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URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE

ZUR GESCHICHTE

DES

KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM

VON BRANDENBURG.

AUF VERANUSSUNG SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT DES KRONPRINZEN VON PREÜSSEN.

ELFTER BAND.

BERLIN.

DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.

1887.

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URKUNDEN ÜNi) ACTENSTCCKE ZUR GESCHICHTE DES

KÜRFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM

VON BRANDENBÜRG.

POLITISCHE VERHANDLUNGEN.

SIEBENTER BAND.

UERAUS6B6EBEN

D«- FERDINAND HIRSCH.

PROFESSOR AM KONIGSTADTISCHBN RBALGTMNASIDM ZU BBRLIN.

BERLIN.

DRUCK UND VERLAG VON OEORO REIMER. 1887.

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Vorwort.

liachdem der Vater des Unterzeichneten, Professor Dr. Theodor Hirsch im Jahre 1879 den neunten Band der „Urkunden und Aktenstücke" vollendet, hatte er sogleich die Bearbeitung des nächsten Bandes in Angriff genommen, bis zu Anfang 1881 hatte er einen grossen Theil der betreffenden Akten des Berliner Geh. Staatsarchivs durchgearbeitet und er war eben im Begriff, die eigentliche Ausarbeitung zu beginnen, als er durch einen plötzlichen Tod am 17. Februar dieses Jahres dahingerafft wurde. Die Kommission für die Heraus- gabe der „Urkunden und Aktenstücke" richtete darauf an den Unterzeichneten die Anfrage, ob er es unternehmen wollte, das von dem Verewigten hinterlassene Werk zu vollenden, und derselbe trug um so weniger Bedenken, diesem ehren- vollen Rufe Folge zu leisten, als er einerseits dadurch eine Pflicht der Pietät erfüllen zu können meinte, andererseits glaubte^ bei seiner Bekanntschaft mit der Handschrift und der ganzen Arbeitsweise des Verstorbenen leichter als andere im Stande zu sein, das von demselben hinterlassene Material zu verwerthen und das Werk in dem Sinne und nach den Ab- sichten desselben zu Ende zu führen. Freilich erwies sich, als er an diese Arbeit ging, dieselbe als weit schwieriger und langwieriger, als er ursprünglich geglaubt hatte. Nicht nur dass er sich zunächst durch die nöthigen Vorstudien in dieses ihm bisher fremde Gebiet einarbeiten musste, vor allem zeigte sich das von dem Verewigten hinterlassene handschriftliche Material in einem weit unfertigeren Zustande, als es anfänglich den Anschein gehabt hatte. Nur für einen Abschnitt, den jet- zigen dritten dieses Bandes, war das urkundliche Material schon einigermassen für den Druck vorbereitet und fanden sich auch einige Vorarbeiten für die Einleitung und die Anmerkungen, im

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VI Vorwort.

Übrigen lag allerdings eine grosse Fülle von Excerpten aus den Akten nicht nur für diesen, sondern auch schon für den nächsten Band vor, dieselben aber waren noch in einem so unfertigen Zustande, dass gewiss der Verfasser selbst vor der Herausgabe die Akten selbst noch einmal würde zur Hand genommen haben, und der Herausgeber jedenfalls sich genöthigt sah, fast durchweg, namentlich wo es sich um wörtliche Wiedergabe des Textes handelte, auf diese zurückzugehen. Ausserdem fand derselbe bei näherer Nachforschung in dem Berliner Geh. Staatsarchive, dass dort noch eine Menge werthvoUer,' von dem Verewigten noch gamicht benutzter Akten vorhanden waren, und überzeugte sich, dass auch aus einigen Provinzial- archiven Beiträge zur Ergänzung heranzuziehen seien, und er hat so noch ein bedeutendes weiteres Material zusammen- gebracht. Um dasselbe verwerthen zu können , hat er sich dann veranlasst gesehen, den Plan der Arbeit theilweise zu verändern. Nach der in der Vorrede zum neunten Bande enthaltenen Ankündigung hatte der Verewigte beabsichtigt, in diesem neuen Bande zunächst den Einfluss Brandenburgs auf die deutschen Reichsangelegenheiten während der Jahre 1660—1666, bis zum clevischen Frieden und der Huldigung Magdeburgs, und dann den Antheil des Kurfürsten an den polnischen Wirren bis zur Abdankung des Königs Johann Kasimir und zur Wahl König Michaels (1664 1669) dar- zulegen, jenen ersten Hauptabschnitt hat er, wie es scheint, in folgende Unterabtheilungen sondern wollen: 1) die Be- lehnung des Kurfürsten, 2) der Türkenkrieg, 3) die Erfurter Händel, 4) Brandenburg und die Rheinische Allianz, 5) der Münstersche Krieg, 6) die Unterwerfiing von Magdeburg. Der Herausgeber hat nun geglaubt, um die Einwirkung des brandenburgischen Kurfllrsten auf die deutschen Reichsan- gelegenheiten während jener Jahre in ihrem vollen Umfange vor Augen treten zu lassen, weiter ausgreifen und auch noch einige andere Ereignisse und Händel, an denen derselbe mit- betheiligt gewesen ist, berücksichtigen zu müssen, er hat so gleich zu Anfang zwei neue Abschnitte über die in den ersten

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Vorwort. VII

Jahren nach dem Olivaer Frieden geführten Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens, der Verlegung des Deputations- tages und der Berufung des Reichstages und tiher die 1661 mit dem Kurfürsten von der Pfalz geführten Allianzverhand- lungen und das weitere Verhältnis des brandenburgischen Kurfürsten zu demselben vorangestellt, dann nachher die Ab- schnitte 9 und 10, in denen der Antheil. welchen derselbe an dem lUneburgischen Erbfolgestreite und an dem Wildfangsstreite (1665) genommen hat, dargelegt wird, eingeschoben, vor allem aber in Abschnitt 4 die Rolle, welche der Kurfürst auf dem zu Anfang des Jahres 1663 in Regensburg eröffneten Reichs- tage während der beiden ersten Jahre des Bestehens desselben gespielt hat^ zu veranschaulichen gesucht, endlich noch in den Abschnitten 10 und 12 die seit 1663 beginnenden Ver- handlungen mit dem Pfalzgrafen von Neuburg und den im Jahre 1666 mit demselben getroffenen Ausgleich, welcher Gegenstand, wie es scheint, erst in dem nächsten Bande hatte behandelt werden sollen, sowohl um des chronologischen als auch sachlichen Zusammenhanges willen hier mitaufgenommen. Da so die für die deutschen Angelegenheiten ursprünglich fest- gesetzten Grenzen bedeutend erweitert worden sind und ein viel reichlicheres Material hat bewältigt werden müssen, so ist es nicht möglich gewesen, auch noch die polnischen Angelegen- heiten in diesem Bande zu behandeln, sondern haben dieselben für den folgenden aufgespart werden müssen. Das gleiche ist mit den auf die Unterwerfung Magdeburgs bezüglichen Akten geschehen, welche nebst den auf die bremisch -schwedischen Händel und den Abschluss der Quadrupelallianz sowie auf die Reichstagsverhandlungen der Jahre 166ö und 1666 bezüg- lichen Materialien jenen nächsten Band eröffnen sollen.

Unter den Materialien des hiesigen K. Geh. Staatsarchivs, dem natflrlich der grösste Theil der nachstehend publicierten Aktenstücke entnommen ist, verdient eine Quelle hervorgehoben zu werden, welche erst seit dem Ende des nordischen Krieges zu fliessen beginnt und welche für diesen Band zum ersten Male verwerthet worden ist, nämlich die Geheimenraths-Proto-

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VIII Vorwort.

koUe. Allerdings sind dieselben keineswegs so sorgfältig und ausfahrlicb abgefasst, als man wünschen möchte, meist stehen nur ganz kurz die Gegenstände, welche zur Sprache gebracht worden sind, und die betreffenden Resolutionen sowie die Namen derjenigen Mitglieder des Geheimen Rathes, wel- chen die weitere Erledigung der Sache übertragen wurde, verzeichnet, aber ausnahmsweise sind doch auch ausführlichere Aufzeichnungen vorhanden, in denen tiber die gepflogenen Berathungen Bericht erstattet wird, und es haben hier nament- lich in den letzten Abschnitten eine Anzahl solcher Protokolle veröffentlicht werden können, welche tiefere Einblicke in den Gang der brandenburgischen Politik gestatten, welche die Motive der gefassten Beschlüsse kennen lehren und zugleich zeigen, einen wie thätigen und entscheidenden Antheil der Kurfürst selbst an diesen Berathungen genommen hat.

Auch die Benutzung des hiesigen K. Hausarchivs ist dem Herausgeber gestattet gewesen, demselben ist die Mehr- zahl der in dem dritten Abschnitte über die Belehnung des Kurflirsten mitgetheilten Aktenstücke entnommen. Von den Provinzialarchiven hat das K. Geh. Staatsarchiv in Hannover eine ganze Reihe von Materialien für die Abschnitte 1, 9 und 11 geliefert, welche in sehr erwünschter Weise die hier be- findlichen Materialien ergänzen, auch dem K. Geh. Staats- archiv in Münster sind einige Beiträge zu Abschnitt 11 ent- nommen, während die auch in dem K. Geh. Staatsarchiv zu Düsseldorf angestellten Nachforschungen leider zu dem Er- gebnis geführt haben, dass von dort für die hier behandelten Gegenstände so gut wie garkeine Ausbeute zu gewinnen ist. Der Herausgeber benutzt diese Gelegenheit, um den Vor- stehern und Beamten jener Archive, namentlich den Herren Geh. Staatsarchivar Dr. Bai Heu und Geh. Archivsecretär Dr. Meinardus hierselbst und Geh. Staatsarchivar Dr. Ja nicke in Hannover für die freundliche Hülfe und Förderung, welche sie seinen Arbeiten haben zu Theil werden lassen, seinen wärmsten und verbindlichsten Dank auszusprechen.

Berlin, im März 1887. Ferdinand Hirsch.

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Inhalt.

Seite

Vorwort V

Inhalt IX

1. Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens, der Verlegung des Deputationstages und der Be- rufung des Reichstages. 1660 1662.

Einleitung 3

Acten 1.5

2. Die Allianz mit Kur-Pfalz. 1661.

Einleitung 63

Acten 78

3. Die Belehnung des Kurfürsten durch den Kaiser und die Verhandlungen über die schwedische Be- lehnung. 1661.

Einleitung 95

Acten 103

4. Der Anfang des Regensburger Reichstages. 1662 —1664.

Einleitung 149

Acten 159

Anhang. Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1663 und Juni 1664) und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (December 1663 und Mai 1664) 258

5. Der Türkenkrieg. 1663—1664.

Einleitung 285

Acten 294

6. Die Erfurter Händel. 1663—1665.

Einleitung 351

Acten 360

Anhang. Der Obersächsische Kreistag zu Leipzig. Februar 1665 425

Uater. x. Gesch. d. 0 Kurfuntcii. XI. *

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X Inhalt. -^

Seite

7. Brandenburg und die Rheinisclie Allianz. 1G63 1668.

Einleitung 437

Acten 442

8. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten. 1663—1665.

Einleitung 485

Acten 495

9. Der bra u n seh weig-liineburgi sehe Erbfolgestreit. 1665.

Einleitung 559

Acten 563

10. Der kurpfälzische Wildfangsstreit. 1665-1666.

Einleitung 589

Acten 595

11. Der Miinst ersehe Krieg. 1665 1666.

Einleitung G15

Acten 623

12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg. 1666.

Einleitung 731

Acten 739

Personenverzeichnis 778

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Abschnitt 1.

Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens, der

Verlegung des Deputationstages und der Berufung

des Reichstages.

1660 1662.

Uater. s. Q«ach d. Q. Kurfarstea. XT.

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Einleitung.

Die DDsichere und gefahrvolle Lage, in welche sich der Karfürst Friedrich Wilhelm nach dem Olivaer Frieden versetzt sah, die Besorg- Disse DameDtlich vor Schweden, welches nicht nor in Polen gegen ihn intri- gnierte, um ihn die Früchte des Friedens nicht geniessen zu lassen, sondern sogar, nach den drohenden Aenssernngen einiger seiner einflossreichsten Staatsmänner zu schliessen, bereit schien, mit seiner aoch nach dem Frie- den kriegsbereit behaltenen Armee bei nächster Gelegenheit über ihn her- zufallen, veranlassten den Earfürsten, welcher nor an Oesterreich einen keineswegs dnrchans zuverlässigen Bundesgenossen hatte, und der bei dem erschöpften Zustande seiner Lande sich genöthigt gesehen hatte, seine Armee auf ein sehr bescheidenes Minimum zu reducieren, i) Sicherung auf anderer Seite, bei seinen norddeutschen Nachbaren zu suchen. Die An- knüpfung dazu boten ihm Anerbietungen, welche ihm von ebendorther während des letzten Krieges gemacht worden waren.

Der Kurfürst hatte es nicht verhindern können, dass während jenes Krieges im Jahre 1658 die Kurfürsten von Mainz und Cöln, der Pfalz- graf von Neuburg, die braunschweigischen Herzoge und der Landgraf von Hessen-Cassel mit Frankreich und Schweden jene Allianz abschlössen, deren Spitze ebensowohl gegen ihn wie gegen Oesterreich gerichtet war. Doch hegte ausser dem Neuburger keiner von diesen deutschen Fürsten wirklidh feindselige Absichten gegen ihn, am wenigsten die braunschweigischen Herzoge, auf deren Betreiben er früher zur Theilnabme an jenem Bünd- nis aufgefordert und zu den Verhandlungen über dasselbe hinzugezogen worden war, welche dann nur sehr ungern dasselbe ohne ihn abgeschlossen hatten, welche auch nachher sehr wenig Lust zeigten, sich zu kriegerischen Schritten gegen ihn treiben zu lassen, vielmehr fortgesetzt in Unterhand- lungen mit ihm blieben. Als im Jahre 1659*) durch den Einbruch des Kur-

0 S. F. Hirtcb, Die Armee des Grossen Enrfarsten and ihre UnterhaltuDg während der Jahre 1660-1666 (Historische Zeitschr. N. F. XYII 8. 232ff.}.

*) Vgl. für das Folgende Köcher, Geschichte von Hannover and Brano- Bchweig I S. 283 ff.

1*

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4 1. Verhandlnogeo wegen der Garantie des Friedens etc.

fürsten und seiDer Verbündeten in Vorpommern der Kriegsschanplatz auch in das Reichsgebiet verlegt war, anch die schwedischen Besitzungen im niedersächsischen Kreise bedroht schienen nnd Schweden sowohl die Kreis- hülfe als anch, von Frankreich unterstützt, auf Grnnd der Rheinischen Allianz, in welcher der Schutz dieser letzteren Gebiete ausdrücklich znge» sagt worden war, die Hülfe der Alliierten in Anspruch nahm, versuchten die braunschweigischen Fürsten eine Vermittlerrolle zu spielen und durch Herstellung des Friedens oder wenigstens durch Neutralisierung der beider- seitigen, sowohl der schwedischen Besitzungen als auch derjenigen des Kur- fürsten im niedersächsischen und westfälischen Kreise, die Kriegsgefahr von Deutschland und die drohende Einmischung Frankreichs fern zu halten. Darauf fussend, dass der Kurfürst selbst ihnen versichert hatte, i) dass er und seine Bundesgenossen nur um einen sicheren Frieden zu erlangen Pom- mern angegriffen hätten, dass er bereit sei, seine dortigen Eroberungen wieder herauszugeben, nnd dass er und die Seinigen keine Feindseligkeiten jenseits der Elbe gegen die schwedischen Besitzungen vornehmen wollten, wenn die Herzoge sich verpflichteten, keine Angriffe der Schweden gegen seine dortigen Besitzungen zu dulden, beschlossen sie Ende September 1659 die Absendung einer Gesandtschaft an den Kurfürsten, welche*) unter Hin- weis auf die drohende Einmischung Frankreichs, welche anch diejenige Spaniens nach sich ziehen werde, denselben dazu bewegen sollte zu be- wirken, dass nicht nur der niedersächsische nnd westfälische Kreis von seinen und seiner Bundesgenossen Truppen nicht betreten nnd die dortigen schwedischen Besitzungen nicht angegriffen würden, sondern auch dass den Feindseligkeiten in Pommern ein Ende gemacht und, wenn ein allgemeiner Friede nicht so bald zu erreichen sei, der Krieg ausserhalb des Reichs- gebietes geführt werde, wogegen sie sich erboten im Verein mit ihren Bundesgenossen dahin zu wirken, dass auch die dem Kurfürsten in jenen beiden Kreisen gehörigen Gebiete von den Schweden nicht angegriffen würden. Ausserdem gab Herzog Christian Ludwig von Celle seinem Gesandten noch den besonderen Auftrag, dem Kurfürsten den Eintritt in die Rheinische Allianz anzuempfehlen. Die Gesandtschaft traf erst am 16. November in dem damaligen Hauptquartiere des Kurfürsten, Barth in Pommern ein. Das Resultat der dort an den drei folgenden Tagen ge- führten Verhandlungen') entsprach nur theilweise den Wünschen der braun- schweigischen Fürsten. Allerdings erklärte sich der Kurfürst bereit, seine

^) Ef. an die braunschw. Herzoge d. Feldlager bei Gesthoff 12./22. Angnst. 1659 (8. Pufendorf VHI §27 8. 484. Kocher I S. 284). Relation des vom £f. an die Herzoge abgesandten Generals v. Kannenherg d. Minden 30. Sep- tember 1659.

^) Instruktion für die Gesandten (Freudemann, v. Hardenberg und V. Kram) d. 12./22. September 1659 (Hannov. A.), theilweise abgedruckt bei Köcher I 8.651.

>) Protokoll über die Conferenzen zu Barth 7./17.--9./19. November 1659 (Berliner n. Hannov. A.) s. Pafendorf VIII § 27 S. 484 f., Kocher I S.286f.

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Einleitang. 5

frühere Zosage, die Elbe sollte nicht überschritten werden, zu ernenem, falls auch von schwedischer Seite nichts gegen seine jenseits derselben gelege- nen Lande nnternommen werde, nnd versicherte ferner seine eigene Be- reitwilligkeit znm Frieden, mass aber die Schuld daran, dass es noch nicht zn einem solchen gekommen sei, den Schweden bei und verlangte, die Braun- schweiger und ihre Bundesgenossen sollten auf diese dahin einwirken, dass sie von ihren ehrgeizigen Absiebten auf Preussen nnd Dänemark abstehen und so das Zustandekommen des Friedens ermöglichen möchten, ferner sollten sie bei Frankreich remonstrieren, dass dieses sich Schwedens nicht anders als durch Yermittelung des Friedens annehme. Den Beitritt zur Rheinischen Allianz, welcher ihm als das beste Mittel zu seiner eigenen Sicherung und derjenigen der beiden Reichskreise vorgeschlagen wurde, wies er zwar nicht unbedingt zurück, er liess aber durch seine Bevollmächtig- ten erklären und wiederholte nachher bei der Abschiedsaudienz selbst, er könne sich darüber noch nicht kategorisch erklären, er müsse vor allem erst Sicherheit darüber erhalten, ob Frankreich und Schweden in seine Aufnahme in die Allianz jetzt während des Krieges einwilligten, er müsse femer erst genauer den Inhalt des Allianzvei träges kennen lernen nnd er müsse der Zustimmung seiner Bundesgenossen, des Kaisers und des Königs von Dänemark versichert sein. Es wurde daher verabredet, später auf einer neuen Zusammenkunft weiter darüber zu verhandeln.

Der Kurfürst hat dem Kaiser sogleich von diesen Verhandlungen, den Anträgen der Brannschweiger und seiner darauf ertheilten Antwort Nachricht gegeben >), er rieth demselben, die braunschweigischen Fürsten, die ihn selbst darum gebeten hätten, sie dem Kaiser zu empfehlen, auf jede Weise an sich zu ziehen, und empfahl ferner^, da Frankreich und Schweden durch ihren Eintritt in die Rheinische Allianz hauptsächlich zu beabsichtigen schienen, die anderen Alliierten immer mehr an sich zu fesseln nnd von allem, was bei denselben vorginge, Kunde zu erhalten, man sollte auch ihrerseits es ähnlich machen, sich zu dem begehrten Eintritt in die Allianz nicht abgeneigt erklären und weitere Verhandlungen darüber in Aussicht stellen, um auf diese Weise genaueres über die eigentliche Be- schaffenheit dieser Allianz und über die Absichten ihrer Theilnehmer zu

0 Kf. an Kaiser Leopold d. Hauptquartier Grimmen 14./24. November 1659.

*) «Worbey ich dan zu E. Kais. M. -- Urtheil stelle, dass alldieweil die auswertigen Crooen mit ihrer Eiotretnng in diese alliaoce scheinen zu erkennen zn geben, dass ihnen hierunter es nicht so gross umb Erlangung einer Hülffe von den AUiirten, sundern darumb vornehmst zu tbun, wie man solche Allürte mehr nnd mehr an sich zu ziehen und iederzeit von demjenigen, was bey ihnen vorgehet, Wissenschaft zu tragen vermöchte, ob nicht E. Kais. M. gut befinden wnrden, dass man diesseits ein gleichmassiges beliebte und zu der begehrten Eintretong (wan man sonsten nach geschehener Communication die instrumenta foederis nicht bedenklich fände), sich nicht eben abgeneigt zn seyn erklärte, sondern alles zu ferner und weiterem Veroebmcn, als wodurch man der Sachen eigentlichere Bewantnusse eiwan mehr penetriren konnte, ausstellen th&te.*

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g 1. VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

erfahren. Allein der Kaiser wies in seiner Antwort diesen Vorschlag durch- aus zurück. Er erklärte '), die Absicht Frankreichs und Schwedens bei der Rheinischen Allians sei nur, Zwietracht unter den ReichsfUrsten zu stiften und dadurch ihre eigenen Pläne zu erreichen. Wenn der Kurfürst sich zum Eintritt in dieselbe und er, der Kaiser zur Billigung dessen geneigt zeigen sollten, so würde dieses nur zur Folge haben, dass auch die bisher ihnen günstig gesinnten Reichsstände ihnen entfremdet würden, da sie dadurch den Anschein erwecken würden, als wenn sie die Absichten und Mass- nahmen der Alliierten bilh'gten, ihr eigenes bisheriges Verfahren aber für unrecht erklärten. Der Kurfürst möchte vielmehr versuchen, die Braun- schweiger ganz auf ihre Seite hinüberzuziehen und zum Beitritt zu der zwischen ihnen beiden abgeschlossenen Allianz zu bewegen.

Der Kurfürst hat einen solchen Versuch, von dessen Aussichtslosigkeit er von yornherein überzeugt gewesen sein wird, nicht gemacht, sondern er hat auf jene andere Weise, welche er trotz der von dem Kaiser geltend gemachten Gegengründe für die zweckmässigere gehalten hat, die Verhand- lungen mit den Braunschweigern fortgesetzt, und diese sind bereitwillig darauf eingegangen, da auch sie an der Hoffnung festhielten, auf dem von ihnen eingeschlagenen Wege die Neutralisierung Norddeutschlands zu er- reichen, und in diesen Bemühungen fortfuhren, obgleich inzwischen, seit Ende Decerober 1659, die Friedensverhandlungen zwischen den kriegfüh- renden Parteien zu Oliva begonnen hatten. Anfang Februar 1660 con- fenerten die brauoschweigischen Minister v. Heimburg, Langenbeck, V. Hardenberg und v. Bülow mit den Abgesandten des Kurfürsten, V. Canstein und Reinhardt zu Tangermünde') und beantragten

0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 31. December 1659: »da ist aoschwer zn erachten and liegt nanmehr menniglicheo vor Angen, wer nnr die Schwedische actiooes etwas genaner anf die Wag leget, wohin an selten der benachbarten Cronen das Absehen bey diesem Allianzwesen gerichtet, dass sie nämlich die Stände von einander halten and dadurch ihre Intention behaupten möchten. Ob nan durch meine Approbation oder E. Ld. wirklichen Beitritt za einer solchen Allianz, die aoserer, der Gonf5derirten gesambten Interesse garnit vertraglich ist, der von B. Ld. wohlmeinend intendirte Zweck erhebt werden könnte, and ob die gesambte obrige Char-, Fürsten und Stände, die solche auch ihres Orts dem alten lobl. teatschen Herkommen bis dato anderergestalt nicht als höchst nach- tbeilig ond verkleioerlich geachtet, Ursuch and Anlass nehmen warden, sich anf unsere Seiten zu begeben, wan sie hören sollten, dass £. Ld. sich auch darzu ▼erstanden and ich dieselbe meines Orts nit weniger approbirt hätte, darüber muss ich bekennen, dass mir in fernerer Ueberlegang der Sachen fast andere und zwar diese Gedanken zu Oemath gehen, dass fortan kein einiger Stand des Reichs sich unserer Intention bequemen, sondern wir selbst auch die an selten der Alliirten gefahrte consilia dadurch aocreditiren, ans aber in unseren eigenen actionibas gleichsamb Unrecht geben worden* (s. Pufendorf YllI §27 S.485.).

*) Kf. an Kaiser Leopold, Bericht ober die Verhandlungen zu Tanger- mände d. Göln a. Sp. 7./17. Februar 1660 (Londorp VIU S. 68Q) , s. Köcher I

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Bioleitnog. 7

wiedonim NeatraHsieniDg der Bremisch -Yerdischen and anderothoils der HalberstädtischeO; MiDdeDschen und CleTischen Lande, ferner Einstellung der Feindseligkeiten in Pommern, wogegen Schweden unter französischer Garantie sich Terpflichten sollte, von dort aus nichts gegen den Knrftirsten und dessen Bundesgenossen zu unternehmen, allein da sie keine sicheren Beweise weder dafür Torbringen konnten, dass Schweden noch auch dass Frankreich diesen Vorschlägen wirklich zustimmten, so lehnten es auch die Brandenburger ab, eine bestimmte Erklärung darauf abzugeben und sagten nur zu, dass der Kurfürst dem Kaiser und seinen anderen Bundesgenossen diese Vorschläge mittheilen und deren Meinung vernehmen wollte. Ebenso fruchtlos endeten die Conferenzen, welche der von dem Knrflirsten nach Braunschweig geschickte ?. Canstein dort Ende März mit den Ministern der drei braunsehweigischen Herzoge abhielt, >) da die letzteren auch hier keine festen Zubicherungen geben, sondern nur die Hoffuung aus- sprechen konnten, dass Fraukreich und die Rheinischen Alliierten die Garan- tie für die Aufrechthaltung des Friedensznstandes in Norddeutschland über- nehmen würden.') Trotzdem gaben die Brannschweiger diese Versuche nicht auf, Tielmehr, jedenfalls noch ohne Kenntnis von dem schnellen und günstigen Verlauf der Olivaer Friedensverhandlungen und in der Besorg- nis, dass Frankreich seine Drohung, wenn nicht bis zum Februar der Frie- den zustande gekommen sei, die Schweden in dem Westfälischen Frieden zugesagte Garantie seiner Reichslande zu leisten, wirklich wahr machen und Truppen in Deutschland einrücken lassen werde, gewannen sie*) auch den Kurnirsten von Cöln und die Landgrafen von Hessen-Gassel und Darmstadt zur Absendung einer gemeinsamen Gesandtschaft an den Kur- fürsten, welche diesen dazu bestimmen sollte, die Einstellung der Feind- seligkeiten in Pommern und die Räumung der dort von den Verbündeten eingenommenen Plätze zu bewirken, wogegen jene Fürsten sich verpflichten 'Wollten, im Verein mit den übrigen Mitgliedern der Rheinischen Allianz von Schweden die Zusicherung zu erwirken, dass dasselbe die im Reiche gelegenen Lande des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen nicht angrei- fen wolle, und für die Erfüllung dieser beiderseitigen Verpflichtungen die

S.285. Der Kaiser antwortet darauf sostimmeod (d. Wien 8. März 1660), so lange man nicht wisse, wie sich Frankreich ond Schweden sa diesen Vortchlä- gen verhielten, könne man sich aocb ihrerseits darüber nicht erklären.

>) 8. Köcher I, 8.288.

^ Nachträglich schreiben die braooschweigischen Bevollmächtigten an Can- stein (d. Feina 10./ 20. März 1660): .Demselben geben wir hiermit zu ver- stehen, dass die Garantie und Versicherung der Cron Frankreich und der Al- liirten gegen Einsteliong der Hostilititen und Restitation der Plätze in Pom- mern verhoiTentlich erfolgen und daran kein Mangel erscheinen durfte, massen man deshalber gehöriger Oerter behuffige Erinnerung gethan und guten Effect verspflret.*

*) Ueber diese Ende Febmar ood März gepflogenen Vorverhandlungen s. Köcher I 8. 288 f.

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8 1. VerbaodlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.

Garantie zu übernehmen. Als die Gesandten Anfang Mai 1660 in Berlin ankamen, stand der Abschlnss der FriedensTerbandlungen in Oliva schon nnmittelbar bevor. Sie trngen trotzdem ihr Anbringen vor, doch mit der den veränderten Conjnnctnren entsprechenden Yerändernng, dass sie von dem Kurfürsten forderten, er solle ohne Rücksicht anf den Ausgang die« ser Friedensverhandlnngen , auch für den Fall, dass sich diese selbst oder die Execntion des Friedens hinziehen oder Schwierigkeiten finden sollte, sich znr Einstellnng der Feindseligkeiten in Pommern und zur Räumung des schwedischen Gebietes verpflichten, wogegen sie die Garantie ihrer Fürsten und der Bundesgenossen derselben dafür, dass auch Schweden sich aller Feindseligkeiten im Reiche enthalte, anboten.

Die Akten über die mit dieser Gesandtschaft gepflogenen Verhandlun- gen bilden den Anfang der in diesem ersten Abschnitte zusammengestellten Dokumente. Obwohl diese Verhandlungen nicht zu dem gewünschten Er- gebnis führten, da der Kurfürst sich zwar bereit erklärte, die Forderungen jener Fürsten zu erfüllen und die von ihnen angebotene Garantie anzu- nehmen, aber eine genauere Präcisiernng derselben, welche ihm Sicherung auch gegen etwaige spätere feindliche Schritte Schwedens gewährte, und Auf- nahme auch seiner preussi sehen Lande in dieselbe forderte, und sich wie- derum für verpflichtet erklärte, zunächst die Zustimmung des Kaisers ein- zuholen, die Gesandten sich aber dahin nicht für instruiert erklärten und man so nur verabreden konnte, dass die Angelegenheit demnächst anf einer neuen Zusammenkunft weiter verhandelt werden sollte, sind dieselben doch dadurch von Wichtigkeit geworden, dass sie dem Kurfürsten die Hand- habe boten, um weitere Anknüpfungen mit jenen Fürsten zu versuchen. Während nämlich die braunschweigischen Fürsten und deren Genossen, nachdem der Friede abgeschlossen, in Ausführung desselben Schwedisch- Pommern von den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen wirklich geräumt und so die Gefahr, welche sie durch die Unterhandlungen mit dem Kurfürsten hatten abwenden wollen, beseitigt war, jene Unterhand- lungen nicht weiter fortgesetzt haben, hat der Kurfürst, welcher, wie oben angeführt, auch nach dem Frieden sich von Schweden bedroht sah, die- selben wieder aufgenommen, und indem er sich bemühte, von jenen Fürsten eine vertragsmässige Zusicherung jener ihm früher angebote- nen Garantie zu erlangen, an denselben eine Stütze zu gewinnen ver- sucht '). Die im Folgenden mitgetheilten weiteren Aktenstücke veranschau- lichen diese bis gegen Ende des Jahres 1661 fortgesetzten Bemühungen des Kurfürsten. ^ Sie zeigen, wie derselbe, nachdem eine erste briefliche

0 In dem Geheimeoratbsprotokolle vom 25. 8eptember/5. October 1660 wird be- merkt: «Herr Oberpräsident vorgetragen, weil man soviel Nachricht hat, dass die Schweden so stark armiren nnd nichts abdanken, ob S. Chorf. D. jemand wegen der Oarantie an die AUiirten Fürsten schicken wollten, 2) weil 8. Gbarf. D. wegen Prenssen nicht garantirt, wie es sa suchen.'

^ Drojsen, Gesch. der PreassischeD Politik III 3 (2. Aufl.) B. 10 f. a. 573

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EioleituDg. 9

Aofrage an Jone Fürsten, ob nicht die verabredete weitere Zasammenkonft stattfinden solle, frochtlos geblieben, bei der Zusammenkunft mit seinem Schwa- ger, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Cassel auf dem Sparen- borg (20. und 21. December 1660) auf diesen dahin einzuwirken sucht, dass die Verhandlungen wegen der Garantie fortgesetzt werden, wie er dann die ursprünglich durch andere Ursachen, den zwischen Enrpfalz und Kurcöln ausgebrocheuen Streit und die heraufziehende Türkengefahr ver- anlasste Sendung P ort mann s an den Kurfürsten von Cöln (Januar 1661) dazu benutzt, um auch bei jenem die frühere Zusage in Erinnerung zu bringen, wie er darauf bei der auf Anregung jenes Kurfürsten (Juni 1661) EU Cöln abgehaltenen Zusammenkunft seiner Bevollmächtigten mit denje- nigen von Kurcöln, der braunschweigischen Herzöge und des Landgrafen von Hessen-Cassel darauf dringen lässt, dass jene ihm von diesen Fürsten angebotene Garantie wirklich geleistet werde, wie aber diese Versuche ver- geblich sind, vielmehr, wie schon auf dem Sparenberg der Landgraf ihn gemahnt hatte, „mehr auf die Rheinische Allianz zu reflectiren^, so jetzt alle jene Fürsten ihn zum Eintritt in diese Allianz zu bewegen suchen und wie dann Herzog Christian Ludwig von Celle Ende 1661 bei Gelegenheit der Sendung v. Gladebecks nach Berlin diese Mahnung in der eindring- lichsten Weise wiederholen lässt. Wir wissen von anderer Seite her, dass der Erfüllung jener Wünsche des Kurfürsten inbetreff der Garantie auch Frankreich entgegengearbeitet hat, dass König Ludwig XIV*), noch be- sonders aufgereizt durch den Pfalzgrafen von Neu bürg, welcher ihm seine Befürchtung mitgetheilt hatte, Kurcöln und Hessen-Cassel würden bei der Rheinischen Allianz die Bewilligung der von dem Kurfürsten verlangten Garantie des Friedens und dessen Eintritt in die Allianz durchsetzen, sei- nen Gesandten in Frankfurt angewiesen hat, das erstere nicht zuzulassen, während er den Eintritt des Kurfürsten in die Rheinische Allianz als Mittel, uro denselben von der Verbindung mit Oesterreich abzuziehen, schon da- mals befürwortet hat. Der Kurfürst seinerseits hat diesen Anträgen gegen- über dasselbe Verfahren eingebalten, welches er früher dem Kaiser, als er diesem von jener Aufforderung der braunschweigischen Fürsten zum Ein- tritt in die Rheinische Allianz Nachricht gab, als empfehlenswerth bezeich- net hatte') und von welchem er sich auch durch dessen Widerspruch da- gegen nicht hat abbringen lassen: er hat diese Anträge nicht ohne weiteres abgewiesen, sondern zwar Bedenken geltend gemacht, Bedingungen gestellt, darunter solche, deren Annahme von selten der Alliierten durchzusetzen aus- sichtslos schien, aber er hat doch immer eine gewisse Geneigtheit zum Ein-

giebt nur eine kurze Notiz über dieselben, bemerkt aber, dass diese Verbaod- luDgen, wenn sie auch fhichtlos verlaofen sind, doch .für die Aufklärung der denlBohen VerhältDisse von grösstem Interesse sind.*

0 Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 2d. März 16G1 (Guhraoer, Kar-Mainz in der Epoche von 1672. II S. 308).

^ S. oben S. 5.

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10 1* Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.

treten in die Allianz knnd gegeben nnd es wenigstens so einzarichten ge- wnsst, dass die Verhandlangen darüber nie Tollständig abgebrochen worden. So giebt er noch zuletzt in der Unterredung mit y. Oladeb eck zwar seinem Unmutbe über die herrschende Stellung, welche Frankreich im Reiche zu gewinnen trachte, und über die Abhängigkeit, in welche sich die Fürsten der Rheinischen Allianz hätten bringen lassen, den offensten Ansdrock, er erklärt dann aber doch nur, er könne sich nicht so pure zum Eintritt in die Allianz verstehen, und lässt durch seine Räthe weiter mit demselben darüber verhandeln, er besteht auf der von Oladebeck als unannehmbar bezeich- neten Einschliessnng von Prenssen in die Allianz, lässt ihm aber durch seine Räthe mittheilen, wenn man im übrigen einig wäre, würde man sich auch wohl über diesen Punkt verständigen. Sicherlich hat der Kui-fürst damals nicht die Absicht gehabt, in die Allianz einzutreten, und er hat die Verhandinngen darüber hauptsächlich zu dem Zwecke fortführen lassen, um genauer hinter die eigentlichen Absichten der Alliierten zu kommen, er hat aber ohne Zweifel dabei auch die Absicht verfolgt, sich eine Brücke offen zu halten, uro, wenn andere Rücksichten ihm doch den Eintritt in die Allianz als ge- boten erscheinen lassen sollten, die dahin fuhrenden Schritte ohne sich et- was vergeben zu müssen thun zu können.

Mit diesen Verhandlungen über die Garantie des Friedens kreuzten nnd vereinigten sich solche über eine andere Frage, welche schon seit län- gerer Zeit die Stände des Reichs in Aufregung versetzte, über die Ver- legung des Reichsdeputationstages'). Die auf Grund der Be- schlüsse des letzten Reichstages seit dem September 1655 zu Frankfurt a. Main tagende Reichsdeputation *) hatte sich nach dem Tode Kaiser Fer* diu and III. (1657) nicht, wie dieses bisher üblich gewesen, aufgelöst, son- dern, obwohl der KurfQrstenrath für die Suspendierung gestimmt und das österreichische Directorium im Fürstenrath seine Vollmacht für erloschen erklärt hatte, hatte die Majorität im Fürstenrath im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Mainz, dem als Erzkanzler die Leitung der Verhandlun- gen zustand, die Fortsetzung beschlossen nnd die Bevollmächtigten dieser Fürsten hatten dann auch wirklich während der Zeit des Interregnums wei- tergetagt'). Nachdem dann (Juli 1658) die Wahl und Krönung des neuen Kaisers Leopold erfolgt war, hatte dieser auf den von dem Kurfürsten von Mainz an ihn gestellten Antrag, die Fortsetzung der Reichsdeputation zu genehmigen nnd derselben neben ihren anderen Aufgaben die Berathung über die securitas publica, d. h. über eine Reichskriegsverfassung zuzuwei- sen, zwar die Fortsetzung der Deputation gut geheissen aber, um derselben

0 8. GrÖBBler, Der Streit am die Translation der Frankfurter Ordinari Reichsdepatation 1658—1661 (Programm des Gymnasiums su Stargard in Pom- mern 1870), eine Schrift, in «welcher nur das bei Londorp gedruckte Material zusammengestellt ist.

«) S. ürk. o. Akt. VII S. 633tt

s) S. Ork. n. Akt. VII S. 695 ff., VIII 8.437 ff., Köcher I 327 ff.

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Einleitnog. 11

näher sein zu können, die Verlegang derselben nach Regensbnrg Terlangt, der Knrfürst von Mainz aber hatte darauf, ohne sich nm diese Forderung zn kümmern, die Wiedereröffnung des Deputationstages in Frankfurt auf den 1. October 1658 angesetzt. Allein nur ein Theil der Mitglieder, ausser wenigen anderen nur ebendiejenigen Kurfürsten und Fürsten, welche sich inzwischen mit Frankreich und Schweden zu der Rheinischen Allianz ver- einigt hatten, waren dieser Ladung gefolgt, und als im Januar 1659 der Kaiser seine Forderung wegen Verlegung des Deputationstages, und zwar nach Regensburg, wiederholte, erklärten sich die übrigen Kurfürsten und eine grosse Anzahl anderer Reichsstände bereit, diesem Verlangen zu will- fahren. Allein die Kurfürsten von Mainz und Cöln sowie die übrigen Mitglieder der Rheinischen Allianz, welche die Versammlung in Frankfurt beschickt hatten, erkannten in dieser von dem Kaiser gewünschten Ver- legung nur einen Versuch, ihre Allianz, deren Bundesrath auch zu Frank- furt seinen Sitz hatte, zu sprengen oder wenigstens zn lockern, sie yer- weigerten daher, jedenfalls schon damals auch von Frankreich aufgehetzt, die Verlegung als den Reichssatzungen widerstreitend, mahnten die ande- ren Reichsstände, ihre Deputierten nach Frankfurt zu senden, und setzten dort, obwohl diese Mahnung nicht befolgt wurde, so nur die Minderzahl der zur Theilnahme berechtigten Reichsstände hier vertreten war^) und desshalb von dem Kaiser und den anderen Reichsständen diese Versamm- long garnicht als rechtmässige Reichsdeputation anerkannt wurde, die Sitzungen fort, während andererseits ein Theil jener anderen Stände, der Aufforderung des Kaisers Folge leistend, ihre Deputierten nach Regens- burg sandten, welche aber, da Kurmainz sich fern hielt, zu keinen Ver- handlungen schreiten konnten, sondern sich unthätig verhalten mussten. Nun wurden allerdings von verschiedenen Seiten Versuche gemacht, diesen illegalen Zuständen ein Ende zu machen und den Streit zu schlichten. Unter Berufung auf die dem Reiche durch die nordischen Kriegswirren drohenden Gefahren wies Kurcöln im October 1659 Kurbaiern gegen- über darauf hin , dass der 1654 nur vertagte Reichstag wiederbernfen wer- den müsse, und Kurbaiern, das anfangs dem nicht zugestimmt hatte, schlug Anfang 1660 im Verein mit dem Erzbischof von Salzburg dem Kaiser selbst dieses Mittel, als am besten geeignet, um den im Reiche aus- gebrochenen Zwiespalt zu beseitigen, vor. Ebendieselbe Forderung erhoben auch die im März 1660 in Wien erschienenen Gesandten von Kurmainz und Kar cöln, welche zugleich den Auftrag hatten, den Kaiser zur Räu- mung Pommerns zu bewegen, allein dieser, welcher fürchtete, dass auf einem Reichstage die auf Frankreich und Schweden sich stützende Oppo- sitionspartei noch mehr Anhänger finden und ihm noch grössere Schwierig- keiten bereiten würde, wies diesen Vorschlag zurück. Seine eigenen Ver- suche, den Kurfürsten von Mainz, das Haupt dieser Oppositionspartei,

>} 8. das Verseichnis der in Frankfurt anwesenden Qesandteo im Diarium Earopaeum VII 8. 507, vgl. auch Köcher 1 S. 284. Anm. 1.

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12 1. Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.

zuerst dorch das Zogeständnis , dass anf dem DepotatioDstage der pnnctus secnritatis vor allen anderen Berathnngsgegenständen vorgenommen werden sollte, dann dorch die Zustimmung zu dem, zuerst von dem Herzoge von Sachsen-Altenbnrg vorgebrachten Vorschlage, dass beide Deputationen, die in Frankfurt und die in Regensborg tagende, sich an einem drit- ten Orte, in Augsborg, vereinigen sollten ond dass dort auch schon Vor- berathungen über den Reichstag, dem er, wie er sich ausdrückte, keineswegs zu entfliehen suche, gehalten werden sollten, zur Nachgiebigkeit zu bewegen, waren vergeblich, obwohl sie von den anderen Kurfürsten, selbst von Kur- cöln, befürwortet wurden. Von Frankreich aufgereizt, welches durch reichliche Geldspenden seinen Forderungen besonderen Nachdruck zu geben verstand,^) beharrteu der Kurfürst von Mainz und die übrigen Mitglieder der Rheinischen Allianz bei ihrem Widerspruche und Hessen die Versamm- lung in Frankfurt weiter bestehen. So dauerte der Zwiespalt fort, bis endlich der Kaiser, durch die immer mehr drohende Türkengefahr erschreckt, um die Hülfe des Reiches zu erhalten sich zur Nachgiebigkeit entschloss, zuerst August 1661 sich zur Ansetzung eines bestimmten Termines für den Reichstag und zur Einholung des Consenses der Kurfürsten dazu, freilich noch unter der Bedingung, dass vorher die Translation des Deputations- tages nach Augsburg erfolge, verstand, dann, da Kurmainz und dessen Bundesgenossen sich auch dadurch noch nicht umstimmen Hessen, auch diese Bedingung fallen Hess und November 1661 einfach den Reichstag ausschrieb. Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte sich in den früheren Stadien dieses Streites, entsprechend der engen Bundesgenossenschaft, in welche ihn die WechselfäUe des nordischen Krieges zu Oesterreich geführt hatten, und dem gespannten Verhältnis, in welches er, nachdem die Rheinische Allianz ohne ihn abgeschlossen worden war, zu den Mitgliedern derselben getreten war, durchaus auf die kaiserliche Seite gestellt Auf jene Aufforderung des Kurfürsten von M ainz zur Beschickung der von demselben auf den 1. October 1658 wieder nach Frankfurt berufenen Roichsdeputation hatte er erwidert, ') dass er sich von der Reassumption derselben nach den bisherigen Erfah- rungen wenig Nutzen verspreche und dass er, da vorher zu Frankfurt ein einmüthiger Beschluss inbetreff derselben nicht gefasst sei, vielmehr die Majorität beschlossen habe, sich darüber zunächst mit dem Kaiser zu ver- ständigen, dorthin keine Gesandten abschicken werde, bevor er die Mei- nung des Kaisers und der anderen Kurfürsten erfahren habe, er hatte dann, als jene Deputation trotzdem zusammengetreten war, die Rechtsbeständig- keit derselben, da so wenige keine Deputation ausmachen könnten, bestritten ^

0 8. Ludwigs XIV. Instmction für Gravel vom 28. März und das Be- Script an denselben vom 1. October 1661 (Gahrauer II S. 306. 814).

^ Kf. an den Earfursten von Mainz d. Hauptquartier zn Trittau 21. Sep- tember/1. October 1658 (Londorp VIII S. 448) s. Grössler S. 5.

^ Kf. an denselben d. Feldlager vor Friedrichsöde 27. Mai/ 6. Juni 1659 (Londorp VIII S. 558).

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Bioleitaog. 13

aod KnrmaiDZ dringend gerathen, der von dem Kaiser verlangten Verlegung derselben nach Regensburg zuzustimmen, hatte selbst im October 1659 Mathias t. Crockow als seinen Bevollmächtigten nach Regensbnrg gesendet, welcher bis zum Juli des nächsten Jahres sich dort aufgehalten hat. Er hatte ferner versucht auf die braunschweigischen Fürsten einzuwirken*) und diese zu bewegen, ihre Gesandten von Frankfurt ab- zurufen und auch nach Regensburg zu schicken, und in der That hatte jene im October 1659 an ihn abgeordnete Gesandtschaft^ derselbeu erklärt, dass sie nebst den übrigen noch zu Frankfurt versammelten Deputierten dazu bereit seien, freilich unter Hinzufügung der Bedingung, wenn ein ,,zu Sicherung der Stände und Verhütung künftiger Consequenz diensames Mittel^ getroffen werden könnte, und ohne dass sie sich zu einer näheren Erläuterung dieses sehr unbestimmten Vorbehaltes bewegen Hessen. Dass es denselben mit dieser Zusage keineswegs Ernst gewesen, zeigte sich bald auf der Zusammenkunft zu Tangermünde') (Februar 1660), wo die braun- schweigischen Gesandten entsprechend der gleichzeitig von Kurmainz und Kurcöln an den Kaiser selbst gestellten Forderung verlangten, der Kur- fürst solle als bestes Mittel um den Streit wegen der Deputation zu been- digen den Kaiser um Wiedefberufnng des Reichstages ersuchen. Der Kur- fürst hatte in seinem Bericht über diese Zusammenkunft an den Kaiser auch dieser Forderung Erwähnung gethan, der Kaiser hatte aber darauf erwidert, er könne nicht dafür halten, dass der drohenden Gefahr durch dieses Mittel, wohl aber durch sofortige Erneuerung des Deputationstages und Erledigung des puncti securitatis daselbst abgeholfen werden könne, und diesen Punkt, die Gefahren, welche eine Wiederberufung des Reichs- tages damals, noch während des Krieges, nach sich ziehen würde, hat er dem Kurfürsten auch durch den im April 1660 nach Berlin abgeschickten Fürsten Gonzaga*) näher vorstellen lassen.

Bei den in der nächstfolgenden Zeit von dem Kurfürsten einerseits mit den braunschweigischen Herzogen, dem Landgrafen von Hessen* Gas sei, dem Kurfürsten von Co In und auch mit dem Kurfürsten von Mainz, gerade den Hauptführern der auf der Frankfurter Versammlung vertretenen Oppositionspartei, und andererseits mit dem Kaiser geführten Verhandlungen sind auch diese Fragen betreffend die Verlegung der Reichs- deputation und die Berufung des Reichstages mehrfach berührt worden nnd die nachfolgend abgedruckten Aktenstücke veranschaulichen auch die Stel- lung, welche der Kurfürst in den späteren Stadien des Streites über die- selben eingenommen hat^). Sie zeigen, dass er diesen Fragen an und für

*) S. Köcher I S. 284. 3> 8. oben 8. 4 f. ^ S. oben 8. 6 f.

*) 8. Urk. u. Akt. VIII S. 428 ff. und das unten abgedruckte Schreiben des Kaisers an Kf. vom 5. Jool 1660.

^) Ganz kurz hat Droyseo, Gesch d. Preuss. Pol. III 3 S. 10 ff. diese Ver-

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14 1- VerhandluDgen wegen der Garantie des Friedeos etc.

sich nur eioe geringe Wichtigkeit beigemessen nnd dass er keineswegs eine scharf ausgeprägte Parteistellnng in denselben eingenommen hat; im allge- meinen bleibt er auf der Seite des Kaisers, billigt und unterstützt er dessen Massnahmen I doch bemüht er sich denselben zn weiterer Nachgiebigkeit nnd dadurch zur Beendigung des Streites zu bewegen. Schon früh scheint auch er in der Wiederbemfung des Reichstages das geeignetste Mittel dazu erkannt zu haben. Sofort nach der Beendigung der Olivaer Friedens* Unterhandlungen fragt er bei dem Kaiser an, was derselbe jetzt nach dem Abschluss des Friedens in betreff des Reichstages zu thun gesonnen sei, er benutzt dann bald eine Gelegenheit, um unter schicklichem Yorwande sei- nen Gesandten von Regensburg, wo derselbe ganz unthätig hatte bleiben müssen, abzurufen ; bei der Zusammenkunft mit dem Landgrafen von H e sen sucht er allerdings zuerst diesen zur Einwilligung in die Verlegung der Deputation an einen dritten Ort zn bestimmen, als aber dieser die Wie- derberufung des Reichstages fordert, erklärt er, er wolle sich auch den Reichstag gefallen lassen, wenn man ihn nur versichern könnte, dass anf demselben auch wirklich die dringenden Angelegenheiten würden in Angriff genommen werden. In ähnlicher Weise spricht er sich dann auch dem Grafen Fürstenberg gegenüber ans, bei den Verhandlungen zu Cöln erklärt er sich für die Berufung des Reichstages, erbietet sich anch dem Kaiser dieselbe anznrathen, verlangt aber wiederum, man solle dafür sorgen, dass dort etwas Nützlicheres als bisher verrichtet werde und dass man dort in besserer Einigkeit erscheine. Dem Kaiser gegenüber hütet er sich wohl, die Berufung des Reichstages geradezu anzuempfehlen oder gar zu fordern, er berichtet ihm nnr, dass die meisten Reichsstände dieselbe ver- langten nnd von der Verlegung und Fortsetzung der Reichsdeputation nichts wissen wollten, ebenso wenig aber missbilligt er dem Kurfürsten von Mainz gegenüber dessen Verfahren geradezu, doch ermahnt er ihn zu verhüten, dass nicht ^durch allzu langsame consilia und Anstellung*' die Türkengefahr noch vermehrt werde. Als der Kaiser sich dann zur Fest- setzung des Termins für den Reichstag verstanden hat, versucht er die Kurfürsten von Cöln nnd Mainz zur vorherigen Abhaltung eines Kur- fürsten tages zn bestimmen, giebt aber, als er dort nicht das gewünschte Entgegenkommen findet, den Gedanken auf.

hältnisse berührt, genauere Nachrichten darüber hat oenerdiogs Köcher, Gesch. von HanoGver und Brannschweig I S. 283 ff- gegeben.

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Proposition der Eor-Cölnisclien, Braonschweigisclien und HeBsischen Gesandten.') D. Cöln a. Spree 26. April/[6. Mai] 1660.

[Kf. and dessen Bnodesgenossen sowie Schweden sollen sich yerpflichten gegeo-

leitig ihre Beichslande nicht ansngreifen, Anerbieten der Gerantie dieser

Znsichemng.l

1660.

Da ihre Fürsten den Znstand im Römischen Reich so beschaf* 6. Mai.

fen finden y dass, wenn dem nicht vorgebant würde, eine universale Kriegs- flarame in demselben zu befürchten sei, so zweifeln sie zwar nicht an des Ef. Intention, das Reich in seiner Sicherheit zn erhalten, weil aber ans den Yon der Krone Frankreich einkommenden Schreiben') bekannt sei, dass diese die in Pommern vorgegangene Expedition pro contraventione pacis aehte nnd bei nicht erfolgender Abstellung derselben der Krone Schweden die im Westßilischen Frieden verglichene Garantie wirklich leisten wolle, so wünschen die Fürsten, dass es dazu nicht kommen, sondern die in Pom- mern entstandene Unruhe cessiren möchte; sie haben es sich daher bei der Krone Frankreich angelegen sein lassen, dass mit Leistung wirklicher Ga- rantie möchte eingehalten werden, bis man zunächst durch gütliche Mittel versuche, das Reich wieder zu seiner Ruhe zu bringen und den darin krie- genden Theilen gleichwohl genügende Sicherheit dabei zu verschaffen.

^) Die Gesandten waren: für Eorcoln der Geheime Ratb, Westfllische Laod- drost und Generalwachtmeister Freiherr Dietrich v. Landsberg, für die braan- schweigischen Herzoge die Geheimenräthe Friedrich v. Heimbarg (Wolfen- büttel) nnd Bodo v. Gladebeck (Celle), für Hessen die Geheimenräthe Chri- stian Fagestecher (Cassel) nnd Hans Eitel Diede zum Fürstenstein (Darmstadt). Vgl. über diese Gesandtschaft Köcher, Geschichte von Hannover nnd Braonschweig I 8. 289.

*) S. das Schreiben Ludwigs XIV. an die Beicbsdepntation zu Frankfurt d. Tonlonse 5. December 1659, nnd die Schreiben Mazarios an den Kf. von demselben Datum und an die Kurfürsten von Mainz und Cöln vom 22. Decem- ber 1659 (Londorp YIII S. 661. 664f).

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16 1- Verhandiaogen wegen der Garantie des Friedens etc.

Gestalt dan unsere gnädigste Chur-, Fttrsten und Herren nicht allein ihre mitvereinigte Chur- und Fttrsten, sondern auch die Chron Frankreich vermöge gethaner Erklärunge dahin geneigt und willig zu sein wissen, von der Chron Schweden eine solche Declaration, dass von derselben Ew. Chf. D. noch dero Conföderirter im Reich gelegene Landen nicht sollen invadiret werden, wan eine gleichmässige De- claration nebenst Restitution der occupirten Posten an die Chron Schweden geschieht, nicht allein zu Wege zu bringen, sondern auch, da es nöthig, zu Festhaltung solcher gegen einander ausliefernden Mutualversicherung sich als Garant darzustellen.

Trotz der inzwiscbeo eröffneten friedlichen Aassichteo ersacben ihre Fürsten den Kf. doch, sein Absehen nicht auf den Ausschlag oder die Eze- CQtion der Preossischen Tractaten zu richten, sondern, wenn es mit denselben sich wider Yerboffen noch verziehen sollte, gleichwohl nichts desto weniger, so bald man sich eines instramenti asservationis ^erde verglichen haben, auch zugleich die Yerordnnng zu thun, dass die wirkliche Erledigung der in Pommern enstandenen Unruhe unverlangt erfolgen möge, sie sind zu- gleich der Zuversicht, dass sich die kriegenden Parteien aller Feindselig- keit gegen beiderseits im Reich gelegene Lande enthalten werden.

ProtocoUnm, so mit den Kur-Cölnischen, sämtlichen Braun-

schweigischen, Hessen Cassel- und Dannstädtischen Gesandten

zu Berlin vorgangen den 26. Aprilis und folgende Tage.

6. Mai. Nachdem Kf. dem O.-Präsidenten v. Schwerin und dem v. Canstein

befohlen, mit den Gesandten in Conferenz zu treten, begeben sich diese gleich am. 26. April zu denselben und v. Schwerin erklärt ihnen nach den CurialieD, es käme hauptsächlich darauf an, wie man des etwa zu erlan- genden Friedens versichert sein könnte. Denn ob zwar in den Polni- schen Tractaten dies Werk mit Pommern vorkomme und erledigt werden möchte, so bliebe doch Schweden armirt, führe auch gegen Dänemark ferner fort, und wollte Kf. daher vernehmen, was ihrer Principalen Oedanken hierunter, namentlich was sie der Garantie halber zu thun gemeint seien. Zwar möchte man meinen, wenn nur der Friede geschlossen, so habe mau nichts weiter zu apprehendiren, der polnische und letzte dänische Kdeg aber and die kurländische actiones bezeigten wohl das widrige.

Die Gesandten erwidern darauf, sie wollten ihre mündlich gethane Pro* Position schrifdich übergeben, dies geschieht am fogenden Tage (27 April),

7. Mai. Kf. lässt ihnen darauf erklären, nach dieser Proposition schiene ihm^ als wenn

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Earcölnische, brannschweigische n. hessische Gesandtschaft in Berlin. 17

die Gesandten onn, nach Abscblass des polniscbeo Friedens die Leistung der Garantie fast für unnötbig hielten, man hätte ihm aber die mündliche Er- klärung derselben hinterbracht, er lasse ihnen daher vorstellen:

1) ob sie die Proposition ihrer mündlichen Erklärung gemäss ändern oder desshalb ein anderes schriftliches Memorial übergeben wollten, in wel- chem die Garantie ohne Restriction ofiferiert werde.

2) Kf. vernehme ungern, als wenn diese Garantie blos auf die Reichs- lande restringiert werden sollte. Weil ihre Principalen gegen den Kaiser auch zu Einnehmung der Schlesischeu und anderen Lande sich erklärt, so hoffe Kf., man werde auch Preussen miteinschliessen.

3) Weil sie selbst gestern angeführt, dass man hier nicht billig diese Garantie zustande bringen könnte, man gleichwohl wissen müsste, worauf die Garantie sich fundieren sollte, so bäte man, ein Project zu übergeben.

4) Kf. hoffe, man hätte hierbei auch diese Meinung, dass, wenn etwa die Schweden post pacem Polonicam, ante vel post evacuationem der vom Kaiser und Kf. oecupierten Oerter ihn infestieren wollten, dass man ihm dagegen sofort cum effectu assistieren und nicht dieses nehmen wollte, als wenn es aus dem vorigen Kriege herrührte. Kf. müsste deshalb beson- ders erinnern, weil er den letzten Friedensbruch gegen Dänemark vor sich habe, den man nicht für einen Friedensbruch, sondern dass es noch vom vorigen Kriege herrührte habe nehmen wollen, und weil ihm die schwedi- schen Desseins von früher her genugsam bekannt, da man zu der Zeit, als man auf schwedischer Seite seine Hülfe am höchsten nöthig gehabt, sich doch nicht gescheut, seine Seehäfen und Lande zu begehren. In der Pro- position geschehe auch nur der Lande der Conföderierten Erwähnung, Kf. hoffe nicht, dass man dadurch die Kaiserlichen Erblande auszuschliessen suche.

Auf das letzte antworten die Gesandten sofort, die angebotene Garan- tie sei auch auf die Kaiserlichen Erblande gemeint. Im übrigen haben sie die Sachen in fernere Bedenken genommen, haben am folgenden Tage ihre Resolution schriftlich eingebracht, worauf dann auch Kf. seine endliche 8. Mai. Resolution ihnen schriftlich zukommen lassen, womit diese Conferenzen geendigt haben.

Der Gesandten Erklärung auf die ihnen bei der gestrigen

Conferenz vorgestellten 4 puncta wegen der Garantie.

Cöln a. d. Sp. 27. April /[7. Mai] 1660.

[BedioguDgen der zu übernehmenden Garantie.]

Soviel DUD den ersten betrifft, lasset mans bei der gestrigen 7. Mai. Tages so mündlich als schriftlich offerirten Garantie nocbmalen be- wenden, kraft derer Ihre gn. Ghur- Fürsten und HH. sich verobligi- ren, wenn S. Durcbl. und dero Confoderirten bei der Resolution be-

Ifater. t. Gesch. d. O. Karfürsten. XI. 2

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lg 1. YerhandluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

stäDdig verharren werden, nicht allein ihre Waffen in Pommern und anderen E. Schwedischen Reichslanden cessiren zu lassen, sondern auch die darin occupirte Oerter zu restituiren, sich nebst der Ghron Frankreich und anderen ihren Mitalliirten Chur- und Fürsten als Garant dergestalt darzustellen, dass weder S. Ghf. D. noch dero Con- föderirten im Reiche gelegene Lande von der Ghron Schweden, die sich auf solchen Fall dazu alschon willfährig erklärt, angefochten werden sollen, wobei unsere gnädigsten Chur-, Fürsten und Herren zwar ganz gerne vernehmen, dass auch ausserdem kraft der auf dem Schluss stehenden Preussischen Tractaten die Hostilitäten in Pommern cessiren, auch die darin occupirte Oerter restituiret zu werden ganz gewisse Hoffnung geschöpfet wird, zu S. Ghf. D. tragen sie aber das zuversichtliche Vertrauen, dass da auf allen unverhofften Fall bei der Execution des in Preussen vielleicht alschon geschlossenen Friedens

einige Hindemisse in den Weg kommen sollten, dass S. Ghf. D.

ofterwähnte cessationem armorum und Restitution der occupirten Oerter in Pommern alsdann auf die Execution des Polnischen Friedens nicht verweisen, sondern einen Weg als den anderen dazu gegen jetzo offe- rirte Garantie geneigt sein werden, zumal ausser deme unsem gnä- digsten Ghur-, Fürsten und Herrn sehr bedenklich fallen dürfte, eine so schwere Obligation über sich zu nehmen.

Gleichwie nun unsere gn. Ghur-, Fürsten und HH. dafür halten müssen, dass S. Ghf. D. auf solche Weise genugsam gesichert sein, also werden sie gleichwohl nicht unterlassen auf nächstem Reichs- tage sich dahin zu bearbeiten, dass nicht allein der punctus securi- tatis publicae insgemein recht gefasset, sondern auch zu forderst S. Ghf. D. nach Anleitung dero denen E. Mainzischen und Gölnischen an den Eaiserl. Hof deputirten Gesandten aufgegebenen Gommission von dem ganzen Reiche gnugsame Sicherheit verschaffet werde, in- zwischen aber und bis dahin lassen sie es bei ihrem vorigen Erbieten der Garantie halber bewenden zweifeln gleichwohl nicht, es werden S. Ghf. D. wie nöthig es sei, dass die prorogata comitia ftlrder- lichst reassumiret werden, erwägen und dieselbe möglichst beför- dern helfen. Indem nun hieraus die Ghurf. deputirte geheimbte mi- nistri der anwesenden Gesandten hoher Herrn Prineipalen eigentliche Intention klärlich werden zu vernehmen haben, als hält man die bei dem dritten puncto begehrte Entwerfung eines Projects für jetzo Oberflüssig.

Wohin der anwesenden Gesandten hoher Herrn Prineipalen in-

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KorcölniBche, braanschweigische a. hessische Gesandtschaft in Berlin. 19

tentio bei dem vierten puncto gerichtet, wird verhoffentlich aus obigem zur Genüge erhellen.

Was in dem andern puncto wegen Miteinschliessung des Churf. Preussens angefUhret, darauf befinden die Gesandten sich nicht instruiret, sein aber ihren gn. Ghur-, Fürsten und Herrn bei ihrer Zurückkunft alles fideliter zu referiren erbötig.

S. Chf. D. Resolution auf der Gesandten Anbringen. Cöln a. d. Sp. 30. April/[10. Mai] 1660-0

(Ueber die Garantie ist anf einer nenen Znsammenknnft za verhandeln, Prenssen mnss in dieselbe eingeschlossen werden.]

Tragen die Hoffnung, dass der höchste Gott ver- lo. Mai.

mittelst Verleihung eines allgemeinen Friedens alles in vorige Sicher- heit und gewünschte Ruhe stellen werde. Wie aber dabei vornehm- lich auch auf die Befestigung desselbigen zu sehen, also können S. Chf. D. die deshalb an Seiten Ihrer Chur-, und Fürstl. Dchl. Dchl. angebotene Guarantie nicht anders als zu des gemeinen Besten Sicher- heit zielend erkennen und wohl aufnehmen, nicht zweifelnd, es wer- den auch der Herrn Abgesandten hohe Principalen darob ferner die Hand halten, damit was zu Perfectirung dieses alles diensam, ge- bührend befördert und zum Effect gebracht werde, und aldieweil hiezu allenthalben weitere Vernehmung, insonderheit auch mit den Cronen Frankreich und Schweden erfordert wird, von solchen Cronen dabei die Herrn Abgesandten nichts beständiges, sicheres und eigent- liches itzo exhibiren, sondern selbst erinnern, dass dieses alles bis zu solcher weiteren Vernehmung und deswegen absonderlich ange- stellter Tagefahrt ausgestellet bleiben müsse, dabenebenst auch von der Herrn Abgesandten hohen Principalen diese Sache an die Rom. Kaiserl. M. schon vorhero gebracht ist, so können S. Chf. D. nicht weniger, als die völlige Abhandlung dieser erwähnten Guarantie bis zu Ihr. Eaiserl. M. allergnädigsten Erklärung, wie auch der angeregten Zusammenkunft ausgestellet sein zu lassen. S. Chf. D. wird jedoch lieb sein, dass diese Zusammenkunft nicht nur je ehender je lieber vorgehen möge, sondern versehen sich darnebenst, dass

0 Von demselben Tage ist auch das Recreditiv des Kf. für die Gesandten datiert.

2*

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20 1- VerhaDdlnngen wegen der Garantie des Friedens etc.

wann I. Eaiserl. M. und S. Chf. D. von ferneren Hostilitäten gegen Pommern und andere in dem Reiche von den Schwedischen be- sitzende Länder inhalten thäten, nachgehends aber I. Eaiserl. M. und S. Chf. D. ungeachtet dessen, so zu Danzig etwa verhandelt sein möchte, von der Cron Schweden im Reiche angegriffen werden sollten, alsdann der angebotenen Guarantie nach sowohl von der Cron Frankreich als von LI. Churf. und Fürstl. Dchl. Dchl. kräftig- lieh assistirt werden wird.

So tragen S. Chf. D. kein Zweifel, es werden die Herrn

Abgesandten aus dem letzten Polnischen Kriege angemerket haben, wie dero Oerter in Polen und Preussen nicht wohl einige motus vorgehen können, die nicht zugleich das Rom. Reich und dessen Pro- vinzen miteinflechteten, darwider dann alle vincula im Rom. Reich vergeblich, nichts aber beständiger dieses zu verhindern vermag, als wenn diejenigen, so auch dero Oerter Unruhe anzurichten sich unter- nehmen, durch eine solche Guarantie (die auch S. Chf. D. Preus- sische und angehörige Länder mitbegreift) davon abgehalten und gehindert würden, in welche zu verwilligen S. Chf. D. so viel we- niger Schwierigkeit sich vermuthen können, angemerket, gegen L Kais. H. der Schlesischen und andern Landen zu einer solchen Guarantie sich der Herrn Abgesandten Principalen von sich selbst anerbietig gemacht.

Gesamtrelation von v. Landsberg, v. Heimbnrg, Bodo v. Glade-

beck, A. Chr. Pagestecher und Hans Eitel Diede zum Fürsten-

stein an ihre Principalen. D. Magdeburg 4./ [14.] Mai 1660.

(Hannoversches Archiv.)

[Verlauf der Verband langen. Die an den Kf. so stellenden Forderungen und die mit den Alliierten zu beratbenden Punkte.]

U. Mai. Sie haben 26. April bei Kf. in GöId a. Sp. Audienz gehabt und darauf mit den von diesem deputierten Geheimen Rätben Conferenz gehalten. Sie legen bei ihre Proposition >), die sie auf Qrund ihrer Instruktion und der durch die bei ihrer Ankunft überall erschollenen Friedensnachrichten etwas veränderten Conjuneturen aufgestellt, und die Antwort, welche Ef. durch den O.Präsidenteu v. Schwerin ihnen hat ertheilen lassen >), sowie das Protokoll

') S. oben S. 15. 3) 8. 19.

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KarcoloiBobe, braaDSchweigisehe u. hessische Gesandtschaft io Berlin. 21

über die Conferenzen. Da die braDdeaborgischen Deputierten dafür gehal- ten haben, dass die von ihnen offerierte Garantie zn sehr restringiert sei, und begehrten, dass in diesem puncto ihre Proposition durch ein Memorial erläu- tert werde ') , so haben sie durch eine Declaration die Garantie nicht nur auf die Cessation der Waffen und Restitution der occnpierten Oerter in Pommern ohne einige Reflexion auf die Execution der Preussischen Frie- denstractaten, sondern auch ratione temporis bis auf den folgenden Reichs- tag SU restringieren für nöthig erachtet, da vermöge der nun geschlossenen Friedenstractateo, wenn dieselben ratificiert und exequiert werden, die Hosti- lit^ten ohne das cessieren und die occnpierten Oerter restituiert werden müssen, die Fürsten aber gewiss nicht gemeint sein werden, die Garantie zu ver- sprechen, wenn nicht dagegen die Versicherung geschehen sollte, dass auch, falls die Execution der Friedenstractaten verzögert werden sollte, doch die Hostilitäten in Pommern cessieren und die dort occnpierten Oerter gegen die offerierte Garantie restituiert werden sollten, zumal sonst der Zweck, das Reich in Ruhe zu halten und die sonst unfehlbar erfolgende französische Garantie abzuwenden, ganz verfehlt werden dürfte.

Kf. hat sich aber darauf nicht categorice resolviert, sondern in seiner ihnen übergebenen Resolution^ die völlige Abhandlung der Garantie auf Communication mit dem Kaiser und fernere Vernehmung ausgestellt; sie haben darauf ihre frühere Deklaration noch einmal schriftlich wiederholt und Schwerin hat des Kf. Intention dieses puncti halber ad protocollum declariert.

Sie hoffen, nachdem Kf. die offerierte Garantie nicht allein acceptiert, sondern auch zu Ausmachung derselben eine zu dem Ende vorgeschlagene anderweitige Zusammenkunft beliebt hat, es werde dabei keine andere Mei- nung haben, als dass gegen Auslieferung des Instrumenti assecurationis Kf. auch declarieren werde, wofern bei Execution des Friedens die Pommersche Restitution stecken bliebe, sollte dieselbe doch kraft besagter Garantie er- folgen ; wenn daher bei der neuen Zusammenkunft Kf. sich zu solcher Even- tualversicherung nicht incliniett befinden sollte, müsste seinen Ministem remon- striert werden, dass dann auch die Fürsten nicht einsehen könnten, wie ihnen die Prästation einer Special Versicherung zuzumutben sei, da Kf., ob er zwar in Ansehung dieser Garantie die Preussischen Tractaten beschleu- nigen helfen, doch auf solche offerierte Securität keine Eventualversicberung des effectus thun wollte.

Sie rathen, die Fürsten möchten je eher je lieber mit den übrigen Al- liierten und den Ministern der Kronen überlegen lassen, wie das Instr. asse- curationis am besten abzufassen, ob, wenn Kf. nicht auf die weitere Zusam- menkunft dringen, sondern auf den Ausschlag der Execution des polni- schen Friedens sein Absehen behalten wollte, man ihm zu Adjustierung der mutuellen Securität Ort und Zeit vorschlagen solle, und ob die Alliier-

') S. 17. ^ 8. 19.

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22 1- YerhaDdloDgen wegen der Garaotie des Friedeos etc.

teo zafrieden seien ^ dass Kf. za Amplectierang der Allianz nochmals mit invitiert würde.

Der Kurfiirst au Kaiser Leopold. D. Cöln 2./[12.] Mai 1660, (Conc. 0. V. Schwerin.)

[Mittheilnng der Verhandinngen mit K.Cöln, Braunschweig und Hessen. Anfrage wegen der angebotenen Garantie und des Reichstages.]

12. Mai. Er theilt mit, was auf den mit den Gesandten von K. Cöln, Braun- seh weig und Hessen- Cassel und Darmstadt gehaltenen Conferenzen vorgegangen. Obwohl es nach dem jetzt zu Dan zig geschlossenen Frie- den rathsam ist, diese von Frankreich und den genannten Ständen an- gebotene Garantie zu acceptieren, so hat er doch, ohne des Kaisers Willens- meinung einzuholen, hierin nicht einseitig etwas Hauptsächliches erklären wollen, ersucht also den Kaiser ihn seine Meinung in betreff dieser Garan- tie und der dabei angehängten Conditionen, wie auch was er jetzt nach geschlossenem Polnischen Frieden wegen des Reichstages zu thun ge- sonnen, wissen zu lassen.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 5. Juni 1660.

[auf das Schreiben vom 2./ 12. Mai. Empfehlung einer Verbindung mit E. Sachsen,

Braunscbweig, Hessen und K. Baiern. Eröffnungen Fürsteubergs. Reichstag

unstatthaft. Bernfnng der Beicbsdeputation.]

5. Juni. Dank für die Mittheilnng; er ist mit dem, was Kf. in dieser Sache ge-

than, durchaus einverstanden. Er hält es für ihre beiderseitige Sicherheit am dienlichsten, wenn Kf. sich bei E.Sachsen, dem Hanse Brann- schweig, Hessen-Cassel und anderen Confidenten dahin bemühe, dass dieselben sich mit ihnen beiden zu Exequierung dessen, was in dem Frieden geschlossen, contra quoscumque tnrbatores pacis verbänden, er seinerseits will sich ebenso bemühen, dieselben wie auch K. Baiern dazu zu dispo- nieren.

Es hat zwar der an seinem Hofe bisher anwesende K. Cölnische Obrist Hoffmeister, Graf Egon von Fürstenberg ihm durch seinen Obristen Hoffmeister den Vorschlag einer Allianz contra quoscumque invasores, bis man sich hernach auf dem Reichstage einer rechten Reichs- nnd Ereisverfassnng vergleichen möchte, beibringen lassen, er hat aber den- selben nur dahin beschieden, er sei nicht ungeneigt, mit E. Cöln nnd anderen Fürsten sich in ein solches Bündnis einzulassen, nnd stelle zn ihrem Be- lieben, ob sie ihm eröffnen wollten, was für Kur-, Fürsten und Stände man ihres Davorhaltens dazu weiter einzuladen hätte, nnd wie sich dieselben dazu zu verstehen und einzulassen gedächten. Wegen des Reichstages

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VerlegQog der Reicbsdepatatiou. 23

hat er durch Fürst Gonzaga') dem Kf. eröffnen lassen, aus was für er- beblichen Motiven er damals die Reassamption desselben für bedenk- lich und den damals anf dem Schlnss stehenden Preussischen Tractaten für hinderlich gehalten, auch jetzt erachtet er es für das beste, man möchte dem Werk so lange einen Anstand geben, bis man sehe, wie nach vollzo- genem Frieden sich der Status rerum im Reich anliesse. Nachdem ihm der Vorschlag') an die Hand gekommen, er möchte sämtlichen Reichsde- putierten Ständen schreiben, weil nun der allgemeine Frieden geschlossen, man sich aber wegen Consolidation des Deputationstages bisher nicht habe vergleichen können, und da man nun in executione des getroffenen Friedens begriffen sei, ob ihnen gefallig sei, dass künftiges Jahr Anfang Mtirz die gesamten Reichsdeputierten zusammen kämen, um das vorzunehmen, was auf letztem Reichstage der Reichsdeputation übergeben, wie auch de praeparatonis zu dem künftigen Reichstage geredet werden könnte, falls inzwischen eine Gefahr auskommen sollte, wollte er, der Kaiser, nicht allein den Deputations-, sondern auch einen Reichstag selbst ausschreiben lassen, hat er den Grafen v. Fürstenberg zugleich beauftragt, bei K.Mainz, K.Cöln und anderen ihren Coufidenten zu sondieren, ob und wie weit sie sich zu diesem Vorschlage verstehen möchten, er wird Kf. dann Antwort mittheilen und auch dessen Gedanken darüber vernehmen.

Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cöln 9./[19.] Juni 1660. (Conc. 0. V. Schwerin.)

[Aof das Schreiben vom 5. Juni. ZostimmuDg zu der Aufhebung und späteren ReasBiimieruDg der Reichsdepntation.]

Wegen der verabredeten weiteren Zusammenkunft hat er bisher noch 19. Juni, nicht die geringste Nachricht erhalten. Betreffend die Aufhebung der De- putation und deren Reassumierung im nächsten März will er sich ganz mit dem Kaiser conformieren und seinen Gesandten ehestens von Regensburg zurückkommen lassen *).

0 Ueber dessen Mission an den Kf. (Ende April und Anfang Mai 1660) b. Urk. a. Akt VIII 8. 428 ff.

^ Dieser Vorschlag stammte nach dem S. 24 mitgetbeilten Schreiben des Kaisers an den Kf. vom 13. Juli and nach den Mittbeilangen, welche der Kur- fürst von Mains dem braunschweigiscben Gesandten in Frankfurt Heyland machte (Köcher I S. 295), von Fürstenberg selbst her; s. auch Ludwigs XIV Instruktion für Gravel (Gnhrauer II S. 306), in welcher der König angiebt, man bemuhe sich den Grafen Egon durch dessen in Paris anwesenden Bruder, den Grafen Wilhelm von Fürsten her g, £um Aufgebeo dieses Gedankens su bringen.

*) Schon am nächsten Tage (i0./20 Juni) beauftragt Kf. seinen Gesandten tu Regensbnrg, Matthias v. Grockow, welcher dort seit Oktober 1659 anwe- send war, aber, sumal nach dem Friedensschlüsse, ganz untbätig hatte bleiben mästen, er solle sich erkundigen, ob er ohoe Offension, unter dem Vorgeben eigener Geschäfte, von dort zurückkehren könne.

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24 1* VerhandluDgen wegen der Qarautie des Friedens etc

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D, Wien 13. Juli 1660.

[aaf das Schreiben vom 9,/\d.Juü\. Die Aufbeboog des Regensbnrger Depata-

tioDstages kann nnr nach Auflösang der Frankfurter Versammlang nnd mit Zu-

stimmang alier Deputierten erfolgen.

13. Juli. Was nun den von dem Grafen Frantz Egon von Fürsten- berg ins Mittel gebrachten Vorschlag wegen Aufhebung des Deputa- tionstages und dessen Reassumirung im nftcbstkUnftigen Monat Martio

anlanget, finde ich, dass in meinem an Ew. Ld. diesfalls abge- lassenen — Schreiben meine Intention entweder nit gnugsam expri- miret oder an Ew. Ld. seiten nit allerdings eingenommen sein mag, sintemaln meine dem Grafen von FUrstenberg auf diesen seinen Vorschlag eröffnete Intention dahin gangen, dass, wan er das Werk bei K. Mainz Ld. auch dahin bringen würde, dass dieselbe ihre die Aufhebung des Deputationstages und dessen Reassumption im Monat Martio nächstkünftigen Jahres zu Regensburg mit belieben Hessen (weiln er wegen seines Herrn consensus bereits die Zusag gethan) und ich dessen beständig vergewissert sein würde, dass ich alsdann auch mit meinen Gonfidenten aus dem Werk weiter communiciren und nach derselben eingeholter Gemüthsmeinung mich hinwiederumb erklären, im wenigsten aber nit, dass ich den Deputationstag zu Regensburg ihrer aller unvemommener aufheben wollte, ehe man vorhero ver- sichert sein würde, dass die in Frankfurt sich noch befindende we- nige Räthe ihre Versammlung aufgelassen hätten, damit dieselbe nit etwa aus der allzu frühzeitigen Abforderung einer oder anderer Ge- sandtschaft von Regensburg eine Dissolution selbigen Convents er- zwingen und hingegen die Frankfurtiscbe Versammlung pro legi- time et ordinario conventu Deputationis auszuschreien sich an- massen mochten. Ich ersuche demnach Ew. Ld. sie wollen ihren Abgesandten bis dahin zu besagtem Regensburg subsistiren lassen

und ihm so lange daselbst zu verbleiben anbefehlen, bis wir uns allerseits nach vernommener E. Mainz- und K. Co Inischer Erklärung mit einander eines einhelligen Schlusses verglichen haben werden ^).

0 Zu diesem Schreiben bemerkt M, v. Crockow, dem der österreichische Gesandte in Regensburg, Volmer eine Abschrift desselben zugestellt hatte, (Regensburg 19. Juli 1660) : «so bei mir allerhand Nachdenken verursachet oder mich in meiner vorigen Meinung mehr und mehr best&rket, es sei nämlich am Kaiserlichen Hof kein Ernst so wenig einen Deputation- als gemeinen Reichstag £u halten, sondern gleichsam per oirculum immerfort uf etliche Jahre ad seram

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Verlegung der Reicbsdepotation. 25

Der Kurfürst an Matthias v. Crockow. D, Cöln a. d. Sp. 9./[19.] Juli 1660.

[Befehl von Begeosbarg zorückzukehren.]

Ob wir zwar befinden, dass die zu dem R. Deputationstage ver- 19. Jull. ordneten Kaiser]. Commissarii dahin zielen, dass Ihr Eure Abreise einzustellen und, ehe man von einander ziehet, vorerst der Eaiserl. Resolution zu erwarten, so sehen wir doch hingegen je mehr und mehr schlechtere Apparenz, dass die zu Frankfurt anwesende De- putirte, zumal nach numehr zwischen allerseits kriegenden Parteien getroffenen Frieden, sich von dar weg begeben und zuRegenspurg einfinden werden, sondern es wird auf ein ander Expedient zu ge- denken sein. Weil nun die Kosten nebenst der Zeit vergeblich an- gewandt und dergleichen noch weiter geschehen wird, so verbleiben wir noch der Meinung, dass Ihr unterm Prätext einiger Euch ange- legener privatorum, und dass Ihr nicht lange auszusein verhofftet zuforderst bei der Kaiserlichen und dann den übrigen Gesandt- schaften Abschied nehmet und Eure Rückreise in dem Namen Gottes fortsetzet. Eine andere Person dahin zu senden finden wir bei so- f haner Beschaffenheit nicht rathsam *).

osqoe Posteritäten! die aliiie abwesende Abgesandten affzubalten. - Zu was Ende oder was vor occnlta consilia darunter stecken, kann möglieb das Sieben- bürgiscbe Wesen and dass man zavor abwarten wolle, ob man mit dem Türken in Güte von einander kommen könne oder nicht, die grosste Consideration sein. Ob aber der anwesenden Abgesandten Cbnr- und Fürstliche hohe Herrschaft so immerhin mit schweren Kosten einig and allein I. Kais. M. sn gefallen die Ih- rigen alhie so vergeblich werden verbleiben lassen, solches stehet dahin. **

>) Kf. erneoert (d. Cöln 30. JaIi/9. Aagast 1660) an v. Crockow die Weisang, sich nach Berlin zurückzubegeben, und theilt ihm mit, dass er, damit inzwischen in Regensburg nichts verabsäumt werde, den Hof- und Kammergerichtsrath Georg Friedrich v. Bors teil, der sich in Kommission zu Baireuth befinde, beauf- tragt habe, sich dorthin zu begeben. Derselbe scheint aber dort nicht erschie- nen zu sein, weitere Berichte aus Begensburg sind in den Akten nicht vorhanden, Kf. entschuldigt sich bei Markgraf Georg Alb recht von Ans p ach (d. Cöln 11./21. Februar 1661), dass er wegen anderweitiger Verhinderung noch zur Zeit niemand nach Regensburg abschicken und daher auch nicht an den dort zu füh- renden Verhandlungen zwischen dem Markgrafen und Kur baiern könne theil- nehmen lassen, und der Gesandte des Markgrafen, v. Fühel, meldet dem Kf. (d. Begensburg 15. März 1661), allerseits, namentlich die Kaiserlichen und Kur- bairischen hätten ihn nach der Gesandtschaft des Kurfürsten gefragt und war- teten noch immer mit Verlangen auf dieselbe in der Hoffnung, dass dann auch die tu Frankfurt Anwesenden sich in Begensburg einfinden würden.

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26 1* VerhaDdltingeo wegen der Garaotie des Friedens etc.

Der Kurfürst au den Kurfürsten von Oöln, die Herzoge von

Braunschweig und die Landgrafen von Hessen -Cassel und

Darmstadt D. Cöin a. d. Spree 3./[13.] Juli 1660.

[Anfrage wegen der verabredeten Zasammenkanft.]

13. Juli. Er fragt an, ob nicbt die verabredete weitere ZQsammenkaDft erfolgen solle, and bittet Ort und Zeit daza za bestimmen nnd ihre Abgesandten vornehmlich dahin zn instrnieren, wie der Friede exequiert, erhalten und fer- nere Infractionen desselben abgewendet werden könnten.

Augustus, Christian Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge zu

Braunschweig und Lüneburg an den Kurfürsten

D. 2L/[31.] Juli 1660/)

[Noth wendigkeit des Reichstages]

31. Jali. Nachdem inzwischen der Polnische und auch der Dänische Frie-

den zu Stande gekommen sind, wird hoffentlich die daher dem Reiche dro- hende Gefahr jetzt von selbst aufhören nnd desfalls keine weitere Be- mühung bei einem oder andern Theil von nöthen sei. Wohl aber schwebt das Reich noch wegen in- und auswärtiger Kriege und zu besorgender inner- licher Empörung in grosser Gefahr, im Reiche ist garkeine Anstalt nnd Ver- fassung vorhanden, um dasselbe in Sicherheit zu erhalten, eine solche höchst- nöthige Verfassung kann aber nur von den gesamten Ständen des Reiches bei dessen allgemeiner Versammlung zustande gebracht werden, sie ersuchen daher Kf. auf nachdrückliche Mittel und Wege zu denken, dadurch die Wiederantretung des schon weit über die bestimmte Zeit erstreckten Reichs- tages ') unverzüglich befördert und so dem Streit und der Trennung wegen des Deputationsconvents ein Ende gemacht werde.

0 Ein Schreiben äbolichen Inhalts richten auch die Landgrafen von Hessen- Cassel and Darmstadt an Ef. (d. 31. Joli/lO. August 1660).

^ Der zuerst von Kurcöln angeregte Gedanke, den Streit über die Ver- legung der Reichsdeputation durch Wiederberafung des Reichstages zu been- digen (s. Qrössler S. 11), ist nachher mit besonderer Lebhaftigkeit von den braune chweigischen Herzogen aufgenommen worden, s. die Instruktion Her- zog Christian Ludwigs für seinen Gesandten in Frankfurt vom 21. /31. Juli 1659 (Köcher I 8.654) und das Schreiben der ausschreibenden Fürsten des niedertacbsischen Kreises an den Kaiser vom 11. /21. September 1661 (Diarium Europaeum VI S. 87).

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ForderaDg der WiederberafaDg des Beichttages. 27

Maximilian Henrich, Kurfürst von Cöln, Augustus, Christian Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge von Braunschweig, Wilhelm und Georg, Landgrafen zu Hessen an den Kur- fürsten D. 11. August 1660.

[auf das Schreiben vom 3./ 13. Jali. Notbweodigkeit der Gommnoication mit

ihren MitallüerteD.]

Weil die Sachen mit der veranlassten Zasammenkonft so beschaffen 11. Aug. sind, dasB darob mit ihren übrigen Mitalliierten zn communicieren die Noth- durft erfordert, so werden sie diese Commnnication befördern und alsdann sich gegen Kf. erklären, sie bitten, diesen nnumgänglicben Verzug nicht übel ZQ vermerken.

Protocoll was zwischen S. Churf. D. zu Brandenburg ver- ordneten HH. Commissarien, dem H. Oberpräsidenten Frei- herm v. Schwerin, H. Generalkriegscommissarius v. Platen, H. Hoffmarschallen v. Canstein und H. Cantzler v. Jena einestheils und dan denen Fttrstl. Hessischen H. Hoffmar- schall vom Hoff und H. Cantzler Vultejum anderstheils ge- handelt worden.^) 1. Conferenz den 10. December 1660 auf dem Hause Sparenberg.

[Die Garantie. Drobangen der Schweden. Die Türkengefahr. Die Postangeiegen- heit. Beschwerde über die Gesandten in Frankfurt.]

Die K. brandenburgischen erinnern daran , dass Hessen und an- 20. Dec. dere bei dem jüngsten Kriege unterschiedliche Male den Kf. ermahnt hätten, mit Schweden billige Tractaten einzugehen, und dass sie, damit Kf. deshalb nicht in Gefabr geriethe, ihn dergestalt hätten garantieren wollen, dass er in keiner Unsicherheit deswegen stehen sollte. K. Cöln, Hessen, Braunschweig und andere hätten durch Ambassaden es auch solenniter offerieren lassen, und nachdem mehrmals darüber conferiert worden, wäre man so weit einig geworden, dass es nur zu weiterer Zusammenkunft ausgesetzt sei, bei welcher die Garantie abgefasst und in allen Theilen voll- zogen werden sollte, Kf. hätte nach diesem öfters daran erinnert, dass diese Garantie zu Werk gebracht werde, es wäre aber bis dato stecken geblieben, er wollte den Landgrafen erinnern lassen, dieses Werk zur Richtigkeit zu befördern.

1) Diese Zasammenkunft mit seinem Schwager, dem Landgrafen Wilhelm 7on ifeseen-Uassel hielt der Kurfürst auf der Dorcbreise nach Gleve, wohin er sich im December (irrig giebt Diarium Eorop. VI S. 127 den 26. No- vember alt den Tag seiner Ankunft in Cleve an) begab, nm die Verhandlungen mit den dortigen Ständen znm Abscbluss zu bringen. S. Urk. u. Akt. V 8. 939.

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28 1- VerhandluDgeD wegen der Garantie des Friedens etc.

Dabey ist vorgestellet worden, dass Schweden viele Dräuungen wider S. Gbf. D. auch nach geschlossenen Frieden vernehmen lassen, welches, ob es schon S. Gbf. D. nicht von Gonsideration zu sein ge- halten, so wäre es dennoch von solchen Personen geredet, die nicht ausser Gondition seind, gestalt Graf Schlippenbach') gesagt, sie hätten nun Frieden gemacht, wollten denselben auch mit allen halten, aber Sr. Gbf. D. könnten sie es nicht schenken. Andere hätten auch der- gleichen Reden gefahret und öffentlich gesagt, Moskau habe nichts, daran sie sich erholen könnten, müssten demnach andere suchen, der- gleichen Briefe dan noch itzo alhier eingekommen, und stelleten die Schweden die Werbungen noch stark fort.

2) Durch den Streit wegen des Deputationetages sei bisher die Za- sammeDsetzuDg der Staude verhindert. Weil aber die Gefahr mehr uud mehr zunehme, insonderheit wegen des Türken in Siebenbürgen, wel- cher Etark armierte, so wünsche Kf., dass Kur- und Fürsten bei dieser Zeit zusammentreten, die Gefahr überlegen und anf remedia gedenken möchten. Weil man vermeinte, K.Mainz habe Nürnberg vorgeschlagen'), so zweifle Kf. nicht, der Landgraf werde helfen, dass der Tag an einen an- dern bequemen Ort verlegt werde, gestalt Brannschweig sich desfalls auf Hessen referiert hätte.

3) Gegenüber') den Eingriflfen des Grafen Taxis wegen des Post- meisteramts habe Kf. seine und der anderen Stände Befugnis eifrig ver- fochten und wünsche, dass der Landgraf mit ihm umtrete, die Posten auf solche Art auch in seinen Landen zu bestellen. Die Stadt Dan zig oder der König in Polen wollte auch eine Post durch des Kf. Lande anlegen und auf Stettin gehen lassen und schiene es, dass Schweden ihnen dar- unter zu fügen Sache. Weil es aber beschwerlich, wenn es von Auswär- tigen geschehen sollte, so hoffe Kf. Hessen werde ihm assibtieren, er wünsche auch zu vernehmen, was sie vermeinten, wie Kf. sich zu betragen hätte, wenn Schweden sich solches Werkes mit Gewalt unterfangen wollte.

4) Kf. beklagt sich, dass die zu Frankfurt snbsistierenden Käthe ihm den gebührenden TiteP) entzögen, und ersucht Hessen dafür zu sorgen, dass es insküuftige nicht mehr geschehen möchte.

0 Ueber Schlippe nbachs feiodtelige Haitang gegen den Rf. und die MacbioatioDeo desselben in Polen nacb dem Olivaer Frieden 8. Urk. a. Akt. IX S. 7L78. 149 f. 182.202.

') Diesen Vorschlag Hessen die Kurfürsten von Mainz und Co In dem Kaiser durch den von diesem an den ersteren abgesendeten Reichs vicekanzler V. Waldendorf machen, b. Köcher I, S. 297. 655.

*) Ueber diese PostangelegeDheit s Urk. a Akt. IX S. 12.

♦) S. Urk. u. Akt. VIII 8.568.

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Znsammenkanft mit dem Landgrafen von Hessen. 29

2. Conferenz. 11. December 1600.

[Die Garantie. Bmpfehlnng des Eintritts des Rf. in die Rheinische Allianz. Nothwendigkeit der Wiederberufung des Reichstages. Die K. Pfalsische

Ehesache.]

Die Hessischen erkläreDi sie könnten sich auf die gestern proponier- 21. Dec. teu Punkte wegen Mangelnng einiger nötbigen Sachen haoptsächlich nicht einlassen, erwidern nnr:

ad 1) sie hätten öfters wegen der Garantie an gehörigen Orten Erinne- rung gethan, bis dato aber wäre nichts geschehen wegen anderer nnterlan- fender Sachen, so es gehindert, sie wollten aber, wenn nöthig, weitere Er- innerung thun, damit eine gewierige Resolution erfolge. Die Bedräuungen hätte ihr Fürst mit Bestürznng vernommen, glaubte aber dennoch, dass es die Krön Schweden sich annehmen werde, und weil es nicht dnrch Par- ticuliersachen zu heben, so würde Kf. zu rathen sein, mehr auf die AUiance zu reflectieren.

ad 2) Ihr Fürst zweifle, ob durch Translation des Depntatioustages dem Werk zu helfen sei, das zulänglichste Mittel würde sein Reassumtion des Reichstages, jedoch wenn das andere zulänglicher sollte erachtet werden, wollte er sich gerne conformieren.

ad 3) Graf Taxis gegenüber wolle ihr Fürst gern für der Stände Gerechtsame miteintreten. Wie er wegen des Danziger Eingrififs dem Kf. assistieren könne, fände er zwar keine Mittel, würde aber, wenn solche an Hand gegeben würden, sich derselben nicht entbrechen.

ad 4) Hoflften sie nicht, dass das, so sie bei dem Directorio nicht än- dern könnten, ihnen beigemessen werden sollte, jedoch wenn an Hand ge- geben würde, wie der Sache zu helfen, wollten sie es gern thun.

Sie erinnern dann noch wegen Renovation der Erbverbrüderung, ferner dass Kf. sich zur Interposition in der K. Pfälzischen Ehesache erboten, und hoffen, Kf. werde in dieser Angelegenheit in Entstehung der Güte femer dem Landgrafen assistleren, sie hätten schriftlich abgefasst, worauf die Sache jetzt beruhe.

Die K. brandenburgischen erwidern:

ad 1) betreffend die Garantie beruhe die Sache nicht auf der quaestio: an? sondern es wäre die Garantie offeriert und vom Kf. acceptiert wor- den, und mangelte es nur daran, dass es zur Wirklichkeit gebracht würde. Was sonst erinnert worden, dass es besser sei, des Reichs Securität festzusetzen oder die Rheinische Allianz nicht ausser Augen zu setzen, so habe Kf. gleichfalls die Intention, das erstere nicht zu lassen, und wenn von der Allianz ihm völlige Nachricht gegeben würde, wie es sich gehöre, so wolle er sich der Eintretnng halber so erklären, dass man spüren sollte, dass er alle Mittel gebrauche, so zur Ruhe des Reiches dienlich seien, nur begehre er, dass die Completierung der Garantie vorher gehen möge und von dem Landgrafen solches bei den anderen getrieben werde. Sollte es aber länger verzögert oder difficultiert und Kf. etwa gezwungen werden, mit Frem-

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30 !• VerbandlnogeD wegen der Garantie des Friedens etc.

den solche consilia zo ergreifen, so dem Reiche vielleicht schaden könnten, so wollte Ef. de innocentia bedungen haben.

ad 2) Kf. Hesse die rationes, ob Reichs- oder Depntationstag besser, dahin stehen, wollte aber den Reichstag wohl belieben, wenn Hessen ihn versichere, auch andere dahin disponieren zu könnent dass man den Reichs- tag nicht mit anderen Dingen subringen, sondern znforderst von der Seen- rität and Befriedigung des Reiches reden wollte.

ad 3) verlangte Kf. von dem Landgrafen nur, was derselbe prästie- ren könnte, dass er, wenn Schweden sich der Danziger oder Polen an- nehmen sollte, sich in Schreiben seiner annehmen möchte.

Sie bedanken sich wegen Commnnication in der K. Pfälzischen Sache, wollen dem Kf. davon referieren.

Der Kurfürst an Kaiser Leopold, D. Cleve 13. Januar 1661.

[Bericht aber die VerhaDdlungen mit Hessen.] 1661.

13. Jan. Kf. hat anf der Reise hieher seinen Schwager, den Landgrafen von Hessen-Cassel in der Grafschaft Ravensberg gesprochen und die Gelegenheit benntzt, mit ihm selbst in publicis Unterredung zn pflegen and anch seine bei sich habende Räthe mit denen jenes in Conferenz treten zn lassen und absonderlich vorbringen zu lassen: 1) Da die von K. Cöln, Hessen, Braanschweig and anderen während des schwedischen Krieges ihm angebotene und von ihm angenommene Garantie noch nicht zur Richtig- keit gebracht sei, ihm aber viel daran gelegen sei, weil ihm allerhand schwere Bedräunngen, deren sich der Graf Sehlippenbach gebrauchet, vorkämen, so ersnche er den Landgrafen, bei den anderen das Werk su fördern, damit es ohne Säumnis zustande gebracht werde und er seine Mesures danach nehmen könnte.

2) Da bisher durch den Streit über den Depntationstag die vertrauliche Correspondenz unter den Ständen verhindert sei, so dass mau nicht insge- samt die Sicherheit des Reichs in Acht nehmen könne, jetzt aber dem Reiche von den Türken schwere Gefahr drohe, so wünsche Kf., dass alle Stände gegen eine solche Gefahr sich insgesamt vereinigten, dazu sei eine schleunige Zusammenkunft nöthig, ihm scheine die vorseiende Deputation dazu nicht undienlich zu sein, er ersuche daher den Landgrafen, dieselbe seinerseits nicht länger zu divertieren zu suchen, vielmehr deren Beförderung sich angelegen sein zu lassen, zumal da Braunsehweig sich deshalb auf Hessen bezogen hätte und auch K.Mainz dafür halte, dass die Depu- tation bequemer an einem andern Ort als zu Frankfurt anzustellen sei.

Der Landgraf habe sich darauf nur so weit herausgelassen: ad 1) er hätte Erinnerung gethan, wegen der Garantie eine richtige Antwort abzu- fassen, dass sie noch nicht vollzogen nnd überschickt wäre, darfin wäre die Verzögerung Ursache, näheres über diese Verzögerung nnd über den Inhalt der Antwort hätten die Hessischen nicht angeben wollen, nur endlich hätten

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ZnsaininenkiiDft mit dem Landgrafen von Hessen. 31

sie erklärt, dass die oblatio garantiae nur mit gewissen Bedingungen und modificata gewesen und dass Kf. zu rathen sei, mehr auf die Alliance zu refleetieren, ad 2) den Deputationstag hielten sie für kein zulänglich Mittel, das Reich in guter Harmonie und Sicherheit zu halten, sondern der suspen- dierte Reichstag sei mit ehestem wieder zu reassumieren. Ef. habe erwidert, er wolle sich kein Mittel, das Reich in Sicherheit zu bringen, und also auch nicht eiuen Reichstag entgegen sein lassen, wenn der Landgraf ihn nur versichere und auch andere dahin disponiere, dass der Reichstag nicht mit anderen Dingen zugebracht, sondern vor allem des Reichs Sicherheit fest- gestellt werde. Der Alliance halber habe er erklärt, wenn nur vorher die pure angebotene und acceptierte Garantie richtig und ihm von der Alliance völlige Nachricht gegeben, wolle er sich dergestalt erklären, dass jedermann daraus verspüren könne, wie er alle Mittel zu gebrauchen begierig sei, welche zu des Reiches Ruhe und Besten dienlich sein könnten.

So ist man mir doch mit einem mehreren nicht, als mit einem gemeinen guten Erbieten begegnet, und hat dabei eontestirt, dads Heasen-Cassel dergestalt an Schv^eden nicht hinge, dass es darüber seine Schuldigkeit vergessen, oder mir zu einigem Zweifel Ursach geben sollte, auf dem Reichstag wollte es äussersten Vermögens nach das Seinige thun, und das würde mir Versicherung genug sein.

Ob nun wohl bis dato weder wegen der Guarantie noch Alliance mir einige fernere Nachricht oder Erklärung zukommen, es auch vor diesmal mit Hessen-Cassel nicht weiter zu bringen gewesen, so ist doch aus der gehaltenen Conferenz so viel zu nehmen, dass sie nunmehro nach dem gemachten Frieden die vorbero angebotene Specialguarantie wieder zurückzuziehen, zu der in Instrumento pacis und anderen Reichssatzungen paciscirten aber sich zu verstehen schwerlich gemeinet und ihr ganzes Absehen auf einen Reichstag gerichtet sei.

Der Kurfürst an den Geheimenrath Johann v. Portmann. ^) D. Cleve 15. Januar 1661.

[Brinoerung an E. Cölo wegen der Garantie.]

Er soll E. Cöln auch vortragen, derselbe werde sich erinnern, dass 15. Jan. er nebst den Fürstlichen Häusern Braunschweig und Hessen und an-

*) Portmann war vom Ef. an den Enrfursten von Coln geschickt wordeoi am laut seiner Instraktion (d. Cleve 12. Januar 1661) denselben zu bewegen, in der Wied sehen Streitsache mit Enrpfalz (s. darüber die Einleitung zu Ab- schnitt 2) den Forderungen des letzteren nachzugeben, und ferner um die An- sieht desselben darüber zu vernehmen, was angesichts der Turkengefahr dem Kaiser zn rathen sei. Der Kf. sandte ihm dann diese weitere Instruktion nach.

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32 1* Verbandlangen wegen der Oaraotie des Friedens etc.

deren während des schwedischen Krieges den Ef. durch Schreiben and meh- rere Schickungen zu einem billigen Vergleich mit Schweden angemahnt und dabei auf erfolgten Frieden den Kf. so zu garantieren versprochen, dass derselbe sich keines Widrigen von Schweden oder jemand anders 2u be- fahren haben solle, dass Kf. die offerierte Garantie angenommen und dass man allerseits so weit einig gewesen, dass es nur an der Abfassung noch ermangelt habe. Wie Kf. nun durch Beförderung des Friedens K.Oölns und der mitnegotiierenden Fürsten Begehren erfüllt, so hätte er auch erwartet, dass jene ihrerseits ihrem Versprechen nachkommen, die Garantie in Rich- tigkeit bringen oder wenigstens ihn mit einer beständigen und deutlichen Resolution würden versehen haben. Da aber unerachtet seines £rinnern8 dieses alles nicht geschehen, ihm aber merklich daran gelegen sei, dass er in dieser Sache Gewissheit habe, so ersuche er K. Cöln dem Versprechen förderlichst nachzukommen, zumal es ein mehreres nicht wäre, als zu wel- chem ohnedem ein Mitkurfürst und Stand dem andern sowohl aus dem Ver- ein als lostrumento pacis und anderen Reichssatzungen verbanden. Sollte man die Sache difficultieren oder gar weit von sich werfen wollen, so soll er dagegen gehörige remonsirationes thun.

K.Cölnische Resolution auf des v. Portmann Anbringen. Signatum Bonn 18. Januar 1661.

[Bereitwilligkeit die Garantie zn leisten und eine neue Zaeammenknnft deswegen za beschicken. Die Türkengefabr.]

18. Jan. K. C ö l n erinnert sich sehr wohl , was für eine Erklärung in seinem

und der Fürstl. Häuser Braunschweig und Hessen Namen der Parti- culargarantie halber gegen Kf. geschehen sei, er hat auch nach Abschluss des Friedens bei jenen Fürstl. Häusern und den übrigen in der engeren Correspondenz stehenden Kur- und Fürsten wegen Prästation derselben Er- innerung gethan, was darauf insgesamt für gut angesehen, werde Kf. aus der in seinem und beider Fürstl. Häuser Namen abgegebenen Antwort vom 29. Novembris ersehen. Sobald Kf. darauf seine Gedanken inbetreff der in Vorschlag gekommenen Zusammenschickung ofiPenbaren werde , sei er erbietig, die Seinigen dazu abzuschicken und ihnen solche Instruktion zu ertheilen, dass daraus seine zu Kf. stets tragende Affection zu verspüren sein solle.

Anlangend das Türkische Unwesen, so gehe auch K. Cöln dasselbe tief zu Herzen, er höre auch, dass der Kaiser nirht ausser Apprehension sei und an die Kurfürsten und die vornehmsten Fürstlichen Häuser Gesandte, um schleunige Assistenz nachzusuchen, abschicken wolle. Er glaube, dass ein fruchtbarer Schluss nicht wohl ohne Unterredung und Beliebung gesamter Kurfürsten und Stände herauskommen werde, sobald er vernommen haben werde, was die Kaiserlichen Abgesandten deswegen vorbringen wür- den, werde er mit Kf. weiter communicieren.

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SeDdaog v. Portmanns an Karcöln. 33

Kaiser Leopold an deu Kurfürsten. D. Wien 8. Februar 1661.

[auf des Kf. Schreiben vom 13. Janaar. Der Depatationstag soll sich in Augs-

barg versammeln.)

Dank dafür, dass Kf. sich bemüht bat, den Landgrafen von Hessen- 8. Febr. Cassel znr Einwillignng in die Reassumption des Depntationstages an einem dritten Orte zu bewegen. Er selbst ist mit dem Vorschlag de loco tertio sehr einverstanden und hat seine Gesandten in Regensbnrg in eventum dahin instruiert, wenn die dort anwesenden Kur-, Fürsten nnd Stände auch damit zufrieden, und die zu Frankfurt subsistierenden Stände die Stadt Augsburg pro loco tertio gleichfalls beliebten, ebenfalls für diesen Ort sich zu entscheiden. Sollte es znm Einverständnis darüber kommen, so könnte das Werk ohne Zeitverliernng zu Stande gebracht und, bis man zu einem Reichstag füglich gelangen könne, mit der Deputationshandlung contiuuiert und dabei nicht nur die dazu gehörigen Materien erörtert son- dern auch dasjenige mit beobachtet werden, was die Sicherheit des Rei- ches bei dieser je länger, je mehr überhand nehmenden Türkengefahr weiter erfordern wird. Kf. werde seine zu Abwendung dieser Türkengefahr führenden sorgsamen Gedanken und warum hierzu für diesmal ein Reichs- tag nicht zulänglich sei, von dem an ihn abgeordneten Reichshofrath nnd Obristen, Claudio Grafen von Colalto^) bereits vernommen haben').

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 13. April 1661.

[Feindliche Absichten der Schweden gegen Bremen. Gutachten der Karfärsten.]

Da ihm fast von allen Seiten Zeitung eingekommen, dass Seh we den 13. April, die Stadt Bremen mit Heeresmacht angreifen wolle, angeblich unter dem Vorwande, weil sie ihm als Reichsstadt den Homagialeid geleistet '), so hat

0 üeber GolaltoB Sendung an den Kf. (Ende Januar 1661) s. unten die Einleitung zu Abschnitt 5.

^ Kf. fordert darauf (d. Cleve 26. Februar 1661) sowohl den Landgrafen von Hessen als auch die braunschweigischen Herzoge auf, nachdem Wunsche des Kaisers die Verlegung der Reichsdeputation an einen dritten Ort zu beför- dern. Landgraf Wilhelm (d. Cassel 2./12. März 1661) erwidert, da nachgehends die Laufte sich geändert und die Türkengefahr sich vermehrt habe, so dürfe man sich nicht mit Translation des Deputationstages aufhalten, sondern müsse den Kaiser ersuchen, sofort den Reichstag zu reassumieren. Das gleiche fordern die braunschweigischen Herzoge (d. 13./23. Mai 1661), doch erklären sie sich bereit, in die vorherige Verlegung der Deputation an einen dritten Ort zu willigen , dafern diese ,in ordine ad comitia und zur Beförderung derselben an- gesehen*, und ihre Gesandten dorthin zu schicken, wenn auch andere zu Frank- furt Versammelte das gleiche thäten.

^ Ueber diese Streitigkeiten der Schwedischen Regierung mit Bremen und die damals von der erstoren gegen die Stadt verübten Gewaltthätigkeiten 8. Duutze, Geschichte der freien Stadt Bremen, lY, S. 133 ff. und unten die Einleitung zu Abschnitt 14.

Mater, x. Oescb. d. Q. Kurfürbteo- XI. 3

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34 1* VerhandlangeD wegen der Qarantie des Friedens etc.

er sich entsch1osse4i, dem ganzen Enrfürstlichen Collegiam davon Mitiheilang zn machen nnd dasselbe zn ersochen, ihm seine Gedanken darüber zn er- öffnen, er giebt dem Kf. in antecessnm davon Nachricht, damit er nm so reiflicher überlegen könne, wie dieser drohenden Gefahr und allem ferneren Unheil im Reich abzuhelfen sei.

Der Kurfürst an den Kaiser. D, Cleve 4. Mai 1661.

[auf das Schreiben vom 13. April. Bedrohliche Nachrichten aber Schwedens Absichten, Yorkebrangen dagegen.]

4. Mai. Er theilt dem Kaiser abschriftlich mit, was ihm nicht allein über die Ab-

sichten Schwedens von gewisser Hand zugekommen, sondern wie er auch ab-

^ sonderlich gewarnt worden ist. ^) Er will nicht hoffen, dass dieses wahr sei,

doch will er sowohl seine Sachen in Acht nehmen, als auch alles thnn und beitragen, was znr Erhaltnng der Rnhe im Reiche dienen kann. Wenn ihm von seinen Mitknrfürsten das kaiserl. Schreiben nebst der Vorhergehenden Bedenken commnniciert werde, werde er sich weiter erklären, bittet anch den Kaiser, ihm inzwischen seine Meinung zn eröffnen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz .^) D. Cleve

14. Mai 1661.

[Mittel zur Anfrecbterhaltang der Securität des Reiches.]

U. Mai. Er hätte gewünscht, dass K.Mainz ihm seine Meinung mitgetheilt hätte, er selbst verharrt bei der Meinnng, dass kein besseres Mittel sei, das h. Rom. Reich in seinem Wohlstand und Securität zu ma- nuteniren, denn durch rechtschaffene einmüthige Zusammensetzung der sämtlichen Glieder und des Hauptes, und ob sich wohl diesem prin- cipio bis dato viele Widerwärtigkeiten entgegengesetzet, so hoffe ich doch, Gott werde die Sache endlich dergestalt richten, damit das irrige Deutschland seine bekannte Mängel und Gebrechen dermaleins bereue, Haupt und Glieder in guter Conferenz flir den Riss zu rechter Zeit treten und die von Gott verliehene Glorie und Kräfte erkenne.

') S. Urk. n. Akt. IX S. 243. Nach einer Bemerkang in dem Geheimenraths- Protokoll vom 3. Mai hatte der Karforst dieses warnende Schreiben von dem frü- her als Gesandter des Königs von Dänemark zu ihm abgeschickten v. Ahlefeld (s. Urk. a. Akt. VIH S. 591 ff.) aus Flensburg erbalten.

^ Antwort auf ein Schreiben des Karfürsten von Mainz vom 26. April, in welchem derselbe den Kf. von dem Kaiserlichen Schreiben inbetreff der Bre- mischen Angelegenheit benacbrichtigt hatte.

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Drohende Absichten Schwedens gegen Bremen. 35

£r zweifelt nicht, E.Mainz werde, wie bisher, seine Sorgfalt allein zn Er- haltung nnd Bestätigong des deutschen Friedens anwenden, er hofft auch nicht, dass jemand zu nenem Kriege Ursache geben wolle. Sollte aber dem R. Reich etwas Widriges begegnen, so wüssten der Kaiser und alle Stände, dass er sich niemals dem entzogen alles zu thun, wozu ihn Vaterlandsliebe, sein Amt, die Reichsconstitutionen , der Westfälische Friede und andere dergleichen yincula verbinden.

Resolntio^) auf die vom E. Cölnischen Abgesandten Grafen

von Fürstenberg bei der Conferenz proponirte Punkte.

[Cleve 16. Mai 1661.]

1) wegen Unterhaltung guten Vertrauens; darzu seind S. Chf. D. 16. Mai. bereit nnd wollen nichts unterlassen, was darzu dienlich sein würde.

Schickung nach Beyern.

2) E.Coln meinte hochnöthig, dem Kaiser Hülfe contra Turcam zu senden: wie die Hülfe universal zu machen?

Rs. Müsste durch einen Reichstag geschehen.

E.Coln mochte desfalls an den Kaiser mit einem bescheidenen Schreiben suchen, S. Chf. D. wollten für sich in modum consilii auch schreiben.

3) Wegen der Schweden Vorhaben auf Bremen'), bittet S. Chf. D. Meinung und Bedenken, K. Cöln wollte thun, was J. P. ver- möchte.

Ob nicht E. Cöln, Maintz etc. an Schweden schrieben, sie hätten yemommen, dass sie im Reiche etwas moviren wollten, und sie dehor- tirten davon abzustehen.

4) dass bei dem Reichstage punctus securitatis der erste sein sollte.

5) dass besser wäre, Völker als Geld dem Kaiser zu schicken.

6) Wann es sollte zum Bruch kommen, dass das Directorium über die Armee einem ChurfÜrsten ohne Ansehung der Religion ge- geben werden solle.

7) Wegen Hildesheim, so sich zur Türkenhülfe nicht verstehen wollen, weil kein Reichstag oder Kreistag noch nicht ausgeschrieben.

8) Ob S. Chf. D. belieben die Zusammenkunft zu Cöln: quod hie. Was daselbst zu proponiren: Garantie.

0 Uietelbe liegt dem Geheimenrathsprotokoll vom 16. Mai bei. *) 8. oben S. 33f.

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36 !• VerhaDdlnDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

9) Wie die Churf. Präeminenz zu erhalten und die alten Fürsten von den neuen zu unterscheiden.

S. Chf. D. wollen sich quoad primum engagiren, wie es die Noth erforderte.

Auch quoad secundum, möchte seine Gedanken eröffnen, S. Chf. D. wollten ihm conformiren.

10) Beschwer wider das Cammergericht zu Speyer und Reichs- hofrath. Ob Ch. Cöln und S. Ch. D. desfalls an das Cammergericht ein Gesamtschreiben abgehen lassen wollten, zu vernehmen.

Wegen des Reichshofraths an den Kaiser zu schreiben.

11) Von den G. Staaten und wegen Rheinberg*), ob S. Chf. D. durch H. Copessen sich wollten der Sache annehmen und gute ofßcia thun, wollte es rasiren lassen.

Rs. S. Chf. D. wollen die Sache durchsehen lassen.

12) Ob wegen der Religion in GOlichschen und Clevischen etc. Landen*) ein Gewisses zu vergleichen.

S. Chf. D. sind zufrieden, dass die Commission ihren Fortgang nehme.

13) Wegen der Titulatur, wollte Durchleuchtigster geben, S. Chf. D. auch dergleichen thun.

14) ein Bedienter, der im Cölnischen 10000 Thaler gestohlen, abfolgen zu lassen, weil er in S. Chf. D. Landen sein sollte. Fiat gegen gewöhnlichen Revers.

Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 18. Mai 1661.

[Bericht über die Eroffnnngeo Furstenbergs. Rath K. CoIn rreaodlich entgegeo-

zakommen.]

18. Mai. Er theilt ihm mit, was K.Oöln darch seinen Geheimenrath Graf Franz Egon 7. Fürstenberg bei ihm dieser Tage anbringen lassen. K. Cöln habe contestiert, dass ihm an nichts mehr gelegen, als an Erhaltung von Roho und Frieden im Reiche, dass er sich auch dem Kaiser gegenüber zu aller möglichen Hülfe gegen den Türken erboten habe und es anch in der

>) Ueber die damaligen darch Eingriffe der Holländer, welche in Rhein- berg eine Besatzang hatten, in die Verwaltung dieser dem Karfürsten von Cöln gehörigen Stadt veranlassten Streitigkeiten s. die im Oiarinm Europ. VI S. 358 ff und danach bei Londorp VIII S. 739 ff. abgedruckten Aktenstücke.

') S. darüber M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I S. 60f. und unten Abschnitt 8 über die Verhandlungen mit Pfalzneuburg.

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Graf PürBtenberg io Berliu. 37

That bezeugen wolle, aber er gestehe, dass er nicht glaabe, dass dieser und anderen Sachen durch eine pariicnlar und separierte Hülfe geholfen werden könne, sondern es dürfe dem Kaiser nicht länger zu widerrathen sein, sich zur Berufung eines Reichstages zu eutschliessen , es könnte ja vorher unter den Correspondierenden festgesetzt werden, dass man auf dem Reichstage keinen anderen Punkt vornehmen wolle und solle, ehe der punctus securitatis seine Richtigkeit hätte und vollkommentlich eingerichtet wäre. Ferner wären ihm die Zeitungen wegen der neuen Bremischen Unruhe sehr zu Herzen gegangen, weil er aber, wenn es sich berichtetermassen verhalten sollte, die Sache und die Mittel hell und klar im Instrumento pacis befinde, so hielte er auch nicht für nöthig, dass man sich darüber viel zu bedenken habe, nnd wolle er dem Kf. zu solchem Ende commuuicieren, wie er sich dieses Punktes halber gegen den Kaiser erklärt habe. Endlich weil Kf. in seiner Antwort sich dahin verlauten lassen, dass ihm eine Zusammenschickung seiner mit K.Cölns, des Hauses Braunschweig und Hessens Räthen nicht entgegen, sondern er dazu geneigt wäre, so erklärte jener, Kf. möchte der Meinung bleiben und versichert sein, dass K.Cöln nichts mehr desi- deriere, als zu des Kaisers und dessen Assistierender Interesse cooperie- ren zu helfen. Kf. hat selbbt den Grafen von Fürstenberg mit Fleiss sondiert, hat aber nichts anders vernehmen oder penetrieren können, als dass dasjenige, was er vorgebracht, recht gemeinet. Kf. hat sich erboten, darüber noch weiter mit dem Kaiser zu communicieren, und hat erklärt, K.Cölns Meinung sei ihm sehr angenehm, er halte für nöthig) darüber auch mit anderen sich zu unterreden, er zweifle nicht, der Kaiser werde wenn K.Cöln ihn so versichere, kein Bedenken haben, den von etlichen so sehr getriebenen Reichstag länger zu verschieben. Kf. glaubt, es würde zu des Kaisers Bestem dienen, wenn derselbe nunmehr K. Cöln wohl mes- nagieren und dadurch befördern wolle, dass auch andere herangezogen und den übrigen der bisherige Prätezt benommen werde, und dass man suche durch allerhand Mittel gegen die sogenannten Alliierten sich dergest-ilt zu bezeigen, damit auf allen Fall der Unglimpf auf ihrer Seite bleibe. Seine Intention hiebei sei keine andere, als dass sie sich zur special Garantie des deutschen Friedens verbündeten, daferne sie aber andere Gedanken und Des- seins führten, so werde man dasselbe nicht besser penetrieren können, als bei einer Conferenz.

Kf. hat den vom Kaiser an ihn abgefertigten Residenten im Haag FriquetO empfangen, derselbe wird berichtet haben, dass Kf. dasjenige, was er desideriert, schon gethan habe.

1) Ueber dessen Seodoog an den Kf. b. Urk. a. Akt. IX S. 245.

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3g 1. VerhandlaogeD wegen der Garantie des Friedens etc.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Laxenburg 14. Juni 1661/)

[auf das Schreiben vom 18. Mai. Biliignng der verabredeten Zasammenkanft; Reichs- and DepaUtionstag. Bereitwilligkeit K. Cöin freandiich entgegenzu- kommen.]

14. Juni. Dank für die Mittheilung und treu gemeinte Expectoratioo. Er ist mit der von dem Kf. veranlassten Zasammenschickung einverstanden, ebenso dass, wenn von den sogenannten Alliierten abseitige Meinung geführt würde, man sich gegen dieselben gleichwohl also bezeige, damit auf allen Fall der ünglimpf auf ihrer Seite bleibe, er zweifelt nicht, Kf. werde ent- sprechend seiner jüngst an K. Mainz erlassenen Erklärung') seine Abgesand- ten hauptsächlich dahin instruieren, dass die Sicherheit des Reiches nur durch rechtschaffene eiumüthige Zusammensetzung der sämtlichen Glieder mit ihrem Haupte ohne Einmischung fremder Potentaten und Händel auf- recht erhalten werden könne. Betreffend die Frage wegen des Reichstages werde Kf. aus des Kaisers Schreiben vom 14. Mai ersehen haben, dass der- selbe bereit sei einen Reichstag zu berufen, wenn man mit der Deputations- handlung in loco tertio nur solange verfahren werde, bis die zum Reichs- tage gehörigen Materien soweit vorbereitet seien, dass er etwas zuverlässiger die Mass nehmen könne, auf was für einen Termin er denselben ansetzen solle. Er werde nicht unterlassen K.Oölns gegen ihn contestierte treuher- zige Affection zu cultivieren. Wie er gegen Kf. mit Dank zu erkennen habe,

0 Zugleich mit diesem erhielt der Kf. auch ein früheres, auch an andere Kurfürsten gerichtetes Schreiben des Kaisers (d. Lazenburg 14. Mai 1661, die Ausfertigung desselben für Kurcöln und Kurpfalz ist Diarium Europ. VII S. 103 und Londorp VIII S. 769 abgedruckt), in welchem sich derselbe dar- über beklagt, dass ein Theil der Reichsstande sein an sie besonders gerichtetes Hulfsgesuch so ausdeuten wolle, als wolle er ihnen auf solche Weise das jus snffragii nehmen, und dass diese daher desto eifriger auf Wiederberufüng des Reichstages drängten. Er habe durch den an Kurmainz abgeschickten Reicbs- vlcekanzler diesem vorstellen lassen,* warum er unter den jetzigen Verhältnissen einen Reichstag auszuschreiben nicht für nothig halte, und denselben auffordern lassen, den Deputationstag nach Augsburg möglichst bald auszuschreiben, mit der Versicherung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden solle, was zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn er von den Reichsst&nden die Versicherung erhalten würde, dass man ohne Weit- läufigkeit zum Reichstage gelangen konnte, einen solchen alsbald ausschreiben wolle. Kf. möge den Standen, welchen jene Einbildung gemacht worden, als wolle er ihnen das jus suffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, diese Gedanken benehmen und sie versichern, dass, wenn jener Deputationstag nur wenige Monate im Schwange sein werde, so dass der Kaiser zuverlässiger be- stimmen könne, auf welchen Termin der Reichstag anzusetzen sei, er es an der Ausschreibung eines solchen nicht werde ermangeln lassen.

>) S. oben S. 34 das Schreiben des Kf. an Kurmainz vom 14. Mai 1661.

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DepntatioDstag und Reichstag. 39

dasB derselbe alle seine actiones zu Solidierang ihres beiderseitigen Inter- esses dirigiere, so werde auch er selbst nichts unterlassen, was zu diesem Zweck immer mehr würde erspriessen können.

Kurfürst Johaon Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. St Martinsburg 15. Juni 1661/)

[Bereitwilligkeit die Sicherheit des Reiches aurrechtzaerhalteo and dem Kf. za 15. Jaoi. assistieren, die Rheinische Allians.]

Er hofft nicht, dass jemand von den Auswärtigen das Vaterland zu beunruhigen beabsichtige, sollte es geschehen, so wird aach er mit Rath oiid That zu allem beitragen, was zu dessen Abwendung dienen könne, er wird nicht ermangeln, deswegen mit dem Kf. zu commnnicieren, und wenn dieser selbst wider den Reichsfrieden angefochten werden sollte, ihm nach aller Möglichkeit, wie er es auch von ihm reciproce erwarte, wirklich zu assistieren. Gerade zur Erhaltung des Friedens hat er, bis man sich auf nächst- künfrigem Reichstage einer allgemeinen Garantie und Reichssecurität ver- gleichen möge, die zwischen ihm und anderen Kronen und Reichsständen aufgerichtete Allianz für das beste und sicherste gehalten und daher auch bisher dabei als einem in dem Friedensschluss und den Reichssatzungen ge- gründeten und zu niemandes Offension, sondern allein sich wider alle un- billige Gewalt zu schlitzen angesehenen Mittel beharrt.

Instructio, wonach sich unsere ....ClausErnstv. Platen

and Raban v. Canstein bei der zwischen uns und K. Cölns

Ld., auch denen fürstlichen Häusern Braunschweig und Hessen

in der Stadt Co In angesetzten Conferenz zu achten.

D. Cleve 20. Juni 1661.

[Peststellang der Garantie. Kf. ist nicht geneigt, der Rbeiniechen Allianz bei-

zatreten.]

Zweck der Zusammenkunft ist zu überlegen, wie der im Reich erlangte 20. Jaoi. Friede erhalten, insonderheit die von jenen Fürsten dem Kf. angebotene

0 Auf ein Schreiben des Kf vom 4. Juni, in welchem dieser in der Haupt- sache die in dem Schreiben vom 14. Mai (S. 34) ausgesprochenen Gedanken wiederholt hatte.

^ Karcöln, die drei Herzoge von Braunschweig and die zwei Land- grafen von Hessen hatten (18. Mai 1661) den Kf. zur Beschickang einer Zu- •ammeDkunft in Goln am 14./24. Juni, worüber auch schon Graf Fürstenberg in Berlin (s. oben S. 35 f.) verhandelt hatte , eingeladen. Es erschienen dort als

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40 1* VerhandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.

Garantie prästiert and auf einen gewissen Fuss und richtigen Stand ge- bracht werden könne.

So haben unsere Abgeordnete sich dann über die Particularitäten mit denselben zu vernehmen. Da dann dahin zu sehen ist, dass diese Guarantie:

1) auf den Münsterischen, Osnabrückschen und dann auch den Olivischen Frieden gerichtet werde,

2) dass alle unsere im Reiche belegene Lande, dabei sie auch, dass diese auf Preussen extendiret werden möge, zu urgiren und zu remonstriren, dass daselbst nichts angefangen werden könnte, welches nicht endlich das Kömische Reich mitimpliciren wtlrde,

3) dass anjetzo festgestellet werde insgemein, es sollte einer dem anderen getreulich gegen alle diejenigen, so etwan gegen den auf- gerichteten Friedenschluss den andern vergewaltigen würden, eine mutuelle und reciproque würkliche Assistenz nach jeden Vermögen leisten und auf jedesmaliges Erfordern dieselbe prästiren. Was aber die Particularitäten ratione modi, temporis, quanti, directorii und der- gleichen angehet, darüber können sich unsere Abgesandte mit den anderen vernehmen, doch darin nichts schliessen, sondern alles zur Hinterbringung an sich nehmen. Sollten aber die Abgeordneten sofort auf die Frankfurtische AUiance und dass wir uns darinne mit- begeben möchten, kommen und zu vernehmen geben, dass sie ausser derselbigen sich zu keiner anderen Versicherung verstehen wollten, so haben die Abgeordnete anzudeuten, dass wir die Frankfurtische Allianz an ihren Ort gestellet sein Hessen. Nachdem aber diese jetzige Zusammenkunft wegen der nicht namens der sämtlichen Al- liirten, sondern S. Churf. Dchl. zu Cöl n, des Fürstl. Hauses Braun- schweig und Hessen angebotenen Guarantie und auf diese Erbietung veranlasst worden, so müsste da nur dasjenige, wesshalb diese Bei- einkunft angestellet, alhier in Abhandlung kommen.

Ob nun diese Guarantie vermittelst einer AUiance mitE.Cöln Braunschweig und Hessen zu stände gebracht werden sollte, das könnten wir endlich geschehen lassen, jedoch haben unsere Abges. hierbei allemal in Acht zu nehmen, dass nichts hierin geschehe, so

Bevollmächtigte Knrcolos Graf Franz Egon von Fürstenberg und Dr. Alden- hoven, der drei braanechweigischen Herzoge Dr, Wi tte, von Hessen-Cassel Ge- heimerratb Pagestecher, von Darmstadt war in Folge des plötzlich (11. Juni) erfolgten Todes des Landgrafen Georg die Zasammenkunft nicht beschickt worden. 8. über dieselbe Köcher 1 8. 300ff.

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Zusamtuobkuuft zu Cölo. 41

der Eaiserl. Maj. zugegen oder dem mit derselben habenden Bund- nttss abbrttchig sein könnte. Auch können sie wohl bei Gelegenheit vor sich den Abgeordneten zu verstehen geben, warum wir zu Ein- tretung in die Frankfurtische Alliance uns nicht verstehen könnten:

1) dass uns selbige, wie sie eingerichtet ist, unbekannt,

2) darnebenst unwissend, ob alle und jede der Alliirten gemeint wären sich mit uns zu setzen und auf was Maasse, und ob auch wir dasselbe zu thun vermöchten.

3) Könnten wir nicht umhin hierbei anzuführen, dass wir bei dieser Frankfurtischen Alliance nicht die Begegnung empfangen, so sich billig wo nicht in respect unserer Person, doch in Ansehung, dass wir von ihnen invitiret gewesen und den Tractaten bis bald zum Ende beiwohnen lassen, gebfihret da dann uns billig be- denklich sein mttsste, in ein solches Bttndniss, dabei wir dergestalt tractiret worden, einzutreten und gleichsam ein Acccssorium zu sein. Mit vorgenannten Chur- und Fürsten, wie auch anderen unsren Mit- ständen aber wären wir bereit absonderlich Defensivbündnis ein- zugehen. —

Sollte man nun auf anderer Seite blos bei der Eintretung in die Frankfurtische Alliance bestehen bleiben, so haben unsere Gesandte zu vernehmen, wie und auf was Maasse solches geschehen solle und könne, auch was darunter vor conditiones vorgeschlagen werden wollen, wie nicht weniger, was vor Sicherheit die Abgeordnete wegen Schweden und Frankreich geben können, und diesen Punkt end- lich ad referendum annehmen, doch dabei fügen, dass nicht ihrerseits fernere Communication gänzlich benommen und abgeschnitten werde.

Im übrigen kann wohl discoursweise, und wann dazu Anlass ge- geben würde, wegen der Schweden Vornehmen, imgleichen der Tür- kengefahr halber sich mit den Abgeordneten vernommen werden, und wann darbci des Deputation- und Reichstages halber von ihnen etwas moviret wird, darin ist denselben unsere Intention bekannt.

Protocollum gehalten zu Colin ani Rhein den 28. Juni a. 1661.

In der Proposition der Kar- nnd Fürstlichen Gesandten wird al8 28. Jaoi. Zweck der Zusammenkanft bezeichnet, alles, was ad conservationem pacis in irnperio et manatentionem instromenti pacis immer dienlich, zq befördern and danavh za trachten, wie man diesen gemeinsamen Zweck erreichen könne.

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42 !• VerhandluDgeD wegen der Garantie des Friedens etc.

Die K.braDdenbargischen erinnern dagegen daran, dass K. Cöln and die anderen durch besondere Abschickung dem Kf. die Garantie angeboten und dass er dieselbe angenommen hätte, dass es also nnr darauf ankomme, dass diese Garantie recht eingerichtet werde. Das ganze Werk bernhe darauf, dass man sich zusammensetze, einer dem andern die Hand biete, Kf. meine, solcher Zweck könne erreicht werden, wenn er sich mit E. Cöln, den Häu- sern Braunschweig und Hessen verbinde, dass einer dem andern mit allen Kräften und Mitteln assistieren solle, er hoffe, dass man bereit sei, auch Preussen mit in die Garantie aufzunehmen. Die K.Gölnischen, Braun- schweigischen und Hessischen erwidern darauf: 1) betreffend die zu Berlin offerierte Garantie, hätten ihre Principalen dahin gezielt, dass des Kf. Lande im Reiche sichergestellt und die Krone Schweden auch ver- sichert bleiben möchte, dass ihre Reichslande ex instrumento pacis auch befreit und die oceupierten Plätze restituiert werden, und also die Reichslande und negotia von den auswärtigen separiert werden möchten, und hätte man diese Separation durch eine absonderliche Declaration genug zu erkenueo gegeben, worauf aber keine Gegendeclaration vom Kf. erfolgt wäre. Weil aber der Friede zuOliva nachgehends geschlossen und exequiert wäre, so wäre nicht unbillig zu sagen, dass die Sache in anderen Stand gekommen.

2) soviel die nähere Znsammensetzung mit K.Göln, Braunschweig und Hessen betrifft, hielten sie, weil diese Zusammeuschickung mit Vor- wissen ihrer Alliierten geschehen, für diensämer und hätten Befehl zu verneh- men^ ob Kf. nicht beliebig wäre, sich mit den gesamten Alliierten in nähere Zusammensetzung zu begeben, und könnte man alsdann de particularibus weiter reden. Wenn mit ihren Principalen und den Alliierten eine nähere Zusammensetzung geschehe, würde dadurch die Garantie wirklich befördert und der Weg zur allgemeinen Reichsdefension gelegt werden.

Die K. brandenbnrgischen setzen die Veranlassung wegen der Garantie weitläufiger aus einander, es sei Kf. eine Garantie in gemein, nicht aber auf Execution des Friedens angeboten worden, dahin gerichtet, dass Schweden im Reich sowohl damals als später nichts anfangen und dass Kaiser und Kf. desshalb gesichert sein möchten. Diese Zusammen- kunft sei bloss zur Garantie angesehen und solche zwischen ihnen bisher nur allein tractiert worden. Ob Kf. sich mit andern Alliierten verbinden könne, dazu wären sie nicht instruiert, Kf. wüsste auch nicht, ob alle Alliierten sich mit ihm setzen wollten und auf was Weise und Maass solches geschehen sollte. Des Kf. Meinung gehe dahin, sich mit K.Cöln, ß raunschweig und Hessen dergestalt zu setzen, dass einer gehalten sein solle den andern bei dem Münsterscben und Olivischen Friedensschluss zu schützen. Dieses könne gar wohl salvis aliis foederibus geschehen.

Die K.Gölnischen, Brannschweigischen und Hessisch en: Bei der Garantie habe man auf den Olivischen Frieden keine Reflexion gemacht, sondern denselben vielmehr von den Reichsnegotiis separiert. Kf. habe in einem Schreiben vom 3. Juni 1660 den Zweck der Zusammenkunft also berahmt, dass der Friede im Reiche erhalten werde. Dieser Zweck könne

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ZasammeDkanft za Gölo. 43

iiicbt sowohl durch particalier, als dorch gemeine Zasammensetzang erreicht werden. Anf eine Particulierconfoederation seien sie nicht instruiert, das Ab- sehen ihrer Principalen sei nur darauf gerichtet, wie die Generalgarantie könnte stabiliert werden, das könnte am besten geschehen durch die Alliance, die sie schon hätten, wenn Kf. sich mit hinein begeben wolle. Vermöge ihrer Instruction könnten sie erklären, dass keiner der Alliierten sich von solcher Zusammensetzung mit K.Brandenburg alieniert bezeige.

Die K brandenbnrgischen können nicht einräumen, dass man bei der Garantie nicht das Absehen auf den Olivischen Frieden sollte genom- men haben. Wegen Eintretung in die Frankfurter Alliance, wiederholen sie, seien sie nicht instruiert, sie wüssten nicht, ob Kf. in dieselbe werde eintreten können, 1) weil demselben die Contenta niemals in forma commu- niciert,

2) in dem, so dem Kf. vorgekommen, hätte man gesehen, dass viele von des Kf. Landen darin ansgesetzet,

3) weil dieselbe mit allerhand beschwerlichen Conditionen für Kf. an- gefüllt wäre,

4) weil Kf. bei selbiger Alliance unbillig behandelt worden wäre. Dazu ginge die ganze Allianz auf den Dänischen Krieg, so sich nun

ganz geändert, und würden also ganz andere conditiones erfordert werden.

Continuatio, Cöln 29. Juni 1661.

Die K. Cölnischen, Braunschweigischen und Hessischen wün'29. Jani. sehen , weil die comitia dazu dienen könnten, dass daselbst von Bestäti- gung des Friedens und der Generalgarantie etwas abgehandelt werde, des Kf. Meinung, wie dazu zu gelangen, zu vernehmen, und ob die K. brandenburgischen über die gestern vorgewesenen Punkte, in specie wie man sich mit den gesamten Alliierten näher setzen könnte, sich ferner ver nehmen lassen wollten.

Die K.Brandenburgischen: Kf. habe dem KLaiser die Nothwendig- keit der comitia vorgestellt, namentlich, dass derselbe ohne diese seine de- sideria wegen der Assistenz gegen den Türken nicht erhalten werde, Kf. werde bei dieser Intention verharren, hoffe, der Kaiser werde sich zu den comitiis verstehen. Es wäre darauf zu sehen, dass dann dort etwas nütz- licheres pro imperio, als bisher geschehen, möge verrichtet werden, vor allen Dingen müsste der punctus securitatis publicae vorgenommen und müsste da- nach getrachtet werden, dass man mit besserer Conformität in consiliis auf solchem Reichstage erscheine.

üeber den Punkt wegen näherer Verbindung mit den sämtlichen Alli- ierten könnten Gesandte, da es ihnen an Instruction mangele, nur an Kf. berichten. Es würde ihnen lieb sein, wenn man ihnen an die Hand geben wollte, wie und auf was Maasse die Verbindung mit den sämtlichen Alliierten werkstellig gemacht werden könnte, sie wollten es dann dem Kf. referieren.

Die anderen erklären, am folgenden Tage darauf antworten zu wollen.

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44 1* VerhaudluDgen wegen der Oarantie des Friedens etc.

3. Congressus, 30. Juni 1661.

.'iO. Joni. Die K. Cölnischen, B rannschweigischeii and Hessischen

verlesen eine scbriftliche Erklärung, sie könnten nicht einsehen, wie die angebotene Garantie auf den Polnischen und Olivischen Frieden und dessen Garantie ausgedeutet werden könne. Ebenso wenig könnten sie begreifen, dass man auf K.brandenburgiseher Seite dafür halten wolle, dass was zwischen dem Kf. und ihren Frincipaleii vorgegangen, blos in ihrem und nicht zugleich auch ihrer Mitalliierten Namen geschehen wäre. Weil die K. brandenburgischen Gesandten nur instruiert seien, mit den schickenden Kur- und Fürsten allein sich in einen näheren Verein einzulassen, uud zwar der- gestalt, dass man Ef. auch bei dem Olivischen Frieden garantieren solle, sie ihrerseits aber nur instruiert seien, im Namen der sämtlichen, diese Ab- Schickung mit concernierenden Alliierten auf das Fundament des Tentschcu Friedensschlusses mit Kf. über eine nähere Zusammensetzung zu handeln, sonderlich dn Ef. in die mit anderen schon habende SamtalUanz miteinzu- treten inclinieren sollte, auf welchen Fall man auch wohl sich getraue dieje- nige Oifficultät, welche von selten Pfalz Neuburgs wegen dessen Exclusion aus dem Olivischen Frieden gemacht werde, aus dem Wege zu räumen, so werde es für diesmal darauf ankommen, dass mau beiderseits referiere. Sie erklären, die Eröffnung, dass keiner von den Alliierten mit Kf. sich zu verbinden abalieniert sei, hätten sie nicht ex commissione, sondern nur für sich gemacht. Wenn Kf. sich resolvieren sollte, sich mit sämtlichen Alliieiten einzulassen, so könnte dieses doch keineswegs so blosser Dinge durch Ein- tretung in die Frankfurtische Allianz geschehen, zumal da dieselbe nicht auf des Kf. jetzigen Estat proportioniert wäre, sie stellen den K. brandenbur- gischen Gesandten anheim, ob dieselben sich in dem Allianzrecess ersehen und mit einigen Erinnerungen, was Kf. circa roodum et conditiones etwa de- siderieren möchte, um davon zugleich zu referieren, an die Hand gehen möchten. Ueber die Frage, ob inzwischen, wenn einige tnrbae dem Kf. zuwider erregt würden, ihre Principalen demselben zu assistieren gemeint, werde man referieren. Da ihren Principalen auf diese und vorige Ezpecto- rationen wohl anliegen wird, eigentlich zu wissen, ob Kf. auch mit den übri- gen Alliierten sich zu vereinigen Belieben trage, welche Resolution, da Kf. in der Nähe sei, bald eingeholt werden könne, so stehe zu der K. branden- burgischen Gesandten Gutfinden, ob sie vermeinten, dass man in Erwartung dessen noch etwas an diesem Ort zu subsistieren habe, oder nicht.

Wegen des Reichstages stellen sie zu bedenken , ob nicht abzuwarten sei, bis der R.Vicekanzler zu K.Mainz komme, um zu sehen, ob der- selbe desfalls einige Commission habe , und hernach auf ein Ezpediens zu gedenken, wie der Reichstag könnte befördert werden.

Die K. brandenburgischen bitten um Communication der schrift- lichen abgelesenen Erklärung, die Frage wegen der Garantie wollten sie, da sie die Akten nicht bei sich hätten, anstehen lassen, ebenso ob, wie jene behaupten, was früher und jetzt geschehen, nomine aller Alliierten ge-

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ZnsammeDknnft zo Cöln. 45

schehen sei, Kf. sei der Meioangy dass er blos mit den Principalen der Ge- sandten zu thon hätte, sie hätten anch bei jetziger Conferenz icein anderes Crediti? gehabt. Den Pnukt wegen Verbindung mit sämtlichen Alliierten müssten sie, da sie daraof nicht instruiert seien, ganz zu des Kf. Resolution stellen, hielten auch dafür, dass man sich deswegen hier nicht aufzuhalten habe, es sei eine Sache von hoher Importanz, Kf. werde sich darin nicht so geschwinde resolvieren, wenn es zu Tractaten käme, so müssten sie da geschehen, wo alle Alliierten wären.

Darauf Schlnss der Conferenz»).

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cleve

9. Juli 1661.

[auf das Schreiben vom 15. Juni. Dank für die zugesagte Assistenz. Abwendung der Turkengefahr.]

Dank dafür, dass K.Mainz sich ihm gegenüber besonders zu even- 9. Juli, tueller Assistenz erboten habe, er versichert, dass anch er auf begebende Fälle ihm solche leisten werde, ersucht ihn zugleich zu allem beizutragen, was zn Abwendung der Türkengefahr gereichen könne, namentlich verhüten zu helfen, dass dem Türken nicht durch allzu langsame consilia und An- stellung Gelegenheit zur Ausführung seines blutdürstigen Vorhabens gege- ben werde').

Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 10. Juli 1661.

[auf die Schreiben vom 14. Mai und 14. Juni. Karf. will des Kaisers loteotion befordern, die meisten Reicbsstände aber verlangen den Reichstag.]

Gleichwie ich nun bisher mich allemal^beflissen E. Kais. M. lO. Juli. desideria und bestes, so viel an mir, zu befördern, also werde ich

') Aach von dem Verlauf dieser Zusammenkunft giebt Kf. dem Kaiser (d. Cleve 9. Juli 1661) Nachricht.

*) Knrmainz in seiner Antwort (d. Mains 1. August 1661, abgedruckt in Diarium Europ. VII S.377, Londorp VIII S. 774), weist daraof hin, vor allem müsse die gemeine Securität des Reiches festgestellt werden, dieses könne aber nicht auf einem Deputations-, sondern nur auf einem Reichstage geschehen. Wenn der Kaiser eich zur Wiederbernfong desselben entschliessen sollte, könnte dort nicht nnr gegen den Türken von selten des gesamten Reiches assistiert, sondern auch sonst im Reiche gute Ruhe erhalten werden. Darauf erwidert Kf. (d. Cleve 15. August 1661, Diarium Europ. VII S.411. Londorp VIII S. 783), ihm sei gleichgültig, ob Deputations- oder Reichstag, wenn nur der Zweck er- reicht werde, und stellt Kurmainz aoheim, ob nicht dem Kaiser zn willfahren

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46 1- VerhaDdlangen wegen der Garantie des Friedens etc.

ferner nicht unterlassen, dasjenige willig beizutragen, was zu Errei- chung E. Kais. M. guten Intention diensamb sein wird. Wiewohl die meisten Reichsstände nochmals die Beschleunigung des Reichs- tages treiben, die Deputation und deren Transferir- und Fortstellung decliniren und den Reichstag vor das bequemste und zulänglichste Mittel halten, dadurch E. Kais. M. nicht allein gegen den Türken mit einmütiger Zusammensetzung unter die Arme gegriffen, sondern auch der Friede und die Securität im Reich erhalten werden könne.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. August 1661.

[Termin ffir den Reichstag, vorher soll die Beichsdepntation in Augsbarg 20- eammentreteu, Rf. sich am K. Mainz's Einwilligang bemühen.]

25. Aag. Nachdem mir nun von unterschiedlichen Ständen die Nach- richt als von E.Mainz ') die Erklärung eingelanget, wann ich den Reichstag auf einen gewissen Termin ausschreiben würde, dass dadurch alles höchstschädliche Misstrauen verhütet bleiben und das Reich durch Feststellung des Puncti securitatis bei Fried und Ruhe bestän- dig conserviret, ich aber wider den Türken mehrer und gewisser Hülff versichert sein und benebens den Rücken auf allen Fall frei haben würde Also bin ich entschlossen und im Werk begrififen, mich durch meinen R.Vicekanzler, wann anders Ew. und der übrigen Kurfürsten LL. dero erforderten Consens dem Herkommen nach darzu zu ertheilen kein Bedenken haben werden, mich dahin vernehmen zu lassen, dass ich den Reichstag gegen den 1. Octobris schierst künf- tigen 1662 Jahres nacher Regensburg unfehlbar und zu rechter Zeit auszuschreiben erbietig sei, jedoch mich zu Ihr. Ld. hinwiederumb gänzlich versehe, sie würden dero mehrmaligem Erbieten und Ver- sprechen zufolg die Sache wegen Translation des Deputationstages

and der Anfang und praeparatorium zu einem besseren Grande auf dem Depa- tationstag zu legen sei, weil doch mit dem Gontradicieren schon viele Zeit ver- gebens verlaafen sei und leicht noch so viel verstreichen könne.

1) S. das ausführliche Memorial desselben (d. Mainz 30. Juli 1661, gedruckt Londorp VIII S. 772 ff.); in welchem er entsprechend der ihm von Frankreich ertheilten Weisung (s. Guhrauerll S. 309) nachzuweisen sucht, dass eine Ver- legung der Beichsdeputation unstatthaft sei, und zum Schluss äussert, alles Misstrauen werde verhütet und die Stünde bei guter Affection und Treue gegen den Kaiser erhalten bleiben, wenn sich derselbe darüber erkläre, in welcher Zeit er den prorogierten Reichstag fortsetzen wolle.

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Reichstag und Deputationstag. 47

dahin Hebten^ dass allerseits deputirte Stände sich mit dem förder- lichsten nacher Augspurg begeben und diejenige Remissa, so ver- mog jQngsten Reichsabschieds praeparatorie ausgemacht werden sollen, daselbst unverlangt an die Hand nehmen.

Kf. möge ihm seine Gedanken darüber eröffnen, wenn er gegen die Ausschreibung des Reichstages kein Bedenken trage, seinen Consens er- theilen und anch K.Mainz dazu zu disponieren helfen').

Herzog Christian Lndwlg von Braunschweig und Lüneburg

an den Kurfürsten. D. auf unserm Jagdhause Fuhrberg

4./[14.] November 1661.0

[AnküDdigiiDg der EotsendiiDg von Bevollmächtigten za CoofereDsen aber den

Elbhandel.)

Ew. Ld. wird zweifelsfrei annoch in gutem Andenken ruhen, 14. Nov. wasgestalt ohnlängsthin , da wir Ew. Ld. sehr angenehmen Gegen-

^) Kf. in seiner Antwort (d. Gleve 9. September 1661 , gedruckt Diarium Enrop. VII S. 445, LondorpVIII 8.786) ertheilt seinen CoDsens und seigt tto, dass er an Knrmains dem Wunsche des Kaisers gemäss geschrieben habe. Das Schreiben au Kurmainz (Diarium Europ. VII S. 447. Londorp VIII S. 786) ist von demselben Datum, ebenso Schreiben an die anderen Kurfürsten, deoen Abschriften jeuer beiden Schreiben mitgetheilt werden. Kurmains er- widert dem Kf. darauf (d. Mainz 17. September 1661, Diarium Europ. VII S. 460. Londorp VIII S. 786), dass er mit der Berufung des Reichstages einver- standen sei und seinen Conseus dazu ertheilt habe, dass er sich aber zu der Verlegung der Reichsdeputatioa ausser anderen Gründen schon desshalb nicht ferstehen könne, weil die zu Frankfurt anwesenden Reichsdeputierten darein nicht willigen wollten. In ähnlicher Weise, unter Berufung auf den Widerspruch Ton Kurmainz und der anderen Mitglieder der Deputation zu Frankfurt lehnt Ku reo In die Verlegung ab, während Kurpfalz, Kurtrier, Kursachsen und Kurbaiern ebenso wie Kf. sich einfach zustimmend zu den kaiserlichen Vor- schlagen erklären und darauf nochmalige aber ebenfalls vergebliche Versuche machen. Kurmainz umzustimmen s. die Correspoodeoz darüber Londorp VIII S. 789ff^ vgl. Grössler S. I7ff.

^ Infolge der Zolle und anderweitigen Belästigungen, welche Hamburg dem Handel, namentlich mit Holz und Getreide, auf der Elbe auferlegte, hatte Kf. mit dem Herzoge Christian Ludwig von Celle Verhandlungen angeknüpft, um den Eibhandel aus seinen Landen, statt nach Hamburg, auf der Südelbe cach Haar bürg zu leiten. Sohon am 26. September 1661 war auf einer Con- ferenz der beiderseitigen Bevollmächtigten zu Haar bürg eine Convention darüber vereinbart worden. Nachdem dai n Kf. auf der Ruckreise von Cleve nach Berlin mit dem Herzoge, den er unterw« gs besuchte, die Angelegenheit persönlich be- sprochen hatte, sandte dieser Mitte November die Geheimen Kammerräthe Bodo

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48 VerhandlQDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

wart zu geniessen und uns mit deroselben zu besprechen die Ehre gehabt, unter anderen die Abrede genommen, dass wegen der be- hauptenden freien Schiffahrt und Handlung auf dem Eibstrom und Ratification des derobehuf in unser Stadt Haarburg errichteten Re- cessus eine Conference einiger aus Mittel unser allerseits Geheimen Räthe angestellet und sodann desfalls ein endlicher Schluss gemachet werden sollte.

Er wird daher seine dazu bereits deputierten Geheimen Räthe in weni- gen Tagen nach Berlin schicken.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Zell 6./[16.] November 1661.

ICreditiv fär B. v. Gladebeck za besonderen vertraulichen Unterhandlangen.) 16. Nov. Nachdem ich zu der mit Ew. Ld. Geheimen Ministris der Haar- burgischen Handlung halber anstellender Communication meinen Geh. Cammerrath, den von Gladebeck, deputirt und abgefertiget, so habe ich demselben zugleich befohlen, dass er sich bei dieser Gelegenheit k part bei Ew. Ld. unterthänigst anmelden und meine zu deroselben tragende Affection und Confidence mit mehrem contestiren, auch flir die mir neulich gegönnete Besuchung gebührenden Dank abstatten und danebenst eine und andere Eröffnung thun solle. Zwei- fele *) nicht, Ew. Ld. werden bei unter uns abgeredete Sachen und deroselben wohl bewusst beständig beharren, deswegen den Monsieur Gladebeck meine Meinung Dero entdecken wird. Hoffe bald die Ehre zu haben E. Ld. auf der Reiherbeize hinwieder aufzuwarten vermöge genommener letzter Abrede.

Relation Bodo v. Gladebeck's an Herzog Christian Ludwig von Brannschweig und Lüneburg. D. Berlin 20./ [30.] Novem- ber 1661. (Hannoversches Archiv.)

IVerbaDdluDgen mit dem Kf. und dessen Ratheo wegen Eintritts in die Bbei-

nische Allianz.]

30. Nov. Nachdem er dem Kf. das Handschreiben des Herzogs übergeben and dieser daraus ersehen, dass er noch etwas ä part ihm ?orzabringen, hat er

V. Gladebeck und Heinrich Beseel za weiteren Verhandlangen nach Berlin, and zwischen diesen and den vom Kurfärsten deputierten Qebeimenräthen Claus Ernst V. Platen, Otto Qrote and Friedrich v. Jena wurde der Vertrag vom 26. November/6. December 1661 (s. v. Morner 8.256) abgeschlossen, wel- chen Kf. am 30. November/ 10. December, Herzog Christian Ludwig am 23. December/ 2. Januar ratificierte.

0 Die letzten Worte sind von dem Herzoge eigenhändig hinzugefügt.

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VerbaDdlangeD mit v. Gladebeck. 49

Dach der Tafel ihn alleiD wieder in sein Gemach gefordert. Als 61. hier aufs neue ihn seines Herrn Freundschaft versichert und bemerkt, derselbe erin- nere sich dessen, was zu verschiedenen Malen wegen des Eintretens des Kf. in die Frankfurter Allianz vorgekommen, dafern Kf. meinte, dass der Herzog hierzu cooperieren sollte, so möchte er es demselben ver- traulich au die Hand geben, dankt Ef. dafür sehr höflich, und erklärt, er vertraue auf des Herzogs freundliche Absichten, ^denn sie ihrestheils kein ander Interesse als die Wohlfahrt des Rom. Reichs hätten, be- gehrten auch von dessen St&nden nichts anders, als dass sie bei demjenigen möchten guarantiret werden, was ihr das Instr. pacis zueignete, und obschon ihre consilia beschuldigt werden woll- ten, als ob sie ganz von Oesterreich oder Spanien dependirten, so solle ich jedoch meinem gn. Fürsten und Herrn versichern, dass sie weder kaiserlich, weder spanisch, weder französisch, weder schwe- disch, sondern einzig und allein gut reichisch wären und für dessen Freiheit alle ihre consilia und actiones dirigiren würden, es möchte auch niemand glauben, dass sie an den Kaiser dergestalt attachiret wären, dass sie nicht freie Wahl zu reden haben sollten, sie wären imperatori zu nichts in der Welt obligiret als pro salute imperii und dessen Defension, und wann Imperator diese Stunde etwas dagegen anfangen würde, so wäre er der ärgste Feind des Kaisers, welches er imperatori klärlich sagen und schreiben lassen, auch noch neulich in puncto comitiorum solche remonstrationes gethan, dass er gewiss yersichert, dass es keiner seiner Mitstände gethan hätte, er hätte sich aber des Vertrauens, so Ih. Kais. M. zu ihm hätten, bedienet und deswegen frei heraus geschrieben, wollte auch femer das Seinige dabei thun. Das Bündnis') zwischen Oesterreich und ihm zielete auf nichts anders als die Situation der Lande, dass weder Schlesien noch Böhmen von den Schweden nicht könnte angegriffen werden, sie mttssten denn zuvor sein Land berühren. Wenn nun imperator den geringsten Widerstand leistete, die Schweden repoussirete oder nicht alsobald in seinen Erblanden Meister werden liesse, so hätte er das ganze theatrum belli wo nicht von beiden, so zum wenigsten von einer Armee im Lande. Weil er nun doch in der äussersten Gefahr seiner Ruin auf solche zutragende Fälle sitzen müsste, so wollte er lieber mitspielen als zusehend das Seinige verlieren. In Holstein hätte ihm zwar der Kaiser das Generalat über die ge-

0 Das Defensiv- und OffeDsivbäudDis vom 30. Jannar/O. Februar 1658 (v. Möruer, S. 683 f.).

Haut, s. Getcb. d. G. Karfürstoo. XI. 4

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50 1* VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

samte coDJungirte Armeen aufgetragen, er hätte es aber niemals pure acceptiren, auch nicht allerdings abschlagen wollen, sondern hätte das Werk in solcher Balance gehalten, dass es zu nichts scha- den und ihn nicht gar zu weit verbinden könne.

Mit den Kronen hätte er allezeit in beständiger guter Freund- schaft gelebt .... Nachdem er aber mit Schweden brechen müssen, hätte Frankreich auch seinen disgusto merken lassen, hätte mit Neu- burg sich so arctissime gegen ihn verbunden, dass er genugsam seine Intention gegen ihn verspüren können. Er hätte gar gute und ver- trauliche Nachricht, dass Gravel zu Heidelberg dem Kurfürsten zumuthen dürfen '), er solle der Allianz, so er mit ihm, Kf., gemacht, renunciiren, oder sein König würde ihm alle Freundschaft aufsagen. Nun würde ja das den deutschen Kur- und Fürsten zum höchsten Präjudiz gereichen, wenn sie sich von den Kronen sollten fürschreiben lassen, ob, wie und mit wem sie in Bündnis treten oder unter sich verbinden sollten. Er hätte gegen Frankreich niemals das geringste gethan, suchte auch noch nichts anders als seine gute Freundschaft, hätte auch unter der Hand vertrauliche Nachricht, dass man am fran- zösischen') Hofe erbötig, wann Kf. ihm, dem Gallo, einen Schritt entgegen thäte, wollte man an Seiten Frankreich ihr gern drei ent- gegen kommen; er hätte aber nichts gegen Frankreich gesündiget, könnte sich derowegen auch nicht submittiren, sondern liesse sie in Wachsen und Subsistenz, müsste ihnen trauen, so viel er könnte, und würde im übrigen ihr guter Freund verbleiben. Mons. Budelweltz') hätte etliche Mal herausgeschrieben und S. Chf. D. grosse contesta- tiones gethan, als sie nun endlich bei dem Mons. Lionne weiter nachfragen und sich gleichsam anmelden lassen, hätten sie eine solche kaltsinnige Antwort bekommen, dass sich die Zeiten nunmehr geän- dert, das Werk in einem andern Stand und anderwertig zu überlegen wäre. Nun wollte der König in Frankreich alle consilia in dem Römischen Reiche dirigiren und möchten doch die deutschen Kur- und Fürsten selbsten bei sich erwägen, in was für Esclavität sie sich und ihre Nachkommen stürzten. Er wiederholete nochmaln dass er kein spanisch, noch österreichisch, noch einiges ander Interesse

1) S. anten Abschnitt 2.

^ S. die Schreiben Wicqne forte an den Oberpräsidenten v. Schwerin ürk. u. Akt IX S. 591 ff.

<) Podewiis, s. Urk. n. Akt. IX S. ö7b.

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VerbaDdloDgen mit v. Gladebeck. 51

als nur die Freiheit der freien Reichsstände fovirete und hoffe er noch zu erleben, dass endlich erkannt werden würde, dass die Brandenburgischen consilia aufrichtig und zu des Reichs Besten ge- meinet gewesen. Wegen Neuburg hätte er keine sonderliche Re- flexion. £s hätte derselbe zwar seinen Rücken an Frankreich ge- setzet, er getrauete aber der Oerechtigkeit seiner Sache und hätte seine final Deduction herausgegeben, die er uns communiciren wollte, und hätte sieder dem Neuburg acquiesciret und dagegen nichts ein- wenden können. Er hätte seinestheils die ganze Sache dem Ghurfttrstl. CoUegio zu dessen Interposition untergeben und könnte leicht er- messen, wann unparteiisch darin verfahren würde, wie das Urtheil fallen möchte. Es wären an Spanischer Seiten für diesem einige Furschlage ins Mittel kommen, dass der Rhein die Grenze zwischen ihnen beiden sein sollte, weil aber S. Churf. D. darbei gar zu viel verloren und nichts als die Stadischen Guarnisonen in ihrem Lande behalten hätten, so hätten sie diese Handelung ausschlagen müssen, es wflrde ihr aber lieb sein, wenn das Churf. CoUegium je eher je lieber die Sache reassumiren möchte. Es gaben S. Churf. D. nun zu allem unparteiischen Nachsinnen, ob bei solcher Bewandnus sie sich der Direction der auswärtigen Cronen gleichsamb unterwerfen und ihr Interesse in dero Hand stellen sollten.*'

Als Gl. erwidert, auch die consilia des fürstl. Hauses zielten our darauf, die jora statonm zu coDser?ieren uud die gace Harmonie im Rom. Reiche ZD stabiliereD, keineswegs aber sich den auswärtigen Kronen zn unterwerfen oder das Interesse in ihre Hände zu spielen, man könnte also mit Kf. gar leicht sich vereinigen und würde nur die Frage sein, ob man sich denn nicht in den mediis auch vereinbaren könnte, antwortet Kf., es sollte ihm Belbiges nicht entgegen sein, aber in der Frankfurtischen Allianz wären einige Dinge, darin er so pure nicht willigen könnte, weil er aber des Herzogs gate Intention darin verspürte, so wollte er durch Dr. Jena, der in der Harburgischen Sache mit ihnen negotiieren würde, auch dies Werk weiter mit ihm überlegen lassen.

Den 21. Donnerstags eröffnet ihm Jena, dass er von Kf. Befehl l. Dec. erbalten, mit ihm in Conferenz zu treten, wiederholt fast eben dasjenige, was bereits oben angezeigt ist, giebt dabei aber zu verstehen, dass dem Kf. das Frankfurter foedus gar zu weitläufig fallen würde, zumal die Interessen gar zu wunderlich und divers, und solche Personen darin begriffen wären, die vor diesem des Kf. Diener gewesen und mit denen er kein foedus machen wurde, als insonderheit der Graf von Waldeck'). 61. erwidert, die

0 Graf Heinrich YII. von Waldeck hatte 1438 seinen Theil der Wal- deckachen Lande dem Landgrafen Ludwig von Hessen so Lehn aufgetragen

4*

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52 1- VerhandluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

anfängliche Intention dieses foederis sei gewesen, endlich und unter der Hand das ganze Rom. Reich wieder in eine gute Harmonie zu setzen, wenn man nur dem noch inhärierte, könnte das foedns nicht zu weitläufig seiui Oraf Waldeck wäre nicht immediate, sondern mediate in demselben, so dass Kf. weder mit ihm paciscieren noch schliessen dürfte, er hoffe, wenn die anderen dubia des Kf. nicht wichtiger wären als diese jetzt movierten, so würde man sowohl in modo als intentione einig werden. 3. Dec.' Den 23. neue Conferenz mit Jena. Derselbe erklärt, Kf. würde gern mit allen Ständen des Reiches und sonderlich, wie zu Co In*) vorgekommen, mit dem Hause Braunschweig, Hessen und anderen sich vereinbaren, so absolut und ohne Restriction aber in die Frankfurter Allianz zu treten würde er grosses Bedenken tragen, er hielte vielmehr dafür, dass, wenn die ob- erwähnten Kur- und Fürstlichen Häuser nebst E. Pfalz in einem bestän- digen Bündnis ständen, man der Auswärtigen nicht bedürfen, sondern ge- gen Kaiser und Könige sich genugsam redoutabel machen könnte. Des Kf. Verbindung mit dem Kaiser sei der Art, dass er sich auch mit an- deren setzen könnte, wie er wollte. Gl. erwidert, separatim und exclusis coronis noch zur Zeit im Rom. Reich beisammen zu stehen, wäre bisher von vielen für impracticabel gehalten worden und deswegen sei noch neu- lich die Frankfurter Allianz auf 3 Jahre extendiert worden'), wenn diese verflossen und Kf. sich inmittelst mit hinein begeben, so würde sich als- dann überlegen lassen, ob die Stände besser allein oder bei den Kronen ständen, inmittelst wüssten sich die Alliierten keiner sonderlichen Direction von den Kronen zu erinnern. Er bittet das Bündnis des Kf. mit 0 ester- reich zu communicieren, ebenso wie es mit dem englischen geschehen sei. Jena bemerkt darauf, ob es nicht bei den Alliierten zu erhalten sein möchte, dass P reu SS en mit eingeschlossen werde. Gl. erwidert, das werde wohl etwas hart halten, und wenn Kf. seine anfänglichen conditiones gar zu schwer machte, würde es fast scheinen, als wenn es mit der Beitretnng kein Ernst wäre. Jena hat hierbei so ganz alien von der Sache sich nicht vernehmen lassen, sondern dahin gezielt, dass man nicht ganz abrumpieren möchte, fragte aber nur für sich, ob man vermeinte, dass die gesamten Alliierten mit des Kf. Eintretung einig sein würden, ob die Handlung eini- gen Deputierten könne committiert und ob nicht auch K.Pfalz, als des Kf. Mitalliierter, könne mit eingenommen werden. Gl. erwidert, an seinem

ond seitdem stand Waldeck zo Hessen in einem Lebnsverbaltnis , das frei- lich mehrfache Streitigkeiten veranlasste, diese worden 1635 durch einen Ver- gleich beigelegt, welcher auch in dem Westfälischen Frieden (XT § 14) bestätigt wurde. S. Schulze, Die Hansgesetze der regierenden deutschen Färsten- bäaser ni 8. 373 ff. Tgl. über die Aafnahme des Waldeckschen Haases in die Rheinische Allianz and die zweifelhafte Stellung, welche es in derselben ein- nahm, unten Abschnitt 7 die Relation G. v. Jena's vom 15./25. December 1665.

') S. oben S. 39 ff.

') Diese Erneuerung der Rheinischen Allianz war am 7. März 1663 erfolgt, s. Köcher 1 S. 313 ff.

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YerbandluDgeD mit v. Oladebeck. 53

Hofe sei man der Meloong, dass Kf. allen angenehm sei, nnd wolle man in diesem und den anderen Punkten zn unterbauen sich bemühen, wenn man nur des Kf. beständiger Intention versichert wäre.

Den 27. Vormittags eröffnet ihm Jena des Kf. schliessliche Resolu- 7. Dec. tion : dass er zwar in dieses jetzige Frankfurter foedus, wie dasselbe in sei- ner Tollkommentlichen forma bestünde , nicht allerdings treten könnte , son- dern er müsste für sich noch einige gewisse conditiones machen, er wäre aber erbietig, nach Veranlassung des jetzigen foederis sich mit den Alliierten zn setzen, er würde aber solchenfalls auch seinen Mitalliierten, den Kurfür- sten Ton Pfalz, gern mit einnehmen nnd von selbigem sich nicht separiereu, und er hoffe, dass dadurch die Allianz dergestalt verstärkt und verbunden werden sollte, dass man die Wohlfahrt des Rom. Reiches auch ohne aus- wärtige praeceptores endlich beobachten könnte, jedoch suchte er auch mit den Kronen nichts anders als beständige Freundschaft zu halten. Sein foe- dus mit Oester reich wäre er erbötig, auch das Original, zur Collation zn commnnicieren , er verhoffte aber, der Herzog würde das Werk dabin roesnagieren, dass etwa dem Fürstlichen Hause Braun schweig, Hessen, Co In nnd anderen wenigen die Handlung aufgetragen werden möchte. Als Gl. wünscht, mau möchte doch zu besserer Facilitierung des Werkes das Frankfurter foedus durchgehen und etwaige desideria dabei mittheilen, ver- langt J e n a Mittheiluog eines Exemplares des foedus und bemerkt, Kf. werde sich nicht gern einigem Directorio unterwerfen, sondern lieber sehen, dass man ganz keines Directorii Erwähnung thäte, ferner Kf. würde nicht mit Gravel als Oesandten, sondern lieber mit dem Könige selbst unterschrei- ben, dafem der König auch nur wegen des Elsass darin wäre, würde Kf. ihm nicht cedieren. Gl. erwidert, wenn die übrigen Erinnerungen von kei- ner grösseren Wichtigkeit als diese beiden wären, so würde dem Werk leiobtlich zu helfen sein, wegen KPfalz werde sein Fürst kein Bedenken tragen, er fürchte aber, dass von Hessischer Seite solches werde diffi- cultiert werden^), Jena erwidert, erhoffe nicht, dass es sich daran stossen werde, das Werk werde sich appaisieren, K. Pfalz habe es in des Kf. Hände gelegt.

1. December. Gl. fragt Jena, ob man das Frankfurter foedus nichtll. Dec. durchgehen und ihre monita vernehmen möchte, zumal er aus dem Cöl- nischen Protokoll ersehen, dass es den Ihrigen daselbst zugestellt sei. Jena erklärt, diese Akten seien noch nicht angekommen, und als Gl. sich er- kundig^, ob einige Bedenken dabei wären, vermeint er, man müsste ihrer- seits erst wissen, ob die gesamten Alliierten Kf. admittieren wollten, eher könnte er sich keiner sonderlichen Conditionen vernehmen lassen.

3. December besucht Gl. wieder Jena, dieser erläutert des Kf. Er- 13. Dec. klärung dahin, dass Kf. in die jetzige Allianz nicht eintreten würde, sondern erbötig sei, mit den gesamten Alliierten sich zu setzen, die Articul aus der

1) üeber die Zwistigkeiten zwischen Kar p falz und Hessen 8. die Bin- leitoog zu Abschnitt 2.

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54 1- VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

Allianz darchzageben nnd daraus sich zn verbinden. Was er jenesmal von Französischer Subscription und dergl. erwähnt, würde keine sonderliche Difficnltäten haben, es müsste zuförderst diese quaestio an von den Alliierten resolviert werden, so würde Kf. sich wohl zur Billigkeit weisen lassen, er würde aber E. Pfalz nicht verlassen und Preussen gern mit einge- schlossen sehen. Gl. erwidert, die Prenssische Condition würde schwerlich bei allen Alliierten zu erhalten sein und also fast allein capabel sein, das Werk zu hindern, er wollte nicht hoffen, dass Kf. darauf bestehen würde. Jena erwidert, sie wollten Polen und Moskau excipieren, wenn sie nur wegen Schweden und dessen Beifall gesichert wären, wiewohl sie sie eben nicht gross fürchteten. GL erwidert, er könne dazu keine Hoffnung machen.

14. Dec. 4. December berichtet ihm Jena, dass er mit dem Kf. geredet, der-

selbe bliebe beständig bei der Preussischen loclusion. Gl. fragt, ob sie zur Handlung wohl jemand nach Frankfurt schicken würden, jener ver- neint es.

15. Dec. 5- December redet Gl. mitCanstein, dass er nicht glaube, dass die

Preussische Inclusion zu erhalten wäre. Jener erwidert, Kf. bestände zwar darauf, wenn man aber im übrigen richtig wäre, würde sich dieses wohl finden, man möchte nur nicht die Hand abziehen. Der Fürüt von Anhalt war beim Abschied derselben Meinung und erbot sich zu aller Cooperation.

Der Kurftlrst an Herzog Christian Ludwig von Braunschweig und Lüneburg. D. Cöln a, d. Spree 2./[12.] December 1661.

[Recreditiv für v. Qladebeok.]

12. Dec. Als Ew. Ld. nebenst der bekannten und nunmehro abgehandelten Harburgischen Sache dero Geh. Cammerrath, dem von Oladebeck, absonderlich und k part befehligen wollen, mich nicht nur Ew. Ld. beständigen Affection und Confidence zu versichern, sondern auch in andern publicis einige vertrauliche Eröffnung zu thun, so habe ich bei verstatteter absonderlichen Audienz von ihm solches alles wohl eingenommen, daraus Ew. Ld. gegen mich und unser allerseits ge- meines Vaterland tragende Affection, Vorsorge und Vigilanz mit grossem Vergnügen und erfreulich verspüret, und mich gegen ihn, den von Gladebeck, in eigener Person auch sonsten dergestalt er- kläret, dass E. Ld. aus dessen Relation meine für deroselben und dero löbliches fürstliches Haus, auch für allerseits des H. Römischen Reichs Glieder Wohlfahrt führende Intention verhoffentlich sattsam

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VerbandlaDgen mit v. Gladebeck. 55

abnehmen und alles zu des Vaterlandes, auch unser beider Chur- und Fürstlichen Häuser Besten mesnagiren werden.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cöln a. d. Spree 4/[14.] Jannar 1662.

[Vorschlag der Abhaltang eines KurfürsteDtages.]

Nachdem uns weder des Ausschreibens zu besagtem Reichstage 14. Jan. halber noch der Deputation wegen etwas gewisses ferner zukommen,

als seindt wir dessen täglich gewärtig. Im übrigen ist E. Ld.

erinnerlich, wie S. Kais. M. in verschiedenen Reichssachen der HH. Kurftirsten Sentiment begehret *) , auch ohne das verschiedene Reichs- händel, absonderlich die Executionsordnung und das Churf. Collegium in specie belangend, unter Händen, so gegen den Reichstag wohl zu Qberlegen wären. Solchem nach stellen wir zu E. Ld. reifen Nach- dencken, ob nicht rathsam, dass ein Eurfürstl. Collegialtag ') förder- lichst möchte ausgeschrieben und gehalten werden, damit, wann wir gleich nicht in Person beisammen kommen könnten, dennoch die Sachen durch unsere zusammengeordneten Räthe überlegt und zu einem allgemeinen Schlüsse befordert werden möchten, gestalt uns denn auch lieb sein würde, wenn E. Ld. mit K.Mainz Ld. hieraus zu communiciren Belieben tragen wollten.

0 S. das Schreiben des Kaisers vom 13. April 1661 (oben 8.33), in wel- chem die Karfärsten zn einem Gataebten in der Bremischen Angelegenheit auf- gefordert werden. Ein solches Gatachten (d. 2. December 1661) ist wirklich von Karmainz abgefasst and darauf von allen Kurfürsten unterzeichnet worden. Der Kaiser wird darin aufgefordert, falls Schweden wirklich gegen Bremen etwas Gewaltthatiges vorzunehmen gesonnen sein sollte, dasselbe davon abzu- mahnen und dahin zu wirken, dass der Streit entweder gütlich oder auf dem Rechtswege beigelegt werde. Sollte auch dieses nichts verfangen, „so würden alsdann auch die Reichsconstitutiones und der Friedensschluss weitere Ziel und Maass geben, was zu Abwendung neuer Unruhe und Erhaltung gemeinen Frie- dens im Reich ferner hiebei zu thun sein möchte.' Zu derselben Zeit hatte der Kaiser von dem Kf. wie auch von den anderen Kurfürsten ein neues Gut- achten wegen der von Schweden errichteten Warnemünder Schanze und anderer schwedischer Uebergriffe verlangt (Geheimenrathsprotokoll Cöln a. d. Sp. 18/28. December 1661\

^ Schon im Juni 1661 war vom kaiserlichen Hofe aus die Abhaltung eines Kor forsten tages angeregt worden, s. das Schreiben des Kf. an Kurpfalz vom 24. Juni 1661 unten in Abschnitt 2.

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56 VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.

Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurftlrsten. D. Bonn 25. Januar 1662.

[auf das Schreiben vom 4./ 14. Januar. Bedenken wegen des Knrfarstentages.j

25. Jan. £r hätte gewünscht, dass die Depatation zq Frankfurt völlig ergänzt geblieben, oder man sich der Translation halber hätte vergleichen können, welcbenfalls das Kurf. Colleginni beisammen gewesen, und alle vorfallen- den Sachen von demselben ad partem hätten überlegt, anch die Jalousie, welche die Ausschreibung eines absonderlichen CoUegialtages bei den übri- gen Reichsständen gebären würde, abgewendet werden können, es werde ihm jedoch lieb sein, von Kf. zu vernehmen, was demselben hierin für Gedanken zu Gemüth gehen.

Der Kurfürst an den Kurftlrsten von Cöln. D. Cöln 4./[14.] März 1662.

[auf das Schreiben vom 25. Janaar. Der Kurfärstentag kann jetzt nicht mehr

stattfinden.]

14. März. Er hätte die Ausschreibung eines CoUegialtages vor dem Reichstage für sehr nötig und nützlich gehalten, sieht auch nicht ein, wie andere Stände daraus hätten Jalousie schöpfen können, da aber jetzt der ausge- schriebene Reichstag nahe vor der Thür, sieht er nicht; wie zu dergleichen Collegialtage zu gelangen.

Kiiiser Leopold an den Kurftlrsten. D. Wien 8. Februar 1662.

[Anzeige der Ausschreibung des Reichstages. Der Convent zn Regensbnrg soll bis zu Beginn des Reichstages fortgesetzt werden.]

8. Febr. Nachdem er aus der Relation des von ihm hierher berufenen R.Vice- kanzlers ersehen, dass ein Theil der Stände noch in dem Gedanken ver- harre, als ob es ihm mit dem Reichstag kein rechter Ernst sei, so hat er zu Benehmung dieses ungleichen Wahos denselben, wie Kf. aus beikom- mendem Ausschreiben^) ersehen wird, innerhalb 4 Monaten nach Regensbnrg ausgeschrieben, woraus Kf. erkennen wird, dass er weder den Reichstag zu verzögern noch unter der für gnt befundenen Translation und Reassump- tion des Deputationstages einige Gefährde oder Verlängerung der comi- tiornm, sondern vielmehr die Präparierung der dazu gehörigen Materien gesucht habe. Weil aber unterdessen sein und der mit ihm einstimmen-

0 d. Wien 8. Februar 1662 (Diar. Burop. VIII S. 123 ff. Londorp VIII S. 811 ff.).

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Berafnng des Reichstages. 57

den Stände Respect und Reputation erfordert, dass der Convent zoRegens- bnrg nicht aufgegeben werde, so ersucht er Ef., seinem daselbst subsistieren* den Gesandten anzubefehlen, dass er sieh von dort nicht hinweg begebe, sondern diese geringe Zeit noch daselbst verharre.

Der Kurfürst an den Kaiser 25. Februar/[7. März] 1662.

[anf du8 Schreiben vom 8. Februar. Kf. wird den Reichstag beschickao, hat seinen Gesandten voo Regensbarg schon längst abgefordert.]

Kf. wird seine Gesandten gegen die angegebene Zeit mit nöthiger 7. Mars. Instruktion nach Rec^ensburg abfertigen.

Belangend £. E. M. gnädigstes Begehren, dass wir den Depu- tationstag zn Regensburg continuiren möchten, so ist £. E. M. be- kannt, dass fbrlängst verschiedene Stände wie auch ich meine Ge- sandten von dannen abgefordert, wie denn auch von der Translation des Tags indessen vielfältig gesprochen und gehandelt worden. Da- feme aber £. E. M. die Ihrige dahin zu senden gst entschlossen und es nöthig finden, dass ich wiederumb annoch f&r dem Junio je- mandes auch dahin sende, so will ich dero gsten Begehren und Gut- finden zu folgen mich gehorsamst anschicken').

Churf. Resolntion, so dem Chnr- Sächsischen Abgesandten,

Geheimbten Rath und Cämmerem Nickel von GerstorflFen^)

ist ertheilet. D. 4./[14.] März 1662.

[Ob Kf. den Reichstag persönlich besacben werde, ob auf demselben der Strei- tigkeiten wegen Translation des Depntationstages Erwäbnang zu tbnn. Die

Rheinische AHianz.)

Ob Sie aber Ihres Orts solchen Reichstag persönlich wer- 14. März.

den beiwohnen können, dabei mllssen Sie wegen allerhand wichtigen Motiven billig anstehen, zumahlen aus dem Keys. Ausschreiben zu

0 S. oben S. 25. Es ist dieses nicht gescheben. Von den Mitgliedern der Deputation waren, als sich der Reichstag in Regensbarg versammelte, dort ausser zwei kaiserlichen Deputierten nur noch der E.bairische, K. sächsische und Sach- sen-Alteoborgische Gesandte anwesend, s. Gemeiner, Gesch. der öffent- lichen Verhandlungen des zu Regensburg noch fortwährenden Reichstages I S. 12.

^ In der von demselben mundlich vorgetragenen und dann auch schriftlich äbergebenen Proposition (d. Coln a. d. Sp. 28. Februar/ 10. März 1662) wird bei Kf. angefragt, ob er in Person zum Reichstage nach Regeneburg zu kommen

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58 1- VerhaDdlQDgeo wegen der Garantie des Friedeos etc.

ersehen, dass noch ungewiss, ob auch L Keys. M. selbst in Person dahin kommen werden. Wenn aber I. Keys. M. der Herrn Chur- fttrsten persönliche Gegenwart begehren und deshalb absonderlich an Sie etwas gelangen lassen würden, so würden S. Chf. D. sich als- dann nach Gelegenheit der Zeit darauf zu resolviren haben, inmit- telst aber dero Gesandten mit genügsamer Vollmacht dahin abzu- fertigen nicht unterlassen.

Was die Translation des Reichsdeputationstags anlanget seind mit I. Churf. D. zu Sachsen darin ganz einig, dass solche eine Sache gewesen, darin sowohl der Keys. M. hohe Autorität als des Churf. collegii . Respect nicht wenig interessire, dass wider alt Herkommen einige wenige sich den majoribus wiedersetzet und also die Fort- setzung des Deputationstags gehindert haben, allermassen S. Churf. D. solches in dero Schreiben dabevor gnugsam zu erkennen gegeben. S. Churf. D. hielten auch wohl nöthig, dass man dienliche Wege ergreifen könne, wodurch sowohl dieses inskttnftige verhütet als die bei dem Beichsdirectorio eingerissene Mängel und Missbräuche, wor- aus dieses zum Theil entstanden, remediret und abgestellet werden möchten. Alldieweil aber solche Streitigkeiten wegen des ausge- schriebenen Reichstages nunmehr cessiren, so stehen S. Chf. D. an, ob nicht zu Erhaltung und Stiftung guten Vertrauens und damit nicht andere nöthige und nützliche deliberationes dadurch aufgehalten wer- den, solches silentio zu involviren und solches umb so viel mehr, weil I. Keys. M. in dem Ausschreiben davon keine Meldung thun. Sollten aber I. Keys. M. davon in der Proposition einige Anregung thun oder von der andern Seite etwas moviret werden, so wird man auch dieserseiten nicht unterlassen, können, die Nothdurft und was das Herkommen und die Reichssatzungen erfordern, zu beobachten, wie dann S. Chf. D. dero Gesandten uff allen Fall darüber in- struiren wollen.

gedenke, was za thuo sei, wenn der Kaiser auf dem Reichstage die Sache wegen der Translation des Deputationstages vorbringen sollte, nnd ob, falls der Kaiser dieselbe mit Stillschweigen übergehe, Knr-. Forsten nnd Stände jenes angebahr- liobe Verfahren etlicher weniger ungeahndet lassen darften, ferner was Kf. von der zwischen einigeo Beichsstanden aufgerichteten Allianz halte, von der K.Sachsen gehört, dass sie den Beichsconstitntionen zuwiderlaufende Bestimmungen ent- halte, ob Kf. mit der Ausschreibung eines Obersächsischen Kreistages nach Leipzig einverstanden sei und welche Bewandnis es mit dem zwischen dem Kf. und Berzog Christian Ludwig von Braunschweig wegen des Blbhandels abgeschlossenen Vertrage (s. oben S. 47 f.) habe.

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YerbandlaDgen mit v. Gersdorff. 59

Ueber die von einigen Ständen uffgerichtete AUiance hätten S. Chf. D. jederzeit Klage geführet und davor gehalten, dass obzwar den Chur-, Ffirsten und Ständen des Reichs unverboten, sowohl unter sieh als mit frembden Potentaten, Herrschaften und Republiquen Al- liancen und Bündnis aufzurichten, dennoch diese also beschaffen, dass sie den Fundamentalgesetzen und Reichsverfassung zuwider zu laufen scheine, indem nicht allein, wie von S. Chf. D. zu Sachsen wohl angeftthret, darin nicht enthalten, wenn ein Stand von einem Alliirten angegriffen würde, dass demselben vermöge der Reichsexecutions- ordnung und andern Satzungen wider den alliirten aggressorem Hülfe wiederfahren sollte, sondern vielmehr das contrarium darin zu be- finden. S. Chf. D. hätten zwar es an gnugsamen Remonstra- tionen nicht mangeln lassen, wäre aber wenig oder gar nichts atten- diret worden, und wäre derselben auch die alliance von den Alliirten nicht in forma communiciret worden, ausser was vor weniger Zeit von S. Chf. D. zu Co In geschehen, so S. Chf. D. Abgeordneten davon zu Cöln ^) bei einer Conferenz Copei zustellen lassen. Wie es sonst damit vor Jahr beschaffen, würden S. Chf. D. zu Sachsen ohnzweifel wohl Selbsten Nachricht haben, indem die Alliirten allmählig mehr Stände darein zu ziehen sich angelegen sein lassen, auch bereits einige dieselbe anzunehmen bewogen, und von neuen unter sich renoviret haben. Oestalt auch einige S. Chf. D. selbsten sich darein zu be- geben angetragen, dabei aber S. Chf. D. bisher nicht unbillig ange- standen. Und halten S. Chf. D. fast ausser Zweifel, dass sie bei gegenwärtigem Reichstag noch mehr Stände mit darein zu bringen sich äusserst bemühen werden. Dannenhero S. Chf. D. würde lieb gewesen sein, wenn S. Chf. D. zu Sachsen sich hierunter etwas ferner herausgelassen, ob dem Werk also zuzusehen oder was dabei zu thun »ein möchte.

0 8. oben S. 39 ff.

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Abschnitt 2.

Die Allianz mit Kur -Pfalz. 1661.

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Einleitung.

Za dem Karfureteo Karl Ludwig yon der Pfalz, dem Sohne des onglücklicheo Friedrich V., welcher, nachdem er darch den Westfälischeo Frieden ?od seinen väterlichen Landen nar die Unterpfalz mit der achten Kor erhalten hatte, dort im Jahre 1649 zar Regierung gekommen war, hatte KorfUrst Friedrich Wilhelm, obwohl beide durch nahe Verwandtschaft und darch dasselbe religiöse Bekenntnis verbanden waren, doch bis zum Jahre 1661 in keinem näheren Verhältnis gestanden. Im Oegentheil hatte zuerst der enge Anschluss Karl Ladwigs an den Kaiser and die Gefü- gigkeit desselben gegen die österreichische Politik, welche bei der Königs- wahl zu Augsburg und auf dem Reichstage zu Regensburg (1653 und 1654) zu Tage trat>); das Misstrauen des brandenburgischen Kurfürsten erweckt, und die Unterstützung, welche dieser in dem Streite Karl Lud- wigs mit seinem Obeim, dem Pfalzgrafen Ludwig Philipp, wegen des diesem zustehenden Antheils an den pfälzischen Landen dem letzteren hatte zukommen lassen^, sowie Ceremonialstreitigkeiten >) bei der Krönung des Deugewählten Königs Ferdinand hatten beide noch mehr einander ent- fremdet. Als dann 1657 nach dem unerwarteten Tode Kaiser Ferdi- nand III. Kurfürst Friedrich Wilhelm eine Verständigung mit den übrigen Kurfürsten anzubahnen versuchte und, wie zu den anderen, so auch an Karl Ladwig einen Abgesandten schickte, hatte jener sich sehr reser- viert gehalten^), bei den Wahl Verhandlungen in Frankfurt hatte sich dann gezeigt, dass derselbe ganz entgegengesetzt gegen seine frühere Haltung Oesterreicb feindlich gesinntund von Frankreich und Schwedengewon- nen war % wiederum also haben damals beide Kurfürsten auf der entgegen-

>) S. Qrk. o. Akt. VI S. 177. 224. 236. 255. 308 und Karl Ludwigs Recht- fertigoDg wegen dieses Verhaltens S. 449. Vgl. Haas s er, Gesch. der rhei- oischeo Pfalz II S. 592 f.

^ ürk. u. Akt VI S. 305. 347, vgl. Häasser II 8. 594.

») ürk. u. Akt. VI S. 242.

^ 8. ürk. u. Akt. VIII S.438f.

*) 8. ürk. u. Akt. VIII 8.463flr. 489, vgl. Häusser II S. 616.

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64 2. Die Allianz mit Kar-Pfalz.

gesetzten Seite gestanden; der brandenburgische Karfürst hat damals Karl Ludwig im Verdacht gehabt*), dass er sich ganz an Frankreich hin> gegeben und sich verpflichtet habe, demselben seine Festungen zu überlie« fern. Damals wurde auch der Kurfürst, freilich zunächst nur vorübergehend, in die unglücklichen Ehehändel Karl Ludwigs') mit hineingezogen. Die* ser hatte sich 1650 mit der Hessischen Prinzessin Charlotte, der Schwester des Landgrafen Wilhelm YL von Hessen-Cassel, welcher seinerseits seit 1649 mit der Schwester Friedrich Wilhelms, Hedwig Sophie, ver- mählt war, verheirathet. Seine Ehe mit dieser kalten, unweiblichen und launenhaften Fürstin hatte sich aber bald zu einer sehr unglücklichen gestaltet und schliesslich (1657), nachdem der Kurfürst von Liebe zu einem Hoffräulein seiner Gemahlin, Luise von Degen feld, welche wie er unter den Launen derselben zu leiden gehabt hatte, ergriffen worden, war es zu einem vollständigen Bruche gekommen. Der Kurfürst, ohne dass er eine förmliche Ehescheidung zu erwirken versucht hätte, hatte öffentlich die Ehe mit seiner Gemahlin für gelöst erklärt und das Luise von Degen feld gegebene Eheversprechen bekannt gemacht 3). Er hatte dann den Versuch gemacht*), seinen Schwager Landgraf Wilhelm dazu zu bestimmen, dass derselbe seine Schwester dazu bewegen sollte, Heid el berg zn verlassen und zunächst nach einem seiner anderen Schlösser überzusiedeln, allein der Land- graf hatte sich dazu nicht verstehen wollen. Vielmehr betrachtete man am Casselschen Hofe das Verhalten Karl Ludwigs gegen seine Gemahlin als einen dem ganzen Hessischen Hause angethanen Schimpf, der Landgraf verlangte daher, dass derselbe sich mit seiner Gemahlin, welche sich jetzt dazu bereit erklärte, wieder aussöhne, und drohte im Weigerungsfalle alle Anverwandten des Hauses aufzurufen. Davon aber wollte Karl Ludwig

') Kf. tbeilt dem Kurfürsten von Sachsen (d. Gölo a. Sp. 15./26. Decem- ber 1657) mit, dass er gewisse Nachricht erhalten, Karpfalz habe nicht nur Frankenthal schon an Frankreich abgetreten, sondern sei auch Vorhabens andere am Rhein gelegene Plätze demselben einzaräumen. Diese Nachricht ist irrig, Kurpfalz bat damals allerdings mit Frankreich ein Bündnis auf 3 Jahre abgeschlossen, scheint sich aber in demselben nur verpflichtet zu haben, bei der Kaiserwahl und sonst in den Reichsangelegenheiten die französische Politik zu unterstützen, wofür ihm jährlich 40,000 Thaler zugesagt wurden, a. Ludwig XIV. Instruktion für Gravel vom 28. März 1661 (Guhrauer ü S. 807).

^ S. über dieselben Kazner, Luise Baugräfin von Pfalz. Häusser II

5. 609 fi". Bommel, Geschichte von Hessen IX S. 62ff. Memoiren der Her- zogin Sophie von Hannover, heraosg. von Köcher (Pnblioationen ans den K. PreuBBisoben Staatsarchiven IV S. 46 £f. ö7fif. und Einleitung S. 15 £f.). Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und der Seinen, herausg. von Holland (Bibliothek des Litterariscben Vereins in Stuttgart GLXVII).

*) 8. die Bhegeiobnisse Luisens und des Kurfürsten vom 10. Februar und

6. März 1657 und den offenen Brief des letzteren vom 6. März 1657 (Holland S. 14ff.).

^) Relation des im April 1657 nach Cassel geschickten Kurpfalzischen Ge- heimenrathes v. Hoen (abschriftlich im Berliner Geh. Staatsarchiv).

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ßinleitoDg. 65

nichts wissen, vergeblich versuchte Landgraf Georg von Hessen-D arm - Stadt, der zusamnien mit einem Casselschen Abgesandten zn diesem Zwecke im Jnli 1657 nach Heidelberg kam, zu vermitteln*), im Januar 1658 vollzog Karl Ludwig seine förmliche Vermählung mit Luise v. Degenfeld und richtete derselben, da die Kurfürstin in Heidelberg blieb, einen eigenen Hofhält in Schwetzingen ein. Darauf wandte man sich von Hessischer Seite an die et b verbrüderten Häuser von Sachsen und Brandenburg, man gab dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm') und dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen Kunde von jenen Ereig- nissen und ersuchte sie auf Grund der nahen Verwandtschaft und der £rb- verbrüderung auf den Kurfürsten von der Pfalz dabin einzuwirken, dass derselbe sich zu einer Aussöhnung mit seiner Qemahlin verstehe. Beide Kurfürsten haben sich auch wirklich dazu bereit erklärt und Kurfürst Friedrich Wilhelm hat seinem Principalgesandten bei dem Wahltage in Frankfurt, dem Fürsten Johann Moritz von Nassau, den Auftrag ertheilf) , zusammen mit dem dort persönlich anwesenden Kurfürsten von Sachsen den ebenfalls dort anwesenden Kurfürsten von der Pfalz zur gütlichen Beilegung der Streitigkeiten mit seiner Gemahlin zu vermögen. Allein jener überzeugte sich sehr bald bei Gelegenheit eines Besuches, den er Pfingsten 1658 zu Heidelberg machte, dass „die Gemüther schon allzu- sehr von einander alieniert seien.^^) Vielleicht hat die Entfremdung, welche bald darauf zwischen dem Kurfürsten und dem Landgrafen Wilhelm infolge des Beitrittes des letzteren zur Rheinischen Allianz eintrat, auch auf diese Angelegenheit eingewirkt, jedenfalls scheint von brandenburgischer Seite die zugesagte Einwirkung auf den Kurfürsten von der Pfalz auch nicht einmal versucht zu sein. Hessischerseits hat man dann auch zunächst nicht weiter sich bemüht, den Kurfürsten in diese Angelegenheit hineinzu- ziehen. Als man sich dort 1660 doch zu Verhandlungen mit Karl Lud- w i g wegen der jetzt auch von der Kurfürstin selbst gewünschten Entfer-

0 S. die Briefe des Karfarsten Karl Lodwig an Laise v. Degenfeld vom 4. o. 6. Juli 1657 (Hollaod S. 30ff.)

>) Landgraf Wilhelm an Kf. d. Cassel 12./22. März 1658. Der Kurfürst von der Pfalz hatte schon Ende 1657 durch v. Brandt den Kf. ober diese An- gelegenheit informieren lassen, s. das Schreiben Karl Ludwigs an Luise v. Degenfeld vom 3. November 1657 (Holland S. 54).

*) Kf. an Forst Johann Moritz von Nassau d. Cöln a. d. Sp. 23. März/ 2. April 1658, anter demselben Datum an den Landgrafen Wilhelm.

*) Fürst Moritz von Nassau an Kf. d. Frankfurt 8./18. Joni 1658. Karl Lodwig, der am 25. Mai Loite v. Degenfeld angezeigt hatte, er bringe zu Pfingsten Forst Moritz mit, schreibt derselben am 29. Mai: „Vetter Moritz ist bey mihr Er gibt mihr in meiner Sachen gross recht, sagt, er hette es selbst gethan; wolte gern nach Schwetzingen'' (Holland S. 76f.}; 13. Joni mel- det er (S. 79), ein goter Freond habe verhindert, dass nicht aof der Korfürstin von Sachsen \rorscblag alle Korfürsteo sich bei ihm for seine Gemahlin ver- wendet hätten.

lUter. %. Qeacb. d. Q. Karrürtten. XI. 5

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66 2. Die Allianz mit Rar-Pfalz.

nang derselben aas Heidelberg verstand, wandte man sich ausser an den Landgrafen Georg an das Haupt der Rheinischen Allianz, den Kurfürsten Johann Philipp von Mainz^ und unter Vermittelung dieser beiden Fürsten wurden im August Verhandlungen begonnen, die sich aber zunächst bis zu Ende dieses Jahres fruchtlos hinzogen, da man über die Bedingungen, unter welchen diese Entfernung erfolgen sollte, namentlich über die Höhe der von Karl Lud w ig seiner Gemahlin zu zahlenden jährlichen Unterhalts* snmme sich nicht einigen konnte^). Als Kurfürst Friedrich Wilhelm im December 1660 auf der Durchreise nach Cleve mit dem Landgrafen Wilhelm auf dem Sparenberg zusammenkam, wurde bei den dort gehal- tenen Conferenzen ') hessischerseits auch diese pfälzische Ehesache berührt und die Hoffnung ausgesprochen, der Kurfürst werde, wenn dieselbe sich nicht sollte in der Güte beilegen lassen, dem Landgrafen beistehen, branden- burgischerseits aber scheint keine bestimmte Erklärung darauf abgegeben zu sein.

Gerade damals nun hat Kurfürst Karl Ludwig einen Versuch gemacht, mit dem brandenburgischen Kurfürsten in eine nähere Verbindung zu treten. Derselbe glaubte sich damals durch den Kaiser und den Kurfürsten von Cöln in seinen Rechten schwer gekränkt und war darüber mit dem letz- teren in einen Streit gerathen^), welcher schon zu Thätlichkeiten geführt hatte. Infolge von Streitigkeiten, welche zwischen dem Grafen Friedrich von Wied und dessen Unterthanen wegen harter von dem ersteren gefor- derter Frohndienste ausgebrochen waren, hatte Kurfürst Karl Ludwig, an welchen als den Lehnsherren des Grafen sich die Unterthanen desselben gewendet hatten, den Grafen vor sein Lehnsgericht gefordert, derselbe aber hatte sich dort nicht gestellt, sondern die Sache vor den Reichshpfrath gebracht. Von diesem war dieselbe dem Kurfürsten von Cöln übertragen worden, derselbe hatte diese Kommission auch angenommen, Bevollmäch- tigte in die Grafschaft geschickt und diese mit militärischer Gewalt gegen die aufständischen Unterthanen einschreiten lassen. Der Kurfürst von der Pfalz, der dadurch seine lehnsherrlichen Rechte verletzt glaubte, hatte darauf nicht nur bei dem Kaiser Beschwerde geführt, sondern auch sich an verschiedene andere Fürsten gewendet und dieselben um Verwen« düng bei dem Kaiser gebeten. Auch an den Kurfürsten Friedrich

1) S. über diese Verhandlungen die Briefe Karl Lndwigs an Luise v. D. yom 4. 12.21. August und 28. Ootober 1660 (HoliaDd S. 109ff.) und diejenigen der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ludwig vom 24. Juni, 8. Juli, 26. Sept und 9. Ootober 1660 (Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Bruder, dem Kurforsteo Karl Ludwig von der Pfalz, heraasg. von Bodemann (Publ. aus den K. Preuss. Staatsarchiven XXVI) S. 32ff). Ob das in dem Briefe derselben vom 17. November 1660 (S. 38) erwähnte Schreiben des brandenburgisctien an den pfälzischen Kurfürsten auch auf diese Ehesache be- züglich gewesen, ist nicht zu ersehen.

^ S. das Protokoll darüber oben S. 29 f.

^ S. Diarium Europaeum VII S. 149 f.

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ßiDleitüDg. 67

Wilhelm hatte er ein solches Schreiben ^ gerichtet, und dieser hatte darauf wirklich sich bei dem Kaiser für ihn verwendet'). Wahrscheinlich dnrch dieses Entgegenkommen ermuthigt, gab dann Karl Lndwig^), als von Knr- cölniscber Seite weitere Gewaltschritte erfolgten, dem Kurfürsten Nachricht hievon und bat ihn, sich seiner anzunehmen und den Kurfürsten von Co In zu ermahnen, von solchen Schritten abzulassen und ihn in seinen lehns* herrlichen Rechten nicht weiter zu beeinträchtigen, und er schickte dann im December 1660 seinen Geheimen Regierungsrath Dr. Arnold Peil zu dem Kurfürsten, um denselben dazu zu bewegen, ihn auch weiter mit diplo- matischen und im Nothfalle mit militärischen Mitteln zu unterstützen. Peil wird Ende December^) bei dem Kurfürsten in Cleve angekommen sein, über die mit demselben geführten Verhandlungen besitzen wir keine Auf- zeichnungen, aus den folgenden Schritien des Kurfürsten aber ersehen wir, dass derselbe durchaus auf die Wünsche Karl Ludwigs eingegangen ist. Er entsandte im Januar 1661 seinen Geheimenrath v. Portmann an den Kurfürsten von Cöln und liess^) demselben vorstellen, dass jene Wieder Angelegenheit vor die Gerichtsbarkeit des Kurfürsten von der Pfalz gehöre and dass daher eine Kommission in derselben nicht statthaft sei, und ihn auffordern, das von jenem schon früher gemachte Anerbieten, beide Theile sollten ihre Truppen aus der Grafschaft zurückziehen und Kommissare zu gütlicher Schlichtung des Streites zusammentreten lassen, anzunehmen, zu- gleich aber andeuten, dass er, wenn derselbe diese Forderuogen nicht er- füllte, dem Kurfürsten von der Pfalz sofort durch Entsendung von Truppen Hülfe leisten werde. Diese Sendung hatte auch in der Hauptsache den gewünschten Erfolg, denn der Kurfürst von Cöln behauptete in der Port- mann ertheilten Resolution^) allerdings, dass er durchaus nicht in die Rechte des Kurfürsten von der Pfalz eingegriffen habe und dass er zur Widerlegung der von demselben gegen ihn erhobeneu Beschnldigunge c eine Darstellung des Verlaufes der ganzen Angelegenheit wolle drucken . assen), erklärte aber, dass von seinen Truppen überhaupt nur noch 23 Mann

>) d. Heidelberg 6./ 16. September 1660.

^ Kf. an den Kaiser d. Cölo a. d. Sp. 18. /28. September 1660.

') Kurf. Karl Lodwig an Kf. d. Heidelberg 13./23. November UiGO, darauf- hin rieütet Kf. ein solches ErmahnungSBcbreiben an Kurcöln d. Sparemberg 8./ 18. December 1660.

*) Nach einem Schreiben Kurf. Karl Ludwigs an Kf. (d. Heidelberg 7./ 17. December 1660) war Peil am Tage vorher abgereist.

^ Instruktion für Johann v. Portmaon (d. Cleve 12. Januar 1661). Ueber die anderweitigen Aufträge desselben 8. oben S. 31 f.

<) d. Bonn 18. Januar 1661.

0 Dieselbe erschien unter dem Titel: ,,UmbstäDdlicher Bericht zu Mäuoig- Uchea Wissenschaft, was durch Ihrer Cburf. Durchl. zu Collen in der voo Ihrer Rom. KayaerL Maj. Ihro in Sachen Herrn Friedrichen Graffen zu Wiedt gegen detaelben ungehorsame Underthaneo allergnädigst auffgetragenen Com- misiion verrichtet worden." Dagegen erschien von Kurpfalsiacher Seite: „Grund-

5*

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gg 2. Die Allianz mit Kur-Pfalz.

sich in der Grafschaft Wied zam Schütz der Person des Grafen befänden, und dass er auch diese, wenn sich die Unterthanen desselben ruhig ver- halten und der Kurfürst von der Pfalz versprechen werde, denselben hin- fort nicht weiter zu vergewaltigen, abfordern werde. Zugleich aber trat der Kurfürst auch bei dem Kaiser weiter für Karl Ludwig ein. In Erwiderung eines Schreibens, in welchem ihm dieser^), wie er behauptete, den wahren Hergang der Sache auseinandergesetzt hatte , theilte er dem- selben mit,') wie sich dieselbe nach der Angabe des Pfälzers verhalte, indem er hinzufügte, der Kaiser werde daraus ersehen, dass jener berech- tigt sei, vor seinem Lehnhof Klagen gegen seine Lehnsleute anzunehmen, und ihn aufforderte, denselben bei seinen Rechten zu schützen, den Grafen von Wied an dessen Lehnshof zu verweisen und deu Karfürsten von Cöln zur Abführung seiner Truppen anzuhalten.

Was für weitere Aufträge ausser in dieser Wieder Angelegenheit Peil gehabt hat, wissen wir nicht, es scheint, dass sein Kurfürst erst nachträg- lich, nachdem er den brandenburgischen Kurfürsten so bereitwillig zu sei- ner Unterstützung gefunden hatte, auf den Gedanken gekommen ist, mit demselben überhaupt eine engere Verbindung einzugehen, denn erst vom 28. Februar ist das Creditiv datiert , in welchem er seinen Entschloss, mit dem Kurfürsten von Brandenburg eine Defensivallianz abznschliessen, ausspricht und Peil zu den darauf bezüglichen Verhandlungen bevoll- mächtigt, darauf sind dann solche Verhandlungen geführt worden, 3) doch erst vom 26. April ist das Creditiv des Kurfürsten Friedrich Wilhelm für den von ihm zu dem Abschluss der Allianz bevollmächtigten Geheimen- ratb Friedrich v. Jena ausgestellt. Das Resultat dieser Verhandlungen waren dann der Allianz vertrag und der Nebenrecess vom 6. Mai 1661, welche unten zum ersten Male abgedruckt sind. Ueber die Verhandlungen selbst sind weder in dem Berliner Geh. Staatsarchive Aufzeichnungen vor- handen, noch haben sich in dem Generallandesarchiv zu Karlsruhe oder dem K. Bairischen Reichsarchiv zu München solche auffinden lassen. Einigen Ersatz dafür bietet der ebenfalls nnten abgedruckte, in den hie- sigen Akten befindliche Auszug aus der Instruktion Karl Ludwigs für Peil, welcher zusammengehalten mit den Erklärungen, welche derselbe dann in Paris über die Motive dieser Verbindung mit Brandenburg hat abgeben lassen und von welchen wir durch die Instruktion Lud-

licher Gegeubericht uff den K.CölInischen ohaleugst io Truck gegebeneo also genaodteo Umbständtlichen Bericht die Gräfflicb Wiediscbe Sache betreffend etc.' Heydelberg 1661.

0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 23. November 1660.

>) Kf. an Kaiser Leopold d. Cleve 4. Februar 1661.

') Id einem Memorial des Karpfalzisebeo Abgesandten Caspar v. Borcke (October 1661) wird daran erinnert, dass Kf. zuerst durch den Oberprasidenten V. Schwerin und dann selbst am 29. März/8. April Peil erklärt habe, er werde sich in dieser Allianzsache von seiner Schwester, der Landgräfin von Hessen, nicht irre machen lassen.

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EiDleitong. 69

wigs XIV. für seioen Ende März oach Frankfurt geschickten Gesandten GraveP) Kunde erhalten, deutlich genug die Absichten, welche der Kur- fürst voo der PfaU bei dieser Allianz verfolgt hat, erkennen lässt. Weniger klar lässt sich ersehen, welche Beweggründe den brandenburgischen Kurfürsten dazu bestiromt haben, eine solche Verbindung einzugehen, welche ihm selbst sehr geringe Yortheile zusicherte, dagegen ihm Verwickelung in diejenigen Händel und Streitigkeiten in Aussicht stellte, in welche der Kur- fürst Ton der Pfalz mit seinen Narbbaren und anderen Reichsständen gera- then würde. Dass es an solchen nicht fehlen würde, wird angesichts der Lage der Kurpfälzischen Territorien, andererseits des Eifers, mit welchem Karl Ludwig alle Rechtsansprüche seines Hauses durchzuführen suchte, und der Leidenschaftlichkeit und Hartnäckigkeit, mit welcher er an solchen Ansprächen fest hielt, der Kurfürst ebenso gut wie Ludwig XIV.') gewusst haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es vornehmlich der Gegensatz gegen die französische Politik, der Wnnsch zu verhüten, dass auch der Kurfürst von der Pfalz ebenso wie die Mitglieder der Rheinischen AUiane ganz in das Schlepptau derselben sich ziehen lasse, gewesen, was ihn zu diesem Entschlüsse bestimmt hat. Wie wir aus der Instruktion für Peil ersehen, bat Karl Ludwig durch diesen dem Kurfürsten erklären lassen, wenn sich ihm nicht eine anderweitige Stütze darbiete, so sehe er sich genöthigt, eine solche wieder bei Frankreich zu suchen und die vor drei Jahren mit dieser Macht abgeschlossene Allianz zu erneuern, andererseits ersehen wir aus der Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel, dass dem französischen Könige diese Verbindung des Kurfürsten von der Pfalz mit dem von Brandenburg, den er für enger denn je au Oesterreich gekettet hielt, sehr verdächtig erschienen ist und dass er seinem Gesandten aufgetragen hat, alles aufzubieten, um dieselbe zu vereiteln und Karl Ludwig dafür zum Beitritt zu der Rheinischen Allianz zu bewegen.

Diesen Zweck, den Kurfürsten von der Pfalz vom Eintritt in die Rheinische Allianz und von einer Unterordnung unter Frankreich abzu- halten, bat der brandenburgische Kurfürst durch die mit demselben abge- schlossene Allianz erreicht, dagegen ist es zu einem wirklich engen Bundes- verhältnis zwischen beiden nicht gekommen. Allerdings ist man zunächst, wie die unten publizierten weiteren Dokumente beweisen, in vertraulicher Weise einander entgegengekommen, Karl Ludwig hat sowohl unmittelbar nach dem Abschtuss der Allianz dem brandenburgischen Kurfürsten die Anträge, welche ihm von Frankreich gemacht wurden, und die zu seiner Kennt- nis gekommenen, gegen Oesterreich gerichteten Machinationen Frank-

1) Guhraoer II S. 306 f.

^ S. dessen Urtbeil über Karl Ludwig (Guhrauer U S. 307): comme c'est UQ «sprit peu forme daos ses amiti^s, fort int^ress^ et tellAineat appliqu^ poar cette raiion-la a tourmeoter et ä chicaner tous ses voisios et la ooblesse de TEmpire, qn'il en tombe dans une baine g^n^rale, qui so commnoiqaeroit a ses Protecteura, daos des causes le plus souvent iujoBtes, il s'emburasse.

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70 2* I>ie Allianz mit Kar-Pfalz.

reichs beim Frankfurter Bandesrath, als auch nachher, im October 1661, die neuen ihm durch Gravel übermittelten Vorschläge Ludwigs XIV., w^elobe dahin gingen, seine Allianz mit Brandenburg illusorisch zu machen und ihn doch in das engte Abhängigkeitsyerhältnis zu Frankreich zu bringen, mitgctbeilt, und der Kurfürst hat nicht nur, indem er seinerseits dem Kaiser Kenntnis davon gab, diesem die Interessen seines Bundes- genossen auf das wärmste anempfohlen, sondern auch bei den Verhandlun- gen, welche er mit Kurcöln, den braunschweigischen und hessi- schen Fürsten geführt hat, um mit diesen in ein engeres Bündnis zu treten, und bei den ersten Verhandlungen wegen seines Beitrittes zur Rheinischen Allianz auf denselben Rücksicht genommen'), sehr bald aber ist es infolge davon, dass er sich zu einer Einmischung in jene unglückseligen Ehehändel desselben bestimmen Hess, zu Differenzen zwischen ihnen beiden gekommen, welche nicht nur das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen getrübt, sondern auch das Fortbestehen der Allianz überhaupt auf das ernstlichste bedroht haben. Wir wissen, dass diese häuslichen Verhältnisse Karl Ludwigs auch bei den Verhandlungen zu Cleve zur Sprache gekommen sind. Bei den folgenden Verhandlungen ist von brandenburgischer Seite mehr- mals daran erinnert und behauptet worden, der Kurfürst habe nicht nur bei dieser Gelegenheit sich bemüht, eine Aussöhnung zwischen Karl Ludwig und dessen Qemahlin zu erreichen % sondern auch, er habe Bedenken getra- gen >), die Allianz überhaupt abzuschliessen, ehe jene Sache erledigt sei, daher habe sich der Abschluss derselben verzögert und bei demselben sei die Hessische Angelegerheit ausdrücklich ausgenommen worden^), von Pfälzischer Seite dagegen ist dieses bestritten und behauptet worden , jene Verzögerung habe andere Ursachen gehabt und bei dem Abschlüsse der Allianz sei kein solcher Vorbehalt gemacht worden^), es ist daran erinnert worden^), der Kurfürst habe selbst Peil versichert, er würde sich in dieser Allianzsache durch seine Schwester, die Landgräfin von Hessen, nicht irre machen lassen, und allerdings konnte von jener Seite darauf hinge- wiesen werden, dass in dem Allianzvertrage jener Händel keine Erwähnung geschieht, sondern dass in demselben die Hülfeleistung im Falle eines thät- lichen Angriffs von Seiten eines oder mehrerer Reichsstände ohne irgend welchen Vorbehalt oder Einschränkung zugesagt wird.

Da eine auch nur auszugsweise Wiedergabe des sehr umfangreichen Aktenniaterials , welches im Berliner Geh. Staatsarchiv über die durch die

1) S. oben S 52 ff. nod unten Abschn. 7.

^ Ef. an Landgraf Wilhelm von Hessen d. Cleve 24. Juni 1661.

') Kf. an Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz d. Uleve 17. Septem- ber 1661.

♦) Kf. an O. V Berlepach d. Königsberg 23. Febroar 1663.

^) O. V. Berlepscbs Relation an Kf. d. Heidelberg 22. December/l. Januar 1662/1663, Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./20. AaguRt 1663.

^) S. das schon $.66 citierte Memorial Caspar v. Borckes .October 1661).

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Einleitaag. 7}

Eiomischung des Karfürsten iu diese sogenannte Karpfälzische Ent- fernaog&sacbe veranlassten Verhandlungen und Streitigkeiten vorhanden ist, durch den Plan dieses Werkes ausgeschlossen ist, andererseits aber diese sowohl an und für sich ein gewisses Interesse darbieten, namentlich weil sie zeigen, wie eifrig der Kurfürst damals auch bei dieser Gelegenheit für die Au frech terhaltung des Friedens im Reiche thätig gewesen ist, als aoch da sie mit aof das spätere Verhalten desselben in dem unten (Ab- schnitt 10) näher zu behandelnden Wildfangsstreite eingewirkt haben, so möge hier eine auf jenes Aktenmaterial gegründete kurze Darlegung derselben folgen.

Nachdem die, wie oben*) erwähnt, seit August 1660 unter Vermittelung des Landgrafen Georg von Darmstadt und des Kurfürsten Johann Philipp von Mainz unternommenen Verhandlungen wegen der Entfernung der Karfürstin Charlotte aus Heidelberg, wohin jetzt Karl Ludwig aoch seine neue Gemahlin Luise von Degenfeld hatte übersiedeln lassen, auch nachdem man sich über den Hauptpunkt, den Betrag der der Kurfürstin jährlich zu zahlenden Geldsumme^), geeinigt hatte, infolge der Weigerung Karl Ludwigs, auf andere von Hessischer Seite gestellte Forderungen') einzugehen, sich bis in den Sommer 1661 fruchtlos hinge» zogen hatten, wandte sich Landgraf Wilhelm aufs neue an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit der Bitte*), sich der Sache auzunehmen. Der Kurfürst, jedenfalls in der Hoffnung, dass der jetzt mit ihm so eng ver- bündete Kurfürst von der Pfalz seine Mahnungen bereitwillig berücksichti- gen werde, sagte dieses zu^) und entsandte bald darauf seinen Clevischcn Regiernngsrath, den Freiherrn v. Heiden nach Heidelberg, mit dem Auf- trage^), zunächst zu versuchen Karl Ludwig zu einer Aussöhnung mit der Karfürstin zu bewegen und, wenn dieses vergeblich sein sollte, in den- selben zu dringen, die Verhandinngen wegen der Entfernung der Kurfürstin sogleich, noch während seiner Anwesenheit, und auf Grund der von Hessi- scher Seite c^estellten Bedingungen zum Abschluss zu bringen. Die Sen- dung V. Heide ns, welcher Ende Jnli 1661 in Heidelberg eintraf, war aber ganz erfolglos^). Karl Ludwig zeigte sich sehr empfindlich über

') S. 65 f.

^ Dieselbe wurde auf 8000 Tbaler jährlich festgesetzt, wovon aber einen Tbeil (812^ Tbaler), entsprecbend den Zinsen des von Hessischer Seite nicht aus- gezahlten Heirathsgutes, der Landgraf von Hessen zahlen sollte.

^ Dieselben betrafen vornehmlich den Vorbehalt ungehinderter Rückkehr der Kurförstin nach Heidelberg, die Sicberstellnng der von Karl Ludwig der- selben zu zahlenden' Summe und die Befriedigung gewisser anderer von der Kurfürstin an ihren Gemahl gestellten Geldforderuogen.

*) Landgraf Wilbelm au Kf. d. Cassel 4./14. Juni 1661.

^) Kf. an Landgraf Wilhelm d. Cleve 24 Juni 1661.

^ Instruktion für v. Heiden d. Cleve 11. Juli 1661.

0 Relation v. Heide ns d. Heidelberg 23. Juli/ 3. August 1661 und dessen Diarium.

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72 2. Die Allianz mit Knr-Pfalz.

diese plötzliche EinmischaDg des Karfürsten in seine häaslichen Angelegen- heiten, behauptete, derselbe habe sich von Hessischer Seite gegen ihn einnehmen lassen, wollte von einer Anssöhnang mit seiner Oemahlin gar- nichts hören, weigerte sich anfangs auch, unter dem Yorwande, dass mit dem inzwischen erfolgten Tode des Landgrafen Georg die bisherige Mediation erloschen sei, die Yerhandlnngen wegen der Entfernung fortzu- setzen, bequemte sich nachher zwar doch dazu, verwarf aber einen Theil der Hessischen Forderungen und liess einen neuen Vertragsentwurf auf- setzen, den er als sein Ultimatum bezeichnete. Er entliess Anfang August V. Heiden mit einer schriftlich abgefassten Resolution, in welcher er sich beklagte, dass der Kurfürst, durch unwahre Berichte seiner Gegner ver- leitet, ganz im Widerspruch zu den ihm bei Abschluss der Allianz gemachten freundschaftlichen Erbietungen die längst abgethanen Aussöhnungsversache wieder erneuert habe, ferner dagegen protestierte, dass die Kurfürstin, wie V. Heiden in seiner Proposition sich ausgedrückt hatte, gefangen gehalten und ungeziemend behandelt werde, und schliesslich die Erwartung aassprach , dass man sich weiterer unbefugter Einmischung in seine häuslichen Ange- legenheiten enthalten werde. Natürlich empfand der Kurfürst eine so schroffe Abweisung sehr übel. Er antwortete erst nach längerer Zwischenzeit in einem Schreiben ^) , in welchem er in nicht minder scharfer Weise seinem Befremden über diese ebenso für ihn wie für den Landgrafen von Hessen fast schimpfliche Begegnung Ausdruck gab, trotzdem aber erklärte, er halte sich für verpflichtet, zu Verhütung der Extremitäten alle gütlichen Mittel zu versuchen, und daher Karl Ludwig ermahnte, die Entfernungstractaten doch nicht um nur unbedeutender Dinge willen länger aufzuhalten, sondern auf Grund der Hessischen Forderungen zum Abschluss zu bringen. Er erinnerte bei dieser Gelegenheit an das, was er dieser Sache wegen bei Abschliessung der Allianz zu Peil gesagt l^abe, and sprach zum Schluss die Hoffnung aus, der Kurfürst werde nicht Ursache dazu geben, dass von Hessischer Seite auf Grund der Erbverbrüderung weiter in ihn gedrungen werde. Dieses Schreiben hatte zar Folge, dass Karl Ludwig doch ein- lenkte; er schickte seinen Hofgerichtsrath Caspar v. Borcke zu dem Kur- fürsten nach Cleve, Hess') demselben versichern, es sei ihm nicht in den Sinn gekommen, dem Kurfürsten oder dem Landgrafen schimpflich zu begegnen, er habe vielmehr aus Rücksicht auf den ersteren in seinem Entwurf mehr, als er eigentlich schuldig gewesen, nachgegeben; freilich aber liess er wiederholen, jener Entwurf sei sein letztes Wort, weiter könne er nicht gehen. Er liess ferner, sogar unter Beifügung von Attesten seiner Hofbeamten, darlegen, dass der Zustand der Kurfürstin keineswegs ein so kläglicher sei, wie sie und ihre Verwandten ihn schilderten, liess bestreiten, dass der Kurfürst sich gegen Peil in solcher Weise geäussert hätte, und schliesslich verlangen,

*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Cleve 17. September 1B61. ') Memorial v. Borckes s. d. Dte darauf bezügliche ReBolution des Kf. ist datiert Cleve 13. October 1661.

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EiDleitong. 73

da man Hessischerseits garkeioe gegründete Ursache zn Beschwerden hätte, dassy falls man von dort ans thätüch gegen ihn vergehen sollte, der Kur- fürst ihm die vertragsmässige Hülfe leiste. Der Kurfürst hat darauf wieder gemahnt, die Sache in der Güte beizulegen, er übersandte durch jenen V. Borcke einen neuen ihm von Hessischer Seite zugestellten Vertragsent- wurf und machte Vorschläge, wie die noch übrigen Differenzpunkte aus- geglichen werden könnten. Daranf ist mehrere Monate lang über dieses Project bin und her geschrieben worden, Karl Ludwig nahm die meisten Vorschläge des Kurfürsten an, nun erklärte man aber auf Hessischer Seite diese Zugeständnisse für sehr unerheblich und bestand auf den anderen von Karl Ludwig verworfenen Forderungen. Der Kurfürst bemühte sich nach beiden Seiten hin auszugleichen, aber ohne Erfolg, schliesslich hat er einen Versuch angestellt, die Sache kurz abzumachen. Kurfürst Karl Ludwig hatte im April 1662 aufs neue v. Borcke zu ihm nach Berlin geschickt, der Kurfürst hatte das von demselben übergebene Memorial nach Cassel gesendet, als darauf auch von dort her ein Abgesandter, der Kauzler V al- te jus, bei ihm erschien, hatte er mit jenen beiden wegen der noch streiti- gen Punkte verhandeln lassen, als es zu keiner Verständigung kam, Hess er sich selbst genauer über die noch vorhandenen Differenzpunkte informie- ren, traf darauf eine Entscheidung übet dieselben und erklärte *) (Anfang August 1662), wenn diese von einem von beiden Theilen nicht angenommen werden sollte, so wollte er nichts weiter zur gütlichen Beilegung des Strei- tes beitragen, auch jenem Theile nicht assistieren, sondern diesen alles Unglück, das etwa daraus entstehen sollte, verantworten lassen. Jener Kurpfälzische Abgesandte ist noch bis Anfang September bei ihm geblieben, muss aber auf jene Forderung des Kurfürsten, dessen Schiedsspruch anzu- nehmen, keinen Bescheid von seinem Herren erhalten haben. Als auch bis Mitte November keine Antwort von demselben eingetroffen war'), beschloss der damals schon in Königsberg befindliche Kurfürst nochmals durch Abschickung eines Gesandten, des Obristen und Schlosshauptmanns zu Berlin Otto v. Berlepsch auf ihn einzuwirken. Er beauftragte den- selben'), von dem Kurfürsten Karl Ludwig eine Erklärung auf seine Vorschläge zu fordern, wenn diese zustimmend laute, darauf zu dringen, dass die Sache sofort mit Zuziehung der anderen Vermittler zum vollstän- digen Abschluss gebracht werde, sollte aber Karl Ludwig seinen Schieds- spruch nicht annehmen, demselben zu erklären, der Kurfürst könne dieses nur 80 aufnehmen, dass jener die Sache aufhalten und den bedrängten Zustand seiner Gemahlin noch schlimmer machen wolle, er werde daher zusammen mit dem Landgrafen von Hessen auf andere Mittel zur Rettung derselben

0 Kf. au Kurf. Karl Ludwig d. Cöln a. Sp. 30. Juli/9. August 1662.

^ Irrig behaupten Reiger, Die aussgeleschte KurPfalz-Simmerische Stamm- Linie S. 66, nod Bommel, Gesch. v. Hessen, IX S. 64, dass 1dG2 wirklich ein Eotferonogsveitrag abgeschlossen sei.

^ iDStruktioD für v. Berlepsch d. Köoigsberg 15. November 1662-

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74 d. Die Allians mit Kar-Ffalz.

denken müssen. Sehr bald aber, nachdem er ?. Berlepsch diese Anf- träge ertheilt hatte, traf ein Schreiben Karl Ludwigs») bei ihm ein, in welchem derselbe anzeigte, dass infolge von Streitigkeiten, welche zwischen ihm und dem Landgrafen von Hessen- Darm Stadt über die Besetzung der Pfarre in der beiden gemeinschaftlich gehörigen Stadt Um Stadt aus- gebrochen waren, der Landgraf Truppen in diese Stadt geschickt und sei- nen dortigen Amtsknecht habe misshandeln und gefangen setzen lassen ,^) dann bald darauf die weitere Anzeige'), dass stärkere Darm städtische and auch Casselsche Truppen sich dort festgesetzt hätten, verbunden mit der Aufforderung, beide Landgrafen von solchen Thätlichkeiten abzumahnen und ihm kraft der Allianz Truppen zu Hülfe zu schicken. Einen Monat später^) folgte dann die Brkl&ruiig Karl Ludwigs, er könne jetzt infolge der von Hessischer Seite verübten Gewaltthätigkeiten die Entfern ungstractaten nicht fortsetzen, sondern müsse dieselben auf spätere Zeit aussetzen. Der Kur- fürst forderte darauf Karl Ludwig auf^), zunächst zu versuchen den Streit wegen ümstadt anf gütlichem Wege beizulegen, wozu Berlepsch mithel- ien solle, gelinge dieses nicht nnd sollten von Hessischer Seite noch weitere Gewaltthätigkeiten erfolgen, so werde er ihm die vertragsmässige Hülfe schicken. Zugleich beauftragte er Berlepsch^), sich zu bemühen, jenen Streit gütlich beizulegen, wenn der Kurfürst von der Pfalz seine Vermitte- lung annehme, sich nach Darmstadt und Gassei zu begeben und die Landgrafen zu ermahnen, da von ihnen der Anfang mit den Thätlichkeiten gemacht sei, diese einzustellen und Umstadt wieder zu räumen. Ber- lepsch war inzwischen in Heidelberg angekommen und hatte sich hier bemuht Karl Ludwig zu bewegen , trotz jener Streitigkeiten die Entfer- nungstractaten wieder aufzunehmen, aber vergebens, derselbe hatte nur jene dem Kurfürsten selbst gegebene Erklärung wiederholt, er könne Ehren halber jetzt mit Hessen nicht verhandeln, und es war zwischen beiden schon zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen 7). Infolge jener neuen Wei- sungen des Kurfürsten begab sich Berlepsch Anfang Januar 1663 nach t)arm8tadt und dann nach Gassei und er bewirkte hier ohne besondere Schwierigkeiten, dass die Landgrafen sich der Mahnung des Kurfürsten fügten nnd die Räumung von Umstadt zusagten^). Im März erfolgte die-

1) Korf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 28. October/7. November 1662.

^) S. über dieee seit dem October spielendeD Händel die Diarium Bnrop. IX S. 435ff. 482ff. und Londorp VHI S. 889 ff. abgedruckten Schriftstucke.

s) Kurf Karl Ludwig an Kf d. Heidelberg 17./27. November 1662.

*) Derselbe au Kf. d. Heidelberg 16./ 26. December 1662.

^) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 18. December 1662.

^ Kf. au V. Berlepsch d. Königsberg 20- December 1662.

^ V. Berlepschs Relationen vom 20. und 22. December 1662, nach der lezteren hat sich Karl Ludwig heftig über den Fürsten von Anhalt be- schwert, der jetzt beim Kf. als Premierminister alles dirigiere und der sich von Hessischer Seite gegen ihn habe einnehmen lassen.

*) V. Berlepschs Berichte aus Darmstadt und Cassel vom l./ll. und 13./ 23. Januar 1663.

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Eioleitang. 75

selbe wirklich ond dqo versuchte der inzwisühcn nach Heidelberg zaröckgekehrte v. Berlepsch infolge neoer AnweisnogeQ des Kurfürsten i) voA Karl Ludwig eine kategorische Erklärung auf dessen Vorschläge in der Entfernongssache zu erlangen. Anfang April erhielt er endlich eine solche, in der aber nur in einigen Punkten die Vorschläge des Kurfürsten angenommen, im übrigen an den alten Forderungen Karl Ludwigs fest- gehalten und noch allerhand für die Kurfürstin ungünstige und verfängliche Vorbehalte gemacht wurden. Vergeblich versuchte Berlepsch durch mundliche und schriftliche Vorstellungen Karl Ludwig zu weiterer Nach- giebigkeit zu bewegen, endlich entschloss er sich, mit der letzten Declara- tion des Kurfürsten hervorzutreten, er erklärte erst den Käthen Karl Lud- wigs und dann diesem selbst, dass unter diesen Umständen der Kurfürst Hessen assistieren und auf andere Art für die Kurfürstin eintreten müsse, und reiste, als auch diese Drohung ohne Wirkuug blieb, von Heidel- berg ab'). Unterwegs hielt er inUmstadt mit dort eingetroffenen Pfälzi- schen und Hessischen Kommissaren eine Conferenz behufs Schlichtung der Umstadtischen Streitsache, welche aber seinem Berichte nach auch durch die Schuld der Pfälzischen Abgesandten sich fruchtlos zerschlugt). Nach- träglich Hess ihm Karl Ludwig noch ein neues Project in der Entfernungs- sache zugehen, welches aber auch von den Vorschlägen des Kurfürsten mehrfach abwich. Wenn schon die Berichte v. Berlepschs den Unwillen des Kurfürsten über das Verhalten des Kurfürsten von der Pfalz hattei^ erregen müssen, so noch mehr ein bald darauf eintreffendes Schreiben des letzteren,*) in welchem derselbe sich heftig über v. Berlepsch beschwerte, der ohne Grund die Tractaten abgebrochen, sich Drohungen und sogar die Aufkündigung der Allianz erlaubt habe, zugleich aber auch dem Kurfürsten selbst vorwarf, dass er »ich durch die parteiischen Hessischen Berichte gegen ihn habe einnehmen lassen, und schliesslich erklärte, wenn derselbe doch Berlepschs Auftreten gutheissen und Hessen assistieren sollte, so werde er aller Welt seine Unschuld darthun und seine Sicherheit und Ruhe mit allen erlaubten Mitteln zu erbalten suchen. Der Kurfürst erwiderte darauf in einem sehr geharnischten Schreiben*), er erklärte zunächst, er

0 Kf. an V. Berlepsch d. Königsberg 4. und 23. Februar 1663.

*) V. Berlepschs Relation 8. 1. 11. /21. April 1663, sein Recreditiv ist vom 9. April. Vgl. über die letzten mit ihm geführten VerhaadinDgeD die Briefe des Kurfürsten Karl Ludwig ao Luise v. D. vom 12. März, 3. und 9. Mai 1663. (Holland S. 115. 119. 123.)

*) V. Berlepschs Relation ans Gassei 28. April/7. Mai 1663.

*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 20./30. April 1663.

*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 26. Mai 1663, darin heisst es, die Kurfärstin mässe geschehen lassen, «dass gleichsam in ihrem Angesicht eine andere Frauensperson gehalten, weiche sie aus ihrem Bhebette und von dem Recht, welches ihr der Kurfürst vor Gott und der Kirche versprochen, mit grosser Gewalt verdrungeu.* Kf. müsse sich derselben annehmen, .damit der ganzen Welt gezeigt werde, dass eine geborene deutsche Prinzessin, vermählte

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76 2. Die Allianz mit Kor-Pfals.

könne nicht befinden, dass Berlepscb wider seine Instruction gehandelt, sich Drohnngen erlanbt und die gütliche Beilegung des Streites verhindert habe, ging dann aber auf die Sache der Eurfürstin und die unwürdige Behandlung, welche dieselbe zu erdulden habe, näher ein, erklärte, er müsse als naher Verwandter sich derselben annehmen, und verwahrte sich endlich dagegen, dass die zwischen ihnen beiden abgeschlossene Allianz auch auf diesen Ehehandel bezogen werde. Dieses Schreiben blieb längere Zeit ohne Aotwoit, inzwischen starb am 16. Juli 1663 Landgraf Wilhelm von Hessen und für seinen unmündigen ältesten Sohn übernahm seine Gemahlin Hedwig Sophie, die Schwester Friedrich Wilhelms, die vormund- srhaftliche Regierung. Diesen Umstand benutzte der Kurfürst als Yorwand, um doch wieder mit Karl Ludwig anzuknüpfen^^) und denselben aufs neue zu ermahnen, die fintfernungssache zu einem gütlichen Abschlnss zu bringen. Inzwischen aber, aus welchem Anlnss ist nicht ersichtlich'), hatte die Kur- fürstin Charlotte wirklich Heidelberg verlassen und war nachCassel übergesiedelt, wo sie hinfort geblieben ist. So war das eingetreten, was Karl Ludwig von jeher gewünscht hatte, er hat der Kurfürstin in den nächsten Jahren jene für ihren Unterhalt festgesetzte Summe zahlen lassen, aber er wollte keine bindenden Verpflichtungen deswegen eingehen, er lehnte daher in seiner Antwort an den Kurfürsten') unter Hinweis darauf, dass er nach des Landgrafen Tode nicht wüsste, mit wem er unterhandeln solle, und liass seine Gemahlin abgereist sei und von ihm die früher geforderte Summe ausgezahlt erhalte, weitere Verhandlungen ab und wiederholte, als der Kurfürst sich trotzdem den Anschein gab^, als habe er seine Antwort für eine zustimmende gebalten, und neue Vorschläge zu einer Verätändi-

KurfärstiD und mit den vornehmsten Kor- aod FäretlicheD Haasern alliirte Färstin dergestalt nebst ihren hoheo Anverwandten nicht dürfe beschimpft und dorch ihre gewesene Dienerin und Aufwärterin gemartert werden.** Karl Lud- wig schreibt an Luise v. Degenfeld 7. Juli 16ö3 (Holland 8. 131): ^Chor- Brand, hatt mihr ein unnütz ood mitt vielen Unwahrheiten gespicktes Schreiben zugeschickt. Werden es der Gebühr beantworten.* Die Herzogin Sophie mel- det demselben 11. Juli 1663(Bodemauu S. GO), K f. solle 2000 Mann bereithalten, um die Hessen zu unterstützen, und solle sehr ungehalten über dessen Vertrag mit Pfalz Nenbur^ sein.

0 Kf. an Knrf. Karl Ludwig d. Jagdhaus Romitten 1. September ItiGS.

') Ans den Schreiben Karl Ludwigs an Luise v. D. vom 14. Juni und 14. September 1663 (Holland S. 129. 132) ergiebt sich, dass in der Zwischenzeit die Abreise der Knrfürstin erfolgt ist. Irrig lässt Hansser II S. 612 die Kurfurstin 1662 nach Cassel zurückkehren, Reiger, die anssgeleschte Chur- Pfalz- Simmerische Stammes - Linie S. 71 erst 166Ö, wogegen schon der Ver- fasser der neuen Auflage (1735) Joannis (S. 202 f.) Bedenken erhebt.

s) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 12./22. October 1663. Ueber die Entsendung eines neuen pfälzischen Gesandten v. Brunn an Kf., der Anfang December 1663 in Berlin eintraf, erfahren wir nur durch den Brief Karl Lud- wigs an Luise v. D. vom 28. December 1663 (Holland S. 136.)

*) Kf. au Kurf. Karl Ludwig d. Cöln a. Spr. 14./24. December 1663.

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EiDleitoDg. 77

gnng machte, diese WeigeroDg in der bestimmtesten Weise 0- Als aber der Kurfürst nan wieder mit AofisündigUDg der Allianz drohte, lenkte er doch wieder ein und bequemte sich (März 1664) zu neuen Verhaudlnngen, bei denen der Kurfürst, welcher sich auch erboten hatte, die Garantie des abzuschliessenden Vertrages zu übernehmen, die Vermittlerrolle spielte, es aber nicht verhindern konnte, dass dieselben wieder dieses und das ganze folgende Jahr (1665) ohne Ergebnis sich hinzogen. Auf erneute ßitten ?on Hessischer Seite machte der Kurfürst (Anfang 1666) den V^ersuch , durch den zur Beilegung der durch die Wildfangsstreitigkeiten veranlassten Hän- del nach Heidelberg abgeschickten Freiherrn v. Mahrenholtz die Erle- digung der Sache zustande zu bringen, das gelang aber wieder nicht, da Kurfürst Karl Ludwig*) sich anfangs garnicht auf diese Sache einlassen wollte, dann aber erklärte, nur wenn verschiedene Aenderungen in dem Pro- jecte des Kurfürsten vorgenommen würden, dasselbe annehmen zu können. Nachdem dann Hessischerseits auf alle diese Forderungen eingegangen war, erklärte sich Ende 1666 Karl Ludwig^) zur Ausfertigung des Ver- trages bereit, es wurde darauf verabredet, in Regensburg durch die dort auf dem Reichstage anwesenden Gesandten aller drei Parteien diese Aus- fertigung und die Auswechselung der betrefifenden Docnmente vornehmen zu lassen , aber dort zogen sich die Verhandlungen darüber wieder das ganze Jahr 1667 hin. Endlich zu Ende dieses Jahres kam es so weit, dass der Knrfürst das von der Kurfürstin, der Landgräfin und ihm selbst onterzeichnete Exemplar des Vertrages nach Regensbnrg zur Auswechselung gegen das von dem Kurfürsten Karl Ludwig unterzeichnete Exemplar hinschickte^), aber nun wurden von Pfälzischer Seite wieder neue Vorwände bervorgesncht, um diese Auswechselung weiter nnd weiter hinauszuschieben, 80 dass diese Verhandlungen doch zu keinem Abschluss gekommen sind^).

') Karf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg ld./28 Januar 1664.

^ V. Mahrenholtss Relationen aus Heidelberg 8./ 18. Januar und aus Speier 15./ 25 JaDuar 1666.

3) Karf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 29. November/9. December 1666. ?gl. das Schreiben desselben an Luise v. D. vom 27. October 1666 (Holland S. 178.)

*) Kf. an die Gesandten in Regensburg d. Cöln a. Spr. 17./27. December 1667.

^) S. aber die später (1679) wieder erneuten Bemühungen der Kurfürstin Charlotte in dieser Angelegenheit die Briefe Karl Ludwigs an seine Schwe- ster, die Herzogin Sophie, vom 1. Februar, 4/14. und 18./2H. October 1679 und die Briefe Hopbiens vom 10. October nnd 25. December 1679 (Bodemann S. 344 ff.).

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Auszug aus der Instruktion des Kurfürsten von der Pfalz fllr seinen Abgeordneten Dr. Peil (s. 1. et d. c. Februar 1661).

[Kf. möge seine BemühuDgeo, sich mit dem Könige von England auszusöhnen,

unterstützen, ihm rathen, ob er die Allianz mit Frankreich erneuern solle, selbst

ihm bei Behauptung seiner Rechte Hülfe leisten.]

Er hat dem Kf. aaseiDanderzasetzen , in welchen VerhältnisseQ K. Pfalz in England früher gelebt üabe, wie er durch die Notb gezwao- gen gewesen sei^ sich so zn halten, dass er das Parlament nicht oflfen- diere*); er habe sich dadurch das Missfallen des jetzigen Königs zngezogen, wolle aber jetzt einen Gesandten nach England schicken nnd hoffe, die Sache zn verglimpfen; Kf. möchte dabei gute officia anwenden, auch ein- rathen, ob etwas Fuss auf die englische Freundschaft zn machen, weil er ex antecedentibns gesehen , dass wenig darauf zn fnssen.

Er soll ferner dem Kf. nnd dessen Geh. Rath v. Schwerin von der zwischen K.Pfalz und der Krone Frankreich getroffenen Allia nee sattsa- men Bericht geben nnd dabei anfuhren, dass er tempore interregni, da Baiern armiert gewesen/ um den ihm und seinem Kurhause zustehenden Yicariatum zn disputieren nnd für sich zu verfechten, nnd da er von den wenigsten Ständen im Reich in seiner so klaren Befugnis Beifall bekom- men, sich in diese Alliance, um sich und seine Lande vor unbilliger Gewalt zn schützen, zu begeben gemussiget worden, nnd dass darin nichts ent- halten, 80 wider die Kays. Mt, das Reich und dessen Constitutiones laufe, nnd ob zwar obgedachte Alliance ad tempus, nämlich auf drei Jahre geschlossen gewesen, nunmehr aber solche Zeit expirieret, so hielte er doch gänzlich dafür, Kf. würde es ihm nicht verdenken, wenn er sich um Pro- longation derselben bei Frankreich (welches dazu nicht ungeneigt), bemühte. Es sei denn, dass Kf. es für besser erachtete, mit Frank- reich allein in guter Nachbarschaft und Freundschaft zu stehen, ohne sich in eine Particnlarverbündnis wiederum einzulassen, welchenfalls Peil andere Vorschläge von K f . oder dessen vertrautem Ministro, H. v. Schwerin,

'; S Hausse r II S. 564.

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Gesandtschaft PeiFs. 79

welchem er allein, was diesen und vorigen Punkt anlangt, zn comrouni- cieren , vernehmen solle , wie er sich aof andere Weise gegen seine Wider- sacher manntenieren könnte.

Peil soll den Kf. und dessen Minister ersuchen, durch dessen Auto- rität ihn bei seines Kurhauses uralten Regalien, Rechten und Privilegien (darin vornehmlich die Unter- Pfalzischen Lande bestehen, und wenn die- selben ihm geschmälert und genommen werden sollten, er in keiner Consi- deration sein würde, in Betrachtung die Lande klein und mit grosser Schul- denlast beschwert, auch er selbst mit vielen oneribus beladen) erhalten zu helfen und zu dem Ende ihm seine Assistenz zur Behauptung seiner Gerecht- same angedeihen zu lassen, und zwar einestheils mit seinem Voto auf Reichs- und anderen Tagen und mit nachdrücklichen Schreiben gehörigen Orts, anderntheils auch, da es nöthig, mit der That dem Instr. pacis und Reichsconstitntionibus gemäss, [falls er dagegen angegriffen werden sollte. Hiebei soll er dem Kf. wohl zn Oemuth fuhren, dass falls in ihn ferner mit Gewalt und Thätlichkeiten (wie jetzt von K.Cöln in der Wieder- Sache, welche er ob summum in mora periculum vor allen andern zu treiben hat) sollte gedrungen werden, er zu Rettung seiner jurium und Gerechtsame end- lich sich gemüssigt sehen würde, sich anderer und fremder Hülfe, (deren er doch lieber entübrigt sein wollte), zu gebrauchen, und stelle er lieber Kf. zu bedenken anheim, ob derselbe ihm zu dieser Extremität rathen ond nicht vielmehr selbst dnrch die jetzt an Hand habende Mittel ihm in seiner klaren Befugnis Assistenz leisten wollte, dagegen wäre er erbötig, nicht allein des Kf. und dessen Kurhauses Interesse bei allen Begebenheiten nach Möglichkeit zu befördern, sondern sich auch zu einer proportionierten Reciprocation zu obligieren.

DefeDsivallianz zwischen Kurfürst Friedrich Wilhelm von

Brandenburg und Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz.

D. Cleve 26. Aprn/[6. Mai] 1661.0

Za wissen. Demnach zwischen der ChurfOrsten zu Branden- 6. Mai. bürg und Pfalz Churfttrstlichen Darchleuchtigkeiten höchstlöblichen Vorfahren vor vielen und langen Jahren eine sonderbahre vertraw- liehe Freundschafft gestifftet, dieselbe zu allen Zeiten und Gelegen- heiten, wegen der nahen Anverwandnuss, dazu gekommener Einig- keit in der Keligion, auch gemeinen Interesse beständig erhalten und fort für fort auf beyderseits hohe Nachkommen gepflanzt und fort- gebracht worden, auch bis auf gegenwerttige Stunde der Durch- leuchtigste Fürst und Herr, Herr Friederich Wilhelm, Marggraf zu

'; lobaltsaDgabe bei v. Möroer, S. 251.

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80 2. Die AUiaDE mit Kar-Pfalz.

Brandenburg, des Hoyl. Rom. Reichs Ertzkämofierer und Churfttrst, zu Magdeburg u. s. w. und der Durchleuchtigste Fttrst und Herr, Herr Carl Ludwig, Pfalzgrave bey Rhein, des Heyl. Rom. Reichs Ertz- schatzmeister und Churfürst, Hertzog in Beyern, als beyderseits re- girende ChurfQrstliche Durchleuchtigkeiten durch Gottes Gnade da- rinnen nicht nur unverrückt verharren, besondern auch dieselbe zu Gottes Ehre, des Heyligen Römischen Reichs Nutzen und Besten, zu Beybehaltung nöthigen Vertrawens zwischen Haubt und Gliedern und dann zu dero eigener Churfürstenthumben , FOrstenthumben und Lan- den gutem Gedeyen, Ruhe und Wohlstand je mehr und mehr zu be- festigen und zu stiften gemeinet und bedacht seyn, unnd zu Errei- chung solchen Zwecks und damit jedwedes Theil bey dem Seinigen ungekränckt seyn und bleiben, und keinesweges betrübet oder de facto beleydiget werden möge, eine nähere Verständnuss und DefensivbOnd- nuss für ein zulangendes Mittel gehalten. So haben Ihre Churfbrst- liche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg mich dero Geheimen Raht und Cantzler des Fürsten thumbs Halberstatt Friedrichen von Jena mit gnugsamer Vollmacht und Pienipotenz versehen, Ihre Churfbrstlicbe Durchleuchtigkeit zu Pfalz aber mich dero Geheimen und Regierungs- raht Arnold Peilen gleichergestalt bevollmächtiget mit dem gnädig- sten Befehl, dass wir unns beyderseits zusammen thun, die Sache mit einander tiberlegen und eine DefensivbQndnuss tractiren und schliessen solten. Alss wir nun crafft habender vorangezogener Ge- waldt und Befelch darüber mit einander zu verschiedenen Mahlen con- feriret, so haben wir uns über nachfolgende Articul und Puncta ein- mühtig und gründlich verglichen.

I.

Unnd soll nun zwar zu anfangs diese Defensivbflndnuss auf des Heyl. Rom; Reichs Gonstitutiones und auf den zu Ossnabrugg und Münster abgehandelten und beschlossenen Frieden gegründet und ge- meint seyn.

II. Darauf beyderseits Ihre ChurfUrstliche Durchleuchtigkeiten ein- ander rechtschaffene beständige Freundschafft versprechen. Es will und soll auch ein Theil des andern und dessen Churfürstenthumben, Fürstenthumben und Landen Nutzen, Frommen und Aufnehmen suchen und nach aller Möglichkeit befördern.

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Der AUiaDzvertrag. Sl

III.

Zu welchem Ende jedes Theil schuldig und gehalten seyn soll, demjenigen Theil, welches wieder die Reichsconstitutiones, den Teutschen Frieden und Freyheit, altes Herkommen und aufge- richtete Verträge ahn seinem Churfürstenthumb, der MarggrafschaflFt Brandenburg oder Pfaltzgrafschafft bey Rhein, sambt dazu gehörigen FOrstenthumben, Landen, Leuthen, Mannen, Underthanen, Sehutzver- wandten, Angehörigen, wie auch sonsten allen andern Regalien, Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten im Heyl. Römischen Reich Teutscher Nation, sie haben Nahmen wie sie wollen, auss was Ur- sache oder unter was fOr Prätext und Schein es auch seye, betrübet und angefochten wOrde, nicht nur mit schleuniger Interposition, son- dern auch auf Reichs-, Collegial-, Deputation-, Creyss- und andere dergleichen Tage und Zusammenkunfften, und dann ausser solchen bey der Eayserl. Mayestät, denen Herrn ChurfUrsten, Forsten und Ständen in gesambt oder auch absonderlich, wie auch bey ausslän- dischen Potentaten und Republiquen mit allen möglichen officiis ver- tretten und assistiren, gestalt denn beyde hohe Paciscirende sich auch nebenst deme crafft dieses verbunden, auf vorgedachten Reichs- und anndere Diäten, auch wo es sonsten nöthig und thunlich, zu des Hey- ligen Römischen Reichs Besten und zu Beybehaltung der alten Teut- schen Freyheit, des Reichs Praeeminenz und ihren eigenen Regalien, Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten, Churfbrstenthumben, sambt dazu gehörigen Fürsten thumben , Landen und Leuthen, Mannen, Unnderthanen , Schutzverwandten und andern Angehörigen im Reich Teutscher Nation Ruhe und Tranquillität, die consilia zu con- jangiren, verträwlich von allem und jedem zu jeder Zeit mit ein- ander zu communiciren, und sich dergestalt in ihren votis zu ver- einigen, die Ihrigen auch dahin anzuweisen.

IV.

Dafern aber wieder VerhoflFen bey dem oflFendirenden Theil keine Gatte etwas verfangen, sondern derselbe ungeachtet aller angewandten Officien noch weiter utid de facto verfahren, oder da auch stracks und zugleich er die That zur Hand nehmen und einen von beyden hohen Paciscirenden dero Churfürstenthumb und dazu gehörige Für- stentbumb, Lande, Leuthe, Mannen, Underthanen, Schutzverwandte and andere Angehörige im Römischen Reiche Teutscher Nation auss

Mater, z. Gc«ch. d. O. Karfursten« XI. (]

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82 2. Die Allianz mit Kar-Pfals.

was Ursache oder unter was vor PrAtext and Schein es immer wolle, mit Gewalt angreiffen und beleidigen oder ahn Exercirung dero Pri- vilegien, Regalien, alt Herkommen, Recht und Gerechtigkeit ein oder mehr Stände oder Glieder des Reichs auf einige Weise oder Wege thätlich hindern oder turbiren würde, so sollen zwar die göttliche Mittel nicht zurück gesetzt werden, nichts desto weniger aber ein Theil dem andern zu assistiren und auf geschehene Notification und Requisition alssbald, ohne Aufenthalt und Saumnuss, würckliche Hülffe zu schicken schuldig und verbunden seyn, massen beyderseits Ihre Churfttrstliche Durchleuchtigkeiten sowohl der Anzahl halber, alss auf was Weise und Manier solche Hülffe am füglichsten zu Werck zu richten, sich in einem Nebenrecess verglichen haben.

Unnd obwohl die officia und die Assistentz auf Reichs-^ Collegial-, üeputations-, Creyss- und andern Tagen, inngleichen bey der Kayser- liehen Mayestät, Churfürsten, Fürsten und Ständen, auch ausswerttigen Potentaten und Republiquen auf beyderseits Ihre Churfttrstlichen Durchleuchtigkeiten obgedachte Ghurfürstenthumb und die dazu ge- hörige Fürstenthumbe, Lannde, Leuthe, Mannen, Unnderthanen, Schutz- verwandte und andere Angehörige, wie auch Regalien, Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten im Römischen Reich Teutscher Kation, nichts überall davon aussgenommen, allein gemeint und angesehen, so soll doch die würckliche Hülffe, so des Pfaltzgrafens Churfürstliche Durchleuchtigkeit crafft dieses und des Nebenrecesses zu leisten schuldig, ahn selten Ihrer Churfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran- denburg nicht weiter verstanden oder begehrt werden, dann sofern das Hertzogthumb Cleve, Grafschafft Marck und Ravensberg mit ihren Zubehör von einem oder mehr Stännden oder Gliedern des Reichs an- gefochten oder beleidiget werden sollten.

VI.

Dafern auch bey, vor oder nach geschehener Notification und Requisition oder auch wehrender Hülffleistung der Requisitus von andern thätlich solte angegriffen werden oder gegen den Erbfeind, wie auch sonsten Ihrer Kaysserlichen Mayestät und dem Römischen Reich wOrkliche Hülfe leisten mttsste, so solle derselbe, wann er die in diesem Bündnuss und Nebenrecess versprochene Hülffe noch nicht

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Der Alliattzvertrag. 83

geschickt, solche zurQckzubehalteii oder die albereit geschickte wie- der abzufordern befugt, der Requirent auch selbige ohne Aufenthalt sofort folgen zu lassen schuldig seyn.

VII.

Unnd alss diese Defensivbttndnuss sambt dem dabey aufgerich- teten Nebenrecess in ihren Articuln und Clausuln nur von zuktlnftigen Thätlichkeiten und Fällen zu verstehen, also solle solches alles von dato die zehen nechst nach einander folgenden Jahre seine Crafft und Würckung haben, und die Zeit über nicht nur von beyderseits hohen Paciscirenden, sondern auch von dero Successoren und Nach- kommen trewlich und unverbrüchlich, doch mit diesem Verstände ge- halten werden, dass wann einer unter ihnen mit einem aussländischen Könige oder Republicque solte in Streit gerahten, desselben sich der ander gegen solche anzunehmen durch diese Bündnuss weiter nicht gehalten seyn soll, alss die Keichsconstitutiones und Westphälische Frieden verordnen und mit sich bringen.

Unnd haben wir dazu bestälte und zu anfangs genante Gevoll- mächtigte ttber diese Btlndnuss zwey gleichlautende Exemplaria heut dato aufgerichtet, verfertigt und gegen einander aussgegeben, damit dieselbe von beyderseits Ihren ChurfUrstl. Durchleuchtigkeiten inner- halb vier Wochen von dato des Schlusses und geschehener unsserer Underschrifft genehm gehalten und ratificiret, die ratificationes auch gegen einander aussgewechselt werden ').

Zu mehrer Beglaubigung haben wir dieses alles unterschrieben and besiegelt So geschehen zu Cleve den 6. May/ 26. Aprilis Taus- send sechshundert ein und sechzig.

Friderich von Jena. Arnoldus Peil D.

Nebenrecess.

Kund und zu wissen seye hiemit Jedermänniglich, demnach zwischen Ihrer Ghurftlrstlichen Durchleuchtigkeit zu Brandenburg an einem, dann Ihrer ChurfUrstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz am andern Theil den 6. May/ 26. Aprilis eine Defensivalliance beliebet

0 Die Ratification des Allianzvertrages und des NebeDrecessea ist von Karl Ludwig ausgestellt Heidelberg 9./ [19.] Mai 1661, von Kf. Cleve 18./ 28. Mai 1661.

6*

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84 2. Die Altians mit Rnr-Pfale.

und aufgerichtet und dabey beyden hohen Paciscenten gefallen, einen und den anndern Punct vorgedachter Defensiybündnuss nicht einzu- verleiben, besondem dieselbe in diesen Neben- und Secreten Recess zu verfassen, dass darüber beederseits höchstgedachter Ihrer Ghur- fbrstlichen Durchleuchtigkeiten Gevollmächtigte folgender gestalt sich vereiniget undt verglichen:

I.

Unnd wollen nun zufolge geschlossener Alliance und da der- selben gemeess von Ihrer Churf&rstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz die Notification und Requisition auf die im Haubtrecess enthaltene Fälle und Bedingungen diesem Bttndnuss gemeess geschehen, Ihre Churfttrstliche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg hundert zu Ross und dreyhundert zu Fuss tüchtiger geworbener und bewehrter Mannschafft ohne Auffenthalt und Säumnuss zuschicken.

IL

Ingleichen verbinden sich des Pfaltzgrafen Ghurfürstliche Durch- leuchtigkeit auf geschehene Notification und Erfordern auf gleich- massige im Haubtrecess enthaltene Fälle und Bedingungen diesem Bttndnuss gemeess Ihrer Cburfttrstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran- denburg sobald und gleichfallss ohne einige Verzögerung zweyhun- dert und f&nffzig Mann guter tttchtiger geworbener und bewehrter Musquetirer ahn statt der Hülffe zu senden.

III.

Die Hülffe solle von beyden Theilen biss ahn des Requirenten Gräntzen geschickt und biss dahin von demjenigen, welcher sie^^schickt, unterhalten werden. Sobald aber die Mannschafft gedachte Gräntzen erreicht, so bald ist dieselbe von demjenigen nach seiner Verpfle- gungsordnung mit aller Notthurft zu versehen und zu verpflegen, welchem sie zu Hülffe kommen, es wehre dann Sach, dass der Orth, wo mann die Hülff benöthiget, näher alss die Gräntzen oder bey- seits gelegen, auf welchen Fall auf des Herrn Requirenten Begehren der commandirende Officirer mit der Hülffe dahin zu gehen beordert seyn solle. Mit dem Unterhalt aber und Verpflegung bleibt es da- bey, dass sobald die Völcker über des Herrn Requisiti Gräntzen ge- bracht, der Herr Requirent dieselbe vorhergesetzter Massen über »ich nehme.

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Der AlliaDzvortrag 35

IV.

Unnd wenn die Uülff nun in des Requirenten Gräntzen und von ihme angenommen ist, so soll die Mannschaift und OfGcirer dessen Commando und Befehl, welchem sie zugeschickt, allerdings und nicht minder als ihres Herren Gebott gehorsamen. Doch soll der Officirer, welcher mit der Hülffe geschickt wird, nicht schuldig oder gehalten seyn einem Befehlshaber, der mit ihme in gleicher oder geringerer Charge stehet, zu pariren.

So geschehen zu Cleve den 6. May/26. Aprilis Tausendt sechs- hundert ein und sechzig.

Friderich von Jena. Arnoldus Peil D.

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an Dr. Peil. Datum ut in litteris 25. Mai/[4. Juni] 1661.

[MittheiloDg der von Gravel in dem BheiDischeD Allianzrath gemachten Propo- sitioD wegen der Tärkenhülfe. Ob man nicht die Hdlfscontingente zurück- behalten solle.]

PS. Auch habt Ihr* K.Brandenburgs Ld. zu remonstriren 4. Juni, und dero ~ Sentiment zu vernehmen, wann occasione der vom Pabst vorgeschlagenen Türkenhülfe die von Frankreich durch Mr. Gra- vel 1 es in seiner dem Allianzrath zu Frankfurt den 30. Mai st. n. ge- thanen nachdenklichen Proposition *) projectirte Zusammenziehung der Rheinischen Conföderirten neben den Französischen Völkern zu Werk gerichtet werden sollte, was etwa diejenige, so nicht in der Allianz begriffen, vor Reflexion darauf zu machen haben wfirden, und ob es denselben rathsamb sei in Erwartung solchen Falls sich von Völkern und Mitteln zu entblössen und dieselbe I. Kais. M. vertröstetermassen zuzuschicken, und ob nicht I. Kais. M. dazu zu bewegen sein möchte, dieselbe bei so gestalten Sachen von Schick- und Unterhaltung solcher Völker zu dispensiren ').

0 Dieselbe entspricht durchaus den Weisungen, welche Ludwig XIV. in der Instruktion vom 28. März 1661 ^Guhrauer II. S. 297 ff.) Gravel ertheilt hatte.

^ Kf. erwidert darauf nur (d. Cleve 10. Juni 1661), auch ihm komme Gra- vels Proposition sehr nachdenklich vor und er wolle ihm künftig seine Gedanken darüber mittheilen , zugleich giebt er ihm Nachricht von der auf den 29. Juni in Uoln mit Kurcoln, den brauuschweigischen und hessischen Fürsten verabre- deten Zusammenkunft (s. oben S. 39 ff.)

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36 2. Die Allianz mit Kur-Pfalz.

Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 11. Juni 1661.

[Mitthoilnng der ihm von K.Pfalz über die franzosisohen Anträge gemachten Br- Öffnangen. Verwendung für K.Pfalz.]

U.Juni. Er übersendet eine Abschrift der Proposition, welche Oravel nealich im Allianzrathe vorgebracht, der Anträge, welche derselbe K.Pfalz wegen dessen Eintrittes in die Allianz gemacht, nnd der von diesem daranf er- theilten Antwort.

Ich stelle zu Ew. Kais. M. ferneren Höchsterleuchteten Nachsinnen, ob Sie vermeinen, dass etwa K.Pfalz durch ein gnädigstes kaiser- liches Schreiben bei der bisher erwiesenen guten Bezeigung beständig zu verharren zu animiren, und ob Ew. Kais. M. darbenebenst gnä- digst geruhen möchten, an den Reichshofrath die Verordnung ergehen zu lassen, damit Ihre Ld. (wie sie sich beklagt) etwas gelinder trac- tiret und darum absonderlich auf dieselbe kttnftig mehrere Beflexion genommen werde, weil Ew. Kais. M. sich dadurch eines kurfürst- lichen voti mehr zu versichern.

Kurfilrst Karl Ludwig an den Kurfürsten. D. Heidelberg 7. /[l 7.] Juni 1661.

[Der RVicekanzler verlangt Abhaltung eines Kar fürs tentages.]

17. Jani. Glückwansch zu der abgeschlossenen Allianz.

PS. Sein am Kaiserlichen Hofe befindlicher Abgesandter, Obristleut- nant Johann v. Arentin bat ihm berichtet, dass der R. Vicekanzler ihm in discnrsu zu verstehen gegeben, es müsste ein Collegialtag gehalten werden. Da er vermuthet, der R. Vicekanzler, der, wie verlaute, ehe- stens herauswärts ins Reich kommen werde, werde dergleichen aufs Brett werfen, so bittet er Kf. ihm sein Sentiment darüber zu eröffnen. Er selbst hält einen Collegialtag nicht für unrathsam und will, wenn Kf. dabei kein Bedenken habe und der Kaiser einen solchen verlange, ^gern damit einstimmen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten Karl Ludwig. D. Cleve

24. Juni 1661.

[Der in Wien vorgeschlagene Karfärstliche Collegialtag.]

24. Jnni. Dank für die guten Erbietungen , ferner für die communicierte Nach- richt, was der R. Vicekanzler eines vorseienden Collegialtages halber gedacht. Sollte auch an Kf. etwas gebracht werden uud er sehen, wie

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Verwendang für K.Pfalz beim Kaiser. H7

ein solcher Collegialtag in Vorschlag gebracht werden, auch was für Sachen darauf vorkommen möchten , so wird er sich daranf erklären nnd solches dem Kurfürsten commnnicieren. Ihm soll sonst keine za des Rom. Reiches oder seiner Mitkurfürsten ins Mittel kommende Znsammenschickung sn- wider sein.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. Juni 1661.

[aar die Schreiben vom 6. n. 11. Jani. Seodang des R.Vicekanzlers an K. Mains. Beräcksichtigong der Verwendang des Kf. für K.Pfali.]

Dank für die Mittheilungen. Er hat seinen Reichsvicekanzler29. Joni. Wilderich Freiherren von Waldersdorff an K.Mainz abgeordnet, denselben seiner anfrichtigen Intention und alles dessen zu versichern, was ZQ Erhaltnng der allgemeinen Wohlfahrt erspriesslich nnd zu Matnriernng des von einigen Kurfürsten und Ständen so hoch verlangten Reichstages selbst zulänglich und beförderlich sein könne.

Was dann nächst diesem die nach Ausweisung Ihres letzten Sehreibens wegen Animir- und Beibehaltung des Churfbrsten zu Pfalz Ld. gethane wohlmeinende Erinnerung betrifft, wollen Ew. Ld. mir beständig zutrauen, dass gleich wie ich meinestheils Ihrer Ld. alle

Affection zu jeder Begebenheit zu erweisen geneigt bin, also

ich derselben auch dasjenige widerfahren lassen werde, was Ihro die justitia immermehr attribuiren wird, habe dahero meinen Reichshofrath dahin angewiesen, dass er hierauf seinen mir gelei- steten treuen Pflichten nach gebtlhrende Reflexion machen und Ihro Ld. Gerechtsame beobachten wolle.

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D. Heidelberg 28. October/[7. November] 1661.

[Mittheilong neuer französischer Anträge.]

Er theilt ihm mit, was Oravelles dieser Tage im Namen des Königs 7. ^^ov. ▼on Frankreich bei ihm angebracht und welche Antwort er darauf ertheilt hat, bittet Ef. ihm seine Gedanken darüber roitzntheilen nnd diese ▼ertrauliche Commnnication dergestalt zu mesnagieren, dass ihm keine Unge- legenheit deswegen zuwachsen möge.

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g3 2- Hie Allianz mit Knr-Pfals.

Proposition de Mons. Gravelles attouchant le renouuellement de TAUiance auec la France

et

La resolution la dessus de S. A. E. Pal.^ le 25. Octob. 1661.

25. Oct. M. Gravelles a proposö a S. A. E. Pal.f qne le Roy Treschrestieu,

voyant qoe S. A. E. trouaoit de la difficultö a entrer dans TAUiance du Rhin, desiroit de renooueller le dernier Traitt6 particolier fait aoec S. A. E., raaiB quMl y falloit, poar piecaution, changer et adiouster quelques Articles, assauoir:

Qn'en atteodant que S. A. E. entre daos la Cuafederatioo qui a 6t6 conclne entre S. M.^ Tresch.»« et quelques Electeurs et Priuces de TEmpire ä Mayence le 15. d'Aoust de raunöe 1658, S. A. E. se conforme cependaut aus Cooseils et anx resolutions de la d.« Confederation en tout ce qui regardera la seuret^, le bien et la libert^ de FEmpire.

Que S. A. E.«declare, qne le Trailt6 qu'Elle a fait auec M. TEIec- teur de Brandebourg ne nuira et ne pourra deroger en rien ä celluy qu'Elle fait auec S. M.'^ Tresch.**« et qn'en toutes les rencontres od les iuterests et les desirs de lad. 1A.M se trouueront contraires aus Sentiments dud. Electeur de Brandeobourg sad. A. £. promette d'opiner dans le College Electoral soit a la Diete generale, soit dans les antres Assem- blees pnbliqnes par Elle niesme ou par ses Ministres conformement aux intentions de S. M.^ Tresch."« en tout ce qui regardera le bien de TEmpire.

Que S. A. E. s'estant engag6 dans le meeme Traitt6 fait auec led. Electeur de Brande n'bourg de se communiquer reciproquement tous leurs Gonseils dans les affaires publiques, promette et s'oblige que nonob- stant cette Clause Elle ne communiquera rien and. Elect' de Branden- bonrg tant qu'il demenrera engag6 dans des jnterests contraires qui puisse nuire a ceuz.du Roy, et ne luy donnera aucune connoissance de ce que S. M.^ Tresch.^® pourra luy auoir confi^ de ses intentions si ce n'est auec le consentement prealable obtenu de sa M.^ Trescb.**«.

Qne le Roy Tresch. ne vouloit pas se mesler des differends particnliers de S. A. E. (ayant expressement nomm^ ceuz qui regardent les Leibeigene) autrement que par Tentremise de ses bons Offices et exortations.

Qne sad. M.^<» Tresch.°« desiroit fort que S. A. E. fust en bonne intelli- gence auec la Maison de Hessen Cassel, mais qu'il ne disoit pas cella comme une conditiou sine qua non; que le Roy y prenoit interest parce qu'ayant est^ pendant la derniere guerre en une estroite alliance auec cette maison la et l'ayant a present renounell^e, il ne voudroit pas que faisant alliance auec S. A. E. ses alliös vescussent en mesiutelligence ensemble.

Sur ce que dessus S. A. E. luy fit donner pour response et resolution:

Que S. A. E. ne doutoit pas que led. S.*^ Qravelles ne se sonuienne des conditions auxquelles S. A. E. s'offrit de traitter auec luy lors qu'il fut icy au Mois de May de cette ann^e; Surquoy 11 se chargea d'obtenir un plein pouuoir de S. M.** Trescb."«.

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Fraozösische Anträge an K.Pfalz. 89

Qne S. A. E. n'a scea remarquer par sa proposition et ce qa'il a dit aoz CoDseillers de S. A. E., qo'il ait est^ poarvea ausdites cooditioDS, mais bien qoe le Traitte qu'il propose scmbloit batter directemeot & Inj oster la libert6 de son sofifrage en toat ce qai regardera la seuret^, le bien et la libert6 de l'Empire, en TobligeaDt a se conformer aox Consells et resolotions de quelques Electears et Princes de TEmpire Alli^s de sa M.'^ Trescb.n« en vertu de la Confederation conclue a Mayence le 15. d'Aout 1658. Ce qne ne se ponuoit faire sans donner gränd sniest de Jalousie a S. M.^^ Imp> et auz autres Electeurs, Princes et Estats de TEmpire qoi ne sont pas de cette Confederation et particulierement a M. TElecteur de ßrandenbourg proche parent et Alli^ de S. A. E.

Qne S. A. E. n'auoit jamais desir6 que S. M.'^ Tresch." interrompe le coors de la justice de FEmpire en fayenr des droits de S. A. E. mais seolement d'en estre assist^e par ses bons Offices et contre la voye de fait.

Que pour le differend auec M. le Landgrave de Hessen Gassei S. A. E. ayant satisfait M. TElecteur de Brandenbourg sur les expediens qoe led. Electeor de Brandenbourg a propos^ pour adiuster les points lesquels & son anis estoient encor a decider et entrepris d'y disposer aussi M. le Landgrave, il n'y auoit lieu de doutter, qu'il n'arrine & nn bon accord.

Que S. A. E. se promettoit, que S. M.^ Trescb.»« aura la bontö de oe pas trouver mauuais que les affaires estans en ces Termes, S. A. E. de- meore dans ceuz du Traitte de paiz, qu'elle obseruera tousionrs de tont &0Dt pouuoir, et particulierement en tont ce qui regarde les interests de »a M.»« Tresch.°«, la seuret6, le bien et la libert6 de TEmpire et que S. M.»* Tresch."« ne lairra pas de continuer a S. A. E. sa faueur et son appny pour le Bien de ses interests en conformit^ du dit Traitte. Enquoy S. A. E. prioit le d. S/ Grauelles de Touloir employer ses bons Offices.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln a. d. Spree 18. November 1661.

[aof daB Schreiben vom 28. October/ 7. November. Die Anmassang Frankreichs. AafrecbterhaltaDg der Allianz.]

Dank für die vertrauliche CommunicatioD. 18. Nov.

Und gleichwie wir das Gravellische An- und Vorbringen der- gestalt beschaffen zu sein befinden, dass dasselbe von mehrer Con- sequenz und dahin angesehen zu sein scheine, wie man ferner einen und den anderen Reichsstand an sich ziehen möge, also können wir gleichwohl nicht begreifen, wie im H. Römischen Reich und dessen öffentlichen Versammlungen oder sonsten unser als eines Reichscuhr- ftrsten fttr die Ehre Würde, Ruhe und Wohlstand unsers geliebten

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90 '^. Die Allianz mit Kur-Pfal«.

Vaterlandes teutsoher Nation führende Intention und Batbsehläge mit dem Könige oder Cron Frankreich coneurriren und dahero gegen einander sein werde, viel weniger, wie der König oder Cron von Frankreich, nachdem das Reich dem Instrumente pacis seinerseiten ein vollkommenes GnQgen gethan, bei den Guhrfiirstlichen oder an- dern Conventen etwas zu erinnern. Zwar ist es uns dabei leid, wie der Gravelli seines Königes und unser Interesse för zwo wider- wertige Dinge halte, und seind versichert, dass wir darzu unsers Orts die geringste Ursach nicht gegeben, als wir aber bei Lebzeiten des Cardinal Mazarini ungeachtet aller geschehenen Remonstration in der That erfahren, dass Frankreich von seinen alten Maximen und mit unserm Cuhrhaus von vieler Zeit hero gehalten genauen Correspondenz abgelassen und soviel möglich wider uns und unser Interesse an allen Orten stark gearbeitet, so haben wir auch unsere Conservation so gut wir gekonnt sonsten suchen und beobachten müssen. Uiid demnach Ew. Ld. sich albereit wohl und dergestalt erkläret, wie es einen getreuen Cuhrfürsten gebtlhret, tlberdem sich zu beständiger und fester Haltung des mit uns aufgerichteten Bttnd- nus nochmals erbieten, also versichern wir Ew. Ld. hiermit gleich- falls reciproce zu aller beständigen und der Allianz gemässenen Freundschaft. Und weil sowohl das Reich als auch ied weder Cuhr- fttrst, Fürst und Stand desselben nicht nur mit dem Könige und Cron Frankreich, sondern auch anderen auswertigen in gutem Ver- trauen und Nachbarschaft zu leben, auch wir absonderlich vor uns keines anderen gemeinet sein, so sehen wir nicht, warumb je- mand der auswertigen von dem Reich oder demselben zugethanen Cuhrfürsten, Fürsten und Ständen etwas anders und weiters zu be- gehren haben. Es ist Ew. Ld. aus denen alten und neuen Geschich- ten mehr dann zuviel bekannt, dass das H. Römische Reich niemals sich in besserem Stande befunden, als wenn es seine Sachen vor sich allein gehabt, denen Benachbarten zur Feindschaft keine Ursache gegeben und sich aller fremden Sachen soweit entschlagen, das wird verhoflFentlich mit Gottes Hülfe auch noch ietzo das beste sein.

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Fraozösiscbe Anträge an K. Pfalz. 91

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 18. No- vember 1661.

[Ifittheilnng der Eröffbongen von K.Pfalz. Frankreichs anmassendes Auftreten

im Reiche.]

Er theilt demselben das Anbringen Gr avelles an K. Pfalz und dessen 18. Nov. Erklämng darauf mit, bittet den Kaiser, ihm seine Meinung darüber zu eröffuen.

Es will fast das Ansehen gewinnen, dass nachdem Münster und Trier ') sich auch in die also genannte Frankfurtische Allianz be- geben, man die annoch wenig tlbrige Stände vollend hineinzuziehen und dergestalt das arbitrium im H. Romischen Reich per indirectum an sich zu bringen suche, welches, wie es eine Sache von der aller- grössten Wichtigkeit ist, also werden E. Keys. M., zumal gegen be- vorstehenden Reichstag deroselben reichlich vofznsinnen wissen und ibro belieben lassen, das Werk unbeschwert in geheimb zu halten.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. No- vember 1661.

[tut das Schreiben vom 18. November. Der Anmassang Frankreichs muss ent- gegen getreten werden.

Dank für die Mittheilung. Kurpfalz hat in seiner Antwort an 29. Nov. Gravelle das Werk gar reiflich und wohl überlegt, was das für eine Freiheit des Reiches sein würde, wenn dessen vornehmste Säulen sich an eine so gestalte Allianz binden lassen sollten, vermöge deren sie sich des höchsten Kleinods ihrer Gerechtsame und Libertät zu begeben, und sich deren nur so weit zu gebrauchen befugt sein sollten, als es der Krone Frankreich Interesse zulassen würde. Auch er wie Kf. ist der Meinung, das« man auf diese als eine der allerwichtigsten Sachen eine absonderliche Reflexion zu machen und wohl vorznsinnen habe, damit solchem weit aus- sehenden Beginnen gesteuert werden möge. Kf. möge sich bemühen, K. Pfalz bei seiner guten Intention zu erhalten.

'). Bischof Christoph Bernhard von Münster war schon im Januar 1661 der Rheinischen Allianz beigetreten (s. Tücking, Geschichte des Stifts Munster Mter Christoph Bernhard von Galen S. 82; Köcher I S. 299.), Kurfürst Karl Kaiparron Trier im August desselben Jahres. (Gnhrauerll S. 311, Mignet, N^goeiationt relatives i la succession d*Espagne sous Louis XIV. II S. 19.)

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Abschnitt 3.

Die Belehnung des Kurfürsten durch den Kaiser und die Verhandlungen über die schwedische Belehnung.

1661.

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Einleitung.

Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm im Jali 1642*) darch Kaiser Ferdinand lll. die Belehonng mit seinen Reichslanden und den böhmi- schen Lehen empfangen hatte , hatte der Tod dieses Kaisers und die Erhebung des Sohnes desselben, Leopold I. zur kaiserlichen Würde (18. Juli 1658) auch für ihn eine neue Lehnsempfängnis nöthig gemacht. Da die damaligen kriegerischen Yerbältnisse die Ausführung derselben innerhalb der eigentlich vorgeschriebenen Jahresfrist unstatthaft erscheinen liessen, so hatte zu Ende derselben der damals auf dem Feldznge in Jüt- laud abwesende Kurfürst die Geheimen Käthe in Berlin angewiesen'), durch seinen Residenten in Wien, Andreas Neumann, um Verlängerung dieser Frist nachsuchen zu lassen, schon jetzt aber die zu einer solchen Belehnong nöthigen Vorbereitungen zu treffen, die Instruktion, Vollmachten, Creditive u. s. w. für den Geheimen Rath Johann Friedrich v. Loben and jenen Andreas Neumann, welche er damit zu betrauen gedachte, anzufertigen. Der Kaiser hatte dann auf das Gesuch Neumanns zu- nächst durch ein Decret vom 23. Juli 1659 den Termin auf 6 Monate, bis zum 23. Januar 1660 « und als der Kurfürst infolge der Fortdauer der kriege* rischen Verwickelungen zu Ende 1659 um eine weitere Prolongation nach- suchen Hess'), durch ein neues Decret vom 19. Januar 1660 auf weitere 6 Monate bis zum 23. Juli, dann auf ein nochmaliges Frolongationsgesuch^)) welches mit der bevorstehenden Reise des Kaisers nach Steiermark und andererseits damit, dass der Kurfürst infolge des Todes seiner Mutter und des eben erfolgten Friedensschlusses seine Minister zu allerhand anderen Abschickungen gebrauchen müsste, motiviert wurde, auf weitere 3 Monate, bis zum 23. October 1660 verlängert. Diesen Termin scheint der Kurfürst wirklich einzuhalten beabsichtigt zu haben. Rechtzeitig Hess er die Vor- bereituDgen, welche vorher doch unterblieben sein müssen, treffen, Anfang

«) 8. Ürk. u. Akt. I S. 790.

^ d. Feldlager bei Coldingen in Jütland 30. Juni/ 10. Juli 1659.

^ Kf. an A. Nenmann d. Hauptquartier zu Barth 3./ 13. November 1659.

*) Kf. ao A. Neumann d. Coln a. d. Spree 3./13. Mai 1G60.

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96 3. Die Belehonog des EorfarsteD n. 8. w.

Juli wurde eine InstruktioD für jene beiden Bevollmächtigten durch den Geheimenrath Friedrich v. Jena anfgesetzt, der Entwnrf desselben wurde am 31. Juli im Geheimen Rathe verlesen, darauf auch an Nenmann mit- getheilt und demselben aufgetragen, was er dabei etwa zu erinnern habe rechtzeitig anzumelden, auch die in den fränkischen Fürstenthümern regie- renden Vettern des Kurfürsten, Markgraf Albrecht von Anspach und der minderjährige Markgraf Christian Ernst von Baireuth, denen kraft der Dispositio Achillea und des dieselbe bestätigenden Geraer Haus- vertrages die Mitbelehnung zur gesamten Hand mit den Kurlanden zustand, wurden von der Absicht des Kurfürsten in Kenntnis gesetzt und aufgefor- dert, Bevollmächtigte nach Wien zu senden. Schliesslich . aber hat der Kurfürst docb noch einmal eine neue Prolongation des Termins nach- gesucht. In einem Rescripte an Neumann*) schreibt er, derselbe werde ans seinem vorigen Rescripte ersehen haben, dass er gewünscht habe, die Belehnungssache jetzt zu Ende zu bringen. Da er sich aber aus dem In- strumento pacis und sonst ferner habe berichten lassen, dass der König von Schweden als Herzog von Pomroern zu der Zeit, wann er mit Pommern belehnt werde, durch seine Bevollmächtigten die Mitbelehnung zu empfangen habe, und dass er, der Kurfürst, verpflichtet sei, demselben den von dem Kaiser für die Belehnung angesetzten Termin vier Monate vorher anzuzeigen, so solle Neu mann dieses dem Kaiser vorstellen und denselben ersuchen, wegen dieser ihm nicht eher beigefallenen Ursachen einen weiteren Indult auf wenigstens 6 Monate zu gewähren, und in der That bewilligte der Kaiser durch Decret vom 12. November, dem Antrage Neumanns entsprechend, eine weitere Prolongation auf 8 Monate bis zum

23. Juni 1661.

Es ist durchaus unglaublich, dass man brandenbnrgischerseits, wie der Kurfürst hier vorgiebt, jenes durch den Westfälischen Frieden Schweden zugesprochene Recht der Mitbelehnung über Hinterpommern und Garn- min und die noch weiter gehenden Rechte, welche der Kurfürst in dem Stettiner Grenzrecess von 1653 dieser Krone hatte einräumen müssen, ein- fach vergessen und dass man sich erst nachträglich derselben erinnert haben sollte, vielmehr ist ganz offenbar, dass der Kurfürst zu Anfang die bewusste Absicht gehabt hat, jene Rechte Schwedens, und zwar nicht so- wohl die aus dem Westfälischen Frieden als vielmehr die aus jenem Stettiner Recess abzuleitenden, unberücksichtigt zu lassen. In dem West- fälischen Friedensinstrument ^ war Schweden nur die Simnltaninvestitur mit Hinterpommern und Cammin zuerkannt worden, ohne dass dabei Näheres über die Modalitäten festgesetzt oder bestimmte Verpflichtungen für den Kurfürsten daran geknüpft wären, erst durch den Stettiner Re- cess vom 14. Mai und die im Anschlüsse an denselben zu Stockholm am

24. Mai 1653 abgeschlossenen Specialconventionen waren solche festgesetzt

*) d. Cöln a. d. Spree 13./ 23. September 1660. ^ iDStr. pacis Osnabr. X, § 4 8. auch XI. § 12.

