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Haeselbarth, Erasmus: Die Blacus-Arten Europas und Zentral- Asiens (Hymenoptera, Braconidae) . Nachtrag zum Inhalt Band 15, 1971: Adumua-Bossman, J. A. und G. Keiz: Vergleichende Unter- suchungen Uber Wachstum und morphologische Eigenschaften von reinrassigen Karpfen (Cyprinus carpio L.) und Goldgiebeln (Carassius auratus gibelio [Bloch]) sowie ihrer aus reziproken Kreuzungen her- vorgegangenen Bastarde 29 51 69 203 ve 9 VEROFFENTLICHUNGEN®”:. 2% BRARY. : ag JUN 15 1973 ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG, oa 4 UNIVERSITY; | | MUNCHEN Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums (Diptera) von Hans Ulrich (Mit 26 Abbildungen im Text) Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums (Diptera)*) von. Hans Ulrich (Mit 26 Abbildungen im Text) Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen | Band 16 8S. 1—28 Miinchen, 1. August 1972 *) Mit Unterstltzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Inhaltsverzeichnis Seite I. Einleitung 3 II. Material und Methoden 4 Ill. Zu den Abbildungen Senin nnn en amr n MNP ES aL IV. Empis borealis L.: Postabdomen und Paarungsstellung 5 A. Skelett des Hypopygiums 5 By Muskulatur destiypopyeiumse es) uy) gio he) ae yh rete ee ee TG) C. Zur Morphologie der praegenitalen Segmente ............ J5 Di Zur, Paarungsstelhanig ese ee A tatie coh pele ah ae sa ee Va Wiedemannia ouedorum Vaillant 2074) 3-2) 2) ie Pe oa A. Skelett des Hypopygiums a Me meme Ne gl IG iB: Muskulaturides:\Hypopysiums 92) 5% 7 Sh es VI. Schlu8betrachtungen wy ean Beveas sv ea sl Sige STE CPE il ea Stele as aa OSE EA oe VII. Zusammenfassung a yl eas gS MEIN SHU Teil Sauget VT rleberea tar’) 58 ese Ps Sak oe Eee eT Ue oS Mace cs ar Peat ae he Manuskript eingegangen am 13. Mai 1971 co Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums I. EINLEITUNG Die vorliegende Arbeit soll vergleichende Untersuchungen an den mann- lichen Genitalien der Dolichopodiden vorbereiten, von denen ein Beitrag zur Homologisierung der Teile des Dolichopodiden-Hypopygiums erwartet wird'). Diese Zielsetzung und die durch das vorhandene Material gegebenen Moglichkeiten bestimmten die Wahl der Untersuchungsobjekte: Empis (Platyptera) borealis L. (Empidinae) und Wiedemannia (Roederella) ouedo- rum Vaillant (Clinocerinae). Fur die Untersuchung eines Vertreters der Empidinae sprach die Erfah- rung, dafi diese in zahlreichen Merkmalen, vielleicht auch im Bau des Hy- popygs (s. Bahrmann 1960), dem primitiven Grundplan der Familie nahe zu kommen scheinen. Erleichtert wurden die Studien in diesem Fall durch die bereits vorliegenden Untersuchungen Tréhens (1961 und 1963) uber Skelett und Muskulatur der Hypopygien verschiedener Empidinae- Gattungen, deren Ergebnisse allerdings teilweise von den eigenen Beob- achtungen an Empis borealis abweichen. Die Kinbeziehung einer Clinocerine in die Betrachtung schien wegen der starken Abweichungen im auBeren Erscheinungsbild der Hypopygien dieser Unterfamilie gegenuber dem der Empidinae geraten, vor allem aber des- halb, weil der Gedanke an moglicherweise engere phyletische Beziehungen der Clinocerinae zu den Dolichopodiden nicht abwegig zu sein scheint, wenn man von der Ahnlichkeit beider sowohl im Gesamthabitus als auch in Hinzelmerkmalen und von der diesbeztiglichen Diskussion Bahr - manns (1960) ausgeht. Die Beschreibung des Hypopygs von Empis borealis soll durch Beobach- tungen uber die Paarungsstellung dieser Art erganzt werden. Im Zusam- menhang hiermit wird auch die Morphologie der hinteren praegenitalen Abdominalsegmente zu berticksichtigen sein. In der Benennung der Skeletteile folge ich aus praktischen Griinden der Terminologie von van Emden & Hennig (1956, 2. Auflage 1970). Ob diese in allen Punkten der tats&chlichen Natur der Teile gerecht wird — was Snodgrass (1957, 1963) auf Grund ontogenetischer Befunde fiir die ,Gonopoden“ bezweifelt —, soll nicht untersucht werden, da keine eigenen Beobachtungen zur Ontogenese vorliegen. Ist von Homologie die Rede, so 1) Erst nach AbschluB des Manuskripts kam ich in den Besitz zweier jiingst erschie- nener Veroffentlichungen zu diesem Fragenkomplex, die bei kiinftigen Untersuchungen zu berucksichtigen sein werden: Negrobov,O.P.,,&Stackelberg,A.A., 1971: Der Bau der Genitalien bei den Dolichopodidae. In: Lindner, E. (Hrsg.), Die Fliegen der paldarktischen Re- gion, Band IV 5, 29. Dolichopodidae, Lfg. 284: 238—242; Taf. 13—16, 21—22. Stutt- gart. Negrobov, O. P., 1971: (Homologie und Nomenklatur der Teile des Hypopygiums der Familie Dolichopodidae [Diptera]). Proc. 13th int. Congr. Ent. (Moscow, 1968) 1: 275—276. (Russisch.) 4 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums bezieht sich dies immer nur auf den anatomischen Vergleich zwischen Ima- gines und innerhalb der Ordnung der Dipteren. Il. MATERIAL UND METHODEN Zur Untersuchung der Skelettstrukturen dienten in Kalilauge mazerierte und zum Teil mit Wasserstoffperoxyd gebleichte Hypopygien. Die Ergeb- nisse wurden gelegentlich der Muskelpraparation an nicht mazerierten und nicht gebleichten Sticken nachgepruft. Die Muskulatur wurde ausschlieBlich auf dem Wege der Sektion und ohne Anwendung histologischer Techniken studiert. Von Empis borealis stand reichliches Untersuchungsmaterial zur Ver- fugung, das im April und Mai 1969 in einem Moor bei Tutzing (Oberbayern) gesammelt und teils in Alkohol, teils mit Carlschem Fixierungsgemisch fixiert worden war. Das knapp bemessene Material von Wiedemannia ouedorum?) war im September 1968 bei Vizzavona (Korsika) gesammelt und in Alkohol konserviert worden. Um den Vergleich mit den Angaben der Literatur uber andere Dipteren abzusichern, wurden auch einige Mannchen der allenthalben haufigen Rhagionide Rhagio scolopaceus (L.) in gleicher Weise wie die Empididen auf Skelett und Muskulatur untersucht. Die Beobachtungen zur Paarungsstellung von Empis borealis wurden am Fundplatz der Tiere bei Tutzing angestellt und durch Fotoaufnahmen er- ganzt, deren Auswertung weitere Aufschlusse lieferte. il. ZU DEN ABBILDUNGEN Die jeweils auf einer Seite zusammengefaBten Figuren zeigen die Teile im gleichen Mafistab. Membranen sind durch Punktierung kenntlich gemacht. Die locker punk- tierten Flachen in Abb. 4—5 und Abb. 8—15 zeigen schwache Sklerotisie- rung oder blasse Farbung eines Sklerits an. Die Zeichnungen von Abb. 1—3 wurden nach gebleichten Praparaten angefertigt; blaB gefarbte Randzonen der Sklerite sind in diesem Fall nicht von den Membranen unterschieden. Kin Teil der Sklerite hat demnach eine etwas groBere Ausdehnung als in Abb. 1—3 dargestellt. | In Abb. 10—16 und 23—26 (Medialansichten aufgeschnittener Hypopy- gien und Abdominalsegmente) und in Abb. 5 und 8 sind die sichtbaren Fla- chen der Koérperauffenseite schraffiert. Die Anschnitte der Cuticula sind, besonders im Bereich der Sklerite, durch breiten Strich herausgehoben. Borsten und Haare sind nicht eingezeichnet, auBer in Abb. 17. .*) Fur die Unterstiitzung bei der Artbestimmung durch Hinweise und die Ubersen- dung von Sonderdrucken seiner einschlagigen Arbeiten bin ich dem Autor der Art, Herrn Prof. Dr. F. Vaillant, Grenoble, zu Dank verpflichtet. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 5 Abkurzungen: Ae = Aedeagus An == AHI C Cereus Cr = Crista des Ejakulationsapodems Dej = Ductus ejaculatorius E = Epandrium (= 9. Tergit des (’) EyAp = Hjakulationsapodem G — Gonopode (paramere nach Snodgrass) GCx = Gonocoxit (basiparamere nach Snodgrass) GEj = Gelenkstelle des Ejakulationsapodems GF = Fortsatz des Gonopoden bzw. Gonocoxits GG = Gelenkstelle zwischen Gonocoxit und Hypandrium GSt = Gonostylus (teloparamere nach Snodgrass) H = Hypandrium (= 9. Sternit des 0’) HAp — Hypandriumapodem HF = Hypandriumfortsatz L = Innenleiste des Skleritstegs St M 7—8 — Intersegmentalmembran zwischen 7. und 8. Segment P,1.P,2.P = ventrale Proctigersklerite PV; — Posteroventralwinkel des Cercus Sd3—S9 = Abdominalsternite 5—9 St = Skleritsteg zwischen 2.P und G T5—T9 = Abdominaltergite 5—9 V = Vesica = Samenspritze 1—20 — Muskeln bzw. Muskelansatzflachen IV. EMPIS BOREALIS L.: POSTABDOMEN UND PAARUNGSSTELLUNG A. Skelett des Hypopygiums AuBenansicht lateral: Abb. 1 AuBenansicht posteroventral: Abb. 2 AuBenansicht dorsal: Abb. 9 Teilansichten: Abb. 4—6 und 7—8 Medialansichten des aufgeschnittenen Hypopygiums: Abb. 10—12 Die der Beschreibung zugrundeliegende Homologisierung der Teile ba- siert auf ihrer Lage und der weiter unten zu besprechenden Muskulatur: Lagebezeichnungen wie ,,dorsal“ oder ,,cranial“ werden im morphologi- schen Sinne gebraucht; um sie mit der topographischen Lage in Uberein- stimmung zu bringen, gentgt es, sich das im Bereich des 5. bis 7. Segments eingekrummte Abdomen (s. Abb. 1) in die Horizontale gebogen vorzustel- len. 6 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Si Se K———_——-— 2mm Abb. 1—3: Empis borealis, AuBenansichten (nach Mazerationspraparaten, die Segmente auseinandergezogen). Abb. 1: 4, Abdomen lateral. Abb. 2: 4, Postabdomen ventral. Aedeagus schwarz. Abb. 3: @, Abdomen lateral. . Die Stigmen sind nicht eingezeichnet. Sie liegen in der Pleuralmembran der Segmen- te 1—7 und sind im Praparat des mannlichen Abdomens von den tibergreifenden Ter- gitrandern verdeckt. In lateraler AufS[enansicht (Abb. 1) sind die folgenden Sklerite sichtbar: die paarigen Cerci (C), die ebenfalls paarigen, mit den Epandriumhalften (— 9. Tergit) der entsprechenden K6rperseiten nahtlos verschmolzenen Go- nopoden?) (G + E) (im folgenden vereinfachend als ,,Gonopoden“ bezeich- net) und das unpaare Hypandrium (= 9. Sternit) (H). Die Cerci (,,upper lamellae“ in der Terminologie Collins 1961) be- *) Die Verwendung der Bezeichnungen ,,Gonopode“, ,,Gonocoxit“ und ,,Gonostylus“ bezieht sich auf die Homologie mit den gleichnamigen Teilen anderer Dipteren und ist nicht als Stellungnahme zu der Frage zu werten, ob es sich wirklich um Abdominal- extremitaten handelt. Nach Snodgrass (1957, 1963) spricht die Ontogenese dieser Teile entschieden gegen die Extremitatentheorie und fiir die Deutung als Parameren. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums ri finden sich jederseits des dorsal und caudal membranosen Analkegels mit der Afterdffnung (An) (Abb. 9, 10). Die ,,Gonopoden“ (,,side-lamellae“ nach Collin) sind auf der Lateral- flache sklerotisiert, auf der Medialflache membranés (Abb. 2, 7—8, 11—12; in Abb. 8 und 12 ist die Membran der Medialseite entfernt). Die proximale und dorsale Randzone ihrer sklerotisierten Lateralflache (in Abb. 8—12 locker punktiert, in Abb.1 nicht von der angrenzenden Membran unter- schieden) hebt sich durch blasse Farbung ab, ist aber steif und demnach dem Sklerit zuzurechnen. Die mediane Partie der Dorsalflache ist mem- branos (Abb. 9). Am sklerotisierten Teil des Gonopoden befindet sich distal, am Ubergang von der Lateral- in die Medialflache, ein zahnartiger Fort- satz (GF in Abb. 7 und 12). Das Dach des Raumes zwischen den Gonopoden wird von zwei hinter- einanderliegenden Skleriten gebildet, die gelenkig gegeneinander abge- winkelt werden konnen und beide — zumindest das caudale — nach ihrer Lage der Sternalpartie des Proctiger zuzurechnen sind (erstes und zweites ventrales Proctigersklerit, 1.P und 2.P, Abb. 4, 6, 7, 10). Das craniale der beiden Sklerite (1. P) bildet mit dem Aedeagus (Ae) eine starre Einheit; das caudale (2. P) geht jederseits mittels eines Skleritstegs (St), der durch eine Innenleiste (L in Abb. 8) versteift ist, in den Gonopoden der betreffenden Seite tiber. Das Hypandrium (Abb. 4—6, 10—12) (,,ventral lamella“ nach Collin) ist caudal in ein Paar stabformiger Fortsatze ausgezogen (Hypandriumfort- satze, HF). Am Anterodorsalwinkel jeder Seite ist ein Apodem (Hypan- driumapodem, HAp) eingefaltet, das die Form einer gebogenen Lamelle mit konvexer Posterodorsalflache hat. Ob und inwieweit dieses Apodem dem Hypandrium, der Aedeagusbasis oder dem Proctiger zuzurechnen ist, lat sich auf Grund der vorliegenden Beobachtungen nicht beurteilen, da zwi- schen diesen drei Teilen keine einwandfrei morphologisch deutbaren Gren- zen festgestellt werden konnten. Lateral und ventral vom Aedeagus, zwischen diesem und dem Rand des Hypandriums, ist die Cuticula membran6s und eingefaltet (Abb. 4, dicht punktiert). An seiner Basis hangt der Aedeagus tiber eine schwacher sklero- tisierte Zone (in Abb. 4 locker punktiert) und das erste ventrale Proctiger- sklerit mit dem Hypandrium zusammen; in diesem Bereich ist eine elasti- sche Abbiegung gegentiber dem Hypandrium méglich. Distal ist der Aedeagus in drei Zinken gespalten (Abb. 4, 6); die mittlere, langste, tragt an ihrer Spitze die 4uBere Geschlechtsoffnung (Phallotrema) und ist in einem Bogen aufgekriimmt, der sich anndhernd mit einem Kreis- bogen um das Gelenk zwischen den beiden Proctigerskleriten deckt. Ver- mutlich rotiert der Aedeagus mitsamt dem ersten Proctigersklerit bei sei- ner Erektion, die in einer Protrusion entlang seiner Krtitimmung besteht, um dieses Gelenk. Bewirkt wird diese Protrusion offenbar zum Teil durch eine Bewegung des Hypandriums in gleicher Richtung; angesichts der ela- stischen Verformbarkeit zwischen beiden ist jedoch auch mit einer vom Hypandrium unabhangigen Erektionsbewegung zu rechnen. 8 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Der Endophallus ist in seinem proximalen Abschnitt zu einer geraumigen Blase (Vesica oder Samenspritze, V in Abb.10) erweitert und durchzieht mit seinem roéhrenférmigen distalen Abschnitt die ganze Lange der mitt- leren Zinke des Aedeagus. In der Medianebene steht er durch eine Leiste mit der ventralen Aedeagus-AuSenwand in Verbindung. 7 Cc G+E 2a 5 8 L G+E EjAp 6 Cr nile H HF Ae i Jmm Abb. 4—9: Empis borealis 4, Hypopygium. Abb. 4—5: Hypandrium, erstes ventrales Proctigersklerit und Aedeagus in schrager Dorsal- bzw. Caudalansicht, in Abb. 5 mit Unterscheidung von Ko6rper- auBenseite (schraffiert) und Innenseite der Cuticula. Abb. 6: Seitenansicht der in Abb. 4—5 dargestellten Teile. 8: Der Rest des Hypopygiums nach Entfernen der Teile von Abb. 4—6, schrige Ventralansicht. In Abb. 8 sind die membranésen Medialwinde der Gono- poden entfernt; KorperauRenseite schraffiert. Abb. 9: Hypopygium in Dorsalansicht. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 9 Das Ejakulationsapodem (EjAp, Abb. 4, 6, 10) bildet eine in der Median- ebene stehende, jederseits mit einer Querleiste (Crista, Cr) versehene stark sklerotisierte Platte, die mit dem Endophallus durch eine rings umlaufende, nur an der Gelenkstelle (GEj in Abb. 6 und 10) unterbrochene membran6se Zone verbunden ist. Auf einer Durchbohrung seines dorsalen Winkels (Go- noporus) sitzt der Ductus ejaculatorius (Dej, Abb. 16) auf. Nach den gege- benen Bauverhaltnissen kann angenommen werden, dafi die Ejakulation durch Rotation des Apodems um den Gelenkpunkt GEj in caudaler Rich- tung und die daraus resultierende Verkleinerung des Lumens der Samen- spritze bewirkt wird. -———_—_————_——-] 1mm Abb. 10—12: Empis borealis 4, Skelett der rechten Halfte des durchgeteilten Postab- domens in Medialansicht. Abb. 10: Schnittfuhrung in der Medianebene. Abb. 11: Schnittfihrung weiter lateral (rechts). Abb. 12: Wie in Abb. 11, aber zusatzlich die membrandse Medialwand des Gono- poden entfernt. 10 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Der schmale Membranstreifen zwischen jedem Cercus und dem Sklerit-— steg (St) der gleichen Seite (Abb. 7) wirkt als Beugungslinie eines Gelenks. Seine Lage und Orientierung hat zur Folge, da bei einer Hebung des Distalendes des Cercus gleichzeitig dessen Posteroventralwinkel (PV in Abb.7 und 11) der Medianebene genadhert wird. Diese Adduktionsbewe- gung, die vermutlich auch von der Stellung der Gonopoden beeinfluBt wird, durfte fur die Umklammerung des weiblichen Postabdomens bei der Kopu- lation von Bedeutung sein. Die Gonopoden koénnen elastisch verformt werden und sind mit den be- nachbarten Skleriten teils elastisch biegsam, teils durch Membranen unter- schiedlicher Ausdehnung, in jedem Fall aber ohne die Ausbildung scharf abgrenzbarer Gelenke verbunden. Dies erschwert die Analyse ihrer Bewe- gungsmoglichkeiten, von deren Eroérterung deshalb abgesehen werden soll. B. Muskulatur des Hypopygiums Abb. 13—16 Im folgenden werden die Muskeln besprochen, die im Bereich des 8. Ab- dominalsegments und des Hypopygiums festgestellt wurden. Auf ihre mut- mafliche Funktion wird wegen der Unsicherheiten, mit denen diesbeztig- liche Uberlegungen erfahrungsgemaB behaftet sind, nur in Einzelfallen ein- gegangen. Gleichzeitig wird der Versuch einer Homologisierung mit den Muskeln unternommen, die von anderen orthorrhaphen Brachyceren bekannt sind. Die Angaben der zitierten Autoren beziehen sich auf die folgenden Arten: Tréhen (1963): Empis tessellata, E. nepticula, Rhamphomyia bicolor, R. tenutrostris (Empididae, subfam. Empidinae); Hennig (1936): Dioctria spec. (Asilidae); Bonhag (1951): Tabanus sulcifrons (Tabanidae). An dieser Stelle sei auch auf die Beschreibung der Hypopygium-Musku- latur der Empidine Hilara maura durch Tréhen (1961) hingewiesen, de- ren Inhalt der Autor auch in seiner Arbeit von 1963 berucksichtigt. Die von Tréhen angenommenen Homologiebeziehungen zwischen Hilara und den 1963 beschriebenen Empis- und Rhamphomyia-Arten kommen in der in beiden Arbeiten tibereinstimmenden Muskelnumerierung zum Ausdruck. Die Arbeit Bahrmanns (1966) tiber das Hypopygium von Dolichopus soll hier unberticksichtigt bleiben. Abweichend von Bahrmann, der sich auf Buchmann (1961) beruft, vermute ich, da8B Dolichopus sich im Bau seines Hypopygs relativ weit vom Grundplan seiner Familie entfernt. Trifft diese Annahme zu, so ist zu erwarten, da Dolichopus fiir einen Vergleich mit den Empididen wenig geeignet ist. Geeigneter sind vermutlich Ange- horige der Diaphorinae und Rhaphiinae im Sinne Beckers (1917). Der Versuch einer Homologisierung der Muskeln und der Skelettstrukturen zwischen Empididen und Dolichopodiden soll deshalb zuriickgestellt wer- den, bis eigene Ergebnisse vorliegen. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 11 Die Untersuchung des Hypopygs von Rhagio scolopaceus ergab weit- gehende Ubereinstimmung sowohl beziiglich des Skeletts als auch der Mus- kulatur mit den Verhaltnissen, die nach Bonhag (1951) bei Tabanus ge- geben sind. Auf Abweichungen wird eingegangen werden, soweit diese fur die Homologisierung der Muskeln von Empis von Interesse sein k6nnten. Soweit die Hypopygien-Muskulatur von Nematoceren und Cyclorrhaphen bekannt ist, unterscheidet sie sich von der der Empididen so stark, dafi der Vergleich und die Homologisierungsversuche vorlaufig auf die orthorrha- phen Brachyceren beschrankt werden mtssen. Unter diesen Umstanden ware eS wenig sinnvoll, die Muskeln mit Namen zu benennen; stattdessen sollen sie durch Numerierung gekennzeichnet werden. 1. Ursprung am Hypandriumapodem, Insertion an der dorsalen Halfte des Ejakulationsapodems (mediane Platte und Dorsalflache der Crista) (Abb. 15 und 16). Durch seine Kontraktion wird das Ejakulationsapodem auf die Vesica zu bewegt (Ejakulation, s. im Abschnitt tuber das Skelett). Homolog: Tréhen muscle 1 2. Ursprung am Hypandrium, Insertion an der ventralen Halfte des Eja- kulationsapodems (mediane Platte und Ventralflache der Crista) (Abb. 15 und 16). Dieser Muskel hat, nach seiner Lage zu urteilen, modglicherweise eine Doppelfunktion, indem er die Protrusion des Aedeagus gegentber dem Hypandrium bewirkt und gleichzeitig durch Dauerkontraktion das Ejaku- lationsapodem so in seiner Stellung stabilisiert, daB es beim Erschlaffen von Muskel 1 elastisch in seine Ausgangslage zurtickkehrt. Homolog: Tréhen muscle 3 Tréhen (1963) unterscheidet noch einen dritten am Ejakulationsapodem inserie- renden Muskel (muscle 2), der am Hypandrium zwischen den beiden anderen Muskeln entspringen soll. Es erscheint fraglich, ob es sich hierbei wirklich in jedem Fall um einen selbstandigen Muskel handelt. Nach den Abbildungen Tréhens scheinen die betreffenden Muskelfasern bei den von ihm untersuchten Arten unterschiedliche Lage zu haben, die flr ihre Zugehorigkeit manchmal zum einen (muscle 1, bei Empis nepti- cula, Rhamphomyia bicolor und vielleicht R. tenwirostris), manchmal zum anderen (muscle 3, bei Empis tessellata) der benachbarten Muskeln spricht. Bei Dioctria (nach Hennig), Tabanus (nach Bonhag) und Rhagio herrschen im Bau der Aedeagusbasis und der Samenspritze und in der Anordnung der dazu geho- renden Muskulatur so andersartige Verhdltnisse, daB die Homologisierungsversuche vorlaufig auf die Familie der Empididen beschrankt bleiben mtssen. 3. Zieht vom Hypandrium zur distalen Partie der sklerotisierten Lateral- seite des Gonopoden (Abb. 5, 14). Vermutlich bewirkt dieser Muskel eine Hebung des Hypandriums gegentiber dem Gonopoden, die flr die Her- stellung der Geschlechtsverbindung wichtig ist und im Abschnitt tiber die Paarungsstellung er6értert wird. Homolog: Tréhen muscle 5 Hennig MV? Bonhag 186 ? ventral intrinsic muscle of the gonocoxopodites 1D Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Ein unpaarer MuskKel, der in seiner Lage dem Muskel186(Bonha g) bzw. MV (Hen - nig) von Tabanus und Dioctria entspricht, wurde auch bei Rhagio festgestellt. Zu- sdtzlich besitzt Rhagio einen Muskel, dessen Fasern von der lateralen Aedeagusbasis im Gonocoxit distad zu dessen Medialwand ziehen. Vielleicht ist auch dieser — und nicht Muskel 186 = MV — dem Muskel 3 von Empis homolog. 4. Ursprung an der sklerotisierten Lateralwand des Gonopoden, Insertion am Ubergang des zweiten ventralen Proctigersklerits in den Skleritsteg (Abb. 14, 15). Homolog: Tréhen muscle 6 Hennig M5 oder M3 ? Bonhag 187 oder 188 ? adductor resp. abductor of the gonostylus Der Muskel ist wahrscheinlich dem Adduktor oder dem Abduktor des Gonostylus der 'Brachyceren mit zweigliedrigen Gonopoden homolog, wie im Abschnitt liber das Hy- popygium von Wiedemannia begrtindet wird. 5. Zieht im Gonopoden von der sklerotisierten Lateralwand mediad und mediodorsad zur membran6dsen Medialwand (Abb. 14 und 15, laterale An- satzflache grob punktiert). Imm Amey op, SL 13 es ih =. S ie. /. nee 15 Ht / LLM De} ; 15 vr 16 Abb. 13—16: Empis borealis 4, Muskulatur des Postabdomens. Zum Skelett vgl. Abb. 10—12. