?%1 ^'' «.^ Xv/.^^5" VEGETATIONSBILDER HERAUSGEGEBEN VON DR- G. KARSTEN und DR- H. SCHENCK PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BONN PROF. AN DER TECHN. HOCHSCHULE DARMSTADT VIERTE REIHE 1r LIBRARY NEW YORK ßOTANJCAt Qaxden. JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1907 /W Uebersetzungsrecht vorbehalten. Inhaltsübersicht der vierten Reihe. Erstes Heft. E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes. Pflanzen mit axilen Wohnräumen. Cec ropi a. Tafel I. Cecropia sciadophylla Mart. bei Leticia (Peru). 2. Cecropia arenaria Warb. n. sp. bei Manäos. Triplaris. 3. Triplaris Schomburgkiana Bth. Männlicher und weiblicher Baum bei Tarapoto (Peru). 4. Triplaris Schomburgkiana BxH. Männhcher Baum am Pongo de Cainarachi (Peru). Pflanzen mit Blattschläuchen. 5. Tachigalia formicarum Harms n. sp. äff. bei Leticia (Peru). „ 6. Tococa guianensis AUBL. bei Säo Joaquim am Rio Negro. Zweites Heft. Walter Busse, Das südliche Togo. Tafel 7. Lichter Urwald im Agome-Gebirge bei Misahöhe. „ 8. Uferwald in der Landschaft Väapo. „ 9 und IG. Die Baumsteppe. „ II. Elefantengras-Savanne in der Landschaft Ve. „ 12. Bora.ssus-Hain in der Steppe bei Hö. Drittes und viertes Heft. Carl Skottsberg, Vegetationsbilder aus Feuerland, von den Falkland-Inseln und von Südgeorgien. Drittes Heft. Vegetationsbilder aus dem südöstlichen Feuerlande. L Feu erländischer Regen wald. Tafel 13 A. Nothof agus betuloides (Mirb.) Blume am Waldrande in der Tekenika-Bucht, Süd- feuerland. „ 13B. Untervegetation im Inneren des Regen waldes in des Tekenika-Bucht. „ 14. Drimys Winteri FORST. bei Harberton-Hafen am Beagle-Kanal. IL So mm er grün er Wald. „ 15. Urwald von Nothofagus Pumilio (PoEPP. et Endl.) Blume in der Nähe von Ushuaia. Sommer. „ 16. Etwas gerodeter Wald von Nothofagus Pumilio bei Ushuaia, mit eingestreuter N. betuloides. Winter. „ 17. Nothofagus Pumilio (POEPP. et Endl.) Blume im Walde bei Ushuaia, mit Myzo- dendron punctulatum Banks et SOL. besetzt. m. Bolax-Heide. „ 18. Bolax-Heide auf der kleinen Halbinsel bei Ushuaia. Polster von Bolax glebaria COMM., Gesträuch von Chiliotrichum diffusum (FORST.) REICHE und Berberis micro- phylla Forst. Aus den Polstern treten zahlreiche Sprosse von Pernettya pumila (L. fil.) Hook, hervor. Viertes Heft. Vegetationsbilder von den Falkland-Inseln und von Südgeorgien. Vegetation der Falkland-Inseln. Tafel 19. Heidelandschaft auf der Ostinsel mit einem Teil von dem großen „Stoneriver", „Princess Street". „ 20A. „Tussock -Insel" in der Nähe von Port Stephens auf der Westinsel. Nur Gipfel und Plateau rechts sind unbedeckt, überall sonst dicht stehende Polster der Poa flabellata (FORST.) HoOK. fil. „ 20 B. Große Polster von Bolax glebaria Comm. auf dem Quarzitrücken unweit Port Stanley. Vegetationsbilder aus Südgeorgien. „ 21. Strand mit Poa-flabellata-Formation in der Cumberland-Bai auf Südgeorgien. 22. Grassteppe in der Cumberland-Bai auf Südgeorgien. Oben auf dem Plateau Poa flabellata, am Fuße der Abhänge lichtere Flecken von reiner Deschampsia antarctica (Hook.) Desv. „ 23. Bestand von Acaena adscendens Vahl in der Festuca-Steppe, Cumberland-Bai, Süd- georgien. „ 24. Vegetation rings um einen Wasserfall in der Cumberland-Bai, Südgeorgien. Fünftes Heft. Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen. Tafel 25 und 26. Die Oelpalme (Elaeis guineensis L.). „ 27. Der Kapokbaum (Ceiba pentandra L.). 28. Der Schibutterbaum (Butyrospermum Parka [G. Don] Kotschy). 2q. Erythrophloeum guincense DoN. „ 30. Coia acuminata (P. DE B.) R. Br. Sechstes Heft. F. Börgesen, Algenvegetationsbilder von den Küsten der Färöer. Tafel 31. Fucus spiralis f. nana und Fucus inf latus f. disticha an schroffen Felswänden bei Viderejde auf Viderö. 32. Callithamnion arbuscula und Ceramium acanthonotum. zu.sammen mit Corallina offi- cinalis, Himanthalia lorea, Porphyra umbilicalis etc. an schroffen exponierten Felsen bei Viderejde (Viderö). „ 33. Porphyra umbilicalis und eine dichte Vegetation von Rhodymenia palmata. Acrosi- phonia albescens. An .schroffen Felswänden in der Xähe von Midvaag auf Vaagö. „ 34. Himanthalia lorea mit Gigartina mamillo.sa auf Strandfelsen bei Midvaag auf Vaagö. Corallina officinalis, Ceramium acanthonotum. Acrosiphonia albescens etc. „ 35. Laminaria digitata und Alaria esculenta an den Kü.sten von Vaagö bei Midvaag. „ 36. Fucus vesiculosus und Ascophyllum nodosum auf Klippen und Steinen in der Nähe von Höjvig auf der Ostküste von Strömö. Siebentes Heft. Anton Purpus und Carl Albert Purpus, Arizona. A. Hochland von Arizona. Tafel 37. Vegetation der oberen Regionen der San Francisco Mountains; Wälder aus Abies arizonica Merr., Populus tremuloides MCHX. etc., vorne Frasera speciosa DouGL. 38. Pinus pondero.sa DoUGL. und Pinus ponderosa DouGL. var. scopulorum Engelm. in den San Francisco Mountains. „ 39. Vulkanische Hügel bei Cedar Ranch. Lichter Be.stand von Pinus edulis Engelm. und Juniperus monosperma Sargent; im Vordergrunde Opuntien und kleine Sträucher von Gutierrezia Euthamiae ToRR. et Gray. B. Wüstengebiet von Arizona. Tafel 40A. Yucca radiosa Trel. in den El Rincon Mountains, Prosopis juliflora DC. im Hinter- grunde. „ 40 B. Cacteenvegetation am Camelback Mountain, Opuntia Bigelowii Engelm. ; im Hinter- grunde Cereus giganteus Engelm. 41. Cereus giganteus Engelm. am Picacho Pik bei Tucson, im Vordergründe Larrea tridentata MoRiC. 42. Gruppe von jüngeren Exemplaren des Cereus giganteus Engelm. bei Phönix. Achtes Heft. A. Th. Fleroff, Wasser- und Bruchvegetation aus Mittel-Rußland. Wasservegetation. Tafel 43 A. Nymphaea Candida Presl., Potamogeton natans L., Alisnia Plantago L., im Bache bei dem Dorfe Kolpakowo, Kreis Alexandrow, Gouv. Wladimir. „ 43 B. Scirpus lacustris L., Nymphaea Candida Presl. Gletscher-See Sawelijewo, Kreis Perejaslawl, Gouv. Wladimir. Wasser- und Bruch Vegetation. „ 44. Wa.sser\'egetation : Stratiotcs aloides L., Lemna minor L., in der Mitte Cicuta virosa L. Im Hintergrunde Erlenbruch. See Sabolotije. Kreis Perejaslawl, Gouv. Wladimir. 45. Bruchvegetation: Typha latifolia L. Im Hintergründe Erlen - Birken - Bruch. See Sabolotije. 46. Bruchvegetation: Nymphaea Candida Presl.. Stratiotes aloides L. . Phragmites communis Trin., Alnus glutinosa DC. See Sabolotije. „ 47. Bruchvegetation: Rechts Nardosmia frigida Hook. Links Fllipendula ulmaria und Nardosmia frigida HooK. In der Mitte dichte Rasen \-on Carex elongata L. Im Vordergrunde Salix caprea DC. Erlen-(Birken-)Bruch Sachotskoje, Kreis Rostow, Gouv. Jaroslawl. 48. Liparis LoeseHi RiCH. und Malaxis paludosa L, im Moosmoore bei See Besdon, Kreis Massalsk, Gouv. Kalujifa. Vierte Reihe BeH 1. G. Ute, flmeisenpflanzen des Bmazonasgebiefes Cafel 1—6. VegefaHonsbilder herausgegeben pon Dr. S. Karsten Professor an der Uniuersität Bonn Dr B. Schenck Professor an der Cechnisdien ßodisdiule Darmstadt *^§> Vierte Reihe, ßeft 1 ^cs> £. Ule, BmeisenpHanzen des Hmazonasgebietes. Cafel 1. Cecropia sciadophylla FTlart. bei [leticia (Peru). Cafe! 2. Cecropia arenaria Warb. n. sp. bei ITlandos. Cafel 3. Criplaris Sdiomburgkiana Btfi. männlicher und weiblicher Baum bei Carapoto (Peru). Cafel 4. Criplaris Schomburgkiana Bth. männlicher Baum am Pongo de Eainarachi (Peru). Cafel 5. Cachigalia formicarum Barms n. sp. äff. bei üeticia (Peru). Cafel 6. Cococa guianensis flubl. bei Sno 3oaquim am Rio Regro. Sena 1^06 Perlag pon 6ustau Fischer Rnkündlgung. Unter dem fiamen »►PegetaHoilsbiIder«( erscheint hier eine Sammlung von [liditdrucken, die nach sorgfältig ausgewählten photographischen Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und von denen eine erste, zweite und dritte Serie nunmehr abgeschlossen uorliegen. Verschiedenartige Pflanzenformationen und -Genossen- schaften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, welche der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge perleihen, und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen ITlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Huf- nähme Finden. Um ein reichhaltiges Fllaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X12 cm oder 13X18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglidit ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu verursachen. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form von Beften zu je 6 Cafeln, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft von 6 Cafeln ist auf 2.50 IIl. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 [lieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 ITlark berechnet. Der Inhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft, B. Sdienck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: ITlalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Sehende: Cropische flutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest-Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: ITlonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Stranduegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Cacteen-, Agaven- und Bromeliaceen-Vegetation. CT] I Vegetationsbilder. Vierte Reihe, Heft 1. Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes. Von E. Ule. 'IBRARY ^EW YORK laris, welche dem Reisenden als be- sondere Merkwürdigkeiten gezeigt werden, schon längst den Indianern, welche die in ihren hohlen Stämmen lebenden Ameisen Tachi nennen, bekannt gewesen. In den letzten Jahrzehnten hat man nun zahlreiche Pflanzen, meist aus den tropischen, zum kleineren Teile aus den gemäßigten Zonen, kennen gelernt, die von Ameisen, teils der Schildläuse wegen aufgesucht werden, deren ausschwitzende Säfte ihnen als Nahrung dienen, teils der extranuptialen Nektarien wegen, deren Honig sie nachgehen. Unter Ameisenpflanzen oder Myrmecophyten im engeren Sinne sollen indessen nur solche verstanden werden , in denen bestimmte Ameisenarten ihre Nester anlegen, ihre Brut pflegen und dauernd wohnen. Auszuschließen sind dagegen alle die Pflanzen, bei denen sich nur gelegentlich Ameisen in Ritzen der Rinde, in abgestorbenen Aesten oder in Blattscheiden angesiedelt haben. Vielfach bezeichnet man auch als Ameisen- pflanzen alle diejenigen, welche Anpassungen an die sie bewohnenden Ameisen aufweisen und welche von den letzteren gegen Schleppameisen und andere Ijlattzerstörende Tiere geschützt werden. Es läßt sich indessen häufig nicht feststellen, inwieweit ein Schutz CD durch die Ameisen für die Pflanzen von Bedeutung ist, ja es ist in neuerer Zeit eine Veo-etatioasbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel i — 6 solche Anpassung vielfach in Frage gestellt worden, so daß eine Grenze hier kaum ge- zogen werden kann'). Ameisenpflanzen in dem oben ausg-esprochenen Sinne kommen im ganzen wärmeren Amerika vor und erreichen in Brasilien auf dem 30. Breitengrad, im Staate Rio Grande do Sul, ihre Südgrenze. In Rio Grande do Sul und in dem angrenzenden Staate Santa Catharina ist die verbreitetste Ameisenpflanze Cecropia adenopus Mari'. Nur bei Laguna kommt noch eine andere Art, Cecropia carbouaria Marx, et Miy. äff., mit unterseits weißfilzigen Blättern vor. Weiter nach Norden nehmen die Ameisenpflanzen allmählich zu; auch hier sind es Cecropia-hx\.&x\, die allgemeinere Verbreitung besitzen. Gelangen wir aber näher zum Aequator und in das Gebiet des Amazonen.stromes, so treten auch Bäume und Sträucher aus verschiedenen anderen Familien auf, welche Ameisen oft in großer Menge Wohnungen bieten. Neben verschiedenen Arten der Cecropien sind dort die T^/vZ/fz/vV-Bäume, Taclii- oaüa und andere Leguminosen, Cordia-:\x\.&w, einige Rubiaceen, zahlreiche IVIelasto- mataceen und manche andere Pflanzen vertreten, die wir als Ameisenpflanzen ansprechen müssen. Melfach spielen diese Gewächse auch im Charakter des Landschaftsbildes eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Ameisenpflanzen lassen sich in solche einteilen , welche hohle , zuweilen auch angeschwollene Achsenteile den Ameisen als Wohnungen bieten, und in solche, welche den Tieren in Schläuchen der Blätter und Blattstiele Unterschlupf gewähren. Nur Myrmecophyten von mehr untergeordneter Bedeutung lassen sich hier nicht unterbringen, wie einige Bromeliaceen , bei denen Ameisen in den von den zwiebelartig zusammen- schließenden Blattscheiden gebildeten Höhlungen leben. Als solche sind zu nennen Tillandsia exigua Ule n. sp., T. paracusis Mez. und T. jtiniaiia Ule n. sp., deren Be- wohner aber alle zu weniger ausgebildeten Pflanzenameisen gehören. Immerhin bleibt es merkwürdig, daß die weit auf den Bäumen zerstreuten Exemplare dieser Brome- liaceen fast immer von bestimmten Ameisenarten besetzt sind. i) TREtJB, Sur le M_vrmecodia echinata Gaudich. Ann. du Jardin botan. de Buitenzorg, Bd. 111 et VII. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 1 E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel i und 2 Pflanzen mit axilen Wohnräumen. Cecropia. Talel I und 2. Tafel I. Cecropia sciadophylla Mart. bei Leticia (Peru). Tafel 2. Cecropia arenaria WARB. n. sp. bei Manäos. (Nach photographischer Aufnahme von E. Ule, 1902.) Cecfv/>ia. Von der Gattung Cco-opia oder Eiiibaiha der Eingeborent-n ist eine Art, nämlich C. adeiiopiis Mak [., .schon in Serie I, Heft i von H. Schenck geschildert worden. Wie diese sind auch die übrigen ca. 60 Arten mittelhohe Bäume mit quirlförmig gestellten Aasten und großen, meist handförmig geteilten oder gelappten Blättern. Alle Cecropia- Arten sind zweihäusig und tragen dichte Scheinähren, welche in Dolden stehen. Die Cecropien bilden einen wichtigen Bestandteil im Landschaftsbilde der süd- amerikanischen Vegetation. Teils bemerkt man sie einzeln im Walde, teils in kleineren oder größeren Beständen in mehr lichten Formationen. Am Amazonenstrom gehören nun G-(7-(9//c?-Arten zu den Charakterpflanzen der Flußufer. Nur an den Flüssen mit schwarzem Wasser fehlen sie zumeist oder treten hier nur an den der Kultur unterworfenen Orten oder mehr landeinwärts auf. Mit großer Regelmäßigkeit wechseln am Amazonenstrom und an vielen seiner Nebenflüsse oft seichte Sandbänke und abschüssige Uferstellen, wo der Wald dicht an den Fluß herantritt, miteinander ab. Diese Sandbänke, welche sich zeitweise mit einer dürftigen Vegetation bedecken, sind im Hintergrunde immer mit einer Zone von 5 — 30 m Breite von Cecropien begrenzt, an die sich dann der Wald anschließt. Auf neu sich liildenden Inseln schließen sie sich zuweilen zu reinen waldartigen Beständen zusammen. Für die Ufer des Amazonenstromes und anderer unterer Flußläufe ist eine Cccropia-PssX., nämlich Cecropia stcnostachya Warb. n. sp., C. paliiiata aß. eigentümlich, deren Blätter weniger tief gelappt, oberseits dunkelgrün und unterseits weißfilzig sind. Veo-etationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel i und 2 Fegt der Wind an den Ufern diihin, dann leuchtet die weiße Unterseite der Blätter hervor. An den oberen Flußläiifen wird diese Art durch Cccivpia nf^nria Warb. n. sp. ersetzt, welche habituell der Cccropia adciio/^us Mari, ungemein ähnelt, aber etwas kräftiger gebaut ist. Diese zwei Ufer-Cecropien stehen meist auf Stelz- wurzeln und ragen bei Ueberschwemmungen oft nur mit ihren Kronen aus dem Wasser hervor. Eine Reihe anderer Arten wachsen fast allein auf dem überschwemmungsfreien Lande, auf der sogenannten Terra firme, so besonders die stattliche Cccropia sciadopliylla Mart., Tafel i, die sich durch große, gefingerte Blätter auszeichnet. Ihre Anwesenheit in der Umgeljung von Niederlassungen kann als ein Zeichen dafür an- gesehen werden, daß letztere auf der Terra firme Hetren. Im Urwalde kommt Cecropia sciadopliylla MARr. nur sehr vereinzelt vor. Von anderen Arten seien noch Cecropia ficifolia Warb. n. sp., mit wenig gelappten, unten weißfilzigen Blättern, imd Cecropia arenaria. Warb. n. sp., die auf offenem, sandigem Gebiet bei Manäos sehr häufig ist, erwähnt, Tafel. 2. Letztere ist von kleinerem Wüchse und besitzt tief ge.spaltene, fast gefingerte, graugrüne Blätter. Selbst im peruanischen Gebirge, in Höhen bis zu 1400 m finden sich noch Grrö/i/cr-Arten, wie Cecropia iiiontana Warb. n. sp., die dort an freien Stellen, besonders wo Erdrutsche stattgefunden haben, auftreten. hl allen diesen verschiedenen Cecropien sind nun Ameisen, und zwar meist be- sondere Arten, gefunden worden '). So lebt Azteca Enieiyi Forel n. sp. auf C sciado- phylla Mai^t., Azteca minoi- Forel n. sp. in Cecropia ficifolia Warb., Azteca Alfari Em. var. aequilata n. v. auf C. riparia Warb. Im Gebirge kommt in der Cecropia inoutana W.\rb. eine ganz andere, viel größere Ameise, Caviponotns Ulei Forel n. sp., vor. Außerdem soll an manchen Flüssen in Cecropia eine wegen dei' Schmerzhaftigkeit ihres Stiches sehr gefürchtete Ameise hausen, die jedoch von mir nicht gesammelt worden ist. Alle Ameisen bergenden Cecropien stimmen in ihrem Bau, welchen Schimper ') eingehender beschrieben hat, im wesentlichen überein. Die Internodien der Aeste und Zweige sind inwendig hohl und durch Querwände voneinander getrennt. Zu jedem 1) A. Forel, In und mit Pflanzen lebende Ameisen aus dem Amazonasgebiet und aus Peru. Zoolog. Jahrb., Bd. XX, Heft 6. 2) A. F. W. ScyuMPER, Botanische Mitteilungen aus den Tropen, Heft l. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel i und 2 Internodium gehört ein Blatt, über dem sicli eine Rinne befindet, welche vom Druck des Blattstiels auf die Achselknospe in der Knospenlage herrührt, und in dieser Rinne ist stets ein Grübchen vorhanden. Eine solche flache Rinne kommt auch bei anderen Ameisenpflanzen vor, das Grübchen ist aber den Cecropien eigentümlich. An dieser Stelle wird nun immer die Cecropui von einein trächtigen Weibchen zuerst angebohrt, was ihm um so leichter wird, als die Wand des Grübchens dünn ist, und der Gefäßbündel entbehrt. Nachdem das \Veibchen durch die Oeffntmo- in den Hohlraum, die Kammer, eingeschlüpft ist, wächst, solange noch keine Arbeiter vor- handen sind, die Oeffnung durch Bildung von Callusgewebe ihrer Ränder wieder zu. Die Kammern sind an Stelle des bald verschwindenden Markes entstanden, im Querschnitt kreisrund, durchschnitüich etwa 4 — 7 cm hoch und durch sehr dünne und zerbrechliche, von den Ameisen stets durchlöcherte Querwände voneinander getrennt. Im Innern der Kammern wird von den Ameisen aus einer braunen, wachsartigen Masse, welche wahrscheinlich von dem Gr;ry^/rt-Baum entnommen wurde, ein Labyrinth ge- bildet, in dem die Larven liegen. In der Regel wird jede Kammer nur von einem Weibchen, dessen Zelle man oft allein darin findet, bewohnt. Außerdem sind immer weiße Schildläuse vorhanden , von deren zuckerhaltigen Ausschwitzungen die Ameisen sich zum Teil ernähren. Ihnen wird aber noch eine andere Nahrungsquelle von der Pflanze selbst geboten, denn aus den filzigen Blattkissen, die sich am Grunde der Blatt- stiele befinden, sprossen eiweißhaltige Körperchen hervor, denen sie eifrig nachgehen. Diese birn- oder eiförmigen Gebilde, MüLLERSche Körperchen genannt, gleichen etwa Insekteneiern. Die von den Ameisen eingesammelten Körperchen werden beständig durch neugebildete ersetzt. Begünstigt durch diese Umstände, vermehren sich die Ameisen auf den Cecropia- Bäumen zu bedeutender Menge imd verbringen ihr Leben auf den Kronen der Bäume. Bei einigen Ceovpia-hxXjsxi sind fast alle Exemplare von den Amei.sen eingenommen, bei anderen ist nur hin und wieder ein Baum besetzt. In der frühesten Jugend sind die Cecropien meist frei von Ameisen; sie werden erst, wenn sie einige Meter Höhe erreicht haben, von trächtigen Weibchen aufgesucht. Die den L^eberschwemmungen ausgesetzten, jungen Bäume können auch noch keine Ameisen bergen, weil diese durch das Wasser von ihnen fern gehalten werden. Falk man Cecropienbäume, so wimmelt es bald von zahlreichen kleinen Ameisen, welche sich auch zur Wehr setzen und deren Bisse recht unangenehm werden können. Von wirklich ameisenfreien Cecropien kenne ich nur ein oder zwei Arten, die in der Um- Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel i und 2 gebung von Rio de Janeiro vorkommen und deren eine die von Schimper untersuchte Corcovado-Cecropie, Cccropia hololeuca Miq., ist. Der von ilim erwähnte Wachsüberzug der Stengel, der die Ameisen am Hinaufkriechen hindern soll, ist aber nur an jüngeren Pflanzen vorhanden ; an den älteren werden die Stengel rauh oder filzig '). Diese Cecropta-hx\.QW bilden den Uebergang zu den verwandten Gattungen Coussapoa und Pouronnia, in welchen zuweilen auch echte Pflanzenameisen vorkommen. i) E. Ule, Verschiedene Beobachtungen \om Gebiete der baunibewohnenden Utricularia. Verhandl. der Deutschen bot. Gesellschaft, Bd. XVIII, Heft 6. -'^- Cccropia sciadoph)]!;! Mart. hei Leticia (Peru). '¥imm..- ■'■S^',-,- ^im.m. Cecropia arenaria Warb. n. sp. bei Manaos. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 Triplaris. Tafel 3 und 4. Tafel 3. Triplaris Schomburgkiana Bth. Männlicher und weiblicher Baum bei Tarapoto (Peru). Tafel 4. Triplaris Schomburgkiana BTH. Männlicher Baum am Pongo de Caina- rachi (Peru). (Nach photographischen Aufnahmen von E. Ule, 1902.) Triplaris. Von den Ameisenbäumen des Amazonasgebietes sind einige T/i/>/aris-Arten den Eingeborenenen weit bekannter als die Emdaiixi-Airten , da die Bisse der Tiiplaris- Ameisen viel empfindlicher schmerzen. Sie wachsen als mittelhohe Bäume einzeln oder zu kleinen Gruppen vereint meist im Ueberschwemmungsgebiet. Die großen, ab- wechselnd .stehenden Blätter gleichen etwa denen des Tabaks, sind aber glatt und von etwas stärkerer, fast lederartiger Beschaffenheit. Auch die Triplaris-^-kum^ sind zwei- häusig und tragen ihre Blüten in langen Aehren , die in großen Rispen am Ende der Zweige stehen (Tafel 3). Bei den weiblichen Blüten wachsen die Blütenhüllen in der Längsrichtung zu drei Flügeln aus, so daß die ganze Frucht ein federballartiges, 3 bis 5 cm langes Gebilde darstellt. Das Verbreitungsgebiet der Ciattung Triplaris beschränkt sich mehr auf das nördliche Südamerika, wo einige Arten, die von Ameisen stets bewohnt werden, am Amazonenstrom besonders häufig sind. Sie werden von den Einwohnern nach den Ameisen „arvore de tachi" oder „tachiceiro" genannt; und zwar unterscheidet man eine weiße Art mit hellem Stamm, nämlich Triplaii's Silioiiil)7irgkiaiia Bth., und eine schwarze mit dunklem Stamm, nämlich Triplaris suriiiamensis Cham. Die beiden Triplaris- hx\.^r\ beherbergen auch dementsprechend eine helle und eine dunkle Ameise in ihrem Innern. J3ie interessantere Art ist Triplaris Schoiuöiirgkiaiia Bth., welche mehr im Walde wächst, doch auch an Flußufern sich oft bemerkbar macht. Die gegliederten Zweige sind hier hohl und werden am oberen Teil der Internodien, wo sich dem Blatt gegen- über Lenticellen befinden, von den Ameisen durchbohrt. Diese Ameisen gehören zur Gattung Pseudoiuyriiia, die einen niederen, lang- gestreckten Körper besitzen und etwas größer als die Azteca-hx\sx\ sind. Sie sind sehr schnell in ihren Bewegungen und haben einen stoßweisen Lauf. Die in Triplaris Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel ^ und 4 Sc//ow/>///-oi-/a/ia Bth. hausende Ameise, Pscitdouiyiiiia dcudivica Forel var. cii/argiiiafa, besiedelt vorzugsweise die jüngeren Zweige und also auch die Kronen der Bäume, er- hält aber im inneren Mark des Stammes einen Gang offen, der bis zum Boden reicht und von dem in Abständen einzelne Seitengänge nach außen führen. Beständig laufen einige Ameisen dem Stamme entlang; greift man unversehens an denselben, so wird man von eilig aus den Schlupflöchern herbeistürzenden Ameisen heftig gebissen. Der Biß dieser Ameise ist recht schmerzhaft, brennt als wenn man mit glühendem Ei.sen in Berührung kommt, und erzeugt zuweilen auch Blasen an den verletzten Körperstellen. Von dem Stamme wandern die Ameisen l)is zum Boden und vernichten hier in einem Umkreise von einigen Metern alle aufwachsende Vegetation. An solchen kahlen Stellen im Walde erkennt man sofort, wo Z/v/^/ö/v'-f-Bäume stehen. Gewiß leisten hier die Ameisen diesen Ameisenbäumen einen .Schutz \"or anderem sie verdrängenden Pflanzenwuchs, denn sie würden ohne denselben bald von höheren imd kräftigeren Bäumen unterdrückt werden. Im niedergeschlagenen Walde und auf dem von der Kultur beeinflußten Boden, wo auch Trip/aris Sc/ioii/hurgk/aini Bth. oft zu finden ist, vernichten die Ameisen die umstehende Vegetation nicht, denn sie vermögen derselben vermutlich nicht mehr Herr zu werden ; auch steht in dem offeneren Gebiet dem Aufwachsen ihrer Wohn- pflanze kaum ein Hindernis entgegen (Tafel 4). So fehlt bei den um Tarapoto in Peru häufigen T/v//?;'«- Bäumen der von den Ameisen gereinigte freie Platz um den Stamm. Die andere Art, Tiiplaris suriim/nciisis Cham., findet sich vorzugsweise nur an den Ufern der Flüsse und Seen. Die sie bewohnende, dunklere Ameise, Pseiidomyrma triplaridis Forel n. sp., beißt etwas weniger heftig als die vorige Art. Ein um den Stamm angelegter, freier Platz ist auch hier nirgends zu beobachten. Auch landschaftlich sind die Trip!aris-Y>'d.\\raQ von einiger Bedeutung. W^enn die Bäume blühen, fallen zuerst mehr die männlichen auf, deren Blütenstände großen Feder- wischen gleichen, dann aber prangen die W'eiblichen, wenn die Früchte sich mit lebhaft rot- gefärbten Flügeln ausbilden, bei TiipIariR Sclioniburgkiana Bth. in lebhaftem Purpur und bei Triplarix xiirinamensis Cham, in Rosenrot, so daß die Einwohner meinen, sie blühten. Als ich im Juli den oberen Amazonenstrom bis Iquitos hinauffuhr, da leuchteten überall am Ufer die 7/7//r?/7lv-Bäume im Rosenrot ihrer Früchte hervor und erweckten mit dem frischen Grün der nach der Ueberschwemmung sich neu ent- wickelnden Pflanzenwelt den Eindruck des Frühlings. Sapiuin iabuni Ule n. sp. und 5. eglandulos-itni Ule n. sp. Diese Kautschuk liefernden Bäume aus der Familie der Euphorbiaceen sind bisher als A-Iyrmecophyten noch nicht bekannt gewesen; sie sind auch nicht immer Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 von Ameisen bewohnt. Die betreffende Pflanzenameise, Pseudomynna Caroii Forel var. saf^ii, gehört jedoch zu einer recht typischen Art. Die 5(7//>//;/-Bäume sind im ganzen Amazonasgebiet weit verbreitet und können bedeutende Höhe erreichen. Die eiförmigen oder lanzettlichen, ca. 6 — 10 cm langen Blätter tragen an der Basis meist zwei Drüsen und sind wechselständig. Die Zweige werden über der Ansatzstelle des Blattes an verkorkten Lenticellen durchbohrt, wo sich vermutlich keine Milchsaftgefäße befinden, welche wegen ihres klebrigen Saftes von den Ameisen vermieden werden müssen. Das innere, lockere Mark wird nun ausgenagt und zu Wohnungen und Brutplätzen der Ameisen hergerichtet. In die stärkeren Aeste und den Stamm von Saphuii dringen die Ameisen nicht, sie leben deshalb nur in den oberen Baumkronen. Ptcrocladon Spnicci Hook. f. Schon an der Grenze des Gebietes im Vorgebirge der Anden in einer Höhe von 1000 — 1400 m kommt diese Melastomatacee vor, welche sich als ein 2 — 8 m hoher Strauch entwickelt. Die Endzweige mit zusammengesetzt doldigen Blütenständen sind kantig -geflügelt, angeschwollen und innen hohl, während die Seitenzweige im Anfange runde und dünnere Form zeigen. Die hohlen, angeschwollenen Zweige von Pterociadon Sprucei Hook. f. werden im Innern von Ameisen der Art Myrmelachista Ülei Forel n. sp. ständig bewohnt. Diiroia I/irsiäa K. Sc?r. Zur Familie der Rubiaceen gehört Duroia liirsiita K. Sch. ein, kleiner, diöcischer Baum von 3 — 3 m Höhe, der sowohl im Ueberschwemmungswalde als auch auf der Terra firme wächst. Die kurz gestielten Blätter sind etwa 18—24 cm lang und 7—10 cm breit, umgekehrt eiförmig; auf der Oberseite und am Rande tragen sie zerstreute, ziem- lich lange, später verschwindende Haare, auf der Unterseite sind besonders die Ner\'en immer rauhhaarig. Die Nebenblätter sind zu einer lang - kegelförmigen Mütze ver- bunden, am Grunde mit einem Kranz langer Haare bedeckt, zwischen denen einge- streute Drüsen erhalten bleiben. Duroia besitzt endständige, korymböse Cymen weißer Blüten. Die Endzweige bestehen aus einem langgestreckten Internodium, auf welches dann ein sehr kurzes und zuletzt der Blütenstand folgt. Dies langgestreckte Inter- nodium entwickelt nun immer nach der Spitze zu eine blasenförmige Anschwellung, welche auf der Unterseite aufgeplatzt ist imd dort eine an den Rändern vernarbende Rinne zeicrt; in dieser befindet sich ein von den Ameisen durchbohrtes Loch. Diese Stengelschläuche werden immer von einer der zwei Arten Myrmelachista nigel/a Roger oder Azfeca duroiae Forel n. sp. bewohnt. Aehnliche oder vielleicht dieselben Ameisen- arten ließen sich auch in dem von Schumann untersuchten Material nachweisen. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel 3 und 4 Cordia Gerascaiitlios Jaco. Diese Art kommt auch schon an der (xrenze des Gebietes in trockneren For- mationen bei Tarapoto in Peru als kleiner Baum vor. Die Aeste dieser Boraginacee sind kandelaberartig gestellt und die Zweige an der letzten Verzweigungsstelle oft bauchig angeschwollen. An diesem 2 — 5 cm langen Schlauche sitzen die Zweige in ver- schiedener Höhe und Lage. Oft zeigt auch die große, reichblütige Rispe an einer Verzweigungsstelle einen ähnlichen, etwas kleineren Schlauch. Die Schläuche machen den Eindruck von Gallen, sie sind aber dünnwandig und bergen in dem Hohlraum fast immer eine sehr bissige Ameisenart, nämlich Pseudomynina sericea Mayr. var. cordiac n. v. Forel. Cordia iiodosc7 Lam. Diese Art ist im ganzen Amazonaso-ebiet verbreitet und stellt einen Strauch oder kleinen Baum mit ebenfalls kandelaberartiger Verzweigung dar, der größere Blätter als die vorige Art, die mit langen Borstenhaaren bekleidet sind, besitzt. Die Achse der Endzweige ist dicht unterhalb der Scheinwirtel stets stark verdickt, kantig und häufig, aber nicht immer, mit einer länglichen, blasenartigen Anschwellung versehen, die nach oben in einen Blattstiel übergeht. Diese hohlen Schläuche sind in ihrem Innern von kleinen Ameisen bewohnt, deren Verkehr mit der Außenwelt durch eine kleine, zwischen Blättern und Aesten verborgene Oeffnung am oberen Ende geschieht. Sie werden von den Ameisen besiedelt, wenn sie etwa 1V2 — 2 ccm Inhalt fassen. Triplaris Schomburgkiana Bth. Männlicher und weiblicher Baum bei Tarapoto (Peru). Triplaris Schomburgkiana Bth. Männlicher Baum am Pongo de Cainarachi (Peru). Vegetationsbilder, 4. Reihe, Hel't i E. Ule, Ameisenpfianzen des Amazonasgebietes Tafel 5 und 6 Pflanzen mit Blattschläuchen. Tafel 5 und 6. Tafel 5. Tachigalia formicarum HARMS n. sp. äff. bei Leticia (Peru). Tafel 6. Tococa guianensis AUBL. bei Säo Joaquim am Rio Negro. (Nach photooraphischei- Aufnahme von E. Ule, igo2.) Tac/z/ou/ur foiniica)inu Harms n. sp. Einen Uebergang von den vorigen zu den Pflanzen, die den Ameisen in iliren Blattschläuchen Wohnung bieten, bildet diese Gattung, die zu den Leguminosen gehört. Neben Arten, die immer Blattschläuche tragen, gibt es auch solche, welche keine oder nur wenige entwickeln; und während einige zu hohen Bäumchen heranwachsen, stellen andere niedere Bäume mit ausgebreiteter Krone dar. Die typischen Ameisenbäume findet man zerstreut im ülierschwemmungsfreien Wald© meist als jüngere Bäumchen, und nur selten bemerkt man ausgewachsene Exemplare. Sie tragen große Fiederblätter (Tafel 5), deren Blattspindel in ihrem unteren Teile blasenförmig angeschwollen ist. Die Tacliigalia entwickeln auf langem, rutenförmigem Stamm nur eine kleine Krone; eine Baumform, wie sie in der Hylaea öfter vorkommt. Bei Tarapoto hatte ich an einem zum Teil geschlagenen Walde Gelegenheit, verschiedene dieser Bäumchen anzutreffen, doch konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen, ob die überall im echten Amazonaswald angetroffenen jungen Pflanzen derselben oder einer anderen Art ange- hörten. Die Blattschläuche der Tathiga/ia von Tarapoto waren kürzer, breiter und starkkantig, im Gegensatz zu den ellipsoiden von anderen Orten; doch mögen sie sich vielleicht mit dem Alter verändern. Diese Tacliigalia foni/icannii Harms n. sp. wird nun \-on einer Ameise Pscudoniviiiia latinoda Mayr. tacliigaliae Forel n. .subsp. bewohnt, die der von Triplaris an Kampfbereitschaft und Heftigkeit ihres Angriffes nicht nachsteht und deshalb auch Tachi der Terra firme genannt wird. Die Ameisen leben hauptsächlich nur in den Blattschläuchen ; in blühenden und fruchtenden Exemplaren besiedeln sie aber auch die Achsen der großen, hohlen und angeschwollenen Blütenrispen. Nur in einem Falle, bei Iquitos, beobachtete ich, daß sie auch die Stämmchen durchbohrt und in Besitz genommen hatten. ö Tococa, Maicta und andere Melastomataceen. Eine recht große Anzahl von Ameisenpflanzen mit Blattschläuchen .stellt die Famihe der Mela.stomataceen, von denen die wichtigsten zu den 2 genannten Gattungen Tococa und Maieta gehören. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i K. Ule, Ameisenptlanzen des Amazonasgebietes Tafel 5 und 6 Arten dieser Ameisenpflanzen kommen im ganzen Amazonasgebiet als kleinere und größere Sträucher vor; sie sind sowohl über das Ueberschwemmungsgebiet als auch auf der Terra firme verbreitet und dringen l;)is in die Gebirge vor. Die meist großen, eiförmigen, lanzettförmigen oder breiten, zugespitzten Blätter tragen nach der Basis der Spreite zu, am Blattstiel oder an seinem Grunde zwei mehr oder weniger miteinander verwachsene Schläuche. Auch die Größe und Gestalt der Schläuche schwankt vielfach ; bei den einen sind sie sehr gewölbt und kurz, bei anderen mehr länghch. Die meisten besitzen auf der Unterseite des Blattes zwischen den Hauptnerven natürliche Oeffnungen, welche den sie bewohnenden Ameisen als Tür dienen. Mehr in die Länge gezogene Schläuche von 2 — 3 cm an der verschmälerten Basis der Spreite zeichnen Maicta Pocppioii Marx, und M. oiiuiiiciisis Aubl. aus. Bemerkenswert bei diesen Arten ist die ausgesprochene Anisophyllie, denn abwechselnd steht immer einem großen Blatt mit Schlävichen ein viel kleineres ohne Schläuche gegenüber. Bei einer Anzahl von Arten nimmt der Schlauch von der Basis der Spreite an den größten Teil des Blattstiels ein und ist mehr oder weniger ellipsoidisch, oft bis 4 cm lang, so bei Alaieta /i/n/msis PilCtER n. sp., Lcandra biilli/cra Pilger n. sp., Tococa Ulei Pilger n. sp., T. luilli/cra Mari, et Schr. und T. dis,iolor Pilger n. sp. Hierher gehört auch Tococa onjaneusis Aubl. mit sehr hoch gewölbten Schläuchen, die fast halbkugelig und nach vorn etwas vorgezogen sind (Tafel 6). Diese Art ent- wickelt sich zu einem Strauch oder Bäumchen und ist an etwas sumpfigen Stellen sehr verbreitet. Bei den verschiedenen Arten tragen nun teils alle Blätter Schläuche, teils abwechselnd je eins, von denen wieder das schlauchfreie Blatt gleich groß oder kleiner als das andere sein kann. Abweichend von den genannten Arten sind die Schläuche von Mairta /ococo /des Cogn. Hier befinden sich die hodensackförmigen Schläuche nicht mehr am Blattstiel, sondern dicht unter dessen Ansatz.stelle , von wo sie i — 2 cm lang herabhängen. Der einzige Zugang zu der Höhlung liegt genau an der Spitze des Gebildes, unmittelbar unter dem Blattstiel, er geht zunächst in einen Kanal über und teilt sich dann in zwei Kammern. Eine Anzahl verschiedener Ameisen bewohnen nun regelmäßig diese Hohlräume; so ist Ci-oiiatogastcr laei'is Mayr. auf Maieta juruensis Pilger n. sp. und AI. tococoidea CoGN. gefunden worden. PIteidolc niinuhtla Mayr. kam auf JMaicia Pocpigii Marx., M. ouianensis Aubl. und Tococa Ulei Pilger n. sp. vor; Allomerus ocfoarticulatus Mayr. auf Tococa seii/era Pilger n. sp., und Azieca Traili Emery auf Tococa biillifera Marx, et Schr. und T. >^//iaiicnsis Aubl. Die meisten dieser Ameisen stehen auf einer niederen Stufe der Anpassung, sie sind vielleicht nicht ausschHeßlich an die Schläuche gebunden und versehen diese auch oft zwischen den fast immer vorhandenen Borsten mit erdartigen Um- hüllungen. Azteca Trai/i ist auch in nicht zu unterscheidenden Formen als Verfertiger Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Araeisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel 5 und 6 der Blumengärten beobachtet worden. Auch bei anderen Ameisenpflanzen, welche mehr strauchartig- sind und kleinere Schläuche besitzen, wie Diiroia liirsuta K. Sch. und Cordia nodosa Lam. scheinen ähnliche Verhältnisse zu herrschen. Duroia sacci/era Hook. f. Diese Rubiacee entwickelt an der Basis von großen, fast sitzenden Blättern zwei völlig getrennte, hodensackförmige Schläuche, welche nach unten gerichtet .sind, ihre Oeffntmgen aber oben tragen, wo sie durch Faltungen des Blattes geschützt sind. Dziroia sacci/era Hook. f. ist ein größerer Strauch, der besonders in AVäldern am Rio Negro häufig vorkommt. Die in diesen Blattschläuchen hausende Ameise ist Allomerits octoarticiilatus Mayk. In ähnlicher Weise ist auch eine seltene Rosacea Hirtcl/a luyriiiccoplnla Pilger n. sp. mit Schläuchen ausgerüstet. Mit diesen hier aufgezählten Myrmecophyten ist ihre Zahl am Amazonenstrom durchaus noch nicht erschöpft, doch konnten hier nur die wichtigeren Typen an- geführt werden. Die Bedeutung der Ameisenpflanzen. In der Form und (iestalt ihres Körpers sind die Pflanzenameisen mehr oder weniger ihrer Lebensweise in engen Höhlungen angepaßt. Ganz besonders ist dies der Fall bei den Pscttdoiiiyniia und Azteca-hx\s.Vi , die fa.st nur auf Pflanzen und oft hoch oben in den Kronen der Bäume leben. Nun hat man auch bei den Ameisen- pflanzen die Schläuche und andere Einrichtungen als Anpassungen angesehen und ihre Bedeutung darin erkennen wollen, daß sie Ameisen anlocken, welche die Pflanzen gegen blattzerstörende Tiere, besonders die Schleppameisen, Atta, schützen. Es soll sich hier also um eine Symbiose handeln. \'or allem ist es Schimper, der die Verhältnisse bei Cecropia in Brasilien ein- gehender untersucht hat und zu dem Schluß gekommen ist: „daß wir in der Myr- mecophilie von Ceo-opia eine im Kampfe gegen die ^4//«- Arten erworbene Eigenschaft zu betrachten haben". Als solche Anpassungen seien das von den Ameisen stets durch- bohrte Grübchen, alle die Vorrichtungen, durch welche das Durchbohren erleichtert wird, und die MüLLERSchen Körperchen, nicht aber die Höhlungen selbst, anzusehen. Diese Theorie, welche von Schemper mit allem Vorbehalt in klarer, präziser Weise aufgestellt worden ist, hat mm allgemeinen Beifall gefunden und ist auch auf die anderen Ameisenpflanzen übertragen worden. Insbesondere hat man die verschiedenen Stengel- und Blattschläuche auch als erworbene Anpassungen an die Ameisen zum Schutz gegen blattzerstörende Tiere angesehen und hat sie als Domatien bezeichnet'). i) K. Schumann, Einige neue Ameisenpflanzen. Pringsheims Jahrbücher, Bd. XIX, S. 351—421. Vegctationsbilder, 4. Reihe, Heft i E. Ule, Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes Tafel 5 mid 6 In neuerer Zeit ist aber durch Beobachtungen in der Natur vielfach der Nutzen eines solchen Schutzes seitens der die Pflanzen bewohnenden Ameisen in Frage gestellt worden, und damit würde auch die Theorie der Anpassung an die Ameisen eine Einschränkung er- fahren müssen'). Verschiedene Forscher sehen die meisten Einrichtungen der Ameisen- pflanzen als vorgebildet und nur von den Ameisen benutzt an. Sie beziehen den Aus- druck „Domatien" auf zur Zeit des ersten Ameisenbesuches schon vorhandene Bildungen^) und nicht auf solche, die als Anpassungen an die Ameisen entstanden oder modifiziert sind. Mag man nun sich auch für die eine oder andere Anschauungsweise erklären — das innige Zusammenleben der Ameisen mit einer Reihe von Pflanzen und die merk- würdigen als Wohnungen benutzten Hohlräume bieten in jedem der beiden Fälle an sich so viel des Interessanten, daß es der Uebertreibungen, welche die ScHiMPERSche Theorie vielfach in Laienkreisen gefunden hat, nicht bedarf. Gegen diese sollte hier Einspruch erhoben werden. i) H. V. Jhering, Berliner Entomologische Zeitschrift, Bd. XXXIX, Heft 3, 1894. — E. Rettig, Ameisenpflanzen und Pflanzenameisen, Jena (Ernst Rettig) 1904. — E. Ule, Ameisenpflanzen. Englers Bot. Jahrbücher, Bd. XXXVII, Heft 3. 2) DE Wildem AN in Comptes rendiis de l'Academie des Sciences de Paris, T. CXXXIX (1904), No. 14, p. 552. Tachigalia formicarum Harms äff. bei Leticia (Peru). 2 Di r-" C O o '53 a2 C Vierte Reihe, Beft 2. <2Cä> <2!& Woher Busse, Das südh'che Cogo Cafel 7. Lichter Urwald im flgome-ßebirge bei ITlisflhöhe. üafel 8. Uferwald in der [iandsdiaft Vdapo. Cafel 9 u. 10. Die Baumsteppe. Cafel 11. 6IefantengraS'Sapanne in der Landsdiaft Ve. Cafel 12. BorassuS'ßain in der Steppe bei Ho. ^ena 1 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft von 6 Cafein ist auf 2.50 III. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 üieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 mark berechnet. Der Inhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Schenck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten; Ulalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Sehen*: Cropische Ilutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest-Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: monokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Eacteen-, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Vegetationsbilder. Vierte Reihe, Heft 2. Das südliche Togo. Von Regierungsrat Dr. Walter Busse, Mitglied der Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft, Privatdozent an der Universität Berlin. LlüRARV NEW YOPl'. fcJUTANK:/.;. ÜAKDEN. Einleitung. Das Studium der Vegetationsverhältnisse im südlichen Togo bietet dem Reisenden insofern besondere Anregung, als man es hier mit einem Gebiete zu tun hat, dessen Pflanzendecke offenbar in neuerer Zeit weitgehende Veränderungen erfahren hat. Während sich das Land heutzutage — in völligem Einklänge mit den derzeitigen klimatischen Verhältnissen — als ein echtes Stepp enland darstellt, deuten zahlreiche Erscheinungen darauf hin, daß in einer noch nicht allzuweit zurückliegenden Epoche abweichende Ver- hältnisse geherrscht haben müssen. Allenthalben an Stellen, wo noch die Beschaffenheit des Geländes entsprechende Existenzbedingungen gewährt, kann man Pflanzengesell- schaften oder vereinzelte Typen antreffen, die sich unschwer als zerstreute Reste einer ehemaligen zusammenhängenden W a 1 d b e d e c k u n g erkennen lassen. Und nicht nur die Tatsache des Vorhandenseins jener Relikte, sondern auch eine Vergleichung ihrer floristischen Zusammensetzung') mit derjenigen noch bestehender Waldgebiete in Ober-Guinea berechtigen zu der Annahme, daß das südliche Togo einstmals von einem i) Das vorliegende Material wurde vornehmlich durch die Sammlungen von Büttner, E. Bau- mann, Warnecke und durch die meinige gewonnen. Wenn auch der Ergänzung noch sehr bedürftig und zur Bearbeitung einer Flora des Gebietes keineswegs ausreichend, so haben doch diese Sammlungen <^ unter anderem beachtenswerte Aufschlüsse über das dortige Vorkommen charakteristischer, in anderen O} Teilen Westafrikas, namentlich in Kamerun verbreiteter Typen geliefert. Ueber meine Routen vergl. C^ Tropenpflanzer, lahrg. 1905, Heft 4. Meinen verehrten Herren Kollegen im Berliner Botanischen <^ Museum, in erster Linie meinem Freunde E. Gilg bin ich für mannigfache wertvolle Unterstützung bei ^ der Bestimmung meines Materials zu lebhaftem Danke verpflichtet. CO Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 — 12 ähnlich zusammengesetzten und nicht minder üppigen und dichten Regenwalde besetzt gewesen sei, wie das heute noch in gewissen Teilen benachbarter, zwischen gleichen Breiten liegender Länder der Fall ist. Ja wir dürfen vielleicht für das gesamte Gebiet des weiteren Küstenlandes von Sierra Leone an bis zum Aequator eine ehemalige, nur an wenigen Stellen von Steppenenklaven unterbrochene „westafrikanische Hylaea" ver- muten^). Unter dem Einflüsse des Menschen') wurden hie und da, so auch in unserem Gebiete, die Wälder mit Axt und Feuer vernichtet, soweit nicht die Beschaffenheit des Geländes diesem Zerstörungswerk Einhalt gebot. Eine Wiederbewaldung wurde — abgesehen von der langandauernden Ausnutzung der entwaldeten Strecken für den Ackerbau — durch verschiedene natürliche Faktoren unmöglich gemacht. Als solche sind zu nennen: in unmittelbarer Nähe des Ozeans die waldfeindliche Wirkung der vehementen atlantischen Seebrise und die durch Auftriebwasser kalter Meeresströmungen geschaffene Abkühlung und daiuit verringerte Neigung zu Niederschlägen ; weiter landeinwärts zum Teil das Fehlen niedenschlagbildender Höhenzüge und — an der Grenze der sudanischen Region — vielleicht auch die austrocknenden Nordostwinde (Harmattän). So kann das Ausbleiben der Waldregeneration nicht weiter wundernehmen. Mit der Entwaldung trat naturgemäß eine allmähliche Austrocknung des Bodens ein, ehemals reichhch Wasser führende Flüsse und Bäche versiegten gänzlich oder periodisch, und somit wurde den hygrophilen Gewächsen eine Heimstätte nach der anderen entzogen. Die ausgedehntesten Waklbestände des Gebietes — die ich leider nicht aus -^ö eigener Anschauung kennen gelernt habe — sollen sich im W^esten, in der Landschaft Boem finden. Ferner hat sich das Agome-Gebirge^), hinsichtlich der Niederschlags- mengen am meisten begünstigt, einige mehr oder weniger bescheidene Reste bewahrt, und endlich blieb der Nordabhang des kleinen Agu-Stockes, der wegen der Steilheit i) W. KoEPPEN hat in seinem ausgezeichneten „Versuch einer Klassifikation der Kliraate" [Geographische Zeitschrift, Bd. VI (1900), S. 657 f., Taf. 6], wohl auf Grund ungenügenden Materials, das Gebiet von Liberia bis zum Aequator seiner Zone des „Lianenldimas" einverleibt und damit einen, auch klimatisch für manche inbegriffene Areale, z. B. Togo und Süd-Nigerien, heute nicht mehr be- stehenden Zustand rekonstruiert. Togo stellt heute jedenfalls eine der Breschen dar, in der — nach KoEPPENs Terminologie — das „Baobab-Klima" herrscht. In früheren Zeiten fielen natürlich die Grenzen des „Lianenklimas" und der von uns vermuteten Hylaea zusammen. Auf die Ausdehnung dieser Hylaea nach Osten kann hier nicht eingegangen werden. 2) Vergl. W. Busse in Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1905, S. 207 f. 3) Vergl. R. Büttner, Togo, in: „Das überseeische Deutschland" (Stuttgart, Verlagsanstalt „Union"), ,S. 176. Dort auch allgemeine Beschreibung des Landes. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 — 12 seiner Hänge für die Anlage von Farmen nicht verwertbar war, von der Entwaldung verschont. Die in der Ebene gelegenen Waldparzellen sehen wir schon stark gelichtet, und ihnen ist, unter dem Einflüsse des heutigen trockenen Ivlimas, der Charakter des Regenwaldes meist verloren gegangen \ Daß sich an den Ufern der Flüsse und Bäche auf ständig feuchtem Grunde noch „Uferwald"-Säume erhalten haben, darf nicht weiter auffallen. Im übrigen gehört die Pflanzendecke — dem Klima entsprechend — zum weitaus größten Teile der Formation der Xerophyten -Steppe an, die wir, im Hin- blick auf die überall erhaltenen Relikte aus der Waldperiode, als eine durch die Tätig- keit des Menschen eingeleitete „sekundäre" Bildung ansehen dürfen. „Primäre", d. h. in einer früheren Periode entstandene Steppen mögen im nördlichen, dem Sudan genäherten Teile der Kolonie in größerem Umfange vorhanden sein. Im südlichen Togo darf man vielleicht die Ä?ra^j?/;^- Steppen zu den primären Formationen rechnen (vergl. Text zu Tafel i 2). Die feuchtgründigen Niederungen weisen mehrfach Savannen- charakter auf (vergl. Text zu Tafel 1 1), öfter noch haben die Eingeborenen sie zur Anlage ausgedehnter Oelpalmenhaine verwertet. Unmittelbar an der Küste, so z. B. in der Umgebung von Lome, nimmt die Landschaft streckenweise den Charakter der Wüsten-steppe an, während andererseits die vom Festlande durch die sogenannte „Lagune" getrennten Nehrungen bei Sebbe und Anecho durch hochstämmige lichte Palmenhaine {Borassus, E/aeis und Cocos) auf salz- durchtränktem Sandboden ausgezeichnet sind. In der Menge und Periodizität der Niederschläge machen sich insofern Unterschiede bemerkbar, als die Küstenzone ärmer an Regen i.st als das Innere des Landes, und erstere zwei Regenzeiten, das Binnenland deren nur eine aufweist. An der Küste schwankte in den letzter: Jahren die jährliche Regenmenge im allgemeinen zwischen 600 und 800 mm, am Agu zwischen 1000 und 1300, in Misahöhe zwischen 1200 und 2000 [durchschnittlich etwa 1500] mm^). An der Küste und auch noch am Agu hat man zwei Regenzeiten zu unterscheiden: die „große", vom April bis Juni (am Agu bisweilen länger) dauernde, und die „kleine", in den Oktober und November i) Das Gleiche trifft, nach mündlicher Mitteilung des Herrn Dr. R. Schlechter, für den er- wähnten Wald in Boem zu. 2) Nähere Angaben sind aus den regelmäßigen Berichten in Danckelmanns „Mitteilungen aus den Schutzgebieten" zu ersehen. Das Jahr 1904 ist seiner extremen Trockenheit wegen bei obigen Ziffern nicht berücksichtigt worden; in jenem Jahr blieb auch an der Küste die „kleine" Regenzeit vollkommen aus. Vegetatiorsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 — 12 fallende Periode. In Misahöhe vereinigen sich die Hauptniederschläge — wie in den weiter nördlich gelegenen Gebieten — zu einer einzigen Periode, deren Beginn in die Monate März bis Mai und deren Ende in den Oktober fällt. Völlig regenfreie Monate sind in Misahöhe selten. Der Verteilung der Niederschläge entsprechend wechselt in den einzelnen Teilen des Landes natürlich auch die Blütezeit der Gewächse. Im Innern mag auch der aus NO. wehende trockene Harmattän - Wind — dessen Zeit in die Monate November bis März fällt — das Pflanzenleben beeinflussen, da er die Luftfeuchtigkeit zeitweilig bis auf ein Minimum herabsetzt und damit die nächtliche Taubildung ver- hindern kann. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 Tafel 7. Lichter Urwald im Agome-Gebirge bei Misahöhe. (Nach photographischer Aufnahme von W. Busse, 1904.) Wie in der Einleitung erwähnt wurde, sind Reste der ehemals ausgedehnten Waldbedeckung nur noch in verhältnismäßig g-eringer Zahl und bescheidenem Umfange vorhanden. Immerhin vermögen diese unversehrten Bestände noch eine Anschauung von der Pracht und Formenfülle des sonst verschwundenen Primärwaldes zu erwecken. Wenn auch nicht „von Feuchtigkeit triefend", wie der exquisit hygrophile Wald der Kamerunküste, so hat sich doch der Urwald in Togo durchaus den bekannten Charakter des immergrünen tropischen Regenwaldes bewahrt. Einige wundervolle Bestände, in denen die Axt des Menschen noch wenig oder gar nicht ausHchtend gewirkt hat, bietet das Agome-Gebirge unweit Misahöhe, in der soeenannten Kame-Schlucht und bei Wuamme und weiter nördlich am Ostabhange des Gebirges bei Sod6. Unter den Baumriesen fehlen niemals, wie in Kamerun, drei hervorragende Vertreter: Chlorophora exceha (Welw.) Benth. et Hook., Ceiba pentandra L., der Kapokbaum, und die schönblütige Spathodea campamüata P. de Beauv. Ihnen schließen sich vereinzelt eine mächtige Pentaclethra mit feingefiedertem Laub und eine weitere Leguminose, Dialiutn guineense Willd., an. Durch mathematische Regelmäßigkeit seines für die Bombacaceen so bezeichnenden Etagenwuchses fällt Bombax buonopozense P. de Beauv. auf, dessen Kronen auch im Kameruner Küstenwald die meisten anderen überragen. Er entzückt zur blütenarmen Trockenzeit — wenn noch dazu der Harmattän den Wald mit dichtem Dunst erfüllt und alle feineren Farben- töne erstickt — das Auge durch Tausende großer, leuchtend karminroter, bei Tage weit geöffneter Blüten, mit denen seine hellgrauen, blattlosen, horizontal stehenden Aeste besetzt sind. In der Gegend von Sodo tritt daneben ein anderer Bürger des Wiildes hervor, der namenthch in der Ebene heimisch zu sein scheint: Firmiana Barteri (Mast.) K. Sch., die einzige bisher bekannte afrikanische Art einer merkwürdigen Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 Sterculiaceen -Gattung, deren übrige Vertreter in Ostindien und Malesien heimisch sind und die bis jetzt nur im Nigergebiete beobachtet worden war'). Freistehend ist der eif'enartige Baum in der Jugend durch pyramidenförmigen Aufbau der tiefreichenden Krone ausgezeichnet, im dichten Bestände strebt er, von starl< ausgesprochenem Licht- bedürfnis geleitet, zur äußersten Höhe empor, kerzengleiche astfreie Stämme von nahezu 50 m Länge bildend, die eine verhältnismäßig kleine Krone tragen. Auch Firmiana ist zur Trockenzeit des Blattschmuckes bar, dafür aber überreich mit kleinen scharlachroten Blüten besetzt. Unter den Charakterbäumen der Togowälder ist auch der „Alu" oder „west- afrikanische Mahagoni" {Kliaya sp.) nicht zu übersehen, dessen Stämme sich je nach Standort verschieden entwickeln, aber wie Chlorophom exceha unter günstigen Be- dingungen imposanten Umfang und 50 — 60 m Höhe erreichen. Der „Regenschirm- baum" Miisanga Smithii R. Br."), tritt namentlich an lichteren Stellen, wenn auch nicht in gleicher Häufigkeit wie in Kamerun hervor. Niemals fehlen Sterculia- und Ficits- Arten, und eine lois 40 m hohe, schlankstämmige Myristicacee, Pycnajifhus togoensis Warb. (n. sp.)^), mit hängenden reichblütigen Ae.sten. Zum Schlüsse dieser kleinen Liste müssen wir der stattlichen Rubiacee Mitraoync inacrophylla Hiern., gedenken, die uns mit ihrer großlaubigen massiven Kuppelkrone dort immer entgegentritt, wo für ständige Feuchtigkeit des Untergrundes gesorgt ist. Geringere Dimensionen erreichen die Apocynacee Conopkarymgia crassa Stapf*), auffallend durch ihre massigen, fast kugeligen Früchte und die in den Waldgebieten des tropischen Afrika bis zum Indischen Ozean verbreitete Guttifere Haronga paniatlata (Pers.) Lodd., ein Baum, der hier wie im Osten bei der Entwaldung der Gebirge mitunter als einziges Wahrzeichen ver- schwundener Pracht zurückbleibt. An den reichbeschatteten Ufern der Bäche und Flüsse fehlen im Unterholz niemals Sträucher und feinstämmige Bäumchen aus der Familie der Rubiaceen, speziell Coffeoideen, meist durch reichen Blütenschmuck ausgezeichnet, aber in dieser Hinsicht i) Abbildungen der Blüten und Früchte bei K. Schumann, Sterculiaceae, in Englers Mono- graphien (1900), Taf. X. 2) Abbildungen bei Engler, Pflanzenwelt Ostafrikas, Teil A, Taf. VIII. 3) Die hier erwähnten neuen Arten habe ich als solche besonders bezeichnet, da sie noch nicht beschrieben worden sind. 4) Früher zu Tabernaemontann gerechnet. Stapf [Flora of the Tropical Africa, Vol. IV (1904)] hat die afrikanischen Arten dieser Gattung abgetrennt und in verschiedene andere Gattungen eingereiht. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 noch übertroffen durch die reizende Thymelaeacee Dicranolepis Bussei Gilg (n. sp.), die mich am Schweinfurthfall in Entzücken versetzte. Sie gleicht mit ihren wagerecht stehenden, um den schlanken Stamm quiriich angeordneten Zweigen im Habitus jenen Coffeoideen. Im lichten Hochwald finden wir auch die Rubiacee Cuviera acuti/biia DC, wie andere Arten dieser Gattung eine Ameisenpflanze mit hohlen, bauchig ange- schwollenen Zweiginternodien. Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, daß die ■ Oelpalme [Elaeis gulneensis L.) in den Primärwaldbeständen des Agome-Gebirges an Individuenzahl erheblich zurücktritt, stellenweise sogar vollständig fehlt. Daraus irgend- welche Schlüsse auf die ursprüngliche Verbreitung der wichtigsten Palme Westafrikas zu ziehen, ist nicht angängig, da noch gründliche Vorstudien über diesen Gegenstand fehlen und Togo bei seinen so stark von der Tätigkeit des Menschen beeinflußten Vegetationsverhältnissen nicht das geeignete Gebiet wäre, um hierüber Klarheit zu gewinnen. Sonstige Palmen kommen im Urwalde von Togo nicht vor, Bambusse sind selten. Daß es in diesen Wäldern an Lianengehängen nicht fehlt, bedarf kaum der Er- wähnung; bisweilen versperrt die hochsteigende, oberarmdicke Stryclnws Gruneri Gilg et Busse (n. sp.) den Weg, an lichteren Stellen ist das Gebüsch von der schlanken Carpodimis pauciflora K. Sch. durchwirkt. Eine reiche Staudenvegetation macht sich besonders an feuchtgründigen Stellen breit. Von Zingiberaceen sind Afi-auwmum Baumamiü K. Sch. und A. sccptnun (Ol. et Hanb.) K. Sch.') zu nennen, letztere eine „unechte" Kardamomen-Art, deren saftige Früchte hier wie in Kamerun genossen und deren Rhizome auf den Märkten im Innern Togos als Ingwer feilgehalten werden. Ungleich auffallender als die Zingiberaceen treten die Marantaceen hervor, höchst dekorative Stauden von 2 — 3 m Höhe. Verschiedene Arten der Gattung C/inogyiie (C Baumannii K. Sch., C Schweinfurthiana K. Sch. und C. leiicantJia K. Sch.) vereinigen sich mit dem massivblättrigen Thaumatococais Danielln (Benn.) Benth. vornehmUch an lichten Stellen zu einem schier undurchdringlichen Dickicht, von dessen Blattflächen die Sonnenstrahlen hart reflektiert werden. Feine Selaginellen steigen an ihren Schäften empor oder bekleiden im feuchten Schatten Steine und Erdreich. Auch ein interessanter Spreizklimmer, Hybophrynium Braunianum K. Sch., verdient hier genannt zu werden. i) In seiner Bearbeitung der Zingiberaceen für Englers „Pflanzenreich" (1904) hat K. Schu- mann die afrikanischen Vertreter der Gattung Amomtm als eigene Gattung Aframomum zusammengefaßt. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 7 Wie unser Bild zeigt, sind die Stämme der Waldbäume oft von Araceen über und über umsponnen, von denen hier nur die großblättrige Cnicasia ano;oIensis Welw. sichtbar ist, während andererseits C. scandens (Willd.) P. de Beauv. nicht minder häufig auftritt. Ein Asplcniu7n (vom Typus des A. jVidtis L.) und Platycerium angolcnse Welw. vervollständigen die Reihe der allbekannten Epiphyten des afrikanischen Regenwaldes. CO (U 0) O 0) B Vi Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 8 Tafel 8. Uferwald in der Landschaft Väapo. (Nach photographischer Aufnahme von W. BusSE, 1904.) Wie die ausgezeichneten Spezialkarten unserer Kolonien beweisen, ist es bei den Reisenden vielfach Gebrauch geworden, die an den Wasserläufen der afrikanischen Steppengebiete stehenden Waldsäume als „Galeriewald" zu bezeichnen, gleichviel, ob die Gestaltung der Ufer und der Aufbau der Vegetation dem von Schweinfurth') ge- schaffenen Bilde des Galeriewaldes entsprechen oder nicht. Wir können uns vorläufig nicht entschließen, diese Verallgemeinerung des einst so scharf begrenzten Begriffes fördern zu helfen, und unterscheiden daher zwischen echten Galeriewäldern und Ufer Wäldern im allgemeinen. Erstere findet man im südlichen Togo noch in den wasserreichen Schluchten der Bergabhänge und an den Ufern einiger Flüsse — wenn auch niemals in jener Mächtigkeit und verschwenderischen Vegetationsfülle, wie sie ScHWEiNFURTH im Herzen des Kontinents schaute. Für die Erhaltung des Bestandes der Uferwälder ist die Anwesenheit nicht stagnierenden Wassers^) im Untergrunde ausschlaggebend, eine Bedingung, die jedenfalls auch dort immer erfüllt wird, wo die kleinen Flußläufe und Bäche während der trockenen Jahreszeit oberflächlich versiegen. Je weiter sich zu einer oder zu beiden Seiten des Flußbettes eine Senkung im Gelände erstreckt, je weiter damit der Untergrund an der Sammlung der Wässer teil- haftig wird, desto ausgedehnter sind natürlich die Baumbestände entwickelt, während im anderen Falle nur schmale Waldsäume die Ufer bekleiden. Die Vegetation der echten Galeriewälder schließt sich in ihrer Zusammensetzung eng an die des Primärwaldes an, als dessen Reste sie anzusehen sind — Restbestände, die sich unter den gegebenen günstigen Verhältnissen immer wieder regenerieren können. Stellenweise treten reichlich Bambusse und Patidamis an den Ufern auf, im Unterholz vornehmlich Rubiaceen , unter und zwischen diesen die bekannten Zingiberaceen, Marantaceen, Commelinaceen und Farne. Bisweilen, so im Galeriewalde des Chrä- Flusses, werden die Baumkronen durch Lianen verbände miteinander verstrickt, auf denen grüne Decken anderer SchHngpflanzen liegen und ein locker geschlossenes Dach bilden, das den Durchblick nach oben versperrt. Soweit ich beobachten konnte, fehlt in den echten Galeriewäldern die Oel- palme, oder sie ist nur sporadisch vertreten, während die übrigen Uferwälder der kleineren Wasseradern, mögen diese dauernd oder nur periodisch fließen, durch das Vorhandensein mehr oder weniger zahlreicher Exemplare jener Palme charakterisiert sind. Oftmals kann man — wie auch aus unserem Bilde ersichdich ist — mit Fug und Recht von „Oelpalmen- Mischwäldern" sprechen, da die Oelpalme in ihnen das tonangebende Florenelement darstellt. i) ScHWEiNFURTH, Im Herzeii von Afrikei, Teil I, Leipzig 1874, S. 543 — 548. 2) Statt „Ufervvaid" ließe sich auch die von Pechuel-Loesche (Kongoland, Jena 1887, S. 361) und 378) geschaffene Bezeichnung „Wasserwald" verwenden, wenn letztere nicht auch für die waldartigen Bewachsungen der Sumpfgebiete, also von Strecken mit stagnierendem Grund- wasser, gelten sollte. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 8 Viele der im Primärwalde vorhandenen Baumtypen haben sich auch in den Uferwäldern der Ebene erhalten ; so fehlen niemals Ceiba, Chloi-ophom, Stcrctilicn und Ficiis-{^xX&Vi , zu denen sich meist noch Spathodea und Mitragyne, und in einigen Gegenden Boiiibax biionopozeiise und Kliaya gesellen. Stryclinos ist in mehreren Arten, teils Bäumen, teils Lianen vertreten; von Leguminosen sehen wir 311/ktÜa Atitc Hav^us, Albizzien und die durch die Stryclmos-'Sixi\g& Nervatur ihrer Blätter auffallende Bandeiraea simplicifolia Benth. Hier und da fordern mächtige Dracaenen oder die medusenförmigen Blüten der Lecythidacee Napoleona imperialis Pal. de Beauv. unsere Aufmerksamkeit heraus. Unter den hochstämmigen Stercnlien ist 5. iragacaiitha Lindl. ') wohl am häufigsten — eine Pflanze, die sich in der Wahl ihres Standortes als durchaus nicht wählerisch erweist. Ein oft gesehener Bürger des Kameruner Regenwaldes, hält sich der Baum in Togo nicht selten auch in der eigentlichen Steppe bei vollkommener Isolienmg; nur muß ihm der Untergrund genügende Feuchtigkeit bieten. Wie bei anderen Stercnlien des Gebietes sind ihre hellgraugelben Aeste und Zweige zur Zeit des vollendeten Laubfalles mit scharlachroten, geöffneten Früchten dicht besetzt, aus denen die schwarzen Samen heraushängen. Die Vogelschwärme, die wir dann aus ihren Kronen flüchten sehen können, weisen auf die Bedeutung jener „Appetitfärbung" hin. In kleinerem Rahmen, aber nicht weniger aufdringlich und noch stärker diffe- renziert als bei Steixulia, treten uns die Appetitfärbungen an den Früchten der Conna- raceengattungen Cnestis und Rourea entgegen. An lichteren Stellen des Oelpalmen- Mischwaldes findet man vereinzelt C. ferruginea DC, einen Strauch, der gleichzeitig mit seinen weißen Blüten die reifen Früchte trägt, in deren aufgesprungenem scharlachroten Perikarp glänzend-schwarze Samen derart eingeklemmt stecken, daß auch der tiefgelbe Arillus sichtbar wird. Ebenfalls an lichten Stellen fallen zwei fakultative Schlineer, die Rubiacee Mussaenda erythrophylla Schum. et Thonn. und Conibretutn faccmosiiiii Pal. de Beauv. durch ihren „Schauapparat" von roten Hochblättern ins Auge. Bei C. racemosum sind diese anfangs weißlich gefärbt; erst später geht ihre Farbe in purpurn über. Wenn der Wanderer nach langem heißen, eintönigen Marsche durch die glühende, öde, blütenlose Steppe in das kühle Halbdunkel der Uferwälder eintritt, empfangen vom feinen Fliederduft der Oelpalmen, so sorgen nicht nur auffallende Bildungen der Pflanzenorgane, sondern auch schöne, zierliche Formen und farben- froher Blütenschmuck dafür, ihn einige Zeit die überstandenen Mühen vergessen zu machen. Die mächtigen weißen, kelchförmigen Blüten von Randia viacii/afa P. DC, einem hier sehr häufigen Rubiaceenstrauche, die langbefransten Röhren der Sirop//anf//us- Lianen, vor allem des 5. sannenfosns P. DC), die gelben kugelförmigen Infloreszenzen der in Afrika weit verbreiteten Ourouparia africana (G. Don.) K. Sch. und die reich- blütigen rankenden Reben von Hoslundia verticillata Vahl, die überdies einen starken HeHotropgeruch ausströmen, seien hier als Beispiele aus einer je nach Jahreszeit sich verändernden Liste genannt. Dazu kommen noch zahllose Krautgewächse, darunter die bis 5 m hohen dekorativen Stauden der Commelinacee Palisofa hirsnta (Afz.) K. Sch. und die dichten, zierlichen Farn- und Schlingerbekleidungen der Oelpalmenstämme. i) Ihren Namen hat diese Art von dem wachsartigen Gummiharz erhalten, das ihre Rinde liefert und das an der Goldküste von den Eingeborenen auf den Markt gebracht wird. (Siehe Schu- mann, Sterculiaceae, in: Englers Monographien afrikanischer Familien und Gattungen, iqoo, S. 103.) 2) 6". /lispidus P. DC. tritt ungleich seltener auf und trägt weniger auffallende Blüten. 'Vi'.^ri Uferwald in der Landschaft Vaapo. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 9 und 10 Tafel 9 und lo. Die Baumsteppe. (Nach photographischen Aufnahmen von W. BUSSE, 1904 und 1905.) Die xerophvtische Baumsteppe umfaßt bei weitem den größten Flächenraum unseres Gebietes. In der Richtung von Lome nordwärts beginnt sie schon wenige Kilometer, kaum einen Tagemarsch, hinter der Meeresküste und wird dann in ihrer weiteren Ausdehnung nur durch Kulturland, einschheßlich der Oelpalmenhaine, durch kleinere Buschenklaven oder Uferwälder, oder endlich feuchtgründige Senken geringeren Umfanges unterbrochen. Die Steppe macht am Fuß der Gebirge nicht Halt, sondern steigt vielfach, der Entwaldung folgend, die Abhänge hinauf, hie und da auch die Kuppen besetzend, auf denen sich der Wald, wie anderv\'ärts in den Tropen, wegen der nach der Freileeunsf erfolgenden Abwaschung, Auslauguno; und Austrocknung der ober- flächlichen Erdbedeckung nicht wieder regenerieren kann. Die Baumsteppe hat sich fast durchweg den Charakter der mehr oder weniger offenen Grasflur bewahrt, doch habe ich nur sehr selten völlig Itaumfreie Steppenareale getroffen, die noch dazu von be- scheidenster Ausdehnung waren. Häufiger treten die Bäume zu lichten, oft mit Strauch- werk untermischten Hainen zu.sammen, wie sie für die Steppengebiete des Ostens so charakteristisch sind ; waldartige Steppengehölze fehlen. Der Graswuchs der Steppe ist im allgemeinen hoch und dicht; eine durch- schnittliche Höhe von 2,5 — 3,5 m gehört nicht zu den Seltenheiten, und sie erschwert in der Ebene den Ueberblick über das Gelände, soweit sie ihn nicht ganz unmöglich macht. Unter den steppenbewohnenden Gräsern Togos wiegen Andro/>ogon -Arten'^) weitaus vor, meist miteinander gemischte Bestände bildend. Das „Elefantengras" {Penni- setum Bciitluviii Steud.) tritt in der trockengründigen Xerophytensteppe nur versprengt und zwar an den Grenzen feuchter Senken auf. Zur Illustration unserer Schilderung haben wir absichtlich zwei Bilder ausgewählt, auf denen der Graswuchs sichtlich zurücktritt; um so besser vermögen wir darauf die charakteristische Gestalt der Steppenbäume zu erkennen. Um dieses Moment richtig würdigen zu können, mag folgendes eingeschaltet sein. Alljährlich werden vor Schluß der Trockenzeit die Steppen von den Eingeborenen in Brand gesteckt, und zwar im südlichen Togo vorwiegend zum Zwecke der Jagd. Bei der Höhe und Dichtigkeit der Grasbestände entwickeln diese Brände eine gewaltige Glut, die natürlich nicht ohne Rückwirkung auf das Pflanzenleben der Steppe bleiben kann; vor allem erfährt der Baumwuchs durch die unmittelbare Brandwirkung eine weitgehende Schädigung. Die natürliche Verjüngung wenig widerstandsfähiger Arten wird verhindert, die Entwickelung der überlebenden Steppenhölzer wird verlangsamt und ihre Gestalt in nachhaltiger Weise beeinflußt. Auf regelmäßig abgebrannten Steppen mit hohem und dichtem Grase bildet sich allmählich ein bestimmter Typus der Baum- form aus, den man unter Anlehnung an ein heimisches Muster als „Zwetschenbaum- Typus" oder, nach seinen häufigst vorkommenden afrikanischen Vertretern, als „ Combretuvi- l) A. ruf US Kth., .-J. diplaudrus Hack., /(. Ruprechti (FoURN.) Hack., A. spectabilis K. ScH., A. bipennatus Hack, u, a. m. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 9 und 10 Typus" bezeichnen kann. Unsere Tafel 9 zeigt im Hintergrunde eine größere Gruppe von Combrdum-hr\ftx\, die ausnahmslos jene typischen krummgewachsenen, knorrigen Stämme von mäßiger Höhe erkennen lassen. Die exquisit-xerophilen Combreten waren jedenfalls schon Bewohner der primären Steppe, und ihnen ist, wie gewissen anderen Steppenbäumen, die charakteristische Wuchsform von jeher eigen gewesen. Auch dort, wo die steppenbewohnenden Combreten einmal unter günstigeren Verhältnissen stehen, behalten sie ihre charakteristische Form allezeit bei. Tafel 10 zeigt im Vordergrunde einen Schi butterbau m {Bntvrospcnman Parkii) von ähnlicher, in diesem Falle aber monströser Wuchsform, im Hintergrunde andere Steppenbäume mit jenem ausgesprochenen Com- (5;r/z/w-Habitus, wie er sich unter dem Einflüsse periodischer Steppenbrände ausbildet, ohne jedoch konstant zu bleiben. Durch Vergleich mit den an geschützten Standorten gewachsenen Exemplaren verschiedener Arten, z. B. des Schibaumes, der Afzelia a/ricana u. s. w. können wir unschwer feststellen, daß die hier besprochene Wuchsform nicht ihren normalen Habitus verkörpert, sondern dieser im schlanken, hochgewachsenen, astfreien Stamme mit geschlossener, wenn auch lichter Krone seinen Ausdruck findet') Andere Bäume wiederum kommen überhaupt kaum zur ordentlichen Stamm- entfaltung, so vor allem Parmaiium-h.x\.&x\, die nur in geringer Höhe über dem Erd- boden einen dickeren Stamm bilden, aus dem dann niedriger, allmählich heranwachsender Stockausschlag kümmerliche und verstümmelte Ruten treibt, wie sie auf Tafel 9 im Vordergrunde sichtbar sind. Sowohl in Ostafrika wie in Togo habe ich die Beobachtung gemacht, daß eine be- trächtliche Zahl von steppenbewohnenden Bäumen durch abnorm dicke Korkbekleidung an Stämmen, Aesten und Zweigen ausgezeichnet sind, und ich möchte hierin ein natürliches Schutzmittel im Kampfe gegen die Grasbrände erblicken. Die mit einer starken, isolierenden Korkschicht, einem der schlechtesten Wärmeleiter, ausgerüsteten Arten ^) waren befähigt, den Bränden leichter Widerstand zu leisten und konnten deshalb am ehesten die Steppe bevölkern. Auch hier nehmen die Combreten eine Ausnahmestellung ein, da ihre Rinde meist nur wenige Millimeter dick, fest und saftig ist und eine sehr bescheidene Borkenbildung aufweist. Wenn auch die meisten Steppenhölzer zur Zeit der Grasbrände, also zur Höhe der Trockenperiode, ihre Blätter werfen, so kommt doch vielen von ihnen die Eigen- schaft der exquisiten Xerophyten, harte und dicklederige Blätter zu bilden, bei solchen Gelesrenheiten zu trute. Was freilich in den niederen Regionen an Blattwerk noch vor- handen ist, geht erbarmungslos zu Grunde. Wenn oben gesagt war, daß unter den Bäumen der Steppe die Coiiihrctitiii- Arten^) am stärksten vertreten sind, so darf das im allgemeinen für die t rocken - i) Vergl. dazu Graf Zech, Der Schibaum in Togo (Tropenpflanzer, 1903, S. 417"). und W. Busse in Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1905, S. 210, nebst Taf. I. 2) Von „brandbeständigen" Hölzern der Togosteppe mit mächtig entwickelter Korkbekleidung nenne ich nur Parhiaiiicm, Entada ahvssinka Steud., Eiythrina senegalensis DC, Fagara xanthoxyloides Lam., Lophira alala Banks, den schon erwähnten Schibaum, dessen rissige Korkdecke auf Tafel 10 ohne weiteres erkennbar ist, Hvmoiocardia acida TuL., Markhamia Hedivigiae Busse (n. sp.) und eine ungemein häufige Varietät des Saixocephalus sainbiicinus (Wintere.) K. Sch. 3) C. Zechii DiELS (n. sp.) wiegt stellenweise im Atakpame-Bezirk bei weitem vor; C. aokodense Engl., C. Kerstingii Engl, et Diels und C. lamprcKar[>um Diels (n. sp.) sind ebenfalls bisher nur aus Togo bekannt geworden. Damit ist die Liste der baumfürmigen Combreten jedoch nicht erschöpft. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel g und 10 gründige Baumsteppe — die wir hier allein behandeln wollen — als Regel angesehen werden. Damit wird aber nicht ausgeschlossen, daß lokal andere Baumtypen vorwiegen können. Das gilt namentlich für eine andere Combretacee, den „Echech6"-Baum, Anogciss^is leiocarpus GuiLL. et Perr., in der Gegend von Misahöhe und auch anderwärts stellenweise für den Schibutterbaum '), in engbegrenztem Maße (auf dürftigstem Sand- boden) für Pariuarium und hie und da für Afzelia africana Sm. Leguminosen sind iminer vertreten, so die anspruchslose Entada abyssinica Steud., die weitverbreitete Bauhinia retiailata DC, die auf Tafel 10 als krüppeliger Baumstrauch sichtbar ist, die scharlachblütige Erythrlna soiegalciisis DC. imd der bekannte Kino-Baum, Pterocarpus eriiiaccus PoiR. Vereinzelt hat sich Erytlirophloetun gtnneense G. Don.') im Misahöhe- Dlstrikt auf der Xerophyten-Steppe erhalten, im Volta-Tal Ddarium senegalense Gmel. („zaklu"), dessen Samen .wie Mandeln genossen werden, häufiger im ganzen Gebiet Parkia africana Ph. Br., deren tiefrote, langgestielte, kugelige Inflorescenzen Im Winde pendeln, u. s. \v. Abgesehen von Afzelia tritt keine der genannten Leguminosen derart In den Vordergrund, daß sie auch nur vorübergehend der Baumvegetation Ihren Stempel aufdrückt. Akazien besiedeln fast ausschließlich die feuchtgründigen Senken. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Baumflora der Steppe in den einzelnen Teilen des Gebietes nicht gleichartig zusammengesetzt ist, sondern daß je nach den topographischen und Bodenverhältnissen die Verteilung der Formen wechselt ^). Die Gegend zwischen Atakpame und Nuatschä, mit wenigen Unterbrechungen durch dürftigste Bodenverhältnisse ausgezeichnet , fällt durch die Einstrahlung sudanischer Typen besonders auf. In dieser Gegend treffen wir unter anderen eine Charakterpflanze des westlichen Sudan, die Tamarinde, bisweilen zu mehreren horstweise um einen Termitenhügel geschart, und die ihr Im Habitus so ähnliche Prosopis oblonon Benth. an. Beide haben die atlantische Küste noch nicht erreicht; ihre äußerste Grenze liegt wenige Kilometer südlich von Nuatschä. Hier sind auch häufiger Xerophyten aus der Gattung Shycknos zu finden : 5. fa.xa Soler. und 5. Zccliiana GiLG et Busse (n. sp.), beides kaum über 5 m hohe Bäume mit den typischen Wuchs- formen Ihrer steppenbewohnenden Gattungsgenossen'). In den Niederungen sehen wir sehr vereinzelt die aus dem Sudan versprengte Acacia verugem ScHWFrn., die in den übrigen Teilen fehlt. 1) Bntyrospermiim Parkii und Ervthrophlneum guineense werden in einem späteren Hefte ausführ- licher besprochen werden. 2) Außer den genannten Charakterbäumen erwähne ich noch : die Rubiaceen Sarcocephalus sambucinics (Winterbott.) K. Sch. var. mit anonenähnlichen, rosafarbenen Früchten, Gardenia Thun- bergia L. f. und Crossop/er)>x africana K. ScH. ; die im ganzen tropischen Afrika verbreitete Apocynacee Carissa eduHs Vahl; die Anonacee Hexalobm monopetalus Engl, et Diels; die Rutacee Fagara xantho- xyloides Lam.; die Verbenacee Vitex cuneata Schum. et Thonn., ein Baum, den ich selbst auf den grasbestandenen Kuppen der Berge bei Misahöhe bis zu 800 m Meereshöhe antraf; die Euphorbiacee Hvmenocardia acida TuL. ; die Sterculien {Sterculia tragacantha Lindl. und 6-. tomentosa Guill. et Perr.) und endlich die Oncnba-kxlen {0. spinosa YoK-iV.. und 0. Warneckei Qw^q) mit ihren wundervollen weißen, heliotropduftenden Blüten. 3) Vergl. GiLG und Busse, in: Englers Botan. Jahrb., Bd. XXXH (iq02), S. 174, und eben- daselbst Bd. XXXVI (IQ05), S. 887. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 9 und 10 Zum Ende der Trockenzeit erinnert jenes Gebiet an die ödesten Baumsteppen des zentralen Ostafrika. Weit und breit kaum eine Blüte, selten noch grünes Strauchwerk, dessen Blätter alsbald dem Brande zum Opfer fallen. Trostlos liegt eine schwarzgebrannte Fläche vor uns, trostlos und müde steht noch das von der Sonne versengte gelbe Gras auf bisher vom Feuer verschonten Strecken. Trostlos starren die krummen, kahlen, grauen Aeste der Bäume darüber hinaus. Selten genug wird dem Wanderer der bescheidene Genuß zuteil, einen farbenfreudigen Vorboten des Frühlings zu begrüßen. Hier hat sich schon Pferocarpiis erhiaceiis, ehe die Blätter hervorbrechen, über und über mit zitronengelben Blüten bedeckt, dort winkt einmal der rosige Flor der reizenden Äfarklian/ia Hedivigiae, oder heliotropartiger Duft weist auf die eben entfalteten dichten, weißen Blütenbüschel in der äußersten Krone eines voreiligen Schibaumes hin. Das war auch ungefähr alles. Unter den Sträuchern der Togosteppe trifft man wiederum die Combreten und Connaraceen ^) vertreten und weitverbreitet die auffallende Bixacee Cochlospenniim tindorhim A. Rich., aus stark verdickter Basis schlanke Rutenzweige mit Hibisais- ähnlichen, hochgelben Blüten treibend, zur Trockenzeit mit großen, fast kugeligen Früchten besetzt, aus denen schließlich hellgelbliche, seidenglänzende Wollhaare hervor- quellen, die ihr bei den Europäern den Namen „wilde Baumwolle" eingebracht haben. Von Stauden möchte ich nur eine Pflanze erwähnen, die stellenweise sehr zahlreich vertreten ist, eine Afranwimtm- Pvxi, die ich vorläufig mit A. biauriculainm K. Sch. identifiziert habe^). Merkwürdig ist ihr Vorkommen in der Steppe deswegen, weil die übrigen Angehörigen dieser Gattung ausgesprochen hygrophile Bürger schattiger, feuchter Wälder sind, und ein Uebertreten in die trockengründige Steppe meines Wissens noch von keiner anderen Art bekannt geworden ist. Wir werfen nun zum Schluß noch einen Blick auf die f e u c h t g r ü n d i g e n Niederungen in der Steppe, soweit sie nicht als eigene Savannenformationen in den Bereich des nächsten Kapitels fallen. Wo sich Ceiba, Chloivpliora , Spathodea, oder die pompöse Mitragyne macropliylla aus der Steppe erheben, kann man mit Sicherheit auf reichliche Feuchtigkeit des Untergrundes schließen. Sie alle sind als Reste des verschwundenen Regenwaldes zu betrachten^). Mitragyne juacrophylla findet sich, wie in Kamerun, oft auch an sumpfigen Stellen mit stagnierendem Grundwasser. Spathodea trägt, wie viele Leguminosenbäume des tropischen Afrika, ihre herrlichen Blüten vornehmlich an der Peripherie der Krone, die zur Blütezeit wie ein zu Sub- stanz gewordenes Flammenmeer erscheint, sjDäter die lanzenspitzengleichen, vertikal aus dem Laubwerk emporstarrenden Hülsen zeigt. Von Palmen ist natürlich Elaeis am häufigsten zu finden, beschränktere Verbreitung weisen die Phoenix- {P. rec/inata Jacq.?) und besonders die Paphia-Falme {P. vinifera Beauv. ?) auf. Beider Vorkommen ist an ständige reichliche Wasserzufuhr gebunden ; Raphia begegnete mir nur auf dem Wege von Misahöhe nach Atakpame, zumal in der Landschaft Akposso, auf tonigem Boden. i) Vergl. den Text zu Tafel 8. 2) Im Berliner Herljarium ist nur ein aus Angola stammendes Exemplar der Art vorhanden; da mein Material keine Blüten besitzt, ist eine sichere Bestimmung vorderhand unmöglich. Die Pflanze traf ich vornehmlich in der Gegend von Kpandu und Hö an der Westgrenze und bei Tokpli an der Ostgrenze des Gebietes an. 3) Auf die Verbreitung von Ceiba werde ich in einem späteren Hefte näher eingehen. O J3 s o u T3 c 3 u .2 a,.S Oh i; QJ Co CO "^ £ Vegetationsbilder, 4. Reilie, Heft 2 Walter Busse, Das südliclie Togo Tafel 1 1 Tafel II. Elefantengras -Savanne in der Landschaft Ve. (Nach photographischer Aufnahme von W. BUSSE, 1904.) Die feuchtgrinuligen Niederungen der Steppengebiete im südlichen Togo, soweit sie nicht durch Waldinsehi oder Oelpalmenhaine besetzt sind, sondern Grasfluren dar- stellen, haben durch die Besiedelung mit dem sogenannten „Elefantengrase" {Pennisetum Benthami Steud.) einen gleichartigen Charakter erhalten. Da weder ihr bestandbildendes Gras, noch die dazwischen vereinzelt auftretenden Bäume und Sträucher zu den xero- philen Gewächsen zu rechnen sind, sondern vielmehr der abweichende Charakter ihrer Vegetation durch die Feuchtigkeit des Grundes bestimmt wird, bezeichnen wir die fraghche Formation im Gegensatze zur Xeroph}1:en - S t e p p e als Savanne*). Ausschlatrsrebend für das Auftreten des Elefanten crases ist nach meinen Be- obachtuneen nicht die Zusammensetzuno- des Bodens, sondern in erster Linie die Feuchtigkeit des Grundes. Mächtige, bis 5 m hohe Bestände fand ich in Togo sowohl auf fruchtbarer humöser Schwarzerde und auf Rotlehm (Verwitterungsprodukt eisen- haltigen Gneises), wie auf bindigem undurchlässigen Ton, auf dem nichts sonst gedeiht, in Kamerun auf vulkanischem Boden. Nichtsdestoweniger mag Wohltmanns Ansicht "), daß das Elefantengras bei außerordentlich üppigem Wüchse besonders fruchtbaren Boden anzeige, für gewisse Gegenden zutreffen, wenn sie auch nicht als allgemein- gültig hingenommen werden darf. Länger andauernde Ueberschwemmungen scheint diese Graminee nicht zu vertragen, da sie auffallenderweise in der großen Niederung zwischen Dyigbe und WcShagu im Hinterlande von Anecho vollkommen fehlt. Gleich dem bestandbildenden Grase ist auch der wichtigste Charakterbaum der Niede- rungen, Acacia Suvia Buch.-Ham.'), nicht an eine bestimmte Bodenart, sondern vor allem an nie versiegende Wasserzufuhr gebunden. Wie in weiten Teilen Ostafrikas, so dürfen wir auch in Togo von einer „6■^<:;;^<;^-Formation" der Niederungen sprechen, einer Formation, deren übrige Komponenten sogar stellenweise auf beiden Seiten des Kontinentes die gleichen sind. i) In der Terminulogie der Grasfluren-Formationen ist nachgerade eine derartige Verwirrung eingetreten, daß eine baldige Verständigung darüber als dringendes Bedürfnis erscheint. Indem wir uns eingehendere Erörterungen über die historische Entwickelung und die Berechtigung der jetzt üblichen Benennungen für einen anderen Ort aufsparen, sei nur darauf hingewiesen, daß eine Unterscheidung der feuchtgründigen und der trockengründigen Grasfluren notwendig geworden ist, weil in einem Falle hygrophile, im anderen xerophile Formationen vorliegen, für deren Entstehung und Zusammensetzung der Feuchtigkeitsgehalt des Grundes, bezw. die Wasserzufuhr das entscheidende, formbestimmende Moment abgibt. Da man heutzutage wohl allgemein unter „Steppe" eine xerophile Formation ver- steht, so wird man meines Erachtens die hygrophilen Grasfluren-Formationen am zweckmäßigsten als „Savannen" bezeichnen. Treten vereinzelt Bäume oder Sträucher in den Grasfluren auf, so können — unter Berücksichtigung des ausschlaggebenden Faktors — die Bezeichnungen : „Baumsteppe", „Buschsteppe", „Baumsavanne" und „Buschsavanne", ohne Mißverständnis hervorzurufen, gebraucht werden. 2) Beihefte zum „Tropenpflanzer", 1900, S. 209. Dazu auch eine vorzügliche Abbildung (Taf. IV), aus der man die Höhe und Dichte des Graswuchses ersehen kann. 3) Anfänglich war das aus Ostafrika und Togo nach Deutschland gelangte (ungenügende) Material der Ä^/w-Akazie mit der nahe verwandten A. Catechu identifiziert worden. Letztere kommt jedenfalls in beiden Kolonien, wahrscheinlich auf dem Kontinente überhaupt nicht vor, und dahin lautende Angaben in der- Literatur sind entsprechend zu berichtigen. [Vergl. auch H. Harms, Ueber einige wichtigere Akazien des tropischen Afrikas. Notizblatt des Botanischen Gartens zu Berlin, Bd. IV (1906), No. 37.] Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 1 1 Die Sitma-Akazie erreicht in Togo, auch auf besonders günstigen Standorten, nicht die Mächtigkeit, wie stellenweise in Ostafrika, sondern tritt uns zumeist in 6 — 8 m hohen Bäumen, im jüngeren Alter als Baumstrauch entgegen. Ihre hellgelbe oder graugelbe Stammrinde, ihre Aeste und Zweige sind mit gekrümmten, breitbasigen Stacheln besetzt, die, am Stamme vereinzelt stehend, die Größe von Leopardenkrallen erreichen können, mit denen sie auch in der Gestalt am besten vergleichbar sind. Das lichte Astwerk und Gezweig schließt sich nur selten in F'orm einer Schirmkrone zusammen ; meist stehen die sparrigen Aeste mehr oder weniger wagerecht vom Stamme ab und vermögen bei der dünnen, feinfiedrigen Belaubung dem Baume nicht gerade ein anziehendes Gepräge zu verleihen. Auffallend und für die bei anderen Akazien schon bekannte Abhängigkeit der Gummiproduktion von Standortsverhältnissen recht bezeichnend ist die Tatsache, daß A. Su/na in Togo wiederholt im Zustande des Gummiflusses anzutreffen ist. In Ostafrika, wo ich die Art zu jeder Jahreszeit und in den verschiedensten Gebieten daraufhin beobachtet und untersucht hatte, war mir niemals eine Ausscheidung von Gummi arabicum an diesem Baume begegjjiet, und dort war es mir auch nicht ge- lungen, durch Verwundung Gummifluß hervorzurufen. Als ein unzertrennlicher Begleiter der Si/ma-Kk^z\e kann in Togo wie in Ostafrika Baiihiiüa ixticitlata IJC angesehen werden, meist als krüppeliger Baumstrauch vertreten, der aber, weniger anspruchsvoll betreffs der Bodenfeuchtigkeit, sich auch in die xerophile Steppenformation verirrt. Letzteres gilt auch für den Echech6-Baum, Anogeissiis kiocarpiis GuiLL. et Perr., der uns z. B. in der Landschaft Leglebi häufiger als Bewohner der Elefantengras-Savanne entgegentritt, während er anderwärts in der Baumsteppe vegetiert. Sein eigentHches Standquartier sind aber die feuchtgründigen Niederungen, in denen er häufior mit Acacia Sunia vermischt, oft auch in reinen Beständen Haine bildet, die sich an die Uferwälder oder Oelpalmenhaine als charakteristische Uebergangsformation an die xerophile Vegetation der Steppe anschließen. Anogeissiis leiocarptis ') bildet stattliche, bis über 30 m hohe Bäuine, die mit ihren geneigten Aesten imd Zweigen an den Habitus der Birke erinnern. Nach dem, was wir oben über die Verschiedenheit der Bodenverhältnisse in der Elefantengras-Savanne gesagt haben, ergibt sich von selbst, daß andere, hier und da vereinzelt auftretende Bäume nicht als Leitpflanzen dieser Formation zu betrachten sind. Für ihr Vorkommen ist die Bodenfeuchtigkeit bestimmend. So zeigt unser Bild im Vorder- grunde einen jungen Kapokbaum [Cciba pentandra L.), an Stamm und Aesten von einem Stachelpanzer bekleidet ; anderwärts ragen ein Affenbrotbaum oder eine vereinsamte Borassits- Palme in die Lüfte, dort einmal Mitragync macrophylla oder C/ilorophora, in deren Um- gebung sich buschige Phoenix-'FdlmQn zu einem Dickicht vereinen. Daß die Eingeborenen auch kleinere Strecken zur Anlage von Oelpalmenhainen roden, ist selbstverständlich. Weit hinauf In die Kronen der Savannenbäume steigen die schlingende Asklepiadee Periploca nigrescens Afzel. und bisweilen Spliaerosicyos sp/iaericus Cogn., eine Cucurbitacee, die wohl das ganze tropische Afrika Ihre Heimat nennt '^). i) Diese durch ihr ausgezeichnetes Bauholz wertvolle Combretacee scheint ein weites Ver- breitungsgebiet zu besitzen, da sie bereits aus Abyssinien und dem Ghasalquellengebiet einerseits, aus Senegambien und Lagos andererseits bekannt geworden ist. 2) Die sonst bei den afrikanischen Naturvölkern übliche Verwendung der großen, saponinhaltigen Früchte als Seifenersatz scheint von den „zivilisierten" Togo-Negern nicht mehr geübt zu werden. .'•'i.'Wv Elefantengras-Savanne in der Landschaft Ve. Im Vordergrunde, von Elefantengras (Pennisetum Benthami) umgeben, ein junger Kapokbaum (Ceiba pentandra). Vcgetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südlirhe Togo Tafel 12 Tafel 12. Borassus-Hain in der Steppe bei Hö. (Nach photographischer Aufnahme von W. Busse, 1904.) In der Einleitung haben wir bereits darauf hingewiesen, daß die Entstehung der ausgedehnten Borassus-Steppen in Togo wahrscheinlich in eine frühere Periode zu ver- legen sei, als die der Dicotyledonen-Baumsteppe. Wenn wir letztere als eine „sekundäre" Bildung bezeichnen, so dürfen wir hier wohl von einer „primären" Steppe (oder stellen- weise auch Savanne) sprechen. Man kann diese Formation in Westafrika bereits in Gebieten antreffen, wo im übrigen von einer Bildung offener Grasfluren noch keine Rede ist, da reichliche Niederschläge solche Bildungen verhindern. So findet sich — nach freundlicher Mitteilung des Herrn Geh. Legationsrat Dr. Gleim — eine durchschnittlich 2 — 3 km breite Borassns-Enk\a.ve am Nordabhange des Kamerunberges, südhch vom Meme-Fluß und einige Kilometer wesdich vom Barombi- See, zwischen den Orten Boiba-Kuki und Foe. Soweit Herr Gleim sich erinnert, handelt es sich dort um reinen Borassns-Bestand, dessen Anblick ihn um so mehr über- raschte, als diese „Steppeninsel" ohne jeden Uebergang in den dichten Regenwald ein- gelassen ist. Bei ihrer Lage in unmittelbarer Nähe des regenspendenden Kamerun- berges ist es wohl ausgeschlossen, daß diese auffallende Formation sich als Relikt aus einer Periode erhalten hal^e, in der die dortige Gegend ein trockenes, von dem jetzigen durchaus abweichendes Klima besessen hat. Vielmehr ist anzunehmen, daß hier ein bemerkenswerter Fall von Savannenbildung unter klimatischen Bedingungen vorliegt. ö" ö^ die im allgemeinen walderzeugend wirken. Wenn man auch vorläufig über Art und Zeit der Entstehung solcher auffallenden Bildung kaum Vermutungen äußern kann, so vermag uns doch dieses Beispiel Anhaltspunkte für die oben ausgesprochene Auffassung zu liefern, daß die ^(?r<2.s-.s7/.f-Savanne im Vergleich zur Baumsteppe des südlichen Togos als eine Formation älteren Datums zu betrachten sei. Die i?6'rrt'.T.s7/j--Palme [Bo/-ass7fs flahcllifci- L. var. ActliiopuDi Marx.]') ist, wie die Hyphänen, ein überaus lichtbedürftiger Bürger der offenen Grasflur und tritt niemals in die Wälder ein. Sie kann aber, nebst den Dumpalmen, zu den „echten Grundwasser- bäumen" gerechnet werden, d.h. denjenigen Bäumen, deren Fortkommen an das Vor- handensein von Grundwasser^) in einer für ihr Wurzelsystem erreichbaren Tiefe gebunden ist. Daher sind die Bomssus-Wdixw^t — streng genommen — nicht zu den xerophytischen For- mationen zu rechnen, mögen auch hier und da die in ihnen auftretenden xerophilen Laub- bäume den Anschein erwecken, als befände man sich in der echten Xerophyten-Steppe. Die ausgedehntesten ÄP/'^j^z^s-Bestände im fTebiete weist die Landschaft Agotime auf, die daher ihren Namen hat ^), und wo sich nach den mir gewordenen zuverlässigen Informationen Haine befinden, deren Durchquenmg bis zu 10 Marschstunden erfordert. Auch in der Ebene unterhalb der Station Hö (Bezirk Misahöhe) findet man, wie unser Bild zeigt, ansehnhche Haine. Kleine, mit dicotylen Steppenbäumen vermischte Bestände i) Näheres über die Pflanze, ihre Verbreitung und Verwertung s. bei O. Warburg, in: Englers Pflanzenwelt Ostafrikas, Teil B, S. 20 ff. 2) Ueber das Vorkommen von Grundwasser in den afrikanischen Steppengebieten vergl. S. Passarüe, Die Kalahari (Berlin 1904), S. 674. Die Borassus-Yd\m& bedarf des fließenden Grundwassers nicht. 3) In der Evhe-Sprache bedeutet „Ago" die Borassus-YdXxaQ, „ti" der Baum; „Agotime" = „in den 5o/r?ji7«--Palmen". Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 2 Walter Busse, Das südliche Togo Tafel 12 und nainentlich vereinzelte Individuen sind häufiger anzutreffen, was nicht weiter wunder nimmt, da bei der mannigfachen Verwendung der Mensch zweifellos bewußt zur Ver- breitvmg der Palme beiträgt. In der eigentlichen BorassusSte^-^e kann man nicht selten die Beobachtung machen, daß nur alte hohe Bäume vorhanden sind, die in ihrer Größe nicht wesentlich differieren, während Individuen jüngerer Altersstufen auffallend selten sind. Gewisse äußere Be- dingungen für die natürliche Verjüngung der Palme scheinen daher in neuerer Zeit nicht überall mehr erfüllt zu werden, wo wir große Bestände älteren Datums antreffen. Die regelmäßigen Steppenbrände können ihr Aufkommen jedenfalls bedeutend beschränken, wenn nicht ganz verhindern. Auch mehrjährige, noch buschförmige Palmen werden in ihrer weiteren Entwickelung durch die Grasbrände empfindlich beeinträchtigt, da sämtliche entfalteten Blätter durch das Feuer vernichtet, manchmal sogar die Spitzen der noch gefalteten Herzblätter angesengt werden können '). Wenn nun auch heutzutage die Steppenbrände in den wildarmen Gebieten Togos vornehmlich zu Jagdzwecken angelegt werden und man vielleicht annehmen darf, daß die Eingeborenen in einer früheren Periode, vor Einführung der Feuerwaffen, sich dieses Mittels nicht bedient haben, so können wir uns doch aus der schädigenden Wirkung^ der Grasbrände allein die oben erwähnte Erscheinung nicht erklären. Möglich, daß zu vergangenen Zeiten das Wasser, wenigstens periodisch, in jenen Niederungen höher stand, und die herabfallenden Früchte im schlammigen Grunde ein oreeionetes Keimbett fanden, möglich auch, daß gewisse, heutzutage nahezu ausgerottete Tiere, namentlich die Elefanten, zur Verbreitung der Früchte beitrugen und bei ihrem Aufenthalte an solchen Plätzen die Samen unabsichtlich in das Erdreich eintraten^). In Bezug auf die Bodenqualitäten ist der Baum außerordentlich anspruchslos; er wächst im bindigen Ton der Niederungen, auf steinigem Boden, auf Rotlehm und im Küstensande. Große und alte, stellenweise mit Cocos und Elaeis vermischte lichte Bestände trägt die Nehrung bei Sebbe und Anecho — ein Beweis, daß auch starker Salzgehalt des Grundes der Borassus-YdXn\& durchaus zusagt. Die Palme kann eine Höhe von 30 — 40 m erreichen, und schon weniger hohe Exemplare besitzen zweifellos ein sehr hohes Alter. Sie ist, wie bekannt, durch die eigenartigen bauchigen Anschwellungen des Stammes ausgezeichnet, die sich in gewisser Höhe entwickeln. Das Holz ist im Bereiche dieser angeschwollenen Partien leicht, hell und schwammig, unterhalb des Bauches dagegen dunkel und hart und von sehr festem Gefüge. Oberhalb des angeschwollenen Teiles kann man wiederum eine feste, harte peripherische Zone, allerdings von geringer Mächtigkeit, erkennen, die einen hellen und weichen Kern einschließt. Nur der unterhalb des Bauches gelegene Stammteil wird als Nutzholz verwendet; dieses Holz zeichnet sich durch absolute Widerstandsfähigkeit gegen Nässe und Termiten aus imd gilt in Togo für Brückenbauten als unentbehrUch ''). i) Für die Forstverwaltung ergibt sich daraus die Notwendigkeit, diesen so überaus wert\-ollen Baum nur in „Brandreservaten" anzupflanzen und zu schonen. 2) Vergl. Pechuel-Lösches Vermutungen über die Verbreitung des Affenbrotbaums [Die Loango-Expedition (1882), Bd. III, i. Hälfte, S. 181]. 3) Warburg (a. a. O.) gibt an, daß in Asien namentlich das Holz der 100-jährigen weiblichen Bäume geschätzt werde. Wenn das auch nicht wörtlich zu nehmen ist, so deutet es doch auf die hohe Altersstufe hin, welche die Pflanze erreicht. o <; <ü c o Oh W) Oh tu <1 a (D T3 Der ünhalt der Zweiten Reihe war: erstes ßeft. 6. Ule: Gpiphyten des flmazonasgebietes. Zweites Beft. 6. Karsten: Die ITlangroue-Vegetation. Drittes und Viertes ßeft. 6. Stahl: mexikanische Radelhölzer und [üexikanisdie Xerophyten. Fünftes bis siebentes Bett, h. Klein: Charakterbilder mitteleuropäisdier Waldbäume I. Achtes ßeft. 6. Schweinfurth und Ludwig Diels: Vegetationstypen aus der Kolonie Grltrea. Der ^Inhalt der Dritten Reihe war: erstes ßeft. e. Ule: Blumengärten der Ameisen am flimazonenstrome. Zweites ßeft. ernst fl. Bessey: Vegetationsbilder aus Russisch Curkestan. Drittes ßeft. ITl. Büsgen, ßj. Densen u. W. Busse: Vegetationsbilder aus mittel» und 0st-3apa. Viertes ßeft. ß. Schenck: mittelmeerbäume. Fünftes ßeft. R. u. Wet {stein: Sokötra. Sechstes ßeft. Cmerich Zederbauer: Uegetationsbilder aus Kleinasien. Siebentes und Achtes ßeft. 3ohs. Schmidt: Vegetationstypen uon der ünsel Koh Chang im meerbusen pon Siam. Der ^Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: erstes ßeft. e. Ule: flmeisenpflanzen des flmazonengebietes. Die freundliche Aufnahme, welche die Uegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver- anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der porliegenden ersten, zweiten und dritten Reihe folgt nun die pierte und werden dann noch weitere folgen. Weitere Beiträge sind u. fl. pon den ßerren F. Börgesen, Kopenhagen; U. Dammer, Berlin; fl. Hansen, Siessen; e. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; <5. Voickens, Berlin; e. Warming, Kopenhagen; Ch. Flahault, montpellier; C. Skottsberg, Upsala; ü. Cockayne, Heu-Seeland; ß. P o t o n i e , Berlin; m. K ö r n i ck e, Bonn freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend persucht werden, nach und nach ein die ganze erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen« geographisches Hbbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes ßeft wird wiederum nach möglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. einem Pielfach geäusserten Wunsche entsprechend, soll auch die einheimische und europäisdie Vegetation besondere Berücksiditigung finden. naturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr pon der Beteiligung der Fach» genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen - sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die ßoffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der pierten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen perpflichtet. Die ßerausgeber: S, Karsten, B, Schenck, Bonn. Darmsfadt. Die Verlagsbuchhandlung: Sustaü Fischer, Der Inhalt der Zweiten Reihe war: erstes Beft. £. Ule: £piphyten des flmazonasgebietes. Zweites Beft. S. Karsten: Die ITlangroue-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. e. Statii: Illexilianische Radelhölzer und mexil^anische Xerophyten. Fünftes bis siebentes Beft. h. Klein: eharal <2S> Vierte Reihe, Beft 3 und 4. <2g> <2^ Carl Skottsberg, Degetationsbilder aus Feuerland, Pon den Falkland« Inseln und von Südgeorgien. Cafel 13H. [lothofagus betuloides (niirb.) Blume am Wold- rande in der Cekenika»Bucfit, Siidfeuerland. Cafel 13B. Unterueiietation im Inneren des Regenwaldes in der Cekenil^a-Buctit. Cafel U. Drimys Winteri Forst, bei Barberton«Bafen am Beagle-Kanai. Cafel 15. Urwald uon nofhofayus Pumilio (Poepp. et Gndl.) Blume in der nähe wou Ushuaia. Sommer. Cafel 16. etwas gerodeter Wald uon llothofagus Pumilio bei Ushuaia, mit eingestreuten fl. betuloides. Winter. Cafel 17. Rolhofagus Pumilio (Poepp. et Gndl.) Blume Im Walde bei Ushuaia, mit ITlyzodendron punctulatum Banks et Sol. besetjt. Cafel 18. Bolax-Beide auf der kleinen Balbinsel bei Ushuaia. Polster uon Botox glebaria Gomm., 6esträudi uon Ghiliotrichum diffus'um (Forst.) Reictie und Berberis microphylla Forst. Aus den Polstern treten rahU reiche Sprosse uon Pernettya pumila (li. fil.) Book. heruor. Cafel 19. Beidelandsdiaft auf der Ostinsel mit einem Cell uon dem grossen ,,Stoneriuer", „Princess Street". Cafel 20H. „Cus?odi=lnsel" in der Ilähe uon Port Stephens auf der Westinsel, flur Gipfel und Plateau rechts sind unbedeckt, überall sonst dicht stehende Polster der Poa flabellata (Forst.) Book. fil. Cafel 20B. Srosse Polster uon Bolax glebaria Eomm. auf dem Quarzitrilcken unweit Port Stanley. Cafel 21. Strand mit Poa.flabellata-Formation in der Cum' berland'Bai auf Südgeorgien. Cafel 22. Grassteppe in der Gumberland^Bai auf Südge- orgien. Oben auf dem Plateau Poa tlabellata, am Fusse der Hbhönge lichtere Flecken uon reiner Deschampsia antarctica (Book.) Desu. Catel 23. Bestand uon flcaena adscendens 1?ahl in der Festuca=Steppe, eumberland=Bai, Südgeorgien. Cafel 24, Vegetation rings um einen Wasserfall in der Eumberland-Bai, Südgeorgien. ^ena 1906 Perlag uon 6ustap Fischer Rnkündigung. Unter dem namen '>Pegetfltionsbilder&, die schwarzen Eiupctriiiii rubrniu Vahl. Spärliche Schneedecken liegen dazwischen. Mehr als irgend eine der erwähnten Pflanzen ist Poa flabellata (Forst.) Hook, fil, „das Tussockgras", von den Inseln bekannt geworden. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts umsäumte dieses herrliche Strandgras die Küsten mit einem bläulich- grünen Gürtel. Jetzt sind die Verhältnisse sehr verändert. Durch die Schafzucht ist das Tussockgras auf den Hauptinseln fast vernichtet worden. Verschiedene kleine Inselchen rings um die Küste sind aber noch damit bedeckt. Tafel 20 A zeigt eine solche Insel. Auf Tafel 20 B sehen wir zwei große Polster von Bolax gkbaria Comm. auf dem Quarzitrücken unweit Port Stanley. Sie sind i — 1,5 m hoch; jedes stellt ein einziges, vermutlich ziemlich altes Individuum dar. Unterhalb wachsen einige kleine Polster von Bolax nebst verschiedenen anderen Pflanzen; deutlich erkennbar sind Liczula Alopcainis Desv. (zerstreute Exemplare), Gunnera magellanica Lajm. (kreisrunde, krautige Blätter), Blcchmtm magdlanicum (Desv.) Mett. (zahlreiche glänzende Blätter, rechts). Diese Arten, nebst mehreren anderen, sind für die gleichen Standorte sehr charakteristisch. Sie stellen eine Modifikation der Heide dar. '**'f f. r^ ' / ',Ä> l 4' ■ TD CS •\ .'E' J, 't .,71 an '' •■»V'i 1) 'S 3^ ',^^'^. M,*. A. i'ussuck-insel unweit Port Stephens, VV'est-Falkland-Insel. photogr. Aufnalnue von J. Q Auders&oii, März 1902. B. Bolax glebaria Comm. in der Nähe von Port Stanley, Ost-Falkland-Insel. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 4 Carl Skottsderg, Falkland-Inseln und Südgeorgien Tal'el 21 — 24 Vegetationsbilder aus Südgeorgien. Tafel 21—24. Tafel 21. Strand mit Poa-flabellata-Formation in der Cumberland-Bai auf Süd- georgien. Tafel 22. Grassteppe in der Cumberland-Bai auf Südgeorgien, Oben auf dem Plateau Poa flabellata, am Fusse der Abhänge lichtere Flecken von reiner Deschampsia antarctica (HoOK.) Desv. Tafel 23. Bestand von Acaena adscendens Vahl in der Festuca-Steppe, Cumber- land-Bai, Südgeorgien. Tafel 24. Vegetation rings um einen Wasserfall in der Cumberland-Bai, Süd- georgien. (Nach photographischen Aufnahmen von C.\RL Skottsberg, Mai 1902.) In einer beträchtlichen Entfernung von den Falkland-Inseln liegt mitten im Atlantischen Ozean, unter 54 — 55" S. Br. und 37" W. L., die subantarktische Insel Südgeorgien. In topographischer Hinsicht ist Südgeorgien \on den Falkland-Inseln sehr verschieden ; sie stellt einen hohen, steilen Felsenrücken dar, welcher größtenteils von Gletschern bedeckt ist. Das Tiefland nimmt sehr l)escheidene Areale ein und ist durch Felsenrücken in kleine Täler zerschnitten, welche oft in einem ebenen, mit Sand und Geröll bedeckten Strand ausmünden. Die Täler hegen die Vegetation, welche hier als Steppe oder Wiese auftritt. Im übrigen sind die Küsten steil und unzugänglich und das Pflanzenleben arm. Bäume und eigentliche Sträucher gibt es auf Südgeorgien keine. Floristisch gehört die Insel, wenn man die Phanerogamen berücksichtigt, dem feuerländischen Gebiete an. Indessen besitzt .sie eine sehr eigentümliche Kr}'ptogamen- vegetation, mit einem großen Prozentsatze von Endemen. Das Klima ist au.sgeprägt ozeanisch, mit Temperaturen, die um den Nullpunkt schwanken ; sie sind durchgehend niedrig(:T als auf den Falkland-Inseln. Der Nieder- schlag ist dagegen größer, und im Winter bedeckt eine mächtige Schneeschicht den Boden. Der Wind weht mit sehr großc^r Heftigkeit, meist aus West bis Süd. Lokale Föhnwinde, aus den Gletschern als (Jrkane in die Täler hinabwehend, .sind gewöhnlich. Das Tussockgras, Poa [lahcllata (FoRSi.) Hook, fil, spielt auf Südgeorgien eine sehr große Rolle, indem es, gewöhnlich in reinen Beständen, die Strandvegetation bildet. Am besten gedeiht es auf ebenem Geröllstrand, wie dieser auf der Tafel 2 1 hervortritt, bekleidet aber auch die Strandfelsen und klettert an den Abhängen empor. Es ist streng an die Küste gebunden. Versumpfte Stellen scheint es sorgfältig zu meiden. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 4 Carl Skottsberg, Falkland-Insehi und Südgeurgien Tafel 21 — 24 Jeder der kugelrunden, bis zu i — 2 m hohen Rasen besteht aus einem einzigen Individuum. Der Sockel wird von den abgestorbenen, kompakten Blattmassen gebildet, welche von den äußerst zahlreichen Rhizomzweigen und von den Wurzeln in allen Richtungen durchzogen werden. Im dichten P(9(7-Bestande gedeihen andere Phanerogamen nicht ; nur am äußeren Rande kann Acne na adsccndciis gesellig auftreten. Die größten Areale der bewachsenen Erde auf Südgeorgien werden von einer Art Steppen- oder Wiesenvegetation bedeckt, wie sie, als nicht ausgeprägt xerophil, auch heißen mag. Die wichtigste Art ist Fcstiica crccta Urv., ein steifes, in niedrigen Rasen wachsendes Gras. Mit derselben kommen Phlcuiu alf^nuiiu L. und DcscIuDupsia anlanfica (Hook.) Desv. vor. Für Poa scheint die Steppe zu feucht zu sein; so sieht man auf der Tafel 22, wie die Steppe die ganze Ebene bekleidet, das Plateau dagegen mit Tussock bewachsen ist. Weitere Bestandteile der Wiesen sind Acacna aiiscciidcns Vahl und ft'iicra Alboff, Galiui/i antarcticiini Hook. fil. und Rannucnhis hitcniafiis S^r. Acaciia ac/scc7ic/ciis ist auf Südgeorgien eine sehr häufige Pflanze. Sie ist auf gut bewässertem Boden, wo jedoch das Wasser nicht selten stehen bleibt, schön ent- wickelt; so am Fuße von Bergen, wie es unsere Tafel 23 zeigt, rings um die kleinen Bäche u. s. w. Im Gegensatz zu den übrigen Nicht-Gräsern spielt Acacna eine wichtige physiognomische Rolle, kommt auf gut exponiertem Boden, wie sandigen Abhängen gegen Norden, in reinen Beständen vor. Im Winter sind die Fruchtstände sehr auf- fallend; die mit vier Stacheln versehenen Früchte werden in jener Zeit verbreitet, und zwar epizoisch. Zahlreich sind die kleinen Bäche, welche, vom schmelzenden Eis und Schnee gespeist, die Täler durchfließen, hie und da einen kleinen Wasserfall bildend. Unsere Tafel 24 zeigt einen sehr anmutigen Wasserfall in der Cumberland-Bai. Der Bach fließt durch Steppenvegetation mit ziemlich reichlichem Acacna adscendens. Links ist ein schwaches Individuum von Poa flabellata sichtbar; die Ränder sind von smarao-do-rünen jNIoosmatten einoefaßt, in denen Montia rivularis Gmel., Cal/Urichc anfarctica Engelm. und Rannucnhis biternatns Sm. gedeihen. Die Moosflora Südgeorgiens beansprucht hohes Interesse, indem einige Gattungen und mehr als die Hälfte der Arten endemisch sind. Ferner kann man ohne Ueber- treibung behaupten, daß für die Physiognomie der südgeorgischen Vegetation Moose eine ungewöhnlich große Bedeutung haben. Auch in den Wiesen imd Steppen selbst kommen mächtige, polsterbildende, ganz eigentümliche Pohtrichaceen vor; große Flächen auf den Plateaus der Hügel u. s. w. sind von ./;/r/;vvr(vr- Formalionen eingenommen. Auch die Flechten spielen auf Südgeorgien eine bedeutende Rolle, unter ihnen finden sich ebenfalls recht viele Endemen. c 'Sc u o 0) 03 £ 3 U 03 :3 TD C O o I O Ol, c 'So u O m m ■X3 C u e 3 U C/3 -3 03 > C c 0) u c < 7) u > 03 tu Der Inhalt der Zweiten Reihe war: erstes Beh. 6. Ule: Gpiphyten des flmazonasgebietes. Zweites ßeft. 6. Karsten: Die FTlangroue-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. €. Stahl: Ulexil^anische Radelhölzer und mexikanische Xerophyten. Fünftes bis siebentes Beft. h. Klein: Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume I. Achtes Beft. S. Schweinfurth und liudwig Diels: Pegetationstypen aus der Kolonie Critrea. Der Inhalt der Dritten Reihe war: Erstes Beft. 6. Ule: Blumengärten der Ameisen am flmazonenstrome. Zweites Beft. Ernst fl. Bessey: Vegetationsbilder aus Russisch Curkestan. Drittes Beft. m. Busgen, Bj. Sensen u. W. Busse: Vegetationsbilder aus mittel" und Ost'3aua. Viertes Beft. B. Schenck: mittelmeerbäume. Fünftes Beft. R. v. Wettstein: Sokötra. Sechsfes Beft. Gmerich Zederbauer: Uegetationsbilder aus Kleinasien. Siebentesund Achtes Beft. 3ohs. Schmidt: Vegetationstypen uon der ünsel Koh Chang im meerbusen pon Siam. Der Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: Erstes Beft. 6. Ule: flmeisenpflanzen des flmazonengebietes. Zweites Beft. Walter Busse: Das südliche Cogo. Die freundliche Aufnahme, welche die Uegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver- anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der vorliegenden ersten, zweiten und dritten Reihe folgt nun die vierte und werden dann noch weitere folgen. Weitere Beiträge sind u. fl. von den Berren F. Börgesen, Kopenhagen ; U. Dammer, Berlin; 3. Hansen, ©iessen; 6. P ritze I, Berlin; C. Schröter, Zürich; S. Voickens, Berlin; 6. Warming, Kopenhagen; Ch. Fla haut t, montpellier; h. Cockayne, Üeu-Seeland; B. Potonie, Berlin; m. Kör nicke, Bonn freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend versucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen» geographisches Abbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft wird wiederum nach möglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem vielfach geäusserten Wunsche entsprechend, soll auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr von der Beteiligung der Fach« genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer soldien Sammlung dargetan hat, erscheint die ßoffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der vierten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nldit zur Abnahme weiterer Reihen verpflichtet. Die Berausgeber : S, Karsten, B. Schenck, Bonn. Darmsfadt. Die Verlagsbuchhandlung: GustQD Fischer, Jena. Verlag toii Unstay Fischer in Jena. Botanische Mitteilungen aus den Tropen. Herausgegeben von Dr. A. F. W. Schimper, Professor der Botanik an der Universität Bonn. 9 Hefte. 1888— 1901. Lex.-Form. pigr Durcli auastatischeu Xendruck wieder TollstUudig zu baben. ';jMl ^ Preis : 109 Mark. = Heft I: Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika. Von A. F. W. Schimper. 1888. Mit 3 Tafeln. = Preis: 4 Mark 50 Pf. = Heft II: Die epiphytische Vegetation Amerikas. Von A. F. W. Seliiinper. Mit 6 Tafeln. 1888. = Preis 7 Mark 50 Pf. = Heft III: Die indo-malayische Strandflora. Von A. F. W. Scliimpcr. Mit 7 Textfiguren, i Karte und 7 Tafeln. 1891. = Preis: 10 Mark. = Heft IV: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von Dr. IL Selieiiclf, Privatdozent an der Universität Bonn. 1. Teil: Beiträge zur Biologie der Lianen. Mit 7 Tafeln. 1S92. = Preis: [5 Mark. ^^ Heft V: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von H. Sclieiick. II. Teil: Beiträge zur Anatomie der Lianen. Mit 13 Tafeln und 2 Text- Zinkographien. 1893. = Preis: 20 Mark. Heft VI: Die Pilzgärten einiger amerikanischer Ameisen. Von Alfred Jlöller. Mit 7 Tafeln und 4 Holzschnitten. 1893. = Preis: 7 Mark. = Heft VII: Brasilische Pilzblumen. Von Alfred Möller. Mit 8 Tafeln. 1895. Preis: il Mark. ^^ Heft VIII: Protobasidiomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit 6 Tafeln. 1895. Preis: 10 Mark. Heft IX: Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit II Tafeln und 2 Textabbildungen. 1901. = Preis: 24 Mark. = FKiinmünnsche Buchdruckerei ^Hermann l'ohlc) in Jena. — 3079 Vierte Reihe Beff 5, MOalkr Busse, Wesfafrikanische Ilutzpflanzen, Cafel 25—30, Vegefa^onsbilder herausgegeben von Dr. S, Karsten Professor an der Uniuersität Bonn Dr B. Schenck Professor an der Cecfinisdien Bodrsdiule Darmsfadt <5S> *3!S> Vierte Reihe, Beft 5. <3C§> «äcg> Woher Busse, Westafrikanische Rutzpflanzen. Cafel 25 u. 26 Die Oelpalme (Glaeis guineensis ü.). Cafel 27. Der Kapokbaum (Ceiba pentandra h.), CaFel 28. Der Schibutterbaum (Butyrospermum Parkü [6. Don] Kotsdiy). Cafel 29. Erythrophloeum guineense Don. Cafel 30. Cola acuminata (P. de B.) R. Er. ^ena 1906 üerlag von 6ustap Fischer Hnkündigung. Unter dem Ramen "l/egefationsbiIder<( erscheint hier eine Sammlung pon Lichtdrucken, die nach sorgfältig ausgewählten photographischen Pegetationsaufnahmen hergestellt sind, und uon denen eine erste, zweite und dritte Serie nunmehr abgeschlossen vorliegen. Verschiedenartige PFlanzenformationen und -Senossen- Schäften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfossen, charakteristische Gewächse, weldie der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge uerleihen, und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft sdimerzlich empfundenen ITlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographisdie Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften audi in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Huf« nähme finden. Um ein reichhaltiges ITlaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format oon 21X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 9edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft von 6 Cafein ist auf 2.50 [Tl. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 Lieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark berechnet. Der ünhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Schenck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: lüalayischer Ardiipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropische Rutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest-Afrika. Sedistes Beft. G. Karsten: ITlonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Strandvegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und £. Stahl: mexikanische Eacteen-, Agaven- und Bromeliaceen-Vegetation. Der Inhalt der Zweiten Reihe war: Erstes Beft. E. Ule: Epiphyten des Amazonasgebietes. Zweites Beft. G. Karsten: Die mangrove-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. E. Stahl: mexikanische Radelhölzer und mexikanische Xerophyten. Fünftes bis siebentes Beft. Ii. Klein: Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume I. Achtes Beft. G. Schweinfurt h und Ludwig Diels: Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea. CO Vegetationstailder. Vierte Reihe, Heft 5. Westafrikanische Nutzpflanzen. Von Regierungsrat Dr. Walter Busse, Mitglied der Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft, Privatdozent an der Universität Berlin. LIBRARY NEW YORK Tafel 25 und 26. ZZ'^:" Die Oelpalme (Elaeis guineensis L.). (Nach photographischen Aufnahmen von W. BUSSE, 1904 und 1905.) Sämtlichen anderen Nutzpflanzen des äquatorialen Westafrikas, einheimischen und eingeführten, ist an dauerndem Wert für die eingeborenen Völker, wie an wirt- schaftlicher Bedeutung für die kolonisierenden Nationen die Oelpalme bei weitem überlegen. Wir neigen der Ansicht zu, daß diese Palme, obwohl sie sich auch im östlichen Südamerika, z. B. im Mündungsgebiet des Amazonenstromes, und in Guyana häufig in wildem Zustande findet und obwohl die andere Art ihrer Gattung, £. me/anococca Gärtn., ausschließlich das äquatoriale Amerika bewohnt, in Afrika ihre ursprüngliche Heimat besitzt'). Bei der Bedeutung der Oelpalme als Nährpflanze des Negers ist es ohne weiteres verständlich, daß mit dem Beginn eines Seeverkehrs zwischen West- afrika und Südamerika — und mag dieser schon in die Zeit vor der Entdeckung der neuen Welt gefallen sein — die Samen dorthin verschleppt wurden. Aber auch eine noch frühere Wanderung über den Ozean ohne Zutun des Menschen ist, wie Engler mit Recht hervorgehoben hat, sehr wohl denkbar, da der Same durch seine feste Schale und die fleischige, fetthaltige Fruchtwand gegen die schädlichen Einflüsse des Meerwassers gut geschützt ist. ^^ I ) Vergl. O. Warburg in : Englers Pflanzenwelt Ostafrikas, Teil B, S. 9, und A. Engler in : C_; Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Akademie der Wissensch., 1905, S. 22. Warburg läßt übrigens die Mög- lichkeit offen, daß £. tnelanococca nur eine verwilderte Spielart von E. giiineensis sei. Veo-etationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, WestafiiUanisclic Nutzpflanzen Tafel 25 und 26 Die Grenzen der Verbreitung unserer Palme in Afrika fallen — abgesehen von einio-en durch die Kultur geschaffenen Exklaven, wie z. B. Benguella — ungefähr mit denen des ehemaligen großen Waldgebietes im westlichen und zentralen Teile des Kontinents zusammen '). Sie findet sich ferner auf den Inseln Säo Thom6 und Fernando P60 ; eine Kulturexklave im Indischen Ozean bildet Zanzibar. Nördlich vom Uelle-Fluß kommt Elaeis nach Schweinfurth nur vereinzelt vor, dem Gesamtgebiete des Nils ist sie fremd. Stuhlmann, dem wir wertvolle Mitteilungen über Verbreitung und Kultur der Palme im Waldgebiet westlich vom Albert-See und Albert-Edward-See verdanken, fand in jenen Urwäldern wilde Exemplare^). Die Verbreitung der Oelpalme innerhalb dieser Grenzen ist vom Menschen in weitgehendstem Maße beeinflußt worden, aber ihr Auftreten ist keineswegs an mensch- liche Siedlungen geknüpft, sondern wird auch durch Tiere'') gefördert und nicht zum mindesten durch Bäche und Flüsse geregelt, die ihre Früchte und Samen mitführen, um sie an den Ufern abzuladen (vergl. Tafel 30) oder in den Ozean zu spülen, dessen Flut sie wieder ans Land wirft. Wie weit die von uns heute z. B. in Kamerun als „wild" angesprochenen Oel- palmenbestände nur Reste ehemaliger Kulturstätten sind, läßt sich in vielen Fällen nicht mehr entscheiden, da die etwa einstmals stattgehabte Besiedlung der fraglichen Plätze sehr weit zurückliegen kann und andere Zeugen menschlicher Tätigkeit fehlen ■*). Vielfach traf ich die Palme im Walde des Kameruner Küstenlandes in zahlreichen zerstreuten Exemplaren an Stellen, die ihrer Lage und Beschaffenheit nach niemals von mensch- lichen Wohnungen besetzt gewesen sein konnten. Hier mögen jene Faktoren zu un- freiwilligen Wanderungen beigetragen haben, deren wir oben gedachten. Die Oelpalme scheut weder die Meerwinde noch den salzigen Boden der Küste. Wir sehen sie zwischen verwitternden Lavablöcken am Kameruner Strande, wo all- täo-lich die Flut das Erdreich netzt, und auf den salzdurchtränkten Nehrungen in Togo üppig gedeihen. Ueberhaupt ist sie in der Wahl des Bodens nicht anspruchsvoll. Wenn nur für ununterbrochene Wasserzufuhr im Untergrunde gesorgt ist, nimmt sie mit den dürftigsten Quartieren vorlieb. In Senken der Steppe bei Atakpame (Togo) traf ich sie auf denkbar schlechtestem steinigen Boden. 1) Siehe die in F. Hahn, Afrika (Allgem. Länderkunde, 2. Aufl., 1901), enthaltene Floren- karte. Diese Karte bedarf insofern einer kleinen Korrektur, als sie im Osten die Verbreitungsgrenze von Elaeis über den Tanganyika-See hinaus verzeichnet; denn östlich vom See finden sich nur be- scheidene, in neuerer Zeit durch die Araber geschaffene Anpflanzungen. 2) Stuhlmann, Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika, 1894. Fälle von sporadischem Vor- kommen wilder Oelpalmen im Kongo-Urwald, und zwar im Gebiet des Loraanii-Flusses, sind mir von anderer Seite kürzlich mitgeteilt worden. 3) Vergl. Pechuel-Loesche, Die Loango-Expedition, Bd. HI, I, S. 160. 4) Vergl. W. Busse in: Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1905, S. 219. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 25 und 26 Ueber die Höhengrenzen ihres Vorkommens ist nur wenig bekannt'). Nach Welwitsch kommt sie im Bezirk Golungo Alto in einer Höhe von 600 — 800 m vor ; nach BaiivIE ist die obere Verbreitungsgrenze der Palme am Pic von Fernando P60 auffallend scharf gezogen und läßt sich fast durch eine gerade Linie charakterisieren, die 900 m über dem Meeresspiegel liegt. Höher noch soll sie an den Bakossi-Bergen in Kamerun hinaufsteigen, doch liegen darüber noch keine feststehenden Daten vor. Geschlossene, reine Bestände von Oelpalmen habe ich — natürlich abgesehen von Anpflanzungen — weder in Kamerun, noch in Togo getroffen. Dasselbe gibt Pechuel-Loesche für die südwestlichen Länder ihres Verbreitungsgebietes an. In Wäldern vermag sie sich zweifellos nur dann zu entwickeln, wenn ihr von Anfang an Licht und Raum in genügender Menge zur Verfügung steht. So findet sie unter dem dichten Schattendach des primären Urwaldes nicht die ihr zusagenden Exi.stenzbedingungen ^), sie wird erstickt. Und wo wir ihr dennoch im Primärwald be- gegnen, da müssen ehemals lichte Stellen ihre Ansiedlung begünstigt haben. Im Kame- runer Waldlande, dessen glückliche klimatische Verhältnisse eine üppige Regeneration des Reeenwaldes ermögflichen, bietet oftmals nur das reichliche Vorkommen der Oel- palme einen Anhaltspunkt dafür, daß man sich im sekundär entstandenen Walde befindet. Dann aber sucht die Palme in schnellem Wachstum den übrigen Bäumen gleichzukommen, um ihrer Krone dasjenige Maß von Lichtgenuß zu erobern, dessen sie bedarf. Darum bildet sie auch in den Regenwäldern ungleich schlankere vmd höhere Stämme als im lichten Buschwald oder auf freiem Gelände. (Vergl. Tafel 26.) Nach meinen Beobachtungen muß ich Pechuel-Loesche vollkommen beistimmen, wenn er sagt, daß dieOelpalme vorzugsweise ein Baum der offenen Land- schaft ist. Ob sie für die erste Zeit ihrer Entwickelung unbedingt einer gewissen Beschattung bedarf, vermag ich nicht anzugeben, da ich ihre natürliche Verjüngung nur im Schatten der Mutterpflanzen sah. „Hat sie erst eine gewisse Größe erreicht" — schreibt sehr richtig der genaimte Reisende — „dann erträgt sie, ohne Schaden zu leiden, sowohl die Umschließung von anderen, sie überragenden Gewächsen, wie monate- lange Ueberschwemmungen ihres Standortes und die auflodernden Flammen der um sie wütenden Grasbrände. Junge Palmen werden dagegen vom Feuer sehr häufig getötet . . ." Wir treffen die Palme m Togo und Kamerun wild, verwildert und in Halb- kultur, sehr selten nur in Reinkultur an. Mit „Halbkultur" bezeichne ich diejenige Form des Anbaues, bei der die Oelpalme anfänglich nur eine passive Rolle spielt, indem sie beim Roden des Urwaldes zur Anlage von Plantagen, Farmen und Siedelungen geschont wird. In den Kakaopflanzungen am Kamerunberge ragen ihre hohen, über- i) Siehe P. Ascherson in: Globus, Bd. XXXV (1899), S. 210, und Pechuel-Loesche a. a. O. 2) Vergl. Text zu Tafel 7 und 8 der 4. Reihe der „Vegetationsbilder". Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 25 und 26 schlanken Stämme als einzige Reste des Waldes über die neuen Kakaobestände weit empor; junge Niederlassungen an den Strömen Kameruns zeigen uns freundliche Dörfer inmitten von Palmenhainen, die man nur durch rationelle Auslichtung des Waldes ge- wann, ohne für ihre Anzucht einen Finger regen zu müssen. In den Gebirgen Togos treffen wir fast alle Arten von Feldfrüchten zwischen den geschonten Palmen des Waldes, der einstmals jene fruchbaren Hänge und Täler erfüllte. (Vergl. Tafel 26.) Eine für Togo eigentümliche Vegetationsformation, die auf die ehemalige dichtere Besiedlung gewisser Teile des Landes unzweideutige Rückschlüsse gestattet, bilden die Oelpalmen- misch Wälder, von denen wir schon in einem früheren Aufsatze (s. Tafel 8 des 2. Heftes dieser Reihe) sprachen. Ihnen prägt die stets vorherrschende Palme den Charakter auf. Oftmals liegen sie weit entfernt von jeder Ansiedelung und werden deswegen bisweilen überhaupt nicht ausgebeutet. Nur selten weisen noch junge Exem- plare von Elaeis und zerstreute Bananen, Ananas oder Papayen darauf hin, daß die Zeit noch nicht fern liegt, in, der sich der Mensch von jenen Plätzen zurückzog. Meist sind auch diese Zeugen der Kultur vom üppig aufsprießenden Buschdickicht unterdrückt worden, und nur die Palme selbst redet zu uns als Wahrzeichen der Verijang-enheit, in ihrem Alter und ihrer Größe eine lebende Zeittafel. Von einer eigentlichen Kultur unserer Palme ist, wie gesagt, in beiden Kolonien noch wenig die Rede. In Togo treffen wir, namentlich im Küstengebiet, bis- weilen Pflanzungen an, anfangs reine Bestände, die wegen der dichten Beschattung Zwischenkulturen noch nicht gestatten und gewissermaßen Schonreviere darstelllen (vergl. Tafel 25), in späterem Alter wundervolle Haine, wie sie sich z. B. an den Straßen von Lome zum Agu-Gebirge und vom Haho zum Mono oft eine Stunde weit und länger erstrecken. Der Wanderer wird beschattet von den mächtigen Wedeln, die, sich beiderseits über dem Wege wölbend, diesen zu einem lebenden Kreuzgange formen. Zwischen den Resten der abgestorbenen Blattbasen siedeln sich zahlreiche Epiphyten, namentlich zierliche Farne an, die vom Boden bis fast zur Krone die braunen Stämme freundlich bekleiden. Unsere beiden Bilder .stellen die Oelpalme hier in der Jugendform und dort in jener charakteristischen überschlanken Gestalt dar, die sie im geschlossenen Waldbestande annimmt (s. o.); mittelgroße, zum Teil durch andere Vegetation verdeckte Bäume zeigte die Tafel 8 im 2. Heft. y\lle diese Bilder vermögen jedoch nicht den Beweis für die Tatsache zu liefern, daß die Oelpalme bei normalem Wuchs eine der schönsten Charakterpflanzen Westafrikas darstellt. Da ich Besseres mit eigenen Worten kaum zu geben hätte, lasse ich wiederum Pechuel-Loesche, den scharfen Beobachter und feinsinnigen Darsteller, reden'): „Im ästhetischen Sinne darf man ihr i) Loango-Expedition, S. 158. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 25 und 26 neben der stammlosen Raphia^) unter den Fiederpalmen aller Erdteile einen sehr hohen Rang anweisen, tadellos entwickelten Individuen sogar den ersten Preis der Schönheit zu- gestehen. Sie besitzt nicht, wie Dattel- und Kokospalmen, einen dünnen, aus steifen, häufig auch struppigen Wedeln gebildeten Wipfel, sie trägt auch nicht, wie so viele der gerühmten amerikanischen Arten — selbst die ihr so ähnliche stolze „Palma real" [Oreodoxa regia) entfaltet den weitausladenden Wipfel in zu großer Höhe — einen zu kleinen, oft winzig erscheinenden Blätterschopf auf mastenhoher Spindel. Ihr kräftiger gerader Schaft, die breit ausgelegte sehr volle Krone von leicht gebogenen, mit be- weglichen Fiedern besetzten Wedeln stehen vielmehr im glücklichsten Ebenmaß zu- einander. So ist sie eine ausgeglichene Pflanzengestalt, ein Typus kraftvoller Anmut und — was von den wenigsten Palmen gesagt werden kann — auch eine Schattenspenderin." Auf freiem Standort gewachsene Palmen bilden säulengerade Stämme von Mannesstärke und 15 — 20 m Höhe bis zum Kronenansatz; im Urwald werden sie bedeutend höher. Der zur Verfügung stehende Raum gestattet es nicht, die Entwickelung der Pflanze und ihre einzelnen Teile hier zu besprechen ; wir müssen daher auf die Literatur verweisen ^) und gedenken nunmehr der Bedeutung der Oelpalme für den Menschen. Ihre Produkte allein vermögen schon die Rentabilität von Dampferlinien und Eisenbahnen zu garantieren, und sie werden kaum jemals unter sinkender Nachfrage zu leiden haben, sondern im Gegenteil einer steigenden Aufnahmefähigkeit des Weltmarktes gegenüberstehen. Am besten kann das Maß ihrer Bewertung durch die Tatsache illustriert werden, daß sich der Wert der jährlichen Ausfuhr von Palmöl und Palmkernen für ganz Afrika auf etwa 50000000 M. belauft^). Hierzu kommt noch der Konsum im Lande selbst. Da die Kerne wenig verwendet werden, ist nur der Oelverbrauch in Betracht zu ziehen, den Preuss*) auf Grund sorrfältiger Berechnunsf zu 5470 000 kg in Kamerun und 2 700 000 kg für Togo pro Jahr eingeschätzt hat. Außerdem bleiben noch oroße Bestände abseits von den Verkehrsweeen in beiden Kolonien ungenutzt oder sie dienen nur dem lokalen Oelbedarf der Eingeborenen i) Eine hochstämmige, seltene Äa/Zwa-Art, die ich vor 6 Jahren im Innern Ostafrikas entdeckte, und die Herr Dammer R. eximia getauft hat, kann der Oelpalme, was Formvollendung anbetrifft, nicht nur den Rang streitig niachen, scndsrr. stellt überhaupt die schönste, mir bekannte Faime dar. 2) In erster Linie Pechuel - Loesches vorzügliche Schilderung und Beschreibung a. a. O. Ferner : O. Warburg in : Pflanzenwelt Ostafrikas. Die Oelpalme bietet dem eingehenderen Studium noch viele Aufgaben in morphologischer, biologischer und wirtschaftlicher Beziehung dar, und es wäre wohl zu wünschen, daß ein in Westafrika länger tätiger Botaniker sich diesen Fragen widmete. 3) Ueber die Ausfuhren von Kamerun und Togo vergl. die amtlichen Denkschriften über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete. Für 1903 habe ich spezialisierte Angaben in Ber. d. Deutsch. PhaiTjiac. GeseUsch., 1905, S. 218 gebracht. 4) Preuss, Die wirtschaftliche Bedeutung der Oelpalme. Tropenpflanzer, 1902, S. 450 ff. Vfo-etationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanisd-ie Nutzpflanzen Tafel 25 und 26 oder aber sie verfallen der Palmweinfabrikation, weil keine Möglichkeit besteht, ihre Pro- dukte zur Kü.ste zu bringen. Aber auch dort, wo die Eingeborenen regelmäßig Palmöl produzieren, findet nur eine ganz ungenügende Ausnutzung des Oeles und namentlich der Kerne statt '). An den Welthandel gibt die Oelpalme in den beiden (chemisch nicht ganz gleichartigen) Fetten der Fruchtwand und der Kerne ihre wichtigsten Produkte ab. Dem Neger liefert sie nicht nur das zum Bereiten der täglichen Nahrung unentbehr- liche Fett und durch Verkauf ihrer Produkte Geld zum Einkauf eingeführter Bedarfs- gegenstände, nicht nur in ihren Wedeln und Blattrippen Material zum Bau der Hütte und Fertigen des Daches, sondern auch ein Genußmittel, das namentlich im Leben der Togoleute die größte Rolle spielt, den Palm wei n. Während nun der Kamerunneger die höchsten Oelpalmenstämme erklettert, um ihre Gipfel anzubohren und seine Kalabasse zur Aufnahme des geschätzten Saftes anzubringen, macht sich der Togomann die Sache leichter: er fällt die Palme, sobald er das Bedürfnis nach Palmwein fühlt ^). Tausende von Bäumen müssen auf diese Weise in Togo alljährlich das Leben lassen. Diesem Vernichtungswerk wird niemals gesteuert werden können. Dazu liegt auch keine Ver- anlassung vor, denn mit der Schaffung moderner Verkehrsmittel und mit Einfüh rung einer rationellen Kultur und Ausbeutung der Oelpalme in Togo wie in Kamerun'') — einer Aufgabe, die unter besonderer Berücksichtigung der ertragreichsten Varietäten zu lösen ist — werden so bedeutende Werte frei gemacht und neu ge- schaffen werden, daß die Liebhabereien des Negers daneben ungestört befriedigt werden können. Auch im Osten Afrikas hat die Oelpalme ihren Einzug gehalten, und vielleicht liegt die Zeit nicht in allzuweiter Ferne, in der sich das Seherwort Pechuel-Loesches erfüllt, daß unser Baum einmal das wichtigste Handelsgewächs des ganzen Kontinentes werden kann. i) Grüner, Die Oelpalme im Bezirk Misahöhe, Togo. Tropenpflanzer, 1902, S. 283 ff. Hier auch genauere Angaben über Kultur, Erträge und die Art der Oelgewinnung in Togo. Jedem, der sich über die Oelpalme und ihre wirtschaftliche Bedeutimg informieren will, seien die Arbeiten von Preuss und Grüner angelegentlich empfohlen. Beide haben auch zuerst wertvolle Aufschlüsse über die einzelnen Varietäten der Palme gegeben! 2) Beschreibung der Palmweingewinnung in Togo s. W. Busse a. a. O., S. 223. In den einzelnen Ländern Westafrikas sind die Methoden der Oel- und Palmweingewinnung verschieden. Vergl. unter anderem Pechuel-Loesche, Kongoland, Jena 1887, S. 262 u. 264. 3) Siehe Preuss und Grüner a. a. O. und W. Busse in: Beihefte zum Tropenflanzer, 1906. o o vi) w CO w '53 c o G 0) Ölpalmen im Tafi6vhe-Gebirge bei Ho (Togo). Dazwischen Mischfarm von Mais, Maniok und Bananen. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 27 Tafel 27. Der Kapokbaum (Ceiba pentandra L.)- (Nach photographischer Aufnahme von W. BUSSE, 1904.) Weniger als bei der Oelpalme spricht beim Kapokbaum die Wahrscheinlichkeit für eine afrikanische Abstammung. Von den 9 Arten der Gattung Ceiba, die sämtlich im tropischen Amerika heimisch sind, findet sich nur diese eine in Afrika, und zwar vornehmlich in den westlichen Küstenländern vom Guinea-Golfe bis herunter nach Angola. Ueber die Grenzen der Verbreitung im Innern des Kontinents sind wir noch nicht zur Genüge unterrichtet. Heinrich Barth sah ihn mehrfach angepflanzt bei den Städten der Haussa - Staaten *). „Es ist sehr eigentümlich und charakteristisch", schreibt er, „daß dieser Baum, welcher zu den höchsten der Schöpfung gehört, so wie die Kuka^) zu den massenhaftesten, sich gewöhnlich in der Nähe des Haupttores der Städte der Haussas erhebt, während er sonst keineswegs häufig ist, wenigstens nicht in großen ausgewachsenen Exemplaren; aber der Rimi (der Bentang-Baum Mungo Parks) war ein heiliger Baum der alten heidnischen Bewohner dieser Gegenden, und mancher dieser uralten Vertreter der Flora würde uns wohl eine weit in die Vorzeit hinausreichende Geschichte dieser alten Opferstätten mitteilen können, wenn ihm Sprache verliehen wäre." Außerdem, sagt der große Reisende, mag bei der Anpflanzung an den Toren auch die Absicht mitgesprochen haben, für den Fremdling Wegweiser zu schaffen, da der mächtige Baum auf ungeheure Strecken hin sichtbar ist. Wir brauchen nicht auf eine vorgeschichtliche Periode zurückzugreifen, um die Wanderung des Baumes bis in jene Gegenden zu erklären, da Barth im gleichen Gebiet auch Carica Papaya traf^), die doch zweifellos erst durch den Schiffsverkehr mit Amerika in Westafrika eingeführt worden ist. Nachtigal und neuerdings Chevalier begegneten der Ceiba im Sudan. Nachdem Ceiba pentandra einmal im westlichen Afrika festen Fuß gefaßt hatte, blieb ihre weitere Verbreitung in der neuen Heimat dem Winde überlassen. Weithin i) H. Barth, Reisen und Entdeckungen, Gotha 1857/58, Bd. II, S. 103; Bd. V, S. 346. 2) Gemeint ist der Affenbrotbaum, Adansonia digitata L. 3) 1. c. Bd. V, S. 344. Vegetationsbikler, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 27 träet dieser die von der leichten Wolle dicht umhüllten Samen (wovon man sich auf jeder Reise in Westafrika leicht überzeugen kann), und nur dem Zufall steht es anheim, die Kerne dorthin zu führen, wo für ihre Keimung und weitere Entwickelung die geeigneten Bedingungen gegeben sind. So ist es ohne weiteres verständlich, daß Barth abseits von den Kulturstätten der Haussa keine ausgewachsenen Exemplare fand'). Der Kapokbaum liefert uns, wie manche andere wichtige Nutzpflanze der neuen Welt, das eigenartige Schauspiel der Einwanderung von beiden Seiten in den afrikanischen Kontinent. Nur dadurch unterscheidet sich Ceiba von vielen anderen, z. B. Papaye und Maniok, daß sie als Iv u 1 1 u r p f 1 a n z e lediglich von Osten her vordringt, während ihr Anbau im Westen eigentlich fremd ist und hier weniger der Mensch als der Wind die führende Rolle übernommen hat. Im Osten sind es vornehmlich die Araber, die ja ihre Niederlassungen stets mit einem Stamm von Nutz- pflanzen ausstatten (Orange, Zitrone, Granate, Dattelpalme u. s. w.), die Araber sind es, welche auch unseren Baum liis in das Seengebiet mit sich geführt haben ^). Wenn aber irgendwo in Zentralafrika die Gv/^ß-Pflanze der Kultur, nachdem sie ihren weiten Weg vom Westen Amerikas über die Südsee und den Indischen Ozean zurückgelegt hat, mit der wilden westafrikanischen Schwester zusammentrifft, so werden beide einander nicht mehr erkennen. Denn der Kulturpflanze des Ostens fehlt auf der hellen Rinde jener eigentümliche Stach elpanzer, der namentlich che jungen Stämme der in der westafrikanischen Wildnis wachsenden Individuen auszeichnet (vergl. Taf. 1 1 des 2. Heftes dieser Reihe), eine Waffe, die ihr allmählich in der Kultur abhanden gekommen zu sein scheint. Wenigstens erinnere ich mich nicht, jemals im Gebiete des Indischen Ozeans Bäume mit nennenswerter .Stachelbekleidune oesehen zu haben ^). In Westafrika dagegen starren die jungen .Stämme, die Aeste und Zweige förmlich von jenen kegelförmigen oder jDrismatischen, scharf zugespitzten Gebilden, die i) Auch die Angaben Pechuel-Loesches über die Verbreitung des Kapokbaumes im Gebiet des unteren Kongo sprechen für die allmählich sich vollziehende Wanderung von der Küste ostwärts (Kongoland, Jena 1887, S. 378). 2) So fand ich 1900 zahlreiche junge CWf^a-Bäume in der Niederlassung des Scheikhs Raschid bin Masud in Mangua, wenige Tagereisen östlich vom N3'assa-See, nachdem ich den Baum seit Ver- lassen des Küstengebietes nicht mehr gesehen hatte. K. Schumann (in : Englers Pflanzenwelt Ost- afrikas, Teil C, S. 269) gibt auch sein Vorkommen in Unvamwezi und Unyoro an; da Schumann aber kein Material der Pflanze von dort in der Hand gehabt hat, ist es nicht unmöglich, daß hier eine Verwechslung mit dem ostafrikanischen Baumwollbaum [Botnbax rhodognaphalori) von selten der Reisenden vorlag. 3) RuMPHius (Herbar. Amboinense, I) tut der „kurzen und harten Domen", die im Alter meist abfallen, noch Erwähnung. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 ' Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 27 bisweilen eine Länge von 6 cm erreichen. In vorgerücktem Alter werden die Stacheln am Stamm fast immer, an den größeren Aesten meistens abgeworfen. Sehr selten trifft man schon junge Stämme ohne Panzer an'). Der Habitus des Kapokbaumes ist in der Jugend immer der gleiche: schnell und kerzengerade schießt der Hauptstamm in die Höhe, ein etagenförmiges Astsystem von fast mathematischer Gesetzmäßigkeit bildend. Mit zunehmendem Alter vertiert sich dieser Charakter in den meisten Fällen, und je nach Standort, Wasserzufuhr und Er- nährung bilden sich Stamm und Krone verschiedenartig aus. Man vergleiche unser Bild, das den Baum in einem vor Zeiten jedenfalls mit dichtem Hochwald bestandenen schluchtartigen Einschnitt am Agu-Gebirge zeigt, mit demjenigen Chevaliers aus der Sudansteppe ^). Auf dürftigstem Steppenboden nimmt Ceiba bisweilen den Habitus von Adansonia an, wie auch umgekehrt der Affenbrotbaum unter besonders günstigen Be- dingungen sehr hohe und relativ schlanke Stämme mit Etagenkrone erzeugen kann, die ihn der Ceiba täuschend ähnlich machen. Exemplare von so mächtigen Dimensionen, wie unser Bild eines wiedergibt (man beachte den Mann am Grunde des Stammes!), findet man in Togo verhältnis- mäßig selten, während sie iin Kameruner Küstenwalde zu den alltäglichen Erscheinungen gehören; hier wird der Baum im allgemeinen ■ nicht über 50 m hoch, dort erreicht er eine Höhe von nahezu 70 m. Am Grunde läuft der Stamm in riesige Platten- wurzeln aus^). Die In kugeligen Büscheln dicht gedrängt stehenden Blüten erscheinen stets vor dem Laub; das Junglaub tritt in Gestalt weicher hellgrüner Bäusche hervor, selten nur gleichzeitig in der ganzen Krone aussprießend. Meist belaubt sich, anscheinend willkürlich, zunächst das Zweigsystem eines einzigen großen Astes, dem dann nach und nach die anderen folgen. Zu jeder Jahreszeit kann man in Togo auf be- schränkten Strecken völlig kahle, halb belaubte und in vollem Laube stehende Individuen antreffen. Zu voller Entwickelung bedarf der Kapokbaum feuchtgründiger Standorte. Wir finden ihn im regenreichen Kamerungebiet allenthalben als Bürger des Urwaldes, in Togo nur in den Waldrelikten, an ständigen und periodischen Wasseradern, in den i) Ich halte sie deswegen nicht etwa für Repräsentanten einer besonderen Varietät, sondern erblicke im Fehlen der Stacheln nur eine individuelle Variation. 2) Wiedergegeben von E. Perrot in: L'AgricuIture pratique des pays chauds, V (1Q05), No. 22. 3) S. unsere Abbildung in: Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1905, Taf. IL Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 27 Oelpalmenmischwäldern, in Steppenniederungen und in der Savanne. In der trocken- gründigen Xerophytensteppe ist seine natürliche Verjüngung ausgeschlossen. Der Nutzen ') des Kapokbaumes liegt — wie bekannt — in erster Linie in der seidenweichen fahlgelben Wolle (daher der englische Name „Sük-cotton-tree"), die heute in Europa und Amerika einen wichtigen Handelsartikel darstellt. Die Wollhaare nehmen ihren Ursprung aus den Wänden des Fruchtknotens; zur Zeit der Reife, wenn die glänzende Wolle in dichten Ballen aus der fünfklappig aufspringenden Kapsel austritt, gewähren die Bäume einen wundervollen Anblick. Die Gewinnung der Kapokwolle in größerem Umfange findet auf west- afrikanischem Boden bisher nur in Dahomey statt. In unseren dortigen Kolonien hat man sich bisher weder mit der Einsammlung dieses Produktes, noch mit der Kultur des Baumes befaßt^). Von den Eingeborenen wird — wie in Amerika — sein weiches, leicht zu bearbeitendes Holz für die Herstellung von Kanus besonders geschätzt. i) Vergl. Semler, Tropische Agrikultur, 2. Aufl., Bd. III, S. 742. „Tropenpflanzer" in ver- schiedenen Jahrgängen; Greshoff, Nuttige Indische Planten, Liefg. 