 136 22 1819,1 — 173,0 Schlaftrunken. Hat viel Urin und Koth entleert. 137 23 1819,8. .|-+0,7 138 24 1819,6 —0,2 139 25 1819,6 0,0 Fest schlafend. 140 26 1819,72. :|+0,1 141 27 1819,5 . :|—0,2 142 28 1819,3. -]—0,2 143 29 1819,0 —0,3 Fester Schlaf. 144 30 1818,1. [0,9 145 April 2 1799,2 — 18,9 Wachte den 31. März und den 1. April. III. Männliches Murmelthier G. Unter- Körperge- schied wieht in gegen Gramm früher in Bemerkungen Januar 2 1669,7 —_ 147 4 _ —_ Wach. 148 5 1649,5 » .|—-20,2 149 7 1634,8. ‚|—14,7 (Halbwach, 150 9 1685,6 -|-40,8 151 11 1635,6 0,0 Fester Schlaf, 152 Be: 1686,3 |-40,7 | Moleschott, Untersuchungen. V. . a Unter- Körperge- schied Num Monat Tag wicht in gegen Bemerkungen. ur Gramm früber in Grm. 153 Januar 14 und 15 _ i _ Wach, 154 16 1616,9 — 19,4 155 17 1618,2 —-1,3 156 18 1617,8 -]—0,4 Fest schlafend. 157 19 1618,0 —0,2 158 20 1618,2 40,2 159 21 — _ Wach. 160 22 1583,5 |-34,7 | Leiser Schlaf. Hat Harn und Koth gelassen. 161 23 1577,4 6,1 Nicht fester Schlaf. 162 25 1574,8 —2,6 163 27 1570,4 —4,4 164 28 1569,5 —0,9 165 Februar 1 1561,3 8,2 Bald leiserer, bald fester! 166 2 1561,45 40,15 Schlaf. 167 5 1561,4 —0,05 168 6 1555,1 —6,3 169 8 1556,1 ° |+#1,0 170 9 1556,2° |-ko,ı 171 11 1556,4 +0,2 172 12 1556,3 01 Fester Schlaf. 173 13 1557,72 |+41,4 174 16 15555 |—-0,2 ) 175 18 _ —_ "Wach. 176 20 1487,7. ._.|—67,8 Hat viel Koth-und--Urin gelassen. 177 21 14883 |+40,6 \ 178 22 1488,4 +0,1 179 23 1488,2 —0,2 180 24 14880 |—0,2 Fester Schlaf. 181 25 148374 |—0,6 182 26 1487,0 |—0,4 183 27 _ — Wach. 184 28 14764 10,6 185 März 1 1476,9 |!+0,5 286 2 8 Fest schlafend. 187 3 1477,9 . 10,2 188 4 1478,3 \-60,4 19 1 Unter- — — = Körperge- | schied | ee Be Monat Tag wicht in gegen Bemerkungen. mer \ Gramm früher in sahundıom | „Grm. u ' | 189 | März 5 14782 |—0,1 Fest schlafend, "190 6 14764 |=18 ag . 191 7 1473,6.0.11--0,8 (Peiser Schlaf, In Watte. 192 8 1465,0 5 1|—10,6 Schlaftrunken. 193 g 1465,0 0,0 Desgl. In Heu. 194 10 1465,7_ _|—-0,7 | 195 11 1465,4 510,3 | 196 12 ).01464,9 510,5 Fester Schlaf. 197 14 1465,2 1..|40,3 \ | 198: 1.» 15 1465,7 0..|4-0,5 | 199 16 1464,40. 011,3 Leise) schlafend. | 200 17 1464,4 0,0 Fester schlafend. | 201 18 an _ Wach, \ 202 19 1423,4°.5|741,0 |'Schlaftrunken. Hat ‚Urin l ‘ und Koth entleert. 203 20 1423,50; 0,1 ] 204 21 1423,1 2,.]70,4 205 22 1.11423,0 ©, 2] 0,1 Ä \ 206 23 422,9 —0,1 Leiser Schlaf. \ 207 24 1422,0 4.11 0,9 \ 208 25 1421,4 0.1|7-0,6 Bu \ 209 26 ER — Wach, 210 27 14144 |—7,0 Schlaftrunken. 211 28 1414,9 [10,5 212 29.1, vo 145,5 406 „213 30 | 14150 |—05 Fester Schlaf. 214 st | 1153 +08 Tran 2142| April 1 . 1415,4 30 IV. Murmelthier H. Unter- schied gegen früher in Körperge- wicht in Gramm Tag 681,6 681,3 681,8 675,5 675,5 675,4 645,9 646,2 646,4 646,2 645,7 645,3 645,3 632,3 632,2 632,0 631,4 10,6 631,0 '. 110,4 16 631,0 0,0 —0,2 23 24 25 26 27 28 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 14 15 V. Murmelthier J. Bemerkungen. Fester Schlaf. Wach. a Schlaf. w Schlaf. oth und Harn entleert. Wach, Fester Schlaf. Unter- schied gegen früher in Körperge- wicht in Gramm Tag Februar 15 828,7 _ 16 _ pi 17 8235 |-5,2 18—22 — ut 23 762,4 —61,1 24 762,3 —0,1 Bemerkungen. Fester Schlaf. Wach, Fester Schlaf. Wach, er Schlaf. Unter- n Körperge- | schied Bu: Monat Tag wicht. in gegen Bemerkungen. mer na Gramm früher in Grm. 241 Februar 25 _ _ Wach. 242 26 742,3 — 20,0 Schlaftaumel. ‘Koth und Harn entleert. 243 27 7425 |-+0,2 244 28 742,2 —0,3 ze Schlaf. 245 März 1 _ — Wach. 246 2 738,7 —3,5 247 3 738,7 0,0 Fester Schlaf. 248 4 7388 |+0,1 249 3 738,7 —0,1 Fester Schlaf. Ueber dem Urinbehälter von G. 250 6 2394 |+0,7 251 7 739,0 —0,4 Fester Schlaf. 252 8 7387 |-0,3 \ 253 9 — — Wach.Kothu.Ham entleert. 254 10 a11,4 |-27,3 255 11 711,7 |+40,3 ” y Bu wer Fest schlafend. 258 15 711,7! 110,3 259 16 11,4 |-0,3 260 17 _ _ Wach. Harnentleerung. 261 18 693,5 —17,9 Schlaftrunken. 262 19 6925 |-1,0 263 20 692,9 +0,4 , 264 21 692,5 94 Leiser Schlaf. 265 22 692,1 —0,4 266 23 692,3 |+0,2 Fester Schlaf, 267 24 — = Wach. 268 25 683,3 —9,0 Schlaftaumel. 269 26 683,6 40,3 270 27 683,5 —0,1 271 28 683,3 |-0,2 272 29 683,0 0,3 Fester Schlaf. 973 30 682,7. 1-03 274 31 682,5 —0,2 275 April 7 634,7 — 47,8 Hatte den 1. bis 3. April gewacht und Koth und Harn gelassen, 22 ı Mi Man sieht sogleich, ii, dass, die Menge | ıder F Körpergewicht zunahm,, in:den Tbieren. B, F und G häufiger a gewöhnlich vorkommt.) Wir wollen aber den‘ Vergleich“ mit "den früher *) mitgeteilten Gewiehtsbestimmungen tabellarisch zusabmen‘ \ die Gesammtmenge‘ der Gewichtsunterschiede, die,.um | Eind kleiner als die Gesammtsumme der Wägungen ist, zur Grundlage) so haben wir: | T mi —ı? Gesammtmenge Procentmengen der Gewichtsunterschiede, f Murmelthier der Gewiehts- ‚in denen.die Gewichtsänderung = L unterschiede ae war Summe beider 10. [rpositiv war | ‚eben, sind in keinem Murmelthiere so reichlich ati gewesen als ın BR, F und G, ‚die über, ihrem. Harn ‚geschlafen hatten... Sie kamen selbst noch beträchtlich Ihänißer vor, als in Hen Murmellitiefe y! und YH, welche‘ sich - ‚in dieser ‚Hinsicht Unter ah güng tigsten | 5 8! diese Zeitschrift Ba, %eB, 225-238 "ünd Bd, IV, 8. 60, 61, ##) 8, diese'Zeitschrift Bd, I, 8. 224lu. 8, 254, 23 ‘| unverändert angab, wenn cs um ‚weniger als ein Deeigramm ab- oder zugenommen, »so.'kann natürlich die Zahl der Fälle, die unter ‚| der Rubrik»Null verzeichnet worden, Nichts beweisen. Sie lehren aber wenigstens, ‚dass dann ‚die positive ‚oder ‚die negative Schwankung, des ‚| Körpergewiehtes»/unbedeutend war. ‚Rechnet‘ man selbst ihre Procentmengen ‚mit: denen der positiven Unterschiede zusammen, 'so tritt» nur) VI und: VII mit E,..Fıund. Gin Wettstreit... Vergleicht man/endlich H,.das garinicht, und J,.das nur zeitweise über seinem Harne gelegen hätte, so.zeigt sich der Unterschied von E, F,und G in auffallendster Weise , obgleich alle 'fünf/ Thiere neben einander in demselben 'Zimmer‘',schliefen, | während L bis VII und 1 und 3 in anderen Wintern geprüft worden. Man könnte, auf den) ersten Blick glauben, dass sich. die über ihrem ‚Harıie rulienden Thhiere in einem mit Wasserdampf gesättigten Raume 'befinderi, deshalb keiue Wasserdünste entlassen und daher, um den ‚Deberschuss des aufgenommenen Sauerstoffes über ‚die ausgeschiedene Kohlensäure \schwerer- werden. Diese, Anschauungsweise ist (nicht begründet. 0 Die Wässerdampfsättigung. würde ‚sich‘. nach verhältnissmässig kurzer Zeit herstellen, wenn der Raum, indem sich: die. Thiere auf- halten, abgeschlossen wäre. Da er'äber durch eine grössere oder gerin- gere Menge kleinerer Oeffnungen in den hier vorliegenden Versuchen mit der Zimmerluft. verbunden war, s0' liess’ sich "schon ‘von: ; vorn berein erwarten, ‚dass er nicht mit 'Wasserdämpfen, gesättigt ' war, wenn ‚es nieht. die. umgebende‘ Zimmerluft ‚ebenfalls gewesen. Die Erfahrung. bestätigte. ‚diesen. Schluss. Ich... habe ‘13: Wasserbestim- aonhgen gemacht, indem ich je.21 Liter Atmosphäre durch. Asbest and ‚Schwefelsäure leitete... Die gefundenen 'Werthe lagen zwischen 4/s, und 940 von. denjenigen‘ Mengen, welche.die vollkommene. W as- serdamipfsättigung forderte. Die, kleinste Zahl kam. bei. 6%,3. und ‚die grösste bei -+ 70,0 „vor.\. Es versteht ‚sich ‚ übrigens von. ‚selbst, dass bier ‚nicht -bloss,.die Wärme, sondern auch der. ‚ursprüngliche Wassergehalt der Luft die Ausscheidung des Thieres wesentlich be- ‚stimmen werden. 24 Schläft das Murmelthier in einer Luft, dievnicht'für ihren Wär: | megrad gesättigt ist, so kann es immer Wasserdämpfe abgeben: Die ses wird aber auch selbst für den Sättigungspunkt der Fall’ sein,|} wenn ‘die Lungenluft‘ wärmer, als die umgebende Atmosphäre ist]! Da gerade dieser Faetor in den winterschlafenden 'Murmelthierer sehr‘ klein und die gleichzeitige Temperatur an ‘und für sich nie drig' bleibt und durch die Verdunstung. des Harnes noch mehr herab gesetzt wird, so bildet das Verfahren, das Thier über seinem Harn gaben zu vermindern und dadurch das Körpergewicht zu schonen. und Kothe schlafen zu lassen, jedenfalls ein Mittel, die Wassera Die dann, wie es scheint, reichlichere Harnabsonderung ist eine Folge] dieses Verhältnisses. Betrachten wir aber die für E, F und G& gewonnenen Gewichts- tabellen genauer, so finden sich mehrere Thatsachen ‚die sich aus] dem eben angeführten Grunde allein nicht erklären lassen. Man sollte nach ihm erwarten, dass der positive Zuwachs der‘ Körperschwere] nur bei sehr festem Winterschlafe eintreten wird. N®10, 11, 50, 51,1 53, 67, 126, 133, 166, 203 und 263 lehren aber, dass das Körpergewicht auch bei leisem Schlafe unter unseren künstlichen Verhältnissen steigen kann. Befindet sich das Thier in dem tiefsten Erstarrungs- grade, so sollte sein Körpergewicht immer zunehmen. NP13 bis 19, 35 bis 38, 40 bis 46, 48 bis 55, 58 bis 63, 88 bis 91, 103 bis 108, 118 bis 123, 137 bis 141, 154 bis 158, 169 bis 174, 178. bis 182, 184 bis 189 und 194 bis 198 zeigen, dass dieses nicht der Fall ist. Wir haben häufig eine stetige Abnahme des positiven Zuwach- ses, bis er endlich in einen negativen umschlägt, ganz wie wir das Gleiche früher*) bei der Versetzung des Thieres in einen feuchten Raum gesehen haben. Oft dagegen schwanken die Aenderungen in unregelmässigerer Weise. Dass diese Verhältnisse zum Theil mit den hygroskopischen Eigenschaften der Oberflächengebilde des 'Thieres zusammenhängen, ist schon oben erläutert worden. Und so dürften die Ergebnisse, welche dieser Abschnitt lieferte, die Ansicht bekräf- *) 8. diese Zeitschrift Bd. I, $. 239, 240, 25 tigen, dass eine doppelte Ursache, der verhältnissmässige Ueberschuss des eingenommenen Sauerstoffes und die hygroskopische Wasserein- saugung, die Vermehrung, der Körperschwere gesondert oder gemein- schaftlich herbeiführen können. Ein einfaches Mittel, negative Schwankungen des Körpergewich- es- herbeizuführen, besteht darin, das Murmelthier mit schlechten Wärmeleitern zu umgeben, so seine Wärmeverluste zu erniedrigen und dadurch die tbermoskopisch nachweisbare Eigenwärme zu be- \ günstigen. Ich hüllte zu diesem Zwecke das Thier G zuerst in Lein- wand, dann in vier Schichten dicker Watte, und hierauf wieder in Leinwand, band es so ein, dass nur der Kopf hervorragte und ver- grub dann das Ganze in Heu. N 190 bis 192 der oben mitgetheil- ten Gewichtsverzeichnisse zeigen, wie dabei eine Abnahme des Kör- | pergewichtes fortwährend ‚auftrat, das Thier immer leiser ‚schlief, \ endlich ‚schlaftrunken wurde und‘ zuletzt erwachte. Lag 'es dann | wieder frei im Heu, so hatte man bald darauf einen Fall von Be- ständigkeit des Körpergewichtes. Da die Eigenwärme des Tbhieres, die wir bestimmen, dem Unter- /sehiede der, Erzeugung; und der Ableitung der Wärme entspricht, so wird sie natürlich in denjenigen Gebilden, die durch schlechte Wärmeleiter geschützt sind, leichter steigen können. Die hintere ‚\Körperhälfte war von Leinwand und Watteschichten in dem erwähn- ‚\ten, Versuche mehrfach umgeben, der Kopf dagegen frei. Es liess \'sich daher erwarten, dass der Wärmeunterschied, den sonst die ‚Mundhöhle und der Mastdarm darbieten*), in diesem Falle ausblei- f oder verkleinert erscheinen werde, Ich erhielt in der That : D 1) ®) 8. diese Zeitschrift Bd. II, 8. 233—240. ı} .] 26 "- Wärme in Celsiusgraden Beobachtungs- : nummer der' der Mundhöhle zwischen den Gewichts- Wangen und ‚den, Backenzähnen tabelle von G Hin Mhstahrne der Zimmerluft i J fi rechts "© Nnks 190 110,4 110,4 ge 119,4 191 100,7 100,9 100,9 100,9 S. 14.‘ ee von Stoffen. Wir kommen jetzt zu einer Reihe’ von Thatsachen, die nicht bloss für die Erscheinungen ‘des: Winterschlafes, sondern auch’ für viele allgemeine ‘physiologische Fragen von Bedeutung sind. Die Frstärrung bietet Verhältnisse dar, "welche die ‚Verfolgung gewisser Hauptprobleme vorzugsweise begünstigen.) ‘Wir werden ' sogleich sehen, wie sehr sich dieser Ausspruch auf die Bedingungen der Ein- saugung anwenden lässt. Die so langen Ruhepausen des Herzens gewähren ein Mittel, manche 'sonst nicht zugängliche Punkte’ der Kreislaufserscheinungen ind der Ernährungseinflüsse des Blutes zu'ver- folgen. Die Betrachtung der Muskel- und der Nervenwirkungen wird uns zur näheren Erläuterung einzelner allgemeiner Probleme führen. Nur 'der tiefe Winterschlaf, wie ihn die Murmelthiere darbieten, nicht aber der leise des Igels, der Haselmaus, ‘des Hamsters ‘oder der Ple- dermäuse können hierzu den entscheidenden Ergebnissen führen. Die Wissenschaft wird daher, wie ich überzeugt bin, immer zu dem Stu- dium der Erstarrung der Murmelthiere: zurückkehren, sobald die Fortschritte derselben neue Fragen gestellt und vollkommenere Hülfsmittel zur Beantwortung derselben geschaffen haben werden. Man dürfte auf den ersten Blick glauben, dass man die Auf- nahme fremdartiger Stoffe am einfachsten verfolgen könnte, wenn man diese den erstarrten Thieren einverleibte und sie dann später in dem Harne aufsuchte. Zweierlei Thatsachen stehen aber der Be- 27 folgung dieses Weges entgegen. Da die Härnentleerüngen nach sehr grossen Zwischenpausen eintreten), so ginge hierbei jedes sichere Zeitinaass verloren. "Denn Versuche, den"in der Harnblase ange- häuften Urin durch Druck der Bauchdecken zu jeder beliebigen Zeit zu entfernen, misslingen in der "Regel und führen meist eher zur Biweckung des Thieres, "Da es’äber immer erwächt, che es Harn öder Köth von selbst entleert, so wiirde eine'hieraufbegründete Beobach- tung I kein zuverlässiges Ergebniss liefern, weil man eine Mischung von era tind Wachen vor sich hätte. "Das Letztere führt daher zu der Förderung, den ganzen Versuch air des’ Schläfzuständes zu beendigen. 'Könnte"man die Mur: nelthiere in eben \ so reichlicher Menge, wie Kaninchen oder Frösche haben, 'so würde iman eine Verbindung Auf irgend eine "Weise in das erstarrte Geschöpf einführen, dieses nach einer bestimmten Zeit tödten und das Blut und den Harn prüfen. ‘Da aber die Zahl der iu Gebote stehenden Individuen immer beschränkt ist, s0 muss man sich auf andere Art zu helfen suchen, wenn man Bich nicht mit nur wenigen Beobachtungen begnügen will. "" Eine Lösung durch‘eine Schlundsonde in den url einzufüh- ren, hat den Nachtheil, dass die Thiere während ‘der Operation in ihrer Rühe gestört werden und entweder sogleich oder wenigstens in der Regel am folgenden Tage erwächen. Versuche, Flüssigkeiten in den Schlund zu spritzen, können schon die gleichen Folgen haben und tiberdiess "noch durch Uebertritt in die Athmungswerkzeuge möglicher Weise lebensgefährlich werden. Ich beschränkte mich: da- her mit wenigen Ausnahmen auf drei Einverleibungsstellen, die keine Vebelstände der Art darböten, die Mundhöhle, den Mastdarm und did'Scheide.“ "Einige Vorversuche, die ich an der Letzteren anstellte, Tehrten "dass hibr die Aufnahme der dargebotenen Körper fäst Null war. Die Kleinheit der Gaben, auf die man bei dem engen Raume des Scheidenröhres beschränkt bleibt, bewog mich aber, diese Art von Prüfung für die Hänptverstiche fallen zu lassen. Ich &ebräuchte 2 BL EVEN “ 8 diehe Zeitschrift BA. IT, 8. 195—199, 28 den Mastdarm ebenfalls seltener, weil das Einführen von Canülen oder Glasspritzen nur zu leicht reizt oder weckt. Die vordere oder die hintere Hälfte der Mundhöhle wurde daher allen anderen Körper- stellen vorgezogen. Wollte ich den Uebergang in das Blut einige Zeit später prüfen, so fand ich es am zweckmässigsten, dem erstarrten 'Thiere einen Nagel so tief abzuschneiden, dass eine nicht unbedeutende und für meinen Zweck hinreichende Blutung, entstand. Die fest schlafenden Geschöpfe ertragen diese Operation, ohne sich zu rühren. Sie pflegen aber in’ den nächsten 24 Stunden zu erwachen. ‚Diese Folgewirkung und. die Gefahr, welche alle grösseren Blutverluste, während der Er- starrungszeit darbieten,; bewogen mich, jene Versuchsweise auf, die nothwendigsten Fälle zu beschränken. Blosse Hautschnitte geben; in der Regel so wenig Blut, dass eine genaue Untersuchung nur, aus- nahmsweise möglich wird. Ein einfacheres, obgleich nur indirectes Verfahren besteht darin, dass man den Prüfungskörper vor und nach der Einführung, wägt und aus dem Unterschiede auf den durch die Einsaugung bedingten Verlust zurückschliesst. Wir werden sehen, dass dieser Weg mei- stentheils zum Ziele führt. Die in dem vorigen Paragraphen erwähnten Thiere E, Fund G dienten zu den hier mitzutheilenden Beobachtungen, Ich habe das Datum eines jeden Versuches aus doppeltem Grunde angegeben. Da die Murmelthiere erst um die zweite Hälfte des Decembers einschlie- fen, obgleich sie seit der letzten Woche des Novembers keine Nah- rung genossen hatten, so zeigt jene Angabe an, um welche Periode des Winterschlafes der Versuch angestellt wurde. ‚Sie macht. es aber zugleich möglich, das entsprechende Körpergewicht und die Stärke des Erstarrungszustandes des Thieres in dem $. 13 mitgetheilten Ta- bellen nachzusehen. Obgleich die Erfahrungen, die man an wachen Geschöpfen macht, es für überflüssig erscheinen liessen, die Aufnahmen von Körpern, wie Eiweiss, Fett und dgl. von der Mund-Rachenhöble aus -zu prü- fen, so habe ich doch auch diese Verbindungen in erstarrten Murmel- 29 thieren gebraucht, ‚weil eine allzugrosse Vollständigkeit der Versuche in 'einem’ neuen 'Gebiete jedenfalls weniger schadet, als eine lücken- hafte Beobachtung, deren Mängel sich nur auf einer vielleicht nicht ganz begründeten Analogie stützen können. a. Hühnereiweiss. I. —4. März. — 0,480 Grm. hart gekochten und eben geschnittenen Hühnereiweisses wurden zwischen der Zunge und dem harten Gaumen des Thieres G 24 Stunden lang gelassen. Die parallelipipedische Form des Ganzen hatte sich nur insofern ‘geändert, als sich die Gau- menhautfalten in der zierlichsten Weise an der oberen Fläche abge- druckt zeigten. 1,160 Grm. desselben Hühnereiweisses hinterliessen 0,161 Grm. = 13,9%, festen Rückstandes. Die eingeführten 0,480 Grm. sollten daher 0,067 dichter Verbindungen liefern Als sie aus der Mundhöhle des Murmelthieres genommen wurden, wogen sie feucht 0,402 Grm. und hinterliessen später 0,066 Grm. als festen Rückstand. Da der Unterschied von einem Milligramm viel zu unbedeutend ist, als dass sich auf eine erhebliche Stoffaufnahme zurückschliessen liesse, so werden wir ein rein negatives Ergebniss aus diesem Ver- suche entnehmen. Während aber das frische Eiweiss 86,1 0/0 Wasser enthielt, führte dasjenige, welches in der Mundhöhle von G 24 Stun- den verweilt hatte, nur 83,6. Es war daher durch die Mundflüssig- keiten weniger erweicht, als durch die Nachbarkörper, vorzugsweise die umgebende Luft ausgetrocknet worden. II. — 4. März. — 0,511 Grm. desselben harten Hühnereiweisses lagen 24 Stunden lang zwischen der Zunge und dem harten Gaumen von F. Der Mangel an jeder Formveränderung mit Ausnahme der Abdrücke der Falten der Gaumenschleimhaut wiederholte sich auch hier. Jene 0,511’ Grm. führten zu 13,9 0/0 0,071 Grm. festen Rückstan- des. Sie wogen, aus der Mundhöhle genommen, 0,435 Grm. und hinterliossen 0,068 Grm. dichter Verbindungen. Wir ‘haben daher wieder nur eine Abnahme von 0,003 Grm., die leicht in dem Unter- 30 schiede des) gebrauchten: Eiweisses von der. Hauptprobe liegen kann; Da aber ‚der Wassergehalt «des ‚Eiweissstückes, nachdem. es in der Mundhöhleigelegen, nur 84,4:°/o ausmachte, so wiederholte sieh.hieridas Austrockenen in ähnlicher. Weise, «wie'in dem! vorigen Versuche... III. — 4. März. — 0,593 Grm. des gleichen Eiweisses lagen 24 Stunden in der Mundhöhle von E. ' Wiederum sehr schöne Ab- drücke.der Falten der Gaumenhaut urid sonst keine Formveränderung. Das herausgenommene Eiweiss wog: 0,503; und. hinterliess 0,079 Grm. festen Rückstandes.- Dieser. betrug, ursprünglich zwi13)9.%/o 0,082 ‚Grm. Wir ‚haben ‚daher wieder :0,003 Grin. weniger...'Da..der spätere, Wassergehalt 83,7%/0 glich, so» war das Eiweiss ‚beinahe ‚eben so stark, als in dem ersten Versuche ausgetrocknet. lau Klo Der‘ feste. Rückstand der! Körper, (die ‚eine. Zeit, lang; in der Mundhöhle: lagen! und von ‘denen Nichts. aufgesogen worden, \sollte grösser. als «ursprünglich /sejn , weil..die' dichten - Verbindungen. dei durchtränkenden oder anhaftenden Mundflüssigkeiten ‚hinzukommen. Die geringen. Verluste 'von-\1:bis..3: Milligramm ‚erhalten hierdurch eine: höhere ‚Bedeutung. Die sind aber dessenungeachtet immer noch so unbedeutend, dass wir. aus ihnen keine ‚erhebliche Aufsaugung ent- nehmen können. Das Austrockenen. bildet, dagegen, wie man sieht, ein beständige: Erscheinung. 9 91 Versuche, ‚ die ich mit em Krystalllinse des Kalbes') anssälkte, führten zu’ dem: Ergebnisse, dass ‚das Präparat einen etwas grösseren festen Rückstand als früher darbot. «Es hatte daher. einen Boris Theil seiner Feuchtigkeit in der Mundhöhle eingebübsth. b. Fleisch. . - IV. — 23. Februar. — 0,917. Grm. stark oh gefärbten Pferde. fleisches wurden zwischen die Zunge und ‚den harten ‚Gaumen. des Murmelthieres E gebracht und dort 24 Stunden liegen gelassen. Man fand les 'zuletzt! schwach. 'entfärbt.! Es bot 'aber' immer noch \,eine verhältnissmässig bedeutende Röthe dar. Eine Probe von 0,811 Grm. des Fleisches, die fein seineehtniktieh worden, gab 0,220 Grm. — 27,100 festen Rückstandes. Jene 0,917 3 Grm. sollten. hiernach, 0,249. Grui., dichter, Verbindungen ‚enthalten: Als..das. Fleisch”aus der Mundhöhle,kam,\wog es 0,362, Grm. oder 0,055, Grm. weniger als. früher. Wurde .es| nun (so, lange, ausgetrock- net, bis es keinen Gewichtsverlust mehr durch den ferneren| Aufent: halt im Sandbade erlitt, so zeigte es 0,244 Grm. oder war um 0,005 Grm. niedriger, als sich erwarten liess. Der Wassergehalt glich 72,9% in. dein ‚frischen, Fleisehe ,.‚das.‚aber schon einige Zeit an der Luft/gelegen hatte: und, daher vielleicht, etwas trockener geworden. Die Probe,'welche 24. Stunden,(in,; der, ‚Mundhöhle ' verweilt hatte, lieferte '71,7.0/0. oder\ 1,2 0/0, weniger, NV. — 123..Februar,, — \.0,989.Grm., desselben: ,E lagen 24 Stunden. zwischen ‘der Zunge ‚und dem; harten. „Gaumen: von, F und zwar in der hinteren Hälfte der Mundhöhle. Es wurde’ wieder schwach. .entfärbt und ‚behielt daher, ‚noch ‚einen hohen) Grad) von Röthe. Sein Gewicht glich, bei(der.Herausnahme ‚0,902. Grm. Nimmt man, wie früher, 27,1% festen Rückstandes ‚any, so sollte dieser. 0,268) Grm. ‚für. 0,989. Grm... betragen; Die zuletzt erhaltenen 0,902 Grm. lieferten aber. 0,279 Grm..oder 0,011, Grm. mehr. Dieser Uebeschuss erklärt sich zum‘ Theile daraus, dass einige, Tage, vorher ein Versuch mit, Zucker angestellt worden ‚und ‚noch viel: Zueker- lösung, wie, wir sehen, werden, in der Mundhöhle, enthalten war,\.als das, .Rleiseh. ‚dort. verweilte.,.ı Es,’führte zuletzt, ı69,1.0/o. statt 72,9.%/0 Wasser, so dass also das Austrockenen dessenungeachtet wiederkehrte, VI. — 23. Februar. — 1,211 Grm. des, ‚gleichen. Fleisches, ver- weilten 24 Stunden in der hinteren, Hälfte der Mundhöhle ‚von .G, Die. Entfärbung, schien ‚hier etwas beträchtlicher zu sein, ‚obgleich immer noch ein ‚hoher Grad, von Röthe übrig blieb. Das herausgenommene Fleischstück ‘wog 1,156, Grm. ‚und ‚hinter- liess 0,526, Grm... dichten Rückstandes;, Berechnet ‚man die) ursprüng- lichen 1,211 Grm. zu 27,10/,, so liefern sie 0,328 Grm. Wix bekom- men daher ein Deficit von. 0,002, Grm. ; Der. Wassergehalt betrug 71,8%, statt 72,90/9. Fassen wir Alles zusammen, so haben wir; die hasse Entfär- bung, die vermuthlich einen’ geringen Verlust des festen Rückstandes 32 bedingt, und das Austrockenen als beständige Erscheinungen. ‘Der Farbenwechsel des Fleisches ist aber hier in 24 Stunden geringer, als in einer viermal so kleinen Zeit des Verweilens in der mensch- liehen Mundhöhle. c. Leim. VII. — 8. Februar. — Ein mit Karmin gefärbtes dünnes paral- lelipipedisches Leimblättehen von 15 Millimeter Länge und 8 Milli- meter Breite, das 0,043 Grm. in lufttrockenem Zustande wog, lag 24 Stunden in der hinteren Hälfte der Mundhöhle von E. Es war hierdurch sichtlich flacher gedrückt und weicher geworden. Seine Länge betrug dann 16 Mm., seine Breite 11 Mm. und sein Gewicht 0,089 Grm. 0,175 Grm. desselben lufttrockenen Leimes hinterliessen 0,147 Grm. — 84,00/, nach dem vollständigen Austrockenen. Jene 0,043 Grm. sollten daher 0,036 Grm. liefern. Liess ich das Leimstück, nachdem es in der Mundhöhle des Murmelthieres einen Tag lang ge- legen, über Nacht wieder lufttrocken werden, so wog es 0,044 Grm. Das vollkommene Trockenen gab 0,038 Grm. Der Wassergehalt des frischen Leimes glich 16,00/,, der des Versuchsstückes dagegen, nachdem eg gedient hatte, 57,30/,. Wir haben also hier eine Was- seraufnahme von mehr als 40/0. Eine besondere Farbenveränderung liess sich nicht wahrnehmen. VII. — 8. Februar. — Ein dünnes parallelipipedisches Stück des gleichen Leimes von 15 Mm. Länge, 10 Mm. Breite und 0,050 Grm. Gewicht lag dreimal 24 Stunden zwischen der linken Wange und den Zähnen von G. Es hatte sich nach jenen 3 Tagen nicht im Geringsten entfärbt, erschier nirgends angefressen oder aufgelöst, mass der Länge nach 16 Mm., hatte 11,5 Mm. in der Breite und wog 0,085 Grm. Legt man 84,00 der Bestimmung zum Grunde, so sollten jene 0,050 Grm. lufttrockenen Leimes 0,042 Grm. festen Rückstandes führen. Liess ich wieder das herausgenommene Stück lufttrocken werden, so wog es dann 0,049 Grm. Das vollständige Austrocknen 33 gab 0,043 Grm., oder einen Ueberschuss von 0,001 Grm. Der Wasser- gehalt des Leimes glich 49,4 %/o oder 33,46 mehr, als in dem ur- sprünglichen Leime. Der gefärbte Leim, der in der Mundhöhle der erstarrten Murmel- thiere einen bis drei Tage verweilt hat, schwillt durch Flüssigkeits- aufnahme an. Die Mengen seines Wassers und des festen Rückstan- des nehmen zu. Eine irgend merkliche Aufsaugung des Kar- mins lässt sich nicht nachweisen. d. Kartoffel. IX. — 12. Februar. — Ich brachte ein parallelepipedisches aus dem Innern einer Kartoffel genommenes Stück, das 0,276 Grm. wog, zwischen den Mitteltheil der Zunge und des harten Gaumens von E. Als ich es nach 24stündigem Aufenthalte herausnahm, war es sicht- lich eingeschrumpft und fast lufttrocken geworden. Es wog nur noch 0,235 Grm. und hinterliess 0,062 Grm. festen Rückstandes. 0,906 Grm. des Innern der gleichen Kartoffel führten 0,227 Grm. = 25,1 dichter Verbindungen. Der Wassergehalt betrug also 74,9°%/0. Jene 0,276 Grm. enthielten daher ursprünglich 0,069 Grm. fester Stoffe. Wir haben ein Deficit von 0,007 Grm., das sich, wie ich glaube, auf eine einfache Weise erklären lässt. Als ich nämlich die Wasserauszüge von Proben der frischen Kartoffel und von solchen, die in der Mundhöhle der Murmelthiere verweilt hatten, mit der Fehling’schen Lösung prüfte, fand sich, dass alle nicht un- bedeutende, aber sehr wechselnde Mengen von Zucker enthielten. Es war daher vermuthlich eine geringe Quantität Zucker durch die Mundflüssigkeiten gelöst worden. Der Wassergehalt des Kartoffelstückes, das in der Mundhöhle gelegen hatte, glich 73,6 %/o statt 74,9 %/o. Wir finden also ein Aus- trockenen um 1,3%/0. X. — 13. Februar. — 0,235 Grm. derselben Kartoffel blieben drei Tage zwischen der Zunge und dem harten Gaumen von F. Sie wogen zuletzt 0,212 Grm. und binterliessen 0,056 Grm. festen Rück- Moleschott, Untersuchungen. V. 3 34 standes. Man erkannte auch hier ohne Weiteres, dass die Ober- fläche des parallelepipedischen Stückes ausgetrocknet war. Die ursprünglichen 0,235 Grm. sollten 0,058 Grm. diehter Ver- bindungen geben, wenn man 25,1% zum Grunde legt. ‘Wir haben also’ wieder 0,002 Grm. weniger. Der Wassergehalt betrug 73,6%o statt 74,900. Man fand daher ein Defieit von 1,3%. XI. — 13. Februar. — Ein parallelepipedisches Stück der glei- chen Kartoffel, das 0,296 Grm. wog, gab nur noch 0,265 Grm. nach dreitägigem Aufenthalte in der Mundhöhle des Murmelthieres G. Das Austrockenen liess sich auch hier erkennen. Der feste Rückstand glich 0,070 Grm. Er sollte 0,074 Grm. & 25,1% betragen. Mitlin eine Abnahme von 0,004 Grm. ‘Da der Wassergehalt wieder 73,6°/o glich, so findet man hier eine Aus- troekenung um 1,3 %. Wir sehen hieraus, dass die Kartoffelstücke, die 3 Tage lang in der geschlossenen Mundhöhle der erstarrten Murmelthiere verweilten, an der Oberfläche austrockneten und wahrscheinlicher Weise eine ge- ringe Menge ihres Stärkezuckers oder anderer löslicher Verbindungen an die Mundflüssigkeiten abgaben, sonst aber unverändert blieben. er Ben,ot. XI. — 10. März. — 0,447 Grm. weichen Brotes lagen 24 Stun- den zwischen der Zunge und dem harten Gaumen von E. Sie ver- grösserten hierdurch ihr Gewicht auf 0,575 Grm. Der feste Rück- stand betrug 0,313 Grm. 2,425 Grm. desselben Brotes führten 1,605 Grm. = 66,2% dich- ter Verbindungen. Jene 0,447 Grm. forderten daher nur einen festen Rückstand von 0,296 Grm., so dass man hiernach 0,017 Grm. Ueber- schuss hat, ein Umstand, der wahrscheinlich von der Ungleichartig- keit der Masse grösstentheils herrührte. Der Wassergehalt des fri- schen ziemlich trockenen Brotes glich 33,8% und der der Probe, die zum Versuche gedient hatte, 54,40%. Es waren daher 20,6% von den Mundflüssigkeiten aus aufgenommen worden. | 35 Prüfte ich den Wassergehalt einer frischen Brotprobe, deren fester Rückstand 0,540 Grm. betrug, mit einer titrirten Feh- lin g’schen Lösung, so erhielt ich 0,0145 Grm. Zucker. Dieses entspricht 2,70%/u des festen Rückstandes. Der gleich bereitete Wasserauszug der Versuchsprobe lieferte 2,63 %/ Zucker, mithin ungefähr das Gleiche. XI. — 11. März. — 0,873 Grm. neuen Brotes blieben 24 Stun- den zwischen der Zunge und dem Gaumen des Murmelthieres E, das am Anfange schlaftrunken und mit offenen Augen da lag. Die Probe wog zuletzt 0,933 Grm. und gab 0,543 Grm. festen Rückstandes. Dieser Werth entspricht gerade der von 66,2 %% geforderten Zahl. Da der Wassergehalt hier 41,8%, im frischen Brote dagegen 33,8% ausmachte, so waren 8,0 %/u Feuchtigkeit eingedrungen, wenn man die geringe Menge des festen Rückstandes der Mundflüssigkeiten, die durch einen entsprechenden Verlust scheinbar ausgeglichen worden, nicht beachtet. XII. — 10. März. — 0,423 Grm. Brot verweilten 24 Stunden zwischen der Zunge und dem harten Gaumen des Murmelthieres F. Das Brot wog 0,524 Grm. nach Beendigung des Versuches und lie- ferte 0,503 Grm. festen Rückstandes. Die ursprünglichen 0,428 Grm. forderten nur 0,283 Grm. für 66,2%. Man hat daher einen wahr- scheinlich von der Ungleichheit des Brotes herrührenden Ueberschuss von 0,020 Grm. Der Wassergehalt, der 58,0% ausmachte, war um 24,2°/o höher, als im frischen Brote. Die Zuckerbestimmung lieferte 2,35% des festen Rückstandes, mithin einen noch innerhalb der Schwankungsgrenzen liegenden Ueberschuss von 0,15%. XIV. — 10. März. — 0,422 Grm. Brot blieben 24 Stunden zwi- schen der Zunge und dem harten Gaumen des Thieres G liegen. Dieses hatte sich dabei in die Zunge gebissen, so dass ein kleines Bluteoagulum an dem Brote haftete. Es wog ohne den grösseren Theil des letzteren 0,672 Grm. und führte 0,343 Grm. festen Rück- standes, 66,2% geben aber nur 0,279 Grm. für die ursprünglichen 0,422 Grm, Der beträchtliche Ueberschuss von 0,064 Grm. rührte unzweifelhaft zu grossem Theile von den Beständtheilen des beige- mengten Blutes her. 3» 36 Der Zuckergehalt glich 2,9% oder nur 0,200 mehr, als man für die frische Brotmasse gefunden hatte. XV. — 15. März. — Ich liess 0,618 Grm. anderen Brotes zwi- schen der Zunge und dem Gaumen von G 24 Stunden liegen. Es wog hierauf 0,643 Grm. und führte 0,338 Grm. festen Rückstandes. 1,400 Grm. frischen Brotes derselben Art lieferten 0,793 Grm. — 56,7 %/o dichter Stoffe. Dieses hätte demnach 0,350 Grm. betragen sollen. Der gefundene Werth war aber um 0,012 Grm. niedriger" Der Wassergehalt betrug hier 45,3 %o. Die Zuckerprobe des frischen Brotes gab 2,84 °/o des festen Rück- standes. Die des Stückes, das einen Tag lang in der Mundhöhle des erstarrten Thieres gelegen hatte, 3,55% oder 0,71, d. h. %, des ur- sprünglichen Werthes mehr. Obgleich dieses auf den ersten Blick für eine Zuckerbildung durch die Mundflüssigkeiten des erstarrten Murmelthieres zu zeugen scheint, so macht doch eine nähere Be- trachtung den Beweis sehr zweifelhaft. 2,84 %/ der 0,350 Grm. des ursprünglichen festen Rückstandes betragen 0,0099 Grm. 3,55 % da- gegen der später gefundenen 0,338 Grm. geben 0,0120 oder bloss 0,0021 Grm. mehr. Dass aber möglicher Weise dieser Zuckerüber- schuss von 2 Milligramm ursprünglich vorhanden gewesen, lässt sich nicht mit Sicherheit in Abrede stellen. Das Brot durchtränkt sich hiernach bisweilen mit so, viel Was- ser, dass es trotz der Verdunstung an Gewicht zunimmt. Es trock- net dagegen in anderen Fällen in der Mundhöhle der erstarrten Murmelthiere aus. Der Unterschied rührt von dem gerade vorhan- denen Feuchtigkeitsgrade der Mundhöhle her. Eine beträchtliche Zuckerbildung oder andere bedeutende Veränderungen lassen sich nicht nachweisen. f£ Arrowroot. XVI. — 12. März. — 0,512 Grm. reinen, unmittelbar vorher ge- trockneten Arrowrootes wurden in ein Leinwandsäckchen gebunden zwischen Zunge und Gaumen des Murmelthieres E 48 Stunden lang liegen gelassen. Der dann trocken herausgenommene Bausch enthielt 37 0,521 Grm. Mehles, das man immer noch für trocken seinem äusse- ren Ansehen nach gehalten haben würde. Der kalte 'Wasserauszug desselben führte weniger als */ıo %/o Zucker. Eine Probe frischen Mebhles zeigte gar keine Reduction der Fehling’schen Lösung. XVH. — 12. März. — Ich wiederholte den gleichen Versuch mit 0,551 Grm. getrockneten Arrowrootes in dem Thiere FT. Es blieb dort die ersten drei Tage ruhig liegen’ Da aber das Murmel- thier am vierten erwachte, so warf es den Bausch heraus. Ich fand ihn vollkommen unversehrt auf dem Bodengitter des Behälters. Er enthielt frisch 0,590 Grm. des Mehles, das getrocknet 0,545 Grm. gab. Die fehlenden 0,006 Grm. kommen gewiss zum grössten Theile auf diejenigen Mehlpartikelchen, welche in der Leinwand blieben oder durch diese von dem Thiere durchgedrückt wurden. Der kalte Wasserauszug enthielt keine Spur von Zucker. XVII. — 12. März. — Ich stellte endlich den gleichen Versuch mit 0,469 Grm. Arrowroot in dem Thiere & an und liess hier das Mehl 2 Tage lang in dem hinteren Theile der Mundhöhle. Es wog dann feucht 0,551 Grm. Sein Wasserauszug enthielt eben so wenig eine Spur von Zucker, als der kalte Auszug einer frischen Probe. Wir sehen hieraus, dass das getrocknete Mehl von Maranta arundinacea etwas Wasser aufnimmt, nicht aber in Zucker verwan- delt oder sonst verändert wird. g- Kleister. Ich kochte Arrowroot mit destillirtem Wasser, bis sich Kleister gebildet hatte, entfernte aus diesem, so sehr als möglich, die Mehl- stückchen, die noch unverändert zurückgeblieben waren und trock- nete das Ganze zum festen Rückstande ein. Dieser, eine graue halb durchsichtige Masse, wurde zu den einzelnen Vergleichsversuchen benutzt. XIX. — 21. März. — 0,128 Grm. des eingetrockneten Kleisters blieben 24 Stunden zwischen der Zunge und dem harten Gaumen des Thieres E. Man nahm dann das Stück schwach durchfeuchtet heraus. Es wog in diesem Zustande 0,172 Grm. und gab 0,130 Grm. 38 nach dem vollständigen Austrocknen. Man hatte also einen Ueber- schuss von 0,002 Grm. Wurden dieses Kleisterstück und: ein anderes, das nicht in dem Murmelthiere gewesen, 24 Stunden mit Wasser kalt ausgezogen, so erzeugte die filtrirte Flüssigkeit keine Spur von Kupferoxydreduction bei dem Gebrauche der Fehling’schen Lösung. Der gewöhnliche Klei- ster pflegt Zucker zu führen, XX. — 22. März. — 0,184 Grm. des getrockneten Kleisters ver- weilten 24 Stunden in der Mundhöhle des Thieres F. Das Stück, welches an der Mitte der Zunge klebend gefunden worden, wog 0,207 Grm. und hinterliess 0,188 Grm. festen Rückstandes. Das Was- ser, das 24 Stunden im Kalten auf den Kleister gewirkt hatte, zeigte keine Spur von Zuckerreaction. XXI — 21. März. — 0,165 Grm. desselben Kleisters lagen einen Tag, lang zwischen der Zunge und dem harten Gaumen des Thieres G. Das schwach durchfeuchtete Stück wog dann 0,221 und gab 0,168 Grm. festen Rückstandes. Die Zuckerprobe fiel auch hier negativ aus. Diese Thatsachen lehren, dass der Kleister etwas Wasser bei dem Aufenthalte in der Mundhöhle der erstarrten Murmelthiere ein- saugt, Zucker dagegen bei dieser Gelegenheit nicht erzeugt wird. h. Rohrzucker. XXI. — 19. Februar. — 0,678 Grm. getrockneten Rohrzuckers blieben 24 Stunden zwischen der Zunge und dem. harten Gaumen von E liegen. Die Mundhöhle führte dann eine nicht unbedeutende Menge einer klebrigen Zuckerlösung. Ein zusammenhängendes Stück, das durchfeuchtet 0,444 Grm. und ‚getrocknet 0,434 Grm. wog, konnte noch herausgenommen, werden, Obgleich offenbar mehr Flüssigkeit als sonst in die Mundhöhle übergetreten war, so reichte diese doch bloss hin, 0,244 Grm. Zucker aufzunehmen. Es wurden daher nur 35,3% des Ganzen aufgelöst. XXI. — 21. Februar. — Ich brachte 0,363 Grm, desselben trockenen Rohrzuckers zwischen die nicht unbedeutend befeuchtete: 39 Zunge und den harten Gaumen desselben Murmelthieres. Man fand noch 24 Stunden später ein Stück, das getrocknet 0,029 Grm, wog. Die in einem Tage geschmolzene Menge glich daher selbst unter. die- sen günstigeren Verhältnissen nur 0,334 Grm., die hier freilich bei dem geringeren Gewichte des ursprünglich gebrauchten Stückes 92 %/o ausmachten. Die Mundhöhle enthielt länger als drei Tage eine klebrige wäs- serige. Flüssigkeit, die stark süss schmeckte. Bedenkt man, dass der Zuckergeschmack einer einprocentigen Lösung fast unmerklich ist, so liefert diese Thatsache einen neuen Beweis für die äusserst geringe, fast Null gleiche Stoffaufnahme während des tiefen Winterschlafes der Murmelthiere. XXIV. — 22. Februar. — 0,853 Grm. trockenen Rohrzuckers wurden zwischen der Zunge und dem harten Gaumen des Thieres F 24 Stunden liegen ‚gelassen. Ich konnte zuletzt noch ein Stück herausnehmen, das feucht 0,253 Grm. und trocken 0,223 Grm. wog. Es waren mithin 0,600 Grm. — 70,3%. verflüssigt worden. Die klebrige und süsse Zuckerlösung blieb auch hier mindestens 3 Tage in der Mundhöhle. XXV. — 20. Februar. — 0,342 Grm. trockenen Rohrzuckers verweilten 48 Stunden lang zwischen der Zunge und, dem harten Gaumen des ThieresG. Man fand zuletzt ein durchfeuchtetes Stück- chen, das getrocknet 0,015 Grm. wog. Nur 0,327 Grm. Zucker konnten daher im Laufe zweier Tage geschmolzen werden. XXVL — 21. Februar. — 0,772 Grm. Zucker kamen in die be- deutend feuchte Mundhöhle desselben Thieres. Der nach 24 Stunden ge- fundene Zuckerrest wog frisch 0,240 Grm. und getrocknet 0,188 Grm. Es waren daher 0,584 Grm. = 75,6°/o gelöst worden. XXVIH- — 30. März. — Ich führte einen kleinen Zuckereylin- der, der getrocknet 0,118 Grm. wog, in den Mastdarm von G ein. Obgleich die Operation Bewegungen und schnarchendes Athmen des Thieres herbeiführte, so schlief es doch bald wieder fest ein. Es hatte sogar am nächsten Tage an Gewicht zugenommen (S. 17). ; Ich konnte dann noch zum After. ein Zuckerstückchen heraus befördern, 40 das 0,041 Grm. im durchfeuchteten und 0,038 Grm. im trockenen Zustande wog. Eine verhältnissmässig bedeutende Menge von Zucker- lösung trat übrigens noch zum After heraus. Die Flüssigkeit, welche der unterste Abschnitt des Mastdarmes mit den Afterdrüsen im Laufe von 24 Stunden liefern konnte, reichte hiernach nur hin, 0,080 Grm. Zucker aufzunehmen. Ein grosssr Theil der Lösung blieb uneingesogen zurück. Ich hatte noch eimen Zuckereylinder von 0,092 Grm. in den Mastdarm von E’und einen von 0,091 Grm. in den von F geschoben. E war aber schon 5 Stunden später und F am folgenden Tage voll- kommen wach, obgleich sich beide in festem Schlafe zur Zeit der Einführung befunden hatten. 0,336 Grm. Rohrzucker wurden zum Vergleich zwischen die Zunge und den harten Gaumen eines todten Kaninchens gebracht, dem der oberste Halsknoten des sympathischen Nerven einige Tage vorher war ausgerottet worden und dessen Kiefermuskeln sich schon im nachdrücklicher Todtenstarre befanden. Aller Zucker war nach 24 Stunden verschwunden und die Flüssigkeit der Mundhöhle bot keinen deutlich süssen Geschmack dar. Das todte Kaninchen, 'das 1548 Grm. wog, wirkte also in einem Tage kraftvoller, als das in dem Versuche XXV erwähnte Murmelthier G, dessen Körpergewicht 1487,7 Grm. betrug, in 48 Stunden. Die Mundhöhle des Kaninchens enthielt so wenig Flüssigkeit, dass keine nähere Prüfung derselben möglich war. Schüttelte man aber die Zunge und die Schleimhaut des harten Gaumens mit destillirtem Wasser, kochte das Ganze mit ein Paar Tropfen Schwefelsäure und übersättigte mit Kali, so gab die Fehling’sche Lösung eine starke Reduction des Kupferoxydes. i. Eigelb. Da ich die reinen flüssigen Fette quantitativ in den hier anzu- stellenden Untersuchungen nicht verfolgen konnte, von den festen dagegen wenig zu erwarten war, so wandte ich mich an das Eigelb des Hühnereies. Ich liess es aus einem gekochten Eie an der Luft eintrockenen und schnitt dann hieraus dünne Scheiben, die ich zwi- 41 schen die Zunge und den harten Gaumen der erstarrten Murmel- thiere brachte. Diese Versuche hatten den Uebelstand, dass sich kleine Stückchen des Eigelbes auch bei der grössten Vorsicht los- bröckelten und man sie immer hinzufügen musste, um nicht zu fehler- haften Ergebnissen verleitet zu werden. XXVII. — 23. März. — 0,196 Grm. lufttrockenen Eigelbes blieben 24 Stunden in der ‘Mundhöhle des Murmelthieres F. Sie wurden dann scheinbar unverändert herausgenommen. Das Ganze wog frisch 0,198 Grm. und lieferte im Sandbade 0,158 Grm. festen Rückstandes. Da eine Probe desselben lufttrockenen Eigelbes, die frisch 0,765 Grm. geglichen, 0,583. Grm. = 76,2 °/o diehter Ver- bindungen enthalten hatte, so sollte das Versuchsstück 0,149 Grm. geben. Man bekam daher einen Ueberschuss von 0,009 Grm. Ich kochte die Proben des Eigelbes in einem Bibra’schen Destil- lirapparate mit Schwefeläthermehrfach aus. Dieser färbte sich hierdurch gelb und hinterliess nach dem Verdunsten einen gelben Rückstand, der zum Theil aus einem gelben Oele, zum Theil aus festen fettigen und anderen Körpern (bei 14° OÖ.) bestand. Die eiweissreiche unlös- liche Masse des Eigelbes bildete ein grauweisses Pulver. 0,582 Grm. des festen Rückstandes des Eigelbes gaben an den Aether 0,348 Grm. = 59,8%,. 0,155 Grm. des Eigelbes, das einen Tag in der Mundhöhle des Murmelthieres verweilt hatte, lieferte 0,093 Grm. = 60,0%. Es war also kein Fett aufgenommen worden. XXIX. — 23. März. — 0,244 Grm. lufttrockenen Eigelbes ver- weilten 24 Stunden in der Mundhöhle des Thieres G. Sein Gewicht betrug hierauf 0,235Gr., wobei jedoch ein kleines Stück nach der Ab- splitterung an dem Gaumen hängen blieb. Der trockene Rückstand / betrug 0,176 Grm. Er hätte zu 76,2 °/0 0,186 Grm. darbieten sollen. 0,174 Grm, desselben gaben 0,104 Grm. an Schwefeläther. Da dieses 59,7°/u beträgt, so können wir schliessen, dass auch hier kein Fett aufgenommen worden. Nennen wir die Procente des festen Rückstandes, die eine Ver- ‚ bindung giebt m, die Procentmenge eines Stoffes, welche dieses ent- hält n und suchen die Procente x, welche die letztere in der ur- 42 sprünglichen ‚Verbindung ‚betrug, so ‚haben wir x = (0,01. m.n. Der Werth von m ist im Durchschnitt 53 für das frische Eigelb. 'n war aber nach dem ‚oben Erwähnten 60 gewesen. Man findet daher x — 31,8%. Die Mittelzahlen für die Aetherauszüge, die Prout, Gobley und Lehmann *) angeben, sind 29% bis 31,2%. k. Eisenkaliumeyanür. 1,266 Grm. der Blutlaugensalzlösung, deren ich mich bediente, hinterliessen 0,117 Grm. — 9,3°/o festen Rückstandes. Ich gebrauchte in dem ersten Versuche ein mit Eisenchlorid durchtränktes Filtrirpapier zur Entdeckung des Eisenkaliumeyanürs. Verdünnte man die oben erwähnte Blutlaugensalzlösung so, dass sie 0,230/0 desselben enthielt, so erzeugte sie einen tief blauen Fleck auf dem Reagenzpapiere. Die blauen Körnchen fielen sogleich auf. Setzte man zur Lösung von Eisenkaliumeyanür so viel Wasser, dass der Procentgehalt 0,034 ausmachte, so liessen sich dann noch ein- zelne Körnchen von Berlinerblau auf dem mit jener Flüssigkeit be- feuchteten Filtrirpapier erkennen. Eine weitere viermalige Verdün- nung oder ein Gehalt von 0,009 °/, gab nur noch eine zweifelhafte Reaction. Ich befolgte das gewöhnliche Verfahren in den beiden anderen Versuchen. Die kleine Blutprobe wurde in einem Uhrgläschen mit destillirtem Wasser und etwas eisenfreier und überhaupt reiner Salzsäure versetzt und hierauf zu Maassanalysen titrirte Eisen- chloridlösung hinzugefügt. Nebenversuche belehrten mich, dass diese letztere einen Gehalt von 0,015 %% Eisenkaliumeyanür noch durch eine intensiv blaue, und einen solchen von 0,00576°/, durch eine stark grünblaue Farbe anzeigtee Eine Lösung von 0,00057 %/, da- gegen lieferte kein entscheidendes Ergebniss mehr, wenn man selbst die Mischung auf einem intensiv weissen Grunde betrachtete. *) C. G. Lehmann Lehrbuch der physiologischen Chemie, Bd. II. Leipzig 1850. 