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 13 Homolog: Tréhen muscle 7 Hennig M4, M5 oder M3 ? Bonhag 187 oder 188 ? adductor resp. abductor of the gonostylus Ein Muskel, der wie M4 von Dioctria (nach Hennig) das Gonocoxit quer durchzieht, ohne am Gonostylus anzugreifen, ist von Tabanus (nach Bonhag) und Rhagio (nach eigenen Beobachtungen) nicht bekannt. DaB dieser Muskel bei Dioctria neben den bei- den den Gonostylus bewegenden (M5 und M83) vorkommt, spricht gegen seine Homo- logisierung mit einem von diesen. Daraus ergibt sich, da der vorliegende Muskel von Empis nicht gleichzeitig mit M4 und mit einem der Gonostylusmuskeln identifiziert werden kann. Am wahrscheinlichsten dtirfte die Homologie mit Muskel M4 von Dioctria sein. 6. Verbindet das Hypandriumapodem mit dem dorsalen Proximalwinkel der sklerotisierten Lateralwand des ,,Gonopoden* (Abb. 14, 15). Dieser Muskel scheint, antagonistisch zu Muskel 3, durch seine Kontraktion das Hypandrium zu senken. Homolog: Tréhen muscle 8 Hennig Mé6a und/oder M6b ? Bonhag 184 ? posterior tergal muscle of the gonocoxopodite Falls Homologie mit den genannten Muskeln Hennigs und Bonhags besteht, so spricht dies fir die Zugehorigkeit der dorsalen Ansatzflache zum Epandrium. Rhagio besitzt — zusatzlich zum Homologon des Muskels 184 von Tabanus — einen Muskel, der das freie Ende des ,,aedeagal apodeme“ (Bezeichnung Bonhags) mit dem An- terolateralwinkel des Epandriums verbindet. Vielleicht ist auch dieser Muskel, der bei Tabanus offenbar fehlt, das Homologon des vorliegenden Muskels von Empis. 7. Zieht vom 8. Tergit zur blaB gefarbten Proximalzone des ,,Gonopoden“ (U9) 5318) )3 Homolog: Hennig Méc ? Bonhag 176 anterior tergal muscle of the gonocoxopodite Dieser Muskel ist wahrscheinlich der laterale dorsale Langsmuskel des 8. Segments und ein seriales Homologon der Muskeln 14, 17 und 19. 8. Zieht vom zweiten ventralen Proctigersklerit zur Lateralwand der dorsalen Cercusbasis (Abb. 16). Er wirkt vielleicht als Antagonist von Mus- kel 9, indem er den dorsalen Proximalwinkel des Cercus der Medianen nahert und den diagonal gegenuberliegenden Posteroventralwinkel abdu- ziert. HKomolog: Hennig M2b? Bonhag 196 dorsoventral muscle of the cercus Tréhen (1963) erwahnt diesen Muskel nicht. Vielleicht ist aber einer der von ihm 1961 fur Hilara erwahnten und abgebildeten Muskeln der ,,papille anale“ (s. S. 291 und Fig. 3D) dem vorliegenden Muskel homolog. 9. Ursprung am ersten ventralen Proctigersklerit, auf die angrenzende Medialpartie des Hypandriumapodems tibergreifend; Insertion an der Late- ralwand der dorsalen Cercusbasis (Abb. 16). Dieser Muskel scheint ftir die im Abschnitt tber das Skelett erwahnte Bewegung verantwortlich zu sein, 14 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums bei der das Distalende des Cercus gehoben und sein Posteroventralwinkel adduziert wird. Dartiber hinaus beeinfluBt seine Kontraktion vielleicht auch die Stellung des Gonopoden. Homolog: Tréhen muscle 10 Hennig M2b? 5 Bonhag 195 lateral oblique muscle of the proctiger Bei Rhagio ist der entsprechende Muskel, der sich im Ubrigen in ahnlicher Lage wie bei Tabanus befindet, im Bereich seiner Insertion deutlich in zwei Bundel gesondert. Die Homologie der hier als Cerci bezeichneten Sklerite mit den gleich- namigen Teilen anderer Dipteren dtirfte auf Grund der Insertion der Mus- keln 8 und 9 hinreichend begriindet sein. BAahrmann (1960) homologi- siert sie bei Empis und Rhamphomyia mit dem Epandrium und vermiBbt dafur die Cerci. Tréhen (1963) unterscheidet einen weiteren Cercusmuskel (muscle 9), der bei Empis borealis nicht vorhanden ist. Sollte dieser Muskel nicht ein Teil von muscle 10 (= M.9 nach eigener Zahlung) oder muscle 8 (= M.6) sein, was nach den Abbildungen Tréhens nicht ausgeschlossen erscheint, so ware sein Vorhandensein als selbstan- diger Cercusmuskel bei den von ihm untersuchten Arten sehr tiberraschend, da auch von Wiedemannia, Tabanus (nach Bonhag) und Rhagio ein entsprechender Muskel nicht bekannt ist (dasselbe gilt wahrscheinlich flir Dioctria, deren Cercusmuskeln je- doch nicht sicher mit denen von Empis homologisiert werden konnten). 10. Zieht vom Vorderrand des 8. Tergits zur blaB gefarbten Proximal- zone des ,,Gonopoden“ und setzt dort dorsal von Muskel 7 an (Abb. 13). Homolog: : Bonhag 174 dorsal longitudinal muscle of the 8th abdominal segment Dieser Muskel ist ein dorsaler Langsmuskel des 8. Abdominalsegments; wahrscheinlich der mediale, wie auch Bonhag vermutet. Die Insertions- stelle am Hypopygium durfte demnach dem Bereich des Epandriums zuge- horen. 11. Verbindet das Tergit und das Sternit des 8.Segments miteinander (Abb. 13) und ist demnach als Dorsoventralmuskel anzusprechen. Homolog: Bonhag 175 dorsoventral muscle of the 8th abdominal segment 12. Zieht vom Vorderrand des 8.Sternits zum Vorderrand des Hypan- driums (Abb. 13) und verkorpert den ventralen Langsmuskel des 8. Abdo- minalsegments. Homolog: Bonhag 180 sternal retractor of the gonocoxopodite Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 15 C. Zur Morphologie der praegenitalen Segmente ~ AuBenansicht lateral: Abb. 1 AuBenansicht ventral: Abb. 2 Mediale Innenansicht: Abb. 10 (Skelett), 13 (Muskulatur) Die Segmente 5—7 bilden einen Klammerapparat, dessen Form aus Abb. 1 und 2 ersichtlich ist. Bei der Paarung wird das weibliche Abdomen zwischen der Posteroventralkante des lateral verbreiterten und vorsprin- genden 5. Tergits und dem 7. Sternit eingeklemmt. Ein ahnlicher Klammer- apparat scheint, wie den Abbildungen Collins (1961) und Engels (1943) zu entnehmen ist, auch Empis (Anacrostichus) lucida Zetterstedt (s. Col- lin, Fig. 178) und E. (A.) bistortae Meigen (s. Engel, Tafel 23, Fig. 190) zuzukommen, allerdings mit dem Unterschied, dal} bei diesen das vordere Widerlager vom 5.Sternit gebildet wird. Die Gemeinsamkeit in der Ausbildung eines Klammerapparats ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Synapomorphie im Sinne Hennigs (1966) und Hinweis auf nahere Ver- wandtschaft der drei Arten, wie sie auf Grund anderer Merkmale auch von Engel und Collin angenommen wird: Engel reiht die drei Ar- ten, zusammen mit einigen weiteren, in die gleiche Untergattung, Anacro- stichus Bezzi, ein; Collin stellt E. borealis zwar in ein eigenes Subgenus, Platyptera Meigen, das aber nach seinen Worten mit Anacrostichus naher verwandt (,,allied“) ist. Bei der Umklammerung des weiblichen Abdomens durften die medialen und lateralen dorsalen Langsmuskeln des 5. und des 6. Segments die Haupt- rolle spielen (Abb. 13): die lateralen (19 und 17) inserieren an der jeweils nachfolgenden Intersegmentalmembran knapp oberhalb der Pleuren und bewirken die Einkrummung des Abdomens und den festen Zugriff; die me- dialen (18 und 16) inserieren an der folgenden Intersegmentalhaut in Nahe _ der Medianebene, strecken das Abdomen, vielleicht untersttitzt durch den _ Druck der Haemolymphe, und bewirken dadurch ein Lockern des Zugriffs. Der ventrale Langsmuskel des 5. Segments (20) ist schwach entwickelt. _ Im 6. konnte ein entsprechender Muskel nicht festgestellt werden; vielleicht ist er im Zusammenhang mit der schwachen Ausbildung des 6. Sternits re- duziert. Die Muskulatur des 7.Segments scheint im Verein mit der des 8. die Ausrichtung des Hypopygs bei der Paarung oder seine Zurtickftihrung in die Ruhelage nach beendeter Kopulation zu besorgen und besteht aus dem medialen dorsalen (13), dem lateralen dorsalen (14) und dem ventralen Langsmuskel (15). OD. Zur Paarungsstellung aeAbb. 17—18 Das Paarungsverhalten von Empis borealis wurde von Howlett (1907) und Tuomikoski (1939) anschaulich beschrieben. Erganzende Mittei- lungen tiber die Form des Schwarmflugs finden sich bei Gruh1 (1924), der auch eine einfache Skizze von einem Paar in Copula gibt. Auf Grund eige- ner Beobachtungen k6nnen vor allem die Angaben der beiden erstgenann- 16 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums ten Autoren bestatigt werden. Richtigzustellen ist lediglich, dafi das Mann- chen seine Mittelbeine nicht, wie angegeben, zum Festhalten des Weibchens benutzt, zumindest nicht immer. An Paaren, die an einem Zweig oder Gras- halm hingen, konnte mehrfach einwandfrei festgestellt werden, dafi die Mittelbeine des Mannchens an keiner Stelle Kontakt mit dem Weibchen hatten. In einem Fall wurde beobachtet, daB das linke sich am Zweig an- klammerte, die Vorderbeine in dieser Funktion untersttitzend. Je nach der Lage des Substrats kann das Mannchen zu diesem verschiedene Stellungen einnehmen und dadurch eventuell eine stabilere Verankerung erzielen als 17 Abb. 17: Empis borealis, Paar in Copula an Fichtennadeln hingend (nach einem Frei- landfoto). Oben das Mannchen, darunter das Weibchen, von diesem gehalten das Beutetier (eine Chironomide). Die geschlechtliche Vereinigung ist noch nicht vollstandig, die Hypandriumfortsatze befinden sich noch auRerhalb der Vulva (Phase der rhythmischen Bewegungen des Hypandriums), Das Mann- chen schlagt intermittierend mit den Fliigeln. Das rechts frei herabhangende Bein ist das rechte Hinterbein des Weibchens. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 17 durch bloBes Anhangen mit den Vorderbeinen. So ist bei vertikaler Stel- lung des Zweigs bzw. Halms haufig ein Abstiitzen mit dem Kopf zu beob- achten, bei schrag aufgerichteten Zweigen ein Anliegen mit den Rumpf- seiten. Zum Festhalten des Partners benutzt das Mannchen (Abb. 17—18) a) die Cerci, die die Basis des 8. Segments des Weibchens umfassen, b) den von den Abdominalsegmenten 5—7 gebildeten praegenitalen Klammerapparat, der den weiblichen Hinterleib im Bereich von dessen 6. und 7. Segment umschlieBt, c) die Hinterfemora, zwischen denen es das Abdomen des Weibchens in der Region der Segmente 3 und 4 einklemmt. d) Zusatzlich konnen die Hintertarsen sich am Beutetier oder auch an den Hinterbeinen des Weibchens verankern. Die Gonopoden mit ihren Fortsatzen dienen offensichtlich nicht zum Um- klammern des weiblichen Genitalkomplexes, allenfalls als Auflageflache fur das 8. Segment. Ob sie wahrend der ersten Phase der Kopulation, beim Ergreifen des Weibchens, eine Klammerfunktion ausuben, muf allerdings offen bleiben. : Das weibliche Abdomen (Abb. 3) ist bei der Kopulation (Abb. 17—18) dorsad aufgebogen bis einschlieBlich des 5.Segments, dessen Hinterrand sich links vom mannlichen Abdomen befindet. Im Bereich der folgenden Intersegmentalhaut ist es scharf nach rechts abgeknickt und tritt mit dem 6. und 7. Hinterleibsring ventral vom Abdomen des Mannchens, vom prae- genitalen Klammerapparat umschlossen, auf dessen rechte Seite uber. Im Bereich der in Langsrichtung stark :gedehnten und das Aussehen eines prall geftillten Schlauchs annehmenden Intersegmentalregion zwischen dem 7. und dem 8. Ring erfolgt eine weitere Knickung, so dais das 8. Segment po- sterodorsal vom Hypopygium zu liegen kommt. In Anpassung an die asymmetrische Lage des weiblichen Abdomens wird das mannliche im Bereich der Intersegmentalhaut des 7. und des 8.Seg- Abb. 18: Ausschnitt aus Abb. 17, zur Erlauterung der Lagebeziehungen. 18 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums ments und in geringerem Ma8e vermutlich auch zwischen dem 8. und dem ~ 9.Segment nach rechts abgebogen und verdreht. Eine leichte Seitwarts- biegung nach links erfaBt den Bereich des praegenitalen Klammerapparats. Mannchen, die sich nicht in Copula befinden, tragen das Postabdomen in symmetrischer Lage. Bei Mazerationspraparaten ist aber, wie aus Abb. 2 ersichtlich, eine gewisse Tendenz zur Abbiegung und Verdrehung in glei- chem Sinn wie bei der Copula festzustellen. Das Zustandekommen der geschilderten Paarungsstellung kann man sich am leichtesten erklaéren, indem man annimmt, daB das Mannchen zunachst von unten kommend mit dem Hypopygium das weibliche Genitalsegment ergreift, dann links am Weibchen vorbei auf dessen Dorsalseite uberwech- selt und dabei dessen 6. und 7. Segment mit dem praegenitalen Klammer- apparat erfaBt. Direkte Beobachtungen hiertiber liegen wegen des raschen Ablaufs dieser Phase nicht vor; sicher beobachtet werden konnte lediglich die auch in der Literatur erwahnte Tatsache, dai das Mannchen mit seiner Hochzeitsgabe von unten an das schwarmende Weibchen heranfliegt. Bei Paaren, die sich soeben an einem Zweig niedergelassen haben, ist regel- mafig zu beobachten, wie das Hypandrium sich gegentiber den Gonopoden rhythmisch auf- und abbewegt. Bei jeder Hebung stoBen die Enden der Hypandriumfortsatze an das weibliche Abdomen (Intersegmentalregion der Segmente 8 und 9) oder gleiten links und rechts an diesem vorbei. Nach kurzerer oder langerer Zeit héren diese Bewegungen auf. Bei der letzten Hebung, auf die keine Abwartsbewegung mehr folgt, werden die Spitzen der Hypandriumfortsatze in die Vulva eingefthrt, die sich wie bei anderen Dipteren am Hinterrand des weiblichen 8. Sternits befindet. Ein Paar am Grunde sklerotisierter Einsenkungen am Dach der Vagina kennzeichnet vermutlich die Stellen des Kontakts (Schltissel-SchloB-Mechanismus). Die Hypandriumfortsdtze sind eine Sonderbildung, die verwandten Arten in dieser Form zu fehlen scheint (Collin 1961 gibt sie als Artmerkmal an). Analoge Organe, die ebenfalls in die Vagina eingefiihrt werden (Rei- chardt 1929, ,.Parameren‘“), finden sich bei Asiliden an den Gonopoden (s. auch Kar1 1959, ,,Dististyli“). Soweit sich beobachten lieB, scheint der Aedeagus sich an den rhythmi- schen Bewegungen des Hypandriums zu beteiligen. Ob und gef. zu welchem Zeitpunkt auBerdem davon unabhangige Erektionsbewegungen stattfinden, entzieht sich der Moglichkeit direkter Beobachtung. Form und GréfSenver- haltnisse der Genitalien beider Geschlechter lassen darauf schlieBen, daB der Aedeagus mit seiner mittleren Zinke in den Ductus receptaculi eintritt und die seitlichen Zinken auBerhalb des weiblichen Abdomens bleiben. Das Abdomen des Weibchens ist wahrend der Phase der Hypandrium- bewegungen hinter dem 8. Segment dorsad aufgebogen (Abb. 17—18). Es vollfuhrt synchrone, offensichtlich durch die Aktion der mannlichen Organe ausgeloste Bewegungen, indem es sich bei jeder Hebung des Hypandriums hinter dem 9. Segment teleskopartig verlangert. Nach Herstellung der vol- len Geschlechtsverbindung steht das 9.Segment mit den Cerci in gerader Verlangerung des achten. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 19 Unter den wenigen mir vorliegenden Angaben der Literatur uber die Lage der mannlichen zur weiblichen Genitalregion scheint eine Abbildung, die Reichardt (1929, Abb. 35) von der Copula der Asilide Antiphrisson trifarius gibt, den bei Empis borealis festgestellten Lagebeziehungen am nichsten zu kommen. Allerdings wird die Basis des weiblichen 8. Segments bei Antiphrisson von den Epandriumhalften und nicht von den Cerci um- faBt. Die weibliche Genitalregion liegt bei den von Reichardt beobach- teten Asiliden caudal vom Hypopygium. Die mehr dorsale Lage bei Empis borealis steht im Zusammenhang mit der Aufbiegung des Aedeagus. Eine Shnliche Aufbiegung ist in den Gattungen Empis und Rhamphomyia und auch sonst in der Familie der Empididen weit verbreitet. Lagebeziehungen, wie sie bei Empis borealis beobachtet wurden, durften demnach ebenfalls weiter verbreitet sein. Demgegentiber scheint die Ausbildung eines Klam- merapparats in der praegenitalen Region des mannlichen Abdomens und seine Benutzung zum Festhalten des Weibchens eine Erwerbung jungeren Datums zu sein, die auf wenige untereinander nahe verwandte Arten be- schrankt ist. V. WIEDEMANNIA OUEDORUM VAILLANT A. Skelett des Hypopygiums AuBenansicht lateral: Abb. 19—20 AuBenansicht ventral bzw. (Hypandrium) posterodorsal: Abb. 21 AuBenansicht posterodorsal: Abb. 22 Medialansichten des aufgeschnittenen Hypopygiums: Abb. 23—24 Die Homologisierung der Teile basiert auf der Untersuchung der Musku- latur und dem Vergleich mit Empis borealis. Die beschreibenden Lagebe- zeichnungen sind auch hier im morphologischen Sinn zu verstehen und ent- sprechen der topographischen Lage, wenn man sich das Hypopygium mit Ausnahme des Hypandriums (H) so umgeklappt vorstellt, dali die beiden Glieder der Gonopoden (GCx und GSt) in der Horizontalen legen. Bei oberflachlicher Betrachtung (Abb. 19—21) fallen, wie bei Empis, zu- nachst ein unpaares und zwei paarige Sklerite auf, die denen von Empis aber nur zum Teil homolog sind. Ein bereits am Skelett erkennbarer Unter- schied gegentiber Empis besteht darin, daB das linke und das rechte Stuck der Skleritpaare jeweils an ihrer Basis durch Brucken untereinander ver- bunden sind (s. u.); ein Unterschied, dem man jedoch nicht, wie Bahr- mann (1960), eine ausschlaggebende morphologische Bedeutung beimessen darf. Das ventrale, unpaare Sklerit (,,ventral lamella“ in der Terminologie Collins 1961) ist, wie bei Empis, das Hypandrium (H). Seine Dorsalflache ist im cranialen Teil bis zur Medianen sklerotisiert (Abb. 21); dies ist des- halb moglich, weil der Ansatz des Aedeagus auf die Caudalspitze des Hyp- andriums beschrankt ist. 20 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Mit dem Hypandrium durch ein wohlausgebildetes Geienk (GG in Abb. 20) verbunden, schlieBen dorsal die — wie bei Empis mit dem Epandrium (E) ohne erkennbare Grenze verschmolzenen — Basalglieder der Gonopoden’) 19 GCx+E 20 0.5mm Abb. 19—20: Wiedemannia ouedorum 4, Postabdomen in Lateralansicht. Segmente in Abb. 20 auseinandergezogen. ") Snodgrass (1957, 1963) deutet die hier als Gonopoden bezeichneten Teile als Parameren und nennt das proximale Glied ,,basimere“ oder ,,basiparamere“, das di- stale ,,telomere“ oder ,,teloparamere“. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums | (GCx) an, die vermutlich den Gonocoxiten*) niederer Brachyceren gleich- zusetzen sind. Zwischen dem linken und dem rechten ist anterodorsal eine durchgehende Skleritbrucke ausgebildet (Abb. 22), die dem Epandrium zu- gehoren dtirfte. Dieser Skleritkomplex (GCx + E) wird von Collin (1961) als ,,side-lamellae“, von Vaillant (1965) als ,,tergite IX“ bezeichnet; Bahrmann (1960) faBt ihn als Epandrium (= 9. Tergit) auf. Die Sklero- tisierung der Lateralseite des Gonocoxits umfaBt auch den grofBten Teil der Medialflache, so daf nur ein schmaler membranoser Streifen bleibt, der cranial noch am breitesten ist (Abb. 21, 23). Auf der Ventralseite erhebt sich ein kraftiger dornformiger Fortsatz (GF in Abb. 21 und 24; ,,posterior pro- cess to side-lamellae“ nach Collin, ,lamelle interne“ nach Vaillant, ,ourstylus“ nach Bahrmann); auf Grund seiner Lage kann dieser viel- leicht mit dem Gonopodenfortsatz von Empis (GF in Abb. 7 und 12) homo- logisiert werden. Die am weitesten caudal gelegenen Sklerite (,,terminal processes to side- lamellae“ nach Collin, ,lamelles externes“ nach Vaillant, ,,Cerci“ nach Bahrmann) sind die Distalglieder (Gonostyli*), GSt) der bei Wiede- mannia zweigliedrigen Gonopoden; an ihrer Basis sind sie durch eine breite Skleritbruicke miteinander verbunden (Abb. 21, vom Aedeagus teilweise verdeckt). Ein Paar schwach sklerotisierter, von Bahrmann (1960) offenbar tiber- - sehener Bezirke (,,upper or anal lamellae“ nach Collin, ,lobes anaux“ nach Vaillant) in der groBenteils membrandésen Dorsalflache des Hypo- 21 22 GCx+E 0.5mm Abb. 21—22: Wiedemannia ouedorum 4, Hypopygium. Abb. 21: Schrage Ventral- bzw. (Hypandrium) Posterodorsalansicht. Abb. 22: Posterodorsalansicht. 29) Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums pygs ist den Cerci anderer Dipteren homolog (C, Abb. 22). Ein Paar ahn- licher, aber kleinerer Sklerite (C ?) ist vielleicht ebenfalls dem Bereich der Cerci zuzurechnen. In der ventralen Mittellinie zwischen den Gonocoxiten befindet sich ein langgestrecktes unpaares Sklerit, das ventrale Proctigersklerit (P in Abb. 21 und 23), das, abweichend von Empis, keine Teilung in ein craniales 0.5mm Abb. 283—26: Wiedemannia ouedorum @, rechter Teil des durchgeschnittenen Postab- domens in Medialansicht. Skelett und Muskulatur. Abb. 23 und 25: Schnittfiihrung in der Medianebene, mit Ausnahme des nicht durch- geschnittenen Aedeagus. Abb. 24 und 26: Die medialen Teile des Hypopygs entfernt. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 23 und ein caudales Sttick erkennen 1a8t. Zwischen ihm und der sklerotisier- ten Dorsalflache des Hypandriums ist die Cuticula membran6s; hier lauft die Beugungslinie durch, in der das Hypandrium gegeniiber dem Rest des Hypopygiums bewegt werden kann. Der Aedeagus hat an seiner Basis, verglichen mit Empis, einen auffallend geringen Querschnitt und sitzt dem Caudalende des Hypandriums auf (Abb. 21 und 23). Gegenuber diesem kann er lediglich gebeugt und nicht ausgefahren werden. Die Wirkung einer Protrusion wird offenbar allein durch eine Dorsalschwenkung des Hypandriums in seiner Gelenkung mit den Gonopoden erzielt. Eine Rolle bei der Erektion spielt vielleicht auch die Gliederung des Aedeagus in zwei Abschnitte (s. Abb. 23), die anschei- nend gegeneinander abgewinkelt werden konnen. (Collin 1961, S. 740 und 754, gibt eine ventrale Abknickung des distalen Abschnitts als Gat- tungsmerkmal von Wiedemannia zur Unterscheidung von Clinocera an: »penis .. . bent back upon itself at tip“.) Das Ejakulationsapodem (EjAp, Abb. 23) ist zum gro8ten Teil blaB ge- farbt und scheint nur in seiner ventralen Partie sklerotisiert zu sein. Ein Vorsprung der Ventralkante (die Insertionsstelle von Muskel 1, Abb. 25) hebt sich durch dunkle Farbung ab. Ins einzelne gehende Feststellungen uber den Bau der Samenspritze liegen nicht vor. Nach dem Bau des Hypopygs ist es wahrscheinlich, daB die Gonostyli zum Umklammern der Genitalregion des Weibchens benutzt werden. Leider fehlen Lebendbeobachtungen, die diese Annahme stiitzen oder widerlegen konnten. B. Muskulatur des Hypopygiums Abb. 25—26 Im Bereich des 8. Abdominalsegments und des Hypopygiums wurden in jeder Korperhalfte 10 Muskeln festgestellt. Inre Homologie mit 10 der 12 Muskeln derselben Region von Empis borealis ist sehr wahrscheinlich. Sie sollen deshalb mit den gleichen Nummern gekennzeichnet werden wie ihre Homologa bei Empis. Beztiglich der Homologisierung mit den Muskeln an- derer orthorrhapher Brachyceren sei auf den Abschnitt tiber die Muskula- tur des Hypopygiums von Empis verwiesen. 1. Ursprung an der Dorsalwand des Hypandriums, Insertion an einem Vorsprung der Ventralkante des Ejakulationsapodems (Abb. 25). 