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EiDleitQDg. 97

oDd zagleich die Schweden eiogeräamteo Rechte bedeutend erweitert wor- den. Einmal nämlich hatte sich der Kurfürst dort verpflichten müssen % wenn vom Kaiser der Termin für die Lehnsempfängnis festgesetzt sei, den* selben yier Monate vorher dem schwedischen Könige anzuzeigen, damit derselbe rechtzeitig seine Bevollmächtigten zur Entgegennahme der Simul* taninvestitur über Hinterpommem und Cammin an den Kaiserlichen Hof entsenden könne. Ferner aber hatte der Kurfürst') dem Könige und der Krone Schweden die früher den Herzogen von Pommern kraft der Erb vertrage zustehende Anwartschaft auf die Neu mark, das Land Stern - berg und die Schlösser Vierraden und Löckenitz samt deren Gebiet und demgemäss auch die Simultaninvestitur mit diesen Landen zugestehen müssen. Dieses auch im übrigen so ungünstigen Vertrages, welcher ihm nur im Drange der Noth abgepresst war, hat der Kurfürst bei nächster günstiger Gelegenheit sich zu entledigen gesucht, und eine solche schienen die glücklichen Waffenerfolge gegen Schweden im nordischen Kriege, in dessen letztem Stadium ein grosser Theil des Schwedischen Pommerns von den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen besetzt wurde, dar- zubieten. Allerdings hat er, ohne grosse Schwierigkelten zu machen, bei den Friedensverhandlungen in Oliva und den gleichzeitigen Verhandlnngenmitden Braunschweigischen Fürsten und deren Genossen') in die Räumung und Wiederabtretung dieser eroberten Plätze eingewilligt, aber jenen Ver- trag betrachtete er als durch den Krieg hinfällig geworden. Er verweigerte die von Schweden geforderte ausdrückliche Erwähnung und Bestätigung desselben in dem Olivaer Friedensvertrage und gab ganz offen kund, dass er denselben nicht für zu Recht bestehend anerkannte. In einer bald nach dem Abschluss des Friedens, sicherlich auf seine Veranlassung erschienenen Flugschrift^) wird auf das eindringlichste die Ungerechtigkeit und Gewalt- samkeit, mit welcher Schweden bei den Stettiner Tractaten gegen den Kur- fürsten verfahren, geschildert, die Ungerechtigkeit und Unbilligkeit der Bestimmungen des Recesses dargelegt und dem Kurfürsten die Befugnis zugesprochen, ohne Rücksicht auf denselben sich wieder in den Besitz

0 Stettioer Grenzrecess § 27 (D&bnert, Sammlang gemeiner u. besonderer Pommerscher and Bägisober Landes -Urkandeo I 8. 140), vgl. Speoialconveo- tioD I (Dahnert 8. 160).

2) Stettiner Grenzrecess §29 (3.143), s. Specialconvention 11 (S. 170).

^ 8. oben S. 4 ff.

*) Sammarinm prooessas, quo erga fterenissimam et potentissimam electorem Brandenbargicnm contra instrumentam pacie» pragmaticas imperii sanctiones, dei, natnrae, gentium oniniaque iura circa restitaendam Pomeraniam alteriorem apad ita dictos limitam tractatas Stetini habitos magna iniustitia atque aperta vi uaa est Saecia (s. 1. 1660). Oboe Zweifel ist es diese Schrift, welche des Kf. Gesandter in Paris, v. Brandt, ins Französische übersetzt, um sie dem Car- dinal M azarin zu überreichen (s. Urk. a. Akt. IX 8.580), und auf welche der Bcbwediache Reichskanzler 1663 v. Grockow gegenäber hindeutet (Urk. u. Akt IX 8.751).

Ifator. ft. QMCh. d. G. Knrf&ntoa. AT. 7

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98 3. Die BelebDQDg des Knrfarsteo u. s. w.

dessen zu setzen , was ihm von Rechts wegen zukomme, und der Kurfürst hat noch nach dem Friedensschlüsse bis in den Herbst 1660 hinein am französischen Hofe Unterhandlungen führen lassen^)! welche dahin zielten, unter französischer Einwirkung von Schweden eine günstigere Grenzlinie in Pommern und den Verzicht auf den Antheil an den Colberger Seezöllen, welchen es sich auch in dem Stettiner Recess ausbedungen, zu erwirken. Allein diese Bemühungen waren ganz erfolglos und einerseits die Erkennt- nis, dass diese Pläne jetzt doch nicht ausführbar seien, andererseits der Wunsch, Schweden, dessen feindselige Haltung gegen ihn gewiss zum Tbeil durch dieselben hervorgerufen war, seinerseits keinen Yorwand zu dem befürchteten kriegerischen Losbrechen darzubieten, haben den Kurfürsten bewogen, einzulenken und wenigstens eine directe Verletzung der Bestim- mungen des Stettiner Vertrages zu vermeiden. Er hat daher, nachdem er von dem Kaiser die erbetene weitere Prolongation des Termiues für die Lehnsempfängnis erlangt hatte, rechtzeitig im Januar 1661 dem Könige von Schweden, allerdings ohne des Stettiner Vertrages Erwähnung zu thun, nur unter Berufung auf das demselben durch den Westfälischen Frieden zugesprochene Recht der Simultaninvestitur Anzeige von dem ihm dazu gestellten Termine und von seiner Absicht, zu demselben Bevoll- mächtigte nach Wien zu senden, gemacht^. Die schwedische Regentschaft erwiderte darauf^), dass auch sie im Begriff sei, eine Gesandtschaft nach Wien zu schicken, um dort die Belehnnng mit den Schweden durch den Westfälischen Frieden zugefallenen Reichslanden zn betreiben, und dass sie Sorge tragen werde, inbetreff der Simultaniuvestitur das, was ihr nach dem Friedensinstrument obliege, auszuführen. Zugleich machte dieselbe dem Kaiser die Anzeige *), dass sie, sobald es die Jahreszeit erlaube, eine Gesandtschaft wegen der Lehnsempfängnis zn ihm schicken werde, und sie entsandte vorläufig ein Mitglied derselben, den „in den Herzogthümern Bremen und Verden bestellten Regierungsrath^ Schweder Dietrich Klei he, welcher schon 1655^) in Wien die damals vergeblichen Verhand- lungen wegen der Belehnung geführt hatte, dorthin voraus, um zunächst die Rechte Schwedens bei der Belehnung des Kurfürsten wahrzunehmen. Derselbe reiste am 10. Mai von Stockholm ab, sah sich aber genöthigt, sich unterwegs länger aufzuhalten. Die Schwedische Regierung in Stettin ersuchte daher den Kurfürsten^, falls Kl ei he nicht zu dem bestimmten

>) S. V. Brandts Berichte aus Paris (Urk. n. Akt. IX 8. 580 ff.).

^ d. Cleve 13. Januar 1661 (abgedruckt in „Bericht and Bewandnis der In- vestitursacbe zwischen den Romisch Kaiserlichen und K. Schwedischen May.* Stralsund 1662, auch lateinisch „Repraeaentatio etc." Beil. F.)

*) Schwedische Regentschaft an Kf. d. Stockholm 9. Februar 1661.

*) Dieselbe an Kaiser Leopold d. Stockholm 16./ 26. Februar 1661 (Bericht und Bewandois (Repraesentatio) Beil. D )

*) S. Heyne, Der schwedische Investiturstreit 1648—1664. Progr. Weilburg 1883 S. 11 ff.

^ d. Stettin 4/14. Mai 1661.

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EiDleitaog. 99

Termine in Wien eintreffen sollte, seine Gesandtschaft 8 bis 14 Tage auf denselben warten zu lassen, and der Kurfürst befahl dem entsprechend T. Loben'), der urspründlich Anfang Juni hatte abreisen sollen, seine Reise noch 14 Tage aufzuschieben, v. Loben begab sich daher zunächst noch auf seine Güter, reiste erst am 28. Juni von Peitz, wohin er das übrige Gesandtschaftspersonal beschieden hatte, ab und traf am 14 Juli in Wien ein, wo inzwischen auch Klei he schon erschienen war.

Die nachfolgenden Akten ?eranschauliohen den Verlauf der von den Gesandten des Karfürsten dort geführten Verhandlungen, welche erst im October ihren Abschluss gefunden haben. Die lange Verzögerung der- selben und die Schwierigkeiten, welche die Gesandten zu überwinden hatten, wurden hauptsächlich durch drei Umstände veranlasst. Erstens durch einen zwischen den beiden Vettern des Kurfürsten, welche die Mitbelehnung zu empfangen hatten, dem Markgrafen Alb recht von Anspach und dem noch nnmündigen Christian Ernst von Bai reuth ausgebrochenen Präcedenz- streit, welcher zur Folge hatte, dass die erwartete Gesandtschaft des letz- teren nicht in Wien erschien. Zweitens durch die von Schweden auf Grund des Stettiner Recesses erhobenen Ansprüche, namentlich die For- derang, dass dasselbe nicht nur zur Simultaninvestitur über Hinterpom- mern und C ammin, sondern kraft der durch jenen Recess der Krone Schweden zuerkannten Ezpectanz auf die Neu mark und die benachbarten Gebiete auch zur Mitbelehnung über die Kurlande zugelassen werde, und dass der Kurfürst von dem Kaiser die Bestätigung jenes Recesses ver- langen solle. Endlich drittens durch die von kaiserlicher Seite erhobene Forderung, dass nicht wie früher alle Reichslande des Kurfürsten in einen Lehnsakt zusammengefasst und demgemäss auch nur ein Lehnsbrief über dieselben ausgestellt, sondern dass über die von demselben durch den Westfälischen Frieden erworbenen Lande, für welche damals zum ersten Male die Belebnung nachgesucht wurde, besondere Beleb nungsakte vorge- nommen und eigene Lehosbriefe ausgestellt, und dass der Kurfürst beson- dere Lehnsgebühren für dieselben bezahlen solle.

Die erste Schwierigkeit wurde dadarch gehoben, dass der Kurfürst, welcher mit Markgraf Albrecht zusammen die Vormundschaft über Markgraf Christian Ernst geführt hatte, für den letzteren, welcher gerade damals die Volljährigkeit erlangte >), von dem Kaiser einen Indult erwirkte, dass er erst später sowohl die Belehnung mit seinen eigenen Landen als auch die

0 d. Gleve 6. Juni 1661.

^ Ghristian Ernst (geb. 27. Jnli 1644) hatte am 27. Juli 1661 das 18. Jahr erreicht. Er hatte die letzten Jahre auf Roiseo im Auslände zugebracht, jetzt uf der Rückkehr erschien er bei dem Korfürsten in Gleve, dieser resignierte dort (25. September 1661) auf die Vormnndscbaft und überliess ihm die Begie- nmg, welche er dann, nachdem er am 29. October in Baireath eingezogen war, wirklich öbemommen hat. 8. Rensehel, Des Dnrchleuchtigsten Ghar- und Föntlichen Hauses Brandenburg Stammbaum (Bayreuth 1666) S. 115.

7*

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100 3. Die Belebnnng des KnrfärsteD o. 8. w.

Mitbelehnung mit denen des Karfürsten empfangen dürfe Oj woranf an dem Belehnungsakte nnr die Anspachische Gesandtschaft Theil genommen hat. Den Schwedischen Forderungen gegenüber hatte der Kurfürst von vorne herein seine Gesandten angewiesen, sich durchaus passiv zu verhalten, d. h. es dem Schwedischen Gesandten zn überlassen, ob er die Erfüllung der- selben beim Kaiser durchsetzen könne oder nicht. An diesem Verfahren hat er dieselben consequent festhalten lassen, und seine Voraussetzung, dass man kaiserlicherseits in dieser Angelegenheit in seinem Interesse han- deln werde, hat sich durchaus erfüllt. Der Kaiser, welcher nach dem Olivaer Frieden Schweden in nicht minder gespanntem und feindseligem Verhältnis gegenüberstand als der Kurfürst, hat unter Berufung darauf, dass die in dem Stettiner Recesse vorbehaltene Einholuug der kaiserlichen Ratification bisher nicht erfolgt sei und dass in demselben Schweden Rechte zugesprochen seien, welche zu bestätigen er durch die goldene Bulle und seine Wahlcapitulation verhindert sei, die Berücksichtigung jener schwe- dischen Forderungen verweigert, und wenngleich es Kleihe gelang, die Verhandlungen längere Zeit aufzuhalten, so hat er doch nicht verhindern können, dass diese endlich den Wünschen des Kurfürsten gemäss ihren Abschluss fanden, dass die Belebnnng desselben mit den Kurlanden ohne seine Zuziehung erfolgte, worauf er sich auch von derjenigen mit Hinter- pommern fern gehalten und sich begnügt hat, die Ausstellung eines kaiserlichen Decretes zu erwirken, in welchem erklärt wurde, dass das bei der Belehnnng des Kurfürsten Vorgegangene den aus dem Westfälischen Frieden herstammenden Rechten Schwedens nicht präjudicieren solle. Jenen von kaiserlicher Seite aufgestellten Forderungen entgegen hatte der Kur- fürst seinen Gesandten aufgetragen, dabin zu wirken, dass für die' Aequi- valentlande keine besonderen Lehnsbriefe ausgestellt, sondern dass dieselben, ebenso wie früher Pommern, mit in den Hauptlehnsbrief aufgenommen würden, die Verpflichtung zur Bezahlung besonderer Gebühren hatte er vollständig abgelehnt In dem ersten Punkte hat er sich nachher den Wünschen des Kaisers insofern gefügt, als er, damit den nach dem Westfälischen Frieden Schweden zustehenden Rechten Genüge gethan werden könne, zuliess, dass zwei Belehnungsakte, der eine für die Kur lande unddie Aequivalente, der andere für Hinterpommern und C am min, vorgenommen, und dass bei dem letzteren Schweden die Zulassung zur Empfangnahme der gesamten Hand gestattet wurde. In dem zweiten Punkte, in Betreff der von kaiserlicher Seite geforderten Gebühren, hat er in der Hauptsache seinen Willen durch- gesetzt. Nur für Hinterpommern erklärte er sich bereit, die Regalien zu entrichten, und als die Reichskanzlei und der Reichshofrath damit nicht zufrieden waren und durch immer weitere Verzögerung der Belehnung ihre Forderungen durchzusetzen suchten, drohte v. Loben, dass er abreisen und die ganzen Verhandlungen abbrechen würde. Schliesslich Hessen sich

') Dieselbe hat erst am 1. August 1663 stattgefunden (Diarium Enrop. X S. 498).

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EioIeitQDg. 101

die Reichskanzleiy die Hofämter ond die niederen kaiserlichen Beamten mit der Zahlung ziemlich nubedentender Somraen (im ganzen c. 1300 Thaler) zaMedenstellen, während der Reichshofrath^ welcher den Betrag des von ihm beanspruchten Landeminm der Generosität des Kurfürsten anheimge- stellt hatte, ganz leer ausging.

Zu Anfang des nächsten Jahres 1662 erschien*) in Wien jene früher angekündigte grosse schwedische Gesandtschaft, um dort die Be- lebnong ihres Königs mit den Reiehslanden und bei dieser Gelegenheit zn- gleich die Bestätigung des Stettiner Recesses durch den Kaiser sowie die Erfüllung anderer Forderungen, welche schon 1655 durch Klei he gestellt worden waren, zn erwirken. Gleichzeitig schickte die schwedische Regent- schaft an den Kurfürsten den Yicckanzler von Vorpommern v. Sternbach, um bei demselben über die Haltung, welche v. Loben Kleihe gegenüber eingenommen hatte, Beschwerde zu führen und auf Grund des Stettiner Recesses von dem Kurfürsten zn verlangen, dass derselbe jene Forderun- gen Schwedens in Wien unterstützen und dort selbst die Bestätigung des Stettiner Recesses nachsuchen solle. Die am Schluss dieses Abschnittes abgedruckten Akten zeigen, wie der Kurfürst sich diesem Ansinnen gegen- über verhalten, wie er gerade daraus, dass die Erfüllung desselben als rertragsmässige Pflicht von ihm gefordert wurde, Gelegenheit genommen hat, dasselbe auf das entschiedenste abzulehnen, und wie er auch in Wien seinen Residenten Neu mann dieselbe passive Rolle wie früher hat weiter- spielen lassen.

An dieser ablehnenden und feindlichen Haltung S c h w e d e n gegenüber hat der Kurfürst auch noch weiter, bis in das Jahr 1663 hinein, festgehalten. Sie zeigt sich in der Instruktion des Kurfürsten vom 2. August 1662 ') für seine Gesandten zum Reichstage in Regensburg, auf welchen der Kai- ser, nachdem die Verhandinngen mit jener schwedischen Gesandtschaft sich fruchtlos zerschlagen hatten, die ganze schwedische Belehnungssache verwiesen hatte, ebenso auch in der seinem nach Schweden geschickten Gesandten v. Krockow mitgegebenen Instruktion vom 31. October 1662^) ond in den zn Anfang des nächsten Jahres im Geheimen Rathe des Kur- fürsten gehaltenen Berathungen^). Dieselbe ändert sich erst, nachdem der Korfurst in diesem Jahre eine wirkliche Aussöhnung und eine engere Vcr- bindong mit Schweden als nothwendig erkannt hat. Schon in einem Re-

0 S. Heyne, Der schwedische loveatitarstreit S. 17.

^ S. nnten Abschnitt 4.

») ürk. o. Akt. IX S 743.

*) Nach dem Geheimenrathsprotokolle vom 9. Jannar 1663 befiehlt Kf. in- folge der Nachrichten v. Krockows von der Armatur der Schweden seinen Ge- beiffleo Bathen, dass ein jeder von ihnen sein schriftliches Bedenken aufsetzen solle, «was sie vermeiuten, dass, wenn solche Zeitang continaieren sollte, Kf. <o thao, was für Aktionen so machen, wie er sich za verhalten, woher die Mittel 10 oebmeo.*

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102 3. Die Belohnung des Kurfürsten u. s. w.

Script an v. Krockow vom 1. Judi 1663^) erklärt er sich bereit, als wei- teren Beweis seiner Freundschaft die begehrte Bestätigung des Stettiner Vertrages nnd die Belehnnng Schwedens mit Pommern beim Kaiser nnd Reichstage zu recommandieren ^), nnd da man damals auch am kaiserlichen Hofe, in dem Wunsche, von Schweden Hülfe für den Türkenkrieg zu er- langen, geneigter war den Forderungen desselben ^u willfahren, so nahmen die seit dem März 1664 in Regens bürg wiederaufgenommenen Verhand- lungen') einen günstigen Verlauf und endeten damit, dass am 5. Mai der schwedische Gesandte dort die Belehnung empfing und in dem von dem Kaiser ausgestellten Lehnsbriefe der gesamte Stettiner Recess und noch besonders die in demselben Schweden zuerkannten Anwartschaften bestätigt wurden, worauf der Kurfürst am 19. October 1664 im Beisein schwedischer Kommissare die Erbhuldigung in Hioterpommern entgegengenommen hat.

') Urk. u. Akt. IX S. 755.

') S. das Bescript an die Reichstagsgesandten v. 9./19. Decerober 1663 unten Abschnitt 4.

3) S. Heyne S. 21f.

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Instruction*), wornach sich Unsere . . . Johan Friederich Freiherr v. Loben ^) . . . und Andreas Neumann ^) bei Em- pfahung der Reichs Lehn zu achten. D. Cleve 4. Mai 1661*).

[Warum die Beleboang erst jetzt Dachgeaacht wird ; anf das Beispiel K.Sachseds

und K.BaierDB zu achten; die für Pommern gewonnenen Aequivalente; die

Belehnungen zu gesamter Hand, von welchen die aber Cleve, Jülich, Berg zu

sondern sind; Abfindung der Reichs- Kanzlei.]

Als nach Absterben der R. Keys. M., weylandt Ferdinand IIL IßW. und darauf erfolgter ordentlicher Wahl der jetzigen R. Keys. M. 4 Mai. Wir uns so balde erinnert, wohin Uns Unsere Pflicht und Schuldig- keit derer von dem H. Rom. Reiche zu Lehn tragenden Lande wie auch aller anderen Anwartunge, Privilegien, Gnaden und Gerechtig- tigkeiten halber anwiese, und dass Wir dieselbe zu rechter Zeit zu suchen hätten, so seind Wir zwar derselben mit der gewöhnlichen Muthung gehöriger Maassen und zu rechter Zeit nachkommen. Dem- nach aber beides die R. Keys. M. ausser dem Reich in Ungarn eine 2ieit lang sich aufgehalten, dan auch Uns Krieges - Expeditiones zugestossen, wodurch Wir und daher verursachter Abwesenheit von Unsern Landen die Lehn würcklich empfangen zu lassen bishero ab-

0 Die wichtigsten Akten für diese Belehnungssache finden sich im E. Haus- archiv zu Berlin. Fufendorf hat dieselben benutzt und giebt auf Orund der- selben (IX §29—31 S. 567 ff.) eine kurze Darstellung dieser Ereignisse.

*) Y. Loben hatte schon bei der ersten Belehnung des Kurfürsten 1642, zu- sammen mit dem damaligen Residenten desselben in Wien, Rebeneck, als Bevollmächtigter fungiert, s. Urk. u. Akt. I S. 790.

*) Andreas Neumann, seit 1646 Resident des Kurfürsten in Wien, s. ürk. u. Akt. IV S.890.

*) Das Concept dieser Instruction, von Friedrich v. Jena geschrieben, trägt ursprünglich das Datum vom 9/19. Juli 16^30, es wurde am 31. Juli im Ge- heimen Ratbe verlesen, nachher aber auf den 4. Mai 1661 umdatiert, s. oben 8. 96.

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104 3. Die BelehnuDg des KurfarsteD a. s. w.

gehalten, deshalb auch von I. Keys. M. auf geschehenes geziemendes Anhalten verschiedene gnädigste Indulta ertheilet und numehro end- lich zur Abstattung der Würcklichkeit und solennen Lehns-Empfahungp der Monat Junius dieses Jahres dazu berahmet so haben Wir Uns resolviret das Werk nicht länger anstehen zu lassen, besondern zumal Wir in Unserer Residenz wieder angelanget, der verlangete Friede durch Gottes Gnade erfolget und dahero die vorgewesene Ver- hinderungen guten Theils bei Uns aufhören, dasselbe zu seiner Endschaft und Richtigkeit zu befördern, weswegen ihr, der Freih. V. Loben, euch dan zu rechter Zeit von hinnen aufmachen sollet, damit ihr euch mit Unserm Rath und Residenten Andreas Neu- mannen zuvorhero die Sache mit einander zu tiberlegen Zeit und Gelegenheit haben möget.

Ges. haben darauf zu sehen, dass die Solennien wie sie yot Alters im kurfürstlichen Hause gebräuchlich waren, beobachtet und der Lehns- eid in der alten Form geleistet, sie selbst ganz wie die von K. Baiern und K.Sachsen recipiert und traktiert werden, znmal Neu mann vor diesem berichtet hatte, dass die E.Main zischen gegen jene zurückge- setzt worden seien. Doch werden sie sich so zu betragen wissen, dass keine unnütze Skrupel erweckt, oder ohne Grund die Hauptsache aufge- hoben werde. Bei der Audienz haben sie die Proposition so wie sie 1638 und 1642 abgelegt, jedoch mit Bcrücksichtignng der seither im Besitzstand eingetretenen Veränderungen abzulegen, so dass in specie des Herzogthnms Magdeburg, wie auch der Fürsteuthümer Halberstadt, Minden und Camin, auch der Suchung der gesamten Hand an das Verzogthnm Meck.lenbnrg, das Fürstenthum Ratzeburg und sonst überall der ge- samten Hand für unsere Vettern, die Markgrafen zu Nürnberg mitgedacht werde, ausser was die Herzogthümer Jülich, Cleve und Berg nebst den dazu gehörigen Landen betrifft, an welchen den Markgrafen weder die ge- samte Hand noch sonst ein ander Recht zusteht. Ges. erbalten zwei Haupt- Vollmachten, eine zu Empfabung der ordentlichen männlichen Reichslehen, darunter auch die Aeqnivalentlande inbegriffen, und eine für die Cleve- Jülicb-Bergischen Lande, und sie haben diese Lebnssache, absonder- lich die Angelegenheit der Aequivalente, bei den anwesenden Ministris aufs beste zu recommandieren und dabei sich der beifolgenden Creditive *) zu bedienen.

^) Sie erhalten solche ausser an den Kaiser, die verwittwete Kaiserin and den Erzherzog Leopold Wilhelm an Wenzel Franz Easebius Herzog von Sagan und Fürst von Lobkowitz, an Johann Weichardt Fürst von Anersperg, an Johann Ferdinand Fürst von Fortia, an Don Annibal Gonzaga, an den Hofmarschall Graf Stahremberg, den Geheimenrath Graf V. Traun und den Oberkämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm, den Grafen

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iDBtraktioQ der Gesandten. 105

Und ob wir wohl dafür halten müssen, dass die Belehnung über die Jfllich-Cleve-Bergischen und zugehörigen Lande so wenig vor jetzo als vor diesem erfolgen möchte, so ist jedennoch die Belebnung mit ganzem Fleiss zu suchen (damit) uns die ge- ringste Schuld der bis anhero unentschieden gebliebenen Sachen nicht beizumessen, auf den äussersten Fall aber unser Recht zu ver- wahren. Und nachdem wir jetzo auch zugleich mit denen

in dem Instrumente Pacis erhaltenen Aequivalent - Landen , als Magdeburg, Halberstadt, Minden und Gamin belehnet werden müssen und dahero die Notturft erfordert, dass die Lehnbriefe dar- über als die ersten, und weil die Lande geistliche Güter gewesen, wohl und ohne einigen Scrupel oder Praejuditz, absonderlich der- gestalt eingerichtet werden mögen wie unser Haupt- Lehnbrief über unsere Chur-, Herzogthttmer und andere Fürstenthümer, und dass dem Papst oder andern Päpstlern zu gefallen keine vorträgliche oder son- sten einige andere Clausula reservativa hieringerückt werde , so sehen wir nicht, wie wir dergleichen Clausul gar oder doch auf den äussersten Fall anderer Gestalt zulassen können, als dergestalt: „doch uns und dem h. Reich an unser Obrigkeit und sonst männig- lich an seinen Rechten und Gerechtigkeiten, so weit sie dem Instr. Pacis gemäss und demselben auf keinerlei Weise oder Wege zuwider und entgegen, unvorgreiflich und unschädlich." Dieweil auch diese Aequivalent- Lande gegen das abgetretene Pommern uns zu- kommen, wir aber wegen Pommern keine absonderliche Lehnbriefe empfangen, sondern dieses Herzogthum mit in unsern Hauptlehnbrief gesetzt ist, so haben (Ges.) dahin es zu vermitteln, da- mit auch alle diese Aequivalent - Lande zugleich mit in unsern Hauptlehnbrief gebracht und keine Sonderung gemacht werde. Sie haben aber nichts destoweniger dasjenige, was vorhin der Clausul halber erinnert, in Acht zu nehmen, und dass bei denen Aequivalent- Landen unter andern gewöhnlichen Rechten aller schiffreichen und anderen Strömen und Wasser gedacht und sonsten alle Hoheit und Recht, sowohl ob als unter der Erden beobachtet, und bei Halber- stadt Acht gegeben werde, hiermit Uns weder der Probstei halber noch auch sonsten einiges Präjuditz zugezogen, sondern alles ohne

von Schwarzenberg (sämtlich datiert Cleve 4. Mai 1661), ansserdem noch an den Erzherzog Carl Joseph und ao zahlreiche andere Hof- and Staatsbeamte, welche letzteren sie aber nicht abgegeben, sondern wieder zuräckge bracht haben 8. unten die Hauptrelation vom 6./ 16. October.

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106 3. Die Belehonng des Karfursten a. 8. w.

Nachteil ausgefertigt werde. Und was ietzo wegen der Probstei im Fürstentum Halberstadt erinnert, das ist auch bei Minden in Acht zu haben, weil uns Minden mit eben den Jnribus in allen Stflcken übergeben, mit welchen uns Halberstadt im Instr. Pacis zugeeignet.

Weil wir auch in dem Hauptlehnbriefe zugleich zu gesam- ter Hand das Angefälle des Herzogthums zu Mecklenburg^), des Fürstenthums zu Wenden, der Grafschaft Schwerin mitsamt denen Landen Stargardt und Rostock mit ihren Herrschaften etc. wirk- lich empfangen und damit zugleich belehnt werden, nunmehro aber vermöge des Friedensschlusses ') das beste Kleinod des Landes als Stadt und Haven Wiszmar, Land und Amt Pohl, Insel Walfisch und Amt Neuen Kloster mit allen Pertinentien zu Erlangung des Friedens her- und denen Schweden hingegeben und dagegen anstatt eines Aequivalents das Fürstenthum Ratzeburg mit aller Zubehör von dem h. Rom. Reiche abgetreten, die Herzoge von Meckelnburg damit belehnet und dergestalt jetztgedachtes Fürstenthum anstatt des Abganges dem Herzogthum Mecklenburg wiederzugelegt worden, so haben Ges. darauf zu achten, dass der Haaptlehnbrief in Betreff die- ses Punktes io eotsprecheDder Weise geändert werde.

Zu dem Akt der Investitur sind auch Bevollmächtigte der Herren Vet- tern, Markgrafen zu Brandenburg für die gesamte Hand zuzulassen'), so

*) Durch den zwischen Earfurst Friedrich IL von Brandenbarg nnd den HerEÖgen Johann V. and Heinrich IV. von Schwerin and Heinrich von Stargard am 12. April 1442 abgeschlossenen Wittstocker Vertrag war dem Rar- fürsten and dessen Nachkommen fär den Fall des Erlöschens des gesamten Mecklenburgischen Mannsstammes die Succession in den Mecklenburgischen Landen sagesichert worden. Dieser Vertrag war noch in demselben Jahr« 1442 von Kaiser Friedrich III bestätigt worden, nnd seitdem wurde bei jeder Kaiser- lichen Belehnung für Kurbrandenburg dieselbe auch auf das Angefälle der Mecklen- burgischen Lande erstreckt, s. Sc hülse, Die Uausgesetze der regierenden deut- schen Farstenhauser II S. 191.

>) S. Instr. pacis Osnabr. X, § 6. XII, § 1.

*) Auf Orund der Dispositio Achillea und des diese bestätigenden Ge- raer Haasvertrages von 1598 sowie des diesen wiederum bestätigenden Onoltz- bacber Vertrages von 1603 stand den in Anspach und Baireuth zur Regie- rung gekommenen jüngeren Linien des Hohenzolierscbeu Kurhauses die An- wartschaft auf die Kurfürstlichen Lande und die Milbelehnung mit denselben zu. In Anspach (Onoltzbacb) regierte damals (1654 1667) Markgraf Albreoht, in Baireuth (Culmbach) war nach dem Tode des Markgrafen Christian 1656 dessen früh verwaister unmündiger Eukel Christian Ernst zur Regierung ge- kommen, für welchen bis zu seiner Voiyährigkeit (1661) Kurfürst Friedrich

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lostruktioD der 6k^8aDdteD. 107

wie andererseits für die Sparoecki sehen nnd Ha 11 er steinischen Reichs« Iehen> welche die Herren Vettern in Franken inne haben und besitzen, die gesamte Hand für den Ef. tu snchen ist. Aach sollen die Ges. den Markgrafen Albrecht in der Kitz ingi sehen 8acheO gegen Würzbarg unterstützen and bei dem Kaiser eine dem Vorschlage des Markgrafen ent- sprechende Resolution auswirken.

In Betreff der Kanzlei -Gebühren ist unstreitig, dass ein Kurfürst für Urkunden, die seine Kurlande angehen, nichts zu zahlen schuldig ist; die Aequi Talente hat die letzte Wahl Kapitulation ') ausdrücklich für tax- frei erklärt. Für Pommern* hat schon des Ef. Vater 1638 7000 Thaler, ond überdies für die Hofämter jener so wie der jetzige Ef. 1642 ein Dop- peltes gezahlt, und da ihm überdies nur ein Theil von Pommern zogefallen ist, so ist er um so weniger yerbunden, noch einmal für die Aequivalent- lande zu zahlen. Alle diese Forderungen haben Ges. deshalb abzuweisen. Für Camin, obgleich dasselbe in dem Friedensschluss nicht ausdrück- lich zu einem weltlichen Fürstenthum erhoben ist, fordert Kf. doch, da laut des Friedensschlusses') selbst die Kanonikate nach dem Tode ihrer jetzigen Inhaber erlöschen sollen, dieselbe Belehnung wie für die übrigen Aequivalente.

Die Geheimen Räthe in Berlin (v. Loben, v. Soranitz, v. Blu- menthal und Tornow) an den Kurfürsten. D. Colin a. d. Sp.

4/ [14] Juni 1661.

[Eventaelle Forderangen der Schweden.]

Sie fragen mit Bezug auf v. Löbens Absendnng unter anderm an: 14. Juni. Die Schweden werden, wie in Oliva so anch jetzt, es dahin zu bringen snchen, dass die mit ihnen zu Stettin 1650 (sie!) aufgerichteten Qrenz-Pacta, wie es mit den pommerscben Erbverträgen bei den jedesmaligen Beleh- nangen der Pommerscben Herzoge gebräuchlich gewesen, vom Kaiser absonderlich confirmiert oder wenigstens die darin specificierten und dem

Wilhelm und Markgraf Alb recht die YormundBchaft führten, s. Benschel, Des DorchlenchtigBteD Char- und Fürstlichen Haases Brandenbarg Stammbaam S. 111 ff.

0 S. lostr. pacis Osnabr. IV § 23 ond die genauere Darstellang dieses Streites bei Re ose hei S. 127.

>) Wahlcapitulation Kaiser Leopolds I. d. Frankfurt 18. Juli 1658 § 17 (Londorp YlII S. 354): ,aach solleo diejenige Chur-, Fürsten und Stände, welche TermÖg des FriedeDSSchlass Länder haben abtreten ond davor andere annehmen müssen, zu keiner neaen Cantzley- oder Lehngebäbr yor die über- kommene Hertzog- und Fürstenthamen und Landen yor das Mahl angehalten werden, oder darza einigerley Weiss verbunden sein."

>) Instr. pacis Osnabr. XI § 5.

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108 3. Die Beleboung des Kurfärsten n. s. w.

Kf. abgegrenzten Orte dem Lehnbrief inseriert werden. Nun ist zwar ein unterschied zwischen Erbverträgen und Grenz-Pacten, sie finden auch nicht, class in den letzteren wegen der kaiserlichen Confirmation etwas enthalten. Demnach bittet v. Loben nm Instrniction für den Fall, dass sie hierunter einigen Beifall erlangen sollten.

Des Kf. Vorfahren haben bei den Pommerschen Belehnungen noch 1626 daraufgedrungen, dass wegen der Anwartschaft auf solche Länder ihre Abgesandten zur Mitberührung des Evangelieubuches und Sehwerdtes verstattet werden möchten, sie haben aber solches nicht erhalten, son- dern sich mit Anrührung des Mantels der Pommerschen Gesandten be- gnügen müssen. Nun finden sich in den Stettiner Orenz-Pacten die Worte: per contactnm vexilli und werden sich die Schweden darauf beziehen, dagegen wird Loben die Worte: solitas solennitates und solito more halten^) und sich von dem alten Gebrauch nicht begeben, bis ihm deshalb Befehl des Kurfürsten zukomme.

Der Kurfürst an die Geheimen Räthe in Berlin. D. Cleve

21. Juni 1661.

[Aaf die Relation vom 4/14. Jooi. Die Frage wegen CoDfirmatioQ der Grenz- pacten und der Cerimonien bei der Belehouog mit Pommern ist dem Kaiser

anheimzastelleD]

21.JaDi. In Betreflf der Confirmation der Stettiner Grenz- Traktate

durch den Kaiser haben sich die Gesandten auf den Fall, wenn es vor« kommen sollte, defecto mandati und dass sie darüber nicht instruiert zu entschuldigen, und dass sie daher weder dagegen zu reden noch auch darinnen zu willigen hätten, sondern sie müssten es zu Ihro Eaiserl. Maj. Gefallen stellen, was Sie hierunter für Recht und sonst dem Instrumeuto Pacis gemäss befinden würden. Es würden doch ohne das alle Confirma- tiones salvo jure tertii und also auch dieses dergestalt eingerichtet werden müssen. Was aber die Solemnia luvestiturae wegen Hinterpommern anlangt, sehen wir nicht, wie man von Schwedischer Seite, da sie nur die gesamte Hand an Hinterpommeru haben, dieselbe aber dem Reichs- herkommen nach anders nicht denn durch Angreifung des Mantels ge- schieht, .ein mehres werde praetendieren können, wiewohl auch endlich

0 Der betreffende Paesus des Stettiner GrenEvertrages von 1653 (§27) lautet: lode obtento ab Imperatore termino investiturae reuovaodae is similiter qoatoor ante mensibus S. Regiae Maiestati Soeciae ad modum sopradictam a Sua Sereoitate Electorali significandos est, quo 8. Regia Maiestas sqob ad so- litas circa recipiendam simoltaneam iovestitaram per contactum vexilli soleoDi- tates peragendas mature eatis ad aulam Oaesaream ablegare simaltaneamque investitaram super dacata alterioris Pomeraoiae episcopatnqne CammiDPDsi so- lito more recipere possit (Dfthnert, I 8.140).

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Schwedische FordernngeD. 109

dergleichen Solemnia nicht so eigentlich ans sondern den Stjlnm Cnriae angehen, nnd so wird solches gleichfalls zu Ihr. Kais. M. Verordnung stehen. Oes. haben sich aber darüber mit den Schwedischen in keinen Dispntat noch auch über die Grenz - Traktaten nnd die darin enthal- tenen Worte in Streit einzulassen, damit es nicht das Ansehen gewinne, als wenn sie diesen Traktat dadurch auch approbierten. y. Loben wird darüber mit den Kais. Ministris in Zeit conferieren nnd vorbauen, dass keine Neuerung uns zum Präjudiz zugelassen werde.

Lorenz Christoph v. Somnitz an den Kurfürsten. D. Colin a. d. Sp. 25. Juni/[5. Juli] 1661.

[Zasammeokaoft mit dem Vorpommerschen Kanzler v. Sterubacb.]

£r ist am 20. [30.] mit dem Schwedischen Kanzler zu Stettin^) in Zeh- 5. Juli, denick^ zusammen gewesen. Derselbe hat angebracht: 1) Ef. hätte zu Graf Dohna'), der neben seinen eigenen Geschäften anch beauftragt gewesen sei, den Kf. der Freundschaft seines Königs zu versichern, gesagt, jener coniestiere zwar seines Königs Freundschaft, er würde aber eben berichtet, dass die Schickung aus Schweden nach Warschau^) zu seinem Nachtheil angesehen, 2) der Franzose de Bourdeaux^) habe gegen Kf. im Namen des Schwedischen Königs Sachen ausgebracht, die das gute Vertrauen zwischen diesem und Kf. stören möchten, 3) Schnolsky habe aus Frank- furt berichtet, dass der Kaiser den Deputierten einiger Reichsfürsten ein Me- morial wegen der bedrohlichen schwedischen Kriegsrüstungen ^) habe zu- gehen lassen. Sein König habe ihn beauftragt, die Nichtigkeit dessen, so Misstrauen verursachen könnte, zu weisen, und des Königs friedliche In- tention gegen Kf. zu bezeugen. Wegen der Schickung in Polen, so sei Graf Skitte^) aufgetragen, einige Sachen, die Polen und Schweden an-

0 Der Schwedische Kanzler in Vorpommern Heinrich Coelestinv. Stern- bach hatte (d. Stettin 2./12. Jnoi 1661) v. Somnitz aufgefordert, mit ihm za einer geheimen Besprechung zusammuDZukommeo, v. Somnitz hatte (d. Berlin 5./L5. Jaoi) dem Kf. davon Mittbeilnng gemacht nnd demselben angezeigt, dass er gesonnen sei, dieser Aafforderuog Folge zu leisten, er wolle anhören, was jener vorbringen werde, und sich ilim gegeuuber sehr vorsichtig halten. Rf. ge- nehmigt dann diese Zusammenkunft (d. Cleve 20. Juni 1661).

^ Zehdenick an der Havel, Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Templin.

*) S. über dessen Aufenthalt am Hofe des Kurfürsten zu Cleve (März April 1661) ürk. u. Akt. IX S. 733.

*) Gemeint ist die Sendung Steno Bjelkes, der Ende Mai 1661 als schwe- discher Gesandter in Warschau angekommen war, s. Urk. u. Akt IX 8.253. Diariam Enrop. YIU S. 347.

^ S. ürk. u. Akt. IX S. 737.

<) 8. darüber Urk. u. Akt. IX S. 739 u. oben S. 55.

0 Irrig, der Gesandte hiess Bjelke.

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110 3. Die BelehDnog des KurfurateD u. s. w.

gingen, zn tractieren, aber dabei auch Acht za haben, dass die Freond- Schaft mit Ef. nicht yerletzt würde. Bourdeanz betreffend könnte der König, was derselbe nach seiner Abreise aus Schweden am kurfürst- lichen Hofe geredet oder geschrieben, nicht für das seinige erkennen. Die Armatur sei nothwendig den Moskowitern gegenüber, mit denen der Stillstand nur bis in den Herbst daure 0- Er bethcnerte darauf des Königs freundschaftliche Gesinnungen und bat Somnitz, Rf. zu ersuchen, da sein König mit demselben in engere Correspondenz zn treten wünsche, Kf. möchte sich erklären, ob dergleichen fernere Correspondenz ihm ge- fällig und ob er jemand dazu deputieren wolle. Somnitz versicherte da- gegen, dass auch Kf. zur Erhaltung des Friedens und der Freundschaft geneigt sei; was mit Bonrdeaux passiert, wisse er nicht; dass Graf Schlippenbach sofort nach dem zu Gliva geschlossenen Frieden sich vermerken lassen, dass der Krone Schweden nicht angenehm sein würde, wenn Elbing dem Kf. tradiert würde, wäre zu verschiedenen Malen be- richtet, auch erweckte bei manchen Nachdenken, dass berichtet werde, der Friede zwischen Schweden und Mose au sei geschlossen und dennoch Schweden in ziemlicher Armatur, zumal au Orten, die von Moscau weit entlegen, bestehen bliebe. Sternbach sagte dagegen, mit dem Frieden mit Moscau habe es bisher misslich gestanden, ihre Armatur, zumal in Deutschland, könne niemand ärgern. Feldmarschall Königsmark habe in Bremen die Verpflegung auf die Hälfte reduciert, in Pommern seien 2 Regimenter zu Ross, welche, sobald der Friede mit Moscau richtig, cas- siert werden würdeu, ob Reichsadmiral Wrangel herauskommen würde, sei sehr ungewiss. Graf Schlippenbach wäre dem Kf. bekannt gewesen, auf sein Reden wegen Elbing hätte man nicht viel zu sehen.

Wenn ich meine einfältige Gedanken sagen soll, ist nicht ohne, dass es zum Theil auf ein Sondiren, wie man etwa gegen Polen und 0 esterreich gesinnt, angesehen gewesen sein mag, sonsten aber kommt es mir so für, als wenn die Leute was fUr hätten und E. Churf. D. sich gerne vorher versichern wollten, dann die Sincera- tion war sehr gestudieret auch that er, als wenn Schweden förchtete, dass E. Churf. D. wider sie was förnehmen möchte, gestalt er dann einmal unter andern erwähnte, man möchte ja nicht das praevenire spielen , däuchte mir also wohl, dass sie was fürhaben müssen, wohin aber ihre Intention gerichtet sein mag, desswegen konnte man aus seinen Discursen nichts gewisses nehmen. Von dem Muscowi tischen Kriege und dessen Conduite auf Entstehung des

^) Aehnliche freuodechaftlicbe nod beruhigende firkläraogen erhielten da- mals die Gesandten des Kf. v. Hoverbeck and v. Dobrczenski in Warschau von dem dortigen schwedischen Gesandten Bjelke (s. deren Berichte vom 4. u. 7. Juni Urk. u. Akt. IX S. 257. 259) and ebenso der damals von dem Kf. nach Stockholm geschickte v. Ledebnr (s. ürk. u. Akt. IX S. 736 ff.).

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ZoBammenkaoft y. Somnitz's mit v. Steinbach. Hl

Friedens redete er unverholeo; wann er von Reichssachen redete, wollte er behaupten, dass Schweden im Römischen Reich was fttrzu- nehmen keine Lust hätte. Wie ich ihm sagte, dass neulich von Wien geschrieben, dass I. Kais. M. alle Werbung eingestellet und daher wollte geschlossen werden, dass die Siebenbürgische Sachen zum Accommodement kämen, hörete er was hoch auf und fragte, wo I. Kais. M. auf solchen Fall ihre Völker lassen würden, die sie schon in ziemlicher Anzahl hätten. Von den Polen sprach er also, als wenn zwischen ihnen und Schweden noch nicht alles richtig, weil die Grenze an der Düne noch nicht gezogen, auch weil er fttrgab, sambt hätte der Bischof von Craco mehr Anhang in Polen als der jetzige Erz- bischof, däuchte mir umb so viel mehr, dass er nur umb ausforschen willen solche Fragen movirete, er hat aber von mir nichts widerliches gegen Polen vernommen.

Der Kurfürst an v. Loben. D. Cleve 12. Juli 1661.

[ZasammeDkuDft za ZehdeDick. Mittbeilang davon an Färst Portia.]

Schon vor seiner Abreise nach Wien werde v. L. verstanden haben, 12. Juli, dass zwischen dem Schwedischen Kanzler in Stettin and dem Kanzler in Hinterpommern mit des Ef. Consens 20. Jnni st. v. [30. Jani] za Zeh- denick eine Conferenz stattgefunden hat. Der Schwede hat den Wunsch seines Königs and der Krone, mit Kf. in Freundschaft zu leben, kand gegeben und contestiert, dass sie das, was der Franzose de Bonrdeaux zur Störung des guten Vertrauens aasgesagt, für das ihrige nicht agno- scierten, vielmehr wünschten sie mit Kf. in engere Correspondenz zu treten, and wollten ihm annehmliche Bedingungen anzeigen lassen, und jener hat angefragt, ob Kf. die Conferenz zur Anhörung solcher Vorschläge conti- Doiereo lassen wolle. Kf. hat dies nicht wohl declinieren können und Somnitz die Fortsetzung aufgetragen i). Qes. soll dieses dem Fürsten

0 Kf. weist (d. Cleve 12. und 22. Jali 1661) v. Somnitz an, Sternbach mitsatheilen, dass er beauftragt sei, eine neae Zusammeoknoft mit ihm zu halten, ermahnt ihn aber, dort nur zn vernehmen, in welcher Weise die nähere Cor- respondenz zustande gebracht werden sollte, and sich seinerseits nicht ausza- lassen. Somnitz berichtet ihm darauf (5. October 1661), er habe Sternbach von jenen Befehlen des Kf. Mittheilaog gemacht, aus dessen Antworten aber ■ei ZQ ersehen, «wie sie von der vorhin gesachten Conferenz abstehen, einige Particolarpratensionen als die Waldeckische und Biorenklaaische treiben,* es scheine, als wollte Stern bach an die Hand geben, «dass E. Chf. D. in Schwe- den schicken, and von Ihrer Seite nanmehro dergleichen Conferenz oder Cor- respondenz begehren möchten.* Darauf erwidert Kf. (d. Cleve 11. October 1661),

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112 3. Die BelehnoDg des Rurffirsten u. 8. w.

Portia vertraulich, jedoch ohne Vorzeigung dieses Schreibens, com- manicieren and ihn ersuchen , dass er solches dem Kaiser hinterbringe, sonst aber noch geheim halte, bis man vernehme, was bei dieser Confereoz vorgehen wird.

V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 5./ 15. Juli 1661.

[Ankanft in Wien. Türkengefahr.]

15. Jali. V. L. hat bei seiner gestrigen Anknnft in Wien den Schwedischen

Gesandten Kley and den des Markgrafen Albrecht von Onoltzbach, Grafen von H ardeck vorgefunden. Nenmann hat Nachricht, dass auch der Cnlmbacher bald eintreffen werde. Die Türken haben eine nene Armee von 40000 M. nach Siebenbürgen geschickt, denen zu widerstehen und auf alles ein wachsames Auge zu haben, Montecuculi an die Türkische und Graf V. Starenberg an die Siebeubürgische Grenze geschickt sind, Sta- renberg aber, der nur 6000 M. hat, wird nichts tentieren dürfen. De Sonches hält sich hier auf und wird wegen der Competenz mit Monte- cuculi wohl nicht nach Ungarn, sondern nach seinem Gouvernement zu Brunn gehen. Inzwischen giebt der Sultan viele Friedensversicherungen, denen man aber nicht traut, sondern in aller dienlichen Gegen verfassnng begrififen ist, auch an den Werken Wiens fleissig arbeitet i), so dass um die Stadt herum viele stattliche Gebäude, Klöster und Gärten umgerissen werden müssen. PS. Der Kaiser hat sich mit einer Spanischen In- fantin versprochen, was noch ganz geheim gehalten wird.

V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 24. Juli 1661.

[aaf das Rescript vom 12. Juli. Mittheilang an Portia.]

24. Juli. Fürst Portia dankt für die Mittheilung, derselbe glaubt, dass die Schweden und Franzosen sich alle Mühe geben würden , das zwischen dem Kaiser und Brandenburg bestehende vertraute Bündnis wo nicht zu zerbrechen, so doch zu schwächen. Er billigt, dass Ef. die^ Fortsetzung der Verhandlungen gestattet hat, man werde die Pläne jener besser daraus kennen lernen.

er finde nicht D5tbig, dass Somnitz über die in des ScbwediBcben KanslerB Schreiben berabrten Punkte sich in SchriflwechseluDg einlasse, sollte von jenem ferner etwas Schriftliches an ihn gelangen, so solle er alles bis zu des Kf. Bäckkebr anstehen lassen.

^) Ueber diese damaligen Befestigungsarbeiten in Wien s. Diarium Europ. Vn 8.377; Vm 8.66.

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Erste Verhandlaogen. 113

Aus dem Diarium v. Löben's und Neumann's über ihre Ver- handlungen in Wien vom 5./ 15. bis 20./30. Juli 1661.

Nach üebergabe seines Creditivs an den Oberkämmerer Grafen ▼. Lam- 15. Juli, berg am 5./15. Jnli erhält ?. Löbeo am Nachmittage des 8./ 18. Aadienz 18. Jali. beim Kaiser, welcher ihm möglichste Beschlennigang der Belehnang za- sagty am 9./ 19. bei der verwittweten Kaiserin, in deren Namen Graf Ma- 19. Juli, radas antwortet, während Erzherzog Leopold durch seinen Oberhofmei- ster Grafen v. Schwarzenberg den Empfang wegen Unwohlseins ab- lehnt. Schon am 6./16. hat Nenmanu Abschriften der früheren Lehnsbriefe 16. Juli, und die üblichen Memorialien dem Reichs - Hofrath übergeben, hat aber Zugleich vernommen, dass die neue Belehnang nicht in einem Lehnsbriefe re>tringiert, sondern yerschiedene Briefe aasgefertigt werden sollten, damit den Erb- and Hofämtern die Regalien nicht entgingen.

1.111, Jnli verhandelt Nenmann mit Klei he. Dieser erklärt, seine 17. Juli. Negotiaton bezwecke: 1. Negotia regia, 2. Simnltan-Investitnr für Pommern, 3. die Schwedische Belehnang mit den Reichslanden. Die Simaltan-Investitur umfasse aach alle Stettiner Tractaten. Da er über die letzteren noch Infor- mation ans Stettin erwarte, so hoflfe er, wir würden ihm Zeit lassen, zumal da über die Schwedische Belehnang bei seiner vorigen Anwesenheit 0 zwar ein Projekt') entworfen wäre, bei dem es jedoch noch allerlei za bedenken gäbe. Aach sei zar Theilnahme an diesem Schwedischen Actus ein Herr Sparr, ans einer der ältesten and vornehmsten Schwedischen Familien, bestimmt, der aber aach erst in 5 Wochen hier sein werde. Im übrigen wünsche sein König and das habe er schon vor v. Ledeburs') Ankunft ins Aage genommen mit dem Kf. gute Freundschaft und Nachbarschaft zu halten. Ueber das seit 14 Tagen herrschende Gerücht, als seien Irrun- gen zwischen Dänemark und Schweden ausgebrochen, äusserte K leihe sich dahin, Dänemark habe seine Miliz noch nicht aus Holstein abgeführt, auch in Holstein Contribution erhoben und suche auch Femem an sich zu bringen. Darüber habe Schweden in Copenhagen sich beschwert und er- warte Abhülfe.

Unter Bezeugung, dass auch der Kf. Freundschaft und gute Nach- barschaft wünsche, erklärten wir, dass uns aufgegeben sei, unser Geschäft

1) Kleihe war schon Ende 1654 von König Karl X. Gustav nach Wien geichickt worden, um die Belehnang mit den durch den Westfälischen Frieden Bchweden zugefallenen Reichslanden zu betreiben, hatte aber schliesslich nach fruchtlosen Verhandlungen 1657 abreisen müssen. S. Heyne, Der schwedische iDvebtiturstreit S. llff.

>) Dasselbe ist abgedruckt in Bericht und Bewandnis (auch lateinisch erschienen unter dem Titel: Bepraesentatio inter S. Caesaream Maiestatem et S. Regiam Maiestatem actorum de negocio investiturae etc. Stralsund 1663) Beil. B, danach im Diarium Europ. VUI 8.428 u. Londorp YIII 8.844.

») S. ürk. u. Akt IX S. 733flf. lf«tar. s. Gesch. d. G. Kurfurtten. XI. b

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114 3. Die Beleboaog des Kurfarsten u. 8. w.

bald ZQ beendigen, in Betreff des Stettiner Traktates uns defccto mandati zu eotscbaldigen , uns aber gefallen zu lassen, was der Kaiser darin für Recht erklären werde; übrigens verlange nicht einmal der Stettiner Traktat die Inserierung der Licent-Convention in den Lehns-Akt

Vom 13. / 23. 16./ 26. Juli verfassen und überreichen die Gesandten dem Reichshofrath die Anträge (Memorialien) wegen des Ef. eigner Be* lehnung und wegen der gesaraten Hand, wobei ihnen der Präcedenzstreit des kürzlich mündig gewordenen Markgrafen Christian Ernst von Culra- bach mit seinem Vetter Albrecht von Onolzbach Schwierigkeiten be- reitet, da die Gesandtschaft des Culmbachers deswegen erst nach 6 Wochen 26. Ja li. eintreffen will. Am 16./ 26. Juli meldete sich Kleihe an und stellte in zweistündigem Discurs 9 Forderungen auf: 1) vertrauliche Besprechung wegen der gesamten Hand unter gegenseitiger Mittheilung der Instruktionen, 2) in den Lehnsbrief des Kf. sollte bei solchen Landen, in denen Schweden die Anwartschaft und gesamte Hand zustehe, diese Expectanz mit inseriert werden , damit die verbündeten Häuser *) nicht deswegen mit Schweden in Streitigkeiten geriethen, 3) Vorlage des Antrages, den Ges. wegen des Investitur -Akts machen würden, 4) ob man des Königs dabei gedenken werde? 5) im Pommerschen Lehnsbrief sei des Schweden zukommenden Halbscheids der Licenten zu erwähnen, 6) Mittheilung, wie man in demsel- ben über das Herzogthum Pommern sich äussern wolle, 7) ob wir befeh- ligt seien, die Confirmation des Stettiner Recesses zu begehren? 8) Kf. solle sich verpflichten, nicht nur in direkten Anschreiben, sondern auch einem Dritten gegenüber den König Majestas statt Regia Dignitas zu nennen; in solchem Fall werde Kleihe dem Kf. in der Vollmacht an den RHof- rath das Prädicat Serenissimus Celsissimus geben, 9) wie in vorigen Zeiten zwischen den Kurfürsten und den Herzogen von Pommern, so solle es auch im Pommerschen Lehnsbrief zwischen dem Kf. und Schweden in Betreff der gesamten Hand gehalten werden.

Wir erwiderten: ad 1) beim bevorstehenden Lehnsnegotium wäre es von uns auf alle von Kaiser und Reich dem Kf. zustehenden Lande ab- gesehen, in welchen terminis wir präcise verbleiben würden, der kgl. Ges. aber werde, was er ratione simultaneae Investiturae dabei zu verrichten, auch wohl in Acht zu nehmen wissen. Kf. habe seiner Obliegenheit ge- mäss dem Könige zu rechter Zeit Nachricht gegeben und werde auch sonst

*) SachseD and Hessen, denen kraft der Brbverbräderang mit dem Bran- denbnrgischen Hanse die Anwartschaft auf dessen Lande zustand. Nachdem durch den Erbvertrag mit den Hersogen von Pommern vom 30. Juli 1571 (s. Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. R) Enrfurst Johann Georg diesen die Anwartschaft auf die Neumark, das Land Sternberg u. b. w. auge- Bprochen hatte, war in der Erneaemng jener Brbverbrüderang (d. Naumburg 30. März 1614) dieses Anrecht der Pommerschen Herzoge auf jene Lande aas- drüoklich anerkannt worden (Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. T). Vgl. Schulze, Die Hansgesetze der regierenden deutschen Färstenbänser U .S.38ff.

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VerhaDdlaDgen mit Kleihe UDd Schütz. 115

allem, was den Pactis gemäss, nichts in den Weg legen, 2) der gesamten Hand Schwedens im Knrf. Lehnsbrief zu gedenken, wäre nicht Herkommens. Was jener wegen der Erbyerbrüderten anführte, gehöre nicht hierher; das InstrameDtom Pacis zeige ihm, was es damit für ßewandnis habe. Der- gleichen 20 movieren würde ohne das beim RUofrath nur so Weiterangen Anlass geben und ich, 7. Loben, hätte ßefehl, bald möglich mich zn ex- pedieren, ad 3) würde nur in generalibas bestehen und Schwedens in spe- eie nicht gedenken, ad 4) die Reqnisita der Belehnang würden im RHof- rath examiniert, ad 5), 6) und 7) wären wir nicht instruiert, ad 8) der Titulator wegen würden wir alles an den Kf. berichten und dessen Befehle erwarten, der Ges. würde am besten thun, diejenige Vollmacht einzuliefern, wodurch dem Ef. am wenigsten zn nahe getreten wird, ad 9) was zwischen dem Kf. und den Pommerschen Herzogen Yorgegangen, sei vigore pacto- rum initorum geschehen, jetzt liesse man es bei demjenigen, was die pu- blica und andere pacta mit sich brächten , denen man von Seiten des Kf. zu inhaerieren begehre. Kleihe bedauerte, dass wir in einem und an- deren uns nicht anders erklärt hätten, lehnte auch unsere Einladung, bei DOS zn Mittag zu bleiben, mit seinen Geschäften ab, Hess sich aber um 4 Uhr bei N e u m a n n zu Besuche anmelden , was dieser aus Besorgnis, dass jener ein anderes zu Disputat bringen würde, ausschlug.

Kleihe betreibt jetzt die Simultan -Investitur, hat deswegen um eine besondere Audienz nachgesucht und trachtet danach, nachdem er unsere Auslassungen vernommen, sich beim RHofrath zu insinuieren. Deshalb wurde für gut angesehen, dass ich. Neumann zum RHofrath Schütze, welchem in Abwesenheit des H. Lindenspührer das von uns eingesandte Lehnsbriefs - Project übergeben worden , mich ' verfügte. Ich bemerkte ihm, dass Kf. die vom Kaiser ertheilte Anwartschaft auf Schwerin und Ratzeburg freudig aufgenommen habe, aber gegen die beabsichtigte Sonderung der Aequivalente in einem besondern Lehnsbrief remonstrieren müsse, da diese Lande nur ein Surrogat für das, was Kf. amore pacis in Pommern aufgegeben hätte, seien, und fragte, in wie weit er sonst mit nnserm Entwürfe übereinstimme. Schütz antwortete: In Betreff Schwerins und Ratzeburgs wären im RHofrath allerhand Bedenken pro und contra vorgekommen, über welche zu entscheiden man dem Kaiser an- heimgegeben habe (N. weiss, dass der Kaiser zn Gunsten des Kf. entschieden hat). Auch wie der Lehusbrief einzurichten, beruhe auf des Kaisers Willen. Wie man Pommern, magnum tractum Germaniae, in den Kur-Lehns- brief habe inserieren können, befremdete viele nicht wenig. Weil aber Kaiser und Reich hieran soviel nicht gelegen wäre, so stünde dahin, was der Kaiser thun werde. Auch verspüren wir, dass man das Herzog- thnm Magdeburg, weil es im Instr. Pacis nur als eine Expectanz be- zeichnet ist, nicht ebenso wie die bereits in Besitz genommenen Aequiva- lente in den Lehnsbrief inserieren will , und bitten wir Kf. uns darüber zu instruieren.

PS. 1. D. Wien 20./30. Jnli 1661.

8*

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116 3- ^1^ BelehDUDg des EarfarateD n. s. w.

28. Juli. Vorgestern war Kleihe wiederum bei Neamaon uod erhob gegen

unser Vorgehen allerlei Einwendungen , namentlich forderte er mit Beru- fung auf eine Urkunde und gethane Versprechungen, dass er beim Lehns- akt mit den übrigen Lehns- Empfängern niederkniee, das Eyangelienbuch berühre und den Knopf am Schwerdte küsse u. s. w. Ich erinnerte Kleihe, er möge dem Wesen seinen Lauf lassen und vor der Zeit nicht unnöthige Sorge tragen; es würde im RHofrath alles adjustiert werden, den Schweden günstigen Urkunden stünden Resolutionen entgegen, naih welchen Usus und Observanz in contrarium liefen. Kleihe sucht mit Fleiss Gelegenheit, das Lehnsnegotium in Conferenzen und dadurch in Weit- läuftigkeiten zu ziehen, was wir abzuschneiden uns möglichst bemühen wollen.

29. Juli. Gestern haben wir beim Fürsten Fortia Visite abgelegt und ihm die

Lehns-Sache recommendiert. Porti a contestierte, dass, indem er dem Kf. zu Willen sei, er auch des Kaisers Nutzen förderte. Kf. werde nicht be- reuen, dass er mit dem Kaiser in gutem Vertrauen stünde; man würde den Schweden nicht mehr einräumen, als was ihnen vermöge des Instr. Fac. gebühre. Er empfing uns oben an der Stiege und begleitete uns bis an die Kutsche, wie auch Tags vorher Fürst Lobkowitz gethan.

30. Juli. PS. 2. Nach Abfassung obiger Relation meldete sich Herr Johann

Ludwig Herwig Smoldt gen. Schütz und brachte an 1) der RHof- raths-Secretar hätte ausser Befehl die kaiserliche Resolution wegen der Expektanz auf Schwerin und Ratzeburg herausgegeben, welche man deshalb gerne geheim gehalten haben wolle, damit es nicht durch alizufrühe Eröffnung zu Contradiction anderer gerathen möchte, zumal Sachsen- Lauen bürg bei den Friedens - Traktaten auf diese Lande praetendiert und es durchgesetzt habe, dass sein Protest dem Instr. Pac. inseriert wurde '), wogegen vom Kf. nichts eingewendet noch auf die den Schweden in Mecklenburg zugewachsenen Länder etwas bedingt sei. Falls nun auch S. Lauenburg eine Prätention darauf nicht zustände, so würden doch diese Lande eveniente casu et in defectum domus Mecklenb. Kaiser und Reich heimfallen, wo dann der Kaiser dieselben dem Reiche zu in- corporieren verbunden wäre. Nun hätte aber der Kaiser in Consideration gezogen die grossen und hohen Merita des Kf., indem er durch Hingebung der vornehmsten Theile der Pommerschen Lande das ganze Reich obli- gieret, und wolle ihm daher desto eher in solcher Anwartschaft condes* cendieren.

2. In Betreff des Lehnsbriefes seien zwar die Aeqnivalente statt Pommerns gegeben und Pommern im Hauptbriefe begriffen; das sei aber darum geschehen, weil der Kf. und sein Vater noch nicht in possessione solcher Lande gewesen , um bei obhandenen Kriegsläqften ihre jura desto mehr zu bestärken ; jetzt sei alles in sicherm Stande, die Aeqnivalente aber absonderliche Herzog- und Fürstenthümer, welche auch absonderliche Ses-

0 S. Instr. Pacis Osnabr. XII § 1.

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VerhandluDgeD mit Eleibe aod Schatz. 117

siones odcL Vota aaf dem Reichstage führten. Doch stünde es den Ges. frei, solche rationes anzaführeD, welche den Kaiser und RHofrath bewegen möchten, alles in £inen Lehnsbrief kommen za lassen.

3. Die über die Recorapensländer ertheilten Lehnsbriefe würden com insertione teztnam Instrumeuti Pac. expediert werden. Dass der Kaiser hieryoD nicht abgehen könne, habe diesen Grund, weil der Stadt Bremen auf keine andere Weise pro tuenda libertate et immedietate Imperii könnte geholfen werden, daher auch die Schweden sich dem Entwürfe dieses Lehns- briefes heftig widersetzten, der Kaiser aber davon nicht ablassen wollte. Wollte man nun dem Kf. willfährig sein, so würden die Schweden sofort gleiches verlangen und die Stadt Bremen in Gefahr bringen, um deren Conservation der Kf. sich so dringend beim Kaiser verwandt habe. Auch sei das Project des Lehnsbriefes so eingerichtet, dass es in anteceden- tibus quam seqaentibns auf ganz Pommern, wie es 1638 und 1642 ver- liehen, laute, obzwar dieses in medio etwas restringiert würde, welches die Schweden, wenn sie Communication des Lehnsbriefes begehren würden es stünde dahin, ob man ihnen dieselbe abschlagen könnte, nicht eingehen oder zugeben würden. Man hätte sich sonst zwar wohl zu ver- sichern, dass man ihnen nichts übriges einräumen würde, es wäre hingegen bekannt, wie sie bald, wenn man ihnen irgend wie nahe kommen wollte, von contraventiones Pacis zu reden anfingen; man dürfe ihnen dazu keinen Aulass geben.

4. würde sonderlich auch wegen Magdeburgs dem Instrumento Pac. nachzugehen sein, in welchem dasselbe als eine Expectanz bezeichnet sei, und könnte der Kaiser davon nicht abgehen in Erwägung, dass der jetzige Administrator dieses Land noch in Possess habe, auch unlängst damit be- lehnt sei. Wollte man diese Expectanz dem Hauptlebiisbriefe inseriert wissen, so könnte derselben an dem Ort, wo der Expectanz auf das Her- zogthum Mecklenburg Meldung geschehe, gedacht werden. Wollte man auf Ausfertigung eines Lehnsbriefes allein beharren ^ so müsste man beim Kaiser per memoriale einkommen, damit es demselben per votum könne vorgetragen werden, und alsdann könnte über die Einrichtung desselben gesprochen werden, uns anheimstellend, ob wir ein anderes Concept dem RHofrathe darüber vorlegen wollten. Damit aber dies ganze Kur- und Fürstliche Lehns-Negotium desto füglicher eingerichtet und dem Kaiser auf einmal vorgetragen werde, wäre von nöthen, dass auch wegen Culmbachs die Requisita produciert würden. Zwar habe der Kaiser wegen des aus- schreibenden Fürstenamts sich fürOnolzbach resolviert, doch erwarte er vom Kf. als caput familiae Anträge, wie beide Fürstenthümer zu ver- gleichen seien.

Hierauf wurde von uns in kurzem so geantwortet: ad 1) man werde die kaiserl. Resolution nicht ausbreiten, ad 2) Aequivalcnte könnten nur ex natura surrogatorum judiciert werden, ad 3) hätte es mit dem Kf. eine andere Bewandniss als mit anderen, da Kf. im vorigen Lehnsbrief ganz Pom- mern erhalten , ad 4) Magdeburg sei nicht Anwartschaft, sondern ein dem

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Ij^g 3. Die Belehonng des Karforaten a. b. w.

Kf. bereits gehnldigtes Herzogtham, wenn nach Kf. die Nntzniessnng ad dies yitae dem Administrator nicht streitig machen wolle. Ein nenes Projekt darüber abzufassen, erscheine ihnen bedenklich, doch wolle Neu- mann sich in seinem Hause mit dem Secretar darüber besprechen. Anf Culmbach sei nicht zn warten.

Schütz, indem er dies dahin gestellt sein liess, gab zn verstehen, dass, wenngleich »lies in Einen Lehusbrief gebracht würde, Kf. doch der Entrichtung der Regalien für die Erbämter wegen Magdeburgs, Hai- berstadts, Mindens und Camins sich nicht entziehen werde, sprach es aber nicht ausdrücklich aus, so dass wir es unbeantwortet Hessen. Dar- auf kam er auf das Laudemium, welches der RHofrath wegen Magde- burgs begehrt: Anno 1688 habe des Kf. Vater die Zahlung nur deshalb anstehen lassen, weil er noch nicht zum wirklichen Possess in Pommern gelangt sei, der RHofrath hoffe daher, Kf. werde das Laudemium jetzt ab- führen lassen, und stelle dessen Betrag dem Kf. als einem „mildreichen^ Herrn anheim. Wir versprachen in unserer Relation dessen zu gedenken. Der RHofrath behauptet, dass alles, was 1638 bezahlt, der Kanzlei zugekommen sei und er, der RHofrath, daran gar nicht participiert habe. Bei diesem ersten Lehns Negotium nach dem Friedensschlüsse thäten sich allerhand Difficultäten vor und noch andere dürften sich bei Abfassung des Lehnsbriefes zeigen; wenn man nun den RHofrath, der an den Emolnmenten der Kanzlei nicht participiert, nicht bedenke, so könnte dieser leicht Hindernisse bereiten, welche Zeit- und deshalb grossen Kostenaufwand verursachen möchten.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 3. August

St. n. 1661.

[Verbandlungen mit dem Reicbsbofrath Schütz.]

3. Aag. RHofrath Schütz hat heute bei v. Loben vorgebracht, dass gestern

Kl ei he den Kaiser schriftlich, den RHofrath mündlich 1) um Abschrift aller unserer Eingaben, 2) um Zulassung zu dem für unsere Belehnnng an* gesetzten Termine mit Bezug auf die Simultan -Investitur gebeten, auch gefordert, dass bei der Belehnnng auf Grund des von Kaiser Rudolf (d. Regensburg 12. Aug. 1594) den Herzogen von Pommern ertheilten Privi- legiums sämtliche Gesandte neben einander anf den Knieen das Evangelien- buch berührten und den Knopf des Schwerdtes küssten, dass ferner 3) die Stettinischen Pacta den Lehnsbriefen inseriert , auch 4) das sogen. Direc- torium Ceremontarum ihm, K leihe, ausgeantwortet werde. Weil dies nun morgen dem Kaiser referiert werden solle , die Punkte aber wichtig und dem Kf. nachtheilig sein könnten, so hätte man gemäss dem zwii>chen dem Kaiser und Kf. herrschenden Vertrauen erst unser Sentiment darüber ver- nehmen wollen, v. Loben hat Schütz gedankt und verheissen, dass

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Verhandlangen mit Schatz. 119

Neamann sich darüber mit ihm besprechen solle, dabei aber bemerkt: ad 1) scheine K leihe nur Gelegenheit zu suchen, durch aufgefundene Scrupel die 8ache auf die lange Bank zu schieben, wie er schon darin kund gebe, dass er Aufschub bis dahin verlange, dass der Frincipal- Gesandte Fh. y. Sparr, von dessen Aufbruch es noch still sei, angelangt wäre, und die Schwedische Hauptbelehnnng über die in Deutschland gele- genen Lande vorhergegangen sei, wogegen sie befehligt seien, sobald nur der Culmbachische Gesandte gekommen wäre, die äusserste Beschleu- nigung zu betreiben, ad 2) hielten sie dafür, dass der Kaiser nicht darein willigen werde, weil es gegen das Herkommen und auch den kurfürstlichen Gesandten bei den Belehnungen mit Pommern nicht gestattet worden sei, auch läge darin ein Präjudiz für die Vettern des Kf , indem zu besorgen, die Schweden möchten diesen Actus für sich erzwingen und jenen gar einst in der Suocession vorgreifen wollen. Wir Ges. würden uns der Belehuung enthalten, ehe wir dergleichen nachtheilige Dinge gestatten sollten. Gegen 4 wäre nichts einzuwenden. Dass der Stettinischen Pacta im Lehnsbriefe gedacht werde, werde Kf. nicht gestatten.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 6. August

St. n. 1661.

[Weitere VerbaodlaDgen mit Schütz.]

Nenmann hat gestern mit Schütz das zwischen diesem und v. Lö- 6. Aug. ben Verhandelte nochmals besprochen. Es sei zu befürchten, meinte er, dass wenn die Schweden die Simnltan- Investitur, auf die sie so dringen, weg hätten, sie uro die Hanptbelehnung, woran Kaiser und Reich beson- deres Interesse haben, sich nieht bekümmern dürften. Zwar könne ihnen die Simultan-Investitur nicht denegiert werden, wenn sie binnen einem Jahre nach eztradiertem Olivischen Frieden gefordert würde. Da aber dieser Termin am 4. oder 14. August zu Ende gehe, stünde es beim Kaiser, ob er sie ihnen später gestatten wolle. Kf. fürchte aber, dass die Schwe- den, nachdem sie dieselbe erlangt hätten, nicht allein den posteris, son- dern auch dem Kf. selbst allerhand Einträge in den anfälligen Ländern und deren Administration machen werden. Der nächste Weg, allen zu besorgenden moris vorzubeugen, werde sein, wenn die Investitur des Kf. der Simultan-Investitur vorhergehe. Der RHofrath, welcher vorgestern und gebtern das Lehnsnegotium berieth, hat beschlossen, der Kaiser könne nicht zugeben, dass der Schwedische Gesandte dem völligen Actus Investi- torae, zumal wenn Kf. mit der Kur belehnt würde, beiwohne, daher müssten 3 Actus gehalten werden 1) wegen der Kur, 2) wegen Pommern und Gamiu, 3) wegen der anderen Lande; auch die Regalien für die Erb- und Hofämter würden sich dann leichter bestimmen lassen; die ver« schiedenen Actus nach Neumanns Vorschlage in Einen Lehnsbrief zu

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120 3* ^i^ BelehouDg des Kurfürsten u. s. w.

bringen, hat man nicht für thanlich gehalten Ges. rathen, Ef. möge 2 Actos, einen fär alle anderen Lande, den anderen für Pommern gestatten, dann würden die Regalien nar für Pommern zu zahlen sein. Freilich würden die Schweden wegen der im Stettiner Traktate gewonnenen An- sprüche auf Märkische Gebiete aach bei der Investitur der Karlande hin* zugezogen werden müssen. Dieser üebelstand, der auch dem Kaiser nicht genehm sei, werde jedoch beseitigt, wenn die Schweden zuerst zum Em- pfang der Reirhslehen aufgefordert werden; dem würden sie nicht nach- kommen, schon weil der Principal -Gesandte nicht zur Stelle ist, Kf. sei dann nicht schuldig, auf diese Belehnung zu warten, der Kaiser ebenso wenig, die Schweden zur Simultao-Inyestitnr zuzulassen',' ehe sie sich dem Reiche verpflichtet haben. Kf. wolle bestimmen, ob im Lehnsbriefe das Herzogthnm Stettin auszulassen, da man nicht genau wisse, was dazu gehört, und ob für den Pupillen '), da v. Stein noch immer nicht ange- kommen ist, ein Indult zu fordern sei, damit durch ihn die Belehnung des Kf. nicht aufgehalten werde.

Der Kurfürst an die Gesandten in Wien. D. Cleve 16. August 1661.

[auf das PS. vom 20./ 30. Juli. Verhaltangsbefeble.]

16 Aug. In dem Streite zwischen Onolzbach und Baireuth hat Kf. als Vormund eine Interims-Verordnung gemacht. Da aber am 27ten die Vor- mundschaft endet, so wünscht Kf., dass bei diesem Actu Investiturae beide Theile sich so betragen möchten, damit der Streit zu des Hauses Respect und ohne Aergernis zu Ende gebracht werde. Ges. sollen den Kaiser zur Ausstellung einer Erklärung zu bestimmen suchen, dass, obgleich Onolz- bach diesmal Culmbach vorgehe, solches der Baireuthiscben Linie zu keinem Praejudiz gereiche, zumal da bei Empfahung der gesamten Hand an den Kur- und anderen Landen des Kf. Baireuth ohne das dem Hause Onolzbach vorgehe. Ges. sollen auf Einen Lehnsbrief bestehen; Kf. ist zufrieden, dass der Belehnung mit Hinterpommern hinzugefügt wird : „wie es im Instr. Pac. enthalten und wegen der Grenzen in Stettin 1653 verglichen ist.^ In Betreff Magdeburgs sollen Ges. eine Abschrift des dem Administrator ertheilten Lehnsbriefes begehren und examinieren, ob das Instr. Pac. darin angezogen ist. Mecklenburg und Magdeburg dürfen nicht zusammen gestellt werden, da Kf. auf Mecklenburg erst nach Ab- gang des ganzen Mannsstammes mitzusprechen hat. In Betreff des Laude- mium erwartet Kf., was deshalb vom RHofrath praetendiert wird, Ges. sollen ihnen ihrerseits keine Hoffnung geben. Bei dem Acte der Investitur kann Schweden nicht mehr praeteudieren als des Kf. Vettern. Dem Gesuche der Schweden nach einer Confirmation des Stettinischen Grenz -Tractats.

0 Markgraf Christiao Ernst von Baireuth s. oben S. 99.

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VerhaDdlaogeD aber die schwedischen ForderiiDgeD. 121

sollen sie nicht widersprechen. Sie sollen auf den Empfang der Lehn,* so weit es die Kur-, die Länder im Reiche nnd in Böhmen betrifft, so- fort bestehen, worauf t. Loben bich sogleich zurückzubegeben hat. Wenn man aber wegen Pommerns am k als. Hofe nicht sogleich fertig und einig werden kann, so soll Neu mann solches ferner allein respicieren, und kann der Haupt-Lehnsbrief so lange ausgestellt bleiben, bis man wegen Pommerns in Richtigkeit ist.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 10720. August 1661.

[Weitere Yerhandlongen mit Wolkenstein nnd Schätz wegen der schwedischen

Forderungen]. Der Vicepräsident v. Wolkenstein und RHofrath Schütz haben20. Aag. uns gcbtern in einer Conferenz im Namen des Kaisers eröffnet: der Kaiser wünsche, wie in anderen Dingen, so auch darin dem Kf. zu willfahreni dass die Belebung förderlichst und unico actu geschehe, aber die Postu- late der Schweden enthielten mehrere Forroalia und Materialia, Tor deren Ausgleichung der Lehnsakt nicht vor sich gehen könne. Formali a: Schweden verlange mit den Agnaten ad contrectationem evangelii et gladii zugelassen zu werden und begründe das auf eine zwischen Brandenburg und Pommern früher geübte Observanz ^ auf die Observanz des kaiser- lichen Lehnshofes und auf den Stettinischen Recess, in welchem dies aus- drücklich Schweden zugesagt sei. Nun sei dem Kaiser die Observanz zwischen Pommern und Brandenburg nicht bekannt, am Kaiserhofe fände sich aber bei der Kanzlei das Contrarium, es habe nämlich 1626 Kurfürst Georg Wilhelm auf sein Anbringen wegen der Solennien den Bescheid erhalten, dass zwar dergleichen in den Lehnsbrief eingerückt, niemals aber zur Wirklichkeit gelangt sei. Der Stettiniscbe Recess sei vom Kaiser nicht ratificiert, obgleich beide Tbeile die Ratification desselben reserviert hätten, 1) auch werde die Ratification von keinem Theile gesucht, dieser

') Der betreffende Passus des Stettiner Recesses 29) laatet (Datnert I S. 148): Caetenim cum S. Regiae Maiestati Regnoqne Saeciae per Instrumentum

Pacis noD modo Citerior Pomerania et Rngia ac simaltanea investitara

in reliqnam einsce partem, sed etiam omnia antecessornm Dncam Pomeraniae jara ao expectantiae atqae ita qnoqae ezpectantia et simultanea investitara in Neo-Marchiam necnon et in castra Vierraden ac Löckenitz eorumqoe adperti- oentia bona eis Marchicos fines in Pomerania sita concessa et collata sint, in eam qnidem concessionem et ezpectantiam sab S. Caesareae Maiestatis rati- ficatione Ser. D. Elector Brandenbargicas ejasqne soccessores necnon agnati

omnes hisce denao consentinnt idqne oam declaratione seqaenti: nempe

ei contingat S. Electorem Brandenbargicam einsque totam domam et familiam Electoralem absqae prole mascala deficere, qnod eo casu S. Regia Maiestas Reges Regnnmqae Saeciae in basce ditiones saccedere earamque vacuam possessionem

praevia supradicta Caesarea ratificatione arripere, interea autem casu ema-

oente siroultanea investitara gaadere debeant.

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122 3. Die Belehnang des Karffirsten n. g. w.

Recess könne also vorläufig Kaiser und Reich nicht binden, und der Kaiser sei nicht gesonnen, ans dem Herkommen zn schreiten nnd Schweden das einzaräumen, was man des Kf. Vorfahren zn vergönnen Bedenken getra- gen. Ad Ma terialia finde der Kaiser bedenklich, die Yerleihnng üuv o acta vorznnehmen, die Expectanz anf die Nenmark widerspreche der Verpflich- tnng des Kaisers, vom Reiche nichts zn veräuFsern, zugleich auch der golde-, nen Balle , wonach die Karlande nngetheilt bleiben sollen. Der Kaiser wünsche aber zn wissen, ob Ges. es für den Kf. für zaträglich erachteten, den Actam zu thcilen, oder wie sie meinten, dass die Schwedischen Forde- rungen abzuwenden seinen. Wir antworteten: wir stellten die Formalia in des Kaisers Erkentni^, meinten aber, dass die Forderung an die Schwe- den, vorerst ihre eigenen Feuda zu suchen, alles beseitigen werde, dagegen erklärten wir uns gegen die Trennung der Actus und für sofortige Beleb- nnng des Kf. Der Krone Schweden könne per decretum versichert werden, dass ihr diese Belehnung nicht praejudiciere, sondern, wenn sie für ihre eigene Lehen praestanda praestiert, ihre Befugniss offen gehalten werden solle; ich, v. Loben, hielte mich schon bis in die sechste Woche hier auf, der Kf. bedürfe meiner und ich müsste auf Beschleunigung dringen.

Jene bestanden dennoch auf Theilung des Actus; dem Kaiser würde es schwer, anders zu verfahren, nachdem Kf. einmal selbst den Schwe- den die Theilnahme bewilligt habe, die Schweden aber, wenn mau ihnen dies direkt abschlüge, Ursache nehmen könnten, mit ihrer Belehnung zum Nachtheile des Reiches zurückzuhalten, die Simultan -Investitur über Hinter-Pommern und Camin wolle der Kaiser, indem er nur so weit sich erkläre, als das Instrumentum Pac. es verlange, so restringieren, dass es, nuUo colore, nicht weiter sollte extendiert werden können. Schliesslich theilten die Kaiserlichen vertraulich mit, dass sie befehligt seien, mit den Schweden in Conferenz zu treten, doch nur über einige Formalia. Heute Morgen hat Schütz an v. Loben geschrieben, die Relation an den Kai- ser sei coucipieit, der gesamte RHofrath wünsche die Sache zum Con- tento des Kf. einzurichten, K leihe habe Aufschub für die Conferenz erlangt.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 13./23. August 1661.

[Conferenz der Kaiserlichen mit Kleihe, dessen anscheinende Vertraalichkeit.]

23. Aug. Der Kaiser hat befohlen, die ihm übergebene Relation zurückzulegen, bis die Conferenz mit dem Schweden gehalten sei; diese ist heute vor sich ge- gangen. Nach derselben zeigte Kleihe den Gesandten au, dass in derselben an dem Eide etwas desideriert worden und seine Forderung, dass in der Voll- macht der Titel des Königs von Schweden dem des Kaisers vorgesetzt werde, nicht gebilligt sei. Ges. Hessen sich durch diesen Schein der Ver- traulichkeit nicht bestimmen, jenen, was er sichtlich mit dieser Mittheilung bezweckte, mit dem Resultate ihrer Conferenz bekannt zu machen.

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VerbaDdlaogen aber die BchwedischeD ForderuDgen. 123

Der Kurfürst an v. Loben und Neumann. D. Tornhout in Brabaut 24. August 1661.

[auf die Relation vom 6. August. Die Schwediaohep Forderungen. Rechte des

Kf. auf Hohensollern.]

Beide sollen die am Schlass seines Rescripts Tom 16. Angnst gegebene 24. Aug. Ordre strenge befolgen, insbesondere sollen sie verhüten, dass ihm anf keine Meise von den Schweden duich die gesamte Hand an Hinter- pommern, Neumark, Yierraden nnd Sternberg eine Concnrrenz in der Regierung wegen selbiger Lande introdueiert werde, und ist nöthig, dass das mit ausdrücklichen Worten praecaviert werde. Wofern aber der Schwede In seinen Memorialien diesen Pankt nicht berühre, sollen sie auch deswegen nichts erinnern, und würde sodann gleichwohl Schweden nicht mehr begehren können, als andere im Reiche simnltanee Investierte. Was die Titulatur anbetrifft, so ist dem Schweden glimpflich anzuzeigen, dass er in Wien für die Krone Schweden als Reichsstand erscheint, nnd dass dem Kf. nicht allein von allen Kur- nnd Fürsten, sondern auch vom Kai- ser der Titel Serenissimus gegeben wird. Wenn Kf. aber mit seinem Könige als König von Schweden correspondierte , so hätte man sich der Titalator halber verglichen. Sollte jener aber damit anch auf C am i n deuten, so sollen sie ihm anzeigen, dass Kf. damit vermöge des Instr. Pac. zu beleh- nen and befngt sei, alle Länder, mit welchen er belehnt sei, in seinen Titel aofzanehmen. Dass dem Kaiser dnrch den Stettiner Vergleich das Werk erschwert sei, könne er leicht glauben und hätte er es gern anders gesehen nnd gewünscht Wenn sie aber am kaiserl. Hof seinen damaligen Znstand, nnd dass Kaiser nnd Reich, wie sie wohl schuldig gewesen, bei der Sache nichts hätten thnn wollen, bedächten, so würden sie von sich selbst gestehen, dass man ihn nnd das Reich in solchen Zustand gesetzt, wie derselbe jetzt wäre. Kf. hätte aber dadurch dem Reiche nicht praeju- dicleren wollen noch können. Und obgleich seine Vettern den Ver* gleich ratificieret, so wären doch die Erbverbrüderten nicht weniger dabei interessieret, welche doch weder dazu ihren Consens gegeben hätten, noch deren sonst dabei mit einem Worte gedacht sei. Kf. wollte den Schweden den Vergleich nicht disputieren, und wurde Confirmation und Ratification zn des Kaisers Belieben stehen. Sollten die Schweden jetzt oder dereinst, wenn die Belehnung über Hinter-Pommern, Nen- mark etc. absonderlich empfangen würde, bei dem Actu Invest. vorzu- sitzen begehren, so ist ihnen zu antworten, dass sie nur als herzogliche Ab- geschickte anzusehen seien, und ohnedem der, welcher nur simnltanee investiert wird, dem principaliter Belehnten nachsitze. Ihr wüsstet auch, dass bei der in Frankfurt a. M. geschlossenen Allianz der König von Schweden in der Ordnung als ein Herzog gesetzt sei, seine Gevollmächtigten anch in dieser Ordnung unterschrieben. Den R.Hofrath Schütz können sie auf des Kf. Erkenntlichkeit hoffen lassen.

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124 3. Die BelehnoDg dos Karfarsten a. 8. w.

Dieweil auch unser Eurhaas aus dem Hobenzollerischen Hause seinen Ursprung hat, dasselbe auf gar schwachen Füssen und fast auf dem Falle 8teht,0 ^s aber in nnserm Archivo zu Colin a. d. Spr. an eigentlicher Nachricht mangelt, so soll Neu mann sich bemühen, aus der RHofrathsre- gistratur einige Nachrichten darüber einzuziehen, und nebst v. Loben beim Kaiser und den 'vornehmsten Ministern Ansnchung thun , dass der Kaiser über das Hohenzollersche Reichslehen, weil es mit unseres Hauses An- fang — und unsere Vorfahren es ?or diesem allezeit gehabt, nicht zu unserm Präjudiz disponiere, sondern unser altes Recht von neuem bestätige.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 21./31. August 1661.

[auf das Rescr. vom 16. Ang. EntscheiduDg des Kaisers wegen zweier Belehnangsactas. Das Laademium für den BHofrath.]

31. Aug. Schütz hat uns im Namen des Kaisers gemeldet^ dass die Belehnung in 2 Actus, einem für die Knrlande und Markgraf Albrechts Reichslehen, und einem für Hinterpommern und Camin erfolgen könne, wofern im Tazamte gebührende Richtigkeit gemacht wäre, die Schweden sollten zur Mitbelehnnng gelangen, wenn sie ihr Memorial nach des Kaisers Willen änder- ten, doch dürften sie nur den Mantel berühren. Wir erklärten uns mit den Ac- tibus zufrieden, doch dürfe der Schwede nur bei dem letzteren anwesend sein. Dass in dem einen Lehnsbriefe alle Lehen, auch die Böhmischen, zusammenge- fasst werden, will der Kaiser nicht zugeben, schon das sei eine besondere Gnade, dass nicht über jedes Fürstenthum ein besonderer Lehnsbrief ausgefer- tigt würde. Nach dem Schluss der Conferenz sondierte v. L. Schütz, wohin und auf eine wie hohe Summe der RHofrath wegen des Landemii zielte. Er meinte, wegen des Quanti werde jener alles des Ef. , als eines weitbe* rühmten liberalen Herrn und Potentaten Willkür lediglich anheim stellen.

^) Von den drei Linien, unter welche nach dem Tode des Grafen KarlL von HobenzoUern (1576), der 155Ö der Alleinbesitzer und Stammhalter der ganzen schwäbischen Linie geworden war, die Besitzungen desselben getheilt worden waren, war die jüngste (die Heigerlocher) schon 1634 ausgestorben, aus der alteren (Hechinger) war, nachdem Fürst Eitelfriedrich V 11. Jali 1661 ge- storben war, nur dessen schon sechzig Jahre alter Bruder Philipp Christoph übrig, welcher sich erst im nächsten Jahre 1662 vermahlte, nachher aber noch mehrere Söhne bekommen hat. Graf Meinradi, von der mittleren (Siegmaringer) Linie (1638—1681) hatte mehrere Söhne. S. Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser III S. 632 ff. Schon 1488 hatten die Sohne des damals gestorbenen Grafen Jo st Nicklas eine Uebereinkunft getroffen, dass sie einander beerben, für den Fall ihres allseitigen erblosen Ablebens aber das Hans Brandenburg zu Erben einsetzen wollten. Schulze a.a.O. S. 551.

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YerzögeniDg durch Kleibe. 125

0

Ges. fragen schliesslich an, ob Markgraf Christian Ernst, der 27. Joli 1644 geboren^ als majorenn zn betrachten sei, da annus inceptns pro completo nicht gehalten werde.

V. Loben an den Kurfürsten (eigenhändig). D. Wien 28. August / 7. September 1661.

[Schwierigkeit mit Kleibe zu verhandeln, derselbe sucht die Sache hinzuziehen].

Da uns von Berlin über die Armatur und die besorglichen Einfälle der 7. Sept. Schweden viel geschrieben wird, anch allerlei Zeitungen umlaufen, die nur bestimmt sind, den Kaiser nnd HHofrath irre zn führen, so lege ich bei, was der Rath und der Hauptmann von Kolbatz') mir überschrieben hat. Mein hiesiges Geschäft geht Fchwer und langsam weiter, und wenn auch gestern eine neue Confereriz mit den Deputierten des RHofrathes gehalten ist, nach welcher keine weitere Verhandlung mehr stattfinden darf, so fürchte ich doch, durch Eleihe noch lange aufgehalten zn werden. Mit Klei he ist übel zn negotiieren, und kann man wohl nicht in gutem an ihn kommen, massen er, wie freundlich man sich auch gegen ihn behauptet, dennoch in seiner eingebildeten Meinung continuieret, selbiges mit Vergessung alier Rationen, redet ohne Aufhören von seines Königreiches grosser Macht, dass sie ein Heer von dO completen Regimentern National Völker aus dem König- reich oline Nachtheil schicken nnd damit, wohin sie wollten, gehen könnten, und dass man alles aus Furcht vor dieser eingebildeten Macht thnn müsse, wie er sich dann nicht gescheut uns seinen Secretar mit einem Entwurf, wie er es haben wolle, auf den Hals zu schicken, und solches Concept ohne seine, sondern nur des Secretars Unterschrift, was Ursache gewesen, dass wir ihm den Aufsatz zurückgesandt und uns defectu mandati entschuldigt haben. Ich verspüre wohl, dass seine Intention dahin geht, den Haupt- actus 80 lauge aufzuhalten, bis die Sache wegen des Steltinischen Ver- gleiches am kaiserlichen Hofe und bei Kf. so weit stabiliert werde, dass die darin enthaltenen Lande und Plätze mit Hinterpommern nnd

0 Derselbe (Franz v. Pelen^ schreibt an v. Loben (d. Kolbatz 9/19. August 16i>l), die Gerüchte von den kriegerischen Absichten der Schweden bestätig^eu sich nicht, es solle in Schweden ein grosser Geld- und Proviantmangel sein, auch in Pommern, namentlich in Rügen sei unerhörter Misswachs, und die Vor- pommersohen Stande hätten durchgesetzt, dass die deutschen Soldaten abgedankt nnd schwedische Nationalvölker in die Festungen nothdnrftig verlegt werden sollten, welche mit Komroisbrod nnd Käse zufrieden wären. Es scheine daher, als wären die Schweden des Krieges roude, nicht so sehr ihres Willens sondern ihrer unzureichenden Mittel wegen, nur Wrangel sei kriegerisch gesinnt, die an- deren Häupter der Regierung seien friedlich und wurden wohl, zumal während der Minderjährigkeit des Königs, besonders im Römischen Reich, nicht so leicht Krieg anfangen.

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126 ^* I)i® BelehoQDg des Kurfarsten n. b. w.

CamiD znsammen gezogen, er zq dem Hauptaetos gelassen und hernach alles in des Ef. Haoptlehnsbricf gebracht werden möge. Kf. wolle bei Zeiten daran denken , wie seinem Ansinnen, welches nicht lange ausbleiben wird, 20 begegnen und zu antworten sei. Ich fürchte, dass das Geld des Schweden an den Orten, da man es nicht verhüten kann, die Gedanken und guten Concepte verändern dürfte. So machen mir auch die von den RHof- raths-Deputierten geführten Worte nicht wenig Nachdenken, indem uns auf mein Anbringen, dass ich mit dem Schwedischen Legato sonderlich wegen Be- stätigung des Stettiner Recesses mich einzulassen nicht instruiert sei, alsbald von jenen vorgehalten wurde: der Kaiser hätte zu Ef. das Vertrauen, der- selbe würde bei diesem Werke nicht allein auf sich und sein Kurf. Haus sehen, sondern zuvörderst auf des Kaisers hohes Amt und das h. Römische Reich selber, wobei H. v. Wolkenstein auch erwähnte, dass dem Kaiser und Reiche nimmer zu rathen, dass ausländischen formidablen Potentaten so stattliche Festungen, als Cüstrin und Driesen mit ihren beifliessenden Strömen wären, in ihrer Hand gelassen würden.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 23. September 1661.

(Zurückweisung der Forderung des Grafeu Scbwarzeoberg. Die Belehäoog kann in zwei actus erfolgen, der Schwedische darf nur bei der Investitur mit Hinter- poromern, nicht bei der mit der Kur zugegen sein, der Stettinische Becess in den Lebnsbrief nicht eingeruckt werden, Kf. will für Hinterpouraiern die einfachen

Regalien erlegen].

23. Sept. Gereichet uns anfangs zu sonderbarem gnädigsten Gefallen, dass ihr euch zu demjenigen, was der Graf von Schwartzenberg') wegen des Erz- herzogs Ld. begehret, nicht verstanden. Wir befehlen euch auch hiemit gnädigst und ernstlich, dass ihr euch darzu durchaus nicht bequemet. Wie uns dann auch nicht wenig zu Gemüth gehet, dass der Graf von Schwartzenberg von einigem actu submissionis Erwähnung gethan und dahero auch von dem Kaiser!. Hause ein Argument ziehen und vor einen Erzherzog eben dasjenige haben wollen, was ein Römischer Kaiser präten- diret. Wir haben uns deshalb bei dem Fürsten von Portia be- schweret, werden die Sache mit andern nnsern Herren Mitchurfürsten, Fürsten und Ständen communicieren nnd davon auf künftigem Reichstag weiter reden.

Soviel das Lehnsnegotium betrifft, so zweifeln wir nicht, ihr werdet

nnser gnädigstes Rescript de dato Turnhout ^) vor Ankunft dieses erhalten und aus demselben unsere fernere Meinung und dass wir in die zweeen Actus

1) 8. unten die Haaptrelation der Gesandten, lieber Graf Adolf v. Schwartzenberg, den Sohn des frühereu braudenburgischen Ministers, 8. Wolf, Purst Wenzel Lobkowitz S. 72. Vgl. über diesen Vorgang Pufendorf IX § 31 (S. 5C9 f.).

2) S. oben S. 123.

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Uegebährüche Pordernog des Orafeo Scbwarsenberg. 127

gewilliget gesehen, haben. Dass aber der Schwedische bei dem acta in- Testitarae, wann wir mit der Chnr belehnt werden, sein könne oder solle, daso können wir uns keineswegs verstehen, wir mögen anch nicht abseben, ans was für einem Schein er solches suchen oder prätendiren könne. Und ob wir es wohl nochmals dabei bewenden lassen^ dass wir den zu Stettin auf- gerichteten Rccess vor uns nicht anfechten oder disputiren nnd sonsten alles da^enige thun wollen, was in Instrnmento Pacis enthalten, dieweil ihr aber nnterthänigst berichtet, dass 1. Kaiserl. M. aus vielen erheblichen Ursachen bedenken, den Schweden contra Instrumentum Pacis an der Neu mark etc. die gesamte Hand zn geben, so könntet ihr ante actum investitnrae ein ~ Memorial übergeben, nnd in demselben berichten, was die Schweden aus dem Stettinischen Vergleich an die Neuro ark, Sternberg etc. prätendirten, und dass, weil wir den Vergleich dazumal eingehen müssen, ietzo nicht gemeint, denselben zu disputiren, sondern mössten das übrige, was I. Kais. M. vor sich und des Reiches wegen dabei zu verordnen allergnädigst gemeinet, zu dero allergnädigstem Gefallen stellen, doch dass die Churlande keineswegs ^epariret und getrennet werden, ihr begehretet durch die Belehnung, welche ans geschähe, dem Könige und der Krohn Schweden an deren Befugnissen nichts zu präjudiciren und deswegen vor euch protestando bedingen, und darauf könnet ihr in Gottes Namen (wenn es nicht albereit geschehen) die Belehoong in zween actibus vor sich gehen lassen und bei Hinterpommern and Carain den Schwedischen zur Empfahung der gesamten Hand zulassen.

Ob wir auch wohl wegen der in Instrnmento Pacis überkommenen

Lande weder ratione regalinm noch sonsten ichtwas gestehen, so wollen wir doch endlich zufrieden sein, dass ihr, wie ihr euch albereit herausgelassen, wegen Hinterpommern die regalia einfach erleget, zu einem mehreren aber euch durchaus nicht verstehet. Sollte man euch auch dieserhalben oder auch wegen der Schweden über die Gebühr aufhalten wollen, so habt ihr anzuzeigen, dass ihr endlich de diligentia Protestation einlegen und ihr, der v.

Loben, euch wieder zurückbegeben wolltet. Dass sich Ihre Maj.

gnädigst resolviret, alle unsere Lehen in einem Lehnbrief endlich bringen

zu lassen, dafür werdet ihr euch gebührend bedanken. Dass der

Stettinische Vergleich unserm Lehubricfe eingerücket werde, das kann nicht sein, wie weit aber derselbe bei Pommern, der Grenzen halber, zu gedenken, deswegen haben wir ench albereit gemessenen Befehl neulich zukommen lassen.

Der Kurfürst an Fürst Portia. D. Cleve 23. September 1661.

(Conc. F. V. Jena.)

[Beschwerde ober die Forderung des Grafen Scbwarzeoberg, dass die Gesandten dem Erzhersoge Leopold Wilhelm gleiche Ehren wie dem Kaiser erweisen sollen.]

£w. Ld. wollen aus beiliegendem Extract vernehmen , was der Graf 23. Sept. Schwarzenberg wegen des H. Erzherzogen Leopolp Wilhelms

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128 3. Die BelehDUDg des KurfQrBteo u. 8. w.

ZQ Oesterreich Ld. an unsere itzo zu Wien subsistirende Gesandten, dass nemblich Hochg. S. Ld von ihnen eben solche Submission nnd Ehre als Ihrer Kays. M. selbst bei der Proposition nnd Audienz tribuiret werden müsse, prätendiren dürfen. Nun befrembdet uns solches alles nicht unbillig und können wir uns in diesen des Grafen von Schwarzenberg gegen unseren Gesandten geführten ungereumbten nnd unvermuteten Discursen fast nicht schicken. Sinthemal uns im Rom. Reich von keinem Kaiser mehr als nur von einem das geringste wissend. Wann auch sein, des Grafen von Schwarzenberg, Argument fest stehen sollte, dass nemblich allen denjenigen, so auf dem Kaiser!. Schlosse wohnen, wie er vermeinet, auch Kaiserl. Ehre angethan werden müsste, so geben wir Ew. Ld. zu bedenken anheimb was vor eine seltsame und wunderliche Folgerung daraus erwachsen würde, haben derowegen solches E. Ld. vermittelst dieses mit wenigen vorzustellen eine Nothturft befunden und werden nicht unterlassen dieses Schwarzenbergische ungewöhnliche nnd neuerliche Anbringen auch un- Sern H.H. Mitchurfürsten wie auch andern Fürsten und Ständen zu remonstri- ren und daraus bei künftigem Reichstage der Nothturft nach zu communicieren. Unterdessen ersuchen wir E. Ld. Sie belieben es bei allerhöchstg. Ihrer Kays. M. dahin zu vermitteln, damit dieses mehrobg. Grafen von Schwarzen- berg gebührend vorgehalten nnd auch von Ihrer Kays. M. der II.II. Chur- fürsten Fraeeminenz, Recht und Befngniss denen Reichsfnndamentalsa^n- gen gemäss auch an Ihrem Kays. Hof conserviret werden möge.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 14./24 Sep- tember 1661.

[BelehouDg mit den KarlandeD.]

24. Sept. Nachdem der Kaiser endlich den ersten actum auf heute gegen 10 ühr zu Ebersdorff angesetzt, haben sich die sämtlichen Gesandten vorher um 8 ühr in v. Löbens Logement eingefunden und sind sie in sechs Kutschen, darunter die v. Löbens und des Grafen von Hardegg mit 6, die anderen mit zwei Pferden bespannt waren, nach Ebersdorff gefahren. Dort ging dann der actus um halb elf mit eben den Cerimonien, welche in dem Directorio beschrieben, vor sich. Das Gemach war fast klein und mit Zusehern sehr angefüllt, darunter sich auch des Schwedischen Gesandten Secretarius und andere Bediente befanden. Der Kaiser bezeugte sich bei dem ganzen actu ganz gnädig, nahm den Hut sowohl bei unserem Heran- nahen als Abtritt sehr tief ab. Zu seiner rechten Hand stand der 0. Mar- schalk Grat von Starenberg mit dem blossen Schwert, an der linken aber ein Graf von Hohenzollern als Erbkämmerer. Der H. Vicepräsident Qraf von Wolckenstein that im Namen des Kaisers auf unsere nnd der Gevollmächtigten Markgraf Albrechts Proposition die Antwort, wie er uns dann auch die formulam juramenti, so wir nachsprachen , vorlas. Der

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Die BelebDQDg mit den Karlandon. 129

Kais. O. Uofmeister Fürst von Portia hielt nebst dem Grafen von Hohen- zollern das Evangelienbach. Sonst standen ringsherum noch verschiedene Kaiserliche Minister, welche dem actns bis zu Ende zusahen. Nach En- digung desselben wurden wir wie auch die anderen Fürstl. Markgräflichen Gesandten vom O.Hofmarschall , welcher und des Tages vorher einladen lassen, tractiert, und ist sonsten vor diesmal wegen der Regalien, ausser dass der Hofmarschall in seinem und der anderen Erb- und Hof&mter Namen deshalb Erinnerung that, uns nichts in den Weg gelegt worden, vermuthlich weil dieser actus vornehmlich das Churfürstenthum concernieret, weswegen keine regalia entrichtet werden, wir dürfen uns aber nicht einbilden, dass man davon still schweigen würde.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 18./28. Sep- tember 1661.

[Weitere VerzögeraDgen.]

V. Loben hat zufolge des Kf. Befehl und nachdem er die Verzögerung 2d. Sept. und Schwierigkeit, so sich wegen der Schwedischen gesamten Hand er eignet, vermeritt, sich bemüht, dass dessen unerwartet die anderen Reichs- utfd Böhmischen Sachen zur Richtigkeit gebracht werden möchten, allein man hat an Kaiserl. und R.Hofraths Seiten keines von beiden zurücksetzen wollen, sondern die Conferenzen mit dem Schwedischen Abgesandten und uns pari passu fortgesetzt, und man ist willens, nun den particularen Actns über Hinterpommern und Camin, und zwar noch vor dem böhmischen, vorgehen zu lassen. Dieser Actus wird nun wohl bald nach der Rückkehr des Kaisers von Neustadt vor sich gehen, sie bitten daher um weiteres Geld, da die ihnen mitgegebenen und per Wechsel übermachten 8000 Thaler nicht ausreichen.

PS. Heute Mittags 12 Uhr haben sich bei mir, v. Loben, drei Per- sonen angegeben, davon einer sich für einen Notar, die anderen beiden aber für Zeugen ausgaben, der Notarius berichtete, er sei vom Schwedischen Gesandten an mich, v. Loben, geschickt, ich fiel ihm darauf ins Wort, sagend, dass ich nicht allein Gesandter wäre, und darauf kam Neu mann auf Erfordern auch dazu, da er dann continuieret und nichts mehr gesaget als nämlich wegen des Steteinischen Recesses, welches er etliche Mal wie- derholte, und weil er nun sich nicht zu ezplicieren wusste, die andern bei- den aber ihm einhelfen wollten und sagten, dass es defectu mandati und wegen der Belehnung wäre, dabei aber die Schrift, so er in der Hand hatte, weder von sich selbst zeigte noch auch wir zu sehen begehrten, so haben wir ihm angedeutet, dass wir uns in ihre Reden nicht zu finden wüssten, nnd wenn sie sich nicht besser und deutlicher zu vernehmen geben könnten, sie sich nur wieder, woher sie gekommen, zu begeben hätten. Zugleich haben wir denselben vorgehalten , dass wir mit dem Schwedischen

Mater, i. Geach. d. Q. Kurfürsten. XI. 9

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130 3. Die BelehnuDg des KnrfnrsteD a. 8. w.

Gesandten nichts zo than, nnd sie, sonderlich der Notarios, es schwer zo ?erantworten haben würden, dass sie sich dergestalt gegen I. Maj. gebrau- chen Hessen, als welche den Knrfürsten wie andere Knr- nnd Fürsten belehnt hätte, nnd wann sie diesfalls etwas anzubringen hätten, daselbst snchen ondy was ihnen darüber begegnen würde, erwarten möchten. Womit dieselbe, nachdem sie sich entschuldigt, sich zwar zurückbegeben, wir aber des Schwedischen Gesandten Intention daraus klärlich genug abnehmen können, dass es nämlich ihm nur darum zu thun, wie er einige acta formieren nnd sich vielleicht deren etwa hernach bedienen möchte, derhalben wir desto mehr Ursach gehabt, uns auch diesmal nicht viel mit ihm einzulassen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 25. September/

5. Oetober 1661.

[BelebouDg mit den Böbmiscben Leben. Entwarf des GeDerallebnbriefes.]

5. Oct. Vorgestern ist im Kaiserlichen Geheimen Rath beschlossen worden, dass

die Böhmischen Lehen heute, Mittwoch um 10 Uhr zu Ebersdorf empfangen werden sollten, und ist solches nunmehr auch wirklich erfolgt. Gestern Nachmittag haben sie auch endlich das Project des Generallehns- briefes erhalten, sie werden sich bemühen, dass derselbe noch etwas m^r nach des Ef. IntenUon eingerichtet und womöglich noch vor v. Löbens Aufbruch ausgefertigt werde.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 28. September/

8. Oetober 1661.

[BesorgoisBe vor deo Absiebten Schwedens, v. Lobens Verabschiedang auf- geschoben.]

8. Oct. Sie freuen sich, dass auch Ef. in seinem Rescript vom 23. Sept. sich

dahin ausgesprochen, dass der Belehnungsact über die Enrmark Branden- burg nicht getheilt werden dürfe. Sie haben sich dahin bemüht, nicht nur wegen des Befehles des Kf. vom 14/24. August, darauf Acht zu haben, alle Concurrenz in der Regierung zu vermeiden, sondern auch weil v. Lo- ben als Deputierter zn den Hinterpommerschen Landtagstractaten und znm F. Pomraerscheu Leichenbegängnis zu Stettin') wohl vernommen, womit man schon damals von Schwedischer Seite umgegangen, indem der Schwedische

') Das Leicbeubegängnis des letzten Pommerscben Herzogs Bogislav XIV., welches erst, nachdem die Streitigkeiten zwischen Schweden nnd dem Rf. über das Erbe desselben dnrch den Stettiner Grenxrect^ss beendigt waren, am 25. Mai 1654 zn Stettin gefeiert wurde, 9. v. Bobleu, Die Erwerbung Pommerns durch die Hobenzollern S. 35 f.

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BelebDQDg mit den böhmiscbeD Leben, mit Hinterpommern n. Camio. 131

Abgesandte LilieDstrobm^) ihm über der Tafel vorgeworfen, dass Kf. neben der Lntheriscben auch die Refornnierte Religion in Hinterpommern einführen wollte nnd dass Schweden wegen seiner Anwartnng und gesamten Hand solches nicht leiden würde, woher nicht zweifelhaft, dass dergleichen ans solchem vermeinten principio berfliessendes Eingreifen nnn hiernä^hst nach wegen der Nenmark werde prätendiert werden, wenn die mit ihnen aufgerichtete Stettinische Pacta also simpliciter sollten con6rmiert und sie zur gesamten Hand auch über solche Provinz admittiert worden sein.

PS. Loben hat sich 28. Sept./ 8. Oct. beim Kaiser Audienz erbeten, um von demselben Abschied zu nehmen, dieser aber bat von ihm verlangt, er solle sich noch ein paar Tage gedulden, dann werde drr Kaiser ihm fernere Resolution seines Abschieds halber zukommen lassen.

Die Gesandten an den Knrflirsten. D. Wien 5./ 15. Oc-

tober 1661.

[Belebnung über flinterpommero und Camin. v. Löbens Verabscbiedung.]

Auf ihr eingegebenes Memorial wi(ier das abermalige Anrauthen wegen 15. Oct so vieler Regalien und nach einfacher Erlegung derselben ratione des Her- zogthums Hinterpommern beim Taxamt ist ihnen die Belehnung über Hin- terpommern und Camin angekündigt, auch darauf gestern Morgens am eilf Uhr zu Ebersdorff verrichtet worden, ratione solennium ging es ebenso wie bei den anderen Belebnungen zu, ausser dass, weil ich, der Freiherr v. Loben, mit einem catarrho befallen gewesen, ich, Neumann die Proposition und Danksagung auf den Knieen gethan.

Obgleich der Schwedische Gesandte noch des Abends vorher, als V. Loben ihm von der Ansage zu solcher Belehnung berichten lassen, in Zweifel gestanden, ob er dem Actn beiwohnen wollte, nnd zugesagt, dass er ihn solches noch an demselben Abend wollte wissen lassen, so ist doch weder solches erfolgt, noch auch er am folgenden Morgen bei dem Actu gegenwärtig, sein Secretarius aber dabei als ein spectator befindlich gewesen. Dem R.Hofrathssecretar Schütz gegenüber hat er erklärt, er wolle sich bei den Kaiserlichen Geh. Räthen bemühen, dass der Actus noch differiert würde').

V. Loben bat gestern gleich nach dem Actus sich vom Kaiser und den dort anwesenden Kais. Ministris verabschiedet, will heute dasselbe bei den

0 Johann Nicodemns Liliestrom, Vicepräsident von Vorpommern s. ürk. u. Akt IV S. 923 ff.

^ Bei der Abschiedsvieite, welche v. Loben dem schwediscben Gesandten macht, erklärt dieser, er sei deswegen nicht bei dem Belebnnngsakt erechieoen, «weil ihm mit der Titalatur, lateinischer Sprache nnd sonst nicht gefugt sei, nnd weil in dem ihm commanicierten Hauptbelehnungsproject des KarfÜrsten demselben etliche Sachen attriboiret worden, deren er sich schon vorlängst begeben hätte.*

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132 3. Die Belehonng des Karfarsten n. s. w.

hiesigen and dem Schwedischen Gesandten thnn und übermorgen, Montag, seine Rückreise antreten.

V. Löben's und Andreas Neumann's Hauptrelation. D. Wien 6./16. October 1661.

16. Oct. Nachdem wir vom 5./ 15. Juli ab von Posten zu Posten berichtet, wie

es mit dem Lehnsnegotio daher gegangen, and dasselbe dnrch allerhand Hindernisse bis in die zwölfte Woche hingezogen and endlich Ton I. Kais. M. veranlasst worden, dass E. Chf. D. von I. Kais. M. and dem Reiche recog- noscierende Lehen nicht, wie vor diesem, una vice eodemque acta, sondern wegen der darch den Frieden von 1648 erfolgten Verändernng und darin der Krone Schweden auf Hinterpommern und Camin ertheilten Expectanz in duobus separatis actibus ertheilt, und zwar in dem anderen die Schweden zu gesamter Hand admittiert werden sollten, so achten wir unnöthig , alles der Länge nach hier zu wiederholen, und wollen nur dasjenige berühren, was zu diesem Belehnungswerk eigentlich und hauptsächlich gehört und woraus bei künftigen Fällen die Series actorum soviel klärlicher erhellen könne. Und zwar weil der Ingress dieser Handlung von Ueberreichung der zwei Creditive an L Kais. M., das eine tanqnam ad Caesarem, das andere tanqnam ad Bohemiae regem, und der darauf folgenden Audienz

17. Juli, gemacht worden, so sind die Creditive zwar bald am vierten Tage nach

V. Lobe US Ankunft, weil L M. die Tage vorher verreist gewesen, dem Kais. O.Kämmerer, Graf v. Lamberg, durch den Secretarius Legationis

18. Juli, überreicht, die Audienz auch des andern Tags darauf durch einen kaiserl.

Trabanten gegen 3 Uhr Nachmittag angesagt und dabei die Proposition sowohl wegen der Reichs* als Böhmischen Lehen durch mich, v. Loben, vorgelegt worden. Bei der verwittweten Kaiserin, bei deren Vice Oberhof- meister, Graf V. M aradas, die Creditive gleichfalls abgegeben waren, erhielten

19. Juli, wir Tags nachher 4 Uhr Nachmittags im Favoritenbause im Beisein Dero

Hofdamen Audienz, wobei die Kaiserin durch Dero Vice Oberhofmeister Antwort ertheilte. Das Creditiv an Erzherzog Leopold Wilhelm hat der O.Kämmerer Graf v. Schwarz enberg zwar an sich genommen, des Fürsten TJnpässlichkeit aber anfangs zur Entschuldigung angewandt, warum die Audienz zur Zeit ihren Fortgang nicht haben könne. Als aber diese Ursache cessierte, brachte der Graf ein anderes Obstaculum in den Weg, dass nämlich der Fürst, als vom kaiserlichen Hause und der auf der kaiser- lichen Burg wohnte, sowohl als der jüngere Erzherzog Carolus Jose- phus bei diesem vassallagii et submissionis actu ebeudergleichen Tracta- ment als der Kaiser mit dem Hutdecken und sonst praetendierten , dessen wir uns aber, nachdem wir bei dem anwesenden ehemaligen Kursächsischeu Principal-Gesandten v. Burckerode uns vorher erkundigt hatten, in dem Wege billig verweigert, und daher diese Visite und Audienz gar zurück- geblieben, was S. Chf. D. 13./ 23. August approbiert. An die kaiserl. Mi-

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HauptrelatioD der Gesandten. 133

nUtros and fast alle Geheime und Reichs -Hofräthe hatten wir Creditive; wir haben sie aber nur an die vornehmsten abgegeben, nnd bei der ab- gestatteten Visite unser Anbringen vornehmlich auf die Beförderung des Lehnswerkes und Recommendation der JüHchschen Belehnung gerichtet. Unterschiedliche haben uns darauf zu Qaste geladen und sonst alle Ehren angethan. Während wir mit den Visiten zu thun hatten, hat man bei der Canzlei nicht ermangelt, diejenigen Urkunden, deren Confirmation nach* gesucht wurde, abschreiben und vidimierea zu lassen.. Da ferner der Ge- neral-Lehnbrief propter dispositioneni Instrum. Pac. wesentlich hat geändert werden müssen, so haben wir uus bemüht, sonderlich dem R.'Hofrath Schütz diesfalls E. Chf. D. Intention beizubringen, damit er dieselbe be- fördern helfe. Nächstdem wurden folgende Memorialia dem R.Hofrath über- geben: 1) M. pro Investitura, 2) M. über dici Belehnung des Chf. mit den Jülich-Cleve-Bergschen Landen, 3) M. um des Chf. gesamte Hand an allen und jeden der Vettern in Franken tragende Reichs-Lehen, 4) M. um Ertheilung eines Scheines wegen der etwa noch mangelnden Pommernschea Urkunden. Obzwar zu wünschen gewesen wäre, dass auf diese Memorialia gewierige Resolution hätte erfolgen nnd, wie vor diesem, die Belehnungs- actus bald angesetzt werden wollen, so hat doch solches ans den angege- benen Ursachen, theils aber auch weil die Culmbacbischen Gesandten erst 23. Aug./2. Sept. ankamen, eher nicht geschehen können, ausser dass der kais. Coromissar mit uns sowie mit dem Schwedischen Gesandten Conferenzen pflog, darüber an den R.Hofrath referiert und verschiedene Gutachten an den Kaiser abgefasst wurden und endlich eine Resolution ertheilt wurde, 24. Sept. wornach der erste Belehnungsactus am 14. /24. Sept. um 10 Uhr Vormittag zu Ebersdorf vor sich gehen solle, was Tags vorher communiciert wurde. Gleichwie nun vorher auf E. Chf. D. Rescript vom 6./ 16. August wir uns mit dem Culmbacher Abgesandten deswegen vereinigt, dass Markgraf Christian Ernsts Lehen vor diesmal nicht empfangen, sondern solches bis zur Antretung Dero Regierung dififeriert werden möchte, gestalt dem wir deswegen die Indulta auf 2 Monats Frist erhalten, auch E. Chf. D. Befehl vom 23. Sept. zufolge noch um fernere Prorogation angehalten worden, so ist es auch dabei verblieben und sind also vor diesmal uüir E. Chf. D. und des Markgrafen Albrecht zu Onolzbach Lehen nno actu empfangen und die gesamte Hand dabei reciproce beobachtet worden. Auf unser erstes Memoriale haben wir die Original-Documenta und Confir- mationes erhalten, welche mit den zuvor mitgetheilteu Kopeien collationiert nnd richtig befunden worden. Und weil E. Chf. D. General - Lehenbrief, dessen Concept ausm R.Hofrath communicieret worden, und die davon de- pendicrende Generalis Confirmatio sowohl wegen der von uns beigefügten Notaten und Erinnerungen, welche noch zur Zeit vom R.Hofrath nicht allerdings attendiert werden wollen, als auch weil solches Lehenbriefs- Pro- ject den Schweden communiciert worden, bisher noch zu keinem Stande haben gebracht werden können, so werde ich. Neumann, E. Chf. D. fer- nem Befehl sonderlich wegen der völligen Insertion des Art. XI. Instru-

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134 3 Die BelebDuog des KarfursteD a. s. w.

menti Pac. und in demselben enthaltenen Paragraph! : Civitati vero Magde- bargensi, gehorsamst erwarten, aach Dero Intention zu erreichen mir äus- serst angelegen sein lassen, wiewohl Schütz, von dessen Direktion das Werk grossentheils dependiert, uns dazu jüngst 28. Sept./8. Oct. fast wenig Hoffnung gemacht.

Nachdem es dann mit der Belehnung von Ilinterpommern und Camin wegen obiger Difficultäten sich ziemlich verweilet, auch der vielfältigen Regalien halber noch immerfort Zumntbungen geschehen, so dass der Tax- Amts -Verwalter aus vorgegebenem Befehl des O.Hofmarschalls sich noch 2 Tage vorher angemeldet und angedeutet, es würde dieser Actus luvestiturae nicht ehender vorgehen, bis man von den verschiedenen Fürsten- tbümern die Regalien entrichtet hätte, wir aber dagegen ein abermaliges Me- morial an den Kaiser dem O.Hofmeister Fürsten v. Portia haben überbringen lassen und derselbige sich entschuldigt, und dass solcher angeforderten Regalien halber dem Actus kein Hindernis zugezogen werden solle, versichert, so ist hierauf diese Belehnung über Hinterpommern und 14. Oct. Camin am 4./14. October Vormittags um 11 Uhr zu Ebersdorf verrichtet worden. Vorher hat man nns das Directorium Ceremoniarum communiciert, dabei aber zu beobachten, dass obwohl des kgl. Schwedischen Ablegati darin und quo loco et ordine er seine Stelle zu halten, gedacht wird, derselbe doch bei solchem Actn nicht erschienen ist, hat sich vielmehr bemühet, damit derselbe differieret werden möchte. Von dem Expectanzbriefe auf Hinterpommern und Camin, wie auch von dem decreto assecurationis, dass dieser mit dem Chur- und Fürstlichen Hause Brandenburg allein vor- gegangene Actus Invebtiturae über Hinterpommern und Camin dem Könige und der Krone Schweden an ihrem ex Instr. Pacis zustehenden Jure si- mnltaneae luvest, nicht solle praejudieierlich sein, so man dem Schwedi- schen Gesandten enheilt, sind nns Copiae, wie auch was derselbe wegen der praetendierenden gesamten Hand und Expectantia auf die Nentnark etc. beim R.Hofrath eingegeben, commnuiciert worden.

Beim Hinterpommerschen Lehnsakte hat Neu mann statt des mit einem Katarrh befallenen v. Loben die Proposition und Danksagung auf den Knicen abgelegt. Die Belebnuiig über die Jülich -Cleve- Bergischen Herzogthümer, welche die Gesandten zweimal schriftlich forderten, wird ebensowenig jetzt als früher erfolgen, es ist ihnen aber der gewöhnliche Schein darüber, dass sie diese Lehen gebührlich gesucht hätten, ertheilt worden, nnd als der Churfürstlich Sächsische Anwalt gegen ihre Forderung protestierte, haben Ges. dagegen eine Keprotestation eingereicht. Zu den Jjehen der Vettern in Franken sind Ges. zwar zu denen des Markgrafen Albrecht am 14/24. Sept. zu gesamter Hand zugelassen worden. Weil aber Markgraf Albrechts Lehnsbrief von Adjustierung des chnrfürstlichen dependiert und vorher nicht ausgefertigt werden kann, auch Markgraf Christian Ernsts Belehnung noch bevorsteht, wo auch die Investitur über die Sparneck- und Wallersteinschen Reichslehen geschehen wird, so wird Neu mann erst künftig zu den betreffenden Lehnsbriefen gelangen

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HauptrelatioD der Gesandten. 135

können. Aoch einen Schein darüber, dass die etwa noch nicht vorgelegten Pommerscheo Privilegienbriefe dem Kf. nicht schädlich sein sollen, nnd die Erlaubnis, in den Registratureo der R.Hofraths-Kanzlei sich danach nmsn- sehen, hat Neumann noch nicht erhalten, hat aber bereits die Registratur danach durchsucht und giebt ein Verzeichnis derer, die er dort gefun- den hat

In Betreff der vom T»zamt geforderten Regalien nod der Präteosion des gesamten R.Hofraths Collegii ratione Laudemii ist zwar jetzt keine fernere Instanz gethan, sondern alles in £. Cbf. D. Belieben gestellt, so stehen sie doch annoch in dem festen Gedanken, £. Chf. D. werde von sich selbst ihnen eine Gnade widerfahren und sie Dero Liberalität und Müdigkeit empfinden lassen. Sonst haben wir dem Rescript vom 23. Sept. zufolge noch vor dem Actu über Hinterpommern und Camin die einfachen Regalien wegen Hinterpommern beim Tazamt abtragen lassen'). Dem Markgrafen Albrecht haben wir befohlener Maassen in der Kitzingischen Sache alle mögliche Assistenz geleistet.

Der Kurftlrst an Fttrst Portia. D. Cöln a. d. Spree 4/ 14. November 1661.

[Zurückweisang der Forderung des Qrdfen Schwarzenberg.)

Wir haben aus E. Ld. Beantwortung de dato Ebersdorf vom 18. Octo- 14. Nov. bris') so viel wahrgenommen, dass sie zwar der Meinung sein wollen, samt hätte unser Freiherr v. Loben dasjenige, was ihm der Graf V. Schwarzen berg wegen der von des H. Erzherzogen Ld. prätendierten Submission angezeiget, nicht wohl eingenommen, gleichwohl dabei in denen Gedanken stehen, dass, weil der actus investiturae ein actus submissionis, des H. Erzherzogs Ld. aber auf dem Kaiserlichen Schlosse sich aufhielten.

0 Laut der den Akten beiliegenden Quittungen sind bezahlt worden: an die Reichskanzlei wegen ausgefertigter Kaiserlicüer CoDfirmationsbriefe

für Kf. 168 Thaler 20 Gr.

an die Hofamter (8 a 120 Fl.) 960 Fl.

die Geh. Beichssekretäre (2 a 24 Fl.) .... 48 Fl.

den Beichstazator 20 Fl.

den BeichsregiBtrator 20 Fl.

die KaozlisteD in getarnt 30 FI.

fär die Kapsel 3^1:^

1081 Fl. = 720 Thaler 20 Gr. an die Kaiserlichen Unterofficiere (darunter gerechnet auch 100 Tbaler an A. Neumann

und 15 Thaler an dessen Schreiber.) 637 Thaler

zasammen 1426 Thaler 10 Gr.

^ Dieselbe fehlt in den Acten. Vgl. über die Sache oben S. 126 ff.

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136 3. Die BelehDODg des Karfürsteo u. 8. w.

in ihrer Macht und Gewalt nicht gestanden, unsere des Lehus halber ab- geschickte Gesandten als formelle Gesandten zu qualificieren und zu trac- tieren. Wan aber unsere Gesandtschaft die Sache anders nicht als £. Ld. eingenommen, sie uns auch nie anders davon referieret, also müssen wir nochmals bekennen, dass nns dergleichen Anmuthen nicht wenig befrembdet und von mehrer unzulässiger Consequenz vorkommet. Dan gleich- wie kein Cuhrfürst, Fürst und Stand des H. Römischen Reichs gegen jemand anders als dem Kaiser und dem H. Römischen Reich bei der Lehn^- empfängnis einige Submission zu erzeigen schuldig, also werden sie auch keinem unbeschadet ihrer und des Reichs Gerechtsame und Hoheit ein- räumen können, dass er von Submission rede und dasjenige an sich nehme und ziehe, was dem zeitlichen Kaiser und dem H. R. Reiche einzig und allein gebühret, und weil es nun keine andere Beschafifenheit mit des H. Erzherzogen Ld. Beginnen hat, und das Argument, dass 1. Ld. auf dem Kais. Schloss sich aufhalten, uns oder andern des H. R. Reichs Cuhr- fürsten, Fürsten und Ständen nicht praejudicieren und die von ihnen ge- schickten Gesandtschaften qualificieren oder disqualificieren kann, demnach so müssen wir es nochmals bei unserm vorigen an £. Ld. abgelassenen Schreiben bewenden lassen.

Andreas Nenmanu an den Kurfürsten. D. Wien 15. Fe- bruar 1662.

[EiDsendaog der GeneralcoDfirmatioD, die Anfertigung des Lehnsbriefes

verzögert sich.)

15. Febr. Er übersendet die Generalconfirmation der Privilegien und Rechte des Kf. Die der Kanzlei zugestellten Monita sind meist beobachtet worden, bei einigen Punkten aber wäre es erforderlich gewesen, an den R.Hofrath zu gehen, er hat dieses vermieden, weil es dann dem Schwedischen Able- gatus kund geworden wäre und zur Contradiction hätte Anlass gegeben werden können. Die Ausfertigung des Lehnsbriefes wird, wie Schütz ihm gesagt, mit Fleiss nicht stark betrieben, da man des Ef. Intention, ab- sonderlich in betrefif der Klausel wegen Magdeburg, zu befördern sonst nicht ungeneigt sein würde, jetzt aber, ehe es mit dem Schwedischen Lehns- brief seine Richtigkeit erlangt, Difficnltäten geben dürfte, da die Schweden sogleich darauf fallen und die Auslassung des contextus lustrnmenti Pacis gleichfalls prätendieren würden.

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VerbaDdlaDgen mit v. Sternbach. 137

Proposition des Pommerschen Kanzlers Heinrich Coelestin

V. Sternbach an die Deputierten des Kurfürsten. D. Cöln

a. Sp. 17./ 27. Februar 1662.

[Klage ober v. LöbeD, die Schwedische Belehonog, Kf. soll die Bestätigaog des StettinischeD Recesses dnrch den Kaiser befördere.]

Sein KöDig hat gehoflft, dass die aolängst in Wien gewesenen Abge- 27. Febr. sandten des Kf. dessen Neignng zur Herstellung der alten Freundschaft mit Schweden durch die That bewiesen und mit dem Schwedischen Abgesandten Kleyhe über die Beförderung dessen, was zwisrhen Schweden und Kf. in Kraft und Anleitung des Instr. pacis in Stettin abgehandelt worden, ver- trauliche Conimunication gepflogen haben würden. Der Baron v. Loben aber hat nicht allein nicht gestehen wollen, dass er von Kf. Ordre hätte, mit demselben über das, was besagten Stettinischeu Recess anginge, zu commonieieren, sondern gar negiert, dass er von solchem Recess etwas wüsste, daher er auch so viel weniger nöthig zu haben vermeinet^ sich im geringsten darum zu bekümmern, massen er, der Baron v. Loben noch weiter, als ihm Kleyhe ein und anders, wovon er gemeint, dass dass es denselben auf andere und bessere Gedanken werde bringen können, gleichwohl in gebührender Moderation 2u Gemüthe führen lassen, mit ein Haufen ungestümer Worte ausgefahren , alles sinistre gedeutet und vermit* telst des daraus gemachten Quereis sich desto besser aller correspondence äossern zu können gehalten. Derselbe hätte dann nicht gesucht zur Gon- firmation desjenigen, was zwischen beiden Principalen abgehandelt, zu ge- langen, sondern darauf bestanden und es geschehen lassen, dass ihm die Investitur in antiquis terminis conferiert worden. Demzufolge hat sich Kleyhe entschliessen müssen, von dem ihm sonst committiert geweseneu actu simultaneae investiturae wegzubleiben. Da der Kaiser demselben ein Decret, kurz vor der Kurfürstl. Lehnsempfängnis, hat zustellen lassen, dass dieselbe den Rechten des Königs und der Krone Schweden nicht präjudicierlich sein sollte, so habe sein König sich damit contentieren lassen müssen, er glaubt auch, dass jene Bezeigung nicht mit des Kf. Willen und auf sein Geheiss geschehen sei, da er aber im Werk begriffen ist, jetzt am Kaiserlichen Hofe das negotium investiturae principale be-

I) In dem für denselben ausgestellten Creditiv (d. Stockholm 12./ 22. December 1661) erklärt die schwedische Regentschaft, sie habe gehofft, dass die Abgesandten dea Rarfürsten am Kaiserlichen Hofe eingedenk des Stettiner Recesses mit ihrem behafa der Belehnung dorthin geschickten Gesandten in commani Interesse et aimaltaneae investitnrae negotio communicare sustinerent. Da sie jetzt ihre Gesandten zar Lehnsempfangnis nach Wien geschickt hätten, entsendeten sie sogleich Sternbach an den Kf, am mit demselben darüber und über andere ihm aufgetragene Dinge zu verhandeln. Vgl. über die Sendung desselben die Berichte des gleichzeitig* in Berlin anwesenden französischen Abgesandten de Leaseins (Urk. u. Akt. II S. 255. 257).

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138 3. Die BelebnuDg des KnrfürsteD a. s. w.

treiben zu lassen, and seine daza Bevollmächtigten^) schon anf der Reise sind, und ihm sehr daran gelegen ist, die Belehnnng über alles, wozu er in kraft des Westfälischen Friedensschlusses und des daraus geflossenen Stettinischen Recesses berechtigt, zu erlangen, Ef. aber die Confirmation selbigen Recesses bei dem Kaiser mit zu befördern aus gedachtem lastra- mento verpflichtet ist, so ersucht der König den Kf., dass er dessen allen sieh erinnern und nunmehr von seiner Seite einen Ministrum benennen und verordnen wolle, welcher mit den Schwedischen Abgesandten am Kaiser- lichen Hofe vertraulich communiciere und die Confirmation auf alle dien- liche Wege dergestalt befördere, dass dieselbe entweder in einem abson- derlichen Instrnmento expediert, oder auch in dem Lehnbrief mit einge- führt werde.

Resolution des Kurfürsten auf v. Sternbacbs Proposition. D. Cöln a. Sp. 19./[29.] Februar 1662.

[Zurück weisaog der Beschwerden gegen v. Loben, Verweigeraag der Coopera- tioD am kaiserlichen Hofe.]

29. Febr. Kf. hat ans Sternbachs Vortrage die Beschwerde über v. Loben und die jetzige Forderung des Königs vernommen und demselben folgende Resolution zu ertheilen anbefohlen. Wie Kf. dem Könige die Zeit der vom Kaiser angesetzten Investitur angezeigt und, da am Kaiserl. Hofe über des Schwedischen Ablegati Suchen einige Schwierigkeit sich ereignet, seine Abgeordneten bis in die fünfzehn Wochen in Wien habe verweilen lassen, so lebe er auch der Zuversicht, v. Loben werde sich gegen Kl ei he so betragen haben, wie die Affection, welche der Kf. gegen den König hege, fordere.

Gestalt dan auch S. Chf. D. sehr lieb gewesen wäre, wenn durch besagten K. Schwedischen Ablegati fast harte und bedräuliche Re- monstration — , dass er zwischen I. Kön. M. und S. Chf.' D., wenn er [Loben] ihm in seinem Begehren nicht allerdings fQgete, Weite- rung und Unheil stiften würde, bemeldter Freih. v. Loben nicht hätte dürfen veranlasst werden, dieselbe zu Herzen und zu Gemüthe zu ziehen. Anlangend die S. Chf. D. angestellte Assistenz und

0 Es waren Peter Sparre, Vicepräsideot des Kgl. Hofgericbts io Stock- holm, und David Mevius, VicekaoEler des Tribunals in Wismar. Sie kamen mit grossem Gefolge im April 16G2 in Wien ao, s. Diarium Enrop. YIU S. 308. Ausführlichen Bericht über die dort von deoselben geführten Verhandluogen mit zahlreichen Urkuodenbeilagen enthält die voo M evius verfasste Schrift: „Bericht ondBewandnis/ (Repraesentatio) Stralsund 1663. S. oben S. 113; vergl. auch Heyne S. 17 ff.

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VerhftDdloDgeD mit v. Sternbach. 139

Cooperation, so seiod zwar S. Chf. D. die zwisehen I. Eon. M. und deroselben befindliche Blut- und nachbarliche Freundschaft und Cor* respondenz zu cultiviren und zu erhalten allerwege entschlossen. Aldieweil Sie aber yemehmen mfissen, welchermassen die besagte Cooperation ex pacto und als ein debitum gefordert wird, und aber aus keiner Convention oder Pacto dergleichen etwas aufzubringen oder zu erweisen, dass S. Chf. D. sich dazu verbindlich gemacht, I. Eon. M. auch selbst erkennen werden, mit was für einer neuen Beschwerde S. Chf. D. sich dergestalt beladen würden, als setzen Sie zu dersel- ben das freund vetterliche Vertrauen, sie werden S. Chf. D. mit sol- chem Ansinnen fernerhin verschonen und sich allewege versichert halten, dass S. Chf. D. sonsten deroselben angenehme Freundschaft und ge- fällige Dienste nicht allein den Pactis, sondern auch der nachbar- lichen Freundschaft zufolge zu erweisen sich willig werden erfinden lassen.

Zweites Memorial v. Sternbachs. D. Cöln a. Sp. 27. Fe- bruar/[9. März] 1662,

[Wiederholaog der Boschwerden aber ▼. Loben. Kf. ist darcb sein Versprecben daxQ verpflichtet, die Ratification des Stettiner Orensrecesses dnrch den Kaiser

zn befördern.]

Wiederholung der Beschwerden gegen v. Loben wegen seiaes Ver- 9. März. Haltens gegen Klei he, Darlegung verschiedener Gründe, ans denen Kf. rerpflicbtet sei, zur Ratificiernng des Stettinischen Orenzrecesses durch den Kaiser zu cooperieren.

I. Churf. D. aber haben aus diesem allen ohnfehlbar zu urtheilen, dass I. Kön. M. umb keiner andern Ursach willen, als dass dero- selben daher, dass I. Churf. D. die Ratification des Orenzrecesses nicht suchen lassen, die simultanea investitura gehörigermaassen hat wollen difficultiret werden, dero Durchl. darunter ersuchen müssen. In Erwägung, dass zwischen I. Kün. M. und I. Churf. D. ein gewisser Vergleich getroflTen, derselbe dergestalt ratificiret, dass von I. Churf. D. nomine suo et successorum suorum bona et electorali fide yer- sprochen und angenommen, nicht zu gestatten, dass sothanem Ver- gleich auch von andern auf einigerlei Weise zuwider gehandelt werde.

Gleichwie nun I. Kön. M. ihrerseits was im Namen der Kön. M. and Cron Schweden solchergestalt ebenermassen yerheissen und ver-

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140 3* ^^® Belehnaog des KurfürsteD a. 6. w.

schrieben, Ihrer Churf. D. ufrichtig und Königlich zu halten sich angelegen sein lassen, also verlassen sich dieselbe nicht minder uf die Erfüllung I. Churf. D. gegebenen Wortes, dass nämlich, weil die Kais. M. die Ersuchung umb die Ratification des Stettinischen Re- cessus vor nothwendig hält und, solange sie darumb von I. Churf. D. nicht requiriret worden, die Investitur Ihrer Kön. M. also, wie es dero Sicherheit erfordert, formblich zu thun nicht verstehen will, I. Churf. D. die Requisition thun zu lassen kein Beschwerde nehmen, viel weniger, als ob aus keiner Convention oder pacto dergleichen etwas ufzubringen oder zu erweisen wäre, sich bedeuten lassen werden. Dann zum Fall es also angesehen werden sollte, ob hätten die Con- trahentes sub hujusmodi formalitafe verborum: dass sie die Ratifica- tion oder Confirmation des Grenzrecesses bei der Kais. M. entweder separatim oder conjunctim beschaffen wollten, sieb nicht verbindlich gemacht, würde doch bei so gestellten Sachen, da die Ratification ge- suchet zu werden der Kais. Hof vor noth wendig genommen, der Contrahirenden Theile Intention, Wille und Meinung gewesen sein, dass sie zugleich solche Ratification suchen sollten.

Erklärung des Kurfürsten auf des Schwedischen Abgesandten anderwärtiges Memorial. D. Cöln a. Sp. 17./ [27.] März 1662.

[WiedorholoDg der früheren Erklärung. Kf. bat kein derartiges Versprechen

gegeben.]

27- März. Kf. lässt betrefifend die Beschwerde gegen v. Loben es bei seiner früheren Resolotion bewenden.

Den Hauptpunkt belangend, so will zwar bemeldter Herr Able- gatus auf die Erfüllung S. Churf. D. gegebenen Worte dringen. Nun seind zwar S. Churf. D. dero gethanen Versprechen allezeit fürstlich nachzukommen beständig gesinnet, als aber, dass deswegen einiges Wort gegeben, nicht dargethan worden, noch dargethan werden kann, und im übrigen S. Churf. D. diesesorts sich hierunter in einige Dis- ceptation einzulassen Bedenken tragen, so wollen sie auch gleichfalls dieses passus halber auf dero Resolution sich beziehen. Und weil von dem E. Schwed. H. Ablegato eine und andere Erklärung, so in dieser Sachen am Kais. Hofe soll gefallen sein, und dadurch man sich auf S. Churf. D. beziehen wollen, angeführt wird, davon aber Sr. Churf. D. bis hieher sonsten nicht das geringste zu Ohren gekom-

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VerhandlaDgeD mit v. Sterabach. 141

men, so werden S. Churf. D. des Zustandes der Sachen sieb erkun- digen, und wie sie Ihrer Kon. M. dasjenige, wozu sie rechtswegen befuget, zu streiten garnieht gemeinet, als leben sie auch der guten Zuversicht, man werde auch an Ihr. Kon. M. seiten mit neuen be- schwerlichen Anstellungen sie zu behelligen fernerhin kein Belieben tragen ').

Der Kurfürst an Andreas Neumann. D. Cöln a. Sp. 29. April /[9. Mai] 1662.

[VerbaodlaDgeD mit v. Sterobach. Kf. ist nicht verpflichtet, die Ratification des Stettiniflchen Vertrages vom Kaiser zu fordern.]

Kf. giebt demselben Nachricht von den dem Kanzler v, Sternbach er- 9. Mai. theilten Resolutionen und befiehlt ihm, sich auch dem Schwedischen Ge- sandten in Wien gegenüber demgero&ss zu verhalten.

Was in specie die im besagten Pommerischen Grenzrecess ge- meldete Expectanz auf die Neumark belanget, da ist euch ohne Zweifel erinnerlich, dass wir darin sub ratificatione Caesarea consen- tiret und also, nachdem wir solche ratificationem als eine conditionem zu unserer Verwahrung, damit wir weder dem Reiche noch dem Kaiser praejudicirten, a parte Suecica selbst requiriret, so seind wir ja die von uns ihnen angestellte Gondition zu praestiren nicht schuldig. Es giebt auch das protocoUum, dass unsere Commissarii bei diesem Punkte bedungen, wenn es etwa deswegen Streit abgeben sollte, der Kon. Maj. zu Schweden selbigen auszuführen obliegen würde. Ihr habt euch aber mit den Schwedischen hierüber nicht einzulassen, son- dern defectum mandati yorzuschützen. Und wie man alhier dem Schwedischen Ablegato versprochen'), dass man weder hierunter was hindern noch befördern wollte, als habt ihr euch danach zu achten.

0 Das Recreditiv des Karfürsten für v. Sternbach ist datiert vom 26. Mars/ 5. April 1662. Üeber dessen Abreise und die ihm ertheilte Resolution des Rf. s. auch Lesseins' Bericht vom 11. April (Urk. und Akt. II S. 275.)

') S. Lesseins' Bericht vom 11. April, dem der Kf. selbst von diesem Ver- sprechen Nachricht gegeben hatte.

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142 3. Die BelehnoDg des KarfursteD u. b. w.

Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 3./ 13. Mai 1662.

[Die ForderoDgeD der Schweden in bt*treff des Lehnbriefes werden nicht erfüllt

werden.]

13. Mai. Den Schwedischen Gesandten hat man ein Dekret 0 zngefertigt,

Donnerstag l./ll. Mai die Lehen zu empfangen, nnd ist Sonntag vorher mit ihnen conferiert worden. Sie bestanden hier daranf, dass ihr Lehns- brief möchte adjustiert ond die Monita beobachtet werden, die sie später schriftlich eingaben'), in welchen sie hauptsächlich eingerückt haben wollen: jus fortificandi roare alluens, Oommendas, Monasteria, Recessum Steti- nensem nnd einen General -Passus wegen der Stadt Bremen. Man wird zwar endlich ante actum Investiturae ein Concept des Lehnsbriefes heraus- geben, aber nach dem Inhalt des Instrnm. Pacis nnd weiter nichts hinein- setzen und alsdann ihnen freistellen, ob sie die Lehen empfangen wollen oder nicht; die Insertion des Stettin. Recesses will beim RUofrath nicht angenommen werden; ob der Kaiser im Geheimen Rathe sich dazu ver- stehen wird, steht dahin, wird gleichwohl schwerlich davor gehalten. Die Gesandten lassen sich verlauten, wenn man's nicht machte, wie sie verlangen, dass sie davon ziehen wollen, worauf man es wird ankommen lassen, weil man geneigt gewesen ihnen zu geben, was das Instrnm. Pacis mit sich fuhrt. Und weil der Kaiser Estat macht, am 9./ 19. nach Presburg zu ver- reisen, so werden sie sich bald resol vieren müssen, was sie tbun wollen, indem auf den Ungarischen Landtag wenigstens ein Vierteljahr hingehen wird und sie nicht nachfolgen werden.

Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 10. /20. Mai 1662.

|Der Kaiser will den Stettiner Recess nicht ratificiereo.]

20. Mai. Er übersendet die Monita der Schweden gegen das Projekt des Lehns-

briefes. Man hat im RHofrath ein neues Projekt aufgesetzt nnd meint ein Temperament aufgefunden zu haben, wie man dem Instr. Pacis nachgehen und doch des Stettin. Recesses halber das Werk in suspenso halten könne. Es will sich aber nicht schicken, nnd ist der Kaiser damit nicht zufrieden gewesen, welchem im Interesse des Erzhauses die Auslegung der Expec- tanzen nnd die Genehmigung des Stettiner Recesses, was Artikel 29 an- betrifft, nicht genehm ist Die Schwedischen Gesandten berufen sich auf das

*; d. 4. Mai 1662 (Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. H. Diarium Europ. VIII 8.439. Londorp VIII S. 847).

^ S. Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. G. D iarium Europ. VIII S. 420. Londorp VIII S. 842.

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VerhandlangeD in Wien aber die schwedische Belehnnog. 143

Torhin aasgehändigte Concept, worin der Secretar ohne Befehl den Stetti- nischen Recess angezogen bat. Alles dependiert von des Kaisers Ratification, welche absqne consensn Statnum vel saltem Electorum nicht erfolgen kann. Sollte es znr Belehnung kommen, so kehrt der Kaiser ?on Presburg, wo er jetzt Ist, zurück.

Andreas Neumann an den Kurfiirsten. D. Wien 17./ 27. Mai 1662.

[Auf das Rescript vom 29. April / 9. Mai. VerhaDdlnngen mit den depotierteo Reichshofratheo wegen der schwedischen Fordenrngen.]

Seit Sparr und Mevins hier angelangt, haben mir dieselben keinen 27. Mai. Anlass gegeben, mit ihnen zn reden. Gestern aber schickte der Reichs- Vicekanzler zn mir nnd begehrte, dass ich zu ihm käme. Er sprach an- fangs mit mir allein über die Schwedische Belehnung, doch kamen bald die anderen zn diesem Belehnungswerk deputierten Reichshofräthe (Graf ▼. Wolckenstein, Walderode und Schütz) dazu, worauf er mT vor- trug, ich würde wissen, dass man mit jener Belehnung bisher occupiert ge- wesen. Die Schweden beharrten nun auf der Coufirmation des Stettinischen Recesses, beriefen sich auf des Kf. und der Agnaten Consens, auch dass ihnen a. 1655 ein Concept ihres Lehnsbriefes, worin des Stettiniscben Re- cesses gedacht wird'), wäre zugestellt, und trotz der vielen Jahre keine Contradictio sich hervorthäte und dieses alles in Notorietate bestünde, und begehrten daher zu wissen, ob der Kaiser, was von keinem widersprochen worden, vor sich difficnltieren wolle. Alle bisherigen Remonstrationes hätten nichts verfangen, sie beharrten vielmehr darauf, dass der Rec. Stett. durch das Instr. Pacis veranlasst und also in demselben fundiert, auch in dem neulieben Olivischen Frieden Artic. 1 bestätigt wäre, dass sie ohne dessen Insertion oder Coufirmation die Lehen nicht empfangen könnten, auch weder des Instr. Pacis noch des vorstehenden Recesses gesichert sein würden. Er wolle nun vernehmen, ob wegen des Kf. ich etwas dabei an Hand zu geben hätte, weil der Kaiser nicht gern wollte, dass dem Kf. und dessen Hause Ungelegenheit entstehen sollte. Ich erklärte, dass ich über diese Dinge keinen Befehl hätte, dem Sternbach habe Kf. gesagt, dass er das, wozu er verpflichtet gewesen, praestiert habe, nnd zu weiterem nicht verbunden sei. Das 1655 abgefasste Concept eines Schwedischen Lehns- briefes sei, so viel Neumann vernehme, ein unvollkommenes Werk, doch wäre ihm davon weiteres nicht bewusst, viel weniger, wie es mit dem an-

*} Der betreffende Passus desselben lautet: ea latitndioe partis orientalis, prent inter Regios et Blectorales commissarios circa ezactionem limitum cae- terornroqne mioatiorom definitionem Stetini die 4. Maii a. lübS pecaliari et ab Qtrinaqae partis priocipalibas ratihabito recessu plene conveotum est.

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144 3. Die BelehDQDg des KurffirsteD n. s. w.

geblichen Consens der Markgrafen bewaodt sei. Nachmittag theilt Schütz Neamaon mit; das Werk sei noch mit ziemlichen Difficultäten umfangen, die Schwedischen Abgesandten wollten von ihren Monitis nicht weichen nnd drohten davon zu ziehen, wofern man ihnen nicht deferierte. Was nun nach den eintretenden h. Pfingsttagen weiter vorgehen und aus dem Werke endlich werden wird, steht zu erwarten.

Andreas Nenmann an den KurfUrsten. D. Wien 14. /24. Juni 1662.

[Kaiserliche Besolutioo, oeaes Memorial der Schweden.]

24 Juoi. In der Schwedischen Lehnssache ist, nachdem der Kaiser einige zu-

rückgebliebene Geh. Räthe nach Pressburg convociert, resolviertO? si^ ihnen secundum tenorem Instr. Pacis zu geben und mit dem übrigen an den Reichstag zu verweisen. Sie haben aber durch ein Memorial cathe- goricam resoluiionem auf ja oder nein begehrt, und soll das Memorial ziemlich hart eingerichtet, auch Wiedererstattung der verursachten Kosten und Schäden darin bedingt sein. Ob sie mit solcher Bedrohung etwas her- ausbringen werden, steht zu erwarten; dem Verlaut nach machen sie sich reisefertig.

Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 21. Juni/ I.Juli 1662.

[Nene Resolntioo des Kaisers. Abreise der Schwedischen Gesandten.]

1. Juli. (auf ein Rescript des Kf. vom 28. Mai^ worin er angewiesen ist, sich in

das Schwedische Belehnungswerk weiter gar nicht einzulassen.) Uebersende hiermit der Schwedischen Gesandten rationes, so zu Behauptung ihres In* tents dem Reichshofrath hinterbracht'), deren ungeachtet sein Kais. M. darbei geblieben'), dass die Sache ad comitia zu remittieren, worauf die Gesandten am verschienen Dienstag nach Presbnrg gereiset, von Ihr. Maj., wie geschehen, Abschied zu nehmen, und sein gestern wieder anhero kommen, willens anstehende Woche ihre Rückreise anzutreten, nehmen ihren Weg

*) Die Kaiserliche Resolution vom 18. Jani 1662 in Bericht and Bewandois (Bepraesenlatio) Beil. N. Diarium Europ. VIII S. 644. Londorp VIII S. 868.

^ Memorial der Schwedischeo Gesandten vom 21. Juni 1662 in Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. 0. Diarium Europ VIII S. 652. Lon- dorp VIII S. 869.

^ Zweite Kaiserliche Resolution vom 28. Jani 1662 in Bericht und Be- wandnis (Repraesentatio) Beil. P. Diariam Enrop. VIII S. 668. Londorp VIII S. 873.

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Abreise der schwed. GesaodteD. Drohende AbsicbteD Schwedens. 145

über Prag. Der Baron Sparr soll sich im Bremischen aufhalten, Kleihe aber nach Schweden gehen wollen, mündliche Relation zu erstatten und sodaoD den Reichstag zu besuchen, dem Snolsky auch beiwohnen soll.

Ewald V. Kleist^) an den Kurfürsten. D. Stemberg 31. October/[10. November] 1662.

Er hat dem Kf. am 23. aus Dargun berichtet, was zwischen dem 10. Nov. Schwedischen Reich^adminil und ihm wegen der Investitur über die Ex- pectantien im Discors vorgegangen. Der Camlnsche Kapitular Weissen- fei 8 hat ihm zu verstehen gegeben, man fürchte schwedischerseits , dass Kf. sich der Occasion, da am kaiserl. Hofe der Belehnuug über die im Grenzrecess exprimierten Expectantien widersprochen wird, dahin bedie- nen wolle, dass der gnnze Grenzrecess möchte umgestossen werden, und dass solches ohne Krieg nicht würde geschehen können. Er hat das aber durchaus verneint. Sonst wird man gewahr, dass von schwedischer Seite so bald keine Investitur mehr wird gesucht werden, sondern man es darauf ankommen lassen will, ob die Zeit käme, da man sie offerieren würde, wie denn auch die Schickung auf den Reichstag so bald nicht geschehen wird. Der Verdruss auf den kaiserlichen Hof ist sehr merklich und die Begierde, des Reichs Stände gegen denselben zu animieren, auch daher abzunehmen, dass der R.admiral oftmals wiederholte, der Kaiser bemühe sich sehr, die Krone Polen an sich zu bringen und fomentiere daher die Conföderation, wenn es ihm gelinge, sei es um des Reichs Freiheit getban, und dieselbe noch mehr in Gefahr als 1629. Diese Materie, nebst dem, was wegen Lothringen das französische Interesse ist, scheint die vornehmste bei den Conferenzen gewesen zu sein, welche der Reichsadmiral occasione des Schwalbachschen Bades ^ mit etlichen Kur- und Fürsten gehalten. Bei K.Mainz ist er zweimal und dieser ebenso oft bei ihm gewesen, er soll sogar auf dieser Reise selbst bis in Frankreich gewesen sein, dessen wahrer, eigentlicher Grund nicht zu penetrieren gewesen ist. Daran aber ist kein Zweifel, dass zwischen Frankreich und Schweden das Concert ganz fertig, und je geheimer es gehalten wird, je mehr und besser dieje- nigen, welchen an diesem Geheimnis gelegen, sich vorzusehen haben.

J) Ewald V. Kleist, Geheimer Rath, 1649—1651 Gesandter des Kf. in Stock- holm (8. IV S. 843 ff.), 1656 und 1657 wiederholt als Gesandter nach Dänemark und zu König Karl X. Gnstav entsendet (s. VIII S. 113 ff. 124 ff. 175 ff. 228 f.).

2) W ran gel war (Diarium Europ. VIII S. 643) incognito am 5. Jali 1662 in Frankfurt angekommen und von dort über Mainz, wo er stattlich empfangen wurde, nach Lange nschwalbach gereist Ende August kam er dann (Diar. Europ. IX, S. 186) inCöln an und reiste von hier über Holland nach dem Her- Eogtbum Bremen.

Mater, s. Gesch. d. Q. Kurfürsten. XI. 10

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146 I^ie Belehnnng des Rarfürsten u. s. w.

Die National -Regimenter in Schweden sind ganz complet und rühmt man sie 30000 Mann stark, davon über 15000 Mann zu Felde gehen können, ohne was im Bremischen vorhanden, ond soll jetzt mit Königsmarck wegen Werbungen des Orts für Schweden gehandelt werden.

Bei dem allen bleibt dennoch Oott Richter auf Erden.

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Abschnitt 4.

Der Anfang des Regensburger Reichstages. 1662 1664.

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Einleitung.

Als der im Jahre 1653 in Regensbarg zusammengetretene Reichstag im Mai des folgenden Jahres geschlossen wurde, obwohl die Mehrzahl der demselben durch das Westfälische Friedensinstrument zugewiesenen Reichs- Terfassongsfragen noch nicht ihre Erledigung gefunden hatten, war be- stimmt worden ^), dass derselbe behufs Vollendung dieser Aufgabe nach zwei Jahren, am 17. Mai 1656 sich wieder versammeln und dass inzwischen eine der wichtigsten und schwierigsten unter jenen Fragen, diejenige be- treffend die casus restituendorum ex capite amnestiae et gravaminum, d. b. die Ausführung der Bestimmungen des Friedensinstrumeutes über den kirchlichen Rechts - und Besitzstand, durch die jetzt streng paritätisch zu- sammengesetzte ordentliche Reichsdeputation , welche auf den 1. October 1654 nach Frankfurt a. M. berufen wurde, in Angriff genommen werden sollte. Die letztere ist, allerdings erst ein Jahr später, im September 1655, in Frankfurt zusammengetreten^ hat dort, freilich ohne irgend etwas Er- hebliches aaszurichten, bis zu Ende der Regierung Kaiser Ferdinand III. getagt, ein Theil ihrer Mitglieder hat dann eigenmächtig auch nach dem Tode dieses and nachher nach der Wahl des neuen Kaisers Leopold I., trotzdem derselbe ihre Verlegung nach Regensburg forderte, ihre Sitzun- gen dort fortgesetzt und hat so Veranlassung zu jenen Streitigkeiten ge- geben, welche im ersten Abschnitte dieses Bandes behandelt worden sind. Dagegen ist der Reichstag weder an jenem festgesetzten Termine noch überhaupt während der Regieraag Ferdinand III. wieder zusammenberufen worden, und auch dessen Nachfolger hat sich lange gesträubt, jene Zusage seines Vaters zu erfüllen. Eine wirkliche Erledigung und Ordnung aller jener noch offenen and streitigen Fragen der Reichsverfassung lag über- haupt durchaas nicht im Interesse der kaiserlich -österreichischen Politik, aod am wenigsten konnte diese damals, nachdem gerade im Gegensatze za ihr ein Theil sowohl der katholischen als auch der protestantischen

0 Reiobatagsabachied von 1654 § 191. 192 (▼. Meiern, Regenapurgiscbe Beichstaga-Handlangan U S. 138 f.).

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150 ^* I^^r Anfang des RegeDsburger Reichstages.

Fürsten sich mit Frankreich and Schweden zur Rheinischen Allianz vereinigt hatte, hoffen, dass eine solche ihren Wünschen gemäss werde zustande gebracht werden können. Daher hat der Kaiser dem ihm zu- erst von einigen befreundeten Fürsten zu Anfang des Jahres 1660 ge- machten Vorschlagt), jenem Streite über die Verlegung der Reichsdepa- tation durch Wiederberufung des Reichstages ein Ende zu machen, welcher bald auch von den Fürsten der Oppositionspartei wiederholt wurde, kein Gehör geschenkt, und auch, als zu Ende dieses Jahres infolge der üblen Wendung, welche die Siebenbürgischen Wirren nahmen, die Gefahr eines neuen Türkenkrieges heraufzog, und er sich entschloss, für einen solchen die Hülfe der deutschen Reichsstände in Anspruch zu nehmen, hat er zu- nächst unter dem Vorwande'), dass Gefahr im Verzuge sei, auf anderem Wege, durch besondere Verhandlungen mit den einzelnen mächtigeren Für- sten und Städten diese Absiebt zu erreichen gesucht. Allein nur ein Theil derselben zeigte sich willfährig, und den Fürsten der Oppositionspartei gab gerade dieses Hülfsgesuch des Kaisers Gelegenheit, mit um so grösserem Nachdruck die Berufung des Reichstages zu fordern. Das Haupt derselben, der Kurfürst von Mainz, verlangte in der Resolution, welche er dem an ihn abgeschickten kaiserlichen Gesandten ertbeilte^), als das beste Mittel, um einroütbig dem Türken entgegenzutreten, die Wiederberufung des Reichs- tages und sagte nur für den Fall, dass es vor derselben zum wirklichen Ausbruch des Krieges kommen sollte, die Stellung von Hülfstruppen zu. Noch entschiedener war die Sprache, welche der Pfalzgraf von Neuburg führte^), und in ähnlicher Weise machten auch die Braunschweigischen

M S. oben Abschn. 1 S. 11.

^) Vortrag der kaiserlichen Gesandten an die Reichsstande wegen der Tür- kenhülfe (Diar. Europ. VI S. 235. Londorp VUI S. 744): , Dieselbe thun sich zwar des alten Herkommens guter maassen bescheiden, dass dergleichen An- suchen und Begehren aaf einer allgemeioen Reichs- oder Kreis versammlang ge- schehen sollte, nachdem aber mehr bedeutete vor Augen stehende Gefahr ein- zigen Verzug nit leidet und dargegen bekannt ist, wie schwer, kostbar und lang- sam es mit solchen Zusammenkünften hergehet, so haben I. K. M. notbweudig diesen näbtru Weg der absonderlichen Schickung ergreifen müssen.

*) Diar. Europ. VI S. 240. Londorp VIII S. 746. Ueber die später von Karmainz gestellten BedinguDgen 8. Ludwig XIV. Instruktion für Gravel (Guhrauer II S. 305).

*) Resolution von Pfalz-Neuburg an den kaiserl. Gesandten Grafen zu Köuigseck, d. Dusseldorf 6. Februar 1661 (Londorp VIII S. 747): er ver- weigert eine bestimmte Erklärung, weil eine einseitige Hülfe nicht allein dem Kaiser wenig nützen, „sondern von den Mitständen eine solche Special declara- tion als ein Vorgrifif in eine allgemeine Reichssache aufgenommen und angleiche Gedanken erwecken werde", dagegen zweiBe er nicht, wenn der Kaiser die Reichsstände zu einem Reichstage förderlichst berufen werde, dass dieselben ohne Zeitverlierung denselben beobachten und zu Abwendung der Gefahr freudig concurrieren werden, und dass im Fall der Feind vor Ablauf des im Reichstags-

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Bioleitang. 151

Fürsten, der Herzog voo Würtemberg, der Landgraf von Hessen* Gas sei u. a. *) ihre Hülfeleistung von der Bernfnng des Reichstages ab- häogig. Der Kaiser versuchte diese Opposition dadurch zu beschwich- tigen, dass er in einem Schreiben, welches er am 14. Mai 1661 an den Kurfürsten von Mainz und auch an die anderen Kurfürsten richtete'), im Princip in die Berufung des Reichstages einwilligte und gegen die Deu- tung, welche man jenen besonderen Hülfsgesuchen an die einzelnen Reichs- stände gegeben hatte, als wolle er auf solche Weibe denselben ihr jus suffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, protestierte. Aber er drklärte doch wieder , dass er unter den jetzigen Verhältnissen die Aus- schreibung des Reichstages nicht für thnulich halte, und verlangte, dass zu- nächst der Deputationstag nach Augsburg verlegt werde, mit der Versiche- rung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden solle, was zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn er von den Reichsständen die Versicherung erhalten werde, dass man ohne Weit- läufigkeit zum Reichstage gelangen könne, einen solchen bald ausschreiben wolle. Allein dieser Versuch, zu dessen weiterer Durchführung er den Reichsvicekanzler v. Waldersdorf nach M&inz schickte, scheiterte voll- ständig. Der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen verharrten einerseits bei ihrem Widerspruch gegen die Verlegung der Reichsdeputation, andererseits beschlossen sie auf den Vorschlag Ludwigs XIV., welcher so in geschicktester Weise die Bemühungen sowohl des Kaisers als auch des mit diesem Hand in Hand gehenden Papstes zu vereiteln wusste^), zwar dem Kaiser Hülfstruppen anzubieten, aber unter Bedingungen, von denen man im voraus wusste, dass derselbe sie nicht annehmen werde, nämlich dass die gesamten Alliierten als solche im Verein mit Frankreich ein besonderes Hülfsheer schicken wollten. Obwohl dieses Anerbieten ihm uicht officiell mitgetheilt wurde, bewog doch die Kunde von diesen Ab- sichten der Alliierten den Kaiser, zumal da die Gefahr eines Krieges mit den Türken immer ernstlicher heranzutreten schien, zu weiterem Nachgeben. Zu einer solchen Demüthigung, die Hülfe des so verhassteu und bisher so viel geschmähten Rheinbundes anzunehmen, wollte er sich nicht verstehen, leichter als mit diesem schien es doch möglich sich mit einem Reichstage zu verständigen, so erklärte der Kaiser schon im August 1661^), dass er den Reichstag auf den 1. October des nächsten Jahres ausschreiben wolle,

aasBchreiben benaonten Termins losbrechen sollte, die Reichsstände „in Ansehung des ausgeschriebeoen Reichstages unerwartet des Reichsscblasses*' dem Kaiser beispringen werden.

<) S. Kocher, Gesch. von Hannover und Braanschweig I S. 307. Sattler, Gesch. des Herzogthums Würtenberg X S. 10 f Vgl. oben Abschn. 1 S. 29.

2) D iar. Europ. VII S. 103. Londorp VIII S. 759. S. oben Abschn l S.34.

*) 8. Guhraoer II 8. 297flF. Köcher I S. 307 ff.

*) 8. das Schreiben des Kaisers an den Kf. vom 25. August 1661 oben Ab- schnitt I 8. 46.

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152 ^* I)er Anfang des Regensbarger Reichstages.

erbat den Consens der Karfürsten dazu, stellte freilich nochmals das Ver- langen, dass zunächst der Depotationstag in Augsburg zusammentreten solle, Hess aber, da der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen bei ihrem Widerspruche dagegen verharrten, schliesslich diese Forderung fallen und schrieb am 8. Februar 1662^), unter Hinweis auf die immer weiteren Uebergriflfe der Türken in Ungarn und ihre bedrohlichen Rüstun- gen, sowie andererseits darauf, dass er „schon sonst gemäss dem letzten Reichsabschied entschlossen gewesen sei, zu fernerer Abhandlung der aus- gestellten Punkte und zu Erhaltung von Friede uud Einigkeit den proro- gierten Reichstag zu reassumieren^^, den Reichstag und zwar schon auf den B.Juni dieses Jahres nach Regensburg aus. Als Aufgabe desselben wurde in diesem Ausschreiben nur bezeichnet, es solle berathen werden, wie dem Türken kräftig und nachdrücklich gesteuert^ derselbe von den kaiserlichen Erblanden abgehalten und dadurch auch das Römische Reich in beständiger Ruhe nnd Sicherheit erhalten bleiben möge, doch enthielt jene vorhergehende Erklärung wenigstens indirect das Zugeständnis, dass auf demselben auch die auf dem letzten Reichstage unerledigt gebliebenen Fragen wieder aufgenommen und auch über die securitas imperii, über eine Reichskriegsverfassung berathschlagt werden sollte-

Das Verhalten des brandenburgischen Kurfürsten in den der wirk- lichen Berufung des Reichstages vorhergehenden Streitigkeiten und Verhand- lungen ist schon oben im 1. Abschnitt näher dargelegt worden, die nachfolgend niitgetheilten Akten sollen die Wirksamkeit veranschaulichen, welche der- selbe durch seine Gesandtschaft auf dem Reichstage zunächst während der beiden ersten Jahre des Bestehens desselben ausgeübt hat. Die Auswahl aus dem ungemein umfangreichen Aktenmateriale ^ ist von dem Gesichts- punkte aus getroflfen worden, dass diese Auszüge neben der besonderen Aktion des Kurfürsten und seiner Gesandten auch den allgemeinen Verlauf der Reichstagsverhandlungen erkennen lassen sollen. Allerdings liegt eine auf urkundlicher Grundlage beruhende Geschichte') jenes Reichstages vor, doch bietet dieselbe, für welche vornehmlich reichsstädtische Qesandtschafts- akten benutzt sind, weder ein ganz vollständiges Bild der dortigen Vor- gänge, noch finden diese immer die richtige Beleuchtung uud Würdigung,

») Diar. Earop. VIII S. 123flf. Londorp Vin S. Hllflf. Pachner v. Eg- gen stör ff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwährenden Teatschen Reichstages de anoo 1663 biss aohero abgefassteo Reichsschlüs^e l S. 1 flF.

^) Ausser den sehr zahlreichen und ansführlichen , mit vielen Beilagen aus- gestatteten Relationen der Gesandten und den Sitzungsprotokollen liegt noch ein von Q. v. Jena eigenhändig geführtes nicht minder umfangreiches Dia- rium vor.

') Gemeiner, Geschichte der öffentlichen Verhandlungen des zu Regens- burg noch fortwährenden Reichstages, l. II. Nürnberg 1794. 95. Auffallender Weise sind auch die Verhandlangen dieses Reichstages von Pufeodorf fast ganz unberücksichtigt gelassen worden, dagegen sind die Haaptmomente der-

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EiDleituDg. 153

so dass eioe ErgäDzang derselbco aus anderweitigen Quellen keineswegs als überflüBsig erscheint

Die wirkliebe Eröflfnong des ursprünglich auf den 8. Juni 1662 be- rufenen Reichstages hat sich sehr lange hingezogen. Als die branden- borgische Gesandtschaft Anfang September in Regensbnrg ankam, waren dort ausser den kaiserlichen Kommissaren, deren Haupt, der Brzbischof von Salz barg erst wenige Tage vorher seinen Einzug in die Stadt gehalten hatte, nur wenige andere Gesandten anwesend, erst allmählich in den nach- stea Monaten fand sich eine grössere Zahl zusammen, am 2. December kündigte der Erzbischof von Salzburg an, dass der Kaiser die Yer- lesQog der Proposition und damit die Eröflfnung des Reichstages auf den 20. Januar 166:5 festgesetzt habe, an diesem Tage fand dieselbe wirklich statt und darauf haben die Sitznngen begonnen. Gleich zu Anfang trat der Gegensatz der Parteien hervor; während der Kaiser und die demselben willfährige Majorität im Kurfürsten- und Fürstencollegium zunächst nur den ersten Punkt der kaiserlichen Proposition, die Berathung über die dem Kaiser gegen die Türken zu leistende Hülfe, in Angriff nehmen wollte, verlangte die Oppositionspartei, die Rheinischen Alliierten, und unter ihnen namentlich die weltlichen Fürsten, welche auf Anregung und unter Leitung von Pfalz-Neu barg im April 1662 zu dem „Fürsteuverein'^ zusammen- getreten waren ^). auf deren Seite sich aber bald auch einige andere Fürsten und zeitweilig auch die Reichsstädte stellten, auch gleichzeitige Vornahme der beiden anderen Pnnkte, der Reichskriegsverfassung und der durch das Friedensinstrument auf den Reichstag verwiesenen Fragen, namentlich über die Wahlcapitnlation, doch konnten die letzteren damit nicht durchdringen, und 80 hat der Reichstag angesichts der immer drohender herannahenden Türkengefahr sich bis zum Juli ausschliesslich mit den die Türkeuhülfe betreffenden Fragen beschäftigt. Entsprechend den Weisungen, welche er seineu Gesandten schon in ihrer Instruktion ertheilt hatte, lässt der Kurfürst dieselben während dieser Verhandlungen durchaus die Wünsche und For- derungen des Kaisers unterstützen, freilich aber bedingt er insgeheim aus, dass er selbst mit Rücksicht auf die Gefahren, welche ihm im Norden durch die feindselige Haltung Schwedens und Polens und durch die Streitigkeiten mit den preussischen Ständen drohten, von der Leistung der Hülfe entbunden sein sollte. Anfang Juli erhielten diese Berathungen über die Türkeuhülfe mit der Ueberreichung eines Reichsgutachtens au den Kaiser, in welchem sich das Kurfürsten- und die Majorität des Fürsten- eollegiums zu der Zahlung von 50 Römermonaten auf ein Jahr, die AI-

Belben schon von Droysen, Gesch. der Preußs. Politik 111,3 S. 28ff. hervor- geboben worden, neoerdings sind dann die dortigen Vorgänge, aber nur des er- sten Jahres 1663, genauer von Köcher, Gesch. von Hannover und Braunschwelg I S. 321 ff. dargestellt worden.

') 8. Sattler, Gesch. des Herzogthums Wurtenberg X 8.19. Köcher, I 8. 316 ff.

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154 4* I^er Anfang des Regensburger Reichstages.

liierten, denen der Kaiser nun doch dieses Zugeständnis machen mnsste, zu der Stellung eines entsprechenden Truppencorps unter besonderen, mit dem Erzbischof von Salzburg vereinbarten Bedingungen, von den Städten nur ein Theil zur Zahlung von 20 Römerraonaten erboten, einen vorläufigen, sehr ungenügenden Abschluss, und es wurden nun die anderen Fragen vor- genommen. Nach langen Streitigkeiten darüber, in welcher Ordnung über dieselben berathen werden sollte, einigte man sich Anfang September dabin, dass in der nächsten Zeit nur die Reichskriegsverfassung, vom 1. November an aber abwechselnd mit derselben auch die Wahlcapitnlation berathen werden sollte. Obwohl inzwischen der Krieg in Ungarn begonnen hatte und bei den glücklichen Erfolgen der Türken bald auch die deutschen Erblande des Kaisers in näf-hster Nähe von denselben bedroht wurden, wurden die Verhandlungen über die Ueichskriegsverfassung zunächst rein theoretisch und mit derselben Langsamkeit und Uneinigkeit wie vorher geführt, so dass erst Anfang December ein einhelliger Beschluss der drei Collegien zu stände kam, nach welchem ein jeder Reichsstand das Triplum seines alten Anschlages bereit halten sollte. Kurfürst Friedrich Wil- helm, der inzwischen dem Kaiser ein besonderes Hülfscorps geschickt hatte, hat sich allerdings auch an jenen Berathungeo betheiligt und die- selben durch gute Rathschläge, welche er ertheilen Hess, zu fördern ge- sucht, er hat aber fortgesetzt darauf gedrungen, dass dieselben beschleunigt und dass vor allem der augenblicklich drohenden Gefahr gegenüber wirk- lich Hülfe geschaflft werden solle; in der Erkenntnis, dass ein nach dem bewilligten Triplum aufgestelltes Reichsheer (c. 30,000 Mann) nicht aus- reiche, verlangt er, dass man sich zunächst über eine grössere Zahl von Truppen (er schlug 60,000 Mann vor) vergleichen und dann erst überlegen solle, wieviel die einzelnen Reichsstände dazu zu stellen hätten, er dringt darauf, dass die Fragen wegen einer beständigen Reichskriegsverfassung und wegen der gegenwärtig zu leistenden Türkenhülfe von einauder ge- sondert und dass zunächst, da die höchste Gefahr im Verzuge sei, nur die zweite erledigt werde. Nur dieses letztere ist erreicht worden, im übrigen aber nahmen die Verhandlungen, auch nachdem Ende December der Kaiser und dadurch veranlasst die übrigen Kurfürsten und zahlreiche andere Für- sten persönlich in Regensburg erschienen waren, (Kurfürst Friedrich Wilhelm hat die Frage, ob auch er der an ihn ergangenen Einladung dorthin Folge leisten solle, ernstlich in seinem Geheimen Rathe erörtern lassen, aber sich schliesslich namentlich mit Rücksicht darauf, dass die Wirren in Polen seine Anwesenheit im eigenen Lande erforderten, ent- schlossen, dieselbe abzulehnen) denselben schwerfälligen Verlauf wie vorher, zu der Bewilligung einer grösseren Streitmacht wollte man sich nicht ver- stehen, und Monate vergingen, ehe man sich über die Einrichtung und Aus- rüstung des nach dem Triplum aufzustellenden Reichsheeres, welches, da die Truppen der Alliierten ein besonderes Corps für sich bildeten, auf 20,000 Manu augeschlagen wurde, namentlich über die Besetzung der höheren Befeblsbaberstellen einigen konnte. So hat sich diese Reichsarmee

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EinleitaDg. 155

erst Mitte Juli 1664 mit der kaiserlichen Armee unter Monte cnccoli ver- einigt und bat nur an den letzten Kämpfen, denen schon im September der ?ou dem Kaiser auf eigene Hand abgetchlosseue Friede ein Ende machte, mit wenig Ruhm Theil genommen. Der Kurfürst hat sich die von dem Reichstage in diesen Angelegenheiten gcfassten Beschlüsse gefallen lassen, hat nach wie vor die Forderungen des Kaisers unterstützt, hat aber seinerseits unter Berufung darauf, dass er dem Kaiser ein besonderes Hülfscorps geschickt habe, und dasF dieses stärker ^e\, als das nach dem Triplum auf ihn fallende Contingent betragen würde, jeden Beitrag zu den Kosten des Reichsheeres abgelehnt.

Die mit der Türkenhülfe zusammenhängenden Fragen haben bis gegen Ende des Jahres 1664 den Reichstag so überwiegend beschäftigt, dass neben ihnen und der Erfurter Angelegenheit, welche zeitweilig im Sep- tember und October die ordentlichen Reichstagsverhandlungen ganz in*s Stocken brachte, nur noch ein anderer wichtiger Punkt, nämlich die Wahl- capitulation, in Angriff genommen worden ist. Nach dem am 26. Sep- tember 1663 gefassten Beschlüsse sollte vom 1. November dieses Jahres an diese Frage abwechsebid mit der Reichskriegsverfassung berathen werden, dem zufolge waren im October die kurfürstlichen Gesandten zu vertrau- lichen Besprechungen über diese Angelegenheit zusammengetreten, am 19. November fassten sie eine Declaration ab, in welcher die Zugeständnisse, zu denen sich die Kurfürsten aus freien Stücken bereit erklärten, angegeben wurden, und stellten am 23. November dieselbe dem Directorium des Fürsten- collegiums zu. Diese Zugeständnisse waren aber so unbedeutend, dass die Fürsten, insbesondere die Mitglieder der Oppositionspartei, damit durchaus nicht zufrieden waren, vielmehr wurden von denselben ähnlich wie schon auf dem vorigen Reichstage Forderungen erhoben, welche darauf hinzielten, deo Kurfürsten bei der Abfassung der Wahlcapitulation gänzlich die Hände %u binden und so die Prärogativen derselben auf das äusserste zu be- i»chräuken. Doch wurden auch die Verhandlungen über diese Frage so hiuausgezogen, dass dieselben bis zu Ende des Jahres nicht Über die vor- bereitenden Stadien hinausgekommen sind. Innerhalb des Fürstencollegiums selbst machte sich der Gegensatz zwischen den weltlichen und den geistlichen Mitgliedern desselben geltend, zunächst traten nur die ersteren und zwar unter Ausschliessung der Gesandten derjenigen kurfürstlichen Häuser, welche als Inhaber von Fürstenthümern auch diesem Collegium angehörten, zusammen und stellten ein Gegenproject einer ^beständigen'^ Wahlcanitulation auf. Nachdem sie Anfang Juli 1664 damit fertig gewor- den waren, traten nun die Geistlichen, von denen auch die Vertreter der kurfürstlichen Häuser, darunter auch der des brandenburgischen Kurfürsten, biozugezogen wurden, ihrerseits zusammen, um über das kurfürstliche Pro- ject zu berathen, erst Ende November wurden sie mit ihren Bemerkungen ZQ demselben fertig und erst Anfang Decembcr haben dann die Berathun- gen darüber im plenum des Fürstencollegiums begonnen. Kurfürst Fried- lich Wilhelm hat auch jetzt in dieser Frage dieselbe Haltung einge-

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156 4- ^QT Aofaog des Begensbarger Reichstages.

uommen wie auf dem vorigen Reichbtagei er bat allerdings gegenüber jenen so weit gehenden Forderungen der Pürstenpartei an der Behauptung der wesentlichen, in den Reiebsgesetzen und dem Herkommen begründeten Vorrechten der Kurfürsten mit Entschiedenheit festgehalten und hat zo diesem Zwecke unter diesen selbst eine festere Vereinigung zn begründen versucht, aber er hat sonst gegen billige Forderungen der Fürsten zur Nachgiebigkeit gerathen. Er hat gleich zu Anfang, als ihm jene kurfürst- liche Declaration, die den Charakter eines Ultimatum trug, mitgetheilt wurde, erklärt, die Fürsten würden sich sicherlirh nicht mit diesen Zugeständ- nissen begnügen, und darein gewilligt, dass mit denselben weiter darüber verhandelt werde, ebenso hat er nachher, obwohl er vorher das Qegentheil gewünscht und gefordert hatte; nachgegeben, dass diese Verhandlungen im plenum in ordentlicher Weise geführt wurden.

Neben den eigentlichen Reichstagsgeschäften haben die brandenbnr- gischen Gesandten in Regensburg in diesen Jahren auch andere Verhand- lungen zu führen gehabt, sie erhielten den Auftrag, beim Kaiser die Resti- tution von Jägerndorf zu betreiben, sie sind mit den Gesandten des Ffalzgrafen von Neu bürg und mit denjenigen Fürsten, welche sich zur Vermittelung der Streitigkeiten desselben mit dem Kurfürsten erboten, in Unterhandlungen getreten, und haben, freilich schliesslich ohne Erfolg, zu- nächst in der Streitfrage über das Directorium im westlälischen Kreise einen Ausgleich anzubahnen versucht, ihnen wurden dann im Jahre 1664, nachdem der Kurfürst sich entschlossen hatte, der Rheinischen Allianz beizutreten, die darauf bezüglichen Verhandlungen mit dem jetzt auch in Regensburg anwesenden Bundesrathe übertragen; auch über diese ander- weitige Thätigkeit derselben geben die hier mitgetheilten Akten Auskunft.

Die Gesandtschaft, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm im August 1662, jedenfalls in der Voraussetzung, dass auch dieser Reichstag eine nicht allzu lange Dauer haben werde, nach Regensburg schickte, war eine sehr zahlreiche und ansehnliche, sie bestand aus dea beiden Mitgliedern des Geheimen Rathes Claus Ernst v. Platen und Carl Caspar V. Blumenthal, ans dem Halberstädtischen Regierungs- und Landrath Curt Asche v. Mahrenholtz und dem Frankfurter Professor Dr. Gott- fried V. Jena, denen 4 Edelleute und ein stattliches anderweitiges Ge- folge beigegeben wurden. Die lange Verzögerung der Eröffnung des Reichstages, dann das unerwartete Hinziehen der Verhandlungen desselben haben aber den Kurfürsten bald veranlasst, namentlich aus Rücksicht auf den grossen Kostenaufwand, dieselbe einzuschränken. Schon Anfang De- cember 1662, also noch ehe die eigentlichen Reichstagsverhandlnngen be- gonnen hatten, wnrde v. Blumenthal abberufen, um die Gesandtschaft nach Paris zu übernehmen, im Mai 1663 wurde auch v. Platen und der grössere Theil des Gefolges zurückgerufen, so dass nur v. Mahrenholtz und Jena, jener als Vertreter des Kurfürsten im Kurfürsten-, dieser im Fürstencollegium, mit bescheidenem Gefolge in Regensburg zurückblieben.

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Binleitnog. 157

Der erstere war schon im Jahre vorher*) (Janoar Februar 1661) zu eioer diplomatischen Sendung an den dänischen Hof verwendet worden, er ist bis zu seinem Tode (29. October 16Y4*) in Regensburg geblieben, ohne, wie es scheint, dort eine bedeutende Rolle zu spielen, der letztere hat hier zum ersten Male die diplomatische Carriere und zugleich diejenige Stellung angetreten, in welcher er nachher lange Jahre verblieben ist, und in welcher er eine hervorragende Thätigkeit entwickelt hat. Gottfried TOD Jena'), der jüngere Bruder des Geheimen Rathes und Halberstäd- tischen Kanzlers Friedrich von Jena, 1620 in Zerbst geboren, hatte wie jener sich der juristischen Laufbahn zugewandt und nach Absolvierung seiner Studien auf den Universitäten Wittenberg, Giessen und Mar- burg und nach längeren Reisen sich als Docent der Rechte in Heidel- berg niedergelassen, war dann aber 1655 als Nachfolger seines damals von dem Kurfürsten als Geheimer Rath in dessen unmittelbare Nähe ge-. zogenen Bruders als ordentlicher Professor der Rechte an die Univer- sität Frankfurt a. O. berufen worden. Dort hat er sich neben seiner akademischen Thätigkeit durch die Anfertigung von Rechtsdeductionen und Gutachten hervorgethan, er wurde dafür von dem Kurfürsten mit dem Titel eines Geheimen Rathes beehrt und 1662 als Mitglied der Reichstagsgesandt- Schaft nach Regensburg entsendet. In dieser neuen Stellung als Ver- treter des Kurfürsten auf dem immer verlängerten und schliesslich in eine ständige Versammlung verwandelten Reichstage ist er ein Vierteljahrhun- dert lang, beinahe bis zum Tode des Grossen Kurfürsten, bis zum Sommer 1687 *) verblieben, und er hat dieselbe auf das geschickteste und würdigste

') S. Urk. u. Akt. IX 8. 719 f.

*) Irrig setzen Cosroar und Klaproth, Gesch. des Preussischen Geheimen Staatsraths 8.362 seioen Tod auf den 18. September 1689 an; G. v. Jena mel- det (d. Regensburg 19./29. October 1674), dass v. M. an diesem Tage Nachmittags 3 ühr nach gant kurzer Krankheit (er hat noch die vorhergehende Relation vom 15./25. October unterzeichnet) gestorben sei.

>) 8. Isaacsohn in der AUgem. deutschen Biographie XIU S. 762.

^ Irrig giebt Isaacsohn a. a. 0. an, G. v. Jena sei trotz der zu Anfang des Jahres 1687 zwischen ihm und dem Kf. entstandenen Differenzen auf seinem Posten in Regensburg bis über den Tod des Kf. hinaus verblieben. Allerdings wurden jene Differenzen ausgeglichen, der Kf. versichert ihn (d. Potsdam 22. März/ 1. April 1687) wieder seiner früheren Huld und Gnade, gewahrt ihm aber Eunächst einen dreimonatlichen Urlaub, um seine in Brescia sich aufhaltende Tochter daselbst zu besuchen, und weist ihn an, sodann sich zur Beobachtung seiner obliegenden Funktionen im Herzogthum Magdeburg wieder einzufinden, nimmt aber (d. Potsdam 29. Mai / 8. Juni 1687) den ertheilten Urlaub wieder zurück Qod befiehlt ihm, sogleich nach Halle sich zu hegeben, und J. meldet von dort am 2./ 12. Juli desselben Jahres, dass er dort angekommen sei. Nach seinem Abgange verwaltete zunächst der schon 1680 ihm beigegebene C. Schonbeck allein die Gesandtschaftsgeschäfte, bis der Kf. noch In demselben Jahre Ernst V. Metternich und Wolfgang v. Schmettau zu seinen Gesandten beim Reichstage ernannte.

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158 4* I)er Anfang des Regenebnrger Reichstages.

und zur vollen Zufriedenheit seines Herren ausgefüllt. Mit einer gründ- lichen Kenntnis der verwickelten staatsrechtlichen Verhältnisse verband er eine scharfe Beobachtungsgabe, and auch mit den damaligen Künsten der diplomatischen Intrigue hat er sich schnell vertraut gemacht; bei aller Ent- schiedenheit, mit welcher er die Rechte und Interessen seines Herrn ver- trat, zeigte er sich doch mild und versöhnlich, er war von angenehmen Umgangsformen und hat sich so auch bei seinen Genossen in Regensburg allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreut.

Als Anhang sind diesem Abschnitte die auf die Versammlungen des Obersächsischen Kreises zu Leipzig (October 1663 und Juni 1664) und auf die beiden Zusammenkünfte des brandenburgischen Kurfürsten mit dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen (December 1663 und Juni 1664) bezüglichen Akten beigegeben. Dieselben Fragen, welche den Reichs- tag beschäftigten, namentlich die Abwehr der Türkengefahr und die Er- furter Händel, sind auch auf diesen Zusammenkünften zur Sprache gekom- men. Von Interesse sind dieselben namentlich deswegen, weil sie zeigen, wie der Kurfürst den damals angesichts der Türkengefahr auch im Ober- sächsischen Kreise gemachten Versuch der Organisierung einer Landes- vertheidigung unterstützt, wie er zugleich sich bemüht hat, einerseits eine Vereinigung desselben mit dem benachbarten Niedersächsischen Kreise, in welchem eine ähnliche Einrichtung begründet war, herbeizuführen, anderer- seits eine besondere Verbindung mit Kursachsen und anderen benach- barten Fürsten zur gegenseitigen Hülfeleistung zu stände zu bringen, wie er ferner sich bemüht hat, überhaupt mit Kursachsen in ein näheres und engeres Verhältnis zu treten, welche Versuche aber durch die un- schlüssige und zweideutige Haltung des sächsischen Kurfürsten vereitelt worden sind.

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iDStrnktion der Reichstagsgesandten. 159

Instruktion, womit wir unsere liebe getreue Claus Ernst V. Platen , Christoph Casparn Freiherrn v. Blumenthäl , Curt Aschen von Mahrenholtz und Gottfrieden v. Jena auf den am 8. Juni 1662 ausgeschriebenen Reichstag naher Re- gensburg abgefertiget haben. D. Cöln a. d. Sp. 23. Juli/ [2. August] 1662.

Sie sollen, obwohl die kaiserlichen Eommissarien wohl nicht zum fest- 2. Au^. gesetzten Termin eintreffen werden, doch im Jnll in Rege nsb arg sich einfinden, v. Platen soll im Kurfürstlichen Collegio des Kf. Stelle halten und Freih. v. Blumenthäl das Wort führen, im Pürstenrath aber v. Mah- renholtz wegen Halberstadt nnd Pommern, v. Jena wegen Minden QDd Camin reden nnd votieren').

Als Pnnkte der Berathschlagnng bezeichnet das kaiserliche Ansschreiben, d. Wien 8. Februar'), dass:

1) von der Sicherheit des Reiches und wie dem Türkischen Vorbruch in dasselbe als auch in die Kaiserlichen Erblande zu wehren,

2) von der durch den Friedensschluss und letzten Reichsabschied zur allgemeinen Erörterung verwiesenen Reichsangelegenheiten zu handeln sein wird.

Woneben dann einige andere absonderlich uns und unsere Lande angehende, dann auch diejenige Sachen, so uns sonsten recomman- dieret, zu beobachten sein werden. I. Türken hülfe. Ges. sollen dafür stimmen, dass solch Werk zu- erst vorgenommen werde, zuförderst aber rathen, dass der Kaiser quibus- CQDqne honestis conditionibus Frieden mit dem Türken machen möchte; sollte dies nicht möglich sein und zur Deliberation kommen, ob und wie

0 8. die ähnliche Geschäfts vertheilung io der iDStruktioo für die Gesandten aof dem vorigen Reichstage, Urk. u. Akt. VI S. 164.

») Diarium Europ. VIII S. 123flF. Londorp VIII S. 811 flF. Pachnor V. Eggen stör ff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwäb- readen Tentschen Reichstags de anno 1663 biss anhoro abgcfassten Reicha- •chlasse I S. Iff. Vgl. oben S. 56 u. 152.

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160 ^* ^^r Anfang des Regeosborger Reichbtages.

weit sieb das Reicb dieses Krieges anzanebmen babe , so befindet Kf. in Anbetracbt der aacb dem Reicbe darcb die Türken drobenden Gefabr die Hülfe für nötbig. Betreffend 1) die Frage, wie stark die Hülfe sein solle, kann Kf. jetzt nocb nicbts resolvieren, sondern will sie erst auf empfan- genen Beriebt bierüber instruieren. Einwendungen wegen Moderation der Matrikul u. dgl. sollen nicbt beaebtet, sondern deren Erörterung auf an- dere Zusammenkünfte verscboben werden.

Jedoch haben unsere Abgesandten bei den Kaiserlichen Commis- sarien ingeheimb zu bedingen, dass, da es anjetzo an unsern Gren- zen sehr trübe aussiebet und wir um b unserer Lande aus der Nach- barschaft anscheinenden Gefahr willen eben jetzo noch in kostbaren Verfassungen stehen müssen, wir zu solcher allgemeinen Türkenhülfe für diesesmal und ehe wir von der obgesagten Gefahr befreiet, wie gerne wir auch wollten, etwas beizutragen nicht vermöchten, und hoffeten also, Ihre Kais. Majestät hierunter uns nicht verdenken, son- dern das Türkische Wesen vielmehr dahin richten würden, dass durch Gelegenheit desselben andere nicht Anlass nehmen möchten, Sie und uns zu beleidigen und zu infestiren.

Betreffend die Fragen: 2) ob die Hülfe in Völkern oder Geld beste- hen, 3) wenn Völker zu senden, wie es mit ihrem Unterhalt, 4) wie es mit dem Commando und der Direktion des ganzen Wesens zu halten sein solle, hält Kf. die Geldbülfe für die geeignetste, doch da auch hierbei Schwierigkeiten sind und er zu diesem Werke diesmal überhaupt nichts beitragen kann, können sich die Gesandte den Majoribus accommodieren ; 5) wie das Geld aufzubringen, wird am passendsten der Ausschlag nach den Römermonaten gemacht werden, auch nach den Beschlüssen früherer Reichstage auswärtige christliche Potentaten, auch die Eidgenossen, der Ritterorden und die unmittelbare Reicbsritterschaft um Geldhülfe und Sen- dung von Truppen angegangen werden können; 6) wegen der Artillerie, ist es wie früher zu halten, dass die Könige von Ungarn diese anzuschaffen, die Kreise etwas Feldgeschütz ihren Völkern mitzugeben haben. Betref- fend 7) die anderweitige Sicherheit des Reichs, so scheinen Gefahren für das- selbe jetzt nicbt zu fürchten zu sein, man müsse Streitigkeiten mit aus- wärtigen Mächten jetzt nicbt anregen, aber doch dafür sorgen, dass das Reich in unvermntheten Fällen nicht gar bloss stehen, sondern ein jeder der Executionsordnung gemäss sich bezeigen möge.

II. Punkte, welche durch das Instrumentum paci s auf einen allgemeinen Reichstag verwiesen, aber auf dem vorigen Reichs- tag nicht völlig abgetban sind.

1) Justitialia. Betreffend Abtbnung der Mängel bei dem Reichskam- mergericbt, Verbesserung der Ordnung desselben sowie der Reichsbof-

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lostrakUon der Reichs tagsgesaodten. 161

rathsordoDDg sollen Ges. in allen zweifelhaften Fällen erst an Kf. referieren. Eine Revision der Kammergerichts-Matriknl ist; nachdem auf dem letzten Reichstage Erhöhung der Gehälter der Assessoren nnd sonstigen Officianten desselben beschlossen ist O9 nothwendig. Betreffend die Präsentation der Assessoren von evangelischer Seite sollen Ges. dahin sehen, dass Kf. im niedersächsiscben Kreise mit zar Präsentation gezogen werde, im westfälischen Kreise aber den einen evangelischen Assessor allein präsentiere. Auch in der Kanzlei soll die Parität der Religionen durchgeführt, die Visitation derselben nicht durch K.Mainz allein, sondern mit Zuziehung anderer, darunter auch evangelischer Stände, erfolgen. Bei der neuen Reichshofraths- Ordnung^ sollen die Monita der Stände 3) berücksichtigt, in dem Reichshofrath selbst die Zahl der evangelischen Mitglieder vermehrt wer- den, so dass die Parität wirklich beobachtet werden kann; Qes. sollen auch dahin wirken, dass den evangelischen Mitgliedern grössere Re- ligionsfreiheit gewährt werde.

2) Ecclesiastica. Bei Erledigung der Restitutionsfragen sollen Ges. ihr Absehen auf das Instr. pacis, den Nürnbergischen Executions- recess und den arotior modus exequeudi richten.

3) Politica. In betreff der Herstellung der Parität im Kurfürsten- collegium auf Deputationstagen soll es, da über andere Vor- schläge Kur- und Fürstencolleginm sich nicht haben verständigen können, bei dem alternierenden quarto voto^), das auf ein interim bei jüngster Deputation eingeführt ist, verbleiben. In der Frage wegen der Pluralitas votorum in collectis^) hat Kf. sich jetzt für die von den evangelischen Fürsten vorgeschlagene^) Distinktion entschie- den, dass nicht bei voluntariae, sondern nur bei necessariae collectae die majora zu gelten hätten, und zwar nur, wenn die Majorität wenig- stens zwei Drittel der Vota betrage. Wenn zwei Drittel der Vota nnius coUegü eine collecta für necessaria erklären, so soll dieselbe dafür zu achten sein.

Verhandlungen über die Frage wegen einer beständigen Wahl- capitulation^) haben die Ges. sich zu bemühen zu verhüten, sollten sie

0 Reichstagsabschied von 1654 § 11 (v. Meiern II Anhang S. 97); s. Urk. u. Akt. VI S. 294.

2) 8. V. Meiern I S. 1133ff. ürk. u. Akt. VI S. 436. 450.

») V. Meiern I S. 1135 f.

*) Reichstagsabschied von 1654 § 191 (v. Meiern II Anhang S. 138). S. Urk. ü. Akt VI S. 319ff. 348. 400f. Droysen III, 2 S. 87ff. Köcher I S. lOHff. 149.

^) S. über die darüber auf dem letzten Reichstage geführten Verhandlungen Droysen m, 2 8. 86 flF. Köcher I S. 108flf. 149.

«) 8. ürk. u. Akt. VI S. 320f.

^ S. über die Verhandlungen darüber auf dem letzten Reichstage and die StelluDgnahme des Kf. ürk. u. Akt. VI S. 375 ff. 4(X)ff. Droysen a. a. 0. Köcher a. a. 0.

llBt«r. X. Gescb. d. Q. Rarfürsten XI. 1 {

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162 4. Der Anfang des Begeosbarger Reicbstages.

doch vorgenommen werden, so sollen sie darauf sehen, dass in einer solchea Capitalation den Rechten der Kurfürsten nichts vergeben werde; es wird sieb schwerlich practicieren lassen, eine solche Capitnlation aufzusetzen, darin nach Qelegenheit der Zeit bei künftigen Fällen nichts zu ändern vorfallen sollte.

Wegen der AchtserklärnngO soll die Bestimmnng der Wahlcapi- tnlation*) wiederholt und dem Reichsabschiede inseriert werden, dass kein Stand des Reiches ohne der gesamten Stände Erkenntnis und Einwilligung oder wenigstens der sieben Kurfürsten bei einer CoUegialversammlung in die Acht erklärt werden dürfe; der Punkt des letzten Reichstagsabschieds ^, worin dem Kammergericht die Achtserklärung ex solo capite coutumaciae zuerkannt wird, soll geändert werden.

Wegen Verbesserung der Defensions- und Execntionsord- nung ist auch Kf. der Meinung, dass diese wohl eingerichtet und es nur dahin zu bringen sei, dass sie wirklich ausgeführt werde, doch soll der Punkt der Executionsordnung geändert werden, dass erst ein Kreis seine Macht allein versuchen und erst, wenn diese sich nicht als ausreichend er- weist, andere Kreise herangezogen werden sollen, vielmehr muss sofort die Hülfe nach der Qefahr nnd Macht des Feindes eingerichtet und einem solchen mit gesamter Macht begegnet werden.

Es soll eine Verbesserung der Polizeiordnung vorgenommen wer- den, anf Grund der auf dem niedersächsischen Kreistage zu Braunschweig 1654 gemachten Vorschläge, doch muss allen Ständen freigelassen werden, nach Gelegenheit und Zustand ihrer Lande die Polizei einzurichten, nur dass darin nichts, so der allgemeinen Polizei direct entgegenlaufe, festge- setzt werde.

Im Kriege unbefugterweise eingeführte Zölle^) sollen abgeschafft, neue gemäss der Wahlcapitulation ^) nur mit Zustimmung des Kurfürstencolle- ginms gestattet werden. Ges. sollen sich bemühen, dass Donauwörth restituiert, dass das Post wesen geregelt werde. Wenn, wie zu erwarten, die Mitglieder des Deputationstages, über dessen Translocation es zu

1} Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der lostraktion für die Beichstagsge- sandten vom 16. December 1652 (Urk. a. Akt. VI S. 163 f.) and die Instruktion für dieselben vom 21. Mai 1653 (S. 218).

. ^ Wahlcapitalation Kaiser Leopolds L (d. Frankfurt 18. Joli 1658) § 28 (Londorp Vin 8.357).

') Eine solche Bestimmung findet sich dort nicht, vielmehr werden in § 36 die im Fall der contnmacia bisher gebräachlichen Wege, entweder auf die Poen der Acht oder Immission ez primo vel secundo decreto sa procedieren, unter- sagt und in § 162 dem Kammergericht vorgeschrieben, nur in soweit es demsel- ben vermöge der Reichsabscbiede and der KGordnnng gebühre, zur Achtserklä- mng EU schreiten.

*) Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der Instruktion für die Beiebstagsge- sandteo vom 16. December 1652 (Urk. u. Akt. VI S. 160).

^) Wahlcapitalation Kaiser Leopolds I. §21 (Londorp VIII S. 355).

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InstrnktioD der Beichstagsgesandten. 163

so heftigen Streitigkeiten gekommen ist, Bestätigung alles dessen, was sie getban und verrichtet, vom Reichstage fordern, so müssen zunächst die actus und Handlangen, deren Confirmation gesucht wird, specificiert werden, doch wünscht Kf. Oy dass diese Sache, als welche sehr stachlich ist, weil diese Streitigkeiten nunmehr cessiereu; nicht möchte angeregt werden.

III. Punkte, welche Kf. in particulari concernieren: ' 1) Man untersteht sich') ihm ratione der Stifter und Bisthümer Bran- denburg, Havelberg und Lebus und der Herrschaften Ruppin, Schwedt und Vierraden absonderliche collectas anzumnthen ; dies ist durchaus ungegründet, doch sollte wegen dieses Punktes von den anderen Reichsstäoden nichts moniert werden, so haben auch Ges. ihn zu übergehen. Weil bei diesem Reichstage Redressierung der Matricui vorgenommen werden soll, so haben Ges. sich zu bemühen, dass eine Redressierung') derselben auch inbetreff der unrechtmässig be- lasteten Lande Cleve, Mark und Ravensberg, ferner Hinter- pommern, Halb er Stadt und Magdeburg vorgenommen werde.

2) Gegenüber der Stadt Magdeburg*), welche die im Instr. pacis ver- glichene Eventual Erbhuldigung verweigert und einen Immediatstand beansprucht, haben Ges. sich zu bemühen, dass dieselbe nicht die vom Kaiser geforderte Bestätigung des Privilegium Ottonianum erhält, vielmehr Rath und Bürgerschaft der Alten Stadt Magdeburg von ihrem Unfug und Widersetzlichkeit abgemahnt, hingegen zur Ablei- stung des Eides angewiesen und, falls sie sessionem et votum bean- spruchen sollten, zurückgewiesen werden, auch die Forderung der- selben wegen Ausdehnung ihres privilegii muniendi et fortificandi auf alle eine Viertelmeile Weges um die Stadt liegende bona privatorum und wegen Verhinderung der Wiederaufbauung der beiden Land- städte Neustadt und Sudenburg sind ganz ungegründet. Ges. sollen sich in diesen Sachen mit den Gesandten des Administrators vereinigen.

3) Ges. haben die Rechte des Ef. zu wahren, falls wegen der Jülich- schen Succes sionssache auf dem Reichstage etwas vorkommen sollte, oder falls die Stadt Herfordt^), obwohl sich dieselbe mit ihm verglichen, oder die Städte Wesel und Duisburg^ als freie

») S. obeo 8. 58 f.

^ Vgl. die ganz ähnlichen Vorschriften in der Instruktion vom 16. Decetn- ber 1652. (ürk. u. Akt. VI S. 152 f.)

») ibid. S. 152 f.

*) ibid. S. 161. Näheres über diese Streitigkeiten mit Magdeburg uuten io Abschn. 13.

^ ibid. S. 162. Die Stadt hat allerdings 1653 auf dem Reichstage VersDche gemacht, ihre Beichsstandschaft geltend zu machen, 8. ebendaselbst S. 166 f. 195 f. 220.

«) ibid. S. 163.

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164 3. DiQ Belehonng des Knrfursteo a. s. w.

Reichsstädte sessionem et votam beanspracheD, oder der Cardinal V. Harrach 1) angebliche Rechte auf die Probstei Halberstadt vorbringen sollte.

4) Der König von Schweden') hat vom Kf. dessen Assistenz nachge- sucht, nm vom Kaiser mit der Pommerischen Belehnnng anch zugleich die Ratification des Grenzrecesses za erlangen, Kf. hat dieses aber abgeschlagen, Ges. sollen sich darauf nicht einlassen, sondern anstatt voti die dem schwedischen Gesandten ertheilte Resolution') vorlesen.

5) Kf. hat sich bisher nicht entschlossen, der Auflforderung einiger Stände und des Königs von Frankreich, derAlliance derselben beizu- treten^), nachzukommen; sollte auf dem Reichstage von diesen des- wegen etwas an die Ges. gebracht werden, so haben sie zu erklären, darauf nicht instruiert zu sein, es aber an Kf. referieren zu wollen.

6) Gegenüber etwaigen Klagen einzelner Stände über Belegung mit Durch- zügen oder Quartier im letzten Kriege wider Schweden sollen Ges. nachweisen, dass Kf. keine Schuld daran trage. Andererseits aber sollen sie dafür, dass Kf. erst im fünften Jahre nach dem Osnabrück- schen Frieden in den Besitz von Hinterpommern gekommen, Schadenersatz oder, dass dem Kf. deswegen einige caduc Lehne zuge- wandt werden, fordern.

7) Sollte wegen der Posten^) etwas vorgehen, so sollen Ges. sich darüber beschweren, dass der Kaiserliche Generalpostmeister Graf Taxis sich erlaubt hat, des Kf. Recht, in seinen Landen Posten anzu- legen, anzufechten, und dahin wirken, dass diesem sein unbegründetes Vornehmen und die harten Reden, die er in seinen Schriften gebraucht hat, verwiesen und Kf. bei seinem Rechte geschützt werde.

IV. Schliesslichen nun auf diejenige zu kommen, so unsere Assistenz und Hülfe bedürfen und uns zum Theil darum er- sucht haben:

1) Ges. sollen mit den anderen evangelischen Ständen zusammen beim Kaiser Fürbitte für seine evangelischen Unterthanen wegen mehrerer Religionsfreiheit einlegen.

2) sollen sie sich der Interessen des Kurfürsten von der Pfalz, der Kf. darum ersucht hat^, annehmen.

1) ibid. S. 164; vgl. die Relation der Gesandten vom 17. Jnli 1653 (S. 256).

^ S. oben Abschn. 3 S. 137 ff.

*) S. oben S. 138. 140.

^) S. die VerhaDdlaugeo mit Lesseios ürk.a. Akt n S. 243 ff. IXS. 600ff.

^) S. seboD die Vorschrifteo in der lostraktioo vom 16. December 1652. (Ürk. n. Akt. VI S. 164 f.) Vgl. Stephan, Geschichte der preaasischen Post S. 39 ff.

^ Aaf Grnod der zwischen ihnen 6. Mai 1661 abgeschlossenen Allianz (s. oben Abschn. 2) hatte Karfurst Karl Ludwig den Kf. ersacbt, ihn an f dem Reichstage zu unterstützen.

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lostraktioo der Reichstagsgessodteo. 165

3) Kf. hat TersDcht, den Streit zwischen den beiden brandenbnrgi- sehen Häosern in Franken') über die Präcedenz und das aasschrei- bende Fürstenamt nnd Direktorinm im fränkischen Kreise zq schlich- ten; wenn sie sich nicht beruhigen, so sollen Ges. sich weiter um einen Vergleich bemühen nnd vorschlagen, dass jene inzwischen ihnen das Yotam in beider Häuser Namen überlassen, auch sollen sie die Kitzinger Sache derselben gegen K.Mainz') und die Forderung des Markgrafen Christian Wilhelm ') gegen den Administrator von Magdeburg unterstützen.

4) Der Herzog von Mecklenburg hat des Kf. Assistenz gegen Schwe- den wegen des Warmünder Zolles^) nachgesucht; Kf. halt Schwe- den dazu nicht für befugt und sollen Ges. demgemäss ihr votum einrichten.

5) Ges. sollen den Heermeister, Fürsten zu Nassau, bei seinen Be- mühungen wegen der 3 Ordenscomtureien Mirow, Nemerow und Wildenbrach ^) unterstützen.

6) Der Kaiser hat vom Kf. sein Gutachten über die Lothringische Translation, über die von Frankreich geforderte Huldigung der zehn Städte im Elsass und wegen der Strassbnrgischen Huldigung gefordert Kf. ist über diese Punkte nicht genügend informiert, Ges. sollen zusehen, was darüber für Information ertheilt wird, nnd wohin andere zielen, und danach sich in ihrem votum richten oder an ihn referieren.

Ges. sollen alles jederzeit unter sich insgesamt wohl überlegen nnd

0 S. oben Abscho. 3 S. 99.

') S. darober Reoschel, Des Durchleachtigsteo Chor- und Fürstlicbeo Hauses Brandeobarg Stammbaum (Bayreuth 1666) S. 127.

>) Des GroBSoheims des Kf., des ehemaligen, seit 1632 katholisch geworde- oeo Admioistrators von Magdeburg. Die Streitigkeiten desselben mit dem jetzigen Administrator von Magdeburg, August von Sachsen, betrafen die ihm aus dem Erzstift zu zahlenden rückstandigen Alimentgeider, 8. Urk. n. Akt IV S. 905.

*) S. die darüber schon auf dem vorigen Reichstage 1653 vorgebrachten Kla- gen bei V. Meiern I S. 356fif.

^) Durch den Westfälischen Frieden (Art. XII §3) waren dem Hause Mek- lenburg als Entschädigung auch die daselbst gelegenen Johanniterordens-Com' toreien Mirow und Nemerow zugesprochen worden, doch unter der Bedin- gung, dass dasselbe die Einwilligung des Ordens erwirke und diesem sowie dem Kurfürsten von Brandenburg als Patron desselben die üblichen Leistungen fort- entrichte. Der Orden protestierte aber dagegen und forderte nicht nur die Besponsgelder, sondern nach dem Tode des Herzogs AdolfFriedrich 1658 auch die Backgabe der Comtureien selbst, und auch der Kf. unterstützte dieses Be- gehren. S. aber die darüber bis zum Jahre 1693 sich hinziehenden Streitigkeiten Lisch in Jahrbücher des Vereins für Meklenburgische Geschichte und Alter- tbumskunde IX S. 67 f.

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166 4. Der Au fang des Regensbarger Reichstages.

nichts ohne gemeines Qotbefinden thun, votieren oder handeln, alles fleissig protocollieren and dem Ef. von allem, was passiert, bei allen Posten aus- führlichen Bericht senden.

V. Blumenthal, v. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. AugU8t/[4. September] 1662.

[ADkaoft. Geringe Zahl der Anwesenden.]

4. Sept. Sie sind gestern hier angekommen, v. Platen^) hat sich in Jadenbach von ihnen getrennt nnd ist noch nicht eingetroffen. Der Erzbischof von Salzburg') ist am 19./29 August hier angelangt'), will aber, weil nur we- nige Gesandte anwesend sind, wieder abreisen und Graf Wolkenstein hier lassen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree 26. August/[5. September] 1662.

[Wie sie sich gegen den französischen Gesandten verhalten Bollen.)

5. Sept. Er sendet Abschriften der Berichte Becks über seine Audienz beim

Könige von Frankreich und über die mit demselben wegen Erneuerung der Allianz gehaltenen Discurse, sowie seines Rescripts an denselben^). Sollte der französische Gesandte ihnen, gegenüber diese Sache berühren, und die neue Instruktion, welche Kf. ihnen darüber zufertigen will, noch nicht angelangt sein, so sollen sie dieses demselben anzeigen, inzwischen demselben mit aller Courtoisie und Vertraulichkeit begegnen und des Ef. Geneigtheit zur Freundschaft mit dem Könige versichern.

0 V. Platen begab sich zanächst zu den Markgrafen von Ansbach und Bairenth,um eine Ansgleichang des zwischen denselben ansgebrochenen Präce- denzstreites (s. 8. 165) zn versuchen. Er meldet dem Kf. 26. Angn8t/5. September aus Bairenth, Markgraf Albrecht von Ansbach wolle den Vorschlag des Kf. nicht annehmen , beide Markgrafen wollten sich auf dem Reichstage der Session enthalten and ihr votum einem anderen auftragen.

^ Erzbischof Gaidobald von Salzburg, kaiserlicher Principalkommissarius ; neben ihm hatte der Kaiser den Reichshofraths-Yicepräsidenten Grafen von Wolckenstein und den Reichshofrath Crane zu Kommissarien bestellt. Die österreichische Gesandtschaft bestand aus Graf von Weissenwolf, Freiherr V. Volmar, Dr. Scherer und Dr. Höcher. S. Diar. Earop. VIII S. 667.

') S. die Beschreibung seines Einzuges Diar. Europ. IX S. 188 ff.

*) S. ürk. u. Akt. IX S. 615 f.

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AokoDft der Gesandten. Aenssernngen des Erzbischofs von Salzburg. 167

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg l./ll. September 1662.

[Absichten der Deputierten in Frankfurt. Gerimonialstreit mit dem Erzbischof

von Salzburg.]

y. Platen Ist vor drei Tagen aacb von Baireoth hier angelangt. 11. Sept. Es scheint mit dem Reichstag sehr langsam und schläfrig daherzogeben ; die ZQ Frankfurt Subsistierenden werden sich wohl nicht so geschwind hier einfinden; wie ihnen der knrsächsische Gesandte Dr. Strauch mitge- theilt, wollen dieselben, um ihre bisherigen actiones zu beschönigen und den Convent mit Manier aufzuheben, einen Deputationsabschied verfassen and sich hier nicht einlassen, ehe selbiger vom ganzen Reich confirraicrt worden. Ges. haben sich heute bei dem Kaiserlichen Principal -Commissa- rias, dem Erzbischof von S alzb ur g, zur Visite anmelden lassen ; da derselbe aber erklärt hat, sie so behandeln zu wollen, wie er andere kurfürstliche Gesandte zu Salzburg zu behandeln pflegte , und sich geweigert, ihnen, wie sie verlangt, die Präcedenz und Oberband und den Titel Excellenz zu geben, so haben sie die Visite aufgeschoben und fragen bei Kf. an, wie sie sich deno gegenüber zu verhalten haben.')

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. October st. v./[l. November] 1662.

[Visite bei dem Erzbischof von Salzburg.]

V. Blumenthal hat den 20./. 30. Audienz beim Erzbischof von Salz- l.Nov. bürg gehabt. Nach Erörterung des Präcedenzstreites, wobei jener sowohl als V. Bl. auf ihren Behauptungen und Forderungen beharren, spricht der Erzbiscbof über den Reichstag, beklagt, dass es mit demselben so schläfrig herginge, auf seine Anfrage beim Kaiser, ob er, ohne auf die anderen Stände zu warten, mit der Proposition verfahren solle, habe er noch keine Antwort, ja er wäre versichert, dass man zu Wien weniger auf den Reichs- tag als alhier gedächte. So gefiele ihm die Kaiserliche Conduite bei jetzi- gem Türkenkriege auch gar nicht, sagte, er hätte Leute, die sich zu gar oicbts resolneren könnten. Der Feldmarschall Monte cucoli wäre zwar ein capabel Subjectum, allein gar zu speculatif, langsam und behutsam. Zum Schluss erwähnt er des päpstlichen und französischen Streites^), giebt dem Papste auf das höchste Unrecht und erklärt, derselbe disgustiere alle teut-

0 Kf. erwidert darauf (d. Cüstrin 17./ [27.] September 1662) , sie sollten auf ihrer Fordemng bestehen , wenn dieselbe nicht erfüllt würde, den Erzbischof einzeln und ohne Solennitäten besacheni aber in den Geschäften fleissig mit ihm commanicieren.

^ S. Ranke, Franzosische Geschichte III S. 295 ff.

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168 4. Der Aofang des Begensbarger Reichstages.

sehen Fürsten; er hätte ihm neulich einen Brief geschrieben, den er ans Fenster zu stecken Bedenken tragen würde; er wünschte nur, dass durch genauere Zusammentretung der teutschen Fürsten *) dem Pabst ein solcher Knoten möge vorgelegt werden, den er nicht aufzulösen vermöchte.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 10./ 20. No- vember 1662.

[AeosseruDgen des Erzbischofs von Salzbarg.]

20. Nov. V. Platen und v. Blumenthal sind gestern einer Einladung des Erzbischofs von Salzburg zur Mittagsmahlzeit gefolgt; dabei erzählte der Erzbischof, er hätte an den Kaiser gelangen lassen, weil man den Frieden mit den Türken für gewiss hielte, so würde nicht zu rathen sein, den An- fang des Reichstages von der Hülfe der Stände zu Beibehaltung der kaiser- lichen Armatur zu machen, sondern man solle zunächst die auf dem letzten Reichstage unerledigt gebliebenen Reicbssachen, namentlich punctum securi- tatis imperii vornehmen, und würde der Kaiser darauf bedacht sein müssen, dass den gravaminibus imperii abgeholfen werde; wenn solches geschehen, würde sich am besten von der Hülfe reden lassen. Er wüsste zwar, dass er damit bei den kaiserlichen ministris schlechten Dank verdiente, der Kaiser hätte ihm aber doch anheimgegeben, wenn die KMainzische Hauptgesandt- Schaft käme ^), mit derselben und dem kurfürstlichen Collegio zu überlegen, wie die Proposition am füglichsten einzurichten sei. Man glaubt aber allge- mein, dass die Proposition vor dem neuen Jahre nicht geschehen werde.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 23. November/ [3. December] 1662.

[Festsetzung der Eröffoung des Beichstages.]

3. Dec. t)cr Erzbischof von Salzburg hat zu gestern Nachmittag erst um ^1^2

die kurfürstlichen und dann um V2 3 die fürstlichen Gesandten zu sich berufen; V. Mahrenholtz ist zu dem ersten, Jena zu dem zweiten Termin erschie-

0 Auch Kurfürst Johann Philipp von Mainz billigte das Vorgehen L u d - wigs XIV. gegen den Papst, und Ludwig XIV. selbst hat damals eine Yereioi- gUDg des fraozöBiscben und deatscben Klerus gegen denselben gewünscht, 8. die Bescripte des Königs an Gravel vom 28. September und 28. October 16G2 (Guhrauer, Kurmaioz in der Epoche von 1672, II S. 341.344).

^) Anfang November ist in Regensburg als Gesandter für K.Mainz nar Dr. Ettinger anwesend, erst am 25. November kommt der Kanzler Mehl, 18. Janaar 1663 der Principalgesandte, Bischofvon Worms, an, letzterer stirbt daselbst am 13. März 1663 (8. Diar. Europ. IX 8. 508. X 8.4. 132.).

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EröflfoQDg des BeichsUges. 169

neD , auf dem ersten tbeilte der Erzbisehof mit, dass der Kaiser für den 20. Januar st. d. die Pröposition festgesetzt habe, und fragte, ob die kar- fürstlicheD Gesandten damit eioTerstanden wären; auf ihre bejahende Er- kläi?ing theilte er dieses dann nachher den fürstlichen Gesandten mit, die sich auch zustimmend erklärten.

Dieselben^ an den Kurfürsten. D. Regensburg 12. /22. Ja- nuar 1663.

[EröffooDg des Reichstages.)

Vorgestern, Sonnabend den 10./ 20.^ wurde die Reichstagsproposi- 22 Jan tion') eröffnet, obgleich sowohl auf der geistlichen als weltlichen Bank ao die 40 Stände fehlten. Freitag Nachmittag fand vorher im Hause des w KMainzischen Kanzlers Mehl eine Zusammenkunft der kurfürstlichen Ge- sandten statt, worin über allerhand Cerimonialien , worin die Präeminenz des Kurfürsten zu wahren, verhandelt wurde.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./ 25. Ja- nuar 1663.

[Beschlüsse über die Reihenfolge der zu berathenden Gegenstände und den

modas tractandi.]

Dienstag den 13./23. Januar wurde die erste Session^) gehalten; die in 25. Jao. beiden Collegien ad deliberandum vorgetragenen Punkte waren:

1) nach welcher Ordnung die in der kaiserlichen Proposition enthaltenen Materien vorzunehmen?

2) was für ein modus tractandi hierin zu halten sei?

Beide Collegien beschlossen: 1) die vom Kaiser in der Proposition gemachte Ordnung zu observieren, also zunächst von der Hülfe gegen den

0 V. Blamenthal, den Kf. für die Gesandtschaft nach Paris bestimmt hatte, (0. Urk. Q. Akt. IX S. 616) hat inzwischen 4. December Begeosburg verlassen Qod ist zunächst nach Berlin gereist (Diar. Europ. IX S. 508.).

^ 8. die ausfabrlicbe Schilderung der EroffnuDgssitzuog Diar. Europ. X S. 5ir.; Theatr. Europ. IX S. b57f.; Gemeiner I S. 17 ff.

^ lo derselben (Diar. Europ. X S. 12ff.; Londorp VUI S. 963; Pachner V, Eggenstorff I 8. 7 ff.) werden drei Punkte zur Berathang gestellt: 1) Hülfe gegen die Tarken, 2) Erhaltung der Buhe und Sicherheit des Beiches, 3) Erle- digung der nach dem Friedensschluss zu vollziehenden und auf den Beicbstag verwiesenen Gegenstände, es wird aber verlangt, dass zonächst der erste erle- digt werde.

«) S. Gemeiner I S 23 ff.

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170 4* I^cr Aofaog des Begeosbarger Reichstages.

Erbfeind zq bandeln, docb so, dass die in den beiden letzten Punkten be- griffenen Materien nach Möglicbkeit zngleicb mit Vorgenommen würden.

2) die Dinge sollten ordentlich in pleno vorgetragen werden, doch dass nach der Sachen Bescbaffeubeit za Zeiten ancb depatati solche yorzaneh- men verordnet würden.

Ges. erbitten vom Kf. Anweisung inbetreff der Türkenhülfe, ob sie auf das Geld oder auf das Volk gehen, und wieviel sie bewilligen sollen. Sie haben wegen des Fürstenthums Cammin ein MemoriaP) dem Erzbischof von Salzburg übergeben.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. / 29. Ja- nuar 1663.

[Gespräch Jenas mit Craoe, ADdentaog, dass Ef. nicht su der Türkenhülfe bei- tragen könne.)

29. Jan. Heute wird die zweite Sitzung gehalten werden. Weil dort über die Türkenhülfe berathen werden soll, haben Ges. es für nöthig gehalten, den Kaiserlichen Kommissarien von weitem zu verstehen zu geben, dass Kf. diesesmal sich an der Leistung von Volk oder Geld nicht betheiligen könne. Daher hat sich Jena zu Grane begeben und zunächst als Vorwand angefragt, ob dem Kaiser mit Volk oder Geld mehr gedient sei. Jener antwortete, der Kaiser würde hierin indifferent sein und den Ständen solches anheimstellen. Im Discurs kamen sie auf die vom Kf. geführten Kriege und wie Kf. auch jetzt noch in Waffen bereit stehen müsste, und Jena be- merkte darauf, dass Kf. wohl für entschuldigt gehalten werden wurde, wenn er für diesmal mit der Hülfeleistnng verschont zu sein suchen müsste. Da aber jener hierauf nicht antwortete, so merkte Jena, dass er keine Instruk- tion oder Macht in diesem Werke hätte, weshalb er es auch nicht für ge- rathen hielt, sich deshalb deutlicher herauszulassen. Ges. bitten Kf. um Anweisung, was von ihnen hierin ferner zu thun sei, sie bitten zu erwägen, ob es nicht rätblich sei, dass Kf. selbst an den Kaiser schriebe, und ob dem Dinge nicht besser zu Wien als hier abgeholfen werden könne.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. Januar/

1. Februar 1663.

[Vorgänge in der Sitzung vom 21./ 31. Januar.]

Febr. In der gestrigen zweiten Session') wurde im kurfürstlichen CoUegio

deliberiert , auf welche Weise die Türkenhülfe einzurichten sei, und be-

0 Londorp VIII S. 967 f., darin wird verlangt dass dem dorch den West- fälischen Frieden säcalarisierteo Bisthnm Cammin die ihm gebührende Stelle im Fürstenrathe angewiesen werde.

^ S. Gemeiner I S. 27ff.

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Erste Berathaogen. 171

schlössen, gewisse Fragen abzufassen nnd solche ad deliberaDdum in colle- giis zu proponieren. Im Fürstenrath kam erst die Sache wegen der Ses- sion für Gammin Yor, dann proponierte das Direktorium die Frage, ob dem Kaiser gegen die Türken zn helfen wäre, welches auch beliebet ward, doch dass die anderen Materien specificiert, zugleich mit vorgenommen und ab- gehandelt werden möchten.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Januar/

5. Februar 1663.

[Die SitEQDgen vom 21./ 31. Januar nnd 24. Januar / 3. Februar.)

Genaaerer Bericht über die Vorgänge in der zweiten Session. Die 5. Febr. Kurfürsten hatten für nnnötbig erklärt, vom Kaiser Information wegen des anganschen Wesens za verlangen, ebenso dass die im 2. und 3. Punkt der Proposition enthaltenen Materien von den Directorien specificiert würden, sondern man sollte erst den ersten Punkt abhandeln. Im Fürstenrath verlangte ein Tbeil zunächst nähere Information und Specificierung jener Punkte y die Majorität aber erklärte sich dagegen; docb bestritten einige, daninter alle Alliierten, *dass es wirklich die Majorität gewesen. In der fol- genden Sitzung (24. Januar /3. Februar') behaupteten die AUiierten, die Ma- jorität sei eine ganz geringe gewesen, um 2 oder 3 vota soUte nicht der anderen Meinung hintenangesetzt werden, docb blieb es dabei. Weil aber auch die Städtischen Information über die ungarischen Verhältnisse und sobdivisionem secundi et tertii puncti begehrten, wurde endlich verwilligr, dasa bei den Kaiserlichen Kommissarien Information könne eingezogen werden, doch dass dadurch der Handlung des ersten Punktes keiu Auf- schub gemacht, und dass inzwischen die directoria den 2. und 3. Punkt subdividierten und materias tractandas spezifizierten.

Die Alliierten haben wohl 50 Punkte aufgesetzt, welche alle auf diesem Reichstage abgehandelt werden sollen. Ihre vota richten sie auf einerlei Weise ein und nennet einer des andern ohne Unterschied ein vor- treffliches Votum, mit ihnen stimmen und treten auch zusammen: Sach- sen-Altenburg, Brandenburg Culmbach und Bamberg.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 2./12. Fe- bruar 1663.

[auf die Relation vom 15/25. Januar. Kf. verlangt von der Leistang der Tür- kenhulfe entbanden za werden.]

Solchem nach habet Ihr, was sothane Hülfe belanget, zwar da- 12. Febr. hin zu votiren, dass wir, gleich anderen getreuen Churfürsten, Fürsten

>) S. Gemeioer I S. 30ff.

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172 ^' I^er Anfang des Regeosburger Reichstages.

und Ständen des Reiches dieselbe zu than bereit und erbötig wären. Ch. |:Dieweil Euch aber zum Theil bekandt, wir uns auch nicht anders erinnern^ als dass es Euch in Instructione mitgegeben, dass, wann es zu der würklichen Leistung der Hülfe oder Abführung der Eömer- monat vor diesem gekommen, wir von dem Keyser zuvorhero ver- sichert worden, dass wir zu der Würklichkeit nicht gehalten, also habet Ihr auch itzo mit dem Grafen von Wolckenstein und Cranen deswegen k part im Vertrauen zu reden und es gleichfalls dahin zu beforderen, auch auf solchen Fall I. Keys. M. in diesem Stück mit euren Votis an Hand zu gehen. :|*)

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 2./ 12. Februar 1663.

[SitzQDg vom 30. Januar / 9. Febraar, Gespräch mit der österreichischen Gesandt- schaft wegen Befreiung yon der Turkenhülfe.]

12. Febr. Die Direktoren des kur- und fürstlichen CoU^gium haben sich zusam- rnengethan, den ersten Punkt in Specialfragen dividiert') und zugleich da- bei einige Nachricht von dem siebenbürgischen Zustand gegeben;') darauf worden 30. Januar/ 9. Februar*) alle 3 Collegia berufen, um über diese Specialmembra zu ratbscblagen. Kurfürsten- und Fürstencollegium be- schlossen, sogleich zur Deliberation zu schreiten, doch wurde nichts rechts verglichen, weil die Frankfurter Alliierten sich nicht eher herauslassen wollten, bis auch der 2. und 3. Punkt der Proposition subdividiert und roateriae tractandae spezifiziert seien; die Städtischen entschuldigten sich defectu mandatorum.

Der Kaiser begehrt nach dem zur Diktatur Gegebenen eine starke Qeldhülfe, da aber weder in dem kaiserlichen Ausschreiben noch der Pro- position etwas davon enthalten, so werden sich Oes. vorläufig defectu man- dati entschuldigen und des Kf. Resolution abwarten.

Bei einer Visite der österreichischen Gesandtschaft am 31. Jan./lO. Febr. erklärte dieselbe, der Kaiser wünsche lieber Geld als Volk, Ges. erwiderten, auch sie seien auf Geldhülfe instruiert, Kf. aber hoffe, dass der Kaiser die Erschöpfung seiner Lande und^ dass er noch beständig in Waffen bltiben müsse, berücksichtigen werde; jene erklärten darauf, sie erkennten, dass Kf. Ursache habe, sich in Verfassung zu halten, und wüsste man nicht,

OS. oben S. 160. Kf. wiederholt diese Weisaog am 6. März 1663. 3) S. Pachner v. Bggenstorff I. S. llff.

') Diar. Kurop. X S. 30ff. (irrig als vom 19./ 29. Januar). Londorp VIII S. 965.

*) S. Gemeiner I S. 33ff.

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Berathaogeo über die Türkenhülfe. 173

wenn man in Ungarn orcopiert, wessen man sich a tergo zu versehen hätte, was sie wegen des Contingents des Ef. angeführt, wurde sich schon finden.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./ 15. Fe- bruar 1663.

[Sitznog vom 3. /13. Febmar. Parteinahme eines Theilea der Allierten für

die Städte.]

Die Berathschlagung über die 3 membra von Punkt 1 ist am 3./13. Fe- 1«^^- Febr. broar') durch das Gonclusum der Städtischen^) verzögert worden; gestern') ist im kurfürstlichen und fürstlichen Collegio wieder beschlossen worden, dass man die Frage, quomodo die Türkenhülfe zu leisten sei, vornehme und die Reichsstädte ermahne, sich diesem Beschluss zu accommodieren.

Es faugen sonsten etliche w>d denen Herrn Alliirten im Fürsten- rath an, ob sie gleich auf vorigera Reichstage ganz anders gesinnet gewesen, der Städte sich anzunehmen^), und wollen lieber, dass die- selbige sofort mit im Anfange, ehe die beide höhere CoUegia ver- glichen, zur Re- und Gorrelation gezogen würden, und das städtische Votum 80 viel als das Ghurf&rstliche oder Fürstliche gelte. Man siebet wohl, dass sie vermeinen, wann solches geschehe, es zu ihrem Zweck dienlich sein würde.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 18. Fe- bruar 1663.

[Weserzoll des Grafen yon Oldenbnrg.]

Der Graf von Ol den bürg hat, trotz der Vorstellungen desKf. am Kai- 18. Febr. serlichen Hofe, vom Reichshofrath erwirkt, dass er über den für einige Jahre erlangten Wesorzoll nach seinem Belieben disponieren darf; doch werden davon sowohl die Rechte des kurfürstlichen Collegiums als auch des Kf. besonderes Interesse betroffen, der Reichshofrath ist nicht befugt, sich dergleichen Concessionen anzumassen, der Zoll darf ohne Zustimmung des

>) In der Relation steht irrthümlich 6./ 16. Januar.

^ S. Gemeiner I S. 37. Darin verlangen dieselben genauere Information über den Tärkenkrieg, erklären, dass sie über mehrere Pankte der dictierten Sub- division ohne Instruktion seien, und fordern sunttchst Erledigung der Fr ob die Majorität die anders Stimmenden verbindlich mache, Revision der Matrikel u. a.

3) 8. Gemeiner I S. 38ff.

*) S. Gemeiner I S. 39.

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174 4. Der Anfang des Regensbarger Reichstages.

kurfürstlichen Collegiums nicht alieniert werden. Ges. sollen dieser Sache wegen mit den anderen karfürstlichen Gesandten commnnicieren.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 9./ 19. Februar 1663.

[Nachgiebigkeit der Städte.]

19. Febr. Die Reichsstädte haben sich soweit accoramodiertO, dass die Frage, wie dem Kaiser die Hülfe wider die Türken sn leisten, heute in Delibera- tion gezogen werde, doch mit der Bedingung, dass sie in materia collec- tarum per plura sich nicht wollten binden lassen und dass die noch unre- Tidierte Matrikul ihnen nicht nacbtheilig sei.

Die Pfalz-Neuburgischen Gesandten') haben privatim Jena eine Schrift *) mitgetheilt, welche der Pfalzgruf in der Jülichschen Successions- sache hat drucken lassen, deren Verfasser der jetzt verstorbene Kanzler Sillemann sei. Sie gedachten, dass, wenn sie das votnm wegen der Jülich- schen Länder suchten, des Kf. Gesandten mit ihnen wohl umtreten würden, und wünschten, dass die ganze Jülichsche Sache per sententiam decidiert werden oder dass ihr Herr und der Ef. einmal persönlich zusammen kommen möchten, damit ein endlicher gänzlicher Vergleich getroffen werde.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. Februar/

1. März 1663.

[Geldhülfe ist beschlossen worden. Vorschläge wegen des quanti.]

1 März. Alle drei Collegien haben sich für die Hülfe in Geld entschieden % und soll nun ein gemeines Gutachten abgefasst und den kaiserlichen Kommis- sarien übergeben werden. Jetzt wird man de quanto und de modo collec- tandi rathschlagen, Ges. erbitten dafür nähere Instruktion.

Einige der geistlichen Fürsten schlagen 60 Römerroonate, 20 pro prae- terito, 20 pro praesenti und 20 pro futuro vor. Im Fürstenrath ist von einigen, namentlich Würzbnrg, gerathen worden, dass ein gemeines Kriegs- heer zu der Stände und des Reiches Sicherheit möge aufgerichtet werden,

0 S. Gemeiner I S. 40.

^) Der Obrist und Hofrathspräsident Wolf Jacob Ungelter v. Diesseo- hausen und der Hofrath Dr. Oarrer (Diar. Earop. IX S. 508).

')Lacii Veroaensis de snccessione in jara ditiooesqae Jaliae, CUviae, MoDtiam, Marchiae «t Ravensbergae etc. dissertatio, refntatio, apologia anno 16G0 tertiam recognita, s. noten Abscbo. 8.

*) S. über die Verhandlnngeo darüber Gemeiner I S. 4lfir.

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BerathoDgeo ober die Tdakenhülfe. 175

dessen man sich contra qnemcnnqne sofort zo bedienen hätte; Ges. bitten auch deswegen nm Instruktion.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Februar /

8. März 1663.

[Reserratam der Alliierten.]

Das Reichsgntachten bat noch nicht übergeben werden können, weil 8. März. die Alliierten ev;)ngeli6cben Theiles und einige andere das reserratum hineinrücken wollen*), dass sie zur Leistung der Hülfe wider den Türken sich nicht verbindlich machen wollen, wenn die im 2. und .3. Punkt der Pro- position begriffeneu Materien auf diesem Reichstag nicht ausgemacht werden sollten. Das kurfürstliche und die Mehrheit des fürstl. Collegiums wollen es auslassen, unterdessen steht dessbalb das ganze Werk still. Die Alliier- ten erklären, sie wollten solche Versicherung, weil sie erfahren hätten, so- bald man mit dem ersten Punkt fertig sei, wollten die Kurfürstlichen davon- ziehen; überhaupt find sie gegen das karfürstliche Collegium nicht zum besten gesinnt.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 2./12. März 1663.

IDas Reichs gntachteo. Gespräch mit Graf Wolckenstein über Befreiung des Kf.

von der Türkenhulfe.]

Das Reichsgutachten >) ist nun glücklich zustaude gekommen und wird 12. März, den kaiserlichen Kommissarien per deputatos übergeben werden.

Ges. sind heute bei dem Grafen y. Wolckenstein gewesen und haben bei ihm, was Ef. ihnen wegen der Türkenhulfe befohlen, angebracht, auch gemeldet, was der Kaiser deswegen dem Kf. schon für Vertröstung gegeben. Er erklärte darauf, dass der Kaiser dem gethanen Versprechen wohl gnä- digst nachkommen lassen würde, er wollte es mit H. Grauen besprechen, den sie morgen auch besuchen wollen.

0 S. Gemeiner I S. 44ff.

>) d. 12. März 1663 (Diar. Enrop. X S. 124 ff. Londorp VIU S. 967 Pachner y. Eggenatorff I S. 13), aber die yorhergeheDden Verhandlungen s. Gemeiner I S. 48. Dasselbe wnrde am 15. März den kaiserlichen Kommissa- rien fibergeben, darauf erfolgte eine zustimmende kaiserliche Besolotion yom 2. April 1663 (Londorp VIII S. 969f. Pachner y. Bggenstorff I S. 15), io welcher der Kaiser yerlangt, dass ihm aufs eheste mit einer absonderlichen erheblichen Hülfe assistiert werde.

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176 4. Der Anfang des Regensbarger Reicbstages.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 12. /22. März 1663.

[Sitzung vom 9./ 19. März. Verschiedene Abstimmang in betreff der Leistung

der Türkenbülfe.]

22. März. Die Frage, wie die Türkeohijlfe zo leisten, ist 9./ 19. vorgenommen worden, im knrfürstlichen Gollegium haben Mainz, Cöln und Baier d für Volk, sie, Sachsen und Pfalz für Geld gestimmt, Trier hat sich nicht entschieden erklärt. Im Fürstenrathe stimmten alle Alliierten and einige andere für Volk, andere für Geld, andere Hessen sich garnicht her- aus, andere wieder stellten allerhand Bedingungen. In dem endlich abge- fassten Gonclusnm ist enthalten:

1) Anordnung eines allgemeinen Gebetes.

2) Ausländische Potentaten sollen um Hülfe angerufen, auch die Reiohs- ritterschaft und die Hansestädte dazu gezogen werden.

3) Ratione auzilii hätte sich die Majorität für Geldhülfe erklärt.

Es scheint, dass diejenigen, so Volk, und diejenigen, so Geld gewilligt, bei ihrem Erbieten werden gelassen werden, sonderlich da es eine frei- willige Hülfe ist, und der Kaiser wird auch wohl damit zufrieden sein.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 12./ 22. März 1663.

[Befreiung des Kurfürsten von der Türkenbülfe.]

22. März. Als gestern der Graf v. Wolckenstein und Herr Grane ihnen die Gegenvisite gemacht, haben sie den Punkt wegen Befreiung des Kf. von der Türkenbülfe wieder vorgebracht. Beide erkannten die rationes, welche sie angeführt, für erheblich, erklärten aber, sie könnten darüber nichts resolvieren, erboten sich aber, deswegen an den Kaiser zu refe- rieren und die Sache auch vor dem Erzbischof von Salzburg geheim zu halten. Ges. sind in Zweifel, wie sie sich inzwischen, bis sie Bescheid erhalten, verhalten sollen, werden aber wohl mit ihren votis wie bisher fort- fahren müssen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 17./27. März 1663.

[aaf die Relationen vom 19. Februar/ 1. März und 2./ 12. März. Die Tarkenhulfe. Das Würzburger Project Die Neabargische Sache]

27. März. Da Kf. sieht, dass inbetreflF der Türkenbülfe noch zur Zeit wenig Stat za machen, so befiehlt er den Ges. sich zu bemühen, dass der Kaiser auf

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BerathuBgeD über die Türkeohülfe. 177

alleo Fall sich eines gewissen zo versichern habe. Das von Würzborg be- antragte Heer zur Defension des Reiches contra qnoscunque anbetreffend, lägst er sich die Sache an ond für sich nicht zuwider sein, wünscht aber erst nähere Auskunft darüber. In der Neu burgischen Sache kommen 3 Punkte vor:

1) ratione voti, ob sie auch von selten des Kf. solches prätendieren und den Neuburgischen unterstützen sollen. Darüber, ob es vortheilbaft, sollen Ges. erst ihre Meinung äussern. -

2) wegen des westfälischen Ereisdirectoriums und der Bemü- hungen von Osnabrück, Münster und Braunschweig eine Ei- nigung darüber zu vermitteln : Kf. ist bereit dazu, will mit der Alter- nation zufrieden sein, doch so, dass er den Anfang mit dem Direc- torio auf dem Kreistage mache.

3) wegen eines h au ptsäc hl ich en Vergleiches. Er will sich auch darin so zeigen, dass man erkennen soll, dass er zu Friede und Einigkeit geneigt sei.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 20./ 30. März 1663.

[ErneueruDg der Rheinischen Allianz]

Von der Frankfurter Allianz haben sie Nachricht, dass diese zwar auf 30. Mär« 3 Jahre prolongiert sei^), dass die dort befindlichen Gesandten sich aber alle separieren^), auch der französische Gesandte Gravel und der schwe- dische Schnoltzki seien entweder schon auf der Reise hieher oder doch zom Aufbruch bereit, von den Reichsstädten befinde sich keine in der Al- lianz und wolle man solche auch nicht aufnehmen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 6. April 1663.

[auf die Relation vom 12./22. März. Unterstützung der kaiserlichen Forderung.]

~ Dieweil wir nun nicht zweifeln, es werde :| Ihre Key. Mt. |: die e.April. von Euch angeführte und in der kundbaren Wahrheit bestehenden Ursachen :| bei sich wohl gelten lassen und sich unserem Verlangen

0 Die Rheinische Allianz war am 7. März 1663 auf drei Jahre (Augast 1664—1667) verlängert worden (Dumont VI, 2 S.453). S. Mignet, N^gociations relatives ä la euccessioo d'Bspagne n 8. 19. Köcher I S. 314.

') Am 12. März beschloss der Bundesrath zn Frankfurt die üebersiedelung otch Begensbarg, dooh Hatten schon vorher die meisten Mitglieder der Allianz ihre Gesandten dorthin geschickt, s. Köcher I S. 313f.

Mater. %. Gesch. d. O. KurfQr8t«D XI. 12

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178 ^< I>®r Anfang des Regensbnrger ReichstageB.

nach erklären, | : also habet Ihr gegen vorgedachte : | beide Coinmis- sarien zu gedencken, dass, weil Ihr nicht zweifeltet, es würde auf ihre geschehene Relation die kaiserliche Resolution so, wie wir dieselbe begehrten, einkommen, also wolltet Ihr in solchem Vertrauen kraft habendes, unsers aussdrucklichen Befehls sie ratione modi et quanti so, wie sie es desideriren möchten, in Buren Votissecundiren, gestalt Ihr dann auch, wie itzo gedacht, solches zu thun und allen mtlg- liehen Fleiss mit guter Manier anzuwenden, damit Ihre Key. Mt. in diesem Stück zu ihrem Intent ie eher ie lieber gelangen möge. | :

Die Gesandten an den Kurfllrsten. D. Regensburg 30. März/9. April 1663.

[Berathangen aber das Qaantam der Tärkenbälfe.]

9. April. Vergangenen Freitag ^) ist eine Session gehalten und die qoaestio qoanti (wie gross die Hülfe in praesenti und in futurnm dem Kaiser zn leisten) beratben worden, doch ist niemand weder im Korfürsten- noch im Fürstenrathe gewesen, der darüber etwas gewisses determinieret hätte, auch Ges. haben sich zu Iceiuem qnanto erboten, sondern gefordert, die kaiserlichen Kom- missarien möchten angeben, mit was für einem quanto dem Kaiser gedient wäre. Sonnabend ist Mahrenholtz bei H. Crane gewesen nnd hat ihn gefragt, auf was für eine Samme eigentlich der Kaiser zielte, und ob schon Antwort von demselben inbetrefif der Forderung des Kf. diesmal von der Leistung der Hülfe entbunden zu werden, eingetroffen sei. Crane ant- wortete, die kaiserlichen Koramissarien wären nicht instruiert, den Ständen etwas ratione qnanti vorzuschlagen, doch gab er anf M's. weiteres Drängen endlich zu verstehen, dass im Salzburgiscben Votnm 60 Römerroonate pro praesenti und, wenn es zum Kriege komme, jährlich 50 Monat in futu- rum offeriert worden, in dem Pfal z-Lauternschen Votum aber hätte man sich besser und, wie er redete, hi^rtiger herausgelassen und pro prae- senti 100 Römermonate gewilligt, welches dem Kaiser gewiss zum Gefallen gereichen würde. Auf ihren Bericht au den Kaiser wegen der Forderung des Kf. sei noch keine Antwort erfolgt, der Kaiser wurde aber gewiss die gefährdete Lage des Kf. berücksichtigen. Er wüsste anch nicht anders, als dass derselbe dem Kf. durch eine Gesandtschaft schon vor diesem Ver- " Sicherung gegeben, dass er von seinem Antheil befreit werden sollte, wobei er es wohl werde bewenden lassen. Nachdem nun am 30. März/9. April wieder ratione quanti zu Rath angesagt, aber von der österreichischen Ge- sandtschaft bei voriger Session gar übel empfanden, dass niemand ausser

^) Ueber diese Sitsang vom 27. März/6. April and aber die folgende vom 30. März/9. April 8. Gemeiner I S 52f.

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Berathnogen ober die Türkenhälfe. 179

Salzborg und Pfalz-Laatern eio qaantnm habe benennen wollen, haben sie beschlossen, obwohl sie daraof nicht instruiert sind, auf Ratifikation des £f. 100 Römermonate yorznschlagen, dafür haltend, dass, weil Kf. dabei nichts zutragen wolle, wie er ausdrücklich habe bedingen lassen, es ihm gleich sein werde, ob viel oder wenig yerwilligt werde, und dass 'dadurch Kf. bei dem Kaiser sich soviel angenehmer machen werde.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 3./ 13. April 1663.

[Vorschläge wegen des Quantum.]

Sie haben 100 Römermonate für die Türkenhülfe yorgeschlagen. Die, 13. April, welche sich anfänglich zu Volk erboten, haben erklärt, dem Kaiser, wenn es zum öffentlichen Kriege käme, 8000 Mann oder mehr mit der nöthigen Artollerie auf ein Jahr, im Nothfall noch lädger, auf ihre Kosten stellen zu wollen, doch da verschiedene noch keine bestimmte Erklärung abgegeben, ist man noch zu keiner Re- und Gorrelation geschritten.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 6./16. April 1663.

[Abstimmung wegen des Quantum der Tärkenholfe.)

Heute ist wieder Sitzung gewesen ; im Kurfürstencolleginm hat die Ma- 16. April, jorität auf 50 Römermonate gestimmt, auch sie haben sich dem accommo- diert Im Fürstenrath hat die Majorität auf 50 Römermonate ratione prae- teriti et praesentis auxilii geschlossen, ?on der künftigen Hülfe werde künftig zu reden sein.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 17. April 1663.

[Abberufung ?. Plateus.]

Kf. sieht sich der grossen Kosten wegen genöthigt, seine Gesandtschaf- 17. April, ten möglichst einzuziehen, daher erhält ?^ Platen den Befehl, nach Berlin zurückzukehren*), y. Mahrenholtz und Dr. Jena sollen dortbleiben und ihren Staat and Saite so einrichten, dass sie monatlich mit 600 Rthl. aus- kommen.

0 V. Plateo reist am 1.5. Mai ab.

12^

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IgO Der Aofang des Regeosbarger Reichstages.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 16./26. April 1663.

[Resolntion des Kaisers aaf die Forderung des £f. Verlangen des Administra- tors von Magdeburg]

26. April. YorgeBterD hat ihnen Crane die Antwort des Kaisers auf seinen

and des Grafen Wolckenstein Bericht wegen der brandenburgischen For- derung mitgetheilt, dieselbe lautet:

Wie nun erstbesagten Ghurfttrsten zu Brandenburg Ldn. sieh gegen uns woll versichert wissen, dass wir derselben in allen mtig- liehen Dingen zu willfahren geneigt seind, also werden wir Ihrer Ldn. desideria des Orts dergestalt beobachten, dass Sie damit zuversichtlich woll vergnügt und hinwiederumb beursacht sein werden, unsere dem Rom. Reich und der ganzen Christenheit so woll alss unsem beider- seits der Gefahr am nächsten gelegenen Land und Leuten zum besten angesehene Intention Ihres Theils nicht weniger zu secundiren.

Ges. fragen an, ob Kf. es dabei bewenden oder aber noch etwas dess- halb erinnern lassen wolle, und stellen anheim, ob er deswegen an Crane, welcher sich dieser Sache vornehmlich angenommen, schreiben wolle. Der Gesandte des Herzogs August von Sachsen, Administrators von Magde- burg, hat ihnen mitgetheilt, sein Herr habe mit Kurs ach sen einen Ver- gleich geschlossen, wodurch er die landesfürstlicbe Hoheit über etliche Aem- ter erhalten ^), er beanspruche daher Session und votum im Fürstenrath. Der Kaiser habe bereits seine Zustimmung dazu ertheilt, an Kf. wäre deswegen auch geschrieben, und er wünschte zu wissen, was ihnen hierin zu thun anbefohlen sei. Sie haben erwidert, dass sie noch keine Resolution des- wegen erhalten hätten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 17. /27. April 1663.

[Ges. sollen ihr Votum io betreff des Quantum redressieren.]

27. April. Im übrigen so ist euch unsere eigentliche Meinung ratione subsidii, welches Ihrer Keys. M,. zu leisten, aus uehren Rescripten zur gnüge bekannt, und hättet ihr euch daher auf mehr Monate als an- dere herauslassen sollen, und weil wir sehen, dass ihr darinnen das pfalzische Votum gefolget und sub spe rati euch auf 100 Monat in futurum herausgelassen, wir:{ aber vielmehr den Dank bei Ihrer Keys.

*) 8. Opel, Die Yereiuigung des Heraogthums Magdeburg mit Karbranden- burg 8. 7.

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Die TürkeDhüIfe. Das von dem Admio. von Magdeburg gesnchto Votam. 181

M. za haben verlaDgen, dass wir anderen und nicht andere uns vor- geben, |: solchem nach so habt ihr dahin zu sehen, damit ihr mit guter Manier euer Votum, als welches sub spe rati abgeleget,:| der- gestalt redressiret, I : dass ihr in euren Votis an und furbringet, dass ehe und bevor eure unt. Relation bei unseinkommen:{ unser gnädig- ster Befehl ratione quanti eingelanget. Was nun die Eeyserliche, als mit welchen ihr daraus vorhero zu communiciren^ begehren möchten, dass ihr ratione quanti sowohl wegen des künftigen als vergangenen votiren sollet, darnach habt ihr euch zu richten^ doch dass eure Vota aaf eine höhere Summa als die pfalzische ist, und, wann die Eeyser- lichen es zu determiniren Bedenken hätten, zum wenigsten auf 150 Monat eingerichtet werden, | : und dass, wan inskunftige ein mehres für des Reiches und der Christenheit Bestes notig sein möchte, damit nach Beschafifenheit der Sachen continuiret werde. Dass aber einem andern als dem Eeyser die Disposition über dem Geld gegeben werde, das halten wir gar nicht für zuträglich, und werdet ihr daher, wie ihr alleweil zu unserm gnädigsten Gefallen gethan, ferner im Votiren fortfahren.

' Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 27. April / 7. Mai 1663.

[EröffbaDgen des neueo PfalzneaburgischeD Gesandteo.]

Der E. Sächsische Gesandte hat aufs neue wegen Session and Vo- 7. Mai. tum des Admioistrators, Herzog Aagust, Erinneruog gethan. Pfalz-Neu- barg hat einen seiner vorigen Abgesandten, ?. Didinghausen, abge- fordert und an dessen Stelle den ?. Rauten stein, der früher in Polen zu Oliva bei den Trac taten *), auch zu Frankfurt a. M. gewesen, hieher ge- saudty welcher sofort, als er das erste M.il in den Fürstenratb gekommen, Jena zugesprochen und sich zu Fortsetzung der Freundschaft, in der je- ner mit dem früheren Abgesandten gestanden, erboten. Als sie dann priva- tim von der Jülichschen Sache gesprochen, erklärte er, es sei für beide Theile nützlich, wenn ein endlicher Vergleich aufgerichtet würde, und dass ein jeder mit des anderen Assistenz der Jülichschen Lande halber ein votum buchen könnte.

») S. Urk. u. Akt. VIII S. 711.

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^g2 Der Anfang des Regensbarger Reichstages.

Gottfried V. Jena') an den Kurfürsten. D. Regensburg 8./ 18. Mai 1663.

[Versöhnliche 'Aensserong des Pf. Nenbnrgischen Gesandten. Verhandlungen wegen des für den Administrator von Magdeburg verlangten Votums.] .

18. Mai. Vorgestern wurde das vona Reichsdirectorio abgefasste Reichsgut- achten«) den Ständen per dictaturam mitgetheilt und wurden denselben Tag alle consilia berufen, doch ist es noch zu keinem Schluss gekommen.

Der Pfalzneuburgische Gesandte v. Rauten stein hat mit J. vertrau- lich geredet, er hätte über ihr früheres Gespräch«) seinem Fürsten berichtet, dieser wäre damit wohl zufrieden und wünsche, J. möge dem Kf. berichten, dass er zu einem beständigen Vergleich wohl geneigt sei, und könnten dazu einige Interpönenten vorgeschlagen werden; J. hat erklärt, darüber an Kf. berichten zu wollen, und erwartet von diesem Instruktion.

ViTegen der Forderung des Administrators von Magdeburg hat er mit dem K. sächsischen Abgeordneten Strauch verhandelt nnd dabei des Kf. Forderung vertreten, dass jener ratione loci nichts den Pürstenthümern des Kf. Präjudicierliches prätendieren dürfe.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. Mai 1663.

[Berathungeo über das Reicbsgutacbten wegen des Quantum.]

21. Mai. Trotz dreier Sitzungen (Freitag, Sonnabend und heute) ist doch das

Reichsgutachten noch nicht zustande gekommen^), im kurfürstlichen Colle- gio ist jetzt eine vollständige Gonformität erzielt, nachdem der Kurcölpische auch zu 50 Römermonaten sich erboten, gleichwohl ist angezeigt worden, dass Kf. sie inzwischen aut lOO Monat, auch wohl noch mehr instruiert habe. Die bewilligte Summe soll in zwei Terminen, künftigen Michaelis und Ostern 1664 erlegt werden.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./25. Mai 1663.

[Das Reicbsgutacbten ist zustande gekommen. Bevorstehende Berathung wegen des futurum auzilium.]

25 Mai. Das Reichsgutachten ^) ist glücklich zustande gekommen und heute

durch Deputierte den kaiserlichen Kommissarien übergeben worden. Der

^) V. Mahrenholtz war nach Halberstadt gegangen, um dort die für die Gesandtschaft bestimmten Gelder flüssig zu machen.

^ S. aber dasselbe und über die vorhergebenden Verhandlungen Gemei- ner I S. 55ff.

») S. oben S. 181.

^ S. Gemeiner I S.63ff.

*) d. 13/23. Mai 1663 (Londorp VIU S. 971 ff. Pachner v. Eggen- Btorff I S. 18f.).

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Die TärkeDhülfe Die Porderaog des Admio. von Magdeburg. Ig3

Erzbiscbof von Salzbarg hat daraaf io seiner Antwort erklärt, man

möchte jetzt zuerst das fotorom aaziliam abhandeln , weil der Brach aiid

Kneg mit den Türken sehr wahrscheinlich wäre, der Kaiser würde sich Volk so lieb als Geld sein lassen.

Der Kurfttret an die Gesandten. D. Königsberg 26. Mai 1663.

[Die kaiserliche Resolatioo, die Forderaog des Admioistrators von Magdeburg.)

So viel die keys. Resolution, welche euch von Cranen com- 26. Mai. municiret, belangt, da sind wir der Meinung, dass ihr andeutet, dass wir die Kesolution also verstünden und annehmen, als wir es von Ihrer Keys. M. desideriret. Was des H. Administratoris zu Magde- burg Ld. prätendirte Session und Votum ratione Querfurt betrifft, da lassen wir es nochmals bei unserm jüngsten Rescript *), und habet ihr euch durch keine majora davon. bringen zu lassen, als welche uns und anderen das jus iam in ipso Instrumente pacis quaesitum nicht entziehen oder nehmen können, auf solche Weise könnte einer, der allererst in Fürstenstand erhoben, durch die majora denen filteren vor- gezogen werden, welches doch injustum und inauditum.

Gottfried V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 18./28. Mai 1663.

[Berathang über die künftige Hülfe, Forderung, dass auch der pnnctas securi- tatis zugleich vorgenommen werde.]

Gleich am Sonnabend sind wieder die Collegia berufen worden, nnd 28. Mai beute') ist dann der Punkt von der künftigen Hülfe ordentlich vorgenom- oteD, doch noch kein Beschluss gefasst worden. Im karfürstlicben waren die plura (Cöln, Trier, Mainz und Baiern) für Volk; Branden- burg beiEmtragte, da das kurf. coUegium vorher einmütbig auf Geld ge- stimmt und der Kaiser erklärt hätte, dass ihm ebenso mit Geld wie mit Volk gedieut, möchte man sich noch zur Zeit auf 50 Römermonate au Geld er-

0 Ein Bolcbes ist in den Akten nicht erhalten, der Inhalt desselben ist aas den späteren Rescripten und Relationen der Gesandten ersichtlich. Kf. willigt ^io, dass der Administrator für sein Fürstenthum Sachsen-Querfart Sit& ond Stimme im Fürstenrath erhalte, will aber nicht zugeben, dass derselbe, wie er ▼erlangt, mit den übrigen sächsischen Häasern zusammen vor seinen Fürsten- tbömern die Stelle erhalte.

^ S Gemeiner I S. 69 f.

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134 ^* I^^r Anfang des RegtiOBbnrger Reichstages.

klären, auch damit, so lange der Türkenkrieg währte, continaieren, wovon, in Betracbtang die Matncnl sehr geschwächt, etwa 30000 Mann, wenn die andern zom Kriegsheer nöthigen Dinge mitgerechnet würden, erhalten wer- den könnten. Mit geringerm wäre kein genngsamer Widerstand zn thnn oder was Fruchtbarliches zu verrichten. K.Mainz verlangte, dass der pnnc- tns securitatis zugleich mit der Türkenhülfe vorgenommen werde, die Ma- jorität aber erklärte sich dafür, dass dieses erst nach ausgemachtem erstem Punkt in Richtigkeit zu bringen sei. Auch im Fürstenrath stellten die Alliierten und wenige andere dieselbe Forderung, dass^ die Sicherheit des Reiches sofort und zugleich mit der künftigen Hülfe abzuhandeln wäre.

E. V. Platen an den Kurfürsten. Berlin 22. Mai / [1. Juni] 1663.

[Vorschlage der K.Mainzischen uud K.Cölnischeo wegen der künftigen Reichsv^rfassQDg.]

1. Juni. Er ist vorgestern hier angekommen, will nur berichten, dass, als er von

einigen Gesandtschaften, darunter der K.Mainzischen und K.Cölni- sehen, Abschied genommen, von denselben ein Discnrs wegen der künfti- gen Reichsverfassung angefangen wurde. Der K.Mainzische Kanzler Mehl erklärte, sein Herr sei auf den Gedanken gekommen, es müsste nothwendig im Reiche eine beständige Kriegsverfassung eingerichtet werden, und zwar müsste, da den alten Reichsverfassungen und der Executionsordnung fast nie nachgelebt sei und die Hinderung unter anderem aus der Matricul herrührte, etwas ganz neues gemacht werden, nämlich:

1) der Kaiser müsste sich mit den Ständen und diese unter sich zn mutueller Hülfe auf das kräftigste verbinden.

2) auch die auswärtigen benachbarten Kronen, namentlich Frankreich und Schweden, müssten hinzugezogen werden, so dass auch diese sich mit dem Reiche zu mutueller Hülfe verbänden.

3) es müsste jederzeit ein vollkommenes Kriegsheer aus geworbener Mannschaft mit Generalen, sonstigen Officieren, Artollerie und Muni- tion in Bereitschaft gehalten werden, wozu jeder Stand das seinige contribuieren müsste.

4) Jedem Stande müsste freie Hand gelassen werden, wie hoch er sich anschlagen und was er bei solchem gemeinnützigen Werke thun wolle.

Er hat darauf nur erinnert, ob es auch dem Reiche zuträglich sein würde, sowohl die Fremden so weit in des Reiches Affairen zu mischen, als auch sich zu ihrer mutuellen Defension contra quoscunque, da sie oft viel Streit mit ihren Naebbaren hätten, zu verbinden.

Bei dem K.Gölnischen Gesandten D. Althofe n hat es fast gleichen Discurs gegeben, derselbe hat nur noch hinzugefügt, dass man Frankreich und Schweden ohnedem wegen der abgetretenen Reichslande zur Garantie

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Project eioer ReichskriegsverfasBuog. Forderung des Admio. v. Magdeb. Ig5

verbanden sei, die sie sehr weit (z. B. Schweden im polnischen Kriege) estendierten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 1. Juni 1663.

[Geneigtheit zu einem Vergleich mit Pfalz- Nenbnrg.]

In betreff der Forderung des Administrators von Magdeburg wieder- 1 Juni, holt Ef. seine frühere Entscheidung. Mit dem Pfalzneuburgischeu Gesandten soll Jena ferner reden und ihm andeuten, Kf. sei geneigt, wenn Pfalzneubnrg es beliebe, sich mit ihm in gutes Yei trauen zu setzen und einen gütlichen. Vergleich nicht auszuschlagen, er wolle erwarten, was jener ratione modi compositionis und personarnm mediantium vorschlagen werde, nud werde sich dann darauf erklären.

V. Mahrenholtz und Gottfried v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. Mai / 4. Juni 1663.

I K.Sachsens Forderong wegen des Administrators. Die Angriffe gegen die

Beformierten.]

Die knrsächsischen Gesandten haben wieder die Sache des Administrators 4. Juni, vorgebracht tind verlangt, Ges. sollten wenigstens sub spe rati demselben den Vorsitz vor Halberstadt und consequenter den anderen Fürstenthümern des Kf. verwilligen, sie haben aber erklärt, des Kf. Befehl abwarten zu müs* Ben, und dabei dessen Weisung gemäss bemerkt, Kf. hätte K. Sachsen und dem Administrator zu Liebe rem ipsam, nämlich sessionem und votum, verwilligt, in der Zuversicht, es werde das alte Vertrauen zwischen ihnen erhalten und in K.Sachsens Landen nicht gut geheissen werden, des Kf. Religionsverwandte wider den Religions- und Osnabrückischen Friedens- ßchlnss zu beschweren^), v. Gersdorf erwiderte, der Kaiser hätte dem Ad- ministrator schon sessionem und votum concediert, wenn er aber die Stelle bei den anderen sächsischen Häusern nicht erhielte, werde er Session und Votum nicht begehren. K.Sachsen würde an dem, was privat doctores gegen einander schrieben, kein Gefallen tragen, und falls einer, dass er s>ich vergriffen, wie dann nöthig wäre, überwiesen werden sollte, würde er alsdann solchen in seinen Landen nicht dulden. Was Calovius geschrie- ben, deshalb hätte er sich entschuldigt.^

') S. über diese theologischen Streitigkeiten, durch welche das gegen die Universität Wittenberg gerichtete Edict des Kf. vom 21. August 1662 veranlasst worden ist, Hering, Neue Beiträge zur Gesch. der evangelisch -reformirten Kirche in den PreuBsiech Brandenburgischen Ländern II S. 160 ff. und unten im Anhang die Akten über die Zusammenkunft des Kf. mit K. Sachsen zu Torgau.

^ Hering a. a. 0 S. 172 ff

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186 4* I^er Anfang des Regensburger Reichstages.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 29. Mai /S.Juni 1663.

[Drohende Nachrichten von der Türke nge fahr.]

8. Juni. Vor wenigeo Tagen ist der Graf Lacron von Wien angekommen, um

dem Erzbischof von Salzburg die Türkengefahr vorzustellen*), der. darauf auch beiliegendes Schriftstück') über den ungarischen Zustand den Ständeo per dictatnram mitgetheilt hat, darüber ist heute deliberiert ') , aber weder im kurfürstlichen noch fürstlichen Gollegium zu einem Schluss gekommen; im ersteren wurde erklärt, da der Kaiser an alle Kurfürsten dieser Sache halber Gesandte geschickt, müssten sie deren Befehl abwarten; im Fürsten- rathe wird es wohl zu keinem einmüthigen Beschluss kommen, die Alliierten verlangen, dass der punctus securitatis mit der künftigen Türkenhülfe zu* gleich vorzunehmen sei, werden es aber nicht durchsetzen.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Juni 1663.

[Berathangen wegen der künftigen Türkeohnlfe.]

15. Juni. Der künftigen Türkenhülfe wegen ist es im Fürstenrath noch zn kei-

nem conclusnm gekommen, wegen der Verschiedenheit der Meinungen und da sich noch etliche 20 defectu instructionis entschuldigt. Die Alliierten^ welche sich zu Volk erboten, sind gestern und vorgestern bei den K.Main- zischen versammelt gewesen, um sich zunächst unter sich wegen der Con- ditionen, unter welchen sie die Völker schicken wollen, zu vergleichen, sie werden dann ihre. Bedingungen dem Erzbischof von Salzburg mittbeilen.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19./29. Juni 1663.

[Uneinigkeit inbetrefif der zu leistenden Türkenbülfe.]

29. Juni. Mit dem futuro auxilio wird es nun bald zu Ende kommen, doch bleibt es ratione quand sowohl im fürstlichen als auch städtischen CoUegio bei der Difformität, muss also das allgemeine Reichsgutachten secuudum con- clusa difformia eingerichtet werden und ist es daher zu keiner durchgehen- den Gleichheit (welches wohl vor diesem im h. Reich niemals geschehen) zu bringen. Die Alliierten haben ihre (abschriftlich beiliegenden) Condi- tionen übergeben.

0 S. das Schreiben des Kaisers an den Erzbischof von Salzbarg d. Lazeo- burg 9. Mai 16G3 (Diar. Burop. X 8. 207 f. Londorp VIU S. 971).

3) Diar. Europ. X S. 260ff. Lond orp VIU S. 973. Pachner v. EgK«n- storff I S.20.

») Geroeiner I S. 72.

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Die Tärkeogofahr. Berathangen aber die Tärkeoholfe. 187

Nach Erledigung des ersten Pooktes wird es jetzt bald zur Verhaod- luog über deo zweiten, die Sicherheit des Reiches, kommen; Oes. erwarten darüber des Kf. Willensmeinnng.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 6. Juli St. V. 1663.

[auf die Relation vom 291 Mai/8. Jnni. MahniiDgen an die Reichsstände, die Tarkenhülfe ernster anzugreifen. Eigene Bülfserbietungen-des Kf.]

Wir betrüben uns Ober dergleichen Verzögerung und gefährlichen 16. Juli. Aufenthalt nicht wenig und dass man des Erbfeindes dessein nicht mit mehreren Ernst und Eifer zu Herzen nimmt. Ihr habet dahero unsertwegen dies Werk beweglich und glimpflich vorzustellen dass gleichwohl, da der Allerhöchste annoch Mittel genug verliehen, solchem allen in Zeiten mit dessen göttlichen Beistand vorzukommen und abzuwehren, diejenigen eine schwere Verantwortung Ober sich und ihre Nachkommen ziehen würden, welche durch andere Respecte * die Defension des Vaterlandes zu bindern oder doch zu divertiren suchen, und weil wir versichert w&ren, dass unter allen Gliedern des Reiches niemand wäre, welcher an solcher Auflage zu participiren begehrete, vielmehr alle Kräfte und Mittel wider Gottes und des Vater- landes Feind anzuwenden begierig, so wollten wir ihnen allen und jeden als ein getreues Mitglied die Beförderung dieses Werkes bester- massen recommandiret haben, und weil wir Euch neulich albereit gnädigst anbefohlen, dass Ihr unsertwegen 150 Römermonat willigen solltet, also lassen wir es nochmals dabei bewenden, und haben wir denn, nachdem die Keys. M. durch eine eigene Abschickung *) uns die instehende Gefahr repraesentiren lassen und umb schlünige Hülfe an Volck, Munition und Geld beweglich anhalten lassen, deroselben alsofort einige Völcker zu Ross und Fuss, etliche hundert Centner Pulver, etliche tausend Stuck Kugeln und Granaten und dann hun- dert tausend Rthaler versprochen, das Geld albereit wirklich gezahlet, und sollen die Volcker und Munition, so bald es Ihre Keys. M. noti- ficiren und begehren werden, marchiren und geliefert werden, wel- ches alles Ihr bei guter Gelegenheit zu erwähnen und dabin mit allen Vleiss Euch zu bemühen, damit vor allen Dingen der punctus der

0 Ueber diese Sendung Lisola's an den Kf. s. nnten Abschn. 5.

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188 4* ^61* Anfang des Regensburger Reichstages.

Türkenhülfe vest gesetzet und durch keine andere Materie divertiret werde.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 10. /20. Juli 1663.

[MittheilaDgen RauteoBteiDS.)

20. Juli. lo pablicis ist in 14 Tagen nichts geschehen, die Stände sind so lange nicht zasammen berufen worden, da man erst die kaiserliche Resolutioa auf das Reichsgntachten erwartet, vermuthlich wird der Kaiser nicht mit dem, was bisher bewilligt, zufrieden sein, sondern eine andere, besser ein- gerichtete, conforme und stärkere Hülfe begehren.

PS. Der Pfalz-Neuburgische Gesandte, Rautenstein, hat Jena an- gezeigt, sein Herr hielte das, was hier wegen eines gütlichen Yergleicheä geredet sei, für aufrichtig geraeint und schlage seinerseits den König yon Frankreich und den Bischof von Münster als Interponenten vor, wün- sche die Sache aber vorläufig noch geheim zu halten.

Dieselben an den Kurfürsten D. Regensburg 17./ 27. Juli 1663.

[Die kaiserliche Resolation aaf dae ReichsgutacbteD.]

27. Juli. Die kaiserliche Resolution i) auf das Reichsgutachten ist nun erfolgt

und werden jetzt, nach 3 Wochen, die Stände zusammeobernfen werden, doch ist zu fürchten, dass keiner oder wenige sich anders oder zu einem höheren quanto erbieten werde, man meint, der Kaiser werde geschehen lassen*), dass jetzt der punetus securitatis angegriffen werde, doch mit dem

1) d. 24./14. Juli 1663 (Londorp VIII S. 981f., Pachoer v. Kggenstorff I S. 33). Dario verlaogt der Kaiser, dass die ex causa praesentia et praeteriti temporis bewilligte Geldbulfe aoticipiert werde, dass diejeDigen Reichsstände, welche weniger als 50 RomermoDate bewilligt, den anderen beitreten, dass für die auf dieses Jahr bewilligte Geldbulfe bestimmte und zwar möglichst nahe Termine festgesetzt und dass, da zu besorgen sei, dass der Krieg in diesem Jahre nicht werde beendigt werden, zeitig wegen fernerer Hülfe Beschluss gefasBt werde, dass ferner diejenigen, welche Volkshulfe bewilligt hätten, ihre Truppen sofort anmarschieren liessen, damit er dieselben Ende Juli oder Anfang August zur Hand habe, die. vorgeschlagenen Bedingungen habe er schon durch den Brzbischof von Salzburg auf die Billigkeit adjustieren lassen. (S. den Vertrag mit den Alliierten wegen der von diesen zu stellenden Hälfstmppeo d. Regeosburg 11. Juli 1663 Diar. Europ. IX S. 406 fif., Loodorp VUI S. 977, Pachoer v. Eggenstorff I S. 30f.)

^ Der Erzbischof von Salzburg theilt (d. Regensburg 27. Juli 1663) dem K.Maiozischeo Direktorium den Inhalt der kaiserlichen Resolutioo mit und stellt anbeim, da die Gesandten deswegen erst Instruktion von ihren Principalen

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Die TürkeDhälfe. Die securitaB imperii. 189

Vorbehalt, wenn die Türkengefahr nicht nachliesse, den punctas auxilii zu reassomieren.

Ges. haben .den inzwischen angelangten französischen Gesandten Gra- vel besucht und wegen des Tractainents garkeine Schwierigkeit gefanden.

K.Bairi8ehe und K.Mainzische Trappen sind schon aof dem Marsch nach' Ungarn.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 20./30. Juli 1663.

[BemerkoDgeo in betreff der securitas imperii. Geneigtheit zur Verstäo- digUDg mit Pfalz-Neubarg.]

Kf. bedauert, dass es der Türkengefahr gegenüber nicht za etwas 30. Juli. Rechtschaffenem gekommen ist; er selbst will für das Vaterland and die Christenheit beitragen, soviel ihm der Allerhöchste Vermögen und Kräfte verleihe.

1) Wann nun der punctus securitatis imperii vor und in Delibera- tion kommen sollte, so habt Ihr unsertwegen in beiden Collegiis das Votum dahin abzulegen, dass wir verhoflfeten, man werde uns im h. röm. Reich das Zeugniss geben, dass wir bis anbero nichts anders gesuchet, dann dass die Ruhe und so teuer erworbene Friede er- halten und conserviret werden möchte. Da hätten wir nun wohl bei uns kein zulänglicher und sicheres Mittel finden können, dann dass zuforderst im h. röm. Reiche zwischen Haupt und Gliedern ein rech- tes und höchst nöthiges Vertrauen und Verständnuss gestiftet und be- festiget werde, und hätten auch zu keinem andern Zweck alle unsere consilia und actiones gerichtet, möchten aber nicht eigentlich wissen oder sagen, woran es sich bis anhero gestossen, befindeten aber dieses bei uns, dass so lange im Reich selbst zwischen den Gliedern und dem Haupt und dann denen Gliedern unter sich selbst ohne An- sehn und Unterschied der Religion kein rechtes Vertrauen gestiftet, alle factiones, studia und Misstrauen aufhöre, an der Securität des Vaterlandes vergeblich und ohne Effect gearbeitet werde. Wir er- beten uns und wollten ferner in der That mit Gottes Hülfe beweisen, dass wir unserem Keyser, zumal dem gegenwärtigen, welchem doch auch nicht das geringste zu imputiren oder beizumessen, dass er

erwarten würden, inzwiBchen d>n panctas Becuritatis yorzaoehmeD und die Ver- haDdloDgen wegen der AnticipatioD fortzosetzen (Diar. Europ. IX S. 428 ff., LoD^örp VIII S.979f).

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190 ^- Der Anfang des Regensborger Reichetages.

einigen Stand betrübet oder zu Weiterung Ursach und Anlass ge- geben, allen schuldigen Respect leisten und gegen alle und jede un- sere Herrn Mitchurfürsten, Fürsten und Stände dergestalt betragen wollen, wie es einem getreuen und redlichen Gliede des Vaterlandes gebühret und die Grundgesetze und andern des Reiches Constitutionen erfoderten, und nebenst ihm des h. röm. Reichs Ehre und Ruhe samt der vor diesem erworbenen Reputation,. Praeeminentz und Glorie mainteniren und nach äussersten Kräften und Vermögen vertreten helfen wollten.

2) Negst diesem so gehörte zu der Securität des Reiches, dass dasselbe mit allen Benachtbahrten in gutem Verständnuss stunde und bliebe. Unter den Benachtbahrten wären Frankreich und Schweden die vornehmsten, wann nun der mit denselben zu Ossnabrugg und Münster aufgerichtete Friede beständig gehalten und dasjenige, was beiden aus obgedachtem Frieden zukommet und würcklich tradiret, gelassen wurde, so hätte es mit beid en Cronen seine gute Richtigkeit und würden sie auch 'an ihrem Ort nicht weniger den Frieden un- verbrüchlich zu halten geneiget sein.

3) bestünde die Sicherheit des Reiches auch mit darin, dass sich da s h. röm. Reich von niemand zu nahe treten Hesse oder gar zu viel leidete, denn auf die Weise käme es in Verachtung^ wurde man sich aber einmal und einmüthig des Vaterlandes Interesse ange- legen halten und dasselbe mit Nachdruck secundiren, so wurde sich auch wohl hernachmals einer und der andere bedenken, dasselbe zu lacessiren.

4) so hätte man nun über hundert Jahr bis gegenwärtige Zeit an einer guten Ordnung, wie nemlich ein Creyss dem andern und ein Stand dem andern im Nothfall assistiren und mit Hülfe erschei- nen sollte , gearbeitet, man hätte aber gleichwohl kein besseres be- finden können, als das Fundamentum, welches in der Executions- ordnung vom Jahr 1555 enthalten, wir hätten auch wohl so viel wahrgenommen und in der That erfahren, dass es nicht so sehr an guter Ordnung als an denenjenigen ermangelt, welche denselben Ord- nungen kein Gnüge thun und denenselben nachkommen wollen, ge- stalt man sich dann bisdaherö so wenig auf die allgemeine Reichs- verfassungen, Executionsordnung und was darauf mehr erfolget, als auf particulär Verbandnusse, Vereinigung, Erbverbrüderung und der- gleichen zu verlassen gehabt, wurde demnach dahin vomemlich mit zu arbeiten sein, dass nach Anweisung der Executionsordnung die

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Die secorita imperii. 191

Sache vorgenommen, was in der Executionsordnung nicht zureichend, verbessert, was mangelhaft, hinzugethan, und absonderlich darauf das Absehen gerichtet werde, damit der Ordnung, welche gemachet und beliebet, ein rechter Nachdruck gegeben werde, damit die bedarfen- den Stände darauf sich auf allen Nothfall verlassen und darauf Staat machen können.

5) wurde nöthig sein, dass Haupt und Glieder alle ihre eon- silia einzig und allein auf das h. röm. Reich und desselben wahres Interesse wendeten und sich davon durch kein fremdes Absehn, es sei auch dasselbe wie es wolle, abwendig machen lassen.

6) So wurde auch für das sechste nicht undienlich sondern zur Sicherheit des Reiches nothig sein, dass ein perpetuus miles im h. rom. Reich unterhalten wurde, welcher nicht so sehr in numero als ia robore und in getlbten und tapferen Soldaten und OfGcieren be- stände und dass dieselben oidentlich und ohne Abgang besoldet wür- den, nnd diese letztere securitatis media alle wurden sich leichtlich finden, wann nur das erste seine gute Richtigkeit hätte.

Dieses wären unsere treugemeinten privat Gedanken für die Sicherheit des Vaterlandes und wollten der übrigen gleichfalss ver- nehmen und an unsern Ort alles getreulich beitragen helfen. Und diese unsere Meinung nun habt Ihr in Euren Votis verbotenus,'^wie dieselbe alhier zu befinden, abzulegen, der übrigen Churfursten, Für- sten und Stände Meinungen und Vota vleissig protocolliren zu lassen und uns unt zu berichten.

Ges. sollen den franzöbischen Gesandten Gravel visitieren und des Kr. frenndschaftlicbe Gesinnung gegen die Krone Frankreich contestieren.

PS. Raaten stein sollen sie anf seine nenliche Erklärung von Seiten d^s Kf. versichern, dass auch von diesem die Sache aofricbtig gemeint ^ei, er wünsche aber, dass die^lbe zunächst im geheimen and ohne Hin- ZQtiehong von Vermittlern zwischen ihren beiderseitigen Käthen abgethan werde.

Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg 24. Juli/ 3. August 1663.

[Berathaagen über den panctns securitatis.] Vorgestern, Mittwoch, sind die Stände wieder zosammenbernfen wor- 3. Aag. ^^D) nachdem K.'Mainz eine Art Proposition*) betreffend punctum secnri-

') d. Regensborg 19./ 29. Juli 1663 (Diar. Europ. IX S. 430. Londorp ^'^•lS.980f. Pachoer y. Eggenstorff I S. 44), a. Gemeioer I S. 83f.

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192 4. Der AofaDg des Regensburger Reichstages.

tatis hat öffeDtlich dictiereo lassen, über welche Neuerang der Er^ü^ischof von Salzburg sehr ungehalten ist. Im isurfürstlichen Collegio propo- nierte das K.Mainziscbe Direktorium, dass nach abgehandeltem ersten Punkt nun der punctus securitatis vorzunehmen sei, er hätte seine Gedanken darü- ber schon schriftlich mitgetheilt. Die meisten (auch Ges.) stimmten danrnf dafür, dass dieses K.Mainziscbe Memorial erst den Principalon einzusenden und deren Meinung zu erwarten sei; im Fürstenrath brachte- das öster- reichische Direktorium den punctus securitatis so vor, wie er in der kai- serlichen Proposition enthalten ist, die Umfrage wurde aber nicht zu Bode gebracht, die Mehrzahl hat bisher verlangt, dass die Directoria diesen Punkt in membra subdividieren und dann solche proponieren möchten'). Sacb- sen-Altenburg, auch BrandenburgCulmbach uud Braunschweig beanfragten, dass die Capitulatio perpetua zuerst vorgenommen werde. Dabei scheint die Intention eines oder anderen zu sein, den statum des R. Reichs anders zu formieren, man wünscht, die von den Kurfürsten depen- dierendcn Gesandten solange aus dem Fürstenrath los zu werden, bis die das kurfürstliche Collegium und dessen Präeminenz angehenden Dinge za Ende gebracht sind. Ges. aber wollen zu bewirken suchen, dass diese Frage noch etwas zurückbleibe.

Graf Hohenlohe»), General der Frankfurter Alliierten, ist hergekom- men, dieselben halten viele Zusammenkünfte, bei welchen sich auch der französische Gesandte einfindet.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 30. Juli/ 9. August 1663.

[VerhaodlaDgeD über den punctus Becuritatis.]