8. S. 351. 45 XXX. — 13. Januar, — Der linke Fuss ‘des Murmelthieres G wurde mit drei starken Lagen Filtrirpapiers, die in der oben er- wähnten ursprünglichen Lösung des Blutlaugensalzes aufgequollen waren, umwickelt und das Ganze 6 Stunden lang; unverrückt gelas- sen. Blut eines Hautschnittes, der an der Grenze des Hinterhauptes und desHalses während des tiefen Schlafes des Thieresangebracht wurde, zeigte keine Spur von Blutlaugensalz. Ich erhielt dasselbe negative Ergebniss, wenn ich das Reagenzpapier in der Tiefe der Wunde herumbewegte. Das Thier wachte die beiden folgenden Tage. Seine Fusssohle war durch die anhaltende Wirkung der Flüssigkeit erweicht worden. Die Oberhaut derselbenspaltete sich später, im grosse Lappen- abtheilungen, die sich in Folge von selbst losschälten, als sie: theil- weise eingetrocknet waren. Der den 21. Januar gelassene Harn gab eine verhältnissmässig starke Reaction auf Blutlaugensalz. Da er aber mit Hautstellen, welche diese Verbindung enthielten, möglicher Weise in Berührung gekommen war, so lässt sich kein sicherer Schluss aus dieser Erfahrung entnehmen. XXXI. — 7. April. — Demselben Thiere, das ziemlich, fest schlief und 1406,7 Grm. unmittelbar vor dem Beginn des Versuches wog, wurde 1 C©.C, des oben erwähnten Blutlaugensalzes in. den Mastdarm gespritzt. Da die Flüssigkeit eine Eigenschwere , von 1,067 ergab, so führte jener Cubikcentimeter 0,099 Grm. Eisen- kaliumeyanür. Es ergab sich: 10 Uhr 8 Minuten, Einspritzung des Blutlaugensalzes in den Mastdarm. 10 U. 10 bis 11 M. 14 Athemzüge in 1 Minute, Unregelmässig mit einer Ruhepause von 15 Sekunden. 10 U. 11 bis 12 M. 12, Athemzüge in 1 M. In der Zwischen- 10 U, 19 bis 20 M. 19 \ zeit längere Rulıepausen. 10 U. 26 bis 27 M. 19 - 10 0.28 bis 9 M. 3 er 10 U. 31 bis 32 M. , 28 Herzschläge in 1,M. 10 U. 33 bis 34 M. 20 n 2. m 44 10 U. 40 bis 41 M. 18 Herzschläge in 1 M. 10 U. 42 M. Den inneren Nagel des rechten Vorderbeines tief abgeschnitten, um Blut zu erhalten. 10 U. 46 bis 47 M. 21 11 U. 17 bis 18 M. 22 Blutproben von 10 U. 42 M., 10 U. 52 M, 11 U. 7 M. und 11 U. 18 M. zeigten keine Spur von Reaction auf Blutlaugensalz, nicht einmal jene zweifelhafte, welche eine wässerige Lösung von 0,00057 °/, dar- bot. Dasselbe negative Resultat ergab sich für das Wasser, mit dem ich die Wunde des schlafenden Thieres um 2'/a U. abgewaschen hatte. XXXIL — 7. April. — Ich wiederholte den gleichen Versuch mit dem ziemlich fest schlafendan Murmelthier E, das 1734,7 Grm. unmittelbar vor der Beobachtung wog. 10 0 16 M. 1’/ C. C. der Blutlaugensalzlösung in den Mast- darm eingeführt. 10 U. 20 bis 21 M. 10 U. 35 bis 36 M. 10 U. 38 bis 59 M. 39 Herzschläge in 1 M. 10 U. 39 bis 40 M. 12,5 Re a 10 U. 49 bis 50M. 15 | grösstentheils tiefe Athemzüge in R 10 U. 52 M. Der innere Nagel des rechten Vorderbeines tief abgeschnitten, um Blut zu gewinnen. 11 U. 18 M. 12 Athemzüge in 1M. Blutproben von 10 U. 52 M., 10 U. 54 M., 11 U. 8 M. und 11 U. 1%M. gaben wieder nicht einmal die zweideutige Reaction, wie sie eine wässerige Lösung von 0,00057 %/, Blutlaugensalz zeigte. Das Thier war um 2%/a Uhr vollkommen erwacht und so bösartig, dass man Athemzüge in 1 M, 6 ı 6 | meist tiefe Athemzüge in 1 M. keine weitere Prüfung vornehmen konnte. 45 1. Kochsalz. Obgleich die sämmtlichen mit diesem Körper angestellten Ver- suche in so fern verunglückten, als die Thiere in weniger als 24 Stunden erwachten, so glaube ich sie dennoch anführen zu müssen, weil die später vorgenommenen Harnprüfungen eine eigenthümliche Schlussfolgerung gestatten. XXXIH. — 7. März. — Ich brachte einen fest zugebundenen Leinwandbausch, der 0,416 Grm. getrockneter Kochsalzkrystalle ent- hielt, zwischen 3 und 4 Uhr in die Mundhöhle des Murmelthieres E. Dieses war um 11 Uhr des folgenden Tages wach und sehr reizbar. Ich fand später den Bausch zerbissen. Er enthielt noch eine gewisse Salzmenge, die 0,145 Grm. nach dem Trockenen wog. Ich wusch hierauf das Untersatzgefäss so rein als möglich aus und brachte in dasselbe nur wenig von dem früheren Urine, um die in $. 13 er- wähnten Versuche nicht zu stören. Neuer Harn, den das Thier den 17. März gelassen hatte, lieferte, wie gewöhnlich, geringe Mengen von Kochsalz. Es lässt sich hieraus mit Wahrscheinlichkeit entneh- men, dass die fehlenden 0,271 Grm. Kochsalz grösstentheils zerstreut, nicht aber verschluckt worden. XXXIV. — 7. März. — War ein zugebundener Leinwandbausch, der 0,397 Grm. trockenen Kochsalzes enthielt, zwischen die Zunge und den harten Gaumen von F um ungefähr 31/g Uhr geschoben worden, so war das Thier am folgenden Tage schon um 11 Uhr wach. Der zerbissene auf dem Boden gefundene Bausch enthielt kein Kochsalz mehr. Ich wiederholte daher das Gleiche mit dem Unter- satzgefässe wie in dem vorigen Versuche, Der den 21. März gelas- seue Harn führte weniger als 0,16°/, Kochsalz, mithin nicht mehr *), als andere erstarrte Murmelthiere. XXXV. — 7. März. — Hatte ich einen Leinwandbeutel, der 0,459 Grin. trockenen Kochsalzes enthielt, zwischen 3 und 4 Uhr in die Mundhöhle von G eingeführt, so war das Thier ebenfalls um *) 8; diese Zeitschrift Bd.'1II. 8. 2091und 215. 45 11 Uhr des folgenden Tages wach. Der Bausch fand sich später auf dem Boden aufgebissen. Alle drei Murmelthiere wurden übrigens bis zum dritten Tage nach der Einführung des Kochsalzes schlaftrunken und lieferten spä- ter die gewöhnlichen Erstarrungserscheinungen. Wir sehen hieraus, dass schon geringe Mengen des Kochsalzes, welche die Mundflüssigkeiten lösten, als hinreichende Reizmittel wirk- ten, um die Thiere rasch aufzuwecken. Bleibende weitere Folgen oder ein Uebergang beträchtlicher Salzmengen in den Körper liessen sich nicht nachweisen. m. Schwefelwasserstoff. Das stets in einer Temperatur von + 4° bis + 8°C. aufbewahrte Schwefelwasserstoffwasser trübte sich während der Versuchszeiten nur wenig durch niedergeschlagene Schwefelmilch. 9 C. C. desselben lieferten 0,222 Grm. Schwefelblei mit essigsauerem Bleioxyd, dem etwas Essigsäure zugesetzt worden. 1 C. C. des Wassers enthielt daher 0,0055 Grm. oder 2,26 C. C. Schwefelwasserstoff. Das mit essigsauerem Blei durchtränkte Filtrirpapier, das ich als Reactionsmittel gebrauchte, gab noch einen stark geschwärzten Fleck, wenn ich es 5 Sekunden lang in einem Abstande von 2—4 0. C. von ungefähr %/30 C. C. jenes Schwefelwasserstoffwassers hielt. Spuren, die es nicht im Entferntesten anzeigte, wurden noch durch das Ge- ruchsorgan mit Leichtigkeit erkannt. Um zu wissen, wie viel Schwefelwasserstoff durch die Excre- mente des Murmelthieres zersetzt würde, mischte ich 1,230 Grm. frischen Kothes mit 20,5 ©. C. Wasser. Setzte ich 5 C. C. des Schwefelwasserstoffwassers hinzu, so entwickelte sich nach dem Schüt- teln ein sehr widerlicher, aber von dem des Schwefelwasserstoffes wesentlich verschiedener Geruch. Das Bleipapier zeigte keinen brau- nen oder schwarzen Fleck, es mochte über der Flüssigkeit gehalten oder in diese getaucht werden. Fügte ich dagegen noch 4 C. C. hinzu, so lieferte das Papier eine deutliche Färbung. 9 €. C. des 47 Schwefelwasserstoffwassers enthielten also mehr Schwefelwasserstoff, als durch 1,230 Grm. frischer Exeremente zersetzt wurden. 0,331 Grm. festen Rückstandes des Murmelthierkothes wurden mit 6,2 C. C. destillirten Wassers drei Tage lang kalt behandelt. Die Flüssigkeit wirkte nicht auf das Bleipapier nach einem Zusatze von 0,5 ©. C. Schwefelwasserstoffwasser. 1,9 C. C. dagegen führten sogleich zu einer starken braunen Färbung. XXXVI — 17. Januar. — Temperatur 5° bis 6° C,. Ich stach um 10 Uhr 18 Minuten eine Explorationsnadel in das Herz des Mur- melthieres G& und brachte den Kopf in ein Glas, so dass die, Aus- athmungsluft, sie mochte zum Munde oder. zur Nase hervortreten, ein vorgelegtes Bleipapier zuerst bestreichen musste. Es ergab,sich: 10 U. 19 M. ‚14 regelmässige Herzschläge in ‚1 Minute. 10 U. 21 M. 2, Athemzüge in 1.M. 10 U. 25.M. 12 bis. 13 ‚Herzschläge in IM, 10 U. 26 M., 6 Athemzüge in 1 M, 10 U. 25. M. ‚14 Herzschläge und 4 bis 5 Athemzüge in 1 M. 10 U. 30 M. 14 Herzschläge und 5 Athemzüge in 1.M. 10 U. 37 M. 15 Herzschläge und 6 Athemzüge in 1.M. 10 U, 38/2 M. 1,8 C, O., des Schwefelwasserstoffwassers in den Mastdarm gespritzt. Ein wenig läuft zurück. 10 U. 41 M. 15 Herzschläge in 1 M. ‚ 10 U. 42 M. 4 Athemzüge in 1M. 10 U. 47 M. 15 Herzschläge und 5 Athemzüge in 1 M. 10 U,,49,.M. ‚Bis jetzt keine Spur von Reaction des (befeuchte- ten) Bleipapiers und Nichts durch den Geruch zu erkennen, 10 U. 494/; M. 1,8 C. C. Schwefelwasserstoffwasser, von dem Nichts zurückgetrieben wurde, eingespritzt. 10 U. 54 M. 18 bis 19 Herzschläge in 1 M. 10 U. 55 M. 7 Athemzüge in 1 M. 11 U. 2 M. Keine Spur von Reaction des Bleipapiers oder von Geruch des Athems nach Schwefelwässerstoff. 11 U. 14 M. 22 Herzschläge und 11 Athemzüge in 1 M. 48 11 U.18 .M. Keine Spur von Nachweisbarkeit des Schwefel- wasserstoffes in der Athemluft. XXXVH. — 20. Januar.. — Dasselbe Thier hatte wieder die beiden Tage vorher fest geschlafen. 3 U. 24 M. 90.0. des Schwefelwasserstoffwassers in :den Mast- darm gespritzt. Es lief, weniger als 4/s C. C. zurück. 3 U. 28 M. 4 Herzschläge in 1 M. 3 U. 29 M. 2 Athemzüge in 1 M. 3 U. 33 M. 2 Athemzüge in 1 M. 3 U.55 M. 3 Athemzüge in 1 M. 4 U. 9 M. Keine Spur von Farbenveränderung des trockenen oder befeuchteten Bleipapiers oder von Geruch des Athems nach Schwefelwasserstoff. Versuche, beträchtlichere Mengen von Schwefelwasserstoffwasser | in den Mastdarm zu bringen, scheiterten daran, dass dann der grösste Theil des Ueberschusses sogleich zurückgetrieben wurde. Das negative Resultat, vorzüglich des letzten Versuches, spricht für die Langsamkeit der Aufnahme und des Uebertrittes aus dem Blute in die Athmungsluft. Ich halte jedoch diese Erfahrungen für | minder 'entscheidend, weil sehr kleine Mengen, die man in den Mast- darm eines Hundes oder eines Kaninchens gespritzt hat, selbst nach mehr als zehn Minuten in dem Athem durch das Geruchsorgan nicht | nachgewiesen werden. no. Tellur. Die Erfahrung, dass Personen, die Tellur gepulvert haben, einen üblen, an den des Telluräthyls erinnerenden Geruch des Athems be- kommen, führte Hugo Schiff zu dem Vorschlage, dieses Metall zu versuchen. XXXVIII — 24. März. — Ich brachte 0,126 Grm. metallischen Tellurs in einem Leinwandsäckchen in den Mastdarm des Murmel- thieres F. Dieses schlief ohne die geringste Störung fest fort, wäh- rend das Säckchen 5 Tage lang in dem untersten Theile des Mast- | darmes 'unverrückt stecken blieb. Das wieder herausgenommene 49 Tellur wog nach dem Trockenen zwischen 0,125 und 0,126 Grm, H. Schiff und ich glaubten am dritten Tage einen schwachen Ge- ruch des Athems bemerkt zu haben. Da sich aber diese Erscheinung in den Folgetagen nicht verstärkte, sondern ebenso zweifelhaft, als früher blieb, so wird man das Ergebniss dieses Versuches als ein rein negatives ansehen dürfen. o. Selen. Der Tellurversuch führte auf den Gedanken, auch das Selen, wel- ches so stark riechende Präparate liefert und mit dem das Tellur oft verunreinigt ist, zu prüfen. XXXIX. — 24. März. — Ein Bausch, in dem 0,058 Grm. me- tallischen Selens eingebunden waren, wurde in den Mastdarm des Thieres E gebracht. H. Schiff und ich glaubten nach 24 Stunden zu bemerken, dass das Thier einen üblen Geruch aus seinem Munde verbreite. Obgleich der das Selen enthaltende Zapfen sogleich ent- fernt wurde, so schien doch noch jener Geruch 3 bis 5 Tage, immer abnebmend, anzuhalten. XL. — 27. März. — Der gleiche Bausch wurde. in den Mast- darm des Thieres & geschoben. Auch dieses behielt ihn drei Tage lang unverrückt und liess sich hierdurch in seinem festen Schlafe nicht stören. Das Ergebniss war zweifelhaft. 'Trat hier ein Geruch hervor, so war er jedenfalls nur sehr schwach. Das nach dem Ver- suche herausgenommene Selen wog befeuchtet 0,061 Grm. und ge- trocknet 0,047 Grm. p- Neutrales tellurigsaueres Kali. K. Te. Die wässrige Lösung dieser Verbindung führte 0,008 Grm. Tel- lursäure für je einen Cubikcentimeter Flüssigkeit. XLI. — 7. April. — Das Thier G, das fest schlief, bekam um 2 Uhr 40 Minuten 1 ©. C. der Lösung des tellurigsaueren Kali in den Mastdarm gespritzt. 2 U. 44 M. 3 Athemzüge in 1M. 2 U. 46 M. 20 Herzschläge in 1 M. Moleschott, Untersuchungen V. 4 50 2 U. 47 M, Keine Spur von eigenthümlichem Geruch des Athems. 2 U. 49 M. 1,8.C.C. der Lösung des tellursaueren Kali in den Schlund gespritzt. Das Thier bewegt sogleich den Kopf und stösst ungefähr 1/0 ©.C. bei einer der nächsten Ausathmungen zu den Nasenlöchern heraus. 2 U. 55 M. keine Spur von eigenthümlichem Athemgeruch: Jede Ausathmung schiebt noch etwas Flüssigkeit zu den Nasenlöchern vor- und rückwärts. 2 U. 54 bis 55 M. 6 Athemzüge m 1 M. Das Thier etwas un- ruhig. Schwache Bewegungen der Gesichts- und der Halsmuskeln. 2 U. 58 M. Keine Spur von Geruch nach Telluräthyl in der Athemluft. 3 U. 18 bis 19 M. 15 Athemzüge mit fast fortwährenden Be- wegungen der Kopf- und der Halsmuskeln. 3 U. 19 M. Kein eigenthümlicher Athemgeruch. Im ersten Augen- blicke nur eine zweifelhafte Spur. 3 U. 21 bis 22 M. 51 Herzschläge | 3 U. 23 bis 24 M. 25 Athemzüge | 3 U. 244/, M. Keine Spur von eigenthümlichem Athemgerach. 3 U. 50 bis 51 M. 62 Herzschläge inıM. 3 U. 51 bis 52 M. 20: Athemzüge | 3 U. 53 M. und 4 U. 45 M. Keine Spur von besonderem Athem- geruch. Das am folgenden Tage wache Thier roch auch nicht um 9 oder um 2 Uhr. | Rechnen wir auch das bald Ausgelaufene zurück, so hatte das Thier 21,6 Milligramme oder nahebei 1 3 Gran Tellursäure bekommen. Als Hansen’und Röder*) 40 Milligramm saueres tellurigsaueres Kali verzehrt hatten, verbreitete ihr Athem den üblen Geruch schon in 1M. in den ersten Minuten nach der Einnahme. Jene Forscher geben nicht an, ob sie zweifach tellurigsaueres oder vierfach tellurigsaueres Kali gebrauchten. Es lässt sich daher nicht berechnen, wie viel *) K. Hansen Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. LXXXVI. Heidelberg 1853. 8. 8. 213, 214. 51 tellurige Säure sie einführten. Da sie aber jedenfalls weniger als 40 Milligramme genommen haben und dessenungeachtet so auffallende Wirkungen erhielten, so gewinnt es an Interesse, dass diese gänzlich ausblieben, nachdem ich 21,6 Milligramm einem Murmelthier einver- leibt hatte, das nur 634,7 Grm. wog. q. Asa foetida. REIT v2 6, April. — Dem Murmelthier G, das unmittelbar vor dem Versuche fest schlief und 1406,5 Grm. wog, spritzte ich um 3 Uhr 4 Minuten eine sehr stark riechende, mit wässrigem Wein- ‚geist bereitete Abkochung von Asa foetida in den Mastdarm. Die eingetriebene Menge betrug ungefähr einen halben Cubikcentimeter. 3U. 5 U. 3U. 3U. 3U. 3U. 3U. 3 U. 3 U. 3U. 3U. 3U. 3U. 3 U. 3U. 3U. 3U. 6 bis 7 M. 20 Athemzüge in 1 M. 10 M. Kein eigenthümlicher Geruch der Athemluft. 11 bis 12 M. 17 14 bs 5M. 5 17 M. Kein besonderer Geruch der Athemluft. 18 bis 19 M. 2 19 bis 20 M. 8 20 bis 21 M. 0 21 bis 22 M. 0 22 bis 3 M. 8 23 bis 24 M. 2 24 bis 25 M. 1 bis 2 5 3 0 unregelmässige Athemzüge in 1 M. Athemzüge in 1 M. 25 bis 26 M. 26 bis 27 M. 27 bis 28 M. 28 bis 29 M. 4 30 M. Keine Spur von Geruch der Athemluft. Durch- dringender Geruch am After. 3U. 3U. 3U. 3U. 33 M. Explorationsnadel im das Herz gesteckt. 34 bis 35 M. 24 Herzschläge in 1 M. 36 M. Kein eigenthümlicher Athemgeruch. 37 bis 38 M. 13 Athemzüge in 1 M, 4# 52 3 U. 38 bis 39M. 13 3 U. 39 bis 40M. 10 3 U. 40 bis 44M. 6 3 U. 41 bis 42M. 5 Athemzüge in 1 M. 3 U. 42 bis 43M. 9 3 U. 43 bis 4M. 1 3 U. 4 bis 45M. 3 3 U.45 M. Keine Spur von eigenthümlichem Athemgeruch. 3 U. 53 bis 54M. 5) 3 U. 54 bis 55M. 13 | 3 U. 58 bis 59 M. 7 schwache und ungleiche Athemzüge in1M. 4U. 2bis3 M. 10 4U. 3bs 4M. 2 4 U.5M. Keine Spur von besonderem Athemgeruch. Die After- gegend riecht stark nach Stinkasand. Athemzüge in 1 M. schwache Athemzüge in 1 M. r. Schwefeläther. XLII. — 8. April. — Das Murmelthier F, das seit einigen: Ta- gen ziemlich fest schlief, wog 1744,0 Grm. unmittelbar vor dem Versuche. 2 U. 20'/s M. Ungefähr einen halben Cubikcentimeter Schwefel- äther in den Mastdarm gespritzt. Das Thier bewegt sogleich die Kiefermuskeln. 2 U. 24 M. 4 Athemzüge in iM. 2 U. 25 M. Keine Spur von Aethergeruch der Athemluft. 2 U. 27 M. 12 Athemzüge z 2 U..29,M. «36. Herzschläge) ® = 2 U. 30 M. Keine Spur von Aethergeruch der Athemluft. Am After eine Mischung von Aether- und unangenehmem Kothgeruch. 2 U. 31%/g M. Von Neuem einen halben Cubikcentimeter in den Mastdarm gespritzt. ‘Bewegung der Kaumuskeln. Lebhaftes Aus- atmen. Oeffnen des Auges. 2 U. 35 M. 13 Athemzüge in 1 M. 53 2 U.35 M. Keine Spur von Aethergeruch der Ausathmungs- luft. Mischung von Koth- und Aethergeruch am After. 2 U. 38 M. 19 Athemzüge 2 U. 39 M. 52 Herzschläge 2 U. 41 M. Scheinbar eine schwache Spur von Aethergeruch in der Ausathmungsluft. 2 U.45 M. 20 Athemzüge in 1 M. 2 U.44 M. Kein ganz deutlicher Aethergeruch der Athemluft. 2 U. 45 M. Reichliches Muskelspiel am Halse und Kopfe. 2 U. 46 M. Momentan deutlicher Aethergeruch der Athemluft, der aber bald wieder verschwindet. 2 U. 47 M. 22 Athemzüge in IM. 2 U. 48 M. Momentan wahrnehmbarer entschiedener Aether- geruch der Ausathmungsluft. 2 U.52 M. Der schwache Aethergeruch der Ausathmungsluft unzweifelhaft. Das Thier erwacht immer mehr. 3 U. 10 M. Halbwach. Starker Aethergeruch der Athemluft. 3 U. 10 M. Das Thier vollkommen wach. Seine Athemluft verbreitet einen so bedeutenden Aethergeruch, dass der ganze Be- hälter, in dem es sich befindet, davon erfüllt ist. inıM. Die erste scheinbare Spur von Aethergeruch der Athemluft, die ich mit meinem sehr feinen Geruchsorgane wahrnehmen konnte, trat 20'/a Minuten nach der ersten Aethereinspritzung auf. Man hatte sie später nur für Augenblicke, für andere Momente dagegen nicht. Obgleich das Thier rasch erwachte, so zeigte sich doch erst der un- zweifelhafte Aethergeruch 31t/a Minuten nach der ersten Einführung in den Mastdarm. Der Mittelwerth der beobachteten Athemzüge, der 15 beträgt, gibt offenbar zu kleine Zahlen für die ganze Zwi- schenzeit, weil die Athemzüge schon nach den ersten drei Minuten ‚ beträchtlich stiegen. Nehmen wir aber dessenungeachtet diese Grösse ‚ als Ausgangspunkt an, so entsprechen 472,5 Athemzüge jenen 31'/a Minuten. Der Durchschnittswerth der beobachteten Herzschläge ist 44, mithin 1386 für dieselbe Zeitgrösse. Mehr als 1386 Herzschläge 54 und mehr als 472,5 Athemzüge sind daher nöthig gewesen, damit die Ausathmungsluft unzweifelhaft nach Aether roch. Ein Kaninchen von ungefähr 11/s Kilogramm Körpergewicht, dem ein halber Cubikcentimeter Schwefeläther zur Zeit jenes Ver- suches in den Mastdarm gespritzt worden, entleerte schon nach mehr als 45 und nach weniger als 60 Secunden eine Athemluft, die um Vieles stärker nach Aether roch als die des Murmelthieres 311/a Mi- nuten nach der Einführung des Aethers. Berücksichtigten wir aber auch diesen Unterschied nicht und gingen selbst von dem zu hohen Werthe von einer Minute aus, so würde ein im Erwachen begriffenes Murmelthier 311/s Mal so viel Zeit für die Aufsaugung des Aethers im Mastdarme und die Abdunstung desselben in die Athemluft for- dern, als ein ungefähr gleich schweres Kaninchen. Der wahre Werth wird natürlich viel grösser ausfallen. Der Aether bildete kein Betäu- bungs-, sondern ein Erweckungsmittel des erstarrten Murmelthieres. Hätte es aber den Schlaf desselben nicht gestört, so würde wahr- scheinlich jener verhältnissmässige Zeitwerth noch beträchtlich ge- wachsen sein. XLIV. — 10. April. — Das Murmelthier E, das 1692,8 Grm. un- mittelbar vor dem Beginn des Versuches wog, schlief so leise, dass es sich oft von selbst, immer aber nach Berührungen träge bewegte. Um 3 Uhr 35 Minuten. Einen halben Cubikcentimeter Schwefel- äther in den Mastdarm gespritzt. 3 U. 37 M. 12 Athemzüge in 1 Minute. 3 U. 37'/a M. Keine Spur von Aethergeruch der Athemluft. 3 U. 38 bis 39 M. 44 Herzschläge in 1 M. 3 U. 41 bis 42 M. 10 Athemzüge in 1 M. 3 U. 421/; M. Keine Spur von Aethergeruch der Ausathmungsluft. 3 U. 431/3 M. Muskelbewegungen am Halse, die ungefähr 2 Mi- | nuten anhalten und dann völlig verschwinden. 3 U.47 M. Das Thier streckt sich von selbst. 3 U. 471/a M. Spur von Aethergeruch des Athems. 3 U. 48 M. Das Thier öffnet die Augen und schliesst sie später wieder. 55 3 UT. 49 bis 50 M. 12 bis 13 Athemzüge in 1 M. 3 U. 50 M. Der Aethergeruch des Athems etwas deutlicher als früher, obgleich immer noch schwach. 3 U. 53 M. Aethergeruch eher geringer, denn stärker. 3 U. 56 bis 57 M. 15 Athemzüge in 1 M. 3 U. 58 M. Aethergeruch der Athemluft wieder etwas stärker als früher, obgleich immer noch schwach. 3 U. 59 M. Das Thier dreht sich und macht Versuche, sich auf den Vorderbeinen aufzustellen. 4 U.2 M. Das Murmelthier erwacht immer mehr. Der Aether- geruch noch unbedeutend. 4 U.3 M. 17 Athemzüge in 1 M. 4 U.5 M. Deutlicher aber immer noch schwacher Aethergeruch. 4 U. 11 M. 14 Athemzüge in 1 M. 4 U. 12 M. Schwacher ununterbrochener Aethergeruch der Athemluft. 4 U. 17 M. 80 Herzschläge in 1 M. 4 U. 18 M. 21 Athemzüge in 1 M. Das Thhier hebt sich empor, wendet sich und ist überhaupt halbwach. 4 U. 19 M. Ununterbrochener schwacher Aethergeruch der Athemluft. 4 U. 22 M. 25 Athemzüge in 1 M. 4 U. 23M. Der Athem des Thieres, das jetzt auf den vier Füssen steht, riecht nur noch schwach nach Aether. 4 U. 30 M. 21 Athemzüge in 1 M. Das halbwache Thier macht. selbstständige Bewegungen. 4 U. 31 M. Immer noch schwacher Aethergeruch des Athems Das auf den Boden gesetzte T’hier schleppt sich langsam, aber in weiter Strecke mit geschlossenen Augen vorwärts. 4 U.38 M. Das Thier vollkommen wach. Die Athemluft riecht erst jetzt so stark nach Aether, wie etwa eine Minute nach der'Ein- spritzung im Kaninchen. Obgleich wir es hier mit einem Anfangs leise schlafenden und später immer mehr erwachenden Thiere zu thun hatten, so stossen 56 wir doch auf einen ausserordentlich langsamen Uebergang der Aether- dämpfe in die Athemluft. Das Thier, das am folgenden Tage noch wach war, hatte dann keinen deutlichen Aethergeruch in seinem Athem. XLV. — 10. April. — Das Murmelthier G, das fester schlief und 1364,0 Grm. wog, diente zu diesem Versuche. 3 U. 26 M. Ein halber Cubikcentimeter Schwefeläther in den Mastdarm gespritzt. 3 U. 281/;, M. 3 Athemzüge in 1 M. mit zwei Pausen von un- gefähr je 5 Secunden nach je 4 Athemzügen. 3 U. 29 M. 12 Herzschläge in 1 M. 3 U. 30 M. Keine Spur von Aethergeruch der Athemluft. 3 U. 34 M. Desgleichen. 3 U. 39 M. 7 Athemzüge in 1 M. 3 U.41 M. Keine Spur von Aethergeruch des Athems. 3 U. 45 M. 6 Athemzüge in 1 M. 3 U. 461/g M. Keine Spur von Aethergeruch. 3 U. 51 M. Desgleichen. 3 U. 52 M. 9 Herzschläge in 1 M. Eine verhältnissmässig nicht unbedeutende Blutung stellt sich nach dem Herausziehen der Explo- rationsnadel ein. 3 U.55 M. 7 bis 8 Athemzüge m 1 M. 3 U. 56 M. Keine Spur von Aethergeruch des Athems. 3 U. 59 M. 6 Athemzüge in 1 M. 4 U. 1 M. Keine Spur von Aethergeruch. ) 4 U.6M. 1 Athemzug in iM. | 4 U.7 M. 5 Athemzüge in 1 M. 4 U.8M. 8 Herzschläge in 1 M. 4 U. 9 M. Scheinbar momentan eine Spur von Aethergeruch in der Athemluft. | 4 U. 10 M. Wieder keine Spur von Aethergeruch. | 4 U. 13 M. 5 Athemzüge m 1 M. 4 U. 14 M. Keine deutliche Spur von Aethergeruch. 4 U. 19 M. 5 Athemzüge in 1 M. 57 4 U. 21 M. Keine oder höchstens eine augenblickliche Spur von Aethergeruch. 4 U. 25 M. 4 bis 5 Athemzüge in 1 M. 4 U. 26 M. Spur von Aethergeruch im Augenblicke der Aus- athmung. In der Zwischenzeit dagegen ist auch nicht der aller- schwächste Geruch nach Aether wahrzunehmen. 4 U. 38 M. 2 Athemzüge nm IM. 4 U. 41 M. Deutlicher schwacher Aethergeruch im Augenblicke der Ausatımung. Sonst keine Spur desselben. 5 U.1M. 1 Athemzug in 1 M. 5 U. 2 M. Schwacher Aethergeruch bei jeder Ausathmung, in der Zwischenzeit aber kann nicht das Geringste von Aethergeruch wahrgenommen werden. 6 U. 22 M. Kein Athemzug in 1 M. 6 U.23 M. 1 Athemzug in IM. 6 U.25 M. 6 bis 8 Herzschläge in 1 M. 6 U. 26 M. Verhältnissmässig stärkerer Aethergeruch während und unmittelbar nach der Ausathmung. Sonst dagegen war auch nicht eine Spur von Aethergeruch zu erkennen. Das Gleiche zeigte sich auch noch am folgenden Tage 22 Stun- den nach der Aethereinspritzung. Man hatte dann 2 bis 8 Athemzüge und 12 Herzschläge in der Minute. Dieser Versuch zeichnet sich vor den beiden übrigen in doppelter Hinsicht aus. Die unbedeutende Menge des eingeführten Aethers regte zwar das fester schlafende Thier in der ersten Zeit in geringem Maasse auf. Diese Wirkung verschwand aber später, so dass ein stärkerer Erstarrungsgrad zurückkehrte. Der Austritt der Aether- dämpfe war unter diesen Verhältnissen nach 22 Stunden noch be- trächtlich schwächer, als in einem ungefähr gleich schweren Kanin- chen nach 45 Seeunden. Nimmt man auch nur 4 Athemzüge und 10 Herzschläge als ungefähre Durchschnittswerthe für die Minute an, so waren 6600 Athemzüge und 13,200 Herzschläge innerhalb jenes Zeitraumes vorgekommen. Allgemeine Betrachtung. Die mitgetheilten Versuche erweisen eine Passivität der Stoffauf- nahme während des Winterschlafes der Murmelthiere, wie sie bis jetzt meines Wissens bei keinem anderen Geschöpfe beobachtet wor- den. Betrachten wir die Einzelheiten, um diesen Ausspruch näher zu erhärten. Manche Körper, wie die Platten des geronnenen Hühnereiweisses (Versuch I. I. III), die Proben des Fleisches (Vers. IV. V.? IV.), der Kartoffel (Vers. IX. X. XI.), des Brodes (Vers. XV.), des Ar- rowroots (Vers, XVIL.) und des Eigelbes (Vers. XXIX.) zeigten zwar eine sehr geringe Massenabnahme. Sie rührte aber nur von der Abbröckelung bei dem Eigelbe und dem Arrowroot her und war bei dem Eiweiss, der Kartoffel und dem Brode wahrscheinlicher Weise bloss durch den Unterschied der Versuchskörper von der dem Vergleiche zu Grunde gelegten Normalprobe begründet. Die fehlen- den absoluten Mengen blieben übrigens selbst nach dreitägigem Auf- enthalte in der Mundhöhle des erstarrten Thieres (Vers. X. XI.) so klein, dass eine mit Sicherheit annehmbare merkliche Aufnahme kei- nesfalls hervorleuchtet. Das Fleisch verlor etwas dadurch, dass sich ein Theil seines Farbestoffes in den Mundflüssigkeiten löste. Andere Probemassen, wie Leim (Versuch VII. VIII), Brod (Vers. XII), Kleister (Vers. XIX. XX. XL) und Eigelb (Vers. XXVIIL) gewannen bisweilen geringe Mengen ihrer dichten Verbindungen. Die Flüssigkeiten der Mundhöhle traten hier zu dem unveränderten Kör- per oder reichten zur Hypercompensation einer etwa aufgelösten mi- nimalen Menge hin. Einer der mit Leim angestellten Versuche (VII) lehrt am besten, welche kleine Quantitäten in dieser Hinsicht in Be- tracht kommen. Ein 15 Mm. langes und 10 Mm. breites Leimstück, das 0,050 Grm. wog, konnte sein Gewicht nur um 0,035 Grm., seine Länge um 1 und seine Breite um 1,5 Mm. in 72 Stunden vergrössern. Brod lieferte ein Mal (Vers. XII.) weder eine Zu- noch eine Abnahme des festen Rückstandes. Sehr geringe Schwankungen, die auf Beständigkeit zurückschliessen lassen, gaben die Fettbestimmungen 59 des Eigelbes (Vers. XXVII. XXIX.). Die durch Karmin erzeugte Farbe des Leimes hatte nicht sichtlich gelitten, wenn selbst der Leim drei Tage lang in der Mundhöhle gelegen. Die festen bisher erwähnten Prüfungskörper erlitten ein doppel- tes Schicksal, wenn man den frischen Zustand derselben am Ende des Versuches vergleichend betrachtet. Die einen, wie Leim (Vers. VI VIII), Brod (Vers. XTI XIH.), Arrowroot (Vers. XVI. XVII. XVII) und Kleister (Vers XIX. XX. XXL), die wegen ihrer Pul- verform oder ihrer chemischen Beschaffenheit hygroskopisch sind, wurden schwerer herausgenommen, als man sie hineingethan hatte. Der Unterschied erreichte verhältnissmässig hohe Werthe im Leime. Die Gewichtsvergrösserung betrug nämlich das eine Mal (Vers. VIII) 33,4°/, im Verlaufe von drei Tagen und das andere Mal (Vers. VII.) 40°/, in 24 Stunden. Die Feuchtigkeitsmenge, die gerade in der Mundhöhle vorräthig war, übte natürlich hierbei einen wesentlichen Einfluss aus. Eine zweite Gruppe von Körpern, wie das geronnene Hühner- eiweiss (Vers. I. II. II., die halb erhärtete Linse des Kalbes (Vers. IL), das Fleisch (Vers. IV. V. VI.), die Kartoffelstücke (Vers. IX. X. XL) und Brod (Vers. XII. XV.) trockneten in der Mundhöhle mehr oder minder aus. Wer die geringen Feuchtigkeitsmengen der letzteren während der tiefsten Erstarrungszeit aus eigener Anschauung kennt, den wird dieses Ergebniss nicht befremden. Leicht lösliche Körper, wie Rohrzucker, schmelzen zwar in der Mundhöhle oder in dem Mastdarme der erstarrten Murmelthiere, aber in so unbedeutenden Quantitäten, dass diese selbst dem, der mit den Erstarrungserscheinungen vertraut ist, auffallen müssen. Stel- len wir uns die hierher gehörenden Zahlen tabellarisch zusammen, so haben wir: Zuckermenge in Gramm. A n Deu Verzich Einverleibungs- des DE ee ein ae stelle. Aufenthaltes Eingeführt. | Aufgelöst. in 18tandant xxum. | 0678. 0,244. | | 2. XXIII 0,363. 0,334. | | 24. XXIV. 0,853. 0,630. | Mundhöhle. | 24. XXV. 0,342, 0,327, 48. xXVI. 0,772. 0,584. | 24, XXVII. 0,118. 0,080. | Mastdarm 24. Die Quantität des aufgelösten Zuckers hängt natürlich von der Summe der am Anfange des Versuches vorhandenen und der wäh- rend desselben etwa abgesonderten Mundflüssigkeiten ab. Jene erstere Grösse wird aber z. B. beträchtlicher ausfallen, wenn das Thier un- mittelbar vorher gewacht hat oder Reizungen der Gebilde der Mund- höhle stattgefunden haben. Unruhiger Schlaf kann den zweiten Factor, obgleich nur in mässigem Grade, erhöhen. Die Minimal- menge des aufgelösten Zuckers wird daher das meiste Interesse in Anspruch nehmen. Wir haben sie in dem XXV. Ver- suche, in welchem nur 0,327 Grm. von 0,542 Grm. eingeführten Zuckers in 48 Stunden gelöst wurden. Da aber 0,336 Grm. Rohr- zucker in der keineswegs auffallend feuchten Mundhöhle des todten Kaninchens in weniger als 24 Stunden verschwunden waren, so sieht man, dass in dieser Hinsicht der Leichnahm besser arbeitete, als das erstarrte Murmelthier. Es lässt sich von vorn herein erwarten, dass dieses keinen Zucker aus Stärkmehl in seiner Mundhöhle erzeugen wird. Die Be- obachtungen, die an dem Brode (Vers. XI. XII. XTV.), dem Arrow- root (Vers. XVI. XVII. XVII.) und dem Kleister angestellt wurden, bestätigen jene Vermuthung. Wir haben schon früher gesehen, dass der eine Fall von scheinbarer Zunahme des Zuckergehaltes des Bro- des (Vers. XV.) zu keinem sicheren Schlusse berechtigt. Die mit dem Kochsalze angestellten Untersuchungen (Vers. XXXIMN. XXXIV. und XXXV.) lehren, dass schon kleine Mengen 61 dieser Verbindung, welche durch die Mundflüssigkeiten gelöst wurden, hinreichten, die Thiere in kurzer Zeit vollständig zu wecken und wahrscheinlich des unangenehmen Geschmackes wegen sehr reizbar zu‘ machen. Beträchtliche Mengen wurden nicht aufgesogen oder verschluckt, denn der spätere Harn führt keine übermässige Quantität von Chlornatrium. Die Aetherbeobachtungen gehören zu den belehrendsten der | ganzen Studienreihe. Wir sehen zunächst, dass der Aether hier nicht ‚ als Betäubungs-, sondern als Erregungsmittel wirkte, zwei nicht sehr ' fest schlafende Thiere weckte (Vers. XLIII. und XLIV.) und eines, | das sich in tiefer Erstarrung befand, wenigstens vorübergehend reizte. Die Dämpfe des Schwefeläthers gehen zwar in die Athemluft über. ' Man muss aber in dieser Hinsicht vier Stufen unterscheiden, nämlich: | 1) Der schwache Aethergeruch der Athemluft tritt nur augen- ‚ blieklich auf. Er hält kaum während der Dauer einer Ausathmung ' an, fehlt aber in der Zwischenzeit gänzlich und lässt sich selbst wäh- rend einzelner Ausathmungen nicht beobachten. 2) Es zeigt sich nicht bloss im Augenblicke der Ausathmung, sondern auch noch einige Secunden nach dem Schlusse derselben, fehlt dagegen gänzlich während der übrigen Pausenzeit. 3) Ein schwacher Aethergeruch ist anhaltend vorhanden. Er ver- | stärkt sich bisweilen während der Ausathmung. | 4) Man hat immer einen starken Aethergeruch, wenn man die | Gegend der Nasenlöcher und der Mundspalte prüft. Diese vierte und höchste Stufe wird in ungefähr 45 Secunden | im-Kaninchen erreicht ‚ wenn ein halber Cubikcentimeter Schwefel- äther in den Mastdarm gespritzt worden. Da die mittlere Kreislaufs- dauer dieses Thieres 7,46 Secunden nach Vierordt*) beträgt, so wird das erste Stadium schon nach einer verhältnissmässig kleinen Zahl von Secunden eintreten. Sehen wir nun, wie sich in dieser Hinsicht | die Murmelthiere verhielten. *) C. Vierordt, die Erscheinungen und Gesetze der Siromgeschwindigkeiten des Blutes. Nach Versuchen. Frankfurt a. M. 1858. 80. 8. 128. 62 Das Thier & (Vers. XLV.), dessen fester Schlaf nur unbedeutend und vorübergehend durch die Aethereinspritzung gestört worden, kam gar nicht über die zweite Stufe nach drei Stunden und selbst am folgenden Tage hinaus. Was im Kaninchen in weniger als 3/x Minuten erreicht wird, konnte hier überhaupt nicht gewonnen wer- den. Es dauerte selbst mehr als 21/2 Stunden, ehe nur die erste Stufe in die zweite überging. Das Thier G befand sich noch nicht in dem festesten Erstarrungszustande. Ich zweifele daher nicht, dass die Ergebnisse, die es lieferte, immer noch dem möglichen Maximum beträchtlich fern liegen. Die beiden anderen Murmelthiere E und F (Vers. XLIII und XLIV) lieferten erst dann eine dem Kaninchen vergleichbare Ab- dunstungsmenge der Aetherdämpfe, als sie vollständig erwacht waren. Der schlaftrunkene Zustand und das Halbwachen blieben in dieser Hinsicht immer noch beträchtlich zurück. Dieser Umstand bestätigt daher mittelbar, was das fester schlafende Thier gelehrt hat. Betrachten wir den Hergang genauer, so dunstet während der ersten Stufe so wenig Aether in den Lungen ab, dass nur die Luft die unmittelbar mit der Athmung ausgetrieben wird, eine gewisse Menge von Aetherdämpfen führt. Der schwache, rasch vorüber- gehende Geruch, der Umstand, dass er im ersten Anfange und nur in einzelnen Ausathmungen vorhanden ist, in anderen dagegen man- gelt oder zu mangeln scheint, lässt den Gedanken aufkommen, dass vielleicht die Ausathmungsgase zuerst nicht ganz vollständig mit Aetherdämpfen gesättigt sind. Wenn der Aethergeruch noch einige Secunden nach dem Ende der Ausathmung in der zweiten Stufe anhält, dann aber für die übrige Zeit der Ruhepause schwindet, so heisst dieses, dass sich ein Diffusionsstrom zwischen der mit Aether- dämpfen versehenen Athmungsluft und der umgebenden Athmosphäre eine nur kure Zeit einleiten kann. Die dritte Stufe charakterisirt sich durch die Continuität der Diffusionsverbreitung, bis endlich in der vierten beträchtliche Mengen von Aetherdämpfen durch die Aus- | athmung unmittelbar und in der übrigen Zeit auf dem Diffusions- wege hervortreten. Wir können hiernach den Satz aufstellen, dass 63 es der feste Winterschlaf der Murmelthiere zu keinem continuirlichen Diffusionsstrome der Atherdämpfe selbst nach vielen Stunden bringt, wenn geringe Mengen von Aether, z. B. 0,5 C.C., in den Mastdarm eingeführt worden. Weniger als 10 Seeunden bringen ihn aber wahr- scheinlich im Kaninchen hervor. Stellen wir uns endlich noch die seit der Einspritzung des Aethers verflossenen Zeiten, nach denen die erste zweifelhafte Spur des Aethergeruches während der Ausathmung auftrat, übersichtlich zu- sammen, so haben wir: Murmelthier. Zeit in Minuten. | Erstarrungszustand E. (Vers. XLIV.) 12,5. Halbwach. F. (Vers. XLIII.) 20,5. Sehr leiser Schlaf G. (Vers. XLV.) 43,0. Ziemlich fester Schlaf. Verhielte sich Alles wie in wachen Geschöpfen, so würde der endosmotische Uebertritt des Aethers durch die Gewebe des Mast- darmes, der Blutgefässwände und der Lungenhäute eine so kurze Zeit fordern, dass man ihn als instantan betrachten könnte. Es unter- läge dann keinem Zweifel, dass der vorzugsweise von der Grösse der Kreislaufsdauer abhängige Werth, den G geliefert hat, mehrere hundert Male höher als die entsprechende Zahl im Kaninchen aus- fallen würde, wenn beide sich unmittelbar auf dem Erfahrungswege vergleichen liessen. Die rein negativen Ergebnisse, zu denen das Blutlaugensalz für das Blut (Vers. XXX. XXXI. XXXII) und der Schwefelwasserstoff (Vers. XXXVI. XXXVIL), das Tellur (Vers. XXXVIII.), das neu- trale tellurigsauere Kali (Vers. XLI.), das Selen (Vers. XXXIX. XL.) und der Stinkasand (Vers. XLII.) für die Athemluft führten, scheinen sich aus der blossen Länge der Kreislaufsdauer nicht erklären zu \ können. Es liegt daher die Vermuthung nahe, dass die Gewebe selbst der Durchdringung wenigstens eines Theiles jener Körper grössere Schwierigkeiten entgegensetzten. Dasselbe wird auch durch die Acther- 64 beobachtungen angedeutet, wenn man die grosse Menge der Athem- züge und der Herzschläge der Zwischenzeit in Betracht zieht. Am Entscheidendsten sind aber in dieser Hinsicht die Zuckerversuche. Während die Zuckerlösung des todten Kaninchens endosmotisch in 24 Stunden gänzlich eingesogen wurde, so dass die Oberfläche der Zunge nicht süss schmeckte, blieb die Solution Tage lang im Munde der fest schlafenden Murmelthiere und verrieth die ganze Zeit ihren beträchtlichen Zuckergehalt durch ihren hohen Grad von Klebrigkeit. Ihr stark süsser Geschmack lässt schliessen, dass sie mehr als 2,4%/, Zucker führte*). Das Unsichere, das allen aus negativen Ergebnissen gezogenen Schlüssen anhaftet, und die Unmöglichkeit der näheren befriedigenden Prüfung auf dem so schlüpferigen Gebiete der Endosmosebeobach- tungen, hindern natürlich, jenen Gedanken näher zu begründen. Nehmen wir aber vorläufig an, dass der Diffusionscoefficient für bestimmte tropf- bar flüssige Verbindungen herabgesetzt ist, so liesse sich hieraus vielleicht Manches erklären. Einzelne Murmelthiere, die ich zu meinen Untersuchungen be- nutzte, assen reichliche Futtermengen nach dem Erwachen im Früh‘ jahre, schliefen hierauf an kalten regnerischen Tagen von Neuem ein und gingen bisweilen später nach abermaligem Erwachen und er- neuerter Futtereinnahme zu Grunde. Die Leichnahme zeigten die Merkmale des Inanitionstodes, so weit sie sich überhaupt nachweisen lassen. Das Gleiche wiederholt sich am Ende in hungernden wachen Geschöpfen. Hat ein Mensch oder ein Thier lange Zeit gefastet, so wird die Einnahme reichlicher Mengen von Nahrungsmitteln keine rasche Wiederherstellung, sondern eher Gefahren herbeiführen. Nur eine allmälige und vorsichtige Steigerung der Einfuhr kann das frühere Gleichgewicht wiederherstellen. Sollte dieses nicht eben mit dem durch die Beschaffenheit der Gewebe bedingte Factor der Ab- sorptionscoöfficienten zusammenhängen ? *) Lehrbuch der Physiologie. Zweite Auflage. Bd. II. Abth. 2. 8. 301. IM. Ideen zu einer Lehre vom Zeitsinn. Von Joh. Gzermak *). Der Begriff der Geschwindigkeit ist bisher noch fast gar nicht , in das Gebiet der physiologischen Untersuchung gezogen worden- ‚ obschon es keinem Zweifel unterliegt, dass wir nicht bloss das räum- liche Nebeneinander, die Grösse und die Bewegungen der Gegen- stände, sondern auch den Grad der Geschwindigkeit dieser letzteren geradezu sinnlich wahrnehmen **). Zur völlig befriedigenden Ausfüllung dieser fühlbaren Lücke in der Lehre von dem Mechanismus unseres sinnlichen Wahrnehmungs- vermögens müsste jedoch die physiologische Experimental-Unter- suchung über die sinnliche Wahrnehmung von Geschwindigkeiten, ganz allgemein gehalten, d. h. auf den Zeitsinn als einen neu zu ' ‚definirenden „Generalsinn“ im Sinne Weber’s **) ausgedehnt werden. *) Aus dem Aprilhefte des Jahrganges 1857 der Sitzungsberichte der mathema- tisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften vom Herrn Verfasser mitgetheilt. *##) Vergl. Ludwig, Lehrbuch der Physiologie. Bd. I, pag. 259. ###) Vergl. E. H. Weber. »Ueber den Raumsinn« in den Berichten der königl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1852, pag. 85—87. Moleschott, Untersuchungen. V. 5 66 Als elassisches Vorbild einer solchen Experimental-Untersuchung würde ich E.H. Weber’sallbekannte und anerkannte Untersuchungen über den Raumsinn... ete. bezeichnen, und hätte auch schon längst die Absicht, den Zeitsinn in ähnlicher Weise physiologisch zu bearbeiten, wie Weber den Raumsinn, auszuführen versucht, wenn ich nicht durch mancherlei ungünstige äussere Umstände daran ver- hindert worden wäre und noch verhindert würde. Wenn ich mir nun nichtsdestoweniger erlaube, die vorliegenden Andeutungen zu veröffentlichen, so finde ich dafür nur darin eine Entschuldigung, dass die mitzutheilenden Gedanken, Versuche und Vorschläge zu Versuchen, so fragmentarisch dieselben auch sind, wohl im Stande sein dürften, andere Fachgenossen zur Untersuchung, des anziehenden, bisher ausschliesslich von Philosophen und Psycho- logen berührten Gegenstandes anzuregen. Es handelt sich hier natürlich nicht um die metaphysische oder psychologische Erklärung der Fähigkeit, Zeitvorstellungen überhaupt zu bilden, sondern einfach um die physiologischen Bedingun- gen: der, Wahrnehmungen objeetiver Zeitverhältnisse, und nur miss- verständlich könnten bei dieser Gelegenheit Grenzstreitigkeiten zwi- schen der Psychologie und der Physiologie entstehen! 1. Wie sich der Raumsinn dadurch bethätigt, dass wir, gezwun- gen sind, gewisse Sinneseindrücke räumlich gesondert vorzustellen, so bethätigt sich der Zeitsinn dadurch, dass wir unsere Empfindungen auch zeitlich aus einander zu halten vermögen. Während aber bekanntlich nur einige Sinne die Fähigkeit haben, räumliche Anschauungen zwingend zu veranlassen, dürfte die Auffassung, der zeitlichen Verhältnisse der Eindrücke im Allgemeinen wohl durch alle Empfindungsorgane vermittelt werden können. Der Zeitsinn scheint also eine viel grössere Verbreitung zu haben als der Raumsinn, und daher mit doppeltem Bechte die Bezeichnung eines „Generalsinnes“ zu verdienen. 2.E. H, Weber hat durch genaue Messungen nachgewiesen, dass in den verschiedenen, mit Raumsinn begabten Organen, ja selbst in den verschiedenen Regionen derselben Organe, die Schärfe odei 67 die. Feinheit, mit welcher Eindrücke ‚räumlich gesondert werden können, sehr verschieden sei, das diese Feinheit des Raumsinnes überall eine bestimmte untere Grenze habe, d.h. endlich (und nicht wie die abstracte Raumvorstellung unendlich) sei, ferner dass dieseibe objeetive Raumgrösse, z. B. die Distanz zweier Punkte, dem stumpferen Organe gar nicht oder kleiner, dem schärferen aber grösser erscheine, u. dgl. m. In allen diesen Beziehungen wäre nun auch der Zeitsinn zu untersuchen, Aehnlich wie der Grad der Feinheit des Raumsinnes durch die ‚kleinste noch walhrmehmbare Distanz zweier gleichzeitiger und ungleichzeitiger Eindrücke gemessen wird *), würde der Grad der Feinheit des Zeitsinnes in dem kleinsten noch wahrnehmharen Zeit- intervall zwischen zwei auf denselben Punkt und auf räumlich ver- schiedene Punkte eines Empfindungsorgans gemachte Eindrücke einen exacten Ausdruck finden. Zur Ausführuug solcher Versuche wäre nur die Herstellung, eines ‚einfachen Instrumentes nothwendig, durch welches man mit bekann- ter beliebig veränderlicher Geschwindigkeit eine Reihe von Ein- drücken auf die Empfindungsorgane hervorbringen könnte. Dass sich auf diese Weise in verschiedenen Organen in der That verschiedene Grenzen und Abstufungen der Feinheit des Wahr- nehmungsvermögens für Zeitintervalle werden nachweisen lassen, unterliegt wohl kaum einem Zweifel, denn erstens hat diese -Vermuthung die Analogie der überraschenden Verhältnisse des Raumsinnes für sich, und zweitens lehrt die Erfahrung, dass die ‚Schnelligkeit der Succession von Impulsen bestimmte Maxima nicht überschreiten darf, wenn die einzelnen Eindrücke noch zeitlich unterschieden werden, und nicht verschmelzend, in eine einzige Empfindung von anderer, oft specifisch verschiedener Qualität umschlagen sollen. Ich erinnere an die Versuche Valentin’s über die *) Czermak: Zur Lehre vom Raumsinn, in Moleschott's Untersuchungen zur Nat. d, M. u, d. Th. Band I, Heft 2, pag. 195. 