2. Zieht von der Dorsalwand des Hypandriums zur Lateralflache des Eja- kulationsapodems (Abb. 25). 3d. Ursprung an der Lateralwand des Gonocoxits, Insertion am Hypan- drium entlang einer Linie, die von der Gelenkstelle GG (s. Abb. 20) po- steromediad zieht (Abb. 26). Der Muskel bewirkt, nach seiner Lage zu ur- teilen, offenbar ahnlich wie bei Empis die Hebung des Hypandriums, die bei Wiedemannia infolge der starren Verbindung eine Protrusion des _ Aedeagus zur Folge haben muB. 24 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 4. Ein Gonopodenmuskel, der am Anterolateralrand (Proximalrand) des Basalglieds entspringt und in das Distalglied hineinzieht (Abb. 26). Daraus ergibt sich die Homologisierung der beteiligten Sklerite mit Gonocoxit und Gonostylus und des Muskels mit dem Adduktor oder dem Abduktor des Gonostylus niederer Brachyceren. Geht man von der Annahme aus, daB die Gonostyli bei der Kopulation die Genitalregion des Weibchens um- klammern, so ist anzunehmen, da der Muskel als Adduktor wirkt. Dies ist auch nach dem anatomischen Befund wahrscheinlich. Als Antagonist wirkt vermutlich kein Muskel, sondern die elastische Spannung der Skleritbricke zwischen den Gonostyli. 5. Konnte bei Wiedemannia nicht aufgefunden werden und fehlt oder ist zumindest reduziert. Vielleicht hangt dies mit der schwachen Ausbil- dung der Membran der medialen Partie des Gonocoxits zusammen. 6. Zieht von der Lateralwand des Hypandriums zu der Skleritbrtcke, die die beiden Gonocoxite anterodorsal miteinander verbindet (Abb. 26). Die obere Ansatzflache ist auf Grund ihrer Lage nahe der dorsalen Mittel- linie und der im Abschnitt tiber Empis angestellten Uberlegungen offen- bar dem Epandrium zuzurechnen. Dieser Muskel ist wahrscheinlich, wie bei Empis, der Antagonist zu Muskel 3. 7. Zieht von der Antecosta des 8. Tergits zur Membran der Medialpartie des Gonocoxits (Abb. 25). 8. Verbindet den Cercus mit der caudalen Partie des ventralen Proctiger- sklerits (Abb. 25). 9. Zieht vom Cercus, lateral von Muskel 8, zum ventralen Proctiger- sklerit und setzt an diesem vor dessen cranialem Ende an (Abb. 25). 10. Konnte bei Wiedemannia nicht aufgefunden werden. Ob der Muskel fehlt, mu8 angesichts der Schwierigkeit der Muskelpraparation in unmittel- barer Nahe der eingefalteten Intersegmentalmembran offen bleiben. 11. Zieht vom 8. Tergit, lateral von Muskel 7, zum 8. Sternit und setzt vor dessen Caudalrand an (Abb. 25). 12. Zieht vom Vorderrand des 8.Sternits zum Vorderrand des Hyp- andriums (Abb. 25). Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums 25 VI. SCHLUSSBETRACHTUNGEN Ein wesentliches Ergebnis der vorliegenden Arbeit durfte die Feststel- lung sein, daB bei den beiden untersuchten Empididen die Gonopoden bzw. deren Basalglieder mit dem Epandrium verschmolzen sind. Die Angaben Bahrmanns (1960) — dessen Deutungen auf Grund der neuen Ergeb- nisse revidiert werden mtissen —— scheinen darauf hinzuweisen, daB die Ver- schmelzung der genannten Teile eine Eigenschaft aller Empididen und da- mit Bestandteil des Grundplans der Familie ist. Bahrmann erkannte die Tatsache der Verschmelzung nicht. Er deutete den Skleritkomplex bei einem Teil der Empididen (z.B. Empis, Rhamphomyia) als Gonopoden, bei anderen (z.B. Wiedemannia, Clinocera) als Epandrium. Wichtig scheint mir auch die Erkenntnis zu sein, daf} die Gonopoden bei Wiedemannia und somit auch im Grundplan der Familie zweigliedrig sind. DaB Bahrmann (1960) bei keiner Empidide einen Gonostylus gefunden zu haben glaubt, erklart sich aus seiner Verkennung der Gonopoden: bei Clinocera und Wiedemannia deutet er das Gonocoxit als Teil des Epan- driums, den Gonostylus als Cercus. Wahrend Bahrmann die Cerci bei Empis und Rhamphomyia ver- kannte, bei Clinocera und Wiedemannia tbersah, hat er sie in anderen Fal- len (z. B. Ocydromiinae, Tachydromiinae) vermutlich richtig gedeutet. Ein definitives Urteil 1aBt sich hiertiber jedoch ohne eine genauere Kenntnis der Hypopygien der betreffenden Vertreter nicht abgeben. Aus diesen knappen Bemerkungen ist bereits ersichtlich, dafi eine gene- relle Revision der Angaben Bahrmanns (1960) wunschenswert, beim gegenwartigen Stand des Wissens aber verfruht ware. Will man ein zuver- lassiges Bild vom Grundplan und den Abwandlungen des Empididen- Hypopygiums entwerfen, so setzt dies eine sorgfaltige Nachuntersuchung moglichst vieler Gattungen unter Einbeziehung der Muskulatur voraus. AbschlieBend sei ein Vergleich zwischen Empis und Wiedemannia hin- sichtlich der Plesiomorphie oder Apomorphie ihrer Merkmale gezogen. Welche der beiden Empididen im Bau des Hypopygiums dem Grundplan der Familie naher kommt, 14Bt sich nicht pauschal beantworten; das Urteil hangt davon ab, welches Merkmal man zugrundelest. AuBere Ahnlichkeit mit Asiliden scheint auf den ersten Blick ftir die Pri- mitivitat des Hypopygs von Empis zu sprechen. Dieser Eindruck tauscht; das ergibt sich schon daraus, dai die ,obere Haltezange“ der Asilinae (Reichardt 1929) und diejenige von Empis untereinander nicht homolog sind: im einen Fall wird sie vom Epandrium (s. auch Karl 1959), im an- deren von den Cerci gebildet. Beide Falle sind apomorph, verglichen mit niederen Brachyceren, bei denen nur die Gonopoden zu Haltezangen aus- gebildet sind (z.B. Tabanus, nach Bonhag 1951). Wenn die Annahme zutrifft, daB bei Wiedemannia die Gonostyli als Klammerorgane dienen, so verhalt sich Wiedemannia in dieser Hinsicht primitiver als Empis. 26 Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums Ein offensichtlich primitives Merkmal von Wiedemannia ist die Zwei- — gliedrigkeit der Gonopoden; die ungegliederten Gonopoden von Empis sind dem gegentiber apomorph. Indem Empis im Bereich der Gonopoden ein Muskelpaar mehr besitzt als Wiedemannia (Muskel 5), scheint sie hinsichtlich dieses Merkmals dem Grundplan naher zu stehen, wenngleich man sich davor huten muf, die gr6Bte Zahl von Muskeln a priori mit dem primitivsten Zustand gleichzu- setzen. Die Form des Hypandriums von Wiedemannia, die Art seiner Gelenkung mit den Gonopoden und die Artikulationsweise des Aedeagus sowie dessen Zweigliedrigkeit sind offenbar apomorphe Merkmale. Das Vorhandensein eines ungeteilten ventralen Proctigersklerits bei Wiedemannia scheint dem primitiven Zustand (wie bei Tabanus und Rhagio) eher zu entsprechen als die Teilung in zwei gegeneinander bewegliche Ab- schnitte, wie sie fur Empis beschrieben wurde. Allerdings muB der Vorbe- halt gemacht werden, da die offensichtlich bestehenden Beziehungen zwi- schen der Ausbildung dieses Skleritbezirks und dem Erektionsmechanismus des Aedeagus die Sicherheit der Beurteilung eines Zustands als ,,primitiv“ einschranken. VII. ZUSAMMENFASSUNG Skelett und Muskulatur der Hypopygien von Empis borealis L. und Wiedemannia ouedorum Vaillant (Diptera, Empididae) werden beschrie- ben, erganzt durch Beobachtungen tuber die Paarungsstellung von Empis borealis. Die Homologie der Muskeln beider Arten wird durch einheitliche Nume- rierung zum Ausdruck gebracht. Unter Verwertung der Angaben der Li- teratur wird die Homologisierung mit den Hypopygienmuskeln anderer orthorrhapher Brachyceren versucht. Die Berucksichtigung der Muskulatur flihrt im Fall der untersuchten Empididen zu einer Deutung der Skeletteile, die von den Auffassungen Bahrmanns (1960) abweicht. Hans Ulrich: Zur Anatomie des Empididen-Hypopygiums WH Vill. LITERATUR Bahrmann,R,., 1960: Vergleichend-morphologische Untersuchungen der mannlichen Kopulationsorgane bei Empididen (Diptera). Beitr. Ent. (Berlin) 10: 485—540. — — 1966: Das Hypopygium von Dolichopus Latreille unter besonderer Berticksichti- gung der Muskulatur und der Torsion. Beitr. Ent. (Berlin) 16: 61—72. Becker, Th., 1917—1918: Dipterologische Studien: Dolichopodidae, A: Palaarktische Region. N. Acta Acad. leop. (Halle) 102: 113—361, 103: 203—315, 104: 35—214. Bonhag, P. F., 1951: The skeleto-muscular mechanism of the head and abdomen of the adult horsefly (Diptera: Tabanidae). Trans. amer. ent. Soc. 77: 131—202. Buchmann, W., 1961: Die Genitalanhange mitteleuropdischer Dolichopodiden. Zoo- logica (Stuttgart) 39, Lfg. 5, Heft 110: 51 S., 13 Tafeln. 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(2., revidierte Auflage: Copenhagen 1970, Diptera auf S. 130—141.) Anschrift des Verfassers: Dr. Hans Ulrich, Zoologisches Forschungsinstitut und Museum A. Koenig, 53 Bonn 1, Adenauerallee 150—164. 3 FS. adore Un fee 7 ee HUNGEN : der _LOOLOGISCHEN STAATS ad MUNCHEN 45 HARVARD UNIVERSITY Der Gartenschliter Eliomys quercinus ophiusae Thomas, 1925 von der Pityuseninsel Formentera (Lebensfiihrung) von Herman Kahmann und Gesine Lau (Mit 4 Tafeln und 3 Abbildungen im Text) "Ah Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen | Band16 | S. 29—49 Miinchen, 1. Dez. 1972 Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas, 1925 von der Pityuseninsel Formentera (Lebensfiihrung) von Herman Kahmann und Gesine Lau (Mit 4 Tafeln und 3 Abbildungen im Text) Veroff. Zool. Staatssamml. Mitinchen | Band16] S. 29—49 Miinchen, 1.Dez.1972 | Manuskript eingegangen am 10. Mai 1971 30 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlifer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Der Gartenschlaifer Eliomys quercinus ophiusae Thomas, 1925 von der Pityuseninsel Formentera !) (Lebensfuhrung) von Herman Kahmann und Gesine Lau’) Uber die Lebensfithrung des Formentera-Gartenschlafers gibt es kaum mehr als Hinweise (Compte Sart 1966:39; Kahmann 1970:77). Was eigene, weitere Bemtthung dartiber in Erfahrung gebracht hat, folgt hier. Ein ausgewogenes Lebensbild gibt die Darstellung nicht; dazu gehoren Un- tersuchungen Uber ein Jahresrund. Werden sie je moglich sein? j JN Auf der Insel Formentera gibt es, von Fledermausen abgesehen, anschei- nend nur Nagetiere, ihrer fiinf: Gartenschlafer, Hausratte, Wanderratte, Hausmaus, Waldmaus, welche neben Erinaceus und Oryctolagus die boden- standige Sdugetierbevolkerung darstellen (Vericad & Balcells 1965: 262, Kahmann 1970:76). Der Gartenschlafer ist tber die ganze Insel ver- breitet. Wenn auch Odstrecken den Zusammenhang der Sippen auflockern oder unterbrechen, so ist er in ihnen doch zeitweise Vagant, wobei zu fra- gen bleibt, ob Zugehorige verschiedener Sippen auf diese Weise schweifend sich in eine andere, mehr oder minder benachbarte Fortpflanzungsgemein- schaft eingliedern konnen. Odstrecken sind nicht nur die Strande, sondern auch vielfach nicht mehr bebaute Ackerflachen und Streifen von Macchia, die auch hier wie haufig auf anderen Mittelmeerinseln, wenn sie in sich un- gegliedert ist, sdugetierarm oder -leer bleibt. Als wichtigste Lebens- statten schalen sich heraus: Bauerngehdfte und deren Nebengebaude, auch in der Eindde; Bruchsteinmauern, auch solche, welche im Einddbereich zerfallen oder zu Steinhaufen zusammengesunken sind; anstehendes, spal- ten- und gekliiftreiches Gestein, sonderlich im Bereich der Klippen im Nordosten und Osten der Insel; die lichteren Randgebiete und Blofen des | Kiefernwaldes, auch dort, wo sie von eingesprengter Macchia unterbrochen sind; endlich die mit dem knorrigen Wurzelwerk des diirftigen Bewuchses gefestigten Diinen im stidlichen Ktistenbogen, der Playa de Mitjorn. Beson- ders kopfstark sind die Populationen an den beiden ersten Statten: Gehoft und Umgebung, und Bruchsteinmauer. Das ,,Kulturfolgen“ ist ausgespro- chen. 1) Mit Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Az Ka 15/10). *) Einen Beitrag zu den Reisekosten gewadhrte dankenswerterweise das Rektorat der Universitat Munchen. H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlaifer Eliomys quercinus ophiusae Thomas i Im ganzen haben die Lebensstatten grofie Ahnlichkeit mit jenen der Gar- tenschlafer-Unterarten im anderen Mittelmeergebiet und in Nordafrika. An vielen Ortlichkeiten dieses groBen und so mannigfaltig gegliederten Sied- lungsraumes bewohnen sie nackte Felsregionen und Ruinen, wo sie in Kerb- tier- und Kriechtierleben die Quelle ihrer Kost finden (z. B. Ruinen von Harran-Turkei; Gefels des Limbara-Gebirges-Sardinien; Klippen Villa Cis- neros-Rio de Oro u. a.). Auch in Mitteleuropa kann es ahnliche Siedlungssi- tuationen geben (Kahmann & von Frisch 1955:12; Kratochvil 1963:636). Sie sind aber weitaus seltener, und man fragt sich, ob es sich in diesem noch waldreichen Teil des Verbreitungsareals nicht um die ur- sprungliche Gewohnung des Gartenschlafers an Geholz mit seiner abwechs- lungsreichen Gestaltung handelt. Zwar ist der Schlafer heute unter den Arten der mittelmeerlandisch-mitteleuropdisch/kontinental verbreiteten Glirinae die haufig den Boden und baumloses Odland bewohnende (Kah - mann &vonFrisch 1955, 15: ,,Rattentypus“). Das aber kann, beachtet man das hohe erdgeschichtliche Alter der Gattung, durchaus abgeleitet sein. Denn noch heute tut der Gartenschlafer, auch im mediterranen Raum, das, was die drei nachstverwandten Arten charakterisiert (Baumschlafer, Sie- benschlafer, Haselmaus): er baut frei stehende Nester in Baum und Busch, und stellenweise nicht einmal selten. Konnte es nicht ftir eine urspriingli- che, jetzt freilich gewandelte Lebensfthrung in gehdlzreichen Landstrichen sprechen? Konnte nicht der ,,Rattentypus“ es ihm ermoéglichen oder méglich gemacht haben, nach der Entwaldung der Lebensraume sich am Boden zu behaupten? Es scheint fast so. Auf Mittelmeerinseln fanden sich frei stehende Nester des Garten- schlafers in lichtem Waldbestand, in offener Hochmacchia und in Buchen- buschwuchs. Auch auf der Insel Formentera gelang der Erweis daftir, und aus einem Nest lef sich der Schlafer herausschutteln. Auf Tafel I sind Aus- schnitte aus dem Lebensraum wiedergegeben, worin die Statten des Nest- standes bezeichnet worden sind: Mastixstrauch, Phénizischer Wacholder, Granatapfelgebusch. Das Nestgeftige bestand vorwiegend aus weichem Ge- nist, darunter reichlich Stengel eines herb duftenden Krautes (Helichry- sum decumbens Camb: dankenswerterweise bestimmt von Dr. Lippert, Munchen, Botanische Sammlung des Bayerischen Staates). Gewohnlich dirfte sich der Gartenschlafer mit der Herrichtung eines La- gers auf dem oder in dem Boden begntigen. An Zufluchtsmoglichkeiten ist kein Mangel, besonders nicht im Umkreis von Gehoften und in dem Bereich der Bruchsteinmauern, an welchen das Beobachten und Sammeln am _ er- gibigsten ist. Selbst kurze Mauerstrecken, an denen der Bestand an Gar- tenschlafern ermessensweise ganzlich fortgenommen war (August 1969: Kahmann 1970:78), waren im April 1970 wieder ebenso dicht besiedelt wie zuvor. Zuwanderung geschah gewifB aus der unmittelbaren Umgebung eines reich gegliederten Gehoftes (C’an Carlos unweit Es Cald) und weist nicht nur auf die groBe Populationsdichte, sondern auch auf einen Popula- tionsdruck innerhalb der dort siedelnden Sippe hin. Das Gestein.der Mauern ist kluftereich (Spalten, Ho6hlungen), und da es 39 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas ausreichend breit geschichtet ist, so halt es im Innern nicht nur eine nied- rigere, ertraglichere Warme, sondern auch héhere Feuchtigkeit im Vergleich mit der in der Sonnenglut liegenden Umgebung. An zwei Vergleichsorten verschiedener Meereshohe (30 m, 800 m) auf der Insel Korsika (April) war 30 cm tief im Gekliift der Legesteinmauern die Warme bis zu 5° C niedriger als im Halbschatten der Umgebung 250 cm tiber dem Boden (Kahmann & Kahmann 1954:156). Auf der Insel Formentera konnten noch keine ordentlichen Untersuchungen tiber das mikroklimatische Geftige an den Le- bensstatten des Gartenschlafers angestellt werden. Unbekannt ist auch, ob er wihrend des heiBen Sommers tagsiiber in Lethargie fallt. Die Lufttem- peratur ist im August am hdéchsten, hat als Mittelwert 24,4° C, um 10° mehr als im April mit 14,3° C. Doch die Zahlen durften noch zu niedrig sein. Wahrend des Monats August 1969 war der Gartenschlafer an den Beob- achtungsstatten (4) nicht vor 21 Uhr MEZ tatig. Fruhestes Erscheinen wurde entlang einer einen verwilderten Weingarten begrenzenden Bruchstein- mauer um 21.30 Uhr registriert (Kahmann 1970 Taf. I), und letztes am gleichen Ort kurz nach Sonnenaufgang, etwa 5.45 Uhr. ZusammengefaBt, bis genauere Angaben moglich sind, dies: der Formentera-Gartenschlafer ist nachts lebhaft, und zwischen 22 und 3.30 Uhr kann man ihn uberall beobach- ten. Aber: im April verschiebt sich der Rahmen des Bildes. Der Schlafer ist regelma@Biger schon vor Sonnenuntergang zu sehen und auch uber den Son- nenaufgang hinaus, jedoch nur sehr selten in Tagesmitte. Das fruhe Herum- streifen in dieser Zeit hangt moglicherweise mit der Laufzeit zusammen, die wie unter C. zu lesen, im April schon dem (einem?) Hohepunkt zuschreitet. Wer zuerst erscheint, ob O'O' oder 9Q, 1aBt sich durch bloBe Beobachtung nicht erkennen. Beim Sammeln waren die C'C im April zeitlich etwas vor- aus; im Herbst gab es keinen Unterschied. Die an bestimmte Jahresmonate gebundene Tagesaktivitat (Helltag) ist auch an quercinus-Gartenschlafern nachweisbar (Laboratorium: Ostermann 1956, 381/Deutschland; Saint Girons 1960, 179/Frankreich). Leider wei man uber die Aktivitatsmuster von Gartenschlaferunterar- ten im Verbreitungsgebiet von Stden nach Norden (z. B. Nordafrika, Mit- telmeerinseln, nordliches Europa) oder Osten nach Westen (z. B. Ttrkei, Mittelmeerinseln, Iberien) nichts. In den Morgenstunden kann man unschwer die nachtlichen Spuren des Gartenschlafers im lockeren Sand der Wege und Ditinen sehen (Tafel II). Sie fuhren gar nicht selten offen iber weitere Strecken, gewohnlich aber von Dickicht zu Dickicht, besonders auf den nur schutter mit kleinen Juniperus phoenicea bestandenen Diinen. An Ortlichkeiten mit kopfstarken Sippen gibt es anscheinend bevorzugte Pfade, auf denen sich dann altere und jiinge- re Schlaferspuren haufen. Léscht man sie in einer Beobachtungsnacht, so ist doch der Pfad am nachsten Morgen aufs neue mit hin- und herlaufigen Ein- driicken tibersit. Auf solchen Wechseln ist es leicht genug, in einer Nacht drei und mehr Schlafer fir Markierung (Ohrmarke) zu sammeln (April). Hinzelspuren (Tafel II) lassen sich fast immer ein gutes Stiick im Sand ver- folgen und fiihren manchmal zur Zuflucht des Schlafers in einem Wurzel- H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 33 200 = Oo: = 175 m 6 “ a ° ; a es mene 5 sree ied ar 125 = NE 0 e VI.1969 a Ch Oe OS ma o IV.1970 100 oo ete oP 15S 0 20 eo 5D te @0 e e 50 : CONDYLOBASALLANGE mm Si SON SO oye OO. Sor G0 EN Gi 42 43 Abb. 1: Formentera-Gartenschlaéfer. Die Verknipfung von Korpergewicht/Condylo- basallange in zwei Reihen (August, April) der Unterart. Die beiden kleinsten Wertepaare sind auf jugendliche Individuen bezogen, beide am Ende des Zahn- wechsels, aber P4 noch nicht ganz in Kronen-Hohe mit M1—M3. Die Mittel- werte der Unterarten quercinus, sardus, pallidus, dalmaticus erreichen 34,0 mm CBL bei weitem nicht, und nur wenige Einzelwerte schneiden ein, in einem Fall sogar 35,0mm Utberschreitend (35,6 mm: dalmaticus von der Insel Hvar, Juli 1964). Andere Einzelheiten im Text. stock, unter einem Gesteinsblock, oder selbst in einem Erdloch (dies selten). Das macht es moéglich, den Bewohner manchmal in den frithen Morgenstun- den vor dem Einschlupf zu seinem Lager zu sehen, ruhend oder gar sich sonnend (einmal beobachtet). Ein erster Schritt im Hinblick auf eine Analyse der Population des For- mentera-Gartenschlafers wurde bereits getan (Kahmann 1970:82). Zu- grunde lag jedoch nur eine Aufsammlung aus August 1969. Ein abgerunde- tes Jahresbild gibt es auch jetzt noch nicht. Aber die mit der Aprilaufsamm- lung 1970 nun 55 Exemplare zahlende Reihe kann einen vorlaufigen Ein- blick geben, wenn auch die wichtige Altersgruppe der juv.-Schlafer noch fehlt. Kein Individuum steht noch in der Phase des Zahnwachstums, zwei aber in der Beendigung des Zahnwechsels (August). Vergleicht man die Ubersicht der Gegeniiberstellung von Kérpergewicht und Condylobasal- lange des Schadels in Abbildung 1 fiir die beiden Reihen, so zeigt sich eine ahnliche Verteilung fiir die Altersgruppen von Juv. (75 g / 36 mm) bis zu Ad. (> 125 g/ > 39 mm). Die in der Mitte des Streuungsfeldes zwischen 36.0 mm und 38.5 mm stehenden Gartenschlafer konnen zuruckhaltend in die ad.-Altersstufe eingegliedert werden. Sie umschlieBt Individuen aus der Wurfzeit der voraufgegangenen Gedeihperiode (Augustreihe 1969:1968; Aprilreihe 1970:1969), die schon einen Winterschlaf durchlaufen haben, im- 24 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas mer vorausgesetzt, daB man ftir mitteleuropdische Populationen geltende Alterskriterien verwenden darf! Im April witirde das Alter derartiger Exem- plare zwischen 360 Tagen und 150 Tagen, im August zwischen 480 Tagen und 380 Tagen betragen konnen(Kahmann & Staudenmayer 1968, 1969). Ohne Altersmarkierung im Lebensraum jedoch 1af{3t sich eine ins ein- zelne gehende Aufgliederung nicht durchfuhren. Bionomisch von nicht geringem Interesse ist ein Schédel (ZSM 1970/18: Q) mit einem 4. Molaren in der linken Oberkieferzahnreihe. Die Zahnreihe P? mit M? ist vollkommen normal entwickelt. Hinter M? steht ein kleiner, in der Aufsicht rundlicher, weniger als !/1 der Kauflache des davorstehenden einnehmender Zahn mit entwickeltem Relief. Seine Gestaltung macht eines gewi®: es ist kein abgesprengter Knospenteil der Anlage fiir M?. Nach vorn verlangerte Zahnreihe durch Auftreten eines P? gibt es in der Vorfah- renreihe der Schlafmause bei Gliravus (Stehlin & Schaub 1950: 138). Uber Verlangerung iiber M? hinaus gibt der Kreis der Veroffentlichungen aus Paldontologie und Osteo-Odontologie tiber Schlafmause keine Auskunit. Es ist zunachst schwer, sich ein Bild zu machen; aber es wird in einer darauf gerichteten Publikation versucht werden. Dazu geh6ren gewebekundliche Untersuchungen am Zahnsims bei nestjungen Gartenschlafern, welche in- zwischen eingeleitet worden sind. Sie mussen erweisen, ob vor P, und hin- ter M, noch Zahnanlagen entwickelt werden, die bei der Reifung des Gebis- ses spater verschwinden. Be Auf Formentera kann im Umkreis von Gehoft und Mauer gar nicht selten die Hausratte unmittelbar neben dem Gartenschlafer in Erscheinung treten. Das widerstreitet mit Beobachtungen aus anderen insularen und festlandi- schen Lebensraumen in Mittelmeerlandern. Denn an beide Arten anspre- chenden Lebensstatten zieht der Gartenschlafer sehr oft im Wettbewerb ge- genuber der Ratte den ktirzeren. Das ist verschiedenenorts so, und Kah- mann (1960: 172), Kahmann & von Frisch (1955: 11), Nietham- mer (briefl. 