9. Ang. Die Umfrage im Fürstenrath ist 24. Juli /3. August >) fortgesetzt und

beendet worden, es wurde beschlossen, dass die fürstlichen Directoria mit dem K.Mainzischen sich zusammen thun, den punctum securitatis in ge- wisse membra subdividieren und solche in. eine Ordnung, wie sie vorzuneh- men, bringen sollten. Es wurden von verschiedenen Seiten verschiedene Punkte, die zuerst zu behandeln seien, vorgeschlagen (so die Wahlcapitu- lation, von ihnen selbst der punctus restituendorum). Mittwoch wurde das

*) V. Jena in dem Votum für Halberstadt verlangt: 1) das Direktoriom uiöchte diese Punkte so vortragen, dass nicht bald unter den Ständen oder Celle- gien Streit entstehe; 2) man möchte zuerstdas Reich wegen des Türken Einbruch in Sicherheit setzen, 3) zugleich aber den punctum restituendorum vomehmeo, der nach dem Friedensscbluss zuerst zu erledigen sei. Er erklärt zugleich, dass das von K.Mainz Dictierte keine Propositiou sein könne, dass dem Fnrstencol- legium überhaupt ausser seinen Direktoren niemand etwas zu proponieren habe.

») S. über deneelbpn Theatr. Europ. IX S 863 ff.

^ S. Gemeiner I S. 85.

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BeratboDgeo ober die vorznnebmenden GegeDsUnde. 193

korfürstliche Collegiam alleio coDvociert, K.Mainz wünschte, man möchte sich Daher heraaslassen, man erklärte aber, man habe zon&chst das K. Main- zische Memorial den Principaleo eingeschickt, man wünsche, weil im Fürsten- rath der pnnctas secaritatis sehr weit extendiert werde, die directoria möch- ten sich zosammenthnn und diesen Pnnkt in gewisse capita dividieren, damit nicht die beiden Gollegien über verschiedene Materien deliberierten, beson- ders wäre die Execationsordnong zn verbessern; K.Mainz will aber vorläufig diese Snbdivision nicht übernehmen, bis man sich specialios erklärt hätte.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg

7./ 17. August 1663.

[Die ErkläniDg des KorfärsteD. Weitere Berathangen über den paoctas

secaritatis.]

Ges. haben des Ef. Rescript vom 30./20. Jnli am 4./14. Augnst erhalten 17. Aag. ond bei heotiger Zusammenkunft 0 dessen Meinung befohleuermassen in ihren votis in beiden Gollegien verbotenus vorgetragen; es wurde dieses ni( ht allein mit guter Attention in beiden coUegiis angehört, sondern auch gar wohl aufgenommen und fast hoch gehalten. Im kurfürstlichen Golle- gium gingen die majora dahin'), dass eine Provisionalverfassung zu des Reiches Sicherheit ehestens zu machen sei, damit man einer Reichshülfe sowohl gegen den Erbfeind als contra quosvis invasionis casus versichert wäre, und dass auch die Executionsordnnng revidiert werden müsse. Im Fürstenrath erklärte sich die Majorität wieder dafür, die directoria möchten zunächst den Punkt in gewisse membra subdividieren und diese den Stän- den mittheilen. Die allermeisten auf der weltlichen Bank bestehen aber daraaf, dass die perpetua capitulatio zunächst abgehandelt werde, deuten in Privatgesprächen auch das votum des Kf. dahin, weil darin vorgestellt werde, dass das innerliche gute Yertranen zwischen Haupt und Gliedern zuerst zu stabilieren wäre, während Ges. daraus schliessen, dass zuerst die Ezecutionsordnung und der perpetuus miles weiter abzuhandeln sei; sie er- bitten des Kf. Gedanken über die perpetuierllche Gapitulation.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 14/24. August 1663.

[Weitere Beratbangea aber die zu behandelndeo GegeDstäode.] Das kurfürstliche Collegium hat endlich per majora beschlossen '), 24. Aog. dass die Executionsordnung zu revidieren sei, im Fürstenrath«) aber hat

0 S. Gemeiner I S. 89ff.

^ S. den E.MaiDziscben Avisatiooszettel d. 17. Angast 1663 (Loodorp vni S. 983).

^ 12./22. Augost B. Gemeioer I 8.92. *) S Gemeiner I S. 89fif.

Mftter. B. OMcb ü. G. Kurfnrsten. XI. 13

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194 ^* Dor Anfaog des RegeDsbarger ReiobaUges.

es wegen der Versebiedenbeit der Meinangen oocb zo keinem wirklieben Bescblnss kommen können; die Alliierten auf der weltlicben Bank (denn die Geistlicben nebmen es sicli niebt an) and andere, darunter die kur- fürstlicben Hänser zum grösseren l^eil mit sind, dringen darauf, dass die Capitulation zuerst vorgenommen werde; sie selbst baben in Ermangelung besonderer Instruktion verlangt, dass zuerst die Executionsordnung und Verfassung im Reieb, aucb der punctus restituendorum zu Ende zu briu« gen und dann der defectus comitiorum zu corrigieren sei. Einige im Für- stenratb lassen sieb verlauten, Kf. würde denjenigen, welcbe die Einriebtung der perpetuierlicben Capitulation zuförderst urgicrten, nicbt abfallen, weil er auf dem vorigen Reiebstage^) durcb seine Gesandten im Fürstenratb sol- cbes Werk babe seeundieren lassen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 31. August 1663.

[BrbaltoDg der kurfärstlichen Prärogativen.]

31. Aug. Ges. sollen sieb die Erbaltung der kurfürstlicben Prärogativen') an-

gelegen sein und sieb auf keine Weise ans dem Fürstenratb excludieren lassen. Ef. ist betrübt über die Vorgänge auf dem Reicbstag und furcbtet, dass nur nocb grösserer Zwiespalt dadureb entstehen wird. Wenn diese Materie im Fürstenratb vorkommen sollte, sollen sie erklären, sie müssten darüber erst an Kf. referieren, bis sie Resolution erbielten, möcbte mit dem conclusum innegebalten werden, im Kurfürsten ratb baben sie sieb möglichst mit Baiern und Sachsen zu conformieren.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg. 21/31. August 1663.

[Berathnng über die zu behandelnden Gegenstände. Frankreichs Erbieten zur

Türkeohülfe.]

31. Aug. Man hat sich nocb immer nicbt verglichen, welche Materie zuerst vor- zunehmen sei; im Fürstenratb verlangen die meisten Weltlicben zuerst die Wahlcapitulation, die anderen, darunter aucb Halberstadt, haben be- schlossen , mit der Wahlcapitulation zugleich eine Verfassung im Reich aufzurichten, und zwar solle über beides in pleno verbandelt, zugleich der punctus restituendorum durcb Deputierte vorgenommen werden. Dieser Bescblnss derselben ist beute durcb das österreichische Direktorium den an-

5/15

0 S. Droysen ni, 2 S. 98 f.

'^ S. das Rescript des Kf. an seine Gesandten auf dem Reichstage vom

b. Februar 1654 (ürk. u. Akt. VI 8.400).

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FettstelloDg der vorzDoehmendeD Gegenstände. 195

deren mitgetheilt worden, dieselben haben sich aber noch nicht darauf erklärt.

Die Alliierten haben Bomb ach znm General-Major bestellt, ihre Trup- pen sollen schon auf dem Marsch sein. Frankreich erbietet sich zum simpel Allianceanschlag, 800 z. Pf. und 1600 z. F. unter denselben Bediu- gQDgen, wie die anderen Alliierten, zu schicken.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 28. August/?. September 1663.

[Feststellang der zu behandelnden Gegenstände; allgemeine Zafriedenbeit mit dem votnm des Kf. wegen der Wablcapitulation.]

Im Fürstenrath ist es endlich, nachdem Halberstadt erklärt, weil 7. Sept. sich immer neue Difficultäten ereigneten und man diese wichtigen Dinge nicht in pleno tractieren wolle, müsse es seine Meinung zurückziehen, an sich halten und neue Instruktion erwarten, zu einer Einigung gekommen*)^ nämlich zugleich mit der allgemeinen Reichsdefension und der Wablcapitu- lation anzufangen und damit bis zu Ende der Sachen zu continuieren , zu- gleich aber auch den punctus restituendorum, diesen per deputatos, die beiden anderen aber in pleno zu verhandeln; auch Halberstadt hat sub spe rati eingewilligt.

Sonst wird es Ew. Chf. D. sehr wohl gedeutet, dass das von dero dependirende Halberstadt sich der Capitulation nicht wider- setzet — sondern gütlich und aus Liebe zu Stiftung innerlichen Ver- trauens in dero eheste Handlung gewilliget, und seind dergestalt beide Theile mit Halberstadt Ober die massen wohl zufrieden und stellen sich mit Gebehrden sehr freundlich.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Insterburg 10. September 1663.

[auf die Relation vom 14./ 24. Angnst ZasammengeheD mit K.Baiern and K.Sach- sen gegenüber den bei der Wahlcapitnlation beabsichtigten Neuerungen.]

Kf. erneuert seine Anweisung, mit den K.Bairischen und K. lO.Sept. Sächsischen vertraulich zu communicieren , wie man sich den im Für- stenrathe beabsichtigten Neuerungen gegenüber zu verhalten habe. Sie sollen femer zu penetrieren versuchen, was eigentlich bei der Capitulation prätendiert werde und auf welche Weise man dieselbe eingerichtet haben

*) S. das Gonclasom vom 26. August/ 5. September Londorp vm S. 983, vgl. Gemeiner I S. 93f.

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196 ^* ^®r Anfang des Regensburger Reichstagea.

wolle, ferner sollen sie berichten, wer neben den Alliierten, Alteubnrg and Colmbach noch dieses Werk wider das unstreitige Recht der Kur- fürsten treibe. Man hat sowohl bei Aufrichtung der Wahlcapitulation auf dem vorigen Reichstage zu Regens bürg als auch bei der Wahl des jetzi- gen Kaisers 1658 die Erinnerungen aller Stände berücksichtigt, es ist also den Vorschriften des Instr. pacis sattsam Genüge geschehen. Vorläufig, bis Kf. ihnen weitere Resolution gesandt, sollen sie erklären, sie hätten io betreff der Gapitulation wegen Ferne des Weges noch keine Instruktion erhalten.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 4/ 14. September 1663.

[Streit zwischen Kur- und FürstencoUeg über Vornahme der WahlcapitalatioD. Klagen Bremens über Schweden. FreoDdüche Erkläraogen des scbwediscbeD

Gesandten.]

14. Sept. Das kurfürstliche Gollegium hat beschlossen i), dass zuerst nur die

Reichsverfassung und erst nach deren Abhandlung die Wahlcapitulation vorzunehmen sei. Vorgestern kamen darauf beide höhere Collegia zur Re- und Gorrelation zusammen, die Sache wurde aber nicht verglichen. Inmit- telst geht etlicher Meinung im kurfürstlichen Gollegio dahin , lieber gütlich sofort zu verwilligen, dass die Gapitulation mit der Reichsverfassung zusam- men verhandelt werde, Ges. werden sich der Majorität anschliessen.

Der Deputierte der Stadt Bremen') hat geklagt, dass der Herzoglich Bremische Gesandte die Exclnsion der Stadt vom Reichstage verlangt und gefordert habe, dass die Stadt ihre Quote zur Türkensteuer dem Herzog- thum erlegen solle, er fürchtet Thätlichkeiten und bittet um Unterstützung.

Der Schwedische Gesandte wegen Bremen hat in Privatdiscursen mit Halberstadt erklärt, die Krone Schweden und ihre ministri hätten es mit Brandenburg immer ehrlich gemeint, wenn Ef. mit derselben in gutem Vertrauen stünde, würde es für beide Theile der grösste Nutzen sein, Halberstadt hat geantwortet, dass Kf. dazu bereit sei.

1) S. das GoDcluaum vom 2/12. September Londorp VIII, S. 986, vgl. Ge- meiner I S. 94.

^) Dr. Barcbard Eden. Schon am 27. Januar 1663 hatte der Schwediacb- Bremische Gesandte (Snol ski) einen Protest gegen die Zulassung der Stadt sum Reichatage eingereicht (Londorp VIII. 8.966), wogegen Bden nm Schuts der Reichaimmedietät der Stadt beim Reichatage eingekommen war (Londorp a. a. 0.). Vgl. Dontze, Gesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138.

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WahlcapitalatioD. Tarkengefabr. 197

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 21. September 1663.

[aof die Relation vom 2d. August/?. September. Nothwendigkeit Bchneller Hülfe. Die HdlfsseoduDg des Kf.]

Ges. werden nochmals angewiesen, sich wegen des modi tractandi ma- 21. Sept. terias nach den K.B airischen und K. Sächsischen zn richten. Kf. ist dorchaus nicht dagegen, dass nach Anweisung des Instr. pacis die Wahl- eapitolation vorgenommen und womöglich eine perpetua eingerichtet werde, angesichts der traurigen Nachrichten aus Ungarn und Oesterreich aber hält er es vor allem für nöthig, dass ein jeder sofort nach Kräften Hülfe leiste. Es wird ja an der Capitnlation nichts versäumt und es kann ohne Gefahr des Reiches damit auf einige Wochen Anstand haben.

Ihr habet es in beiden CoIIegien anzuzeigen und unsertwegen zu bitten, dass man jetzt nicht so sehr auf die Matricul oder Gleichheit, sondern auf die Noth sehen und schicken möge, was man könnte; auf allen Fall und wann es nicht verfangen will, so seind wir ent- schuldiget und haben wir gethan, was in unserm Vermögen gewesen. Wir schicken Ihrer M. 1000 Musquetirer, 500 Reuter und 600 Tra- guner, guter ttlchtiger und getlbter Mannschaft, und werden uns des Vaterlandes und der Christenheit Elend mit Gottes Hülfe ferner an- gelegen sein lassen. Inskunftige werden wir euch des Defensions- Werks halber specialius instruiren, weil wir durchaus nicht rathen können, dass man durch langsame Handlung und Conditionirung die Hälfe aufhalte oder dieselbe allererst nach geschlossener und ver- glichener Defension resolviren und schicken wolle, dann da wurde dieselbe wenig nutze sein und verfangen.

Der Knrfllrst an dieselben. D. Königsberg 21. September 1663.

[ZosammeDgeheo mit K. Mainz. Gee. sollen in die Vornahme der Capitnlation

eiDwilligeo.]

Der Enrfürst von Mainz, dem Ef. sein votum wegen der securitas publica21. Sept. mitgetheilt hat, hat in seinem Antwortschreiben (d. Mainz 4. September) er- klärt, dass er darüber mit Kf. einig wäre und seiner Gesandtschaft in Re- gens bürg befohlen habe, mit der brandenburgischen vertraulich zu confe- rieren, Kf. befiehlt daher den Gesandten, mit der K. Mainzischen Gesandt- schaft wegen der Türkengefahr, der Präeminenz des kurf Collegiums und der Sicherheit des Reichs vertraulieh zu communiciereo.

Und können wir endlich geschehen lassen, dass man so weit die Capitnlation vornehme, ak solches in Instrumente pacis gegründet.

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198 ^' I^er Anfang des Regensbarger Reichbtages.

in welchem doch dem Cuhrfürstlichen Collegio nichts entzogen. Ihr habt hierunter mit aller Behutsamkeit zu procediren und lieber eine Sache, daran ihr zweifelt, bis zu unserer gn. Resolution auszustellen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. September 1663.

[Farcht infolga des Streifzuges der Tataren und Tarken.]

21. Sept. Wegen des Streifens der Türken und Tataren^) ist nicht nur

grosses Geschrei, sondern auch Flüchten in Böhmen, Voigtland, Ober- pfalz und den benachbarten Landen gewesen, so dass die Leute » eine Meile von dieser Stadt wohnend, sich und das Ihrige nicht mehr getrauet, auch alhier die Stücke auf die ßastions gebracht worden, doch hat sich dies jetzt, nachdem diese streifenden Parteien zurückgegangen, wieder ver- loren.

Die Gesandten an den Kf. D. Regensbnrg 17./27. September 1663.

[Verstandigang zwischen dem karfurstl. nnd farstlicheo Colleginm. Forderungen der Fürstlichen bei der Wahlcapitalation.]

27. Sept. Nachdem das fürstliche Collegium das von dem kurfürstlichen vorge- schlagene Temperament'), dass nämlich securitas allein bis zum 1. No- vember zu tractieren und alsdann die Capitulation zu combiniereu sei, gebilligt, sind vorgestern, Mittwoch, beide höhere CoUegia zur Re- und Correlation geschritten und haben sich endlich verglichen').

V. Jena hat erfahren, dass die Forderungen der Fürstlichen wegen der Wahlcapitulation sich auf folgende Punkte richten :

1) ratione banni.

2) rat. teloneorum, dass künftig neue Zölle zu bewilligen, nicht den Kurfürsten allein zustehen solle.

3) rat. postarum.

4) rat. belli et pacis, dass ehe solche vorgenommen würden, alle Stände darüber zu vernehmen wären.

5) rat. eligendi regem Romanorum, dass zunächst alle Stände zu verneh- men, ob solches bei Lebzeiten eines römischen Kaisers nützlich und

*) S. darüber nnten Abschn. 5. 2) S. Gemeiner I 8. 95 ff.

^ Kar- und Fürstliches Conclasam vom 16. /26 September Londorp vm S. 986.

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TurkeDgefahr. VerständigtiDg über die zu berathenden GegeDstäode. 199

uöthigsei; weno sie es fUr gut befinden würden, sollten die Kurfürsten nachher nach ihrem Belieben wählen, wen sie wollten.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. September/5. October 1663.

[Mittheilaog der Mahnaogen des Kf. Grosserer Eifer seit dem TatareneiDfall.]

Bei vorgestriger Session haben Ges. nach des Kt BefehP) in ihren ö.Oct votis erinnert, dass männiglich sofort und noch vor ausgemachtem Defen- sioDSwerke sich in Verfassung stellen und die vorhandenen Völker alsobald anmarschieren lassen möchte, Kf. hätte schon eine ziemliche Anzahl tüchti- ger Mannschaft anziehen lassen. Einige erklärten sich hierauf ziemlich, etliche aber nahmen solches ad referendnm an, es scheint, es hätte der neolicbe Streif der Tataren*) und der dadurch weit und breit entstan- dene Schrecken verursacht, dass manche die Gefahr etwas besser zu be- herzigen anfangen wollen.

800 Pfalz-Neuburgische und 1000 Müasterische Musquetiere, letztere mit 12 Regimeutsstücken und Mörsern, sind nach Oesterreich durch- marschiert

Gottfried V. Jena an den Kni-fürsten. D. Regensburg 2./ 12. October 1663.

[EioigUDg über den modus tractaodi materias. Verhältnis der Gesandten

zu Gravel.]

Die 3 Collegien haben sich über den modus tractandi materias nun 12. Cot. dahin verglichen, dass nach verflossenem October die Sicherheit oder Ver- fassung des Reichs 4 Tage und dann wieder die Capitulatiou 4 Tage alter- native in pleno tractiert werde. Nachdem durch die directoria die Ver- fassung des Reichs in 11 Punkte eingetheilt') und diese per dictaturam den Ständen mitgetheilt worden, begann am vergangenen Mittwoch die Beratbung. Im kurf. Golleg wurde nur beschlossen, bei Stellung des Fosses die Reichsmatrikul zu beobachten Im Fürstenrath ist noch nichts geschlossen worden.

Freih. von Blumenthal hat*) (21. Sept.) aus Paris geschrieben,

1)' S. das Rescript vom 21. September oben S. 197.

^ S. oben S. 19b uod uoteo Abscbo. 5.

^ Sobdivisio des punctas securitatis d. 8. October/28. September 1663. Pach- Der V. Bggenstorff I S. 46 f. Gemeiner I S. 105 f.

*) S. V. Blumenthals Relation an den Rurfürsteo, d. Paris 11/21. September 1663 (ürk. Q. Akt. IX S. 659.)

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200 4* ^®r Anfang des Regensburger Reichstages.

Lyon 11 e habe das vertrauliche VerhäUnis zwischen hiesiger Gesandtschaft und Qravel gerühmt, und sie aufgefordert, da dieses seiner Negotiation zustatten kommen könne, darin fortzufahren; sie bitten, Kf. möcbte ihnen etwas an die Hand geben, dadurch sie Gelegenheit erhielten, zu Zeiten Gravel mehr zu sprechen. Derselbe hat neulich Jena in seiner Eigen- schaft als für das Fürstenthnm Nassau Votierenden besucht, sich zu allen Dieusten erboten, erklärt, er menge sich -in nichts, suche Eintracht zu er- halten, der König von Frankreich habe sich sogar zum Dupel- und Tri- pelanschlag zur Türkenhülfe erboten, der Kaiser aber habe es nicht anneh- men wollen.

Gottfried V. Jena an den Kurflirsten. D. Regensburg. 9./ 19. Oetober 1663.

[Berathangen über die beiden ersten Punkte der Reichskriegsverfassang. Beschwerden gegen die Matrikai.]

19. Cot. In beiden höheren Collegien ist über die 11 Punkte berathschlagt, doch

nur die beiden ersten^) recht angegriffen worden. Der Fuss wird ohne Zweifel nach der Reichsmatriknl und deren Anschlag eingerichtet werden, das Quantum aber kann erst dann seine Determination erlangen, wenn zu- nächst klar gemacht wird, was die Matrikul und deren Simpel-Anschlag wirklich austragen.

K.Trier und K.Cöln haben 20000 z. Fuss und 50000 z. Ross vor- geschlagen, einige im Fürstenrath 40 bis 50000, andere meinen, um die Sache schneller zu erledigen, solle man sich mit denen, die sich über ein zu hohes Contingent beschweren, gütlich einigen. Einige Stände in dem Niedersächsischen Kreise (Magdeburg, Mecklenburg-Schwerin und Mecklenbnrg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg) bringen schon ihre Beschwerden über allzugrossen Anschlag ad dictaturam und wollen um Moderation oder Rectification derselben anhalten. Da diese Frage sicher vorkommen wird, schlägt Oes. vor, Kf. möchte allen seinen Provinzen und Landen befehlen, ihre gravamina über das allzugrosse Contingent aufzu- setzen und möglichst bald herzuschicken.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. /9. Oetober 1663 (eigenhändig).

[Vertraoliche Berathung des kurfürstl. CoUegiums über die Wahlcapitolatioo. Klagen über die kaiserlicheD Mioister.]

19. Oct. Das kurfürstliche CoUegium hat schon vor einigen Wochen beschlossen,

über die Capitulation vertraulich zu verhandeln, ein gemeinsames Gutachten

^ S. über diese VerbaDdlaDgeo Gern einer I S. lOdff.

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ReichskriegsTerfassaog and Wahlcapitalatioo. 201

absofassen ood den PriDcipalen za überseDdeo. Doch ist diese Familiär* coDferenz erst am 2./12. gehalten worden, doch ist dort nur sine ordine dis- corriert und endlich beschlossen worden, dass ein jeder Gesandter seine Gedanken schriftlich am 7./17. dem directorio übergeben sollte, daraus dann das gemeinsame Gutachten abzufassen wäre. Doch ist auf den be- stimmten Tag damit nicht innegehalten worden, da Jena aber mit seinem [beiliegenden] Gutachten fertig erschien, erbat es sich Director Mehl zur Commnnication, erklärte, dass er damit ganz einverstanden sei und es seinem Kurfürsten znsenden wolle ^). Das CoUegium hat auch beschlossen, um die Sache geheimer zu halten, selbige remotis secretariis oder proto- collistis zu verhandeln, so dass die Gesandten selbst die Protokolle und Relationen abzufassen haben.

Hiebe! wurde auch erinnert und abgeredet, dass ein ietweder seinem gn. Herrn Oberen gebtlhrlichst in geheim hinterbringen sollte, wie theils der Herren Ftlrstlichen sich verlauten Hessen, dass Keys. Haj. Yomehmste Ministri dem Eegiment im Rom. Reiche bei diesen gefährlichen Läufften nicht wie es sich gebtlhrete vorsttlnden,\nd dass denen Herrn Churfürsten zukäme, hierin zu wachen und Sorge zu tragen, Keys. Maj. deshalben zu erinnern und abzurathen, sich des Werks bei diesen «Läufften selbst mit anzunehmen. Schiene zu befahren, wann dieses länger anstünde, und die Herrn Churfürsten sich nicht interponirten und auf des Reichs Wohlfahrt selbst mit sehen, auch etwas der Regierung sich mitannehmen, dass die Herrn Fürsten etwas hierin tentiren möchten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 12./ 22. October 1663.

[Bei der 'drohenden Gefahr ist zuerst die DefensioDSverfassung schoeli zu er- ledigen.]

Angesichts der Türkengefahr, und nachdem der Kaiser ihm die Noth 22. Oct. in einem besonderen Schreiben 3) vorgestellt und begehrt hat, die Hülfe ohne einig ander Absehen zu Regensburg zu poussieren, befiehlt er ihnen, da die Türken für das nächste Jahr mit einer unglaublich grossen Macht gegen Ungarn sich herausbegeben und absonderlich gegen Teutschland den Krieg eifrigst fortzusetzen beabsichtigeu sollen, dem kurfürstlichen und fürstlichen Collegio dieses zu remonstrieren und dahin mit höchstem Fleiss

zu cooperieren, damit man bei solcher Beschaffenheit die Hauptrefiexion - ^

*) 16/26. October sendet er auch Abschriften der Gutachten von Trier, Cöln, Baiern, Sachsen and Pfalz dem Kf. ein.

^ d. Wien 3. October 1663 8. unten Abscbn. 5.

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202 ^* ^®r Aofaug des RegODsburger Reichstages.

vor allen Dingen auf die Rettung des Vaterlandes richten möge, damit in Betrachtung dieser jetzterwähnten Gefahr die Defensions- verfassung vor allen andern Sachen vor die Hand genommen, ohne Verlierung einiger Zeit verglichen, und wann dieselbe zur Richtigkeit gebracht, alsdann des ChurfQrstlichen Collegii selbsteigener Meinung nach von der Capitulation nach Ausweisung des Instrumenti pacis. und der Guldnen Bull gehandelt werde, man auch auf keine Matrikul oder auf einen langwierigen modum wegen Aufbringung der Hfilfe sein Absehen richten, sondern dieselbe schleunigst schicken möge, wie solche ein jetweder zu thun vermag.

Gottfried v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 16./26. October 1663.

[Bewaffbang des Landvolks io den Kreisen. Vorschläge wegen Beilegung des Streites über das Directorium im Westfälischen Kreise.]

26. Oct. Es wird noch über den Fnss, darauf die Reichsverfassong zu stellen,

verhandelt. Es ist auch beschlosBen worden, daes in allen Reichskreisen die tüchtigen Landvölker armiert und in Bereitschaft gehalten werden sollen, um sie im Nothfall zu gebrauchen. Im Schwäbischen Kreise ist es schon ausgeführt;* der bairische, fränkische und schwäbische Kreis wollen eine Zusammenkunft veranstalten, um sich wegen Hülfeleistung zu vergleichen. Ein Theil derwestphälischen Stände klagt, dass wegen Unrichtigkeit des directorii der Kreis Schaden leide und nicht zusammen- komme; dem Anspruch Münsters, dass ihm vorläufig das Direktorium allein gegeben werde, hat Ges. und ebenso Pfalz-Neubnrg widersprochen, Ges. hat vorgeschlagen, es vorläufig dem Kf. allein zu überlassen. Er übersendet das jetzt von K.Mainz dem kurlürstlichen Collegio communi- eierte Verfassungsproject.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Marienwerder in Preussen 5. November 1663.

[Der Anschlag zur Reichsdefension ist ungenügend, eilige Hülfe notbwendig.]

3. Nov. Die Berichte vom 8./ 18. und 9./ 19. October hat Kf. auf der Reise

nach Brandenburg erbalten, er kann erst nach seiner Rückkehr nach Berlin ihnen ausführlicheren Befehl darauf zukommen lassen. Vorläufig verweist er sie wegen der Capitulation anf sein Schreiben an K.Mainz. *

Die Anzahl der 20000 Mann z. F. und 6 000 Reuter, worauf die Reichsdefension gerichtet werden sollte, finden wir nicht allein ge-

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Die ReichskriegsyerfessQDg. 203

ring, sondern auch nicht proportioniret, wovon wir Euch hienegst unsere fernere Meinung wissen lassen wollen. Dass man aber der gegenwärtigen Gefahr vom Tflrken durch dieses Mittel zu begegnen gedencken wollte, wQrde im geringsten sich nicht practiciren lassen, and bestehet der Nachdruck und das pondus derjenigen Hülfe, welche I. Kais. M. geleistet werden soll, fumehmlich in der Eilfertigkeit und wnrcklicher schleunigster Anstalt.

Ef. sendet bei, was er deswegen an die meisten Forsten geschrie- ben hat').

V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens- burg 29. October/8. November 1663.

[iiif das Bescript vom '12/22. October. BerathaDgen über das qaaotam der Reichs-

verfassang.]

Das Qnantnm der Reichs Verfassung hat noch nicht festgestellt werden 8. Nov. können, weil anfänglich einige Geistlichen, webhe eine beträchtliche Yer- ringemng ihres alten Anschlages am Kais. Hofe ausgewirkt, Ursache zur Verz{)gernng gaben'), die aber nnn damit stille sind, jetzt aber hat das Salzbnrgische Direktorium allein das Werk verzögert, welches für sich die Moderation zu behaupten sucht '). Ges. haben nach Befehl die grosse Gefahr beweglich vorgestellt und ihrerseits sub spe rati sich zu dem alten Matrikolanschlag flir diesesmal und saka fntnra rectificatione erklärt, wenn alle anderen Kurfürsten, Fürsten und Stände das gleiche leisten wollten.

Dieselben an den Knrflirsten. D. Regensbnrg 5./ 15. November 1663.

[Beaehlass des Triplam. Versöhnliche Erklärung des Pf.NenbargischeD Ge- Bindten. Erklärang des KorfärstencoUegs wegen der Wablcapitnlation.]

Wegen der Reichsdefension haben sich endlich beide höheren CoUegia 15. Nov. dahin verglichen ^), dass ein jeder Stand mit dem triplum seines alten An- schlages an geworbener Mannschaft sich gefasst halten solle, um solche 20 stellen. Wie aber die Reichsmatrikul und deren Moderation beständig-

0 d. Königsberg 1Ö./25. October 1663 0. unten Absobn. 5. ^) üeber diese Streitigkeiten wegen Moderation s. Gemeiner I, S. HO ff. *) 8. Gemeiner I, 8. 115.

*) S. das Conclu8am|Lect. 7. November 1663. Londorp VIII, 8. 992., vgl. Gemeiner I, S. 116.

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204 4 Der Anfang des Regensbarger Reichstages.

lieh einzorichteo, davon wäre sno loco zq reden, nnterdessen aber sollte hier mit den gra?atls vermittelst der Kreise provisiooaliter gehandelt werden. Das reichsstädtische CoUegium ^) hat sich zwar die Provisionalmoderation gefallen lassen, allein zum gedachten triplo sich noch nicht verstehen wollen und einmüthig erklärt, dass dieses Defensionswerk nicht von einem immer- währenden, sondern nur von einem zeitlichen, pro durante pericnlo et necessi- tate, zu verstehen sei, auch K.Sachsen, K. Pfalz und einige im Fürsten- rath meinen ebenso und halten perpetunm militem für unnöthig, die meisten aber meinen, dass eine wirkliche perpetuierliche Verfassung aufzurichten sei.

ßetreflfend das Directorium im Westfälischen Kreise scheint es mit des Kf. Satisfaction dermaleins zum Ende zu gelangen. Der Pfalz -Neu - burgische Gesandte hat v. Jena einen Bxtract aus dem Vergleich mit Brandenburg von 1647 *) zugestellt mit der Erklärung, dass er davou bisher nichts gewusst, und weil die Hauptsache sei, dass den Cleve- und Jülich- schen Landen zwei Vota auf Kreistagen verwilligt würden, so habe er mit den Gesandten der anderen Kreisstände deswegen geredet, mit Begehren, es an ihre Principalen zu bringen, und ihnen die Nützlichkeit und Billig- keit dieses Ausgleiches remonstriert. Ges. haben sich darauf noch nicht erklärt, sondern erwarten des Kf. Befehl.

PS. Das Kurfürstencolleg hat jetzt auf Vorschlag von K.Mainz be- schlossen, den Fürsten und Ständen eine schriftliche Erklärung, was es in betrefif der Wahlcapitulation einzugehen willens, semel pro semper zuzustellen; sie senden den Entwurf dazu ein. Sie hoflfen, da im Fürstenrath unterschied- liche anfangen sich mitius auszulassen, es werde noch so ziemlich ablaufen.

Die desideria der Fürsten sind ausser den früher erwähnten >): jus fa- ciendi foedera inter se et cum ezteris, suffragia statuum, si leges universales ferendae, und der Kaiser möchte sich solcher ministrorum gebrauchen, die dem Reiche nicht etwa schädlich sein möchten.

Geheimenratliß-Protocoll. D. Cöln a. d. Spree 9./ 19. November 1663.

[Ob Kf. persönlich nach Regensburg sich zum Reichstage begeben and das Reichsgeneralat aDoehmen solle.] praee. S. Gbf. D. I. F. O. v. Anhalt. Graf v. Dobna. Freih. v. Schwerin. Freih. V. Loben. Hoverbeck. Platen.

19. Nov. Kf. proponiert die Frage, weil der Kaiser ihm geschrieben *) und begehrt, dass er persönlich auf den Reichstag nach Regensburg kommen möchte, ob ihm bei gegenwärt'gem Zustande zu rathen sei, solche Reise zu thun.

0 S. Gemeiner I S. 116f.

^ ProvisioDalvergleich zwischen Kf. and dem Pfalzgrafen Wolfgang Wil- helm von Neaburg vom T.April 1647 (Londorp VI S. 241 ff.) s. Urk. a. Akt. IV S. 335.

») Oben S. 198.

*) Dieses Schreiben des Kaisers liegt den Akten nicht bei.

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EotscblüBS des Kf., nicht persöolich nach Regensburg za geüeo. 205

O. Präs. V. Schwerin erklärt sich dagegen:

1) weil S. Chf. D. in solchem Lande, das in Frontieren vieler Potentaten gelegen, da viel Unruhe ist, ut in Polen, item in Schweden solche Sachen vorgehen, da der Effect im Vorjahr zu sehen sein wird.

2) der Effectus itineris ist dubius.

3) die Mittel, die sie haben, vielmehr zur Defension ihrer Lande als auf eine kostbare Reise zu verwenden; scheinet, dass es dem Kaiser nur blos darum zu thun, dass S. Chf. D. die andern Churfürsten und Stände dazu treiben soll, welches wohl ein Ge- sandter thun könnte.

Auch die anderen äussern sich in ähnlicher Weise, endlich Ef.: Sie hielten davor, dass sie hohe Ursache hier zu bleiben:

1) wo es also ist, dass es mit Polen also abgelaufen, dass sie vom Moskowiter geschlagen.

2) die potissima ratio, warum der Kaiser mich dahin haben will, scheinet, dass ich die Brücke niedertreten solle, welches aber nicht zu vermuthen, zumahlen meine eigene Vettern sich nicht nach meinen votis richten wollen.

3) weil man wegen Schweden nicht weiss, was sie vorhaben möchten gegen diesen künftigen Sommer.

An den Kaiser könnte man also schreiben, hätte ihr Schreiben erhalten, und wie gerne ich wollte, und wegen der grossen Reise , so ich itzo gethan, und wegen meiner Unpasslichkeit, so mir itzo zu begegnen pfleget, würde sich nicht wohl thun und ich solche Hinreise nicht verrichten können.

Wegen des Generalats anzunehmen hätten S. Chf. D. gross Beden- ken, sie wüssten, wie es ihren Vorfahren ergangen, denen man kein Geld gegeben und hätten ihre grösste Schulden dadurch gemacht ; wä- ren auch allerhand Völker, da man die Officiere noch auch die Gemei- nen kennete und daher schwerlich was rechtschaffenes auszurichten.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 13./23. November 1663.

[Die Declaration des Kurfürsten- an das FursteocoUeg. Der Erfarter Streit.]

Vorigen Montag hat das karfürstliche Collegium seine jetzt revidierte 23. Nov. schriftliche Declaration ') dem Directorinm des fürstlichen Colleginms zn-

V Dict. 10. November 1663, Londorp VIII, S. 992 f. s. Geraeiner I, S. 119.

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206 4* D^r Anfang des Begensbarger Reichstages.

gestellt, nach Verlesnug dieser Proposition aber ist die Umfrage nicht za Ende geführt worden, da alle verlangten, dass diese Erklärung per dicta- turam zn commnnicieren sei , was auch geschehen ; seitdem ist es noch za keiner Sitzung gekommen. Die Fürstlichen sind seither in ihrem Begehren mitiores und temperati nnd nicht mehr so importun, es scheint anch, dass die vom Kf. an die meisten Fürsten abgelassenen Schreiben ^) nicht allein wohl aufgenommen sind, sondern auch eine gute, erspriessliche Wirkung haben werden.

Die E. Mainzische Gesandtschaft hat ihnen vor 3 Tagen die ge- druckte Relation') der Kaiserl. Commissarien und des Heroldes, die wider die Stadt Erfurt die Acht publicieren sollten, zugeschickt, auch ihnen gestern ein Schreiben von E.Mainz an Kf. in dieser Sache mitgetheilt. Der K. sächsische Gesandte Strauch hat auch mit ihnen über die Sache gesprochen, Boineburg habe ihm gesagt, E.Mainz wolle vorläufig keine wirkliche Belagerung der Stadt vornehmen, aber dieselbe durch 100-200 Reiter in- commodieren lassen, das Haus Sachsen werde aber dazu nicht still bleiben können; Strauch wünscht, dass die Execution aufgeschoben werden möge, damit inzwischen die Stadt, in welcher der Rath zur Parition erbötig nnd der Pöbel allein jetzt regiere, durch andere geringere Mittel zur Schuldig- keit gebracht werde, und bittet, Kf. möge auch in diesem Sinne an E.Mainz schreiben.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree 17./27. November 1663.

[auf die Relation vom 5/15. November. Bemerkungen über den Beschlnss wegen

des Triplnm, die Erklärung des Pfalz-NeuburgiscbeD, das Schreiben des Kurfürsten-

College. Der zu erwartende spanische Gesandte.]

27. Nov. Kf. ist erfreut, dass das kurf. und fürstl. Collegium sich auf ein trip- lnm verglichen, hofft, auch die Städte werden sich dazu disponieren lassen, Ges. haben sich dahin zn bemühen nnd. zu sehen, dass niemand aus dem kur- und fürstlichen CoUegio dnrch der Städte Opposition sich abwendig machen lasse.

Die Moderation betreffend, gönnen wir dieselbe den gravatis gar gerne, jedoch muss vor allen Dingen dahin ' gesehen werden, dass solche Materie die wirckliehe Aufbringung der Assistenz nicht hin- dere. Ob der miles perpetuus sein solle, der itzo vom Reich aufge- bracht wird, halten wir anitzo nicht von der Zeit, davon zu delibe- riren, sondern es wird die Zeit, die Gefahr und die Minderung der-

0 S. oben S. 203 und unten Abschn. 5.

^ S. Diar. Europ. XS.929ff. Londorp VIU S.936ff. Vgl. unten Abschn. 6.

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Die Erfarter Angelegenheit. Beschlass des Triplam. 207

selben inskOnftige hierzu mehr Anlass und Licht geben können, dannenhero Ihr dahin zu rahten habet, dass man itzo alle solche unnöthige Dinge bei Seit setze und blos und allein sich mit recht- schaflFener Hülfe gegen die besorgliche Macht des Türken im Früh- ling gefasst machen solle. - Gleichwie uns auch lieb zu vernehmen, dasd der Neuburgische Gesandte nunmehr erkennet, dass wir Theil an der Direction im Westphälischen Greise haben, also erinnern wir uns auch wohl; was wir uns im Jahr 1647 mit dem Pfalzgrafen von Neuburg deshalb verglichen, und wann es auch von Neuburgischer Seite bishero nicht wäre gehindert worden, so möchten die zwei Vota längst eingewilligt ^ein; wir wollen aber ehest an die Westphälische Creisstände schreiben und zweifeln im geringsten nicht, sie werden sich alle willig darzu verstehen, nur habet Ihr bei dem Pfalzneu- burgischen anzuhalten, dass ihrerseits desgleichen geschehe.

Kf. ist mit d^in Schreiben des kurfürstlichep an das fürstliche Colle- giom sonst wohl zufrieden, besorgt aber, es möchte dem letzteren noch nicht vollkommene Satisfaktion geben, er hätte daher lieber gesehen, dass man es nicht als nltimam resolutionem ausgegeben; Ges. sollen sich bemü- hen, die anderen kurfürstlichen Gesandten dahin zu disponieren, dass sie sich mit den Fürstlichen vergleichen, jedoch sei dahin zu sehen, dass der Präeminenz der Kurfürsten kein Nachtheil geschehe.

Mit dem Gesandten, Graf Carlo Arcbinto, welchen nach der Mel- daag des hiesigen spanischen Gesandten^) der König von Spanien nach Regensburg schicken werde, sollen sie gQte Correspondenz unterhalten.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbtirg 20. /30. November 1663.

Im Fürstenrath ist über die Declaration der Kurfürsten berathen wor- 30. Nov. den^, und kann das Eurfürstencolleg vorläufig mit den Beschlüssen wohl KQfrieden sein. Der Versuch, es dahin zu bringen, dass die monita per depatatos zusammen getragen und dann in pleno 'deliberiert würden, um dtdorch einen oder andern, so etwas hinderlich fället, auszuschliessen, ist vereitelt worden. Es scheint, dass es im Fürstenrath selbst wegen Viel- l^it der Köpfe und unterschiedlicher Inclinationen in materia capitnlationis allerhand Difficultäten geben dürfte.

') Sebastian d*(Joedo s. anten Abscbn. 5. ^ S. Gemeiner I 8. 120 ff.

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208 4- I>er Aofang des Begensbarger ReichBtages.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 21. November/[l. December.] 1663.

[aaf die Relation . vom 13./ 23. November. Wie über die Declaration der Kar- ftlrsteo za verhandeln und die Reicbskriegsverfaseung eiozarichten sei. Ver- fahren des Kf. in der Brfarter Angelegenheit.]

1. Dec. Kf. zweifelt sehr, dass die Fürsten sich mit deiD in der Dedaratioo

der Eorfürstea Enthaltenen begnügen werden!, meint also, dassi wenn die- selben darauf bestehen, dass die materia capitalationis ordioario modo vor- genommen werde, man ihnen dieses zugestehen, die Declaration loco con- clnsi repetieren nnd daraaf ihr conclasum begehren solle. Darum aber darf der punctns defensionis nicht ins stocken gerathen; Kf. hält den An- schlag auf 3 Römerzüge, welcher kaum 30,000 M. zu Ross und Fuss aus- tragen würde, für viel zu gering, man müsse sich zunächst eines gewisseo quanti an Mannschaft z. R. und z. F. vergleichen nnd alsdann, wie solche von den Ständen aufzubringen und unter dieselben zu vertheilen, überlegen, das quanium auch so einrichten, dass man nach Gelegenheit auch offensive agieren könne; der Anschlag sei zum wenigsten auf 60,000 Mann, 40,000 z. F. und 20,000 z. R., zu machen, dahin sollen Oes. ihr votum einrichten. Man wird in Regensburg schwerlich, wie eigentlich der Krieg zu führen, ein gewisses verordnen können, sondern man wird das Absehen nur darauf zu richten haben, damit es an Volk, Geld, Munition, Proviant nnd anderen nöthigen Stücken nicht ermangele.

In der Erfurter Sache ^) hat K.Sach8en bisher noch nichts an ihn gelangen lassen, ausser dass gestern der G.Wachtmeister Arnim her- gekommen und dabei einige Apertur gethan, wohl aber hat Kf. von den Herzogen Friedrich Wilhelm und Ernst von Sachsen, von E.Mainz und der Stadt Erfurt Schreiben erhalten, er hat darauf an K.Maipz ge- schrieben und demselben gerathen, die Vollstreckung des banni bei diesen gefährlichen Zeiten nicht zu eifrig zu urgieren, sondern den Sacheu auf einige Zeit Anstand zu geben , da sich ohne Zweifel andere Mittel an die Hand geben würden, die Stadt zum Gehorsam zu bringen.

Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg 27. November/ 7. December 1663.

[aaf das Rescript vom 17. Nov. Beschlass der Reichsstädte. Umtriebe der Pf.- Neuborgischen. Neue Berathnngen über die Reichskriegsverfassang.]

7. Dec. 1^1® Reichsstädte haben sich per majora zum duplum erklärt und zwar,

dass etliche dasselbe nicht in Mannschaft, sondern mit Oeld oder anderen zum Kriege dienlichen Dingen abtragen wollten.

*) S. über diese Erfurter Angelegenheit uoten Abschn. 6.

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Erfarter and Westfälische Kreisangelegeoheit Beiohskriegsverfassang 209

Die NeobargiBchen Gesandten haben zwar Jena den Extract ans dem Vergleich von 1647 mitgetheilt nod anch sonst nichts anders bezeugt, als ob sie darwider nichts zn sagen hätten. Allein er bat kürzlich er- fahren, dass sie heimlich bei den Ereisständen nnd sonst die Ausfuh- miig der verglichenen Alternation zn hindern nnd es dahin zn spielen suchen, dass Pfalz-Nenbnrg allein das directorium circnli provisionaliter aufgetragen werde. Jena hat dagegen eifrig bei den Ständen remonstriert und die Rechte des Kf. verfochten, und hat dieses vornehmlich die Pfalz- Neubnrgischen nnd CatHolischen und auch andere, so dnbii amici, stutzig gemacht, dass er vorgegeben, er vermuthe, dass, sobald sich jemand unter- stände einenKreistag auszuschreiben, Kf.incontinenter desgleichen thun würde, es stände dahin, zn welöhem die meisten Stände kämen. Wenn Ef. in der Sache an die Kreisstände schreiben wollte, wird dieses hoffentlich gute Früchte tragen.

Im Fürstenrath hat man bei der knrfiirstlichen Declaration erinnert, dass dieselbe gar zu general sei, und verlangt, dass das kurfürstliche Colle- gium sich specialius herauslassen möchte.

Nachdem man 4 Tage von der Capitulation gehandelt, wurde den 21. materia defensionis reassumiert*), doch ist es im Kurfürstenrath noch zu keinem Conclusum gekommen und im Fürstenrath ist man in drei Sitzungen noch nicht mit der Umfrage fertig geworden. Oes. haben sich vorläufig defectu instrnctionis entschuldigt.

Der Kürfllrst an die Gesandten. D. Cöln l./[ll.] December 1663.

(Abgelesen in Consilio am 30. November/ [10. December] in praes. S. Gbf. D.

und anderer geheimbten Räthe.) [auf die Relation vom 20. /30. November. Bemerkaogeo über die 11 Paukte, be- treffend die Reichskriegsverfassuog.]

Bei der andringenden Türkengefahr müssen der punctns securitatis n j)qq publica^ in quoscunqne casus und, wie der gegenwärtigen Türkengefahr zu widerstehen, vor allen Dingen abgethan werden, Ges. haben darauf zu dringen, dass diese zwei Casus getrennt und der letztere, als wobei sum- mum periculum in mora, zuerst abgethan werde. Kf. wiederholt seine vorige Weisung, der Anschlag müsse wenigstens auf 60,000 Mann gemacht werden, sie sollen denen von den Städten zureden, dass sie sich ib solcher allgemeinen Noth mit den knr- nnd fürstlichen Collegiis conformieren. Auf die 11 überschickten Fragen^ bemerkt Kf vorläufig: ad 1) Er ist damit zufrieden, dass der Fuss der Verfassung auf die Reichsmatrikul salva moderatione genommen werde.

0 8. Gemeiner 1 S. 123 ff.

3) 8. oben die Relation vom 2./12. Oktober 8. 199.

Mater, z. Gesch. d. G. Kurfuftsen. XL 14

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210 4- I^er Aofaog des Begeosbarger Reichstages.

ad 2) ratione der beständigen Verfassong anf künftige Fälle ist er mit demTriplum einverstanden, für die gegenwärtige Türkeogefabr aber genügt die Tripulhülfe nicht.

ad 3) Ein Regiment z. F. hat aus 10 Compagnieen, und jede Com- pagnie ans 150 gemeinen Knechten, ohne prima plana, ein Regiment z. R. ans 10 Compagnieen und jede Compagnie aus 100 gemeinen Reutern zu bestehen. Die Stände, welche ein Regiment oder eine Compagnie stellen, haben alle Officiere zu bestellen, solche, deren Contingent nicht soviel aus- trägt, müssen zusammengesetzt und eine Disposition gemacht werden, was ein jeder von Officieren annehmen und bestellen soll.

ad 4) So lange die Völker nicht zusammengeführt werden, haben sie in dessen Pflicht zu stehen, der sie wirbt und unterhält, wenn sie aber zu- sammengeführt werden, sind sie in des Reiches, des Kaisers und der ge- samten Stände Pflichten zu nehmen, bleiben aber daneben in dessen Pflicht, der sie schickt.

ad 5) Das Oberdirectorium muss dem Kaiser und den Ständen des Reiches bleiben, welche sich auch wegen Bestellung der Generale werden zu vergleichen haben. Den Generalen wird das Directoriuro, wenn's zur Action kommt, anzuvertrauen sein, doch muss dem Stand, dem durch dieses Corpus Hülfe geschieht, so lange in seinen Landen agiert wird, der Vorzug gelassen werden. Die Generalität wird durch gemeine Wahl des Kaisers und der Stände, wie in andere Reichssachen Herkommen ist, zu bestellen sein, und muss dabei das Absehen vornehmlich auf die Capacität der Person und derselben Erfahrenheit gerichtet werden. Ein Kriegsrath ist nöthig, über die Art der Besetzung desselben will Kf. erst die Vorschläge anderer hören und sich dann resolvieren, es werden aber auch dazu Leute, die nicht allein studiert, sondern auch des Krieges erfahren sind, zu nehmen sein.

ad 6) Das ganze Werk ist nur zuj Defension des Reiches in gemein und eines jeden Standes contra qnoscunque invasores, dabei dann blos auf das factum invasionis und nicht quo jure quave injuria der Invadent oder Friedebrecher dazn bewogen, zu sehen ist. Ob die ganze Verfassung oder die Hälfte oder weniger zu senden oder aufzufordern, wird ex viribus invadentis zu judicieren sein. Sobald ein Tumult im Reich entsteht, ist ein Reichstag auszuschreiben, aber mit der Hülfe kann so lange, dass alle Stände darin consentieren oder ein gemeines Reichsconclnsum herauskomme, nicht verzogen werden.

ad 7) So lange die Völker nicht aufgefordert werden, steht jedem Stande des Reiches frei, die seinigen zu verpflegen, wie er will, wenn sie aber aufgefordert werden, so müssen sie einerlei Verpflegung erhalten, über welche man sich zu vergleichen hat.

ad 8) Ein jeder Stand hat Magazine einzurichten, daraus er zur Zeit der Noth der Soldatesque entweder gegen bare Zahlung Proviant zukommen lassen oder einen Vorschuss thun könne. Einquartierung wird nicht abzu- wenden sein, aber jeder Stand hat seine Völker selbst zu unterhalten.

ad 9) Competenz der Officiere wird dadurch verhütet werden ki^nnen,

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Die ReichskriegsverfasBUDg. 211

wenn Dicht jonge Leute, sondern alte, geschickte und capable Männer daza genommen werden, nnd weiss man, wie die Chargen auf einander folgen. Unter denen, die in gleicher Charge stehen, werden die, so die Charge bei diesem Werke am längsten bedient haben, vorgehen, oder will man, dass die Obersten einander in dem Rang and Ordnung, wie sonst Kar- und Fürsten and Stände, folgen, so kann Ef. auch damit zufrieden sein. Den Generalen aber müssen alle Obristen indifferent parieren.

ad 10) Wegen der Artollerie, Munition und dergleichen wird zwar ein Anschlag, wie viel bei einem Feldzug nöthig, zu machen und solcher unter alle Stände proportionaliter zu ?ertheilen sein, doch mnss jeder Stand da- von einen grösseren Vorrath bereit halten, um, wenn er beleidigt wird, soviel in der Eile nöthig hergeben zu können.

ad 1 1) Die Wachsamkeit und dass ein Stand dem anderen bei Zeiten, wenn etwas vorgeht, Nachricht geben mnss, findet sich von ihm selbst.

Dieses haben wir in der Eile aufsetzen lassen. Ihr habt aber vor allem dahin zu sehen, dass zufoderst das Werk, wie der jetzigen Ttlrkengefahr zu begegnen, erörtert und fest gesetzet werde, in der beständigen Verfassung aber befinden wir die Sache der Wichtigkeit dass man sich hierin nicht übereile, sondern dem einen und dem andern Zeit zu lassen ', damit er von dem, was votiret, seinen Princi- palen Relation thue, derselbe sich darin ersehen und desto besser resolyiren könne. Gestalt Ihr solches zu erinnern und Euch, was wir Euch hierin befohlen, dergestalt zu gebrauchen, wie Ihr sehen werdet, dass sich die andern herauslassen, darnach Ihr Euch auch zu richten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Oöln 2./ [12.] December 1663.

[Wahrung der Rechte des Kf. aaf einer etwaigen ZaBammenkanft des West-

fälischeo Kreises]

Da auf dem 1653 zu Essen abgehaltenen Westfälischen Kreistage^) 12. Dec. dem Kf. allerhand Präjudicia und Torten zugefügt sind, so ist zu verhüten, dass ihm dergleichen femer begegnen möge. Die Streitigkeiten mit Neu- burg wegen des Ausschreibens und Directoriums lässt er für jetzt dahin- gestellt sein, Ges. sollen aber, wenn eine Zusammenkunft der Kreisstände erfolgen sollte, darauf bestehen, dass, wenn die ihm wegen des Herzog- thnms Cleff, des Fürstenthums Minden, der Grafschaften Marck nnd Ravensberg zustehenden vier vota in Zweifel gezogen werden sollten.

») 8. Urk. o. Akt. VI S. 474 ff.

14^

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212 4* I)or Anfang des Regensbarger Reichstages.

er sich zu nichts ratione dieser Lande verstehen, noch sich za Effectnierung (Jessen, was vom Kreise beschlossen werden sollte, verbunden erachten werde.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 4./14. December 1663.

[Verhandlangen über die ReichskriegsverfaBsang. Das Directorium im West- fälischen Kreise.]

14. Dec. Sie haben die Vorschläge des Ef., dass zuvörderst das Quantum des

Simpelanschlages in Richtigkeit gesetzt werden möge, und dass der An- schlag zum, wenigsten auf 40000 z. F. und 20000 z. R. zu machen und offensive zu agieren sei, vorgestellt, aber ohne Erfolg, manche Stände wollen sich auch zu dem Triplum nicht, ausser salva moderatione, ver- stehen, die Städte verharren bei dem Duplum.

In materia defensionis ist eifrig berathen^) und über alle 11 Punkte sowohl im kurfürstl. als fürstlichen Collegium ein Conclusum abgefasst worden.

Gegenüber den Bemühungen Pfalz-Neuburgs, das Directorium im westfälischen Kreise allein zu erhalten, hat man für nöthig erachtet, im Mindenschen Voto anzuführen, dass die Alternation verglichen, auch den Kreisständen erspriesslich sei, und dass die zwei Vota nicht difficultiert werden könnten. Es scheint, dass diese vorgebrachten Motive manchen Gesandten ziemlich afficiert und auf den rechten Weg gebracht haben, auch der Pfalz-Neuburgi sehe Gesandte, der zuerst gereizt geantwortet, bat ebenso wie manche andere um Communication der Erklärung, die auch gewährt wurde. Die Pfalzneuburgischen haben inzwischen nochmal, dass sie zur Gute nicht ungeneigt, erklärt, von Münster aber scheint es, dass es solches lieber gehindert sähe.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7./[17.] December 1663.

[Kf. wird nicht selbst nach Regen sbarg kommen.]

17. Dec. Endlich geben wir euch gn. zu vernehmen, dass zwar I. K. M.

inständig bei uns angebalten, in Person nach Regenspurg zu kom- men, dass wir auch nicht ungeneigt gewesen, wenn nicht die Weit- läufigkeit unsrer Regierung, Situation der Lande und, dass wir jeder- zeit auch unser Absehen uff Pohlen und was aldort passirt, haben müssen, uns daran gehindert, daher wir bewogen, uns bei I. K. M.

0 S. Gemeiner I S. 124fr.

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Westfälisches Ereisdireetoriam. Schwedische Belehnaog. 213

ZU entschuldigen , so auch I. K. M. in Gnaden angenommen. Werdet euch demnach bei Ankunft I. K. M. und denen andern in Person ankommenden Chur- und Fürsten umb Audienz anmelden, solche Ent- schuldigung wiederholen, I. E. M. unsere beständige Affection zu dero und des Reichs Wohlfahrt wie ingleichen bei andern Chur- und Für- sten versichern.

Der Kurfttrst an die Gesandten. D. Cöln 9./[19.] December 1663.

[BeförderoDg der schwedischen Belehnaog.]

Da er aus Schweden Nachricht erhalten^), dass man dort wegen der 19. Dec. schlechten Behandinng der nach Wien geschickten Gesandtschaft 2) sehr disgnstiert und nicht gemeint sei, fernere Ansuchnng der Investitur halber zn thun, auch sich wegen des Snccurses wider den Erbfeind nicht so zu bekümmern, wie es nöthig ist, befiehlt er ihnen, E. Mainz dieses vorzu- stellen und ihn zn veranlassen, am kaiserlichen Hofe dahin zu wirken, dass Schweden anfs neue zur Empfahung der Lehen invitieret werde, auch sollen sie selbst bei den kaiserlichen Mioistris die Sache befördern.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 18./28. December 1663.

[Ankunft des Kaisers. Berathang der knrfnrstlichen Gesandten über die dem- selben abzustattende Visite.]

Der Kaiser ist Sonnabend den 12./ 22. hier angekommen 3), durch sei- 28. Dec. nen Einzug und durch die katholischen Feiertage sind die Berathungen unterbrochen worden, so dass es in materia defensionis noch zu nichts weiter gekommen ist. Kf. möge sie instruieren, wen er bei der bevorstehenden Wahl des Reichsgenerals vorgeschlagen haben wolle, und ob er geneigt sei, seine Völker dem Ober-, Niedersächsischen und Westfälischen Kreise zu conjun- gieren und einige Gelder zu den Kreiskassen zu contribuieren.

Die Reformiernng der Reichsmatrikul wird ein sehr schwieriges und lange danemdes Werk sein, Ges. geben zn bedenken, ob es nicht dienlich wäre, wenn eine ganz neue Reichsmatrikul gemacht würde.

') 8. die Relationen v. Krockows ans Stockholm vom 17. und 29. November 1663 (ürk. u. Akt. IX S. 760. 763). 3) ti. oben Absohn. 3 S. 142 ff. ») S. Diar. Europ. X S. 913f. Theatr. Europ. IX S. 874.

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214 4* ^^^ Anfang des Begensbarger Reichstages.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. December 1663/3. Januar 1664.

[Vorschlag des Kaisers wegen der Türkenhülfe. Von der immerwährenden Reichs*

kriegsverfassuDg ist es still geworden. Drohungen Rautensteins gegen den

Paderbornschen Gesandten. Visiten bei K.Mainz und dem Kaiser. Empfehlang

der schwedischen Belehnung.]

3. Jan. Der Kaiser hat am letzten Soonabend seine Meinung wegen des Hülfs-

werksO in allen CoUegien verlesen lassen, dass zuerst der Fnss oder das einfache Quantum in Richtigkeit zu bringen sei^ der Vorschlag wurde so- fort allgemein angenommen.

Von der immerwährenden beständigen Verfassung und in Bereitschaft stehender Soldatesque wird es etwas stille, und haben einige Stände dazu wenig Belieben. Das Haus Oesterreieh hat zu dieser Sache auch keine Lust, wie denn dessen Directorium im Fürstenrath vor etlichen Wochen Jena ersucht hat, solche hindern zu helfen. £r hat geantwortet, dass er solches öffentlich nicht thun dürfe, aber gerathen, dass sich das oester- reichische Directorium nicht mehr opponiere, sondern sich anstelle, als in- dinierte es dazu, dadurch würde es eher erhalten, dass das Ding stecken bliebe, als per manifestam contradictionem. Nachdem nun Oesterreieh sich also bezeugt, ist es davon ziemlich stille geworden und hat es niemand so stark mehr urgiert.

üeber die Antworten auf des Kf. Schreiben an die Westfälischen Kreisstände ^ haben Ges. noch nichs erfahren. Nur der Gesandte des Bischofs von Paderborn, Meinders hat Jena auf sein Nachfragen er- klärt, sein Herr wäre zufrieden, dass die zwei im Vergleich von 1647 ge- dachten Vota verwilligt würden, und dass Kf. das Directorium alternative führe. Als er solches dem Pfalz-Neuburgischen Gesandten Rautenstein offenbart, habe sich dieser verlauten lassen, ob der Bischof haben wollte, dass sein Herr demselben mit sechs oder siebentausend Mann ins Land fallen sollte, der Bischof verliesse sich aber auf Kf. Ob nun zwar diese aus Unbesonnenheit ausgestossenen minae wohl wenig zu fürchten, so be- richtet er doch dem Kf. davon und wird sich dieselben hier sonderlich zu Nutze zu machen wissen.

Sonnabend den 19./ 29. haben Ges. bei K. Mainz') die Visite abge- legt; derselbe bedauerte des Kf. Abwesenheit, sprach seine Freude aus, dass beide in materia defensionis et capitulationis eines Sinnes wären, wollte auch, dass den Türken zuförderst begegnet und alsdann erst die perpe- tuierliche Verfassung eingerichtet würde. Er befinde sonst noch hier zur

0 Dict. 19./29. December (LondorpVm, S. 997 f. Pachner v. Eggens- torff I 8.55.).

>) S. das Rescript des Kf. vom 17./27. November 1663 oben S. 207.

') Derselbe war am 20. December in Begensburg angekommen s. Diar. Enrop 7i 8. 913.

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Westfälisches Kreisdirectormm. Schwedische BelehnoDg. 215

Zeit wenig gethan, wolle aber dem Kaiser frei zureden nnd das Werk bei dessen Ministris mit gelinden und anderen Worten orgieren. Wegen der schwedischen Investitur*), welche Sache Ges. ihm empfohlen, würde er Sorge tragen. An demselben Nachmittag 5 Uhr haben sie dann Audienz beim Kaiser gehabt und sind auf das ehrenvollste behandelt worden. Am Montag machte Jena einen Besuch bei Fürst Auersperg, um das An- sochen des Kf. \\egen der schwedischen Investitur vorzubringen, der- selbe erklärte, dass vom Keichshofrath legitime darin verfahren sei, was aber etwa ausser diesem sonst vorgegangen, damit wäre er nicht in allem einig gewesen, wollte diese Sache beobachten , Graf Windischgrätz') sei nach Schweden geschickt, mit dem könne davon geredet werden. Vorgestern hat Jena auch aus derselben Ursache Fürst Portia besucht; derselbe erklärte, dem Könige von Schweden sei zu Wien die Investitur nicht abgeschlagen, sondern er sei wegen der unterschiedlichen Interessenten an die Reichsstände verwiesen worden, es würde auch vermuthlich hier wie- der vorkommen, er wollte der geschehenen Erinnerung eingedenk sein.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. December 1663/

[8. Januar 1664.]

[auf die Relation vom 18. /28. December. Beantwortong der Anfragen der

Gesandten.]

Wegen Benennung des Reichsfeldhauptmanns hat er ihnen in einem ^. jat^ besonderen Rescript') die Nothdurft befohlen, wegen Benennung gewisser Personen zu den Kriegsräthen will er zunächst die Vorschläge vonseiten der Vorsitzenden abwarten. Ob er seine Völker mit anderen Kreisvölkern nach Situation eines jedbn Landes conjungieren oder absonderliche Regi- menter daraus formieren wolle, darauf kann er sich noch nicht erklären, sondern will vorher die particnliere Repartition erwarten, sich auch nach audereo Fürsten, welche in verschiedenen Kreisen Länder haben, richten. Auch inbetreff der Capitulation will er zunächst erwarten, was von den Fürsten dabei wird erinnert werden. Die alte Matrikul ganz zu verwerfen nnd eine ganz neue zu machen, hält er nicht für rathsam, das würde eben- soviel Difßcnltäten geben, doch sollen Ges. ihm ihre Gedanken darüber aosführlicher mittheilen.

>) S. dai Bescript des Kf. vom 9./19. December 1663 oben S. 213. 'j S. aber dessen Sendung nach Stockholm Diar. Earop. XI 8. 63. *) 8. das folgende Bescript vom 30. December/Ü. Janaar.

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216 4. Der AnfaDg des KegeDsburger Reichstages.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December 1663/

[9. Januar 1664.]

[Conferenz mit E.iSachseo in Torgaa. Vorschläge wegen des Gommando der Reichsarmee. Die Jägerndorfer Sache. Gütliche Beilegung der Erfurter Sache. UoterstützuDg der Forderung des Administrators von Magdeburg.] 9. Jan. Er tbeilt ihnen die Resultate der mit K.Sachsen zu Torgaa i) gehalte-

nen Conferenz mit K.Sachsen hat ihn für das Gommando der Reichsarmee vorgeschlagen, er hat aber verschiedene Bedenken dagegen vorgestellt.

Sollte nun diese Materie daselbst furkommen so habt Ihr uDser Votum auf Chur-Sacbsens Ld. abzulegen, in Erwägung dieselbe nicht allein für ihre Person der Rom. K. M. und dem ganzen Reieh ausser allem Zweifel angenehm, sondern auch wegen dero mit denen oesterreichischen Erblanden meistentheils angrenzenden Estats bei dem Werk zum hogsten interessiret wären. Im Fall aber auch I. Ld. sich desfalls entschuldigen mogteu, so könnet Ihr in unserm voto auf Hertzog Friedrich Wilhelms Ld. zu Sachsen-Altenburg zielen.

K.Sachsen will persönlich nach Regensbnrg gehen und hat zuge- sagt, dort des Kf. consilia und Intention, sowohl in pnblicis, als in den particulieren Angelegenheiten seines Hanses zu befördern, besonders beim Kaiser wegen Restitntion des Fürstenthums Jägerndorf zu intercedieren, welche hochimportierende Sache Ges« aufs fleissigste zu befördern haben.

In der Erfurter Sache sollen Ges. vorstellen, dass man billig aller- hand occasiones zn innerlichen Tronblen verhüten müsse, K.Mainz könnte darnm doch zn seiner Intention und Befugnissen gelangen, wozu sie dem- selben des Kf. Assistenz und Interposition offerieren sollen.

Ges. sollen die Sache des Administrators von Magdeburg wegen vo- tnm und sessio den Wünschen desselben gemäss ^ecundieren ').

L

Die Gesandten an den Knrfürsten. D. Regensburg 1./ 11. Januar 1664.

[Beschlüsse über die Reichshülfe. Das Westfälische Rreisdirectorium.}

11. Jan. Das kurfürstliche und fürstliehe Collegium haben sich am 30. Decem-

ber zn einem gemeinschaftlichen concinsum') über die Reichshülfe geeinigt; von den Städten^) haben nur 14 erklärt, das Triplum erlegen zn wollen.

^) S. nnten den Anhang.

') Dazu hatte sich Ef. auf der Znsammenkunft mit E.Sachsen zn Torgaa be- stimmen lassen s. ebendaselbst.

3) Londorp YIU S. 993 (wiederholt IX S. 1), Pachner v. Eggenstorff I S. 58. 8. Gemeiner I S. 127 ff.

^) Das CoDclusum derselben Lect. 7. November. Londorp Vin 8. 993 ff. (IX 8. 2 ff.), 8. Gemeiner I 8. 135 ff.

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ZaaammenkuDft zu Torgan. Westfälisches Kreisdirectorium. 217

Im karfüsrtlichen Collegium ist am 28. durch das Directoriom proponiert worden, dass vom Reich an Pfalz-Neu barg oder Münster geschrieben und Erkundigung eingezogen werden solle, was ein jeder Stand im West- fälischen Kreise an V ölkern geschickt oder sonst coutribuiert, und welcher noch in Rest sei, dem aber hat M ah renhol tz als den Rechten des Kf. präjndicierlich widersprochen, nnd Jena hat darauf Boineburg Vorstel- lungen gemacht und diesen dahin gebracht, dass er, was vom Westflilischen Kreisdirectorio vorgekommen, aus den Protokollen hat auslöschen lassen. Jena hat die Gelegenheit benutzt, um die Drohungen Rautensteins gegen den Paderbornischen Gesandten i) anderen mitzutheilen und sich darüber zu beklagen, Rautenstein hat ihm darauf erklärt, die Sache verhielte sich anders, als der Paderbornische sie erzählt habe.

Der Schwedische Gesandte Schnolski hat sich sehr für die Bemühun- gen der Ges. bei E. Mainz in der Investitursache bedankt.

Dienstag haben sie den spanischen Gesandten, Grafen d'Archinto besucht. Vorgestern hat K. Baiern hier seinen Einzug') gehalten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree 6./[16.] Januar 1664

[Bemerkungen zu der Reichskriegsverfassnng. Die Drohungen Baatensteins. Aufnahme Fürst Radziwills in den Fürstenratb.]

Weitere') Bemerkungen und Vorschläge zu den einzelnen Punkten der 16. Jan. Reichskriegsverfassung.

Die Antwort des Pfalz-Neuburgischen an den Paderbornschen Gesandten kommt ihm sehr insolent vor, er kann nicht glauben, dass der Pfalzgraf demselben solches sollte in Instruktion gegeben haben, doch darf man das nicht hingehen lassen, sondern jener soll befragt werden, ob er solches auf seines Herrn Befehl gethan. Falls der Paderbornsche Gesandte Bedenken tragen sollte, dieses zu thun, soll Jena bei Gelegenheit mit Zu- ziehung eines anderen Gesandten ihn deswegen zur Rede stellen. Dem Paderbornschen aber sollen sie mittheilen, Kf. hofife nicht, der Pfalzgraf werde so verfahren, sollte es aber geschehen, so werde Kf. ihm mit aller Macht assistieren.

Ges. sollen die Bemühungen des Fürsten Radzivil^), zur Session und Votum im Fürstenratb zugelassen zu werden, unterstützen.

0 S. die Relation vom 24. December/3. Januar oben 8. 214. ^ S. Diar. Europ. XI S. 18. Theatr. Burop. IX S. 874. ») 8. oben S. 214.

*) 8. über den schon auf dem vorigen Reichstage von demselben gemachten Versocb, die Reichsstandscbaft zu erlangen, Urk. a. Akt. VI S. 209. 450.

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218 ^* Der Aofaug des Regensburger Reichstages.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7./[17.] Januar 1664.

[HalfegesQch bei deo NiederlaodeD.]

17. Jan. Da es wegen der Hülfe and Defension wider den Türken bei den

Reichsdeliberationen so langsam hergehtj hat Kf. darch einige seiner Räthe in den Niederlanden Hülfe sollicitieren lassen^). Ges. sollen E.Mainz und den kaiserlichen Ministern davon Mittheilung machen, damit diese da- hin wirken, dass die Generalstaaten von dem ganzen Reiche hierzu ersacht oder er beauftragt werde, im Namen des ganzen Reiches dergleichen bei denselben zu sollicitieren.

Die Gesandten an den Kurfttrsten. D. Regensburg 8./18: Januar 1664.

[Das Votum des Rf. im Westfälischen Kreise. BemähangeD Magdeburgs, seine Anspräche auf Reichsunmittelbarkeit durchzusetzen. Bewilligung für den

Proviant]

18. Jan. Der Osnabrücksche Gesandte hat ihnen erklärt, dass er beauftragt

sei, Ef. im Westfälischen Kreise für seine Clevischen Lande ein Votum zu verwilligen und auch des Directoriums wegen an die Hand zu gehen. Auch Münster erklärt sich in ähnlicher Weise günstig. Ges. glauben, Kf..thue sehr recht, wenn er es zunächst bei einem Votum dort bewenden lassen wolle; wenn er jetzt auch solche für Mark und Ravensberg forderte, würde es nur Weitläufigkeit verursachen.

K.Mainz hat ihnen durch Boineburg Copie einer Supplication der Stadt Magdebur g3) mitgetheüt, worin sich dieselbe auf die erdichtete Otto- nische Freiheit und das extendierte Festungsrecht stützt. Ges. schlagen vor, Kf. möchte desswegen an K.Mainz schreiben; derselbe könne dieses Attentat der Magdeburger sehr zurückhalten, oder auch etwas deswegen proponieren lassen. Die Magdeburger haben ausserdem ihr Contingent und Gontributiou dem Erzbischof von Salzburg, als kaiserlichem Principal- kommissar, offeriert und hier erlegen wollen, sind aber damit abgewiesen worden. Der S jndicus I d e n ist noch hier, der Bürgermeister Rosenstock ist schon längst nach Hause gereist.

Im kurfürstlichen Colleg ist auf Remonstration des Kaisers per ma- jora beschlossen worden, 4 Römermonate zur Anschaffung von Proviant

i

0 S. unten Abschn. 5.

') d. 19. December 1663, darin wird K.Mainz ersucht, auf dem Reichstage dahin zu wirken, dass der die Stadt Magdeburg betreffende Paragraph des Westfälischen Friedens zur Ausführung gebracht werde, s. über diese Be- mühungen Magdeburgs beim Reichstage Ho ff mann, Otto von Guericke her- ausg. von Opel 8. 164 f.

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Westfälisches Kreisdirectoriam. BemuhnngeD Magdeburgs. 219

zu bewilligen 1), die Gesandten von K.Sachsen, K.Pfalz und auch sie haben sich defectu instruetionis entschnldigt.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./25. Januar 1664.

[Der Pf.Neubargische Gesandte Giese. Die Jägerndorfsche Sache ist bei Fürst Portia vorgebracht worden. Wunsche des Kaisers in betreff der Besetzung des

Reichsgeneralats.]

In pnblicis ist, obgleich der Kaiser sich nun schon bei fünf Wochen hier 25. Jan. befindet; auch die Stände sich öfters versammeln, wenig fortgeschritten^.

Pfalz-Neuburg hat an Stelle Rautensteins seinen Obersten Kanz- ler Gbise hieber geschickt, derselbe hat Jena freundlich zugesprochen, sein Herr wolle dem Kf. sessio et vota im Westfälischen Kreise nicht difficul- tieren, wenn er nicht befürchtete, dass daran das verglichene directorium altemativum hinge nnd daraus folge.

Mahrenholtz hat Freitag dem Fürsten Portia eine Visite gemacht and dabei Gelegenheit genommen, der Jägerndorfschen Sache zu ge- denken und des Kf. Recht und Praetention kurz anzuführen, er vermerkte aber wohl, dass jener sich in etwas alterierte, er antwortete gar kürzlich, er hätte uicht vermuthet, dass diese Sache jetzt vorkommen würde, nnd wäre darin nicht eigentlich informiert, wollte doch gerne sein Bestes und Möglichstes zu des Kf. Satisfaction thun. M. hat ihm, damit er sich nicht ans Mangel der Information zu entschuldigen hätte, eine Copie der ihm vom Kf. zugeschickten species facti übergeben, die jener auch angenom- men hat.

P. S. Soeben hat sie Herr Hocber, welcher wegen Oesterreich im Fürstenrath das Directorium führt, besucht, hat ihnen einen Grnss des Kaisers und dessen Dank für ihr bisheriges Comportement, zu- gleich die Bitt« mitgetheilt, sie möchten dahin wirken, dass nicht fernere Weitläufigkeit und Aufschub verursacht werde; vor allem sei nöthig, dass das Generalat verseben nnd der Obriste Feldhauptmann vorhanden sei; der Kaiser incliniere dahin, dass das Reichsgeneralat dem Markgrafen zu Baden, der ein teutscher Fürst, bei 20 Jahren in Kriegen geübt und dessen Valor bekannt sei, aufgetragen werde, er hätte auch beabsichtigt, des Kf. Generalfeldmarschall Sparren dem Markgrafen zu adjungieien; trüge derselbe aber Bedenken, unter diesem zu stehen, so wollte der Kaiser ihn bei seiner eigenen Armee, welche Graf Montccucoli commandiert.

0 Kf. in einem Rescript vom 19./29. Januar ertheilt seine Zustimmung dazu.

^) S. über die den ganzen Januar sich hinziehenden Verhandlungen, welche sich hauptsächlich darum drehen, auch die Städte zur Einwilligung in das Tri- plum zu bewegen Gemeiner I S. 138 ff.

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220 ^' ^®f Anfang des Regensbnrger Reichstages.

als mit dem er in gnter Frenodschaft gelebt, accommodieren, er gedächte anch den Pfalzgrafen von Snltzbach, den General Würtz and an- dere in seine Dienste zu nehmen. Der Kaiser hielte für nicht nöthig , den Erlegsrath mit absonderlichen Sobjectis zn bestellen, derselbe könnte aus den Generalen nnd anderen Kriegsbedienten formiert werden. Da die Alliierten die Ihrigen nicht zn den Kreisvölkern stossen lassen und auch ihren eigenen General behalten nnd unterhalten wollten, so würden die übrigen Stände die Unkosten für die Reichsgeneralität allein tragen müssen.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 2L/31. Januar 1664.

[K.Mainz und Münster habe ihre Yermittelang in dem Streit wegen des Directorinms im Westmiiechen Kreise angeboten.]

31. Jan. Sie haben die Vorschläge des Kf. wegen einer Hulfesnchung bei den

Generalstaaten K.Mainz mitgetbeilt, derselbe hat sich zur Beförderung der Sache erboten; namentlich Munition werde von dorther leicht geliefert werden können. Ges. haben bei dieser Gelegenheit demselben die West- fälische Kreissache empfohlen; er erbot sich zn allem Guten, dem Ef. werde es sehr nützlich sein, wenn die Sache in Güte beigelegt würde; er wäre bereit, dazu mitzuhelfen nnd in eigener Person den Traktaten beizo* wohnen. Auch der Bischof Ton Münster, dem Jena als Nassauischer Gesandter seine Visite machte, erbot sich von selbst zur Vermittelung; er erklärte, es wäre der Wahrheit ganz zuwider, dass er mit Pf alz- Neu- burg wegen des Directorinms ein pactum, dass kein anderer zu demselben gelangen solle, aufgerichtet; er sei zwar mit Pfalz-Neuburg alliiert, machte daraus aber nicht causam communem. Wenn dem Kf. K. Mainz angenehm wäre, wollte er mit demselben communicieren.

Im städtischen Collegium hat sich die Majorität nun auch zum Triplum erklärt 0, doch wollen sie zwei Drittel an Soldaten, das dritte an Geld und Munition leisten.

Der KurfÜrfst an die Gesandten. D. [Cöln] 26. Januar/ [5. Februar] 1664.

[anf die Relation vom 15./25. Janaar. Was die Gesandten in der Jägerndorfer Sache tbon sollen. Feldmarschall Sparr.]

5. Febr. In der Jägern dörfischen Sache wird die Nothdurft erfodem, dass Ihr ein kurz Memorial abfasset, simpliciter umb Restitution des Herzogthumbs anhaltet und solches I. E. M. abgebet und Resolution begehret. Sollte bei einer Conferenz oder sonst auch angetragen

') S. Geraeiner I S. 145 f.

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Westfälisches Kreisdirectoriam. Jägerndorfer Sache. 221

werden, da88 I. K. M. uns an Geld, wie sie sich vor deme verneh- men lassen Oi Satisfaction thun wollten, so habet Ihr solches pure zu reinsiren, und dass Ihr solches nicht einmal ad referendam annehmen durfflet, Euch vernehmen zu lassen, wann aber in Vorschlag käme, UDB an Land und Leuten ein Aequivalent zu geben, so habet Ihr solches ad referendum anzunehmen und, was man uns eigentlich geben will, mit Fleiss zu erkundigen, und könnet Ihr hierin den Spani- schen Gesandten auch umb Assistenz ersuchen').

Aach Ef. findet es höchst nötbig, dass der Feldhaoptmann baldigst benanot werde, lässt es aber deswegen bei seiner früheren ResolutioD. ^)

Unsem Feldmarschall Sparren aber, weil wir uns selbst in De- fension zu setzen entschlossen, von uns zu lassen, können wir uns noch zur 2eit nicht erklären.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 29. Januar/ 8. Februar 1664.

[Vorschlag einer Zusammenkanft der Westfalischeo Kreisstände. Das Reichs-

gQtachtea wegen der Tärkenhülfe. Verbandlnngen mit den kaiserlichen Ministern

wegen der Jägerndorfer Sache.]

Zn £rledigaDg der Westfälischen Kreisshche durfte sehr dienlich 8. Febr. sein, wenn die Westfälischen Kreisstände zusammen kommeu könnten. Qes. schlagen Tor, dass sie ermächtigt werden vorzuschlagen, dass diese Stände ohne Cleve nnd Jülich, nnr einmal und allein des streitigen Directorii halber, zusammen kämen, nnd dass ihre Gesandten dazn von Münster convociert würden, doch müsste Minden mit dabeisein.

Zo Erneuernng der Erbverbrüdernng^) finden sie sowohl die*K nrsächsi- 8 eben als auch Hessischen Häuser sehr incliniert, sie haben eine bal- dige Zusammenkunft, um de praeliminaribus et generalibus zu reden, vor- geschlagen.

In puncto der Verfassung wider den Erbfeind ist es endlich zn einem Reicbsgutachten ^) gekommen, welches dem Kaiser durch das K. Mainzische

0 «uletzt 1659, 8. ürk. u. Akt. VIU S. 371.

^ In einem Bescript vom 30. JanQar/9. Februar weist Kf. sie an, auch K.Mainz Qod K.Baiern um Cooperation in dieser Sache anzugehen.

^ S. oben S. 216.

*) S. die darüber auf der Zusammenkunft zu Torgau zwischen Ef. und K. Sachsen getroffenen Verabredungen unten im Anhang.

^) d. 18. Januar 1664: Diar. Europ. XI S. 36ff. Londorp IX S. 235f. Pacbner v. Eggenstorff I S 58 Die kaiserliche Resolution darauf d. 28. Januar/7. Februar 1664: Londorp IX S. 296 ff. Pachoer v. Eggenstorff. IS. 62. Vgl. Theatr. Europ. IV S. 1101. Gemeiner IS. 147 f.

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222 4* I^er ADfang des Regensbarger Reichstages.

Directorium übergeben worden ist, doch hat das reichsstädtische CoUegiam eine besondere Specification ausgestellt, wie ?iel diese oder jene Stadt con- tribnieren wolle.

Die Jägerndorfsche Sache hat Mahrenholtz femer den Fürsten Yon Anersperg nnd Lobkowitz vorgestellti sie contestierten sonderbaren Eifer gegen Kf., entschuldigten sich aber, sie wären nicht eigentlich in- formiert, die Sache würde am besten dem Grafen von Nostitz, als Böh- mischem Kanzler, bekannt sein. Mit diesem hat M. anch dayon geredet, hat aber aus seinen Discursen erkannt, dass er nicht gern davon hörte, und Hess derselbe fast schlechte Affection vermerken.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Coln a. d. Spree 3./[13.] Februar 1664

[auf die Relation vom 21./ 31. Janaar. Kf. hält an dem Vergleich wegen des Weatfaliscben Directoriams fest, verlangt Berafung eines Kreistages.]

13. Febr. Wegen des Westpfälischen Creyss-Directorii, weil wir darin einen richtigen Vergleich ') mit Pfalz-Neu burgs Ld. vor uns haben, können wir uns anderergestalt nicht erklären, als wie wir Euch neu- licher Zeit gn. in Befehl gegeben. Und weil wir, wo nicht aller, doch der meisten Westpfälischen Creyss- Stände Verwilligung des duplicis yoti et sessionis in Händen haben so halten wir, dass hiedurch die Sache seine Kichtigkeit habe und die Condition, so dem Pacto annectiret, purificiret sei, also dass es nun an nichts ermangelt, als dass sich der Pfaltzgraf dem Vergleiche accommodire, und man also nach Inhalt solches Vergleichs zum Ausschreiben des Creyss- tages schreite. Habt demnach aus solchen Schreiben, darin das du- plex Votum zugestanden wird, einen Extract zu machen und sowohl Sr. Ld. dem Churftirsten zu Maintz, als dem Bischöfe zu Münster vermittelst gebührender Danksagung vor ihr gutes Erbieten solches vorzutragen und dieselbe zu ersuchen, dass sie solches dem Pfaltz- grafen von Neuburg vorstellen und dieselben dahin disponiren wollen, dass sie es auch ihrestheils bei dem Vergleich bewenden lassen mögen, gestalt darauf die Ausschreibung . des Creysstages nach Anweisung des Vergleichs communi nomine von uns und dem Pfaltzgrafen nebst Münster wirklich geschehen kann. Was die gänzliche Hinlegung des Successionsstreits anlanget, finden wir dabei wegen der vielen

0 Gemeint ist der Vergleich vom 6. April 1647 b. oben S. 204.

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Westfälische tmd Jägerndorfer Sache. 223

Interessenten allerhand Difficultäten, wollen euch aber mit ehestem unsere Meinung darüber wissen lassen. Inmittelst aber könnet ihr alle gute Contestationes unsertwegen thun.

Die Gesandten au den Kurfürsten. D. Regensburg 5./ 15. Februar 1664.

[Gernchte vom Abschlnss der Allianz des Kf. mit Frankreich. ReichsschlnsB wegen des Proviantwesens.]

Die Rheiaische Allianzsache belaogeod, ist hier ungefähr yorlS.Febr. 10 Tagen ans Paris Nachricht gekommen, dass Ef. mit dem Könige von Frankreich am 14. Januar habe schliessen lassen^), auch geneigt wäre, in diese Allianz zu treten. Darauf haben Oes. an selten der HH. Alli- ierten sofort fast mehr Liebe, Affection und Vertrauen verspürt und wahr- genommen, dass dieselben auf des Ef. Person sonderbare Reflexion machen, ihn zum Alliierten wünschen und den grossen Nutzen hervorheben, den er dadurch dem Vaterlande erweisen werde. Einige andere aber, die, ob sie die besten Freunde, wir nicht wissen, darunter auch die Pf alzneubnrgisch en sein mögen, und die ihr eigenes Interesse und Nutzen durch diese neue obhandene genauere Freundschaft nicht befördert sehen, liess^ ihnen wohl lieber sein, wenn das Werk seinen Fortgang nicht gewinne.

Betreffend die materia defensionis ist es wegen des Proviantwesens zn einem allgemeinen Reichsschlnss *) gekommen, dass ein jeder Kreis noth- wendige Proviantbediente bestellen, auf 6 Monat Proviant anschaffen und seine Völker versorgen solle; die Alliierten aber wollen sich deswegen nicht in Unordnung und Weitläufigkeit setzen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensborg 12./22. Februar 1664.

[Memorial an den Kaiser wegen der Jägerndorfer Sache. Yerhandlnngen aber die sn ernennenden Beiehsgenerale.]

Wegen der Restitution von Jägerndorf haben sie ein kurzes Memorial 22. Febr. für den Kaiser abgefasst und diesem in einer Audienz vorgestern übergeben. Der Kaiser antwortete, dass er allemal geneigt gewesen, dem Kf. seine Afiection zu erweisen, wobei er auch künftig verharren würde, er wollte das Memorial durchlesen und ihnen darauf seine Resolution zukommen lassen.

^) Diese Gerüchte waren irrig s. Urk. u. Akt. IX S. 672 ff. *) d. ll/l.Febmar 1664 (Pachner v. figgenstorff I S.69.) s. Qemeiner IS. 148 ff.

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224 4. Der Anfang des Regensbarger Reicbatages.

Ueber die Benennang der Generalität *) ist vorgestern in den Collegien die Beratbnng begonnen worden. Im Kurfurstenratb ist es nocb za keinem Schlass gekommen y im Fürstenratb ist die Umfrage nur bis Sacbsen- Gotba gebracht. Des Kf. Person ist von Magdeburg, Pfalz- Läutern und Pfalz-Veldentz vorgesehlagen worden, sonst ist auch Pf alz- Neu- burgs, Pfalz-Snizbachs und Baden-Badens gedacht worden nnd sind noch zur Zeit die plnra für Baden-Baden vorbanden^).

Der Reichspfennigmeister, Freiherr v. Hohen feldt, hat gegen Jena erwähnt, dass manche Stände ihren alten Matrikular-Anschlag selbst mode- rierten und die Römermonate danach erlegten, Ges. fragen an, ob Kf. für seine Lande es nicht ebenso machen wolle.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 16./[26.] Februar 1664.

[Information fnr den Kaiser in betreff der durch v. Blamentbal mit Frankreich geführten Verhandlangen.]

26. Febr. Nachdem sowohl der keyserliche als königl. hispanische sich anitzo bei unserm Hofe befindende Minister sich dessen vermerken lassen'), dass die durch unsern Geheimbten Kaht, den Freiherrn von BIum«nthal eine Zeit hero mit dem Könige in Frankreich gepflogene Handlung*) bei beiden Höfen allerhand Nachdenken ver- anlasset, und wir leicht ermessen können, dass daraus bei entste- hender gründlichen Nachricht von dem, was vorgangen, leicht ein Misstrauen erwachsen dürfte, so haben wir, umb demselben vor- zukommen , die prorogirte Preussische Alliance ^) in extensa copia euch beigeitlgt uberschicken wollen. So ihr Ihrer Keyserl. M. bei bequemer Gelegenheit in unserm Namen zu communiciren und dabei gebührend zu berichten haben werdet, welchergestalt, da uns sonsten in allem, was unserstheils erinnert oder desideriret worden, deferiret,

0 S. Gemeiner I S. 151 ff., sehr irrig wird dort (S. 152) behauptet: „Unler den deatBchen Forsten bewarb sich sonderlich der Chnrfürst von Brandenbarg um die erste Stelle.''

^ S. „Speöification derjenigen Generalen, so bey der den 20. Februar 1664 gehaltenen Session in unterschiedlichen votis in Vorschlag gekommen". (Diar. Europ. XI S. 81ff.).

') S. das Protokoll über die am B./18. April 1664 zu Berlin mit Lisola und Ucedo gehaltene Conferenz unten Abschn. 5..

^ S. Urk. u. Akt. IX S. 620 ff. Die Verhandlungen waren damals noch keines- wegs zum Abschluss gekommen, schienen aber damals (s. v. Blumeothals Re- lation vom 15./25. Januar 1664 S. 673) demselben nahe zu sein.

') Pufendorf I. IX § 60 (S. 602).

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MittheiliiDg ober die Verhandlangen mit Frankreich. 225

wir uns dennoch keineswegs dahin hätten wollen lenken lassen, dass wir nachgeben sollten ^), dass des Königs Alliirte mit Kamen speci- fieirt, nnserseit aber der mit Ihrer Keyserl. M. habenden Alliance per expressnm nicht mitgedacht wQrde, wie aber endlich das Expe- diens ins Mittel kommen, dass der von beider Theile Alliirten dispo- nirende Artikel in general terminis eingericht werden könnte, und man französischer seiten sich daran vergnügen lassen, hätten wir solches mit Fug und Glimpf nicht ausschlagen können. Als nun hierunter nichts Vorgängen, so Ihrer Keyserl. M. Interessen zuwiderliefe oder der mit deroselben aufgerichteten Alliance entgegen wäre, so haben sieh dieselbe zu versichern, dass wir deshalb nicht weniger dann vor- hin ihr und des H. R. Reichs Bestes und Aufnehmen unserm Vermögen nach zu befördern uns jederzeit, werden angelegen sein lassen.

Der von Frankreich bei dieser Negotiation endlich ausge- würkten Guarantie') über den dem Instrumento pacis Olivensis zu Ver- sicherung unsrer Jurium beigefugten Articulum separatum, wofern es der Discurs nicht mit. sich bringt oder auch Anlass dazu gegeben wird, achten wir nicht nöthig sei zu gedencken, weil alles, was des- halb im jetztgedachten Frieden disponiret, Ihrer Keys. M. gevollmäch- tigte Gesandte mit gut gefunden und Sie selbst in dero extradirten Keyserl. Ratification approbiret

Es hat auch mehrgemelter unser Geheimbter Raht eine Declara- tion') ausgestellet, dass wir uns mit denen in der so genannten Rheinischen Alliance stehenden Gronen, Chur- und Fürsten mit ver- bünden wollen. Es soll aber auch (welches Ihr ebenmässig zu ver- sichern habt) nicht anders dann mit Beibehaltung unsers Ihrer Keyserl. M. zutragenden schuldigen Respects und vermittelst solcher Hodi- ficationen geschehen, dadurch des H. Rom. Reichs Ruhe und Sicher- heit bestätiget werde.

Die Gesandten an den KurfUraten. D. Regenabarg 19./29. Februar 1664.

[Gespräche mit K. Mainz und Mäoster. BestelloDg der Reichsgeneralität. Das Westfälische Kreisdirectoriam.]

Ges. haben eine Audienz bei K. Mainz gehabt. Wegen der Hülfe- 29. Febr. sachoDg bei den Generalstaaten will derselbe veranlassen, daös zonächst,

') S. ürk. u. Akt. IX S. 629 ff.

*) Pufendorf 1. IX § 61 S. 602 0

') Eioe solche Declaratioo ist nachher nicht von Blnmenthal, sondern von

»Uter. z. Getch. d. G. KarfuMten, XI. |5

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226 4. Der Anfang des Regenaborger Reichstages.

zar Beschleunigong der Sache, nur ein Schreiben vom kurfürstlichen CoIIe- ginm an Kf. abgelassen werde, worin derselbe ersucht wird, im Namen des Reichs Hülfe gegen die Türken von den Niederlanden zu erbitten. In der Jägerndorfs eben Angelegenheit erklärt er, nicht genügend informiert zu sein, erbietet sich aber, nicht nur selbst zu helfen, sondern auch das kurfürstliche Collegium zur Intercession zu veranlassen. Auch wegen des Westfälischen Kreisdirectorinms will er das Seinige thun, er erwähnte wieder eines endlichen Hauptvergleirhs. Jena ist auch beim Bischof von Münster gewesen und hat im Namen des Ef. für dessen Anerbieten gedankt und ihn gebeten, Pfalz-Neuburg, der in wenigen Tagen hier erwartet wird, dahin zu disponieren, dass er das Directorium alternacivum nicht länger difßcultiere. Der Bischof zeigte sich sehr befriedigt, kam auch bald auf das Hauptwerk und erbot sich, ohne alle Passion zu dessen güt- licher Beilegung zu cooperieren, er bezeigte gegen den Kf. ganz besonderen Respekt, erklärte sich bereit, mit dem Pfalzgrafen wegen des Direktoriums zu reden, hielt dafür, dass, wenn das Hauptwerk beigelegt werden könnte, dieses sich von selbst geben würde. Er fragte, nach welchem Jahr die Religion einzurichten, ob nach 1609 oder 1624. Jena hat sich mit Mangel an Instruktion entschuldigt, aufgefordert aber, seine Privatgedanken za entdecken, erklärte er, diese Sache werde sich schwerlich mit Fug nach a. 1624 regulieren lassen, da durch die von den possedierenden Fürsten ausgestellten Reversalen die Unterthanen ein quaesitum jus hätten.

Es stehet dahin, wie Ihre F. 6n. eigentlich intenfioniret, allein dürfte Ew. Cb. D. darumb mehr nützlich als nachtheilig fallen, weil Sie die Reputation gerne werden haben wollen, dass Sie diesen so lange gedauerten Streit und wichtige Sache schlichten helfen, und dass Sie yermeinen, als ein Nachbar beständige Ruhe zu haben.

In den ReichscoUegien ist über die Bestellung der Generalität ver- handelt worden, Oes. haben in beiden Collegien K.Sachsen nnd, wenn dieser ablehnte, Herzog Friedrich Wilhelm von Altenburg vorge- schlagen. Die meisten im Kurfürstenrath und auch ein Theil der Fürsten meinen, dass zur Zeit noch kein Reichsfeldhauptmann, sondern nur die Feldraarschälle oder General-Lieutenants zu verordnen seien, daher sind auch der Markgraf von Baden und Pfalzgraf von Sultzbach nur zu Feldmarschällen vorgeschlagen worden. Pfalz-Neuburg hat nur ein einiges Votum bekommen, hingegen seindt Ew. Chf. D. von allen denen, so rermeinen, dass ein Reichsfeldhauptniann oder Generalis- simus nöthig sei, dazu genannt worden, dabei dann ausführlich de- monstriret, wie niemand zu finden, der mit allen denen zu diesem wichtigen Werke gehörigen nöthigen Qualitäten, Experientz, Valor

dem Kf. selbst (Pufeodorf l. IX §63 S. 603) ausgestellt worden, aad auch währeod der VerhaadlaDgeo io Paris iat nur von einer solcheo die Rede s. Urk. u. Akt. IX S.' 671 ff.

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Das westßiliBche Ereisdirectoriam. ßestellang der Beichsgeueralität 227

und Glfick begäbet sei, als ]^w. Chf. D. höchste PersoD. Auf E. Sachsen und Sachsen-Altenburg hat ausser uns keiner der Vor- oder Nachsitzenden gestimmt. So wird auch wohl das Westfählische Ereysdirektorium und die darin competirende sessiones und vota zum billigmässigen Stande zu bringen, das allerdurchdringendste Mittel sein, dessen Ew. Chf. D. vor etlichen Wochen erwähnet, dass Sie näm- lich Ton denen Jülich- und Gleveschen Landen so lange keine Onera beitragen wollten, bis dasjenige Ihr eingeräumet wäre, was andern nitro vergönnet wird.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Februar/?. März 1664.

[ßestelloDg der Reichsgeneralitat. Audienz bei K. Sachsen. Wansche der Alli- ierten in betreff der Verhandlangen mit Ef.]

Im EnrfürsteDcolleg, wo Mainz, Trier, Baiern und der heute vor T.März, acht Tagen hier angekommene Kurfürst von Sachsen persönlich zugegen waren, sind gewählt worden^):

zum Oenerallieutenant z. R. Graf Georg Friedrich v. Waldeck,

Gen.-Feldzeugmeister und Generallientenant z. F. Gr; Franz Fugger,

Oen.-Wachtmeister z. R. Herzog Hans Adolph y. Holstein,

Gen.-Wachtmeister z. F. Freih. v. Bugg und Holtz; ZQ Kriegsrathsdirectoren sind ernannt:

Bischof zn Münster, der dies Amt auf seine eigenen Kosten ver- walten will, und

Markgraf zu Baden- Durlach. Za Kriegs- oder Assistenzräthen, auf Vorschlag von K. Sachsen:

f. Haubitz und Graf Lynar.

Ges. haben wegen mangelnder Instruktion zu allen diesen, ausser Mark- graf Leopold Wilhelm von Baden') und Graf Lynar'), nichts sagen können.

OS. das karfarstltche Conclosam vom 27. Februar/ 8. März Diar. Eorop. XI S. 85 f.

*) Derselbe hatte schon am 30. October 1663 und dann nochmals am 7. Februar 1664 Kf. ersacht, seine Ernennung znm Reichsfeldmarschall zu befördern, und Kf. hatte ihm seine Uoterstutzang in einem Schreiben vom 6/16. Febniar zugesagt, I. das Beicript des Kf. an die Gesandten vom l./Il. März S. 229.

^ Kf. hatte durch Rescript vom 9./ 19- Februar nach Verabredung mit E.Sachsen die Gesandten angewiesen, denselben vorzuschlagen.

15*

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228 4- I^cr Anfang des Regensborger Reichstages.

Im Fürstenrath sind die anderen Stände mit Aasschloss der Alliierten ') zusammengekommen and haben gewählt *):

znm Gen.-Lieutenant z. Pf. Graf Georg Friedrich v. Waldeck'), General über die Cavallerie Herzog Ulrich zu Würtemberg, Gen.- Feldzeugmeister und General von der Infanterie Graf Franz

Fugger, Gen.-Wachtmeister z. Pf. Herzog Hans Adolph y. Holstein, Gen.-Wachtmeister z. F. Gustav Adolph v. Baden und Baron V. Bugg, von Bestellung des Kriegsraths und des Directoriums desselben ist dort noch nicht geredet worden.

K. Sachsen hat ihnen vorgestern Audienz ertheilt und auf die von ihnen vorgetragenen 4 Punkte: Erneuerung der Erbverbrüderung, Schreiben an Polen wegen der Eönigswahl, Restitution von Jägerndorf und Abschaf- fung der Missbräuche der Zünfte und Innungen, ihnen vergnügliche Ant- wort ertheilt

Die Gesandten der Alliierten erklären, dass die monita des Kf. ^) zu dem Allianz vertrage hier, wo sie alle bei einander und bevollmächtigt wären, am füglichsten samt dem ganzen Werk sich einrichten lassen würden.

K. Mainz schickt an Rf. das Schreiben des kurfürstlichen Gollegiums wegen Hülfeleistung der Niederlande zum Türkenkriege.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Oöln l./ll. März 1664.

[Die Jägerndorfer Sache und das Westfälische Kreisdirectorium. Reichsgene- ralität. Des Kf. Leistung zur Tärkeohulfe.]

11. März. Die Jägemdorfsche Sache sollen sie fleis^ig poussieren, da der ELaiser nicht lange dort verweilen wird und die, so der Sache nicht wohl wollen, daher Gelegenheit nehmen möchten, sie bis zur Abreise der Kaisers zu trainieren, da sie dann wieder wie früher ins Stocken ^erathen würde. Eine gleiche Verzögerung fürchtet er wegen des Westfälischen Kreis- direktoriums, zumal da K.Mainz und Münster immer davon abstrahieren und auf die Vergleichung des Hauptstreites kommen, welches doch nicht

0 S. über die Verhandlaogeo mit den Alliierten, welche darauf bestandeD, ihren Truppen selbst eioeo Chef zu geben und weder an den Anordnaogeo für die ubrigeo BelchstruppeD uoch an den Beiträgen für dieselben Tbeil zu nehmen, Gemeiner I S. 153 ff.

^ S das fdrstliche Conclusum Diar. Europ. XI S. 88.

^ Derselbe theilt dem Kf. 13. März seine Ernennung mit, £f. beglückwünscht ihn darauf am 15./25. März und ersucht ihn um Mittheilungen über die Kriegser- eignisse, welcher Aufforderung auch Wal deck durch Briefe vom 15. Mai, 12. Juni, 15. Juli und ein undatiertes Schreiben entsprochen hat.

*) S. unten Abschn. 7.

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BestelloDg der Reichsgeneralität. 229

so geschwinde wird erreicht werden können. Ges. sollen ansdrücklich er- klären, daes Kf., wenn man ihn darin länger aufhalten und nicht za der Session and Votum nnd alternierendem Directorium nach Inhalt des Ver- gleiches wolle kommen lassen, von seinen Westfälischen Landen weder za der Türkenhülfe noch zn anderen Reichs- oder Kreisoneribas das geringste beitragen wolle. Wegen der Religion kann Kf. nicht von den Reversalen ond dem terminns 1612 abstehen.

Wegen Benennung der Generalität ist Kf. einverstanden damit, dass die Bestellung eines obersten Reichsfeldhauptmanns vorläufig ausgesetzt werde; ^r würde gern sehen, dass Markgraf Leopold von Baden die Feldmarschallcharge erlange, ist auch zufrieden, dass Herzog Ulrich von Würtemberg Gen.-Leutnant über die Cavallerie, Graf Fngger Gen.- Leotnant zu Fnss, der Herzog von Holstein Gen.- Wachtmeister zu Rqss, und wünscht, dass Herzog August von Holstein, der seine Völker comniandiert, bei der Reichsarmee Gen.- Wachtmeister zu Fuss werde.

Was sonst uns an Völkern wegen aller unser Lande zu der Tri- peltürkenbfllfe zukommt, habet Ihr aus beigehendem UflFsatz*) zu er-

^) «Uffsatz, was S. Chf. D. zum einfachen und zam dreifachen Römerzuge kompt oach der Nürnberger Repartitioo, darin aber S. Chf. D. dero Lande zum Theil sehr graviret befinden:

Einfach

friplum

Z. R0S8

z. Fuss

z. Ro88 z. Fuss

60

277

ChurbraDdeuburg

180

831

13}

83

Pomm^ru

41

249

6

28

Oamio

18

84

14

66

Halberstadt

42

198

10

16

Minden

30

48

35

161i

Cleve and Mark

105

. 484

2

8

Hohenstein, so S. Chf.

D.

uff

sich nehmen

6

24

6

17

Ravensperg

18

51

1461

6ö^

440

1969

Nun haben S. Gbf. D. bei der keyserüchen Armee:

500 z

. boss, ist also zu viel

machet z. Fuss

60 180

z. Ross

600 Dragoner, thun z. Fuss

1200

iioaz

. Fuss, bleibt

1100 24b0

-

wäre

nach soll hem Caiculo zu viel

521 Mann.«

Seinen Standen gegenüber hat der Kf. ganz anders gerechnet. lo dem Aus- schreiben zu dem kurmärkischen Landtage (d. Coln 22. Januar/ 1. Februar 1664) giebt er als das auf die Eurmark nach dem doppelten Triplum (zur Reichs- und Rreishülfe) fallende Oontingent an: 860 z. Ross und 2712 z. Fuss; für Halber- stadt (und ähnlich für Pommern) 140 z. Ross, 48 z. Fuss; für Minden 100 z. Rose, 48 z. Fnss; für Ravensberg 60 z. Ross, 51 z. Fuss; für Die ve und Mark 350 z. Ross, 484 z. Fuss (in dem Rescript an seinen Statthalter in Cleve, den

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230 ^* ^®r Anfang des Regeosbargör Reichstages.

sehen. Ob nun zwar in dem Sirapelanschlag einige unser Lande graviret sein, und wir deswegen Moderation begehren, so lassen wir es doch wegen des Volkes dabei bewenden, weil wir Bchon Ihr. EL M. mehr Völker als uns zukommen, wann vor 3 zu Fuss ein Reuter und vor 2 zu Fuss ein Dragoner gerechnet wird, zugeschicket haben, so wir hierzu zu emploiren oder wegen der Türkenhtllfe rechnen wollen, doch uns, ob dieselbe zu andern BeichsYÖlkern gehen, oder bei der Eeyserl. Armee bleiben sollen, die Resolution vorbehalten. Sollte es aber zu Schickung einiger Gelder wegen Unterhaltes der Generalität, Artollerie oder dergleichen kommen, so werden wir uns der Modera- tion, so andere £urem Vermelden nach thun, auch gebrauchen und soviel uns gut deucht einschicken.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 4./ 14. März 1664.

[Das Westfälische Kreisdirectoriom. Audienz beim Kaiser.]

14. März. ^i® Reichsarmee, welche von den nicht zar Rheiuischen Allianz ge- hörenden Ständen zusammengebracht wird, soll sich nogefähr auf 4000 z. R. und 16000 2. F. belaufen»).

Sonst geht es in allem hier ebenso langsam von statten wie früher, auch wegen des Westfälischen Kreisdfrectorii steht es noch in vorigen terminis. Sie haben in Privatdiscorsen erklärt, Kf. würde, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden sollten, seine westfälischen Länder exi- mieren, um sie als souverain zn besitzen. Der Bischof yon Münster ist zu Pfalz-Nenbnrg, der seine Reise hierher aufgegeben hat, gereist, um ihn zu bestimmen, des directorium alternativum wegen nicht länger zu difflcultieren, zugleich angeblich, weil der Ffalzgraf einen seiner Prinzen zum Hoch- nnd Teutschmeister befördert zu sehen wünscht.

Vorigen Montag hatten Ges. Audienz beim Kaisei^ condolierten dem- selben zum Tode des Erzherzogs Carl Joseph') , recommandierten den

Prinzen Johann Moritz von Nassaa vom 5. Februar giebt ^r letzteres sogar auf 365 z. Boss, 1946 z. Fuss ao, s. Urk. a. Akt. V S. 99*2). Die kurmärkischen Stände aber haben dagegen remonstriert and in ihrem Memorial vom 8./18. März darauf hingewiesen, dass in den Reichsanschlägen und Matrikeln die Kur mark nur zu einer simplen Anlage von 60 z. Boss und 277 z. Fuss gefunden werde.

^) Diese ganz ungefähre Berechnung war in der^Sitzung vom 19./29. Februar aufgestellt worden s. Gemeiner I S. 154.

^ Erzherzog Carl Joseph, Bruder Kaiser Leopolds, Deutsehordenshoch- meister, Bischof von Passau, Breslau und Olmütz war 16 Januar 1664 zu Linz gestorben s. Diar. Europ. XI S. 627.

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YermittelaDg der StreitigkeiteD mit Pf. Neaborg. 231

Herzog zu Braunschweig*) und Landgrafen zu Hessen^ zu dem va- cierenden Hoch- und Teutschmeister- , auch Bisthümern, thaten Apertur») des französischen prorogierten foederis, übergaben die Artikel in extensa forma mit angehängten Contestationen und Versicherung beständiger Treue und baten um kaiserliche Resolution auf das Memorial wegen der Restitution TOD Jägerndorf und wegen Camins. Der Kaiser antwortete auf alle 4 Punkte ordentlich, bedankte sich für die Condolenz und Apertur und that im übngen allergnädigste Vertröstung.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. März 1664.

[Münster und E.Maioz erbieten sich zar Vermittelung mit Pfalz -Neobarg. Mark- graf von Baden Beichsfeldmarschall. Der neue Kalender]

Der Bischof von Münster hat, nachdem er von dem Besuche bei 21. März, dem Pfalzgrafen von Nenburg zurückgekommen, Jena mitgetheilt, der Pfalzgraf habe sich, nachdem er ihm hart zugeredet, bereit erklärt, gütlich zu tractieren, er selbst sei bereit, als Vermittler zu fungieren, und könnte zunächst nur punctus directorii et religionis abgehandelt werden, da dann Kf. noch einen Evangelischen zu adjungieren hätte, und kam dabei der Gesandte der Frau Landgräfin von Hessen-Cassel in Vorschlag. Auch K.Mainz hat sich abermals zur Interposition erboten und sich auch bereit erklärt, zunächst nur punctum directorii et religionis anzutreten, auch Frh. V. B eine bürg hat seinen Wunsch zu erkennen gegeben, Kf. bei dieser Gelegenheit einen Signalen Dienst zu erweisen.

In publicis ist man etliche Wochen garnicht fortgeschritten ^), auch die Bestellung der Generale hat sich verzögert, einige Stände wollen den Markgrafen von Baden nicht, doch ist es endlich im Kur- und Fürsten- rath zu Beschlüssen gekommen, aus denen aber noch nicht ein einheitlicher gemacht worden ist, doch ist der Markgraf von Baden zum Feldmarschall ernannt worden. Von Bestellung eines Reichsfeldhauptmanns ist vorläufig abstrahiert worden.

Im kurfürstl. Gollegio ist vorgekommen, ob nicht endlich der neue Ka-

0 Johann Friedrich, Brader der regierenden Herzoge Christian Lud- vig von Celle und Georg Wilhelm von Calenberg, der 1651 zur katbo- lischeo Kirche übergetreten war, s. Köcher I S. 358 ff.

^ Friedrich, jüngster Sohn des Landgrafen Ludwig Y. von H essen - Darmstadt, seit 1636 zur katholischen Kirche übergetreten, seit 1638 General- prior des Malteserordens in Deutschland, seit 1655 Cardinal. Kf. hatte durch ^Script vom 13./23. Februar die Gesandten augewiesen, sich für beide beim Kaiser *tt verwenden.

*) 8. das Rescript des Kf. vom 16./26. Februar oben S. 224.

*) 8. Gemeiner I S. 157 ff.

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232 4. Der Aufang des Regensbarger Reichstages.

lender aogenommen nnd ein Reicbskalender genannt werden könnte Oi K. Sachsen hat sich dazu bereit erklärt, man hofft auch vom Kf., da seine preussischen nnd clevischen Länder und auch die meisten Nachbaren sich desselben bedienen.

K. Mainz wünscht wie die übrigen Kurfürsten yotum et sessionem im Purste nrath, etwa wegen des Eichsfeldes oder Rheingaues. Die Re- novation der Erbverbrüdernng wird schwerlich bei E. Sachsens An- wesenheit, der in 14 Tagen von hier aufbrechen will, vorkommen, sie er- innern wegen dieser und anderer Sachen dessen Gesandten öfter.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 15./ 25. März 1664.

[AosDahmestelloDg der AUiierteo. Die EriegBrathsdirectoreo. Monita zu der

Verpflegaogsordioanz.]

25. März. Befinden sonsten dem Reiche wenig vorträglich zu sein, dass zwischen denen Alliirten und andern Reichsständen gleichsam eine Division gemacht wird, und diese absonderlich und jene auch abson- derlicfi ihre Generalität setzen, selbige absonderlich unterhalten und keine gemeine causam machen wollen. Es scheint solches einer Trennung im Reiche nicht unähnlich, daraus leicht mehre Weiterung entstehen kann. Und wenn es noch dahin zu bringen, dass man der Alliirten Armee mit der andern Stände in ein Corpus brächte, und nicht diese des Reichs und jene der Alliirten, sondern beide zusammen die Reichsarmee nennete, so wurde dadurch vielen besor- genden Confusionen vorgebauet werden. Es scheinet aber, dass es damit schon zu späte und dass man also uff ander Media, Uneinig- keit zu verhüten, wenn die Noth die Conjunction erfodern sollte, wird bedacht sein müssen, so doch daruff beruhen wird, dass man gewisse Regeln setze, welcher Feldmarschalk das oberste Commendo und den Vorzug haben und wie die andern Generals von beiden Corporibus und die Regimenter einander folgen sollen.

Kf. kann nicht einsehen, weshalb zwei Reichsfürsten zu Direktoren des Kriegsraths genommen werden, sie dürfen keine andere Gewalt als die anderen Eriegsräthe, nur den Vorsitz haben.

Monita zu dem Entwurf der V^rpflegungsordinanz, namentlich meint Kf., da die Reichsarmee oft neben nnd mit der kaiserlichen agieren würde, so würde es am passendsten sein, diese Verpflegung nach der kaiserlichen einzurichten.

^) S. das kaiserliche Decret vom 4. April 1664 (Londorp IX S. 250. Pach- ner v. Eggenstorff I S. 80).

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Verhalten der Allüorteo. VerBammlang der Westfälischen KreisstäDde. 233

Die Gesandten an den Kurfürsten, D. Regensburg 18./ 28. März 1664.

[Herzog Aagust von Holstein. Versammluog der Westfälischen Kreisstande. Brbverbrüderang. Neue vota.]

Wegen des Herzogs August von Holstein, den Ges. auf Befehl 28. März. des Ef. zum Generalmajor bei der Reiehsarmee vorgeschlageq, ist be- schlossen*), dass er dazu aDgenommen sein solle, wenn die kurfürstlichen Trappen zum Kreiscorps stiessen.

Der Bischof von Münster hat die Westfälischen Kreisstände, welche nicht der Rheinischen Allianz angehören, der Türkenhülfe halber ZQ sich geladen; Jena, obwohl nicht eingeladen, hat sich auch dorthin begeben und hat seine Stelle zur Rechten des Bischofs von Münster einge- Dommen, doch wurde dort ohne Ordnung geredet, einige ersuchten Jena, Kf. möchte doch (wie Münster, Pfalz- Neuburg, Faderborn und Osnabrück sich erboten) ausser dem triplo noch das simplum cum di- midio bewilligen, er erklärte darauf, wenn seinen desideriis a circulo ein Genügen geschehen, möchte er wohl sub rato was thun. Wegen der Erb- verbrüderung hat bei K.Sachse ns Anwesenheit nichts vorgenommen werden können, da dieser durch Yisiteu, Gastereien u. s. w. an diesem und der- gleichen mehr verhindert worden. Er will in 8 bis 10 Tagen abreisen und dann bald Kf. besuchen. Pfalz-Sulzbach sucht Session im Fürstenrath, dasselbe soll auch K. Baiern für die Oberpfalz, Münster für Strom- berg und andere, etwa 12, beabsichtigen. Da im Fürstenrath schon über 90 vota sind, so wäre besser auf Mittel zu denken, dieselben zu vermindern als zu vermehren.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23- März/ [2. April] 1664.

[auf die Relation vom 11./21. März. Die Streitigkeiten mit Ffalz Neubarg. Ein

einheitlicher Kalender]

Kf. hat gern vernommen, dass K.Mainz und Münster sich zur Ver- 2. April, mittelung mit Pfalz-Neuburg erboten haben. Wegen des directorii aber ist ein richtiger Vergleich vorhanden, und kann Kf. nicht zugemuthet werden, sich desselben zu begeben und in neue Traktaten einzulassen. Ges. sollen dieses K.Mainz und Münster remonstrieren und sie ersuchen, dem Pfalz- grafen zuzureden, diesem Vergleich, wieKf. erbietig sei, nachzuleben. Die Re- ligionssache aber hängt von gewissen vom Kaiser dazu verordneten Kommis«

>) S. das CoDclusum d. 26./ 16. März 1664 (Diar. Europ. XI S 124flf. Lon- dorp IX S. 247. Pachner v. Eggenstorff I S.TTQ.

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234 0er Anfang des Regensbarger Reichstages.

sarien») ab, welche wieder ihre Subdelegierten verord?iet haben (auf des Kf. Seite sind es: Herzog Angust von Braunschweig-Wolfenbüttel, Fürst Friedrich von Anhalt und der neulich verstorbene Für^t von Nas- san-Dillenburg), bei denselben ist die Sache instruiert und sie haben alle Acta und Informatioues in Händen , daher zweifelt Kf., ob die Sache von ihnen avociert werden und er sich in andere Traktaten einlassen könne. Da ihm aber lieb sein würde, dass dieser Streit ehest abgethan werden möchte, so sollen Ges. mit den betrefifenden Gesandten reden, ob sie hieraaf von ihren Herren mit instruiert seien, dann könnt« er wohl geschehen las- sen, dass es dort zu gelegener Zeit vorgenommen werde und K.Mainz und Münster sich zugleich jnit interponierten.

Wegen des Feldhauptmanns, Feldmarschalls und der Instruktion für den Reichskriegsrath will Kf. sich den Majoritätsbeschlüssen conformieren. Er ist auch einverstanden damit, dass durchgehends einerlei Kalender einge- führt und dazu der neue gebraucht werde, doch soll es nicht das Ansehen haben, als wenn es in Respect des Papstes geschehe. Ges. sollen darüber mit anderen evangelischen Ständen conferieren.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. März/4. April 1664.

[Der Reichskriegsrath. Schwedische BelehooDg. Verweodaogsschreiben des KurfürateucoUegB wegen Jägerndorf.]

4 April. Im Fürstenrath war vorigen Freitag beschlossen worden, dass kein

eigener Kriegsrath gebildet werden solle, am Mittwoch aber ist das Gegen- theil beschlossen worden und haben sich auch die meisten Alliierten erklärt, zu demselben beitragen zu wollen, damit das Kreis- und der Alliierten Cor- pus hierdurch zusammengehalten würden^).

Die Kreisvölker sollen den 14./24. April zu Ungarisch .^Itenburg auf dem Rendezvous sein, es ist aber dazu noch wenig Apparenz; ehe man hier alles, wie es sein soll, einrichtet, dürfte der Sommer meistentheils vergehen.

Den Schweden ist die formula investiturae zugestellt würden, dazu sie ihre monita gethan, und soll, wenn sie es begehren, der Stettinische Ver- gleich dem Lehnsbrief eingerückt werden. Ges. fragen an, ob sie eine Copie des Lehnsbriefs begehren oder aber es so geschehen lassen sollen').

0 Dieselben waren 1651 bei Qelegenheit des Vergleichs zwischen dem Kf. und dem Pfalzgrafen eingesetzt worden s. diesen Vergleich vom 11. October 1651 (Londorp VI S. 632).

^ S. Gemeiner I S. 164 f.

') Kf. (d. Colu 5./15. April 1664) erklärt sich damit einverstanden, daas der Stettinische Recess dem schwedischen Lehnsbrief wörtlich inseriert werde, beauf- tragt aber die Gesandten, eine Abschrift des letzteren vor seiner Aasfertigang zu verlangen und ihm einzuschicken.

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Reichfgeneralität aad Kriegsratb. Jageradorfer Sache. 235

Wegeu der Restitatioo von Jägerndorf haben sie das voo dem Kur- fürsten colleg dem Kaiser einzureichende Memorial selbst abgefasst und dem Freih. v. Boineburg zugestellt, heute soll dasselbe im Kurfürstencolleg Torgelesen und eingerichtet werden.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. März/[8. April] 1664.

[tnf die Relation vom 18./28. März. Kf. will cur Besablang der Beichsgenerali-

tät nicht beitragen.]

Kf. will sich die Beschlüsse wegeu der Generalität, deren Bezahlung B.April, ond was demselben anhängig, wohl gefallen lassen, weil seine Völker schon bei der kaiserlichen Armee sind und schwerlich zu dem Reichscorpus kom- men werden; er erwartet daher, und Ges. sollen dahin wirken, dass man ihn mit dem Zutrag zum Unterhalt der Generalität, Anschaffung des Pro- Tiants und was hiervon dependieret, verschone, zumal da er über die Volkshülfe dem Kaiser auch ein ansehnliches an Munition (200 Centner Polver) zugeschickt hat.

Die Gesandten an den KarfÜrsten. D. Regensbarg 31. März/ 10. April 1664.

[Kommission wegen der Jülich-Cleveschen Religionssache. Reichskriegsrath.)

Wegen der Kommissarien in betreff der Heligionsaiigelegenheit in den 10- April. Jülich-Cleveschen Landen haben sie durch den Residenten Neu mann Erkundigungen eingezogen. An Stelle des Fürsten von Nassau-Dillen- borg ist dessen Sohn eingesetzt worden, hat aber dawider excipiert; der Wolfenbütteische Gesandte hat erklärt, dass er mit Vollmacht verseben sei, das gesamte fürstl. Anhaltiscbe Haus hat das votum dem Sachsen- Gothaischen Gesandten aufgetragen, welchem von dieser Sache nichts bewnsst ist, und mit Nassau-Dillenburg ist es noch nicht richtig, Jena führt dieses Votum, Pfalz-Neuburg wird aber vermuthlich gegen ihn ezcipieren lassen. Ges. glauben, dass hier in dieser Sache schwerlich etwas Fruchtbares wird verrichtet werden können i), zumal ingemein da- für gehalten wird, dass gegenwärtiger Reichstag sich in kurzem endigen dürfte.

Wegen des I^riegsraths haben, da auch die Alliierten an demselben Theil haben wollen, das kurf.- und fürstliche Collegium die Einsetzung

>) Auch Kf. (d. Cöln 12./22. April 1664) erklärt auf Oruod dieses Berichtes, die Kommission werde sich dort bei dem Reichstage nicht füglich expedieren iMsen.

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236 ^' I)er ADfaog des RegeoRbarger Reich etages.

von vier Kriegsrätheo beschlossen*), die Reichsstädte wollen auch zwei dazu ordnen, worüber man aber noch nicht einig ist. Ueber die Befugnisse der Reichskriegsraths-Directoren wird etwas concipiert werden.

Das von den Ges. entworfene Empfehlungsschreiben des Knrftirsten- collegiums in der Jägerndorfer Sache ist im Colleginra angenommen und wird von E.Mai uz dem Kaiser insinniert werden. Ges. bekommen anch nunmehr etwas bessere Hoffnung dieser Sache wegen als zuvor, in- dem sie vernommen, man solle an seiten des Kaisers entschlossen sein, deswegen mit ihnen in Conferenz zn treten.

Ges. übersenden den im Knrfürstencolleg angenommenen Entwurf einer constantis capitnlationis, der jetzt den Fürbten übergeben ist.

K.Mainz prätendiert votnm et sessionem im Fürstenrath für Lorsch, auch Fürst Porti a fängt an dergleichen zu suchen^).

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 8./ 18. April 1664.

[BeihüKe zur Artillerie. Zusammenkunft der BvengeliBchenJ

18. April. Im knrf. Collegio haben sich dieser Tage alle, ausgenommen sie und die K.pfälzische Gesandtschaft, erboten, dem Kaiser wegen der Artillerie 8 Römermonate zu zahlen^).

Die gesamten Evangelischen Fürstlichen hielten unter Vorsitz ?on Magdeburg eine Zusammenkunft und beriethen über 6 Punkte:

1) Religionsfreiheit für die seh lesischen ünterthanen.

2) Monita wegen der Reichshofrathsordnnng.

3) Visitierung des Reichshofraths durch K.Mainz allein.

4) wegen der Sache des Herzogs Christian von Mecklenburg^) und der ihm angeblich vom Kaiser ertheilten Dispensation.

5) was bei der Erfurter Achtsache zu thun.

6) wegen Klagen evangelischer Ünterthanen im Stift Bamberg. Es wurde beschlossen ^j:

ad 1. Wegen der evangelischen kaiserlichen Erbunterthanen solle K.Sachsen durch eine Deputation aufgefordert werden, persönlich dem

0 Conclosum vom 30. März/9. April 1664 (Londorp IX S. 251. Pacbner V. Eggenstorf fIS. 82). Die Instruktion für den Beichskriegsrath vom 17./27. Mars Londorp IX S. 244 ff.

^ 8. die betreffenden kaiserlichen Decrete vom 31. und 27. März 1664. Pachner v. Eggenstorf f I S. 79. 85.

3} S. Gemeiner I S. 173.

*) S. ürk. u. Akt. IX S. 646.

^) S. diese Beschlüsse (d. Regeosburg 28. März (?), dict. 4./ 14. Mai 1664) bei V. Schauroth, Vollständige Sammlung aller CoDclusorum, Schreiben und an- derer' übrigen Verhandlungen des bocbpreisslichen Corporis £vangelicorum I. 8. 518.

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Zusammeokuoft der EvaDgelischen. 237

Kaiser zuzareden, dass dasjenige erbalteo werde , was dem lostr. pacis gemäss sei^).

ad 2 uod 3. Die Reichshofrathsordnan^ sei durchzagehen, die nöthigen monita zu verfassen und beroach eines gewissen zu vergleichen und zu be- obachten, dass solche Ordnnng zu wirklicher Observanz komme. Inzwischen solle K.M ainz ersucht werden, mit der beabsichtigten Visitation einzuhalten.

ad 4. Wegen des Herzogs Christian von Meklenburg solle durch die Deputierten mit E.Sachsen vertraulich communiciert werden, dass den Evangelischen daddrch nichts beschwerliches zustehen, sondern das ausge- wirkte kaiserliche Beeret wieder cassiert werden möchte*), hernach solle aacb mit dem französischen Gesandten Gravel daraus geredet werden.

ad 5. An die Stadt Erfurt wolle man ein bewegliches Schreiben abgeben lassen, um sie zur Parition zu ermahnen, worin aber der wider sie gebrauchte Process nicht zu billigen.

ad 6. Wegen der evangelischen Unterthanen im Stift Bamberg könne die von ihnen verlangte Kommission nrgiert werden.

E.Sachsen ist gestern, der Bischof von Münster vor einigen Tagen abgereist, Feldm. Sparr geht beute zu Wasser nach Wien.

Dieselben an den Kurfürsten. D- Regensburg 15./25. April 1664.

[Unterhalt der Reichsgeneralität. Kaiserliche Bestätigung des Testamentes

des Kf.]

Ges. haben im Fürstenrath umständlich vorgestellt, warum Kf. seine 25. April. Truppen zu der kaiserlichen Armee bat stossen lassen, und dass ihm daher Dicht zugemathet werden könne, zu TJuterhaltung der Kreis-Generalität, Anschaffung des Proviants und dergl. etwas zu contribuieren. Die Kreis- stände sehen ein, dass ihnen der Unterhalt der Generalität und vieler an- derer Dinge sehr schwer fallen dürfte, aus welchen Ursachen und Unge- wissheiteo das ganze Werk stecken bleibt.

Die vom Kf. über seine inter screnissimos filios aufgerichtete Dispo- sition ') begehrte Confirmation durch den Kaiser wird in wenigen Tagen,' wie ihnen zugesagt worden, ausgestellt werden.

0 S. das deswegen an den Kaiser gerichtete Schreiben der BvaDgelischen Stäode, d. Regensburg 13. April 1664, v. Schaorotb II S. 19.

') 8. das Schreiben derselben von demselben Datum, v. Schaaroth II S. 172.

') Das Testament des Kf. vom 23. März 1664, die kaiserliche Bestätigung ist vom 29. April 1664 datirt, s. Droysen, Das Testament des Grosseo Kur- fürsten S. 9 (Gesch. der Pr. Pol. IV 4 S. 133).

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238 I>®r Anfang des Regensbarger Reichstages.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. April/2. Mai 1664.

[Hinziehang der Jägerndorfer Sache. Die schwedische Belehnang.]

2. Mai. Iq der Jägerndorfscheo Sache geschieht trotz aller ihrer Bemühon

gen nichts, es ist den kaiserlichen Ministern damit kein Ernst nnd sie suchen nur diese Sache aafznschieben. Die Schwedischen Gesandten haben ihnen eine Abschrift des Lehnbriefs mitgetheilt, die Investitur selbst soll anf hente angesetzt sein.

In den Collegien ist bisher yorneha)lich vpn Unterhalt der Generalität, Besetzung des Generalstabs und der Kriegskanzlei verhandelt worden^).

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 26. April/[6. Mai] 1664.

[Beilegung der Erfurter Sache.]

G.Mai. Der Rath von Erfurt hat in einem Schreiben') um seine Cooperation

gebeten, damit die Stadt wieder aus der Acht erledigt werde. Ges. sollen, wenn diese Sache vorkommen sollte, sich derselben annehmen und dahin wirken, dass sie gütlich beigelegt werde, insonderheit aber dabei in Acht nehmen, dass K.Mainz dadurch nicht disgustiert werde.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 29. April / 9. Mai 1664.

[Einführung Portias. Die neuen vota. Resolution wegen Jägerndorfs. Schwe- dische Belehnung.]

9. Mai. Fürst Portia hat die begehrte Session erlangt') und ist vom Erz-

bischof von Salzburg in den Fürstenrath eingeführt worden; es werden so viel neue vota gesucht^), dass man sich nicht wohl darin schicken kann, und es durfte aus Inclination, Freundschaft, gegenwärtigem oder künftigem Interesse fast allen gefügt werden, ob zwar viel nützlicher wäre, die vota zu verringern nnd zu contrahieren. Wenn noch mehrere recipiert werden

0 S. Gemeiner I S. 176ff.

>) d. 14. /24. April 1664 8. unten Abschn. 6.

*) 8. Gemeiner I S. 162.

*) Vgl. die Relation vom lb./28. März oben S. 233. Die kaiserlichen Decrete betreffend die Admission von K.Cöln und Herzog Julius Heinrich von Lanenbnrg fär Engern und Westfalen (d. 25. April) und von Munster für Stromberg (d. 2. Juli 1653, dict. Regensburg 5. Mai 1664) bei Pachner v.Bggen- etorff I S. 90. 92.

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Kaiserliche ResoIotioD wegen Jagerndorf. 239

sollteD , erklären etliche Häuser, sich garnicht mehr durch majora binden lassen za wollen.

In der Jägerndorfschen Sache haben sie endlich beifolgende kaiserliche ResolatioD ») erhalten, darinnen nurten die vor diesem gebotene Summe, von welcher man anfänglich alhier nichts wissen wollte, agnosciret und confirmiret wird. Wir haben zwar ein mehreres gewünscht und die Restitution des Landes prätendiret, weil aber keine andere Re- solution zu erhalten gewesen, haben wir diese uns zugeschickte EDgenommen, und stunden gar nach so langem Verzug in Furcht, man werde uns ohne alle Antwort lassen.

Am 25. haben die Schwedischen Gesandten die Reichsbelehnnng empfangen'}, am folgenden Dienstag Dänemark die über Holstein.

Der Kaiser ist gestern nach Linz abgereist'). K.Mainz wird auch in Tagen abreisen.

1) d. RatisboDae 6. Mail 1664: .Der Rom. Key. auch zu Haogaro and Bo- bemb Konigl. Majestät, uDserm allergoädigsteD Herrn ist auBfübrlich vorgetragen wordeo, was bei deroselben H. GoDtad Aschen von Mahrenbolts ood H. Gottfried voo Jena auf gnädigsten Befehl Ihrer Churf. Darchl. zn Branden- burg wegen des Furstenthumbs Jagerndorff angebracht, seiot auch böcbstbesagter Ihrer Kej. und Konigl. Maj. die vielfältig und hochersprieBBliche Dienste, welche dero bochlöbl. Ertzhaus Ihre Churf. Durchl. und dero hochgeehrte Vorfahren ganz rühm- und annehmlich geleistet und noch weiters zu leisten vermögen, wohl bekannt, welche ansehnliche merita, gleich wie Ihre Key. und Konigl. Maj. zu dero danknehmigen Gemäth sieben und hoch estimiren, also hätten Sie auch wün- schen mögen, Selbe mit der hiebevor vertrösteten Erkantnuss der einmalbundert und achtzigtausend Reichstbaler zu begegnen und Ihro Durch!, mit der Bezah- lung an die Hand zu gehen. Es ist aber Ihro Durchl. selbst wohl bekannt und menuiglich vor Augen, in was kummerhaften Zustand Sie sich leider der Zeit befinden und nit allein dero Cammergefall aufs höchste erschöpfet, sondern auch seithero des Welitzkiscben Salzes Mittel Ihro entfallen und dergestalt wider Ihren Willen und Zuversicht dasjenige zu prästiren nicht vermögen, wessen Sie sich hiebevor gegen Ihre Durchl. vernehmen lassen. Haben derohalben zu Deroselben das gnädig freundoheimliche Vertrauen, Sie diese so beschwerliche Zeit selbst erwägen und in dessen Ansehung in gutwilliger Geduld stehen wer- den, mit dieser Versicherung, dass sobald Sie die hierzu erforderte Mittel haben wurden, Sie die hievorige willfahrige Erklärung berührter Summen Bezahlung ins Werk setzen und sich dergestalt bezeigen wollten, dass Ihro Durchl. Ihrer

Key. Maj. Affection und dankbares Gemuth in der That verspüren sollen. *

In seinem Schreiben an den Kf. (d. Regensburg 7. Mai 1664) bezieht sich der Kaiser auf diese Resolution und ersucht Kf.: «bei jetzigen kummerhaften Zu- stand sich hierinoen von Selbsten finden und wegen Werkstelligmachnng unserer hievorigen will^hrigen gnädigsten Erklärung noch in etwas in Geduld stehen" zu wollen.

'/ S. oben Abschn. 3 S. 102.

»^ S. Diar. Europ. XI S. 22G.

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240 ' ^' D^r Anfang des Regensbarger Reichstages.

Der Kanzlist Preasse geht beate mit der ?om Kaiser confirmierten Disposition^) nach Berlin zarück.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Mai 1664.

[Verhandlungen des Kurfürsten von Mainz und des schwedischen Gesandten nait

Pfalz-Neuburg]

15. Mai. Zn Pfalz Neu barg, welcher sich, um den Kaiser zd Stranbing aaf- ZQsachen, in der Nähe in einem Kloster aufgehalten hat, sind K.Mainz und der schwedißche Gesandte Schnolski gefahren und haben mit dem- selben, wie sie den Ges. mitgetheilt, wegen des Jülich sehen Religions- streits und des Westfälischen Kreisdirectorinms geredet; der Pfalzgraf hat erklärt, er sei an dem Vorgegangenen nicht Ursache, ein Beamter') hätte über Befehl gehandelt, sei auch dafür bestraft und des Dienstes entr setzt. Er wäre geneigt, das Religionswesen auf ein gewisses und bestän- diges kommen zu lassen, und würde das Directorinm nicht eher yerwilligen. K.Mainz bittet, Kf. möchte es nur noch jetzt in statn quo auf ein Interim lassen und nicht ferner zu einer oder anderen Bxecution sehreiten, damit die Sache dadurch nicht schwerer würde; auch die Pfalz-Neuburgischen, mit denen sie wegen der Sache geredet, und der Schwedische raten, alles vorläufig in dem jetzigen Zustande zu lassen, bis entweder die Inter- position oder die Kommission znm Ende gelange.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 11./21. Mai 166^.

[auf die Relation vom 29. ApriI/9. Mai. Die neuen vota. Beitrag zu dem Unter- halt der Generalität und der Artillerie. Die kaiserliche Resolution in der Jägero-

d orfer Sache.]

21. Mai. Wegen der gesuchten neuen vota (ausgenommen Quer fürt) sollen Ges. auf die Inconvenientien, welche aus Multiplication derselben entstehen, und wie durch dieselben dem Reich so garkein Nutzen zuwachsen würde, hin- weisen. Wenn anderen neue Sessiones zugestanden würden, so behalte sich auch Kf. vor, dergleichen wegen derNenmark, der Stifter Branden barg Havelberg nndLebns und der Grafschaften Rnppin nnd Vierraden zu suchen.

Was andere Kur- und Fürsten zu den Unterhalt des Kriegsrats und der ArtoUerie verwilligen, lassen wir dahin gestellet sein, Ihr

0 S. oben S. 237.

*) Rautenstein. S. oben 8.214.217.219.

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Die neuen vota, die Erfurter und Bremer Sache. 241

aber liabt Euch dazu nicht zu erklären, sondern uns die freie Hand, ob wir dazu etwas geben wollen oder nicht, vorzubehalten.

Mit der Keyserl. Resolution wegen Jägerndorff können wir nicht zufrieden sein, weil aber nach Abreise Ih. E. M. bei gegenwärtigem Reichstage dabei schwerlich ein mehreres wird können gethan werden, als werden wir die Notturft desshalb sonst beobachten lassen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbarg 20./30. Mai 1664.

[Die nenen vota. Die Erfurter Sache. Beschwerden Bremens über die Schwe- dische Regierang.]

Durch ihre und der meisten anderen Weltlichen Bemühungen ist es 30. Mai. dahin gebracht worden, dass die neuen prätendierten sessiones et vota, ans- genommen i^uerfurt, Sulzbach und Lorsch, yerschoben worden sind, sie haben es aber nicht verhindern können, dass anch C ammin, obwohl es sich bei demselben nur am den ihm zu assignierenden Ort handelt, den übrigen gleichgestellt worden ist

Zu Anschaffung und Unterhaltnng der Artillerie ist wegen des Kf. nichts yerwilligt, sondern die Sache von ihnen so beobachtet worden, dass als diejenigen Stände, welche hiezu contribnieren, specificiert worden, Kf darunter nicht befindlich gewesen.

Von der Stadt Erfurt Acht ist es eine Zeit lang ganz still gewesen, man hört von keiner Handlung, welche hier vorgenommen werden sollte, auch von dem, was zwischen E.Mainz und K.Sachsen hier deswegen ab« geredet s ein mag, ist keine weitere Nachricht, als dass E. Sachsen den zu ihm namens der evangelischen Stände abgeschickten Deputierten versichert hat, dass von E.Mainz der Religion in der Stadt kein Nachtheil zugezo- gen werden würde, dass aber ein Reicbsstand sein Recht prosequiere, könne man demselben nicht verdenken.

Die Fürstlichen haben jetzt die vom kurfürstlichen Collegio projec- tierte beständige Capitulation unter Händen und stellen in Aussicht, dass sie bald mit ihren monitis dazu fertig sein würden.

Die Stadt Bremen^) beschwert sich beim Ealser über die Schwe- dische Regierung, dass diese der Stadt Gefälle in den unter schwedischer Territorialhoheit stehenden Dorfschaften arrestiert, weil sie ihr Contingent an der Contribution nicht zu der Landkasse geliefert; ferner darüber, dass sie trotz zweier kaiserlicher Decrete* nicht im Niedersächsischen Ereise ad

>) S. DuntEe, Gesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138. 146 und unten den Abscbn. aber die Bremischen Handel.

Mater, s. Gesch. d. Q. Kurffirsten. XI. IQ

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242 4- I>er Anfang des Regeusbarger Eeichstages.

votom et; sessionem zugelassen worden, der Kaiser will wieder in dieser Sache ein Gntaebten der Karfürsten') fordern.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7./[17.] Juni 1664.

[Beförderung der Türkenhulfe. Wegen Beilegung der Streitigkeiten mit Pfalz-Nen- bürg erwartet Kf. Vorschläge.)

IT.Jnni. Da man mit den Berathangen über die Reichsdefension gegen die Türken noch immer nicht zn Ende gekommen ist, sollen Ges. sich der Be- förderang der Sache annehmen, wobei dann das Abseben nicht blos auf dieses Jahr, sondern aach, weil leider der Frieden mit den Türken in so karzer Zeit nicht za hoffen, aach daraaf za richten sein wird, wie es ins- künftige and zwar so lange der Krieg währet za continaieren , and dass man aach von Zeit za Zeit recratiere.

In der Westfälischen Directions* and Jülichs eben Religionssache sieht er nicht, so lange keine Vorschläge geschehen, wie er ihnen weitere Information oder Vollmacht geben könne, doch hat er an seinen C le- vis eben Statthalter and Regierang geschrieben and ihr Gutachten, wie ans der Sache za kommen and was für Mittel nnd Vorschläge sich dazu finden möchten, gefordert, nnterdessen sollen Ges. denen, welche sich zar Interposition erbieten, dafür Dank sagen nnd sie bitten, ihre Vorschläge za eröffnen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 10./ 20. Juni 1664.

20. Juni. Es wird jetzt über die Instruktion des Reichsfeldmarschalls, des Reichs- kriegsraths und der Directoren desselben berathschlagt '), dann soll darüber verhandelt werden, wie lange diese Reichshülfe dem Kaiser zu leisten sei').

') (Jeher das frühere Gutachten der Kurfürsten in dieser Bremiechea An- gelegenheit 8. oben Abschn. 1 S. 33 f. und 55.

^ S. Gemeiner I S. 196. Die Instruktion für die Beichskriegsrathsdirek- toren d. 22. Juni 1664 Londorp IX S. 264. Pachner v. Eggonstorff I S. 111 flF.

^ Kf. erneuert in Bezug darauf (d. Cöln 21. Juni/1. Juli 1664} seine In- struktion vom 7./17. Juni, dass wegen der Dauer der Hülfe keine bestimmte Zeit festzusetzen, sondern dieselbe, so lange der Krieg dauere, zu leisten und von Zeit zu Zeit, namentlich im nächsten Herbst, zu erganzen sei.

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Bevorstehende Auflösung des Reichstages. WahlcapitolatioD. 243

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. Juni /4. Juli 1664.

[ Wahlcapitnlatioo.]

Die CapitülatioD ist von den weltlichen Fürstlichen wieder dnrchge- 4. Joli. gangen nnd nach ihrer Meinnng eingerichtet und darauf den geistlichen übergeben worden, um deren Willen ebenso zu vernehmen. Dieselben wer- den heute dazu zusammenkommen und haben auch Ges., die als kurfürst- liche von den Weltlichen nicht gerufen worden waren, eingeladen ; einer von ihnen wird sich auch dort einfinden. Das jus adcapitulandi , welches das kurfürstliche Golleg sich reserviert, ist in dem von den Weltlichen ge- machten Aufsatz ganz ausgelassen worden.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree 5./15. Juli 1664.

[Angebliche Absicht» den Reichstag anfzalosen.]

Er theilt ihnen mit, was K. Pfalz an ihn wegen Aufhebung des Reichs- 15.Jnli. tages und dass derselbe in einen Deputatioustag möge verändert werden gebracht, sowie seine Antwort darauf und ein darauf bezügliches Schreiben an K. Sachsen^). Sollte etwas wegen Dissolution des Reichstages vor- kommen, so sollen sie sich nach seiner dort ausgesprochenen Meinnng richten.

G. V. Jena") an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./ 25. Juli 1664.

iaaf das Rescript vom 5./15. Juli. Berathungen der Geistlichen über die Wahl-

capitalation.]

Es soll dahin getrachtet werden, dass die etwa beabsichtigte Disso- 25. Jali. lation des Reichstages verhütet bleibe, oder aber, wenn ein Deputationstag beliebt würde, solcher ohne alle Trennung angetreten, auch die Reise der Ge- sandten von hier auf Nürnberg oder Augsburg unerwartet eines neuen Ausschreibens gerichtet und die Handlungen daselbst fortgesetzt werden.

Die Instruktionen für den Reichskriegsrath, den Feldmarschall und die General- Com missarien sind jetzt fertig*); inzwischen haben die Verhand- lungen über die Capitulation von selten der geistlichen und einiger welt- lichen Stände, welche von den Weltlichen vorher ausgeschlossen waren, begonnen.

^ Diese Schreiben liegen den Akten nicht bei. *) V. Mahren holtz war wieder nach Halberstadt verreist. ^ S. über diese langwierigen Verbandinngen Gemeiner I S. 205£

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244 4. Der Anfang des Regensburger Reichstages.

Man hat auch dort das von den Kurfürstlichen »bgefasste Project zu Grunde gelegt, gleich über das Prooemium aber waren die Meinungen sehr verschieden, schliesslich hat die Majorität sich für die Fassung: ^So ist ein- mal ein Project derselben vom Churf. Collegio abgefasst, in allen dreien Käthen für Hand genommen, berathschlaget und endlich erdeutete Capitu- lation erkläret worden, wie folgt,'' entschieden.

Wegen Rekrutierung der Reichsarmee ist einmüthig beschlossen wor- den^), dass alle Stände den Abgang ihres Contingents an Mannschaft spätestens bis Mitte September aus eigenen Mitteln zu recrutieren schuldig sein sollen.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. Juli /I.August 1664.

(OesQch des Kaisers um Beihälfe zur Artillerie. Yerhandlnngen der Geistlichen aber die Wahlcapitalation.]

l.Aog. Nachdem es mit den Instruktionen und Rekruten seine Richtigkeit er-

langt, ist materia assistentiae fast gänzlich abgethan. Doch lässt der Kai- ser nun wieder um etliche Römermonate zu Anschaffung und Einrichtung ei- ner nöthigen Artillerie anhalten^. Die Alliierten wollen sich hierin gänzlich exiroieren, weil sie deswegen mit dem Kaiser einen besonderen Vertrag gemacht, auch manche andere Stände zeigen wenig Neigung, dazu zu con- tribuieren; Ges. wollen nach ihrer Instruktion dahin arbeiten, dass dem Kaiser zu diesem hochnöthigen Dinge ein Zuschub geschehe. Bei den weiteren Yerhandlnngen wegen der Capitulation hat namentlich der Passus wegen der Wahl eines römischen Königs bei Lebzeiten eines Kaisers grosse Schwierigkeiten gemacht, die Majorität der Geistlichen hat beschlossen, diese Frage vorläufig auszustellen. Diese Verhandlungen zeigeif, dass die meisten Fürsten entweder das Recht des kurfürstl. Collegii zu schmälern oder das, was ihnen zu gute in der entworfenen Capitulation enthalten, auf Rechnung zu nehmen und nach und nach mehr an sich zu ziehen gedenken.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 29. Juli/ 8. August 1664.

[Gesach Erfurts. Glückliche Kämpfe bei Parkaa und an der Raab.]

8. Aag. Wegen der Stadt Erfurt hat sich einer bei ihnen angemeldet und

das instrumentum paritionis und ein Memorial tibergeben, worin der Rath die Gesandten ersucht, nachdem nun die Einführung der Gebetsformel erfolgt sei, sich zu Gunsten der Stadt zu verwenden und auch bei Kf. ihre

») Dict. 23./13. Juli 1G64. Pachner v. Eggenetorff I S. 125. >) S. Gemeiner I S. 218 ff.

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WahlcapitnlatioD. Gläckliche Kämpfe gegen die Türken. 245

Sache za recommeodieren. Er hat geantwortet, Kf. hätte sich deswegen schon beim Kaiser verwendet und hätte anch der Gesandtschaft dem ent- sprechende Befehle!) ertheilt

PS. Der Erzbischof von Salzbarg hat ihm gestern Abend noch spät eben eingetroffene Brielfe des Kaisers mitgetheilt, welche melden, dass Oeneral de Sonches Barchan erobert und die Donaabrücke bei Gran zerstört^, and dass die conjangierte Armee die Türken, welche mit ganzer lidacht die Raab haben passieren wollen ^ nach langem Gefecht^) glücklich zarückgetrieben and einige Taasend erschlagen habe.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 2./ 12. August 1664.

[BewilligQDg der Beibülfe zur Artillerie. Wahrung der Rechte der Karfarsten.)

Kf. befindet für billig, dass dem Kaiser wegen der Artillerie von den *12. Aug. Reichsständen, aber ebenso anch von den Alliierten mit einigen Römer- monaten an die Hand gegangen werde; in betreff der Höhe des Beitrages sollen sie sich nach den Vorsitzenden im knrfürstl. CoUegiam richten.

In betreff der Capitnlation £ndet Kf., dass man nnnmehr den Karfürsten recht ans Herz greife, indem man ihnen die freie Wahl eines römischen Königs vivente imperatore zu entziehen und selbige allen Ständen gemein zu machen gedenkt, Ges. haben bei ihrem Widerstände dagegen zu behar- ren, da hierin der Kurfürsten Recht klar durch die Observanz bestätigt ist. Ef. könne daher die Aussetzung dieses Punkte's nicht verbilligen, es sei denn, dass in den Reichsabschied gesetzt würde, man hätte sich über diesen Punkt nicht vergleichen können und die Kurfürsten hätten sich ihr Recht vorbehalten.

G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./ 15. August 1664.

[Recratierong. Beitrag zur Artillerie. Verpflichtang der Laodstande zu den LegatioDskosten beizatragen. Erkläraog Gravele.]

Die Recrutierung ist bewilligt, die Mannschaft soll Mitte September in 15. Aag. Ungarn sein. Gott gebe^ dass die Zeit besser, als verwichen, mit der

1) S. das Rescript vom 26. April/ 6. Mai oben S. 238. Kf. weist darauf die Gesandten (d. Cöln 9./19. August 1664) ao, in betreff dieser Erfurter Angelegenheit die Meinung der anderen Kurfarstlichen, namentlich von K.Mainz zu sondieren. *) 8. darüber unten Abschn. 5.

^ Gemeint ist die Schlacht bei St. Gotthard am I.August 1664. S. das Schreiben des K a i s e r s an den Erzbiscbof von S a 1 z b u r g (d. Wien 4. August 1664) und die Relationen des Markgrafen Leopold von Baden (d. Furstenfeld 4. August 1664) und des Grafen Hobenlobe (d. Feldlager bei St. Gotthard

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246 ^' ^er ^nfaug des Regensburger Ruichbtages.

Reichbhülfe beobachtet werde, ein Theil der Kreise hat die Ihrigen erst im Juli oder gar im Aagost geliefert, yoq maocheo Manoschafteo wird wohl wenig oder garnichts übrig sein, daher wird die RecrotieraDg sehr schwer fallen nnd wohl nicht viel anders als auf eine nene Leistung des tripli auslaufen.

Nachdem das Kurfürstencollegium schon am 6./ 16. Mai sich zu 8 R6> mermonaten als Beihülfe zur Artillerie erboten, hat jetzt auch die Majorität des Fürstenrathes beschlossen i), dem Kaiser dazu einen Beitrag zu leisten.

Ebenfalls ist beschlossen worden'), dass die Landstände und Unter- thanen die Legationskosten zu Reichs-, Deputations- und Kreistagen mit- tragen sollen.

Der französische Gesandte Gravel hat neulich gegen Jena erwähnt, dass die Tractaten zwischen dem Könige und dem Kf. den Schluss er- reicht') und er den Befehl hätte, wenn Sachen, des Kf. Interesse betreffend, vorkämen, solche von selten «eines Königs zu secundieren^).

Derselbe an den Kurfürsten D. Regensburg 12. /22. August 1664.

[Beitrag zur Artillerie. Erkläniog der Alliierten.]

22. Au^. Wegen der Artillerie ist es noch nicht zur Re- und Correlation ge-

kommen, da das im Fürstenrath gemachte Conclusum mehr eine Erzählung unterschiedlicher Meinungen^ als ein gleichstimmender gewisser Schluss ist. Die geistlichen Fürsten sind noch mit der Berathung über die Wahl- capitulation beschäftigt. Punctus gravaminum et restitnendorum bleibt noch immer cum magno gravamine gravatorum unangegriffen.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. /29. August 1664

[Verhandlangen im Fürstenrath aber GontiDaation der Türkenhülfe.]

29. Aag. üeber die Continuation der Hülfe wider den Erbfeind*) ist im Fürsten-

rath eine Umfrage gehalten, aber sehr ungleich gestimmt worden, viele

2. Aagast 1664) an die Keichstagagesandten Diar. Europ. XI S. 42dff. Lon- dorp IX S. 274ff.

0 8. Gemeiner I 8. 218 f.

') S. Gemeiner I S. 219.

^ S. über die neaen, zum Abschlass fahrenden Unterhandlungen v. Blamen- thala in Paris, Jani bis Aagast 1664, Urk. a. Akt. IX S. 682ff.

*) Kf. weist darauf die Gesandten an (d. Cöln 16./26. Aagast 1664), Gravel dafür za danken and zu yersicbern , dass auch er sich werde angelegen sein lassen, die billigen Interessen des französischen Königs za befördern.

^} S. über diese Verhaodlaogen Gemeiner I 8. 221 ff.

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Wahlcapitalatioo. Erfurter Sache. 247

haben die Entscheidang darüber noch verschieben wollen, nm, wenn der Kaiser in puncto capitnlationis und sonst ihnen nicht zn Willen wäre, ihm die Assistenz entziehen zu können, und da sie fürchten, dass, wenn es mit d«m puncto auf etliche gewisse Jahre seine Richtigkeit erlangte, der Reichs- tag werde aufgelöst werden.

Der Kurftlrst an die Gesandten. D. Cöln 29. August / [8. September] 1664.

[BehandloDg der WahlcapitolatioDSsache. Die Erfurter Angelegenheit.]

Wegen des punctus capitnlationis hat das gesamte kurfürstliche Colle* 8. Sept. gium zu verhüten gewünscht, dass man hierüber zu keinen ordentlichen Deliberationen , noch weniger aber zu den gewöhnlichen Re- und Corre- lationen kommen möchte, Qes. sollen also danach handeln und dahin wirken, dass man sich sonst extraordinarie wegen der monita des fürstlichen CoUe- giums vergleichen möge.

Die Erfurter Sache findet Kf. so beschaffen, dass, wenn E.Mainz bei seiner Resolution, die Stadt mit Gewalt zu bezwingen, verbleiben sollte, daraus leiiht ein grosses Feuer im Reich angesteckt werden könnte. Da- her hat er an E.Mainz geschrieben und ßerlepsch an denselben ge- schickt, um ihn von der vorhabenden Expedition abmahnen zu lassen i). Ges. sollen inzwischen mit der interessierten Kur- und Fürsten Abgesandten, als Sachsen-Altenburg, Weimar und Gotha, aber nicht weniger mit den Egl. Schwedischen und Braunschweigischen und Hessi- schen daraus communicieren. Sollten dieselben dahin zielen, dass nomine imperii an K.Mainz geschrieben und derselbe davon dehortiert werden solle, haben sie solches mit zu befördern.

¥• Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens- burg 2./12, September 1664.

[BerathuDgen and Massregelo der Evangelischen in der Erfurter Angelegenheit.]

In den gemeinen Reichsgeschäften ist diese ganze acht Tage her nichts i2. Sept. gehandelt worden^, weil glaubwürdige Kunde gekommen, dass K.Mainz Truppen zusammengezogen, zu denen auch lothringische Truppen gestossen, om die Ezecution an Erfurt zu vollstrecken, auch würden dazu noch et- liche tausend französische, um Metz stehende, und andere Völker erwartet. Durch diese Zeitung sind die evangelischen Fürsten bewogen worden, vor acht Tagen, 26. August/ 5. September, aus der gemeinen Rathsstube ab-

1) S. unten AbschD. 6.

>) 8. Gemeiner I S. 224 ff. Kocher I S. 334 f.

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248 ^- ^^^ AnfaDg des Regensborger Reichstages.

zutreten ond sich iq der DepotatiotiRstobe allein zu versammeln, dahin anch Halber Stadt ans dem kurfürstlichen Collegio gerufen worden. Die De- liberationen sind auch Sonnabend nnd Sonntag fortgesetzt worden, manche waren der Ansicht, man sollte den österreichischen Gesandten andeuteo, dass, wenn der Kaiser diesem gefahrdrohenden Wesen nicht steuerte und K.Mainz zurückhielte, die evangelischen Stände den Rath nicht .mehr be- suchen, keine Recruten schicken, ja ihre in Ungarn stehenden Völker zurück- rufen würden; Jena aber erschien dies noch^ zur Zeit zu heftig und er schlug gelindere Mittel vor. Darauf wurde für gut befunden, davon zu ab- strahieren, nnd geht der vom Magdeburgischen Directorio abgefasste Schlnss i) dahin, im Namen der Evangelischen an den Brzbischof von Salzburg, H. Oravel und an die österreichische Gesandtschaft gewisse deputati abzusenden, die das in dem conclnso Enthaltene remonstrieren sollen.

Am Montag Hess der knrsächsische Gesandte, H. Strauch, alle evangelische Kur-, Fürst-, Oräf- und Städtische in sein Quartier laden, wo auch Mahrenholtz') sich einfand. In seiner Propositiou wurde des Er- furter Wesens specialiter nicht gedacht, sondern nur generaliter vorge- tragen, wie ein Theil der Angsbnrgischen Religionsverwandten schon lange begehrt, einen solchen Gonvent zu halten, und weil nunmehr der pnnctos restitnendorum et gravaminnm vorkommen sollte, da auch von der Visitation nnd Ordnung des Reichshofraths 'zu reden, wollte er vernehmen, was die Stände hiebe! oder auch sonst zu erinnern hätten, darauf der kurpfälzische sofort auf Erfurt gefallen und ausgeführt, wie dieses das allerwichtigste sei, dessen Meinung die Nachstimmenden gefolgt, da dann das bereits ge- machte fürstliche conclnsum in Umfrage gestellt, welches in der Hauptsache nnverrückt geblieben, doch vom Knrsächsischen Directorium ein conclusum') im Namen aller pbgedachter Stände aufgesetzt worden. Es hat sich auch sonst anfangs der Kursächsische dieses Dinges gar wenig angenommen, vielleicht aus Mangel der Instruktion, welches mancherlei Gedanken er- weckt hat*).

Ges. haben, obwohl man ihnen sehr angelegen, die deputationes an den Erzbischof von Salzburg und Gravel zu übernehmen, sich doch ent- schuldigt nnd sich nicht eben sonderlich interessieren wollen, da ihre In- struktionen sie zn nichts mehr, sls geschehen, anweisen» Die öster- reichische Gesandtschaft hat Jena ersucht, dem Couvent beizuwohnen, um zu verhüten, wenn etwas dem gemeinen Wesen oder der Verfassung wider den Türken Nachtheiliges vorkommen sollte.

0 S. (JoDclosam prineipom Evangelicomm d. 26. Aogost 1664 die wegen der Erfurter Sache vorzakebrende Maasregelo betreffend, v. Schaaroth I S. 521.

^ Derselbe war am 5. September wieder nach Regeosburg zurückgekehrt.

*) S. Relation was bei gesamter Evangel. Stande Zusammenkunft den 29. Aagasti 1664 wegen farh^bender Ch.Maiozischer Ueberziebong der Stadt •Erfurt fargekommen, v. Schaaroth IS. 523.

*) 8. über K.Sachsens Verhalten in dieser Erfurter Angelegenheit unten Abschn. 6.

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Die Erfurter Angelegenheit 249

Dienstag and Mittwoch sind darauf die depotati bei dem Erzbischof Ton Salzborg und der österreichischen Gesandtschaft gewesen, der Erzbischof erklärte, er sei darauf nicht instruiert, hätte auch keine Nach- richt vom Anmarsch fremder Truppen, K.Mainz gebe die besten Versiehe- mDgeOy er wolle aber den Vortrag Oi den er schriftlich begehrte und erhielt, dem Kaiser Torstellen nnd die Sache recommendieren, er ermahnte aber, dar- über die pnblicas deliberationes nicht zu unterlassen. Die österreichische Gesandtschaft erwiderte ähnlich, erklärte, dass dieses kein ad comitia ge- höriges Ding, Erfurt kein Stand des Reiches, der Kaiser durch die Ca- pitnlation in dergleichen Processen gebunden, auch sonst an diesem Handel ganz nnschnldig sei.

Bei Gravei hat die Deputation nicht ausgerichtet werden können, da derselbe sich mit Unpässlichkeit entschuldigte, worauf beschlossen wurde, ihm etwas schriftlich zu schicken'), mit der Bitte, es seinem Könige zu re- commendieren.

Dieselben an den Karfürsten. D. Regensburg 9./ 19. September 1664.

[Die Erfurter Sache.]

Die Erfurter Sache hat wieder veranlasst, dass in den anderen Ge- 19. Sept. Schäften nichts hat gehandelt werden können, da die Gesandten der Augä- borgischen Gonfessionsverwandteu Fürsten continuierlicb a part darüber be- rathen haben. Am 30. August sind im Namen derselben Halberstadt, Würtemberg, die Fränkischen Grafen und dicStädte Regensburg und Colmar an die österreichische Gesandtschaft deputiert worden, da dann von Halberstadt die Sache ausführlich und beweglich Yorge- stellt nnd gebeten worden ist, dieselbe dem Kaiser schleunigst zu hinter- bringen und zu remonstrieren, dass mit der Execntion zurückgehalten, super paritione erkannt und auf allen Fall auf Mittel gedacht werden möge, die einer und ander zu apprehendieren nicht Ursach hätte; man sei durch- aas nicht gemeint, die Rechte von K.Mainz in £weifel zu ziehen. Zu- gleich sind ?on der gesamten Augsburgischeu Confessions verwandten Ge- sandten Schreiben') an den Kaiser, K.Maiuz, die Reichskriegsraths- directoren und einige ausschreibende Fürsten gerichtet, auch an Gravei

*) S. denselben nnd die daraaf von dem Erzbischpf von Salzburg ertheilte BesolQtion (d. 30. Aagast 1664), bei v. Schanroth I S. 527 ff.

') S. Indicalns rationom, qaae Cbristianissimae soae Regiae Maiestati per- saadeant, ot non taotom ab opprimenda civitate Erfartensi regias maous absti- Dere sed et EmineDtissimo d. Electori Moguptino, ut civitati parcat, anctor esse Teilt, bei v. Schanroth I S. 538 ff.

^ S. dieselben, sämtlich datiert Regensbnrg 3./[13] September 1664, bei V. Schanroth I S. 530 ff.

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250 4* ^^^ ADfaog des Regensborger Reichstages.

Information gegeben worden. Die Augsbargischen Gonfessionsverwandten Fürstlichen haben auch unterschiedlich an die Katholischen gebracht dass die Erfnrter Sache im Fürsteorath conjnnctim deliberiert werden möchte, allein dieselben haben sich dazu nicht bequemen wollen, theils vorschützend Mangel an Instruktion, die Sache gehöre nicht ad comitia, sei schon an den Kaiser ausgebracht und stünde erst dessen Resolution zu erwarten, theils gaben sie auch vor, dass jeder Fürst berechtigt sei, seine Unter« thanen zum Gehorsam zu bringen, und würde, wenn sich andere daraus hielten, keine Weitläufigkeit^ oder Unruhe im Reiche entstehen.

Dieselben an den Kurfürsten. D, Regensburg 16./ 26- September 1664.

[Die Erfurter Sache.]

26. Sept. Wegen der Erfurter Sache haben die Augsbargischen Gonfessions- verwandten Fürstlichen auch diese acht Tage oft berathen und haben be- schlossen, dieses Werk sei von solcher Wichtigkeit, dass es vor allen an- deren in den drei Reichsräthen vorzunehmen sei, und wird das Magdebur- gische Directorium solchen wiederholten Beschluss den Katholischen um- ständlich hinterbringen, doch steht zu vermuthen, dass sie dieses Begehren auch jetzt abzulehnen suchen werden. Sonst ist nicht zu merken, dass einige Gesandten zu der rechten Realität genugsam instruieret, und werden auch die anmarschierenden Truppen durch den Kur- und Oberrheinischen, Niedersächsischen und Fränkischen Kreis ohne Hinderung gelassen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 20./ [30.] September 1664.

[Ges. sollen sich Erfurts annehmen, doch wegen dieser Sache die Beiobsdelibe- rationen nicht autgesetst werden.]

30. Sept. In der Erfurtischen Sache habt Ihr wohl gethan, dass Ihr Euch der Stadt, dass dieselbe a banno imperii absolviret und -dass Chur Mainz von der yorhabenden Militarexecution abgemahnet werden mochte, mit angenommen, allermassen wir dann auch uns äusserst angelegen sein lassen*), Chur Mainz Ld. von solchen Extre- mitäten abzumahnen. Wiewohl es das Ansehen gewinnet, dass es

0 S. Eztractus Fürstlicher ProtocoUonim dd. 3./ 13. Sept 26. Oct./5. Nov. 1664 betreffend dasjenige, was wegen der Erfartischen Sache und deren Propo- sitiOD auch Inserirang io das Cooclasom zwischen denen Forstlich- Eyangelischen and Catholischen vorgegangeD» bei ▼. Schauroth I S. 554 ff.

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Die Erfurter Angelegeoheit. 251

oanmehr schon so weit gekommen und die Sache nicht zu remediren, indem die Churmainzischen Truppen schon wirklich yor die Stadt gerückt sein auch zwischen ihnen und der Stadt, dem eintreffenden Bericht nach, schon viel Hostilitäten vorgegangen. So habet Ihr den> noch darin zu continuiren und wie dieses Feuer wieder zu leschen mit anderen Evangelischen zu überlegen, gestalt wir solches zu Wege zu bringen ebenermassen continuiren und unsem Berleps ') an Chur-Mainz L. abgeschickt haben. Dass man aber darumb sich gar def Baths enthalten und alle andern Sachen wolle stecken lassen, davor stehen wir an, und habet Ihr, wie Ihr solches schon wider- rathen, zu suchen die Evangelischen zu disponiren, dass sie sich wieder bei den ordinären Berathungen einfinden.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 23. September / 3. October 1664.

[Die Erfurter Sache. Abschluss des Friedeos mit den Türken.]

Da die Evangelischen und Katholischen in ihrer ungleichen Meinung 3. Oct. wegen Vomehmang der Erfurter Executions- Sache verharren und jeder Theil deswegen absonderlich zosammeokommt, so hat nochmals nichts an- deres vorgenommen werden können. Ein kaiserliches Decret vom 20. Sep- tember 1664^ verwirft die Parition der Erfurter und lässt es bei der declaratio bann! bestehen, wofern nicht die Stadt plene pariere und E.Mainz als pars laesa für sie intercediere.

Von den Alliierten ist jetzt die Eidesformel für die R.Krieg8räthe fest- gestellt worden ; es dürfte aber der ganze punctus assistentiae und also auch diese Dinge ihre abhelfliche Maasse erlangt haben, nachdem heute in den Reicbscollegiis durch die directoria öffentlich verkündigt worden, wie der Friede mit den Türken geschlossen, auch die Feindseligkeit zwischen den in Ungarn stehenden Armeeen bereits aufgehoben sei*), und sollten die con- ditiones pacis den Ständen ehest communiciert werden.

*) S. ober desseD Sendaog unten Abschn. G.

^ S. das Schreiben des Kaisers an den £f. von demselben Datum unten Abacbn. 6.

') S. die Schreiben des Fürsten Portia an die Beichskriegsdirektoren (d. Eberatorf 28. September) und dieser an die Reichstagsgesandten (d. Wien 19./29. September 1664) Diar. Burop. XI S. 501 ff. Londorp IX S. 279.

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252 ^' Der Anfang des Begensburger Reicbetages.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 30. September/ 10. Oetober 1664.

[Wiederbeginn der ordentlichen Reichstagsverhandlungen. Die jetzt vorzuneh- menden Punkte.]

10. Oct. Die Bemühungen der Evangelischen, die- Execution gegen Erfurt zu

verhüten, sind vergeblich gewesen, die Feindseligkeiten haben schon be- gonnen, die französische Cavallerie steht schon vor der Stadt, die Infanterie marschiert durchs Würzburgische dorthin.

Die ordentlichen Deiiberationen haben wieder begonnen, auch die Evan- gelischen haben sich dazu bequemt, bei der Umfrage im Fürstenrath über vier vom Herzog Johann Adolf von Holstein übergebene Punkte*) aber haben sie in ihren votis der Erfurter Sache gedacht und die Katho- lischen nochmals vergeblich ermahnt, sich mit ihnen zu gemeinschaftlichen Schritten bei K.Mainz zu vereinigen.

Da sich die Conjuncturen wegen des mit den Türken geschlossenen Friedens, über welchen verschieden geurtheilt wird, merklich geändert haben und von der Hülfeleistung nicht mehr geredet werden darf, woUen nunmehr die Evangelischen punctum securitatis, restituendorum et gravaminum and das Polizeiwesen vorgenommen, auch die Capitulation beschleunigt und also gegenwärtigen Reichstag continuiert haben^ die Catholischen aber erwäh- nen hievon nichts und scheint, dass sie die Dissolution dieses Convents ihnen nicht möchten zuwider sein lassen, doch soll der Erzbischof von Salzburg den Winter über hier ausz^halten resolviert haben.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 7./ 17. Oetober 1664.

[Streit wegen Erwähnung der Erfurter Sache. Anzeige des Friedens mit

den Türken.]

17. Oct. Ueber die in dem Memorial des Herzogs von Holstein enthaltenen

Punkte ist es noch zu keinem Schluss gekommen, djEi sich Evangelische und Katholische wegen der von den ersteren dabei verlangten Erwähnung der Erfurter Sache nicht haben einigen können').

Der Kaiser hat betreffend den mit den Türken abgeschlossenen 20 jäh- rigen Stillstand und dessen Conditionen an den Erzbischof von Salzburg ein Schreiben ^) gerichtet mit Begehren, solches d^n anwesenden Qesandten mitzutheileh.

») S. Gemeiner U S.4.

3) S. Gemeiner H S. 6ff. v. Schauroth I S. 5ö4ff.

») D. Ebersdorf 5. Oetober 1664 Pachner v. Eggenstorff I S. 136 ff.

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Brledignog der Erfurter Angelegenheit. Der Frieden mit den Türken. 253

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 14/24 Oetober 1664

[Schlichtung des Streites zwischen den Evangelischen und Katholischen über die Erfnrter Sache. Die neu proponierten Punkte.]

Nachdem die Nachricht der üebergabe von Erfurt eingetrofifen, haben 24. Oct. endlich die Eatbolischen nachgegebea, dass dem coDclaso ^) folgende Worte beigerückt würden: „Es haben die H.H. Augsburgischen Confessions Ver- wandten in ihren votis einige ErlDnerungen wegen Erfurt gethan, hingegen aber die H.H. Catholischen es bei ihren vorigen, dieser Sache halber ge- thaneo Erklärungen bewenden lassen^, und dieses ist alles, darum man sich und die übrigen Reichsgeschäfte in die siebente Woche aufgehalten. Nach diesem erfolgten Vergleich sind in allen drei RathscoUegiis nachfolgende Punkte proponiert worden:

1) Wie der Herzog von Holstein, welcher Reisekosten prätendiert,

2) Der F. Baden-Durlachsche Secretarius, der dergleichen und einen Recompens fordert, zu expedieren.

3) Wie dem Kaiser wegen -des notificierten Friedens zu antworten.

4) Wie es. mit der R.Rriegsraths-Directoren und Generalität Erlassung, deren rückständiger Gage etc. und Abführung der Völker zu halten.

5) Was an den Gen. Kriegs- Commissarius zu schreiben.

Beschlüsse darüber sind noch nicht zustande gekommen. Da Kf. beim Kreiscorpo nicht concurriert, ist von ihnen zu dem allermeisten wenig ge- sagt worden, da sie decisive hierüber nicht votieren können.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 21./ 31. Oetober 1664.

[Beschwerden über den vom Kaiser eigenmächtig geschlossenen Frieden. Fort- setzung des Reichstages.]

Alle dem Türkenkriege noch anhängende Dinge sind erörtert und abgethan 31. Oc. worden '), auch das Gluckwunsch- und Dankschreiben an den Kaiser wegen des getroffenen Stillstandes ist schon abgegangen, es hat deswegen einige Difficultäten ') gegeben, da mehrere Fürstliche mit dem gemachten Frieden nicht zufrieden gewesen und in ihren Votis erwähnt, der Kaiser hätte vorher den Ständen von den vorseienden Traktaten Mittheilung machen und ihre Mei- . nung und Gutachten einholen sollen, im kurfürstlichen Colleg hat der K.Cöl- niscbe dergleichen vorgestellt, doch ist er von niemand secundiert worden uud ist es dabei geblieben. Nach geendigter Umfrage im.Fürstenrath hat dns österreichische Directorium glimpflich auf jene Anschuldigungen

0 d. 15./2Ö. Qctober 1664 (Londorp IX S.280f.), s. v. Schauroth I S. 588 f. ^ 8. den Reichsschluss vom 19./29. Oetober 1664 (Londorp IX S. 283. Pachner v. Eggenstorff I S. 138 ff.). ') S. Gemeiner II S. 8.

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254 4. Der ÄDfaog des RegeDsbarger Reichstages.

geantwortet 0* Der Kaiser hat darch dasselbe yersichern lassen , er wolle cooperieren, dass trotz des erlangten Friedens die veranlassenden Materien angegriffen, ausgearbeitet bnd also der Reichstag ferner continniert werde.

Dieselben an den Kurflirsten. D. Regensburg 28. October / 7. November 1664.

7. Noy. Die Angsbnrgischen Confessionsverwandten nnd die Katholischen kom- men der Capitalation wegen absonderlich zusammen, die auf die Religion bezüglichen Dinge, welche einzurücken begehrt werden, zu überlegen.

Dieselben an den Kurflirsten. D. Regensburg 4./ 14. November 1664.

[Wiederaufnahme der Berathangeo aber die Wahlcapitnlation. E.Cölns Antrag, wegen des vom Kaiser eigeomächtig geschlossenen Friedens Klage %n fahren.]

14. Nov. Auf das Drängen der Evangelischen , welche deswegen eine Deputation

an den Erzbischof von Salzburg geschickt, haben die Katholischen die Berathnng der Capitulation Sonnabend wieder aufgenommen, haben aber beschlossen, die Hauptsachen, das prooemium, den epilogus, die electia regis Romanorum und bannum bis zuletzt zu lassen, trotzdem Ges. dagegen remonstriert. Ebensowenig konnten Ges. am Montag, bei der BerathuQg des Postwesens, mit ihrem Widerspruch dagegen, dass dasselbe ein regale und reservatum Caesaris sei, oder wenigstens, dass auch ein künftiger Kai- ser dasselbe haben müsste, durchdringen. De modo deliberandi et tractandi capitulationis materiam ist abermals geredet, aber zwischen beiden Parten im Fürstenrath noch nichts verglichen worden, die Evangelischen, mit ihnen auch Ges., bleiben dabei, dass alles extra plenum, wie angefangen, zu trac- tieren und zu schliessen sei, die anderen wollen es dagegen in pleno haben. Wenn sonst, wie aus allen bisher vorgegangenen Dingen zu seheti, das kurf. Collegium mit den Katholischen allein zu thun hätte, würde alles, wie es vor diesem gewesen, bleiben, wie denn die geistliche Bank allemal, wenn die Weltlichen darauf gedrungen, es mit Stillschweigen übergangen , auch, dass sie es vornehmen müssten, fast genöthigt sind.

K. Göln hat beantragt, alle Kurfürsten sollten, wenn sie dem Kaiser zu dem Frieden gratulierten, eine kleine Ahndung thun, dass solcher ohne des kurfürstl. Gollegii Vorbewusst und Rath eingegangen sei.

1) Schriftliche loförmation des Hochl. Oesterreichischen Directorii an den Fürstenrath auf dem Reichstag in Regensburg von den Ursachen des mit den Türken in Ungarn geschlossenen Stillstands (d. 14. /24. October 1664) Diar. Enrop. XI S. 508ff. I^ondorp IX S. d09ff.

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WahlcapitolatioD. PoDCtas rettitoeDdonim. Türkenfrieden. 255

Dieselben an den Knrftirsten. D. Regensbnrg 11./21. November 1664.

[VerhaodliiogeD dber den punetns restitaendonim nod aber die WahleapitalatioD.]

EndHch Mittwoch den 9./ 19. Nofember siDd die ^choo anf Yorigem 21. Nov. Reichstage ad punctiim restitoeDdoram Deputierten (daronter ans dem kor- färstliohen Goliegiom auch Brandenburg) zubammmen gekommen und ha- ben gemäss dem bereits am 24. October 1663 gemachten conrlnsnm be- schlossen, dass die zu Frankfurt gewesenen Deputat! Relation erstatten sollen I was Yorgegangen und warum man dazumal nichts frnchtbarliches habe ?errichten können. Es ist wenig Aussicht auf einen erwünschten Aus- gang dieser Sache.

Die Katholischen sind nunmehr mit ihren monita wegen der Capitnla- tioo fertig, haben aber die wichtigsten Punkte unerörtert gelassen. In der Postsache haben Ges. verlangt, dass dem Kf. in seinen Landen allein das Recht zustehen sollte, dessen sich der Kaiser in seinen Erbländem im Postwesen bediente, der österreichische Gesandte Hess sich gar freundlich femehmen, doch ist es bei allgemeinen Vertröstungen geblieben.

Der Ertbischof von Salzburg') bt nach Hause gereist, hat aber er- klärt, in kurzem wieder zurückzukehren.

Der Kurfürst an die Gesandten [s. 1.]. 15. /[25,] No- vember 1664.

[iof di^ Relation vom 4./14. November. Poatwesen. Kf. billigt die Art des

Friedensschiasses.]

Wegen des Postwesens kann er nicht einräumen, dass es ein solch 25. Nov. ResefTatum imperatorum sei, dass den Ständen deswegen in ihren Landen tlle Disposition benommen würde; der Kaiser habe seine Erblande selbst ?on dem Reichspostamt ezimiert, daher könne er dieses anderen Kur- und Fürsten nicht absprechen.

Ob aber bei Ihr. Keys. M. Anhang zu thun, dass sie vor Schlies- sung des Friedens von dem kurfUrstlichen Collegium kein Gutachten begehret, dabei stehen wir an. Der Krieg ist bisher hauptsächlich nur I. K. M. wegen Ungern angegangen, und hat das Reich nur Hülfe geleistet, die Stände selbst haben das Subsidium nur pro yoluntario gehalten and, das das Principaliste ist, so wollen in Kriegssachen die Zeiten nicht zulassen, weitläufige consultationes anzustellen und vieler abwesender Stände Gutachten einzuholen. Wir haben auch

>) S. Diar. Enrop. xn S. 2r.

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256 4- I^oi* Anfang des Regensbarger Reichstages.

I. K. M. zu dem Frieden schon gratuliret ') und desgleichen werden andere unsere Herren Mitchurfttrsten ohne Zweifel auch schon gethan haben. Daher wir davor halten, dass man damit zurückzuhalten, in noch mehrer Erwegung, dass I. K. M. auch darumb die Traktaten geheim gehalten, damit dadurch die Stände durch geschöpfte Hoffnung des Friedens nicht in dep Deliberationen und Fortsetzung der Kriegs- rüstungen schläfferig gemacht werden, welche considerationes uns dan dahin bewogen, dass wir I. K. M. in diesem Punkt wohl entschul- diget nehmen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. November / 3. December 1664.

[Abführung der Besatzang ans Erfart.]

3. Dec. Da trotz der vor erfolgter Reduction Yon Erfurt sowohl von K.Mai nz

als auch von K.Sachsen und deol Kaiser gemachten Hoffnung, dass so* bald die Stadt zur Parition und Submission gebracht, das fremde Kriegs- volk wieder abgeführt und alles in vorigen Stand gesetzt werden solle, eine ansehnliche Besatzung französisch^ nnd kurmainzischer Völker bis dato in der Stadt gehalten wird, welches den im Kreise und den benachbaiien Stän- den kein geringes Nachdenken billig verursacht, so sollen Ges. deswegen mit den Gesandten der hierbei interessierten Häuser, namentlich mit den knr- nnd fürstlichen Sächsischen communicieren nnd mit denselben über- legen, wie K.Mainz dahin zu disponieren sei, diese ansehnliche Besatzung ans der Stadt abzuführen^). Was dazu gut befunden wird, sollen sie mit allem Eifer nnd Ernst befördern.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. November / 5. December 1664.

[Die Wahlcapitolation soll im plenüm des Ffirstenratbes weiter behandelt werden.]

5. Dec. Im Fürstencolleg ist von Geld- nnd Proviantrechnungen und den Prä-

tensionen einiger Officiere und Bedienten gehandelt und fast alles abgethan worden^. Wegen der Capitulation haben Evangelische nnd Katholische zu keiner durchgehenden Conformität gelangen können, haben daher beschlossen

0 S. das Schreiben des Kf. an den Kaiser vom 20./ 30. October 1664 anten Abschn. 5.

^ 8. die Schreiben des Ef. an K.Mainz und an Herzog Aognst yod Sachsen vom 23. November / 3. December 1664 unten Abschn. 6.

^ 8. Gemeiner II 8. Uff.

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Erfurter Sache. Wablcapitnlation. 257

um die Sache nicht länger aafzahalten, dass ein jeder seine Meinung in poblico sagen möchte; auch die übrigen korfürstlicben Gesandten haben darein gewilligt, in der Hoffnung, die Katholischen geistlichen wurden es dorcbgehend mit den Kurfürstlichen halten und also die migora machen. Es dürfte aber mit nichten erfolgen, da nicht wenige derselben sich mit Salzburg, welches ad partes Evangelicorum ziemlich incliniert, confor- mieren ^).

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 26./ 16. December 1664.

Mnteria capitulationis ist noch im vorigen Stande; Ges. haben aber 16. Dec. otjterdessen das Werk ganz in der Stille so herumgeworfen, dass die meis- ten im Fürstenrath und auch die Kurfürstlichen das Werk nur extra plenum Tornehmen wollen.

In puncto restituendorum ist nichts geschehen, auch die Relation an die 3 Reichscollegia ?on den früheren Deputatis nicht verglichen, viel we- niger abgestattet, und hat man etliche Tage her die Proviantrechnung durchgesehen.

0 Kf. erwidert darauf (d. Cölo 5./ [15.] December 1664), wenn es nicht an- ders zu verbäten sei, wolle aoch er in die Berathnog darüber in pleno willigen, er halte es auch nicht für rathsam, über die quaestiones praejodicialies viel Dis- patierens zu machen, Ges. sollten nur dahin wirken, dass den Kurfürsten ihre althergebrachten Vorrechte und das jus adc^pitalandi verblieben.

Ilater. s. Qescb. d. 0. Karfureten. XI. 17

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Anhang

Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1663 und

Juni 1664) und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von

Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (Deeember

1663 und Mai 1664).

Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D. Dresden 3./[13.] Juli 1663.

[Vorschlag der BernfoDg eines Obersäcbsischen Kreistages.]

13. Juli. Er zweifelt nicht, dass der kaiserliche Abgesandte Graf Isola bereits

in Königsberg augelangt und bei Kf. dieselben Anträge auf Snceurs bei der Türkengefahr wie Graf Dietrichstein bei ihm gestellt haben werde. Ob- gleich er sich nach Gelegenheit der Zeit und Beschaffenheit zn etwas er- klärt hat^), anch solches anfzubringen im Werk begriffen ist, hat der Kai- ser anfs nene durch ein Handschieiben vom 23. Jnni nm Beschlennigang der Hülfe nachgesucht. Da auch der Obereächsische Kreis durch die Tür- kengefahr bedroht ist, anf dem Reichstage zu Regensburg aber es sehr langsam and wnnderlich zugeht, so beabsichtigt er eine Versammlung der Obersächsischen Kreisstände zu berufen, bittet Kf. ihm seine Gedanken darüber za eröffnen.

') Laut dem beiliegenden Dankschreiben des Kaisers vom 23. Juui hatte sich K.Sachsen zur Lieferang von 300 Centner Pulver und zur Stellung einer Compagnie Reiter von 125 Mann und von 1000 Mann zu Fass erboten. Dem Wunsche des Kaisers entsprechend, welcher erklärte, dass ihm bei diesen Con- janctnren mit Fussvolk mehr gedient sei, schickte er nachher ein Regiment Fuss- volk (1174 Mann in G Compagnieen), welche, nachdem sie am 16. September von dem Kurfürsten zu Torgau gemustert waren, am 26.' September den Marsch nach Ungarn antraten, s. Schuster und Francke, Geschichte der sächsischen Armee I S. 85.

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Berafan^ eines Obersächsischen Kreistages. 259

Der Kurfürst an den Kurflirsten von Sachsen'). D. Königsberg 31. Juli 1663.

(auf das Schreiben vom 3./ 13. Juli. Vorschlag einer Verständigoog der Kur- fürsten untereinander. Zastimmnng zur Berafang eines Kreistages.]

Ef. dankt für die Mittheilang und dass E.Sachsen sich die nngewöhn- 31. Jali. liehe Art zo Regensbnrg zu Herzen nehme. Da man dort, wie er höre, den Fnndamentalgesetzen und drm statni reipnblicae Romanae zuwider- laufende und vornehmlich die Eurfürsten und deren Präeminenz tonchierende Dinge vorhabe, so werde ohne Zweifel E.Sachsen eine rechtschaffene vertrauliche Corre>poudeuz zwischen den Eurfürsten darüber für nöthig er- achten, wie die Sache recht anzugreifen und ob man hieraus a part oder coUegialiter oder durch Schickung sich unterreden solle, auch was sonst mehr dabei zu beobachten sein werde, damit die Harmonie im Reiche er- halten werde. Mit der Berufung des Ereistages ist er einverstanden *).

Instruktion für den Geh. Hof und Kammergerichts Rath, auch Vicekanzler zu Cöln a. d. Spree, Lucius v. Rahden auf den Obersächsischen Kreistag. D. Königsberg 24./ 14. Sep- tember 1663.

[Sicherang des Kreises, schlennige Entsendang der noch rückständigen Kreis- trappen.]

Ef. hat dem Eaiser schon 1000 Musketiere, 600 Dragoner und 500 24.Sept Reiter zu Hülfe geschickt, will auch ferner sowohl daselbst als bei dem Obersächsischen Ereise das Seinige thun. Das Werk ist so beschaffen, dass mau sich durch lange Deliberationen nicht aufhalten darf, das beste ist, jeder Stand soll das Seinige so beitragen und eine solche Mannschaft an die Hand schaffen, welche zu Sicherung der Grenzen ausreicht, und diese Mannschaft soll aus des Ereises Mitteln unterhalten werden, dabei aber ist nicht nöthig, kostbare Generale und andere hohe Officiere zu bestellen, falls nicht das Defensionswerk zu extendieren sei und die Nothdurft eine stärkere

^) Schon vor Empfang des Schreibens vom 13. Juli , das erst am 25. JaÜ in Königsberg anlangte, hatte Kf seinerseits (d. Königsberg 20. Juli 1663) K.- Sachsen mitgetheilt, dass er Anstalten treffe, dem Kaiser Hälfe za senden und seine Lande in Vertheidigangszustand za setzen, and angefragt, welcher Hälfe er sich im Nothfalle von demselben zu versehen habe and ob and was er meine, dass dieses Punktes halber im Kreise za berathschlagcn und za tban sei.

^ K.Sachsen theilt darauf Kf. mit (d. Dresden 2./12. September 1663), dass er, zamal nachdem durch den Einbrach der Tataren in Mähren alle benach- barten Lande in Schrecken gesetzt seien, den Kreistag nach Leipzig auf den 27. September berufen habe.

17*

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260 ^' I^er Anfang des Begensbnrger Reichstages. Anhang.

Verfassung erforderte. Zugleich soll er erinnern, dass die Stände, welche dem Kaiser noch keine Hülfe geschickt, dieselbe auf das äusserste beschlea- nigen mögen. Sollte weiteres vorgebracht werden, so hat er sich defectu mandati nnd dass dem Ef. das Ausschreiben erst am 23./ 13. zugekommen sei, zu entschuldigen.

Kreisabschied des Obersächsischen Kreistages. D. Leipzig 10./[20.] October 1663,

[Kreisverfassnng nach dem Triplam. Ahweisong an die Gesandten in Regensbarg.

Zahlung vorläufig eines Romermonates zar Kreiskassc]

*

20. Oct. Zur Vertheidigung des Kreises ist das Triplum des auf dem Kreistage 1657 festgesetzten Simplum, das ein jeder Stand bereit halten solle, bewilligt worden ; jeder Stand soll sein Gontingent an Volk i) möglichst schnell, spä- testens binnen 2 Monaten aufbringen, dem Kreisobersten Anzeige davon machen und dessen Ordre wegen der Zusammenführung, Verpflichtung nnd Musterung erwarten; zugleich sollen die Stände ihre Unterthanen mit Ge* wehr versehen und dann fleissig exercieren lassen, damit sie im Nothfall auf- geboten werden können, ihre Grenzen und Festungen wohl besetzen und auf unbekannte Reisende und durchstreichende Leute fleissige Aufsicht halten.

Es ist eine Liste der Officiere uhd Gemeinen, wie stark die Regimenter sein nnd welche Stände ihre Völker zusammenführen sollen, wie viel davon unter jede Compagnie und Fähnlein zu bringen, was einem jeden zum monatlichen Sold zu geben, und wie es mit der Artillerie, Munition und anderem zu halten, gemacht worden.

Jeder Stand hat sein Gontingent selbst zu unterhalten, doch soll das- jenige, was in gemein auf hohe Befehlshaber, Stabspersonen und andere Kriegsbediente, Artillerie, Munition, Kundschaft und anderes aufzuwenden, in gemein nach dem Anschlag eines jeden entrichtet werden.

Sollte die Gefahr sich vergrössern und die türkischen Truppen weiter einbrechen, so ist dem Kreisobersten, Nach- und Zugeordneten anheim- gestellt, einen Theil des Fussvolks in Dragoner zu verwandeln.

Um schnelle und zuverlässige Nachricht von den Kriegsereignissen zu erhalten, soll eine Gorrespondenz mit dem Statthalter in Prag nnd dem Oberamt in Schlesien eingerichtet und Gorrespondenten an verschiedenen Orten bestellt werden.

Ein Kreiszahl- und proviantmeister soll bestellt werden. Die Gesand- ten in Regensburg sollen von ihren Principalen Befehl erhalten, den

1) Der Anschlag nach dem Triplam betragt im ganzen: 807 Mann z. Boss, 3513 z. Fuss, 23736 Rthlr., davon fallen auf:

K.Brandenburg 180 z. R. 831 s. F. 5484 Bthlr.

Pommern 102 , 600 , 3624 ,

Cammin 18 , 84 , 552 ,

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Ob«rsicktischer KreisUg za Leipzig. 261

panctum secaritatis aufs schleonigste abzuhandeln and so die wirkliche Hölfeleistong desto eher zu stände tu bringen.

Die benachbarten Kreise sind zum Beistand aufzufordern.

Ein Römermonat soll spätestens innerhalb 2 Monaten in die Kasse gezahlt nndy da dieses wahrscheinlich nicht zureichen wird, Ton dem Kreis- obersten, aaf vorhergehende Communication mit den Nach- und Zngeordne- teo, noch ein oder zwei Monate ausgeschrieben werden.

Diese Yerfassnog soll, wenn die Gefahr durch Friedenshandlung oder sonst sich endigen sollte, auch ihre Endschaft erreichen.

Die Stadt Erfurt soll durch ein Schreiben ermahnt werden, mit Geld, Geschütz und dergl. zu dieser Verfassung beizutragen.

Aas y. Rahdens Relation. D. Leipzig ll./[21.] October 1663.

5./15. October ist auf die Frage, ob diese Hülfe im Kreise zu behalten 21.0ct. oder dem Kaiser auf Begehren etwas davon zu schicken sei, per m^jora be- schlossen, dass, wenn die deliberatioues auf dem Reichstage sich verzögerten ond der Kaiser in äusserster Gefahr Hülfe begehrte und die benachbarten Kreise sich dazu auch verstehen wollten, der Kreisoberste solches den an- deren Kreisständen notificieren und nach deren eingelangter Meinung mit dem Nach- und Zugeordneten einen Schluss wegen Zuschickung der Hülfe machen solle. Doch soll dieser Schluss dem Kreisabschiede nicht inseriert werden, damit, weil derselbe dem Kaiser zugesendet wird, dieser nicht Anla&s nehme, die in eventum gewilligte Hülfe sofort zu begehren.

7./17« October wird beschlossen, den Kaiser in einem Schreiben zu er- suchen, dass die Ezecntion wider Erfurt etwas suspendiert und nicht K.Mainz, sondern dem Obersächsischen Kreise befohlen werden möchte.

10./20. October wird beschlossen, zwei Schreiben an Erfurt zu richten, in dem einen die Stadt um Beitragung zur Defension dieses Kreises, in dem anderen ') zu Parition der zwischen ihr und K.Mainz publicierten ürtheile anzumahnen.

Die Lüneburgiscben Gesandten, welche für Walkenried an dem Kreistage Theil nehmen, haben in voto Erwähnung gethan, dass eine ge- nauere Correspondenz zwischen diesem und dem Niedersächsischen Kreise gestiftet werden möchte, und, als solches von den anderen nicht attendiert worden, von Rabden privatim begehrt, solches dem Kf. zu berichten.

1) Beide sind datiert Leipzig 10./[20.] October 1663, das letztere gedrockt Diar. Europ. X S. 759. Londorp Vm S. 935f.

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262 ^- ^^^ Anfang des Regensbarger Reichstages. Anhang.

Kui-ftirst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. ' D. Dresden 2./[12.] December 1663.

[Sendung Pfluges v. Kottwicz behufs näherer Verabredung über die gewänschte persönliche Zusammenkunft.]

12. Dec. Er hat aus der Relation seines Geh. Kriegsraths und G. Wachtmeisters

Wolf Christoph v. Arnimb*) sieh vergewissert, dass Kf. wünsche >), wegen erforderter persönlicher Erscheinung auf dem Reichstage und auch wegen anderer die Wohlfahrt des Reiches, insonderheit auch die Angelegeo- heiten des kurfürstlichen collegii conrernierenden Materien mit ihm zu coii- ferleren. Auch er selbst verlangt nicht weniger danach, ehe er sich auf die Reise dorthin begebe, sich mit Kf. vertraulich zu besprechen, und da Kf. ihm die Bestimmung von Ort und Zeit anheirpgegeben, so sendet er behufs näherer Verabredung seinen Kämmerer und Trabanten -Hauptmann Hie- ronymus Siegmund Pflug zu Kottwicz^).

Actum Torgau 18./ [28.] December hora 3 postmeridiana auf

churfürstlichem Schloss in des Freih. v. Schwerin Gemach.

Praes. Churf. Sachs. Geh. Rath Freiherr v. Frisen und

0. Präs. Freih. v. Schwerin.

28. Dec. V. Schwerin erinnert an die vor 6 Jahren zu Lichtenberg zwischen

beiden Kf. gehaltene Zusammenkunft*), welche die einstimmige Wahl des jetzigen Kaisers, Beendigung des damaligen Krieges und andere segens- reichen Folgen gehabt habe, daher habe auch Kf. diese Zusammenkunft gewünscht. Derselbe verspüre zu seinem Leidwesen auf dem Reichstage sehr wenig Ernst bei dem Defensionswerk und der Beförderung des vom

*) (Jeher die YerhandluDgen mit demselben fiüdet sich nur folgende Notiz io dem Geheimeoraths- Protokoll vom 21. November/ 1. December 1663: «Reso- latioD, 80 H. Hoverbeck dem K. Sächsischen Abgeschickten H. v. Aroheim geben soll: dass S. Cbf. D. hätten wünschen mögen, dass es ihr möglich wäre, da sie nar erst ibs Land kommen, solche ferne Reise dabin za thon, warde ihr lieb sein, wenn gleichwohl K.Sachsen dabin ziehen mochte nod des Reiches Beste befördern. Wegen K.Mai dzs Sache mit Erfurt hatte man ihm geschrieben, da- fern es auch -begehrt würde, wollten S. Chf. D. alle gute officia auch media- toria anwenden. *"

>) Schon in einem Schreiben an K.Sachsen vom 15./ 25. November spricht Kf. die Hofifoung aus* es werde die von ihm jungst vorgeschlagene persönliche ZuBammenkooft bald stattfinden.

>) Kf. erwidert (Gölo 8./18. December 1663), er habe nach Besprechnog mit Kottwicz beschlossen, sich am 18./2Ö. bei K.Sacbsen io Torgau einzofiodeo.

*) December 1657, s. Pnfeodorf 1. VII § 33 (S, 417 f.). ürk. u. Akt. VUI S. 470.

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ZusammeDkunft zu Torgan. 263

Kaiser begehrten Saccurses, es sei zu besorgen, dass der Winter verfliessim werde; oline dass dieses wichtige Werk zur Richtigkeit gelange. Bei den dem Reiche aber nicht nur von den Türken, sondern auch ?on andern be- nachbarten Kronen, welche stark rüsteten, drohenden Gefahren achte sich Kf. verpflichtet, die Sache mit behörigem Nachdruck zu befördern und bitte K.S. ihm zu eröffnen, wie dies Werk am füglichsten anzugreifen sei. Kf. wünsche zu wissen, ob K.S. allein zu Richtung eines ezercitus oder allein zu einer Geldhülfe oder theils auf Geld, theils auf Volk incliniere^ was er ferner wegen des Hauptes, dessen Commando das Heer zu untergeben, für Absichten hätte. Weil auch bei einer Armee, wozu ein jeder Stand seine Leute schickt, vielfältige confusiones iiothwendig entstehen, ob es nicht am rathsamsten sei, mit dem Haupte, welchem die Armee nntergeben wer- den solle, zn capituiieren, dass derselbe die Armee selbst, jedoch unter des Reiches Pflichten werbe.

2) Da aber die Erfahrung bezeuge, dass es mit solcher allgemeinen Hülfe langsam zugehe, die Gefahr aber den Landen beider Kurfürsten am nächsten sei, so fragt er an, ob sie nicht zur Defension der Grenze ent- weder allein oder mit Zuziehung einiger Nachbaren auf eine Verfassung bedacht sein wollten, und was K.S. solchen Falles wegen Anzahl der Mannschaft und sonst conditionieren wolle.

3) Da, wie die Reichstagsakten ergeben, das einmüthige Zusammen- gehen der Reichsstände auch dadurch gehindert wird, dass zwischen dem kur- und dem fürstlichen Collegium allerhand Streitigkeiten, namentlich wegen der verlangten capitulatio perpetua, vorfallen, so sieht Kf. zwar^), wie wenig die Prätensionen des fürstlichen Collegiums fundiert sind und man ihnen schon soviel zugeständen hat^ dass sie damit zufrieden sein könnten. Da er aber fürchtet, dass die Fürsten sich .hierin sehr hart- näckig zeigen und auf fremde Kronen, welche sie darin bestärken, verlassen werden, gleichwohl aber die Wohlfahrt des Reiches erfordert, dass man mit ihnen in Einigkeit und Frieden verbleibe, so wünscht Kf. zu wis- sen, wohin K.S.s Gedanken hierin zielen, damit man die6en Punkt zu Re- gensburg desto einmüthiger zur Richtigkeit befördere, welche Einmüthig- keit zn Wege zu bringen auch E. Mainz >) sehr beflissen ist.

4) Kf. wäre deswegen und aus anderen Ursachen gern selbst nach Regensbnrg gekommen, da ihm aber solche Verhinderungen zugestossen seien, welche nicht nur statum publicum sondern auch seine eigenen Län- der concernierten, so müsse er, namentlich wegen des sehr fremden und verwirrten Zustandes in Polen, seine Grenzen in Obacht nehmen und habe sich deswegen beim Kaiser entschuldigt. Kf. wünsche zn wissen^ was K.S. zu thun gedenke; wenn derselbe nach Regensburg gehen sollte^ werde er seine dortigen Gesandten anweisen, die Intentionen desselben nach Mög- lichkeit zu befördern.

0 S. das Rescript des Kf. an die Reichstagsgesandten vom 27. November 1663, oben S. 207.

^ S. das Rescript an dieselben vom 21. September, oben S. 197.

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264 4* I^or AofaQg des Regeosbarger ReicbsUges. Aohaog.

5) Aach vom Polnischen Wesen halte Kf. nicht für andienlich, R. S. nähere Information zn geben. Dort wäre zwar die Gonföderation aufge- hoben*), »ber der Adel wäre noch immer von Misstraoen erfüllt, weil das- jenige, was versprochen worden, nicht gehalten und noch immer stark gearbeitet werde, einen französischen König bei Lebzeiten des jetzigen mit Verlost der Freiheit ins Reich zn fuhren. Als das allergefahrlichste fürchte Kf., dass es zwischen dem Hofe und den Ständen zu solchen Extremitäten kommen möchte, dass auch auswärtige Kronen dazu schlagen oder wohl gar vom Hofe dazu sollicitiert werden möchten. Da nun diese Troublen das Rom Reich gar leicht implicieren könnten und es allein darauf ankäme, dass entweder de electione vivo rege garnicht geredet oder, wenn solches geschehen sollte, der Republik ein solches Subjectnm vorgeschlagen werde, von dem weder dieselbe noch die Nachbaren einige Jalousie zu befahren, so würde es Kf. lieb sein, wenn K.S. sein Gutachten darüber ertheilte, ob es nicht zuträglich wäre, dass die Krone Polen vom ganzen Rom. Reiche ersucht werde, einen solchen König und aus solcher Familie zu wählen, der keinem der benachbarten Potentaten oder Stände Ombrage geben könnte.

6) Auch habe Kf. K.S. nicht verbergen wollen, was er jetzt in F rank- reich und Schweden negotüereo lasse. Der König von Frankreich') hätte nach dem Olivaer Frieden öfters zu verstehen gegeben, dass ihm die Renovation des vorigen Bündnisses angenehm sein würde, auch zu dem Ende an Kf. einige Schickungen^ gethan, Kf. hätte, da jene vorige Allianz bloss in Instr. pacis fundiert und zu keines Standes Beleidigung angesehen sei, solche Offerte ohne Offension nicht abschlagen können und deswegen zur Erneuerung solcher Allianz einen nach Paris geschickt^), die Sache wäre längst richtig gewesen, wenn Frankreich nicht hätte etwas weiter gehen wollen, wozu sich Kf. garnicht verstehen wolle. Gleiche Beschaffenheit hätte es mit der Gesandtschaft in Schweden, v^oselbst die Regierung Ihm zum öfteren Freundschaft und die Renovation der Allianz angeboten hätte ^), Kf. in der Hoffnung, dass solches zur Erhaltung des Friedens gereichen werde, habe darein eingewilligt"). Es wäre ihm auch Bericht zugekommen, von dem er jedoch nicht wüsste, ob er fundiert wäre, dass Frankreich von dem neulich katholisch gewordenen Herzog von Mecklenburg'}

') 8. ürk. u. Akt. IX 8.385 f.

») ürk. u. Akt. IX S. 591 ff.

^ Ueber die SenduDg Lese eins' ao Kf. (Jaouar bis April 1662), s. ürk. u. Akt. n S. 243 ff., IX 8. 599 ff.

*) Ueber die Seodang v. Blumeothals oach Paris (seit Januar 1663) 8. ürk. u. Akt. IX 8. 620 ff.

») 8. oben Abschn. 3 8. 109 f.

^ 8. über die Seodang v. Krockows nach Scbwedeo (seit December 1662) ürk. u. Akt. IX S. 742 ff.

0 S. Diar. Enrop. X S. 642 f. ürk. u. Akt. IX S. 661, aber solche Qe- rächte Diar. Earop. XI 8. 620. ürk. a. Akt. IX S. 674.

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ZasamineDkaDft so Torgan. 265

sein gaozes Herzogtbom oder doch einen grossen Theil desselben an sich ZQ erbandeln beabsichtige.

7) K.S. habe schon 1647 bei den Münsfcerschen Tractaten wegen Er- neuerung der Erb verbrüdernng zwischen Sachsen, Brandenburg ond Hessen erinnern lassen« anch 1657 sei die Sache zn Lichtenberg vorgekommen und habe Kf. versprochen , das Werk nach Möglichkeit zn fördern. Kf. meine, dass die Confirmation von Kaiser und Reich bei dieser Conjnuctar wohl zn erlangen sein werde.

8) Kf. danke K.S., dass er seine Verordnung wegen der Witten- bergischen Uniyersität') so, wie sie gemeint sei, aufgenommen habe Es sei weder geschehen, um jene hochberühmte Universität su beschimpfen, noch um seinen ' Lutherischen Unterthanen in ihrer Religion Eintrag zu thun, noch gar um K.S. zu nahe zu treten, sondern Kf. suche nur seine Lande in Ruhe und Einigkeit zu erhalten.

9) Kf. erinnere sich, dass auf der vorigen Zusammenkunft eines Gere- moniels Erwähnung geschehen, wie sich Kur- undFtirsten sowohl in Person nnter einander, als auch gegen auswärtige königliche und andere Gesandte, ond wie sich die Gesandten unter einander zu comportieren. Weil aber nichts Beständiges abgeredet und inzwischen sich in Regensbnrg und anderen Orten allerhand Neuerungen zugetragen, so verlange Kf. K.S.s Meinung darüber zu yernehmen, damit man sich eines gewissen hierunter yergleichen könne.

10) Kf. bitte K.S. um Intercession beim Kaiser, namentlich wenn er den- selben persönlich in Regensburg begrüsse, inbetreff der Restitution von Jägerndorf

11) Kf habe, sobald er vernommen , dass die Häuser Sachsen bei der Stadt Erfurt interessiert seien, K.Mainz von der beabsichtigten Ezecntion abgemahnt'). Wenn K.S. ihm seine fernere Meinung wegen dieser Sache eröffnen wolle, so werde er nicht unterlassen, dessen Interesse weiter nach Möglichkeit zn fördern.

12) Kf wolle Yorstellen, welchen Schaden und üngelegenheit seine und die benachbarten Lande bei den von Alters so angestellten Gilden und

') Das Edikt des Kf. Tom 21. August 1662, in welchem allen braDdenbur- giscben Unterthanen, welche Theologie und Philosophie studieren wollten, der Besuch der Universität Wittenberg verboten wurde. Dasselbe war veran- lasst worden durch eine von der dortigen theologischen Fakultät in demselben Jahre herausgegebene Schrift, betreffend das 1661 zu Cassel zwischen lutheri- schen und reformierten ^Theologen gehaltene Colloquium, in welcher eine Ver- einigung zwischen beiden Confessionen für unmöglich erklärt und den Beformier- ten der Name der Evangelischen abgesprochen worden war. 8. Hering, Neue Beitrage zur Geschichte der evaDgeliscb-reformirten Kirche in den Preussisch- Brandenbnrgiscben Läbdern II S. 160 ff. Brandes, Geschichte der kirchlichen Politik des Hauses Brandeoburg I S. 233 ff. Vgl. oben S. 185 und Urk. u. Akt. IX S. 767.

^ S. das Schreiben des Kf an K.Mainz vom 25. November 1663, unten Ab- schnitt 6.

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266 4. Der Aofaog des Regeosbarger Reichstages. Anhang.

Zünften») empfinden, ond .anfragen, ob K.S. nicht diensam finde, auf einem Kreistage oder auf gegenwärtigem Reichstage darauf zu dringen, dass solche Zünfte entweder aufgehoben oder dergestalt modificiert würden, dass dadurch nicht andere geschickte Leute sich in diesen Landen nieder- zulassen abgehalten werden möchten.

V. Friesen erklärt, er werde über diese proponierten Punkte seinem Herrn referieren und dann antworten.

Actum Torgau 19./[29.] December hora 9 antemeridiana praes. Freih. v. Friesen und Freih. v. Schwerin.

29. Dec. V. Friesen erklärt nach abgestattetem Danke :

ad 1. Inbetreff der Türken hülfe. K.S. wisse nach den eingekom- menen Relationen nicht anders, als dass die Volkshülfe in allen Reichs- collegien beliebt worden, und es sei nicht wohl abzusehen, wie dies zu än- dern, es könnte doch einem jeden Stand, der etwa wenig Volk gebe, Geld zu zahlen gestattet werden. Auch auf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig sei beschlossen worden'), dat^s alle Stände des Obersächsischen Kreises sich mit einer gewissen Anzahl Volk ohne Geld gefa<st halten sollten. Inbetrefif des Quantum habe KBaiern schon längst im kurfürstl. Collegium die Frage angeregt, ob nicht der Türkenkrieg besser ofi'ensive als defensive zu führen sei. Diese Frage wäre zwar noch nicht vom Directorium pro- poniert, sollte es aber noch geschehen, so müsste eine weit grössere Hülfe erfolgen, über welche am füglichsten auf dem Reichstage durch den Kaiser selbst zu verhandeln sei. Auch K.S. erkenr.e, dass man die Armee mit einem qualißcierten Haupte versehen müsse, er habe schon längst gehört, dass vom Kaiser demKf. wegen Uebernahme des Keichsgeneralats Antrag geschehen, er wünsche zu vernehmen, ob dieser Antrag erfolgt sei und wie sich Kf. darauf erklärt habe; ihm wäre diese Nachricht sehr angenehm ge- wesen, da er zu Kf. ganz besonderes Vertrauen hege, und er sehe keine Ursache, warum Kf. dieses ausschlagen solle, lieber die Einrichtung der Gapitulation bei der Reichsarmee sei am füglichsten zu Regensburg zu schliessen und dabei die Executionsordnung zu Grunde zu legen.

ad 2. Auch K.S. erkenne eine solche Verfassung zur Sicherung der Grenzen für nothwendig. Doch sei dem auf dem letzten Kreistage einigermassen providiert worden, indem die Stände beschlossen hätten, dass die Türkenhülfe aus zwei Theilen bestehen solle, von denen der eine wider die Türken, der andere zur A^ertheidigung der Grenzen zu gebrauchen sei.

*) Ueber die auf die Abstellang der Znoftmissbräuche gerichteten Bestre- boDgeo und Massregelo des Kf. s. Moritz Meyer, Gesch. der PreuBsischen Handwerkerpolitik I S. 63 ff.

«) S. oben ö. 240.

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Zasammeokonffc zu Torgaa. 267

Auch hätte er daneben ^ein Abseben auf eine Landesverfassung gelichtet, wonach von beiden Kurfürsten zur Sicherung ihres Estats eine Anzahl ge- worbener Völker, etwa 3(X)0 z. F. und 1000 z. R., aufgebracht und unter- halten werden mussten.

ad 3. K.S. sei erfreut darüber, dass im kurfürstl. Collegiunn ein solches Temperament, wie in K.brandenb. Proposition erwähnt, gefniideii sei, er hoffe, dass die Fürsten sich damit befriedigen lassen, nnd, wenn dieses nicht ge- schehen sollte, Kf. die wohlhergebrachte Präeminenz der Kurfürsten sich aufs beste werde recommendiert sein lassen, bitte zugleich um Communi- cation des Schreibens von K.Mainz an Kf.; an ihn wäre bis jetzt nichts gekommen, ausser was Reiffenberg') mündlich gedacht.

ad 4. K.S. bedauere, dass Kf. nicht nach Regensburg kommen könne, er selbst werde der kaiserlichen Einladung folgen, erwarte aber erst Nachricht, wer von den übrigen Kurfürsten bereits zur Stelle sei.

ad 5. Ein an Polen zu richtendes Gesamtschreiben des Reiches Hesse K.S. sich nicht missfallen; wie es einzurichten sei, werde sich am besten io Regens bürg verhandeln lassen. Man werde zu verhüten haben, dass keiner Partei in Polen einige Jalousie gegeben, vicinis regnis keine un- gleiche impressiones erregt, alles aber mit Vorwissen nnd Gefallen des Kaisers vorgenommen werde.

ad 6. Die Erneuerung der Alii.mzen des Kf. mit Frankreich und Schweden halte auch er zur Erhaltung guter Correspondenz mit den Nachbarreichen für sehr dienlich.

ad 7. Die Erneuerung der Erbverbrüderung wünsche er auch sehr, die näheren Verliandlungen darüber könnten am passendsten in Re- gen sburg geführt werden.

ad 8. Das Edikt des Kf. wider die theologische Facultät zu Wit- tenberg habe K.S. nicht anders aufgenommen, als es gemeint gewesen, wiewohl er dessen Communicntion vor der Ankündigung gewünscht hätte. Aos einem Schreiben, welches er bald nafh Auslassung des Ediktes am 23 Januar erlassen'), könne Kf. ersehen, dass er nicht gemeint sei. seinen Theologen unbefugte Eingriffe zu gestatten, auch Kf. werde gewiss geneigt sein, alles, was ratione dieses Ediktes sowohl bei anderen Evangelischen QDgleiche Opinion erwecken könne als auch sonst bedenklich sein möchte, aos dem Wege zu räumen.

ad 9. Das Ceremoniale betreffend erwarte man das Project des Kf., wie man- 1667 übereingekommen sei.

ad 10. Für die Restitution von Jägerndorf wolle K.S. alles thun, was Kf. wünsche.

^) S. über dessen Seodoog an K.Sachse d, welche zu dem geheimen Vertrage 10 Torgau vom 30. November 1663 geführt hatte, Heibig, Johann Philipp von Maioz und Johann Georg II. von Sachsen während der Erfurter Wirren, 1650—^ 1667 (Archiv für die Sächsische Geschichte IH) S. 415 ff.

*) S. Hering, Neue Beiträge II 8. 172 ff.

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268 ^ Der Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.

ad 11. K.S. erkenne mit Dank, dass Kf. seine Gedanken dahin ge- richtet, dass die von K.Mainz gegen Erfitrt gerichtete Ezecution sas- pendiert werde, auch er hätte sich gegen den jüngsten K.Mainziscben Ab- gesandten in gleicher Weise erklärt, er könnte nicht anders merken, denn dass dieses etwas gefruchtet ^ indem E.Mainz die Völker wieder zurück- gezogen, hätte aber ohnlängst nicht ohne Befremdung vernommen, dass der- selbe wieder ?on Herzog Ernst einen Pass durch dessen Lande gefordert hätte. Sollte dieses auf einen gewaltsamen Angriff angesehen sein, so laufe dieses der von dem Baron v. Boynebnrg zu Regensburg gethanen Erklärung zuwider, dass man nichts Thätliches gegen Erfurt vornehmen, sondern erwarten werde, was man zu Regensbnrg zu Conserviernng der Reputation und Rechte von K. Mainz im knrfürstl. Collegium oder sonst ergreifen werde. K S. habe daher seine dortigen Gesandten dem ent- sprechend instruiert, er werde schwerlich wegen seines Interesse geschehen lassen, dass eine solche Stadt sub praetextu dieser Ezecution occupiert und seiner Protection entzogen werde.

ad 12. K.S. vermeine, dass dieser Punkt auf dem Reichslage erörtert und die Innungen dergestalt eingerichtet werden müssten, dass die hohe Landesobrigkeit sich vorbehalte, selbige zu restringieren oder zu modificiereo.

Ferner hätte K.S. an Kf. zu bringen begehrt, was wegen- des dem Herzog August zu Sachsen neulich zu Regensburg vom Kaiser und den meisten Ständen bewilligten voti et sessionis vorgegangen >). Er hoffe, Kf. werde das Werk nicht ferner difficulticren, bei der Anfrufung des votum solle nicht Quer fürt genannt werden und also kein neues votum sein, sondern das alte Sächsische votum bleiben, recoromendiere solches nochmals aufs beste.

Schwerin dankt und erklärt, darüber dem Kf. referieren zu wollen.

Actum Torgau 19./ [29.] December 1663 hora 4 postmeridiana.

29. Dec. Schwerin erklärt: ad 1. Obzwar Kf. dafür halte, dass das in Re-

gensburg bewilligte Triplum bei weitem nicht zureiche, so wolle er es doch dabei bewenden lassen, weil er befürchte, dass, wenn man etwas neues proponieren liesse, solches mehr zur Behinderung als zur Beförderung der Sache ausschlagen könnte, zumal weil die Städte sich so gar widerwärtig bewiesen. K.S. möge dahin wirken, dass, wenn die 24000 Mann, auf welche er das Triplum berechne, aufgebracht wären, man auf mehr Succurs be- dacht sein möge, weil bekannt, dass solches corpus in solchen Quartieren leicht zerschmelzen werde. Auch gefiele dem Kf. das K. Bairische votum so unebeu nicht, da alles vergebens sein würde, wenn man nicht zum hello offensivo wider den Türken überginge. Wegen des General-Commando der Reichsarmee sei am kaiserl. Hofe und andern Orten viel Redens und Für-

<} S. oben S. 180 ff.

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ZasammeDkooft zu Torgau. 269

schlageus gewesen Wie aber Kf. bei allen Occasionen zn erkennen gege- ben, dass die Regierung so vieler Lande und andere Angelegenheiten ihm Dicht gestatteten, ein so schweres Werk über sich zn nehmen, absonderlich da er beim Reiche anch keinen grossen Eifer verspüre, die Hülfe mit Nach- druck zu leisten, so wäre auch ferner an ihn deshalb nichts gebracht wor* den. Kf. wünsche, dass der Allerhöchste ein solches Haupt erwecken wolle, so dieser Last genngsam gewachsen, und dass einer ans dem K.- Sächsi sehen Hause sich damit beladen lassen wolle, er wolle dieses nach allen seinen Kräften befördern helfen, K.S. möchte sich darüber expecto- rieren.

Ef. halte es auch für zuträglicher, wenn die Reichsarmee nicht von einem Haupte geworben werden soll, dass die Werbungen in den Kreisen von einem jeglichen Kreisobersten geschehen, da es viel Weitläuftigkeit geben würde, wenn die Werbungen von so vielen Ständen sollten angestellt werden. Er besorge, wenn dieses in Regensburg proponiert werden sollte, dass es nur Verzug verursachen dürfte, weil die meisten Gesandtschaften sich defectu mandati entschuldigen würden, daher würde ihm lieb fein, wenn K.S. sich zu einer Defensionshülfe verstehen wollte, welche, ob sie zwar ZQ allen Occasionen nicht zureichend, doch znr Abwendung der Gefahr hochnöthig sei, er erbiete sich zu einer gleichmässigen Hülfe und erwarte nur, wie hoch K.S. solche determinieren wolle, auch werde ihm lieb sein, wenn die Kreishülfe zustande gebracht werden könnte.

ad 5. K.S. möge Sorge tragen, dass das Schreiben an Polen behut- sam eingerichtet werde, Kf. sehe es nicht gern, dass fremde Kronen, ab- sonderlich Frankreich, darans Ofifension ergreife.

ad 10. 11. K.S. möge die Jägerndorfer Sache befördern, Kf. wolle dem Begehren zufolge entwerfen lassen, wie etwa das Schreiben einzurich- ten sein möchte, er werde sich ebenso die Erfurter Sache aufs beste re- commendiert sein lassen.

Das desiderium des Herzogs August finde Kf. auf aller Billigkeit beruhend und es sei ihm lieb, dass die evangelischen vota vermehrt würden, es würde damit auch keine Schwierigkeit geben. Es wäre nnr Streit ratione loci, und dass seine Vettern von Baireuth sich beschweren möchten. Daher wünsche Kf. zu wissen, wie sich dieselben etwa darüber erklärt hät- ten, er halte dafür, dass es nicht gross zu bedeuten hätte, was für ein Ort dem Herzoge August assigniert würde.

V. Priesen dankt und sagt zu, K.S. werde über die verglichenen Punkte seinen Gesandten in Regensburg gemessenen Befehl zukommen lassen nnd auch in pnblicis mit dem Kf. alle gute Correspondenz continuieren, nur wegen des letzten Punktes hoflfte er, Kf. werde das desiderium des Herzogs August per mandata an seine Gesandtschaft so secundieren lassen, dass ihm nicht allein votum und sessio an sich selbst, sondern auch der Ort, wo das K.Sächsische Haus seine vota ablegt, gestattet werde.

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270 4- I^^r Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.

Actum Torgau 20./[30.]December 1663 hora 10 matutina.

30. Dec. V. Friesen ericiärt als Antwort K.S.s, derselbe sei mit Kf. darin einig,

dass zum Türkenkriege 24000 Mann nicht zulangen, man wolle daher in Regens barg votieren, dass man nach deren Aufbringung dem Kaiser mit noch einem considerablen Corpo secundiere. K.S. wünsche zum Anführer ein Haupt ?on Ansehen, hoffe, dass Kf., wenn das Werk direct «in ihn ge- bracht werde, sich mit dieser Function werde beladen lassen, er hoffe, dass wenn ein Haupt von solcher Autorität dazu käme, der Eifer im Reirh j^rösser sein werde. Die a parte Verfassung von R.Sachsen und K.Bran- denburg werde ohne Abbruch der Kreisverfassung verstanden, also dass die 4000 Mann zu beiderseitiger Defension zu gebrauchen. Da K.S. dem Kaiser ein starkes Regimeut gesandt, was andere Kreisstände nicht gethuu, so dürfe dieses Regiment und auch was Kf. für den Kaiser gethan die Kreishülfe vertreten und wolle mau die anderen Kreisstände crmahnen, sich in gleicher Weise anzustrengen. Wenn K.S. und Kf. jeder mit 4000 iMann gefasst wären, könnte solches eine bastante Reserve sein, die Grenze za vertheidigen und im Nothfall auch zur Assistenz gegen die Türken zu ge- brauchen *).

Im Streite der coUegia verspricht K.S. in Regensburg gute officia, für die Eibverbrüderung Mittheilnng der nöthigen Archivalien; er will in Regensburg im Interesse beider wirken, dafür soll Kf. als Nachgeord- neter im Kreise dafür sorgen, dass daheim alles in Ruhe and Frieden bleibe, und die Wünsche Herzog Augusts unterstützen').

Infolge des Beginnens des Eisganges auf der Elbe bricht Kf. sogleich auf, so dass keine Conferenz mehr gehalten werden kann, seine Bagage muss über Dresden zurückgehen.

Geheimenraths- Protokoll. D. Cöln a. d, Spree 19. /[29.] Januar 1664.

[Confereoz mit General Würtz.] 29. Jan. H- Kanzler Jena referiert von der Conferenz, so er mit H. Wurtz

1) Auf eine Anfrage K.Sacheens vom d./I3. März 1664, ob Ef.« nachdem sie zu Torgau verabredet hätten, 3000 Mann z. F. und 1000 z. R. zur Sichening ihrer Lande parat zu halten, noch bei seiner damaligen Meinung verharre, antwortet Kf. (d. Cöln 15/25. März 1664): ,So haben wir anch soviel Völker anf den Bei- nen, dass wir demselben, wae wir zu Torgau mit E. Ld. verabredet, wenn es die Noth erfordert, jederzeit, sonderlich was das Fussvolk anlanget, ein work- lichee Qenüge leisten können, und zu den Reutern können wir auch leichtlich gelangen, also dass wir es unserstheils bei solcher Abrede nochmals bewenden lassen and von E. Ld., wie Sie es halten wolle, fernere Erklärung erwarten.*

^ S. das Rescript des Kf. an die Reichstagsgesandten vom 9. Januar 1664, in welchem er denselben die Ergebnisse der Torgauer ZosamTneukunft niittheilt und ihnen die entsprechenden Weisungen ertbeilt, oben S. 2 16.

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Cooferenz mit Würtz. Züsammenkanft mit R.Sachseo za Berlin. 271

gehalten 0> wcH er über der Gratolation noch etwas mehr anzobringen, ob er Apertur davon thon wollte.

^ürtz hat erklärt, er sollte, nachdem Kf. an die Pommersche Regierung geschrieben und die Noth des Türken vorgestellt, sie dieses dem König communlciert und derselbe des Kf. Vorsorge wohl aufgenommen, vernehmen, 1) wie Kf. vermeine, wie es wegen der Defension contra Tnrcam einzurich- ien, 2) hätte er wissen wollen, wie die negotia der Tractaten in Schweden stäDden. Dann fragte er an wegen der Rheinischen Allianz, ob Kf. hinein- treten wolle. Es ist ihm erklärt worden, Kf. hätte sich erklärt, aber es wä- ren etliche Punkte darin, so nach dem jetzigen Znstand nicht könnten bestehen.

Es wird berathen, was ihm wegen der Verfassung gegen den Türken zu sagen sei, Kf. entscheidet:

1) zu reden von der Defension, wie wir die Grenzen gegen die Ca- Daillen [vertheidigen wollen], ihm zu sagen und za communicieren, was mit K.Saphsen vorgegangen.

Ob man nicht Mecklenburg, Braunschweig-Lünebnrg auch dahin disponieren könne, dass sie uns assistierten. Qewiss wäre es, dass es das beste, wenn man ein Haupt hätte, dem man das Geld gebe, aber das wird schwerlich geschehen.

Was von Krockan geschrieben, kann man ihm communicieren, und möchte H. Wurtz auch seine Meinung sagen.

ProtocoUum was bei Anwesenheit I. Chf. D. zu Sachsen alhie

zu Cöln an der Spree auftn Schlosse im April 1664 die Churf.

Sachs. Herren Geheimen Räthe des Herrn Oberpräsidenten

Freiherm von Schwerin Gn. proponiret haben.

1. Conferenz. Protocoll dessen, was die K.Sächs. H.H. Ministri, der Freiherr v. Friesen und General-Lieutenant Wolf Christian v. Amheim den 24. April 1664 dem Churbrand. H. Oberpräs. Freiherm v. Schwerin

proponiret.

V. Friesen erklärt, K.S. hätte in Regens bürg mit Freuden die grosse 4. Mai. Sorgfalt verspürt, welche Kf. zur Erhaltung der Sicherheit im Reiche öffent- lich bezeigt, und dass zwischen den beiderseitigen Gesandten gute Ver- traulichkeit gepflogen, er habe auch befohlen, solche Vertraulichkeit zu con- tinuiereu. K.S. habe, wie er zu Torgau zugesagt, die Jägerndorfer Sache sofort dem Kaiser schriftlich vorgestellt, auch dieselbe in Regensburg beim Kaiser mündlich und beim kurfürstl. Collegio recommendiert und er- biete sich, auch ferner darin alle gute officia zu thun Betreffend die ver-

») S. ürk. u. Akt IX S. 775. 778. Worts war wahrscheinlich von der schwedischen Regierung nach Berlin geschickt worden, um dem Kf. za seiner glücklichen Heimkehr ans Prenesen zu gratulieren.

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272 4* ^^^ Anfang des Begensburger Reichstages. Anbang.

abredete reciproque Assistenz habe E.S. schoo aogefaDgea, zu dereo Expedierung Anstalt zu machen, es wäre ihm lieb gewesen zu vernehmen, dass Ef. sich mit dem Schwedischen O.Lienten. Würtz deshalb vereint und dessen Gedanken ihm mitgetheilt habe ^), die beabsichtigte Zusammen- schickung von Gesandten lasse er sich desto mehr gefallen, je vortbeilhafter es für den ganzen Kreis wäre, dass dergleichen gute Verfassung geschehe. Nachdem nenlich der Niedersächsische Kreis auf ein Triplum an Völ- kern nnd ein Simplum an Gelde geschlossen, nnd da es gnte Facilität geben könnte, wenn diese beiden Kreise zusammenhielten, wünsche er des Kf. Ge- danken darüber zu vernehmen, ob man den Obersächsischen Kreis daza disponieren und zu diesem Zweck eine Kreisversammlung ausschreiben solle.

K.S. danke dafür, dass Kf. in der Erfurter Sache wirklich die Ver- mittelung betrieben hätte, dessen Schreiben an K.Mainz sei nicht ohne Effect gewesen. Da er aber bemerke, dass der Kaiser stark auf die Pa- rition dringe, gleichwohl aber verlaute, dass der gemeine Pöbel so. unge- zogen sei, dass der Magistrat nicht mehr Macht hätte denselben zur Raison zu bringen, auf welchen Fall K.Mainz sicher auf die Execution dringen werde, so wäre er sehr besorgt und wünsche von Kf. zu vernehmen, was vor die Hand zu nehmen, damit demselben vorgekommen und gefährliche Consequenzen verhindert würden.

V. Schwerin bezeugt des Kf. Freude über diesen Besnch, bittet mh der Bewirthung nach Gelegenheit der Zeit vorlieb zu nehmen und verspricht Antwort auf die proponierten Punkte.

2. Conferenz. Den 25. April 1664.

5. Mai. V. Schwerin erklärt: ad 1) Kf. danke für die Bemühungen K.Ss. in der Jägerndorfschen Sache, da aber darauf bisher noch kein effectus am kaiserlichen Hofe erfolgt sei, Kf. aber gemeint sei, in dieser Sache ein-

1) Kf. hatte (d. Cölo 22. März/ I.April 1664} K.Sachsen mitgetheilt, er habe oealich mit dem SchwedischeD CLieateoant v. Würtz bei desaeo Anwesenheit in Berlin, gemäss der in Torgau getroffenen Abrede, wegen einer DefanBions- verfassang der vornehmsten Stande des Ober- ond Niedersachsischen Kreiaea gegen die Türken verhandelt (s. darüber das oben S. 270 f. mitgetheilte Qeh.Raths- Protokoll vom 19./ 29. Januar 1664); derselbe habe jetzt (in einem Schreiben an den Fürsten von Anhalt, d. Stettin 10./20. März 1664) berichtet, dass man in Schweden bereit sei, das Werk zu befördern und auch andere Stande dea Niedersächsiachen Kreises, das Haas Braunschweig, Mecklenburg und Hol- stein aufzunehmen. Rf. habe sich darauf zur Beschickung einer Zusammenkunft be- reit erklärt und als Ort derselben Goslar, Magdeburg, Taogermünde, Salzwedel und Lüneburg vorgeschlagen; er ersucht K.Sachsen, auch an dem Werke mitzuhelfen und wegen Ort und Zeit seine Meinung zu eröffnen. Darauf hatte Herzog Mo- ritz von Sachsen, als Statthalter für seinen noch in Regensburg abwesenden Bruder, geantwortet (d. Dresden 31. März/ 10. April 1664), er werde dieses dem Kurfürsten bei dessen bald bevorstehender Rückkehr melden, und gebeten, so lange zu warten. S. auch Urk. u. Akt. IX S. 778.

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Zasausmenkonft mit E.Sachseo su Berlio. 273

mal eioe endliche Richtigkeit za treffen, so ersnche er K.S., ihn auch fer- ner dabei za nnterstützen.

ad 2) Ef. halte aach jetzt für nöthig, ansser der Reichshülfe auf De- fension der Grenze hedacht zn sein. Er habe zwar gemeint, dass das ▼om Obersächsischen Kreise bewilligte Triplnni zur Kreisdefension angese- hen sein solle, da er aber heute vernommen, dass es auf die za Regensbnrg gewilJigte Tripelhülfe za verstehen sei, so wolle er sich mit R.S. gern hiernnter conformieren, wenn man nach dem Beispiel des Niedersächsischen Kreises auch eine solche absonderliche Hülfe thnn möchte, er stelle ganz K.S- anbeim, wie dieses werkstellig zn machen sei.

ad 3) in der Erfnrter Sache, da K.S. selbst erkenne, dass der Kai- ser and K.Mainz anf die Parition dringen würden, and wünsche, dass die Stadt billig parieren solle, so erbiete sich Kf., dieselbe dazn za ermahnen.. Er gebe auch za bedenken, ob es nicht rathsam sei, im Falle die jnra, welche beide Karfürsten za Sachsen and za Mainz an diese Stadt prätendierten, noch streitig wären, dass sie beide hich zaförderst darüber verglichen, was einem jeden zustehen solle, und K.S. alsdann sich erbiete, er und sein Hans und erforderlichen Falls der ganze Obersäcbsische Kreis wollten die Stadt daza bringen, da^s sie da^^jenige, was man alsdann K.Mainz zuge- stehen werde, acceptieren solle, wozu Kf. seine Hülfe zusage.

Ueber die anderen Torgauer Funkte wolle er nicht proponieren, da er sehe, dass K.S- so sehr wieder wegeile. Da aber von den Gesandten zn Regensburg berichtet werde, dass, sobald der Kaiser aufgebrochen, man deliberieren wolle, ob der Reichstag continuiert oder in einen Deputations- tag verändert werden solle, wünsche Kf. K.S.s Gedanken darüber zu ver- nehmen. Noch einen anderen Funkt halte Kf. für nöthig, hier zu repe- tieren. Bei neulicher Zusammenkunft sei desideriert worden ^), dass das von Kf. wider die theologische Fakultät zp Wittenberg erlassene Edikt ge- mildert werde. Kf. habe das auch so viel bei ihm gelten lassen, dass er seitdem wider den Inhalt des Edikts diejenigen, welche nur von Wittenberg gekommen, zum ministerio befördeit hätte, und er hätte es noch ein wenig ansehen wollen, wie sich die Theologi anf K.S.s harten Verweis verhalten würden, da dann das Edikt nicht allein von sich selbst dahin gefallen, son- dern Kf. auch den jungen studiosis den Besuch von Wittenberg erlaubt haben würde. Allein zu seiner grossen Bestürzung sei neulich ein grosses weitlänftiges Scriptum der Wittenberger theologischen Fakultät hervor- gekommen '), worin dergleichen harte, anzügliche und erschreckliche Redens- arten enthalten, als noch nie sich in Schriften zwischen diesen streitenden evangelischen Kirchen gefunden. Kf. wolle davon, dass in diesem Scriptum den reformierten Glaubensgenossen die Seeligkeit ganz abgesprochen werde, und anderem absehen, darüber aber könne er nicht umbin zum höchsten

«) S. oben 8. 265. 267. ^ Diese Schritt fährte den Titel: Zeugnisse der tbeologiscbeD Fakultät nnd MiDisteriaaoB , dass die Calvioische und ZwiDgliscbe Lehre verdammlich sei, s. Hering, Nene Beiträge II S. 179.

Il«t«r. X. Geiicb tt 0. Kurfurtt4*o. XI. 1$

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274 4. Der Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.

klagen, dass dieses Scriptam eigentlicb gegen ihn gerichtet, dass darin weiter gegangen sei, als es Theologis gezieme, dass sie hierunter aach wider den Religionsfrieden and das Instr. Pacis bandelten, dass sie auf ganz anverantwortliche Weise ihn and seine Vorfahren beschnldigten, als hätten sie ihre getreuen Lutherischen XJnterthanen aus dem Lande vertrei- ben wollen, u. s. w.

Kf. stelle zu K.S.s Belieben, was er gegen die Antoren dieses Baches wegen ihres Ungehorsams verordnen wolle, und sei nicht gemeint, ihm hierüber etwas vorzuschreiben, bitte aber K.S. es künftig nicht übel zu empfinden, wenn er solche Mittel gegen dieses Scriptum der Witten- berger Theologen gebrauche, die den autoribas ihren Unfug öffentlich zeu- gen and seine getreaen Unterthanen warnen könnten, sich vor diesem Scriptum zu hüten.

V. Friesen versichert darauf, dass weder sie, die Deputierten, noch, wie sie meinten, ihr Kurfürst, von dem Buch der Wittenberger wisse, der- selbe werde sich gewiss darauf so erklären , dass Kf. zufrieden sein und das gute Vertrauen zwischen ihnen nicht gestört werde, sie würden hier- über wie über das andere referieren.

3. Conferenz. a meridie eodem die den 25. April 1664.

5. Mai. y. Friesen erwidert: Wegen der Assistenz wolle K.S. eine Zusam-

menkanft des Obersäcbsischen Kreises zu Montag nach Trinitatis an- setzen, die Verhandlung mit dem Niedersächsischen Kreise könnte bei dieser Zusammenkunft gleichfalls besprochen werden, wie denu^ wann ratione modi die Kreisobersten es festgestellt, die Sache leicht einzurichten .sein werde, weil im Niedersächsischen Kreise dergleichen schon angestellt sein solle. Da aber indessen Brandenburg und Sachsen leicht die erste Gefahr treffen könne, so stelle er anheim, ob man sich nicht hier- unter schon praeliminariter in quanto und modo succurrendi einigen wolle. NB. Dieses ward hernach also declariert, dass es nicht allbier abgehandelt werden sollte, sondern erst auf dem bevorstehenden Convent.

K.S. danke für des Kf. Erbieten, Erfurt zu disponieren, dass die. Strei- tigkeit beigelegt werde. Nachdem von Regensbnrg eine Schickung an Erfurt geschehen und sie zam schuldigen Gehorsam anermahnt worden, wünsche er erst zu erfahren, was solches gefruchtet; wenn solcher Bericht einkäme, wollte er ferner Apertur davon thun und bitte er, dass Kf. dann seinem Erbieten naclikommen wollte. Er wüsste aber nicht, dass wegen der jurium mit K.Mainz Streit entstanden sei, als bis zu der neulich von demselben begehrten Gebetsformel, vermeinte sonst, ob nicht der Parition dadurch abzuhelfen, wenn untersucht würde, was eines jeden Intention in dieser Sache gewesen, und hernach das Werk vel per interpositionem vel per coromisf^ionem gehoben würde.

Wegen der Erbverbrüderung werde Kf. von seinen Gesandten er-

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Zusammenknort mit R. Sachsen su Berlio. 275

fahren haben >) 9 dass die Gesandten- der drei Uänser deshalb beim Kaiser hätten einkommen wollen.

Das Buch der Wittenberger Theologen kenne K.S. nicht, er werde es einfordern und examinieren lassen und, wenn es sich also befinde, als angezogen worden, solche Verordnung ergehen lassen, dass man spüren solle, er wolle, dass dem Instr. pacis und defi Reichsgesetzen nachgelebt und, 80?iel Gewissens halber geschehen kann, nachgekommen werde.

K.S. sehe es gern, dass der Reichstag continuiert werde.

4. Gonferenz. Den 26. April 1664.

V. Schwerin erklärt, Kf. bit'te um Fortsetzung der Recommendation G.Mai, in der Jägerndorfer Sache. Da er vernehme, dass K.S. ehestens zum Kaisejr nach Prag kommen werde, so bitte er dort die Sache zu recom- roendieren.

Kf. sei mit Zeit und Ort für die Obersächsische Kreisverfassung einverstanden. Modus und Quantum der gegenseitigen Assistenz bedürfe reifer Deliberation, vorläufig meine er, weil beide Kreise sich von allem aufgebrach- ten Volk nicht würden entblössen wollen, hätte man zu begehren, es möchte die Hälfte der aufgebrachten Völker zur Bewachung der Grenzen beider Kurfürstenthümer hergegeben werden, deren Unterhalt ans den Kreisen er- folgen müsse. Da K.S. zur Besetzung seiner Grenzen von diesen Truppen mehr vonnötben haben werde, so werde er mit einem Drittel jener Hälfte zttHeden sein, die er ins Crossensche und einige andere Orte an dem Neuen Graben verlegen werde, K.S. werde etwa die Sechsstädte in Acht zu neh- men haben. Auch werde der attaquierte Tbeil von dem anderen, der dies nicht zu befahren habe, succurriert werden müssen, worüber die Officiere zu beordern seien.

Für die Continaierang des Reichstages werde auch Kf. durch seine Gesandten wirken lassen.

KorfUrst Johann Georg von Sachsen an den KnrfBrsten. D. Dresden 13./[23.] Mai 1664.

[BemfuDg eines Kreistages nach Leipzig.]

Nachdem die Jüngst zu Braunschweig versammelt gewesenen Ge- 23. Mai. sandten der Stände des Niedersächsischen Kreises bei den Ober- sächsischen beantragt haben, dass vermittelst Zusammenschicknug beide Kreise sich vereinigen möchten, wie die Assistenz bei diesen böchstgefäbr- lichen Zeiten einzurichten , nachdem ferner der Obersächsische Kreis das im vorigen Jahre zu Leipzig bewilligte Triplnm dem Kaiser hat gänz- lich zur Hülfe senden müssen und derselbe daher bei der aufs neue dro*

0 S die Relationen derselben vom 21. ond 28. März 16)4, <oben S. 2d2f.) worin sie klagen, dass K. Sachsen auch um diese Angelegenheit sieh nicht kümmere.

18*

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276 ^' l>or AofaDg des Regeosbarger ReichstageR. Anhang.

henden Türkengefahr ganz ohne Verfaisang steht, bat er nach yorberiger persönlicher Uoterredang mit Kf. und dem Herzoge ?oo Alte ob arg eine KreisTersammlnng auf den 13. Juni nach Leipzig ansgeschriebeo, um vor- oebmlicb za bereden, ob, gleich dem Niedersächsischea Kreise, noch ein anderweitiges Triplom an Volk und Simplum an Geld zn des Kreises Yer- Sicherung eilend zusammenzubringen und wie die Grenzen zu besetzen, auch was mit dem Niedersächsischen Kreise der reciprocierlichen Hülfe und Assistenz halber zn tractieren und wer deshalb abzuschicken sein möchte. Kf. möchte die Versammlung beschicken.

PS. Er empfiehlt seinen Q^n. Lieutenant Wolf Christoph v. Ar- nim b zum General über die Ereistruppen.

Instraction fttr unsere Hof- and Kammergerichts- and Halber- städtische Regierungs- und Kammerräthe Philipp Wambold von Umstadt und Johann Budendach. D. Cöln a. d. Spree

7./[17.]Juni 1664.

[AnfbriogaDg eines Kreisbeeres; Sicheraog der Greozen; Vereinigang mit dem NiedersächsiRcheo Kreise. Die Erfurter Sache.]

17. Juni. 1) Kf. erachtet für nöthig, dass ausser der gemeinen Reicbshülfe,

welche im Felde wider den Türken agieren muss, zur Defension des Krii- ses ein Triplum an Volk und Simplum an Geld spätestens in 2 Monaten aufgebracht und dabei die 1663 gemachte Eintheilung der Coropagnieen, Regimenter u. s. w. beibehalten werde. Was Kf. für seine Kurland e von den vorigen Bewilligungen noch schuldig (etwa 1828 Reicbsthaler), erhalten Ges. mit tur Ablieferung in die Kreiskasse, was Kf. wegen Hinterpom- mern und Cammin von den seit 1656 gewilligten Römermonaten noch zuzutragen hat, soll «uoh ehest erfolgen.

2) Sollten die kaiserliche und Reichsarmee sich vor dem Erbfeind re- tirieren müssen, so müssen alle Völker des Kreises zusammengezogen und, da die beiden Kurfürstenthümer zunächst von dem Angriff bedroht sind, diese vornehmlich geschützt werden, Kf. würde dann Crossen, Frank- furt a. O., Beeskow nnd die Oerter daherum in Acht nehmen und will, da K. Sachsen mehr Oerter zn besetzen hat, mit einem Drittel des Kreis- volks zufrieden sein, und müsste im Notbfall ein Tbeil dem anderen un- gesäumt succurrieren.

3) Kf. wünscht Vereinigung mit dem Niedersächischen Kreise zn gegenseitiger Hulfeleistung, es muss sofort eine Abschickung dorthin erfol- gen, dieselbe würde am besten von K.Sachsen, Kf. und Sachsen- Alten- burg gescheheu, Kf. will dazu seinen Halberstädtischen Regiernngsratb Johann Bntendach bestimmen. Da die Sicherheit des Obersäcbsischen Kreises besonders darauf beruht, dass die Grenzen der Ober nnd Nie- der-Lau sitz wohl verwahrt werden, so sollen Ges. anfragen, ob K.S.

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Instruktion für die Gesandten zum Obersäohsischen Kreistage. 277

daza die Kreishullc mit gebraachen wolle, doch musste er dann a part dieser Lande wegen zo diesem Defensionswerk zatragen.

4) Kf. ist eiQverstanden damit, dass W. Chr. v. Arnimb als Oeo. Lieatenant das Commando über die Kreistroppen übertragen werde, doch darf ilim, bevor er nicht wirkliche Dienste thnt, die volle Verpflegong nicht gereicht werden. Diesfs Verfassung darf erst aufhören, wenn die Gefahr beseitigt ist. Die Artillerie betreffend hat schwere Stücke der Stand her^ zugeben, in dessen Lande agiert wird, wegen der Feldstücke kann es bei dem bleiben, was auf dem vorigen Kreistage beschlossen ist.

In dem Notificationsschreiben an den Kaiser kann erwähnt werden, derselbe möchte wegen des Proviants für die Armeeen, Beschirmung der Grenzen und Festungen gute Anstalt treffen und den Ungarn, Schlesiern und Mähren das exercitium religionis nicht ferner hemmen lassen.

Auf diesem Kreistage ist auch die Erfurter Sache zu überlegen. Ges. sollen vorschlagen, dass nomine des Kreises einige Völker in die Stadt entweder mit Zulassung des Raths und der Bürgerschaft gelegt oder sonst hineingebracht würden, um die Aufrührerischen so viel besser zum Gehorsam zu bringen und den Kreis zu verwahren, dass nicht an- dere auf Mittel, sie zum Gehorsam zu bringen, bedacht sein dürfen, sodann müsste man trachten, dass die Stadt mit K.Mainz ausgesöhnt werde und demselben Satisfaction geschehe, doch so, dass ihm nicht mehr, als wozu er vorher befugt, attribuiert werde, dann würde es sich wegen des Kaisers und Reiches hernach auch wohl finden.

Nebenmemorial für die Kurfürstlichen Abgesandten zu dem Kreistage. D. Cöln 7./[17.] Juni 1664.

[Die besondere Verfassung zwischen K.Sachsen and R.Braodeuburg. Zuziehung äcbwedens. Besetzung des Kreisgeneralats. Zulassung Herzog Augusts von

Sachsen zum Kreistage.]

Die von K.Sachsen auf der Zusammenkunft zu Torgau angeregte 17. Juni, absonderliche Verfassung beider Kurfürstenthumer hält Kf. in Anbetracht der Gefahr und, da es mit solcher Kreishülfe so langsam dahergeht, auch jetzt für nöthig nnd zuträglich. Er lässt es bei dem dort verabredeten Quantum (3000 z. F. und 1000 z. R.), doch könnte zur Erleichterung der Unterthaneu hierin die Kreishülfe mitbegriffen werden.

Weil aber gegen einen mächtigen Feind diese Verfassung zu schwach sein würde, so wünscht Kf., dass auch Schweden, mit welchem er schon deswegen verhandelt hat und andere fürstliche Häuser dazugezogen werden. Wenn die K. Sächsischen damit übereinstimmen, so könnte mit den an- wesenden Schwedischen Gesandten sofort daraus communiciert , das ganze Werk aber müsste auf eine besondere Zusammenkunft verschoben

') S. oben S. 271.

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278 ^or Anfang des Regensborger Reichstages. Anhang.

and zu dieser auch die anderen, welche weiter dazu zu ziehen, eingeladen werden, inmittelst bliebe doch das, was Kf. mit K. Sachsen abgeredet, in seinem vigor.

Nachdem nachträglich Fürst Emanuel ?on Anhalt bei Kf. angehalten, dass er zu der Charge als General über die Kreistruppen employiert würde, so lässt Kf. sich denselben, doch nnr im Fall E.S. von dem v. Arnimb abstehen sollte, gefallen.

Nachdem K.Sachsen bei Kf. angebalten, dass er seinem Bruder, dem Administrator von Magdeburg, bei diesem Kreistage Session und votum wegen Querfurt gestatten und ihm, wie in Regensburg, darin gegen zu erwartende Opposition assistieren möchte, und Kf. ihm auf dem Reichstage dieses zugestauden hat, so sollen Ges. darein willigen und jenen dabei unterstützen.

Wambold und Badendach an den Kurfürsten. D. Leipzig 15./ [25.] Juni 1664.

[Besprechaog mit den K. Sächsischen Gesandten. Eröffoung des Kreistages.]

25. Juoi. r2./22. Juni sind sie in Leipzig angelangt, haben aber ausser den K.Säch- siscbeu Abgesandten nur den für Vorpommern, Obristen Wulff, vorgefunden. 13./23. Juni haben sie die K.Sächsischen besucht nnd angefragt, wie K.S. in betreff der Aufnahme von Schweden in die besondere Verfassung denke; jene erklärten aber, da auf der neulichen Conferenz zu Berlin davon nichts Torgekommen, sondern nnr dieser Kreistag, Bewilligung noch eines Simplum und Verbindung mit dem Niedersächsischen Kreise, so hätte man geglaubt, Kf. hätte seine Meinung geändert. Vergeblich remonstrierten sie dagegen, jene behaupteten, darüber nichts in Instruktion zu haben. Y. Arnim, der etwas mehr Affection zu dieser Verfassung als die beiden anderen zeigte, berichtete, .K.S. hätte unter dem Namen des Landvolks wohl 3000 M. recht geworbene Völker auf den Beinen. Als sie darauf fragten, ob sich K.S. zur Besetzung der Grenzen in der Lausitz der Kreishülfe bedienen wolle, konnten sie darauf auch garkeine kategorische Resolution erhalten. In der ersten Sitzung 14. /24. Juni wurde nach Ver- lesung der Creditive die Proposition von den K.Sächsischen abgelegt, heute, 15./25. Juni, in der zweiten Sitzung wurde der erste Punkt der Proposition, Aufbringung eines zweiten Triplum an Mannschaft und Simplum an Geld, verhandelt. Die Verfassung selbst wurde durchgebends für nothwendig befun-» den, die meisten aber wollten von einer Werbung nichts hören, sondern stimmten auf Bewehrung des Landvolks oder auf ein Simplum oder höch- stens ein halbes Triplum geworbener Völker.

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Obersächsischer Kreistag zu Leipzig. 279

Dieselben an den KurfUrdten. D. Leipzig 18./[28.] Juni 1664.

[VerhandluDgeD auf dem Kreistage.]

Am 16. /26. hat sich endlicb die Majorität für das Triplnm aQ Volk 2d. Juni, and Simplom an Geld erklärt. Betreffs des zweiten Punktes (Bewahrung der Grenzen) waren auch die Meinungen sehr ungleich, die Majorität ent- schied endlich am 17./27. dahin, dass dieser Punkt sich am besten bei der bevorstehenden Conferenz mit dem Niedersächsischen Kreise würde erörtern lassen, dass auch eine Besichtigung der Grenzen nöthig sei, diese aber, ebenso auch, auf welche Weise das Triplnm zu employieren, den Kreisäm- tero anheimzugeben sei. Nachmittags wurde Punkt 3, Bestellung eines Generals, vorgenommen und von K.Sachsen G.L. v. Arn heim b empfohlen, wegen Verschiedenheit der vota aber konnte noch kein rechtes oonclusum gemacht werden. Heute (18./28.) wurde über Punkt 4 berathen und fast einstimmig beschlossen, dass die Zusammenschickung mit dem Nieder- sächsischen Kreise nothwendig sei, und wurde dieselbe den Kreisämtern, K.Sachsen, K.Brandenburg und Sachsen-Altenburg übertragen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Erfurter Sache vorgebracht und fast einstimmig beschlossen, an den Kaiser und an K.Mainz zu schreiben, dass die Stadt, nachdem dort die innere Unruhe beseitigt und sie schon völlige Parition geleistet, vom Banne befreit werden möge. Gestern Nach- mittag bei der Gegenvisite der K. Sächsischen haben sie sich vergeblich bemüht, deren eigentliche Intention in betreff der absonderlichen Verfassung zn erfahren, dieselben erklärten nur, man solle noch nicht mit^den Schwe- dischen coramnnicieren , sondern erst den Ausgang dieses Tages nnd der Conferenz mit dem Niedersächsischen Kreise abwarten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 22. Juni/ [2. Juli] 1664.

[K.Sachsen verweigert die besondere Verfassung. Die Erfurter Sache.]

Da auch aus dem Beantwortungsschreiben K.Sachsens hervorgeht, 2. Juli, dass derselbe die absonderliche Verfassung nicht für vorträglieh hält, so soUen sie deswegen keine weitere Anregung thnn. Dass Erfurt den kai- serliehen Mandaten völlige Parition gethan, kann Kf. aus dem, was bisher ihm zugekommen, der Formnl des Gebets und anderem, nicht befinden, Oes. sollen darüber gewissen Bericht einziehen und, wenn es sich nicht befindet, ihrer Instruktion nachleben.

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280 I>er Anfnog des Regensbnrger Reichstages. Anhang.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Leipzig 27. Juni /

[7. Juli] 1664.

[Die letEten VerhandlaDgen aaf dem Kreistage.]

7. Juli. Nachdem am 2()./:50. und 21./31. Juni zunächst durch eine Deputation

mit G. L. V. Ariiimb verhandelt nnd dann beschlossen worden war, unter den ?on dieser mit demselben yerabredeten Bedingungen demselben das Commando der Kreisvölker zu übertragen, wurde am 23. und 24. wegen Verbcssernng der Verpflegungsordnung verhandelt und ausserdem beschlos- sen, dem Proviantmeister wegen der Correspondenz monatlich 30 Thalcr zu seiner Qnge zuzulegen. Am 25. wurde der Abschied verlesen, 6.L. ?. Aruimb dem Kreise verpflichtet und das Notificationsschreiben an den Kaiser ') mit der inserierten Verwenduug für Erfurt verlesen, und als Ges. beantragten, denselben wegen Beischaffung des Proviants für die Armee in Ungarn, Bewachung der Grenze und Gestattung des exercitii religiouis in seinen Erbl luden zu erinnern, beschlossen, deswegen besondere Schrei- ben abzufassen. Am 26. wurden dieselben, sowie die revidierte Yerpfle- gungsordunug verlesen und daun der Kreistag geschlossen

Kreisabschied des Obersächsischen Kreistages. D. Leipzig 25. Juni/ [5. Juli] 1664.

[Bewilligung eines neuen Triplum an Volk nnd vorläufig eines Simplnm an Geld.

Inspicioruug der Grenzen. Ernenuang v. Arnims zum General der Kreistruppen,

Koruhöffers zum Kreiszahl- nnd proviantmeister.]

5. Juli. Da das im vorigen Jahre beschlossene und wirklich aufgebrachte Tri-

plum an Volk, nachdem auf dem Reichstage dem Kaiser vom ganzen Reiche ein Triplum bewilligt worden, nach Ungarn geschickt nnd so die ganze Kreisverfassnng dabin angewendet ist, ist in anbetracht der fort- dauernden Gefahr beschlossen worden, ein neues Triplum anfzubringeD, wozu ein jeder Stand sein Coniingent binnen zwei Monaten bereit zu halten hat. Zugleich hat jeder Stand Vorkehrung zu thun, dass im Nothfalle ein allgemeines Landaufgebot erfolgen kann.

Die auf dem vorigen Kreistage angefertigte Liste der aufzubringenden Völker und die Bestimmungen über die Vertheilung derselben unter die einzelnen Stände, über Besoldung, Artillerie, Munition u. s. w. sind revi- diert und neueingerichtet worden und sollen in dieser Gestalt pro norms dienen.

») Dasselbe (d. 25. Juni/5. Juli 1664) bei v. Tettau, Die Reduktion von Erfurt und die ihr vorangegangenen Wirren (Jahrbücher der K. Akademie gemein- nütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. III S. 334 f.; Inhaltsangabe Diar. Europ. XI 8. 383.

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Oberaachsischer Rroistag £q Leipzig. 281

Zo dem auf dem vorigen Kreistage bewilligten Simplom an Geld ist noch ein anderweitiges Simplam binnen Monatsfrist zar Kasse zu liefern bewilligt worden, auch soll im Fall der Noth ?on dem Kreisobersteo mit Zastimmong des Nach- und Zugeordneten noch ein Monat ausgeschrieben werden.

Betreffend die Sicherung der Grenzen des Kreises gegen Böhmen und Schlesien hin, ist zunächst Inspicierung derselben und Berichterstattung darüber an den Kreisobersten beschlossen worden. Ob aber solche Grenze mit Landvölkern zu besetzen und das Triplum von den Geworbenen zu mehrerem Nachdruck beisammenzuhalten und an den bedrohten Ort zu stellen y ist bis nach der mit den Niedersächsischen Kreisdeputierten wegen reciprocierlicher Assistenz beider Kreise zu haltenden Conferenz ausgesetzt worden.

Das Conimando über das Kreiscorpo ist dem 6. Lieutenant v. Arnim b übertragen worden, derselbe soll nur einen G.Adjutanten unter sich haben und soll dafür vom 1. September an ausser der Kriegsoperation monatlich 233 Rthlr. 8 Groschen, wenn er aber zu Felde gehen und gegen den Feind agieren muss, 466 Rthlr. 16 Groschen erhalten. Zum Kreiszahl- und pro- viantmeister ist der Obriste Wachtmeister Johann Kornhöffer ernannt und demselben für sich und seine Leute 100 Rthlr., dazu noch für Füh- rung der Correspondenz 30 Rthlr. monatlich bewilligt worden.

Die Kreisrechnungen des Raths von Leipzig sollen durch eine De- putation geprüft werden.

Dieser Kreisabschied soll dem Herkommen nach dem Kaiser und den 4 benachbarten correspondierenden Kreisen communiciert werden.

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Abschnitt 5.

Der Türkonkrieg. 1663 - 1664.

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Einleitung.

Der Krietr, welchen Kaiser Leopold I. iq den Jahren 1663 1664 ge- gen die Türken zu fuhren gehabt hat» ist veranlasst worden^) darch die 8iebenbürgi sehen Wirren der Jahre 1658 1662, und diese wiedernm haben ihren Ursprung in den Verwickelungen des nordischen Krieges. An diesem Kriege hatte auch, und zwar auf schwedischer Seite, der unter türkischer Oberhoheit stehende Orossfürst von Siebenbürgen, Georg Rakoczj II. Theil genommen. Von König Karl Qnsta? durch das Versprechen eines Theiles ?on Polen angelockt, war derselbe, ohne die Zustimmung des Sultans einzuholen, 1657 mit Heeresmacht in Polen ein« gefallen, aber sein Unternehmen hatte den unglücklichsten Ausgang gehabt; fon seinem schwedischen Bundesgenossen, welcher inzwischen seine Waffen gegen Dänemark gewendet hatte, im Stich gelassen, war er von den Polen und den mit diesen verbündeten Tataren geschlagen worden, fast sein ganzes Heer war vernichtet worden, und er selbst hatte als Flüchtling in seine Heimat heimkehren müssen. Zugleich aber hatte er sich durch sein anvorsichtiges Unternehmen die Ungnade des Sultans Muh am ed IV. zuge- zogen. Dieser, welcher mit Polen in Frieden geblieben war und dasselbe durch die von ihm abhängigen Tataren hatte unterstützen lassen, erklärte Rakoczy für abgesetzt, Hess, da derselbe Widerstand leistete, Truppen in Sieben- bürgen einrücken und ernannte, ohne sinh um das Wahlrecht der dortigen Stände zu kümmern, einen anderen Magnaten Barcsai, welcher sich zu härteren Bedingungen verstehen musste, zum Qrossfürsten. Aber die Mehr- lahl der Siebenbürgen hielt an Rakoczy fest, und so wufde dieses Land während der Jahre 1658 1660 der Schanplatz eines Wechsel vollen und ver- heerenden Krieges, in welchem schliesslich Rakoczy unterlag. Im Mai 1660 wurde er in dem entscheidenden Treffen bei Szaraosfalva geschla*

gen und tötlich verwundet und starb bald nachher in Qross Wardein. . _ _ -^ ^

0 8. v. finge 1, Geschichte des Ungarischen Reiches V8. Iff. Zinkeisen, Geschichte des Oamauischeo Reiches IV S. 871 ff. Pohler, Oesterreichs Türken- krieg 1603—1604 (Programm des kduigl. Friedrichsgymnasinrns su Frankfurt a. 0. 1879; dasselbe behandelt nnr die Vorgeschichte dos Krieges bis 1660).

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286 5. Der Turkeokrieg.

Das türkische Heer sog darauf gegen diese feste Stadt, die kleine Besatzung derselben yertheidigte sich mit der grössten Tapferkeit, mnsste aber endlich am 80. August capitulieren. Doch die Anhänger Rakoczjs setzten den Widerstand fqrt und erwählten 1. Januar 1661 dessen früheren Feldherren Kemeny Janos zum Grossfürsten, aber die Pforte wollte denselben nicht anerkennen, sie erzwang, nachdem Barcsai in dessen Hände gefallen und ▼on ihm getötet war, die Erhebung eines anderen Magnaten Michael Apjaffj %nm Grossfürsten und Hess, als Kemeny den Widerstand fort- setzte, 1661 aufs neue ein Heer in Siebenbürgen einrücken.

Die oesterreichische Regierung hatte in diesen Wirren bisher eine sehr zweideutige Haltung eingenommen. Sie hatte die Bitten Rakoczy« um Hülfe zurückgewiesen, hatte denselben aber insgeheim zum Widerstände ermuntert und ihn in seiner Bedrängniss 1658 znm Abschluss eines Ver- trages bewogen, in welchem er vier Festungen dem Kaiser zu übergeben zugesagt, und diese Festungen waren dann auch durch die Truppen des in Oberungarn stehenden kaiserlichen Generals de Souches besetzt worden. Als dann die Türken vor Gross Wardein erschienen , hatte die Besatzung in Wien um Hülfe gebeten, der Kaiser hatte auch de Souches den Befehl ertheilt, der Stadt Entsatz zu bringen, allein der Be« fehl war zu spät gekommen und dessen Truppenmacht zu schwach ge- wesen, als dass er demselben hätte Folge leisten können. Nach dem Falle der Stadt hatte dann die oesterreichische Regierung in Constautinopel drohende Vorstellungen gemacht, sich des Wahlrechts der siebenbür- gischen Stände angenommen und zugleich verlangt, dass diejenigen sie- ben oberungarischen Comitate, welche sie früher Rakoczj ebenso wie dessen beiden Vorgängern Bethlen Gabor und Georg Rakoczj I. auf Lebenszeit überlassen hatte und welche sie jetzt als heimgefallen betrachtete, ihr zurückgegeben würden, aber die Pforte wollte davon nichts wissen und so kam es, obwohl keine förmliche Kriegserklärung er- folgte, 1661 zum Ausbruch der Feindseligkeiten in Ungarn. Diese 0 wur- den zunächst von beiden Seiten mit sehr ungenügenden Streitkräften ge- führt. Der kaiserliche Feidmarschall Monte cuccoli, welcher mit etwa 25000 Mann bei Comorn stand, erhielt den Befehl, nach Siebenbürgen vor- zugehen und Kemeny Janos zu unterstützen. An der Theiss bei To- kai angekommen, fand er das türkische Heer unter dem Pascha Ali von Temeswar bis dorthin vorgedrungen« aber derselbe wagte kdnen Kampf und zog sich vor ihm zurück, Montecnccoli folgte demselben bis in das Innere von Siebenbürgen, besetzte Klausenburg, aber sein Heer litt in. dem ausgesogenen Lande, dessen Bevölkerung den Kaiserlichen wider- willig, ja feindlich gegenübertrtft, die grösste Noth, so begnügte er sich damit, Klansenburg mit Besatzung und Proviant zu versehen nnd ein

>) 8. ZinkeTseD a. a. O. IV S. 901ff. Rintelen, die Feldsüge Monte- coccolis gegen die Tärken von 1661—1604 (Oesterreichische militärische Zeit- icbrift I, 1 8. Iflf). Campori, Raimoodo Mootecocooli 8. SGOff.

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EinleitoDg. 287

kleines Trappencorps bei KemenyJanos sarückzalassen, dann kehrte er nach Oberangarn io die Winterquartiere zarürk, während auch die Türken sich nach Temeswar znrrckbegaben.

Zu Anfang des folgenden Jahres 1662 fand KemenyJanos bei ei- nem Versuche, seinen Gegner Apaffv zn überwält-gen, seinen Untergang. Apaffj verlangte darauf von dem Kaiser Anerkennung und Räumung der von den Truppen desselben besetzten Plätze, der Kaiser wies diese Forderungen zurück, knüpfte aber mit der Pforte zuerst durch den nach Constantinopel geschickten Hofkammerrath Beris, dann durch seinen dortigen Residenten Renniger Unterhandlungen an, welche von den Tür- ken das ganze Jabr hindurch hingezogen wurden, während dieselben gleich- zeitig gewaltige Rüstungen veranstalteten. Trotzdem erneuerte der Wiener Hof, welcher zumal bei der schwierigen Stimmung der Ungbrn den Krieg zn vermeiden wünschte, (den im Mai 1662 in Pressburg versammelten Reichs- tag hatten die protestantischen Stände, weil ihre Klagen abgewiesen worden waren, verlassen, und auch die übrigen hatten die Entfernung der deutschen Truppen aus dem Lande verlangt) Anfang 1663 die Unterhandlungen und schickte den Freiherrn de Goes an den türkischen Hof. Anfangs zeigte sich der Sultan zu Unterhandlungen bereit, beauftragte Ali Pascha mit denselben, und zwischen diesem und de Goes sowie dem demselben beige- gebenen Renn ige r kam es in Temeswar zum Abschluss eines Präli- minarvertrages, nach welchem der Kaiser zwei von jenen ungarischen Comi- taten zurückerhalten, dafür aber Apaffy anerkennen und in die Schleifung der von dem Banus von Croatien, Graf Niclas Zriny neu angelegten Festung Serin war willigen sollte. Der Kaiser ratificierte diesen Vertrag, als nun aber de Goes und Renniger sich zu dem Grossvezier Achmed Köprili begaben, welcher inzwischen an der Spitze eines grossen Heeres bis Belgrad vorgerückt war, wurden sie von diesem auf das hochmüthigste empfangen, die Ratification des Vertrages verweigert und neue, geradezu de- müthigende Bedingungen (Zahlung einer Kriegscontribution und Erneuerung des früheren Tributs) gefordert, auf welche sie nicht eingehen konnten, und sie in Haft behalten. So brach der Krieg wieder ans und zwar für den Kaiser unter den ungünstigsten Aussichten, da derselbe dem türkischen Heere von 120,000 Mann, welches nicht nur Ungarn, sondern auch seine deutschen Erblande bedrohte, von eigenen Truppen nur etwa 28,000 Mann entgegenzustellen hatte, von denen ein Tbeil in den siebenbürgischen und ungarischen Plätzen zerstreut lag.

Allerdings hatte der Kaiser gleich beim Beginn dieser Verwickelungen versucht, sich Unterstützung von Deutschland her zu verschaffen, er hatte zu dicFcm Zwecke zunächst, da er die Berufung eines Reichstages zu ver- meiden wünschte*), bald nach dem Falle von Gross Wardein, zu Ende des Jahres 1660, Abgesandte an die einzelnen Kurfürsten n^d an die mäch- tigeren Fürsten und Reichsstädte geschickt, um von diesen eine Beihülfe

>} 8. oben S. 150.

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288 5. Der Türkenkrieg.

womöglich an Geld für die gegen die Türken za treffenden Rüstungen so erwirken. Bei dem Kurfürsten von Brandenbarg, welcher damals ia Cleve verweilte, erschien Anfang 1661 der kaiserliche Reichshofrath und Kämmerer, Obrist Oraf Claudias Colalto, welcher schon zu Anfang des Jahres 1660 zusammen mit seinem Schwiegervater, dem Fürsten Gonzaga, zu demselben nach Berlin gesendet gewesen war 0* Ueber die mit dem- selben geführten Verhandlungen finden sich jetzt in dem Berliner Geheimen Staatsarchiv keine Aufzeichnungen, solche scheinen aber noch Pufendorf vorgelegen zu haben , und aus dessen Angaben 3) , welche durch gelegent- liche Aeusserungen ') des Kaisers, des Kurfürsten und der Gesandten des- selben auf dem Reichstage bestätigt werden, geht hervor , dass Colalto dem Kurfürsten die Gefahr eines Türkenkrieges, nachdem durch die Be- setzung von Gross Wardein der Waffenstillstand von 1649 gebrochen sei, vorgestellt und Hülfe von ihm selbst sowie Verwendung deswegen bei anderen Fürsten gebeten bat, dass der Kurfürst^) sich dazu bereit erklärt und Zahlung von 100000 Thalern Subsidiengeldern versprochen , insgeheim aber sich ausbednngen hat» dass er diese Summe nicht gleich zu zahlen brauche, sondern der Kaiser dieselbe erst, wenn es wirklich zum Kriege kommen sollte, verlangen sollte. Die versprochenen Schritte bei anderen Fürsten hat der Kurfürst gethan % er hat damit aber ebenso wenig Erfolg gehabt wie der Kaiser selbst, und so musste sich dieser, um Hülfe zu er- halten, Anfang 1662 zur Berufung des Reichstages entschliessen. Welche Rolle der Kurfürst auf demselben gespielt, wie er sich insbesondere in den Verhandlungen über die Türkenhülfe verbalten hat, geht aus den in dem vorigen Abschnitte mitgetheilten Aktenstücken hervor und ist auch in der Eiuleitung zu demselben kurz dargelegt worden. Der Kurfürst bat auch dort während der die ganze erste Hälfte des Jahres 1663 sich hinziehenden Verhandlungen darüber die Forderungen des Kaisers nachdrücklich unter- stützt, freilich aber hat er sich wieder insgeheim ausbedungen, dass er selbst von der von dem Reiche zu leistenden Hülfe entbunden sein sollte. Dieses ja nicht gerade besonders rühmlich erscheinende Verhalten erklärt sich daraus, dass der damals in Preussen befindliche Kurfürst angesichts der ihm von Schweden und von Polen her drohenden Gefahren sowie seiner

>) S. ürk. XL Akt vni S. 421. 428.

>) L. IX § 77 (8. 620).

^ S. das Schreiben des Kaisers an Kf. vom 26. Mai 1668 und den Bericht der Gesandten ans Regensbarg vom 9. April (oben S. 178.) Der Kf bemerkt iu einem Bescripte an die Gesandten vom 6. März 166'^ er habe, als der Kaiser Colalto zu ihm nach Cleve geschickt, sich willfährig wegen der Türkenhülfe erklärt.

*) In dem Geheimenraths-Protokoll vom 11. Februar 1661 wird bemerkt: .Der H. 0. Präsid. verlesen das Concept einer Besolation, so dem kaiserl. Abgeord- neten Grafen Colalto wegen gesachter Tärkeohülfe gegeben worden.*

^) Nach den Geheimenraths-Protokollen vom 11. Februar und 5. Mirz lässt Kf. sowohl die Colalto ertheilte Resolation als auch ein in Aogolegenheit der Türkenhülfe nn den Kaiser gerichtetes Schreiben den übrigen Kurfürsten mittheilen.

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EinleituDg. 289

Streitigkeiten mit den Preassischen Ständen es für nothwendig erachtete, die Behr beschränkten Mittel an Truppen nnd Geld, welche er besass, zn- aammenznhalten , nm dieselben im Nothfall dort im Norden znm Schutz seiner eigenen Lande und zur Wahrung seiner Interessen zu verwenden. Andererseits aber ist es sehr wahrscheinlich, dass auch er ebenso wie an- dere dem Kaiser weniger gunstig gesinnte Fürsten Zweifel daran gehegt hat, ob denn wirklich die Gefahr des Turkenkrieges so ernstlich sei, und ob nicht der Argwohn, welcher von französischer Seite auch ihm gegen- über geäussert wurde i), dass der Kaiser nicht daran denke, gegen die Türken Kneg zu führen, fondern dass er die unter diesem Vorwande von dem Reiche zu erlangenden Mittel zu ganz anderen Zwecken zu verwenden ge- denke, gegründet sei. Aus den Berichten, welche er von seinem Residenten in Wien,* A. Nenmann erhielt, erfuhr er, dass man am kaiserlichen Hofe eifrig bemüht sei, den Bruch mit den Türken zu verhüten, dass noch bis in den Sommer 1662 hinein die Aussichten auf Erhaltuug des Friedens günstig schieuen, nachher klangen die Nachrichten allerdings drohender, zu Anfang 1663 aber, gerade als die Reichstagsverhandiungen begannen, ^am die Kunde von dem zn Temeswar abgeschlossenen Waffenstillstände and erst Ende Juni, nachdem man erfahren hatte, dass dbr Grossvezier jenen Vertrag verworfen habe und mit seinem Heere im Anzüge sei, konnte kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass der Krieg wirklich vor der Thür stehe. Am kaiserlichen Hofe ist man schon Anfang Mai infolge der Nach- riehten über die türkischen Rüstungen von der Aussichtslosigkeit der Frie- densverhandlungen überzeugt gewesen, angesichts der dioheudeu Gefahr und in der Erkenntnis, dass vom Reichstage wenig, am wenigsten eine schleunige Beschaffung von Hülfe zu erwarten sei, entschloss sich der Kaiser aufs neue, Gesandtschaften an einzelne ihm freundlich gesinnte Für- sten zn senden nnd von diesen die sofortige Sendung von Hülfstruppen zu erbitten. Mit diesem Auftrage erschien Ende Juni bei dem noch immer in Königsberg weilenden Kurfürsten der demselben schon von den Verhand- langen der Jahre 1657—1660') sowie von seiner späteren Thätigkeit als Gesandter in Polen ^ wohlbekannte Freiherr de Li sola, dem bald auch ein spanischer Gesandter d'Ucedo folgte. Damals hatte der Kurfürst freiere Hand, schon Anfang Mai waren die Streitigkeiten mit den Preussi- schen Ständen geschlichtet und ein den Wünschen des Kurfürsten entspre- chender Laudtagsabschied zustande gekommen^), auch die Aussichten in Polen hatten sich günstiger gestaltet und ebenso hatten die seit Anfang

^ S. XJrk. 0. Akt. II S. 261f. 263f. Vgl. die Schreiben Ludwigs XIV. au ßravel vom 4. Januar, 27. Mai, H.Juni und 9. September 16G2 (Guhrauer 11, 8. 321. 332 334. 341).

^ S. ürk. u. Akt. VIU 8. 2 12 ff. 346ff. 702ff.

») 8. ürk. u. Akt. IX, 8. 29 ff

*) S. Pufendorfl. rx§öO (S. Ö89f.). Droyaen, Geacli. der Preuss Politik UI, 2 S. 454.

Mater, s. GmcH a. O. Knrruraten. XI. yj

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2lK) 5- I^er Turkenkrieg.

des Jahres in Schweden durch v. Krockow geführten Verhandlungen ge- rade damals einen, ernsteren. Gang genommen *), der Kf. war so im stände, dem bedrängten Kaiser Hülfe zn leisten, und er hat dieses auch wirklich in nachdrücklichster Weise geth-m.

Die in diesem Abschnitt mitgei heilten A-kten beginnen mit den vom Juli an bis Anfang September 1663 mit Li sola geführten Verhandlungen, dieselben verfolgen dann die Schicksale des von dem Kurfürsten dem Kai- ser unter Führung des Herzogs August von Holstein zu Hülfe geschick- ten Truppencorps uud sie veranschaulichen zugleich die Bemühungen, welche der Kurfürst ebenso wie auf dem Reichstage uud im Obersächsischen Kreise auch bei anderen Reichsfürsten und in den Niederlanden im Inter- esse des Kaisers aufgewendet hat. Des ruhmvollen Antheils, welchen die brandenburgischen Hülfstruppen an dem Feldzuge des Jahres 1664. auf dem oberungarischen Kriegsschauplatze genommen haben, ist in den von kaiser- licher Seite veröffentlichen Berichten wenig gedacht worden und auch in den auf diesen beruhenden späteren Darstellungen dieser Kämpfe ist davon wenig zu finden«), zuerst Pufendorf) hat auf Grund der von ihm be- nutzten Relationen des Herzogs von Holstein einen zwar gedrängten, aber die wesentlichen Punkte berührenden Berieht darüber gegeben and neuerdings hat daun Drojsen^) sowohl diese militärischen Ereignisse als überhaupt die Thätigkeit, welche der Kurfürst während dieses Türkenkrieges entfaltet hat, in eiugehender Weise dargestellt und gewürdigt

Wenn der Kurfürst in so eifriger und wenigstens theilweise erfolgreicher Weise den Kaiser in diesem Türkenkriege unterstützt hat, so hat er dabei doch keineswegs seine eigenen Interessen ausser Acht gelassen Er hat bei den Verhandlungen mit Lisola es durchgesetzt, dass der Kaiser den Sold und Unterhalt der ihm zn Hülfe gesandten Truppen übernahm, und da er unter Berufung darauf, dass dieses dem Kaiser überlassene Corps stärker sei als das Contingent, welches er nach der Reichsmatrikel zu dem Reichsheere hätte stellen müssen, jeden Beitrag zu der Ausrüstung und dem Unterhalt dieses lezteren ablehnte, so hat er wenigstens Geldopfer anf diesen Krieg nicht verwendet, im Gegentheil selbst während dieser Zeit an den Heeres- kosten sparen können^). Zugleich hat er diese Gelegenheit benatzt, am eine alte und schon mehrmals vorgebrachte Forderung an den Kaiser zu erneuern. Schon auf dem letzten Reiihstage^) (1653), dann bei Gelegenheit der Kaiserwahl Leopolds I. (165R) und nachher auch während der durch die Bundesgenossenschaft im nordischen Kriege veranlassten Verband

0 S. ürk. u. Akt. IX 8.755.

*) S. ÜroyseD, Beiträge zur Kritik Pufendorfd f^. 89ff.

») L. IX §77. 78. S. Droyseo a. a. 0.

*) Gesch. der Preuss. Politik lU, 3 8. 30 ff.

'") S. Hirsch, Die Armee des Grossen Korfürsteo 8. 242 f.

«) 8. Urk. u. Akt. VI 8. 201f 207. 209. 211 ff. 225ff. 271.

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£iDlAitaDg. 291

luDgenO hatte der Karftirst die alte Forderang seines Hauses auf die Zorückgabe des Förstenthums Jägerndorf oder auf eine wenigstens theil* weise in Landgebiet bestehende Entschädigung dafür gel'end gemacht, aber diese Bemühungen waren bisher immer erfolglos gewesen, der Kaiser hatte sich zuletzt in der dem nach Wien geschickten Geheimenrathe Friedrich ▼. J e n a am 5. Januar 1659 ertbeilten Resolution ') nur zu einer Oeldent- schädigung im Betrage von 180,000 Thalern bereit erklärt. Doch hatte der Rurfiirst die Sache nicht ruhen lassen, schon Ende December 1661, als die Berufung des Reichstages schon als sicher gelten konnte, hatte er in seinem Geheimen Rathe*) die Frage erörtern lassen, ob er nicht wieder schon jetzt bei Zeiten wegen der Satisfaction für Jägern dorf am kaiser- lichen Hof anhalten und» wenn diese nicht erfolgte, diese Sache an den Reichstag bringen sollte, und Anfang Mai 1662 hatte er dann wirklich an den Kaiser ein Schreiben gerichtet^), in welchem er nach Recapitnlation der bisher in dieser Angelegenheit geführten Verhandlnngrn, bei denen, wie er klagte, sein Haus allezeit mit dilatorischen Resolutionen vergeblich auf- gehalten worden sei, und nochmaliger Auseinandersetzung des Sachverhaltes

») 8. ürk. 0. Akt. VIII S. 339 ff. 366 ff. 500. 513 f. . «) ürk. 0. Akt VIII S.371.

^ Geheimenraths-Protokoll vom 18./28. December 1661 ; zum Schlass beisst ps: „Es ist aber aas diesem allen bei dem Discurs verblieben onJ kein Scblasa geworden.*

*) d. Cölu 28. April/ 8. Mai 1662. Der ScblnsB laatet: „Ich werdu dahero ge- nötbigt En. Keys. M. nochmals ganz gehoraarobst zu bittpo, Sie wollen in Betrachtung meiner sonderbaren Dienste und offenbaren klaren Rechtens nun> mehre geruhen, den jetzigen Deteutorem, den Ffirsten von Lichtenstein an- zabefehlen, sofort mein Herzogthnm Jägerndorf zu ränmeo and mich damit nicht länger aufhalten za lassen. Damit auch En. Keys. M. mit dieser Sache so viel and allein nicht mehr behelliget werden dörffen, will ich mich bei so bewandten Umstanden sogleich an mein Herzogthomb und dessen anrechtmässigen Deteu- torem — halten and werde also auf des Detentoris fernere Verzögerang mit Ea. Keys. M. gnädigsten Fermission nnd Zalass sehen, wie ich ehest wieder zu der wdrklichen Possession gelangen könne. Welches mir dann weder Ea. Keys. M. noch auch jemand anders gestalten Sachen nach nicht verdenken, son- dern vielmehr mir dazu behälflich sein werden. Gleichwie ich aber dieses alles an Ea. Keys. M. nicht deshalb bringe, als wenn ich mich mit dem Detentore, da das Recht so lange nicht za erhalten und ich dazu noch deetitutns und objectus» rechtlich einlassen wollen, also bedinge ich auch hiermit nochmals zum aller- foierlichsten and getröste mich Eu. Keys. M. gnädigstpu BeistaDdes.*" lu dem Gebeimenraths-Protokoll vom 14./24. April wird bemerkt: „Ein Concept Schreibens an I. Keys. M. wegen Jägerudorffische Restitution von H. Cantzl. Jena verlesen worden. H. Platen vermeinte, es sei etwas za hart eingerichtet S. Chf. D. sagten, da^s Sie diese Sache schon zu Osnabragge hätten wollen anhängig machen, Graf Trantmannsdorff hätte aber gesagt, man mochte es nicht than, dann I. K. M. wollte S. Chf. 1). gewiss Satisfaction geben, man sollte es derowogen 00 lassen, wie es wäre*.