5* 68 Dauer der Nachwirkung von Tasteindrücken, an die Savart’schen Zahnräder zur Hervorbringung von Tönen, u. s. w. *). Die „Nachwirkungen“, welche bei dieser Auffassung in einem neuen Lichte erscheinen, spielen unter den physiologischen Bedin- gungen des Zeitsinnes eine ähnliche Rolle, wie, unter jenen des Raumsinnes, die sogenannten physikalischen Zerstreuungskreise an den Bildern auf Netzhaut und Haut **). Wie sich jedoch nicht alle Abstufungen der Feinheit des Raum- sinnes aus den physikalischen Zerstreuungskreisen erklären lassen, ebenso wenig dürften auch die muthmasslichen Verschiedenheiten der Feinheitsgrade des Zeitsinnes einfach nur auf die „Nachwirkun- gen“ zurückzuführen sein. In dieser Beziehung wäre es von besonderer Wichtigkeit zu ermitteln, ob nicht etwa dasselbe objective Zeitintervall, durch ver- schiedene Organe zur Wahrnehmung gebracht, verschieden lang erscheine, und wie gross die Differenzen objectiver Zeitintervalle sein müssen, wenn diese lezteren als verschieden erkannt werden sollen, wobei die absoluten und relativen Grössen dieser Differenzen zu berücksichtigen ***), und die einzelnen Organe hinsichtlich ihres Auffassungsvermögens für dieselben objectiven Verhältnisse zu ver- gleichen wären. 3. Die Unterscheidung der Länge der Zeitintervalle führt uns auf den allgemeinen Begriff der Geschwindigkeit und auf den speciellen Fall der Geschwindigkeit von Bewegungen im Raume, von welchem ich bei der Entwickelung dieser Gedankenreihe ausge- gangen war. Die Geschwindigkeit einer gleichförmigen Bewegung, », lässt sich bekanntlich durch den Quotient, den der Zahlenwerth des *) Dass der Zeitsinn verschiedene Feinheitsgrade besitzen kann, beweist schon die verschiedene Befähigung der einzelnen Individuen hinsichtlich des Tact- haltens in der Musik, *) Czermak a. a. O., pag. 191. — Weber, Müller’s Archiv, 1835, 8. 156. *#+) Weber, Müller’s Archiv, 1835, 8. 158, . 69 Weges r, durch jenen der zugehörigen Zeit t getheilt, giebt, = ausdrücken und messen. Es entsteht nun die Frage, ob diese Formel für den Mechanis- mus der sinnlichen Wahrnehmung von Bewegungs-Geschwindig- keiten (welche von der Wahrnehmung durch Reflexion wohl zu unterscheiden ist) in der Art Geltung hat, dass uns eine Geschwin- digkeit caeteris paribus um so grösser erscheinen wird, je grösser der zurückgelegte Theil unseres subjeetiven Raumbildes ist, d. h. je mehr Raumeinheiten oder „Empfindungskreise“ successive erregt wurden, dass also die Seele behufs der Wahrnehmung und Unter- scheidung von Geschwindigkeiten entweder die in der Zeiteinheit zurückgelesten Wege durch den Raumsinn, oder die für die Raum- einheit benöthigten Zeiten durch den Zeitsinn vergleicht; oder ob nicht etwa die verschiedene Schnelligkeit der successiven Reizung und die Zahl der innerhalb einer gegebenen Zeit gereizten sensiblen Punkte einen besonderen, intensiven Erregungszustand setzt, welcher die Seele unmittelbar zur Vorstellung einer bestimmten Geschwin- digkeit nöthigt ? Ehe an die Möglichkeit einer Entscheidung dieser schwierigen und interessanten Frage gedacht werden kann, wird man zunächst genauere Thatsachen über die wenig gekannten Wahrnehmungen von Geschwindigkeiten räumlicher Bewegungen sammeln müssen; denn die bekannte Beobachtung, dass wir uns die wahrgenommene Geschwin- digkeit einer und derselben objeetiven Bewegung durch optische oder perspectivische Vergrösserung oder Verkleinerung des durchlaufenen Raumes beschleunigen oder verzögern können, betrifft eben nur eine sogenannte Sinnestäuschung, die insofern keine Beziehung zu unserer Frage hat, als in diesen Fällen die Geschwindigkeit des bewegten Netzhautbildchens, welches ja das eigentliche Sehobjeet ist, in der That nicht dieselbe bleibt. Ich würde folgende, mitunter sehr delicate Versuchsreihen vor- schlagen, welche, wenn auch nicht die Entscheidung jener Frage, so doch ganz neue einschlägige Thatsachen liefern müssen. 70 a) Es wäre für jede einzelne der mit einem verschiedenen Fein- heitsgrade des Raumsinnes begabten Regionen unserer "Sinnesor- gane*) zu ermitteln, wie gross und wie klein die Geschwindigkeit einer Bewegung im Raume sein darf, um überhaupt noch als solche wahrgenommen zu werden (der langsam schleichende Stundenzeiger einer Uhr scheint uns ganz still zu stehen) ; ferner b) wie gross die Differenz zwischen den Geschwindigkeiten zweier Bewegungen im Raume sein müsse, damit diese noch unter- schieden werden können, wobei, wie oben, die absoluten sowohl, als relativen Werthe dieser Differenzen zu berücksichtigen sind. ec) Da wir bekanntlich die scheinbare Grösse eines gesehenen Raumes, trotzdem dass sein Bild immer dieselbe Ausdehnung auf der Retina behält, durch Veränderung des Convergenzwinkels der Augen- axen ansehnlich verändern, vergrössern und verkleinern können, so wäre es von Wichtigkeit zu untersuchen, ob sich die Geschwindigkeit einer gesehenen Bewegung durch Veränderung des Convergenzwinkels der Augenaxen subjecetiv vergrössern und verkleinern lasse, ohne dass sich dabei die objectiven Verhältnisse ändern. d) Endlich wäre festzustellen, wie uns die Geschwindigkeit einer gesehenen oder gefühlten Bewegung erscheint, wenn wir sie auf Re- gionen der Retina oder der Haut wahrnehmen, die verschiedene Fein- heitsgrade des Raumsinnes besitzen. Sollte die obige Formel = auch in subjecetiver Hinsicht volle Geltung haben, so müsste uns offenbar dieselbe objeetive Bewegung, je nachdem wir sie im directen oder indireeten Sehen, durch die Haut der Fingerspitzen oder durch die Haut des Rückens wahrneh- men, schneller oder langsamer erscheinen (wird z. B. der Secunden- zeiger einer Taschenuhr bald im direeten, bald im indirecten Sehen betrachtet, so erscheint mir und den meisten, die ich zur Wieder- holung dieses Versuches aufforderte, die Bewegung des Zeigers im *) Prof. Ludwig hat mich auf einige einschlägige Sehversuche älteren Datums aufmerksam gemacht, welche in Valentin’s Physiologie, Bd. II, 8. 184, zu- | sammengestellt sind. 71 ersten Falle rascher, im zweiten träger, was namentlich beim Ueber- gang vom indireeten zum direcfen Sehen frappirt, ohne dass man jedoch genau angeben könnte, wie dieser Unterschied zu Stande kommt und ob dabei jene Formel o=— eine wesentliche Rolle spiele); ferner müssten uns Bewegungen von verschiedener Geschwin- digkeit auf stumpferen und feineren Stellen der Organe des Raum- sinnes gleich schnell erscheinen, wenn sich ihre Geschwindigkeiten umgekehrt wie die subjectiv wahrgenommenen durchlaufenen Wege verhielten u. s. w. Es ist jedoch fraglich, ob wir überhaupt so scharf unterscheiden. dass diese Versuche möglich sind. Uebrigens wäre zur Anstellung solcher Versuche ein besonderer Apparat nothwendig, welcher mit beliebig veränderlicher Geschwin- digkeit Linien von verschiedener Länge auf die Haut zeichnete. Schon im vorigen Sommer, den ich in Wien zubrachte, hatte ich mir einen passenden Mechanismus zu diesem Zwecke ersonnen, doch brachte der Mechaniker leider nur ein verunglücktes Modell zu Stande und so unterblieb die beabsichtigte Ausführung der Versuche. Meine kurz darauf erfolgte Uebersetzung nach Krakau hat mir die Möglichkeit zu diesen ausgedehnten Untersuchungen vollends geraubt, weshalb ich mich vorläufig begnügen muss, mir die Priorität des Gedankens zu wahren und gleichsam nur den Samen zu süen, damit er wenigstens in fremdem Boden aufgehen und Früchte bringen könne, falls ich selbst noch längere Zeit nicht in der Lage sein sollte, das abgesteckte neue Feld zu bebauen. « # dal ajoddaflamanne,. zu. union ui. Solace man anah, andp vixiagart aodeh, naherıih. umn-ortsoriled: vr bu „a „haidanıa'n ‚lbs irn nötigen gBnphailtugeon. omia rs ech, omek-indab- io Dry amd rel nanbsiuben. angunll ara untaniira sunsilelgige u Kraul gl, 39h, aolina ‚amzpuind ham Borsiqume Tue tieckgib notighibniwdesa li. ‚roie. ‚aa , Ras e aya 77 ne ee wieda; il ee re & &e ee Bi Tee leo on eeheilischeuch. 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Prof. Ludwig, der bekanntlich vor einigen Jahren die directe Beihülfe gewisser Hirnnerven zur Speichelsecretion entdeckte**), hat im vorigen Sommer gefunden, dass auch die Reizung des sympathi- schen Astes der Gl. submaxillaris, ja des Halstheiles des Sympathi- cus selbst die Speichelseeretion einleiten könne. Ohne von dieser letzteren Thatsache etwas zu wissen, habe ich im Jänner 1. J. unabhängig von Ludwig durch 9 Versuchsreihen an Hunden, die ich mit meinem Assistenten Dr. G. v. Piotrowski in dem unter meiner Leitung stehenden physiologischen Institute der k. k. Jagell. Universität zu Krakau anstellte, den Einfluss der Rei- zung des Sympathieus am Halse auf die Speichelseeretion constatirt, aber die merkwürdige Wahrnehmung gemacht, dass die Reizung die- ses Nervenstammes unter gewissen Umständen auch hemmend auf den mächtigen Speichelstrom einwirken könne, der bekanntlich bei *), Aus dem Junihefte des Jahrganges 1857 der Sitzungsberichte der mathema- tisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften vom Herrn Verfasser mitgetheilt. **) Ludwig in der Mitth. der Zürich. naturf. Gesellsch. 1851, 74 der Erregung des Drüsenastes vom N. lingualis, aus der Gl. sub- maxillaris hervorquillt. Eine kurze Notiz über meinen unerwarteten Fund habe ich bei der kais. Akademie der Wissenschaften in einem versiegelten Schrei- ben, welches Prof. Brücke am 5. Februar l. J. zu überreichen so gütig war, hinterlegt. Jetzt stehe ich nicht mehr an, die vorläufigen Resultate meiner Untersuchungen zu veröffentlichen, da ich während meines letzten Aufenthaltes in Wien (Ostern 1857) im Laboratorium der k. k. Jo- sephs-Akademie gemeinschaftlich mit Prof. Ludwig und vor Kurzem auch wieder im Krakauer Institute mit Dr. von Piotrowski eine neue Reihe von einschlägigen Versuchen angestellt habe, die zwar noch lange nicht als abgeschlossen zu betrachten sind und mich des- halb auch noch fortwährend beschäftigen, die aber doch schon keinen Zweifel mehr übrig lassen, dass die aus irgend einem Grunde im Gange befindliche Speichelsecretion aus der Gl. sub- maxillaris beim Hunde durch elektrische Reizung des Halstheiles des Sympathicus unter gewissen Umständen in kurzer Zeit auffallend verlangsamt, ja selbst gänzlich zum Stehen gebracht werden könne. Hinsichtlich der Ausführung meiner letzten Versuche will ich Folgendes bemerken : In den Ausführungsgang der Gl. submaxillaris wird ein kleines Röhrchen eingebunden, an welches eine längere graduirte Glasröhre von der Dicke eines Gänsekieles leicht angesteckt werden kann. An der Eintheilung dieser in fast horizontaler Richtung fixirten Steigröhre kann man den jeweiligen Stand der Speichelsäule genau ablesen. Ist die Steigröhre voll, so wird sie entfernt, entleert, und wieder angesteckt. Die Reizung der Nerven geschieht auf elektrischem Wege ver- mittelst zweier von derselben Säule getriebener*) Du Bois’scher *) Es versteht Sich von selbst, dass nur einer der Unterbrecher in 'Thätigkeit belassen, der andere durch Herabdrehen der Stellschraube festgestellt wird, 75 Inductionsapparate, von denen der eine nur mit dem Drüsenaste des N. lingualis, der andere nur mit dem Halstheile des Sympathicus durch seinen Reizträger in Berührung ist. Als Reizträger empfehlen sich bier (wie überall, wo es sich um eine möglichst isolirte elektrische Reizung lebender Nerven handelt) jene einfachen Apparate, welche neuerlich in Ludwig’s Laborato- rium gebraucht werden. Sie bestehen aus zwei Platindrähten, die auf einer biegsamen, nicht leitenden, bandartigen Unterlage befestigt, bequem durch ange- löthete durchbohrte Kupfereylinder mit den Leitungsdrähten des In- ductionsapparates in Verbindung zu setzen sind. Sie haben den grossen Vortheil, dass sie leicht unter dem eine kurze Strecke weit frei präparirten Nerven durchgesteckt, dann umgebogen und sammt dem von ihnen umgriffenen Nerven in die Tiefe der Wunde, welche man schliesslich zunäht, zurückgeschoben werden können, so dass die Nerven, vor schädlichen äusseren Einflüssen geschützt, unter mög- lichst günstigen Bedingungen sich befinden, stundenlang ihre Erreg- barkeit bewahren und unverrückt in der Oese zwischen den Platin- drähten ruhen. Behufs der raschen beliebigen Unterbrechung der Wirkung der Inductionsapparate habe ich nach Pflüger’s Vorgang Nebenschlies- sungen aus dickem Kupferdrath angebracht. Die mit Glaspapier blank geriebenen Köpfe der Schrauben, welche die Leitungsdrühte an die Inductionsrolle befestigen, steckten nämlich in durchbohrten Korken und bildeten so den Boden kleiner mit Hg. gefüllter Näpfchen, die dann nach Belieben durch einen kurzen dicken Kupferdraht leitend verbunden werden konnten. Ich habe mich überzeugt, dass wenn die Enden des als Neben- schliessung gebrauchten Kupferdrathes in die Quecksilbernäpfehen tauchen, auch der empfindlichste Froschschenkel keine Spur von Wirkung in dem Kreise der Leitungsdrähte anzeigt, während dieselbe sofort in beliebiger Stärke eintritt, sobald man den Kupferdraht aus den Quecksilbernäpfehen heraushebt. 76 Auf diese Art konnte ich überaus bequem, sicher und schnell bald beide Nerven zugleich, bald den einen oder ‘den anderen für sich allein in Erregung versetzen oder alle Reizung unterbrechen, ohne irgend eine Störung der Thätigkeit der Säule und der Induc- tionsapparate, und ohne unipolare Wirkungen befürchten zu müssen. Je nach der Stellung der beiden Inductionsrollen auf den Du Bois’schen Schlitten konnten die beiden Nerven nach Belieben mit gleicher oder verschiedener Intensität erregt werden. Es versteht sich, dass die Wirkungen der Apparate bei gleicher und bei ver- schiedener Stellung der Induetionsrollen vorher mit einander ver- glichen werden müssen. Ist alles in der angegebenen Weise vorgerichtet, so kann man zu den Versuchen selbst schreiten, und einem Gehülfen, der die ab- solute Zeit notirt, die gewählte Anordnung der Erregung und den jeweiligen Stand der Speichelsäule dietiren. Herr Dr. v. Piotrowski, der ein geübter Stenograph ist, hat mir bei diesen Versuchen durch seine Geschicklichkeit und Gewissen- haftigkeit im Notiren die wesentlichsten Dienste geleistet. Indem ich zur Mittheilung der Resultate meiner Untersuchungen übergehe, muss ich jedoch nochmals hervorheben, dass ich nur die letzten Versuchsreihen in der skizzirten exacten Weise ausgeführt habe, indem sich die Methode erst mit der öfteren Wiederholung der Experimente so weit vervollkommnete. 1. Durch Reizung des N. Sympathicus am Halse, mag derselbe undurchschnitten sein oder nach der Durchschneidung sein Kopfende gereizt werden, ist es möglich, die Speichelsecretion aus der Gl. sub- maxillaris einzuleiten. In weitaus den meisten Fällen ist das Steigen der Speichelsäule nur unbedeutend und hört dann auch fast immer schon nach sehr kurzer Zeit, trotz fortdauernder Reizung, gänzlich oder fast gänzlich auf, begimnt aber manchmal nach Unterbrechung der Reizung von selbst wieder. Nur bei einem einzigen Hunde veranlasste die Reizung des Sympathieus wiederholt ein sehr beträchtliches continuirliches Steigen 77 der Speichelsäule, ähnlich wie die Reizung des Drüsenastes vom N. lingualis. Spätere Versuche werden die Bedingungen, unter welchen solche scheinbare Ausnahmsfälle eintreten, zu ermitteln haben. Bei der Reizung des Sympathicus erweitert sich zugleich, be- kanntlich, die Pupille, und es gehen beide Erscheinungen (Pupillen- erweiterung und Speichelsecretion) meist Hand in Hand, doch habe ich mich überzeugt, dass zuweilen die eine ohne die andere auftritt. 2. Durch Reizung des Drüsenastes vom N. lingualis wird nach Ludwig’s glänzender Entdeckung eine in der Regel überaus copiöse Speichelabsonderung eingeleitet und die Flüssigkeit schreitet sehr rasch und continuirlich in der graduirten Steigröhre fort, doch steigt die Speichelsäule nicht immer mit gleichförmiger Geschwindigkeit, sondern erfährt zuweilen eine beträchtliche Verlangsamung oder Be- schleunigung ihrer Bewegung, was sich unmittelbar aus der Betrach- tung einiger schon von Ludwig mitgetheilten Curven ergiebt. Ludwig schob diese Unregelmässigkeiten auf die Mangelhaftig- keit seiner damaligen Reizungsmethode. Meine weiter unten mitge- theilten Erfahrungen scheinen jedoch ein ganz anderes Licht auf diese Erscheinung zu werfen; namentlich da sich in jenem Drüsen- aste von Lingualis auch sympathische Fäden, und in der Drüse selbst Ganglienkugeln finden. In seltenen Fällen erscheint die Speichelseeretion bei Reizung des Drüsenastesvom N.lingualis auffallend gering, oder bleibt auch völlig aus. Ein solcher Fall war es, der mich zur Entdeckung der „Hem- mnungserscheinungen * bei Reizung des Sympathicus führte. Ich hatte am 23. Jänner laufenden Jahres die gewöhnlichen Vor- bereitungen zu den Versuchen über Speichelsecretion getroffen, hatte aber den Versuch mit der Reizung des Sympathicus, statt wie sonst mit der des Drüsenastes vom N. lingualis, begonnen und sah nun zu meinem grossen Erstaunen, dass auf Reizung des Drüsenastes vom N. lingualis, welche unmittelbar nach Unterbrechung der Sym- patlieus-Reizung eingeleitet wurde, das Steigen der im Anfangstheile der graduirten Röhre stockenden Speichelsäule gänzlich ausblieb. 78 Ich reizte,dann den Sympathieus und den Drüsenast vom Lin- gualis wiederholt nach einander, doch ohne Erfolg, d. h. ohne ein Steigen der Speichelsäule zu erzielen. Missmuthig, über dieses schein- bare Misslingen des Versuches gab ich seine Fortsetzung, etwas über- eilt, auf und verzeichnete denselben mit wenigen Worten als miss- lungen in meinem Tagebuche. Später jedoch überlegte ich mir die Sache genauer und kam sofort auf den Gedanken, ob nicht etwa die wahrgenommene Hemmung: der Speichelsecretion einer durch die vorangegangene ausgiebige Reizung des Sympathicus bewirkten Ver- änderung des Kreislaufs, der Gefässe oder irgend welcher Drüsen- oder Nervenelemente zuzuschreiben sei? Ein zweiter in derselben Weise angestellter Versuch schien den in mir aufgestiegenen Verdacht zu rechtfertigen. Weitere Versuche widersprachen zwar meiner urprünglichen Ver- muthung, allein die Unmöglichkeit einer irgendwie hemmenden Wirkung des Sympathicus auf die Speichelseceretion war damit noch nicht bewiesen. Ich bin jetzt sehr zufrieden, dass ich mich durch diese negativen Erfahrungen nicht gleich von der Verfolgung des einmal gefassten Gedankens habe abschrecken lassen, da an meiner ersten Vermuthung immerhin etwas Wahres bleibt und die Experimentalphysiologie durch die sogleich mitzutheilenden Resultate meiner späteren Ver- suche um eine sehr merkwürdige Thatsache bereichert wird. 3. Ich setzte meine Untersuchung, nachdem sie einmal aus dem Stadium der beiläufigen Vorversuche herausgetreten war, in der Ab- sicht fort, zunächst zu ermitteln, wie sich das Steigen der Speichel- säule verhalte, während der Sympathieus und der Drüsenast vom Lingualis zu gleicher Zeit gereizt werden. In dieser Beziehung hat sich bei dem vorletzten und letzten Hunde, von denen der erstere nur auf einer, der letztere aber auf beiden Seiten operirt worden war, aus 18 hinter einander angestell- ten Versuchen mit aller nur wünschenswerthen Sicherheit ergeben, dass die Speichelsäule gleich beim Beginn der Reizung beider un- durchschnittener, in ihren natürlichen Verbindungen belassenen Ner- 79 ven (der Sympathicus wurde stets: durch etwas stärkere elektrische Ströme erregt als der Drüsenast des Lingualis), ‘oder doch bald nach dem Beginne ‚der Reizung, mit sehr grosser, beschleunigter Geschwin- digkeit zu steigen begann, aber schon nach 15—30 Sec. eine sehr auffallende, rasch wachsende Verzögerung ihrer Bewegung erfuhr und endlich in mehreren Fällen in gänzlichen Stillstand gerieth, wäh- rend sie bei alleiniger Reizung. des Drüsenastes vom Lingualis viellängere Zeit in mehr. oder weniger gleichmässigem raschen Steigen verblieben wäre. (Vgl. Fig. 1 und 5 mit den übrigen.) Wurde dann die Reizung beider Nerven unterbrochen, so stellte sich als Nachwirkung (durch Reflex?) ein ganz allmäliges Steigen der Speichelsäule ein. Wurde nur die Reizung des Sympathieus. unterbrochen, so er- gab die fortgesetzte Reizung des Drüsenastes des Lingualis meist eine verhältnissmässig sehr geringe Wirkung, ja in einem Falle, wo in Folge der Erregung beider Nerven nach der anfänglichen Beschleu- nigung des Steigens der Speichelsäule endlich völliger Stillstand derselben eingetreten war, blieb die Speichelsäule sogar während einer über eine halbe Minute andauernden Reizung des Drüsenastes vom Lingualis unverrückt stehen. (Siehe Fig. 2.) Dieser Fall dürfte beitragen, jenen oben erwähnten, scheinbar misslungenen Ver- such, der mich zu den vorliegenden Untersuchungen veranlasste, zu erklären. Die Wirkung der nach Unterbrechung der Reizung des Drüsen- astes vom Lingualis fortgesetzten Sympathicus-Reizung ersieht man aus Fig 2. In ähnlicher hemmender Weise wirkt die Sympa- thieus-Reizung auch auf den Speichelstrom, der in Folge einer Nachwirkung einer früheren Erregung aus der Drüse hervorquillt. (Vgl. Fig. 3.) Nach meiner unmassgeblichen Auffassung nun dürfte, wie gesagt, in den von mir aufgefundenen Thatsachen eine neue Art von „Hemmungserscheinung“ vorliegen, welche unverkennbar eine gewisse Analogie hat mit der von Ed. Weber und J. Budge ent- deckten Hemmung der Herzthätigkeit durch Reizung der Vagi, sowie 80 mit dem von Pflüger entdeckten Stillstehen der peristaltischen Darmbewegungen in Folge einer Reizung der N. splanchniei, und welche, wie es scheint (wenigstens zum Theil), unter dem Imperium des sympathischen Nervensystems steht. Im vorliegenden Falle sind die Verhältnisse offenbar noch viel verwickelter, die Bedingungen der Erscheinung viel complexer als bei der Hemmung der Herz- und Darmbewegungen, weshalb es vorläufig bei der Mittheilung der nackten Thatsachen, welche mit der Zeit wohl manchen erweiternden und beschränkenden Zuwachs erhalten werden, sein Bewenden haben muss. Schliesslich erlaube ich mir die letzte am 24. Mai 1. J. an einem mittelgrossen, auf beiden Seiten operzrten männlichen Hunde, mit aller Exactheit und Bequemlichkeit der oben skizzirten Beobachtungs- methode angestellte Versuchsreihe in Extenso mitzutheilen. A. Versuchsreihe auf der rechten Seite. Es wurde mit der Reizung des Drüsenastes vom N. lingualis begonnen um: H | | Jeweiliger Stand der Speichelsäule an der Millimeter- M 8. su scale der Steigröhre. 10 30 870.240 = 31 15 0 Tr —— 30 10 == = 35 20 _ — 45 30 = 50 40 Ai 32 0 50 = — 12 60 = — 17 70 = _ 24 80 == —— 26 88 = = 29 90 = — 31 95 —. —— 35 | 100 — u 43 110 8 ‚Nun ‘wurde die Reizung. unterbrochen, als Nachwirkung ergab sich: : Jeweiliger Stand der Speichelsäule an der Millimeter. H. M. S. PER scale der Steigröhre. 10 32 55 | 120 33 25 | 130 —_ 55 | 140 Die Steigröhre wurde entfernt, zum grössten Theil (bis auf 30 Mm.) entleert und wieder angesteckt. Es begann die gleichzeitige Reizung des Drüsenastes vom Lingualis und des Sympathicus um: ı0o | 3 | 10 | 30 a ER —leiza 40 = ll laskıl' (60 = |. .29..|..80 — | '35..[ 90 — |’) 100 la | 108 36 5 | 110 = 1s0,, | 113 Jetzt stand die Speichelsäule still. Die Reizung des Sympathieus wird unterbrochen um 10% 36” 50 , die fortgesetzte Reizung des Drüsenastes vom Lingualis allein dauerte bis: 0 | 3 | 25 | 113 der Stand der Speichelsäule blieb derselbe. -Nach Unterbrechung der Reizung des Drüsenastes vom Lingualis, also nach Unterbrechung aller Reizung ergab sich als Nachwirkung: 10 37 45 114 38 10 | 115 (Schlingbewegung.) ag! 86 | 120 44 | 20 123 Moleschott, Untersuchungen. V. 6 e 82 Nachdem Stillstand eingetreten war, wurden wieder beide Nerven gleichzeitig gereizt um: Stand der Speichelsäule. 130 (Durch Verrückung der Steigröhre.) 140 150 160 170 175 180 185 189 190 191 192 193 Die Reizung des Sympathieus wird unterbrochen. Die fort- gesetzte Reizung des Drüsenastes vom Lingualis ergab: 10 43 16 25 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 206 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 208 Stillstand; die Steigröhre wird entleert und dann wie- der beide Nerven gereizt: H. | M. | 8. | Stand der Speichelsäule. 47 4 40 = 15 41 = 30 41 Die Leitäng zum Drüsenast vom Lingualis unterbrochen, der allein gereizte Sympathicus ergab: 10 47 45 42 48 0 42 _ 7 43 Alle Reizung unterbrochen um: 10 48 20 43 Nachwirkung: 48 25 44 _ 30 45 50 45 49 52 50 51 53 55 52 57 25 54 Stillstand; abermalige Reizung beider Nerven um: 10 58 35 54 — 45 60 _ 54 65 59 9 70 36 74 Schlingbewegung. —_ 49 80 11 0 0 85 mit 13 90 = 27 93 — 36 95 — 55 99 1 0 100 _ 20 105 _ 33 106 Die Leitung zum Sympathieus unterbrochen: Reizung des Drüsenastes vom Lingualis allein. 11 1 43 110 — 54 112 2 10 115 af 20 120 _ 28 121 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung. 11 2 58 123 4 57 124 7 40 | 124 Stillstand; abermalige Reizung beider Nerven (mit verstärkten elektrischen Strömen). 11 8 30 124 (Schlingbewegung). _ 46 | 126 (Reizung noch mehr verstärkt). 9 25 126 55 127 (Stillstand). B: Versuchsreihe auf der linken Seite. —— Beide Nerven zu gleicher Zeit gereizt um: H. | M. | 8. | Stand der Speichelsäule. 12 1 20 5 —_ 27 10 — 30 20 _ 33 30 — 35 40 = 40 45 — 44 50 — 49 52 = 55 54 2 0 55 — 6 56 = 17 60 — 30 61 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung. 12 2 40 62 _ 50 63 3 25 66 Die Steigröbre wurde entleert und um 12% 4 Min. 20 Sec. wieder angesteckt, so dass die Flüssigkeit in der Röhre 5 Millim. stand. Nachwirkung dauert fort: 12 4 20 5 — 28 10 — 35 15 — 45 20 6 35 _ 15 40 = 23 45 Um: 12 3 40 55 wird der Sympathicus allein zu reizen begonnen: 12 —_ 48 58 _ 51 59 = 55 60 6 3 61 = «610% Yan6R — 25 64. Sympathieusreizung unterbrochen, dafür begonnen um: 12 6 40 die! Reizung des Drüsenastes vom Lingualis, 12 6 45 65 = 47 66 H. | M. | S. | Stand der Speichelsäule. 55 80 7 0 85 u 5 90 —_ 10 95 _ 20 100 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 12 7 30 105 _ 48 110 9 35 | 155 Nach theilweiser Entleerung der Steigröhre: 10 40 15 - 12; 30 35 Um: 12 13 12 40 beginnt abermals die gleichzeitige Reizung beider Nerven: 12 13 17 50 » — 20 60 _ 22 70 _ 25 80 _ 27 85 = 30 90 _ 35 100 _ 38 107 _ 42 108 45 109 —_ 47 110 _ 51 112 14 0 113 —_ 10 | 115 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 12 14 21 116 23 | 120 Abermalige gleichzeitige Reizung beider Nerven: 12 15 28 125 31 | 130 — | 3 | 135 — | 37 | 10 — | 389 |ı16 — | 44 | 150 — | ar | 155 — | 50 | 158 — | 53 | ıo - | [1a 16 3 116 a H | M. | S Stand der Speichelsäule. _ 13 167 - —_ 17 168 T _ 25 169 i = 36 170 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung. 12 16 58 171 ' Die Steigröhre' wurde bis auf 7 Mm. die: Nach- wirkung dauert fort. 12 17 38 Z es 55 10 ‘ 18 12 12 E= 30 14 Um: . 12 18 40 15 beginnt wieder gleichzeitig die Reizung beider Nerven: 12 18 44 20 öl 8 — 47 30 - |9|% i | — een 50 | = 53 60 = 55 70 ; 59 80 19 10 100 19 20 104 . > 26 | 105 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 12 19 45 | 109 20 0 111 = 12 21 0 | 120 Steigröhre bis auf 8 Mm, entleert, 22 0 8 R | 12 == 5 10 Um: x 22 30 "14 \begann "'abermäls die ‘gleichzeitige Reizung beider Nerven. ß . eı 12 22 40 15 = 1046 800 | = 48 | 40 = | = 51 60 . 5 | == 55 70 — 57 75 = 23 0 80 — 5 85 = 12 88 = 16 89 Bi | — 23 90 = 30 92 | — 36 93 _ 42 94 837 EEE EEE DEE ES TUE CoweBerr Don PO EEE VER POS OU SS BEIGE EICENEETERBERERESESERERE ORT POBEeIgZETSCPE BRUTTO PoBGBBE TEE rn H. M. S. Stand der Speichelsäule. _ 47 95 Unterbrechung aller Reizung; Nachwirkung: 12 24 0 99 ; — 16 100 25 29 109 Nochmalige gleichzeitige Reizung beider Nerven. 12 25 36 110 — 41 120 = 43 130 - — .|45. | 140 — 49 150 .- 54 160 _ 56 165 26 0 170 _ 12 173 = 20 175 = 38 179 - _ 42 180 Unterbrechung aller Reizung; Nachwirkung, - 12 26 54 183 27 15 | 185 Steigröhre bis auf 5 Millim.' entleert; Nachwirkung dauert fort, 12 27 55 5 28 10 8 — 24 9 = 45 11 Um: 12 29 15 14 abermalige Reizung beider Nerven. 12 29 25 15 nn 34 30 Br 36 40 z = 38 50 : = 43 60 — 48 70 = 53 75 IhlB0, 4 80 £ _ 12 82 — 20 83 8 _ 33 84 2 = 40 85 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung. 12 33 0 9 Um: iy 12 34 23 99 begann abermals die gleichzeitige. Reizung beider Nerven. ef R AR. 0184 504. 1:400 h — 56 410 .| _ 59 | 130 g 12 12 12 12 12 12 12 12 12 49 20 20 Stand der Speichelsäule. Alle Reizungen unterbrochen; Nachwirkung? Steigröhre bis auf 9 Millim. entleert. Um: wurden wieder beide Nerven gleichzeitig, jedoch mit schwächeren Strömen gereizt. Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: Steigröhre bis auf 7 Millim, entleert. Um: wurden wieder beide Nerven gleichzeitig, jedoch mit stärkeren Strömen gereizt. Die Leitung zum Sympathieus unterbrochen; der allein gereizte Drüsenast vom Lingualis ergab: 39 H | M. | S | Stand der Speichelsäule. — [53 | 100 50 0 | 105 + 6 110 = 13 115 _ 20 | 120 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 12 50 27 | 12 51 1 130 Steigröhre bis auf 5 Millim. entleert: 12 öl 35 5 52 15 8 53 0 9 Abermals wurden die beiden Nerven gleichzeitig ge- reizt um: f 12 53 40 10 _ 50 30 —_ 55 50 - 58 60 54 2 65 — 7 68 — 11 71 _ 16 75 _ 24 80 Die Leitung zum Drüsenast des Lingualis unterbrochen ; fortdauernde Sympathicus-Reizung:: 12 54 33 84 en 40 85 - 53 87 55 7 89 Alle Reizung unterbrochen; Nachwirkung: 12 55 46 92 57 16 95 Um: 1 4 40 97 wurde der Drüsenast des Lingualis mit verstärktem Strom allein gereizt. 1 5 27 97 2= 36 110 _ 40 | 130 Zu 44 140 > 52 160 6 0 | 170 - 8 180 _ 22 | 190 er 34 200 en 50 220 7 1 | 230 _ 11 240 Um: H | M S. Stand der Speichelsäule. 1 7 20 | 250 wurde auch die Leitung zum Sympathieus hergestellt; die gleichzeitige Reizung beider Nerven (die Ströme für den Sympathicus waren jedoch nicht verhält- nissmässig verstärkt worden) ergab nun: 1 7 26 260 _ 31 | 265 —_ 41 275 _ 46 | 288 _ 57 290 8 3° | 295 _ 6 | 300 —_ 24 | 320 = 29 325 - 34 | 330 == 40 335 _ 46 | 340 _ 97 | 344 ce) 13 350 Die beifolgenden Tafeln ‚enthalten die graphischen Darstellungen einiger Bruchstücke der vorstehenden Versuchsreihe. Ein Grad der Abseissenaxe entspricht einer Secunde, ein Grad der Ordinatenaxe einem Millimeter der Scala der Steigröhre. Welchem: Bruchstücke. der: Versuchsreihe die einzelnen: Ourven entsprechen, ersieht man leicht aus der absoluten Zeit, welche an der Abscissenaxe notirt ist. ‚Zur Erleichterung der Uebersicht, habe ich überdies jede Curve durch Sternehen in» Abschnitte getheilt, welche mit den Worten Sympathicus und Lingualis, Eingualis allein, Sym- pathieus allein, Nachwirkung u. s. w. bezeichnet sind, was so viel heisst, als: während der gemeinschaftlichen Reizung des Sympathieus und des Drüsenastes vom Lingualis, während der alleinigen Reizung des Drüsenastes vom Lingualis, während der alleinigen Reizung des Sympathicus, während der Unterbrechung aller Reizung u.-s. w. N: Bildung von Vivianit im Thierkörper. Von Hugo Schiff. Herr Prof. Dr. Friedreich in Würzburg theilt mir mit, dass er bereits im Jahrgange 1856 von Virchow’s Archiv (X. Bd. p. 201) eine Mittheilung über den Nachweis krystallinischen Vivianits in der menschlichen Lunge gemacht habe. Meine Mittheilung im ten Heft des 4ten Bandes dieser Untersuchungen ist also dahin abzuändern, dass es Herr Prof. Friedreich war, welcher zuerst eine unzweifelhafte, nicht durch Eiseneinfuhr von aussen bewirkte, Vivianitbildung im Thierkörper nachgewiesen hat. Bern, im März 1858. haltend dur Spajpbsleinln. Sn nn m . “ 20 eg or he 3 üe girichasitige Rovezukez Bellss Nerven fir den Byrnpaibiu Ga jedoch nicht wertzh. isgoäii, nee rag Pe am: j f ö mn % wi HusiviV aov gunhlid je; zoV vn | L = gs | - . Bide2 ogeH 6") RR wurde W ai doisıbsisl RR swadoriV uov HaRt ogangıdal, an: vterdlen jede ® mut da Witerteis Sy nspasbeigen md kpugualis, Eingefiu ef pähioms ellein, Nacdbeeiinig & a m: ER Br wu ua. während der geauinschallichen Reigeng wi oo Drtenggangee vorn Längwtlis, währiad der allskeigen Blieung din Vrurunuuiee vun Tiguan, währsed der Pampers - währe day Unsmehrwc hung lands | \ v1. Erklärung. Herr Brown-S&quard, dessen Verdienste um die Physiologie "des Nervensystems jedem Fachgenossen bekannt sind, hat unsre „Unter- suchungen über Ursprung und Wesen der fallsuchtartigen Zuckungen bei der Verblutung sowie der Fallsucht überhaupt“ (Moleschott's Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere, Bd. II. H. 1. 1857) einer Besprechung (Journal de la Physiologie de ’homme et des animaux publie sous la direction du Dr. E. Brown-Sequard, T. I. Janv. 1858. p. 201—207) unterzogen, die uns einige Bemer- kungen abzwingt. Vor allen Dingen weisen wir die Eingangs gemachte Behauptung zurück, dass wir geglaubt hätten, dieHauptfragen bezüglich der Fallsucht gelöst zu haben. Wo steht in unsrer Abhand- lung auch nurein Satz, der Herm Brown-S&quard berechtigte, uns eine so thörichte Anmassung zuzuschreiben? Es dürfte noch manches Jahrhundert vergehen, bis die Physiologie sich rühmen dürfte, diese ' „Aufgabe erledigt zu haben. Wir hegen nur die bescheidene Ueberzeugung, mit redlichem | ‚Streben einen schon von MarshallHal l,Romberg u. A.angedeuteten "Weg betreten zu haben, um die Physiologie der Fallsucht versuchs- mässig zu begründen, und glauben dabei allerdings mehrere That- ‚sachen gefunden zu haben, die von Wichtigkeit für die Theorie der ' -Eallsucht ‘sind: Dass zu derselben Zeitso bedeutende: F orscher, wie 94 Herr Brown-S&quard in Frankreich und Herr Schroeder van der Kolk in Holland (dessen neuere Forschungen über Fallsucht Herr Brown-S&quard noch nicht zu kennen scheint), zu vielen, den unseren gleichlautenden oder doch nahekommenden Ergebnissen gelangt sind, das spricht um so mehr für die Genauigkeit unsrer eignen Versuche, als HerrBrown-Se&quard,H. Schroeder van der Kolk und wir auf sehr verschiedenen Wegen dieselben That- sachen constatirten. Das ist begreiflicherweise uns eben so erfreulich, als es die Lehre von der Fallsucht selbst um einen grossen Schritt fördern muss. | Herr Brown-S&quard wahrt den alten Aerzten die Priorität der Erkenntniss, dass die Krämpfe bei Verblutung warmblütiger Thiere denen bei Fallsucht ähnlich seien. Diese Verwahrung war gewiss überflüssig, da wir. selbst in unsrer Einleitung die Geschichte dieser Erfahrung mittheilten und fast jedes Lehrbuch der allgemeinen Pa- thologie davon spricht. ‚Wir eignen uns nur das Verdienst zu, eine genauere Beschreibung dieser Krampfanfälle geliefert zu haben, als vor uns geschah. Ebenso konnte es uns nicht einfallen, die Entdeckung der Ueber- einstimmung zwischen den Krämpfen bei der Strangulation und der | Fallsucht für die unsere auszugeben. Wir erkannten die Verdienste M.Halls an und hätten nichts einzuwenden, wenn H.Brown-S&quard selbst bis auf Homer zurückginge, der von den aufgehängten Mägden der Penelope bekanntlich erzählt: | „Also hingen sie dort an einander gereiht mit den Häuptern, Alle die Schling’ um den Hals, des kläglichsten Todes zu sterben, | Zappelten dann mit den Füssen ein Weniges, aber nicht lange.“ | (0d. XXI. 471.) | Herr Brown-S&quard nimmt für sich selbst die Priorität der Auffindung einiger wichtiger Thatsachen, die wir ebenfalls ge- funden haben, in Anspruch, z. B. dass die Krämpfe bei Verblutung nicht vom Grosshirn ausgehen, dass nur der epileptische Schwindel hier seine Quelle habe, dass eine Verengerung der Grosshirngefässe epileptischen Schwindel verursachen könne, dass die Quelle der Zuckungen in den hinter den Sehhügeln gelegenen Theilen des Ge | | | 95 hirns zu suchen sei u. s. w., und beruft sich auf seine Researches on Epilepsy, Boston 1856—57, auf seine Mittheilungen dieser Unter- suchungen in dem Boston med. and surg. Journ. Nov. 1856 — Oct. 1857, und auf die Veröffentlichung einiger der hier aufgestellten neuen Theorien in einer Mittheilung, die er der Med. Gesellschaft des 12. Arrondiss. von Paris im October 1856 gemacht hat. Jedoch istH.Brown-S&quard sogerecht, anzuerkennen, dass wir unsere Erfahrungen unabhängig von seinen Veröffentlichungen gewonnen haben und dass wir, was uns die Hauptsache und für die Wissenschaft das Erspriesslichste diünkt, grösstentheils auf anderen Wegen dazu gelangt sind. — Wir hegen die Ansicht, dass der Nachweis einer Priorität nur insofern Bedeutung habe, als er vor dem Vorwurfe eines unehrlichen Plagiates schützt, oder in- sofern er zur Verbesserung der Lebensstellung des Entdeckers noth- wendig erscheint. Der Ruhm selbst aber, diese oder jene Entdeckung zuerst gemacht zu haben, däucht uns zweifelhaft, da nur wenigen grossen Genien der Gegenwart beschieden sein dürfte, die nächsten Jahrhunderte zu überleben. Die Zahl der talentvollen und eifrigen Forscher ist zu gross, und die genaueren Methoden der Forschung sind selbst auf unsrem medicinischen Gebiete allzusehr Allgemeingut geworden. — Wir würden uns deshalb keineswegs betrübt fühlen, wenn H. Brown-S&quard die Palme der Priorität davon trüge, da wir in diesem Falle keinen besonderen Nutzen davon ziehen können. Doch müssen wir bemerken, dass unsre Versuche bis zum Winter 1854—55 zurückgehen, dass seit jener Zeit viele Aerzte von Auszeichnung Zeugen derselben waren, und dass die Ergebnisse derselben schon am 5. December 1856 und 9. Januar 1857 in dem hiesigen, kurz zuvor begründeten, naturhist. medic. Vereine mit- getheilt wurden. (Vgl. Verhandlungen des naturhist. medie. Vereins zu Heidelberg N. I.v. J. 1856 und 1857). — Wenn also Herr Brown- S6öquard behauptet, dass die Wahrheiten, die wir unabhängig von ihm und gleichzeitigmit ihm oder sogar noch früher als er, aufgefunden haben, uns nicht angehörten (um uns dieses sonderbaren Wortes zu bedienen), so müssen wir dagegen mit 96 Entschiedenheit protestiren. Herr Brown-S&quard ist ein viel zu erfahrener Experimentator, als dass er, falls er unsre Schrift genau durchgelesen hat, nicht die Ueberzeugung gewinnen sollte, eine derartige Arbeit, — das Ergebniss von mehr als 100 müh- samen Vivisectionen und eines sorgfältigen Studiums der Geschichte der Unterbindung, Compression und Thrombose der grossen Hals- und Kopfgefässe, — könne anders, als durch mehrjährige Thätigkeit nach einem vorgesteckten Ziele hin gewonnen werden. Und dennoch glaubt er, an einem Federstriche von seiner Seite genüge es, den Stimmberechtigten der wissenschaftlichen Republik die Ueberzeugung aufzudrängen, dass gerade mehrere der wichtigsten Thatsachen, die wir feststellen, „uns nicht gehörten“, und dass unser Verdienst, wie er sagt, nur in dem Versuche beruhe, dasselbe leisten gewollt zu haben, was e, wirklich geleistet hat? *) Einige unserer Sätze nennt Herr Brown-S&quard ungenau, und mehrere 'Schlussfolgerungen irrig. So hatten wir behauptet, die fallsuchtartigen Zuckungen bei der Verblutung rührten nicht von dem Riückenmarke her, da beim Kaninchen die Anämie dieses Or- ganes in der Regel nur Lähmung, selten einige leichte zitternde Bewegungen bewirke. Herr Brown-S@quard giebt das letztere zu, bemerkt aber, dass bei anderen Warmblütern, z. B. einem Hammel nach M. Hall, bei den Vögeln und selbst, jedoch in geringerem Grade, bei der Katze und zuweilen auch beim Hunde nach seinen Erfahrungen Zuekungen eintreten, wenn das Rückenmark plötzlich geines Blutes beraubt würde, zumal wenn man es durch einen Schnitt in der Nackengegend vom Gehirne trenne. Er glaubt deshalb un- seren Satz dahin modifieiren zu müssen: „Die fallsuchtartigen Zuckungen bei Verblutung rührten nur zu einem kleinen Theile vom Rückenmark her.* #) Wir bemerken noch ausdrücklich, dass unsere Schrift, deren Druck RB un- sere Schuld sich verspätete, dennoch sehon im Juli 1857 im deutschen Buch- handel erschien, während das Werk des Herrn Brown-Se&quard in Boston erst im October oder November desselben Jahres vom Stapel gelaufen zu sein scheint, 9 Indem wir'den Versuch von M. Hall an dem besagten Hammel, wie ‘wir dies schon ausführlich Seite 6 und 7 unsrer Abhandlung dar- legten, abermals für roh und unbeweisend erklären, haben wir den- noch nichts gegen die etwas andere Fassung unseres Satzes von Herrn Brown-S&@quard einzuwenden, falls seine eigenen Versuche an Vögeln, Katzen und Hunden wirklich! beweisender sind als der von M. Hall. Wirhielten jedoch in diesem Falle die Fassung von Brown-S&quard für noch genauer, und mit dem Er- gebnisse unsrer und seiner eigenen Versuche übereinstimmender, wenn sie lautete: „Die fallsuchtartigen Zuckungen bei Verblutung rüh- ren nur zu einem kleinen Theile bei gewissen Thierarten oder Thierindividuen vom Rückenmarke her.“ Daraus folgt aber eben, dass die Rolle des Rückenmarks (oder doch nach un- seren Versuchen .desjenigen Rückenmarkes, welches vom obersten -Dritttheile des Halsmarkes sich abwärts erstreckt) beim Zustande- kommen ‘der fürchtbaren Zuckungen verblutender Thiere eine sehr. untergeordnete sein müsse, wie, wir ‚dies besonders noch in dem Satze 23. (bei H. Brown-S&quard 22). behaup- ten. Auch bemerken wir, dass uns Versuche von, Compression der Aorta. des Bauches bei Menschen kekanut sind, die constant Lähmung, nie aber Zuckungen zur Folge hatten. Herr Brown -S&qward sieht. ferner ‚die eigentliche Ursache der Zuckungen bei der Verblutung und Erwürgung in einer Vergiftung des Gehirns durch Kohlensäure, während wir es wahrscheinlich zu machen suchten, dass sie auf die plötzlich unterbrochene Ernährung zurückzuführen seien und eine Reihe analoger fallsuchtartiger Zuckun- gen: nach den verschiedensten Einwirkungen unter dieses. Schema unterzubringen versuchten.‘ Da uns das Werk des Herrn, Brown- S,@quard über Fallsucht, worin er seine Theorie näher zu begründen unternommen hat, bis jetzt, nicht zugänglich ‚war, so‘ können. wir nicht beurtheilen, ob seine Gründe geeignet sind, Proselyten in uns zu gewinnen, und wir wollen vorläufig ınehrere gewichtige Bedenken dagegen zurückhalten, Moleschott, Untersuchungen. V. =! 98 Auch hat H. Brown-Se&quard drei unsrer Corollarien unrichtig, übersetzt und sie deshalb nicht verstanden, womit aber ihre Unrich- tigkeit natürlich nicht bewiesen sein kann. 1) Wir sagten nicht, dass die Blutarmuth bei Verblutung oder Unterbindung der vier grossen Schlagadern des Halses die kleinen Arterien, die Haargefässe und die kleinsten Venen der Schädel- höhle in gleicher Weise, sondern vorzugsweise, also mehr, als die grossen Gefässe betreffe, und H.Brown-S&quard berichtigt somit am betr. Orte nur einen Uebersetzungsfehler, den wir nicht verschulden. 