5 (Amsterdam), 1900, mit reicher Literaturangabe; Perrot, a. a. O.; W. Busse in: Bericht d. Deutschen Pharmac. Gesellsch., IQ05, S. 213. 2) Vergl. meine diesbezüglichen Vorschläge im „Bericht der Pflanzenpathologischen Expedition nach Kamerun und Togo" in: Beihefte zum Tropenpflanzer, 1906. Kapokbaum (Ceiba pentandra) am Agu-Gebirge (Togo). Auf der Wiese junge Ölpalmen. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse. Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 28 Tafel 28. Der Schibutterbaum (Butyrospermum Parkii [G. DON| KOTSCHY), (Nach photographischer Aufnahme von W. BUSSE, 1904.) In unserer Schilderung der Baumsteppe im südlichen Tog-o ist bereits mehrfach dieser Sapotacee als eines charakteristischen Steppenbaumes gedacht worden. (Vergl. Heft 2 die.ser Reihe.) Der Schibaum ') ist außerhalb Togos besonders häufig im Hinterlande von Lagos und in Nordnigerien anzutreffen), wo er ebenso, wie in unserer Kolonie, eine beachtens- werte Nutzpflanze repräsentiert. Ueber die Grenzen seiner Verbreitung in Togo und über seine Existenzbedingungen hat schon Graf Zech ausführlich berichtet^), und ich kann seine Angaben nur bestätigen. Butyrospermum Parkii ist ausnahmslos ein Bürger der Steppe und auch sonniger, trockengründiger Bergabhänge, wie z. B. am Agu und im Tafievhe-Gebirge. Er nimmt mit dem dürftigsten Boden vorlieb, vermeidet aber alle feuchteren Stellen, die Talsohlen und Niederungen. Er verschwindet schon auf dem schwarzen Humus der Waldränder und tritt niemals in die Wälder ein. In der eigentlichen Küstenzone kommt Biityrospennum nicht vor. In der Steppe bildet der Baum häufig ausgedehnte, wenn auch immer sehr lichte und mit anderen Baumtvpen vermischte Bestände, in denen er jedoch so weit dominiert, daß er dem Vegetationsbild den Charakter verleiht. Der Habitus des Schibaumes wechselt insofern mit dem Standort, als sich der Baum unter Abschluß der Steppenbrände ungleich kräftiger und ebenmäßiger entwickelt als dort, wo er alljährlich den Einwirkungen des Feuers ausgesetzt bleibt^). Die Rinde des Stammes und der Aeste ist durch eine dicke hellgelbe bis rotgelbe, oft auch vom Feuer geschwärzte Korkbekleidung ausgezeichnet, die meist durch tiefgehende Risse gefeldert erscheint. In voller Blüte erscheint Butyrospermtim einem blühenden Birnbaum nicht unähnlich, wenn auch die weißen, in dichten Büscheln stehenden und stark nach Hehotrop duftenden Blüten vorwiegend in der Gipfelregion auftreten. i) Der von Schweinfurth mehrfach erwähnte Butterbaum, die var. nilolkinn (Kotschy) Pierre, soll hier außer acht gelassen werden, da diese Form vom Typus in mehrfacher Hinsicht erheblich abweicht, (Vergl. A. Engler, Sapotaceae, in: Monogr. afrikan. Familien u. Gattungen, Leipzig 1904, S. 22 ff.) 2) Graf Zech im Tropenpflanzer, 1903, S. 413 ff. 3) Man vergleiche die zweite Abbildung bei Graf Zech (a. a. O.) und unsere Tafel 10 in Heft 2 dieser Reihe ! Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 28 Das Junglaub ist anfangs rot, dann rötlichgelb und geht allmählich in Grün über; die völlig ergrünten größeren, am Rande vielfach gewellten Blätter von Keim- pflanzen und Stockausschlag erinnern täuschend an unsere Hirschzunge {Scolopendrium). Alljährlich zur Höhe der Trockenperiode wirft der Schibaum sein stark glänzendes Laub, um kurze Zeit darauf neue Blätter zu bilden ; gleichzeitig mit diesen, oft auch schon vorher, erscheinen die Blüten. Die Früchte erreichen etwa den Umfang großer Mispeln und enthalten einen, seltener zwei Samen ; das süße Fruchtfleisch wird von den Eingeborenen gern genossen, aus den Samen wird die Schibutter (engl. Shea) hergestellt ^). In den dicken Keimhngen ist dieses Fett zu 27 — 30 Proz. enthalten'-), es erinnert in seinen äußeren Eigenschaften, im Geruch und Geschmack an die Kakao- butter, mit der es den Vorzug teilt, nicht leicht ranzig zu werden. Die Schibutter wird von den Eingeborenen zu Speisezwecken, zum Brennen in Lampen und zu kosmetischen Zwecken verwendet, und zwar erreicht der Verbrauch im Haushalte der westafrikanischen Inlandstämme einen solchen Umfang, daß Graf Zech ihn mit dem Verbrauch an OHvenöl in Italien vergleicht. Als Ausfuhrprodukt Togos spielt die Schibutter bisher nur im Handel mit den afrikanischen Nachbarländern eine Rolle und dieser liegt ausschließlich in den Händen der Haussa, die sich auch mit der Gewinnung des Fettes befassen. In den der Küste genäherten Distrikten der Kolonie bleiben noch große Bestände von Schibäumen un- genutzt. Um die Produktion zu heben, wird es — wie Graf Zech schon betont hat — erforderlich sein, die mühsame und rohe Methode der Schibuttergewinnung bei den Eingeborenen zu vervollkommnen, ferner die Leute zum systematischen Ernten der Schinüsse anzuhalten und endlich den Baum anzuschonen und zu kultivieren. Es sei noch erwähnt, daß der in der Rinde des Schibaumes reichlich vorhandene Milchsaft eine der echten Guttapercha ähnliche Substanz enthält. Ob sich diese wie man gehofft hatte, für technische Zwecke wird verwerten lassen, ist allerdings nach neueren Untersuchungen ^) zweifelhaft geworden. i) Ueber die Art der Gewinnung s. Graf Zech, a. a. O. 2) Siehe A. Engler in: Not.-BIatt d. Königl. Botan. Gartens zu Berlin, Bd. IV (1C105), S. 166 ff. 3) G. Fendler, ebenda No. 37 (1906), S. 213 ff. i^.-^ä^ Schibutterbäume (Butyrospermum Parkii) in der Steppe bei Ho (Togo). Rechts hineinragend Krone von Afzeh'a africana. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 29 Tafel 29. Erythrophloeum guineense DON. (Nach photographischer Aufnahme von W. BusSE, 1904) Nur wenige Giftpflanzen Afrikas greifen so tief und verhängnisvoll in Leben und Sitten der heidnischen Völker des Kontinents ein, wie der Baum, den unser Bild darstellt, die Legumijiose Erythrophloetmi guineense. Im ganzen tropischen Westafrika, auch in Togo und Kamerun, weitverbreitet, wurde sie auch im Lande der Djur und Niam-Niam gefunden, war jedoch vorher schon aus Mossambik und dem Nyassa-Gebiet bekannt geworden. In pflanzen- geographischer Hinsicht verdient endlich ihr Vorkommen an der Küste des Indischen Ozeans, und zwar bei Dar-es-Salaam, besonderes Interesse. Ursprünglich jedenfalls ein Bürger des Regenwaldes'), hat sich Erythrophloetiin auch dort zerstreut erhalten, wo sich die klimatischen Bedingungen allmählich verschlechtert haben, so in zu Trocken- wald gewordenen Restbeständen, wie ihn z. B. der Sachsenwald bei Dar-es-Salaam dar- stellt, oder auch vereinzelt in der trockengründigen Baumsteppe % Im Agome- Gebirge in Togo ist der Baum noch über 500 m Meereshöhe anzutreffen; besonders häufig findet er sich in der Gegend von Misahöhe, wo er prächtige, knorrige vmd breitkronige Exemplare erzeugt. Unser Bild gibt ein solches vom Hof der genannten Station wieder. Auf trockeneren Standorten, namentHch in der Steppe, entwickelt sich die Pflanze naturgemäß in mäßigeren Dimensionen und bildet weniger stattliche Stämme'). Wo man Erythrophloeum in der Nähe von Straßen oder menschlichen Wohn- orten antrifft, sieht man die Rinde meist durch alte oder neue Schälwunden verletzt — immer ein untrügliches Zeichen dafür, daß Fetischleute oder Medizinmänner ihr unheim- liches Handwerk treiben. Die Rinde liefert nicht nur die Basis für die Gifttränke i) Vergl. Pechuel-Loesche, Kongoland, S. 380. 2) S. Text zu Tafel 9 und 10 in Heft 2 dieser Reihe. 3) Vergl. W. Busse in: Ber. d. Deutsch. Pharmaceut. Gesellsch., 1904, Heft 5, Abb. i. Eine genaue Beschreibung der Pflanze und ihrer Teile gibt Volkens in: Not. -Blatt des Königl. Botan. Gartens zu Berlin, Bd. II, 1899, S. 271 ff. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 29 der „Gottesurteile", also für Gebräuche, denen wenigstens noch der Schein ausgleichender Gerechtigkeit anhaftet, sondern auch ein geschätztes Mittel, um Feinde und Neben- buhler schnell und sicher aus der Welt zu schaffen. Die Erytk7'-op/i/oeum-Bär\de, im europäischen Handel unter dem Namen „Sassy- Rinde" gehend, enthält ein Herzgift, das Erythrophlöin, das in kleinen Dosen als lokales Anästhetikum wirkt, aber in seiner Wirksamkeit vom Cocain übertroffen wird und daher kaum Aussicht hat, in der Therapie Eingang zu finden. In wirtschaftlicher Hinsicht hat der Baum jedoch neuerdings eine gewisse Be- deutung erlangt, indem man erkannt hat, d a ß sein Holz eines der wertvollsten Fournierhölzer Afrikas abgibt. Sein forstlicher Anbau wird daher in unseren tropisch-afrikanischen Kolonien voraussichtlich eine bemerkenswerte RoUe spielen. Erythrophloeum gvdneense (Misahöhe, Togo). Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 30 Tafel 30. Cola acuminata (P. DE B.) R. BR. (Nach photographischer Aufnahme von W. Busse. 1904.) Weit über die Grenzen ihrer Heimatgebiete hinaus haben die „Kolanüsse", die alkaloidreichen Samen mehrerer Arten der Sterculiaceen-Gattung Cola bei den ein- geborenen Völkern des afrikanischen Kontinentes als unentbehrliches Anregungsmittel Verbreitung gefunden. Der Wert der Kolanüsse wird in erster Linie durch ihren hohen Gehalt an Coffein') und dessen bekannte nerven- und muskelanspannende Wirkungen auf den Organismus bedingt. Die Forschungen über die Stammpflanzen dieser Produkte sind noch keines- wegs als abgeschlossen zu betrachten. Früher nahm man allgemein an, daß die Kola des Handels allein von C. acuminata abstamme, bis vor einigen Jahren K. Schumann^ nachwies, daß der wertvollsten Kola des i n n e r a f r i k a n i s c h e n H a n d e 1 s eine andere, von Sierra Leone bis Süd-Nigerien verbreitete Art, die er Cola vera nannte, als Stamm- pflanze zuzuerteilen sei. Weitere botanische Aufschlüsse über die nutzbaren Cö^-Arten verdanken wir O. Warburg'). Das Verbreitungsgebiet der C aaiiiiinata — auf deren Bedeutung wir unten zu sprechen kommen werden — beginnt, soweit bekannt, in Süd-Nigerien, also dort, wo C. Vera ihre Südgrenze erreicht, und erstreckt sich bis Angola. Sie findet sich nicht nur auf dem Festlande, sondern auch auf den Inseln Säo Thom6 und Fernando Pöo und bildet nach Pechuel-Loesche *) im waldigen Gebirgslande des unteren Kongo manchmal den hervorragendsten Teil des Baumbestandes, zuweilen sogar zu kleinen Gehölzen vereint. Durch den Sklavenverkehr gelangte die Pflanze bald nach Südamerika und West- indien, wo sie sich inzwischen eingebürgert hat^). i) Daneben enthalten die Kolanüsse noch etwas Theobromin. Vergl. Heckel in: Ann. de rinst. Colonial de Marseille, T. I (1803). 2) K. Schumann, Sterculiaceae , in: Englers Monographien afrikanischer Familien und Gattungen, Bd. V, Leipzig 1900, S. 128 f., und in: Tropenpflanzer, 1900, S. 219 ff. 3) Tropenpflanzer, 1902, S. 626 ff. 4) Pechuel-Loesche, Kongoland, Jena 1887, S. 379. Es handelt sich dort um die var. trichandra K. ScH., von der bisher nur unvollkommenes Material nach Europa gelangt ist, so daß noch unentschieden bleibt, ob sie nicht eine eigene Art darstellt. Ueber diese und andere Kolapflanzen unserer Kolonien vergl. W. Busse in „Bericht über die Pflanzenpathologische Expedition nach Kamerun und Togo" in: Beihefte zum Tropenpflanzer, igo6. 5) So fand sie H. Karsten verwildert in Venezuela und beschrieb sie in seiner „Flora Columbiae" (S. 139, Taf. 69) als neue Rutaceen-Gattung Siphoniopsis monoica. Die Abbildung Karstens kann als die beste selten, die wir bis heute von der Pflanze und ihren Teileir besitzen. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 5 Walter Busse, Westafrikanische Nutzpflanzen Tafel 30 Cola acttminata entwickelt sich zu einem Baume von reclnt ansehnlichen Dimen- sionen mit edel belaubter Krone'). Sie liebt feuchtgründige Standorte und findet sich daher besonders zahlreich in den Flußniederungen. Die Elefanten stellen den Früchten eifrig nach und demolieren bisweilen die Bäume, indem sie die ihren Rüsseln erreich- baren Aeste herunterreißen, um zu den Früchten zu gelangen. Die Früchte unterscheiden sich von denen der C. vera K. Sch. dadurch, daß ihre Oberfläche nicht höckerig -aufgetrieben, sondern gleichmäßig-glatt ausgebildet ist und längst der Rückennaht die kielförmige Wulst vermissen läßt, die den Früchten von C vera"^) eigen ist. Je nach der Anzahl der Fruchtknotenfächer bilden sich 5 — 6, nach Art der Stenii!ia-Yv\\ck\\e. sternförmig miteinander vereinigte, stiellose Balgkapseln aus, die 4 — 8, von einer weißen lederigen Samenschale umgebene Samen enthalten. Wie die Frucht, so sind auch die rosenroten Samen, deren Gestalt und Größe je nach Zahl und Lage sehr verschieden ist, mit denen von Cola vera nicht zu ver- wechseln, da letztere ausnahmslos in 2, die Samen von C. acuniiiiafa aber in 4 bis 5 Keimblätter zerfallen. Außerdem sind diese durch ihren hohen Gehalt an schleimigen Stoffen ausgezeichnet, die den anderen fehlen. Hieraus erklärt sich auch die Abneigung der meisten afrikanischen Völker gegen die C. acuiiiiuata. Wie Bernegau') mitteilt, werden zwar in Nigerien (Lagos, Abeokuta, Ibadan) die Samen von C. aciinimata aus- schließlich verwendet, für den innerafrikanischen Handel kommen sie jedoch nicht in Betracht. Nichtsdestoweniger ist unsere Art als wertvolle Nutzpflanze zu betrachten, da sich herausgestellt hat, daß sie zur Herstellung medizinischer und diätetischer Präparate mit gleichem Nutzen verwendet werden kann wie Cola vera. Wenn ihre Samen sachgemäß getrocknet werden, wie das jetzt auf einigen Kameruner Plantagen geschieht, so erzielen sie in Europa einen hohen Preis. Zu Anpflanzungen in unseren afrikanischen Kolonien sollte man dagegen nur Cola vera heranziehen, weil ihr Produkt in frischem Zustande jederzeit ein großes Absatzgebiet im afrikanischen Heimatlande selbst vor sich haben wird*), während der Kolaverbrauch in Europa den in der Therapie jeweilig wechselnden Anschauungen unterworfen bleibt. i) Siehe L. Bernegau in: Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1904, Taf. 10 u. 11. Ab- bildungen der Früchte bei Bernegau in: Tropenpflanzer, 1900, S. 122 u. 125. 2) Abbildungen bei Bernegau in: Ber. d. Deutsch. Pharmac. Gesellsch., 1904, Taf. 2, und Tropenpflanzer, 1904, S. 356. 3) Tropenpflanzer, 1904, S. 361. 4) Statistische Angaben, siehe bei Graf Zech in: Danckelmanns Mitteilungen, Bd. XIV, S. 9, Bernegau in: Tropenpflanzer, 1904, S. 353, und Grüner daselbst S. 553. Flussmündung bei Mokundange an der Kamerunküste. Am Ufer Kolabäume (Sterculia acuminata), Pandanus und Ölpalmen. Über den Wolken der kleine Kamerunberg. Der 3nhalt der Dritten Reihe war: erstes ßeft. G. Ule: Blumengärten der Ameisen am flmazonenstrome. Zweites Beft. Ernst fl. Bessey: Vegetationsbilder aus Russisch Curkestan. Drittes Beft. m. Büsgen, 5j. Densen u. W. Busse: Vegetationsbilder aus mittel« und Ost-3aDa. Viertes Beft. B. Schenck: mittelmeerbäume. Fünftes Beft. R. u. Wettstein; Sokötra. Sechstes Beft. Gmerich Zederbauer: Uegetationsbiider aus Kleinasien. Siebenfes und Achtes Beft. 3ohs. Schmidt: Vegetationstypen uon der 5nsel Koh Chang im ITleerbusen pon Siam. Der Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: Erstes Beft. £. Ule: flmeisenpflanzen des flmazonengebietes. Zweites Beft. Walter Busse; Das südliche Cogo. Drittes und Viertes Beft. Carl Skottsberg, Vegetationsbilder aus Feuerland, pon den Falkland»lnseln und Pon Südgeorgien. Die freundliche Aufnahme, welche die Uegetationsbiider bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver= anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der uorliegenden ersten, zweiten und dritten Reihe folgt nun die pierte und werden dann noch weitere folgen. Weitere Beiträge sind u. A. pon den Berren F. Börgesen, Kopenhagen; U. Dammer, Berlin; A. Hansen, Giessen; 6. Pritzel, Berlin; C. Sdi röter, Zürich; S. Volckens, Berlin; 6. Warming, Kopenhagen; Ch. Flahault, niontpellier; h. Cockayne, Reu'Seeland; B. Potonie, Berlin; ITl. Körnicke, Bonn freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen audi ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend persucht werden, nach und nadi ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen^ geographisches Abbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft wird wiederum nach Illöglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem pielfach geäusserten Wunsche entsprechend, soll auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr pon der Beteiligung der Fach» genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Boffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der pierten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen perpflichtet. Die Berausgeber : G, Karsten, B, Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Susfaü Fischer, 3ena. Verlasr toii (xustav Fischer in Jen a. Botanische Mitteilungen aus den Tropen. Herausgegeben von Dr. A. F. W. Scliimper, Professor der Botanik an der Universität Bonn. 9 Hefte. l88S— 1901. Lex.-Form. US" Diu-cli aiiastatisclieii Neudruck wieder vollstUudig- zu liabeii. "^(5 = Preis: 109 Mark. = Heft I: Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika. Von A. F. yy. Scliiuii)er. 1888. Mit 3 Tafeln. — Preis: 4 Mark 50 Pf. = Heft II: Die epiphytische Vegetation Amerikas. Von A. F. Vi'. Scliimper. Mit 6 Tafeln. 1888. — Preis 7 Mark 50 Pf. = Heft III: Die indo-malayische Strandflora. Von A. F. \y. Scliimper. Mit 7 Textfiguren, i Karte und 7 Tafeln. 1891. Preis: 10 Mark. = Heft IV: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von Dr. H. Sdienck, Privatdozent an der Universität Bonn. 1. Teil: Beiträge zur Biologie der Lianen. Mit 7 Tafeln. 1892. Preis: 15 Mark. Heft Y: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von H. Sdienck. II. Teil: Beiträge zur Anatomie der Lianen. Mit 13 Tafeln und 2 Text- Zinkographien. 1893. ^==^ Preis: 20 Mark. == Heft VI: Die Pilzgärten einiger amerikanischer Ameisen. Von Alfred Möller. Mit 7 Tafeln und 4 Holzschnitten. 1893. — Preis: 7 Mark. = Heft VII: Brasilische Pilzblumen. Von Alfred Möller. Mit 8 Tafeln. 1895. — Preis: II Mark. — Heft VIII: Protobasidiomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit 6 Tafeln. 1895. =^^=^= Preis: lO Mark. = Heft IX: Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit II Tafeln und 2 Textabbildungen. 1901. Preis: 24 Mark. = Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 3106 I Vierte Reihe BeM 6, F, Börgesen, Cafel 31—36, fllgenregeiadonsbilder Don den Küsten der ?äröer. Vegefafionsbilder herausgegeben von Dr. S. Karsten Professor an der Universität Bonn Dr B, Schenck Professor an der Cedinisdien ßodisdrule Darmstadt <2S> <2S> Vierte Reihe, ßeft 6. <2S> <2cs> F, Börgesen, fllgenuegetationsbilder von den Küsten der Färöer, Cafel 31. Fucus spiraiis f. nana und Fucus inilatus l distidia an sdiroffen Felswänden bei Viderejde auf Viderö. Cafel 32. Callittramnion arbuscula und Ceramium acantfionotum, zusammen mit Corailina officinaiis, Bimantfiaiia lorea, Porptiyra umbilicalis etc. an schroffen exponierten Felsen bei Viderejde (Viderö). Cafel 33. Porphyra umbilicalis und eine dichte Vegetation pon Rhodymenia palmata. flcrosi- phonia albescens. fln schroffen Felswänden in der Flähe uon Illidüaag auf Vaagö. Cafel 34. ßimanthalia lorea mit ßigartina mamillosa auf Strandfelsen bei ITliduaag auf Vaagö. Corallina officinaiis, Ceramium acanthonothum, Elcrosiphonia albescens etc. Cafel 35. üaminaria digitata und fllaria esculenta an den Küsten uon Vaagö bei ITlidDaag. Cafel 36. Fucus uesiculosus und flscophyllum nodosum auf Klippen und Steinen in der nähe uon Böjpig auf der Ostküste von Strömö. ^ena 1906 üerlag pon 6ustap Fischer Rnkündigung. Unter dem Ramen '»Pegetatioiisbildero erscheint hier eine Sammlung üon [liditdrudien, die nach sorgfältig ausgewählten photogrophischen Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und pon denen eine erste, zweite und dritte Serie nunmehr abgeschlossen porliegen. Verschiedenartige Pflanzenformationen und -Genossen- schaffen möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristisdie Gewächse, welche der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge uerleihen, und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft schmerzlich empfundenen ITlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reichhaltiges ITlaferial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21 X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X 12 cm oder 13 X 18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu Perursachen. Die ßerausgabe der Bilder erfolgt in Form pon Beften zu je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes Beft umfasst nach geographischen oder botanischen Gesichtspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft pon 6 Cafeln ist auf 2.50 m. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 üieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark beredinet. Der Inhalt der Ersten Reihe war: Erstes Beft. B. Schenck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: Illalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropisdie Flutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwest- Afrika. Sechstes Beft. G. Karsten: Illonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Schenck: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Eacteen-, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Der ünhalt der Zweiten Reihe war: Erstes Beft. E. U I e : Epiphyten des Amazonasgebietes. Zweites Beft. G. Karsten: Die mangrope-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. E. Stahl: mexikanische Radelhölzer und mexikanische Xerophyten. Fünftes bis siebentes Beft. h. Klein: Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume I. Achtes Beft. G. Schweinfurth und Ludwig Diels: Vegetationstypen aus der Kolonie Eritrea. Vegetationsbilder. Vierte Reihe, Heft 6. Algenvegetationsbilder von den Küsten der Färöer. Von Dr. F. Börgesen, Botanisches Museum, Kopenhagen. LJßRARV ^EW VORK ßOTANlCAL Tafel 31 — 36. (Nach photographischen Aufnahmen von F. BöRGESEN, 1898.) An den klippigen Küsten der Färöer findet sich eine üppige Algenvegetation, wie sie den für das Gedeihen der Algen so außerordentlich günstigen Lebensbedingungen, die hier vorhanden sind, entspricht. Die Färöer liegen auf ungefähr 62 ° N. Br. und 7 '^ W. L. Die Temperatur des Meeres um die Inseln schwankt zwischen 5,5° C im Januar bis März und 10 — 10,5'' im Juli bis September, bei einer Mitteltemperatur für das ganze Jahr von 7,8*^ C Der Salzgehalt hält sich auf ungefähr 35,25 ^q, ohne daß sich größere Unterschiede geltend machen. Ebbe und Flut sind ver- hältnismäßig gering. Der größte, sicher gemessene Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt nur ungefähr 7 Fuß, man muß aber annehmen, daß er stellenweise an der Westküste der Inseln vielleicht bis gegen 10 Fuß steigen kann. Bei der Lage der Färöer draußen im offenen Meer, aus dem die färöische Klippenküste von zum Teil recht beträchtlicher Tiefe sich jäh emporhebt, ist der Wellenschlag selbst- verständlich sehr stark; an besonders ausgesetzten Küsten kann die Brandung bei unruhigem Wetter bis mehrere Hundert Fuß die Küsten hinauf stehen, und selbst bei gutem Wetter gibt es fast immer einige Brandung längs der Küsten. Das Licht ist kein starkes. Direktes Sonnenlicht ist selten; Nebel, Regen, bedeckter Himmel sind die Regel.. Die Lufttemperatur endlich ist im Sommer niedrig, Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 6 F. Börgesen, Algenvegetationsbilder der Färöer Tafel 31 — 36 im Winter hoch und im ganzen verhältnismäßig sehr gleichmäßig das Jahr hin- durch '). Alle diese Faktoren ermöglichen eine üppige Algenvegetation bis in eine Tiefe von ungefähr 40 m; unter dieser Tiefe bewirkt das schwächere Licht ein recht rasches Abnehmen der Ueppigkeit. Trotz des verhältnismäßig geringen Unterschiedes zwischen Ebbe und Flut ist die litorale Algenvegetation kräftig entwickelt und vermag an der der Brandung ausgesetzten Küste wegen der fortwährenden Benetzung im Verein mit der niedrigen Lufttemperatur, dem schwachen Licht und der geringen Gefahr des Aus- dorrens, noch weit über dem höchsten Wasserstandzeichen zu gedeihen. An geschützten Orten dagegen vermag die litorale Algenvegetation im allgemeinen nur innerhalb der Grenzen der Gezeiten zu wachsen. Die beigeschlossenen Tafeln zeigen einige von den Algenformationen, die wir innerhalb der litoralen Region finden. Tafel 31 zeigt eine Fucaceen -Gesellschaft von einer der Brandung aus- gesetzten Küste. Sie besteht aus 2 Arten : Fucus spiralis f. nana (oben links) und Fticus hiflafjis f. disticha. Diese beiden Arten finden sich an völlig ungeschützten Stellen der Küste, und je mehr sie dem Wellenschlage ausgesetzt sind, desto kleiner werden die Fiicus-^'iSswzQ.n ; oft messen sie nur einen Zoll. Die zwei Arten begleiten sich fast immer, und zwar so, daß Fiiais spiralis oben, Fuais inflahis f. disticha unten wächst. Auf stark ausgesetzter Küste können sie bis zu einer Höhe von wenigstens 10 Fuß über der Hochwassergrenze vorkommen; bei ruhigem Wetter und See ertragen sie deshalb ein recht starkes Ausdörren. Unter den Fiiais-Y^dXiz&Vi sieht man auf dem Bilde ferner Porpliyra wiibilica/is, und außerdem findet man wiederholt Enfcroinoipha litoralis, Edocarpiis litoralis und epiphytisch an den Fuais-V{\-öx\z&n Elacliista fucicola, U/of kr ix -Arten etc. Tafel 32 zeigt eine kleine Floridee, Callithamnion arbusaila, die mit einer anderen Floridee, Ceramium acanthonotum, zusammen an ungeschützten Küstenstellen ungefähr bei der Hochwassergrenze kleine braunrote Büschel an den Klippen bildet; bisweilen wachsen beide mehr zerstreut, oft jedoch wie eine ganz dichte Decke. Diese beiden Algen sind sehr reich verzweigt, und die Zweige sind so ineinander verwickelt, i) lieber diese Verhältnisse und im ganzen Näheres über die Algenvegetation der Färöer vergl. F. Börgesen, The Algse-Vegetation of the Fzeröese Coasts. With Remarks on the Phyto-Geography. (Reprinted from the „Botany of the Fseröes", Part III.) Copenhagen 1905. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 6 F. Börgesen, Algönvegetationsbilder der Färöer Tafel 31- — 36 daß sie eine schwammige Masse bilden, die sich beim Hochwasser voll saugt, so daß man bei Ebbe das Wasser aus ihnen wie aus einem Schwamm ausdrücken kann. Hierdurch werden diese Algen gegen Ausdörren während der Ebbe geschützt. Zwischen den Charakteralgen wachsen oft junge Pflanzen von Himanthalia; man sieht sie auf dem Bilde als knopfförmige, meist konkave Körper von gelbbrauner Farbe und von I — 2 Zoll Durchmesser. Unten links sind auch völlig entwickelte receptakel- tragende Pflanzen. Ferner sieht man unter den Charakteralgen Porphyra umbilicalis und namentlich Corallina o/ficinalis , die hauptsächlich die helleren Flecke in dem Bilde bedingen. Tafel 33 besteht oben aus einer Porphyra-, unten aus einer Rkodymenia- Gesellschaft. Mitten im Bilde sieht man einen Balanengürtel, der ungefähr bei der höchsten Wassergrenze vorkommt. Die Porpliyra ist eine der höchstgehenden Vege- tationsformen ; auf der der Brandung sehr ausgesetzten Küste kann sie bis zu einer beträchtlichen Höhe über Hochwasser hinaufsteigen und bildet dort große Gemein- schaften; hier an diesem ziemlich geschützten Orte wächst sie nur einige Fuß über der Hochwassergrenze. Porphyra umbilicalis ist eine hautartige Pflanze von einem zähen, elastischen Charakter, wohl geeignet, den Wellenschlag zu ertragen. Trocken (sie ver- trägt scheinbar völlig auszudörren) ist sie zerknittertem Papier ähnlich, in feuchtem Zustande glättet sie sich aus, wird schlüpfrig und sehr elastisch. Rhodymenia bildet, wie das Bild zeigt, eine sehr dichte Vegetation unter dem Balanengürtel. Sie ist auf ausgesetzten Küstenstellen häufig und wächst auf abhängigen Klippenflächen, ungefähr inmitten des während der Ebbe bloßliegenden Strandes; sie ist wegen ihrer braun-roten Farbe leicht sichtbar. Tafel 34 zeigt uns die charakteristische Himanthalia lorea. Man sieht teils völlig entwickelte fruktifizierende Pflanzen, teils zahlreiche junge Exemplare, die, von oben gesehen, braunen Knöpfen gleichen. Die oft meterlangen Receptakeln sind sehr biegsam und elastisch. Zwischen Himanthalia wächst Gigartina mamillosa, und an den Klippenflächen darüber sieht man Ceramium acanthonotum, Corallina o/ficinalis, Spongomorpha etc. Himanthalia wächst unmittelbar über der niedrigsten Wassergrenze und ist gewöhnlich nicht mehr als i Fuß hoch; auf abhängigen Klippenflächen, wo die See fortwährend spült, kann sie jedoch etwas höher an dem zur Ebbezeit bloßliegenden Strand hinauf- reichen. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 6 F. Börgesen, Algenvegetationsbilder der Färöer Tafel 31 — 36 Himanthalia ist für exponierte Küsten sehr charakteristisch und stellt eine aus- geprägte Wellenschlagalge dar. Das Meer um die Färöer ist ja fast nie völlig in Ruhe, unausgesetzt spült die Brandung während der Ebbezelt über die Pflanzen hin, und die langen, biegsamen und elastischen Receptakeln der Himanthalia folgen wieder- standslos den Bewegimgen des Meeres. Tafel 35 zeigt eine Latninaria digitata-Kolonie, die den oberen Teil der großen, sonst sublitoralen Laminaria-Formahon bildet, wie sie an den Küsten der Färöer bis zu einer Tiefe von ungefähr 30 m hinabgeht. Laminaria di^itaia hat ein in mehr oder weniger zahlreiche Zipfel geteiltes, dunkel- braunes Blatt (Lamina) und einen langen, biegsamen Stengel. Sie wächst an exponierten Küstenstellen, oft in oder etwas über der niedrigsten Wassergrenze. Die dunkle Pflanzenmasse, die man draußen im unruhigen Meer sieht, besteht aus Laminaria hyperborea. Tafel 36 endlich ist einer geschützten Küstenstelle entnommen und zeigt einen Teil der dort gewöhnlich vorkommenden Fucac een- Formation. Die Küste besteht an dem abgebildeten Orte teils aus Klippen, teils aus großen Steinen, und diese sind von einer dichten Vegetation von Fucus vesiculosus und (unten auf dem Bilde) Ascophyllum nodosum bedeckt Fucus vesiculosus wächst im allgemeinen am weitesten nach oben und landeinwärts in großen, dichten Sträußen; mehr nach unten hängt Ascophyllum an den Seiten der Steine herab. 'V^ ^-* ■4-» *" ;= > 3 -T-l rt > 'S "u o O ^ c ■*-» c C o ■-^ o C 4= o c OS 1 0) c (U _r^ "ÖJ "ö 'ot :0 ■-5 u (LI CS c > 'E CS C4-I 3 cö b£ ^ ^ cc i> CS bJD TD > C TJ (U c 0) s "c« _o ai c S3 •"^ 53 o tj > c 03 >~> ^ c & _o O •«-1 P^ ni j2~ > ."2 'o v4 «5 s .^ o tu ^ a rj c S ; •-; (J c« "rt -*-» Q_J 0) u o T3 U V3 CC OJ -T3 o CO ^^ 'm -2 c3 ctS C 03 .S tn '—• 'E ^ o Qh s c "55 2 ü y c3 <: '■^ ^ c 1) g :•/) -a :3 c c' 4-> O ,^_, 03 c • ^- o 5 n 4-J ^ u c QJ ^ nJ E o cd r- C c OJ <0 a 3 's 3 N 5 v l-H s U .3 , 13 :0 ^ 03 ■w c« § > S <-M X 3 1w :0 CO CS c :3 '^ C CD TD CS ci G cö cö > ■c :^ c^ 1^ < ^ C V c 3 T3 G 3 C-; c^ 'Sc '-5 ■g c;3 Wß ^r^^. Der Inhalt der Dritten Reihe war: erstes ßeft. 6. Ule: Blumengärten der Ameisen am flmazonenstrome. Zweites ßeft. Ernst fl. Bessey: Vegetationsbilder aus Russisch Curkestan. Drittes ßeft. m. Büsgen, ßj. Densen u. W. Busse: Vegetationsbilder aus mittel- und 0st-3apa. Viertes ßeft. ß. 5 dien dt: Illittelmeerbäume. Fünftes ßeft. R. v. Wettstein: Sokötra. Sechstes ßeft. Gmerich Zederbauer: Uegetationsbilder aus Kleinasien. Siebenfes und Achtes ßeft. 3ohs. Schmidt: Vegetationstypen pon der Snsel Koh Chang im FTleerbusen üon Siam. Der Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: Erstes ßeft. £. Ule: Slmeisenpflanzen des flmazonasgebietes. Zweites ßeft. Walter Busse: Das südliche Cogo. Drittes und Viertes ßeft. Carl Skottsberg, Vegetationsbilder aus Feuerland, pon den Falkland-Inseln und uon Südgeorgien. Fünftes ßeft. Walter Busse: Westafrikanische Rutzpflanzen. Die freundliche Aufnahme, welche die Uegefationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver= anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der uorliegenden ersten, zweiten und dritten Reihe folgt nun die uierte und werden dann noch weitere folgen. Weitere Beiträge sind u. A. pon den ßerren U. Dammer, Berlin; A. Hansen, Giessen; £. Pritzel, Berlin; C. Sdi röter, Zürich; 6. Voickens, Berlin; £. Warming, Kopenhagen; Ch. Flahault, ITlontpellier ; h. Cockayne, Reu-Seeland; ß. Potoniö, Beriin; Hl. Körnicke, Bonn; (3. A. Purpus, Illexiko ; K. Rediinger, Wien; R. Pohle, St. Petersburg; W. Busse, Berlin, freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige ünteresse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend versucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmössig umfassendes pflanzen« geographisches Abbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes ßeft wird wiederum nach möglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem uielfacft geäusserten Wunsche entsprediend, soll auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berücksichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr Pon der Beteiligung der Fach= genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, ersdieint die ßoffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der pierten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen perpflichtet. Die ßerausgeber : S. Karsten, B, Schenck, Bonn. Darmsfadt. Die Verlagsbuchhandlung: Sustaü Fischer, 3ena. Verlas von (rustav Fischer in Jena. Botanische Mitteilunyen aus den Tropen. Herausgegeben von Dr. A. F. W. Seliimper, Professor der Botanik an der Universität Bonn. 9 Hefte. 1888— 1901. Lex.-Form. fft- Durch aiiastatisclieu Neudruck wieder vollstaudi^ zu haben. ~^^ = Preis : 109 Marli. = Heft I: Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika. Von A. F. W. >Sehlnii)er. 1888. Mit 3 Tafeln. — Preis: 4 Mark 50 Pf. = Heft II: Die epiphytische Vegetation Amerikas. Von A. F. AV. Schimper. Mit 6 Tafeln. 1888. =^=^=^ Preis 7 Mark 50 Pf. = Heft III: Die indo-malayische Strandflora. Von A. F. \y. Schimper. Mit 7 Textfiguren, l Karte und 7 Tafeln. 1891. — Preis: 10 Mark. = Heft IV: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von Dr. II. Schenck, Privatdozent an der Universität Bonn. 1. Teil: Beiträge zur Biologie der Lianen. Mit 7 Tafeln. 1S92. ^=^:=^=^ Preis: 15 Mark. = Heft V: Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im Besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. Von H. Schfut'k. II. Teil: Beiträge zur Anatomie der Lianen. Mit 12 Tafeln und 2 Text-Zmkographien. 1893. :^z=^= Preis: 20 Mark. = Heft VI: Die Pilzgärten einiger amerikanischer Ameisen. Von Alfred Möller. Mit 7 Tafeln und 4 Holzschnitten. 1893. Preis: 7 Mark. = Heft VII: Brasilische Pilzblumen. Von Alfred Möller. Mit 8 Tafeln. 1895. Preis: II Mark. = Heft VIII: Protobasidiomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit 6 Tafeln. 1895. Preis: 10 Mark. = Heft IX: Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Brasilien. Von Alfred Möller. Mit II Tafeln und 2 Textabbildungen. 1901. Preis: 24 Mark. Frommannscbe Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. 3107 Vierte Reihe Beft 7, flnton Purpus u, Carl fliberf Purpus, Arizona Cafel 37—42, Vegefafionsbilder herausgegeben uon Dr S. Karsten Professor nn der Uniuersität Bonn Dr ß. Schenck Professor an der Cedinisdien Bodisdiule Darmsfadt <2S> <2S> Vierte Reihe, ßeft 7 <2S> ^^ flnton Purpus u. Carl flibert Purpus, Arizona Cafel 37. Vegetation der oberen Regionen der San Francisco Illountains; Wälder aus flbies arizonica ITlerr., Populus tremuloides ITlcfix., etc., uorne Frasera speciosa Dougl. Cafel 38. Pinus ponderosa Dougl. und Pinus ponderosa Dougl. par. scopuiorum Gngelm. in den San Francisco Illountains. Cafel 39. Vulkaniscfier Bügel bei Cedar Ranch, üichter Bestand üon Pinus edulis Gngelm. und 3uniperus monosperma Sargent ; im Vordergründe Opuntien und kleine Sträucher uon Gutierrezia Guthamiae Corr. et 6ray. Cafel 40 fl. Vucca radiosa Crel. in den 61 Rincon Illountains, Prosopis juliflora DC. im Bintergrunde. Cafel 40 B. Cacteenuegetation am Camelback Hlountain, Opuntia Bigelowii Engelm.; im Bintergrunde Cereus giganteus Gngelm. Cafel 41. Cereus giganteus 6ngelm. am Picacho Pik bei Cucson, im Vordergrunde üarrea mexicana Hloric. Cafel 42. Gruppe von jüngeren Exemplaren des Cereus giganteus £ngelm. bei Phönix. ^Qna 1907 Perlag von 6ustap Fischer Rnkündigung. Unter dem Flamen "Pegetcifionsbilder«' erscheint hier eine Sammlung von Lichtdrucken, die nadi sorgfältig ausgewählten photographischen Vegetationsaufnnhmen hergestellt sind, und von denen eine erste, zweite und dritte Serie nunmehr abgeschlossen üorliegen. Verschiedenartige PHanzenformationen und -Genossen« schuften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische Gewächse, welche der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge verleihen, und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem oft sdimerzlich empfundenen Rlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vor- lesungen Jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reichhaltiges ITlaterial bei geringfügigen Aufwendun3en bieten zu können, wurde das Format oon 21X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in 9X12 cm oder 13X18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein Berumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu verursachen. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form von Beften zu je roa////be//s L. finden sich daselbst. o 0) o, w Cß _C oS CS ui ■*-* (U C 03 3 Co O ci: ^ a> o s o ^ Cß 0 'o > c ^ c« 0 u -4-* [Ih -. -♦-» XJ G3 Ui <ü 2 "xi Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Pürpus, Arizona Tafel 38 Ihr Holz ist weiß, frisch wässerig und schwer, trocken aber leichter als das der Pinus ponderosa und nicht so wertvoll wie dieses, findet daher auch geringere Verwendung. In neuerer Zeit ist sie von Lemmon auf Grund der genannten Unterscheidungsmerkmale als besondere Art aufgeführt worden. Zum forstlichen Anbau dürfte sie ihres gering- wertigen Holzes wegen wenig Bedeutung haben, als Parkbaum aber verdient sie Be- achtung in Rücksicht auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Extreme eines kontinen- talen Klimas. Zwischen den Yellow Pine-Beständen Arizonas breiten sich gras- und blumen- reiche Flächen aus, namentlich besiedelt mit Stauden und Annuellen der Gattungen Pentstemon {P. secundißorus), Phlox [Ph. longifolid), Malvastrum, Asfragalus, Aster, Lesquerella, Oxytropis, Haplopappus, Corydalis, Polanisia, Calochortus, Oenothera, Petalo- stenion etc. Auch einige interessante Sträucher und Succulenten, deren eigentliches Gebiet aber in tieferen Regionen liegt, dringen bis hierher vor. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 38 Tafel 38. Pinus ponderosa DOUGL. und Pinus ponderosa DOUGL. var. scopulorutn ENGELM. in den San Francisco Mountains. (Nach photographischer Aufnahme von C. A. Purpus, 1902.) Pinus ponderosa Dougl., „Yellow Pine", ist die häufigste Kiefer der Gebirge des westlichen Nordamerika. Ihr Verbreitungsgebiet, in dem sie oft ausgedehnte Wälder bildet, erstreckt sich von British Columbia südlich bis Arizona. Sie ist ein prächtiger Baum und eine der größten Kiefern des Westens, deren Stamm mitunter eine Höhe von 90 m bei 4,5 m Durchmesser erreicht. In den Waldgebieten des nördlichen Arizona, namentlich den San Francisco Mountains, erscheint sie als Charakterbaum der Erhebungen von 6 — 8000' (= 1830 — 2440 m) und bevorzugt hier Basalt, Trachyt, Kalk und roten Sandstein. Bei 6 — 7000' (1830 — 2130 m) bildet sie mit ihrer Varietät „scopu/oruni"' zusammenhängende, lichte, parkartige Bestände, während sie bei 8000' mehr vereinzelt, meist mit Pseudotsuga Doug/asii Carr., seltener mit Abies concolor LiNDL. et GoRD. vorkommt. In der unteren Region, wo ihre Höhe 30 m bei einem Stammdurchmesser von 1,2 — 1,8 m erreicht, ist sie nicht selten m\i Jiniipenis pachypk/oea Torr, und in der höheren Kalkformation mit Juuipcrus scopulonim Sarg, vergesell- schaftet. Ihre rissige Rinde besitzt eine rotbraune Färbung; ihr gelbliches, sehr harz- reiches, schweres und zähes Holz („Yellow Pine") ist sehr geschätzt und findet weit- gehende Verwendung. In Deutschland sind wiederholt forstliche Anbauversuche mit dieser wertvollen Kiefer unternoinmen worden, die Erfolge waren aber wenig günstig. Mayr empfiehlt sie als Forstbaum für die mittleren Höhenlagen der Waldgebiete Mitteleuropas. Ihr Zierwert ist jedenfalls nicht zu unterschätzen '). Pimis ponderosa Dougl. var. scopulorum Engelm., „Black Jack" in Arizona (der mittlere Baum auf Tafel 38), teilt mit P. poiuicrosa, meist in ihrer Gesellschaft wachsend, ungefähr dasselbe Verbreitungsgebiet, so auch in den San Francisco Mountains. Sie bildet gedrungene, weniger schlanke Bäume, deren Stämme an frei oder licht stehenden Exemplaren bis zum Boden beästet sind, was bei der typischen Art nicht der Fall ist. Auch erreicht sie nur eine Höhe von 12 — 21 m. Weitere Unterschiede zeigen sich in der schwarzgrauen Farbe, der rissigen, rauhen Rinde, in den kleineren Dimensionen der Zapfen, den schärferen Stacheln der Zapfenschuppen. i) H. Mayr, Fremdländisclie Wald- und Parkbäume für Europa, 1906, S. 369. (U 3 O o . > r* Co aj O -4-* Im c « 3 -a o c c § "o (i! = \^ Ci( 3 c '«^ nj ^ C/3 C c 3 cn O 0) C o &, CO 3 C Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 39 Tafel 39. Vulkanische Hügel bei Cedar Ranch. Lichter Bestand von Pinus edulis EnGELM. und Juniperus monosperma SARGENT; im Vordergrunde Opuntien und kleine Sträucher von Gutierrezia Euthamiae TORR. et GRAY. (Nach photographischer Aufnahme von C. A. PuRPUS, 1903.) Das vorliegende Bild ist den Vorbergen der San Francisco Mountains oder den Mesas des Hochlandes entnommen. Dieses Gebiet ist durch Niederschläge weniger begünstigt, der Wüstencharakter tritt schon mehr hervor, und die Bewaldung ist eine sehr spärliche. Pinus edulis Engelm. und Juniperus monosper7na Sargent herrschen hier als Charakterbäume in lichten Beständen oder zerstreuter Verteilung im Gelände. Diesen beiden gesellt sich an manchen Stellen noch Juniperus pachyphbea Torr., Juniperus scopulorum Sargent, Cupressus arizonica Greene und Querais undu/ata Torr, zu; manchmal tritt noch Abies concolor Lindl. et Gord. auf. In den lichten Wäldern und auf den sie unter- brechenden freien Stellen haben sich eine Anzahl interessanter Sträucher angesiedelt, von denen besonders Chamaebatiaria Millefolium Max., Coivania mexicana Don., Fallugia paradoxa Enpl., Cercocarpus parvifolius Nurr., sämtliche der Familie der Rosaceen angehörend, ferner Ephedra viridis Covuxe, Lycium pallidum Miers, Rhus trilobata Nun., Berberis Fremontii Torr., Robinia neomexicana Gray, Atriplex canesce?is James^ Artemisia tridentata Nurr., Gutierrezia Euthamiae Torr, et Gray, eine halbstrauchige Composite, hervorzuheben sind. Nicht selten breiten sich die genannten Sträucher bis in die obere Region der Pinus ponderosa aus. Der Trockenheit des Klimas entsprechend, stellen sich hier auch succulente Gewächse schon häufiger ein, sie steigen zum Teil ebenfalls in die Pinus ponderosa -Region hinauf. So sind die Cacteen namentlich in den Gattungen Opuntia, Echinocereus und Mamillaria durch einige Arten vertreten, z. B. Echinocereus phoeniceus Lem., E. Fendleri Rümp., Mamillaria radiosa Engelm. var. arizonica. Ihnen schließen sich hier Yucca baccata Torr, und Yucca glauca NuTT., femer eine Agave, A. Panyi Engelm., an. Auch diese gehen bis in die Pinus ponderosa-Region hinauf. Pinus edulis Engelm., „Finön", kommt vorwiegend auf Kalk, Basalt und Sand vor und geht sporadisch bis 2440 m. Sie bildet gedrungene, niedrige Bäume von 10 — 12 m Höhe und '/s — Vs m Stammesdurchmesser, mit ausgebreiteter Krone. Ihr sehr harzreiches Holz dient als ausgezeichnetes Brennmaterial, ihre flügellosen Samen, von der Größe der bekannten Zirbelnüsse, liefern den Indianern Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 39 ein wichtiges Nahrungsmittel und werden auch von der weißen Bevölkerung gerne verspeist. Junipenis monosperma steigt ebenfalls vereinzelt in die Pinns ponderosa -Legion empor. Ihre sehr breitkronigen Bäume erreichen eine Höhe von 10 m und einen Stammesdurchmesser von '/s — 1V3 m. Während der Trockenperiode ist der Boden kahl oder nur dürftig mit starren Gräsern und Stauden bestanden; sobald aber die Regenzeit eintritt, sprießen zahlreiche schön blühende perenne und annuelle Gewächse hervor, der öden Gegend Leben verleihend. In dem wüstenartigen Hügelland unterhalb dieser Region fehlen die oben ge- nannten Coniferen, an ihre Stelle tritt Pinus monophylla als einziger Baum ; dagegen gewinnen die xerophilen Gewächse immer mehr an Bedeutung. Die Wasserläufe werden von Popn/us, Sa/ices, Platanus Wrightii S. Wats., Fraxinus, Juglans rupestris Engelm. eingesäumt. Letztere findet man nicht selten auch in höheren Gebirgslagen. ■ m .«•1 i "'W.i . '^''j .■■-■■■■;■■■ " !t:-i - ^, ■■"'■>*, I ^^ ^^ bXT3 tj > ü: c 1 ""-S 3 C T3 "^ - c 3 = C o S s «^ -2 O CO D CQ ii •'.^';f; T.^'.' Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 40 B. Wüstengebiet von Arizona. [Tafel 40 — 42.] Talel 40. Tafel 40 A. Yucca radiosa TREL. in den El Rincon Mountains, Prosopis juliflora DC. im Hintergrunde. Tafel 40 B. Cacteenvegetation am Camelback Mountain, Opuntia Bigelowii ENGELM.; im Hintergrunde Cereus giganteus ENGELM. (Nach photographischen Aufnahmen von C. A. PuRPUS, 1904.) Das Wüstengebiet des südlichen und südwestlichen Arizona zeichnet sich durch sehr geringe Niederschläge aus*). Die Sommertemperaturen steigen außergewöhnlich hoch ; indessen bedingt die nächdiche Wärmeausstrahlung des Bodens hier wie in vielen anderen Wüstengegenden eine bedeutende tägliche Amplitude, einen schroffen Wechsel von heißen Tagen und kühlen Nächten. Die kHmatischen Verhältnisse dieses Gebietes möge folgende Tabelle für Phönix und Tucson veranschaulichen*): Phönix Tucson {73( D m) Max. Min. Regenfall Max Min. Regenfall Temp. Temp. mm Temp. Temp. mm 30,6« C — ii,i 0 C 20,3 Januar 26,7« C - 8,3« c 20,1 33,3° C - 7,2 « C 17,8 Februar 28,3 « C - 8,3« c 22,9 36,1« c - 4,5 ' c 14,7 März 33,3" c - 5,6« c 19,6 40,6« C — 1,1 « c 7,6 April 35,0« c - 2,2« c 6,9 45.0« c + 1,67« c 3,3 Mai 38,9» c — 0,0« c 3.6 48,3 ' c + 0,6 0 c 2,5 Juni 44,4« c + 8,9« c 6,6 46,7» c + 7,8 « c 26,2 Juli 42,2« c + 15,0« c 60,9 46,7» c + 9,4 » c 22,6 August 42,8« c + 13,9" c 66,0 45,6« C + 3,9 ' c 16,3 -September 41,7« c + 9,4« c 29.5 40,6« C + 1,1 « c 9,4 Oktober 36,7" c - 1,7« c 16,3 36,1« c - 4,4 « c 13.7 November 32,2» c — 6,1« c 20,6 35,0« c — 7,8 « c 21,9 Dezember 28,3« c — 12,2« c 25,4 48,3 » c — ii,i « c 176,0 Jahr 44,4« c — 12,2« c 298,2 Die Bodenverhältnisse richten sich nach der verschiedenartigen geologischen Beschaffenheit des Gesteins. Die Hänge der zahlreichen Mesas zeigen meist einen sehr steinigen, felsigen und geröllreichen Boden. Die Vegetation ist verhältnismäßig reich und trägt den ausgeprägten Charakter einer Wüstenflora. Den klimatischen Be- dingungen, namentlich der Trockenheit angepaßt, treten xerophile Dorngehölze und neben ihnen succulente Gewächse in reicher Entfaltung auf. Viele dieser Gehölze sind nur während einer kurzen Zeit des Jahres belaubt. Bei einigen, so bei der grün- zweigigen Parkinsonia mkrophylla Torr., dem „Palo verde", ist die Funktion der Blätter auf die grüne Rinde der Zweige übertragen. Charakteristisch für dieses Gebiet ist außer dem Palo verde der „Ocotillo" Fouquieria spkndens Engelm., dessen Gattung eine i) Ueber die Niederschlagsverhältnisse in Arizona und seiner benachbarten Gebiete vergleiche auch F. L. Wachenheim, Die Hydrometeore des gemässigten Nordamerika. Met. Ztschr., 1905, S. 206. 2) Aus F. CoviLLE and D. Macdougal, 1. c. S. 26. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 40 besondere Familie der Parietales vorstellt, ein merkwürdiges Gewächs mit langen, dornigen, nitenartigen Langtrieben, die während des größten Teiles des Jahres unbeblättert sind. Die Dornen bilden sich aus den erhärtenden und stehenbleibenden Blattstielen und den Mittelrippen der Blätter der Langtriebe, während die Blattspreiten bald ver- trocknen und abfallen. Die Blätter der Kurztriebe stehen in büscheliger Anordnung und hinterlassen nach dem Abfallen keine Dornen. Sehr häufig ist auch Pivsopis juliflora DC, „Mesquite", dessen Früchte zahlreichen Tieren zur Nahrung- dienen, und die auch als V^iehfutter Verwendung finden. Ferner Larrea iiicxicana Moric, Acacm-, Ephcdia- und lA'ciHin-hx\.en, sowie zahlreiche Halbsträucher aus der Familie der Com- positen, Labiaten, Malvaceen, Papilionaceen etc. Ein reicher Flor von Stauden und Annuellen bedeckt während der Regenperiode die kahlen Flächen oder sprießt zwischen dem Dorngebüsch hervor. Dieselben entbehren als ephemere Regenpflanzen der xerophilen Struktur. Unter den zahlreichen Cacteenarten ist Cereus giganteiis Engelm. als auffallendste Erscheinung des Gebietes zu nennen. Zahlreich und in mannigfacher Gestaltung tritt die Gattung Opuntia auf; ihre meist mit abscheulichen Stacheln bewehrten Arten bilden oft undurchdringliche Dickichte. Die gefürchtetste ist Opiiniia Bigc/owii Engelm. (Tafel 40 B), eine bis 4 m hohe, reichverzweigte, strauchige Art, die ganz in weiße, in einer Scheide steckende Widerhakenstacheln gehüllt ist. Die Glieder der Zweige lösen sich leicht ab und bleiben an den mit ihnen in Berührung kommenden Gegenständen hängen, wodurch sie namentlich dem weidenden Vieh gefährlich werden. Die ebenfalls häufige, stark be- wehrte Opuntia Engelmannii S. Dyck wächst mehr in die Breite. Opuntia leptocaulis DC, mit bleistiftdicken Gliedern und langen gelben Stacheln, bildet ganze Hecken. Neben diesen cylindergliedrigen gibt es noch zahlreiche flachgliedrige Arten. Die Gattung Echinocactus ist durch mehrere imposante Formen vertreten, von denen namentlich Ecliinocactus cylindyaicus Engelm., der häufig über 2 m hoch wird, bei 50 cm Durch- messer, Echinocactus Wislizenii Engelm., „Barrel Cactus", der mehr in die Breite geht und gewaltige Dimensionen annimmt, hervorzuheben sind. Nicht selten begegnet uns der stachelbewehrte Echinocereus Engelniannii Lem., der in großen Klumpen wächst imd sich mit einem herrlichen Flor großer, rosenroter Blüten bedeckt. Die Gattung Maniillaria hat ebenfalls mehrere Arten aufzuweisen. Seltener ist Cerciis Grcggii Engelm., ein hoch- interessantes Gewächs mit nahezu 50 cm langer, dicker, rübenförmiger Wurzel, von welcher die dünnen, etwas über meterhohen, vierkantigen Stämmchen entspringen. Ge- wöhnlich wächst diese Pflanze neben Gesträuch, an das sie ihre schwachen Stämme anlehnt. Seltener ist auch der mehrere Meter hohe, von Grund aus verzweigte Cerens Thurberi Engelm., dessen eigentliche Heimat Sonora in Mexiko ist. Als charakteristische Wüstenpflanzen reihen sich diesen Cacteen verschiedene Yucca-hx\.e_w an, so namentlich die sehr häufige, im Wüstengebiet weit verbreitete Yucca radiosa Trel. (Tafel 40 A), welche entweder zerstreut zwischen Sträuchern wächst oder auch ganze Hänge und Flächen für sich allein einnimmt. Einen prachtvollen Anblick gewährt ein solcher Kzc^ra-Bestand während der Blütezeit. Vielfach trifft man auch Yucca macrocarpa Engelm. an, ferner auch mehrere Agaven, nämlich Agave Palmeri Engelm. ? und Agave Scliottii Engelm., und endlich ein Dasylirion, D. IJW/i/cri S. Wats. A. Yucca radiosa in den El Rincon Mountains; im Hintergrunde l'rusupis juliflora ■>-' 4J B. Cacteenvegetation am Camelback Mountain. Opuntia Bigelowii; im Hintergrunde Cereus giganteus. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 41 und 42 ZU Mehl gerieben, als Nahrungsmittel. Das sehr leichte, aber zähe und feste Holz der abgestorbenen Stämme verwendet man zu verschiedenen Zwecken, besonders als Brennmaterial. Die im Vordergrunde der Tafel 4 1 sichtbare Larrea mexicana Moric. (= Covillea tridentata Vail.), der „Creosote- Busch", ist einer der charakteristischsten Sträucher der Wüstengebiete des Westens von Nordamerika und weit verbreitet. Er gehört der Familie der Zygophyllaceen an. Der ganze Strauch nebst seinen Blättern ist mit glänzendem, klebrig-harzigem Sekret überzogen, wie lackiert. Er verbreitet einen starken Duft und wird daher vom Vieh gemieden. Während der Regenzeit bedeckt er sich mit kleinen, goldgelben Blüten. Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 7 A. Purpus und C. A. Purpus, Arizona Tafel 41 und 42 Tafel 41 und 42. Tafel 41. Cereus giganteus Engelm. am Picacho Pik bei Tucson, im Vorder- grunde Larrea mexicana MORIC. Tafel 42. Gruppe von jüngeren Exemplaren des Cereus giganteus EnGELM. bei Phönix. (Nach photographischen Aufnahmen von C. A. PURPUS, 1904.) Der Giant Cactus, „Saguaro" der Eingeborenen, Cereus giganteus Engelm., ist das am meisten charaicteristische Gewächs der südlichen Wüstenregion. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Tale des WilHams River bei Sonora und vom mittleren Rio Gila bis zu dessen Mündung in den Colorado, wo er in felsigen Tälern, an Bergabhängen oft in Felsspalten wächst. Mächtigen Säulen und Kandelabern gleich, ragen diese Giganten über die sie umgebende, niedere Vegetation empor, den dürren Wüsten ein ungewöhn- liches, phantastisches Aussehen verleihend. Die Stämme sind aufrecht, cyHndrisch, vielrippig, nach oben allmählich verjüngt, dicht mit 2 — 6 cm langen, kräftigen Stacheln bekleidet, welche an älteren Stämmen abgeworfen werden. Sie erreichen eine Höhe bis zu 18 m bei mehr als 50 cm Dicke. Der in der Jugend einfache Stamm entwickelt gewöhnlich später, etwa in seiner Mitte und auch weiter oben, vielfach in quirliger Anordnung, einige seithche dicke, erst wagerechte, dann armleuchterartig senkrecht nach oben strebende Aeste. Im Alter vermodert der obere Teil des Stammes, und die harten, isolierten Gefäßbündel bleiben als einzelne Ruten, die unten zu einem soliden Cylinder verbunden sind, zurück. An den Säulen bemerkt man öfters runde Löcher. Diese sind von Spechten ausgemeißelt, die ihre Nisthöhlen in den Stämmen anlegen. Die großen, weißen, glockig-trichterigen Blüten erscheinen vom April bis Juni, dicht gedrängt am Ende des Hauptstammes und der Aeste, nahe dem Scheitel. Mitte Juni reifen die ersten Früchte, während die letzten Blüten sich entfalten. Die ei- oder birnförmige, grünlichgelbe Beerenfrucht platzt bei der Vollreife an ihrem oberen Ende mit 3 — 4 karminroten Klappen auf, die sich nach außen krümmen und das rote Fruchtfleisch mit den zahlreichen braunschwarzen Samen freilegen. Infolge ihrer prächtigen Farbe werden die aufgesprungenen Früchte von weitem für die Blüten selbst gehalten. Das Fruchtfleisch, von feigenähnHchem, widerlich süßem Geschmack, wird von den Eincreborenen roh oecressen oder zur Herstellung einer Marmelade ver- wendet. Den Fruchtsaft kochen sie zu einer honigähnlichen Masse, „Miel de Saguaro", ein. Durch Gärung läßt sich aus ihm ein Wein bereiten. Auch die Samen dienen, •PüiivaMwm^ja!' a c ci o 'S 4) P 03 1) u -J 4) TJ C 3 u !aD u 0) o > C o o 3 'S Oh o O o tn 3 D 'S oS 'So 3 u A r\ffj '7 - --.. .-^'jT r^' f^ *<- % . ffV' . J^ Gruppe von jüngeren Exemplaren des Cereus giganteus bei Phoenix. Der Inhalt der Dritten Reihe war: erstes ßeft. €. Ule: Blumengärten der Ameisen am flmazonenstrome. Zweites Beft. Ernst H. Bessey: Pegetationsbiider aus Russisch Curkestan. Drittes 5eft. ITl. Büsgen, Bj. Densen u. W. Busse: Vegetationsbilder aus mittel- und Ost-Saua. Viertes Beft. B. Sehen*: mittelmeerbäume. Fünftes Beft. R. u. Wettstein: Sokötra. Sechstes Beft. 6merich Zederbauer: Uegetationsbilder aus Kleinasien. Siebentes und Achtes Beft. 3ohs. Schmidt: Vegetationsfypen uon der ünsel Koh Chang im ITleerbusen uon Siam. Der Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: Erstes Beft. 6. Ule: Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes. Zweites Beft. Walter Busse: Das südliche Cogo. Drittes und Viertes Beft. Carl Skottsberg, Vegetationsbilder aus Feuerland, uon den Falkland-Inseln und pon Südgeorgien. Fünftes Beft. Walter Busse: Westafrikanische flutzpflanzen. Sechstes Beft. F. Börgesen: Algenuegetationsbilder uon den Küsten der Föröer. Die freundliche Aufnahme, welche die Vegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver= anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der demnächst abgeschlossenen pierten Reihe folgt die bereits begonnene fünfte und werden dann noch weitere folgen. Beiträge sind u. A. Pon den Berren U. Dammer, Berlin; A. Hansen, 6iessen; E. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; S. Volckens, Berlin ; 6. W a r m i n g , Kopenhagen ;eh. Flahault, ITlontpellier ;Ii. Eockayne, Reu - Seeland ; B. P o t o n i 6 , Berlin; e. A. Purpus, ITlexiko ; K. Rechinger, Wien; A. Ch. Fleroff, St. Petersburg; R. Pohle, St. Petersburg; ITl. Rikli, Zürich; W. Busse, Berlin; Adamopic Wien, freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprechend persucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen« geographisches Abbildungsmaterial zusammen zu bringen. ?edes Beft wird wiederum nach ITlöglichkeit Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem pielfach geäusserten Wunsche entsprechend, soll auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berüdtsichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr Pon der Beteiligung der Fach« genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da der erste Versuch das Bedürfnis einer solchen Sammlung dargetan hat, erscheint die Hoffnung gerechtfertigt, dass die notwendige Unterstützung auch weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der pierten Reihe bleiben die gleichen, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen perpflichtet. Die Berausgeber: S. Karsten, B. Schenck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbuchhandlung: Susfau Fischer, 3ena. Verlag von triistaT Fischer in Jena. Flora oder Allgemeine botauiselie Zeitung'. Früher herausgegeben von der Königl. liayer. botanischen Gesellscliaft in Piegensliurg. 07. Band. Jahrgang 1907. Erstes Heft. Herausgeber: Dr. K. Goebel, Prof. der Botanilf in München. Mit 2 Tafeln und 74 Textfiguren. Preis für den ganzen Band: 20 Marie. Inhalt: Küster, Ernst, Ueber die Beziehungen der Lage des Zellenkerns zu Zellenwachs- tum und Menibranbildung. llit 20 Textfignren. Renner, 0., Ueber Wachsdi-üsen auf den Blättern und Zweigen von Ficus. Mit 1(3 Textfiguren. Goebel, K. , Morphologische und biologische Bemerkungen. 17. Nephrolepis Duffi. Mit 1 Textfigur. Heini'icher, E., Zur Kenntnis der Farngattung Nephrolepis. Mit 2 Tafeln und I Textfigur. Lorcll, Wilhelm, Einige Bewegiings- und Schrumpfungserscheinungen an den Achsen und Blättern mehrerer Laubmoose als Folge des Verlustes von Wasser. Mit 20 Textfiguren. Lorcb, Wilhelm, Das mechanische System der Blätter, insbesondere der Stämm- chenblätter von Sphagnum. Mit 11 Textfiguren. Pascher, Adolf, Ueber auffallende Rhizoid- und Zweigbildungen bei einer Mou- geotia-Art. Mit 3 Textfiguren. Schonten, S. L., Ein neuer und ein modifizierter Apparat zu pflanzen physiologischen Demonstrationsveisuchen. Mit 2 Textfiguren. Moliscli, Hans, Ueber das Gefrieren in Kolloiden. Die Selbsterhitznng des Heus. Eine biologische Studie von Dr. Hugo Miehe, Privatdozent der Botanik in Leipzig. Preis: 3 Mark .50 Pf. VorleSUlCgen über DeSZendenZthorien mit besonderer Berücksichtigung der liütanisclieii Seite dm' Krage gehalten an der Ileichsuniversität zu Leiden. Von Dr. J. P. Lotsy. Erster Teil. Mit 2 Tafeln u. 12-1 Textfiguren. Preis: S Mark, geb. 9 Mark. Botanische Zeitung, 190ö, No. 5: . . . Für den einzelnen ist schon heute diese ganze Literatur kaum übersehbar, und deshalb ist Lotsy s Versuch einer allgemein verständlichen, zusammenfassenden Darstellung mit Freuden zu begrüssen. Frankfurter Zeitung, 190ü: ... Es kann also das Buch allen denen em])fohlen werden, die sich für die Theorien von der Entstehung der Arten, der Anpassung, der Variation und Vererbung interessieren. Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, von Dr Ludwig Jost, a. o. Prof. an der Universität Strassburg. Mit 172 Abbildungen. Preis : brosch. 13 Mark, geb. lö Mark. Flora, 1904. Bd. 93, H. 2: . . . Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft durch historische Rückblicke belebt. Die Jost'schon Vorlesungen werden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzenphysiologie begrüßt werden. Auch für Be- rufsbotaniker ist das Buch wertvoll durch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere pflanzenphysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind ja um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanik es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber in der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Biologische und morphologische Untersuchungen über Wasser- und SumpigeWäChSe. Von Prof. Dr. Hugo (jriüt'k in Heidelberg. Erster Teil: Die l.ebensgeschichte der eiiropiiischen Alismaceen. Mit 25 Textfiguren und 7 litliograph. Doppeltafeln. Preis: 20 M.ark. — Zweit er Teil: Untersnchnngen über die mittelenropiüscben Utricnlaria- Arten ; über die Tiirionenbildung Utri- cular- Arten ; über die Tnrionenbildnng bei Wasserpflanzen, sowie über Cera- topliyllum. Mit 2H Textfiguren und (i lithograiih. Dopiieltafeln. Preis; 18 Mark. Botanische Praktika, II. Teil. Praktikum der botanischen Bakterien- hunde. Einführung in die Methoden der botanischen Untersuchung und Bestimmung der Bakteriensjjezies. Zum Gebrauche in botanischen, bakteriologischen und tech- nischen Laboratorien, sowie zum Selbstunterrichte. Von Dr. Arthur Meyer, ord. Prof. d. Botanik, Direktor des botanischen Gartens und des botanischen In- stituts der Univ. Marburg. Mit einer farbigen T.afel und 31 Textabbildungen. Preis: 4 Mark .5(1 Pf., geb. 5 Mark 20 Pf. Leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie von Professor Dr. Hans i^Iolisell, ])ir<'ktor des pflaiizenphysiologischen Institutes der k. k. deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. 19(14. Preis: 6 Mark. Naturwiss. Paindschau, No. 40, v. G. Okt. 1904: Molisch hat an die Lösung dieser Aufgabe ein fünfjähriges Studium gesetzt und nunmehr in dem vorliegenden Werke eine Darstellung geliefert, die nicht nur eine Uebersicht über alle bekannten Tatsachen bietet, sondern auch unsere Kenntnisse über die Lichtentwicklung der Pflanze ganz erheblich fördert. l''rumiiiaiins'>.jlic liucli(irii.:ktiei (ileniiaun l'oljlu) iiijmia. — Itlfifj Vierte Reihe BeW 8. fl. Ch. Fleroff, \^a5ser= und Brudiuegetation Cafel 43—48, aus miiielrussland VegetaHonsbilder herausgegeben uon Dr, S. Karsten Professor an der Uniuersität Bonn Dr B. Schenck Professor an der Cedinischen Bodischule Darmstad( <2^ *3CS> Vierte Reihe, ßeft 8 «äs> ^3cs> fl. Ch. Fleroff, Wasser« und Bruchüegetation aus IIlitteI=RussIand Cafel 43 fl. Hymphaea Candida Pres!., Potamogeton nafans h., fllisma Plantago h., im Bache bei dem Dorfe Kolpakowo, Kreis fllexandrow, 6ouu. Wladimir. Cafel 43 B. Scirpus lacustris ü. , ntjmphaea Candida Pres!. SIetscher-See Saweiijewo, Kreis Perejaslawl, 6ouu. Wladimir. Cafel 44. Wasseruegetation : Stratiotes aioides h., üemna minor h., in der ITlitte Cicuta uirosa h. Um ßintergrunde Erienbrudi. See Sabolotije, Kreis Perejaslawl, Souü. Wladimir. Cafel 45. Bruchpegetalion : Cypha latifolia h. Um ßintergrunde Grlen^ und Birken-Bruch. See Sabolotije. Cafel 46. Bruchvegetation: Rymphaea Candida Presl., Stratiotes aioides li., Phragmites communis Crin,, fllnus glutinöse DC. See Sabolotije. Cafel 47. Bruchuegetation. Rechts Rardosmia frigida Hook. Links Filipendula Ulmaria ITlaxim. und Rardosmia frigida Hook, ün der ITlitte dichte Rasen üon Carex elongata h. 3m Vordergrunde Salix caprea DC. erlen'(Birken.)Bruch Sochots- koje, Kreis Rostow, 6ouu. 3aroslawl. Cafel 48. üiparis üoeselii Rieh, und ITlalaxis paludosa h., im ITloosmoore beim See Besdon, Kreis ITlassalsk, 6ouu. Kaluga. SEMPER , Perlag pon 6ustap Fischer Hnkündigung. Unter dem Ilamen "l/egetationsbilder«' erscheint tiier eine Sammlung pon [liditdrucken, die nach sorgfältig ausgewählten photographischen Vegetationsaufnahmen hergestellt sind, und uon denen eine erste, zweite, dritte und pierte Serie nunmehr abgeschlossen porliegen. Verschiedenartige Pflanzenformationen und -Se' nossensdiaften möglichst aller Celle der Erdoberfläche in ihrer Eigenart zu erfassen, charakteristische 6ewächse, weldie der Vegetation ihrer Beimat ein besonderes Gepräge verleihen, und wichtige ausländische Kulturpflanzen in guter Darstellung wiederzugeben, ist die Aufgabe, welche die Berausgeber sich gestellt haben. Die Bilder sollen dem off schmerzlich empfundenen ITlangel an brauchbarem Demonstrationsmaterial für pflanzengeographische Vorlesungen jeder Art abhelfen; sie werden dem Geographen nicht minder willkommen sein wie dem Botaniker und dürften auch in allen Kreisen, welche sich kolonialen Bestrebungen widmen, eine wohlwollende Auf- nahme finden. Um ein reichhaltiges lüaterial bei geringfügigen Aufwendungen bieten zu können, wurde das Format pon 21 X24 cm gewählt. Es gewährleistet bei massiger Vergrösserung des in <)X 12 cm oder 13 X 18 cm aufgenommenen Originalbildes die genaue Wiedergabe aller Einzelheiten und ermöglicht ein ßerumgeben während des Vortrages, ohne Störung zu Perursachen. Die Berausgabe der Bilder erfolgt in Form pon Beften zu je 6 Cafein, denen ein kurzer erläuternder Cext beigefügt wird. 3edes ßeft umfasst nach geographischen oder botanischen Sesiditspunkten zusammengehörige Bilder und stellt eine selbständige Veröffentlichung des betreffenden Autors dar. Der Preis für das Beft pon 6 Cafein ist auf 2.50 m. festgesetzt worden unter der Voraussetzung, dass alle 8 Lieferungen der Reihe bezogen werden. Einzelne Befte werden mit 4 Illark berechnet. Der Inhalt der Er'sten R'eihe war; Erstes Beft. B. Sdienck: Südbrasilien. Zweites Beft. G. Karsten: Illalayischer Archipel. Drittes Beft. H. Schenck: Cropisdie Rutzpflanzen. Viertes Beft. G. Karsten: mexikanischer Wald der Cropen und Subtropen. Fünftes Beft. A. Schenck: Südwesf'Afrika. Sechstes Beft. G, Karsten: ülonokotylenbäume. Siebentes Beft. H. Sehen*: Strandpegetation Brasiliens. Achtes Beft. G. Karsten und E. Stahl: mexikanische Eacteen*, Agapen- und Bromeliaceen-Vegetation. Der Inhalt der Zweiten Reihe war: Erstes Beft. E. Ule: Epiphyten des Amazonasgebietes. Zweites Beft. G. Karsten: Die mangrope-Vegetation. Drittes und Viertes Beft. E. Stahl: mexikanische Radelhölzer und mexikanische Xerophyten. Fünffes bis siebentes Beft. h. Klein: Charakterbilder mitteleuropäischer Waldbäume I. Achfes Beft. G. Sdiweinfurth und üudwig Diels: Vegefationsfypen aus der Kolonie Eritrea. Vegetationsbilder. Vierte Reihe, Heft 8. Wasser- und Bruclivegetation aus Mittel-Russland. Von A. Th. Fleroff, Konservator am Kaiser), botanischen Garten in St. Petersburg. LIBRARY NEW YORK ROTANICAL Wasservegetation. uaroen. Tafel 43. Tafel 43 A. Nymphaea Candida Presl., Potamogeton natans L., Alisma Plan- tago L., im Bache bei dem Dorfe Kolpakowo, Kreis Alexandrow, Gouv. Wladimir. (Nach photographischer Aufnahme von A. Th. Fleroff, Juli i8g6.) Tafel 43 B. Scirpus lacustris L., Nymphaea Candida Presl. Gletscher-See Sa- welijewo, Kreis Perejaslawl, Gouv. Wladimir. (Nach photograpliischer. Aufnahme von A. Th. Fleroff, Juh 1898.) Die Wasserlilien {Nymphaea Candida Pkesl.) erscheinen in Mittel-Rußland als die schönsten Wasserpflanzen. Sie kommen in Bächen, Seen und Teichen vor und sind die ersten Vorkämpfer der Versumpfung. Die echte Wasserlilie {Nymphaea alba L.) findet sich in Mittel-Rußland nicht, sie wächst nur südlich von der Stadt Orel. Nymphaea Candida Presl. liebt seichtere Stellen bis zu 2 m Tiefe und sandigen oder torfigen Grund. Bisweilen bildet Nymphaea Candida Presl. große Bestände und bedeckt ganze Wasserflächen des Sees oder des Baches mit ihren schneeweißen Blüten von einer Größe bis zu 10 cm Durchmesser und den großen, rundlichen Blättern (s. Tafel 43 A). Nicht selten kommen jedoch in den Seen auch Individuen mit sehr kleinen Blumen von nur höchstens 5 cm Durchmesser vor. Solche Formen wachsen sehr häufig zwischen der gewöhnlichen N'ymphaea Candida Presl. und unterscheiden sich lediglich ^ durch ihre kleineren Blüten. Diese verkleinerten Formen kommen besonders häufig in 1^ CD CTi Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 8 Fleroff, Wasser- u. Bruchvegetation aus Mittel-Rußland Taf, 43 seichten kleinen Tümpeln vor und bilden nicht selten auch Landformen. Im Bache beim Dorfe Kolpakowo findet man solche Landformen häufig, wenn der Sommer regenarm ist. Mit Ny77iphaca Candida Presl. wachsen hier Potamogeton nata?is L., AIis?iia plantago L. und Sagittaria sagittifolia L. Im Gouvernement Wladimir kommen in großer Zahl Seen vor, die sich in ver- schiedenen Stadien der Versumpfung befinden; der See Sawelijewo ist der interessan- teste (s. Tafel 43 B). Dieser See liegt in einer großen iVIulde zwischen Hügeln, welche mit Laub- und Nadelwald bestanden sind. Die Mulde ist durch die Tätigkeit eines Gletschers der Eiszeit entstanden. Im See findet man auf der Südseite auf sandieem Grunde: Isocfcs laaisfris L., Subularia aquatica L., Elatiiie triaudra Schkur., die zusammen- hängende demerse Bestände bilden. Reichlich kommen Spargaiiiuin siinplex L. ,j gracilis, Ny77iphaea Candida Presl., Potamogeton pectinatns L. vor. Zusammen mit ihnen dringen auf dem sandigen Grunde Bestände von Sciipns laciistris L. weit in den See hinein. Von Norden her schiebt sich über die offene Wasserfläche eine Sp/iagnum-'Decke, auf welcher LcdiDii pahisfrc L., Andromeda poli/olia DC., Oxycoccos palustris Pers., Drosera rotundifolia L. sich ansiedeln. Unter dem Wasserspiegel wächst auch hier Isoctes Iac7istris L., doch spärlicher, da ihr der torfige Grund minder behagt. Isoctes lacnstris L. kommt nicht selten sogar in feuchtem, schlammigem Boden am Rande der Seen vor. Auf der fester gewordenen Sphagniim-V>iiiiuiiis Trin. mit Alnus gliitinosa DC. Im Hintergrunde sieht man das Kirchdorf Sabolotije. An anderen Stellen des Sees Sabolotije erscheinen statt des Schilfes und der Seebinsen dichte 73y!'//a-Bestände {Typlta latifolia L.), die auf den offenen Wasserspiegel vordringen (s. Tafel 45). Zwischen Typha-"^?&&Vi findet man Nvmphaea Candida Presl., Hydrocharis nior- sus ranae L. Unter dem Wasserspiegel wachsen üppige Bestände von Ceratophyllutti demersuvi L., Lentna irisuJca L. Hie und da zeigen sich einzelne Erlen- und Birken- sträucher, und der offene Sumpf verwandelt sich in einen Erlenbruch (s. Tafel 45). Diese Erlenbrüche haben einen sumpfigen und schwer gangbaren Grund; stellenweise fließen in ihnen halbversumpfte, mit Wasserpflanzen bedeckte Bäche. Der üppigen Ent- wickelung der Erlenblätter wegen ist es sogar am hellen Tage in den Erlenbrüchen düster. Im flüssigen Schlamme neben den C«;Yjr-Rasen und auf ihnen findet man die überhaupt für die nördlichen Erlenbrüche charakteristischen Pflanzen, und zwar Cicuta virosa L., Typlia latifolia L., Solauuiii Dulcamara L., Carex pscudocypcrus L., Rimiex Hydrolapatlnim Huds., Ranunculus Lingua L. Auf diese Weise verwandeln sich die Seen Mittelrußlands in Brüche, wobei nicht selten nur einzelne Tümpel als Rest eines Sees erhalten bleiben. o 3 ii a s C 3 I C In w O) T3 C 3 1-1 suo 1-1 c ni a, "o XI Co 0) c 3 O y B E £ ''S r 3 ^ Ü 'S I 1) 0? 'S ^ O U ■^^ m 'S OJ DU Ü 03 Q o c oi 3 'S «J "o m m m in Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 8 Fleroff, Wasser- u. Bruchvegetation aus Mittel-Rußland Tai. 47 Tafel 47. Bruchvegetation. Rechts Nardosmia frigida HoOK. Links Filipendula Ulmaria Maxim, und Nardosmia frigida HoOK. In der Mitte dichte Rasen von Carex elongata lt. Im Vordergrunde Salix caprea DC. Erlen-(Birken-)Bruch Sochots- koje, Kreis Rostow, Gouv. Jaroslawl. (Nach photographischer Aufnahme von A. Th. Fleroff, Mai 1902.) Der Erlenbnich Sochotskoje im Gouvernement Jaroslawl (Kreis Rostow) ist ein typischer Vertreter der nördlichen Bruchvegetation. Er liegt in einer großen Mulde südlich von der Stadt Rostow. Viele kleine Bächlein fließen in den Bruch ein. Am Rande wachsen dichte Equisetuni /z>2ö.j2^;;/- Bestände. Hie und da kommen Weiden imd Erlen vereinzelt vor. In diesem Bruche haben wir den südlichsten Standort der von Norwegen bis zum arktischen Nordamerika verbreiteten Nardosmia frigida Hook. {Petasites frigida L.). In Mittel-Rußland kommt diese Pflanze als Relikt der arktischen Flora vor. Mit dem Rückzuge des skandinavischen Gletschers (während der Eiszeit) erhielt Mittel-Rußland einen arktischen Charakter mit typischer arktischer und subarktischer Flora. Als Ueber- bleibsel dieser Flora findet man in Mittel-Rußland viele Nordpflanzen und zwischen ihnen Nardosmia frigida Hook. Die ganze Vegetation überhaupt ist höchst charakteristisch. Carex elongata L. bildet hohe, große Rasen. Zwischen diesen Ca/r.r-Rasen kommen Tümpel mit Wasser und flüssigem Schlamme vor. Im Wasser wachsen Nardosmia frigida Hook. (in großer Anzahl mit Früchten, s. Tafel 47), Calla palustris L., Naumburgia thyrsi- flora RcHB., Carex vesicaria L., Menyanthes trifoliata L., Ranunculus Lingua L. Neben den C«r^.r-Rasen findet man Rubiis ardicus L., Aspidium cristatum Sw., Aspidium spinulosuin Sw. Hochstämmige Schwarzerlen und Birken stellen die herrschenden Holzarten dar. Sehr häufig kommen Ribes nigrum L., Salix caprea L., Sorbus aucuparia DC. und Solanum dulcamara L. vor. Nardosmia figida Hook, zieht die beschatteten, wasserreichen Stellen im Erlenbruche vor und findet sich besonders in Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 8 Fleroff, Wasser- u. Bruch Vegetation aus Mittel-Rußland Taf. 47 kleinen Bächen, welche in den schattigen, feuchten Erlenwäldern strömen; sie stirbt in den abgerodeten Brüchen aus. Stellenweise ist die Vegetation spärlich wegen starker Beschattung, und der flüssige, mit vorjährigen Blättern bedeckte Schlamm liegt hier bloß, mit keiner Vegetation überzogen. .5 .S s "^ ^ I I ^ H D "* *-*^ k- o P ;° Ü r S ^ 1-1 o o . o o 03 5 .22 'Sc Ö£, 'i^ o 2 C TS C 3 u c o > c 13 3 ■n U c Q HH 03 lU ;-• s cö CO u s Vegetationsbilder, 4. Reihe, Heft 8 Fleroff, Wasser- u. Bruchvegetation aus Mittel-Rußland Taf. 48 Tafel 48. Liparis Loeselii RiCH. und Malaxis paludosa L., im Moosmoore beim See Besdon, Kreis Massalsk, Gouv. Kaluga. (Nach photographischer Aufnahme von A. Th. Fleroff, ig. Juni 1906.) Unter den seltensten Orchideen von Mittel-Rußland, die in den Moosmooren vor- kommen, finden sich Liparis Loeselii Rich. und Malaxis paludosa L. Im Gouvernement Kaluga bei dem See Besdon, Kreis Massalsk, wachsen diese Orchideen in bedeutender Anzahl. Der See Besdon liegt in einer Mulde zwischen hohen sandig-lehmigen Hügeln und ist mit flüssigem Torfschlamm und abgestorbenen Pflanzenresten angefüllt. Er liegt inmitten weiter Torfmoosmoore. In den See dringen ein Bestände von Scirpus laaistris L., Menyanthes trifoliata L., Calla palustris L., Carex ßliformis L. Auf die offene Wasserfläche schiebt sich eine Moosdecke, auf welcher Eriophorum vaginatuvi L., Scheuchzeria palustris L., Salix repens L., Menyanthes trifoliata L., Drosera rotundifolia L. sich ansiedeln. Etwas weiter vom See erscheinen Kiefern und Birken und bilden feuchten sumpfigen Wald auf torfigem Boden. Am Rande des Birken-, Schwarzerlen- und Kiefernwaldes, auf einem feuchten, torfigen Boden, stellt eine Hypnum- Decke die Hauptvegetation dar. Viele Torfmoorpflanzen, wie Couiariiin palustre Scop., Stellaria glatica DC, Oxycoccos palustris Pers., Eriophorum vaginatu/ii L., Phragjnites communis Trin., siedeln sich auf der Moosdecke an. Eine Hauptrolle spielen dabei auch die Orchideen Liparis Loeselii Rich., Malaxis paludosa L. und Epipactis palustris Crantz. Vereinzelt finden sich außerdem Listera ovata R. Br., Gymnadenia conopsea R. Br., Orchis Traunsteineri Sant. Im dichteren Rasen von Carex elongata L., Carex caespitosa L. ViViA Eriophorum vaginatum L., wie im Schatten findet man diese Orchideen nur selten; sie ziehen die feuchten, moosigen Stellen, die von dichterer Vegetation, Bäumen und Gesträuchen frei bleiben, vor. c o CQ 0) V O O O ni O tUD . >■ ^ t o T3 o! _ro M C 3 u O Der Inhalt der Dritten Reihe war: erstes 5e[t. £. Ule: Blumengcirten der Ameisen am flmazonenstrome. Zweites Beft. Ernst fl. Bessey: Vegetationsbilder aus Russisch üurkestan. Drittes 5eft. IIl. Büsgen, ßj. Sensen u. W. Busse: Vegetationsbiider aus mittel- und Ost"3apa. Viertes ßeft. B. Sehen dt: Ulittelmeerbäume. Fünftes Beft. R. v. Wefjtstein: Sokötra. Sechstes Beft. Gmerich Zederbauer: Uegetationsbilder aus Kleinasien. Siebentes und Achtes Beft. 3ohs. Schmidt: Vegetationstypen uon der 3lnsel Koh Chang im ITleerbusen pon Slam. Der Inhalt der Vierten Reihe ist folgender: Erstes Beft. E. Ule: flmeisenpflanzen des flmazonasgebietes. Zweites Beft. Walter Busse: Das südliche Cogo. Drittes und Viertes Beft. Carl Skottsberg, Vegetationsbilder aus Feuerland, uon den Falkland-Inseln und uon Südgeorgien. Fünftes Beft. Walter Busse: Westafrikanische Rutzpflanzen. Sechstes Beft. F. Börgesen: fligenuegetationsbilder uon den Küsten der Föröer. Siebentes Beft. flnton Purpus u. Carl flibert Purpus, Arizona. Die freundliche Aufnahme, welche die Uegetationsbilder bis jetzt gefunden haben, giebt wieder Ver= anlassung zu einer weiteren Fortsetzung des Unternehmens. Der uierten Reihe folgt die bereits begonnene fünfte und werden dann noch weitere folgen. Beiträge sind u. A. uon den Berren U. Dammer, Berlin; A. Hansen, 6iessen; 6. Pritzel, Berlin; C. Schröter, Zürich; S. Volckens, Berlin; 6. Warming, Kopenhagen ;eh. Flahault, ITlontpellier ;li. Cockayne, Reu • Seeland ; B. P o t o n i e , Berlin ; E. A. P u r p u s , niexiko; K. Rechinger, Wien; C. Uhlig, Berlin; R. Pohle, St. Petersburg; m. Rikli, Zürich; W. Busse, Berlin; Adamouic Wien, freundlichst in Aussicht gestellt. Wird dem Unternehmen auch ferner das bisherige Interesse entgegengebracht, so soll dem Plane entsprediend uersucht werden, nach und nach ein die ganze Erdoberfläche gleichmässig umfassendes pflanzen- geographisches Abbildungsmaterial zusammen zu bringen. 3edes Beft wird wiederum nach ITlöglichkeil Zusammengehöriges enthalten und eine einheitliche Veröffentlichung darstellen. Einem uielfach geäusserten Wunsche entsprechend, soll auch die einheimische und europäische Vegetation besondere Berüd^sichtigung finden. Raturgemäss bleibt die Durchführung des Planes mehr und mehr uon der Beteiligung der Fadi- genossen abhängig, die im Besitze geeigneter Photographien — besonders eigener Aufnahmen — sind. Da dei erste Versudi das Bedürfnis einer soldien Sammlung dargetan hat, ersdieint die Hoffnung gereditfertigt, dass die notwendige Unterstützung audi weiter gewährt werden wird. Die Bedingungen für Abnahme der uierten Reihe bleiben die gleidien, Abnehmer einer Reihe sind aber nicht zur Abnahme weiterer Reihen uerpflichtet. Die Berausgeber : S. Karsten, B. Sdienck, Bonn. Darmstadt. Die Verlagsbudihandlung: Gustau Fischer, 3ena. Yerliii; von Uiistav Fischer in Jena. Flora oder Allgemeine botanische Zeitung:. Früher herausgegeben von der Königl. häyer. botanischen Gesellschaft in Regensburg. Ü7. Band. Jahrgang 1907. Erstes Heft. Herausgeber: Dr. K. (ioebcl, Prof. der Botanik in München. Mit 2 Tafeln und 74 Textfiguren. Preis für den ganzen Band: 20 Mark. Inhalt: Küster, Ernst, Ueber die Beziehungen der Lage des Zellenkerns zu Zellenwachs- tuni und Membranbildung. Mit 20 Textfiguren. Renner, 0., Ueber Wachsdrüsen auf den Blättern und Zweigen von Ficus. Mit i6 Textfiguren. (»oebel, K. , Morphologische und biologische Bemerkungen. 17. Nephrolepis Duffi. Mit I Textfigur. Ileinrielier, E., Zur Kenntnis der Farngattung Nephrolepis. Mit 2 Tafeln und I Textfigur. Lorcll, Wilhelm, Einige Bewegungs- und Schnimpfungserscheinungen an den Achsen und Blättern mehrerer Laubmoose als Folge des Verlustes von W.asser, Mit 20 Textfiguren. Lorcb, Wilhelm, D.as mechanische System der Blätter, insbesondere der Stämm- chenblätter von Sphagnum. Mit 1 1 Textfiguren. Pa.scher, Adolf, Ueber auffallende Rhizoid- und Zweigbildungen bei einer Mou- geotia-Art. Mit 3 Textfiguren. Hchouten, S. L., Ein neuer und ein modifizierter Apparat zu pflanzenphysiologischen Demonstrationsversuchen. Mit 2 Textfiguren. Moliseh, Haus, Ueber das Gefrieren in Kolloiden. Die Selbsterhitzung des Heus. Eme biologische Studie von Dr. Hugo Miehe, Privatdozent ih'r UdLinik in Lei])zig. Preis: 3 Mark 50 Pf. Vorlesungen über DeSZendenZthorien mit besonderer Berücksichtigung der botanischen Seite der Frage gehalten an der Reichsuniversität zu Leiden. Von Dr. .1. P. Lotsy. Erster Teil. Mit 2 Tafeln u. 124 Textfiguren. Preis; 8 Mark, geb. 9 Mark. Botanische Zeitung, 1906, No. 5: . . . Für den einzelnen ist schon heute diese ganze Literatur kaum übersehbar, und deshalb ist Lotsys Versuch einer allgemein verständlichen, zusammenfassenden Darstellung mit Freuden zu begi-üssen. Frankfurter Zeitung, 1906: ... Es kann also das Buch allen denen empfohlen werden, die sich für die Theorien von der Entstehung der Arten, der Anpassung, der Variation und Vererbung interessieren. Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. Vou Dr. Ludwig .Jost, a. o. Prof. an der Universität Strassburg. Mit 172 Abbildungen. Preis: brosch. 13 Mark, geb. 1'] Mark. Flora, 1904. Btl. 93, H. 2: . . . Die Darstellung ist klar, kritisch und reichhaltig und oft durch historische Rückblicke belebt. Die Jost'schen Vorlesungen worden deshalb als eine treffliche Einführung in das Studium der Pflanzenphysiologie begrüßt werden. Auch für Be- rufsbotaniker ist das Buch wertvoll durch die eingehende Berücksichtigung und Dis- kussionen, welche die neuere i)flanzen])hysiologische Literatur in ihm gefunden hat. Solche orientierende Darstellungen sind ja um so notwendiger, je mehr die Entwick- lung der Botanik es unmöglich macht, in allen ihren Gebieten die Literatur zu verfolgen, besonders aber in der Physiologie, welche die Grundlage für alle anderen Teile der Botanik darstellt. Biologische und morphologische Untersuchungen über Wasser- und Sumpf geWäChSe. Von J'rof. Ur. Hugo (jilüeli in Heidelberg. Erster Teil: Die lA'lji'iis;;cs(diichte der curopiiiselien Alisuiueeen. Mit 25 Textfiguren und 7 lithograph. Doppeltafeln. Preis: 20 Mark. — Zweiter Teil: Untersuchungen über die mitteleuropiiisehen Utricularia- Arten; über die Turionenbildung Utri- cular-Arten; über die Turionenbildung bei W;isserpllauzen, sowie über Cera- topliyllum. Mit 28 Textfiguren und ü lithograph. Doppeltafeln. Preis: 18 Mark. Botanische Praktika, II. Teil. Praktikum der botanischen Bakterien- kunde. Einführung in die Methoden der botanischen Untersuchung und Bestimmung der Bakterienspezies. Zum Gebrauche in botanischen, bakteriologischen und tech- nischen Laboratorien, sowie zum Selbstunterrichte. Von Dr. Arthur Meyer, ord. Prof. d. Botanik, Direktor des botanischen Gartens und des botanischen In- stituts der Univ. Marburg. Mit einer farbigen Tafel und 31 Textabbildungen. Preis: 4 Mark 50 Pf., geb. 5 Mark 20 Pf. Leuchtende Pflanzen. Eine idiyslologische Studie von Professor Dr. Hans Moliseh, Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der k. k. deutschen Universität Prag. Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. 1904. Preis: 6 Mark. Naturwiss. Rundsdiau, No. 40, v. 6. Okt. 1904: Molisch hat an die Lösung dieser Aufgabe ein fünfjähriges Studium gesetzt und nunmehr in dem vorliegenden Werke eine Darstellung geliefert, die nicht nur eine Uebersicht über alle bekannten Tatsachen bietet, sondern .auch unsere Kenntnisse über die Lichtentwicklung der Pflanze ganz erheblich fördert. FrumiDiiiiD..^he Uuclidruckeiei tUdrinann i'oblej lujeua. — 3157 / '— 1 New York Botanical Garden Ubrarv I 3 5185 00258 2656 Uli*..™,, :/^- ^