19*

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292 r>. Der Türkenkrieg.

und der Rechtsfrage den Kaiser ersuchte, in Anbetracht ^seiner sonderbaren Dienste und offenbaren klaren Rechts* dem Detentor, Fürsten von Lichten- stein anzubefehlen, sofort das Herzogthnm ihm abzutreten, widrigenfalls er erklärte entschlossen zu sein, sich selbst in den Besitz desselben zu setzen. Dieses Schreiben scheint garnieht beantwortet worden zu sein, der Kurfürst aber hat nun die Oelegenheit, welche ihm die Bemühungen des Kaisers, für den Törkenkrieg seine militärische Hülfe und sonstige Unterstützung zu er- langen, darboten, dazu benutzt, um mit allem Nachdruck diese Sache wieder zu betreiben. Er hat sofort bei den ersten Verhandlungen mit Li sola die Rückgabe von Jägern dorf gefordert, hat dann das Erscheinen des spa- nischen Gesandten an seinem Hofe dazu benutzt, um von dem Könige von Spanien die Zusage *2n erwirken, jene Forderung beim Kaiser zu unter- stützen, er hat dann einerseits bei den weiteren Verhandlungen, welche nach seiner Rückkehr nach Berlin mit jenen beiden Gesandten geführt wurden, eben dieses Verlangen wieder vorgebracht, andererseits durch seine gesandten in Regensbnrg während der Anwesenheit des Kaisers daselbst diese Sache betreiben lassen, dabei auch sich die Fürsprache des Kurfür- sten von Sachsen und nachher des ganzen kurfürstlichen Collegiums zu erwirken gewusst. Trotzdem waren auch diesesmal seine Bemühungen ganz vergeben.s, nachdem Li sola und der spanische Gesandte ihn mit unbe- stimmten Versprechungen hingehalten, in Regensburg die kaiserlichen Minister die Verhandlungen monatelang verzögert hatten, erfolgte schliess- lich am 6. Mai 1664 die Resolution des Kaisers '}, in welcher derselbe nur auf sein früheres Versprechen, dem Kurfürsten eine Entschädigungssumme von 180 000 Tbalem zu zahlen, Bezug nahm, aber erklärte, dass er in seiner Jetzigen bedrängten Lnge ausser Stande sei, diese Summe zu bezahlen, und dass der Kurfürst sich daher vorläufig gedulden müsse. Der Kurfürst hat darauf erklären lassen, dass er sich mit einer solchen Resolution nicht zu- frieden geben könnte, und hat, als der Kaiser im August 1664 mit ihm wegen Sendung weiterer Hülfstruppen verhandeln liess, seine Forderung erneuert, jetzt sogar geradezu die Gewährung jener Hülfe von der Erfüllung derselben abhängig gemacht, aber auch jetzt nichts ausgerichtet,. da der Kaiser sich inzwischen zum Frieden ent^chlossen hatte und so auf die Sen- dung der Hülfbtruppen verzichten konnte. Wie der Kurfürst diese Mi^s- erfolge aufgenommen, warum er trotz derselben doch immer wieder jene Forderung erneuert und mit welchen Nebengedanken^ er sich schon damals getragen hat, das erfahren wir aus einem, wenige Jahre später von ihm aufgezeichneteii merkwürdigen Entwürfe zur Erwerbung Schlesieus'), in welchem er dieser wiederholten Bemühungen um die Wiedererwerbung von J äger n dorf gedenkt und erklärt, er habe in der Hoffnung auf eine günsti- gere Zuknnft bich durch die Fruchtlosigkeit derselben keineswegs betrüben

0 S. oben 8. 239.

^ Ranke, Genesis des Preussischen Staates S. 518ff; dieses Schriftstack fällt in die Zeit zwischen 1667 nod 1671.

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EInleituDg. 293

lassen '), dann aber auseiuaadersetzt, welche Recht« er and ^eio Haas für den damals- in naher Aassicht erscheinenden Fall des Aussterbens des Uabsborgischen Hauses auf ganz Schlesien geltend machen and mit wel- chen Mitteln dieselben durchgeführt werden könnten.

') „lomittels, auf das es nicht in Verges geraten mochte, oflTters BriDoeniog tbuo lassen, worauff aber wenig oder gar nichts erfolget ist, wessen Ich mich keineswegs betrabt habe, denn ein Frenndt borgt dem anderen biss znr gele- gonen Zeitt.*

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Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 26. Mai 16630.

[Die Tärkengefahr. Bitte um Hülfe.]

26. Mai. £r bat dem Reichstage voq der drohenden Türkengefahr Nachricht')

gegeben, zugleich aber noch an einzelne Stände besondere Gesandtschafteo geschickt. Zorn Kf. sich zu begeben bat er den Reichshofrath , Freiberro Franciscas de Lisola, beauftragt^, da er aber bei dem unsicheren Gesundheitszustände desselben zweifelt, ob derselbe sich rechtzeitig bei Kf. einfinden werde, so stellt er ihm durch dieses Schreiben seine bedrängte Lage vor. Er hat nichts unterlassen, was zu einem friedlichen Vergleiche hätte führen können, hat nach Möglichkeit gerüstet und Vorkehrungen ge- troffen, dieselben reichen aber gegen die Uebermacht des Feindes nicht aus und er braucht Hülfe, er bittet daher Kf., ihm solche durch rechtzeitige Sendung von Truppen, Kriegsmunition und Geld zu leisten.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. Jnni 1663.

[Drobeodo Nachrichten ?on den türkischen Absichten. Bitte am Hülfe.]

25. Juni. Er tbeilt dem Kf. die Berichte seiner an den Grossvezier geschickten

Gesandten^) mit, welche zeigen, dass dieser schon den Marsch angetreten

0 Schreiben ähnlicheD Inhalts hat der Kaiser unter demselben Datum auch an andere Fürsten abgelassen, s. Diar. Earop. X S. 328 ff. Londorp VIII S. 973f.

'j S. die Relation der Beichstagsgesandten vom 8. Juni 1()63 oben Abschn. 4 S. 186.

') Schon in einem Schreiben vom 2. Mai 1663 hatte der Kaiser dem Kf. an- gezeigt, dass er Lisola %n ihm senden würde. Der Reäldeot des Kf. in Wien Aodr. Neumann meldet ?on dort am 12. Mai, Lisola habe sich heute von ihm verabschiedet, wolle morgen abreisen und über Breslau und Danzig a grandes journ^es seine Reise zum Kf. nach Königsberg ausführen. Ueber die Besorg- nisse, welche Lisolas Gesandtschaft zum Kf. in Frankreich wie in Schwe- den erweckte, s. Urk. u. Akt. IX S. 647. 755.

*) Es liegen der Bericht Bennigers aus Griechisch Weissenbarg vom 14. Juni und die Berichte von.de Qoes und Benniger von demselben Datum

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Sendung Lisola's. 295

uud bei deo Traktateu ganz uubillige Bediuguiigen gestellt hat, und er- dacht deoselben, ihm mit allem, was er an Volk, Geld und Munitiou immer eutratheo könne, schlennigst an die Hand zu gehen, zugleich seine eigenen Lande in Vertheidigungszustand zu setzen, damit man dem Feinde wenig- stens Widerstand leisten könne, bis von den anderen Reichsständeu grössc- ler Succurs komme.

Der Kurfürst an deu Fürsten Portia. D. Königsberg 3. Juli 1&63.

[Bereitwilligkeit, die Wünsche des Kaisers zu erfüllen, seine Gegenfordurnugou.]

Wir zweifeln nicht, Ew. Ld. werden aus des Freiherra von 3. Juli. Isola Relationen mit mebrem ersehen, was gestalt wir uns in allen von demselben proponirten Punkten und Sachen Ihrer Key. M. aller- gnädigsten Intention gemäss erkläret haben, also haben wir auch zu Ew. Ld. das Vei trauen, Sie werden Dero Wohlverniogcuheit nach 'unsere Angelegenheiten und billigmässige desideria, insonderheit wegen des Uerzogthumbs Jägerndorf bei I. Key. M. hinwiederumb be^ermassen recommendiren, damit uns darin alle behörige Satisfac- tiou wiederfahre und wir zu unsern so klaren Befugnissen dcrmaleins kommen mögen.

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg 17. Juli 1663.

[auf das Schreiben vom 25. Juni. Zusage von Hülfe]

Dank für die Mittbeilnngen, Kf. hofft, dass wenigstens der grössere 17. Juli. Theil der Reichsbtände das Ihrige bei der Sache thun werde.

So viel mich belanget, so haben E. Key. M. so viel Staat auf mich zu machen, als ich nur immer bei meinem £. Key. M. bekann- ten Zustand werde thun können, ich zweifei auch nicht, es werde der Freiherr von Lisola E. Key. M. meine Erklärung allerunterthänigst zu wissen gemacht haben, es ist auch solchem zufolge von mir albereit die Ordre gestellet, dass zwene hundert Centner Pulver zu E. Key. M.

über ihre Audienz beim Grossvezier (Lundorp VIII S. 92öff., crstero auch Diar. Eorop. X S. d34ff.) und das Schreiben des Grcssveziers an den Fürsten Lob- kowitz vom 20. Juni 1663 ^Diar. Europ. X S 343ff. Londorp VIII S 930) bei.

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296 ^' ^^^ Türkenkrieg.

Disposition nachm Frankfurt an der Oder gebracht werden. Wann ich auch nur Nachricht erhalten, mit was für Sorten an Stückkugela und Granaten E. M. gedienet, will ich deroselben etliche tausend Stück nachm vorgedachten Frankfurt schicken, so viel Völker als ich vor diesmal entrathen kann, wann E. Key. M. Erklärung einlanget, marchiren lassen und in meinen Landen alle mugliche Anstalt und Verfassung machen, auch mich mit allerhand Notdurft an Munition und Magazins versehen.

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein^). D. Königs- berg 20. Juli 1663 (conc. Fürst Job. Georg v. Anhalt).

[Aus welcheo Trappen er das Hülfsheer gegeu die Türken, dessen Anfuhruug ihm übertragen wird, zusammensetzen soll.]

20. Juli. Nachdem Wir Ihrer Key. M. einige Völker zum Suceurs nach der

Schlesien zu schicken resolviret und dazu eine Compagnie zu Pf. und 2 Comp. Dragoner von Unseren Preussischen Völkern, imgleichen 500 M. von Ew. Ld. Regiment und 500 von dem Goltzischen R^i- ment neben der in Unser Grafschaft Ravensperg liegenden Esqua- dron Dragoner') dcstinirt und verordnet, auch Ew. Ld. aus sonder- barem zu Deroselben tragenden Vertrawen das Commando tlber diese Völker aufgetragen: als zweifeln wir nicht, Sie werden solches gern und willig über sich nehmen , wie wir Ihro dan fernere Instruction Ihres eigentlichen Verhaltens halber hiernegst zuschicken werden. Inmittelst haben Wir vorberürter Unserer Squadron Dragoner Ordre gegeben, mit dem förderlichsten sich auf den Marche nach Unserer Ghur Brandenburg zu begeben und ihres ferneren Verhaltens halber von Ew. Ld. Ordre zu erwarten, wie Wir dan auch Unserm G.W. v. Goltzen anbefohlen, 500 M. von seinem Regiment in Bereitschaft zu halten, damit sie auf fernere Ordre zu Ew. Ld. stossen können, Welche von Dero Regiment gleichergestalt 500 M. zum March parat

>) Aagust, zweiter Sohn des Herzogs Joachim Ernstvon Holstein-Plön, geb. 9. Mai 1635, war 1659 in den Dienst des Rf. getreten und war General Wacht- meister und Oberst des im Halberstadtischen und in der Altmark stehenden In- fanterieregimentes, s. Hirsch, Die Armee des Grossen Kurfürsten und ihre Unter- haltung während der Jahre 1660—1606 (Histor. Zeitschr. N. F. XVII S. 234 ff.).

2) S. ebendaselbst S. 284.

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BildoDg eines Hülfscorpe. 297

ZU halten und solche in 4 Compagnien jede ad 125 M. vertheilen zu lassen belieben wollen; jedoch muss denen dabey commandirenden OfBcieren angedeutet werden, dass wan hiernegst diese Volker wiede- rumb in Unsern Landen ins Quartier gehen würden, alles dabey wie- derumb in den vorigen Stand und auf die jetzige Verpflegung gerichtet werden soll; die beim Graben^) arbeitenden Soldaten können Ew. Ld. dabey lassen, und diese 500 M. von den ^deru, so in Halberstadt und der Alten Mark logiren, unterm Coramendo Dero Obristlieutenant Sparren') marchiren lassen.

Der Kurfürst an den Feldmarschall v. Sparr. D. Königs- berg 20. Juli 1663.

[AoordDUDgeo iobetreff der dem Kaiser zu Hülfe za schickendeD Trappen.] Er hat dem Kaiser Saccurs an Volk versprochen, dazu eine Com- 20. Juli, pagoie Reuter und zwei Compaguiceu Dragoner von den Preussischeu Völkern, fünfbandert Mann von dem Golzischen und fünfhundert von dem . Uolsteinischen Regiment nebst der in der Grafschaft Ravensberg logie- renden Esquadron Dragoner destiniert, auch über alle diese Völker das Commando demG. Wm. Herzog zu Holstein aufgetragen. Sparr soll dieses Werk befördern und dem G. Wm. Go Iz die oöthigeu Ordres zukommen lassen ; die 500 Maun desselben sollen in 4 Compagnicen vertheilt und die nöthigen Offioiere bei denselben bestellt, die Fahnen aber aus dem kurfürstlichen Zeughause genommen und darauf diese Völker dem Commaudo des Herzogs vou Holstein untergeben werden, auch mit G.Fzm. Dörfling soll er dessen Esquadron halber communicieren, welche er nach der Ankunft in der Mark Brandenburg in - drei Compaguiceu vertheilen und die dritte einem qualificierten guten Officier untergeben kann. Er soll wegen dieser Sache auch mit dem Oberpräsidenten und den Geh. Räthen in Cöln reden, damit wegen des Marsches, Nachtlager u. s. w. die nöthigen Anstalten bei Zeiten getrofifen werden.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 1. August 1663.

[Dank für die zugesagte Hülfe.] Ich habe sowohl aus Ew. Ld. Schreiben vom 17ten nächst ver- i. Aug. wichenen Monats als auch aus des Freiherrn von Lisola Relation

') Der 1G61 begonoeoe „Neue Graben'', spätere Friedrich- Wilhelms-Canal , welcher die Oder oberhalb Frankfurt mit der Spree verbindet, s. über die Ver- wendung von Soldaten dabei Hirsch a. a. 0. S. 239.

^ Anselm Casimir Ferdinand v. Sparr, Vetter des Feldmarfichalls, 8. V. Mörner, Märkische Kriegsoborstcu S 27.

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298 l^«'' Turkoukrieg.

mit mebrerm vernommen, nicht allein mit was für trcumeinender guter Resolution Ew. Ld. sich erboten, über die vorhin bewilligte Mannschaft noch bis in die 300 Reuter und 300 Dragoner mit zu schicken, sondern auch in was fttr gute Verfassung Sie Ihre eigne Länder wider allen besorgenden Vorbruch des Erbfeinds zu setzen im Werk sein. Dank dafür.

Convention in betreff der von dem Kurfürsten flir den TUrken-

krieg zu stellenden Hüifstrnppen. Signatum Königsberg

23. August 1663.

23. Aug. Nachdem S. Ch. D. zu Brandenburg sich gegen den Keys.

Herrn Abgesandten den Freiherrn de Tlsola erkläret, der Rom. Key. M. einige von Dero Völkern, als nämlich 1000 Mann zu Fuss, 400 Reuter und 600 Dragoner zum Succurs gegen den Erbfeind zuzu- schicken, als sein deswegen nachfolgende Puncta abgeredet und von dem Herrn Abgesandten unterschrieben worden: 1. S. Ch. D. ha- ben anfanglich verwiliiget, dass die Reuter und Dragoner zur Moute- cucolischen Armee'), jedoch diesseit der Donaw und nicht darüber geführt werden mügen. 2. Die Fussvölker aber gehen nicht weiter als in Schlesien. 3. Alle Trouppen, welche S. Ch. D. Ihrer Keys. M. zuschicken, werden an Unterhalt, Verpflegung, Proviant und Quartieren als in Diensten auf Zug, Ritt und Wachten denen keys. Völkern nach Proportion tiberall gleich tractiret. 4. Wan S. Ch. D. dieser Völker Selbsten von Nöthen haben und solche zum Theil oder alle abfordern, oder 1. Keys. M. deren nicht mehr bedürfen würden, müssen solche ohne einzigen Abgang in solchem Stand und Anzahl, wie sie anitzo geschickt werden, und zwar ohne einzige S. Ch. D. Kosten oder Gefahr auf den Grenzen der Chur und Mark Brandenburg gegen Schlesien wieder geliefert werden. 5. Weil auch Ihre Key. M. diese Trouppen auf Dero Kosten unterhalten und verpflegen lassen, so be- halten Sie dahingegen diejenige 100 M. Rthl., welche jüngsthin an Ihre Key. M. bey Ihrer Kgl. M. zuHispanien von S. Ch. D. cediret und abgetreten'), und wollen Sie dessfals hiernegst von lli. K. M.

^) Dieselbe stand damals nördlich von der Donau in der Nähe von Pressburg, s. Diar. Europ. X S. 571.

^ Bei Gelegenheit der Sendung v. Blumeütbals an den spanischen Hof (tt. Urk. U.Akt. IX S 574f.) batte König Philipp IV. dem Kf., solange derselbe

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CoDveotioo mit Lisola. 299

nichts ferner praetendireu. 6. Sonaten soll diesen Trouppen so wohl im Feld als in den Quartieren ihr Exercitium Religionis nach der A. C. in Predigten, Administration der Sacramente, Begräbnissen und andern Dingen ungehindert yerstattet, ihnen auch zu solchem End ihre Prediger gelassen und sie darin keinesweges geirret werden. 7. Wen die Musquetirer in einige Plätze verlegt werden sollten, solchen- falls lassen S. Ch. D. geschehen, dass sowohl die OflGcirer als Gemeine, so lang sie in den Plätzen liegen, zugleich in L Keys. M. Eidespflicht mitgenommen werden. 8. Uie Compagnien zu Pferd und Dragoner sollen unter keine andere Regimenter vertheilet werden, sondern in ihren ab- sonderlichen Squadronen sowohl bey Occasionen als in Märchen und Quartieren bestehen bleiben. 9. Gleicher gestalt sollen die Fussvölker

ia dem Buuduis mit dem Kaiser verbleiben werde, eine jährliche Subsidie von lOOOOO Thalern versprocheo, deren Zahlao}^ durch deo spaniBcheD Gesandten io Wien, Marquis de laFuoote, geschehen eollte. Der Kf. hatte darauf mehrmale (5. Jali, 18. Aogost und 12. October 1660) von diesem letzteren die Zahlung jener Summe gefordert, aber von demselben immer, zuletzt noch 12. März 1661, die Antwort erhalten, dass ihm deswegen aus Spanien keine Nachricht zugekommen sei. Bald darauf aber war bei dem damals in Cleve residierenden Rf. ein Abge- sandter des Statthalters der spanischen Niederlande, des Marquis de Carazena, mit einem Schreiben desselben (d. Brflssel ^c^. März 1661} erschienen, in welchem dieser dem Kf. mittheilte, sein König habe ihn beauftragt demselben anzuzeigen, dass er beschlossen habe, diese Summe ihm jetzt und auoh künftig auszahlen zu lassen, und auf die Mittheilung davon hatte auch la Fuente dem Kf. geschrieben (d. Wien 4. Mai 1661), er habe von seinem Könige den gleichen Auftrag erhalten und hoffe das Geld dazu aus Neapel zu empfangen ; die Zahlung war aber auch darauf nicht erfolgt. Jetzt nun (3. Juli 1663) richtete Kf. ein Schreiben an den Vicekonig von Neapel, Grafen von Penneranda, in welchem er denselben ersuchte, dem Ueberbringer gegen eine demselben mitgegebene Quittung lOOOOO Thaler von jenen ihm zugesagt«^u Geldern auszahlen zu lassen, und vom 4. Juli liegt eine schriftliche Erklärung L isolas vor, dass er vom Kf. eine T2uitlung aber 1001K)0 von dem Vicekonig von Neapel an denselben zu zahlende Thaler empfangen habe, welche der Kf. dem Kaiser als Bolfsgelder zum Tärken- kriege öberlassen habe (s. auch unten das Dankschreiben des Kaisers vom 23. September 1663) Infolge der Versprechungen, welche der eben damals bei dem Kf. eingetroffene spanische Gesandte Ucedo demselben machte, dass ihm ausser jener dem Kaiser codierten Summe noch weitere 100000 Thaler in Neapel gezahlt werden sollten, bat der Kf. versucht, vermittelst eines in Wien lebenden italienischen Kaufmanns Pestalozzi diese Summe zu erhalten, die darüber bis in den Juli 1665 fortgesetzte Correspondenz aber war ganz erfolglos. Ucedo erklärt in der am 18. April 1664 zu Berlin mit dem Fürsten Anhalt, 0. v. Schwe- rin und Li sola gehaltenen Conferenz ^s. das Protokoll derselben unten), dass, wenn der Kf. in die Rheinische Allianz treten sollte, sein König das versprochene Geld niebt geben könne.

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300 ^' 0er Turkenkrieg.

nicht bin und wieder vertheilt, sondern ihnen die Quartiere in der Nähe bey einander assigniret werden, und wen es ja die Noth erfor- derte, solche etwas zu verlegen, zum wenigsten 2 Gompagnien bey- sainmen verbleiben. 10, Die Lieferung der Trouppeu geschiehet auf den Schlesischen Gräntzen, und werden L Keys. M. gewisse Comrois- sarien zu deren Empfahung verordnen. 11. Das Eriegsrecht so wohl in civilibus als criminalibus neben freier Annehm- und Absetzung der Officirer bleibt einig und allein bei S. Cb. D. und denen jenigen, welche die zum Succurs geschickte Trouppen commandiren, und soll ihnen dessfalls im geringsten kein Eintrag noch Schmälerung geschehen.

lustraction, wornach sich Unser General Wachtuieister, Obrister z. F. und freundlicher lieber Vetter Herr Augustns, Erbe zu Norwegen, Hertzog zu Schlesswig-Holstein etc. bey denen I. Keys. M. zu Hulf geschickten Trouppen in ein und anderm zu achten. D. Königsberg 24. August 1663. (conc. Fürst J. G. von Anhalt.)

[Wiederholang uod ]2)rläateruDg der in der CooveotioD getroffeneD Verabredangeo.] 24. Aug. Nachdem Wir der Conditionen halber auf welche diese

Hülfe geschickt werden soll mit dem bei uns anwesenden FH. de risola weiter verglichen, als haben Wir zuvorderst dasjenige, was Wir wegen des Commando über diese Völker für diesem Ih. Ld. geschrieben, hiemit nochmal wiederholen und solches Ih. Ld. auftragen wollen, der Zuversicht, Ib. Ld. dasselbe Dero gethanen Erbieten gemäss willig über sich nehmen und sich dergestalt dabei comportiren und bezeugen werden, wie es der Sachen Notturft und Dero selbst eigener hoher Ruhm erfordert.

2. Die zu diesem Succurs destinirten Völker bestehen in nach- folgenden Trouppen: 500 M. z. F. von Ih. Ld. unterhabendem Regiment, 500 z. F. vom Golzi sehen Regiment, die Derflingsche Esquadron Dragoner, so in der Grafschaft Ravensberg bishero gestanden, 300 Dragoner, so aus dem Herzogthumb Preussen geschickt werden, das Fürstl. Radzivilsche Regiment z. Pf. von 400 Reutern, welches auch aus dem Herzogth. Preussen geschickt wird.

3. Von obspecificirten Völkern nun können Ih. Ld. an die Dörf- ingsche Esquadron Dragoner und die 1000 M. z. F. solche Ordre ergehen lassen, dass sie sich zu behöriger Zeit und zwar dergestalt auf

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lustiuküoo für Herzog Aagatt voo HolsteiD. 301

den March begeben, damit sie ohngefähr gegen den . . . bey Grttn- berg in Schlesien aufm Rendezvous anlangen können, gestalt dan ge- gen solche Zeit die Preussische Trouppen auch daselbst ankommen werden.

4. Denen Officiren muss beim March ernstlich anbefohlen worden, allenthalben scharfe Ordre und Disciplin zu halten und an denen Or- ten, welche sie beröhren, nicht die geringste Insolenz zu verüben, noch zu einigen Klagten Ursach zu geben, welches dan desto mehr von denselben zu praetendiren , weil ihnen aus ihren jetzigen Quar- tieren ein Monat Sold mit auf den March vermog ergangener Ver- ordnung gegeben werden soll, wie dann auch Ih. Ld. die Vorsehung zu thun wissen werden, damit den Beambten und Obrigkeiten der Oerter, so der March treffen wird, in Zeiten Notification davon ge- schehe, damit in ein und anderm die benotigte Anstalt von denselben gemacht werden könne. Welcher gestalt und auf was Weise aber der March durch die Mark Brandenburg zu nehmen, solches werden Ih. Ld. mit denen zu Colin a. Sp. hinterlassenen Qberpraesidenten und G.H.Bhäten wie auch mit dem 6. Feldmarschall Sparren zu verab- reden haben, damit alles in guter Ordre und ohne Beschwerung der Unterthanen geschehe.

5. Nicht weniger werden Ih. Ld. nach der Schlesie denen Keys. Oberampt- Bedienten in Zeiten von Ihrer Ankunft Notification thun, damit sie von einigen Conimissarien auf den Grentzen empfangen, die Trouppen darauf besichtiget, in die Quartier geführet und mit behöri- ger Verpflegung versehen werden mögen.

6. Worauf dan ferner Ih. Ld. auf die Conservation und Bey- behaltung dieser Trouppen fleissig und sorgfältig achten werden, in- sonderheit damit jBolche dem Versprechen gemäss mit behörigen Quar- tieren versehen und ihnen ihr Tractament und Verpflegung jedesmal richtig gegeben werde, die Officirer auch keinen Unterschleif und Partirerey dabei gebrauchen, sondern denen Gemeinen und Unteroffi- ciren das ihrige ohne Abzug reichen mügen.

7. (Convention § 2. 9. und 7.)

8. (Convention § 8.) "9. (Convention § 3.)

10. (Convention § 4.) Also werden Ib. Ld. zu beobachten wissen, dass diejenige, so etwa abgehen, versterben, verlaufen oder für dem Feind bleiben mögten, alsofort wieder ersetzet und zu solchem End

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302 5. Der Türkenkriejr.

die nötige Recruyten find Werbegelder au8gezahlet, von den Officiren auch zur Werbung und Corapletirung ihrer Compagnien wUrcklich angewendet werden mugen.

11. (Convention §4.)

12. (Convention §6.)

13. Das völlige Kriegsrecht über diese Trouppen behalten Ih. Ld. und die dabei commandirende hohe Officirer in civilibus et cri- minalibus, welche aber auch auf einkommende Klage unverzögerte Justiz zu administriren, alle unverantwortliche Excesse gebührend be- straffen und darin sich dergestalt bezeigen müssen, damit Niemand mit Fug über sie zu klagen Ursache haben möge.

14. Imgleichen bleibt sowoU Ih. Ld. als denen andern Regi- mentern und Squadronen die Bestell- und Annehmung der etwan ster- benden oder sonsten abgehenden Officirer, wobey dan dieser Unter- scheid zu halten, dass wen beim F. Radziviischen Regiment wie auch bey denen Esquadroneli der Dragoner einige Officirer vom Lieutenant an zu rechnen für dem Feinde bleiben oder sonsten bei währendem Feldzuge abgehen würden, Ih. Ld. solche mit Communi cation der hohen Officirer an diejenige, welche dazu für andern qua- lificiret, wieder vergeben mögen. Würde aber ein Obr ist -Lieutenant, Ober Wachtmeister, Rittmeister oder Capitain abgehen, solchenfalls können zwar Ih. Ld. interimsweise das Commando jemand anders auftragen, die Charge und Compagnie aber bleibt alsdan denen, wel- chen das Regiment und die Esquadronen gehören, wieder zu verge- ben, und soll dessfalls anff Ih. Ld. Bericht alsofort behörige Ordre gestellet werden.

15. Das Commando bey ein oder andern furfallenden Occasion betreffend lassen wir zwar geschehen, dass die Ke^s. Officirer, allsie auch gleich jüngere Officirer als die unserige wären, den Unserigen, so mit denselben in einem Grad und Charge sein, furgezogen wer- den. Wen aber unsere Officirer höhere Charge als die keyserliche bedienen, solchenfalls müssen sie auch denselben nicht cediren noch sich von ihnen commandiren lassen.

16. Wegen der Gefangenen ist verabredet, dass alle Unsere Officirer, welche vom Feind gefangen werden mögtcn, auf I. Keys. M. Kosten wiederumb befreiet und ran^onniret werden sollen; hingegen gehören auch alle von unsern Völkern eingebrachte Gefangene Ih. Keys. M., welches Ih. Ld. also zu beobachten wissen werden.

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lostruktioD fär Hersog Aogost von HoUteio. 303

17. Schliesslich stellen wir es Ih. Ld. frei, ob Sie bey der In- fanterie in Schlesien verbleiben oder mit der Cavallerie und den Dra- gonern zur Keys. Armie gehen wollen. Und werden dieselben sich im Qbrigen gefallen lassen, mit Uns wie anch mitUnserm G.F.Marschall fleissig zu correspondiren und Uns bei allen Posten, was etwa farge- het, zu berichten. Wünsche Ih. Ld. damit eine glückliche Reise, und dass diese Expedition und Dero führende Conduite zu Gottes Ehren, der Kom. Keys. M. allergo ädigsten Wohlgefallen und Ihr Selbsten zum unsterblichen Ruhm gereichen mögeO-

Die Geheinaen Räthe an den Kurfürsten. D. Cöln a. d. Spree

24. August 1663.

[AukonftFirocmonts, dessen Bitte, den Marsch der Hulfstrnppen zu beschleunigeu.]

Der G.Feldzeugmeister and Landekbauptmann des Fürstentbums Glo* 24. Aa^;. gaa, ▼. Firnemont, ist hier angekommen, hat sich bei ihnen angemeldet und anf Grund eines im Auszuge vorgelegten Schreibens L isolas um Bescblennigung des Marsches der brandenbnrgischen Hülfstruppen gebeten, da die Türken schon bei Gran ständen und die Hülfe, wenn sie sich vor- zögere, zu spät kommen würde, zugleich wollte er Zeit und Ort, wo er die Trappen an der Grenze erwarten sollte, besprechen, v. Platen, der mit ihm, da der Oberpräsident bettlägerig war, verbandelte, bat das Sau- men des Herzogs von Holstein entschuldigt, der seine Trappen aus ver- schiedenen Orten, bis aus dem Ravensbergischen her, zusammenziehe und desFcn Officiere wegen Mangel an Pferdon und Wagen noch nicht zum Marsch parat seien, doch sollte der Au-zug möglichst beschleunigt werden*).

^) Unter demselbeo Datum (Königsberg 24: Aagast 1(}G3) erlasst der Kf. An- Weisungen an G.Fm. Sparr, sich des Marsches der Truppen anzunehmen and wegen des von denselben einzuschlagenden Weges sich mit den Geheimen Rathen in Berlin zu verständigen, an G.Wachtm. Goltz, die von seinem Regiment Comroandierten in Bereitschaft sa halten, an «CWachtm. Marwitz, mit seiner Bskadron Dragoner aufzubrechen und weitere Ordre vom Herzog von Holstein zn erwarten, und an die Geheimen Räthe in Berlin, dem Herzog von Holstein Kommissare entgegenzuschicken, welche die Truppen bis an die schlesischo Grenze bringen sollen, und sich wogen des einzuschlagenden Weges mit G.Fm. Sparr zu vergleichen.

*) Kf. erwidert (d. Kiauten 31/21. August 1663), er habe schon bei vori>?er Post Ordre ergehen lassen, dass die Truppen ihren Marsch beschleunigen sollten, Qnd er hoffe, dass dieselben in kurzer Zeit sich an der schlcsischen Grenze stellen wurden. Er habe ursprünglich nur die im Ravensbergischen stehenden Dragoner versprochen, nachher aber noch die in Preussen vorhaudonen* drei Com- pagnieen binzugethan.

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304 5. Der Türkenkrieg.

Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg 1. September 1663.

[Bitte um Beschleanigung des Marsches der HüIfstruppeo.I

1. Sept. Kf. möge die nöthigen Befehle zur Beschleunigung des Marsches seiner

Hülfstruppen ertheilen *). Baron V eroemont, der deswegen in Berlin ge- wesen, schreibe ihm, dass dieselben noch keine andere Ordre als sieh bereit zu halten hätten, er selbst erfahre, da<s auch die hiesigen Truppen noch keinen Befehl znra Marsch erhalten hätten. Er fürchtet, dieselben würden zu spät kommen.

Der Kurfürst an den Freiherrn de Lisola. D. Insterburg 4. September 1663.

[auf das Schreiben vom 1. Sept. Die Marschbefehle sind ertheilt.]

4. Sept. Sobald man jüngstenhin wegen der Conditionen einig gewesen, [haben] wir alsofort denen in Teutschland stehenden Trouppen Ordre ertheilet, aufs schleunigste aufzubrechen und ihren March nach denen Schlesischen Grenzen zu zu nehmen, wir zweifeln auch nicht, dieselben werden anitzo in March begriffen sein und in kurzer Zeit bei Grünen- berg anlangen, wie dann gleicher Gestalt denjenigen Compagnien, welche aus diesem unserm Herzogthumb geschicket werden sollen, die Ordre zum March bereits ertheilet und denenselben auf den 17. dieses das Rendezvous im Ambt Marienwerder bei der Weixel assi- gniret

Der Kurfürst an den Herzog Augustus von Holstein. D. Insterburg 9. September 1663.

9. Sept. Die preussischen Compagnieen sind auf dem Marsch, er soll seinen Marsch so beschleunigen, dass er gegen den 10. October auf der schlesischen Grenze sein könne.

*) Auch der K aiser hatte Id eiuem Schreiben (d. Wien 20. Auguat IGGo) den Kf. gebeten, iodem er ihm von dem uoglücklicbeD Gefecht, welches Graf For- gatsch den Türken geliefert hatte, von der ßelageroog von Neu hau sei und der VeroiuiguDg der Tataren, Walacbeo uod Moldauer mit dem Türkischen Heere (s. Diar Kurop. IX S 48Cff. 579ff. 591. Theatr. Europ. IX S. 947ff.^ Mit- theiluug machte, seinen offerierten Succurs möglichst acccierieren zu lassen.

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Anmarsch der brandenburgischeo HüirstrnppeD. 305

Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg 19. September 1663.

[Erneute Bitte nn Beschleunigang des Marsches der Hülfstrtippen.]

Er beschwört den Kf. auf Grund der in einem beiliegenden Briefe von 19. Sept. de Sonehes enthaltenen Nachrichten über den Einfall der Tataren in Mähren *) and die bedrohte Lage der kaiserlichen Provinzen, und da er von einigen Offizieren gehört, dass dieselben einige Tage aof dem Rendezvous bei Marienwerder bleiben und langsam marschieren wollen, seinen Officieren den Befehl zu crtheilen; den Marsch auf das änsserste zu beschleunigen.

Der Knrfiirst an den Freiherrn de Lisola. D. Rositten 20. September 1663.

[Ursache der Verzögerung.]

Was unsere Truppen betrifft, so ist Euch genugsam wissend, 20. Sept dass dieselbe den ganzen Sommer parat gewesen, und sobald man der Conditionen nach Wiederkunft des Secretarii von Wien, welcher zimblieh lang aussenblieben, einig worden, denselben auch anbe- fohlen, solchen aufs möglichste zu beschleunigen wie dann solche Ordren annoch bei dieser Post von uns wiederholet werden').

») S. Diar. Europ. X S. 594ff. Londorp. VIII. S. H32f., Tbeatr. Europ. IX S. 952 Auch v. FernemoDt io einem Schreiben an die Geh. Räthe in Berlin (d. Gr. Glogau 17. September 16G3) giebt denselben Nachricht von diesem Ein- fall in Mähren, von den Befürchtungen, dass auch die Hauptmacht der Feinde sich gegen Mähren und Schlesien wenden werde, und von deo dort getroffenen VertheidiguDgsanst&lten, und bittet um BeschleunigUDg des Marsches der Hulfs- tnippen. Andr. Neumann meldet aus Wien ((I.September 1603), die Tataren Beien'über die Waag gegangen, setzen jenseits der Donau alles io Brand, streiften bis ans Marchfeld, man erwarte sie stündlich* vor deo Donaubrücken. S. auch den Bericht der Gesaodteo aus Regeosburg vom 21. September oben Abschnitt 4 ai98, und ürk. u. Akt IX 8.8(53.

*) unter demselben Datum ergeht an den Horzog von Holstein die Ordre, wegen der zuoehmendeo Gefahr seinen Marsch zu beschleunigen ; falls die Raveos- bergischeo Dragooer ooch nicht bei ihm aogelaogt seien, solle er die Fossvölker voraus nach Schksieo marschieren lassen ucd O.Wachtm Marwitz befehlen, ihm aufs schleunigste zu folgen. Die preuesischen Reiter und Dragoner hätten Be- fehl erhalten, nicht auf seine Ankunft zu warten, sondern ihren Marsch nach der schlesischen Grenze fortzusetzen.

Mater, s Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 20

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306 5. Der Türkenkrieg.

Herzog Angustus von Holstein an den KarfUrsten. D. s. 1. 12./ [22.] September 1663.

[aaf das Rescript vom 9. September. Ursache soiner Verspätaog ] 22. Sept. -_ Bin anitzo in vollem Marsch begriflfen, werde nicht manquiren

auf die bestimmte Zeit an die schlesische Grenze anzulangen und wollte ich schon weiter fortsein, wenn nicht die Derflingsche Dra- goner so langsam wären, ob ich sie schon mehr als zu zeitig zum Aufbruch beordert habe'). Es scheinet, der Oberst Marvitz sei was nachlässig, er entschuldiget sich, wie auch der 6 major Eller*) schrei- bet, dass sie mit die Sattel nicht haben können fertig werden.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 23. Sep- tember 1663.

[Dank Für die Hälfe. Bitte, die Fusstruppen bis Mähren vorrücken za lassen.] 23 Sept. Er hat durch L is ol a Nachricht von dem Hü]f^erbieten des Ef. erhalten.

So nimb ich die bewilligte sowohl Volk, als die bei der Cron Spanien ausstehende hunderttausend Reichsthaler ^) Geldhttif zu freund- gnädigem Dank an und ersuche solchem nach Ew. Ld. dass Sie die Völker ehest müglich, und zwar die Reuterey und Dragoner wo- hin sie destiniret, auf das schleunigste fortziehen, die Infanterie aber, weil dieselbe, als ich vernimb, alte versuchte Knecht sein und die Zeit vor dem Winter kurz, wenigst bis in Mähren, welches ihre nur umb ein geringes weiter als Schlesien entlegen, fortgehen lassen wollen.

Memoire k S. A. E. de Tenvoy^ d'Espagne/) Pn Königs- berg 3. Octobris 1663.

(Zahlung der Sabsidien. Auflösung der Rheinischen Allianz. Aufnahme des Königs von Spanien in die Oeneralgarantie des Reiches. Erledigung der Jägern-

dorfer Angelegenheit.]

3. Oci. S. M. le roi raon maistre par sa lettre du 29 d'aoust me com-

mande de reiterer les remerciments a S. A. £. tant du secours qu'elle

*) Auch am 27. September meldet er dem Kf. von Zossen aus, er sei dort angelangt und würde schon weiter sein, wenn er nur die Dragoner fortkriegen könnte, von denen er noch nicht wisse, ob sie über die Elbe seien.

^ Gouverneur des Sparenberg im Ravensbergischen.

^ S. oben S. 299.

^) Im Juli 1663, bald nachdem Li sola in Königsberg erschienen war, butte

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Anträge des spanischen Gesandten. . 307

donne a Fempereor que pour la perseuerance qu'elle tesmoigne dans 8a bonne resolution de ne se point separer des interests de la tres anguste maison et de Be uouloir entrer en aueune [alliance] a son preiadiee et sans son inclusion.

Elle m'aduertit aussi, qu'elle a despeschä de Bouueau au Vice Roy deNaples, affin quMl haste le premier payement des cent mille escus, et luy donn6 en celä tant de presse et des ordres si precis, qu'elle veut meme, qu'il laisse toutes autres considerations et difficult^ en arriere pour satisfaire a cette Obligation, de sorte que celuy, a qui V. A. E. en a donn6 la Charge, serä fort bien receu et bien traittä, et il en serä de mesme k qui que ce soit, qu*il plairrä a S. A. E. enuoyer en cöur d^Espagne.

S. M. tesmoigne desirer et trouuer fort a propos que Ion tra- uaille a desfaire doucement la ligue du Rhin, en quoy Ion negotie a present non sans esperance de succes, les electeurs ecclesiastiques

sich dort auch ein spanischer Gesandter Sebastian d*Ucedo eingefunden (s. Pofen dorf L IX § 58 (S. 59b), 64 (S. 604); Droysen III, 3 S. 29 nennt denselben irrthümlich Macedu). König Philipp IV. in seinem Creditiy (d. Madrid 6. October 16G2) nennt denselben: in nostro Mediolanensis Status* exercitu praecipuum .no- strom antigraphum und bezeichnet als den Auftrag, den er demselben ertheilt, dem Kf. seine Freundschaft zu bezeugen und dieselbe noch mehr zu befestigen. 28. Mai 1663 melden der Oberpräsident v. Schwerin und die Geheimen Räthe in Berlin dem Kf., dass nach einer Mittheilnng A. Neumanns aus Wien der Ge- sandte dort angekommen sei und nach Berlin reisen wolle, und fragen an, wie sie sich demselben gegenüber verhalten sollen, worauf Kf. (d. Königsberg 7. Juni 1663) sie anweist, denselben zu ihm dorthin zu verweisen. In einem am 23. Sep- tember daselbst übergebenen Memoire spricht derselbe dem Kf. auf Qrund eines Schreibens seines Königs vom 15. August dessen Dank für die ihm, dem Gesand- ten, bereitete freundliche Aufnahme und für die Zuneigung, welche Kf. gegen den König und dessen Haus bezeugt habe, aus, versichert, dass das Versprechen wegen der Subsidienzahlung (s. oben S. 299) in Neapel zur Ausführung gebracht werden, würde, ferner dass derselbe in betreff des Ceremoniells (darüber hatte schon V. Blumenthal 1660 (s. Urk. u. Akt. IX S. 572) den Auftrag gehabt, mit dem spanischen Hof zu verhandeln) die näheren Vorschläge des Kf. erwarte, welche er, der Gesandte, inzwischen eingesandt habe; er macht ferner dem Kf- Aozeige von der Verlobung des Kaisers mit der Infantin (dieselbe war am 27. März (s. Diar. Europ. X S. 242) zu Madrid publiciert worden) und entschul- digt, dass dies nicht schon früher geschehen sei, damit, dass man am spanischen Hofe nicht gewusst habe, wohin man den betreffenden Befehl an den Gesandten schicken solle, endlich ersucht er im Auftrage des spanischen Gesandten in Wien Marquis de laFuente den Kf, seinen dortigen Gesandten anzuweisen, mit demselben in nähere Verbindung zu treten. Ucedo ist dem Kf. nachher ▼on Königsberg 1\acb Berlin gefolgt und ist bis Ende Oecember 1664 bei dem- selben geblieben.

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308 5. Der Türkenkrieg.

commencant d'ouürir les yeux et de conoistre, que les fins de cette ligue ne sont pas confonnes a Tinterest des princea de Tenipire, et 8i la chose reussit en cette conforroitä, Ion aura ueritablement ce que Ion desire, mais Ion ne laisse pas pour cela de juger, qu'il sera fort apropos, que S. M. soit comprise dans la garantie generale de Tem- pire, ce qui ne luy peut estre refusö comme membre de ce corpe, ayant mesme extremement approuu6 la proposition de faire une ligue entre S. M. I. et les autres princes de Terapire, qui uoudront y ea- tier pour la commune seuretö.

Desirant aussi a S. A. E. toute sorte de satisfaction eile ordonne äu duc de Medina de las Torres, son premier ministre, de traitter auce Tanibassadeur de Tempereur pour trouuer le moyens d'afuster Taffaire de Jegersdorff a rentiere satisfaction de S. A. E., a quoy S. M. et le duc de Medina apporteront toute sorte d'application, affin que S. A. E. soit pleinement contente.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 3. October 1663.

[Die DefensionsverfaBsang auf dem Reichstage.]

3. Oct. Die Türken haben Nenhäosl genommen , der Sultan soll im nächsten

Jahre selbst ins Feld ziehen wollen^ die Erblande des Kaisers und die an- grenzenden Lande sind in grosser Gefahr. Daher hat er durch den Erz- bischof von Salz barg den Keichstag aufgefordert, den punctum defensionis wenigstens provisionaliter nach eines jeden Vermögen einzurichten. Er er- sucht Kf. seine Gesandten anzuweisen, dazu mitzuwirken, dass zunächst diese Defcnsionsverfassung zusta.ide gebracht und erst nachher von der Capitulation gehandelt werde.

Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg 4 October 1663.

(Die Infanterie soll bis Mähren vorgehen. Wunsch einer schnellen Beendigong der preossischen Wirren.]

4. Oct. Sa Majeste Imperiale se sent fort obMgee des secours, qu*il

a pleu ä V. A. S. luy envoyer eile souhaitte seulement pour comble de faueurs, qu'il plaise a V. A. S. envoyer un ordre « M. le prince d'Holstein, a ce que Tinfanterie puisse passer jusques en Moravie,

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Marsch der braDdenbargischen Hülfstruppeo. 309

ou eile sera bien traittee et eonservee aussi soigneusement que si elles demeuroient en Silesie, le principal interest a present est de conserver ce pays et le preserver de Tinondation de ces barbares, qui pourroient facilement penetrer plus outre. Si les ennemis nous voyent prepares a la deffence, ils modereront leur audace, mais s'ils voyent nos trouppes dispersees ailleurs et la Moravie desgarnie, cela leur donnera courage d'y entrer. Je luy despescbe mon secretaire, affin que, sMl est possible, il nie rapporte les ordrcs de V. A. pour M. le prince d'Ho Istein et que je puisse expedier le Courier sans delay. Nostre cour est dans une grande irapatience de voir V. A. S. bors de ces embarras de Prusse pour pouvoir de plus pr6z comrau- niquer auec eile et songer a la commune seuret6. II Importe de ter- miner icy les affaires en toutes facons, j'en soubaitte a V. A. S. un euccez tel, qu'elle peut desirer, esperant, que Dieu benira la justice de la cause commune et qu'il confondra a la fin ceux, qui auront de mauyais desseins.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Freystadt zwei Meilen von Grtineberg 25. September/ 5. October 1663.

[Das ReDdezyouB der Trappen soll za Freyatadt sein, ZQStaod der Truppen, noch keine Anweisung wegen der Quartiere]

Berichte derselben, dass ich gestern als den 4. dieses bei 5. Oct. GrQneberg angelanget mit den commendirten 500 Mann meines Regi- ments, weil aber die Kais. Commissarii nicht vor gut befunden, dass der Rendevous der sämbtlichen Truppen dort sein sollte, so habe ich mich mit ihnen verglichen, dass es alhier, wo ich itzo stehe, sein sollte. Die Preussischen als Goltzschen auch die Derfflingsche Dragoner stehen itzo alle umb Crossen, und hab ich ihnen befohlen, den Marsch hie her zu richten, damit Churf. 6n. Lande nicht von unnöthigem Stilliegen mUgen beschweret werden. Ich will hoffen, es sei solche Ordre unterweges gebalten, dass E. Ch. Gn. desswegen keine Klachte vorkommen werde. Von den Preussschen Dragonern seind 150 zu Fuss, von den Ravensperschen bei 60, das Fussvolk and Reutter seind noch im guten Stande. Ich habe schon zu untere schiedliche Mal an das Oberamt geschrieben, umb mich zu erkundigen, wo die Quartier uns werden assigniret werden, so wollen sie noch von nichts wissen und schreiben, dass deswegen von I. Kais. M. noch

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310 5. Der Türkenkrieg.

Bichts befohlen. Ich schreibe auch diese Post deswegen an dem Fürst Conzaga und Lobcovitz als Krieges Präsidenten. Und weil das Oberamt^begehret, dass ich mit den Truppen den graden Weg nach Breslau marschieren soll, so werde ich, sobald sie nur etliche Tage ausgeruhet, demselben nachleben.

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg 7. October 1663.

[auf das Schreibeo vom 23. September. Die FofistruppeD solleo nach Mähren marschieren. Erinneraog wegen Jägerndorfs.]

7. Oct. Auf dass Ew. Key. M. ferner sehen und erfahren möge, dass

ich derselben nach Möglichkeit willig und gern an Hand gehe, so habe ich den Herzog von Holstein beordert'), dass er die Fussknecht nachm Mähren marchiren lassen solle, und will ich nicht zweifeln, weil sie alberei t in der Schlesie ankommen, sie werden auch nu ehest in Mähren sein habe auch das sichere Vertrauen zu E. Key. M., Sie werden endlich meiner gerechten Jägerndorfischen Sache ihre abhelfliche Mass geben und mich dadurch zu Dero Dienst noch freudiger machen.

Herzog Augustus von Holstein an den KurfUrsten. D. Wanse^ 21. October st. n. 1663.

(Streit wegen der Quartiere.]

21. Oct. Gleich itzo bekomme ich Schreiben von Breslaw, dass sie auch

das Fussvolk hier im Lande nicht behalten wollen, sondern wollen, wir sollen zur Armee gehen, habe ich mich deswegen auch resolviret, auch die Reutter und Dragoner nicht abfolgen zu lassen, sondern will . mich im bischolflichen Neus(?) setzen mit Reutter, Dragoner und Fussvolk und dorten so lange stehen, bis sie sich entweder ein an- ders resolviren, oder Ih. Chf. Gn. ein anderes befehlen. Es scheinet, sie achten unser nicht, weil es gegen Winter, wollten unser wohl gern wieder los sein.

0 i^f* ertheilt demselben (d. Königsberg 7. October 1663) den Befehl, die FoBsknechte bis nach Mähren, aber nicht weiter, marschieren und in gute Oerter legen zu lassen.

^ Wansen, an der Ohiaa im Regierungsbezirk Breslau, s.w. von Brieg.

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Streitigkeiten wegen der Quartiere. 311

Derselbe an den KnrfUrsten. D. Zobten 22. October st n. 1663.

[Verdächtiges Verbalten der kaiserlichen Behörden, äble Lage seiner Truppen.]

Berichte deroselben nochmals dass sie uns hier weder 22. Oct. Quartier noch Verpflegung noch nichts gestehen wollen, wollen, wir sollen zur Haubtarmee gehen. Ich weiss nicht, was ich vor Gedanken schöpfen soll, sie reden hier, ob sollten wir auf das Fflrstenthumb Jegerndorff oder Schweinitz und Gaur einig Absehen haben. Selbe Gedanken ihnen zu benehmen, habe ich ihnen die Punkten, so in meiner Instruktion von Ih. Churf. Gn. auf das Quartier und Ver- pflegung gehen, abcopiren lassen, werde sehen, was sie nun machen werden. Ich habe neue Munition von ihnen begehret, wenn wir ja auf die Grenze gehen sollten, welches mir auch abgeschlagen worden, bin also tibel daran und sehe ich nicht, wie wir ein paar Monat hier ohne unsem Buin subsistiren werden, ja nicht den November aus. Ich habe E. Chf. D. schon neulich berichtet, wie dass wegen des weiten Marsch über 100 Dragoner von beiden Spuadronen zu Fuss, wie auch bei die Beutter wohl 50.

Die Beutter stehen itzo in der Grafschaft Glatz^, ich will mit den Beuttern zur Seuchen Armee gehen, welche 1500 Mann stark und bei Kremsier stehet, und werde das Fussvolk unter Conduite des Ob. L. Sparren hier stehen lassen.

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg 22./12. October 1664.

[aaf das Schreiben vom 3. October. Rathschlage inbetreff der Kriegfuhmng.]

Er wird seiner Gesandtschaft in Begensbarg dem Wansche des 22. Oct. Kaisers gemäss Weisung zagehen lassen'}.

1) Qottfr. vonJena sendet aus Begensbarg dem Kf. ein Schreiben der Böh- mischen Regiemng an den Erzbischof von Salz barg (d. Prag 22. October 1663), welches ihm dieser mitgetheilt hat. Darin wird geklagt, dass 600 Dragoner und 400 Reiter brandenbnrgische Hnlfstmppen mit zwei Stäben und sehr vielem Tross naeh Böhmen gekommen seien, welche nur der Ordre des Herzogs von Holstein parieren wollten, ,.8ich nnbewusst der Regierung und ohne einigen von dem Kaiser vorher eingelangten Befehl sich von Selbsten logieret, stattlich traotieren lassen und von keiner Zahlung melden*. Der Erzbischof wird gebeten, sich bei den brandenborgischen Reichstagsgesandten zu verwenden, dass diese Truppen Wieder von dort fort und nach Oesterreich, oder wo sonst der Kaiser befehle, abgeführt wfirden und dass sie in den kaiserlichen Landen der dortigen Regierung den nöthigen Respect erwiesen.

>) S. das Bescript an die Gesandten in Regensburg vom 22. October 1663 oben Abscho. 4 S. 201.

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312 5. Der Türkenkrieg.

E. Key. M. werden besser thun, wann Sie alles, was möglich, zusammenziehen und das Hauptwerk des Erbfeindes vornehmlich re- spiciren, weil doch ohnmüglich mit zertheilter Macht und einzelnen Trouppen oder Regimentern ihme Abbruch zu thun oder sein Desseia zu brechen. Deroselben will ich auch aus aufrichtigen getreuen Herzen als ein getreuer ChurfÜrst ohnmassgebig rathen, ob es nicht müglich denen Evangelischen in dero Erblanden mehrere Gewissens- freiheit zu gönnen, und zweifele nicht, es werde solches zu E. Key. M. merklichen und unausbleiblichen Nutzen und Besten gereichen, zu- mal sie dergleichen unter den Türken zu geniessen.

Der Kurfürst an die Fürsten von Braunschweig, Hessen^ Wür- temberg, Altenburg, Gotha, Weimar, Anspach, Cnlmbach, Sim- mern, Mecklenburg, Anhalt und den Administrator zu Halle. D. Königsberg 15./ 25. October 1663.

[Mahnaog, auf dem Reichstage für die Tarkenhülfe za wirken ] 25. Oct. Er weist auf die dem ganzen Reiche drohende Türkengefabr hin, be-

klagt, dass man aaf der gegenwärtigen Reichsversammlnng so wen'g Eifer in ße^chützung der Christenheit und Rettung des Kaisers zeige, sondern lieber die Zeit mit solchen Sachen, welche bei weitem nicht so pressant seien, zubringe, ersucht denselben zur Herstellung des so nöthigen extra- ordinären Defensionswcrkes mitzuwirken nnd seine Gesandten zu Regens- bürg dahin. zu instruieren, dass diese Materie, and zwar, wenn nicht eher, doch voi* Ausgang des Winters und vor Herannahen des Frühlings erledigt werde ').

') Darauf antwortet zuerst Herzog Ernst von Gotha in einem langen 'Schrei- ben (d. Friedenstein 28. October/17. November] 1663), in welchem er erklärt, er sei mit Kf. durchaus darin einig, dass in solcher Gefahr das Reich hohe Ursache habe, Bicn anders und besser anzugreifen. Doch ständen dem manche alten Schäden hinderlich entgegen: das grosse Misstrauen und die Zerrüttung unter den Ständen in geistlichen und weltlichen Sachen, der verderbliche Eigennutz und die bei den Vorfahren nicht erhörte Pracht und der Luxus, der ,mit Oppreesion und Enervation der armen Unterthaneu" an den meisten Orten getrieben werde, sowie die Mängel der Justiz. Er sei bereit, nach Kräften zu helfen, und er ersucht den Kf., der sowohl zur Abwendung der Gffahr von aussen als auch zur inner- lichen Besserung des gefährlich laborierenden Status publici viel beitragen könne, beideilei Zwecke bei den Reichsconsultationen in Obacht zu Lehmen, dass neben der Kriegsbereitschafi wider den auswärtigen Feind auch die Harmonie zwischen Haupt uud Gliedern des Reichs und dieser Glieder Proportion und Correepondenz

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Die brandenburgischen Hulfstruppen io Mähren. 313

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Riesen- burg 4. November 1663.

[aaf das Schreiben vom 21. October. Wiederholang der Ordre vom 7. October.]

Er ersieht, dass dem Herzoge seiue Ordre noch nicht zugegangen Ist, 4. Nuv, wiederholt daher dieselbe, dass er auf Ordre des Kaisers seine Fus&völker bis nach Mähren, aber nicht weiter, gehen lassen solle, wegen der Reuter und Dragoner aber bleibe es bei der vorigen Abrede und Verordnung. Es verwundert ihn nicht wenig, dass man sich der Völker nicht mehr an- nimmt aod derselben sich besser zu bedienen sucht

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Bei Troppau 5. November st. n. 1663.

Er hat des Kf. Ordre vom 7. October erhalten, marschiert heute nach 5 Nov. Troppau, um dort nach Mähren überzugehen. F.Zm. Souches schreibt ihm, dass seiue Quartiere im Olmützscben und Stern bergseben Kreis &ein sollen. Die Truppeu siud in gutem Stande.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. .D. Sterenberg 12. November 1663.

[Die Quartiere in Mähren]

Er hat nunmehr die Quartiere in Mähren, wie eine beigefügte Speci- 12. Nov. ficadon aiigiebt, bezogen. Die Quartiere sind ziemlich gut, von Geld will man aber noch nichts wissen, sondern vertröstet ihn auf den Landtag'), welcher den 18. dieses zu Brunn gebalten werden soll. Die türkische Ar- mee steht noch bei Neuhäusel, den F.Zm. de Souches bat er, da der- selbe von hier abwesend ist, noch nicht gesehen.

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln a. d. Spree 9. /[19.] November 1663.

[Forderung schärferer Disciplin.]

Da die kai&erlichen Minister Klage geführt haben, dass seine Truppen 19. Nov. schlechte Ordnung und üi.-ciplin halten, Kf. auch nach teiner Rückkehr hieher vernommen hat, dass dieselben auch auf dem Durchzuge durch seiue

befördert werde. Auch von den anderen Furaten trafen im Laufe des November Schreiben mit ähnlichen allgt meinen Erbietiiugen ein.

^) S. den Bxt/act ans der diesem Landtage vorgelegten Propositiuo Üiar. Earop. X S. 887.

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314 5. Der Türkenkrieg.

eigenen Lande nicht aller Orten gleich gute Disciplin gehalten, ßo weist er ihn an, seiner Instruktion gemäss bei allen seinem Commando anvertrauteo Völkern scharf und ernstliche Ordre zu halten und die yorfallenden Inso- lentien exemplariter zu bestrafen, auch die Officiere zu HaUung scharfer Disciplin bei Vermeidung der Ungnade des Ef., Entsetzung ihrer Chargen und nach Befinden Leib- und Lebenstrafe anzuweisen.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten, D. Sterenberg 28. November 1663.

[ZusammentreffeD mit de Souches, desscD Forderung, in Böhmen Quartiere zu beziehen, und andere verdächtige Reden.]

28. Nov. Er hat vom Kaiser BefehP) erhalten, seine Reiter uAd Dragoner mit

F.Zra. de Souches eine Cavalcade nach Ungarn') unternehmen zu lassen. Obwohl darin nicht enthalten war, dass er selbst mitziehen sollte, hat er sich doch entschlossen, dieses zu thun, um besser auf die Leute Acht zu haben, da er gehört, de Souches wolle die Dragoner in den Un- garischen Bergstädten diesen Winter lassen, wo sie unfehlbar hätten cre- pieren müssen.

Wie ich nun den 24. dieses bei Hu ng. Radi seh, wie meine Ordre vom F.Zm. lautet, mich eingefunden und gleich zum de Souches bin geritten, mich von ein und andern zu bereden, so hat er mir gleich Or. der ertheilet, wieder in die Quartier zu gehen; und wie ich mich darüber beschweret, wendete er vor, der Feind hätte sich zurückgegeben und hätte uns bei sich itzo nicht nöthig, und dass er bastant genug wäre, das Sächsche Fussvolk allein hin zu convoyiren, wo es diesen Winter stehen bleiben sollte'), sagete darneben, dass L Maj. mir Order ertheilen würden, mit Fussvolk und allem in Bohemen Quartier zu beziehen. Weil aber Ib. Ghurf. Gn. Order lautet, das Fussvolk nicht aus Mähren gehen zu lassen, so werde ich mich an Cborf. Gn. Order halten. Der F.Zm. versicherte mich darneben, dass Ih. Maj. nicht gesinnet wären, uns mit Verpflegung versehen zu lassen, sondern praetendirten, dass Ew. Churf. Gn. selbe gleich andern Churf. selber bezahlten, und haben wir bis datto noch nichts empfangen, werde desswegen Ew. Churf. Gn. gnä-

0 d. Wien 11. November- 1663.

^ S. Diar. Earop. X S. 920. Der Haapt£weck derselben, Novigrad und Loweoz ZQ entsetzen, wurde nicht erreicht.

^ Die K.eacbsichen Hülfstrappen, 1174 Mann z. Fase unter dem CLieotenaDt Johann Christoph Brand v. Lindau waren Ende September in Böhmen an- gelaof^ und bezogen die Winterquartiere in Oberungarn in der Gegend von Krem- nits. S.Scbuster und Francke, Gesch. der Sächsischen Armee I S. 85.

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Klagen über schlechte Disciplin. AeasseruDgeD de Soachea. 315

dige Verordnung erwarten. Er gedachte, dass, so Ew. Churf. Gn. sich nicht resolviren würden, diese Völker Ih. Maj. ganz zu schenken, dass sie selbe auch nicht unterhalten würde, verspräche mir auch darbey, dass, wen Ih. Churf. Gn. solches eingehen würden, Ih. Maj. gesinnet wäre, bey der Armee mich als Generalwachtmeister zu bestätigen. Wie ich aber vor wandte, dass so lange Ew. Churf. Gn. mich in dero Dienste gnädig leiden wollten, ich keinen anderen Herrn verlangete, ward er sehr still. Und ob dieses nun zwar blosser Discours, so habe ich doch Churf. Gn. hiermit gehorsamst ersuchen wollen, wenn sie sich hierzu resolviren sollten, weil ich nicht zweifele, dass fleissige Ansuchung hicrumb geschehen wird, dass sie doch meiner nunmehro 4 Jahr lang geleistete Dienste in Gnaden eingedenk sein wollten und mich aus dero Dienste so gar nicht zu verstoszen, zumahlen ich nicht gesinnet, ausser Diensten Churf. Gn. mich hier zu engagiren.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfllrsten. D. Sterenberg 30. November st. n. 1663.

[aaf das Bescript vom 9./19. Vertheidigang gegen die Vorwurfe wegen schlechter Disciplio, Klage über die Verpflegaog. Meuterei. Nene Quartiere in Böhmeu.]

In den Korfürstlicben Landen weiss er nicht, dass auf dem Marsch ir- 30. Nov. gead eiuc Klage erhoben sei, die nicht sofort remediert worden, er verlangt, dass die Kommissare, welche ihn durch die Mark geführt, ihre Klagen schriftlich aufsetzen. In den Kaiserlichen Landen ist er von Anfang an schlecht tractiert worden, man hat ihm keine Verpflegung noch Quartler geben wollen, so bat er an vielen Orten subsistiereu müssen, doch sind da- bei besondere Ezcesse nicht vorgefallen und ist strenge Justiz geübt worden. Man bleibt hier dabei und will ihm keine Verpflegung geben, er hat seit- dem er in den kaiserlichen Landen ist nicht mehr als 7p00*Gulden empfangen. Lisolahat nach Breshin geschrieben, Kf. hätte ihm 400r)0 Rthlr. zu ße- Zahlung. der Leute mitgegeben; wenn solche Reden bei den Soldaten laut* bar werden sollten , so könnte das üble Folgen haben , schon vor etlichen Tagen bat des Landhofmeisters Wallenrodt Compagnie gar eine Meuterei Angefangen, indem sie behauptet, es restierte ihnen noch so viel aus Preusseu, sie hätten von dem Landbofmeister noch an 4000 Rthlr. zu prätendieren; er bat dem O.L. Koller befohlen, es zu untersuchen.

PS. Man verlangt von ihm, er solle mit allen seinen Truppen nach Böhmen gehen, er erwartet des Kf. Ordre.

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QoogU

316 5. Der Türkenkrieg.

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Colin 22. November/[2. December] 1663.

[Verwendung der Trappen. De Soaches' Aeusserungen.]

2. Dec. Nachdem der Kaiser begehrt % <1&S8 die lufauterie weiter forrücken

solle, gestattet er, dass dieselbe bis nach Mähren gehe, zu Verrichtung der Inipresa aber soll nur die Hälfte der Völker hergegeben und uusdrück- lich bedungen werden, dass dieselben nach verrichteter Expedition wieder in die Quartiere zurückkehren sollen, Reuter und Dragoner dagegen können wohin es der Dienst dos Kaiser fordert employiert werden. Den Berieht über de Souches' Discurse hat er mit Befremden gelesen und deswegen an den Kaiser geschrieben^), er erwaitet ausführlichen Bericht über die bishe- rige Verpflegung.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Sterenberg 4. December 1663.

[Quartiere in Böhmen.]

4.Dec. Der Kaiser hat der Landeshauptmannschaft in Mähren befohlen, seinen

Truppen den Monat November zu zahlen, dieselbe kann aber mit den Ständen noch nicht richtig werden. Der Kaiser hat durch F.M. Monte cuccoli ihm befohlen, mit allen seinen Völkern nach Böhmen zu marschieren und dort die Quartiere vom 1. December an sich zahlen zu lassen, er nmss dar- auf eingehen, will aber hier so lange bleiben,- bis der volle Monat November gezahlt ist^).

') In einem Schreiben an Li sola vom 27. October, welches dieser von Kä- strin aus am 7. November dem Kf. zageecbickt hatte.

^ Dieses Schreiben liegt den Akten nicht bei.

^ Am 7. December meldet er, dass er, obwohl ihm der Rest auf den November noch nicht gezahlt sei, doch um nicht zu Klagen, als ob er des Feldmarscballs Ordre nicht stracks pariert, Anläse zu geben, morgen nach Böhmen aufbrechen wolle. Doch steht er noch am 16. in Steruberg und meldet von dort aus an diesem Tage, die Dragoner, welche am weitesten zurückständen, würden heute den Marsch nach Böhmen beginnen, er selbst würde noch zwei Tage warten und, wenn er bis dahin keinen Befehl vom Kf. erhalte« auch mit dem Fosavolk auf- brechen, am 16. werde er mit allen Truppen bei Landeskron in Böhmern stebeu, wo Kommissare dieselben zählen sollten, .welches mir recht lieb, weil ich ge- wiss weiss, dass wir bei 200 Mann starker sind als 2000". Kf. genehmigt (d. (Jöln 8./ 18. December 16<i3} die Verlegung der Quartiere nach Böhmen.

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Verlegaog der Qnafriere nach Böhmen. ConfbrenE mit Lisola und Ucedo. 317

Protocollura, was bei der Conferenz, so L F. D. der Fürst von Anhalt nnd der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit dem Kaiserlichen nnd Spanischen Gesandten, dem H. Baron de Lisola und Don Sebastian d'Ussiedo [gehalten], vorgegan- gen, am l./[ll.] December 1663.

[MassregelD gegen die Türken.]

Fürst Anhalt macht den Ingress, weil die H.H. Gesandten zn unter- ll.Dec. schiedenen Malen bei Kf. Anregung gethan, dass ?on dem Türkischen Wesen^ wie auch von den Reichssachen und Polnischen Händeln möchte conferiert werden, so hätte Kf. diese Conferenz verordnet und möchten sie belieben anzudeuten, von welchem Punkte man zuerst reden wollte.

Lisola stellt zu ihrer Wahl, welchen Punkt man dieses Mal vornehmen wolle.

F.Anhalt: Weil die Gefahr von den Türken die gröste, würde das Döthigste sein, davon zuerst zu reden.

Lisola: Der Kaiser thäte dagegen alles, was in seinen Kräften stehe, hoffe im Frühling 50000 Mann ins Feld zu führen, ziehe selbst jetzt nach Regensburg, die Assistenz dort zu befördern, er selbst wäre deshalb zurück- gekommen, um Kf zu dieser Reise zu disponieren, der Kaiser fürchte, andere möchten sich ein Kxempel daran nehmen, wenn Kf. nicht käme. Wie er von Königsberg weggezogen, wäre Kf. gar geneigt zu dieser Reise gewesen.

F.Anhalt: Es wäre ihm schon gesagt, was Kf. daran verhindere')» dies würde aber dem Kaiser nichts schaden, da Kf. dessen InVntion auch durch seine Gesandten genugsam befördern würde.

L. hat darauf zu wissen begehrt, was des Kf Meinung wäre, wie es mit dem Snccurs anzustellen, denn, wenn derselbe nach etlicher Stände Meinung geschickt werden sollte, so würde der Kaiser lieber garkeinen bogehren.

Schwerin, von F.Anhalt aufgefordert fortzufahren, erinnert Lisola daran, dass ihm schon angezeigt wäre, wie nöthig es sei, dass der Kaiser seinen Vorschlag von dem Succurs dem Kf. eröffnete, damit dieser den- selben ins Werk zu setzen zu helfen sich bemühen könnte, er hoffe, wenn der Kaiser sich angelegen sein Hesse, das ganz zerfallene Vertrauen im Reich zu restabilieren , dass alsdann alles besser von stattf^n gehen würde. Es sei ihnen auch angezeigt worden, wie Kf. .sich angelegen sein lasse'), dass alle anderen Sachen zurückgestellt und allein vom Succurs tractiert werde, es wäre auch von K.Mainz') und anderen Fürsten gute Vertröstung eingekommen, es sei ihnen auch Bericht geschehen, was der R Admiral in

'} 8. oben Abschn. 4 S. 20U. ^ S. oben S. 197. 201 f. ^ 8. oben S. 197.

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318 5- Der Türkenkrieg.

Schweden W ran gel für Erbieten von einer Diversion in der Wallachei*) gethan.

Lisola: Des Kf. guter Intention halte er sich versichert, aber von den meisten glaube er, dass sie durch den Succurs des Kaisers Autorität viel- mehr gänzlich zu untertreten suchten. Das geschwundene Vertrauen zu re- stabilieren sei keine Sache, welche so geschwinde sich thun liesse, inson- derheit da die meisten so gar dependent von fremden Kronen wären, auf allen Fall wäre besser, dass diejenigen, so es mit dem Kaiser halten, ihre Macht zusammensetzten und dem Kaiser hülfen, Kf. möchte selbst erwägen, wie es ihm gefallen würde, wenn Pf.Neuburg oder einem anderen, dem er nicht vertraue, die Reichsarmee untergeben würde. Die Diversion in der Wallachei hätte er schon längst am kaiserlichen Hof gerathen, H.Lubo- mirsky offerierte^ dem Kaiser dazu 8000 Pferde, W ran gel wäre mit guter Hoffnung zu unterhalten, er glaubte nicht, dass die Schweden die französische Wahl zu befördern gedächten und daher könnte man es von ihnen wohl annehmen, jedoch müssten nicht gar zu viel Schweden bei der Armee sein.

F.Anhalt schlägt vor, dass der Kaiser sich erklären möchte, keine italienische oder fremde Ofßciere zu d^r Armee zu geben, Lisola sagt dieses zu, man würde nur diejenigen nehmen, welche Kur- und Fürsten vor- schlagen würden. Es würde dem Kaiser am liebsten sein, wenn Kf. es dahin beförderte, dass die Hülfe zum Theil an Geld, zum Theil an Volk angenommen werde, denn ohne Geld würde der Kaiser auch seine eigene Armee nicht unterhalten können, er urgierte nochmals, dass Kf. seine Be- denken, wie*dcr Succurs einzurichten, dem Kaiser eröffnen möchte.

Als ihnen hierauf Ouvertüre gethan worden von demjenigen Bedenken, so neulich im Rath verlesen worden, dass durch 2 Schiffsarmeeen dem Tür- ken im Archipelago Abbruch geschehen könnte, hat der Spanische Gesandte weitläufig remonstriert, dass den Türken am selben Orte garkein Abbruch geäiihehen könnte.

Da nun hierauf weiter gefragt wurde, ob von dem Könige von Per- sien nicht zu hoffen, dass er eine Diversion machen würde, haben sie angedeutet, dass von demselben das allermeiste geschehen könnte und dass der Kaiser auch wohl dahin schicken würde, auch gewünscht, dass der Friede zwischen Moscau und Polen getroffen würde, weil dem Tür- ken auch dadurch sehr wehe geschehen könnte.

F.Anhalt referiert, dass der Herzog von Holstein sehr klagte, dass des Kf. Truppen Noth litten, Lisola regerierte, dass über ihn grosse Klage käme, dass er so übel Ordre hielte.

F.Anhalt that Anregung wegen Restitution von Jägerndorf, worauf beide Gesandte gar gute Vertröstung gethan, dass Kf. ehestens wegen

') S. ürk. u. Akt. IX S. 760.

'; S. Diar. Burop. X S. 701. 818.

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CoofereDS mit Lisola aod Ucedo. Die Quartiere in Böhmen. 319

eines AeqnivaleDts Resolation bekommen würde, womit diese Conferenz geeodiget.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Königin Grätz 26. Deceraber st. n. 1663.

[BinrichtoDg der Quartiere in Böhmen. Bezahlung der Truppen.]

Er hat jetzt die Quartiere hier in Böhmen bezogen, die 1000 Mann 2G. Dec z. F. and 5 Compagnieen z. Pf. logieren im Königgrätzer Kreise, die übrigen 5 Compagnien. z. Pf. onter dem Coramando. des Ob.L. Block und Ob.W. Marwitz in der Grafschaft Glatz, die Quartiere sind alle an einander längs der Mährischen Grenze, so dass die Truppen, wenn es Döthig ist, in kurzem zusammen kommen können. Wegen der Bezahlung sind sie jetzt anf den November und December contentiert, die Musquetiere haben je 2Va Rthlr., die Reuter und Dragoner je 4 Rthlr. 20 Gr. erhalten. Obgleich der Kaiser nur zwei Regimentsstäbe gut thut, hat er doch drei, einen z. F. , einen z. Ross und einen bei den Dragonern bezahlt und das Geld daher genommen, dass ein Musqnetier hier nach der kaiserlichen Ordinanz 3 Gr. mehr als 2'/» Rthlr. kriegt. Die Dragoner und Reiter zu Puss sind schon meist remontiert, weil hier die Pferde gar wohlfeil sind').

Instruction, wonach unsere Geh. Clevische Regierungs- auch Amtscammerräthe und Resident im Hage Werner Wil- helm Blaspeil, Jan Copes und Sylvester Danckelman bei der ihnen aufgetragenen Commission an die HH. Staten Ge- neral der Vereinigten Niederlande der gegenwärtigen Ttirken- gefahr halber sich gehorsamst zu achten haben. D. Colin

a. d. Spree 7./[17.] Januar 1664. (Cone. 0. V. Schwerin. Lectum in consilio 7./ [17.] Januar 1664.) [Hülfe gegen die Türken.]

Hinweis auf die Türkengefahr, die Unzulänglichkeit der Mittel des Kf., 17. Jan. das langsame Betreiben des Werkes in Regensburg und ariderer Orten, Kf. wünscht die Niederlande dazu zu bewegen, zulängliche Hülfe zn leisten, er bemüht sich daher dahin, dass vom Kaiser und dem ganzen Reiche

') In den folgenden Relationen aus dem Januar und Februar meldet der Herzog onr, dass die Truppen in gutem Stande seien, auch für jene beiden MoDate die richtigen Assigaationen erhalten hätten, dass sie aber sehnsüchtig tof einen guten Feldzng warteten, weil hier sonst „gar schlechter Zeitver- treib«" tei.

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320 5. Der Türkenkrieg.

darch eioe expresse Gesandtschaft bei den Geuenilstaateu dieses eifrig solli- citiert werden solle*), inzwischen sollen die Ges. das Werk, nachdem sie es mit der Prinzessin von Oranien überlegt, die übrigen im Haag, Danckelmann in den anderen Provinzen betreiben

In der ersten Conferenz sollen sie nnr eine generale gnte Erklärung zn erhalten surlien, nachher aber bei ferneren Conferenzen im einzelnen fordern :

1) Anempfehlung der Sammlung freiwilliger Beiträge an alle Provinzen.

2) Aussendnng einer St^hiffsflotte im Namen der Generalität, um dem Türken eine Diversion zu machen, oder wenigstens Erlaubnis, dass ei- nige ihrer Einwohner solches propriis sumtibus unternähmen, in welchem Falle Ges. sich zn bemühen haben, eine Societät von reichen Leuten zusammenzubringen, die dergleichen versuchen sollten.

Sollte man aus Furcht, dass die Commercia gehindert würden, keine directe Hülfe leisten wollen, so sollen sie vorschlagen, dass die G.Staaten einige Truppen licentiieren , sofort aber wieder zur Hülfe gegen den Erb- feind annehmen lassen möchten, jedoch dürften dann dazu keine Werbegelder gefordert werden.

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 22. Februar/ [3. März] 1664.

[Gemeinschafdiche Bemühnngeo in Holland Manition za erhalten.]

3. März. Ef. hat aus einem Schreiben des Kaisers vom 4. Februar ersehen, dass

derselbe seinen Vorschlag, zu versuchen eine gnte Anzahl Kriegsmnnition in Holland zn erlangen, gebilligt und seinen nach Dänemark geschickten Gesandten, Graf Sinzendorff angewiesen hat, nach Verrichtung seines dortigen Auftrages nach Holland zu gehen und den angeregten Vorschlag bei den Gh.Staaten ins Werk zu richten. Kf. hat seine Räthe im Haag an- gewiesen'), denselben dabei zu unterstützen.

') S das Rescript des Kf. von demselben Datum an die Gesandten in Regens- barg (oben Abschn. 4 S. 218) nnd die Relationen derselben vom 31. Januar (S. 220). 29. Februar (S. 225) und 7. März (8. 22ö). Auf den Vorschlag von K. Mains wurde die Sache nur an das Kurfürstencolleg gebracht und dieses richtete (d. Regens- burg 5. März 1(>64) ein Schreiben an den Kf., in weichem es denselben ersucht, bei den Niederländischen Staaten das Hülfsgesuch des Kaisers zn unterstützen. Der Kf. schickte dasselbe den Gesandten zu mit der Weisung (d. CoIn 12./22. März 1664) von demselben bei Gelegenheit Gebrauch zu machen und das Werk nach Möglichkeit zu befördern , doch nichts publice ohne den Roth seiner Schwieger- mutter und Concertierung mit dem kaiserlichen Gesandten, dem eben damals im Haa^ eingetroffenen Grafen Siuzeudorf (s. Diar. Europ. XI S. 176 ff.) vor- zunehmen, «damit wir uns nicht prostituieren und, im Fall nichts zu erlangen, vergeblich sollicitieret haben mögen".

^ Kf sendet unter demselben Datnm an Blas peil und Copes den be-

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Hülfegesnch io Holland. Marsch der Trappen nach Ungarn. 321

Der Kurfürst an Herzog Augnstus von Holstein. D. Cöln 23. Februar/ [4. März] 1664.

[H. soll den Befehlen des Kaisers gehorchen.]

Nachdem die Rom. K. M. uns gst. zu vernehmen gegeben *), 4. März. wasmassen Sie entschlossen wären, mit dem ehesten einige Operation in^ng am fürzunehmen, wobei Sie unsere Auxiliarvölker von nöthen, als gesinnen wir von E. Ld. , Sie wollen auf allerhöchst Ih. K. M. Ordre und Befehl sich dazu wlUiglich gebrauchen lassen und das- jenige, was Ihne desfalss oder sonsten anbefohlen werden mogte, ne- benst denen Ihrem Commando anvertrawten Völkern ohnweigerlich exequiren.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Königin Grätz 6. März 1664.

[Befehl Montecaccolis nach Ungarn aufzubrechen.]

Er übersendet ein Schreiben des F.M. Montecuccoli'), in welchem 6. März, ihm befohled wird^ zn der Armee de Soaches' nach Ungarn zu ziehen.

treffenden Befehl. Diese Versuche, von den Niederlanden Hülfe zn erhalten, waren ganz vergeblich, Blaspeil nnd Copes melden (d. S'Gravenhage 4. März 1664): ,Die Apparenz, etwas zu erlangen, ist so schlecht, dass Ihre Hoheit sehr bedenklich und schwierig sein, Ew.Chf. D. zu rathen, diese Sache mit Eifer trei- ben zu lassen^, und (8. März), es werde sehr schwer fallen, der Commercien hal- ber etwas auszurichten, Holland werde sich wahrscheinlich nach England richten, das ebenso bedeutenden Handel nach den Türkischen Landen treibe, und man werde dem Gesandten die Bedrückung der Protestanten in Ungarn vorhalten, und (^(. April), Sinzendorf könne nichts ausrichten, daher würde es ganz vergeblich Bein, wenn sie wegen des Ef. in dieser Sache Schritte zu thun versuchten, und Danckelmann berichtet (Haag 13. Juni), als er im Januar dorthin gekommen, seien unter dem Eindrucke der von den Tataren in Mähren verübten Gräuel viele vornehme Personen zur Beisteuer von Geld bereit gewesen, aber die lang- same Ankunft Sinzendorfb, günstigere Nachrichten aus Ungarn und Oester- reich, auch eingeschlichene Simultäten hätten die Gemüther erkältet, so dass die Generalstaateu beschlossen hätten, sich nach den benachbarten Fürsten, naroeut- licb nach England zu richten, auch von dort habe Graf Konigseck gemeldet, dass der Konig wegen des bevorstehenden Krieges mit Holland sich zum wirklichen Beistand gegen die Türken nicht verstehen könne. (8. auchM^moi- res du comte d'Estrades H S. 244 f. und Alpen, De vita et rebus gestis Christophori Bernardi episcopi Monasteriensis I, S. 612 ff.).

*) Das betreffende Schreiben liegt den Akten nicht bei.

2) d. Wien 29. Februar 1604, darin theilt der F.M. dem Herzog mit, es solle eis Corps in Ungarn jenseits der Donau unter dem Commando des G.Fzm. Grafen

Uftter. x. Gesch. d. G. Kurfürstep. XI. 21

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322 5. Der Tfirkenkrieg.

Obgleich er von Kf. keinen Befehl hat, das Fnssvolk dorthin zu führen, hat er demselben doch erwidert, dass er seiner Ordre nachkommen werde, er bittet aber den Kf., ihm schlennigst Bescheid znkomroen zu lassen^).

Protocollum dessen, was bei der Conferenz, so I. F. G. zu Anhalt und der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit den kaiserlichen und spanischen Gesandten, dem H. Baron de Li- sola und H. Don Sebastian d'Ussiedo gehalten, vorgegangen 8./[18.]Apriri664.

[Klage über das reservierte Verhalten des Kaisers. Die poloische Wahl. Dro- heode Forderung der Restitution von Jägerndorf. Wenn Kf. in die Rheioiscbe Alliaoz tritt, will Spanien die Suhsidien nicht sahleo.]

18. 'April. Nachdem F.Anhalt die Conferenz eröffnet, proponiert ▼. Schwerin: Kf. hätte in der am 1. December gehaltenen Conferenz'), da von der Ge- fahr der Türken und des Polnischen Wesens gehandelt, insonderheit begehrt, dass der Kaiser ihn allezeit wissen lassen möchte, wohin seine Ge- danken in den vorfallenden Sachen gingen, wiewohl dieses nicht geschehen, hoffe er, der Kaiser werde ans dem, was zu Regensbnrg vorgefallen, sei- nen Eifer und Devotion für das Interesse desselben ersehen haben. Er wün sehe nun vornehmlich des Kaiser Meinung zu wissen wegen des von dem Bischof zu Münster desiderierten Directorii über die Reichsarmee, ferner, ob des Kaisers Begehren wäre, dass, wie es von einigen vorgeschlagen worden, ein Haupt ans dem Reich zum Reichsgeneral benennet werde, weiter ob der Kaiser noch für rathsam hielte, dass man mit anderen Potentaten auf eine Diversion in der Wal lach ei negotiieren sollte, und dann, was der Kaiser intentioniert wäre wegen Verhinderung der französischen Wahl in Polen.

do Soaches gebildet werden und auch die brandeobnrgischen Hülfstruppeo zu demselben gehören, er solle daher mit allen seinen Truppen aus seinen jetsigeo Quartieren so aufbrechen, dass er am 29. März in Hradiscb ankommen und von dort weiter nach Trencbinio Ungarn marschieren könne, woselbst er weitere Ordres von deSouches erhalten werde. Beigefugt sind Verhaltongsvorscbrifteo, darunter auch die, er solle, in Ungarn angekommen, eine Liste seiner Völker, wie sie sich effectite befänden, einschicken, ferner er werde eine moDatliche Verpflegung ao- ticipaodo erbalten und er solle einige Officiere in den bisherigen Quartieren zu- rücklassen, um den Völkern die nach und nach fallende Verpflegung uacbzu- schicken.

0 Kf. (d. Cölo 2./ 12. März 16G4) wiederholt darauf seine frühere Ordre, er solle den Befehlen des Kaisers Folge leisten, und wünscht ihm zu dem bevor- stehenden Feldzuge Glück. Der Herzog meldet am 25. März von Zwittau bei Brunn aus, dass er auf dem Marsche nach Obernngarn dort angelangt sei.

') S. oben S.^17f.

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ConferoDZ mit Lisola nnd ücedo. 323

Denn ob zwar Ef. die Allianz mit Frankreich schlösse^), hätte er sich doch im geringsten nicht verobligiert, solche za befördern, wollte vielmehr hierunter das geroeine Interesse beobachten. Die commanicierte Allianz wäre zwar in einigen Wörtern aber nicht in Sabstantialibus geändert, so- bald sie vollends adjustiert, sollte sie in forma wieder commaniciert werden. Die Schwedischen Tractaten') wären noch wenig avanciert; wenn das ver- sprochene Schwedische Project einkäme, wollte Kf. anch part davon geben.

Bei solcher Bezeugung seiner Devotion aber sei es dem Kf. sehr schmerzlich , dass er trotz aller Promessen nicht zu der Restitution von Jägerndorf gelangen könne, er müsse glauben, die Kaiserlichen Ministri meiuten, da er und sein Vater sich nun bald 40 Jahre hätten mit Vertröstun- gen abspeisen lassen, so würde dieses das beste Mittel Fein also zu conti- Quieren, Kf. aber wolle sich nicht länger aufhalten lassen, er wolle hiermit deelariert haben'), dass er den Fürsten von Lichtenstein pro injusto Qsnrpatore halte und dass er nach soviel gehabter Geduld gegen denselben alle Mittel, zu dem Seinigen zu gelangen, gebrauchen werde, er wolle zwar dabei den Respect gegen den Kaiser nicht vergessen, er halte sich aber versichert, derselbe werde ihn mit dem Fürsten von Lichtenstein gewäh- ren lassen.

Lisola repliciert, er hätte dem Kf. schon längst vorgetragen, der Kaiser begehre, Kf. möchte seinen Gesandten in Regensburg befehlen, alles daselbst mit den kaiserlichen Kommissaren zu überlegen und nach gemachtem Concert zu exequieren, es wird ihm aber entgegnet, dass solches zwar in geringen Dingen wohl sein könnte, wie die Gesandten anch solchen Befehl hätten, aber in diesen und anderen wichtigen Sachen könnten die Gesandten nicht ohne des Kf. Resolution etwas thun.

Lisola fährt darauf fort, was des Bischofs zu Münster prätendierte Direction anlangte, würde dem Kaiser lieb sein zu vernehmen, was Kf. da- von meine, und sich alsdann darnach regulieren; wegen der beiden folgenden Punkte hätte er noch keine Resolution erhalten. Das Polnische Werk anlangend hielte er davor, wenn man die Election mit Gewalt durchbringen wollte, so würde der Kaiser sich solchem Dessein opponieren, es wäre aber schwer, etwas in dieser Sache zu thun, weil man vor Frankreich nichts geheimes vornehmen könnte, der Kaiser hätte das Vertrauen zu Kf., der- selbe werde bei der Allianz mit Frankreich seine vorige Affection und gnten Vorsatz nicht ändern; wegen der Rheinischen Allianz hoffe er, Kf. werde sich besser bedenken, er würde dadurch zu vielen schädlichen Din- gen gezogen werden, denen er sich dann nicht würde entziehen können.

') v. ßluroenthal war Anfang April von Paris nach Berlin zurückgekehrt nud wurde finde Mai aafs oeae behufs Vervollständigung und Ratificierung der Verträge dorthin geschickt s. Urk. n. Akt. IX S. 679 ff. und über die dem Kaiser davon gemachten Mittheiinngen oben S. 224 f. 231

2) S. ürk. u. Akt. IX ö. 759 ff.

^ Dieselbe Drohung schon in dem Schreiben des Kf. an den Kaiser vom 7. Mni 16<>2 oben S. 291.

. 21*

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324 5. Der Türkenkrieg.

Betreffend die Jägerndorfs che Sache hätte er sich seiner Zusage gouogsam acquittiert und die Sache mit grossem Eifer recommendiert, er hoffe, dass Kf. noch Geduld haben werde nnd dass das, was er jetzt an- ziehen lassen, keine genomnaene Resolution, sondern nur die Sache zu be- fördern gemeint sei.

F.Anhalt und Schwerin, nachdem sie einen Abtritt genommen und sich unterredet, reassumieren namentlich den Punkt wegen Jägerndorf und erklären, dass solches garnicht scherzweise geredet sondern des Kf. feste Resolution sei, und dass er auch schon befohlen, solches dem Kaiser selbst zu schreiben, er sei verwundert, dass man jetzt von der Sache noch weniger spräclie als vorhin. D. üssiedo recapituliert darauf, was zu Königsberg nnd hier in dieser Sache vorgegangen, er habe das Werk auf das beste dem Könige recommendiert und dieser auch an den Kaiser ge- schrieben, damit dem Kf. Satisfaction geschehen möchte.

Li sola zeigt darauf an, Kf. habe in Preussen erklärt, dass er mit einem billigmässigen Aequivalent zufrieden sein^) und sich der fructnum perceptorum begeben wollte, es wird ihm aber regeriert, Kf. sei jetzt nicht weiter daran gebunden, weil ihm nicht sofort die Restitution gethan oder ein Aequivalent gegeben, und wollte er auch davon nunmehr nicht abstehen, es würde wohl das letzte Mal sein, dass er von dieser Sache auf solche Art sprechen würde.

Lisola verspricht dieses alles zu referieren. Don Ussiedo erklärt darauf, dass sein König grosse Jalousie über v. Blumenthals Negotiation zu Paris genommen'), vornehmlich wenn Kf. in die Rheinische Allianz sollte treten wollen, weil das Haus Oesterreich dadurch ganz und gar würde abandonniert werden, es könnte auch auf solchen Fall sein König das versprochene Geld') nicht geben, und hat demnach grosse Instanz gethan, dass Kf. in dieselbe nicht treten möchte.

Es ist dieses letztere ad referendum angenommen und die Conferenz damit geendigt worden.

0 Nach der Angabe des späteren kaiserlicben Geaandten Baron Fridag, der sich dafür auf des Kf. eigene MittheilnDgeo beraft, ist schon bei diesen Ver- handluogen mit Lisola die Abtretung des Schwieboser Kreises als Ersatz für Jägerndorf znr Sprache gekommen, s. Fridags Relation an den Kaiser ans dem December 1689 bei Pribram, Oesterreich und Brandenbarg 1688—1700 S. 214. Nach ebendesselben Angabe ist auch schon durch Lisola Fürst Anhalt «ei- niger reellen Kays. Gnadeuebezeugungen vertröstet worden* (Relation vom 22. März 1686 bei Pribram, Oesterreich und Brandenburg 1685—1686 S. 101).

') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten in Regensburg vom 26. Februar 1664 oben S. 224.

»^ S. oben S. 299.

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Conferenzen mit Lieola nod Ücedo. 325

ProtocoUum dessen, was bei der Conferenz, so I. F. D. zu An- halt und der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit dem Spani- schen Gesandten gehalten, vorgegangen ll./[21.] April [1664].

[Die spanischeo Subsidien. Eintritt des Ef. in die Rheinische Allianz. Die

Jägerndorfer Sache.]

Es wird dem Don Ussiedo angezeigt, Kf. 8ei durch dessen jüngste 2i. April. PKoposition^ sein König könnte^), im Fall Kf. in die Rheinische Allianz treten wollte, das yers^prochene Geld nicht geben, ziemlich snrprennieret worden, er wünsche zu vernehmen, ob der Gesandte dieses aus seinem eigenen mou?ement geredet, oder ob er von seinem Könige Ordre dazu hätte. Der König hätte keine Ursache, über v. Blumenthals Negotiation Ombrage zu nehmen, jene Alliance wäre eine pure defensive Alliance, die Artikel sollten communiciert werden, würde darin etwas sein, so wider ihr Interesse liefe, so wolle Kf. solches evitieren. Wenn aber der König trotzdem Be- lieben trage, das versprochene annuuni snbsidium nicht ferner zu continuiereU) so wolle Kf. darum seine Freundschaft nicht brechen und sich desto glück- licher schätzen, wenn er auch ohne solches Geld demselben angenehme Dienste erweisen könnte.

D. Ussiedo antwortet, es wäre seinem Könige Bericht zugekommen, dass Kf. sich dergestalt mit Frankreich vertiefte und in eine solche Liga träte, welche dem Könige und dem ganzen Hause Oesterreich sehr prä- jodicierlich , darauf hätte der König ihm geschrieben, er könnte es nicht glauben, und auf solchen widrigen Fall würde er das Geld nicht cou- tinuieren können , da doch noch vom 2(). Martii eine indispensable Ordre ergangen, an Kf. ohne Aufenthalt das Geld zu zahlen, er hätte auch zum dritten Mal wegen Jägerndorf an den Kaiser geschrieben, er hielte davor, wenn Kf. mit dem Hause Oesterreich in fester Freundschaft stände, bedürfte er der anderen Allianzen nicht. In der Rheinischen Allianz wäre nichts dem Könige präjudicierliches, nur rapportierte sie sich auf das Instr. pacis, welche» derselbe nicht angenommen, weil darin enthalten, dass das Reich dem Könige von Spanien keine Assistenz leisten sollte, wie denn Grammont und Lionue zu Frankfurt solches gar stark urgiert hätten. Nach genommenem Abtritt wird ihm repliciert, dass solches ein Irrthum wäre, das was von Verweigerung der Hülfe an Spanien paciscieret werde, redete nur de -hello praeterito, nunmehr aber stände einem jeden frei, nach seinem Belieben Spanien zu assistieren, worauf ihm weitläufig die Ursachen auseinandergestetzt werden, welche Kf. obligierten, in die Allianz zu treten, welche Spanien nicht schadeten, aber dem Kf. zu statten kämen, und dass es Spanien und dem Hause Oesterreich selbst vortheilhaft wäre, wenn Kf. darein trete; er könnte trotz solcher Allianz, wenn das Haus Oesterreich attaquiert werde. Hülfe wohl schicken.

^) S. das vorhergehende Protokoll vom 15. April S. 324.

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326 5. Der Tärkenkrieg.

D. Ussiedo verspricht dieses omstäudlich zn berichten und bittet, in die Allianz eine Claasel zu setzen, so dem Hause Oesterreich zum besten käme, aud dass sie auch eine offene Thür dazu behielten. Hierauf ist noch- mals das Jage rndor fische negotium auf das beweglichste recommendiert und damit die Conferenz geendigt worden.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurftlrsten. D. Itn Feldlager vor Neutra 22. Aprilis st. n. 1664.

[Belagerang voo Neutra. Zustand der Truppen.]

22. April. Er ist dem Befehl des Kf., mit nach Ungarn zu ziehen, nachgekommen'): zuraahlen wir Neutra*) vor 6 Tagen belagert, der Feind hat gleich von Anfang die Stadt verlassen und in Brand gestecket und sich im Schloss retiriret, welches sehr fest, wir sind aber schon 80 weit mit der Mine gekommen, dass ich verhoflfe, wir morgen unter einem Bollwerk sein wollen, es liegen 600 Mann darin. Unsere Armee bestehet mit Ungern und alles in 10000 Mann'), ich habe mich mit dem F.M. Souches soweit verglichen, dass ich die Infanterie sowohl Keyserliche als Sächsche commendire, und der G.Wm. Garnier die

Reutter Sonst sind die Leutte noch in gutem Stande und habe

ich noch nicht mehr als 40 Beschädigte und Dotte.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Feldlager unter Neutra

4. Mai St. n. 1664.

[Einnahme von Neutra.]

4. Mai. Vorgestern . . . haben wir Neutra mit Äccord erobert, seindt ge-

stern ausgezogen bei 700 Mann zu Boss und Fuss, wackere Leutte, und nach Neuheusel convoiyret. Und weil ich die Ehre gehabt mit Ew. Churf. Gn. mir anvertrauten Völcker die Approche und Mine zu

') S. über den Beginn des Feldzuges in Oberungarn de Souches' Beriebt au den Kaiser s. d. (Juli 1G64) Diar. Europ. XI S. 448 ff.

') S. über die Belagerung von Neutra Diar. Europ. XI S. 1*J7 ff. 451 f. (Beschreibung und Plan der Stadt und des Schlosses X S. 923 ff.). S. auch Theatr. Europ. IX 8. 1156 und Rintelen in Oesterr. militär. Zeitschrift | Heft 3 S. 270.

=») Diar. Europ. XI 8. 197 wird die Stärke der Armee auf IGCKH) Mann an- gegeben, wogegen Rintelen a. a. O. 8. 270 dieselbe nur auf 8500 Mann ausser den ungarischen Truppen berechnet.

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BelageruDg von Neutra. Gefecht bei OBernowitz. 327

ftahren, habe ich beim Accord auch die Ehre gehabt, die erste Geisel zu geben und die Breschen zu besetzen *). Nunmehr aber wir inner- halb wenig Tagen von hier nach Levenza marchiren werden, selbes zu attacquiren, und ich meine Leute nicht gerne so zertheilen werde

lassen, wird das Schloss von den Keyserlichen besetzet werden

Die türkische Macht, so hier herumb, wird noch zur Zeit über 8000 nicht sein. ~

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. St. Crantz in den Bergstetten 18. Mai st. n. 1664.

[Gläckliches Qefecht. Mangelnde Verpflegung. Uebler Znstand der Truppen.]

Sie sind seit dem Aufbruch von Neutra beständig hin und wieder 18. Mai. marschiert, sind durch schlechtes Wetter an der Belagerung fou Leveoz ▼erhindert worden.

Vorgestern^ ist uns der Feind mit 20000 Türeken und Tartern in die ReseiTO gefallen, und weil unsere Armee in allen nicht 8000 war, weil die meisten hin und wieder commendiret, sah es wohl zum Übeln Aussschlag aus, aber Gott und des Feldmarschalks Souches seine gute Conduite haben uns erhalten und haben Ew. Churf. Gn. Leute vor allen den Kuhm, dass sie vor allen das beste getban, und ist kein ander Fussvolk als das meine darbei gewest, haben sich wohl gehalten und im freien Felde mit ihnen gefochten. Ich habe über 50 Mann von Mussquetire, Reutter, Dragoner nicht verloren, unter welchen ist ein Haubtmann und 2 Leutenambts von Marvitz, der Tür- ken sind bei 1000 todt und beschädigt, und haben wir unterschiedene

Fahnen bekommen. Ob uns zwar versprochen, dass, wenn wir

schon zu Felde, dass gleichwohl unsere Verpflegung folgen sollte, nun

^) Laut Beilage zu dieser Relation betrug der Verlust der brandenburgischen Truppen vor Neutra an Todten 3 Dragoner, 16 Gemeine und ein Sergeant vom Fussvolk, an Verwundeten im ganzen 25 Mann.

*) S. über dieses Treffen bei Czeruowitz (6./ 16. Mai) Diar. Europ. XI S. 274 ff., woselbst (8. 278 f.) auf Grund eines »Bericht-Schreibens'' vom 17. Mai, das auch der Relation A. Neumanns beiliegt, auch der Mitwirkung der bran- deoburgischen Trappen Erwahnoog geschieht. Auch in einem Neumanns Re- lation beiliegenden „Eztract-Schreiben des H. G.Wm. Garnier*' d. lö. Mai 1664 heisst es: „und hat sich iu dieser Occasion die Cavallerie, die es am meisten^ getroffen, sehr wohl comportiret uud voraus die Braudenburgische und Sächsische Eeutter.* S. auch Theatr. Europ. IX S. 1158f. Oesterr. militär. Zeitschr. I 8. 272.

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328 ^' ^^^ Türken krieg.

wir aber ins Feld sein, will man nichts vongwissen, habe ich also nichts, da ich die Leute mit helfen kann, und sehe nichts als ihre Ruin vor Augen .... und ist unsere Condition in solchem Fall viel schlim- mer als alle andern Reichsvölker, weil wir von niemand nichts kriegen werden. So ist deswegen mein gehorsames Bitten, E. Chf. Gn. gnädig vor uns an I. Kais. M. schreiben wollen und, im Fall dieses nichts fruchten werde, mir mit etwas gnädig beistehen, damit ich die Leutte mit Schuhe und Kleidung helfen könnte, auch die Krancken bes- ser assistiren könnte, was ich habe gehabt, habe ich schon vorge- schossen*). —

Derselbe an den Kurfürsten. D. St. Creutz 22. Mai 1664.

[Mangel an LebensmittelD and Krankheiten.]

22. Mai. Berichte deroselben, dass sieder dem letzten, so ich geschrieben,

nichts Notables vorgefallen, wir liegen hier und wird uns der Hunger mehr verderben als der Feind, und scheinet, dass man es mit uns machen will wie ihr alter Gebrauch, die Krankheiten reissen auch sehr ein, ich habe kaum noch von dem Fussvolk 800 Gemeine Dienst zu thun, die Dragoner haben auch sehr abgenommen.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Linz 13. Juni 1664.

[Kriegsnacbrichten. Bitte um Mitwirkung des Kf. bei dem Reichstage.J

13. Juni. Wegen des Anzuges eines starken Entsatzheeres unter dem Gros8?e-

zier selbst hat die Belagerung von Canisa^) aufgegeben werden müssen, Graf Strozzi hat darauf die Türken, als sie versuchten die Mur zu über- schreiten, zurückgetrieben, ist aber dhbei gefallen'). Er selbst ge-

0 Kf. erwidert darauf (d. Coln 24. Mai/ 3. Juni 16B4), er habe wegen der Verpflegung der Truppen an Fürst Lobkowitz geecbrieben, zugleich von dem sich bei ihm aufhaltenden kaiserlichen Abgesandten (Lisola) begehrt, dass er deswegen bei Hofe Vorstellungen mache. 14./24. Juni meldet er, dass er auch an de Souches deswegen geschrieben habe.

^ Die vereinigten Truppen Zriny^s, Strozzi's und Hohenlohe's hatten am 27. April die Belagerung von Canisa begonnen, hatten dieselbe aber infolge dos Anzuges eines grossen türkischen Rntsatzheeres unter dem Grossvezier am 22. Mai aufgeben und sich nach Serin war zurückziehen müssen, s. Diar. Europ. XI 'S. 204ff. 248ff. Theatr. Europ. IX S. 1166 ff. Oesterr. milit. Zeitschrift. II S. Iff.

>) S. Diar. Europ. XI S. 270. Graf Strozzi hatte sich Anfang 1660 als

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Mangelhafte Verpflegung der Truppen. 329

denkt den 21. Jani nach Wien zurückzukehren und will alle möglichen Anstrengungen gegen den Feind machen, bittet den Kf. zu cooperieren, dass der punctus assistentiae und die Rekrutierung der Truppen und ebenso die ?on dem KurfürstencoUeg bewilligte Geldhülfe für die Feldartillerie*) uuverzüglich ausgeführt werde.

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln a. d. Spree 7./[17.] Juni 1664.

[NichterwähnnDg der Brandenburger in de Souches' Bericht über das Gefecht bei

Czernowitz.]

Er übersendet ihm eine Abschrift des Berichtes de Souches'^) über 17. Juni. das Gefecht bei H. Kreuz an die kaiserlichen Geheimen Räthe vom 17. Mai.

Weilln aber darin weder Ew. Ld. noch unserer Völker garkeine Meldung gescbiehet, welche es doch Ew. Ld. und anderer Bericht nach an ihrer Devoir garnicht ermangeln lassen, als stellen wir dero- selben anheimb, ob Sie sich hierüber bei vorged. G.Fm. de So u che s nicht glimpflich beschweren wollen, angesehen derselbe darin wohl anderer Particulieren Erwähnung gethan.

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 21. Juni/[1. Juli] 1664.

[auf das Schreiben vom 13. Juni. Bereitwilligkeit zar Unterstützung. Ungenügende Yertheidigangsanstalten in den kaiserlichen Landen.]

Er will des Kaisers Absichten unterstützen, hat seine Gesandten in 1. Juli. Regensbnrg dem entsprechend angewiesen^).

Wobei ich jedoch aus treudevotestem Gemüth nicht unterlassen kann, Ew. Key. M. gehorsambst zu hinterbringen, dass an verschiede- nen Orten sowohl in- als ausserhalb Reichs vielfältige Beschwerden geführet werden, dass in Ew. Key. M. eigenen Königreichen und Erblanden keine gnugsame noch proportionirliche Anstalt zur Gegen- wehr gemacht werde, daher dann bei vielen nicht allein die Gedanken

Bevollmächtiger Montecuccolis am brandenburgischen Hofe aufgehalten s. Urk. u. Akt VUI S 413.

>) S. oben Abschn 4 S. 244.

') abgedruckt Diar. Earop. XI 8. 276 f.

') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten io Regensburg vom 12 Aa- gnst (oben S. 245).

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330 5 Der Tarkenkrieg.

erstehen, ob wäre es mit diesem Kriege kein rechter Ernst, sondern es lasset sich auch die Assistenz dannenhero desto träger und un- williger hin und wieder verspüren, dass man bei der so augenschein- lichen und täglich wachsenden Gefahr und Macht eines so grausamen Feindes billig einen wahren Eifer und Ernst verspüren Hesse und die Defensions- und Rettungsmittel, so der höchste Gott Ew. Key. M. herrlichen und reichen Landen gegeben, bei so grosser Noth auch gebührend gebrauchte.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfiirsten. D. Neutra

1. Juli 8t. n. 1664.

[de Sonches' EutscbuldigungeD.]

I.Juli. Er hat sich sofort nach Empfang des kurf. Schreibens [vom 7. Joni]>)

bei de Souches beschwert; da er sich denn überaus sehr entschuldiget und seine Schwachheit vorwenden, dass er die Schreiben selber nicht lesen können, sondern habe sich auf seinen Secretario verlassen, wel- cher, wie er itzo vernehme, vom General Garnier und Obrist Eochari ein Pferd geschenkt bekommen, welches die wahrhaftige Relation ge- ändert, schicket mir danebens gestern eine Abschrift eines Schreiben so er an Ew. Churf. Gn. vom 20. Juni abgehen lassen*), ob nun Ew.

0 S. S. 329.

^ Ueber die EreigDiBse im Jaoi liegen keine Berichte des Herzogs vod Holstein vor. De Sonches hatte am D.Juni die Belagerung von Leweus begonnen, am 12. die Stadt gestürmt, worauf die Besatzung am folgenden Tage gegen Zusicherung freien Abzuges auch das Schloss übergeben hatte. Er hatte dann auf die Kunde, dass ein starkes türkisches Corps jenseits der Theiss zu- sammengezogen werde, um einen Einfall nach Mähren hin zu unternehmen, sich mit der Reiterei und den Dragonern bei St. Benedict und dann bei Frei- Btädtl gelagert und das Fussvolk weiter zurück nach den Bergstädten verlogt, war dann aber, als jenes feindliche Corps bei Neuhäusel erschienen war, mit der ganzen Armee nach Neutra gezogen, wo dieselbe am I.Juli anlangte, 8. Diar. Europ. XI 8. 375ff. und (de Souches' Bericht) S. 453. Tbeatr. Europ. IX S. 1160 f.

^ In demselben (d. Neutra 20. Juni) schreibt de Souches: „Hiermit aber thue auch meines Orts gehorsamsten Dank ablegen, dass Ew. Chf. D. hochan- sehnliche Truppen meinem Commandö anvertrauet worden, welche in Wahrheit durchgehend tapfere Leute und so beschaffen seind, dass, wenn selbige nicht wären, wir mannichmal den Feind nicht so leicht reponssiret haben würden, bevorab in der Belagerung Neutra, allwo die Fussvölker mit unverdrossener Mühe die Approchen an des Feindes Werke gebracht und den Belagerten viel zu schaffen gegeben, in dem Treffen aber bei Czernowitz sowohl Reuter als

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De SoQcbes BotechaldigiiDg. 331

Churf. Gd. solches werden erhalten haben, stehet darhin, gewiss ist, dass ich ans allen Actionen sehe, dass er meine Freundschaft sehr suchet, und weil ich keine Ehre darin suche, meinen Namen durch Geld in den gedruckten Zeitungen zu bringen, so kann es leicht sein, dass andere mir vorgezogen werden. Ew. Churf. 6n; werden aber allezeit vernehmen, dass wir wie ehrliche Leute thun werden. Itzo ist de r F.H. sehr krank ') an den Blutgang, und zweifeln viele, dass er aufifkonmien werde, er hat mir dasCommando über die Artoglerie und Infanterie aufgetragen und dem G.Wm. Knie, welcher die Reutter commendiret, befohlen, in guter Verstandtnus zu leben; sonsten nehmen die Krankheiten viel Leutte weg und nehmen unsere Armeen also ab und der Feind verstärcket sich. Die Türken stehen noch bey Neuheusssel, wir bey Neutra, morgen aber werden wir nach der Wage marschiren.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Freystettel 5. Juli 1664.

[Der Kaiser wüoscbt noch weitere 1000 MaoD.]

Landmafächall v. Traun, der Tom Kaiser bieher geschickt') ist, hat 5. Jnli. ihn bebocbt uod geäussert, demselben wäre gute lufanterie sehr nöthig, weDn derselbe wüsste, dass er keine abschlägige Antwort erhielte, wollte er Kf. bitten, ihm noch 1000 Mann zu schicken, Kf. wurde es ein leichtes sein, sie ans seinen zahlreichen Besatzungen zu nehmen. Abaffi soll mit 30000 Mann im Anzüge sein, unsere Armee ist nicht mehr 7000, wir werden also was zu thun haben. Gestern hab^n sich die Armceen zu Serinvar coninngiert^) und vermuthet mau, dass es beute zu einem Treffen kommen werde.

Oragooer aod Fussvölker mit einer wunderlichen Resolation gefocbten und den Feind merklieben aufgebalteo, dann letztlicben aoeb vor Lewents die ersten ge- wesen sein, welcbe mit den Cbarsäcbsiscben Fuasvölkern die 8tadt gestürmet und erobert haben, jedoch über alle des Hertzogen Augusti Heldenmutb, wel- cher ihm auch die geringste Arbeit wider den Feind zu verrichten vor eine Ehre schätzet, auch mit löblicher Wachsamkeit und vaterlicher Vorsorge den Truppen ODtero Arm greifet*.

') S Diar. Europ. XI 8. 4r):{.

•) S. aber dessen äcnüung Diar. Europ. XI S. 37H.

^) Montecuccoli selbst war, nachdem er den Befehl erhalten hatte, an der Yertheidigong der durch den (jrossvezier schwer bedrängten, bisher von Zriny QDd Uohenluhe verthoidigtcu Festung 8eriowar Theil zu uehmen, am Abend des 14. Jnni dort eingetroffen, eiu Theil der kaiserlichen Truppen fol^cte in den

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332 5. Der TärkeDkrieg.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. St. Benedict 20. Juli 1664.

[Gluckliches Treffen bei Lewens.]

20. Juli. Seit seioem letzten Schreiben von Freystettel ist nichts Bemerkeos-

werthes passiert, bis auf den 19. dieses, welchen Tag wir aber mit dem Feind eine so glückliche Bataglie') geliefert, dass vielleicht in vielen Jahren dergleichen nicht geschehen in Ungarn. Der Feind hatte Leventz sieder den 11. dieses belagert, alwo gegenwärtig waren der Visir von Offen, der Bascha von Neuheusel, der Fürst auss Moldau und der auss der Wallachei, und haben sie sich ge- rechnet insgesamt den Tartem auf 25000 Mann '). Wess wegen sich der F.M. de Souches auf erhaltenen Befehl von Hoffe, selben Platz zu securiren und mit dem Feind zu schlagen, den 16. dieses von Freystettel aufgebrochen und den 18. zu Nacht an der Gran an- gelanget, da es denn gleich selben Abend mit dem Feind einige Ren- contre gegeben, und haben wir selben poussiret, dass der Pas ver- lassen und uns das Wasser freigelassen worden. Den 19. aber zu Morgens seindt wir den Fluss Gran passiret, uns auf ienerseiten in Bataglie gestellet und zwar so, dass der F.M.Leut. Heister') den rechten FlOgel kommandiret, Knie den linken, ich in der Mitten das Fussvolk und die Stücke, in allen 9000 Mann, und seindt in solcher Postur bis auf den Mittag eine viertel Weges von des Feindes Lager gestanden, Nachmittag aber commendirte der F.M. den Obersten Caprara mit tausend Pferde nebens den Obw. Marwitzen mit 150 Dragonern den Feind zu attacquiren und selben aus dem Lager zu locken, welcher denn auch nicht faul war, sondern gleich erschien und sich mit schrecklichen Geschrei und Lärm ins Feld stellte und

oäcbsten Tagen, während die Reichsarmee nud das französische Huifscorps sich erst nach der Eroberung von Serinwar durch die Türken (17. und 22. Juli) mit ihm vereinigten, s. Diar. fiurop. XI S. 353 ff. Theatr. Europ. IX 8. 1189ff. (Hsterr. milit. Zeitschr. II S. 18 ff.

>) S. über dieses Treffen den ansfutirlichen Bericht von de Souches an den Kaiser d. Lewenz 20. Juli 16G4 (Diar. Enrop. XI S.454ff. Londorp IX S.269r.). Der Kaiser theilt denselben (d. Wien 23. Juli 1664) dem Kf. mit nnd bemerkt dabei, er habe daraus auch erfahren, „mit was für tapferer nnd fast unglaublicher Resolution*' des Kf. Hülfsvölker sich bei dieser Gelegenheit verhalten hätten.

^ Auf soviel schätzt sie auch de Souches, nach den Aussagen der Ge- fangenen aber, sagt derselbe, seien es 30—40,000 Mann gewesen.

') Derselbe mit seinem Corps hatte sich am 15. Juli zu Freystattel mit d e Souches' Armee vereinigt.

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Treffen bei Leweoz. 333

auf uns losging, sucbete uns auf beiden Seiten in den Rücken zu kommen und uns in Confusion zu bringen, welches auch bald wäre geschehen gewesen wegen der grossen Menge. Der F.M. war zum Obersten Caprara geritten, und weil derselbe poussiret wurde, wurde dem G.Wm. Knie befohlen, selben mit ein Regiment zu Pferde zu secundiren. Unterdessen drängete der Feind aber ie mehr und mehr auf beiden FlOgeln, selbe zu trennen und uns in den Rücken zu kom- men, wie denn auf der linken Seite eine Hochte war, welche er oc- cupiren wollte. Und weil der G.Wm. Knie zum FM. geschicket war, und also der linke Flügel ohne Haubt, so befahl mir der F.M.Leut. Heister selben zu nehmen und gegen den Berg zu avanciren, wel- ches ich so glücklich getahn, dass der Feind ist repoussiret worden. Er hat nochmahl unterschiedlich angesetzet, aber wie wir gleich und mit guter Ordnung darauf los gedrungen, hat er das Feld gereumet mit Hinterlassung Stücke, Bagagie und Fahnen, unter den Stücken ist eine ganze Cartaune. Das Fussvolk ist alles todt geblieben und sonsten viel yornehme Leute, gefangen ist niemand geworden, weil alles ist niedergemachet worden. Die Beute bei der Bagagie ist gar gross gewesen. Der Verlust unserer Armee ist nicht 80 Mann, von meinen Leuten, ausser etliche Dragoner, ist nichts geblieben, kein Fussvolk ist nicht zum Treffen gekommen, weil sie an einen avan- tagosen Ort standen, wo der Feind nicht leisten wollte. Ew. Churf. D. Dragoner aber und Reutter haben sich uberauss wohl gehalten, absonderlich der Obw. Marvitz. Nun sind wir im Marsch be- griffen nach Gran zu gehen, dem Feind die Brücken über die Donau zu verderben, wenn uns Gott darzu Glück giebet, sindt wir Meister diesseit der Donau ins Feld.

PS. Ew. Chf. Gn. berichte auch, dass ich auf diese Völker den Monat Majum und Junium in Bezahlung von L K. M. erhalten und hoffe den Julium auch zu kriegen.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Im Feldlager vor Coraorre 3. August 1664.

[Einoabme voo Parkao.]

Er übersendet die Copie eines kaiserl. Handschreibens (d. Wien 23. Jnli 3. Aug. 1664), worin er und seine Treppen wegen der in dein Treffen bei Leweutz bewiesenen Tapferkeit belobt werden.

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334 5. Der TorkeDkrieg.

Wir sind den ersten dieses vor Baraean'), welches sonsten Gay ata genannt wird und vor die Schiffbrücken zu Gran lieget, gerticket, ein welches selbes Ort wie auch die Brücke zu ruiniren, es ist ein fester Ort mit zwo Wassergraben und dubbelde Palanquen und war besetzet mit 1500 Janitzscharen , lieget so nahe unter dem Schloss von Gran, dass es mit Duppelhacken kann beschossen wer- den. Wie wir nun davor gekommen, hat der F.M. gleich alle Re- gimenter zu Fuss mit fliegenden Fahnen darauf los gehen lassen, da wir uns gleich, ohngeachtes ihr starke Gegenwehr, am ersten Graben loschiret und angefangen den Graben zu füllen und die Pa- lissaden umbzuhauen umb zu stürmen, welches gevvehret bis in die Nacht. Aber sobald es finster geworden, haben sie den Ort sowobi als die Brücke schandtlich verlassen, Stücke und albs im Stiche ge- lassen und sich über das Wasser retiriret, hinder sich alles in Brand gestecket mit Hinterlassung vieler Dothen und Beschädigten, ist dieses also ein grosses Gelück, welches den keyserlichen Ländern zu grossen Nutzen gereichet, zumahlen der Feind nun keine Brücke mehr über die Donaw hat als zu Pest, welches weit abgelegen. Wir haben et- liche 40 Dothe und 87 Beschädigte. Ich werde in 3 Tagen nach Wien, mich und meine Bagage, welche alles ruiniret, zumahlen ich mit guten Pferden im Felde kommen und nun mit Ochsen falire, wieder zu rcnovircn. -^

Derselbe an den Kurfürsten, l). Comorre 7. August st. n. 1664.

[Bestand der Tnippco, frühe Winterquartiere. Bitte am Erlaubnis, zu Kf. reisen

zu dürfen]

7. Aug. Er übersendet die Listen'), wie staik teine Truppen noch eflfecti?e an

Gesunden, Kranken und Beschädigten sind, Ef. wird daraus ersehen, dass dieselben ziemlich im Stande sind. Er wünscht nur etwas Ruhe zu haben, die Mundierung wieder auszubessern, ehe das Herbstwetter eintritt Er bittet um Erlaubnis, wenn die Quartiere bezogen seien und er alles in Stand

*) 8. über diese Einnahme von Park an den Bericht von de Sooches an den Kaiser (d. Feldlager an der Donau oberhalb Gran 2. August 1694) Diar- Europ. XI S. 461 ff.

^ Danach zahlen die 4 Compagnieen z. Ross noch 39(> Mann, darunter wirk- lich dienstthuend 225, während 22 tot oder verloren siod, die Rad zi willscheo Dragoner 255 (davon dienstthuend 239, verloren 12), die Derfflingschen Dra- goner 322 (davon dienstthuend 239, verloren .'SS), die 8 Oompa^uieen z. Fuss 820 (davon dienstthuend t>15, verloren 148).

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EioDahme von Parkan. Bitte dea Eaiaars om weiteren 8accors. 335

gesetzt habe, Bich zq Kf. begeben zn dürfen 0- Man redet hier ?on gar zeitigen Winterquartieren, da sie schon im März den Feldzog begonnen haben.

Kaiser Leopold. Instruktion fUr Herzog August von Holstein. D. Wien 20. August 1664.

[Rf. eoU weitere Tmppeo zar Rekmtiemog der Reichaarmee hergeben.]

£r 6oU den Kf. ersnchen, den Kreisbtänden zu Snpplierung ihrer Ver- 20. Aog. 8tarkang6werbnng von seiner auf den Beinen habenden alten Soldatesca noch ein paar tansend Mann wegen der aaf dem Verzug liegenden Gefahr zn überlassen, der Kaiser werde demselben dafür Wiedererstattung und Satis- factioo an Mannschaft oder Geld verschaffen. Der Kaiser wünscht, dass ihm diese Völker möglichst bald, noch Tor Ausgang des September zuge- sendet werden, er wird Verordnung ergehen lassen, dass dieselben auf den Schlesischen Grenzen übernommen und gleich ded anderen mit dem un- entbehrlichen Unterhalt versehen werden').

Geheimenraths-ProtocoU. D. Cöln a. d. Spree l9./[29.] August 1664.

praes. S. Gbf. D. I. F. D. v. Anhalt, fi. Gr. von Dona. Freih. v. Schwerio. Freih. v. Loben. H. v. Hoverbeck. H. v. Platen. H. v. Somnitz. [Ob Kf. die von dem Kaiser geforderten weiteren Truppen Bchickeo ^olle.]

Kaiserliches Scbreiben und Instruction des Herzog Augusti zu 29. An^. Holstein*) verlesen, darinnen I. K. M. begehret, S. Chf. D. möchten noch 2000 ihrer ältesten und besten Soldaten vor Ausgang des Sep- tember schicken, sollte defalciret werden an den Recruiten oder sonst Geld davor gegeben werden.

Der Reichs Directoren Schreiben*) in eadem causa verlesen.

S. Chf. D. erinnern wegen des Moscowiters, dass er Miene machte, in Preussen einzubrechen, 2) wegen derTartarenJ die tran- situm durch Schlesien bei Polen begehren.

I) Kf. ertheilt diese Erlaubnis (d. Cöln a. d. 8p. 17./27. August WA).

*j Üoter demselben Datum erlaset der Kaiser Üich Schreiben äholicben lo- balts an K.Baiero und ao die Färsteo von Hessen-Caeseluod Braunscbweig.

') S. das vorhergebende Schreiben vom 20. Aognst.

*) Auch diese (der Bischof Christoph Bernhard von Münster und der Markgraf Friedrich von Baden) hatten sich mit Schreiben desselben Inhalts wie das kaiserliche (d. Wien 19. Aogast 1664} an den Kf., sowie auch an K.Bai- ero und die Fürsien von H essen-Capsel und Braunscbweig gewendet.

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336 5. Der Turkenkrieg.

F. zu Anhalt, dass S. Chf. D. noch 1000 Mann dem Kaiser schickte, Kaiser wollte vor einen Mann 15 bis 16 Thaler geben, möchte S. Chf. D. das Geld nehmen, die Hälfte davon zu Werbung anderer Völker employiren, die andere Hälfte anderswo anwenden.

G. V. Dona: quaestio est, ob S. Chf. D. solle die 2000 schicken, der Nutzen und Gefahr zu consideriren: das Land würde entblösset, die Gefahr vor Moscowiter und Tartaren ist da: mein'et es würde eine Schule der Soldaten sein, so S. Ghf. D. ohne ihre Kosten in fremde Lande hielte, würde also nicht undienlich sein, solche 1000 Mann zu schicken^ möchten aber nicht lauter alte, sondern auch einige neue mit darunter sein und sollten von unterschiedenen Re- gimentern genommen werden.

H. 0. [v. Schwerin]: S. Chf. D. erwägen die Sache billig wegen des Moscowiters und die schlechte Anstalt, so in Polen ist. Weil I. K. M. versprochen, S. Chf. D. alsofort in casu necessitatis ihre Völker wieder folgen zu lassen, conformiret mit denen, die sagen, dass S. Chf. D. die Völker öchicken, vor die angebotene Bezahlung, und dass wegen Jägern dorf wieder aufs eifrigste vorgestellet und urgiret werde.

V. Lochen ähnlich.

H. V. Hoverbeck: Es könnte wohl sein, dass Moscau und Tar- taren etwas thun möchten, aber die Türkische Gefahr sei die pres- sauste, und wann dieser gesteuert wird, so geschieht es auch den Tartaren. Von Moscau, meinet er, sei nicht zu befahren, dass er mehr Feinde machen wollte, da er Polen hat und mit Schweden noch nicht richtig; meinet, dass die Völker wohl könnten abgefolget werden, so kämen S. Chf. D. an allen Orten in Consideration, ihre Völker wür- den in steten exercitio erhalten und die Länder hier würden etwas subleviret von dem onere zu erhalten.

H. V. Platen: Wann S. Chf. D. dem Kaiser werde willfahren, dass sie bei der ganzen Welt grossen Ruhm erwerben und dass sie die 1000 Mann schicken könnte. De modo wird müssen gehandelt werden auf die conditiones, gleich wie die anderen zu schicken, so können sie selbe auf Skn Nothfall wieder haben und wären wobi exerciret.

H. Somnitz: sei wohl gerathen, dass S. Chf. D. mit 1000 Mann dem Kaiser zu Hülfe komme, auch mit Werbung anderer 1000 Mann sich anheischig mache. Er habe vernommen von Recruiten, so vom Reich gewilliget, wann sie solche schicken müssten, hätten sie nichts

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Weitere von dem Kaiser begehrte HüIfsleistaDg. 337

davoD ZU hoffen, wäre also besser itzo zu thun. Wenn Werbung ge- schehen sollte, dass solche ausserhalb der Lande geschehe.

S. Chf. D.: wird zuerst zu bedenken sein, wie S. Chf. D. sich vor dem Moscowiter in Preussen zu versichern, darnach wird sich das andere alles richten. In Preussen^) zu Mümel 4 Gompagnien, Pill au 400 Mann, 800 Eulenburgische, 150 Pferde, 150 Dragoner; auf die Lehnpfiichtigen ist sich nicht zu verlassen, Landvolk seind 500 ohngefähr, Wibrantzen seind nichts nütze. Wann sie nicht vor dem Moscowiter sicher sein, können sie hier nichts resolviren. Man möchte conditiones bedingen:

1) dass S. Chf. D. möchte in allen andern Landen werben,

2) dass die Truppen stets beisammen bleiben,

3) dass sie den Namen von Brandenburg führen,

4) dass die Stücke, so man erobert, nach advenant getheilet werden, item die Fahndet.

Bes. Sollen 1000 Mann geschickt werden mit gewissen Condi- tionen, so noch aufzusetzen.

Resolution des Kurflirsten an den Herzog Augustus von Hol- stein. D. Cöln 20./[30.] August 1664.')

[BediDgoDgeD, UDter deoen Kf. dem Kaiser weitere Hülfe schicken will.]

Nun sein zwar höchstged. S. Chf. D. allezeit begierig gewesen, 30. Aug. Ihrer Key. M. bei allen Occasionen, insonderheit auch bei dem gegen- wärtigem Türkischen Kriege dero gehorsambste Devotion in der That zu contestiren , S. Chf. D. können aber daneben nicht umbhin, Ihrer Key. M. zu remonstriren, dass alle dero Lande und insonderheit das Herzogthumb Preussen überall vielfältiger und grosser Gefahr offen stehen und es dannenhero deroselben gefährlich ausschlagen könnte, wenn sie bei solcher Beschaffenheit sich und ihre Laude aller Defen- sion entblösseten. Über dem sein auch höchstg. S. Chf. D. bishero auch in dero gerechtesten desideriis, sonderlich wegen Restitution des Herzogthumbs Jägerndorf, so unglücklich, dass ohngeachtet aller hohen Versicherungen sie bis auf die gegenwärtige Stunde sehen

>) S. Hirsch, Die Armee des Gr. Kurfürsten S. 233. 241.

^ Von demselben Datum ist auch die Antwort des Kf. an die beiden Reicbs- kriegsraths-Directoren, in welcher auf die an den Kaiser ergangene Resolution verwiesen wird.

Ilator. %. Gesch. d. G. Kurfünteo. XI. 22

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338 ö. Der Türkenkrieg.

müssen, dass solches von einem Frembden usurpiret werde und man wegen dessen Restitution neulich in einer schriftlichen Resolution ') sich noch weiniger und schlechter, als jemals zuvor geschehen, er- kläret, welchem allem nach S. Chf. D. wohl Ursach hätten, gleich anderen vielen Reichsständen an sich zu halten und sich mit fernerer Hülfe nicht zu incommodiren. Nichts desto weniger, weil S. Chf. D. gleichwohl hoffen, es werden Ihre K. M. endlich dero heharrliche Devotion gn. erwägen und also auch dieselbe an dero Kaiserlichen oft versicherten Affection nicht ferner zweifeln lassen, insonderheit aber S. Chf. D. mit förderlichster Restitution dero Herzogthumbs, wie auch völliger Satisfaction und Refusion der fructuum perceptorum et percipiendorum erfreuen'), so wollen S. Chf. D. in solcher festen Zuversicht für diesesmal Ihrer Key. M. mit eintausend Knechten, je- doch unter nachfolgenden Conditionen abermalen gehorsambst an Hand gehen:

1) Dass dieselbe mit eben dem Beding auf Ihrer Key. M. selten und auf die Art und Weise, wie für diesem zu Königsberg man sich mit dem Freiherrn de Li sola verglichen (welche conditiones des Herzogen von Holstein F. 6n. bekannt sein), ausser was nachge- hends darunter geändert, Ihrer. Key. M. zum Succurs geschicket wer- den sollen.

Weiln auch Ihre Key. M., begehret zu dero Diensten noch ein- tausend Mann gegen Erlegung der Werbegelder und Unkosten werben zu lassen, so wollen S. Chf. D. ohngeachtet aller in dergleichen Fäl- len fürgehender Ungelegenheiten Ihrer Key. M. hierunter mit dieser Condition gehorsambst willfahren, dass deroselben dazu 20000 Rthlr. erlegt und ausgezahlt werden sollen.

Ihre Key. M. würden sich auch gn. gefallen lassen, einigen Churf. OfQciren die Werbung in der Schlesien solchenfalls zu gestatten, damit diese Völker desto besser aufgebracht werden möchten. Zu welchem End dann auch dieses Regiment allzeit den Namen eines

>) S. oben Abschn. 4 S. 239.

') Der Resident des Kf. in Wien, A. Nenmann, welchen dieser beauftragt hatte (d. C5In 20./30. August 1664), dem Herzoge von Holstein in den demselben übertragenen Geschäften zur Hand zu sein, antwortet darauf (d. Wien 31. August/ 10. September) , er werde diesem Befehle nachkommen, „wie dann hochbesagte I. Furstl. Gn. von dem, was Ew. Chf. D. in der Jäger ndorfschen Sache dero- selben committiret, mir Nachricht gegeben, und wie weit ich hierin zu gehen und was numehr zu thun, Ew. Chf. D. gnadigsten Befehls gewärtig bin".

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Weitere von dem Kaiser begehrte HülfsleistaDg. 339

Brandenburgiscfaen RegimeDts behalten mttsste, wiewohl sonsten Ih. Key. M. sich dessen nach dero gn. Gefallen gebrauchen können und S. Chf. D. nicht praetendiren, dass diese Völker dergestalt und auf die conditiones wie dero Ihrer Key. M. zum Succurs geschickte Auxiliar Völker avociret oder sonsten tractiret oder consideriret wer- den sollten.

Sobald nun Ihre E. M. sich auf obiges gn. erkläret und eine schriftliche Resolution desfalls Ihrer Filrstl. 6n. ertheilet, welche die- selbe sofort anhero zu schicken hätten, wollen S. Chf. D. die Völker marchiren lassen, also dass sie noch fUr Ausgang des Septembris in Ihrer Key. M. Erblanden geliefert werden sollen.')

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 9. September 1664').

[EiostelloDg der KriegsoperatioDen, Kf. soll die bewilligten MannschafteD zu-

rückbehalteo.]

Er hat sowohl aus einem Schreibeo des Kf. vom 20. August als auch 19. Sept. ans der Relation des Herzogs von Holstein ersehen, dass Kf. sich zu der ihm angesonnenen üeberlassung von ein paar tausend Mann bereit er- klärt hat, er dankt ihm dafür, theilt ihm aber mit, dass er, nachdem die Türken, während das verbündete Heer sich ausgeruht, die Festungen Gran und Neuhäusel verproviantiert und mit stärkerer Besatzung versehen haben, so dasB in diesem Jahre ein Angriff auf dieselben nicht mehr werde unter- nommen werden können, ferner wegen der Strapazen, welche die Truppen würden aushalten müssen, und da auch die Reichskriegsraths-Directoren und Generale der Ansicht seien, dass in diesem Jahre weitere Operationen nicht mehr unternommen werden könnten, beschlossen habe, die Reichsstände nicht um weitere Anticipation der verlangten Völker zu ersuchen. Er bittet daher Ef., mit der auch von ihm verwiliigten Mannschaft zurückzuhalten, zugleich durch seine Gesandtschaft in Regensburg dahin zu wirken, dass nicht allein der pnnctus continnandae assistentiae zur Richtigkeit gebracht

*) Wenige Tage daraof, unter dem Eindruck der in der Erfurter Ange- legenheit eingetroffenen Nachricbten, droht Kf. nicht nur, die neobewilligten Truppen nicht za schicken, sondern auch das Corps des Herzogs von Holstein aus Ungarn zoruckcarofen, s. die Schreiben an den Kai ser und an K. Mainz vom 27. AagQ8t/6. September unten Abscbn. 6.

^ Vgl. das Schreiben ganz ähnlichen Inhaltes von demselben Datum an den Erzbiechof von Salzburg zur Mittbeilung an die Reicbsstände Londorp IX 8. 277.

22*

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340 ^* ^^^ Torkenkrieg.

und sofort ins Werk gesetzt werde, sondern aach, dass die noch rück- ständigen Contigente geworben und für das nächste Frühjahr in Bereit- schaft gehalten würden.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien 11. September 1664.

[Der Kaiser bedarf der Hälfe vorläafig nicht. Friedensgerüchte.]

11. Sept. Berichte in Eile, dass ich vor 6 Tagen hier angelanget, in Hoff- nung wegen meiner guten Verrichtung gar angenehm zu sein, habe desswegen einige Resolution von hiesigen Ministris verlanget, wel- che mir gestern ist gegeben worden, als nämlich, dass man itzo der Hülffe nicht bedarff, zumahlen die Resolution, einigen Platz zu attacquiren, sich schon geändert und man verhoffet, zu Ende Octobris in die Winterquartiere zu gehen, haben die Bayrische, Salzburgische und andere, welche schon im Marsch gewesen, contramandiret. Mich deucht, dass alle die Zurückschickung der Völker etwas andres auf sich habe und dass man den Frieden unter der Hand ohn Vorwissen einiges Standes des Reichs suche zu schliessen, viele wollen sagen, es sei schon meistentheils richtig *). Sie haben mir zwar gesaget, ich möchte Ew. Churf. 6n. bitten, dass sie diese gefastete Resolution, Ihre K. M. mit Volk zu assistiren, mochten zu künftiges Vorjahr werk- stellig machen, ich weiss aber nicht, ob es Ew. Churf. 6n. vortheil- haftig sein wird, den ganzen Winter Leute auf den Beinen zu halten umb selbe hernach im Sommer hier crepiren zu lassen. Ich werde in zwei Tagen wieder zur Armee.

1) Kf. ist durch diese FriedeDSgerüchte keineswegs aberrascht worden. Schon am 7./17. Jali hatte ihm A. Neu mann voo Regeosbarg aus berichtet, nachdem der Feind Serinwar zerstört habe, meine man, er werde zom Frieden geneigt sein, dass man aber auch am kaiserlichen Hofe die Gedanken meistens zum Frieden richte, darauf deute auch die Anfertigung von Silbergeschirr hin, das wahrscheinlich zu Präsenten bestimmt sei. Derselbe meldet 14./24. Juli: „Kann man nur den Frieden auf einigerlei Weise erhandeln, so wird man's nicht unter- lassen'* und aus Wien, wohin er am 2. August zurückgekehrt war, ld./23. August, ein Courier Rennigers melde Inclination des Grossveziers zum Frieden, auch hier verlange mau nichts höheres als den Frieden, und 31. Augnst/10. September: .Mit den Friedensgedanken gehet man noch immerfort umb, und wenn man ta- iiter qualiter zur Pacification kommen kann, wird man's nicht ausschlagen, zumal wegen der Nachrichten aus Spanien, wo der Tod des Königs befürchtet wir^.*

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AblehDQDg weiterer Hfilfttrappen. 341

Der KurfÜrBt an den Kaiser. D. Grimnitz 7./ [17.] September 16640-

[auf das Schreiben vom 9. September. VerwanderaDg ober die Veränderaog des EDtachlosses, UnsoträgliobkeiteD dadurch für Kf. Die tod dem Kf. gelei- steten Dienste. Restitation von Jagerndorf.]

Nun muB8 ich zwar Ew. Key. M. hochsterleuchteten Verstände 17. Sept. and directorio anheimb gestellet sein lassen, welcher gestalt dieselbe . diesen Krieg fortzusetzen und was Sie dabei zu thun und zu re- solriren gut finden, ich hätt mich aber dieser Veränderung desto weniger versehen, weil Ew. Key. M. dieser anderweiten Hülfe halber so eifrige und ernstliche Instanz bei mir thun lassen, wodurch ich denn auch bewogen worden, nicht allein die Völker bereits gegen die Grenzen marchiren zu lassen, sondern auch dabei sofort die nöthige Officirer^ bestellet welches alles mir und meinen Landen anitzo nicht ohne grosse Beschwerde auf dem Halse bleibet. Ich lebe aber hiebei der unterthftnigsten Hoffnung und Zuversicht, Ew. Key. M.

*) 0. ▼. Schwerin hatte dem damals von Berlin abwesenden Kf. das Scbrei- (ben des Kaisers vom 9. September zugesendet und in einem Begleitschreiben d. C51n a. Spr. 6./16. September) gerathen, in der zo ertheilenden Antwort dar- auf hinzuweisen, dass Kf., nachdem der Kaiser diese Hülfe so eifrig von ihm verlangt habe, nicht hätte denken können, dass dieselbe nicht würde angenommen werden, er hätte schon die nothigen Anstalten dazu getroffen. Er hoffe, der Kaiser werde seine Willfährigkeit künftig erkennen, namentlich ihm in der Jägern- dorfer Sache endlich die längst desiderierte Satisfaction widerfahren lassen. Diesen Vorschlägen gemäss ist das Schreiben ausgefertigt.

') Kf. hatte gleich am 20./ 30. August an den bei der Armee Montecucoolis stehenden Kämmerer Freiherm v. Wald bürg geschrieben, ihm mitgetheilt, dass er ihm das Gommando nebst der Obristlieutenantscharge über die dem Kaiser zuzuschickenden 1000 Mann übertragen wolle, und ihn aufgefordert, da diese Truppen von verschiedenen Orten zusammengebracht und möglichst bald nach den kaiserlichen Erblanden geführt werden mussten, sich, sobald der Herzog von Holstein die desiderierte Resolution vom Kaiser erbalten haben werde, nach Berlin zu verfügen, zugleich hatte Kf. den F.M. v. Sparr angewiesen, Wald bürg, dem er jenes Gommando übertragen habe, auf das schleunigste hieher zu dimittieren. Waldburg in seiner Antwort (d. im Feldlager unweit der Waag 9./19. September 1664) dankt dem Kf. für das ihm zugedachte Gommando, da ihm aber der Herzog von Holstein gestern mitgetheilt habe, dass die Sache zurückgegangen sei und die Völker diesen Herbst nicht marschieren würden, so werde er hier des Kf. weitere Befehle abwarten. ~ Andere Officiere dagegen sind von dem Kf. wirklich schon angestellt worden, am 20./30. September weist derselbe den Oberlicentein- oehmer Preunel an, 1000 Thaler zur Gontentierung derjenigen Offioiere su zahlen, welche mach Ungarn zur kaiserlichen Armee hätten gehen sollen, jetzt aber con- tramandiert seien.

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342 5- I^ör Türkenkrieg.

werde meine bei diesem Werk und sonsten jedesmal bezeugte gehör- sambste Devotion und Willfährigkeit hiernegst in keyserlichen Gnaden erkennen wie ich denn insonderheit zu Ew. Key. M. das feste Ver- trauen setze, Sie werden dermaleins denen von dero Vorfahren und Ew. E. M. selbst so oft gethanen guten Versprechen und Zusagen sich gnädigst erinnern und mir in der Jegerndorfischen Restitutions- sache Satisfaction widerfahren zu lassen geneigt sein.

Otto Christof V. Sparr^) an den Kurfürsten. D. Im Haupt- quartier Wiskilet 19. September st. n. 1664.

[Waldbarg. ErneonaDg des H. ▼. Holstein zam G.Feldmarschalls LienteDaot.]

19. Sept. Er bat Waldbarg seine Eroennung notificiert ood es so eingerichtet, dass derselbe seine Compagnie zu Pf. unter dem Obristen Schmidt, wann es ihm beliebt, quittieren kann. Er hat auch des Ef. Notificationsschreiben, dass er den Herzog von Holstein zum G.Feldmarschalls Lientenant be- stellt'), erhalten, wird dem gleichfalls Parition leisten und den Herzog da- für respectieren, und gratuliert demselben zu dieser Charge.

1) Schon Ende Janaar 1664 hatte der Kaiser den Gesandten des Ef. in Begeosbarg (s. deren Relation vom 15./ 25. Januar oben S. 219) seinen Wunsch mittbeilen lassen, des Ef. 6.F.M. Otto Christoph v. Sparr für den Tarkenkrieg in seinen Dienst zu bekommen, und zwar in der Armee Monte cuccolis zu verwenden. Der Ef. hatte darauf zunächst (5. Februar, oben S. 221) erklärt, da er sich selbst in Defension zu setzen entschlossen sei, so könne er sich wegen Sparr's noch nicht erklären, doch hatte er dann schon Ende Februar auf direktes Ersuchen des Eaisers demselben die Erlaubnis zum vorläufigen Uebertritt in dessen Dienst ertheilt. Sparr hat sich zunächst gegen Mitte April nach Begensburg, wo sich damals das kaiserliche Hoflager befand, begeben, von dort reiste er, wie der ebenfalls dort anwesende Resident des Ef. A. Neu mann am 24. April meldet, am 18. April zu Wasser nach Wien, um dort einige Wochen zu bleiben und gute Anstalten zu machen. Er hat sich dann zu der bei Ung. Alteobnrg stehenden kaiserlichen Armee begeben, hat Anfang Juni diese von dort nach der Mur gefuhrt, ist selbst am 20. Juni (s. Diar. Europ. XI S. 357) bei Serinwar eingetroffen und hat an den dortigen, sowie nachher an den weiteren Eämpfen bis zu Ende des Feldzuges Theil genommen. Am 27. November 1664 schreibt der Eaiser dem Ef., da ihr beiderseitiger Feldmarschall v. Sparr eine Reise nach Hause unternehmen wolle, so bezeuge er demselben, dass er durch Tapfer- keit und Eriegser fahrung sich ganz zu seiner Zufriedenheit bewiesen habe.

^ Wie er den Herzog von Holstein durch Verleihung dieser Charge für die in dem Türkenkriege geleisteten Dienste belohnte, so erliess der Ef. auch (d. Cöln 20./30. August 1664) gleichlautende Schreiben an die Obristlieutenaiis Block, EÖller und Marwitz, sowie an den Obristwachtmeister Sparr, in

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Uothätigkeit der vereioigten Armee. 343

Herzog Angnstns von Holstein an den Kurfürsten. D. Im Feldlager bey Freystettel 26. September 1664.

[Unthatigkeit der vereinigteD Armee, Krankheiten.]

Es gehet itzo hier nehrisch zu, wir seind itzo mit der Haubt- 26. Sept armee und Reichs, Alliierten und Frantzosche Armee conjungiret '), seind in allen über 20000 Man*) nicht stark. Montecuculi saget alle Tage von schlagen, aber es wird nichts daraus und wird es auch wohl schwerlich darzu kommen und sterben die Musquetiere hauffich weck, und seind in 3 Wochen von denen mir anvertrauten 436 ge- storben. —

Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Lager bey Freystettel 27. September 1664.

[Mangelnde Bezahlung, der Friede scheint sicher.]

es gehet zimlich schlecht zu, man ist uns itzo 3 Monat schul- 27. Sept. dig und ob man mir zwar bei meinen damaligen Beisen zu Ib. Cburf.

denen er ihnen mittheilt, dass der Herzog von Holstein bei seiner Anwesenheit daselbst gerühmt habe, dass sie nicht allein für die ihrem Commando nnterge- benen Trappen gute Sorge getragen, sondern aoch bei den Rencontren nnd Occa- sionen gegen den Feind Tapferkeit and gute Resolution bewiesen hätten, nnd bezengt ihnen sein Wohlgefallen darüber.

') Nach der Schlacht bei St. Gotthard (l. Angnst), durch welche der Ver- snch des Grossveziers, die Raab zu überschreiten, von Montecnccoli vereitelt worden war, hatte sich der erstere gegen Stnhlweissenburghin znrückgezogen, wahrend Montecnccoli's Armee nach 0 edenbarg hin abzog nnd dann An- fang September zwischen Gomorn, Raab und Ungarisch-Altenburg Stellung nahm. Inzwischen hatte die Armee de Souches', welche aber jetzt, nachdem dieser selbst sich nach Wien begeben hatte, von dem General Heister befehligt wurde, sich nördlich von der Donau bei Gomorn gelagert und von hier aus Neu- bäusel eingeschlossen gehalten. Auf das Gerücht aber, dass eine grosse türkische Armee zum Entsatz dieser Stadt herannahe, gab Heister seine Stellung auf und zog sich nach der Schutt zurück, so dass der Grossvezier, welcher inzwischen (27. August) in Gran angelangt war und die dortige Donaubrücke wiederherge- stellt hatte, Verstärkungen an Truppen und Proviant nach Neuhäusel werfen konnte. Daraufging auch Montecnccoli mit den kaiserlichen, den Reichstruppen und den französischen Hülfstruppen am T.September bei Fressburg über die Donau und lagerte sich an der Waag bei Tyrna und Freistatt 1, wo auch Hei- sters Corps zu ihm stiess, und dort ist die vereinigte Armee bis zum Friedens- Bcbluss stehen geblieben. S. Diar. Europ. XIS. 483ff. Oesterr. milit. Zeitschr. UI 8. 23flf.

*) Oesterr. militär. Zeitschr. III S. 32 wird die Stärke der vereinigten Ar- meeen auf 40000 Mann aogegebeu.

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344 5. Der Turkenkrieg.

6d. versprochen, es solte alles richtig bezahlet werden, sehe ich doch itzo, dass man alle Zusage, weil man unser vielleicht nicht gross mehr bedarf, vergessen. Sie sagen zu Wien noch, der Friede sei nicht geschlossen, aber in allen Grenzfestungen reiten die Türken aus und ein, handeln und verkaufen wie sie wollen, haben alle Gefan- genen, die sie diesen Feldzug gemacht, wieder herüber geschickt ohne Kaution, gewiss gelaube ich, dass sie uns wollen hier crepiren lassen, damit man zu nichts mehr dauchlich, ich bitte, Ew. Churf. Gn. wolle es am keyserlichen Hofe remonstriren und sich unser genedigst an- nehmen. —

Derselbe an den KurfÜrßten. D. Im Feldlager vor Freystettel

1. October 1664.

[Der Friede ist geschlossen. Bitte am Verhaltongsbefehle.]

l.Oct. Ich kann nichts schreiben, als dass der Friede hier rich-

tigO, die conditiones seindt zwar noch geheimb, aber es ist kein Zweifel, dass es Friede ist. Man weiss nicht, wie man die Auxiliar- volcker will los werden, man redet, dass man uns in die Bergstette lägern will, welches ich aber totaliter abgeschlagen und ohne expresse Ordre von E. Chf. Gn. nicht thun werde. Er bittet um Verhaltungsbefehle.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Wien 8. October st. n. 1664>

[Uebler Znstaod seiner Trappen.]

8. Oct. Er hat auf seine letzten Schreiben noch keine Antwort, bittet um Ver-

haltnngsbefehle. Es seind bei Reitern und Dragonern über 300 zu Fuss, von dem Fussvolk ist der Abgang auch bei 400 Mann; in der mir mitgegebenen Instruction') stehet, dass diese Volcker Ih. Rom. K. M. versprochen im selben Stande und Anzahl wieder zu lieflFern, wie sie sie empfangen.

'; Der schon am 10. August in dem Hauptquartier des Grossveziers zu V as- var auf 20 Jahre abgeschlossene Friede war erst nach der beiderseitigen Rati- fication am 26. September bekannt gemacht worden, s. Zink eisen IV S. 932 ff., das Friedensdokument bei Dumont, Corps diplomatique VI 2 S. 2U.

2) S. oben S. 301 10), vgl. auch S. 298 4).

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Der Frieden, üebler Zastand der HoIfstruppeD. 345

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln 3./[13.] October 1664.

[auf das Schreiben vom 1. October. Die Truppen sollen im kaiserlichen Gebiet

Quartiere beziehen.]

Er ist erfreut, dass der Friede geschlossen, wünscht die Bedingungen 13. Oct. desselben zu erfahren. Wir wollen sonsten nicht vermuthen, dass Ihre K. M. die Auxiliarvölcker so gesehwind dimittiren und weggehen lassen werden, wie uns dan bey dieser Zeit auch deren Verpflegung und Unter- halt, weil dieses alles unvermuthet kommet, sehr ungelegen fallen würde, und wollen E. Ld. demnach Gefallen tragen, umb gute Quar- tiere bej Zeiten anzuhalten, auch austrücklich dabei bedingen, dass Sie sich mit unsern Trouppen nicht nach den Bergstetten weisen und Terlegen lassen können.

Er will auch an G.Fm. Sparr deswegen schreiben.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien 14. October st. n. 1664.

[Die Truppen sind ohne Sold nnd Lebensmittel in traurigster Lage.]

Er hat seit seiner Rückkehr von Berlin keine Antwort auf Seine ver- 14. Oct. schiedenen Schreiben erhalten, bittet dringend darum. Ich liege hier mit grossen Unkosten und solicitire sowohl 4 restirende Monat Sold, als den Julium, Aug., Sept., Oct., von welchem allem ich nichts erhalten kan, ob es gleich vorhin zu geben versprochen. Die Trouppen stehen noch auf die Ungersche Grenze, ohne dass geringste von Lebens- mittel nicht ist, und gehen die Pferde sowohl von Reuttern als Dra- gonern alle zu Grunde. Die Ordre vom Hofe zum Abmarsch habe ich noch nicht erhalten ich vermuthe sie stundlich.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien 22. October st. n. 1664.

[auf das Bescript vom 3./13. October. Quartiere sind nicht bewilligt, die Truppen sind schon auf dem Rückmarsch.]

Er hat sich vergeblich bemüht, Quartiere zu erhalten. Man wendet 22 Oct. mir vor, dass Ih. Mai. schon mehr uns gegeben als uns zukomme, dass sie selbst resolviret, 8 Regimenter zu Fuss und 5 zu Pferde zu redu- ciren, und dass also man ihr nicht verdenken könne, dass sie uns nicht

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346 5' Der Tärkenkrieg.

hier behalten konte, alle andern Trouppen sind schon marschiret '), ich habe auch meine Abfertigung gänzlich von hier und seind I. Ghurf. 6n. Trouppen schon im Marsch nach Schlesien, 5 Wochen werden sie wohl zubringen, ehe sie an E. Churf. 6n. Grenze kommen. Vor einer halben Stunde ist ein Courier von Chur Maintz hier angekom- men, berichtet, dass Erfurt auf Discretion tibergegangen'), worüber gross Frohlocken.

Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln 20./ [30.] October 1664.

[EveDtneller Backmarsch der Trappen. Ergänzang derselben.]

30. Oct. Er verwundert sich, dass derselbe seine Schreiben nicht erhalten.

Was Ew. Ld. Bückmarche betrift, geben wir deroselben aus un- serem an Ih. E. M. abgelassenen Antwortschreiben mit mehrem zu vernehmen, wohin unsere Intention desfalls zielet, sollte man nun am keyser liehen Hofe der ferneren Quartier und Verpflegung halber viele Difficultäten machen und sich dazu nicht verstehen wollen, solchenfalU hätten Ew. Ld. gewisse Gommissarien zu begehren, welche Sie mit der Soldatesque bis auf unsere Gränze begleiteten. Inmittelst haben E. Ld. fest darauf zu bestehen, dass man dem aufgerichteten Vergleich gemess die Volcker uns in so starcker Anzahl, als wir solche geschickt, wie ingleichen mit behöriger Montirung wieder lieffere. Er hat G.Fm. Sparr anbefohlen, dazu zn cooperieren.

Der Kurfilrst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 20./ [30.] October 1664.

[Glfickwoasch zam Frieden. Wansch, Jssb seinen Trappen noch einige Zeit Quartiere gestattet werden, Forderung, dass die vereinbarten Bedingungen erfüllt

werden.]

30. Oct. Ans einem Schreiben des Kaisers vom 5. October'), das er aber erst

am 18./ [28.] erhalten, hat er die zwanzigjährige Prorogation des Stillstan-

1) Anfang October war die bisher bei Frei statte! vereinigte Armee auf- gelost worden und hatten darauf die verschiedenen Contingente der Reicbsarmee sowie die Truppen der Alliierten und das französische Uulfscorps den Rückmarsch angetreten.

^ Die Uebergabe von Erfurt war am 16. October erfolgt, s. darüber unten Abschn. 6.

*) Dasselbe liegt den Akten nicht bei.

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Der Frieden. Rackmarsch der HüIfstrnppeD. 347

des mit deo TürkeD, die Ursachen, welche den Kaiser dazn bewogen, and die dabei aosgemacbten Bedingungen erfahren.

Wie nun Ew. E. M. fttr sothane Communication gehorsambst danke, also wfinsehe ich, dass dieses Werk zu Ew. E. M. und der ganzen werthen Christenheit beständiger Wohlfahrt gedeihen und die- selbe an allen Orten in friedlichem und ruhigem Wohlstand durch des Höchsten Gnade erhalten werden möge. Was sonsten meine zu Ew. Eey. M. geschickte Auxiliarvolker und deren Abführung betrifft, mass ich wohl bekennen, dass weiln Ew. Eey. M. umb dero Ver- stärkung so inständigste Erinnerung noch ohnlängst bei mir thun lassen, ich mich nicht versehen können, dass solche mir annoch für den Winter wieder zugeschicket werden sollten, und also auf deren Verlegung keine Anstalt gemachet. Wie aber solchem allem so ac- commodire ich mich hierunter billig Ew. Eey. M. gnädigstem Gutfin- den und werde deroselben mit fernerer Verpflegung meiner Trouppen wider dero Intention keineswegs beschwerlich fallen. So lebe ich doch dabei der unterthänigsten Zuversicht, Ew. E. M. werden die nachdrückliche Vorsehung thun, damit den Völkern ihr resti- render Sold ausgezahlet, daneben auch wegen Montirung der Unbe- rittenen — gebührende Anstalt gemacht und darauf die Völker dem mit Ew. E. M. Hofrath, dem Freiherrn von Lisola aufgerichteten Vergleich gemäss bis an die Grenze meiner Chur und Mark Brandenburg wieder geliefert werden mögen. Sollte es aber ohne Ew. Eey. M. höchste Incommodität geschehen können, dass ihnen noch auf einige Zeit die Quartiere gestattet werden könnten, würde Ew. Eey. M. ich aus vor- angezogener Ursach wohl sonderbare hohe Obligation desfalls haben.

Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Breslau

1. November 1664.

[Marsch der Truppen. Der Sold ist bezahlt. Bemootierang ist nicht zu erlangen

gewesen.]

Er ist hier, am die restierendeo Marschmooate zo empfaDgen und um i.Nov. mit dem E. Amt wegen des Durchmarsches zu conierieren, die Truppen werden heute oder morgen an der Schlesischen Grenze anlangen und wohl noch 4 Wochen gebranchen, bis sie an der Kurmärkischen Grenze bei Crossen anlangen, da von dem G. Kriegs -Commissario angeordnet ist*),

0 Aach Kf. weist (d. CöId 24. October/3. November 1664) den Herzog an, möglichst langsam seiDen Marsch fortzusetzen, damit nichts zurückbleibe. In Schlesien bei Groneberg könne er etwas stehen bleiben und ausruhen,

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348 5. Der Tarkenkrieg.

dass sie nicht über 2 Meilen des Tages marschieren nnd den dritten still liegen sollen. Man hat zn Wien Abrechnung gemacht, was nns an nnserm Sold restiertCi nnd ist befunden, dass wir dasjenige empfangen, was ans dem Versprechen des Kaisers gemäss gebührt, da mit Li sola 7er- glichen worden, dass wir den kaiserlichen Regimentern an Bezahlung gleich gehalten werden sollten, zum Marsch hat der Kaiser nns noch einen Monat Sold mitgeben lassen. Beifolgende Liste ^) weist den Ab- gang der Völker und deren jetzige Effektivstärke nach. Wegen Re- montierung der Unberittenen hat er sich vergeblich bemüht, man wendet vor, dass diese Reichs- und Auziliarvölker völlig zu contentieren eine Million erfordern würde, wozu man jetzt nicht die Mittel hätte. Man könnte die Leute wohl ergänzen, da der Kaiser 8 Regimenter z. F. und 5 z. R. reduciert, aber die Mannschaft ist so liederlich und zerrissen, dass die Lande des Kf. davon mehr Schaden als Nutzen haben würden.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 2. November 1664

[Dank für die Hälfe. Er kann den brandenborgiBcheD Trappen keine Quartiere

gewahren.]

2. Nov. Dank für die geleistete treue Hülfe, er ht bereit dieselbe mit gleich-

massiger Gegenbezeigung zu verschulden, auch den Abgang von dem^ was er nach dem mit Lisola getroffenen Vergleich zu erstatten habe, voo seinen Völkern zu ersetzen. £s wäre ihm lieb gewesen, wenn er des Kf. Völkern in seinen Landen noch einige Ergötzlichkeit hätte gewähren können, aber die Quartiere für seine eigenen Völker sind so enge, dass er diese nicht unterzubringen weiss, daher hat er dem Herzog Augustus geschrie* ben, er möchte seinen Marsch so beschleunigen, dass er noch vor dem Winterwetter die Mark Brandenburg erreiche.*)

0 Nach derselben zählt:

die flolsteiDSche Eskadron 343 Mann,

die Qoltzsche Eskadron 331 "

das Radziwillsche Regiment za Ross Berittene 324

zu Fuss 62

386

die Radsiwillsche Eskadron Dragoner Berittene 197

za Pubs 57

254

die Derfflingersche Eskadron Dragoner Berittene 185

ZQ Fass 45

230 zQsaoimen also 674 Mann z. F., 386 z. Pf., 484 Dragoner.

^ Die brandenbargischen Truppen sind Ende November in der Mark wieder angelangt.

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Abschnitt 6.

Die Erfurter Händel. 1663 1665.

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Einleitung.

Wie 80 viele biächöOicbe St&dte hatte aoch das zam Mainzer Erzstift gehörige Erfurt') im Mittelalter seinem geistlichen Herren gegenüber eine sehr selbständige Stellung errungen, doch hatte die Stadt nicht die volle Unabhängigkeit und Reichsunmittelbarkeit erworben, vielmehr hatten die Mainzer Kurfürsten, auch nachdem dieselbe im Reformationszeitalter pro- testantisch geworden war, dort einen Theil der Gerichtsbarkeit und die Landesherrlichkeit über einige Dörfer des Stadtgebietes behauptet, während andererseits die Sächsischen Fürsten aus dem Wettiner Hause die Aner- kennung ihres Scbutzrechts über die Stadt und die Lehnsherrlichkeit über einen Theil der zu dem Gebiete derselben gehörigen Dörfer durchgesetzt hatten. Während des Dreissigjährigeii Krieges^) hatte die Stadt, nachdem sie 1631 den siegreichen Schwedenkönig Gustav Adolf aufgenommen hatte, von diesem die Mainzischen Domanialbesitzungen zum Geschenk und die Zusicherung erhalten, dass sie in den dereinstigen Frieden namentlich ein- geschlossen, also als reichsunmittelbar anerkannt werden sollte. Die Schwe- den, welche, nachdem die Stadt nach dem Prager Frieden demselben bei- getreten war und die schwache schwedische Besatzung zum Abzug ge- Döthigt hatte, sich 1636 derselben wieder bemächtigt und dieselbe bis zum Ende des Krieges behauptet hatten, hatten sich bei den Friedensverhand- loDgen wirklich aber vergeblich bemüht, die Anerkennung der Reichsunmit- telbarkeit derselben durchzusetzen, und so war durch den Westfälischen Frieden das frühere keineswegs klare Rechtsverhältnis zwischen der Stadt and dem Mainzer Erzstifte wiederhergestellt worden. Der ehrgeizige und

') S. V. Tettao, Üeber das staatsrechtliche Verhältnis von Erfurt zam Erzstift Mainz. (Jahrbucher der K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften za Erfurt. Neue Folge, Heft I. Erfurt 1860.)

^ S. Herrmann, Der Kampf um Erfurt 1636—1638. (Hallesche Abhand- loDgen zur neueren Geschichte, Heft XH. Halle 1880.)

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352 6. Die £rfarter Handel.

klage Karfürst Johaan Philipp v. Scböoborn^) zeigte sich aber sofort bestrebti seine Rechte in der Stadt zu befestigen and aaszodehneo, and diese Bemühangen wurden durch innere Zwistigkeiten, welche damals in der Stadt zwischen dem Rath und der Bürgerschaft ausgebrochen waren, erleichtert Auf seinen Antrag bestellte Kaiser Ferdinand m. 1649 eine Kommission, bestehend aus dem Bischöfe von Bamberg and dem Herzoge von Würtem- berg, am sowohl das Erzstift in die Gerechtsame, welche dasselbe vor dem Kriege in der Stadt besessen, wiedereinzuführen als auch jene inneren Strei* tigkeiten zu schlichten, und die Subdelegierten derselben, welche im Sep- tember 1649 in der Stadt erschienen, brachten in der That einerseits den sogenannten Compositionsrecess vom 4. August 1650 zu stände, durch wel- chen jene inneren Wirren beigelegt und das Stadtregiment neu geordnet wurde, andererseits schlichteten sie durch den sogenannten Restitutionsre- cess vom 18. Juli desselben Jahres auch die zwischen der Stadt und dem Kurfürsten streitigen Punkte. Die Hauptschwierigkeit dabei hatte die erst zuletzt von dem Kurfürsten erhobene Forderung bereitet, dass das, wie derselbe behauptete, früher übliche Kirchengebet für ihn selbst und das Erzstift in den evangelischen Kirchen der Stadt wiederhergestellt werden sollte. Obwohl der Rath lebhaft dagegen protestiere und geltend gemacht hatte, dass ein solches Gebet erst 1626, also nach dem in dem Friedens- schluss festgesetzten Normaljahre 1624 vorübergehend abgehalten worden sei, so hatten die Kommissare doch, da ein Theil der Bürgerschaft sich für die Wiedereinführung aussprach, dieselbe, aber ohne eine bestimmte Formel für jenes Gebet festzusetzen, in den Restitutionsrecess aufgenommen. Bald nach der Abreise der Kommissare aber brachen neue Streitigkeiten zwischen dem Rathe und der von ehrgeizigen Führern, namentlich dem Magister Volkmar Lim pr echt geleiteten Volkspartei aus, welche auch die nächsten Jahre hindurch fortdauerten. Das Kirchengebet für den Kurfürsten wurde infolge der Weigerung der protestantischen Geistlichkeit nicht abgehalten, so erwirkte Kurfürst Johann Philipp im Jahre 1654 die Absendung einer neuen kaiserlichen Kommission, des Reichshofraths v. Bohn und des Kammergerichtsfiskals v. Emmerich nach Erfurt. Das Ergebnis der Thätigkeit derselben war der sogenannte Additionalrccess von 1655, in welchem die Streitigkeiten über die Rathswahl geschlichtet, in betreff des Kirchengebetes aber erklärt wurde, dass es bei den Bestimmungen des Restitutionsrecesses bleiben solle. Trotzdem wurde dasselbe nicht einge- führt und auch die inneren Wirren in der Stadt hörten nicht auf, sie wurden geschürt durch jenen Limprecht, das frühere Haupt der Volkspartei, welcher auf Betreiben der kaiserlichen Kommissare 1654 als Obervierherr Mitglied des Stadtregiments geworden war, auch in den nächstfolgenden Jahren immer wiedergewählt worden war, schliesslich aber, nachdem er sich

0 S. für das Folgende v. Tettau, Die Redaktion von Erfart und die ihr vorausgegangenen Wirren 1647 1665. (Jahrb. der Erfurter Akademie. Neue Folge, Heft III. Erfurt 1863.)

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Einleitung. 353

durch sein ehrgeiziges aod hochmüthiges Aoftreten aach anter seinen ehe- maligen Anhängern zahlreiche Feinde erweckt hatte, 1659 bei der Wahl für das nächste Jahr übergangen war nnd nun yoII Zorn und Hass sich nach Mainz begab und mit dem Kurfürsten in Verbindung trat. Durch ihn noch mehr aufgereizt erneuerte dieser beim Kaiser seine Beschwerden über die Stadt, namentlich wegen der Nichteinführnng des Kirchengebetes und bewirkte die Absendung einer neuen kaiserlichen Kommission nach Erfurt. .Der Reiehshofrath v. Schmidburg, welcher infolge der Erkrankung des zweiten Mitgliedes derselben, jenes Reichshofraths v. Emmerich, allein im September 1660 dort erschien, verfuhr auf die willkürlichste Weise, er setzte sogleich Limprecht wieder zum Obervierherrn ein, entfernte die Gegner desselben aus dem Stadtregimente, änderte die Zusammensetzung des- selben nnd bewirkte mit Limprechts Hülfe von diesem die Annahme einer von ihm vorgeschlagenen Gebetsformel, allein das Auftreten desselben und die weiteren Uebergriffe, welche sich der Kurfürst und dessen Beamte und Anhänger erlaubten, erregten in der Bürgerschaft heftige Erbitterung, das Kirchengebet für den Kurfürsten, durch dessen Annahme man die landes- herrliche Gewalt desselben anzuerkennen und damit die Freiheiten der Stadt zu gefährden fürchtete, wurde trotz weiterer kaiserlicher Mandate nicht eingeführt, vielmehr Massregeln zum Widerstände vorbereitet. Man hoffte in Erfurt auf den Beistand des Kurfürsten von Sachsen und der Sächsi- schen Herzoge, als der Schutzherren der Stadt, welche eine Erweiterung der Rechte des Mainzer Kurfürsten nicht dulden würden, nnd in der That waren >) sowohl die Ernestiner, die Herzoge Ernst von Gotha, Frie- drich Wilhelm von Altenburg und Wilhelm von Weimar, als auch die mit eigenen Herrschaften ausgestatteten Brüder des Kurfürsten, der Administrator August von Magdeburg und die Herzoge Christian von Merseburg und Moritz von Zeitz geneigt, sich der Stadt anzunehmen, sie berathschlagten darüber, Truppen in dieselbe hineinzulegen, um die Volkserhebung niederzuhalten und auch etwaigen Gewaltanschlägen von aussen die Spitze zu bieten, allein sie wurden gelähmt durch die Haltung des Kurfürsten Johann Georg U. von Sachsen, welcher sich zu keinem energischen Vorgehen entschliessen konnte. Erst nachdem im December 1662 eine vierte kaiserliche Kommission, bestehend aus den beiden Reichs- hofräthen v. Schmidburg und v. Goppold, in Erfurt erschienen war, welche auf das gebieterischste Gehorsam und Bestrafung der Widerspän- stigen forderte, traf dort Anfang Januar 1663 auch eine Gesandtschaft des Kurfürsten und der Herzoge von Sachsen ein und versuchte zu ver- mitteln, die Erfurter zur Annahme der Gebetsformel gegen eine von dem

>) S. Heibig, Johann Philipp von Mainz und Johann Georg II. von Sachsen während der Erfurter Wirren 1650—1667 (Archiv für die Sächsische Ge- Bchichte III. 186.5) S. 401 ff. Kirchhoff, Die Besitzergreifang Erfurts durch Karinaios.1664 (Zcitschr. für Preussiache Orschichtc und Landeskunde VIII. 1871) S. 97 ff.

Mater, t Gesch. d. G. Kurfaniten. Xf. 2.3

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354 (>• Die Erfarter Handel.

Mainzer Kurfürsten auszustellende, die sonstigen Rechte der Stadt sicherode Erklärung zu bewegen, allein die kaiserlichen Kommissare wollten eine Ein- mischung derselben nicht dulden, verlangten unbedingten Gehorsam ond bewirkten dadurch (Juni 1663) einen Ausbruch der Leidenschaft des Volkes, welcher sich zunächst gegen Limprecht und dessen Genossen richtete, durch welchen sich aber auch der noch dort anwesende kaiserliche Kom- missar y. Schmidburg bedroht sah, so dass derselbe aus der Stadt floh und sich zu dem Kurfürsten yon Mainz begab. Auf das Betreiben^ dieser beiden erfolgte ein kaiserliches Mandat vom 28. Juli, in welchem der Stadt nur eine achttägige Frist gestellt wurde, um die kaiserlichen Befehle zur Ausführung zu bringen, und, wenn dieses nicht geschehe, die Kommissare beauftragt wurden, die Reichsacht über dieselbe aasza- sprechen. In Erfurt war inzwischen die Aufregung immer höher gestiegen, gegenüber dem Rath, welcher durch Nachgiebigkeit gegen den Kaiser and den Kurfürsten von Mainz die von aussen drohende Gefahr abzuwenden suchte, gewann in der Bürgerschaft eine extreme Partei mehr und mehr das Uebergewicht, welche von keinen Zugeständnissen etwas wissen wollte. Leicht hätte der Kurfürst von Sachsen durch bewaffnete Unterstützung des Rathes die Stadt retten können, allein derselbe begnügte sich damit, den Kaiser zu ersuchen, mit der Execution gegen die Stadt noch einzuhalten. Inzwischen aber verlor dort der Rath immer mehr die Autorität und kam der Pöbel zur Herrschaff. Als Ende September 1663 zwei von den in Miibl- hausen befindlichen kaiserlichen Kommissaren abgeschickte kaiserliche Notare in Erfurt erschienen, nm dort jenes kaiserliche Mandat zu insinnieren, erhielten dieselben keine Antwort nud wurden bei ihrer Abreise von der Menge be- schimpft. Der Rath suchte darauf durch Zusage des Gehorsams die Kommis- sare zu begütigen, allein diese Hessen sich ^on dem Kurfürsten von Mainz bestimmen, sofort die Achtserklärnng zu publicieren. Am 8. October 1663 er- schien der Reichsherold Jacob Lidl v. Schwanenfeld in der Stadt, um das Achtsdekret zu verkündigen, aber er samt seinen Begleitern wurden von der unbändigen und wüthendcii Menge betschimpft und gemisshandelf, und nur mit Mühe gelang es durch das Einßchreiten Besonnener, sie vor noch Schlimmerem zu behüten und ihnen zur Flucht zu verhelfen. Daranf schickte Anfang November der Kurfürst von Mainz eine Trnppenabtheilnng gegen Erfurt, diese verübte aber nur in der Nähe der Stadt einige rohe Gewaltthaten und ergriff vor einem Ansfalle der Bürger die Flucht. In der Stadt aber herrschte jetzt vollständige Anarchie, nach der Rückkehr der aos- gezogenen Bürger von der Verfolgung der Mainzischen Truppen kam es dort zu wilden Excessen, der oberste Rathsmeistcr Kniephof wurde er- mordet, dann dem seit dem Juni gefangen gehaltenen Limprecht der Pro- cess gemacht und derselbe am 30. November hingerichtet.

Diese Excesse boten dem Kurfürsten von Mainz die willkommene Ge- legenheit, mit Gewalt gegen die Stadt vorzugehen, nm diese dann seiner Herrschaft vollständig zu unterwerfen. Jener erste Misserfolg seiner Truppen hatte gezeigt, dass er einer grösseren Macht bedürfe, um dieselbe zu be«

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Einleitaog. 355

zwingcD, und in der arosichtigsten nnd geschicktesten Weise hat er nun seine Vorbereitongen dazu getroffen. Um zunächst zn verhüten, dass der Karfürst von Sachsen, als Schatzherr der Stadt, sich derselben annehme und seinen Plänen entgegentrete, entsandte^) er an denselben im October 1663 eine Gesandtschaft bestehend aas dem Domherrn y. Reiffenberg und dem Dr. Molitor, und diesen gelang es, den schwachen und Icurzsich- tigen Kurfürsten zum Abschluss des Torgauer Vertrages vom 20/30. No- vember 1663 zu bereden, in welchem derselbe sich zur Unterstützung der Achtsvollstreckung gegen Erfurt verpflichtete, wogegen ihm zugesagt wurde, dass er die sächsischen Lehndörfer im Erfurter Gebiet als sein Eigenthum behalten, dass ihm mit dem Kurfürsten von Mainz zusammen in der Stadt gehuldigt werden, dass er mit demselben zusammen die Stadt besetzen und dass alles Nähere auf einer persönlichen Zusammenkunft beider Kur- fürsten festgesetzt werden solle. Diese persönliche Begegnung fand zu An- fang des nächsten Jahres 1664 in Regensburg, wohin beide Kurfürsten ebenso wie der Kaiser zur Tbeilnahme an den Reichstagsverhandlungen sich begeben hatten, statt, und dort gelang es Johann Philipp den säch- sischen Kurfürsten durch die Zusage, dass die Torgauer Yersprechuugen ei füllt werden sollten, vollständig zu gewinnen und von jeder wirksamen Intervention ^zu Gunsten der Stadt abzuhalten. Ebendort aber wusste er sich auch dem Kaiser, zu dem er als das Haupt der französischen Partei im Reiche in den letzten Jahren in sehr gespanntem Verhältnis gestanden hatte, wieder zu nähern und, indem er auf dem Reichstage und bei den Rheinischen Alliieiien dessen Bemühungen um Unterstützung im Türken- kriege beförderte, zu erwirken, dass derselbe ihm gegen Erfurt vollständig freie Hand Hess. Zugleich wusste er die geistlichen katholischen Mitglieder der Rheinischen Allianz dazu zu bewegen, ihm die Stellung von Hülfstrnppen zu dem Feldzuge gegen Erfurt zuzusagen, ebenso von dem Herzoge von Lotbringen die Ueberkssung von Truppen zu diesem Unternehmen zu erwirken, und endlich bemühte er sich dann auch, von König Ludwig XIV. bewaffnete Unterstützung zu erlangen. Zu diesem Zwecke') hatte er ur- sprunglich seinen bisherigen einflussreichen Minister, den Freiberrn v. Boine* bürg nach Paris zu senden beabsichtigt, da dieser sich aber bei dem französischen Könige zu grosser Annäherung an den kaiserlichen Hof ver- dächtig gemacht hatte, so wurde Ende Juni 1664 ebenjener Freiherr v. Reiffenberg zu demselben geschickt, und diesem gelang es denn auch mit leichter Mühe, den französischen König zur Erfüllung der Wünsche des, Kurfürsten, zur Zusage eines Hülfscorps von 6000 Mann zu bestimmen während dieser dafür damals Boineburg der Rache Frankreichs auf- opfern musste. Im August 1664 sammelten sich die Truppen des Mainzer Kurfürsten und seiner Verbündeten theils im Eichsfelde, theils im Würz- burgischen, und Anfang September rückten dieselben gegen Erfurt heran.

0 S. Hei big a. a. 0. S.415ff.

^ S. Qahraaer, Kar-Mainz in den Epoche von 1672 I. 8.550*.

23*

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356 6- ^i® Erfurter liäudul.

. Der Knrfürst von BraDdeoburgi) ist in diese Erfurter Händel erst za Ende des Jahres 1663, nachdem schon die Achtserklärung gegen die Stadt erfolgt und dieselben damit in ihr letztes Stadium getreten waren , hinein- gezogen worden, und zwar hat man sich fast gleichzeitig von drei Selten aus au ihn gewandt. Der Kurfürst von Mainz hat ihm Anzeige davon ge- macht, dass er im Begriff sei, die Ezecution getreu die Stadt vorzunehmen, und um seine Unterstützung dabei nachgesucht, die Herzoge von Gotha und Alten bürg haben ihm die sowohl der Stadt als auch dem Sächsischen Hause von Kur mainz drohende Gefahr vorgestellt und ihn gebeten, bei dem letzte- ren und bei dem Kaiser sich zu bemühen, dass die gewaltsame Executioii aufgegeben und die Sache durch Unterhandlungen beigelogt werde, und auch der Rath von Erfurt hat unter Darlegung der Ungerechtigkeit des gegen die Stadt eingeschlagenen Verfahrens die gleiche Bitte an ihn gerichtet. Wie die hier mitgetheilten Akten darlegen, hat der Knrfürst von vorne herein und nachher foitgesetzt in dieser Angelegenheit eine sehr vorsichtige Hfilcung eingenommen Er hat aul jene Bitten hin im November 1663 dem Kurfürbten von Mainz Vorstellungen gemacht und ihn ;;u fricdli(her Bei- legung der Sache zu bewegen gesucht, er hat dann auf den Zusammen- künften mit dem Kurfürsten von Sachsen zu Torgau und Berlin (Decem- ber 1663 und Mai 1664) mit diesem auch über die Erfuiter Sache verhan- delt und, ohne Kenntnis von den geheimen Abmachungen desselben mit Kurnininz und in der Meinung, dass derselbe sich wirklich der Stadt an- nehmen wolle, wenn dieselbe den schuldigen Gehorsam leiste, sich bereit eiklärt, mit demselben dabei Hand in Hand zu gehen. Er hat dann auch im August 1664, nachdem inzwischen die kriegerischen Hüstungeu des Mai uze r Kurfürsten bekannt geworden waren und er aufs neue sowohl von der Stadt Erfurt als auch von dem Herzoge von Gotha gebeten wor- den war, dazwischenzutreten, sirh darauf beschränkt, bei dem Kurfürsten von Mainz jene Vorstellungen zu wiederholen und seine Vermittelung an- zubieten. Erbt als er Anfang September aus einem Schreiben des Kur- fürsten von Sachsen ersah, dass derselbe ruhig die Stadt ihrem Schicksal zn überlassen beabsichtige und dass der Kurfürst von Mainz auch gegen die bisherigen Beschützer der Stadt, die Sächsischen Herzoge, Drohungen geäussert habe, entschloss er sich zu nachdrücklicherem Auftreten, verlangte

') Das Verhalten des Kf. in diesen Erfurter Häodelo ist bisher keineswegs genügend aufgeklärt gewesen. Pofendorf hat auch diese Angelegenheit ganz übergangen, v. Tettau, der hanptaächlich auf den Erfnrtvr chronikalischen Dar- stellnngen fasst, ist über diesen Punkt sehr mangelhaft unterrichtet, Kirch- hoff hat zwar in den von ihm hauptsächlich benutzten Materialien des Weimarer Archivs darüber manches gefunden, seine Quellen aber sehr flüchtig verarbeitet, Droysen (Gesch. der Prenss. Politik III, 3 S. 47 ff.) stellt zwar die damalige Politik des Kf. in ihrem weiteren Zusammenhange in grossen Zügen richtig dar, doch ist ihm nicht das gesamte in Berlin vorhandene Material, namentlich nicht die allerdings sehr fragnieutorischen Nachrichten über die Verhandlungen mit Reiffenberg im September 1664 und nachher im Mars 16ii5 bekaont gewesen.

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BinleituDg. 357

vom Earfürsten voo Mainz, an den er, um diese Mahnungen noch ein* dringlicher yorzustellen, seinen Schlosshanptroann y. Berlepsch schickte, und auch Tom Kaiser Einstellung der Execution, indem er drohte, sonst nicht nur die eben zugesagten weiteren Hülfstrnppen nach Ungarn nicht zu schicken, sondern auch seine schon dort befindlichen Truppen zurückzurufen und mit Schweden und anderen Kreisständen in engere Verbindung zu treten, und suchte zugleich durch die ernstlichsten Vorstellungen dem Kurfürsten von Sachsen die Augen über das Verderbliche seiner Politik zu öffnen. Doch gelang es dem wenige Tage darauf bei ihm anlangenden Mainzischen Abgesandten, eben jenem Freiherren v. Reiffenberg, indem derselbe ihm theils über die von seinem Herren bei dieser Expedition gegen Erfurt ver- folgten Absichten die beruhigendsten Zusicherungen gab ,, andererseits ihm dessen Unterstützung in seinen eigenen, namentlich in der Polnischen An- gelegenheit, und ein Zusammengehen desselben mit ihm auf dem Reichs- tage in Aussicht stellte, ihn zu beschwichtigen, so dass er von seinem Wider- spruche gegen die Ausführung der Execution abstand, an v. Berlepsch dem entsprechende neue Weisungen sandte und nach Verabredung mit V. Reiffenberg die Erfurter auf das ernstlichste ermahnte, sich den Forde- rnngen des Kurfürsten zu fügen und so die Anwendung von Gewalt zu ver- hüten, und der Rath der Stadt, welcher inzwischen wieder der unbändigen Menge Herr geworden war, hat diesen Rathschlägen folgend sich in der That bemüht, eine friedliche Lösung der Sache herbeizuführen und so die Freiheiten der Stadt zu behaupten. Freilich musste Kurfürst Friedrich Wilhelm bald erkennen, dass auch er von Reiffenberg getäuscht sei, denn der Kurfürst von Mainz erklärte sich nun nicht mit der inzwischen erfolgten Einführung des Kirchengebets und der angebotenen Genugthuung für die verübten Excesse zufrieden, sondern verlangte als Realassecuration die Einräumung der Barg und zweier Thore, d. h. die militärische Be- setzung der Stadt, und liess, als diese sich nicht sogleich dazu verstehen wollte, die förmliche Belagerung beginnen. Kurfürst Friedrich Wilhelm hat sich dem gegenüber darauf beschränkt, durch Verhandlungen den Kur- fürsten von Mainz zum Aufgeben oder wenigstens zur Milderung dieser Forderungen zu bewegen; der Vorschlag, welchen der Rath von Erfurt, der Herzog von Gotha und auch sein mit diesen Verhandlungen betrauter Gesandter v. Berlepsch ihm machten'), bevor die Einschliessung der Stadt vollendet sei, Truppen in dieselbe zu werfen, hat er zwar nicht ganz von der Hand gewiesen, aber doch sich dafür entschieden, nur, wenn die Zustimmung des Mainzer Kurfürsten dazu zu erlangen wäre, denselben auszuführen, und da diese, wie vorauszusehen war, nicht ertheilt wurde,

0 S. uoteo Berlepschs Relationen vom l./ll., 4./14., 6./16., ood 17./27« Sep- tember und des Kf. Resiripte vom 7./17m 12/22. September und 21. September/ 1. October. Irrig behauptet Kirchhoff a. a. 0. S. 188, der Gedaoke, Erfurt durch brandeoburgische Truppen eu besetzeo, habe einerseits in Berlin» aoderer- seits in Gotha und Weimar seinen Ursprung gehabt.

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358 ^' l^i® Brfarter Händel.

hat er davon Abstand genommen and offen den Erfurtern erklären lassen, dass sie von ihm keine weitere Unterstütznng zu hoffen hätten. Dem Drän- gen der Sächsischen Herzoge, welche noch ganz znletzt (Anfang October 1664) dnrrh eine Gesandtschaft ihn dazu zu bestimmen suchten, sich der Stadt thatkräftig anzunehmen, hat er nur insoweit Folge geleistet, dass er sich zur Abschicknng einer neuen Gesandtschaft an den Kurfürsten von Mainz behufs Anknüpfung weiterer Unterhandlungen entschloss, er hat aber Ton vorne herein erklärt, dass er davon wenig Erfolg hoffe, und er hat, als dann die Kunde kam, dass die Stadt sich inzwischen (16. October) ergeben habe, die Abschicknng jener Gesandtschaft ganz unterlassen. Auch nachher, als infolge der neuen Befestigungen, welche der Kurfürst von Mainz sofort in der jetzt von ihm besetzten Stadt vornehmen Hess, des längeren Verblei- bens der fremden Truppen desselben, der Veränderung der Stadtverfassung und der Eingriffe in die von den Sächsischen Herzogen beanspruchten Rechte diese letzteren wieder seine Hülfe in Anspruch nahmen, hat er sich nur auf gütliche Vorstellungen bei dem Kurfürsten von Mainz beschränkt.

Dass der Kurfürst sich hier so zurückhaltend gezeigt hat, ist nicht etwa dadurch veranlasst worden, dass er die in diesem ganzen Verfahren gegen Erfurt und in der schliesslichen Besetzung dieser Stadt, einer der wichtigsten Festungen Norddeutschlands, durch jenen ganz an Frankreich geketteten katholischen Fürsten liegende Gefahr verkannt hätte, im Gegen- theil er hat seiner Missbillignng und den auch bei ihm dadurch erweckten Befürchtungen den deutlichsten Ausdruck gegeben, aber er hat sich so vor- sichtig zurückgehalten, weil er erkannte, dass er selbst, zumal da damals die Hälfte seiner Truppen fern in Ungarn stand, zu schwach sei, der von dem Kurfürsten von Mainz aufgebotenen Truppenmacht entgegenzutreten, weil er sich überzeugte, dass auf E ur Sachsen garnicht zu rechnen sei und dass er auch von den anderen sächsischen Herzogen und den übrigen pro- testantischen norddeutschen Fürsten und von Schweden, so laut dieselben auch ihren Unwillen über das Vorgehen des Mainzer Kurfürsten kund gaben, keinen wirklichen Beistand zu erwarten habe, und weil er sich scheute, durch etwaigen Widerstand gleichzeitig den Kaiser, unter dessen Autorität der Mainzer Kurfürst handelte, und den König von Frankreich, welcher demselben seinen Beistand geliehen hatte, herauszufordern und so weitere Unruhen und Gefahren für Norddentschland heraufzubeschwören. Ausserdem hat ihn noch ein besonderer Umstand mit dazu bestimmt, nämlich die Rück- sicht auf Magdeburg, welche Stadt in ähnlicher Weise wie Erfurt ihrem Landesherren und ihm selbst, dem einstigen Nachfolger desselben, trotzte, deren Widerstand er schon damals entschlossen war bei günstiger Gelegen- heit ebenfalls, wenn nothwendig, mit Waffengewalt zu brechen und welcher er daher keineswegs durch ein nachdrückliches Auftreten für Erfurt gegen den Kurfürsten von Mainz zu einem Präcedens verhelfen wollte, auf welches sie und ihre etwaigen Beschützer sich ihm gegenüber einstmals berufen könnten.

Im Anhange ist ein gedrängter Auszug aus den Akten des im Februar

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EinleituDg. 359

1665 za Leipzig abgehalteneo Obersächs i sehen Kreistages, welcher ein Nachspiel zu den Erfurter Händeln bildet, mitgetheilt worden. Dieselben sind dadurch besonders von Interesse, weil sie zeigen, wie der brandenbnr- gische Kurfürst^ da der Kurfürst von Sachsen anch hier in seiner passiven Haltung verharrt und alle Massregeln, welche ein nachdrücklicheres Auf- treten des Kreises gegenüber den weiteren Uebergriffen des Mainzer Kur- fürsten ermöglichen solleui zn hintertreiben sucht, die führende Rolle über- nimmt und es durchsetzt ^ dass wirklich einige solche Massregeln, die Auf- bringung einer freilich gegen seinen Wunsch sehr unbedeutenden Kriegs- macht, weitere Verhandlungen mit dem Niedersächsischen Kreise wegen einer schon im Jahre vorher beabsichtigten engeren Verbindung mit dem- selben und die Forderung, dass bei den Verhandlungen zwischen Kur- mainz und den Sächsischen Fürsten die Vermittlung anderer Kreis- stände zugelassen werde, beschlossen werden.

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Knrfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. St. Martinsburg in unserer Stadt Maintz 20. October 1663.

[Anzeige, dass er die aber Erfart verhängte Acht za vollstrecken im Begriff, sei. Bitte am Unterstützung.]

20. Oct. Kurzer Bericht über den von der Stadt Erfart ihm und den kaiserlichen

Mandaten gegenüber beharrlich fortgesetzten Ungehorsam, über die Ver- kündigung der vom Kaiser über die Stadt verhängten Reichsacht and die dabei erfolgte Misshandlang des damit beauftragten Reichsherolds.

So seind wir auch, vermög der von der Rom. Kay. M. uns auf- getragenen Execution zu angeregter Vollstreckung des Kayserlichen Reichsbanns und Acht, und weiln bevorab die Burgerschafft, wie ge- meldet, in öffentlichem Uffstand sich befindet und sich unsere Dorff- schafften aussznbl andern und in Brand zu stecken ohne Scheu ver- lauten lassen, im Werck begriffen, dagegen nöthige Verordnung zu thun und sie von dergleichen Vorhaben ab- und einzuhalten. Und haben weniger nit auch Ew. Ld. hiemit von allen Nachricht geben und, weiln nunmehr bey diesen Leuthen der schuldige Gehorsamb und Respect gantz und gar erloschen ist, dieselbe hiebei freundlich ersuchen wollen, wofern etwan diese unbendige Reichsächter bei deroselben sich zu beschönen understehen oder sonsten Ihro ein wideriger Bericht ein- langen sollte, demselben nit allein kein Gehör oder Glauben zu ge- ben, sondern auch uns hierin in krafft der ChurfÜrstlichen Verein mit Rath und That zu assistiren, indem einmahl, wan dergleichen Mediat- stätten und Underthanen sothane Sedition und Auffstand gegen ihre Obrigkeit ungestrafft hingelassen daraus auch bei andern leicht höchst schädliche Consequentien erfolgen würden zumahln wir auch durch die vorhabende wtirckliche Vollstreckung des Banns nit ge- meint seind, weder der Statt in ihrem vermög des Friedenschlusses habendem Religionsexercitio noch auch dem Haus Sachsen in seinen der Orten habenden und hergebrachten Particularjuribus Eintrag zu thuen.

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Anzeige der beabsichtigten Executioo gegen Erfurt. 361

Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. [Frieden- stein] 28. October/[7. November] 1663.

[Der Stand der Erfurter Sache. Bitte am Vermittelang.] PS.') Auch müssen Ew. Ld. unserer und unsers gesambten 7. Nov. Chur- und Fürstlichen Hauses dringender Angelegenheit nach wir wehemütbig zu vernehmen geben, welcher gestalt die im Ende des an Keys. M. copeylich beigefügten Schreibens') berührte Erfurti- sche Sache nun dermassen gefährlich worden, dass wir ohne sonder- bare göttliche Hülfe und Vermittelung hoher wohl aflfectionirter Stände fast nicht sehen, wie ohne grosses Unheil unserer und anderer Sachs. Lande und Leute das Vorhaben, welches des H. Churfürsten zu Maintz Ld. nun mit feindseliger Angreifung gedachter Stadt Er- furt ins Werk zu richten suchet, abgehen könne. Was unsers Hauses Interesse dabei sei, das ist am Keys. Hof, wiewohl ohne ver- hofften Effect, nun viel Jahr hero angeführet worden. E. Ld. wollen sich aus beiliegender Deduction '), die zwar Glimpf halber nur ein und anderen Orts vertraulich communiciret worden, sich vortragen lassen, worauf das Werk von a. 1648 her bis in den verwichenen Monat Junium beruhet. Seithero nun hat der Maintzische Antrieb so viel durchgedrungen, dass die Acht wider die Stadt publiciret und der Pöfel zu desperaten Resolutionen dadurch folgends praecipi- tiret worden. Wir sind wohl versichert, dass E. Ld., als es doch die letztere keys. Capitulation^) nicht allein im Fall, da Stände, son- dern auch da andere in diese äusserste Straf der Acht zu verur- theilen sind, erfordert, umb solches Urtheil keine Wissenschaft tragen, also dessen Valor und darauf selbst angemasste Maintzische Execu- tions-Befugniss nicht agnosciren werden. Was auch auf jüngsten

*) Postscriptam sa dem oben Abschn. 5 S. 313 erwähnten Schreiben von demselben Datnm, der Antwort auf des Kf. Circularschreiben vom 25. Oclober 1663.

>) In demselben (d. Friedenstein 14./24. Jnni 1C63), der Antwort auf ein Schreiben des Kaisers (d. Wien 23. Mai 1663), in welchem derselbe die Turken- gefahr geschildert und am Hülfe gebeten hatte, erklärt sich der Herzog zur Hälfeleistnng bereit, räth aber dem Kaiser, durch Zugeständnisse an die Pro- testanten in Ungarn sich deren eifrige Uoterstätzung zu verschafien und in Deutsch- land die kriegerische Executiou gegen Erfurt nicht zu gestatten.

') Justitia protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi sive brevis expositio iodubitati juris, quod Ser. Elector et Duces Sazoniae more majorum et se- cundom Imperii leges pacisque publicae constitutiones merito exercent. A. 1663 mense Junio, verfasst von dem Ootbaiscbon Kanzler Veit v. Seckendorf (wiederabgedruckt Diar. Europ. XI Appendix, Londorp IX S. 3Sff.).

«) Wablcapitulation Kaiser Leopold I. §28 (Londorp VIII S. 357.).

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362 6. Die Erfurter Händel.

Creystag zu Leipzig desfaalben an Key. M. geschrieben worden'), das wird E. Ld. von dero Gesandtschaft wohl der Gebühr nach sein referiret worden. Inzwischen hat es das Ansehen, es werde zu unwie- derbringlichen Schaden unsers Hauses die mitten in unsern Landen gelegene und unserni Hause in so viel Wege verbundene Stadt in Maintzische Hände und Superioritat fallen, also ihre zimblichermassen hergebrachte Freiheit, sonderlich was das jus armorum betrifft, ver- lieren und dannenhero unserm Hause, ja dem ganzen Ober-Sächsiscben Greis ein immerwährendes Präjudiz zumal in Kriegszeiten entstehen . Ew. Ld. wollen ihres hohen Ortes sich zu unsers Hauses und der gemeinen Wohlfahrt und Ruhe Aufnehmen und Beförderung ge- fallen lassen, dero Gesandtschaft zu Regensburg furdersamst zu in- struiren, dass sie diese wichtige Sache in bessere Wege richten helfe. Wir sind nebst unsern Herren Vettern erbötig, was nur zu billiger Vergnügung des H. ChurfQrsten zuMaintz Ld. immer dienen kann, aufrichtig zu befördern, allermassen wir dann, ohngeachtet S. Ld. auf unsere und unserer HH. Vettern bisshero an Sie abgelassene Schreiben nicht einst mit einer Antwort sich vernehmen lassen, dennoch uns überwunden, deroselben solche freundliche Anerbietung ') zu thun darauf Sie Ihres Stifts jura und Sicherheit viel beständiger als auf die itzo in Sinn gefasste Opportunitäten bauen könnten. *)

Der Rath zu Erfurt an den Kurfürsten. D. 2./[12]. November 1663.

[AuseinaDdersetzuDg der Sachlage. Bitte am Verwenduog beim Kaiser und beim

Reichstage.] 12. Nov. Dank dafür, dass Ef. anf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig*) sich

nebst den anderen Kreisständen der Stadt angenommen bat. Da sie fürcbteo,

1) S. oben Abschn. 4, Aobang S. 261.

^ In dem abschriftlich beigelegten Schreiben an K.Mainz (d. Friedeostein 21./31. October 1663) stellt der Herzog demselben die Uebelstande und Gefahren vor, welche ein gewaltsames Vorgehen gegen Erfurt verursachen wurde, und for- dert ihn auf, sich zunächst auf einer Conferenz mit dem Hause Sachsen über sein Vorhaben zu benehmen. Ueber die früheren Verhandlungen desselben mit K.Mainz s. Kirchhoff, Die Besitzergreifung Erfurts durch Karmainz (Zeilachr. für Preussische Geschichte und Landeskunde Jahrg. VIII 1871) S. 108 ff.

*) Auch HerzogFriedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg wendet sich in einem Schreiben (d. Altenhurg 3./ 13. November 1663) an den Kf. mit der Bitte, bei dem Kaiser und K.Mainz dahin zu wirken, dass letzterer sich aller Thätlichkeiten und der unrechtmässigen Execution enthalte und es zu gütlicher Unterhandlung kommen lasse.

*) 8. oben Abschn. 4, Anhang S. 258 ff.

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VerweDduDgegesache ao den Kf. 363

dass ihre Feinde K. Main 2 heftig aaliegen werden, bei dem Kaiser und dem kurfürbtlicheo CoUegio die Sache so durchzutreiben, dass die Execution doch fortgesetzt werde, so wollen sie kurz vortragen, was bisher sowohl in meritis als circa processnm in dieser Sache vorgegangen. Auseinandersetzung der Vorgänge von dem Erscheinen der ersten kaiserlichen Kommission im Jahre 1650 an bis zu der Publicierung der Reichsacht durch den kaiser- lichen Herold, welcher bei dieser Gelegenheit allerdings von einzelnen be- schimpft, aber doch mit Glimpf entlassen worden sei.

Sie haben jetzt zu ihrer Betrübnis hören müssen, dass K.Mainz die Execntion der Acht übernehmen und dazu seine eigenen und seiner Alliierten Mittel anwenden wolle. Sie stellen dem Kf. die Ungerechtigkeit des ganzen Verfahrens vor, bezeugen, dass sie nach Möglichkeit sich gefugt und nach- gegeben haben, hoffen, dass K.Sachsen sowohl als Kreisober.'ster als auch als Schutzherr nebst dem Fürstl. Hause den Einbruch jener Völker nicht gestatten werde, bitten aber auch Kf., sich ihrer beim Kaiser und K.Sachsen und auf dem Reichstage anzunehmen, damit die Execntion, wo nicht gar abgethan, wenigstens einstweilen suspendiert wefde*).

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D, Cöln 15./[25.] November 1663.

[auf das Schreiben vom 20. October. Rath, die Bzecution gegen Erfurt vorläufig

zu unterlassen.]

Wie wir nun ganz uDgern vernehmen, dass E. Ld. von 25. Nov. dieser Stadt dergleichen Widersetzlichkeit und Ungehorsam erwiesen, auch keineswegs zweifeln, E. Ld. werden an Ihrer Seiten nichts ha- ben ermangeln lassen, was zu gütlicher Hinlegung aller dieser Irrun- gen und Streitigkeiten erspriesslich sein könne, also können wir E. Ld. auch nicht verdenken, dass dieselbe auf naehtrückliche und in den Reichsconstitutionibus fundirte Weise und Wege Dero Respect und jura zu mainteniren und die Widerspenstigen zur Raison zu brin- gen beflissen sein. Wir erkennen uns nicht allein vermög Churfttrst- lieher Verein schuldig, sondern sein auch von uns selbsten ganz ge- neigt, £. Ld. in dieser Dero Angelegenheit mit Rath und That zu assistiren. Stellen aber E. Ld. hocherleuchtetem Nachsinnen anheimb,

0 Beigelegt ist eine AbBchrift des ParitioosJoatrameDtes (d. 24. September 1663) nud die Druckschrift: , Gründliche Deduction und warbafifter Bericht, dass die Stadt Erfurt in puocto dess von Ihrer Chorfarsll. Ooadeo zu Mayotz bey derselben gesnohten Kirchen-Gebets und soosten keine stroflfbare Widersetzlich- keit oder Ungebähr, wie ihr solche aogüilich beygemessen werden will, verübet etc." 1B63 (wiederabgedruckt Di ar. Earop XI Appendix, Londorp IX S. öflT.).

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364 <>. Die Erfurter Händel.

ob nicht diesem Werk bei den jetzigen böebstgefährlichen Conjuncturen und da unser geliebtes Vaterland vom Erbfeind des Christlichen Na- mens in so augenscheinlicher grossen Gefahr begriffen, lieber noch auf einige Zeit ein Anstand zu geben, als zu vYttrcklicber Execution der publicirten Acfatserklärnng, welche ohne überaus grosse Zerrüttung und Ohngelegenheit des Obersächsischen Greises und aller dazu gehörigen Stände, ja des ganzen Komischen Reichs nicht werkstellig gemacht wer- den kann, noch zur Zeit zu schreiten, wozu dann E. Ld. desto mehr geneigt sein werden, weil Sie dadurch Ihren jnribus nicht allein nichts präjudiciren oder vergeben, sondern auch das Haus Sachsen sich dieser Sache sowohl ratione neben £. Ld. in der Stadt Erfurt haben- den Gerechtigkeiten, als auch, weil solche mitten in Dero Landen ge- legen, sehr annimbt, der Magistrat auch und viele verständige Leute an denen bisherigen ungehorsamen und halsstarrigen Proceduren dem Verlaut nach nicht schuldig, sondern daran ein Missfallen tragen, der unbändige Pöbel aber jedesmal in gebührendem Zwang nicht gehalten werden kann, wie solches die gegen den Magistrat selbst verübte harte Proceduren*) genugsamb darthun. Wir haben demnach nicht unterlassen wollen, E. Ld. dieses furzustellen, und zweifeln nicht, Dieselbe werden, so viel es immer möglich, alle hochschädliche Extre- mitäten und innerliche Trennungen in unserm Vaterlande bei diesen Leuften verhüten, hingegen aber das hochnötige Defensionswerk und die l. Key. M. versprochene Hülfe auch ferner befordern zu helfen geneigt sein').

^) S. V. Tettau, Die Reduktion voo Erfurt uud die ihr yorausgegangeoeo Wirren 1647—1665 (Jahrbücher der K. Akademie gemeiooütziger WisseDschafteo zu Erfurt. Neue Folge, Heft III) S. 115 ff., Heibig, Johaon Philipp voo Mainz und Jobann Georg II. von Sachsen während der Erfurter Wirren 1650—1667 ^Archiv fär die Sächsische Geschichte III.) S. 405 ff.

>) Nachdem K.Mainz (d. Schloss Marienberg ob Wurzburg 16. November 1663) dem Kf. den gedruckt erschienenen Bericht der kaiserlichen Kommissarien und des Reichsherolds über die ihnen in Erfurt zugefügten Real- und Verbal- injurien (s. Dlar. Europ. X S. 955ff., 929ff. Londorp VIII S. 936 ff.) zuge- sandt und erklärt hat, er müsse darauf bedacht sein, wie solche Leute von dem angedrohten Ueberfalle seiner angrenzenden Lande ab- und zum schuldigen Ge- horsam angehalten werden mochten, erwidert derselbe (d. Cöln 2./ 12. December li)63) in ganz ähnlicher Weise, er könne es ihm nicht verdenken, dass er seinen Respect und seine Rechte durch nachdrückliche Mittel zu wahren beabsichtige, bittet ihn aber mit Rücksicht auf die drohenden Conjuncturen die Sache noch etwas in suspenso zu lassen.

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VerwendQDg dea Kf. bei K.Maids für Erfurt. 365

Der KnrfUrst an die Herzoge Ernst und Friedrich Wilhelm von Sachsen. D. Cöln 15./[25.] November 1663.

[aof die Schreiben vom 28. October/[7. November] und 3./[13.] November. Mittbcilnng der K. Mains gemachten Vorstellungen.]

Er lässt dahin gestellt, was K.Maioz für Ursache and Fondaroent zo 25. Nov. seinen bisherigen Procedaren gegen Erfurt habe ond wie weit das Haus Sachsen ratione seiner joriam bei der Sache interessiert sei, er hält aber Qoter den jetzigen Gonjanctnren die Ezecution der Acht nnd die derselben nothwendig anklebenden Extremitäten für so bedenklich, dass er R.Mains bewegliche Vorsteiiangen gemacht nnd gebeten hat, dem Werk zum wenig- sten einigen Anstand zn geben.

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten, D. Marienberg ob Würzburg 12. December 1663.

[auf das Schreibon vom 1Ö./25. Nov. Die Ausführung der Acht gegen Erfurt kann zn keinen weiteren Gefahren Anlass geben. Erfurt wird vom Hause Sachsen

aufgestachelt.]

Die Aus(iihriii g der Acht gegen seine ungehorsamen Unterthanen in 12. Dec. Erfnrt wird weder die Türkenbülfe verhindern noch sonst zo Weiterungen Anlass geben, am wenigsten im Übersäe hsis eben Kreise, da Erfurt als eine zu K.Mainz gehörige Stadt zum Rheinischen Kreise gehöit Die Erfurter, welche jetzt gegen alle Bürger und Rathsherren, die Devotion gegen den Kaiser zeigen, mit Absetzung, Gefängnis und Todesstrafe vor- gehen, werden von Nacbbaren, sonderlich von dem Hause Sachsen und dessen unrohigen Ministris, im Ungehorsam bestäikt, von ihnen werden Schmähschriften und ^Scarteken^ gegen ihn verbreitet *) und die Schutzgc- rechtigkeit Sachsens zum Vorwande genommen, obgleich in dem zwischen der Stadt und demselben über den Schutz abgeschlossenen Vertrage K.Mainz ausgeschlossen ist. Er versichert, dass die Völker, welche die Acht aus- führen sollen, niemand ausser denen, welche sich selbst der Acht theilhaft machen würden, verletzen würden^.

0 Beigelegt ist die Schrift: Assertio juris Moguntini contra aflfectatam Ju- stitiam Protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi. Moguntini a. 1663 m. Octobri (wiederabgedruckt Di ar. Euro p. XI Appondiz, Londorp IX S. 63ff.). Von säch- sischer Seite wurde darauf veröffentlicht: Repetita et necessaria defensio Justae protectionis Sazonicae etc. 1664 (Diar. Europ. XI a. a. 0. Londorp IX, S. 110 ff).

^ Durch ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts (d. Regensburg 10. Januar 1664) beantwortet K.Mainz dasjenige des Kf. vom 12. December 1663.

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366 6. Die Erfurter Handel.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. 1 1./[21.] März 1664.

[Bitte om fernere Unterstützung.]

21. März. Die Stadt bat die erfreuliche Nachricht erhalten, dass anf das GeBach vom ^.November 1663 Kf. nicht allein an E.Mainz verschiedene beweg- liche Schreiben hat abgehen lassen, sondern auch seine Gesandten in Regensbaig znr Vermittelang eines gütlichen Vergleichs instrniert hat^- Die Stadt dankt dafür and bittet ihn, auch fernerhin dazn zo cooperieren, dass der Kaiser den erbetenen saWns condnctos') bewillige and K.Mainz zu einem gütlichen Vergleiche bewogen werde, in welchem der Stadt ihre Freiheiten and Rechte gelassen würden.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. 14./[24]. April 1664

[Er ist znr Einführung des Rirchengebetes bereit, bittet um weitere Unterstützung auf denD Reichstage und Schutz gegen etwaige Gewaltmassregeln.]

24. April. Die Stadt ist sehr bestürzt darüber, dass trotz der Verwendung des Kf., anderer hoher Potentaten und ganzer Kreise sie doch weder Aufhebung der Acht noch freies Geleit erlangt hat; sie ist aber dadurch wieder ziem- lich getröstet und erfreut, dass gleichwohl die evangelischen Fürsten und Stände durch ihre Botschafter auf dem Reichstage die Sache in die Hand nehmen') und Willfährigkeit zur Assistenz verspüren lassen^ wie der Stadt durch ein Schreiben jener Gesandten^) und durch den zu ihnen geschickten k.sächsischen Commissarius^) versichert worden. Da aber beides eine ernst- liche Ermahnung zur Parition in puncto precum in sich gehalten mit Ver- tröstung, dass die Stadt sodann über die anderen Punkte sattsam gehört and ihr treulich assistiert werden solle, so wollen sie dabei so viel ihnen

1) Rf. hat bisher nur in dem Rescript vom 1. December 1663 an die Ge- sandten in Regensburg (s. oben Absohn. 4, S. 208) der Erfhrter Angelegenheit gedacht.

*) Zu Anfang des Jahres 1664 war es dem neuen Rathe von Erfurt unter Leitung des energischen Rathsmeisters G. H. Ludolf gelungen, der inneren Unruhen Herr zu werden und den Pöbel zum Gehorsam zu bringen. Der Rath hatte darauf den Kaiser um einen Oeleitsbrief für Abgeordnete der Stadt nnd um Aufhebung der Acht gebeten, zugleich aber sich auch an die Schwedische Regierung (d. 12./22. Januar 1664, Londorp IX 8.221) und dann auch an die zu Regeusburg versammelten Reichsstände (d. 8./18. März 1664, Londorp IX S. 217) gewendet und um deren Vermittelong beim Kaiser und bei K.Mainz nach- gesucht. S. V. Tettau S. 184f. Heibig 8.419.

^ S. die Relation der Gesandten ans Regensburg vom 18. April 1664 (S.28H).

*) d. RogenPburif 28. März 16«4 (Londorp IX S. 219).

^) Menius, Geheimer Rath des Herzogs Moritz von Zeitz, über dessen Sendung nach Erfurt (üec«mber 1663 und Anfang 1664) s. Heibig S. 417.

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Erfurt sacht die Yerwendang des Ef. 367

nor immer möglich thnn, sie hoffen, es werde die Gemeinde die Umstände in solche Consideration ziehen, dass es zu weiteren Extremitäten nicht aasschlagen dürfte. Sie bitten Kf., sich ihrer weiter anzunehmen *).

Otto Wilhelm v. Berlepsch^) an den Rathsherren Ludoif in Erfurt. D. Berlin 27. April / [7. Mai] 1664.

[Kf. will sich der Stadt aDoehroen, hat mit R.Sachsen darüber Terhandeit» doch mass man zonächst Gewissheit haben, ob die Paritioo wirklich geschehen.]

Nachdem S. Chf. D. zu Brandenburg, meinem gnädigsten Churf. 7. Mai. und Herrn, ich das von dem fiatb mir jüngsten zugesendetes Schreiben überreichet, haben sie gnädigst und wohl aufgenommen, dass ge- meine Stadt bei dero jetzigen unglückseligen Zustande auch bei dero- selben Zuflucht suchen wolle, und wie Sie dieselben aus der vor Augen schwebenden Gefahr gern gerettet sehen möchten, auch desshalber dero zu Regensburg anwesenden Gesandten albereit instruiret, mit allen Kräften dahin zu cooperiren, ob die Acht suspendirt und ein salvus conductus zu erlangen, also haben sie auch bei jetziger An- wesenheit der Churf. D. zu Sachsen*) sowohl mit Deroselben als Dero beihabenden ministris fleissig überlegen lassen, auf was Massen die Stadt wiederumb in voriger Beruhigung gesetzt und hierzu etwa ein sicheres und zureichendes Expcdienz erfunden werden könnte. Weiln nun Eingangs gedachtes Schreiben die Parition, darauf Keys. M. so feste bestehen, zwar vertröstet, des H. Maenii^) Relation aber höchstged. S. Chf. D. zu Sachsen bis dato noch nicht erstattet und man also keinen gewissen Grund haben können, ob sothane Parition geschehen oder nicht, auch vielmehr das letztere und dass der Pöbel sich hierzu noch garnicht wollen disponiren lassen, aus anderweitig einkommender Nachricht verlauten wilP), so hat derhalben, bis zu

0 S. das Bescript des Kf. an die Gesandten io RegensborK vom 26. April/ 6. Mai (S. 23$.

^ Oberst and Schlosshauptmano zo Berlin, s. oben Abschn. 2 S. 73.

') S. oben Abschn. 4 Anhang S. 271 ff.

^ S. 8. 866 und Abschn. 4. Anhang S. 274.

^) Brst am 19. Mai 1664 worde in Erfurt das Kirchengebet für K.Maioz nach der Formel von 1660» nachdem zuvor am 5. Mai die evangelische Geistlichkeit der Stadt allerdings noter manchen Vorbehalten ihre Zustimmung dazu kundge- geben hatte, von den Kanzeln verlesen, doch gab sich bei dem niederen Volke noch immer grosse Unzufriedenheit darüber kund, s. Diar. Kurop. X( S. 379 ?. Tettan 8. 179.

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368 6. Die Erfurter Händel.

eingelangter Gewissheit, die Sache ausgesetzet werden müssen und vor diesesnaal nichts gründlichers resolviret werden können. Ihre Chf. D. zu Sachsen reisen heute von hier wieder ab und habe ich dies in antecessum vertraulich benachrichtigen wollen.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt l./[ll.] August 1664.

[Ihre Sache soll nicht vor den ßeichshofralh gebracht, sondern dnrch Kaiser- liche Kommissare auf dem Reichstage beigelegt werden.)

11. Aug. Dank für die Verwendung der obersächsiscben Kreisstände in ihrer

Sache beim Kaiser i), doch sind sie sehr betrübt^ dass die verschiedenen Intercessionen und auch die Bemühungen der gesamten evangelischen Stände zn Regensburg') noch keine Wirkung gehabt, so dass wegen mangelnder Resolution sie in ihrem Elend gleichsam verschmachten und dnrch Abgang alles Handels und Wandels vergeben müsseu, zumal da sie erfahren, ein Theil der evangelischen Stände solle der Meinung sein, als müsste ihre Sache vor dem Reichshofrath ausgemacht werden. Sie bitten daher Kf., mit seinen Mitständen darauf bedacht zu sein, dass durch kaiser- liche Kommission uninteressierter Fürsten und Stände die Sache auf dem Reichstage vorgenommen und durch gütliche Vermittelnng oder derselben Ausspruch erörtert, auch die dissentierenden evangelischen Stände zur Con- formität gebracht, mittlerzeit aber nnd ehe solches geschieht ihnen kräf- tige Versicherung wiederfahre, dass sie vor anderweitigem Verhör mit keiner Execution belegt werden sollen ^).

Der Kurftirst an den Rath von Erfurt. D. Cöln 8./ 18. August 1664.

[auf das Schreiben vom 1. /[!!.] Aagust. Zusage seiner Vermittelong.)

18. Aug. Gleich wie wir nun gn. gern vernehmen, dass Ihr demjenigen, was an selten Chur Mainz in puncto des Kirchengebetes von Euch erfordert worden, ein Gnüge gethan und deswegen gebührende Pari- tion geleistet, also wollen wir nicht unterlassen uns dahin zu bemühen.

>) S. oben Abschn. 4 Anhang S. 279 f. ^ S. oben Abschn. 4 S. 237.

^ S. über die gleichzeitigen Bemühungen Erfurts bei den Gesandten des Kf. in Regentbnrg deren Relation vom 8. August 1064 (oben Abschn. 4 S. 244).

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Gesaehe am Vermittelang des Ef. 369

dass Ihr mit Ch urMainz Ld. wieder ausgesuhnet und also a banno liberiret und dermaleinst wieder in mhigen Stand gesetzet werden möget').

Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden- ' stein 18. /[28.] August 1664.

[Aafforderaog an Kf., sich zar Vermittelong in der Erfarter Sache ea erbieten.]

Angesichts der jetzt in Mainz gehaltenen bedenklichen Deliberationen 28. Aag. ond Präparationen hält er es für dringend nothwendig, dass neben Rela- xation der Acht das Interesse des Gesamthaases Sachsen vermöge des Ton dem Kaiser confirmierten Erbschntzyertrages and anderer mit der Stadt abgeschlossenen Concordate von einer Commission aninteressierter Fürsten des Reiches vorgenommen and in zuverlässigeren Stand gebracht, zugleich die Differenzen zwischen Karmainz and der Stadt geschlichtet werden. Sollte aber eine solche Commission nicht za erlangen sein, fragt er an, ob nicht Kf. allen Theilen zum besten, mit Zuziehung anderer Fürsten sich za einer freiwilligen Interposition, der sich K.Mainz hoffentlich nicht ent- ziehen werde, entschliessen wollte.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt 19./ [29.] August 1664.

[Drohende Bxekutioo. Bitte am Verwendang bei Karmaioz.)

Lothringische Truppen sollen nebst etlichen tausend Mann kurmain- 29. Aag. zischen Landvolks wider ihre Stadt gebraucht werden. Sie haben sich auf das äusserste bemüht, den Kurfürsten zur Versöhnung zu bewegen, aber vergebens, derselbe hat die Schreiben der Stadt nicht angenommen, dessen Ministri haben ihnen nicht geantwortet, ja durch dessen Oesandten in Re- gensburg ist dem Sächsischen Agenten, der ihre Stadt geraume Zeit pa- trocinierte, verwiesen worden, dass er sich von der Stadt gebrauchen lasse. Kf. möge deshalb nebst K.Sachsen, den die Stadt gleichfalls angerufen hat, sich derselben annehmen und sich bemühen, dass die Exekution ver- hütet und die kurmainzischen Prätensionen auf andere Art componiert würden.

0 S. das Bescript des Kf. an die Gesandten in Regeosburg S. 247.

Mater, s. QMCh. d. O. KorfTirateD. XI. 24

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370 ß- ^i® Erfurter Händel.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Erfart 23. August / 2. September 1664.

[Creditiy für den Bathsherrn Lodolf.]

2. Sept. Die Gefahr nähert sich dermassen, dass sie, am Kf. ihretwegen anzu-

flehen, den Ueberbringer, ihren Rathsfrennd Georg Heinrich Lndol- f e n ^) an ihn abgeschickt haben , Kf. möge denselben hören und mit ge- wieriger Resolntion versehen lassen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln 24. August/ [3. September] 1664,

[Abmahnung von kriegerischeD Massregelo gegen Erfart. Anerbieten seiner

Vermittelang.]

3. Sept. Kf. hat gehofft, dass K.Mainz seinen Vorstellnngen Gehör geben nnd

sich aller Tbätlichkeiten gegen Erfart enthalten werde.

Also haben wir hingegen mit Betrttbniss von yerschiedenen Orten die Nachricht erlanget, dass Ew. Ld. nunmehr andere Resolu- tion ergriffen und entschlossen sein sollen, die Stadt vermittelst fremb- der und auswertiger Hülfe anzugreifen und zu occupiren. Ew. Ld. werden uns nicht verdenken, dass wir dieser Sachen halber mit un- serer wohlgemeinten Erinnerung bei deroselben abermahl einkommen, Ew. Ld. freund- und brüderlich ersuchend, Sie wollen von dergleichen Fürnehmen abstehen und sich bierunter anders begreiffen, auch ihre gefallen lassen, dass die noch übrige Missverstände zwischen Ew. Ld. und der Stadt entweder durch eine Reichscommission untersuchet und der Billigkeit nach erörtert oder, dafern zu dergleichen Reichs- commission so bald nicht zu gelangen und Ew. Ld. dieselbe nicht anständig sein möchte, solchenfalls anderer uninteressirter Chur- und Fürsten gütliche Interposition, worunter wir dan auch aus guter Wohlmeinung die unsere freundbrüderlich offeriret haben wollen, in diesem Negotio zu belieben. Sollten nun Ew. Ld. anitzo gegen die Stadt Erfurt, zumahl dieselbe schuldige Parition geleistet, mit der- gleichen Extremitäten verfahren und dadurch so grosse unvermeid- liche Weiterungen und Gefahr im Reich verursachen, könnten dieselbe leicht ermessen, wie hoch dasselbe die gesambte Stände des Reichs betrüben würde.

*) S. oben S. 366 f.

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VerwendaDg des Kf. für Erfurt. 371

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 24. August / [3. Sep- tember] 1664.

[Bitte um Aufhebaog der Acht gegen Erfurt und Verhatung des Herbeisiehece

fremder Truppen.]

Mittheilang seiner dem Karfürsten von Mainz gemachten Anerbietun- 3. Sept. gen wegen gütlicher Beilegung der Erfurter Händel.

Also stelle Ew. E. M. ich zu bedenken anheim, ob dieselbe bei so gestalten Sachen und da die Stadt gegen GhurMayntz Ld. schuldige Parition und Submission erwiesen geruhen wollen, zu besserer Erreichung des intendirten Zweckes die Achtserklärung nunmehr aufzuheben, auch ChurMayntz von ferneren Extremitäten gegen die Stadt, insonderheit von Einführung frembder und auslän- discher EriegSYÖlker in den Greis abzumahnen, nicht zwar zu dem Ende, dass I. Ld. das geringste von ihrem Eespect und Gerechtigkeit entzogen werden sollte, welches ich yielmehr nach Vermögen verhüten und, soviel an mir ist, dieselbe und dero Erzstift bei ihren zustehenden juribus mainteniren helfen werde. Ew. Keys. M. werden aber die Wichtigkeit dieses Werkes erwägen und zu Verhütung allerhand Weiterungen alle keyserliche Vorsorge auch ohne mein gehorsambstes Erinnern tragen, insonderheit aber gn. consideriren, wie hoch Dero eigenes Interesse bei dem Ihre obliegenden beschwerlichen Kriege wider den Erbfeind hierunter vertire, und dass diejenigen Volker und Mittel, welche bei diesem Werke gebraucht werden, viel besser und nützlicher zur Verstärkung Dero Armeen und Fortsetzung der wider den Türken -- erlangten guten Progressen employret werden könnten.

Der Kurfürst an den Rath von Erfurt. D. Cöln 24. AugU8t/[3. September] 1664.

[auf das Schreiben vom 19. / 29. Augast. Zusage seiner lotercession bei Kar- mai dz and dem Kaiser, ErmabDaog zam Gehorsam.]

Wie wir Euch nun, nachdem Ihr (wie wir nicht anders wis- 3. Sept. sen) in allem Euch ChurMayntz Ld. submittiret endlich bestän- dige Ruhe und Sicherheit gern gönnen, als wird uns nichts lieber sein, als dass wir es durch unsere gute Officia dahin befördern könnten, gestalt wir dann in solcher Intention ChurMayntz nicht allein von der- gleichen Extremitäten abgerathen und zu gütlicher Hinlegung der

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372 ^* Die Erfurter HSndel.

noch übrigen Differentien einiger uninteressirter Chur- und Fürsten, auch darunter Unsere selbsteigne Interposition fürgeschlagen, sondern auch zu besserer Erreichung dieses Zweckes bei der R. Keys. M. umb Aufhebung der ergangenen Achtserklärung wider Euch facta iam pa- ritione inständig Ansuchung thun lassen. Wir wUnschen, dass von allen Seiten hierauf einig guter Effect erfolgen möge, wollen Euch aber auch hiebei erinnert haben, Euch hinitiro in allen Stflcken gegen hochged. H. Churfllrsten Ld. dergestalt zu erweisen, damit Sie je mehr und mehr eurer Submission versichert werden und über Euch zu klagen keine Ursach haben mögen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Cöln 24. August/ [3. September] 1664.

3. Sept. Er tbeilt demselben sein an Kormainz gerichtetes Schreiben mit and

bittet ihn dringend, ihm in hergebrachtem Vertrauen za entdecken, wohin seine Meinnng deshalb gerichtet sei nnd was er znr Erhaltung von Friede und Bioigiceit für das fürträglichste nnd bequemste erachte.

Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D. Waltheimb 25. August / 4. September 1664.

[Kormains mnss bei EzekntioD der Acht gegen Erfurt freie Hand gelassen werden.] 4. Sept. Br übersendet ein Schreiben von K.Mainz') wegen der Exekntion ge-

gen Erfnrt. Äldieweil nun darab gänzlich abzunehmen, was S. Ld. ZQ Maintz, die Stadt Erfurt zu gewisser Submission, gehöriger Satisfaction und künftiger Versichemng zu bringen, fttr ein endliche Resolution gefast, darzu auch allbereit solchen Anstalt gemacht, dass meines Ermessens nicht sehe, wie sie ohne gefährliche Weiterung

-) lo demselben (d. Mains 28. Aagnst 1664} kändigt K.Mai dz ao, dass seine Trappen gegen Erfurt im Anzüge seien, er verspricht, ohne K.Sachaens Vorwitsen und Willen nichts zu unternehmen nnd den Rechten des Hanses Sachsen keinen Eintrag zu thun, er wolle auch sonst niemand beleidigen und begehre nur einen innoxius transitus. Er sei entschlossen, denjenigen ^so bisher die Erfurtische Aeohter fomentiret und in ihrem Ungehorsam durch ihre theils Bediente gehals- starrigt haben, der Gebahr zu begegnen", (dass dieser Passus in dem sonst ziem- lich gleichlautenden Schreiben an Kf. von 'demselben Datum (unten, S. 378 Anm. 3) ausgelassen ist, hat schon Droysen 111,3 S. 50 hervorgehoben), ver- spricht aber mit solcher Behutsamkeit zu verfahren, dass kein Stand des Reichs sich zu beschweren haben werde. S. über das Verhältnis K.Sachsens zu K.- Mainz Heibig S.419ff.

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CorrespoodeDS mit K Sachsen aod E. Mainz. 373

anbeliebiger Interponenten davon abgehalten werden mögen, mich

aber darbei genngsam yersichert, alles mit meinem Zothun zu reguliren,

als finde nieht, wie wir nns in einigerlei Weiss in solche gefährliche

Sachen einmischen, oder wie man an seiten des gesambten Ober-

Sächsisehen Greises sich diesem Werck nnterziehen könne, dardurch

die Cron Franckreich nnd andere Alliirte zu irritiren und gleich-

samb Selbsten diejenige Gefahr und Ungelegenheit zu erwecken, welche

man sonsten in alleweg zu yerhüten suchet, bevorab da Ihre Kay.

May. in ihrem Handbrieflein ^ ein besonders ressentiment Aber die

Aechter erweisen, und weil nicht zu zweifeln, es werden Ihre Ld. zu

Maintz Euer Ld. eben dergleichen Zumuhtungen tuhn, als habe

freundbrttderlicher Schuldigkeit nach nit unterlassen sollen, Ihre meine

Gemflhtsmeinung in Zeiten hierin zu entdecken.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln 27. August /[6. September] 1664 0.

Lect. in consilio praes. Sereoiseimo. Fürstl. Dl. von Anhalt OberPr. Freib.

V. Schwerin. H. v. Hoverbeck. [GefahreD, welche EormaiozB beabsichtigter Angriff gegen Erfurt heraofbescbwort. Ernstliche Warnung davor, emeate Aoffordernng, seine Vermittelong anzunehmen. Kf. wird mit Schweden communicieren, muss seine zur weiteren Turkenhulfe be- stimmten Truppen zurückhalten.]

Nachdem wir aus demjenigen, so E. Ld. vom 28. August 6. Sept. an Chursachsens Ld. geschrieben und von derselben uns communi- ciret worden, ersehen, dass E. Ld. nunmehr im Werk begriflfen wären, sowohl mit Dero eignen als andern Auxiliaryölkern nicht allein die Stadt Erfurt, besondern auch andere, welche dieselbe fomentiret, an- zugreifen, so haben wir nicht unterlassen können, E. Ld. ferner beweg- lich fUrzustellen, in was äusserste Gefahr hiedurch die ganze Christen- heit, das Rom. Reich und anfänglich dieser Obersächsische Greis würde

1) Beigelegt ist ein Eztract kaiserlichen Handbriefs an E.Sachsen: ,Ich bedanke mich des beharrlichen Vertrauens, so Euer Ld. allweg auf mich haben, und erachte rathsam, seiner Ld. zu Maintz nit nur unhinderlich zu sein, gegen ihrer aller Schuldigkeit und Respects vergessene Erfurter Aechter zu agiren, sondern auch dero auf Begehren kräftig zu assistiren und den Fürsten in Gotha und andere der Stadt Belfere von weiterer Gefahr abzumahnen, sich in die Sache weiter nicht zu mischen, und werden Eure Ld. wohl thun, die mit Seiner Ld. zu Maintz nähere gute Verstand nuss zu continuiren, angesehen dieses dem Rö- mischen Reich viel gutes zubringen kann.*

') Schon gedruckt Diar. Europ. XI 8.469. Londorp IX S. 226.

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374 6. Die Erfurter Händel.

gesetzet werden, wenn E. Ld. dergleichen Fttmehmen ins Werk richten würden. Dann ob zwar E. Ld. versichern, dass Sie ftir dero Völ- ker nur transitum innoxium begehren, so versehen wir uns doch freund- brüderlich, E. Ld. werden uns nicht tibel nehmen, wenn wir deroselben fttrstellen müssen, dass Sie hierin etwas versprechen, so ausser dero Vermögen und Kräften ist. Dann wie unmüglich es sei, heutiges Tages Eriegsvölker in solcher Disciplin zu führen und von allen Exorbitantien abzuhalten, solches ist E. Ld. und der ganzen Welt bekannt, E. Ld. kön- nen auch leicht ermessen, dass sich niemand hierauf verlassen, sondern ein jedweder diesen Anzug als eine gewaltsame Oppression ansehen und apprehendiren wird. E. Ld. ist genugsam bekannt, was aus dergleichen Executionen und oftmalen viel kleineren Feuer für grosse Inconvenientien und schwere Entzündungen entstehen.

Kf. bittet K.Mainz am der Liebe willen, welche er znm Vaterlande» dem H. Römischen Reiche trage, es nicht dazn kommen zu lassen, sondere sein früher gemachtes Anerbieten anzDnehmen, er könne sich dabei ver- sichert halten, dass Kf. nicht rahen werde, bis er in allen Stücken billige nnd gebührende Satisfaction erlangt habe.

Sollten aber E. Ld. in diesem Vorhaben verharren und daraus unser geliebtes Vaterland in neue innerliche Unruhe ge- rathen, so müssen wir zwar Gott und der Zeit solches anheim- stellen, wollen aber für der ganzen Welt zum feierlichsten pro- testiret haben, dass die Verantwortung und eines jetweden erlittener Schade von denen allein zu erfordern, welche an solchem Unwesen schuldig sein, hoffen auch, E. Ld. werden uns nicht verdenken, dass wir dieses weitaussehende Werk, woran des Obersächsischen Kreises Wohlfahrt und Verderben hänget, mit anderen Creiseingesessenen, sonderlich aber der Gron Schweden communiciren, nicht zwar hie- durch E. Ld. den geringsten Verdruss zuzufügen, sondern nur bloss und allein umb den Greis in Ruhe zu erhalten und uns für allerhand Gefahr und Oppression zu präserviren. Wobei wir dann dieses nicht weinig beklagen müssen, dass wir an unserm guten Vorsatz hiedurch behindert werden und diejenige 1000 Knechte, welche wir sonsten in weinig Tagen L Key. M. zu Hülfe zu schicken ent- schlossen waren'), nunmehr nicht marchiren lassen können, sondern vielmehr unsere bereits bei der Keys. Armee habende Völker zu re- vociren und uns deren zu unserer und des Greises Sicherheit zu ge-

I) S. oben Abschn. 5 S. 3350'.

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CorrespoDdens mit R Mainz and dem Kaiser. 375

brancben gezwungen werden, im Fall E. Ld. bei dero Fürhaben fest- stehen and der Greis in solche motos kommen sollte*).

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 27. August/ [6. September] 1664.

[ VorstellDOg der Qefahreo, welche die Ezekotion gegen Erfurt verursachen werde, dringende Bitte, dieselbe zu verhüten, sonst mass Ef. seine Hülfstruppen

zorückrufen.]

Ew. Keys. M. werden mein gehorsambstes Schreiben vom 24. hu- ö. Sept. jus') wegen der Stadt Erfurt verhoflFentlich wohl erhalten haben. Nachdem mir nun seiter von ChiirSacbsens Ld. die Nachricht zu- gekommen, dass ChurMainzs Ld. im Begriff sei, nicht allein die Stadt Erfurt, sondern auch diejenige, welche derselben Sache fo- mentiret, und zwar mit frembden Eriegsvölkern anzugreifen, Ih. Ld. sich auch dabei auf ein von E. Keys. M. gethanes Schreiben beziehen, worin dieselbe dieses alles approbiren, so hab ich nicht umhin kön- nen, E. Keys. M. nochmahlen klärlich für die Augen zu stellen, was für Gefahr, Noth und Ungelegenheit der ganzen Christenheit, dem Rom. Reich und insonderheit diesem Obersächsischen Greise hieraus

0 An demselben Tage ergeht ein Rescript au 0. W. v. Berlepsch, er solle dieses Schreiben personlich an K.Mainz übergeben und mündlich den Inhalt des- selben nachdrücklich vortragen, namentlich hervorbeben, dass weder Kf. noch sonst ein evangelischer Stand seine Truppen bei der kaiserlichen Armee lassen könne, sondern auf seine eigene Sicherheit denken müsse, im übrigen solle er sich des Rathes des Herzogs von Gotha bedienen. Diesem schickt Kf. dieses Schreiben zu, mit der Bitte, es an v. Berlepsch, der sich vielleicht noch bei ihm befinde, zn übergeben oder, wenn derselbe schon abgereist sei, es ihm nach- zusenden. Zugleich ergehen Schreiben an denselben Herzog Ernst von Sachsen, ferner an Herzog Christian Ludwig vou Braunschweig-Celle und an die Landgräfin von Hessen, in denen Kf. denselben von den Absichten K.Main zs und seinen dagegen erhobenen Remonstrationen Mittheilung macht und bemerkt, die Angelegenheit treffe zunächst den Obersächsischen Kreis, werde sich aber, wenn es zu Tbätlichkeiten kommen sollte, über das ganze Reich verbreiten. Ein ähnliches Schreiben ergebt unter demselben Datum an die Schwedische Regierung in Stettin, Kf. bittet dieselbe um Mittheilung ihrer Gedanken, wie diesem Unheil bei Zeiten zuvorzukommen sei, und spricht die Zuversicht aus. Hülfe zu erhalten, im Fall die Sache in grosse Weitläufigkeit und der Kreis in Uuruhe gerathen sollte. S. auch das Rescript an die Gesandten in Regeusburg vom 8. September (Abscün. 4 S. 247).

2) Oben S. 371.

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376 6. Die Erfurter Händel.

erwachsen wird. Dan weil es an dem, dass dieser Creis mit £in> führung und Ueberziehung fremder Völker bedrawet wir4, so haben £. Keys. M. leicht zu ermessen, dass anstatt die Stände des Reichs sich weiter angreifen werden, E. Keys. M. wider den Erbfeind einige Hülfe zu schicken, ein jetweder die seinige, so er daselbst hat, viel- mehr zu eigener Sicherheit wieder revociren und abfordern werde.

Diesem allen nach will E. Keys. M. nochmalen gebeten haben, Sie wollen um dero eigenen hohen Interesses willen wie auch zu Erhaltung des so theuer erworbenen Friedens im H. Rom. Reich und in Erwägung, wie devot sich der Obersächsiscbe Kreis absonderlich kegen E. Keys. M. ^allemahl bewiesen, Dero Keys. Aucto- rität bei diesem weitaussehenden Werk dahin interponiren, damit Churmayntz von dero Fürhaben abstehen und sich daran, dass Sie sonsten zu dero Intent und Befugsamkeiten ohnfehlbarlich gelangen sollen ; vergnügen lassen. Sollten aber E. Keys. M. wider nieine

Zuversicht dessen Bedenken tragen und bei demjenigen, was Sie anChursachsen Ld. geschrieben, verharren, so verhoff ich, E. Keys. M. werden auch nicht ungnädig empfinden noch übel deuten, dass ich bei sothaner Beschaffenheit nicht allein die durch des Hertzogen zu Plolstein Ld. neulich versprochene eintausend Knechte nicht schicken kann, sondern auch meine bei E. Keys. M. Armee bereits habende Völker wieder anhero zu meiner und des Greises Sicherheit alsofort revociren müsse.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Cöln 27. AugU8t/[6. September] 16640.

[auf das Schreiben vom 25. August / 4. September. Eroste MabnoDg, K. Mainz nipht die Exekution gegen Erfurt mit fremden Truppen zu gestatten, Warnung ▼or K.Mainzs Versprechungen, Aufforderung, selbst die Exekution zu übernehmen.]

6. Sept. Nun muss ich wohl gestehen, dass ich nicht ohne sonderbare

Bestürzung sowohl ChurMayntz Ld. gefasste Resolution, als auch dass Ew. Ld. Ihro solches gefährliches Vorhaben mit gefallen lassen, ja, wie es fast scheinet, das Werk mit zu befordern gedenken, ver- nommen. Ew. Ld. werden inmittelst aus meinem vom 24ten huius

') Concipiert von 0. t. Schwerin, mit eigenhändigen Correcturen des Kf.; schon gedruckt bei Heibig S. 438f.

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Gorre8poodeDS mit dem Kaiser aod K. Sachsen. 377

an äie gethanen Schreiben ') YernommeQ haben , wie hoch ich diese Sache apprehendire, Yon welcher Meinung ich dann auch nochmalen nicht abstehen kann. Dann ob zwar ChurMayntz Ld. fürgeben, es sollte diese Expedition ohne jemandes Beleidigung geschehen, ich anch desfalls an Ihrer guten Intention nicht zweifele, so können doch E. Ld. leicht ermessen, dass I. Ld. darin mehr promittiren, als Sie Selbsten prästiren können. Zudem geruhen E. Ld. hochvernOnftig zu bedenken, wie sich dieses Erbieten mit derjenigen klaren Bedräuung reime, welche in ChurMayntz Ld. Schreiben enthalten, dass Sie nämlich denjenigen, so bishero die Erfurter fomentiret, der Gebühr zu begegnen entschlossen wären. Ich hoffe zwar nicht, dass Ew. Ld. selbst hiedurch gemeint sein werden, welche sich sonsten dieser Stadt für diesem rühmlich angenommen, auch mir noch jQngsthin bei un- serer Zusammenkunft zu Torgaw dieses Werk zu eifriger Beahndung fleissig reeommendiren lassen'). Dieses aber ist allein hieraus ohn- schwer abzunehmen, dass gleichwohl Ew. Ld. eigenes hohes Haus hiermit verstanden werde, und muss ich dahin gestellet sein lassen, wie und welchergestalt E. Ld. solches in Consideration ziehen werden. Ich aber werde inzwischen denen theuren Pflichten nach, womit ich dem Beich yerbunden, und tragenden nachgeordneten Ampts halber alles getreulich rathen und thun, was zu Abwendung der bevorste- henden Gefahr gereichen kann, gestalt dann E. Ld. mir nicht verdenken werden, dass ich dieses weitaussehende Werk, woran dieses Obersäch sischen Greises Conservation oder gänzliche Buin hänget, sofort an die Cron Schweden und andere Greiseingesessene gelangen lasse. Ich werde auch bei solchen Conjuncturen nicht allein keine mehr Völker wider den Erbfeind schicken können, sondern auch diejenige, welche ich bereits geschickt, alsofort revociren müssen, welches andere Evangelische Stände ausser Zweifel auch thun werden. Was nun der ganzen Ghristenheit, dem Böm. Beich, fttrnehmlich aber diesem Ober- sächsischen Greise hieraus für Gefahr, Schaden und Ungelegenheit entstehen wttrde, solches muss ich zu deren Verantwortung und Er- stattung stellen, die dieses Uebel verursachen und auch nicht genug- sam abwenden, will auch desfalls und von allen hieraus entstehenden Inconvenientien aufs feierlichste protestiret haben. Wenn Ew. Ld. dieses Werk und was Ihr selbst und Dero Ghurfflrstlichen Hause da-

') Oben S. 372.

^ S. Absebn. 4 AohaDg S. 262 ff.

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378 6. Die Erfurter Händel.

ran gelegen, Dero hohem Verstand nach wohl überlegen werden , so halte ich mich versichert, Sie werden mir dieses nicht Übel deuten, sondern yielmehr meiner treu gemeinten Erinnerungen halber mir Dank wissen und *) vielmehr ChurMayntz Ld. beweglich ersuchen, von diesem Vorhaben abzustehen, und Deroselben vorstellen, dass Sie durch mein und anderer Interposition zu ihrer gebührenden Satisfaction un- zweiflich gerathen, durch die Extremitäten aber leichtlieh ihrer Hoff- nung verfehlen können. Ich bezeuge sonst nochmalen, dass dieses alles nicht dahin angesehen, ChurMayntz Ld. an Dero Gerechtig- keiten zu kränken, sondern ich bleibe vielmehr erbötig, so viel an mir ist, Deroselben zu deren Erhaltung behülflich zu sein.

PS'). Ich bitte Ew. Ld. consideriren dieses hohe Werk wohl, da ich besorge, man werde derselben viel zusagen und versprechen, und wen der Ohrdt in andere Hände komptt, nichts halten, zu deme ist es des Keysers Interesse nicht, undt wer diesses dem Keyser rahten thudt, der ist gewiss kein treuer Diener. ChurMeins Ld. muss und soll Sattisffaction geschehen, undt werde ich mich hiezu wilig gebrauchen lassen, aber frembde Völcker in die Kreisse zur Exe- cution zu gebrauchen, ist niehmals im Reich erhöret Ew. Ld. wollen hochuernunftig diesses vberlegen undt bey Zeitten alles Ungeluck ver- hütten helffen, vndt were das beste, Ew. Ld. weiten die Execution selber durch Ihre vndt des Kreisses Volcker verrichten, damitt dieselbe das Werck in Händen behalten, undt werde auff Begehren Ew. Ld. hirin treulich assistiren, wan es nicht sonst durch Gühte beigelegt wurde.

Geheimenraths-Protokoll. D. 30. AugU8t/[9. September] 1664.

[Verhandlangen mit v. Reiffeoberg.]

9. Sept. Hierauf hat der K.Mainzische Gesandte Freih. v. Reiffen-

berg') bei S. Chf. D. Audienz gehabt. Worauf ein Schreiben an

0 Die Worte: «and vielmehr yerfehlen kooDea** sind vom Kf. selbst io dem Coocept hiDzagefogt.

^ Vom Kf. eigeohändig im GoDcept hinzugefügt (vod Heibig nicht mitab- gedruckt).

*) S. über denselben Heibig a. a. 0. S. 420 und im Archiv f. Sächsische Gesch. I S. 292. Reiffenberg war der Ueberbringer eines Schreibens von K.- Mainz an den Kf. (d. St. Martinsburg in Mainz 28. August 1664), in welchem derselbe anknüpfend an das Schreiben des Kf. vom 25. November 1663 (oben S. 863) erklärt, er habe bisher zu seinem eigenen grossen Schaden mit der Exe-

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SenduDg ▼. Beifenbergs xa KL 379

S. Chf. D. vom Könige von Frankreich ') yerlesen worden, darinnen er notificiret, dass er dem Korf. zn Mainz ein Corps schicket wider die Erfurter. Bs. Man wird ihm remonstriren, dass dieses ein grosses Feuer anzanden, dass S. Chf. D. K.Mainz geschrieben, ihm zu sei- nem Recht zu verhelfen, dass es wider das Herkommen, fremde Völ- ker in den Kreis zu bringen, dass S. Chf. D. wollte ihn mit dero ei- genen Truppen assistiren.

Als solches durdi H. Ober Präsid. und H. Platen dem Gesand- ten hinterbracht, haben sie wieder rapportiret: Er wfisste, dass S. Chf. D. an K.Mainz geschrieben im November, darinnen eben die Motiven, so sie itzo hätten vorbringen lassen. Wäre ihm vom Kaiser aufgetragen die Execution, Erfurt gehörte nicht zu dem Obersächsischen sondern Rheinischen Kreise, begehrte nichts als innoxium transitum, £x- trema wären nicht zu besorgen, den Sächsischen sollten ihre jura blei- ben, wiewohl sie noch nicht deduciret; würde nicht Respects genug sein, dass S. Chf. D. sich zwischen K.Mainz und seine Unterthanen inter- ponirten. Erfurter hätten das vorige nicht repariret, K.Mainz müsste auch seine Sicherheit dabei haben; versichert S. Chf. D. wieder zu assistiren, wäre ungerne zu fremder Hülfe gekommen, allein weil der Kaiser mit den Türken empeschiret, hätte er nicht anders gekonnt

S. Chf. D. meinen ihm vorzuhalten, dass sein guter Credit bei

katioD gegen Erfart Acstand genommen, in der Hoffnang, die Stadt werde eich unterwerfen, dieselbe beharre aber in ihrer Widersetzlichkeit, habe weder dem Kaiser noch ihm Satisfaction geleistet, vielmehr ihre widerspänstigeo Handlangen noch durch die eigenmächtige Hinrichtung solcher, welche in kaiserlichem und seinem Specialschatz gestanden, und andere Verletzungen seiner Jurisdictions- rechte vermehrt. Desshalb sei er genöthigt, jetzt die ihm vom Kaiser übertragene Kzekution der Acht zu vollstrecken, er habe es dabei mit seinen eigenen rebellischen unterthanen zu thun; er versichert, er wolle die Stadt in ihrer Religionsubung nicht kränken, auch den Rechten des Hauses Sachsen keinen Eintrag thun, der Obersächsische Kreis, zu dem Erfurt als pars integra seines Erzstifts gamicht gehöre, habe dabei nichts zu furchten, er werde alles auf eigene Spesen thun und bei den Benachbarten nur transitum innoxium suchen. In einer eigenhän- digen Nachschrift zu Reiffenbergs Creditiv (d. 81. August) bittet er, denselben nicht als Abgesandten zu tractieren, sondern ihm ohne Gerimonien Zutritt zu gestatten, damit er alles dieses dem Kf. mündlich vortragen könne. Das Recre- ditiv des Kf. für R. ist schon am 29. August/8. September ausgestellt. Weiteres über die mit demselben geführten Verhandlungen ergeben das unten mitgetheilte Schreiben von K.Mainz an Kf. vom 22. September und das Protokoll über die Verhandlung mit den Sächsischen Gesandten vom 12. October. 1) d. Fontainebleau 25. Juli 1664 (Qrk. u. Akt. H, S. 285f)*

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380 6. Die Erforter Händel.

den Ständen sehr fallen wttrde, Sie würden es vor einen Schimpf ach- ten, wenn er S. Chf. D. Mediation verwtirfe.

H. 0. Präs. vermeinte, wann man auf harte Manier mit ihm sprechen solle, so mtlsste S. Chf D. auch resolviren, dass ein Kach- druck erfolge.

S. Chf D.: Könnte wohl etwas gemildert werden, und wollten erwarten, was E.Mainz antworten wttrde auf S. Chf. D. Schreiben, dass es ohne Ungelegenheit im Kreise nicht wttrde abgehen; Yorzu- halten, dass er S. Chf. D. nicht assistiret in der Pommerschen Grens- sache. Rapportirten wieder: Es liefe auf eine Parität aus zwischen H. und Unterthan, wenn S. Chf. D. sich interponirten, er suche sonst durch die arma nichts anderes, K.Mainz besorgte, die Erfurter wQrden trotzig reden. Wann S. Chf. D. mit ihm wollten einen Trompeter schicken, sie vermahnen, dass sie sich accommodiren wollten.

Mttssten sich erinnern, was vorher geschrieben, und was mit Macht K.Mainz sie wollte zur raison bringen, sollten dero wegen gebtthrende Satisfaction geben, wo nicht, wollte S. Chf. D. selbst sie dazu anhalten.

Der Kurfürst au den Kaiser. D. Cölu 31. August/ [10. September] 1664.

[BröffDUDgeD des K Mainzischen Abgesandten. Kf. hat die Stadt zur Unter-

werfang ermahnt.]

10 Sept. Seit seinem vorigen Schreiben hat K.Mai uz durch einen Abgesandten

ihm initgetheilt, dass er schon in wirklicher Expedition gegen Erfurt be- griffen wäre, zugleich aber versichert, dass dieses Vorhaben zn keines Standes Offension oder Beschwerde gereichen solle. Kf. mass zwar sol- ches alles dahin gestellt sein lassen, hofft aber, die Stadt werde sich den kaiserlichen Verordnungen gemäss so gegen K.Mainz sabmittieren^ dass dieser ?ollkommene Satisfaction erlange, und hat die Stadt ernstlich dazu ermahnt.

Uer Kurfürst an die Stadt Erfurt. D. Cöln a. d. Spree 31. AugU8t/[10. September] 1664.

[Strenge Mabnaog zur Unterwerfung unter K.Mainz, sonst müsse Kf. demselben

Hülfe leisten.]

10. Sept. ^^ ^^^ ^^Q Anfang an ungern von ihrer Widersetzlichkeit gegen K.- Mai nz ?ernomroen und, indem er sich bemüht hat, die daraas entatande-

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MahDQDg an Brfbrt snr üoterwerfaog. 381

nen Streiügkeiten beiznlegen, gehofft, sie wiirdeD sich so bezeigt habeo, dass K.Mai DZ dadurch seine Ucgnade fahren za lassen bewogen worden wäre. Er hört aber mit besonderem Missfallen, dass dieses nicht der Fall, sie vielmehr mit Eingriffen und unverantwortlichen Procednren gegen K.- Mainz fortfahren 9 wodurch dieser bewogen worden ist, zu Conserviernng seines Respects und seiner Rechte nachdrücklichere Mittel zu ergreifen. Kf. wünscht, dass sie sich anders begreifen und dadurch sowohl den ihnen drohenden Untergang als auch viele andere in diesem Obersächsischen Kreise zu befahrenden Ungelegenheiten verhüten mögen. Bisher hat man die vorgegangenen hochärgerlichen Procednren damit entschuldigen wollen, dass der gemeine Pöbel sich dergleichen unterfinge, welchen sie nicht alle- zeit im Zaum halten könnten, nachdem sie aber jetzt ihren Respect wieder- erlangt und dennoch gegen K.Mainz allerhand Attentate vorgegangen, dieser aber mit der Exekution gegen sie vom Kaiser beauftragt und zu deren Vollstreckung genugsam bemittelt ist, ermahnt Kf. sie, so lieb ihnen ihre Wohlfahrt und die Abwendung der gänzlichen Desolation der Stadt sei, sich nicht femer gegen K.Mainz zu opiniastrieren, sondern demselben in allen Stücken zu submittieren. In diesem Falle will Kf. sich weiter für sie bei demselben verwenden, andererseits aber wird er nicht unter- lassen können kraft seines in diesem, der Stadt so benachbarten Kreise tragenden Amtes sowie der Reichssatzungen und des kurfürstlichen Vereins, worauf er schon vonK.Mainz requiriert ist, demselben zu Ausführung der kaiserlichen Sentenz allen Znschub und Hülfe zu leisten ').

1} Abschriften dieses SchreiboDS wurden an Reiffenberg und ao Herzog Brnat von Gotha mitgetheilt. Ad den letzteren richtet Kf. unter demselben Datum ein Schreiben, in welchem er demselben anzeigt, er habe infolge der Erklärungen v. Reiffenbergs es für oothig erachtet, der Stadt Erfurt etwas beweglich zu schreiben und sie emstlicb zu ermahnen, durch demäthigste Submission K.Mainzs Ungnade und den ihr sonst drohenden Ruin abzuwenden. Da K.Mai DZ sich auch durch R darüber beklagt habe, dass einige von den Erfurter Rädelsführern sich an des Herzogs Hofe aufhielten und sich auf seinen Schutz verliessen, so r&th er ihm, sich derselben nicht weiter anzu- nehmen, sondern auch seinerseits die Stadt zu gebührender Submission zu er- mahnen. Auch an K.Sacbsen, den Admitfistrator in Halle und an die Schwe- dische Regierung in Stettin ergeht unter demselben Datum, an den Herzog von Altenburg am 5./15. September die Aufforderung, Erfurt, so wie Kf. es ge- than, zur Submission zu ermahnen. Auch v. Berlepsch erhält Abschriften der Schreiben an Erfurt und an Herzog Ernst von Gotha und die Weisung, nach- dem die Sachen in einen andern Stand gerathen und K.Mains durch seinen Abgesandten dem Kf. seine eigentliche Intention und Dessein notificieren lassen, werde er aus diesen Schreiben ersehen, wohin des Kf. Gedanken nunmehr zielten, er solle sich danach in seiner Negotiation richten.

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382 6. Die Erfurter Händel.

Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Knrflirsten. D. Dresden l./[ll.] September 1664.

[aof die Schreiben des Kf. vom 24. und 27. August Bemühungen wegen gät- lieber Beilegung der Erfurter Sache.]

11. Sept. Also haben wir nicht ermangelt, die von E. Ld. treuge- meinte Motiven reiflich zu consideriren und seind dadurch bewogen worden, jiicht allein an ChurMainz Ld. in gleichförmiger Intention mit £. L. ausfbbrlich zu schreiben und deroselben die gütliche Hand- lung mit Suspension der schon ergriffenen Executionswaffen wohl- meinend einzurathen, sondern auch unsem Geheimen Rath Nicoin von Gersdorff an die Rom. Kais. Mt. mit gewisser Instruction ab- zufertigen und Ib. Mt. die bei der ChurMainz. vermittelst frembder Auxiliarvölcker vorhabende Execution eintretende wichtige Bedencken gebührend furstellen zu lassen, könten auch der Sachen anders nicht denn vorträglich erachten, dafem E. L. auch ihres Orts iemands der Ihrigen an Kay. Mt. Hof unsäumblich zu schicken, der dasjenige, was E. L. an Uns in gegenwärtiger Materie gelangen lassen, in dero Na- men remonstrirte, Gefallen tragen weiten').

Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden- stein l./[ll.] September 1664.

[Aussiebten auf eine friedlicbe Lösung des Erfurter Streites.]

11 Sept. Nach Berlepschs gestriger Abreise ist der K.MaiDzi8cbe Jäger- meister Wolff Dietrich Trnchsess zu .Wezbanssen bei ihm mit einem Schreiben seines Kurfürsten erschienen, hat um freien Darchzag für die Mainzischen Truppen gegen Bezahlung des Aufgangs nachgesucht, dabei versichert, dass noch diese Wochen an Französischen Völkern 100 Compagnieen z. Fuss und 20 z. Pferde über den Rhein gehen und dass nach deren Anknnft der Aufbruch erfolgen solle. Es ist unrecht, dass der Stadt, welche in der Oebetssache pariert und sich zn Submission und Satisfaktion erboten hat, in specie nie gesagt worden ist, was man ferner von ihr desideriere; doch scheinen ja jetzt die Aussichten günstiger, da in dem Schreiben von E.Mainz die gutwillige Submission der Stadt, ?on dem

>) Kf. erwidert darauf (Goln 7./ 17. September 1664), es freue ihn. dass K. Sachsen seine wohlgemeinte Bemonstration so wohl aufgenommen, an K.Mai ns geschrieben und an den letsteren einen Gesandten geschickt habe. Seinerseits eine Abscbickung an den Kaiser zu thun, halte er nicht für nothig, zumal er bereits das Nothige an denselben habe schriftlich gelangen lassen.

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y. Berlepschs Verhandlnngen mit Herzog Ernst von Ootha."* 383

Abgesandten aber die Znlassnng einer freiwilligen Interposition nninteres- sierter Kur- oder Fürsten nicht gänzlich abgeschnitten worden; er hofft, wenn Rf. zn diesem Ende eine Abschickung an K. Mainz sende, so könnte das Werk ohne sonderbare Weitlänftigkeit gehoben werden; er will in- zwischen mit seinen Vettern anf billige Vorschläge bedacht sein, bittet Kf. auch sonst Mittel anzuwenden, um die militärische Execntion, wenn nicht zn diverüeren, doch zn mildern. Er hat zwar gehofft, K.Sachsen würde anch eine Schickung an K.Mainz resolvieren, da es sich aber damit ver- zieht, so wird die Befördernng von selten des Kf. um so nöthiger sein.

PS. Inzwischen hat er des Kf. Schreiben vom 27. Angnst/6. Sep- tember mit dem Beischlnss an Berlepsch erhalten, er dankt, dass Kf. das, womm er gebeten, schon von selbst beschlossen habe, und hofft, dass vor erlangter Antwort von den Sächsischen Höfen, an welche gedachter Ab- gesandte gegangen, nicht mit wirklichem Einbruch werde verfahren werden.

Otto Wilhelm v. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 1./ [11.] September 1664.

[Verhandlaog mit Herzog Ernst von Gotha.]

Er hat sich gestern zu Herzog Ernst nach Gotha begeben und dem- 11. Sept. selben den Vorschlag des Kf. mitgetheilt, dass die Stadt im Namen des ganzen Kreises gleichsam in Sequester genommen, mit Oamison versehen und 60 K.Mainz durch den Kreis zu gehöriger Satisfaction verholfen werden solle und dass der Herzog sich bemühen möchte, auch K.Sachsen dafür zu gewinnen.

Der Herzog zeigte sich sehr erfreut, zumal er und alle seine Vettern dieses £xpedien.s jederzeit für das einzige und sicherste gehalten. Da man erfahren, dass K.Sachsen zu Kemnitz in Musterung seiner Völker be- griffen sei, hätten ein Theil seiner Vettern, namentlich Halle und Merse- burg gemeint, man sollte zunächst vernehmen, ob derselbe zu Protektion der Stadt zu bewegen sein möchte. Anfangs sei auch einige Hoffnung dazu gewesen, schliesslich aber hätte K.Sachsen sich nur mit Muhe da- hin bringen lassen, dass Obrist Streytssmit der Leibgarde und 3 anderen Compagnieen commandiert worden, nur die ksächsischen Lehndörfer zu prote- gieren, derselbe sei wieder nach Dresden aufgebrochen und habe pro ultima resolutione ertheilt, man wollte mit £f. hieraus communicieren. K. Mainz dränge fort, seine Artillerie stehe schon bei Königshofen. wo er selbst auch heute oder morgen anlangen werde, er habe in GasseP) um Verstattung freien Durchzuges gebeten, denselben auch erhalten und dabei offen mit- getheilt, dass er von französischen und lothringischen Truppen assistiert

1) S. Köcher I, S. 335, der schon die Angabe Droysens (III, 3 S. 50), Hessen habe den Durchmarsch verweigert, berichtigt.

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384 6. Die Erfurter Händel.

sei. Der Herzog wolle zwar ?ersacheo, da K.Sachsen so ?hl Difficol- täten mache, dass das ganze übrige sächsische Hans die vorgeschlagene Protektion antrete, da aber die Zeit sehr kurz nnd vor allem daran gele- gen sei, dass K.Mainz ausserhalb des Kreises gehalten werde, so bitte er Kf., noch dnrch eine eilfertige Abschicknng nach Königshofen za ver- suchen, ob K.Mainz zn divertieren nnd anf bessere Gedanken zu bringen sei, nnd, falls dieses nicht mehr gelinge, auch bei bereits angefangener Attaqne nicht von der angebotenen Interposition abzustehen, sondern da- nach zu trachten, ob derselbe nicht an Erlangung billiger Satisfaction sich begnügen wolle. Auch wollte der Herzog wissen, ob, falls dieses alles nichts fruchten sollte, der Stadt mit Gewalt zu assistieren und die Bela- gerung aufzuheben sei. Er hat erwidert, zu der desiderierten Abschickong an K.Mainz werde Kf. gewiss geneigt sein, auch in die Besetzung der Stadt zusammen mit dem Hause Sachsen, allenfalls auch ohne den Kreis- obersten, würde er wohl einstimmen, auf die letzte sehr schwere und wich- tige Frage aber hätte Kf. ihn nicht instruiert und hätte ihn auch nicht in- struieren können, da derselbe gemeint, es könnte dnrch die vorgeschlagene Kreisbesetzung diesen extremis vorgebaut werden, er wolle jedoch darüber ausfuhrlich referieren.

PS. Herzog Ernst, welcher garwohl die dem ganzen Kreise nnd namentlich den benachbarten Fürsten dnrch die Occupation von Erfurt drohende Gefahr begreift, indem K.Mainz danach trachten werde, sie gleich als ein praeceptor seine untergebenen Schüler unter stetiger Ruthe zu halten, wie denn bei solcher Conjunctur schon viele alte und verlegene Prätensionen hervorgesucht würden, bittet Kf., weil K.Mainz wegen der Erfurter Sache nicht nur seine eigene versprochene fernere ReichshQlfe, sondern auch die anderer Stände zurückhalte, desgleichen auch von K.- Sachsen geschehe, er möchte ebenfalls deswegen die Seinigen etwas zurück- halten, wenigstens dessen semblant machen, das würde nicht wenigen Ef- fect haben. In der Stadt Erfurt ist sehr schlechte Anstalt, so dass er sie in gar kurzem verloren schätzt.

. Der Kurflirst an den Freiherm v. Schwerin. D. Gross Schönbeck l./[ll.] September 1664

[Die dem Erfurter Abgesandten zu ertheilende Antwort.]

11. Sept. Wir haben uns referiren lassen, wasgestalt ein Abgeord- neter der Stadt Erfurt *) sich aldorten angegeben und bei uns HQlfe

wider die ihnen bevorstehende Gefahr gebeten. Nun finden wir

nicht diensamb, dass er eben collegialiter vernommen werde, und

>) Der Rathsmeister Ladolf, s. v. Tettan S. 194.

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Seodang Ladolfs nach Berlio. 3g5

könnt ihr ihm demnach en particulier ftlrstellen, was wir bishero bei der Stadt gethan und wie wir es an unsern guten offieiis an keinem Ort ermangeln lassen, umb die besorgte Extremitäten zu verhüten. Als aber die Sache nunmehr dahin gerathen, dass Ch.Mainz Ld. mit einer considerablen Macht sie mit Gewalt anzugreifen furhaben, die Völker auch bereits im March begriflFen und ein Theil derselben wohl schon ohnfern von der Stadt stehen möchten, so wäre unsers Ermes- sens zu spät, auf einige Gegenverfassnng anitzo zu gedenken, und würde die Stadt aller Apparentz nach schon subjugiret sein, ehe man sich in benöthigte Postur desfalls zu setzen vermöchte. Wir könnten deshalb kein ander Mittel furschlagen, als dass sie bei so gestalten Dingen sich I. Ld. submittirten und deroselben in allem schuldigen Ge- horsam — oflferirten. Wir wollten hoffen, I. Ld. werden sich dadurch zu milden und gelinden Gedanken bewegen lassen, wie wir denn auch des- wegen an Sie geschrieben und unserm Abgeordneten in Befehl gegeben, sich dahin zu bemühen. Ein mehres könnten wir anitzo bei dem Werk nicht thun, wann sie auch unsre eigene Stadt wäre und wir noch so gern sie für allem Ruin und Verderb praeserviret sehen möchten.

Otto V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cöln 2./ [12.] September 1664.

[YerhandloDgeD mit dem Erfurter AbgesandteD, an K.Sacbseo zu richteodes

Schreiben.] Er hat den Erfarter Abgesandten bei sich gehabt und demselben alles, 12. Sept. was Kf. ihm anbefohlen, angedeutet. Derselbe dankte sehr dafür, dass Kf ihm offenherzig habe erklären lassen, dass keine Assistenz za hoffen, and klagte sehr, dass E.Sachsen sie niemals habe wissen lassen, was sie than sollten. Wenn sie verlassen würden, müssten sie alles eingeben, was K.Mainz von ihnen begehrte, er wünschte nur, dass Kf. QndE.Sach6en ihre Leute da- selbst hätten, was diese ihnen vorschreiben würden, wollten sie willig tbnn. Derselbe meinte, man würde künftig bereuen, dass man eine so mächtige Stadt in der Katholischen Hände hätte gerathen lassen, er bat ihm aber auseinandergesetzt, was Kf alles für sie gethan und warum er jetzt nicht mehr thnn könnte, wodurch jener sich auch überzeugen liess. Er räth dem Kf., an K.Sachsen zu schreiben nnd denselben anfzofordern, als Schatzherr der Stadt dieselbe wissen zu lassen, wie sie sich betragen solle*).

') Kf. ersucht darauf (d. Scboobeck 3/13. September 1G64) K.Sachsen, ihm seine Gedanken zu eröffnen, wie sie sich ferner in dieser Erfurter Sache verhalten und was sie ferner dazu thun sollten, damit die Stadt nicht in die Hände der Katholi- schen gerathe und die K. Sächsische Schutzgerechtigkeit nicht geschmälert würde.

Mater, s. Gesch. d. O. Kurfürsten. XI. 25

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386 6. Die Rrfarter Händel.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt 4./ 14. September 1664.

[auf das Schreiben vom 31. Aagnst/ 10. September. Nochmaliges Erbieten snr Snbmiesion. Bitte nm nähere Bezeichnang dessen, was yon ihnen verlangt wird.)

14. Sept. Das Schreiben des Ef. bat sie in grosse Bestürzung versetzt, da sie

darans vernommen, dass sie bei demselben angegeben worden, als ob sie es an der scbnldigen Submission hätten ermangeln lassen nnd noch fort- gesetzt in die Rechte von E.Mainz eingriffen. Ihr Hauptnnglück ist, dass ihr Schreiben, Reden nnd Schicken nicht so viel frnchten will, dass man ihnen nnr sagte, woran es noch ermangelte and welches die Art nnd Be- schaffenheit ihrer Submission sein sollte. Ihre Schreiben an E. Mainz sind nicht angenommen worden; sie bitten daher E f., sie zu bescheiden, was für eine Submission und wie sie dieselbe thun sollen, oder dafern des Ef. Ab- gesandter, welcher jetzt auf der Reise zu E.Mainz begriffen, auf diesen Punkt nicht etwa specialiter instruiert sein sollte, demselben zu befehlen, die capita submissionis et paritionis zu erforschen. Sie versichern dem Ef., dass sie dessen Verordnung in allertiefstem Respect annehmen und mensch- licher Möglichkeit nach folgen werden, im Fall aber, dass Ef. in ihre an- gebotene Submission noch einigen Zweifel setzen sollte, sind sie nochmals wie zuvor erbötig, die Stadt und deren ganzen Zustand in des Ereises Hände zu stellen. Sie bitten nochmals Ef., den Extremitäten zuvorzu- kommen.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 4./ 14. Sep- tember 1664.

[Er hat seine Reise za K.Mains aufschieben mässeo, Herzog Ernst wünscht, dass Rf. vorläufig Erfart besetzen lasse.]

14. Sept. Er hat das Schreiben des Ef. an E.Mainz, aber kein Creditiv für

sich vorgefunden und hat sich daher entschlossen, zunächst hier zu bleiben, bis er ein solches erhalte, er bat aber das Schreiben an E.Mainz, der sich in Würzburg aufhält, vorausgeschickt mit einem Begleitschreiben, in welchem er demselben seine bevorstehende Ankunft angezeigt und ihn ersucht hat, bis dahin seine Truppen zurückzuhalten. Er hofiTt, E.Mainz werde mit der Satisfaction, auf die man hier zielt, zufrieden sein, da aber dazu einige schwere Punkte gehören, welche der Stadt etwas sauer an- kommen möchten, so wäre zu wünschen, es könnte noch jetzt, indem die Furcht vorhanden, sub specie defensionis eine Garnison hineingebracht werden, damit man dem Rath allenfalls gegen den unbesonnenen Pöbel assistieren könnte, solches könnte gegen E.Mainz gar wohl entschuldigt werden. Herzog Ernst klagt, dass ein Theil seiner Vettern dieses Punktes halber wieder unnöthige Difficultäten mache und dass man sich in E.-

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Neaes Erbieten des Ef. zar VermitteloDg. 387

SacbBens Bezeigangen garnicbt zu fioden wisse, derselbe meint, E.Maine werde die Stadt weit lieber in des Kf., als eines ganz uninteressierten nnd ZQgleicb so ?ornehmen Mediatoris , als in säcbsiscben Händen seben, nnd seUägt Tor, dass Kf. sieb solcbergestalt der Stadt, am sie znm Geborsam und znr desiderierteo Sadsfaction zu bringen, rersicbem möcbte. Da B. ebne des Kf. Befebl bierin nicbts tbnn kann, so erwartet er dessen Wei- sangen.

Der Kurfürst an den Kurflirsten von Mainz. D. Cöln a. d. Spree B./[15.] September 1664.

[Nocbmaliges Erbieten zur Yermittelang.]

Wir zweifeln nicht, E. Ld. Abgesandter der Freiherr von Reiffen- 15. Sept. berg werde bei deroselben wieder angelanget nnd Ihro mit mehreren referiret haben, wie wir bei dem bekannten Erfurtischen Unwesen nichts mehr wtlnscben, als dass E. Ld. alle gebQhrende Satisfaction von der Stadt erhalten möge, die Extremitäten aber, womit selbige Stadt bedräuet wird, evitiret werden könnten; gestalt wir dan zu sol- chem Ende an die Stadt in sothanen terminis geschrieben, dass E. Ld. verhoffentlich daraus gnugsam verspüren werden, dass wir dieses alles aufrichtig meinen. Dieweil uns nun seit des obgemelten Abgesandtens Abreise diese Nachricht zugekommen, dass E. Ld. selbst wohl darzu geneiget wäre, dass sich einige Chur- oder Fürsten zu Erlangung solchen Zwecks bemQheten, wan es nur von denen geschähe, so ganz uninteressiret wären, so haben wir nicht unterlassen können, zu Ver- hütung aller gefährlichen Motuum uns nochmals hierzu wohlmeinend zu offeriren, mit Versicherung, dass, gleich wie wir bei diesem ganzen Werk kein ander Interesse haben, dan dass Friede und Ruhe erhalten, auch E. Ld. als unsern MitChurfÜrsten alle gebührende Satisfaction wiederfahre, also wir uns auch bei solcher Interposition dergestalt be- zeugen wollen, dass E. Ld. verhoffentlich zufrieden sein werden').

^} Unter demselben Datam schreibt Kf. aach ao K. Sachsen, E. Mains scheine geneigt eu sein, seine InterpoBition anzanehmen , jener möge auch dahin wirken und zugleich die Erfarter wissen lassen, wie weit sie sich gegen K.Mai uz erklären sollten.

25*

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388 6- Die Erfurter Handel.

Angüst, Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg, an den Kurfürsten. D. Hall 5./[15.] September 1664.

[Bitte am üoterstützoog der bächsischeo Gesandtschaft.]

15. Sept. Sein Bruder, der Korfürst von Sacbseo, hat auf vieirälcige gute Re«

monstrationen endlich einige Völker gegen Erfurt abgeschickt i) und es ist zu hoffen, nachdem Kf. demselben die höchste Gefahr des Kreises hat remon- strieren lassen, dass die consilia desselben näher zum Zweck gehen werden. Er bittet Kf., den von ihm und den anderen Sächsischen Herzogen ge- machten Vorschlag, dass nämlich von K.Sachsen und ihnen eine Ab- Bchicknng sowohl an die Generale als an Erfurt geschehe, um die schul- dige Parition zu befördern und die militärische Execution zu suspendieren, zu unterstützen. K.Mainz werde dann gewiss andere Gedanken fassen, oder, wenn es dieses nicht thäte, der ganzen Welt zu erkennen geben, dass es unter der kaiserlichen Execution ganz andere Interessen suche. Ihnen aber werde es dann nicht za verdenken sein, wenn sie dahin trach- teten, diese Excessivexekution ferner einzuhalten und nicht zu dulden, dass K.Mainz mit auswärtigen Kriegs Völkern den Obersächsischen Kreis in- festiere und mit dem absoluten Dominat in Erfurt zugleich das jus prae- sidii daselbst erlange. Allerdings aber sei dahin zu sehen, dass die Stadt K.Mainz Satisfaction leiste, und wolle auch er sich weiter deswegen be- mühen *).

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. Schloss Marienberg ob Würzburg 15. September 1664.

[auf das Schreiben vom 24. August/ 3. September. Nichtigkeit der Ansflüchte des Erfurter Rathes. K. Mainz wird die Exekution ausfuhren, gegen die Gehor- samen Gnade üben. Sendung Reiffenberge an Kf.]

15. Sept. Dank dafür, dass Kf. in seinem Schreiben erklärt hat, K.Mainzs ober-

herrliche Rechte über Erfurt nicht kränken .lassen, sonderu mit erhalten zu wollen. Die Ausflüchte des Erfurter Raths, als wenn nur der Pöbel unge- horsam gewesen sei, sind ganz nichtig, der Rath selbst hat, wie an meh- reren Beispielen gezeigt wird, sich des Ungehorsams gegen den Kaiser

*) 8. unten 8. 390 und y. Tettau S. 200.

*) Kf. erwidert demselben (Coln 7./17. September 1664), er hoffe von der Sendung y. Gersdorffs an den Kaiser (s. 8.382) guten Erfolg, billige die yorge- scblagene Absendung an die Generale uod an die Erfurter und sei bereit, die selbe zu unterstützen. Zugleich aber ermahnt er den Herzog nochmale dazu,^nebit seinen Brüdern und Vettern auf die Stadt einzuwirken, dass dieselbe alle schuldige Parition leiste. «Denn Ew. Ld. können selbst leicht ermessen, was für Consequentien es bei anderen Städten yernrsacben werde, wenn man dieser in soweit patrooiniren wollte, dass sie sich der schuldigen Parition und billig- massigen Satisfaction entbreche.*

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K.Maiozs Forderungeo. 389

und gegen ihn schuldig gemacht ood sieb Eingriffe in seine Rechte er- laubt. Kf. werde daher verhoffentlich die Exekution gegen solche Frie- densbrecher „zu einem abscheulichen Exempel^ ohne Hinderung gesche- hen lassen, die er so auszuführen entschlossen ist, dass dadurch keine motus im Reiche und Niemandem Schaden verursacht werde, es müsste denn jemand sich gegen die ReichsconstituUonen nnd den Friedens^chluss in dieses Exekntionsnegotium einmischen. Wenn sich die Stadt oder ein Theil der Bürgerschaft allen gewaltsamen Widerstandes enthalte und sich willig untergehe, so will er gegen die Gehorsamen Gnade üben und seine Satisfaction wegen verursachter Kosten und Schadens nur an ge- meiner Stadt suchen. Kf. wird durch den an ihn gesandten v. Reiffen- berg weiteres über seine Intention vernehmen ').

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Erfurt 6./[16.] Sep- tember 1664.

[Wahrscheinliche Forderaogen, welche K.Mainz an Erfort stellen wird. Kf. möge die Stadt besetzen, vorläufig Truppen in die Nähe Bchicken.]

Er hat in Gotha aus den Akten zusammensuchen lassen, worin die 16. Sept. übrigen capita paritionis et submissionis bestehen würden, nnd der Rath von Erfurt hat sich darauf erklärt. Die schwersten Punkte bei der ganzen Sache sind: 1) Limprechts Decollation ^). Man ist zwar geneigt, zur Reparation dieses Fehlers den Leichnam ehrlich zu begraben, fürchtet aber, dass es bei der Translocation desselben ohne Assistenz einer Besatzung wieder zu Excessen des Pöbels kommen werde'). 2) Die E.Mainzische Satisfaction; es ist zu fürchten, K.Mainz werde dieselbe, wozu auch die mulcta kommt, ziemlich hoch bemessen, wenn nicht des Kf. Fürbitte ihn zur Milde bestimme. Jedenfalls werden in Ermangelang baarer Mittel, die wahrhaftig hier nicht vorbanden, etliche Dorfschaften herhalten müssen. Der dritte und aller schwerste Punkt ist der der Caution. Wie verlautet, begehrt K.Mainz zur Versicherung die Bnrg nnd ein Thor der Stadt; dazu wird das Haus Sachsen nicht assentieren. Es scheint dieses auch so praejudicierlich, dass er nicht sieht, ob man auch des Kreises hal-

1) In einem neuen Schreiben (d. Neustadt 19. September 1664) erklärt K.Mainz, er habe inzwischen von v. Reiffenberg vt^rnommeo, wie wohl Kf. dessen in seinem Namen gethane Remonstration aufgenommen und sich darauf anderwärts erklärt habe. Er versichert nochmals, dass er nicht die allergeringste ZerrattoDg und üngelegenheit im Reich beabsichtige, sondern dass er, sobald sich die Stadt vermittelst Realassecnration so snbmittiere, dass er ihr trauen könne, die fremden Völker wieder werde fortführen lassen.

>) S. V. Tettau S. 153.

') Die feierliche Beisetzung der Leiche geschah erst nach der EiDoahmc der Stadt am 17. November (v. Tettau S. 154).

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390 6. Die Erfurter Häodel.

ber es werde zaiasseo dürfen, dessbalb wäre höcblicb za wünscbeo, dass K. Mainz die cautionem iuratoriam und darbei des Kar- und FürsUkben Haases Sacbsen Garantie acceptieren möcbte. Es wird bier aufs Brod ge- worfen, man wolle inmittelst dem Kf. die Barg za besetzen überliefern, damit dieser hingegen sein Wort für die Stadt geben könnte. K. Sachsen bätte darcb rechtzeitiges Einschreiten die ganze Sache in besseren Stand bringen können. Die beiden K.Sächsischen Obersten Neitsch and Rambs- dorff liegen mit 500 Mann za Boss und Fass auf den Dorfsebaften ^) mit grossen Kosten der Stadt, wollen sich aber weiters nicht annehmen, als die Sächsischen Lehnsdörfer zu saWeguardieren, and sind guter Dinge.

Sonsten bittet der Rath und finden es Hertzog Ernsten F. D. gleichmässig sehr gut, es möchte E. Churf. D. zwei oder drei- hundert Mann der Ihren in das Stift Halberstadt rücken lassen, da- mit sie auf allen Fall, weil die Chur-Sächsische gar nichts bei der Sache thun wollen, nach abgehandelten Dingen dem Rath und Bürger- schafft bei Translocation des Limprechts Cörper gegen besorgendes Tumultuiren des vorstädtischen Pövels assistiren oder auch auf vor- berührten Fall zu Besetzung der Burg näher an der Hand sein möch- ten. Und will gleichwohl der Rath genugsamb documentiren, dass er an gehörigen Orten flehentlichst angesucht, man wolle ihn mit Volck und einer Garnison assistiren, damit er den Pöbel im Zaum halten konnte, er hätte es aber keinmal erhalten können.

Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 7./[17.] Sep- tember 1664.

[Er soll vorläafig aaf die io Erfurt gemachten Vorschläge eich nicht erklären, aber sondieren, ob K. Mainz in die Besetzung Erfurts durch Trappen des Kf. ein-

willigen würde.]

17. Sept. fJr erhält das gewünechte Greditiv, soll seine Reise schleunigst fort-

setzen, Ef. hofft, dass, nachdem auch K.Sachsen an K.Mainz deswegen geschrieben, dieser seine Interposition annehmen werde.

Du hast dich aber insonderheit in Acht zu nehmen, dass, ehe und bevor Du von GhurMainz eine und andere Resolution erhalten, Du daselbst') zu keinem der vorgeschlagenen Mittel resolvirst, weil GhurMainz solches vor eine Partialität halten könnte, dannenhero hast Du auch den Vorschlag, ob man Garnison in Erfurt legen soll^

») 8. V. Tettau S. 200. ^ d. h. in Erfurt.

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Berichte y. Berlepscba. 391

weder zu approbiren Doch zu improbireD. Dann wir sehen die Sache also beschaffen zu sein, dass, wenn ChurMainz die Interposition und alle gfitliche Mittel ausschlagen, dennoch Zeit genug vorhanden sein wQrde, dass wir unser GutdQnken darzu geben können. Die 1000 Knechte, so wir dem Keyser schicken wollen, bleiben ohne das nun alhier, weil I. Key. M. vor Winters dieselben nicht begehren *). Dieses aber kannst Du wohl bei ChurMainz sondiren, ob S. Ld. ge- schehen lassen wollen, dass, wenn man verspürete, dass der gemeine rasende Pöbel dem Magistrate hinderlich wäre, ChurMainz Ld. alle Satisfaction zu thun, man dieserseits eine Garnison in die Stadt zu bringen trachte, durch welche die unbesonnene Bürgerschaft zur raison gebracht werden könnte*).

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 7./ [17.] Sep- tember 1664.

[BemahoogeD bei Reiffenberg und G.Win. Sommerfeld, den weiteren Vormarsch der knrmainsiBchen Truppen eu inhibieren.]

Gestern hat Baron Reiffenberg en passant, von Dresden kommend, 17. Sept. bei ihm angesprochen, and da derselbe noch denselben Abend in das Main- zische Hauptquartier nach Dorla, 2 Meilen von hier, reisen wollte, hat B. ihm mitgeiheilt, zu welcher raisonnablen Satisfaction und Submission sich die Stadt Erfurt erkläre, und ihn gebeten, dabin zu wirken, dasR bis K.- Mainz davon Nachricht erhalte, die Truppen nicht weiter vorrückten, was jener auch versprach. Da aber in der Nacht von den K.Sächsischen ge- meldet wurde, dass die Mainzischen doch näher anrücken würden, so hat er Reiffenberg noch einen Trompeter mit einem Schreiben desselben Inhalts nachgesandt. Dennoch liegen jetzt die Truppen auf Rendezvous zu Ton na, nur eine kleine Meile von hier und drei Meilen von Erfurt» 5000 Mann mit 16 Feldgeschützen unter den G.Wachtmeistern Sommerfeld und Pleuren. B. hat zum Ueberfluss auch ein Schreiben an Sommer- feld gesandt und ihn darin ersucht, dort stehen zu bleiben, hat abej noch keine Antwort erbalten. Die französischen Truppen sollen noch jen- seits des Thüringer Waldes liegen, K.Mainz sich in Königshofen be- finden. Wie auch die Antwort fallt, will B. sofort zu ihm reisen. Er be-

>) S. oben Abscho. 5. S. 339.

>) Ganz ähnlich äassert sich Kf. in einem Rescript an v. Berlepsch vom 9./ 19. September, er habe aus dessen Relation vom 6./I6. September mit Befrie- digung ersehen» dass man in Erfurt fleissig überlege, wie man K.Mains befrie- digen könne. Truppen aber nach der Stadt zu sciücken, wie Herzog Ernst von Gotha wänsche, trage er Bedenken, bevor sich K.Mainz vernehmen lasse, dass ihm solches nicht zuwider sein wärde.

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392 ö- J^>ö Erfurter Häodel.

sorgt, die Stadt, welche sich von aller Welt verlassen sieht, werde sieh in ihrer Desperation dahin bringen lassen, dass sie die Schlüssel zur Burg und zur Stadt überliefert and Garnison einnimmt.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 8./ [18.] Sep- tember 1664.

[Vergebliche VerhandlaDgeo mit Reiffeoberg. K.Mainz will Erfurt gaoz in der Gewalt habeo. Bitte am neae Instraktion].

18. Sept. Da trotz der Versicherungen Reif fenbergs die Armee avanciert, die

Infanterie gestern zu Gräfentonna angelangt und die Cavallerie in die nächsten Dörfer vor Erfurt fortgezogen ist, hat er sich selbst ins Haupt- quartier nach Ton na begeben und nochmals Reiffenberg Vorstellungen gemacht, sonderlich dass die Sache gar in einem anderen Stande, dass man jetzt mit raison der Stadt nichts Feindliches zumutben könnte. Jener er- klärte, er habe zu Berlin zur genüge ausgeführt, dass man des Kf. Inter- position contra rebelies subditos nicht annehmen könne, die Sache wäre durch ihn auch in ganz anderen Stand gesetzt und dem Kf. aller Zweifel und Ombrage, so er bei dem Werke haben könne, benommen, man müsste von der Stadt genügsame Assecuration haben und das wäre keine andere, als ein Thor und die Burg. Darauf hat B. erwidert, der Assecurations- punkt wäre das letzte, wenn Submission und Satisfaction erst richtig und die Stadt ihrer Amnestie und Pardon versichert, dann hätte man von der Assecuration zu reden, man könnte ihr ja nicht zumutben, sich auf blosse Discretion ohne alle Gegenversicheruug zu ergeben. Darauf war die Ant- wort, man wolle sie mit Hand und Siegel aller kurfürstlichen Gnade ver- sichern, dafern sie aber nicht heute die Burg samt dem Thore einräumten, müsste man sie mit Gewalt dazu bringen. Darauf hat B. Abschied ge- nommen und sich hierher begeben.