2) Der Satz 28 (bei H. Brown-S&quard 27) besagt nur, dass wir bei Unterbindung der Halsvenen oder bei gleichzeitiger Unter- bindung der Halsvenen und Durchschneidung der sympathischen Grenzstränge des Halses an Kaninchen keine wahren epileptischen Anfälle entstehen sahen, sondern Anfälle von einem mehr apoplektischen Charakter, ausgezeichnet durch sehr lang- sames schnarchendes Athmen und zuweilen von leichten Zuckungen begleitet. Wir führten in unserer Abhandlung zahlreiche pathologische Beobachtungen vom Menschen an, welche es wahrscheinlich machen, dass die venöse Congestion des Gehirns auch hier keine ächte Epi- lepsie, sondern Apoplexie mit Glottislähmung, verlangsamtem Athmen und bisweilen begleitet von leichten Zuckungen herbeiführe. Was dagegen H. Brown-S&quard übersetzt, verstehen wir ebensowenig, als er, weil es in der That keinen Sinn hat. 3) Wir behaupten nicht, dass der Laryngismus die Quelle der fallsüchtigen Anfälle sei, sondern dass er eine Quelle derselben sei, eine Quelle von vielen. Endlich sei bemerkt, dass Herr Brown-S&quard gelegentlich unseres Satzes: „Das linke Herz sei nicht immer das primum moriens unter den muskulösen Organen“, nicht nöthig hatte, auf seine so oft von ihm besprochenen Versuche über Todtenstarre zu verweisen, da diese allenthalben eines verdienten Ruhmes geniessen. Heidelberg, den 30. März 1858. A. Kussmaul. — A Tenner. _— ——— Czermak. Beiträge zur Kenntnils der Beihilfe der Nerven zur Speichelsecretion.. HEHE EEE HHH HE HH = H H # & H Bo Hr s H SH + HEHE H HE HH FEH HEHE HEHE == E : EEE E n HE B Hi H EEREEBEREE Hi H HH HE ä # : E HH = Bi = BIHe B HHEHRES HE Hi H En H HEHE # HEHE # : H H EEBHEER HEHE HH HE } je FHEEHEHE EHE H EERREEEFHEEE H EHEBHH H HE HH HESHHENE EHE FE EHRE HERNE HEHE Eh = BEER HERE SEHEN HH 325233 1. Hr H E # Hi # Bee : zEE H a BEE = H BE H PER BEE HEEEEERSE H use Serarısa Hr + . BEE Fr H Hi ee: EEE = en HE: HEHE # B Bine men A EI wi =. a ER j- u N ‘ oe Si | Ser ° SQ SS S NN N 5 DS N SE. x RR Moleschott , Untersichungen, IV’. Band. vn. Ueber die Dauer und die Anzahl der Ventrikel-Contractionen des ausgeschnittenen Kaninchenherzens. Von Joh. Gzermak und 6. v. Piotrowski in Krakau. "Aus den Sitzungsberichten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften von Herrn Czermak mitgetheilt. Ein: ausgeschnittenes Herz schlägt, 'sich selbst überlassen, be- kanntlich noch einige Zeit fort, indem'es' innerhalb: seiner Muskel- wandungen ein automatisch. erregendes Organ besitzt: Mit Wahr- scheinlichkeit verlegt man dasselbe indie, in der Herzsubstanz zer- streuten Ganglien. Die Wirksamkeit ‚dieses Gangliennervensystems, welches man das musculo-motorische genannt hat, ist'an verschiedene edingungen geknüpft, namentlich an die.Gegenwart 'von ‚0 haltigem Blut in den Herzgefüssen, an die Erhaltung einer bestimmten Tem- peratur, ‚und ‚endlich auch an die Zustände der im Herzen verästelten ern der N. vagi. Dr Durch eine hinreichend starke Reizung dieser Vagusfasern, welche das sogenannte regulatorische Nervensystem des Herzens. dar- sllen, wird bekanntlich die‘ Herzthätigkeit in Diastole gehemmt. Man ist noch nicht im Klaren, wie diese Wirkung des Vagus lie Herzbewegungen zu Stande kommt ; ob die Vagusreizung die Wickelung selbst oder nur die Fortleitung‘der nach ‚übertragbaren Krüfte des musculo-motorischen Nervensysters ? @holt, Untersuchungen. YV. 8 100 In dieser Beziehung*) schien es uns von einiger Wichtigkeit, zu ermitteln, wie lange und wie oft das ausgeschnittene Herz noch schlägt, je nachdem die Vagi vorher durchschnitten oder einige Zeit hindurch und während des Ausschneidens elektrisch gereizt worden waren. Wir haben dieser Untersuchung, mehr als 60 Kaninchen und viele Stunden in den Monaten Februar bis Juni 1. J. geopfert. Nichtsdestoweniger verkennen wir durchaus nicht, dass die ver- hältnissmässig bedeutende Zahl unserer Versuche noch viel zu gering ist, als dass einige der von uns erhaltenen Zahlen grosses Vertrauen beanspruchen könnten, obschon andere derselben allerdings kaum einen Zweifel über ihre allgemeine Gültigkeit zulassen. Es ist uns von vornherein klar gewesen, dass es uns unmöglich sein würde, bei der Ermittelung des Antheils der voraufgegangenen Vaguswirkung an der, als Function der sie erzeugenden Bedingungen aufgefassten, Leistung des ausgeschnittenen Herzens die übrigen, an diesem Vorgange sich betheiligenden Bedingungen: auch: nur: an- nähernd constant zu erhalten. Denn hierzu wären wenigstens Kaninchen desselben Wurfes, in gleicher Weise aufgezogen und unter möglichst gleichen Umstän- den untersucht, erforderlich gewesen, ‘da selhstverständlich ein und dasselbe Thier weder: zu gleicher Zeit noch zu wiederholten Malen, zu diesen Versuchen benützt werden kann. *) Beiläufig bemerkt auch hinsichtlich der durch Köllik er genauer bekannt ge- wordenen Wirkung der Chloroforminhalationen auf den Herzschlag, Wir, ha- ben schon im November und December 1856 Kölliker’s Angaben durch mehrere Versuche bestätigt, und zugleich die neue Thatsache gefunden, dass die eintretende Hemmung des Herzschlages nach Durchschneidung der Vagir nicht ganz. ausbleibt. Ueber die Erklärung, der Chloroformwirkung könn..: somit dieselbe Controverse angeregt werden, welche über die ganz analo ge Digitaliswirkung zwischen Traube und Stannius besteht. Wüsste ınan genau, welchen Einfluss. die voraufgehende Vagusreizung oder: Lähmung auf die Leistung des. aufgeschnittenen Herzens hat; so) könnte man|das Verlualten. des in verschiedenen Phasen der Digitalis- und. Chloroformwirkung Aausge- schnittenen Herzens zur Beilegung jener Controverse gar wohl nit, bei | nützen. Nr | 101 Das k. k. physiologische Institut in Krakau, dessen Gründung freilich erst einige Monate zurückdatirt, ist jedoch noch nicht im Be- sitze einer eigenen Kaninchenzucht, da zunächst noch dringenderen Bedürfnissen Rechnung getragen werden musste. Wenn wir uns nun nichtsdestoweniger auf diese Untersuchung einliessen, so lag der Grund einfach in der vielleicht nicht unberech- tigten oder doch verzeihlichen Vermuthung, es werde die zu variirende Bedingung (Vaguswirkung) einen viel grösseren Einfluss auf die Er- zielung von Differenzen in der Gesammtleistung (Thätigkeit des aus- geschnittenen Herzens) haben, als sich aus unseren Versuchsresultaten unmittelbar ergeben hat. Dass wir unter solchen Umständen die ganze Untersuchung nicht früher haben fallen lassen und jetzt mit einer zu dem gemachten Aufwande verhältnissmässig geringen Ausbeute an unzweideutigen positiven Resultaten vor die Oeffentlichkeit treten, findet wohl darin eine Entschuldigung, dass wir uns einerseits schon zu tief eingelassen hatten, um die Untersuchung sofort ganz abzubrechen, dass aber andererseits auch die Mittheilnng negativer Resultate mitunter för- derlich sein kann und selbst die kleinste positive Errungenschaft nie- mals ganz werthlos ist. Wir theilen im Folgenden 60 unserer Versuche (von Nr. 3 bis inelusive Nr. 62) mit, von denen 30 an Männchen, 30 an Weibchen angestellt wurden. Sie sind tabellarisch in drei correspondirenden Reihen zusammengestellt, je nachdem a) das Herz einfach ausge- schnitten wurde (Tab. II, A, 3), 5) vor dem Ausschneiden desselben die Vagi, so dass das Herz möglichst lange und möglichst oft in Diastole stillstand, elektrisch gereizt (Tab. I, A, B), oder c) durch- schnitten (Tab. III, A, 3) worden waren. Hinsichtlich der Ausführung der Versuche sei nur bemerkt, dass das Herz in allen Fällen nach rascher Eröffnung des Thorax in der Medianlinie und des Pericardiums, sammt einem Stücke der grossen Gefässe ausgeschnitten und ohne Zeitverlust auf ein Uhrglas gebracht, unter einer Glasglocke, unter welcher sich zugleich eine Taschenuhr mit Seeundenzeiger befand, beobachtet wurde, Die Anzahl der Schläge . « “ 102 der Ventrikel (die der Vorhöfe wurden vernachlässigt) notirten wir von 15 zu 15 Secunden, vom Moment des Ausschneidens an; für die letzten Schläge wurde die absolute Zeit verzeichnet. Von den Rubriken der einzelnen Tabellen bedürfen nur die mit „Locationsnummern“ überschriebenen Doppelrubriken einer kurzen Erklärung. Unter den Locationsnummern verstehen wir die Zahl, welche jedem einzelnen Versuche seine Stelle in der aufsteigenden Reihe anweist, die man erhält, wenn man sämmtliche 60 Versuche entweder nach der Dauer oder nach der Anzahl der Pulsationen an- ordnet. Jene Versuche, in welchen das ausgeschnittene Herz gleich lang oder gleich oft geschlagen hat, erhalten selbstverständlich die gleiche „Locationsnummer der Dauer“ oder „der Anzahl“. Die Summen der Locationsnummern geben Aufschluss darüber, welche der 6 Reihen von Herzen im Allgemeinen länger oder kürzer, häufiger oder seltener pulsirt hat, und dienen somit zur Controle der aus den absoluten Werthen berechneten Mittelzahlen. 9.18 0.08 | 2.198 Sg0.9PUzL :gpun F sur [oyrugumesan | = | 9.08 2.9 | ».me | ST-GEWIT SToım EEE 9.91 [427 joptur ir G 2 L.11 0.9 IIAT 9.91 gıg urops 2 [52 782 93.91 99.9 XII 9-97 012 jopru 98 12 868 9-91 09-9 DAT 2-91 erg wo 9% 68 987 0.97 12.9 ET 9-91 9.987 uropy 27 63 127 98-11 9.7 AIIX 0.81 = mu 98 »2 868 0-01 99.9 AX Lb.11 890L 55018 8 32 PL 08.6 SI.18 XIXXX 0.91 9.90P1 »s018 08 12 1gg <1.6 08.4 MIAIX 0-81 = jour LI 01 383 88.9 0-8 TA 0.21 — 55018 02 8 203 98.9 0.01 X uoyogroM 'f 98° 21 = = 9.28 6-18 298 sEguEl STEHIM a EEE ESS EEE EEE EEE EEE EEE EEE EEE 9.81 = wos ve 65 [323 Lv.98 8H.r IAXX 8-91 02 [ou 19 iv ggg Lv.13 0v.9 IA 0.21 - ss018 9% 9P 36% 08.21 03.7 IXX E23: = ss018 68 gg L0F S1.81 38.7 IUXX 0.21 012 Tour 32 18 £38 g1.21 08-21 MIX 0.21 = ss018 [33 87 veg 88.1L 01.9 IIIAX 8.91 822 Toyur 120 93 997 83.11 98-2 Ar 0-17 618 arop el 9% 108 Cr.0T 08-9 UXXX S.ıl = Toyyıur LE 87 vor 95.6 0r-8 1X 9.6 = wor? 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X, +15 — 18 1) Ben. X,10 — 15 ehe +4 er 3 | X,14 — 39 — 14 19 +45 | Die Abweichungen unter Voraussetzung der neuen Primärstel- lung sind zwar der Grösse nach gar nicht zu vergleichen mit denen, die sich oben ergaben, wenn man Meissner’s Primärstellung zu Grunde legt. Aber es ist hier besonders der Umstand herzorzuheben, dass sie alle nach derselben Seite liegen. Die aus meinen Beob- achtungen für R berechneten Werth, sind sämmtlich algebraisch grösser, als die nach dem Meissner’schen Gesetze berechneten ; hätte man also die Sehaxe nach diesem Gesetze in eine zweite Lage geführt, so wäre die in meinen Versuchen dazu gehörige Stellung des Auges zu Stande gekommen, wenn man es noch eine weitere Drehung um die Sehaxe oben nach rechts hätte vollführen lassen. Etwas Achnliches ergab sich (siehe $.206) bei Vergleichung mit den Rueteschen Beobachtungen ebenfalls. #) Natürlich wurden die Winkel bis auf eine Minute berechnet und hernach die Zahten abgerundet. 215 Die Beobachtungen, welche Meissner selbst am eigenen Auge mit Hülfe der Doppelbilder gemacht hat, stimmen übrigens mit den auf sein hypothetisches Gesetz gegründeten Rechnungen nicht besser als die meinigen. Meissner bezeichnet die Stellung der Sehaxe durch zwei Winkel, d und r; der erstere ist die Neigung der beziehlichen Lage der Visirebene*) gegen ihre Primärstellung; der zweite ist der Ergänzungswinkel zu dem Winkel, welchen die Sehaxe mit der Ver- bindungslinie beider Augenmittelpunkte einschliesst. Die Drehstel- lung des Auges um die Sehaxe giebt er auch durch einen anderen Winkel, den er mit # bezeichnet, an, als wir bisher thaten. Es ist nämlich der Winkel, welchen die Ebene des ersten Meridianes mit einer in der Sehaxe zur Visirebene senkrechten Ebene macht. Nach- stehende Tabelle **) enthält die aus seinen Versuchen bestimmten Werthe des Winkels 9, verglichen mit den von seiner Hypothese geforderten, d war in allen Fällen —=45°. % berechnet 3 gemessen r nach dem en in Versuchen 50 20,8. 00,54 8 30,19 10,53’ 10 40,6 20,37‘ 15 60,154 2,10 | 16 69,40‘ 30,50° | 17 70,5° 40,36‘ | Die Art, wie Meissner diese höchst auffallenden und constant nach derselben Seite ausfallenden Abweichungen der Erfahrung von seiner Theorie auszugleichen und jene Messungen sogar zur Stützung statt zur Stürzung der letzteren benutzen zu können glaubt, beruht auf einem höchst seltsamen Irrthume. Er glaubt nämlich, die Ab- weichungen seien in der Abweichung der Retinakrümmung von der Kugelgestalt gegründet und macht ***) diese Schlussfolgerung : „Der #) Die Ebene, welche die Sehaxe und den Mittelpunkt des andern Auges enthält. *#) 8, Graefe’s Arch. Bd. II, Heft 1. 8. 97. Beim O. 8: 9%. 216 Winkel $ ist der Winkel, welchen das Retinabild einer im fixirten Punkte zur Visirebene senkrecht stehenden geraden Linie mit der Trennungslinie identischer Netzhauthälften (unserem ersten Meridian) einschliesst. In einer Kugel wird nun der Flächenwinkel, welchen zwei durch das Centrum gehende Ebenen mit einander einschliessen, gemessen durch den Winkel, welchen die beiden grössten Kreise, die Durchschnittslinien jener beiden Ebenen mit der Kugeloberfläche, miteinander einschliessen. So berechneten wir den Winkel $, indem wir ihn gleichsetzten dem Flächenwinkel zwischen den Ebenen AFE und APE*). Dieser Winkel 4, dessen Schenkel rechtwinklig zur Durchschnittslinie AE (Sehaxe) der beiden Ebenen stehen, ist der grösste Winkel, den zwei je in einer der beiden Ebenen liegende Linien, die gleiche Winkel mit der Durchschnittslinie einschliessen, mit einander bilden können. Nun ist das Auge und speciell der hin- tere Umfang, nicht sphärisch gekrümmt, sondern nahezu ellipsoidisch. Denken wir nun in dieser wahren Gestalt des Auges das in obiger Weise zu einer Kugel reducirte Auge eingeschlossen, so werden wir die beiden Ebenen AFE und APE noch über die Kugeloberfläche hinaus fortgesetzt denken müssen, bis sie die Retina schneiden, und da ihnen diese nun jedenfalls eine von der Kugelgestalt abweichende Krümmung darbietet, so werden die beiden Durchschnittslinien der Ebenen AFE und APE mit der Retina, indem sie, wie jedenfalls angenommen werden darf, gleiche Winkel mit AE einschliessen, unter sich auf der Retinaoberfläche einen Winkel 91 bilden, welcher kleiner ist, ob der Flächenwinkel zwischen AFE und APE, kleiner also als der Winkel 9. — Somit darf aber nicht nur, sondern muss nothwendiger Weise erwartet werden, dass die einzelnen berechneten absoluten Werthe für 9 grösser sind, als die beobachteten für 31. * Gegen diese Schlussfolgerung an sich ist schon einzuwenden, dass die in Rede stehenden Durchschnittslinien der beiden Ebenen mit der Retina oder besser die Tangenten in ihrem Durchschnitts- %») AFE ist in der Figur, auf die sich M. bezieht, die oben bezeichnete Ebene, welche in der Sehaxe zur Visirebene senkrecht steht, APE die Ebene des ersten Meridians, 217 punkte ebenso gut genau auf der Sehaxe senkrecht stehen, wie die grössten Kreise auf einer hypothetischen Kugeloberfläche, vorausge- setzt, dass die Sehaxe das Retinaellipsoid im Scheitel trifft, in andern Fällen wenigstens so annähernd, dass höchstens eine Differenz von einigen Secunden, nicht aber von 2° und mehr in dem Winkel 9 auf diese Weise erklärt werden könnte. Uebrigens würden in andern Fällen die beiden fraglichen Linien auch nicht im allgemeinen gleiche Winkel mit der Sehaxe einschliessen. Ferner ist aber der erste Satz un- richtig, welcher die factische Unterlage der ganzen Schlussfolgerung ausdrückt. Meissner misst in seinen Versuchen keineswegs und kann auch gar nicht messen den Winkel, welchen ein lineäres Retinabild mit einer andern krummen Linie auf der Retina macht. Seine Versuche laufen vielmehr, wie sich von selbst versteht, hinaus auf Lagenbestimmung räumlicher Gebilde ausserhalb des Auges und zwar wird insbeson- dere allemal die Lage einer Geraden (wenn auch nicht ganz unmittel- bar) bestimmt, deren Bild auf den ersten Meridian der Netzhaut fällt. Somit kann Meissner aus seinen Versuchen die Lage der Ebene, die den ersten Meridian der Netzhaut enthält, folgern. Die Bestimmung dieser Lage durch den Neigungswinkel gegen irgend eine willkürlich gewählte Ebene aus Meissner’s Versuchen muss nothwendig ganz unabhängig sein von der Gestalt, der Curve, in welcher diese Ebene die Retinaoberfläche schneidet. Es änderte gar nichts an der Sache, wenn diese Schnitteurve ziekzackig wäre. Der aus den Versuchen abgeleitete Winkel 91 hat ganz dieselbe Bedeutung als Flächen- winkel, wie der in der theoretischen Ableitung mit der Bezeichnung 3 auftretende, beider Werthe müssten also in jedem speciellen Falle übereinstimmen , wofern die Theorie richtig sein sollte. Die Meissner’sche Theorie hat sich einen so grossen Beifall erworben — Ludwig hat sie z. B. in der neuen Auflage seines Hand- buches der Physiologie geradezu aufgenommen — dass wir nicht von ihr scheiden können, ohne einen Blick auf die innere Begründung zu werfen, die ihr Urheber angestrebt hat. Ihr muss die Theorie offenbar den grossen Beifall verdanken, da die Mängel der empiri- schen Begründung Niemandem entgehen konnten. Sehen wir daher 218 zu, ob nicht doch manche Lücke zu finden ist in der Kette von Schlüssen, durch welche Meissner sein Gesetz über die Augenstel- lungen gleichsam als a priori nothwendig ableitet. Vor allem scheint mir schon der Ausgangspunkt der theoretischen Betrachtungen bei Meissner, der sich auch in der Fassung seines Gesetzes (ich habe oben, um unseren Gedankengang nicht zu stören, eine etwas andere gewählt) zu erkennen giebt,'nicht der richtige, weil nicht der einfachste zu sein. Er geht nämlich von der Betrachtung der Bewegungen statt von der der Stellungen des Auges aus, und fasst sein Gesetz als ein Gesetz der Augenbewegungen, während sich doch offenbar hernach ‘durch Versuche nur ein Gesetz für die Augenstellungen prüfen lässt. Er behauptet namentlich, dass jede endliche Lagenveränderung des Auges bestehe in einer einfachen Drehung um eine feste Axe, deren Bestimmung freilich im allge- meinsten Falle ziemlich verwickelt ist. Hier müsste er schon, um nicht mit sich selbst in Widerspruch zu kommen, beschränkend hin- zufügen, „wenn nicht während der Lagenveränderung selbst be- stimmte stetig auf einander folgende Punkte fixirt werden“. Lassen wir z. B. beim Lesen die Fixationsrichtung einer gedruckten Zeile entlang gleiten, so kann diese Bewegung zwar wohl in einzelnen Fällen, aber nicht im Allgemeinen Drehung des Auges um eine feste Axe sein, vorausgesetzt, dass das Auge in allen Stadien derselben oder auch nur am Ende sich in einer nach dem Meissner'schen Gesetze möglichen Lage befinden soll. Der Grundgedanke der Meissner’schen Deduction ist nun] wohl der: die Bewegungen des Auges abzielend auf Veränderung der Fixationsrichtung müssen möglichst einfach bewerkstelligt werden. Die Einfachheit scheint er dahin zu deuten, dass es dem zu einem Augenmuskel gehenden Nerven erspart wird, während einer bestimm- ten absichtlich ausgeführten Bewegung vielfältig mit seinem Erre- gungszustande zu variiren, dass vielmehr ein Muskel, wenn er einmal zu einer bestimmten Bewegung in Anspruch genommen ist, auch während ihrer ganzen Dauer möglichst gleichmässig eontrahirt bleibe. Angenommen, dass für die Augenbewegungen dieses Prineip mecha- 219 nischer oder physiologischer Einfachheit maassgebend wäre, so würde daraus doch gewiss keineswegs die geometrische Einfachheit ‚der Drehungen folgen, wie Meissner zu glauben scheint, wenn ich ihn anders richtig verstanden habe. Um mich deutlicher auszusprechen, will ich einen concreten Fall setzen. Denken wir im Anfang alle Muskeln des Auges ruhend, dann werden sie sich mit der Spannung des Sehnerven und der andern mit dem Auge verbundenen Theile bei einer gewissen Lage der letzteren ins Gleichgewicht setzen. Denken wir uns jetzt die Nervenstämme dreier von den sechs Augen- muskeln geriethen in einen gewissen Grad der Erregung jeder in einen andern, aber für jeden bliebe dasselbe constant dauernd bis ins Unendliche. Der veränderte Zustand würde eine neue Gleich- gewichtslage erfordern, die sich unter geeigneten Voraussetzungen leicht berechnen liesse. Offenbar wäre dies der physiologisch ein- fachste Fall der Contraction und wenn ich Meissner richtig ver- standen habe, so müsste er nach seiner Meinung auch den geome- trisch einfachsten Erfolg in der Bewegung haben, d. h. es müsste in dem gedachten Falle nach seiner Meinung die Bewegung aus der Anfangslage in die Schlusslage Drehung um eine feste Axe sein. Ich für mein Theil traue mir nicht zu auszumitteln, wie diese Be- wegung, deren Anfang und Ende bekannt sind, stattgefunden haben mag, aber dass sie gerade eine einfache Drehung um eine feste Axe gewesen sein müsste, scheint mir eine unendlich geringe Wahrschein- lichkeit von vorn herein zu haben. Ich glaube, im Allgemeinen würde den die Augenmuskeln beherrschenden Nervencentren gerade eine ganz besonders schwierige Variation der Reize aufgebürdet, wenn die Drehungsaxe während einer ganzen endlichen Bewegung dieselbe bleiben soll. Die geometrische Einfachheit scheint mir der physiolo- gischen Einfachheit weit eher zu widersprechen, als sie zu bedingen. Wenn dies zugestanden wird, so fällt die theoretische Begrün- dung des Meissner’schen Gesetzes in sich zusammen. Ich unter- lasse es daher, dieser Begründung weiter im Einzelnen nachzugehen, wo sich übrigens auch bie und da nicht ganz vollkommen bindende Schlussfolgerungen aufzeigen liessen. 220 Von ganz anderen Vordersätzen ausgehend, habe ich mir eine Ansicht von dem physiologischen Prineipe der Augenstellungen gebil- det. Obwohl ich sie weder geometrisch zu formuliren, noch aus mei- nen vorliegenden Versuchen vollständig zu beweisen im Stande bin, kann ich doch ihre Mittheilung hier nicht unterdrücken, weil sie mir in der That a priori unangreifbar zu sein scheint und ich doch zu- nächst keinen Weg absehe, sie empirisch besser zu begründen. Richtet man die Sehaxe auf irgend einen Punkt im Raume, so werden im Allgemeinen unter den sechs Augenmuskelansätzen einige von den zugehörigen Ursprüngen weiter entfernt sein, als in der Lage, welche das Auge sich selbst überlassen einnimmt. Die betref- fenden Muskeln werden also, selbst wenn sie unerregt gedacht wer- den, eine erhöhte Spannung haben. Ferner werden im Allgemeinen auch andere Theile, die einerseits im Augapfel, andererseits an der Augenhöhlenwand befestigt sind, eine Zerrung erleiden und folglich eine Spannung, entwickeln. Unter diesen Theilen wollen wir, um nicht die Vorstellung bis zum Unentwirrbaren zu verwickeln, den Sehnerven allein berücksichtigen. In der 'That wird er ohne Zweifel unter ihnen die mechanisch hervorragendste Rolle spielen und wir. werden so trotz Unterdrückung der schlaffen Bindegewebsstränge und Membranen doch eine angenäherte Einsicht in den mechanischen Sachverhalt gewinnen können. Die Spannungen des gedehnten Seh- nerven und der gedehnten Muskeln streben natürlich, den Augapfel aus der gedachten Lage herauszubewegen, welche sie entwickelte. Soll er gleichwohl in derselben verharren, so müssen die bei ihr nicht über ihre natürliche Länge hinaus gedehnten Muskeln ihrer- seits Spannungen entwickeln, welche jenen Gleichgewicht halten. Spannungen können in den fraglichen Muskeln aber offenbar nur vorhanden sein, wenn sie sich im erregten Zustande befinden, für welchen ihre natürliche Länge kleiner ist, als die Entfernung zwischen Ursprung. und Ansatz, welche ihnen die in Rede stehende Lage bei- legt. Es kann demnach keine Lage des Augapfels (ausser einer einzigen) erhalten werden ohne dauernde Anstren- gung einiger der sechs Augenmuskeln. 221 Man weiss, dass die Seele zunächt nur ein Bewussstsein darüber hat, auf welchen Punkt des Raumes die Sehaxe gerichtet ist, und nur eine solche Richtung willkürlich anordnen kann, es koste welche Muskelanstrengung es wolle. Ist die Sehaxe einmal gerichtet, so kann die Seele keine Drehung des Auges um diese Richtung mehr verfügen. Sie wird also auch keinen veränderten Befehl zu den bei der betreffenden Lage activ angestrengten Muskeln schicken, wenn der Augapfel aus rein mechanischen, vor der Hand noch unbekann- ten Gründen irgend eine Orientirung um die willkürlich gerichtete Sehaxe annimmt, denn es ist ihr jede Orientirung gleich gerecht. Man kann sich also bildlich vorstellen, die Seele stellt die Sehaxe in irgend einer Richtung fest, so, als wenn ein fester Stift in derselben durch das Auge gestossen wäre, und nun machen es die Muskeln und der Sehnerv unter sich aus, wie das Auge um diesen Stift herum sich anordnet. Offenbar ist unter allen diesen unendlich vielen An- ordnungen eine, welche den bei der betreffenden Lage der Sehaxe activ contrahirten Muskeln weniger Ge- sammtanstrengung zumuthet als jeder andere. Dies ist nach meiner Ansicht diejenige Lage des Auges, welche es unter allen bei der fraglichen Sehaxenrichtung möglichen in Wirklichkeit einnimmt. Sie ist bei jeder Sehaxenrichtung eine unzweideutig bestimmte und es wäre somit durch die gegenwärtige Hypothese vor der Hand der empirisch feststehende Fundamentalsatz der Lehre von den Augen- stellungen erklärt, dass bei einer bestimmten Sehaxenrichtung das Auge nur eine einzige Stellung in der Wirklichkeit annehmen kann. Es wäre jetzt die nächste Aufgabe, aus den anatomischen Verhältnissen der Augenmuskeln und der Sehnerven mathematisch den Zusammenhang zu entwickeln zwischen der Richtung der Seh- axe und derjenigen Drehstellung um dieselbe, welche von den con- trahirten Muskeln ein Minimum der Anstrengung fordert. Dann wäre zu sehen, ob in den beobachteten Fällen Drehstellung und Sehaxenrichtung in demselben Zusammenhange stehen. An die defi- nitive Lösung dieser Aufgabe kann darum nieht gedacht werden, weil niemals die anatomischen Verhältnisse derjenigen Augen be- 222 kannt sind, an welchen die Beobachtungen angestellt werden können. Die blosse Entwickelung des in Rede stehenden Zusammenhanges in mathematischer Form auf Grund fingirter anatomischer Verhältnisse würde die kolossale Mühe nicht lohnen. Wir müssen uns damit begnügen, einige anschauliche Betrach- tungen in der angedeuteten Richtung anzustellen, die besonders da- rum nicht ohne Interesse sein dürften, weil sie auf die so oft bespro- chene teleologische Bedeutung der mm. obliqui ein sehr helles Licht werfen. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit zunächst dem Sehner- ven zu. Seine Eintrittsstelle in den Bulbus (die wir als Punkt denken) würde um den gelben Fleck oder um den Punkt, wo die Sehaxe die Retina schneidet, herum einen kleinen Kreis beschreiben, wenn man bei festgehaltener Sehaxe um diese eine volle Umdrehuug des Bulbus ausführte. Die Ebene dieses kleinen Kreises steht im Allgemeinen nicht senkrecht zur Verbindungslinie des Augenmittelpunktes mit dem foramen opticum, daher stehen von diesem letzteren nicht alle Punkte des kleinen Kreises gleichweit ab. Legen wir durch die Sehaxe und das foramen opticum, das wir auf einen Punkt reduciren, eine Ebene, so schneidet sie den Umfang unseres Kreises in zwei Punkten, von denen der eine die grösste, der andere die kleinste Entfernung vom foramen optieum hat. Auf diesen letzteren Punkt würde offenbar die alleinige Wirkung des nervus opticus dessen Eintrittsstelle um die Sehaxe drehend führen, wenn diese irgendwie in der gedachten Lage fixirt wäre. Ehe wir weiter gehen, wollen wir uns erst einige quan- titative Rechenschaft von der Raddrehung geben, welche so der Seh- nerv für sich hervorbringen würde. Wir müssen dabei irgend eine bestimmte Sehaxen- und Augenstellung als Ausgangspunkt wählen. Es empfiehlt sich dazu besonders diejenige, wo die Entfernung der Sehnerveneintrittsstelle vom foramen opticum ein minimum minimo- rum ist, wo also diese beiden Punkte mit dem Augenmittelpunkte in einer geraden Linie liegen. Bei dieser Stellung erleidet der Sehnerve gar keine Zerrung, und wenn man dem Augenmuskelapparate die- jenige vernünftige Zweckmässigkeit zutrauen darf, die man so oft mit Erfolg heuristisch anwendet, so ist er in dieser Stellung bei 223 vollkommener Ruhe im Gleichgewicht. Ohne Zweifel wird diese Stellung hervorstechende Eigenschaften besitzen und man wird namentlich geneigt sein, in ihr die Meissner’sche Primärstellung, zu finden. Damit stimmt es sehr gut zusammen, dass bei Meiss- ner’s Primärstellung die Sehaxe vorn, unter den Horizont (des Kopfes) geneigt ist, da nämlich wohl sehr häufig das foramen opticum höher liegt, als der Miftelpunkt des Bulbus. Freilich passen die sonstigen Bestimmungen der Primärstellung nicht ganz zu der in Rede stehenden Annalıme, namentlich dürfte sie der Medianebene nicht genau parallel und auch wohl nicht so tief unter den Horizont geneigt sein, wie Meissner will. Nach Ruete steht die Sehaxe horizontal nach vorn, wenn die Eintrittsstelle des Sehnerven in die Augenhöhle und in den Bulbus mit dessen Mittelpunkt in eine gerade Linie fällt. Wir wollen von dieser Annahme ausgehen, da sie die Vor- stellung am einfachsten macht und auf einer ganzen Reihe von Mes- sungen beruht. Nehmen wir nun an, die Sehaxe eines linken Auges würde in einer zweiten Lage festgestellt, bei der ihr vorderes Ende nach oben und aussen gerichtet wäre, und zwar gerade soweit nach aussen, dass eine durch sie gelegte Verticalebene das foramen opticum enthielte, dann müsste der Sehnerv das sonst um die neue Lage der Sehaxe frei drehbare Auge so weit herumziehen, dass seine Eintritts- stelle in den Bulbus in diese Verticalebene und zwar über den gelben Fleck zu liegen käme, Wir würden also eine Raddrehung von 1/2 r haben, denn der in der Ausgangsstellung horizontal gewesene Meridian würde jetzt vertical stehen. Stellen wir uns jetzt vor, dass wir der Seh- axe des zugehörigen rechten Auges dieselbe Richtung im absoluten Raume (also im Kopfe nach oben und innen) gäben, so würde ihm sein Sehnerv eine Raddrehung im entgegengesetzten Sinne (freilich klei- ner als %/2 x) ertheilen. Die Desorientirung der beiden Sehfelder gegen- einander würde alsdann eine unfehlbar störende Höhe erreichen. Halten wir das linke Auge in der gedachten Lage fest und rüsten wir es aus mit seinen 4 mm.reeti. Ursprung und Ansatz vom r. superior ı und r, externus werden alsdann näher aneinander liegen alsin der An- fangsstellung; dagegen wird der rectus inferior und internus gedehnt 224 sein. Stellen wir uns immer noch vor, die Richtung der Sehaxe würde ohnehin durch fremde Veranstaltungen festgehalten, so dass die mm. reetus externus und superior sich nicht anzustrengen braucht, so würde gleichwohl jetzt nicht mehr die vorhin abgeleitete Lage eine Gleichgewichstlage sein. Die in r. inferior und internus ent- wickelten Spannungen nämlich würden offenbar ein Moment ausüben, welches das Auge (oben rechts) zurückzudrehen strebt. Bei dieser Drehung wüchse dann aber auch wieder die Spannung des Sehnerven und es würde bei einer neuen Drehstellung sich das Gleichgewicht wieder herstellen. Sehr weit könnte sie von der vorigen nicht ent- fernt sein, denn die Momente der beiden gespannten Muskeln um die Sehrichtung als Axe sind jedenfalls sehr klein, da ihre Länge bei umgekehrter Drehung nur sehr langsam wächst. Die so gefundene Gleichgewichtsstellung wäre aber jedenfalls diejenige, bei welcher die beiden contrahirten Muskeln sich am wenigsten anzustrengen hätten, wenn sie in Verbindung mit einem allerdings immer noch nothwen- digen dritten Hülfsmuskel statt der vorhin fingirten fremden Veran- staltungen die Richtung der Schaxe aufrecht zu erhalten hätten. In der That hätten sie ja jetzt nur noch die Momente zu aequilibriren, deren Axe zur Sehaxe senkrecht stehen, da die Momente der pas- siven Spannungen um die Sehaxe einander selbst Gleichgewicht halten. In jeder andern Drehstellung wäre auch noch ein resul- tirendes Moment um die Sehaxe zu aequilibriren, was entweder bei zu grosser Elongation oben links vom Ueberwiegen der Muskelspan- nungen oder bei zu grosser Elongation oben rechts vom Ueberwiegen der Sehnervenspannung herrühren würde. Wir wiederholen: die so gefundene neue Lage der kleinsten Anstrengungen könnte sich un- möglich beträchtlich von jener Gleichgewichtslage unterscheiden, die durch die alleinige Wirksamkeit des Sehnerven bedingt sein würde. Sie würde also immer noch mit einer kolossalen Raddrehung ver- bunden sein. Ganz anders gestaltet sich die Sache, wenn man die mm. obliqui mitberücksichtigt. Dass wir im obliques inferior bei der gedachten Richtung der Sehaxe zunächst den oben nothwendig be- fundenen dritten activ betheiligten Hülfsmuskel haben, mag nur | | | | | 225 einstweilen im Vorbeigehen ‘erwähnt sem. Der obliguüs superior aber ist’offenbar bei‘ der soeben bestimmten Lage mit grosser Raddrehüng nach’links ausserordentlich gedehnt. Er würde also, wenn man nun’ wieder die Sehaxenrichtung durch eine fremde Veranstaltung festhielte und das Auge den rein physikalisch elastischen Kräften der Muskeln und des Sehnerven überliesse, den Augapfel um einen sehr beträchtlichen Winkel oben rechts wieder herumziehen, so dass sich in der neuen‘ Gleichgewichtslage die Ebene des ersten Meridianes nichtmehr weit vom Verticalismus im absoluten Raume entfernen könnte: Dass in der That die Veränderung, welche der obliquus superior in ‘dem Systeme hervorbringt, eine bedeutende’ sein müsse, geht unmittelbar aus seiner Zugriehtung hervor. Offenbar ist nämlich die Componente seines Momentes um die Sehaxe fast seinem gesammten Momente gleich, die entgegenwirkende Componente des Momentes des Sehnerven um die Sehaxe ist dagegen nur ein kleiner Bruchtheil des Gesammtmomentes des letzteren. Daher wird eine unbedeutende Spannung des obliquus superior (bedingt durch eine wenig‘ umfangreiche Raddrehung oben nach links) genügen, in Be- ziehung’ auf Drehungen um die Schaxe einer weit beträchtlicheren Spannung des Sehnerven Gleichgewicht zu halten. Obendrein wird in dieser Beziehung die Spannung des obliquus superior unterstützt durch die Spannungen der beiden andern gedehnten Muskeln. Diese zuletzt gefundene bedingte Gleichgewiehtslage ist nun meiner Ansicht nach diejenige, welche das Auge in Wirklichkeit einnehmen wird. Um noch einmal das Ergebniss vorstehender Betrachtung zu- sammenzufassen, könnten wir also die besondere Anwendung meines hypothetischen Prineipes auf die gedachte Richtung der Sehaxe nach oben und aussen, folgendergestalt aussprechen: Das Auge nimmt’ diejenige Drehstellung um die Richtung der Sehaxe ein, bei welcher die Spannungen der drei gedehnten Muskeln der Spannung des Seh- nerven Gleichgewicht halten in Beziehung auf Drehung um die Seh- axe, Das resultirende Moment dieser vier Spannungen um eine zur Sehriehtung senkrechte Axe wird aufgewogen : durch active An- strengung der drei nicht gedehnten Muskeln. Diese TROIBESUEE Moleschott, Untersuchungen V. 226 ist, kleiner als sie bei jeder andern Drehstellung, sein würde, ‚denn wenn ich, zu einer ‚solchen überginge, durch Raddrehung oben nach links, so, würde ‚durch Ueberwiegen: der Muskelspannung,, !wenn ich ‚durch, entgegengesetzte Raddrehung) dazu überginge »'durch: Ueberwiegen der Sehnerv enspannung. noch ein resultirendes Moment um die Sehaxe wach gerufen, dessen, Aequilibrirung der activen An- strengung der ‚drei nicht, contrahirten Muskeln zur Last fiele.. | Es ist leicht, unsere Betrachtungen zu verallgemeinern und 'na- mentlich auch auf die Fälle auszudehnen,' wo statt des ‚superior! der obliquus. inferior (gedehnt ist... Es springt alsdann) die Bedeutung. .der mm. obliqui, deutlich in die. Augen. Sie sind gewissermassen dazu bestimmt, den Sehnerven im Zaume: zu .halten‘\. Es, wäre ohne. die mm. obliqui —d. h. ohne ein Muskelpaar, dessen. Momentaxen' nahe- zu‘ mit, der Sehaxe zusammen fallen — ganz unmöglich, die Sehaxe schräg zu richten, ohne dass das Auge ausserordentlich um- fangreiche Raddrehungen erlitte. Hier ist es. nun), ‘wo die oben (8. 207), bei, Vergleichung, meiner ‚Messungen ‚mit den Rwete’schen gemachte Bemerkung; Bedeutung gewinnt. Ich sehe nämlich in. dem Umstande,, dass bei meinem, Auge der, erste, Meridian immer\oben stärker. nach rechts geneigt ist als bei Ruete’s Auge, nichts ‚anderes als den mechanischen Ausdruck eines besonderen anatomischen Ver- hältnisses, An meinem ‚Auge ‘wird nämlich, der obliquus superior sich mit grösseren elastischen Kräften der, Drehung widersetzen ‚sei es, dass er (sein musculöser Theil) kürzer, sei es, dass er dieker ist, als an Ruete’s Auge. Er muss \alsdann. nach ‚unserem; Prineipe allemal das Auge im Sinne seiner Wirkung .d..h., "eben oben ‚nach rechts weiter herumziehen, bis es sich, mit der‘ Spannung. des Seh- nerven ins Gleichgewicht gesetzt hat. Dass die Resultate unserer sowie auch der Meissner’schen und Ruete’schen Versuche dem Sinne nach. mit dem hier entwickelten Prin- cipe. übereinstimmen, ist leicht ersichtlich. Allemal ist die wirklich’beob- achtete Drehstellung, weder die, wo bei der bestimmten,Lage.der Sehaxe der Sehnerv für sich, noch die, wo die gedehnten Muskeln die. ‚kleimste‘ | Zerrung erleiden, sondern sie liegt immer zwischen;diesen beiden Ex; | 227 tremen, So muss eslaber'nach unserem Principe sein, ‚weil die Span- nung des Sehnerven’und die Spannung der gedehnten Muskeln immer in Beziehung auf Raddrehung in entgegengesetztem Sinne wirken. Ich habe aus leicht begreiflichen Gründen gar nicht versucht, die vorstehenden Betrachtungen allgemein mathematisch zu formuliren und die Forderungen der Theorie mit der Beobachtung quantitativ zu ver- gleichen. Gleichwohl habe ich die Mühe nicht gescheut, einen einzelnen Fall mit numerischer Rechnung zu verfolgen. Ich wählte die No. II,10 meiner Versuche ohne besondere Gründe, nur um eine in Azi- muth und Höhe ziemlich weit von der ursprünglichen entfernte Rich- tung der Sehaxe zu haben. Ich legte der Rechnung die zu Ruete’s neuem Ophthalmotrop benutzten Coordinaten der Muskelursprünge und Ansätze und der Eintrittsstelle des Sehnerven zu Grunde. Um die ohne- hin nur schematische und auf mehr oder weniger willkürlichen V oraus- setzungen ruhende Rechnung nicht unnöthigerweise zu eomplieiren, er- laubteich mir noch eine Vereinfachung. Ich redueirte die Ursprünge der vier recti auf einen Punkt, dessen Coordinaten jeden arithmeti- schen Mitteln aus den entsprechenden vier Ruete’schen Coordinaten gleich gesetzt wurden. In denselben Punkt wurde die Eintrittsstelle des Sehnerven in die Augenhöhle gesetzt. Ich will die Zugkräfte der 6 Augenmuskeln in der Reihenfolge rectus ‚superior, rectus inferior, rectus externus, rectus internus, obliguus superior, obliquus inferior bezeichnen durch Pı, Ps, Ps, Ps, P;, Ps. Die Zugkraft des Selnerven will ich bezeichnen durch N. Wenn man noch das Perpendikel vom Augenmittelpunkt auf die verlängerte Richtung des Sehnerven ausge- drückt in Theilen des Augapfelhalbmessers mit r. bezeichnet, so ergab die unter den gemachten‘ Voraussetzungen geführte Rechnung, dass in meiner Augenstellung II,10 Gleichgewicht herrscht, wenn ‚man hat Pı=-+ 1,07 Pa— 0,50 Pı+0,23P5+0,83 .r N Ps=— 0,48 P2-+1,07..Pı—0,64P5s+0,36,r N } A,L. Pe=—0.P2—0.P4+0,79Ps—0.r N *) *) Das Vorzeichen vor den Gliedern mit dem Faktor Null hat insofern seine Be- detitung, als er sich auf die 3. Dezimalstelle bezieht, die im Verlaufe der Bechnung noch mitberücksichtigt wurde. 16 * 228 Von der Lage 11,10. ging. ich nun zu zwei fingirten Lagen: über mit derselben Richtung, der: Sehaxe, aber mit andern Drehstellungen, so zwar, dass die.Lage: Il,10 zwischen ‚den: beiden fingirten gerade in der Mitte lag. : Ich ging von der Lage II,10.um: 8%, 6‘. nach‘ der einen und nach der'andern ‚Seite. Wäre also. die eine: oder die andere von diesen fingirten Lagen die! zul.der betreffenden Sehaxenrichtung gehörige in Wirkliehkeit) gewesen, ‚so hätte der Drehwinkel: D in Versuch II,10 (siehe Tabelle 8.204) entweder: -+ 13°, 64. oder 3°, 6 statt +5 betragen müssen. Die Wahl gerade dieser Winkel ge- schah darum, wei, 80, .6 der: grösste, Winkel ist, dessen Cosinus sich um weniger als ” von der Einheit und dessen! Sinus sich um weni- 1 ger als ;,; vom zugehörigen‘ Bogen unterscheidet. Hätte ich einen grösseren Winkelabstand der fingirten Lagen von der wirklichen ge- wählt, so hätte ich mir bei einer Rechnung auf 2'Decimalstellen die Vereinfachungen nieht erlauben. dürfen, die ich mir erlauben wollte. Für die’ erste der fingirten Lagen, welche entstanden wäre’ aus’ der wirklichen ‘durch Drehung des: Auges um "die Sehaxe' oben nach rechts, der also ein Winkel D —13s, 6! a würde, ergab die Rechnung Pı=+1,06Pa —0,+52 Pr+0,40Ps-+ 0,75 .r N B—=2057Ps+ 1,07 Pr 073 BP 0M.ır N VAR Ps=+0.P2=0.Pı-+0,75P;s—0.r N wenn Gleichgewicht bestehen soll. Für die zweite fingirte Lage 'er- geben sich als Gleichgewichtsbedingungen die Gleichungen =+ 1,08P2 — 0,51 Pı +0,21 Ps-+0,83.r N Ps=—-0,37 Pe+ 1,08 Pr — 0,56 Ps #0,25.r N } A,B3. P=-+0P—0.B}+0,82Ps—0.r N Um nun zu sehen, ob in der That die wirkliche Drehstellung un- ter allen möglichen ein Minimum von Anstrengung zu ihrer Erhal- tung erfordert, muss man’ mit den vorstehenden Gleichungen noch einige Umformungen vornehmen, zu’ deren: Ausführung die Kenntniss einiger anderen Grössen nothwendig ist, welche leider zum Theil durch ‚willkürliche Annahmen ersetzt werden muss. ‚Wir, dürfen, wohl vor Allem ungescheut unterstellen, dass die drei 'gedehnten‘ Muskeln, 229 rectus inferiör, rectus internus und obliguus.superior ‚sich: nicht im Erregungszustande befinde und: dass daher (die Gesammtanstrengung bloss von: den übrigen herrührt, so dass dieselbe =Pı + Pa +Ps zu setzen ist. Die Dehnungsgrösse (der' 3 gedehnten Muskeln: und des Schnerven kann &efunden werden, wenn man als nätürliche Länge irgend eine festsetzt ;ich'habe angenommen; die natürliche, Länge sei diejenige ‚ welche diese Gebilde haben, wenn die Schäx& gerade- aus. nach vorn gerichtet ist.» Ebenso kann die-Grösse| r in jedem Falle ermittelt werden. Die: Grössen: P auf: der. rechten ‚Seite des Gleichheitszeichens in unseren Gleichungen lassen sich demnach 'dar- stellen unter der Form P'=d. p. m., wo d.die numerisch ‘bekannte Dehnung, m ein allein von der Natur. der Muskelsubstanz’abhängiger, ihre Elastieität messender, also für die verschiedenen Muskeln gleich- zusetzender *) Factor ist; p wäre ein von der Form des! einzelnen Muskels ‚abhängiger Factor ‘in'erster Annäherung dem: Querschnitt direct, der natürlichen Länge; verkehrt proportional anzunehmen. Die Grösse N braucht nur in 2 Factoren d'n zerlegt zu werden, won eine von Form und Substanz des’ Sernerven gleichzeitig abhängige, die Blastieität messende Grösse, d’die "bekannte Dehnung bedeutet. Führt man die numerischen Werthe für d’und rin die Gleichungen ein und bildet die Summen,'so hat man für die’ wirklich beobachtete Augenstellung (TI,10) Ps+Ps4-Ps=(3,19 . pe+1,37 #125. ps) m+222.n. ..: Bil, für‘ die erste fingirte Pı+Ps-+Po=(2,45 »pe+1,65 .pa+0,76 . ps) m+3,11:m...vB2, für) die: zweite fingirte Pı+P3-+-Ps=(4,05 . pa+-0,97 pa+2,07 . p5) m+1,79 3m..., BB. Man sieht sofort in; vorstehenden drei -Gleichungen, ohne dass man die Werthe von pz, ps und ps numerisch zu‘ kennen brauchte, die Bestätigung eines Theiles der-oben' geführten Betrachtungen. Die Grössen p können jedenfalls nicht sehr von einander‘ verschieden sein, es muss also der Coefficent. von Mi in der zweiten Gleichung j | "y Weil auch’ vielleicht Hicht gänz Atrenf Pendinriien! 230 kleiner, in»der dritten 'grösser sein als in der ersten, Umgekehrt ist der 'Coeffieient von mn in‘der zweiten Gleichung; grösser, in: der drit- ten kleiner als in der ersten. Das heisst aber mit anderen Worten‘: Wenn wir von der wirkliehen Drehstellung' zu einer andern durch Raddrehung oben 'nach rechts übergehen, so fällt den zur Erhaltung der neuem Stellung. activ'thätigen Muskeln die; Spannung,.der gedehn- ten: Muskeln weniger, dagegen die Sehnervenspannung ‘in «höherem Grade zur: Last, als in der ersten. Gehen wir durch Raddrehung in entgegengesetztem‘ Sinne: vonder wirklichen Stellung aus zu ‘einer neuen über, so wird in der zur Erhaltung; derselben nothwendigen gesammten activen Anstrengung. der Summand grösser valsıbei der Ausgangsstellung, welcher von ‘der Spannung der gedehnten Muskeln abhängt, dagegen’ der, welcher von der Sehnervenspannung abhängt, kleiner. » In der‘'That ist aber diese Beziehung der wirklichen Dreh- stellung) zu zwei benachbarten, zwischen denen sie mitten! inne) liegt, eine ‚von. denjenigen, welche unser hypothetisches Prineip» von. der wirklichen Drehstellung» verlangt. Auf. den ersten Blick‘ ‚scheinen ferner ‚unsere. drei: Gleichungen die ‚aufgestellte Hypothese ganz vollständig) zu. bestätigen‘, d.h. sie scheinen auszusagen; dass ‚die gesammte ‚active Muskelanstrengüung (Prı+P3.-+Ps) für.die wirkliche Stellung, kleiner ist, ‚als für die, bei- den fingirten. Macht man nämlich die Annahme, | dass die-Coefhi- cienten! p2, ps, Ps untereinander gleich seien. —=p, und nimmt man ferner an, dass pm = en sei, d. h. dass für jedes: Millimeter 'Deh- nung der Sehnerv doppelt so, grosse Spannung entwickelt, als einer der Muskeln, so ergiebt sich für die wirkliche Stellung: die Ge- sammtanstrengung Pı + Ps+Ps=10,25. pın, für die erste Aingirte Pı+P3+Ps=11,08. pm, für»die,zweite fingirte ulsiolk) Pı + Pa-++Ps=10,57.. pm. Die zur Erhaltung der wirklich beobachteten Stellung erforder- lichen Gesammtanstrengung „erscheint, ‚also. unter. diesen, Annahmen 231 in der That als ein Minimum, wenn die Richtung der Sehaxe dieselbe bleiben soll und nur die Raddrehung veränderlich ge- dacht wird. Eur, (1 "So plausibel äuch die hier gemachten Annahmen an sich sind, so zeigt sich doch leider, dass sie mit den übrigen Grundlagen un- serer Rechnung unvereinbar sind. Unter ihnen nämlich würde P3 in den Gleichungen A einen negativen Werth bekommen, was offenbar nicht sein darf. "Ich darf nicht verschweigen, dass man unter der Bedingung P>0 über die Grössen p und n gar nicht so dispo- niren’ kann, dass Pi # Ps 4 Ps für die 2. fingirte Stellung grösser wird als für die wirklich beobachtete. Gleichwohl glaubte ich keines- wegs in diesem unerwünschten Resultate einer eigentlich doch nur beispielsweise durchgeführten Rechnung eine Widerlegung meines a priori gewiss überaus’ 'Wwährscheinlichen Prineipes der Augenstel- lungen‘ sehen zu müssen. Ich bin vielmehr der festen Ueberzeugung, dass lediglich eine unglückliche Wahl der ursprünglich in die Rech- hung eingeführten Zahlwerthe der Coordinaten der Muskelursprünge und Ansätze daran schuld ist, dass das Resultat der Rechnung die Hypothese nicht vollständig bestätigt. In dieser Ueberzeugung be- &tärkten mich gerade ‘die numerischen Einzelheiten der ungünstigen Resultate, die deshalb‘ hier noch kurz erwähnt werden mögen. Dis- poniren wir über die Grössen p und n folgendermassen : Da der rectus inferior länger, der’ obliquus stiperiör dünner ist als’ der rectus internus, so dürfte pa und ps kleiner angenommen werden als pa. Wir ‘wollen beispielsweise Pe == Pr und pp = p=0,7.p setzen. Es intıks aledänn m mindestens =!