29.1.1970) sowie, indirekt schlieBend, Storch & Uerp- mann (1969: 17) haben darauf aufmerksam gemacht. Es ist natiirlich eine Summe von Gegebenheiten, welche im Artgefiige die Wettbewerbsfahigkeit bestimmt. Im Verhaltnis von Hausratte zu Gartenschlafer hat auf den ersten Blick jene Uberlegenheit, wie sie kérperlich in GroBe und Gewicht zum Aus- druck gebracht ist, groBten EinfluB® (Abbildung 2). In der Tabelle 1 sind die Gartenschlafer-Unterarten mit der Hausratte verglichen worden, in der Anordnung von oben nach unten: sardus Barrett- Hamilton, 1901; pallidus Barrett-Hamilton, 1899; liparensis Kahmann, 1960; gymnesicus Thomas, 1903; ophiusae Thomas, 1925, von jeder 5 Individuen, oft die einzigen mit angeftthrtem K6érpergewicht, wie es die Tabelle erlau- tert. Die zu dem Formentera-Schlaéfer in Vergleich gestellten Unterarten sind mit einer Einschrankung (Lipari) in den Zahlen nahezu unterschiedslos. Sie sind in den Abmessungen und besonders im Gewicht der durchschnitt- H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 35 x Oo 200 qi = @ @ @ c< @ @ () 190 } 9 © ee Oey ow Le Ian > ® 3 r) 180 | 2 ote ae ° e@ ® oY 170 LO : 3 5 : ; 5 r) fe) _ 160 Oo 150 00 oO fo) 140 130 KORPERGEWICHT in g SOR One 80) 90) 100 e042 120 130) 401505. 160). 17.0) 180) 7 1900) 2001 77:10 Abb. 2: Formentera-Gartenschlafer. Gegentiberstellung von Hausratte und Garten- schlafer nach Kopf-Rumpf-Lange und K6rpergewicht. Die Abmessungen fur den Formentera-Gartenschlafer liegen inmitten des Streuungsfeldes der Zah- len fiir die Hausratte. Die Unterart liparensis nimmt eine Mittelstellung ein; hierzu diirfte sich auch die noch wenig gekannte Unterart lusitanicus des spanischen Kontinents gesellen. © Eliomys-Unterarten; e Mittelmeerhausratte, davon ® Hausratte von Formentera. lich doppelt so schweren Ratte unterlegen. Das gilt auch noch fur den statt- licheren Gartenschlafer der Insel Lipari, der in seiner Korperlichkeit eher der Unterart lusitanicus Reuvens, 1890, aus Sidwest-Spanien nahesteht. Ratte und Gartenschlafer lieben eine Lebensfihrung auf dem Boden, woran die Erscheinung nichts andert, dai beide, die Ratte besonders oder ausschlieBlich im Mittelmeergebiet, auch frei stehende Nester in Strauch und Baum als Zuflucht haben. Der Gartenschlafer wird fur einen Einzelgan- ger gehalten, und Zimmermann (1956: 61) bezeichnet ihn Artgenossen gegentber als im Grunde unsozial. Das ist wahrscheinlich (!) nicht unrichtig; aber Laboratoriumsuntersuchungen tiber Soziabilitat des Gartenschlafers stehen erst in den Anfangen und ermutigen noch nicht zu Formulierungen (Kahmann & Mitarbeiter, unveroff.). Das soziale Geflige in Rattenpopu- lationen jedoch tritt offen zutage, und ein Ausdruck dafur mag damit ver- bundene, erhohte Angriffslust sein, die sich an den Siedlungsgrenzen dann erst recht gegen den Gartenschlafer richten wurde. Jedensfalls ist es auffallig, daB dort, wo die Sippen von Hausratten die Lebensstatten beherrschen, der Gartenschlafer auf enklavenartig einge- sprengte Ortlichkeiten begrenzt ist. Das 1aBt sich auf Inseln wie Korsika, Sardinien, Sizilien erkennen, aber auch auf Lipari, und hat sich besonders eindrucksvoll erst jiingst (1970) auf Menorca wahrnehmen lassen. Sind die Enklaven sehr eng umschlossen und ist die Rattenpopulation womdglich 36 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Tabelle 1 KorpergroBe und Kérpergewicht von Ratte und Gartenschlafer des Mittelmeergebietes in Gegentiberstellung (mm, g) i Rattus rattus (Ad.) Eliomys quercinus Linnaeus, 1758 Linnaeus, 1760 Sexqua here CBL KGW sex KRL CBL. KGW Korsardinien Q 165 37.9 130 Aus n = 47 die Q 130 33.0 _ 65 Q 178 37.0 145 5 einzigen mit a 122 31.6 53 ie 180 40.1 160 KGW ‘e 126 32.3 63 Sg 190 42.2 160 es 130 32.3 68 es 190 40.5 170 ‘6 132 32.4 64 Sizilien Q 192 39.5 180 Aus n = 31 die Q 130 31.7 70 Q 198 40.0 135 5 einzigen mit 3 120 33.4 71 es 168 Sie) 135 KGW 6 126 32.2 70 fe 194 39.2 140 ‘6 131 32.4 65 6 198 41.5 172 ‘a 138 34.5 75 Lipari Q 185 39.7 55) ee n=5 ‘ay 145 36.0 98 Q 194 41.1 200 re) 150 34.4 100 3g 179 39.1 160 6 150 35.9 95 ‘es 183 40.0 140 6 150 36.0 102 a 183 41.9 205 3 151 36.8 92 Menorca : Q 175 37.5 100 Aus n = 15 Q 126 31.5 52 Q 192 40.3 125 5 von 8 mit KGW Q 128 32.0 80 6 190 40.0 145 Q 136 31.4 60 ey 190 43.9 190 re 137 33.3 68 5 198 42.8 185 re) 143 33.6 75 Formentera Q 170 38.8 110 “n = 56 Q 162 40.2 140 Q 190 39.5 138 5 von 56mitKGW °& 165 40.3 140 Gi 175 38.3 110 ‘a 170 40.7 150 6) 176 39.2 125 es 175 39.4 140 - fe 194 40.8 135 ra) 182 41.9 155 KRL = Kopfrumpflange — CBL = Condylobasallange — KGW = Korpergewicht. Die Vorlagen entstammen Ratte: Sammlung Kahmann Miinchen; Gartenschlafer: den Sammlungen Museen Florenz, Frankfurt, London, Mailand, Miinchen, Sammlung Kahmann Munchen (Menorca, Formentera). kopfstark, so fallt der hohe Anteil von Gartenschlafern mit ,Stummel- schwanz* ins Auge. In einer kleinen Sippe (Menorca/Balearen: Kah- mann & Lau, unver6ff.), die mit 8 Individuen (4 0'C’, 4 99) wahrschein- lich ausgerottet wurde, war er 5 von 8; und in einem 4hnlich liegenden Fall, allerdings mit der Wanderratte als Widerpart (Crau/Siidfrankreich: von Frisch & Kahmann 1968:30), 5 von 7 Exemplaren. Der Gedanke ist H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas S27 nicht abwegig, das in Zusammenhang mit der kampferischen Uberlegen- heit der Ratte zu sehen (Tafel III). Aber er ist nicht zwingend; denn es gibt auch andere Deutung: zunehmende Agressivitat in den raumlich be- engten Schlafersippen. Gegentiber den in der Tabelle 1 aufgefuhrten Gartenschlafer-Unterarten sardus mit gymnesicus ist nun der Gartenschlafer der Insel Formentera groBwiichsig und vergleichsweise an Grofe und Gewicht der Hausratte ebenburtig. Ja, er ist ihr im Gewicht womoglich tiberlegen: ophiusae-Gar- tenschlafer sind schwer, ohne fett zu sein. Nirgendwo sonst erreichen Gar- tenschlafer eine derartige korperliche Stattlichkeit. Diese macht es der Le- bensform auf Formentera (unter anderem) mo6glich, sich neben der Ratte zu behaupten. Ob er, weil dichter siedelnd, auch selbst mehr Agressivitat hat, kann man aus guten Grunden noch nicht entscheiden. Aber gewif8 ist es er- wahnenswert, dafi sich unter 56 Formentera-Schlafern von der gleichen Lebensstatte nur ein, und ein uberdies halbwtchsiges Individuum mit einem ,,Stummelschwanz*“ fand. Die Haufigkeit der Ratte kann an Ort und Stelle jahrweise Schwankungen ausgesetzt sein. Ob zu solchen Zeiten die Enklaven des Gartenschlafers an Raum gewinnen konnen, weil man nicht. Die Bedrohung durch die Ratte vermag sich auch ,,psycho-somatisch“ auf Stoffwechsel und Fortpflanzung des ihr unterlegenen Schlafers auszuwirken und kann eine Schwdchung der Konstitution und woméglich geringere Kopfzahl und Minderung der Le- benserwartung zur Folge haben, besonders dann, wenn die Population oh- nehin klein ist. j In GroBraumen kiihleren Klimates, als es die Mittelmeerlander bis in mittlere Hoéhenlagen hinauf aufweisen, entfallt nattirlich der Wettbewerb zwischen beiden Nagetieren. Die Ratte ist dann unmittelbarer Kulturfolger, an menschliche Siedlung angelehnt, Hausratte oder sogar Dachrat- te, weil sie vorwiegend die oberen Raumlichkeiten der Gebaude besie- delt (Dachbéden, Speicher), wo der Warmestau ihrem Warmebediirfnis ent- gegen kommt. Ahnlich ist der Gartenschlafer ,,unbedroht“ in héheren Ge- birgslagen, in denen die Ratte im Freien und zumeist auch in Siedlungen fehlt (> 1000 m NN?). Es ist bemerkenswert, da die Hausratte, deren Vor- zugswarme nach Herter (1952:52/84) 38.09° C betragt (n = 6), ihr War- mebeditrfnis deutlich genug zum Ausdruck bringt, wahrend der Schlafer mit einer sogar geringfiigig héheren (n =4) von 39.02° C bis 39.84° C (1952:51/ 76) niedrigen Warmegraden gegentiber wenig empfindlich ist (Sowjet- union: Ognew 1947/1963:482/420), und das, wie es scheint, uneinge- schrankt im ganzen Verbreitungsgebiet der Art. Niethammer (1956: 267) sah ihn sogar auf einem Schneefleck (Spanien: 1900 m NN), ein Erleb- nis, ,neu und unerwartet“. So versteht man die Héhenverbreitung dieses kleinen Saugetiers bis zu 2500 m und woméglich dartiber, und sogar friihen Beginn der Fortpflanzungszeit an solchen Stdtten. Man erkennt aber auch, daf der Begriff Vorzugswarme in seiner Anwendung auf 6kologische Zu- _ Sammenhange neuerlich tiberpriift werden sollte. ; Das ausgesprochene Neben- und nicht Miteinander von Ratte und Gar- 38 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas tenschlafer an beiden zusagenden Lebensstatten wirft weitere Fragen auf. Eine besonders riickt in den Rahmen dieser Darstellung: Wie gestaltet sich das Verhaltnis beider wahrend der unwirtlichen Jahreszeit, also der Zeit der mediterranen Winterregen und Kthle? Gegentiber der Ratte ist der ~ Gartenschlafer nicht im ganzen Jahresrund tatig. Er fallt bei Schwinden der optimalen Lebensbedingungen gegen den Winter hin in Starre: Winter- schlaf. Weiten wahrenddessen die Ratten ihren Lebenskreis auf die Lebens- statten des Gartenschlafers aus, oder wandern sie aus den sommerlichen Aufenthalten in Siedlungsnahe zu zusagenderen Lebensbedingungen? Das konnte immerhin sein. Andererseits gibt es Wahrscheinlichkeit dafur, dai erwachsene Gartenschlafer in stidlichen Landschaften auch winters ihren Lebensverrichtungen nachgehen, einen vielfach unterbrochenen oder gar keinen Winterschlaf haiten; anders die Jungschlafer, deren ungunstigeres Verhaltnis von Korperoberflache zu Ko6rpermasse ihn eher erzwingt. Die Antwort bleibt offen, da Untersuchungen zur Winterszeit bisher nicht durchgefuhrt werden konnten. Es ist nicht undenkbar, daB auf kleinen Inseln der Gartenschlafer aus- starb, weil er der nachdrticklichen Konkurrenz der auf ihnen meist haufigen Ratten unterlag, Inseln wie Elba, Capraia, Ponzo, vielleicht auch Pantelleria. Jedenfalls wurde bisher auf ihnen trotz aller Bemtthungen von ihm keine Spur gefunden, obwohl er zum Beispiel mindestens von der Insel Capraia bekannt geworden ist (1885: Museum Florenz Nr. 6403). Zu den in Museumssammlungen aufbewahrten Unterlagen alteren und jungeren Ursprungs fehlen leider zumeist ausfthrlich gefiihrte, oder Tage- bucher uberhaupt. Sie sind dann fuir eine durchaus mégliche Durchsicht nach dkologisch/ethologischen Beziehungen zwischen beiden Nagetieren im Le- bensraum ganz ohne Wert, so daf3 sich ein an Details reiches Bild vorlaufig nicht entwerfen laBt. G. Das Geschlechterverhdltnis ist in der Reihe der Vorlagen (n = 55) 1.3:1(31C0'C' : 24 QQ). Die C'C bilden also einen Prozentanteil von 61.8. Aber diese Zahl besagt nicht zu viel, wenn berticksichtigt wird, wie verschie- denartig dieses Verhaltnis zum Ausdruck kommen kann. O'C herrschen vor zum Beispiel in quercinus-Populationen aus Italien (Cascinelle 58.3 °/o, Museum Genua), Spanien (Linares: 55.2°/o, Museum Frankfurt), Schweiz (Naturschutzpark: 57.6 °/o, Museum Genf). Im Gegensatz dazu steht das Mehr an 99 in zwei Populationen aus der Bundesrepublik Deutschland (Bayern/ Fichtelgebirge: 58.3 °/o, Museum Mitinchen; Hessen/Rheingaugebirge: 58.5 °/o, Museum Munchen). Erklaren 1a8t sich diese Erscheinung zunachst nicht. Sie kann geographische, jahreszeitliche, verhaltensphysiologische, sammeltech- nische Bedingtheit haben, allermeist wohl letztere. In Mitteleuropa fallt die Fortpflanzungszeit des Gartenschla- fers (quercinus) in den Vorsommer (Mai/Juni), und je nach der Begat- tungszeit gibt es Wurfe bis tief in den Juli hinein (Kahmann & Stau- denmayer 1970:104). In stidlandischen Populationen ist es zweifellos an- H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 39 x 5 180 | = e 2 F Oyj Oh Nae ew — 0 e 170 oy 0e o oO @ @) r ° 3 e 160 | 2 gira be 0?? o OK ° 150 . eS 2 @ 140 April 100.0% ea Gewicht > 1000mg nicht zuordbar August 53.8 Yo 2? Hode mg 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000 Abb. 3: Formentera-Gartenschlafer. Hodengewicht aus Spatsommer und Frtihjahr aufeinander folgender Jahre (1969/1970). Sie bezeugen eine verlangerte Lauf- zeit gegenuber Mitteleuropa und damit Wurfe bis in den Frthherbst hinein, und noch spater. Erklarung im Text. ders, aber nicht zusammenhangend untersucht. Die zugrunde liegende Auf- sammlung von Formentera lehrt nur in Ubersicht etwas von dem Beginn der Fortpflanzungszeit, und gibt auch einigen Aufschlu8 Uber ihre Dauer. Die Arbeitsgrundlage aber ist klein und der Jahresausschnitt trifft nur die Monate August 1969 und April 1970, weshalb man nur behutsam schlie- Ben darf. Das Hodengewicht (mg je Hode) ist bei allen O'C der Friihjahrsreihe hoch (n = 16). Es hegt jenseits von 1000 mg. Der Héchstwert von 1750 mg ver- einigt sich mit 170 mm Kopfrumpflange und 150 g Korpergewicht. Alle In- dividuen sind insofern ,,erwachsen“, als sie wenigstens einen Lebenswinter verbracht haben, und kénnen in Anlehnung an Kahmann & Stau- denmayer (1970:102) als ad. und Ad. bezeichnet werden. Abbildung 3 vermittelt einen Uberblick. Die Hodengewichte der Herbstreihe gliedern sich starker. Das ersieht man im einzelnen aus dem Inhalt der Tabelle 2. In ihr sind die Hodengewichte von 160°C’ zusammengestellt. Die Individuen sind nach zunehmendem Korpergewicht angeordnet, wodurch gleichzeitig die Altersgliederung sichtbar wird. Zwei Einzelheiten verdienen besondere Beachtung: 1. das stattliche Gewicht der Hoden von ad.-Exemplaren, wel- ches verrat, daB C’'C’ bereits im oder am Ende des 1. Lebensjahres Ge- schlechtsreife erlangen kénnen; 2. die Hodenabmessungen, die nicht unbe- 40 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas dingt etwas tiber das Gewicht aussagen. Unter den Ad.-Schlafern sind Indi- viduen, deren Hodengewicht schon geschrumpft ist und dadurch die nahen- de Zeit der Geschlechtsruhe anzeigt. Das druckt sich auch in der Verkleine- rung des Skrotums und im beginnenden Hodenaufstieg aus, ebenso im feh- lenden Gewebeturgor im Hodenkorper. Tabelle 2 Ubersicht tiber Hodengewicht (mg) und Hodenabmessungen (mm) des Gartenschlafers aus einer Herbstreihe von der Insel Formentera. (Korpergewicht g) Nr. Alters- Korper- Hoden- Hoden- ZSM bezeichnung gewicht gewicht abmessung 1969/73 juv. 55 100 3/5 72 juv 63 210 7/13 87 Juv. 75 400 8/15 79 Juv. 80 100 — 715 ad. 100 1600 10/21 82 ad. 105 1030 8/19 71 ad. 105 1400 11/18 85 Ad. 120 1130 10/20 77 Ad. 130 1730 12/22 80 Ad. 130 1230 10/18 83 Ad. 130 500 6/18 88 Ad. 135 455 9/17 90 Ad. 140 410 8/15 91 Ad. 145 1830 14/25 94 Ad. 148 1910 14/25 86 Ad. 155 1600 12/22 Hodenabmessungen = Breite/Lange Die Hodengewichte fiir Gartenschlafer vor und nach der Jugendhaarung (juv., Juv.; Kahmann & Tiefenbacher 1970:90 ff.) unterscheiden sich nicht von jenen junger in mitteleuropaischen Populationen (zum Bei- spiel Breitenbrunn/Fichtelgebirge). Ebenso wenig sind Héchstgewichte verschieden (Population Geisenheim/Rheingaugebirge), wenn man von den beiden Gewichten zu 1969/91 und 1969/94 absieht. Freilich: es ist nicht gesagt, daB der Gartenschlafer auf Formentera in der Aprilmitte bereits das physiologisch mégliche héchste Hodengewicht erreicht habe (Ad.). Uber jahreszeitlich bedingte Rhythmen in der geweblichen Gestaltung des Ho- dens liegen zwar Untersuchungen vor (Kahmann unveroff.); sie bleiben aber zunachst Stiickwerk gegentiber dem groBen, klimatisch so unterschied- lichen Verbreitungsgebiet der Gattung, in dem die Frage noch der Unter- suchung harrt. Die 9° des Formentera-Gartenschlafers, soweit sie Geschlechtsreife er- langt haben, sind im April ebenfalls bereits in voller Fortpflanzungstatig- keit. Von 13 der Beobachtung zuganglichen wurden 7 tragend gefun- den, davon 3 moéglicherweise kurz vor oder gerade nach der Vollendung H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Al ee des 1. Lebensjahres (ad.). Das Fortpflanzungsgeschehen dauert im August noch an. Unter 10 99 sind 5 in irgendeiner Phase davon, séugend, mit groBen Milchdrtisen oder tragend (2), unter diesen eines mit weitgehend resorbier- ten Embryonen (5). Eine beobachtete Begattung (20. August) bezeugt, dah auch noch im Fruhherbst Wurfe erwartet werden konnen. Die Anzahl der Embryonen liegt zwischen 3 und 7 (99: n = 9), héhere Zahl tberwiegt (5 bis 7). Durfte man es auf die Nestlingszahl im Wurf tbertragen (noch unbekannt), so ware ein hoherer Mittelwert, als er fiir mitteleuropadische Populationen gilt, wahrscheinlich. Und das lieBe sich auch verstehen, wenn beriicksichtigt wird, wie wenig Konkurrenz der recht wehrhafte Gartenschlafer im Lebenskampf auf der vom Klima bevorzugten Insel hat. Das konnte sehr wohl auf Geschlechtsreifung, Wurfzahl und -gr6- _ Be EinfluB nehmen, und nicht weniger auf die Uberlebensquote von jungen Schlafern vor dem 1. Winterschlaf (juv., Juv.). In einem Fall (August) wa- ren die Embryonen geburtsreif und hatten eine Kopfrumpflange von > 35 mm. Im tbrigen (April) fand sich eine Scheitel-SteiB-Lange der Embryo- nen — sofern sie mefibar war —, von 3 mm bis 33 mm. Junge, bereits frei umherschweifende Gartenschlafer, soweit sie noch das MilchgebiB tragen, wurden nicht beobachtet. In der Tabelle 3 sind Einzelheiten zusammenge- stellt worden. Es ist durchaus erwahnenswert, da sich unter den tragenden 99 fast zur Halfte solche finden, die als ad.-Exemplare charakterisiert werden mussen. Erwahnenswert, weil beispielsweise in einer mitteleuropdischen Popula- tion (Bundesrepublik Deutschland: Breitenbrunn/Fichtelgebirge) auf al- lerdings schmaler Untersuchungsgrundlage die Annahme spater Reifung in dieser Altersgruppe vertretbar ist: Ende des 2. Lebenssommers und 1. Wurf nach der 2. Winterrast (Kahmann & Staudenmayer 1970: 103). Die in der Tabelle (April) aufgefiihrten ad.-9 9 des Formentera-Garten- schlafers aber sind bei vorsichtiger Bewertung der Kriterien fiir Alterung an der Schwelle des 2. Lebenssommers, bei Annahme fruher Wurfzeit im Vorjahr jahrig (z. B. ZSM Nr. 1970/80: 21. April): also frihreif. Sie haben eine und womodglich nur kurze Winterstarre durchlaufen (Klima- gunst) und finden sofort reiche Kost, alles einer friuhen Geschlechtsrei- fung forderlich. In welchem Umfang Klimaeinflu8 in stidlichen Landstri- chen der Verbreitung des Gartenschlifers friihen Wiirfen zugute kommt, haben Kahmann & Staudenmayer (1970:106) und Kahmann & Tiefenbacher (1970:99) zu zeigen versucht. Hinsichtlich frtiher Geschlechtsreifung jedoch fehlt es noch aus allen Siedlungskreisen an wirklichem Wissen. Alles ist Vermutung, freilich begriindbare. Frtihe Rei- fung bedeutet ja auch stattliche Mehrung der Sippen und so groBere Popu- lationsdichte, die auf der kleinen Insel Formentera geradezu erstaunlich ist. 42 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Tabelle 3 Ubersicht iiber die Zuordnung von 9@Q zu Phasen des Fortpflanzungsgeschehens in 2 Reihen des Gartenschlafers von der Insel Formentera. Nr. Alters- Kopfrumpf- Korper- Embryonen- Bemer- ZSM bezeichnung lange gewicht zahl kungen August 1969 1969 74 ad. 150 100 5 Resorption 81 Ad. 180 170 5 geburtsreif 76 Ad. 180 145 Milchdriise laktierend 78 Ad. 169 135 Milchdrtise laktierend 92 Ad. 172 125 Milchdrtise laktierend April 1970 1970 80 Ad. Wee 175 6 33 mm lang (Text) SKM 3932 ad. 165 105 5 nicht meBbar 3936 Ad. 168 150 6 3mm Milchdrtse laktierend 3937 ad. 145 100 3 3mm 3947 ad. 152 105 5 5mm 3934 ad. 153 115 4 8mm 3918 Ad. 165 160 7 12mm mm g SKM = Sammlung Kahmann, Munchen Wahrend in Mitteleuropa 1 Wurf je Gedeihperiode die Regel ist, darf man auf der Insel Formentera mit Wahrscheinlichkeit 2 Wurfe erwarten. Schatzt man auf Grund der Vorlagen aus der Groe der Embryonen den Beginn der Laufzeit, so darf man, 21 Tage Tragzeit vorausgesetzt, Ende Marz nennen. Die letzte Begattung innerhalb der Vorlagenreihe konnte ~ Ende Juli gewesen sein. Beide Zeitpunkte durften sich jedoch hinausschie- ben, der Beginn bis wenigstens in den Marzanfang, das Ende weit in den Herbst hinein. Das kann jedoch nur weitere Erfahrung lehren. Nichts ist daruber zu sagen, ob die Wurfzeit 2 Gipfel habe oder sich ununterbrochen uber die Gedeihperiode hinziehe. Unmittelbare Begattung post partem ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, wie man aus einem Beispiel sehen kann: SKM 3936, voll satugend und 6 Embryonen tragend (3 mm). Moglicherweise k6nnen auch 99 der ad.