Weil nun dieses Ansinnen sampt der ganzen Bezeigung so viel klärlieh andeutet, dass man nicht nur eine billige raisonnable Satis- faction und Submission, sondern die Stadt Erfurt haben will, und ich also nicht wissen kann, ob dieses die eigentliche Intention und das Dessein, so ChurMainz E. Chf. D. durch den von Reiffenberg notificiren lassen, und ob auch E. Gbf. D. Gedanken, darnach ich mich in meiner Negotiation richten solle, hierauf zielen, so bitte E. Chf. D. wolle mich ungesäumet gn. berichten lassen, wessen ich mich hier- bei zu verhalten. Herzog Ernsten F. D. finden rathsamer, dass ich allhier verbleibe, und vermeinen, ich könne bessere Officia darinnen praestiren, wann ich mit Tractaten zwischen der Stadt und den Trup- pen Zeit zu gewinnen suchte, als wann ich also sonder Greditif nach

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V. Berlepscbs VerhandluDgeo mit v. Reiffenberg. 393

Königßhofeu ginge und inmittelst die Stadt ubern Haufen werfen liess welches ich wir alles umb so viel lieber mit gefallen lassen, damit ich selbst auch Zeit gewinne, £. Ch. D. gnädigste Resolution hierüber zu erlangen, welches bei dieser über Halle gehenden Gelegen- heit zum längsten in 8 Tagen sein kann.

Kaiser Leopold an den KurfUrsten. D. Wien 20. Sep- tember 1664.

[Trotz der oachträglicheo Uoterwerfungserklärang Erfurts lässt er es bei der Achtserkläruog beweodeD. Kf. soll die Ausführung derselben geschehen lassen.]

Die Stadt Erfurt hat sich trotz der Achtserklärung nicht zum Gehör- 20. Sept. sam verstanden, sondern den kaiserlichen Herold auf das übelste behandelt.

Nun ist zwar dieselbige bei uns anitzo mit underthänigsten Schreiben einkomnien, dardurch sie die würckliche Parition zu laisten vermaint, nachdeme aber dieselbe theils gar zu spatt und unvollkom- men einkommen, als haben wir es umb so vil mehr ihres gethanen Einwendens ungehindert bei der ergangenen Aachts Erclärung noch- mals allerdings bewenden lassen müssen. So haben wir E. L. hievon auf den Fall, Sie hierunter umb ein widriges belanget wur- den, also hiermit in so vil Nachricht geben wollen, mit dem Ersuchen, Sie wollen, dafern ichtwas an Sie gebracht wurde, demselben nicht Gehör oder Statt geben, sondern vilmehr (zumalen gedachtes Chur- fürsten zu Maintz L. uns die Versicherung gethan, dass alles auf ihren eigenen Kosten vorgenohmen und niemanden dardurch eini- ger Schaden zuegezogen werden solte, wir uns auch gegen Ihre L. versichern, dass Sie in diesem allem den Reichs Satzungen nichts zu- wider vornehmen noch einig Stand des Reichs beleidigen werden) zu Ruhe stehen und unverhinderlich zugeben *).

1) A. Nenmann meldet aus Wien 21. September/ 1. October 1664, in der Krfurter Sache sei die Parition der Stadt für insufGcient erkannt, die Acht er- tieuert und die Stadt angewiesen worden, von K Mainz Intercession za erwirken; das darüber abgefasste kaiserliche Beeret sei dem Anwalt der Stadt erst 8 Tage, nachdem es geschlossen, zugekommen. Die Erfurter seien während der Kommis- sion wohl disponiert gewesen, sich bei Zeiten in die Sache zu schicken, man habe sie aber von hier aus mit Vertröstungen, es werde nicht ad extrema kommen, aufgehalten, als es aber zum letzten Streich, ad decernendum bannum, gekommen, habe sich einer mit dem anderen conformiert. Er sei letzten Sonntag bei dem E. Sächsischen Qeh. Rath v. Gersdorff gewesen, welcher über das Decret nicht wenig betreten war, indem es scheine, als ob man den Erfurtern noch den Weg zu elnctieren offen halte und gleichwohl sie in K.Mai nzs arbitriuro stelle.

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394 6. Die Erfarter Handel.

Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 12./ [22.] Sep- tember 1664.

[auf die Relation vom 8./l^* Sept Er soll seine Aufträge an K.Mainz aasrich- ten. Kf. kann für Erfurt nichts weiter thun]

22. Sept. Kf. bat ungern ans B.'s Relation ersehen, dass derselbe K.Mainz nocb

nicht gesprochen bat; er soll sich jetzt sofort zu demselben begeben und demselben y was Kf. ihm früher zugeschrieben, auf das beweglichste vor- stellen, namentlich remonstrieren, dass, wenn K.Mainz auf den Forderungen wegen Einräumung der Burg und eines Thores bestehe, er dadurch bei männiglichen die höchste Jalousie und das gewisse Nachdenken erregen werde, dass er mehr die Stadt unter seine Gewalt absolute bringen, als seinen Respect und jnra zu saWieren gedenke. Da dieses seinen früheren Versicherungen durchaus nicht conform sei, so hoffe Kf., er werde sich zu gelinderen Accordmitteln'^ verstehen.

Dafern Du nun sehen würdest, dass dieses alles nicht verschlagen und Ch. Mainz Ld. auf Ihrer Intention fest bestehen würden, so hastu es endlich gehen zu lassen, wie es will, und denen Sächsischen und andern interessirten Fürsten und Ständen zu remonstriren , dass wir es gar anders gewünschet, auch das Unserige bei der Sache gethan. Weil man aber dieselbe in solchen Stand, worin sie anitzo begriffen wäre, gerathen lassen und so weinig wir als jemand in Postur wäre, Ch.Mainz Ld. mit Gewalt zu verhindern, dass Sie Ihr Dessein nicht nach Belieben ausführen könnten, so wüssten wir nichts, was wir weiter dabei zu thun vermöchten, welches Du dann desto behutsamer zu remonstriren, damit sie desfalls keine Ombrage von uns fassen, Ch.Mainz Ld. auch zu keinen ungleichen Gedanken gegen uns be- wogen werden möge, als wenn wir deroselben den etwan von ihr zu hoffenden glücklichen Ausschlag missgönneten. Wir möchten auch wohl selbst hiernächst mit einigen unsern Städten nicht ungleiche Differentien bekommen, worin wir dann auch nicht gern sehen möch- ten, dass sich andere allzuviel mischen oder sich derselben annehmen sollten.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 12./[22.] Sep- tember 1664.

[Hoffnung, dass die Unterhandlungen sich hinziehen werden.]

22. Sept. Auf den Rath des Herzogs Ernst ?on Sachsen ist er bis zum Ein-

treffen seines Crediti?s hier geblieben, um inzwischen durch gütliche Com-

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V. Berlepsch's Seodang an K.Maini. 395

podUonsTorechl&ge iwischen den K.Mainiischen Geheimen Käthen ▼. Greif- fenklaa nnd ▼. Reiffenberg nnd der Stadt das Weik zu protrahieren. Die Knrmainsischen haben sich zwar ohne Ordre ihres Herrn zu der Inter- Position nicht verstehen wollen, sondern den Deputierten der Stadt, welche aof freies Geleit am 9ten im Hauptquartier xu Elzleben erschienen'), selbst ihre Forderungen vorgetragen, er hofft aber doch, die Stadt, welche zwar in äusserster Perplezität sei, werde die Sache mit Tractaten etwas aufhalten, wie denn bisher noch nicht die geringste Hostilität vorgegangen sei. Er übersendet ewei Antworten von K. Mains auf seine an denselben abgelassenen Schreiben *).

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. Königshofen 22, September 1664.

[Dank fnr den Reiffenberg ertheilten Bescheid, Geneigtheit, aaf die Wunsche des £f. einzugehen, Reiffenberg soll nach Beendigung der Brftirter Sache noch

einmal zu Kf. kommen]

Reiffenberg hat ihm von seiner Verrichtung bei Kf. inbetreff der 22. Sept. Erfurter Friedensexekution, nnd auch was Kf. mit demselben absonderlich wegen einer Zusammenkunft der Kurfürsten und eines engeren und näheren Vereins zwischen denselben, wie auch des Polnischen Wesens halber und sonst im Vertrauen geredet, referiert. Er dankt für die willfährige kurbrü- derliche Bezeigung und für das in ihn gesetzte Vertrauen und versichert, dass falls dem Kf. dergleichen oder auch sonst Widriges zustehen sollte, er sich auch ebenso erweisen werde, und dass aus dieser Exekution nicht die geringste Unruhe entspringen, man vielmehr verspüren solle, dass er sich wie bisher nur des Römischen Reiches Freiheit und Sccnrität, abson- derlich des kurfürstlichen Collegii Präeminenz und Hoheit conservieren zu helfen bemühen werde. Da auch er selbst aus den Regensburgischen Hand- lungen und sonst genugsam abnehmen kann, dass des Reiches Hoheit und Sicherheit nicht bestehen werde, wenn nicht das kurfürstliche Collegium vor anderen Hand anlegen werde, so lässt er sich auch zu solchem Ende

») S. V. Tettau 8. 211.

*) In dem ersten Schreiben (d. Werneck 17. September 16G4) erklärt K.Mainz, er wolle sich des Kf. Interposition nicht zuwider sein lassen, wenn ihm nur zufor- derst von der Stadt vermittelst Einräumung der Burg und eines Tbores Real- aesecuration geleistet werde, die Versicherung der Stadt oder des Kf könne ihm bei dem verwirrten Zustande in der Stadt nicht genügen. Er sei bereit V. Berlepsch in Königshofen, wohin er im Begriff sei sich zu begeben, zu empfangen. In dem zweiten (d. Neustadt 19. September 1664) theilt er B. mit, er habe von dem an Kf. abgeschickton v. Reiffenberg Bericht erhalten, wo- nach Kf. seine Gedanken in der Erfurter Angelegenheit geändert habe, er zweifle nicht, B. werde inzwischen andere Instruktionen erhalten haben.

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396 6. Die Erfurter Händel.

die Dähero und engere Zusammensetzung der Kurfürsten nicht znwider seio. Sobald die Erfurter Sache in etwas zur Richtigkeit gebracht, soll Reif- fenberg noch einmal zu Kf. kommen und desshalb sowie wegen des Pol- nischen Wesens und anderer Dinge demselben seine Gedanken mündlich eröffnen und vernehmen, wie er dem Kf. und dessen Hanse werde dienen können ^).

Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfllrsten. D. Haupt- quartier vor Erfurt Gispersleben 24./14. September 1664,

[Klage über v. Berlepsch, der die Stadt zar Widersetzlichkeit aufreize.] 24. Sept. Bei seiner Rückkehr von Berlin hat er die Truppen in wirklichem

Marsch zur Berennnng Erfurts gefunden, so dass die Stadt den Ernst hätte spüren können. Aber die Einrathungen des Kf. haben dieselbe nicht abgehalten, zn Widersetzlichkeiten zu schreiten, infolge dessen sein Kurfürst die sonst mit langsamem Marsch zurückgehaltenen französischen Truppen zu avancieren beordert und gestern schwere Stucke hat herbeiführen lassen. Die Stadt würde schon vor 8 Tagen bei Empfttng des Schreibens des Kf. sich gefügt haben, wenn nicht der Schlosshauptmann v. Berlepsch an- dere Sentimenten geführt, die seiner jüngsten Negotiation bei Kf. und dessen gegen seinen Kurfürsten freundbrüderlicher Affection (die ihm etwa unwissend oder unglaublich) nicht gemäss und zugegen gestanden, und die Bürgerschaft in Erwartung fremder Hülfe oder Interposition fremder Potentaten zum Widerstand verleitet, was ihnen zu totalem Ruin gereichen würde, wogegen nach prästierter realer Versicherung, für welche die Burg und zwei Thore gefordert würden, sein Herr die Bestrafung zn mildern geneigt gewesen wäre. Er hofft aber noch immer, dass die Sache sich in der Güte aecommodieren werde').

August Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg, an den Kurfürsten. D. Schloss Freyburg 15./ [25.] Sep- tember 1664.

[Bedrohte Lage von Erfurt K. Sachsens geheimer Vertrag mit K. Mainz.] 26. Sept. Berichte, dass unsers geliebteu Bruders, des Churfürsten von Sachsen Ld. Dero vor Erfurt gehabte Völker zu Boss mehrentheils

>) Kf. in seiner Antwort (d. Cöln 28. September/8. October 1664) versichert, dass er wie bisher so auch ferner dazu beitragen wolle, dass E.Mainzs Respect und Rechte in Erfurt wiederhergestellt werden, räth ihm aber, wenn er dieses erlangt, der Stadt mit keinen ferneren Extremitäten zuzusetzen, sondern solche nach Möglichkeit zu verhüten. Die Sendung Reiffenbergs werde er gern, sehen und er werde es nn Continnation treubrüderlicher Oorrespondenz nicht ermangeln lassen.

*) S. V. Tettau S.201.

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Klagen aber v. Berlepsch. EröffnangeD des Adin. von Magdeburg. 397

wieder abgefordert und gegen Ungarn fortgehen lassen, auch die Interposition bei Churmainz nicht eher, als bis es ihm vom Rom. Kaiser erlaubt und aufgetragen wird, mit antreten will, daher auch wir an Abschickung auf Mainz und dessen Generales gehindert wor- den sind, indem nunmehr auch gar dieses betrüblich herauskombt, dass ChurSachsens Ld. mit ChurMainz vorlängst einen geheimbten Vergleich dieser Sache wegen unter sich getroffen haben soll, also dass der Status in diesem Obersächsischen Creis mit Uebermeiste- rung der Stadt, alwo die ChurMainzischen bereits an Graben kommen und die Stadt zu Einräumung der Cyriacsburg *) in Traktaten stehen soll, sich ziemlich verändern dürfte.

Er wünscht darüber mit Kf. nächstens in nähere Communication zu treten ').

Geheimenraths-ProtokolP). D. 16./[26.] September.

Wegen der Erfurtischen Sache, dass S. Chf. D. wollten alles 2G. Sept. thun, was zu Äppaisirung der Sache diente, aber deshalb particulier Allianz zu machen, wolle er nicht ratben.

H. 0., ob nicht ein Trompeter an K.Mainz zu schicken und zu schreiben, ob K.Mainz wollte die Sache in S. Chf. D. Hand stellen, weil die Erfurter sich zu allem Billigen erklärten.

17./[27.] Septenaber.

H. Platen referiret von der Conferenz mit H. Gladebeck, dass 27. Sept. er sehr darauf ginge, dass man wegen der Erfurtischen Sache und

0 Die die Stadt beherrschende Citadelle s. v. Tettau S. 208.

*) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 2S. September/ 8. October 1664), unter den obwaltenden Umständen sei das beste, Erfurt zu aller möglicher Submissioo zu persuadieren, jedoch vorbehaltlich, dass die Gerechtsame des Sächsischen Hau- ses nicht verletzt und in statu religionis nichts geändert werde.

') Diese Berathungen wurden veranlasst durch das Erscheinen des von dem Herzoge Christian Ludwig von Celle und den anderen braunschweigischen Fürsten nach Berlin gesandten Geheimenrathes B. v. Gladebeck, welcher den Auftrag hatte, dort ebenso wie dieses gleichzeitig andere Gesandte in Cassel und bei der Schwedischen Regierung in Stade thaten, gegenüber dem drohenden Vorgeben von K.Mainz und dessen katholischen Bundesgenossen eine engere Ver- einigung zwischen diesen evangelischen Reichsstanden zustande zu bringen, s. Köcher IS. 337ff. (Gladebecks Creditiv ist datiert Fuhrberg 9./19. September, das Recreditiv des Kf. Cöln 27. September/ 7. October 1664.)

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398 ^' D>« Brforter Hiodel.

der dar anlangenden französischen Hülfe eine VerfassuQg zwischen etlichen Fürsten und Ständen machen niüsste.

S. Chf. D. finden solches nicht gut, gäbe Anlass den Catholischen zur Gegenliga.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 17./ [27.] Sep- tember 1664.

[VerhandlangeD mit K. Mains £a KoDigshofeD, Ableboaog der VermitteloDg

des Kf.]

27. Sept. Nachdem es vor Erfurt zu Feindseligkeiten gekommen, hat er sich

auf den Rath des Herzogs Ernst und in der Hoffnung, die Annahme des ▼on ihm vorgeschlagenen Temperaments, dass die zwei Posten ?on Kf. und K.Sachsen mit E.Mainz zugleich bis zum Aus trag der Sache besetzt werden sollten, durchzusetzen, zu E. Mainz auf den Weg gemacht, ist 14/ 24. zu Eönigshofen angelangt und hat am Nachmittage bei dem am Podagra bettlägerigen Eurfürsten Audienz gehabt. Er erklärte demselben, er sei nur gekommen, um zu ?ernehmen, da Erfurt in allem übrigen zur Unterwerfung erbötig sei, ob der EurfUrst nicht bei der Forderung wegen Einräumung der Burg und eines Stadtthores einige Temperamente zulassen wollte, da sonst der Kreis und die gesamten Evangelischen davon Ombrage nehmen und Schwierigkeiten machen würden. Der Eurfürst dankte, erklärte aber, die angebotene Interposition wie auch das Temperament, das B. den Seiuigen schon vorgeschlagen, könne er nicht annehmen, Kf. würde sich selbst Tort thun, wenn er einen seiner Mitkurfürsteu und dessen rebellische Unterthanen durch eine solche Interposition in gleichen Orad setzen wollte, die Stadt hätte ihn 14 Jahre lang gleichsam bei der Nase herumgeführt, alle gerühmte paritiones wären nur illusiones, wenn aber die Stadt durch Einräumung der Burg und des Thores ihre Submission realiter zeigte, so wollte er in den übrigen Punkten des Ef. vorbittliche Interposition gern admittieren und Gnade üben. Niemand hätte ihm zu contradicieren, Sachsen sollte bei seinem Rechte bleiben, die Schrift, welche etliche Gesandte zu Regensburg sich unterstanden herauszugeben % sollte schon gebührend be- antwortet werden. Als B. einwirft, das vorgeschlagene Temperament be- zwecke nur, dass ihm soviel eher zur Submission und Satisfaction verhelfen werde, erwidert er, sie selbst allein hätten es verschuldet, dass es jetzt zu den extrema gekommen. Sollten sie E.Sachsen und Ef. zu Besetzung der Posten einnehmen, würde es nur neue Weiterungen geben und die Stadt alles ab ovo wieder disputieren.

^) Das Schreiben der Gesandten der evaogeliBcheo Stände an K.Maios d. Regensbarg 3/13. September 1664 (v. Scbauroth I 8. 535). Die Antwort voo E.Mainz darauf d. KoDigsbofen 30. September 1664 ebendaselbst S. 600.

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VerhandlaogeD v, Berlepschs mit R. Mains io KÖDigshofen. 399

Aach bei einer zweiten Audienz am folgenden Tage wiederholte er die» selben Erklärungen und verlangte, B. solle die Stadt zu Leistung der be- gehrten Realsubmission ermahnen , was dieser anch schliesslich, aber mit der Erklärung, es werde einen ganz conträren Efifect haben und die Stadt dadurch zu mehrerer Desperation veranlasst werden, zusagte. Noch an dem- selben Tage ist er abgereist, er bekennt übrigens, dass ihm dort alle Civilität, anch von dem dort anwesenden französischen General P radeile wider- fahren sei, auch dieser habe ihn höflich ermahnt, die Stadt zu gütlicher Submission zu bewegen.

Er übersendet einen Bericht über die Verhandlungen der K.Main zi- schen mit der Stadt und die Instruktion der Gesandten der sächsischen Fürsten, welche sich ehestens zu Berlin einfinden werden, damit Kf. bei Zeiten seine mesures danach nehmen könne.

Derselbe an den Knrftirsten. D. Gotha 17./[27.] Sep- tember 1664.

(Schlechte VertheidigaogsaDstalten in Erfurt. Vorschläge, wie die Stadt zu

retten sei.]

E.Mainz will Erfurt selbst haben und das wird ihm nicht entgehen, 27. Sept. denn Rath und Bürger besitzen nicht die geringste Kenntnis, wie man mit Contreapprochen u. s. w. den Feind von den Werken abhalten könne, wollen alles mit dem groben Geschütz verrichten, wobei sie ihr Pulver unnütz verschiessen. Die K.Mainzischen sind während der 4 Tage, dass er nach Königshofen gewesen, bis auf den Graben vor dem S. Andreasthor gekommen und haben zwei Batterieen errichtet, gerade hier ist die schwächste Stelle der Stadt. So steht es jetzt, kommen noch die Fran- zosen hinzu, wenn es anders so lange noch währt, so wird es kurze Arbeit geben. Das einzige Mittel, die Stadt zu retten, ist seines Erachtens fol- gendes: Es ist wenig Cavallerie, nicht über 1000 Pferde vorhanden, welche mit der einen Seite von der Attaque bis zur Burg genug zu thun hat, so dass die ganze Weimarische Seite ausser kleinen Batterieen frei ist. Hier könnte man noch leicht einen Cavalier mit Reitern und Dragonern hineinwerfen, der, da die Exekution dem Kreise gebühre, befehligt würde, sich der Burg, der Stadtthore und aller Posten zu versichern, damit K.- Mainz ohne Weitläufigkeit behörige Submission und Satisfaction erlange. K.Mainzischerseits fürchtet man dieses und sucht daher keine Zeit zu ver- lieren. Alle künftigen Ab Schickungen, offerierte Interpositionen , Regens- burgische Demonstrationen, Schreiben an Frankreich, auf welche der Säch- sischen Fürsten consilia allein zielen, werden keinen anderen Effect haben als des Kf. jetzige Absendung. Falls solches Expediens nicht bald oder anderer Motive, halber garnicht resolviert werden könnte, möge Kf. ihm nur mit einem Wort Apertur thun, weil er noch Mittel und Wege habe, der

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400 6- 1^10 Krfarter Händel.

Stadt einen Wink zu geben, damit sie darcb die begehrte Submission nnd Einräumung der beiden benannten Posten sich noch etwa nächst des Kf. Intercession eine Amnestie paciscieren könne. Sonst würde die Stadt sich nachher entweder ohne eine Capitulation auf Gnade oder Ungnade ergeben müssen, oder es auf ein Magdeburgisches Massacre anlaufen. Dazu würde es K.Mainz für eine Freundschaft erkennen, wenn Ef. von dem Dinge jetzt retrocedieren wolle, während Kf. demselben, ausser diesem vorge- schlagenen Expediens, nnr Verdruss, doch ohne allen gewünschten Effect, geben könnte. Er schreibt dieses als des Kf. verpflichteter treuer Diener, und hat es zu diesem Zweck so adressiert, dass es nur in dessen eigene Hände komme, er bittet um schleunigen Bescheid.

Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 21. September/ [1. October] 1664.

[auf die beiden Relationen vom 17/27. September. B. boU versuchen K. Mainz

KU bewegen, von der Besetzung der Stadt Abstand zu nehmen, dann Erfurt zar

Oeffnnng der Thore zureden.]

1. Oet. Nun würde uns wohl sehr lieb gewesen sein, wann Chur-

Mayntz Ld. gelindere Wege eingehen, unsere Intei*position annehmen und sich der Realassecuration begeben wollten, wir verspüren aber wohl so viel, dass darzu schwerlich einige Hoffnung vorhanden. Weil wir auch solches schon längst wahrgenommen und nicht absehen kön- nen, was man für Mittel zu gebrauchen hätte, dieses Werk mit eini- gem Nachtruck zu hindern, als haben wir Dir bereits unsere Inten- tion — genugsamb zu verstehen gegeben, wir wollen auch nicht hof- fen, dass Du ChurMayntz Ld. einige Ursache gegeben, uns etwan hiernächst in dergleichen Fällen behinderlich zu sein. Sollte sich sonsten die Stadt für Einlangung dieses noch nicht ergeben haben und noch Zeit übrig sein, desfells ferner zu negotiiren, so hast Du Dich abermalen bei ChurMayntz anzugeben und Dich dahin zu er- bieten, dass, wann in regard unser und anderer Vorbitte Ih. Ld. sich dahin erklären wollten, dass nach gethaner Oeffnung und erfolgter ge- nügsamer Submission und was dem anhängig Sie die Stadt ohne Be- satzung lassen und Ihre Sicherheit allein darin nehmen wollen, dass die Mauren dergestalt zugerichtet würden'), damit Ih. Ld. keine fer-

0 Üen Sächsischen Gesandten gegenüber äussert Kf. am 2. October, er habe Berlepsch Befehl ertheilt, ,die Rasiernng der Burg und Walle am die Stadt* vorzuschlagen, s. Kirchhoff, S. 190.

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Weitere YerbaodlaDgen mit E.Mainz. 401

nere Opposition von der Stadt zu befahren, so wollten wir der Stadt zureden lassen, dass sie dieses alles begehrtermassen thun sollte, gestalt Du dann auch hiermit befehliget wirst, auf solchen Fall der Stadt ihre gegenwärtige Gefahr und was für Unglück ihr bevorstehe, fQrzustellen und sie dannenhero zu sothaner Oeffnung aufs eiferigste zu vermahnen. Würde aber weder ChurMainz noch auch die Stadt sich hierzu verstehen wollen, so hastu Dich hierin nicht weiter zu be- mühen, sondern Dich wieder anhero zu begeben, dann wir nicht ge- sonnen sein, uns einseitig in dieses Werk ferner zu mischen, sondern wir wollen erwarten, was der gesambte Creis oder die zu Regensburg versamleten Stände schliessen werden.

B. 80II Herzog Ernst ?on dieser Resolutioo Nachricht geben >).

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. Königshofen 6. October 1664.

[Widersetzlichkeit Erfurts.]

Erfurt bat sich nicht unterworfen and nicht die verlangte Realasse- 6. Oct. curation geleistet, hat sich vielmehr zur Gegenwehr gesetzt, Streifparteien ausgeschickt, seinen mit kaiserlichen Dehortationsschreiben an Ef., E.Sach- sen und die anderen Sächsischen Fürsten abgeschickten Trompeter 2) bei Arnstadt überfallen und plündern und demselben die Briefe abnehmen lassen. Daraas wird Ef. selbst ersehen, dass er mit der Exekution fort- fahren und die Stadt mit Gewalt zum Gehorsam bringen müsse. Er ho£ft, Kf. werde ihm vor geleisteter Realassecuration weiteres nicht zumutben.

1) G&DZ ähnliche Weisangen enthält auch ein Rescript des Ef. an v. Ber- lepsch vom 26. September/ 6. October; zum Schluss ermahnt ihn Ef., keinen Prätezt oder Anlass zu geben , dass man von E.Mainzischer Seite , wie schon geschehen, ihm vorhalten könne, dass er die Stadt in ihrer Widersetzlichkeit bestärkt habe, „denn wir besländig gemeint sein, Chur- Mainz Ld. in dieser Sache nicht ohnnothig zu disgustiren, sondern vielmehr Dero Freundschaft und Affection, welche uns in dergleichen und vielen anderen Fällen nutzlich und nöthig sein kann, zu erhalten. **

3) S. V.. Tettau S. 219f.

Mater, t Oescb. d. 0. Kurfürsten. XI. 26

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402 6. Die Erfurter Händel.

1. Conferenz*), so S. Churf. Dchl. zu Brandenburg Deputirte H. Oberpräsident Freih. von Schwerin und H. Oberhoftnar- schall der von Canstein mit denen vom Hause Sachsen ge- schickten HH. Abgesandten Dietrich von Rundeck und D. Wexen gehalten, den 2./[12.] October 1664.

12. Oct. I^ie karfürstlichen Depotierten erklären es für überflüssig za rekapito-

Heren, welche Schritte Kf. bisher in der Erfurter Sache gethan. Nachdem die Abgesandten nnd deren Principale desideriert, Kf. möchte sich noch weiter interponieren, haben sie ihnen za hinterbringen, Kf. habe sich ent- schlossen, noch eine Abschickang an K.Mainz abzuordnen, um denselben ZQ bewegen, von allen Extremitäten abzastehen. Die Abgesandten möchten sich darüber erklären, was ihre Principalen bei der Sache zu tbun ent- schlossen seien, wenn K.Mainz mit den ihm gemachten Vorschlägen nicht znfrieden sein, sondern auf der Einräumung der Cjriacksbnrg und einer Pforte bestehen sollte. Und wenn auch der König von Frankreich serio das Werk embrassieren, den Seconrs schicken und dem Werk ferneren Nach- druck geben sollte, ob sie meinten, alsdann ausser solcher gütlichen Hand- lung etwas Ernstliches bei der Sache vorzunehmen, und ob sie versichert wären, dass andere Obersächsische Fürsten und Stände dahin inclinierten, dass sie dieses Werk nebst dem Fürstlichen Hanse Sachsen mit embrassie- ren wollten; Kf. wünsche dieses zu erfahren, damit er in seinen Consiliis

0 Anf einer Zasammeokanft zu Naumburg hatten die SächsischeD Herzoge eine Gesandtschaft an den Kf. beschlosseo, welche am l./ll. October in Berlin eintraf (S. v. Tettan 8. 274, Kirchhoff 8. 189). Das Creditiv für dieselbe ist von dem Administrator von Magdeburg, Herzog August ausgestellt (Halle 16. September 1664), welcher darin in seinem, seiner jüngeren Brüder und sei- ner Vettern Namen seinen Geheimenrath und Präsidenten Georg Dietrich V. Bondeck und den Weimarischen Hof- und Eammerrath D. Johann Chri- stoph Wex zu Verhandlungen mit dem Kf. beglaubigt. In einem vom l./ll. Oc- tober datierten Memorial bezeichnen dieselben als Zweck ihrer Sendung: Nach- dem Kf. K.Mainz verschiedentlich abgemahnt und zuletzt die Mediation zur Güte bei demselben unternommen, K.Mainz aber durch Reiffenbergs Sen- dung seine Intention mit allerhand Vorwänden beschönigt und dahin habe ar- beiten wollen, dass Kf. von seiner Intention abgehalten werde, sollten sie Kf. um fernere Continuation der gütlichen Interposition ersuchen, damit K.- Mainz in puncto satisfactionis zu leidlichen Bedingungen bewogen, der punctus paritio- nis bei der Stadt festgestellt und also in allem der Justiz und Billigkeit nach Satisfaction geschafft, im öbrigen hervorkommende und vorlängst gemuthmasste excessus und Vorhaben K.Mainz benommen und mit Fleiss präca viert werden mochten. Sie legen ausserdem vor: 1} Unmassgebliche Punkten, worauf die vorhabende Tractaten bei jetzigem Erfurtischen Unwesen einzurichten, 2) Kurser Entwurf der Gh.Mainzi8chen Prätensionen an und wider die Stadt Erfurt Vgl. über die mit dieser Gesandtschaft geführten Verbandlungen Kirchhoff S. Ib9ff.

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Coofereozeo mit deo eachsischen Gesandten. 403

seine Mesores danach nebmeo könne, er müsse hierbei considerieren , dass die meisten Fürstlichen Häuser mit dem Könige in Frankreich jetzt in Allianz stehen, er habe also wohl zu bedenken, dass er sich in ein solches Werk einmischen sollte, ES. wünsche aoch vertraute Communication dar- über zu erhalten, wie E. Sachsen bei diesem Werke jetzt intentioniert wäre, derselbe habe anfangs in seinem Schreiben erklärt, dass er K.Mainz hier- unter gar nicht behinderlich sein wollte, jetzt aber habe Kf. verspürt, dass er eine andere Resolution gefasst, und schliesse daraus, dass er seine Gon- silia geändert Die von den Abgesandten übergebenen Puncta betreffend, hftbe Kf. zwar keine partikulare Information, er werde aber seinem Abge- sandten an KJfainz befehlen, dieselben zu befördern, er hofife, es würden sich auch einige von den Sächsischen Ministris dort befinden, von denen er mehrere Information werde nehmen können. Freih. v. Reiffenberg hätte dem Kf. hoch betheuert, dass K.Mainz kein perpetuum praesidiom in der Stadt Erfurt zu halten begehrte, schon der Kosten wegen, und hätte selbst ins Mittel gebracht, dass K.Mainz auf eine oder andere Stadt, 80 davor cavierte, sehen möchte, doch erklärt, dass K.Mainz sich von der Stadt, als seiner Municipalstadt, nichts könnte limitieren noch vorschrei- ben lassen.

Responsio der Sächsischen Abgesandten: Ihre Principalen würden sehr erfreut sein, dass Kf. seine Interposition contiuuieren wolle, und sie hofiften davon guten Erfolg. Dieselben wünschten, dass ihre Con- silia etwas mehr Stand gefasst hätten, sonderlich bei K.Sachsen als Capite familiae, doch wäre neulich Sachsen-Altenbnrg bei Kur-Sach- sen gewesen 1), und dieser hätte erklärt, wenn E.Mainz sich nicht zu gütlicher Handlung bewegen lassen wollte, die Sache auf einen Kreistag zu bringen, wenn K.Mainz sich nicht zu den auch von ihm genehmigten Bedingungen verstehen wollte, sollte man der anderen Stände Consilia und Bedenken darüber vernehmen. Abges. können ferner in particulari ver- sichern, dass ihre Principalen nicht manquieren würden alles dasjenige bei- zutragen, damit Erfurt in der Gonsistenz bei dem Obersächsischen Kreise wie bisher verbliebe. Es ginge denselben sehr zu Gemüthe, dass der König von Frankreich sich soweit in diesem Werke engagierte, sie hätten be- absichtigt, an den König eine Schickung zu thun und demselben in spe- cialibns rechte Information zu geben, Herzog Bernhard') zu Sachsen

>) in Colditz, 8. Heibig S. 426.

^ Bernhard, jüngerer Sohn des Herzogs Wilhelm von Weimar, geb. 21. Februar 1628, seit dem Tode seines Vaters 16G2 Herzog io Jena (s. Burk- bardt, Stammtafeln der Ernestioischen Linie des Haases Sachsen, Tafel 3). Den Akten liegt ein Brief von P. Fnchs an den Oberpräsidenten v. Schwerin (d. Jena 4714. October 1664) bei, in welchem derselbe erzählt, wie er anf den Wunsch jenes Herzogs Bernhard, der einen des Französischen Mächtigen in seinem Oefolge zu haben gewünscht, mit demselben das franzosische Lager vor Erfurt besacht bat, ferner eine Anfzeichnuog über die Unterredungen, welche der Her-

26*

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404 6. Die firfarter Handel.

sei dazo vorgeschlagen worden and hätte es aocb übernommen, in der Furcht aber, zn spät zn kommen, hätte derselbe die Reise unterlassen. Doch hielten ihre Principalen noch dafür, dass die Schicknng fortgeben sollte , wenn Kf. es für gut nnd dienlich erachte. Die Behaaptnng von E.Mainz, dass ihm omnimoda jnrisdictio et snperioritas in Erfurt, als seiner Mnnicipalstadt, znstehe, sei unbegründet; es hätte die Stadt ihre an- tiqna jnra nnd das Haus Sachsen hätte ebenfalls seine jura daran. Sie wünschten, was Reiffenberg wegen des präsidinm perpetuum gesagt, möchte ernst sein, circnmstantiae gäben ein anderes, dass er per praesidinm sich znm Meister der Stadt machen wolle. Wegen der Cantion könne K.Mainz sich nicht beschweren, wenn sie vom Hanse Sachsen oder dem Obersächsischen Kreise geschehe.

2. Conferenz, gehalten den 3./[13.] October 1664, zwischen

die Sächsischen HH. Abgesandten nnd H. Oberpräsident Freih.

von Schwerin allein, weil H. Canstein andere Geschäfte zu

verrichten gehabt^).

13. Oet. ^' Schwerin theilt den Abgesandten mit, wegen der Abschicknng

nach Fran.kreich fürchte Kf. zwar, dass es etwas zu spät damit sein dürfte, doch weil man nicht sagen könnte, wie weit es mit der Belagerung von statten gehen möchte, würde es nicht nndienlich sein, solche Schickung ehestenst werkstellig zu machen. Kf. habe den Abgesandten mit der heu- tigen Post eingetroffene, die Sache betrefifende Stücke mittheilen lassen >). Er bleibe bei seiner Erklärung, noch eine Gesandtschaft an K.Mainz schicken zn wollen, doch musste mit solcher Abschicknng nnd Negotiation etwas behutsam verfahren werden, weil K.Mainz beständig die Interposi- tion, weil die Sache zwischen Herrschaft nnd Unterthanen wäre, verworfen habe, auch weil die Stadt sich sehr gröblich vergrififen nnd weil man vor-

zog mit General Pradel in Gegenwart der K.Mainzischen Minister nnd anderer französischer Herren gehalten, dieselben sind aber von sehr geringem Interesse. Pradel erklärte, er habe Befehl, den Kampf fortzusetzen, bis Erfurt sich K.- Mainz unterworfen hätte, im Nothfall auch das franzosische Corps aus Ungarn, wo schon Friede geschlossen sei, herbeizuziehen.

0 In dem Gehoimenraths-ProtokoU vom 3./ 13. October ist vermerkt: „Das Protokoll wegen der Conferenz, so gestern mit den Sächsischen Abgesandten wegen der Stadt Erfurt gehalten worden, verlesen. Res. S. Chf. D. wollten die Expedition thun nnd an K.Sachsen schreiben, ob er auch wollte einen schicken. An H. Berlepsch zu schreiben, dass er herkommen und referieren solle.*

') Es sind dieses das Schreiben von K.Mainz an Kf. vom 6. October (oben S. 401), das Schreiben des Generals Pradel an Erfurt, in welchem er die Stadt zur Ergebung auffordert, (Diar. Europ. XI S. 492. LondorpIX 8.230) nnd ein Schreiben von K.Sachsen mit Abschriften der Schreiben des Kaisers an denselben, an Kf. und an den Obersäcbsischen Kreis, welche die Erfurter dem aufgefangenen maioziscben Trompeter (s. S. 401) abgenommen hatten.

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CoDferenzea mit deo sächsischen Gesaadten. 405

seheo müsste, damit andere Städte nicht darauf fassen möchten, dergleichen anch bei Gelegenheit zu praetendieren, sonderlich hätte der H. Administra- tor solches wohl zn erwägen, weil bekannt, wie die Stadt Magdeburg sich eine Zeit hero betragen. Sollte aber der glimpfliche Weg nicht succedieren, so stünde es dahin, wie man das Werk ferner anzugreifen sich unter ein- ander vergleichen möchte; Kf. wünsche ihre Gedanken hierüber zu vernehmen. Die Abgesandten danken, dass Kf. bei seiner Intention beharre, anch sie erkennen an, dass behutsam bei der Sache zu verfahren sei, und dass die Stadt sich sehr grob vergrififen, doch müsste man nun bedacht sein, wie es wieder remediert und eines und des andern jura ungekränkt blieben, K. - Mainzs Ansprüche auf die omnimoda snperioritas aber erforderten alti- orem indaginem, der H. Administrator befände anch, dass die Erfurtische Sache ganz anders als mit Magdeburg stehe, also daraus dieser Stadt kein Präjudiz zuwachsen könnte. Sie bedanken sich für Communieation des Schreibens von K.Mainz, es wäre nicht ohne, dass K.Mainz darin von Kf. begehre, dass er sich des Werks nicht weiter annehme, doch mein- ten sie, die Handlung werde so viel veranlassen, dass K.Mainz sich anders anschicken werde, weil derselbe anfangs sehr hart zu sein pflegte, aber sich dann noch endlich behandeln Hesse. Den Excess mit dem Trompeter könnte man nicht die ganze Stadt entgelten lassen. K.Sachsen hätte an K.Mainz geschrieben, dass er zufrieden sein möchte, dass ihm drei T höre eingeräumt würden, worauf aber noch keine Antwort erfolgt sei ^).

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln 4./[14] October 1664

[auf das Schreiben vom 6. October. Aafl'orderuog zur Milde gegen Erfurt. Ad- kündigDog einer neuen Gesandtschaft]

Gleichwie wir nun ganz ungern vernehmen, dass die Stadt sich 14. Oct. aufs neue dergestalt verlaufen, und E. Ld. aus diesem Werk so grossen Verdruss empfinden, also können E. Ld. sich auch wohl versichert halten, dass wir dero Begehren zufolge Sie hierunter nicht weiter be- unruhigen würden, wie wir dann auch so weinig vorhero als anitzo bei Anwendung unserer Officiorum zu gütlicher Hinlegung aller Streitig- keiten den geringsten Regard nicht auf die Stadt, als deren Ohnbe- sonnenheit und Widersetzlichkeit wir keineswegs approbiren, genom- men, sondern aus der zu E. Ld. tragenden getreuen und aufrichtigen Freundschaft wie auch aus wohlmeinender treuen Sorgfalt für die

') Das Recreditiv des Kf. für die Gesandten ist am 4./ 14. October aasge- steUt, am Ö./15. hatten sie Abscbiedsaadieoz beim Kf. S. über dieselbe Kircb- hoff S. 191.

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406 6 Die Erfarter Händel.

Beruhigung des Vaterlandes und des gemeinen christl. Wesens Wohl- fahrt bewogen worden, und wan wir E. Ld. Freundschaft weniger aes- timirt würden wir uns der Sache wohl nicht ferner annehmen, und E. Ld. Begehren damit einen Gnüge thun. Aldiweil wir aber E. Ld. unsere Affection zu contestiren suchen, so können wir nicht unter- lassen, E. Ld. nochmal zu ersuchen, Sie geruhen aller dieser Exorbitantien obngeachtet Dero Gnade gegen die Stadt allen anderen Consiliis, insonderheit auch der allergerechtesten Schärfe und Strafe zu praeferiren da dieses Werk an verschiedenen hohen Orten in sonderbare und ganz nachdenkliehe Consideration genommen wird, und im Fall E. Ld. auf eine solche Realassecuration beständig blei- ben — die Stadt eine solche Assistenz erlangen möchte, dass E. Ld. dadurch in grosse Weitläufigkeit gerathen und Dero Intention desto weiniger besorglich erreichen, auch ex eventu alsdan erkennen wUrden, wie treulich mit deroselben wir es gemeint. Und weil wir von diesem allem so gewisse und beständige Nachricht haben, dass wir darauf genugsam fussen können, gleichwohl aber auch nichts hoher und lieber wünschen, als dass E. Ld. mit recht guter und vollkommener Satisfac- tion aus diesen Händeln kommen mögen, so werden wir die Freiheit nehmen, erster Tage noch eine Abschickung an E. Ld. deswegen zu thun, nicht als wenn wir uns zwischen E. Ld. und der Stadt zu interponiren weiniger die Stadt in ihrer Opiniatretät zu verhärten gedachten, sondern nur umb E. Ld. von obigem und was uns desfals weiter zukommen wird desto mehrere und vertraulichere Nachricht zu geben und unsere Meinung und Gedanken, wie die Sache etwan zu E. Ld. vollkommener Satisfaction einzurichten, ohnmassgeblich furzustellen. Wir zweifeln daneben auch nicht, wen die Stadt sehen wird, dass E. Ld. durch unsere Intercession sich zur Glemenz und gnäd. Bezeigung disponiren lassen, alsdan werde dieselbe umb desto eher von ihrer desperaten Resolution abstehen *).

') Von demselben il'age (4./14. October) liegt das Concept zu einer Instrak- tion für die zu der Gesandtschaft an K.Mainz bestimmten Geb.-Bathe ¥. Bla- mentbal und Friedrieb v. Jena vor; darin wird angegeben, diese Gesandt- schaft sei veranlasst darch die von den Sächsischen Gesandten vorgetragene Bitte, noch eine Schickung an K.Mainz zu thun und denselben von seinen Forderungen (Besetzung der Burg und einiger Thore) abzurathen und zum Ein- gehen auf mildere Bedingungen, wie jene sie vorgeschlagen, zu bestimmen. Die Gesandten sollen in Verbindung mit den Sächsischen Gesandten dieses zu er- reichen suchen, sie sollen K.Mainz erklären, Kf. hätte Berlepsch, weil ihm

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Beabsichtigte neue Gesandtschaft an E. Mainz. 407

Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfürsten. D. Erfurt 16./6. October 1664 (praes. 10./[20.] October).

[Anzeige der üebergabe von Erfurt.]

Erfurt bat sich heute Mittag auf Gnade seinem Eorfürsten williglich 20. Oct. ergeben ^), nachdem man ziemlichen Ernst erweisen müssen. Er hat die Bnrg mit 400 nnd zwei Thore auf jeder Seite der Stadt mit 600 Mann besetzt , and ist den gnten Unterthanen ihr Frevel leid. Wie sein Herr alles regnlieren und seine Sicherheit festsetzen wolle, davon wird er später Nachrieht geben.

Partialitat für Erfurt vorgeworfen worden, abgerufen. Dabei steht vermerkt: „Weil eben, da diese Instruktion abgelesen werden sollen, die Zeitung einge- laufen, dasB Erfurt sich ergeben, so hat es derselben nicht bedurft '^ An dem- selben Tage schreibt Kf. an v. Berlepsch, er habe seit dem 17./27. September keinen Bericht von ihm erhalten, auch zwei dorthin geschickte Trompeter seien nicht zurückgekehrt. Da Kf. dem Hause Sachsen neue Verhandlungen mit K.Mainz zugesagt habe, aber vorher wissen müsse, was bei Erfurt passiert sei, so soll B. sofort zur Berichterstattung zurückkehren. An demselben Tage ferner schreibt Kf. an den Kanzler Fr. v. Jena in Halberstadt und fordert den- selben auf, nachdem die Sächsischen Fürsten ihn ersucht hätten, sich des Er- furter Werkes in Entstehung der Oute mit Ernst und Nachdruck anzunehmen, ein Gutachten einzusenden, ob, wenn alle officia zu gütlicher Composition nichts fruchten sollten, Kf. salva conscientia et justitia weitergeben und K.Mainz in seiner Absicht, die Stadt durch Realassecuration zum Gehorsam zu bringen, entgegentreten solle, und ob Kf. dadurch nicht sich selbst, weil ihm das gleiche von Städten, die ihm zukämen, widerfahren konnte, präjudicieren würde. In seiner Antwort (d. Halberstadt 8./18. October 1664) lehnt v. Jena es ab, aber Dinge zu urtbeilen, von welchen er nur mangelhafte Kenntnis besitze, und weist nur darauf hin, die Erfurter Sache sei ihm von Anfang an namentlich deshalb verdächtig vorgekommen, weil nur Katholische dabei interessiert seien, und dieser Verdacht sei noch dadurch bestärkt worden, dass K. Mainz wegen der beabsich- tigten Ezecution nicht mit den Reichsständen oder dem kurfürstl. Collegium commnniciert, sondern die Sache in Frankreich festgestellt und K. Sachsen durch Fromessen aus der Sache gezogen habe. Kf. müsse bei dieser Sache auch auf den Polnischen Zustand reflectieren, ^wenn, wie die gemeinen Zeitungen geben, die französische und schwedische consilia nebenst der Königin noch nicht ruhen, und wer weiss, ob Frankreich eben soviel Volk wegen Erfurt hinansschickt, ob es nicht auf allen Fall mit auf Polen angesehen, da dann Ew. Ohf. D. die Vorwacht haben. Gott weiss, nachdem man am Kaiserl. Hofe ohne die geringste vorhergegangene Communication mit dem türkischen Vertrage so sehr geeilet, was mehr für motus daraus erfolgen.*

1) S. V. Tettau 8. 223 ff. Der Gapitnlationsvertrag vom 5./15. October 1664: Diar. Europ. XIS.519ff. Londorp IX S. 233. Theatr. Europ. IX 8. 1125,

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408 6- I^iö Erfurter Händel.

Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt 7./ [17.] October 1664.

(Anzeige der Uebergabe. Bitte um fernere Verwendung.]

17. Oct. Die Stadt bat sieb vorgestern ergeben nnd gestern die Ciriacsburg

ond zwei Tbore einräumen müssen.

Und nachdem nunmehr die Sache darauf beruhet, dass mit I. Churf. Gn. zu Mayntz, welche in wenig Tagen in Person sich alhier einfinden werden, die von deroselben prätendirten übrigen Puncten abgehandelt werden müssen, bei Schliessung des Accords aber gedachte H. Generalen sich erkläret haben, dass ChurMainz anderer hoher Her- ren und Fürsten Interposition ins künftige darbei leiden wollen, also gelanget an E. Churf. D. unser unterthänigstes flehentliches Ersuchen, dieselben geruhen gnädigst sich unserer noch ferner väterlich an- zunehmen und fördersambst eine solche gnädigste Interposition zu be- lieben, dass wir sowohl bei unseren noch habenden so geist- als weltlichen Freiheiten und Gerechtsamen gelassen werden, als auch leidliche Conditionen in denen prätendirten Satisfactions und anderen Puncten erlangen mögen.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 7./[17.] October 1664.

[Rechtfertigung gegen die E. Mainzischen Anklagen. Uebergabe der Stadt.]

17. Oct. Nachdem er aus den Rescripten vom 12., 21. nnd 26. September des

Kf. Intention abgesehen nnd vermerkt, dass diejenigen, welche die Sache viel näher interessiert, sich nicht daza haben entschUessen wollen, etwas von Volk in die Stadt zn werfen (was durch die in den Erfurtischen Dorf- schaften stehenden K.sächsischen Truppen noch bis anf die letzte Stunde ganz leicht hätte geschehen können), so hat er selbst wahrgenommen, dass dem Ef. nicht zn rathen, sich einseitig des Werkes weiter anzuneh- men. Die E.Mainziscben aber thuen ihm Unrecht, wenn sie ihm beimessen wollen, die Stadt sei durch ihn gleichsam gehalsstarrigt worden, er hat ihnen angeboten, wenn sie bei der begehrten Einräumung der Burg und eines Thores nur das allergeringste Temperament admittieren würden, da- durch man denjenigen, so etwa Präjudiz hieraus besorgen möchten, etlicher- massen Satisfaction geben könnte, so sollte die Stadt in des Kf. Namen zn solcher Oeffnung angemahnt werden. Man hat aber darauf bestanden, er sollte dieselbe ohne alle Condition dazu schriftlich anmahnen, das hat er nicht gethan, um nicht dem Kf. bei dem Sächsischen Hause, den beiden

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Uebergabe von Erfurt 409

Sacbsibchen Kreisen ond den zu Regensburg versammelteo Evaogelisebeo Ständen Verdacht zu erwecken, sondern er hat lieber das Werk gehen lassen, wie es gewollt

Was den Znstand der Stadt anbetrifft, so wird Kf. schon ans seiner Relation vom 17./ 27. September haben abnehmen können, dass es keine langwierige Belagerung abgeben würde. Das ist auch erfolgt General de Pradel, der sofort das völlige Commando angetreten, ist ungefähr mit 1000 Pferden am 25. September angekommen, auf sein am 29. insinu- iertes Schreiben an die Stadt, mit ihm in Commnnication zu treten, sind De- putierte derselben ins Lager gekommen, den Erbietnngen derselben gegen- über ist man darauf bestanden, dass sie nächst der Bnrg zwei Thore ein- räumen sollten, alsdann wollte man gegen sie Gnade erweisen und gewisse Erklärung gegen sie thun. Die Deputierten haben hierauf nichts schliessen können, sind aber durch die gethanen Bedrohungen und vernommene An- kunft des französischen Fussvolks, das schon damals 5 Meilen von Erfurt logiert, desgleichen durch 300 Kanonenschüsse, welche man auf das An- dreasthor und durch die Dörfer gethan, und 50 wiewohl ohne Schaden ein- geworfene Granaten so eingeschreckt worden, dass sie 12 Geissein offeriert und begehrt, Reiffenberg und Pradel möchten selbst in die Stadt kom- men, allen Räthen und Vormündern vorzuhalten, was man ihnen, den De- putierten, angezeigt, wie auch erfolgt Und haben sonder Zweifel Reiffen« bergs Bedrohungen einerseits und dann Pradels glimpfliche Worte so viel gewirkt, dass man gestern die Burg und zwei Thore geöffnet, und sollen also gestern 2O0O Mann in die Stadt marchiert sein. Die eigentlichen Par- ticularia des Accords sind ihm, da alles in der Stadt tractiert worden, nicht bekannt, zwei Schreiben sind ihm zugegangen, danach sich die Stadt zu französischer Sequestration erboten i), so dasb er nicht eigentlich sagen kann, ob nicht vielleicht dieses acceptiert worden. Er hat aber einen Expressen im Lager, der ihm diesen Abend alle Umstände mittheilen wird.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 9./[19.]October 1664.

[K. Mainz wünscht, dass er noeb länger dort bleibe. Erfurt Bcheint milde be- handelt zu werden.]

Heute von einem Besuch in Erfurt zurückgekehrt, hat er den Befehl 19. Cot. des Kf. vom 4. October erhalten. Er hat darauf sogleich die Rückreise antreten wollen, der K. Mainzische Geh.Rath von Greiffenklau hat ihm aber ein Schreiben seines Kurfürsten gezeigt, darin derselbe an ihn begeh- ren lassen, nicht zu verreisen, bis er in Erfurt angelangt, welches unfehl- bar innerhalb drei Tagen geschehen soll, da er beabsichtige, etwas wegen

>) Dies ist in der^That geschehen, aber ohne Erfolg, s. Droysen III 3 S. 53. 579.

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410 6. Die Brfarter Händel.

einer gewissen Allianz anch sonsten eiu und anders an Kf. bringen zu las- sen; er will daher noch bleiben. Dass seine Relation nicht eher abgegan- gen, kommt daher, dass er nichts Gewisses hat referieren können.

In Erfurt bleiben die Barg und die Thore stark besetst, in die Stadt ist aber niemand einlogiert, nur die K.Mainziscken Ministri liegen im Main- zischen Hofe, die Stadt verkauft Lebensmittel zu bestimmten Preisen. Voo der Amnestie sind 8 Personen ausgeschlossen!).

Es scheint, dass die Stadt, indem man damit zufrieden, dass man sie nur im Besitz hat, und mehr dahin zielet, sie zu gewinnen als zu bestrafen, ziemlich gelinde wird traktiert werden. Wie es aber um die Jura des Hau- ses Sachsen und sonderlich um dessen Erbschutzgerechtigkeit kommen möchte, kann er nicht sagen. Von Mainzischer Seite ist man dem Hause Sachsen pure nichts daran geständig, und auch die Stadt zeigt nicht so grosses Belieben mehr, die Schutzgelder länger abzustatten. B. freut sich, dass die Stadt nie vom Kf. zu dieser unconditionierten Oeffnung angemah- net worden, sondern solches von K.Sachsen selbst 3) geschehen ist, so dass man also ihm inskünftige deswegen nichts beimessen kann*

Die Kurmainzischen haben ihm auf seine Vorstellungen, dass des Kf. Intention nur darauf ginge, durch seine Vorschläge K.Mainz desto schleu- niger zu seinen Rechten zu verhelfen, dieses vorgerückt: sie könnten wohl sehen, dass Kf. seine Ordren nicht sosehr ex proprio motu, als der Im- portunität anderer Leute sich dadurch zu entladen, abgehen lasse >).

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. Erfurt 22. October 1664.

[auf das Schreiben vom 4./14. October. Zasage milder ßebandlaog von Erfurt,

baldiger EotlaBSUDg der Hälfstrappen , üoterstutzang anderer gegen aufsässige

Unterthanen» baldiger AbsenduDg Reiffenbet-gs.]

22. Oct. Er bat, nachdem er nach der Uebergabe von Erfurt in die Stadt sich

begeben und eben im Begriff gewesen ist, dem Kf. hievon Notification zu thun , dessen Schreiben vom 4. October erhalren. Er hat alles Einrathen des Kf. ganz wohl vermerkt und erkennt sich daher demselben zu sonder- lichem Dank obligiert. Er selbst ist in höchsten Aengsten und Sorgen ge- wesen, die Stadt würde noch weiter die französischen Hülfsvölker erwarten und es zu den äussersten Extremitäten kommen lassen, nachdem aber dieses nicht geschehen und die Stadt nach kurzer Beschiessung sich nnterworfen,

1) S. V. Tettau S. 230, dieselben wurden aber nachher (ibid. 8. 248) anch begnadigt.

>) S. das Schreiben K.Sachsens an die Stadt (d. Torgan 2./12. October 1664) Diar. Enrop. XI S. 516. Londorp IX S. 232.

') Das Recreditiv für v. BerUpscb ist erst Erfurt 25. October^ 1664 aus- gestellt, Berichte über weitere Yerbandluogen Hegen aber von ihm nicht vor.

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E.MaiDZ in Erfart 411

wird man auch anderen Orts künftig zn reclaniieren um so weniger Ursache haben, da er, obwohl die Stadt auch noch während des letzten Stillstandes ganz frevelmüthiger Weise in die 14 Soldaten niedergeschossen und ge- quetscht habe, dennoch dieses aus Güte hat dissimulieren lassen, trotz aller Excesse Rath und Bürgerschaft pordonniert hat und des Kaisers und seine eigene Satisfaction und künftige Assecnration an gemeinem Stadtwesen zu suchen bedacht ist. Er wird zu Benebmnng aller ungleichen Jalousie, so- bald er hier seine Gerechtsame und seine Vergnügung wegen verursachter Kosten und Schadens, wie auch seine künftige Sicherheit auf einen sicheren Fnss gestellt hat, die französischen und anderen Auxiliartruppen ohne je- mandes Beschädigung wieder zurück gehen lassen, so dass der Frieden nicht turbiert werden soll. Er ist bereit, wo einer oder ander gegen den Friedens- schluss gedrückt oder beschwert und von seinen eigenen Unterthanen, wie ihm beschehen, angefochten und' beschimpft werden sollte , demselben nach allem Vermögen zu assistieren. Er wird, sobald die Angelegenheiten in Er- furt geordnet sind, Reiffenberg an Kf. schicken, um demselben weitere mündliche Mittheilungen zn machen, auch eine etwaige Abschicknng des Kf. zu ihm wird ihm willkommen sein.

Herzog Angnst von Sachsen. Administrator von Magdeburg, an den Kurfürsten. D. Halle 15./[25.] October 1664.

[Verdächtige Haltung K. Sachsens. Allianz mit Frankreich.]

E. Ld. habe ich jüngsthin communiciret, wie so unvermuthet 25. Oct und fast liderlich die Stadt Erfurt sich bewegen lassen, nach Anlei- tung eines von meines freundlich geliebten Brüdern, des H. ChurfÜrsten zu Sachsen Ld. abgelassenen Schreibens an ChurMainz Ld. sich zu- ergeben. Nunmehr ist es an dem, dass Gh. Mainz Ld. in Person den Einzug in Erfurt gehalten, und nachdem Gh. Mainz der Stadt zwar völligen Pardon bis auf 6 Personen, welche extradiret werden sollen, zugesaget, so wird man sich nun bald äussern, wie der Effect erfolgen und S. Ld. den Zustand des Orts in einem und andern einzurichten vermeinen werden. Gh. Sachsen Ld. findet sich zu Leipzig, wo- selbst Sie Altenburg und meines Bruders Moritz Ld. zu sich be- schieden und auch gegen dieselben fQrgegeben, dass S. Ld. die Jura unsers Ghur- und ftirstl. Hauses feststellen, auch wegen des Obersächsi- schen Greises Interesse einen Greistag ausschreiben wollen, inmassen aut LL Ldd. geschehene Remonstration Gh.Sachsen Ld. die sonst auf Er- furt zu Gh. Mainz vorgehabte Reise etwas eingestellet. Es will aber nunmehr verlauten, dass Ghf. Ld. solche Reise nunmehr nach Abr^iae

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412 6. Die Erfurter Händel.

beider HH. Herzoge Ldd. dennoch furzustelien Vorhabens, auch zu solchem Ende den Ghurprinzen selbst mitzunehmen entschlossen sei. Und weiln mir über das die gewisse Nachricht zukommen, dass Sr. des H. Churf. Ld. durch ChurMainzische Unterhandlung mit dem König in Frankreich sich in gewisse Alliance begeben O9 so stehe ich in denen sorgsamben Gedanken, es durfte in solchem pacto auch der Er- furter Sache wegen etwas begriffen sein, und kann dem allem nach nicht darfUr halten, dass durch diese Zusammenkunft unserm Chur- haus oder dem Obersächsischen Greise sonderlicher Nuz zu schöpfen sein könne. Als ersuche und bitte E. Ld. ich freundvetterlich, weil deroselben so wohl als mir angelegen sein wird, von diesen Emergentien grundliche Nachricht zu wissen, Sie weiten Ihro belieben lassen, dero Residenten ') anzubefehlen, damit die Alliancepuncten erhoben und furters mir im Vertrauen communicirt werden.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln 19./ [29.] October 1664.

[Gratulation znr Uebergabe voo Erfurt. Kf. erbietet sich zar YermittelaDg io den StreitigkeiteD mit dem SächsiBchen Hanse.]

29. Oct. Nachdem wir von verschiedenen Orten und insonderheit auch von

Ew. L. Geheimbten Rath dem Freyherrn von Reiffenberg die gewisse Nachricht erhalten, dass Ew. Ld. dero Intention wider die Stadt Er- furt in so weit erreichet, dass dieselbe sich nicht allein Ew. Ld. Gnade ergeben sondern auch zur Realassecuration die Ciriacsburg neben zweien Thoren bis zu fernerer Adjustirung des ganzen Werks Ew. Ld. eingeräumet, so haben wir unserer Schuldigkeit und der Ew. Ld. zutragenden freundbrüderlichen Affection gemäss erachtet, Ew. Ld. desfalis wohlmeinend zu gratuliren, wie wir uns dann insonderheit höchlich erfreuen, dass das Werk ohne grosse Weitläufigkeit und Blutvergiessen in diesen Stand gerathen, und daneben von Herzen wünschen, dass ferner alle noch übrige Streitigkeiten in der Güte und zu Ew. Ld. guter Satisfaction beigelegt werden möchten, und

0 Ueber diese in der That nnter Verroittelang v. Reiffenbergs zuerst 2./12. April 1664 zu Regensburg abgeschlossene Allianz (Dumont, Corps diplo- matique VI, 3 S. 7 ff.), welche im September 1665 erneuert wurde, s. Heibig, Die diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich (Archiv für Sächsische Gesch. I) S. 289 ff. Droysen 111,3 S. 41. 578.

*) In Paris.

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Neues Erbieten des Kf. zur yermittelang. 413

dieweiien bei diesem negotio des Chur- and ftirstlichen Hauses Sach- sen Interesse und Jura unter andern in sonderbare Consideration kommen und wir dann von denen Hertzogen zu Sachsen beider Li- nien freundvetterlich und inständig ersuchet worden, uns hiebei zu interponiren und den gütlichen Vergleich durch unsere gute of&cia zu befordern, wobei Sie uns auch versichert, dass Ew. Ld. Ihro sol- che nicht würden entgegen sein lassen, als haben wir uns in solchem Vertrauen und Zuversicht hiezu gern resolviret und werden nicht un- terlassen, auf empfangene Nachricht, zu welcher Zeit und welcherends die Tractaten für die Hand genommen werden sollen, unsere Bediente mit behöriger Instruction auch dahin abzufertigen.

Der Kurfürst an Herzog August von Sachsen. D. Cöln 20./ [30.] October 1664.

[auf das Schreiben vom 25. October. Die AlliaDZ zwiacheD K.Sacbaen nod

Frankreich.]

Sonsten ist mir von einiger Aliiantz, welche zwischen hochl. 30. Oct I. Ld. und dem Konig in Franckreich obhanden sein sollte, nichts bewust, nur allein haben I. Ld., wie dieselbe ohnlengst bei mir al- hier gewesen*), sich zu einiger Inclination bezeuget, mit in die Rhei- nische Aliiantz zu trotten, welches ich den auch L Ld. Haus und dero hohen Angehörigen nicht undienlich erachten wolte. Inmittelst werde ich mich zu Paris durch meinen daselbst habenden Bedienten erkundigen lassen, ob etwa dergleichen furgangen, und E. Ld. davon vertrawte Nachricht zu geben nicht unterlassen.

Herzog August von Sachsen, Administrator von Magdeburg, an den Kurfürsten. D. Halle 15./[25.] November 1664.

[Klage aber R. Sachsens Verbalten in der Erfurter Angelegenheit, Anfrage, ob Kf. nicht die Gelegenheit benatzen nnd mit ihm zusammen Magdeburg be- setzen wolle.)

E. Ld. habe ich bis dato der Erfurtischen Sache halber von 25. Nov. deswegen nichts merkliches ferner berichten können, weil meines freundlich geliebten Brüdern, des Herrn Churfürsten zu Sachsen Ld. mich immer getröstet, dass S. Ld. die halbe Besatzung von Ghur-

1) Gemeint ist die Zusammenkunft in Berlin im Mai 1664 (oben S. 271 ff).

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414 6. Die Erforter Händel.

Mainz Ld. in der Stadt Erfurt werde gelassen werden. Nachdem aber nunmehr nach der AUiirten Abzug das Gegenspiel zu Tage kombt, dass die Besatzung der Orts von ChurMainz und französischen Völ- kern in 3500 Mann pleibet, ich auch dasjenige, so hochermelt meines Brüdern Ld. mag vorgebildet worden sein, jederzeit für boutade ge- halten, so ist es nunmehr an dem, dass von ChurMainz Ld. eine gütliche Unterredung mit unserm Chur- und Fflrstl. Haus gen Den- stet*) veranlasset, auch von ChurSachsens Ld. bewilliget worden, es scheinet aber alles nurt zu Gewinnung der Zeit und dahin ange- stellet zu sein, damit inzwischen der zu Aemulation angefangener Fortificationsbau in Erfurt nurt desto ungehinderter fortgeftthret, das zu guten Theil schon zu Werk gerichtete Dessein mit gleicher Bestel- ung des Raths von beiden Religionen wider den klaren Inhalt des Friedenschlusses vollendet und ChurSachsens Ld. inmittelst mit glat- ten Worten und andern Dingen abgehalten werden. Meinesorts bin ich zwar genug sorgfältig, aber dabei so unglQcklich gewesen, dass alle treuherzige Erinnerung in Wind geschlagen und ich auch dahero bewegt worden bin, mich schriftlich zu verwahren. Wie betrüblich ich nun ansehen müsse, dass dennoch solche hochimportirende Aen- derung, als ob es nichts zu bedeuten habe, vorgehe und ich dabei doch keiner Sicherung mich zu getrösten, solches alles gebe ich £. L hocherleuchteten Verstand —'zu erkennen und habe nächst Gott die feste Hoffnung zu E. L. gesetzet, Sie werden des Chur- fttrsten zu Sachsen Ld. zu besseren Gedanken und näheren Veratänd- niss mit mir bewegen, sondern auch etwa gar mit Zuziehung der K.

^) S. Heibig S. 429. In einem Schreiben vom 15./25. November 1664 zeigen die Herzoge AngQBt nnd Moritz von Sachsen dem Kf. an, K.Sachsen habe ihnen mitgetheilt, dass K.Mainz in einem Schreiben vom 5. November sich er- boten habe, über die von dem Hanse Sachsen in Erfurt beanspmchten Rechte in Tennstädt oder anderswo eine Conferenz zu halten nnd dabei die Inter- Position anderer Fürsten zuzulassen, und dass K.Mainz sich über die üblen Nachrichten beschwere, welche über ihn verbreitet würden. Kf. erwidert darauf 23. November/ 3. December, er werde zu dieser Zusammenkunft seine Rathe senden, und er beauftragt zugleich Fr. v. Jena, dem er schon 26. October/5. No- vember mitgetheilt hatte, dass er, sobald er von den Verhandlungen zwischen K. Mainz und K.Sachsen Nachricht erlangen werde, ihn an K.Mainz absenden würde, sich bereit zu halten, um auf fernere Ordre an dieser Conferenz Theil zu nehmen. Derselbe bittet aber (Halberstadt 28. November/8. December), ihn wegen seiner Kränklichkeit bei dem jetzigen schlechten Wetter von dieser Gesandt- schaft zu entbinden.

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Klagen und Vorschläge des AdmiDiBtratorB zu Magdeburg. 415

Schwedischen dahin bedacht sein, wie die izige herfurblickende Un- rabe zu des ganzen Greises Sicherheit gestillet werden könne.

Absonderlich erinnern E. L. sich freundvetterlich, welchergestalt bis dato die Stadt Magdeburg zu keiner Accommodation zu bringen gewesen. Indem ich nun darfttr halte, dass für izo die beste Occa- sion seie, solchen Orts sich besser zu versichern, so habe ich Gelegen- heit nehmen wollen, diese Materie mit E. L. in vertrauten Rath zu bringen. Dafern nun E. L. mit mir hierunter einig, mache ich mich hiermit erbietig, mit E. L. so wohl des modi halber, wie nftmlich die Sache anzufahen, als auch welchergestalt das praesidium des Orts einzurichten, eines gewissen zu verabreden und deswegen in der Stille vertraute Gonferenz zu pflegen. E. L. sind nach mir des Orts successor und ist dero hohes Interesse darin, dass man dieses Posten sich zeitlich versichere und anderen Intriguen vortrachte, meines Orts suche ich nichts anders, als mit E. L. guten Belieben auf allen Noth- fall eine sichere und bequeme retirada zu haben.

Der Kurfürst an Herzog August von Sachsen. D. Cöln 23. November / [3. December] 1664

[aaf das Schreiben vom 15./ 25. November. Kf. will sich bemühen, dass Erfurt iD seinem alten Stande bleibe, hält ein Vorgehen gegen Magdeburg jetzt nicht

für räthlich.]

Was der Herzog über £rfurt gemeldet, hat Kf. ungern vernommen 3. Dec. und er will, obwohl bei dieser Sache nichts als Undank zu verdienen ist, dieselbe doch nicht stillschweigend mit ansehen, sondern durch seine Ge- sandten in Regensburg darüber Beschwerde führen lassen') und bei K.Mainz und K.Sachsen Erinnerung thnn, dass die Stadt in ihren alten Stand gesetzt und allen Nachbaren die deswegen gefasste Orobrage be- nommen werde. Sollte darauf keine Aendernng erfolgen, so will er mit ihm und den anderen Interessenten deswegen weiter communicieren.

Wegen der Stadt Magdeburg ist zwar Ew. Ld. und meine Be- fugniss so billig und gerecht, dass uns von niemand verarget werden könnte, wenn wir auf die von Ew. Ld. in dero Schreiben angeführte Weise uns unsres Rechts gebrauchten. Weil ich aber besorge, Ghur Mayntz Ld. möchten bei diesen Conjuncturen dieses Exempel zu dero Justification gebrauchen und anziehen, so halte ich fast zuträglicher,

^) S. das Rescript an die Gesandten in Regensburg vom 23. November/3. De- cember 16G4, oben S. 256.

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416 6. Die Erfurter Handel.

noch einige Zeit damit anzustehen, doch werde ich dem Werk näher nachdenken und bei der von Ew. Ld. weiter vertrösteten Communication nicht allein Dero fernere Gedanken und Vorschläge erwarten, sondern auch dabei meine Meinung oflFenheraig eröflfnen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln 23. November / [3. December] 1664.

[Anfrage wegen der Besatzong in Erfurt.] 3. Dec. Kf. ist von verschiedeneD Ständen dieses Obersächsischen und der be-

nachbarten Kreise ersocht worden, bei ihm wegen Abfübmog der Kriegs Völker aus diesem Kreise, nachdem Erfurt Parition geleistet, aozahalten. Ich hab zwar bisher Bedenken getragen, desshalben an Ew. Ld. etwas zu bringen, als Dero gute und aufrichtige Intention mir genug- samb bekannt und dabei nimmer gezweifelt, Ew. Ld. werden wegen Abführung der frembden Völker schon selbst die gebtthrende Anstalt machen. Weil ich aber nichts desto weiniger von verschiedenen Or- ten dieser Sache halber immerhin belanget werde, so hab ich nicht länger anstehen wollen, Ew. Ld. davon vertraute Nachricht zu geben, dieselbe dabei ersuchend, Sie wollen in Vertrauen mir etwas von Dero . Intention und Gedanken, welchergestaJt Sie es endlich mit der Be- satzung in der Stadt Erfurt und denen dabei dem Verlaut nach sich befindenden vielen auswertigen Völkern, als welche den Ständen so grosse Ombrage und Jalousie verursachet, zu halten gemeint sein. *)

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D. Erfurt 18. December 1664.

[auf das Schreiben vom 23. November/ 3. December. Yersichernngen wegen Abfabmng der Trappen.] 18. Dec. Er hat schon vor etlichen Wochen den grössten Theil der französischen

Troppen entlassen^, und diese sind in guter DiscipHo and Ordnung über

>) Kf. ersacht in einem Schreiben von demselben Datam K.Sachsen, da er aas dem, was zu Regeosbnrg vorgehe, and aach sonst vermerke, dass die Nichtabfahrung der Anxiliarvölker viel empfindlicher als die vorgenommene Exe- kution selbst aufgenommen werde, auf K.Mainz zu wirken, dass durch Abfüh- rung der Völker die alarmierten Gemüther wieder beruhigt wurden, zugleich bittet er ihn, die beabsichtigte Zusammenkunft der Interessierten zu befördern und ihm von Zeit und Ort derselben Nachricht zu geben, damit er dieselbe auch be- schicken könne.

>) General Pradel war mit dem Haupttheile der französischen Truppen schon am 2. November von Erfurt abgezogen, s. v. Tettau S. 240.

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VerhandlnogeD aber die BesatsaDg in Erfurt. 417

den Rbeio gesogeo, die entgegengesetzteo Nachrichten sind nur Aosspren- gongen seiner Feinde. Er bat nur noch das Grammontsche Regiment (4—500 Mann) zurückbehalten and anch dieses wird binnen 14 Tagen, so- bald er in Erfurt einen ruhigeren Zustand eingerichtet, zurückkehren^ dann wird nur eine kleine Garnison seiner eigenen Truppen in der Stadt zurück- bleiben. Das lange Ausbleiben seiner Antwort ist dadurch veranlasst wor- den, dass er Reiffenberg zu Kf. hat senden wollen, woran er bisher da- durch verhindert worden, dass er in Erfurt wider sein Erwarten länger aufgehalten worden ist, er gedenkt aber jetzt selbst nach Würzburg zu- rückzukehren ^) und Reiffenberg über Dresden zu Kf. zu schicken^.

Protocollum zwischen dem K.Mainzi8chen Abgesandten Freih.

V. Reiffenberg und den K.Brandenbnrgischen HH. Depntirten,

dem H. O.Präsidenten Freih. v. Schwerin, H. G.Kriegs-Com-

missarins v. Platen und Kanzler y. Jena.

1. Conferenz gehalten den 18./[28]. Martii 1665 in der Geh. Rathsstube.

Auf Aufforderung Schwerins wiederholt Reiffenberg die dem Kf.28. März, proponierten Punkte:

1) Wegen der Erfurter Sache habe man sich über K.Mainz sowohl

0 Irrig läsBt v. Tettau (S. 253} den Kurfärsten schoD am 8. December von Erfurt abreisen.

') Kf. theilt diese Antwort 21. /31. December 1664 dem Administrator August und dem Herzoge Ernst von Gotha mit. Darauf erwidert der erstere (d. Halle 26. December/ 5. Januar 1660), es sei noch wenig Aassicht zur Abfah- rong der fremden Truppen, vielmehr hätten die französischen Ofßciere es dahin gebracht, dass ihnen die Schlüssel der Stadt hätten überliefert werden müssen. Noch schwerere Klagen erhebt Herzog Ernst (d. Friedenstein 29. December/ 8. Januar 1665) über die Oewalttbätigkeiten, welche sich die Mainzer Trappen auf dem Hin- and Rückmarsch erlaubt hätten, zwar seien die franzosischen Truppen abgezogen, aber es lägen viele Lothringer in der Stadt und den näcbst- gelegenen Dorfern, ferner vorlaute, dass K.Mainz noch 500 Mann, welche aus Ungarn kämen, nach Erfurt beordert habe, obwohl dort in dem Castell auf dem Petersberge und in der Cyriazbnrg schon 1600 Mann in Garnison lägen. Dazu lasse K.Mainz Drohungen wegen seiner Prätensionen gegen die Nachbarn fallen, er habe den Grafen von Mörsbnrg aus seinen im Weimarischen Gebiet belegenen Besitzungen Blankenhain und Granichsfeld vertrieben, sein Wappen an verschiedenen Orten im Sächsischen Gebiet anschlagen lassen und sich auch die Erfurter Dörfer, welche Sächsische Lehen seien, angemasst. Da K. Sachsen zum 3. Februar einen Kreistag nach Leipzig (s. unten S. 425) aus- geschrieben habe, so m5ge Kf. seine dorthin bestimmten Abgeordneten dabin in- itruieren, dass diesen Mängeln abgeholfen werde.

Ilator. a. Gesch. d. 0. KorfQrstop. XI. 27

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418 6. Die Erfurter Handel.

auf dem Reichstage als auch auf dem Kreistage zn LeipEig^) be- schwert, er wolle aber zeigen und seine actiones nachmals so führen, dass niemand mit Fug über ihn za klagen Ursachen hätte.

2) Er apprehendierte sowohl die Niederländische als Polnische Sache bei diesen Conjunctaren sehr.

3) K.Sachsen sei in die Erb Vereinigung der Karfürsten aufgenommen, die Reversalen seien schon vollzogen und möchte Kf. sie auch yollziehen.

4) Wegen des Streites mit K.Pfalz^, der Allianz gegen dasselbe, Kf. möge sich hierbei nach dem kurfürstlichen Vereine bezeigen.

5) In Regensburg suchten die Fürsten dem kurfürstlichen Golleg an seinen Rechten Eintrag zu thun, K.Mainz hielte desshalb eine nähere Zusammensetzung der Kurfürsten, und dass sie desshalb unter sich zusammenkämen, für nöthig.

6) K.Mainz beharre in seinem Vertrauen zu Kf. und erbiete sich, ihm in allen seinen Anliegen zu assistieren.

Schwerin erklärt darauf, sie wollten alles dem Kf. referieren, unter- dessen aber unvorgreiflich die Punkte mit ihm durchgehen.

ad 1) hörte Kf. manche Klage, namentlich von den Sächsischen Häusern, dass K.Mainz weitergegangen wäre, Kf. hoffe, K.Mainz werde es dahin richten, dass, wenn bei der Exekution etwas vorgegangeu, so andern zu klagen Anlass gegeben, er solches nun remedieren werde. Reiffenberg macht darauf nähere Mittheilnngen über die Streitigkei- ten mit Saohsen-Qotha wegen Wanderschieben und Kranich- feld.

ad 2) sagen die Brandenburgischen Deputierten, dass es ihnen lieb wäre, dass er auf diesen Punkt, die Polnischen Conjuncturen, in- struiert wäre, und möchte er ihnen seine Gedanken darüber eröffnen. Er erwidert darauf, K.Mainz wünschte gerade von Kf. darüber Nachricht; so viel er begriffe, käme es auf die Jalousie zwischen Frankreich und Ocsterreich an, Frankreich wollte nicht, dass Polen an Oester- reich käme, Frankreich zielte nicht eben auf den Dnc de Anjou, würde einen tertium nicht refusieren. Sein Herr sei dabei uninteressiert, wünschte des Kf. Meinung darüber zu wissen, er selbst würde ehest nach Frank- reich reisen, möchte gern wissen, ob Kf. selbst auf die Krone Absehen hätte oder wo er sonst hinzielte. Frankreich würde den Fall des Kö- nigs in Polen nicht abwarten, sondern lieber dort alles in Confusion und Ruin gerathen lassen.

Worauf ihm remonstriert worden, dass wegen Kf. die Religion entgegen stünde, und hätte er daraus zu schliessen, dass Kf. es nicht für sich be- gehrte, könnte auch wohl einen Französischen leiden, aber bei Lebzeiten eines Königs werde es schwer zu erhalten sein.

ad 3) erwarte Kf. die Communication.

0 S. unten S. 425 ff. ^ S. unten Abschn. 10.

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Conferenseo mit v. Reiffenberg. 419

ad 4) wünsche Kf. mehr iDformation in der K.Pfälzi sehen Sache, er werde sich ohne Zweifel interponieren und hoffe, die Allierten würden inzwischen in Ruhe stehen, worauf Reiffenberg näheres über den Wild- fangstreit mittheilt.

ad 5) erklären die E.Brandenburgischen, dass dem Kf. der Fürst- lichen Comportement auf dem Reichstage zwar nicht gefiele, er hätte aber nach dem Exempel vonK»Mainz dafür gehalten, sich etwas zu gedulden, auch in einigem zu weichen, und weil man noch in Tractaten begriffen, so halte er für gut, dass man es noch etwas ansehe, sonst sei er zu einer Zusammenkunft bereit, zur Zeit aber möchte* es nur Aufsehen und mehrere Jalousie geben.

ad 6) bedanken sich die E.Brandenburgischen.

2. Conferenz den 20./[30]. Martii 1665.

Die E.Brandenburgischen erklären: 30. März.

ad 1) in der Erfurtischen Sache hoffe Ef., dass E.Mainz sich mit dem, wozu er befugt, vergnügen und die Sächsischen Häuser bei ihren Rechten lassen würde, sonst werde Kf. dem, der das beste Recht hätte, beipflichten.

ad 2) das Polnische Wesen betreffend, hätte Ef. nicht ohne Per- plexität verstanden, dass bei Frankreich die Resolution genommen, lieber das Eönigreich in Confusion zu setzen, als dass einer ohne Zuthun Frank- reichs sollte Eönig werden, auch nicht abzuwarten, dass der Eönig stürbe. Ef. sei mit dem Eönige und der Republik in Polen so verbunden, dass er solches offenbaren und verwarnen müsste, er versehe sich aber, dass der Gesandte solches nur für sich discursweise vorgebracht habe. Wäre es wirklich der Fall, so glaube er doch, dass Frankreich es schwerlich durchdringen würde, zumal wegen der weiten Abgelegenheit, und wenn sie gleich einen in den Troublen auf den Stuhl setzen sollten, würde es doch keinen Bestand haben, ja Frankreich möchte Oesterreich keinen grösseren Dienst thun können als auf diese Manier, und ob gleich die Polen sonst Aversion vor Oesterreich hätten, möchte es doch dadurch mehr Af- fection erlangen. R. möchte in Frankreich solches remonstrieren und ein- rathen, der Sache bis zu des Königs Fall Anstand zu geben.

ad 3) Ef. wäre lieb, dass E.Sachsen in den kurfürstlichen Verein treten wolle, da aber die Einnahme in diesen von dem nächstangesessenen Kurfürsten geschehen solle, welches er sei, so wolle er sich versehen, dass die Sache noch in solchem Stande sei, und wolle demselben bei erster Zu- sammenkunft nachkommen.

ad 4) bedanre Ef. sehr, dass E.Mainz und seine Verbündeten, ehe sie den Weg Rechtens oder amicabilem compositionem versucht, E.Pfalz mit Eriegsmacht überzogen, er bitte ihn zu erwägen, welche üblen Folgen das haben könne, ehe er zu der That griffe, er wolle auch E.Pfalz er- mahnen, nicht Ursache dazu zu geben, sondern lieber von seinem Recht

27*

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420 6. Die Erfurter Händel.

etwas za weichen. Sollte K.Pfalz sein Recht missbraachen, so würden sich andere Wege finden, Kf. verlangte nur zn wissen, wohin E.Mainz eigentlich ziele und wie alle Unrnhe abzuwenden nnd doch niemand beschwert werde.

ad 5) Ob jotzt ein Gollegialtag zu bernfen, stehe Kf. an, es würde solches Ombrage geben, die K. Pfälzische Sache würde auch hinderlich sein, man könnte den kurfürstlichen Gesandten in Regensburg auftra- gen zu überlegen, was zu Erhaltung der kurfürstlichen Präeminenz and Hoheit nöthig; er hoffe, die Fürsten würden sich zum Ziel legen und möchte nicht rathsam sein, zu mehrer Trennung Anlass zu geben. Der K.Mainzische Abgesandte antwortet:

ad 1) Er hätte schon erklärt, dass sein Kurfürst nichts weiter wolle, als wozu er befugt, wenn aber Sachsen-Gotha mit Gewalt fortfahren sollte, müsste er Gewalt mit Gewalt steuern.

ad 2) was wegen des Polnischen Wesens gedacht, hätte er als pri- vatus geredet, was er aus Privatcorrespondenzen deshalb aus Frankreich hätte. Er wolle Frankreich nicht beschuldigen, es würde auch wohl schwerlich Gewalt gebrauchen.

ad 3) K.Mainz hätte K.Sachsen den Eid schon abgenommen, hätte aber dem Kf. dadurch nicht zu präjudicieren beabsichtigt.

ad 4) hätte er zn notificieren nöthig befunden, werde künftig ein Ma- nifest und Dednction herausgeben.

ad 5) nahm es ad referendum.

V. BerlepschO an den Kurfürsten. D. Erfurt 27* April/

[7. Mai] 1665.

[Reiffeobergs Mittheilungen über die französisch-polnischeD Pläne. Zastiode in Erfurt. Der Streit wegen Wandersleben.]

7. Mai. deme der Freiherr von Reiffenbergk erstlich vor 4 Tagen

dieser Enden wieder angelanget, habe ich ihm nicht eher als gestern

' *) Rf. zeigt (d. Gölo 10./20. April 1665) dem Herzoge Ernst von Gotha an, dasB er, obwohl er yemommen, dass zwischen demselben und K.Mainz nor noch einige geringe Streitigkeiten wegen Wandersleben übrig seien, y. Ber- lepsch, welcher ohnedem eine Reise dortbin zn thnn beabsichtigt habe, befohlen habe, an den deswegen etwa stattfindenden Verbandlangen Tbeil zu nehmen and dieselben durch gute officia zu befördern. Derselbe weist dann 4./l^> Mai V. Berlepsch an, da er seiner Aafwartang hocblicbst benöthigt sei, sieb gegen die Pfingstfeiertage wieder bei ihm einzufinden. Herzog Ernst dankt (d. Frieden- stein 15./2Ö. Mai 1665) dem Kf. für die Sendnng v. Berlepscb's, die Verband- langen hätten aber nicht stattgefunden , da v. Reiffenberg inzwischen nach Mainz gereist sei. Auf den Rath von K. Sachsen habe er seine Truppen ans Wandersleben wieder zurückgezogen, trotzdem habe sich Reiffenberg nach seiner Rfickkehr nach Erfurt seiner früheren Versprechungen nicht erinnern

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V. Berlepschs SeDdnng Dach Gotha. 421

abordiren können. Von Beiuer Disgrace ist nichts gewisses zu ver- nehmen, es vermehret aber die Muthmassungen, dass er ehesten Tages gegen Mainti abreisen will er aber lasset sieh im geringsten nichts merken und hat an mich begehret, E. Gh. D. seinetwegen zu hinterbringen, dass er treulich und mit allem Fleiss nach Frank- reich berichtet, was er von derselben zu Berlin vernommen*), und dass es dero Intention gar nicht sei, sich dem französischen Interesse entgegen zu setzen, Sie stfinden aber in der Beisorge, es würden des Hofes itzige Consilia alles ubern Hauffen werfen, auch endlich sie Selbsten necessitiren, dass sie gegen ihren Willen und mit ihrem Ver- statten zu Securität ihrer Lande sich in Postur setzen müsten. Ob er nun wohl Nachricht erlanget, dass eben selbigen Tages, als sein Schrei- ben zu Paris eingelaufen, auch eine expresse StaflFetta von der Kö« nigin ankommen, darinnen sie das Werk sehr leicht gemacht und dass, sobald die französische Assistenz nur würde in Polen gesehen werden, alles gethan sei, nebenst andern viel stattlichen Desseinen, so dann weiter ohne Schwehrigkeit würden zu effectuiren stehen, so haiteer doch festiglich darvor, man werde sich nunmehr in Frankreich nicht praecipitiren, dann er habe seinen Confidenten ausdrücklich geschrie- ben: je vous ay tout adjustä mais ne vennez pas. Sollte aber ja die Königin mit ihrem Empressement noch durchdringen, so wollte er, sobald sich französischer Seiten etwas movire, E. Ch. D. drei Wochen oder zum wenigsten 14 Tage zuvor unfehlbar Nachricht darvon geben, das hätte sie ihm, als einem ehrlichen Mann, der mit Fidelität und since- rem Gemüthe gegen dieselbe zu procediren gedächte, ganz sicher zu- zutrauen und nicht Uhrsach, sich dissfalls durch ein und ander Ge- rüchte alarmiren zu lassen, ohne sie sein Avis erlanget, man würde auch mit nächstem einen gewissen Envoyä in höchster Geheimb aus Frankreich an E. Ch. D. abschicken, doch stände es noch dahin, ob nicht ihme solche Commission würde aufgetragen werden.

Schilderung der Zustände in Erfort: die Besatzung zählt nicht über

wollen, soDdero ihm mit DrohangeD geantwortet. An den später zwischen den Sächsischen Herzogen nnd K.Mainz zu Leipzig geführten Verhandlungen, welche zu dem Vergleich vom 20./30. December führten (s. v. Tettan S. 261, Hei big S. 431 f.)f hat Kf. nicht Theil genommen. Die Herzoge von Weimar nnd Altenbnrg in ihrer Anzeige (16. /26. nnd 14./ 24. Jnni 1665), dass diese Verhandlongen beginnen sollten, bitten den Kf. nur, falls dieselben fruchtlos sein sollten, am seine Vormittelung. ^ S. oben S. 418 f.

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422 ^' ^i® Erfurter Handel.

1200 Mann, an der Gitadelle aber wird Tag and Naoht gearbeitet, die loth- ringischen Völker, welche ?on hier abgeführt sind, stehen in Franken.

PS. In der W ander slebenschen Sache ist man nnr in puncto juris superioritatis und territorli streitig, Reiffenberg hat sich mit einem Ton B. gemachten Vermittelnngs vorschlage einverstanden erklärt und des- wegen an K.Mainz berichtet; er wird nun hören, was man Gothaischer* seits dazu sagen wird.

V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Leipzig 16./ [26.] November 1665.

[^.Sachsens MittheilaDgen inbetreff der MÜDsterschen and Jülichschen Sache. Reiffenbergs EroffnaDgea über die MÜDSterBche Sache, desBea Klagen über des

Kf. angÜDStiges Urtheil.]

26. Nov. £r hat erst gestern die ihm vom Kf. ertheilte Intercession *) bei K.-

Sachsen (der in Golditz und dann zu Altenburg abwesend war) überreichen können, und dieser hat sie sehr gnädig aufgenommen.

Nach solchem haben sie mich ganz allein in dero Gemach ge- fordert und sowohl von dem itzo unterhandenen Er f artischen als auch Mfinsterischen Wesen weitläufftig mit mir geredet, da ich dann auf Befragen derselben hinterbracbt, dass E. Ch. D. Intention sinders nicht sei als mit allen Kräften dahin zu arbeiten, damit dieses Feuer bei Zeiten gedämpfet werden möchte, Sie hätten auch dero Troup- pen zu keinem andern Ende mitgenommen, als dass sie mit desto besserem Nachdruck zu dem Handel sprechen und zugleich ihre Posten auf der Lippe und sonsten, so ganz bloss gestanden, dardurch ver- sichern könnten. Worauf sie Ew. Cb. D. gute Intention gelobet und mich bedeutet, dass sie auf Kayserl. Mai. sonderbares Begehren neben dem H. von Plettenbergh ihren geheimbten Rath den von Gerss- dorf nach Zell und Ossnabrück zu gleichmässigem Zweck abge- schicket'), besorgten aber, sie würden nicht viel ausrichten, auch die- sem Wesen so leichte nicht zu steuern sein und derhalben eine auf- richtige Zusammensetzung itzo so hoch als sonst iemals vonnöthen sein, mit welchem sie auf die JQlichsche Sache gefallen und sich vernehmen lassen, es könnte und mtlsste selbige nicht länger in der Unrichtigkeit bleiben, sie wollten nicht ruhen, bis sie sich mit E. Ch.

1) Jedenfalls in einer PrivataDgelegeoheit v. Berlepsch's, Näheres ist am den Akten nicht zu ersehen.

^ S. aber diese Sendung v. Gersdorffs Köcher I S. 452.

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K. Sachsens EröffDongen ao v. Berlepsch. 423

D. in Richtigkeit gesetzet, und auf eine solche Art mit derselben han- deln, dass sie ihre aufrichtige A£fection daraus verspüren sollten , von welchen allem sie weitläuftige Discourse gemachet, ich aber, so gut ich gekonnt, mich excusiret, dass es mir nicht wohl anstehen wollte, dieses an E. Gh. D. zu bringen, indem ich nicht wissen konnte, wie sie es von mir aufnehmen würden, Sie würden schon andere Wege finden, E. Gh. D. von dero Gemüths Meinung Apertur zu geben. Worauf sie dabei beharret, die Sache müsste abgethan sein, wenn E. Gh. D. sobald nicht abgereiset wären, hätten sie schon resolvirt ge- habt, expresse diesentwegen zu deroselben zu kommen, es sollte auch, sobald nur Gelegenheit darzu wäre, noch geschehen, die vielen Mit- interessenten hätten vormals verhindert, dass man nicht zum Schlüsse kommen könjien, die wollten sie itzo darvon lassen und mit E. Gh.

D. ganz alleine tractiren und schliessen, so hätten sie es in der Er- furtischen Sache auch gemacht und alles, wie es bleiben sollte, mit dem von Reife nbergh adjustiret.

Bei den Traktaten ergeben sich noch manche Schwierigkeiten, nament- lich in puncto secoritatis; Weimar and Gotha klagen, man verfahre mit ihnen allzu diktatorisch, das jus praesidii et armornm, welches immer bei der Stadt E rfart gewesen, dürfe nicht in litem kommen.

Was den H. von Reiffenbergk anlanget, so habe ich selben über alle Masse gut Münsterisch funden, er wünschet bei E. Gh. D. zu sein, wollte derselben viel in unterthänigstem Vertrauen erö£fnen und den eigentlichen Stand des ganzen Wesens dechiffriren, man müsste Münster so nicht judiciren, als wann es nur auf einem Fusse stünde. Es hätte mehr Rücken, als man sich einbildete, ob schon Frank- reich vermöge der Allianz die 6000 Mann schicken müssen, so würde noch viel darzu gehören, ehe sieOrdre bekämen, mit zuzuschlagen. Wann

E. Gh. D. noch etwas zur Lipstadt oder derer Orten subsistiren würde, wollte er, so bald er nur mit diesen Tractaten fertig, incognito zu derselben kommen, dann er werde ohne das nach Münster ge- hen müssen, er hielt darvor, man werde mit nächster Post Zeitung haben, dass die Bourtang über die Weser formaliter belagert, und würde mit 22 halben Ganonen beschossen. Der Bischof von Ossna- brück hätte wohl 1000 Mann dem Fürsten von Ostfriessland, als seinem Nachtbahren zugeschickt, die Holländer würden aber nicht einen Mann von ihm bekommen, noch die Waldecksche Werbung im geringsten von ihme weiter favorisiret werden, welches ich alles also gut sein lassen.

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424 ^* ^^0 Erfurter Händel.

Sonaten ist hiesiger Hof nicht wenig consterairet wegen der itzi- gen TQrckischen Bezeigungen und in Sorge, es werde ehestens zur Ruptur kommen und hätten sie gewisse Nachricht, dass ein franzö- sischer Envoy^ zu Constantinopel ankommen, so nicht viel Guts da- selbst stiften würde.

PS. Es hat mir der Hi v. Reifenberg sehr beweglich zu ver- stehen geben, dass er nicht wüsste, wie er es immer nur ewig ver- schuldet, dass er bei E. Churf. D. in die Ungnade gefallen, dass sie so übel von seiner Person und seinen Äctionen urtheileten, sie hätten gesagt, er wäre ein Entreprenneur , der alle Ding auf seine Homer nehmen wollte und aller Orten mit dem Kopf hindurch zu dringen suchte. Ich sagte ihm drauf, hätte dergleichen nichts vernommen und wäre mir besser bewusst, was E. Ch. D. vor Estime von ihm machten. Endlich kam es heraus, dass ihm der catholische H. Landgraf von Hessen *) dieses anbracht. Darauf sagte ich, es würde ihm die Beschaffenheit von des H. Landgrafen Discoursen bekandt sein, drauf antwortete er, eben dieses hätte ihn auch getröstet. Inmittelss ist dieses kein fein Stück.

0 S. oben Abschn. 4 S. 231 Adid. 2.

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Anhang«

Der Obereächsische Ki'eistag zu Leipzig. Februar 1665.

Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D. Dresden 23. December 1664/ [2. Januar 1665]/)

[AnBBohreiben sam Kreistage.]

Nachdem der Friede mit den Türkeo geschlossen und die dem Kaiser 2. Jan. zn Hülfe geschickten Ereisvölker wieder von demselben entlassen sind, erfordert die Nothdurft, dass bei so verändertem Znstande von demjenigen, was darüber auf den letzten Kreistagen in Handlung und Beschluss ge- kommen, weiter geredet und, wie es sowohl hierin als wegen beständiger Sicherung dieses Kreises zu halten, eine neue Zusammenkunft gehalten werde, zumal da auch auf dem Reichstage jetzt der Punkt allgemeiner Reichs- und jeden Standes Sicherheit vorgenommen werden wird, und er von verschiedenen Kreisständen und den meisten zu Regensburg anwe- senden Gesandten um Ausschreibung eines Kreistages ersucht worden ist. Er beruft daher einen solchen auf den 3. Februar nach Leipzig und ersucht Kf, denselben zu beschicken.

0 Nachdem der Kurfürst von Sachsen (d. Dresden 26. November/ö. De- cember 1664) dem Kf. angezeigt hatte, dass er eine neue Versammlang des Obersächsiscben Kreises zu berufen beabsichtige, hatte Kf. (d. Cöln a. Sp. ö./ 15. December 1664) zustimmend geantwortet, aber gewücscbt, dass „das Aas- schreiben nicht bloss auf dasjenige, was bei vorigem Kreistage wegen des Kreises Verfassung vorgegangen, einzurichten sei, sondern dass dabei in genere dem Ausschreiben zu inseriren wäre, wie der Kreis in genügsame Sicherheit er- halten und gesetzt werden könne*.

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426 6. Die Erfarter Habdel. Anhaog.

Instruktion für die zu dem Obersächsischen Kreistage be- stimmten Geheimen Hofkammergerichts-, Consistorial- und Ravensbergische Appellations-Gerichtsräthe Philipp Wamboldt von Umbstadt und Johann Georg Reinhart. D. Cöln a. d. Spree 28. Januar /[T.Februar] 1665.

[Allgemeine Reichssecurität. Sicherang des OberaachaischeD Kreises. Klagen

des Herzogs von Weimar aber bei Gelegenheit der Erfarter Ezekation erlittenen

Schaden and Yergewaltigang.]

7. Feb. Nach K. Sachsens AosBchreiben soll auf diesem Kreistage zur De- liberatioD kommen:

1) Wie der Punkt allgemeiner Reichs- und jeden Standes Sicherheit auf dem Reichstage vorzunehmen und einzurichten sei. Diesen Punkt recht zn erörtern würde aber zu weitläufig fallen, und ist die Sache auf den Reichstag zu remittieren.

2) Was zu des Obersächsischen Kreises besserer Verwahrung und Erhaltung der Securität desselben am dienlichsten sein möchte. Dazu ist eine nicht nur auf dem Papier, sondern in der rechten Realität bestehende Verfassung nöthig, zumal wegen der Polnischen Unruhe, da sich auch Frankreich immiscieren möchte, und der Grenzverletzungen in Hinter- pommern von der Starostei Draheim aus. Dazu muss das auf dem letzten Kreistage beschlossene Triplum auf den Beinen behalten werden j doch ist der G.Lieutenant v. Arnheim nicht länger in des Kreises Diensten zu behalten und auch die mit den Kreisvölkern aus Ungarn kommenden Officiere und Stabspersonen abzudanken. Die auf dem letzten Kreistage beschlossene Abschickung an den Niedersächsischen Kreis behufs Be- festigung der vertraulichen Correspondenz mit demselben lässt Kf. sich noch- mals belieben.

Nachdem der Herzog von Sachsen-Weimar sich beklagt, dass bei der Erfurtischen Exekution trotz der versprochenen Bezahlung die Seinigen 3282 Rthlr. 16 Gr. lO'/s Pf. Schaden erlitten, femer bei dem Durchmarsch der aus Ungarn zurückkehrenden Westfälischen Kreisvölker ihm und seinem Vetter, dem Herzog von Eise nach, grosser Schade zugefügt sei, auch dass noch in Erfurt und den nächsten Dörfern viele Lothringische z. R. und F. liegen, welche den Leuten grosse Molestien machen, ja dass auch Bedräuungen gegen ihn und das Sächsische Haus durch Veranlassung einiger K.mainzischen Prätentionen ausgelassen und der Graf von Mors* bürg aus notorisch Sächsischen Lehnstücken mit Gewalt vertrieben worden ist, auch noch 500 Mann unter v. d. Leye nach Erfurt gelegt werden sollen, so sollen die Gesandten cooperieren, damit die Nothdnrft desfalls allerfleissigst beobachtet und das Evangelische Wesen dieser Kreise der andräuenden und theils schon erfolgten nachtheiligen Beschwernisse entfreit und gesichert sein und bleiben möge. Doch sollen sie sich erkun-

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Obersäohsiacher Kreistag sn Leipsig. 427

digeo, ob die Sachen noch in selbigem Zastande seien, and danach ihr vo- tarn richten.

Ans den Relationen der Gesandten.

Leipzig 4./ 14. Februar 1666. Die erste Sitzung fand am 3./13.Fe- 14. Febr. bruar statt; vor derselben besuchte sie der Gothaische Gesandte *)i theilte ihnen mit^ was Sachsen- Gotha und Eisenach wegen Erfurt bisher er- dulden müssen, bat, denselben zu assistieren und von den K. Sächsischen zu vernehmen, ob sie deshalb Umfrage anstellen würden. In der Nach- mittagssitzung, nach mehrfachen Streitigkeiten über Präcedenz und Titel, hat das Sächsische Directorinm die Proposition vorgetragen, die haupt- sächlich in drei Punkten bestand :

1) Ob die bisherige Kreishülfe zu continuieren sei,

2) Ob wegen der Irruption, auch der Reichs- und Auziliarvölker Zurück- marsch etwas zu erinnern,

3) Weil die Rectificiernng und Moderation der Reichsmatrikul bisher viele Ungelegenheiten verursacht hat, wie solchem abzuhelfen und Richtig- keit erhalten werden könnte?

Leipzig 7. /[17.] Februar 1666. In der dritten Session am 7./[17.] Fe- 17. Febr. bruar ist der erste Punkt der Proposition vorgenommen worden; der meiste Theil der vota ging dahin, dass gegenwärtiger Znstand des Kreises keine wirkliche Verfassung bedürfe, wogegen Ges. unter Hinweis namentlich auf den unbeständigen Türken frieden, die Polnische Unrahe und die präjudicier- liche Exekution Beibehaltung der Verfassung nach dem Triplum verlangten.

Sonntag den 5./ [15.] Februar statten sie den K. Sächsischen Ge- sandten^ die Visite ab, regen dabei zunächst die Frage wegen der reci- proquen Assistenz zwischen dem Ober- und Niedersächsischen Kreise an, worauf jene aber nur erklären, Befehl zu haben, die Sache in Umfrage zu btellen, dann erwähnen sie die Erfurtische Exekution und die dabei na- mentlich gegen Sachsen-Gotha ausgeübten Bedrückungen und erkundigen sich, ob auch deswegen Umfrage erfolgen werde, worüber sich jene aber nicht herauslassen wollen. Dann beantragen sie noch Erlass eines Schrei- bens an Polen wegen der neuerdings von DraheimausinHinterpommern verübten Grenzverletzungen, und Remedur der aus den Reprotestationen der Titel verursachten Uebelstände, zu beidem erklären sich jene bereit. An demselben Tage hat sie der Schwedisch-Vorpommcrische Ge- sandte, Kanzler zu Stettin '), besucht und seine Verwunderung darüber aus-

0 Hof- und JoBtizratb Biob Ladolph.

^ Hof Justiz- and AppellatioDsratb H. G. v. Miltitz und Dr. jur. Nicol. Pfretzachmer.

^ Der Vorpommersche Kanzler Heior. Coelestin v. Stern bacb, s. oben S. 137.

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428 6. Die Erfurter HSodel. Anbaof?.

gesprochen, dass die bei den jetzigen gefährlichen Conjuncturen so nöthige Vereinigung des Ober- und Niedersächsischen Kreises in der Proposition von dem E.Sächsischen Oirectoriom garnicht berührt sei nnd dass in der Erfnrter Sache diejenigen, welche das Unglück am ersten treffen würde, die Gefahr so wenig ressentierten.

In der vierten Sitzung 6./[16.] Februar Vormittags wird aufs neue die Verfassung in Umfrage gestellt, E.Sachsen lässt sich wegen anderthalb Simplum heraus, Ges. beantragen aufs neue das Triplum, doch stimmen ihnen nur Gotha und Walle enried bei; am Nachmittag in der fünften Sitzung wird per majora das Gonclusum gemacht und die Verfassung auf ly, Sim- plum gerichtet^ dann darüber berathen, ob, wie E.Sachsen wünscht, Gen. Lieut. ?. Arnim b weiter als Kreisgeneral gebraucht werden solle, wogegen Ges. und die meisten anderen sich aussprechen.

In der sechsten Sitzung 7./ [17]. Februar erfolgt die Einsetzung einer Gommission zur Einrichtung der Verpflegungs-Ordonnanz. Bei der weiteren Umfrage darüber, wie das, was von voriger Kreis Verfassung noch übrig, vol- lends in Richtigkeit zu bringen sei, werden von verschiedenen Seiten verschiedene Erinnerungen vorgebracht, darunter auch 9), wie E r f u r t als eine Grenzstadt des Kreises zu verwahren und zu besetzen, 10), was wegen Be- festigung dieser Stadt und Anfbauung der beiden Citadellen zu beschlies- sen, 11), wie dem Hause Gotha zu helfen sei, doch hat das Directorium dieselben nur ad referendum genommen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Sp. ll./[21.] Februar 1666.

[auf die Relation vom 7./ 17« Febr. Das SächBische Haus und Schweden haben sich naher aber ihre Absiebten in der Erfnrter Sache za erklären.]

21. Febr. Bei dem neunten und zehnten Punkte, welche von dem Vor- pommerschen Abgesandten gereget worden, hätte sich derselbe was besser herauslassen sollen, wie er dafür hielte, dass der Obersächsi- sche Kreis und das Chur- und Ftlrstl. Haus Sachsen oder sonst ein anderer Stand zu einiger Besatzung in Erfurt gelangen konnte bei gegenwärtigem Zustande. Das Chur- und Ftlrstl. Haus Sachsen ist Yornemblich dabei interessiret, insonderheit wegen Erbauung der Cita- dellen, und mtlssen wir vor allen Dingen vergewissert sein, was das- selbe darbei zu thun gemeinet sei, denn wir uns sonst darunter nicht entschliessen können. Weil auch diese Erinnerung von dem Vor- pommerschen Gesandten herrühret, so wird er sich sonder Zweifel herausserlassen, wohin die Cron Schweden disfalls inclinire, so viel zumal die Citadelle betrifft.

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ObersächBischer Kreistag zu Leipzig. 429

Ans den Relationen der Gesandten.

Leipzig 1L/[21.] Februar 1665. In der siebenten Sitzung am 21. Febr. 8./[]8.] Februar wird berathen, wie es mit den Generalspersonen, Kreiszabl- und Proviantmeistern gehalten werden solle.

In der achten Sitzung am 9./ [19.] Februar fragt das Directoriuro an, ob, nachdem der Friede geschlossen, die nähere Vereinigung mit dem Nieder- sächsischen Kreise noch für nöthig gehalten würde, auf Antrag der Ges. wird beschlossen, dass das Directorium darüber sich mit dem Braunschweigt- sehen Gesandten für Walkenried vernehmen solle.

In der neunten Sitzung am Nachmittage beantragen Ges. entsprechend der Instruktion Herzog Christian Ludwigs für seinen Gesandten, dass Verhandlungen zu Quedlinburg darüber eröffnet würden, die Nachge- sessenen stimmen fast insgesamt bei, das Directorium aber suspendiert wieder sein Sentiment, welche Verzögerung der Deliberationen grosse Un- zufriedenheit erregt.

In der lOten Sitzung am 10./ 20. Februar stellt das Directorium den zweiten Punkt der Proposition in Umfrage, Ges. erklären, darauf nicht in- struiert zu sein, doch würde Kf. gern ?ernehmen, was der eine oder andere der Kreisstände für Beschwerde führte, von denen Sachsen-Gothas über die bei der E rfurter Exekution erlittenen Bedrückungen und denjenigen des Grafen von Mörsburg habe er erfahren und wünsche, dass solche Dinge ins künftige abgestellt blieben. Die Nachsitzenden stimmten meistens dahin, die Reichssicherheit müsse dem Reichstage überlassen bleiben^ zur Beruhigung der Kreissicherheit aber müsse die Erfurter Sache so vermittelt werden, dass den Lädierten Satisfaction und denen, welche Ombrage empfinden, Anlass wieder zu gutem Vertrauen gegeben werde. Als von den E. Sächsisch en das Conclusum wieder suspendiert wird und diese auch die Ute Sitzung am Nachmittage fruchtlos hinzuziehen suchen, protestieren Ges., nachdem sie gleich den anderen eingesehen, dass das Directorium so wenig wegen des Kreises Sicherheit, wohin auch das Erfurtische Wesen sich bezieht, als der mit dem Niedersächsischen Kreis vorseienden reciproquen Allianz hal ber zu progredieren gemeint sei, dagegen, die Zeit mit unnöthigen Discursen hinzubringen, die ganze Versammlung fällt ihnen bei, es wird erklärt, wenn das Directorium des Kreises Nothwendigkeit nicht proponieren, sein votum allezeit suspendieren und kein conclusum herauskommen lassen wollte, musste nach der Ezecutionsordnung das Nachgeordnetenamt angelangt wer- den und die Stände ihre Nothdurft selbst einander vortragen, und es wird einhellig beschlossen, dass man das Erfurtische Wesen durch eine güt- liche Interposition vorerst zu componieren versuchen wolle, wozu Kf., Vor- pommern und Herzog Christian Ludwig von Braunschweig benannt werden, und dass an den Kaiser, Frankreich und K.Mainz deswegen geschrieben werden solle.

Die K. Sächsischen haben der Stände Meinung ad referendum an- genommen. Der Altenburgische Gesandte hat um Mittheilnng des Re-

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430 ^* I^ie Erfurter Handel. AnhaDg.

verses, welchen K.Mainz dem Kf. durch Reiffenberg anlängst aos- stellen lassen, gebeten.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree 14. /[24.] Februar 1665.

[BilligQDg des Verhaltens der Gesandten. Kf. will die Interposition bei K. Mainz mitübernehmen. Der angebliche Mainzische Revers.]

24. Febr. ^i* billigt, dass die Gesandten nebst anderen die in allen sessionibns angewandte Suspension des Directoril geahndet haben, sie sollen daranf bestehen, dass dem Herkommen nach das Directorinm ohne zurückhaltenden Bericht die condusa nach den votis majoribus mache. Auch wegen der Vereinigung der zwei Kreise ist er mit ihrem Votum einverstanden.

In der Erfurtischen Sache lassen wir uns gnädigst mitgefallen, dass die Interposition vorgeschlagener massen fortgestellet werde, uod werden wir uns derselben nicht entziehen, wie wir auch geschehen lassen, dass ihr die deswegen gut befundenen Schreiben, wenn sie nicht mehres in sich halten werden, als eure Relation meldet, an Kay - serl. M. und den König von Frankreich mitvollziehen möget.

Was ihr schliesslich wegen des Reverses, der von des Churfttrsten zu Maintz Ld. durch den Herrn v. Reiffenberg sollen haben aus- gestellet (sie!), meldet, da wissen wir uns nicht zu erinnern, dass uns einiger Revers durch den Herrn v. Reiffenberg ausgeliefert worden. Sollten aber die Fürstl. Altenburgi sehen Gesandten auf das Schreiben zielen, welches an uns von ChurMaintz in der Erfurt!- sehen Sach ergangen, kann ihnen mit Ertheilung der copia wohl ge- willfahret werden.

Aus den Relationen der Gesandten.

23. Febr. In der zwölften Session (13./ 23. FebruarX erklärt das Directorinm, dass es trotz allen angewandten Fleisses noch nichts, was zu den delibe- rationibus nöthig, erhalten habe, woraus zu ersehen ist, dass der punctus Interpositionis und conjunctionis reciprocae mit dem Niedersächsischen Kreise K. Sachsen nicht beliebig sein mag. In dieser und der folgenden Sitzung wird die Repartition des halben Tripli vorgenommen, dann durch das Directorinm die Punkte wegen der auf den Durchmärschen geschehenen Ex- orbitantien, wegen Moderation der Matrikul und des veränderten Münz- wesens in Umfrage gestellt, dann in den folgenden Sitzungen die Neube- setzung der vacierenden Kreisämter und ob ein Römermonat zur Kreiskasse

25. Febr. bewilligt werden solle. In der 16. Session, am 15./25. Februar, lässt das

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Oberaichsisoher Kreistag so Leipzig. 431

Directoriom seine Gedanken vortragen in betreff der. Conjanetion mit dem Niedersächsischen Kreise, dass dieselbe jetzt nach dem Friedens- schlass nnnöthig sei und nnr bei anderen Ständen ungleiche Gedanken erregen würde^ nnd wegen der Erfnrtischen Sache, K.Sachsen habe gehofft; dass auch die noch übrigen Beschwerden in der Güte würden bei- gelegt werden, wenn die anderen Stände sich dabei nicht beruhigen woll- ten, wäre man befehligt, deswegen weitere Umfrage zu thun.

In den Sitzungen am 15./25. und 16./26. Februar wird berathen, wie 25.26. das Votum des Directorii mit den votis der Kreisstände zu conformieren Febr. und das conclusum darüber zu machen sei, ferner über die an den Kaiser, Frankreich und K.Mainz abzulassenden Schreiben; in betreff der va- cierenden Kreisämter entscheidet sich die Majorität für Sachsen-Gotha und Vorpommern. Die Vereinigung mit dem Niedersächsischen Kreise bat ihre Richtigkeit, doch sollen die Tractaten, damit sie kein Auf- sehen erregen, erst schriftlich angetreten und dann durch Zusammenschickung eingerichtet werden, auch bei der Mediation in der £r furtischen Sache bleibt es.

Am 17./27. und 18./'28. Februar wird der Kreisabschied verlesen, an den folgenden Tagen die Schreiben an den Kaiser, Frankreich und K.Mainz verlesen und Erinnerungen dazu beigebracht, am 24. Februar/ 3. März mit der 24. Sitzung der Gonvent geschlossen. 3. März.

Kreisabschied. D. Leipzig 20. Februar / [2. März] 1665.

Trotz des mit den Türken abgeschlossenen zwanzigjährigen Waffen- 2. März. Stillstandes ist doch bei den gefährlichen Conjunctnren die Aufrichtung eines neuen Verfassungswerkes, anderthalb Simplum, beschlossen wor- den, doch sollen Officiere, Reuter und Knechte vorläufig auf Wartegeld entlassen und erst bei augehender Kriegsgefahr von einem jeden Stande sein Gontingent nach der neu verfertigten Abtheilung gestellt werden. Sollte der ganze Kreis oder ein Kreisstand von einem anderen ohne Ur- sache angegriffen oder beschädigt werden, so ist ihm zu rechter Zeit und mit möglichem Nachdruck Hülfe zu leisten. Diese Verfassung soll beste- hen bleiben, bis, wenn die Zeiten sich geändert, auf einer anderweitigen Kreisversammlung davon wieder abzustehen für nützlich befunden werden möchte. Einen Generalstab dabei zu verordnen ist nicht für nöthig befun- den worden.

Der Punkt der allgemeinen Reichsse curität ist dem Reichstage überlassen und beschlossen worden, dass alle Kreisstände ihre Gesandten auf demselben dahin zu befehligen haben, dass der Punkt dort wirklich zur Richtigkeit gebracht und nicht auf die Seite gesetzt werde. Um in- zwischen die Securität des Kreises aufrecht zu erhalten, ist eine spe- cial Vorsehung nicht für nöthig befunden worden. Den Beschwerungen nnd Klagen, welche durch die Erfurtische Exekution veranlasst worden

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432 6. Die Erfurter Händel. Aohang.

Bind, wird hoffentlich durch friedliche Mittel za remedieren sein, za diesem Zwecke soll gätliche Handlung, wozu E.Mainz sich nicht nngeneigt erklärt, mit Zuziehung friedliebender, bereits vorgeschlagener Kreisstände unternom- men und auch an den Kaiser, den König von Frankreich und K.- Mainz verglichene Schreiben abgeschickt werden.

Die auf dem vorigen Kreistage beschlossene nähere Zusammen- setzung in reclprocierlicher Assistenz mit dem Niedersächslschen Kreise Ist nochmals für nöthig erachtet und K.Sachsen samt den Nach- und Zugeordneten mit der Führung der zunächst schriftlichen und dann mündlichen Verhandlungen darüber beauftragt worden.

Bestimmungen wegen Verhütung von Vergewaltigungen bei künftigen Trnppendurchmärschen. Wegen Rectificierung der Reichsmatrikul sollen die auf dem Kreistage 1662 gefassten Beschlüsse ausgeführt, wegen der Münze soll es bei den auf dem letzten Münzprobationsconvent zu Frankfurt a. O. beschlossenen Provislonalmitteln bleiben.

Zu den bisher vacierenden Zugeordnetenämtern sind Herzog Ernst von Sachsen-Ootha und der König von Schweden als Herzog zu Poro- mern gewählt worden.

Die Gesandteu der Stände des Obersächsischen Kreises an

den Kurfürsten zu Mainz. D. Leipzig 20. Februar /

[2. März] 1665 ').

[AofforderuDg, in betreflP der Neaemngen in Erfurt gütliche VerhandlaDgeD unter ZuziebuDg anderer Kreisstande zuzulassen, inzwischen zu keiner Beschwerde

Anlass zd geben.]

2. März. Nachdem auf dem noch währenden Kreistage Beschwerde darüber ge- führt worden, dass K.Mainz In Erfurt den Petersberg zu befestigen angefangen^ eine vor diesem nicht gewöhnliche Erbhuldigung von der Bür- gerschaft eingenommen, der Stadt Regiment geändert, Burg und Stadt mit starker Garnison belegt, auch sonst manche Neuerungen vorgenommen, zu geschweigen des Vorgehens gegen den Grafen von Hatzfeld, und nach- dem sie, Gesandte, von ihren Principalen meistentheils dahin instruiert waren, bei dieser Gelegenheit zu berathschlagen, wie des ganzen Kreises Interesse und insbesondere des Hauses Sachsen jura bei dieser considerab- len Commun beobachtet und gutes Vernehmen zwischen K.Mainz und

0 K.Mainz fühlte sich daroh dieses Schreiben sehr beleidigt, in Schreiben an Kf. und K. Sachsen (d. Marienberg ob Wurzborg 23. März 1665} beschwert er sich darüber and weist die in demselben gestellten Forderungen als ganz un- gebahrlich zurück. Auf eine Anfrage K. Sachsens deswegen erwidert Ef. (d. Cöln 7./ 17. April 1665), er halte es nicht für nöthig, jetzt darauf zu antworten, sondern wolle abwarten, was etwa auf einem künftigen Kreistage deafalls weiter vorgehen werde.

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SobreibeD der ObersächsischeD KreisBtäode an E.Maioz. 433

allerseits Interessenten begründet and erhalten werden möge, so erinnern sie nur daran, ohne dessen zn gedenken, was die Evangelischen Stände auf dem Reichstage snper meritis cansae et processns für Oedanken geführt^ dass er selbst einem Theil ihrer Priucipalen die Versicherang gethan, dass die Erfartische Exekation zu Niemandes Präjudiz nnd Nachtheil angesehen sein sollte, and dieselben dadurch in das Vertrauen gesetzt habe, dass er nur seine und seines Erzstifts alte hergebrachte Rechte wiederherzustellen beabsichtigt habe.

Weil durch gütliche Verhandlungen hoffentlich am ersten zu be- ständiger Ruhe und gutem Vernehmen zu gelangen sein wird und E.Mainz sich bereits dahin hat vernehmen lassen, zu Beförderung dieses Zweckes auch etliche Kreisstände mit zuzuziehen, so lebt man der Zuversicht, er werde inzwischen mit Einhalten des Festungsbaues, Abführung der Be- satzung und sonst sich dergestalt bezeigen, dass Niemand sich mit Fug möge zu beschweren haben.

Ifater. s. Gesch. d. G. Kurfürsten. X].

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Abschnitt 7.

Brandenburg und die Rheinische Allianz. 1663—1668.

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Einleitung.

Die Versuche, welche in den Jahren 1660 Qod 1661 von den brano- Schweigischen und einigen anderen norddeutschen Fürsten^ und dann 1662 von dem Könige von Frankreich bei Gelegenheit der Sendung de Les- seins' an den Berliner Hof unternommen wurden, den Kurfürsten von Brandenbnrgznm Eintreten in dieRheinische Allianzzu bewegen, sind, die ersteren in dem ersten Abschnitte dieses Bandes, die letzteren in den betreffenden Abschnitten des 2. nnd 9. Bandes der „Urknnden und Akten- stücke^ 1) dargelegt worden. Obwohl dieselben damals erfolglos geblieben sind, hat der Kurfürst sich doch bei diesen Verhandlungen keineswegs durch- aus ablehnend verhalten, im Gegentheil, so übel er es anch empfunden hatte, dass jene Verbindung ihre Spitze gegen das mit ihm verbündete Oesterreich und anch gegen ihn selbst gekehrt hatte, und so unwürdig und nnvortheilhaft ihm anch jene enge Verbindung der dentschen Mitglieder derselben mit den auswärtigen Mächten Schweden und Frankreich nnd die Abhängigkeit, in welcher sie sich von denselben halten Hessen, erschien, so bat er doch von vorne herein keine allzngrosse Vorstellung*) von der wirk- lichen Bedeutung und von den seinen eigenen und den allgemeinen deut- schen Interressen von derselben her drohenden Gefahren gehabt, nnd er hat daher keine principiellen Bedenken gegen einen eventuellen Eintritt in die- selbe erhoben. In den Berathungen, welche bei Gelegenheit der Verhand- longen mit de Lesseins in dem Geheimen Rathe des Kurfürsten über diese Frage gehalten worden sind, worden*) für das Eingehen auf diese

>) ürk. o. Akt. n S. 243 ff. IX S. 599 ff.

*) S. die Schreiben TorDOw's an den Ef. Berlin 30. November/ 10. December

1658 (ürk. n. Akt. vm 8.565) und Ganstein*! an Schwerin 1./ 11. Februar

1659 (a. a. 0. S. 572).

*) Gebeimenraths -Protokoll vom 15./25. April 1662, hier bringt v. Somnitz

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438 '7* Braodenbnrg and die Rheinische Allianz.

FordeniDg des französischen Königs dieselben Gründe angeführt, welche der Kurfürst schon früher dem Kaiser gegenüber^) geltend gemacht hatte, dass er nämlich so alles erfahren könnte, was bei den Alliierten vorginge, nnd dass er „etwas dazu sprechen könnte/ der Kurfürst hat sich damals schliesslich wirklich zum Eintreten in die Allianz unter den zwei Be- dingungen, dass er nicht so ohne weiteres in dieselbe aufgenommen werden, sondern dass zunächst Verhandlungen darüber mit den anderen Mit- gliedern derselben erfolgen sollten^ und dass er in derselben seine Sicherheit finde, d. h. dass die gegen ihn gerichteten Bestimmungen des Allianzvertrages eine den jetzigen Verhältnissen entsprechende Veränderung erlitten, bereit erklärt, und nicht diese Frage, sondern die Weigerung des Kurfürsten, sich in den polnischen Angelegenheiten der französischen Politik anzuschliessen, hat das Scheitern jener Verhandlungen veranlasst Als nun der Kurfürst zu Ende des Jahres 1662 gerade wegen der ihm in Polen bereiteten Schwierig- keiten und der ihm von dort her drohenden Gefahren einen näheren Anschluss an Frankreich suchte und zu diesem Zwecke den Freihermv. Blumenthal nach Paris sandte, um wegen Erneuerung der im Jahre 1655 mit König Lud- wigXIV. abgeschlossenen Allianz zu unterhandeln, ermächtigte er denselben^, um den französischen König für seine Wünsche zu gewinnen, demselben seine Bereitwilligkeit, unter jenen früher gestellten Bedingungen der Rheinischen Allianz beizutreten, anzukündigen, er hat damals sogleich „Erinnerungen^ betreffend die in dem AUianzrecess zu ändernden Punkte abfassen und Blumenthal zustellen lassen, nnd als dann im Verlaufe der langen und schwierigen Verhandlungen, welche derselbe in Paris zn führen hatte, sich herausstellte'), dass in der That nur gegen den Eintritt des Kurfürsten in die Rheinische Allianz' der König zur Ernenerung jenes früheren Allianz- vertrages zu bewegen sein werde, hat er Ende December 1663 durch eine schriftliche Declaration ^) sich zur Erfüllung jener Bedingung bereit erklärt, dann zu Anfang des folgenden Jahres den deutschen Mitgliedern der Allianz unter Uebersendung jener „Erinnerungen^ Anzeige davon gemacht und, nachdem endlich Anfang September^) die Verhandlungen mit Frank- reich zum Abschluss gekommen waren nnd dabei der König durch eine

gegenüber Fr. v. Jena, welcher sich gegen eine schriftliche Verpflichtung des Kf. zum Eintreten in die Allianz ausspricht, diese Gründe vor. 8. auch das Schreiben 0. v. Schwerin's vom 14./24. Janoar 1662 (Urk. n. Akt IX S. 60i).

1) S. oben S. 5.

^ S. die lostrnktion für v. Blnmenthal vom 8. December 1662 (ürk. a. Akt IX 8.622).

') 8. nameotlich v. Blnmentbars Relation vom 20./30. November 1663 (ürk. u. Akt IX 8. 667).

«) Pofendorf IX § 63 (8. 603). 8. das Bescript des Kf. an v. Blnmen- thal vom 20./30. December 1663 and dessen Relation vom 15./ 25. Januar 1661 (Urk. n. Akt IX 8. 671. 673).

*) 8. ürk. u. Akt IX 8. 692.

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EiDleituDg. 439

GegendeclaratioQ^) ihm die Zasicberang gegeben hatte, dass er sich be- mtihen wolle, dem Korförsten bei seinem Eintritt in die Allianz die von demselben in einigen Punkten vermisste Sicherheit zn verschaffen, d. h. da- hin zn wirken, dass jene , Erinnerungen^ desselben in dem über seine Aafnahme abznschliessenden Vertrage berücksichtigt würden, hat der Karfürst Ende September seine Gesandten auf dem Reichstage in Regens- bnrg, V. Mahrenholtz und v. Jena beauftragt und bevollmächtigt, mit den dort anwesenden Gesandten der Mitglieder der Allianz, welche zugleich den Bundesrath derselben bildeten, über seine Aufnahme in dieselbe in Ver- handlung zu treten.

Die nachstehend veröffentlichten Akten sollen zunächst diese über die Aufnahme des Kurfürsten geführten Verhandlungen, dann aber auch die Stellung veranschaulichen, welche derselbe als Mitglied dieser Verbindung innerhalb derselben bis zu ihrer Auflösung eingenommen hat. Sie zeigen zunächst, dass seine Aufnahme, wenn auch die Verhandlungen darüber sich lange hingezogen haben , keine Schwierigkeiten bereitet hat , zumal da die Aenderungen, welche der Kurfürst verlangte, durchaus den veränderten Zeitverhältnissen entsprachen und er den Wünschen der anderen Mitglieder auch dadurch entgegengekommen ist, dass er vorläufig auf eine Verände- rung des Bnndesrecesses selbst verzichtete und damit zufrieden war, dass nur in dem über seinen Hinzutritt aufgerichteten Accessionsrecess der hauptsächlichste Punkt namhaft gemacht und bei einer künftigen etwaigen Prolongation des Bündnisses die Aufnahme desselben in den dann neu abzufassenden Bundesrecess zugesagt wurde. Diese Akten zeigen aber ferner auch, dass dem Kurfürsten aus seiner Mitgliedschaft an dieser Ver- bindung keineswegs Schwierigkeiten oder gar Gefahren erwachsen sind. Als er am 1. April 1665 wirklich in dieselbe eintrat, war das feste Oefüge, welches dieselbe noch zu Anfang des Reichstages und während des Tür- kenkrieges zu besitzen schien, schon vollständig gelockert'). Vornehmlich durch die Erfurter Händel, durch das einseitige Vorgehen von Kurmainz und der anderen katholischen Mitglieder der Allianz im Einverständnis mit Frankreich und auch mit dem Kais er gegen jene norddeutsche protestanti- sche Stadt, war das lebhafteste Misstranen der protestantischen Mitglieder, zu- gleich eine heftige Spannung zwischen Frankreich und Schweden, hervor- gerufen worden, welche noch durch den Gegensatz in der polnischen Politik beider Mächte verstärkt wurde. Infolge dessen haben in den Jahren 1665 und 1666 fortgesetzte Streitigkeiten unter den Mitgliedern der Allianz, zuerst bei Gelegenheit des Lüneburgischen Successionsstreites und des Wildfangs- streites zwischen Knrpfalz und Kurmainz und dessen Bundesgenossen, dann in dem Münsterschen Kriege und in den Bremischen Händeln geherrscht, Streitigkeiten, welche die Allianz weder verhüten, noch beilegen, noch in denen dieselbe als solche eine bestimmte Stellung einnehmen konnte,

>) Pafeodorf IX § 63 (S. 603). ^ 8. Droysen III 3 S. 55.

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440 '7* BraDdeoborg und die BheioiBche Alliaoz.

und durch welche dieselbe immer mehr gelockert und zo jeder Aktion unfähig gemacht wurde. Als dann im Jahre 1667 der Endtermin derselben heran- rückte *), da hat allerdings Frankreich sich bemüht^; eine nochmalige Er- neuernng derselben zustande zu bringen, es hat in den besonderen Verträgen, welche es damals, um sich in dem bevorstehenden Kriege um die spanischen Niederlande gegen Deutschland hin zu decken^ mit den Kurfürsten von Cöln und Mainz, dem Pfalzgrafen ?on Neuburg und dem Bischof von Münster abschloss, sich auch dazu die Mitwirkung dieser Fürsten ausbedungen, und diese haben demgemäss auch bei den folgenden Verhandlungen im Allianz- rath für die Verlängerung gestimmt, wirklichen Eifer dafür aber hat keiner, am wenigsten der Kurfürst von Mainz'), der doch einst so lebhaft die Be- gründung dieser Allianz betrieben hatte, gezeigt, und so ist es B r a n de n b u rg und Schweden, welche beide einer weiteren Verlängerung der Allianz wider* strebten, ohne doch offen und direkt dagegen auftreten zu wollen, durch kleine diplomatische Künste gelungen, diese Verhandlungen monatelang, bis über je- nen Endtermin hinaus, hinzuziehen. Als dann schliesslich zu Ende dieses Jah- res Frankreich durch anderweitige Zugeständnisse namentlich in der polni- schen Frage den Kurfürsten sowohl als auch Schweden von ihrem Wider- spruche abgebracht hatte, da bewirkten die von den braunschweigischen Herzogen gemachten Weiterungen eine neue Verzögerung, und inmitten der durch den Devolutionskrieg veranlassten weiteren Verwickelungen sind die Verhandlungen über die Prolongation der Allianz garnicht wieder aufgenom- men worden und ist dieselbe so ganz unmerklich zu Ende gegangen.^) Die Vorgänge innerhalb der Allianz in diesen beiden letzten Jahren 1667 und 1668 stehen natürlich im engsten Zusammenhange mit den gleichzeitigen Ereignis- sen innerhalb und ausserhalb des Reiches, welche im folgenden Bande wer- den behandelt werden, und auch über die Rolle, welche der brandenburgische Kurfürst in denselben gespielt hat, werden erst dort die nöthigen Erläute- rungen gegeben werden können.

Auch die materiellen Leistungen und Opfer, zu welchen der Kurfürst durch seine Stellung als Mitglied der Rheinischen Allianz veranlasst worden ist, sind sehr geringfügig gewesen. Von vorne herein hat er sich nur zum Beitrage zu solchen Ausgaben verpflichtet erklärt, welche nach seinem Hin- zutritt zur Allianz derselben erwachsen waren, auch zum Unterhalt der Bun- desgeneralität hat er unter Hinweis darauf, dass er selbst die nöthigen Offi-

*) Eine genauere Darstellung des Ausganges der Rheioischeu Alliaui ist bisher nicht vorbanden, Mignets Angaben darüber sind ganz unzureichend und auch Oroysen und Köcher geben nur einzelne Andeutungen.

') 8. Mignet, N^gociations relatives ä la successioo d'Espagne soos Louis XIV. U S. 22 ff.

*) S. Gahrauer, Knrmainz in der Epoche von 1672 I S. 95 f.

*) Drojsen III 3 S. 153: , Diese grosse französische Organisation im Reich zerfiel so, dass man nicht einmal sagen kann, wann und wie sie aufborte.^

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Eioleitang. 441

eiere in seinen Diensten habe, beizutragen sich geweigert, so hat er über- haupt nar einmal, im Jahre 1665, sich znr Zahlung von 1250 Thalem in die Bundeskasse Terstanden, welche Summe auf die verschiedenen unter seiner Herrschaft stehenden Landschaften vertheilt wurde, davon sind 1000 Tha- ler ans den übrigen Landschaften wirklich eingekommen und im Juni 1666 an die Bundeskasse abgeführt worden, während die von den Cleve-Märki- sehen Ständen aufzubringenden 250 Thaler auch 1667 noch nicht entrichtet und allem Anschein nach überhaupt garnicht gezahlt worden sind.

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Der Kurfürst an den Oberpräsideuten v. Schwerin*). D. Königsberg 22./ 12. Januar 1663.

[EriDDeruDgeD wegen der RbeinischeD Allianz; auch die Markgrafen yon Cnlm- bach und Onolzbaoh und E.Pfals sind in dieselbe anfzanehmen.]

22. Jan. Wir haben uns die Rheinische Alliantz der Länge nach vor- tragen lassen und einige Erinnemngen dabei zu thun nöthig befunden. Uebersenden Euch demnach dieselben hiebeigefttgt, gnädigst befehlende, ihr wollet solche dem Freiherrn von Blumenthal nachschicken.

Ueber das, damit unser Haus bei dieser Alliance so viel als das Braunschweigische vermittelst dreier Votorum im Allgemeinen Kriegs- rath zu sagen und zu disponiren haben möge, wäre bei Frankreich und andern AUiirten es dahin zu richten, dass auch unserer Herrn Vettern der Markgrafen zu Culmbach und Onoltzbach Ldd. mit

0 Schon vom 8./ 18. Deoember 1662 liegt ein Schreiben v. Sohwerin's an den Ef. yor, in welchem er demselben auf deseen Befehl eine Copie der «For- malia, welchergestalt der König von Frankreich in die Rheinische Allianz ge- treten,* nach der Beilage zu der Relation der Gesandten auf dem Wahltage zu Frankfurt a. M. ?om 4./14. Jnni 1658 (s. Urk. n. Akt. VUI S. 549) Eusendet, sogleich ihn an die Vorgange, welche damals das Zurücktreten des Kf. von den AUianzverhandlangen verursacht hatten, erinnert und die Hoffnung ausspricht, dass bei der Erneuerung der Allianz am 3. August 1660 der früher gegen ihn gerichtete Nebenrecess nicht werde mit erneuert worden sein. Kf. erwidert darauf (d. Königsberg 29. December 1662), er habe einen solchen Nebenrecess in den Acten nicht finden können (wirklich war beim Abschloss der AUians der ur- sprünglich beabsichtigte Nebenrecess fallen gelassen und die betreffende gegen den Kf. gerichtete Bestimmung desselben in den ersten Artikel des Hauptrecesses gebracht worden, s. Köoherl S. 264), er habe aber einige reservata von K.Cöln gefunden (s. Urk. u. Akt IX S. 623 Anm. 1), welche er in der Instruktion für V. Blumenthal habe berühren lassen (s. ebendaselbst S. 623).

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EriDDernngeD des Kf. sn der BheiDisohen Allianz. 443

eingenommen werden mögen, wesshalb wir dann an Sie beiderseits sehreiben lassen^).

Also müsste auch wegen Einnehmung GhurPfaltz^ Ansuchung gethan werden, weil wir bei der Handelung solches zu befordern versprochen.

Erinnerungen*), so S. Ch. D. bei der Rheinischen Alliance beobachtet wissen wollen, [s. 1. et d.]

a. Was im Eingänge und ersten Articulo wegen vergangener Thätligkeiten und Excessen erwähnet und disponiret, soll auff künff- tige Fälle gerichtet werden, dass nämlich diese Verbttndnuss zu Ver- hütung und Abwendung beschwerlicher Vergewaltigung, Einquartirung, Durchztthge, Kriegs Exactionen, unbefuegter Eingriff, Belegung und anderer dem Krieg anhengender Thätligkeiten und Insolentien auch aller anderer besorgender Gefahr etc. auffgerichtet werde.

b. Weil Schweden nunmehr, nachdem der Krieg mit Pohlen geendiget, auch alsHertzog in Pommern in die Alliance woll wird angenommen werden, so muss der § „Dabey dann dieses absonderlich^, als an sich selbst unbillig, S. Ch. D. hochpraejudicirlich und ohne das in eine r communen Alliance fast unerhörte Bedingung gantz aus- gelassen werden.

c. [bey dem Beschluss des Prooemii]. Gleichwie sich die welt- liche Chur- und Fürsten beständig nicht nur vor sich besondern auch

*) ScboD am 15./25. Januar 1663 ergehen Schreiben des Ef. an die Mark- grafen Christian Ernst von Baireuth und Albrecht von Anspach, in welchen dieselben aufgefordert werden, mit ihm zusammen in die Rheinische Allianz einzutreten. Darauf antwortet Markgraf Alb recht (d. Onoltzbach 11. Februar 1663), er stehe noch an einzutreten, und bittet zunächst um nähere Mittheilungen. Markgraf Christian Ernst erklärt sich in seiner Antwort (d. Baireuth 23. März 1663) sehr geneigt zum Eintritt in die Allianz, bittet aber, da es ihm bei dem ruinierten Zustand seiner Lande schwer fallen würde, mit neuge- worbener Mannschaft aufzukommen, Kf. möchte vorläufig das auf ihn fallende Contingent übernehmen.

*) Eben diese Forderung hatte der Ef. auf Qrund der mit E.Pfalz abge- schlossenen Allianz schon im December 1661 v. G lade beck gegenüber gestellt, s. oben S. 52 ff.

*) Dieselben liegen auch in französischer Sprache den Acten bei und sind die Grundlage derjenigen monita (s. dieselben lateinisch Urk. u. Akt. II S. 290ff.)i welche den späteren Verhandlungen zu Grunde gelegt wurden.

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444 '7- Brandenbarg and die Rheiniscbe Allianz.

vor ihre Successores und Nachkommen verbinden, also würde zn ur- giren sein, dass auch die Geistliche ihre Capitula in so weit verbinden, dass dieselbe sede vacante darüber halten und dem Eligendo solches auch mit einbinden wollen.

d. [ad ari 1.] An Stadt der Worte: „Alsobald nach beschehener Notification", so ein vagum ist, soll gesetzet werden: „Die Creysge- nossen innerhalb drey, die entlegene aber uffs längste innerhalb sechs Wochen nach beschehener Notification die Hülffe leisten sollen.^

e. [ad art. 2.] An Stadt: „mit allerseits Beliebung": „mit des Beleydigten, der die Httlffe gefordert, Beliebung."

f. An Stadt der Worte: „desselben Instruction": „der von den sembtlichen Alliirten abgefassten und einmüthig beliebten Instruction.''

g. [ad art. 4.] Alhier seindt S. Ch. D. einer gantz andern Meinung und haltens vor billig, dass die Hülff nach Inhalt und Be- dingung einer jedweden Alliance geleistet werde.

h. [ad art. 6.] Wann Schweden auch als Hertzog in Pom- mern angenommen werde, haben sie billig die Anzahl der Httlff zu vermehren, massen dann S. Ch. D. respect aller dero Lande fünfhun- dert zu Boss in vier Compagnien und tausend zu Fuss in 5 Compag- nien willigen.

i. An Stadt: „unverlangt": so was oben bey Lit d. gesetzet und die Zeit benennet werde.

k. [ad art 10.] addatur: in Sachen, die diese Alliance oder Con- foederation angehen.

1. An Stadt der Worte: „so wenig ietzo als über kurtz oder lang„: „zeit wehrender Verbündnuss" zu setzen.

m. [ad art. 16.] An stadt: „communi consilio'': „auf sein Be- gehren".

Der Kurfürst an K.Mainz, K.Cöln, K.Trier, den Bischof zu Münster, das Haus Braunschweig, Hessen -Cassel und Darm- stadt und Würtemberg. D. Cöln 23. Januar/[2. Februar] 1664.

[Bereitwilligkeit des Ef. zum Eintritt in die Bheinieche AlliaDi. ÜebersendaDg seiner Erinnerungen zu derselben.]

2. Febr. Es ist £. Ld. ohne unser weiteres Anführen zur gnüge bekannt,

was nun etzliche Jahr hero wegen der also genannten Bheinischen Alliance und dass wir uns auch zugleich mit alliiren möchten, passiret

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AnerbieteD des Kf. zom Eintritt in die Allianz. 445

und Vorgängen. Als nun, nachdem wir die unsrigen vor nuhmero drei Jahren diesenthalben naher Göln am Rhein') abgeordnet, Ihrer K. Mt in Franekreich darauf an uns Abgeschickter*) unter andern auch wegen dieser Alliantz Anregung gethan, wir uns auch in Hand- lang eingelassen und zu derselben Continuation unsern naher Franek- reich abgeschickten und alda sich noch aufhaltenden geheimen Rath den Freih. von Blumenthal genügsame Instruction und Vollmacht gegeben, so haben wir uns zu der Mitalliirung gegen Ihre K. Mt. nicht nur nochmals anerbieten, sondern auch unsertwegen einige Er- innerungen überreichen lassen, und weil wir nicht zweifeln, es werden diese Monita Ton Ihr. K. Mt für nöthig und billig erkannt und das Werk nuhmero nicht länger aufgehalten werden, so senden wir E. Ld. dieselbe, ob sie gleich vorhin davon part haben möchten, dennoch beigeleget zu, damit auch nicht weniger an Ihrer als an französischer Seite die Sache ie eh und jieber zur Endschaft gelangen wolte. ')

Der Kurfürst an die Gesandten in Regensborg. D. Cöln 20. /[30.] September 1664.

(Yollmacht eu VerhandlaDgen aber den Beitritt des Kf. Ear BheinischeD Allianz.]

Nachdem wir numehr resolviret, uns auch auf gewisse Condi- 30. Sept tiones und Jahr in die Rheinische Alliance mitzubegeben, so haben wir Euch zu dem Ende beikommende Vollmacht*) übersenden wollen, kraft deren Ihr Euch mit denen albereit darinnen stehenden Eönigl., Churfbrstl., Fttrstl. und anderer Stände itzo zu Regenspurg sich be- findlichen Gesandtschaften in Handlung einlassen und solche Alliance auf drei Jahr schliessen könnt. Was die Instruction betrifft, haben Wir Euch anstatt derselben angef&gten Extract aus Unseres Geheimb- ten Raths des Freiherm von Blumenthal nach Franekreich mitge-

0 S. oben S. 89 ff.

*) de LesteiDS, •. ürk. n. Akt. n S. 243 ff. IX S. 599ff.

>) Darauf liegeo Antworten vor von den Hersogen Christian Ludwig und Georg Wilhelm von Braantohweig (d. 6./16. Februar 1664), von der Land- grafin Hedwig Sophie von Hetsen-CasBel (d. Cassel 4./14. Februar 1664), von dem Kurfartten Maximilian Henrich von C51n (d. Bonn 14. Februar 1664) and von dem Landgrafen Ludwig von Darmstadt (d. Darmetadt 26. Fe- bruar 1664), in welchen dieselbe ihrer Freude über des Kf. Entscbluts und ihrer Bereitwilligkeit, den Wünschen desselben entgegensnkommen, Ausdruck geben.

*) d. Coln a. Spr. 21. September/ 1. October 1664.

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446 '^' Brandenburg und die Bheinische Allianz.

gebenen Instruction') zusenden wollen, wornach Ihr Euch bei der Handlang und Schliessung der AUiance zu achten').

y. Mahrenholtz und v. Jena an den Enrfttrsten. D. Regensburg 21./ 31. October 1664

[VerEogemng der Verbandinngen.]

31. Oct Nachdem drei Wochen seit ihrem ersten Antrag bei E.Mainz, welches in der Alliance das Direktoriom führt, yerflossen, ohne dass sie eine Antwort erhalten, haben sie am 19. /29. ihren Antrag bei der E.Mainzi8chen Gesandt- schaft wiederholt. Diese entschuldigte die Verzögernng und bat, nachdem sie an demselben Tage die Alliierten berufen, noch 4 oder 5 Tagen es anstehen zu lassen, damit sie noch einmal zusammen kommen könnten. Oravel zeigt die grösste Bereitwilligkeit, ebenso der Schwedische Gresandte, and anch die meisten anderen Alliierten sagen, dass ratione quaestionis an kein Zweifel sei.

») S. Urk. u. Akt. IX S. 620ff.

*) In einem Bescript ?om 11./21. October 1664 bemerkt Kf.: .und werden erwarten, was sieb die AllUrte aaf Eoer Anbringen erklaren werden, so Ibr aber jedesmal in einer absonderlichen Relation oder Postscripto zu verfassen, damit die Acta nicht confandiret werden, sondern separart bleiben'; demgemäsa sind die Relationen eingerichtet. Ef. theilt (d. Odin 3./13. October 1664) dem Mark- grafen Ohristian Ernst vonBairenth mit, daes er in Frankreich eine Parti- cularallianz sn Aufrechthaltung des Instr. Paris tractieren lasse, dabei aber yer- ■procben habe, sieb in die Rheinische Allianz mitzabegeben , weshalb er anch seine Gesandtschaft in Regensbnrg ehest instruieren werde, mit den fibrigen Alliierten diese Allianz zu yollziehen ; wenn der Markgraf nnd sein Vetter, Mark- graf Albrecht, sich anch darein begeben wollten, so möchten sie anch ihrem Gesandten in Regensbnrg deswegen Kommission ertheilen nnd werde er dann solches mitbefordern. Darauf erwidert derselbe (d. Baireath 10. December 1664), er und Markgraf Alb recht hatten sich entschlossen, der Allianz beizutreten, nnd er hätte seinen Gesandten in Regensbnrg demgemass instruiert, er bittet, Ef. möchte sie dahin unterstützen, dass ihnen beiden conjnnotim nicht mebr als eine Gompagnie von 60 Pferden und 180 s. F. zugemnthet würden, was Ef. zu- sagt. Schon 14./24. September hatten v. Mahrenholtz und v. Jena aus Re- gensburg berichtet, der Gulrobachische Gesandte habe ihnen angezeigt, dass sein Herr in die Allianz einzutreten beabsichtige, sie hatten darauf den meisten von der Allianz, namentlich dem französischen und schwedischen Ge- sandten, des Ef. Intention mitgetheilt Ef. weist sie 18./28. October an, den Ein- tritt beider Markgrafen in die Allianz zu befördern.

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VerhaDdluDgeo in BegeDBbnrg über den BiDtritt des Kf. 447

Dieselben an den Korfürsten. D. Regensburg 28. October/7. November 1664.

[BereitwilligkeitserkläniDg der Alliierten cor Anfiiahme des Ef.]

Im Namen der Alliierten sind gestern der E.Mainzi8cbe, Braun* 7. Nov. scbweig-Calenbergiscbe und Hessen-Casselscbe Gesandte bei ihnen gewesen nnd haben die Bereitwilligkeit der Alliierten^ E. Branden« bnrg in die AUiance anfzanehmen, in der höflichsten Form mitgetheilt Auf ihre Bitte hat der E.Mainzische sich bereit erklärt, ihnen ein Exem- plar der Artikel der kürzlich erneuerten Alliance einzuhändigen ^).

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 9./[19.] November 1664.

[VerhaltuDgsmassregeln.]

Sie sollen das ihnen inzwischen gewiss von den E.Mainzi sehen mitge- 19. Not. theilte prorogierte foedus mit dem hiebei gehenden ersten Aufsatz, worauf die ihnen zugeschickten notae und Erinnerungen gerichtet sind, yergleichen *) und, dafem derselbe nicht geändert ist, sich bemühen, dass diese Erinne- cnngen dabei gebührend beobachtet werden, für diesen Fall achtet Ef. es für unnötbig, sie mit einer weiteren Instruktion zu versehen. Sollten sie aber darin bedeutende Veränderungen oder sonst ihrerseits Zweifel finden, so sollen sie ihm solches samt ihrem eigenen Outachten berichten. Wegen der for-

') Die Gesandten übersenden am 4./14. November die ihoen von den K.Mainziachen zagestellten Haupt-, Prorogations- und AcceBsioDsrecesse, nimlich :

1. Becess aber die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. resp. 1Ö./5. August 1667 d. Begensburg 7. März/ 25. Februar 1664 s. Dumont, Corps diplomatique VI, 2 S.453 (darin eingerückt der ursprüngliche Allianzrecess vom 14./4. und 15./5. August 1658) , aogebäogt der Recest über den Hinzutritt des Bischofs Johann Conrad von Basel d. Regensburg 10. Mai 1664.

2. Becess wegen Aufnahme des Herzogs Eberhard von Würtemberg d. Frankfurt 25. Januar/4. Februar 1660.

3. Becess über die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. u. 15./5. August 1664 d. Frankfurt 31./21. August 1660 (Dumont VI 2 S. 330).

4. Recess über die Aufnahme des Pfalzgrafen Friedrich Ludwig von Zweibrücken d. Frankfurt 5. März/23. Februar 1663.

Die Gesandten bemerken dabei, sie würden jetzt die vom Ef. anstatt einer Instruktion ihnen zugeschickten Avertissements (oben S. 443) übergeben, nnd da Schweden wegen Vorpommern schon mit eingeschlossen sei, nach des Kf. Befehl der daher flieasenden Vermehrung des quanti halber Erinnerung thun.

*) Die Gesandten erwidern (18./28. November), sie hatten zwischen beiden Schriftstücken gar keinen wesentlichen Unterschied gefunden.

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448 '^- Braodeobnrg uod die RheiDiscbe Allianz.

mala receptionis sollen sie sich nach derjenigen richten, mit welcher andere Kurfürsten, namentlich Trier, in diese Allianz aufgenommen sind^).

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. November 1664.

[Uebergabe der monita des Kf. an die Alliierten.]

21. Not. Sie haben Mittwoch den 9./ 19. November die Advertissements *) über

den Hanptrecess den E. Mainzischen in deutscher Sprache, die bei der Alliance gebräuchlich, übergeben mit der Bitte, dieselben den Mitalliierten mitzntheilen , und mit dem Vorbehalt, künftig noch weitere Erinnerungen machen zu dürfen. Zugleich haben sie den monitis die Anzeige hingezufügt, dass sie vom Ef. beauftragt seien, auch die gleichzeitige Reeeption der Markgrafen von Culmbach und Onoltzbach zu befördern.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg l./ll. December 1664.

[Bereitwilligkeit der Alliierten, des Kf. monita zo beruckBiehtigen, doch Schwierig- keiten wegen der Domcapitel und des Schwedischen Oontingentes.]

11. Dec. Heute werden sie mit den Alliierten eine Conferenz bei dem E.Mainzi- schen Directorio halten, Oravel hat neulich mit ihnen besonders von den monitis geredet und erklärt, dass er wie auch die anderen Alliierten willig seien, dem Kf. in allem nach Möglichkeit Satisfaction zu geben. Was die Successores der geistlichen Kur- und Fürsten und die Capitula, auch die Vermehrung des Schwedischen Contingents anlange, so sei zwar das

') Kf. weist 15./25. November die Gesandten an, wenn von dem von ihm zq stellenden Trappencontigent die Bede sein werde, aof 500 z. Pf. und 1000 z. F. za bestehen, da er sich dazu bereits gegen den Konig von Frankreich erboten habe, zugleich wiederholt er die Fordemng, dass, nachdem Schweden auch für Pommern in die Allianz getreten sei, dessen Gontingent vermehrt werde.

*) Dieselben (lateinisch zusammen mit den Gegenbemerkungen der Alliierten Urk. u. Akt. n, S. 290 ff. abgedruckt) stimmen im übrigen mit dem ursprünglichen oben S. 443 abgedruckten Entwurf durchaus überein, nur dass Absatz e (zu Arti- kel 2) ganz fortgelassen und b folgendermassen formuliert ist: ,Da gesaget wird, dass die K. Maj. zu Schweden nach geendigtem Polnischen Kriege auch als ein Hertzog in Pommern in diese Bundnuss eingenommen werden sollte, und anjetzo dieser casus seine Erledigung hat, folget von sich selbst und wird als offenbar von jedermann gestanden werden, dass der Paragraphus dieses Einganges, wel- cher sich anhebt: »Mit Vorbehalt, dass da*, als der S. Churf. D. durchaus pra- judicirlich und die gleiche Oondition der Herrn Alliirten kl&rlich choquiret, in diesem Alliance-Recess nicht mehr stehen bleiben könne.*

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Verhandlnngeo aber die AnfDahme des Rf. 449

erste den weltlichen, ond das andere allen lieb, wann es zu erbalten, allein jenes bätte man bereits a. 1657 fahren lassen, nnd von dem Bremischen Gesandten, dem frenndlicb zugeredet, wäre nichts zu erhalten, auch hätte derselbe vordem gar Moderation suchen wollen, vorschützend, das jet- zige Qnantnm übertreffe den in der Reichsmatricul befindlichen Anschlag ultra triplum^.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 9./19. December 1664.

[Gonfereoz mit den Alliierten, deren Erklärungen zu den monita des Ef.j

Heute vor 8 Tagen haben sie die Conferenz mit den Alliierten gehal- 19. Dec. ten, es wurden ihnen die Erklärnngen derselben auf die Erinnerungen zu dem Allianztraktat eröffnet nnd auf ihre Bitte die schriftliche Mittheilung derselben zugesagt. Dieselben^ sind ihnen darauf von dem E.Mainzischen Directorium zugeschickt worden, und sie senden dieselben ein, sie haben darauf noch nicht remonstriert, sondern wollen erst die Befehle des Ef. er- warten.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 16./26. December 1664.

[KriegsratbsiostractioD. Geldbeitrag zar Allianzcasee.]

Sie übersenden die 1658 beschlossene Eriegsraths-Instruction '), dieselbe 26. Dec. ist aber^ wie E.Mainz mittheilte, nicht mehr gültig, und über eine neue habe man sich noch nicht vergleichen können, daher werde des Ef. Rath und Meinung beobachtet werden können, wenn man künftig für nöthig halten sollte, eine Instruction aufzusetzen. Znr Unterhaltung der bei der Allianz in Diensten bleibenden Generale oder zu anderen vorfallenden gemeinen Aus- gaben werden von einem zu Ross 3 Rthlr. und von einem zu Fuss 1 Rthlr. ad cassam geliefert, man meint aber, dass, wenn Ruhe und Frieden bleibe, für das ganze Jahr ein halbes Quantum zu allen Ausgaben genug sein dürfte.

0 Kf. erwidert darauf (d. Coln 17./27. December 1664), die Gesaadten Bollteo sich bemaheo, diese beiden Forderungen durchzusetzen, „welches Ihr doch also zu mesnagireo habet, dass, im Fall Ihr gleich nichts von beiden erhalten könnet, wie wir fast ans £arer itzigen Relation besorgen müssen, dennoch der Schlass der AUiance daram nicht aufgehalten werde. *"

*) S. ürk. u. Akt. II S. 290 ff.

^ d. Frauktart 15./25. September 1058, abgedruckt Diar. Europaeum I S. 1089.

Mater, z. Geich. ü. O. Kurrürstcn. XI. 2U

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450 7- BraDdenbarg und die Rheinische Allianz.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December 1664/

[9. Januar 1665.]

[auf die Relationen vom d./ld. und 16./ 26. December. Die dem Ef. anstössigeo Punkte sind vorläufig nur im Accessionsrecess za beseitigen, Kf. ist za Geld- beiträgen bereit.]

9. Jan. Ob wir nun zwar gerne gesehen, dass unsre Erinnerungen also-

bald beobachtet und dem Hauptrecess inserirt werden mögen, so wol- len wir doch, weil vor diesmal einige Aenderung darin nicht zu erhalten, und man gleichwohl allerseits einig, dass die uns höchst- präjudicirliche Clausul beim Iten Articul auszulassen, uns vorjetzo damit vergnügen, dass diese Clausul und andere puncta, so uns zu- wider, im Accessionsrecess cas'siret und annulliret werden, wobei Ihr aber ausdrücklich zu bedingen und solches jetzigem Accessionsrecess mit einzuverleiben, dass bei nächstkünftiger Prorogirung des Hauptre- cesses derselbe umgeschrieben und dasjenige, so wir dabei erinnern lassen, attendiret werden solle.

Ges. sollen die Forderang der fränkischen Markgrafen wegen des Quan- tum ihres Contingents ') unterstützen.

Im übrigen sind wir nicht gemeint, demjenigen, was zu Unter- haltung der im Dienst bleibenden Generale und andern gemeinen Ausgaben an Geld communi consensu ad cassam zu liefern, uns zu entziehen.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. Januar/ [2. Februar] 1665.

[Endgültige Forderungen des Ef.]

2. Febr. Ges. haben in ihrer Relation vom 13./ 23. Januar in der Befürchtnag, die Alliierten würden eine Erläuterung und deutliche Erklärung der Punkte wün- schen, welche dem Kf. eigentlich zuwider seien, um Resolution gebeten.

Welche wir Euch hiermit anfügen und ertheilen, dass wir es nun- mehr bei der Erklärung, so Euch die HH. Alliirten auf unsere Er- innerungen den 12. /22. December gegeben, in allen Stücken und Puncten bewenden lassen, nur habet Ihr dahin zu sehen, dass die Erläuterung, davon n. 2 obgemelter Erklärung gedacht wird, in dem Accessionsrecesse geschehe und die in dem ersten Articul des Haupt-

') S. oben S. 446, Anm. 2.

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VerbaDdlüDgen über den Eintritt des Kf. 451

recesses wegen des damaligen polnischen Krieges enthaltene Clausul cessire. Und habet Ihr mit dem förderlichsten eine formulam des Acces- sionsrecesses zu entwerfen, darinnen dieser Punkt obbeschriebenermassen ausbedungen wird, und uns solches Concept ehestens zu überschicken').

Die Gesandten an den Kurförsten. D. Regensburg 3./ 13. März 1665.

[Aendeningen der AlliierteD an dem Accepsionsrecess, die Verträge des Ef. mit

Pfalz-Nenburg.]

Sie übersenden das Projeet des Recesses nebst den Aenderungen, welche 13. März. die Alliierten beigesetzt haben, sie halten zwar dieselben für ganz unwe- sentlich, wollen aber doch nicht ohne Zostimmung des Kf. auf dieselben schliessen '). Der Münstersche Gesandte hat vor etwa acht Tagen im Allianzrath angezeigt, dass Kf. und Pfalz-Neubnrg^) sich nicht allein der Religion und des Westfälischen Kreisdirectorioms wegen verglichen, sondern auch ein DefensiFbündnis geschlossen haben.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. März/

3. April 1665.

[VerzÖgeniDg des AbBchloBses durch den Lünebargiscben SaccessiooBStreit]

Sie haben am 22. März/1. April eine neue Conferenz mit den Alliierten 3. April gehabt and denselben des Kf. Resolntion mitgetheilt, mit welcher jene sich sehr zufrieden zeigten. Der Recess wäre schon vollzogen worden, wenn nicht zwischen dem Brannschweigisch-Cellischen und B.-Calen- bergischen Streitigkeiten^) ausgebrochen wären, die noch nicht beige- legt sind, doch wird der Vertrag als vollzogen angesehen und sollen sie hinfort zu den Conferenzen, wie die anderen, berufen werden.

^ Die Gesandten übersenden 3./13. Febraar ein solcbes Projeet, welches dem K.TrierscbeD gleichförmig ist, nur dass am Ende die Cassation der Olausel des Art. 1 angehängt ist. Kf. erklärt sich 15./ 25. Febmar damit einverstanden und weist sie an, dieses den Alliierten mitzntbeilen.

^ Kf. ertbeilt 14./24. März seine Zustimmung und befiehlt, die Sache in Rich- tigkeit zu bringen.

*) Gemeint sind die nnter Vermittelang des Bischofs von Münster am 14. Febmar 1665 zn Dorsten abgeschlossenen Verträge s. v. Mörner S. 261ff. und unten Abschn. 8.

*) Ueber den nach dem am 15. März 1665 erfolgten Tode des Herzogs Chri- stian Ludwig zwischen dessen beiden Brüdern Georg Wilhelm and Johann Friedrich aasgebrochenen Soccessionsstreit s. Köcher I 8.3890*. und unten Abschn. 9.

29*

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452 7. Brandenbarg und die Rheinische Allians.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 14./ 24. April 1665.

[InterimserklaruDg der Alliierten; Herzog Georg Wilhelm nimmt die Hülfe der- selben in Ansprach.]

24. April. Da wegen des Streites zwischen Caienberg and Gelle der Recess noch nicht vollzogen werden kann, so haben sich die Alliierten bereit er- klärt, eine schriftliche Versicherang ansznstellen, dass Ef. des Effects der Allianz schon jetzt geniessen solle, was sie anch anf ein Interim annehmen wollen^). Der Calenbergische Gesandte hat eine ansfuhrliche schrift- liche Dednction den Alliierten mitgetheilt, in welcher Herzog Georg Wil- helm solenniter die Hülfe derselben gegen Herzog Johann Friedrich, von dem er invadiert nnd aggrediert sei, in Anspruch nimmt.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 21. April/ I.Mai 1665.

[Der Lüneburgische Successionsstreit.]

I.Mai. Die Gesandten der Herzoge Georg Wilhelm und Johann Frie-

drich haben den Alliierten die entstandenen Snccessionsstreitigkeiten schrift- lich angezeigt nnd ist darüber in dem Allianzrath, dem nnn anch sie beiwohnten, Deliberation angestellt nnd absonderlich die Frage, ob Herzog Johann Friedrich für einen Alliierten zn halten, in Consideration gezogen worden. Ein Theil') hat solches bejaht, weil derselbe ein unstreitiger Snccessor und entweder das Fürstenthum Celle behalten oder Hannover überkommen müsste, dann sei die Allianz ausdrücklich auf die successores gerichtet nnd gäben die Fürstl. Hessischen Häuser ein Ezempel, wie es jetzt zn halten. Doch blieb diese Frage, als von grosser Conseqnenz, unentschieden und es wurde nur einmüthig beschlossen, an beide Fürsten zn schreiben nnd sie zn gütlicher Schlichtung der Differentien zn ermahnen, auch die Schreiben so einzurichten, dass obenerwähnte . Frage nicht decidiert werde. Herzog Georg Wilhelms Gesandter ist vor einigen Tagen nach Wien gereist; ob nnn Herzog Johann Friedrichs Gesandter, der im Furstenrath sitzt, zu den Allianzconventen gerufen und admittiert werden wird, steht noch dahin.

0 Kf. genehmigt (25. April/ 5. Mai) diesen modus.

') Dre Gesandten melden 27. April/7. Mai: „Es halten sonst die Herren Gatholischen davor, dass Herzog Johann Friedrich Dnrchl als ein anstrei- tiger snccessor eines Färstenthnmbs in der Alliance begriffen, die Evangelischen aber wollen das znr Zeit wegen der Gontradiction Dero Herrn Braders Darcbl. nicht bejahen, und messen dahero diese jenen and hinwieder jene diesen einige Parteilichkeit bei.*

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Vorliulige AafiMkae de« Rf. Der LiaebnrgiBche SaecetsioDMtreit. 453

Dieselben an den Knrfttrsten. D. Regensbarg 12./22. Mai 1665.

[Die AofiiftliBe der friDkiscben Markgrafen in die AUiani, deren Gonüngent.]

Die Aofnabme der Fräokischeo Markgrafen in die Allianz ist tn- 22. Mai. gestanden, K.Trier, K.Cöln nnd Wolfenbüttel verlangen jedoch, dass dieselben ein grösseres Contingent stellen sollen, während die anderen mit dem angebotenen Contingent infrieden sind. Oravel erklärte, sein König hielte dafür, dass nicht so sehr anf dieses qnantam als auf des Kf. Con- tingent nnd dass demselben bierin Satisfaction geschehe, sn sehen sei. Da der Markgraf zn Cnlmbach sich sn 140 Pferden erboten hat, so hoffen sie, dieses werde angenommen werden.

Beide Braunschweigischen Fürsten haben den Snccnrs der Alliani in Anspruch genommen. Der Gesandte Herzog Johann Friedrichs nahm Torgestem im Ailianzrath seinen Platz ein, ohne dass jemand wider- sprach, daher trugen auch sie Bedenken, dergleichen allein vorzunehmen.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 4./ 14. August 1665.

[Besahlnng der Schulden der Alliaoz, Beitrag des Kf. dazu.]

Da noch aus dem Türkenkriege her der Cassierer. der Allianz Johann 14 Aag. Ochs 16000 Thaler nebst Interessen zu fordern hat, so hat man zur Ab- tragoDg dieser Schulden V/t Simplum gefordert. Ges. haben erklärt, dass Kf. für Ausgaben früherer Jahre nicht zo haften habe, und stellen dem Kf. anheim, nur ein volles Simplum einzusenden').

') Das Simplnm des Beitrages sar Allianskasse beträgt für:

Frankreich

4000 Rlhlr.

K. Mains

1500

K.Trier

700

K.Cöln

1600

K.Braodenbarg

2500

Möoeter

1403

Strassborg

210

Basel

140

PfaU-Neaborg

1585

Bremen

1150

Pfalz-Zweibrücken

210

Die brauDSchweigischen Häuser

21G0

Würtemberg

51)0

HesseD-Cassel

500

UesseD-Darmstadt

360

16b*20 Ulblr.

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454 7* Braodenbnrg und die Rheinische Allians.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 14. /[24.] August 1665.

[auf die Relation vom 4./H- Angast. Kf. will nnr Va Simplnm beitragen. Die im Dienste der Allianz stehenden Officiere.)

24. Aug. So yiei nun anfänglich den gemachten Schluss betrifft, dass ein jeglicher von den Alliirten ein und halbes Simplum in die AUianz- Gassa zum Abtrag des von dem Bundes Gassirer Johan Ochs ge- thanen Vorschusses binnen sechs Wochen zu Franckfurt a. M. einliefern solle, wollen wir, unsere Willfährigkeit zu bezeugen, zu schleuniger Auszahlung eines halben Simpli Anstatt machen lassen, ein mehreres aber kann uns noch vorjetzo nicht zugemuthet werden. So kön- nen wir uns auch zur Salarirung so vieler hoher Kriegsbedienten') (des Feldmarschallen Grafen von Hohenlohe Person ausgenommen) nicht gestehen, sondern wollen allein die Officire, so unseren zur BundeshUlfe destinirten Auxiliartruppen fttrgestellet sein, mit nötigem Unterhalt versehen.

Im Allianzrathe ist vorzastelleD, es müsse vorgebeugt werden, dass den von der Allianz dependiereoden und besoldeten Offi eieren nicht gestattet werde, in fremder Herren Dienst za treten, nameDtlich befremdet ihn, dass dem Gen. Major Oorgas sein jährliches Wartegeld gelassen and daneben gestattet wird, sich in des Bischofs von Münster Dienst gebrauchen zu lassen. Ges. sollen gegen die Einwürfe von K.Cöln, E.Trier and Wolfenl)üttel gegen die Receptiou der fränkischen Markgrafen remon- strieren.

Der Kurfürst an dieselben. D. Cöln 21./[31.] August 1665.

[Beitrag zu der AlliaDz-CasBe.]

31. Aug. So viel nun anfänglich die Alliance-Schulden betrifft, werden die-

jenigen Schulden, so ehe und bevor wir mit in die AUiance getreten.

1) Das Wartegeld für die im Dienst

der Allianz stehenden

Generale

und

Officiere

beträgt jährlich:

Földroarschall Graf Hohen

lohe

4000 Rthlr.

Geueralwachtmeister v. Baa

mbach

2000

V. Leyen

2000

Graf Josias y. Waldeck

2000

Generalquartiermeister v. G

orgas

133ai

Generaladjutant v. Boisrenaud

666|

Feyge

666}

12Ü6ÜJ Kthlr.

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Beitrag des Kf. znr AUianzcasse. Der Müosterscbe Krieg.

gemachet worden, billig von denen, so hernacher contrahiret worden, separiret, gestalt Ihr darauf nochmahl zu bestehen. Was aber die Ausgaben, so nach der Zeit, als wir in die Alliance getretten, vorge- fallen, anreichet, deshalb haben wir ein halb Simplum ausgeschrieben, ^Rrelches ehest eingeschicket werden soll.

Gottfried v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 6./16. October 1665.

[MuoBters Hüifsgesuch gegen die Niederlande.]

Man ist mit dem vom Ef. angebotenen halben Simplam zufrieden. Der 16. Oct. Französische nnd die Angsburgi sehen Confessionsverwandten inclinieren alle dahin, dem General Gorgas za schreiben, dass er von Münster abdanken oder ans dem Dienst der Allianz entlassen sein solle, wahrschein- lich wird er das leztere vorziehen.

Der Münstersche Gesandte hat die Ursachen^ warnm sein Herr mit den Niederlanden den Krieg angefangen, i) nunmehr, nachdem das Feuer angezündet > im Allianzrath verlesen und Hülfe begehrt. Niemand war instruiert, Jena als der erste äusserte seine Privatmeinung, man möchte es noch etwas und wie sich die Conjuneturen ereignen möchten, mit an- sehen, da man sich auf allen Fall und weiteres Anhalten gegen Münster zur Interposition erbieten könnte. Die anderen stimmten bei, der Fran- zösische contestierte aber noch immer, dass sein König den Staaten 4000 z. R. und 8000 z. F. zu Hülfe schicken müsste und würde. Die Augsb. Conf. Verwandten möchten auch, soviel er spürt, Münster nicht assistieren. Von den Schwedischen Consiliis wird Kf. wohl bessere Nachricht haben. J. wird den Allianzrecess unterschreiben und vollziehen lassen, weil die Hinderungen jetzt aufgehört haben.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 13./ [23.] October 1665.

[auf die Relation vom 6./16. October. Das Münstersche Hülfsgesnch ist abzalebnen.]

Was endlich des H. Bischoflfen zu Münster bei den Alliirten 23. Oct. Ständen gesuchte Assistenz und Htllfe belanget, habet Ihr nochmals bei allen Gelegenheiten vorzustellen, wie übel es von dem H. Bischoflfen geschehen, dass er ein so gefährliches Werk ohne I. Kays. Maj., des Seichs und des Kreises Vorwissen angefangen und dadurch das Reich und den Kreis absonderlich in die höchste Gefahr gesetzet, und habet ferner fleissig zu urgiren, dass mehrbesagter H. BischoflF von I. Kays. Maj. und dem ganzen Reich ernstlich dehortiret werde. Wie Ihr dann

1) S. unten Absclinittll.

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456 7. Brandenburg nnd die Rheinische Allians.

auch zu rejnonstriren, dass die Hülfe von dem H. Bischoff nullo jure ge- fordert werden könnte, weil er aggressor wäre, dann ob schon vor diesem die HH. Staten ihm einigen Verdruss angethan, so gebührete ihm doch nicht, auf solche Art das Reich zu impliciren, gestalt dann auch dieses nicht ihme, sondern vornehmlich dem Kaiiser und dem Reich geschehen wäre, dahero er billig demselben die Ahndung des- sen sollte gelassen haben.

Gr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg 13./23. October 1665.

[Des Kf. Beitrag zar Allianzcasse. General Gorgas.]

23. Oct. Im Allianzrath ist beschlossen worden, dass Kf. nur zu dem, was nach seiner Reception aus der Kasse zn bezahlen, beizutragen habe. Gravel, der das erste votum führt, hat sieb bei dieser wie bei anderen Gelegen- heiten dem Kf. willig und geneigt erwiesen. Als Jena darauf die Erklä- rung des Kf. wegen Salariernng der auf Wartegeld stehenden Officiere vor- gebracht, wurde beschlossen, er sollte dem Ef. berichten, dass Schweden früher gleichfalls dagegen gewesen sei, man habe' jedoch gefunden, dass dieses ein sonderbares zur Allianz dienendes vinculum sei und vielen Uuge- legenheiten vorbeuge, man hoffe daher, dass Kf., wie Schweden getban, das wenige Geld nicht scheuen und auch dazu beitragen werde. In betreff des General Gor gas trng Gravel darauf an, dass er aufzufordern sei, den Münsterschen oder den Dienst der Alliierten aufzugeben, Jena unterstützte diesen Antrag, die Katholiken und andere aber entschuldigten sich mit mangeln- der Instruction, so wurde die Sache verschoben. Es will aber fast scheinen, dass wegen der verschiedenen Inclinationen, wie in den Reichscollegien, so auch in diesem langsam oder gar keine Resolution gefas8t werden dürfte.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 27. October/ 6. November 1665.

[Beschwerden Münsters gegen Frankreich und die Niederlande, E.Maiozs gegen K.Pfalz, Pf.Neubargs gegen Spanien und die Niederlande].

6. Nov. Im Allianzrath beschwerte sich 25. October/ 4. November der Mün-

stersc he Gesandte über den König von Frankreich, dass derselbe, wie verlaute, den Gen.-Staaten 6000 Mann schicke und zu 12000 Werbegelder reichen Hesse, und verlas eine Schrift, worin eine gütliche Schlichtung dieses Streites beantragt wird. Oravel erwiderte nur, dass es seinem König an genügsamen Ursachen dessen, so geschehe, nicht ermangele , und deside- rierte Communication. Zugleich übergab der Münster sehe noch eine Schrift wider die Holländer. K.Mainz liess Klage erheben, dass er

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Beschwerden Münsters, K.Mainzs und Pfalz-Neobnrgs. 457

▼on K.Pfalz') ohne Ursache feindlich angegriffen sei^ verlangte die Bnn- deshülfe und ersuchte die Alliierten, eich mit der Hülfe gefasst zu halten nnd aof weiteres Ansochen solche in simplo zu schicken. Pfalz-Neuburg beschwerte sieb über die Spanische Regierung zu Brüssel, welche Sol- daten in sein Land lege und sie nicht wolle abführen lassen, und über die Gen. Staaten, dass sie nicht die Garnison aus Ravenstein nehmen wollen, einen vornehmen Vasallen ans dem Jülichschen gefangen weggeführt and die Jesuiten aus Emmerich vertrieben haben ^. Ges. bittet um In- struktion. Es scheint zu erwägen, dass diese Allianz nicht auf die alten und vor dem Friedensschluss streitig gewesenen oder entzogenen Dinge ZQ ziehen ist, sonst würden die Alliierten unterschiedliche Armeeen im Felde halten müssen. Dann ist die Allianz nur auf die Defension gerichtet und soll den Alliierten, wenn jemand etwas anfangen will, zeitige Nachricht gegeben werden, was Münster garnicht beobachtet hat. K.Mainz mag wohl die Hülfe noch nicht zur Zeit serio begehren, und wird de justitia causae und vielen anderen Dingen, die bisher vorgegangen, unterschiedliches geredet.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 3. / 13. November 1665.

[Hölfegesacbe Mäoeters und Pf.Neubnrgs. YerzogeruDg der VollziehuDg des

AccessionsrecesseB].

Münsterhatbegehrt mit einem simplo, Pfalz-Nenburg mit wirklicher 13. Nov. Hülfe gegen die Gen. Staaten assistiert zu werden, der letztere hat auch verlangt, dass die Allianz wegen Abführung der spanischen Truppen aus seinem Gebiet an Castel Rodrigo^) schreibe. Herzog Johann Frie- drieh von ßrannschweig hat sich erboten, nachdem sich sein Ge- sandter V. Rantenstein mit dem seines Bruders, des Herzogs Georg Wilhelm, Otto v. Mauderode wegen Führung der beiden Brüdern zu- stehenden Vota verglichen hat, an der Allianz von 1658 festzuhalten und des Kf. Accessionsrecess zu ratificieren. Dieser Recess ist noch nicht vollzogen, weil die geistlichen und weltlichen fürstlichen Glieder sich über die Ordnung beim Unterschreiben nicht einigen können^).

1) üeber diesen WildfaDgstreit e. unten Abschn. 10.

^ Ueber diese Streitigkeiten und VerhandluDgen Pfalz -Neu barg s mit den Niederlanden s. M^moiree du comte d'EBtradesII S. 63. 167. 225. 230; III S. 306. 325. 482. 510.

') Statthalter der SpaDiechen Niederlaode.

*) G. V. Jena meldet 10./20. November, die weltlichen Pursten hätten den Re- cees unterschrieben und man hätte auch beschlossen, die fränkischen Markgra- fen mit dem aDgeboteuen Kontingent von 120 Pferden in die Allianz aufzunehmen.

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458 7. Brandenbarg and die Rheinische Allianz.

Recess über den Beitritt des Kurfürsten von Brandenburg zur Rheinischen Allianz. D. Regensburg 8./ 18. November^) 1665.

18. Nov. Zu wissen sey hiemit, als die in folgendem ßeeess benandte, des beyl. Rom. Reichs Ghur und Fürsten, unterm dato Franckfurt am Mayn den 4./14. Augusti des verwichenen 1658 sten Jahres für sieb, Ibre Successores, Erben und Nachkommen, durch Ibre abgesebickte, zu dieser Sache instruirte und gevollmäcbtigte geheime Ministros, Räthe und Abgesandte, so wohl unter sich selbst, als auch nachge- hends unterm dato Mayntz den 5./ 15. berührten Monaths und Jahres mit der Eönigl. May. in Franckreich gewisse Bundes-Recesse (welchen hemachmahls auch der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Georg Landgraff zu Hessen etc. nunmehr christseel. hocblöbl. Andenckens den 8./18. Junii 1659; der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Eberhard, Hertzogzu Würtemberg etc. den 4. Febr./25. Januar 1660, auff höchstgedachten Herrn Landgraffen Georgens Fürstl. Dchlt er- folgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Ludwig, LandgraflF zu Hessen etc., anno 1661; der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich Ludwig, Pfaltzgraflf bey Rhein etc. den 5. Martii/23. Februarii 1663; auf Herrn Landgraffen Wilhelms zu Hessen Fürstl. Dchlt. christseel. hocblöbl. Andenckens erfolgten tödt- lichen Hintritt die Durchleuchtigste Fürstin und Frau, Frau Hedewig Sophia etc. Wittib, Vormünderin und Regentin, in Vormundschaffts Nahmen Dero ältesten Fürstl. Princens, des auch Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelms Landgraffen zu Hessen etc. anno 1663; der hochwürdige Fürst und Herr, Herr Johann Conrad, Bischoff zu Basel den 10. Mali 1664; sodann auf des Durchleuchtig- sten Fürsten und Herrens, Herrns Christian Ludwigs, Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg christseel. hocblöbl. Andenckens erfolgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Johann Friedrich, Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg a. 1665 respective beygetretten und continuiret) aufgerichtet, beschlos- sen und folgends Ihre Ratificationes unter selbsthändiger Subscription und Siegellung darüber gegen einander ausgeantwortet; sodann aus bewegenden Ursachen nach und nach biss auf den 4./ 14. und 5./ 15. Tag Augusti 1 667 ten Jahres erstrecket worden, Allermassen der zwischen böchstgedachten Chur- und Fürsten auffgerichtete Haupt- und dann

' 1) iDhalUaDgabe bei Pufendorf IX, § ()5, S. 600, v. Mörner S. 268ff.

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Der AccesflioDsrecesB. 459

mit und benebenst der Eönigl. Mayt. in Franckreich nachgehends verglichene letztere Prorogations Recesse von Wort zu Wort lauten, wie folget:

Zu wissen sey hiemit, als nach dem in anno 1648 etc. [0. Franckfurt a. M. 4./14. Augusti 1658] 0-

Zu wissen, demnach zwischen etc. [D. Frankfurt a. M. 7. Martii/ 25. Februarii 1663]*).

Und dann der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Friederich Wilhelm, Marggraflf zu Brandenburg etc. berührte Bundes Recesse gleichfalls seines Orths zu fertigen und zu ratificiren aus gewissen Ursachen bisshero zwar angestanden, nunmehr aber dazu sich endt- schlössen und erkläret, dass solchem nach höchstbenandte S. Ghurf. Dchlt. Yorgemeldte zu niemands Offension, sondern nur alleine zu Beschützung Ihrer und der sämbtlichen Alliirten Landt und Leuth angesehene, auch in denen Reichssatzungen und zumahl dem jüngsten Westphälischen Friedensschlus gegründete Verfassung mit ob höchst- benandter Königl. Mayt. auch Chur und Fürsten den 22. Martii/1. Apri- lis 1665 würcklich eingegangen und mit denenselben sich (ausgenom- men dessen, so wegen Inhalts des ersten Articuls absonderlich ver- glichen und am Ende dieses Accessions-Recesses befindlich) verbunden haben. Thun auch solches hiemit und in Erafft dieses dergestalt, dass Sie nicht anders, als ob mehr höchstgedachte S. Churf. Durchl. gleich anfangs ob inserirte Recesse mitgefertiget und genehm gehatten hätten, alle darin gemeldte Assistentz und Hülffe, jedoch offt höchstbesagte S. Churf. Durchl. wegen dero Churfürstenthumb und Reichslande mit Fünffhundert zu Pferd in vier Gompagnien und Eintausend zu Fuss in fllnff Gompagnien, die übrige alliirte Chur- und Fürsten aber mit so viel Mannschafft, als in mehr berührtem vorgehenden Haupt- und re- spective Ihrem Accessions-Recess verglichen und enthalten ist, einan- der treulich leisten und demjenigen, was mit mehrem darin verhandelt, gegen einander nachleben uni} nachkommen wollen. Als aber der im Isten Articul des d. 4./ 14. Aug. 1658 zu Franckfurt am Mayn auffgerichteten Haubt Alliantz Recessus befindlicher Paragraphus, wel- cher sich anfanget: „Wobey dann dieses absonderlich verglichen, ob-

0 Diarium Earopaeam I S. 1010. Londorp VIII S. 417. OnmoDt VI 2 S. 2.36.

3) DamoDt VI 2, S. 453.

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460 '^' Brandenbnrg und die Rheiniscbe Allianz.

wohl die AlHirte weder in gegenwärtigem," und sich endiget: „ohne einige Exception würckliche Hülfife und Assistentz zu leisten schuldig seyn sollen," nach dem in a. 1660 erfolgten Polnischen Frieden an und fOr sich selbst erloschen, und demnach S. Churf. Durchl. 2u Bran- denburg selbigen Paragraphum nuhn mehr auszulassen begehret, der offt angezogene Haupt -Recess aber aus einer und andern Ursachen vor jetzo nicht umbgefertigt werden können. So erklären und ver- sprechen obhöchstgenandte Konigl. Mayt. in Franck reich auch Ghur- forsten und Ftlrsten ingesambt und ein jedweder für sich, dass die in art. 1 jetzt angeführte absonderliche Disposition „wobey dann" und was davon dependirt, die Königl. Mayt. und Cron Schweden wie auch S. Churf. Durchl. zu Brandenburg betreffend, hiemit abseyn und cessiren, und wann diese Alliance künflftig prorogiret werden wird, der oflftgedachte Haubt-Recess de a. 1658 umbgeschrieben, er- neuert und gedachter, art 1 "»® befindlicher Paragraphus und absonder- lich gemachter Vergleich, höchsfgedachte Königl. Mayt. und Cron Schweden und dann S. Churf. Durchl. zu Brandenburg belangend, als der bereit von sich selbst cessirt und auffgehoben ist, daraus ge- lassen werden solle.

Dessen zu Uhrkund und beständiger Vesthaltung ist dieser Re- cess von allerseits Königl. Chur- und FUrstl. Gevollmächtigten unter- schrieben und verfertiget, auch davon einem jedweden ein Exemplar zu dem Ende behändigt worden, damit von allerseits gdster Herr- schaflft die darüber nöthige Ratificationes verglichener Massen von dato innerhalb sechs Wochen ohnfehlbar beigebracht und gegen ein- ander ausgewechselt werden mögen. Da aber vor Verflicssung an- geregter sechs Wochen, oder vor Einlangung der Commutirung aller- seits hoher Herren Principalen Ratificationen, obgedachter Alüirten Chur- fürsten und Fürsten oder S. Churf. Durchl. zu Brandenburg Chur- fürstenthumb und Landen einige Gefahr zuhanden stossen oder auch zu besorgen stehen solte. So versprechen obgedachte Königliche, Chur- und Fürstl. Gesandten im Nahmen Ihrer hohen Herrn Principalen hie- mit S. Churf. Durchl. zu Brandenburg Gesandte, denenselben, daBs Sie auch in solcher Zeit auff allen zutragenden Nothfall einander ad mutuum auxilium und zu reciprocirter Assistentz dergestalt und unter sich verbunden sein sollen und wollen, als ob allerseits Königl. Chur- und Fürstl. Ratificationes würcklich schon eingelanget, auch gegen ein ander eommutirt und extradiret wehren. Alles getreulich und ohne Gefehrde. So geschehen zu Regenspurg den 8./18. Novembris a. 1665.

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Der AccessioDsrecess. 461

Robertus de Gravel

Christianissimi regis Plenipotentiarius. Frantz Georg von Sehönborn

wegen Chur-Maintz. Joannes Gbristophorus Aldenbofen

wegen Chur- Colin. Johan Adam Umbescbeiden

wegen Chur- Trier. Gotfried von Jena

wegen Chur- Brandenburg.

Hans Ernst von ßautenstein

wegen Ihr. Dchl. zu Neuburg. Georg von Snoilski,

wegen Bremen, Verden und Pommern. Hans Ernst von ßautenstein

wegen Ihr. Dchl. zu Zweybrttck. Caspar Alexandri 0.

wegen Braunschweig Wotfenbttttel. Otto Otto von Mauderode,

wegen Braunschweig Lüneburg Zell. Hans Ernst von Rauten stein

wegen Ihr. Dchl. zu Braunschw. Lttneb. Calenb. Sebast. Fried. Zobel,

wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Cassell. Sebast. Fried. Zobel,

wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Darmstad. Georg Wilhelm von Bydenbach wegen Würtenberg.

G. V. Jena an den Kurftlrsten. D. Regensburg 24. November /4. December 1665.

[ScbreibeD an Castel Rodrigo, General Gorgas, französische Antwort auf die Munstersche Beschwerde, Haltung der catholischen Mitglieder der Allianz].

Er übersendet den Allianz- Accessions -Recess, den aber Basel and 4. Dec. Münster wegen des Fräcedenzstreites mit den Weltlichen noch nicht un- terschrieben haben, und die Formel für die Ratifikation; er sendet ferner ein Schreiben der Alliierten an den spanischen Statthalter Castel Ro- drigOy welches anf Pfalz-Ncnbargs Ansuchen abgehen, aber erst den

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462 7. Brandenbarg uod die Rheinische Allians.

Priocipalen vorgelegt werden soll. Auf Antrag des französischen Ge- sandten ist beschlossen, an General Gorgas zu schreiben und ihn aufza- fordern, den Münsterschen Dienst zu quittieren. Der französische Gesandte verlas auch eine Interimsantwort auf die Münstersche Beschwerde wegen des den Gen. Staaten geschickten Suceurses.

Die HH. Gathotischen bezeugen sich bei diesem Kriege immer fröhlicher und bekommen ihre angenehme Zeitung, auch dass Ihre Maj. der König von Engeil and gewiss etliche 1000 Mann unter einem catholischen General sende, werden sich dennoch, als gesagt wird, des Wesens, weil es Münster nicht benöthiget, öffentlich nicht an- nehmen, sondern allein dahin embsig trachten, durch Vorgebung fried- licher Mittel zu hindern, damit kein Augsb. Conf. Verwandter Forst denen HH. General Staaten assistire, dafUr haltend, es werde Mon- ster mit der engelländischen Htllfe alsdann bastant sein können, sein jetziges und mehr andere Desseins werkstellig zu machen.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./25. December 1665.

[Das Schreiben an Gastet RodrigO) freundschaftliche Erklärung Pfalz -Nenbargs,

Antrag K.Gölns anf Bereithaltong des Triplam and Einscbreiten gegen die wider-

spänstigeo Landstäode, die Grafen von Waldeck].

25. Dec. Ffalz-Nenbnrg verlangt, dass in das Schreiben an Castel Ro- drigo ein Passus eingerückt werde , in welchem die Spanier, wenn sie nicht abzögen, mit der Einmischung der Alliierten bedroht würden. Der Pfalz-Nenburgische Gesandte hat Jena besucht und erklärt, sein Herr wünsche jetzt mit Ef. in nähere Vertranlichi^eit zu treten. Er hat anch zu allererst die Ratification des Accessions- Recesses eingereicht. Der K. G ö 1 - nische Gesandte beantragte 13./23. December, um der Gefahr, dass anch die Lande seines Herrn mit in den Krieg hineingezogen würden, vorzubeu- gen, dass man sich in Kriegs Verfassung setze nnd mit dem Triplnm an Volk gcfasst halte, zugleich wünschte er, dass beschlossen werde, falls eines Alliierten Landstände bei Beibringung dieses Tripli sich widerwärtig zeigten, man conjunctim sich zu assistieren habe , dass dieselben dazu und zur nöthigen Unterhaltung des Tripli angehalten würden. Auch Pfalz- Neubnrg gab eine gleiche Erklärung ab. Es wurde ad referendum ge- nommen. Jena bittet um Instruction in dieser Sache, die wichtig scheint; es liege am Tage, dass K.Cöln nnd Pfalz-Nenburg auf diese Weise ihre Unterthanen, welche sich zn Wartegeldern nnd Unterhalt der Völker nicht verstehen wollen, vermittelst der Allianz dazu zu bringen suchen. Bei der Beratbnng, ob das von den Grafen Christian Ludwig nnd

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Anträge von Pfalz-Nenborg u. K.Goln. Misshelligkeiten anter d. Alliierten. 463

Josias voQ Waldeck begehrte IntercessioDsschreibeD *) an Münster zn expedieren sei, eitstand die Frage, ob das Gräfl. Waldecksche Hans in der Allianz gewesen nod noch sei, die übrigen bejahten, Münster, Pfalz- Nenbnrg nnd Galenberg dagegen difficultierten es. Die ersteren be- riefen sich darauf, dass das Hans Wal deck wegen Opposition des Hauses Hessen betreffend die Lehen nicht wirklich habe aufgenommen werden können, nachdem aber die Lehnsstreitigkeiten mit Hessen beigelegt nnd jenes nicht mehr contradiciere , sondern Wal deck pro foederato erkenne, sei remoto hoc obstacnlo die Sache richtig. Da aber die Prorogation der Allianz nach Expiriemng des gesetzten Termins dazwischen gekommen, so sei fraglich, ob das Hans Wal deck auf sein Ersuchen zu recipieren, da- wider Ycrmuthlich Münster sein würde, oder bei der Allianz, falls es noch darin sei, zn behalten sei. Er bittet auch darüber um Instruction.

Dass an General Oorgas die Aufiforderung zur Aufgabe des Mün- sterschen Dienstes erfolge, ist längst beschlossen worden, aber über die Form dieser Avocierung hat man sich noch nicht vergleichen können, und lassen sich auch sonst im Allianzrath, weil darin unterschiedliche Intentio- nen, allerhand Bronillerien spüren.

Ef. wird gebeten, jetzt das halbe Simplum einzuschicken und sich zu erklären, ob er künftig zur Salarierung der gesamten Generalität eoncur- rieren wolle. Die Aufnahme der Markgrafen von Culmbach und Onolz- bach ist am 13./23. December beschlossen worden.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 29. December 1665/8. Januar 1666.

(C.CöIdb und Pfalz-Neaburgs Antrag auf Stellaog des Triplnm, Misstrauen der Evangeliscben. Schreiben an Gorgas.]

E.Cöln und Pfalz-Neuburg nrgieren aufs neue einen allgemeinen S.Jan. Bescbluss wegen des Tripli, aber nur Münster secundiert. Die Sache ver- ursacht den Augsb. Conf. Verwandten, wie diese sich vertraulich vernehmen lassen, allerhand Nachdenken, zumal man gerade heraussagt, man müsse quovis modo Münster retten. Dazu ist gewisse Nachricht vorhanden, dass Münster seine Intention vorlängst einem Theile der Alliierten mitgetheilt und mit denselben Rath gepflogen, und dass er dem Kaiser zu Salzburg durch den Landgrafen zu Hessen-Homburg remonstrieren lassen, dass der Krieg gegen die Niederlande ein Religion swesen sei, daher auch, wenn der Erzbischof von Salzburg es nicht beständig widerrathen, ihm 8 Regi- menter zu Hülfe marschiert sein würden.

0 Dieselben hatten die Alliierten aufgefordert, den Bischof von Munster ab- xnmahnen, seine Drohung, die Waldeckschen Lande dafür büasen zu lassen, dass ihr Vetter Graf Georg Friedrich v. Walde ok sich in niederländische Dienste begeben habe, auszuführen.

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464 7. Brandenburg und die Rheinische Allianz.

Das Schreiben an Oorgas, worin er nicht a?ociert, sondern nnr eine Erklärung von ihm verlangt wird, ist jetzt endlich nach etlichen Monaten fertig geworden.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 8./ 18. Januar 1666.

[auf die Relation vom 15./25. December. Das Schreiben an Gastel Rodrigo, der Antrag K.Colns, das Haus Waideck].

18. Jan. Sie sollen dem Pfalz-Nenbnrgischen danken. Das Schreiben an Gas- tel Rodrigo darf nnr auf gütliche Interposition gerichtet, daher die von Pfalz-Neuburg gewünschten Worte nicht inseriert werden, ßetreffend den Antrag E.Cölns auf Stelluug eines Triplnm sollen sie sich der Ma- jorität conformieren, ebenso in betreff der Reception des Hauses Wal deck, da Kf. diesem Hause hierin nicht zuwider sein will.

i G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg

^ 12./ 22. Januar 1666.

l [Beschwerden Munsters über die Braunschweigischen Herzoge, der Antrag

, K.OöIns und Pfalz-Nenburgs auf Stellung des Triplnm.]

t 22. Jan. Das Schreiben an Castel Rodrigo ist expediert. Der Münstersche

Gesandte hat sich über Herzog Oeorg Wilhelm von Brannschweig ; und den Bischof von Osnabrück beschwert, dass ihre unter Waldeck

. stehenden Truppen holländische Fahnen angenommen und im Marsch be-

' griffen wären , um in sein Land einzufallen, und ein Dehortationsschreiben

der Alliierten an dieselben, sowie Stellung der Hülfe von denselben ver- langt. Darauf hat Braunscbweig-Celle mit einem Memorial geantwor- ^ tet, Münster repliciert. K.Cöln und Pfalz-Neuburg, von Münster

' secundiert, urgieren ein Conclnsun wegen Stellung des Tripli, es haben

* sieb aber die meisten, auch Jena mit mangelnder Instruction entschuldigt, ein Theil der Augsb. Conf.-Verwandten erklärt, dass es überflüssig und

* weitaussehend wäre.

Derselbe an den Kurfttrsten. D. Regensburg 26. Januar/

5. Februar 1666.

[Beleidigende Aeusserung des Münsterschen Gesandten].

5. Febr. Im Allianzrath haben am 19./29. Januar K.Cöln und Pfalz -Neu bürg

aufs neue das Triplnm nrgiert, Münster sich über Frankreichs nnd Her- zog GeorgWilhelms von Gelle Verhalten beschwert. Als der Cellische sieb

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Antrag wegen Stellang des Triplam. 465

in seiner Replik anf das am 10./20. Noyember 1665 von Jena abgelegte bran- denbnrgische votom bezog, worin Münster als aggressor bezeichnet ist, erklärte der Münstersche jenes Votum für ein dem Willen und der Ab- sicht des Ef. nicht entsprechendes, dem dessen mündliche nnd schriftliche Contestationen nnd sonderbare Abschicknngen zuwiderliefen. Jena fühlt sich dadurch beleidigt, er hat nicht geantwortet, um dem Kf. nicht yorzn- greifen, bittet aber, dass dieser ihm Satisfaction ?erschaffe').

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 9. Februar st n. 1666,

[Die beantragte Tripelhfilfe.]

Er hat in seinem Rescript vom 8./18. Januar sie angewiesen, wegen der 9. Febr. im Allianzrath vorgebrachten Tripelhülfe sich den majoribus zn conformieren.

Nun ist zwar unsere Meinung hierunter nicht gewesen, dass die majora alhier gelten sollten, dahero wir auch hoffen, Ihr werdet die- ses bestennassen mesnagiret haben. Daferne Ihr nun solches votum noch nicht abgeleget hättet, so befehlen wir Euch damit noch an Euch zu halten, und wann wegen der Tripelhülfe wieder etwas vor- kommt, zu vernehmen, | : wohin der andern, fümebmlich der Evange- Oh. lischen Meinung gehe, und absonderlich zu sondiren, ob auch Frank- reich hiezu Anlass gegeben, dass solche Proposition auf, die Bahn gebracht worden: |, und uns davon alsofort berichten, Euch aber in- mittels defectn mandati zu entschuldigen.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 16./26. Februar 1666.

[auf das Rescript vom 9. Februar. Die Tripelhülfe. HaltoDg Frankreichs in

dieser Aogelegenheit]

Die Frage wegen der Tripelhülfe ist noch res integra und das 26. Febr. Votum, weil es die Gelegenheit also gegeben, nicht abgeleget worden. |: Sonst ist gedachtes Anbringen denen Evangelischen sofort zu an- Cii. fangs sehr nachdencklich vorkommen, Frankreich aber hat zu dieser

0 Kf. erwidert darauf (13./2d. Februar), Jena habe uar zu erwidern, dem MaosterBchen gebühre nicht, seine vota in Zweifel zu ziehen, da er darüber nicht ihm, sondero dem Kf. Bechenschaft sa geben habe; halte er dieses nicht für genügend, so habe er bei dem Directorinm zu suchen, dass jenem solches ver- wiesen werde.

Uftter. t. Gesch. d. Q. Karfurtteu. XI. 30

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466 7. Brandeobnrg und die Rheiniache Allianz.

Proposition keine Anlass gegeben, aueh bei denen Deliberationen Mangelung genügsamer Instruktion anterschiedlicb vorgeschtltzet, doch endlicb, dass er indifferent sei, sich vernehmen lassen. H. Gravel gedachte auch vor etlichen Wochen gegen mir dem Jena, dass er es nicht anders als so machen könnte, damit sein König bei etlichen nicht in Verdacht geriethe, als wollte er zwar Völcker auf den Beinen haben, aber ungern leiden, dass seine AUiirte sich gleich damit ver- sehen:!.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 23. Februar/ 5. März 1666.

[üeber die Tripelhulfe ist kein Beschlass zaBtande gekommen. Neaer Vorschlag

K.Cölos.]

5. Mars. Im Allianzratb haben K. Cöln nnd Pfalz-Nenbnrg nochmals ein Conclasnm wegen des Triplam nrgiert and vorstellen lassen, dass ohne dem ihre Landstände za den nötbigen Werbegeldern and ünterhaltong der Miliz nicht zn bewegen. Die Katholischen consentierten alle und brachten die majora, wenn man die Interessenten mitrechnet, za wege, dagegen dissentierten alle Aogsb. C. Verwandten, dass also kein Schlass erfolgen konnte. Darüber beschwerten sich der E.Cölnische and Pfalz-Neabargische and erste, rer schlag vor, dass im Namen der Allianz an K. Cöln geschrieben werde, wie man nöthfg befanden, dass ein jedweder der Alliierten mit einem Triplo an Volk sich gefasst halte, damit dieser Brief den Landständen vorgewiesen werden nnd die quaestio an dadurch ihre Erörterung erlangen könnte, mit welchem sich Pfalz-Nenbnrg conformierte. Sie and ein Theil der Nach- stimmenden haben diesen Vorschlag ad referendam angenommen. Dann ge- schah nochmals Erinnerang wegen Einlieferang des Geldes and ob Kf. nicht anch ebenso wie Frankreich and Schweden zam Unterhalt der Generalität beitragen wolle.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 16. /26. März 1666.

[auf die Relation vom 23. Febr./ 5. März. Das Triplum nicht nöthig, Zahlaog

seines Beitrages.]

26. März. Nachdem nunmehr Gott Lob gute Hoflfnung vorhanden *), dass der Krieg zwischen den Gen. Staaten und Münster ehestens bei-

') Mitte März hatte sich der Bischof von Münster znm AbschlosB des Frie- dens mit den Niederlanden anter den vom Kf. von ihm geforderten Bedingaogeo bereit erklärt, 8. anten Abschnitt 11,

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Anträge K.GöIds. Beitrag des Kf. sur Bundescasse. 467

geleget und der Friede getroffen werden wird, so sehen wir nicht, wozu das begehrte Triplam an Mannschaft nanmehro von nöthen.

Wegen der Lieferung des Geldes ad cassam, wann Frankreich und Schweden das ihrige mit zutragen, werden wir auch dasjenige, so uns zukommt, doch erst von der Zeit an, da die Ratification aus- gefertigt worden, entrichten *).

Die Gesandten an den Knrfttrsten. D. Regensburg 13./23. April 1666.

[Neuer Antrag K.Colns wegen UDteretntEiiDg seiner Forderoog der Einranmong Bbeinbergs and Stellung des Triplam.]

Im Alliansrath hat 10./20. K.Cöln beantragt , seine Forderung an die 23. April. O en. Staaten wegen Einräumung von Rheinberg*) durch ein Schreiben an dieselben und auch bei dem hiesigen Beyollmächtigten derselben zu empfeb* leuy zugleich die Forderung wegen Stellung des Triplum erneuert, indem die Conjuttcturen sich je länger, je gefährlicher anliessen. Die Katholischen willigten in beides; Ges. ei^lärten, darüber ref^ieren zp müssen und dass nunmehr, da zum Frieden zwischen Holland und Münster gewisse Hoff- nung sei, ein solches Conclusum you wirklicher Stellung der Mannschaft nieht nötig srin werde, zumal es bei einem und andern ungleiche Gedanken erwecken könnte. Dem conformierten sich die Augsb. C. Verwandten, so dass beides unerörtert blieb. Die Rbeinbergische Sache ist auch an

0 Der Baadeskassierer Johann Ochs erinnert deo Kf. (d. Frankfurt 25. März 1666) .daran, derselbe habe ihm in einem Schreiben vom 25. September 1665 an- gezeigt, dass er statt der den 8. August bewilligten IVa simpla vorerst nnr Vs Monat und nach einem halben Jahre wieder Vs Monat an die Bundeskasse werde einliefern lassen, er habe aber bisher noch nichts erhalten, und er bittet daher wenigstens diese Abschlagssahlung su leisten. Darauf theilt Kf. (10./20. April) den Gesandten mit, su den auf ihn fallenden 1250 Thalern , welche von ihm auf seine einzelnen Lande repartiert seien, hätten erst Brandenburg, Ravensberg und Minden ihren Beitrag (zusammen 725 Thaler) eingeliefert, welche der Ober- licenteinnehmer Preunel an Ochs senden sollte, in Gleve und Mark werde er selbst Anstalt treffen, dass die auf diese Landschaften fallenden 250 Thaler übersandt würden, auch an die Halberstädtische und Hinterpommersche Begie- ning habe er geschrieben, dass sie das resUereDde Geld (275 Thaler) sofort bei- bringen sollten. Ochs quittierte darauf (d. Frankfurt 8. Mai 1666), dass Kf. an ihn in Abschlag der den 8. August 1665 zu Regensburg bewilligten iVs simpla 1000 Thaler zu Leipzig habe zahlen lassen. Noch am 19./29. Juli 1667 melden die Gesandten dem Kf., die 250 Thaler von Gleve seien noch nicht eingegangen.

^ S. fiber diese Streitigkeit oben 8.36 und M^moires d'Bstrades II S. 40. 53. 63.

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468 '^' Brandenbiirg und die Rheinische Allians.

alle Stände and an den Kaiser gebracht*). Man redet hier; dass Schweden einwillige, 15000 Engelländer an der Weser aussteigen zn lassen und ihnen Durchzug zu gestatten, und dieses sei die Ursache, warum ein Theil die Schliessung des Friedens traisniere.

Dieselben an den Earfürsten. D. Regensbnrg 15./25. Januar 1666.

[Weitere Prorogiemng der Allianz.] 25. Jan. Im AlUanzrath ist Erinnerung geschehen, dass wann sothane bis auf ein Jahr zu Ende gelaufen, von derselben Prorogation pflegte ge- handelt zu werden, und weil den 4./ 14. 5./15. des künftigen Monats Augusti zwei Jahr bereit verflossen, als wurde eine jedwedere Gesandt- schaft um nöthige Instruktion in Zeiten gebührend anzuhalten wissen. Ges. bitten Ef. darum.

Der Knrfllrst an die Gesandten. D. Cleve I1./21. Jnli 1666.

[auf die Relation vom 15./ 25. Juni. Prorogierang der Allianz.]

21. Juli. üieweil wir Euch aber anitzo in specie darauf nicht instruiren können, so habet Ihr inmittels, wann die Zeit herankommt, zu ver- nehmen, wie sich die andern hierunter betragen und wohin sie zielen, da Ihr Euch dann den Majoribus zu conformiren, es wäre dann Sache, dass Ihr einiges erhebliches Bedenken darbei hättet, auf welchen Fall Ihr Uns zuvor Bericht einzuschicken und unsre Resolution darauf zu erwarten habet.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 22. Febmar/4. März 1667.

[Verbandlaog im AlUanzrath über Prorogieruog der Allianz and Zahlung eines

neuen Qeld bei träges.] 4. März Im AlUanzrath wurde 16. /26. Februar vorgetragen, wie das etliche Male

prorogierte Defensionsbündnis sich zum Ende nähere. Da nach Art. 22

0 Kf. beauftragt die Gesandten (13./2d. April), dem R.Colaischeo Gesaodten mitzatheilen , dass er seine Minister im Haag beauftragen woUe, den dort an- wesenden K.Cölnischen Kantler Buschmann in dieser Bheinberger Sache in uoterstfitzeo.

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I

VerbandlaDgeo aber Prorogieinog der Allians. 469

des Haaptrecesses ein halbes Jahr zuvor, ob dasselbe wieder za eraeaero sei, geredet werden* solle, so b&tte man jetzt dieses zn proponieren für nötbig befanden, dahinstellend, ob die Gesandten sich darüber erklären wollten.

Der französische Gesandte erklärte sich darauf für ermächtigt im Namen seines Königs zu erklären, dass derselbe zur Prorogation bereit- willig sein würde. Der K.Triersche erklärte, diese Sache sei noch nie in Propoeition gekommen , daher es ihm an Instruktion mangele. Der K.- Cölnische Hess sich vernehmen, sein Herr habe ihn dergestalt instruiert, dass er sich sogleich für die Prorogation erklären könne, weil aber K.Trier es ad referendum genommen, wolle er demselben nicht vorgreifen.

Sie, die Gesandten des Kf., erklärten darauf, nachdem sie daran erin* nert, wie Kf. immer für Erhaltung des Friedens nnd guten Vertrauens im Reiche und mit den Nachbaren bemüht gewesen, dass sie zwar, wenn es die übrigen thäten, sich wegen der Prorogation categorice herauslassen könnten, dass sie aber, zumal die meisten Vorstimmenden zurückgehalten, auch da- mit anstehen müssten.

Die übrigen stimmten dahin, dass sie berichten und Instruktion erwar- ten wollten, der Schwedisch -Bremische^) hing seinem voto noch an, es sei bekannt, wie an diesem Orte unterschiedlicher Alliierten Beschwerden gehört worden seien, die keine Hülfe gehabt, und wie sich schädliche Diffi- dentien unter denselben ereignet hätten, deswegen sei zn gedenken, wie alles Misstrauen gründlich aus dem Wege geräumt werden möge.

Diesem nach folgte der Schluss, dass dieser Sache so lange, bis ein jeder mit genngsamer Instruktion versehen werden könnte. Anstand zu geben sei.

Darauf wurde beantragt, behufs Bezahlung dessen, was man den Gene- ralen und Officieren, die abgedankt seien und die in den Diensten der Allianz bliebcA, schuldig sei, eine neue Anlage zu machen, von den allermeisten wurde dieses für nötbig gefunden und beschlossen, auf einen neuen Beitrag fördersamst bedacht zu sein. Ges. bezogen sich dabei nur auf ihr voriges, dass Kf. nur zur Unterhaltung des O. Feldmarschalls Ho heul o he und des G. Adjudanten Fayes beitragen wolle.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 5./ 15. März 1667.

[aof die Relation vom 22. Febraar/4. MärE. Kf. wünscht Anfhebaog der Allians, kann sieb aber noch nicht offen erklären.]

Nun wäre za wttnscheD, dass man die Consilia dahin richtete, 15. März, wie sich die gesambte Stände des h. Rom. Reichs, so wohl Haupt und Glieder, in ein solch Vertrawen und Vernehmen zu setzen, dass

0 (Jeber die damalige Haltung Schwede os s. M^moires dn marqais de Pomponne pnbli^s par Mavidal II 8 454 ff.

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470 '7- BrandeDborg and die Rheinische Allians.

jeder Stand, der laediret wird, sieh von allen Ständen einer geschwin- den Hülfe und Beistandes zn getrösten hätte, und dass es solcher particnlieren Allianz und Hfllfeleistung nicht bedürfen möchte, als welche bei andern Ständen nur Misstrauen verursachen und die all- gemeine Einigkeit hindern. Sonsten aber würden wir uns demjenigeUi so in gemein gut und nützlich befunden wird, nicht entziehen. AI- dieweil aber bei dem Schwedischen Veto angehänget worden, dass sich einige Diffidentien unter der Allianz eräugnen wollen, und dass einestheils, so Hülfe praetendiret, keine Hülfe erlanget, da hätte man vorher zu gedencken, wie alles Misstrauen gründlich aus dem Weg ge- räumet werden möge, als stehen wir an, uns hierüber hauptsächlich herauszulassen, sondern halten nöthig, hierunter des H. Schwedischen Gesandten Meinung etwas genauer zu sondiren und weitere Explici- rung derer, so zu Misstrauen Anlass und Ursach geben, zu vernehmen. Unterdessen könnet Ihr unsere Intention zu der allgemeinen Wohl- fahrt und Ergreifung der Mittel, so dazu dienen, contestiren. Und ob wir zwar lieber sehen, dass solche Alliance ganz aufgehoben werde, so haben wir doch gewisse Ursach, wanunb wir uns dergestalt ro- tunde zu erklären noch anstehen*). Wegen der Spesen aber könnet Ihr bei dem voto, so Ihr bereits abgeleget, verbleiben.

Die Gesandten an den Knrftirsten. D. Regensbnrg 19./29. April 1667.

[Nene VerhaodloDg im AlllaDzrath wegen Prorogierang der Allianz.]

29. April. Vorgestern, Mittwoch, waren die Alliierten wieder beisammen. In betreff der Prorogation wiederholte Frankreich seine Geneigtheit dazu, ebenso erklärten sich E.Trier, K.Cöln und Basel; Brandenburg entschul- digte sich defectn mandati, Ef. habe auf die Mittbeilung der nenlichen Er* klärung Schwedens, dass vor allem die Differenzen und das Misstrauen unter den Alliierten aus dem Wege geräumt werden müssten, zunächst eine nähere Erläuterung yon jenem Gesandten zu erbitten anbefohlen.

0 Auf die Meldung der Gesandten vom 8./18. März, der K.Cölnische Ge- sandte habe ihnen mitgetheilt, sein Herr halte die weitere Prorogation der AUianE für nütslich, weist Kf. dieselben an (20./30 März), jenem fär diese Eröff- nung zu danken und mitzntheilen, er könne sich darin noch nicht resolviereo, sondern werde abwarten, wohin andere sielen, sie konnten sich inzwischen de- fectn mandati entschnldigen.

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VerhandlaDgen ober Prorogiernog der Alliaas. 47 1

Schweden-Bremen war ancb nicht instraiert; aaf die Anfrage Brandenburgs erklärte Snoilsky privatim, es bedürfe keiner Dednction, da allen bekannt sei, was für Dififerentien nnd Diffidentien innerhalb zwei Jahren bei dieser Allianz entstanden, namentlich in betrefif der Stadt Bre- men. Wie sein KöAig intentioniert sei, zeige sowohl dessen neulich dic- tiertes Schreiben an den Kaiser, als auch was er, Snoilsky, selbst dem Directorium übergeben. Schweden ziele nur ad tranquillitatem et pacem pnblicam, wenn man nur a parte imperii sich auch also bezeugen möchte; er werde, wenn er über die Prorogation sich zu erklären Befehl erhielte, sieh weiter darüber äussern können.

Die folgenden Stimmen erklärten, instruiert zu sein, wollten aber, bis Brandenburg und Schweden sich erklärt, ihre Meinung noch zurück- halten, alle scheinen zur Prorogation befehligt zu sein>).

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. April/ [10. Mai] 1667.

[auf die Relation vom 19./ 29. April. Ges. sollen sich wegen der Prorogation mit dem Schwedischen zu verBtandigen Sachen.]

Wegen Prorogirung der Rheinischen Allianz geben wir Euch in la Mai. gn. Befehl, desfalls mit dem Schwedischen Abgesandten fleissig zn conferiren and ihm zu vernehmen zn geben, welchergestalt Ihr be- fehliget wäret, Euch mit ihm zu conformiren. Und wann Ihr dann ferner sehen solltet, dass die Continuation dieses foederis nicht zu hindern , so habt Ihr zwar Euer votum mit dazu zu geben , jedoch dieses dabei zu bedingen, dass hauptsächlich nichts neues derselben inseriret, dabei auch diejenige Erinnerungen, so wir vor diesem ge- than, in Acht genommen und was von uns auszulassen begehret, aus- gelassen werden möge').

0 Die Gesandten melden 10./20. Mai, ausser Schweden, das noch nicht in- straiert, seien alle zur Prorogation geneigt, die ETangelischen theilweise deshalb, .weil dieses ein bequemes Mittel sei, wodarcb Schweden ood das Haus Brann- schweig, zwischen denen das Bremische Wesen einige Difßdentien erweckt, wieder in gutes Vernehmen versetzt and Frankreich verhindert werden könne, dass es den Katholischen zn gute and den Evangelischen zum Prajadiz im Reiche etwas tentiere."

') Kf. weist die Gesandten (4./14. Jani) an, da bei den Alliierten eine grosse Ungleichheit in dem qaanto des Beitrages herrsche, za beantragen, dass diese auf Grand der Reichsmatrikel aasgeglichen werde; wenn bei ihnen ferner wegen der Prorogation argiert werde, sollten sie diesen Punkt vorbringen und fordern, dass hierüber zanächst etwas gewisses verabredet werde.

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472 7. Brandenbarg qdcI die Bheioische Allianz.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. Mai/ 3. Juni 1667.

[Anfrage des franzöBischen Gesandten. Nener Beitrag zar Bnndescasse.]

3. Juni. Der Schwedische Oesaodte ist noch nicht instruiert, and steht daher

das Werk stille. Inzwischen hat der fran zösische Oesaodte sowohl gegen denselben als auch gegen sie erwähnt, wie dieses froher geschehen, so würde auch jetzt ihnen nicht zuwider sein, wenn diejenigen, welche zu Ernenerong des Bundes befehligt wären, den Recess nnterschrieben nnd den anderen Ranm dazu Hessen*). Doch ist im Allianzrath davon noch nichts propo- niert worden. Zu Befriedigung der Generalität haben alle Bundesver- wandten Va simplum ad cassam zu liefern beschlossen, sie aber haben sich, da sie sich bei der Reception zur Bezahlung der in Bestallung gewesenen Officiere nicht yerbindlich gemacht, davon eximiert.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 14./ 24. Juni 1667.

[Nene Yerhandlong ober die Prorogation der Allianz.l

24. Jani. Bei der Zusammenkunft am 8./18. Juni Hessen sich alle yon Erneuerung

des Bundes categorice oder, wie die Braunschweigischen Häuser, implicite affirmative yernehmen, Brandenburg und Schweden aber entschuldigten sich mit noch fehlender Instruktion. Doch haben sie privatim geäussert, dass sie nur auf diese warteten nnd sonst bereit wären. Frankreich, K.Trier, K.Göln und Basel erinnerten, dass zu Gewinnung der Zeit de quaestione quomodo gehandelt werden könnte, und K. Cöln fugte hinzu, man könnte immer eventnaliter das Prorogations-Project adjustieren und denen, welche nicht instruiert wären, Platz zum unterschreiben lassen. K.Mainz, dessen yotum yorjetzt zugleich vim conclusi hat, sagte, es hätte kein Bedenken, sich mit Frankreich und den Gleichstimmenden ratione quaes- tionis an zu conformieren, und mahnte, dass ein jeder sich bemühe, vor Ablauf des August mit Instruktion versehen zu werden.

') S. Köcher I 8. dl4f.

^ Kf. weist die Gesandten an f7./17. Juni), dem französischen Gesandten nur zn erwidern, wenn nnr der Schwedische mit seinen Brinnemngen einkomraen nnd sich deswegen erklärt haben wfirde, sollte ihretwegen kein Mangel verspürt werden.

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VerhaacIlaDgeD wegen Prorogierang der Allianz. 473

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Schönbeck 29. Jani/[9. Juli] 1667.

[Die Prorogationasache ist hinzuziehen.] Die Prolongation der Rheinischen Alliance betreffend, habt 9. Jnli. Ihr darunter gute Behutsamkeit zu gebrauchen und wollten wir diese Sache wohl lieber noch etwas trainiret und aufgehalten sehen, wie Ihr Euch dann dieselbe werdet angelegen sein lassen, und könnet Ihr Euch darunter auch dessen, was wir Euch der Proportion halber hie- bevor anbefohlen, wie auch der gegenwärtigen Veränderung bedienen.

Der Kurftlrst an die Gesandten. D. Cöln 9./[19.] Juli 1667.

[Anweisung, was sie dem französischen Gesandten za sagen haben.] Auch werdet Ihr mit dem Französischen Gesandten wegen 19. Jali. der Rheinischen Alliance reden und ihm anzeigen, dass wir dieselbe zu prorogiren nicht ungeneigt, nur müsste dasjenige ausgelassen wer- den, was flir diesem en regard des Holsteinschen Krieges darin ge- gesetzet und dessen Auslassung wir vorhin urgiret haben. So ist auch der Punkt wegen der Proportion vorhero zu verabreden, wie auch der Crone Schweden Erinnerungen zu vernehmen, weil dieselbe als ein vornehm pars paciscens nicht kann zurückgesetzt, noch dero unge- höret mit der Sache so schleunig verfahren werden.

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 19./29. Juli 1667.

[Gravels Erklärungen. Nene Verband lang über die Prorogation.]

Grayel bat auf ihr Anbringen iobetreff der beiden ersten Punkte sich 29. Juli, zostimmeod geäussert, Schweden, erklärte er, wolle man nicht zurücksetzen, sondern ihm freilassen in die Allianz zu treten. Er fragte darauf, ob sie, wenn Schwedensich zur Prorogation nicht verstehen sollte, dennoch wie die meisten den Prorogationsrecess onterschreiben würden, worauf sie aber nicht antworteten, sondern sich aof ihr Anbringen bezogen. Nachdem sie den Befehlen des Kf. entsprechend es so menagiert, dass etliche Wochen über die Prorogation nichts proponiert wurde, berief vorgestern (17./27.Juli) Mainz den Allianzrath und trag vor, da das foedns 4./14. und 5./15. Aug. zu Ende gebe, so sei' zu bedenken, welches Mittel zu ergreifen, falls die lostruktionen nicht allerseits eingegangen sein würden, damit keiner ver- kürzt und in omnem eventum post efflnzum terminum solches wichtige Werk

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474 7. BraDdeobnrg qdcI die Rheinische Allians.

zostaode gebracht werden könnte. Darauf erklärte Grayel, sein König wünsche die Prorogation and wolle, wenn sie nicht znstande k&mei dass alle Welt wisse, dass er keinen Theil daran habe, und verlangte darauf Verlängerung des Termins auf 4 oder 6 Wochen, bis wohin alle genug in- struiert sein könnten. Ebenso stimmten K.Trier und K. Cöln und nach- her auch Basel, Neuburg und Zweibrücken. Sie, Oes., erklärten, Kf. sei nicht ungeneigt znr Prorogation, könne sich aber posiU? nicht er- klären, bevor er Schwedens Erinnerungen gehört habe, üeber den Vor- schlag der 4 6 Wochen wollten sie referieren. Schweden erklärte, noch keine Instruktion erhalten zu haben, wegen der Extension wolle er hinter- bringen, er begreife aber nicht, wozu eine solche dienen solle. Die Braan- schweiger wollten, wenn die Vorstimmenden sich affirmative herausge- lassen, sich zulänglich erklären, über die Extension wollten sie referieren, ebenso Hessen-Cassel und Darmstadt. K.Mainz war auch der Mei- nung, keinen zu praeterieren, sondern dahin zu sehen, dass das foedus in seiner Snbsistenz continuiert werde. Wegen der Extension habe er zwar kein Bedenken, sich sub rato dazu zu verstehen, da aber mehrere es ad referendum genommen, wolle .auch er berichten. So ist nichts geschlossen worden. Oes. bitten um Instruktion, wie sie sich inbetreff der Extension zu verhalten haben.

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. Juli/ [8. August] 1665.

(anf die Relation vom 19./29. Juli. ProrogatioD der Allianz and EzteosioQ des

Termins.]

8. Aog. Wir werden uns der Prorogation halber nicht eher erklären,

ehe wir der Cron Schweden Sentiment und was dieselbe zu thun gemeint, eigentlich wissen. Und demnach wir auch nicht sehen, warumb der Terminus, welcher nunmehro expiriret, auf sechs Wochen zu extendiren, also habet Ihr davon gleichfalls zu abstrahiren und Euch desfalls nicht einzulassen*).

V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Regensburg 9./ 19. August 1667.

[Erklärung des Schwedischen Gesandten.) 19. Aog. Der Schweden-Bremische Gesandte, H. von Snoilski, hat mir vor- gestern in original] gezeiget und vorgelesen, was Ihre K. M. in

0 Id einer neaen Sitsnng des AllianErathes am d./13. Angnst, deren Proto- koll den Akten beiliegt, stimmen die anderen Gesandten dafür, dass die Ezten-

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VerhaDdlaogen über ProrogieroDg der Allianz. 475

Sehweden aus Stockholm vom 13. Juli dieserwegen an ihn rescribi- ret : Dass nämlich Ihre E. Maj. zwar gehoflfet, es würden theils der HH. Alliirten die Augen sein geöffnet worden und gesehen haben, dass diese Alliance dem Evangelischen Wesen bishero mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte, wann man aber ja damit zu continuiren Termeinte, so wollte Ihre E. Maj. zu Aufhebung dieses Bündnusses auch nicht Ursach geben und die andern allein schliessen lassen, und sollte er, Gesandter, denen Herrn Alliirten, dass er zu Prolongation dieses foederis Befehl erhalten, Nachricht ertheilen, von dieser Ordre aber vorher Ew. Chf. D. hiesiger Gesandtschaft part geben und nebst gebührlicher Danksagung vor die von Ew. Chf. D. in dieser Sache tesmoignirten Vertraulichkeit, wie man sich in diesem negotio am besten zu verhalten, Abrede nehmen.

BL dankte und erklärte, Alles demKf. referieren za wollen. Snoilski erklärte ferner, man hätte mit der Sache sich nicht zn übereilen and so bald heranszngehen, es wäre besser, vorläufig die vorgeschlagene Interims- Ex tension auf 6 Wochen anzanehmen.

Der Kurfllrst an die Geheimenräthe v. Somnitz und Koppen. D. Potstamb 13. /[23.] August 1667.

[Bröffoaogen^des SohwedischeD Besideoteo; was sie dsrnselbeo vorzostelleo haben.]

Es hat sich der Schwedische Resident diesen Mittag alhier 23. Aug. eingefunden und uns unter andern notificiret, dass er vom Feldherrn Wrangel Ordre hätt uns zu hinterbringen, dass Ihre E. M. zu Schwe- den, nachdeme sie sehr von den andern Alliirten wäre invitiret worden, die Rheinische Alliantz mit zu prorogiren, sie endlich dem Schnolsky Commission gegeben hätten, nebst unsem Ministris solche zu proro- giren. Wir haben ihm bezeugt, dass uns solches zumahlen frembd fürkäme, hätten bisshero der Chron Schweden zu gefallen und umb unsere Gonsilia desto mehr mit den ihrigen zu conformiren, in diese Prorogation nicht condescendiren wollen und dannenhero bei Franck- reich und andern Interessenten nicht geringen Undank haben müssen, nun änderte man so geschwind und wie wir nicht wttssten aus was Ursachen die Consilia, wir sehen nicht, wie wir andere Resolution fas-

sioD der Alliaoi aof 6 Wocbea in einen Hecess gebracht werde, Branden- barg, Schweden, die Brannschweiger, Würtemberg ond beide Hessen aber erklären, noch keine Instruktion darüber erhalten su haben.

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476 7. Braadeobarg and die RheioUche Allianz.

sen und unsere Meinung ändern konnten. Der Resident wusste uns hierauf nichts essentielles zu sagen, sondern zog die Schultern, beriet sich auf seine Nachricht und yermeinte, es würde alles zum guten Zweck zielen. Ihr habt demnach dieses alles bei den Conferentzen zu beobachten, ihm unsere Conduite bei der Sache f&rzustellen, und dass uns lieb sein würde, wenn es bei der einmahl genommenen Re- solution verbleiben könnte, auf allen Fall könntet Ihr sagen, dass wir das Werk ferner überlegen würden, und könntet Ihr uns nicht rathen, in mehre AUiantzen, als wir bereits hätten, zu treten, wie Ihr uns dann auch Eure Gedanken davon zu melden.

Der Knrftrst an die Gesandten. D. Cöln 21./[31.] Angnst 1667.

[Dia dem SchwedischeD OeaandteD zu ertheilende Aotwort. Kf. will daa Brgeb- Dia der BrauDschweiger ZnaammeDkaoft abwarten.]

31. Aug. Was die Rheinische Alliance betrifft, vernehmen wir gern, dass der Cron Schweden Abgesandter H. Schnolsky Befehl habe, mit Euch zu communiciren, ehe und bevor er sich der Prorogation halber erkläret. Wir befehlen Euch hiemit, mit ihm aus der Sache ihrer Wichtigkeit nach ausführlich zu reden und ihm unsere GemQhtsmei- nung dahin zu eröffnen, dass, weil wir in andern Alliancen stünden, wir unsers theils darinnen nicht leichtlich weiter eintreten würden, sehen auch gern, dass er sich mit Euch hierunter conformirte. Jedoch wollen wir, ehe und bevor Ihr Euch disfalls im Alliantzrath herausser lasset, erwarten, was zu Braunschweig*), woselbsten die unserigen mit den fttrstl. Braunschweig-Lttneburg- und Hessischen in De- liberation auch über diesen Punct begriffen, gut gefunden und resol- viret werden möchte. Unterdessen habet Ihr unsertwegen in die für- geschlagene Prorogation von 8 Wochen oder einer geringen Zeit nicht zu verwilligen.

Der Knrfürst an die Gesandten. D. Cöln 26. Angnst/ [5. September] 1667.

[Festhalten ao der früheren Resolation.] 5. Sept. Wegen Prorogation der Rheinischen AUiantz lassen wir es bei voriger Resolution bewenden, und haben darbei genugsam erwogen,

') S. über diese Zasammenkanft Roch er I 8. &34ff.

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VerhaDdlQDgen aber die ProrogieniDg der Allianz. 477

w^ohin sich die Schwedische vernehmen lassen, und ist uns auch nicht unbekannt, dass ein Theil ganz frantzösisch affectionirt seind, w^oran Ihr Euch aber nicht zu kehren. ~

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 30. August/ 9. September 1667.

[ErkläroDg SnoilBki's.]

Snoilski, dem sie des Ef. Meinung wegen Prorogation der Allianz 9. Sept. mltgetheilt, contestierte, dass ihm diese Nachricht sonderlich lieb wäre, denn, wenn er auch wegen Extension derselben affirmative sich zu erklären un- längst instruiert sei, so wolle er doch jetzt, da er über des Ef. Intention soweit informiert sei, znröckhalten und von dem, was sie ihm mitgetheilt| referieren. Sein König hätte zu Fortsetzung der Allianz bisher schlechte Last verspüren lassen und würde, wenn er jetzt yernehme, wie Ef. gesinnt sei, ihn ohne Zweifel mit anderer Instruktion versehen^).

y. Mahrenholtz an den Knrfttrsten. D. Regensbnrg 20./ 30. September 1667.

[Berathang aber Prorogation und vorläofige weitere EztensioD der Allianz.]

Im AUianzratb wurde am 14./24. die Prorogation besprochen, Frank- 30. Sept. r eich und die übrigen erklärten sich dafür, sowie zunächst für eine neue Interimseztension auf 6 Wochen , M. sagte, er sei auf eine solche aber- malige Extension sich vernehmen zu lassen nicht befehligt, worauf der Schwedische erklärte, nnr bei vollständiger Uebereinstimmung der Alliierten sich zu erklären instruiert zu sein. Braunschweig-Celle erklärte, er könne erst, wenn nicht nur über das an sondern anch über das quomodo Vorschläge gemacht seien, seine Resolution geben, Calenberg und Wolf- fenbüttel, sie wollten, wenn die Vorstimmenden sich erklärten, sich ver- nehmen lassen. Es kam daher zu keinem conclusum.

0 Dieselben melden (6./16. September), Snoilski habe ihnen mitgetheilt, W ränge 1 habe ihm geschrieben, dass, soviel er za den Affairen zu sagen habe, er nicht gern sehe, dass Schweden die Rheinische Allianz continniere.

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478 7. Brandeoborg and die Rheinische Allianz.

Die GeBandten an den Kurfürsten. D. Regensburg 25. October/4. November 1667.

[Schweden will mit Kf. Hand in Hand gehen, wahrscheinliche Haltnng der übri- gen evangelischen Mitglieder der Allianz ]

Nov. Von Prorogation der Rheinischen AUiance ist es eine Zeit hero

stille gewesen, dannenhero wir auch nichts gesprochen. Der H. Schweden-Bremische hat Befehl, sich mit uns hierin zu conformiren und vor einen Mann zu stehen. Scheiden E. Ch. D. und Schweden daraus, so dürften allem Ansehen nach die Fürstl. Braunschwei- gische Häuser und Würtemberg dergleichen thun. Alsodann ist von den Augs. G. V. Pfaltz-Zweybrflck und das fürstl. Haus Hes- sen noch übrig, das erste muss wohl wegen gefährlicher Situation seines Landes der Nachbarn Meinung hierinnen folgen, das andre aber dürfte sich wohl von den Gatholischen separiren.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 6./ 16. December 1667.

[y. Gröbens Gesandtschaft.]

16. Oec. ^i® ^h. Alliierten sind zwar nicht versammelt gewesen, der Schwe- disch-Bremische und der Braanschw.-Zelliscbe haben ihnen aber dasjenige, was der yon Kf. an den Herzog von Zelle und den Feldherrn Oraf W ran gel gesandte H. Deehand y. Oröben^) wegen Prorogation der Allianz angebracht ^ and was darauf geantwortet worden, yertraulich commnniciert

Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7. /[17.] December 1667.

[Kf. hat sich Frankreich gegenüber znr Prorogierung der Allianz bereit er- klärt, sie sollen dem Schwedischen Mittheilnng dayon machen.]

17. Dec. Aus vorhergehenden unseren Verordnungen werdet Ihr ersehen haben, welchergestalt wir zu Beförderung des Friedens und umb des gemeinen Bestens willen unsere Sentimenten wegen Renovirung der Rheinischen Allianz in etwas geändert. Wann dann nun seithero wir hohe und starke Versicherung von Ihrer E. Maj. aus Franck-

'} S. Kocher I, S.569f.

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VerhandloDgen wegen Prorogierang der Allianz. 479

reich bekommen ')» dass sie den Frieden in Niederiand auf leidliche Conditiones eingehen wollten, und von uns begehret, dass wir uns zu Prorogation der Rheinischen Alliantz verstehen möchten, und wir UDS hiebet erinnern, dass die Crohn Schweden qaaestionem an? aach schon längst resolviret, so haben wir zu Beschleunigung eines 80 guten Werks und dass wir so viel mehr Vertrauen bei hochge- dachter I. E. Maj. erlangen und vermittels dessen den Frieden desto besser befordern mögen, hierunter nicht femer dif&cultiren, sondern uns dahin erklären wollen, dass wir uns auf gewisse Conditiones wegen Einrichtung solcher Alliance mit I. Maj. und anderen zu ver- gleichen geneigt. Damit nun an Schwedischer Seite es nicht da- hin gedeutet werde, als hätten wir ipsis insciis und absque commu- nicatione mit ihnen hierunter etwas vornehmen wollen, so befehlen wir Euch hiemit, dieses alles dem Schwedischen Abgesandten da- selbst vorzustellen, auch dabei zu vermelden, dass wir gleichergestalt dieses alles der Crohn Schweden durch unsem alda habenden Re- sidenten, wie auch dem R.Feldherrn Wrangein durch sonderliche Abschickung anzeigen lassen, auch nicht zweifelten, sie wflrden vor- hin resolvirtermassen quaestionem an? femer belieben und sich Aber die Conditiones mit herausserlassen. Dem Frantzösischen Abge- sandten habet Ihr gleichfalls anzuzeigen, dass Ihr befehliget, die Rhei- nische Alliantz nebst anderen zu prorogiren und, wann die andern auch dazu instrairet wären. Euch über die Conditiones herausser zu lassen.

So viel aber die Conditiones belanget, wisset Ihr Euch zu erin- nern, was wir desfalls hiebevora desideriret

Wir wollen Euch aber noch ferner wegen der Conditionen in- struiren, auch indessen gewärtig sein, was andere ratione conditionum vor Erinnerungen gethan oder auch noch thun werden. Im übrigen habet Ihr auch ein gutes Vertrauen mit obgemeltem frantzösischen Abgesanten zu unterhalten, den Kaiserlichen aber bei Begebenheiten zu remonstriren, dass alles, was wir hierunter thun, zu I. Kais, eigenen Besten und Beförderung des Friedens angesehen sei*).

1) S. DroyseD III 3 S. 143ff., Rocher I, 8.669.

*) Oopieea dieses Rescriptes werden an ▼. BlnmeDtbal nach Wien, ao V. Crockow nach Stockholm and an Blas peil nach dem Haag geschickt.

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480 '7- BrandeDbnrg and die Rheinische AlHaoz.

Die Gesandten an den KurfUrsten. D. Regensbnrg 20./ [30.] December 1667.

[Besprechangea mit dem fraozösiacheD and achwedischeo GesandteD.] 30. Dec. Sie haben des Kf. nanmebr hierüber führende Meinang nnd zq Wieder- bringang des Friedens zielende Intention dem französischen ond dem schwedischen Gesandten mitgetheilt

Der Französische bezeigte sich darüber sehr erfreut, contestierte da- neben den ernsten Willen, mit Spanien einen leidlichen Frieden einzu- gehen, welches aber, wie bekannt, ratione loci tractatnnm das Werk auf- hielte. Der Schwedische erinnerte sich gar wohl daran, dass er sich ratione quaestionis an vor diesem schon affirmative erklärt, ob er gleich wenige Tage darnach eine etwas anders lautende Ordre empfangen, er würde es auch, sonderlich weil er an sie in dieser Reno?ationssache ver- wiesen sei, bei seiner einmal gethanen affirmativen Erklärung bewenden lassen, erbot sich auch der Conditionen oder Erinnerungen halber mit ihnen vertrauliche Correspondenz zu pflegen.

Weil nunmehr allem Ansehen nach die Frage an geschwinde affirma- tive resolviert und ad quaestionem quomodo geschritten werden dürfte, bit- ten sie Kf. sie anzuweisen, was sie eigentlich zu erinnern und ob sie die bei der Accession vorgestellten monita jetzt wiederholen sollen^).

Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensborg 10. /[20.] Januar 1668.

[EröffouDgeD des schwedischeD Oesandteo.] 20. Jan. Obgleich die Alliierten neulich versammelt waren, redeten sie doch nar von der Bezahlung der dem Grafen Hohenlohe schuldigen Gelder. Dem Prorogationswerke ist, wie sie hören, auf Gravels Gutbefinden ein kleiner Anstand gegeben, weil die K.Main zischen, dass Kf. sich über die quae- stio an affirmative erklärt, an ihren Herrn berichtet und, wie sie sich zo verhalten, angefragt, und Pomponne aus Schweden geschrieben haben solP), es wäre daselbst die Erneuerung des foedus ohne sonderliche Erin- nerungen beliebt, der schwedische Gesandte Snoilsky davon aber noch nichts erfahren hat und mit heutiger Post Gewissheit darüber erwartet. Dessenungeachtet gab Snoilsky ihnen vor wenigen Tagen zu verstehen^ dass er sich noch alleweile mit ihnen in Sachen der Prorogation der Alliance vertraulich zu communicieren befehligt befinde, und stellte

0 Kf. instraiert sie darauf (d. Cöln 20. December 1667/9. Janaar 1668) genauer und zwar wiederholt er in der Hauptsache nur die früher aufgestell- ten monita (s. oben 8. 443) und fügt zum Schluss hinzu: «Vornehmlich aber habt Ihr zu bedingen, dass kein Theil hiermit dem Instr. Pacis und anderen Reichs- constitationibus noch auch demjenigen prijudiciren wollte, was auf diesem Reichstage würde geschlossen werden."

^ S. Mömoires du marqais de Pomponne publi^s par Mnvidal II S. 470.

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VerhaodlaDgeD wegen ProrogienlDg der Allianz. 481

demoach vor, wie er zwar, was die qaaeetio an belange, es bei der einmal affirmative getbaneo Erklärung bewenden Hesse, es würde aber, wenn man ad qnaestionem qnomodo schritte, zu erwägen sein, welchergestalt Frank- reich vornehmlich darnm, damit es bei damals währendem Kriege mit Spanien die Hülfe und Durchzuge nach Niederland verhindere, dareinge- treten sei und auch seine Intention erhalten habe. Nachdem es aber seit- dem in anderen Stand gerathen und der Friede zwischen den beiden Kronen erfolgt sei, auch der berührte (Westfälische) Friedensschlnss ausdrücklich inter praesenüa tunc temporis et futura distinguiere und sage: In fu- turum veroy si inter ea regna controversiae oriantur, firma semper maneat etc. Singnlis tamen Statibus liberum sit, huic illive suppetias ferre, so entstehe die Frage, wie der Bund es unter den jetzigen Umständen mit Frankreich zu machen habe, sonderlich da noch nicht erörtert und zum wenigsten zweifelhaft sei, ob die Hülfe vom Reich dem Burgundischen Kreise zu leisten oder nicht zu leisten sei. Kf. wäre, wie er aus den mit dem König von Schweden gewechselten Schreiben ersehe, der Meinung, dass es ratione transitus et auxilii nunmehr in anderem Stande, welches auch, was bei den zu Braun^chweig^) angestellten Traktaten vorgegangen, erwiesen, wo, dass dem Kaiser der Durchzug nach Niederland nicht zu hemmen, ja noch weiter gegangen und resolviert sei, dass man sich dem- jenigen , der den Succurs verhindern wollte, zu opponieren habe.

Sie verspüren bis dato soviel, dass der König von Schweden und auch absonderlich Graf Wrangel zu Erneuerung und Verlängerung der Allianz eben kein gross Belieben getragen. Ob aber auf Pomponnes Remonstrieren ein anders gut befunden, solches stehe ehestens zu ver- nehmen.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. Januar/[3. Februar] 1668.

[Berathnng im Allianzrath über die ProrogatioD.] Im Allianzrath wurde am 18. /28. Januar über die Prorogation des foe- 3. Febr. dus votiert. Die anderen beharrten bei ihrer früheren affirmativen Erklä- rung, sie, Ges., erklärten, wie Ef. schon früher versichert, dass er zur Er- neuerung des Bundes ganz geneigt sei, so hätte derselbe ihnen auch vor etlichen Wochen Befehl ertheilt, die Frage ob zu bejahen; in betreff des wie seien sie bereit, nachdem es die Yorstimmenden gethan, ihre Erinnerungen vorzubringen. Es konnte aber doch kein Schlnss gemacht werden, da die Brannschweigischen*) erklärten, erst ihre Principale benachrichtigen zu mü88en,^ob Brandenburg.^ Münster und Schweden die quaestio an resol- viert hätten. Da nun Münster (von dem schon geraume Zeit kein Gesandter hier war) garnicht, Schweden nur conditionaliter votiert habe, so müssten sie

») 8. oben S. 476.

') Ueber die damalige Haltang derselben s. Köcher I S. 585.

Mater, s. Getch. d. O. Kurfürsten. XI. 31

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482 '7* Brandenbarg und die Rheinische Allians.

erst referieroD. Snoilski erläuterte allerdings sein vorher abgegebenes votam dahin, dass es unbedingt affirmative zu verstehen sei, doch erfolgte kein Beschluss, sondern es blieb dabei, dass diejenigen, welche sich noch nicht positive erklärt, sich angelegen sein lassen sollten, nähere Resolution ihrer Principale zu befördern.

Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 3./[13.] April 1668.

[Berathnng über die Prorogation.] 13. April Im Allianzrath wurde 28. März/ 7. April die Prorogation wieder in Pro- position gebracht. Alle, die sich früher affirmative erklärt, auch Münster, für welches K. Mainz stimmt, stimmten aufs neue dafür, die Gesandten der drei braunschweigischen Fürsten aber entschuldigten sich wieder mit noch nicht eingegangener Instruktion. Frankreich, E.Mainz und E.Cöln verlangten zwar, es sollten diejenigen, welche ratione quaestionis an längst einig, den Allianz «Recess unterschreiben und den übrigen ihre Stellen offen lassen, dieser Vorschlag wurde aber von den Nachstimmenden mit Stillschweigen übergangen und der endliche Schluss war, dass diejenigen, welche sich 18./ 28. Januar circa quaestionem an affirmative vernehmen lassen, nochmals dabei absolute verblieben und es also an dem sei, dass quaestio quomodo mit ehestem vorzunehmen 0-

0 Dies ist die letzte Relation der brandenbargischen Gesandten über Ver- handlungen des Allianzrathes, eine weitere Sitznng desselben hat jedenfalls nicht stattgefanden. Sie übersenden (30. October/9. November 1668) ein Memorial des Feldmarschalls Grafen Hohenlohe an die „also genannte gewesene Rhei- nische Allianz", worin derselbe Bezahlung seines Soldes bis znm 4./14. Angnst, mit welchem Termin das Bündnis zn Ende gelaufen bei, zugleich Gewissheit wegen ordentlicher Brlassung seiner Dienste verlangt und bis dahin die ihm in seiner Capitulation versprochenen Bestallungsgelder in Anspruch nimmt, und sie erklären, dass man ihm vordem seiner Entlassung wegen keinen bestimmten Be- scheid ertheilt, sei daher gekommen, weil damals nicht nur Hoffnung znr Erneue- rung der Allianz, sondern auch die quaestio an gar affirmative resolviert ge- wesen und man der Herren Principale eigentlichen Willen nicht habe wissen können. Dem Kurfürsten Johann Philipp von Mainz, der (d. Schloss Ma- rienberg ob Wurzburg 22. Mai 1669) ihm Mittheilucg davon gemacht hatte, dass der König von Frankreich zuerst durch Graf Wilhelm Fürstenberg und dann jetzt durch den nach Paris durchreisenden Marquis de Vaubrnn in ihn habe wegen Prorogation der Rheinischen Allianz dringen lassen, erwidert Kf. (d. Königsberg l./ll. Juni 1669): »Wegen Prorogation der Rheinischen Allians haben meine Gesandten zn Regensburg mehr als für einem Jahre völlige Instruc- tion sowohl ratione quaestionis an als quomodo bereits gehabt. Seiter dem aber ist meines Wissens nichts in der Sache passiret noch an mich ge- bracht, wie wohl ich damals, weil alles auf das Instr. Pacis fundiret und zu Conservation des so theuer erlangten Friedens angesehen ist, kein Bedenken getragen."

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Abschnitt 8.

Verhandluiigeu mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge

zu Dorsten. 1663—1665.

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Einleitung«

Die beiden Versuche, welche Korfürst Friedrich Wilhelm 1647 nnd dann 1651 gemacht hatte, durch gewaltsames Vorgehen gegen den Mit- besitzer der jülich-clevischen Erbschaftslande, den katholischen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Nenburg eine günstigere Regelung der Succes- sionsfrage als sie durch die unter seinem Vorgänger 1629 und 1630 abge- schlossenen Provisional vertrage erfolgt war, durchzusetzen, waren von wenig glücklichem Erfolge gewesen. Allerdings waren ihm in dem neuen Provi^ional- vergleich vom 8. April 1647*), welcher den ersten Krieg beendigte, gewisse Zugeständnisse gemacht, derBesitz vonCl eve,Mark und Ravensberguud nach dem Tode des jetzigen Pfalzgrafen auch der vorläufig dessen Sohne Philipp Wilhelm überlassenen Grafschaft Raven stein, sowie die Zahlung von 100000 Tbalern innerhalb sechs Jahren zugesagt, die Regelung der kirch- lichen Verhältnisse in den Erbschaftslanden nach dem Stande von 1609, be- ziehungsweise 1612 festgesetzt und, falls er die Zustimmung des anderen Kreis- directors, des Bischofs von Münster, nnd der übrigen Stände des westfä- lischen Kreises erlangen könnte, eine besondere Stimme auf den Kreistagen und ein Antheil an dem Directorium dieses Kreises eingeräumt worden, allein dieser Vertrag war nicht zur Ausführung gekommen, der Pfalzgraf hatte nach dem Abschluss des westfälischen Friedens die Forderung erhoben, dass das in demselben für die kirchlichen Verhältnisse festgesetzte Normal- jabr 1624 auch in den jülich-clevischen Landen zur Durchführung gebracht werde, nnd als dann der Kurfürst aufs neue 1651 die Waffen ergriffen hatte, hatte er nach dem erfolglosen Ausgange des Feldzuges in dem Ver- gleich vom 11. October dieses Jahres*), in welchem im übrigen jener Ver- trag von 1647 erneuert wurde, die Entscheidung der Frage, ob für die

') 8. V. Mörner 8.136. ürk. u. Akt. IV 8. 3% ff.

<) Londorp VI S. 632. v. Morner 8. 164f. S. Urk. o. Akt. VI 8. 112.

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486 ^' VerbandluDgeo mit Pfalz-Neaborg. Die Vertrage za Dorsieo

kirchlichen Verhältnisse jener Lande der Status von 1609 und 1612 oder yon 1624 massgebend sein sollte, einer kaiserlichen, aas katholischen and evangelischeD Fürsten zusammengesetzten Kommission überlassen müssen, welche freilich nicht in Wirksamkeit getreten ist. Ebensowenig aber^ wie der Kurfürst war der Pfalzgraf und noch weniger dessen Sohn Philipp Wilhelm mit diesem Ausgange zufrieden, und zu diesem letzteren, welcher nach dem Tode seines Vaters (20. März 1653) demselben in der Regierung folgte, hat der Kurfürst die nächsten zehn Jahre hindurch in dem gespanntesten Verhält- nisse gestanden. Gleich auf dem Reichstage von 1653 1654 trat der feiod- liehe Gegensatz beider auf das schärfste hervor. Der Pfalzgraf ^) erneuerte dort nicht nur die schon von seinem Vater erhobene Forderung auf Eot- Bchädignng für die durch den Krieg des Jahres 1651 verursachten Kosten, sondern er wusste auch im Einverständnis mit den Häuptern der ständi- schen Oppositionspartei im Clevischen es dahin zu bringen, dass die Be- schwerden und Forderungen, welche eine von den cleviscb-märkischen ver- eint mit denjülich-bergischen Ständen nach Regensburg gesandte Deputation dort vorbringen solUe, nur gegen den Kurfürsten gerichtet waren. Er ver- ständigte sich dann dort mit dem Bischof von Münster dahin, gemeinschaft- lich ohne vorhergehende Mittheilung an den Kurfürsten, ja sogar unter Aas- schliessung desselben einen Kreistag des westfälischen Kreises nach Essen zu berufen, um dort eine Kreisarmatur zustande zu bringen, deren Leitunfc in katholische Hände gelegt werden und deren Spitze ebenfalls gegen den Kurfürsten gerichtet sein sollte. Freilich hatten diese Machinationen nor geringen Erfolg, in der Entschädigungsfrage sah sich der Pfalzgraf bald von dem Kaiser, dessen Unterstützung er sich gesichert zu haben glaubte, im Stich gelassen, und jener ständischen Deputation wurde dadurch der Boden unter den Füssen entzogen, dass sich der Kurfürst inzwischen mit seinen clevisch-märkischen Ständen verständigte und dass gerade der Punkt, um welchen sich hauptsächlich die Streitigkeiten derselben mit dem Kurfürsten drehten, ob derselbe ohne deren Bewilligung befugt sei, Garnisonen und sonstige Truppen im Lande zu halten, von dem Reichstage zu Gunsten desselben und der Landesfürsten überhaupt entschieden wurde. Der west- fälische Kreistag') kam allerdings im September 1653 zustande und ver- lief zu Anfang ganz nach den Wünschen des Pfalzgrafen und des Bischofs, die Abgesandten, welche der Kurfürst dorthin schickte, mussten unter Pro- test abreisen, eine Defensionsverfassung wurde wirklich beschlossen, die Kreisämter katholisch besetzt, aber bald wurde der Argwohn der evan- gelischen Kreisstände gegen die Absichten jener beiden Fürsten rege, und diese sahen sich genöthigt, die Versammlung eiligst zu schliessen, ehe jene Beschlüsse zur Ausführung gebracht waren. Um so eifriger war darauf der Pfalzgiaf bemüht, eine neue katholische Liga ins Leben zu rufen, und im

') S. ürk. o. Akt. V S. 593.

') S. ürk. n. Akt. V ö.594ff. VI S. 190f. 2ö6f. 263f. 274. 343f.

') S. Urk. u. Akt. V 8.604ff.. VI S. 474 ff.

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Einleitnng. 487

December 1654 worde wirklich Ewiscben ihm^ den Eürfürsten von Trier und Cölo und dem Bischof yod Münster ein Bündnis*) abgeschlossen, dem bald anch der Kurfürst von Mainz beitrat und welches der Keim der spä- teren Rheinischen Allianz geworden ist Zugleich sachte er jetzt unzufrie- den über die mangelhafte Unterstützung, welche ihm von kaiserlicher Seite zntheil geworden war, die Gunst Frankreichs zu gewinnen. Der Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges und die Verwickelung des brandenbur- gischen Kurfürsten in diese nordischen Händel schien ihm dann günstige Gelegenheit zu bieten, seine auf die gewalthame Erwerbung der rheinischen Besitzungen des Kurfürsten gerichteten Bestrebungen zur Ausführung zu bringen. Schon im Frühjahr 1655 traf er Rüstungen, er bot'), freilich ohne Erfolg, dem Könige von Schweden eine Offensiv- und Defensivallianz an unter der Bedingung, dass derselbe ihm zum Besitz der gesamten Succes- sionslande verhelfen sollte. Der Kurfürst von Brandenburg ist von diesen feindlichen Absichten des Pfalzgrafen wohl unterrichtet gewesen, er bat im Sommer 1655, um sich dagegen zu sichern, mit Frankreich verhandelt^), er ist dann seinerseits^) zu Ende dieses und zu Anfang des folgenden Jahres, als er nach dem Abschluss des Königsberger Vertrages mit Schweden glaubte, sich ans jenen nordischen Verwickelungen herausziehen zu können, unter dem Einflüsse seines damaligen hauptsächlichen Rathgebers, des Grafen Wal- deck, mit dem Plane umgegangen, den Pfalzgrafen mit Krieg zu überziehen und ihm seine rheinischen Laude zu entreissen, und er hat damals mit Schwede n und auch mit Frankreich^) wegen Unterstützung eines solchen Unterneh- mens verhandelt, doch ist es ihm nicht gelungen, dieselben dafür zu gewin- nen, und der weitere Verlauf, welchen der nordische Krieg nahm, hat ihn genöthigt, auch in den folgenden Jahren alle seine Macht auf diesem Schau- platze zu verwenden. Dagegen hat der Pfalzgraf sich in den späteren Jahren dieses Krieges fortgesetzt mit weiteren Angriffsplänen®) gegen die rheinischen Besitzungen des Kurfürsten getragen, er ist deswegen zuerst, so lange jener der Bundesgenosse des schwedischen Königs blieb, mit P ole n, dann, nachdem derselbe auf die Seite der Gegner Schwedens übergegangen war, mit dieser Macht und dem mit derselben eng verbündeten Frankreich in Verbindung getreten, und brandenburgischerseits hat man zu wiederholten Malen, Ende 1656, dann im Sommer 1657, dann wieder Ende 1658 und Anfang 1659, endlich noch im Frühjahr 1660 den Einbruch desselben in Cleve und Mark gefürchtet, doch haben ihn immer die dort getroffenen Vertheidigungsmassregeln und andere Hindernisse von der Ausführung

') 8. Urk. u. Akt. V S. 778. VIII 8. 521. «) S. Urk. u. Akt. V 8.778. ») 8. Urk. o. Akt. U 8.50. 54.

^ 8. Urk. o. AktVU 8.540ff. Erdmaoosdörffer, Graf Georg Friedrich von Waldeck 8. 365 ff.

») 8. Urk. u. Akt. U 8.81.86. •) 8. Urk. o. Akt. V 8. 780 ff.

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488 B. VerhandlaDgeD mit Pfalz-Nenbarg. Die Verträge zu Dorsten.

dieser kriegerischen Pläne abgehalten. Auch sonst aber trat bei jeder Gele- genheit, wo die Interessen des Knrfürsten mit denen des Pfalzgrafen zu- sammentrafen, der feindliche Gegensatz zwischen beiden znm yorscheio. Der Pfalzgraf gehörte zu den eifrigsten Beförderern jener Rheinische d Al- lianz, deren Abschlnss der Kurfürst zu hintertreiben , wenigstens möglichst hinauszuschieben suchte, welche aber schliesslich (August 1658) doch ohne ihn und in directem Gegensatz gegen ihn und das damals mit^ ihm yerbündete Oesterreich zustande kam, der Kurfürst dagegen trat den Plänen, welche je- ner in Polen verfolgte, hindernd in den Weg. Nachdem seitdem Jahre 1655 der polnische König Johann Kasimir zu verschiedenen Malen die Absicht die Krone niederzulegen kund gegeben hatte, gehörte zu denjenigen, welche sich Hoffnung auf die Erwerbung dieser Krone machten, auch der Pfals- graf Philipp Wi he Im, welcher, da seine allerdings schon 1651 gestorbene erste Gemahlin eine Tochter König Sigismundsin. und Schwester der bei- den letzten polnischen Könige gewesen war, eine gewisse Verwandtschaft mit dem polnischen Königshause geltend machen konnte. Im Jahre 1659 ')| in welchem zuerst die Absicht des von der Königin LuiseMarie beherrsch- ten polnischen Hofes, noch bei Lebzeiten und während der Regierung Jo- hann Kasimirs die Wahl des Nachfolgers desselben zu stände zu bringen, bekannt wurde, hatte er die Unterstützung Frankreichs für die Erwerbung der polnischen Krone nachgesucht nnd^ nachdem sein dorthin geschickter Ge- sandter V. Lerodt von dem Cardinal Mazar in eine günstige Zusage erhal- tenhatte, einen anderen Gesandten v. Rautenstein nach Polen geschickt^, um dort in seinem Interesse zu wirken, er liesa durch denselben die For- derung stellen, dass er in den Frieden, aber welchen damals schon die später in Oliva zum Abschlnss gebrachten Virhandlungen begonnen hatten, eingeschlossen werde, damit er, wie er anführen liess, nach Beendigung die- ses Krieges nicht in Gefahr käme, von dem Kurfürsten angegriffen zu werden. Der Kurfürst hat anf die Kunde davon seinen zu diesen Verhand- lungen nach Polen geschickten Gesandten den Befehl gegeben *), sowohl der Throncandidatnr des Pfalzgrafen als auch der Einschliessnng desselben in den Frieden entgegenzuarbeiten, und es ist denselben auch wirklich gelun- gen^), sowohl zu Oliva als auch bei den nachher in Warschau inbetreff der Ratification des Friedens geführten Verhandlungen die letztere, obwohl dieselbe von schwedischer und französischer und theilweise auch von pol- nischer Seite befürwortet wurde, zu hintertreiben. Unter diesen Umständen war ein Versuch, welchen zu Anfang des Jahres 1659 der Bischof von

^) S. Plebaoski, De saccessoris designandi consilio vivo Joanne Casimiro S. 88f. und noten die Relatioo Blaspeils vom 12./22. März 1664. ») S Urk. u. Akt. VIII S. 711 f. ») S. Urk. u. Akt. VIII S. 712. *) ö. Urk. u. Akt. VUI 8. 733f. IX 8. 29.42f.

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EiDieitaog. 489

Münster gemacht hatte*), eine BeilegoDg der Streitigkeiteo zwischen den beiden Fürsten nnd einen endgültigen Vergleich über die Saccessionsfrage zustande zu bringen, gänzlich erfolglos gewesen, der Kurfürst h^tte sich allerdings') zu Verhandlungen darüber bereit gezeigt, aber von vorneherein erklärt^ da er und seine Vorfahren bei den früheren Theilungen auf das schlimmste übervortheilt worden seien, sich nur unter der Bedingung zu einem solchen definitiven Vergleich verstehen zu können, dass der Tfalz- graf ihm genügende Abtretungen mache, wogegen jener erwidert hatte'), auf solche Verhandlungen nur dann eingehen zu können, wenn er sicher sei, dass der Kurfürst ihm wenigstens die Grafschaft Ravensb er g wieder abtreten wolle.

Auch nach dem Olivaer Frieden hat noch drei Jahre lang dasselbe feindliche Verhältnis zwischen beiden Fürsten fortbestanden. Der Kurfürst wirkte fortgesetzt dem Pfalzgrafen in Polen entgegen, vereitelte dessen Be- mühungen, doch noch nachträglich in den Olivaer Frieden eingeschlossen oder wenigstens unter die Garanten desselben aufgenommen zu werden, ver« folgte mit misstrauischen Augen dessen Verhandlungen mit Frankreich und suchte *) auch den Argwohn des polnischen Hofes gegen dieselben zu erre« gen, der Pfalzgraf dagegen arbeitete^) den Bemühungen des Kurfürsten, die braunschweigischen und andere norddeutsche Fürsten zur üeber- nahme der Garantie des Friedens zu bewegen, und ebenso den Bestrebun- gen jener Fürsten, den Kurfürsten zum Beitritt zur Rheinischen Allianz zu treiben, entgegen. Gegenüber den Bedrückungen, welche der Pfalzgraf gegen seine evangelischen ünterthanen in Jülich und Berg ausübte, erhob der Kurfürst') Beschwerde, suchte auch die Verwendung anderer evangeli- scher Mächte nach und schritt schliesslich, da diese Massregeln ohne Erfolg waren, selbst zu Repressalien. Bei dieser feindlichen Stimmung beider Fürsten waren natürlich die Versuche, welche in jenen Jahren von franzö- sischer Seite gemacht wurden, eine Aussöhnung und Verständigung zwi- schen denselben zustande zu bringen, ebenfalls erfolglos. Die Mission Lesseins* 1662 an den brandenburgischen Hof scheiterte ausser an dem Widerstreben des Kurfürsten, die jetzt auf die Erhebung eines französischen Prinzen, des mit der Nichte der polnischen Königin zu vermählenden Her- zogs Ton Eng hie n, gerichteten Absichten Frankreichs in Polen zu unter-

1) Bischof Christoph Bernhard von Münster an Kf. d. Coesfeld 20. Fe- bruar 1659.

^ Kf. an den Bischof von Mäoster d. Wiborg 9./19. März 1659.

*) Bischof von Münster an Fürst Moritz von Nassau d. Coesfeld 4.ApriI 1659.

*) S. Urk. 0. Akt. VIII S. 330.

^) S. die Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 28. März 1661. (Guhrauer II S. 308).

^) S. M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I S. 65 und die daselbst S. 167 ff. abgedrucktou Aktenstücke.

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490 ^' VerbandlQDgeD mit Pfali-Neubarg. Die Vertrage zo Donten.

stützen, Damentlich aoch daran 1)9 dass derselbe die aufs nene verlangte Ein Bchliessong des Pfalzgrafen in den Olivaer Frieden auf das hartnäckigste verweigerte. Das Gerücht, welches dem Kurfürsten im Sommer 1662 Bngiog, der Pfalzgraf wolle, um doch den König von Frankreich snr Unterstüt- zung seiner Throncandidatur in Polen za bewegen, demselben seine rhei- nischen Besitzungen abtreten, beunruhigte ihn so, dass er deswegen am französischen Hofe selbst Erkundigungen einzog').

Erst im Jahre 1663 ist es zu einer Annäherung zwischen den beiden bisher einander so feindlich gegenüberstehenden Fürsten gekommen und haben dann die Verhandlungen wegen Beilegung der zwischen ihnen schwebenden Streitigkeiten begonnen, deren erste; bis zum Sommer 1665 reichende Stadien durch die in diesem Abschnitt mitgetheilten Aktenstücke veranschaulicht werden sollen. Die ersten Schritte zu einer solchen An- näherung sind von selten des Pfalzgrafen geschehen und zwar dadurch'), dass zu Anfang dieses Jahres die Gesandten desselben auf dem Reichstage zu Regensburg sich den dortigen Gesandten des Kurfürsten gegenüber zu freundschaftlichem Verhalten und zu Verhandlungen behufs Schlichtung der zwischen ihren beiderseitigen Herren bestehenden Streitigkeiten erboten, welche Erklärungen auf Befehl des Kurfürsten von dessen Gesandten in entgegen- kommender Weise beantwortet wurden, doch ohne dass es dann hier doch zu ernstlichen Verhandlungen gekommen wäre. Dass solche seit Anfang 1664 wirklich eröffnet wurden, ist durch Einwirkung von anderer, zunächst von kaiserlicher Seite herbeigeführt worden. Der Gedanke, im habsburgi- schen Interesse, um nämlich an diesen beiden Fürsten und dem, wie weiter zu hoffen stand, nach deren Aussöhnung zu einer engeren Vereinigung zu bringenden westfälischen Kreise eine Stütze gegenüber der schon damals ihre Absichten auf die spanischen Niederlande offenbarenden französischen Macht zu gewinnen, eine Einigung derselben zustande zu bringen, ist, wie es scheint, von dem kaiserlichen Residenten im Haag Friquet ausgegan- gen, dieser hat denselben dem kaiserlichen Hofe mitgetheilt, er ist dort gebilligt nnd die Ausführung desselben einerseits jenem Friquet selbst, andererseits dem im Sommer 1663, zunächst um die Hülfe des Kurfürsten für den Türkenkrieg nachzusuchen, an den Hof desselben geschickten Li sola übertragen worden. In welcher Weise der letztere^) sich dieses

0 8. ürk. u. Akt II S. 677. IX S. 613.

«) S. ürk. o. Akt. IX S. 369. 615.

*) S. die RelationeD ▼. Mahrenholtzs und Je aas aus Regensbnrg vom 19. Febmar, 7. Mai, 18. Mai nnd 20. Jali 1663 nnd die Reseripte des Karfnrateo an dieselben vom l.Jani nod 30. Juli, oben S. 174 ff.

*) Derselbe hatte schon 1661 in Warschaa den dortigen Gesandten des Kor- forsten gegenober geaossert, der Korförst thäte got, sich mit dem Pfklzgrafen so vergleichen ond nebst dem Kaiser anscheinend die Bewerbong des letiteren om die polnische Krone so fordern, es sei nicht zo forchten, dass derselbe wirklieb daso gelangen worde, aber man könne dadoroh die Pläne der Konigin vereiteln (Urk. o. Akt. IX. S.

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BinleitaDg. 491

Auftrages eDtledigt and wie der damals aooh am Hofe des Kurfürsten an- wesende spanische Gesandte üeedoi) dabei mitgewirkt hat, darüber ist bei der Dürftigkeit des diese beiden Gesandtschaften betreffenden Materials nichts 2U ersehen. Friqnet hat'), wie die nachfolgenden, auch nicht voll- ständig erhaltenen Dokumente zeigen, zu Anfang des Sommers 1663 sich einerseits an die Schwiegermutter des Kurfürsten, die verwittwete Prinzessin Amalie von Oranien und an dessen damals im Haag befindlichen Ge- sandten, den clevischen Kegiernngsrath Werner Wilhelm Blaspeil, andererseits an den dortigen Gesandten des Pfalzgrafen v. Lerodt ge- wendet > er hat ein anscheinend zufälliges Zusammentreffen der beiden letzteren in seinem Hanse vermittelt und durch diese dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafeo seine Gedanken inbetreff eines zwischen ihnen zu treffen- den Ausgleiches sowie den Vorschlag, zunächst unter der Hand dort im Haag darüber vorbereitende Verhandlungen anzuknüpfen, mittheilen lassen. Der Pfalzgraf ist sogleich aus welchen Motiven, und ob gleich wirklich io aufrichtiger Absiebt, ist nicht sicher zu erkennen der Kurfürst nur zögernd darauf eingegangen, erst zu Anfang des folgenden Jahres 1664 haben die eigentlichen Verhandlungen begonnen, welche zunächst in diesem Jahre zwischen Blaspeil und Lerodt, dann im folgenden zwischen dem ersteren und dem Pfalzgrafen selbst als vertrauliche Besprechungen fortge- führt worden sind. Dieselben sind, obwohl sie zunächst keinen bestimmten Abschlnss gefunden haben, doch keineswegs erfolglos gewesen. Der Kur- fürst zeigt sich allerdings zu Anfang in sehr wenig nachgiebiger Stimmung, er hält nicht nur an der Vorstellung, dass ihm von Rechts wegen die ge- samten Successionslande gebühren, sondern auch an der Behauptung, dass bei den bisherigen Theilungen sein Haus übervortheilt worden sei, fest, verlangt daher, nachdem die zu Anfang von kaiserlicher Seite eröffnete Aussicht, dass Spanien durch Ueberlassung des Oberquartiers von Geldern den Ausgleich erleichtern werde, sich als ganz nichtig erwiesen hat, von dem Pfalzgrafen die Abtretung des ganzen Herzogthnms Berg oder wenigstens eines Tbeiles des- selben und des durch denselben von Kurcöln durch Tausch zu erwerbenden, ihm behufs Herstellung einer directen Verbindung zwischen Minden und Cleve sehr wünschens werthen Gebietes von Reckling hausen. Der Pfalzgraf da- gegen will davon nichts wissen, nur die Aufrechthaltnng des Status quo zuge- stehen, und so erscheinen die Verhandlungen aussichtslos. Allein die Anschau- angen des Kurfürsten werden von Blas peil und der Prinzessin von Ora- nien nicht getheilt, diese suchen nachzuweisen, dass die Ungleichheit zwi- schen den ihm und dem Pfalzgrafen zugefallenen Theilen keineswegs so gross sei, und rathen ihm, seine Forderungen zu massigen. Der Kurfürst lässt sich dadurch zunächst nicht überzeugen, er sucht nun durch die zuerst im März 1664 gemachte Andeutung, dass, wenn der Pfalzgraf sich seinen For-

') S. oben S. 307.

5) S. Pufeodorf IX §71—73. 8.613 ff., woselbst schon eine ausführliche Analyse dieser* Aktenstücke gegeben wird.

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492 '7- VerhandlaDgeD mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge za Üorsteo.

deruogen füge, er dafür dessen Absichten in Polen unterstützen wolle, denselben zur Nachgiebigkeit zn bewegen. Von nenbnrgischer Seite wird dieser Gedanke allerdings begierig aufgegriffen, aber zum Eingeben anf die brandenbnrgischen Forderungen will man sich doch nicht verstehen, da l&sst der Kurfürst Anfang 1665 merken, dass er geneigt sei, dieselben zu rofissi- gen, andererseits der Pfalzgraf, dass, wenn der Kurfürst ihm wirklich zur Erlangung der polnischen Krone verhelfen sollte, er sich zu einer gewisseo Landabtretung verstehen würde, und so nähert man sich schon damals dem- jenigen Standpunkte, von welchem aus dann im folgenden Jahre wirklich die Verständigung erzielt worden ist.

Mit diesen geheimen, auf eine definitive Beendigung des ganzen Sne- cessionsstreites gerichteten Verhandlungen kreuzen sich andere, welche nur die Beilegung der Streitigkeiten über die kirchlichen Verbältnisse und über das Directorium des westfälischen Kreises zum Ziele hatten. Auch diese sind von anderer Seite aus und mit ganz besonderen Nebenabsichtea angeregt worden. Wie bemerkt, hatte der Bischof Christoph Bero hard von Münster schon im Jahre 1659, jedenfalls veranlasst durch die damals dem Reiche von dem nordischen Kriege her drohenden GefahrcD, einen Versuch zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen gemacht, der aber erfolglos gewesen war. Eben- derselbe hat dann wieder zu Anfang des Jahres 1664 während seines Auf- enthaltes zu Regen 8 bürg sich gemeinschaftlich mit dem Kurfürsten von Mainz den dortigen brandenburgischen Gesandten gegenüber zur Ver- mittelung zwischen beiden Fürsten erboten, der Kurfürst aber, welcher nach den früheren Vorgängen den Bischof für eng verbündet mit dem Pfalz- grafen und seinen Ansprüchen auf Theilnahroe an dem Kreisdirectorium feindlich ansah, und der ausserdem gemäss den im Haag getroffenen Ver- abredungen das Hinzutreten anderer zu den dort schon insgeheim geführten Verhandlungen zu vermeiden wünschte, hat sich, ohne gerade diese Aner- bietungen zurückzuweisen, doch nicht weiter darauf eingelassen. Bald dar- auf aber fasste der durch mehrfache von selten der Niederländer gegen ihn verübte Gewaltsamkeiten erbitterte ehrgeizige und kriegslustige Bischof, ermuthigt durch die schon damals zwischen den Niederlanden und England ausgebrochenen Streitigkeiten, welche den baldigen Ausbruch eines Krieges zwischen beiden Seemächten voraussehen Hessen, den Entschluss, an den NiederlandenRache zu nehmen, zu diesem Zweck einerseits mit England in Verbindung zu treten, andererseits zu versuchen, auch die anderen, durch die Uebergriffe der Niederländer geschädigten norddeutschen Fürsten , vor allem den Kurfürsten von Brau den bürg und den Pfalzgrafen von Neuburg, zn gemeinsamem Vorgehen gegen dieselben zu bewegen. Auch hiefür aber erschien wieder eine vorherige Aussöhnung jener beiden anscheinend noch so heftig verfeindeten Fürsten als die nothwendige Vorbedingung, und daher hat er aufs neue den Versuch gemacht, eine solche zustande zu bringen.

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Bioleitaog. 493

Er machte 0 im Juni 1664 gegen Blaspeil, den er zu sich nach Coesfeld eingeladen hatte, darauf bezügliche Eröffnungen, erbot sich auf seiner be- Torstehenden Reise nach Regensbnrg und zur Reichsarmee mit dem Pfalz* grafen persönlich zu verhandeln und denselben zur ErfüUqng der Forde- mngen des Kurfürsten inbetreff des Ereisdirectoriums zu bestimmen, er Hess dann im August dem Kurfürsten mittheilen, dass der Pfalzgraf zu einer Verständigung wegen jener Angelegenheit und wegen der kirchlichen Ver- hältnisse in den Jülich -clc vi sehen Lande bereit und erbötig sei, mit ihnen beiden eine Defensivallianz abzuschliessen, and forderte ihn zur Beschickung einer deswegen zu haltenden Zusammenkunft auf. Der Kurfürst ist auf diese Vorschläge eingegangen, auch er hatte angesichts des bevorstehenden Krieges zwischen England und denNiederlandeudie Hoffnung gefasst, bei dieser Gelegenheit durch entschiedenes Auftreten die letzteren dahin zu bringen, seine bisher immer vergeblich erhobenen Forderungen wegen einer billigen Regelung der Hofjserschen Schuldsacbe und Räumung seiner clevischen Festungen zu erfüllen, er hatte, um dafür die Unterstützung Englands zu gewinnen, im August 1664 Christoph v. Brandt nach London geschickt'), er be- vollmächtigte jetzt im October Blaspeil zu Verhandlungen mit dem Bischof ▼on Münster und dem Pfalzgrafen vonNeaburg wegen einer Beilegung jener zwischen ihm und dem letzteren schwebenden Streitpunkte und zum Abschluss einer Defensivallianz, zu welcher aber, damit dieselbe keinen verdächtigen Anstrich erhalte, auch andere sowohl protestantische als auch katholische Reichsstände hinzugezogen werden sollten. Ende December fanden in Münster Vorbesprechungen darüber statt und es wurden dort die Entwürfe nicht nur zu zwei über diese Gegenstände abznschliessenden Verträgen, sondern auf das Drängen des Bischofs von Münster, welcher entschlossen war, gegen die Holländer loszuschlagen, und auch die anderen Fürsten dazu mitfortzureissen hoffte, auch zu einem dritten Vertrage, be« treffend ein gemeinsames Vorgehen der drei alliierten Fürsten gegen die Holländer, falls dieselben nicht auf die Forderungen derselben eingingen, aufgesetzt Gegen den letzteren äusserte allerdings der Kurfürst, der Im Gegensatz gegen den Bischof von Münster nicht gewillt war, an dem Kriege gegen Holland Theil zunehmen, sogleich schwere Bedenken, doch verwarf er ihn nicht unbedingt. Die eigentlichen Verhandlungen sind dann im Februar 1665 zu Dorsten zwischen dem dort persönlich anwesenden Bischof and den Bevollmächtigten des Kurfürsten und des Pfalzgrafen ge- führt worden, hier wurden ?on denselben nach kurzen Berathungen auf Grund jener früheren Entwürfe die drei Verträge vom 14. und 16. Februar inbetreff der kirchlichen Angelegenheiten in den Jülich -clevischen Landen

') Diese VerbandlaDgeD sind von PafeDdorfX§ 9, S. 648 fast garoicht, von Alpen, De vita et rebus gestis Christopbi Beroardi I S. 665, Droyseo, Gesch. der Preuss. Politik III 3 S. 71f., Tuckiog, Gesch. des Stifts MüDster unter Christoph Bernhard von Galen S. 127 auch nur fluchtig berührt worden.

^) 8. Pufeudorf X § 2. 3 (8. 641ff.), Droyseo III 3 S. 71.

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494 B. Verhandlaogeo mit Pfais-Neaborg. Die Verträge za Dorsteo.

and des westfälisehen Kreisdirectonams, einer DefensivalHaoa zwischen den drei Forsten und einer näheren Vereinigung derselben behufs der gegen die Niederlande zu ergreifenden Massregeln abgeschlossen, von denen die beiden letzten , weil bisher noch ungedmckt, hier vollständig mitgetheilt worden sind.

Diese Verträge sind aber nicht zur Ausführung gekommen, den dritten haben die Gesandten des Pfalzgrafen überhaupt nicht mit unterzeichnet, und auch der Kurfürst hat denselben, weil er ihm auch in der abgeschwächten Form, welche er erhalten, noch zu weitgehend schien, yerworfien. Die beiden anderen hat er ratificiert, hat sich aber nachher genöthigt gesehen, die Ratification wieder zurückzunehmen. Qegen die Bestimmungen des ersteren über die kirchlichen Angelegenheiten wurden in den clevisch-mär- kischen Landen selbst sowohl von der eyangelischen Geistlichkeit als auch ▼on den Ständen lebhafte Beschwerden erhoben i), welche der Kurfürst we- nigstens theilweise als berechtigt anerkennen musste, dem Zustandekommen jener Defensivallianz aber hat der König yon Frankreich, welcher dahin- ter eine österreichische gegen ihn und gegen die Rheinische Allianz gerich- tete Intrigne witterte, entgegengearbeitet*) und dessen Widerspruch hat der Kurfürst, freilich sehr ungern, um es nicht zu einem'Bruche mit demselben kommen zu lassen und sich nicht die ihm angebotene Unterstützung seiner Forderungen gegen Polen zu verscherzen, sich fügen müssen. Die darüber ge- führten Verhandinngen zwischen Blas peil und dem französischen Gesandten im Haag, dem Grafen d'Estrades, haben die zuletzt roitgetheilten Aktenstücke zum Gegenstände. Ludwig XIV. hat in dieser Angelegenheit anch durch seinen Gesandten in Regensburg Gravel*) und auch, wie wir aus der Correspondenz des Königs mit Estrades ersehen, durch die Prinzessin von Oranien auf den Kurfürsten einzuwirken versucht, leider liegen in Berlin weder in dem Staatsarchiv noch in dem K. Hausarchiv irgend wel- che Documente vor, welche erkennen Hessen, ob und in welcher Weise sich die letztere wirklich dazu hergegeben hat, den Interessen des Königs zu dienen.

') 8. M. Lehmann, Preossen and die katholische Kirche I S. 66 und die dort S. 178 ff. abgedrackteo Akteostficke.

^8. Wiens, Sammlang fragmentarischer Nachrichten über Christoph B. von Galen, woselbst die aaf diese Angelegenheit bezügüchen Stücke aas den Memoiren Estrades' zasammengestellt sind.

^ S. die Relationen der brandenbargischen Reichstagsgesandten Tom 7./17. April and 27. April/7. Mai 1665.

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Werner Wilhelm Blaspeil an den Knrftlrsten. D. s'Graven- hage 26. Juni 1663.

[Friqnets Bemühaogeo wegen eines Yergleiohes iwischen Kf. und Pfali-Neaburg.

Dorch deDselben yenDittelte ZQsammenkQDft mit Lerodt, Friqoets Vorschlag.

Anfrage, an wen er weitere Mittheilangen in dieser Sache adressieren solle.]

Mit Yorwissen Ihrer Hoheit habe ich meine unterthftnigste 6e- 26. Jani. danken wegen des Ew. Ghf. Dchl. sehr wohl gelegenen Oberquar- tiers von GelderlandtO) auch wie man die Gttlichsche Succes- sionssaehe durch einen zuträglichen endlichen Vergleich hinlegen und die itzige CoDJunctur der Zeiten am füglicbsten dazu gebrauchen könnte, biebevor nach Hofe gebracht. Nachgehend habe ich auch die eigentliche Bewandnus itzg. Successionssache und sonderlich was ab a. 1609 bis anhero darinnen vorgelaufen, auch wie man anitzo die Handlung zum beständigen und billigmässigen Vergleich anzu- greifen, femer untersuchet und den ganzen Bericht *) zu Übersenden

1) Bine solche Denkschrift liegt ans dieser Zeit nicht vor, wohl aber eine andere ?on unbekannter Hand ans dem October 1664, in welcher die Vortheile« welche die Erwerbung des Oberquartiers von Geldern gewähren wärde (die Einkaufte daraus werden auf jährlich 21,000 Thaler berechnet) auseinanderge- setzt und der Vorschlag gemacht wird, dasselbe als Pfand für die Ton Spanien schuldigen jährlich 100 000 Thaler (s. oben 8. 298 f.) einzubehalten.

^ In dieser den Akten beiliegenden Denkschrift giebt Blas peil zunächst eine üebersicht über den Verlauf des Successionsstreites bis zu den Verträgen ▼om 8. und 16. April 1647 (▼. Morner S. 186) und vom ^Mai 1649 (ibid. S.150) und erörtert dann die Frage, wie ein definitirer Brbrergleich und zu diesem Zwecke eine gleiche Theilung der Brbschaftslande herzustellen sei. Er schätzt Jülich fär mindestens ebenso viel werth als Oleve und Berg zusammen, Gl eye ungefähr = Berg und Ravensberg, Berg ■■ Mark und Ravensberg, Mark

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496 8* VerhandlangeD mit Pfalz- Neabarg. Die Verträge zo Dorsten.

dienlich erachtet, wobei ich nicht verhalten soll, dass, wie hiesiger keyserlicher envoyä H. Friquet der gänzlichen Meinung ist, dass von der Einigkeit des westphälischen Kreises und sonderlich von obg. Vergleich der Ruhe- und Wohlstand des ganzen Römischen Reichs dependire, auch Seiner Keyserl. Maj., Ew. Churf. Dchl. und anderer Reichsstände bei diesem Niederländischen Staat und andren aus- heimischen Potentaten zerfallener Respect anderergestalt nicht als da- durch wieder aufgerichtet werden könne, derselbe sich also damit eine Zeit hero sehr bemühet und nicht allein Ihrer Hoheit darQber zugesprochen und gebeten, Ew. Churf. Dchl. Wohlmeinung darQber zu vernehmen, sondern auch seine Gedanken am keyserlichen Hofe gelangen lassen, alwohe dieselbe in sehr guter Consideration genom- men seind, wie Ew. Churf. Dchl. aus des keyserlichen Oesandteo, des vonLisoIa*) Anbringen daselbst ungezweifelt vermerken werden.- Nicht weniger hat er hiesigem Neuburgischen Abgeordneten, dem Baron de Lerodt, den Vortheil, welchen sein Herr aus dieser Einig- keit zu erwarten haben würde, dermassen vor Augen gestellet und schmackhaft gemacht, dass derselbe sich diese Sache allereiferigst lasset angelegen sein, auch bei seiner vorgestrigen Wiederkunft er- wähnten H. Friquet versichert hat, dass des Herrn Pfalzgrafen zo Neuburg F. Dchl. und alle dero ministri nichts herzlichers als eine beständige redliche gute Einigkeit erwünschten, wie sie solches, wan es zur Handlung käme, in der That erweisen würden. Darauf der H. Friquet ferner und zwar dahin gearbeitet, dass der Baron de Lerodt und ich par rencontre, jedoch in keiner andern Qualität als

= Raveosberg, Raveosteio aod die flandrischeD Guter, RaveDsberg = Ravenstein ood diese Güter, von 100 Tbeilen macbteo also:

Jülicb 38

Cleve 20

Berg 18

Mark 14

Raveosberg ü

Raveosteio 4 ans. Kr macht daoo vier verscbiedeoe Vorschläge, wie oach diesem Verh&It- oisse eine gleiche Tbeilaog getroffen werden köooe, weist darauf hio, wie sehr eine solche erleichtert werden würde, wenn Spanien sich wirklich zur Ab- tretung des Oberquartiers von Geldern, welches sowohl an Jülich als ao Cleve angrenze, verstände, und stellt schliesslich einen Bntwnrf der Bedingungen auf, welche bei solchen Verhandlungen über einen Erbvergleich von selten dea Rurförsten vorzubringen seien.