>3,4 P Angenommen “werden, wenn der Werth von Ps in keiner der'3' Stellungen <'0 werden soll. Setzen wir n = = 3,4. pP 80 ergiebt sich"hier die wirkliche en an na Pr, fr die’erste fingirte 1 aanumo 19 pm, für die zweite fingirte ’ ıldim oda Be iin ola Bi4 PS+P=H, 33. pin Eee wboiw ı j l a1 i Imawgı 232 | liold T 6} D Stellen wir das Resultat gra- ‘phisch dar, wie. es: in beiste- hender Figur geschehen ist. ‚ Die_ Abseissen . messen, die Drehstellung, um, die festge- : dachte $ehaxe , ‚ausgedrückt durch, den obem mit, D:-be- . zeichneten; Winkel. , Die Or- dinaten bedeuten die Summe der activen Anstrengungen, welche zur ‚Erhaltung der durch _die. zugehörige: Ab- seisse charakterisirten Stel- lung; ‚erforderlich ‚sind.; Die Curye, deren Ordinaten so die, Anstrengung als ‚F'unc- ' ja tion der Drehstellung dar- Tnssyab--noranllosmct ade stellen, dürfte sich etwa ‚den drei: berechneten Werthen zu- folge ausnehmen, wie die ausgezoge 5 in.der Figur. Das hiesse also, unter den (immerhin einigermassen willkürlichen) derRechnung. zu Grunde,ge- legten Annahmen fällt die Stellung, minimaler Anstrengung nicht, genau mit der wirklich beobachteten zusammen, Sie; wäre vielleicht;die durch D.= 0 gegebene. _Es wird, nicht: geleugnet werden können, dass kleine keineswegs ‚ausser dem Bereich der Möglichkeit liegende Ver- änderungen der Grundannahmen unsere, Curve ein wenig,hätten, ver- schieben können, so dass, sie,die Lage, der punktirten Linie in der Figur bekommen hätte, welche sie nach unserem ‚kypothetischen Prineipe haben müsste. _ yo&ı Ich habe mich übrigens nicht a ee Mühe, ‚unterziehen mögen, die Rechnung aufs Gerathewohl noch einige Male mit anderen | Coordinatenwerthen der Muskelursprünge und Ansätze zu wieder- 233 holen, weil doch keine Garantie vorhanden ist, dass man sich in der einen oder anderen Richtung den wahren Werthen mehr annähert. Ich glaube übrigens, die vorstehende Betrachtung ist geeignet, den scheinbaren Widerspruch der Rechnung gegen die aufgestellte Hypo- these zu heben. 888 ob ui sloia.tmıa serb dei aobasılıov aiarısd onisd doob fiow ‚anlod ‚tuodiue lo madinoW usıdaw, mob gandoil ‚moreban ober sah domgioog dei gautdanıtodl obmadelenor ‚sh sogindii odsishe 5 age sib nagog ee ob dawsgesobiW otedaisdoe ee, | 9 5 Die Alyeimen, messen..die | < ga ln rehsisilung, Ki en a 1gtächte Pirna ih ‚Aurch: don obem mi ;./s Seishneten; Wi i De diaaten beilentan.die Bump der_astirem Ausirgngangen, | - Welke, ‚zu. Echallung „der 1 durch, die: ürige: Ab. | .' wine ohamak erigik‘ Ing, er tordgpli Corye,, deren 9 j j die, Ana er BIIIERR ERNET RO AENTN Dr MR tion, dee Drahs Tue u ec stellen, duch ai | a 1 Air wungehien,, wie äle muagteagp 2 in derFinur.Dunh Iso, unter ion {im gechin einigermassen willkürlichan) der Rechorung‘ Age I«gten Annaimen Sullk die Stellung minimaler | mit der wirklich beobachteten zosnynen. Sic; wäre iel!eich Dis ‚D.gegeben. „Er wird, sicht gelangust. werden. Kinmen, dass ‚laine keing wage ‚atssen lem. Barsich sier:Möglichkaft ‚nderungen, dag, Grwränmalmem anserg,Unree cin werigjhiiäen, Spa, | hicben kömmein so das sie,.die Lunge An punktirten Einen der Dir bekonmien hätte, welche sie anch, wisepam Er | Prasipe haben mllaste.., Br 1. ” Jah babe mich abeigpne wicht der ansich, Miu 0 Ale ich uung fe Gh Vierten der 1% nen XIV. Ueber die reducirenden Eigenschaften des Harns ERmLr Menschen. Von Ernst Brücke*). Man hat bisher allgemein angenommen, der Harn gesunder Menschen enthalte keinen Zucker, weil er weder mit Hefe versetzt die Alkoholgährung eingeht, noch die Polarisationsebene dreht, noch bei der Trommer’schen Zuckerprobe einen rothen oder gelben Niederschlag von Kupferoxydul oder Oxydulhydrat hervorbringt. Durch die Gährung oder den Polarisationsapparat kann man be- kanntlich nur einigermassen bedeutende Mengen von Zucker nach- weisen, sehr kleine durfte man nur noch durch die Trommer’sche Probe zu entdecken hoffen; der ‘Schluss also, dass im Harn gesunder Menschen gar kein Zucker sei, stützte sich wesentlich auf das nega- tive Resultat der letzteren. "Man hat aber auch verschiedene ‘andere Mittel 'empfohlen, um kleine Mengen von Zucker im Harn zu entdecken. Da sich Trauben: zucker mit Kali bräunt, so hat Heller vorgeschlagen, den zu’ unter- suchenden Urin mit Aetzkali zu versetzen und dann zu erwärmen. Wenn’ er sich bräunt, schliesst‘ man auf Zucker. Stellt man diesen Versuch. mit dem Urin gesunder Menschen an, so wird man bemerken, dass es kaum einen solchen giebt, der sich nieht etwas bräunte. „*) Aus dem XXVIII. Bande der Sitzungsberichte, der mathematisch-naturwissen- schaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom Herrn Verfasser mitgetheilt. 236 Um sich hiervon zu überzeugen, füllt man ein Reagirglas mit Urin und Aetzkali- oder Aetznatronlösung, mischt durch Umgiessen in ein anderes gleich weites Reagirglas und theilt die Flüssigkeit dann so ein, dass sich die Hälfte in dem einen, die andere Hälfte in dem andern Glase befindet. Man erwärmt sofort das eine langsam, etwa bis sich die ersten Zeichen des beginnenden Siedens einstellen, und vergleicht es dann mit, dem>anderen; man wird |stets, finden, ‚dass' es: intensiver. gefärbt ist. Um sich zu überzeugen, dass;der Farbenunterschied nicht etwa von der Temperatur abhängt, kühlt man das Glas in Wasser. Die Differenz nimmt nicht ab; sie bleibt sich gleich oder nimmt noch zu. Diese Differenz ist freilich nicht der Art wie beim Diabetischen, dessen Urin aus blassem Strohgelb in tiefes Braun übergeht, aber sie ist immerhin merklich und oft bedeutend. Prof. Böttger hat in neuerer Zeit eine Zuckerprobe ‚vorge- schlagen, welche: darin besteht, dass man die; zu untersuchende Flüs- sigkeit mit Kali ‚versetzt, basisch salpetersaures Wismuthoxyd hinzu- mischt und kocht, Ist Zucker, darin,, so oxydirt‘ sich ‚dieser unter dem Einfluss des Kali und reducirt dabei das, weisse Wismuthsalz | | zu schwarzem. Wismuthpulver. Wenn. man.diese ‘Probe mit/dem Urine ganz gesunder Vengebet anstellt, so: wird. man. wiederum kaum jemals ‚einen, solchen, finden, | bei dem sich das Wismuthsalz nicht mehr oder, weniger dunkel: färbte, besonders’ wenn \manı das Erwärmen (nicht zw. kurze Zeit fortsetzt und!.die Probe,.auch noch eine Weile’ nachher beobachtet, indem ‚sich aus ‚der, Flüssigkeit beim Erkalten. oft, langsam. ‚schwarzes Wismuth herabsenkt. Die Flüssigkeit. selbst erscheint dabei dunkler, fast wie Rauch“ topas, und auf: dem‘ grauen‘ Bodensatze ‚lagert‘ sich "nach "und nach eine.“dünie, sammitschwar ze Schicht ab; se @ b Man könnte glauben, die Schwärzung rühre von Schwefelver- bindımgen im 'Urin her, welche den Schwefel im! unoxydirten Zu-| stande enthalten. 237 Man kann sich in jedem. einzelnen Falle durch einen: leichten Gegenversuch überzeugen, ob dies der Fall sei. Man mische zu dem mit Kali versetzten Urine statt des 'Wismuthsalzes etwas Mennige oder feingepulverte Bleiglätte und koche dann. Man wird finden, dass sich in der Regel, wenn kein Eiweiss zugegen ist, die Flüssigkeit nicht schwärzt und sich keine Flocken von Schwefelblei abscheiden. Die Sehwärzung des Wismuthsalzes rührt‘ also nicht von Schwefel- wismuth, sondern von Wismuthmetall her. "Wenn aber hier eine Reduction stattfindet, warum reducirt dann der Harn gesunder Menschen bei der bekannten Trommer’schen Zuckerprobe nicht auch Kupferoxyd zu Kupferoxydul? Die Antwort auf diese Frage lautet, dass eine: solche Reduction: in der That statt- findet, dass nur kein rother Niederschlag entsteht, weil die Fällung des Oxyduls durch einen andern Körper verhindert: wird. Um sich hiervon zu überzeugen, stelle man folgenden Versuch an. Man versetze ‚den Urin eines’ gesunden Menschen mit Kali und füge dann so viel: von einer verdünnten Kupfervitriellösung hinzu, dass die Flüssigkeit deutlich blau oder. blaugriün. gefärbt ist, nicht mehr; dann erwärme man. Man wird bemerken, dass: die blaue oder blaugrüne Farbe verschwindet und der gelben. ‚oder, braunen Platz macht. ‚Nun giesse man die Hälfte der Flüssigkeit in- eine Abrauch- ‚ sehale und schwinge sie darin herum, «s0 dass ‚sie rasch Sauerstoff aus, der Inutt absorbiren kann, und ıman-wird bemerken, dass sie sich mehr und mehr grün färbt. Um die Grösse der. Farbenveränderung zu beurtheilen, giesst man. die Flüssigkeit wieder in. ein, Reagirglas und' vergleicht sie mit der. anderen Hälfte der Probe; diese ist nach wie vor gelb, wenn man. sie aber längere, Zeit au der Juft stehen lässt, 80 färbt sie sich erst. oberflächlich und endlich m dex. ganzen Masse grün. Die Ursache dieser Erscheinung ist, wie Jeder leicht einsehen wird, die, dass, eine Oxydullösung sich zu ‚Oxydlösung oxydint, diese letztere ist an sich blau und giebt mit dem. dureh, die Einwirkung des Kali vertieften Gelb des Harns ‚grün. Wenn der Harn mit Kali erwärmt, wird, so zeigt; schon‘ der Geruch, dass sich Ammoniak entwickelt, und, ein mit. Salzsäure. be- 238 feuchteter Glasstab giebt,‘ in die Oeffnung des: Reagirglases einge- senkt, dieken Salmiaknebel. ' Es liegt also nahe, 'anzunehmen, dass das im Harn fertig gebildete und das durch Einwirkung von’ Kali auf andere Substanzen erzeugte Ammoniak das Oxydul in Lösung erhält. Wenn man zu ‚einer verdünnten Kalilösung weing ' Zucker und eine: ziemliche Menge Ammoniak hinzusetzt-und:' die Flüssigkeit durch Zusatz. von einigen Tropfen Kupfervitriollösung‘ bläut, ‘so kann man sie durch Erwärmen entfärben, ohne’ dass sich Oxydul ausscheidet, und lässt man dann die farblose oder vielmehr schwach gelbliche Flüssigkeit Sauerstoff absorbiren, so färbt sie sich wieder blau. Es zeigt dies zunächst, dass das negative ‚Resultat der Trom- mer’schen Probe uns nicht berechtigt, das Nichtvorhandensein von Zucker im Urin zu behaupten. | Auch ‘wenn die Ausscheidung von Oxydul‘ oder Oxydulhydrat nicht ganz ausbleibt, können die übrigen Bestandtheile des Harns doch das Aussehen der: Probe beträchtlich verändern. Oft stösst man auf Harn, der sich bei der Trommer’schen Probe mehr oder weniger stark trübt, aber weder das rothe Sediment von Kupferoxydul, noch das schön ‘gelbe ‘von’ Oxydulhydrat giebt. Die Trübung ist gleichmässig durch die ganze Masse verbreitet und diese bietet bald ein grünlich-graues, bald'ein lehmfarbenes, bald ein schmutzig-gelbes Ansehen dar. "Während von ‘der Oberfläche mehr oder weniger von einem grünlichen Lichte zerstreut wird, erscheint die Flüssigkeit im durchfallenden Strahle in der Regel gelb. Da diese Erscheinungen weder die gewöhnlichen der mit Erfolg angestellten Zuekerprobe, noch die des normalen Urins‘sind, so. findet‘ man sie mitunter als’ zweifelhaftes Resultat‘ "der Trommer’schen Probe eitirt. Ich habe sie in allen ihren Abstufungen' hervorgebracht, indem ich verschiedenen Proben von normalem Urin kleine Mengen von diabetischem hinzusetzte. "Es stellt sich nun. die‘ weitere Frage, ob die Fe Sub- stanz des normalen Urins Zucker sei: 239 Die tiefere Färbung, welche der. Urin, dureh, Kochen mit Kali annimmt, kann für sich allein, wohl {nicht als ausreichender Beweis dafür angesehen werden und eben so, wenig, möchte,)ich mir "nach dem Geruche der, mitKali gekochten Flüssigkeit ein Urtheil zutrauen. Andererseits müssen ‚wir zugeben, ‚dass, .das „Vorkommen. kleiner Mengen, von. Zucker, im Urin keineswegs unwahrscheinlich ‚ist,, ja wir kennen jetzt.zweierlei Quellen, aus denen er, möglicher. "Weise, herstammen kann. ‚Erstens kann er fertig gebildet aus dem Blute in den Urin übergehen ‚und zweitens könnte 'er. vielleicht im. Harne selbst; durch langsame, ‚Zersetzung, ‚aus Herrn Edward Schunck’s indigobildender Substanz ‚entstehen *).., In.der., That begegnen wir in, der Literatur einer Menge von, Angaben, nach denen Zucker im Harn enthalten war nicht nur ‚bei. diabetischen,, sondern. auch‘ bei anderen Individuen nach Resorption einer reichlichen | Mahlzeit, nach einem epileptischen Anfalle, nach Chloroform- oder Aether-Narkose während: der Schwangerschaft, während .des .‚Säugens ‚oder nach Unterdrückung der Milchseeretion .ete.; aber eben ‚so oft ist auch diesen Angaben widersprochen worden und die ‚Fragen ‚sind unent- schieden geblieben, meistens weil, wie wir oben. gesehen haben, die Beweismittel, welche man auf, ‚beiden. Seiten in ‚Händen hielt, kein volles Vertrauen verdienten. "Besonders erwähnen ‚will ich. hier den *) Man, erhält. dieselbe an Bleioxyd gebunden nach Herm Schunck’s Vorschrift, wenn man, den mit basisch-essigsauremBlei rein ausgefällten und filtrirten Harn mit Ammoniak versetzt und den dadurch entstehenden Niederschlag auf dem Filtrum sammelt, Zersetzte ich diesen Niederschlag mit Salzsäure, welche 220 Grammen OlH im Litre enthielt, so. setzte sich auf: der vom Chlorblei abfiltrirten dunkel gefärbten Flüssigkeit ein Häutchen von Indigo ab, ganz so, wie es Herr Schunck beschreibt; wenn ich aber den Niederschlag mit einer kalten verdünnten, Lösung von Oxalskure‘'zersetzte, 50 'erhielt ich eine selr blassgelbe Flüssigkeit, die gleich frisch untersucht, ' Zuckerreactionen gab, d. h. sie färbte sich mit Kali dunkler gelb, sehwärzte das basisch-salpetersaure Wismuthoxyd und reducirte aus Kupferlösungen in der Wärme eine kleine Menge schön rothen Oxyduls, , Wurde ‘dagegen der Niederschlag in Wasser aufgeschlemmt und mittelst, Schwefelwasserstoffgas zersetzt, so, liess sich vom Schwefelblei eine ganz farblose Flüssigkeit abfiltriren, die sich beim Concen- triren auf dem Wasserbade, grau-röthlich, fast violet färkte und in diesem Zu- stande reichliche Mengen von Kupferoxyd redueirte, 240 Streit, der in neuerer'Zeit'zwischen den Herren’Blot und Leconte vor‘der Pariser’ Akademie geführt wurde. Am6. October 1856 theilte Herr Blot der Akademie mit, dass der Urin vieler Schwangeren und aller Säugenden vom Beginne der Milchsecretion an Zucker enthalte. Er habe sich hiervon überzeugt, 1) durch die Reductionsprobe mittelst des liqueur eupropotassique, 2) durch die Bräunung mit Kali, 3) durch Gährung , &) durch den Polarisations-Apparat. Er gab sogar an, dass er in einem Falle 8 Grammen Zueker in 1000 Grammen Urin gefunden habe. Dagegen erklärte am 29. Juni 1857 Herr Leeonte in Rück- sicht auf diese Mittheilung, dass es ihm niemals gelungen sei, Alko- holgährung einzuleiten, und dass die Kupferreduction nicht von Zucker herrühre, sondern’ von verschiedenen Substanzen, zumeist von Harn- säure, die'im Urine der Säugenden in besonders reichlicher Menge enthalten sei. In der That machte auch bald darauf Herr N.'J. Ber- lin bekannt, dass die Fehling’sche Flüssigkeit beim Kochen mit etwas Harnsäure 'einen erst gelben, dann rothbraunen: Niederschlag gebe*). Dennoch ist die Frage durch Herm Leconte keineswegs endgültig entschieden. Es ist allerdings beachtenswerth, dass es ihm nie’gelang, Alkohelgährung einzuleiten, aber selbst wenn dies unmög- lich’ wäre ‚so würde’ dadurch nur die Abwesenheit verhältnissmässig grosser Mengen von Zucker erwiesen sein. Die übrigen Versuche, welche Herr Leeonte für die Richtigkeit seiner Ansicht und gegen Herrn Blot anführt, scheinen mir ihrer Natur nach nicht beweisend zu sein. Die Harnsäure wirkt zwar auf die Fehling’sche Flüssigkeit, aber sie reducirt das basisch-salpetersaure Wismuthoxyd. nicht und bräunt sich auch nicht mit Kali, während doch Herr Blot ausdrück- lich angegeben hatte, dass dies letztere mit dem Urin der Schwan- geren und Säugenden der Fall sei. Um. die gänzliche Abwesenheit des Zuekers im Harn der Säu- genden zu beweisen, füllte Herr Leconte den Urin mit neutralem *) Chemisches Centralblatt, ‘7. Oct. 1857, (Aus dem Journal für prakt, Chemie Bd. 71, 8. 184.) 241 essigsaurem Bleioxyd, die abfiltrirte Flüssigkeit reducirte noch, er versetzte sie deshalb mit Ammoniak und filtrirte wieder, das Filtrat gab bei der Reduetionsprobe kein Oxydul und eben so wenig die durch Zersetzen des Niederschlages' mittelst Schwefelwasserstoff er- haltene ‘Flüssigkeit. Es muss’ hier sogleich erwähnt werden, dass wenig Sicherheit vorhanden war, kleine Mengen von’Zucker in einer ammoniakreichen Flüssigkeit mittelst der herkömmlichen Reductions- probe (Herr Leconte bediente sich einer vorher zubereiteten alka- lischen Kupferlösung als Probeflüssigkeit) aufzufinden; aber selbst angenommen, es sei weder in der Flüssigkeit noch im Niederschlage Zucker gewesen, so macht sich Herr Leconte selbst den Einwand, dass sich derselbe in Folge der Einwirkung des Ammoniaks zersetzt haben konnte. Er schlägt deshalb noch einen zweiten Weg ein. Er versetzt 4 Litre stark sauren Urin einer Säugenden mit Essig- säure und dampft sie bis auf %/s ihres ursprünglichen Volums ein, versezt dann mit Alkohol von 380, filtrirt vom Präcipitat ab, verjagt den Alkohol und probirt mittelst der Kupferlösung. Er erhielt nur „une reduction insignifiante beaucoup plus faible que celle de lurine*. Da dieses Verfahren auch von Anderen für ganz sicher gehalten wird, so habe ich es näher geprüft. Ich setzte zu dem Urin eines gesunden Mannes so viel von dem eines diabetischen, dass bei der Trommer’schen Probe eine ziemlich reichliche Ausscheidung von sehr fein vertheiltem, sich schlecht absetzendem Oxydulhydrat erfolgte. Dann verfuhr ich nach Herrn Leconte’s Vorschrift. Beim Probiren des Rückstandes der alkoholischen Lösung erhielt ich während des Erwärmens kein Oxydul,, erst am andern Tage hatte sich aus einer \ der Proben solches abgesetzt. Nichts desto weniger war dieser Rück- ' stand stark reducirend; er schwärzte basisch salpetersaures Wis- muthoxyd vollständig und entfärbte beträchtliche Mengen einer ver- dünnten Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd ; zugleich aber ent- | wickelte sich ein stechender Geruch nach Ammoniak, welches die Ausscheidung des gebildeten Oxyduls verhinderte. Das Vorhanden- ‚ sein desselben wurde durch Reoxydation an der atmosphärischen. ‚ Luft bewiesen. Dies Verfahren leistet also für die Auffindung klei- | Moleschott, Untersuchuugen, Y. 17 242 nerer Mengen von Zucker keineswegs das, was man von ihm er- wartet hat. Ich untersuchte nun ohne Zusatz. von diabetischem 'Urin noch den Harn eines erwachsenen Mannes, eines Knaben von 8 und eines Knaben von 4 Jahren auf demselben Wege und fand, dass der er- wähnte Rückstand in allen drei Fällen basisch salpetersaures Wis- muthoxyd redueirte und kleine Mengen von Kupferlösung entfärbte, ohne dass jedoch Oxydul in Pulverform ausgeschieden worden wäre. XV. Ueber das Vorkommen von Zucker im Urin gesunder Meuschen. Von Ernst Brücke *). Vor einiger Zeit habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass der Urin gesunder Menschen sich mit Kali gekocht tiefer gelb färbt, und kleine Mengen von Wismuthoxyd und Kupferoxyd reducirt. Ich musste es aber zweifelhaft lassen, ob diese Erscheinungen von Zucker herrühren, weil es mir noch nicht gelungen war, denselben nach einer der Metlıoden, die zu seiner Abscheidung aus dem diabetischen Urin vorgeschrieben sind, auch aus dem gesunden darzustellen. Seitdem habe ich einen wesentlichen Fortschritt gemacht, indem ich Zucker- Kalı aus dem Urin gesunder Individuen abschied. Ich erhielt es zuerst aus Urin, den ich bei gewöhnlicher Tempe- ratur in flachen Schalen in der Zugluft eines schlecht schliessenden Fensters eingedunstet hatte. Es wurde erkannt: 1) Daran, dass die gelbliche Lösung, welche die farblos erschei- nende Substanz mit destilirtem Wasser gab, sich mit Kali gekocht tief bernsteingelb färbte und den Geruch nach Melasse verbreitete. 2) Dass dieselbe Lösung mit Kali und einer verdünnten Kupfer- vitriollösung gekocht schön rothes Kupferoxydul abschied. 3) Dass sie mit Kali und basisch salpetersaurem Wismuthoxyd ge- kocht das letztere durch Reduction schwärzte. *) Aus dem XXIX. Bande der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissen- schaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom Herrn Verfasser mitgetheilt. 17* 244 Ich war indessen mit diesem Erfolge nicht zufrieden. Es war durch denselben noch nicht bewiesen, dass im frisch gelassenen Harn Zucker fertig gebildet vorhanden sei. Nach den Versuchen des Herrn Edward Schunk *), kommt im Urin in wechselnder Menge ein Körper vor, der unter Einwirkung selbst schwacher Säuren, in Zucker und Indigoblau (eventuell Indig- roth, Anthranilsäure ete.) zerfällt. Er vergleicht diesen Körper dem in der Isatis tinctoria enthaltenen Indican, das so leicht zersetzbar ist, dass Herr Schunk einen eigenen Apparat construiren musste**), um die Lösung möglichst rasch bei gewöhnlicher Temperatur einzudunsten. Es war also möglich, dass sich Zucker erst während des frei- willigen Verdunstens gebildet hatte.. Mein Bestreben war deshalb darauf ‚gerichtet, das Zuckerkali, direet aus. dem frischgelassenen Harn abzuscheiden, und dies ist mir in der That gelungen. Ich habe nach einander den Harn von neun gesunden männlichen Individuen (sie- ben Erwachsenen und zwei Knaben) in Arbeit genommen, und in jedem konnte, ich Zucker nachweisen. Derselbe war darin in sehr verschiedener Menge enthalten, aber obgleich ich den Harn einiger Indi- viduen. mehrmals untersucht habe, so sind meine Versuche doch. nicht zahlreich genug, dass ich angeben könnte, unter welchen Umständen mehr, unter welchen weniger Zucker gefunden wird, wenn, man auch im vorhinein vermuthen kann, dass die Qualität und Quantität der eingenommenen Nahrung hier einen ähnlichen Einfluss wie auf den Zuckergehalt des Blutes ausübt. Ich will. deshalb nur noch meinVerfahren beschreiben; da dasselbe weder grossen Aufwand an Zeit noch besondere Geschicklichkeit ver- langt, so wird es gewiss bald dazu benutzt werden, der Zucker- ausscheidung des gesunden und kranken Organismus weiter nach- zuforschen. Zuerst versetze ich den Urin mit so viel starkem Weingeist, dass in der Flüssigkeit etwa %s absoluten Alkohols enthalten sind. *) On the oceurrence of indigo-blue in urine. Mem. of the. litterary ‚and phi- losophieal Society of’ Manchester. 7. April 1857. *#) Ibid. 15. April 1856. 245 Der Weingeist muss stark sein, damit man nicht zuviel Flüssigkeit bekommt. Ich bediene mich eines solchen, der 94.3 bis 94.4 Volum- procente eines Alkohols von 0.7951 Dichte bei 12° Reaumur enthält und füge davon 54 Kubikcentimeter zu je 10 Kubikcentimetern Harn. Dabei nehme ich gewöhnlich 200 Kubikcentimeter Harn in Arbeit, aber auch wo mir nur 50 Kubikeentimeter zu Gebote standen, konnte ieh noch Zucker nachweisen. Nachdem gemischt ist, warte ich kurze Zeit, bis der entstehende Niederschlag sich zusammenballt und senkt und filtrire dann in ein Becherglas. Zu dem Filtrat füge ich tropfen- weise unter stetem Umrühren nur soviel von einer alkoholischen Kalilösung, dass ein Tropfen der Flüssigkeit auf ein kunstgerecht bereitetes rothes Lakmuspapier geworfen dasselbe eben deutlich und entschieden bläut; dann bringe ich das ganze wohlbedeckt in ein kaltes Zimmer und Isse es daselbst 24 Stunden stehen. Am anderen Tage giesse man die Flüssigkeit vorsichtig aus und stürze das Becherglas auf Filtrirpapier um, damit dasselbe den Rest rasch aufsauge. Wenn das Filtrirpapier nichts mehr aufnimmt, so richtet man das Becherglas wieder auf und lässt es stehen bis kein entschiedener Alkoholgeruch mehr vorhanden ist. Man wird hierbei bemerken, dass der Boden und zum Theil auch die Wände des Glases mit einem krystallinischen Ueberzuge bedeckt sind. Diesen löst man in so viel kaltem destillirten Wasser auf, wie man eben nöthig hat, um die obenerwähnten drei Proben anzustellen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen enthält der Beschlag am meisten Zuckerkali, wenn er schön büschelförmig krystallinisch ist, so dass die Wand des Becher- glases wie eine leicht überfrorene Fensterscheibe aussieht, während grob körnige oder drusige Massen, die sich bisweilen finden, anderen gleichzeitig ausgeschiedenen Substanzen angehören. Einmal erhielt ich aus meinem Morgenurin eine dicke grobkör- nige sich leicht ablösende Kruste, aber sie enthielt nur wenig Zucker; ein anderes Mal erhielt ich aus meinem Nachmittagsurin einen dün- nen Beschlag, der der Glaswand genau das Ansehen einer überfro- renen Fensterscheibe gab und aus lauter festanliegenden, zierlich ge- 246 bogenen, palmzweigartigen Krystallbüscheln bestand. Dieser enthielt sehr viel Zucker. Aehnliches habe ich in anderen Fällen beobachtet. Was endlich die Proben selbst anlangt, so kann man sich hier zunächst der Trommer’schen Probe bedienen, ‚denn einerseits habe ich ‚mittelst,.der Murexidprobe niemals Harnsäure in dem Beschlage finden können, andererseits ist manı hier der Ammoniak bildenden Substanzen grösstentheils ledig. _Da dies indessen nicht vollständig der Fall ist, so darf man sich mit der Trommer’schen Probe nicht allein begnügen; es ist mir vorgekommen, dass sich das Oxydul oder Oxydulhydrat erst nach längerem Stehen ausschied, und einmal bil- dete sich beim Erwärmen nur ein, geringer blassblaugrüner. Nieder- schlag, der durch Kochen nicht mehr verändert wurde, während .die gleich darauf angestellte Kaliprobe durch die schön bernsteingelbe Farbe, welche die Flüssigkeit annahm, zeigte, dass auch dieser Urin nicht frei von Zucker gewesen war. Vorbereiteter Probeflüssigkeiten bediene ich mich nicht, weil sie eine für unseren Zweck überflüssige Complication bilden und allerlei Zufälligkeiten ausgesetzt sind. Ich füge, nachdem ich mit Kalilösung versetzt habe, eine sehr ver- dünnte Kupfervitriollösung tropfenweise so lange hinzu, als sich die gebildete Trübung noch durch Umschütteln wieder auflöst, und er- wärme dann. In Rücksicht auf die Wismuthprobe rathe ich namentlich hin- reichend lange zu kochen. Es entwickelt sich beim Erwärmen viel Gas bei einer Temperatur, die weit unter dem Siedpunkte liegt und bei der die Reduction des Wismuthsalzes nicht, ‘oder doch nicht so- fort, von Statten geht. Hierdurch darf man sich nicht täuschen las- sen. Ich entferne von Zeit zu Zeit das Reagirglas von der Flamme, und wenn sich dann beim Wiederannähern die ersten Zeichen des Stossens bemerklich machen, so sagt mir dies, dass die Flüssigkeit grösstentheils von ihrem Gasgehalt befreit und somit lange genug auf dem wahren Siedpunkt erwärmt gewesen ist. Was endlich die Kaliprobe anlangt, so ist sie in Rücksicht auf die Färbung keinerlei Zufälligkeiten ausgesetzt und hier, wo man es mit einer wenig gefärbten Flüssigkeit zu thun hat, immer sehr em- 247 pfindlich; dagegen wird der Geruch meistens durch Nebengerüche verdeckt oder kommt wegen zu geringen Zuckergehaltes nicht ge- hörig zur Entwicklung. In solchen Fällen habe ich manchmal den von Heller bei Beschreibung der Kaliprobe *) empfohlenen Zusatz von Salpetersäure nützlich gefunden; der Geruch wird zwar dadurch verändert, aber er ist auch jetzt in seiner Art charakteristisch und intensiver. Der Leser möge. entschuldigen, dass ich ein an sich einfaches Verfahren so weitschweifig beschrieben habe; Ausführlichkeit war hier nothwendig. Da der Zucker im gesunden Urin bisher so viel- fältig vergeblich gesucht war, wird es manchen befremden zu hören, dass er nun unmittelbar, ohne vorhergehende Concentration aus dem frischen Urin abgeschieden worden ist, und zwar in einer Verbindung, deren Darstellung man seit vielen Jahren in allen Lehrbüchern zur Isolirung des Zuckers und als Hilfsmittel bei der Harnzuckerprobe empfiehlt. Ich hatte deshaib die Beschreibung meines Verfahrens so einzurichten, dass jeder mit Sicherheit darnach arbeiten kann, in- dem ich sonst fürchten musste, durch meine Publication Anderen vergebliche Arbeit zu machen und zu unnützen Discussionen Ver- anlassung zu geben. *) Archiv für phys. und pathol. Chemie und Mikroskopie; red. v. Heller J. 1844. DRS orfaitung no wisueh + untl nee Snkn.do= Dreh are rg Sri eurer tnioikısabe ar | soblagelanäi: ‚(sicodacmolli horn er sun, io ea rs lcigman (*adorgilef ash, glindienisotl ind, rede Heine‘ doruhabi une bike alonıakh nobnzunbn rligaloihshia wenige | Ahdulseiteiatlosacdndrh acer sichsthirroner ummunade virsbulnev v Bel: apzen grösstenibaiie Jedi, „ea zgios, indemum vicht vaiorietgri ao Miet din] ai aloi« hesbı‘ ‚aepililuhnetue-ogönundbunge sipäbeidns ft zanip-ei dert blipräki: nalrroi dsboidteugdee ninlhingeeet j Fra rsdaidsdöd walls; 0 nemılabinelaivi dies asın re „sdorqusisunnidtteb ind dsstiwurliEN alsıchaisero Vedindehrel/ veadiomi-yundistdessAreiiindiodeab. 1: india ana eireeee oe u "upsobad iseitesäcı bronidie dansk: ‚oieamun oder stumm si ob- rolkrsinaideusäill-nowtiirum > wänubensadonen ushtindednbeoikdegier vebildene Fräbung unch ‚Agech Umechiitteln er »Arme-dann 10 1 Lo HT snlkn 40 echo Var wilenddı dodeng" wich Inage zu kochmm.. 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A. be- wiesene allgemeine Regel, dass die Gaumenklappe bei den reinen Vocalen luftdicht geschlossen ist. Auch meine neueren Ermittelungen „über das Verhalten des weichen Gaumens beim Hervorbringen der reinen Vocale“ **) haben ihn nicht eines Besseren belehrt, da sie die Existenz jener Regel, wie natürlich, als etwas allgemein Anerkanntes voraussetzen, und die Fühlhebelversuche in der That nicht geeignet sind und auch nicht zu diesem Zwecke angestellt wurden, das Vor- handensein eines Juftdiehten Gaumenverschlusses zu erweisen, wäh- rend die Wasserinjeetionen, welche Hr. Kudelka übrigens bequem findet, ganz zu ignoriren, die fraglichen Theile — wie ich selbst an- gedeutet habe ***) — unter etwas unnatürliche Verhältnisse setzen. Da Hr. Kudelka keine Thatsache, sondern nur ein unbrauch- bares Experiment 7) zur Widerlegung der alten richtigen Ansicht und zur Unterstützung seines Irrthums beibringt, so könnte sein Zweifeln an einer längst feststehenden Sache füglich unberücksichtigt bleiben; °) „Ueber H. Dr. Brücke’s Lautsystem“, Bd. XXVIII, 1858, **) Sitzungsber. Bd, XXIV, pag. 4. 1857. #89) L. c. pag. 6. +) 8. dessen kritische Beleuchtung in Brücke’s „Nachschrift« zu Kudelka's Abhandlung, pag. 91. 250 allein Brücke hat vollkommen Recht, wenn er meint, „dass man den Hunderten, welche sich in unserem Zeitalter mit den Sprachlau- ten befassen, ja gelegentlich über die Entstehung derselben schreiben, den Weg zeigen solle, durch einfache Versuche und leichte Kunst- griffe sich selbst eine Ueberzeugung zu verschaffen....., damit im Gebiete der Lautlehre nicht immer von Neuem ÜControversen auftau- chen, welche man längst für beseitigt halten sollte, * Dies die Veranlassung, wenn ich im Folgenden, behufs der Ent- scheidung der Frage, ob in einem gegebenen Falle Luft durch die Nase ausströmt, d. h. die Gaumenklappe offen ist oder nicht, ein solches leichtes. und einfaches Experiment empfehle, obschon es an sich als eine volksthümliche Probe zur Constatirung des eingetretenen Todes allgemein bekannt ist. Das Experiment ist in der That so trivial und naheliegend, dass ich Bedenken tragen würde, damit vor die Oeffentlichkeit zu treten, wenn es nicht, trotz seiner Trivialität ein unübertrefliches Mittel wäre, die immer wiederkehrenden Zweifel über die Betheiligung des Nasenverschlusses beim Hervorbringen der reinen Vocale ein für allemal zu erledigen und zu beseitigen. Um zu erfahren, ob beim Hervorbringen irgend eines Lautes Luft aus der Nase strömt oder nicht, halte ich nämlich einfach einen gewöhnlichen kleinen Handspiegel oder eine polirte Metallplatte, z. B. eine breite Messerklinge, in horizontaler Richtung unter die Nasenlöcher und beobachte, ob sich die blanke Oberfläche beschlägt oder nicht. Die leiseste Spur eines Lufthauches macht sich auf dem kalten Glase oder Metall sofort durch niedergeschlagenen Wasserdampf be- merklich. Diese Probe lässt an Empfindlichkeit, welche überdies durch Veränderung der Temperatur des Spiegels nach Belieben regulirt werden kann, nichts zu wünschen übrig, ‚und übertrifft auch an Be- quemlichkeit Brücke’s Versuch mit dem brennenden Wachsstock *) bei weitem. *) Grundzüge d. Phys. u. Syst. d. Sprachlaute, pag. 28. 251 Es kann sich nun Jedermann, der etwa noch zweifeln könnte, überzeugen, dass während des regelrechten‘ Hervorbringens der reinen Vocale keine Luft aus der Nase hervorströmt, und dass somit die Gaumenklappe bei der Bildung der Vocale ohne Nasenton factisch geschlossen ist. Um den Versuch recht sicher anzustellen , bringe man die mög- lichst rem intendirten Vocale continuirlich hervor, und schiebe den Spiegel erst dann unter die Nase, nachdem der Laut schon zu tönen angefangen, entferne ‘jedoch den Spiegel, bevor der Laut zu tönen aufgehört. Der Spiegel bleibt vollkommen blank und unbehaucht, während reine Vocale hervorgebracht werden. So wie man den Vocalen den Nasenton beigiebt, zeigt ein reich- licher Niederschlag von Wasserdämpfen auf dem Spiegel sofort das starke Ausströmen der Luft. durch die Nase und das Geöffnetsein der Gaumenklappe an. Hiernach könnte man geneigt sein zu vermuthen, dass reine und nasalirte Vocale sich bloss dadurch unterscheiden möchten, dass bei den ersteren die Luft durch den Mund allein, bei letzteren durch Mund und Nase zugleich ausströme. Diese Vermuthung wäre jedoch unrichtig, denn Brücke sagt schon in seinen „Grundzügen etc.“ pag. 28: „dass es sich von selbst verstehe, dass nicht der Ausfluss der Luft aus der Nase als solcher den Nasenton hervorbringe, sondern die Schwingungen der Luft in der Nasenhöhble. * Die Luft in der Nasenhöhle wird aber nur dann in merkliche Schwingungen versetzt, wenn die Menge der durch die Nase ausströ- menden Luft die durch die Stellung der hinreichend geöffneten Gau- menklappe in einem bestimmten Verhältniss steht zu jenem Luft- atrome, welcher seinen Weg durch den Mund nimmt. Deshalb nasalirte auch das von Brücke*) mit gewohntem Scharfsinne untersuchte Mädchen, dem das Gaumensegel durch Syphilis vollständig zerstört worden war, zwar alle Vocale, „aber *) „Nachschrift zu H Prof. Kudelka’s Abhandluug ete“ pag. 91. 252 keineswegs „alle so stark, wie sie ein Gesunder zu nasaliren im Stande ist. Der Grund hiervon lag aber in dem Mangel des Gau- mensegels, das bei uns, wenn es die Rachennasenöffnung nicht ver- schliesst, herabhängt und so den Weg, welcher der Luft gegen die Mundhöhle hin offen steht, beschränkt.“ Nach dem Gesagten darf es uns daher nieht Wunder nehmen, dass die Vocale selbst dann noch keinen sehr auffallenden Nasenton erhalten, wenn man die Gaumenklappe mit Absicht ein klein wenig öffnet, so dass sich der Spiegel, der in dieser Beziehung das Ohr an Empfindlichkeit bei weitem übertrifft, schon zu beschlagen anfängt, oder, dass manche Menschen, die aus Unachtsamkeit, Bequemlichkeit, übler Angewöhnung oder regelwidriger Beschaffenheit der Sprach- organe, unabsichtlich die Gaumenklappe nicht absolut luftdicht schlies- sen — was die Spiegelprobe augenblicklich anzeigt — doch nicht nothwendig eine merklich näselnde Aussprache zu haben brauchen. Uebrigens tritt bei sonst normalen Sprachorganen der zuletzt erwähnte ausnahmsweise Umstand am leichtesten hinsichtlich des @ ein, wasim besten Einklang steht mit der von mir zuerst experimen- tell ermittelten Thatsache, dass der mit der geringsten Hebung des Gaumensegels bewerkstelligte Nasenverschluss für @, auch viel weni- ger fest und innig ist als bei den übrigen Vocalen*). Aber selbst dann, wenn diese Unvollkommenheit häufiger vorkom- | men sollte, könnte sie die feststehende allgemeine Regel, dass die reinen Vocale mit luftdieht geschlossener Gaumen - klappe gebildet werden, nicht umstossen oder beeinträchtigen, da — sobald ausnahmsweise der Verschluss ‚nicht absolut luftdicht ausfällt — bei der übermässigen Emfindlichkeit, deren die von mir empfohlene Spiegelprobe fähig ist, auch solche Lufthauche schon deutlich angezeigt werden, welche noch von keiner akustischen Be- deutung sein können und daher nur als zufällige Mangelhaftigkeit der reinen Vocalbildung betrachtet werden müssen. ®»)L. e xvın. Einige Beobachtungen über die Sprache bei vollständiger Ver- wachsung des Gaumensegels mit der hinteren Schlundwand. Von Professor Johann Czermak. (Aus dem XXIX. Bande, 8. 173, Nr. 8 des Jahrganges 1858 der Sitzungsberichte der mathem,-naturw. Classe der kais; Akademie der Wissenschaften, vom Herrn Verfasser mitgetheilt.) Katharina D,, gegenwärtig 14 Jahre ‚alt, kam vor 2 Jahren mit Geschwüren am weichen Gaumen, den Gaumenbogen und der hin- teren Rachenwand behaftet auf Prof. v. Dumreicher’s Klinik und wurde daselbst als an Özaena scrophulosa leidend mit Jodglycerin- Einpinselungen ‚und adstringirenden. Gurgelwässern behandelt. Der Verdacht auf Lues erwies sich als unbegründet. Die Geschwüre wurden geheilt, dagegen konnte eine vollstän- dige Verwachsung des Gaumensegels mit der hinteren Rachenwand nicht gehindert werden, so dass endlich die Nasenhöhle von hinten her luftdicht verschlossen wurde. Die Patientin kann seither nur durch den Mund Athem schöpfen. Auch die angewendete Spiegelprobe*), welche die leisesten Spuren von Luftströmungen durch die Nase anzeigt, gab ein nega- tives Resultat; der luftdichte Nasenverschluss unterliegt daher zur Zeit der Untersuchung keinem Zweifel. *) Czermak, über reine und nasalirte Vocale. Sitzb. Monat Februar I. J. 254 Nichts desto weniger giebt die Patientin an, dass sie zuweilen im Stande sei, etwas Luft durch die Nase hindurchzupressen. Wenn diese Angabe nicht auf Selbsttäuschung beruht, so erklärt sie sich einfach aus einer theilweisen Lösung der Verwachung zwischen Gau- men und Rachenwand in Folge neuauftretender Ulcerationen, deren sich gegenwärtig wieder einige von sehr beträchtlicher Tiefe auf dem hinteren, etwas angeschwollenen Theile des Zungenrückens finden. Des Gaumensegel ist übrigens trotz seiner Verwachsung mit der Rachenwand nicht absolut unbeweglich, sondern kann nach Willkür stärker emporgewölbt oder mehr abgeflacht, gespannt oder erschlafft werden. — Die kleine Patientin, welche die beschriebene Missbil- dung ihrer Sprachorgane erlitten hat, wurde mir vor Kurzem durch Herrn Dr. Semeleder, dem ich hiemit öffentlich danke, vorgestellt, und ich benützte die Gelegenheit, einige Beobachtungen über ihre Lautbildung zu: machen, um so lieber, als dieser Fall ein seltenes Gegenstück zu dem von Brücke untersuchten interessanten Falle mit gänzlichem Mangel des weichen Gaumens *) abgiebt. Die Resul- tate der Untersuchung, welche ich zum Theile gemeinschaftlich mit Herm Prof. Brücke und Dr. Semeleder anstellte, sind folgende: 1) Die reinen Vocale a, e, o und w konnte das Mädchen ganz deutlich und gut aussprechen; das 7 jedoch lautete wie ein ge- quetschtes e, wenn es continuirlich und für sich allein hervorge- bracht werden sollte, während es doch im Flusse der Rede zwischen anderen Buchstaben deutlich genug ausgesprochen werden konnte, Diese Unvollkommenheit war vielleicht durch die im Folge der Verwachsung limitirte Hebung des Gaumensegels, welches beim z, wie ich früher**) durch Fühlhebelversuche zeigte, am höchsten zu stehen kommt, — obschon die normale, verschiedene Stellung des weichen Gaumens, wie Brücke’soben citirter Fall beweist, nur eine Nebenbedingung für das Hervorbringen der Vocale sein kann; offen- bar aber auch durch die geringe Biegsamkeit des Zungenrückens in *) Brücke, „Nachschrift , . .“ Sitzungsb. 1858, Bd. XXVIII, pag. 63. **) Sıtzungsberichte 1857, B. XXIV, pag. 4. 255 Folge der daselbst vorhandenen Anschwellung und Geschwürsbildung bedingt. 2) Vocale mit dem Nasenton konnte das Mädchen, wie zu er- warten stand, auf keine Weise hervorbringen. 3) Dass das Mädchen die wahren Resonanten der drei Arti- eulationsgebiete, welche Brücke mit m, n und » bezeichnet, nicht würde bilden können, war mit Sicherheit vorauszusehen, da die we- sentlichste Bedingung dieser Laute: Mitschwingungen der in der Nase enthaltenen Luft, m Folge des Offenstehens der Gaumenklappe bei ihr nicht zu realisiren war. Dass das Mädchen aber nichts desto weniger den wahren Reso- nanten sehr ähnliche Laute in allen drei Articulationsgebieten hervorbringt und von den entsprechenden Medien deutlich unter- scheidet (z. B. mein und bein, nein und. dein, lange und lage), so dass man ihrer Sprache in dieser Beziehung eine verhältnissmässig geringe Unvollkommenheit anmerkt, muss dagegen einigermassen überraschen, da sich bekanntlich die Mediae von den entsprechenden Resonanten wesentlich nur durch den Verschluss der Gaumenklappe unterscheiden *). Da die Patientin die Gaumenklappe nicht öffnen kann, so würde sie, wenn sie die Bewegungen des Gesunden machte, statt des Reso- nanten immer nur die entsprechende Media erzeugen. Hievon hält sie der so verschiedene acustische Edect ab und sie. ersetzt deshalb die ihr unmöglich gewordenen wahren Resonanten durch die ihnen ähn- liche Purkyn&@’schen „Blählaute“ #*), wobei sie zugleich bemüht ist, den Verschluss des Mundkanals möglichst geräuschlos zu bewerkstelligen oder zu lösen, was nur bei grösserer Aufmerksamkeit und mit einiger Anstrengung möglich ist, weshalb sie auch erklärte, es sei ihr bequemer bein auszusprechen, als mein, dein als nein lage als lange ! Auf die bezeichnete Art kann man in der "That mit geschlossener Gaumenklappe, wovon sich Jeder bei einiger Geschicklichkeit durch *) Brücke, „Nachschrift“, pag. 72. %) Brücke, „Grundzüge der Systematik und Physiologie der Sprahlaute“ p. 56. 256 Selbstbeobachtung überzeugen kann, stattıder Mediae Laute hervor- bringen, welche den entsprechenden Resonanten täuschend ähnlich sind; hat doch Kempelen selbst, ehe ‘er den wahren Unterschied der Tenues von den Mediae aufgefunden hatte, geglaubt, dass sich z. B. das 5 vom‘p durch ein vorlau‘endes m unterscheide. Freilich lassen sich die für die Resonanten vicariirenden Blählaute nicht continuirlich hervorbringen, weil die aus der zum: Tönen ver- engten Stimmritze hervorströmende Luft den allseitig gesperrten Raum alsbald so sehr erfüllt, dass ein Nachströmen derselben un- möglich wird. Deshalb spricht das Mädchen ihre Resonanten-Surro- gate auch sehr kurz und zerfällt, wenn sie ‘besonders deutlich spre- chen will; den Rosonanten der dritten Reihe, welchen Brücke mit a bezeichnet und bei welchem der Verschluss der Mundhöhle’ weit hinten am Gaumen geschieht, sogar unwillkürlich ‘m ihr unvollkommenes n und g. Sie sagt dann 'Wan-ge, Klin-gel etc. Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass das Mädchen jedes- mal die Nasenflügel, mit dem Bestreben die Nasenlöcher zu verengen, bewegt, wenn sie sich anstrengt einen der Resonanten: möglichst deutlich hervorzubringen, Diese seltsamen Mitbewegungen deuten darauf hin, dass die Patientin, wenn sie Resonanten intendirt, instinetiv Alles thut, was unter so ungünstigen Umständen beitragen kann, das Mitschwingen der Nasenluft zu begünstigen. Es ist daher auch wahrscheinlich, dass sie auch das Gaumensegel für die Resonanten möglichst erschlafft, für die Mediae aber mehr anspannt und dass so bei den ersteren mehr von den Schwingungen auf die Luft der Nasenhöhle sich fortpflanzen 'als bei den letzteren. 4) Das R uvulare kann das Mädchen natürlich nicht sprechen, da vom Zäpfchen so gut wie nichts vorhanden ist; sie bildet das Zt nit der Zungenspitze. 5) Da das Mädchen die Resonanten so geschickt durch die ent- sprechenden 'Blählaute zu ersetzen‘ versteht, und da alle übrigen Laute, mit Ausnahme der nasalirten Vocale, welche im Deutschen | gar nieht vorkommen, ohnehin mit geschlossener Gaumenklappe gebil- 257 det werden, so wird ihre Sprache durch die erlittene Missbildung weit weniger beeinträchtigt als man erwarten durfte. Die einzige Unvollkommenheit, welche sich in störender Weise geltend macht, ist ein gewisses Stocken im Flusse der Rede, welches daher rührt, dass die sich beim Aussprechen mancher Lautfolgen ansammelnde Luft bei ihr nur durch den Mund austreten kann, während sie bei Gesun- den durch Oeffnen der Gaumenklappe unmerklich und ohne die Lautbildung zu coupiren entweicht. Hält sich ein Gesunder beim Sprechen die Nase zu, so fühlt er alsbald jenes durch die Luft- anhäufung gesetzte Hinderniss, welches bei dem Mädchen aus nahe- liegenden Gründen noch früher und weit störender auftreten muss. Moleschott, Untersuchungen. V. 18 ı fs j - iisd dia z By: on li swanoi) ib R I Snnbiid Gri, Sb .fi9 53 note rk), uabasn 1 a Ri XV. Beiträge zur Kenntniss des Winterschlafes der Murmelthiere. Von G. Valentin. Achte Abtheilung. 