-Altersgruppe aus spat eren Wirfen des Vorjahrs im Herbst des folgenden Anteil an tragenden haben, wenn sie 1. Lebensjahr gerade vollenden, wie es flir fruhgeborene die Tabelle zeigt (April 1970). Im Lebensraum, hier obere, unterwaschene, mit Juniperus phoenicea be- wachsene Rander kleiner talartiger Senken im Nordwesten der Insel, ge- schieht das Treiben des 9 durch ('C’ ungewohnlich energisch (April). Es ist lautstark, und der Beobachter kann 3 bis 4 fur das Menschenohr hoérbare LautauBerungen unterscheiden, das von Autoren gelegentlich erwahnte H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 43 helle Pfeifen eingeschlossen. Die aufgeregt keckernden, schnarchenden und murrenden Laute und Gerausche lassen sich nicht umschreiben. Diese Stimmfreudigkeit und -vielgestaltigkeit kommen im Laboratorium nicht zum Ausdruck, soweit es die eigene Erfahrung betrifft. An der Lebensstatte kann ins Gewicht fallen, daB im AnschluB an die Winterruhe die Laufzeit mit einem hohen Energiepotential beginnt, oft mehrere C'C ein 9 treiben, und daher die Lautftlle abhangig sein mag von der unterschiedlichen Betei- ligung der einzelnen, bis schliefilich eines die Begattung vollziehen kann. So der Eindruck (April). ) Der Scheidenpfropf, aus Sekreten der Anhangsdrusen des mannlichen Geschlechtsapparates gebildet und nach der Begattung die Vagina erful- lend, ist gro8 und fest, und am proximalen Ende ,,kanneliert“, das Relief der Scheidenfalten wiedergebend? Aber weder wei} man, wie lange er die Scheide versperrt, noch, ob er aufgelost oder unversehrt ausgestofhen wird. Ognev (1959:220) sagt, er wurde ,,beim Gebaren wieder liquidiert“. Bei dem Gartenschlafer aber anscheinend nicht so. Es fehlt jedoch vorlaufig an Beobachtungen. Das Jahr 1970 brachte einen Vermehrungshohepunkt fiir den Formen- tera-Gartenschlafer, eine Ubervermehrung, welche man von der Art im wild gewachsenen Lebensraum kaum, aber vereinzelt aus jenem kennt, in dem sie sich als Kulturfolger menschlicher Siedlung anlehnt (Beispiel: Gei- senheim/Rheingaugebirge 1958/59). Der Vorgang wird von dem Center of Short-Lived Phenomena der Smithsonian Institution in Cambridge, Mass. uberwacht (Event 111—70: Formentera White-Tailed Rat ,,Invasion“). Da eigene Erfahrung nur aus der ersten Jahreshalfte stammt, so steht ein Ur- teil nicht zu. Die Populationsdichte ist ohnehin hoch und es bedarf eigentlich keines besonders steilen Vermehrungsgipfels, um das Bild einer Uberver- mehrung entstehen zu lassen. Ursachen daftr sind nicht ohne weiteres vor- stellbar oder erkennbar. D. Uber Nahrung und Ernahrung des Gartenschlafers gibt es im Schrifttum allerlei Hinweise, zumeist gegrindet auf Erfahrungen aus der Tierhaltung. Es spannt sich der Bogen von ausschlieBlich Pflanzenkost (noch Saint Girons (1960, 177) tiber Allerleikost (Andersen 1958, 158) zu fast volliger Tierkost (HoliSova 1968, 111). Da der Gartenschlafer unter den Schlafmausen unerachtet seines fahigen Kletterns haufiger den Erdboden sucht, in vielen Landstrichen ganz auf ihm lebt, so erklart sich die vorwiegende oder ganzliche Ernahrung aus der Tierwelt seiner Biozonose zwanglos. In vielen Siedlungsréumen fehlt es an zusagender Pflanzenkost tberhaupt. Dort aber, wo die Pflanzendecke einer Lebensstatte vielgestaltig gedeiht, versteht es sich von selbst, daB eine jahreszeitlich bedingt leicht zugangliche Kost auch genommen wird. Die Fruchte von Pflanzen aus der Krautdecke des Erdbodens geben dann neben den Boden bedeckenden Samen von Baum und Strauch Abwechslung im 44 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Speisezettel. Aber selbst das bleibt in anscheinend sehr engen Grenzen (Airapetjans 1967, 67). Die Ernaéhrung des Gartenschlafers in der Tierhaltung, wie 4Alteres Schrifttum sie schildert, kann kein Mafistab fur eine Beurteilung sein. Zu viel davon ist Kunstnahrung, oft weit hergeholt, aus Unkenntnis des Le- bensraumes und seiner Gegebenheiten. Das fuhrt zu Mangelernahrung, um- so mehr, umso jlunger der Gartenschlafer ist. Verbreiteter Ausdruck daftir ist ein paradentoseartiger Abbau der Zahnalveolen, wie ihn Schadel kirzer oder langer gehegter Schlafer zeigen. Eigene Erfahrung tber die Ernahrung des Gartenschlafers im Lebens- raum ist noch liickenhaft. Nur ganz selten einmal lieBen sich die BiozOnosen der verschiedenartigen Lebensstatten in Mitteleuropa und im Mittelmeer- gebiet als Kostquelle fur den Gartenschlafer gliedern: der lebendige Schla- fer stand zu sehr im Vordergrund. Auf der Insel Formentera durfte ein sol- ches Vorhaben, ber eine Gedeihperiode sich erstreckend, gewinnvoll sein, weil die Wohndichte des Gartenschlafers eine Bestandsminderung kaum fiihlbar macht. Was ein Monatsausschnitt des Jahres 1970 (April) lehrt, ist weiterer Inhalt dieser Darstellung. Magen, in 9°/oigem Formalin konserviert, wurden nur von Exemplaren behalten, welche nach 23" die Fallen belaufen hatten. Das gab die Gewahr, sie mit frischer Kost geftillt und den Inhalt in einem Zustand zu erhalten, der mtihelosere Zuordnung ermdglichte. Vor 22" getotete Gartenschlafer haben oft noch leeren Magen oder nur geringfiigigen Mageninhalt. Die abendlich-nachtliche Aktivitat beginnt also anscheinend nicht sofort mit der Nahrungsaufnahme. Das lehrt auch die gelegentliche unmittelbare Beob- achtung im Lebensraum: langeres Verweilen vor und im Umkreis des Un- terschlupfes mit vielen Immobilitatsphasen. Der hier vermittelte Eindruck von der Ernahrung des Formentera-Gar- tenschlafers im April stiitzt sich auf eine Stichprobe (n = 40). Uberraschen- derweise zeigte sich durchgangig eine mangelhafte Zerkleinerung der Kost durch Kauen. Ganze Opfer, Teile ihres Leibes, zusammenhangende Organe oder einzelne verraten grobes Zerreifen mit den Schneidezahnen und Hin- abschlucken grofer Brocken. Noch wenig angedaut, gibt der Mageninhalt die Moglichkeit zu gewebekundlicher Untersuchung und von vielen Objekten ausgezeichnete Bilder von der geweblichen Struktur. Das bringen die Teil- bilder auf Tafel IV zum Ausdruck. Die mikrotechnisch-mikroskopische Untersuchung von je 6 Proben aus je- dem Mageninhalt ergab nur zweimal nichts als Pflanzenkost. Sie blieb leider unbestimmt. Im Ubrigen gab es sie nur gelegentlich und im Verhaltnis zur ubrigen Kost in nicht nennenswerter Menge: das gewebliche Erscheinungs- bild ist auf Tafel IV im linken Sektor des Teilbildes 4 wiedergegeben. Die Nahrung war sonst tierischer Herkunft und ganz bezogen auf Lebe- wesen, welche zur Biozénose des Biotopes ,,Legsteinmauer“ gehoren: Weichtiere, GliederftiBer und Wirbeltiere. Aus diesen Gruppen fanden sich Lungenschnecken; Asseln, Spinnen, Hundert- und TausendfiBer, Kerbtie- H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 45 re (Kafer, Ameisen, Schmetterlinge: Larven und Imagines); Eidechsen; klei- ne Saugetiere (Fledermaus, Waldmaus, Hausmaus). Lungenschnecken bilden einen wesentlichen Anteil an der Ernahrung. Es sind besonders die kleinen, welche in den Kluiften der Mauer oft Ansamm- lungen bilden und daher leicht zuganglich sind. Sie werden mit ihren zar- ten Gehausen nur zerknackt und ganz hinuntergeschluckt. Der Erhaltungs- zustand ist vorzuglich, wie auf Tafel IV die Teilbilder 1 mit 4 lehren. Sie sind nicht besonders ausgewahlt, sondern zeigen das durchschnittliche Bild. An groBen Schnecken wird das Gehause den Umgangen folgend aufgebro- chen und der Weichkorper in grofen Stticken herausgefetzt und unzerkaut in den Magen befordert. Das zeigen grofe, zusammenhangende Teile des FuBes, des Eingeweidesackes, des Kopfes mit Radula und Kiefer im Nah- rungs,,brei“. Auf solche Weise vom Gartenschlafer erdffnete Schneckenscha- len bildet Mohr (1954, 136) ab. Vielleicht ist es die starke Schleimung der Schnecken, welche den Garten- schlafer veranlaBt, die gut gleitenden Brocken unzerkaut zu verschlucken. Von den GliederfuRern stehen Hundert- und Tausendfti®Ber und Kerbtie- re obenan auf dem Speisezettel. Die weniger derb chitinisierten Hundertfii- fer sind im Mageninhalt eher zerfallen als die dickhautigen TausendfiiBer (Julus). Kaferchitin ist starker zerkleinert; Ameisen sind angequetscht und ganz geschluckt. Kerbtierlarven sind ebenfalls kaum zerkaut und wohl- gelungene Langs- oder Querschnitte in den Proben nicht eben selten. Im ganzen aber ist Hartchitin gut zerschrotet und eine Zuordnung erschwert, es sel, daf} Kopfkapsel oder einzelne Mundwerkzeuge (z. B. Mandibel) eine Be- stimmung vereinfachen. Unter den Wirbeltieren der Lebensgemeinschaft sind Eidechsen regelma- fig Opfer. Sie werden einschlieBlich der ledrigen Bauch- und Schwanz- schuppen verzehrt (Tafel IV 5), und sogar Langknochen und Zehen mit Krallen fehlen nicht. In einigen Fallen war eine einzige, groBe Eidechse Ma- geninhalt, und Stammuskulatur samt Brustbeinknorpeln und Knochen, pig- mentiertes Bauchfell, Herzmuskulatur und Eingeweide bildeten einen fest zusammengedruckten Ballen. Die Eidechse ist ein auf der Insel verbreitetes Lebewesen, hat mit Vorliebe ihr Versteck im Gemauer (Nachtruhe), und so begegnet ihr der streifende Gartenschlafer fortwahrend. Also auch hier: es wird genommen, was am ehesten zuganglich ist. Schwerer wohl ist die Erbeutung kleiner Saugetiere. Auf sie mu8 doch formlich ,,Jagd“ gemacht werden, denn sie sind zur selben niachtlichen Stunde lebhaft wie der Schlafer. Waldmaus und (oder) Hausmaus werden uberwaltigt, und vielleicht auch junge Hausratten, wie ein Oberlippenfrag- ment mit sehr langen, starren Vibrissae vermuten 1]aBt. Hautstiicke mit Haaren findet man nicht; das Fellchen wird offenbar ausgeschalt und liegen- gelassen. Haarbruch, in vielen Proben nachweisbar, gehoért offenbar zum Schlafer selbst, beim Reinigen hinabgeschluckt. Fledermaus als Opfer mag zunachst merkwurdig erscheinen (Tafel IV 6 mit 8). Es wird aber ver- standlich, wenn man sich erinnert, daB Fledermause im Mittelmeergebiet abseits von Gebauden gern die Schlupfwinkel der Mauern als Ruheplatz 46 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlifer Eliomys quercinus ophiusae Thomas wihlen. Es sind vor allen Dingen die kleinen Arten, die das tun. Hier ist es die Gattung Pipistrellus, wie die Gestaltung der Haarkutikula verrat. Da die Glieder dieser Gattung auf Formentera sehr frih ausfliegen (schon weit vor Sonnenuntergang), so darf man rechnen, daf} sie nach ihrem ersten Ausflug eine langere, lethargische Aktivitatsruhe in ihrem Tagquartier verbringen und wahrend dieser Zeit dem wesentlich spater lebhaften Gartenschlafer : zum Opfer fallen. Zufeinst zerkleinertes Chitin im Nahrungsballen mit — einer Fledermaus gehort vielleicht nicht zur Kost des Gartenschlafers, son- dern zu jener des Fliegers. Nicht unwichtig, wenn auch noch nicht sehr gehaltvoll ist eine Ubersicht liber das Ernahrungsspektrum nach Art prozentualer Zuordnung zu den Ob- jekten der Stichprobe. Das zeigt Tabelle 4. Tabelle 4 Prozentuale Zuordnung von Mageninhalt des Formentera-Gartenschlafers auf die Objekte der Stichproben (n = 40) Lungen- : ( Tausend- Hundert- : echiecken Asseln Spinnen fiiBer fiiBer Kerbtiere davon 100 °/o 7,5 °/o 60 °/o 17,5 °/o 27,5 °/o 100 °/o (40) (3) (24) (7) (11) (40) Kafer » Ameisen Larven Wirbeltiere davon Hidechse Fledermaus 90 °/o 52,5 %/o 32,5 9/0 100 °/o 92,5 %/o 5 0%/o (36) (21) (13) (40) (37) (2) Waldmaus unbestimmte Hausmaus Gewebereste Pflanzenreste 67,5 °/o 100 °/o 22,5 %/o (27) (40) (9) Schnecken-, Kerbtier- und Wirbeltiernahrung fand sich also in allen Ma- gen. Der geringe Anteil von Asseln mag sich auf individuelle Wahl grun- den oder auf schwierige Erbeutung dieser zumeist unter Steinen verborge- nen Lebewesen. Der grofe Anteil von Mausen bezeugt auch etwas von der Gewandtheit, mit der diese groiwtichsige Schlafmaus ihre Opfer iberwal- tist. Prozentuale Aufgliederung des Inhalts eines Magens sto8t auf Schwie- rigkeiten. Es wurde darauf verzichtet. Das durfte umso eher sein, als nur ein Gartenschlafer am Ende (gegen Ende) seiner mutmaB®lichen nachtlichen Ak- tivitatsperiode gesammelt wurde. Und sein Mageninhalt war schon so sehr der Verdauung ausgesetzt, daB eine Zuordnung der Reste nur in groben Zi- gen erfolgen konnte. Vermutlich bietet eine Eidechse (12g—18g) oder eine Maus (18g—28g) eine fur den 24-Stunden-Tag des Gartenschlafers ausreichende Nahrungs- ha as “ie Ek eee ae H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlifer Eliomys quercinus ophiusae Thomas 47 menge, um so eher, als der lethargische Tagesschlaf (Fruhjahr) von einer Herabsetzung der K6rperwarme begleitet zu sein scheint. Pflanzengrin wurde im Mageninhalt nicht beobachtet. Es ist also wenig- stens im Norden der Insel unwahrscheinlich, daB der Gartenschlafer die Bohnenfelder der Bauern schadigt. Zwei Schlage, welche in etwas mthsa- men Tun auf Beschadigung der erntereifen Bohnenschoten untersucht wur- den (Hohe der Pflanzen 30 cm), gaben keinerlei Hinweis, obschon in der das eine Feld begrenzenden Mauer 6 Schlafer gesammelt bzw. markiert wor- den waren. Fur den Stden der Insel (La Mola) fehlen Erfahrungen. In Anlehnung an Siedlungen nimmt der Gartenschlafer ebenfalls alles das, was am ehesten erreichbar ist, also auch vielfach Kunstnahrung, und teilt nicht selten den Besuch der Abfall- und Unratgruben von Hotels (Es Puljos) oder Pensionen (Es Calo, Cala Sahona) mit der Hausratte. Aber die- se Art Ernahrung 1a8t sich nicht mit jener im freien Lebensraum verglei- chen. Ob und wie sich das Bild der Ernahrung vom Frtihjahr uber den Sommer zum Herbst hin andert, wird weitere Untersuchung zeigen (1971). Zusammenfassung Die Sippen des Gartenschlafers auf der Insel Formentera leben vielfach noch unter den Bedingungen des wild gewachsenen Lebensraumes. Aber Kulturfolgen ist ausgesprochen und nimmt mit der Uberfremdung der In- sel durch den Tourismus standig zu. Dann kann er bei der groBen Kopfzah! der Population zum Schadling werden. Wie weit wirklich fiihlbar, ist bis zur Stunde noch nicht erweisbar. Im Gegensatz zu den Gartenschlaferpopulatio- nen an anderen Ortlichkeiten scheint jene Formenteras durch die Hausrat- te nicht beeintrachtigt zu sein. KorpergroBe und -gewicht schaffen ihm Gleichgewichtigkeit und stellenweise sogar Uberlegenheit. Auf jeden Fall wurde der Gartenschlafer das beherrschende Saugetier auf der Insel. Die Fortpflanzungszeit Uberstreicht anscheinend einen langeren Zeitraum als auf dem Kontinent. Von April bis in den Vorherbst hinein gibt es C'C" mit hohem Hodengewicht und tragende 99. Hinsichtlich der Nestlingszahl ist ein hoherer Mittelwert als in kontinental-europadischen Populationen wahr- scheinlich. Auch darf man bei vorsichtiger Bewertung der Unterlagen 2 Wurfe erwarten. Die Ernaéhrung im Lebensraum sttitzt sich vor allem auf tierische Kost (April), und auf dem Speisezettel stehen Schnecken, Kerbtie- re und Wirbeltiere obenan. Pflanzenkost ist Zukost und selten, vielleicht aber in anderen Jahresabschnitten mehr im Mittelpunkt. Es wurde ein Gartenschlafer mit einem M 4 im linken Oberkiefer ge- sammelt. 48 H. Kahmann und G. Lau: Der Gartenschlafer Eliomys quercinus ophiusae Thomas Summary q The garden-dormouse Eliomys quercinus ophiusae Thomas, 1925 keeps a living under the wild conditions of the island. But it does not avoid human buildings and cultivations as far as a contact is given. The population den- sity is high. The reason perhaps is to be seen in the fact that the subspecies is the strongest and heaviest of all the forms known, and so has a better chance to fight the black rat (Rattus rattus Linnaeus, 1758) that occupies in the open country the same ecological niches. Reproduction time covers the months from April to September, and the number of youngs in a litter is supposedly higher than in continental populations. Stomach contents in April tell that the animal feeds mostly on molluscs, spiders, myriopods, in- sects, and small vertebrates (lizards and mice). Plant remains are rare. In a population near Es Caié a specimen with a fourth molar (M 4) in the left upper jaw has been collected. Literatur Airapetjans, A. E. (1967): On the spreading and ecology of Eliomys quercinus L. in the Leningrad region. Vestn. leningr. gos. Univ. biol. Leningrad 21, 62—69. Russisch. Englische Zusammenfassung. Andersen, K. (1958): Der Gartenschlafer. Jb. Ver. z. Schutze der Alp.-Pflanz. u. -Tiere Munchen, 155—161. Compte Sart, A. (1966): Resultados de una expedicion zoologica a las islas Pitiusas. I. Vertebrados. Bol. R. Soc. Espan. Hist. Nat. (Biol.) Madrid 64, 15—46. Frisch, O. von& H.Kahmann (1968): Der Gartenschlafer (Eliomys) in der Crau/ Suidfrankreich. Z. f. 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Fig. 2: Macchia am Rand sehr lichten Kiefernwaldes (Pinus halepensis L.) mit Saum von Phonizischem Wacholder (Juniperus phoenicea L.) an einer im Frthjahr frischen Wiese. phot. G. Lau - Miinchen. Fig. 3: Mauerende, zu einem Steinhaufen zusammengebrochen, dahinter Granatapfel- strauch (Punica), an welchen sich nach rechts hin ein Mispelbfumchen (Mespi- lus) anschlieBt. phot. H. Kahmann - Munchen. Tafel I Tafel II Erklarung zu Tafel II Fig. 1: Spur des Gartenschléfers, welche von einem Wacholderstrauch tiber eine lan- gere Strecke offenen Sandbodens zu einer Felskante fuihrt. Im unteren Bild- drittel wird sie von einer Hidechsenspur gekreuzt. phot. H. Kahmann - Miin- chen. Fig. 2: Ein von mehreren Gartenschléfern hin und her belaufener ,,Wechsel“ im feinen Sand, entstanden zwischen 21.30 Uhr und 23 Uhr. phot. H. Kahmann- Munchen. Erklarung zu Tafel III Fig. 1: Menorca-Gartenschlafer (Unterart gymmnesicus). Stummelschwanzigkeit als méglicher Ausdruck der kampferischen Auseinandersetzung mit der Hausratte (Rattus rattus). phot. Lindthardt- Braunschweig. Sammlung Kahmann- Munchen Nr. 4003-3965-3990-4004-3959. Fig. 2: Gartenschlafer der Crau (Unterart quercinus). Dasselbe Bild, aber hier Wander- ratte (Rattus norvegicus). phot. Lindthardt- Braunschweig. Museum Braunschweig Nr. 228-212-187-227-177. Tafel III Tafel IV Fig. 1: poh Fig. 3: Fig. 4: Fig. 5: Fig. 6: Fig. 7: Fig. 8: Erklarung zu Tafel IV Mikrotomschnitte (10 uw) durch Mageninhalt von Gartenschlafern. Querschnitt durch ein Radulapolster mit der Radulatasche einer Lungenschnecke. Rechts Anschnitt des Kopfganglions. Vergr. 32mal. Langsschnitt durch den Rand der Atemhohle mit Niere und Herz einer Lungen- schnecke. Der ,,Herzbeutel“ hebt sich gut ab. Vergr. 40mal. Paramedianer Langsschnitt durch einen eingezogenen Fuhler mit Ganglion und Blasenauge einer Lungenschnecke. Links vom Auge Organe des Chemischen Sinns. Vergr. 40mal. Schnitt durch das Ganglion einer Lungenschnecke (rechts) und an die Schnecken- reste angepreBte Pflanzenreste (links). Vergr. 100 mal. 3 Bauchschuppen einer Hidechse im Langsschnitt. Muskulatur und Bindegewebe sind bereits angedaut und im Zerfall. Vergr. 20mal. Zunge von Fledermaus, einigermafen langs geschnitten. Aus dem gut verhorn- ten Zungenepithel senkt sich eine Geschmackspapille mit Schmeckknospen gegen die Muskulatur ein. Vergr. 50mal. Ohrrand von Fledermaus mit Ohrspeicheldruse und Blasenknorpel. Vergr. 100mal. Spinalganglion von Fledermaus mit zu- und wegtretenden Nervenziigen. In der weiteren Umgebung des Gesichtsfeldausschnittes Anschnitte von Brustwirbeln, Rippen und Brustbeinknorpeln (Hyalinknorpel, aber Fasern deutlich, da an- gedaut). Vergr. 100mal. Alle Photogramme von H. Tscharnke - Miinchen. Erklarung: A Arteriole, B Blasenknorpel, F Fuhler, G Ganglion, H Herzhaupt- kammer mit Aortenaustritt, K Schmeckknospen in der versenkten Papille, M Muskulatur, N Niere, P Ohrspeicheldriise, S Unterzungenspeicheldrtse ? V Herzvorkammer, Z Zungenepithel, versehentliches P im Teilbild 1: Radula- polster. VEROFFENTLICHUNGEN der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNCHEN LIBRARY JUL 15 1974 HARVARD UNIVERSITY, Systematische Stellung und Biologie der Gattung Macromesus Walker 1843 (Hym., Chalcidoidea, Pteromalidae, Macromesinae) Ein Beitrag zur Kenntnis der Parasiten holzzerstorender Insekten _inder Mediterraneis | von Franz Bachmaier (Mit 5 Tafeln und 8 Abbildungen im Text) i | Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen | Band 16 | S. 51—68 | Miinchen, 15. April 7 ‘eiht (Aus der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates) Systematische Stellung und Biologie der Gattung Macromesus Walker 1848 (Hym., Chaleidoidea, Pteromalidae, Macromesinae) Ein Beitrag zur Kenntnis der Parasiten holzzerst6render Insekten in der Mediterraneis von Franz Bachmaier (Mit 5 Tafeln und 8 Abbildungen im Text) Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen Band 16 S. 51—68 | Miinchen, 15. April 1973 es Onn a= Inhaltsverzeichnis Einleitung . Historischer Uberblick Systematische Stellung innerhalb der Chalcidoidea a Morphologische Charakterisierung Macromesus mediterraneus n. sp. . 1. Fundort und Biotopverhaltnisse 2. Beschreibung 3. Biologie 4. Diskussion verwandtschaftlicher Beziehungen innerhalb der Gattung Die Rasterelektronenmikroskopie, eine Hilfe fiir die systematische Forschung Literaturverzeichnis 53 54 55 56 57 57 59 65 66 67 67 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 53 A. Einleitung Bei Untersuchungen von Parasitenkomplexen holzerst6render Insekten zuchtete ich in den Jahren 1963, 1964 und 1965 auf der Mittelmeerinsel Kor- sika aus drei verschiedenen von Phloeophthorus sharpi Guillebeau 1898 (Col., Ipidae) befallenen Ginstergattungen in grofer Anzahl beide Ge- schlechter eines Chalcidiers, der infolge seiner morphologischen Besonder- heiten, z.B. Heteromerie der Tarsenglieder bei den Weibchen, ganz aus dem ublichen Rahmen fiel und dadurch meine besondere Aufmerksamkeit erweckte; trotzdem war es mir zunachst nicht modglich, mit Sicherheit die gezogenen Exemplare einer Gattung oder Familie der Chalcidoidea zuzu- ordnen, doch vermutete ich, da die Art verschiedener primitiver Charak- tere wegen, in die Nahe der Unterfamilien Cleonyminae oder Ceinae der artenreichen Familie Pteromalidae zu stellen sei. Zwischenzeitlich machte mich Kollege Dr. Z. Bouéek, mit dem ich das anstehende Problem bei einem Arbeitsaufenthalt am Nationalmuseum (Entomologie) in Prag-Kunratice besprochen hatte, auf den 1959 in einer polnischen Forstzeitschrift in polnischer Sprache erschienenen Beitrag von H. Szcezepanski (Warschau) aufmerksam, und spater konnte ich auch mit Kollegen Dr. M. W. R. de V.Graham (Oxford) in Verbindung treten. Dabei erkannten wir, daB die fragliche Art in das Genus Macromesus Walker 1848 (Typusart: M. amphiretus Walker durch Monotypie) zu stellen ist, eine Gattung, die seit ihrer Beschreibung undeutbar blieb, da das W alk ersche Originalmaterial am Britischen Museum (Nat. Hist.) nicht — mehr aufzufinden war und als verschollen galt. Doch dann sah Graham bei seinem Bemthen, das Geheimnis um das Genus zu l6sen, in einer an- deren Collection des BM (NH) mit Etikettierung in der Handschrift Wal- kers ein Weibchen, das mit der Urbeschreibung im wesentlichen tiberein- stimmte und gewann die Uberzeugung, daf es sich hier um den besagten Macromesus amphiretus Wlk. handeln mtisse. DaB diese seine Ansicht richtig war, wurde spater bestatigt, als es 1961 gelang, wieder im BM (NH) in einem nicht in die Hauptsammlung eingeordneten Insektenkasten vom schon verloren geglaubten Typenmaterial doch noch ein Weibchen zu ent- decken, welches die gedruckte Etikette MACROMESUS trug und das Graham als Lectotypus festlegte; dessen Merkmale stimmten genau mit der zwei Jahre vorher vorgenommenen Deutung (Graham 1959) tiberein. Meine oben erwahnten Tiere aus Korsika sind zwar mit M. amphiretus Wlk. nicht konspezifisch, sie stellen eine noch unbekannte Art dar, doch laBt sich diese gut und ohne Zwang in die Walkersche Gattung einord- hen. Kine ausfitthrliche Beschreibung des korsischen Materials wird in der vorliegenden Arbeit gegeben. 