*) S. über dessen damalige Gesandtschaft beim Kf. oben S. 2890*.

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Erste YermittlQDgsversQche Friquets. 497

priyati, uns begegnet, in seines, des Friquet, Haus zusammenkommen und daselbst einander in soweit haben kennen lernen, da ich dan von besagtem Lerodt so vieles gehöret, dass ich glauben muss, die Sache seie an der Seite wohl gemeinet, welches jedoch die Zeit am besten geben wird. Wie ich nun bei dieser Occasion derae von Lerodt wegen der Herrschaft Ravenstein, welche er zu permutiren und an diesen Staat gegen ein Aequivalent zu tiberlassen in Commission hat*), zu Gemüthe geflihret, dass solche Permutation ohne Ew. Churf. Dchl. 8x>eciale Bewilligung sich nicht würde thun lassen und er von mir eine starke Opposition zu erwarten*), hat mehrg. H. Friquet Occa- sion gefasset, von der Nothwendigkeit obg. Einigkeit, und wie Seine Keys. Maj. ein solches so herzlich wünschten, weitläufig zu discurriren, dabei fügend, dass wir doch dahin bedacht sein möchten, damit ein 80 nützlich und hochnöthig Werk zum guten Ende befodert würde hielte aber auch dafür, ehe man zur Hauptsache käme oder kommen könnte, dass man dieses wichtige Werk zuvorhin wohl präpariren müsste dannenhero er fragsweise vorstellen müsste, ob es nicht rahtsamb, auch das nächste und sicherste sein würde, dass Ihre Chur- und Fürstl. Dcht. Dcht. solche praeparatoria hieselbst durch solche ihre Bedienten, denen sie die Sache gst. anvertrauen würden, auf ihre gst. Ratification zur Hand nehmen, oder zum wenigsten ein Versuch thun Hessen, in Betrachtung es diesergestalt ohne Kosten, ohne Zeit- verlust, ohne Verdacht und in geheimb geschehen könnte mit sehr emsigen Begehren, wan wir ja ohne speciale Ordre hiezu nicht schrei- ten könnten, wir es zum wenigsten nacher Hoff bringen und bester- massen recommendiren möchten, wie er auch seines Orts am Keyser- lichen Hofe zu thun nicht versäumen würde. Lerod und ich haben diese Proposition ferner nicht als ad referendum, im übrigen aber dieselbe zu secretiren und ausser unsem Herren Principalen an niemanden zu entdecken angenommen.

PS. Was im übrigen die Neuburgische Sache betrifft, da habe ich zwar bisher meine unterthänigsten Erinnerungen an E. Chf. Dchl. Hoffmarschaln, den von Canstein, gerichtet, weiln aber die Sache nunmehr weiter gehet und ich nicht weiss, ob Ew. Chf. Dchl. dieselbe in publiquen Rath gebracht wissen wollen, habe ich mich erkühnen

') S. über diese VerbaodlQDgeu Memoires d'Estrades II S. 167 ff. '; 8. den Bericht des Grafec d'Estrades an Ludwig XIV. vom 12. Juli 1663 (M^iD n S. 250).

Mater, z. Qetcb. d. G. Kurfürsten. XI. 32

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498 8. VerhaodlaDgeD mit Pfalz- Neaborg. Die Vertrage zn Dorsten.

müssen, den geraden Weg zu Ew. Churf. hohen Person zu nehmen, unter- thänigst bittend, Ew. Ghf. Dchl. geruhen mir durch secretarium Hip- pel oder sonsten jemand gst. befehlen zu lassen, woran ich mich künftig, wan etwas weiter vorgehen sollte, zu adressiren, und ob neben Ihrer Hoheit ich nicht auch des Glevischen Herrn Statthalters F. 6. von allem part zu geben haben solle.

Derselbe an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 28. August 1663.

[Vorschläge Friqaets.j

28. Aag. Friqaet, welcher 'eigentlich mit Lerodt hatte zn der Priozessin von Oraniea nach Turnhoot kommen wollen, hat ihm, nachdem er demselben mitgetheilt, dass er noch keine Ordre vom Kf. erhalten, gerathen, damit nicht das Misstranen Pfalz-Nenburgs, als ob Ef. die Sache nicht ernst- lich meine, sondern ihn nur mit Frankreich zu embronillieren snche, ver- stärkt werde, Lerodt gegenüber dieses nicht zn sagen, sondern die Ver- zögeroDg der VerhandlaDgeD mit einer lodisposition der Prinzessin, ohne deren Beisein er in dieser Sache etwas zn thnn Bedenken trage, zn ent- schuldigen, zugleich Lerodt zu versichern, dass dieserseits die Iniention aufi'ichdg sei, und diesen darüber aufzuklären, dass die Behauptung des Bischofs von Münster, er sei von der Prinzessin zu verschiedenen Malen ersucht worden, die Yermitteluog in dieser Sache zu übernehmen, unwahr sei. Im übrigen blieb Friquet bei der Meinuog, dass die Haupthandlnng bei Kf. selbst, und zwar sollemniter und mit Yorwissen aller Alliierten und Freunde gescheheu, hier aber nur der Grund zu solcher Handlung gelegt werden solle, da sich dann bald offenbaren werde, ob etwas Fruchtbarliches davon zn erwarten sein werde.

Derselbe an den Kurfürsten. D. [Haag] 5. September 1663.

[Besprechung mit Lerodt. Aogebliche VerhandlaDgeD über den beabsichtigten Ver- gleich auch zwischen den beiderseitigen Gesandten in Regensbarg.]

5. Sept l^er Verabredung 0 mit Friquet gemäss hat er Lerodt, welchen er in dessen Hause getroffen, mitgetheilt, dass die verabredete Zusammenkunft in Tnrnhout wegen Unpässlicbkeit der Prinzessin von Oranien nicht stattfinden könne, und ihn in betreff der unwahren Behauptung des Bi- schofs von Münster desabnsiert. Lerodt dankte dafür, betheuerte seines Herrn gute Intention und erklärte sich bevollmächtigt und bereit, in die Verhandlungen zn treten. Doch theilte er mit, dass seinem Herrn allerlei

>) 8. die vorhergehende Relation vom 28. August.

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VerhandloDgen BlaspeiU mit Lerodt 499

widrige OedankeD beigebracht worden wären, indem diese Vergleichssache, wel- che der Abrede nach secretiert werden sollte, za Regensbnrganf die Bahn gebracht worden sei, des Ef. Gesandten hätten sich deswegen bei dem Neu- bnrgischen Gesandten Rantenstein angegeben nnd diesen gedrängt anzu- geben, was Pfalz-Neubnrg für Mediatoren dabei gebranchen wolle> aber nachdem er ihnen dieselben (Frankreich nnd den Bischof von Münster) genannt, nichts weiter von der Sache gesprochen, so dass es schiene, als hätte man dem Pfalzgrafen einigen Yortheil absehen wollen, doch hätte er, Lerodt, alles wieder gut gemacht nnd könnte versichern, dass es von seinem Herrn aufrichtig gemeint sei. B1. hat dies zu erwähnen für nöthig erachtet, da Kf. in seinem Rescripte *) mit angeführt, dass Rauten stein za Regensburg auch tou diesem Vergleich etwas gedacht habe. *)

Der Kurflirst an Blaspeil. D. Königsberg 14. September 1663.

[auf die Belation vom 28. Aagust. £r ist zu den VerhandloDgen bereit, wünscht, dass sie ohne Mediation geheim geführt werden.]

Nun wisset Ihr vorhin '), dass wir uns zu einem billigen Ver- 14. Sept. trag erklärt, seind auch nochmals der beständigen Meinung und haben Euch vor diesem befohlen ; yon dem von Lerad zu yernehmen, wie und auf was Weise er vermeinte, dass diese praeparatoria anzu- stellen, zumal wir nicht dafUr halten, dass es noch zur Zeit nöthig, sich einiger Mediatoren bei diesem Werk zu gebrauchen, und zwar darumb; welches wir Euch zu Eurer Nachricht wissen lassen, dass der Pfalz-Neuburgische Abgeschickte zu ßegensburg Rautenstein gleichfalls von einem Vergleich Erwähnung gethan, dabei aber zugleich angezeigt, dass sein Herr sich dabei des Königes in Frankreich und Bischofs zu Münster Mediation gebrauchen wollte, dabenebenst aber dafür hielte, dass der Eeyser wohl schwerlich die Mediation mit über sich nehmen würde, daraus wir denn nichts anders muth- massen können, dan dass man uns auf solche Weise den Vergleich : I nicht allein schwer sondern auch wohl gar wiedrig machen möchte, ch. daher wir der Meinung sein, dass die Sache ohne Mediation, wenn es Pfalz-Neuburg Ernst, anzutreten und keine mehrere Interessenten zuzuziehen. :| Ihr habet demnach nochmals mit dem von Lerad zu reden

^) Ein solches ist in den Akten nicht erhalten.

^ S. die Relationen der brandenbargischen Gesandten aas Regensbarg vom 27. April/7. Mai, S./18 Mai und 10./20. Juli 1663 (oben S. löl f. 188).

'; Ein solches früheres Rescript in dieser Angelegenheit ist in den Akten nicht vorhanden.

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500 3- VerhaDdluDgeo mit PfaU-Neubnrg. Die Verträge tu Dorsteo.

und von ihm zu begehren, dass, dafern es seinem Herrn Ernst, er sich er- kläre, wo und wann die Tractaten und zwar so viel möglich in der Stille und in geheimb anzutreten, dnmit man des Intervenirens, Pro- testirens und anders mehr von einem und dem andern gefibrigt sein könne. Sobald wir nun von Euch darauf Antwort erhalten, so bald wollenjwir uns auch ferner der Personen und der Instruction halber gn. resolviren ^). Friquet habt Ihr unterdessen zu Beförderung unseres Besten zu unterhalten und dieses ihm zu communiciren. Wir haben auch wenig Hoffnung zum guten Ausgang, wann Prankreich und der Keyser zugleich mediatornes sein sollen, daher es zum besten, beide daraus zu halten.

Blaspeil an den Knrftirsten. D. s'Gravenhage 20./ 30. November 1663.

[VorstelluDgeD Friqnets wegen der Nothweodigkeit ood Nützlichkeit des za schliessendeD Vergleichs.]

30. Nov. Lerodt ist za Lüttich bettlägerig und die Bavensteinische AHena-

tionssache mnss daher bis zu dessen Bessernog anstehen.

Nachdem Friquet durch den Baron de Lisola advertirt worden, dass Ew. Chf. Dchl. mir gst. aufgegeben, wegen der Neuburgischen Sache in Handlung zu treten, hat derselbe mit mir davon und zugleich von der augenscheinlichen Gefahr der Spanischen Niederlande und der daraus erfolgenden Unruhe des Kömischen Reichs und sonderlieh deren daran grenzenden Westfälisch und Rheinischen Kreisen sehr confi* dent, doch nicht als ein keyserlicher Minister, der deswegen einige ordre hätte, sondern als ein guter Freund aus sich selbst discurirt, der Meinung, dass diese andringende Gefahr andrergestalt nicht als durch den verhoflFten Vergleich mitNeubnrg wtlrde abzuwehren oder zu begegnen sein, sintemal der Westfälische Kreis durch obg. Vergleich vereinbart und dann auf solche Vereinigung aller Apparenz nach dieses erfolgen dtlrfte, dass wegen der nahen Nachbarschaft und des gemeinen Interesse die Spanische Niederlanden und obg.

1) Kf. ertheilt (d. Königsberg 12. October 1663) Blaspeil Vollmacht zu den mit Pfalz-Neoborg wegen Beilegung des Sacceesionsstreites zu führenden Ver- handlungen, weist ihn zugleich an, „alles mit behutsamer Sorgfalt und Fursichtig- keit zu menagieren und ratione materialium zwar zu vernehmen, wohin man Pfalz- nenburgiecherseits zielen mochte, sich aber vorläufig darauf noch nicht einzu- lassen", und lehnt vorläufig jede Vermittelung ab.

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Friqnets Eröffnungen. 501

beide Kreise, auch wohl mit der Zeit dieser Staat, ja Engellandt selbst, zu ihrer aller gemeinen Gonservation eine Ligue defen- sive mit einander aufrichten und nöthige Anstalt besorgen wQrden, aller deren machinationes, welche in diesen Quartieren sollten brouil- liren oder sonsten etwas attentiren wollen, zu widerstehen, zum we- nigsten, dass auf obg. verhoflFten Vergleichsfall Ew. Chf. Dchl. und Pfalz-Neuburg dahin zu gedenken worden Ursach haben, weil es fast unmöglich, wan Frankreich sein Vorhaben in den Spanischen Niederlanden fortsetzen würde, dass nicht auch die Gülich- und Gle- vische Lande damit inYolyiret und einen guten Theil des Lasts dieser Unruhe zu tragen haben sollten, und hielte Friquet dafür, weil der Cron II i Spanien bei itzigem ihrer Sachen Zustand so hoch hieran gelegen, dass dieselbe zu Facilitir und Beförderung obg. Vergleichs und der dadurch verhoflFten Ligue lieber etwas von dem ihrigen mit Ab- tretung eines oder anderen Stücks dazu contribuiren als zusehen würde, dass ein so hoch importirendes Werk zurückbleiben sollte. £s wäre aber die höchste Zeit damit, wan hierinnen etwas gutes sollte gesche- hen, und würde, wan der Fall in Spanien käme, darauf die Cron Frank- reich, welcher die Zeit fast zu lang würde, bisher nur allein ge- wartet, es zu späte, zum wenigsten solcher Vergleich und Ligue nicht so füglich als anitzo zu hoflFen und zu finden sein.

Friquet schlag daher vor, sie beide möchteo in der Stille anterm Prätext der RaTensteinischen Handlang zu Lerodt nach Lüttich reisen, dort mit demselben conferieren and die Sache präparieren; die Sache selbst könnte dann zu Regensburg, wofern nur Ef. persönlich hinkäme (dass der Pfalzgraf dort zu erscheinen vorhabe, davon hätte er gewisse Nach- richt), abgemacht werden. Bl. hat sich aber, da seine Instruktion sich so weit nicht erstreckt, nicht darauf eingelassen. Wenn sie wieder zasammeo- kommen, will er versuchen, von Lerodt noch etwas weiteres zu vernehmen, wohin man Pfalz -Neuburgischerseits ziele, wiewohl er besorgt, Lerodt, welcher bisher sehr aufrichtig procedieret, auch seine Instruktion ihn hat wollen sehen lassen, möchte dadurch argwöhnisch gemacht werden.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 2./ [12.] December 1663.

[auf die Relation vom 20./30. November. Die Verbaodlaagen sollen fortgesetzt

werden, Blaspeil soll so sondieren versacben, za welchen ZageständniBsen sich

Pfalz-Neubürg verstehen nod ob Spanien Geldern abtreten wolle.]

Kf. ist zufrieden , dass Bl. sich bisher seiner Instruktion gemäss ver- 12. Dec. halten und sich nicht tiefer engagiert hat, er soll damit fortfahren.

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502 3- VerhaDdloDgeo mit PfaU-Neabarg. Die Verträge zu Dorsten.

Wir können aber inmittelst wohl geschehen lassen, dass Ihr f&r Euch Erwähnung thut, wann man Belieben trüge, eine beständige Freundschaft mit uns zu Stabiliren so würde man die Quelle für allen Dingen, nemblich die ungleiche Theilung, aufheben müs- sen. Gleichwie nun reichskundig, dass das Herzogthumb Gulich allein mehr importirt, als die andern Länder zusammen, so wir be- sitzen, als würde von sich selbst folgen, dass uns aufs weinigste das Herzogthumb Bergen abgetreten werden müsste. Es wäre denn, dass auf den Fall wir mit des Pfalzgrafen Ld. nicht darüber uns yerglei- chen könnten, wie der Keys. Resident im Haag Friquet dessfalss einige Ouvertüre gethan, der König in Spanien uns ein Theil seiner ,; Landen dagegen abtreten wollte. Sollte aber dieses nicht gehen, so

^ hättet Ihr für Euch zu vernehmen, ob des H. Pfalzgrafen Ld. dero

u Prätension anf die ganze Succession nicht etwan zu Gelde schlagen

H wollten, worin wir dann deroselben, wenn nur die Summe nicht zu

S excessiy, wohl Satisfaction geben werden. Jedoch habt Ihr dieses

alles nur für Euch und als wenn Ihr desfalls von uns nicht befehligt, :: vorzubringen. Ihr habt aus allen diesen Sachen allzeit mit der

^ Princessin von Oranien Ld. fleissig zn communiciren und dero Sen-

\l timent uns jedesmal zu überschreiben. Weil auch an ein und andern

:: Orten spargirt worden, als würde uns der König zu Hispanien das

Öberquartier von Gelderland abtreten, so habt Ihr Euch zu bemü- 5 hen, desshalber etwas gründliches zu penetriren.

? Der Kurfürst an Blaspeil D. Cöln 9./[19.] December 1663.

I. [Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden; wenn Aossicht auf Erfolg sein

E; sollte, will Kf. selbst nach Gle?e kommen.]

Ü 19. Dec. Sollten aber unsere Frau Schwiegermutter und Ihr verspüren,

.1 dass bei dieser Handlung einig guter Ausschlag zu hoffen, solchen-

^ falls habt Ihr beflissen zu sein, den v. Leradt an der Hand zu halten,

und könnet Ihr auch Ih. Ld. alsdann wohl in Vertrauen berichten, dass wenn wir versichert wären, dass man Neuburgischerseite die Sache mit Ernst meinete und uns in allen Dingen behörige Satisfaction zu geben gesonnen^ wir das Werk der Wichtigkeit hielten, dass wir gegen künftigen Frühling nach unserm Fürstenthumb Cleff Selbsten eine Reise nehmen wollten, dahero wir dann, ob wir gleich inmittelst die Tractaten continuiret wissen wollten, dennoch auf alle Punkte so

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Forderaogeo des Kf. 503

praeoise niemand instruiren könnten, wir würden uns auch, wenn wir persönlich daselbst zugegen, in ein und andern besser und eigent- lich erklären.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 30. December 1663/ [9. Januar 1664.]

[Die von Pfalz -Neubarg zu leisteDde Satisfactioo. Das Directorinm im West- falischeD Kreise. Der Religionspaukt.]

Wofern etwas aus der Sache werden soll, muss uns wegen der 9. Jal. allzu ungleichen Theilung Satisfaction geschehen, es kombt uns aber zu- mahlen ungereimbt fUr, dass man Pfalz-Neuburgiseher seile dergleichen VerkQrtzung auch praetendiren und auf die Bahn bringen will dess- wegen wir dan nicht unbillig zu Ersetzung der Ungleichheit das Her- zogthumb Bergen oder einen guten Strich desselben nebst Rayen- stein mit dieser Condition prätendiren, dass Pfalz-Keuburg bei der Cron Spanien befordern helfe, damit uns das Oberquartier vom Herzogthumb Gelderland abgetreten werden möge, wohingegen wir auf die Flanderische Güter renunciiren und solche I. Ld. gänzlich ab- treten wollen . Was das Directorinm auf denen Westphftlischen Creis- tagen betrifft, lassen wir es desfalls bei denen aufgerichteten Vergleich ') bewenden, und weil wir der Hoffnung leben, die vota, so uns wegen unserer Landen competiren, nunmehr ohne ferneren Streit zu erlangen, als wird dadurch dieser Sache desto leichter ihre abhelfliche Masse ge- geben werden können. Bei dem dritten Punkt die ßeligion belan- gend können wir Gewissens halber nicht nachgeben, dass solcher nach dem Instr. pacis, als welches von den Guiischen Landen nicht disponiret, eingerichtet werde, sondern es muss billig hierin bei den aufgerichteten Verträgen und Reversalen') verbleiben.

Bl. soll die Tractaten im geheimen fortsetzen, doch sieht Kf. zur Zeit noch nicht, wie er ihn näher instroiereD soll, sobald ihm aber vom Pfalz- grafen Erklärung wegen seiner Satisfaction zukommen werde, will er sich so heranslassen , dass man an seiner Begierde, dies Werk znr Richtigkeit zu bringen, nicht Ursache zu zweifeln haben soll.

0 Vom 8. April 1647, s. oben S. 485.

') S. M. Lehm an 0, Preasseo aod die katholische Kirche I S. 58ff.

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504 ^* VerhaodlaDgeD mit Pfalz- Nenbarg. Die Vertrage zu DorsteD.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 4. Februar 1664.

[VerabredoDg mit Lerodt. Der Vorfali in RegensbQrg.]

4. Febr. Lerodt ist am 29. Januar hier angelangt, hat am 31. bei Ihrer Hoheit

Audienz gehabt, liegt jetzt aber wieder am Podagra bettlägerig, derselbe und Bl. haben nur in einer kurzen Conferenz verabredet, dass alles, was vorgestellt und debattiert werden sollte, ordentlich protokolliert und vor Rec- tificierung der Protokolle nicht weiter geschritten werden solle. Es wird dieses zwar in die Handlung einige Langsamkeit bringen;, L Hoheit dringt aber darauf, dass wegen dessen, was zu Regensburg zwischen dem Neu* bnrgischen und dem Paderbornischen Deputierten vorgelaufen'), Satis- faction gegeben und, bevor Kf. dadurch beruhigt werde, man sich nicht in der Handlung vertiefe. Dieser Regensburger Verlauf ist Lerodt sehr fremd vorgekommen, da die Verordnungen des Pfalzgrafen an ihn fortgesetzt voll- kommene Inclination zum billigen guten Vergleich zeigen, und er nicht be- greifen kann, wie der Deputierte zu Regensburg, welcher (ausserhalb beim Rausch) ein sehr bescheidener und vernünftiger Mensch sein soll, zu einer so unzeitigen Thorheit verfallen sei.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 2./[l2]. Februar 1664.

[auf die Relation vom 4. Februar. Die VerhandluDgeo sind fortzasetsen ]

12. Febr. ^^ ^^ ^on Regensburg und auch sonst versichert wird, dass Rau- tenstein ausser Befehl seines Herrn und allein für sich geredet habe, so findet er keine Ursache, dass desshalb die vorhabende Handlung aufgehal- ten werden solle, Bl. soll daher zur Verzögerung ferner keine Ursache geben, sondern zusehen, dass sich Lerodt in etwas ratione realium her- auslasse.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 1. März St. n. 1664

[Verhandlangen mit Lerodt.]

I.März. Bericht über verschiedene Besprechungen mit Lerodt, Bl. hat ge- fordert, dass als Orund des zu machenden Vergleiches vollständig herzu- stellende Gleichheit festzustellen und von den Verträgen von 1629 und 1647 abzusehen sei, während Lerodt behauptete, dass von dem bestehenden Znstande und dem Vertrage von 1647, durch welchen eine solche Gleich- heit schon hergestellt sei, ausgegangen werden müsse; darüber ist es zu sehr ausführlichen Erörterungen gekommen.

*) S. über den dortigen Auftritt zwischen dem nenbargischen Gesandten V. RauteoBtein und dem paderbornischen Meinders oben ti. 214.

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VerhaDdloDgen OlaapeÜB mit Lerodt. 505

Der Kurfürst au Blaspeil. D. Cöln 30. Febmar (sie!) [2./ 12. März] 1664.

[auf die Relation vom 1. März. Der gute Dieost, welchen Kf. dem Pfalsgrafen

erweisen köune.]

Gleichwie wir Euch nun in der Hauptsache selbst unsere gn. 12. März. Meinung wissen lassen, also hat es auch dabei nochmals sein Bewen- den und halten wir im übrigen dafOr, dass, weil man an beiden Theilen die gütliche Handlunge vorgiebet und contestiret, es nicht nöthig, sich in meritis causae aufzuhalten. Ihr könnt auch gegen den von Lerad wohl gedenken, dass wan die Handlunge lange verzögert werden soll, dürfte uns eine gute Gelegenheit aus der Hand gezogen werden, bei welcher wir sonsten vor des H. Pfalzgrafen Ld. etwas gutes thun und dieselbe den rechten Effect der gemachten Vereinigung in der That zu Vermehrung dero Interesse verspüren könnten; was sonsten dasje- nige, so zu Regenspurg vorgegangen, betrifft, deswegen haben wir Euch neulich befohlen, dass die Handlung nicht aufzuhalten, dabei wir es, zumal der von Lerad auf seines Herrn Befehl gegen unserer Frau Schwiegermutter Ld. nochmals entschuldiget, bewenden lassen.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage Ö./15. März 1664.

[Meinaog der Prinzessin von Oranien ober den mit Ffalz-Neuburg abzuscbliessen-

den Vergleich.]

Er hat seiner Instruktion gemäss alle seine Verhandlungen in der 15. März. Ffalz-Neabnrgischen Sache I. Hoheit mitgetheilt und sie gebeten, ihre Ge* danken darüber zu ofifenbaren, sie hat dieses auch endlich gethan, sonder- lich über 4 Paukte, anf die es hauptsächlich ankäme: 1) Kf. würde wohl- thun darauf zu bestehen, dass eine Proportion nnd Anschlag der Lande gemacht werden müsste, 2) er möchte sich jetzt, wie früher, an die 1614 zu Xanten festgestellte Proportion halten, 3) die von Neuburgischer Seite berührten Motive, dass eine Loosnng jetzt nicht mehr statthaft sei, sondern Pfalz-Neubnrg das Jülichsche, Kf. das Clevische Theil behalten musste, Hessen sich wohl hören, 4) bei Entstehung des Erbvergleiches würde der Vertrag von 1647 gleichsam perpetuel sein, zumal da er 1651 erneuert sei; I. Hoheit hält es nicht für wahrscheinlich, dass zwischen den beiden 1614 gemachten Theilen eine grosse Ungleichheit bestehe, doch könnte es, um den Pfalzgrafen desto besser zur Billigkeit zu disponieren, nicht schaden, darauf noch fürs erste zu bestehen, dass Jülich und Berg weit besser wären als Cleve mit den übrigen Landschaften. Da Kf. für Ravenstein nur 40000 Rthlr., welche anf die Domainen creditiert worden.

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506 ^' VerbaDdloogeo mit PfaU-Nenbarg. Die Verträge zu DorBteo.

empfangen, dieses Stück aber wobi 300—400000 Rtblr. werth wäre, so sei es billig y wenn der ErbTergleich gemacht würde, dass der Pfalzgraf das- selbe wieder dem Kf. überliesse. Auch wegen der in Flandern gelegenen Stücke meint sie, dass dieselben Ton Rechts wegen dem Ef. gehörten, doch seien dieselben entlegen nnd wenig werth, man würde also wohltbnn, sie dem Pfalzgrafen für die tou ihm anerhandelten actiones Yon Knr- Pfalz, Pfalz-Zweibrücken a. a. zu lassen. Man würde aber bei diesem allen der noch schwebenden Geldrischen Compromissache nicht vergessen müssen, sondern znznsehen haben, dass, wofern den Landen von C 1 e v e da- durch inskünftig etwas abgehen sollte, der Pfalzgraf sich solches pro qoota zu yergütigeu bei jetziger Handlung verpflichte, ferner sollte man bei die- ser Gelegenheit den Pfalzgrafen dahin disponieren, sich der Staatischen Schuldsache mit anzunehmen. Die Hoffnung, durch dieses Werk von Spa- nien etwas zu erhalten, könnte leicht fehlen; es sei zu rathen, dass Kf. und Pfalz-Neuburg sich zunächst verglichen, weil sie solchen Falls die von Spanien gesuchte Ligue defensive zu befördern und dabei ihre conditiones zu machen in der Gewalt hätten.

Bl. hat I. Hoheit auch die Sache wegen des Westfälischen Kreisdi- rectorium vorgetragen und sie überzeugt, dass der Pfalzgraf gar kein Recht habe, dem Kf. das geforderte condirectorium zu verweigern; ebenso die Sache wegen des Religionswesens, sie meint, dass dieselbe sehr difficil und weitläufig, aber doch eher so zu erledigen sei, dass, wenn ein jeglicher von beiden Kur- und Fürsten wüsste, was für Lande er beständig haben nnd behalten solle, ein beständig Reglement in puncto religionis et conscientiae gemacht werde.

Blaspeil an den Kurflirsten. D. s'Gravenhage 12./22. März 1664.

[auf das Rescript vom 2./ 12. März. Lorodts AeasseniogeD über die polnische Angelegenheit, Meioang der Prinzessin von Oranieo darüber.]

22. März. Nochmalige Auseinandersetzung, dass die Theilnng von 1614 keines- wegs eine so sehr ungleiche gewesen sei.

Im übrigen bin ich gestrigen Tages mitLerodt über den andern Punct in langes Gespräch gewesen und habe ihm zu anfangs allerlei Motiven, warumb beiden unsern hohen Herren Principalen an Beschleu- nigung des vorhabenden Vergleichs merklich gelegen wäre, zu GemQthe gef&hret und endlichen dasjenige, was Ew. Chf. Dchl. ihme bekannt zu machen mir gst. anbefohlen '), im Vertrauen communiciret Darauf

^) S. das Rescript vom 2./12. März obeo S. 505.

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Die poloisohe ADgelegenheit. 507

er alsbald gefragt, ob nicht Ew. Chf. Dchl. die Cron Polen d^mit meinen möchten, und als ich ihm geantwortet, dass es zwar wohl sein könnte, ich es aber nicht zu sagen wüsste, inmittelst aber seine Gedanken darüber zu wissen begierig wäre, sagt er mir ferner, dass, als er hiebevor in Franckreich zu St. Jean de Luz gewesen, hätte man ihme, und sonderlich der Cardinal Mazarin, glaublich zu ver- stehen gegeben, dass Franckreich vieler ßespecten halber gerne sehen, auch mit Rath und That dazu helfen wollte, damit S. F. Dchl. zu Neuburg der Succession in Polen möchte versichert werden und zu dieser Cron gelangen. Nach Absterben aber des Cardinals Mazarin wären solche Concepten geändert und gingen nunmehr, wie weltkundig, die Gedanken dahin, dass man den Duc de Anguien dazu befordern möchte, und schiene man in Frankreich darauf so festen Staat zu machen, dass er seines Orts dafür hielte, dass sich deme zu wollen widersetzen nichts anders sein würde, als diesem König in Franckreich in die Augen zu greifen. Er könnte mir aber nicht sagen, was seines Herrn Gedanken hiebei wären, es hätte sonsten überall den Na men, dass die vornehmbste und fast einzige Ursach, warumb Franck- reich Ew. Chf. Dchl. Freundschaft suchte, diese wäre, dass es mit der Zeit Ew. Chf. Dchl. Assistenz, umb ermelten Duc de Anguien zu seinem Intent zu verhelfen oder zum wenigsten daran nicht hinderlich zu sein, haben und dessen versichert sein möchte. Sollte es nun in specie dieses sein, darinnen Ew. Chf. Dchl. seinem Herrn gutes zu thnn gst. gemeinet, wünschte er wohl solches eigentlich zu wissen, umb sich darnach desto besser zu achten, und dürfte er wohl, weil diese Materie sehr zart, und yiel davon zu schreiben aller- seits gefährlich sein könnte, die Resolution fassen, wan er nur nähere Nachricht davon hätte, Selbsten in Eil dorthin zu reisen, umb seinem Herrn diesen Punkt mündlich vorzutragen und ist wohl kein Zweifel, wan in diesem oder dergleichen etwas zu thun wäre, dass solches den vorhabenden Vergleich sehr facilitiren sollte.

Aoeh die Priozessin von Oranien, der Bl. diesen Verlauf yorgetrageo, meint, Lerodt werde am besten thun, mündlich darüber mit seinem Herrn zu reden, wie man auch dieserseits eich wohl Torznsehen hätte, damit nicht Frankreich, wenn es merken sollte, dass das Vornehmen mit dem Duc de Anguien nicht fortwollte, die Angen wieder auf den Pfalzgrafen richten nnd diesem zu des Ef. Nachtheil zu der polnischen Krone zu verhelfen sich bemühe, nnd stelle sie dem Kf. anheim, ob man nicht dessen Willens- meinung in diesem Stück Lerodt besser za erkennen geben solle, damit er,

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508 S- VerhaodloDgen mit Pfalz- Neaburg. Die Verträge za Dorsten.

wenn er za dem Pfalzgrafen reise, demselbeD guten Bericht davon geben und auch dessen eigentliche Erklärung darauf zurückbringen könne.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree

15. /[25.] März 1664.

Conc. 0. V. Schwerin eigenhändig.

[auf die Relation vom 5./ 15. März. Verwerfung der Vorschläge der PriozesBia

von Oranien, Festhalten an höheren Forderungen. Ob auf Spanien zu hoffen.]

25. März. j)\^ früheren Vergleiche waren nur Pro?isionalvergleiche und hat man da-

her dabei so eben nicht geachtet, wie die Theilung eingerichtet würde, jetzt, da die Handlung erblich sein soll, kann Kf. sich nimmer dazu verstehen, dass anch Pfalz-Neuburg die Hälfte, wenn dieselbe schon gar genau genommen werde, behalten sollte, denn, wie er versichert ist, dass ihm die sämtlichen Lande klaren Rechtens wegen insgesamt gebühren, so sieht er anch nicht, was ihn dazu bewegen sollte, sich der Hälfte solcher herrlichen Lande in perpetuum su begeben. Der Pfalzgraf hat durch sein Comportement ihm zu solcher Liberalität nie Ursache gegeben, auch hat Ef. und seine Posteri- tät sich vor demselben nicht zu fürchten. Die Hinzulegung nur von Ra- ven stein kann ihm daher nicht genügen. Es ist notorisch, dass das eine Herzogthum Gulich alle anderen Lande an Gütigkeit, Macht und Einkommen weit tibertreffe, so dass der Pfalzgraf sich nicht zu beschweren hätte, wenn ihm dasselbe nebst Ravenstein, Winnenthal und ßresque zugetbeilt würde.

Wenn eine immerwährende Handlung getroffen werden soll, so ver- langt Kf., dass ihm viel andere Vorschläge und Offerten gemacht würden. Den Vergleich von 1647 hat er observiert und will ihn auch weiter observieren, es sei denn, dass der Pfalzgraf continuieren sollte, die Evan- gelischen zu verfolgen und Kf: an dem exercitio des condir^ctorii zu be- hindern, dass Kf. aber denselben gleichsam für einen Erbvergleich halten sollte, daran fehlt so viel, dass er vielmehr gesonnen ist, ehestens auf ei- nen rechtlichen Ausgleich zu dringen, wie ihm denn auch nicht verdacht werden könnte, gegen Wiedererlegung der auf Ravenstein ausgezahlteb 40000 Rthlr. propter enormissimam laesionem solches wieder zu repetieren. Inmittelst aber, wenn uns vorbedeuteter Massen endlich begeg- net wird, verbleiben wir geneigt, zu einem Haupt vergleich zu schreiten, daher Ihr dann ferner fortfahren könnet mit dem Freih. von Leradt ingeheimb Praeparatorien zu machen. Zu einer solchen Eintbeilung aber, wie in Eurer Relation enthalten, wenn der Vergleich erblich sein soll, habt Ihr ihm garkeine Hoffnung zu geben.

Ob von Spanien zu Facilitirung dieses Vergleichs etwas gefhan werden möchte, können wir so eben nicht wissen, indessen aber ist

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ForderoDgen des Kf. Die poioische Aogelegeoheit. 509

gewiss, dass uns desfalls viel Hoffnung gemacht werde. Alldieweil aber dieses hiebei allemal ausdrücklich vorgegeben wird, Spanien wolle darumb etwas von dem seinigen thun, damit dieser Vergleich getroffen werde und Spanien hernach sowohl mit uns als Pfalz-Neu- bürg in gutem Vertrauen leben und umb so viel mehr Krieg und Un- gelegenheit der Orten abwenden könne, so halten wir davor, es möchte Spanien nach getroffenem diesem Vergleich nichts bei der Sachen thun wollen, doch habt Ihr uns zu berichten, was Ihr desfalls ferner Temehmen werdet.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 22. März/[1. April] 1664.

[auf die Relation vom 12./ 22. März. Kf. kann sich wegen der polDiscben Sache noch nicht näher erklären.]

Ihr habt sonsten dem H. von Lerodt zu sagen, dass, wofern i. April, der Accord für sich ginge und des Herzogs Ld. sich dabei raisonnabel finden lassen würden, wir alsdan fttr dieselbe gern in allen Occasionen dasjenige befordern helfen würden, was zu I. Ld. Besten und Auf- nehmen einigermassen gereichen könnte ehe und bevor aber wir dessen versichert, hätten wir gross Bedenken uns ferner herauszulassen, und könntet Ihr nicht sagen, ob es mit Polen oder was es eigentlich wäre.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 5. April St. n. 1664.

[Neue Conferenz mit Lerodt; dessen Anfrage, ob der Bischof von Münster in die Verhandinngen eingeweiht nnd zugezogen werden solle.]

Gestern hat eine neue Conferenz mit Lerodt stattgefanden, dabei er- 5. April, wähnte derselbe, er habe ans einem Schreiben des Bischofs von Münster an den Domdechanten Brabeck ersehen, dass sich der Bischof mit dieser Sache sehr bemühte nnd die Hände darinnen haben wollte. Weil man bis- her dafür gebalten, alles möglichst insgeheim za verhandeln, so hätte der Ffalzgraf sich nicht mit dem Bischof einlassen und demselben von dem, was hier vorgegangen, part geben wollen, wiewohl derselbe desshalb ezpress zu ihm nach Neoburg gereist sei.') Sollte Kf. gemeint sein, dem Bischof die Sache zo commonicieren nnd dieselbe dadurch fortsetzen zu lassen, so bat

1) S. die Relation der brandenburgischen Gesandten aus Begensbnrg vom 11./21 März 1664 oben S. 231.

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510 ^- VerhandlnDgen mit Pfalz-Neuburg. Die Vertrage sa DorsteD.

er, es ihm zu sagen. Bl. bat erwidert, dass er davon keine Nachricht hätte.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 5./[15]. April 1664.

[Die angebotene Münsterscbe and E.Mainziscbe Y ermittelang.] 15. April. In Regensbarg ist in dieser Sache nichts weiter vorgegangen, als dass der Bischof von Münster gegen die Gesandten des Kf. *), wie aach gegen Ef. selbst, and ebenso aach E.Mainz sich zor Yermittelnng erboten. Er bat dieses zwar nicht abgeschlagen, aber sich doch za nichts eigeot- lichem erklärt, er beabsichtigt aach noch nicht, das Werk auf andere Manier als bisher fortzusetzen.

Blaspeil an den EnrfÜsten. D. s'Gravenhage 10./20. Mai 1664.

[Vergebliche Verhandlang mit Lerodt. Rath, die Forderungen za massigen.] 20. Mai. Aaf einer neaen Conferenz, die er nach seiner Rückkehr hieher mit Lerodt gehalten, Hess dieser erkennen, dass Ef. in betreflf des Condi- rectoriam im Westfälischen Ereise die desiderierte Satisfaction erhalten sollte, dagegen wies er Bl.'s. Vorschlag, der Pfalzgraf solle das Herzog- thum Berg oder wenigstens den oberen Theil desselben jenseits der Wopper abtreten, vollständig zurück and blieb trotz aller Remonstrationen dabei, der Ffalzgraf könne solche ansehnliche Stücke nicht abtreten. L. wird sich nach seinem Ban, den er im Jülichschen nnter Händen hat, begeben, ist aber bereit, sobald es nöthig sei, zarückznkehren. Bl. glanbt nicht, dass es möglich sein werde, den Pfalzgrafen zo solchen Abtretungen za bewegen, dass man vielmehr, wenn man za einem Vergleich kommen wolle, die For- derangen dieserseits mildern müsse. Wenn der Pfalzgraf entweder die drei Herrschaften Ravenstein, Winnenthal and Bresqaes oder anstatt derselben einen Theil von Berg abtreten and aaf Ersatz der an andere Prätendenten aasgelegten Gelder verzichten wollte, könnte Ef. mit guter Reputation die Verhandlungen fortsetzen, zumal da auch seine Orossmutter >), durch welche die Glevischen Lande an das Eurhaus gekommen seien, er- klärt hätte, dass ihr Cleve mit Marck, Ravensberg und Ravenstein lieber wäre als Jülich und Berg. Doch dürfte es noch seine Schwierig- keiten haben, den Pfalzgrafen dahin zu bringen.

1) S. die Relationen derselben vom 21/31. Janaar, 19./29. Februar and 11./21. März (S.220. 226. 231.) and die Rescripte des Kf. an dieselben vom 3./13. Fe- bruar, l./ll. März and 23. März/2. April (S. 222. 228.233.).

^ Anna, Gemahlin des Karfursten Johann Sigismand, Tochter des Her- zogs Albrecht Friedrich von Preussen and der Marie Eleonore, ältesten Schwester des letzten Herzogs Johann Wilhelm von Julich-Cleve-Berg

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VerhaDdluDgen BlaspeiU mit Lerodt. Erbieten des B. voo Münster. 511

Derselbe an den Kurfiirsten. D. Cleve l./[ll.] Juni 1664

[Besuch bei dem Bischof von Münster, dessen Klagen über die Holländer and Anerbieten, einen Vergleich mit Pfalz-Neabnrg zu befördern.]

Auf den Wnnsch des Bischofs yon Münster ist er in den Pfiogst- 11. Juni, feiertagen za demselben nach Coesfeld gereist. Dort eröfifnete ihm der- selbe, nachdem er in Regensbnrg erfahren, dass Ef. zn dieser Frühlings- zeit in hiesige Quartiere kommen werde ^), habe er sich desto eher zur Rückreise in sein Fürstenthnm entschlossen, in der Hoffnung, Kf. aufwarten und mit demselben darüber reden zn können, wie die Eintracht im West- fälischen Kreise endlich wieder herzustellen sein möchte. Er führte die Uebergriffe an, welche sich die Oeneralstaaten auf dem Reichsboden erlanbt: die gewaltsame Besetzung der Dyler Schanze^, der Herrschaft Leuth, die Yorenthaltung Ton Rbeinberg'); mit dem Fürstenthnm Ostfriesland gedächten sie ebenso zn verfahren , und Ef. werde am besten wissen, wie sie es auch mit ihm ungeachtet so vieler genossenen Freundschaft hielten nnd machten. Da diejenigen, welche jetzt dort das Regiment führten, die Landmacht hätten verfallen lassen, so wären sie gar- nicht in dem Stande, dass man sich so gar sehr vor ihnen zn fürchten hätte, sondern die Ursache, dass sie es mit dem Reich und den Benachbarten also anfingen, beruhe nnr auf der Einbildung ihrer vorhin gehabten Macht nnd Reputation wie nicht weniger auf der Uneinigkeit des Westfälischen Kreises nnd des Reiches. Er kam dann auf die noch zwischen Kf. nnd Ffalz-Nenburg ausstehenden Streitigkeiten zu sprechen nnd versicherte, wie gerne er etwas gutes dann thnn wollte. In betreff des Condirectorium im Westfälischen Kreise gestand er zu, dass er diesen Punkt bisher nicht befördert, er hätte aber gehofft, es würden sich Mittel nnd Wege finden, die Hauptsache zn vergleichen, dabei dann auch dieser nnd andere Punkte ihre Richtigkeit erlangen könnten, er stehe mit Pfalz-Nenbnrg in sehr guter Correspondenz, würde aber solcher Freundschaft die Einigkeit des Westfälischen Kreises immerhin vorziehen, dieselbe hätte ihn auch nicht gehindert, dem Kf., wo er gekonnt, zn dienen, wie er denn zn des Kf. Besten sich vormals in die Rheinische Allianz nicht hätte einlassen wollen, son- dern erst nachher«), als dem Reich nnd Kf. kein Präjudiz daraus zuwachsen konnte, sich darein begeben hätte, er wolle auch jetzt auf seiner Reise nach

*} S. das Rescript des Kf. vom 9./19. Deoember 1663 oben S. 502.

^ Dieselt^e war wenige Tage vorher, am 4. Joni 1664, erfolgt, s. darüber nnd über die sonstigen Streitigkeiten des Bischofs mit den Niederlanden Töcking, Geschichte des Stifts Münster nnter Christoph Bernard v. Galen, S. 114ff.

^ S. oben S. 36.

*) Der Bischof war erst im Janaar 1661 der Rheinischen AUians beigetre- ten, s. Mignet II. S. 18.

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512 8- Verband langen mit Pfalz-Nenborg. Die Verträge za Dorsten.

der DoDaa^) en passant Pfalz-Neabarg wegen des Oondirectoriam za- sprechen. Ein Erbvergleich sei nicht so leicht zn hoffen als zu wünschen, ein solcher würde aber dem Kf. ebenso viel wo nicht mehr Repntation als die prenssische Sonverainität bei allen anderen Potentaten geben. Bl. möchte dem Ef. vorstellen, dass auch wenn kein hauptsächlicher Vergleich zn finden sein sollte, man dennoch darauf bedacht sein möchte, ein gutes Vertrauen itn Westfälischen Kreise zu stiften und so jene unleidlichen Ein- griffe fremder Herrschaften abzuschaffen und inskünftig zu verhindern').

Der Kurfürst an Fürst Moritz von Nassau und Blaspeil. D. Cöln 21. Juni/[1. Juli] 1664.

[aaf die Relation vom 15. /25. Juni. Misstraaen gegen die Absichten des Bischofs

von Münster.]

1. Juli. Nun kehren wir uns zwar an der H. Staaten Schreiben')

nicht, welches dieselben an I. Key. M. von ged. BischoflFen humeur abgehen lassen sondern hoflFen vielmehr, es werde I. Ld. darin zu viel geschehen sein, weiln wir uns aber doch auf dergleichen I. Ld. Zusage und Versprechen für diesem zum öfteren vergeblich verlassen, so können wir auch anitzo nicht verdacht werden, dass wir etwas behutsam gehen, und ersuchen demnach £. Ld. Ihrer Ld. bei etwan erlangter Gelegenheit wissen zu lassen, dass wir zwar erbötig wären, nebenst ihm eine gute enge Verfassung im Westphälischen Greise zu befordern, allein ehe und bevor uns wegen der Direction und der von uns prätendirten votorum gebührende Satisfaction geschehen, wel- ches wir versichert wissen, dass es einzig und allein von Ihrer Ld.

0 Der Bischof, zaeammeo mit dem Markgrafen Friedrich von Baden zam Director des Reicbskriegsratba eroaoot (s. oben S. 227), begab sich im Juli, um dieses Amt anzutreten, nach Wien und verweilte dort auch, nachdem im August dor Frieden mit den Türken abgescbloesen worden war, bis zum October dieses Jahres s. Alpen, De vita et rebas gestis Christophori Bernardil, S.GöOff., Tücking S. 126.

^ Fürst Moritz von Nassau nod Blaspeil melden (d. Oleve 15./25. Juni 1664), wie Friquet ihnen mitgetheilt, habe der Bischof von Münster aucb diesem gegenüber ähnliche Eröffnungen gemacht, sich erboten, dem Kf. das Con- directorium im westfälischen Kreise einzuräumen, aucb Pfalz- Neuburg und die übrigen Kreisstande dafür zu gewinnen und sich zu bemühen, eine Verständi- gung zwischen dem Kf. und Pfalz Neuburg wegen des Religionswesens zustande zu bringen ; auch ihnen scheine des Bischofs Augenmerk nur darauf gerichtet zu sein, den westfälischen Kreis wieder in gutes Verständnis zu bringen, was aucb für des Kf. Laude. sehr erspriesslich sein wurde.

") d. Haag 10. Juni 1664 s. Alpen I S. 647f.

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Erbietaogen des Bischofs von Mflnster. 513

bishero gehindert, würden wir uns dazu nimmermehr verstehen, son- dern es vielmehr zu hindern und zu hintertreiben suchen. Wir sein sonsten im übrigen beständig resolviret, so bald es die Gelegen- heit an Hand geben möchte, uns des directorii im Greise anzumassen, und werden sehen, ob es des H. Bischofs Ld. uns alsdann werden disputiren und hindern können.

Fürst Moritz von Nassau an den Kurfürsten. D. Cleve 12. August 1664.

[Vorschläge des Bischofs von Münster in betreff einer zwischen ihm, Ef. und Pfalz -Nenbnrg abzaschliessenden Allianz.] Der Bischof von Münster hat durch den hieher geschickten Prior von 12. Ang. Werden*) ihm eröffnen lassen, dass za Beförderung der Einigkeit im Westfälischen Kreise er nnd Ffalz-Neubnrg begierig seien, sich mit Rf. in gute Verfassung und Defensivallianz zu setzen. Pfalz-Neuburg erbiete sich das Religionswesön interimsweise, bis zum Austrag durch die Kaiserliche Kommission, nach der Observanz des Juhres 1624 einzurichten und solches sofort durch beiderseitige Kommissare werkstellig zu machen, beide erklärten sich bereit, den Ef. zum Condirectorium im Westfälischen Kreise zuzulassen und, um solches alles zu effectuieren, durch einige ihrer Räthe mit Bevollmächtigten des Kf. verhandeln zu lassen, und hätten ihn aufgefordert, weil dieses solche Sachen wären, dabei allerhand consideranda vorfielen und welche füglicher münd- als schriftlich vorgetragen werden könnten, deswegen jemand an Kf. abzufertigen, der von allem referieren und des Kf. Resolution zurückbringen könnte. Auch er ist derselben Meinung und schlägt vor, dass sich Blas peil deswegen zu Kf. begeben möge.

Instruction, wonach sich unser Werner Wilhelm Blaspeil zu Behandel- und Hinlegung des im Religionswesen daselbsten enstandenen Streits, auch Festsetz- und Einftihrung des uns competirenden condirectorii im Westfälischen Kreis zu richten. D. Cöln 4./[14.] October 1664. (Conc. 0. V. Schwerin.) [Wie das Religiooswesen und das Ooodirectoriam im Westfälischen Kreise eio- znrichteo. Kf. ist zu einer DefeosivalliaDz mit Münster und Pfalz- Neuburg be- reit, wänscht aber auch ZaztehuDg anderer Reichsstände.] Er soll zunächst dem Bischof von Münster für dessen Bemühungen 14. Oct. in der Sache des condirectorii danken, Kf. werde sich dafür gegen denselben

') Adolf Bore k. Die Instraktion des Bischofs für denselben ist datiert Regensbiirg 21. Juli 1664.

Mat«r. X. 0«8cb. d. O. Kurfürsteo. XI. 33

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514 B. VerhaDdlaDgeo mit Pfals-Nenbarg. Die Vertrage zu Doreteo.

und aach gegen den Prior von Werden, der sich diese Sache hat eifrigst angelegen sein lassen, erkenntlich erweisen.

Er soll mit den Deputierten von Münster und Pfalz-Neubarg za Göln oder an einem anderen geeigneten Orte baldmöglichst zusammentreten, um die allerseits gewünschte Einigkeit im Westfälischen Kreise zu beför- dern, und zwar, damit diese Zusammenkunft desto weniger Aufsehen errege, unter dem Yorwande des Religionsstreites.

Diesen Religionsstreit anbetreffend, ist in Acht zu nehmen, dass von der Kaiserlichen Kommission nicht abgegangen^ noch den Befugnissen des Kf. und seiner Gülich- und Bergischen evangelischen Unterthanen in ihrer durch die Reversalen erlangten Freiheit durch diese Interimshandlung präjudiciert werde. Bl. soll sich daher bemühen, dass das Religionswerk gemäss dem Düsseldorfer Vergleich vom 8. April 1647 ad prazim des Jahres 1612 hergestellt werde, sollte man aber Neuburgischerseits sich dazu nicht verstehen, so will Kf. zwar endlich geschehen lassen, dass diese Frage durch die Kaiserliche Kommission erörtert und, bis solches erfolgt sei, das vorgeschlagene Temperament des Jahres 1624 conditioniertermassen ad Interim eingeführt werde, es muss aber in dem Recess des Jahres 1612, als dessen Kf. sich keineswegs zu begeben gemeint ist, wie auch der Reversalen io specie gedacht werden. Ueber die Fragen, wie die Evangelischen zu der a. 1624 gehabten bürgerlichen und Conscienzfreiheit wiiklich gelangen, und was für Versicherung sie haben sollten, dass man sie künftig daran nicht hindere, sollen Statthalter und Regierung zuCleve näher deliberieren, ihr Gutachten soll Bl. zur Nachachtung zugestellt werden.

Sobald dieser punctus religionis erledigt, wäre die Alternation des directorii im Westfälischen Kreise und wie dieselbe zwischen Kf. und Pfalz-Neuburg am füglichsten einzurichten, vorzunehmen. Kf. hält da- für, dass die Convocation der Kreisstände durch ihn, Pfalz- Neuburg und Münster conjunctim, nach vorangegangener Communication und Verein- barung, zu geschehen habe. Wegen der Subscription wäre einzuführen, dass unter allen Aus- und Anschreiben der Kreisdirectoren diese beiden capita der Unterschriften neben einander, als erstlich wegen des Münster- scheu und daneben wegen des Clevisch-Oülichschen oder Gülich- Cle vischen directorii gesetzt, das erste von dem Bischof allein, das andere aber von Kf. und dem Pfalzgrafen conjunctim unterschrieben werde. Falls der Pfalz- graf darauf bestehe, könne auch darin, wer von beiden zuerst unterschrei- ben solle, eine Alternation stattfinden. Wegen der Session und Proposition könnte es so observiert werden, dass auf dem nächstersten Kreistag Kf., auf dem folgenden aber Pfalz-Neuburg zuerst dass condirectorium beklei- deten und täglich abwechselten und im übrigen, da ihnen zwei vota zu- gestanden worden, ein jeder sein votum libere führte. Das conclusum werde namens des ganzen directorii abzufassen und zu publiciereu sein. Alle executiones köunten communi nomine geschehen, worüber auf dem nächsten Kreistage näher geredet werden könne. Bl. soll darauf dringen,

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lQ8traktioD für Blaspeil. 515

das8 ein solcher Kreistag möglichst bald berufen and dort alles zum Effect gebracht und festgestellt werde.

Im übrigen Bind wir mit mehrbochg. H. Bischofs und H. Pfaltz- grafens Ld. Ld. allerdings darinnen einig, dass umb einen guten Grund zur beständigen Einigkeit im Westphäliscben Greis zu legen, auch denen sämptlichen Ständen darinnen mit einem guten Exempel vor- zugehen und die künftige Verfassung des Greises zu facilitiren, wir wohl thun werden, un*s mit einander nach Anweisung der Reichs- Constitutionen zu Verbinden, also und dergestalt, dass einer den an- dern auffm Nothfall mit gewisser Anzahl Völker assistire. Damit aber solche Verbündnus den Benachbarten kein verkehrtes Nachden- ken gebe, auch andre Stände und Greise im Reich keine ombrage davon schöpfen, so soll unser Rath in Vorschlag bringen, ob nicht zu dieser Allianz fort zu anfangs einige mehr und zwar von den Evangelischen Ständen ebenso viele als von den Gatholisehen zu er- suchen und einzulassen sein, darzu wir dann unser bestes gerne con- tribuiren und etwan die Häuser Braunschweig, Hessen-Gassel oder andere mit im Greis Interessirte darzu zu disponiren uns wollten lassen angelegen sein, dahingegen die andre ebnergestalt Chur-Göln oder sonsten jemand von den GatholiBchen dazu bewegen könnten.

Blaspeil an den Kurflirsteii. D. Cleve 29. November / [9. December] 1664.

[Bröffoungen Downings wegen einer Allians des Kf. mit England gegen Holland, Znsiebung Monsters, Einvernehmen zwischen Frankreich und England.]

Der englische Envoj^ Do wning') hat mit ihm wegen der jetzt zwischeu 29. Nov. England und diesem Staat schwebenden Streitigkeit sehr weitläufig und coofident geredet, auch dabei bemerkt, dass sein König gern sehen würde, dass Kf., K.Göln, Pfalz-Neuburg und Münster dasjenige, was sie mit diesem Staat zu desmelieren und worin sie bisher keine Justiz hätten erhalten können, bei gegenwärtiger Gelegenheit mit Eifer poussierten und zu Bolehem Ende gute Gorrespondenz mit einander hielten; sein König dürfte wohl, wenn man einig werden könnte, sich obligieren, keinen Frieden mit diesem Staat zu schliessen, ehe Kf. nnd die anderen Interessenten ihr Gon- tentement hätten. Bl. hat geantwortet, er wolle es referieren, Kf. würde aber gewiss seinem Envoj^ in England v. Brandt^) seine Intention be-

0 S. aber denselben Urk. n. Akt. IX S. 533.

^f S. über dessen damalige Verbandlangen iu England Pufendorf X § 2 6. (8.6410*.)

33^

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516 B. VerhandlnngeD mit Pfalz -Neabarg. Die Verträge sa Dorsten.

kannt gemacht haben, an der gnten Correspondenz zwischen Ef. and anderen Benachbarten hätte er garnicht zn zweifeln, seines Brachtens aber werde niemand von denselben gern sehen, dass der Staat zu Omnde gehen sollte, er glaubte anch nicht, dass die Krone England ihre Rechnung dabei finden würde. D. sagte darauf, dass der Staat conseryiert, die Insolenz der Wit ti- schen Partei aber gesteuert werden müsste; v. Brandt könnte darüber von Kf. noch keine Ordre erhalten haben, auch hätte er, D., alle zu diesen Sachen dienende Nachricht samt Vollmacht desfalls zu handeln, welches sich besser hier als in England thun liesse; sein König reflectierte sonder- lich auf Kf., und weil nächst demselben Münster mit diesem Staat am meisten zu thun hätte und zwar über Sachen, welche das römische Reich in gemein betreffen, so würde er gern sehen, dass derselbe in dem, was man zusammen verhandlen möchte, mit einbegriffen würde; er bat anch Bl., dem Bischof diese Intention des Königs auf eine fügliche Weise an die Hand zu geben, welches er auch zusagte.

PS. Downing hat ihm auch gesagt, Kf. brauche garnicht bedenklich zu sein, sich mit England auf die vorgestellte Condition etwas näher und fester zu setzen, denn Frankreich und England verständen sich wohl miteinander. Während die französische Interposition bei hiesigem Staat wenig attendiert wurde (wie man in Sachen der Evacuation von Rheinberg, Ravenstein, Leuth undBorkeloe gesehen), würde man durch die mit England vorgeschlagene Ligue alles gar leicht und in kurzer Zeit (indem zuletzt England und der Staat sich doch vergleichen müssten) erlangen.

Der Kurflirst an Blaspeil. D. Cöln 7./[17.] December 1664.

[aaf die Relation vom 29. November / 9. December. Kf. hat ähnliche Vorschläge schon in England selbst machen lassen. Bl. soll anch K.Cöla nod Monster snr Mitwirkung nnd Beförderung der Verhandlnngen mit Pfalz-Nenburg za bewegen

suchen.]

17. Dec. Weil nun solches mit unsrer Intention, welche wir albereit in Engelland eröffnen und darüber negotiiren lassen*), allerdings über- einkommt — habt Ihr ihm') demnach weiter zu verstehen zu geben, dass wir aus treuer Affection gegen den König dieses albereit an die Hand gegeben und fürstellen lassen, dass es zu dero sonderbarem Vortheil und Besten gereichen würde, wan bei währendem diesem Kriege entweder das Reich insgesambt oder einige Chur- und Fürsten ihr Interesse gegen Holland anitzo in Acht nehmen, Ihr habt aber dieses also fürzusteiien, damit der Abgeordnete und insonderheit auch

0 Durch Chrietoph v. Brandt s. Pufendorf a. a. 0. ^ D o w D i u g.

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Bröffnaogen Dowoings. 517

der König daraus zu spüren, dass, was hierunter geschehen würde, wir mehr zu Beförderung des Königs Interesse als unserethalben thun würden. Und dieweil hiernegst dieses Werk fümemblieh bei des H. Churfürsten zu Cöln Ld. incaminirt werden muss, als befehlen wir Euch, dass Ihr Euch zu Ihrer Ld. HofBager, jedoch ohne einzigen Caracter und nur unterm Prätext Eurer Privatgeschäfte mit dem ehesten verfüget, zuförderst wegen unsrer Satisfaction im Westfälischen Kreise und vom Pfalzgrafen von Neuburg den Vortrag thut und dieselbe sondiret, wie sie etwan zu vorgedachtem Werk geneigt sein möchten. Solltet Ihr nun vermercken, dass sie dazu einige Lust hätten, solchen falls könnet Ihr Ihre Ld. unseretwegen versichern, dass wir hierin mit ihr umbtreten und eine gemeine Sache daraus machen wollten, jedoch mit dem Be- ding, dass I. Ld. dero so oft gethanem Anerbieten gemäss zuforderst befordern möchten, damit uns von Pfalz-Neuburg wie auch im Westfälischen Kreise Satisfaction wiederfahren möchte. Im Fall Ihr auch noch bei des Bischofs zu Münster Ld. nicht gewesen, habt Ihr Euch auch zu deroselben zu verfügen und dieses negotium auf gleichmässige Art wie bei Chur-Cöln zu tractiren, daneben aber auch unsere Satisfaction beim Westfälischen Kreise desto heftiger an diesem Ort zu treiben, weil Ih. Ld. uns daran bishero so sehr be hindert haben.

Was Euch sonsten mehrg. Downing wegen der Cion Franck- reich und dass dieselbe dieses alles zu befordern geneigt wäre, ent- decket, solches wäre uns zwar hochnöthig zu wissen, ob es auf eini- gem gewissen Fundament beruhe, wir können aber aus allen Unib- ständen so viel merken, dass Ihr aus diesen Dingen mit dem Comte d'Estrades*) nicht vertraulich reden dürft, daher wir dieses zu erfahren ander Mittel gebrauchen werden. Sonsten wird uns nicht entgegen sein, dass die Sache aldort im Haag, wenn Downing dess- fals von seinem König Befehl bekombt, ferner negotiiret werde, und wollen wir auf solchen Fall unsern v. Brandt Ordre geben, sich auf Euer Zuschreiben auch dahin zu verfugen und das Werk aldort festzustellen, dan weil derselbe in der Sache schon negotiiret, so halten wir nöthig, dass er mit dabei sei.

1) FranzösiBcber Qesaodter im Haag,

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518 8. VerhandloDgen mit Pfale-Neobnrg. Die Verträge so Dorsten.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 7./ [17.] December 1664.

[Neue VerhandluDgen mit Lerodt.]

17. Dec. Auf Lerodts VeranlassQOg hat er vor drei Tagen eine neae Conferenz mit demselben gehalten , anf welcher namentlich die Religionsangelegenheit, für deren Regelung Bl. das Jahr 1612 als Normaljahr vorschlug, behandelt wurde. Da Lerodt den Erb vergleich garnicht berührte, so hat er ihn nach der Ursache davon gefragt ; jener erwiederte, er, wie sein Herr, hofften, wenn zunächst die beiden Funkte religionis et condirectorii ihre Erledigung gefunden hätten, dass dann der Erbvergleich weit besser als jetzt sich be- handeln lassen würde. Bl. mnsste sich damit begnügen, von anderer Seite ist er berichtet worden, dass Pfalz-Neuburg den Erbvergleich nie- mals eifriger als jetzt desideriert habe. Er hoflft, wenn auch ein solcher zu des Ef. contento nicht so bald zu finden sein, sondern man bei dem letzten Provisionalvergleich de a. 1647 bleiben möchte, dass Ef. dennoch die Herr- schaft Ravenstein daraus ziehen und behalten und inzwischen der Weg zum Erbvergleich nach wie vor offen bleiben könne.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 14./[24.] December 1664

[auf die Relation vom l./ll, December. Günstige Gelegenheit lor Erfäüang •einer Zusage, daher baldiger Abschluss der Verbandlnngen wänschenswertb.]

24. Dec. Sr is^ damit zufrieden, dass in der Religionssache der terminus des Jahres 1612 angenommen werde, auch dass der punctus religionis et con- directorii vor dem Erbvergleich abgethan werde.

Im Fall Ihr aber vermerken würdet, dass auf die in Eurer In- struktion enthaltene conditiones des H. Pfalzgrafen Ld. sich zum Vergleich verstehen wollten, alsdann sein wir auch noch geneigt, Ihrer Ld. darin beforderlich zu sein, was wir mit Euch albie mündlich gere- det*). Weil aber dieses Werk also beschaffen, dass darin geeilet werden muss, massen dan die beste Oelegenbeit anitzo dazu vorhan- den, so würde gut sein, dass es hierunter je eher je lieber zurBich- tigkeit kommen könnte.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Coesfelt 21./[31.] De- cember 1664.

[VerhaodluDgeo mit dem Bischof von Mäoster, verabredete Zasammenkanft sa

Xanten.]

31. Dec. Infolge des Rescripts vom 7./17. December und einer neuen Auffor- derung des Bischofs von Münster hat er sich vor einigen Tagen hierher

>) S. oben 8. 513.

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BlaspeiU Verhandlaogen mit Lerodt o. dem Bischof von Münster 519

T^rfiigt; es ist verabredet worden , dass am 5./1 5. Januar zu Xanten eine Zasammenkonft der Münsterschen , Nenbnrgiscben nnd Brandenburgischen Deputierten stattfinden soll, um die pnncta religionis et condireetorii zu vergleichen, nnd es wird hier dafür ein Recess entworfen, den er mit nach Cleve nehmen nnd im Rath vorlegen wird. Da Pfalz-Nenbarg erklärt bat, er wolle, wenn es nur den Namen hätte, dass das Jahr 1624 ange- nommen werde, zur Erlangung eines vollkommenen Religionsfriedens in den Gülich- nnd Cleveschen Landen den Evangelischen diejenigen Kirchen, welche sie a. 1612 gehabt hätten, wenn es nur nicht allzuviele wären, resti- tuieren, so bittet er Ef., ihm seine Willensmeinung darüber ehe jene Zu- sammenkunft erfolge mitzutbeilen , zugleich schlägt er vor, da dieser Con- vent sehr important sein, nnd Pfalz-Neubnrg dazu seine ersten Minister, den Kanzler 6 iese, den Baron de Lerodt und den Vicekanzler Schnell senden werde, dass Kf. den Statthalter anweise, entweder selbst mit dabei ZQ sein oder jemand aus den Adlichen, etwa den Freiherrn v. Spaen oder einen anderen dazu mit zu deputieren. Sie sind hier auch in Arbeit, einen Entwurf zu der Allianz und Verfassung auszuarbeiten.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 27. December 1664/ [6. Januar 1665.]

[auf die Relation vom 21. /31. December. HofifDoog auf Schlichtuog des Religioos- streits Die eDglischeo Absichten, Ef. will sich nicht mit io den Krieg gegen

Holland ziehen lassen.]

Wegen des puncti religionis hat er an den Clevischen Statthalter 6. Jan. rescribiert und hofft, weil man sich jetzt so viel glimpflicher erzeigt, es werde nunmehr der Sache dadurch geholfen werden. Zur Zusammenkunft von Xanten hat er Fürst Moritz beordert, den Generalmajor Freiherrn V. Spaen oder sonst noch jemand dahin mit abzufertigen. Wann der Kreistag angesetzt werden soll, ist ihm gleich, er verlangt aber, dass das Ausschreiben in seinem Namen mitgeschehe.

Wir haben aus des v. Brant letztem Schreiben wohl soviel er- sehen, als wan man auch in Engelland den H. Downing etwas zu hitzig halte und dass er wohl öfters eines und anderes projeetiren möchte welches nachmals daselbst nicht möchte angenommen wer- den. Wir verspüren auch, dass man daselbst wohl gar verlange, dass wir uns in diesen Krieg impliciren möchten. Ob wir nun wohl bei dieser Occasion gerne unsre Sachen in Richtigkeit gebracht sehen möchten, so werden wir uns doch in solchen Krieg nicht mischen, es wäre dan, dass uns die H. Staaten darzu forciren, Ihr werdet Euch demnach in Euren Discursen mit dem H. Downing wissen desto besser in Acht zu nehmen und hiernach zu richten, wie Ihr dan, was

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520 3- Verhandlangen mit Pfalz- Neubarg. Die Verträge tu Dorsten.

des H. Bischofen Sentiment hierüber sei, vernehmen und ans femer berichten werdet.

Blaspeil an den Kurfiirsten. D. Cöln a. Rhein 27. December 1664. /6. Januar 1665.

[Oebersendang der Vertragsentwürfe, Bemerkungen za denselben.]

G.Jan. ßr sendet: l)Das Projeetdes Vergleichs inpaoctoreligioois

et coudirectorii im Westfälischen Kreise^) und bemerkt dazo, dass in puncto religionis ad interim das Jahr 1624 angenommen sei, er aber Hoffnung habe, dass der Pfalzgraf den Evangelischeo die Orte, die sie 1612 gehabt, restituieren werde; wenn es gelingen sollte, den Effect des Jahres 1612 zu erlangen, brauchte man sich an die Worte nicht so zu kehren. In puncto condirectorii hat er alle seine Forderungen durchgesetzt, nur ver- langt Pfalz-Neu bürg, bei dem bevorstehenden ersten Kreistag prima sessione den Vortrag zu thun.

2) DasProject der Defensivallianz'). Dasselbe ist so abgefasst worden, damit es aller Welt könne gezeigt werden. Auf die specificierte Zahl der Völker einzugehen, hat er kein Bedenken getragen, da Ef. nicht höher als Münster und Pfalz-Neuburg angesetzt ist, dieselbe ist auf Wunsch Münsters so hoch genommen, damit alle Welt die Macht dieses Kreises, wenn derselbe einig sei, abnehmen möge. Münster hat auch auf Aufnahme des Artikels 14 wegen des Unterhalts der Ordinarvölker ge- drungen, welchen der Pfalz-Neubnrgische lieber ganz auslassen oder in einen Nebenrecess bringen wollte, und hat gerathen, man möchte diese Allianz

^) Dasselbe stimmt im wesentlichen mit dem nachher zu Dorsten über diese Punkte abgeschlossenen Vertrage (unten N. I) überein, nur daes im Eingange der Bemühungen des Bischofs von Münster um das Zustande- kommen dieses Vergleichs gedacht, dass in dem ersten, die kirchlichen Ver- hältnisse betreffenden Theile in § 5 nur im allgemeinen von der Bestellung von katholischen uud evangelischen Schiedsrichtern, von superabitri aber noch gar- nicht die Rede ist, und dass in § 9 bestimmt wird, der Kaiser, die Stände des westfälischen Kreises, Frankreich und England sollten ersucht werden, die Voll- ziehung dieses Vergleichs zu garantieren, ferner dass in dem zweiten das Kreis- directorium betreffenden Theil für die gemeinsame Leitung der R reisangelegen- heiten auf den wörtlich aufzunehmenden Hecess, welcher 1653 zwischen Münster und Pfalz-Neuburg vereinbart war, verwiesen wird.

^ Auch dieses stimmt in der Hauptsache mit dem nachher zu Dorsten darüber abgeschlossenen 'Vertrage (unten N. II) uberein, nur dass hier in § 9 unter den zu stellenden Hülfstruppen keine Artillerie genannt und das zuletzt zu sendende Contingent auf 1500 Mann z. F. und 900 Reiter bestimmt, und nach- her in § 13 das eventuell vorzuschiessende Geld auf mindestens 25000 Thaler specificiert wird.

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Die Vertragsentwarfe. 521

vom Kaiser confirmieren lassen, damit die Landstände am so weniger Ur- sache hätten sich zn widersetzen.

Da bei diesem allem der Pfalz- Neobargi sc he Abgeordnete auf die Krone Frankreich sehr grosse, fast allzu viele Reflexion hatte und be- sorgte, dass diese in Nachdenken gerathen dürfte, als wenn dnrch diese Defensivallianz die Rheinische Allianz aafgehoben, zum wenigsten sehr ge- schwächt werden sollte^ hat Bl. vorgeschlagen, dass der Rheinischen Allianz in dieser gedacht werde, was ebenso wie der Vorschlag des Pfalz-Neubnr- gischen, dass neben anderen auch Frankreich von dieser Allianz Oo- vertnre gegeben werden möge, angenommen worden ist.

3) Das Project wegen gemeinschaftlicher Massregeln znr Wiedererlangung des von den Staaten ihnen Vorenthaltenen^). Bl. bittet dasselbe möglichst secret za halten, damit diejenigen an des Kf. Hof, welche etwa familiäre Correspondenz in Niederland haben, davon nichts erfahren, ferner dass Kf. sich bei Zeiten mit Aufsetznng seiner Prätentionen gefasst mache.

Der Bischof von Münster hat für den Fall, dass, wie zu erwarten, die Reichscommission nichts ausrichten wird, Torgeschlagen, dass auf gemeines Gutfinden ein jeder selbst so gut er könnte oder wohl communi mann zu und das Seinige wieder ergreifen möchte; auch Bl. meint, dass dieses der leichteste und kürzeste Weg sein würde, doch würde es sehr schwer hal- ten, ein solches Vornehmen der Gebühr bedeckt zn halten, darum ist in dem Project davon keine Erwähnung gethan, sondern ist alles den Depu- tierten überlassen worden, deren Instruktion daraufhin eingerichtet werden muss.

Der Bischof hatte beantragt, dass für den Fall, dass die Völker zu- sammengezogen würden, Kf., wenn er zugegen wäre, das Obercommaudo führe, and, wenn er abwesend sei, man sich wegen eines anderen Oberhauptes vergliche, der Pfalz-Neuburgische aber erklärte, dass sein Herr nur davon wüsste, dass man eine Defensivallianz aufrichten wolle, und ihm anbefohlen habe, dieselbe concertieren za helfen, dass diese Sache aber weiter ginge und er vorher davon berichten müsste, auch Bl. hat erklärt, dass er diesert- wegen nor in genere beauftragt sei, des Kf. Interesse zu befördern, und eben- falls auf weitere Erklärung desselben warten müsse.

In der Frage, wie man sich zu England zn verhalten, haben sie, ob- wohl der Bischof über alle Massen resolviert darin gin^, viele Gefährlich- keiten gefanden, trotzdem aber, da wegen des Königs dem Baron de Lerodt ans England geschrieben worden, dass, wann man sich mit demselben ein- lassen und für einen Mann stehen wollte, sie die nothdürftigen Gelder her- geben würden, das beifolgende Project aufgestellt. Doch meint er selbst, dass die Sache grosse Gefabren und Bedenken habe, und bittet daher, dass

1} Da dasselbe von dem später zn Dorsten hierüber abgeschlosseDeo Ver- trage erheblich abweicht, so ist dasselbe hier (S. 522) mitgetheilt worden.

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522 8. VerhandlnDgeo mit Pfals-Neobarg. Die Verträge zu Dorsten.

das Project in allen seinen Theilen wohl examiniert nnd alles der Gebühr erwogen werde, damit man der Sache weder zn viel noch zu wenig thoe. Er ist sogleich, nachdem er beim Bischof ?on Münste r Obiges yerrich- tet, hieher geeilt, um nach Bonn zn gehen und E. Co Ins Intention zu son- dieren, hat aber wegen vielfachen Ungemachs anf der Reise, namentlich des Eises wegen, noch nicht dorthin gelangen können.

Aafsatz, wie za demjenigen, so einem und dem anderen ent- zogen worden, wieder zu gelangen sei contra die H. Staaten.

Nachdem die frühere Uneinigktit im Westfälischen Kreise von den O.Staaten dazu benutzt ist, dem gesamten Kreis nnd insbesondere den drei kreisansschreibenden Fürsten viel Unbilliges zuzufügen, ihnen das Ihrige ▼orzuenthalteu nnd verschiedentliche Bedrohungen, Gewalt und Unrecht ge- gen sie zu verüben, alle Vorstellungen deswegen aber bisher fruchtlos ge- wesen sind, haben die drei jetzt confdderierten Fürsten beschlossen, diese jetzt anscheinende gute Gelegenheit, da die Krone England ihnen Hülfe anbietet, zu benutzen.

Also ist 1) für gut befunden worden, dass ein jeder seine gravamina ausführlich deducieren nnd justificieren solle.

2) Obwohl alle gütlichen Versuche, von den Staaten Restitution und Satisfaction zu erhalten, bisher vergeblich gewesen sind, hat man doch be- schlossen, diese gravamina znförderst auf dem Reichstage zu Regensburg vorzutragen und einen Reichsschlnss tu erwirken, dass etwa K.Mainz und K.Sachsen oder Baden-Dnrlach eine gemeine kaiserliche und Reichs- commission aufgetragen werde, dass dieselben ihre Subdelegierten an einen Ort dieses Westfälischen Kreises, etwa nach Aachen, schicken und von da aus die billigmässige Restitution und Satisfaction erst gütlich gesinnen, auf den Weigerungsfall aber härter nnd im Namen des Reichs von der Reichs- Ezecutionsordnung und was derselben anklebend, sprechen sollen.

3) Die drei Alliierten werden zur selben Zeit, wann obgedachte Reichs- commission wird festgesetzt sein, sich in solche Verfassung zu setzen be- flissen sein, damit ein jeder Theil die in der Defensivverbündnis bewilligte Anzahl, samt nothwendiger Munition, Artigleria und guten Officieren anf die Beine bringen könne. Um aber bei Nachbareu und Alliierten kein ver- kehrtes Nachdenken zu verursachen, werden sie dahin bedacht sein, die Völker unter der Hand, etwa durch Verstärkung ihrer Garnisonen oder auf andere Weise auf die Beine zu bringen nnd sich der öflfentlichen Werbung, sonder- lich im Westfälischen Kreise, soviel thnnlich, enthalten.

4) Wenn von der Reichs-Commission nichts Fruchtbarliches zu erwarten nnd die O.Staaten keine Satisfaction sollten geben wollen, dann wollen die Alliierten ihre Deputierte zusammenkommen nnd berathschlagen lassen, wann und wohin die Völker geführt und wie es weiter damit angefangen werden

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VertragseDtwnrf wegen der gegen die Niederlande zn ergreifenden Massregeln. 523

soll; jeder soll zanächst mit seineo Leuten sein Land bedecken, es soll aber mit diesen Bundesvölkern anderergestalt nichts als was oblauts von den sämtlichen Deputierten vermög Instruction beschlossen vvird, vorge- nommen werden. Sollten aber die Provincien einige Force unvermuthet gegen Münster thun, so soll von E.Brandenburg als nächst angesse- nem vornehmlich mit Renterei , wie auch gleichfalls im Fall zunehmender Gefahr von Pfalz-Neuburg auf gleiche Weise geschwind succurricrt, und ebenso, falls die mehriste Force auf die Clevische und Märkische Lande, oder die Jtilichsche und Bergische geben würde, ebenergestalt dahin Hülfe, vornehmlich mit Reuterei geleistet werden, wofern aber die Staaten eine Armada zu Feld führen würden, hätte man sich der Völker, so entgegen zu schicken, auch des Commando halber zu vergleichen.

5) Die Deputierten sollen sich an einem bequemen Ort so lange als einige Gefahr obhanden oder sonst einige Operationes zu thun sind zu- sammenhalten, und diese wichtige Sache dirigieren helfen.

6) Nachdem die Crone Engelland sich vernehmen lassen, dass sie den Alliierten gern zu ihren Rechten verhelfen und zu solchem Ende sich mit ihnen in näheres Bündnis einlassen wollte, so soll mit dem englischen Ab- geordneten im Haag, der dazu bevollmächtigt sein soll, hierüber Unterre-' dnng gepflogen und die Handlung auf ein Jahr lang versuchsweise getroffen werden, mit dem Bescheide, dass während dieser Zeit keiner ohne des an- deren Vorwissen sich mit dem Estat der Niederlande vergleichen, sondern mit gemeinem Einrathen dahin getrachtet werden solle, dass einem und andern Tbeil die begehrte billige Satisfaction zugleich gegeben werde, welches zu erbalten, hätte man nich dieserseits dahin zu erklären und einzulassen, dass man immer förderlichst mit einer ansehnlichen Armee zu Ross und zu Fuss auf und in Campagne kommen, mit selbigen Völkern aber in obged. Jahre, es sei denn auf vorhergehende nähere Tractaten, nichts Tbätliches noch Feindseliges vornehmen, sondern dieselben nur in omnem eventum in Bereitschaft halten wolle, unter der Bedingung, dass Engelland alsbald bei Schliessung dieser Handlung auf jede tausend Mann z. Fuss (darüber man sich vergleichen wird) zum wenigsten 5000, und auf jede tausend zu Pferd 25000 Rthlr. Werbegelder, wie dann zum ferneren Monatlichen derselben halb so viel fournieren und darauf, ehender aber nicht, der ge- schlossene Vergleich in forma ausgewechselt und zur wirklichen Werbung geschritten werden solle.

7} Kein Theil darf ohne gemeine Beliebnng aus dem foedus scheiden, Friede, Waffenstillstand u.s. w. nureinmüthig tractiert und beschlossen werden.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4./[14.] Januar 1665.

[Verhandlungen mit K.Cölo.]

Nach Verrichtung der ihm an ^en Bischof von Münster aufgetragenen 14. Jm. Commission ist er von Coesfeld nach Co In gereist und bat sich bei dem

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524 B. VerhandluQgen mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge zu Dorsten.

dort anwesendeo Bischof Ton Strassburg^), der am K.cölnischen Hofe alle affaires als Principalmioister yerrichtet, angegebeo und demselben seine Aufträge eröffnet, ist auf dessen Vorschlag darauf nach Bonn gereist und hat dort Audienz beim Kurfürsten gehabt. Er hat demselben mitgetheilt, dass die Verhandlungen zwischen Kf. und Pfalz- Neuburg wegen des Religionswesens und Gondirectorium dem Abschluss nahe wären, zugleich ihm den Wunsch des Ef. mitgetheilt, da sie beide in diesen westfälischen und angrenzenden Quartieren einerlei Interesse hätten, indem andere die praesidia in ihren Städten hätten, auch sonst sich verschiedene jura an- massten, sie aber mit Frankreich alliiert, diese Crone sich auch schon, aber ohne Effect, ihrer iuterponendo bei den G.Staaten angenommen, dass sie jetzt bei den günstigen Zeitverhältnissen die consilia beiderseits zu- sammenfassten und einen beständigen guten Schluss machten, zu welchem Ende er, Bl., wünsche, mit einem oder anderen seiner Bedienten in nähere Confereuz zu treten. Der Kurfürst dankte, betheuerte seine Freundschaft für Kf. und bot seine Dienste zur völligen Hinlegung der Streitigkeiten mit Pfalz-Nenburg an, bemerkte aber, er wolle hoffen, weil er mit die- sem wegen der geistlichen Jurisdiction in einiger Differenz stände, dass man ihm durch obberührten Vergleich nicht würde präjudicieren wollen. Nachdem ihn Bl. darüber beruhigt, erklärte er, es werde ihm sehr lieb sein, dass nach erhaltener guter Einigkeit im Kreis eine gute Verfassung unter den Benachbarten gemacht würde und dass man bei jetziger Conjunctur die consilia znsammenfasste, worüber mit ihm ferner zu conferieren er dem Bischof von Strassburg Commission geben wolle. Bl. hat darauf mit diesem in Cöln mehrere Conferenzen gehalten. Bei Besprechung des Kirchenstreites und Condirectoriums erhob jener dasselbe dubium wegen der geistlichen Jurisdiction, Bl. erwiderte ihm, so lange sie nicht zum wirk- lichen Besitz von Jülich und Berg kämen, ginge sie eigentlich nichts an, was K. Cöln mit Pfalz-Neuburg deswegen etwa contrahierte oder zu desmeelieren habe, in den Clevischen und Märkischen Landen aber werde es damit ebenso gehalten, wie es zn Zeiten des katholischen Herzogs Wilhelm wäre observiert worden '), wobei sich jener endlich beruhigte, im übrigen sehr die Beilegung beider Streitpunkte sowie eine Einigung wegen der Theilung der Lande anempfahl. Darauf gingen sie auf die Verfassung des Kreises über, und da der Bischof sich ganz offenherzig äusserte und damit einverstanden war, dass eine solche gemacht werden müsste, so theilte ihm Bl. mit, dass schon zu Coesfeld ein Entwurf zu einer solchen auf- gesetzt sei, Kf. aber habe grosse Bedenken deswegen und werde sich schwerlich darauf einlassen, so lange er nicht versichert wäre, dass K.Cöln mit eintreten wolle, und er las ihm darauf diesen Entwurf vor. Der Bischof erklärte sich damit sehr einverstanden, rieth, man möchte dieselbe je eher je besser schliessen, und versicherte, sein Herr werde alsbald mit hinzutreten.

') Graf Frans Egon v. Furstenberg.

^) S. M. Lehmann, Prenesen und die katholische Kirche I S. 26.

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VerhaDdloogen mit K.Cölo. 52Ö

Hieraof discorrierten sie weiter von der jetzigen Conjauctar und wie man dieselbe am besten benotzen könnte; Bl. fand den Bischof aber ziem- lich schwierig und nicht so disponiert, dass er ihm das Coesfelder Project hätte mit genügender Sicherheit producieren können, er theilte ihm daher nur mit, sie hätten in Coesfeld davon geredet, dabei aber allerhand Bedenk- lichkeiten gefanden, namentlich wie weit man sich mit England einlassen könne, sie hätten fär das sicherste erkannt, dass ein jeder der Interessierten seine Prätensionen an die Reichsstände zaRegensbnrg bringe nnd dort eine Reichscommission auswirke, durch welche gebührende Satisfaction von dem Staat begehrt werden könne, nnd dass man sich inzwischen gemäss der Defensivallianz in Verfassung stellen und dadurch dem Suchen der Reichscommission desto mehr Nachdruck geben solle. Der Bischof er- klärte sich damit einverstanden nnd war zuletzt auch wegen England so weit einig, dass man aus jetziger Conjnnctur etwas zu profitieren quo vis modo suchen, dabei aber wohl zusehen müsste, sich mit dieser Krone nicht der- gestalt zu engagieren, dass dieselbe ihre conditiones dadurch mit Holland nur desto besser machen, hernach aber ihnen die Last auf dem Halse lassen und sie also Gefahr laufen möchten. Wie es billig sei, dass man das Seinige wiederzuhaben suchte, so müsste man aber doch sich vorsehen, dass die Sachen nicht weiter gingen, noch die limites defensionis überschritten würden.

Bl. ist darauf zurück nach Cleve gereist, ist unterwegs mit dem Ober- kanzler V. Giese zusammengetroffen nnd hat mit demselben noch einiges näher beredet. Die Zusammenkunft, auf welcher der Religionspnnkt nnd das Condirectorium festgesetzt werden sollen, soll zu Dorsten*), welcher Ort den Städten Cleve, Münster und Düsseldorf fast gleich nahe ge- legen, am 17./27. dieses Monats abgehalten werden, und werden Münster, Pfalz-Nenburg und K.Cöln gern sehen, dass zur selben Zeit auch wegen der Defensivallianz und näheren Verfassung gehandelt und geschlossen werde, zu welchem Ende auch Kf. Commissarien ernennen möchte.

Blaspeil an den KurfUrsten. D. Cleve 4./[14.] Januar 1665.

[auf das Rescript vom 14./ 24. Decerober. VerbaDdlaogeo mit Pfalz-Neuburg nnd dessen Kanzler Giese wegen des Erbvergleichs und der polnischen Frage.]

Er hat den Prior von Werden'}, den er auch aus anderen Ur- 14. Jan. Sachen zu sich nach Cöln beschieden, nach Düsseldorf geschickt, woselbst derselbe sich sub alio praetextu beim Pfalzgrafen selbst angegeben hat, zu- letzt auch im Gespräch anf den Erbvergleich gekommen ist und mitgetheilt hat. Blas peil hätte mit dem Bischof von Strassbnrg davon geredet

1) a. d. Lippe, im heutigeD Regierungsbezirk Münster, Kreis ReckUugbaa- seo, damals zum K.coloiscbeD Gebiet gehörig. ') Adolph Borck s. oben S 513.

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526 8- VerhaDdlnngen mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge zu Dorsten.

QQd verspürt, dass sehr gate HoflfDUQg dazu sein würde, wenn nor der Ffa]zgraf sich ein wenig zur Billigkeit verstehen wollte; Kf. habe die Prin- zessin von Oranien autorisiert, darüber zu verbandeln, und wünsche, dass der Pfalzgraf mit E. Cöln wegen des Vestes Keklinghausen') zu han- deln versuche und dasselbe dem Kf. offeriere. Obgleich dieser Vorschlag dem Pfalzgrafen anfänglich etwas fremd und fast hart vorkam, wurde derselbe doch nicht ganz verworfen, sondern verabredet, der Pfalzgraf werde die Sache mit seinem Oberkanzler Giese (weil Lerodt abwesend) überlegen und denselben beordern, mit Blaspeil zu conferieren. Bl. ist mit Giese auch zu Neuss Sonnabend den 10. zusammengekommen und sie haben weitläufig über die Sache geredet. Giese erklärte aber jenen Vor- schlag für unbillig und nicht practicabel, hielt es auch nicht für dienlich, dass mit E. Cöln davon, ehe alles festgesetzt, geredet werde, fragte endlich, ob Ef. , wenn der Erbvergleich zustande käme, seinem Herrn wohl zu der Erone Polen, falls dieselbe durch Absterben oder Resignation des jetzigen Eönigs sich eröffnen würde, förderlich sein, und ob man diese Condition dem Erbvergleich beifugen wolle. Bl. hat geantwortet, wofern er, der Eanzler, oder sein Herr des Kf. hohe Person und dessen genereuses und heroisches Gemüth nur recht kennte, würde er an der ersten Frage zu zweifeln zumal keine Ursach finden, solche Beförderung aber dem Erbver- gleich als eine Condition und Nothwendigkeit beizufügen, dürfte dem Kf. nicht angemuthet werden, weil einerseits das, was Ef. prätendierte, ihm als ein debitum zukäme und absque uUa conditione gegeben werden müsste, andrerseits, auch wenn der Erbvergleich erfolgen sollte, derselbe sich nicht die Hände so werde binden lassen wollen, dass er das, was er aus freien Stücken zu thun geneigt sei, aus Zwang sollte tbun müssen. Sie sind so- weit ans Capitulieren gekommen, dass Bl. nicht zweifelt, Kf. werde, wofern nur durch die jetzige Veränderung in Polen die Sachen dort nicht alteriert würden, endlich auch in diesem Stück zu seinem contento gelangen.

Bl. räth, die Prinzessin von Oranien schriftlich um ihre Interpositiou zu ersuchen, und will sich dann bemühen, dass auch der Pfalzgraf dieselbe requiriere').

*} Kf. hatte schou 29. September/ 9. October 1664 Blaspeil beauftragt, da der Pfalzgraf am ersten geneigt sein würde, ihm den oberen Theil des Herzog- thums Berg abzutreten, welcher ihm wenig, dagegen fär Karc51n sehr günstig gelegen sei. sich zu bemühen, dass derselbe dieses Stück an das Erzstift abtrete, wogegen dieses an ihn selbst das Vest Keckliiighauseo und das Amt Oettinghausen, durch deren Erwerbung eine unmittelbare Verbindang seiner Territorien von Lippstadt bis Cleve hergestellt werden würde, und womöglich auch das Amt Werte abtreten sollle.

*) Ef. ersacht wirklich (<1. Coln 16./26. Januar 1665} die Prinzessin von Ora- nien um ihre Vermittelang zur Stiflang eines Erbvergleichcs mit Pfitlz-Neaborg.

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Verhandlungen mit Pfalz-Nenbnrg. Bemerkungen des Kf. su den Recessen. 527

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree 5./ [15.] Januar 1665.

[auf die Relation vom 27. December/ß. Januar. Bemerkungen zu den drei

Recessen.]

Den ersten Recess, die Streitigkeiten in poncto religionis et condiree- 15. Jan. torii anbetreffend, ist Ef. damit einverstanden, dass des Bischofs von Mün- ster als Mittlers gedacht werde, doch soll nachher der Eingang des zweiten Theiles yerkürzC und auch dem Bischof reciproce die Verpflichtung auf- erlegt werden, nichts einseitig absque commnnicatione mit den Condirectoren vorznnehmen« Dass Pfalz-Neuburg bei der nächsten Kreisversammlung das erste Mal den Vortrag thun will, genehmigt Kf., doch verlangt er, dass des anderen Tages darauf in seinem Namen die Coudirection geführt und also allemal alterniert werde. Auch mit den Abmachungen inbetreff der Religions Streitigkeit ist Ef. sonst einverstanden, nur hält er es nicht für dienlich, dass das arbitrium den Kronen Frankreich und England übertragen werde, sondern hält es für besser, dass es bei den zwei vor- geschlagenen reformierten und katholischen Reichsfürsten gelassen werde. Der 1653 zu Regensburg zwischen Münster und Pfalz-Neuburg aufgerichtete Recess darf nicht in forma sondern pnnctsweise, als wenn jetzt alles solches verabredet, inseriert werden. Mit Ort und Zeit der Kreisversammlung istEf. einverstanden und erwartet das Concept des Aus- sehreibens.

Den zweiten Recess wegen der Alliance betreffend, findet Kf. zwischen dem Fussvolk und der Reiterei, welche zur Hülfe bestimmt sind, keine Pro- portion. Dass der Kaiser eine eigene Confirmation über diese Alliance geben solle, findet er nicht nöthig, doch könnte demselben wie auch anderen Kronen und Conföderierten von den Interessenten insgesamt dieses Vor- haben notificiert und die Allianz communiciert werden.

So viel den 3ten Entwurf belanget, ob wir zwar nichts darinnen finden, so unbillig und unrechtmässig, auch wohl ermessen, dass es endlich zu solche Wege gelangen müsse, wan man sich nicht immerhin Unrecht thun und despectiren lassen will, so befinden wir doch das Werk so beschaffen, dass man behutsam damit umbgehen uiid sich nicht übereilen müsse. Wir verspüren zwar wohl, dass des H. Bischofs einziges Absehen auf den englischen Krieg gerichtet ist, es ist aber damit also beschaffen, dass derselbe noch nicht einst recht angegangen, viel weniger geurtheilet werden kann, wie lang er währen möchte. Die Nachricht, so wir aus Engelland haben, ist garnicht so beschaf- fen, dass man solche wichtige weitaussehende und gefährliche consilia darauf fundiren solle. Das Polnische Werk siebet auch noch gar weitläufig aus und will nicht zugeben, dass wir uns dergestalt distra-

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528 S* VerhandloDgen mit Pfalz-Neu borg. Die Verträge za Dorsten.

hiren können. Ihr habet Euch aber hierüber in solchen terminis zu erklären, dass sie nicht davor zu halten haben, als wan wir uns dem Werk gar entziehen wollten.

Dass die gemeine Beschwerung an den Kaiser und das Reich auf währendem Reichstage gebracht werde, solches lassen wir uns gar wohl gefallen, auch haben wir gegen Chur-Mayntz, dass L Ld. als Commissarius vom Reiche dazu gebrauchet werde, nichts einzuwenden, Chur-Sachsen aber ist uns gar bedenklich wegen seiner habenden Praetension mit hierzu zu ziehen, halten demnach am besten zu sein, dass das gesamte Haus Braunschweig nebst Chur-Mayntz hierzu zu gebrauchen wäre.

Die Stadt Achen halten wir etwas ungelegen zu dieser Zusammen- kunft und vermeinen, dass Dortmund besser dazu genommen wQrde.

Im übrigen würde uns lieb sein, dass Chur- Collen auch zu dieser Allianz und den gemeinen consiliis gezogen und die Recesse auf I. Ld. mit gerichtet werden. Und weil des H. Bischof zu Münster Ld. sich so gar eifrig und affectioniret zu unserm besten erwiesen, so habet Ihr gegen I. Ld. bei Begebenheit oder auch schriftlich Euch desfals zu bedanken und zu versichern, dass L Ld. an uns allezeit einen getreuen Freund und Nachbaren zu verspüren haben sollen.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree 24. Janaar/[3. Februar] 1665.

[aaf eine Relation vom 1Ö./2Ö. Januar ^). Pfalz-Nenbarg soll sich kategorisch er- klären, Kf. ist geneigt, sich mit demselben zu vergleichen und dessen Interessen

ZQ fordern ]

3. Febr. Er hätte von Pfalz-N euborg nicht eine so generale sondern eine

solche Erklärung erwartet , welche den freundschaftlichen yersicherongeDy welche derselbe ihm durch Bl aspeil and dorch den Landgrafen Qeorg Christian von Hessen') hat zokommen lassen, entsprochen hätte. Er wünscht möglichst bald des Pfalzgrafen eigentliche Meinung, ob derselbe, wie er aas den von Bl. movierten Einwürfen fast abnehmen mnss, den Ver- trag and Nebenrecess von 1647 zu disputieren Willens sei, zu erfahren. Bl.

1) Dieselbe ist in den Akten nicht vorhanden.

^ Der dritte, katholisch gewordene und eifrig im katholischen Interesse tbä- tige Sohn des ersten Landgrafen Friedrich von Hombarg, der 1G69 dort seinem alteren Bruder gefolgt ist, s. Rommel, Gesch. von Hessen IV 8. 466 f.

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Bemerkungen des Kf. zu den Recesseo. Anträge des Landgr. v. Homburg. 529

soll sich daher, falls er hierüber so bald keine Erklärung erlangen kann, selbst nach Düsseldorf begeben oder dem Pfalzgrafen durch den Bischof von Münster zureden lassen, sich kategorisch zu erklären.

Wir bleiben inmittels nach wie vor allerdings geneiget, uns mit I. Ld. in aller Billigkeit zu setzen und uns demnächst in allen vor- fallenden, sonderlich aber der itzt vorhandenen und I. Ld. bekannten Occasion, welche sich so favorabel anlässt und sich so bald nicht wieder präsentiren möchte, I. Ld. ebenergestalt als unser eigen anzu- nelimen und solches in der That selbst zu erweisen, dessen Ihr sie wohl versichern könnet.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4. Februar 1665.

[Anträge des Landgrafen von Hessen -Homborg an Pfalz -Neuburg. Briefe aus

England an Lerodt]

Heute wollen er, Freiherr v. Spaen^) und Dr. Wusthauss') nach 4. Febr. Dorsten abreisen. Inzwischen hat er vor vier Tagen wegen der Ver- gleichungssache mit V. Lerodt sich unterredet Derselbe hat ihm im Ver- trauen mitgetheilt, der Landgraf von Hessen-Homburg') sei von Berlin in Düsseldorf angelangt, habe behauptet, von Kf. beauftragt zu sein, jenes Vergleichs halber mit dem Pfalzgrafen zu handeln, und habe den Vor- schlag vorgebracht, der Pfalzgraf sollte die Herrschaften Ravenstein, Winnenthal und Bresques gegen die Grafschaft Ra venspurg abtroten, diese Grafschaft aber, wann er zur Krone Polen käme, wiedergeben; er habe behauptet Eile zu haben, da er sogleich nach Berlin zurück und von dort in einer anderen Kommission des Kf. nach dem Kaiserlichen Hof reisen müsse. Der Pfalzgraf hat demselben geantwortet, er würde ihm zum höchsten obligiert sein, wenn er es dahin zu bringen wüsste, dass Kf. sol- chen Vorschlag annähme, hat aber Lerodt aufgetragen, von ihm, Bl-, zu vernehmen, ob Kf. dem Landgrafen solche Kommission aufgetragen. Bl. hat geantwortet, er wüsste davon nichts, zweifelte auch daran, da des Land- grafen Vortrag mit seiner eigenen Instruktion nicht im allergeringsten überein- stimmte; Lerodt erklärte darauf, dass auch der Pfalzgraf das Anbringen des Landgrafen für verdächtig halte. Derselbe gab ihm auch einige auf Befehl des Königs von England an ihn geschriebene Briefe^), in denen vorgeschla- gen wird, dass man sich doch hier gegen den Staat vereinbaren und zu-

^) Alezander v. Spaen, General Wachtmeister und Clevischer geb. Regie- giernngsraih, s. ürk. u. Akt. V, S. 840. 945.

^) Adolf WuBthauB, Archivar und Clevischer geh. Regierungsratb , s. ebend. S. 175.

^ 8. S. 528.

*) S. oben S. 521.

Mater, s. Gesch. d. G. Karfürston. XI. o^

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530 Ö. YerhaDdlangeo mit Pfalz-Neuborg. Die Verträge «u Dorsten.

sammenschlagen möchte , der Köoig wolle, ddq darüber za verbandeln ehe- stens jemand hieber abfertigen. So viel er verspürt, hat man aber am Neobargiscben Hofe noch zar Zeit eben dieselben Qedanken hierbei, wie Kf.

Die Dorstener Verträge.

I. Vergleich zwischen dem Kurflirsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu- burg in betreff des Religionswesens in den Jülich-Cleveschen Landen und des Directoriums im Westphälischen Kreise. 14. Febr. D. Dorsten 4./ 14. Februar 1665 0.

IL Defensivallianz zwischen den kreisausschreibenden Fürsten des Westphälischen Kreises, dem Bischof Christoph Bernhard von Münster, dem Kurflirsten Friedrich Wilhelm von Branden- burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg. D. Dorsten 4./ 14. Februar 1665 0.

14. Febr. ^u wisscD scy hicmit, Demnach durch Göttliche Gnade die etliche Jahren zwischen denen Durchleuchtigsten Fürsten und Herren, Herren Friederichen Wilhelmb Marggraflfen zu Brandenburg an einem, und Herren Philipp Wilhelmb Pfaltzgraven bey Rhein am andern Theil, ftlrnemblich der Religion undt Kirchenwesens und theils anderer DifiFe- rentien halber gewesene Streit- und Misshelligkeit, durch Interposition des Hoch würdigsten Fürsten und Herru, Herrn Ghristoff Bernhardten Bischoven zu Münster zu beyderseits Partheyen gutem Vergnü- gen beygelegt, und also zwischen höchstgemelten Chur- und Fürsten beständiges Vertrawen und Einigkeit gestiftet worden, Als ist in Er- wegung dessen und dass höchstgemelte Ghur- und Fürsten nicht we- niger auss obliegenden Westphälischen Craisambt als gemeinen Pflichten, womit Sie Ihrer Key. May., dem heil. Reich, diesem löbl. WestphäU-

') Der Eingang und der zweite das Kreisdirectorium betreffende Tbeil dieses Vertrages schon gedruckt bei Lünig Part. spec. Gontin. I S. 203. Dumont VI 3 S. 27 ff. Inhaltsangabe des ganzen bei y. Morne.r S. 262ff.

0 Inhaltsangabe bei v. Mörner 8. 261f.

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Die DefeDsiyallianz. 531

Bcben GraiBs und Ihrer Eigenen Landt und Leuthen, als von Gott an- befohlenen Unterthanen verwandt und zugethan, sodann verschiedener und bevorab der jüngeren Reichsabschieden halber sich verbunden befunden, auff alle menscbmögliche Mittel und Wege zu gedencken, wodurch sie ihres Orths die in diesem löblichen Westphftlischen Craiss fast zerfallene Verfassung und gemeine Sicherheit wieder in besseren Standt und Auffnemen bringen mögen ;

Anfänglich ist einhellig und einmütig für guet befunden worden, dass höohstg. drey respective Chur- und Fürsten sich diessfals in einige Defensionverbündnus einlassen und dadurch anderen Ständen mit gutem Beyspiel und Exempel vorgehen, gestalt selbige dardurch zu gleichmessiger Einfolg sich des gemeinen Wesens und Sicherheit mit anzunemmen und dazu mit zu concurriren anreitzen und auffmun- tem mögte; Also ist zwischen höchstg. Chur-, Fürsten und Herren respective Ihrer Fürstl. Gnaden zu Münster in aigner Persohn und nahmens der übrigen beyden Chur- und Fürsten durch untenbenente Herren Gevollmächtigte eine auffrichtige undt auff guten teutschen Glauben gemeinte Vereinbahrung und Verbündtnus nachfolgender Ge- stalt eingerichtet worden, und zwarn

Zum ersten, dass ein Theil dem anderen auffrichtig, redlich und wollmeinend einer des anderen Wollfahrt mitbefürderen und suchen, und alles Unheil warnen und nach Vermögen abkehren, inmassen dan diese Verbündtnus gar zu keiner Offension, sondern allein zu Key. May., des heil. Reichs, vornemblich aber diesses Craisses aigener Landt und Leuthen beständiger Defension und Abwehrung unbilligen Ge- waldts angesehen seyn solle, und zwar

Zum anderen zu desto mehrerer Erhaltung undt Bestettigung vor- gemelten Vergleichs also und dergestalt, dass

Zum Dritten alle und iede Theile iederzeit vertrawliche Correspon- denz unterhalten, und einer dem anderen die etwahn sich eraigende Gefahr der bevorstehenden Ungelegenheit so baldt immer möglich in Vertrawen entdecken, in zufallenden Wiederwertigkeiten trewlich zu- sammen halten, einer dem andern bey- und gleichsamb vor einen Mann stehen sollen und wollen, zu welchem Ende

Viertens einer dem anderen auff Nohtfall nach vorhergehender Requisition in seinen Landen freye Werbungen, Durchzügen und Fas- sage nach Inhalt der Reichsconstitutionen nach Orthen und Wegen, da es nötig, verstatten, auch zugeben solle, dass er daselbsten Geschütz

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532 8. VerhandluDgeo mit Pfalz-Neoburg. Die Verträge zu Dorsten.

und Wafifen, auch andere Kriegsrüstungen und Nottuifft, wie es auch Nahmen haben mag, für die Gebühr erhandlen möge. Es ist aber

Fünftens diese Defension weiter nicht als auff höchstgem. Chur- und Fürsten im Westphälischen Craiss gelegene Landen gemeinet, Es sollen auch

Zum Sechsten ein ieder Theil sich mit Manschafft dergestalt versehen und fast halten und seine veste Plätze und vornehme 0er- ther mit aller Notturft dergestalt versorgen und versehen, dass nicht alleine keinem frembden und wiederwertigen zum Ueberfall zu eigenem und der Nachbaren Nachtheil Anlass gegeben werde, sondern auch einer dem andern darauss au£f unverhofften Nohtfall die Handt biethen und zu Hülff kommen könne, inmassen zum

Siebenden ein ieder Theil auff Requisition und Gesinnen des belei- digten und Hülff erfordernden Chur- oder Fürsten alsbaldt ohne einigen Verzug demselben tausent Mann zu Fuess neben vier sechspfttndigen Feldstücklein und Zubehoer auch zweyhundert Reuter zuschicken solle, wie ebenmässig solche Anstalt machen, dass bey beharrender Invasion und zunemender Gefahr auff Weitererforderen diese Anzahl gedoppelt und also zum zweiten Mahl tausent Man zu Fuess sambt anderen vier Feldstücklein, wie obgemelt, und noch zweyhundert Reutern nach der Requisition inwendig dreyer Wochen dem gesinnendeu zu Hülff gesonden, auch, da die hohe Noht solches erforderen würde, über ietzgem. Anzahl noch ferner tausent zu Fuess mit ihren Stücken und zweyhundert zu Pferde dem Nohtleidenden auff sein schlechtes An- gesinnen und zwar ohne Auffhalten zum längsten inner Monatsfrist nach beschehener Requisition und also insgesambt dreytausent Mann zu Fuess und sechshundert zu Pferdt zugeschicket werden.

Fals aber die Noht und Invasion dergestalt zunemmen würde, dass Landt und Leuthe in öffentlicher Eriegsflamme und also der gantze Westphälische Craiss in Gefahr augenscheinlicher Ruin gesetzet würde, solle dem beleidigten oder attaquirten ferner nothdürfftige Hülffe, und zwar über vorige dreytausent Mann zu Fuess und sechs- hundert zu Ross von iedem alliirten Theil zum wenigsten noch andert- halb tausent zu Fuess mit sechs Stücklein und dreyhundert Reuteren, und also in allem neunhundert zu Ross, zum Succurs zugeschicket und also von ietzigen dreyen Alliirten auff vorgemelte Nohtfälle eine Ar- mee von achtzehen tausent Mann auff vorerwehnte Weiss und Maass zusammen ins Feldt gebracht werden, alles aber

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Die DefeDsivalHaoz. 533

Vors achte mit diesem ausstrücklichen Beding, dass hierdurch die Rheinische AUiantz nicht auffgehoben noch yerschmählert, sondern dieselbe einen als den anderen Weg in ihrem Wiesen seyn und pleiben solle.

Zum neundten sollen bey solcher Beschaffenheit allerseits depu- tirte Kriegsrhäte ahn einem sicheren und etwan von dem Htllffsuchen- den benenten gelegenen Orth schleunig undt ohne Verliehrung einiger Stundt zusammen tretten, und wie die Gefahr und der Ueberfall ab- zukehren und nötige Remediirung vorzustellen seye, mit einander be- rahtschlagen, gestalt dan nicht allein dasienige, wass alda gut befun- den undt beschlossen wirdt, nicht weniger als diese VerbQndtnus selbst gelten und gehalten, sondern auch dasienige, wass zu Conservation undt Verwahrung allerseits Gerechtsambkeiten und iurium alda etwa vorkommen und geschlossen werden möchte, eine gleich messige Ver- bindtlichkeit haben solle.

Zum zehenden sollen die zu Htllff kommende Officyrer und Völcker, sobaldt sie des Hülff begehrenden Herrn Gebieth und Landtschafft berühren, dessen Commando völlig untergeben seyn, und demselben allerdings gehorsamen, jedoch dass die Kriegsoperationes nach Gut- finden des Kriegsraht und des Ober- oder Haubtofficyrers der Auxiliar- völcker solle vorgenommen und vollozogen werden, wie dan auch die Justitz und Disciplin bey den Regimenteren ihrer Capitulation gemäss, sonsten aber gestalten Sachen nach bey anderen Officyrern verbleiben und damit wie gebräuchig verfahren werden solle.

Es soll auch zum eilfften der Hülffbegehrende sich auf allen Fall darnach richten und solche Anstalt machen, dass er den Zugeschickten unfehlbar das Brodt,' auch den Reuteren die glatt- und rauhe Futte- rung reichen, den Soldt aber (deswegen von höchstgem. Chur- und Fürsten bey dessen Ausszahlung eine durchgehende Gleichheit zu halten) solle ieder Herr denn Seinigen monatlich unfehlbar bezahlen, damit desto bessere Disciplin erhalten werde: falls auch einiger unvor- sehener Noht halber ein Herr des anderen Völckern etwas vorschiessen würde, solle solches ohne einige Weigerung und zu Danck wieder be- zahlet werden.

Zum zwölfften, damit dan an der geschwinder Hülffleistung desto weniger Mangel erscheine, so solle ein ieglicher Herr so viel Geldt in Baarschafft in diesen Craissländeren bereit haben, dass solches alsobaldt angegrieffen werden könne undt nicht Noht seye deswegen biss den Landtständen erst durch Landtage die Mittel beyzubringen

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534 8. VerhaodluDgeD mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge zu Dorsten.

und darauff zu warten, gestalt alsobaldt durch die bahre Pfenning die erforderende Htilff obvermeldet^r massen Bchleunig und ohne Abgang geleistet werde.

Weilen sich dan zum dreyzehenden zutragen möchte, dass der AngegrieflFener zu besserer seiner Defensionsverfassung einiger Gelder bedtlrfftig seyn möchte, so ist für gut befunden, dass ein ieder Bundt- genosser solchen Geldts Vorraht gleich bey Händen haben solle, dass er den Hül£fbegehrenden eine gewisse summa, darüber man sich ver- gleichen wirdt, gegen gute und gnugsambe Versicherung darleihen und vorschiessen könne, welche dan inner Jahresfrist ohne Pension auff guten Glauben wieder bezahlet werden sollen, es were dan Sache, dass alle AUiirte gleich starck angegriffen und des Ihrigen gelbst nötig hätten, solchen Fals diese Sumb gleichwoll zu selbst und ge- meiner Defension in Bereitschafft seyn solle. Gleichwie dan bey dem verabschiedet, dass im Fall ein oder ander von den dreyen respective Chur- und Fürsten ausser diesen Graisslanden abwesendt seyn würde, dass nötige Verordnung gemachet und hinterlassen werde, damit alles, wass hierin verglichen; gleich als in Gegenwart verrichtet werde.

Weiln dan zum vierzehenden diese Verbundtnus an statt der ordentlicher Reichs- und Craissdefension und Verfassung zu eines ie- den Landt und Leuthen eigener Conservation und Verthätigung gemeint, und im iüngstenn Reichsabschiedt versehen, dass dissfals die Unter- haltungsmittel die Unterthanen herzugeben schuldig, also wirdt ausser Zweiffei gestellet, dass hiegegen kein Unterthan oder Landtstandt bich werde schweren oder weigeren können und wollen.

Zum funffzehenden solle diese obstehender massen einbedungene hülffliche Verbundtnus zwar länger nicht als sechs Jahr wehren und nach Umblauff dreyer Jahren von derselben fernerer Prorogation ge- handelt werden, die vorhin gedachte Vereinigung aber in diesem West- phälischen Craiss immerwehrendt undt bestendig seyn und verbleiben.

Wie dan zum sechszehenden diese Verbundtnuss ieder Zeit vor- haubts und in corpore vor sich zwischen höchstgemelten dreyen Ghur- und Fürsten als Craissausschreibenden Herren Directoren zwar ver- bleiben, deweniger nicht auff gesambtes Gutbefinden auch andere in diesem Westphälischen Craiss begrieffene Ständte, wofern sie nur der- gleichen Hülffe, wie obgedacht, auffen Nohtfall würcklich zu praestiren sich einlassen und verbinden wollen, hierbey eingenommen und in gestalt eines Zutrits oder per modum accessionis auff vorhergehende Communication zugelassen werden sollen.

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Die DefeDBivailianz. 535

Zum siebenzehenden sollen und wollen mehr höchstg. im West- phälischen Craiss aussschreibende und dirigirende Chur- und Farsten diese ihre eingegangene Defensivverbttndtnus zuvordrist Ihrer Key. May. und dem heil. Rom. Reich wie nicht weniger ihren allerseits guten Freunden und Alliirten, sonderlich denen gekröneten Hftubteren nachrichtlich communiciren, und nicht allein in der mit denenselben begrie£fenen guten Verständtnus beständig verharren, sondern auch von denenselben in eventum alle HUl£f und Assistentz begehren, auch, wie vorhin gedacht, niemandten ohne gegebene Ursach o£fendiren, ietz- gemelte Verbündtnus au£f allerseits Gbur- und Fürstliche Würde und guten teutschen Glauben auffrichtig halten. Und versprechen demnach beyderseits untengenente Chur- und Fürstliche Gevollmächtigte ihrer gnädigsten Herrn Notification innerhalb vier Wochen hierüber in forma ausszubringen undt ansszuwechselen, und seyndt hierüber drey gleich- lautende exemplaria durch Ihrer Fürst). Gn. zu Münster gnedigstes Handtzeichen und Secret, wie auch der Herren Gevollmächtigten aigen- händiger Unterschriflft und Pittschafften bekräfftiget worden. So ge- schehen Dorsten den 4./14. Februarii anno 1665.

Christopff Bernhardt. A. Freyh. v. Spaen.

Werner Wilhelm Blaspeil.

Adolff Wüsthauss D.

III. Nähere Vereinigung zwischen dem Bischof Christoph Bernhard von Münster, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden- burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg be- hufs gemeinschaftlichen Vorgehens gegen die Generalstaaten. D. S. Ludgersbnrg 6. /16. Februar 16650.

Zu wissen seye hiemit. Nachdeme die in diesem Westphalischen 16. Febr. Crayss nun leider viele Jahre hero continuirte Zweyspalt nicht allein bey vorigen Kriegszeitten sondern auch nach erlangtem allgemeinen Frieden im heyl. Rom. Reich und noch täglich viele Ungelegenheiten und Beschwernus verursacht, dahero man obgemelte Uneinigkeit als die Wurtzel diessen bösen hinwegk zu nemmen zum höchsten nötig ermessen, auch nunmehr durch Göttlichen Bey stand t es damit so weit gebracht hatt, dass man sich ins künftig einer guten und beständigen

') iDhaltsangabe bei v. Mörner S. 265.

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536 ^' VerhaDdluDgeD mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.

Einmiihtigkeit in besagtem Craiss versehen kan, zu welchem Ende auch die Crayssaussschreibende Chur- und Fürsten sieh zu mehrer Festhaltung gemelter Einigkeit auch bestendiger Defension ihrer unter diesem Craiss gelegener Landt und Leuthen yermög einer absonder- lichen davon auffgerichteter Verbtlndnus näher mit einander verglichen und gesetzet haben, dass gedachten Craisses aussschreibende Chur- und Ftlrsten auch femer auff Mittel und Wege zu gedencken und dahin zu trachten sich genottrengt befunden haben, wie und welcher Gestalt die bei wehrender obgemelter Uneinigkeit eingerissene Mängel am füeglichsten abgeschafft und remediirt werden möchten: und weil man sich hiebey erinnert hatt, wass massen unter andern auch die HH. General Staaten der Vereinigten Niederlanden sich der Occasion mehr erwehnten Uneinigkeit gebrauchet, und höchstgemelten dreyen Craiss- aussschreibenden und nunmehr confoederirten Chur- und Ftlrsten eine und andere Unbilligkeit zugeftlegt, und Sie in viele Wege be- schwert, auch ungeachtet Sie dessen theils durch vielfältiges freundt- liches Ansuchen, theils durch gemeine Reichs- und Craissan seh reiben, theils auch ausswendiger Cronen Interposition genugsam erinnert, abgemahnet und billigmässige Separation und Restitution gesucht, solches iedoch bey ihnen so wenig gelten mögen, dass Sie bis auff heutige Stundt bei der UnfÜeg beharren, auch besorglich noch ferner beharren werden. Als haben höchstgemelte HH. Confoederirte sich obliggenden Ampts und Gewissens halber zusammen thun und darüber berathschlagen müssen, wie sie durch zugelassene Mittel mit Gottes Hülff die Restitution des ihrigen und Reparation unbillig zu- gefügten Schadens erhalten mögen. Wie es aber die Meinung gar nicht hatt, das allergeringste zu begehren oder wieder zu forderen, dazu man nicht vollkommentlich berechtigt und zu repetiren gleichsamb verpflichtet ist, Als ist anfänglich und vor erst guett befunden worden, dass ein ieglicher seine gravamina mit allen Ümbständen aussführ- lieh deduciren und zugleich mit nötigen Beweissstücken iustificiren solle, nemblich zu dem Endt, dass darauss eines ieden Befbegnfiss und hingegen der HH. Staaten Unbefüegsambkeit und frembdes pro- cedere männiglichen vor Augen gestellet^ und Sie vor der gantzen er- baren Welt überzeugt werden, gestalt dan darauff die gebührende Restitution und Satisfaction nach Maass der Rechten zwar begehrt, auff dem Fall aber gedachte HH. General Staaten sich, wie man verhoffen will, der Billigkeit nach anschicken und bequemen sollten, nicht so eben auf die Schärpffe der Rechten bestanden werden soll, und obwoll

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Die nähere Vereioignng. 537

Zum zweyten bemelte HH. General Staaten vorgedachte Beschwer upd deren Abschaffung guten theils durch die Interessirte und Be- leidigte so selbst als durch theils gemeine und Reichsanschreiben, sodan auch vermittels ausswendiger Königen und Potentaten Recom- mendation und Vorsprechungen mehr als überflüssig bekandt gemacht undt vorgestellet, und darauff die billige respective Restitution und Satisfaction begehrt, durch solche Weiss und Manier aber (unwissend auss wass Absehen) biss dato nichts erlangt worden, sondern die de siderirte Justitz einen wie den anderen Weg verweigert und verzögert, auch die desfals verschiedentlich ahn sie gethane Abschickungen gleichsamb zum Despect und Verkleinerung der beleidigten Chur- und Fürsten umbgeführt, undt gantz unverrichteter Dingen durch unleident- lichen Verdruss nach Hauss gewiessen haben. So ist dahero (umb dennoch mit guter Manier und ohne Weiterung aus der Sach zu kom- men) das zuträglichste und beste Expedient ermessen worden, bey dem alten in dem Reich hergebrachten und dessen Fundamentalge- sätzen und Reichsabschieden befestigten Weg zu verpleiben und ob- gemelte gravamina zu vordrist bey dem gemeinen annoch wehrenden Reichstag zu Regenspurg vorzutragen, und in krafft gemeiner Reichs- satzungen dahin zu zielen, dass deroselben Billigkeit und Befüegsamb insgemein erkandt undt ein Reichsschluss darauff formirt werde, in- massen dan die Sache anfangs auff den glimpffligsten Weg zu richten, dass es nach diessem concluso auff eine Reichsdeputation gebracht, und Chur-Mayntz und das gesambte Hauss Braunschweig zuendt eine gemeine Eeysserliche und Reichscommission auffgetragen werde, dass dieselbe ihre Subdelegirte in diesem Westphalischen Craiss ahn einem nechst angelegenem dritten Orth, etwan die Stadt Aachen oder Dort- mundt, und von darauss die billigmässige Restitution und Satisfaction güetlich zu gesinnen, abschicken mögen, auff den Verweigerungsfall aber harter und in Nahmen des Reichs von des Reichs Executions- ordnung und wass derselben anklebend, sprechen; fals nun wider Verhoffen die HH. Staaten auff obgemelte HH. Subdelegirten Ange- sinnen und Verrichtung dessen, was das Reichsconclusum vermag, zur Raison und Billigkeit nicht zu bewegen weren, und dannoch ein iedweder billich zu demienigen, worzu er rechtswegen befüegt, ver- holffen werden muss; Also wirdt man solchen unverhofften Fals auf andere Mittel und Wege gedencken müssen, wodurch obgemelte HU. General Staaten zur billichen Resolution bewogen werden mögen, und haben die HH. AUiirte mit einander abgeredet, dass zu Erraichung

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538 8. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.

diesses Zwecks Ihre allerseits bevollmächtigte Deputirte zusammen- kommen und berahtschlagen sollen, was weiter anzufangen, zu welchem Ende dan dieselbe, so baldt sie vermercken werden, dass obgemelte Keysserliche und Beichscommission fruchtlos ablau£fen will, ahn einem oder andern bequemen Orth sich veranlassen, auch so lang biss sie einige zureichende Mittel aussgefunden, bey einander halten und diese wichtige Sache ihrer Art und der Gebühr nach überlegen sollen, worzu zu gelangen solle allerfurderlichst eine Instruction mit gemeiner Beliebung der HH. AUiirten abgefasset, festgesetzet und gemelten De- putirten zugestellet werden, inmitteler Zeit solle einer der Confoede- rirten ohne des andern Vorwissen mit dem Estat der Niederlanden nicht und noch weniger zu desselben Nachtheil sich setzen, sondern mit gemeinem Einrah ten dahin getrachtet werden, dass einem und andern Theil die gebührende billiche Satisfaction zugleich gegeben werde.

Endtlich wollen und sollen die HH. Alliirte sich sambt und son- ders embssig dahin bemühen, dass man mit den Provincien nach er- langter Satisfaction in bessere Yerständnus auch beständige Alliantz gelangen möge.

Zu dessen Urkundt und mehrer Festhaltung seyn dieser Recess drey gleichen Inhalts exemplaria aussgefertiget und durch Ihrer FUrstl. Gnade zu Münster gnädigstes Handtzeichen und Secret, wie auch beider Chur- und Fürstl. Dhlt Dhlt. gevoUmächtigten HH. Deputirten eigenhändige Unterschrifft und Petschafften bekre£ftigt worden. So geschehen St. Ludgersburg den 6./ 16. Februar, a. 1665.

ChristopfF Bernhardt. A. Freyh. v. öpaen. Werner Wilhelm Blaspeil. AdolfF Wusthauss D.

Freiherr v. Spaen, Blaspeil und Wusthauss an den Kurfürsten« D. Cleve 24. Februar 1665.

[Bemerkungen zu den übereendeten Verträgen.]

24. Febr. Sie übersenden die Recesse über das Religfonswesen und das Condirec- torium, ferner über die Defensiv- Verfassung, and über die nähere Vereinigung.

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Die üähere VereiDigODg. BemerkuDgen zu den VerirägeD. 539

Was die Defensiy-Verfassang anbetrifft, so hatten die Pfalz-Neuburgi- schen verlangt^), dass, weil dieselbe den Landständen Torkomroen würde, die Artikel 12 14 ausgelassen und in einen Nebenrecess gebracht, und die Summe der 25000 Rthlr. auf 40000 Rthlr. genommen, auch sonst einige Limitation wegen Vorschiessung derselben hinzugefügt würde, sie und der Bischof von Münster dagegen haben dafür gehalten, dass, weil eben der Stände halber diese Artikel beliebt worden, es besser wäre, dass sie im Hauptrecess ge- lassen würden, es sind daher zwei verschiedene Exemplare angefertigt worden, TOD denen das eine, in dem die Artikel in dem Hauptrecess enthalten, sie und der Bischof, das andere auch die Pfalz-Neuburgischen vollzogen haben. Mit Bezug auf Art. 16 haben sie darauf gedrangen, dass K. Co In in das Bündnis mit aufgenommen werde, zumal da dessen Abgeordneter v. L an d s b e r g '), der sonst wegen des ScheicTemünzwesens in der Grafschaft Mark nebst einigen Amtleuten und Stadtdeputierten nach Dorsten gekommen war, erklärt hatte, dass er zwar dieser Verfassung wegen nicht plenarie instruiert sei, dass er aber wohl wüsste, dass es seinem Herrn sehr angenehm sein würde, an derselben Theil zu nehmen. Auch die Pfalz-Neuburgischen hatten ihnen zugestimmt, Münster aber hatte Schwierigkeiten gemacht, weil E.- Cöln die Direction in diesem Verfassungswerk praetendieren werde; doch haben sie ihm dieses benommen und eine Beitrittserklärung für E. Cöln abgefasst und dem y. Landsberg nachgeschickt.

Sie hatten den Entwurf eines Gesamtschreibens an die Erone Frank- reich, in welchem derselben diese Tractaten niitgetheilt werden, abgefasst. Da aberP falz- Neuburg beantragte, dass dieNotification von beiden Theilen besonders geschehen, von beiderseits Bedienten aber zugleich übergeben werde, so haben sie deswegen an Beck nach Paris geschrieben.

Betreffend den Recess wegen der näheren Yerbündnis ist als Ort für die Reichscommission neben Dortmund, das Ef. vorgeschlagen, alternative Aachen gesetzt worden. Dem Wunsch des Kf. nachgebend bat sich Münster dazu verstanden, dass als Reichscommissarien neben E.Mainz das gesamte Hans Braunschweig benannt würde, doch bat der Bischof ' dabei erinnert, weil die Abgeordneten aus diesem Hause die Sache auf jetzigem Reichstage gegen die sämtlichen Eurfürsten am meisten getrieben'), auch ihm selbst in allem ungeneigt erschienen, dass aus diesem Hause solche Personen , zu denen man sich alles gute versehen könne, gewählt würden. Sie schlagen den v. Gladebeck dazu vor. Im übrigen haben sie alle Punkte nach des Ef. Verordnung eingerichtet, zweifeln daher nicht,

0 Vgl. oben S 520.

^ Schon am 11. Februar hatte Blaspeil von Dorsten aus ao Kf. berichtet, er habe mit dem dort aDwesendeD v. Landsberg verschiedeoe Conferenzen wegen der DefenBivverfassaDg gehalten und ee so weit gebracht, da8B er hoffe, K.Göln und aach Münster und Ffalz-Neuburg würden sich darin des Ef. Wünschen bequemen.

*) 8. Kocher I S. 325f.

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540 8. VerhandlaDgen mit Pfalz-Neaborg. Die Verträge zu Dorsten.

derselbe werde sich das Verhandelte gefallen nnd ihnen die desiderierten Ratificationen darüber bei Zeiten zukommen lassen i).

PS. Der Münsterische Geheimeraht und weltliche Hofrichter v. W i e d e n - brück^) hat für seinen Sohn um eine Anwartschaft auf ein Canonicat bei dem Capitel zu Xanten oder Cranenburg, wie auch am einen Gna- denpfennig oder Bildnis gebeten, sie rathen, da er des Bischofs andere Hand sei und alle coiisilia dirigiere, demselben eine Gnade zu gönnen.

Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D. Cöln 6./[16.] März 1665.

[iaf die Relation vom 24. Februar. UeberseoduDg der Ratification der Defeosi?- allianz, die in derseiben gemachten Aendemngen.]

16. März. Wir haben nachstehenden Vergleich ') reiflich erwogen und denselben der Euch gegebenen gn. Instruction und Befehlig gemäss

1) V. Spaen räth (d. Cleve 15./25. Februar 1665) dem Kf., da die Dorsten- sehen Confereozeo in Holland schon Verdacht erregt hätten (vgl. Ur.k. u. Akt. III S. 149 f.) und die WerbuDgeo des Kf. diesen noch vermehren würden, dort Quter der Band durch Blaspeil versichero zu lassen, dass er keine feiodlicbeo Absichten habe, dass man sich vielmehr im Notbfall auf seine Frenndschaft ver- lassen könne, dass man aber auch gegen ihn nnd andere benachbarte Fürsten sich freundschaftlich und nicht in billigen Dingen so hart wie bisher zeigen müsste. „Sousten halte ich dafür, da der Krieg zwischen beiden Theilen continuirt und es unsererseiten an Geldmitteln nicht gebricht, dass das Werk mit gottlicher Hülfe wohl dahin zu dirigiren sei, um de Witt mit allen seinen Adhärenten aus dem Sattel zu heben, dagegen aber den H. Prinzen von Ura- nien aufzuhelfen und zugleich Ew. Chf. D, von der Hufeiserschen Schuld und Compromisssacbe zu liberiren."

^ S. über deDselben Alpen I S. 116 ff.

^ Die Defensivalliauz. Das GeheimenrathsprotokoU vom l/[ll.]März 1665 lautet :

Der Recess zwischen S. Gbf. D-, Pfalz-Neuburg und Münster wegen einer Vereinbarung und Verbündnus zur Defension des Westfälischen Kreises verlesen,

2) Nebenartikul wegen einer gewissen Summa Geldes, so stets soll parat gehalten werden.

3) Die nähere Allianz zwischen S. Ghf. D. nnd Manster verlesen wegen der von den Staaten einhabenden Plätze und Städte im Clevischen nnd Gölni- sehen Lande: dieses ist nicht placitiret worden.

4) Project der gravaminum, so S. Chf. D. wider die HH. Staaten haben und nacher Regensburg gescbickl und allda proponiret, auch Remedimng ge- sucht werden soll, verlesen. Res.: Soll geändert werden. H. Bl aspeil loU ihnen, den Staaten, sagen, dass S. Ch. D. es bei dem Reiche suchen wollten. Es soll nur allein auf die Hufejrsersche Schuld und der von den Staaten be- schehenen Bedräuung der Execution eingerichtet werden, was an die Gesandten zu Regensburg geschickt werden soll, um daselbst den Reichsständen tu pro- pouiren.

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RatificatioD der zwei ersteD Vertrage. 541

befunden, auch darum gerne ratificiret ') und in all genehm gebalten, ausser dass bei dem 4ten Punct wir die Werbungen auf die Lande in dem Westfälischen Kreise gelegen zu restringiren nöthig erachtet. Bei dem Punct die Schickung der Völker betreflfend ist dafür gehalten worden, es sei ein Irrtum, dass zuletzt gesetzet, es sollte jeder von den Alliirten noch 1500 z. F. und 300 Pferde, und also in allem 900 Pferde schicken, denn weil die ganze Macht 18000 Mann machen soll, so müssten zuletzt nicht nur 300 sondern 900 Pferde geschicket werden, welches wir auch also haben ändern lassen.

Er übersendet die Ratification in daplo (mit und ohne die Artikel 12— 14>), sie sollen dieselbe bei dem znr Extradition angesetzten Termin ausstellen nnd dafür von den anderen Tbeilen gleicbmässige Ratificationen abfordern.

Ps. Kf. will der Bitte v. Wiedenbrücks entsprechend die Ezpectanz für dessen Sohn ansfertigen lassen nnd der Regierung zu Cleve Befehl ertbeilen, ihm einen Onadenpfennig auf 100 Rthaler Werth einzuliefern.

Der Kurfürst an dieselben. D. Cöln 7./[17.] März 1665.

[Uebersendung des Vertrages in betreff des ReligioDSwesens und Directoriams im WestfaiischeD Kreise, die in demselben gemachten AenderuDgeD.]

Er übersendet die Ratification') des Vertrages mit Pfalz- Neuburg 17. März, über das Religionswesen und das Directorium im Westfälischen Kreise, er bat in demselben aber nöthig gefunden, einige Punkte anders einzurichten, nämlich in dem Interimsyergleicb wegen der Reh'gion hat er:

1) anstelle des Grafen von Lippe die Landgräfin von Hessen-Cassel dem Bischof von Münster seinerseits als Superarbiter entgegengestellt und anstelle des Fürsten von Nassau-Dillenburg den Grafen Herrmann Adolf von Lippe zugeordnet.

2) dass die Garantie des Vergleichs nicht, wie er erwartet hatte, den Gen. Staaten übertragen worden, sondern dieselbe unter die im Instr. pacis enthaltene Garantie gezogen ist, lässt er sich gefallen, er bat aber aus erheblichen Ursachen, und damit die Sache nicht gar zu weit extendiert werde, diesen Punkt etwas anders einrichten lassen^).

0 Die Ratification des Kf. ist datiert Cöln a. d. Spree l./[ll] März 1665.

*) S. oben 8. 520. 539.

^ d. Coln a. d. Spree 7./ [17.] März 1665.

*) Derselbe lautet jetzt: „Schliesslich soll dieser I nterimsvergleich dem MüoBterschen und Osnabrückiscben FriedeDSschluss gleich gültig und die Gua- rantie, welche in demselben Friedensschlnss begriffen, dergestalt darauff gezogen sein , dass auff geschehene Requisition die Paciscenten sich derselben dem gedachten Friedensschlass gemäas annehmen mögen, doch sollen unter die Fa-

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542 3* Verhandlungeo mit Pfalz-Neaburg. Die Vertrage za Dorsten.

Betreffeud den Vergleich über das Directoriom hat er, weil in demselben alles alternative abgehandelt wird:

1) auch den Passus inbetreff der conclusa so einrichten lassen,

2) will er zwar gestatten, dass, wenn in seinem Namen seine Rätbe unterschreiben, die Reihe nicht eingehalten werde, wenn er aber die Unter- schrift durch eine fürstliche Person verrichten lässt, so muss diese billig in einer gleichen Reihe unterschreiben.

3) Wenn er und der Pfalzgraf condirectores, der Bischof von Münster director genannt werden, so ist dieses irrtümlich, da das ganze Directoriam im Westfälischen Kreise dem Bischof von Münster und dem Herzog von Jülich indi Visum zusteht, er hat diese Bezeichnung daher ausge- lassen.

Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D. Cöln 8./[18.]März 1665.

[Verweigerung der Ratification der Allianz mit Münster and Pfalz -Nenburg gegen die Qen. Staaten.]

18. März. Was die Particular-AUianz zwischen des Bischofs zu Münster, des Herrn Pfalzgrafen zu Neuburg LLdd. und uns betrifft, werdet Ihr Euch zurück zu erinnern wissen, welchergestalt wir Euch in un- serem zu Güstrin den 5. Januar datirtem Schreiben*) g. anbefohlen, Euch derselben zu entziehen, dannenhero es uns am liebsten gewesen wäre, wan Ihr solche nicht voUenzogen hättet, insonderheit da sie auch von Pfalz-Neuburgischer selten nicht vollenzogen worden. Da- mit aber der Bischof zu Münster wegen Ausbleibung unserer Ratifi- cation keine Diffidenz zu fassen Ursache habe, so habt Ihr demselben zu remonstriren, dass fttr allen Dingen nöthig sein wird, vorhero zu sondiren, wie sich die Stände zu Regenspurg auf dieses unser Be-

ciscenten diejenige nicht begriffen sein noch von jemandes reqnirirt werden, welche an ff die Jülische und zugehörige Lande der Snccession halber in prae- senti Praetension machen.^

1} S. oben S. 527. Blaspeil erwidert (d. s'Gravenhage 21./31. Mä^z 1665). weder er noch seine Collegen hätten dieses Rescript so verstanden, dass sie sich der Particalaralliaoz ganz entziehen sollten, sondern nar so, dass Rf. das- jenige, was wegen England eingerückt and sonst nach einiger Weiterang Ge- schmack hätte, aasgelassen haben wollte, was sie auch sorgfaltig in Acht ge- nommen hätten. Sein Absehen bei der ganzen Dorstenschen Negotiation and aach jetzt sei, dass Kf. mit den Niederlanden, welche sich schwerlich darch andere Mittel aar raison würden bewegen lassen, endlich in eine wirkliche be- ständige Freandschaft wieder komme, während die jetzige nar eine scheinbare sei.

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Verweigerung der Ratification des dritten Vertrages. 543

gehren bezeigen werden, dan sollten dieselbe dabei einige Difficultäten machen, so würden wir gar zu zeitig den HH. Staaten die Augen geöffnet haben. Weil wir auch ohne dem gesonnen sein, künftigen Sommer, geliebts Gott, nacher Gleff zu kommen, so würde es sich alsdan viel besser schicken, bei solcher Gelegenheit dieses Werk zum richtigen Stande zu bringen, und würde uns demnach lieb sein, wen Ihr das von Euch vollenzogene Originale wieder zurücknehmen könntet, damit es cassiret würde.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 8./ [18.] März 1665.

[de Witt zu njacbende EröffoQOgen.] Es ist Euch bekannt, was gestalt bei der jüngsten Zusammen- 18. Mär«, kunft zu Dorsten unter andern in Vorschlag gekommen, dass von denen s&mbtlichen Interessirten zu Regen spurg über der Herren Staaten böse Nachbarschaft und harte Proceduren geklagt und eine Reichscommission gesuchet werden sollte. Nun sein wir auch noch nicht abgeneigt, uns dieses Mittels zu gebrauchen, wie uns dann auch solches von Niemand mit Fug verdacht werden kann. Damit wir aber auch hierin den HH. Staaten die Masse voll geben und von ihnen nachgehends nicht beschuldiget werden mögen, als wollten wir die alte Freundschaft ohne Ursach mit ihnen brechen, also habt Ihr dem de Witt und anderen mehr dieses Vorhaben anzudeuten und sie da- bei zu versichern, dass, wofern der Staat noch diese Stunde uns ge- recht werden und sich anders gegen uns als eine Zeit her erzeigen würde, wir auch bei der alten Freundschaft verharren und dergleichen Klagten und andere Mittel einstellen wollten, nur könnten wir uns durchaus mit keinen dilatorischen Resolutionen ferner aufhalten lassen.

V. Spaen und Wusthausen an den Kurfürsten. D. Xanten 14./ [24.] März 1665.

[auf die Rescripte vom 6/16. und 7./ 17. März. Aufschiebung des Terrains für die Ratification. Schwierigkeiten, welche in betrefif der Durchführung des Normal- jahres 1624 hervorgetreten sind.]

Sie haben die Rescripte des Ef. ond die ratificierten Recesse hier, 24. Mars, wohin 8ie nebst den Regierangsräthen v. L Ott um und Dr. Isiock abge- ordnet sind, nm zwischen den clevischen Ständen, welche hier wegen des

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544 8- Verbandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.

outer ihnen erschollenen Gerüchtes von dem aufgerichteten Interimsrecess in puncto religionis zusammengetreten sind^), Einigkeit zu vermitteln, em- pfangen. Die zur Answecbsinng der ratificierten Tractaten gegen den 16./26. beliebte Zusammenkunft ist wegen Enge der Zeit und des heran- nahenden Osterfestes bis nach Ablauf desselben verschoben, aber noch kein bestimmter Termin festgesetzt worden, namentlich weil sich in dem Herzogtbnm Jülich und der Grafschaft Marck in puncto restitutionis nach der Regel des Jahres 1624 neue und grosse Schwierigkeiten hervor- gethan haben'), auf welche die Prediger, die dieses Werk eifrig getrieben, keine Reflexion eigentlich genommen haben, so dass nothwendig auf ein anderes Expediens gedacht werden muss, worüber sie mit Blas peil nach dessen Rückkehr aus dem Haag sich besprechen und dann dem Ef. refe- rieren wollen. Sie halten daher die ratificierten Recesse noch geheim.

Der Kurfürst an v. Spaen und Wusthausen. D. Cöln 29. März/[8. April] 1665.

[auf die Relation vom 14./ 24. März. Die Ratification des Recesaee über die kirchlichen Verhältnisse soll nicht anegeliefert werden.]

8. April. Also ist unser g. Befehl nochmals dieser, dass der Recess, so wegen Reducirung des Exercitii religionis auf den terminus des Jahres 1624 aufgerichtet und von uns auf ungleichen Bericht ratificiret worden, nunmehr nach eingelangter vieler Beschwerung der Stände unseres Fürstenthums Cleve nicht ausgeliefert, sondern bis auf fernere Ver- ordnung in guter Verwahrung von Euch behalten werden solle. Im übrigen werdet Ihr aus unserm vorigen nunmehr sonder Zweifel Euch behändigten g. Zuschreiben nicht weniger ersehen haben, dass wir noch zur Zeit Bedenken tragen den Nebenrecess, so wegen des Staats der Vereinigten Niederlande in Vorschlag gekommen, zu ratificiren.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Düsseldorf 4 /[14.] April 1665.

[Reise nach Goesfeld and Düsseldorf. Bemühungen Lesseins* hei Pfals-Nenbnrg gegen die in Dorsten abgeschlossene Defensivallianz ]

H.April. Er ist einer Einladung des Bischofs von Münster folgend bei diesem in Coesfeld gewesen und hat dabei Gelegenheit gehabt vorzutragen,

^) S. Lehmann I S. 178. *) ebendas. S. 66. 178 ff.

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Zaräckzieh. der Ratification des Religionvergleichs. Lesseius bei Pf.-Neab. 545

was Kf. bei der Ratification über die Dorstensohen Verträge zu erionero gehabt, darauf der Bischof sich alsbald sehr geneigt nnd eifrig erwiesen nnd versprochen, sich nicht nur für seine Person des Kf. Intention zn be- quemen, sondern anch Pfalz-Nenburg dazu zu disponieren. Anf des Bischofs Rath hat er sich darauf hieher, nach Düsseldorf, begeben. Er wird heute Nachmittag bei dem Pfalzgrafen Audienz haben und daranf mit dem Oberkanzler Giese, dem er schon von dem, was Kf. bei den Dor- stenschen Tractaten erinnert, Mitiheilung gemacht hat, conferieren.

Es ist soQsten hier am Hoff Monsieur de Lessin*) französischei' envoyö gewesen und hat ordre gehabt, des H. Pfaltzgrafen F. D. da- hin zu vermögen, dass die kaiserliche nach den hispanischen Nieder- landen destinirte troupes keine Passage gestatten wollten, hinkommend aber habe er nähere Schreiben von seinem König gefunden, dass der- selbe sich deshalb mit Spanien verglichen. Dabeneben hätte ged. H. Les^in^) über die neulich zu Dorsten gemachte Allianz sehr ge- klaget und es für eine Invention des Bischoffen zu Münster, welcher gut Oesterreichs wäre und die Rheinische Allianz nur zu vernichtigen suchete, ausgerufen, mit Begehren, dass man dieselbe doch wieder aufbeben und cassiren, oder Neuburg davon abtreten, auch den H. Bischoffen zu Münster ebenfalls zum Abstand bewegen und ver- sichern wollte, dass Frankreich ihm schon zu Borckeloe verhelfen und mehr andre satisfactiones verschaffen wollte. Was nun hieselbsten für Promissen werden geschehen sein, habe noch nicht erfahren. Als aber S. Churf. (sie!) D. darauf nicht resolviren können, hat er vor- geschlagen, dass man dann zum weinigsten die vorhabende Defensions* Verfassung in den ratione religionis et directorii aufgerichteten Recess mit hineinlaufen lassen und niemand mehr dazu admittiren wollte«, da- mit es also nicht den Namen einer Allianz hätte, welches S. Fürstl. D. bei der bevorstehenden Zusammenkunft mit uns zu bereden an- genommen, und scheinet fast, als wan Sie dazu nicht ungeneigt wären. Ich meinestheils sagte dem H. Ober Cantzeler Giese, welcher denen Münsterischen Abgeordneten und mir solches vorbrachte, hierauf, dass ich nicht begreifen könnte, warumb Frankreich dergleichen zu eigner Defension angesehene Verfassung nicht zusehen wollte, die der Kaiser selbst müsste gutheischen, es wäre dann, dass Frankreich ungern sähe,

<) Derselbe, welcher 1662 (s. Urk. u. Akt. II S. 243 ff., IX S. 590) als Qe- saodter bei Kf. gewesen war, vgl. über diese jetzige Gesandtschaft desselben M^moires d'Estrades III S. 97 f.

^ S. das Schreiben Ludwigs XIV. an Estrades vom 29. Mai 1665 (M^m. d'Estrades UI S. 198ff.).

Mater, s Qeicb. d. G. KurfQnten. XI. 35

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546 8' Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Vertrage su Dortten.

dass wir einig wären, dazu es jedoch vorher selbst allzeit gerathen and seine Interposition angeboten hätte. Ich würde sonsten in diesem StQck ohne Ew. Churf. D. speciale Verordnung keine Veränderung machen können, vermuthete aber, dass Ew. Churf. D. damit vielleicht wohl durften zufrieden sein, dass kein anderer, als welcher im Westfälischen Kreis gehörete, mit eingelassen werden möchte. Vorged. Französischer Abgeordneter scheint auch am Ghur-Gölnischen Hoff dahin gear- beitet zu haben, dass man daselbsten anders Sinnes geworden und dahero miteinzutreten, dazu man sich sonsten vorhin gegen mich ausdrQcklich erkläret gehabt, nunmehr Bedenkens trägt.

Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D. Cöln a. d. Spree 8./[18.] April 1665.

[Erneuter Befehl, die Ratification des Vertrages wegen des Religionswetens

nicht auszaliefern; die ParticularalUauE entspricht nicht des Kf. Absichten; die

Ratification der Defensivallians ist auszuliefern, den Vertrag wegen des Diree-

toriums will Kf. gesondert r^ifioieren.)

18. April. " Wiewohl*) wir nun ungern dasjenige wiederaufheben, was Ihr einmal bis auf unsere Ratification geschlossen, auch wohl vorher absehen, dass es ohne Widerwillen bei Pfaltz-Neuburgs Ld. nicht abgehen werde, so müssen wir doch mehr auf das gemeine Beste und den Wohlstand des Eirchenwesens in unsren Glevischen und Jttlichschen Landen als alle andere Respecten sehen und sind demnach nicht gemeinet unsren Ständen zu präjudiciren, lassen es vielmehr bei unserem vorigen Befehlig, dass unsere Ratification nicht ausgeantwortet werden solle. Weichergestalt aber nun der Unglimpf, so daraus zu besehen, aufs beste abgewendet werden möge, werdet Ihr selbst bedacht sein.

Was Ihr danebenst wegen der Particular- Allianz zu Eurer Ent- schuldigung — angeftthret'), lassen wir dahin gestellet. Unsere Mei- nung aber ist nie gewesen, uns in solche Verbündnusse einzulassen, dadurch dem Staat der Vereinigten Niederlande Ombrage mochte ge- geben werden, dergleichen Bedenken vielleicht auch die Pfaltz- Neuburgischen gehabt^ so dasselbe Project nicht unterschrieben. Ob und Weichergestalt aber die gravamina, so man wider gemelten Staat hat, zu Regen spurg zu ttbergeben, deswegen stehen wir noch

*) S. den Anfang dieses Rescripts bei Lehmann I S. 182. ^ S. oben S. 542 Anm. 1.

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BemöbaogeD LesBeios' bei K.OöId und Pfals-Neuborg. 547

in etwas an und wollen uns disfalsi nachdem sich die Sachen ferner anschicken^ g. resolviren.

Weil sowohl die Ausschreibung des Kreistages als die Ausant- wortung der Ratification über dem Hauptvergleich in p. der Defensiv- alliance nicht länger verzögert werden kann, so können wir geschehen lassen, dass zuförderlichst ein Termin beraumet werde, dabei Ihr die in Händen habende Ratification der itzgedachten Alliance extradiren und wegen des Ereisausschreibens Euch mit den Münsterschen und Pfaltz- Neuburgischen vergleichen, zugleich auch dass wir wegen Gon- tradiction der Stände den Vergleich in p. religionis noch zur Zeit zu ratificiren nicht vermögen, anzeigen könnet Soviel aber den Vergleich wegen des directorii anlanget, muss derselbe von den anderen abge- sondert und umbgeschrieben werden, denn][^wir solchen absonderlich zu ratificiren geneigt sein.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 8./ [18.] April 1665.

[VerbandlangOD in Dfisaeldorf. Absiebten Prankreicbs gegen Holland.]

Er hat bei den VerhandloDgen in Düsseldorf den punctum religio- 18. April, eis 80 in suspenso gesetzt, dass die Sache nicht ganz abgeschnitten ist, aber Kf. freie Hand hat, von dem Interims vergleich, wenn er es gntfindet, zn resilieren. Den ponctnm condirectorii aber dabei zu separieren oder auch znm Kreistage zu gelangen und also das directorinm verglichenermassen einznführen, bevor der Religionspunkt verglichen sei, dazu hat er keine Aussicht verspüren können.

Der Allianz wegen hat Pfalz-Neubnrg auf Andrängen Lessins an den Bischof von Münster seinen Oberkanzler Oiese geschickt, aber so viel er hat vermerken können, mehr pro forma als dass es ihm Ernst sei, den Bischof von dieser Allianz zn dehortieren. Dass man dieselbe aber in eine andere Form brächte und so Frankreich willfahrte, sähe der Pfalzgraf sehr gern, und man hat von ihm begehrt, in des Kf. Namen darein zu willigen. Er bat erklärt, dazu keine Ordre zn haben, aber vor- geschlagen aufzusetzen, wie man es verändern wollte, und ihm zuzu- stellen.

Was nun Frankreich hierbei vor Absehen haben mag*), ist mir zwar unbekannt, aus Holland aber wird mir geschrieben, dass man daselbsten der gänzlichen Meinung sei, diese Crone suche den Ver- einigten Niederlanden zu dieser Zeit, da sie mit Engeland so tief

*) S. die Schreiben Ludwigs XIV. an Estradea vom 29. Mai und 12. Juni 16G5 (M^m. d'Bstrades III S. 196. 210 ff.).

3Ö*

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548 3. VerbandluDgeD mit Pfalz- Neaborg. Die Verträge tu Dorateo.

engagiret seiBd, einem anzumahnen oder wohl gar zu Oberfalleo möchte wohl sein, dass auch solcher Ursache halber die Cron Frank- reich diesen Greis gern in Uneinigkeit haltei^ möchte.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 11./ [21.] April 1665.

[auf die Relation vom 4./ 14. April. Die rranzösiscbe Opposition gegen die

Defensivallianz,]

21. April. _ Was die Defensivallianz anreichet, ist uns nicht wenig frerobd zu vernehmen gewesen, dass der K. Frantzösche Envoyä de Lessin sich darüber solle beklaget haben, da doch dieselbe zu niemandes Offension gemeinet und den Reichsabschieden nicht ungemäss ist. Wir werden hiervon Eure weitere Relation erwarten, worhin man zu Düsseldorf dieses Passus halber inclinire. Dass der punctus direc- torii et defensionis (denn wegen der Religion wird es obgedachter- massen mehr Zeit erfordern) in eine kommen sollte, und zwart auf Begehren des E. Frantzöschen Abgeschickten, scheint fast bedenklich, und wan Chur-Cöln auch davon sollte abwendig gemachet sein, wird man das Werk ferner zu überlegen haben.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 12. /[22.] April 1665.

[Verhandlungen in Düsseldorf wegen des Erbvergleichs.]

.22. April. PS. Er hat bei seiner jüngsten Anwesenheit io Düsseldorf aoch mit dem Pfalzgrafen selbst wegen des Erbvergleichs sehr weitläufig geredet. Der Pfalzgraf zeigte sich von allem auf das genaueste unterrichtet, wasste seine Intention sehr geschickt darzustellen, zeigte sich aber auch sehr hart- näckig auf seinen Concepten. Sein Absehen ging dabin, dass ein jeder, was er hätte, behalten und darauf eine vertraaliche Frenndscbaft gebant werden möchte, er führte auch an , was für Mühe und Beschwer es haben würde, das Vest Recklinghausen*) von K. Cöln loszamachen; auch das Werk mit der Krone Polen könnte durch vielerlei unvorhergesehene Zufalle entstehen, wenn auch des Kf. Intention zu seinem Besten noch so gut wäre. Nach längerem Hin- und Herreden und nachdem Bl. versichert, dass Kf. zum Erbvergleich ohne Recklinghausen sich nimmermehr verstehen würde, dass sonst, wenn man es bei dem jetzigen Provisionalvertrag belassen würde, Kf. auf Uestitntion von Ravenstein dringen würde, und dass dann anch die gute Apparenz zur Krone Polen hinfallen dürfte, war des Pfalz- grafen endliche Erklärung, er wollte sich verbinden, wofern er oder einer

0 S. oben S. 526.

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Verhaodlaogen mit Pfals-Neobiirg. 549

seiner Prinzen einst znr Krone Polen, es sei mit oder ohne Hülfe nnd Za- ihnn des Ef.> gelangen sollte, so wollte er demselben nicht allein das Yest Recklinghansen verschaffen, sondern auch in mehreren anderen Ange* legenheiten, sonderlich in Prenssen, ihm zu seinem Contento an die Hand gehen; man sollte die Versicherung nur selbst aufsetzen, er wollte sie yoll- ziehen nnd ihr als ein ebrliebender redlicher Fürst wirklich nachkommen. Wenn aber er oder die Selbigen nach getroffenem Erbvergleich zu jener Krone nicht kommen sollten, wollte er dennoch mit Kf. die Freundschaft sin* cere unterhalten nnd sich auf andere Weise bemühen, dem Eurhause seine Treue zu beweisen.

Der Kurfürst an Blaspeil D. Cöln 17./ [27.] April 1665.

IVersaguDg der Ratification des Vergleichs wegen der Religion vor genauerer

FrüfuDg.]

Er wird mehr und mehr in dem Verdacht bestärkt, dass man bei dem 27. April. Religions vergleich auf katholischer Seite den Vortheil lange vorher abge- sehen gehabt und denselben nun desto weniger aus Händen lassen wolle, er wird daher, bevor er nicht sicher ist, dass die Condition der Evangelischen durch diese Tractaten nicht verschlechtert wird, dieselben nicht zustande kommen lassen. Sollte also Pfalz-Neuburg nicht geneigt sein, den Ver- gleich wegen des directorii absonderlich begreifen und vollziehen zu lassen, so mnss er es dahin stellen und dafür halten, dass derselbe, indem er den passus religionis mit dem directorio, die doch miteinander keine Verwandt- schaft haben, durchaus in einem Vergleich gefasst wissen wolle, dabei ein anderes Absehen habe.

Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten. D. S. Lttdtgerspurg 30. April 1665.

[Auffordemog za eioer neuen Zasamroenkunft bebufs Aoswecbsloog der Ratifica> tiooeo. Die französische Forderung.]

Nachdem Pfalz- Neu bürg erklärt hat, mit der angefangenen Infor- 30 j^prü. mation über die particnlares casus circa observantiam a. 1624 einzuhalten, kann er nicht einsehen, dass die Landstände oder sonst jemand Ursache hätte, die Vollziehung der zu Dorsten abgeschlossenen Verträge zu hem- men. Dem westfälischen Kreise und dem Kf. insbesondere mnss daran ge- legen sein, dass durch dieses so weit gebrachte Mittel, über welches viele schon grosse Jalousie bezeigen, der Kreis wieder vereinigt und auf einem allgemeinen Kreistage zu allerseits Sicherheit die gemeine Verfassung fest- gestellt werde. Er ersucht daher Kf., anstelle der auf den 26. März nach Xanten angesetzten, aber von der Clevischen Regierung abgeschriebenen Zusammenkunft in die Abhaltung einer anderen einzuwilligen und dort die Auswechslung der Ratificationen vor sich gehen zu lassen.

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550 ^ VerhaodlQDgeD mit Pfalz-Nenbnrg. Die Verträge zu Dorsten.

PS. Auch wird Ew. Gnd. zweifelsfrei durch dero Rath Blas- piel referirt worden sein, was des Herrn Pfaltzgrafen zu Newburg Ld. von dem Anbringen des Französischen Envoyö daselbst vor Aper- tur gethan und wasgestalt der König in Frankreich von der ge- machten Allianz einige ombrage nehmen, und alswenn dieselbe zum Nachtheil der Rheinischen Allianz und deroselben Ruin angesehen seie, vorgegeben, auch sich deswegen über uns beschweren wollen, gestalt auch inten tionirt sein solle, zu gleichem End den Mons. S. Amant zu Ew. Gnd. und Ld. abzusenden, inmassen dann des H. Pfaltzgrafen Ld. vorschlagen, dass die gemachte Allianz nur eine Union in p.^ directorii zu taufen und aus derselben die clausula invitatoria, so viel andere in diesem Craiss nicht gesessene Chur-, Fürsten und St&nde angehet, auszulassen, auch dass dieselbe mit dem Recess in p.^ reli- gionis et condirectorii in ein Concept und Modell zu bringen und et- wan manente rerum substantia nach laut beigehendem Formular von neuem umbgeschrieben und gefertiget werden könne, wie dan des H. Pfaltzgrafen Ld. uns durch dero Neuburgischen Ober Canzlem von Giese solches vorbringen und einrathen lassen. Ob nun zwarn dabei kein sonderbares Bedenken finden und dafür halten, dass ja durch einen Nebenrecess die clausula invitatoria wohl gemiltert auch sonst ohne Nachtheil der Substanz eins oder anders wohl geändert werden könne, so haben wir dannoch uns anderergestalt nicht erkläret, weilen die Recessen einmal gefertiget und res kaum mehr integra, auch die Sach zu gemeiner Deliberation gehörig, dass ohne Ew. Gnd. und Ld. Vorwissen wir uns nicht erklären, sondern die Sache zu nächstkünftiger Zusammenkunft ausstellen müssen. Als wolle Ew. Gnd. und Ld. belieben, bei nächster Zusammenkunft sich gleichfalls hierüber zu erklären auch endlich der gravaminum halber, wozu Chur- Colin ihre Gesandtschaft alsbald committirt gehabt, an die Ihrige dero Befelch zu ertheilen.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 6./ [16.] Mai 1665.

[Verhandloogeo mit d'Batrades, der fraoEoeiscbe König wüoscht die Wieder-

vereioiguDg des WestfBtIischeo Kreises zu vereiteln; in wie weit der Fordemog

desselben za willfahren sei.]

16. Mai. £r übersendet den schriftlicheo Bericht über die Verhsodlungeo zq

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Der Widersproch Ludwig XIV. gegen die Defensivallianz. 551

Dorsten, welchen er anf d'Estrades' abermalige*) Aufforderung dem- selben zugestellt hat^).

PS. Auch hat H. Graf d^Bstrades mir vertraulich zu erkenneu gegeben, auch endlich seines iKöniges vor zwei Tagen desfals ein- koramenes Schreiben') gezeiget, darinnen derselb zu verstehen giebt, dass er sichs zwar nicht missfallen Hesse, dass Ew. Chf. D. und Pfaltz- Neuburg sich der Religion halber verglichen, begehret aber dabei, er, Gesandter, möchte im übrigen dahin arbeiten helfen, dass die vor- habende Union in Westphalen dissipiret würde. Und weil ich aus höchstg. königlichen Schreiben alsbald ersähe, dass der König die Dors- tenschen Tractaten nicht so sehr der Rheinischen Allianz halber als wohl zu Behinderung der Wiedervereinigung des Westfälischen Kreises gern aufgehoben sähe, so habe im beigefügten fünften Punkt expresse hineinlaufen lassen, als wann es schon an dem, dass die Stände des Kreises zusammenkommen würden, damit der König dafür halten möge, dass es bereits in soweit ein gethanes Werk sei. Er, Herr Gesandter, aber könnte meines Ermessens wohl zum Ueberfluss auch begehren, dass der König, auf den Fall mehrg. Reden ihm kein gnugsames Contentement geben, einige Ursachen, warumb dann die Dorstensche Handelung ihm zuwider (weiln deren sich in höchstg. dero Schreiben keine funden) anzeigen wollte, die man den HH. In- teressenten und sonderlich Ew. Chf. D. vorbringen und also der Sachen näherkommen könnte. Diesen Vorschlag nahm der H. Graf d' Estrades an und begehrete, man möchte dann auch diescrseits, bis daran er von seinem Könige Antwort darauf erlangt hätte, stehen. Ich sagte, dass, weil ich wüsste, wie geneigt Ew. Chf. D. wäre, seinem Könige, wo Sie nur könnten, an Hand zu gehen, so wollte ich gern mein bestes dabei thun. So halte ich unmassgeblich dafür, dass es dem Hauptwerk nicht schaden noch präjudiciren würde, obgleich die zu Dorsten gemachte Allianz in dem wegen der Religion (wann man zuförderst damit einig wäre) oder des directorii (wofern man selbigen

') SchOD am 25. April/ 5. Mai hatte er von Cleve aas dem Oberprasidenten V. Schwerin gemeldet, dase Estrades den Statthalter Färsten Moritz von Nassau gebeten, er, Blaspeil, möchte ihm einen Bericht über die Verhandlungen zu Dorsten und worauf jetzt alles beruhe, mittbeilen.

') Es ist dieses diejenige Denkschrift, welche Ludwig XIV. in seinem Schreiben an Estrades vom 29. Mai 1665 (M^m. d'Estrades III S. 198) im Auge hat.

*) Dasselbe ist in den Memoiren Estrades* nicht enthalten.

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552 B* VerhandlaDgeu mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge za Dorsten.

Punkt nur davon separiren könnte) aufgerichteten Recess mit hinein gebracht würde und dass solchem nach Ew. Chf. D. endlich eine solche Veränderung geschehen lassen und dem König darunter willfahren könnten, welchenfalls dann nicht undienlich sein wollte, die Ordre darüber also einrichten zu lassen, dass der H. Graf d' Estrades daraus ersehen könnte, dass Ew. Chf. D. diese Aenderung einzig und allein seinem König zu gefallen zugestanden und ~ dabei bestünden, dass die Rheinische Allianz durch mehrg. Dorstensche Handlung im ge- ringsten nicht solle gekränket noch präjudiciret werden.

Der Kurfttrst an BlaspeiL D. Cöln 17./[27.] Mai 1665.

[auf die Relation vom 6./ 16. Mai. Bereitwilligkeit dem Wunsche des franiö- sischen Königs dadurch nachzukommen, dass die Dorstensche Allianz mit in den Recess über das Religionswesen und Kreisdirectorium gebracht werde.] 27. Mai. ^'^ ^^^^ °"^ gnugsamb bekannt, dass wir durch die zu Dor-

sten jüngst gemachte Allianz im geringsten der Rheinischen Allianz nicht zu präjudiciren gemeinet gewesen, und wir dann soviel aus des Grafen d'£strades Discursen vermerket, dass sein König gern sehen wollte, dass aus dieser Dorstischen Allianz nicht eben ein particulier Werk gemacht, sondern solche dem Vergleich, welcher wegen des Religionswesens oder des Westphälischen Condirectorii halber auf- gerichtet wird, inseriret werden möchte, so wollen wir hierin wie in allen anderen Occasionen unsere Begierde und Verlangen, I. E. M. unserer aufrichtigen Intention und Dienstfertigkeit zu versichern, gern in der That erweisen, und befehlen euch demnach gn., dieses bei der Handlung, wenn mehrg. Grat d' Estrades darauf bestehen wird, also zu beobachten und die Dorstische Allianz in den wegen der Reli- gion oder des directorii halber aufgerichteten Recess mit einzubringen auch sonsten versichern, dass dieselbe durchaus zu Schmälerung der Rheinischen nicht angesehen.

Der Kurfürst an Blaspeil und Gopes. D. Dessau 17./[27.] Juli 1665.

[An d'Estrades zu machende Mittheiluogen. Kf. vermuthet, dass der Verdacht gegen die Doratenschen Tractaten von Holland aus eingegeben ist. Rechtfer- tigung seiner polnischen Politik, Klage über de Lumbres.] 127 Juli. ^^^ der französische Gesandter Comte d'Estrade mit Euch wegen der Dorstischen Tractaten conferiret und was der König in

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Der Widerspruch Ludwig XIV. gegen die Defenaivallianz. 553

Frankreich disfale an denselben geschrieben *)) solches haben wir aus Eurem an unseren Schwerin abgelassenen Schreiben') und dem Euch coromunicirten Extract des Königl. Schreibens mit mehreren, zugleich aber auch die darin angezogenen Dinge mit höchster Ver- wunderung ersehen. Gleichwie wir nun niemaln einige Intention ge- habt, dem Konige in Frankreich den geringsten Verdruss zu ver- ursachen, viel weniger solche pacta einzugehen, wodurch die Rhei- nische Alliance invalidiret werden könnte, also können wir uns hierinnen garnicht finden, dass I. E. M. die zu Dorsten neulich vor- gewesene Tractaten wider unsere bessere Intention dahin deuten wollen. Es seind die Sachen an sich selbst so gar separiret, dass wir uns nimmer einbilden können, dass man desfals die geringste Ombrage nehmen sollte. Weil aber dasjenige, was Ihr hierauf vorg. d' Estrade remonstriret, nicht vor gnugsamb geachtet worden, wie- wohl wir nicht sehen, was man dakegen mit Bestand vorbringen könnte, so wollen wir desfals selbst nach Frankreich schreiben*) und dem Könige die Sache dergestalt vorstellen lassen, dass man uns des Orts ohne allen Zweifel ausser Verdacht lassen werde. Inmit- telst könnet Ihr dem d' Estrade anzeigen, dass uns unglaublich vor- käme, dass dieser Scrupel aus Frankreich selbst herkommen sollte, sondern allem Vermuten nach mtlsste derselbe in Holland ent- sprungen und von denenjenigen Leuten, so uns gern von allen Freun- den und Verfassungen entblösset sehen wollten, ihnen an die Hand gegeben worden sein. Wir trOgen aber zu ihme das beständige Ver- trauen, dass, so lange er spürete, dass wir mit seinem Könige auf- richtige Freundschaft cultivirten und continuirten, er uns nicht ver- denken, viel weniger hindern wtirde, wenn wir uns gegen diejenige, so sich allerhand nachdenkliche und gefährliche Eeden gegen uns verlauten Hessen und uns einen Verdruss nach dem andern zufügten, auch in solche Postur setzeten, dass wir uns von denenselben nichts zu bef&rchten haben dürften. Die mit seinem Könige aufgerichtete Alliance erforderte vielmehr, dass uns in dergleichen Dingen die Hand geboten würde. Dieses aber wäre uns noch viel frömbder

^} S. das Schreiben Ludwige XIV. an Estrades vom 12. Jaoi 1665 (Mdm. d'Estr. lll S. 210 ff.).

^ vom 2./12. Mai, welcbrs der Relatioo vom 6./16. Mai (S. 550) beigegeben war.

>) Eid solches Schreiben Hegt den Akten nicht bei, der lubalt desselben ergiebt sich aus dem Schreiben Lio'nnes an Estrades vom 30. August 1665 (M^m. d' Estrades III S. 307 ff.;.

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554 8. Verhandlangen mit Pfalz -Nenborg. Die Terträge zu Dorsten.

vorkommen, dass wir beschuldiget würden, als hätten wir nebst Ihrer E. M. nicht gleiche Mesures in den polnischen Affairen nehmen wollen, da doch weder Ihre E. M. noch einige dero ministri uns oder unsren ministris nur einige Ouvertüre gethan, wohin Ihrer E. M. Intention gerichtet, ausser dass verhindert werden möchte, dass nie- mand vom Hause Oesterreich zu selbiger Crohn gelangen möchte, welches wir dann bishero ganz ohngescheuet gethan, auch noch fer- ner thun wollten, im Fall es die Noth erfordern sollte, wiewohl, nach- dem vorbesagtes Haus Oesterreich anizo auf so schwachen Beinen stehet, nicht zu vermuthen, dass selbiges hierauf einige Reflexion oder Gedanken haben sollte. Im tlbrigen wären unsere consilia al- lein dahin gerichtet, dass Friede und Einigkeit in Polen erhalten und durch fernere innerliche Unruhe denen frömbden barbarischen Völ- kern die ThOr zu der Christenheit nicht geöffnet werden möchte, hielten uns auch versichert, dass Ihrer E. M. ein solches nicht missfallen könnte. Solte auch derselben etwas anders von uns vorgebracht werden, möchten sie solches sicherlich als eine Unwahr- heit verwerfen. An unserem Ort hätten wir vielmehr Ursach zu klagen, dass der französische Gesandte de Lombres allein Ursach sei, warumb uns die Stadt El hing bis auf gegenwärtige Stunde vor- enthalten würde, weil wir aber dafür, hielten, dass solches mehr der Eöniginn in Polen zu gefallen, als auf seines Eönigs Befehl gesche- hen, Hessen wir solches an seinem Ort und zu seiner Verantwortung ausgestellet sein und hofften, Ihre E. M. würde dero itzigen Gesand- ten in Polen anbefehlen, dass derselbe in kraft der königl. vorhin beschehenen Zusage seine Negotiation in Poletf dahin richten sollte, damit uns die Stadt Elbing ehest abgetreten werden möchte.

Der Kurfürst an den Bischof von Münster *). Ü. Cöln a. d. Spree 4. /[ 14.] August 1665.

[Kf. wdnscht Aufscbab bis zu seiner Aokanft in Gleve.] H. Aug. Wie nun, so viel die Angelegenheit des Westfälischen Ereises betrifft, wir gern gesehen hätten, dass der Punkt die Religion ange- hend von dem Vergleich über dem Ereisdirectorio abgesondert wor- den wäre, gestalt sie an sich selbsten unterschieden, also nachdem

^) auf eio Scbreibeo des Bischofs ?om 24. Juli, in welchem derselbe aofs neue anfragt, ob Kf. mit der yorgeschlageoeD Zusammenkauft einverstanden sei

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Recbtfertigang des Kf. gegen die französiscbeD Vorwurfe. 555

jener wegen von den Ständen unseres Herzogthumbs Cleve und Grafschaft Marck viele Beschwerungen eingekommen, und wir ge- sinnet sind, vermittels göttlicher Verleihung uns mit ehestem dorthin zu erheben, so werden Ew. Ld. uns nicht verdenken, dass wir die Sache bis dahin ausgestellt sein lassen.

Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 16./ [26.] August 1665.

[auf das Rescript vom 17./27. Juli. Nene Unterredung mit d'Estrades.]

Er hat am 8. Angnst im Haag d'Estrades den Inhalt des Re-26. Au<j Scripts des Kf. yorgetrageo und fast zwei Standen lang darüber mit dem- selben geredet Jener erklärte, sein König habe die diesseits vorgebrachten Moti?e, wodurch man zu den Dorstenschen Traetaten veranlasst, erwogen, aber noch zur Zeit keinen Geschmack daran finden können, sie kämen ihm so vor, als wenn ihn einer bei einem Qaartanfieber wollte glauben machen, dass dasselbe zu seiner Gesundheit diente ^). Er hat darauf erwidert, dieses Gleichnis passe nicht, Kf. habe umständlich nachweisen lassen, dass er bei den Dorstenschen Traetaten kein anderes Absehen als auf die Con- servation und Ruhe seiner Clevischen Lande gehabt hätte. Der Zustand dieser Lande, dass fast alle considerablen Städte und Oerter derselben mit Staatischen Garnisonen besetzt seien, wäre bekannt, er hätte aber bis- her nicht gehört, dass Frankreich sich im geringsten habe angelegen sein lassen, Kf. dazu wiederum zu verhelfen, während es sich doch K.- Cölns und Pfalz-Neubprgs eifrig angenommen hätte. Daher dürfte d'Estrades sich nicht wundern, dass, da andere sich unser so wenig an- nähmen, wir selbst für uns sorgten ; er hoffe , dass der Graf darauf seines Königs Interposition und Bemühung bei dem Staat würde angeboten haben, Weichenfalls er weiter von demselben zn vernehmen wünschte, auf welche Weise solches geschehen sollte, damit Kf. des Effects gesichert sein könnte. Jener ging aber diese Materie vorbei und contestierte nur, dass er nichts höheres als gutes Verständnis zwischen seinem König und Kf. wünschte').

0 S. das Schreiben Lionoes «n Estrad es vom 24. Joli 1665 (M6m. d' Estrades III S. 256) und dasjenige Ludwigs XIV. an Estrades vom 29. Aagust 1665 (a. a. 0. S. 354).

^ Das Schreiben des Kf. an d' Estrad es vom 20. /dO. September 1665 s. Ork. a. Akt n S. 305. In seinem Dankschreiben (d. la Haye 17. Novembre 1665) beruft sich Estrades darauf, Blaspeil Itoone ihm bezeugen: que j'ai fait tont ce qoi a dependu de moy pour porter M*^- les Estats ä donner satis- factioo i y. A. ti. ce quo je contioueray de faire.

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Abschnitt 9.

Der braunschweig-lüDcburgische Erbfolgestreit.

1665.

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Einleitung.

Der am 25. März 1665 erfolgte Tod des Herzogs Christian Ludwig von Celle hat ganz unerwartet den Ausbrach eines Erbfolgestreites zur Folge gehabt, von dem es zu Anfang schien, dass er mit Wafifengewalt aus- gefochten werden und dass er auch weitere Kreise in Mitleidenschaft zie- hen werde. Der Vater dieses Fürsten, der im Jahre 1641 verstorbene Herzog Oeorg von Galenberg, hatte in seinem Testament') (20. März 1641) be- stimmt, dass ihm zunächst dieser sein ältester Sohn in dem Fürstenthum Galen- berg nachfolgen, dass aber, wenn dnrch den Tod seines kinderlosen Bruders, des Herzogs Friedrich von Gelle, auch dieses Fürstenthum seiner Fami- lie anheimfallen sollte, die beiden Fürstenthümer nicht in einer Hand vereinigt sondern auch ferner und für ewig getrennt bleiben, dass dieselben aber zunächst vollständig gleich gemacht und dass dann dem ältesten Sohne die Wahl zustehen sollte, welchen Theil er für sich nehmen und welchen er seinem nächstältesten Bruder überlassen wollte, den anderen jüngeren Söhnen war eine Apanage ausgesetzt worden, welche von den beiden älteren Brüdern gemein- samentrichtet werden sollte; falls die eine der so zur Regierung gekommenen Li-

ij AbgedrQcktRehtmeyer, BranDSchweig-LüDebargiacbe Chronik III S.1G53 ff. Vgl. Köcher I S. 16 and 390f., der aber irrthümlich behauptet, der Fall, dass nach voUzogeDer SchlichtQog and Option einer der beiden alsdann regierenden Herren kinderlos sterben könnte, sei in dem Testament nicht vorgesehen. § 18 desselben lautet: Wurde es sich auch begeben, dass von unser obgesezter massen regierender Söhne Linien eine oder die andere nach Gottes ohoänderlichen Willen über kurz oder lang ohne mannliche Erben ausgehen and also denn männliche Brben von unserm tertio vel quartogenito übrig sein würden, nf dem Fal sol das also eröfnete Fnrstenthumb gar nicht getheilet werden und cwarten der über- bleibenden regierenden Linie die optio von denen also eröfneten und vorhin ge- habten Färstenthumben und Landen freystehen, das nicht optirte aber zaförderst nf die vom tertiogenito noch vorhandene and so furderst fallen.*

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560 ^' ^^^ braaoBchweig-lÜDebargiBcbe Erbfolgestreit.

Dien aassterbe D sollte, so sollt« die des näcbstfolgeoden Bruders heraDkommen, doch sollte daun wieder dem in dem anderen Fürstenthnni regierenden Herzoge die Wahl zwischen den beiden Fürstentbumern zustehen. Dem gemäss war 0 schon im Jahre 1645 eine Kommission behufs Herstellung der Gleichheit zwischen den beiden Theilen zusammengetreten, die von dieser ge- troffene Uebereinknnft, welche sich freilich nachher als eine wenig gerechte, für den Calenbergischen Theil sehr nachtheilige erwies, wurde von den beiden ältesten Brüdern Christian Ludwig und Georg Wilhelm angenommen und samt dem väterlichen Testament durch den Recess vom 10. Juni 1646 >) feierlich bestätigt, und als dann am 24. October 1648 Herzog Frie d rieh starb, wurde die Nachfolgefrage ohne Schwierigkeiten erledigt, der älteste Sohn Christian Ludwig wählte für sich den reicheren ccllischen Theil und Georg Wilhelm trat die Regierung in Calenberg an. Nachdem beide sich auch über die den beiden jüngeren Brüdern Johann Frie- drich und Ernst Augu^st zu zahlende Apanage verglichen, hatten auch diese letzteren im Jahre 1649') das väterliche Testament und jenen Erb- vergleich von 1646, doch mit dem Vorbehalt^), dass die Frage wegen des Optionsrechtes bei künftigen Erbfällen durch spätere Vereinbarung erledigt werden sollte, feierlich bestätigt. Der dritte Bruder Jobann Friedrich war dann ^) zum grossen Missfallen seiner Angehörigen auf einer Reise nach Italien 1651 zum katholischen Glauben übergetreten, war aber 1652 in die Heimath zurückgekehrt und hatte sich endlich nach mannichfachen Streitigkeiten mit seinen Brüdern verständigt, durch den Recess vom 7. Ja- nuar 1654^ hatte er aufs neue das väterliche Testament und die Erb ver- trage von 1646 und 1649 anerkannt, wogegen Christian Ludwig ihm, so- lange er sich im Auslände aufhalten würde, eine Erhöhung seiner Apanage zugesagt hatte. Er hatte dann meist im Auslande gelebt, Yerhandlangen, welche er wegen seiner Vermählung mit seinen Brüdern angeknüpft hatte, waren ebenso resultatlos geblieben wie Versuche geistliche Pfründen so erhalten, und er fühlte sich um so mehr zurückgesetzt, als dem jüngsten Bruder Ernst August, welcher es übernahm, an Stelle Georg Wilhelms die ursprünglich mit diesem verlobte pfälzische Prinzessin Sophie zu hei- rathen, die Vermählung (1658) gestattet wurde und derselbe dann im Jahre 1662 nach dem Tode des bisherigen katholischen Bischofs von Osna- brück auf Grund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens in diesem

') S. Köcher I S. 17.

^) Rebtmeyer Ul S. 166öff., irrig giebt Köcher 1 S. 18 ao, dass sich io demselben ein Vorbehalt wegen des kooftigen Optionsrecütes finde.

3) Formnla jorameoti (16. Februar 1649) im Vaterländischen Archiv des his- torischen Vereins fär Niedersachsen. Jahrgang 1839 S. 75.

*) .Jedoch mit diesem ausdrücklichen Vorbehalt, das der Punct der zweiten and ferneren Option zwischen den Forsten thümbern Zelle uod Calenberg hiermit nicht gemeint, sondern zu fernerer Abhandlung ausgesetzet sein solle^.

^) S. Köcher I S. 352 ff.

^) Köcher I S. 379f.

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Bioleitnng. 561

Fürstenthnm zur Regierung kam. Ende 1664*) erkrankte Christian Lud- wig so schwer, dass sein baldiges Ableben in Aussicht stand. Da er kin- derlos war, 60 kam die Nachfolge in seinem Fürstenthum einem seiner beiden nächstältesten Brüder zu, wem von diesen aber, stand nicht fest, da in dem Testamente des Vaters allerdings auch in diesem Falle dem älteren Bruder das Optionsrecht zugesprochen war, in dem Recesse von 1649 aber die Frage, ob und wie dieses Recht wieder zur Anwendung kommen sollte, weiterer Vereinbarung vorbehalten, eine solche aber nicht erfolgt war. Natür- lich gedachte Georg Wilhelm jetzt die Regierung in dem grösseren und reicheren Fürstenthum Celle anzutreten, in seiner leichtsinnigen Weise aber unterliess er es nicht nur sich mit Johann Friedrich über diese Frage zu verständigen, sondern er wartete nicht einmal in der Heimath den Tod des Bruders ab , vielmehr reiste er nach "dem Haag und hinterliess nur seinen Ministern eine Anweisung an die cellischen Minister, nach dem Tode Christian Ludwigs für ihn von dem Fürstenthum desselben Besitz zu ergreifen. Diese Sorglosigkeit desselben wusste Johann Friedrich in geschickter Weise auszunutzen. Auch er hatte sich auf Reisen begeben, kehrte aber auf die Nachricht, dass Christian Ludwig im Sterben liege, rechtzeitig nach Celle zurück, wusste dort im voraus die Officiere und Minister für sich zu gewinnen und nahm, als derselbe am 25. März 1665 starb, ohne Widerstand zu finden und ohne sich um die Proteste der nach Celle gekommenen Minister seines noch immer abwesenden Bruders zu kümmern, von der Residenz und dann von dem ganzen Fürstenthume Be- sitz. Georg Wilhelm, der erst am 2. April in Hannover eintraf, fand so die vollendete Thatsache vor, war aber keineswegs gewillt, sich derselben zu fügen, sondern entschlossen, das ihm, wie er überzeugt war, zustehende Optionsrecht im Nothfall mit Gewalt durchzuführen und für den ihm von seinem Bruder angethanenen Schimpf Rache zu nehmen. Er traf eiligst Rüstungen und suchte Bundesgenossen, als Mitglied der Rheinischen Allianz nahm er die Hülfe der anderen Mitglieder derselben in Anspruch, vor allem rechnete er auf die Unterstützung des brandenburgischen Kurfürsten und forderte diesen, der gerade damals im Begriff war'), der Rheinischen Allianz beizutreten, ebenfalls auf Grund derselben zur Hülfeleistung auf. Die nachfolgenden Akten, denen auch einige im Hannoverschen Staats archive befindlichen Stücke eingereiht sind, veranschaulichen') die Rolle welche Kurfürst Friedrich Wilhelm in diesem Erbfolgestreite gespielt hat. Die Sympathieen desselben haben durchaus der Sache Georg Wil heims angehört; mit dem verstorbenen Christian Ludwig war er, ob wohl sie beide in ihrer Politik abweichende Wege eingeschlagen hatten persönlich befreundet^) gewesen, dem Convertiten Johann Friedrich

0 S. für das Folgeode die sehr ausfübrliche Daretelloog KöcherBl S. d89ff. ») 8. oben S. 437 ff.

>) Schon Pufendorf hat (IX § 79. 80 S. 623 f.) einen Auszag ans den Akten mitgetheilt, Droysen III 3 S. 13Ü, diese Angelegenheit kurs berührt

*) S. die spöttischen Bemerkangeo der Herzogin Sophie darüber in ihren

llAter. II. Qetch. d. G. Karfürst«o. XI 3^

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562 0. Der brauDSchweig-lÜDebargische Brbfolgestreit.

brachte er das grösste Misstranen entgegen, am ihn ans Norddeutsch land zu entfernen und unschädlich zu machen, hatte er früher dessen Bemühungen um die Erwerbung geistlicher Pfründen ')y auch den Plan, ihm die polnische Krone zu verschaffen'), begünstigt, auf das schärfste hat er den jetzt von demselben ausgeführten Staatsstreich, von dem er, freilich, wie es scheint'}, mit Unrecht, voraussetzte, dass er von langer Hand her im Einverständnis mit anderen katholischen Fürsten geplant sei, und das in seinen Augen hochverrätherische Verhalten der cellischen Minister verurtheilt. Trotzdem hat er von vorne herein und je mehr er sich überzeugte^ dass im Falle es zu einem gewaltsamen Conflict käme, Johann Friedrich wenigstens an einem Theil der katholischen Reichsstände einen Rückhalt haben würde, den Ausbruch eines solchen Conflicts zu verhüten und eine gütliche Ver- einbarung zwischen den beiden Britdern herbeizufuhren gesucht. Daher bat er statt der von Georg Wilhelm begehrten militärischen Hülfe zu- nächst nur seine Vermittelung angeboten und hat durch den zu diesem Zweck entsendeten Friedrich v. Jena auf das eifrigste die dasselbe Ziel verfolgenden Bemühungen der anderen Angehörigen des braunschwei- gischen Fürstenhauses, des alten Herzogs August von Wolffenbüttel und des jüngsten Bruders Ernst August von Osnabrück unterstützen lassen. Er hat, als Johann Friedrich die ursprünglich auch von ihm befürwortete Forderung Georg Wilhelms, denselben zunächst zum Mit- besitz des cellischen Fürstenthums zuzulassen, hartnäckig zurückwies, da- gegen sich zu Verhandlungen über eine neue wirkliche Ausgleichung der beiden Fürstenthümer bereit erklärte, in Hannover zur Nachgiebigkeit, zum Fallenlassen des Optionsrechtes und jener Forderung gemahnt, und er hat durch die unparteiische Haltung, welche sowohl er als auch sein Bevoll- mächtigter zeigte, allmählich das anfängliche Misstrauen Johann Frie- drichs überwunden. Wenn die schliessliche Vereinbarung doch ohne seine Mitwirkung, dadurch, dass unter dem Einflüsse des Grafen Wal deck die beiden fürstlichen Brüder sich über die l^öpfe der Vermittler hinweg untereinander verständigten, erfolgt ist, so bat wenigstens das Ergeb- nis derselben seinen Wünschen entsprochen, und er wird die glückliche Beendigung dieses Zwistes um so freudiger begrüsst haben, als gerade damals das kriegerische Auftreten des Bischofs von Münster neue Wirren und Gefahren für Norddeutschland in Aussicht stellte.

Briefen vom 12./ 22. Januar und 31. Oetober/10. November 1661 (Bodemann S. 40, 47).

1) S. oben S. 231.

^ S. unten die Relation L. Möllers vom 5./15. April 1665.

*) 8. Köcher I 8.393.

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Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Ltineburg an den Kurfürsten. D. Zell 31. März/ [10. April] 1665.

[Anseige seioeB RegierungBaotrittes.]

Er bat dem Ef. durch ein Schreiben vom 16./26. März >) den Tod seines 10. April. Braders, des Herzogs Christian Ludwig angezeigt, er ersucht denselben nun, nachdem er die Regierung in den von seinem Bruder ihm rechtmässig angefallenen Landen angetreten hat, um Fortsetzung der bisher mit diesem unterhaltenen Freundschaft ').

Lorenz Müller^), an Herzog Georg Wilhelm von Braun- schweig-Ltineburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665. (Hannov. Archiv.) [Resolntion des Kf. anf sein AobriDgeD.] finde alhie sowohl bei Herrn als ministris, dass das Werk 15. April. überallemasseD apprehendiret werde, und tesmoigniret jedermännig-

^) Dasselbe ist nicht in den Akten erhalten; Herzog Christian Lndwig war am 15./2Ö. März gestorben.

^ In einem weiteren Schreiben (d. Zell 6./[16.] April 1665) zeigt derselbe dem Kf. an, nachdem er von den ihm rechtlich zugekommenen Forsteotbämem Gelle ond Grubenhagen and den Grafschaften Hoya und Diepholz die Hul- digung empfangen und vollständig Besitz ergriffen, habe er seinem beim Reichstag zu Regeneburg anwesenden Ratb Otto Johann Witte Vollmacht ertheilt, die ihm f6r diese Fdrstenthnmer zustehende Session einzunehmen und die TOta dafür ab- zulegen, er ersucht den Kf. seine Gesandten in Regensbnrg anzuweisen, den- selben dabei zu unterstützen.

*) Hofrath Herzog Georg Wilhelms, welchen dieser, der erst am 23. Mars/ 2. April von Holland nach Hannover zurückgekehrt war, unverzüglich beauftragte, sich zum Kf. und dann nach Schweden und Dänemark zu begeben, um diese Mächte für seine Sache zu gewinnen. In seiner Instruktion (d. Hannover 24. März/ [3. April] 1665) wird derselbe beauftragt, in Berlin zunächst den Oberpräsidenten

36*

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564 9' I^er braanschweig-lüDebargische Erbfolgestreit.

lieh Compassion mit Ew. D. jetzigem Zustande. Ihr Churf. D. haben mir zur Resolution geben lassen, dass, ob es gleich zur Zeit mit Ihrer Eintretung in die Alliantz nicht zu völligen Ende, sollte Sie doch solches nicht hindern Ew. F. D. alle mögliche Willfährigkeit zu er- weisen, und wan es nach der Affection, so Sie Ew. D. zutrügen, gehen sollte, würden Sie sofort Ordre geben, dass Ihre Leute also- bald marchiren und Ew. D. Assistenz leisten sollten. Sie hielten aber davor, die Liebe, so Ew. D. zu ihren Unterthanen trüge, und

V. Schwerin uod andere vornehme ministri aafzasnchen, dann bei dem Kf. An- dienz zu erbitten nnd denselben zu ersacben, dem Herzog Georg Wilhelm auf Grand der Rheinischen Allianz mit dem doplom seines Contingents gegen Herzog Johann Friedrich Hülfe zu leisten, dessen Snche den Konigen von Frankreich und Schweden und anderen Reichsstanden zu recommendieren und durch seine Gesandten in Regensburg dort für denselben wirken zu lassen. «Wenn Kf. sich statt dessen nur zur Vermittelung erbieten und dieses nicht als casus foederis anerkennen sollte, so soll er zwar die Vermittelung nicht ausschlagen, aber re- monstrieren, dass bei dem Verhalten Herzog Johann Friedrichs keine Aussicht sei, durch diese allein das Werk zu heben, nnd nachweisen, dass dieser Fall sich allerdings auf die Allianz qualificieren lasse. Sollte er aber damit nicht durchdringen, so soll er es dahin zu bringen suchen, dass Kf. dem Herzoge ausser der Allianz mit möglichst vielen Trappen assistiere, und wenn auch dieses nicht zu erreichen sei, dass derselbe 1000 M. z. Fuss und 500 z. Pf. und auch den Generallieutenant v. d. Goltz vorläufig in seinen Dienst treten lasse; falls Kf. sich auch darauf nicht einlassen wolle, dass derselbe sich wenigstens in dieser Sache neutral halte, seinen Brader nicht unterstutze und auch die anderen Mit- glieder der Allianz zu gleichem Verhalten bestimme. In einer ausführlichen an die Hannoverschen Geheimenräthe gerichteten Relation über seinen Berliner Auf- enthalt (d. Stettin 8./[18.] April 1665} berichtet Müller, dass er Sonntag 2./12. April dort angekommen sei, am folgenden Vormittage Audienz beim Kf, und am Nachmittage eine Conferenz mit den von diesem deputierten Schwerin und Canstein gehalten, darauf am 4./14. Vormittags aufs neue zum Kf. be- schieden sei, der unmittelbar darauf abgereist sei, und dass ihm am Nachmittage durch Schwerin und G an stein dessen Resolution mitgetheilt worden sei, wonach derselbe bereit sei, wenn der Vermittlungsversuch, zu dem Jena nach Celle geschickt werden solle, vergeblich sei, dem Herzoge kraft der Allianz zu assistieren, die Communication mit den anderen Alliierten solle auch erfolgen, doch dürfe auch der Kaiser nicht übergangen werden, auch die Gesandten in Re- gensburg sollten Befehl erhalten, dort die Gesandten des Herzogs zu unter- stützen. Mit Generallieutenant Goltz hätte Kf. selbst geredet, derselbe sei nicht abgeneigt, sich von dem Herzoge gebrauchen zu lassen; Kf. Hesse den Herzog um zwei Dinge bitten, 1) um Mitwirkung zur Beseitigung der Hinder- nisse, welche einem guten Einvernehmen aller Evangelischen entgegenständen, namentlich des gehässigen Auftretens der Lutherischen gegen die Reformierten, 2) um Beilegung der Mindischen Grenzstreitigkeiten. Vgl. über Müllerb Sen- dung Kocher I S. 408f.

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Relation L. Möllers. 565

andere Respecten mehr würden Sie dahin bewegen, die gütliche Inter- Position S. Ghurf. D. vorher gehen zu lassen, zumahlen eine praeci- pitante Ruptur dem Hauptwerke mehr schädlich als vorträglich sein würde. Wollten dahero sofort Ihrem Geheimbten Raht und Cantzler zu Ualberstadt, Herrn Jena, Ordre zuschicken, nach Zelle zu gehen, daselbst Herrn Hertzog Johann Friederich F. D. dero ungewöhn- liche Bezeigung und die darauf vermuthende Weitläufigkeit aufs be- weglichste zu repraesentiren, zu Verstattung des compossessorii Sie anzuerinnern und dahin zu bewegen, gewissen Scheidtsleuten, zu welchen beide Theile ein Vertrauen haben möchten, dieser Sachen Entscheidung zu untergeben, dabei er ausdrücklich anzeigen soll, dass, wan S. F. D. sich nicht bequemen wollten, Ihr Ghurf. D. nicht unterlassen könnte, kraft eingetretener Alliance Ew. F. D. würklich zu assistiren und gegen die verübte Gewalt zu helfen. Ich erinnerte dabei, ob nicht vorher eine Communication von Hannover aus mit Herrn Jena, ehe er nach Zelle ginge, geschehen könnte, welches angenommen worden. Auch wollten Ihr Ghurf. D. sofort an dero mit Alliirte schreiben und dieses Werk recommendiren. Soviel die auswärtigen Kronen aber betreffe, hielten Sie davor, dass der Keyserl. Hof zu prämittiren, wohin sie dieses Werk auch wollten Ihres Ortes gelangen lassen, Frankreich möchte jener Partei vielleicht mehr zugethan sein. Ich berichtete darauf, wie Ew. D. es schon an den Key »er gelangen lassen, auch Ihrem Gesandten zu Regensburg Ordre gegeben, nacher Wien zu gehen, desgleichen würden auch Ew. D. an beide Kronen eine Abschickung thun, bäte, Ihr Ghurf D. möchten solches secundiren helfen, druf mir geantwortet ward, wan Ew. D. solches weiter begehren würden, würde man sich dessen nicht entziehen. Auch wollen Ihr Ghurf. D. dero Gesandten zu Re- gensburg Ordre geben, Ew. D. Gesandten daselbst zu assistiren und zu wehren helfen, dass Herrn Hertzog Johann Friederichs F. D. so weinig ad sessionem et votum bei Reichsconventen, als in der Alliantz admittirt würde, ehe und bevor diese Sache verglichen. Wollten im übrigen Ew. F. D. zu dem, was immer den Reichsconsti- tutionen gemäss zu gute geschehen könnte, sich erboten haben, Ihre Truppen im Halberstädtischen und Mindischen sollten fertig stehen und, im Fall die Güte nicht zureichen wollte, alle Stunde zu marchiren parat sein.

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566 ^' I^^r brannschweig-lüoebargiBChe Erbfolgestreit.

Derselbe an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-

Lüneburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665.

(HanncY. Archiv.)

[Gaostige Stimmong des Kf; v. d. Goltz; AeasBerangeD des Kf. über die Gel- lischen MiDieter and über seine frühere Absicht, Herzog Johann Friedrich die polnische Krone zu verschaffen] '

15. April. Gleich diesen Moment komm ich von der letzten Conference, werden also Ew. D. mir die Eilfertigkeit zu Gnaden halten. Ich kann nicht genug rOhmen, wie der Ghurftlrst eine gute Inolination tesmoigniret. Goltzen ') hat er selber in den Geheimen Rath holen lassen und ihm vorgehalten, ob er Belieben hätte, zu Ew. D. ad In- terim zu gehen. Er ist hie in grosser estime, ist selber bei mir ge- wesen und willig, halte dafür, Ew. D. thäten wohl, wenn Sie den Mann sofort zu sich kommen Hessen, anderergestalt wflrde es hie übel aufgenommen werden, wann man das Werk mit ihm sitzen liesse. Er könnte kttnftig hie viel gutes thun und durch ihn wären E. D. allezeit des Churf. versichert. Jena ist gut hannoverisch gewesen, ehe ich kommen bin, ist vorgestern nach Halberstat gangen, dieser Mann ist auch zu mesnagiren. Sonst wären an hiesige ministros schon Schreiben von Zellischen ministris angekommen, aber ietzo sollen sie nicht mehr schaden. I. Chf. D. detestirten die Gonduite der Ministren zu Zelle. Als ich gestern allein bei ihr, kam Gan- stein '), Sie zur Tafel zu holen, da rief diesem der GhurfUrst und sagete, die ministri haben zu viele gethan, mttssen gestrafet werden, hohe Bäume würden dazu nöthig sein. Sie hielten das Werk lang abgemessen zu sein. Von Ihr wäre hergekommen, was von der Pol- nischen Grone Herrn Hertzog Job. Friederich vorgewesen'), und darumb geschehen, einen Catholiscben aus dem Greise weg zu bringen, hätte auch Hoffnung gehabt durch Ihre Freunde in Polen hierin zu

0 Joachim Rüdiger v. d. Goltz, Generaliieutenant , Goavernenr von Berlin and Chef des in Pommern stehenden Infanterieregiments, s. über den- selben ürk. Q. Akt. IX 8.200, Hirsch, Die Armee des Grossen Eorfürsten 8. 234. 238.

^ Raban v. Gan stein, Geheimerrath, seit 1655 Amtskammerpräsident, seit 1660 anch Oberhofmarschall, s. Isaaosohn, Gesch. des preussischen Beamten- thums n 8. 122 f.

*) 8. über diesen Plan, Herzog Johann Friedrich die polnische Krone za verschaffen, die Briefe der Herzogin 8ophie von Hannover an den Kor- fürsten Karl Ludwig von der Pfalz vom 5./15. Augnat and 6./ 16. September 1660 (Bodemann 8.34.36).

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Relation L. Maliers. 567

reussiren als aber Gladebeck') neulich gesaget, die HH. Brüder hielten es nicht vor rathsam, hätte der Churfttrst es wieder abge- schrieben. Er möchte wohl wissen, ob Ew. D. solche Meinung ge- habt, hielte davor, es hätte ja dem Hause nicht schaden können, jetzo aber glaubete er, Oladebeck hätte es nur vor sich so gesaget, und die ietzige Comedie schon im Kopf gehabt.

Der Churfttrst sagete öffentlich über Tafel en presance de la Prin- cesse Elisabeth'), solche Händel müssten in Teutschland nicht auf- kommen, dass die jungem Brüder die altern ausdrungen. Glade- beck ist vor diesem hie in sehr guten Credit gewesen, aber nun redet man schlecht yon ihm').

Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln 8./[18.] April 1665.

[Kf. hat die ihm von Hersog Georg Wilhelm angetragene Vermittelong über- nommen, Jena soll nach Celle gehen, Herzog Johann Friedrich cn gätlicher Bei- legung des Streites zu bewegen Bachen.]

Herzog Oeorg Wilhelm za Braonschweig und Lüneburg hatl8.April. jüngst seinen Hofrath Müller an Kf. geschickt, sich über seines Bruders Procedar im Herzogthum Lüneburg Zelliscbeo Antheils beschwert, des Kf. Intirr Position in dieser Streitigkeit requiriert und, wofern Herzog Johann Friedrich ßich zu keinem billigen und gütlichen Vergleich bewegen lasse, ihn um Hülfe in kraft der Rheinischen Allianz ersucht. Kf. fürchtet, diese Sache könnte höchst gefährliche motus veranlassen, hat es daher für nöthig erachtet, sich derselben anzunehmen und das Feuer iu der Asche dämpfen zu helfen, er trägt daher Jena auf, mit dem förderlichsten sich nach Zell zu verfügen, bei Herzog Johann Friedrich um Audienz zu bitten, demselben zunächst Condolenz abzustatten und ihm zu erklären, Kf. Hesse ihn warnen, seinerseits zu diesen brüderlichen Streitigkeiten keine

1) S. oben S. 48.

*) Elisabeth, Tochter des Korfärsten Friedrich V. von der Pfalz, seit 1667 Aebtisain von Herford; s. ober ihren damaligen Aufenthalt am Berliner Hofe den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 1665 (Bodemann S. 58) und ober die einflnssreiche Bolle, welche sie dort spielte, den Brief derselben vom 30. Mai 1667 (8. 119).

*) In seiner Relation aas Stettin vom 8./18. April 1665 bemerkt Möller, Kf. hätte ihm viel von seinen Bauten und Baomeistem erzählt und dabei so ver- stehen gegeben, er mochte gern den Baumeister des Herzogs, Lorenzo Be- dogni (s. Horric de Beancaire, Eleonore d'Olbreuze übers, von Orote S.44) za Rathe ziehen, er räth, diesen Wonach zo erfüllen.

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568 ^' ^or braaDsohweig-lüDeburgisohe Erbfolgestreit.

Veranlassung za geben, sondern sieb vielmehr zu einem billigen gütlicheo Vergleich zu verstehen; Kf. getraue sich, Herzog Georg Wilhelm zn gleichmässigen friedlichen Gedanken za disponieren, and wolle sich gern interponendo dieser Sache annehmen.

Kf. wollte zwar sich nicht nnterfangen, einiges Vornrtheil in der Sache zu fällen und dem Herzog zur Schmälerang seines Soccessionsrechtes zu rathen ; nachdem er aber äusserlich vernommen, derselbe wolle seinen B ra- der von der Erbschaft des verstorbenen Bruders gänzlich ausschliessen, müsste er dafür halten, dass, wenn er darauf bestände, sein älterer Bruder grosse Ursache sich zu beschweren hätte; jedenfalls sei Herzog Georg Wilhelms als des älteren Recht nicht schlechter und geringer als das bei- nige. Kf. ersuche ihn daher, seinen älteren Bruder nicht so schimpflich und schlechter Dinge abzuweisen , sondern ihm zum wenigsten die compos- sessionem oder simultanea possessionis jura so lange zu gestatten, bis durch gütlichen Vergleich der Streit beigelegt sein würde. Wenn man das von beiden Brüdern ratificierte testamentum paternum consideriere uud aus 4^m- selben dieser Streit entschieden werden sollte, sei Herzog Georg Wilhelm die Option unter den beiden Fürstenthümern zu lassen, wenigstens würde derselbe nicht deterioris conditionis in hac successione als der jüngste Bruder sein und es alsdann zu einer Exaequation gerathen müssen. Was Kf. sonst dieses Werkes halber an einige der Alliierten (denn an Frank- reich und Schweden etwas hiervon zu bringen, erachte er noch zur Zeit nicht rathsam) gelangen lassen, wird Jena aus dem Beischluss erfahren, er soll Her- zog Georg Wilhelm nicht allein von dieser ihm aufgetragenen Coromission Nachricht geben, sondern ihm auch, was er zu Zell ausgerichtet und wohin mau sich daselbst erklärt, vertraulich berichten und denselben der treuen Affec- tion versichern, welche Kf. ihm als einem evangelischen und mit ihm alliierten Fürsten auch in der That allemal zu*' erweisen nicht unterlassen würde; da mit dem Hannoverschen Abgesandten die Abrede genommen ist, Jena solle nicht eher nach Zell reisen, bevor ihm aus Hannover Nachricht des- wegen zugekommen, so soll er sich danach richten. Wenn sich die ver- wittibte Herzogin ^) bei dem Herzog befinde, soll er ihr in des Kf. Namen condolieren, er soll auch Herzog August') von dieser Gommission Nachricht geben , bei Gelegenheit dessen Sentimente zu vernehmen geflissen sei n und ihn versichern, Kf. suche bei dieser ganzen Sache nur seine treue Affection für das Haus Braunschweig zu erweisen und alles in Ruhe und Frieden zu erhalten. Die zu der Reise erforderlichen Kosten soll Jena vorläufig vorschiessen.

1) Dorothea, Tochter des Herzogs Philipp von Holsteio, die spätere zweite Gemahlin des Kf.

*) von Wolffenbüttel, s. über denselben Köcher I S. 34dff.

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iDetniktioD für Jena. YerhaDdlaDgen mit den Rheio. AlliierteD. 569

Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherm Grafen Wrangel. D. Cöln 10./ [20.] April 1665.

[Anzeige, dass er die Interpositioo in dem braaDSchweigischeD Successionsstreit übernommeD, Anfrage wegen der Absichten Schwedens in dieser Sache.]

Er hat, om deo durch den brauDschweigischeD Soccessionsstreit za be- 20. April* nirchtendeo Unraheo zavorzakonomeo, einen seiner Geheimen Rätbc nach Zell geschickt und seine Interposition zu gütlicher Handlung angeboten. Da er aber zweifelt, ob dieselbe angenommen werden wird, und da es scheint, als ob Herzog Johann Friedrich auf die von der Regierung, Soldatesque, Bedienten und Unterthanen versprochene Treu und Gehorsam, auch viel- leicht auf auswärtige katholische Hülfe sich verlassend, sich bei der ganzen Succession mit Macht zu maintenieren suchen und nicht einmal eine £xä- quation zu admittieren geneigt sei, so ersucht er W. ihn seine Meinuuf? von diesem negotio und wohin die Krone Schweden ziele, wissen zu lassen, damit er seine mesures danach nehmen könne *).

Der Kurfürst an K.Mainz, K.Cöln, Bischof von Münster,

Pfalz-Neuburg und Hessen-Cassel. D. Cöln

12./[22.] April 1665.

[Aufforderung zur Meinungeänsserung in betreff des brannschweigischen Buccessionsstreites.]

Kf. hat die Vermittelung zwischen den Herzogen Georg Wilhelm 22. April, und Johann Friedrich versucht, weiss nicht, ob er seinen Zweck er- reichen wird, will auch die Rechte beider Theile dahingestellt sein lassen, da man aber auf jeden Fall auf Mittel sinnen müsse, im Reiche Frieden und Ruhe zu erhalten, und da Herzog Georg Wilhelm Hülfe vermöge der Allianz requirieren könnte, so bittet er, ihm ihre Gedanken in dieser Sache anzugeben, wie Thätlichkeiten zwischen beiden Brüdern zu verhüten seien, und ob sie es nicht der Billigkeit gemäss fänden, dass Herzog Johann Friedrich ermahnt werde, billige Temperamente anzunehmen und seinen älteren Bruder nicht ganz zu excludieren, sondern wenigstens vorläufig zur Compossession zuzulassen ').

0 Wrangel erwidert darauf (d. Wolgast 20./[30.] April 1665), er habe durch Müller Nachricht von der Sache erhalten, wünsche gütliche Beilegnqg der- selben, was sein König dabei thun werde, darüber erwarte er erst Nachricht.

^ Darauf antwortet zuerst Kurfürst Johann Philipp von Mainz (d. Mainz 27. April 1665), da Herzog Georg Wilhelm im Besitz des Fürstenthums Galen - berg sich befinde und nur die Frage sei, ob demselben jetzt die Option am Fürstenthum Gelle gebühre, so werde keine Gompossession, sondern nur güt- liche Interposition nöthig sein, die beiden Fürstenthümer würden nnr exäqaiert,

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570 d. Der braanschweig-läneburgische Erbfolgestreit.

Graf Georg Friedrich von Waldeck*) an den Kurfürsten. D. Hannover 17./[27.] April 1665.

[Stand der Dinge, ErklärnngeD der beiden Herzoge ]

27. April. Die Liebe zu Beruhigung meines Vaterlandes hat mich hieher bewogen. Ich befinde, dass die Sorge nichts zu bekommen Herzog Johanns Friedrichs Vornehmen erstes Fundament ist, ob aber ihre den grossen Vorzug in dem Einkommen zu behaupten zustehe, werden £. Ghf. D. durch dero hohe Autorit&t nachtrttcklich ein und anderen Ortes nach eingenommenem Bericht der Gebühr nach ein- richten lassen können. Herzog Oeorg Wilhelm wollen E. Ghf. D. Einrathen nach in allem verfahren, Herzog Johann Friedrich haben sich erkläret, sowohl in puncto ofiTensionis als satisfactionis das Interesse betreffend Ihre Herrn Brüdern ein Genügen zu thun, ob aber solches Ihrer Meinung nach oder wie es billig ist geschehen werde, solches lehret die Zeit, unterdes hab ich an beiden Orten die Versprechung erhalten, dass alle Thätlichkeit eingestellet bleiben soll,

und wem diQ^Option daran gebühre, durch gütliche Mittel oder auf dem Rechts- wege entschieden werden mössen. Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Nenbnrg schlägt (d. Grimlinghansen 2. Mai 1665) vor, beide Brüder mochten bei den Tbeilen, welche sie in Besits haben, bleiben and nur eine Adäquation derselben vorgenommen werden, Bischof Christoph Bernhard von Münster (d. St Ludgersburg 1. Mai 1665) und die Landgräfin Sophie von Hessen (d. Gassei 20./[80.] April 1665) rathen nur im allgemeinen zu gütlicher Beilegung des Streites, Kurfürst Maximilian Henrich von Co In erklärt (d. Bonn 3. August 1665), da es sich nicht, wie dem Ef. vorgebracht zu sein scheine, um Theilung der Lande Herzog Christian Ludwigs, sondern um die Option, ob solche Georg Wilhelm noch einmal zustehe, handle und die Feräquation beider Für- stenthamer schon früher geschehen sei, so hoffe er, die Sache werde sich bald gütlich oder durch kurze austrägliche Wege beilegen lassen. Kf. hat darauf noch einmal an K.Mainz (d. Cöln 26. April /6. Mai) und an K.Cöin (2./12. Mai) ge- schrieben, er halte das von ihm vorgeschlagene Temperament der Compossession nicht nur für billig, sondern auch zur Beförderung des gütlichen Vergleichs für zuträglich , eine Ezäquation sei keineswegs geschehen , vielmehr sei der Celle sehe Theil weit besser als Calenberg, er bittet, sie auf Herzog Jo- hann Friedrich dabin einzuwirken, dass dieser seinem Bruder Satisfaction gebe und sich zu einem billigen Vergleiche verstehe.

^) S. über dessen Antheil an diesen Ereignissen v. Rauchbar, Leben und Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck, herausg. von Curtze 1 S. 230 f. und die Briefe der Herzogin Sophie vom 10. Juni und 30. August 1665 (Bodemann S. b9. 93).

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VermittelDde Tbätiffkeit Waldecks. Relation Jena's. 571

bis anderer und sonderlich E. Chf. D. Bath ein anders mit sich fähren wird 0.

Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Zelle 29- April/[8. Mai] 1665.

[Verhandlnogeu in Hannover nnd Celle, Hoffnang auf gütliche Beilegung

des Streites]

£r ist Sonnabend den 22. April / 1. Mai abgereist, Montag früh in 8. Mai. Hannover*) angekommen und hat an demselben Tage Audienz bei Her- zog Georg Wilhelm gehabt. Derselbe beschwerte sich anf das höchste über seinen B rader, bethenerte aber, dass er die Sache gern womöglich in der Güte wolle beilegen lassen und dass er dem folgen wolle, was Kf. ihm rathen werde. Der Herzog Hess ihm nach der Tafel durch zwei seiner Räthe weitere Information in der Snccessionssache geben. Er versprach denselben, nach Kräften auf das beste zu negotiieren, wenn ihm nur nicht die zn Braunschweig bereits angetretene Mediation*) im Wege stehen würde. Nachher hat der Herzog noch einmal mit ihm geredet, auch hat er Gelegenheit erhalten, mit dem Bischof von Osnabrück zu reden, beide erklärten sich mit seiner Commission, die Interposition anzubieten und anf das compossessorium zu dringen, einverstanden. Dienstag gegen Abend ist er dann nach Celle gekommen, Mittwoch früh hat er sein Creditiv überreichen lassen, ist aber den Tag nicht zur Audienz gekommen, weil der Herzog sich angeblich nicht wohl befand, in Wirklichkeit, weil alle Ge- heime Räthe in Brannschweig waren und man erwartet hatte, dass er

1) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 24. April/ [4. Mai] 1665), er hoffe, dass ebenso wie er selbst auch der Graf sich bemühen werde, zwischen den beiden Brüdern Versöhnong zn stiften.

*) V. Hazthausen schreibt an L. Müller (d. Hannover 14./ [24.] April 1665): »Von K. Brandenburg ist der Canzler Jena anhero geschickt worden und hat nach eingenommener mündlicher Information nicht nur Interposition, sondern auch in eventom, da die Güte nicht verfangen sollte, Assistenoe ver- sprochen. Bei Konig in Frankreich haben auch gote Verrichtung die dahin Abgeordnete gehabt." (Hannov. Archiv.)

*) Nachdem Herzog Johann Friedrich die von dem jüngsten Bruder Ernst August und dem Herzoge August von Wolffenbüttel angebotene Vermitteluog angenommen hatte, hatten seit dem 17./27. April zu Braunschweig Verhandlungen wegen einer gdtlichen Beilegung der Streitigkeiten zwischen den Ministern der verschiedenen Theile begonnen , welche aber fruchtlos endeten, 8. Köcher I S.406f.412ff.

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572 ^' D^r brauDSchweig-lunebargische Erbfolgesireit.

über Brannschweig kommen werde, doch war schon y. Gladebeck^) ver- schrieben. Derselbe stellte sich auch Mittwoch zeitig ein, Jena discu- tierte mit ihm und benahm Ihm die Meinung, als habe Kf. sich für Herzog Georg Wilhelm erklärt und demselben wirkliche Assistenz versprochen. Donnerstag gegen Mittag wurde er zur Audienz bei Herzog Johann Friedrich geholt nnd stellte demselben die ' gefährlichen Folgen der Sache vor. Der Herzog erwiderte darauf und führte dabei seine fuoda- menta und jura nach der Ordnung so gut und förmlich an, als es nur von einem der Ministri hätte geschehen können. Er erklärte, er hätte Alles für Gottes sonderbare Schickung zu achten, dass, da er keinen einzigen Men- schen auf der Welt gehabt, mit dem er die Sache hätte überlegen können, dennoch das ganze Land ihn so willig und gern angenommen hätte. Er be- hauptete die Gerechtigkeit seiner Forderung wegen des jus optionis, erklärte aber, wenn ?on beiden Seiten vorgeschlagene Unparteiische befinden würden, dass sie nicht begründet sei, so wolle er nachgeben; er wolle sein Wort geben, dass er nimmermehr auswärtige oder andere Assistenz suchen oder etwas mit Gewalt anfangen wolle, wenn nur auch sein Bruder desgleichen thun werde, sonst werde er sich wehren, so gut er könne. Auf die angebo- tene Interposition und das begehrte compossessorium erklärte er sowohl selbst als auch durch v. Gladebeck, er wolle die Interposition des Kf. annehmen, wenn sein Bruder zu Hannover und der Bischof zu Osnabrück, sowie Herzog August in W olffenbüttel damit gleichfalls zu^ieden wären nnd die Mediation dadurch nicht gestört würde. Sollte die Mediation zu Braunschweig erfolglos enden nnd Kf. dann mit Zustimmung seines Bru- ders nebst andern, die sich dazu erboten, darunter auch der König von Däne- mark, die Vermittelung übernehmen wollen, so werde es ihm angenehm sein. Was die Compossession anbeträfe, so könnte er jetzt, wo die Sache in der Mediation zu Braunschweig sei, sich nicht weiter erklären.

Ew. Gbf. D. kann ich sonst wohl gewiss versichern, dass man an diesem Ort die Gttte der Weiterung vorziehen und, so viel ich aus Ihro Durchl. Discursen abnehmen können, wohl etwas thun wftrden, dass aber das jus optionis oder die Wiederabtretung des oecupirten Herzogthums durch gütliche Traktaten zu erhalten, muss ich billig zweifeln. Gott gebe, dass diese Sache beigelegt wird, sonst dürfte daraus ein grosses Feuer und heftiger Krieg entstehen, weil die Pa- pisten diesen Herrn nicht lassen werden, ich merke auch wohl, dasa zwischen Pfalz-Neuburg und Ihro Durchl. gutes Verständnis. Soviel die hiesige Werbung belanget, so halte ich daftlr, man werde den Herrn General Majeur Weyer suchen an sich zu ziehen, jetzo

*) lieber die Rolle, weiche Gladebeck io diesem Brbfolgestreite gespielt hat, 8. den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 166ö (Bodeman S. 87) uud Köcher i 8.895.

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Relationen Jena's. 573

stehet er annoch in des Kreises Dienst. 6 Compagnien z. Pf. haben albereit gestanden und darzu wirbet der Obriste Owener noch 8 Com- pagnien — H. Christian Ludwigs Fürstl. D. haben in denen Guarnisonen 18 Compagnien z. F., jede zu 200 Mann, gelassen, diese 18 Compagnien werden jedwede auf 100 Mann verstärket und ver- meinet man auf allen Fall diese aus denen Festungen zu nehmen und dagegen Ausschuss hineinzulegen. Sie meinen auch, wan kein tertius darzu käme, mit Hannover wohl zurecht zu kommen. Des hiesigen Landes Affection hat der Herr, wären aber*) Ihre D. Herzog Georg Wilhelm persönlich im Lande gewesen und hätten vor ihrem Inter- esse wie dero Herr Bruder für dem seinigen vigiliret, so glaube ich gewiss, Ihre D. wäre vor Dero Herrn Bruder zu der Possession dieses Landes gekommen.

J. vfiW nun nach H a n n o v e r zorückreiseD, dann, wenn Herzog Georg Wilhelm damit zufrieden iet, nach Brannscbweig geben und entweder, falls er admittiert wird, dort so viel thun als er kann, oder sich wenigstens dort genauer informieren. Jetzt wird das Gerücht verbreitet, Ef. hätte 4 Regi- menter für Herzog Georg Wilhelm beordert. Der Herzog hat einen vom Adel ^ nach Dänemark geschickt, der, wenn es der dortige König gut befindet, auch nach Schweden gehen soll, man will anch wissen, dass das Ver- trauen zwischen Dänemark und Schweden zunehme und dass zwischen dem König in Schweden und der jüngeren Princessin eine Heirath, auch sonst nähere Intelligenz negotiiert werde.

Friedrich v. Jena an den Kurfürsten, ü Hannover 2./[12.] Mai 1665.

[Die VerbaDdiQDgen in BraaDSchweig, Bericht Harenbergs. Hoffonogeo aaf den Rf.]

Er ist 29. April/ 8. Mai nach Hannover zurückgekehrt, gedachte 12. Mai. eigentlich am 30. wieder abzureisen, Herzog Georg Wilhelm aber bat ihn, seine Reise nach Braunschweig etwas einzustellen, da am 30. seine Räthe von dort und dann auch die Wolfenbütteischen, die nach Zelle ge- reist wären, hieher kommen würden. Die am 30./ 9. ankommenden Räthe berichteten ?on dem Stand der Verbandlungen') ganz anders, als J. in Zelle berichtet worden ist, sie hätten nicht gemerkt, dass die Zelliscben

') Qanz äbnlich artheilt die Herzogin Sophie io einem Brief an den Kur- fürsten Karl Ludwig von der Pfalz vom 22. April 1665 (Bodemann S. 86f.) und in ihren Memoiren (herausg. von Kocher S. 88).

>) Den Schatzrath Spörcke 8. Köcher I 8.407.

'; S. Kocher I S. 412ff.

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574 9* Der braanschweig-lünebargische Erbfolgestreit.

in pancto juris optionis nnd compossessionis etwas remittiert, nachdem aber die Adäqnation in Vorschlag gekommen, hätte man sich, um Instroktion zu erhalten, hieherbegeben. Am l./ll. Mai kam der Wolfenbütteische Statthalter Harenberg von Zelle her, er hat loco resolntionis nichts anderes erhalten als J. nnd hat vermerkt, dass Herzog Johann Friedrich den Ef. schwerlich; als Yermitttler annehmen werde*). J. will heute nach Braunschweig reisen, um zu vernehmen, wie man sich namentlich in puncto roediationis erklären werde.

Die HH. Räthe gedachten auch gegen mir in discursu, dass auf Ghursachsen numehro kein Stat mehr zu machen, und dass keine Hoffnung der Besserung. Man hätte vor diesem Ghursachsen pro patrono et protectore der Evangelischen gehalten und respectiret, Ew. ChurfUrstliche D. wtirden es tiber sich nehmen mtissen, weil abson- derlich jetzo wohl nöthig schiene, dass man sich in Acht nehme.

Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherrn Grafen Wrangel. D. Oöln 3./[13.]Mai 1666.

[Parteilichkeit der katboliBchen Reichsst&nde für Herzog Johann Friedrich.]

Id. Mai. Erwarte mit Verlangen der Krön Schweden Sentimenten und Intention wegen des Braunschweigischen Successionsstreites zu vernehmen denn meines Erachtens die Sache von nicht geringer Gonsequenz ist und versiret insonderheit des Evangelischen Wesens Interesse und Wohlfarth hierunter zum höchsten, denn die Römisch Catholische Stände Herzog Johann Friedrichs Ld. gross gleich und recht geben und nicht dafür halten wollen, dass Herzog Georg Wilhelms Ld. zu klagen befugt sei, wie ich solches aus denen von Chur Mainz und Cöln wie auch Pfalzneuburg LLdd. [und des Bischofs zu MQnster an mich in dieser Materie abgelassenen Ant- wortschreiben ') merklich wahrgenommen.

') 8. deo Brief der Hersogin Sophie vom 14. Mai 1665 (Bodemann S.l '} S. oben 8. 669 f.

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Relationeo Jena's. 575

Friedrich v. Jena') an den Kurfürsten. D. Braunschweig 13./[23]. Mai 1665.

[Die K.Coloiflclie Mediation. Verhandloogen mit beiden Parteieo.]

Nachdem man von Zelliscber Seite der K.CölDi8cbeii Mediation') ood 23. Mai. deren Oblation versicbert gewesen, bat ihm am 8./[l8.] Abends der ZelllBche Geh. Rath Dietrich angezeigt, dass sein Herr unnmebr des Kf. Media- tion pure annehme, am 9./ [19.] ist dann nnvermnthet der Geb. Rath V. Oelss') snm Kf. gereist. Nachdem sich seine Unpässlicbkeit inzwischen gebessert, bat er am 10. /20. die Mediation wirklich angetreten, nnd in seiner Wobnnng hat die erste Zusammenkunft stattgefnnden. Die dort ?on den Calenb ergische nabgegebene Erklärung, Herzog Georg Wilhelm werde sich seines jnris Benii nicht begeben, wolle aber die Adäqnation zugeben, Herzog Johaun Friedrich möchte die ganzen Fürstenthümer quoad proventns camerales, Festungen nnd andere Perdnentien und Gommodit&ten in gleiche Theile theilen, wozu er die Calenbergischen Amts- und Kammer- rechnungen herausgeben wolle, dann wollte er zwischen diesen die ihm zustehende Option verrichten, haben sie dann am Nachmittag den Zelli- scben mitgetheilt, von ihnen aber keine sofortige Antwort darauf erhalten, well sie erklärten, sich darüber besprechen zu müssen. Am folgenden Tage machten diese den einzelnen Mediatoren die Anzeige, dass K.Cöln seine Mediation gleichfalls angeboten , dass ein Abgesandter desselben schon in Hannover angekommen sei, dass Herzog Johann Friedrich dessen Mediation angenommen habe und hoffe, auch Kf. werde dieselbe znlasssen. J. bat erklärt , darüber Ordre des Kf. abwarten zu müssen, wenn das Haus Brannschweig diese Mediation acceptieren wolle, so sollte durch ihn die Handlung nicht verzögert werden, er müsste aber daran erinnern, dass Herzog Johann Friedrich des Kf. Mediation, obwohl das ganze Hans Braun- Bchweig dieselbe ohne weiteres angenommen, bis zuletzt difficnltiert hätte, er mahnte zugleich, die Gegenerklärung nicht länger zu verzögern. Nach- mittag 3 Uhr erfolgte dieselbe anch, ihr Hauptinhalt war, sie könnten das jus pnmogenitnrae seu senii und das jus optionis Herzog Georg Wilhelm nicht zugestehen, ratione adaequationis aber erboten sie sich, dass utrimque die Amts- und Kammerrechnungen vorgenommen nnd daraus die Gleichheit gemacht werde. Da die Calenbergischen in ihrer Proposition die Gleichheit

') Jena hatte am 6./ 16. Mai ans Braanschweig gemeldet, er sei dort am 2./12. Mai angekommen, aber gleich am folgenden Tage erkrankt, so dass er noch jetzt das Bett hüten mdsste. Während die Herzoge Angnst, Georg Wilhelm und Ernst August die Vermittelang des Kf. angenommen hätten, Bei von den 0 ellischen eine Erklärang darüber noch nicht zu erlangen ge- wesen, daher weigerten sich die Hannoverschen, bis eine solche erfolgt sei, in den Verhandlungen fortzufahren.

3)8. Kocher I 8.416.

>) Friedrich Casimir v. Eltz, s. unten 8.676.

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576 9* ^^^ braucBchweig-iüoeburgische Erbfolgestreit.

auch auf die Festnogen und andere commoditates prätendiert, haben sie den Zellischen solches and auf allen Fall etwas wegen der Assecaration und einer Onarantie eröfifnet; jene erklärten aber nur, man möchte ^zuerst die camerales proventns vornehmen^ hernach wollten sie sich auch wegen der Festungen u. s. w. erklären, und wenn mau mit diesen Sachen so geschwinde nicht fertig werden könnte, wollten sie auch wegen der begehrten Assecn- ration handeln. Beide Theile reisen jetzt zu ihren Principalen, um weitere Instruktion zu holen. Auch J. bittet um solche; da ferner vorgeschlagen ist, wenn die Adäquation sich zu lange verschleppte, sollte Herzog Johann Friedrich eine Festung und einige Aemter loco assecnrationis in eines tertü Hände geben und alle Mediatoren sollten die Garantie dafür, dass was verglichen auch wirklich ausgeführt werde, versprechen, so bittet er um Vollmacht des Kf., die Garantie zu versprechen.

S. Churfl. Durchl. gnädigste Resolution gegen den Abge- ordneten V. Eltze^. D. Cöln 16./[26.] Mai 1665.

[Kf. will sich weiter bemühen, einen friedlichen Ausgleich saatande zu bringeo.]

26. Mai. Der Abgeordnete hat bei der Audienz mündlich und dann auch in

seiner schriftlichen Proposition erklärt, Herzog Johann Friedrich ge- denke sich in der ergriffenen Possession des Fürstenthums Zelle zu erhalten, nehme aber die von Kf. angebotene Interposition an und ersuche Kf., seinen Bruder, Herzog Georg Wilhelm dahin zu disponieren, keine Thätlicb- keiten anzuwenden, sondern alles auf gütliche Verhandlungen ankommen zu lassen, und demselben auf alle Fälle keine Assistenz, Vorschub und Hülfe leisten zu wollen. Kf. wiederholt darauf seine schon durch v. Jena abgegebene Erklärung, dass er nur um der Ruhe und Wohlfahrt des Rei- ches und des Bestens der Brüder und ihrer Lande willen seine Vermittelung angeboten, da Herzog Johann Friedrich sich jetzt ebenso, wie sein Bruder schon vorher gethan, zur Annahme derselben erklärt und sich da- neben zu Erhaltung von Frieden und Ruhe begierig bezeugt hat, so will Kf. V. Jena anbefehlen, sich bei den Traktaten einzufinden und sich zu bemühen, dieselben zum Schluss zu bringen. Kf. hofft, der Herzog werde sich dabei nach aller raison und dergestalt bezeigen, dass der heilsame Zweck erreicht werde und also sein Bruder keine Ursache haben möge, sich um Hülfeleistung zu bewerben.

Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln 17./[27.] Mai 1666.

[Er soll die Peräquation befördern. Die K.Gölnische Vermittelang.]

27. Mai. Sollte man hannoverischer Seite zu Beförderung des Friedens

das jus optionis fahren lassen und sich mit der Peraequation, wohin

1) Ueber dessen Sendung an den Kf. vgl. Kocher I S. 41öf.

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V. Elts io Berlin. Vermittelode Thätigkeit Waldecks. 577

man dann auch unsors Ermessens zielet, vergnügen wollen, solchen- falls hättet Ihr dieselbe omnibus modis und zwar dergestalt zu be- fordern, dass dabei nicht bloss und einzig die Cameraleinkommen, sondern auch die commoditas et securitas Status in gebührende Consideration gezogen und die Peraequation darnach eingerichtet werden möge. Bei Admission der Chur-Cölnischen Direction haben wir zwar kein Bedenken, wenn die andern interessirte principales und mediatores damit einig sein, Ihr habt aber wohlgethan, dass Ihr denen Zellischen einige Empfindlichkeit bezeiget, dass sie Chur-Cölns Ld. ganz pure et simpliciter angenommen, unserentwegen aber soviel Difficultäten und Wesens gemacht.

Graf Georg Friedrich von Waldeck*) an den Kurfttrsten. D. Hannover 19./[29.] Mai 1665.

[Gläcklicher Brfolg seiner Vermittelong.]

Ewer Ghurfürstl. Dchl. gnädigsten Befehl gemäss hab ich mich 29. Mai. bemühet zu einem gewünschten Accommodement der beiden Herzoge von Braunschweig ein Fundament zu legen und das Werk zu Ew. Churf. Dchl. höchstvernünftigen judicio zu bringen mich beflissen. Nachdemmahlen es numehr zu solchem Stand stehet'), dass Ew. Churf. Dchl. alles nach dero gstem Outfinden dirigiren und nach dero Belieben dem Werk den Ausschlag in allem jetzo geben können, als werde mich ehest von hinnen begeben.

0 Ueber die vermittolnde Thätigkeit desselben s. ?. Raaohbar ed. Curtse I S. 230f., Kocher I S.4Uf.417.

1) Darch Wal deck 8 Bemahangen bei beiden Hersogen selbst war es am 18./28. Mai sam Abschluss eines sogenannten Assecnrationsrecesses gekommen, nach welchem vorläufig die Festung Eimbeck den Herzogen August und Ernst August übergeben und, bis die Traktaten su einem glücklichen Ab- schluss gekommen seien, von den Truppen derselben besetst gehalten werden sollte. Sollten sich diese zerschlagen, so sollten K.Colo und K.Branden- burg entscheiden, welcher der beiden Bröder die Schuld daran trage, falls Georg Wilhelm, so sollte die Festung an Johann Friedrich zurückge- geben werden, falls dieser, so sollte sie bis zur Verständigung von jenen besetzt bleiben, s. Köcher I S. 417.

Mater. •. Geacb. d. G. Kurfürsten. XI. 37

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578 9* Der braunBchweig-laoebargiscbe Erbfolgestreit.

Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Braanschweig 27. Mai/[6. Juni] 1666.

[Die KammerrecbnangeD sind glücklich aüdgeliefert worden, weitere za ober- windende Schwierigkeiten.] 6. Juni. Die K. Cölnischen Abgesandten Freiherr ▼. Landsberg und Nico-

lars*) haben die Mediation wirklich angetreten, gegen die Zulassung des dritten Grube') aber haben die Calenbergischen remonstriert, weil er früher und noch jetzt in Herzog Jobann Friedrichs Diensten stehe , er soll wieder abgereist sein. Nach langen Verhandlungen ist es endlich dahin gebracht, dass beide Theile sich zu Eztradiernng der Rechnangen verstan- den haben, dieselbe ist am 29. wirklich erfolgt, die Rechnungen werden nun ▼on den Cameralibns perlustriert. Unterdessen sind auch die anderen Funkte in die Hand genommen worden, doch fängt nun erst die rechte Schwie- rigkeit an, denn 1) wird die Herstellung einer völligen Gleichheit beider Fürs- tenthümer sehr schwer und langwierig sein, 2) verlangt Georg Wilhelm, wenn die Gleichheit hergestellt sei, das jus optionis, Johann Friedrich aber will dasselbe nicht anerkennen, auch von seinem Fürstenthum kein Land abgeben, sich aber sonst zum Abtrag verstehen, GeorgWilhelm aber will weder Geld noch etwas anderes, sondern Land, 4) verlangt er Satis- faction für den ihm angethanenen Tort, und wer weiss, was noch mehr vor- kommen und wie etwa darunter der Bischof zu Osnabrück sein Interesse beobachten wird. Georg Wilhelm will die Tractaten nicht auf die lange Bank schieben lassen, sondern verlangt für dieselben einen gewissen Termin. Frankreich soll sich dahin erklärt habend), dass], wenn die Gleichheit gemacht, Georg Wilhelm die Wahl zustehen solle und dass, wenn Johann Friedrich solches difficnltieren sollte, Frankreich ihn mit zur raison bringen und Georg Wilhelm assistieren wolle. Unterdess soll jetzt de Lumbres hieher unterwegs sein und auch wegen Dänemark H. Friedrich Alefeld herkommen. Er fürchtet, es dürfte durch mehrere Mediation die Sache mehr Schwierigkeit bekommen.

Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln 30. Mai/[9. Juni] 1666.

[auf die Relation vom 27. Mai/6. Juni. Vorschläge inbetreff einer Einigung. Graf

Waldeck.] 9. Juni. £r hält es für das beste, wenn die Untersuchung der Rechnungen so

lange zurückgesetzt oder wenigstens anderen, mit denen sie nicht zu tractie-

') Dietrich v. Landsberg, Karcölniscber Oeheimerratb and Generalwacbt- meister s. oben 8. 15, D. Nicolartz, Hildesheimischer Hof- und Kamoierrath.

^ Florian Grabe, Karcölniscber Rath and Syndioas des Hildesheimer Dom- oapitels; aber seine Beziehungen zu Herzog Johann Friedrich 8. Kocher I S.894.

') Ebendasselbe meldet die Herzogen Sophie ihrem Bruder am 10./20. Jaoi (Bodemann 8.89) s. aach Köcher I 8.421.

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VerhaDcIlangeD zn Braooscbwelg. Neae Art der VerbaDdluDgen. 579

ren haben, (ibertragep werde, bis man sich provisionaliter rerglichen, wie man, wenn die Adäqnation gefunden wäre, sich anschicken wolle. Das Jos Option is gebührt Hersog Georg Wilhelm, er würde aber am rühm- lichsten thnn, wenn er Friedens halber von seinem Recht abstehen wollte; sollte man Hannoverscherseits sich dazu geneigt zeigen, so soll J. sich be- mühen, dass Zellischerseits eine genügende Satisfaction geleistet werde, und zwar müsste solches durch Abtretung ?on Land nnd Leuten geschehen, weil es ausserdem keine Adäqnation der Fürstenthümer sein könnte. Wenn beide Theile soweit einig sind, könnte von den Mediatioren wegen der Garantie gesprochen werden.

Graf Wal deck hat Mittheilung von dem durch ihn vermittelten Ver- gleich wegen Eimbeck') gemacht; Kf. kann nicht absehen, dass solches sonderlichen Effect haben werde, hält es auch für das beste, wenn die Traktaten nicht dergestalt separiert, sondern alles, was dahin gehört, an einem Ort nnd von einerlei Mediatoren abgethan werde, doch ist des Grafen guter Vorsatz zu loben und er zu animieren, anch weiter seine guten Dienste zu Beförderung der Traktaten anzuwenden.

Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Eichfurt, drei Meilen von Braunschweig l./[ll.] Juni 1665.

[Neue Art der Uoterhandlnogeo , dadorch erreichte Besaltate, Vorschlage H. Johann Friedrichs.]

Schon in einem seiner letzten Relation beigegebenen Schreiben an den 11. Joni. Oberpräsidenten y. Schwerin hat er darauf hingewiesen, dass man auf Mittel sinnen müsse, die Sache anders als bisher, ohne so grosse Weit- läufigkeit zu betreiben; es hat nicht au Schwierigkeiten gemangelt, die anderen Mediatoren dazu zu persuadieren. Der K. Cölnische ▼. Lands« berg hat ihm zuerst zugestimmt und mit dem Grafen von Wal deck dieses Mittel an beiden Höfen secundiert nnd dann auch die Wolfen bütteischen dahin vermocht, dass gestern der v. Harenberg mit Jena hieher zu Herzog Georg Wilhelm gefahren sind, sie werden heute nach Hannover gehen und dort, so bald der K. Cölnische ankommt, die Sache vornehmen, darauf nach Celle, und so wechselsweise ab- und zureisen, bis die Sache entweder in der Güte beigelegt, oder gesehen werde, wo es sonst hinaus wolle; es sind zwar von den Mediatoren noch einige in Brannschweig, er weiss aber nicht, was sie da machen können. Zum Beweis, wie weit sie schon jetzt avanciert, übersendet er die von Herzog Johann Friedrich vorgeschlagenen Vergleichspunkte'), Herzog Georg Wilhelm wird zwar

') 8. 8. 577.

^ Derselbe erbietet sich, ao Hersog Georg Wilhelm die Grafschaft Hoya abzatreten, za Erbanung einer Festang ihm eine Summe Geldes auszuzahlen und ausserdem ihm aaf Lebenszeit die Grafschaft Diepholz zu fiberlassen und eine jährliche Geldsumme zu zahlen, zugleich sich mit Herzog Ernst August zu

37*

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580 ^* ^^^ brannschweig-Idnebargische Brbfolgestreit.

wohl nicht damit zufrieden sein, wird aber doch auch finden, dass ein guter Grund; in der Hauptsache fortzukommen, gelegt ist. Den Zellischen hat Jena nunmehr auch dergestalt zugesprochen, dass sie ihm trauen. Inner- halb zehn Tagen wird sich erweisen, was zu hofifen, zu Braunschweig wären sie schwerlich in einem halben Jahre so weit gekommen, als sie jetzt sind.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 4./[14.] Juni 1665.

[VorBchläge voo HanDOverscher Seite. Die Haaptscbwierigkeiteo. Aassichteo for den Fall des Scheiteors der Uoterhaodlaogeo.]

14. Juni. Sie sind 2/12. Juni mit Herzog Oeorg Wilhelm zusammen nach Hannover gekommen, haben hier mit ihm und seinen Käthen conferiert und die von Herzog Johann Friedrich yorgeschlagenen Vergleichs- punkte vorgelegt. Dieselben sind von Calenbergischer Seite zurückge- wiesen und von dorther folgende Forderungen gestellt worden:

Ratione adaequationis: Dasjenige, was von der Obergrafschaft Hoja noch bei Zelle ist, die Grafschaft Diepholz nebst der Untergrafschaft Ho ja mit der Festung Nienburg; ferner die Yogtei Uten, das Amt Elbingerode, das 14. Theil von den communen Bergwerken, die andere Hälfte von Walkenried und dem Amt Schauen und freie Scbififfahrt für die Calenbergischen Untertbanen auf der Leine, Aller nnd Weser.

Ratione optionis: Die Hälfte der Orubenhagischen Bergwerke, oder diese ganz, wofür von Calenbergischer Seite alle anderen Bergwerke, die in Communion stehen, an Zelle gelassen werden sollen; dieses nur ad dies vitae Herzog Georg Wilhelms.

Ratione satisfactionis : 300,000 Thaler. Auf Zureden der Mediatoren erklärten die Calenbergiscben, dass sie von der Uatergrafschaft Hoya und der Festung Nienburg nicht abstehen könnten, bei den anderen Punkten wollte sich Herzog Georg Wilhelm so zeigen, dass man daraus sein brüderliches Oemüth erkennen könne, und sich von den Mediatoren gern weisen lassen.

Sie sind darauf nach Zelle gegangen, haben gestern Audienz bei dem Herzoge und Conferenz mit seinen Räthen gehabt, haben ihnen die Calen- bergischen Forderungen mitgetheilt und erwarten nun Bescheid darauf.

Die Hanptschwierigkeit macht die Untergrafschaft Hoya; das Amt nnd die Festung Nienburg, glaubt er, werden zu erbalten sein, aber schwerlich das andere Amt Hoya, denn wenn Zelle dasselbe abtreten würde, so würde es ganz von der Weser ab sein.

Für den Fall, dass die Traktaten sich zerschlagen und es nicht zu einer gütlichen Einigung kommen sollte, verlässt sich Herzog Johann

vergleichen und mit ihm eine .aof die Posterität ohne einige fernere, in Ewig- keit abzQschafPeDde Option devolvirecde billigmässige Aequabilität" so treffen.

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Weitere VerhaDdiongeD. 581

Friedrich auf E.Cöln and Münster. Es wäre gleichwohl nnrecht, wenn HaDOO^er bei seinem Recht Gewalt leiden solltf; wie jetzt auch K.Pfalz geschieht. J. will sich bemühen, die Wolfen bütteischen Intentionen zn penetrieren. Münjster könnte dnröh Drohungen der Gen.- Staaten in Furcht und zurückgehalten werden. E.Cöln wird so leicht wohl nichts wider Hannover thun, weil dieser Schutzherr über Hildes- heim ist und deswegen caressiert werden muss. Der Bischof von Strass- bürg*), welcher die E.Cölnischen consilia dingiert, ist bei diesem Werk so- weit interessiert, dass er vermeint, eine Heirath Johann Friedrichs mit seiner Schwester'), der verwittibten Pfalzneubnrgischen, zu stiften^ geht diese Heirath nicht vor sich, so werden sich wohl auch die consilia am E.Cölnischen Hofe ändern.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 9./[19.] Juni 1665.

[Weitere YerhandlaDgen.]

Sie sind bis dato fort und fort von Hannover liierher und von hier 19. Jaoi wieder dorthin gereist und haben sich auf das äusserste bemüht, haben aber eine gar schwere Negotiation gehabt, und ist zur Zeit noch nichts gewisses zu melden. Darauf hat es bis dato gestanden, dass Herzog Johann Friedrich über den Bogen') handeln und auf einmal gänzlich aus der Sache sein will, Herzog Georg Wilhelm aber sich dazu nicht verstehen will, weil er noch nicht informiert sei, wieviel ihm eigentlich gebühre, und verlangt, Herzog Johann Friedrich solle ihm sofort etwas an Land und Leuten abtreten und hernach die Adäquation vorgenommen werden. Es hat diese Woche all gefährlich ausgesehen, Gott wird aber Gnade geben.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 17./[27.] Juni 1665.

[In BildeBheiro soll ein Interimsvergleich abgeBchloseeo werden.]

Man ist übereingekommen, zunächst wegen eines Interimsvergleichs zn 27. Juni, verhandeln, worauf dann die genaue Berechnung der Einnahmen durch die Eammerräthe erfolgen soll. Schliesslich bat man beide Herzoge dazu gebracht, dass Nienburg ad Interim an die Herzoge August und Ernst August ausgeliefert und die Grafschaften Diepholz und Hoja (ausser dem Amt Hoja) an Georg Wilhelm abgetreten werden sollen, die Interponenten sowohl, als auch die Käthe beider Herzoge sollen sich Dienstag Abend in Hildesheim einfinden und sich dort über einen Interims-

1) Graf Franz Egoo v. Fursteoberg.

*) Maria FraDoisca, Wittwe des 1653 goBtorbenen Pfalzgrafen Wolf» gaog Wilhelm von Neubarg. 3) S. Köcher I 8. 417.

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582 ^- ^01* braanschweig-lüDebiirgische Erbfolgestreit

recess vergleicheo, sobald derselbe yollzogen and garantiert ist, soll auch Nienburg eingeränmt, der Anfang mit der Abdanknng gemacht and dann ferner alles gethan werden, was zur Beförderung des Haaptyergleichs dienen kann. Sollte man im Bogenbandel sobald nicht fortkommen können, so werden die camerales die Rechnungen vornehmen nnd die Interponenten sich vorläufig wieder an ihren Ort begeben.

Derselbe an den EarfUrsten. D. Hildesheim 23. Juni/[3. Juli] 1665.

[Verhandlungen aber den loterimsreoeBS. Bevorstehende Ankunft Ahlefelds und

Eleibe'8.]

3. Jali. Sie sind Dienstag; 20./30. Jnni, Abend hier angekommen, haben Mitt-

woch und Donnerstag verhandelt und die Sache so weit gebracht, dass sie hoffen, noch diese Woche den Interimsrecess ^) zastande zo bringen, darauf werden sie sich der Garantie halber vergleichen und dieselbe ertheilen, doch so, dass dieselbe nachher von Kf. und den anderen Mediatoren eigen- händig erfolge. Daranf aber werden sie versuchen, weil durch diesen Interimsrecess das Hauptwerk noch nicht gehoben, etwas Hauptsächliches auszurichten. Unterdessen hat sich ein Dänischer, Herr Friedrich Alefeld in Zelle eingefunden, weil aber auch der Schwedische Herr Klei unterwegs, und wahrscheinlich zu Hannover angekommen sein wird, haben noch zur Zeit die Zellischen vorgegeben, dass Alefeld nur in seinen privatis da wäre.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim l./[ll.] Juli 1665.

[Verzögerong der Unterhandlongen, Besorgnisse infolge der Truppenbewegungen des Bischofs von Munster.]

11. Juli. ^'® Verhandlungen haben sich so lange hingezogen, dass der Interims- Vergleich noch nicht zustande gebracht ist. Unterdessen alarmiert der Bischof von Münster und macht fast eine Veränderung in den Traktaten, indem er mit einer Zahl Völker zu Ross und Fuss sich an der Weser zu Höxter gesetzt'), man hält dafür, dass die Ankunft dieser Münsterschen Völker in faveur Herzog Johann Friedrichs geschehe, um einen vor- theilhafteren Vergleich wenigstens gleichsam sub clypeo für denselben zu befördern. Doch wird er hier seine desseins ohne scharfe Opposition nicht zum Effect bringen; das Fürstl. Haus Braunschweig steht auf der Hut, die Herzoge August und OeorgWilhelm haben ihre Truppen zu Ross

0 Den Inhalt desselben theilt Köcher I S. 418f. mit >) 8. Kocher I 8. 424 und unten Abschnitt 11.

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YerhaocIlaDgeD su Uildesheim. Muostersche RflstungeD. 583

and Fq88 bach der Weser hin beordert; sie habfen J. aaeh Briefe an den Kf. übergeben nnd gebeten, dieselben zn recommendieren. Es könnte dem Werk hier einigen Nachdruck geben, wenn Kf. wenigstens den in Halberstadt nnd Ravensberg stehenden Truppen Ordre ertheilte; sich zum Marsch fertig zn halten. Der Bischof von Münster wird garzu hochmüthig, nnd hat das Haus Braunschweig jemals grosse Reflexion auf einigen Kurfürsten zu Brandenburg gemacht, so geschieht es jetzt').

Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim 7./[17.] Juli 1665.

[Fortsetzung der YerhaDdlaogen, Theilnahme de Lambres' and Kleihe's an den- selben. Rästnngen des Bischofs von Monster.]

Der Interimsrecess ist noch nicht zur Richtigkeit gekommen, und es 17. Juli, scheint, als bemühe man sich auf Zellischer Seite, dass gamichts daraus werde und die Hauptsache vorgenommen werde, wozu sich Herzog Georg Wilhelm schwerlich verstehen wird. Mr. de Lumbres') ist nun nebst dem Schwedisch - Bremischen Präsidenten') hier auch angekommen und beide haben der Mediation heute beigewohnt, jener hat den Character eines Ambassadeurs und Zelle macht auf denselben Reflexion; er hat sich auch bemüht, die Sache von den Interimstraktaten abzubringen, jetzt aber hat er erklärt, dass man, wie angefangen, continuieren möge. Der Schwe- dische wohnt dieser Handlung als herzoglich Bremischer bei und wird ver- hoffentlich mit uns wohl einig sein nnd bleiben.

PS. Die Münsterschen Truppen stehen noch an ihrem vorigen Ort nnd tentieren nichts. Der Bischof lässt stark werben, seine Soldaten aber sollen wegen schlechten Traktaments ziemlich übel zufrieden sein^}.

1) Kf. erwidert darauf (d. Göln 3./13. Joli 1665), er habe anf die Nachricht von dem verdachtigen Yerhalten des Bischofs von Münster seinen Generalen zu Halbere tadt, Minden nnd Ravensberg Befehl ertheilt, sich mit ihren Trappen bereit zn halte n, so dass sie auf die erste Ordre ins Feld ziehen könnten.

>) S. über ihn Köcher I S 421.

*) Kleihe.

^ Gleich darauf ist Jena von Hildesheim abgereist. Kf erlaubt demselben (d. 3./13. Jul i 1665) wegen schwerer Krankheit seiner Gattin zn dieser nach Halberstadt zurückzureisen, auf die Bitte Herzog GeorgWilbelms aber sagt er diesem (d. 13./28. Juli) zo, J. solle nach dem Begräbnis derselben zurückkehren. J. traf am 20. Aogust wieder in Hildesheim ein, inzwischen aber war infolge der Einwirkung des Grafen Wald eck anf die beiden Herzoge selbst schon die Einigung zwischen denselben erfolgt (s. Köcher I S. 423 ff.). Herzog Georg Wilhelm dankt (d. Galenherg 14./24. August 1665) dem Kf. dafür, dass derselbe Jena wieder entsendet habe, und theilt ihm den Inhalt des mit seinem Bruder abgeschlossenen Vergleiches mit.

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584 ^- I^or braoDSchwelg-luDebQrgische Erbfolgeatreit.

Friedrich v. Jena an den Kurfbreten. D. Hildesheim ll./[21.] August 1666.

[Die VerstäodiguDgistiD der Hauptsache schon erreicht, lohalt der Abmachuogeo.]

21. Aag. Er ist gestern Nachmittag hier angekommen und hat erfahren , dass beide Theile den Interimsrecess haben fahren lassen, doch endlich den modum des Bogenhandels ergriffen, sich in der Hauptsache ziemlich geschwinde obue Zuthun der anwesenden Mediatoren geglichen und einige Punkte auch schon unterschrieben haben. Der Recess*) ist aber noch nicht abgefasst, die Calenbergischen und Zeiiischen Räthe verhandeln hier noch über einige rückständige Punkte, und dürfte die Sache wohl noch einige Wochen ver- schleppt werden. Die Hoffnung ist, Herzog Johann Friedrich werde sich von den consiliis des Hauses nicht separieren, dem Bischof von Mün- ster auch schwerlich einige Völker überlassen. Herzog Georg Wilhelm bekommt das Fürstenthum Lüneburg, die Ober- und Untergrafschaft Hoya samt der Grafschaft Diepholtz, Herzog Johann Friedrich die Für- stenthuroer CalenbergnndGrubenhagen nebst allen Clausthalischen und Communion-Bergwerken. Vor diesem hat man von solchen Vorschlägen nicht hören wollen. Herzog Johann Friedrich bekommt ohne Zweifel ein mehres an jährlichen Intraden, Herzog Georg Wilhelm aber ein mehres an Land und Leuten, er bekommt auch zugleich Walkenried und Schauen und 80,000 Rthlr. baar Geld.

Derselbe an den KurfUrsten. D. Hildesheim

18. /[28.] August 1665.

[Bevorsteheoder Abschlass der Verhandlangen. Die MÜDStersche Sache. Haltung Schwedens.]

28. Aag. Gestern ist ihnen ?on den Calenbergischen und Zellischen' der Inhalt des zwischen den beiden Herzogen abgeschlossenen brüderlichen Vergleichs^ mitgetheilt worden.

Wenige von denen Herrn mediatoribus haben davon gewusst, und haben wir vor 10 Wochen vor Herrn Herzog Georg Wilhelm einen bessern und unsers Ermessens vortheilhaftigeren Vertrag ') in

1) Derselbe wurde in Hildesheim am 2./12., die Garantie desselben durch die Mediatoren am 6./16. September vollsogen, s. beide Aktenstacke bei Lünig IV 4 S. 140, Dumont VI 8 S. 44.

'; 8. die Panktation des Erbvergleichs zwischen den Heraogen Oeorg Wilhelm, Johann Friedrich und Ernst August und die Nebenpanktation, beide vom 7./17. Angnst 1665, bei Köcher I S. 617ff..

«) 8. oben S. 579.

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Abschluss der YerhandlnDgeD. 585

die Hände gehabt Wir halten dafür, es mttssen andere Leute*) darunter aus andern Fundamenten, welche uns nicht bekannt, gear- beitet haben. Wir werden nun, will's Gott, in wenig Tagen fertig werden können und alsdann, wenn uns die Mfinstersche Sache nicht noch aufhält, gehen wir in Gottes Namen von hier. Es ist son- sten in der Mtinsterschen Sache noch keine Conferenz gehalten und werden Herzog Johann Friedrichs Leute auch dabei sein. - Sind nun die Cölniscben und künftigen Galenbergischen, jetzo noch Zellischen, dabei, so wird man sich wohl in Acht zunehmen haben. K.Cöln improbieret sonst äusserlich das Münstersche Werk unter- dessen ist gewiss, dass von K.Cöln Geld zur Münsterschen Werbung hergeschossen worden. Mr. Lumbres, der hält des Herrn Bischofs zu Münster Partei'), dieweil ich aber seinen Eifer in der Religion kenne, auch seine Übrige Discurse mit dem französischen Interesße nicht tibereinkommen, so glaube ich, er rede es Tor sich und ohne Befehl. Frankreich soll suchen sich Herrn Herzog Johann Frie- drichs Dchl. und dero Miliz zu versichern, es werden auch Ihre Dchl. nichts thun, was sie wissen, dass Frankreich zuwider. Der hiesige Königl. Schwedische erweiset sich gegen mich sehr aflfec- tionirt und contestirt zum öftern, dass die Cron nichts anders suche, als mit Ew. Chf. Dchl. in Freundschaft zu leben, ich thue dagegen desgleichen, hat mir originale königliche Schreiben gezeiget, in wel- chen ihm befohlen wird, so viel möglich gründlich zu erkundigen, wie Ew. Chf. D. und das Haus Braunschweig das Münsterische Wesen ansehen., Mit der letzten Post ward ihm geschrieben (ich habe das Original selbst gelesen), dass im Bath numehro resolviret, dass der Feldherr W ränge 1 in wenig Wochen mit 6000 Mann Reuter und Knechte nach Deutschland gehen sollte, umb absonderlich sich denen Evangelischen zu zeigen, dass sie noch lebeten und sich des Werks nicht entziehen wollten. Er, der Schwedische, contestirte im Übrigen zum höchsten, dass die Cron das Mttnsterische Wesen durchaus nicht billigte, sondern, wie es wäre, zum höchsten apprehendirete. Alle

0 Ueber die vermittelode Thätigkeit des Grafen Wal deck b. die Memoireo der Herzogin Sophie (ed. Köcher S. 89} , das Schreiben derselben vom 20./30. Angust 1665 (Bodemann S. 93) , v. Bauchbar-Gnrtze I S. 231, Köcher I S. 429 ff.

^ S. den Brief der Herzogin Sophie vom 11./21. Angast (Bodemann S. 92} und Köcher I S. 423.

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586 d- Dof braanscbweig-lüoebargiBcho Erbfolgestreit.

sagen sie auf die Weise, keiner aber will der erste sein und recht sagen, was bei der Sache zu thun. Ich merke wohl, dass Schweden noch diese Stunde die Stadt Erfurt nicht Tcrgessen und auf die- selbe noch Reflexion mache ').

') Jena äbersendet 31. Angast/XO. September den ?oo deo Rätheo beider Herzoge den Mediatoren mitgetheilteo Becess; die Recreditive für ihn sind tod Herzog Georg Wilhelm Galenberg d./ld. September, von Herzog JohanD Friedrich Zell 8./1 8. September 1665 datiert.

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Abschnitt 10.

Der Kurpfalzische Wildfangsstreit. 1665 1666.

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Einleitung.

Dorcb die am 6. Mai 1661 mit dem Korfursten Karl Ludwig ?on der Pfalz abgeschlossene Allianz hatte, wie schon oben bemerkt'), der brandenbnrgische Knrftirst sich der Gefahr aasgesetzt mitbineingezogen zo werden in diejenigen Streitigkeiten nnd Händel, in welche das eifrige and hartnäckige Bestreben seines neaen Bandesgenossen, dnrch Oeltendmachong and Ansnntzang der alten Gerechtsame und Ansprüche seines Haoses die dorch den Verlast der Oberpfalz erlittene Schmälerang za ersetzen, den- selben anch weiter za verwickeln drohte. Dieses ist dann aach wirklich geschehen. Za derselben Zeit, im Frühjahr 1665, als die Rahe in Nord- deatschland darch den Aasbruch des lüneburgischen Erbfolgestreites ge- fährdet wurde, kam es zwischen de m Kurfürsten ?on der Pfalz und dessen Nachbaren zo Conflicten '), welche einen nicht minder gefahrdrohenden Cha- racter annahmen. Die Veranlassnng dazu gaben die Streitigkeiten über das sogenannte Wild fangsrecht. Seit alten Zeiten*) hatten die rheinischen Pfalzgrafen über die Unehelichen and Fremden (^ Wilden^) nicht nur in ihrem eigenen Gebiete sondern auch in 'den an dasselbe angrenzenden Terri- torien als über ihre Leibeigenen gewisse Rechte ausgeübt, namentlich gewisse Abgaben ?on denselben erhoben, dieses Wildfangsrecht war denselben durch ein Privileg Kaiser Maximilians L^) vom 3. September 1518 und auch

») 8. S. 69.

^ Die Mehrzahl der durch diese Streitigkeiten veranlassteo sehr zahlreicheo Flugschriften sind im Diarium Europaeum, in den Appendices zu Band XII und XIII, ein Theil derselben auch bei Londorp, Band IX, wiederabgedruckt.

^ S. die ausführliche Darlegung in der von pfälzischer Seite 1666 ver- ofTentlicbten Schrift: Justitia causae Palatinae sive defensio juris regalis Palatini in hominea proprios etc. (Diar. £ur. XII App. S. 357 ff, deutsche Uebersetsung xm App. S. 89ff.) und Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz U S. 618f.

*) Abgedruckt in Justitia causae Pai;atinae (Diar. Eur. XII App. S.376).

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590 10. Der Karpfalziscbe WildfangBBtreit.

durch Pri?iIegieD der folgenden Kaiser bis aof Matthias bestätigt und trotz vielfachen Widerspruchs ?on seilen ihrer dadurch betroffenen Nachbaren ?on ihnen auch wirklich bis zum Beginn des dreissigjährigeu Krieges aus- geübt worden, und auch Karl Ludwig hatte, seitdem er wieder in den Besitz der Pfalz gekommen war, die Ausübung desselben sowohl in seinen eigenen als auch in den benachbarten Gebieten wieder in Anspruch genommen und zur Durchführung gebracht. Doch hatte sich dagegen wieder heftiger Widerspruch von Seiten der Herren der benachbarten Territorien, welche sich dadurch nicht nur in ihren Einkünften sondern auch in ihren landesherrlichen Rechten beeinträchtigt sahen, erhoben. Schon auf dem Regensburger Reichs- tage 70n 1653—1654 hatten die Bischöfe ?on Worms und Speier, die Rhein- grafen und .ein Theil der Reichsritterschaft Klage deswegen geführt, dieselben hatten ganz zu Ende des Reichstages einen Beschluss erwirkt'), in wel- chem der Kaiser aufgefordert wurde, durch eine Kommission die Sache untersuchen zu lassen und den Kurfürsten ?on der Pfalz anzuhalten, ror- läufig ?on der Ausübung der bestrittenen Rechte abzustehen, und Kaiser Ferdinand III. hatte darauf in der That eine solche Kommission einge- setzt und ein Inhibitionsdekret an den Kurfürsten erlassen, allein dieser hatte*) dagegen unter Berufung darauf, dass dadurch die Bestimmung des Westfälischen Friedens, durch welche er in alle Oerechtsame seines Hauses wiedereingesetzt sei, yerletzt werde, protestiert und so jene Kommission, welche wirklich zu Speier zusammengetreten war, unwirksam gemacht, er hatte auch einen neuen Versuch'), welchen die Gravierten im Jahre 1661 machten, ein Reichshofrathsdekret zu ihren Gunsten zu erwirken, rereitelt und die ?on ihm in Anspruch genommenen Rechte weiter ausgeübt, ohne dass zunächbt von selten der Ora?ierten weiterer Widerstand dagegen geleistet wurde. Anders aber wurde die Sache, als im Jahre 1663 nach dem Tode des bisherigen Bischofs ?on W o r m s der Kurfürst Johann Philipp tou Mainz Nachfolger desselben wurde und damit in den Besitz auch jenes Hochstiftes kam, dessen Gebiete sich überall mit den kurpfälzischen kreuzten und daher am meisten durch die Ausübung jenes Wildfangsrechts betroffen wurden. Dieser ehrgeizige und energische Fürst, welcher schon ron früher her mit Karl Ludwig yerfeindet war, beschloss auf dieselbe gewaltsame Weise wie gegen Erfurt auch gegen diesen Torzngehen. Er wusste zunächst*) nicht nur die anderen unmittelbaren Grenznachbaren desselben sondern

*) V. Meiern, Begensporgische Reiobstagshaodlangen I S. 1130 f. vgl. Vin- dioiae secandam libertatem Imperialem qaorandam Bleotomm etc. contra Palatinam Maocipatam aliasqae violentias (Diar. Enr. XII App. 8. 179) und dagegen Jastitia oaasae Pal. S. 474f.

*) 8. das Schreiben desselben an den Kaiser ?om 20./d0. September 1656 io Jastitia oaasae Pal. S. 475f.

*) 8. Vindiciae 8. 180. Jastitia caasae Pal. 8. 477. Vgl. obM 8. 86 f.

«> S. Vindiciae 8.181. Jastitia caasae Pal. 3. 478ff.

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BüoleitQDgp. 591

auch eine Anzahl anderer Reichsstände , welche durch die Anstibnng jenes Wildfangsrechtes kaum oder nur sehr unerheblich betroffen waren and daher bisher an jenen Streitigkeiten keinen Theil genommen hatten, die Rarfürsten Ton Cöln and Trier, den Bischof von Strassbarg, den Herzog von Loth- ringen und die gesamte Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein zu einem Bündnis zu vereinigen, am mit Gewalt dem pfäl- zischen Knrfursten entgegenzutreten und ihm die weitere Ausübung jener Rechte zu verwehreu» und er verwandte dann die zu Ende des Jahres 1664 von der Belagerung von Erfurt zurückkehrenden icurmainzischen und loth- ringischen Truppen, um die mit seinen Verbündeten verabredeten Massre- geln zur Ausführung zu bringen. Jene Truppen wurden im mainzer und wormser Gebiet, zum Theil, was sogleich zu Streitigkeiten Veranlassung gab, in Ortschaften, welche dem Bisthura Worms und dem Kurfürsten von der Pfalz gemeinsam gehörten, einquattiert. Ende December erliessen darauf die Verbündeten eine Beschwerdeschrift 0 &d den Kaiser, in welcher sie den Pfalzgrafen beschuldigten, auf Grund des angemassten Wildfangs- rechtes und unter ganz ungebührlicher Ausdehnung desselben sich unerträgliche Eingriffe in ihre Rechte erlaubt zu haben, und erklärten, da derselbe sich auf einen rechtlichen Austrag der Sache nicht eingelassen habe, dieses nicht länger dulden sondern mit vereinter Macht dem entgegentreten zu wollen. Zugleich liessen sie als Entgegnung gegen eine von pfälzischer Seite verbreitete Flugschrift'), in welcher die Anklagen, Karpfalz habe sein Wildfangsrecht noch weiter als über die unmittelbar benachbarten Gebiete binauserstreckt und bei seinen neuerworbenen Leibeigenen überall sofort die reformierte Religion eingeführt, als ungegründet zurückgc^wiesen worden war, eine Druckschrift*) verbreiten, in welcher nicht nur eben jene Anklagen wiederholt, sondern auch die Gültigkeit des Wildfangsrechtes selbst bestritten, dem pfälzischen Kurfürsten allerhand andere üebergriffe vorgeworfen und zum Schluss ebenfalls die Drohung, dass man ihm mit vereinter Macht ent- gegentreten werde, ausgesprochen wurde« Anfang Mai 1665 liessen sie dann durch einen Abgesandten dem Kurfürsten einen förmlichen Absagebriefe) zustellen, in welchem sie erklärten, falls derselbe nicht mit seinen üeber- griffen einhalten und ihnen Schadenersatz leisten würde, zur Gegenwehr schreiten zu wollen, und unmittelbar darauf wurden die Feindseligkeiten eröffnet, indem der Kurfürst von Mainz unter dem Vorwande, dass Karl

ij d. 28. December 1664 (Diar. Eur. XU App. S. 16ff).

') Wabrbaffter Beriebt über einige Chor-Pfaltz aogatlich bescbebene Ufflagen, Dero Recht dess Wildfangs und Leibeigenschafft betrt'ffeod. (Diar. Bar. Xn App. S. 1.)

*) Bestandiger Gegen-Bericht wider den io Ihr. Charffirstl. Darcbl. so Pfalts Namen ohnlängtt io Track aussgegebeoeD also genannten Wahrhafften Bericht etc. (Diar. Eur. Xn App. S. 3.)

*) d. 17. März 1665 (Diar. Ear. .xn App. 8. 65), die Empfangsbescheini- gQDg Karl Ludwigs d. Heidelberg L/11. Mai 1665 (ibid. S.S.)

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592 . 9- t)er Eorpfälzische AyildraDgsatreit.

Ludwig die ihm nod dem Stift Worms gemeinsam gehörige Stadt Laden- bnrg besetzen and einen Theil der Stadtmauer habe einreissen lassen, seinerseits in diese mitten im pfälzischen Gebiet, zwischen Heidelberg and Mannheim, gelegene Stadt Truppen einrücken, die wenigen pfalzischen Sol- daten verjagen und dort neue Festungswerke anlegen Hess. Kurfürst Karl Ludwig Hess sich dadurch keineswegs einschüchtern, er protestierte >) so- wohl gegen die wider ihn erhobenen Beschuldigungen als auch gegen die- sen Gewaltakt, traf Yertheidigungsmassregeln und rief die Hülfe seiner Bundesgenossen und Verwandten, des Pfalzgrafen von Neuburg, der, obwohl sonst mit den geistlichen Kurfürsten eng verbunden, doch 1663 mit ihm ein Bündnis geschlossen hatte'), des Königs von Schweden, der ihm verschwägerten braunschweigischen Herzoge und auch des Kurfiirsteo von Brandenburg an, allem Ansehen nach schien sich hier ein förmlicher Krieg von grösseren Dimensionen entspinnen zu wollen.

Kurfürst Friedrich Wilhelm hat, wie die nachstehenden Akten zeigen, auch bei dieser Gelegenheit nach Kräften für die Erhaltung des Friedens im Reiche gewirkt und sich bemüht^ durch seine Mahnungen und seine ver- mittelnde Thätigkeit den leidenschaftlichen ungestüm der streitenden Par- teien in ruhigere Bahnen zu lenken. Obwohl sein Verhältnis zu dem pfälzischen Kurfürsten damals infolge seiner Einmischung in die Ehehändel desselben, wie oben dargelegt worden ist'), ein sehr wenig freundschaft- liches war, bat er sich doch schon zu Anfang des Jahres 1665, als jener sich über die Einquartierung kurmainzischer Trnppen in ihm und dem wormser Stift gemeinsamen Ortschaften beklagte^), desselben angenommen^) und er ist dann, als jene offenen Feindseligkeiten drohten, noch ehe das Hülfsgesuch desselben bei ihm anlangte, für ihn eingetreten. Ende März war der kurmainzische Domherr und Geheimerath v. Reiffenberg bei ihm erschienen und hatte ihm im Auftrage seines Herren sowie der Kar- fürsten von Göln und Trier von dem zwischen diesen und jenen anderen

0 S. dessen Schreiben an K. Mainz d. Friedriohsbnrg 17./27. Mai 1665 (Diar. Ear. XII App. S. 133) and seine Erwiderang aaf das Gesamtschreibeo der Verbündeten d. Heidelberg 25. Mai/4. Jaoi 1665 (ibid. S. 57).

^ S. den Brief der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ludwig vom 16./26. Jali 1660 (B od e mann 8. 60).

*) S. 70ff. Die Herzogin Sophie schreibt an Karl Ladwig 10./20. Juni 1665 (B od e mann S. 69): Poor TEmpereor vous voi^s bien, qa' il n'est boo a rieo et qae vous n' avez pas raison, de vous y Her, oy non plas i Brandebaarg, car il ne tient pas ce qa' il vous a promis.

*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./20. December 1664.

^) Rf. ao die Kurfürsten von der Pfalz und von Mainz d. Cöln 30. De- cember/9. Januar 1665; der letztere in seiner Antwort vom 25. Januar 1665 weist die Beschwerden des Pfälzers als ganz unbegründet zurück und beklagt eich seinerseits über die vielfachen üebergriffe, welche derselbe zam Theil unter dem Vorwande der ganz widerrechtlich angemassten Wildfangsprätentionen gegen sein Stift Worms ansübe.

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EioleitQog. 593

Reichsständen abgeschlossenen Bündnis und den Massregeln, welche dieselben gegen den Kurfürsten von der Pfalz zu ergreifen beabsichtigten, Anzeige ge- macht. Der Kurfürst zeigte sich aber über das Vorhaben derselben sehr un- gehalten, er wird durch Reiffenberg mündlich dem Kurfürsten von Mainz ernstliche Yorstellungen haben machen lassen, an die beiden anderen Kur- fürsten erliess er das zu Anfang der nachfolgenden Publikation abgedruckte Schreiben, in welchem er dieselben sehr nachdrücklich auf das Rechts- widrige und Gefahrdrohende ihres Unternehmens aufmerksam machte und sie ?or allen gewaltsamen Schritten warnte, zugleich richtete er an den Kurfürsten ?on der Pfalz ein Schreiben, in welchem er diesen von den Absichten seiner Gegner unterrichtete, auch ihn aber aufforderte, sich aller Thätlichkeiten zu enthalten und lieber um. des Friedens willen sich in der Ausübung seiner Rechte zu moderieren, und sich zur Vermittelung erbot, zugleich forderte er auch den Kaiser auf, einzuschreiten und zu verhüten, dass diese Streitigkeiten in Thätlichkeiten ausarteten. Als diese Mahnungen sich als fruchtlos erwiesen und der Kurfürst ?on der Pfalz, nachdem durch die Besetzung von Ladenburg von seinen Gegnern der Anfang mit den Feindseligkeiten gemacht war, auf Grund der Allianz seine Hülfe in Anspruch nahm, erklärte er sich allelrdings bereit, im Nothfalle dieselbe zu leisten, mahnte aber zunächst nach beiden Seiten hin, die Sache gütlich beizulegen, und beauftragte, als der Kaiser ihn aufforderte, an den Yer- mittelungsverhandlungen, behufs deren er den Reichshofrath Grafen von Königseck absandte, theilzunehmen , und als auch der Kurfürst von Mainz, zugleich im Namen seiner Bundesgenossen, sich zur Annahme seiner Vermittelung bereit erklärte, seinen Gesandten beim Reichstage, den Frei- herrn V. Mahrenholtz, sich zu diesem Zwecke nach Heidelberg und Mainz zu begeben. Die unten abgedruckten Relationen v. Mahrenholtzs lassen den Verlauf der von Ende Juli 1665 bis Ende Januar 1666 fortgesetzten, schliesslich fruchtlos endigenden Verhandlungen erkennen, sie zeigen, wie gerade die Hartnäckigkeit des Kurfürsten von der Pfalz, welcher wirklich Hülfstruppen von dem Pfalzgrafen von Neuburg und dem Herzoge von Celle erhalten hatte und auf den Schutz Schwedens vertraute, und das Misstrauen desselben gegen die Vermittler dieselben besonders schwierig und die Rolle der letzteren zu einer sehr undankbaren gemacht hat. Den officiellen von diesen geleiteten Verhandlungen gehen andere, bei denen die Bevollmächtigten des Pfalzgrafen von Neu bürg und des Herzogs von Lothringen die Vermittlerrolle spielen, zur Seite, durch diese letzteren wird Ende October 1665 der Oppenheimer Recess zu Stande gebracht, welcher den Feindseligkeiten ein Ende macht und als Grundlage für die weiteren Verhandlungen dienen soll. Diese werden unter Theilnahme der officiellen Vermittler im November zu Spei er eröffnet, werden aber schon Ende Januar 1666 von dem Kurfürsten von der Pfalz abgebrochen und dieser ruft nun den Schiedsspruch der auswärtigen Mächte, Schwedens und Frankreichs an. Diese übernehmen wirklich die Vermittlerrolle, aber erst nach vielfachen weiteren Streitigkeiten und sogar Thätlich-

llater. i. Qeseli. d. G. Knrfurat«o. XI. 38

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594 10. Der Korpfalsische Wildfaogsstreit-

keitoni) beginnen im November 1666 die Compromissverhandlangen za Heil- bronn'), nnd diese fuhren endlich im Febmar 1667 za einem Vergleiche, durch welchen die Streitfragen im wesentlichen za gunsten des Karfür- sten Yon der Pfalz entschieden werden.

0 KarfäfBt Friedrich Wilhelm hat nur durch wiederholte Mahnungen zum Frieden, die er nach beiden Seiten hin hat ergehen lassen, an diesen weiteren Händeln Theil genommen.

*) S. Acta compromissi in causa juris Wildfangiatus, conductus et vecti- galium, quae vertitur inter eminentissimum Electorem Moguntioum tanquam episcopum Wormatiensem et Herbipolensem ejusque foederatos et serenissimum electorem Falatinum (1667 fol.}, darin zum Scblnss Land um in causa Wild- fangiatus etc. unterzeichnet von Honoratus Gourtin als französischem uod David Mevius und Martin Boeckell als schwedischen Delegierten (auch wieder abgedruckt in Diar. Europ. XIY. Appendix).

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Der Kurfürst an den Knrfttrsten von Trier '). D. Cöln 22. März/[1. April] 1665.

[Eröffnaogen Reiffenbergs. AbmahoaDg von den beabsichtigten Gewaltmassregeln

gegen K.Pfals.]

Es hat uns der Chur-Mayntzische Geheimde Rath, Freiherr l. April. V. Reiffenberg ') ein Gesamtcreditivschreiben von E. wie auch ChurMayntzs und ChurCölns Ld. Ld. dieser Tage übergeben und darauf vorgetragen, dass Ew. und hochgedachter beider HH. Chur- fbrsten Ld. Ld. nebst dem Herrn Hertzog von Lothringen, einigen Bischöfen, allen Grafen daselbst, samt dem ganzen unmittelbaren Reichs- adel sich verbunden hätten, wegen der von ChurPfalzs Ld. gebrauch- ten Wildfangs- und Leibeigenschaftsgerechtigkeit ihre Völker zusam- menzufahren, mit selbigen in die Ghurpf^lzische Lande zu rücken und nicht allein sich dieses von ChurPfalzes Ld. gebrauchten Rech- tens zu entschlagen, sondern auch wegen des erlittenen Schadens zu erholen. Nun erachten wir unnöthig E. Ld. vorzustellen, wie solches Beginnen wider alle Reichsconstitutiones laufe, auch darauf nichts an- dres als neue motus. Gegen Verfassungen und höchst verderbliche Consequentien erfolgen, ja einem jeden im Reich Anlass gegeben werde, des alten Faustrechts sich zu gebrauchen. Von der Sachen Beschaffenheit wollen wir nicht urtheilen, sondern seind vielmehr des guten Erbietens, ChurPfalzes Ld. zu aller Billig- keit zu disponiren. Nur allein ist dieses gleichwohl offenbar und be-

') Ein gleicblaatendes iScbreibeo wird anter demselben Datum aach an E.Cöln gerichtet.

^ S. über denselben oben S. 378. Das Greditiv der drei Kurfürsten für den- selben ist datiert vom 8. Februar, das Recreditiv des Kf. vom 21 ./31. März 1665, darin wird aber ausdrücklich bemerkt, dass jenes Creditiv dem Kf. erst vor zwei Tagen zugegangen sei.

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596 10. Der Karpfalzische Wildfangsstreit.

kannt, dass CharPfalz im exercitio dieses Hechtens von midenkliehen Jahren her gewesen, dahero es dan ein ganz frembdes Ansehen ge- winnen wollte, S. Ld. gewaltsamer Weise mit Vorbeigehung des or- dentlichen Weges des Hechtens und der Justiz zu überfallen. Er- suchen demnach E. Ld. Sie wollen Belieben tragen, dero in dieser Sache gefasste Resolution zurtlckzuhalten und nicht allein abzuwarten, was fär Antwort wir auf unser an Chur-Pfalzes Ld. abgelassenes Schreiben erhalten werden, sondern auch, dafern dieselbe wider Yer- hoffen in der Güte zu E. Ld. contento sich nicht erklären würden, Ihrer Eeyserl. Majestät als dem Haupte des Römischen Reichs solche Sache zu Dero Decision zu untergeben').

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D. Heidelberg 25. März/[4. April] 1665.

[aaf das SchreibeD vom 6./ 16. Febraar. Beschwerden gegen K.Mainz.]

4. April. Die E. Mainzischen Beschwerden sind ganz angegründet, vielmehr hat ihm dieser die vielfältigsten Ursachen zu Beschwerden gegeben. Seit- dem derselbe Bischof zu Worms*) geworden, hat er dieses Stiftes alte verlegene Streitigkdten nicht allein hervorgesucht, sondern anch viel höher getrieben, auch als Bischof von Würzbarg zieht er, was immer streitig gewesen, in Zweifel. Er selbst gründet sein Recht nicht nnr auf die Pos- session, sondern ist versichert, dass diese anf den Rechten gegründet ist, übersendet vorläufig eine sammarische Information darüber. Er bittet, Kf. möchte sich nicht durch die K. Mainzischen Vorgeben einnehmen lassen sondern anf die Sache selbst sehen und den Thätlichkeiten desselben anch seinerseits kräftig steuern und wehren helfen.

^} Unter demselben Datam ergeht auch ein Schreiben an E. Pfalz, in welchem Ef. demselben mittheilt, er habe von der gegen ihn gebildeten Verbindung er- fahren, ihn ermahnt, es nicht zu Thätlichkeiten kommen su lassen und .lieber in exercitio eines und andern Rechts sich zn moderiren, als sich and seine Unterthanen in einen solchen Hazard zu setzen', und sich zar Vermittelang er- bietet, and ein anderes ao den Eaieer, in welchem er denselben auffordert, seine kaiserliche Autorität sofort and mit solchem Nachdruck zu interponieren, dass jene Streitigkeiten nicht in Thätlichkeiten abergingen, sondern gatlich beige- legt wfirden.

') Johann Philipp war seit 1663 Bischof von Worms, schon seit 1642 Bischof von Würzbarg. S. ober die früheren Streitigkeiten desselben mit E.Pfalz Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II S. 617.

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Sendung v. Reiffeobergs za Kf., deseen Erbieten sar Vermittelang. 597

Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln 29. März/[8. April] 1665.

[Erbietnngen Beiffenbergs. Mahnung zam Frieden.]

Er hat dem yod E. Mainz an ihn abgesandten Freiherrn v. Reiffenberg 8. April, beweglich zugeredet, mnss demselben auch das Zeugnis geben, dass er eine sonderbare Moderation und Behutsamkeit bei diesem negotio, wie auch nicht geringe Devotion gegen K. Pfalz bezeugt habe, empfiehlt diesem daher, sich desselben zur Beförderung des gütliehen Vergleichs zu bedienen, und wie- derholt seine früheren Mahnungen zum Frieden >).

Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln^ an den Kurfürsten. D. Schloss Brüel 16. AprU 1665.

[auf das Schreiben ?om 22. Märs/1. April. Bechtfertignng des Verfahrens gegen E.Pfalz, Anklagen gegen denselben.]

Er und die anderen gravierten Stände wollen nicht K. Pfalz in seinem 16. April. Lande mit ihren Völkern überfallen, sondern nur ihre eigenen Territorien gegen die je länger je mehr zunehmenden Thätlichkeiten desselben schützen. Die Ausübung des Wildfangsrechtes ist von ihnen stets bestritten, von K. Pfalz aber gewaltsam durchgesetzt und eztendiert worden, so dass der- selbe kraft desselben fast alle obrigkeitlichen Rechte sich angeeignet hat. Den Rechtsweg haben die Interessenten längst ergriffen, sie haben auf dem Reichstage 1653 Klage geführt, der Kaiser hat damals eine Commission nach Speier bestellt, K. Pfalz aber hat sich derselben nicht gefugt und in dieser Sache weder Recht noch Richter jemals leiden woUen. Die Gra- vierten wissen daher nicht, welche Mittel ihnen bleiben, um ihre Oerecht- same zu schützen.

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 20. April 1665.

[auf das Schreiben vom 22. März/1. April. Mittheilang der von ihm in der Wildfangsstreitsache getroffenen Massregeln.]

Er hat seinem an des Kf. Hof anwesenden Reichshofrath Frei herrn 20. April. Johann von Ooess aufgetragen, demselben mitzutheilen, was in dieser

1) Kurfürst Karl Ludwig erwidert darauf (d. Heidelberg 11./21. April 1665). Kf. mochte ihm nähere Mittheilungen über die von Reiffenberg vorgebrachten Beschwerden machen, er wünsche, derselbe möchte „anstatt der oftmals ihm mündlich und sohriffclieh gemachten Sincerationen auch dermaleins derselben wirklichen Effect verspüren lassen*.

>) Ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts erhält Kf. anoh von dem Kurffirsten Karl Kaspar von Trier (d. Carlioh 5. Mai 1665).

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598 10. Der Kurpfalzische Wildfangsstreit.