8.15. Ernährungsveränderungen der Gewebe während des Winterschlafes. Die den Winterschlaf begleitende Abnahme des Körpergewichtes schliesst natürlich die Möglichkeit des Wachsthumes einzelner Gebilde nicht aus, Eine etwa vorkommende Vergrösserung mancher Gewebe könnte 'als die Folge einer anderen Massenvertheilung des hungernden Geschöpfes, das immer noch eine gewisse Menge von Sauerstoff auf- nimmt, "betrachtet werden. Diese würde aber von der absoluten Menge der Masse völlig unabhängig und daher mit jedem beliebigen Wechsel des Körpergewichtes denkbarer Weise verbunden sein. Ich suchte zunächst die Frage an den äusseren Körpergebilden zu verfolgen. Die Haare, die Nägel und die Zähne gaben hierfür die nöthigen Anhaltspunkte. Hat man eine Hautstelle am Anfange des Winterschlafes kahl geschoren, so findet man nach mehreren Monaten, dass die Haare wenig gewachsen sind. Die Tasthaare eignen sich am Besten, die Veränderung quantitativ zu verfolgen. Zwei Umstände hindern aber auch hier zu vollkommen scharfen Ergebnissen zu gelangen. Man muss natürlich die Länge von der Oberfläche ‘der Haut aus‘ bestim- 18 * 260 men. Die Elastieität der Letzteren macht aber den Ausgangspunkt veränderlich. Die Grösse, um welche der hormige Haarschaft über der Oberfläche der Haut hervorsteht, hängt von der Dicke der Haut- gebilde ab. Verkleinert sich diese aus irgend einem Grunde, so wird natürlich der Haarschaft scheinbar länger geworden, nicht aber deswegen in Wirklichkeit gewachsen sein, wie ja auch der Leich- nam eines Menschen, der kurz vor dem Tode rasirt wurde, unrasirt erscheint, weil später die Haut eingesunken ist. Ungleich- heiten in der Vertheilung der Blutes und der Ernährungsflüssig- keit könnten etwas Aehnliches in den winterschlafenden Murmelthieren herbeiführen. Diese Gründe bewogen mich, nur wenige Messungen anzustellen. Ich schnitt den 1sten März die Tasthaare des einjährigen, in der letz- ten Abtheilung erwähnten Murmelthieres J so weit ab, dass sie nur 1'/a Millimeter über der Haut hervorragten. Ihre Länge betrug 2°/ı bis 4 Mm. ungefähr einen und einen halben Tag nach dem Tode des Thieres, der in der Nacht zwischen dem 18. und dem 19. April erfolgte. Das Körpergewicht hatte in der Zwischenzeit von 738,7 Grm. auf 469,0 Grm, oder um 0,37 abgenommen. Das Thier befand sich dabei 26 Tage lang in stärkerem oder schwächerem Winterschlafe, lag 4 Tage im Schlaftaumel und wachte 18 Tage lang. Der letztere grosse Werth rührt davon her, dass es nur einen Tag vor dem Tode noch ein Mal einschlief, sonst dagegen 10 Tage mit Unterbrechung eines einzigen wach blieb, ohne Nahrung, zu sich zu nehmen. Wir haben dessenungeachtet ein nur geringes Wachsthum der Tasthaare. Denn beinahe 8.Wochen Zwischenzeit geben im günstigsten Falle 21/ Mm. Längenzunahme. Die Hornkrallen der Zehen der Hinterfüsse dienten zu einer anderen Beobachtungsreihe. Da sie bogig gekrümmt sind, so mass ich die Sehne einer ‚jeden und nahm den Ort, an welchem der weiche Zehenballen und die Hornmasse ‘winkelig zusammenstossen, als einen und die Spitze der letzteren als den zweiten’ Grenzpunkt. Die Un- sicherheit der Ausgangsstellen kann hier: Schwankungen von %/s und selbst von /a Millimeter ‚herbeiführen. 261 Das Murmelthier E wog, 2005,1 Grm. am 1sten Februar, an dem die erste Bestimmung vorgenommen wurde, und 1600,3 Grm. einen Tag vor dem am 17. April bei Gelegenheit eines Manometerver- suches eingetretenen Tode. Es hatte 64 Tage fast immer fest ge- schlafen, befand sich 5 Tage lang im Schlaftaumel und wachte 7 Tage der 76 bis 77 Tage umfassenden Versuchszeit, Die Mes- sungen gaben: Sehnenlänge der Kralle in Millimeter Theil. - am Anfange.| am Ende. | Unterschied Daumens. | 63/5. 61/,. —lj. 2 | 3 / Rechter Hinterfuss. ZEIBPÄRERAE | Ehe 9. ra Kalle ads Mittelfingers. | 8). 83/,. 0. vierten Fingers. | Til. 73/4. BER kleinen Fingers. 6. 61/,. HI. Daumens. 83/,. 8/,. —l. En Zeepingens. 2. 9. 0. Kellonden Mittelfingers. 9, 83/.. —1/.. ; vierten Eingers. n. | ” v. kleinen Fingers. Sl). 53/.. a: Da das Thier in dem Behälter eingeschlossen blieb, so dass es die Krallen nicht wesentlich durch Abnutzung verkürzen konnte, so beruhen wahrscheinlich die negativen Unterschiede auf blossen Messungsfehlern. Die positiven Differenzen sind aber so klein, dass ihnen die gleiche Ursache zum Grunde liegen kann. Sie lassen auf ein nur unbedeutendes Wachsthum im günstigsten Falle zurück- schliessen. Dasselbe bestätigte sich für das Murmelthier G. Die Messungen wurden hier den Isten Februar und den 20. April, einen Tag nach dem Tode vorgenommen. Das Körpergewicht ging in dieser Zwischen- zeit von 1561,3 Grm. auf 1242,7 Grm. herunter. Sie umfasste 61 Tage des zum grössten Theile festen Schlafes, 3 des Schlaftaumels und 14 des Wachens. Man hatte; 262 Sehnenlänge der Kralle in Millimeter T.h’eil, TE am Anfange.| am Ende. | Unterschied. Daumens. [3778 61). tn i 1 1 Rechter Hinterfuss. ee s 10%. Fr Fran Mittelfingers 104/,. 103/,. Hlla. vierten Fingers. 9. 91/,. +1). kleinen Fingers. 6. 63/1. +3/g Daumens, 6. 6. A ? Fr Linker Hinterfuss. en ae Nur +%. Kralle des Mittelfingers. 101/,. 104/,. 0, 2 ’ vierten Fingers. 93/z. 2. — 2. kleinen Fingers. 8. 8, 0. Die Krallen des rechten Hinterfusses scheinen hier in 78 Tagen um eine unbedeutende Grösse gewachsen zu sein. Die für den linken Fuss gefundenen Werthe dagegen liefern kein solehes Ergebniss. | Wir werden daher abermals auf ein höchstens geringes Wachsthum zurückschliessen. Ganz anders verhielt sich die Sache, wenn ich ein Murmelthier längere Zeit nach der Beendigung des Winterschlafes wachen liess. Ich hatte ähnliche Messungen während der Erstarrungszeit des Thier- res F und zwar am 1. Februar angestellt. Der 8. April war der letzte Tag des Winterschlafes. Man nährte das Murmelthier bis zum | 22. Mai oder mehr als 6 Wochen nach dem Erwachen. Es befand ' sich vollkommen wohl und ging erst nach einer Operation zu Grunde. | Das Körpergewicht hatte 2063,7 Grm. am 15. Februar, 1744,0 Grm. am 8. April und 1581 Grm. am 22. Mai, Die Messungen ergaben ; 265 gm nn nn nn nn nnd m zum nina nn nd nis un er Sn nn nn ne nd | mn nn nn us nn Sehnenlänge der Kralle in Millimeter TEE \___ zegggiiniBre Theil. den den Unterschied 15. Februar.| 22. Mai. a Daumens. Ta 83/4. + 1%. Rechter Hinterfuss. Zeigefingers. 104/,. 11. +. Kralle des Mittelfingers. 103/,. 11t/,. 43/2. vierten Fingers. 101/,. 11. +3/;- Daumens. 7, 8. +1. Linke Hinterfuss) Zeigefingers, 103/,. 11. —+1/.. Kralle des Mittelfingers. 11. 12, +1. vierten Fingers. 10. 11. 1. kleinen Fingers. 81/5. 81/,, +5. Diese Werthe zeugen für ein nicht unbedeutendes Wachsthum trotz der beträchtlichen wahrscheinlichen Fehlergrössen, mit denen sie behaftet sind. Das Thier war während des Wachens in einem mit Blei ausgeschlagenen Kasten, von Heu umgeben, aufbewahrt worden. Sichere Zeichen eines hohen Grades von Abnutzung der Nägel konnten nicht bemerkt werden. Die Lebhaftigkeit des Wachsthumes während des wachen Zu- standes zeigte sich am Entschiedensten an einem Nagelstumpfe des kleinen Fingers des rechten Hinterfusses, Dieser hatte um ungefähr 2 Mm, an Sehnenlänge zugenommen, war an seinem Ende merklich abgerundet und erschien daher missgestaltet und anders geformt, als während des Winterschlafes. Aehnliche Beobachtungen, die ich an den freien Theilen der Nagezähne anstellte , führten ebenfalls nur zu negativen Ergebnissen für die Dauer der Erstarrungszeit. Ich mass nicht bloss die Längen, sondern legte noch Feilstriche in bestimmten Entfernungen an, um so ein Urtheil über ein etwaiges interstitielles Wachsthum zu ge- winnen, Die, Zwischenzeiten glichen denen, die bei Gelegenheit der Krallen angeführt wurden, Es fand sich ; eteerse ! . Länge in Millimeter - Theil nn {1 Br am Anfange. | am Ende. | Unterschied. EEE TEE VASE, Grösste Länge des L rechten Nagezahnes.| 13,0. 121,. —1/; Ober Desgl. bein Arean: 11,0. 11,0. 0. kiefer. Freie Lücke zwi- schen beiden unter @ ) dem häutigen Drei- em ecker. 5. 43/.. — Up Grösste Länge des Unter- Innenrandes des \| Kiefer, rechten Zahnes, 164,. 161/,. 1. | Desgl. des linken. 161/,. 161),. +1/;. Rechter Nagezahn: 111/,. 111h. 0. Ober- Linker Nagezahn, 111),. 114,. 0. m. I ll Freie Lücke. 5. 51. ie, Unter- || Rechter Nagezahn. 191),. 183/1. —3;. kiefer, (| Linker Nagezahn. 191). 183/,. —3/,. E. Wechselseitige Entfernung der beiden Feilstriche am rechten oberen Nagezahn. 5 53/5. +1/y. Der ähnliche Abstand in dem gleichartigen unteren Zahne, 31. 3. —1f. Da die Gelegenheit des Nagens mangelte, so hätte man ein Aus- wachsen der Zähne erwarten sollen. Die entgegengesetzte Antwort, welche die unmittelbare Messung giebt, lehrt daher, dass auch kein irgend bedeutendes Wachsthum während des Winterschlafes stattge- funden hat. Das Murmelthier F dagegen zeigte wieder eine Ver- längerung von 1 bis 1%, Mm. für die Nagezähne des Unterkiefers. Wir werden aus diesen Thhatsachen schliessen, dass kein irgend beträchtliches Wachsthum der Haare, der Krallen und der Zähne während der Erstarrungszeit stattfindet. Bedenken wir, dass die Zahl von Tagen, in denen das Thier wachte, 9,2%/ der Beobachtungs- periode für E und 18°, für G betrugen, so können wir um so eher folgern, dass die Wachsthumsgrösse, die während des festen Schlafes auftritt, nicht weit von Null entfernt liegt, 265 Keine Erscheinung deutet bis jetzt an, dass sich irgend ein innerer Theil während der Erstarrungszeit durchgreifend ändert. Die mikroskopische Untersuchung der Gewebe liefert hierfür keine Anhaltspunkte. Wie wenig übrigens die blosse mikroskopische Be- trachtung hier leiten könne, zeigen am besten die Muskeln und die Nerven. Ihre Gewebe bieten die gewöhnlichen Bilder am Anfange und am Ende des Wintörschlafes dar. Sie besitzen dessenungeachtet zuletzt Eigenthümlichkeiten, die eine allgemeinere physiologische Bedeutung haben. Die negative Stromesschwankung und der Elektrotonus der Ner- venfasern konnten bis jetzt nur in Fröschen nachgewiesen werden. Als Schiff und ich diese Phänomene in Säugethieren und Vö- geln zu verfolgen suchten, um das Verhalten der nach der Durch- schneidung entarteten Nerven kennen zu lernen, gelang es immer nur nach zahlreichen vergeblichen Mühen, die Wechselerscheinungen des Nervenstromes in einzelnen Fällen zur Anschauung zu bringen. Die Nerven mussten unmittelbar aus dem lebenden Thiere genommen und so rasch als möglich auf die Bäusche der Zuleitungsgefässe ge- bracht werden. Diejenige Molecularbeschaffenheit der Nervenfasern, welche die negative Schwankung und den Elektrotonus möglich macht, schwindet oft schon, ehe die Galvanometernadel von ihrem ersten Ausschlage zur Ruhe kommt und ihr durch die Polarisation bedingtes Zurückweichen auf ein Minimum herabgegangen ist. Ebenso konnte man bis jetzt die negative Schwankung des Muskelstromes ' nur auf Umwegen in dem Menschen und dem Kaninchen *) darthun. Murmelthiere, die während der Erstarrungszeit getödtet wor- den, liefern Präparate, die sich für das Studium der Wechsel- ‚ erscheinungen des Muskel- und des Nervenstromes in hohem Grade eignen. Da man hier über Massen von bedeutenderem Querschnitte, mithin von geringerem Leitungswiderstande, als im Erosche, verfügen kann, so erhält man stärkere Ausschläge der Gal- vanometernadel unter sonst gleichen Verhältnissen. Nerv und Muskel *) du Bois in dieser Zeitschrift. Bd, IIL. 8. 167, 266 bewahren hier ihre Lebenseigenschaften mit solcher Zähigkeit, dass man die negative Stromesschwankung des Nervenstromes durch Te- tanisirung des Nerven, die beiden Phasen des Elektrotonus, die Wech- selerscheinung des Muskelstromes während der neuromusculären und der idiomusculären Zusammenziehung Stunden lang verfolgen kann. Hat man. dagegen ein Murmelthier ein bis zwei Monate nach dem Erwachen im 'Frühjahre gefüttert, so verhält es sich wie bei den übrigen Säugethieren, d. h. jene Wechselerscheinungen verlieren sich kurz nach dem Tode. Man kann sich hier, wie am Menschen und in anderen Säugern, überzeugen, dass es ein Irrthum ist, wenn man den richtigen Nerven- und Muskelstrom nicht lange nach dem Auf- hören ‚der. Leistungsfähigkeit schwinden ‚oder. sich umkehren lässt. Um xur ein Beispiel anzuführen, so konnte ich den Nervenstrom länger als einen und den Muskelstrom zwei Tage nach “dem 'Auf- hören der negativen Schwankung in amputirten Unterschenkeln des Menschen verfolgen. Die oben erwähnte Zähigkeit der Lebenswirkungen ‘der Nerven und der Muskeln wird wahrscheinlich auch in anderen Winterschlä- fern, wie dem Igel und dem Hamster, 'wiederkehren. Die Winterschlafdrüse zeigt eine eigenthümliche‘ Erscheinung, die mich lange: verwirrt hat. ‚Ihre Ernährungszustände können die wesentlichsten Verschiedenheiten darbieten, ohne dass sich deswegen die Stärke oder die Dauer des Winterschlafes in merklicher Weise ändert. Wir haben in der zweiten Abtheilung gesehen, dass die Winter- schlafdrüse im Laufe der Erstarrungszeit beträchtlich abnahm. Denkt man sich 1000 Grm. des Anfangsgewichtes als Einheit, so betrug *) sie 12,78: im Beginne der Erstarrungszeit, 9,531 nach 44tägiger und 4,63 bis 3,39 nach durchschnittlich 163tägiger Dauer derselben. Die sechste Abtheilung lieferte uns dagegen drei Thiere, die 154 bis 169 Tage schliefen und dann 15,90, 19,58 und 3,30 für ihre Winterschlaf drüse im Vergleich mit jener Einheit hatten. Der relative Werth *) Diese Zeitschrift Bd. II. 8. 37, 38, 267 war also hier am Ende der Erstarrungszeit beträchtlich höher, als in den früheren Thieren am Anfange derselben. Dieser fast unglaubliche Unterschied hat sich in fortgesetzten Beobachtungen vollkommen bestätigt. Das Thier J, das 828,7 Grm. am Beginne und 469 Grm. am Ende derselben gewogen und daher einen Gesammtverlust von 0,43 dargeboten hatte, besass zuletzt eine sehr kleine braunrothe Winterschlafdrüse, die nur einen Theil’ des oberen Abschnittes des vorderen Mittelfellraumes ausfüllte und bloss 0,3 Grm. oder 0,36 für 1 Kilogr. Anfangsgewicht ausmachte. Man hatte dagegen keine Spur von jenem Gebilde längs der Seiten der Körper der Brustwirbel, an der Aussenfläche des Brustkorbes, am Halse oder im Nacken. Die fast leberbraunen Läppchen waren von reichlichen Blutgefässstäimmehen umgeben ‘und enthielten 'körnige pflasterartig nebeneinander liegende Kugeln. Ganz anders verhielt sich die Winterschlafdrüse in den grösseren Thieren E und G. E wog 23784 Grm. am Anfange und 1600,35 Grm. am Ende der Beobachtungszeit. Sein Gesammtverlust betrug daher 0,355. G lieferte in dieser Hinsicht 1669,7 Grm. ‘und 1242,7 Grm. und mithin eine Abnahme von '0,26.. Beide hatten stark ent- wickelte Winterschlafdrüsen, die nicht bloss den oberen Abschnitt des vorderen Mittelfellraumes füllten, sondern sich auch noch zwi- schen der Pleura und dem Brustbeine, der Speiseröhre und der Aorte, zu beiden Seiten der Wirbelkörper vor den Rippenköpfchen längs der ganzen Brusthöhle, an der äusseren Fläche der Brust bis zur fünften bis sechsten Rippe, am Halse bis zum Winkel des Unterkie- fers und an der Schulter bis zur Gegend der Schultergräthe hin ausdehnten. Die Abtheilungen, die vor den Rippenköpfchen lagen, waren dünner, Ihre Läppchen wurden häufig durch grössere Zwi- schenräume geschieden. Das Ganze machte den Eindruck, als wenn die Gewebmassen in raschem Schwunde begriffen wären. Die Win- terschlafdrüse hatte durchgehends eine gelbliche Farbe und die mi- kroskopische Untersuchung wies einen ausserordentlichen Reichthum von grösseren und kleineren Fetttröpfehen nach. Diese verdeckten in ‘frischem Zustande die körnigen Kugeln, die auch hier in den 268 Läppchen enthalten waren, Sie kamen erst nach der Behandlung mit Essigsäure zum Vorschein. Die Winterschlafdrüse von E wog 22,0 Grm. und die von G 17,6 Grm. Jene betrug daher ‚9,25 und diese 10,54 für 1 Kilogr. des Anfangsgewichtes der Körpermasse. Ich habe: die von J und die von @ so lange mit Aether in einem Bibra’schen Apparate ausgekocht, bis sich keine Fetttröpf- chen mehr bei der mikroskopischen Untersuchung, kleiner Proben | zeigten. Man musste die Operation in G mit immer neuem Aether sechs Mal wiederholen, ehe man jenes Ziel erreichen konnte. 0,417 Grm. der braunrothen und kleinen Winterschlafdrüse von J gaben an Aether nicht ganz 0,002 Grm. oder weniger als 0,48 %/0. Dagegen zog der Aether aus 1,654 Grm, der gelben und grossen Winterschlafdrüse von G.0,428—=25,9 %/o eines gelben Oeles, das einen eigenthimlichen, entfernt an Fischthran 'erinnernden Geruch darbot. Diese stark entwickelte Winterschlafdrüse führte also mehr als 54 Mal so viel in Aether löslicher Bestandtheile, als die kleine des anderen Murmelthieres, Hugo. Schiff konnte keine Spur von Zucker, Leuein, Tyrosin, ‘Harnstoff, Harnsäure oder Trimethylamin in der Winterschlafdrüse von E auffinden. | Da Nr. I. IL II. IV. V..der ersten und J der siebenten Abtheilung einjährige, E., F. u. G. der sechsten und. der siebenten Abhandlung zweijährige Thiere waren, so könnte man ‚hieraus schlies- sen wollen,‘ dass die jungen am Ende der Erstarrungszeit unter- - suchten Murmelthiere eine sehr kleine, auf den vorderen Mittelfell- raum beschränkte braunrothe Winterschlafdrüse darbieten, die älteren | dagegen ein grosses fettreiches oder in Fettumwandlung begriffenes | Organ: besitzen, das sich noch längs ‚des Halses, des Nackens, der Schultergegend, des Raumes zwischen der Speiseröhre und der Aorta und neben den ‚Brustwirbeln ausdehnt. Nr. 1, 2, 3 stehen aber diesem Schlusse entgegen, weil Nr. 1 u. 2 einjährige mit grosser und Nr. 3 ein zweijähriges Thier mit kleiner Winterschlafdrüse waren. | Irre ich nicht, so dürfte eine gewisse Beziehung zwischen diesem Organe und den Fettmassen des Körpers bestehen. Das Murmelthier 269 J hatte nur noch Spuren von Fett im Gekröse und in den anderen Bauchfellfalten. Sie bildeten grauröthliche Inseln von geringem Um- fange, die nur vereinzelte Fetttröpfchen und sehr kleine Fettkörn- chen zeigten. Die unbedeutende Fettmenge konnte hier dem Gewichte nach nicht mehr bestimmt werden. E und G besassen noch verhält- nissmässig_ viel Fett in den Bauchfellfalten und dem Gekröse. Es betrug 34,2 Grm. und man hatte daher 14,5 Grm. für 1 Kilogr. Au- fangsgewicht in E. Das Thier G lieferte in dieser Hinsicht einen absoluten Werth von 7,2 Grm. und einen relativen von 4,3 Grm. Die völlige Aufzehrung des Fettes und die kleine rothe Winter: schlafdrüse kamen hier gleichzeitig in den jüngeren, so wie, reich- lichere Fettreste und eine grössere, von Fett strotzende Winterschlaf- drüse in den älteren Murmelthieren vor. Das Thier F, das 6 bis 7 Wochen nach dem Ende des Winter- schlafes gefüttert worden, lieferte Ergebnisse, die sich. den eben er- wähnten in befriedigender Weise anschliessen. Das Fett der Bauch- und der Brusthöhle war hier bis auf einige, nicht genau wägbare Massen geschwunden. Die in Rückbildung begriffene, in gallertigem Bindegewebe eingehüllte, braunrothe Winterschlafdrüse betrug weniger als 2,7 Grm. für 1 Kilogr. Körpergewicht. Diese Thatsachen lehren zunächst, dass es einen Zeitpunkt giebt, in dem die reichlichsten Fettablagerungen in der Winterschlafdrüse angetroffen werden. Da dann noch beträchtliche zur Aufsaugung bestimmte Fettmassen in den verschiedenen Körpertheilen bereit liegen, die Drüse selbst aber mit Ende dieser Epoche nicht unter- | geht, so lässt sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass ihr Fett- reichthum nicht den Ausdruck einer regressiven Metamorphose, son- dern den einer Verarbeitung von Nahrungsstoffen bildet. Ist alles Fett aufgezehrt, so führt auch die Winterschlafdrüse keine Fetttropfen mehr. Ihre Masse nimmt auffallend ab. Ihre verdünnten Läppchen liegen in gallertigem Bindegewebe eingebettet. Es zeigen sich mit einem Worte Merkmale des Schwundes, die in magernden oder in schlecht genährten Whieren nachdrücklicher hervortreten, 270 $.16., Wiedererzeugung. Die Norm, die wir als Grundlage der Wachsthumserscheinungen kennen lernten, beherrscht auch die Folgen, welche Verletzungen nach sich ziehen. Alle hierher gehörenden Veränderungen werden nur sehr langsam während des Winterschlafes eingeleitet. Berück- sichtigt man die Zwischenzeiten des Wachens, in denen ein lebhaf- terer Kreislauf die Ernährungsthätigkeiten begünstigt, so wird man zu dem Schlusse geführt, dass diese fast auf Null während des tiefen Winterschlafes herabgedrückt sind. Murmelthiere, die höheren Erstarrungsgraden verfallen sind, er- tragen die durchgreifendsten Verletzungen, z. B. den Bruch oder die Entfernung eines Knochenstückes, ohne während der Operation auf- zuwachen. Sie athmen aber lebhafter. Da dieses später fortdauert und selbst noch an Stärke zunimmt, so findet man die Thiere nach einigen Stunden oder am folgenden Tage wach. Das Gleiche zeigt sich schon oft nach scheinbar unbedeutenden elektrischen Er- regungen. Zieht die Verwundung keine heftigeren Folgen nach sich, so sind die Murmelthiere in der Regel am zweiten Tage fest einge- schlafen. Führt hingegen eine schmerzhaftere Operation zu durch- greifenderen Störungen, so dauert es oft eine halbe bis eine ganze Woche, ehe das Thier seine Ruhe wiedergewinnt. Ein mehr als 24stündiger Schlaftaumel geht dann häufig den höheren Erstarrungs- graden voran. Hat man die Haut eines festschlafenden Murmelthieres einge- schnitten, so erhält man eine nur geringe Blutung, die sich meist bloss auf die Trennungsstellen der grösseren Gefässe beschränkt. Das Ganze troeknet in der Folge ein, ohne dass eine merkliche Eiterung zum Vorschein kommt. Man findet zuletzt vollständige linienförmige Narben. Das Eintrocknen wird auch noch beobachtet, wenn man einen Nagel so tief abgeschnitten hat, dass eine verhältnissmässig‘ nicht unbedeutende Blutung entstanden ist. Ausgedehntere Ver- letzungen können Eiterung und selbst Verjauchung herbeiführen. Die 271 mikroskopischen Elemente bieten dann keine besondere Eigenthüm- lichkeit dar. Bluteoagula bleiben oft Monate lang liegen, ohne dass ein grösserer Theil von ihnen aufgesogen wird. Blutkrystalle wurden in ihnen bis jetzt nicht wahrgenommen, M. Schiff hatte ein mehrere Centimeter langes Stück aus dem Hüftnerven eines ungefähr siebenmonatlichen Murmelthieres den 9. Januar entfemt und 19 Tage darauf den Schenkelnerven durch- schnitten. Das Thier schlief später meistentheils fest. Es wurde den 9. Februar todt gefunden. Die Hautnarbe war vertrocknet. Die beiden Durchschnittsenden des Hüftnerven standen wechselseitig um 33 Millimeter ab. Das obere Nervenstück ging in einen schwachen Knollen aus. Das untere dagegen bot keine Anschwellung dar. Es war an die benachbarten Muskeln angeheftet, Die Primitivfasern des centralen Nervenstückes zeigten keine Abweichung von den gewöhnlichen Verhältnissen. Der peripherische Abschnitt war auf dunkelem Grunde silberweiss, eine Erscheinung, welche: selbst die aufhellende Wirkung des Glycerins in den ersten Tagen nicht beseitigte. Die meisten Primitivfasern hatten vollstän- diges Mark, wie man es in gesunden Fasern findet. Einzelne schienen die erste Stufe der Zerklüftung desselben darzubieten. Man sah rundlich eckige, gesonderte und hintereinander liegende Abtheilungen, welche keine durch die Zerfaserung erzeugte Kunstprodukte zu sein schienen. Ein starkes Blutcoagulum von ungefähr 23 Millimeter grösster Länge und 15 Mm. grösster Breite lag zwischen den beiden Durch- schnittsflächen des Hüftnerven. Man konnte in ihm keine Blutkry- stalle, aber zahlreiche Blutkörperchen wahrnehmen. Die dasselbe begrenzenden Muskelfasern zeigten oft keine deutlichen Querstreifen, dagegen zahlreiche Längsfäden. Die entsprechenden des gesunden Hinterbeines boten durchgehends die schönsten Querstreifen dar. = M.Schiff hatte dieselbe Doppeloperation an den gleichen Tagen anıdem Murmelthiere vorgenommen, das wir mit H in der siebenten Abtheilung bezeichneten. Der feste Winterschlaf herrschte hier bis zum Tode des Geschöpfes vor. Man konnte dann immer bemerken, dass 272 die Streekung des gelähmten Fusses gar keinen, die des gesunden dagegen einen verhältnissmässig bedeutenden Widerstand darbot. Beide Knie- und Hüftgelenke zeigten diesen Unterschied nicht. Das Gleiche war übrigens auch schon an dem zuerst erwähnten Thiere bemerkt worden. Ich suchte ihn auf zweierlei Art wenigstens annäherungsweise zu messen. ‚Ich band einen Seidenfaden an einer bestimmten Stelle des Fusses fest, leitete ihn über einer Rolle, die sich mit möglichst geringer Reibung drehte, wagerecht hin und liess ihn dann senkrecht hinabgehend eine Wagschale aufnehmen. Stellte ich nun immer den Fuss in einer bestimmten Lage ein, so streckte sich der kranke durch 12 Grm. um den gleichen Bogen, der 18 Grm. für den ge- sunden forderte. Dieser Unterschied wurde am 50sten Tage nach der Durchschneidung des Hüftnerven bemerkt. Ich prüfte die Sache einen Tag später an der Federwaage, die ich früher als Myodyna- mometer zur Bestimmung des Muskelzuges gebraucht hatte. Der kranke Fuss forderte hier 20 bis 24 Grammen, wenn der gesunde 30 Grammen nöthig hatte. Das Thier, das noch den 16. März fest geschlafen hatte, wurde am 17. todt gefunden. Es war in der Zwischenzeit erwacht und hatte sich wahrscheinlich die Wunde, welche für die Trennung des Schenkelnerven gemacht worden, aufgebissen. Man fand hier eine grosse Menge flüssigen, frisch ergossenen Blutes. Ein beträchtliches Coagulum umgab den durchschnittenen Hüftnerven. Die Lücke be- trug wieder ungefähr drei Centimeter. Keine der beiden Durch- schnittsenden war angeschwollen oder mit den Nachbartheilen ver- wachsen. Die Primitivfasern des centralen Abschnittes des Ischiadieus boten kein sicheres Merkmal irgend einer Veränderung ihres Baues dar. Die Entartung der Fasern des peripherischen Stückes dagegen, hatte hier etwas tiefer durchgegriffen, da 66 bis 67 Tage seit der Trennung verstrichen waren. Die Markmasse war häufiger zerklüftet. Sie zerfiel in rundliche bis rundlich-eckige Bruchstücke, die, durch grössere oder kleinere Zwischenräume gesondert, rosenkranzförmig 273 hintereinander lagen. ‘Man hatte aber 'dessenungeachtet höchstens den Zerklüftungsgrad, welchen Kaninchen oder Hunde nach 6 bis 7 Tagen liefern. Da das Murmelthier 4 bis 5 Tage während jener 66 Tage wachte, so wird man nur den kleinsten "Theil ‘der vorge- fundenen Nervenentartung dem festen Winterschlaf zuschreiben können. Um sicher zu gehen, untersuchten Schiff und ich mehrere Nerven vergleichungsweise in beiden Hinterfüssen. Die N. N. tibialis postieus, peroneus und’die unteren Muskeläste des Oberschenkels der kranken Seite zeigten die beschriebene Trennung der Theile des Markes, während die gleichen Zweige der gesunden Seite einen ununterbrochenen regelrechten Markinhalt darboten. Eine Reihe vergleichender Wärmebestimmungen, die ich an bei- den Leistenbugen anstellte, führte zu keinen scharfen Unterschieden, Es ergab sich: | 5 Wärme in Celsiusgraden 5 Tr {U pe & Zeit, der der Mundhöhle der Leistenbuge & Beobachtung. der des | zwischen der Wange | — Ze —_ 3 . Zimmer- | Mast- |und den Backzähnen.| der rech- [der linken oo en luft. darmes. | — N ten gesun-| kranken m Monat. | Tag rechts. | links. | den Seite.| ' Seite. 1 | März 6. | 110,2 110,2. 2 7 100,9: | 100,3 100,4. 3 8. 110,5. |, 99,2; 90,2. 90,0. 90,6. 9,4. 4 9 110,0. | 100,4, 100,6. | 100,8, 100,8. 100,85. 5 10. | 110,5. | 230,5. 230,25. 6 11. | 119,0. 1. ,.110,2/.|..119,3, 110,3, 110,4. 110,5 Das Thier befand sich im Schlaftaumel in der fünften „in. mehr oder minder ,festem Schlafe, dagegen in den übrigen Beobachtungen. Es'lag in einer mit Heu gefüllten Kiste auf dem kälteren Fussboden und rulite dabei. inamer. auf. .der, kranken„Seite,' , Dieses’ erklärt ‚es, weshalb die. Eigenwärnme hin und wieder kleiner -als die Temperatur der: Zimmerluft ‚ausfiel. Irgend beständige!Bezieliungen zur Nerven- lähmung liessen sich hier nicht erkennen. Moleschott, Untersuchungen. V. 19 274 Ich schnitt den untersten Theil der Fibula in einer Strecke von 2 bis 3: Millimeter dem; in festem Schlafe befindlichen Thiere J am 17. Februar aus. Obgleich ich vorher die Wunde zur Prüfung des Muskelstromes am Galvanometer benutzt hatte und die Entfernung des Knochenstückes: eine heftige Blutung nach sich zog, so war doch das Thier nicht sogleich nach dem Ende der Operation wach gewor- den. ‚Ich fand es dagegen am folgenden Tage erwacht. Es schien in,hohem, Grade reizbar zu ‚sein und verfiel erst 4 Tage später in Schlaftaumel. Es lag an dem darauf folgenden Tage in festem Schlafe. . Dieser dauerte im Ganzen 24 Tage nach der Operation, während noch 4 Tage des Schlaftaumels und 16 Tage des Wachens bis zum ‚Tode vorkamen. Man sieht hieraus, dass die heftige Ver- wundung die Ruhe dieses Murmelthieres durchgreifender gestört hatte, als die seiner in geringerem Grade verletzten Genossen. Der Tod trat zwischen dem 18. und dem 19. April ein. Die an dem unteren und dem äusseren Theile des Unterschenkels befindliehe Wunde war zu einem grossen Theile offen und hier mit grüngelbem übel riechendem' Eiter bedeckt, der durchgehends verän- derte oder zerstörte Eiterkörperchen neben Fetttröpfehen und sehr kleinen Molecülen enthielt. Ein grosses Blutextravasat lag über jenem Eiterherde zwischen der Haut und den Muskeln. Es durchtränkte als dunkelrothe Masse ein Netzwerk von Bindegewebe und Exsudat- fasern und erzeugte hier an einzelnen Stellen eine stärkere und an anderen eine schwächere Färbung. Man konnte aber in ihm weder Blutkörperchen, noch Blutkrystalle erkennen. Ein Zusatz von Essig- säure hellte das Ganze auf und brachte viele kleine runde Molecüle zum Vorschein. Aehnliche, jedoch weniger umfangreiche Blutergüsse kamen in vielen Bezirken der Unterschenkelmuskeln, vorzugsweise der Vorderseite vor. Die mikroskopische Untersuchung wies in ihnen dieselben Elemente, ‘wie in dem grösseren Extravasate nach. Man sah nur hier oft die erwähnten runden Körperchen auch ohne An- wendung von Essigsäure. Man hatte daher hier diejenige Umwand- lungsstufe, ‘bei welcher der: Farbestoff des Blutextravasates die um- 275 gebenden Gewebe durchtränkt und der Untergang der Blutkörper- chen schon weit vorgerückt ist. Der äussere Fusssohlennerv, der bei der Operation durchschnit- ten worden, zeigte Fasern, deren Markinhalt fast durchgehends in rundliche, durch Zwischenräume getrennte, rosenkranzförmig gestellte Abtheilungen geschieden war. Man sah einzelne, stellenweise schein- bar leere Primitivfaserhüllen. Die Orte, an denen sie vorkamen, waren bei der Zerfaserung nicht gedrückt worden. Bündel des Hüft- nerven aus dem untersten Abschnitte des Oberschenkels, ein Bündel, das sich in den Wadenmuskel an der äusseren Seite einsenkte und der unverletzt gebliebene obere Abschnitt des vorderen Schienbein- nerven zeigten keine Spur von Unterbrechung in dem. Markinhalte ihrer Primitivfasern. Man fand hier keine Abweichung von den regel- rechten Verhältnissen. Das ungefähr trichterförmige eiternde Geschwür hatte eine grösste Tiefe von’ nahebei einem halben Centimeter. Es reichte durch die _ Lücke der Ausschnittswunde der Fibula bis zur Tibia hinüber. Ver- glich man die Unterschenkelknochen beider Hinterfüsse, so zeigte sieh, dass ‚die Fibula ‘gegen ‘die Verletzungsstelle hin beträchtlich anschwoll. Ihr grösster Durchmesser betrug hier 21/ Mm,, während der entsprechende Theil der gesunden: Fibula nur 14/3, darbot. Diese schien auch ihrer ganzen Länge nach etwas schwächer, als das Wa- denbein der kranken Seite zu sein. Der Querschnitt des verletzten Knochens war zackig, wie ihn die Beisszange gemacht hatte. Die mikroskopische Untersuchung konnte keine Spur _von knöchernem, ja selbst nur von knorpeligem Callus nachweisen. Ein weiches, mit | zahlreichen Körnchen bestreutes Exsudat haftete an der Verletzungs- stelle. Die Zangenspitzen hatten das Schienbein angeschnitten. Diese Verletzung war ebenfalls unverändert geblieben. Fassen wir Alles zusammen, so sehen wir, dass die Langsamkeit der Ernährungserscheinungen während des Winterschlafes die Wie- dererzeugung der Nerven und der Knochen wenigstens in den bis- herigen Versuchen hinderte. Da der äussere Sohlennerv nur ein kurzes ı Durchschnittsstück in dem zuletzt erwähnten T'hiere darbot, so wäre | 19* 276 hier ‚die Wiederherstellung am Leichtesten gewesen. Der völlige Mangel eines knorpeligen Callus an der Verletzungsstelle der Tibia, die das Geschwür nicht erreicht hatte, würde sich in einem wachen Geschöpfe nicht, gezeigt haben. Der gegenseitige Vergleich der drei Thiere kann bei. näherer Betrachtung nachweisen, dass sich die vorgefundene Entartung, des Markinhaltes des peripherischen Abschnittes der getrennten Nerven grösstentheils in wachem Zustande erzeugt hatte. ‘Das erste Thier lebte 30 bis 31 Tage nach der Operation, befand sich dabei fast fort- während in tiefem Winterschlafe und lieferte eine Stufe der Zerklüf- tung, wie man sie in Kaninchen oder Hunden nach etwa 3 bis 4 Tagen findet. Das zweite Murmelthier wachte 4 bis 5 Tage von 66 bis 67 Tagen Zwischenzeit und die Entartung entsprach kaum der- jenigen Stufe, die man am Ende der ersten Woche in anderen Säuge- thieren antrifft. Sie war dagegen merklich weiter vorgeschritten ' in dem. dritten Thiere, das 24 Tage geschlafen, 16 gewacht und 4 Tage in Schlaftrunkenheit zugebracht hatte. | 1 Wärmemessungen, welche ich noch an diesem Murmelthiere: | während des festen Winterschlafes anstellte, lieferten keinen Unter“ schied zwischen den beiden Leistenbugen, während die Knochenwunde: eine starke Eiterung erzeugt hatte. Es fand sich: | | Wärme in Celsiusgraden Beobachtungszeit. Tr der Leistenbuge N der TE Monat. | Tag. Zimmerluft. |ger gesunden Seite. der kranken Seite. März. N. 100,9, 100,9, 100,9, 8, 119,0; 100,3, 100,3, “ Das Thier schlief um diese Zeit in einem kalten Behälter über | Wasser und dieser Umstand erklärt es, weshalb seine Eigenwärme | die der Zimmerluft nicht übertraf., Sonst vorkommende Unterschiede *) *).Siehe. diese Zeitschrift’ Bd,.II. 8.233 fg: 277 können sich unter solchen künstlichen Abkühlungseinflüssen umkeh- ren. Hatte z. B. das Murmelthier mit dem Kopfe gegen die Ver- dunstungsfläche des Wassers gelegen, so zeigte der Zwischenraum zwischen der Wange und den Zähnen der Seite, die gegen das Was- ser gewendet war, 8°%9 C. und der der anderen Seite 99,0 C., der Mastdarm dagegen 9°,1 ©. Die Zimmerluft hatte wiederum 119,0 C. Die Nebenverhältnisse führten daher hier zu einer höheren Eigen- wärme des Mastdarmes, weil dieser den Abkühlungseinflüssen weni- ger als der Kopf ausgesetzt war. Air lost naeh. mpilniltnaeuroolon, ad “eV. aihimagn Guerilla sch auusuusdeeiwS, sph, Algian ‚op. umgaleg auareeT/ oh, ad anlliaekn vounz ya u bu ou m lobte 30 ki Zt Tage unch der Opa, baipnegeun Be Torte während 32 tiefer. Wintersehlafe/ und Heinze site Btıfa/de Z ug, wie an Rai Hünden nach Perer Fugen ündät. Dasieweite Musmeltkior wachts 4 bie dr De net Wi 6T-Pagen Zwischenzeit) und ie Entertung en oe jenigen Stufe, die man an Ende dar ersten Wockeiirandigeh E iewen, antrill.. Sie war’ dagegen marklich- weiter wog tien-]| in ‚dem, dritten Threse, das 2 "Tape geschlafen, 16’ g68 und. Tage in Behlafeunkonbeit zugübeaeht hatte, - IN een Wärmenessungem, welehe je" nöuls mp: diesem Men während dor festen Wimlersehilnfes anatellte, ‚liefortäh RR schied ewwisähun «lisa beiden Leistenhugen, wihrend die Kilock ei da arks Kiterung urneggt hutte, ı Bas fund ala: TIME But er } } r u De ET TR Beoskaniriungesein..; |177 Ten ’ . ai 4 der Teintentrggte, u Ider ceuten Beisa os, II. Se 10,0 te F +=i2 c Das Dhiee ‚wohling. zızın. hinter Zait Pr sing halten t q a üt ine und diegep- -Umptsnd egklärt 00, werhnn) schmiel Ei nn. werte nicht überein, Ban: yarkkormın da ng N in ie Zuuct tel, 0 30 A XIX. Ueber die durch den elektrischen Funken erzeugten Nachbilder. Von Hermann Aubert in Breslau. Bei einer weitern Verfolgung meiner Untersuchungen über die Nachbilder auf den peripherischen Theilen ‘der Netzhaut stellte sich bald das Bedürfniss heraus, zu erforschen, welchen Einfluss die Dauer und die Intensität des primären, objeetiven Eindrucks ausübt, Von besonderem Interesse mussten Versuche scheinen, bei denen der ob- jeetive Eindruck eine verschwindend kurze Zeit dauert, und hierzu schien die Anwendung des elektrischen Funkens am geeignetsten. ‚Dass durch ihn trotz seiner sehr kurzen Dauer Nachbilder erzeugt wer- den, hatten Foerster und ich bereits 'vor vier Jahren bemerkt (s. ‚Foerster Hemeralepie, 'p. 31.). "Sonst habe ich über -Nachbilder wach dem elektrischen Funken keine Angaben finden können; nur eine ganz kurze und unbestimmte Angabe hat Scguin im August dieses Jahres veröffentlicht, die ich hier anführe : Dans l’&blouissement qui succede A la contemplation: d’un objet fortement lumineux, comme le disque du soleil, il est encore possible ‚de distinguer des couleurs trös-brillantes, mais tr&s-fugitives, passant rapidement dans les yeux avant la 'r@gularisation de limage per- sistante. Les couleurs que je vois ainsi sont Je vert, ‚le bleu, et le wiolet. J’ai refait cette observation avec la lumißre ‚des: &tincelles 280 electriques produites par un puissant appareil d’induetion. Chaque etincelle malgr& sa tres-courte dur&e parait done faire dans Yorgane de la vision une impression accidentelle, sinon directe assez durable pour qu’on y reconnaisse successivement trois couleurs, et m&me aprös ces couleurs determinees, une teinte vague et jaunätre par la- quelle se terminent toujours les images accidentelles des objets blancs. (Note sur les couleurs accidentelles. Comptes rendus 1858. Aoft. T. 47. Nr. 5, p. 200.) Wie weit diese Angabe genau ist, werden wir sogleich sehen. Gleichwohl sind diese Versuche mit verschwindend kurzer Dauer des objeetiven Eindrucks; von besonderer Wichtigkeit für, die; theo- retischen Ansichten über die Nachbilder, z.B. für die vonFechner gestellte Frage „ob der complementäre Einfluss im Auge dem pri- mären suecedirt, oder sich mit: ihm; complieirt“; ferner für die Frage nach der Mitbetheiligung der Netzhaut, wenn nur eine kleine Stelle derselben. affieirt wird; ferner für das: Verhältniss der‘ positiven Nachbilder ‘zu den‘ negativen, und so weiter. Im Voraus will ich bemerken, dass ich bei der Benennung der Nachbilder derBrücke- schen Bezeichnungsweise folgen werde, die mir von grosser Wichtig- keit für die Verständigung über das Geschehene zu sein scheint und die erste scharfe und consequente Trennung der Eindrücke, welche durch | die Intensität des Liehtes hervorgebracht werden, von denen, welche ' durch die Farbe des Objects erzeugt werden, aufgestellt hat*). | Brücke nennt bekanntlich „en positives Nachbild ein solches, in dem das hell ist, was im Objeete hell ist, und das dunkel, was im Objecte dunkel ist; negativ dagegen ist das Nachbild, bei welchem das hell ist, was im Objecte dunkel ist, und umgekehrt.* (Poggen- *) Wenn man diesen Unterschied festhält, so löst sich der scheinbare Wider- spruch, den Ludwig zwischen Brewster’s Angabe, dass die Seitentheile ein constantes Licht lebhafter empfinden, als die mittleren, und meiner An- gabe, dass ein lebhaftes Roth auf den Seitentheilen dunkler und endlich | schwarz erscheint, anführt. (Ludwig Physiologie 2te Auflage Bd. I. p. 308). Brewster's Angabe ist vollkommen richtig, sie bezieht sich aber ausschliess- lich auf die Intensität der Lichtempfindung, abgesehen von jeder Färbung | \ oder Farbenempfindung. 281 dorff’s Annalen, Bd. 84, p. 436.) In Bezug auf die Farben kann ausserdem, unabhängig von jener Benennung, ein Nachbild gleich- farbig sein, wenn es dieselbe Farbe, wie das Object hat, und com- plementär, wenn es eine andere (entgegengesetzte) Farbe hat. Es kann demnach geben 1) positive‘ gleichfarbige, 2) positive comple- mentäre, 3) negative complementäre, 4) negative gleichfarbige Nach- bilder; die 3 ersten Combinationen kommen wirklich vor, die letzte ist noch nicht beobachtet worden. Wir wollen nun untersuchen: 1) die Nachbilder, welche entstehen, wenn der elektrische Fun- ken direet angesehen wird; 2) wenn: derselbe von peripherischen Netzhautregionen aufge- fangen wird; 3) die Nachbilder, welche entstehen, wenn der Funken durch ein farbiges Glas gesehen wird; : 4) die Nachbilder beim Betrachten von Objecten, welche durch den Funken momentan beleuchtet werden. So leicht und einfach die Frage auch scheinen mag, so stellen sich bei ihrer Prüfung durch Versuche mancherlei Schwierigkeiten ein. Die Versuche müssen grösstentheils im finstern Zimmer ange- stellt werden, theils damit man die Objeete nur während der Be- leuchtung durch den Funken sieht, theils um den Lichteindruck vom Funken selbst durch den Contrast zu erhöhen. Wenn man sich aber nach dem Aufenthalte im gewöhnlichen Tageslichte in einen finsten Raum begiebt, so ändert sich die Empfindlichkeit der Retina sehr bedeutend und es muss sich damit der primäre Eindruck des Funkens und die Nachwirkung desselben ändern. Die Vorsicht er- fordert daher wenigstens, dass man die erste Zeit, wo man sich im finstern Zimmer befindet, nicht zu Versuchen verwendet; man wird auch finden, dass die Erscheinuugen erst mit gehöriger Intensität auftreten, wenn man sich wenigstens 10 Minuten im Finstern aufge- halten hat. Ist das Zimmer nicht total finster, so kann man wohl annehmen, dass die Retina auf einem ziemlich stationären Reizungs- zustande sich befindet, der sich wenigstens im Laufe der nächsten 282 halben Stunde “nicht: sehr bedeutend ändert.. Dieser Zustand wird nun allerdings durch den Eindruck (des elektrischen Funkens wieder gestört; man wird ‘daher gut thun, immer einige Minuten zwischen jeder Beobachtung vergehen zw lassen, und dies auch zu thun, wenn man.die Laden des Fensters hat: öffnen ‚müssen: Die Verfinsterung des Zimmers muss ferner so stark sein, dass man von den zu'be- obachtenden Objeeten durchaus nichts wahrnimmt, weil man sonst leicht glauben kann, da ein Nachbild zu sehen, wo man ein wirk- liches Bild sieht. Ferner ist es schwer, im finstern Zimmer den Ort zu fixiren, wo der Funken überspringen wird, und unmöglich scheint es, während des Nachbildes mit Sicherheit die Richtung der Augenaxen und die Accommodation für dieselbe Entfernung beizubehalten. Die Fixation des Ortes, wo der Funken überspringt, wird indess dadurch möglich, dass fortwährend kleine Funken an verschiedenen Stellen der Riess’- schen Flasche und der zuleitenden Drähte überspringen. Durch diese kann man sich über die Lage der beiden Kugeln orientiren und sich für dieselbe accommodiren. “Ausserdem hat man einen Beweis dafür, dass man den Funken wirklich mit dem Centrum der Netzhaut gese- hen hat, (darin,:dass sich das‘ Nachbild. nicht bewegt. Die’Bewe- gungen der Nachbilder nach abwärts, aufwärts ‘oder nach der Seite, welche auch schon dem hochverdienten Beobachter der Nachbilder, Scherffer, aufgefallen’ sind (Abhandlung von den zufäl- ligen Farben. Wien, 1765, p. 61), scheinen ‚dadurch bedingt zu sein, dass; das Nachbild nicht im: Centrum der. Retina liegt. Da’ man nun gewohnt ist,das Centrum der. Netzhaut: auf die sichtbaren Objecte zu richten, die man. beobachten will, ‘so wird‘ man dies auch thun, wenn das: Bild subjectiv- ist, und: man wird dazu im Finstern ganz besonders geneigt sein, wo man keinen andern Punkt hat, den man fixiren könnte, ‚als etwa das subjective Nachbild. Liegt dieses nun 2. B. 5° von dem gelben Flecke ‚entfernt ‚und über ihm ‚so‘ wird man die. Sehaxen um ..diese 5% !senken;, um das: Bild’ mit.dem Cen- trum betrachten zu können. : Da .das subjective Bild. aber während dieser Bewegung wieder ‚weiter, rückt, so wird. man ‚auch, mit der 283 Augenaxe wieder weiter nachgehen , bis endlich die Muskeln nicht mehr im Stande sind, den Bulbus in derselben Richtung weiter zu bewegen. Alsdann ‚sind wir. genöthigt, einen Lidschlag und eine Bulbusbewegung auszuführen, durch die nun das Bild wieder an sei- nen früheren scheinbaren Ort im Raume rückt. Diese Erscheinung, dass sich das Nachbild bewegt, tritt sehr constant im Finstern auf, wenn man eben das Object nicht direct gesehen hat, was man sehr gut beim Ueberspringen des Funkens bemerkt, so dass man schon in diesem Momente weiss, ob. sich das Nachbild bewegen wird oder nicht. Es ist sehr schwer, diese Bewegungen im Finstern zu unter- lassen. Kann man dagegen im Halbdunkel einen Punkt, oder auch im Finstern einen nur schwachleuchtenden Punkt fixiren, so hören damit jene Bewegungen des Nachbildes auf. — Tritt nun im Finstern keine Bewegung des Nachbildes auf, so kann man daraus andrerseits schliessen, dass das Centrum der Retina das Bild des Funkens auf- gefangen hat. In ‚Betreff des Beibehaltens der Richtung der Augenaxen und der Accommodation während der Dauer des Nachbildes im Finstern, kann man wohl schliessen, dass man dies gethan hat, wenn sich die scheinbare Grösse des Nachbildes. nicht verändert... Man. muss das aus dem sogenannten Lehot’schen Versuche'schliessen, den. übrigens schon Scherffer gemacht hat“) und den kürzlich Lubimoff noch einmal erfunden hat (Comptes rendus T. 47. p. 27.5. Juillet 1858). *) Scherffer sagt in seiner Abhandlung von den zufälligen Farben p. 15: »... wenn die weisse Fläche, auf’ die wir das Auge wenden, weiter von demselben entfernt ist, als der wahre Flecken, den wir betrachtet haben, so kömmt uns der Umfang des Nebenbildes um ebenso viel grösser vor, als des wahren. Denn wir halten einen Gegenstand für grösser, der in einer grösseren Entfernung ein gleich so grosses Bild abmalet, als der andere: weil nur der Eindruck der wahren Figur in dem Auge auf ebendemselben Orte verharret, auf den er Anfangs geschah, und wir sein Bild auf eben jener Fläche zu sehen glauben, in welcher sich die Gesichtsaxen schneiden, so kömmt uns dieses Nebenbild nothwendig vergrössert vor.