54 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker Fir die freundliche Hilfe und die anregenden Diskussionen, die zur Klarung syste- matischer Fragen beitrugen, danke ich besonders herzlich meinem Lehrer und Freund Herrn Dr. Z. Bouéek (Prag, London), den Herren Prof. Dr. V. Delucchi (Zurich) und Dr. M. W. R. de V. Graham (Oxford). Mein Dank gilt auch Herrn K. Korn (Miinchen), der mich durch seine hervorragenden Polnischkenntnisse bei der Auswer- tung der Arbeit Szczepanski (1959) unterstiitzte und Fraulein Ingrid Lackner (Miinchen), welche die Fotografien der FraBbilder anfertigte. Nicht zuletzt aber fiihle ich mich bescnders Herrn Dr. Ing. H. Klingele (Munchen) verpflichtet, welcher mit Verstandnis und praparatorischem Geschick die rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen in seinem Labor in uneigennitziger Weise kostenlos durchfuhrte. B. Historischer Uberblick Wie gesagt, stellte Walker 1848 seine neue Gattung Macromesus auf und schlo& in sie mit einer fiir den Autor ungewohnt ausfuhrlichen Be- schreibung als einzige Art M. amphiretus ein. Da die Originalarbeit nur schwer erreichbar ist, halte ich es fur angebracht und nitzlich, die Wal- k ersche Diagnose nachfolgend zu zitieren: *“MACROMESUS. Page 106. Female. Head and chest convex, finely shagreened; head as broad as the chest; feelers 14-jointed, subclavate, pubescent; first joint long, slender; second very long, cup-shaped; third and fourth very short; fifth and following joints long, linear; club long, conical, more than twice the length of the eleventh joint: chest elliptical; fore- chest very short, hardly seen above; shield of the middle chest rather long; sutures of the parapsides strongly marked; axillae separated by nearly one half the breadth of the chest; scutcheon long, nearly rhomboidal: hind-chest short, transverse, declining; petiole very short: abdomen spindle-shaped, smooth, shining, depressed above, hardly keeled beneath: legs long; middle shanks twice the length of the fore-shanks and a little longer than the hind-shanks; middle feet a little longer than the other feet. MACROMESUS Amphiretus. Fem. Aeneus cyaneo viridi purpureoque varius, an- tennis piceis, pedibus fulvis, alis subfuscis. Page 106. : Body rather slender: head and chest bronze, slightly varied with green: feelers very slender, piceous, a little longer than the chest: first joint reddish yellow: front of the head varied with purple, blue and green: abdomen purple-bronze, slightly tinged with green at the base, rather hairy towards the tip, longer and a little broader than the chest: legs reddish yellow; tips of the feet brown; wings very slightly tinged with brown; veins brown; ulna rather more than half the length of the humerus; radius much shorter than the ulna; cubitus a little shorter than the radius; wing-brand of moderate size. Length of the body 1'/2 line; of the wings 2!/2 line. Allied to Merostenus and the Eupelmidae ?‘ t Uber hundert Jahre lang blieb dann das Genus Macromesus Wlk. trotz auffallender Merkmale ungeklart. Zwar beschrieben 1943 Kryger die Gattung Wesenbergia mit der Typusart W. occulta Kryg. aus Danemark und 1956 Delucchi die Gattung Crossotomoria mit der Typusart C. fili- cornis Del. aus dem Belgischen Kongo, doch die Autoren konnten nicht ah- nen, daB sie eigentlich zwei Vertreter von Macromesus Wlk. vor sich hat- ten und beide schufen dadurch ungewollt Synonyme. — Der Klarungs- Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 55 prozeB begann damit, daB es Graham 1953 gelang, ein Mannchen einer »very peculiar looking Chalcid“ an Mercurialis L. im Wytham Wood (Berkshire) zu fangen. Dieser Fund und die Vermutung, dali dieses Exem- plar artlich mit Macromesus amphiretus Wlk. identisch sein konnte, gaben den Ansto8 zu einer intensiven Suche nach dem der Urbeschreibung zu- grundeliegendem, historischem Material, was schlieSlich 1961 im BM (NH) zum Erfolg fiuhrte. — Szcezepanski erhielt Zuchtmaterial der gleichen Art aus Polen und glaubte zunachst ebenfalls eine neue Gattung und Spe- zies vor sich zu haben und wollte auch eine Beschreibung veroffentlichen. Zur Vorsicht schickte er jedoch Material an Boucek nach Prag und an Graham nach Oxford; von beiden bestimmte ihm der erstere die Art als Wesenbergia occulta Kryg., der letztere als Macromesus amphi- retus WIk., worauf Szczepanski (1959) ais erster diese richtige Synonymisierung veroffentlichte. — Zu dem gleichen Ergebnis der generi- schen und spezifischen Ubereinstimmung kam unabhangig davon 1960 Heqvist, dem der Beitrag von Szczepanski bis dahin anscheinend unbekannt geblieben war, in einer Arbeit in der er M. americanus (U.S. A.: Arizona, Oregon, California) als dritte Art der Gattung beschrieb. — Nun war das Interesse der Chalcidologen an diesem auffallenden Genus ge- weckt und Ghesquiére (1963) konnte mit M. africanus aus Marokko eine vierte Spezies in die Literatur einfuhren. — Der Autor selbst ent- deckte 1963—1965 in Korsika eine weitere Spezies, M. mediterraneus n. sp., mit interessanter Biologie und Hedqvist (1968) schlieBlich gibt die Diagnose einer neuen Art, M. javensis, aus Java. — Unbeschriebene Arten legen auch noch aus Indien und Neuseeland vor, so dafB aus der vor weni- gen Jahren noch so problematischen und ins Dunkle gehullten Gattung ein Genus mit fast weltweiter Verbreitung geworden ist. C. Systematische Stellung innerhalb der Chalcidoidea Schon von Anfang an hat die taxonomisch richtige Einordnung von Ma- cromesus Wlk. den jeweiligen Autoren groBes Kopfzerbrechen bereitet. So hielt es Walker 1848 mit Fragezeichen ftir méglich, daB die von ihm ge- schaffene Gattung ,,allied to Merostenus and the Hupelmidae?“ sei, ohne fur diese Annahme aber eine Begrtindung zu geben. — Ashmead (1904) und Schmiedeknecht (1909) reihten das Taxon in die Familie Cleo- nymidae bzw. die Unterfamilie Cleonyminae ein, doch es darf hier kein Zweifel daruber bestehen, dafi beide nicht aus eigenen Untersuchungen zu diesem Ergebnis kamen, sondern dieses lediglich von der Walkerschen Beschreibung ableiteten. Als Folge dieser rein kompilatorischen Arbeits- weise fuhrte Ashmead (l. c.) im Rahmen eines Bestimmungsschlussels sogar Merkmale fur die Determination des Mannchens an, obwohl dieses uberhaupt nicht bekannt war. Schmiedeknecht (l. c.) hingegen war etwas kritischer, indem er bemerkt (p. 168): ,, Auch diese Gattung gehort zu denen, deren Stellung unsicher ist; es konnte ihr wohl ebenso gut ein Platz 56 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker bei den Miscogasterinen angewiesen werden. Dem Beispiel Ashmeads folgend, fiihre ich sie bei den Cleonyminen auf.“ — Kryger (1943) war zu vorsichtig, um iiberhaupt zu versuchen, seine Wesenbergia in eine der bestehenden Chalcidierfamilien einzugliedern, wenn er auch an bestimm- ten Merkmalen (7gliedriger Funiculus, auffallend kurzer Stigmalnerv) an- zunehmen glaubte, die Gattung in der nachsten Nahe der Callimomidae (heute Torymidae) suchen zu diirfen. — Delucchi (1956) wagte ebenfalls keine familienmaéBige Zuordnung von Crossotomoria, doch sah er Bezie- hungen zu den Cleonymidae und Pteromalidae, in den vollstandigen und nach hinten breiter werdenden Parapsidenfurchen aber Anklange an ge- wisse Eulophidae (z. B. Chrysocharis Foerst.). — Erst Graham (1959, 1969) machte diesen verschiedenen, sich widersprechenden Meinungen ein Ende und stellte fiir das Taxon innerhalb der Familie Pteromalidae die neue Unterfamilie Macromesinae auf, die zwischen den Cleonyminae und Ceinae steht. Diese gut fundierte Anschauung hat sich in der Zwischenzeit wohl durchgesetzt und wird auch von Bouécek (1970, i. litt.) anerkannt, der 1961 noch dazu neigte, da Genus in die Nahe der Tridyminen zu rucken, wo es seine nachsten Verwandten in Cea Wlk. und Spalangiopelta Masi haben sollte. — Szezepanski (1959) und Ghesqui€re (1963) hingegen moéchten Macromesus Wlk. weiterhin als eigene Tribus Macrome- sini Szezep. in der Pteromalidenunterfamilie Tridyminae belassen, welcher jedoch Graham (1969) lediglich Tribusrang innerhalb der Microgasterinae einrdumt. Es ist leicht zu verstehen, das eine so isoliert stehende und auch forstwirtschaftlich wichtige Gattung wie Macromesus WI1k. die verschiede- nen Meinungen der Systematiker aufeinanderprallen 14Bt, doch wird die zu erwartende Entdeckung weiterer Arten das Genus noch besser definieren lassen und so zu einer allseits befriedigenden Lésung dieses taxonomischen Problems ftihren. D. Morphologische Charakterisierung Welche morphologischen Merkmale sind es nun, die Macromesus W1k. so stark in den Blickpunkt der Taxonomen gertickt, die systematische Stellung der Gattung umstritten und andererseits doch phylogenetisch so interessant gemacht haben: 1. die Heteromerie der Tarsenglieder bei den Weibchen und zwar der- art, dafi die Vorder- und Hintertarsen pentamer, die Mitteltarsen — mit sehr langem 1. Glied — jedoch tetramer sind (vgl. Abb. 6a u. b); die Tarsen der Mannchen sind alle pentamer. Flr diese Merkmalskombination gibt es nach unserer heutigen Kenntnis in den Familien Pteromalidae und Eupel- midae kein vergleichbares Beispiel, doch wissen wir noch nichts tiber den taxonomischen und phylogenetischen Wert dieser Eigenschaft. 2. der eupelmoide Habitus des Kopfes (vgl. Abb. 2) und das zusatzliche Auftreten eines Sulcus, der vom Auge ausgehend, in Richtung Mundwinkel annahernd parallel mesad des Malarsulcus verlauft; besonders gut und Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 57 deutlich ist diese eingedruckte Linie auf der rasterelektronenmikroskopi- schen Aufnahme (Taf. II, Fig. 1) zu erkennen. — Beide Mandibeln sind dreizahnig, das Labrum entwickelt und der Rand des Clypeus nicht diffe- renziert (vgl. Taf. II, Fig. 2). 3. die groBe Lange der Fuhler, besonders bei den Mannchen, mit auffal- lend langgestreckten Sensillen; Fuhlerformel der Weibchen 11172, die der Mannchen 11173 (vgl. Abb. 4). 4. die durchlaufenden tiefen und trotzdem breiten Parapsidenfurchen, welche vorne sehr weit voneinander entfernt sind, aber zum Scutellum zu stark zusammenlaufen (vgl. Abb. 2 u. Taf. III), und die unvollkommene Entwicklung des Postspiracularsklerits (Praepectus), welcher vom Meso- pleuron nicht deutlich getrennt ist. 5. die Nervatur des Vorderfligels mit durch einen schragen, vom Para- stigma ausgehenden, pigmentierten und dadurch gut sichtbaren ,,Sporn“ angedeutetem Basalnerv (vgl. Abb. 7). Die meisten der angefuhrten Gattungseigenschaften sind stammesge- schichtlich als sehr archaistisch zu beurteilen wie etwa die dreizahnigen Mandibeln, das entwickelte Labrum, der einfache Clypeusrand, die lan- gen Fiihler, die durchlaufenden Parapsidenfurchen, der deutlich angedeu- tete Basalnerv; diese Annahme der Ursprtinglichkeit bekraftigen noch die tiefen Tentorialgrubchen, das wenig modifizierte Pronotum und das doch ziemlich breit ansetzende Abdomen (vgl. Abb. 2 u. Taf. III), hinzu kommt die Lebensweise, d. h. die Erfahrung hat gelehrt, daB die meisten Gruppen der Chalcidoidea, die sich als Parasiten bei xylophagen Koleopte- ren entwickeln, primitive Ziige zeigen. Es sei in diesem Zusammenhang nur auf die Unterfamilie Cleonyminae verwiesen, der wohl urspriinglich- sten Gruppe innerhalb des Komplexes, zu welcher die Macromesinae mei- nes EKrachtens in nachster verwandtschaftlicher Beziehung stehen. E. Macromesus mediterraneus n. sp. 1. Fundort und Biotopverhaltnisse (Abb. 1; Taf. I, Fig. 1 u. 2) Der locus typicus von Macromesus mediterraneus n. sp. liegt an der Ost- ktste Korsikas am Etang de Biguglia etwa 10 km siidlich von Bastia in der heiBen, sumpfigen und friiher malariaverseuchten nordlichen Ktistenebene, die auf miozinem Grundbau weitgehend von quartaren, hauptsachlich dilu- vialen Schottern bedeckt ist. — Der Etang selbst, einem der Haffe in Ost- preuBen oder einer Lagune an der adriatischen Kuste vergleichbar, war noch zur Romerzeit zum Meer hin offen und ein gutes Hafenbecken. Doch im Laufe der Zeit verlandete er und versumpfte zu seinem heutigen Zu- stand. — Die zu diesem flachen Strandsee gehorende, aus Sand und Fein- schutt aufgebaute, ,,Banc blanche“ benannte Nehrung (Abb. 1), 10 km lang und 0,3—1 km breit, war das eigentliche Untersuchungsgebiet. 58 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker Der langgezogene Diinenstreifen ist abgesehen von drei kleinen, meist leerstehenden Gehéften, die in der Nahe bzw. auf der Ile San Damiano lie- gen, unbewohnt; es wird jedoch Weidewirtschaft betrieben. Zur Verbesse- rung der Beweidungsméglichkeiten legen die korsischen Hirten wahrend des ganzen Jahres regelmafig trotz strenger, aber von den Behorden nicht durchzusetzender Verbote Feuer und verwtisten damit oft groBe Flachen (Taf. I, Fig. 2), jedoch beginnen sich die betroffenen Pflanzen dank ihres Abb. 1: Etang de Biguglia mit der Nehrung ,,Banc blanche“. Locus typicus von Macromesus mediterraneus n. sp. (Corse, 1 : 200 000). Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 59 groBen und raschen Ausschlagevermégens schnell wieder zu erholen, trei- ben kraftige Erneuerungssprosse, und nach 2—3 Jahren ist von dem Scha- densbild, das so trostlos aussah (vgl. Taf. I, Fig. 2), nicht mehr viel zu be- merken; doch fiihrt diese ,,Brandkultur“ zu einer gewissen Umschichtung des pflanzlichen Artenbestands und zu einer Verarmung der Artenzahl. Die Vegetation des Banc blanche setzt sich vornehmlich aus den Gesell- schaften des mediterranen immergrtinen Buschwaldes, der Macchie, und der Kleingebtischformation der Garigue zusammen, die je nach den ge- gebenen 6kologischen Verhaltnissen sich abwechseln oder verzahnt inein- ander iibergreifen. Die Macchie kann an bestimmten Ortlichkeiten, so in der Umgebung des am haufigsten besammelten Untersuchungsplatzes, dicht und mehrschichtig hoch werden (Taf. 1, Fig. 1). Eingestreut finden sich lok- kere Bestande von Pinus pinaster Soland, und zur Bekampfung der Malaria wurde schon vor Jahrzehnten Eucalyptus globulus Labill. angepfianzt. Unter den charakteristischen Vertretern fiir Macchie und Garigue wie den verschiedenen Arten der Gattung Cistus (Tourn.) L. (bes. dominierend C. monspeliensis L. und C. salviaefolius L.), wie Helianthemum halmifolium (L.) Willd., Quercus ilex L., Erica arborea L., Pistacia lentiscus L., Lavan- dula stoechas L., Helichrysum angustifolium D. C., Daphne gnidium L. und Asparagus acutifolius L. finden sich ebenfalls typisch fur die Gesellschaft mehrere Ginsterarten, von denen Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer, Spartium junceum L. sowie Calycotome spinosa (L.) Link und C. villosa (Poir.) Link meine entomologischen Untersuchungen galten, die zur Ent- deckung von Macromesus mediterraneus n. sp. fuhrten. 2. Beschreibung (Abb. 2—9; Taf. II, Fig. 1 u. 2; Taf. III; Taf. IV) Weibchen (Abb. 2). Farbung: Korper in seiner Gesamtheit dunkel- bis schwarzbraun er- scheinend; Thorax und Abdomen mit ganz schwacher Andeutung von Me- tallglanz, bei groBeren Exemplaren etwas starker hervortretend, bei klei- neren aber oft ganzlich verschwindend. Kopf mit kraftigen metallischen Reflexen, je nach dem Einfallswinkel des Lichtes von Grun und Blaugrun Uber Violett bis Ultramarin schwankend; auch bronze- und kupferfarbige Tonungen treten auf; Scapus, Pedicellus und Anellus rotlichocker, Funicu- lus und Clava hellbraun. Mandibeln dunkelbraun. Beine von den Coxen bis zu den Tarsen einheitlich rétlichocker ohne jede Verdunkelungstendenz. Vorderfitigel irisierend, nur sehr leicht getont, Nervatur hellbraun; Hinter- flugel hyalin. Kopf halbkugelformig, kaum breiter als der Thorax, mit ungerande- tem Hinterhaupt, konvexen Wangen, maBiger Stirneindellung tuber der Fuhlereinlenkung, bogenformigem, glattem Clypeusvorderrand (Taf. II, Fig.2) und zwei kleinen Lochern tiber dem Clypeus (Tentorialgrubchen), den Ansatzpunkt der Tentorialarme andeutend. Rechte und linke Mandibel (Taf. II, Fig. 2) mit je drei Zahnen, auf der AuBenseite mit Langsstriemen 60 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker Abb. 2: Macromesus mediterraneus n.sp., 2, Holoty pus: Corse, Etang de Biguglia, Banc blanche, (15. IV. 1965), 8. V. 1965. =A 0,1 mm Abb. 3: Macromesus mediterraneus n. sp., 4: Labiomaxillarkomplex mit den drei- gliedrigen Labial- und Maxillarpalpen. Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 61 Abb. 4: Macromesus mediterraneus n. sp.: Fuhler des Mannchens (a) und des Weib- chen (b). at lly AY ot AM Abb. 5: Macromesus mediterraneus n. sp., 9: Propodeum und Petiolus mit Ansatz des Abdomen. und mit kraftigen Borstenhaaren besetzt. Labiomaxillarkomplex (Abb. 3) dem kauend-leckenden Typ der Mundwerkzeuge entsprechend; Labial- und Maxillarpalpen dreigliedrig. Die anatomische Beschaffenheit des La- biums bei den Macromesinae wird zum ersten Male dargestellt. — Ocellen klein, in einem flachen Dreieck stehend; Abstand zwischen den beiden Hin- terocellen 1,5 groBer als zwischen Hinterocellen und Augenrand. Augen oval, der Oberrand gegen die Hinterhauptregion zu verlagert. Malarabstand kaum kturzer als die Breite des Auges. Gesichtsoberflache feinschuppig und viel oberflachlicher als das Pronotum retikuliert. — Die Fuhler (Abb. 4b), Forme! 11172, in der Gesichtsmitte auf einer Linie zwischen dem Vorder- rand der Augen eingelenkt. Scapus relativ kurz, die mittlere Ocelle nicht 62 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker erreichend, aber doch dreimal langer als der Pedicellus; dieser etwas kur- zer als das erste Funiculusglied. Flagellum lang fadenférmig, sehr schlank insbesondere proximal und nur wenig gekeult. Alle Funiculusglieder lan- ger als breit, das erste schmaler und langer als jedes der folgenden, die Glieder 2—7 etwa gleich lang, Clava kaum gedrungener als die distalen Glieder des Funiculus. Sensilla linearia wenig zahlreich, auffallig langge- streckt und erhaben, in Reihen angeordnet. Thorax zur Ganze und deutlich ausgepragt retikuliert (Taf. III und Taf. IV). Pronotum kurz, nach vorne zu abgerundet, nicht gerandet; Meso- scutum mit durchlaufenden Parapsidenfurchen, kurzer als Scutellum; die- ses langlichoval, von vorn nach hinten kaum, zwischen den Seiten dagegen deutlich gewolbt; Metanotum kurz; Dorsellum relativ gut ausgebildet, dreieckig, dichter und tiefer retikuliert als Scutellum und Propodeum; letzteres (Abb. 5) seitlich zweimal langer als in der Mitte, da die abgerun- deten Seitenlappen nach hinten liber den Hintercoxenansatz vorgezogen sind (vgl. Taf. III), mit deutlichem Mediankiel und wenig hervortretenden Seitenleisten (Plicae), welche die rundlichen Stigmen nicht erreichen. Pro- podeumshinterrand in der ganzen Skleritbreite als dunne Lamelle, welche an Stelle der Nucha tritt, emporgewolbt (vgl. Taf. III); Fimbriae aus 8 Haa-— ren bestehend. — Beine lang und schlank. Vordertibia mit einer Reihe von Dornen auf der AuBenseite, Vordertarsen viel langer als die Tibia. Meta- Abb. 6: Macromesus mediterraneus n. sp., 9: (a) Mittel- und (b) Hinterbeine (Hetero- merie der Tarsen!). Franz Baul: 2 SNVSUSE IE ‘thee OSS | der Gattung Macromesus Walker 63 lp /, Ne USS ite io “iy, Ce oem Imm Abb. 7: Macromesus mediterraneus n. sp., 9: Worden aes (Ausschnitt von Radialader und Radius stark vergroBert). 0,imm Abb. 8: Macromesus mediterraneus n. sp., 9: Hinterfliigel, Frenalhaékchen. tarsus der Mittelbeine extrem verlangert (Abb. 6b), weit mehr als die Halfte der gesamten Tarsenlange einnehmend und nur um ein Viertel kiirzer als die entsprechende Tibia. Hinterfemora leicht verdickt, Hintertibien nur mit einem Sporn (Abb. 6a). — Vorderfitigel (Abb. 7) gro8B, tiber das Abdomen- ende hinausreichend, ziemlich dicht behaart, Fliigelrand lang bewimpert. Marginalader lang, kraftig, beborstet. Postmarginalis, kiirzer als Margi- nalis, jedoch langer als die Stigmalis, von der das Stigma nicht deutlich abgesetzt ist. Submarginalis in ihrem distalen Teil (= Parastigma) ver- dickt, von wo aus die Basalis mit einem schraégen, pigmentierten ,,Sporn“ ihren Anfang nimmt. — Hinterfltigel schmal mit langen Wimpern, Costal- 64 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker Abb. 9: Macromesus mediterraneus n. sp., g : Genitalarmatur. zelle deutlich; 3 Frenalhakchen, eines gerade, die beiden anderen haken- formig (Abb. 8). Abdomen (vgl. Abb. 2) oval, im Vergleich mit anderen Arten verhalt- nismaBig kurz, knapp 11/2 < langer als der Thorax und weniger als 2 X langer als breit. Prapariertes Material, durch Schrumpfungsvorgange be- bingt, konkav eingefallen. Petiolus quer, breit ansitzend, nur schwer zu er- kennen (vgl. Taf. III). Spitze des am Abdomenvorderrandes ansetzenden Legebohrers den Hinterleib nur wenig tiberragend. Korperlange: 1,2—1,8mm (damit die kleinste bis jetzt bekannt ge- wordene Macromesus-Art). Die zunachst auffallige Variationsbreite in der Korpergrofe ist bei den xylophage Insekten befallenden Parasiten die Re- gel und wird in meinem Fall vielleicht durch ungitinstige Zuchtbedingun- gen noch erhoht. Mannchen. Von ahnlichem Aussehen wie das Weibchen, auch in der Farbung tiber- einstimmend, aber die Fuhler (Abb.4a), Formel 11173, noch langer ge- streckt und die aus drei, nur leicht abgeschntirten Gliedern gebildete Clava kaum vom Funiculus abgesetzt. — Metatarsus der Mittelbeine nicht so extrem verlangert und nur etwa halb so lang wie die Tibia. — Abdomen langlich, nach der Préparation kaum konkav einfallend. — Genitalarmatur wie zu erwarten von einfachem Bau, die Digiti mit je 3 Hakchen (Abb. 9). Korperlange: 1,1—1,5 mm. Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 65 Holotypus (Weibchen): Korsika, Etang de Biguglia, Banc blanche; (15. IV. 1965), 8.V.1965; gez. aus Phloeophthorus sharpi Guill. an Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer; Zoologische Staatssammlung, Munchen. Allotypus (Mannchen): auf das gleiche Aufklebeplattchen pradpariert wie Holo- typus, mit denselben Daten; Zoologische Staatssammlung, Munchen. Paratypen (zahlreiche Mannchen und Weibchen): dieselbe Lokalitat wie der Holotypus; die Mehrzahl der Exemplare Zoologische Staatssammlung, Munchen; Vergleichsmaterial auch in London (Brit. Museum, Nat. Hist.), Oxford (Hope De- partment of Entomology) und Prag (Nationalmuseum, Entomologie). Das Zuchtmaterial des ipidenbefallenen Ginsterholzes wurde 1963, 1964 und 1965 auf insgesamt 11 Exkursionen auf dem Banc blanche des Etang de Biguglia gesammelt, zu etwa 30cm langen Stiicken zersagt, in groBe Plastikbeutel verpackt, teils wahrend des Aufenthaltes in Korsika unter- sucht, teils per Luftfracht an die Zoologische Staatssammlung in Munchen gesandt. Die hier unter au@Berst primitiven Verhaltnissen durchgefuhrten Zuchten erstreckten sich tber mehrere Jahre, wobei anfangs jeder Woche einmal, spater in gréBeren Abstanden die geschlupften Tiere ausgesucht und prapariert bzw. konserviert wurden. So standen am Ende von M. medi- terraneus n. sp. 54 Maénnchen und 67 Weibchen prapariert oder in Alkohol aufbewahrt zum Studium zur Verfiigung. 