Streitigkeit die gravierten Stände durch ein ansführliches Klageschreiben and durch den an ihn abgesandten Freiherrn Johann Werner v. Blitters- dorff der Remediernng halber haben sollicitieren lassen and was er des Kf. wohlmeinender Erinnerung nach daranf sogleich resoWiert hat*).

Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurflirsten. D. Martinsburg in unserer Stadt Mainz 25. Mai 1665.

[Anzeige der Besetzung von Ladeoburg.]

25. Mai. Infolge der ?on E.Pfalz in Ladenburg^) verübten Oewaltthaten

und da er die Nachricht erhalten, dass K.Pfalz diese Stadt mit 400 Mann hat besetzen wollen, hat er selbst dieselbe vorher mit seinen Truppen be- setzt, bis ihm der .zugefügte Schaden ersetzt und er ?or dergleichen Gewalt- thaten hinfort hinlänglich gesichert sei.

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg 18./ [28.] Mai 1665.

[Die Besetzung von Ladeuburg. Aornfnog der Hülfe des Kf. auf Grund

der Allianz.]

28. Mai. Er giebt Nachricht über die Besetzung von Laden bürg durch E.Mainz

und über die dort vollführten Oewaltthaten. Er bittet den Ef., sich nochmals beim Eaiser für ihn zu verwenden, E.Mainz zu dehortieren, allenfalls aber uns mit wirklicher Httlff und Assistenz unserer nahen Anverwand- nus und Allianz nach förderlichst beispringen und die verglichene An-

*) Beiliegend Abschrift der Beschwerdescbrift der Alliierten an den Kaiser (d. 25. December 1664), des Schreibens Kaiser Leopolds an den Markgrafen Wilhelm von Baden (d. Wien 20. April 1665), in welchem derselbe beauftragt wird, als Ueberbringer eines kaiserlichen Schreibens sich zu K.Pfals zu begeben und denselben zu ermahnen, die Eingriffe und Excesse, über welche eich die gegen ihn verbündeten Fürsten und Staude beklagten, abzustellen, damit jene nicht zu gewaltsamen Massregelo geuothigt würden, wogegen der Kaiser dahin wirken werde, dass die Sache entweder gütlich oder auf dem Rechtswege bei- gelegt werde (beide gedruckt Diar. Europ. XII Appendix S. 16.52; Londorp IX S. 337. 346) und der Schreiben des Kaisers an K.Pfalz und K.Mains vom 20. und 23. April, worin denselben von der Sendung des Markgrafen Mittheilong gemacht wird.

^ S. «Copia Chur-Mayntz an Chur-Pfaltz abgelassenen Schreibens die ge- waltsame Occupir- und Besetzung der gemeinschaflftlichen Statt Landenborg betreffend. Mit Ghur-Pfaltzischer Seiten in margine gesetzten Notatis etc' und .Qründliche und beständige Abfertigung der Chur-P faltzischen etc. Notaten 1665^ (Diar. Kurop. XIII App. S. 112. 118).

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Besetznog von Ladenbarg. Erbieten d«8 Kf. zur Vermittelung. 599

zahl Völker durch einen Weg, iass selbige das Chur-Mainz. und dero Consorten territoria nicht berühren, uns ehestens zu schicken auch zu avisieren belieben, wann sie in Aufbruch begriffen und welchen Weg sie auf unsere Lande nehmen werden').

Der Kurftiröt an den Kurfürsten von Mainz. D. Lehnin 23. Mai/ [2. Juni] 1665.

[auf das Schreiben vom 25. Mai. Neoes Erbieten zar Yermittelaog. Anfrage, wo die Yerhandlangen stattfinden sollen.]

Er erbietet sich aufs neue zar Vennittelong. Da K. Mainz erklärt 2. Juni, hat, sich des Kaisers Interposition nicht zuwider sein lassen zu wollen, so will aach er jemand von den Seinigen 2U solcher Mediation abschicken, er bittet um Nachricht, ob die YerhandlungeQ zu Regensburg, wo alle In- teressenten ohnedem jetzt ihre Gesandten haben, yorgenommen werden sollen, and mahnt, es inzwischen nicht zn völliger Rnptnr kommen zn lassen*).

Der Kurfürst an den Kurftlrsten von der Pfalz. D. Cöln a. d. Spree 29. Mai/ [8. Juni] 1665.

[aaf das Schreiben vom 22. Mai/1. Jnni. Anerbieten seiner Vermittelang.]

Er theilt ihm die Oegenbeschwerden von E.Mainz und dass er sich 8. Jani. demselben gegenüber zur Vermittelung erboten habe, mit, ersacht ihn, wenn K.Mainz keine weiteren Feindseligkeiten, als was wegen Ladenbarg vorgegangen, tentiere, seinerseits nicht Anlass zn ferneren Weiterangen zo geben, and sich aach wegen Zeit and Ort der Interposition za erklären.

') In einem Schreiben vom 22. Mai/[1. Jani] berichtet derselbe aafs neae über die von K. Mainzischer Seite gegen ihn verübten Oewaltthaten, seine Be- schwerden deswegen beim Kaiser seien ohne Erfolg geblieben, Ef. möchte nochmals sich bei demselben far ihn verwenden, zugleich auch beim Eönige von Frankreich es dahin bringen, dass derselbe seine Gegner von ThätUchkeiten abmahne.

^ Unter demselben Datum ersucht Kf. den Eaiser, da es schon 2U Extremi- täten gekommen sei, durch Einlegung seiner kaiserlichen Autorität das Feuer in der Asche zu dämpfen, die Sache «lasse keine Weitläufigkeit zu, sondern erfordere ein geschwindes reroedium*.

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600 10. Der Karpfalzische Wildfangsstreit.

Der Kurflirst an den Kurfürsten ^on Mainz. D. Cöln a. d. Spree 1./ [11.] Juni 1665.

[AbmahDiiog von Thätliohkeiteo, Hinweie auf seine Alliane mit K.Pfals.]

11. Jaoi. Er mahnt ihn nochmals von weiteren Thätlichseiten ab, anch K.Pfalz, hoffe er, werde von solchen abstehen.

Wir verlangen dieses umb so vielmehr, weil wir nicht unbillig be- sorgen, dass im Fall E. Ld. über alles Verhoffen bei dieser gewaltsamen Ueberziehung eontinuiren sollten, wir wegen der mit ChurPfaltz Ld. aufgerichteten Particular-Alliantz mit in diese Sache impliciret werden dürften, welches wir gerne verhütet sehen möchten.

Der Kurflirst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln a. d. Spree l./[ll.] Juni 1665.

[auf das Schreiben vom 18./ 28. Mai. Hoffonng auf gütliche Beilegong des Streites. Zusage seiner Unterstätznng.]

11. Jaoi. _ Lebe der gänzlichen Hoffnung, es werde nicht allein Ch ur-

Main tz Ld. dero Erbieten zufolge sich nunmehr zu allem gtltlichen Accommodement bequemen, besondem auch Keyserl. May. Dero ofßcia und hohe Keyserliche Autorität mit solchem Nachtruck dahin interponiren, damit allem besorgendem weiteren Unwesen gesteuret werden möge. Gestalt wir dann zu solchem Ende abermal an Chur-Maintz Ld. geschrieben daneben auch unseren zu Begens- purg anwesenden Räthen und Gesandten anbefohlen, sich dahin sorg- fältig zu bemtthen, dass Chur-Maintz Ld. von denen sämbtlichen versamleten Reichs -Ständen von diesem Fürhaben dehortiret werde. Sollte nun dieses alles nicht verfangen, so haben Ew. Ld. sich zu ver- sichern, dass gleichwie wir noch zur Zeit aus demjenigen, so uns dieser- wegen ftlrgekommen, nicht anders urtheilen können, denn dass der- selben durch dieses Verfahren zu viel geschiehet, und die ordentliche Wege, so in dergleichen Fällen im Reich herkommens, von Chur-Maintz Ld. ftlrbeigegangen und an die Seite gesetzet worden, also wir nicht unterlassen wollen, sobaldtj Ew. Ld. Erklärung wegen der Me- diation uns zukommen wird, alle nachdrückliche officia hiebei zu leisten und sowohl der nahen Anverwandtnuss halber als auch in kraft der Allianz hiebei dergestaldt zu erweisen, dass Ew. Ld. unsere freund- vetterliche Affection daraus zu verspüren haben soll.

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Die kaiserliche VermittelaDg. Sendang v. Mahrenholtzs. 601

Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 23. Juni 1665.

[UeberDahme der VermitteluDg. Aufforderung an den Kf., au derselben auch

Theil zu nehmen.]

Er bat dem Markgrafen von Baden anderweitige Commission aufge- 23. Juni, tragen, sich zwischen beiden streitenden Tbeilen zn interponieren , aneb seinem Reicbsbofratb and Kämmerer Leopold Wilhelm Grafen zn Kö- Digsegg und Rottenfels Befehl ertbeilt, sich sofort zo K.Pfalz und dann zn E.Mainz zn begeben und beide Theile zn ermahnen, dass sie sich aller Thätliehkeiten enthalten und berührter Commission statt thnn sollten. Inzwischen hat er des Kf. Schreiben vom 29. Mai/[8. Juni] erhalten, er theilt ihm die Instruktion für den Markgrafen von Baden und Oraf Königsegg mit und stellt ihm anheim, ob er nicht anch jemand der Sei- nigen dorthin abordnen wolle, welcher dieses Werk mit beförderte 0*

Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 22. Juni/ [2. Juli] 1665.

[auf das Schreiben vom 23. Juni. Anzeige der Sendung ▼. Mahrenholtzs an K.Pfalz und K.Mainz.]

Weil £. Keyserl. M. zu Beförderung dieses hochwichtigen 2. Juli. Wercks diensamb zu sein ermessen, dass auch ich jemand der Meinigen zu der disfalls veranlassten Zusammenkunft abfertigen wollte, so habe ich darauf sofort meinem zu Begenspurg sich annooh befindenden Gesandten Churt Asche von Marenholtz gemessene Instruction er- theilet, sieh gleichfalls zu Chur-Pfaltz Ld. und dann ferner zu Chur-Maintz Ld. zu verf&gen und daselbst E. Keys. Maj. höchst- löbliche Intention schuldigstermassen zu secundiren.

Der Kurfürst an v. Mahrenholtz. D. Cöln a. d. Spree 22. Juni/[2. Juli] 1665.

(Auftrag, eich zu K.Pfalz und K.Mainz zu begeben und in Gemeinsobaffc mit den kaiserlichen CommisBaren die Vermittelung zu yereuchen.]

~ befehlen wir Euch hiemit, Eure Sachen also anzustellen, damit 2. Juli. Ihr Euch, sobald Ihr erfahren werdet, dass die Keyserl. Commissarii

0 Auch K.Mainz, indem er (d. St. Martinsburg in Mainz 3. Juli 1665) mit- theilt, dass der Kaiser dem Markgrafen von Baden und dem Grafen Konigseck die Vermittelung aufgetragen habe, stellt dem Kf. anheim, ob nicht auch er jemand zu diesen Verhandlungen absenden wolle, und erklart, auch seine Mit- Interessenten wären damit einverstanden.

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602 10. Der Kurpfalzische WildfaDgBBtreit.

dahin gehen, gleichfalls zu ChurPfaltz und ChurMaintz Ld. ver- fttget, zu dem Ende Ihr dann zu Eurer Legitimation beikommende Creditive sowohl an ChurMaintz als ChurPfaltz' Ld. hiebei zu empfangen. Und weil wir Euch in dieser Sache tlber einem und an- deren, 80 etwan bei dieser Zusammenkunft vorkommen möchte, nicht eigentlich instruiren können, so ist dieses allein unser gn. Wille, dass Ihr alle gute und zu Erreichung der Keyserl. und unserer bei diesem Werk ftlhrenden Intention dienliche officia nach Mtlglichkeit beitragen sollet, dass von beiden streitigen Theilen von aller Gewaltthätigkeit abgestanden und entweder diese Differentien, so viel immer mttglich, in der Gtlte componiret, oder die Sache zu rechtlicher Ausführung verwiesen werden möge. Nachdem auch solches Allerhöchst Ihrer Key. M. gtr. Intention gemäss, als habt Ihr hierunter dero Abgesandten bestermassen zu secundiren und zu Beförderung dieses hochnöthigen Werks alle mQglichste Assistenz zu leisten und uns von allem, was in einem und andern vorgehen, auch ob und wann ein Ort zu einer Zusammenkunft determinirt werden möchte, Bericht abzustatten. -—

Kurfllrst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg 24 Juni/[4. Juli] 1665.

[auf die Schreiben des Kf. vom 29. Mai/ 8. Juni und l./ll. Juni. Erneates Ver- langea der Leistang der allianzmässigeD Hälfe.]

4. Juli. Die Begründung der Besetzung von Ladenburg K. Mainzischerseits

ist ganz nichtig, derselbe mit seinen AdhärenteD hat noch weiter nm sich ge- griffen, dem kann* er nicht länger zusehen. Bei so gestalten Sachen, bevor alles in den früheren Znstand gesetzt worden ist, zu tractieren ist weder reputierlich noch sicher, zumal da seine durch seinen Geheimen Rath Dr. Peil und seinen Residenten am kaiserl. Hof Persius über fünf Wochen betriebenen SoUicitationen so wenig Erfolg gehabt und der Reichsvicekanzler sich höchst parteilich gegen ihn bezeigt hat. Er ersucht daher Kf. noch- mals, ihm die in der Allianz verglichene Volkshülfe sobald wie möglich, laut den expressen terminis der Allianz zuzuschicken und ihm mit der nächsten Post zu berichten, wie bald und auf welchem Wege er diese Hülfe zu erwarten habe, damit er der Gewalt Gewalt entgegensetzen oder doch wenigstens snb clypeo mit seinen Gegnern tractieren könne.

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Senduag v. Mahreoboltzs zor VermitteluDg. 603

Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln 4/ [14.] Juli 1665.

[auf das Schreiben vom 24. jQDi/4. Juli. MaboaDg eu gütlichen VerbaDdluDgeo.)

Gewiss ist Mab reo holt z schon angelangt und ist man in voller Hand- H.Juli. Inng begriffen.

So lassen wir E. Ld. selbst urtheilen, wan wir deroselben itzo Völker zu Hülfe schicken sollten, ob wir uns nicht parteiisch er- zeigen und zu dieser Mediation und Handelung, von deren glücklichen Ausgang wir uns gute Hoffnung machen, ganz untüchtig machen würden. Wir ersuchen demnach- E. Ld. sie wollen dem Werk so lange Anstand gönnen und sich gedulden, bis man sähe, wohin Chur- Mainzes Ld. sich erklären, auch im übrigen bei diesem Werke sich 80 erzeigen, dass der allgemeine Friede beibehalten auch da- durch [nicht] die vorseyende gütliche Hinlegung gehindert oder gar aufgehoben werde.

V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg 17. /[27.] Juli 1665.

[K.Pfalz wünscht eine Allians mit dem Ober- und NiedersächsiBchen Kreise.]

Er ist gestern hier angekommen und ist noch am Abend zur Audienz 27. Joli. bei dem Kurfürsten vorgelassen worden. Derselbe sprach seinen Dank dafür, dass Kf. sich dieses Werk so angelegen sein lasse , und zugleich die Hoffnung ans, dass derselbe, wenn es zur Ruptur kommen sollte, ihm gemäss der Allianz Hülfe schicken würde, gab im übrigen zu bedenken, weil er in dem Kurrheinischen Kreise ganz bloss und allein stünde und die übrigen drei geistlichen Kurfürsten keine ordentliche Kreisverfassnng haben wollten, sondern sich durch besondere Bündnisse allein assistierten, ob nicht ein Mittel zu finden sein möchte, wodurch diesem Unheil abgeholfen werden könnte, namentlich ob nicht eine Allianz zwischen dem Ober- und Niedersächsischen Kreise und ihm zu treffen sei, damit K.Mainz und die- jenigen , welche von demselben dependierten, sich nicht also zu Meistern des Oberrheiostroms machten

V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Mainz 20./ [30.] Juli 1665.

[Erklärung des Karfürsten von Mainz.]

£r ist vorgestern hier angekommen und hat Audienz beim Kurfürsten 30. Juli, erhalten. Dieser contestierte, wie angenehm ihm des Kf. interposition wäre,

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604 10. Der Kurpfalzisohe WildfangBetreit

Kf. würde aas der von ihm und seinen Bandsgenosseo ansgeBtellten Erklärung 1), die er ihm selbst vorlas, jodieieren, dass man ihrerseits sa aller Billigkeit nnd Erhaltung des Friedens geneigt wäre. Wenn es za den Traktaten käme, würde man zu gänzlicher Abhelfung dieser Streitigkeiten E.Pfalz entweder ein Stück Geldes oder Land und Leute zur Satisfak- tion nnd Aufhebung seines privilegii geben und abtreten.

Der kaiserliche Kommissar äusserte, er hätte nicht vermeint, K.Mainz und die anderen Interessierten würden sich so weit herausgelassen haben, man müsste nun K. Pfalz beweglich zureden, dass er diese Offerten nicht ausschlüge. Er hätte überdies noch soviel sondiert, dass E. Pfalz Laden- bürg wohl ganz bekommen könnte, wenn er K.Mainz wegen der Gemein- schaft einige Satisfaktion gebe. Auch K.Cöln nnd K.Trier, sowie der Bischof von Speier nnd der Herzog von Lothringen haben ihre Ge- sandten hier, es soll auch ein engelländischer Gesandter hier gewesen nnd vor einigen Tagen nach Frankfurt verreist sein, er hat von dessen Anbringen und Verrichtung aber noch nichts erfahren können. Morgen wird er mit dem Kaiserlichen Abgesandten zn K.Pfalz nach Friedrichs- burg fahren.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsborg 31. Juli/ [10. August] 1665.

[Verzögerung der VerhaDdloDgeo.]

10. Aug. K.Pf alz hat auf die K.Mainzische Erklärung bisher nur erwidert^ dass er zunächst die Antwort des Kaisers abwarten wolle. Da diese nicht so bald eintreffen kann, so ist Graf Königseck inzwischen in besonderer Commission zu K.Trier und K.Cöln gereist*).

1) 8. «Abdruck der schriftlichen Handlaugen, so aaff die von der Rom. Keyserl. Majest. AUergnädigst beliebte loterposition und Abordnung dero Ab- gesandten, dess Hochwohlgebohmen Grafen, Herrn Leopold Wilhelmen, Grafen zu Köuigsegg und Rotten fels etc. von Chor-Mayntz und dero Consorten an Char- Pfaltz verübten Attentaten halber gewechselt worden.* (Diar. Enrop. XII App. S. 277 ff.); daselbst 8. 292 f. die Erkläroog von K. Mainz nnd Oonsorteo vom 27. Juli 1665.

*) Mahrenholtz meldet am 7./ 17. August von Friedrichsburg aas, K. Pfalz habe sich noch nicht erklart, Konigseck sei noch nicht zarück, heute würden hier 100 von Pfalz-Neuburg zu Hülfe geschickte Reiter ankommen. Die alliierten Truppen (1000 z. Pferd und 1500 z. Fass) zögen sich zusammen und es würden noch mehr nach Ladenburg gelegt

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VerzogeroDg der VerhandlaogeD. 605

Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg 14./ 24- August 1665.

[Wenig gfinstige AasBichteo zum Vergleich.]

Seit seinem letzten Bericht vom 7./17. hat es sich hier je mehr and 24. Aug. mehr zur Rnptnr angelassen. Vorgestern ritt der KarfUrst wieder mit dem Grafen von Eönigseck hinaas, die Völker zn besehen^), nnd fielen unter- wegs, wie auch nach gehaltener Tafel ziemliche harte Discorse von der Partialität am Kaiserlicben Hofe in dieser Sache, von K.Mainz und dem R.Vicekanzler, welches der Graf sich sehr zn Oemüthe zog. Er übergab noch denselben Tag die kaiserliche Resolution 'j , der Korförst erklärte, dass er sich darin ersehen wollte. Man erwartet stündlich 3 Compacrnieen Reiter von den Lünebnrgischen '), welche schon za Frankfurt über den Main gegangen sein sollen.

Ich sehe sonst fast wenig apparence zu Tractaten, und wenn man Sr. Churf. D. zuredet und eines und anders remonstriret,' antworten Sie nur, dass Sie erstlich wollen restituiret sein und Laden bürg wieder haben; wenn die Lüneburgischen Volker ankommen, fürchte ich, dass es ohngeachtet alles, was der Keyserl. H. Commissarius und ich vorstellen möchten, wird angegriffen werden.

Der Kurfürst an v. Mabrenholtz. D. Cöln a. d. Spree 15./ [25.] August 1665.

[MabouDg an R.Pfalz, die VerhaDdlungeo nicht zu verzögern.]

Der Kaiser bat ihn aufgefordert, E.Pfalz zusprechen zn lassen, die2ö. Aog. Sache nicht länger aufzuhalten, sondern Bevollmächtigte zu Verhandlungen zu schicken. Auch Kf. glaubt, E.Pfalz habe keine Ursache, die Verhand- lungen zn verzögern, befiehlt ihm daher, demselben dazu zuzureden, und fügt ein in diesem Sinne gehaltenes Schreiben an denselben bei^).

*) S. den Brief des Kurfarsten Karl Ludwig an seine Gemahlin, die fUngräfln Luise vom 12./22. Augast 1665 (Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig Ton der Pfalz und der Seinen heraasg. von Holland, Bibliothek des literarischeo Vereins in Stuttgart. Bd. GLXVII 8. 156).

') d. Wien 9. August 1665 (Diar. Eur. XII App. S. 295).

*) S. aber diese durch den Schwager des Eurfärsten, den Herzog Ernst August, Bischof von Osnabrück, vermittelte Sendang luoeburgischer Hulfs- truppen nach der Pfalz die Briefe der Herzogin Sophie vom 11./21., 13./23. Qod 20./d0. August 1665 (Bodemann S. 91ff.) und Kocher I S. 439.

*) In einem weiteren Besoript vom 2 1./31. August weist Kf. Mahrenholtz auf dessen Relation vom 14./24. August hin an, falls es zur Ruptur kommen und

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60g 10. Der Kurpfölziscbe WildfaDgsstreit.

V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Mainz 18. Anguat/ 7. September 1665.

[K.PfaUs Forderaog wegen Seqaestrieraog Ladenbiirgs ist von K.MaioE aDgeDommen worden.] 7. Sept. Weil E.Pfalz darauf bestanden hat, dass die Garnison aus Laden- burg abgeführt, nur ein kaiserlicher Commissarius ohne Völker bis zo Anstrag der Sache hineingelegt ^ und darauf zu den Traktaten geschritten werden solle, so haben er und Graf Königs eck sich hieher begeben und K. Mainz dahin gebracht, einen Revers, in welchem dieses zugestanden wird, auszustellen; wenn E.Pfalz, zu dem sie nun zurückkehren wollen, dagegen nichts zu erinnern hat, so soll derselbe von beiden Theilen voll- zogen^, die Garnison abgeführt und die Traktaten begonnen werden.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsbarg 11./ 21. September 1665.

[Ladenborg ist sequestriert worden, die Verhandlangen sollen zu Speier be- ginnen, er wünscht nach Begensbarg surückzakehren.] 21. Sept. Nach vielen von E. Pfälzischer Seite gemachten Difficnltäten ist end-

lich die Sequestration und Evacuation von Ladenburg am vergangenen Freitag vollzogen worden, künftigen Freitag werden die Traktaten zu Speier ihren Anfang nehmen, er wird sich auch dort einfinden. Graf Eönigseck hat sich vorgestern vom Eurfürsten verabschiedet und ist zum Eaiser nach Innsbruck gereist. Der Markgraf von Baden wird auch, wenn etliche Conferenzen gehalten, jemand von seinen Räthen an seiner Stelle verordnen. Auch M. bittet, ihm zu gestatten, nach Re- gensburg zurückzukehren, er glaubt, dass die Traktaten sehr langsam hergehen und wohl gamichts daraus werden wird, er findet E.Pfalz so veränderlich, dass er sich bei der Sache nichts auszurichten getraut*).

der kaiserliche Gesandte abreisen sollte, ebenfalls nach Regensburg znrucksa- kehren. M. erwidert (3./13. September) , er habe dem Befehle des Kf. gemäss sich getreulich bemüht, es nicht zur Raptor kommen zu lassen, habe sich aber dadurch nicht angenehm gemacht.

0 S. den Brief des Kurfürsten Karl Ludwig an die Raugräfio Luise vom 30. August/ 10. September 1665 (Holland S. 162).

^ S. diesen von K.Mainz am 11. September, von K.Pfalz am 30. August/ S.September 1665 ausgestellten Revers Diar. Europ. XII App. S. 135.

*) Kf. ertheilt darauf wirklich (d. Göln 19./29. September 1665) M. die Er- laubnis, nach Regens bürg zurückzukehren, und beauftragt denselben, ihm eine andere geeignete Persönlichkeit für die Fortsetzung der Interpdsitiou vorzn- schlagen, auf die Bitte des Markgrafen von Baden aber weist er ihn ao (d. Cassel 23. October/2. November 1665), noch etwa drei Wochen zu Beförderung der Interposition in Spei er zu bleiben.

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VerhandlaDgen za Speier. 607

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 10./ 20. October 1665.

[Vorschlag der Vermittler. Feiodseligkeiten von K.Pfälzischer Seite.]

E. Pfalz hat auf das durch die Vermittler vorgeschlagene Angebot 0 20. Oct. von 300,000 Gulden pro abolitione jnriom et privilegii sich noch nicht er- klärt. Seine Abgesandten bleiben bei allen Conferenzen dabei, dass sie vorher, ehe sie sich weiter einliesssen, die gravamina der einzelnen Gravier- ten wissen wollten, jene aber antworten, dass sie solche gravamina schon längst mitgetheilt und in öffentlichem Druck haben ausgehen lassen und dass sie ra- tione qualitatis, wenn auch nicht quantitatis, alle gleich graviert seien. Vor- gestern kamZeitung, K.Pfalz sei^ mit 6000 Mann vor des Prinzen de Vande- mont') Quartier zu Wurstadt gerückt, habe die Vorwacht chargiert und, weil die lothringischen und der Alliierten Völker von einander entfernt ge- legen, es so weit gebracht, dass sie sich bis auf eine halbe Stunde vor Mainz haben retirieren müssen, auch einen E. Mainzischen Hauptmann mit 50 Mann gefangen genommen. Die Gesandten der Gravierten haben sich sehr darüber beschwert, anch der Markgraf von Baden zieht es sich sehr zu Gemüth, dass bei währenden Traktaten solche Feindseligkeiten vor- genommen sind.

0 Nachdem in den am 30. September zu Spei er begODDenen Verhandlun- gen ZQDächst nur oebensächliche Fragen , die Hauptsache aber garnicht berührt worden war, da weder K.Pfalz eine Entäcbädigung für den Verzicht auf seine Rechte fordern, noch dessen Gegner eine solche anbieten wollten, hatten end- lich, wie Mahrenholtzam d./13. October meldet, der Markgraf von Baden und er, als Vermittler, den Vorschlag gemacht, dass die Gravierten K. Pfalz 300,000 Gulden anbieten sollten. Schon in diesem Schreibee hatte M. gemeldet, dass es bei Ingelheim zu einem Rencontre zwischen lothringischen Reitern und pfälzischem Landvolk gekommen sei. Vgl. darüber „Eztract Schreibens aus Nieder-Saolheimb den 6. Octobris a. 1665'' und .Wahrhafftiger Bericht wie es in Nieder-Saulheimb ist hergegaogeo." (Diar. Europ. XII App. S. 319 ff.)

^ Vgl. über diese Vorgänge des 4. / 14. October den Brief des Kurfürsten Karl Ladwig an die Raugräfin Luise von demselben Tage (Holland S. 169) und die Flugschrift: „Wahrhafter Bericht, welcher gestalt Gh.Pfaltz von denen zu Speyer bey der Kaiserl. Commission und Charbrandenburg. Mediation ver- anlassten gütlichen Tractaten abgesprungen und die gravirte ChFürsten, Stand und immediat Reichs -Ritterschaft mit voller Heeresmacht in ihren Territoriis aber- zogen,* und die Gegenschrift: « Wahrhafter Gegenbericht, welcher gestalt nicht Chur-Pfaltz, sondern Chur-Mayntz und Gonsorten etc.* (Diar. Europ. XII App. S. 314 f. 316 ff.)

') Befehlshaber der lothringischen Truppen.

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608 10. Der Karpfälsische WildfaogBStreit.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 17./27. Oetober 1665.

[UnterbrechaDg der Traktaten. VerhaDdlnDgen Gieses und Risancoorti.]

27. Oct. Da K.Pfalz sich wegen des vorgeschlagenen Aequivaleots noch nicht erklärt nnd seine Gesandtschaft zn sich nach Oppenheim bernfen hat, so können die Traktaten nicht fortgesetzt werden, inzwischen aber kommen t&glich Zeitnngen, dass es zur Ruptnr gekommen ist nnd allerhand Feind- seligkeiten vorgehen. Der Markgraf von Baden nnd er haben den Gesandten beider Theile deswegen ernstliche Yorstellnngen gemacht. Der Markgraf ist gestern von hier abgereist, hat aber versprochen, in wenigen Tagen zurückzukehren. Derselbe hat ihm im Vetranen mittheileu lassen, er habe Nachricht, dass beide Theile ihre Streitigkeiten den Kronen Frankreich nnd Schweden und dem Hause Braunschweig untergeben und dieselben zu Schiedsrichtern erwählt hätten, was dem Kaiser nnd dem Kf., zumal da- durch deren Mediation zurückgesetzt würde, wohl nicht gefallen würde. Dass der Pfalzneuburgische KanzlerG i e s e und der Lothringische Gesandte Ri s an - court bei K.Mainz und K.Pfalz etwas negotiieren *) und von dem einen zum anderen reisen, ist sicher und wird von den Gesandten beider Theile zugestanden ').

Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. auf unserm Ambthause Hornburg 18. /[28.] Oetober 1665.

[K.Mainzs Beschwerde aber den Ueberfall gegön die Truppen der Alliierten, Ab- mahnung von weiteren Thättichkeiten.]

28. Oct. K.Mainz hat sich beklagt') über den Ueberfall, welchen trotz der zu-

gesagten Wafifenruhe K.Pfalzs Truppen gegen die alliierten Truppen unter- nommen haben.

Nun müssen wir zwar von diesen Proceduren, so lang wir von E. Ld. selten nicht informiret sein, unser Judicium suspendiren, sollte solche Sache aber auf E. Ld. Befehl, welches wir doch nicht glauben können, fürgangen sein, so lassen wir dieselbe hochvemUnftig judi- ciren, wie solches nicht allein der Rom. Keyserl. Maj. und auch

0 8. die Briefe des Eorfaraten Karl Ludwig an die Bangrafin Luise vom 15./25. and 2L/3L Oetober 1665 (Holland 8. 170f).

') Ef. weist auf diese Relation hin ▼. M. an (d. Cassel 27. Oetober/ 6. No- vember 1665), wenn jene Remonstrationen nichts feuchten und es doch cur Rup- tur kommen sollte, sofort abzureisen.

*) in einem Schreiben vom 20. Oetober 1665. Kf. erlasst anter demselben Datam auch an denselben ein Schreiben, in welchem er ihn ermahnt, sich doreh jene Thätlichkeiten nicht zum Abbrach der Traktaten nnd zur Erwiderung der Feindseligkeiten bewegen zu lassen, und erklart, falla E.Pfalz jene anbefohlen haben sollte, sich bemuhen zu wollen, dass derselbe dafor Satisfaktion leiste.

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VerhftQdliiDgen zu Oppenheim und Speier« 609

uns, indem ein anders versprochen worden, zur Verkleinerung ge- reichen, besondem auch den furhabenden gütlichen Vergleich gänz- lich behindern würde und nicht GhurMayntz Ld. verdacht werden können, sich hierüber zum höchsten zu beschweren und gegen solche Hostilitäten mit gleicher Bezeigung zu verfahren, wovon wir dieselbe gleichwohl abgemahnet und gebeten, die Tractaten einen Weg als den andern zum Schluss befördern zu helfen. Ersuchen demnach E. Ld. nochmahlen Sie wollen mit Zurücksetzung aller ferneren That- handlung die soweit gebrachte gütliche Handlung femer facilitiren.

V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Speier 24 October / ' 3. November 1665.

[Der OppeDheimer Recess.]

Der E.MaiDzische Abgesandte hat ihm sagen lassen, dass die Präli- 3. Nov. minartractaten zu Oppenheim, zu denen sich Oreiffenclaa, Giece UDd Risancourt gebrauchen lassen, dahin geschlossen sind'), dass die Haapthandlang hier förderlichst reassumiert, in zwei Monaten geendigt oder in vier Monaten per compromissnm ausgemacht nnd der hierüber aufgerichtete Recess dem Markgrafen nnd ihm zur Ratification hieher geschickt werden solle, inmittelst wäre ein Waffenstillstand auf 8 Tage publiciert worden.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 7./ 17. November 1665.

[Vergleich über die streitigeo Pancte. Pablicierang des FriedeoB.]

Der Nenbnrgische Kanzler Giese ist von Heidelberg nach Mainz 17. Nov. gegangen und bat die Sache soweit gebracht, dass die Snspension der jura während der Tractaten von K.Pfalz angenommen ist und die Alliierten erklärt haben, während dieser Tractaten in den streitigen Dörfern auf zwei Stundenweit von Heidelberg, Mannheim und Frankentbai garkeine, in den übrigen höchstens 5 Mann einzuquartieren. Der Markgraf und er selbst haben den Recess spe rati unterschrieben. Vorigen Mittwoch [l./ll.] ist der Stillstand um gewesen und haben beide Theile wieder Feindselig- keiten unternommen, Sonntag Mittag [5./ 15.] aber ist der Friede publiciert worden und werden die Völker nunmehr abgeführt, morgen wird man hier wieder mit den Tractaten beginnen.

^) S. den Oppenheimer Recess vom 21./31. October 1665 (Diar. Europ XII App. S. 322 ff. LoDdorp IX S. 379 f.).

Ilat«r. X. Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 39

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610 10. Der Klarpfalzische WildfftDgsstreit.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 12. /22. December 1665.

JFrachtlosigkeit der hiesigen VerhaDdlangeD , aDScheinend gehen wieder beson- dere Verhandlungen nebenher.]

22. Dec. Vergeblich haben der Markgraf von Baden und er die K. Pfälzische

Gesandtschaft ermahnt, einen Anschlag ihrer jura zu übergeben nnd eine Satisfaction und Aeqnivalent zu fordern, jene bestehen darauf, dass das Gegentheil eine Ofiferte, und zwar an Land und Leuten mache, worauf sich aber die Gravierten nicht einlassen wollen. Der Neuburgische Kanzler Giese ist wieder hier gewesen nnd Sonnabend [9./19.] mit Greiffenclau nach Mainz gefahren; etliche meinen, er habe von K.Pfalz Vollmacht, ein Aeqnivalent zu fordern, es sollte aber nicht vor die Commissiou gebracht werden, sondern sie würden wohl wieder, wie zu Oppenheim, ä part trac- tieren und, wenn ein Recess aufgerichtet, denselben wie neulich ihnen ad rati- ficandum übergeben. Die zwei Monate, welche vermöge des Oppenbeimschen Recesses zu diesen Tractaten angesetzt sind, sind schon bis auf wenige Tage verstrichen, und ist fast nichts ausgerichtet worden ').

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 2./ 12. Januar 1666.

[Verhandlungen zu Heidelberg wegen der Entschädigung für K.Pfalz.]

12. Jan. K.Mainz nnd K.Pfalz haben den Markgrafen und ihn benachrichtigt,

dass zu Beschleunigung der hiesigen Conferenzen ihre Deputierten zu Hei- delberg im Werk begriffen seien, ratione qnanti zu verhandeln. Nach dem Bericht des Speierschen Kanzlers soll K.Pfalz 400,000 Gulden an Land und Leuten und stehenden Gefallen fordern , und würden , obgleich es eine hohe Summe sei, die Gravierten sich doch wohl, damit man end- lich aus der Sache käme, dazu resolvieren.

Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 15./ 25. Januar 1666.

[Abbruch der V erhandlangen. j

25. Jan. Was es mit den Heidelbergischen und daher auch mit den hiesigen

Tractaten nunmehr für einen Ausgang genommen, wirdKf. ans der beifolgenden

1) Nachdem M. auch am 19./ 29. December berichtet, dass die Tractaten nicht vorräckten, weist ihn Kf. 9./ 19. Janaar 1666 an, wenn er merken sollte, dass man nicht in kurzem mehr Ernst in der Sache bezeige, sich zum Aufbriich fertig zu halten.

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Abbrach der VerhaodlaDgeo. 611

Protestation der Gravierten*) und dem Schreiben von K.Pfalz'), darin der Markgraf and er gleichsam ihre Abdankung und Abfertigung erhalten haben, ersehen. Er wird des Kf. Rescript zufolge sich nächster Tage nach He- gensburg begeben').

0 lo derselben (d. Heidelberg 25. Januar 1666) erklären dieselben, nachdem K.Pfalz die von ihnen bewilligte Summe nicht angenommen habe und dem Oppen- heimer Recess zuwider das Schlosi Hoheneck nicht wolle räumen lassen, revo- cierten sie alle ihre bisherigen Zugeständnisse und erböten sich zu dem in dem Oppenhei mer Recess für den Fall, dass es zu keinem gütlichen Ausgleich käme, verglichenen Gompromiss.

') In demselben (d. Heidelberg 15./25. Januar 1666) zeigt K.Pfalz ihnen bei- den an, er habe erkannt, dass es den Alliierten mit den gütlichen Tractaten kein rechter Ernst gewesen sei, er ernenne, da die Sache nun durch ein Gompromiss abgemacht werden müsse, die Könige von Frankreich und Schweden zu Schiedsrichtern und den Kaiser zom Obmann, und dankt ihnen für die bei den Conferenzen zu Speier aufgewandten Bemühungen. S. auch die Schreiben des- selben au den Konig von Schweden vom 19./29. Januar 1666 (Diar. Europ. XII App. S.347) und an den Kaiser vom 10./20. Juli 1666 (XIII App. S. 686):

^ Auf diese Relation erwidert Kf. 2./12. Februar 1666: „ob wir wohl ungern daraus ersehen, dass sowohl die zwischen GburMainz und GhurPfaltz vor- gewesene Handlung als auch die GhurPfalzischen Entfernungstractaten (8. oben 8. 77) fruchtlos abgegangen, so sein wir doch mit euer desfalls angewandten Negotiation, so uns auch von anderen gerühmet worden, wohl zufrieden. **

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Abschnitt 11.

Der Münstersche Krieg. 1665-1666.

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Einleitung.

Der Krieg, welchen im Jahre 1665 der Bischof von Münster Chri- stoph Bernhard von Galen^ gegen die Republik der Vereinigten Nie der! an de unternahro, war ein Akt der Rache für mehrfache Uebergriffe und Oewaltthaten , welche sich dieselben gegen ihn ähnlich wie gegen ihre anderen deutschen Nacbbaren ') erlaubt hatten. Den Hauptstreitpunkt bil- dete die schon seit langer Zeit spielende Borkeloer Angelegenheit. Die zwischen dem Bisthum Münster und den niederländischen Provinzen Gel- dern nnd Overyssel gelegene Herrschaft Borkelo war, nachdem der letzte rechtmässige Inhaber, Graf Jodokus v. Brnnkhorst, 1553 ohne Nachkommen gestorben war, als erledigtes Lehen von dem damaligen Bi- schof von Münster eingezogen worden, Ansprüche, welche die von weib- licher Seite mit dem letzten Besitzer verwandten Grafen von Limburg- Stjrnm auf dieselbe erhoben, waren sowohl von dem Münsterschen Lehns- gericht als auch von dem Reichskamniergericht zu Speier zurückgewiesen worden. Der Graf Jodokus von Li mbnrg-Styrum aber hatte sich darauf an die Regierung von Geldern gewendet, diese hatte trotz des vom Kaiser nnterstützten Protestes des Bischofs unter Berufung darauf, dass Borkelo unter ihrer Gerichtsherrlichkeit stehe, die Sache ihrem Gerichts- hof zu Arnheim übertragen und hatte, nachdem derselbe 1615 zu gunsten des Grafen entschieden und das Bisthum Münster zur Herauszahlung der inzwischen von dort bezogenen Einkünfte verurtheilt hatte, jenen mit Gewalt dort eingesetzt nnd die Münstersche Besatzung vertrieben. Unterhandlun- gen, welche der damalige Bischof Ferdinand, zugleich Kurfürst von Cöln, mit den Generalstaaten anknüpfte, waren vergeblich, auch ein neuer Spruch des Reichskammergericbts 1642 wurde um so weniger beachtet, als damals während des dreissigj ährigen Krieges weder der Bischof noch die Reichs- gewalt im Stande waren nachdrückh'ch aufzutreten. Bischof CbristophBern-

^) S. über deDselbeo Joa. ab Alpen, Decadis de vita et rebus gestis Christophori Bernardi episcopi et priocipis Monasteneosis pars I u. II, Müoster 1694 n. 1703. Tücking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Ber- nard von Galen. Münster 1865.

*) S. Droysen III 3 S. 61 ff.

^ S. Alpen I 8. 597 ff. Täcking S. 120ff.

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616 11- ^^^ Manstersohe Krieg.

bard, welcher bald nach Beendigang jeoes Krieges 1651 in Munster zur Regierang kam, hatte die Ansprüche seines Stiftes wieder aufgenommen nnd hatte*) 1652 von der Provinz G e 1 d e r n die Zurückgabe vonBorkelo gefordert, war aber dort und dann auch von den Generalstaaten abgewiesen worden. Nach längerer Frist, nachdem er inzwischen Anfang 1661 der Rheinischen Allianz beigetreten war und mit Hülfe der Alliierten sowie des Kaisers seine nach der Reichsunmittelbarkeit strebende Stadt Münster unter- worfen, dabei aber auch wieder die Feindschaft der Holländer erfahren hatte, hatte er 1663 neue Unterhandlungen mit den Generalstaaten wegen Bor* kelo angeknüpft, aber^) obwohl König Ludwig XIV. durch seinen Gesand- ten im Haag, den Grafen d^Estrades, sich seiner annahm, hatten jene doch die Sache hingezogen, ohne dass die Forderung des Bischofs erfüllt oder überhaupt irgend eine Entscheidung erfolgt wäre. Inzwischen aber war zwischen ihnen und dem Bischof ein neuer Streit entbrannt infolge der Einmischung beider Theile in den ostfriesisch^lichtensteinschen Streit'). Seit vielen Jahren schuldete der Fürst von Ostfriesland dem von Lichtenstein eine Mitgift von 300,000 Thalern, schliesslich im Jahre 1663 erklärte der Reichshofrath diese Schuld für verfallen und beauftragte den Bischof von Münster mit der Einziehung derselben. Graf Georg Chri- stian von Ostfriesland, ausser Stande dieselbe zu bezahlen, suchte .\uf8chub und wandte sich an die Generalstaaten, welche sich auch erboten, ihm das Geld vorzustrecken, aber dafür die Einräumung der Dieler Schanze for- derten. Um dieses zu verhüten, liess der Bischof (7. December 1663) die Dieler Schanze von seinen Truppen überrumpeln und besetzen, und als darauf die ostfriesischen Stände mit Hülfe der Holländer das nöthige Geld zusammenbrachten und sieh zur Zahlung desselben erboten, weigerte er sich, dasselbe anzunehmen, wenn nicht die Schanze geschleift würde. Allein nun trafen die Generalstaaten Rüstungen, verlangten drohend die Räumung der Schanze, und da jener erklärte , nicht ihnen sondern dem Grafen von Ostfriesland nach Zahlung der Schuldsumme dieselbe übergeben zu wolleo, Hessen sie nach vergeblichen weiteren Unterhandlungen die Belagerung der Schanze beginnen und zwangen (4. Juni 1664) die münstersche Besatzung zur Capitulation. Unmittelbar darauf (17. Juni 1664) erliessen sie an deo Bischof ein Schreiben, in welchem sie von demselben die Rückzahlung der seit 1553 aus Borke lo bezogenen Einkünfte in Höhe von 1,500000 Gulden forderten und im Weigerungsfalle mit Execution drohten.

Der Bischof hatte damals den grössten Theil seiner Truppen dem Kai- ser nach Ungarn zu Hülfe gegen die Türken geschickt, er selbst war, als er jene Nachrichten erhielt, gerade auf der Reise nach Wien begpriffen, am die ihm übertragene Stellung als Director des Reichskriegsraths *) anzo-

0 8. Alpen I S. 90ff.

^ S. Alpen I S. 590ff. Mömoires d'Estrades U S. 40. 137. 156. 230. 356. m S. 240 ff. 246 ff.

^ S. Alpen I S. 597 ff. TUcking S. 120 ff. *) S. oben S. 227.

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EiDleitang. 617

treten, er war so vorläDfig ausser Stande, irgend etwas gegen die Hollän- der zn unternehmen, aber er war auf das tiefste erbittert durch die ihm von denselben widerfahrene Behandlung und er hat sich seitdem mit Rache- gedauken gegen dieselben getragen. £r hat, nachdem der Krieg in Ungarn schon im September 1664 sein Ende gefunden hatte, sich noch bis Mitte October in Wien aufgehalten, obgleich nach wie vor Mitglied der Rheini- schen Allianz war er doch schon im vorhergehenden Jahre ^) während seines Aufenthaltes auf dem Reichstage zu Regensburg zu dem kaiserlichen Hof in sehr enge Beziehungen getreten, welche jetzt noch befestigt wurden, ohne Zweifel hat er seine gegen die Holländer gerichteten Pläne demselben mitgetheilt und hat von dort her billigende und ermuthigende Znsicherungen erhalten^), hat vielleicht') seinerseits in Aussicht gestellt, Spanien und den Kaiser gegen Frankreich, wenn dieses die spanischen Niederlande angreifen sollte, zu unterstützen» doch ist es jedenfalls zu keinen festen Ab- machungen gekommen.

Für die Ausführung der Rachepläne des Bischofs schien sich bald eine günstige Gelegenheit darzubieten. Schon im Sommer 1664 hatten die Streitigkeiten zwischen England und Holland ihren Anfang genommen, welche schon damals den Ausbruch eines Krieges zwischen beiden Seemächten voraussehen Hessen, zu Ende des Jahres kam es dann zunächst in den bei- derseitigen Colonieen zu Feindseligkeiten, im März 1665 erfolgte die officielle Kriegserklärung von seiten Englands, am 13. Juni wurde eine erste grössere Seeschlacht geliefert, welche für die Holländer unglücklich endigte. Der Bischof hat diese Gelegenheit mit dem grössten Eifer ergriffen, ganz ins- geheim sandte er im Frühling 1665 den Obristlieutenant v. Wreden nach England, um dem Könige ein Bündnis gegen Holland anzubieten, und schon nach kurzen Verhandlungen wurde am 13. Juni zu London ein Ver- tragt) unterzeichnet, in welchem der Bischof zusagte, innerhalb 2 Monaten ein Heer von 20,000 Mann zu Fnss und 10,000 Reitern aufzubringen und mit demselben gegen die Holländer den Krieg zu eröffnen, wogegen sich der englische König zur Zahlung von Subsidien, und zwar für die ersten drei Monate von 500,000 Thalern in 3 Raten, und für jeden folgenden Monat, so lange der Krieg gemeinschaftlich geführt würde, von 5();000 Thalern verpflichtete. König Karl IL, welcher am 21. Juli diesen Vertrag ratifi- cierte, sandte darauf Lord William Templean den Bischof, dieser ^) begab

0 Schon l.Febrnar 1663 meldet dieses £ b trade s seinem Könige (M6m.II Ö.64).

') In Cleve wirft 20. März 1666 der mänstersche dem kaiserlichen Gesandten vor (ürk. n. Akt. II S. 377): qne Temperenr son maltre avait an manvais cod- aeil; qn'il embarqoait les princes, qni avaient qaelqne confiance en lui, daos des guerres et manvaises affaires et aprds les abandonnait.

^ So vermntbet Ludwig XIV., e. dessen Schreiben an d'Estrades vom 29. AaguBt 1665 (M6m. d'Estrades III S. 357;.

«) 8. Alpen I S. 670 ff.

^) S. dessen Brief an seinen Vater vom 6. September 1665 (bei Wiens, Sammlung fragmentarischer Nachrichten über Christoph Bemard von Galen, Fürst- bischof zu Münster S. 99f.) und M^m. d'Estrades III S.271 f.

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618 n. Der MüDstersche Krieg.

sich auch ganz iosgeheitn dnrch die spanischen Niederlande ea demselben nach Coesfeld , brachte dort den Traktat zum Abschlnss and Hess darauf die erste Rate der Snbsidien in Antwerpen an den Bischof anssahlen. Schon vorher hatte dieser seine Rüstungen begonnen, wnsste aber den Zweck derselben so geschickt zu verbergen, dass sich die versohiedeoartig- sten Gerüchte darüber verbreiteten nnd man auch in Holland trots der Warnangen Ludwig XIY. sorglos blieb und es verabsänmte, rechtzeitig die nöthigen Vertheidigungsraassregeln zu trefifen. Erst Mitte September Hess der Bischof die Maske fallen , am 14. September sandte er an die Generalstaaten ein Ultimatum und Hess, ohne die Antwort derselben abzu- warten, seine Truppen von verschiedenen Seiten in die niederländischen Provinzen eindringen. Freilich hat er diesen Krieg') so planlos nnd unge* schickt geführt, dass er auch zu Anfang, obwohl die Holländer völlig über- rascht wurden, nur einen Tbeil des platten Landes verwüstet und einige unbedeutende Plätze eingenommen bat und dann, nachdem die Holländer eilige Rüstungen getroffen nnd auf ihre Bitte ihnen ein französisches Hülfs- corps geschickt war, bald seinen Fortschritten Einhalt gethan worden ist. In jenem Vertrage des Bischofs mit England war auch dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Pfalzgrafen von Neu bürg der Zutritt zu dem Bündnisse gegen Holland und, falls sich dieselben dazu verstehen sollten, ein Antheil an den von England zu zahlenden Snbsidien vorbehalten worden woraus ersichtlich ist; dass man damals noch die Hoffnung gehabt hat, aneh die Bundesgenossenschaft dieser Fürsten, welche ebenfalls vielfache Unbilden von den Holländern erlitten hatten und in manche Streitigkeiten mit den- selben verwickelt waren, zu gewinnen. Versuche dazu hat der Bischof schon vorher bei G^legenheic und unter dem Vorwande der Vermittelnng der Streitigkeiten, durch welche jene beiden Fürsten bisher einander entfremdet waren, gemacht. Diese Bemühungen nnd das Verhalten des Kurfürsten denselben gegenüber sind oben in dem 8. Abschnitte dargelegt worden, es hat sich dort ergeben, dass der Kurfürst, welcher allerdings auch entschlossen war, die Verwickelung Hollands in den englischen Krieg in seinem Interesse auszunützen , anfangs auch auf jene weiteren Anträge des Bischofs einge* gangen ist, so dass er sogar in Dorsten auch über eine nähere Vereinigung der drei Fürsten behufs gemeinschaftlicher Geltendmachung ihrer Ansprüche gegen Holland verhandeln liess, dass er aber nachher, nachdem er erkannt hatte, mit wie kühnen und gewaltthätigen Absichten sich der Bischof trug, die Ratification jenes dritten Vertrages verweigert und diese Verhandlungen unter dem Vorwande, sie bis zu seiner für den Sommer beabsichtigten Hin- kunft nach Cleve verschieben zu wollen, abgebrochen hat')> während Pf als* Neubnrg aus Rücksicht auf Frankreich, welches das ganze Treiben

0 S. über den Verlauf desselben Aitzema V S. 642ff. Alpen I S.688r. Täcking S. 133 ff.

^ 8. die Rescripte des Kf. vom 8./18. März (S. 542), 29. März/8. April (S. 544) und 8./18. April 1665 (S. 546).

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EioleitQDg. 619

des Bischofs mit dem grössten Misstraaeo ansah und aoch in jenem zweiten zn Dorsten abgeschlossenen Vertrage, der an and für sich sehr onschnl- digen Defensivallianz zwischen den drei Fürsten, einen im österreichischen Interesse gemachten Versach zar Sprengung der Rheinischen Allianz er- blickte and daher demselben entgegen wirkte, sich schon in Dorsten selbst von jenen weiterzielenden Verhandlangen zurückgezogen and jenen Vertrag von den Seinigen überhaupt nicht hat unterzeichnen lassen.

In diesem Abschnitte sind aas dem sehr umfangreichen Aktenmateriale die wichtigeren Dokumente zusammengestellt, welche die Politik des Kur- fürsten während des Krieges selbst von dem Moment an, wo die kriege- rischen Pläne des Bischofs zu Tage treten, bis zum Abschluss des Clevi- schen Friedens veranschaulichen. Diese Politik desselben Ist 0 ganz im Gegensatz zu dem leidenschaftlichen, rücksichtslosen Auftreten des Bischofs eine sehr vorsichtige und weitblickende. Wenn irgend einer so hatte der Kur- fürst Veranlassung, über das Verhalten der niederländischen Regierung ent- rüstet zu sein, und wohl hat er den Wunsch gehegt, bei dieser Oelegenheit dieselbe zu nöthigen, wenigstens einen Tbeil der Ansprüche, welche er an sie zu stellen hatte, zu erfüllen, aber dadurch hat er sich in seinen entscheidenden Entschlüssen nicht bestimmen lassen, vielmehr hat er erkannt, dass er nach wie vor in seinem eigenen, im allgemein protestantischen und im europäischen Interesse auf die Bundesgenossenschaft mit Holland angewiesen sei, dass er verhüten helfen müsse, dass dasselbe nicht dem doppelten Angriffe von der See und vom Lande her erliege oder sich ganz in die Arme Frankreichs werfe, daher hat er schliesslich seine Forderungen auf das bescheidenste Maass herabgestimmt, um den Abschluss des Bündnisses mit Holland trotz des Uebelwollens der dort herrschenden Partei zustande zu bringen, und nachdem dieses gelungen, hat er, um den unberechenbaren Wechselfällen eines auf deutschem Boden zu führenden Krieges zuvorzukommen, sich nach beiden Seiten hin auf das äusserste bemüht, den Frieden herzustellen, ehe er selbst die Waffen zu erheben brauchte, und hat auch dieses Ziel glück- lich erreicht. Die hier publiclerten Aktenstücke lassen sich entsprechend den verschiedenen Richtungen, welche nach einander die Politik des Kur- fürsten verfolgt, in 4 Gruppen sondern. Die erste umfasst die Dokumente von Mitte Juli bis Mitte Oktober 1665. Dieselben zeigen, wie der Kurfürst, von vorneherein mit dem Unternehmen des Bischofs, welches den Frieden auch in Deutschland zu stören droht und dessen letzte Ziele er nicht zu durchschauen vermag, unzufrieden, auf das ihm von holländischer Seite angesichts der von demselben drohenden Gefahr gemachte Anerbieten einer Erneuerung der früheren Allianz bereitwillig eingeht, aber entschlossen ist, bei dieser Gelegenheit von den Holländern die Erfüllung seiner be- rechtigten und schon oft wiederholten Forderungen, nämlich die Räumung wenigstens eines Theiles seiner clevlschen Festungen, eine billige Regelung

>) Vgl. Droyaen HI 3 S.Töff., der ebeoBO wie Pufendorf 1. X §9—17 (8. 647 ff.) schon einen Theil der hier poblicierten Aktenstöcke benutzt hat.

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620 11. Der MÜDStnrsche Krieg.

der Hofeyserschen Schaldsache und die Ueberlassung des Genoeper Zolls dorchzosetzen, and wie er, als jene darauf nicht eingehen wollen, sondern in der HofiPnung, sich von anderswoher billigere Hülfe verschaffen zu können, sich an diebrannschweigischeu Herzoge wenden und diese um Ueberlassung ihrer Truppen gegen Subsidienzahluug angehen, um sein Ziel doch zu er- reichen, sich bemüht, diese Fürsten zu engem Zusammengehen mit ihm zu vermögen, wie er aber trotz der ihm anfangs gemachten Zusagen von den- selben im Stich gelassen wird, wie er indessen, nachdem er zuerst durch dieses treulose Verhalten derselben in heftigen Zorn versetzt ist, sich doch bald beschwichtigen lässt und wieder in ein gewisses Einvernehmen mit den- selben tritt. Neben den Berliner Archivalien sind hier auch einige inter- essante Dokumente aus dem Hannoverschen Archive aufgenommen worden. Eine zweite Periode bildet die Zeit von Mitte October bis Anfang Decem- ber 1665. Der Kurfürst, besorgt gemacht namentlich durch das Herbei- ziehen der französischen Hülfstruppen durch die Holländer, begiebt sich selbst mit dem grössten Theile seiner vorhandenen Truppen, nachdem er weitere Rüstungen angeordnet hat, nach dem Clevischen und bemuht sich, um weiteren Verwickelungen und Gefahren vorzubeugen, eine möglichst schnelle Beendigung des Krieges herbeizuführen, zu diesem Zwecke sucht er eine engere Vereinigung der mächtigeren benachbarten protestantischen Fürsten, auch unter Hinzuziehung einiger katholischer, zustande zu bringen, er verhandelt deswegen noch in Berlin mit dem zu ihm gekomme- nen schwedischen Gesandten K leihe, dann unterwegs mit den braun- schweigischen Herzogen, Hessen-Cassel und dem Bischof von Paderborn, entsendet zugleich auch noch von der Reise aus v. Schöning zum Bischof von Münster, um diesem seine Vermittelung anzutragen, aber der Bischof weist dieselbe trotzig zurück und auch die Bemühungen des Kurfürsten bei jenen anderen Fürsten haben keinen weiteren Erfolg, als dass der Herzog von Wolffenbüttel und der Bischof von Paderborn, welcher letztere aus besonderen eigenen Interessen die Beendigung des Krieges wünscht, sich bereit zeigen, auch ihrerseits auf den Bischof von Münster einzuwirken und ihn zum Frieden zu mahnen. Ebensowenig er- folgreich sind die gleichzeitig im Haag fortgesetzten Verhandlungen; aller- dings zeigen sich Ende October und Anfang November die Generalstaaten geneigt, die Allianz mit dem Kurfürsten zu erneuern, ihm die eine seiner clevischen Festungen Orsoy zu übergeben und ihm für die Stellung eines grösseren Truppencorps, als er durch jene Allianz verpflichtet sein würde, Subsidlen zu zahlen, und der Kurfürst ist bereit, daraufhin abzuschliessen, aber nun strebt die antioranische Partei, an ihrer Spitze der im engsten Einvernehmen mit dem französischen Gesandten stehende Rathspensionär de Witt, der von der Flotte nach dem Haag zurückgekehrt ist, die schon gemachten Zugeständnisse wieder rückgängig zu machen, so dass man sich jetzt dort nur gewillt zeigt, dem Kurfürten, wenn er am Kriege gegen Münster Theil nehme, entweder die Räumung von Orsoy oder Subsidien zu bewilligen, welche Bedingungen von dem Kurfürsten verworfen werden. Derselbe ver-

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BioleitQDg. 621

sucht nun eine Vereinigaog der Stände des westfälischen Kreises zustande zu bringen und dnrch diese auf beide kriegführenden Theile einwirken zu lassen, und er entsendet deswegen v. S c b ö n i n g an den Kurfürsten von C ö 1 n and den Pfalzgrafen ?on N eu b u r g , aber auch hier gelingt es ihm nicht, diesen eigentlichen Zweck zu erreichen, sondern er muss sich damit begnügen, dass auch jene beiden Fürsten zusagen, seine Friedensbemühungen bei dem Bischof von Münster zu unterstützen. Eine dritte Gruppe bilden die Dokumente aus der Zeit von Anfang December 1665 bis Mitte Februar 1666. In dieser Zeit gestalten sich die Verhältnisse für den Kurfürsten dadurch günstiger, dass einerseits auch der Kaiser sich durch seinen Gesandten F r i q u e t im Haag um die Herstellung des Friedens bemüht und dass es diesem gelingt, mit de Witt ein Frieden sproject zu fereinbaren, welches dann der ursprünglich an den Kurfürsten geschickte kaiserliche Gesandte de Goes dem Bischof überbringt, dass andererseits König Ludwig XIV. von Frankreich, freilich aus ganz anderen Absichten, um die Durchführung seiner auf die Erwerbung der spanischen Niederlande gerichteten Pläne zu erleichtern, den Münsterschen Krieg zu beendigen und den Kurfürsten enger an sich zu ketten wünscht und daher den Abschluss des Bündnisses desselben mit Holland befördert, dass endlich der Kurfürst selbst, um dieses zu erreichen, den Holländern entgegenkommt, die Forderung der Räumung seiner clevischen Plätze vor- läufig fallen lässt und die ihm von englischer Seite durch den nach Cleve geschickten Gesandten Vane gemachten Anerbietungen zurückweist. So werden die Verhandlungen mit Holland zunächst im Haag und dann seit Ende Januar 1666, nachdem v. Beverning als holländischer Bevollmäch- tigter nach Cleve gekommen ist, dort fortgesetzt und nach vielen Schwie- rigkeiten, welche das Uebelwollen und die Hartnäckigkeit der in Holland herrschenden Partei bereitet, werden endlich unter Mitwirkung des auch dorthin gekommenen französischen Gesandten Colbert-Croissi am 16. Fe- bruar die beiden Verträge abgeschlossen, durch welche die Allianz des Kurfürsten mit Holland vom Jahre 1655 mit einigen Modificationen erneuert wird und der Kurfürst sich verpflichtet, gegen Zahlung von Subsidien mit einer eigenen Armee von 12,000 Mann an dem Kriege gegen den Bischof von Münster Theil zu nehmen, sich aber ausbedingt, zunächst bis zu der Ratification dieser Verträge, welche in 14 Tagen erfolgen soll, noch einen neuen Versuch machen zu dürfen, den Bischof zum Frieden unter jenen im Haag projectierten Bedingungen zu bewegen, üeber die mit Bever- ning in Cleve geführten Verhandlungen sind brandenburgischerseits so gut wie garkeine Aufzeichnungen vorhanden, als Ergänzung müssen hier die im 2. und 3. Bande dieses Werkes veröffentlichten französischen und holländischen Quellen, die Relationen und Correspondenzen Colberts und Bevernings dienen. Die vierte Gruppe endlich behandelt die von Ende Februar bis Ende April 1666 geführten Friedensverhandlungen. Sie amfasst zunächst die Akten der Gesandtschaft Fr. v. Jena's, welcher Ende Februar von dem Kurfürsten an den Bischof von Münster geschickt wird, um diesen zur Annahme der im Haag aufgestellten Friedensbedin-

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622 11. Der MuDSterscbe Krieg.

gnngen zu bewegen, nnd die gleichzeitige Gorrespoodeoz des Eurfürsten mit seinen Gesandten im Haag, welche dort eine tbeilweise Milderung dieser Bedingungen erwirken sollen. Daran reiht sich das im Auszüge mit- getheilte Journal C. C. v. Blumenthals über seine Gesandtschaft nach Paris (Febrnar März 1666), welche allerdings nicht unmittelbar die Münstersche Angelegenheit zum Gegenstande hat, aber doch in diesen Zn- sammenhang hineingehört, dann die auf die Sendung Joh. de Beyers an den Kurfürsten von Cöln (Ende Februar und Anfang März) bezüglichen Papiere. Der Zweck, welchen der Kurfürst bei derselben im Auge hat, nämlich diesen Fürsten zu bewegen, seine Friedensbemühungen bei dem Bischof von Münster zu unterstützen, wird nicht erreicht, allerdings sagt derselbe seine Mitwirkung zu, seine Bevollmächtigten aber haben sowohl in Münster als auch nachher in Gleve in einer mehr dem Zustandekommen des Friedens hinderlichen als dasselbe fördernden Weise gewirkt; auf das Verhalten der leitenden Rathgeber desselben, der beiden Fürstenberg, werfen anch die ganz zuletzt abgedruckten Schriftstücke ein sehr eigen- thümliches Licht. Endlich ist hier in etwas verkürzter Gestalt das von brandenburgischer Seite über die Friedensverhandlungen in Cleve (28. März bis 20. April 1666) abgefasste Diarium publiciert worden. Dasselbe giebt natürlich nur über die äusseren Vorgänge Auskunft, zur Ergänzung sind heranzuziehen die von Aitzema mitgetheilten Auszüge aus den Relationen Bevernings und die in Band 2 publicierten Depeschen Golberts, ans denen man vieles von dem, was hinter den Goulissen entweder wirklich oder wenigstens nach der Meinung des französischen Diplomaten geschehen ist, erfährt. Endlich ist hier noch in den Anmerkungen die Correspondent der Münsterschen Gesandten v. Schmising und Wiedenbrück mit ihrem Herren, welche in dem Geh. Staatsarchiv zu Münster aufbewahrt wird und deren Benutzung dem Herausgeber freundlichst gestattet worden ist, verwerthet worden. Dieselbe ist namentlich dess wegen von Interesse, weil sie zeigt, dass der Bischof sich fortgesetzt mit der Hofifnung getragen hat, durch geheime Verhandlungen mit Frankreich günstigere Bedin- gungen erlangen zu können, und dass er dann wiederum zuletzt durch den aufs neue an ihn gesendeten William Temple beinahe dahin gebracht worden ist, das ganze Friedens werk scheitern zu lassen.

Der Münstersche Krieg hat den Kurfürsten veranlasst, seine Armee be- deutend zu vergrössern und den grössten Theil derselben nach seinen rhei- nisch-westfälischen Gebieten hin zu verlegen. Das darauf bezügliche auch ziemlich reichhaltige Aktenmaterial hat hier nicht berücksichtigt werden können, eine Darstellung jener militärischen Massregeln hat der Heraus- geber an einer anderen Stelle ^) gegeben.

') Hirsch, Die Armee des QroBsen Karfarsten nod ihre Uoterhaltang wäh- rend der Jahre 1660-1666 (Hißt. Zeitschr. N. P. XVn 8. 244ff.).

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Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cöln 4./[14.] Juli 1665.

[Die ▼erdächtigeD RaBtongen des BiBcbofs, Mabnang, dieselben eiosusteileD.]

Er hat von deo RüstoDgeo des Bischofs und der AnsammloDg vonl4. JqH. Trappen desselben bei Höxter Nachricht erhalten i).

Ob wir nun wohl nicht eigentlich wissen, was Ew. Ld. desfals fttr ein Dessein haben mögen, so können wir dennoch nicht anders ab- nehmen, dann dass daraus leichtlich ein und andere Weiterung entstehen, der Niedersftchsische Kreis dadurch in Unruhe gesetzet und wir nebst an- deren Fürsten und Gliedern des Reichs wegen unserer darein habenden Lande und absonderlichen Interesse leichtlich impliciret werden dörfften, massen dann dem Verlaut nach der Herzogen Augusti und George Wil- helms zu Braunschweig und Lüneburg Ld. Ld. auf diese Ew. Ld. Action albereit reflectiret und zu Unterbrechung Ew. Ld. Desseins und allem besorgenden Unheil fürzukommen, dero Truppen zu Boss und Fuss nach der Weser wärts zu marchiren beordert, denen wir dann aus obangeführten Ursachen und wegen unserer mit dem Hause Braunschweig habenden particular Verbündnis noth wendig folgen und zum weinigsten auf Ew. Ld. actiones ein wachsames Auge mit

0 Darob ein Schreiben der Herzoge An gast und Georg Wilhelm von Brannscbweig vom 29. Juni/ 9. Juli 1666, in welchem ihm diese 2agleicb mit- theilten, dats sie ihren Trappen bereits Ordre ertheilt hätten, nach der Weser BQ marschieren, und ihn aufforderten, seine im Mindischen und Halberstadtischen atehenden Trappen bereit zu halten und dieselben, falls die Munsterschen etwas Gefährliches vornehmen sollten, sich mit den ihrigen vereinigen zu lassen. Kf. hatte (d. Cöln a. d. 8p. 4./14. Juli 1665) dieses zugesagt und die betreffenden militärischen Ordres ergehen lassen. Vgl. Köcher I S. 424f. und oben Ab- schnitt 9 S. 5b2f.

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624 11* £>«r MÜDStersche Krieg.

halten rnttssten. Weil wir aber viel lieber alle gefährliche Weiterungen verhütet sehen möchten, als haben wir Ew. Ld. zuforderst wohl- meinentlich abmahnen und ersuchen wollen, dass Sie diese Ar- matur einstellen und jedermänniglich alle Ombrage und schäd- lichen Verdacht, woraus leichtlich mehr Ungelegenheit entstehen kann, zu benehmen ihro gefallen lassen wollten *).

Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfttrsten. D. Sassenberg 23. Juli 1665.

[auf das Schreiben vom 4./14. Juli. Die TrappeDaDsammliiDgeD bei Höxter sind durch deD LünebiirgischeD Erbfolgestreit veranlaset.]

23. Juli. Mögen Ew. Gnd. und Ld. nicht verhalten, dass wohl nicht ohne, dass von uns einige Völker nach vorgemelten unseren Stift und Stadt abgeschickt, und weilen solches zu unserer eigenen und ge- meinen Versicherung angesehen und wir dazu durch die zwischen beiden Herren GebrQderen und Herzogen zu Braun schweig und Lttnenburg vorschwebende Differentien veranlasset worden, alss können Ew. Gnd. und Ld. und andere, welchen solches nur recht vorkombt, leichtlich ermessen, dass uns nicht dienlich und einzurathen sein werde, unsere Völker aus vorgemeltem unserem Stift zurflckzu- ziehen, aisslang vorgemelte Differentien in voller Glut von sich leuchten noch die Armatur in der Nachbarschaft sowohl dieses als unseres Stifts Corvey wird eingestellet werden. Also können wir auch wohl nicht finden, wie der Herren Herzoge Augusti und Georg Wilhelms Ld. Ld. darauf solche Reflection zu machen ha- ben, dass sie ihre Trouppen zu Unterbrechung solchen Desseins nach der Weser zu marchiren beordert, sondern sein vielmehr der Mei- nung, dass vorgemelt Ihre Ld. Ld. so wenig unsere Verfassung als wir die ihrige verdächtig zu halten haben.

Sobald jener Streit beendigt ist, wird er seine Truppen von der Weser wieder abführen.

*) Unter deniBelben Oatam erlässt Kf. anch ein Schreiben an den Kaiser, in welchem er dieeem von den verdäcütigen Rnstongen des Bischöfe Nachricht giebt and ihn ersucht, denselben znr Einstellung derselben su ermahnen, am folgenden Tage schreibt er an den schwedischen Beichsfeldherren , Grafen W ran gel und ersucht diesen, bei seiner jetzigen Anwesenheit in Schweden dabin zu wirken, dass dort für Erhaltung der Ruhe im Nieders&chsischen Kreise gesorgt werde.

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Die RustQDgeo des Bischofs vod Münster. 625

Der Kurfürst an die Herzoge Augustus und Georg Wilhelm

zu Braunschweig und Lüneburg. D. Cöln a. d. Spree

25. Juli/[4. August] 1665.

[Die Rüstnogen des Bischofs von Münster sind gegen die Niederlande gerichtet, Gefahren für das Reich, Erbieten sich selbst nach dem Westfälischen Kreise

zu begeben.]

£r tbeilt ihnen eine Abschrift der von dem Bischof von Münster anf 4. Aug. sein Abmahnungsschreiben eingegangenen Antwort mit.

Zwar müssen wir an seinen Ort gestellet sein lassen und können nicht eigentlich wissen, ob die in mehrged. Bischoffen Schreiben an- gezogene Ursache eben die rechte und wahrhafte sein sonsten haben wir wohl allezeit dafQr gehalten, dass oftged. Bischoffen Ld. wider Ew. Ld. und dero Lande nichts tentiren würde. Aldieweil aber jetzo nicht allein überall erschallen will, dass oftged. Bischoffen Ld. diese Armatur zu des Königs von Engelland besten wider die Ver- einigte Niederlande anstelle, besondern auch der Eönigl. Frantzo- sischer Gesandter im Haag dieses des Bischoffs dessein dem Staat öffentlich und schriftlich notificiret und da, wan diesem zufolge der König in Frankreich den Staaten eine armäe zu Hülfe wider den Bischof schicken würde, daraus nichts gewissers zu besorgen, dan dass das Römische Reich, vornemblich aber der Westpiälische und Nieder-Säch- sische Crayss zugleich in solchen Krieg impliciret werden dörffte, alss haben wir nicht unterlassen können, Ew. Ld. hieraus vertraulich zu communiciren . Wan auch Ew. Ld. dafür halten möchten, dass dergleichen Unheil desto besser vorzukommen unsere Gegenwart im Westfälischen Kreise nöthig wäre, so seind wir des Erbietens, unge- achtet aus vielen erheblichen Ursachen unsere Kegenwart alhier wohl am nöthigsten wäre, uns förderlichst dahin zu verfügen.

Der Kurfürst an W. W. Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree 23. Juli/ [4. August] 1665.

[Bereitwilligkeit snr EraeneraDg der Allianz mit den Staaten, zu fordernde

Bediognngen.]

Nun können wir zwar nicht mit Oewissheit urtheilen, dass der 4. Aug. Bischof von Münster wider den Staat etwas tentiren solle, wiewohl

>) S. M^moires d'Estrades III 8. 243flr.

Mater. «. Oetch. <J. G. Kurfürsten. 2tl. 4Q

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626 11- ^^^ MdDstersche Krieg.

die Armatur dennoch so beschaffen, dass der Staat darauf Reflexion zu nehmen grosse Ursach hat. Dahero Ihr dann sehr wohl gethan, dass Ihr denen commissariis die Gefahr vorgestellet, und ist uns lieb, dass der Punkt von der Allianz wiederumb auf die Bahn gebracht worden^), nur allein wird uns garnicht dienlich sein, dass darron auf solche Art geredet werde, als wan es uns so gross darumb zu thun sei, sondern es wird genug sein, wan Ihr ihnen die Versicherung thut, dass wir kein Bedenken tragen würden, eine Allianz mit ihnen aufzurichten, im Fall sie sich auch hinwiederumb also gegen uns be- zeigen wollen, dass wir daraus verspüren könnten, dass sie unser Interesse nicht gar, wie bisher geschehen, hindansetzen wollen. So- viel nun 1) Die Evacuation der besetzten Clevischen Städte betrifft, wollten wir anitzo auf deren aller Evacuation so stark nicht dringen, jedoch dass

2) weil doch dem Staat alle die Oerter zu besetzen nicht nöthig wäre, uns anitzo alsofort einer derselben übergeben würde, dessen Benennung Ihr zu Anfang wohl dem Staat freistellen könnet, sollten sie aber solches nicht thun wollen, hättet Ihr zu verstehen zu geben, dass Ihr hofftet, wir würden und diesesmal wohl mit Orsoi vergnügen.

3) Dass die Prätension wegen der Hufeiserschen Schuldforderung entweder gänzlich aufgehoben, worauf Ihr dann bis aufs letzt zu be- stehen, oder doch auf solchen Fuss gerichtet werde, dass wir hinftiro nicht gefähr^t, noch, wie bisher geschehen, mit Executionen bedräuet werden dürften,

4) dass der Genneper Zoll, welchen wir ohne das nicht länger in ihren Händen lassen können, uns sofort gutwillig abgetreten werde,

0 Schon za Anfang des Jahres 1665 hatte die holländische Regierung im Hinblick auf den englischen Krieg eine Annahrung an den Kf. versucht; dessen Resident im Haag, Joh. Gopes meldet 19./29. Februar 1665, die Gedanken der Regenten gingen dahin, sich mit Ef. in bessere Verstand su setzen, der Raths- pensionär de Witt habe ihn Teranlasst, Blaspeil aufzufordern, hierher zu kommen, es sei zwar alles auf die Verhandlung über die Hofeysersche Schuld angesehen, konnte aber wohl nähere Handlung geben, Kf. hatte sich aber damals •ehr zurückhaltend gezeigt und sich geweigert, vor Erledigung jener Schuldsache in nähere Unterhandlungen zu treten s. Drk. u. Akt. III S. 145. Jetzt, ange- sichts der auch von dem Bischof von Munster her drohenden Gefahr, hatten die G.Staaten (29. Juli 1665) die Deputierten für die brandenburgischen An- gelegenheiten beauftragt, die brandenburgischen Minister zu sondieren, ob die- selben bevollmächtigt seien, die früher (1663) über die Erneuerung der Allianz von 1655 geführten Unterhandlungen fortzusetzen s. ebendas. S. 150.

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VerhandloDgen im Haag wegen Erneaernog der Allianz. 627

5) dass ein gewisses Reglement aufgerichtet werde, wie weit die Gouverneurs in den Festungen zu verfahren haben .

Dieweiln uns auch von unterschiedlichen anderen Orten solche Tractaten offeriret werden^), die zwar mit einer solchen Allianz mit den Staaten nicht compatibel sein möchten, uns aber und unserem Hause überaus vortheilhaftig fallen, so habet Ihr ihnen nur alsofort anzudeuten, dass wir hierQber ehestens categorische Antwort und Re- solution haben müssten, damit wir nicht zu unserem Präjudiz und Nachtheil vorgedachte Tractaten verscherzten, wie wir denn die Ver- zögerung ihrer Resolution vor einen refus annehmen und halten würden.

Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D.'s'Gravenhage 8. August/ 29. Juli 1665.

[Ihre Antwort auf den Antrag der holländischen Deputierten wegen Ernenerung der Allianz, Forderung der Rückgabe der cleviechen Festangen, Gespräche mit

Downing nud Eetrades.]

Die Staatischen Deputierten haben bei Auswechslung des Compromisses 8. Aug in der Hofeyserschen Schuldsache') zugleich auch die Prolongation und Emeueruog der Allianz zwischen Ef. und den Staaten beantragt; sie haben geantwortet, daran, dass diese Prolongation nicht schon früher ge- schehen, seien die Holländer schuld, es hätten sich auch seither viele Dinge geändert, der Staat sei mit England in offenen Krieg gerathen, Kf. sei mit Frankreich in nähere Yerbündnis getreten und habe mit den Nach- baren im Westfälischen Kreise mehrere Freundschaft gestiftet, er habe allerdings bei allem diesem des Staats nicht vergessen, sich nirgend en- gagiert und freie Hand behalten, doch müsste bei Erneuerung der Allianz dieses alles in Obacht genommen werden. Sie seien bereit, auf ihre früher erhaltene Vollmacht die Handlung anzutreten, doch müssten sie gleich er- klären, dass Ef. ihnen befohlen, auf Restitution seiner Clevischen Städte zu dringen, und dass es nöthig sei, sich zunächst dieses Punktes halber zu vergleichen. Die Staatischen Deputierren fanden sich etwas verlegen und erklärten, da sie davon nichts in Commission hätten, es ihren Principalen hinterbringen zu müssen, sie haben noch denselben Tag in der Generalität mündlichen Vortrag gethan, auch dort ist man nicht wenig verlegen ge-

^) üeber die dem Kf. von England gemachten Anerbietnngen s. Pnfen- dorf X § 5 S. 644f. und oben Abschn. 9 S. 615 f.

^' S. diesen Compromiss vom 1. August 1665 bei Aitzema V S. 527, Lon- dorp IX S.414. Vgl. Urk. u. Akt. lU S. 145. M^moires d'Estrades m S. 124. 233.

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628 11* I^or Muostersche Krieg.

wesen, da man die Städte nicht gern abtreten , aber andererseits mit Kf. in nähere Freundschaft treten möchte, man hat daher beschlossen, die Hand- lung fortzusetzen. Sie sind, damit nicht der Verdacht entstehe, als wenn Kf. mitHolland gegen England anspannen wollte, zudem englischen Envoy6 gegangen; als er vernommen, dass sie die Rückgabe der Clevi- sehen Städte verlangt, worauf der Staat, seiner Meinung nach, nimmer ein- gehen würde, war er sehr zufrieden und sagte, wenn Kf. sich der jetzigen Conjnnctur wohl bediente, würde er seine Städte, es wäre dem Staat lieb oder leid, wohl wiederbekommen. Da die Holländer sich bemühen, K.Cö In und Pfalz-Neuburg, deren Prätensionen nicht gar gross sind, zu be- friedigen und so in Ruhe zu halten, und andere protestierende Fürsten zu gewinnen, so schlagen Ges. vor, dass Kf. mit Braun schweig, Hessen und anderen protestierenden Fürsten, namentlich im Westfälischen und Nieder- sächsischen Kreise, in nähere Gorrespondenz trete und es dahin zu bringen suche, dass, wenn der Staat von diesen Assistenz begehrte, sie darein nur unter der Bedingung, dass der Staat zuförderst dem Kf. Satisfaction gebe, willigten, da hier weder durch Bedräuungen, noch durch Reflexion auf das Zukünftige, sondern nur durch Furcht oder andringende Noth etwas zu er- halten ist. Da Ges. gehört, dass die Staaten sich wegen der Cle vischen Städte auf die Garantie, welche ihnen Frankreich in dem Allianz vertrage von 1662 *) zugesichert, verlassen , Frankreich aber in der nachher mit Kf. geschlossenen Allianz ') denselben bei dem Seinigen zu manutenicren in solchen terminis versprochen, dass darunter jene Städte verstanden werden müssen, so haben sie deswegen mit dem französischen Gesandten d'Estra- des geredet. Sie merkten, dass er auch von selten der Staaten schon des- wegen angesprochen und ziemlich präoccupiert war, er meinte, dass die Cle vischen Städte besser in der Staaten als in des Kf. Händen wären, doch erklärte er nachher, er hätte darüber keine Ordre von seinem Könige ; Ges. rathen daher, dass Kf. sich in Paris bei Lionne nach des Königs eigentlicher Meinung erkundigen lasse.

Dieselben an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage l./ll. August 1665.

[Die Holländer sucheo die Allianz verhandlangen zu verzögern.]

11. Aug. Sie haben trotz der ihnen anfänglich gemachten Vertröstungen am 8.

Nachricht erhalten, dass der Staat ihnen keine Gonfereuz anbieten, sondern

1) Der AUianzvertrag vom 27. April 1662 (M^moires d'Estrades I S. Iff- DamoDt VI 2 S. 4 12 ff.).

«) Vom 6. März 1664 8. Pufendorf IX §60 (S. 602). Urk. u. Akt IX S. 692.

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Vorhand luDgeo im Haag wegen Ernenernng der Allianz. 629

die Sache lieber auf die lange Bahn schieben und abwarten wolle, wie es sich mit England und Frankreich schicken werde, zumal da zu der- selben Zeit die Nachricht ?on de Ruyters^) glücklicher Ankunft allgemeincä Frohlocken und die Meinung, dass nun alle Schwierigkeiten überwunden seien, verbreitet hat. Sie haben daher, da der Staat ihnen die Schuld, dass die Handlung nicht vor sich ginge, 'hat aufbürden wollen, ein Memorial') an demselben Tage übergeben, in welchem sie sich zu dechargieren gesucht. Wenn dieses Allianzwerk befördert werden soll, so muss ein anderer Keil ge- braucht werden, denn man hofft hier auf die Macht von Frankreich und auf die Hülfe einiger deutschen Fürsten, namentlich der Herzoge von Han- nover und Celle. Sie wollen sich nach Cleve zurückbegeben und des Kf. weitere Verordnung erwarten, damit nicht, wenn sie blieben, es bei diesen seltsamen Leuten das Ansehen gewinne, als wenn sie mehr als jene um die Allianz verlegen seien.')

Geheimenrathsprotokoll. D. Cöln a. d. Spree 7./ 17. August 1665.

praes. S. Cbf. D. I. F. 0. za Anhalt. H. Graf Dona. Freih. v. Schwerin. Freib. v. Loben. H. v. Plateo. H. v. Canatein. Freih. v. Blumen- thal. H. v. Brand. H. Koppen.

[Ob 68 jetzt gerathen, mit Holland in Allianz zu treten.]

H. G. V. Dona: S. Chf. D. könnten durch diese Allianz bei 17. Aug. gegenwärtigen Conjuncturen viel zu hoflFen, so sonst nicht zu erhalten, wo nichts, so contra Engel land stritte; was Frankreich in der Sache thun würde, erst abzusehen, item ob auch Holland es suche.

3) H. 0.^) Bei allen Allianzen pflegt man zu sehen, dass die All. zu Versicherung des Staats und Erhaltung Friede. Cum Anglia haben S. Chf. D. eine Allianz, und wann sie durante hello sich in

0 S. Aitzema V S. 469 ff. Wicquefort, Bist, des provincea noies III S. 203.

«) 8. ürk. u. Akt. III S. 151.

') Kf. in seiner Antwort auf diese beiden Relationen (d. Coln a. d. Spr. 8./18. Aagust 1665) billigt das Verhalten der Gesandten nnd weist sie an, wenn von bolläDdischer Seite ihm nicht besondere Vortheile angeboten würden, eich in keine wirklieben Tractaten einzalaeseu und namentlich za verhüten, dass man nicht englischerseits auf den Gedanken komme, als ob er die bisher so emsig gesnchte Freundschaft mit dem englischen Könige auf einmal fahren lassen wolle.

*) 0. Präsident v. Schwerin.

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630 11- ^®f Müostersche Krieg.

AlliaDz mit Holland einliessen, würden sie England disgustiren. Sed his non obstantibus, wann von den Staaten eine Vorschläge thäten, mttsste man sehen, wie man es einrichtete, dass es den König nicht disgustiren könnte. S. Chf. D. hätten vor diesem den Staaten Allianz destiniret wegen Hamburg, weil sie aber sagen, ihre Maxime wäre, dass es also divitiret bleibe, so sehe nicht, was S. Chf. D. darvon zu hoffen. Die Staat. Schuldforderung ist nun auf ein Com- promiss gerichtet, wovon H. Blaspiel ganz gewiss zu gewinnen ver- sichert, dass also diese Sache in die Allianz nicht zu bringen. Wegen der Clevischen Städte haben S. Chf. D. schon deliberiret, ob S. Chf. D* die Städte nehmen sollten, wann sie gleich könnten. Wann sie rasirt würden, könnte ein Feind leichtlich wieder repariren, sollten sie von S. Chf. D. unterhalten werden, würde viel kosten. Sehe also nicht, was S. Chf. D. bewegen könnte zur Allianz.

Es könnte aber Münster solche Sachen anfangen, so S. Chf.D. nicht zu leiden stünde, und dass Braunschweig mit anstünde. So wäre anders davon zu reden und dass die Mittel von den Staaten müssten. Hielte also, die Sachen in dilatoriis aufzuhalten, dass man sehe, wo es hinaus wollte, zumal weil S. Chf. D. selbst bald nach Cleve wollten.

Damit stimmen aoch die übrigen alle übereio.

S. Chf. D.: Dass ihre Gedanken alle dahin gehen, dass es noch nicht de tempore. Ich gestehe selbst, wann die Holländer werden sehen, dass ich darauf dringe, dass sie es werden traisniren; wann sie aber sehen, dass man es traisnire, würden sie es poussiren und sich also erbieten, dass ich hoffe, etwas Nutzen zu haben. Wann Münster etwas wollte anfangen, könnte man dem König in England wohl remonstriren, warumb man solche Allianz hätte machen müssen. Frankreich hätte schon den Staaten Succurs zugesaget, fängt Münster an, so haben wir die Franzosen im Reiche. Das Interesse des Reiches sei, dass man Münster dergleichen zu thun nicht verstatte. Münster hat gedräuet: Ich sollte mit anstehen, oder es möchte meinen Landen nicht wohl gehen; soll auch gesaget haben, er fürchte sich vor mich, aber wann er seine Cavallerie auf den Beinen, fragte er nicht soviel nach mich. Jed quid faciendum, wann er auf die Clev. Städte, wo die Staaten Garnison, ginge? quod non sperat, dass er sich dessen unterfangen dörfte.

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VerhaodlQDgeD mit Holland aod den braaDScbweigischeD Hersogen. 631

Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm za Lüneburg. D. Cöln a. d. Spree 8./[18.] August 1665.

[Wonscb, ao der Allianz mit Holland Theil sn nehmen.]

£s ist uns die gewisse Kachricht zukommen, dass dem hollän- 18. Aug. di sehen Abgesandten*), da er jüngsthin eine Alliance zwischen dem Fürstl. Hause Braunschweig und Lüneburg und denen General Staaten der Vereinigten Niederlande vorgeschlagen, zur Antwort worden, dass selbiges Haus zu sothaner Bündnis sich nicht ungeneigt würde erfinden lassen, wan es nur versichert wäre, dass wir in die- selbe miteintreten wollten. Wie wir nun nicht zweifeln, dass solches fttrnemblich von Ew. Ld. herrühre also haben wir nicht Umbgang nehmen können, deroselben dafür zu danken und Sie bittlich zu ersuchen, dass Sie Belieben tragen wollen, wan in dieser Sache ferner etwas fUrge hen und von den H. Staaten angebracht werden sollte, es dahin zu richten, damit es bei der vorigen Resolution verbleibe, und vertraulich mit uns daraus zu communiciren.

£r wird Jen a^ anweisen, wegen dieser Sache mit den braanschweigi- schen Ministern vertrauliche Correspondenz zn pflegen.

Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim 14/ [24.] August 1665.

[Eröffnungen der Herzoge Georg Wilhelm and Ernst Angnst aber gemeinsam mit Kf. zn führende Allianzverhandiangen mit Holland.]

Dem Befehle des Ef. gemäss hat er mit den Galen bergischen über 24. Aug. die Münstersche Sache geredet, sie haben ihm geantwortet, dass zwar der Oberst Haersolt von den Staaten angekommen wäre, aber keine Alli- anz sondern nur üeberlassnng einiger Truppen gesucht hätte. Die brann- schweigischen Fürsten fürchteten das Münstersche Wesen und dessen Folgen auf das höchste, seien bereit, das Ihnge mit Rath and That beizutragen, wünschten, er möchte ihnen des Kf. Gedanken darüber eröffnen. Er hat erwidert, daranf nicht instruiert zo sein, und nur seine eigenen Gedanken darüber ausgesprochen, aber verabredet, Kf. um Specialordre deswegen und am Geheimhaltung der Sache zu bitten. Er hat auch mit den Wolffen«

0 Oberst Haersolte, s. Köcher I S. 440f., in der daselbst mitgetheilten Resolution auf dessen Anbringen (d. Calenberg 15./2Ö. August 1665) ist von Kf. überhaupt nicht die Rede.

^) Derselbe befand sich damals noch in Hildesheim, s. oben Abschn. 9 S. 584.

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632 11- ^«r MuDstersche Krieg.

bütteischen davon geredet, die darauf sogleich zu ihrem Herrn gereist sind, am Instruktion einzuholen. Um dem Kf. etwns Näheres berichten za können, hat er sich an den Grafen Wal deck gewendet und durch diesen die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August ersucht, ihm nähere Apertur von ihrer Inclination zukommen zu lassen, und er hat darauf bei- liegende Resolution erhalten').

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Potstam

18. /[28.] August 1665.

[anf die Relation vom 14./ 24. Aagust. Bereitwilligkeit mit den branoflchwei-

gischen Herzogen zusammen eioe Armee aufzastelleo. Die VerbaodlaDgeQ mit

den Geo. Staaten solleo gemeinschaftlich geführt werdeo.]

28. Aug. £r ist mit den Braun seh weigischen darin einig, dass die Müns-

terscb e Armatur besorgniserregend sei und man dabei nicht stille sitzen dürfe, er hat bisher gewartet, da er vermuthet hat, von den Staaten deswegen ersucht zu werden, zweifelt auch nicht, dass dieses geschehen werde» auf welchen Fall er ihnen zum besten neben den Herzogen zu Braunschweig

0 Dieselbe lautet: ^Die loteotion ist, das Münsterische Werk, so weit es im Reich Troablen nod Gefahr erwecket, zu dempfeo, und solches entweder mit Hülfe and Subsidien der vereinigten Provincien oder allein mit benacb- harten Cuhr- and Fürsten and de concert mit Frankreich. Weil aber viel Interessenten bei solchem dessein in der Operation Verwirrung machen möchten, and die Zeit za gewinnen, auch nacbtrucklich zu «igiren das Werk durch wenige mit mebrern Saccess za führen sein wird, so ist man an Seiten des F. Hauses Brannschweig der Meinung, wann Cuhrbrandenburg mit selbigem Hause zu gleichem Zweck zu arbeiten intentioniret, dass man sich darüber zu ver- gleichen hätte, dass ein jeder Tbeil ein gewisses an Volck darzu hergebe, und wird zu solchem latent wegen einiger Subsidien mit Holland gehandelt, auf deren Erfolg man dieses Orts mit 13000 Mann im Felde zu agiren vermeinet Wann nun an Cuhrfürstl. selten ein proportionirtes corpo ins Feld gestellet werden wollte, könnte man de concert, zu Erlangung des Friedens aaf das Fan* dament der Reichssatzungen das Werk angreifen. Unterdessen soll mit denen Cuhrbrandenburg. Minister'n im Haag, was wegen dieses Fürstl. Hanses daselbst vorgehet, doch also, dass man dergleichen von der Seite wieder verhoflfet, communiciret und die Cuhrbrandenb. Interesse also secundiret werden, sowie man vertrauet, dass von selber Seite die erforderte Werbgelder und Subsidien von Holland zu erlangen befordert werden wird. Und weiln bis zu völliger Erlangung der Alliantz mit Holland einige Zeit hinstreichen möchte, so will man an Seiten des Fürstl. Hauses 1500 Pferd neben 3000 Mann zu Fuss und nothiger Artollerie znsammen fähren, wann an Cuhrbrandenb. selten nach Proportion es ebenmassig geschiehet, und will man selbige unter Conduite I. F. Dchl. H. Herzog Ernst Augusti in das Stift Ossnabrüg stellen, um sie daselbst zu fernerer Resolution in Eil zu gebrauchen.*'

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VerstäDdigang mit deD brannschweigischen Herzogen. 633

ein Corpo von etwa 15000 M. zusammbringen will. Sollteu aber die Staaten diese Assistenz nicht begehren, so findet er doch nötbig, dass man sich in Verfassung setze, wiewohl diese dann nicht so stark sein dürfte, und will er in diesem Falle sich mit einem Corpo von ungefähr 5000 Mann der Orten finden lassen. Mit Schweden und Frankreich hält er für nöthi^, dies Werk zu concertieren, hat auch an beiden Orten bereits den Anfang gemacht und insonderheit bei Schweden^) grosse Inolination gefunden, dem Bischof diese Armatur zu verwehren; wenn aber die katholischen Stände sich stille halten, so wäre das beste, mit beiden Kronen es nur bei vertraulicher Correspondenz zu lassen und keine wirkliche Hülfe von ihnen zu begehren, damit nicht auch andere Potentaten sich einmischen. Vor allem aber wird nöthig sein, dass das ganze Haus Braun schweig einig sei, wenig- stens müsste man von Herzog Johann Friedrich versichert sein, dass, wenn er ja seine Völker nicht mit dabei haben , er doch auch dem Werke nicht entgegen sein wolle.

Er will seinen miuistris im Haag auftragen *), mit den Braunschweigi- schen fleissig zu communicieren, dagegen sollen auch diese den Gen. Staaten zu verstehen geben, dass er neben ihren Herzogen zugleich ersucht, die Tractaten mit beiden zugleich fortgeführt, auch ihm die zu diesem Werke nöthigen Mittel und Subsidien hergegeben werden müssten.

Blaspeil, Romswiiickel und Copes an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 28. August/?. September 1665.

[EroffouDgeD Wicqueforta über die Unterhandlaogen der brauDSchweigischeD Herzoge mit den Gen.-Staaten.]

Gestern hat sie H. Wicquefort*) besucht und ihnen, als im Auftrage 8. Sept. der Herzoge Ernst August und Georg Wilhelm mitgetheilt, dass

0 Kf. hatte aufs neue (s. oben 8.624) an Wraogel geschrieben (d. Cöln 16./26. August 1665), denselben auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche allem Anschein nach den Evangelis.chen von dem Qnternobmen des Bischofs von Munster drohe, und die HofifDang ausgesprochen, man werde auch schwe- discherseits diese Gefahr berücksichtigen. W ränge 1 erwidert darauf (d. Stock- holm 9./19. September 1665), sein König habe ihm befohlen, sich nach den deutschen Provinzen zu begeben, um in der Nähe auf alles etwa bereiubrechende Unheil ein wachsames Auge zu haben, und bittet Kf. um fernere Miltheilungen. Vgl. V. Krockows Relation aus Stockholm vom 2./ 12. August Urk. u. Akt. IX 4. 803 f.

^ Kf. theilt denselben (d. Cölu a. d. Spr. 23. August/ 2. September 1665) dieses Rescript an Jena mit und befiehlt ihnen, mit den braunschweigischen Ministern über diese Sache vertraulich zu communicieren, 25. Augu6t/4. Sep- tember bevollmächtigt er dieselben, mit den G.Staaten wegen Erneuerung und zeitgemässer Einrichtung der Alliauz in Verhandlung zu treten. 8. Urk. u. Akt. III S. 153.

^ S. über denselben Urk. u. Akt. IX S. 566f. Er war damals zugleich polnischer und luneburgischer Resident im Haag.

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634 n. Der MuDsterscho Krieg.

vor kurzer Zeit zwischen diesen und dem Staat eine Allianz vorgeschlagen worden sei, womit man aber bisher angestanden, weil sie Ef. gern vor- her mit dem Staat wohl, und in solcher Allianz mit einbegriffen sehen wollten. Weil aber auch sie sich durch die Rüstungen des Bischofs von Münster bedroht sähen, beabsichtigten sie, ihre Völker unter Waffen zu haben, und um dieses mit weniger Ungelegenheit und Kosten zu thun, hätten sie den Grafen W al d e c k ^) in der Stille hierhin abgefertigt, welcher sich auch schon incognito hier befinde, um mit diesem Staat dahin, dass derselbe zum nöthigen Unterhalt etwas in Geld und Munition mit beitragen helfe, zu handeln, wofür jene Völker im Nothfall, wenn der Bischof von Münster gegen diesen Staat etwas unternehmen sollte, demselben gegen eine Garan- tie sollten zu Hülfe geschickt werden. Die Verhandlungen würden ver- mutblich noch heute zum Schluss kommen. Er erbot sich zu weiteren Mittheilungen, auch Graf Waldeck würde, sobald er ausgehen würde, zu ihnen kommen und mit ihnen näher von allem reden. Er fugte hinzu, Schweden habe den Herzogen angeboten, die Stadt Höxter, in welcher der Bischof das Religionswesen geändert'), in vorigen Stand bringen zu helfen und den Bischof daraus zu setzen, was diesem Staat um so angenehmer gewesen, da er geglaubt, dass Schweden und Münster mit einander hielten.

Ges. sind überzeugt, dass die Absicht der Herzoge gut ist und dass sie Ef. durch diese Handlung nicht präjudicieren wollen, doch aus Besorg- nis, dass der Staat im Vertrauen auf die Hülfe derselben auf Ef. weniger Reflexion nehmen möchte, haben sie mit einigen Regenten unter der Hand davon geredet und ihnen zu verstehen gegeben, dass es auch dem Kf. an Völkern, diesem Staat im Nothfall zu Lande zu helfen, nicht ermangeln würde, welches jenen so gefallen, dass sie vermuthlich bald privatim oder publice mit ihnen weiter verhandeln werden.

F. V. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim l./[ll.] September 1665.

[Erfolglose Verbandlaogen, VersicheruDgeD der brauoschw. Herzoge, beonrahigende Gerüchte aber die Absichten Schwedens gegen Bremen.]

11. Sept. Da man es hat vermeiden wollen, die Räthe Herzog Johann Frie- drichs, der eine bestimmte Erklärung verweigert hat, zur Conferenz zu- zusiehen, und andererseits, denselben zu verletzen, so hat man garkeine Conferenz gehalten, sondern er, der Schwedische, die Wolffenbüttel-

1) Ueber diese Sendung desselben s. Wieqoefort m 8.221, v. Rauch- bar-Cartze I S. 230f. Mörooires da comte de Gniche (bei Wiens S. 228) M6m. d'Estrades III S. 375. Kocher I S. 441 ff.

«) S. Köcher I S.424f.

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ErofifoaDgeo Wicqaeforts. VerhaDdlungen in Hildeehüim. 635

sehen, Hannoverscheo und der inzwischen eingetroffene Hessen- Gasselsche Abgesandte ?. Dal wich haben einzeln roit einander verhan- delt, doch da man gemerkt, dass der schwedische nicht instruiert war und dass er auf ein absonderliches und neues foedus gehen wollte, sind die übrigen einig geworden, ?on der Sache mit gnter Manier, und zwar um Herzog Johann Friedrich keine Ursache zar Trennung zu geben, zu abstrahieren, wie auch geschehen, und ist darauf ehegestern der Hessische wieder nach Cassel gereist, doch haben die Wolffenbüttelschen und Hannoverschen J. versichert, dass Ef. sich auf ihre Herren verlassen sollte. Die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August blieben bei ihrer Meinung, die sie neulich dem Kf. zugeschickt % doch gleichfalls nicht anders als dafern neben Ef. sie gesucht und die Subsidien wirklich folgen würden, womit sie auch den Haersold abgefertigt hätten.

Vor wenigen Tagen kamen hier von vielen Orten Zeitungen ') , die Schweden würden gewiss Bremen attaquieren, das Hans B raunschweig ist darüber sehr alarmiert, J. hat mit ihnen geredet und glaubt, dass Bremen sicher auf Wolffenbüttels und Herzog Johann Fri edrichs Hülfe rechnen könnte, wenn sich andere mehr des Dinges annehmen. Oeorg Wilhelm erklärte ihm, er sähe es ungern, er sei gut schwedisch, wüsste aber nicht, wessen er sich resol vieren würde. Der Schwedische^ aber bestreitet ganz diese Absicht mit dieser Addition, dass, wenn E.- Mainz fremde Völker ins Reich zöge und wider alle constitutiones imperii und Instrumentum pacis thäte, so wäre alles gut, wenn aber Schweden etwas aus gutem Herzen und zu der Evangelischen Besten vorhätte, so werde alsobald Alarm. Sie würden beweisen, dass sie es ehrlich meinten. Er hat Ordre erhalten, zu Ef. und allen Herzogen von Braun schweig zu gehen.

Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 3./ 13. September 1665.

[Verdächtige Haltung Waldecks, Blaspeil wird sich zu Kf. begeben.]

Sie haben Graf Wal deck noch nicht zu sehen bekommen und schlies- 13. Sept. sen daraus, dass derselbe die vorgenommene Handlung mit dem Staat ohne sie zu schliessen beabsichtige. Sie vernehmen von anderen, dass diese Handlung schon richtig sein soll. Da nun dieses alles dem Project, welches dem Kf. von Braunschweigischer Seite zugekommen ist und daraufhin der- selbe an V. Jena und an sie Ordre ertheilt hat, nicht gemäss ist, und sie in der That verspüren, dass durch diese separate Handlung des Kf. Inter-

0 S. oben S. 633.

^) S. ober diese schwedischen Rustangea die Relationen v. Krockows ans Stockholm vom 2./12. und 16./26. Aogoat 1665 ürk. n. Akt. I,X S. 804f. ') K leihe, s. oben Abschn. 9 S. 583. 585.

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636 11. l^er Münstersche Krieg.

esse leide, so haben sie auf Mittel gedacht, wie dem abzabelfeo sei und sowohl Ef. als anch die Herzoge ihre InteDtion erreichen können. Da diese sich aber besser mündlich berichten lassen, so will Blas peil sich zu Kf. verfügen, während Romswinckel und Copes» damit die Handlung nicht abgebrochen werde, hier bleiben wollen. .

Romswinckel und Copes an den Kurfürsten D. Haage 9./ 19. September 1665.

[Verhand langen mit den staatischeo Deputierten. Erkläraogeo Waldecks.]

19. Sept. Auf Veranlassung der staatischen Deputierten ^) haben sie mit diesen

eine neue Conferenz am 5./ 15. gehalten, alle Punkte der Allianz von 1655 durchgenommen und dabei was ihnen in Instructione aufgegeben, erinnert. Auf einer zweiten Conferenz am 6./ 16. sind die früheren Traktaten von 1655 an verlesen worden, eine neue auf den 7./17. angesagte Conferenz ist aber von den staatischen Deputierten abgesagt worden. Der Traktat mit Graf Wal deck ist nun abgeschlossen, wie dieser selbst, als er gestern mit Wicquefort ihnen die Visite gegeben, ihnen in generalibus termlnis notificiert hat. Er erzählte dabei, zu der Zeit, als er im Werk begriffen gewesen, die fürstlichen Gebrüder zu vergleichen, sei Haersolt zu denselben gekommen, um über einigen Snccnrs zu tractieren, da derselbe aber nicht genugsam instruiert gewesen, um zu schliessen, so habe er selbst sich mit einem Memorial der Fürsten, um mit den Staaten zu tractieren, nach dem Haag begeben und er habe an Kf. von allem, was passiert, Bericht abge- stattet*).

Da sie unter der Hand in Erfahrung gebracht, dass keine von den Provinzen zu der Evacuation eines oder des anderen Platzes in dieser Zeit

0 S. Urk. u. Akt. lU S. 153.

*) Waldeck hatte dem Kf. (<i. Haag 1./ 11. September 1665) angezeigt, dass er dorthin gereist sei» am das zwischen den Staaten aod Herzog Ernst Angnst angefangene Werk unter der Haod zu Ende zu bringen und dadurch den Qrnod za einer ferneren Allianz zu legen, er habe gehörigen Ortes eifrigst vorgestellt, wie ontzlich den Staaten des Kf. Freundschaft sein könne, habe auch sowohl bei den anderen Provinzen als auch bei Holland gat9 Inclination dazu verspürt, aber von der Häamnog der cleviachen Städte wolle man jetzt nichts hören, die Vernünftigsteo meinten, wenn Kf. jetzt genereasement mit ihnen umginge, würde er künftig sicher seioe Absicht erreichen. Kf. antwortet darauf (d. Cöln 15./25. September 1665), er baue auf Herzog Georg Wilhelms wieder- holtes Versprechen, nur gemeinsam mit ihm die Verhandlungen mit Holland zu führen, er könne daher die ihm zugekommene Nachriebt« dass man braun- schweigischerseitB die Intention geändert und einseitig mit Holland abgeschlossen habe, nicht glauben, auf der Forderung der Restitution einer seiner clevischeo Festungen müsse er bestehen.

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Waldecks UDterhaDdlaogeD im Haag. 637

zu briDgeo, sie sonst aber Kf. alle Satisfactioa zu geben bereit sein würden, 80 bitten sie am Verbaltungsbefefale.

Graf Georg Friedrich von Waldeck an den Kurfürsten. D. Haag ll./[21.] September 1665.

[Recbtfertigang des Abscblasses der Tractateo, seine Bemahaogeo im Interesse

des Kf.]

Sieder meinem letzteren hab ich sowohl E. Chf. D. Ministern 21. Sept. als andere besuchet und was deroselben Interesse und Dessein zu secondiren vermöchte, mich anerbotten, auch zugleich was alhier wegen einer Armee von 12000 Mann zu richten mit Herzog Ernst Augusto F.G. volgens dem von jhro schon vor .ettlich Wochen alhier gethaneu Anerbieten abgerehdet, communiciret, auch wie zu Beschleunigung der Sache mann mich ersuchet das Werk zu zeichnen und die Ursache, warumb, ohngeacht ich weder Creditiv, Volmacht noch rechte Instruc- tion habe, solches eingewilliget *) auff Gutfinden vorgedachter I.F.G. Wohrauf gestert mir bezeuget worden, als wenn Dero fl. Abgesandten die Beisorge hätten, ob würde dieses Werk deroselben Intention hinder- lich sein. Ich hab aber nicht allein verhoflfentlich zur genüge vor- gestelt, wie das diesse Armatur zu beschleunigen E. Chf. D. dinstig zu sein erachtet, dieweil dadurch E. Chf. D. 12000 Mann zu Secon- dirung dero Interesse parat haben, sintemahl weder diesser Staat noch die Hertzoge von Braunschweig ohne eusserster Verderb von E. Chf. D. nicht separiret werden können, und habe ich so teutlich und clahr den Staaten General und particulier Ministren, auch Gliedern der Provinc vorgestellet, dass ohne E. Gbf. D. Zuthun ein langwiriger und ver- derblicher Krieg erfolgen, durch E. Chf. D. Beitretten aber das Werk in der Asche gedempfet werden wird. Es hat mir auch H. Bever- ling versprochen, Dienstags in der Provinc von Hollandt das Werk vorzustellen und was an ihme seie beizutragen, damit E. Chf. D. also möge begegnet werden, dass Sie Dero AflFection von diesem Staat ab- zuwenden keine Ursach bekommen mögen. Ich bin zu wenig E. Chf. D. in so einer wichtigen Sach zu.rahten, aber das kann ich wohl sagen, das E. Chf. D. das Haubt von einer Partey, so zu dero Sicher- heit arbeitet, sein können undt selbst ohne vielle andere Zuthun zu

>) S. den Vertrag vom 9./19. September 1665 bei Aitzema V S. 6420". Dumont VI 3 S. 46. Vgl. Kocher I, S. 441ff.

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638 11- I^«r Münstersche Kriej?.

dero grossem Nutzen dies Feuer dempffen können, denn diesse Leuhte alhier seind ihrer Regierungsart nach so langsam, das weitläufftige Traetatten mit ihnen in Eill schwehrlich zum Ende zu bringen sein.

Memorial des Mttnsterschen Domdechanten und Geheimen Raths V. Brabeck/) D. Berlin 27./ 17. September 1665.

[BoDdois des Bischofs mit England, das Verhalten der braonschweigischen Fürsten, Bitte am Entlassung angehaltener, für den Bischof angeworbener

Soldaten.]

27. Sept. Er hat bei seiner ihm diesen Morgen verstatteten Audienz neben an- deren Punkten, auf welche Ef. sich sogleich resol viert, auch folgende vor- getragen, welche er zu fernerer Erklärung schriftlich aufgesetzt hat. Sein Herr ist durch die von den Staaten der Vereinigten Niederlande erlittenen Beleidigungen und Gewaltthaten geuöthigt worden, sich in Kriegs- verfassung zu setzen, um so Satisfaktion und Sicherheit für die Zukunft zu erlangen. Da die bei den unlängst zu Coesfeld und Dorsten vor- genommenen Traktaten ') vereinbarte Zusammensetzung noch nicht zur völligen Richtigkeit gekommen ist, und sein Herr fürchtet, dass ihm auf allen Fall die ordentliche Reichs- und Kreishülfe nicht so, wie es der Sachen Wichtigkeit und Nothdurft erfordert, folgen dürfte, so hat er zu seiner Sicherung mit dem Könige von England ein Bündnis') abge- schlossen und hat zu Antretung solcher Allianz um so weniger Bedenken gehabt, da ja auch Kf. mit demselben in Bündnis *) stehe.

Seinem Herrn ist berichtet worden, die braunschweigischen Her- zoge wollten ihre Völker dem Grafen Wal deck überlassen, um sie zu Diensten der Staaten gegen ihn zu gebrauchen, er sieht sich dadurch ge- uöthigt, auf Gegenmittel zu denken, und bittet den Kf., sich zu bemühen, die Herzoge dayon abzuhalten und, nachdem er diese Sache beim Kaiser und auf dem Reichstage vorgebracht hat, ihn dabei zu assistieren.

Kf. hat auf ungleichen Bericht hin den Rittmeister Arnsted mit seiner ganzen für des Bischofs Dienst geworbenen Compagnie zu Halb er- st ad t mit Arrest belegen lassen und dann genöthigt, in seinen Dienst zu

^) Das Creditiv des Bischofs für denselben ist datiert St. Lndgersbarg 16. September, das Becreditiv des Kf. Cöln 18./2d. September 1665; Br. reicht noch am 20./30. September ein neues Gesuch wegen Entlassung der angehaltenen Officiere und Soldaten ein.

>) 8. oben 8. 518 ff.

») d. London 3./13. Juni 1665 bei Alpen I S. 670ff.

*) Gemeint ist die Allianz des Ef. mit England vom 20. Juli 1661, s. über dieselbe Urk. n. Akt. IX S. 463 ff.

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Sendung v. Brabecks nach Berlin. 639

treten, ebenso einige in Qnedlinbarg and Deren barg angehaltene Reiter, obwohl anter denselben sich keine ünterthanen des Kf. befinden and ihre Anwerbang vor dem Erlass des Inhibitivbefehls des Kf. erfolgt ist, er bittet dieselben ans dem Arrest and Eide za entlassen*).

Der Kurftlrst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg. D. Cöln 17./ [27.] September 1665.

[Beschwerde über die durch Graf Waldeck im Haag einseitig geführten Unter- handlangen. Forderung, den abgeschlossenen Tractat vorläufig nicht zu

ratificieren.]

Wir können aber Ew. Ld. in hergebrachtem Vertrauen nicht 27. Sept. bergen, dass wir glaubhafte Nachricht erlanget, ob sollte nicht allein von Ew. Ld. Bedienten noch zur Zeit mit den unserigen aus diesem negotio keine eigentliche Communication geschehen, sondern denselben durch Vicquefort nur schlechter Dinge notificiret sein, dass der Graf von Waldeck dieses negotii halber handelte, wie dann auch ferner die H.Staaten nach des Grafen von Waldeck Ankunft im Haag sich gegen uns sehr kühl und retirat erwiesen, itzg. Graf auch die Sache allein in Ew. Ld. und Dero Fttrstl. Hauses Namen treiben, wodurch die für diesem bezeugte Inclination des Staats zur Renovation der Allianz sehr geschwächet, daneben uns auch fast deutlich und f&r aus gesaget werden wollen, dass wir bei deren Erfolgung keine Restitution unserer von ihnen besetzten Gleffischen Plätze zu hofifen hätten.

*) Die darauf von dem Kf. ertheilte Resolution ist in den Akten nicht er- halten, der Inhalt derselben ergiebt sich aus der Mittheilung, welche Kf. durch Blaspeil in Wolffenbuttel machen liess (Proposition desselben vom 27. Sep- tember 1665. Hannov. Archiv), Kf. nehme, was der Bischof wegen der Allianz mit England angebracht, als eine Notification an, er hätte gewünscht, dass der Bischof vorher mit ihm und anderen Interessenten communiciert hätte. Er wüsste nicht, dass das Haus Braunschweig gegen den Bischof etwas Feindliches vor- zunehmen resolviert sei, sollte ihm etwas davon vorkommen, so wolle er gern bef5rdern helfen, was zum Frieden dienlich sei. Er finde gut, dass der Bischof mit seiner Armatur einhalte, und erbiete sich, die Streitigkeiten desselben mit den Staaten accommodieren zu helfen. Die Gompagnie Reiter hätte er, da sie ohne vorherige Anzeige durch sein Farstenthum Halberstadt mit blasenden Trompeten gezogen, anhalten müssen und er könne zu Verhütung böser Conse- quenz darin keine Aenderung machen. S. auch unten die Instruktion für F. V. Jena vom 12./22. Februar 1666.

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640 11- I^or MuDStersche Krieg.

So ersuchen wir Ew. Ld. sie wollen uns in hergebrachtem Ver- trauen eigentlich wissen lassen, wie das Werk anitzo stehe und wo- hin dero beständige Gemttthsmeinnng und Resolution endlich ziele, wir halten sonst dafür, dass Ew. Ld. darin gänzlich mit uns einig sein werden, dass, wenn mit dem Staat etwas gemacht werden sollte, solches auf vorgedachte Weise am besten geschehen könne, wobei dann auch Ew. Ld. hochvernünftig zu ermessen, wie hoch uns beider- seits daran gelegen, dass wir zu guter und gewünschter Ausführung der Sach^ und Versicherung des Westfälischen Kreises wie auch auf allen Fall einer sicheren Retraite eines und anderen Orts in unsren Clevischen Landen versichert wären, wovon wir auch nicht abstehen, sondern bei erfolgenden Tractaten solches inständig urgiren werden, in Hoffnung, Ew. Ld. uns darunter bestermassen zu secundiren nicht unterlassen werden.

PS. Auch erlangen wir gleich jetzo Nachricht, dass der Graf von Waldeck und Vicquefort zwar unsern Bedienten im Haag die Visite gegeben und mit ihnen von der Sache etwas geredet, es wäre aber solche schon zu völliger Richtigkeit gebracht und der Tractat geschlossen, womit der Obrist Harsolt zu E. Ld; reisen würde, umb die Ratification darüber auszuwirken. Wie sehr uns nun dieses alles befrembden und was für Nachdenken uns solches verursachen müsse, können E. Ld. leicht ermessen, wiewoU wir alles so eben nicht glauben, sondern unser Judicium, bis wir von E. Ld. vertrauliche Aper- tur und Nachricht erlanget, suspendiren wollen, daneben auch das Vertrauen haben, auch E. Ld. darumb ersuchen, mit der Rati- fication so lang ein und zurückzuhalten, bis wir unsere fernere ohn- fürgreifliche Meinung und Gedanken E. Ld. deswegen eröffnet*).

0 Qleichzeitig ergehen Schreiben an die Herzoge Aagust und Ernst August, iD deoen Ef. auf das lebhafteste über das Verfahren Waldecks, wodurch er gleichsam hiDtergangen und beschimpft sei, Beschwerde fuhrt, vou denselben verlangt, dass sie die Ratification eines so präjudicierlicheu Tractata et modi agendi divertieren und dahin wirken mochten, dass die Tractaten mit den Staaten von beiden Tbeilen pari passu fortgesetzt würden, mit dem Be- merken, dass „wofern mit uos auf diese Art weiter gehandelt werden sollte, wir ohnumgänglich auch andere consilia zu fassen und unsere und unseres Staats Sicherheit auf andere Weise, so g^t wir können, zu beobachten werden ge- zwungen werden.*

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UDzafriedenheit des Cf. über den WaldeoksebeD Tractat. 641

Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig und Lüneburg. D. Cöln 20./ [30.] September 1665.

[ÜDsnfriedenheit aber doD einseitigeD AbBohlnss des Traotats mit Holland. Fordernng, dass die Ratification desselben hinaosgesoboben werde.]

Er hat jetzt durch Oraf Waldeck selbst die Nachricht erhalten, dass 30. Sept. die Tractaten dort zum Schlass gekommen nnd von dem Grafen sab spe rati- ficationis anterschrieben worden sind. Ihm kommen diese Procednren des Grafen etwas befremdlich vor ond er bittet um nähere Auskunft darüber. Sollte dieser modus agendi des Grafen zu seinem höchsten Schimpf und Nachtheil approbiert und der Tractat ohne sein Zuziehen vollzogen und ratificiert werden, so wird auch er andere mesures nehmen und seine Sicher- heit gebührendermassen beobachten müssen, er hofft aber, der Herzog werde die Ratification zurückhalten, bis die Sache auch mit ihm concertiert und zu behöriger Richtigkeit gebracht sei.

Der Kurfürst an den Grafen von Waldeck. D. Cöln 20./[30.] September 1665.

[Unsafnedenheit über den einseitigen Abschluss des Tractats. Forderung, dass die Ratification hinausgeschoben werde.]

Aus Eurem vom 11. huiosO ^^^ dem Haag an uns abgelassenen 30. Sept. Schreiben haben wir ganz ohnvermuthlich ersehen, dass dasjenige, was uns bei voriger Post wegen der Braunschweigischen Tractaten mit den H.Staaten berichtet worden, sich in der That also verhalte. Nun könnet Ihr leicht ermessen, dass uns dieser modus procedendi nicht weinig befremden müsse, denn Euch gnugsam bekannt, wie festiglich wir von Herzog Georg Wilhelms Ld. versichert worden, dass alles mit uns pari passu concertiret werden sollte, Ihr könnet auch gnug- sam urtheilen, dass, wofern das Werk Bestand haben und mit Nach- druck ausgeführet werden soll, alles auf einen anderen Fuss gerichtet und wir darunter nicht so gar negligiret werden müssen. Wir lassen es aber dahin gestellet sein und gesinnen von Euch gst, Ihr wollet uns darin nunmehr Eure gegen uns contestirte Devotion er- weisen, dass Ihr die Ratification dessen, was verhandelt worden, so lang zu differiren geflissen seid, bis man mit uns auch wird tractiret und geschlossen haben, gestalt wir dann unsre Ministros im Haag desfalls mit gnugsamer Instruction und Vollmacht versehen. Solltet

') Oben S. 637.

Ilat«r. m. Oetch. d. Q. Karfursten. XI. 41

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642 11* ^^^ MüDStersohe Krieg.

Ihr aber über Verhoffen dieses alles nicht bei Each gelten lassen, so wird es ans sonst an Mitteln nicht ermangeln, dieses Euer Vorhaben, welches wir wohl versichert sein, dass es mit der Herren Herzoge von Brannsohweig Willen nicht von Euch nntemonmien worden, zu verhindern.

Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cöln 23. September / [3. October] 1665.

[auf die Relation vom 16./26. September. Die sögerode Haltung der G. Staaten.

Ges. sollen kategorische Besolation fordern, Bedingangen des Kf., Sendung

Blaspeils an die brannschweigischen Fürsten.]

8. Oct. £r ist sehr verwandert, dass die Staaten sich zar Erneaerang der Alli-

anz noch immer so wenig bereitwillig zeigen. Er wird sich darauf und auf irgend eine Hülfeleistung für dieselben nur, wenn ihm eine oder andere seiner Clevischen Festungen restitniert werde, einlassen und im Falle, dass man ihm in diesem Punkte so garkeine Satisfaction geben würde, seine Sicherheit anderw&rtig suchen müssen. Zwar will man ihn yersichem, das eigentliche Absehen der Staaten sei nicht so sehr darauf gerichtet, diese Städte für immer zu behalten, sondern nur dass dieser Funkt für diesmal ausgesetzt und inmittelst die frühere Allianz erneuert werde, wobei man ihm Hoffnung machen will, dass sie ihm hern&chst hierunter bessere Satis- faction geben würden, er kann sich aber mit einer so blassen und wenig fundierten Hoffnung nicht abweisen lassen. Er merkt wohl, dass die Staaten sich auf die Traktaten mit Graf Waldeck verlassen und sich daher ein- bilden, dass sie seine Freundschaft nicht so eben nöthig hätten, da aber Graf Wal deck bei diesen Verhandlungen nicht, wie sich's gebührt, gehan- delt hat und er versichert ist, dass das Haus Braunschweig solche separate Handlung nicht gutheissen wird, so dürften sie sich hierin wohl betrogen finden.

Ges. sollen von den G.Staaten cathegoricam resolutionem verlangen, ob dieselben ihm in den von ihnen vorgestellten Punkten Satisfaction geben wollten, oder nicht. Sollten sich dieselben mit ihm setzen wollen, so soUen sie die Verhandlungen ohne Zeitveriust fortsetzen. Er verlangt, dass ihm Orsoy alsbald und Gennep nach Beendigung der jetzigen Unruhe ein- geräumt, dass, falls er einmal wegen Kriegsgefahr seine Hofstatt oder Kanzlei von Cleve sollte verlegen müssen, ihm freistehen solle, damit nach Wesel oder Emmerich zu gehen, dass dann die dortigen Garnisonen, so lange er sich dort aufhalte, auch in seinen Pflichten stehen sollten, und dass in betreff der übrigen mit staatischen Garnisonen besetzten devischen Städte und Plätze ausgemacht werde, dass sie dieselben so lange die bevorste- hende Allianz währe, besetzt halten, nach Ablauf derselben aber weiter darüber verhandelt werden solle', ferner dass ein gutes Reglement, danach

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BediDgQDgeo des Kf. för die AlliaDS mit Holland. 643

sich die Soldatesqne zu richten , gemacht and aosgeführt werde. Dagegen ist er erbötig, den Staaten mit seinen Völkern bis zn so vielen tausend, wie man sich des quanti, auch sonsten der Werbe- und Unterhaltungsgelder halber vergleichen werde, zu assistieren. Da er glaubt, dass dieses alles nicht besser, als wenn es zugleich mit dem ganzen Hause Braunschweig concertiert werde, werkstellig gemacht werden könne, so hat er mit diesem deshalb oommuniciert, auch BlaspeiP) dorthin abgefertigt.

Aüfzeichnang de» Grafen Georg Friedrich von Waldeck ^ über

eine mit dem Kurfürsten gehaltene Unterredung. 8. d.

[Berlin 30. September / 10. October 1666.]

(Hannoversches Archiv.)

Die Verweigerung der Visite betreffent ist vorgestellet worden, 10. Oct das niemandt directe mich zu sprechen begehret,

2) das Vicfort wie allen andern also auch Blaspiel geandtwortet,

1) Betreffend diese Sendung desselben liegt nur jene (s. 8. 639) von ihm in Wolf fen hätte 1 am 27. September /7. October abgelegte Proposition vor. In derselben wird nochmals Bedressierang des im Haag einseitig abgeschlossenen Tractats gefordert nnd erklärt, Ef. wünsche eine Verbindung mit dem gesamten brannschweigischen Hanse, in Wolffenbnttel solle ein Project dasn anfgestellt nnd dann von BL, dem womöglich jemand von dort her beigegeben werden solle, dem Heraoge Georg Wilhelm aberbracht werden. Kf. beabsichtige, 1) dass alle fremden Völker, welche sich sonst in diese Sache einmischen möchten, ans dem Beich, namentlich ans dem Niedersächsischen nnd WestfUlischen Kreise ferngehalten werden, sumal da er yersichert sei, wenn man sich snsammensetste, ■o hätte man Macht genng, die angefangene Unmhe sn stillen, 2) eine solche Anstalt nnd Ueberschlag an machen, dass man künftig dergleichen Unmhe nicht SU befahren habe. Dann macht Bl. nähere Mittheilungen aber das Anbringen Brabecks nnd über die darauf von dem Kf. ertheilte Besolntion nnd erklärt discnrsweise, er habe anch Auftrag, su Heraog Johann Friedrich sn gehen, ■olle aber sunächst hören, ob Heraog August es rathsam finde und was bei demselben ansubringen sein wurde, er sei zweimal bei dem Bischof gewesen, derselbe hatte ihm erklärt, er sei gar su tief mit England eingestiegen, so dass er nicht wohl wieder zurück könnte.

^ Waldeck hatte auf das Schreiben vom 20./'90. September (8. 641) geant- wortet (d. Hannover 23. September/d. October 1665)i er sei sehr unglücklich ober des Kf. Unsufriedenheit und wünsche behufs seiner Bechtfertigung mit ▼. Schwerin susammenaukommen , Kf. hatte ihn darauf (d. Göln a. d. Spr. 36. September/6. October 1665) aufgefordert, lieber su ihm au kommen, er werde ihn nicht lange aufhalten, welcher Aufforderung der Graf nachgekommen ist S. Kocher I 8. 445. Diese Aufseichnung ist augenscheinlich för die am 9. Oc- tober in Berlin angelangten Gesandten Herzog Georg Wilhelms (S. 645) be- stimmt

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644 11- ^^^ Müosterscbe Krieg.

3) das aus Ursache, weil ich den Aasgang meines emplois nicht zu meinem Nachtheil gereichen machen wollen, mich secret gehalten nndt bei Verfehlung meines Intents nach Gülenberg^) gehen undt von dannen als in particulie andern Gesohefften in Hag public gehen wollen.

4) undt das ich auch keinen public minister gesprochen. Angehende, das communiciren hätte sollen, hab geantwortet, das

ich in genere I. Ghf. D. selbst auch Dero Dienern ains und anders communicirt in Schrifften.

2) Vicfort im Nahmen I. F. G. Blaspiel gefragt, was I. Chf. D. begehren an den Staat, das er Order hätte zu communiciren undt zu secondiren, welchem aber nichts von den Brandenb. sey entdecket worden.

3) hätte ich midt keinem Nutzen midt Blaspiel communiciren können weil ihme kein Commission midt mir sich zu unterreden ge- geben gewesen.

4) so hätte solche Gommunication in diesem Werke nichts fruch- ten können, weill I. Ghf. D. aine formale Alliance intendiren, dies aber nuhr aine Gonvention über Richtung ainer Armee nndt dehreo Gommendirung undt Gebrauch sein.

Die Sach an sich selbst betreffendt, undt das man gegen das Project gehandelt habe.

So seye das Project von mir in Vertrauen communiciret *) undt darin gesagt, wie man biss zu Richtigmachung einer Alliance oder auch diesser Handelung bis 5000 Mann zusahmen zu ftlhren gemeint, wenn I. Ghf. D. dergleichen thun wollen.

2) das zeite dessen diessen Tractat aufzuhalten mann so wenig zugesagt, als es die Gefahr leide,

3) das midt Hertzog Ernst Augusto die Sach schon lengst auff wenigs noch abgehandelt, undt Herscholt auffs übrige sich instrairen zu lassen hinuntergangen, welches just zu facilitiren ich aufT mich genomen.

4) das nicht bevolmächtiget noch willens gewesen (wie solches zuvor an I. Ghf. D. geschrieben) den Tractat zu schliessen, aber zu Erlangung der Werbgelder undt Subsidien, wen mann den Tractat vor gut achten solle, habe ich ihn gezeichnet.

0 Gaylenberg, eine dem Grafen Waldeck gehörige, in den Niederlanden in Geldern gelegene Besitzung. *) S. oben S. 632.

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BeehtfertigaDg Waldecks. 645

5) undt mfisse derselbe in 7 oder 8 Tagen ratificiret werden, oder er sei nicht bündig an holländischer Seite.

6) Es sei nuhr zwischen den Staaten nndt H. Ernst Augusto geschlossen, I. Ghf. D. fragten, woher er denn das Volck nehmen wolle, andtwortete ich, sein Herr Bruder undt gute Freunde werden ihm an Handt gehen.

7) Wie I. Ghf. D. fragten, ob noch res integra wehre, sagte ich, so viel die Ratification belanget, wohrauff Sie andtworteten, mann mus machen, das alles gesambt gehet Ich sagte, die Ratification kann ohne Erenkung H. Ernst Augusti parole nicht zurück bleiben.

Der Churftlrst zehlte sein Volck'), welches er in 4 Wochen auff- bringen könnte, solches beliff sich auff 1000 Pferdt undt 1000 Dra- goner neben 4000 zu Fuss. Die rationes, warumb gegen Münster zu agiren, seindt so bekandt, das dieselbe hier zu notiren nicht Noht achte.

Schweden soll gegen Münster sich aifferich erzeigen.

Ich halte, das es gut seie, das morgen Audientz begehret werde.

V. Haxthansen und Lorenz Müller^ an Herzog Georg Wil- helm von Brannschweig und Lttnebnrg. D. Berlin 4/ [14] October 1665. (Hannoversches Archiv.) [Aokanft io Berlin, Audienz bei Kf., Gonferensen mit Somnits and Jena.] Da sie aaf der Herreise erfahren haben, dass Blas peil zu Wolffen- 14. Oct.

1) Ueber die damaligen Rüatangen des Kf. s. Hirsch, Die Armee des Grossen Kurfürsten S. 246 ff.

*) In einem .Memorial anstatt Instruction* (d. Hannoyer 22. September/ 2. October 1665. Hannov. Archiv) hatte Hersog Georg Wilhelm denselben auf- getragen, zunächst nach Wolffenbüttel zu gehen und dort dahin zu wirken, dass Herzog August den im Haag abgeschlossenen Traktat billige und sich an der Ausführung desselben betheilige, und dass derselbe einen seiner Minister mit ihnen zum Ef. gehen lasse. In Berlin sollten sie sich bemühen, durch nähere Mittheilungen über Graf Waldecks Unterhandlungen im Haag den Ab- Bchluss des Traktates, dessen Ratification nur kurze Zeit hinausgeschoben werden könne, zu rechtfertigen, und den Kf. auffordern, seine Unterhandlungen mit den Staaten, welche geneigt schienen, seine Privatdesiderien zu erfüllen, fortzusetzen nnd dahin su wirken , dass eine gemeinsame Allianz mit ihm und dem braun- Bcbweigischen Hause zustande komme. In Wolffenbüttel, wohin sich auch Herzog Brnst August persönlich begeben hatte, erhielten sie (Relation vom 26. September/6. October) den Bescheid, Herzog August wolle zwar unter der Hand beitreten und dem Herzoge Ernst August eine Anzahl Truppen über-

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646 ^1* D^f Manstenche Krieg.

büttelO noch bei Ao Wesenheit Herzog Ernst Aagu 8 ts angekommen sei, so haben sie in der Meinang, dass das Werk sich daselbst etwas ändern möchte nnd es auch nützlich sein würde, wenn Oraf Waldeck etwas Tor ihnen hier ankäme nnd ihre Negociation faciler machte, sich anf der Reise nicht sonderlich beeilt nnd sind erst Sonnabend [30. September/ 10. October] Abend hier angekommen. Sonntag') [1./ 11. October] Abends gegen 6 Uhr wurden sie zur Aadienz geholt nnd hatten ein sehr gutes Accueil, Kf. erklärte, in der Hauptsache wolle er nicht antworten, sondern, weil das Werk wichtig, es Torher mit seinen Bäthen wohl überlegen nnd darüber durch einige der- selben mit ihnen conferieren lassen. In discursu sagte er, man müsse die Jalousie, welche das Domcapitel in Münster gegen den Bischof und dessen Actionen zeige, zu fomentieren suchen*); was ihre Armatur betreffe, so hielt er das Werk für einen für zu schwer, man müsste sich mit zusammengesetzten Waffen wohl fassen. Er hätte Ordre gegeben, gewisse Truppen zu richten und Hesse 1000 Mann aus Prenssen anmarschieren^.

Montag [2./ 12. October] Nachmittag hatten sie eine Conferenz mit den beiden Kanzlern Somnitz und Jena. Dieselben erklärten, Kf. hätte bei dem Werk, weil es nicht mehr zu ändern, nichts zu erinnern, nnd fragten, ob sie noch etwas vorzubringen hätten. Sie brachten darauf alle zu diesem Werk gehabte Motive und wie man de concert mit des Kf. Ministem gern hätte gehen wollen, bei denselben aber nicht gleiche Inclination dazu gefunden, aufs

lasseu, er wünsche aber mit Rücksicht darauf, dasi das braanschweigiache Haus mit Münster in der Bh^ischen Allianz stehe nnd dass man noch weder Schwedens, noch des Et Absichten erkannt hätte, sich vorläufig retirö sn halten nnd daher weder formlich der Allianz beizutreten noch sieb an der Sendung an Kf. sn betheiligen. ^ Ausser dieser Belation sind in Hannover anch noch ein ansführliches Diarium und Protokolle über den Aufenthalt in Berlin und über die dort geführten Verhandlongen vorhanden. Vgl. über diese G^andtacbafl Köcher I S. 445f.

1) S. oben S. 648.

*) Nach dem Diarium besucht sie Sonntag Mh Graf Wal deck, der Tags zuvor mit dem Kf. von Potsdam nach Berlin gekommen war, theilt ihnen mit, was er mit demselben fOr Discurse gehabt, und spricht die Hoffnung ans, data derselbe wenigstens nicht feindlich sein werde.

*) Nach dem Diarium fagt Kf. hinzu: der Kaiser und Papst steckten hinter diesem Werke und hätte der Bischof von Münster dem Monsignor Ffirstenberg versprochen, ihn zum Ooa^jntor zu machen. Herzog Johann Friedrich hatte in dem neulichen Brbfolgestreite mit österreichischen Ministem secrete Oommnnication gehalten, der Prinzessin Elisabeth (s. oben 8.567), welche ihm^ um Kt zu gewinnen, eine Mariage mit dem Fräulein von Kur* land vorgeschlagen, hatte er geantwortet, er musste mit den Hunden heulen, weil er katholisch wäre, wenn das Werk sn Ende, wollte er sich resolvieren.

^ Nach dem Diarinm sagt er, er Hesse gewisse Oompagnieen s. Pf. werben nnd 1000 Dragoner aus Prenssen kommen, er könnte in 4 Wochen mit 10,000 Mann marschieren.

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Geaandtsehaft Haithagaep» und MAUera oach Berlin. 647

beate vor, repr&aeDtierten, wie ihr Herzog dea Kf. Intereaaen nieht allein dnrch die Seinigen im Haag habe recoinmendieren laasen, aondem auch noch glanbe, daaa auch dieaea Werk dieaelben facilitieren and daaa er gern daza coope- deren würde. Jene antworteten darauf , Kf, wünachte, daaa dieaes Werk. 80 geführt wäre, wie ea za H i 1 d e a h e i m projecdert worden, er gönne den Staa- ten gern einigen Secoara, weil aber die Sache aowohl ala die Intereasen ge- mein nnd yeraprochen worden, alles commnnicatia conailiia et yirlbna zn thnn, 60 hätte er gehoflft, ea würde aaf aolchen Fnaa gerichtet werden, nnd würde dieaea aowohl dem gemeinen ala auch Herzog Ernat Angaata Intereaaen eonyenabler geweaen aein. Kf. hätte demaelben keine Maaae zn geben, son- dern, weil daa Werk nicht zu ändern, wünachte er, daaa ea ohne Unglück abgehen nnd man mit ihm ao leben möchte, daaa daa bisherige gute Yer- tranen keinen Anatoaa litte. Zn der offerierten näheren Znaammensetznng hätte er aich immer bereit erklärt, thäte aolchea anch noch, es müssten aber Schweden nnd Heaaen-Caaael nothwendig mit eingenommen werden.

Ala aie nnn weiter repräaentieren wollten, wie man ihreraeita nie *beab- aichtigt habe in diesem Werke ohne Gommunication mit dem Kf. etwas zn thnn, sagte Jena, doch per diacnranm, man hätte daa Werk Ä dessein so geführt, dasa ea Kf. nicht wiaaen aollte. Er hätte achon Hildeaheim Wind Yon dieaer Sache gekriegt, daher die Originalbriefe dea Kf. in dieaer Angelegenheit dem Biachof yon Oanabrück zu Bezeugung, daaa man ain- cerement mit demselben umgehen wolle, zugestellt, welcher dieselben 2 Tage bei sich behalten und ihm endlich durch den Marschall Hammerstein habe zurückgeben lassen, ohne dabei ein Wort yon der Sache zu melden. Kf. meine, es möchte die Intention wohl gut sein, der modus procedendi aber hätte wohl anders sein können. Man hätte den Bischof yon Münster für Feind erklärt, indem man yersprochen, sofort nach Zahlung der Werbegelder in Aktion zu treten, ehe man in rechter Verfassung stände. Das Haus Braunachweig, dessen Flor am meisten auf Einigkeit und Gommunica- tion ihrer Consilien bisher bestanden, hielte man für entschuldigt, Herzog Ernst August aber hätte jetzt nur Particuliersache gemacht, welche yoUer Oefahr nnd dem gemeinen Wesen leicht einen unwiederbringlichen Schaden zufügen könnte.

Sie atellten dagegen yor, daas der Herzog, als der Oefahr am nächsten, kein besseres Mittel zn Hemmung der Münsterschen Progressen habe finden können, als dass man diesen Tractat schleunig schliessen möchte, im Haag sei die Gommunication mit den Kurfürstlichen ministris wirklich erfolgt Die K.btandenburgischen erwiderten, jene hätten nichts in Händen gehabt, wo- durch sie ihre Person hätten legitimieren können, was bei einem so wichtigen Werk nöthig gewesen wäre, sie hielten auch Yicquefort nicht für dien- lich des Kf. Sachen zu maniieren. Auf ihre Frage, ob sie hiermit ihre Ab- fertigung hätten, sagten jene : nein, sie wollten dem Kf., was sie weiter yor- gebracht, referieren.

Gestern [3./ld. October] gegen Mittag brachten ihnen die Gommisaarien

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g48 ^^* ^'f Mfinsterscbe Krieg.

die ResoIntioD anf die erste Cooferenz, Ef. wünsche Herzog Ernst Aagust zo der vorhabenden Expedition Glück, was er dieser Sache halber für Er- innerungen gethan, wäre in gnter Meinung und nicht so geschehen, dass man Mass oder Ziel zu geben hätte, er würde allemal in Culti?iening einer guten Gorrespondenz mit allen ihren Herren continuieren, hätte dazu die Beförderung der yorhabenden Allianz für hochnöthig befunden, auch deswegen selbst mit dem Schwedischen Eztraordinardeputierten geredet, wäre willens solchen Tag zu beschicken, der zu Braunschweig über 7 Wochen, etwa am 1. December stattfinden könnte. Zugleich Hess Ef. für einige Regimenter, welche er zur Sicherheit seiner Reise mitnehmen wolle, um Durchzug bitten.

Sie haben darauf mit dem Schwedischen >) Gesandten wegen der vor- habenden näheren Yerbündnis geredet, derselbe erklärte, er sei zwar darauf in specie nicht instruiert, zweifle aber nicht, dass sein König gern darauf eingehen würde.

Nach der Tafel conferierten sie wieder mit ihren Commissarien und er* öffneten diesen, 1) sie ersuchten Kf. caet. ez protoc.^.

Jene nahmen es ad referendnm. Im Discurrrieren stellten sie nochmals

') Nach dem Diarium begehrt Eleihe nähere Nachricht von dem aoopo der Allianz und ob dieses Werk allein auf das Mnostersche Wesen oder nicht auch mit dahin angesehen sei, was sonst ratione futori et praeteriti fSr contra- ventiones Instr. Pacis, als die Er für tische und die Pfälzische Sache, vor- gefallen, und theilt ihnen mit, dass Kf. sich über das Vorgehen Herzog Ernst Augusts beklage.

^ Nach diesem Protokoll von 3./13. October proponieren sie: 1) Kf. möchte eine Erklärung ausstellen, dass er nicht Feind von Hersog Ernst August sein wolle, 2) ob Kf., wenn Herz. E. A. ins Braunschweigische getrieben werden sollte, dem Hause Braunschweig Assistenz leisten wolle, alsdann man nicht nothig er- achten wurde, sich mit Frankreich einzulassen, d) ob Kf. mit dem Hanse Br. eine nähere Allianz eingehen wolle, und wie er meine, dass man auch Henog J. F. hineinziehen könne, 4) ob nicht auch Schweden und Hessen und der Bischof von Osnabrück dazu su ziehen, 5) ob auch Holland zu invitieren, 6) ob nicht der scopus derselben sein sollte die Stillung der Unruhe und Oon- servation des Westftlischen Kreises, 7) ob nicht auch der generalis scopus, die Sicherheit des evangelischen Wesens und Gonservation des Mnnstersohen Friedens, und ob solche nicht tarn ratione praeteriti quam futuri zu verstehen, 8) ob man ratione des Braunschweigischen und Osnabräcksohen Contingents eine convenable Anzahl der Armee, welche Herzog E. A. jetzt richte, annehmen wolle, 9) wenn solches nicht annehmlich, wurde man vom Furstl. Hanse wohl sonst ein proportioniertes Contingent dem gemeinen Corpo beisetzen, 10) wie es mit dem Commando zo halten, 11} ob nicht Kf. sich wollte im Vertrauen vernehmen lassen, wie man sich gegen Frankreich und Oesterreich zu ver- halten hätte. Darauf lässt Kf. am folgenden Tage nur erwidern, er hätte allemal seine Freundschaft dem Hause Braunschweig zugetragen, ihm sei die erste Frage fremd vorgekommen, da er allemal Effecte erwiesen, hielte er die Dedaration far unnöthig; wie Herzog J. F. heranzuziehen sei, wurden die Fürsten selbst wissen.

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GetaDditchaft Haztluuisens und MiUlen nach Berlin. 649

▼or, es würde Herzog Ernst August betrübeu, dtss mao von seiner In- tention nicht bessere Opinion hätte, und ftagten, ob solches nicht bei jetziger Conjnnctur, da der König yon Spanien todt, ihn daiu veranlassen möchte, dass er mit Frankreich, welches ihm sonder Zweifel die avantageusesten Conditionen geben würde, eintrete, da dann all das Out, daa durch seine operationes dem gemeinen Wesen jetzt su statten k&me, andere zu ihrem Yor- theil nehmen würden. Dieses Argument penetrierte ziemlich 0*

Kf. wird nächsten Montag aufbrechen, es würde nützlich sein, wenn auf der Reise eine Zusammenkunft >) zwischen ihm und dem Herzoge veran- lasst werden könnte. Wenn der Herzog es im H aag dahin richten könnte, dass dem Kf. raisonnable Satisfaction würde, würde dieses ihrer Sache sehr avantageus sein, man hat hier aber des Yicquefort officia nicht gerne.

Der KarfÜrst an den Bischof von Münster. D. Cöln 4./[14.]October 1665.

[Verlangen, dass der Bisehof keine Feindseligkeiten gegen die hollandisehen Garnisonen im Clevischen ausüben lasse.]

Er hat Nachricht erhalten, dass der Bischof mit den Feindseligkeiten U. Oct gegen die Staaten den Anfang gemacht hat'), bedauert, dass diese Sache zu solchen extremis gerathen, hofft, dass der Bischof alle raisonnable und zum Frieden dienliche Mittel nicht ans Augen setzen, sondern es in kurzem zu einem büligmässigen Accommodement werde kommen lassen, wozu er selbst um so eifriger mitzuwirken bereit ist, je mehr ihm und seinen Landen an schleunigster Wiederherstellung des Friedens gelegen ist Er ersucht den Bischof, seiner Soldatesque zu befehlen, dass sie gegen die in seinen Cle- vischen Landen befindlichen Staatischen Garnisonen keine Feindseligkeiten ausüben sollen, das gleiche Ansinnen hat er auch an die Staaten getban*).

>) Nach dem Diarium bemerkt Jena, jetzt nach dem Tode des Königs von Spanien halte er f&r gerathen, sich in generalibos eu halten, wenn man ge- sehen, wohinaus andere wollten, könnte man die beste Partei erwihien.

*) Eine solche hat wirklich, nachdem Kf. etwa am 22. October seine Reise nach Oleve angetreten hatte, am 80. October zu Sesen stattgefunden, s. unten dai Schreiben des Bischofs von Paderborn an Kf. vom 17. November 1665 und L. Müllers Relation vom 4./14. November, der aber Wardenberg als Ort der Zusammenkunft nennt

*) Ende September hatte der Bischof, nachdem er den 0. Staaten sein vom 14. September datiertes Ultimatum (Aitsema V S. 639. Diar. Burop. Xin S. 178. Londorp IX S. 416) sugesendet, durch seinen General Gorgas das Bonrtanger Fort belagern lassen und war selbst in Overjssel eingefallen, s. Aitzema V S.642ff., Alpen I S.688f., Tücking S. 183.

^ S. dieses Schreiben (d. Cöln a. d. Spr. 5./ [15.] October 1665} bei Aitzema V S. 658.

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650 11* I>«r MfiDtterache Krieg.

Der EnrfttrBt an die Generalstaaten. ^) D. auf unserer Ftlrstl. Halberstsdtischen Residenz Groningen 14./[24.] October 1665.

[Warnung vor dem Herbeiziehen fransösischer Hnifstroppen.]

I 24. Oct Anzeige, dass er mit seinen Truppen auf dem Marsch nach seinen Cle- vischen Landen sei, nm beiden kriegföhrenden Parteien näher zn sein und desto wirksamer seine Friedensbemühnngen anwenden zn können.

Weil wir aber inmittelst die Nachricht') erhalten, dass ein an- sehnlicher französischer Succurs im Marsch nach Teutschland be- griffen, so können wir zwar Ew. Hochm. nicht verdenken, dass die- selbe alle dergleichen Mittel zu Rettung und Defension ihres Staats und Unterthanen suchen und gebrauchen, wir geben denselben aber hochvernünftig zu consideriren, ob nicht hiedurch die Sache je mehr und mehr in Weitläuftigkeit gef&hret und verwirreter gemacht werden dflrfte, zumal man den Kriegsactionen, insonderheit wenn frembde und ausländische Truppen in einer so considerablen Anzahl dabei vor- handen, nicht allemal nach Belieben Ziel und Mass setzen, noch den Frieden mit so freier und ungebundener Hand, als man wohl wünschet und bisweilen auch die Koth und das Interesse erfordert, tractiren und befördern kann, zu geschweigen der grossen Jalousie und Ombrage, welche andere benachbarte Potentaten und insonderheit das Römische Reich und dessen Stände von einer so considerablen auslandischen Armee schöpfen werden, dannenhero wir nicht unterlassen können, Ew. Hochm. dieses alles in hergebrachtem Vertrauen zu remonstriren und dieselbe zu ersuchen, sie wollen dero hohem Verstand nach solches in gebflhrende Consideration ziehen und mit Sollicitirung dieses fran- zösischen Succurses nicht so sehr eilen, sondern denselben noch einige Zeit in der N&he und auf den Grenzen lassen, wodurch sie obange- f&hrte und mehr andere Inconvenientien verhüten und dabei auf allen ferneren Nothfall der Hülfe nichts desto weniger versichert sein.

Sollten sie dennoch diese französischen Truppen kommen lassen, so

0 Dieses Schreiben ist nicht fibergeben worden s. onten 8. 655.

*) Die Clevische Begiemog hatte dem Kf. am 17. October angezeigt» daas sie dorch Copes ans dem Haag ond ans den Pariser Zeitungen erfahren, die französischen Halflivolker sollten ihren Marsch durch die Jälich-Olevischen Laode und zwar yOnersocht^ nehmen wollen. '

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Warnnog der Generalataaten. Conferensen eu Cassel. 651

erwartet er jedenfalls, dass sie dafür sorgen werden, dass dieselben sein Oebiet nicht betreten i).

Protokoll der von dem Oberpräsidenten Freiherrn v. Schwerin

mit den Fttrstl. Hessischen Geheimen nnd Vormandschafts-

räthen zu Cassel den 14./ 24 und 15. /25. October 1665

abgehaltenen Conferenzen.

[Betheiligang Hessens an der zo Brannschweig abzohaltenden Versammlung,

Verhandlangen des Kf. mit Holland, HinsoEiehang catholischer Forsten sn der

abtnscbli essen den Verbindong.]

14. /24. October proponiert v. Schwerin: Angesichts des Münsterschen 24.0ct. Krieges nnd da yerlante, dass dieses Werk nicht von dem Bischof yon Münster allein herrühre, sondern anch andere catholische Potentaten mit dabei im Spiele wären, h&tten Kf., Schweden nnd das Hans Brann* schweig militärische Anstalten getroffen nnd die Abhaltnng einer Zusam- menkunft verabredet, um mit Znziehnng des Hanses Hessen nnd anderer Evangelischen sich über ein gemeinschaftliches Verhalten zn verständigen.

Kf. wünsche za erfahren, wie man sich hessischerseits bei dieser Sache zn verhalten gesonnen sei, nnd erbiete sich, wenn man dort jene Zusammen- kunft zu beschicken bereit sei, die Instruktion, welche er seinen Gesandten ertheilen wolle, mitzutheilen.

Kf. Hesse ferner in summa confidentia mittheilen, dass er sich mit den Staaten schon ziemlich eingelassen, so dass es nur darauf stände, dass ihm einer oder der andere seiner Orte eingeräumt werden sollte, worauf er den Staaten vigore solcher Tractaten wohl assistieren dürfte. Sollte man aber hessi- scherseits Bedenken gegen eine solche Verbindung mit den Staaten hegen.

^) Gleichzeitig theilt Kf. K.Cöln und Pfalz-Neubnrg diese Nachricht von dem beabsichtigten Durchmarsch der Franzosen mit, fragt sie um ihre Meinung, fordert sie auf, sich bei dem Könige von Frankreich dahin zu be- mühen, dass das Reich von diesem Durchmarsch verschont bleibe, nnd meldet zugleich, dass er sich zur Vermittelung des Münsterschen Streites erboten habe und selbst mit einem Theile seiner Tmppen auf dem Marsch nach Cleve be- griffen sei. K.Co In erwidert darauf (d. Arnsberg 6. November 1666), er habe den Franzosen auf Ersuchen den Durchmarsch durch sein Stift Lfittich gestattet, höre, dass dieselben von Mastricht aus durch dasselbe nach Herzogenbusch und Nimwegen marschieren und so des Kf. Lande nicht betreten wollten, er erwarte nächstens einen französischen Gesandten und wolle sich bei diesem um Bei- legung des Münsterschen Streites bemühen. Aehnliches meldet Ffalzgraf Philipp Wilhelm (d. Bensberg 6. November 1665), er fägt hinzu, anch er sei bereit, zur Beilegung des Münsterschen Streites mitzuwirken, nnd er treffe anch zur Conservation seiner Lande Rüstungen.

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652 11« I)«r MuDstersche Krieg.

80 wolle Kf. sieh mit der Landgräfio über diese Sache, die ooch in integro, gern veroehmeD.

Es wäre auch dem Kf. sowohl yod schwedischer als aach yon anderer Seite Yorgeschlagen worden, ob nicht zn Verhütnng, dass nicht die Gatho- lischen znr Oegenyerfassnng, als wenn es anf die Religion abgesehen, yer- anlasst würden , einer oder der andere Catholische mit herbeizuziehen sei Weil aber die consilia der benachbarten Catholischen, wie des Bischofs yon Paderborn, hier besser bekannt wären, so bäte Kf. die Landgräfin, ihm ihr Seotiment darüber mitzotheilen. 25. Oct. 1Ö./25. October antworten die Hessischen Yormundschaftsräih^: Die Landgräfin sei bereit, die yorgeschlagene Zusammenkunft zu beschicken, sie werde inzwischen mit Landgraf Ludwig yon Darmstadt darüber communicieren und ihre Miliz durch neue Werbungen yerstärken.

Ob und wie Kf. sich mit den Staaten zu setzen, darüber könne sie in Ermangelung hinreichender Information nicht urtheilen.

Von den consilia des Bischofs yon Paderborn') hätte sie weiter keine Kenntnis, als dass äusserlich yerlaute, derselbe sei dem Bischof yon Münster beizupflichten anständig gemacht worden.

Instruktion, wonach sich unser Hofrath Hans Adam v. Schö- ning bei der ihm nach dem Bischof zu Münster aufgetragenen Reise und Commission zu achten. D. in unserer Fttrstl. Halberstädtischen Residenz Groningen 16./ [26.] October 1665.

[Mahnung zum Frieden, des Kf. Reise nach Cleve, Fordernng, dass keine Feind- seligkeiten gegen seine Lande unternommen würden.]

26. Oct. 8ch. soll sich sofort zu dem Bischof yon Münster begeben und den-

selben daran erinnern, dassKf. ihm schon durch y. Brabeck habe yorsteUen lassen, wie ungern er yemommen, dass zwischen ihm und den Staaten offenbare Hostilität ausgebrochen sei, er rathe ihm nochmals, je eher, je lieber diesen Kriegsunmhen durch gütliche Traktaten ein Ende £u machen, wozu er nochmals seine Interposition und Mediation, welche y. Brabeck

>} An diesen (Ferdinand y. Fürstenberg) entsendet Et seinen Secretar Fr. Meinders (Creditiy d. Cassel 24. October 1665). Derselbe meldet (d. NenenhauB 26. October 1665), der Bischof missbillige das Thun des Bitchob yon Munster und wolle sich bemahen, denselben zum Frieden zu bewegen, er habe, wie er ihm im Vertrauen mitgetheilt, an der Münsterschen Sache noch ein besonderes Interesse, nämlich seine Snccession im Stift Munster, die Mehr- zahl der dortigen Domherren und ancb der Bischof selbst waren seiner Bmen- nung zum Goadjntor geneigt, er fürchte aber, dass der Bischof, wenn er ad ex- trema gebracht werde, sich ans Verzweiflung an Ffalz-Nenburg wenden und einen yon dessen Prinzen zum Stift befördern werde, er hoffe, Kf werde sich seiner annehmen.

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Instruktion für v. Schöning. 653

zn acceptieren nicht instrniert gewesen, anbiete. Er soll dem Bischof die Gefahren, welche dieser Krieg fiir den Westfälischen Kreis, ja für das ganze Römische Reich herbeiführen könnte^ vorstellen, femer, dass dieses Werk bei Auswärtigen grosses Nachdenken, namentlich bei Schweden und anderen evangelischen Potentaten den Gedanken erwecke, als wollte man katholischerseits daraus ein Religionswerk machen und die Eyange- lischen aufs neue in ihrer Gewissensfreiheit gra?ieren, woher auch die schwe- dischen Gesandten, welche ohnlängst bei Kf. in Berlin gewesen^), yersi- chert hätten, dass Schweden zu Beobachtung dieses Werkes in kurzem einige tausend Mann heraussohicken werde. Kf. wäre ebenfalls auf der Reise nach seinen Cleyischen Landen und brächte zur Sicherung derselben einige Regimenter mit, denen innerhalb sechs Wochen mehr nachfolgen würden; er erwarte, der Bischof werde dafür sorgen, dass gegen seine Lande keine Feindseligkeiten ausgeübt würden, er werde durchaus nicht dulden, dass dieselben in diese Unruhe mit inyolyiert würden.

Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Eurfttrsten. D. Hage 27./17. October 1665.

[Audienz bei den G.Staaten. Conferenz mit den Deputierten derselben, die an- gebotene Räumung Emmerichs abgelehnt, auf Orsoy bestanden.]

Nachdem sie unter der Hand yernommen, dass fast alle Proyinzen 27.0ct. begierig wären, mit Kf. in näheres Bündnis zu treten, und wofern nur Holland dazu zu bewegen, allesamt die Eyacuation der Stadt Orsoy wohl zugestehen würden, haben sie auf Anrathen der Prinzessin yon Uranien am 14./ 24. publique Audienz bei den O. Staaten begehrt und haben dort') des Kf. freundliche Gesinnung gegen den Staat contestiert und das Schreiben desselben übergeben. Gestern Abend^ sind dann drei Depntierte der Staaten, Ommeren, Boll und Reigersberg zu ihnen gekommen und haben ihnen eröffnet, die G. Staaten seien bereit, Elf. Emmerich zu eya- cuieren, sie wollten nun yemehmen, mit wieyiel Völkern und auf welche conditiones Kf. dem Staat gegen den Bischof yon Münster zu assistieren ge- sinnt sein möge. Sie haben erwidert, wenn nicht wenigstens Orsoy offeriert würde, könnten sie sich in keine ferneren Tractaten einlassen, sie wären sonst wegen der begehrten Assistenz, welche aber mit der Eyacuation nichts gemeines hätte , noch daran gebunden werden müsste, genugsam instruiert, Kf. werde auch in drei Wochen mit 8000 Mann , womit auf allen Fall die

^) üeber Kleihe's Anwesenheit in Berlin s. die Depeschen y. Krockow's yom 2ö. October/4. Noyember und 22. Noyember/2. December 1665. (Urk. o. Akt. IX S.806ff.}

») 8. Urk. o. Akt m S. 156f.

*) S. ebendas. S. 157.

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654 11- D^r Mnnatertohe Krieg.

Hülfe, wenn sie sich EofÖrderst darüber verglichen, prästiert werden könne, im Lande Cleye stehen and es würden anch noch mehrere andere folgen. Sie haben darauf mit denselben discnrsweise besprochen, wie die Sache am besten einzurichten wäre, jene yerspraohen, alles zu secretieren und den O.Staaten zn referieren.

Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig und Lttneburg an den Kurfürsten. D. Gell 22. October/[l. November] 1665.

[BroffnuDgen des englischen Gesandten Garlingford, Vorschlag Haersolts, im geheimen in England wegen des Friedens so sondieren, drohendes Schreiben des

Bischofs von Münster.]

1. Nov. Neolicher Tage hat sich bei Herzog Ernst Angnst zn Ibnrg ein

englischer £nvoy6, Graf von Gallingfort'), eingefunden und hanpts&ch- lieh Hülfe gegen die Staaten begehrt, zagleich erklärt, wer denselben gegen Münster Beistand leisten werde, den werde sein König in den hienächst mit den Staaten erfolgenden Frieden nicht einschliessen lassen; dann hätte er gleichsam per discnrsnm sich herausgelassen, er glaubte, sein König wäre nicht ungeneigt, mit den Staaten einen billigen Frieden zu schliessen, würde auch gern sehen, wenn Kf. und das Haus Braun* schweig die Mediation fibernähmen, zumal die französische Mediadon in diesem negotio seinem Könige nicht wenig suspect vorkäme, er hätte Commission auch zu Kf. sich zu begeben und bei diesem ein gleiches An* bringen zu thun. £r, der Hersog, hat dem bei ihm sich befindenden Oberst Haersolt Mittheilung davon gemacht, derselbe meinte, seine Oberen wür- den zu einem billigen Frieden mit England nicht ungeneigt sein, könnten aber den König von Frankreich, da dieser bereits in der Mediation be- griffen sei, ohne grosse Offension nicht davon ausschliessen, man möchte unter der Hand in England sondieren, unter welchen Bedingungen man dort Frieden schliessen wollte, damit nachher, nachdem das Werk von beiden Seiten unterbauet und mehrentheils im geheimen verabredet wäre, dieses dem französischen Ambassadeur eröffnet und dann desto eher zum Schluss gebracht werden könnte. Er bittet Kf., ihm seine Gedanken hier- über im hergebrachten, auch bei neulichster entrevue') noch weiter be* festigten Yertranen zu eröffnen. Er übersendet Abschriften eines an

0 S. den Brief der Herzogin Sophie vom 1./ 11. November 1665 (Bode- mann S. d4f.); vgl. Kocher I S. 444. >) S. oben S. 649.

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EröffnoDgeD Carlingfordp. g55

iho gekommenen nachdenk- und fast bedränlichen Schreibens des Bischofs Yon Münster^) nnd seiner Antwort') darauf ').

Blaspeil an den Freiherm v. Schwerin. D. B'Gravenhage 22. October/1. November 1665.

[Der Marsch der fransosischen Troppen, Feindseligkeit der antioranischen Partei

gegen Kf., Absichten Frankreichs, yerdächtige Haltung Schwedens, Kf. möge

England seine Yermittelnng anbieten.]

Das Schreiben des Kf. an den Staat wegen der französischen Tmppen^) i. Nov. haben sie nicht übergeben, da anf ihr Remonstrieren^ schon der Marsch derselben anders angeordnet ist nnd sie aoch fürchten, dass, da Ef. in dem- selben die französische Assistenz stark dissnadierCi diese aber nnn schon in wirklichem Anzng ist, die widrige Partei hier, welche die kurfürstliche Hülfe omni modo zn declinieren, die französische dagegen an befördern sacht, daraus Anlass nehmen würde, nicht allein ihren Intent desto .besser fortznsetzen, sondern auch Kf. bei Frankreich zo yerd&chtigen. Diese Partei möchte sich lieber der französischen Protection nnd Joch unterwerfen, als

1) In demselben (d. Borkelo 30. September 1665) erklärt der Bischof, er habe erfahren, dass Graf Wal deck sich in den Dieost der Hollander eingelassen nnd io des Heriogs nnd des gesamten braoDSchwelgischen Haoses Namen eine grosse Anzahl Völker denselben zuzufahren versprochen habe, und ersucht den Herzog, sich nicht durch den Grafen, .welcher unter dem gesuchten Schein einiger Difß- denz sich in den Niederlanden gross zu machen sucht*, dazu verleiten zu lassen, sonst werde er solches nach Möglichkeit zu verhindern suchen.

*) d. Zelle 2./ 12. October 1665, darin erklart er, dieses Werk erscheine ihm allerdings sehr bedenklich, dass er aber mit den Staaten noch zur Zeit einige Alliance traetiert oder geschlossen haben sollte, sei unrichtig. Er ermahnt den Bischof, Jene Differenzen gütlich beiaulegen, damit auch die Nachbaren Buhe h&tten, gegenüber den Drohungen desselben wolle er es vorläufig bei dienlichen Gegenvermahnungen bewenden lassen.

^ Kf. erwidert darauf (d. Cassel 25. October /4. November 1665), auf die Drohungen des englischen Gesandten brauche der Herzog keine Beflezion zu nehmen, er zweifle, dass der Friede auf die von Haersolte vorgeschlagene Weise angebahnt werden könne, doch mochte der Herzog dem englischen Gesandten Mittheilnng davon machen, sollte man englischerseits darauf eingehen, ■o sei er bereit, zusammen mit dem brauoschweigischen Hause die Vermittelung zu übernehmen, an den Bischof von Munster habe er geschrieben. Dieses ge- schieht in einem Schreiben von demselben Datum, in welchem er denselben nochmals zum Frieden mit Holland ermahnt nnd ihn auffordert, vor allem dahin BU sehen, dass wenigstens keinem Stande im Reiche Anlass au Krieg und Un- ruhe gegeben werde, etwaige Streitigkeiten mit dem Hause Braunschweig er- bietet er sich zu vennitteln.

*) S. oben S.650.

») S. ürk. u. Akt m S. 157.

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656 11* Der Mflostertche Krieg.

zasehen, dass der Prioz von Oraoien wiederhergestellt werde, was sie besorgen, wenn durch Kf. dieser Staat gerettet würde. Graf d'Estrades, welcher es in diesem Stück mit den Widrigen hält, merkt gar wohl, dass des Ef. Ankunft ihnen ihren Coneept yerrücken werde, macht aber gute Miene, und weil er sieht, dass es ans ernst ist, hat er uns schon an die Hand gegeben, dass Frankreich, E.brandenburg, Braunschweig und dieser Staat zusammen halten müssten, dann würde nicht allein Münster sondern auch England Frieden machen müssen. Er scheint dahin zu Kielen, dass, wenn auf solche Weise sein König nur die H&nde mit darein bekommen könnte, derselbe auch leichtlich Meister im Spiel werden dürfte. Die Waldeckschen Schreiben einzuliefern haben sie auch nicht für gut befunden, sie sind allesamt an Leute der widrigen Partei gerichtet, mit denselben hat der Graf auch seine Negotiation gehabt und die Handlang geschlossen, und ist kein Zweifel, dass der yornehmste Zweck derselben dabei gewesen^), des Kf. Assistenz zu ezclndieren and den Grafen in diesem Staat als ein oppositum von Uranien und Nassau zu introducieren, des Kf. Ankunft aber und unsre Handlung werden es verhoffentlich redressieren. Sie haben das beikommende Schreiben des Königs yon England*) an Kf. erbrochen, man sieht daraus, dass Schweden uns daselbst betrogen hat, dasselbe sucht sich mit England so zu setzen, dass es sich mit der Zeit durch die englische Hülfe zum Meister in der Ostsee machen möge, Frank- reich selbst, wie sehr es auch sonst Freund mit ihnen ist, schöpft jalonsie

') Gans ähnlich äussert sich der Graf de Guiche in seinen Memoiren (bei Wiens, Sammlung fragmentarischer Nachrichten über Christoph Bemard tou Galen I 8. 229.)

*) d. Oxford 7. October 1665, darin beklagt derselbe, dass Kf. nicht nor mit Holland gegen den Bischof von Münster gemeinsame Sache gemacht, aon- dern aach Schweden mit Verdacht gegen denselben, als wenn er etwas gegen die protestantische Religion vorhätte, erfüllt habe, er, als der Bundesgenosse des Bischofs, verbärge sich dafür, dass dieses dorchans nicht der Fall sei, and er erklärt dem Kf., dass, wenn dieser nicht die jetzige Gelegenheit benatste and mit gegen die Holländer vorginge, England ihm nicht tor Wiedererlangang seiner clevischen Plätse verhelfen könne. Kf. erwidert darauf (d. Oleve 7. November 1665). er hoffe, der Krieg swischen England und Holland, der for die reformierte Religion so verderblich sei, werde bald beendigt werden; dass der Bischof von Monster den Krieg mit Wissen und Wonsch des englischen Königs führe, habe er erst aus dessen Brief erfahren, dieser Krieg bedrohe die Robe des Beichea and er müsse sich dem gegenüber so verhalten, wie es seine Pflicht nnd das Interesse seiner Staaten gebiete. Wie er Schweden mit Verdacht solle er- fallt haben, verstehe er nicht, «cnm id ipsum eadem nobiscnm pro conservaada in imperio pace consilia fovere soiamas, qnibus ae qnicqnam contrarii a oobia nnqnam vel accepiise vel hansisse haud aief üeber die sweidentige ELaltong Schwedens s. Mömoires de Pomponne publiös par Mavidal U 8.26.39. Das Recreditiv des Kf. for Öarlingford, welcher ihn in Hamm traf, ist von dort vom 1. November 1665 datiert,« über die mit demselben geführten Verhand- langen liegen keine Anfseichnongen vor.

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Französische und schwedische totrignen. 657

davon, Ef. würde wohlthon, England seine Mediation in dem Streit anzu- bieten, dieses Schreiben giebt genügenden Anlass daza, und wie unser Augenmerk dahin geht, dass wir hier eine solche Erklärung von dem Staat erhalten, worauf wir den Bischof von Münster die Waffen niederzulegen, es sei in der Güte oder anders, disponieren können, ebenso könnte auch England eine solche Erklärung auf unser Ansuchen wegen seiner Postu- laten von sich geben, dass wir den Staat, sich damit zu conformieren, auf gleiche Weise anhalten könnten, es wäre denn, dass hiesige Subsidiengelder uns daran hinderten..

V. Schöning an den Kurfürsten. D. Meppen 5. November 1665.

[Der Bischof hat die Vermittelang Castel Rodrigo's aDgenommen. Die Damm- arbeit. Vergebliche BemähuDgeo Lesseins'.]

Er hat den Bischof noch hier gefunden und gestern bei ihm Audienz 5. Nov. gehabt, derselbe hat sich aber auf sein Anbringen nicht kategorisch er- klären wollen, wiewohl er einige Reue bezeugte, dass er dem Don Gastel Rodrigo die Parole der Mediation schon gegeben hätte, die er unmög- lich wieder zurückziehen könnte, er wüsste nicht, ob Kf. mit Zuziehung desselben diese acceptieren möchte. Er bezeugte im übrigen seine Freund- schaft gegen den Kf. und seinen Wunsch, denselben zu sprechen, doch wäre dieses jetzt unmöglich, da er die Arbeit des Dammes ') persönlich fortführen müsste, damit sich seine ganze Armee vereinigen könnte.

Der französische Abgesandte M. Lessin ') bat sich auch schon 4 Tage hier aufgehalten, soll ebenfalls die Mediation suchen, doch wird sie ihm abgegeschlagen werden.

PS. Soeben erfährt er, dass Lessin ziemlich disgoastiert weggeht, nnd dass sich der Bischof sehr auf englischen Succurs zu Fuss yerlässt').

>) S. Alpen I 8. 695f. Täcking S. 135.

*) 8. über dessen Gesandtschaft die Schreiben Ludwigs XIV. an d'Estra- des vom 21. Juli und 22. September 1665 (M6m. d'Estrades IH S. 260. 408) und M^moires du comte de Guiche (bei Wiens S. 227).

>) In einem Schreiben an 0. v. Schwerin von demselben Datum meldet Seh. demselben, Brabeck habe ihm mitgetheilt, es sei wenig Hoffnang zn einem Ausgleich, da der Bischof nicht nar nichts verlieren, sondern auch das, was ihm von Rechts wegen gehöre, wiedergewinnen wolle, die Holländer sich aber dazu schwerlich verstehen wurden.

Mater. %. 0«teb. cL G. Korfnrsten. XI. 42

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658 11- ^^^ Münstersche Rrieg.

Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfttrsten. D. s'Gravenhage 25. October / 4. November 1665.

[Die mit den staatiscbeo Depatierteo abgeroacbtea Punkte. Kf. soll eine starke

Armee zasammenbriDgen, im Verein mit anderen Ständen des weetfaliscben

Kreises Affinster zum Niederlegen der Waffen bestimmen, dann ist Hoffnung auf

Herstellung des Friedens ]

4. Nov. Sie baben yorgestern mit den staatischen Depotierten eine neue Cod- ferenz gehalten ond sind mit denselben vorläufig über folgende Punkte übereingekommen^): 1) dass Ef. einen Monat nach Dato des Schlusses dieser Handlung ein ansehnliches Corps von Reitern und Fussknechten in Be- reitschaft halte,

2) dass er sofort nach Ratification der Tractaten in kraft des 9teD Artikels der Allianz von 1655'), welcher jetzt erneuert werden soll, dem Staat 2000 Mann zur Assistenz schicken und so lange der Krieg dauert unterhalten, dagegen der Staat ihm zur selben Zeit Orsoy einräumen soll, '

3) dass des Kf. Truppen zu Ross und zu Fuss (ausser jenen 2000 Mann) halb von ihm selbst und halb von diesem Staat, ebenso wie die Lüne- burgischen Truppen, welche Herzog Ernst August liefern wird, unter- halten werden sollen,

4) dass Kf. inzwischen, bevor seine Truppen zusammen sind und zur Action kommen, alle ihm wohlgefällige gütliche Mittel, den Bischof zur rai- son zu bringen, versuchen möge.

Die übel Affectionierten in diesem Staat wünschen nicht, dass Kf. gar zu weit ins Werk komme und eine besondere Armee auf die Beine bringe, zumal da sie hoffen, mit Hülfe der französischen und lünebnrgischen Truppen dem Bischof von Münster hinlänglich gewachsen zu sein, sie dagegen haben erklärt, dass Kf. bei jetziger Conjunctur sowohl zur Conservation dieses Staats als auch zu seiner eigenen Securität sich mit genügsamen Truppen versehen und dieselben in Bereitschaft halten müsse, die staatischen Deputierten sind darin auch ganz einig; Ges. schlagen daher vor, dass Kf. wenigstens ein solches Corps, wie H. ErnstAugustzu liefern ?ersprocben, nämlich ausser den 2000 Mann noch 4 oder 5000 Reiter und Dragoner und 7000 z. Fuss zusammenbringe und dazu womöglich von den Fürsten von B ran nsch weig, Hessen- C assel und anderen einige Mannschaften leihe; es würde nicht wenig zur Sache thun und zu seiner Reputation gereichen, wenn Kf. mit diesem ganzen Corps oder dem grössteu Theil in so kurzer Zeit und am ersten auf den Beinen wäre.

Sie haben bei den Deputierten eine überaus grosse Animosität gegen den Bischof von Münster verspürt, und es scheint, dass dieselben mehr auf die Revanche als auf den Frieden selbst ihr Absehen haben, doch haben dieselben zugeben müssen, dass, wie Frankreich trotz des versprochenen

') Vgl. Urk. n. Akt. m 8. 158. M^m. d'Estrades Ul S. 482. 509. ») Dumont VI 2 S. 109.

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VerhandlQogeo im Haag ood mit dem Bischof von Münster. 659

Soccnrses seineo Abgesandten Lessin unterm Schein gütlicher Abmachung beim Bisehof Ton Münster hat, ebenso nod vielmehr auch Kf. zunächst die Oütlichkeit und zwar Ton selbst nnd wie er es am dienlichstener achte, zur Hand nehme; Ges. meinen, nm etwas Fruchtbares darin zu thun, müssten die Tomehmsten H&npter des westfälischen Kreises, Ef., Pfalz-Neuburg, K.Cöln, Braunschweig, Hessen-Cassel, Paderborn, Lippe, noch ehe die Tractaten geschlossen und solches ruchbar werde, sich zu- aammenthun und dahin arbeiten, dass der Bischof alsbald den Boden der nnierten Provinzen räume und die Waffen niederlege, wenn dieses gelinge, so könnten sie den Staat und Herzog Ernst August davon advertieren, damit auch sie einhalten und ihre Waffen nicht ins Reich bringen möchten, dann könnte mit Vorwissen des Kaisers,^ der zu Regensburg versammelten Reichsstände und des Rheinischen Allianzrathes im westfälischen Kreise eine Versammlung angestellt und dort die beiderseitigen Prätensionen ex aequo et bono bemittelt werden^).

V. Schöning an den Kurfürsten, s. 1. et d. [Meppen c. 8. November 166500

[Resolution des Bischofs von Münster.]

Der Bischof hat sich bei seinem Abschiede folgendermassen erklärt: die cd. Nov. Mediation habe er bereits dem Marquis de Castel Rodrigo aufgetragen, falls Kf. etwa Schwierigkeiten machen sollte, denselben mit dabei zu haben, wollte er sich bemühen, die bereits gegebene Parole der Mediation von demselben wieder zurückzuziehen, nur müsste er vorher versichert sein, dass England den Krieg mit den Staaten weiterzuführen nicht gesonnen sei, da ihm die Freiheit, allein zu Tractaten zu schreiten, durch die mit dieser Krone gemachte AUiance benommen wäre, er müsste daher erst dieses dem Könige von England notificieren. Sonst hätte er nicht Ursache sich im geringsten hierin zu sperren, da er fest glaubte, die Staaten wären von ihm dahin gebracht, dass sie ihm,' um fernere grössere Extremitäten zu verhüten, dasjenige, was ihm von Rechts wegen zukomme, wiederzu- geben ohne grosse Difficultät disponiert werden könnten. Er wünsche selbst nicht, dass durch dieses Feuer der Westfälische Kreis, viel weniger das ganze R. Reich angesteckt würde, es gebe ja auch niemand zur Weit-

^) Kf. erwidert daraaf (d. Lippstadt 30. October/9. November 1665), er er- sehe aas dieser Relation »etwas mehr, aber noch nicht vollkommlich'', dass mao sogleich die Allianz vornehmen wolle, diese sei für ihn die Haaptsache aod ohne dieselbe könne er nicht za Gaosteo Hollands sich neue Feinde machen und sich in Gefahr stärzeo. Inzwischen setze er alles in Bereitschaft, am, sobald die Allianz abgeschlossen sei, derselben nachkommen za können, er wolle sich aach unterdessen an allen Orten fleissig bemühen, damit alles za Erlangaog des Frie- dens zugetragen werde.

^ Vom 8. November ist das Recreditiv des Bischofs für Scb. datiert

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660 ^^' ^^^ Müostersche Krieg.

länfigkeit Anlass als eben die Staaten, weil sie, indem sie fransösischen Seconrs annehmen, auswärtige Potentaten implicieren wollten, wodnrch er gleichsam gezwungen würde, ebenmässig Anhang zn suchen, er wäre auch der Hülfe von Spanien und Portugal fest versichert. Man dürfe sich aber nicht embilden, als wenn man aus dieser Kriegsunruhe ein Religions- werk machen wollte, da er sich ja mit England, welches seine Partie in diesem Stücke nicht halten würde, verbunden hätte, er fürchtete deswegen die Krone Schweden nicht im geringsten, da ihn der neulich bei ihm gewesene englische Abgesandte dessen nebst vielen anderen Promesseo genugsam versichert hätte. Dass aber die Herzoge von Branoschweig ohne alle Ursache mit ihm öffentliche Feindseligkeit £u üben suchten, müsste er leiden und er verliesse sich auf 12000 Mann Infanterie, welche ihm England nebst 50000 Pfund Sterling mit ehestem schicken würde. Er hätte sich auch nunmehr resolviert, dass im Fall die Krone England nicht zum Frieden inclinierte, er entweder mit derselben gewinnen oder alles, was er in der Welt hätte, verlieren wolle. Des Kf. Lande sollten durch seine Truppen nicht verletzt werden.

GeheimenrathsprotokoU. D. Lippstadt 30. October/ [9. November] 1665.

[Ob die Allianz mit den Staaten abzaschliessen.]

9. Nov. 1) H. 0. 0 referiret von dem Zustand, wie es mit der Allianz mit

den Statischen itzo stehe, dass sie sollten Plätze evaeuiren, Werbe- gelder und Unterhaltung hergeben,

2) H. Blaspiel und Romswinckels Relation*) verlesen worden: Evacuation wegen Orsaw gegen reeller Assistenz von S. Chf. D.

F. z. A.'): Dass S. Chf. D. dieses zu consideriren, 1) dass die Traetaten mit Holland so viel möglich zu continuiren und dass S. Chf. D. in acht nehmen, weil Wittische Partei S. Chf. D. zuwider, dass man sich gegen den Bischof nichts vernehmen lasse, denselben zu traver siren, bis die Handlung mit Staaten richtig, denselben zwischen Furcht und Hoffnung lassen. Meint nicht, dass die Staaten sollten so gar aufrichtig gehen. Die Werbung interim zu continuiren.

Gr. V. Dohna ähnlich.

H. 0.: Von Anfang dieses Münsterschen Unwesens hätte er nicht anders von S. Chf. D. gespürt, als dass Sie den Staat assistiren

') Oberpräeideat v. Sohwerio.

») Oben S. 668.

^ Fürst Job. Georg von Anhalt.

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Berath. im Geh. Rathe über die mit Holland abzaschliessende Allianz. 661

wollen, damit M. nicht bo grosse Avantage erhielte eontra Evangelicos Und ob zwar S. Chf. D. dem Staat einige Conditiones angetragen, so haben sie doch allzeit ihre Partie halten wollen. Es möchten wohl rationes sein, warum S. Chf. D. sich in öffentliche Fehde nicht ein- lassen sollten, praesertim da es Engelland dehortiret E contra, wenn S. Chf. D. stille sitzen, dass sie sich in Verdacht setzen, dass sie es dem Staat wohl gönneten und dass S. Chf. D: sich befürchten mttssten, dass wenn S. Chf. D. einmal in Ungelegenheit, sie selbe werden sitzen lassen. S. Chf. D. haben sich auch in Verfassung gesetzet, dass ihr die Völker zur Last dienen würden. Sollte S. Chf. D. nur 2000 Mann schicken, wäre es doch eine Hostilität, und wenn S. Chf. D. solche weggeben, dependirten sie von dem Staat. Wttrde also S. Chf. D. mit gutem Nachdruck dem Staat assistiren müssen, aber so bald, wie Blaspiel projectiret, ist es unmöglich. Worzu Mittel genug, dass erst die Allianz eingerichtet werde.

1) die Mediation fortzusetzen,

2) an den Kaiser zu remonstriren, dass vigore der Allianz thun müsste,

3) in Engeil and zu schicken oder litteris zu remonstriren, dass S. Chf. D. solches eher gethan, als sie gewusst, dass Engelland Münster dazu angestiftet.

4) mit Schweden sich darüber zu vernehmen. Putat ergo: 1) dass vor allem die Allianz müsste fortgesetzet werden,

2) dass S. Chf. D. wollten assistiren, wäre aber in so geschwinder Zeit unmöglich,

3) Die Advantagen, so zum wenigsten der Bischof von Osna- brück bat, zu bedingen.

H. C. J.') nimmt es dahin, dass S. Chf. D. den Staaten securiren wollen:

1) wann S. Chf. D. solches thun, so müssen Staaten reciproce etwas thun,

2) wegen der Allianz müsste S. Chf. D. grössere Advantagen itzo als bei der vorigen Allianz gehabt.

3) dass S. Chf. D. auf die Allianz dringen und in specie, dass S. Chf. D. wollen Staaten contra M, assistiren intra certum tempus.

Ob es rathsam, dass S. Chf. D. dem Kaiser, Cöln und andern solches hinterbrächte, damit S. Chf. D. keine blasme auf sich laden,

0 Fr. V. Jena.

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652 11* ^^^ MüDstersche Krieg.

wann sie assistirten dem Staat und man gegen den anderen nur sagen wollte, dass man nur Mediation tractiren wollte.

S. Chf. D.: dass dero Intention sei, dass dieses Feuer bei Zeiten gelöschet und der Friede beibehalten werde,

2) dass die Staaten als Religionsverwandte nicht über einen Hau- fen geworfen werden, und wäre die Sache nun so weit, dass S. Chf. D. nicht werden zurQckköniren und dahero assistiren wollen.

Dem Kaiser und anderen Kur- und Ftirsten zu schreiben, dass S. Chf. D. nicht anders thun wollen, als die Ruhe und Frieden durch dero WaflFen zu erhalten.

Die Allianz mit den Staaten muss unterdessen fortgesetzt werden.

Dass jemand anders nach dem Haag zu schicken, diese beide Leute seind der Sache nicht gewachsen. Müssen Unterhalts- und Werbegelder geben.

L. Müller^) an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig

und Ltineburg. D. Haag 4./[14.] November 1665.

(Hannoversches Archiv.)

[BeBprechaogoD mit deo brandeobargischeD GesaadteD, Staod der braodeo- bnrgischeo Tractateo.]

14. Nov. Er hat die Unterhandlungen mit den G.Staaten begonnen, auch die

nöthigen Visiten gemacht, darunter auch bei der Prinzessin vonOranieD. Dieselbe wusste von der neuliohen entrevue des Herzogs mit Ef. za Wardenburg, auch von der bevorstehenden Zusammenkunft zu Braun- scbweig und billigte den Zweck derselben. Gestern haben ihn die E.- Brandenburgischen besucht, dieselben erzählten von ibreo hiesigen Verhandlungen; als Graf Wal deck hier neulich den Tractat gemacht, hätte man des Ef. Sache ganz zurückgestellt, daher hätte einer von ihneo nach Hof gehen und alle Beschaffenheit referieren müssen, nach dessen Zu- zückkunft, und als dem Ef. von unserem Orte einige Scrupeln benommen worden, hätte man die Tractaten hier wieder aufgenommen und sei darin soweit avanciert, dass sie in dem Punkt von den Städten und fast allen übrigen Prätensioiien contentement gehabt. Nachdem aber de Witt wieder von der Flotte gekommen J), bliebe das Werk wider Willen der übrigen

0 Derselbe war von Herzog Georg Wilhelm nach dem Haag geschickt worden, um dort die Verhandiangeo weiter bu führen und vor allem die G. Staaten zQ bewegen, dem Kf. and Schweden „all räsonoables Contentement* sn geben, 8. Köcher I S. 447.

>) Witt hatte sich Anfang Juli als Kommissar der G.Staaten snr Flotte be- geben und war Anfang November von dort nach dem Haag suräckgekehrt, t. Lefdvre Pontalis, Jean de Witt I S. 349ff.

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ÜDterhandlangeD im Haag. 663

Provinzen ganz stecken, derselbe snche Frankreich so stark hineinzn- ziehen, dass die Provinz Holland thnn könnte, was sie wollte. Kf. hätte sich erboten, anf eben solche Conditionen wie die nnsrigen mit diesem Staat einen Tractat zu schliessen, und weil er seine Truppen eben so bald als wir fertig haben könne, sich mit uns zu conjungieren , alsdann man den Bischof, wo nicht mit Güte dennoch par force wohl in ordinem würde redigieren können. Die Staaten möchten neben Frankreich ihn ans ihrem Land schlagen, was aber des Reichs Boden anginge, da wäre Ef. neben und bastant genug, alles in ruhigen Stand zu bringen. Sie baten, man möchte unsererseits zu diesem Zweck collimieren. M. theille ihnen mit, was neulich zu Berlin passiert, und wie unsererseits nichts mehr deside- riert würde, als mit und neben dem Ef. dies Werk anzugreifen, er hätte ezpresse Ordre, dessen Interesse hier nach Möglichkeit zu recommendieren. Heute, bei seiner Gegenvisite, sagten sie ihm, sie hätten von ihrem Herrn Schreiben erhalten, dass der Herzog sich mit Kf. auf dessen Reise besprochen, und dass alles in gutem Vertrauen dahergegangen, gleichwohl hätte der Herzog sich vernehmen lassen, dass er zwar das Hauptwerk der näheren Verbindung vorzusetzen gemeint, aber daneben nicht unterlassen könnte, den hier gemachten Tractat zu ratificieren. Man glaube nun hier, Kf. nicht nöthig zu haben, und es wäre ihnen die Resolution gegeben, dass man mit demselben auf die conditiones, so mit uns gemacht, nicht schliessen könnte. Weil man auf diese Weise ganz von dem scopo abginge, so wünschten sie, dass das gute Vertrauen zwischen ihren beiderseitigen Herren ohne AnstosB bliebe. Die bekannte Faction hier suche Jalousie und Misverstand zwischen denselben anzurichten. Einer von ihnen werde sofort zu Kf. reisen^), um demselben particuliere Information von allem zu geben. £r hat er- widert, sein Herzog und alle dessen Minister wünschten mit Kf. eine ines- branslable amitiö zu halten. Man hat hier die brandenburgiscben Tractaten auf den Fuss der letzten Allianz angefangen, daher jetzt Holland sagt, es rede derselbe nur von 2000 Mann, jetzt habe man mehr nicht nöthig, welches sonder Zweifel Kf. sehr empfinden wird.

Bischof Ferdinand von Paderborn an den Kurfürsten. D. Nenhaus 17. November 1665^.

[Discuree Waldecks mit Nicolartz, dessen Plan den Bischof von Münster zur AbdaokQDg zu zwingen, Anerbieten Cattei Bodrigos an Mfinster. Die Absiebten ^ Pfala-Nenborgs and E.GoIns aaf das Stift Münster.] Er theilt dem Kf. im höchsten Vertrauen mit, sein naher Verwandter, 17. No?. der Münsterische Domherr v. Schmising, habe ihn dieser Tage auf der

^) Die Gesandten im Haag melden dem Kf 10. November, sie hätten be- schlossen, Blaspeil solle sich zu Kf. begeben, die anderen wollten hierbleiben, damit es nicht scheine, als ob von ihrer Seite die Verhandlangen abgebrochen worden.

*) Zam grossen Tbeil in Gbiffren.

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gg4 11- ^^^ Mänstersche Krieg.

Rückreise von Münster nach Hildesheim besucht nnd ihm erzählt, dass ihm am 31. /21. Octobris von dem K.Cölnischen Rath Nicolartz referiert sei, dass am Abend vorher Herzog Georg Wilhelm von Braanschweig nnd Graf Waldeck von Sesen, wo dieselben bei Kf. zn Mittag aof etliche wenige Stunden gewesen, nach Hildesheim gekommen seien. Graf Waldeck habe dort mit Nicolartz von des Bischofs von Münster Rriegsverfassung discours angefangen, dieselbe gemissbilligt und gemeldet, viele Reichsstände y besonders das Haus Braunschweig könnten dem nicht zusehen, Herzog Georg W ilhelm nnd der Bischof von Osnabrück hätten eine Allianz des Hauses Braunschweig zn Papier gebracht, solcher wäre aber von Herzog August und Herzog Johann Friedrich nicht beigepflichtet, er, Waldeck, hätte sich zwar mit den Staaten, doch nur wegen der zu Geldern gehörenden Grafschaft Culenberg in Dienste eingelassen, doch mit dem Vorbehalt, dass er sich vorhin mit etlichen Reichs- fursten unterreden wolle. Ef. hätte sowohl zn Sesen als auch zuvor bei Waldecks Anwesenheit in Berlin diese consilia zu di vertieren sich bemüht, auch so viel erreicht, dass die Sache dahin ausgestzet worden, dass gegen den 1. December a. St. in Braun schweig eine Zusammenkunft angesetzt sei, zn welcher neben Kf. nnd den Herzogen August und Johann Frie- drich auch E. Cöln und Paderborn eingeladen und wo berathschlagt werden sollte, wie das Stift Münster wieder in Ruhe und friedlichen Stand gesetzt werden möchte. Graf W aldeck hätte vorgeschlagen, ob es nicht da- hin zu bringen sei, dass der Bischof von Münster, der zu allerhand Tronhlen incliniere, abdicieren und das Domkapitel zu der Wahl eines anderen Bischofs sehreiten möchte, die Staaten würden solchenfalls dem Domkapitel und StiftM ünster wegen Borkeloe und sonst gebührende Satisfaction und Ver- sicherung geben und sollte dem Stift nicht der geringste Schade zugefügt wer- den, falls auch der Bischof sich zur Abstehung des Stifts in Güte nicht ver- stehen würde, wollten sie ihre Action gegen des Bischofs Person aliter pro- sequieren. Als Nicolartz darauf gefragt, wo denn der Bischof verbleiben sollte, hätte Herzog Georg Wilhelm subridens geantwortet, man müsste einen Mönch daraus machen, und ob es E Cöln nicht dienen sollte, wieder Bischof zu werden. Auch hat ihm Schmising referiert, von seinetn Bruder, welcher vom Bischof an Frankreich') verschickt worden, vernommen zu haben, dass, wie er letzthin wieder von dort gekommen, in Brüssel der dortige Gubernator Don Castel de Rodrigo im Namen des Königs von Spanien dem Bischof eine Allianz angeboten habe.

Er zweifelt nicht, Ef. werde mit ihm darin einig sein, dass es nicht thunlich sein werde, gegen den Bischof von Münster personaliter zn verfahren und auf die Abdication des Stifts zu dringen Wegen der Zu- sammenkunft in Braun schweig hat erzwar vom Kf. bei dessen ihm gege- bener Gegenwart nichts vernommen , sollte dieselbe aber beliebt und dem Ef. deren Zweck bekannt sein, so ist er bereit sie zu beschicken.

^ 8. über dessen fruchtlose Verhandlangen in Paris Dlar. Burop. xm 8.246. Alpen I 8. 680 ff.

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Mittheilangen des Bischofs von Paderborn. 665

Durch die dem Bischof von Spanien angebotene Allianz würde der Weg za den gütlichen Tractaten noch beschwerlicher gemacht werden, er bittet daher, Ef. möchte die beabsichtigten gütlichen Mittel und Tractaten sobald immer möglich, ehe jene Allianz geschlossen, versuchen, auch sich bemühen, die nachdenklichen Braunschweigischen consilia zu divertieren, und so verhüten, dass sich Münster in jene Allianz einzulassen keine Ursache gegeben werde ; der Bischof werde gewiss, wenn er Aussicht zu einem billi- gen Frieden sehe, zu einem solchen geneigt sein. Ef. wird sich erinnern, was er ihm bei seiner Anwesenheit wegen der an das Stift Münster ver- lauteten Pfalz*Neuburgischen Succession eröffnet'), er hat unter- dessen vernommen, dass Pfalz-Neubnrg sich weiter deswegen bemühe. Dass auch E.Cöln seine Gedanken darauf richtet, ist Ef. gewiss vorhin be- kannt und auch aus dem oben erwähnten Discnrs des Herzogs von Braun- schweig abzumerken. Wie bedenklich sowohl die K. Gölnische als Pfalz- Neuburgische Succession sei, wird Ef. selbst ermessen.

Er hat den englischen Gesandten ^) bis nach Cassel geleiten lassen, ferner an Münster jemand abgesandt, um den Bischof zu gütlichen Tractaten zu bewegen').

L. Müller an Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig

und Lüneburg. D. Haag 14. / [24] November 1665.

(Hannoversches Archiv.)

[Unterbandlung v. Pöloitzs mit de Witt.]

Das Werk mit K.Brandenburg steht noch so hin und ist von dem 24.Nov. Ausgang noch nichts gewisses zu sagen. Er war vor drei Tagen bei dem

») Vgl. oben 8. 652.

^ Carliogford s. oben S. 654.

^ lo einem neuen Schreiben vom 23. November theilt er dem Rf. mit, sein Bruder, Jobann Adolf v. Fürstenberg, den er an den Bischof von Munster geschickt, sei gestern zarockgekehrt and habe ihm als Antwort desselben zaröck- gebracht, der Bischof sei zur Annahme der Mediation bereit. Er schlägt vor, wenn derselbe sich auch noch nicht im einzelnen aber die Bedingungen erklärt hätte, doch mit den Traktaten anzufangen. Sowohl ein bei dem Bischof befind- licher schwedischer, als auch der bei ihm, in Paderborn, gewesene englische Gesandte hätten versichert, dass Schweden nichts gegen den Bischof unter- nehmen werde, andererseits habe er sichere Nachricht, dass E.Coln und der Bischof von Strassburg dem Bischof, wenn sich derselbe zur Goadjutorei ver- stehen wollte, durch franzosische Vermittlung alle Satiefaction von Holland ver- schaffen wollten, um so wünschenswerther sei es, dass Kf. durch seine Mediation diese consilia verhüte. Kf. erwidert darauf (d. Cleve 22. November/2. December 1665), er habe, um eine friedliche Lösung der Münsterschen Unruhe herbeizu- fahren, K.Oöln und Pfalz- Neu bürg zur Cooperation aufgefordert, halte auch die Berufung eines Westfälischen Kreistages für wünschenswerth; in der Münsterseben Succeesionsangelegenheit versichert er ihn seines Beistandes.

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666 11* Der MaosterBche Krieg.

RP. de Witte, woselbst eben des Ef. Oberstallmeister Belnitz'), welcher an die alte Princessin geschickt ond sonst ohne Character sein wollte, za- gegen war nnd sowohl die Evacnation von Orsoy als Snbsidien für des Kf. Armee suchte. Witte antwortete, es wäre die Qnästion in dieser Sache diese, ob man genügsame Ursache hätte, dem Ef. avantagensere Cotidi- tionen als den Herzogen von Brannschweig zn geben. So viel die Macht betrefife, wäre es gewiss, dass, wenn Ef. seinen Degen in die Wage legte, sich sofort der Ausschlag geben müsste, gleichwohl wäre man hier nach nnnmehr angekommenen französischen nnd Cooperation der bfaun- schweigischen Truppen capabel genug, das Werk ohne das auszumachen. Man biete dem Ef. zweierlei an, entweder die Evacnation von Orsoy oder den Unterhalt seiner halben Armee , und ob man gleich gegen den Herzog die grösste Obligation wegen seiner generensen Resolution hätte, so wollte man doch in Ansehung der Recommendation desselben etwas mehreres chun und dem Ef. ein paar tausend Mann mehr unterhalten, beides aber einzu- gehen würde bei der Welt das Ansehen haben, als ob es ihnen abgedrungen wäre. Er, M., stellte ihm vor, dass man nicht allein auf das praesens, sondern auf die künftige Securität zu reflectieren und in Ansehung dessen ein übriges nicht unbillig zu thun hätte, auch sehe die Welt nunmehr wohl, dass dieser Staat nebst den Alliierten, welche er bereits hätte, bastant genug wäre, dem Bischof von Münster Widerstand zu leisten. Es wollte aber alles wenig verfangen und blieb jener dabei, dass Ef. eines der beiden wählen möchte, begehrte er den Unterhalt für seine Armee, könnte man darüber sofort einig werden, die Evacnation von Orsoy aber müsste noch in den particnlieren Räthen resol viert werden, worüber mindestens 14 Tage verstreichen würden. Belnitz zeigt nicht wenige Inclination zut Beitretung und hat ihn, Müller, ersucht, bei der Resolution, nach Cleve zu geheo, zu verbleiben, und weil es auch dieser Staat gern sieht, so hofft er, der Herzog werde damit zufrieden sein.

Frankreich, welches nicht gerne sehen kann, dass eine so consi- derable evangelische Macht, welche wenig Dependance von ihnen nehmen möchte , zusammen komme , scheint dieses Werk mit dem Ef. zu hinter- treiben zu suchen.

Herzog Augustns von Brannschweig nnd Ltlnebnrg an den KnrfÜrsten. D. Wolflfenbüttel 15,/ [25.] November 1665.

[Vermittelang zwischen Munster and den G.Staaten. Die nähere Zusammen-

Setzung.]

25. Nov. Gemäss den zu Cassel durch He im bürg mit Ef. getroffenen Ver- abredungen will eVf als der älteste des Hauses, die Interposition bei Mün- ster unternehmen und einen von seinen Geheimen Räthen an den Bischof

^ Gerhard Bernhard v. Pollnitz, s. oben 8.662.

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y. PoloitE's Yerhandl. mit de Witt. Vermittel. des H. von Wolffenbottel. 667

abfertigen, er bittet Kf., seinen dort befindlichen Ministem zu befehlen, mit demselben dieser Sachen halber vertranliche Gommnnication zu pflegen. Er will auch, wenn diese Interposition angenommen wird, bei den O.Staaten dasselbe versnoben.

Wegen der näheren Zusammensetzung ist er mit der ?om Kf. vorge- schlagenen Heranziehung einiger catholischer Fürsten einverstanden, zumal da auch Herzog Johann Friedrich darauf zielt*), wiewohl derselbe auf K.Mainz, K.Cöln und Pfalz -Neu bürg sein Absehen gerichtet, welches seines Ermessens nach zur Zeit zu wcitläuftig fallen dürfte, er hat aber deswegen sowie wegen der von der Landgräfin von Hessen vorgeschlagenen Herbeiziehung von Hessen-Darmstadt und wegen Zeit und Ort der künftigen Zusammenkunft bei der Schwedischen Regierung zu Stade angefragt.

Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve 15./25. November 1665.

[Unbilligkeit der holUDdischeo ForderaogeD, Anerbieten seiner Vermittelang.]

Er bat sich durch Blas peil vortragen lassen, wie weit das Allianz- 25. Nov. werk gebracht gewesen, und daraus ersehen, dass man die von ihm desi- derierte Hülfeleistnng mit dem Punkt der Evacuation combinieren und es dabin richten wolle, dass, wenn man ihm Orsoj einräumen sollte, er sich in den jetzigen Krieg, und zwar auf seine alleinigen Kosten implicieren, oder dass er, wenn er Subsidien haben wollte, auf die Evacuation ver- zichten müsste, und dass es endlich noch hart halten würde, ehe sich die Provinz Holland anf solche Bedingungen einliesse. Diese unraisonnable

1) Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen-Cassel zeigt dem Ef. (d. Cftssel 16. /26. November 1665) an, Herzog Johann Friedrich habe ihr durch V. Eis mittbeilen lassen, da die nach BraunBchweig verabredete Zasammeokunft nicht zustande za kommen scheine, so wflnsche er mit ihr und einigen anderen benachbarten Ständen beider Religionen, mit Brandenbarg, den schwedi- schen Herzogthämern im Reich, Hessen-Darmstadt, K.Mainz, E.Coln und Ffalz-Neubarg ein Defeosionsbündnis aufzurichten, und er habe sie ge- beten, Kf. dafür zu gewinnen, sie hätte erwidert, sie hätte noch keine Nach- richt, ob jene verabredete ZasammeDkunft unterbleiben sollte, sie fürchte ausser- dem, dass die Stiftung einer solchen neuen Allianz im Reich bei Frankreich Argwohn erregen und dass es der Sache eher hinderlich sein wurde, wenn man das Werk gar zu weitläufig machte. Kf. erwidert darauf (d. Cleve 29. Novem- ber/9. December 1665), auch ihm habe Herzog Johann Friedrich durch einen Gesandten ähnliche Eröffnungen machen lassen, er habe geantwortet, es mässten zunächst Nachrichten aus Schweden abgewartet und dürfte inzwischen nicht durch absonderliche Zusammenschickung den bei der Sache Interessierten Anlass zu Argwohn gegeben werden. Vgl. Köcher I S. 449f,

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668 11- I^cr MünsterBche Krieg.

PropositioD scheint dahin zn tendieren, dass diese Handlang, welche sonst ihre Richtigkeit gleichsam gehabt, abgebrochen werde. Da er so seine gute Absicht nicht, wie er gehofft, beth&tigen kann, so will er dieses anf aodere Weise tban ond den Staaten seine wirkliche Mediation anbieten, Oes. sollen dieses denselben anzeigen.

Instruktion für den an K.Cöln und Pfalz- Neuburg abge- schickten Hofrath Hans Adam v. Schöning. D. Cleve 15./25. November 16650-

[Vorschlag einer Zasammeokaoft des WestfäliBcben Kreises aod einer vorUnfigen gemeiDsameo Abseodaog der drei Fürsten ao Mäoster.]

25. Noy. Er soll sich zunächst zn K.Cöln begeben, demselben für die dem £f.

bei seiner Durchreise bezeugte Courtoisie danken, ihm die Ursache von dessen Ankunft in diese Lande auseinandersetzen und mittheilen, dass Ef. schon an Münster geschickt und demselben seine Vermittelung angeboten habe , er soll dann den Käthen desselben mittheilen, was der Bischof dar- auf geantwortet habe, und vorschlagen, da derselbe sich bei diesem Kriege sehr opiniastriere, dass eine Zusammenkunft des Westfälischen Kreises oder wenigstens der vornehmsten Stände desselben berufen und dass in- zwischen K.Cöln zusammen mitKf. und Pfalz-Nenburg an den Bischof schicke, um ihn in ihrer aller Namen ernstlich zn anderer Resolution zo ermahnen, Kf. wünsche dieses um so mehr, da die Evangelischen allgemein K.Cöln und andere Catholischen im Verdacht hielten, als wenn sie den Bischof in diesem Werk stärkten, so dass Kf. genug zu thun hätte, ihnen diesen Argwohn zu benehmen. Sollte man zu einer solchen Oesamtschieknng nicht inclinieren, so soll er Absendung eines Oesamtschreibens vorschlagen. Darauf soll er sich nach Düsseldorf zu Ffalz-Neubnrg begeben, diesem entsprechende Mittheilungen machen, zugleich ihm anzeigen, Kf. hätte diese Reise um so lieber angetreten, weil er hoffte, die eine Zeit her mit demselben gepflogenen Tractaten vollends zur Richtigkeit zn bringen. Falls K.Cöln die Zns^mmenschickung im Westfälischen Kreise billigt, soll er auch Pfalz-Neuburg dieselbe proponieren und erklären, Kf. sei be- reit, wegen des Directoriums auf Grund der zu Dorsten') geschlossenen

0 Gleichzeitig (d. Cleve 15. /25. November 1665) schreibt Kf. an Wrangel, zeigt ihm seioe Ankauft in Cleve an und theilt ihm mit, die Mäosterscbe Sache sehe noch gefahrlich aas, zamal da jetzt Holland ein starker französischer Soccars aogelaogt sei, er wolle sieh, obgleich dem Bischof von Münster teioe Mediation, die er ihm angeboten, nicht angenehm zo sein scheine, doch weiter um Erhaltang des Friedens bemahen, er glaobe, dass eine Zusammenkunft des Westfaliscbeo Kreises dazu sehr dienlich sein werde.

3) S. oben S. 530.

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SeodoDg V. Sch5ning8 an K.Coln nnd Pf.-Keobarg. 669

Traktaten mit ihm einen besonderen Vergleich za sohliessen , sollte die Sache dadurch Verzag erleiden, so könnten die Ausschreiben unter Vor- behalt eines künftigen Vero^leiehs von ihnen beiden ausgefertigt werden, Münster würde in hoc casu, weil er in diesem Kriege begriffen, sich dar- über nicht zu beschweren haben. Sollte Pfalz-Nenburg sich zu dieser Zusammenkunft, weil man wegen des directorii nicht einig, garni(ht ver- stehen wollen, so soll er erklären, Kf. müsse es dann zwar dahingestellt sein lassen, wolle aber auch vor dem Kreide und dem Reiche entschuldigt sein, wenn durch Unterlassung solcher Mittel dem Kreise Ungelegenheit zugezogen werde.

Romswinckel and Copes an den Kurfürsten. D. Hage 21. November/ 1. December 1665.

[Anerbieten d'Estradea'. Verschiedene Anfragen.]

d'Estrades hat ihnen gesagt, de Witt hätte sich erboten, mit 1. Dec. ihnen in seiner Gegenwart zu conferieren und die Sache an ihn zu stellen, wenn sie sich darauf einlassen wollten, so werde er demjenigen, welchen er im Unrecht befinden würde, unrecht geben. Sie haben sich auch unter der Hand erkundigt, ob des Kf. Mediation neben der kaiserlichen^) oder absonderlich angenehm sein möchte, und ersehen, dass die allgemeine Mei- nung dahin geht, der Bischof müsse erst aus allen Orten, welche er von diesem Staat einbekommen, gebracht sein, ehe von einem Accommodement geredet werden dürfe. Sonnabend 18./ 28. haben sie wieder mit den Staati* sehen Deputierten eine Conferenz gehabt; als man dort von ihnen ein ge- naueres Project der Bedingungen verlangte, haben sie erklärt, sie hätten sich schon längst darüber schrift- nnd mündlich expliciert, dass Kf. soviel Volk, wie mit Oraf Waldeck verglichen worden, liefern wolle und dass sie ihn ausser- dem dahin zu disponieren auf sich genommen, 2000 Mann, wovon die espirierte Allianz von 1655 redet, auf seine Kosten ihnen zu liefern; zugleich haben sie sich Abschrift der mit Graf Wal deck gepflogenen Unterhandlung aus- gebeten, um danach einen Entwurf zu machen, jene aber haben erklärt« sie

') Der kaiserliche Resident im Haag, Friqoet, hatte in einem Memorial vom 25. November den O. Staaten die Yermittelung des Kaisers zur BeendigoDg des MÖDSterschen Krieges angeboten, dieselben hatten darauf am 27. November beschlossen, demselben erklären zu lassen, der Bischof mfisste erst alle occn- pierten Plätze räamen, wenn dies geschehen sei, wären sie bereit, Vorschläge wegen Schadenersatz nnd ehrenvoller nnd sicherer Bedingungen aozahoreo, in einer daraaf folgenden Conferenz einigten eich ihre Depntierten indessen doch mit Friqoet über 5 an den Bischof zn stelleDde Fordemngeo als Basis der Friedeusvermittelang s. Aitzema V S. 662, M^m. d'Estrades III S. 562. 565 nnd unten S. 675..

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670 11* ^^^ Mnoatersche Krieg.

könnten sich die Gommnnication derselben von Ef. erbitten, and haben es zuletzt nur ad referendum genommen. Ges. bitten nun nm Anweisung:

1) ob sie des Kf. Mediation durch Einlieferung des Memorials, and zwar, ob neben der kaiserlichen oder absonderlich, offerieren oder damit einhalten sollen, bis sie unter der Hand erfahren, dass dieselbe angenehm sein werde,

2) ob sie zugeben sollen, dass Friquet proponiere, dass sie z u der angefangenen Handlung zugezogen werden,

3) ob sie etwas näheres wegen der Evacuation und Assistenz vorstellen und, ohne die Communication des Lüneburgischen Tractats abzuwarten, ein anderes Project aufsetzen,

4) ob sie das Project der Allianz commnnicieren,

5) ob sie sich auf schriftliche oder mündliche Verhandlangen mit de Witt vor d'Estrades einlassen sollen.

Oeheimenrathsprotokoll. D. Cleve 1. December 1665.

[Ob Kf. Holland assistlereD solle.]

1. Dec. Gr. D.'): zu 8000 Mann Werbegeld und zu 8000 Subsidiengeld,

Orsoy einräumen, dass S. Chf. D. Ursach hätten, sich einzulassen. Dass 1) vorbehielten, dass die Hülfe ä part agirte, 2) dass S. Chf. D. als ein Churfürst, v?ann der Friede geschlossen, von Münster keine Satisfaction begehreten.

H. 0. *) : Es wären S. Gbf. D. rationes dissuasoriae vorgelesen, weil es aber scheinet, dass S. Chf. D. durch dero Gesandte schon eingestiegen, und nicht wohl zurückkönnen, so hielte er davor, dass S. Chf. C. sich verbinden könnte,

1) doch dass der Friede ehest restabiliret,

2) dass S. Chf. D. sich reservirten, noch erst einen Versuch zu thun ob Münster und Holland sich retiriren wollte.

3) dass die Allianz und Pr. Garantie pari passu ginge,

auch dass S. Chf. D. solches offenherzig dem Kaiser andeuteten, und dass sie es blos thäten, den Bischof von Münster von seinen weitläufigen Desseinen abzuhalten.

Aehnlich auch die anderen: v. Canstein: wenn S. Chf. D. die con- ditiones von dem Staat prästiret werden, es nicht zu widerrathen.

Jena: wenn nun S. Chf. D. die Sache recht finden, putatS. Chf. D. thun besser, dfe Sache alsobald anfangen, als wenn andere mehr sich implicireo.

1} Graf Doboa.

>) Oberpräsideot v. Schwerin.

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BerathoDgeo im Geh. Hathe ober die Allianz n. die fransosischeD Vorschlage. 671

Blas peil: Die Staaten haben sich bisher nicht za thon erklären wollen, was sie Lüneburg getban. Wenn nnn der Staat dahin za dispo- niren za näherem Erbieten, müsste man solches vornehmen. Sollte der Staat nicht darzn zn bringen, wäre zu fragen: quid tnnc? wenn sie kein sobsidium geben, ob ihnen zu assistiren?

S. Chf. D.: haben 2 Ursachen: 1) dass sie als Churftlrst schuldig, das Reich in Frieden zu setzen,

2) religio, so eine von den vomehrasten, dass sie nicht wollten, dass der Staat sollte zu Grunde gehen: Meine Lande seind also si- tuiret, dass sie nicht können wohl daraus bleiben, diese Lande seind mit Gatholischen umzingelt, neutral zu bleiben ist ein Wurm, so sich selbst verzehret. Wolle noch weitres nachdenken.

GeheimenrathsprotokolL D. [Cleve] 2. December 1665.

[ResoIotioD auf die von du Moalin yorgebrachteo Paokte.] H. 0. Praes. Relation von der Gonferenz mit dem Franzosen 2. Dec. le S'. du MoulinO.

1. Cömpliment, dass der König sich näher mit S. Chf. D. uniren wollten.

Rs. Bedankung in genere.

2. Die Dorstenschen Tractaten nicht zu ratificiren, was die Zu- sammensetzung des Westphälischen Kreises belanget, aber ratione con- directorii könnte wohl sein.

Rs. dass S. Chf. D. wohl gesehen, dass es zu einiger Offension oder Ombrage dem Könige reichen möchte.

3. dass seinem Könige lieb, dass S. Chf. D. mit einem considerab- len corpo hier angelanget.

Rs. mit Complimenten zu beantworten.

4. dass der König zwar mit allen in gutem Verstände, aber qu'il se confioit plus en Talliance avec les protestants qu'avec les autres.

Rs. wäre S. Chf. D. lieb, dass er so gut Vertrauen zu den Pro- testirenden hätte, weil er aber begehrte, dass S. Chf. D. sollten offenherzig gehen, so hätte es die gute Confidenz sehr gemindert, dass die Reformirten dergestalt heftig verfolget würden, und stellten zu bedenken, ob er nicht, als seine Vorfahren gethan, die Freiheit der Religion verstatten wollte.

0 Utiber dessen damalige Oesandtschaft an den Kf. s. Urk. u. Akt. II l09Cr. M^moires d'ßstrades III S. öddfiT.

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g72 11- ^^^ Mänstersche Krieg.

5) begehrete S. Chf. D. Bedenken bei dieBem Zustand.

Rs. weil I. K. M. allzeit ihre Gloria in Beförderung des Friedens gesucht, so hielten sie das beste, dass der König denen die Hand bieten möchte, damit der Frieden ehestens restabiliret wflrde.

6. Mesintelligence zwischen EngellanÖ und Frankreich.

Rs. Ob der König wollte dahin sehen, damit die Dissidie beige- leget, was Sie darzu cooperiren könnten, wollten Sie gern thun.

7. Allianz mit Schweden. Stösse sich nur in der Assistenz contra Moskau, worzu S. Chf. D. sich nicht verstehen könnten.

8. Mit dem Herzog von Neuburg, ob wir in gutem Vemehm^i stehen.

9. Mit den Tractaten in Holland, dass S. Chf. D. die Allianz befordern möchten.

10. wegen Jägerndorf.

Die Hauptalliance mit den Staaten, dass S. Chf. D. eintreten möchten, der König wollte S. Cbf. D. mit Geld und Volk assistiren.

Der Kurfürst an die Gesandten im Haag. D. Cleve 23. November / 3. December 1665.

[auf deo Beriebt vom 21. November /l. December. Bescheid aaf die Aofrageo.]

3. Dec ad 1 und 2. Auf die Mediation sollen sie nicht eben dringen, bis

sie sehen werden, dass dieselbe den Staaten angeaehm oder aber dass von der Allianz nichts zn hoffen sei, inzwischen aber geschehen lassen, dass Friqnet ans sich selbst und im Namen des Kaisers begehre, dass sie mit zar Conferenz gezogen werden.

ad 3. Wegen der £ vacaation lässt Kf. es bei dem desfalls gemachten Aufsatz, wie derselbe in der entworfenen Allianz enthalten ist, bewenden. AVegen der Assistenz erbietet er sich, 8000 Mann innerhalb sechs Wochen nach getroffenem Schluss für den Staat und ausserdem noch ein corpus von etlichen tausend Mann in Bereitschaft zn halten, Ges. sollen ihn förderlichst wissen lassen, ob solche Hülfe dem Staat annehmlich, damit er die nöthige Anstalt dazu bei Zeiten machen könne; inzwischen können sie sich den mit Waldeck gemachten Vergleich, welchen Kf. nar vor dem Abschluss gesehen, ohne eine Abschrift zu behalten, erbitten.

ad 4. Könnte die Commanication der projectierten Allianz mit Vorbehalt fernerer Erinnerungen wohl geschehen, jedoch müsste ausgelassen werden, dass Kf. den Secours der 2O00 Mann alsbald prästieren sollte.

ad 5. Ist Kf. zufrieden, dass sie in Gegenwart des französischen Am- bassadeurs, zum Beweis des zu ihm tragenden Vertrauens, mit de Witt

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Bericht y. Schooiogs. 673

sich in Gespräch einlassen, doch soll von dem, was hinc inde vorgeht, ein Protokoll aufgenommen werden.

V. Schöning an den Kurfürsten. D. Cleve 7. December 1665.

[Bericht über seine VerhaDdluogeD am E.ColoischeD Hofe und mit Pfalz -Neubarg.]

£r ist 30. November zu Bonn angekommen , ha^ am anderen Tage 7. Dec. Mittags Andienz bei dem Kurfürsten und am Nachmittag eine Conferenz mit dem Bischof von Strassburg, dessen Bruder Graf Wilhelm und dem Kanzler Buschmann gehabt und denselben die Vorschläge des Kf. mitgetbeiity hat aber bald verspürt, dass man der Münsterschen Partei ziem- lich affectioniert sei, sowie dass K.Cöln sich schwerlich zu etwas Gewissem resolvieren würde, ehe er mit Pfalz-Neuburg communiciert hätte. Auf den Vorschlag wegen einer Zusammenkunft der Westfälischen Kreis- verwandten und dass sich Kf. des directorii halber mit Pfalz- Neuburg vergleichen wollte, erwiderte ihm der Bischof von Strassburg, er wisse, dass Pfalz-Neuburg sich dazu, wenn nicht auch die anderen Punkte der Dorstenschen Traktaten mitverglichen und ratificiert würden, nicht verstehen könnte; da auch die beiden anderen Deputierten sich sehr kaltsinnig zu diesem Punkte zeigten, so brachte er des Kf. Vorschlag, dass die Vor- nehmsten des Kreises zusammenkommen und von Abhelfung dieser Kriegs* Unruhe deliberieren möchten, vor, womit sowie mit der Gesamtschickung aller dreier an Münster sie einverstanden waren. Auf einer neuen Con- ferenz am folgenden Tage theilte ihm der Bischof von Strassburg im Namen K.Cölns mit, derselbe wünschte zwar eine Zusammenkunft des Westfälischen Kreises, sehe aber jetzt keine Möglichkeit dazu, er wäre zufrieden, dass man unter sich zusammenkäme, hielte aber für hochnöthig, dass auch das Haus Braunschweig mit dazu gezogen werde, da dann die Staaten, die auf dessen Hülfe sich sehr verlassen sollten, sich leichter zum Frieden bequemen würden. Mit der Gesamtschickung in des Kf., seinem und Plalz-Neuburgs Namen an Münster sei er auch einverstanden, nnd da er höre. Seh. wolle auch zu Pfalz-Neubnrg reisen, wolle er den Bischof von Strassburg auch dahin schicken und ihm dort durch diesen in beider Namen Resolution auf seine Vorschläge ertheilen lassen. Darauf ist er nach Bensberg zu Pfalz-Neuburg gereist. Derselbe antwortete auf seine Proposition, er wäre zu allem bereit, wodurch der Friede beför- dert werden könnte^ er hoffte aber nicht, dass Kf. begehren würde, dass der Punkt des directorii ohne die anderen, welche zu Dorsten abgehandelt wor- den wären, verglichen werden sollte, wiewohl er wünschte, nicht allein gute Vertraulichkeit mit Kf. zu machen, sondern auch, dass man ein vinculum unter ihrer beider Posterität stiften könnte. Wegen der Particularzusam- menkunft und der Abschickung an Münster wollte er sich erst mit dem Bischof von Strassburg, der bereits etliche Stunden vor ihm angekommen

Mater, z. Geacb. d. G. Kurfürsten. XJ. 43

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674 n* Der Münstersohe Krieg.

bereden. Am anderen Tage ertbeilte ihm Pfalz-Nenbo rg im Nameo E.Cölns and seinem eigenen, in Gegenwart des Bischofs von Strassbnrg die Antwort, man könnte nnter sich, und zwar am füglichsten in Cleve, zusammenkommen, am za beratheu, wie diese Eriegsunruhe zu stillen, es würde aber sehr nützlich sein, wenn auch das Hans Braunschweig mit zu solcher Conferenz gezogen würde, K.Cöln wolle einen Expressen an die Herzoge schicken, auch Kf. möchte das Gleiche thon, damit sie sich nicht öfifentlich für die Holländer erklärten, denn alsdann könnten sie un- möglich mit zu Mediatoren gebraucht werden; auch wollten sie möglichst bald nebst Kf. zu dem Bischof von Münster schicken und diesen von seinem Vornehmen dehortieren lassen. Er schlug auch vor, gemeinsam an den König von Frankreich zu schreiben und diesen zu ersuchen, bei den Staaten den Frieden zu befördern, auch durch die Gesandten in Regens- bürg das Werk betreiben zu lassen. Dabei erwähnte er auch, ob man nicht bei jetzigen Verhältnissen ihrer aller Interesse zugleich bei den Staaten beobachten könnte. Sonst Hess Pfalz-Neu bürg die grösste Affection für Kf. blicken ; er nahm Seh. nachher auf die Seite und trug ihm auf, dem Kf. zu hinterbringen, er fürchte sehr, es würde, wenngleich die Sachen mit den Staaten und Münster gestillet wären, eine grosse Unruhe zwischen dem Kaiser und dem König von Frankreich, wenn der junge König von Spanien, der allezeit sehr krank sei, sterben sollte, entstehen, ob Kf., der in so gnter Alliance mit Frankreich stünde, sich nicht interponieren wollte mit diesem Vorschlag, dass man zwischen den beiden Häuptern einen heimlichen Vergleich, wie es mit den Spanischen Niederlanden nach des jungen Königs Tod gebalten werden solle, treffen und so diesen Krieg ver- hindern könnte.

Der Kurfürst an Baron de Goes'). D. Cleff 9. December 1665.

[Die holläDdiscbeD FriedeDsbediogaDgen, er soll den Bischof zur Aonabme der- selben zu bewegen socbeD.]

9. Dec. Er hat aus dem Haag Nachricht empfangen , dass die Staaten von ihren

früheren Forderungen, dass sie für den von dem Bischof von Münster ihnen zugefügten Schaden Satisfaction erhalten, und dass das Stift Münster in andere Hände kommen müsse, auf Remonstrieren Friquets und seiner Räthe abgestanden und sich bereit erklärt haben, auf folgende 6 cooditiones mit dem Bischof Frieden zu machen:

1) Sollte derselbe alle occupierten Oerter restituieren,

2) alle seine Völker ausser denen, welche zn Besetzung seiner Gar* nisonen von nöthen, abdanken,

^) Derselbe war vom Kaiser zum Kf. nach Cleve geschickt worden nod hatte sich dann zu dem Bischof von Münster begeben, um diesen auf Grund der im Haag mitPriquet vereinbarten Bedingungen (oben S. 669) zum Frieden zu bewegen, s. Alpen I S. 715.

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Die holländischeo FriedenabediogoDgen. g75

3) aDf alle praeteneiones; welche er oder das Stift wider den Staat habe, iDSonderheit

4) auf die englische Allianz rennntiieren nnd keine neuen wider den Staat machen,

5) sich aller ferneren Offension enthalten.

6) Der Kaiser nnd Kf. sollten dafür Garanten bleiben.

Kf. findet zwar einige dieser Bedingungen sehr hart, glaubt aber doch, dass es sowohl dem Bischof, als auch dem Kaiser und Reiche am fürträg- lichsten sein würde, den Zeitumständen in so weit nachzugeben und lieber auf diese Conditionen, die n)an doch aufs beste zu mildern nnd des Bischofs Securität gleichfalls zu beobachten trachten würde, Frieden zu scbliessen, als alles in den höchsten hazard zu setzen. Er ersucht ihn also, dieses dem Bischof zu remonstrieren und die Sache zum guten Ausschlag aufs schleunigste zu befördern, auch den dorthin geschickten Gesandten des Herzogs August von ßraunschweig^) zur Mitwirkung dazu zu bewegen ^}.

Proposition des englischen Gesandten Sir Walter Vane s. 1. et d. [Cleve c. 12. December 1665')].

[Verhaltois des eogliscbeo Königs zu dem Bischof von Münster, der Bischof

wird Dichte gegen die protestantische ReligioD unternehmeD. Aufforderung an

den Kf., seine Ansprüche gegen die G.Staaten geltend zu machen, sich des

Prinzen von Oranien anzunehmen und zwei englische Schiffe freizugeben.]

1. Le roi m'a comandö de faire entendre k S. A. E. que lec.l2.Dec. secours qu'il a creu en justice devoir et pouvoir donner k TEvesque

1) V. Heiroburg. Herzog August theilt dem Kf. (d. Wolffenbüttel 10/20. De- cember 1665) mit, er habe denselben schon vor 3 Wochen zu dem Bischof von Münster geschickt; nachdem derselbe sich zur Annahme seiner Yermittelong bereit erklärt, sei H. nach dem Haag gegangen, um diese auch dort anzu- bieten.

*) Der Bischof von Münster schreibt dem Kf. (d. St. Ludgersbnrg 17. De- cember 1665), der kaiserliche Gesandte de Goee habe ihm gerühmt, wie eifrig sich Kf. um Beilegung der zwischen ihm und den Staaten entstandenen Unruhe bemühe, er dankt dafür, bittet von der Interposition nicht nachzulassen und verweist im übrigen auf die de Goes gemachten Erklärungen.

') Dazu die Bemerkung 0. v. Schwerins: „Diese Punkte seindt von dem englischen Gesandten H. Walther Vahne eingegeben, worauf H. Cantzler Jena und ich verschiedene Conferentien mit ihm gehalten.'' Das Creditiv König Karls n. für Vane ist datiert Oxford 7. November 1665. Die Chronologie dieses und des folgenden undatierten Schriftstucks ergiebt sich aus den Bemerkungen in den Geheimenraths-FrotokoUen: „4./14. December. Des englischen Abgesandten Yeens schriftliche Memorial verlesen worden, angehend den Bischof von Münster, item wegen der 2 Churf. in Engelland angehaltenen Schiffe. Rs. wegen Bischofs, dass er die evangelischen Prediger verjaget und Catholische einführet. Dass S. Gbf. D. nicht gewusst, dass er mit dem Könige in Engelland in Allianz, der

43*

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676 11* ^®f Maostersche Krieg.

de Münster h cause des injures et affronts, que les Estats Generaux ont fait au dit Evesque, n'ont pas estä seulemeut donnä k cette fio, mais aussi pour par ce moyen divertir leur forces et les faire attaquer dans le coeur de leur pays pour ainsi faire une diversion considerable pour ses interests propres.

Mais comme le Roi a voulu obliger TEvesque de Munster, il a toutefois retenu ce lien sur lui, par son alliance et traittä, qu'il asseare S. A. E. que T Evesque de M. n'entreprendra rien contre la religion protestante ny les professeurs de cette religion, sur le pur motif de religion, au contraire que le dit Evesque est oblig^ de ne faire de plus grands progres qu'il plaira au Koi mon maistre, mais mesme qu'il posera les armes, quand il en sera desirö, par la S. A. E. peut juger, que les desseins du Roy par ce secours n'ont pas est6 pour prejudi- cier ny endommager ses alliis ny 8. A. E. en particulier.

Le Roy advoue qu'il a estö surpris, et ne peut qu'avec quelque Sorte de douleur se plaindre, de ce qu'il a estä informö que S. A. £. avoit taschä de mettre des jalousies dans la Couronne de Swede '), comme si TEvesque de M. avoit eu des desseins et mesme machinoit quelque cbose contre la religion protestante, le Roy vous asseure qu'il ny consentiroit jamais, et espere que V. A. E. ne croira pas legere- ment les inventions de ses ennemis, mais plustost qu'il tascbera de prevenir aucun dessein de cette nature autant que prince vivant

II considere aussi les injures et usurpations que la maison Elec- torale a souffert de longtemps des Estats Generaux, il auroit est^ fort aise d'avoir peu contribuer plustot aucune chose, pour recouvrir ce qu'ils ont assaisies aux predecesseurs de S. A. E., Toccasion s'offre asteure et j'ay ordre du Roy mon maistre d'asseurer S. A. E. de tout son credit et puissance pour faire faire satisfaction des usurpations des Estats Generaux.

Le Roy m'a commandö jde donner k cognoistre le grand soing qu'il a des interests de S. A. le Prince d'Orange et prie S. A. E. dans cette conjointure de vouloir joindre ses interest au siens pour son res^blissement.

Bischof oehme es auch io seinem Manifest ganz anders als seine particoliere Sache.

Iti. December 1665. H. 0. Präs. referiret, was gestern bei der Conferens mit dem Englischen Gesandten vorgegangen wegen des Mänsterschen Krieges.*

») S. oben S. 656.

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VerhandlnDgeD mit dem eDglischen Gesandten Vane. 677

J'ay ordre aussi de reclamer les deux yaissaux*) aiTestes au Pillo, as^ayoir le Nightingal de Londres, son maistre s'appellaDt John Parker, et la Satisfaction, Henry Worley son maistre, et je supplie que S. A. E. veuille les faire relascber.

Resolation auf des Ritters VahAe angebrachte puncta nach

denen mit ihm gehaltenen Oonferentien. s. 1. et d. (Cleve

14 December 1665.)

[Die engen Beziehungen des Königs zu dem Bischof von Münster sind dem Kf. bisher unbekannt gewesen, der Bischof schädigt die protestantische Religiou. Ef. kann jetzt gegen Holland nicht Krieg führen, sich nur vorsichtig der Inter- essen des Prinzen von Oranieu annehmen.]

S. A. El. a estö seulement inform^e de M. le comte de Carling- 14. Dec. fort'), que la guerre de TEvesque de Munster contre les Estats Ge- neraux s'estoit fait au sceu de S. M^. et e'est en mesmes termes que sad. M^. en aye escrit k S. A. E. Mais parce que M. de Vaen.outre cela a declard qu'il y avoit une alliance si estroite entre le Roy et TEvesque, que ce dernier ne-pourroit pas faire autre progres qu* k la mesure que le Roy le desireroit, et qu41 seroit obligö de mettre les armes bas, quand il plairoit k Sa M^., les Commissaires de S. A. E. ont dit la dessus que cela auoit estä ineogneu k Elle et qu'ensuite de cela le Roy ne pourroit point prendre estrange que S. A. E. auoit jugä TEvesque selon ses propres declarations qui n'avoient jamais parlä de cette alliance mais seulement de quelques injures particulieres receues des Provinces unies.

ad 2. S. A. E. est bien persuad^e que Sa M^^. ne prestera pas la main k TEvesque pour faire de prejudice k la religion protestante et qu'elle a bien d'autre yis^e, quand sad. M^^. luy a donnä de Targent pour faire ceste gnerre: Mais cependant il demeure veritable que TEvesque apporte de grands prejudices k la dite religion. Unius enim rei multi possunt esse fines.

ad 3. Les Provinces unies estants k present en necessitä et S. A. E. ne desirant rien que la paix, il est facilement k juger qui entre eux

*) Ueber diese von dem Kf. infolge der Beschlagnahme zweier Schiffe des- selben in England vorgenommene Repressivmassregel s. Pufendorf X § 6 (S. 645f.). Droysen m 3S. 71,

3) 8. oben S. 654. 656.

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678 11* I^or MüDBtersche Krieg.

cbercbe une coDJoinction des armes. S. A. E. repete ses r^mercie- ments de Toblation de Talliance, isais parceque ceile, qui est desia fait, n'est point expir^e, on ne sQait point ä quelle fin on en youdra faire une autre, les obstacles, qui se trouvent pour faire la guerre eontre les Hollandois ayant estö vivement represeutes aux Conferences. 4. S. A. E. remereie tres bumblement le Roy de la constante aflfection qu*il porte envers le Prince d'Orange et du soing qu'il a pour soD restablissement, Tasseurant de son cost6 qu'elle ne manquera Jamals de contribuer de sa part tout ce qui luy sera possible pour cette fin. Mais S. A. E. se trouve obligie de dire, que si dans les conjoinctures presentes on en feroit seulement de recommandations, que Ion le prendroit comme si on vouloit forcer lestat et que des autres en pretendoient des obligations, qui appartiendroient uniquement k lestat. S. A. E. promet neanmoins de n'y vouloir rien negliger.

Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cleff 15. December 1665.

[Verwerfang der von den HolIäaderD vorgeschlageoeo BediogaDgen.]

15. Dec. Er hat gestern durch einen Expressen von seiner Schwiegermütter

Nachricht erhalten, nnter welchen Bedingungen die Staaten mit ihm ab- schliessen zu wollen erklärt haben ^).

Wir finden aber die Punkten gar sehr von unserm Begehren entfernet, jedoch weil wir uns wegen Orso gar anders und nach des Staats Verlangen erkläret, so wollen wir hoffen, sie werden sich auch anders und also vernehmen lassen, dass wir Ursache haben können uns ferner zu resolviren.

Da Bl. seine Idtention genügend bekannt ist, so soll er mit der Prin- cessin darüber reden, derselben die in den übersandten Pnncten enthaltenen ge- ringen Oflferten anweisen und sehen, wie alles am vortheiihaftesten einzurtcbteD.

Des Ritter Valme Replique auf unsre ResolutioD. s. 1. et d. [Cleve 17. December 1665.]^)

[Aufforderang zu einem Bündois mit Rngland nod Monster gegen Holland and zu gemeioschaftlicben Sibritteo zur Wiederberstellung des Prinzen von Oracien.]

17. Dec. Le Roy mon maistre sera estonnö, que S. A. E. n'eust sceu plus-

tOst Talliance qu'il avoit faite avec TEvesque de Munster, puisque

•) Ö. Aitzema V S. 669. ürk. u. Akt. III S. 160.

^ QebeimeDraths-ProtokoU vom 18. December 1665: ^Des K. Bngh'scheo Oe> eandteo Antwort bei der gestrigen Conferenz mit dem H. 0. verlesen worden.*

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VerhandluDgeD mit dem eDglischeo GesandteD Vane. 679

le Mylord Carlingfort avoit estd avec luy, qu*il espere qu'il n'est pas encore trop tard pour pouvoir prevenir les inconvenients, qui pourroit arriver en caa que S. A. E. taschoit d^empescher les progres de TEvesque de Munster, oq s'allioit avec les ennemis du Roy, j'ay ordre de dire ä S. A. E., si cela se fait, que le Roy le prendra pour la deruiere desobligation.

Que le Roy sera marry d'eotendre que TEvesque aist fait ou vouloit faire de cette guerre une guerre de religion, car cela n'a pas est6 les iDtentions du Roy et le Roy ne souffrira pas que son honneur souffrist en cela.

Quand au Traictä avec les Estats Generaux, je suis informä qu'elle passe bien avant et que le seul obstacle qui empesche la conclusion, est de la part de M.M. les Estats Generaux. C'est pourquoy j'ay creu estre mon devoir d'oflfrir ä S. A. E. selon mes In- structions et de la part du Roy mon maistre pour oster tonte sorte de mesintelligence, qui pourroit arriver entre le Roy et S. A. E. un traittd ou confederation entre le Roy mon maistre S. A. E. et TEvesque de Munster contre les Estats et cela sur des pactes et termes con- venable au Roy et S. A. E.

Quand aux affaires du Prince d'Orange, je suis asseurä, que*) le bon party dans ce pays veust son retablissement et que devant Farrivöe de M. de Witt on avoit proposö avec beaucoup de chaleur de le faire Capitaine et Admiral General, mais de qu'il fust arrivä, il a renversd tout cela, par ou on peust voir, que ce n'est pas la force contre qui on crie tant, ny mesme le bien du pays, qui empesche son retablissement, mais purement une cabale, envenimde de longtemps contre le bien de cette maison, c*est pourquoy le Roy mon maistre espere que S. A. E. se joindra avec le Roy mon maistre pour le re tablissement de S. A. le Prince d'Orange').

1) Ueber die damals tod der oraDiBcheo Partei za guosten des Priüzen von Oranien gemachten Versache und deren VereiteloDg darch de Witte. Wioque- fort UI 8. 210ff. Lefevre Pootalis, Jean de Witt I S. 387.

^ Vane hat noch bis Ende Februar 1666 sich in Cleve aufgehalten. Das Becreditiv des Kf. für denselben ist vom 16. Februar ausgestellt. Ceber die weiteren Verbandlungen mit demselben finden sich nur in den Geheimenraths- Protokollen folgende lakonische Notizen:

31. December 1665. Resolution, so dem Englischen Gesandten de Vaen gegeben werden sollte, verlesen worden.

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ggO 11. Der Mänstersche Krieg.

Blaspeil an den Kurflirsten, D. s'Gravenhage 18. December 1665.

[Keine Anssichteo fär den Prinzen von Oranien, de Witt sacht die Allianz- verbandlangen hinzaziehen.]

18. Dec. Die Sachen sind auch hier ebenso wie in Amsterdam') beschaffen, obwohl gar wenige unter dem Staat recht Wissenschaft davon haben, son- dern die meisten sich vor der französischen Freundschaft fürchten und ihre Hoffnung auf Erneuerung der Allianz mit Ef. setzen, er findet es daher gar zur Unzeit, von des Prinzen von Oranien Restitution auch das geringste nur zu reden. Er hat sonst de Witt gestern, als er ihn gesehen, freund- licher gefunden als bisher. Die Punkte'), welche jüngst durch einen Ex- pressen überschickt worden, sind so beschaffen, dass auch de Witt schwerlich geglaubt hat, dass Kf. sie würde annehmen können, derselbe sucht auf diese Weise nur die Verhandlungen hinzuziehen.

Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage 8./ 18. December 1665.

[Fortsetzung der Unterbandlong.]

18. Dec. Dieser Staat zeigt grosse Befriedigung über die sehr freundliche Be-

gegnung, welche seinen Committierten zu Cleve') wiederfahren ist Da

29. December 1665. F. e. Anhalt referiret, dass der Englische Gesandte offeriret» wenn S. Chf. D. sich noch etliche Monat wollte ans dem Handel halten, wollte Eiigelland alle Monat ^ Tbaler geben. Concept verlesen, was dem Eogliscben Gesandten zur Besolntion gegeben werden soll.

16. Februar 1666. Der B. 0. Präs. verlesen was S. Chf. D. dem Englischen Gesandten zum Abschied mündlich sagen lassen wollen.

Doch vgl. die verschif^denen Mittheilangen Colbert Croissi's über den- selben ürk. o. Akt. II S. 321. 329. 339. 344f. 351 f. 3ö5f, ferner M^moires d'EstraJes III S. 608. 620 IV S. 14. 130. Aitzema V S. 917.

1) Von dorther hatte Bl. am 5/15. December berichtet, er habe die beiden Burgermeister Falckenier und Spiegel besucht, sich aber überzeugt, dass der letztere wenig Einflass besitze und dass F. ganz wie de Witt nnr durch Frankreich das Heil des Staates suche, er habe daher gesehen, dass es keine Zeit sei, von dem, was ihm eigentlich aufgetragen, zu reden.

^) Die G.Staaten hatten Anfang December die Herren Bipperda tot Buirse, Joh. de Witt und van Haren nach Oleve geschickt, nm den Rf. lo begrässen, und hatten durch dieselben ihm vorstellen lassen, dass es far den Staat disreputieriich sein und auch von anderen benachbarten Fürsten in Consequeni gezogen werden würde, wenn sie jetzt sich zur Bänmung einiger clevischer Plätze verstehen würden, und hatten den KT als ihren alten Freund und Bundes- genossen gebeten, davon abzustehen. Kf. hatte erwidert, er wolle den Punkt der Evacuation bis nach dem gegenwärtigen Kriege mit Münster anstehen lassen und auch sein Aeusserstes tbun, um diesen Krieg möglichst bald gütlich tu

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VerhandloDgeo mit Holland. 681

dieselbeo io ihrer Relation mitgetheilt haben, dass sie, Ges., die bisher ge- pflogene Handlang za schliessen beordert werden sollten, nnd da man in sie gedrangen, mit ihrer Erklärnag noch vor dem Aufbrach der Staaten von Hol« land eiozakommen, so haben sie eine solche Erklärung *) aufgesetzt, um sie heute Vormittag za übergeben und darauf Nachmittag zur Gonferenz zu kommen. De Witt, mit welchem sie gestern darüber conferiert, hat sich trefflich wohl angelassen.

Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve 26. December 1665,

(Bediogoogeo fär die AlHaoz ond die nähere Vereinigang. Erklärnog des Bischofs von Monster.]

Er hat ans ihrer nnd Blaspeils letzter Relation vom 23.') ersehen, 26. Ddc. dass man ihn nur aufzuhalten nnd von anderen consiliis zn divertieren suche, doch sollen sier die Handlang fortsetzen und inbetreff der Allianz verlangen, dass wenigstens seine Preussischen und Hinterpommerschen, ebenso wie seine Clevischen Lande namentlich darin einbegriffen werden, und dass ihm freigestellt werde, von E?acuation seiner clevischen St&dte nach Abschluss des Münsterschen Friedens zu handeln; ferner dass der Staat, was Kf. mit Polen wegen El hing tractiert, garantieren helfe, doch will Kf. im Nothfall sich mit dem schon geschehenen Erbieten begnügen, dass der Staat, ebenso wie Frankreich versprochen hat, alle möglichen olficia deswegen bei Polen anwenden wolle. Wenn die Allianz in Richtigkeit gebracht ist, sollen sie den Aufsatz wegen der Assistenz vornehmen unti verlangen, dass, nachdem Kf. sich erboten, von der Evacuation Orsojs während dieses Krieges abzustehen, auch der Staat seiner früheren Zusage nachkomme nnd ihm ebenso wie für die Lüneburgischen Völker, für 8000 Mann Subsidien zahle. Dass der General, welchen Kf. über diese Truppen stellen wird, ebenso wie der, welcher über die Lüneburgischen Truppen bebteilt ist, dem Staat einen Eid schwören solle, will er nicht zugeben.

PS. Der kaiserliche Gesandte, Baron de Goes, hat ihm berichtet, dass der Bischof von Münster sich zwar zum Frieden geneigt erwiesen, die ihm von demselben vorgehaltenen, durch Friquet und de Witt im Haag projectierten Artikel aber nicht ohne weiteres angenommen, sondern vorgeschlagen hat, dass darüber näher verhandelt und dazu eine Zusammen- kunft hier im Clevischen angestellt werde. Der Bischof wolle sich sonst die Mediation des Kaisers und des Kf., auch die von Braunschweig-

beendigen, and es war darauf verabredet worden, dass die weiteren Verhand- lungen darüber im Haag mit den Ministem des Kf. gefuhrt werden sollten, 8. Aitzema V S. 517. 670f., Pufendorf X §12 (8.651), Droysen III 3 8.582.

») 8. Aitzema V 8. 517, ürk. u. Akt III ö. lölff.

') Dieselbe liegt den Akten nicht bei.

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682 11. Der MäDStersche Krieg.

Wolfenbüttel gefallen lassen, wofern nor anchHerzogJohann Friedrich von Hannover dazu gezogen würde. Sie sollen darüber mit den wohlge- sinnten Regenten sprechen.

Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve 30. December 1665.

[Neaes Alliaozproject, ADDahme der Vermittelaog d'Estrades'.]

30. Dec. Er hat aus den ihm zugesandten Projecten der Allianz und Assi^itenz') ersehen, dass verschiedene essentielle Punkte darin geändert und sie noch sehr weit von einander entfernt sind, er schickt ihnen seinerseits zunächst ein Project der Allianz'), welches sie den staatischen Deputierten mit- theilen sollen.

PS. Graf d'Estrades erhält durch den Envojö du Monlin*) Ordre, sich hierher zu begeben und zum Abschluss der Traktaten zwischen Kf. und den G.Staaten mitzuwirken; sie sollen demselben im Namen des Kf. ein Compliment machen und ihm anzeigen, dass sie Befehl hätten, ihm alles, was bei den Traktaten vorgefallen, mitzutheilen und ihn zu ersuchen, die Yermittelung zu übernehmen.

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleve 30. December 16650-

[yerwickelter Stand der UnterhandluDgeo. Bereitwilligkeit zu einer Zusammen- kunft in Neuss.]

30. Dec. Er hat wegen verschiedener täglich vorgefallener Veränderungen iu den Conjuncturen bisher anstehen müssen, sich endgültig zu resolvieren. Anfangs hat es allerdings geschienen, dass durch den kaiserlichen Ge- sandten de Goes ein Vergleich würde zustande gebracht werden können, und der Bischof hat sich auch nicht so gar abgeneigt dazu gezeigt, es scheint aber, dass die auswärtigen Kronen wie auch einige Reichsstände, namentlich Herzog Georg Wilhelm von Braun schweig und der Bi- schof von Osnabrück, hernachgehends sich je länger je eifriger dieser

») S. ürk. n. Akt. III S. 161 ff.

^ S. ürk. u. Akt. m S. 164.

<) ä. über desaeo zweite Sendnog ao den Kf. (Bode December 1665) Urk. Q. Akt. n S. 317 ff. M^moires d'Estrades III S. 589 ff.

^ Auf ein Schreiben K. Co los vom 21. December, worio derselbe aufragt, wie Kf. iobetreff der mit v. Schöning (s. oben S. 673 f.) verabredeten von ihneo beiden und Pfalz-Neobarg aozabietendea Vermittelaog deoke, er und Pfais- Neuburg hätten schon jemand za den braunschweigischen Bertogeo ge- sehickt, um dieselben aufzufordern, zur Beförderung des Werkes auch jemand nach Cleve zu schicken.

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VerhandlnDgeD mit Holland. gg3

Sache angenommen haben, oud dass dieselbe nunmehr in solchen Stand gerathen i8t, dass ohne deren Cooperation der Friede schwerlich zu er- halten sein möchte y wie Kf. anch von dem seitdem bei ihm augelangten französischen nnd englischen Gesandten vernommen hat, daher er zwei- feln müsse, ob es nunmehr in der beiden kriegführenden Theile Gewalt stehe, einen Frieden nach ihrem Gefallen einzugehen, zumal fast alle hiesigen staatischen Garnisonen mit französischen Truppen angefüllt sind, und auch die brannschweigischen Truppen im Anzug sein sollen. Inbetreflf der von K. Göln angeregten Znsammenschickung schlägt er vor, dass diese lieber zu Nenss statt in Cleve, welcher Ort eng und unbequem und ToUer fremder Minister sei, abgehalten werde, er will auf fernere Mittheilung, etwa in vier Wochen, jemand dorthin schicken. £r überlässt es K. Cöln zu entscheiden, ob, da ein Theil des Hauses Braunschweig in diese ün- ruhe bereits engagiert ist, das gesamte Haus oder nnr WolffenbütteP) oder Hannover ä part dazu eingeladen werden sollen.

Bischof Christoph Bernhard von Münster an den KnrfUrsten. D. Münster 1. Januar 1666.

[Anzog der BrannBchweigischeo Truppen. HolfsgeBoch.]

Da die Truppen Herzog Georg Wilhelms und des Bischofs von I.Jan. Osnabrück im wirklichen Anzug gegen ihn begriffen sind, schon in die Grafschaften Hoya und Diepholz und in das Stift Osnabrück vorgerückt sind und er täglich deren gewaltsamen Einbruch zu erwarten hat'), so er- sucht er den Ef. auf Grund der Rheinischen Allianz, ihm auf sein erstes Anfordern sein Hülfscontingent zu senden <).

Der Kurfürst an Romswinckel und Copes, D. Cleve 2. Januar 1666.

[Schwierigkeiten bei der Reception d^Estrades'.]

duMoulin hat wegen der Reception und des Ranges des Grafen 2. Jan. d'Estrades einige dubia moviert^), Rf. hat ihm zwar dieselben dergestalt

0 Dem Herzoge August von W. tbeilt Kf. (d. Cleve 2. Januar 1666) mit, er habe mit K.Cölo und Pfalz-Neuborg eine Zosammenkunft in Neuss \ verabredet, und fordert ihn auf, aach seinerseits dieselbe zu beschicken.

3) S. Aitzema V 8. 670. M6m. d'Estrades IV S. 39. Köcher I 8. 451f.

<) Kf. erwidert darauf (d. Cleve 10. Januar 1666\ die Allianz sei nur in terminis defeosivis abgefasst, Frankreich das vorneümste Mitglied derselben, halte den Bischof für den angreifenden Theil und unterstütze die HoUäDder, er könne sich daher nor durch Bemühung um Hersteilung des Friedens der Sache annehmen.

*) 8. ürk. u. Akt. II S. 322. M6m. d'Estrades IV S.43ff,

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684 11- Der MöDstereche Krieg.

benehmen lassen, dass er hofift, der Oraf werde damit zofrieden sein, sollte derselbe aber doch dieser ond anderer Difficaltäten wegen die Reise hieher ablehnen, so sollen sie ihn versichern, dass seine Gegenwart dem Kf. sehr lieb sein und dessen Ermessen nach die Handlang merklich facilitieren and befördern werde, sollten sie damit doch nichts ausrichten, so sollen sie vorschlagen, dass der Graf diese Yerhandlnng zwischen seinem Könige und dem Ef. im Haag fortsetzen möge.

Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage 5. Januar 1666.

[Antwort d'Estrades'. Cooferenz mit de Witt, die streitigeo Ponkte in dem

AlUanzvertrage.]

5. Jan. d' Estrades hat ihnen geantwortet, er wünsche nichts Hebers, als dem

Kf. zu Cleve aufzuwarten, weil er aber nicht auf die Weise, wie früher der kaiserliche und spanische Ambassadeur, recipiert werden solle, so könne er dem Kf. seine Schuldigkeit nicht ablegen sondern müsse seines Königs anderweitige Verordnung abwarten.

Nachdem sie des Kf. Resolutionen inbetreflf der Traktaten über die Allianz und Assistenz erhalten, hat R. gestern mit de Witt alle discre- pierende Punkte der Allianz durchgenommen. Es wird hart sein, sich über dieselben zu vergleichen, namentlich über den vierten Artikel, wo sie die Ausdehnung über alle Lande und Plätze des Kf. durchaus nicht zuge- stehen wollen. Wegen der Assistenz ist es nur zu generalen Discnrsen gekommen, wegen der Werbegelder hat sich de Witt nicht expectorieren wollen, sondern gesagt, weil noch so viele discrepante Punkte, sollte der- selbe bis zu allerletzt reserviert werden. Sie bitten Kf., ihnen seine Inten- tion und wie weit sie etwas relascbieren dürften, mitzutbeilcn und zu diesem Zwecke Blas peil tierzuschicken.

Der Kurfürst an Romswinckel ond -Copes. D. Cleve 7. Januar 1666.

[auf die Relation vom 5. Janaar. Erwidernog an d'Bstrades. Festhalten an den ForderoDgen des Kf., sie sollen sich in einer offentlicheo Audienz bei den G.- Staaten ober das Hinziehen der Verhandlangen beschweren.]

7. Jan. Sie sollen d'Estrades nochmals versichern, dass Ef. ihm nicht we-

niger Ehre und Höflichkeit als kaiserlichen und allen anderen Gesandtea erweisen werde, er habe aber, wie auch andere Kurfürsten, eine solche Regel in seinem Hause eingeführt, dass er keinem Gresandten, derselbe komme auch von wannen er wolle, die hohe Hand gebe, und er könoe davon nicht abweichen, doch sei er, damit nicht dieser Differenz wegen die Handlung mit Frankreich zurückbleibe, bereit, sobald nur die Traktaten

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Verhaocllnngen mit Holland. 685

mit den Staaten richtig seien, mit ihm dort diese Yerhandlangen führen sn lassen. Sie sollen dem Grafen anch die zwischen Kf. nnd den O.Staaten discrepierenden Artikel communiciereD, doch es so einrichten, dass man die gnte Befugnis des Kf. daraus ersehe, und ihm dabei zu verstehen geben, dass KL, nachdem er schon soviel nnd noch mehr, als der König ihm durch du Moni in gerathen, nachgegeben habe, nunmehr in den Substantialpunkten noch weiter nachzugeben nicht gemeint sei. Sollte man noch länger auf solchen Fnss, wie Kf. ihnen in seinen beiden letzten Verordnungen vorge- schrieben, zu schliessen tergiversieren, so sollen sie mit fernerer Handlung einhalten, bei den O.Staaten eine publique Audienz nehmen und dort, wie Kf. bisher in den Traktaten erst unterm Schein der Hofeiserschen Schuld und hernach unter allerhand anderen Prätexten aufgehalten worden sei, durch eine öffentliche Proposition beknnunt machen; sollten anch darauf die Traktaten nicht zur Richtigkeit kommen, so wird er Romswinckel abberufen.

KarfürBt Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten. D. Lüttich 15. Januar 1666.

faaf das Schreiben vom 30. December. Binwilligaog in die ZaBammeoknoft zu NeoBB. Geneigtheit MnoBtern zum Frieden.]

Er ist mit Neuss als Zusammenkunftsort einverstanden, will auch bei 15. Jan. Pfalz-Neuburg deswegen anfragen. £r hat sichere Nachricht von Mün- ster, dass derselbe, wenn nur die O.Staaten sich geneigt zeigen sollten, ihm in seinen billigen Prätentionen, namentlich wegen ßorkelo, Satisfactioo zu geben, sich zu friedlichen Traktaten wohl anschicken werde, er glaubt auch nicht, dass die gemachten Yerbündnisse und die fremden Kronen darin ein Hindernis bringen werden, zumal da Frankreich selbst den Wunsch, den Krieg beendet zu sehen, bekundet ^).

Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage 15. Januar 1666.

[Sendung BeverningB an den Kf.]

Gestern hat ihnen Herr ?. Ommeren mitgetheilt, die G. Staaten hätten 15. Jan. beschlossen, den früheren Thresourir general Beverninck an Kf. nach ClcTe zu schicken, um denselben zu begrüssen nnd wegen der Traktaten

') In einem nenen Schreiben yom 22. Januar beantragt K.Göln, dass die Zusammenkunft auf Mitte Februar verschoben und statt in Neuss in Aachen gehaltPQ werde.

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686 11. Der Mansteracbe Krieg.

ZQ informiereDy aoch, weil verschiedeoe Oesandte sich bei demselben aaf> halten, des Staats Interessen dort zu beobachten *).

Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage 9. Februar 1666.

[Beverniogs Rückkehr. Aassicht auf ZostaDdekommeu des Traktates.]

9. Febr. Beverning*) ist gestern hier angekommen, wiewohl einige yon den Herren Staaten davon nichts haben wissen wollen, worüber allerhand Speco- latlones fallen. Sie können ans allen Umständen nnd Discnrsen annehmen, dass allgemein der Abschluss der Traktaten mit £f. gewünscht wird, wie- wohl sie verspüren, dass einige dem Kf. so wenig Satisfaktion als möglich zn geben suchen').

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff 13. Februar 1666.

[aof das Schreiben vom 22. Januar. Günstige Aussichten zum Frieden, Ver- schieben der ZnsammeDkuDft.]

13. Febr. Da man anf holländischer Seite sich gar raisonnabel erweist, so hofft er, wenn nur auch der Bischof von Münster sich ebenso dazn anschicken nnd fremde nnd das Reich nicht angehende Interessen zurücksetzen wollte, auf einen guten Ausgang. Er schlägt daher vor, die verabredete Zusammen- schickung bis zum März zu verschieben, damit man indessen sehen und

^) S. Urk. a. Akt. m 8.165. Romswinckel schreibt unter demselbeo Datum an v. Schwerin, er hoffe, Kf. werde mit dem Staat zn seinem loteot gerathen. es habe gut gethan, dass sie bei der letzten Conferenz etwas mascale gesprochen hätten. Die Kommission nach Cleve hätten verschiedene Herren, darunter auchv. Amerongen gesucht, die Wahl sei aber auf Beverning, „der die Sache auch am besten verstehet*", gefallen. Ueber v. Beverning 8. Lefdvre Pontalis I 8. 127 ff. üeber die mit demselben in Cleve gefohrten Verhandlungen s. dio ürk. u. Akt. m S 165 ff. abgedruckten Relationen dessel- ben, die Berichte des anstelle d'Estrades' nach Cleve geschickten französisches Gesandten Colbert-Croissi (Urk. u. Akt. II 8. d29ff.) nnd M6m. d'Estradea IV 8. 58 ff. In Berlin finden sich weiter keine Aufseichnucgen darüber als einige ganz kurze Notizen in den Geheimenraths-Protokollen.

2) S. Aitzema V S. 776. ürk. u. Akt. III 8. 182.

') Dieselben melden am 12. Februar, Beverning sei, nachdem er Dieostag (9. Februar) seinen Rapport in der Generalität abgestattet und darauf Ordre empfangen, die Traktaten abzuscbliessen, am Abend wieder nach Cieve abgereist

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.AbsohlnsB der Allians mit Holland. 687

vielleicht besser als jetzt dijodicieren könne, wo die Sachen hinaus wollten, mit Aachen als Zasammeukonftsort ist er einverstanden^).

Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg. D. Cleff 7./ 17. Februar 1666.

[Anzeige des Abscblaeses der Allianz, AnfiforderoDg zq ferDerem Zusammenhalten.]

Anzeige des Abschlnsses der Allianztraktaten') mit den Staaten'). 17. Febr. PS. Weil wir bei diesem Werk jedesmal auf £w. Ld. Intention und consilia ein sonderbares Abseben gerichtet und solche nunmehr gänzlich auf beiden Seiten zu einem Zwecke zielen, so würde unsers Ermessens diensam sein, dass zwischen Ew. Ld. und uns wegen dieser Sache absonderliche vertrauliche Correspondenz gepflogen und alles dergestalt concertiret würde, wie es beiderseits Interesse und die ge- meine Wohlfahrt erfordert.

Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 20. Februar 1666.

(Ratification der Verträge, Erledigaog der Nebenponkte, Aaszahluog der

Werbegelder.]

Seine Bevollmäcbtigten haben mit Beverning die Defensivallianz nnd20.Febr. nähere Verbündnis abgeschlossen. Da B. sich erboten hat, nicht nor die Ratification sondern auch die Annahme einiger Nebenpnnkte durch seine Principalen zn befördern, so soll auch C. deswegen Erinnerung thnn und auch darauf dringen, dass die Untersuchung wegen des Oenneper Zolls bald Torgenommen werde.

PS. 24. Februar. Die Ratification soll dadurch nicht vezögert werden. 24. Febr. Da in dem Assistenzvertrag ausgemacht ist, dass die Werbegelder entweder zu Amsterdam oder Cleve erlegt werden sollen, so soll er dabin wirken, dass der erste Termin (80,000 Rthlr. ) am 2. März zn Cleve zn behuf der darauf angewiesenen Officiere ausgezahlt werde.

0 K.Cöln erwidert darauf (d. Lüttich 23. Februar 1666), er hätte gewünscht, Näheres ober die Friedensvorscbläge za erfahren, nm desto besser den Bischof, zu dem er nächstens jemand za senden gedenkt, zn friedlichen Gedanken zn . disponieren.

*) Am 6./16. Febmar waren die beiden Verträge über die Defensivallianz und die .nähere Zosammensetzang und Verbündnos* abgeschlossen, am 8./18. wurden sie unterzeichnet. S. diese Verträge abgedmckt: AitzemaV S. 997 ff. 1000 ff., Dumont VI 3 8. 86ff. 92ff., den ersteren anch Loodorp IX S. 461. In- balUaogaben bei Pufendorf X §13. 14 (8. 651ff.), v. Morner 8. 272ff.

*) Gleiche Anzeige ergeht onter demselben Datnm anch an die Herzöge Angast von Wolffenbüttel und Ernst Angnst von Osnabrück.

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688 11* I^^r Mäostersche Krieg.

Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 22. Februar 1666.

[Anzeige der Allianz mit Holland. Aufforderung, seine Friedensbemühungen bei Münster zu unterstützen.]

22. Febr. Nachdem die G.Staaten sich haben bewegen lasssen, zu Bezeugung ihrer friedliebenden Intention zu erklären, dass sie von dem Bischof ?on Münster keinen Schadenersatz und auch in der Borkeloeschen Sache nichts Unbilliges fordern wollen, aber seine Bemühnngen, den Bischof zn einer gleichmässigen Erklärung zu bewegen', fruchtlos gewesen sind, hat er yor wenigen Tagen mit den G.Staaten einen Tractat wegen Hulfeleistang ab- geschlossen, dabei aber ausdrücklich ausbedungen ^), dass er zunächst noch- mals beim Bischof die Friedenshandlung vornehmen und sich bemühen wolle, dieselbe innerhalb einer bestimmten Zeit bei demselben zum Ab- 8chlu8s zu bringen. Er sendet zn diesem Zwecke jemand der Seinigen an den Bischof und bittet den Kaiser, ihn in diesem Werke zu unterstützen. Sollte der Bischof auch diese Friedensbemühung unnütz machen, so wird der Kaiser und niemand sonst' ihm verdenken können, dass er dann wirk- lich die versprochene Hülfe leiste.')

Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an den Kurfürsten. D. Celle 15./25. Februar 1666.

[Machinationen des Bischofs von Munster auf dem Reichstage.]

25. Febr. Der Bischof von Münster hat in Regensbnrg durch allerhand unge- gründete Imputationen ihn und Herzog ErnstAugust zu denig^'eren sich unterstanden und dort Assistenz gegen sie suchen lassen, sie haben dem auf dem Reichstage widersprechen lassen und ersuchen auch Kf., dazu zu cooperiereuy dass dort dem Gesuche des Bischofs kein Beifall gegeben werde *).

Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 27. Februar 1666.

[Die Friedensbemühungen beim Bischof von Munster.]

27. Febr. £r soll anzeigen, dass Kf., nachdem er in dem Bündnis übernommen hat, den Bischof von Münster zu einem billigen Frieden zu disponieren,

^) 8. Art 1 der .Naheren Zusammensetzung*.

*) In seiner Erwiderung (d. Wien 23. März 1666) dankt der Kaiser for die freundliche Contestation, erklärt sich bereit, det; Ef friedfertige Intention zu secundieren und verweist im übrigen auf die seinem Gesandten de Qoes er- theiiten Aufträge.

^ Kf. erwidert darauf (d. Cleve 16./26. März 1666) er habe schon längti seine Gesandten in Regensburg dabin instruiert, sich mit den lüneburgischen Ge- sandten zu conformieren, und werde ihnen auch weiter denselben Befehl ertheilen.

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Gesandtschaft Fr. y. Jeoa'B ao den Bischof von Münster. 689

einen seiner Geheimen Käthe zn demselben geschickt nnd anch K. Cöln nnd Pfalz-Neu barg yeranlasst habe, dass sie ebenfalls zn Erreichung dieses Zweckes bereits dorthin geschickt haben und auch ferner schicken werden, auch der kaiserliche Abgeordnete bemühe sich zu demselben Zwecke, so dass man bald erfahren werde, wohin der Bischof collimiere, dass £f. aber auch sonst alle Anstalt zu dem treflfe, wozu er sich in den Traktaten verbunden. Zugleich soll C. wegen der Nebenpunkte Erinne- rung thun.

Gesandtschaft Fr. v, Jena's an den Bischof von Münster. Februar März 1666.

Kurzer Bericht anstatt einer Information und Instruction für

S. Exe. H. von Jena in der Münsterschen Sache. D. Cleve

12./22. Februar 16660-

Als V. Brabeck') im September 1665 dem Kf. zu Cöln a. Spree de82'2. Febr. Bischofs Bündnis mit England und dessen Resolution, die Niederlande zu attaquieren, bekannt gemacht, hat Kf. solch weitaussebendes Vornehmen dissuadiert und ihre Differentien in der Güte beilegen zu helfen sich erboten, welches Brabeck damals ad referendum angenommen. Bald darauf auf seiner Reise hieher hat Kf. den Hofrath y. Schöning') an den Bischof abgefertigt und sich nochmals zur Vermittelung erboten, was dabei vor- gelaufen, ist ans dessen Relation zu ersehen. Bald hernach sind im Haag zwischen dem Kaiserl. Ministro Friquet und Pensionario de Witt folgende conditiones zu Beförderung des Friedens entworfen^), wiewohl Friquet sich ex postfacto davon entschuldigt und vorgegeben, dass dieselben von de Witt allein herkämen, als:

1) dass der Bischof alle occupierte Oerter restituieren,

2) seine Völker bis auf 1500 M. zu Besetzung seiner nötbigen Gar- nisonen abdanken,

3) auf alle und jede praetensiones, welche er oder das Stift Münster wider die Staaten hätte,

4) insonderheit auf die englische Allianz renunciieren und keine neue wider den Staat machen,

5) sich aller ferneren Offension ins künftige enthalten,

6) I. Kais. Maj. und der Westfälische Kreis dafür Garant bleiben sollen.

^) Too B las p eile Hand. «> S. oben S. 638. ») S. 662. 657 ff. *) S. 669. 674 f.

Mftter. z. Gescb. d. O. Kurfürsten. XI. 44

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690 11* ^®r MäDBteriche Krieg.

Diese condttioaes sind darch den Baron de Gois*) dem Bischof for- getragen, der daon dieselben zwar nicht verworfen, sich aber über diesen modus tractandi beschwert nnd vorgeschlagen hat, man möchte in loco tertio zusammenkommen und er wäre zufrieden, dass der Kaiser, Kf. und die beiden Herzoge von Wolffenbdttel und Hannover die Sache der Billigkeit nach vermittein möchten.

Dann ist wegen des Herzogs von Wolffenbüttel v. Heimburg') beim Bischof gewesen und hat ihm dessen Mediation offeriert, ingleichen ist wegen des Kf. der G.Wachtmeister v. Eller*) zweimal bei ihm gewesen, es scheint aber, der Bischof habe sich gegen denselben nicht auslassen wollen, doch sich znm billigen Frieden, wenn man in loco tertio darüber handeln wollte, geneigt erwiesen nnd dabei in specie zu verstehen gegeben, weil sein an der Herrschaft Bor keloe habendes Recht klar wäre, dass er dieses Stück gerne halten wollte, worauf Kf. ihn hat wissen lassen, dass er solches dem Staat nicht anmnthen könnte. Inmittelst haben sich im Haag der Kaiserliche, die K. brandenbnrgischen und der Wolffenbüttelsche Ministri in dieser Sache weiter, wiewohl separatim, bemuht, und ob sie zwar den Staat nicht bewegen können, in loco tertio mit dem Bischof zusammen- zukommen und zu tractieren, so hat doch de W itt ein Temperament wegen Bor keloe admittiert, dass nämlich der Kaiser und die anderen Vermittler zugleich garantieren sollten, dass weder das Stift Münster noch der Bi- schof nnd seine Snccessores den Staat wegen Borkeloe Jemals wieder attaquieren oder de| facto zusetzen, denselben aber freistehen sollte, ihr daran habendes oder vermeintes Recht dem Kaiser vorzubringen, und wann dieser es gegründet zu sein ermessen und gutfinden sollte, mit dem Staat daraos reden zu lassen, sollten Kaiser und G.Staaten sich eines modi, wie man, ohne die Waffen zu ergreifen, daraus kommen könnte, vergleichen, nnd bat Kf. dafür gehalten, dass der Bischof diesen Vorschlag gar wohl annehmen könnte. Kf. hat deshalb Anfang Februar den Prior von Werden«) aber- mals zu dem Bischof geschickt und ihn durch denselben ersuchen lassen, diesen Vorschlag wegen Borkeloe anzunehmen, desgleichen hat auch V. Heimburg, der zur selben Zeit aus dem Haag dorthin gekommen, ge- than, beide haben dieselbe Resolution erhalten, nämlich, wie Copes ans dem Haag d. d. 9./ 19. Februar referiert, der Bischof sei znm Frieden ge- neigt und könne denselben ohne England machen; weil der Staat den Kaiser und die Stände des Westfälischen ELreises zu Garanten begehrte, wäre billig, dass er ebenfalls gegen den Staat garantiert würde. £r wäre er- bietig, seine Deputierten an einen solchen Ort, als man gut finde, zn schicken,

0 8. 674.

*) 8. 675.

*) GoQvernenr des Sparenberg, über seine Sendungen liegen keine Auf- Zeichnungen vor.

«) Adolf Bor ck, s. oben S. 513. 525. Die Instruktion fftr denaelben ist datiert Cleve 4. Februar, das Recreditiv des Bischofs Münster 10. Februar 1666.

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loBtroktioD ffir Fr. y. Jena. 691

am daselbst mit denen, welche wegen des Kaisers und anderer Kor* ond Fürsten erseheinen würden, zn verhandeln nnd sich der Billigkeit nach finden zn lassen, er hätte zam Kaiser, als seinem Oberhaupt, nnd dem Kf.y als seinem nächsten Nachbar, sein meistes Yertranen gesetzt gehabt, yernehme aber nunmehr, dassKf. sich nüt dem Staat gegen ihn verbunden hätte, nnd weil sich K.Cöln, Pfalz- Neu bürg und die Herzoge von Wolffen- büttel und Hannover auch erboten hätten, die Mediation befördern zu helfen, wünsche er, dass dieselben mit dazu gezogen würden, vermeinte sonst, dass Frankreich ihm nicht zu hart fallen noch seinen Ruin be- gehren würde, er hätte auch noch Yorratb nnd Mittel, womit er verhoffent- licb würde bestehen können. Der andere Correspondent ans dem Haag fügt noch hinzu, der Bischof solle dem v. Heimburg gesagt haben, dass er Mittel wüsste, sein Accommodement mit der Krone Frankreich zu machen, sollte er gleich derselben einige seiner Festungen einräumen.

Hierauf nun und w eil Kf. mit dem Staat geschlossen, hat er vor wenigen Tagen abermals den Prior von Werden hingeschickt, welchem ein Pass von den G.Staaten für Schmising, hieher zu kommen und liier weiter zu handeln, nachgeschickt werden sollte, doch ist dieser Pass noch nicht aus dem Haag angekommen nnd es scheint , als ob man denselben zu ertheilen difficnltiere.

Des Priors von Werden mündliche Gommission ist sonst diese, dass er dem Bischof remonstrieren solle: 1} warum er sich an die Formalitäten nicht eben zu kehren,

2) man wollte ihm nicht einige conditiones abzwingen, sondern man hätte nach jetziger Beschaffenheit der Sachen, da der Staat ihm ausser Zweifel an Macht weit überlegen, kein bequemer Expedient, als unter der Hand zu tractieren, erfinden können, und würde man hernach gleichwohl, wenn man der Sachen versichert, die gewöhnlichen Sollennitäten gern dabei in Acht nehmen.

3) Kf. habe keine Handlung mit den Staaten gemacht, als nur den Frieden zu befördern, nnd erst, nachdem er versichert gewesen, dass der Staat keine unbillige conditiones begehren, sondern mit einem raisonnablen Frieden content, auch keinen Schadenersatz suchen würde.

4) Die Tractaten zwischen Kf. und dem Staat seien allein darauf gegrün- det, dass Kf. die Sache zuförderst in der Güte accommodieren möchte, seine Mediation müsste daher jetzt ebenso annehmlich sein, als sie vorhin gewesen,

5) Kf. sei aber allerdings entschlossen, wenn die Güte nicht zulangen sollte, durch seine Waffen den Frieden, so gut er immer könnte, befördern zu helfen,

G) der Prior sollte den Bischof dahin disponieren, die vorgestellten billigen conditiones anzunehmen, wenigstens keine Ausflüchte zu suchen, sondern sich categorisoh zu erklären.

Hierauf wird man annoeh bestehen müssen, insonderheit weil der ter- minuB gar enge ist und der Staat sich wohl nicht näher, als geschehen ist, erklären wird. Und weil der Bischof auf seine Seonrität sonderlich sieht,

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692 11. Der Munsterscbe Krieg.

80 mnss mao ihm darin Satisfaction zu geben vor allen Dingen bedacbt sein« nnd wird in diesem Stück sehr yiel bei ihm gelten, wenn man ihm nnr versichert, dass man, sobald der Friede getroffen, den Westfälischen Kreis vereinbaren nnd Kf. zu dem Ende sich allerforderlichst mit Pfalz- Nenbnrg vergleichen wolle.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 27. Februar 1666 frühmorgens um 8 Uhr.

[Andiens beim Bischof, Borkeloe bereitet die Haaptachwierigkeiteo.]

27. Febr. Er ^) hat gestern vor der Tafel Audienz gehabt nnd dem Bischof alles vorgestellt, was denselben zur Beförderung des Friedens bewegen könnte, doch hat er von dem Abschluss des Vertrages des Kf. mit den Staaten noch keine Erwähnung gethan. Der Bischof hat ihn sehr ehrenvoll empfangen, ihm weitläufig angezeigt, was für Beschwer und Gewalt sein Stift seit 1570 erlitten und wie er nicht anders gekonnt, als auf gegenwärtige Weise seine Sicher- hpit zu suchen, er hätte auch keinen Zweifel, wenn ktin Reichsfürst dazo käme, wollte er die Staaten zur raison bringen. Wegen des Friedens con- testierte er nicht allein in gemein, sondern auch etwas in specie, kam auch auf die durch den Prior von Werden überschickten conditiones, nnd wird wohl Borkelo mit einer von den schwersten Punkten sein. Hente Vor- mittag soll eine Conferenz mit den Käthen des Bischofs stattfinden').

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 28. Februar 1666.

[Zasammenkanft mit den Pfals-Nenbargiachen, Sendnog Beyers an E.Cöln.

Erklärung Golberts.]

28. Febr. ^f* ^^t einigen Pfalz- Neuburgischen Räthen, welche mit den Seinigen vorgestern zum Kloster Camp beisammen gewesen, von seinen Tractaten mit den Staaten Mittheiinng machen lassen, dieselben haben daranf erklärt, dass an dieser seiner Gondnite Niemand mit Fug etwas zu deside- rieren hätte, der Pfalzgraf hätte des Bischofs Proceduren niemals gebilligt, wünschte nichts lieber als schleunigen Frieden, werde deswegen den Kanzler

0 J. war laut seiner ersten Relation vom 26. Februar am Abend des 25. io Mänster angekommen, hatte unterwegs in Lieckhausen den Prior von Werden getroffen, der dort auf Schmising wartete, da aber der Pass für diesen n^oh nicht angekommen war, und Schw. erst am 27. von Osnabrück in Monster ein- treffen sollte, so war der Prior mit ihm dorthin zaräckgekehrt.

*} Dieselbe lief, wie J. am 27. Nachmittags 3 Uhr meldet, gar wohl ab, J. erkannte wieder, dass Borkelo die Haoptschwierigkeit bereiten werde, doch spricht er die Hoffnung aas, dass derselben durch ein Temperament werde ab- geholfen werden können.

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VerhaDdluDgeD Jena*« mit dem Bischof tod Münster. 693

Giese zu dem Bischof schicken. J. soll mit demselbeo fleissig com- mnnicieren and "sich seiner Cooperation za bedienen snchen. An K.Cöln hat Kf. Beyer^ abgeschickt und hat schon Nachricht, der Kurfürst sei auch geneigt, jemand von den Seinigen za dem Bischof von Münster zu senden. Der französische Abgesandte Colbert') ist heut ans dem Haag wieder hier angelangt und hat sich sofort nach Wesel begebeui wo er sich mit dem Grafen Wilhelm yon Ftirstenberg, welcher darum expresse aus Frankreich gekommen, abbouchieren und zweifelsohne dieser Materie halber conferieren wird. Er bat sonst erklärt, dass seinem König lieb sein würde, wenn durch des Kf. Fleiss der Friede befördert werden könnte, und hat auch die Abschicknng an Munster sehr approbiert.

Fr. y. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 1. März 1666.

[Die ErkläruDg des Bischofs von Monster, dessen feste Haltung.]

Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bischof selbst und dessen 1. März. Käthen ist ihm heute folgende Erklärung mitgetheilt worden:

1) Der Bischof sei zum Frieden mit den Staaten geneigt,

2) überliesse er dem Kf., die Zeit der Znsammenschickung zu bestimmen,

3) Kf. möchte K.Cöln, Pfalz-Neuburg, den Herzog August yon Braunschweig und den Bischof von Paderborn auffordern, als Mediatoren und Gnaranten die Ihrigen dorthin zu schicken, der Bi- schof wolle dann eine gleiche Aufforderung an dieselben ergehen lassen,

4) Dortmund würde ihm für die Tractaten der angenehmste Ort sein. h) WasBorkelo anbelangt, würde er den Zusammenkommenden solche

Fundamente vorlegen, dass er nicht zweifle, sie würden ihm Recht geben, sollte es aber über Verhoffen damit so grosse Difficnltäten setzen, so würde er sich gutem Ratb submittieren und desshalb den Frieden nfcht yerhindern.

6) Wenn die Tractaten zum glücklichen Ende kämen, würde die mit England gemachte Allianz yon selbst fallen, vorher derselben zu renunciieren und sich der Defension zu entblössen, könnte ihm nicht angemuthet werden.

7) Allen Prätensionen seines Stiftes an den Staat könne er nicht ent- sagen, sollten darunter aber solche sein, die auf keinem oder zweifel- haftem Grund beruhten, so wollte er sich dabei nicht difficil erzeigen.

8) Die Oerter und Plätze, welche er in diesem Kriege dem Staat abge- nommen, wollte er nach dem Frieden restituieren, doch dass dasjenige in Acht genommen werde, was wegen Borkelo gedacht sei.

9) Seine Miliz wollte er seinem Staat gemäss einrichten, wozu er als ein Reichsfürst wohl befogt sei,

') S. anteo.

») S. ürk. u. Akt. U S. 343. 357 ff.

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g94 11* ^^^ Mänstersche Krieg.

10) iogleichen würde er sich, was neue Werbangen anbetreffe, den Reichs- constitntiooen aod Obserranz gemäss bezeigen.

11) Wie er, so würden sieb aacb die Staaten verpflichten müssen, tod ihren Offensionen nnd continaierlichen gewaltthätigen Eingriffen ab- zustehen.

12) Wegen der Gnarantie wäre er zufrieden, dass diejenigen Kur- ond Fürsten dieselbe versprechen, welche die Mediation übernehmen, er schlage aber vor, ob nicht auch der kaiserliche H. Baron de Goes zu den Tractaten hinzuzuziehen sei.

13) Dem H. Heimburg hätte er nicht volle Versicherung, wie dieser es ausgebracht, gegeben, dass er ohne England handeln und schliessen wolle, nunmehr aber erkläre er, dass er deshalb die Handlung nicht aufzuhalten gedenke.

14) Was für Personen er zu den Tractaten gebrauchen würde, wüsste er selbst noch nicht, er begehrte daher nur einen gemeinen Pass für diejenigen, die er zu den Tractaten schicken werde, und sei erbötig, einen gleichen für die Deputierten der Staaten zu geben.

Was es für Mühe gekostet, absonderlich wegen Borkelo, nur eine solche Resolution zu erhalten, davon will J.' mündlich berichten, er hat sich aber damit nicht begnügen wollen, sondern auf eine zureichendere Re- solution wegen Borkelo gedrangen.

Er kann versichern, der Bischof würde den Staaten nicht ein gut Wort gebeir oder sich so erklärt haben, wenn es nicht Kf. machte. Die Celli- schen und Osnabrückschen Zubereitungen kommen hier in keine grosse Consideration, der Bischof hat noch gute Reuter, zum wenigsten 6000, das Fussvolk hat sehr abgenommen, doch kann er noch ohne die Dragoner über 4000 ins Feld bringen, der Bischof ist von grosser Resolution und Beständigkeit, und wenn er mit dem Staat allein zu thun hätte, wurde er demselben ohne Zweifel viel zu schaffen geben. J. räth dem Ef., sich wegen eines armistitium zu bemühen.

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 3. März 1666.

[Der Bisehof muss die ihm vorgeschlagenen Bediogangen annehmen , Sendaag Blaspeils nach dem Haag.]

3 März. ^' b&^ ^^^ Bischof vorzustellen , dass wofern derselbe sich nicht auf

die mit grosser Mühe von dem Staat bedungenen conditiones einlassen und darüber tractieren wollte, alle anderen Vorschläge vergebens wären. Weil Kf. sichere Nachricht erhalten, dass nicht nur wegen K. Cölns v. Lands- berg und wegen Pfalz-Neuburgs der Kanzler Oise, sondern auch wegen Frankreic,hs Graf Wilhelm v. Pürstenberg zum Bischof ge- schickt werden und also dort Dinge von Consequenz vorgehen werden, soll auch J. bis auf weiteren Befehl dort bleiben.

PS. Kf. schickt morgen Blas peil nach dem Haag nnd will wegen der

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VerhandluDgeD Jena's mit dem Bischof von Münster. 695

▼OD dem Bischof eröffneteo Desiderien sein Bestes tban, J. soll aber davon nichts merken lassen sondern pure anf Annahme der Conditionen bestehen.

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 7. März 16660-

[auf die Relation vom 5. März. Die Erklärungen des Bischofs sind ungenügend.]

Die Staaten werden mit der Erklärung des Bischofs schwerlich zufrieden 7. März. Bein, da derselbe, statt in die aufgestellten Bedingungen zu oondescendieren, bei jedem Punkt DifGcultäten macht. Der Bischof muss erklären, dass er bei den Traktaten wegen Borkelo den Frieden nicht aufhalten und sich der englischen Allianz begeben wolle. Kann er auf die Prätensionen seines Stifts nicht renuntiieren , so muss dieses vom Capitel geschehen und soll J. deswegen den anwesenden Capitularen die nöthigen dringenden Vor- stellungen machen. Wegen Abtretung der Plätze muss sich der Bischof kategorisch erklären. Wegen seiner Miliz gesteht Kf. zu, dass ihm billig keine Masse Torzuschreiben seien, doch ist es nichts neues, dass inter hostes beim Friedensschluss wegen Abdankung der Armee Abmachungen getroffen werden, und will Kf. sich bemühen, dass ihm nichts Unsicheres und Schimpf- liches zngemuthet werde. J. wird aus allem diesem ersehen, dass man den Bischof nicht zwingen will, die vorgeschlagenen Punkte so glatt, wie sie daliegen, sofort anzunehmen, und dass darüber nicht tractiert werden sollte, aber dass derselbe sich bisher noch nicht so weit herausgelassen hat, dass der Staat Contentemant darob haben könnte, dass derselbe sich also etwas näher und besser erklären muss. Mit Dortmund als Zusammenkunftsort ist Kf. einverstanden, den Baron de Goes hat er bisher zu allen Dingen hinzu- gezogen, will es auch weiter thun.