« Scherffer Dis- sertation sur les couleurs accidentelles, Journal de Physique de Rozier T,XXVI. annde 1785, Scherffer Dissertatio. Lateinisch vom Jahre 1761, Lehots Angabe ist nach Fechner (Bepertorium. 1832 p. 229): nWenn man ein rothes Feld fixirt bat-and den Blick hierauf‘ gegen einen weissen 284 Zur Erzeugung des Funkens wurde eine Riess’sche Flasche benutzt; die Entfernung der beiden Messingkugeln lässt sich bei ihr genau bestimmen und man kann wohl auf nahezu gleich starke und helle Funken rechnen; indess werden dabei ohne Zweifel Verschiedenheiten in der Helligkeit durch die Temperatur, den Feuchtigkeitsgehalt der Luft u. s. w. herbeigeführt; dasselbe kann man von der Ungleichmässigkeit der Farbe des Funkens behaupten. "Bei gemässigtem Tageslichte hatte derselbe allerdings constant eine him- melblaue Farbe, im Finstern dagegen erschien er fast rein weiss, doch so, dass er mitunter ein wenig gelb, andere Male mehr bläulich tin- girt schien. Diese Ungleichheiten können indess bei einer grossen Anzahl von Beobachtungen nicht von besonderem Einflusse auf die Resultate sein. — Viel störender ist dagegen der mit dem Ueber- springen des Funkens verbundene Knall. Man kann, wie aus Fech- ner’s Beobachtungen hervorgeht, nicht vorsichtig genug in der Ver- meidung von Augenlidbewegungen sein, und doch wird man bei einem starken Funken schwerlich darüber sicher sein können, dass man keinen Augenlidschlag ausgeführt habe. Allerdings gewöhnt man sich mit der Zeit sehr an den Knall, so dass man nicht mehr dadurch erschreekt wird und keine Zuckung macht — dass indess in unserm Falle jede Bewegung der Augenlider ausgeschlossen ge- wesen ist, wage ich nicht zu behaupten. Es ist aber sehr wichtig, gerade die allerersten Affectionen der Netzhaut nach dem Ueber- springen des Funkens zu bestimmen; ich habe daher in einer Reihe von Experimenten sofort nach den Knalle die Augen geschlossen, und nicht wieder vor dem Vergehen des Nachbildes geöffnet, kann aber nicht sagen, dass dadurch etwas in dem Verlaufe des Phänomens geändert worden wäre. Das störendste Moment ist jedenfalls die sehr kurze Dauer des Funkens, die aber doch gerade wesentlich ist. Man übersieht gar zu leicht etwas oder sieht es so unbestimmt, Grund wendet, so sieht man ein grünes Feld, welches aber kleiner, eben so gross oder grösser als das rothe Feld erscheint, je nachdem das weisse Papier, welches man ansieht, dem Auge näher, in gleichem oder in grösserem Abstande ist, als das rothe Feld.“ 285 dass man den lebhaftesten Wunsch hat, das Phänomen möchte ein klein. wenig länger dauern. Es ist daher immer die gespannteste Aufmerksamkeit auf die Erscheinung zu concentriren und man muss ausserdem nicht alle Abwandlungen mit einem Male erfassen wollen, sondern in den verschiedenen Versuchen bald auf das eine, bald auf das andre Moment in der Metamorphosenreihe des Nachbildes achten. Dazu ist natürlich eine sehr grosse Anzahl von Einzelversuchen nothwendig und ich kann daher nur an Alle, die diese Versuche wie- derholen, die Bitte richten, nicht nach wenigen Versuchen über meine Resultate abzuurtheilen. Fri Nachbilder nach directer Betrachtung des Funkens. Betrachtet man den elektrischen Funken bei Tagesbeleuchtung, so hat er eine entschieden blaue Färbung, ein schönes Himmelblau. Er erscheint bei einer gewissen Stärke, z. B. bei 10—11 Mm. Ent- fernung der beiden Messingkugeln an der Riess’schen Flasche nicht als ein scharf begrenzter Streifen zwischen den beiden Kugeln, son- dern mit unbestimmten Contouren, indem seine Lichtintensität nach der Seite hin abnimmt. Lässt man nun bei nicht zu greller Tages- beleuchtung, z. B. eine Stunde vor Untergang der Sonne, oder bei halbgeschlossenen Laden des Fensters den Funken überspringen, fängt ihn mit dem Centrum der Netzhaut auf und wendet die Augen sofort auf ein weisses Papier: so sieht man einen bläulich violetten Strich, welcher schmaler ist, als der überspringende Funken, aber von sehr lebhafter Färbung und umgeben von einem elliptischen, beinahe kreisförmigen Hofe, dessen Durchmesser nur wenig ‚grösser ist als der des Streifens. Der Hof ist rein gelb und nicht scharf begrenzt. Dieser gelbe Hof bleibt bis zum Ende der ganzen Erscheinung. Der eentrale oder Kernstreifen geht aus dem bläulichen Violet in ein reines Violet, aus diesem in ein röthliches Violet über; in ‘den nächsten Secunden wird die Färbung immer mehr. roth, bis ein reines Roth erscheint, welches aber sogleich etwas gelblich wird, ins, Orange übergeht und indem auch ‚dieses immer heller wird, endlich gelb wird. Nun'fällt es; etwa eine halbe; Secunde lang. mit 286 dem gelben Hofe zusammen, dann aber bemerkt man einen farb- losen Kernstreifen in dem gelben Hofe. Dieser weisse oder farblose Streifen ‘verdunkelt sich, ohne im Anfange eine Farbennüance zu zeigen, wird indess bald grünlich tingirt und geht in ein schönes Saftgrün über. Dies wird wieder blasser und unscheinbarer, ver- mischt sich allmälig mit dem gelben Hofe, dieser verblasst gleichfalls, zieht sich etwas zusammen und vergeht. Alle diese Farben des Kernstreifens sind von besonderer Schönheit und Lebhaftigkeit; sie lassen sich nur mit den Farben des Spectrums oder denen der Edelsteine vergleichen. Etwas anders gestalten sich die Erscheinungen, wenn man gleich- falls bei matter Tagesbeleuchtung das Nachbild auf schwarzen Sammet wirft. Man sieht hier zunächst ein Nachbild von derselben Bläue, wie sie der Funken selbst hatte, umgeben von einem gelben Hofe, der indess etwas grösser ist, als der Hof auf weissem Papiere. Der Kernstreifen geht nun wieder allmälıg zu Violet, dann zu Roth über. Aus dem Roth geht er nun aber nicht in Orange und Gelb über, vielmehr verdunkelt er sich, nachdem er roth geworden ist, so dass ein schwarzer Streifen im gelben Hofe erscheint. Allmälig wird der Streifen mit einem grünen Teint überzogen, die grüne Färbung wird lebhafter, fängt indess dann an, sich mit dem gelben Hofe zu vermischen und der Hof verschwindet, wie ein nasser Fleck auf einem erwärmten Bleche. Bedeutender weichen hiervon die Abwandlungen des Nachbildes ab, wenn dasselbe im finstern Zimmer beobachtet wird. Der Funken erscheint als heller Fleck, ein bläulich oder gelblich tingirtes Weiss, und ist mit einem röthlichgelben Lichthofe umgeben. Dieser Lichthof hat etwa die Grösse eines Tellers, während der helle Funken die Grösse eines Viergroschenstücks hat. Unmittelbar nachdem der Funken übergesprungen ist, tritt ein blauer Nebel von etwa Teller- grösse ohne centralen Kern hervor, welcher am Rande mit einem röthlichgelben Nebel umgeben ist. Dieser gelbrothe Nebel zieht sich zusammen, indem der blaue Raum schnell vor ihm auf einen kleineren Kreis zurückweicht; zugleich wird das Blau intensiver und 287 heller. Dieser Process verläuft sehr schnell, binnen höchstens einer halben Secunde, und dann bleibt nur ein schmaler, horizontaler Streifen, wahrscheinlich dem intensivsten Theile des Funkens ent- sprechend, von derselben Grösse, wie die in den vorigen Versuchen beschriebenen centralen Streifen, zurück. Er hat manchmal noch ganz kurze Zeit eine bläuliche Nüance, wird‘ aber dann sogleich roth und ist dann wieder von einem röthlich oder grünlich gelben Hofe umgeben. Dieser Hof bleibt meist bis zu Ende. Der Kernstreifen wird darauf gelb, dann weiss. In der gelben, mitunter auch erst in der weissen Phase ist er, von dem Hofe durch einen schwarzen Ring getrennt. Das Nachbild hat also folgende Gestalt: mitten ein sehr schmaler, hellgelber Streifen von etwa 10 Mm. Länge und 1 Mm. Breite, von einem schwarzen, 2—3 mal so starken Ringe umgeben, und um diesen ein gelbrother nach aussen verschwimmender Nebel, ungefähr von der Grösse eines‘ Handtellers. In dem schwarzen Ringe geht mitunter der centrale Kern auf, so dass nur ein dunkler Fleck im hellen Hofe erscheint; oder der centrale helle Fleck bleikt, überzieht den schwarzen Ring und vermischt sich mit dem Hofe. Oder der Hof verliert sich in der letzten Phase und der Kern bekommt undeutliche 'Contouren ‘und vergeht als unbestimmter Fleck. — Bisweilen habe ich ganz im Anfange des Nachbildes ein eigenthümliches Wogen in dem Hofe bemerkt, so dass es aussieht, ‚als ob der Hof aus mehreren Kreisen bestände, die gegen ein- ander wogen und sich dabei auf den oben beschriebenen blauen ‚Nebel zurückziehen. — So sind die Erscheinungen, wenn der elek- trische Funken mit dem Centrum der Netzhaut gesehen worden ist ‚und sich nicht bewegt. | Sehr auffallend ist bei dieser Erscheinung die gleichzeitige Mit- betheiligung der ganzen übrigen Netzhaut, die sich kaum schlagen- ‚ der demonstriren lässt. Ist nämlich das Zimmer nur so finster, dass | man helle Gegenstände als: matte Nebel sehen kann, oder sind im ‚ Fensterladen kleine Ritzen und Löcher sichtbar, so verschwinden diese sogleich nach dem Ueberspringen des Funkens und fangen erst an wieder zu erscheinen, wenn das Nachbild in den letzten Phasen 288 angekommen ist. Bei diesen Versuchen wurde der Funken mit bei- den Augen betrachtet. Es geht hieraus hervor: a) Dass das Nachbild, welches durch direete Betrachtung, ‚des elektrischen Funkens entsteht, zuerst ein positives ist, welches verhältnissmässig am längsten dauert, dann ein negatives (dun- kles) von kürzerer Dauer wird. Dieser: Uebergang, findet statt, mag das Nachbild im Finstern oder: im Hellen beobachtet werden. In Bezug auf die Farben findet ein fortwährender Wechsel statt, so dass hier: von complementären Farben nicht gesprochen werden kann: Es zeigt sich hier zunächst ‚eine grosse Verschiedenheit, bedingt durch helle und dunkle Umgebung; das Spiel der abklingenden Farben ist bei weitem schöner, wenn Tageslicht auf ‚die Retina ein- wirken kann, als in der Dunkelheit. Man sieht zugleich, welchen Einfluss der Contrast bei der Wahrnehmung der Farben hervor- bringt: Jedermann wird den elektrischen Funken bei matter Tages- beleuchtung blau nennen, im Finstern dagegen ist er kaum gefärbt und erscheint bald ein wenig bläulich, bald ein wenig gelblich tin- girt. Der Contrast ‘ist. hier allerdings ein doppelter; erstens ist das Auge vor dem Ueberspringen des Funkens in tiefer Finsterniss und der Funken: wirkt als ein verhältnissmässig sehr 'starkes und des- wegen 'blendendes Licht; bei einem blendenden Lichte tritt aber die Farbennüance immer zurück. Zweitens ist die Umgebung stark ‚con- trastirend und: sehr dunkel, wodurch gleichfalls eine Farbe an Inten- sität verliert, während: die Helligkeit zunimmt. Man. kann sich davon, wie ich sehon früher ‚gezeigt habe, leicht überzeugen, wenn man.ein rothes Quadratcentimeter auf ein tief schwarzes, Papier ‚oder auf schwarzen Sammet legt, «und ein Quadratcentimeter von demselben rothen. Papier auf ein weisses Blatt Papier. Sieht man-dann 'beide aus ‚einer. Entfernung von’ 5—10 Füss an, so wird das: Quadratcenti- meter: auf Schwarz fast Orange erscheinen, während. .das auf’ weissem Papier sehr» dunkelroth erscheint, und man wird ‚einen Anderm nicht überreden: können;: dass "beide Quadrate von (demselben Bogen: abge- schnitten: 'sind.! In ähnlicher" Weise:wird 'also«auch die Farbennüance | | | | 289 des Funkens sich ändern. Hiermit harmonirt die viel schönere Fär- bung der Nachbilder bei Tagesbeleuchtung gegenüber der blossen Nüaneirung des Nachbildes mit vorherrschendem Weiss in der Fin- sterniss. Im Tageslichte wirken Farbeneindruck und Lichteindruck gemeinschaftlich zur Hervorbringung der abklingenden Farben; im Dunkeln wirkt nur der Lichteindruck. Daher tritt auch schon eine Verschiedenheit ein, je nachdem man das Nachbild auf ‚schwarzen Sammet oder auf weisses Papier wirft: die Farben sind auf weissem Papier bei weitem am schönsten. — Erwägt man die Verschiedenheit in der Färbung des Nachbildes im Hellen und Dunkeln, während der Uebergang vom Hellen (positiven) zum Dunkeln (negativen) .derselbe bleibt, mag, das Nachbild im ‚hellen oder im dunkeln Zim- mer beobachtet werden; so wird man die Brücke’sche Unterschei- dung von positiv und negativ sehr glücklich gewählt finden. Die Plateau’sche Nomenclatur ist hier gar nicht durchzuführen, wie er sie auf pag. 402 seiner berühmten Abhandlung in den Annales de Chimie et de Physique, T.58 (1835) aufstellt: L’intervalle' qui s’&coule entre l'instant oü la rötine est soustraite A action de l’objet color£, et celui oü l’impression commence A prendre l’&tat negatif, eonstitue ce que l’on entend par la Persistance. desimpressions de la retine; et les phases negatives de limpression constituent/le pheno- anene des couleurs aceidentelles. Wohört in unsern Versuchen „die Fortdauer der. Eindrücke auf die Retina auf und wo fangen die zufälligen Farben an? r b) Auffallend ist ferner in diesen Versuchen die Form und Grösse „des ‚überspringenden Funkens. und seines .Nachbildes. Der 'über- | springende Funken. erscheint. nicht, als eine. scharf begrenzte: Linie, sondern ist an ‚den Seiten verschwommen. ‚Im Nachbilde 'dagegen „erscheint er im hellen wie im finstern als ein scharf begrenzter ‚Strich, der erst ganz am Ende der‘ Erscheinung seine Begrenzung) verliert. | ma erscheint ‚der ‚überspringende „Funken grösser als, ‚sein ‚Nachbild ‚ ‚wenn dieses. in. ‚dieselbe Entfernung, welche,der, Funken vom. Auge hatte, pvojieirt. wird. Wir haben ‚es hier, ohne‘ Zweifel nit Irradiationserscheinungen zu 'thun. - Wie weiti.sich bei ‚dieser Molesehott Untersuchungen. V. 20 290 Klasse vön.Erscheinungen die brechenden Medien des Auges bethei- ligen und wie weit,eine sympathische Affeetion der Retina zu statui- ren sei, «darüber sind‘ die: Verhandlungen keineswegs geschlossen. Die angeführten Beobachtungen scheinen mir ‚aber für die letztern, also für: eine‘ scheinbare Vergrösserung des Funkens durch sympathi- sche Affeetion' der den direct getroffenen benachbarten Retinatheile zu ;sprechen." Wäre nämlich die Verbreiterung ‘des Funkens durch die brechenden Medien bedingt, so würde ein grösseres, verwaschenes Bild auf die Retina fallen, und dann müsste das Nachbild die‘Form und "Grösse dieses Bildes haben. Das ist nicht der Fall. Ge- langt dagegen das Bild des Funkens als kleiner, scharf begrenzter Streifen zur Retina, also so, wie das Nachbild erscheint, so kann das- selbe ‘gleichwohl, vermöge seiner grossen Lichtstärke, die benach- barten Theile der Retina mit affieiren und dadurch eme scheinbare Vergrösserung ‘erzeugen. 'Da aber diese Vergrösserung nicht ‚dem auf ‘die Retina 'geworfenen Bilde angehört, 'sondern sympatisch er- zeugt worden ist durch ein kleineres reelles Bild; so wird die Affec- tion, soweit sie sympatisch war, im Nachbilde verschwinden und nur das bleiben, was dem reellen Bilde entspricht, oder wenn die sym- pathische Affection fortdauert, so wird sie sich in ganz anderer Weise kund geben müssen, als die! directe Affection. Dies letztere tritt nun in der That ein; denn der direeten Affection der Netzhaut ent- spricht ohne Zweifel der centrale Kernstreifen, dem sym- patisch erregten Theile dagegen der gelbe Hof. Damit ist es ganz im Einklange, dass der Hof bei dem im Finstern beobachteten Funken so sehr gross ist; ist die Erscheinung auf eine Fortpflanzung des Reizes auf der Retina zu beziehen, so ist es ganz in der Ord- nung, dass im Finstern, wo die Empfindlichkeit für schwache Licht- einwirkungen vermehrt ist, die sympathische Affection eine grössere Stelle ‘der Retina einnimmt und also der Hof grösser erscheint. Das mitunter beobachtete Wogen in dem Hofe und das schnelle Zurück- gehen desselben dürften auch für die letztere Auffassung sprechen, Dass die Retina in noch weiterer Ausdehnung von dem Lichtreize afficirt wird, zeigt auch der erwähnte Umstand, dass auf den jenseits Ms U a 2 2 eaeze 291 des Hofes gelegenen Theilen, wo also keine bemerkbare Lichtein- wirkung stattfindet, ein solcher Blendungszustand hervorgerufen wird, dass lichtschwache Objecte während der ersten Seeunden des Nach- bildes nicht wahrgenommen werden. Es findet also hier eine doppelte Affection der Retina statt, die man als sympathische und antago- nistische unterscheiden könnte, und sympathisch die Erregung nennen, welche eine Lichtempfindung hervorruft, antagonistisch diejenige, welche, ohne eine subjective Lichtempfindung zu erzeugen, die Wahrnehmung objeetiver Lichteindrücke schwächt oder aufhebt. Dieser Befund, dass die Retina so weit von der afhcirten Stelle miterregt wird, ist keineswegs überraschend, denn schon aus den von Prieur de la Cöte d’Or (Annales de Chimie et de Physique T. 54 annee 13, conf. Plateau ibid. T.58 annee 1835, pag. 361) und noch mehr aus den von Chevreul (Memoires de Institut T. XT, 1832, p. 447) angestellten interessanten Untersuchungen über den Einfluss gleich- zeitig gesehener Farben aufeinander geht hervor, dass zwei farbige Streifen von 2 Centimeter Breite sich in ihren Nüancen modifieiren, wenn sie um ihre dreifache Breite von einander entfernt liegen. Auch die Beobachtungen an farbigen Schatten gehören hierher, denn auch bei diesen wird ja, durch Affeetion einer Stelle der Retina, eine fern davon liegende Stelle derselben beeimflusst. Endlich gehört hierher die Erscheinung, dass durch ein starkes auf eine Stelle der Retina einwirkendes Licht andere Stellen der Retina für ein schwaches Licht unempfindlich werden, eine den Astronomen geläufige Erscheinung. So schliessen sich diese Beobachtungen des elektrischen Funkens dem von Fechner ausgesprochenen Satze an (Poggendorff's An- nalen, Bd. 50, p. 445): „Der Eindruck, den eine Stelle der Retina empfängt, reagirt auf die anderen Stellen der Netzhaut mit und zwar wird, wenn auch nur ein sehr begrenzter Theil der Netzhaut getroffen wird, der ganze übrige Theil der Netzhaut in Mitleidenschaft gezogen.“ Diese Mitleidenschaft kann nun entweder sympathisch (positiv) sein, indem auf andern, als den affıeirten Theilen auch Licht em- pfunden wird, oder antagonistisch (negativ), indem kein subjectiven 20* 292 Licht ‘empfunden und auch objeetives Licht nicht wahrgenommen wird. Ich möchte daher dem andern Satze Fechner's nicht unbe- dingt beistimmen, „dass die Veränderungen des direct und des sym- pathisch affieirten Theiles stets complementär zu einander sind“, denn der Kernstreifen und sein Hof waren nicht complementär zu einander gefärbt, was sich noch deutlicher in den Versuchen mit farbigen Gläsern, durch die der Funken gesehen wurde, zeigte. Da ich indess später (unter 4) Beobachtungen mitzutheilen habe, welche mit Fechner’s Satz in Einklang sind, und Fechner selbst viele Beobach- tungen für denselben, angeführt hat, so glaube ich, dass derselbe zwar für viele Erfahrungen Geltung hat, dass aber weitere Beobachtungen nöthig sind, um zu eruiren, ob er allgemeine Geltung hat, oder nicht. ce) Die auch hier beobachteten Oseillationen (Plateau) werden unter 4 besprochen werden. 2. Nachbilder vom elektrischen Funken auf den peripherischen Theilen der Netzhaut. Um die Entfernung des Funkens' und seines Bildes von dem Centrum der Retina bestimmen zu können, musste erstens ein Punkt im finstern Zimmer fixirt werden, zweitens musste der überspringende Funken in der Peripherie eines Kreises liegen, dessen Mittelpunkt das Auge, dessen Halbmesser die Entfernung vom Auge zum‘ fisir- ten Punkte war. Als Fixationspunkt diente ein in dem Pfropfen einer Flasche befestigtes Streichhölzchen, welches kurz vor dem Ver- suche mit nassen Fingern gerieben wurde und dann genügend glänzte ohne zu beleuchten. Es befand sich in gleicher Höhe mit den bei- den Kugeln der Riess’schen Flasche. Ferner war auf dem: Tische, auf dem die Flasche stand, ein Kreisbogen von 10. zu: 10, Graden abgetheilt, aufgemalt und endlich ein Brett mit ‚einem Ausschnitte auf dem Tische so angebracht, dass, wenn der Kopf an dasselbe ange- lehnt wurde, sich das Auge im Mittelpunkte, des Kreises und. in: glei- cher Höhe mit den Kugeln der Flasche befand. Figur I. Beidem Ver- suche wurde also das Auge und zwar immer dasrechte Auge ins Centrum, das; Streichhölzchen ‚auf 0% und die Riess’sche Flasche um. gewisse 293 Grade vom Fixationspunkte entfernt gebracht. Die Funken spran- gen über bei 10°, 20°, 30°, 45°, 60°, 70°, 80° In allen diesen Entfernungen vom Centrum erschien immer der Funken als ein grosser glänzender Fleck ohne bestimmte Begrenzung und Färbung, und ebenso erschien das Nachbild; es war nur gelblich tingirt. Besondere Unterschiede in der Helligkeit seines Centrums und seiner Peripherie waren auf den jenseits 20 Grad gelegenen Theilen nicht mehr zu bemerken, ebensowenig bestimmte Phasen, es wurde nur im Verlaufe einiger Secunden matter. Bei 10° und auch noch bei 20° liess sich ein hellerer Kern, aber auch nicht bestimmt begrenzt, wahrnehmen, an dessen Stelle nach Verlauf einiger Secunden ein dunkler Fleck (in dem hellen Nebel) auftrat. In vielen Versuchen ist mir ein starkes Wogen (Osecillation) im Hofe des Nachbildes auf- gefallen, ausserdem war der Hof und das ganze Nachbild von viel bedeutenderer Grösse, als bei directem Sehen. Farben des Nach- bildes habe ich nicht bemerken können, auch nicht wenn der Funken durch farbige Gläser indireet gesehen wurde; es war dann nur viel lichtschwächer. Vielleicht würde eine Unterscheidung von Farben eher gelingen, wenn man die Versuche im Halbdunkel anstellte. — Die Nachbilder, welche in der Nähe des gelben Fleckes bei unge- nauer Fixation entstehen, verhalten sich, so weit sie ohne Augenlid- bewegung verfolgt werden können, ebenso wie die centralen. — Auf- fallend ist auch bei diesen Versuchen das Verschwinden des glänzenden Streichhölzchens, welches fixirt wurde, nach dem Ueberspringen des Funkens und während der ersten Secunden des Nachbildes. Etwas stö- rend wirken dagegen die Nachbilder, welche von den im Zimmer befindli- chen, durch den Funken erleuchteten, Gegenständen gewonnen werden. Es zeigt sich also auch in diesen Versuchen das Abnehmen der Schärfe für das Erkennen der Form und der Farbe nach den peri- pherischen Theilen der Netzhaut hin. Es ist fast immer nur der Eindruck einer hellen nicht scharf begrenzten Fläche geblieben, er ist also positiv gewesen; nur mehr nach dem Centrum hin ist der Uebergang in die negative Phase (einen dunklen Kern) zu bemerken gewesen. Diese Beobachtung war gleichwohl für mich sehr über- 294 raschend, weil sowohl Foerster wie ich uns häufig bemüht hatten, Blendungsbilder durch indireetes Sehen in die Sonne, oder in ein helles Lampenlicht auf den peripherischen Theilen der Netzhaut zu erzeugen, und uns dies nie, geglückt war. Wir haben weder posi- tive noch negative Bilder bemerken können, Nun würden allerdings negative Bilder dort immer eine grosse Unsicherheit haben und es ist mir bei einer bestimmten Form des Versuchs ‚so vorgekommen, als befinden sich dunkle Stellen auf der Peripherie, wenn ich längere Zeit in die helle Lampe und dann auf einen weissen Bogen gesehen hatte. Sollte sich diess in weiteren Versuchen, mit denen ich noch beschäftigt bin, bestätigen, so würde vielleicht eine schnelle Ermüdung der Seitentheile für blendendes Licht zu statuiren sein, was indess wieder nicht zu meinen früheren Versuchen passen würde, in denen: die Dauer der im diffusen Tageslichte erzeugten Nachbilder nur wenig kürzer war, als die der centralen. Hier fehlen also noch Versuche. 3. Nachbilder, wenn der Funken durch ein gefärbtes Glas betrachtet wird. Der Funken, durch ein. farbiges Glas gesehen, ist bedeutend lichtschwächer; leider verhalten sich aber hierin die Gläser ganz verschieden, beim rothen Glase ist die Lichtstärke z. B. viel geringer, als beim grünen, bei diesem schwächer als beim. blauen. Die Ent- fernung der Messingkugeln betrug immer in diesen Versuchen 10 Mm. oder 11 Mm. Es ist hier viel schwieriger, einen Punkt zu fixiren, weil man wegen der Schwächung der Lichtintensität kaum noch die kleinen von den Drähten ausstrahlenden Lichtbüsche] bemerkt und daher die Orientirung viel schwieriger ist; indess ist es mir doch gelungen, Nachbilder, die sich nicht bewegten, zu bekommen. Man muss auch darauf Acht haben, dass die Gläser nicht mit Wasser- dampf beschlagen, weil man sonst Lichthöfe bekommt, die von dem Beschlage des Glases herrühren und die Beobachtung verwirren. Ganz zu vermeiden ist ein sehr lichtschwacher Hof indess überhaupt nicht, wenn man eine Flamme durch gefärbte Gläser betrachtet. 295 Rein rothes Glas (überfangen, lässt nur Roth durch). Der Funken erscheint intensiv, roth mit rothem Hofe, von dem er nicht deutlich getrennt ist, und sehr lichtschwach. Unmittelbar nach dem Ueberspringen erscheint ein ziemlich tiefes Grün, dann ein blasses rundes Nachbild, von dem ich mich vergebens bemüht habe zu bestimmen, ob es grün oder roth ist. Stellte ich mir’s in Gedanken grün vor, so hätte ich es ‚eher roth nennen mögen und: umgekehrt. Wer nicht in dem Falle gewesen ist, sich strenge Rechen- schaft über Farbennüancen zu: geben, der wird diese Bemerkung vielleicht abgeschmackt finden; ich führe deshalb zu meiner Recht- fertigung, einen Ausspruch von Fechner an, dessen, Autorität in Beurtheilung von Farbennüancen wohl Niemand in Frage stellen wird: „Statt zu sagen, ich sehe es entweder grünlich oder röthlich, ist indess richtiger zu sagen, ich sehe beide Nüancen zugleich im Gemenge neben einander; es kann aber das Auge leicht mehr auf die eine oder die andere Färbung reflectiren.* (Poggendf. Ann. Bd.' 44. p. 223). Grünes Glas (überfangen; lässt vom Tageslichte durch: wenig Roth, viel Gelb, wenig Blau, fast kein: Violet). Der Funken erscheint lichtstärker, als durch Roth, und zwar grün, mit grünem Hofe. Im Nachbilde erscheint der nicht scharf begrenzte Funken und seine nächste Umgebung blaugrün und ist mit einem röthlich gelben Nebel umgeben. Dieser Nebel‘ zieht sich, indem er den Hof gleichsam verzehrt, schnell zu einem roth tin- girten Striche zusammen. Dieser bleibt bis zuletzt: und löst sich entweder in einen Hof auf oder verschwindet. ‚Ein Hof’ um den hellen Streifen war nicht wahrzunehmen. Blaues Glas (überfangen; lässt vom Tageslichte' alles durch ausser Violet). Der Funken ist fast eben so lichtstark, als wenn er ohne Glas gesehen wird; er ist blau, mit blauem Hofe, Das Nachbild ist ‘gleich- falls blau, der Rand des Hofes dagegen gelbroth; er verzehrt schnell den blauen Hof und Kern und schrumpft zu einem röthlichen 'Strei- fen zusammen. Dieser umgiebt sich oft mit einem gelben Hofe; 296 manchmal aber bleibt er ohne Hof; wird dabei gelb, später weiss; nachher wird'er wieder gelblich, dann röthlich tingirt und in diesen letzten Abwandlungen tritt immer ein Hof auf. Ist der Hof inten- siv, so ist er von dem helleren Kern durch einen dunkeln Ring getrennt. Zuletzt löst sich alles in einen gelben Hof auf. Gelbes Glas (lässt durch: sehr wenig Blau und Violet, sonst Alles). Beim Ueberspringen des Funkens erscheint eine lichtstarke, gelbröthliche Scheibe, in der Mitte am hellsten, nach aussen an Inten- sität abnehmend bis zu der Grösse etwa eines Handtellers: um die- sen ein rein weisslicher Nebel von etwa Tellergrösse. Dieser äussere Hof verschwindet sogleich, und das Nachbild ist ein gelblich grüner Kern, mit einem röthlich gelben Hofe umgeben. Nach dem Grün erscheint Blau, dann Gelb. Wahrend dessen bleibt die Scheibe und nun erst schrumpft sie zu dem horizontalen Kernstreifen zusammen, der nur noch sehr wenig röthlich tingirt ist. Er wird immer mehr weiss und nimmt zuletzt einen bläulichen Schein an. Zugleich tritt ein gelber Hof auf, der durch einen dunkeln Ring von dem Kernstreifen getrennt ist; dann wird alles undeutlich. Violettes Glas (lässt alles durch, aber nur sehr wenig gelb). Der Funken ist ungefähr so intensiv, wie bei Grün; schön vio- let mit gleichem Hofe. Im Nachbilde ist ein grosser Hof, in dem noch etwas Blaues ausser dem Gelb zu bemerken ist, indess habe ich nie recht die Form des Blauen bestimmen können. Er zieht sich auf einen zuerst blauen, dann gelben, oder gleich zu einem gel- ben Streifen zusammen, der immer schmaler und weisser wird und sich endlich in einen unbestimmten Fleck auflöst. Ein Hof fehlt in den letzten Phasen. Die Variationen der vollständigsten Beobachtungen beziehen sich zunächst auf einen Zwischenraum zwischen dem Erscheinen des Funkens und dem Auftreten des Nachbildes, in welchem das ganze Gesichtsfeld dunkel ist. Mitunter erscheint das Nachbild indess un- mittelbar nach dem Funken und untrennbar von ihm. Worauf diese Verschiedenheit beruht, vermag ich nieht anzugeben, vielleicht wird 297 sie durch Augeplidbewegungen im Momente nach dem Funken bedingt, indess weiss ich dann wieder nicht, ob eine Augenlidbewegung oder das Unterbleiben derselben jene Dunkelheit des Gesichtsfeldes bedingt. Ich habe dies auch unter andern Umständen (s. 4.) beobachtet. Ferner finden Verschiedenheiten in dem Erscheinen des Nachbildhofes statt so wie in seiner Grösse und Deutlichkeit. — Endlich verschwindet das Nachbild manchmal ohne Hof, manchmal löst es sich in einen Hof auf. Abweichend von den Experimenten mit Sonnen- und Lampen- licht zeigt sich der Hof nicht complementär gefärbt; er ist fast immer gleichfarbig, während des Ueberspringens von Funken, und im Nachbilde pflegt auch nur die äusserste Peripherie anders und zwar öfters complementär gefärbt zu sein. In späteren Stadien ist der Hof immer gelb. Der Kern zeigt sich immer überwiegend weiss, seine nicht starken Farbennüancen lassen sich nicht unter eine Regel bringen; hiervon liegt die Schuld wohl mit an der Unreinheit der Gläser. — Immer aber ist das Nachbild positiv, und wird erst im letzten Momente negativ, d. h. dunkel in einem hellen Nebel. Das nachherige Erscheinen eines positiven Nachbildes habe ich nicht beobachtet. Merkwürdig ist das Aufireten eines positiven complemen- tären Nachbildes bei dem rothen Glase. Es ist dieselbe Erscheinung, welche Brücke bei Kerzenlicht beobachtet und in seiner Abhand- lung (Poggendorff’s Annalen Bd. 84) p.443 beschrieben hat, und die ich ebenso, wieBrücke, sehe, nur hat bei mir das grüne Nach- bild einen stark bläulichen Teint. Wenn das Experiment nicht so- gleich gelingen sollte, so kann man es dadurch dahin bringen, ein intensives grünes positives Nachbild zu erhalten, dass man während des Beobachtens der Flamme die Augen auf Momente schliesst und gleich nachher wieder auf das Licht sieht. Ich habe noch einer eigenthümlichen Erscheinung zu gedenken, von der ich unsicher bin, ob sie mit den Nachbildern in einem Zu- sammenhange steht. Ich habe nämlich dreimal, an drei verschiedenen Tagen, nachdem ich eben den Funken durch rothes Glas beobachtet hatte, und einmal, als ich ihn durch grünes Glas gesehen hatte, und 298 einige Zeit, nachdem das Nachbild verschwunden war, in das Finstere starrte, einen hellen Fleck von röthlicher Farbe bemerkt, und von der. Grösse eines Handtellers, der alsbald im Centrum grünlich zu werden anfıng und allmälig. ganz grün wurde, dann wieder ‘vom Centrum aus röthlich wurde, dann wieder grünlich und sofort... Das eine Mal habe ich diesen Wechsel 15mal, ein anderes Mal, wo.ich gezählt habe, 10mal erfolgen sehen. Da ich ‘so etwas weder sonst nach dem Betrachten des Funkens, oder einer Flamme etc. bemerkt habe, aber auch nicht später nach längerem Verweilen im Finstern, so. weiss ich nicht, ‚ob diese Erscheinung »als Nachbild zu. deuten und mit dem Funken in Zusammenhang zu bringen ist, oder nicht. 4. Nachbilder von Objeeten, welche durch den Funken beleuchtet werden. Zur Untersuchung dieser Reihe von Nachbildern diente die im vierten Bande dieser Zeitschrift pag. 217 beschriebene Vorrichtung: weisse Papierbogen mit rothen, schwarzen ‘oder blauen, je 1 Qua- dratcentimeter grossen und je 1 Centimeter von einander entfernten Quadraten; die Bogen sind zu einem Halbeylinder gebogen, in dessen Axe sich das Auge, den Quadraten gegenüber befindet. Zwei Fuss davon entfernt in der Verlängerung der Axe des Cylinders befinden sich die Kugeln der Riess’schen Flasche, so dass der überspringende Funken die Bogen: mit den Quadraten ziemlich gleichmässig beleuchtet. In Figur II sieht man die Vorrichtung so, wie sie gebraucht wurde, aufgestellt; in A ist'das Auge, das unterste (mittelste) Quadrat F wird fixirt, in E’ springt der Funken über. — Ausserdem hatte ich Bogen mit verschiedenen Figuren von 1 Quadratcentimeter Flächeninhalt in Zwischenräumen: von je 1 Cen- timeter beklebt; es waren Kreise, Halbkreise, recht-, spitz- und stumpf- winklige Dreiecke, Parallelogramme und Quadrate, welche unregel- mässig mit einander wechselten, von rother: und schwarzer ı Farbe: Sie: sollten dazu: dienen, angeben zu können, wie. weit vom Centrum entfernt ein: Vorgang an einer Figur stattfände, weil es sich in den früheren Versuchen gezeigt hatte, dass: das Zählen von Quadraten 299 bei unbewegter Retina nur sehr mangelhaft geschehen kann. In- dess wird dadurch die Ortsangabe. auch nur wenig erleichtert, und da ausserdem farbige Figuren von gleichem. Flächeninhalte keineswegs gleichwerthig für den Farbensinn sind, so. gebe ich den Quadraten den Vorzug. Ferner hatte ich tiefschwarze Papierbogen mit weissen Quadraten und Figuren beklebt. Auf diese Weise wurde es möglich, zugleich die direeten und die peripherischen Nach- bilder zu prüfen. Schwarze Quadrate auf weissem Grunde. Im Augen- blicke, wo der Funken überspringt, erscheint die ganze Reihe der Quadrate scharf begrenzt, der weisse Grund etwas bläulich tingirt. Scheinbar gleichzeitig aber erscheinen mit den schwarzen Quadraten zugleich an derselben Stelle glänzendhelle Qua- drate mit bläulichem Teint. Darauf erscheinen sogleich die Qua- drate wieder und zwar als schwarze Quadrate auf weissem, etwas gelblichem Grunde. Die Quadrate des Nachbildes erscheinen nur ganz kurze Zeit scharf begrenzt; zuerst wird der Rand der periphe- risch gelegenen Quadrate verwischt, dies schreitet allmälig nach dem fixirten, Quadrate hin fort; dabei wird das Nachbild matter, die Quadrate fliessen endlich zusammen, und es bleibt nur ein schwarzer Streifen von wenigstens 3 Centimeter Breite mit verschwommenen Rändern auf einem helleren Grunde. Das Bild wird immer licht- schwächer und undeutlicher und verschwindet endlich ganz. — Ebenso verhalten sich die Figuren, indessen glaube ich mich bei ihnen und später auch. bei den Quadraten überzeugt zu haben, dass die vor- erwähnten, scheinbar gleichzeitigen glänzenden Nachbilder nur. in der mehr centralen Region sichtbar sind, so dass nur 7—10 Figuren oder (Quadrate glänzend erscheinen; weiter seitlich konnte ich sie nicht mit Bestimmtheit wahrnehmen. — Ich habe mich nun sehr bemüht, nachher noch negative Nach- bilder zu bemerken, indess habe ich nur einige Male einen matten Streifen im Dunkel zu sehen geglaubt. Eine eigentliche Oseillation fehlt daher; da aber in den meisten Versuchen das positive Nachbild seine volle Intensität erst allmälig erlangte, in einigen Versuchen die 300 Quadrate im Anfange des Nachbildes sogar ganz verwaschen und undeutlich erschienen, im weitern Verlaufe aber schwärzer und scharf begrenzt wurden, so, glaube ich, kann man hierin, wenn man der Plateau’schen Darstellungsweise folgt, die erste Curve einer Oseil- lation sehen, welche folgende Form haben würde (Figur II): Af bedeutet die Zeit, Ab die Stärke des momentanen objectiven Gesichtseindruckes, Ac das scheinbar gleichzeitige negative comple- mentäre Bild; die Curve « entspricht der Erscheinung, wo der objetive Eindruck sofort in das positive Nachbild übergeht; die Curve #, wo das Bild im Anfange schwächer ist, aber dann wieder intensiver wird, die Curve y, wenn ein Zeitraum, wo alles dunkel ist, zwischen dem objeetiven Eindrucke und dem positiven Nachbilde liegt. Ac gilt für alle 3 Curven. Ob die dunkeln Quadrate und ihre negativen Bilder gleichzeitig erscheinen, oder ob nur ein so kurzes Intervall zwischen ihnen liegt, dass der Zeitsinn nicht scharf genug ist, um es wahrzunehmen, muss zweifelhaft bleiben. Rothe Quadrate auf weissem Grunde. Im Augenblicke, wo der Funken überspringt, erscheinen die Quadrate mehr oder weniger intensiv roth gefärbt, je nach der Stärke des Funkens, immer aber scharf begrenzt. Wieder scheinbar gleichzeitig mit ihnen erscheinen hellgrüne, glänzend helle Quadrate, die rothen nicht ganz deckend, sondern etwas verschoben gegen sie. Der weisse Grund erscheint grünlich tingirt. Dann tritt unmittelbar nachher das positive Nachbild auf, indem die Quadrate nur noch wenig oder gar nicht mehr roth tingirt sind und sich mehr dem Schwarz nähern. Schnell werden sie ganz schwarz und verhalten sich nun weiterhin ebenso wie die schwarzen, d. h. sie verschmelzen unter einander, so dass nur noch ein breiter, dunkler verschwommener Streifen durch das helle Gesichtsfeld geht. An der Peripherie fängt das Undeutlich- werden der Quadrate meist zuerst an, und schreitet dann schnell nach dem Centrum fort; indess kann auch die ganze Reihe der Quadrate gleichzeitig undeutlich werden. Der dunkle Streifen verblasst und verschwindet allmälig, indem die Finsterniss obsiegt. — Auch bei den rothen Quadraten erschien das positive Nachbild mitunter 301 im Anfange mit verwaschenen Quadraten, die erst allmälig scharf begrenzt wurden; indess hatte die Färbung derselben ihren eignen Gang, denn die Farbe war zu Anfang immer am meisten roth und wurde, mochten die Quadrate schnell oder langsam scharf begrenzt werden, immer schnell schwarz. Positiv muss man das Nachbild trotzdem nennen, denn roth ist ja dunkler als weiss. Blaue Quadrate auf Weiss. Diese ergeben keine bestimmten Resultate; da nämlich der Funken sehr viel Blau enthält, so kann der Contrast zwischen den blauen Quadraten und dem weissen Grunde nicht sehr bedeutend sein; die Quadrate erscheinen daher von einem sehr hellen Blau und grenzen sich nicht scharf gegen ihre Umgebung ab. Die negativen gleichzeitigen Bilder wurden daher gar nicht be- merkt, der Grund war kaum gelblich tingirt und die blauen Nach- bilder sehr matt und undeutlich. Weisse Quadrate auf schwarzem Grunde. Diese er- scheinen beim Ueberspringen des Funkens schwach bläulich tingirt. Negative Bilder waren nieht zu bemerken. Im positiven Nachbilde traten sie als schmutzig olivengrün gefärbt auf, kamen unregelmässig und verschwanden auch so, dass bald das eine, bald das andere un- deutlich wurde. Zuletzt war nur noch ein etwas hellerer Streifen auf dunkelm Grunde. Ebenso verhielten sich die. Figuren. Veränderungen durch. die Stärke des Funkens ‘waren zu be- merken in Bezug auf die Intensität und die Dauer der Nachbilder. Das objeetive. Bild ist licht- und farbenschwächer, die negativen Quadrate treten nur undeutlich auf ‚und sind ‚bei einer Entfernung der Kugeln von 4,5 Mm. gar nieht mehr zu bemerken. (Sie dauern ferner bei einem. ‚starken Funken, wie ‚es ‚scheint, länger, als bei einem mittleren, wenn hier nicht eine ähnliche Sinnestäuschung ob- waltet, wie sie Volkmann bei den Herztönen ‚gefunden hat.) Merk- würdigerweise dauert aber umgekehrt das positive Nachbild be- deutend und zwar mehr als noch einmal so lange‘ bei ‚einem schwachen, als bei einem starken Funken. Der Unterschied ist ausserordentlich auffallend, und ich habe. so viel vergleichende Beob- achtungen gemacht, dass ich‘ dies‘ mit der ‚grössten. Sicherheit. be- 302 haupten kann, Dieser Unterschied tritt besonders deutlich hervor, wenn, wie dies bei grosser Entfernung der Kugeln leicht vorkommt, der Funken, nachdem er das erste Mal zwischen den Kugeln über- gesprungen ist, das nächste Mal von eimer Belegung der Fläsche zur andern überspringt; in letzterem Falle ist er selir lichtschwach. Es fällt mit dieser Beobachtung eine Behauptung Plateau’s gegen Scherffer. Scherfferhatte zur Erklärung der Nachbilder imFinstern, die ihm viele Schwierigkeiten machte, gesagt, pag. 17: „Zu diesem kömmt noch, dass, weil wir keinen Körper von einer einfachen Farbe haben, alle Gattungen des Lichts, z. B. von eimem rothen zurück- strahlen, obschon die rothe die Oberhand hat. Und diese Strahlen sind nicht so wenig, als man sich vielleicht einbildet, denn dergleichen zurückgeworfenes Licht lässt sich sehr deutlich durch ein gläsernes Dreieck in die sieben Hauptfarben absondern. Wenn man alle diese Strahlen zusammennimnit, vielleicht verursachen sie in dem Auge eine gemässigte Bewegung, welche eben darum länger fort- dauert, als die allzugrosse, welche von der eignen Farbe der Figur ist erregt worden, und ehender undeutlich wird, nachdem der äussere Gegenstand zu wirken aufhört.“ Diese letztere Möglichkeit will nun Plateau in seiner Abhand- lung S. 15 nicht zugeben: „Je n’ai pas besoin d’insister sur le peu de fondement de cette nouvelle maniere d’envisager les couleurs aceidentelles, A laquelle du reste personne n’a fait attention. Elle repose en effet sur ce principe que rien ne justifie et qui a contre lui toutes les analogies et toutes les probabilites, qu’une impression forte subsiste moins long-temps, aprös la cessation de la cause exterieure, qu’une impression plus faible. Elle conduirait d’ailleurs A cette consequence &videmment fausse, que les eouleurs aceidentelles ont moins de dure&e lorsque l’objet qui les a fait naitre 6tait plus &clatant.“ Hier haben wir aber beim elektrischen Funken ein Beispiel, dass die Nachbilder von geringerer Dauer sind, wenn ein starker Eindruck gemacht worden ist, als wenn derselbe schwach gewesen ist. Es ist hier nicht der Ort, auf die Scherffer-Pla- teau’sche Controverse einzugehen, indess sieht man daraus, wie 303 vorsichtig man mit theoretischen Deductionen bei den Nachbildern sein muss,'und esist nach dem oben erwähnten die Möglichkeit nicht ausser Acht zu lassen, dass ein ähnliches Verhalten gegen starke und schwache Eindrücke die eigenthümliche Reaction der peripheri- schen Netzhauttheile gegen die Nachbilder bedingt. — Man wird nun freilich verlangen, dass ich diese Angabe mit bestimmten Zahlen belege; da mir indess genaue für diesen Zweck passende Instrumente nicht zur Verfügung standen, und die Grenzen der Nachbilder über- haupt nieht so leicht: zu, bestimmen ‚sind, so.habe ich es vorgezogen, statt ungenauer Zahlenangaben lieber gar keine zu machen, und kann nur wiederholen, dass bei einem Funken von 10 Mm. Länge das positive Nachbild der Quadrate nur halb so lange dauert, als bei einem Funken von 45 Mm. Länge. Hoffentlich bietet sich mir bald Gelegenheit, diesen Mangel nachzuholen. Da ich bemerkt hatte, dass bei den schwarzen und rothen Qua- draten auf weissem Grunde, so wie bei den weissen Quadraten auf schwarzem Grunde das Weiss nicht rein weiss, sondern mit einer Farbennüance erschien, so untersuchte ich noch farbige Streifen von 30 Ctm. Länge und 8 Ctm. Breite, auf welche schwarze oder weisse Quadratcentimeter je 1 Centimeter von einander entfernt aufgeklebt waren. Diese Streifen wurden auf einen weissen Papierbogen oder auf schwarzen Sammet an meinem Apparate gelegt und bei Funken von 10 Mm. Länge beobachtet. Das Bild auf die Fläche projieirt war dann so (s. Figur IV): ab bedeutet die Reihe der Quadrate auf dem gefärbten Streifen c ec; d d bezeichnet die weisse resp. schwarze Unterlage. 1) a. Rother Streifen mit weissen Quadraten auf weissem Papier. Der Streifen erscheint beim Ueberspringen des Funkens roth, der Grund grün tingirt ; 'ebenso die Quadrate. "Gleichzeitig oder unmittelbar nachher erscheint das negative complementäre Bild momen- tan: hellgrüner Streifen, auf welchem die Quadrate nicht zu bemer- ken sind. Dann tiefes Dunkel. Aus diesem taucht ein tief grün 304 gefärbter Streifen auf, mit undeutlichen röthlichen Quadraten; der Streifen wird etwas stärker grün und hebt sich mehr. von dem röthlichen Grunde ab. Dann wird er wieder dunkel und verschwimmt mit dem Grunde. Ebenso verhält sich der rothe Streifen mit den schwarzen Qua- draten ; nur bleiben die Quadrate immer schwarz auch im Nachbilde, ohne negative Bilder zu entwickeln. 