3. Biologie (Taf. V, Fig. 1 u. 2) Ektophager Solitarparasit bei den Larven von Phloeophthorus sharpi Guill. (Col., Ipidae), einer aus Algerien beschriebenen, selten beobachte- ten, vermutlich circummediterranen Art, die in den Asten und Stamm- chen der Ginsterarten Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer, Spartium junceum L., Calycotome spinosa (L.) Link und C. villosa (Poir.) Link ihre Gange anlegt. — Auffallend und eine neue Beobachtung ist die Bindung des Schmarotzers an Laubholz (vgl. hierzu auch das auf p. 66 Gesagte). Zum Vertilgerkreis der Wirtsart gehoren ferner Rhaphitelus maculatus Walker 1834 (Chalc., Pteromalidae) und eine Ecphylus sp. (Brac., Dorycti- nae), welche etwa in gleichen Verhaltniszahlen auftraten. Als rauberisch in den Kafergangen lebend erwies sich Nemosoma elongatum L. (Col., Osto- midae). — Es mag hier auch erwahnt werden, dai ich aus dem gleichen Zuchtmaterial 1 Mannchen der morphologisch so interessanten Euderine Wichmannia decorata Ruschka 1916 (Chalc., Eulophidae) erhalten habe, doch ist es mir leider nicht gelungen, die Biologie der Art zu klaren. Infolge seiner geringen KérpergréBe zeigt M. mediterraneus n. sp. am befallenen Holz (Taf. V, Fig.1 u. 2) auch die kleinsten Ausschlupflocher, dann folgen groBenmaBig von doppeltem Durchmesser die Schlupflocher von Rhaphitelus maculatus Wl1k. und Ecphylus sp.; die Einbohrstellen des Borkenkafers Phloeophthorus sharpi Guill. sind naturgemaB am auffallend- sten. Hat man sich eingesehen und etwas Erfahrung, ist es moglich, allein schon an Hand von Schliipf- und Bohrlochern den Befall festzustellen und auf die Zusammensetzung der Parasitengarnitur zu schliefen. 66 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 4. Diskussion verwandtschaftlicher Beziehungen innerhalb der Gattung Macromesus mediterraneus n. sp. steht uberraschenderweise M. filicor- nis (Delucchi 1965) aus dem Belgischen Kongo und wahrscheinlich auch M. javensis Hedqvist 1968 von der Insel Java verwandtschaftlich naher als den anderen drei Spezies aus der Palaarktis bzw. Nearktis; denn die sechs bis heute bekannten Macromesus-Arten lassen sich m. E. in zwei Gruppen einteilen: a) in diejenigen von blauer, griiner oder bronzegruner Korperfarbe mit stark metallischem Glanz und robusterem Habitus und b) in diejenigen von brauner bis dunkler Farbung, bei denen vom Kopf abgesehen keine oder nur kaum wahrnehmbare metallische Reflexe festzustellen sind und welche zarter gebaut sind. Zur Gruppe a) gehoren die Typusart Macromesus amphiretus Walker 1848 aus England, M.americanus Hedqvist 1960 aus den Vereinigten Staa- ten und M. africanus Ghesquiere 1963 aus Marokko. Zur Gruppe b) M. filicornis (Del.), M. javensis Hedq. und endlich unsere M. mediterraneus n. sp. | Was auBerdem fur diese Einteilung spricht, ist die Tatsache, daB wir hier vielleicht sogar zwei biologisch zu trennende Gruppen vor uns haben, denn die Vertreter der Gruppe a) sind ausschlieBlich auf Koniferen beschrankt, wahrend M.mediterraneus n. sp. der Gruppe b), wie wir nach den vor- liegenden Untersuchungen wissen, an Laubholz gebunden ist, eine Le- bensweise, die auch von den beiden tropischen Arten der Gruppe aus dem Kongo und von Java angenommen werden mu, da in den angegebenen Biotopen von Yangambi und Bogor das Auftreten von Nadelholzern auszu- schlheBen ist. — Auch der Verfasser zuchtete wahrend eines Studienaufent- halts in Westafrika 1970 aus in der Bobiri-Forest-Reserve (Zentralghana) eingetragenem, von Borkenkafern und Platypodiden befallenem Laubholz eine heute leider nicht mehr identifizierbare Macromesus-Art, da das so- gleich nach dem Schlupfen praparierte Material durch eigene Unvorsichtig- keit eine Beute ghanaischer Ameisen wurde. Wenn auch Macromesus filicornis (Del.) und M. mediterraneus n. sp. am nachsten miteinander verwandt erscheinen, so sind diese beiden Arten doch leicht zu trennen. Abgesehen von der unterschiedlichen Farbung, die ja bekanntlich sehr variabel sein kann, liegen die wichtigsten Unterschiede in dem Grad der Retikulierung von Pro- und Mesonotum und des Propo- deums, sowie in der verschiedenen Lange des Abdomens; dieses ist bei M. filicornis fast zweimal langer als der Thorax (bei M. mediterraneus n. sp. nur knapp 1'/2* so lang) und 3—4 langer als breit (bei M. mediterraneus n. sp. weniger als 2 langer als breit). Hinzu kommen noch zahlreiche De- tailunterschiede wie im Bau der Fliigel und Beine. Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker 67 F. Die Rasterelektronenmikroskopie, eine Hilfe fiir die systematische Forschung (ati ig due 25 Tat iileu. Tat iv) Soweit dem Verfasser bekannt ist, sind die hier verdffentlichten, mit Hilfe des Rasterelektronenmikroskops STEREOSCAN der Cambridge In- strument Company GmbH hergestellten Aufnahmen die ersten aus meinem Arbeitsgebiet. Die Fotografien wurden als die besten aus einer Serie von 14 ausgewahlt. Wie die durch ihre plastische Wirkung und grofie Tiefen- scharfe bestechenden Aufnahmen ‘zeigen, erdffnen sich mit dieser neuen Methode fiir die Untersuchung von Mikrohymenopteren, wie naturlich auch fur andere Tiergruppen, neue Wege der Forschung. Gerade die fur die taxo- nomische Beurteilung der Tiere so wichtigen Feinstrukturen, wie z. B. die Art und der Grad der Retikulierung der Epikuticula, welche man bisher weder mit Hilfe der Mikrofotografie noch durch Zeichnungen — hier vom groBen Zeitaufwand und der menschlichen Subjektivitat einmal abgesehen — hbefriedigend erfassen konnte, wie auch Beborstung und Behaarung, kommen besonders gut zur Darstellung. Fasziniert muf man sein, wenn man etwa auf Taf. II, Fig. 2 die Mundregion von Macromesus mediterraneus n. sp. betrachtet und erkennt, wieviele neue Details hier aufscheinen, die mit den herkémmlichen Methoden der Untersuchung nicht zu diagnosti- -zieren gewesen waren, und das bei einem Insekt, das nicht mehr als 1, mm Gesamtlange miBt! Einen Nachteil, besonders fiir den Sammlungsmann, aber hat die Me- thode auch und zwar deshalb, weil die zu studierenden Objekte aus physi- kalisch technischen Grtinden durch Bedampfung in einem Hochvakuum- gerat mit einem diinnen Gold- oder Platinfilm von einigen hundert Ang- strom-Einheiten Dicke (1 A = 10—*cm) tiberzogen werden mtissen, was ih- ren Wert nattirlich mindert. Deshalb ist es notwendig, gréBere Serien der betreffenden Arten vor sich zu haben. Flir das Studium historischen Typen- materials jedoch kann aus genannten Griinden die rasterelektronenmikro- skopische Untersuchungsweise keine Anwendung finden. G. Literaturverzeichnis Ashmead, W. H. (1904): Classification of the Chalcid Flies of the Superfamily Chalcidoidea. Part. I. — Mem. Carnegia Mus, 1 (4), I—IX, 225—382. BouéGek, Z. (1961): Beitrage zur Kenntnis der Pteromaliden-Fauna von Mitteleuropa, mit Beschreibungen neuer Arten und Gattungen (Hymenoptera). — Sb. ent. Odd. nar. Mus. Praze, 34, 55—95. Delucchi, V. (1965): Neue Chalcidier aus dem Belgischen Kongo. — Rev. Zool. Bot. Afr., 53 (1—2), 158—178. Ghesquiére, J. (1963): Le genre Macromesus Walker nouveau pour la Faune africaine. — Rev. Zool. Bot. Afr., 67 (1—2), 81—90. 63 Franz Bachmaier: Systematik und Biologie der Gattung Macromesus Walker Graham, M. W. R. de V. (1959): Rediscovery of Macromesus amphiretus Walker (Hym., Chalcidoidea, Pteromalidae) in Britain, with a discussion of its systematic position. — Ent. month. Mag., 95, 73—78. — — (1969): The Pteromalidae of North-Western Europe (Hymenoptera: Chalci- doidea). — Bull. Brit. Mus. (Nat. Hist.) Ent., Suppl. 16, 908 pp. Hedqvist, K.-J. 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IV und 237 pp. Anschrift des Verfassers: \ Dr. Franz Bachmaier, Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates, 8 Miinchen 19, Maria-Ward-StraBe 1 b. ANHANG Tafeln und Tafelerklarungen (Tafeln I-V) Erklarung zu Tafel I Fig.1: Etang de Biguglia, Bane blanche: locus typicus mit den Wirtspflanzen Spartium junceum L., Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer u. Calycotome spi- nosa (L.) Link (phot. 14. V. 1964). Fig. 2: Etang de Biguglia, Bane blanche. Macchie/Garigue-Formation nach Brandlegung (phot. 28. IV. 1965). Tafel I Tafel II Fig. 1: Fig. 2: Erklarung zu Tafel II Macromesus mediterraneus n. sp., 9: Kopf; Malarraum zwischen Auge und Mundoffnung mit Malarsulcus und zusatzlichem Sulcus mesad (Aufnahme mit Rasterelektronenmikroskop Stereoscan, Vergr. 450 x). Macromesus mediterraneus n. sp., 9: Kopf; Mundpartie mit Clypeus, Labrum und den dreizahnigen Mandibeln (Aufnahme mit Rasterelektronenmikroskop Stereoscan, Vergr. 900 X). Erklarung zu Tafel III Macromesus mediterraneus n. sp.: Thorax mit Hinterrand des Pronotums, Me- soscutum (Parapsidenfurchen!), Scutellum, Metanotum, Dorsellum und Propo- deum (Aufnahme mit Rasterelektronenmikroskop Stereoscan, Vergr. SOS): Tafel III Tafel IV Erklarung zu Tafel IV Macromesus mediterraneus n. sp.: Mesoscutum, Retikulierung des Seitenlobus (Aufnahme mit Rasterelektronenmikroskop Stereoscan Vergr. 900 x). Erklarung zu Tafel V Fig.1: Spartium junceum L.-Holz (Rinde) mit den Ausschlupflochern von Macromesus mediterraneus n. sp. (a, 2) und Rhaphitelus maculatus Wlk. oder Ecphylus sp. (b, 1X) und den Einbohrstellen von Phloeophthorus sharpi Guill. (c, 2). Fig. 2: Spartium junceum L.-Holz (Rinde) mit den Ausschlupfléchern von Macromesus mediterraneus n. sp. (a, 6X) und Rhaphitelus maculatus Wlk. oder Ecphylus sp. (b, 2). | . Tafel V Vik. oder Ecphylus sp. Guill; (G24): 1 Ausschlupilochern von Macromesus tus Wlk. oder Ecphylus sp. Tafel V ' | Ver6ff. Zool. Staatssamml. Miinchen Syn - VEROFFENTLICHUNGEN der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNG HEN MUS. COMP. ZOOL. LIBRARY JUL 15 1974 HARVARD UNIVERSITY. Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens (Hymenoptera, Braconidae) von Erasmus Haeselbarth (Mit 10 Tafeln) Miinchen, 30. Nov. 1973 Band16 | S.69—170 (Aus dem Institut fiir angewandte Zoologie, Munchen. Vorstand: Prof. Dr. W.Schwenke) Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens (Hymenoptera, Braconidae) von Erasmus Haeselbarth (Mit 10 Tafeln) Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen Bandi16 | S.69—170 | Miinchen, 30. Nov. 1973 Inhaltstibersicht Seite Einleitung (u. a. Angaben tiber Material, Terminologie, Kennzeichen und Begrenzung der Gattung, Geschlechtsdimorphismus, Gynandro- morphen, Biologie, Verbreitung und Nomenklatur) . .... . Ti Bestimmunesschilussel tur dieWeibehen 2-5 ee Bestimmungsschlusselfur die Mannchen 23.5 2) eo Ruficornis-Gruppe (Arten Po) emir ce || GL Gracilis-Gruppe (Arten 18 und 19) i ieee so LU Humilis-Gruppe (Arten 20—25) ee ee nN et eg NS) Koenigi-Gruppe (Art 26) 5.003) sa See ere ines oes aa ieee Ny Interstitialis-Gruppe (Art.27) oe Hastatus=Gruppe (Art 28) 35° ee Ne a ee Errans-Gruppe (Arten 29--33)) 2) ie a ee eS Rufescens-Gruppe (Arten 34——36) 3. 2.8) a ee Exilis-Gruppe (Arten 37—43)- 2. a Literatur Nae Sten Eo Nah SIG 2 eM Rae 8 tet aie eae 163 Aipbildmeeig eee ir co ieee ee Ie a cae Ne ae Tafeln I—X Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens alt EINLEITUNG Die Gattung Blacus Nees gehort zu den nur ungenugend bekannten und wenig durchgearbeiteten Gruppen der Braconiden, sowohl in taxonomi- scher Hinsicht als auch in bezug auf ihre Biologie. Dies ist um so erstaunli- cher, als ihr einige auferordentlich haufige Arten angehoren. Merkwur- digerweise sind gerade uber diese die biologischen Kenntnisse besonders mangelhaft. Aus diesen Grunden schien ein eingehendes Studium der Gat- tung notwendig. Dies hat selbstverstandlich mit einer Klarung der syste- matischen Fragen zu beginnen, die hiermit flr die europaischen und einige asiatische Arten versucht wird. Sie erwies sich als unerwartet schwierig. GroBe Variabilitat, von Fall zu Fall verschieden starker Geschlechtsdimor- phismus und andere Probleme erschwerten die Arbeit. Fur manche Arten lassen sich nur schwer zu beobachtende oder zu beurteilende Unterschei- dungsmerkmale angeben, bei manchen ist die Bestimmung der Mannchen nicht sicher moglich. Bei einer Art (B. exilis Nees) konnten die Grenzen der Species nicht genau definiert werden, so daB einige leicht abweichende For- men abgetrennt wurden, deren Status unbekannt ist. Diese Schwierigkeiten machten eine ausfuhrliche Beschreibung der Arten notwendig, um ihre Be- stimmung nach Moglichkeit zu erleichtern. — Uber diese taxonomischen Ziele hinaus wurde versucht, die Angaben auf den Etiketten des Samm- lungsmaterials so weit wie moglich zur Darstellung und Erweiterung der bisherigen Kenntnisse auf zoogeographischem und biologischem Gebiet auszuwerten. Die Arbeit wurde wahrend mehrerer Jahre — mit zahlreichen, z. T. langeren Unter- brechungen — im Forstzoologischen Institut der Universitat Gottingen in Hann. Miin- den und am Institut fiir angewandte Zoologie in Mtinchen durchgeftihrt. Den Herren Prof. Dr. Dipl.-Ing. E.Schimitschek, jetzt Wien, und Prof. Dr. W.Schwenke, Munchen, danke ich herzlich fiir die F6rderung der Untersuchung an den von ihnen geleiteten Instituten. Eigene Aufsammlungen in den Jahren 1966 und 1967, die vor al- lem dem Studium der Hohenverbreitung der Braconiden in den Alpen gewidmet wa- ren, wurden durch eine Sachbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstutzt, wofur auch hier gedankt sei. GroBen Dank schulde ich Herrn Dr. Forster ftr die Aufnahme der Arbeit in die ,,Verdffentlichungen der Zoologischen Staatssammlung Munchen“. Die Untersuchungen hatten nie im vorliegenden Umfang durchgefihrt werden kénnen ohne die Liebenswitrdigkeit und Geduld, mit der viele Kollegen das Material aus den ihnen geh6renden oder von ihnen betreuten Sammlungen zum Stu- dium zur Verfiigung stellten. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank. Material aus folgenden Sammlungen wurde untersucht (in Klammern die im weite- _ ren Text bentitzte Abkurzung): Zoologisches Museum der Humboldt-Universitét zu Berlin. Dr. E. Kéni gesmann (Berlin). Zoologische Abteilung des Ungarischen Naturwissenschaftlichen Museums, Budapest. Dr. J. Papp (Budapest). 72 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Deutsches Entomologisches Institut, Eberswalde. Dr. G. Friese und Dr. J. Oehlke (Eberswalde). Muséum d’Histoire Naturelle, Geneve. Dr. C. Bésuchet (Genf). Forstzoologisches Institut der Universitat Gottingen. Dr. E. Fuhrer (Gottingen). Zoologisches Museum, Helsinki. Dr. I. Teras (Helsinki). Universitets Zoologiske Museum, Kopenhagen. Dr. B. Petersen (Kopenhagen). Zoologisches Institut der Akademie der Wissenschaften, Leningrad. Dr. V. Tobias (Leningrad). British Museum (Nat. Hist.), London. Dr. G. E. J. Nixon und N. D.M. Fergusson (London). Zoologische Staatssammlung, Munchen. Dr. F. Bachmaier und E. Diller (Mun- chen). Entomologische Abteilung des Nationalmuseums, Prag. Dr. Z. Bouéek (Prag). Naturhistoriska Riksmuseet, Stockholm. Dr. T. Kronestedt Steg holm Naturhistorisches Museum, Wien. Dr. M. Fischer (Wien). Sammlung M. Capek, Banska Stiavnica, CSSR (Capek). Sammlung W. Hellén, Helsinki (Hellén). Sammlung R. K6nig, Kiel (Konig). Sammlung J. Snoflak in der Entomologischen Abteilung des Mahrischen Museums, Brinn. Dr. J. Stehlik (Snoflak). Sammlung A. W. Stelfox am U. S. National Museum, Washington, D. C. Dr. K. V. Krombein und Dr. P. M. Marsh (Stelfox). Sammlung C. G. Thomson am Zoologischen Institut der Universitat, Lund. Prof. Dr. C.H. Lindroth (Thomson). Sammlung C. Wesmael am Institut Royal des Sciences Naturelles de Beteidue, Bruxel- les. Dr. P. Dessart (Wesmael). Meine eigene Sammlung am Institut fur angewandte Zoologie, Miinchen (Haeselbarth). Vielen der obengenannten Herren und ebenso Dr. C. F. W. Muesebeck, Wa- shington, Dr. W. J. Pulawski, Breslau, Dr. H. Townes, Ann Arbor, sowie dem kurzlich verstorbenen Herrn A. W. Stelfox, Newcastle, Co. Down, Nord-Irland, bin ich auch fur freundlich gewahrte Auskinfte zu Dank verpflichtet. Die in den folgenden Beschreibungen angewandte Terminologie ent- spricht der von Marsh (1971) und Townes (1969) angegebenen. Bei den Maen des Facettenauges wird dieses als Ellipse betrachtet und dem- entsprechend von seinem kleinen oder seinem groBen Durchmesser gespro- chen. Die Wangenhohe wird von der Mandibelbasis bis zum unteren Augen- rand gemessen. Bei vielen Arten befinden sich an den hinteren dorso-late- ralen Ecken des Propodeums mehr oder weniger deutliche Tuberkel, zap- fenformige Vorspriinge, Hocker, scharfe Ecken oder Zahne. Sie werden oft, wenn sie nur einigermafen deutlich sind, der Einfachheit halber ,,Zahne“ genannt, und das Propodeum wird dann als gezahnt bezeichnet. Die Worte , Thorax“, ,,Hinterleib“ und ,,Abdomen“ (die beiden letzteren als Synony- ma) werden im funktionellen und nicht im vergleichend morphologischen Sinne gebraucht; das Propodeum wird also zum Thorax gerechnet und nicht als erstes Abdominalsegment gezahlt. Angaben tiber vordere und hintere Breite des ersten Hinterleibstergits beziehen sich stets auf die geringste und die grote Breite dieses Sklerits; seine Lange wird entlang der Mitte gemessen. Die Gattung Blacus, wie sie aufgrund der hier behandelten Arten aufge- fait wird, kann wie folgt beschrieben werden: Antennen mit 15 bis 26 Glie- dern. Die Zahl der Fuhlerglieder variiert innerhalb der einzelnen Arten Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 73 nicht oder nur in ganz geringflugigem Mafe. In mehreren Artengruppen ha- ben die Antennen der Weibchen stets 17 Glieder. Gleichwohl ist die Zahl der Fuhlerglieder nicht von vornherein unveranderlich, wie z. B. bei den Microgasterini, sondern sie wird wahrend der Metamorphose in derselben Weise bestimmt, wie dies ftir Brachistes beschrieben wurde (Haesel - barth, 1962, s. auch 1971), was aus der haufig vorkommenden unvoll- kommenen zusatzlichen Unterteilung des Endglieds ersichtlich ist. Das er- ste Glied der FuhlergeifBel ist langer als das zweite, die Behaarung und Be- borstung der GeifBel ist einfacher als bei Pygostolus (Haeselbarth, 1971), ihre Glieder, vor allem im distalen Fihlerteil, sind vorn und hinten abgerundet und dadurch deutlich voneinander getrennt; das Endglied ist ohne abgesetzte Spitze. — Die Komplexaugen sind meist klein, oval. Die GroBe der Ocellen und des Steumaticums ist oft variabel und daher kaum zur Unterscheidung der Arten zu verwenden. Der Clypeus ist meist ziem- lich stark konvex, abgesehen von seinem Vorderrand, der gerade und etwas aufgebogen ist, so daB zwischen ihm und dem konvexen Teil eine Art schmaler Querrinne entsteht. Die Mandibeln sind zweizadhnig, wobei der obere Zahn der langere ist. Die Maxillarpalpen sind sechs- die Labialpalpen dreigliederig. Occipital- und Genal-Carina sind fast stets wohlausgebildet, nur bei B. gracilis fehlt die Hinterhauptsleiste. Sie treffen bereits mehr oder weniger weit von der Mandibelbasis entfernt aufeinander und sind mit der letzteren durch die besonders hohe und dtinne Fortsetzung der Wangenleiste verbunden. Das Pronotum ist meist weitgehend runzlig, an den Seiten stellenweise auch glatt, jederseits mit einer schragen Langsfurche versehen, die nach hinten sich verlauft, vorn jedoch meist scharf begrenzt ist; vorn auf dem Collare treffen diese beiden Furchen in einem ungefahr rechten Winkel auf- einander. An dieser Stelle befindet sich gewohnlich zudem ein kleines Loch. Die Propleuren sind glatt, an den Seiten und hinten gerandet, an der hinte- ren Seitenecke neben den Vorderhtiften in einen kleinen lappenformigen Anhang verlangert. — Das Mesoscutum ist seitlich gerandet, mit deutli- chen, meist tiefen Notauli, die vor der Praescutellarfurche aufeinandertref- fen. Die letztere ist groB und tief, mit einem Medianleistchen, zuweilen auch mit weiteren Langsleisten, in welchem Falle die Furche als ,,krenu- lert“ bezeichnet wird. Das Scutellum ist dreieckig, meist mit gerundeter oder abgestutzter Spitze, seitlich oft mehr oder weniger scharf gerandet. Die Sternauli fehlen nur selten, sind aber gewohnlich auch nicht deutlich und scharf begrenzt. Meist sind sie als eine schrage, flach eingedriickte und kraftiger gerunzelte Zone der Mesopleuren ausgebildet. — Die Gestalt des Propodeums kann haufig zur Unterscheidung der Arten dienen. Auf seine »Zahne“ wurde bereits hingewiesen. Bei den gezéhnten Formen ist die Oberflache meist ganz runzlig, hochstens ist vorn ein Mittelkiel oder auch noch ein Querkiel zwischen den Zahnen angedeutet. Bei den Arten mit un- gezahntem Propodeum ist dieses oft nicht so runzlig und daftir deutlich areoliert. Abgesehen von den wegen starkerer Runzelung oft weniger deut- lichen Lateralfeldern sind dann gewoéhnlich vier Dorsalfelder ausgebildet, 74 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens die durch einen Mittellangskiel und eine Querleiste, die meist seitlich nach vorn umgebogen ist, voneinander getrennt sind. Bei den Arten der gracilis- Gruppe ist der Mittelkiel in Hohe der Querleiste gegabelt und schlie8t hin- ten zwischen den beiden Gabelasten ein zusatzliches funftes Feld ein. Die Beine sind schlank oder auch ziemlich gedrungen. Sie zeigen, abge- sehen von der merkwtirdigen Kammung der Klauen bei den Weibchen der ruficornis- und gracilis-Gruppen, keine auffallenden Besonderheiten. Das Fliigelgedder gehort zu den wichtigsten Kennzeichen der Gattung wie auch der einzelnen Arten. Im wesentlichen sei dabei auf die zahlreichen beigegebenen Abbildungen verwiesen. Fur die Gattung als solche ist wich- tig, daB der zweite Radiusabschnitt nahezu gerade ist, daB die erste Bra- chialzelle auBen unten offen ist und daB der Cubitus (wenn er vorhanden ist) aus dem Parastigma, an der selben Stelle wie die Basalader oder von dieser entfernt, nie aber aus der letzteren in einiger Entfernung vom Para- stigma entspringt. Das Abdomen ist, besonders beim Weibchen, hinten meist mehr oder we- niger deutlich komprimiert, d. h. seitlich zusammengedrutckt. Das erste Ter- git ist kraftig sklerotisiert, an den Seiten gerandet mit 2 Dorsalleistchen, die nach hinten konvergieren und meist schon bald in der Skulptur verlau- fen. Diese letztere und die Form des Tergits dienen oft zur Unterscheidung der Arten. Die Stigmen stehen gewohnlich vor der Mitte, oft auf schwach seitlich vortretenden Ecken oder Tuberkeln, doch ist dies Merkmal stark variabel. Treten die Spirakeln seitlich stark zahnformig hervor, so finden sich oft auch noch andere morphologische Abnormitaéten am selben Tier. Die ubrigen Hinterleibstergite sind glatt und glanzend, nur selten findet sich an der Basis des 2. Tergits eine 4uBerst feine Chagrinierung. (Dies gilt