PS. J. soll nicht nur auf das äusserste sich bemühen, den Bischof zum Frieden zu disponieren, sondern auch dessen Bruder^, sowie v. Bra- beck und v. Schmising die bewusste Offerte nochmals thun, damit sie das Werk befördern.

^) An demselben Tage schreibt Kf. an Blas peil, den er nach dem Haag zurückgeschickt hatte, um zusammen mit Copes (Creditiv für beide d. Cleve 4. März 1666) die Ratificationen auszuwechseln „und noch einiges zu Beförde- rung des gemeinen guten Zwecks und näherer Festsetzung allerseits Freund- schaft anzubringen*, theilt ihm Jena's Bericht und sein Bescript mit und beauf- tragt ihn, darüber mit jemand von dem Staat vertraulich au communicieren und lu beantragen, dass Beverning oder sonst jemand mit genügender Instruktion zu ihm geschickt und dass hier in der Sache weiter gearbeitet werde, er soll sich bemühen, dass in den aufgestellten Bedingungen von dem Staat noch Tem- peramente zugelassen werden.

^ Heinrich v. Galen s. Alpen I S. 9öf.

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396 ^^- ^^^ MäDstersche Krieg.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 6. März 1666, morgens um 10 Uhr.

[Erkläraog des Bischofs wegen Borkelo, aogebliche Absichteo K.CöIos.]

6. März. Nach langen Verhandlnngen hat ihm der Bischof hente zwei lateinische

Erklärungen wegen Borkelo^) zugehen lassen, nnter denen Kf. wählen solle. Mehr kann ?on demselben vor angehenden Traktaten nicht yerlaogt werden, kommt es nnr erst zu solchen, so wird der Friede wegen Borkelo hoffentlich nicht gehindert werden. Den K.Cölnischen Abgesandten Nicolas (y. Lands berg ist noch nicht angekommen) hat J. gesprochen, den Pfalz-Nenbnrgischen noch nich;, derselbe hat aber gegen einen anderen erklärt, er werde den Bischof eifrigst zum Frieden ermahnen. Von yertrauter Seite her hat er erfahren, K.Cöln bemühe sich nicht am Be- schleunigung des Friedens, sondern suche das Werk aufzuhalten, nm auf diese Weise entweder das Bisthum Münster zu bekommen, oder wenigstens Coadjntor zu werden, auch Frankreich wisse davon und suche auf diese Weise durch K.Göln in dem Westfälischen Kreis einen Fuss zu bekommen').

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 8. März 1666.

[Der Bericht aas dem Haag, Jena soll energisch in den Bischof dringen.]

8. März. Er theilt ihm Blaspeils Relation') aus dem Haag mit. J. wird daraus

ersehen, welchen Eifer man dort gegen den Bischof hat, um so mehr soll er demselben vorstellen, welche Gefahr ihm drohe, wenn er sich nicht bald besser erkläre.

PS. Der französische Gesandte meint, der Bischof würde noch länger versuchen, Zeit zu gewinnen, wenn ihm nicht deutlich gesagt würde, dass, falls er sich nicht anders auf die conditiones erklärte, Ef. mit Gewalt gegen ihn vorgehen müsse, auch K.Cöln würde nicht eher mit Nachdruck sprechen, bevor Ef. damit einen Anfang mache. J. soll versuchen, auch den E.CöIni*

0 Beide sind in der Hauptsache gleichen Inhaltes, die zweite kariere lautet: »Facta pace d. episcopos evacoabit Borkeloe, si in tractatu pacis causa prias cognita et, ut neccesse est, examioata et discussa a domiois mediatoribuB id ipsam ita iastum et aequum indicatam foerif

*) Rf. erwidert darauf (d. Cleve 8. März 1666), er habe jene Erklärnogen dAS Bischofs dem französischen und dem kaiserlichen Gesandten mitgetheilt J. solle dortbleiben, bis ans dem Haag weitere Nachrichten eingingen, dean kehre er zurück, ohne eine die Staaten zufriedenstellende Resolution mitsabrin- gen, 80 müsse Kf. nach Inhalt des Tractats sich mit denselben conjungiereo and gegen den Bischof agieren.

*) Dieselbe liegt den Akten nicht bei, Kf. erwidert auf dieselbe (d. Cleve 8. März 16(56), er wundere sich, dass man dort das Werk nicht besser begreife, hoffe aber, man werde auf aoUere Gedanken gekommen sein.

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JeDa*8 VerhaadluDgeD mit dem Bischof vod Monster. 697

sehen Gesandten und Heimbarg zo bewegen, auf gleiche Manier mit dem Bischof zu sprechen.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 8. März 1666.

[Erklämog des Königs von Frankreich an den Bischof durch Färstenberg, Sendnog Schmisings an Wrangel]

T. Lands berg ist angekommen, heute wird auch H e i m b n r g erwartet 8. März. die K.Cölniscben haben wegen Borkelo drei Temperamente, über die in loco tertio yerhandelt werden solle, vorgeschlagen, J. bat dieselben nnr ad referendnm angenommen, v. Landsberg hat dem Bischof angezeigt, sein Herr nnd Pfalz-Nenburg würden sich, wenn nicht Friede würde, ganz neutral halten. Graf Wilhelm v. Fürstenberg soll dem Bischof auf die Instanz, welche derselbe durch einen dritten hat thun lassen, folgende Nachricht von dem König von Frankreich haben zukommen lassen, der König müsse jetzt den Holländern beistehen, wenn aber der Bischof, der sich bisher um des Königs Frenndschaft wenig gekümmert habe^ nach dem Frieden sich besser anschicken nnd die Freundschaft desselben gebührlich nachsuchen würde, so würde er dieselbe erhalten können. Wrangel soll sich über Kf. beschwert haben, dass derselbe gegen sein Versprechen, ohne mit ihm zu communicieren, mit den Staaten abge- schlossen; der Bischof hat Schmising an denselben abgeschickt. J. hat gestern dem Bischof gegenüber dieser Absendung gedacht und bemerkt, Schweden werde ihm gute Worte und Vertröstung geben und gern sehen, dass die Sache wenigstens so lange hingezogen werde, bis sie mit der Stadt Bremen fertig wären, der Bischof versicherte darauf nur, er suche aufrichtig den Frieden. K. Cöln trifft Rüstungen, sucht auch von dem Bischof Truppen, die er abdanken sollte, zu erhalten, er muss ent- weder für sich ein Dessein haben oder alles solches für Frankreich thun.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 9. März 1666.

[Weitere Erklärung des Bischofs, K.Colns verdächtige Pläne.]

Auf seine weiteren Remonstrationen hat ihm der Bischof folgende Er* 9. März. klärung zukommen lassen:

1) er wolle nach dem Frieden alle von seinen Völkern occupierren Oerter restituieren ;

2) die Borkelosche Sache solle den Frieden nicht verhindern oder die Friedenstractaten aufhalten,

3) Den Bündnissen, welche diesem Frieden entgegen, wolle er renun- tiieren,

4) allen praetensionibus , welche ihm aus diesem Kriege möchten zuge- wachsen sein, begebe er sich pure, solche, die er und sein Stift vor

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698 11* £^er Mäostersche Krieg.

dem Friedeo gehabt, sollten nach dem Frieden zwischen beiden Theilen in der Güte beigelegt werden. 5) Was die Abdankong der Völker ond die Werbung anbelange, das laufe in der Fürsten Recht, Kf. werde nicht begehren, dass ein Fürst des Reiches durch Auswärtige seines Rechts sollte beraubt werden. Da in der Garantie ausdrücklich werde enthalten sein, dass kein Theü den anderen de facto überziehen, beleidigen oder sonst Gewalt übeo sollte, so werde es dieses Punkts nicht bedürfen. Der K.Cölnische Nico las ist wieder fort, an das Haus Brannschweig, wie man sagt, eine Allianz vorzuschlagen, er soll auch Ordre haben, mit dem Grafen Wal deck vertraulich zu reden, J. vermuthet, E.Cöln habe etwas wider Hildesheim oder Cöln oder beide vor^.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 13. März 1666.

[Erklaraog der anderen Gesandten, Argwohn des Bischofs wegen des Ansbleibeoi der Antwort des Rf. Erklärung Wrangels, E.Cöln betreibt eine nene Alliaoi.]

13. März. Der K.Cölnische, Neuburgische und Wolffenbüttelsche Ge- sandte, denen der Bischof auch seine nenliche Erklärung hat zugehen lassen, haben dieselbe für ausreichend erklärt uud verlangt, es sollte kein Aufent- halt mit den Traktaten gemacht werden, doch hat J. sie bewogen sich mit ihm zum Bischof zu begeben und demselben anzmeigen, es rausste zunächst des Kf. Resolution abgewartet werden. Der Bischof zeigt sich wegen des Ausbleibens derselben argwöhnisch. Wrangel soll gegen Schmising er- klärt haben, der Bischof möchte zusehen, ob er einen ehrlichen Friedeo erlangen könnte , sollte jemand ihn im Reiche überziehen , so hielte er es pro caso foederis Rhenani und zweifele nicht, sein König werde dabei thon, was er schuldig wäre, und nicht der letzte sein. Schmising ist auch bei dem Bischof von Osnabrück gewesen, der erklärt haben soll, den Frieden befördern zu wollen. K.Cöln soll beabsich^gen >) , eine neue Allianz zu machen und Graf Wal deck zum General dabei anzunehmen, und zwar mit K. Mainz, Pfalz-Neuburg und dem Hause Braunschweig, angeblich

0 Kf. erwidert darauf an Jena (d. Cleff 12. Märt 1666), er halte die Brkla- roDg des Bischofs nicht für irräsonabel, könne aber sich nicht allein darauf er- klären, sondern müsse das Sentimeot des Staats darüber abwarten, J. dürfe auch diese seine Meinung den Bischof nicht merken lassen. An Blaspeil tbeilt er unter deroselbeo Datum mit, was aas Munster eingekommen, und zeigt ihm an, sein Oberstallmeister v. Po Unit z werde beute nach dem Haag reisen, hauptsächlich um dahin zu wirken, dass v. Beverning aufs schleunigste zu ihm hieher komme und auf die von dem Bischof vorgeschlagenen Bediogungeo solche Temperamente mitbringe, damit der Frieden, wozu jetzt grosse Hoffnung sei, zustande gebracht werde.

^ Vgl. Aitzema V S. 1021, Urk. u. Akt. H S. 368ff.

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VerhaDdluDgen Jeoa's mit dem Bischof vod Münster. 699

wollen sie dieselbe erst onter sich fertig machen nnd dann Kf. zum Beitritt einladen, nach anderen soll Fürstenberg neulich bei Gastel Rodrigo ge- wesen sein und ihm versprochen haben, Wal deck von dem jetzigen Dessein zu divertieren; der Wolffenbüttelsohe weiss aber von jener Allianz nichts. Der Bischof wird Wohl ehester Tage Seh mi sing an Kf. schicken, das Domcapitel hat ihm auch die Beförderung des Friedens anempfohlen und er hat sich dazu bereit erklärt. Sollte Kf. die Erklärung des Bischofs nicht billigen, so bittet J. ihm die Formalia, deren er sich alsdann bedienen soll, genau Torschreiben zu lassen.

Blaspeil an den Kurfttrsten. D. s'Grayenhage 11. März 1666.

[Vergebliche Bemähoogen, die Q.Staaten zu grösserer Nachgiebigkeit zu bewegen.]

Er hat mit v. Beverning und v. Ommeren geredet und sie zu be- 11. März, wegen gesucht ^ dass der Staat noch etwas weiter nachgebe; schon diese aber äusserten sich wenig günstig, und heute hat er eine Resolution der O. Staaten!) zugestellt erhalten, dass diese es bei dem Hessen, was dieser Sache wegen zwischen Be?erning und Kf. zu Cle?e concertiert worden sei, doch hat er gleich darauf remonstriert, dass, als er mit Beverning dieser Bedingungen wegen habe verhandeln woUeji, derselbe sich damit entschuldigt, dass er desfalls nicht instruiert wäre, und dass damit das Fundament dieser Resolution zerfalle. Er will sich bemühen, dass es bei dem hier gemachten jüngsten Project wegen Borkelo, welches Friquet und V. Heimburg haben Tcrmitteln helfen, yerbleibe.

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 17. März 1666.

[auf die Relation vom 13. März. Kf. kann die Bedingungen nicht ändern, der

Bischof mnsB sich fägen.]

Er findet nicht, dass der Bischof sich ziemlich nahe zum Ziel gelegt, 17. März, er kann' sich demselben gegenüber nur in terminis des Tractats mit den Staaten verhalten und demselben nicht im geringsten zu verstehen geben, dass er mit seinen Offerten vergnügt sei, bis er zuvor des Staats Meinong darüber vernommen; er hat Nachricht, dass die ihm feindliche Partei in Holland nur auf einen Vorwand lauert, um ihn zu beschuldigen, dass er dem Traktat kein Genüge thue und dass er unter der ELand mit der anderen Partei colludiere. Er unterlässt allerdings nicht, den Staaten vor- zustellen'), dass sie Ursache hätten mit dem jetzigen Anerbieten des

') S. ürk. u. Akt. III S. 183.

0 In einem neuen Rescript an Blas peil vom 16. März. Am 17. März er- theilt er demselben Befehl, nach Cleve zurückzukehren, Bomswinckel werde eich nach dem Haag begeben.

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700 11- I^ei* MüDdiersche Krieg.

Bischofs bis zn den Traktaten zufrieden za sein, er fürchtet aber, wenn der Bischof nicht ganz auf Bork elo yerzichte, dass die Staaten dann den AVeg Rechtens erw&hlen, zugleich aber auch Schadenersatz und Satisfaction fordern werden. Kf. hält es für unnöthig, J. die eigentlichen Formalia zo überschreiben, bei seiner Dexterität wird er solches schon ohnedem mit gutem Nachdruck und Success thun können; er hat nur auf dem principio zu bestehen, dass es in des Kf. Macht nicht stehe, die conditiones ohne des Staates Gutfinden für sich zu ändern, wozu er zwar sein bestes thun wolle, aber schlechte Hoffnung dazu sehe.

PS. Da T. Beverning ehester Tage hier sein wird^), so soll auch Schmising sich je eher, je lieber hier einfinden.

Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 17. März 1666.

[Neue VerhsodloDgeD mit dem Bischof.]

17. März. J. hat gestern so eindringlich, wie noch nie, dem Bischof zugeredet, die Bedingungen anzunehmen, sonst müsste Kf. auf andere nachdrückliche Weise ins Mittel treten, der Bischof hat darauf yiel, aber ohne genngsameu Grund erwidert und dabei behauptet, dass der zwischen Kf. und dem Staat geroachte Traktat solches nicht mit sich führte] und dass derselbe auf billige conditiones eingerichtet wäre; er begehre Frieden, aber dabei eine genngsame Garantie. J. hat entgegnet, es käme ihm nicht zu, sich über den Verstand oder Interpretation des Traktates einzulassen, die con- ditiones wären bei so gestalteten Umständen billig und die Einreden nicht von der Wichtigkeit, dass deswegen so gefährliche Kriege zu conlinuieren, Kf. werde endlich thun müssen, was er versprochen, und lieber sich bearbeiten, das Feuer quoyis modo in Zeiten zu dämpfen, als länger zuzusehen und geschehen zu lassen, dass von anderen mehr Gel dazu gegossen werde.

Er hat dem Bischof Bedenkzeit bis heute gelassen, inzwischen ein (beiliegendes) Friedens project entworfen und mit Zustimmung des Braun- schweigischen und K.Cölnischen heute demselben zugeschickt; der Pfalz-Neuburgische ist schon Montag abgereist

Derselbe an den Kurfttrsten. D. Münster 18. März 1666.

[Dilatorische Erklärung des Bischofs, Schmising in Cleve, Habbaeus.]

Ib. März. Da der Bischof ihm heute nur eine dilatorische Antwort hat ertheilen lassen, so hat er erklärt, er sehe wohl, dass derselbe mit ihm hier ferner nicht viel handeln, sondern lieber die Sache zu Cleve durch Schmising wolle thun lassen, er bitte, ihm dieses offen zu sagen, damit er hier nicht vergebens warte. Er vermuthet, der Bischof suche per indirectum zu einiger

•y S. Aitzema V S. 1008 f.

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VerhaodlaogeD Jena's mit dem Bischof yon Munster. 701

HandlDDg und Zeitgewinang zu gelaDgen, denn Wiedenbrück sagte end- lich, es würde dem Bischof lieb sein, dass man an Ort and Stelle zusammen- käme, wo man wolltCi er wäre erbötig, die Seinigen auch nach dem Haag zu schicken. Der Schwedische Abgesandte Habbaens soll insgeheim schon einige Tage hier gewesen sein, mit dem Bischof verbandelt haben, dann fortgereist sein nnd jetzt wieder hier erwartet werden. Sicher ist, dass die schwedischen ministri die hiesige Partei encouragieren nnd den Frieden nicht gerne sehen.

Fr. V. Jena au den Kurfürsten. D. Münster 19. März 1666.

[Günstigere AQSsiebten.]

Hente hat eine neue Conferenz stattgefunden nnd es scheinen die 19. MArz. Sachen hier anf einen anderen Fuss zn kommen. Yiel wird auf Schmi- Bings Relation beruhen, kommt sie mit seiner hiesigen Negotiation überein, so wird der Bischof wohl weiter nachgeben, während er jetzt immer vermeint, etwas herunter zu dingen.

Es ist eine grosse Sache und darauf die Ruhe und Tranquillität oder gänzliche Verrttckung der Christenheit bestehet, darumb rouss es auch etwas Schwierigkeit und Arbeit haben, und wan der Allerhöchste E. Chf. D. Consilia segnet, daran ich nicht zweifele, so werden Sie auch von diesem so wichtigen und glücklich vollbrachten Werk desto mehrere Glorie und Vergnügung bei sich selbst haben und behalten. Jetzo muss nicht gesäumet und I. F. Gn. keine Zeit mehr gelassen werden, ein vertrautes und hofliches Tractament und dabei was £. Chf. D. auf allen Fall thun mttsste, wan man länger die Sache aufhielte, vermag viel.

Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 20. März 1666.

[aaf die Relationen vom 17. nod 18. März. Verlegung der VerbandlaDgen

nach Cleve.]

Er übersendet die Nachrichten aus dem Haag '). 20. März.

Und weiln wir solchem nach des von Bevernings Ankunft an-

0 Blas peil 8 Relation vom 19. März, in welcher derselbe meldet, dass tretz seiner Bemühaogen nnd obgleich die Provinz Holland sich nicht aogeoeigt zeige, doch die anderen Provinzen, welchen darch die Mänsterschen Waffen der meiste Schaden zngefagt sei, es durchgesetzt hatten, dass man es bei der früheren Resolution belassen mit dem Zusatz, wenn der Bischof noch länger zögere, dar- auf einzugehen, müsse man den Frieden mit dem Degen suchen. Beverning gedenke Dienstag in Cleve zn sein, derselbe scheine aufrichtig den Frieden zu

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702 It- I^er MuDstersche Krieg.

hero gewärtig sein, der v. Sebmising*) sich auch f&r 2 Tagen alhie eingefunden, so hielten wir dafür, dass die Fortsetzung der Friedens- handlung nirgends besser als alhie geschehen und befordert werden könne, zumalen auch sowohl der Kaiserliche als der Französische minister hie zugegen. Ihr hättet demnach dem E. Gölnischen und Pfalz-Neuburgischen Abgeordneten dieses fQrzustellen und ihnen an Hand zu geben, ob sie gleichsam proprio motu und nicht, als wenn wir sie dazu invitiret, anhero kommen und desfals von ihren hohen Principalen Befehl und Instruction mit dem schleunigsten befördern wollen'), auf diese Weise würde man gleichsam ohne einzige For- malitäten und Weitläuftigkeit ad tractatus kommen.

J. soll sich vom Bischof ?erab6cbiedeD, Torher aber demselben vor- stellen, da die Staaten trotz aller Bemtihangen des Kf. keine anderen Pro- jecte oder temperamenta zulassen wollten, möchte er den Frieden durch Annahme der projectierten Conditionen befördern. Da mau hier gleichsam unvermerkter Weise ad tractatus komme, so erhielte er insoweit seine lo- tention.

PS. Da Beverning erst nächsten Dienstag hier erwartet wird, so will Sohmising'), nm weitere Instruktion zu holen, noch einmal nach Münster zurückkehren und Dienstag oder Mittwoch oder mit Jena zusammen hier wieder eintreffen.

wünschen, dass er sich aber einlassen sollte, glaubt Bl. i Mediatoren an einem Orte in Friedensentwnrf prüfen und dass, wenn beide Theile da Mediatoren sasammentreten 0 S. Urk. u. Akt. U 8 *) Unter demselben Dati den Bischof von Paderbor ihnen mit, in wenigen Tag einfinden und man werde, z siecher Gesandter hier anwt Frieden eu befordern, auch 8 dazu mitwirken.

2) S. ürk. u. Akt. U S. 20. März aasgeBtellt.

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Jena's Abberofaog. v. Blnmeotbals SeoduDg nach Frankreich. 703

V. Blumenthals Sendung nach Frankreich. Februar— März 1666.

Journal so bei meiner [v. Blumenthals] vierten Abschickung

nacher Frankreich gehalten worden und vom 7./ 17. Februarii

des 1666 Jahres anfanget.

Kf. bat sofort, nachdem ihm durch Golbert die Anzeige von dem Tode der K. Frau Matter*) ans Frankreich eingehändigt worden, beschlossen, dem Könige dnrch Bl. sein Mitleiden über diesen Todesfall za contestieren and zugleich einige andere dero Estat concernierende Affairen za recom- raendieren ^.

In seiner Instruktion (d. Cleve 3./ 13. Februarii 1666) wird BI. an- 13. Febr. gewiesen, nach seiner Ankunft in Paris dem Könige feierlichst die Condo- lenz abzustatten, ferner aber bei passender Gelegenheit demselben Torzustellen, er hätte früher Kf. öfters fest yersichern lassen, dass, sobald die Allianz zwischen ihnen erneuert sein würde, er des Kf. ganz klare Prätensionen in Polen secnndieren und ihm zn billigmässiger Satisfaction yerhelfen wolle. Nachdem nun diese Allianz vorlängst abgeschlossen sei und Kf. auch auf des Königs Rath demselben zu Gefallen und Bestem mit den O.Staaten sich in neue Bündnisse eingelassen, hoffe er, dass der König sich seiner Zusage erinnern und derselben zufolge seinem Gesandten in Polen Befehl geben werde, Kf. in seinen billigmässigen desideriis und petitis bester- massen zu secnndieren. Ferner soll Bl. Türen ne aufsuchen, ihm ein Schrei- ben des Kf. überliefern und bei ihm vertraulich anfragen, ob Kf. jetzt wegen der ihm zu verschiedenen Malen von dem Könige absque ulla conditione an- gebotenen aber bisher trotz verschiedener Sollicitationen nicht gezahlten 100,000 Rthlr. Brinnernng thnn solle, falls derselbe es widerräth, soll Bl. deswegen nichts anbringen.

Bl. reist 7./ 17. Februar von Cleve mit dem kurfürstl. Kanzlisten 17. Febr. Scheven, einem Pagen und zwei Laquaien ab, kommt am 13./23. in Paris 23. Febr. an und logiert im Hotel de Hesse, an demselben Abend besucht ihn Pode- wils; dem er das ihm vom Kf. mitgegebene Schreiben zugeschickt, und sein Schwager, der Freih. v. Schwerin.

1. Relation an Kf. D. Paris 16./ 26. Februar 1666. 26.Febr.

£r meldet seine Ankunft, der König ist zn St. Germain.

|: Schweden kann von Frankreich die restierenden fünf Tonnen Cb. Goldes Sobsldiengelder nicht bekommen und ist daher sehr malcontent, auch verursachet bei ihnen der mit Dänemark abgeschlossene Traktat')

0 Die Mutter Ludwigs XIV., die Königin Anna von Frankreich, war am 20. Janaar 1666 (s. Diar. Europ. XIV S. 100) gestorben.

^ Vgl. V. Blumenthals Schreiben an v. Podewils vom 1. Febraar 1666 (Urk. n. Akt. U S. 831).

') Der am 13. Febraar zwischen Holland und Dänemark abgeschlossene AUiaoBvertrag (Damont VI 3 S.ö9ff. M^moires d'Estrades IV S. 107. 137).

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704 n* C^er MuDStersche Krieg.

Dnd das gate VerständDis zwischen Frankreich, Ef. and Holland grosse Jalonsie, nnd hält man dafür, sie werden des Bischofs von Münster Partei keineswegs nehmen, sondern sich nnr bemühen, die Stadt Bremen durch eine Bloqnade, weil sie znr Belagerang nicht Volkes genng haben, zu incommodieren. : {

PS. Podewils hat ihm vertraulich mitgetheilt, man werde Colbert

so bald nicht abfordern, sondern demselben einige Dinge, so auf Schliessung

eines genauen Bündnisses mit Kf- zielen, committieren.

29. Febr. 19./29. Februar reist Bl. mit Podewils nud seinem Schwager nach St

Oermain und übergiebt an demselben Abend Turenne das ihm vom Kf.

2. März, an denselben mitgegebene Crediti?. Am 20. Februar/2. März übergiebt

erLionne sein Creditly an denselben und hat au demselben Tage Andiene

3. März, beim Könige'). Am 21. Februar/3. März ist er au lever des Königs, hat

Nachmittag bei der Königin, ferner beim Dauphin, bei Monsieur und Madame Audienz, spricht folgends den Dänischen Reichsschatzmeister H. Se be- st ädt, findet ihn aber über die Maassen froid.

5. März. 2. Relation. D. Paris 5. März/ 23. Februar 1666.

Podewils hat ihm folgende, yermnthlich vom Könige selbst oder dessen Ministris ihm an die Hand gegebene Eröffnungen gemacht: Dem Kf. seien gute Freunde sehr nöthifr, vom Kaiser stände wenig zu hoffen, da der- selbe in den billigsten Dingen und wozu er ohnedem verbunden sei, Satis- faction zu leisten refusiere, die Schweden, zwischen denen und Kf. Diffi- denz zu erwecken, man sich heftig bemühen werde, wären gefährliche Nach- baren, die vermuthlich so bald nicht vergessen würden, dass Kf. im vorigen Kriege ihre Conquesten so merklich gehindert hätte. Polen warte nur auf Gelegenheit, die ihm mit gewaffneter Hand abgezwungene Souverainität dem Kf. wieder zu entziehen. Dieses nnd dergleichen Inconvenientien zu verhüten, roüsste Kf. Freunde haben, die ihn wider alle Gefahr garan- tierten und auf den Nothfall mit mächtiger Hand schützen könnten; hierzu wäre Frankreich ganz geneigt, dafern Kf. dessen^auf die spanischen Niederlande habende Desseins, von deren glücklichem Ausschlag Kf. participieren sollte, befördern wollte. Dem Kaiser würde man die Nieder- lande nicht gönnen nnd sollte auch diese Krone hiedurch in ewige Kriege impliciert werden. Solche Propositiones sollte Colbert thun und zu solchem Ende noch eine Zeit lang zu Gleve subsistieren.

2. März. Bei der Audienz am 2. März/20. Febr. dankte der König auf seine Con- dolenz dem Kf. für die Abschickung, bemerkt.e anch, Kf. habe durch das mit den Staaten auf seine Veranlassung aufgerichtete Bündnis ein so angenehmes und ihm gefölliges Werk gestiftet, dass er es niemals vergessen, sondern mit allen den Bezeugungen, so von einem getreuen Freunde und Alliierten zu hoffen stünden, verschulden würde.

An demselben Morgen hat' er an Lionne des Kf. Schreiben übergeben. Die begehrte Depeche nach Polen soll befördert werden. Allein von den

>) Vgl. Diar. Europ. XV 8. 19 f. Aitzema V S. 917.

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y. BlamenthalB Gesandtschaft nach Frankreich. 705

100,000 Rthlr. hat er nichts gemeldet, weil es Tu renne widerrathen. Za Mittag tractierte ihn Marqais de Belle f od ds, premier maistre d'hotel, anf Befehl des Königs aufs prächtigste. Nachmittags jagten Ihre Maj. einen Dammhirsch nnd wurden von den Tomehmsten Damen des Hofes (wornnter auch Mademoiselle la Yaliere, so allemal die nächste beim Könige war) accompagniert, zn Abend tractierte ihn Tnrenne nnd am folgenden Tage 3. Mars, der Duo de Gramm ont. Nachmittags hatte er Audienz bei der Königin, dem Danphin , Monsienr and Madame. Zn Abend spielte der König mit Mademoiselle la Valliere an einem, die Königin mit einigen Cavalieren aber an einem anderen Tische. Von hier ans ging Bl. zu Colbert, der jetzt mehr als alle anderen vermag, and tesmoignierte ihm, wie Kf. mit seines Bmders Person and Bezengangen gar content sei; den Abend tractierte ihn wieder Tnrenne. Den 4. März / 22. Febr. besieht er das Hans nnd die 4. März. Mesnagerie za Versailles and kehrt am Abend nach Paris zurück.

3. Relation (d. St. Germain l./ll. März 1666). Morgen soll Bl. die 11. März. Abschiedsandienz beim Könige erhalten, üebermorgen zieht der König

nach Compiegne und mustert daselbst die in Picardie nnd Champagne ver- legte in 14,000 M. z. F. und 4000 auserlesenen Pferden bestehenden Truppen. :| Frankreichs Kaltsinnigkeit gegen die Krone Schweden nimmt dem Gh. Ansehen nach von Tage zu Tage zu, auch dergestalt, dass man öffentlich sagt, weil Schweden sich allzuviel einbilde, würde man ihnen weisen, dass auch ohne ihre Freundschaft Frankreich gar leicht subsistieren könne. | :

PS. 1. (l./ll. März.). Als Bl. heute dem Könige beim Ankleiden auf- wartete, lud dieser ihn ein, bei der Revue zu Compiegne anwesend zu sein, er wird dem Folge leisten.

PS. 2. (2./12. März). Heute hat er beim Könige Abschiedsaudienz ge- 12.Marz. habt, er dankte dabei demselben für seine Verwendung bei Polen, der König versicherte ihn, dass er nicht mehr verlangte, als sich genauer und fester mit Kf. zu verbinden und dessen Interesse bei allen Occasionen zu befördern. Als er weggehen wollte, stand der König auf, folgte ihm ein paar oder drei Schritt mit entblösstem Haupt und fragte überlaut, ob er ihn nicht wieder bei der Revue sprechen würde, was Bl. auch versprach.

Nachmittag nimmt Bl. vom Duc de Grammont, Oolbert und Lionne Abschied, der letztere verspricht, die Depesche sowohl an den König von Polen als auch an M. de Bezidres begehrtermassen einzurichten und ihm zuzuschicken. Am 3./13. reist er zur Revue, kehrt am 7./17. nach Paris zurück, am 9./19. bringen ihm MM. B onoeil und Girant des Könige Contrefait in einer boite mit Diamanten versetzet.

4. Relation. (D. Paris 19./ 9. März 1666.) Bei dem Abschied vom 19. März. Könige nach der Audienz bat ihm dieser nochmals aufgetragen, dem Kf.

seine Freundschaft nnd Begierde, dessen Interesse zu secnndieren, zu ver- sichern. Auch Tnrenne recommendirte sich dem Kf. aufs dienstlichste und sagte, man würde denselben niemals in unnöthige Händel engagieren, hin- gegen aber hielte man sich auch in billigen Dingen des Kf. aufrichtiger und beständiger Freundschaft ganz gesichert. Dem Ansehen nach dürfte

ÜMter. s. Geich. d. G. Karforsteo. XI. 45

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706 n. Der MÜDStertolie Krieg.

diese Krone in kurzem etwas wichtiges entreprenieren, weil der König öffeot- lich sag^y dass er binnen zwei Monaten auf füofzigtausend Mann Patente geben wollte. Dem spanischen Ambassadeur hat diese Revue nicht ge* fallen wollen, weshalb er sie auch oicht mit angesehen. Turenne wird tod de Witt inständig ersucht, die Condnite des Krieges wider den Bischof ea Münster zu übernehmen, er hat sich aber bisher zu nichts erklären wolleo, sondern ausdrücklich gesagt, er wolle dem Prinzen von Oranien nicht präjndicieren. Colbert soll neulich gesagt haben , man würde, sobald der Krieg mit England cessierte, den Salzhandel mit Kf. feste stellen ^) und, wenn es demselben gefällig, anstatt Geldes Hanf, Flachs, Wolle und Holt annehmen.

An demselben Abend erhält er durch Liounes Sekretär seine De- peschen, darunter auch die Schreiben an den König von Polen und den Bischof von Beziöres.

20. März. Am 10./20. nimmt Bl. von Turenne nochmals Abschied und erfahrt von ihm, dass der Schwedische Legationssekretär Puffe ndörff er ') sich über ihn und Beuninghen^ beschwert, ^sambt hätten wir von der Krone S c h w e - den an diesem Hofe verächtlich gesprochen, weil wir uns verlauten lassen, es wäre ihre im Herzogthum Bremen jetzt snbsistierende Armee nicht

22. März, über 6000 Mann stark^. Am 12. /22. besuchen ihn zwei Deputierte aus Poitou, bitten ihrer Religionsverwandten Interesse bei Kf. zu recommen- dieren und theilen ihm einiges von den unzähligen Verfolgungen mit, die sie zu erdulden haben.

Am 17,/ 27. März reist er ab und kommt am 28. März/ 7. April in Cleve an.

Sendung de Beyers an K.Cöln. Ende Februar 1666.

Instruktion für H. D. Beyer. Lectnm in consilio 24. Februar 1666.

[Des Kf. Allianz mit Holland, seine Bemdbnngen den Frieden mit Monster sa bewirken, K.Cöln soll dazn mitwirken.]

24. Febr. ß- soll sieb unTersüglicb zu K.Cöln nacb Lüttich begeben und demselben nähere Mittheilnng über die Veranlassung und den Inhalt der Ton Kf. mit Holland abgeschlossenen Allianz machen, Kf. habe sich dabei freie Hand bebalten, den Frieden mitMünsterzu befördern, und versichert, dass man holländischerseits zu diesem Frieden geneigt sei und auf raison- nable Bedingungen eingehen wolle. Kf. habe, um diesen Frieden zu be- fördern, aufs neue einen Gesandten an den Bischof geschickt, in der Ab-

^} S. Urk. a. Akt. II 8. 305. 307.

'; Bsaias Pufeodorf s. Urk. n. Akt IX S. 746.

^ Conrad van Beuninghen, holländischer Gesandter in Paris.

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SeodoDg de Beyers an E.G61q. 707

sieht, wenn derselbe sich daraof eiolieBse; weiter dahin zq ged^üken, wie der Westfälische Kreis in beständige gute Einigkeit gebracht werden könne, wo2n die nach Aachen verabredete Zosammenkonft ') nicht wenig dienen würde. Ef. ersnche E. Cöln, auch seinerseits dazo mitzuwirken nnd bei dem Bischof darauf zu dringen, dass er die projectierten Friedens* artikel in der Oöte annehme. Sollte man etwa den modnm tractandi an- fechten nnd verlangen, dass erst eine Zusammenkunft gehalten werden mösste, so soll er erwidern, eine solche sollte allerdings erfolgen, doch würden sieh die Staaten nicht eher dazu verstehen, bis sie unter der Hand versichert wären, dass der Bischof auf jene Bedingungen eingeben würde. Um die Sache zu befördern, soll B. sich an den Bischof von Strass- burg wenden, an welchen ihm ein Schreiben des Ef. mitgegeben wird.

Johann de Beyer an den Kurfürsten- D. Cleve 3. Februar

[LMärz] 1666.

[Bericht über seine Sendang an K.CoId].

Er ist am 25. Februar von hier abgereist und am 27. Abends in Lüt- 3. März, tich angelangt, hat sich sofort bei dem Bischof von Strassburg anmel-« den lassen und hat am folgenden Tage, da der Enrfürst zur Reiherbeize nach Bechem^} sich begeben, bei diesem Audienz gehabt. Der Bischof erwiderte auf seine Proposition, E.Cöln und auch er selbst hätten die Münsterschen Gonsilia schon ehe die Ruptur wirklich erfolgt, improbiert und sich vergeblich bemüht, dieselben zu divertieren. Er lobte des Ef.. Resolution und wünschte Glück zur renovierten Allianz. Der Bischof von Münster werde den Frieden mit den Staaten machen müssen, zumal da von diesen bereits so viel nachgegeben würde, E.Cöln hätte zu dem Ende schon V. Landsberg sowohl an Pfalz-JNeuburg als auch au Münster abgeschickt. Er desiderierte 1) nähere Ouvertüre wegen der projectierten Conditionen, 2) es wäre auch keine geringe Difficultät, dass, wenn schon Münster, wie er ihn versichere, freie Hände zum Frieden hätte, alsdann etwa Schweden, dessen Absichten man noch nicht kennte, demselben auf den Leib fallen und wegen England Reparation und Satisfaction wegen des Separatfriedens würde suchen wollen, ob nicht solchenfalls die Staaten Münster wider solche würden auch garantieren müssen, und ob an diesem Hofe keine Nachricht wäre, wohin Schweden ineliniere und ob es sich bereits mit England engagiert habe, 3) der Eönig von Frankreich habe unterm 5. Februar von E.Cöln einen generalen Pass durch das Stift Lüttich für einen abermaligen Secours, der nach des jüngst aus Frank- reich zurückgekommenen Grafen v. Fürstenberg Relation etwa ^ gesagt

würde, gefordert, auch der E aiser sei Vorhabens etwa ~ ä ^ M. hin-

1) S. oben S. 685 f.

') ReckbeiB) in b^gisch Limburg, n. von Maastricht.

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708 11. Der MuDBterBche Krieg.

unterzaschicken, England, SpanieD and Münster sollicitierten stark beim Kaiser, so sei zn fürchten, es werde zor Ruptur kommen, wenn nicht durch den vorgeschlagenen Frieden dem Werk bei Zeiten vorgebaut werde. Münster scheine sich aber auf die vorgeschlagenen Gonditionen nicht ein- lassen zn wollen, vornehmlich da ihm zugemuthet werde, auf Borkelo zu renuntiieren, sollte man darin ein Temperament finden können, möchte der Sache viel näher geholfen werden können.

5) K.Cöln sei Vorhabens seinen Kanzler Buschmann nach Holland zu schicken, derselbe solle seinen Weg über Cleve nehmen 0 QQd mit Kf. darüber reden , zugleich demselben bekannt machen, dass er bei den Staaten Rheinberg wiederfordern werde, um sich wenigstens eines siche- ren modi zu vergleichen, damit man aus der Sache per modum compromissi oder sonst kommen könnte.

6) Im Fall Münster alles Anrathens unerachtet sich nicht zum Frieden sollte verstehen wollen, sei auch K.Cöln der Meinung, ihm alle fernere Assistenz nach Möglichkeit zn behindern, wenn auch Kf. und die anderen Stände ein gleiches thäten, so könnte er dadurch zum Frieden und zur raison gebracht werden.

B. hat ihm darauf mündlich die projectierten Bedingungen mitgetheilt; ad 2 replicierte er, dass er darüber keine Instruktion hätte, aber seinerseits meine, 1) da Münster erklärt hätte, freie Hände zum Frieden zu haben, so könnte der König von England ihm darüber keine leges vorschreiben, noch weniger würde Schweden gegen Frankreich vornehmlich sich dazu gebrauchen lassen, 2) würde die Garantie reciproquement genommen werden können, 3) da seines Wissens noch keine eigentliche Nachricht, welchergestalt sich Schweden mit England conjnngieren würde, so müsste man um so mehr mit Beförderung des Friedens eilen. Die Sache wegen Borkelo werde hoffentlich keine Difficultät geben, da darüber ein raisonnabel Temperament ausgefunden, das er mittheilte.

Der Bischof von Strassburg erklärte sich darauf mit den vorge- schlagenen Bedingungen und auch mit dem Temperament wegen Borkelo für einverstanden, Münster müsse darauf Frieden schliessen, der über die Massen nöthig sei, und den auch Frankreich desideriere.

Nach Beendigung dieser ziemlich weitläufigen Conferenz hatte er beim Kurfürsten Audienz. Derselbe billigte ebenfalls des Kf. Allianz mit Holland und die projectierten Friedensbedingungen, doch zweifelte er, ob der Bischof auch von England freie Hände apart zn tractieren habe, da er aus dessen eigenem Munde gehört, dass er mit England allzuweit engagiert wäre nnd ohne dasselbe nichts würde schliessen können, er verwunderte sich, dass der Bischof sich bei anderen solle eines andern haben verlauten lassen. Wegen der zu ergreifenden Massregeln, wenn Münster ungeachtet alles Zuredens sich nicht sollte zum Frieden verstehen wollen, wolle er femer mit ihm reden

*) Busch mann ist in der That wenige Tage darauf bei Kf. gewesen , leio C^editiv ist datiert Reckeim 5. März, das Recreditiv des Kf. Cleve 10. März 1666.

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SendoDg de Beyers ao K.Gdlo. 709

und durch den Bischof yod Strassbnrg reden lassen, worauf B. sich Ye> abschiedete.

Am folgenden Tage, 1. März, folgt B. dem Eorfürsten nach Rechem nnd bat hier mit dem Bischof von Strassbnrg eine neue weiU&nfige Confe- renz, derselbe wiederholte noch einmal die Nothwendigkeit eines schnellen Friedensschlusses wegen der Gefahr, dass es Ewischen Frankreich uod dem Hanse Oester reich zur Ruptur kommen könnte. Der Bischof be- merkte, y. Landsberg habe Ordre erhalten, auf den Frieden unter den Torge- schlagenen Bedingungeil zu dringen nnd von Münster categorische Erkl&mng zu verlangen. Wenn derselbe den Frieden annehme, so könnten die vorge- schlagenen Mediatoren zu Duisburg, Xanten oder einem anderen Ort zu- sammentreten, verwürfe derselbe aber alles Znsprechens nnerachtet die rai- sonnablen conditiones, so würde auch K.Cöln von ihm die Hand abziehen nnd ihm durch keine Zufuhr noch sonst etwas zukommen lassen, man werde sich wider die vorfallenden und zugemutbeten Durchzüge mit gemeioer Macht gefasst machen müssen , er schlug zu dem Zwecke eine nähere Ver- einigung^) einiger Stände des westfälischen Kreises und anderer benach- barter Stände vor, auf Grund von Conditionen, welche er mittheilte, damit Kf. dieselben überlegen und seine Ministri bei nächster Zusammen- kunft darüber instruieren könnte. Auch wenn der Frieden zustande käme, könnte bei dessen Solennisiernng von dieser Verbündnis geredet werden, damit man so allen zu befürchtenden Unruhen, welche durch den Tod des Königs von Spanien oder sonst eintreten könnten, vorbauen möge. K.Mainz werde sicher eintreten, sonst würden die conditiones zur Zeit noch secre- tiert, doch seien sie seinem Bruder, dem Grafen von Fürstenberg an- vertraut, um sie einzelnen benachbarten Reicbsständen zu hinterbringen.

Endlich wurde noch einmal der Stadt Rheinberg gedacht und B. theilte auf Begehren mit, wie Kf. über Restitution seiner mit Staatischen Garnisonen besetzten Städte die Tractaten geschlossen hätte.

Nachmittags erhielt er beim Kurfürsten die Abschiedsaudienz; derselbe versicherte, dass er durch expresse Besendung mit sonderlichem Nachdruck auf Annahme der vorgeschlagenen Bedingungen habe dringen lassen und auch ferner dahin trachten werde, dass dieselben ohne Ansehen der For- malia angenommen würden, er hoffe, Kf. werde ihm in seiner guten Inten- don wegen Rheinberg secundieren. Darauf hat er noch eine Abscbieds- audienz beim Bischof von Strassbnrg gehabt, ist noch an demselben Tage abgereist und heute um Mittag in Cleve angekommen.

1) Urk. a. Akt. II 8.358 ff. und oben 8.698.

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710 11« Der MänBlersche Krieg.

Diarinm, was bei der Mttngterisch- und Holländischen Frie- denshandlnng zu Cleve Vorgängen a. 1666.

28. März. 28. März 1666. Kf. bat Schwerin za Beverning geschickt > dem- selben anzeigen lassen, dass die Münster schenk Qun hier wären, ond seine Bedenken begehrt, wie die Tractaten anzufangen, wie man sich wegen des Kaiserlichen, K.Cölnisch- Pfalznenbargischen Ge- sandten ond anderer, die sich hierbei angeben möchten, zo eomportieren und was für conditiones den Münsterseben vorzastellen. B. hat geantwortet, dass er nur Ordre hätte, mit Kf. und dessen Ministris zo tractieren, wollten die anderen für sich gute officia anwenden, so könnte ers geschehen lassen, es hätten sich nur Kf. und der Herzog von Wolffenbüttel zu dieser Sache legitimiert. Die conditiones wollte er uns schriftlich vorstellen , sie könnten aber jetzt nicht bei den vorigen bleiben, weil der Bischof dieselben nicht angenommen und ihnen indessen Ursache zu ferneren Unkosten ge- geben. Schw. ist darauf auch zo Heimburg gefahren und hat ihm dieses mitgetheilt, derselbe meinte aber, weil er schon angenommen sei, so müsse er auch dabei bleiben.

29. März. 29. März hora 7 hat Kf. Rath gehalten und Schwerin ond Blas- peil zu den Tractaten verordnet, sie sollten zuförderst zu dem Kaiser- lichen gehen und mit ihm d& modo tractandi reden und darauf den Münsterschen den Vortrag thuu. Dieselben fahren darauf zum Baron de Goes, proponieren ihm, wegen der Staaten sei v. Beverning, wegen des Bischofs von Münster Schmising und Wiedenbruck angelangt, es sollten auch einige K.Mainz-, K.Cöln- und Brannschweigische')

') Der Domdechant ond Domküster Mathias Korff, gen. Schmising, ood der Hofricbter Bernhard v. Wiedenbruck (Creditiv des Bischoff far die- selben d. Monster 24. M&rz 1666), dieselben waren am 27. angekommen aod hatten am 28. Audienz beim Kf. gehabt.

>) Karfarst Johann Philipp von Mainz hatte dem Kf. schon am 10. Mars angezeigt, dass er auf den Wonsch des Bischofs von Monster Gesandte s«r Theilnahme an den Verhandlangen schicken werde, als solche ersehieneQ dano (Creditiv vom 17. März 1666} der Freiherr Melchior Friedrich v. Schoo- born, Heinr. Patz ond Dr. Job. Christoph Gudenos. Korforst Maximi- lian Henrich von Cöln hatte dem Kf. (d. Lattich 23. März 1666) angezeigt» dass er seinen Geheimenrath ond Obersten Kammerer Graf Wilhelm Bgon von Forstenberg senden werde, 30. März beglaubigt er zor Theilnahme an den Tractaten Graf Fürstenberg ond den Kanzler Boschmann. Von braonschweigisoher Seite fanden sich in Cleve ausser v. Hteimbnrg aoch als Bevollmächtigter der Hersoge Georg Wilhelm ond Ernst Aogost L. Maller ond im Aaftrage Herzog Johann Friedrichs (der d. Hannover 14. März 1666 dem Kf. angezeigt hatte, dass er von K.Co In aofgefordert sei, jemand zo den Tractaten abzoordnen), die Geheimenräthe Otto Grote ond Lodolf Hogo ein^ Aosserdem erschienen dort als Bevollmächtigter Pfalzgraf Philipp Wilhelms von Neoburg dessen Kanzler Giese (Creditiv d. Düssel- dorf 24. März 1666) ond als Gesandte des Bischofs Ferdinand von Pader-

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FriedeoByerhandlaogdD in Cle?e. 711

Abgesandteo angelangt sein, dieselben hätten aber ihre Creditive noch Dicht eingeschickt. Kf. sei bekümmert, dass er von Beverning ver^ nommen, die Staaten wollten keine ordentlichen Tractaten zulassen; er sei allein an Kf. gewiesen, könnte jedoch geschehen lassen, dass anch andere ihre officia dazu anwendeten, ob es nicht das nächste sein wollte, dass der Kaiserliche mit den anderen anwesenden Abgeordneten daraus commanicierte ond was vorginge jedesmal den Münsterschen zq verstehen gebe, an selten des Kf. werde man dergleichen bei v. Beverning thnn. Beverning habe anch erklärt, die Staaten wollten nicht mehr an die früher projeo* tierten conditiones gebunden sein, sie wollten etzlichen Schaden repariert haben und verlangten anch, dass der Bischof auf Borkelo pure rennn- tiieren müsste. de Goes giebt auch sein Befremden über diese Forderungen der Staaten zu erkennen, mit dem vorgeschlagenen modus tractandi erklärt er sich einverstanden, meint aber, die Staaten hätten nicht Ursache, jetzt härtere Bedingungen vorzulegen, es schiene, dass sie sich auf die Allianz mit Kf. verliessen, man möchte dies den Münsterschen nicht gleich zu an* fangs, sondern gradatim zu verstehen geben, damit sie nicht vor den Kopf gestossen würden.

Bora 9 fahren Schw. und Bl. zu den Münsterschen'), erklären ihnen, da der Bischof sich nicht näher auf die vorgeschlagenen Friedens- artikel herausgelassen habe, so finge man im Haag an auf härtere con- ditiones zu dringen, Kf. hoflfe aber es dahin zu bringen, dass sie von allen neuen Postulatis abstehen wurden. Die Gesandten möchten zulängliche Mittel dazu an Hand geben, man werde dann mit Beverning darüber weiter conferieren.

Die Münsterschen erwidern, der Bischof hoffe nicht, dass man im Haag ihm deswegen, als wenn er in mora gewesen und sich nicht erklären wollen, jetzt härtere conditiones sollte auflegen wollen, er habe sich als- bald anf den ersten Vortrag erboten, die Friedenstractaten einzugehen, auch K.Cöln und andere Kur- und Fürsten als mediatores angenommen, sein Recht auf Borkeloe wolle er samt den Waffen Kf. und den anderen

born der Domdecbaot Caspar Philipp v. Ketler, der Domkämmerer Joh. Adolf V. Forstenberg und Dr. Coorad Me Inders (Creditiv d. Neahaas 30. Marl 1666).

0 Der Bericht Schmi singe ood Wiedenbrücks an den Bischof (d. Cleve 29. März 1666, Muostersches Archiv) über diese Conferenz lautet durchaus übereioetimmeod. Ad demselben Morgen hatten sie schon eine Zusammenkiinft mit den an dem vorhergehendeo Abend angelangten K.Mainz-, K.Goln- und Nenbargischen Gesandten gehabt, welche sich erboten, zunächst dem Baron de Goes zuzusprechen, das Haagische Project zu redreasieren , wenn derselbe aber sich Weigerte oder nichts ausrichtete, mit anderen Freunden zu reden. Schmising hatte auch Golbert besucht, da derselbe aber noch keine eigent- liche InstruktioD erhalten zu haben schien, so wollen die Gesandten Zeit zu ge- winnen suchen, von de Goes und den anderen Mediatoren versprechen sie sich wenig wirkliche Hülfe.

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*712 11- I>or MüDBtersche Krieg.

anwesenden mediatoribus gern in Händen geben , er begehrte nur, dass der Gmnd der Sache nntersncht werde, mit dem Erbieten, sich dem Urtheü der mediatores za unterwerfen, doch könne er nicht begreifen, warom mao ihn constringieren wolle, die im Haag gemachten Projeote so absolute an- zunehmen, da er sich doch zu aller Billigkeit präsentierte. Die K. bran- denburgischen remonstrieren, da diese Zusammenkunft einzig dahin an- gesehen wäre, dass man je eher je besser zum Frieden gelangen möchte, so würde es gar unzeitig sein, das Recht von Borkeloe zu untersuchen, zumal da Beverning, welcher sonst den Frieden herzlich wünschte, be- ordert wäre, bei noch längerem Tergiversieren zurückzukehren. Kf. müsse daher rathen, dass der Bischof nicht so sehr auf sein an Borkeloe ver- meintes Recht bestehen, sondern considerieren möchte, dass diese Herr- scbaft nunmehr 50 Jahre in den Händen der Staaten und von sehr geringer Importanz sei, dass der dem Staat zugefügte Schaden zwanzigmal mehr betrage und dass derselbe, wenn der Bischof sich sein Recht auf Bor- keloe reservieren wollte, sicher Restitution des Schadens fordern würde. Die Münsterschen erwidern darauf, ihre Meinung wäre nur, ganz kurz und per facti speciem die Beschaffenheit der Sachen wegen Borkeloe anzuweisen, damit die Mediatoren aliqualem causae cognitionem hätten; da* mit das Friedensnegotinm um so weniger aufgehalten würde, wollten sie den folgenden Tag mit ihrer Notbdurft wegen Borkeloe einkommen. Die K.brandenburgischen nehmen dieses ad referendum, fahren kurz vor 11 Uhr nach Hofe und statten Kf. Relation ab, welcher befiehlt, von allem dem Holländischen, Kaiserlichen, Französischen und Braunschweigischen Gesandten part zu geben.

Schw. und Bl. begeben sich darauf zu Beverning, derselbe erklärt, nicht Macht zu haben, von den im Haag festgestellten Artikuln abzuweichen; wenn dieselben nicht in wenig Tagen angenommen würden, müsste er wieder zurückreisen. Schw. giebt noch an demselben Tage auch dem franzö- sischen Gesandten von allem part. 30. März. 30. März. Blaspeil fährt zu dem Kaiserlichen und dem Braun- schweigischen Gesandten, der erstere schlägt vor, dass man zunächst alle übrigen Punkte festsetzen und den wegen Borkeloe zuletzt vor- nehmen möchte. Der Braunschweigische meint, man müsse eine Zu* sammenknnft aller Interponenten veranlassen, auf des Kf. Befehl begeben sich darauf Schw. und Bl. zu den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neu- burgischen Gesandten und theilen ihnen mit, die Münsterschen hätten erklärt, dass der Bischof wegen Borkeloe das, was die Mediatores gut- finden würden, einzugehen bereit sei, worauf }ene erklären, dass sie alle- samt den Frieden aequis condicionibus zu befördern befehligt wären und alsbald mit den Münsterschen aus der Sache reden wollten.

Nachmittags übergiebt Blas peil auf Befehl des Kf. die Friedensartikel, welche v. Jena zuletzt zu Münster abgefasst'), bei denen aber einige

>) S. oben S. 700.

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FriedenBverhaodlaogen in Cle?e. 713

AenderoDgeD vorgenommen sind, an BeTerning. Dieser erklärti sich darauf nicht einlassen za können, damit man aber znr Sache käme, hätte er die Artikel so, wie der Staat dieselben desideriertCi entworfen nnd wollte sie commnnicieren. Um 4 Uhr begeben sich Schw. und Bl. eu den K.Mainz-, E.CöIn- und Pfalz-Neuburgischen Abgesandten, welche ihnen mittheilen, dass sie bei den Münsterschen*) gewesen und diesen hart sugesprochen hätten, dieselben hätten aber erklärt, der Bischof stelle das Recht, welches er wegen seines privati und dominii directi an B or- keloe praetendierte, zur Judicatur der Mediatoren^ wegen der Superiorität aber könne er nicht nachgeben. Der Kaiser und die Reichsstände wären verpflichtet, nichts vom Reiche zu alienieren. Die K.Brandenburgischen antworten, jene gingen auf die Art wieder zurück, und weisen nach, dass die Remonstration, vom Reiche dürfe nichts alieniert werden, in gegen- wärtigem Fall keine Statt haben dürfte.

31. März wird das von Beverning Tags zuvor communicierte Pro- 31. März, j ect allen Interponenten mitgetheilt ').

1. April. Nachmittags halb 4 Uhr schicken die Münsterschen, 1. April, welche vorher mit den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neuburgischen eine Zusammenkunft gehalten, ihre Resolution') auf das Project ein. Schwerin und Blas peil referieren darauf sofort dem Kf. und dieser befiehlt ihnen, zu den Münsterschen und auch zu den anderen zu gehen und ihnen anzuzeigen, dass auf solche Art zurück werde tractiert werden, weil man vorher die Restitution von Borkeloe nicht difficultiert , jetzt aber vom Sequester rede und der Renunciation des prätendierten Rechtes sich gern entziehen wolle, Kf. besorge, wenn Beverning solches Project sehen würde, würde er sofort die Tractaten abrumpieren. Die Münster- schen remonstrieren, der Bischof hätte sich noch nie zur Restitution von Borkeloe erklärt, das Sequester hätte v. Jena ins Mittel gebracht, von dem alle Projecte aufgesetzt wären. Sie fahren dann zu den anderen Ab- gesandten, finden dort auch He im bürg, der jenen ebendergleichen vor- gehalten, endlich wird beschlossen^), die K.Brandenburgischen sollten aufsetzen , wie es einzurichten *),

1) Die MuDsterschen Gesandten berichten ao den Bischof (d. Cleve 30. März 1666), sie hätten diesen Morgen die K.Mainz-, K.G5ln- nnd Neubargischen Qesandten besacbt, dieselben aber wegen der Aenssening des Kf., es werde von dem Haagischen Project nichts abzuhandeln, auch kein Stillstand za erhalten sein , fast kleinmüthig gefunden , so dass sie sie hätten animieren müssen. Nach- mittags hatten sich dieselben bei ihnen eingefunden nnd erklärt, weil sie wegen Borkelo weder zu einem Compromiss noch Sequester Hoffnung hätten, wenig- stens sich auf das ausserste bemühen zu wollen, Interesse imperii zu salvieren, morgen werde Beverning ein Project vorlegen.

>) 8. den Inhalt desselben Urk. u. Akt II S. 390.

') S. Urk. und Akt II S. 390f.

*) ebendas. 8. 392.

^) Die Münsterschen klagen in ihrer Relation vom I.April darüber, dass

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714 11. Der MdoBtereche Krieg.

2. April. 2. April deliberiert Ef. im Rath, wie das Project einzorichteo, es

wird beschlossen, dass der Artikel von Borkeloe so, wie er mit Friqoet im Haag abgeredet, inseriert werden sollte, Blas peil adjustiert so das Project, indessen föhrt Schwerin zu dem Kaiserlichen nod Fran* zösischen Gesandten und ersucht sie, bei beiden Theilen gute Officia za prästieren, welches sie anch yersprechen, der Kaiserliche aber bittet sehr, dem Bischof die Rennnciation nicht anznmnthen. BI. begiebt sich darauf zu Beverning and zeigt ihm das Project, derselbe verlangt verschiedene Aendernngen, vornehmlich dass der mit Friqoet abgehan* delte Artikel aasgelassen and der vorher inserierte übergeben and dann, dass eine gewisse Zahl genannt werden sollte, über welche hinans der Bischof nicht Volk halten sollte. Kf. befiehlt ihm hiernnter seinen Willen zo thon, das Project wird so abgeschrieben^). Schwerin and Blaspeil fahren zn den Kar- and Fürstlichen Oesandten nad daan za den Münsterschen, theilen ihnen das Project mit and recommendieren ihnen die Sache, die Münsterschen erbieten sich, falls dasselbe mit ihrer Instruktion nicht übereinstimme, wollte einer von ihnen zum Bischof reisen und andere In- struktion befördern.

3. April. 3. April hat Kf. die K.Mainz- und Gölnischen Gesandten zur

Tafel, nach dem Essen redet er mit ihnen beweglich wegen des Friedens; von den Münsterschen erfolgt noch keine Resolution auf das Project, sie sind bis zum sp&ten Abend bei dem Kaiserlichen Gesandten.

4. April. ^' April erfährt Kf. von Beverning, dass die Münsterschen

schon vorigen Tages ihre Resolution eingebracht, schickt darauf zu den sämtlichen Kur- und Fürstlichen und lässt um Communication derselben bitten. Die K. Mainzischen lassen darauf sagen, sie hätten die Reso- lution erhalten, dieselbe sei aber so eingerichtet, dass sie unter sich dar- über conferieren müssten; sie hätten das ganze Werk voller Schwierigkeit

sehr in sie gedrungen werde, die K.Braodenbargisohen hätten ihnen erklärt, sie därften sich auf die übrigen Mediatoren nicht viel verlassen, von denen keiner ihretwegen den Degen ziehen werde. Sohmising berichtet an demselben Tage über eine Unterredung mit Graf Fürstenberg, welcher ihm in Aussicht stellt, dass Frankreich, wenn der Bischof Wort halte (s. Urk. u. Akt n S. 378), demselben später bot Wiedererlangung Borkelos verhelfen werde, doch siisstraot er Furstenberg. Der Bischof erwidert darauf (d. Monster 6. April 1666), der Bericht seines ans Frankreich zurückgekehrten O.Wachtmeisters v. Haubtts stimme in der Hauptsache mit Färstenbergs Erklärungen überein, er sehe daher nicht ein, wie von ihm auf Benunoiation seiner rechtmässigen Präteosionen be- standen werden könnte, sie sollten diesen Funkt durch Interposition des fran- zösischen Gesandten so einrichten, dass ihm dadurch nicht in perpetunm prä- judiciert werde. Auch er glaubt übrigens, dass Furstenberg von eigennütziges Motiven und nicht von Interesse für ihn geleitet werde, und will daher, falls die Verhandlung nicht bald zum Schlnss kommt, wieder jemand von den Sei- nigen nach Paris schicken and dort sein Interesse poussieren lassen. 0 Den Inhalt desselben s. Urk. n. Akt. II S. 394.

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FriedensverhaiidloogeD io Clefe. 715

befunden, die Müdsterscben erklärten, sie könnten nicht weiter geben, wenn man mebr Ton ihnen begehrte, müsste einer nach Münster sich be- geben. Die K.Mainziscben klagen über Bevernings^) harte Reden, man wollte den ülänsterschen mores lehren, and erklärten, wenn Kf. nicht dazukäme, zweifelten sie, dass es in ihren Kräften sein würde, denn ihre bisherigen Operationes hätten solche Gewalt nicht erwiesen.

Baron de Ooes hat um 8 Uhr beim Ef. Audienz und überlegt mit ihm, wie das Werk weiter anzugreifen, kommt darauf zu Schwerin und Blaspeil und erklärt, mit der Renunciation sei nicht fortzukommen, das Fri quetsche Project müsse bleiben, sie wollten sämtlich den Bischof dazu disponieren, er schlägt eine Zusammenkunft aller Gesandtschaften in seinem Hause vor. Zu Mittag hat Kf. die Münsterschen und Neubur- gischen Gesandten bei sich. Nachmittag 5 Uhr deutet Kf. Schwerin in Gegenwart Beyernings an, dass derselbe von dem Friquetschen Pro- ject nichts wissen wolle, er nebst Blaspeil sollten zu den bei dem Kaiser- lichen versammelten Gesandten gehen und ihnen dieses anzeigen, dem Bi- schof könne das jns directi dominii bleiben, aber auf die Snperiorität müsse er renuntüeren, doch salvo jure imperii, imperatoris et cnjuscumque, es müsse anch ein certus numerus militum, über^ welchen der Bischof nicht schreiten dürfte, genannt werden. Jene beschweren sich, dass auf diese Art zurücktraktiert und allerhand Difficultäten gemacht wurden, nehmen jedoch an, desfalls ein Project aufzusetzen nnd mit den Münsterschen zu reden.

5. April. Vormittags conferieren die Münsterschen mit dem Kai- 5. April, serlichen nnd den anderen Kur- nnd Fürstlichen Gesandten, Nachmittags

um 2 kommen sie wieder zusammen, auch die K. Brandenburgischen kommen dazu, es wird diesen ein aufgesetztes Project') mitgetheilt, nach- dem dieselben darauf einen Abtritt genommen, zeigen sie sofort einige Mängel an und es wird lange darüber conferiert. Darauf begeben sie sich zu Be- verning, tragen ihm alles vor und reden ihm vornehmlich zu, sich das Haagische Project belieben zu lassen, er will sich aber dazu nicht ver- stehen nnd ist demnach in seiner Gegenwart wegen Borkelo etwas an- deres concipiert, solches von ihm beliebt und darauf sämtlichen Gesandten zugeschickt worden, auch wegen Abdankung der Völker bleibt Bever- ning fest dabei, dass eine Zahl genannt werde*).

6. April kommt Baron de Goes zu Schwerin und stellt ihm viele 6. April, rationes vor, warum Kf. nicht in den Punkt wegen Benennung einer ge- wissen Anzahl der Völker einwilligen sollte, um 7 Uhr referieren Schwerin

nnd Blas peil dem Kf. davon in vollem Rath. Darauf wird in dem von

0 S. auch Urk. a. Akt. II S. 394 desseo Aeasseraogeu über Fürsten- berg.

>) S. Urk. 0. Akt II 8.398.

^ VgL Bevernings Reiatioo an die O.Staaten vom 5. April (Aitzema V 8. 1021).

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716 11- I^or Mänstersche Krieg.

Blaspeil abgefassten Projeot der Punkt wegen Borkeloe and Abdankung der Völker etwas* geändert ond sie begeben sich darauf zu Beverning. Derselbe erklärt sieb wegen des Punktes über Borkeloe wohl, aber wegen Abdankung der Völker verlangt er durchaus, dass der Bischof nur 3000 Mann behalten dürfe. Sie fahren darauf zu den MünsterBchen und reden deswegen mit ihnen, diese erklären aber rotunde, dass der Bischof keine Zahl leiden würde. Sie begeben sich darauf zu dem Kaiser- lichen Gesandten, wo sie auch die anderen finden, übergeben ihnen 2Ar- tikul ') wegen Borkeloe und Abdankung der Völker. Nachmittags schickt Kf. Schwerin undBlaspeil wieder zuBeverning, als dieselben sich aber dorthin begeben wollen, erhalten sie ein Schreiben von de Ooes, dass sie sämtlich eine Deputation an Beverning schicken und ihn zu anderen Oedanken zu disponieren suchen wollten. Beyerning bat aber solche An- spräche auf den folgenden Tag differiert, kommt Nachmittag zu Kf. und zeigt ao, er hätte Schreiben ans dem Haag erhalten, könnte danach dasje- nige, was er bereits eingewilligt, nicht annehmen, wenn die Münsterschen nicht bald zur Sache thäten, müsste er sich zurückbegeben und würde der Staat die feindlichen Actiones wider den Bischof wieder fomehmen. Dieses wird darauf dem Kaiserlichen Gesandten angezeigt und ihm zo* gleich das dritte Project mitgetheilt T.April. 7. April kommt Beverning, nachdem die anderen Gesandten bei ihm gewesen >}, zu Kf. und berichtet, was sie untereinander geredet und dass der Punkt wegen Borkeloe wohl seine Richtigkeit haben würde, 80 viel den Staat anginge, allein er hätte vorgeschlagen, sie sollten sich zugleich mit dem Grafen von Stirum vergleichen, wobei er selber Unter- händler sein wollte, hat auch ein Project wegen Abdankung der Völker aufgesetzt und anstatt früher auf 3000, jetzt auf 2000 bestanden. Nach- mittag begeben sich darauf Schwerin und Blaspeil in die Versamm- lung sämtlicher Interponenien , theilen den Artikel wegen Abdankung der Völker, wie Beverning ihn einzurichten begehrt, mit, es wird darüber lange deliberiert, dann auch die Münsterschen hinzugerufen, endlich nach 7 Uhr wird beschlossen, dass diese zwar hiervon nichts ver- versprechen könnten, es sollte aber einer von ihnen zu dem Bischof reisen und versuchen, ob sich derselbe dazu verstehen wollte. Alle bitten Schwerin und Blaspeil, sie möchten am nächsten Tage noch vor Ab- fahrt des Münsterschen bei Beverning versuchen, ob er nicht in Re- spect des Kaisers und sämtlicher Interessenten inbetreff dieses Punktes ein Temperament zulassen wollte, sie wollten sämtlich dem Staat ver- sprechen, dass der Bischof nicht mehr Völker halten sollte. Hiervon wird dem Kf. Relation abgestattet und er befiehlt, ein Schreiben an den Bi*

0 S. ürk. u. Akt. II S. 400f.

*) S. Urk. Q. Akt n S. 401 und Bevernings Relation vom 8. April (Aitzema V S.

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FriedensverhaodlQOgeD io Gleve. 717

schof mitzugeben, worin derselbe ermahnt werde, auf das Project ein* zogehen.

8. April am 6 Uhr kommen Schwerin nnd Blaspeil zn Bevor- S.April. ning und versuchen ihn zum Eingehen auf jenes Temperament zu bewegen, aber vergeblich. Sie hinterbringen darauf den Münsterschen solche Resolution, welche sehr bestürzt darüber sind, jedoch bei ihrer Meinung bleiben, dass Wiedenbrnck nach Münster sollte, es wird ihnen die Höx- terische Sache recommendiert um 8 Uhr wird dem Kf. Relation davon gethan, bald darauf giebt derselbe den zwei Hannoverschen Abge- sandten Grote nnd Hüge^ Audienz.

Nach des Münsterschen Abreise ist in den Traktaten nichts vor- gefallen, 15. April kehrt derselbe wieder zurück, 16. April früh um 15. April. 7 Uhr haben er und Schmising Audienz beim Kf. und hinterbringen die 16. April. Erklärung des Bischofs^}; Rf. schickt darauf Schwerin nnd Blas peil zunächst zn ihnen, sie wiederholen denselben gegenüber die bei Kf. abgelegte Proposition und machen noch einige andere Erinnerungen. Dann begeben sich Schw. und Bl. zu Beveruing und bringen ihm die Temperamenta der Münsterschen vor'), dass entweder der Bischof so und so viel Volk abdanken, oder dass derselbe gegen den Kaiser und alle Kur- und Fürsten, welche sich interponierten , schriftlich erklären sollte, er wollte nicht mehr Volk halten, als die benannte Zahl mit sich brächte, und dass dieselben solches dem Staat wieder versichern könnten. Beverning aber schlägt alle Temperamenta rotunde ab und bethenert, wenn es nicht bei dem Auf- satz bliebe, müsse er sofort Abschied nehmen. Schw. und Bl. begeben sich darauf zu dem Kaiserlichen Gesandten, wo sie auch die übrigen Gesandten, auch die Münsterschen finden, theilen ihnen alles mit und bitten, weil es nur auf eine Formalität ankomme, so möchte der Bischof, nachdem er schon soweit gegangen, sich auch hierunter begreifen. Die Münsterschen nehmen einen Abtritt und erklären dann, sie wollten es den sämtlichen Mediatoren in die Hände stellen; diese machen endlich ein Project, worin die Worte gesetzt werden : „weil der Bischof urtheile, dass er mit so vielem Volk ausreichen könne, so verspreche er, dass er nicht mehr halten wolle. *^ Nachmittag lässt Kf. Beverning zn sich rufen, mit dem auch H. Amerung kommt, und redet mit ihnen von diesem Project, bringt es aber nicht weiter, als dass statt Dominus episcopns Domini me-

0 S. oben S. 710.

*) Sie überbriogen zugleich ein Schreiben des Bischofs an Kf. (d. Münster 12. April 1666), in welchem derselbe erklart, dass er im übrigen die vorgesohla- genen Bedingungen annehmen wolle, nar darauf» dass ihm wegen Besetiong sei- ner Garnisonen Ziel und Mass gesetzt und sogar in der Zahl praacribiert wer- den solle, könne er nicht eingehen, nnd er bittet Kf., ^diese nachtheilige Be- schwernus ans dem Wege zn räumen *'.

'i 8, AitzemaV S. 1022, wo jedoch diese Verhandlangen ungenau dar- gestellt sind.

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718 11. Der Mansterache Krieg.

diatores gesetzt werdeo. Sohw. aod Bl. berichten darauf davon den an- deren Gesandten und diese erklären endlich, damit zufrieden sein zu wollen, bitten aber, Beverning zuzureden, dass auch des Bischofs gedacht werde, doch geht dieser nicht darauf ein.

17. April. 17. April früh um 7 Uhr kommt der Luneburgisch^Zellisclie Gesandte^) zu Schwerin und bittet, weil die Sachen abgethan, so mdcbte man auch seines Herrn Interessen^ insonderheit wegen der Stadt Höxter, in Acht nehmen, bald darauf kommt auch Beverning und geht, was er Tags vorher difficultiert, ein, dass post verba Domini mediatores judieaat auch D. episcopus gesetzt werde, welches dann sofort den übrigen Ge- sandten zu wissen gethan wird, Blaspeil begiebt sich dann zu deo Münsterschen und geht mit ihnen die Erinnerungen, welche Beverning am vorigen Tage gemacht, durch.

Der Kaiserliche Gesandte kommt zu Schwerin und macht Diffi- cultäten*), dass der französische Gesandte namens seines Königs den Tractat mit unterzeichnen sollte, weil derselbe nichts bei der Sache gethan, redet weiter de ordine der Unterschreibung und verlangt auch, daae der Lüneb.-Zellische erklären möchte, dass sie abdanken wollten. Danutf kommt auch der französische Gesandte zu Schw. und erinnert einiget bei dem Aufsatz. DerKf., nachdem ihm Schw. von allem Relation gethan, lässt dem Kaiserlichen remonstrieren, dass man den König von Frank- reich wegen der Mediation und Subscription nicht ausschllessen könnte, weil derselbe sowohl im Haag als auch hier das Werk mit befördert, dazu stände dem Staat als Prinoipalen frei, zu Mediatoren zu gebrauchen, wen sie wollten. Am Abend kommt de Goes zum Kf. und doliert noch ein- mal deswegen, Kf. aber redet ihm zu und verspricht, wenn ihm desfalls vom Kaiser verwiesen werden sollte, ihn zu vertreten.

18.April. IS* April*) morgens haben Schwerin und Blaspeil das neu ab- geschriebene Project collationiert, und weil der Kaiserliche Geeaodta hingekommen und wegen der Ordnung der Unterschreibung mit ihnen ge- redet, haben sie ihm 2 Exemplare zugestellt. Abends kommt de Ooes zum Kf. und berichtet, dass die Fürstlichen sich weigerten, mehr als einen

>) L. Müller.

^ Vgl. Aitsema V 8.1031.

^ Die Monstersohen Gesandten melden dem Bischof an diesem Tage, sie konnten noch nichts Schliessliches berichten, da fast taglich in den Ver- bandinngen neue Verändeningen vorfielen. Es sei verglichen worden, daaa die Ratification innerhalb 14 Tagen nach der Unterzeichnang des Friedens und die Exanctoration 15 Tage nach der EUtification erfolgen solle, inbetreff der Gar- nisonen sei dnreh sonderliehe Dezteritat für den Bischof die Zahl 3000 und das Judicium necessitatis erwirkt worden, im übrigen hätten die in dem Projeot be- findlichen Punkte propter morosam ipsius Bevemingh contradictionem fast un- verändert bleiben müssen. Da die UnterBeichnung heute oder morgen stattfinden werde und die leidige Oontagion auch hier einreisse, so bitten sie um die od thigen Geldmittel, um bald abreisen zu können.

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FnedenaverbfiDdloogeD io Gleve. 719

Yoo jedem Korfiirsten vor sich schreiben za lassen, Kf. aber antwortet, das« er in solcher Sache kein Temperament zulassen würde.

19. April. Kf. schiekt zu den Holländischen und Münster- 19. April, sehen Gesandten nnd l&sst sie auffordern, hinaufzukommen und in seiner Gegenwart zu unterschreiben. Indessen hat sich der Lüneb. -Zellische angegeben und begehrt, dass ehe die Subscription geschehe, auch ihre Sache abgethan werden möchte. Schw. und Bl. haben demnach bald mit den Münsterschen bald mit den Lüneburgischen aus der Sache geredet und ist endlich ein Project') beliebt worden. Hierauf wird das Instrumentum publice durch den Notar Sturm verlesen, und weil H. Be- yer ning in Art 4 die Worte post praedictum diem für hineingeschoben gehalten und sich nicht erinnern wollen, dass solche mit seinem Belieben hineingesetzt, so hat der Bogen wieder umgeschrieben werden müssen, darauf sie dann allerseits unterschrieben'), zugleich haben auch die Mtin-

0 Nachdem die Herzoge Georg Wilhelm aod Ernst August ursprüng- lich sehr weit gehende Forderungen wegen von dem Bischof zn leistender Sa- tiafaction und Friedeosbürgschaft gestellt, damit aber abgewiesen worden waren (s. Kdoher I 8.453. 670ff.), hatte ihr Vertreter L. MfiUer am 1. April und dann wiederum am 15. April beantragt, dass auch folgende 3 Punkte in dem Friedensschlnss bedungen wurden: 1) wegen Höxter, 2) wegen friedlichen Ana- ffleichs der Streitigkeiten, 3) Empfehlung der Interessen des Grafen Waldeck. In dem zwischen den Münsterschen und Braunsohweigischen Gesandten verein- barten, auch am 8./ 18. April onterzeichneten Recess (Aitzema V S. 1029; s. Alpen I S. 735), wird abgemacht: 1) jetzige oder spätere Streitigkeiten zwischen dem Stift Munster und dem Brannschweigischen Hause oder dem Stift Osnabrück sollen nur auf gütlichem oder rechtlichem Wege ausgemacht werden, 2) die Stadt Höxter verspricht der Bisehof in politiois und eoelesiasti- eis in den Stand, in welchen sie duroh das lostr. Paeis und den Arctior modus exequendi gesetzt ist, zu restituieren. Die Münsterschen erklären femer, das« sie verlangt haben, dass die braunschw. Herzoge ihre Truppen abdanken sollten, der Gellische, dass er zwar deswegen keine Instruotion habe, aber nicht zweifle, es wurde bei seinen Herren Principalen solche Meinung haben. Die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August aber erklärten (d. Hoya 19./29. April 1666) diesen Recess für unzureiehend nnd verweigerten dessen Ratification.

*) Dass die Münsterschen sich zum Abschluss verstanden, geschah eigent- lich gegen den Willen des Bischofs, welcher durch die Ankunft des englischen Gesandten Temple (s. u.) wieder sehwankend gemacht sie am 19. April an- wies, es dahin zu bringen, dass der Schluss bis zu dessen Ankunft in Cleve verschoben, und dass dort auch zugleich Unteriiandlungen zwischen England und Holland angeknüpft wurden. Die Gesandten erwidern darauf, 20. April, es werde zu spät sein, dass Temple herkomme, da schon gestern die Unter- zeichnung stattgefunden habe. An demselben Tage aber schreibt ihnen der Bischof, auch der K5nig von England müsse zur Garantie mit hinzugezogen werden, er hofie, dass sie die Sache im vorigen Stand erhalten hätten, um so mehr, da er sich ratione temporis ratificationis et ezauctorationis noch nicht erklärt hätte, falls es aber doch schon zum Schluss gekommen sei, sollten sie

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720 11* ^^^ MaoBteracbe Krieg.

8t er- and Lüneborgischeo das anter ihnen beliebte Projeci anter- schrieben and haben sich daranf allerseits grataliert, Kf. hat sie sar Tafel bei sich behalten. Nachmittags erhebt der Kaiserliche weitere Remon- strationen wegen der bei der Unterschreibnng einznhaltenden Reihenfolge, wird aber vom Kf. abgewiesen. 20. April. 20. April vollzieht anch der Kaiserliche, nachdem er noch einige Schwierigkeiten gemacht, and ebenso die Fürstlichen Gesandten die Unter- schrift.

Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cleff 22. April 1666.

[Ankunft Temples, EinschliessaDg Englands in den Friedenstraktat, Kf. ist be- reit, die Anknüpfung von Unterhandlungen zwischen England und Holland

zu befordern.]

22. April. Er hat hente von den Abgesandten des Bischofs erfahren, dass ein englischer Oesandter^ sich bei demselben eingefunden, am an den Traktaten Theil zu nehmen, zugleich auch um wegen des Friedens swischen England und Holland zu verhandeln. Da der Friede inzwischen schon zum Schluss gebracht und keine Möglichkeit gewesen ist, die Traktaten länger zu trainieren, so muss es schon bei dem nicht ohne grosse und be- schwerliche Mühe eingerichteten Traktat sein Bewenden haben, weil aber in demselben ausdrücklich vorbehalten ist, dass diejenigen, welche sich inner-

mit der Subscription oder Commutation einhalten oder auf Wege sinnen, wie der englische Gesandte mit zu der Batification gezogen werden könne, und er erneuert am 21. April diesen Befehl und das Verlangen, dass dort auch Friedens- verhandlungen mit England angebahnt wurden, die Qesandten antworten aber am 21. April, weder Bevernlng noch alle anderen ministri hatten glauben wollen, dass es England Ernst sei, hier zu tractieren, auch Kf. halte es für eine englische feinte und meine, die englischen Sachen seien so schwer, dass sie sich nicht so bald würden erledigen lassen und dadurch der Münstersohe Frieden nicht dürfe aufgehalten werden. Sie hätten zum äussersten aufgehalten, obwohl alle sie pressiert hätten, wofern sie aber noch einen Tag langer gezaudert, so wäre die Sache zur Ruptur gekommen, ihre Hauptinstruction aber wäre gewesen, es dazu nicht kommen zu lassen. Der vom 8./18. April datierte Friedensver- trag ist gedruckt AitzemaV S. 102dff., Alpen I S. 724ff., Londorp IXS.4dlflr., Dumont VI 3 S. 106 ff. Kf. richtet (d. Cleve 9./19. April 1666) ein Glückwunsch- schreiben an den Bischof, worin er demselben dankt, dass er mit Hintansetzung seiner Farticularinteressen die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit solchergestalt habe befördern wollen.

>} William Temple. Ueber diese Sendung desselben, welche den Zweck hatte, den Bischof vom Abschluss des Friedens abzuhalten, s. Tempi es Bericht an seinen Vater vom 10. Mai 1666 und dessen weitere Correspondenz bei Wiens S. 128 ff., s. auch Alpen I S. 721 ff.

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W. Temple in Monster. 721

halb 3 Monaten nach dem Schlass angeben möchten, in diesen Frieden mit comprehendiert werden sollten, so steht dem Bischof frei, ratione inclosionis et goarantiae nach Anweisung des Traktats zu resolvieren, was ihm ge- fällig nnd er seinem Interesse gemäss erachtet. Kf. ist erfrect, dass der englische Gesandte InclinatioD bezeuge, wegen des Friedens zwischen Eng- land und den Vereinigten Niederlanden zu handeln, zumal da auch Be- verning ihm versichert hat, dass der Staat nichts höher wünsche, als Occasion zu finden, um wegen dieses Friedens mit den Englischen zu conferieren. Wenn der englische Abgeordnete dazu beordert wäre, würde es sich nicht übel schicken, dass bei Auswechslung der Ratificationen an diesem Ort davon geredet würde, Kf. will dann die Staaten ersuchen, dazu jemand hieher zu schicken. Er sendet für Temple einen Pass und er- bietet sich, zu einem so heilsamen Werk alle möglichen Officia anzuwenden und jemand der Seinigen deswegen nach England abzuschicken.

Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cleflf ' 25. April 1666.

[ErktäruDg der Holländer. Bitte nm nähere Nachricht über die Aufträge des

engliBcheD Gesandten.]

Er hat aus dem Haag, wohin er Nachricht ?on der Ankunft Temple '825. April, gegeben, die Antwort erhalten, dass der Staat mit Frankreich und Däne- mark so fest verbunden wäre, dass ihnen keine Proposition oder Ouvertüre wegen des Friedens geschehen könnte, die nicht zugleich an diese Kronen und deren ministros gebracht werden müsste, sie haben daher begehrt, er möchte, was desfalls an ihn komme, nicht allein dem Staat> sondern auch den bei ihm befindlichen mioistris dieser Kronen mittheilen. Er bittet um Nachricht, was etwa des Englischen Abgesandten Instruktion nnd Voll- macht über dieses Werk sein möchte, er ist bereit, alle möglichen Officia zu Beförderung der Sache ferner beizutragen.

Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten. D. Münster 26. April 1666.

[Der englische Gesandte hat zu Unterhandlungen mit Holland keine Vollmacht.]

0 Mit dem Friedenswerk muss es sein Bewenden haben. Er hat zwar 26. April, gehofft, es dahin zu bringen, dass, wenn der englische Plenipotentiarins

dazu gekommen wäre, auch die Handlung zwischen England und Hol*

1 a n d auf den Gang gebracht werden würde ; derselbe hat aber dazu keine schriftliche Vollmacht gehabt. Er ersucht Kf., wenn derselbe jemand dieses Friedens halber nach England schicke, solches nicht allegieren zu lassen, damit der Gesai^ite deswegen nicht in angleichen Verdacht komme.

Mater, t. QoMh. d. O. Kurfunteu. XJ. 46

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722 n. Der Mänstersche Krieg.

Kurfürst Maximilian Henrich von Oöln an den Karfttrsten. D. Ltittich 18. April 1666.

[KlageD über die Belästigung seiner Lande dnrch den Darcbmarsch der Tmppea des Kf. und über des Kf. drohende Aensserangen.]

18. April. Sowohl in dem polnischen und dänischen Kriege als aach bei anderen nach getroffenem teutschen allgemeinen Frieden yorgewesenen Unruhen, auch in dem jüngsten Münsterschen Kriege sind seine Stifter und Laude durch den Durchmarsch der Truppen des Kf. über alle Massen hart bedrängt und beschwert und in denselben so yerfabren worden, al« wären er und seine Lande dem Kf. ganz und gar untergeben. Ferner hat, wie ihm sein Abgeordneter Buschmann berichtet, Kf. es sehr hoch em- pfunden, dass einige von ihm zu Brilon zu giessen bestellte eiserne Stücke durch seinen Landdrosten zu Westphalen, Freih. v. Landsberg, anfge- halten und nicht abgefolgt worden sind, und hat geäussert, er sei mit solcher Macht derends versehen, dass er solche Stücke, wenn er kein Absehen auf K.Cöln trüge, mit genügsamer Sicherheit woül abholen lassen könnte. Nun wissen wir nit, wie wir umb Ew. Ld. solche harte Reden und Betrohungen (die wir von demjenigen, was sonsten gegen die Unserige bei dieser Clevischen Handlung Vorgängen, nichts anziehen wollen) verdienet, dass wir aber dergleichen unbilliches Verfahren und Eigenthätlichkeit von Dero Ofßcieren, welche (wie vorgeben wird) in Ew. Ld. Landen sich die Quartiere abkaufen lassen und selbige in den unserigen gewaltsamblich genohmen, werden Ew. Ld. hoffent- lich so wenig gutheissen, als wir dasselbe dergestalt ferner gestatten können, und wollen wir uns nit versehen, dass aus unserm territorio einige Waffen und andere Kriegsnoth wendigkeiten, ohne dass bei uns vorhero darumb einige Ansuchung geschehen, mit Gewalt sollen abgeholet werden, welches wir zwam anjetzo, da Ew. Ld: mit mehrer Mannschafft und anderen Mittelen versehen, geschehen lassen messen, es wird uns aber nit zum zweiten Mal widerfahren, sondern seind wir solcher Freund und Alliirten versichert, dass wir uns und un- sere Landen zuversichtlich wohl werden (üv unbillichen Gewalt schützen können. ^

Nähere Auseinandersetzung, wie es sich mit den eisernen Stückeo verhalte. .

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Beschwerden E.GöIdb. 723

Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff 29. April 1666.

[auf das Schreiben yom 18. April. Zorückweisnng der Vorwurfe, Klage aber Forstenbergs Verhalten bei den Friedensverhaodlnngen.]

Er hatte gehofft, dass E.Cöln sich mit ihm über den glücklichen 29. April. Snccess der Münsterschen Handlung freaen and ihm für seine Bemühungen dabei danken würde, statt dessen hat er vjon ihm ein so hartes und mit unleidlichen Reprochen nnd nachdenklichen Bedräanngen angefülltes Schrei- ben empfangen, dass, wenn er nicht yersichert wäre, dass dasselbe nicht ▼on dem Kurfürsten selbst, sondern von solchen Leuten herrührte, die schon längst gesucht, die zwischen ihnen beiden bisher gepflegte Frenndschaft zu schwächen, er es gegen seine Posterität für unverantwortlich hielte, dergleichen scharfe Beschuldigungen auf sich sitzen zu lassen und ein solches Schreiben, zu dem er gar keine Veranlassung gegeben, an sich zu halten.

Was die Durchmärsche anbetrifft, so weiss K.Cöln, dass er so viel Kriegsvölker ans seinen Kurlanden hieher nicht aus Lust oder Eitelkeit, sondern zu Beförderung des Friedens und Sicherheijt des Kreises kommen zu lassen wider seinen Willen und mit seiner höchsten Ungclegenheit ge- zwungen worden sei, er hat denselben einen Monat Sold mit auf den Marsch gegeben und ihnen befohlen, scharfe Disciplin zu halten, er hat sich auch schon nnlängst gegen K.Cöln erboten, den etwa von denselben verursachten Schaden zu ersetzen. Er hofft, K. Cöln werde von ihm nicht mehr prätendieren und keineswegs gutheissen, dass man nicht allein was in dem polnischen nnd dänischen Kriege passiert, wieder hervorsurhen, sondern ihm auch fast schimpflich aufrücken wolle, dass seine Officiere sich von seinen Landen die Quartiere abkaufen Hessen, solches würde er den Seinigen keineswegs gestatten, sondern, wenn er das geringste davon erfahren sollte, es mit allem Ernst bestrafen.

Dass V. Landsberg die von ihm gekauften Stücke nicht wolle ab- folgen lassen, darüber hat er sich bei Buschmann beklagt und durch denselben K.Cöln bitten lassen, an jenen wegen Passierung der Stucke Ordre ergehen zu lassen.

Wir haben auch bei gedachtem Cantzlern Buschmann eine solche Aufrichtigkeit und Bescheidenheit verspürt, dass wir uns wohl versichert halten, er werde nichts referirt haben, was zu Störung derer zwischen E. L. und uns alzeit gepflogenen Freundschaft An- lass geben könnte, und werden E. L. uns hiebei zutrauen, dass wir noch die Bescheidenheit gegen E. L. als unsern Mitchurfürsten hier- unter gebrauchen würden, die wir wohl gegen weit geringere zu ge- brauchen gewohnet, und wie wir uns hiebei keiner geführten harten

46*

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724 n. Der Manstersehe Erief?.

Reden erinnern, also können wir hiegegen E. L. nicht bergen, dass wir dergleichen bedrohliche Worte, als uns dieser Stücke halber zugeschrieben und welche wir einzig und allein des Concepts Angeber Unbesonnenheit und unzeitigen Passionen gegen uns, nicht aber E. L. zuschreiben, nicht zum zweiten Male gewärtig sein wollen. E. L. wissen, dass wir zu verschiedenen Malen mit Ghronen und mäch- tigen Potentaten in offenbare Kriege impliciret worden, wir haben aber dabei alzeit unsere Rej)utation zu mainteniren wissen und uns von niemandts zu nahe treten lassen.

Endlich können wir uns nicht besinnen, was doch sonsten gegen E. L. Gesandte allhier fttrgegangen sein möge, welches sie zu em- pfinden oder davon E. L. so ungleiche Rapporten zu thun Ursach ge- habt haben sollten, anerwogen wir dieselbe mit aller Civilität und guten Bezeigung in Respect E. L. alhie, soviel die schlechte Gelegen- heit dieses Orts zugeben wollen, empfangen und tractiren lassen, wie sie dann uns auch desfalls höflich bedanket und das geringste Mes- contentement darüber nicht bezeuget, es möchte denn sein, dass man sich vielleicht besorget, wir möchten E. L. hinterbringen, dass man ') wider E. L. uns wohl bekannte Intention das Friedenswerk lieber schwerer machen denn zum Schluss befördern wollen, gestalt man öffters mehr Mühe mit ein Tbeils mediatorum als den Principalen selbst gehabt. Wir können nunmehr auch nicht umhin, welches wir sonst gerne dissimuliret hätten, E. L. zu berichten, dass der Grat V. Fürstenberg sich zuweilen sehr fremd und der zwischen E. L. und uns gepflogenen vertraulichen Freundschaft ganz nicht gemäss bezeiget, ja uns gar mit E. L. Kriegsvölkern (ausser allem Zweifel ohne Dero Vorbewust und wider Dero Befehl) zu bedrohen sich nicht gescheuet, dass wir nun demselben darauf aus einem rechtmässigen Eifer etwas hart geantwortet haben mögen, solches werden E. L. uns hofi'entlich nicht übel deuten, sondern vielmehr besagtem Grafen der- gleichen Discurse und Bedrohungen ernstlich verweisen leben der Zuversicht, E. L. werden diejenigen, welche auf diese Weise E. L. und uns in Misshelligkeiten und Irrungen zu bringen sich unterfangen, mit gebührendem Ernst ansehen und von uns keine widrige Impres- sion fassen, sondern sich vielmehr unserer beständigen Affection versichern, und verlangen wir davon bei Zeigern dieses, unseren Edel-

'} S. die AeasseniDgeD des Ef. über Fursteoberg so Oolbert Urk. iL Akt. U 8.891.

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Beschwerden des Ef. aber Farstenberg. 725

mann Christian Hempo v. Eimbeck, gewisse Nachriebt und Ant- wort zu empfangen, damit wir daraus, wie wir es mit einem so scharfen Schreiben zu halten, vernehmen und uns darnach zu achten haben mögen.

Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten. D. Lüttich 5. Mai 1666.

[auf das Schreiben vom 29. April. Rechtfertigoog Furstenbergs.]

Er wünscht mit Ef. in der biBherigeo Freundschaft und Correspondenz 5. Mai. ferner zu leben; allerdings sind seine Lande durch die Durchmärsche der Truppen des Kf. sehr beschwert worden , und wenn auch Feldmarschall V. Sparr bei der letzten Durchführung gnte Ordnung gehalten, so sind dadurch doch viele Ungelegenheiten entstanden, welche er jedoch nicht so hoch anziehen will.

Was sonsten unsern zu E. L. abgeordnet gewesenen v. Für- stenberg anbelangt, ob sollte sich derselbe einiger Bedrohungen haben vernehmen lassen, haben wir aus dessen erstatteter Relation nicht verstanden, sonsten aber wohl, dass seine einesmal geführte Discursen etwas übel auf- und angenommen und anders, als sie ge- meinet gewesen, ausgedeutet, dass nun ihm imputirt und verwiesen werden wolle, als hätte er vor anderen einige Erinnerungen einge- wendet, dasselbe ist ihm nicht zu verübeln, weiln er in seiner In- struction ausdrücklich gehabt, sich äusserst mit dahin zu bearbeiten, dass der Friede je bälder je besser geschlossen werden möchte, bei welcher Occasion dem einen Theil sowohl als dem anderen zuge- sprochen und solche conditiones vorgeschlagen werden müssen, welche beiderseits acceptirt und eingangen werden können.

Die zu Brilon gegossenen und angehaltenen eisernen Stücke anlangend, glaubt er nicht, dass dies eine Sache wäre, die zu Schwächung ihrer Freund- schaft Ursache sein solle ; er will, wenn Ef. es wünsche, demselben alle vor- handenen Stücke abfolgen lassen.

Im übrigen seind wir gesichert, dass von unseren Ministris keiner sei, der das zwischen £. L. und uns bis dahin gepflogene gute Ver- trauen zu schwächen suche, sondern vielmehr ein jeder dasselbe er- halten und fortpflanzen zu helfen sich angelegen sein lasse, und wollen E. L. uns sicherlich glauben, dass wir solches so wenig den unserigen als anderen gestatten und nachgeben werden.

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726 11' ^^^ Mdnstersche Krieg.

Franz Egon [v. Fürstenberg, Bischof von Strassburg] an V, Canstein. D. Lüttich 5. Mai 1666.

[BechtfertigQDg des Schreibens K.GoIns, begütigende Erkiärangeo.]

5. Mai. Ich habe wohl besorget, es würde etwa das yon hiesigen H.

Churf. Dchl. an seinen gg. Ghurf. abgelassene Schreiben anders, als die Intention gewesen, ausgedeutet werden, indem man diesorts nie- malen gesinnet gewesen, dasigen H. Churf. im geringsten zu offendiren oder zu bedrohen, sondern hat obgedachte S. L. gleichwohl auch nicht vorbeigehen können zu remonstriren, ob man sich schon dies- orts, sowohl bei der Durehmarche als andern Begebenheiten, die freundvetter- und brüderliche Gorrespondenz und Freundschaft zu unter- halten so bereit als willig jederzeit erzeiget, dennoch aber wegen einer so geringen Sach als die eiserne Stück des Herrn Ghurftlrsten zu Brandenburg 6n. sich gegen den Chur-GöUnischen Cantzler Busch- man mit diesen formalibus seinem Bericht nach gar empfindlich ver- nehmen lassen, dass, wann sie nicht gegen yielged. S. L. gewisse Reflexion machen und selbige in Consideration ziehen thäten, Macht genug haben würden, gedachte Stück mit Sicherheit selbsten abholen zu lassen, welches dann sowohl als auch was etwa gegen meinen Bruder, Graf Wilhelm Egon einstmal in Discurs, so doch ein Miss- yerstand gewesen zu sein scheinet, vorgelaufen, ein solches verur- sachet, dieser aber, wie ich demselben wohl versichern kann, als zum glimpflichsten, jedoch darumb etwas referiren müssen, dass, wann gleichwohl hiesigem Herrn Ghurfürsten Ld. diesfals etwas vorkommt, nicht ausgedeutet werde, als hätte er den schuldigen Respect gegen dasigen Herrn Ghurfürsten 6n. verloren oder aber zu einigem ressen- timent Ursach gegeben. Ich will also meinesorts der trostlichen Hoff- nung leben, dass höchstged. Herrn Ghurftlrsten 6n. sich versichert halten werden, dass ich gewiss, wie demselben genugsamb bekannt, nichts andersten suche, als zwischen Ghur- und Fürsten gute Gor- respondenz und aufrichtiges Vertrauen zu conserviren verhoffe in dem übrigen, es werde dasjenige, was etwa in beiden gegen ein- ander gewechselten Schreiben vorgangen, weiters nicht gedacht, sondern alles in Vergess gestellet, auch das gute höchstnötige Ver- trauen — desto besser unterhalten werden, welches derselb sowohl des Fürsten von Anhaldt Ld., als H. Graffen Schwerin und seinem GoUega dem von Jena nebens meinem Bespect zu communiciren.

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Begfutigende Erklärongen Fürstenbergs. 727

auch zu dergleichen guten Unterhaltung zu cooperiren sich belieben lassen wolle.

PS. '). Wollte Gott, dass alle Missverstandt so baldt als diese beigelegt werden könnte. Das meiste, so hiesigen H. ChurfQrst zu Hertzen gangen, ist dieses, dass sie bis ahnhero so aufrichtig und mit guttem Hertzen gegen S. D. den H. Cuhrfürsten begegnet, und gleich- wohl betreuen wollen, aus dero Landt eigengewaldts Gewehr abzu- führen, und dan, dass die OfGcier ohnersucht Quartier in dero Landt genommen, die Bediente nach ihren Belieben ein und andters beizu- schaffen ordinirt und betreuet, sie nicht allein ubell zu tractiren, son- dern auch etlich Tag liegen zu pleiben dahe doch, wie der Veldt- marsch, von Spar gethan, nicht ein Nachtlager zwischen des H. Churf. zu Brandenburg und Ertzstift Colin zu bleiben nötig.

0 eigeohäDdig.

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Abschnitt 12.

Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg. 1666.

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Einleitung.

Die zwischen dem KurförsteD Friedrich Wilhelm and dem Pfalzgrafeo voD Neabnrg seit dem Sommer 1663 begonnenen geheimen Verhandlungen *) aber einen Erbvergleich, d. h. über eine definitive, anch für ihre Nach- folger Ycrbindliche Entscheidung sowohl der Besitzverhältnisse in den jü* lich-cleyischen Landen als auch der sonstigen zwischen ihnen streitigen Punkte, der kirchlichen Verhältnisse in jenen Landen und des Direc- toriums im westfälischen Kreise, waren auch noch zu Anfang des Jahres 1665 neben den damals offen unter Vermittelung des Bischofs von Münster über jene beiden letzten Punkte geführten Verhandlungen fortgesetzt worden, hatten aber seit dem Sommer jenes Jahres, nachdem der Kurfürst sich yer- anlasst gesehen hatte, seine ursprünglich schon ertheilte Ratification der Dorstenschen Verträge wieder zurückzuziehen, einen Stillstand erfahren. Doch hat der Kurfürst, nachdem er infolge des ausgebrochenen Münster- seben Krieges Mitte November sich selbst nach Cle?e begeben hatte, die- selben sehr bald wieder aufgenommen. Als er Ende November seinen Hofrath v. Schöning an den Kurfürsten von Cöln und an den Pfalz- grafen von Nenburg absandte *), um dieselben zu bewegen, seine Friedens- bemühungen bei dem Bischof von Münster zu unterstützen, beauftragte er denselben auch dem Pfalzgrafen anzuzeigen, dass er seine Reise nach Cleve anch in der Hoffnung und Absicht angetreten hätte, die zwischen ihnen vorher geführten Unterhandinngen zum Abschluss zu bringen, und die entgegenkommende Weise, in welcher sich jener sowohl gegen v. Schöning ala auch nachher gegen den Prior Adolf Borck von Werden, welcher schon früher als Unterhändler zwischen ihnen beiden gedient hatte, erklärte, veranlasste ihn Anfang Januar 1666 Blaspeil, welcher früher jene geheimen Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen geführt hatte, zu demselben zu schicken and eine neue Anknüpfung zu versuchen. Seitdem beginnen die Verhand-

») 8. oben S. 495 ff. >) 8. oben S. 668.

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732 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neabarg.

langen, welche in der Hauptsache im September mit dem Abschlass des Erb Vergleichs nnd einer Reihe von Nebenverträgen ihr Ende erreicht, über einen Punkt aber, über die Abtretung von Ravenstein, noch bis Ende November desselben Jahres fortgesetzt worden sind.

Obwohl, wie ganz deutlich ersichtlich ist, sowohl der Kurfürst als auch der Pfalzgraf, welcher wusste, dass nur im Falle es zu einer Verständigung zwischen ihnen über jene Punkte käme, der erstere sich zur Unterstützung seiner auf die Erwerbung der polnischen Krone gerichteten Absichten ver- stehen würde, aufrichtig eine solche Verständigung gewünscht haben, so hat es doch viele Mühe erfordert, eine solche zu Stande zu bringen. Allerdings ist von den drei früheren Streitpunkten der eine, die Frage wegen des Directoriums im westfälischen Kreise, weggefallen, da auch der Pfalzgraf bereit war, es bei den darauf bezüglichen Bestimmungen des Dorstenschen Vertrages, durch welche die Forderungen des Kurfürsten befriedigt worden waren, zu belassen, und auch in der Territorialfrage hat man beiderseits an der durch die früheren Verhandlungen gelegten Grundlage einer Ver- ständigung festgehalten, indem der Kurfürst den früher erhobenen Anspruch auf eine grössere Landerwerbung fallen gelassen, der Pfalzgraf aber sich bereit erklärt hatte, demselben für die Unterstützung seiner Throncandidatur io Polen und eventuelle Leistung militärischer Hülfe eine kleinere Landabtretung (Ravenstein und Recklinghausen) zuzugestehen, so dass es sich hier nur um die nähere Feststellung der Bedingungen, unter welchen eine solche Abtretung erfolgen sollte, gehandelt hat. Um so grössere Schwierigkeiten aber bereitete die kirchliche Frage, da der Kurfürst, nachdem von Seiten der Stände und der evangelischen Geistlichkeit in seinen rheinisch-westfälischen Landen so lauter Protest gegen das in dem Dorstenschen Vertrage festgesetzte Normaljahr 1624 erhoben worden war und er sich überzeugt hatte, dass, wenn an demselben festgehalten würde, seine evangelischen Glaubensgenossen entschieden benachtheiligt sein würden, bestrebt war, jetzt für dieselben günstigere Bestimmungen zu erwirken, der Pfalzgraf aber in seinem ka- tholischen Eifer und unter dem Einfluss seiner geistlichen Umgebung sich auf das heftigste dagegen gesträubt und sich nur mit der grössten Mühe zu gewissen Zugeständnissen hat bewegen lassen.

Der äussere Verlauf der Verhandlungen ist folgender gewesen. Die Sendung Blaspeils an den Hof des Pfalzgrafen nach Düsseldorf (Januar 1666*) hatte den Erfolg, dass dort verabredet wurde ^), es sollte zur Perfectionierung des Erbvergleichs eine Zusammenkunft in Xanten gehalten und zu derselben auch die schon früher in Aussichtgenommeneu Mediatoren(Frankreich und der Bi- schof von Münster) eingeladen werden, vorläufig aber weitere vorbereitende Verhandlungen zwischen Räthen beider Fürsten zu Kloster Camp stattfinden.

>) Das Creditiv des Kf. für denselbeD ist Cleve 7. Januar, das Recreditiv des Pfalzgrafen Düsseldorf 11. Januar 1666 datiert.

^) Creditiv des Kf. für Blaspeil und Meinders d. Cleve 26. Febr. 1666.

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EinleitoDg. 733

Dort haben auch wirklich*) (Ende Februar) Conferenzen stattgefandeD, za denea vod seiteo des Kurfürsten Blaspeil und Meinders deputiert waren, über die dort geführten Verhandlungen aber besitzen wir keine Nachrichten. Zu derselben Zeit (Ende Februar) verlangte der Kurfürst von der Clevischen Regierung schleunigen Bericht darüber, wie die Kirchen- und Religions- sachen in den Clevischen und angrenzenden Landen im Jahre 1624 be- schaffen gewesen und ob den Evangelischen etwas abgehen oder zu nahe geschehen würdC; wenn die Sachen in solchen Stand, wie sie in jenem Jahre gewesen, wieder gesetzt würden, welcher Befehl von ihm am 1. März wieder- holt und am 3. März auch an das evangelische Gonsistorium für Ravensberg in Bielefeld gerichtet wurde ^j. Verhandlungen über diese kirchlichen Ange- legenheiten haben dann Anfang April zwischen Blaspeil und Fried r. v. Jena, als Bevollmächtigten des Kurfürsten, und dem Pfalzneuburgischeu Kanzler Gie 8 e stattgefunden^), aber auch über diese liegen keine weiteren Nachrichten vor. Anfang Mai^) erschienen dann in Cleve als Bevollmächtigte des Pfalzgrafen der Freiherr v. W inckel hausen, der Kanzler G lese und der Vicekanzler Schnell mit dem Auftrage, die Verhandlungen über den Erb- vergleich fortzusetzen, der Kurfürst deputierte dazu den Oberpräsidenten V. Schwerin, Blaspeil und Meinders, man scheint zunächst aber nur einen Funkt betreffend die von dem Kurfürsten dem Pfalzgrafen in der pol- nischen Wahlangelegenheit zu leistende Unterstützung und die von jenem dafür zu übernehmenden Gegenleistungen vorgenolbmen zu haben, es liegt ein Pfalzneuburgisches , wahrscheinlich von den Gesandten mitgebrachtes Project, in welchem von letzteren überhaupt kaum die Rede ist, und ein von brandenbargischer Seite anfgestelltes Gegenproject vom 9. Mai vor, in wel- chem als solche die Abtretung von Ravenstein und von Recklinghausen, die erstere nach der Wahl, die letztere nach der Krönung des Pfalzgrafen in Polen gefordert werden, mit diesem letzteren Project scheinen die Ge- sandten des Pfalzgrafen zunächst zu ihrem Herren gereist und erst gegen Ende des Monats nach Cleve zurückgekehrt zu sein, denn erst mit dem 25. Mai beginnt das Protokoll über die in dieser Angelegenheit abgehal- tenen Conferenzen, welche bis zum 10. Juni fortgesetzt wurden und dahin führten, dass an diesem Tage ein besonderer Vergleich über diesen Punkt unterzeichnet wurde, mit welchem die Pfalzneuburgischeu zunächst wieder zu ihrem Herren zurückkehrten. Doch trafen sie schon nach wenigen Tagen wieder in Cleve ein, 19. Juni wurden die Verhandlungen wieder eröffnet, am folgenden Tage wurden die von beiden Fürsten über jenen Vergleich

») S. oben S. 692.

s) LebmaDU I S. 1Ö5 n. 76.

^ Geb.ratbsprotokoll 1. April 1666: ,Fiat Commissoriale an H. C. v. Jena und H. Blaspiein in puncto religionis mit dem U. Cantzler Giese za con- feriren *

^) Die Creditive beider Fürsten für ihre Bevollmächtigten sind vom 2. Mai ausgestellt.

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734 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Nenborg.

ausgestellteoRatificatioosnrkiiDdeD aosgewecbselt und darauf worden die weite- ren Verhandlungen über die Regelnng der kirchliehen Angelegenheiten be- gonnen'), zo welchen der Korfiirst seinen Hofmarschall ▼. C an stein nnd die Clevischen Regiernngsräthe Ising^Ernstand Wüsthaas deputierte '). Die- selben haben, nachdem sie längere Zeit hindurch fortgeführt waren, damit ge- endigt, dass der Kurfürst') am 14. Juli den Pfalzneuburgischen Gesandten eio von seiner Seite entworfenes Vertragsproject zustellen Hess, nach welchem der Pfalzgraf seinen evangelischen Unterthanen ausser an denjenigen Orten, ao welchen sie ira Jahre 1624 öffentlich ihren Gottesdienst ausgeübt hatten, diese« auch noch an einigen anderen Orten gestatten sollte. Mit diesem Project kehrten die Gesandten des Pfalzgrafen zu demselben 2urück, wenige Tage daraof aber schickte der Kurfürst Mein der s^) zu diesem, um sowohl die polnische Angelegenheit weiter mit ihm zu besprechen als auch in ihn zu dringeo, jenes Project wegen der Religionssache anzunehmen, und demselben ist es wirklich in zweitägigen Verhandlungen (24. und 25. Juli) gelungen, nach- dem der Pfalgraf sich anfangs auf das heftigste dagegen gesträubt hatte, denselben zu der Zusage zu bewegen, denjenigen seiner evangelischen Up- terthanen, welche 3—4 Stunden von einem Orte, wo öffentlicher Gottesdienst stattfinden dürfe, entfernt wohnten, die Abhaltung desselben an eineno anderen bequem gelegenen Orte zu gestatten. Unmittelbar darauf schickte der Pfalzgraf jene drei Bevollmächtigten wieder nach Cleve mit einem neuen Entwurf eines Vergleichs über die kirchlichen Fragen, welcher in Form eines Nebenrecesses zu dem Erb vergleich abgefasst war^), derselbe entsprach aber jener Zusage und den Wünschen des Kurfürsten nicht, die Verbandlangen zogen sich wieder in die Länge und Mitte August reisten die Pfalzneubnrgischen, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre, wieder von Cleve ab. Da schickte der Kurfürst wieder seinerseits Schwe- rin nnd Blaspeil*) mit einem neuen Vertragsproject zu dem Pfalzgrafeo, und diesen gelang es mit vieler Mühe denselben zu dem Zugeständnis so bewegen, er wollte in seinen Landen den Eyangelischen noch an sechs tob

1) Rf. hatte ioEwischeD (d. Cleve 24. Mai 1666) noch eiomal ein Gatachtea der Clevischeo Regierung darüber eingefordert (Lehmann I S. 186 o. 78).

*) S. den firlass des Kf. an dieselben d. Cleve 20. Jaoi 1666 (Lehmann I S. 186 n. 79).

*) iDStruktioDB -Memorial für v. Schwerin und Biaspeil d. Cleve 18. Ao- gast 1666.

*) S. dessen ansfübrliche Relation vom 26. Juli 1666 (Lehmann I 8. 187 IT. n. 82).

^) Geheimeorathsprotokoll vom 30. Juli 1666: „Resolutioo, so der H. Pfals- graf za Nenborg als einen Nebeorecess wegen der Evaogelisebeo im JölichscfaeD und BergiBcheo ftafzarichteo vermeinet, verlesen.* 81. Juli: ,H. Blatpail referi- ret, wie sie gestern im Regierangsrath ein ander Project eines Nebenreoeaaea mit Pfalz-Neuburg der Evangelischen wegen abgefasset, and verlesen worden.*

^ S. deren Relation vom 26. Aagust und das Recreditiv des Pfalsgrafea Ar dieselben vom 24. Angast (Lehmann I 8.200 ff. n. 86. 85).

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EinleitoDg. 735

diesen besondere gewünschten, namentlich genannten Orten den öffentlichen Gottesdienst gestatten, wogegen dieselben auf doppelt so viele Orte, auf welche sie nach dem Besitzstande von 1624 Anspruch hatten, verzichten sollten, nnd inCleve, Mark und Ravensberg den gegenwärtigen Besitz- stand beider Gonfessionen als rechtsgültig anerkennen. Dieser Vorschlag wurde von dem Kurfürsten angenommen, darauf kehrten die Pfalzneuburgi- Bchen Gesandten nach Cle?e zurück und hier wurden dann am 9. Sep- tember der Erb vergleich, der Nebenrecess wegen der kirchlichen Verhält- nisse nnd eine Anzahl von anderen Neben vertragen unterzeichnet. Die Rati- ficationsurkunden beider Fürsten sind vom 17. September datiert, doch ist die- jenige des Kurfürsten, wie das unten mitgetheilte Geheimenrathsprotokoll vom 25. September beweist, erst an diesem Tage^) vollzogen worden. Am 29. September erschien einer Einladung des Kurfürsten >) zufolge der Pfalz- graf bei demselben in Dnisburg zu Besuch, am folgenden Tage war der Kurfürst seinerseits bei dem Pfalzgrafen In dem benachbarten Winokel- hausen zu Gaste. Auf diesen beiden Zusammenkünften ist zwischen beiden Fürsten nnd deren Käthen noch über eine Frage verhandelt worden, in wel- cher der Kurfürst auch schon früher, aber vergeblich, sich bemüht hatte, günsti- gere Bedingungen zu erlangen, nämlich über den Besitz der Herrschaft Ra- venstein. In dem Erb vergleich war die Entscheidung darüber einem Schieds- gericht übertragen worden, in dem geheimen Vertrage vom 10. Juni hatte sich allerdings der Pfalzgraf znr Abtretung der Herrschaft an den Kurfürsten verpflichtet, aber nur wenn nnd nachdem seine Wahl zum König von Polen wirklich erfolgt sein würde. Der Kurfürst Hess nun zu Duisburg ein Ver- tragsproject vorlegen, nach welchem ihm Ravenstein sogleich abgetreten werden, er sich aber verpflichten sollte, falls die beiderseitigen Bemühungen, dem Pfalzgrafen die polnische Krone zu verschaffen, ohne Erfolg sein sollten, die Entscheidung darüber, wem die Herrschaft gehören sollte, dem Schieds- gericht zu überlassen. Auf Pfalzneuburgischer Seite hat man diesen Vor- schlag nicht zurückgewiesen, aber man stellte Gegenbedingungen, verlangte namentlich weitere Zugeständnisse des Kurfürsten an die Katholiken in G 1 e v e, Mark und Ravensberg, der Kurfürst seinerseits zeigte sich dazu ge- neigt, in Winckelhausen wurde am 30. September ein dem entsprechendes neues Vertragsproject entworfen, nnd wenn man auch noch nicht zu einem formellen Abschluss kam, so schien doch die Grundlage zu einer Verstän-

0 8. schon V. Mörner S. 289.

>) Kf. schreibt (d. Cleve 17./7. September 1666) an den Pfalzgrafen, nach- 'dem er von dessen Gesandten erfahreo, dass derselbe nicht weniger als er selbst wünsche, sich mit ihm zn besprechen, nnd dazu der 28./18. September beUebt sei, 80 habe er sich entschlossen, an jenem Tage sich Abends in Oaisbnrg ein- zufinden, und bittet ihn, dort mit ihm znsammenzukommeo. Der Pfulzgraf nimmt (d. Benradt 19. September 1666) diese Einladung dankend an und bittet den Kf. seinerseita, am folgenden Tage nach Winckelhaasen an kommen und dort «mit einem sohlechten Mittagsmahl und geringen aber doch ganz willigen Aufnahme vorlieb zu nehmen*'. Die Zusammenkunft ist aber erst am 29. nnd 30. Sept. erfolgt.

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736 12. Der Erbyergleich mit Pfalz-Neobnrg.

diguDg aoch über dieseu Punkt gelegt zu seio. Bei den weitereo Verband- luDgen darüber sind aber von Pfalzneobargischer Seite die Forderangen weiter gespannt und die verschiedensten Schwierigkeiten bereitet worden, so dass diese Verhandlangen sich wieder sehr in die Länge gezogen and erst nach der Rückkehr des Kurfürsten nach Berlin mit dem Abscblnss des Vertrages vom 2(). November ihr Ende erreicht haben, welcher aber ebenso wie der vom 10. Juni geheim bleiben sollte, und neben dem daher ein vom 24. September datierter Schein vertrag anfgerichtet wurde, nach welchem der Besitz von Ravenstein alle 10 Jahre zwischen beiden Fürsten alter- nieren und der Kurfürst, dem derselbe zuerst zufallen sollte, dafür den Katho- liken in Cleve, Mark und Ravensberg8 weitere exercitia gestatten sollte. Die Art und Weise, wie diese Verhandlungen geführt wurden, nament- lich der Umstand, dass dieselben zum grösseren Theile in Cleve, dem Aufenthaltsorte des Kurfürsten, stattgefunden haben, and dass auch das Hoflager des Pfalzgrafen nicht weit davon entfernt war, macht es leicht er- klärlich, dass über dieselben in dem Berliner Geh. Staatsarchiv sich nur ein sehr fragmentarisches Aktenmaterial erhalten hat. Schriftliche Rela- tionen der Bevollmächtigten liegen nur theilweise, Protokolle nur ausnahms- weise über die im Mai und Juni über den polnischen Tractat gehaltenen Conferenzen vor, sonst sind nur die Beglaubigungen, Vollmachten und In- struktionen für die Bevollmächtigten, Entwürfe zu den abzuschliessenden Verträgen und die Vertragsurkunden selbst vorhanden, dazu kommen noch einige Geheimenratbs- Protokolle und mit der Clevischen Regierung ge- wechselte Schriftstücke, welche von besonderem Interesse sind, da aus ihnen erhellt, dass unter der Umgebung des Kurfürsten bedeutende Meinungs- verschiedenheiten über diese Fragen bestanden haben^ dass nur wenige von den Räthen des Kurfürsten vollständig in die Absichten desselben eingeweiht gewesen sind, und dass die anderen ihrem Missmutb darüber und ihrer Eifer- sucht gegen jene bevorzugten GoUegen sehr deutlichen Ausdruck gegeben haben. Zu diesen letzteren gehört neben dem Oberpräsidenten O. v. Schwe- rin und dem von Anfang an mit den geheimen Unterhandlungen mit dem Pfalzgrafcn betrauten W. W. Blaspeil der bedeutend jüngere Frans Mein der s, welcher bei dieser Gelegenheit zum ersten Male zu den eigent- lichen diplomatischen Geschäften herangezogen worden ist. Meinders>), aus Westfalen, aus der Grafschaft Ravensberg gebürtig, war nach Vollen- dung seiner juristischen Studien in den Dienst des Grafen Georg Friedrich von Waldeck getreten, zu der Zeit, als jener die Stellang eines ersten Ministers des Kurfürsten einnahm; als dessen Sekretär erscheint er') 16&5 in seiner Begleitung in Preussen. Durch die Empfehlung des Grafen kam er dann in den brandenbnrgischen Staatsdienst, in welchem er auch, nach- dem sein Gönner denselben verlassen, geblieben ist 3), 1658 bekleidet er die

0 S. Erdmanosdörffer in der Allgem. Deutscbf^o Biographie XXI S. 2*^. 2) S. Urk. u. Akt. VII S. 479. 485 ff. ») S. ürk. n. Akt. VUI 8. 266. 262.

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Bioleitnng. 737

Stellung eines Kriegssecretärs, 1666 diejenige ei neb Geheimen Kammer- and Kriegssecretärs, er befindet sich, als der Karfüret Ende 1665 nach Oieve gebt, in der Begleitung desselben, wird von demselben von der Reise ans zn dem Bischof von Paderborn entsendet >) und wird dann (Mai 1666) zur Theilnahme an den Verhandlungen über den Erbyergleich berufen, in welchen er sogleich sein bedeutendes diplomatisches Talent bekundet hat.

Von dem schon an und für sich beschränkten Aktenmaterial hat hier nur ein Theil aufgenommen zu werden brauchen, da nicht nur die speziell auf die Verhandlungen über die kirchlichen Angelegenheiten, sondern auch manche zugleich die politischen Verhältnisse berührenden Schriftstücke schon in dem Werke von M. Lehmann theils vollständig, theils im Auszuge publiciert worden sind. Von diesen schon veröffentlichten sind nur zwei, die Eingabe von Schwerin, El aspeil undMeinders an den Kurfürsten vom 6. August und dessen Resolution darauf vom 8. August 1666 wegen des engen Zusammenhanges, in welchem sie mit dem Geheimenrathsprotokoll vom 6. August stehen, hier noch einmal abgedruckt, im übrigen aber nur bisher ungedruckte Aktenstücke mitgetheilt worden, darunter auch die Verträge vom 10. Juni und 20. November 1666, von welchen bisher nur Inhaltsangaben bekannt waren.

Wenn der Kurfürst beim Abschluss des Erbvergleichs und der damit im Zusammenhang stehenden Verträge die Hoffnung gehegt hat, nun de- finitiv alle Streitpunkte mit dem Pfalzgrafen erledigt zu haben, so hat sich diese Hoffnung als trügerisc}i erwiesen. Ueber die kirchlichen Verhältnisse') ist es sogleich, als man an die Ausführung der darauf bezüglichen Be- stimmungen des Erbvergleichs ging, infolge der kleinlichen Engherzigkeit, mit welcher der Pfalzgraf die seinen evangelischen Unterthanen gemachten Zugeständnisse denselben zu verkümmern suchte, zu weiteren Streitigkeiten gekommen. Anfang 1671 mussten neue Verhandlungen darüber begonnen werden, welche endlich mit der Unterzeichnung eines neuen Religionsver- gleiches vom 26. April/6. Mai 1672') ihren Abschluss gefunden haben. Aber auch die Ravensteinische Sache ist durch den Vertrag vom 20. November 1666 noch nicht erledigt worden. .-Vis der Kurfürbt denselben abschloss, gab er sich der Hoffnung hin, dass die Wahl des Pf^lzgrafen in Polen gelingen und dass er so in den dauernden Besitz jener Herrschaft kommen werde, allein die Aussichten auf das Gelingen jenes Planes er- wiesen sich doch bald als sehr zweifelhaft, wenn derselbe scheiterte, so hätte der Kurfürst nach jenem Vertrage nicht nur Ravenstein zurückgeben müssen,' sondern wäre auch jeden weiteren Anrechtes darauf verlustig ge- gangen, und dazu hätte er noch den Katholiken in seinen Landen weitere Zu- geständnisse gewähren müssen, welche sogleich, als man .davon erfuhr, bei

^) S. oben S. G52. 2) S. Lehmann I S. 69ff.

') Scotti, Sammlung der Gesetze and VerordouDgeo, welche in dem Her- zogtbam Cleve und der Grafschaft Mark ergangen sind. I S. 496 ff.

Mater. « fJesrh. d. G. KiirfurHteii. XI. 47

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738 12. Der Krbvergteicb mit Pfalz-Neubnrg.

den' dortigen Evangelischen Eifersacht und Argwohn erregt hatten. Der Kurfürst hat daher, als Ostern 1667 der Termin znr Uebergabe von Baven- stein herankato, sich geweigert, dieselbe anzanehmen, und hat eine ander- weitige Regelung dieser Angelegenheit beantragt. Auf Pfalzneubnrgiseher Seite hat man sich auch auf neue Verbandlungen darüber eingelassen , es kam am 1. September 1668 zum Abscbluss eines neuen Vertrages 0. nach welchem, falls der Pfalzgraf zur polnischen Krone gelangte, er Ravenstein an den Kurfürsten abtreten, im entgegengesetzten Falle aber die in dem Erbyergleich vorgesehene schiedsrichterliche Entscheidung eintreten sollte, nachdem dann das polnische Unternehmen gescheitert war, hat in einem neuen Vertrage vom 2. Juni 1670') der Kurfürst Ravenstein definitiv an den Pfalzgrafen gegen eine' Geldsumme abgetreten. Die wichtigeren auf jene weiteren Verhandlungen über die kirchlichen Verhältnisse in den jülich-cle vischen Landen bezüglichen Aktenstücke sind auch schon in dem Werke von Lehmann veröffentlicht worden, jene späteren Verhandlungen und Abmachungen über Ravenstein sollen in dem nächsten Bande im Zu- sammenhange mit den polnischen Angelegenheiten Berücksichtignng er» fahren.

0 S. T. Morner S. 330ff. >) S. V. Mörner Ö. 337 f.

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Instnicrions-Memoriale, wornach sich unser Blaspeil bei

unsers Vetters des H. Pfaltzgrafen zu Neuburg Ld. gehorsambst

zu achten hat. D. Cleve 7. Januar 1666.

[Aoerbieten zu weiteren YerhandlaDgen über den Erbvergleich, conditio sine qua non, VermittelnDg zwiecben Spanien und Frankreich, die Munsterscbe An- gelegenheit.]

1. Weil Pfalz-Neuburg neulich gegen den Prior von Werden') 7. Jan. erklärt hat, wegen des Erbvergleiches über die Gülieh-, Cleviscb- und an- gehörigen Lande mit Blas peil weiter verhandeln zu wollen, so soll der- selbe eich dorthin begeben und von dem Pfalzgrafen vernehmen , wie und nnter welchen Bedingungen er einen solchen einzugehen beabsichtige. Ef. sei zu einem raisonnablen Erb vergleich geneigt, der zum zweiten Mal bei ihm hier gewesene französische Envoyö du Moulin^) habe ihm auch im Namen seines Königs empfohlen, mit dem Pfalzgrafen gute Intelligenz und Freundschaft zu unterhalten, auch zu verstehen gegeben, dass sein König nicht nngeneigt sei, einen solchen Vergleich zu vermitteln. Bl. soll den Pfalzgrafen fragen, was er dazu meine, ob sie jene Krone hinzuziehen sollten oder besser daran thäten, die Sache unter sich selbst zu finden. Da auf solchen Fall Bl. schon bekannt ist, wohin Kf. ziele, da Kf. ihm solches schon vor etlichen Monaten von seinem Hoflager zu Cöln a. d. Spr. aus befohlen, so hat er sich danach zu richten und sich insbesondere zu be- mühen, dass Kf. wegen der wirklichen Abtretung von Ravenstein ge- nügend versichert und ihm wegen des Vestes Recklinghausen ein solcher Assecurationsschein; wie der Pfalzgraf sich schon erboten 3), gegeben werde, worauf Kf. bereit ist, einen beständigen Erbvergleich anzutreten und die Handlung darüber allerförderlichst fortzusetzen. Bl. soll ferner mit dem Pfalzgrafen die Punkte überlegen, auf welche es bei dieser Sache vornehm- lich ankommt und auf welche die beiderseitigen Kommissare zu instruieren

') Adolf Borck, s. oben 8.513. 525. 690 ff. ^ S. Urk. u. Akt. II S. 314. =0 S. oben S. :AS(.

47^

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740 12. Der Erbvergleicb mit Pfalz-Neuburg.

sein werden. Sollte aber der Pfalzgraf zur Abtretung von Ravenstein, als einer conditio sine qua non, nicht zu bewegen sein, so soll er demselben deutlich zu verstehen geben, dass dann auch von keinem Erbvergleich weiter geredet werden könne, dass Kf aber doch es an Unterhaltung guter Freundschaft und Nachbarschaft nicht werde ermangeln lassen, wofern den Pro visional vertragen gebührend nachgelebt würde, wozu auch nöthig sein würde, dass ehestens auf einer Zusammenkunft alles richtig gestellt werde.

2. Nachdem der Pfalzgraf neulich durch v. Schöning*) den Kf. aufgefordert hat, zu versuchen, einen Vergleich zwischen Frankreich und Spanien wegen der Spanischen Niederlande zu vermitteln, soll Bl. denselben ersuchen, sich näher darüber herauszulassen, wie eine solche Ver- raittelung mit Erfolg vorgenommen werden oder es bewerkstelligt werden könne, dass falls wegen dieser Niederlande beide Kronen in Krieg mit einander gerathen sollten, das Reich und namentlich der westfälische Kr^^is nicht mit in einen solchen verwickelt würde.

3. Sollte der Pfalzgraf bei dieser Gelegenheit des Munsterscheu Wesens gedenken, so kann Bl. mit ihm darüber reden and wohin derselbe eigentlich intentioniere vernehmen, ihn auch versichern, dass Kf. dabei nur auf die Sicherheit des Kreises und seiner eigenen Lande sein Absehen gerichtet habe, auf Particularitäten aber soll er sich nicht einlassen, son- dern dafür auf die bevorstehende Zusammenkunft zu Neuss') verweisen.

Pfalz -Neuburgisches Project eines mit dem Kurfürsten ab- zuschliessenden Vertrages wegen der polnischen Sache').

1. Beide Theile versprechen einander zufolge des gestifteten Erbver- gleiches alle Freundschaft und alle erdenkliche mutuae amicitiae ofGcia zu erweisen.

2. Kf. verspricht, wenn die Krone in Polen offen werden sollte, dazu vor anderen Pfalz- Neu bürg bei der Republik zu recommendiereu.

3. Kf. wird auch beim Kaiser, bei der Krone Schweden und auch bei der Krone Frankreich sich bemühen, dass dieselben die Incli-

':. 8. oben S. 674.

0 S. oben S. 683.

^) Anfang Mai waren Job. Heinr. Freib. zq Wiockelhausen, Jülich- und Bergischer Kanzler und Amtmann zu Düsseldorf, Franz v. Giese, Neoburgiscber Oberkanzler, und Heinrieb Schnell, Jülich- and Bergischer Vicekauzler und Hofgericbtsdirector als Bevollmächtigte des Pfalzgrafen in Gleve bei Kf. er- schienen (das Creditiv des Pfalzgrafen d. Düsseldorf 2. Mai 1666), Kf. bevoll- mächtigt (d. Cieve 2. Mai 1666) zu den mit denselben za fuhrenden Verhand- inngen O. V. Schwerin, W. W. Blaspeil und den Geheimen Kammer- and Kriegs -Secretarius Franz Meinders. Dieses von den Pfalzneubnrgischen auf- gestellte Project trägt das Datum Cleve 9. September 1666.

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SfoduDga Blaepeils. Verhandlungen wegen der polnischen Sache. 741

nation der Republik Polen für den Pfalzgrafen beBtärken und d;i7.u cooperieren, dass Polen nicht ferner dorch innerliche Unruhe in Gefahr gestürzt werde.

4. Sollte der Pfalzgraf so per libera vota, den Privilegien und dem Her- kommen gemäss zur Krone gewählt werden, aber sich dagegen einige opponieren, so verspricht Kf. ihm mit einer Anzahl Truppen zu Pferde und zu Fuss und mit der nöthigen Artillerie zu assistieren und sich auch zu bemühen, dass Frankreich desgleichen zu thun bewogen werde.

5. Kf. will auch mögliehst verhüten helfen, dass die Republik in ihrer freien Election violentiert werde.

6. Sollte es wirklich zur Leistung von Volkshülfe kommen, so verspricht der Pfalzgraf dem Kf. die darauf gehenden Spesen aus seinen Patri- nioniallanden, worüber casn existente näher gehandelt werden soll, zu vergelten und, wenn er zur Krone gelangen wird, als König von Polen ihm alle reeiproca amicitiae officia zu bezeugen, namentlich den wegen Preussen aufgerichteten pacta gebührend nachzukommen

7. Der Pfalzgraf wird auch den Kaiser und die Kronen Schweden und F raokreich ersuchen, ihn bei diesem W ahlwerk zu unterstützen

8. Alles in den obigen Punkten Enthaltene soll auch effectuiert werden, wenn nicht dir Pfalzgraf selbst, sondern einer seiner jungen Prinzen zur polnischen Krone kommen sollte.

Die Ratification dieses Vertrages soll innerhalb 8 Tagen erfolgen.

Erstes Project des Vertrages mit Pfalz -Neuburg wegen der polnischen Sache. D. 9. Mai 1666 0- [1.] Was das Polnische Werk betrifft, versprechen anfänglich 9. Mai. S. Chf. D., dass gleich wie Sie niemand lieber als des H. Pfaltzgrafen

0 von Meinders' Hand, unter demselben steht von eben diesem vermerkt: yUmb die Pfalz-Neub. Rhate desto mehr za dispcoireo, dass Sie die Raven- Bteinische Sache nach diesem Project einrichten aod dazu I. F. D. persnadiren mogten, sein Ihnen nachfolgeode Motiven bei der Conferentz weitleuftig fur- gestellet worden, so sie auch ad referendum argenommen. NB. Gegen die Herr- schaft Raveostein wird gesetzet:

1) die Chron Poblen, ast qaae proportio?

2) die Herrschaft Selbsten, weil S. Cbf. D. das Aeqaivalent fallen lassen,

3) - Rthlr. vom Graffen von Schwartzenberg,

4} andere vor inserirte condiliooes.* Dieses Project hat nachher eine Umarbeitung erfahren, io derselben ist eine längere, den Abscbluss dieses Vertrages motivierende, aus dem Pf.-Neuborgischen Project berubergenommene Einleitung vorangestellt und nachher einige Aende- rungen und Zusätze gemacht worden, welche im Folgenden unter dem Text, als Project b, angeführt sind.

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742 1*^- I^^r Brbvergleich mit Pfals-Neuburg.

F. D. die Crohn Polen biernegst gönnen, also auch deroselben zu deren Erlangung alle- gute ofKieia und Beförderung juribus et libertate reip. semper salva präatiren wollen.

[2.] Zu welchem End dan noch zur Zeit ftlr diensam geachtet wird, den H, Lubomirsky zu ersuchen, dass er bei der guten Parthey beständig verharre, mit Versicherung, dass man ihn nicht lassen sondern ferner assistiren würde.

[3.] Wie dan auch S. Chf. D. diejenige, welche es mit ihm halten und pro libertate reip. und wieder die förhabende Wahl eines *) französischen subjecti arbeiten, darin stärken und ihr Bestes thun wollen, damit die Königin*) ihre Intention nicht erreiche.

[4.] Im Fall nun hiernegst die Crohn Polen per mortem vel abdicationem regis vaciren würde, wollen S. Ch. D. ihr Bestes thun, dass des H. Pfalzgrafen Dchl. Person vorgeschlagen und prae caeteris re- commandiret gehalten werde'). Wan nun libera vota auf dieselbe gefallen, deren Effect aber durch die Waffen gesuchet werden mOsste, solchen falls wollen S. Ch. D. und F. D. zu Neuburg eine Armee von 10 ad ^ Mann der Republ. wieder diejenige, so dieselbe hier- unter beeinträchtigen wollten, zu HQlfe senden,^)

[5.]*) und soll Lubomirsky dieses im Vertrauen entdecket und so viel immer mtiglich dahin disponiret werden, dass er zusage, dieses Werk obgedachtermassen zu befordern, wohingegen er wegen des H. Pfalzgr. D. zu versichern, dass, wenn Sie solchergestalt zur Chron gelangen würden, er nicht allein plenissime restiluiret werden sollte, sondern man ihm darüber und den Seinigen alle Gnade und beneficia, wie er solches selbst desideriren möchte, erweisen würde.

[6.]^ I. F. D. zu Neuburg werden dieses dessein bei dem Keys er und Schweden aufs beste recommendiren und deren Appro-

*) Dafür steht in b: eines der Poloiscben Freiheit gefehrlichen und der Republiq aDaDstendigeD Sabjecti.

^ Dafär in b: damit diejenigen, so sich hierein der Republiq zo Nachtheil bemühen, ihre Intention nicht erreichen.

^ dafür in b: von 10. 12. oder mehr tausend Mann, woeu ein jedweder die Helffte giebt,

*) in b hinzugefügt: wubey S. Ghurf. D. über sich nehmen, die Artillerie und Zubehör su verschaffen und herzugeben, jedoch dass man sich wegen der dazu erfodderten Kosten hiernegst bei der Lieferung vergleiche.

^) in b: Artikel 7.

6) in b: Art. 8.

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Project des Vertrages wegeo der polniscbeu Suche. " 743

bation suchen ^), damit man eveniente casu von diesen beiden Fartheien keine Widerwärtigkeit zu befahren, und wollen S. Gh. D. solches ihrestheils auch thun, und nachdem I. F. D. es ihr an Hand geben werden, deroselben Intention fleissig secundiren.

[7.]*) Sobald aber die Wahl auf I. Dchl. Person gefallen, er- bieten sich I. F. D. Ravenstein, oder wenn solches S. Ch. D. sonst rechtmässigerweise bereits würde zugefallen sein, aliud aequivalens an S. Ch. D. zu geben. Wan*) auch zu Secundirung des Werkes einige Troupen vonnöthen sein möchten, wollen alsdan S. Ghf. D. I. F. D. damit vorg.massen also fort wQrklich assistiren.

[8.]*) Sobald aber I. F. D. zur Kröhnung gelanget, wollen sie S'. Chf. D. das Vest Recklinghausen von ChurCölln frei und ohne Condition in dem Stand, wie es anitzo ist, verschaffen und in- mittelst Sie sich mit ChurCölln wegen des Tausches vergleichen, einen District iin üerzogth. Bergen, welcher ebensoviel als das Vest einbringet und S'. Ch. D. zu Brandenb. wohl gelegen, alsofort würklich einräumen.

I. F. D. versprechen auch, dass wan sie zur Cron gelanget, sie mit S. Ch. D. allezeit in guter aufrichtiger Freundschaft leben und dero Churf. Hauses Bestes und Interesse jedesmal fleissig zu befördern ihro angelegen sein lassen, in specie denen aufgerichteten pactis be- ständig inhaeriren, dawider nicht handeln und was davon noch nicht adimpliret sofort ohne einzigen Verzug würklich erfüllen, sonsten auch in allen Angelegenheiten S. Ch. D. äussersten Vermögens nach grati- ficiren wollen, absonderlich wegen eines bequemen Passes über die Weixel, welcher Strom sonsten auch zur Hälfte bereits S. Ch. D. zu- stehet, und wegen des Indigenats der Preussen, sowohl Herrschaft als Unterthanen. *)

^) in b hiozogesetzt: auch darin keine Zeit verabsenmen.

^ Der statt dessen in b stehende Art. 6 lautet: Dahingegen und sobald S. Churf. D. dero Trouppen ad 5. 6. oder mehr tausend Mann mit I. Fürstl. D. wer- den conjungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbieten sich I. F. D. die Herschaft Ravenstein (jedoch dass die Beligion in statu quo ver- bleibe und darin denen Romisch Catholischen so weinig in exercitio als bonia et reditibus die geringste Eintragt nicht geschehe) etc.

^ Diese letzten Worte fehlen in b.

*) in b: Art. 9.

^) in b hinzugesetzt: 11. Endlich ist verabredet und verglichen, dass alles, was in obigen Pancten enthalten, auch hiernegst effectuiret werden soll, wenn-

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744 l'"^- I^cr Erbvergleicb mit prals-Neuburg.

ProtocoUa mit denen Pfaltz- Neuburgischen Abgesandten H.

Cantzler Winckelhauseir, H. Obercantzler Gisen, H. Vice-

cantzler Schnell , et H. Blaspeil et me '). [Cleve 25. Mai

—23. Juni 1666.]

25. Mai. Ltioae d. 26. Maii 16(56. Auf das erste Project*) machen die Neu-

burgi sehen Abgesandten Erinnerungen (nur unbedeutende Zusätze und Veränderungen des Ausdrucks); darauf die Brande nburgi sehen (nament- lich: addatur, dass dieser Vergleich nur, wenn der Erbvergleich zur Per- fectioD komme, verbindlich sein solle, ad § 3 bei der Artillerie: weil Kf. übernehme, dieselbe nebst Zubehör zu beschaffen, hätte man sich hiernegst wegen der dazu erforderlichen Kosten zu vergleichen.)

Schliesslich wird gut gefunden, dieses in ein ander Project zu bringen, welches die Neuburgischen nach Düsseldorf communicieren und des Pfalz- grafen Befehl darüber erwarten wollen.

26.Mai. Mercurii26 Mai. Ist anfänglich das Project wegen der Polnische u

Sache abermals verlesen und nach den beiderseitigen E^rinnerungen eine Abschrift den Neuburgischen zugestellt worden. Dieselben verlangen dann, dass bei Punkt 5 hinzugefügt werde: Ueber welche Armee dann Ihre F. D. als zu der Zeit erwählter König das Obercoromando und General- directorium führen, jedoch hiernegst der künftigen Verfassung und Operationen halber fernere Handlung gepflogen werden soll, welche^ ebenso wie einige andere weitere kleine Zusätze und Aenderungen angenommen wird. Darauf wird wegen Ravenstein conferiert, die Neuburgischen verlangen, dass zugleich in possessorio et petitorio compromittiert werde, dagegen die Brandeuburgischen, man müsste erstlich in possessorio sprechen, her- nach könnte das petitorium auch erörtert werden, was jene ad referendum au- nehmeq und formulam compromissi erwarten wollen.

NB. Ob bei S. Chf. D. zu fragen, dass man Hackeberg*) zu in-

gleich l. F. D. nicht Selbsten, soDdern einer von I. F. D. jangen Printzeo zur Cbron gelangen solte.

12. Es soll aber auch dieses Vergleich aoderergestalt nicht verbindlich sein, es sei den, dass der befangener Erbvergleicb wegen der Cleffischen und QäliBcben Lande zar Perfectlon gebracht werde.

13. Schliesslich haben mehrhocbstgemelter Ihrer Chor- und Färstl. Dchl. Dchl. vorbesagte Rhäte versprochen, dass beyderseitf hohe Herrn Principalen diese Handlang innerhalb acht Tagen oder ehender, wenn es sein kann , in ge- wohnlicher Form ratificiren und derselben in allen Puncten nachleben werden.

^) auch von Meinders* Hand.

«) oben S. 741.

*) Jalios Hackeberg wurde im Juni v>m Kf. in geheimer Mission an Lubomirski geschickt, um diesen für die Wahl des Pfalzgrafen sn gewinnen. Näheres darüber im folgenden Bande.

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VerhandluDgen über die polnische Sache. 745

formieren aofaugen könnte, ob er in neue particular Pflicht zu nehmen oder aof die bereits geleistete zu erinnern? fiat.

Jo?i8 den 27. Mail 1666. Das Project wird gelesen und dann com- 27. Mai. muni connensn eingerichtet^), die Neuburgiscben wollen es dem Pfalz- grafen übersenden und dessen Befehl erwarten, die Brandenbnrgischen bitten, bei demselben auch zu erinnern, ob er ein Schreiben anLuboroirsky mitgeben und ob er demselben principis nomine etwas zu offerieren et qnantum ?

Darauf übergeben die Brandenburgischen ein Project des Com- promisses wegen Ravenstein und begehren dabei wegen des Winnenthal- sehen Postes sich zu resolvieren und solchen dem Vergleich gemäss dem Grafen von Schwarzenberg zu zahlen*). Jene lehnen dieses zunächst ab, da ihr Herr viele Prätensionen abgefunden, welche auch dem Kf. zu statten kämen, da die Branden.burgischen aber dieses nicht gelten lassen wollen, so erklären sie endlich nach genommenem Abtritt, mit dem Schwarzenber- gischen Abgesandten reden und die 100,000 Rthlr. in 5 Terminen zahlen zu wollen, wenn er dagegen die Prätention auf Hochswagen fallen Hesse.

29. Mai werden die Erinnerungen des Freih. v. Schwerin*) den Pf- 29. Mai. Neuburgiscben mitgetheilt, von diesen sämtlich approbiert und dMrauf in den Traktat eingerückt.

Veneris 5. Junii 1666. Die Neuburgiscben theilen einige notata des Pfalzgrafen mit, derselbe wäre auch zufrieden, dass Kf. wegen der Sache mit Fürst Rad zi vi 11 communiciere, die Brandenburg ischen berichten darauf über ihre Unterredung mit Baron de G oes*) und theilen die Instruction und Creditive [Hackebergs] mit. Und ist gutgefunden, dass ein Articul in den Tractat gesetzt werden solle, die Sache laufe, wie sie wolle, solche verschwiegen zu halten.

^) Project b, b. oben S. 741 Aom. 1.

^ Kf. hatte die Herrschaft WinoeDtbal, welche nach dem Provisionalver- gleich vom 8. April 1647 ihm fär die von dem Pfalzgrafeo versprochenen 100,000 Thaler haften sollte, darcb einen Vergleich vom 8. October 1649 an den Grafen Joh. Adolf v. Schwarzenberg cediert, 8. den aber diesen Ponkt besonders abgeschlossenen Vergleich vom 9.(17.) September 1666 (v. Mörner S. 303).

^'0. V. Schwerin, dem Kf. das Project des Vertrages zugesandt hatte, erklärt (d. Iselsteio 27. Mai 1B66) sich im übrigen mit demselben einverstanden, schlägt aber ausser einigen kleinen Veränderungen und Zusätzen vor ad 6, dass man sich wegen der Kosten gleich jetzt vergleiche and es auf die Hälfte nehme, ad 9, dass auch Frankreichs gedacht werde, und ad 11, dass an stelle des- selben gesetzt würde, dieser Vergleich sollte gelten, wenn auch nichts aus dem Erbvergleich würde, denn sonst konnte der Pfalzgraf, wenn er übel wollte, nur den Brbvergleich unterlassen, damit er Ravenstein und Recklinghausen nicht geben dürfe, Kf. könnte von dem Wahlwerk, nachdem er sich einmal in dasselbe eingelassen, nicht zurück, sondern würde solches nolens volens befordern müssen, weil er sich bei dem Hofe irreconciliabel gemacht.

*) S. unten S 747.

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746 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.

9 Juui. Mei'cnrii 9. Juni 1666. Die Neub urgischeo erkläreu, dass sie gegen

die lostructioo für Hackeberg nichts zuerinuero haben, bitten zd überlegen, wie in Schweden und am Kaiserlichen Hofe das Weric weiter za treiben, erlslären dann, sie wollten gern vor den Feiertagen nach Düsseldorf, und bitten, dass das Project zur Richtigkeit gebracht, abgeschrieben and von den Brandenburgischen unter8chrieben ihnen mitgegeben werde.

16. Jani. Jovis 10. Junii 1666 ist der Polnische Tractat coUationieret und unterschrieben worden.

19. jQüi. Solls 19. Junii 1666. Die Neuburgischen erklären sich zur Aus- wechslung der Ratificationen*) bereit, dieselbe wird auf morgen febtgesetzt Wegen Ravenstein beliebten sie das compromissum ratione possessorii, wie es projectiert, wobei sie einige Erinnerung zu thun, und wollten ratione petitorii auch ein Project übergeben.

23.JuDi. Mercurii 23. Juni 1666. Hora 10 sind die Originalratificationen wegen des Polnischen Werkes ausgewechselt worden.

Hora 5 pomer. wird das Project des Ravensteinschen Compromiss gelesen und darüber conferiert.

Aufzeichnung über die dem kaiserlichen Gesandten de Goes

und der Schwedischen Regierung zu machenden Mittheilungen

wegen der polnischen Sache ^). D. 29. Mai 1666.

^9. Mai. Dem Baron de Gpes soll vorgestellt werden, wie gefährlich der Zu-

stand in Polen sei, der Hof suche durch Unterdrückung Lubomirskis das Wablnegotium durchzusetzen. Kf. wünsche die Absiebten des Kaisers in dieser Sache zu erfahren, weil er sich mit demselben conformieren wolle. Ef. hielte dafür, da der Hof das Wablnegotium unablässig betreibe, nur um dem Herzog von Enghien die Krone zu verschaffen , so sollte man auch die Wahl ku befördern suchen, um die Machinationen des Hofes mit einem Male umznstosscn, doch dahin wirken, dass solche auf ein dem Kaiser und der Republik anständiges Subjectum falle; Kf. wünschte zu wissen , wohin des Kaisers Absichten zielten und wem er diese Krone am Tfebsten gönnte. Sollte 6. sich darauf herauslassen und Pfalz-Neu bürg erwähnen, so sollen sie erklären, dass Kf. darin mit dem Kaiser einig sei und dass er auch zu besserer Erreichung dieses Zweckes die mit dem Pfalzgrafen noch vor- handenen Streitigkeiten aufs schleunigste beizulegen sich bemühe. Sollte G. dagegen ein andres Subjectum, in specie den Herzog von Lothringen vorschlagen , 30 sollen sie erwidern, Kf. kenne dessen Qualitäten nicht so gut, er sei Vassallus Galliae, Pfalz-Neubnrg dagegen dependierte nur vom

') Dieselben sind ansgeatellt vom Kf. d. Cleve 17. Juni 1666 nod vom Pfals- grafen d. Grimlinghaosen 17. Juni 1666. ''^ von Meinders' Haod.

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VerbaudluDgiiO mit de Goes wegen der poluischeo Sacbe. 747

Kaiser uud Reich, letzterer wäre mit verschiedenen PnDS&eu gesegoec, albu bei noch einmal erfolgender Vacanz nicht weit ein Successor zn suchen. Auch Schweden würde die Krone viel lieber in Pfalz-Nenburgs, als seines Verwandten Händen sehen. Sollte abei 0. kein Subjectum nennen wollen, stünde zu bedenken, ob von Seiten des Kf. Pfalz-Neu bürg vor- zuschlagen.

Zugleich soll an Krockow nach Schweden geschrieben werden, Kf. wünsche zu wissen, ob es Schweden mit der Beförderung der Wahl Pfalz- Nenburgs zum polnischen Könige Ernst sei, Kf. sei geneigt, es zu secun- dieren, bemühe sich zuförderbt die Streitigkeiten mit demselben zu schlichten, wünsche auch zu erfahren, ob man nicht in Schweden dafür hielte, dass in Polen die Wahl zu poussieren und des Pfalzgrafen Person dabei zu recommeu- dieren, und wenn die Wahl auf denselben gefallen, derselbe im Falle der Noth zu secundieren und auf welche Weise dieses alles zn coucertieren sei. Kr. soll auch im Vertrauen mit Rautenstein ^) communicieren.

An beiden Orten, sowohl beim Kaiser als auch bei Schweden, kann Lubomirskis Sache aufs beste recommendiert werden, damit man durch denselben diejenigen, welche es mit der Republik wider den Hof halten, gewinnen und bei der jetzigen guten Intention erhalten möchte, sie unter der Hand zu animieren und ihm Hülfe zu versprechen.

Q. Ob auch jemand an den Kaiserlichen Hof zu senden und mit was für Instruction?

Ob nicht au Fürst Radziwill von diesem Dessein etwas unter der Hand zu notificieren uud er zu Beförderung desselben aufzufordern?

Aufzeichnnng über eine mit Baron de Goes gehaltene Conferenz '). [D. Cieve 2. Juni 1666].

[Die polniacbe Wahlaogelegeoheit.]

Als den 2. Jnni 1666 auf S. Gh. D. gn. Befehl der H. Blaspeil 2. Jani. und ich zum keyserlichen Abgesandten, H. Baron de Goes gefahren und mit demselben wegen der Polnischen Sache, in speeie wegen der Wahl und auf was fttr ein subjectum I. Key. M. desfals reflectirte, gesprochen, hat er uns nachgehends geantwortet:

1) Hielte so weinig diensam als practicabel, dass man diesseit von der Wahl noch zur Zeit zu sprechen hätte. Dasjenige, so der Königin könnte reprochiret werden, wäre das Wahlnegotium und dass sie solches contra jura regni bei Lebzeiten auf die Bahn gebracht, sollte man nun auch von dieser Seite dergleichen moviren, so wtirde man allen Credit bei den Ständen verlieren, ^ie sich dann auch Lubo-

0 Gesandter des Pfalzgrafen in Schweden. ^ auch von Me Inders* Hand.

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748 1*^- Der Erbvergleich mit Pfalz-Neiiburg.

rnirsky darin genau fürselien niüsste. Es wäre auch so grosse Appa- renz nicht, dass die Königin durchdringen werde, und stünde alles noch sehr zweifelhaftig.

2) Sollte aber ein Fall sich zutragen, so würden I. Key. M. ausser Zweifel mit S. Ch. D. , mit dero sie einerlei Interesse bei diesem Werk hätten, communiciren.

3) Wie bei genommener Occasion des Pfalzgrafen von Neuburg gedacht wurde, erwähnte er, dass er bekennen mösste, dass er nicht eigentlich instruiret, er wollte es aber I. Key. M. berichten und In- struction erwarten.

4) Der Pfalzgraf wäre bei I. Key. M. nach der Abreise von Regens- bürg zu Straubing^) gewesen, könnte zwar nicht sagen, was daselbst passiret, er wäre aber sehr satisfait gewesen.

5) Es wäre dieses sonsten eine delicate Materie, die behutsam zu^ menagiren, wie er dan auch wüsste, dass I. Key. M. sie nicht in den Bath brächten, sondern ä part resolvirten und überlegten.

6) Der Pfalzgraf hätte auch wohl Ursach, sich etwas zu accommo- diren und nicht dergestalt in allem, wie neulich zu Regensburg ge- schehen, der widrigen Parthei sich zu associiren. Solches wären um- brae und könnte dadurch ein solches Hauptwerk 'obstacula finden.

Nos: Wenn man lang trainirete, mügte endlich der Fall insperato kommen und der König entweder einmal schleunig sterben oder re- signiren, oder doch solche revolutiones entstehen, dass man alsofort einige Resolution nehmen müsste.

nie: Müsste bekennen, dass alsdann gut sein würde de concert zu gehen, er wollte es an I. Key. M. berichten und würde wohl bald Resolution und Nachricht bekommen.

Vertrag zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenbarg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu- burg wegen der dem letzteren zu verschaffenden polnischen Krone. D. Cleve 10. Juni 1666.^

10. Juni. Kund und zu wissen sei hiemit; nachdem der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Friderich Wilhelm, Marggraff zu Branden- burg — und der auch Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Philipp

^) im Mai 1GG4 S. oben S. 240.

2) Inhaltsangabe bei Pufendorf X § 48 (8. 685), v. Mörner S. 2b6 (o. 160.)

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Vertrag wegen der polniscbeo Sache. 749

Wilhelm, Pfaltzgiaff bei Rhein nun eine Zeit hero entschlossen gewesen und annoch gänzlich entschlossen sein, die zwischen beiden Ihren Chur- und Fürstlichen Häusern von undenklichen Jahren her gepflogene aufrichtige gute getreue Freundtschafft zu restabiliren, auch die von beiderseits darzu deputirten Rähten dessfals fUrge- nommene Handlung durch göttliche Schickung so weit gebracht ist, dass die fürnehmsten Miss verstände, wodurch vorgedachte Freund- schafft bissweilen alteriret und geschwächet worden, als nemlich die Successionssache der Jülich -Clevisch und angehörigen Lande, der Punctus Religionis und das Directorium im Westphälischen Kreise verhoffentlich mit dem ehesten ihre beständige Richtigkeit erhalten werden, und dann bei dieser Handlung auch sonsten eine und andere Interessen, welche beide Chur- und Fürstliche Häuser concerniren, in specie auch der gegenwärtige gefährliche und verwirrete Zustand im Königreich Polen in Consideration gezogen und dabei überleget worden, was etwan zu des gemeinen Wesens Wollfahrt und beider Theile Nutzen und Sicherheit desshalber und absonderlich bei der künftigen Wahl zu beobachten sein möchte Alss haben höchstgemelter Ihrer Chur- und Fürstlichen Durchleuchtigkeiten darzu verordnete Rähte und Gevollmächtigte, benantlich von wegen Seiner Churf. Durchl. zu Branden- burg der Hochwürdige HochwoUgebohrne Herr Otto Freiherr von Schwerin wie auch der Hoch edle veste und hochgelahrte Herr Werner Wilhelm Blaspeil und der Wolledle und hochgelahrte Herr Franz Meinders von wegen Ihrer Fürstl. Durchl. Pfaltz- Neuburg aber der HochwoUgebohrne Herr Johan Heinrich Freiherr von und zu Winkelhausen wie auch der WoUedelgebohrne Herr Franz von Giese und der WoUedelgebohrne Herr Hein- rich Schnellen nach Anleitung ihrer dessfals gehabter Instruction und Befehls nachfolgende Puncten verabredet und verglichen.

1. Anfänglich versprechen S«. Churf. D., dass, gleich wie Sie niemand lieber alss des Herrn Pfaltzgrafen Fürstl. Durchl. die Krohn Pohlen durch ordentliche Wahl hiernegst gönnen, also auch dero- selben zu deren Erlangung alle gute officia und Beförderung juribus et libertate Reipublicae semper salva prästiren wollen.

2. Zu welchem Ende dann auch noch zur Zeit für diensam ge- achtet wird, den H. Lubomirskj zu ersuchen, dass er bey der guten Parthey bestendig verharre und für die Republicq fest halte, mit Ver- sicherung, dass man die Republicque und also auch ihn nicht lassen, sondern ferner assistiren würde.

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750 1'^- t)er Brbvergleich mit Pfalz-Neuburg.

3. Wie dann auch S«. Churf. Durchl. die ienige, welche es mit ihm halten und pro libertate Reipublicae und wider die ffirhabende Wahl eines der Polnischen Freyheit gefährlichen und der Republicq unanständigen Subjecti, und zwar durch unordentliche Mittel und Wege, arbeiten, darin stärcken und ihr bestes thun wollen, damit die ienige, so sich hierin der Kepublicq zu Nachtheil bemühen, ihre In- tention nicht erreichen.

4. Im Fall nun hiemegst die Krohn Pohlen per mortem vel abdicationem Regis vaciren, oder auch die Stände vivente rege (sonder- lich da es vom Könige so offt gesuchet worden, wiewoll sonsten S*. Churf. Durchl. solches nicht verrauthen) zur Wahl eines Successoris schreiten würden, alssdann wollen S^ Churf. Durchl. ihr bestes thun, damit des H. Pfaltzgrafen Durchl. Person vorgeschlagen und prae caeteris recommendiret gehalten werde.

5. Wenn nun libera vota auf dieselbe gefallen und S«. Fürstl. Durchl. legitime erwehlet, die Republicq aber solcher ihrer gethanen Wahl halber gegen Gewalt succurriret und also der Effect derselben durch die Waffen befordert werden müsse, solchenfals wollen S«. Churf. Durchl. und S«. Fürstl. Durchl. eine Arm6e von zehen, zwölff oder mehr tausent Man, worzu ein jedweder die Helffte giebet, der Republicq wieder diejenige, so dieselbe hierunter beeinträchtigen wolten, zu Httlffc senden. Ueber welche Arm6e den Ihre Fürstl. Durchl. alss zu der Zeit erwehlter König oder Successor Regni das Ober- commando und Generaldirectorium führen, jedoch hernegst der künffti- gen Verfassung und Kriegsoperationen halber fernere Handlung ge- pflogen werden soll. S*. Churf. Durchl. versprechen auch die nöhtige Artillerie und Zubehör zu verschaffen und herzugeben, jedoch dass die zu dem Gebrauch der Artillerie erforderte Kosten ein jedweder zur Helffte trage.

6. Dahingegen und sobald S**. Churf. Durchl. dero Trouppes ad 5. 6. oder mehr Tausent Man mit Ihr Fürstl. Dchl. werden con* Jungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbiehten sich Ihr Fürstl. Dchl. alsofort die Herschafft Ravenstein (jedoch dass die Religion in Statu quo verbleibe und darin denen Römisch -Ca- tholischen so wenig in exercitio alss bonis et reditibus die geringste Eintracht nicht geschehe) oder wen diese Herschafft S'. Churf. Durchl. sonsten in krafft des vorstehenden Erbvergleichs bereits würde zuge- fallen sein, aliud aequivalens, so S^ Churf. Durchl. woll gelegen, Deroselben zu geben, jedoch mit diesem weiteren Verstand, dass wan

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Vertrag wegen der polnischeD Sache. 751

der effectus der Königlichen Wahl auch ohne die Waffen wörcklich erreichet wflrde, aUsdan gleichergestalt die Herschafft alsofort nach derselben an S*. Churf. Durchl. jeztgemeltermassen Obergegeben wer- den soll.

7. Obige Resolution soll dem H. Lubomirskj im Vertrauen entdecket und derselbe soviel immer mOglich dahin dieponiret werden, dass er zusage, dieses Werck obgemelter massen zu befordern, wohin- gegen er von des Herrn Pfalzgrafen Dchl. zu versichern, dass wen Sie solcher gestalt zur Krohn gelangen werden, Er nicht allein ple- nissime restituiret werden solte, sondern man ihm auch darttber wie auch den Seinigen alle Gnade und beneficia, wie er solche selbsten desideriren möchte, erweisen würde, dergleichen Promessen dan auch andern, welche in der Sache der Republicq zum besten einige gute officia prästiren werden, zu thun seyn.

8. Ihre Fürstl. Durchl. zu Neuburg werden dieses Dessein bey dem Keyser und der Krohn Schweden aufs beste recommendiren und deren Approbation hierunter suchen, auch darin keine Zeit ver- abseumen, damit man eveniente casu von diesen beyden Partheyen keine Wiederwertigkeit zu befahren, und wollen S^ Churf. Durchl. solches ihrestheils auch thun, und nachdem es Ihre FUrstl. Durchl. Ihr an Hand geben werden, dero Intention fleissig secuudiren helffen.

9. Sobald aber Ihre Fürstl. Durchl. zur Krohnung gelanget, wollen Sie S'. Churf. Dchl. das Vest Recklinghausen von des H. Chur- fürsten zu Co In Durchl. frey und ohne einige Condition in dem Stande, wie es anizo ist, verschaffen und inmittelst Sie sich mit

Ihr Churf. Durchl. zu Co In wegen des Tausches vergleichen, einen District im Herzogthum Bergen, welcher eben so viel alss besagtes Vest einbringet und S'. Churf. Durchl. zu Brandenburg woll gelegen, würcklich einräumen; jedoch dass es sowoll im Vest als im Bergischen, wie oben bey Ravenstein vermeldet, der Religion halber ebenmässig gehalten werde.

10. Ihre Fürstl. Durch), versprechen auch, dass wen Sie zur Krohn gelanget, Sie mit S\ Churf. Durchl. allezeit in guter aufrichtiger Freundschafft leben und dero Churfürstl. Hauses Bestes und Interesse iedessmahl fleissig zu befordern Ihro angelegen seyn lassen, in specie denen mit der Krohn Polen aufgerichteten Pactis bestendig inhaeriren, darwieder nicht handeln, und was davon noch nicht adimpliret, sofort ohne einigen Verzug wircklich erfüllen, zu Erlangung eines bequemen Passes über die Weisseil S'. Churf. Durchl. verhelffen, deroselben Hauss

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752 1^* ^or Erbvergleicb mit Pfals-Neubarg.

und DesceudeDten wie auch dero Preussische Unterthanen zu dem jure indigenatu8 respective befordern und dabey mainteniren, sonsten auch in allen Angelegenheiten S^ Churf. Durchl. eusersten Vermögens gratificiren wollen.

11. Weiln auch S'. Churf. Durchl. Agnatis in Francken bishero wegen der Preussischen Belehnung allerhand Difficultät und Streit gemachet, so versprechen Ihre Fürstl. Durchl. Ihr Bestes zu thun, damit die Fränekische Linie der Marggrafen zu Brandenburg, imfall von S^ Churf. Durchl. Descendenten über kurz oder lang (welches Gott verhüte) niemand vorhanden, ad successionem in ducatu Prussiae, wo nicht cum jure supremi dominii, doch zum wenigsten sub condi- tione feudi, wie es der Erste Herzog von Preussen gehabt und zu Lehn empfangen, admittiret und zugelassen, auch zu mehrer Ver- sicherung eventualiter investiret werden möge.

12. Ingleichen versprechen Ihre Förstl. Durchl., dass Sie nach erlangeter Krohn die Evangelische Religionsverwandte in Pohlen und angehörigen Landen bey ihren habenden Rechten und Freyheiten, denen Constitutionibus regni gemees, allerdings ruhig lassen und Sie dar- wieder keinesweges graviren wollen.

13. Ferner ist verabredet und verglichen, dass alles, was in obigen Puncten enthalten, auch hernegst effectuiret werden soll, wan gleich Ihre Ffirstl. Durchl. nicht selbsten, sondern einer von Ihrer Ffirstl. Durchl. jungen Prinzen zur Krohn gelangen solte, welchen fals Seine Churf. Durchl. sich offeriret, ebenmässige ofßcia und Hülffe zu pfästiren.

14. Beyde Chur- und Fürsten versprechen auch endlich in kra£Ft dieses bey Ihren Chur- und Fürstlichen Worten und treuen Glauben, dass dafern aus dieser Sache nichts werden und solche durch einen menschlichen Fall oder Verenderung der Conjuncturen, wie sich selbige auch zutragen könten, verhindert werden und zu keinem Effect kommen solte, keiner das geringste von dieser Handlung zu des An- dern Nachtheil an einigen Ort directe oder indirecte, durch sich oder durch Andere propaliren oder divulgiren, sondern dieses alles bey sich in geheim halten und aufs beste secretiren wollen.

15. Schliesslich haben mehr höchstgemelter Ihrer Chur- und Fürstlichen Durchl.^" vorbesagte Rähte versprochen, dass beyderseits hohe Herren Principalen diese Handlung innerhalb acht Tagen oder ehender, wen es seyn kan, in gewöhnlicher Form ratificiren und der- selben in allen Puncten nachleben werden.

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Reobtfertignog der Deputierten des Kf. 753

In dessen Uhrkund haben vorbenante Räbte dieses eigenhändig und mit ihren Petschafften bekräfftiget. So geachehen Gleve den 10. Junii Anno lß66.

Otto Freyherr von Schwerin. Johann Heinrich Freyherr

von und zu Winckellhausen.

Werner Wilhelm Blaspeil. Franz von Gise.

Franz Meinders Uenr. Snelle.

0. V. Schwerin, W. W. Blaspeil und Fr. Meinders an den Kurfürsten s. 1. et d. [6. August 1666] ').

[Rechtfertignng auf die wider sie wegen des Vergleicbs mit Pfalz-Neabnrg erbobenen BeschuldigangeD.]

Sie haben erfahren, dass wegen der mit Pfalz -Neuburg gepflogenen 6. Ang. und ounmehr fast zu Ende gebrachten Tractaten allerhand ungleiche judicia gefällt und sie, als die Unterhändler ^ei denselben, beschuldigt werden, des Kf. Interesse und Vortheil nicht gebührend zu beobachten.

Ew. Churf. D. aber werden sich verhoflFentlich annocb gn. zu erinnern wissen, dass Sie ftir mehr den drei Jahren bei dero An- wesenheit in Preussen, da wir beide, Schwerin und Blaspiel, nicht bei Ew. Churf. D. besondem ferne von deroselben gewesen, und also nicht wissen können, was vor considerationes damahlen dabei vor- kommen, die quaestionem an und dass Sie einen Erbvergleich auf- richten wollten, gnädigst resolviret, und zu solchem End anfänglich mir, Blaspielen, und hernachgehends Ihrer Hochheit der verwittibten Princessin von Oranien deshalben Vollmacht ertheilet, worauf auch im Haag damahlen, und hernachgehends das Werk mit des Herren Pfalzgraffen Deputirten nicht allein angefangen, sondern auch so weit darin fortgefahren; dass es vielleicht zu der Zeit bald zum Schluss und endlicher Richtigkeit hätte gebracht werden können, wen Ew. Churf. D. nicht gnädigst gut gefunden hätten, der Sache einen 'An- stand bis zu dero persönlichen Anwesenheit dieser Orten zu geben, Ew. Churf D. werden sich auch ferner gnädigst entsinnen, dass ohn- eraehtet des bei dero Ankunft in diese Lande annoch in voller Flamme schwebenden Münsterischen Krieges Sie nichts desto weiniger aus verschiedenen wichtigen und erheblichen Ursachen, welche die- selbe zum Theil nicht eben ganz kund und lautbahr zu machen gut

0 Schon im Auszöge gedruckt bei Lehm an o I S 198r. o. 83.

Mat«r. X, Gesch. d. 0. Kurfürsten. XI.

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754 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Nenbur^.

gefunden, allezeit dieses Werk eiflferig fortgesetzet und uns darin zu arbeiten nicht allein gnädigst anbefohlen, sondern auch zum oftern übel und missfällig empfunden, dass das Werk nicht besser von statten ginge und man ehender nicht zum Schluss kommen können.

Sie haben dem Befehle des Kl. ohne ein ander Absehen als auf dessen Estat und Interesse in gehorsamster Devotion nachgelebt, gegenüber jenen gegen sie erhobenen Beschuldigungen ersuchen sie Kf., seine sämtlichen Räthe nochmals selbst zu vernehmen, ob sie etwas besser sowohl in puncto religionis als in der Successionssache für ihu zu erhalten sich getrauen, oder, wenn er solches nicht verspüren könnte und bei seiner gefassten Re- solution verbliebe, sie ^egen dergleichen ihrer Ehre und zeitlichen Wohlfahrt höchst uachtheiiige Censureu zn mainteniereu, die VoIlziehuDg des Vergleichs auch anderen, welche die Sache vielleicht besser verstehen und ihm mit mehr Nutzen dabei dienen können, anzubefehlen, oder ihnen wenigstens anzu- deuten, wie es in der Wahrheit auch also ist, dass nicht sie sich unter- standen, ihn zn solchem Vergleich zu bewegen, sondern dass er dieses vielmehr selbst so beliebt und resolviert und also solche Censuren mehr gegen ihn als gegen sie gingen.

Geheimenraths- Protokoll. D. [Cleve] 6. August 1666.

(S. Churf. D., I. F. D. zu Anhalt, I. F. Gn. zu Nassau, H. voo Canstein, Freiherr

voD Blomentbal, H. von Jeoa, H. von Nievenheim, H. von Eickel, H. von Huch-

teaboch, H. D. Bachman, H. D. Steinberger, H. D. Isiog, H. D. Hate.)

[Die Beechwerdeschrift der Bevollmächtigten. Ob Rf. den Brbvergleich

abschliessen soll.]

(). Aug. Als nun sothanes Supplicatum ') abgelesen, haben S. Chf. D.

gesaget, wie dass Sie aus erheblichen Ursachen dieses Werk und Handlung getrieben, und den deputirten Rähten solches zu befordern befohlen, und sollte demnach iedweder von den anwesenden Rähten seine Meinung und was er noch darbei zu erinnern hätte, sagen, wan es würde abgelesen sein.

H. V. Jena erinnerte in antecessum, weil in Supplicato gesagt würde, dass ö. Chf. D. in Preussen vor einigen Jahren solche Reso- lution genommen, wäre solches daher geschehen, weil H. Blaspiel*) einen Vergleich mit einem Abriss in Preussen geschicket, wie viel nehmlich S. Chf. D. an Land noch bekommen müssten, wan der Ver-

0 Die vorstehende Eingabe von Schwerin, Blaapeil und Meindera von demselben Datum. *

■^) S. oben S. 495f.

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VerhaDdluogeo im Geb. Ratbe fiber den Erbvergleicb. 755

gleich geschehen solte, und hätte er gemeinet, das» es nach solchem Abriss hätte der Vergleich gemacht werden sollen. Was aber sonsten gemeldet wtlrde, dass unterschiedliche harte Censuren dieser Handlung wegen über sie ergangen, da möchten sie sagen, auf wen sie es meinten, derjenige mttsste es dan verantworten.

Hierauf haben S. Chf, D. befohlen, den Erbvergleich in der Jülich- schen Successionssache abzulesen, welches auch geschehen. Worauf S. Cbf. D. zu F. Moritzen F. 6n. sagte, ob Sie etwas bei diesem Vergleich zu erinnern hätten. Ille: Wisse nicht anders, als dass die Clevische Regierung vor weniger Zeit ihr Bedenken*) schriftlich ein- gegeben hätte. S. Chf. D. replicirte: was die Reg. damals berichtet, solches wüsste 8. Chf. D. wohl, sie hätten es auch bei diesem Vergleich attendiren und darnach einrichten lassen.

I. F. D. zu Anhalt sagte, diese Sache wäre schon öfters im Rath vorgewesen und wOssten Sie, dass S. Chf. D. es den Deputirten also abzuhandeln befohlen hätten.

I. F. Gn. Fürst M.oritz zu Nassau: Er hätte gemeint, dass S. Chf. D. noch Ravenstein bekommen sollten, und dessen würde nicht gedacht. H. v. Canstein: Gleich wie dieses eine Sache von hoher Importanz wäre, also bäte er, dass, was er sowohl gegen S. Chf. D. als auch in consilio gesaget, es nicht übel auszudeuten, es wäre nicht andere zu censuriren oder jemand zu taxiren geschehen, sondern seiner Pflicht ein gnüg zu thun, dan weil man gesagt, dass so eine grosse Ungleichheit zwischen den Landen so S. Chf. D. und die, welche Pfaltz-Neuburg bekommen, wäre, und S. Chf. D. gleich- wohl nichts dargegen empfingen, so könnten S. Chf. D. es nicht übel nehmen, dass er es erinnerte. Weil nun alle Redenken, so man hier- bei haben könnte, S'. Chf. D. so mündlich als schriftlich wären vor- getragen worden, S. Chf. D. aber dieselbe der Erhebligkeit nicht finde, Sie auch über das noch einige geheimde rationes haben, warumb sie diesen Vergleich schliessen, zudem auch dero Räthe, so sie zu diesen Tractaten gebraucht, Treue, Devotion und Dexterität bekannt wäre, so hätte er weiter nichts zu erinnern, als dass er wünschte, dass es zu des Churf. Hauses Aufnehmen, dero sämtlichen Landen Ruhe und Wohlstand gereichen möge.

Freiherr v. Blumenthal: Er wOsste nichts darbei zu erinnern,

') Ein solcbes ist io deo Akten nicht vorbanden.

48*

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756 12. Der Erbvergleicb mit Pfalz-Neoburg.

hoffte auch, da88 die hierzu committirte Rätbe in dieser Sache nichts würden gethan haben, als was S. Ghf. D. ihnen befohlen. So wäre auch die Sache hiebevor unterschiedlich im Rathe vorgekommen und resolviret worden.

H. y. Jena: S. Chf. D. wüssten, dass die Sache wegen des Erb- Vergleichs im Rath nie vorgekommen, als neulich einmal*) und itzo, und weil er daher keine Information darvon hätte, auch ohne derselben sein Bedenken nicht geben könnte, zu dem auch S. Chf. D. noch ge- heimde Ursach hätten, so wünschte er gleich wie H. v. Canstein, dass es zu S. Chf. D. und dero Landen besten gereichen möge.

H. V. Nievenheim: Weil es eine Sache von grosser Importanz, würde gut sein, dass ein jeder das Werk noch vor sich ä pari lese und seine Meinung abstatte.

H. V. Eikel vermeinete, weil gleichwohl nicht ohne, dass eine ziemliche Inegalität zwischen den Landen wäre, dass es in der Cle- vischen Regierung noch einmal möchte abgelesen und ponderiret werden.

H. V. Hüchtenbruch, weil er nur neulich in den Clevischen Regierungsrath wäre recipiret worden, wäre ihm die Sache unbekannt und könne dahero sein Bedenken nicht geben. So viel aber der Freih. von Schwerin und H. Meinders neulich in der Clevischen Regierung angeführet und remonstriret hätten, so hielte er für gut, den Vergleich zu treffen, aber wie und auf was Weise derselbe ein- zurichten, davon könne er aus Mangel an Information nicht sagen, hätte aber allzeit von einer grossen Inäqualität der Lande gehöret und dass Ravenstein, Winnenthal etc. S'. Chf. D. noch zugeleget werden müssten.

H. D. Bach man: Die Erbvereinigung fände jedermann gut, den modum aber, wie solche einzurichten, davon hätten Sie erst vor 14 Tagen gehöret, hätten auch damals ihre Erinnerung gethan, hätte sonst gemeinet, dass von dem Fürstenthum Berge noch etwas hätte gegeben oder abgetreten werden sollen, damit desto bessere Proportion

*) Nach den Geb.ratbsprolokolleD wurde am 13. Juli im Geb. Bathe das Pro- ject des Vergleichs io puucto religioois verlesen und den Herren y. Hey den uod BomswiDckel zur Begutachtung übergeben, am 30. Juli die Beaolution des Pfalzgrafen wegen der Evangeliachen in Jälicb und Berg, welche die Form eines Nebenrecesses erhalten solle, verlesen, am 31. Juli von Blas peil referiert, wie sie gestern im Regierungsrath ein anderes Project eines solchen Neben- recesses abgefasst, und dasselbe verlesen.

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VerliaodlaDgeo im Geh. Ratbe über deu firbverglnicb. 757

getroffen würde. Weil aber S. Chf. D. wichtige und verborgene Ursach haben, auch die committirten Räthe solchen Vergleich sonder Zweifel S^ Chf. D. Willen und Befehl gemäss werden eingerichtet haben, also wünschte er glücklichen Success stellete S. Chf. D. anheim, ob Sie der Regierung Bedenken ä part noch einmal darüber vernehmen wollten.

H. D. Stein berger: Als S. Chf. D. ihnen das Project des Erb- vergleichs lassen zustellen, hätten sie den Tractat de ao. 1614 nach- gesehen und gemeinet, ob selbiger zum Fundament genommen werden möchte. Weil aber S. Chf. D. sagen lassen, dass sie ihre absonder- liche Ursachen hätten, warumb sie diesen Vergleich itzo schliessen wollten, so hätte er nichts zu erinnern. Wegen der Reichssteuer, ob nicht Ravensberg von Jülich abgenommen und den Clevischen Landen mit beigeleget werden möchte zu ihrer Sublevation. In colla- tione der geistlichen Beneficien, ob nicht eine Specification der Bene- fieien, so conferiret werden sollen, zu extradiren wäre.

H. D. Ising: Wan sie die rationes, so der Freiherr von Schwerin ihnen neulich eröffnet, vorher gewusst hätten, würden Sie (die Re- gierung) ein anderes Bedenken neulich an S. Chf. D. eingegeben haben. Hätte sonst gemeinet, was ao. 1614 geschlossen, dass daraus die näheste Qualität dieses Vergleichs hätte genommen werden sollen, weil aber S. Chf. D. andere wichtige Ursach hätten, so wüsste er auch nichts weiter zu erinnern. Was den turnum belanget, so würde es besser gewesen sein, wan S. Chf. D. es allein behalten und der Pabst nichts zu sagen hätte. Item wegen des Contingents, wan Ravensberg mit zu Cleve contribuirte, würde es umb so viel Er- leichterung haben.

H. D. Hase: Hätte nichts zu erinnern, als dass die Theilung sehr inegal wäre, weil aber S. Chf. D. ihre absonderliche rationes hätte, so acquiescirte er billig, cum appenso voto.

Hierauf sagten S. Chf. D.: Das meiste und vornehmste, so sie erinnert hätten, wäre die Inegalität. Sie hätten es aber genau unter- suchen lassen und beliefen sich die Einkünfte desfals auf ein 4000 Rthlr., so der H. Pfaltzgraf mehr hätte*). Nun wäre die Frage, ob umb solcher 4000 Rthlr. willen der Erbvergleich zu unterlassen oder zu

<) Nach einer Berechonog BlaspeiU (s. Lehmann I S. 206 Anm.) über- treflfen die Einkünfte von Jülich-Berg (172,966 Rthlr.) diejenigen von Cleve-Marck- Ravensberg (1G7,156) nm 5810 Rthlr.

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758 12- I^er Erbvergleicb mit PfaU- Neuburg.

retardiren. Man hätte auch gesagt, warumb S. Ghf. U. eben diesen Vergleich erblieh treffen wollten? Allein Sie hätten dazu gnugsame Ursache. Es hätte der H. von Gent*) einsmals ausdrücklich gesagt, wie die Staaten nicht zugeben könnten, dass ein Herr die Länder allesamt allein besässe. So hätten S. Chf. D. auch gedacht, dass Sie diese Sache allein nicht ausführen und die Länder alleine be- kommen könnten, und dieses wegen der Jalousie der Nacbbaren, welche S. Chf. D. eher wehren als darzu helfen würden. Dahero S. Chf. D. gesuchet, sich in der Güte zu vergleichen. Was wegen der Beneficien erwähnet, wäre es bishero geschehen, dass sie meistlioh in S. Chf. D. turno vacant worden, und könnte man sehen, ob es da- hin zu bringen.

Der Kurfürst an Schwerin, Blaspeil und Meinders.

Signatum Cleve 8. August 1666').

(Conc. Fürst J. G. von Anhalt).

[auf die Eingabe vom 6. Aognst. Billigung ihres Verhaltens, Befehl snr Vollzlehang des Vergleichs.]

r". Aug. Wie nun S. Churf. D. ganz missfilllig und ungnädig empfinden,

dass von diesem Vergleich, worzu dieselbe durch verschiedene wichtige und erhebliche Ursachen bewogen, dergleichen ungleiche judicia ge- fället worden, also wollen dieselbe nicht unterlassen es gegen die- jenige, welche sich dessen hiernegst unterstehen, gebührend zu ahnden. Sonst haben vorgemelte Bähte sich hierinnen keiner Wiederwertigkeit im geringsten zu befahren, zumalen dieselbe bei dieser Sache nichts gethan als weshalb sie von S. Churf. D. jedesmal special Instruction und Befehl gehabt. Und weil S. Churf. D. diese Sache und den Ver- gleich nochmahlen in Gegenwart sowohl dero geheimden als Cle- vischen Stathalter und sämtlichen Regirungsrähte verlesen lassen und dero Vota und unterth. Bedenken darüber eingenommen, aus allen Umbständen aber den Schluss dieser Tractaten und die Vollentziehung des Erbvergleichs nach reifer Erwegung der Sache zu dero Churf. Hauses und Posterität Sicherheit und Besten Erträglich und nützlich ermessen, als ist dero abermahliger g.ster Wille und Befehl, dass ob-

'} Wohl der der oraoischen Partei angehörige geldrische fidelmaDn Johann von Gent s. Urk. u. Akt. m 8.50.

^ Schon im Auisuge gedruckt bei Lehmann I 8.200 n. H4.

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Bedenken der (Jleviscbeu Regierung. 759

gemelte Kähte denselben in Gottes Namen vollenziehen und sich dabei alles Churf. Schutzes und Maintenirung im Fall der Noht beständig zu versichern haben sollen.

Der Clevischen Regierang Bedenken über den mit Pfalz- Neuburg projeetierten Erbvergleich. D. Cleve 18. August 1666 ').

[Ungleiche Tbeilung der Lande, anbilliger Steneranscblag, Arreste und

Repressalien.]

Nachdem Kf. ihnen den mit Pfalz-Neubnrg entworfenen Vergleich 1«. Aujr. in puncto saccessiouis in den Gülich- Clevischen und angehörigen Landen mitgetbeilt und ihnen befohlen^ ihm ihre Gedanken darüber zu eröffnen, so bemeiken sie: 1) was die Theilung der Lande anbetrifft (Punkt 4. 5. und 7), so ist Kf. bei den früheren Verträgen von 1624, 1629 und 1647, durch welche ihm auch nur Cleve, Mark und Ravensberg zugesprochen worden, ver- vortheilt worden. Denn Gülich pflegt soviel als Cleve und Mark ordi- iiari zu contribuieren und müsste, wenn ein billigmässiger Vergleich aufge- richtet werden sollte, wenigstens dem Kf. noch dazu Ravensteiu, Winuen- thal und Breskesandt nebst den daraus bisher bezogenen Einkünften (j^ Rthlr.) restituiert werden, und wird dafür gehalten, dass in Gülich

und Berg wenigstens viermal mehr contribuierende Unterthanen als in Cleve, Mark und Ravensberg vorhanden sind, die Winnenthalischen und Breske- sandtischen Domainen zu geschweigen, wie denn jetzt die Erfahrung bezeugt, dass der Pfalzgraf über 8000 oder 9000 Mann geworben und aus jenen Lan- den bisher noch unterhalten, und dass darüber keine sonderlichen Querelen ver- nommen werden. Dazu kommt, dass Ravensteiu in ein Ungewisses Com- promiss gesetzt und vermöge der Brabancischen Lehenrechte £f. abge- sprochen werden dürfte, und daneben demselben die Abfindung des Hauses Zweibrücken mit aufgebürdet werden soll, woraus Schweden bei Gelegen- heit grosse praetensiones machen und dem Kf. und dessen Nachkommen grosse Ungelegenheic zuwachsen könnte.

2) in art. 16 ist disponiert, dass es wegen des Reichs- und Kreissteuer- anschlags bei der alten Quotisation bleiben solle. Es ist aber land- und reichskuudig, dass Gülich, Berg und Ravensberg eins so gut als Cleve und Mar ck sind, es würde also die höchste Unbilligkeit sein, wenn Cleve und Marck so hoch und so viel als Gülich, Berg und Ravensberg tragen und geben sollten, es müsste daher in dem gesamten Contingent der Laude eine gleich durchgehende Unterrepartition ad Interim gemacht und

*) Qoterzeichnet von Moritz F. zu Nassau, Freib. v. Heiden, Freib. A. V. Spaeo, Baron v. Lottam, Job. Motzfeld, Job. Steinberg, Adam Isiock.

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760 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.

ineouderheit Ravensbergbei Cleve uodMarck, welche dem Kf. Terbleibeii^ znr SublevatioD gesetzt werden, es würde sieb anch garnicht fugeu, dass liavensberg dem Kf. verbleibeo and im CoDtingent von Giilich und Herg mit cootribuieren sollte.

3) Wird iu art. 13 erwähnt, dass keine arresta nnd Repressalien leicbt- licb verstattet werden sollen. Stünde dahin, ob nicht die arresta vermöge der alten Concordateu binc inde ganz verboten und nur schleunige Justiz administriert würde.

Antwort auf der OJevißchen Regieruog Bedenken wegen des Erbvergleichß. s. 1. et d. *).

(Lectnm in coDBilio 30. August 1666 praeseotibus : S. Cbf. D., Ih. F. D. zu Anhalt, Gr. von Dona, Freiherr von Schwerin, Freiherr von Blnmeothal, H. von Jena, H. Blaspiel. Hernachgebeods den 1. Sept. ist dieses auch in der Regierung ge- lesen, praesentibus: Freiherr von Schwerin, H. von Kreutsberg, H. von Buchten- brach, H. Ising, H. Steinberg, H. Blaspiel, H. Ernst, H. Lammers, H. Wusthausen, H. Feil et me.) <) [Widerlegung der von der Regierung erhobenen Bedenken]

30. Aug. 1) Wegen Theilnng der Lande zeigen die früheren Verhandlungen, wie

wenig Kf. Hoffnung haben kann, zu einem grösseren Antheil zu gelangen, ausser durch einen günstigen Spruch am Kaiserlichen Hofe, oder dass durch gütliche Tractat^n noch ein mehres von Pfalz-Neuburg erlangt werden könnte. Ob das erstere zu hoffen , wird dahin gestellt gelassen ; man hat aber immer es für vortheilhafter gehalten, dass Kf. und Ffalz-Neubnrg ausser Streit in eine beständige Freundschaft gesetzt würden. Das zweite ist eifrigst versucht worden, aber ohne Erfolg, Kf. hat sich daher lieber ent- schlossen, sich beständig und erblich zu vergleichen, als dieser Ursachen halber die Tractaten länger aufzuhalten. Würde jedoch Jemand vermeinen und sich getrauen bessere Conditionen vom Pfalzgrafen zu erhalten, so will Kf. sich dieses gnädigst gefallen lassen und ist auch noch Zeit dazu, weil noch nichts geschlossen. Es ist aber dabei zu beobachten, dass die angegebene Inäqualität von Pfalz - Neuburgischer Seite immer geläugnet worden nnd dass auch glaubhafte Nachricht vorhanden ist, dass die Qölich- und Ber- gische Domainen nicht allein der übrigen Lande, welche Kf. besitzt, Karomer- intraden nicht übertreffen, sondern denselben nicht einmal gleichkommen. Was die Contributionen nnd die Anzahl der Contribuenten anbetrifft, so müsste die Behauptung, dass in Oülich tind Berg viermal mehr solche als in Cleve, Marck und Ravensberg vorhanden seien, specialius be* wiesen werden, von Pfalz-Neuburgischer Seite wird immer das Oegentheil be- hauptet. In des Kf. Antheil sind viele grosse volkreiche Städte und con- siderable Festungen begriffen, die Situation derselben ist auch dergestalt

') von Meinders' Hand.

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Widerleguug der Bodenken der Clevischeu Regierang. 761

gelegeu, dass Kf. wegen seiner anderen Reichslande propter lineam commu- nicationis darans sonderbare Commodität hat Die Domänen in den Herr- f-cbaften Winnenthal nnd Breskesandt sind nach erlangtem Bericht nicht von grosser Importanz and sehr verschnldet. Wegen Raven stein tiind die Aussichten des Kf. dorch den Compromiss gamicht so desperat,

wie die Clevische Regierung sie ansieht. Was die ^ Rthlr. belangt,

welche der Regierung Sentiment nach der Pfalzgraf dem Kf. restituieren soll, 80 müsste dem Pfalzgrafen seine Verpflichtung dazu liquido et clare nachgewiesen werden, dies ist aber in der von der Regierung ihrem Be- denken beigelegten ^Kurzen Anzeig*^ nicht geschehen, welche überhaupt, da sie aus dem Jahre 1651 stammt und in ihr pro justitia belli contra Neo- burgicnm rationes zusammengesucht werden, auf die jetzigen Verhältnisse garnicht passt. Die neuliehe Pfalz-Neuburgische Kriegsverfassung hat nur 4 bis 5000 Mann betragen, und was der Unterhalt derselben bei den Ständen und Unterthanen für Querelen verursacht, ist landkundig. Die Abfindung von Pfalz-Zweibrucken gereicht Kf. nicht zum Präjudiz, da die daraus zu erwartende Sicherheit auch des Kf. Landen zu gute kommen soll. Was für Prätensionen Schweden daraus erheben könne, ist nicht abzusehen, da das Recht nicht der Krone, sondern dem König nur als einem aus dem Hause Pfalz geborenen Herren competiert, ausserdem diese Handlung die Schwedische Zweibrückische Linie garnicht concerniert, sondern mit dem Pfalzgrafen Friedrich Ludwig eingegangen ist und auch dazu dienen soll, dass andere von dieser Linie nach diesem Beispiel sich in der Oute abfinden lassen.

Wegen der Reichs- und Kreissteuern hat man sich fleissig bemüht, Mode- ration für diese Lande zu erhalten, da diese aber vom Reich gegeben werden muss und die Gülich- und Bergischen Landstände sich in Ewigkeit nichts vom Clevischeu oder Märckischen Contingent aufbürden lassen werden, so hat man endlich diesen Punkt cum debita reservatione dahin aussetzen müssen, dass man an gehörigen Orten die Moderation suchen wolle. Dass Ravensberg im Contingent von Gülich und Berg mit contribuieren solle, ist im Vergleich mit keinem Worte zu finden, sondern es ist ezpresse darin enthalten, dass Ravensberg ausser Kreis- und Reichssteuern bei Cleve und Marck zur Sublevation gesetzt werde.

Was die Regierung wegen der Arresten und Repressalien erinnert, soll bei dem Vergleich gebührend beobachtet nnd desfalls gewisse pacta und concordata aufgerichtet werden.

Was schliesslich die Motive betriflft, welche Kf. zu diesem Erbvergleich bewogen, solche hat die Regierung zum Theil aus beikommendem Aufsatz i) zu vernehmen.

1) Beigelegt ist die Denkschrift: «Ursachen und Motiven, warum 8. Gbf. O. zu Brandenburg einen Erbvergleich mit Pfalz -Neuburg einzugeben bewogen worden' (Lehmann I S. 202ff. n. 87).

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762 12. Der Erb?ergleich mit Pfslz-Nenbarg.

ü. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cleve 8. September 1666.

[Die RaveosteiDScbe Frage.] 8. Sept. Der H. Meinders hat mir berichtet, dass E. Chf. D. gn. be- gehret, man solte den Gesandten nochmaln zusprechen, dass sie wegen Ravenstein das Werk anders einrichten Hessen. So viel ich nun den Herzog kenne und wie genau derselbe wegen seiner Prinzen ist und wie wenig seine Räthe hierin bei ihm vermögen, so habe ich die geringste Hoffnung nicht, dass hierin etwas auszurichten, imfall nun E. Chf. D. nicht davor halten, dass der Vergleich deroselben sonst zuträglieh, so ist es nun noch Zeit die Unterschreibung zu evi- tiren und desfals Prätext zu suchen. H. Blasbiel vermeinet sonst, dass E. Chf. D. in possessorio et petitorio wohl fundiret sein; Wäre aber gut, dass E. Chf. D. nochmaln gn. belieben wollten, die auf- gesetzte rationes, worumb der Vergleich gemacht '), durchzulesen und wohl zu erwägen, ob Ihr der Vergleich anstendtlich oder nicht Gott wolle denjenigen Diener strafen, der umb ander Ursachen als E. Chf. D. Dienstes und Befehls willen diese Sache zu befodern gedenket, und derselbe wolle E. Chf. D. in dero Herz geben, was Ihr am rath- sambsten ').

0 Oboe Zweifel jeue Deokscbrift ^Ursachen aod Motiven*'. lo dem Qeb. ratbsprotoltoll vom 30. August 1666 ist vermerkt: „Preih. v. Scbwerio bericbtet. wie er etwas aufgesetzet, darinoeo er meinet, dass S. Cbf. D. zuträglich sei, diesen Tractat mit Pf.Neuburg wegeu eines Erbver^leichs zu schliesseu, des- fals er solches verlesen." Danach stammt also diese Denkschrift nicht von Meinders, von dessen Hand sie geschrieben ist, sondern von Schwerin her.

') Am folgenden Tage (9. September 1666} sind zu Cleve unterzeichnet worden: der Erbvergleich zwischen dem Kf. und dem Pfalzgrafen und der Neben- recess über die Religioosnbung und die geistlichen Güter in den jülich-cleyischeD Landen (zu den bei v. Mörner S. 294. 302 aufgeführten Drucken sind noch hin- zuzufügen: Diar. Kurop. XIV Append. S. Iff. und Scotti, Sammlung der Ge- setze und Verordnungen, welche in dem Herzogthum Cleve und in der Graf- schaft Marck ergangen sind I S. 436 ff. n. 293. 294), und die besonderen Ver- träge wegen der Wiedergewinnung der Grafschaft Mors (v. Morner S. 294 n. 16i), am 17. September, von welchem Tage die Ratificationen beider Haupt- verträge datiert sind, noch die weiteren Verträge über die Religionsubung in den mit holländischen Garnisonen besetzten Städten, über die dem Grafen von Schwarzenberg als Pfand zu stellende Herrschaft W innen thal, über die Abfindung der übrigen Prätendenten und das Votum auf Reichs- und Kreistagen, über die Einlösung von Kaisers werth und über das alternierende Condirec- torium auf Müozprobationstagen (v. Mörner S. 302 ff. n. 166—171).

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AbsoblosB des Rrbvergleichs. 763

Geheimenraths-ProtokoU. D. Cleve 25. September 1666.

(praes. S. Chf. D., H. Graf von Dona, Freiherr von Schwerin, H. von Ganstein, H. von Jena, H. Blaspeil.)

[Ob Kf. den Erbvergleich unterzeichnen soll.]

H. O.-Präs. erwähnet, dass die Pf.Neuburgischeu Gesaiidteu 2.0. Sept. heute Abschied nehmen, und dahero S. Chf. D. frei stünde, ob Sie den Erbvergleich und die Nebenrecesse unterschreiben wollten, dass durch Waffen nichts zu erhalten, weil es verboten, durch Sentenz würde es schwerlich zu erhalten, wegen vieler grosser Potentaten Prätension und Jalousie der Nachbarn, so hätten Sie davor gehalten, dass am besten durch Tractaten es beizulegen als andere Weise. Die Länder hätten schon S. Chf. D. so viel gekostet, alle Schulden kom- men daher; was Dissensiones gefruchtet, haben S. Chf. D. zu zweien Malen erfahren, wäre daher besser, in Gewissheit sich zu setzen. S. Chf. D. hätten dero Macht gegen andere nicht gebrauchen können wegen Pf.- Neu bürg, da sie nicht vertraulich gewesen, und da Sie mit Pf. -Neuburg und Münster in guter Intelligence, würden S. Chf. D. im Kreise sehr redoutabel sein, daher von allen gewünschet worden, dass S. Chf. D. sich in guten Verstand setzte. Wie die Evangelischen im Jülichschen Lande gedrückt worden, ist kund; itzo haben sie libertatem conscientiae et in civilibus erhalten, auch einige Kirchen, so sie vor nicht gehabt; wünschte, dass S. Chf. D. alle Lande hätte, wegen Ravenstein wird der letzte Vergleich S. Chf. D. gewiss die Possei^sion zuerkennen, wo es aber nicht möglich zu er- halten, wäre es von der Consideration nicht, den Vergleich zu unter- lassen. Alle Punkte des Vergleichs seind in S. Chf. D. Präsenz und Befehl abgehandelt worden : Daferne man wollte allhier sprechen, dass dieser Vergleich S. Chf. D. präjudicirlich, sollte der Churprinz, der itzo 12 Jahre alt wird, solches arripiren. Wan S. Chf. D. durch andere Mittel ein mehrers erhalten könnten, wollten sie es gerne sehen, ob es auch gleich mit ihrer, der Deputirten, Despect geschehen sollte.

5. Chf. D. sagen, die Sache beruhe auf Ravenstein, ob S. Chf. D. in petitorio oder possessorio:

Q. Ob S. Chf. D. sollen den Erbvergleich wegen Ravenstein unterlassen?

H. Graf [DohnaJ: Obwohl S. Chf. D. wohl fundiret wären, je- doch weil Pf.-Neuburg also nicht depouUiret werden könnte, hielte er davor, dass es deswegen nicht zu unterlassen.

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764 12- I^oi* Krbvergleich mit Pfalz-Neaburg.

H. Canstein: Wann es ein beständiger Vergleich sein soll, wann S. Chf. D. NachkoDimen finden werden, dass sie laediret, so würde es nicht gehalten werden: Ob aber hier eine Laesion, dass wisse er nicht, dann ihm die Lande nicht bekannt: si laesio subest, wird es nicht bleiben, sinon, so wird es wohl bleiben. Friede und Einigkeit ist es ein löblich Werk: ob im Kreise grosse Zuversicht zu setzen, weiss man, was man sich im Reiche auf einander zu verlassen: Die actiones behalten die Potentaten allzeit, S. Chf. D. aber hätten sich aller Rechte auf die andern Länder begeben: Sie haben allzeit etwas sollen voraushaben, wann aber die anderen Stücke zurückgehen und allein Ravenstein nur in Consideration käme, so hielte er es nicht der Wichtigkeit, dass es zurückgehe.

H. V. Jena: Als S. Chf. D. neulich*) es ablesen lassen, hätte er angezeiget, weil er in der Sache nicht informiret, noch auch in den Punkten, weil aber die Sache schon geschlossen, so wünschte er, dass S. Chf. D. und dero Posterität Vergnügen finden. H. Cansteins con- siderationes wären wohl zu ponderiren gewesen, halte auch davor, dass die Successores daran nicht gebunden, stehet dahin, dass es der Churprinz einmal ratificiren wolle, oder nicht. Ob es durch Recht S. Chf. U. einmal bekommen, casus est dubius: per arma item, aber man kann nicht sagen, was vor Conjuncturen einmal kommen werden. Aber weil es zum Schluss, wünschte er nochmals. Wegen Ravenstein wäre der Vergleich nicht aufzuheben, wäre auch keine Condition, woran der Hauptvergleich gebunden.

H. Blaspiel: Wegen der Gleichheit der Landen: S. Chf. D. H. Vater hat die Wahl gehabt, jene Lande zu nehmen, hat aber nicht gewollt.

Renunciatio Electoris mutua est cum Palatino.

S. Chf. D. sagen, sie haben den Vergleich deswegen gemacht, dass sie wollten in Frieden und Sicherheit sitzen , wollten es dero Kinder einmal nicht halten, stünde dahin. Wären grosse Prätendenten auf diese Lande, nun stünden sie beide vor einen Mann.

Worauf Sie die Tractaten unterschrieben.

0 S. obeo S 754.

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Erster Vertragseotwarf wegen BaveDBtein. 765

Unvorgreifliches Project wegen Ravenstein. D. Duyssburg 29. September 1666 ').

1) Anfänglich soll obbesagte Herschaft Ravenstein inner- 29. Sept . halb Tierzehn Tage an S. Chf. D. cum omni jure et potestatis pleni- tudine, dergestalt, wie I. F. D. solche bishero besessen wirklich und realiter tradiret, auch die Unterthanen derjenigen Pflicht und Schuldigkeit, womit sie I. F. D. verbunden, alsofort erlassen und mit allem Gehorsamb und unterth. Respect an S. Chf. D. verwiesen werden.

2) Wohingegen S. Chf. D. in kraft dieses des H. Pfälzgr. F. D. versichern, dass Sie die Catholische Religion und derselben Zugethane in plenissima libertate conscientiae et usu exercitii tarn publici quam privati in dem gegenwärtigen Stande lassen und sie darin im gering- sten nicht beeinträchtigen werden.

3) Ferner versprechen S. Chf. D. bei Chfürstl. Wort und warem Glauben, dass wofern das Polnische negotium dergestalt, wie es zwischen beiden Chur- und Fürsten projectiret worden, nicht ftlr sich gehen solte, Sie alssdann an dieser Herschaft wegen der ietzbe- schehenen Tradition kein ferner Recht praetendiren wollen, alss was sie bereits anitzo haben, allermassen dan auf solchen Fall beyde Chur- und Fürsten sich dahin vergleichen, dass solches alsdan per viam compromissi und zwar auf die Weise, wie dasselbe anitzo abgeredet und aufgesetzet worden, erörtert und darin ratione petitorii nach solchem Aufsatz von denen darin beliebten arbitris gesprochen und verfahren werden soll,

4) würde aber, wie man verhoffet, das Polnische Werk seinen Fortgang gewinnen und es mit der Wahl auf I. F. D. Person gebracht werden, alssdan behalten S. Chf. D. die Herschaft irrevocabiliter auf die Art und Weise, wie man dessfalss sich bereits verglichen, und soll alssdan das Compromiss gentzlich cessiren, auch darüber Ih. F. D. von Prästation einigen Aequivalents gantz und zuroahlen befreiet sein,

5) weil es aber mit der Polnischen Sache diese kuntbare ße- wantniss hat, dass solche komme zum Effect oder nicht, S. Chf. D. in ansehenliche gewisse Kosten gesetzet werden, welche Sie auch dem gemeinen Wesen zum besten und zn Ih. F. D. Interesse willig her-

^) von Meinders' Hand. Ueber die am 29. und 30. September erfolgten Za- sammeoköDfte beider Forsten 8. oben S. 735.

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766 12. Der Krbvergleich mit Pfalz-Neaburg.

schiessen wollen, so wollen zwar S. Chf. D. deren Restitution oder Ersetzung niemahlen, so lang Sie die Herschaft Raven stein haben, prätendiren, solte es aber durch des Höchsten Verhengniss dahin ge- rathen, dass S. Chf. D. wegen einiger Armatur und anderer Spesen von Ih. F. D. requiriret werden, gleich woU aber dieselbe zur Chron durch einige von S. Chf. D. nicht verursachte Verhinderung nicht ge- langen solten, alssdan wollen Ih. F. D. solche post factam requisi- tionem angewante Spesen S. Chf. D. nach Billigkeit erstatten, und soll deroselben solchenfalss die Herschaft Ravenstein interimsweise loco hypothecae gelassen werden, im übrigen bleibt es aber bey den wegen dieses Polnischen negotii ohnlengst zu Cleif sub dato des Julii aufgerichteten Vergleich.

()) ferner ist verabredet und verglichen, dass die auf der Her- schaft Ravenstein bereits haftende Schulden, welche sich nach Veran- lassung des ao. gemachten Vergleichs nicht tlber Rthr. be- laufen, darauf verbleiben und denen creditoribus ihre habende jura ohngeschmelert gelassen werden,

7) Und haben S. Chf. D. Qber sich genommen, dem Graffen von Schwartzenberg von denen auf der Herschaft Winnentfial stehen- den ^, Rthlr. die Helfte ad ^ zu zahlen und ihn dessfalss zu be- friedigen.

Concept wegen Kavenstein zu Winckelhausen aufgesetzt den 30. September 1666 ').

30. Sept. 1) Der Pfalzgraf tritt die Herrschaft an Kf. nächstküoftigen Ostern 1667 ab.

2) Sollte die Polnische Wahl auf den Pfalzp^rafen oder einen seiner Priuzen fallen, so soll R. jure perpetuo bei Kf. und dessen Descen« denten bleiben, diese hingegen auf das ihnen in den früheren Trac- taten, falls das lauduni für sie fallen sollte, zugesagte Aeqnivalent verzichten^

3) dann anch das compromissnm cessieren.

4) Sollte es zn der Polnischen Wahl nicht kommen, so behält der Pfalzgraf sich vor, sein anf R. habendes Saccessionsrecht per viam compromiösi gegen Kf. auszuführen, und soll dieses Comprooiiss dann anf die verglichene Weise eingerichtet werden.

^) ancb von Meinders* Hand.

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Zweiter Vertragsentwurf wegen Ravenstein. 767

5) Wegen der Kosten, welche Kf. post factam requisitionem von ßeiten des Ffalzgrafeu sollte aufwenden müssen, erklärt der Pfalz^raf, falls er uirht znr Krone kommen sollte, sich mit Kf. der Billigkeit nach vergleichen zu wollen, bis dahin soll solches ausgesetzt werden.

6) Gegen die wirkliche Tradition ver>pricht Kf. an 8 Orten in Cleve, Marrk und Ravensberg, an welchen das Exercitinm publicum Roraano-catholicum a. 1624 zwar gewesen, jetzt aber nicht UU noch kraft des jetzigen Religionsvergleirhs eingeführt werden kann, das- selbe so zu «cestatten, dass den R.-Catholischen eine dort etwa vor- handene Kirche oder Capelle eingeräumt oder, wenn eine solche nicht vorhanden, ihnen erlaubt werde, eine neue zu bauen, wozu Kf. an jedem Ort, wo keine Kirche oder Capelle vorhanden, 200 Rthlr. geben, auch den* dabei bestellten Geistlichen drei Canonicate oder Präbenden zu ihrer Unterhaltung zulegen will.

7) Beide Fürsten wollen die Laudstände dahin zu disponieren suchen, dass sie die von dem Grafen Schwarzenberg geforderten 100,000 Uthlr. über sich nehmen und davon Jülich und Berg die eine Hälfte, und Cleve, Marck und Ravensberg die andere Hälfte innerhalb 2 oder höchstens 3 Jahren zahlen nnd ihm deswegen Versicherung geben.

8) Nach etwaigem gänzlichen Abfall der Descendeuten des Kf. ftillt die Herrschaft an den Pfalzgrafen und dessen Descendeuten zurück.

9) Inzwischen darf dieselbe ohne Consens des PfaUgrafen nicht alie- niert werden nnd sollen die vermöge des Vergleichs von a. 1649

darauf consentierten -^ Rthlr. darauf verbleiben, doch darf Kf. die

Schulden abtragen.

10) Wenn die Wahl nicht erfolgt und der Pfalzgraf sein prätendiertes Recht in dem Compromiss ausführt, so hat er an Kf. die von dessen Landen zu Bezahlung des Grafen von Sc h warzenbergherzugebcnden

^ Rthlr. zurückzugeben und cessieren dann auch die in Artikel 6, 8

und 9 ausbedungenen conditiones.

11) Inbetreff der Catholischen Religion bleibt alles im gegenwärtigen Zustande.

12) Im übrigen bleibt es in allen Punkten bei dem Erbvergieich und dem der Polnischen Sache halber zwischen beiden Fürsten abge- schlossenen Vergleich ').

0 Darunter steht, auch von Meioders* Haud: „Bei diesem Vergleich dienet zur Nachricht, dass man allen mögiicheo Fleiss angewandt, umb den 3ten und öten Articul anders eiozarichten , wie solches auch aus den hierin befind- lichen Projecten, so zu Duysburg deu 26. (sie!) Septembris uud za Winckel- bansen den 28. (sie!) Septembris von unserer Seite aufgesetzet worden, zu er-

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768 ^*^- I^^i" Brbvergleich mit Pfals-Neaburg.

Der Kurtürst an Blaspeil. D. Cleve 14. October 1666.

[Die RaveoBteiDSche Sache soll zam Abschlass gebracht werden, sa bewilligeode

ZugestäodDisse.]

U Oct. Da die Ravensteinsche Sache vor seiner Abreise aas diesen Landen zu völliger Richtigkeit wird gebracht werden müssen , so soll Bl. sich be- mühen; dass dieses dem projectierten Aufsatz gemäss geschehe. £r kann in substantialibus darin keine fernere Aendernng gestatten, namentlich findet er die von Pf.-Nenbnrgischer Seite übergebenen Articnl wegen der Religion fast weitlänftig und kann nicht sehen, wozu alle darin enthaltene Clausnlen nöthig oder dienlich, es soll also bei den formalibuS; welche in den Tractaten von 1647 und 1649 enthalten, verbleiben, doch will er endlich zugeben, dass alles in statu quo gelassen werde, wofern nur keine sehr nachtheilige und merkliche Veränderung seit 1647 vorgegangen.

In Art 6 bleibt es bei seiner Erklärung wegen Gestattung der 8 exer- citia uud Verleihung von 4 Canonicaten oder Präbenden an die Geistlichen und vorläufiger Zahlung von jährlich 50 Rthlr. an einen jeden, zu den übri- gen postulatis wegen der Jesuiten*) und der Baukosten aber kann er sich nicht verstehen.

DaFs des domini directi gedacht werde, will er gestatten.

8**heD, in welchen der Art. 3 ganz anders eingerichtet, der Art. 5 aber ganz aosgelassen. Wie aber S. Chf. D. so Winckelhaosen gewesen, haben Sie endlich mit des H. Pfalzgrafen F. D. personlich sich dergestalt verglichen, wie es der £inhalt der articulorum bezeuget, und zwarn, was den 3. Art. betrifft, ans diesen rationibus:

1) Weil man am glücklichen Success der polnischen Sache nicht zweifelt.

2) Weil 8. Chf. D. auf die workliche Tradition der Herrschaft Raven- stein fest bestanden, dazn der Pfalzgraf sich alia conditione nicht bewegen lassen wollen.

3} Weil so grosse Advantage iu casu snccessns dabei versprochen, nemb-

. lieh ^ Rthlr.

4) Weil 8. Gbf. D. dafür gehalten, dass, wenn es ja mit Polen nicht fort- gehen sollte, Sie dennoch Mittel haben oder finden würden, in der Pos- session der Herrschaft zu continniren. Inroittelst würden Sie gleich- wohl Ihre Intraden auf zeben oder mehr tausend Rthlr. verbessern. Die acht Exercitia in Art. 5 sein desswegeu endlich zugestanden etc.* Blas- peil in einem späteren Memorial vom 20. Juni 1668 bemerkt von der Zusam- menkunft zu Winckelhansen: «da man nach vielen und langen Debatten und gleichsamb in der Confasion einen nähern Vergleich berahmet* und auch Me In- ders führt in den „Ursachen und Bedenken, warum S. Gbf D. eine Aenderung wegen Ravenstein zu prätendiren*, an: 1) »Weil der TracUt zu Winckel- hausen tumultnarie gemacht und dabei sowohl wegen Kürze der Zeit als andern bekannten Umbständen halber die Sachen nicht der Gebühr überlegt noch exami- niret werden können.*

^) Von Pfalzneubnrgischer Seite war gefordert worden, dass eines der zu- gestandenen 8 exercitia den Jesuiten eingeräumt werde.

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VerbandlaDgeD wegen Ravensteio. 769

Die execQÜo in caasa religioois ans dem Erbvergleich gehört nicht hieher und darf damit aach nicht ?ermengt werden.

Der Pfalzgraf darf sich nichts von den künftigen Ostern fälligen Bin* künften vorbehalten.

Kf. ist damit einverstanden, dass die im Hanptvergleich festgesetzte Garantie auch bei diesem Vergleich Platz finde , er kann aber m'cht ge- statten, dass solche auf die von den Pf.-Neubnrgischen Minibtern ent- w«i€ene, ihm fast schimpfliche Weise clansaliert werde.

Kf. will sich aach gefallen lassen., dass in speciem ein Scheinrecess *) dieser Raveosteinscben Sache halber aufgesetzt werde , welcher jedermann vorgezeigt werden könne und worin der Polnischen Sache nicht gedacht werde.

Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cleflf 21. Oetober 1666.

[UozofriedeDheit über die gemaohten Schwierigkeiteo, letzte ZugesläDdoisse.]

Blaspeil hat ihm über die Verhaodlnngea in der Raveosteinschen 21. Oct. Sache, un^ was der Pfalzgraf zn dem von ihm übergebenen Project erinnert) berichtet. £r hätte nicht gemeint, dass man, nachdem za Winckelhausen alles in sobstantialibas abgeredet und verglichen gewesen, noch soviele Difficoltäten gemacht hätte, doch hat er sich auch in dieser Sache so erklärt, dass der Pfalzgraf seine gute Intention daraus in der That verspüren werde. Br ist versichert, dass derselbe, wenn er nur mehr auf die Sache selbst und wie raisonnabel seine Erklärung sei, als auf einiger Leute überflüssige und uHUöthige Scrupulosität sehen werde, damit zufrieden sein werde. Weiter zn gehen, würde für Kf. unmöglich und unverantwortlich, ja gar schimpflich und disreputierlich sein, er hoflft, die Sache werde so ihre völlige Richtig- keit erlangt haben und er werde mit dem Vergnügen von hier reisen können, dass im geringsten nichts übrig oder zurückgeblieben, welches künftig ihre Freundschaft einigermassen alterieren oder zu ferneren Streitigkeiten An- lass geben könnte').

') Bin solcher «RecesBus moDStrabilis* (s. v. Mörner S. 306 n. 172) ist wirk- lich unter dem Datum des 24. September 1666 abgefasst und von beiden Fur- eteo vollzogen worden. Danach soll der Besitz von Raven stein künftig zwi- •eben beiden Pursten alle 10 Jahre alternieren, Rf. soll denselben Ostern 1667 antreten and dafür das ezercitium der katholischen Religion an 8 Orten in Cleve, Marck and Ravensberg, wo es 1624 stattgefanden , jetzt aber nicht stattfindet, restitoieren a. s. w.

<) Beiliegend eine aasfahiiiche Aaseinandersetzang, in wie weit Kf. die roonita des Pfalzgrafen berücksichtigt und warum er in anderen Punkten auf die« selben nicht habe eingeben können, und ein schon von dem Kf. vollzogener Ent- warf des abzuscbliessenden Vertrages.

. Mater. %. Qetch. d. 0. Kurfurateo. XI. 49

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770 12. Der Erb vergleich mit Pfali-Neuburg.

Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg an den Kurfttraten. D. Bensperg 26. October 1666.

[Creditiv für Schnell. Seine Nachgiebigkeit, Zasicherong seioer Freandschafl.] 26. Oct. Creditiv für den Vicekanzler Henrich Schnell').

PS*). Ich bitte Ew. Ld. sie wollen glauben, dass ich hierbey thue was ich immer nuhr khan undt widrigenfals mir die restitution Rauenstein fast schwehr fallen werde, da ich doch selbige E. Ld. ietzo aus so freyem Gemuet abtrette, der einzige Zuesatz in dem Religions- punct ist also beschaffen, das daruon die Sicherheit derselben in der Herrschaft gentzlich dependiret, das übrige ist alles nach E. Ld. Ver- langen völlig geblieben, hoffe nicht, dass sie hierin Difficultet finden werden, sonderlich da ich eueniente casu mich in allem nach deren Verlangen erkleret und E. Ld. wohl versichert sein können, dass ich jhro in weit mehrerm als dieses importiert zue dienen verhoffe und von Herzen verlange und es auch casu non eueniente nicht underlassen werde, versichere mich hingegen E. Ld. Generositet werde sie bewegen, solchenfals mir und meinen Kindern solches nicht aufzueladen.

Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cleff 29. October 1666.

[Weitere Zugeständnisse.]

29. Oct. Die wegen der Ravensteinschen Sache in p. religionis and wegeo

der ^ Rthlr. gethanen Erinnerungen hat er des Pfalzgrafen Begehren ge- mäss zugestanden und soll alles in dem umzoschreibenden Recess sno loco inseriert werden, wegen der ^ Rthlr. aber kann ihm nicht mehr zugemuthet werden. Schnell hat zwar darauf bestanden und endlich vorgeschlagen, dass man das Aequivalent succedente casu auf ~ Rthlr. erhöhe und Kf. da- für diesen Schwarzenbergischen Post absolute auf sich nehme, er hält es aber für ganz unbillig, dass er in diesem Falle so gar leer abgewiesen werden solle. Er hat vorgeschlagen, dass das Aequivalent succedente casQ

nur auf ^ Rthlr. gesetzt, hingegen ihm bei Abtretung der Herrschaft non

■) Schon am 25. October hatte der Pfalzgraf dem Kf. in Erwideraog des Schreibens desselben vom 21. October angekündigt, dass er am nächsten Tage seinen Vicekanzler sn demselben schicken wolle, um das ganze Werk in Rich- tigkeit zo bringen, er sei bereit, soviel nur immer möglich, nachzageben.

') eigenhändig.

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VerbaodlaDgen wegen RaveDsteio. 771

snccedeote cnsn ^ Hthlr. wieder ersetzt würden. Je nachdem der Pfalz- graf das eine oder andere Oblatam zu acceptieren geneigt ist; kann der Recess danach eingerichtet werden.

Blaspeil an den KurfUrsten. D. s. 1. 14./ 24. November 1666.

[Neue Forderungen Pfalz - Neoburgs. Bitte ihn gegen etwaige Anfeindungen wegen des Ravensteinschen Yergleichs zu schützen.]

Auf einer Zusammenkunft mit den Pf. -Neuburgischen zu Dorsten 24. Nov. am 18. November hat er den Kanzler Giese gefragt, ob der Pfalzgraf sich noch nicht auf das, was mit Schnell vor des Kf. Aufbruch zu Cleve in der Ravensteinschen Sache verhandelt worden, resolviert hätte. Jener brachte daranf allerhand Erinnerungen vor, beliess es aber endlich bei zwei :

1) dass bei den 50,000 Rthlr. auch Theilzahlungen zulässig sein,

2) dass durch einen besonderen Artikel der pro forma gemachte Vergleich für kraftlos erklärt werden sollte.

Er bittet deswegen um Resolution i).

Wobei ich bitten muss, weiln es Ew. Chf. D. gst. gefallen, den Römisch - Catholischen darinnen acht exercitien, auch einige Zulage zum Bau so vieler Kirchen zu versprechen, welches vermuthlich von viele Geistlichen Evangelischer Religion und andern EiflFerern nicht sehr gelobet und besorglich mir, wie in allen dergleichen geschehen, imputiret werden dürfte, Ew. Chf. D. geruhen gst. mich deshalb nicht allein gst. zu vertretten, sondern auch hiesigen dero Statthalter und Regierung, welchen noch zur Zeit nichts oder wenig davon bekant ist, die Beschaffenheit davon per rescriptum und zwar in solchen terminis gst. bekant zu machen, dass ich unangefochten bleiben möge, dan Ew. Chf. D- bekant ist, wass massen S. F. D. 1) mit obg. Zahl lange Zeit nicht zufrieden, 2) für jede Kirche zu bauen 2000 Rhtlr. praetendiret und 3) immerhin darauf bestanden, dass unter den verglichenen Oerther den Jesuiten einer eingeräumet werden solte, und mit wass grosser Mühe und Arbeit man es entlich auf den Fuss gebracht habe.

1) Beide Forderaogeo werden von dem Kf. angeDommen, am 28. November übersendet derselbe an Blaspeil den demgemäss veränderten, von ihm voll- zogenen, anf den 20. November datierten Vertrag.

49*

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772 12. Der Erb vergleich mit Pfals-Neobarg.

Vergleich zwischen dem Kurfürsten Friedrieh Wilhelm von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu- burg über den Besitz der Herrschaft Ravenstein („Recessus verus"). D- s. 1- 20. November 1666 ').

20. Nov. Eundt und zu wissen seye hiemit jedermeDniglich ; ob zwam zwischen S'. Churftirstl. Dchl. zu Brandenburg p. p. p. und Ihrer Ftirstl. Dchl. Pfaltz-Neuburg p. p. p. in dem zwischen ihnen jQngst aufgerichteten Erbvergleich unter anderen beliebet und abgeredet worden, dass die Streitigkeiten wegen der Herrschafft Ravenstein auf ein Gompromissum gestellet werden und dieselbe demjenigen zu- fallen und verbleiben sollte, ahn welchen sie per laudum arbitrorum kommen und adiudicirt werden möchte, ob auch zwar femer dieser Herrschafft halber man sich unlengst dergestalt verglichen, dass wofern hernegst Ihre FOrstl. Dchl. oder einer von dero Printzen nach der jetzt in Polen regierender Königl. May. Johann Casimirs Re- gierung immediate per maiora zu einem König in Polen gewehlet werden solte, alsdan diese Herschaft ahn S"". Ghurfttrstl. Dchl. oder im Fall Sie solche bereits durch das vorgemelte Gompromissum er- langet betten, ein ander aequivalens ahn derselben statt gegeben werden solte, so hat man sich dennoch anietzo zu desto mehrer Be- stettigung des wider aufgerichteten guten Vertrauens aufs neue wegen dieser Herrschafft auf nachfolgende Gonditionen vereinbahrt und ver- ghchen:

I. Anfänglich versprechen höchstged. Ihre FQrstl. Dchl. vorbe- sagte Herrschafft Rauenstein mit allen darzu gehörigen Pertinentien, Rechten, Gerechtigkeiten, Intraden, ordinari und extraordinari GeAlien, wie solche beschaffen sein und Nahmen haben mögen, nichts Überall ausgenohmen, dergestalt wie Sie solche bisshero besessen und genossen oder besitzen und geniessen können, auf negstktinfftig Ostern 1667 ohn eintzige Widerrede und Exception würklich nachfolgender gestait abzutretten und einzureumen.

II. Dass wofern es zweitens mit der Polini sehen Wahll zum Effect kommen und solche nach Ihrer Königl. May. in Polen Johann Gasimirs Regierung immediate auff Ihr Ftirstl. Dchl. oder einen von Dero Printzen fallen wirdt, alsdan diese Herrschafft jure perpetuo et

') iDhaltsangabe bei y. Moroer S. 310 o. 175.

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Vertrag wegen Ravensiein. 773

irrevocabili bei S^ Ghurf. Dcbl. und Dero Descendenten verbleiben, und deroselben dabeneben eine Summa Geldts von viermallhundert- tausendt Rthirn. von Ihrer Fürstl. Dcbl. oder Dero Printzen von Zeit der Königlichen Crönnng inner sechs Jahren in gleichen Theilen ahn bahrem Gelde gezahlet oder in andere S'. Churf. Dchl. annehmbliche Wege gutgemachet werden sollen.

III. Imfall aber drittens nach cessirender Regierung oder tödt- lichem Abfall höchstgemelter jetzt regierender Eönigl. May. die Wahl auf ein ander subiectum alss Ihre Fürstl. Dchl. oder Dero Printzen fallen solte, alssdan versprechen S^ Churf. Dchlt oder Dero Descen- denten Ihrer Fürstl. Dchl. und den Ihrigen diese Herrschafft alsobalden völlig wieder abzutrotten und einzuräumen, welche dieselbe alssdan pleno jure und ohne einige fernere Ihrer Ghurf. Dchl. oder dero Des- cendenten Ansprach gleich beide Herzogthumben Gülich und Berg Erb- und Ewiglich zu behalten, zu besitzen und zu geniessen berech- tiget sein sollen, dafern auch hierunter einiger Verzug oder Mangell wieder alles Vermuthen vorgehen und erscheinen solte, alssdan und solchenfalss stehet Ihrer Fürstl. Dchl. und Dero Descendenten frey und bevor, sich der Hülffe eines oder mehr im Haubtvergleich beliebten Garanto so lang zu gebrauchen, biss diesem Vergleich ein Gnügen geschehen, und Ihre Fürstl. Dchl. oder- Dero Descendenten demselben gemeess zur würcklicher Possession der Herschafft widerumb gelanget, inmassen dan S^ Churf. Dchl. alle Dero Landen, soviel deren darzu vonnöten, Ihrer Fürstl. Dchl. zur special Hypothec in kraft dieses zu mehrer Versicherung verschreiben;

IV. Alss auch viertens wegen der vielen und grossen Kosten^ welche S''. Churf. Dchl. zu Aussführung des Pollnischen desseins und zu Betörderung der intendirten Wahl anwenden müssen, Erwehnung geschehen und dargegen von Churbrandenburg. seithen einige billig, messige Erstattung praetendiret, so haben sich Ihr Fürstl. Dchl. dess- falss dahin erklähret, dass wan hemegst S*. Churf. Dchl. von Ihre Fürstl. Dchl. umb mehre Assistentz alss im Recess vom 10. Junii 1666 versehen, requiriren würden, darüber absonderliche Handlung gepflogen und was verglichen prästirt werden solle, inmittelss es dan biss dahin beim jetzg. Pollnischen Recess (dem hierdurch nichts derogirt wirdt) sein Verbleiben hat.

V* Ferners und fünfftens versprechen S*. Churf. Dchl., dass Sie gegen diese würckliche Tradition besagter Herrschafft ahn acht Orten in Gleve, Marck und Ravensberg, ahn welchen das exercitium

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774 12. Der Brbvergleicb mit Pfalz-Neaborg.

publicum Romano CathoHcum anoo 1624 geweeen, anietzo aber nicht ist, noch in krafft des jetzt aufgerichteten Religionsvergleich eingef&hrei werden kan, dergestalt und also wieder verstatten wollen, dads denen alda Yorhandenen Römisch-Gatholischen worzu eine ahn selbigem Ort etwa vorhandene Kirche oder Capell eingereumet werden oder, wan deren keine vorhanden, ihnen erlaubet und zugegeben sein soll, deren eine neue zu bauen, und biss daran solches geschehen höehstg. S*.Churf. D. ihnen ein zu ihrem Gottesdienst bequemes Haus anweisen lassen, auch zu erwehntem Bau aus sonderbahrer Gnade und Bezeugung Dero gne- digsten Gewogenheit gegen Dero Römisch-Catholische Unterthancn benebens einigen Holtzes, Steinen, Kaicks, Eisen und dergleichen Ma- terialien, wohe deren in der Nähe vorhanden, eine Beisteur von zwei- hundert Rthlrn. geben, auch den Bau mit Hand- und Spandiensten befttrdern, denen Geistlichen auch, so dabei bestellet werden und den Gottesdienst versehen, vier Canonicaten oder Präbenden aus dem Cleve-, Marck- und^Ravenssbergischen zu ihrer Unterhaltung zulegen und incorporiren lassen, inmittelst aber und bis ihnen solche gegeben und angewiesen worden, einem jedtwederem fünfzig Rthlr. jfthrlichs reichen lassen wollen, wobei dan auch S'. Fürstl. Dchl. freistehet, zu dem ferneren notigen Unterhalt dieser acht Exercitien auch vier in Dero Turno fallende Präbenden iuGülich und Berg appliciren and incorporiren zu lassen.

VI. Zum sechsten haben beede Chur- und FQrsten sich dahin verglichen, dass, weilen der Graff von Schwartzenberg vermöge in dato den 17. Septemb. jüngsthin dartlber aufgerichteten Neben- recessus auf die Herrschafft Winnenthall mit Einhundert tausendt Rthlr. verwiesen worden, davon nunmehr ein jeder Chur- und Fürst die Halbscheidt zu bezahlen angenehmen, Sie bei bevorstehendem Land- tage die Landstände dahin gnedigst disponiren wollen, dass weiln die Gelder und andere hohe ansehnliche Summen zu dieser Lande Beaten und ihrer eigenen Wolfahrt angewendet werden, sie diese Sum über sich nehmen und davon Gülich und Berg die Heifite und Cleve, Marck und Rauensberg die andere Helffte dem Herrn Graven innerhalb zwey oder zum höchsten drei Jahren bezahlen, auch ihm dess- falss genügsame und annehmbliche Versicherung geben möchten, im- fall auch der Herr Graff wider Verhoffen sich mit diesen raisonnablen Gonditionen und Offerten nit vergnügen würde, alssdann wollen S^ Churf. Dchl. nicht unterlassen, demselben hierunter zuzureden und des H. Pfalzgr. Fürstl. Dchl. sich dabei gebührend annehmen.

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Vertrag wegen Raveotteio. 775

VII. Siebendes gehet dieser Vergleich nur auf S^ Churf. Dchl. und dero Deseendenten , nach deren gäntzlichen Abfall (welchen der Allerhöchste in Ewigkeit verhüten wolle) die Herrschafft wider ahn Ihre Ffirstl. Dchl. und Dero Descendenten (unangesehn dieselbe vor- hin zur Cron Fohlen gelanget weren) fallet, imfall auch nach An- weisung des dritten Articuli die Herrschafft wider ahn Ihre Fttrstl. Dchl. kommen und Deroselben Descendenten (welches gleichenfalss der Allerhöchste m Gnaden verhtlte) etwa mit Todt abgehen solten, alssdan soll dieselbe gleichergestalt ahn S®. Churf. Dchl. oder Dero Descendenten eodem jure et modo widerumb zurückfallen.

VIII. Inmittelst aber soll achtens die Herrschaft ohne Gonsens Ihrer Fürstl. Dchl. nicht alienirt noch verpfändet werden, auch die vermög Vergleichs von anno 1649 darauff consentirte hundertzwantzig- tausendt Kthlr., dieselbe seien darauf würcklich realisirt oder nicht (darunter zweihundert Ethlr., welche den Patribus Jesuitis jährlichs entrichtet werden, begriffen seindt) einen alss andern Weg darauff verbleiben, jedoch dass S'. Churf. Dchl. freistehe die Creditores nach Billigkeit abzufinden und die Schulden zu zahlen, wesshalb Ihr Fürstl. Dchl. Deroselben bei der etwan erfolgenden Restitution dieser Herr- schafft gebührende Satisfaction geben wollen, desswegen gleichwoU existente casu Articuli tertii die Restitution der Herrschafft nicht auf- gehalten, sondern vor abgelegte Summ gnugsame Unterpfände S'. Churf. Dchl. gelassen werden sollen.

IX. Wofern auch neuntens obg.massen ein ander vor Ihr. Fürstl. Dchl. oder einen* dero Printzen zur Wahl in Polen gelangen solte, welchen falss S^ Churf. Dchl. vermög Vergleichs die Restitution der Herrschafft obliget, und dannenhero S*'. Churf. Dchl. die Herrschafft ahn Ihr Fürstl. Dchl. oder Dero Descendenten verglichenermassen restituiren werden, so soll zwar solche Restitution von S^ Churf. Dchl. oder Dero Descenden- ten ohne einige Exception nichts desto weniger geschehen, diejenige ^j Rthlr. aber, welche Sie anitzo auss dero unterhabenen Landen zu Bezahlung des Graven von Schwarzenberg vermög Art. VI. her- geben sollen, alssdan von Ihr Fürstl. Dchl. oder Dero Descendenten S'. Churf. Dchl. ahn Gelde restituiret oder darfür gnugsame Unter- pfände eingereurtet und gegeben werden, dergestalt dass Ihre Churf. Dchl. und Dero Descendenten bevorstehen solle, solche ^, Rthlr. zu- folge Ihrer Gelegenheit nach und nach, jedoch mit keiner geringereu Suro auf einmall alss mit ~ Rthlr. abzustatten, da dan auch die Zinszen

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776 12- ^^^ Erbvergleich mit Pfalz- Neubarg.

umb so weit von sich selbsten nach Ertrag des bezableten Capitalss fallen und cessiren sollen.

X. S^ Churf. Dchl. versprechen auch zehendens in krafft dieses, dass Sie das Exercitium Religionis Romano Gatholicae ahn allen Orten der Herrschaft Rauenstein ungehindert lassen, auch die Römisch Catholische Pfarrer, Seelsorger, Religiöses und Geistliche, wass So- cietäts und Ordens dieselbe auch sein, wie im gleichen auch die Ein- gesessene und Underthanen, Geist- und Weltliche, adliche und gemeine Standtsspersohnen in und ausserhalb der Kirchen in ihren Persohnen, Haab, Gütern, Einkommen und Emolumenten, noch ahn ihrer Lehr und Predigt, auch Administration der Sacramenten, noch ahn Pro- cession oder anderen Kirchenexercitien und Geremonien, noch sonsten in einigerley Weise oder Wege behindern, turbiren noch molestiren lassen, sondern vielmehr Sie bei ihren geist- und weltlichen Freiheiten, altem Herkommen, Gebrauch und guten Gewohnheit, wie sie dieselbe anietzo haben und gebrauchen, krefftig und bestendig schützen, handthaben und erbalten wollen, worunter dan auch absonderlich die anietzo in der Herrschafft vorhandene Geistliche, imgleichen die neu erbaute Kirchen, Kirchenhäuser und Capellen, darin die Rom. Catho- lische aus der Meyerey von Busch, Gellerlandt, Luyck und anderen umbligenden Orten ihr Exercitium haben und bisshiehin frequentiret, mit begriffen sein; Auch wollen Sn Churf. Dchl. auff Erledigung der Pastoreyen und anderer geistlichen Beneficien wollqualificirte Persohnen von der Rom. Gatholischen Religion darzu wieder anstellen und da- bei mainteniren, auch dieselbe und wass sonsten zu der Catholischen Geistlichkeit und deren Institution, Visitation und Correction in mehrged. Herrschafft Rauenstein gehörig von dem Ordinario oder Archidiacono zu Lütt ig nicht abziehen noch separiren lassen, jedoch wirdt dieses alles mit der Condition verspj-ochen , dass auch gleichwoll denen Euangelischen ahn ihrem freyen Exercitio nichts abgehe, noch die- selbe darin gehindert werden.

XL Fttrss Elffte sollen beide Ihre Chur- und Fürstl. Dchl. Dchl. (es falle diese Sache auss, wie sie wolle) den Titul dieser HerrschaffI führen und behalten, auch zugleich in beeder Nahmen die Souveraini- tet und hohe Landes Obrigkeit gegen den Staat der Vereinigten Nieder- landen und jedermenniglich zu jeder Zeit verthätiget und aussgeführet werden, und der nicht possidirende Theill den anderen dabei handt- haben helffen.

XIL Beede Ihre Chur- und Fürst!. Dchl. Dchl. intendiren keines-

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Vertrag wegen Ravensteiu. 777

wegs dem Domino directo die ibme von Rechts wegen competirende jura einigermassen zu schmäleren, oder die qualitatem feudalem hier- durch zu enderen, sondern solches alles bleibet in dem Stande, worin es von Alters her gewesen und von Bechts wegen sein können, ge- stalt dan auch beede Ghur- und Fürsten, sobald nur zwischen der Cron Spanien und denen Herrn Staaten wird aussfändig gemacht sein, ob dieses Lehen nach der Königl. Brüsselischen Lehnkammer oder nach dem von den Herrn Staaten constituirten Rhat von Brabandt gehöre, den consensum Ober diesen Vergleich debite suchen und praestanda dabei praestiren wollen.

XIIL Obwoll ahm 24 negstverwichenen Monats Septemb. wegen dieser Herrsehafft Bauenstein ein besonderer Becess gewisser Ur- sachen halber abgefasset und voUenzogen, so hatt es doch damit diesen VjBrstandt, dass derselbe von keinen KreflFten sein und weder von einem noch von dem andern Theil pro vel contra allegirt werden soll.

XIV. Im Übrigen bleibet es in allen Stücken sowoU bei dem aufgerichteten Erbvergleich alss bei demjenigen, wass der Pollnischen Sache halber zwischen beeden Ghur- und Fürsten sub dato des 10. Junii verglichen worden, welches alles von beeden Ihren Ghur- und Fürstl. Dchl. Dchl. also aufrichtig, fest und unverbrüchlich und unter der im Baubt Successions Becess verglichener und hievor im Art. III'**» bereits angezogener Guarantie und Verbindtlichkeit bei Ghur- und Fürstl Ehren und Worten zu halten, also zu vollenziehen und darwider nichts thun noch handien, noch tbun oder handien zu lassen, verglichen und verhandelt. Zu Urkundt und Festhaltung obiger Puncten haben beede Ghur- und Fürsten dieses eigenhändig underschrieben und mit Dero Einsieglen wollwissentlich bekrefPtigen lassen. So geschehen und gegeben den zwantzigsten Kovembris des Ein tausendt sechshundert sechQ und sechssigsten Jahres.

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Personenverzeichnis.

Achmed Röprili, türkischer Gross- vezier. 287. 294 f. 328. 340. 343,

Adolf Wilhelm, Herzog v. Sacb- seD-£isenach. 426 f.

V. Ahlefeld, Friedr, dänischer Ge- sandter. 34. 578. 582.

Albrecht, Markgr. v. Anspach- 25. 96. 99. 106 f. 112. 114. 124. 128. 133 —135. 166. 442 f. 446. 463.

Aldenhoven, Job. Christoph, k.col- nischer Gesandter. 40. 184. 461 f.

Alezander YII., Papst. 167.

Alezander, Caspar, br.-wolfTenbät- telscher Gesandter. 461.

Ali, Pascha v. Temeswar. 286 f.

Am alle, Prinzessin v. Oranien. 320. 491. 494 f. 498. 502-507. 526. 662. 753.

S. Amant, französ. Gesandter. 550.

V. Amerongen, hoUänd. Gesandter. 686. 717.

An halt, Fürst von, s. Johann Georg, Emanuel.

Anna, Konigin von Frankreich. 703.

Anna, Eurfürstin von Brandenbarg. 510.

Anspach, Markgraf v., s. Albrecht.

Apaffy, Michael, Grossfurst v. Sie- benbürgen. 286 f. 331.

Archinto, Carlo, Graf, spanischer Gesandter. 207. 217. 221.

V. A rentin, Jobann, k.pfälzischer Obristlieatenant. 86.

V. Arnim, Wolf Christof, k.säcbs. General Wachtmeister. 208. 262. 271. 27G— 281. 42t> 428.

Arnstedy müneterscher Rittmeister.

638. Aaersperg, Fürst, österreichiBclier

Minister. 104. 215. 222. An gast, Herzog V. Braanschweig-

Wolffenbüttel. 26 f. 234. 562. 568.

571 f. 575. 577. 581 f. 620. 623-625.

640. 643. 645. 664. 666. 675. 682 f.

687. 690 f. 693. 702. 709. Au gast, Herzog v. Holstein, bran-

denb. G.Wachtmeister. 229. 233.

290. 296-348. 376. August, Herzog v. Sachsen, Admi- nistrator V. Magdeburg. 165. 180

183. 185. 216. 268—270 278. 353.

381. 383. 388. 396. 402. 405. 411

415. 417.

Bachmann, Dr., clevischer Regie-

rungsrath. 754. 756. Baden, Markgraf v., s. Gustav Adolf,

Leopold Wilhelm. Baiern, Kurfürst v , s. Ferdinand

Maria. *

Baireutb, Markgraf v., s. Christian

Ernst. Barcsai, Grossfurst v. Siebenbürgen.

285 f. V. Baumbach, G.Wachtmeister. 454. Beck, Jean, brandenb. Agent in Paris.

166. 539. Bedogniy Lorenzo, Baumeister. 567. Bellefonds, Marqais de. 705. Beris, kaiserl. Hofkammerrath. 287. V. Berlepsch, Otto, brandenb. Oberst

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PersoneDverzeichnis.

779

and SchlosshaoptmanD. 70. 73—76. 247. 251. 357. 367. 375. 381 384. 386. 389—392. 394—401. 404. 406 f. 408-410. 420—424.

Bernhard, Herzog y. Sachsen -Jena. 403 f.

Bessel, Heinrich, br.-celliBcher Ge- sandter. 48.

Bethlen Gabor, Grossfürtt v. Sie- benbürgen. 286.

V. Beaninghen, Conrad, bolländ. Gesandter. 706.

y. Beverning, Hieronymas, hoUänd. Gesandter. 621 f. 637. 685—687. 695. 698—702. 710—719. 721.

de Beyer, Jobann, clevischer Be- gierungsrath. 622. 693. 706—709.

Bezieres, Bischof von, fransos. Ge- sandter. 705 f.

Bjelke, Steno, schwedischer .Ge- sandter. 109.

Blaspeil, Werner Wilhelm, clevi- scher Regiernngsrath. 319—321.479. 491. 493-555. 625-630. 633. 635 f. 639. 643-645. 653. 655. 658. 660- 663. 667. 671. 678. 680 f. 684. 689. 694—6%. 699. 701. 710—719. 731 740. 744. 747 f. 753 f. 756-758. 760. 762—764. 768 f. 771.

V. Blittersdorff, Job. Werner, k.- mainzischer Gesandter. 598.

Block, brandenb. O.Lieutenant. 319. 342.

V. Blnmenthal, Carl Oaspar, bran- denb. Geh.Ratb. 107. 156. 159—169. 199. 224 f. 264. 298. 307. 323-325. 406. 438. 442. 445. 479. 622. 629. 703—706. 754 f. 760.

Boeckel, Martin, schwedischer Ge- sandter. 594.

Bogislav XIV., Herzog v. Pommern. 145.

v. Bohn, Beichshofrath 352.

V. Boineburf?, k.roatnz. Minister. 206. 217 f. 231. 235. 268. 355.

V. Boisrenand, G. Adjutant. 454.

Boll, boUand. Deputierter. 6.^3.

Bombach, General. 196.

Bonoeil. 705.

Borck, Adolf, Prior v. Werden. 513 f. 525. 690 f. 692. 731. 739.

V. Borck e, Caspar, k.pfalz. Gesandter. 68. 70. 72 f.

V. Borstell, Georg Friedrich, bran- denb. Hof- u. Rammergerichtsrath. 25.

Bourdeaux. 109—111.

V. Brabeck, mflnsterscher Domherr. 509. 638. 643. 652. 657. 689.

Brand v. Lindau, Job. Christ, k.- sächs. O.Lieutenant 314.

V. Brandt, Christoph, brandenb. Ge- sandter. 65. 97 f. 493. 515-517. 519. 629.

Braunschweig-Lüneburg, Her- zog von, s. August, Christian Lud- wig, Georg Wilhelm, Johann Frie- drich.

Brunkhorst, Graf v, 615.

V. Brunn, k.pfälz. Gesandter. 76.

Bndendach, Johann, halberst. Re- gierungs- u. Kammerrath. 276—280.

V. Bulow, braunschw.-hannov. Ge- sandter. 6.

y. Bugg, Freih. , G.Wachtmeister. 227 f.

V. Borckerode, k.sächs. Gesandter. 132.

Buschmann, k.cöln. Kanzler. 468. 673. 708—719. 722 f.

V. Bydenbach, Georg Wilh., wür- temb. Gesandter. 461.

Calovius, Professor in Wittenberg. 185.

v. Canstein, Raban, brandenb. Geh.- Ratb und Hofroarschall. 6 f. 16. 27. 39. 54. 402. 404. 437. 497. 564. 566, 629. 670. 726. 734. 754 f. 763 f.

Caprara, kaiserl. Oberst. 332 f.

Caraze n a, Marquis, span. Gouverneur der Niederlande. 299.

Carlingford, Graf, englischer Ge- sandter. 654-656. 665. 677. 679.

Carrer, Dr., pf.-neuburg. Hofrath. 174.

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780

PersoDeDverseiobniB.

CastelRodrigo, spaDischer Gouver- nenr der Niederlande. 457. 461 463. 657. 659. 664. 699.

Charlotte, Karfurstio y. Pfalz. 64 f. 70-72. 76 f.

Christian, Herzog v. SachseD-Merse- barg. 353. 333.

Christian Ernst, Markgraf v. Bai- renth. 96. 99. 106 f. 114. 120. 125. 133 f. 442 f. 446. 453. 463.

Christian Lonis, Herzog v.Meckleu- bnrg. 236 f. 264.

Christian Lndwig, Herzog von Braonschw.-Celle. 4. 9. 26 f. 47 f. 54. 58. 375. 397. 429. 445. 451, 458. 559 —561. 563.

Christian Wilhelm, Administrator V. Magdeburg. 165.

Christoph Bernhard (v. Galen), Bischof y. Mänster. 91. 188. 212. 217 f. 220. 222. 225. 227 f. 280 f. 233 f. 237 f. 322 f. 335. 423. 440. 451. 454-457. 461 f. 463— 466. 481 f. 485-487. 489. 492 f. 498 f. 509— 550. 554. 562. 569 f. 574 581— 583. 611—721. 731.

Cöl D, Karforst v., s. Ferdinand, Maxi- milian Henrich.

C 0 1 a 1 1 0, ClaodiQS Graf, kaiserl. Reichs- hofrath und Obrist. 33. 288.

Colbert, Jean Baptiste, franzos. Mi- nister. 705 f.

Colbert-Croissi, Charles, franzos. Gesandter. 621 f. 680. 685. 693. 703 f. 711.

Copes, Johann, brandenb. Resident im Haag 36. 319—321. 626-628. 633. 635 f. 642. 650. 653. 658. 667. 669. 680-688. 690. 695.

Oo artin, Honoratns, franzos. Ge- sandter. 594.

Crane, Reichshofrath. 166. 170. 172. 175 f. 178. 180. 183.

V. Crockow, Lorenz, brandenb. Ge- sandter. 97. 101 f. 264. 271. 290. 479. 635. 653. 747.

V. Crockow, Mathias, brandenb. Ge- sandter. 13. 23—25.

V. Dal wich, hessischer Gesandter.

635. Danckelmann, Sylvester, brandeDb.

Gesandter. 319—321. De rffli ng er (Dorflin^), brandenb. O.

Feldzeagmeister. 297. V. Diessenhansen, W. J. Ungelter,

pf.-neabargischerHofrathsprasident.

174. 181. Dietrich, brannschw.-cellischer Geb.

Ratb. 575. Dietrichstein, Graf, kaiserl. Ge- sandter. 258. V. Dobrczenski, brandenb. Geb.

Rath. 110. Dohna, Christoph Delphicas Graf,

sohwed. Diplomat. 109. Dobna, Christoph Graf, brandenb.

Geh. Rath. 204. 334 f. 629. 660. 670.

760. 763. Dorothea v. Holstein, Herzogin ▼.

Br.-Celle. 568. D 0 w n i n g , englischer Gesandter. 515

517. 519. 628.

£berhard, Herzog v. Würtemberg. 447. 458.

Eden, Barchard Dr., bremischer Ge- sandter. 1%.

7. Ei ekel, olevisoher Regierangsratb. 754. 756.

V. Eimbeck, Christiao fiempo, brandenb. Kammeijonker. 725.

E i s e n a c h , Herzog v. , s. Adolf Wil- helm.

Eitelfriedrich Y., Graf v. Hoben- zollem. 124.

Eleonore, Wittwe Kaiser Ferdi- nands m. 104. lia 132.

Elisabeth, Prinzessin v. Pfalz, Aeb- tissin V. Herford. 567. 646.

7. Eller, brandenb. O. Major. 306. 690.

y, Eltz, Friedr. Casimir, br.-celliseher Geh. Rath. 575 f. 667.

Emanuel, Forst von Anhalt. 278.

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PersoneDverzeicboiB.

781

V.Emmerich, Rammergerichtsfiskal.

352 f. Eoghien (AogoieD Anjoa), Herzog

V. 418. 489. 507. 746. Ernst, Hersog v. Sachsen Gotha.

208. 268. 313. 353. 356 f. 361 f. 365.

369. 373. 375. 381-384. 390—392.

394. 398. 401. 417. 420. 423. 427.

429. 431 f. ErnstAngust, Herzog v.Braaoschw.-

Lünebnrg, Bischof v. Osnabräok.

423. 464. 560. 562. 571 f. 575 577—

579. 581. 584. 605. 632 f. 635—637.

640. 644-649. 654. 658 f. 664. 682 f.

687 f. 698. 709. 718. Ernst, Hermann, clevischer Regie-

rungsrath. 734. 760. Estrades, Graf, französ. Gesandter.

494. 497. 517. 551-555. 616 f. 625.

628. 656 f. 669 f. 672. 682 - 684 Et tinger, Dr., k.mainziscber Ge- sandter. 168.

Faickenier, Bärgermeister v. Am- sterdam. 680. I

Ferdinand III., Kaiser. 10. 63. 95. j 103. 149. 352. 590. i

Ferdinand (IV.), Rom. König. 63.

Ferdinand, Knrfürst 7. Cöln, Bi- schof y. Munster. 615.

Ferdinand (▼. Fürstenberg), Bischof V, Paderborn. 214. 620. 649. 652. 663 f. 693. 702. 709. 737.

Ferdinand Maria, Knrfürst v. Baiern. 11. 22. 47. 7H. 104. 217. 227. 266.

Peyge (Fayes), G. Adjutant. 454. 469.

V. Firnemont, kaiserl. G. Feldzeug- meister 0. Landesbanptm. v. Glogau. 308—305.

Forgatsch, Graf, kaiserl. General. 304.

Frendemanu, brannschw. wolffenb. Gesandter. 4.

V. Fridag, kaiserl. Gesandter. 324.

Friedrich III., Kaiser. 106.

Friedrich III., König v. Dänemark. 572.

Friedrich II., Kurfürst v. Branden- burg. 106.

Friedrich V., Kurfürst v. Pfalz. 63. 567.

Friedrich, Herzog v. Braunschw.- Celle. 559 f.

Friedrich, Fürst v. Anhalt. 234.

Friedrich, Markgraf v. Baden. 227. 335. 512.

Friedrich, Landgraf v. Hessen- Homburg. 231. 528.

Friedrich Ludwig, Ffalzgraf v. Zweibrücken. 447. 458. 761.

Friedrich Wilhelm, Herzog v. Sachsen -Altenbnrg. 12. 208. 216. 226 f. 276. 279. 353. 362. 366. 381. 403. 411. 421.

V. Friesen, k.säcbs. Geh Rath. 262 -274.

Friquet, kaiserl. Gesandter. 37. 490 f. 496—502 512. 621. 669 f. 672. 674. 689. 699. 714.

Fuchs, Paul. 403.

delaFuente, spanischer Gesandter. 299. 307.

Fürstenberg, Franz Egon Graf, Bischof V. Strassbnrg, k.coln. Mi- nister. 14. 22— 24.35— 37. 39 f. 524 f. 581. 591. 622. 664 f. 678 f. 707—709. 726 f.

Job. Adolf, paderbornscher Dom- herr. 665. 709—719.

Wilhelm Egon Graf, k.coln. Ober- Kämmerer. 23. 482. 622. 673. 693 f. 697. 699. 707—719. 724—726.

Ffirstenstein, Diede zum, hessi- scher Gesandter. 15. 20.

Fugger, Graf, Generallieutenant. 227 -229.

V. Galen, Heinrich, 695. Garnier, kaiserl. G.Wachtmeister.

326 f. 330. V. Gent, Johann, 7.')8.

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782

PersoDenverBeichDif.

Qeorg, Uersog v. BraoDSohw.-CaleD-

berg. 559. Georg, Landgraf y. Hessen -Darm-

Stadt. 7. 26f. 40. 65 f. 71 f. 458. Georg Christian, Landgraf v. Hes-

sen-Hombnrg. 424. 463. 528 f. Georg Christian, Forst v. Ostfries-

land. 616. Georg Wilhelm, Korf. v. Branden- barg. 121. Georg Wilhelm, Herzog v.

Braunschw. - Lflneburg. 26 f. 445.

451-458. 457 f. 4B4. 478. 560—586.

598. 623—625. 631—636. 639. 641.

643. 645. 654. 662. 664 f. 682 f. 687 f.

709. 719. V. Gersdorf f, Nicol., k.sachs. Geh

Ratb. 67. 185. 882. 388. 398. 422. y. Giese, Franz, pf.-neubnrg. Ober-

kanzler. 219 519. 525 f. 545. 550.

608-610. 693 f. 696. 709—719. 733.

740. 744. 747. 753. 771. Girant 706. y. Gladebeck, Bodo, braunschw.-

cellischer Gesandter. 9 f. 16. 20.

48-64. 397. 443. 539. 567. 572. de Goes, kaiserl. Gesandter.* 287.

294. 597 621. 674 f. 681 f. 688. 690.

694 f. 709—720. 745—748. y.GoItz, Rüdiger, braodenb. G.Wacht- meister. 296 f. 308. 564. 566. Gonzaga, Fürst. 13. 23. 104.288.310. y. Goppold, Reicbshofrath. 853. G orgas, mänsterscher G.Major. 454—

466. 462—464. 649. Grammont, Dnc de, französ. Ge- sandter. 325. 706. Grayel, französ. Gesandter. 9. 12.

15. 23. 50. 53. 64. 69 f. 85—89. 150.

177. 189. 191. 200. 237. 240 f. 249.

289. 446. 448. 453. 455 f. 461 f. 466.

469. 472-474. 479 f. 494. V. Greiffenclau, k.mainzischer Geh.

Rath. 395. 409. 609 f. y. Groben, Domdechant. 478. Grote, Otto, braodenb. Rath. 48. Grote, Otto, brannschw.-bannoyer-

scher Gesandter. 709—720.

Grober, Florian, k.ooloischer Rath.

578. Gudenns , Dr. Johann, k.mainzischer

Gesandter. 709—719. de Gniche, Graf. 666. Gnidobald, (Graf v. Tbnn), Erzbi-

achof y. Salzburg. 11. 158 f. 166—

170. 176. 188. 186. 188. 192. 218.

238. 245. 247. 249. 252. 254 f. 257.

308. 311. 339. 463. Gustay Adolf, König v. Schweden.

851. Gostay Adolf, Markgraf y. Baden.

228.

Habbaeos, schwedischer Gesand- ter. 701.

Hackeberg, Jalios, brandenb. Ge- sandter. 744—746.

Haersolte, Oberst, holländ. Ge- sandtor. 631. 635 f. 640. 644. 664 f.

y. Hammerstein, Osnabrück. Bof- marschall. 647.

Hardeck, Graf, ansbacbischer Ge- sandter. 112. 128.

y. Hardenberg (Harenberg), braun- schweig.-celliscber Gesandter. 4. 6. , 674. 579.

yan Haren, holländ. Gesandter. 680.

V. Harrach, Cardinal. 164.

Hase, Dr., cleyischer Regiernngsratli. 764—757.

Hatzfeld, Graf y., 432.

V. Hanbitz, mänsterscher O.Wacht- meister. 227. 714.

V. Hazt hausen, braunschw.-haono- yerscher Stallmeister. 671. 646—649.

Hedwig Sophie, Landgräfin ▼. Hessen- Cassel. 64. 70. 76 f. 875. 446. 458. 541. 669 f. 661 f. 667.

y. Heiden, cleyischer Regiemngs- rath. 71 f. 756. 769.

y. Heimburg, braunschw. - wolffenb. Gesandter. 6. 16. 20. 666. 676. 690 f. 694. 697. 699. 709-719.

Heinrich IV., Herzog y. Mecklen- burg-Schwerin. 106.

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PersoDeDverseichnis.

783

Heinrich, Herzog v. Mecklenburg-

Stargard. 106. Heinrich, Fürst v. Nassaa-Dillen-

bnrg. 284 f. Heister, kaiserl. F.M.Lieaten. 332 f.

343. Hermann Adolf, Graf v. Lippe. 541. Hessen- Cassel, Landgraf v., s.

Hedwig Sophie, Wilhelm.

Darmstadt, Landgraf v. , s. Georg IL , Ludwig VI.

Homburg, Landgraf v., s. Frie- drich.

Heyland, braunschw.-wolfienb. Ge- sandter. 23.

Hippel, brandenb. Secretär. 498.

Hoch er, Dr., osterr. Gesandter. 166. 219.

V. Hoen, k.pfais. Geh. Rath. 64.

V o m H o f f, hessischer Hofmarschall. 27.

v.Hohenfeldt,Reicbspfennigmei8ter. 224.

Hohenlohe, Julius Graf, General. 192. 245. 328. 331. 454. 469. 480. 482.

Hohenzollern, Graf, kaiserl. Erb- kämmerer. 128 f.

Jost Niklas Graf. 124.

Karl Graf. 124.

Meinrad Graf. 124.

Philipp Christoph Graf. 124. Holstein, Herzog v., s. August,

Johann Adolf. Y. Hoverbeck, Johann, brandenb.

Geh. Rath. 110. 204. 262. 335 f. 373. y. Huohtenbruch, clevischer Re-

gierangsrath. 754. 756. 760. Hugo Rberhard,Bischofv. Worms.

168. Hugo, Ludolf, braunschw.-haonov.

Gesandter. 709—720.

Iden, Syndicus ▼. Magdeburg. 218. V. Jena, Friedrich, brandenb. Geh.

Rath u. Kanzler. 27. 48. 51—54. 68.

80. 83. 85. 96. 103. 157. 270. 291.

406 f. 414. 417. 438. 562. 565-586.

621. 631 635. 639. 646—649. 661.

670. 676. 689—702. 712 f. 726. 733.

754 756. 760. 763 f. V. Jena, Gottfried, brandenb. Ge- sandter. 156—257. 311. 439. 446—

482. Johann V., Herzog v. Mecklenburg- Schwerin. 106. Johann Adolf, Herzog ▼. Holstein.

227. 229. 252 f. Johann Conrad, Bischof ▼. Basel.

447. 458 461. Johann Friedrich, Herzogv.Braun-

schweig -Lüneburg. 231. 451 453. I 457 f. 560—586. 633—635. 643. 646. I 648. 664. 682 f. 690 f. 709.

Johann Georg, Kurf. v. Branden- burg. 114. Johann Georg, Fürst y. Anhalt,

brandenb. Geh. Rath. 54. 74. 204.

272. 299. 317 f. 322—326. 385 f. 373.

629. 660. 680. 726. 754 f. 760. Johann Georg, Kurf. y. Sachsen.

22. 47. 57—59. 64 f. 104. 168. 185.

208. 216. 226-228. 232 f. 236 f. 241.

243. 256. 258—281. 292. 853. 356-

359. 863. 367—369. 372—377. 381—

397. 401. 403. 405. 407. 410—420.

422 f. 425—433. 528. 574. Johann Kasimir, König y. Polen.

28. 419. 488. 750. 772 f. Johann Philipp (?. Schönborn),

Kurf. y. Mainz. 3. 10—15. 23 f. 28.

30. 34 f. 38 f. 44—47. 55. 66. 71. 87.

145. 150-152. 168. 191. 193. 197.

202. 206. 20S. 214. 218. 220. 222.

225. 227 f. 231—241. 247—252. 256.

261. 263. 265. 267 f. 272—274. 277.

279. 317. 320. 345. 852-422. 429—

432. 439 f. 456 f. 473. 4 2. 487. 492.

528. 569 f. 674. 590—611. 635. 709. I s i n g, Dr., cleyischer Regierungsrath.

543. 734. 754. 757. 759 f. Julius Heinrich, Herzog y.Sachsen-

Laoenburg. 238.

y. Kanne ob erg, brandenb. Generai- lieutenant. 4.

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784

Personenverseichiiis.

Karl IL, König v. Bngland. 78. 462.

617. 625. 630. 638. 654. 656. 659. 661.

675. 708. 719 f. Karl X. Gustav, König v. Schweden.

118. 145. 285. 487. Karl XI., König y. Schweden. 97 f.

164. 443. 448. 458. 481. 573. 592. 611. Karl IL, Kooig y. Spanien. 674. 710. K arl, Herzog v. Lotbrini;en. 355. 591.

593. 595. 604. 746. Karl Joseph, Erzherzog v. Oester-

reich. 105. 132. 230. Karl Kaspar (y. d. Leyen), Kar-

fürst y. Trier. 47. 91. 227. 448. 487.

591. 595. 597. 604. Karl Ludwig, Kurfürst y. Pfalz. 9.

32. 47.50-53.63—91. 164. 243. 418-

420. 439. 448. 457. 581. 689—611. Kemeny-JanoB, Orossfnrst v. Sie- benbürgen. 286 f y. K etler,Kasp. Philipp, paderb.Dom-

dechant. 709—719. K leihe, Dietrich Schweder, schwe- discher Gesandter. 98 125. 145.

582 f. 585. 620. 634 f. 648. 658. y. Kleist, Ewald, brandenb. Geh.

Rath. 145. Knie, kaiserl. G.Wacbtmeiser. 331—

333. Kniephof, Bärgermeister v. Erfurt.

354. Koller, brandenb. O.Lientenant. 315.

342. Königs eck, Graf, Reichshofrath,

kaiserl. Gesandter. 150. 321. 593.

601. 604—606. KoDigsmark, Graf, schwedischer

Feldmarschall. 110. 146. 629. Koppen, Johann, brandenb. Geh.

Rath. 475. Kohai^, kaiserl. Oberst. 330. Kornhoffer^ Joh., O.Wachtmeister.

281. y. Kram, brannschw. hannoy. Ge- sandter. 4. y. Krentzberg, clevischer Regie-

mngsrath. 760. y. Krockow, s. Crockow.

I^acron, Graf. 186.

Lamberg, Graf, kaiserl. Oberkam-

merer. 113. 132. Lammers, cleyischer Regierangs-

rath. 760. y. Landsberg, Dietrich, k.cöloiecber

Geh.Rath. 15. 20. 539. 578 f. 694.

696 f. 707. 709. 722 f. Lange nbeck, Heinrich, brannschw.-

cellischer Gesandter. 6. y. Ledebnr, Gerhard Jan, brandenb.

Gesandter. 110. 113. Leopold, Kaiser. 5—7. 10 14. 19

—24. 32—34. 46 f. 49. 52. 56—68.

66. 82. 85—87. 91. 95 f. 98. 100—145.

149 -154. 167 f. 213—240. 258-2G1.

272 f. 277. 279. 286-348.365. 359 f.

371. 373. 375f. 380. 393. 430—432.

438 f. 465. 486. 497. 499 f. 565. 593.

596—601. 606. 608. 611. 621. 624.

661 f. 669. 674f. 688. 691. 704. 707 f.

740—742. 748. 751. Leopold Wilhelm, Erzherzog y.

Oesterreich. 104. 118. 127. 132. 135 f. Leopold Wilhelm, Markgraf v.

Baden, Reicbsfeldmarschall. 219.224.

226. 229. 231. 245. y.Lerodt, pf.nenbnrg. Gesandter. 488.

491. 496-510. 518 f. 621. 526. 529. Las s eins, französ. Gesandter. 141.

164. 264. 487. 446. 489. 645. 547 f.

550. 657. 659. y. d. Leye, k.mainzischer G.Wacht-

meister. 426. 454. Liohtenstein, Fürst. 291 f. 328. 616. Lilie ström, Joh. Nicod., schwedi- scher Vicepräsident. 181. Limbarg-8tyrQm,Graf y., 616.716. Limprecht, Volkmar, Oberyierherr

in Erfurt. 852—354. 389 f. Linde nspfihr er, Reichshofrath. 115. Lionne, französ. Minister. 50. 200.

825. 658. 565. 628. 704 f. Lippe, Graf y., s. Herrmann Adolf., y. Li sola, Franz, kaiserl. Gesandter.

187. 224. 258. 289 f. 292. 294 f. 297—

300. 303-308. 815—818. 322 f. 328.

388. 347 f. 490. 49r». 500.

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PersoDeDverseichois.

785

Lobkowitz, Fürst, kaiserl. Minister.

104. 116. 222. 310. 328. V L5beo, Johann Friedr., brandenb.

Geh.Rath. 95. 99 140. 201 335 f.«

629. Lothringen, Herzog v., s. Karl. V. Lottum, clevischer Regiemngsratb.

543. 759. Lnbomlrski, Pnrst. 318. 742.744—

749. 751. Ladolf, Hieb, Sachsen - gothaiscber

Hof- n. Jnstizrath. 427. Lndolf, Uathsmeister in Erfurt. 366 f.

370. 384. LndwigXIV., König v. Frankreich.

9. 12. 15. 23. 50. 64. 69 f. 85-91.

150 f. 164. 166. 163. 188. 200. 224 f.

246. 264. 289. 355. 379. 402 f. '412-

418—420. 423. 430-432. 437-440.

445. 448. 456. 458 f 460. 464. 478 f.

489 f. 494. 499 f. 507. 545. 547. 550—

555. 565. 571. 611. 616-618. 621.

625. 628. ;630. 651. 654. 657. 674.

691. 697. 703-709. Ludwig V.,Landgraf v.Hessen-Darm-

Btadt. 231. 458. LndwigVL, Landgraf v. Hessen-

Darmstadt. 7. 74. 445. 652. 667. Ludwig Philipp, Pfalzgraf v. Sim-

roern. 63. Luise Marie, Königin v. Polen. 421.

488. 742. Luise V. Degenfeld, Raugrafin,

Gemahlin des Kurf. Karl Ludwig

V. Pfalz. 64-66 71. 76. 605—608. de Lunibres, französ. Gesandter.

554. 578. 583. 585. Lynar, Graf. 227.

V. Mahrenholtz, Gurt Asche, bran- denb. Gesandter. 77. 156—257. 439. 446-454. 4G5— 482. 593. 601-611.

Mainz, Kurfürst v., s. Johann Phi- lipp.

Maradas, Graf. 113. 132.

V. Marwitz, brandenb. O.Lientenant. 303. 305 f. 319. 327. 332 f. 312.

Mater. %. Gpsrh. d. O Karffirstcn. XI.

V. Mauderode, Otto, braunschw.- cellischer Gesandter. 457. 461.

Matthias, Kaiser. 590.

Maximilian I, Kaiser. 589.

Maximilian Henrich (7. Baiern), Kurfürst v. Cöln. 3. 7. 9. 11 15. 22—28. 31 f. 35—44. 47. 55f. 59. 66—68. 79. 238. 254. 440. 445. 462 464. 466 f. 487. 515 517. 522 f. 52o. 528.539. 569 f. 574 f. 577. 5S1. 585. 591. 595. 597. 604. 621 f. 651. 664 f. 668. 673 f. 682 f. 685-687. 689. 691. 693. 696—698. 702. 706—709. 722-727. 731. 743. 751.

Mazarin, Cardinal. 15. 90. 97. 488. 507.

Mecklenburg, Herzog v., 8. Chri- stian Louis, Heinrich.

Med Ina de las Torres, Herzog, spanischer Minister. 308.

Mehl, k.mainzischer Kanzler. 168 f. 184. 201.

Mein der 8, Conrad, Dr., paderborn- scher Gesandter. 214. 217. 504. 709— 719.

Mein der 8, Franz, brandenb. Geh.- Secretär. 652. 732—737. 740 f. 744 -747. 749 753 f. 75G. 758. 760. 762. 765—768.

MeniuB, Sachsen -zeitzscher Geh.- Rath. 366 f.

V. Metternich, Brnst, brandenb. Ge- sandter 157.

Mevius, David, schwedischer Ge- sandter. 138. 142-144. 594.

V. Miltitz, G. H., k.eäohsischer Hof- justizrath. 427.

MÖTBberg, Graf. 417. 426. 429.

Molitor, Dr., k.mainzischer Ge- sandter. 355.

Montecuccoli, Graf, kaiserl. Feld- marschall. 112. 155. 167. 219. 286 f. 298. 316. 321. 329. 331. 342 f.

Moritz (Johann Moritz), Fürst v. Nassau, brandenb. Statth. in Cleve. 65 105. 230. 512 f. 519. 551. 754 f. 759.

Moritz, Herzog v. Sachsen -Zeitz. 27-2. 3i3. 366. 411. 414. 50

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786

PersoDeDyerseichnis.

Motifeld, Johann, clevischer Re-

gierungsrath. 759. da Moni in, französ. Geeandter. 671.

682 f. 685. 739. Müller, Lorenz, braunechw.-bannov.

Gesandter. 563—567, 569. 571. 645

—649. 665 f. 709—720. Münster, Bischof v., s. Christoph

Bernhard. Mn harne d IV., türkischer Sultan. 285.

Ifassau, Fürst v., s. Heinrich, Moritz.

Neitsch, k.-Bächsiecher Oberst. 390.

Neuburg, Pfalzgraf v., s. Philipp Wilhelm, Wolfgang Wilhelm.

Neumann, Andreas, brandenb. Re- sident in Wien. 95 f. 101. 103—144. 235 289. 294. 305. 307. 327. 338 f. 342. 393.

Nicolartz, k.cölnischer Gesandter. 578. 664. 696. 698.

V. Nievenheim, clevischer Regie- rungsrath. 754. 756.

Nostiz, Graf, Kanzler inBohmen. 222

Ochs, Johann, Kassierer der Rhein.

Allianz. 453 f. 467. Oldenburg, Graf v. 173. V. Ommeren, bolländ. Gesandter.

653. 665. 699. Oranien, Prinzessin v., s. Amalie. Prinz V., s. Wilhelm. Ostfriesland, Fürst v., s. Georg

Christian. Owener, Oberst. 573.

Pagestecher, Christian, hessischer Gesandter. 15. 20. 40.

Parker, Johann, engl. Schiffscapitan. 677.

Patz, Heinrich, k.mainzischer Gesand- ter. 709—719.

Peil, Arnold, k. pfalzischer Gesandter. 67—70. 72-80. 83. 85. 602.

Peil, Johann, clevischer Regierungs- rath. 760.

Penner an da, Graf, Vicekonig v. Neapel. 299.

Per Sias, k.pßLlzisoher Resident. 602.

Pestalozzi, Kaufmann. 299.

Pfalz, Kurfürst v., s. Karl Ludwig.

Pflugk zu Kottwitz, Heinr. Sigm. k. sächsischer Kämmerer. 262.

Pfretzschmer, Nicol., Dr. k.säch- sischer Geh. Elath. 427.

Philipp IV., König y. Spanien. 307. 325. 502. 649. 664.

Philipp Wilhelm, Pfalzgraf v. Neu- burg. 3. 9. 51. 150. 158. 156. 181. 185. 202.209.212. 217. 219 f. 222— 224. 226. 230 f. 235. 240. 440. 451. 467. 461—466. 485—556. 569 f. 572. 674. 692 f. 604. 618. 621. 651 f. 665. 668 f. 672—674. 682 f. 685. 689. 691 —693. 697. 702. 707. 709. 731—777.

y. P taten, Claus Ernst, brandenb. Geh.Bath u. Kriegskommissar. 27. 39. 48. 156. 159. 166—179. 184. 204. 291. 803. 385 f. 379. 397. 417. 629.

V. Plettenberg, kaiserl. Gesandter. 422.

Pleuren, k.mainzischer G.Wacht- meister. 391.

y. Podewils, franzos. General. 60. 703 f.

y. Pollnitz, Gerhard Bernhard, bran- denb. Oberstallmeister. 666. 698.

Pomponne, französ. Gesandter. 480f.

Portia, Fürst, kaiserl. Minister. 104. 112. 116. 126—129. 134 f. 215. 286. 238. 251. 296. Port mann, Johann, brandenb. Geh.

Rath. 9. 31 f. 67. Pradel, französ. General. 399. 404.

409. 416. Preunel, brandenb. Oberlicentein-

nehmer. 341. 467. Prensse, brandenb. Kanslist. 240. y. P ü h e 1 , ansbachischer Gesandter. 26. Puffendorff, Esaias, schwedischer Resident. 706.

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PersoDenverzeichnis.

787

Radsivill, Rogislav, Fürst, Statt- halter io Prenssen. 217. 745. 747.

▼. Rah den, Lucius, braodenb. Geh. Hof- u. Kammergerichtsrath. 259— 261.

Rakoczy, Georg I., Fdrst v. Sieben- bürgen. 286.

Rak oczy, Georg IL, För^ y. Siebeo- bärgeD. 285 f.

Rambsdorffi k. sächsischer Oberst. 390.

V. Rantenstein, Uans Ernst, pf.neu- burgischer Gesandter. 181 f. 188. 191. 204. 214. 217. 219. 457. 461 f. 488. 499. 504. 747.

Rebeoeck, brandenb. Resident in Wien. 103.

y. Reiffenberg, Philipp, k. mainzi- scher Geh.Rath. 267. 355. 357. 378— 381. 387. 389. 391 f. 395 f. 402—404. 407. 409. 411 f. 417—424. 430. 592 f. 595. 597.

Reigersberg, holländ. Deputierter. 653.

Reinhardt, Joh. Georg, brandenb. Geh. Hof- u. Kammergerichtsrath. 6. 426.

Renniger, Simon, kaiserl. Resident in Gonstantinopel. 287. 294. 340.

Ripperda tot Bnirse, holländischer Gesandter. 680.

Risancourt, lothringischer Gesand- ter. 608 f.

Romswinckel, Matthias, brandenb. Gesandter im Haag. 027. 633. 635 f. 642. 653. 658. 660. 667. 669. 680— 686. 699. 756.

y. Rondeck, Georg Dietrich, magdeb. Geh.Rath. 402.

Rosenstock, Bärgermeister y. Mag- deburg. 218.

Rudolf II., Kaiser. 118.

de Ruyter, holland. Admiral. 629.

Sachsen, Kurf. y., s. Johann Georg. Altenburg, Herzog v., s. Frie- drich Wilhelm.

Sachsen - Gotha, Herzog v. , s. Ernst.

Jena, Herzog v., s. Bernhard.

Weimar, Herzog y., s. Wilhelm.

Zeitz, Herzog y., s. Moritz. Salzburg, Erzbischof y., s. Guido-

bald. Schörer, Dr., osterr. Gesandter. 166. Scheyen, brandenb. Kanzlist. 703. Schlippenbach, Christ Karl, Graf,

schwedischer Rath. 28. 30. 110. y. Schmettau, Wolfg., brandenb.

Gesandter. 157. y. Schmidburg, R.hofrath. 853 f. Schmidt, Oberst. 342. V. Sc^hmising, Matthias Korff, mnn-

sterscher Domherr. 622. 663 f. 691 f.

697—702. 709—720. Schnell, Heinrich, pf.neuburg. Vioe-

kanzler. 549. 733. 740. 747. 749.

753. 770 f. Schnolski (Snolski, Snoilski), schwe- discher Gesandter. 109. 145. 177.

196. 217. 240. 446. 449. 461. 469-

480. 482. Sohönbeck, 0., brandenb. Gesand- ter. 157. y. Schönborn, Franz Georg, k.-

mainzischer Gesandter. 461. , Melchior Friedrich, k.mainzischer

Gesandter. 709—719. y. SchÖning, Hans Adam, brandenb.

Hofrath. 620 f. 652. 657. 668. 673 f.

682. 689. 731. 740. Schwarz eiiberg, Adolf, Graf. 105.

113. 126—128. 132. 135 f. 742. 745.

762. 766 f. 774 f. Schweden, K5nig y., s. Karl XI. y. Schwerin, Otto, brandenb. Ober- präsident. 8. 16. 20 f. 27. 68. 78.

204 f. 262—275. 299. 307. 317 f. 322

326. 335 f. 341. 373. 376. 379 f.

384 f. 397. 402-404. 417 f. 437 f.

442. 551. 564. 579. 629. 643. 651.

655. 657. 660. 670 f. 675. 680. 686.

709-719. 726. 733 f. 736 f. 740. 745.

749. 753 f. 756—758. 760. 762 f. V. Schwerin, Otto, d. j. 703 f.

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788

Personeuverzeichnis

äcbütz, Job. LiUdw. Herwig, K.bof- rath. 115-124. 131. 133 f. 136. 143f.

v.SchwaoeDfeld , Jacob Lid), Reicbs- herold. 354. 360. 363.

V. Seckendorf, Veit, sacbBeo-go- thaisoher Kanzler. 361.

Sebeetädt, Hanoibal, däniecber Ge- sandter. 70i.

Sigiamand III., König v. PoIpu. 4b8.

Sillemann, pf.neaburgiscber Kanz- ler. 174.

Sinzendorf, Graf, kaiserl. Gesand- ter. 820 f.

Sommerfeld, k.mainsiscber G. Wacbt- meister. 391.

V. Somnitz, Loreni Georg, brandenb. Geh.Rath. 107. 109—112. 335 f. 437. 475. 646-t'49.

Sopble, Herzogin v. Hannover. 66. 76. 560 f. 567. 572-574. 5Ta 585. 592. 605. 654.

de Soucbes, kaiserl. Feldmarschail. 245. 286. 305. 312-315. 321 f. 326— 334. 343.

V. S p a e n, A lex.,ole viscber Regierungs- ratb n. G.Wachtmeister. 519. 529— 546. 759.

V. Sparr, A. C. Ferd., brandenb. 0.- Lienteoant. 297. 311. 342.

V. Sparr, Otto Christopb, brandenb. Gen. Feldmarschail. 219. 221. 237. 297. 301. 803. 341 f. 845 f. 725. 727.

y. Sparre, Feter, schwedischer Ge- sandter. 113. 119. 138. 142—145.

Spiegel, Bärgermeister v. Amster- dam. 6^0.

8 p 5 r c k e , brannschw.- hannov. Schatz- rath. 573.

Stahremberg, Graf, 104. 112.

y. Stein, bairentbischer Gesandter. 120.

Steinberg, Dr. Johann, clevischer Regierungsrath. 754. 757. 769 f.

y.8ternbaoh,Coelestin,schwedi8cher Kanzler in Vorpommern. 101. 109 112. 137—141. 143. 427 f.

Styrnm s. Limburg-Stynim.

Strauch, Dr., k.sächsischer Gesandter.

167. 182. 206. 248. StreitS) k.sächsischer Oberst 383 Strozsi, Graf, kaiseri. General. 328. Stnrm, brandenb. Notar. 719. Salzbach, Pfalzgraf v., 220.224.226.

' Taxis, Graf, kaiserl. Generalpost- meister. 28 f. 164.

Temple, William, englischer Gesand- ter. 617. 622. 719—721.

T 0 r n 0 w, Johann, brandenb. Geh.Rath. 107. 437.

Traun, Graf. 104. 331.

Trautmannsdorf, Graf. 291.

Trier, Kurfürst y., 8. Karl Kaspar.

Turenne, französ. Marschall. 703— 706.

IJcedo, Sebastian, spanischer Ge- sandter. 207. 224. 289. 292. 299. 306 f. 317 f. 322-326. 491.

Ulrich, Herzog y. Wurtemberg. 228 f.

Um bescheiden, Job. Adam, k.trier- bcher Gesandter. 461.

de la Taliere, Mademoiselle. 705.

Vane, Walther, englischer Gesandter. 621. 675-680.

Vaubrun, Marquis de, franzÖs. Ge- sandter. 482.

Vaudemont, Prinz y., lothringischer General. 607.

Volmer, kaiserl. Gesandter. 24. 166.

Vultejus, hessischer Kanzler. 27. 73.

y. Waldbarg, Freih. 891 f. Waldeck, Christiao Ludwig, Graf.

462 f. Wal deck, Georg Friedrich, Graf.

51 f. 227 f. 423. 463 f. 487. 562. 570.

577. 579. 583. 585. 632. 684—646.

655 f. 662. 664. 669. 671. 698 t 736. y. Waldersdorf, Reichsyicekaozler.

28. 38. 44. 46. 5^5. 86 f. 151.

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Persooeo verzeichois .

789

Walderode, kaiserl. Reichshof rat h.

143. ▼. WalleDrodt, preasBiscber Land-

hofmeister. 315. Wambold v. üipatadt, Philipp, bran-

denb. üof- a. Kammergerichtsrath.

276—280. 426. WeieeenfeU, camioscher Capitolar.

145. Weisseuwolff, Graf, österr. Ge- sandter. 166. Wex, Joh. Christoph. Dr., sachsen-

weimar. Hof- u. Kammerrath. 402. V. Weyer, Geo.Major. 572. V. WezhauseD, Wolf Dietrich, k.-

maiosi scher Jägermeister. 382. V. Wicqaefort, Abraham, braanschw.-

cellischer Agent im Haag. 50. 633.

636. 639 f. €43 f. 647. 649. 701. Wied. Friedrich, Graf. 66. 68. V. Wiedenbrock, müDsterscher Geh.

Rath. 540 f. 622. 709-720. Wilhelm VI., Landgraf y. Hessen-

Cassel. 3. 7. 9. 13 f 26—31. 33. 39—

45. 64-66. 70 f. 76. Wilhelm VII, Landgraf v. Hessen-

Cassel. 458. Wilhelm, Markgraf y. Baden. 598.

601. 606 f. 609-611. Wilhelm, Prinz v. Oranifln. 656 676.

678 f. 660. 706. Wilhelm, Herzog v. Sachsen- Weimar.

353. 421. 423. 426. Windischgratz, Graf, kaiserl. Ge- sandter. 215. V. Winckelhansen, Joh. Heinr,

pf.neuburg. Kanzler. 733. 740. 747

749. 753.

de Witt, Johann, holländ. Rathspen- sionär. 620 f. 626. 662. 666. 669 671. 679 f. 681. 684. 689 f. 706.

de Witt, Johann, holländ. Gesandter. 680.

Witte, Dr. Otto Johann, brannschw.- cellischer Rath. 40. 563.

Wolckenstein,Graf>Reich8hofraths- Vicepräsident 121. 126. 128. 143. 166. 172. 175 f. 180.

Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf v. Neubarg. 485 f.

Worley, Henry, engl. Schiffscapitän. 677.

Worms, Bischof y., s. Hngo Eber- hard.

Wrangel, Gastay, schwedischer Reichsfeldherr 110. 125. 145. 318. 475. 477—479. 481. 569 574. 585. 624. 633. 668. 697 f.

y. Wreden, mfinsterscher Oberst- lieatenant. 617.

Würtemberg, Herzog y., s. Eber- hard, Ulrich.

Wartz, schwedischer General. 220. 270—272.

Wulff, schwedischer Oberst. 278.

Wusthaas, Adolf Dr., cleyischer Re- gierungsrath. 529—546. 734- 710.

Zobel, Sebast Fried r., hessischer

Gesandter. 461. Zriny, Niolas, Graf, Banns y. Cro-

atien. 287. 328.

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