1) b. Rother Streifen mit weissen Quadraten auf schwarzem Sammet. Beim Ueberspringen des Funkens Roth mit grünlichen Quadra- ten. Dann sofort ziemlich dunkelgrünes Nachbild, welches bleibt; späte? treten in demselben röthliche Quadrate auf; das Grün wird sehr bald bläulich und später fast ganz blau, von etwas schmutzigem Teint. Die Quadrate kommen unregelmässig und trennen sich erst allmälig von einander. Dann verschwinden sie auch unregelmässig, indem alles dunkel wird. — Ebenso ist es bei dem Streifen mit den schwarzen Quadraten. 2) Grüner Streifen. a. Auf weissem Papier gab derselbe kein bestimmtes Resultat, wahrscheinlich weil das Grün zu hell war und zu wenig gegen den Grund contrastirte. b. Mit weissen Quadraten auf schwarzem Sammet. Mit dem schwach grünen Bilde beim Funken, erscheinen auch; die weissen Quadrate mit röthlichem Teint. Unmittelbar nach dem Funken, scheinbar gleichzeitig mit ihm, eine röthliche Färbung des Streifens; dann erscheint der Streifen im Nachbilde weiss; ob er röthlich oder grünlich tingirt ist, lässt ‘sich nicht unterscheiden. e. Mit schwarzen Quadraten aufischwarzem Sammet. Der Streifen erscheint beim Funken nur schwach grün, überwiegend weiss}; im Nachbilde röthlich tingirt.. Von negativen Nachbildern der Quadrate ist nichts zu. bemerken. 805 3. Blaue Streifen mit weissen Quadraten auf Weiss. Der Streifen erscheint hellblau mit gelben Quadraten auf gelb- rothem Grunde. Nachher ist alles dunkel. Aus dem Dunkel ent- wickelt sich ein dunkler Streifen auf Grau, welcher immer heller wird und zuletzt schmutzig hellblau aussieht. Der Grund hellt sich ‘gleichfalls auf und wird röthlich; die Quadrate erscheinen hell, gelb-röthlich tingirt und nicht alle gleich deutlich. Der Streifen verschwindet von den Seiten her. b. Blauer Streifen mit schwarzen Quadraten auf Weiss. Erscheint als Blau mit schwarzen Quadraten auf gelb- rothem Grunde. Gleichzeitig ein gelbes Nachbild von den Streifen. Dann schmutzig graublaues Nachbild mit schwarzen Quadraten auf gelbröthlichem Grunde. ec. Blaner Streifen mit weissen Quadraten auf schwar- zem Sammet. Mit dem Blau während des Funkens erscheinen die Quadrate gelb glänzend. Darauf erscheint ein intensiv gelbes Nachbild, welches bleibt. Auf ihm entwickeln ‚sich. in unregelmässi- ger Reihenfolge weisse glänzende, förmlich abgehobene Quadrate, die auch wieder unregelmässig matt werden und verschwinden, Der Streifen verschwindet etwas später, bleibt aber bis zu Ende gelb. d, Blaue Streifen mit schwarzen Quädraten auf schwarzem Sammet. Während des Funkens etwas matt‘ blau, gleichzeitig ein weisses Nachbild; darnach in einigen: Versuchen alles dunkel, in andern sogleich ein gelbes Nachbild mit schwärzen- Qua- draten; das Gelb. ist etwas grauröthlich tingirt. 4) Gelber Streifen mit weissen Quadraten. Unterlage weiss. ‚ Erscheint während des Funkens als Gelb; auf bläulich tingirtem Grunde, gleichzeitig mit ihm ein schönes lichtes Blau. Dann ist alles dunkel. Aus der Finsterniss taucht ein dunkelblauer Streifen auf; der Streifen hellt sich auf, es erscheint ein grauer Grund; dann erscheint der Streifen blau auf röthlichem Grunde mit röthlichen Quadraten. Moleschott, Untersuchungen, V, 21 306 b. Mit schwarzen Quadraten. Der Streifen erscheint gelb mit schwarzen Quadraten auf bläulichem Grunde ;, gleichzeitig der Streifen dunkelblau ohne ‚Quadrate. Dann alles dunkel. Darauf wird der Streifen intensiv blau mit schwarzen Quadraten ; das Blau wird heller, die Quadrate bleiben schwarz, der Grund bleibt röthlichgelb bis zu Ende. c. Gelber Streifen mit weissen Quadraten; Unter- lage schwarz. Er erscheint beim Funken gelb mit bläulich tin- girten weissen Quadraten. Dann sogleich schön blau; dies wird schnell hellblau und fast weiss mit schönen gelblichen Quadraten, die unregelmässig kommen und verschwinden. d. Mit schwarzen Quadraten. Erscheint beim Funken gelb mit schwarzen Quadraten, gleichzeitig hellblau; dann sofort gelb mit schwarzen Quadraten und bleibt bis zu Ende gelb. Gemeinschaftlich bei allen diesen Versuchen und in Ueberein- stimmung mit den früheren Versuchen, wo Objecte durch den Funken erleuchtet wurden, zeigt sich das länger dauernde und constant auf- tretende Nachbild stets positiv, d. h. das Helle im Object ist auch hell im Nachbilde und umgekehrt. So sieht man auch Gegenstände und Personen, die sich in dem finstern Zimmer, welches durch den Funken erleuchtet wird, befinden, im Nachbilde ebenso, wie während des Funkens, und ihr Beharren im Nachbilde sowie ihr allmäliges Vergehen macht einen komisch unheimlichen Eindruck. Diese Nach- bilder verhalten sich also gerade umgekehrt, wie die nach langem Betrachten der Objecte entstehenden, welche immer nur negativ er- scheinen. Dagegen zeigen sich nun grosse Verschiedenheiten in der Farbe der Nachbilder, denn sie sind bald complementär, bald gleichfarbig, wie die folgende Tabelle zeigt. 307 Complementäres Nachbild. Gleichfarbiges Nachbild. Streifen Quadrate Unterlage Streifen Quadrate Unterlage Roth weiss weiss | ditto ditto schwarz Blau weiss schwarz Blau weiss weiss Blau schwarz schwarz Blau schwarz weiss Gelb weiss weiss Gelb schwarz schwarz Gelb schwarz weiss Gelb weiss schwarz Eelatanter konnte sich die Brückesche Warnung wohl nicht bewahrheiten, „man möge vorsichtiger in der Verallgemeinerung, der gefundenen Sätze zu Werke gehen, und nicht ohne weiteres aus einer Erscheinung, welche man bei einer Farbe wahrgenommen hat, auf analoge Erscheinungen bei andern Farben schliessen.“ Völlig verdutzt gemacht hat mich das Verhalten des Roth. Die Quadrate auf dem weissen Papierbogen und der rothe Streifen mit den weissen Quadraten sind von demselben Bogen geschnitten ; sie verhalten sich gegen das Prisma ganz gleich und doch erscheinen die ersteren im Nachbilde deutlich roth, der letztere entschieden grün; ich kann nicht glauben, dass ich mich. ge- täuscht habe: ich habe die Experimente mit den rothen Quadraten und mit den rothen Streifen an demselben Tage, unter ganz gleichen Umständen wechselsweise hintereinander angestellt; die Erscheinung blieb immer dieselbe. Das einzig Verschiedene ist die Grösse der rothen Fläche an sich und im Verhältniss zum Weissen, denn wäh- rend dort im Ganzen nur 30 Quadratcentimeter Roth vorhanden waren, betrug hier die Fläche des Roth 225 Quadratcentimeter. Im diffusen Tageslichte zeigen indess beide Objecte das Nachbild von gleicher complementärer Farbe. Jedenfalls würden zur Aufstellung eines solchen Satzes, dass die Grüsse einer farbigen Fläche dafür maassgebend ist, ob das Nachbild von derselben oder von der complementären Farbe ist, neue Versuche 21% 308 nothwendig sein, um so mehr, da in beiden Fällen der primäre, objec- tive Eindruck und das scheinbar gleichzeitige negative Nachbild gleich waren. Jedenfalls wird man aber an die Möglichkeit eines solchen Verhaltens denken, und auf die Grüsse- der das Nachbild erzeugen- den Fläche aufmerksam sein müssen. Auch muss ich noch zur Stütze dieses Parodoxons anführen, dass die weissen Quadrate und Figuren auf schwarzem Grunde ganz anders nüaneirt im Nachbilde erschienen, als der weisse Grund bei den schwarzen Quadraten und Figuren. — Dagegen verhielt sich Blau unter beiden Umständen gleich; es erzeugte auf Weiss immer ein positives Nachbild. Merkwürdig ist ferner das Verhalten von Blau und Gelb im positiven Nachbilde. Beide verhalten sich gerade entgegengesetzt. Denn während Blau auf schwarzem Grunde und mit schwarzen Quadraten ein complementäres gelbes Nachbild liefert, giebt Gelb mit schwarzen Quadraten und auf schwarzem Grunde auch ein gelbes, also ein gleichfarbiges Nachbild. Allerdings ist das Nachbild von Blau nicht rein gelb, sondern mit etwas Grau- Rosa verunreinigt, indessen ist es jedenfalls nicht blau. Wie sehr sich die Nachbilder dieser beiden Farben gleichen, zeigte sich am deutlichsten, als ich beide zugleich auf schwarzen Sammet legte, so dass sie etwa 1 Decimeter von einander entfernt waren, und nun den Funken überspringen liess; die Nachbilder waren sich sehr‘ ähnlich, nur das des blauen Streifens hatte eine graue Beimischung. Diese beiden Farben waren im Tageslichte an Tiefe ziemlich verschieden, und zwar das Blau viel dunkler, im Lichte des elektrischen Funkens aber erschien das Blau viel heller, so dass sie ziemlich als gleich hell angesehen werden konnten. Dasselbe Verhalten zeigt sich, wenn der Grund weiss ist, nur hat dann Gelb ein complementäres blaues, Blau ein gleichfarbiges blaues Nachbild. Man sollte nun glauben, dass, da Blau auf schwarzem Grunde ein gelbes Nach- bild lieferte, mochten die Quadrate auf ihm weiss oder schwarz sein, und Gelb auch ein gelbes, wenn es auf schwarzem Sammet lag und mit schwarzen Quadraten beklebt war, — dass auch Gelb mit weissen Quadraten auf schwarzem Grunde ein’ gel- 309 bes Nachbild geben würde; aber es ist umgekehrt schön blau, also complementär. Allerdings ist es später fast gar nicht mehr gefärbt, indess sprechen seine erste Färbung und die gelbe Färbung, der weissen Quadrate dafür, dass es als complementär anzusehen ist. Man erkennt noch mehr, wie vorsichtig man mit Schlüssen und Ana- logie bei Nachbildern sein muss, wenn man dazu erwägt, dass auch Blau auf weissem Grunde unabhängig von den schwarzen und weissen Quadraten immer ein gleichfarbiges Nachbild lieferte. Interessant ist jedenfalls die bedeutende Wirkung des Con- trastes, dass dieselbe Farbe ein complementäres oder gleich- farbiges Nachbild unter sonst ganz gleichen Umständen liefert, je nachdem der Grund schwarz oder weiss ist, während man doch a priori nur eine Nüaneirung des Nachbildes annehmen würde. Eigenthümlich verhält sich der Contrast der Umgebung gegen die scheinbar gleichzeitigen, schnell vorübergehenden complementären Bilder. Ihr Verhalten ‘ist gewissermassen umgekehrt, wie das der positiven Nachbilder,denn während sie constant complementär gefärbt sind, sind sie bei schwarzer Umgebung positiv, d. h. sie erscheinen hell, während das objeetive Bild hell auf dunklem Grunde ist; bei weisser Umgebung negativ, sie erscheinen hell, während das Objeet dunkel auf hellem Grunde ist. ‘Richtiger wird man indess vielleicht sagen: sie erscheinen immer heller als ihr Object und unab- hängig von dem Grunde. — Bei den positiven complementären Nach- bildern, wenn dieselben unmittelbar dem objeetiven Eindruck folgten, habe ich sie gar nicht bemerkt. Es ist die Frage, wie wir überhaupt diese kurz dauernden com- plementären Bilder anzuschen haben, ob’ sie als wirklich gleich- zeitig anzusprechen sind, oder ob sie es nur scheinbar sind und dann also in die Kategorie der eigentlichen ‘Nachbilder gehören. Gegen ihre wirkliche Gleichzeitigkeit spricht die Verschiebung. der- selben gegen das Object, indess ist es ja immerhin fraglich, ob in so kurzer Zeit eine Augenbewegung stattfinden kann. Andrerseits ist zu bedenken, dass sie vielleicht das Object von allen Seiten etwas überragen, wie es auch oft den Anschein hat, und es nur wegen der 310 Unzulänglichkeit der Beobachtung als eine Verschiebung aufgefasst wird; dass wir ferner vielleicht nur auf die Verschiebung schliessen und sie dann auch wahrzunehmen glauben, weil es gegen unsern Ver- stand ist, zwei Grössen gleichzeitig an demselben Orte wahrzuneh- men. Ist aber die Erscheinung wirklich gleichzeitig, so würde darin der Beweis liegen, dass sich der primäre und der complementäre Ein- druck mit einander von Anfang an complieiren (Fechner) und sich nicht succediren (Plateau.). Es würde sich dieser Auffassung eine andere Erscheinung sehr gut anschliessen lassen, nämlich die von mir ganz constant bei allen Farben beobachtete complementäre Färbung des Grundes, wenn derselbe weiss ist, d. h. Licht genug reflectirt, um die Farbenniance wahrnehmen zu lassen. Im Mo- mente des Ueberspringens von Funken tritt also gleichzeitig eine complementare Färbung des Grun- des auf. Da nun bei einer längeren Betrachtung eines farbigen: Flecks die complementäre Farbe gleichzeitig mit der objectiven auf- tritt und dieselbe modificirt, so ist es mir wahrscheinlich, dass jene complementäre Färbung nicht bloss den Grund, sondern auch die farbige Fläche selbst überzieht und nun entweder wegen der grösse- ren Intensität der objeetiven Farbe nicht bemerkt wird, oder unter: Umständen bemerkt wird und dann jenes stetsmit dem Grunde gleich gefärbte, scheinbar gleichzeitige, Bild ihr Ausdruck ist. Diese complementäre Färbung des Grundes ist auch noch in anderer Rücksicht wichtig, denn sie beweist die Mitbetheiligung der ganzen oder eines grossen Theiles der Retina an dem Eindrucke, der auf einen kleinen Theil derselben gemacht wird. Eine solche sym- pathische Erregung findet also nicht bloss in Beziehung auf Licht- wahrnehmung, sondern auch auf Farbenwahrnehmung statt, und in diesen Versuchen ist, wie Fechner angiebt, die Affection immer complementär (oder antagonistisch). Dass ich diese längst bekannte complementäre Färbung des Grundes hier zur ‘Sprache bringe, ge- schieht deswegen, weil ich immer den Verdacht nicht habe los wer- en können, jene complementäre Färbung sei ein wirkliches Nach- 311 bild, mittelst Augenbewegungen zu Wege gebracht. Da nun hier die Augenbewegungen ausgeschlossen sind, so findet diese Befürch- tung damit ihre Erledigung. Interessant war es mir, dass auch hier das Nachbild des Grundes complementär zu der complementären Färbung des Grundes, also ziemlich gleichfarbig mit dem Objecte erscheint; diese Erscheinung trat besonders schön an den weissen Quadraten auf den bunten Streifen hervor. Ganz gleichfarbig mit dem Object sind übrigens die Quadrate nie, weil eben die Comple- mentar-Farben keine Complementar-Farben sind. Was nun die Unterschiede zwischen Peripherie und Centrum bei dieser Art von Nachbildern betrifft, so erscheinen erstens die rothen Quadrate beim überspringenden Funken dunkler in der Peripherie als im Centrum; zweitens habe ich auf der Peripherie die scheinbar gleichzeitigen eomplementären Bilder nicht bemerken können; drit- tens verblassten und verschwanden die positiven Nachbilder immer von der Peripherie her. Häufig wurde, namentlich bei den weissen Quadraten auf den farbigen Streifen ein unregelmässiges Auftreten und Verschwinden der Quadrate bemerkt, so dass also hierin die Versuche mit unendlich kurzer Beleuchtung übereinstimmen’ mit den früheren Versuchen im diffusen Tageslichte. Man sieht bei den Ver- suchen mit dem elektrischen Funken selten die vollständige Reihe der Quadrate im positiven Nachbilde, Eigenthümlich ist die Ausdehnung der Quadrate, namentlich der schwarzen und rothen auf weissem Grunde. Sie werden verwaschen, dabei aber so gross, dass sie einander erreichen und so einen breiten Streifen formiren, der immer verwaschener und breiter wird, bis er verschwindet. Eine solche Ausdehnung einer dunklen Fläche kann wohl durch fortschreitende sympathische Affection der benachbarten Retinatheile nicht ‘gut erklärt werden; indess ist es auch möglich, dass eigentlich nicht der dunkle Streifen breiter wird, sondern. dass die weissen Streifen, die ihn begrenzen, schmäler werden, indem die Retina an den Grenzen des Bildes ‘zuerst ‚aufhört zu ' empfinden. Sollte wirklich während dieses Vorganges eine Accommodation für’ die Ferne stattfinden, so könnte diese doch nur die Veränderungen der 312 Grösse , dagegen |.weder das Verschmelzen . der ‚einzelnen Quadrate, noch ıdas Verwaschenwerden der Begrenzung, erklären. Vergleichen wir ‚endlich ‚die Ergebnisse bei unmittelbarer Betrach- tung, des Funkens mit. denen, wo nur Objecte, die er beleuchtet, betrachtet wurden, so zeigt sich: 1): dass bei. den, Blendungsbildern durch den elektrischen Funken, abgesehen von dem Farbenwechsel dem. positiven’ Nachbilde noch ein negatives folgt, während ‚bei den letzten Versuchen nur eine positive Phase bemerkbar war. Dies ist wohl durch die Verschiedenheiten in. der Stärke des Lichteindrucks bedingt; 2) dass bei beiden die Nachbilder auf der Peripherie positiv sind; 3)‘dass die Blendungsbilder länger dauern, so dass sich .die merkwürdige Einrichtung zeigt, dass der Eindruck eines: sehr, starken Funkens. am längsten dauert; der eines bedeutend schwächern kürzere Zeit und der’ eines noch schwächern ‘wieder l#ngere Zeit. Hierüber müssen. noch genaue Messungen gemacht werden; 4) dass’ die Mit- affection. der: Netzhaut dort theilweise sympathisch, andern Theils an- tagonistisch. ist, ‚bei den Versuchen: mit beleuchteten Objeeten dagegen nur antagonistisch. Vergleichungen der auf andere Weise hervorgerufenen Nach- bilder mit denen des elektrischen Funkens anzustellen, würde zu weit führen; ich behalte mir das für eine grössere Arbeit vor. — Ich schliesse diese Mittheilungen mit der Versicherung, dass ich mir alle Mühe gegeben 'habe,, so aufmerksam und gewissenhaft als mög- lich die, Erscheinungen zu beobachten; indess ist die Beobachtung 'so schwierig, dass ich wohl Manches übersehen haben mag, was viel- leicht Andern. zu, bemerken gelingt, um so mehr, da die Augen so grosse individuelle Verschiedenheiten in Bezug auf Nachbilder zu haben scheinen. , Ich: glaube zu derartigen Versuchen um so mehr auffordern zu können, weil sie für die Augen gar nicht anstrengend sind, wenigstens habe ich bis jetzt nicht den mindesten Nachtheil für meine Augen. bemerkt. Möge man aber nicht den Ausspruch Scherffer’s dabei vergessen, welcher am Schlusse seines Buches sagt: „Ein wesentlicher Nutzen gegenwärtiger Abhandlung, muss sein, dass 313 man sich, erinnere, "wie, leicht es, sei, sich.in einer Beobach- tung zu verirren, wenn es auf. die Farbensankommt. * Schliesslich sage ieh, meinem, hochverehrten Freunde Dr. Mar- bach meinen verbindlichsten Dank: für, die Bereitwilligkeit, mit der er mir die Gelegenheit; zu, diesen, Versuchen, 'nebst so. manchem gu- ten Rathe gegeben hat. Resultate 1) Der elektrische Funken erzeugt trotz seiner kurzen Dauer Nachbilder. 2) Die Nachbilder sind positiv und werden später negativ, wenn der Funken selbst direct angesehen wird. 3) Die Nachbilder haben nur eine positive Phase, wenn sie von Objeeten herrühren, welche durch den Funken beleuchtet werden. 4) Die Nachbilder des direct gesehenen Funkens klingen durch verschiedene Farben ab. 5) Die Nachbilder der durch den Funken beleuchteten Objecte sind bald complentär, bald gleichfarbig. Dies ist abhängig von dem Grunde, auf dem die farbige Fläche liegt, von der Farbe an sich, und, wie es scheint, auch von der Grösse der farbigen Fläche. 6) Centrum und Peripherie der Netzhaut unterscheiden sich haupt- sächlich in Bezug auf die Deutlichkeit, Färbung und Dauer der Nachbilder. 7) Welche Bedeutung die mit dem Funken scheinbar gleichzeitig auftretenden complementären Bilder haben, ist ungewiss. 8) Auch bei der momentanen Beleuchtung durch den elektrischen Funken wird der Erregungszustand der ganzen übrigen Retina verändert und zwar theils sympathisch, theils antagonistisch. 314 9) Die Dauer der sowohl bei Betrachtung des Funkens selbst, als auch bei Betrachtung durch ihn beleuchteter Objecte gewonne- nen Nachbilder beträgt mehrere Secunden. 10) Die Intensität des Funkens hat einen eigenthümlichen nicht ein- fachen Einfluss auf die Dauer des Nachbildes. Breslau, den 15. October 1858. XX. Physiologisch-chemische Studie über Leim und Leimbildner. Von A. Im Thurn. Zahlreiche Untersuchungen haben dargethan, dass’alle eiweiss- artigen Körper durch Einwirkung von Magensaft eine Modification erleiden, die sich besonders durch verändertes Verhalten gegen gewisse Reagentien bemerklich macht. Es lag die Vermuthung nahe, dass auch andere, durch Abstam- mung, Eigenschaften und Zusammensetzung den eiweissartigen Kör- pern mehr oder weniger nahe stehende Stoffe sich ähnlich verhalten möchten. Als hierher gehörig wurden namentlich betrachtet die beiden Leimarten, das Glutin und das Chondrin. In Folgendem finden sich die Ergebnisse einer Reihe von Ver- suchen, angestellt um zu ermitteln, ob und wie die genannten Stoffe durch Einwirkung des Magensafts und der verdünnten Salzsäure verändert werden. Als Material hiefür wurden benutzt: gewöhnlicher käuflicher Knochenleim, gereinigte und zerkleinerte Knochen und ebenso be- handelte Sehnen. Letztere erwiesen sich schliesslich am geeignetsten, indem sie den Leim'an Reinheit, die Knochenstücke an Löslichkeit übertrafen. Daneben verwandte ich gereinigte und zerkleinerte Rippen - und Luftröhrenknorpel. 316 Als Lösungsmittel brauchte ich mit Salzsäure versetztes Wasser und künstlichen Magensaft, mit Kalbs - oder Schweinemagen bereitet. Der von seinem Inhalt sorgfältig gereinigte Magen wurde 4/a—1 Stunde in destillirtes Wasser gelegt, dann die Schleimhaut leicht abgeschabt und mit reinem Wasser (zu der Schleimhaut von einem Kalbsmagen wurden 250 CC., von einem Schweinemagen 3—40%0 CC. Wasser genommen) 11/a—2 Stunden bei 37° C. digerirt. Die Lösung wurde filtrirt und zu .etwa 250° CC. derselben ein Tropfen concentrirte Salzsäure gesetzt, wodurch eine starke Trübung entstand. , Da diese nur durch ziemlich bedeutende Mengen Säure wieder gehoben werden konnte, wurde die trübe Lösung von Neuem durch 4—-8faches Papier filtrirt, wodurch dann eine vollständig klare Lösung von etwa 1,005 spec. Gewicht erhalten wurde, welche mit 1% Salzsäure versetzt, kräftig auf geronnenes Eiweiss einwirkte. In vielen Fällen bewirkte gut 'bereitetes Chlorwasser in dem: soge- nannten künstlichen Magensaft starke Trübung. Bezüglich. der Menge Salzsäure, welche zugesetzt werden musste, um die besten Lösungen zu erzielen, kann: ich, da ich auf genaue quantitative, Untersuchungen verzichtete, nur angeben, dass sich Zusatz. von: 1/26 -10 %0 Salzsäure (besonders 4 %/0), als tauglich erwies. In: Flüssigkeiten von mehr als’ 10 °%. Säuregehalt. wurden. nach längerer Einwirkung Knochen- und Knorpelleim schwach. braun violet gefärbt. Die zu lösenden Substanzen wurden zugleich in verschlossene Gläser ‚gebracht, wovon. eines. destillirtes Wasser, ein anderes ‚ver- dünnte Salzsäure und ein weiteres Magensaft mit ‚entsprechendem Säurezusatz enthielt, und zwar so, dass in jedes derselben die gleiche Menge. feste Substanz und. Flüssigkeit kam. Darauf wurden die Gläser in einer Brutmaschine der Temperatur von 35—40% ausgesetzt. Um übrigens zu. genauer Prüfung geeignete Lösungen zu .er- halten, musste die Einwirkung der betreffenden Flüssigkeiten, .be- sonders auf getrocknete Knorpel oder Sehnen, lange (1—3 Tage) dauern. . Leim und gekochte oder in. kaltem. Wasser aufgequollene Sehnenstücke gaben schon nach 2-6 Stunden brauchbare Lösungen. 317 Sobald: die‘ angesetzten wässrigen‘ Lösungen: mit Chlorwasser deutliche Reaction ergaben, wurden sämmtliche‘ Flüssigkeiten: filtrirt und mit allen passenden Reagentien geprüft: Die Lösungen reagirten alle’ constant positiv auf: Chlorwasser, Gerbsäüre, Sublimat, neutrales Platinchlorid, ‘Millon’s Quecksilberlösung, Salpetersäure und Ammoniak. Die Chondrinlösungen gaben noch ausserdem positive Reactionen mit: Essigsäure und verdünnten Mineralsäuren ‚(im Ueberschuss lösten sich die Niederschläge wieder), Alaun, 'sehwefelsaurem Eisenoxyd, Eisenchlorid, basischem und neutralem essigsaurem Bleioxyd. Die Lösungen beider Leimarten in Magensaft und in angesäuer- tem Wasser ergaben die genannten Reactionen schon nach kürzerer Einwirkung der Flüssigkejten als die wässrigen Lösungen, ausserdem waren die entstehenden Fällungen und Färbungen stärker. Starke (13—20 °/0) Kochsalzlösung erzeugte in den Lösungen mit salzsäurehaltigem Wasser und mit Magensaft deutliche Niederschläge; ebenso wurde in denselben nach Zusatz von ziemlich viel Essigsäure durch die beiden Blutlaugensalze Fällung hervorgebracht. In ein- zelnen Fällen konnte in sehr reichhaltigen Lösungen auch durch Glaubersalzlösung ein Niederschlag bewirkt werden. Durch Erhitzen wurden die Lösungen nicht verändert; durch thierische Kohle filtrirt, gaben sie noch dieselben Reactionen. Zwischen den Lösungen in Magensaft und denen in verdünnter Salzsäure dagegen liess sich kein Unterschied finden, auch die Schnel- ligkeit der Einwirkung schien dieselbe zu sein. Brachte ich Chondrin und Glutin in die betreffenden Flüssigkeiten, ohne sie der erhöhten Temperatur auszusetzen, so liessen sich (mit Ausnahme der wässrigen Knochenleimlösung) sämmtliche Reactionen meist gar nicht und in den Ausnahmefällen nur sehr undeutlich hervorbringen. Aus dem Verhalten des Knochenleims und der beiden Leimbildner, nachdem sie in künstlichem Magensaft gelöst waren, zu Kochsalz- lösung, sowie zu Essigsäure und Blutlaugensalz, geht hervor, dass die betreffenden Körper durch Magensaft eine Veränderung in ihren Eigenschaften erleiden. Denn wässrige Lösungen des Knochenleims 318 und des Knorpelleims werden durch Kochsalzlösung oder durch Essig- säure und Blutlaugensalz nicht gefällt. Insofern wäre es nicht gerade- zu :unstatthaft, ‘von Leimpeptonen zu reden. Da jedoch verdünnte Salsäure dieselbe Veränderung in Leimkörpern hervorruft, wie künst- licher Magensaft, ist jener Umwandlung nicht dieselbe Bedeutung beizulegen, wie der Leimpeptonbildung, welche durch Magensaft in den eiweissartigen Stoffen hervorgebracht wird. Deshalb möchte ich den Namen :Leimpeptone weder betonen, noch empfehlen. Zürich, October 1858. XXI. Bei welcher Temperatur wird bei Kühen das Futter am besten verwerthet? Von Dr. May.*) Die theoretischen Ansichten über die Einwirkung niederer und höherer Temperaturen auf die Thiere gehen dahin, dass sowohl bei Hitze, als bei Kälte, der Organismus nicht im Stande sei, von einer bestimmten Quantität Futter so viel thierische Materien anzubilden, als bei einer zusagenderen mittleren Wärme. Hinsichtlich der Milch- absonderung wird dazu noch angenommen, dass bei niederen Wärme- graden die Kühe wenig und rahmarme, bei hohen dagegen wenig, jedoch rahmreiche Milch secerniren. Als die geeignete mittlere Temperatur für die Kühe nehmen nun Einzelne+ 10 bis + 12° **), Andere hingegen + 12 bis-+ 140 an, da letztere Temperaturverhältnisse der Milch- wie Mast-Nutzung förder- licher seien. Da sohin durch blosse (oft kostenlose) Regulirung der (Stall-) Wärme für Rechnung der Wirthschaft Vor- oder Nachtheile ent- stehen, — wobei der Gesundheitszustand der Thiere gleiche Berück- sichtigung verdient, — schien es wünschenswerth, durch das Experi- *) Aus dem landwirthschaftlichen Centralblatt für Bayern vom Herrn Verfasser mitgetheilt. *%*) Die Wärmegrade sind durchgängig nach Reaumur angegeben. 320 ment zu erfahren, welches die zuträglichste Temperatur für die Kühe sei. Ueberdies musste für die Physiologie der Haus- thiere die Beantwortung dieser Frage von Wichtigkeit sein, da sie bislang ihre Lösung mittelst Zahlen nicht gefunden hat. So war Grund genug vorhanden, einen desfallsigen Versuch anzustellen, wozu die k. Direction von Weihenstephan bereitwillig Kühe und entsprechendes Futter überliess, wofür hiermit gedankt wird. Zum Versuche dienten zwei Kühe, wovon die eine seit drei Mo- naten gelt stand, die andere vor vier Wochen zur Begattung zuge- lassen war. Beide gehörten dem Allgäuer Schlage an, waren gesund, gut genährt und standen bisher in dem allgemeinen Viehstalle, des- sen Temperatur circa + 10° betrug. Nr. VI ist neun, Nr. IV vier Jahre alt; erstere hat sechs, letztere zwei Kälber geboren. Beide Kühe wurden am.2. März in einen gewölbten Raum ge- bracht, der vielfach Ventilation zulässt und geheizt werden kann. Sie wurden auf eine, von Bohlen hergerichtete Brücke gestellt, wo- durch ermöglicht wurde, dass jede ihr Futter einzeln vorgelegt er- hielt, wie auch die Excremente genau gesondert blieben. Der Urin floss in aufgestellte Gefässe ab, der Koth wurde fortwährend hinweg- genommen und in Kästen aufbewahrt. Das Futter bestand während der Versuchsdauer lediglich aus gutem, ungeschnittenem Kuhheu, von Einer Wiese und Einem Stocke genommen, Die Kühe wurden beim Beginne, des Versuchs und fortan über den andern Tag ge- wogen, um vorkommende Differenzen in dem, jeweiligen Gewichte der Thiere ausgleichen zu können. Das Wägen geschah, bei zwei- malig, täglicher Fütterung, um zwei Uhr Nachmittags, mit grösster Genauigkeit. Täglich wurde Abends halb sechs Uhr nach. dem Futtereingeben, Melken und Tränken, der Koth und ‚Urin, wie das Futter für den nächsten Tag gewogen. Streu wurde nicht gegeben, um die Kothmenge richtiger finden zu können. Das Wägen der Milch wurde Morgens und Abends vorgenommen. Die Besorgung der Thiere geschah von Studirenden der Anstalt, die für den Ver- such sich interessirten und mit grossem Fleisse die vielen mühsamen und theilweise nicht anziehenden Arbeiten verrichteten. 321 Der Plan und Gang des Versuches war solcher Art, dass jede Kuh während der Dauer desselben auf 100 Pfund ihres Gewichtes täglich 3 Pfund Heu erhielt. Sonach bekam Nr. VI per Tag 26, Nr. IV 25 Pfund Heu. Die Temperatur des Stalles wurde in der Weise moderirt, dass zehn Tage hindurch dieselbe + 4, zehn Tage 10, zehn Tage 15 und zehn Tage lang 12° betrug. Wasser wurde nach dem Belieben der Thiere gereicht, das Gewicht indess durch Vor- und Nachmessen richtig bestimmt. Da im Stalle ein Brunnen- trog mit fliessendem Wasser befindlich war, stieg und sank die Temperatur des Wassers mit der des Raumes; dasselbe besass bei- nahe gleichmässig die Hälfte der Wärmegrade, wie sie das im Stalle befindliche Thermometer nachwies. Jede einzelne Periode wurde mit einer besonderen Wägung der Kühe beendigt, so oft die regelmässige nicht geeignet eintraf, und rechnerisch für sich abgeschlossen. Aus den vielen Ziffern sind somit Hauptzahlen gebildet worden, welche zusammengestellt, die Ergebnisse des Versuches leicht er- kennen lassen. Zur richtigen Beurtheilung der Versuchsresultate diene noch zur Nachricht, dass bei der ersten Wägung der Kühe, nach Heraus- nahme aus der grossen Stallung am 1. März, Nr. VI 887 Pfund, n,IV 835. „| „wog; Durch das Alleinsein der Kühe, das Stehen auf der hölzernen Vorrichtung, den Mangel an Streu und die Besorgung durch fremde Menschen, wurden dieselben unruhig und frassen weniger, welche Umstände bemerklicher bei Nr. VI eintraten. Dazu betrug die Temperatur des Stalles den ersten Tag nur + 31/20. In Folge dieser Einwirkungen trat hei den Thieren Zittern, Sträuben der Haare und Leerwerden des Leibes ein. Erst am dritten Tage wurden sie ruhiger, frassen wieder gehörig und hatten bis zum 6. März sich gänzlich erholt. An diesem Tage konnte daher mit dem Experimentiren begonnen werden. Im landwirthschaftlichen Sinne sind nun an diesen Ver- such folgende Fragen zu richten: Moleschott, Untersuchungen. V. 22 322 1) Wie verhieltsich dieKörper-Ab- oderZunahme bei den Thieren in den verschiedenen Versuchsperioden? 2) Wie gestaltete sich die Milchabsonderung hin- sichtlich der Quantität und Qualität? 3) Welche Erscheinungen boten sich bezüglich des Wohlbefindens und der sonstigen Körperverhältnisse der Thiere? Frage 1 wird beantwortet durch Tabelle I. Tabelle. | ud Differenz | Endgewicht Verzehrtes der Periode Extreme | Zunahme Abnahme Kutter Pfd, | Pfd. Pfd. Pfd. | Guss WE en Ser ae u De NE Nee Se en a ET SE Fr a Nr. VI. 1 50 _ 24 | 253 2 25 20 u 260 3 34 _ 11 260 4 26 _ = 260 Nr. IV. 1 24 4 _ 250 2 20 15 _ 250 3 23 _ 22 246 4 | 23 3 _ 248 Die grösste Vermehrung des Gewichts kam demnach bei + 100, die mindeste bei + 150 vor. Interessant ist es, wie sich die Abweichungen in der Zu- und Abnahme bei den beiden Thieren ziemlich ebenmässig ergaben. Die bisweilen beträchtlich schwankenden Differenzen in dem Körper- gewichte an verschiedenen Tagen sind weniger in der unregel- mässigen Aufnahme von Wasser, als vielmehr in der ungleichen Aus- scheidung von Koth und Urin zu finden. Die Beantwortung von Frage 2 geschieht durch die Zusamen- stellung der einschlägigen Zahlen in Tabelle I. 323 Tabelle Il Des | Der Milch Des Körpers | re ie —_ real FIT ARE “ 5 a5 uan- ualität. Sa na. emer. ungen u tum | ran n. on SoEdanııa | Pfd. Galakt, pfa. | Pfd | Nr. VI. 1 Bas) 7,136 ATZE) — 24 |Die Fresslust war etwas 2 30 | 197 5,344 20 — gemindert, 3 20 | ı83 5,1474 u 11 4 260 | 130 ya Al — NrealVs vrlır 250 184 4,50 |. 4 | — |Die Fresslust war durch 2 250 | 177 4,32 15 ‚| — alle Perioden etwas 3 246 173 4,28 — 22 geringer. 4 248 | 165 3,927 a ee Aus dieser Tabelle resultirt, wie die meiste und beste Milch in den kühleren Perioden abgesondert wurde. Dabei ist jedoch noch zu berücksichtigen, wie die Grösse der Milchabsonderung allmälig schwin- det, je weiter die Zeit der vorangegangenen Geburt entfernt liegt. Die Frage 3 ist dahin zu beantworten, dass die Kühe während der ganzen Versuchszeit ziemlich wohl waren. Gleich zu Anfang liess Nr. VI, gegen das Ende der dritten Periode Nr. IV öfters etwas Heu liegen. Die Kühe erhielten kein Salz. Nr. IV beleckte gegen das Ende der dritten Periode, mehrere Tage lang, gierig die Wände. Dagegen wurde Viehsalz gereicht, wovon sie 11/s Pfd. auf ein Mal aufnahm. Die Lecksucht war hierauf verschwunden. Gleich- zeitig erhielt auch Nr. VI Salz, wovon sie jedoch nur 3/; Pfund zu sich nahm. Während der ersten Periode waren bei beiden Thieren die Haare gesträubt und glanzlos; die Haut lag fest auf. An einzelnen Körperpartien zeigte sich hie und da Zittern. Der früher vorhandene Lebensturgor fehlte. Bald nach dem Beginne der zweiten Periode *) Die Bruchtheile liess man zur leichteren Uebersicht von allen Zahlen weg. **) Damit die Rahmausscheidung durch verschiedene Temperatur -Verhältnisse Schwankungen nicht unterliegen konnte, standen die Galaktometer in einer künstlich unterhaltenen Temperatur von 0°, 227 324 legten die Haare sich und glänzten wieder; die Haut wurde lockerer. Das Zittern war verschwunden und der Körperumfang und die Lebensfülle mehrten sich täglich. Nachdem die dritte Periode be- gonnen hatte, verschwand der Lebensturgor abermals und Ab- magerung des Körpers trat merklich ein. Das bisher kaum bemerk- bare Athmen ging schneller und mit stärkerer Muskelbewegung vor sich, das erst wieder ruhiger wurde in der vierten Periode, in der die Lebensfülle neuerdings wiederkehrte. Der Koth blieb nach Farbe und Consistenz durch alle Perioden gleich. Gemäss diesen Erscheinungen ist anzunehmen, dass für die Er- haltung der Gesundheit eine Temperatur von + 10° (und vielleicht noch einige Grade weniger) die angemessenste sei. — Wirdder Versuch vom physiologischen Standpunkte aufgefasst, so ergeben sich Fragen, die zwar nicht die Oeconomie des Geldbeutels, tiefer dagegen jene des thierischen Organismus be- treffen, gleichzeitig aber die landwirthschaftlichen Fragen gewichtig ergänzen. Diese Punkte sind: 1) Wie verhielt sich die Futteraufnahme und Koth- ausscheidung in den verschiedenen Perioden zu ein- ander? 2) In welches Verhältniss trat die Wasseraufnahme zur Urinausscheidung? Angenommen wird, in der höheren Temperatur bedürften die Thiere grössere Wasserquantitäten. ; 3) Wie war die Körper- Zu- oder Abnahme und die Milchabsonderung in quanto et quali beschaffen? Ist damit des Artikels Eingang zu vergleichen ? 4) In welcher Weise verhielt sich die Gesammtein- nahme und Ausgabe des Körpers innerhalb der Perioden, und wie viel wurde in den verschiedenen Temperatur- verhältnissen per Tag durch Ex- und Perspiration (Aus- athmung und Körperausdünstung) verausgabt? Frage 1 wird durch Tabelle III beantwortet. 325 Tabelle III. ' Quantum des E Körper- Der Milch an E — f E | 8 Ei | = E 3 2 2128 s 3 | Qualität | Bemerku Eee | as A |IS<|<4 &® n.Gump. an u ı® kKialkd ia) =) Galakt | Pfad. | Pra. | Pfad. | Pfd. | Pra. ' ‚Pfad. an e Nr. VI. 1 253 401 148 _ 24 136 4,974 |Die Fresslust war et- 2 | 260 | 450 190 | 20 _ 137 | 5,34% was vermindert. BEZa60 | 412 | 1152, | „— 11 133 | 5,14% 4 260 489 2293| — 9 | 130 D,12772 Nr. IV. 1 250 442 192 4 —_ 184 4,50’ 2 250 528 278 15 _ 177 4,324 } 3 246 509 263 _ 22 173 4,28° Die Fresslust war et- A 248 | 540 292 3 _ 165 3,82% was vermindert. Hieraus wird ersichtlich, wie die Futteraufnahme nahezu gleich war. Anders dagegen verhielt es sich mit dem Verdauungsvorgange, dem Assimilationsprocesse. In den ersten Perioden war die ausge- leerte Kothmenge geringer, als in denen der höheren Temperatur. Es wurden während jener mehr Nährbestandtheile assimilirt, wonach die Annahme begründet erscheint, dass bei niederer Temperatur die Verdauung der nährfähigen Stoffe vollkommener vor sich gehe. Daraus dürfte weiter geschlossen werden, wie bei angemessener Temperatur, mit verhältnissmässig kleineren Nahrungsquantitäten derselbe Effect in der Ernährung erzielt werden könne, wie mit grösseren, bei höherer Temperatur der Stallungen. Die Untersuchung des Kothes auf seinen Trockengehalt wurde leider nicht sorgsam genug vorgenommen, weshalb die Zahlen ohne Werth sind. Die Frage 2 löst sich in Tabelle IV. 326 Tabelle W. Quantum des | & „ | Körper- Der Milch EEE: 2 eiy, ; 2% 2 | & Eu a ii & E > S E32 war Bemerkungen 2 3 = | 3 = Bo = "s.&*# |n.Gump. Prd. | Pfa. | Pid. Pfad. | Pra.. pra, | Calakt. Nr. VI. 1 | 755 252 508 | — 24 136 | 4,97’ |Fresslust anfänglich 2 915 360 555 20 —_ 137 5,34’ etwas vermindert. 3 886 274 612 —_ 11 133 5,14 4 | 857 236 621 — 9 130 0,124 Nr. IV. Ai 824 243 581 4 — 184 4,50’ 2 907 240 667 15 _ 177 4,32’ 3 907 204 703 — 22 173 | 4,28’ |Fresslust etw. vermin. «| 865 | 200| e65|l 3 | — | 165 | 3,82% e Jar. \ i Demnach war in den wärmeren Perioden die Wasseraufnahme ansehnlicher, die Urinabsonderung hingegen vermindert. Nach dem Gesetze der Erwärmung musste bei der grösseren Wasseraufnahme auch dem Körper mehr Nährmaterial entzogen werden, um die be- trächtlichere Wassermasse auf die Höhe der Körpertemperatur zu bringen, wodurch nur verminderte Erzeugung neuer thierischer Ma- terien vor sich gehen konnte. Dazu war die Verdunstung sehr ge- steigert. So wird es erklärlich, wie der grösseren Wasseraufnahme und geringeren Urinausscheidung gegenüber die Milch weder der Quantität noch Qualität nach zu-, sondern gegentheilig abnahm. Frage 3 klärt sich in Tabelle Ill, die vierte in Tabelle V. Tabelle V. Einnahme an Ausgabe an B Bo E15 ER Körper- = 5 Ge- - ei E- ‚oe | ME HE sen SH 8 2 = . o | =38 |s8233|38%.|88 #3 = 2 | sammt- & 5 io! 1& Es „esaNna |summe| | a a Aa aa a a Prd | Pfd.| Pra ' Pfa. | Pfd. | Pfd. | Pfd. ' Pfd. | Pfad | Pta.| Pfad. Nr. VI. | 1 | 253 | 755 1008 401 | 552 | 136 | 789 219 21,9 — | 24 | 2 | 260 | 915 | 1175 450 | 360 | 137 | 947 228 22,8 20 | — | 3 | 260 | 886 | 1146 412 274 | 133 | 819 327 32,7 — I 1 4 | 260 | 857 1117 489 236 | 130 855 262 26,2 — Nr. IV. 1 | 250 | 824 1074 442 | 243 | 184 | 869 205 20,5 4| — 2 | 250 | 907 1157 528 240 | 177 945 212 21,2 15 | — 3 | 246 | 907 1153 509 | 204 | 173 | 886 267 26,7 — | 22 4 | 248 | 865 1113 540 200 | 165 | 905 208 20,8 3| —- Die grössere Ausgabe des Körpers in den wärmeren Perioden wird in dieser Zusammenstellung auffallend klar. Durch die be- schleunigte Respiration entstand verstärkter Verbrennungsprocess, der die Ausgabe einer grösseren Summa Kohlensäure im Gefolge hatte. Eben so war in der wärmeren, trockneren Luft die Ver- dunstung erhöht, wodurch der Organismus eine gleich grosse Pro- duction thierischer Materien, wie früher, nicht mehr zu ermöglichen im Stande war. Zur Evidenz klar wird es daher, wie während der wärmeren Perioden, bei verminderter Assimilation der aufgenommenen Nah- rungsmittel, vermehrter Aufnahme von Getränk und verstärkter Ausgabe von Kohlensäure und sonstiger Perspirationsmaterien, der Körper und in derselben Weise auch die Milchabsonderung ab- nehmen musste. Um zur grösseren Vervollständigung der physiologischen Seite des Versuchs auch die Vorgänge in der Bluteirculation beurtheilen zu können, wurden die Pulse über den andern Tag zu fast gleichen Zeiten gezählt und folgen die Durchschnittszahlen nachstehend. 328 Nr. VI. Nr. IV. 1. Perirde: 54 Schläge pr. Minute. 59 Schläge pr. Minute. 2 u Da. ke un Eu 3. n 56 ” » n 54 » ” n 4 » 60 n D » 53 » » » Als bündige Antwort auf die Frage, welche zur Ueberschrift des Aufsatzes gewählt wurde, dürfte wohl als Schlusssatz angefügt werden: Bei einer Wärme von + 10° R. wird bei Kühen das Futter am vollständigsten ausgenützt, geht die Bildung thierischer Materien (Fleisch, Milch) am vollkommen- sten vor sich, und kann die Gesundheit ungestörter bestehen, denn beihöheren und niederen Temperaturen. Weihenstephan, bei Freising, 15. October 1858. Verlag von Meidinger Sohn & Cie in Frankfurt a. M.: Gesammelte Abhandlungen zur Wissenschaftlichen Medizin von Rudolf Virchow. Mit 3 Tafeln und 45 Holzscehnitten. (XIV., 1024 $.) gr- 80. geh. Preis: 5 Rthlr. 15 Sgr. Die kunstgerechte Entfernung der Eingeweide des menschlichen Körpers. (Exenteratio viscerum.) Ein Leitfaden für wissenschaftliche Leichenöffnungen von @. Valentin, Professor in Bern. Preis: 15 Sgr. * Menschen und der Thiere. Von Dr. Franz Leydig. Mit zahlreichen Holzschnitten. Preis: 4 Thlr. 15 Sgr. Untersuchungen über Ursprung und Wesen der fallsuchtartigen Zuckungen bei der Verblutung sowie der Fallsucht überhaupt. Von Professor A. Kussmaul u. A. Tenner in Heidelberg. gr. 8 geh. Preis: 1 Rthlr. 15 Sgr. um Die Erscheinungen und Gesetze der Stromgeschwindigkeiten des Blutes nach Versuchen von Dr. Karl Vierordt, Professor der Physiologie in Tübingen. Mit Holzschnitten und 2 lithographirten Tafeln. gr. 8. geh. Preis: 1 Rthlr. 15 Sgr. Pathologische Physiologie. Grundzüge der,.gesammit em Krankheitslehre. Im Zusammenhange dargestellt von Dr. 6. A. Spiess, Pract. Arzte in Frankfurt a. M. Drei Abtheilungen gr. 8. geh. Preis: 7 Rtblr. Druck von Aug. Osterrieth in Frankfurt a. M. IRRE UNE N CR \ Hg von Weiinger Sohn & Cie in Frankfurt a. M.: % Gesammelte Abhandlungen ” > zur Wissenschaftlichen Medizin von Rudolf Virchow. Mit 3 Tafeln und 45 Holzschnitten. ae Ev. 1024 8.) gr. 80. geh. Preis: 5 Rthlr. 15 Sgr. Die kunstgerochte nung der Eingeweide ef J b " des : AR menschlichen Körpers. (Exenteratio viscerum.) für wissenschaftliche Erulesama.n f t; von 5 &. Valentin, N dar X „Pratenune in Bern. Br, 7 Pk 5 A Iran an ie. . AU beron eh der f uber re = ne m kur "der 7% 3 fallsuchtartigen Zuckungen sowie der Fallsucht i Von rt f Be A. Kussmaul ı u A.’ in Heidelberg AL gr. 8: geh. "Preis: 1 Rihlr. s Ser. BE Erscheinungen und Gesetze der ‚Stromgeschwindigkeiten des B nach Versuchen von Dr. Karl Vierordt, re) _ Professor der Baer in n Tübingen, 2 gr 8. ne Preis: 1 Bir Et RR 2 ‚Im Zusammenhange PX i Dh a Fl von 9. $ Ba BR 6. A is, Arzt in Hamburg, die Pathologie und nverengerungen. Mit besonderer Berücksich- jere Ineision wesentlich erleichternden neuen ei Tafeln Steindruck. Preis 2 Thlr. r durch seine Werke: „Pathologie und Therapie der vene- i en“ und „Die Prostitution in Hamburg“ bereits rühmlich be- ( äftigt sich in diesem neuen Werke mit einer überaus wichtigen her Bedeutung. Die Harnröhrenverengerungen tödten, werden sie e gelmässig behandelt, zwar nicht plötzlich, aber desto sicherer ie zerstören oft die Blüthe des Mannesalters oder bilden die Qual ebensalters. Viel Intelligenz und geistige Begabung ist ihnen be- r gefallen — da sie unsere Gelehrten und Künstler mit einer ge- } chen, einerseits weil dieselben bei blenorrheischer Infeetion hren sich mehr vernachlässigen, andererseits weil ihre reiz- azu besonders prädisponirt. — Die Behandlung der Strie- ler wissenschaftlichen Leistungen vieler auf dem endeı Specialisien, wie Sımz, Tmomrson, Revaro, toch immer eine auffallend vernachlässigte x1’s Streben geht dahin, eine, nr ati 1, Kst rl » zu machen. Dr. Lifh_ heilende ae skrankkeie- eiten vorkommen. \ drei Unterabtheilungen, indem sie inderungen des Körpers als Ursachen krank- . betrachtet und somit der allgemeinen pathologischen ‚gebührende Stelle in dem System der Mediein en Krankheitsursachen in ihrer Einwirkung 8 untersucht. DW: andelt nn. dem allgemeinen Verhalten der Krankheit ng der Entwick: der Einge enschafi üse. der Yalmaläh mul Mit 3 die gebrauchte arstellu ; reis. Virchow, Prof. lichen Mediein -” beitin "achsmuth Dr. Adolf Privatdocent in gen, Allgeme; Y ogen. Pr Es ist das erste Werk, welches seit Griesin rer’s Arbeit übe Kr "eiten der Seele erscheint, und fusst ‚ganz auf dem neuesten Standpunkt der Meidinger Sohn & Co: BEN = u f . Druck von Aug. Osterrieth in Frankfurt a. M. fi es ar a -_ SD m 3, >> >>