nur fur die hier betrachteten Arten. Bei einigen afrikanischen Arten ist die Skulptur des Abdomens ausgedehnter). Der Legebohrer ist allmahlich zu- gespitzt (Abb. 1); meist ist er ein wenig nach unten gebogen; vor der Spit- ze ist er dorsal gekerbt. Am mannlichen Kopulationsapparat ist der Basal- ring auffallend schmal (Abb. 2 und 3). Die Volsella tragt sowohl Digitus als auch Cuspis. Bei Species, die verschiedenen Artengruppen angehoren, fin- den sich auch am Kopulationsapparat Unterschiede (s. die beiden Abbil- dungen; die dort gezeigten Unterschiede sind jedoch in Wirklichkeit weni- ger einschneidend, da die beiden Praparate nicht in genau gleicher Lage ge- zeichnet wurden und ein direkter Vergleich daher unméglich ist). Die Mannchen der rufescens-Gruppe fallen durch besonders groBe Genitalia auf. Fur die Trennung nahe verwandter und schwer unterscheidbarer Ar- ten erwies sich leider der Kopulationsapparat als untauglich. . Die Grundfarbung der meisten Arten ist dunkel: Schwarz, schwarzbraun oder dunkelbraun. Vielfach sind einige K6rperregionen, meist der Protho- rax und evtl. andere Brustteile und die Mitte des Hinterleibs vom 2. Tergit an, undeutlich aufgehellt. Bei manchen Species, z. B. B. varius, sind die vorderen Thoraxpartien ganz hell (rétlich) gefarbt. Im allgemeinen sind die Farbubergange allmahlich und die Ausdehnung der helleren Farbung sehr variabel. Da zudem das Material oft schon verhaltnismaBig bald auszublei- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 75 chen beginnt, sollte auf Farbmerkmale kein sehr groBher Wert gelegt wer- den. Die Mundwerkzeuge (Spitzen der Mandibeln, Palpen usw.) sind wohl stets heller gefarbt als Wangen und Gesicht. Das fiinfte Tarsenglied ist oft ganz oder teilweise verdunkelt, besonders deutlich dort, wo die Klauen stark schwarz gekaéammt sind (bei Weibchen der ruficornis-Gruppe). Die Gattung Blacus ist hier in einem sehr weiten Sinne aufgefafit. Es war zunachst geplant, einer Anregung Muesebecks (1967) folgend, die recht komplexe Gattung in mehrere kleinere Genera zu unterteilen. Das Studium einiger noch unbeschriebener Arten aus Stidafrika zeigte jedoch, daB sich diese nicht befriedigend in eine Gattungseinteilung einfugen wur- den, die aufgrund der palaarktischen Arten entworfen ist. Da anzunehmen ist, daB in anderen Regionen noch andere unbekannte Formen vorkommen. wurde vorgezogen, die Gattung in moglichst weitem Sinne aufzufassen und erkennbare nattirliche Gruppen zunachst nur als Artengruppen auszuson- dern. Erst mit einer viel eingehenderen Kenntnis der Fauna der Welt konnte spater darangegangen werden, den Komplex in kleinere Einheiten, Genera oder Subgenera, unterzuteilen. Dabei waren die Namen Blacus Nees und Goniocormus Forster fiir die humilis-Gruppe, Ganychorus Hali- day fur die ruficornis-Gruppe, der sich vielleicht die gracilis-Gruppe an- schlésse, und Miocolus Forster fiir die exilis-Gruppe anzuwenden. Von den errans-, rufescens-, hastatus- und interstitialis-Gruppen mag sich die eine oder die andere an die exilis-Gruppe anschlieBen, doch ist ihre taxonomi- sche Stellung noch sehr unsicher. Blacus koenigi Fischer gehdort nach den Bestimmungstabellen zu Neoblacus Ashmead. Der Typus dieser Gattung, N. rufipes Ashmead, ist mir unbekannt. Er wurde niemals ausfuhrlich be- schrieben, so daB nicht sicher ist, ob B. koenigi naher mit ihm verwandt ist. Bei den beiden fossilen Arten, die zu Neoblacus gestellt wurden, ist eine nahere Verwandtschaft zu B. koenigi, soweit aus den Angaben von Brues (1933) ersichtlich ist, nicht anzunehmen. Das Fehlen des ersten Abschnittes der Cubitalader tritt mehrfach vollig unabhangig voneinander in verschie- denen Gruppen der Braconiden auf, so da& dieses Merkmal nicht von vorn- herein als so wichtig erscheint, um deshalb allein eine Gattung abzutren- nen. Neoblacus Ashmead wird daher vorlaufig als Synonym von Blacus Nees angesehen. Wahrscheinlich gehort auch die Gattung Hysterobolus Viereck, von der ich noch kein Material studieren konnte, noch zu Blacus, wenn die letztere Gattung so weit aufgefaBt wird, wie dies hier geschieht. Die Blacus-Arten lassen sich fast stets schon allein am Flugelgeader als solche erkennen. Pygostolus Haliday unterscheidet sich von Blacus (neben vielen anderen Merkmalen) dadurch, daf bei inm der Cubitus aus der Ba- salader, weit vom Parastigma entfernt, entspringt. Die grote Ahnlichkeit im Flugelgedder haben manche Arten von Eubadizon Nees. In den ge- brauchlichen Bestimmungstabellen wird als Hauptunterschied zwischen Blacus und Eubadizon angegeben, daB die erste Brachialzelle beim erstge- nannten Genus hinten auBen offen, beim anderen aber geschlossen ist. Bei manchen Exemplaren einiger Eubadizon-Arten ist die die Brachialzelle ab- schlieBende Ader jedoch undeutlich oder fehlt ganz. Diese Tiere lassen sich 76 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens jedoch gewohnlich durch die meist groBere Zahl der Ftihlerglieder und vor allem durch einen ganz anderen Bau der Fuhlergeifel, deren Glieder viel weniger deutlich voneinander abgesetzt sind, von Blacus unterscheiden. Auch andere Merkmale (z. B. am Clypeus, am 1. Tergit usw.) konnen zur Unterscheidung der beiden Genera dienen, doch sind sie z. T. schwer in Worte zu fassen. Der Geschlechtsdimorphismus ist bei den meisten Blacus-Arten recht be- trachtlich. Gewohnlich ist bei den Mannchen der Korper etwas schlanker gebaut, das Propodeum viel flacher und eventuell vorhandene Zahne oder Hocker viel schwacher ausgebildet. Die Wangen sind weniger hoch als bei den Weibchen. Der Kopf ist kurzer und breiter und die Schlafenbreite ge- ringer. Die Oberflachenskulptur ist allgemein weniger kraftig und deutlich, und die Flugel sind ein wenig breiter. Vor allem bei den meisten Mannchen der ruficornis-Gruppe ist das erste Abdominal-Tergit viel schmaler, flacher und weniger stark nach hinten erweitert als bei den zugehorigen Weibchen. Besonders stark weicht bei den meisten Arten die Fuhlergeifel des Mann- chens von der des Weibchens ab. Sie ist fast immer langer, was sowohl durch etwas hohere Gliederzahl als auch durch die gestrecktere Form der einzelnen Glieder hervorgerufen wird. Bei manchen Species, z. B. bei B. maculipes, ist dieser Unterschied sehr bedeutend; bei anderen (z. B. B. di- versicornis, B. strictus u. a.) ist er weniger deutlich. Bei B. interstitialis ha- ben die Fuhler beider Geschlechter 17 Glieder. Bei den beiden Arten der gracilis-Gruppe schlieBlich ist die Zahl der Fuhlerglieder beim Mannchen geringer als beim Weibchen. Bei den drei letztgenannten Species sind tber- haupt die morphologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufer- ordentlich gering. Die Kammung der Klauen bei der ruficornis-Gruppe und in geringerem Mafe bei der gracilis-Gruppe tritt nur bei den Weibchen auf. Sie wird in der Einleitung zur ruficornis-Gruppe genauer beschrieben. Im allgemeinen sind die zur Arttrennung benutzten Merkmale bei den Weib- chen scharfer ausgepriigt und weniger stark variabel als bei den Mannchen. Ein interessantes Problem stellt der Geschiechtsdimorphismus im Flugel- geader von einigen Arten der ruficornis-Gruppe dar. Bei diesen ist das Pa- rastigma beim Mannchen stark vergrofBert. Es tragt eine Platte mit vielen Sinnesporen (Hoffmeyer, 1932). Die Discoidalzelle grenzt vorn breit an dieses vergroBerte Parastigma, d. h. die Ursprungsstellen von Basal- und Cubitalader sind betrachtlich voneinander entfernt. Bei den Weibchen der ruficornis-Gruppe, und bei manchen Arten auch bei den Mannchen, ist das Parastigma nicht auffallend vergr6Bert und die Discoidalzelle vorn spitz oder annahernd spitz. Diese letztere Form des Fltigelgedders findet sich ahnlich auch bei den meisten anderen Artengruppen. Lediglich in der humilis-Gruppe ist die Form mit groRem Parastigma und breit ansitzender Discoidalzelle, wie sie in der ruficornis-Gruppe bei den Mannchen einiger Arten vorkommt, in beiden Geschlechtern ausgebildet. Es ware denkbar, da die Erbanlagen fiir beide Formen des Fltigelgeaders bei allen Arten vorhanden sind, sich aber jeweils nur eine davon durchsetzt, wahrend die andere latent bleibt. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens ala Zu ahnlichen Vermutungen kann auch die Betrachtung der bei Blacus vorkommenden Gynandromarphen fuhren. Der erste dieser Falle, einer der am besten ausgepragten, wurde von Ruthe (1857) bei B. maculipes be- schrieben. Das ihm vorliegende Exemplar (jetzt in London) konnte erneut studiert werden. Es zeigt auf der rechten Korperhalfte vorwiegend weibli- che, auf der linken vorwiegend mannliche Merkmale. Fur Einzelheiten sei auf die vortreffliche Beschreibung Ruthes verwiesen. Ein ahnliches Exemplar, bei dem aber die Grenze (oder Ubergangszone) zwischen mann- licher und weiblicher Formung gewissermafen diagonal durch den Korper verlauft, konnte bei B. ambulans macropterus studiert werden (Koszeg, Szabohegy, 24.6.1960, leg. Bajari, im Museum Budapest): Die Fth- ler und die Klauen der Vorderbeine sind beidseitig weiblich. Die Fligel (Abb. 4 und 5) und die Klauen der Mittelbeine sind auf einer Seite weiblich, auf der anderen mannlich. Die Klauen der Hinterbeine sind ungekémmt, d. h. sie entsprechen denen der Mannchen; auf einer Seite finden sich jedoch immerhin Spuren der fur das Weibchen charakteristischen Kammung. Der mannliche Kopulationsapparat schlieBlich ist so gut wie normal ausgebildet, doch gehen mitten durch ihn hindurch die Rudimente eines Legebohrers (Abb. 6). Ein einseitiger Auswuchs des praeterminalen Segments ist wahr- scheinlich eine ganz zuruckgebliebene Anlage einer Bohrerscheide. Andere deutlich gynandromorphe Exemplare lagen von B. armatulus vor (s. unter dieser Species). Neben diesen fanden sich jedoch auch eine ganze Reihe von Fallen (wohl wegen der Haufigkeit dieser Arten vor allem bei B. ruficornis und B. maculipes), wo nur ein Merkmal — meist ist es das Gedder eines oder beider Vorderfliigel — in Richtung auf die fiir das andere Geschlecht typische Gestalt abweicht. Die Veranderungen in dieser Richtung konnen be- deutend oder auch nur gering sein, und es gibt Falle, in denen nicht entschie- den werden kann, ob man ein gynandromorphes Stuck vor sich hat oder einen Fall normaler Variabilitat. Es liegt auf der Hand, da sich hieraus manche Schwierigkeit fur die taxonomische Arbeit ergibt. — Es fallt auf, da Gynandromorphen vor allem in der ruficornis-Gruppe beobachtet wer- den, in der auch der Geschlechtsdimorphismus in so auffallender Weise von Art zu Art verschieden ist. Es scheint, daB hier die mit dem Geschlecht ver- bundene Vererbung verhaltnismaBig labil ist. Es ware sicherlich interes- sant und lohnend, diese Arten genetisch zu untersuchen, falls sich hierfiir bei besserer Kenntnis ihrer Biologie Moglichkeiten ergeben sollten. Aus der Biologie der Blacus-Arten sind vor allem die Tanzschwarme, die in manchem an die der Chironomiden erinnern, bekannt. Sie wurden seit Halidays Zeiten haufig beschrieben; eine Zusammenfassung der Literatur hiertber gibt K6nig (1964). Das Schwarmen gehort zum Paarungsver- halten. Es schwaérmen nur die Mannchen; nur selten wird ein einzelnes Weibchen im Schwarm mitgefangen. Es wurden auch Mannchen beobach- tet, die aus einem Schwarm ausscherten und ein in der Nahe befindliches Weibchen zur Kopulation aufsuchten (KGnig, 1967). Schwaérme wurden bisher nur bei einigen Arten, B. tripudians, B. ruficornis, B. maculipes, B. nigricornis und einer Species der exilis-Gruppe beobachtet. Von B. longi- 78 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens pennis konnte ich bei Hann. Miinden einige Mannchen bei einem Tanzflug um eine diirre Fichte beobachten, der groBe Ahnlichkeit mit dem von Bra- chistes atricornis Ratz. beschriebenen hatte (Haeselbarth, 1962); in Shnlicher Art kommt er auch bei vielen anderen Braconiden vor. Die Mann- chen halten sich in diesen Fallen tanzend in der Nahe jener Stellen auf, wo sich schliipfreife Weibchen befinden, mit denen sie kurz nach deren Schlup- fen kopulieren. Sehr wahrscheinlich ist auch das Paarungsverhalten der Blacus-Arten ahnlich, und die mtckenartigen Schwarme treten nur deshalb auf, weil an bestimmten Stellen die Populationsdichte einer Art besonders groB ist. Die Wirtsbeziehungen der Blacus-Arten sind noch sehr unvollkommen bekannt. Die meisten Species dtirften bei Kaferlarven — héchstwahrschein- lich als Endoparasiten — leben, in manchen Fallen bei rindenbriitenden, in anderen bei pilzbewohnenden Arten. Einige scheinen auch Dipterenlarven in Pflanzengeweben zu parasitieren. Am geringsten sind merkwurdiger- weise unsere Kenntnisse tiber die Wirtsbeziehungen der z. T. auBerordent- lich haufigen Arten der ruficornis-Gruppe. Es liegen einige Hinweise vor, daB sie Larval-Parasiten von Staphyliniden sind. Die Zuchtergebnisse sind jedoch vor allem deshalb nicht ganz tiberzeugend, weil eine so haufige Art wie B. ruficornis nur ganz vereinzelt aus dem Wirt, Tachyporus obtusus L. erhalten wurde, der genannte Staphylinide daher kaum ein Hauptwirt sein kann. Naheres hiertber folgt im Abschnitt uber B. ruficornis. Einzelheiten ber die Jugendstadien scheinen bei keiner Art der Gattung bekannt zu sein. Die Gattung Blacus ist nahezu weltweit verbreitet, doch wurden bisher aus auBereuropaischen Gebieten nur wenige Arten beschrieben. Selbst aus. Mitteleuropa war manche Species noch nicht bekannt, und auch die vorlie- gende Bearbeitung erfaBt sehr wahrscheinlich noch nicht die gesamte euro- paische Fauna. Andere Weltgegenden sind vielleicht nicht weniger reich an Blacus-Arten als Europa, und es ist zu erwarten, da sich in Zukunft die Gattung als wesentlich vielfaltiger erweisen wird, als heute tiberschaut werden kann. — Die bekannten palidarktischen Arten werden simtlich in der vorliegenden Revision behandelt, mit Ausnahme von B. chinensis Wa- tanabe, der mir unbekannt ist. B. pallens Hedwig gehort nicht in das vorlie- gende Genus (Haeselbarth, 1973). | Im Zuge dieser Arbeit wurde versucht, nomenklatorische Fragen soweit angangig zu klaren, nach Moglichkeit durch das Studium der Typen. Einzel- heiten hieruber werden bei den Arten mitgeteilt. Bei den von Haliday beschriebenen Species konnten die Typen nicht entliehen werden. Hier stand jedoch die Sammlung von Herrn A. W. Stelfox, dem langjahri- gen Kustoden der Halidayschen Sammlung in Dublin, zur Verfiigung. Seine Auffassung wurde in diesen Fallen akzeptiert. GroBe Schwierigkeiten be- reiteten die Arten von Nees von Esenbeck und Gravenhorst, deren Typen nicht mehr vorhanden sind. Diese Arten wurden nach sorgfal- tiger Erwagung aller aus den Beschreibungen und dem Sammlungsmaterial erreichbaren Hinweise gedeutet. In drei Fallen (B. humilis Nees, B. longi- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 79 pennis Grav., B. exilis Nees) wurde die Auffassung durch Aufstellen eines Neotypus fixiert. Nicht geklart werden konnten die folgenden Species: B. brachialis Rondani, B. cerealis Curtis, B. florus Goureau, B. fuscipes Gou- reau und B. wesmaeli Ruthe. Bei den von Goureau und Rondani beschriebenen Arten ist es fraglich, ob sie zu Recht bei Blacus stehen. Bei den Beschreibungen der Arten werden nur die Zitate der Originalbe- schreibungen angefthrt. Die Wirts- und Verbreitungsangaben beziehen sich nur auf das selbst untersuchte Material. Erschépfende Literaturhin- weise, sowohl zur Taxonomie als auch zur Biologie, sind bei Shenefelt (1969) zu finden. BESTIMMUNGSSCHLUSSEL FUR DIE WEIBCHEN 1 Erster Cubitus-Abschnitt fehlt, Discoidalzelle und 1. Cubitalzelle bilden daher zusammen eine einzige Zelle. 26. koenigi Fischer — Discoidalzelle durch den 1. Abschnitt der Cubitalader deutlich von dey Ee Culbitalzelle/setrennt. | 2 Propodeum ungezahnt, gerundet, glatt, deutlich areoliert; abgese- hen von den Seitenfeldern sind 5 Felder vorhanden, 2 vordere und 3 hintere, da der Mittelkiel des Propodeums in der Mitte gegabelt ist und seine beiden Aste hinten ein Mittelfeld umschlieBen (Abb. 45). Scutellum scharf gerandet. Fiihler mit 17—19 Gliedern. (gracilis-Gruppe) 3 — Propodeum anders, oft gezahnt, kubisch oder gerunzelt. Wenn es ziemlich glatt und deutlich gefeldert ist, so ist sein Mittelkiel unge- gabelt, so daB den 5 Feldern der gracilis-Gruppe hier nur 4 (2 vor- dere und 2 hintere) entsprechen. 4+ 3 Occipitalleiste fehlt. Fuhler lang und schlank, mit 18 oder 19 Glie- dern (Abb. 42). Sternaulus eine kurze krenulierte Furche. Bohrer- scheiden ktirzer als die Hintertibia. 18. gracilis sp.n. — Occipitalleiste kraftig und deutlich. Fuhler gedrungener, mit 17 oder 18 Gliedern (Abb. 41). Sternauli fehlen. Bohrerscheiden fast doppelt so lang wie die Hintertibia. 19. fischeri sp. n. 4 Klauen zumindest an den Vorderbeinen mit sehr langen, schwar- zen, ungleichen Kammzahnen (wie in Abb. 7 oder ahnlich). Scutel- lum scharf gerandet, der Rand vor allem an der Spitze oft hoch auf- gebogen, zuweilen lamellen- oder fast dornformig. Sternaulus meist als eine schrage, flach eingedruckte und fein langsgestrichelte Zone der Mesopleuren ausgebildet. Antennen mit 15—26 Gliedern. (ruficornis-Gruppe) 5 -— Klauen ungekaéammt oder nur an der Basis undeutlich gekammt, doch oft mit Haaren oder Borsten. Scutellum weniger scharf geran- det. Sternaulus oft kornig runzlig, oft nicht oder weniger deutlich langsgestrichelt. Antennen mit 17 Gliedern. 7} 1) 80 5D (op) =I Ne) 10 1 ps Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Fiihler mit 15 Gliedern (Abb. 21). Bohrer kurz, kaum den Hinter- leib tiberragend, schwach nach oben gebogen. Vorderflugel s. Abb. 38. 17. strictus Stelfox Fuhler mit mindestens 17 Gliedern. Bohrer langer, deutlich den Hinterleib Uuberragend, leicht nach unten gebogen. Propodeum hinten seitlich mit nach hinten gerichteten Zahnen, Hockern oder Ecken. Fiihler mit 17, 18 oder 19 Gliedern. Nur die Klauen der Vorderbeine mit langen schwarzen Kammzahnen. Propodeum kubisch oder gerundet, ungezahnt. Fuhler mit mindestens 19 Gliedern. Meist nicht nur die Klauen der Vorderbeine, sondern auch die der Mittel-, manchmal sogar die der Hinterbeine mit lan- gen schwarzen Kammzahnen. Scutellum grob runzelig. Fuhler mit 18 Gliedern. Scutellum glatt oder undeutlich gerunzelt. Fuhler mit 17, 18 oder 19 Gliedern. Kopf, von oben gesehen, sehr lang (Abb. 39). Thorax zum Teil rot- lich gefarbt. Flligel oft rickgebildet, kurz und schmal. 16. mamillanus Ruthe Kopf, von oben gesehen, etwas kurzer (Abb. 40). Korper ganz schwarz oder schwarzbraun. Flugel stets voll entwickelt (soweit bisher bekannt). 15. robustus sp. n. | Scutellum ganz glatt. FuhlergeiBel Uberall ungefahr gleich dick (Abb. 25). Wange (Abb. 28) knapp doppelt so hoch wie die Breite der Mandibelbasis. Fihler mit 17 Gliedern (doch bisher nur 1 Exemplar bekannt). 13. varius sp. n. Scutellum schwach runzlig. Fuhler etwas schlanker, die GeiBel zur Basis zu etwas dunner werdend (Abb. 16). Wange (Abb. 27) knapp 1!/2mal so hoch wie die Breite der Mandibelbasis. Fthler mit 17, 18 oder 19 Gliedern. 14, nixoni sp. n. Erstes Hinterleibstergit fast parallelseitig. Fuhler mit 19 oder 20 Gliedern. Scutellum sehr stark gerandet, der Rand an der Spitze weit aufgebogen. Erstes Hinterleibstergit deutlich nach hinten verbreitert. Spitze des Schildchens oft weniger stark aufgebogen. (Wenn das 1. Tergit nur wenig verbreitert und das Scutellum sehr stark gerandet ist, wie zuweilen bei pallipes, so sind die Fuhler 23- bis 25-gliederig.) Scutellum grob runzlig. Fihler mit 20 Gliedern (Abb. 22). Kopf sehr hoch (Abb. 26), Wangenhohe etwa das 21/2fache der Breite der Mandibelbasis. Fliigel schmal, doch voll ausgebildet. 11. armatulus Ruthe Scutellum glatt. Fuhler mit 19 Gliedern. WangenhGhe etwa das Doppelte der Breite der Mandibelbasis. Fligel breiter (Abb. 31). 2. tripudians Haliday 2 Hinterschenkel mit einem nicht scharf begrenzten, doch mehr oder weniger deutlichen, subapikalen, braunen oder schwarzen Ring 10 11 12 13 14 15 16 19 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens oder Fleck. Fuhler mit 20 Gliedern. Basalader nicht sehr viel langer (hochstens 1,4mal) als der 1. Abschnitt der Cubitalader. Hinterschenkel ganz gelbbraun, ohne subapikale Verdunkelung. Fuhler mit 19—25 Gliedern. Basalader wenig, zuweilen auch viel langer als der 1. Cubitus-Abschnitt. 2. Glied der Fuhlergeifiel etwa doppelt so lang wie dick (Abb. 18). Scutellum meist glatt. Stirn fein gestrichelt; die Strichelung geht von der Mittellangsfurche wie von einem Scheitel aus und verlauft in einem Winkel von ca. 40—50° zu dieser nach hinten und auBen. Propodeum fast kubisch; im Profil gesehen stehen der horizontale und der abschussige Teil in einem Winkel von etwa 95—100° auf- einander. Korperfarbung bei frischen Tieren meist tiberall tief- schwarz. Hinterschenkel zuweilen groBtenteils oder ganz schwarz. 8. maculipes Wesmael 2. Glied der Fuhlergeifel 2,5—3mal so lang wie dick. Dunkle K6r- perfarbung auch bei frischem Material zuweilen stellenweise braunlich. Verdunkelung der Hinterschenkel meist weniger stark. Horizontaler und abschtssiger Abschnitt des Propodeums stehen im Profil gesehen in einem Winkel von 105°—120° aufeinander. Klauen aller Beine, auch der hinteren, mit langen unregelmaBigen, schwarzen Kammzahnen (Abb.11). Scutellum undeutlich, doch meist merklich quergerunzelt. FuhlergeiSel tberall ungefahr gleich dick (Abb. 17). (6. ambulans) Die Klauen der Vorder- und Mittelbeine, nicht jedoch der Hinter- beine, mit langen, schwarzen Kammzahnen. Microptere Form. Irland. 6a. ambulans ambulans Haliday Form mit wohlausgebildeten Flugeln (Abb. 4). GroBbritannien und europaischer Kontinent. 6b. ambulans macropterus ssp. n. Stirn deutlich gestrichelt; die Strichelung divergiert nach hinten ahnlich wie bei B. maculipes. Scutellum meist ziemlich grob quer- runzelig. FuhlergeiBel uberall etwa gleich dick, die distalen Glieder gestreckter (Abb. 19). 7. koenigsmanni sp. n. Stirn und Scutellum glatt. FuhlergeiBel zur Basis etwas dunner werdend, ihre distalen Glieder ktrzer (Abb. 24). 9. diversicornis (Nees) Fuhler mit 23—25 Gliedern. Vorderflugel (Abb. 33) 4,0—4,5 mm lang. 1. pallipes Haliday Fuhler mit 19 oder 20 Gliedern. Vorderflugel selten mehr als 3 mm lang. Fuhler mit 20 Gliedern. Hinterhtiften meist ganz hell Fuhler mit 19 Gliedern. Hinterhtften zumindest oben braunlich oder schwarzlich verdunkelt. Dunkle Korperfarbung (bei frischem Material) uberall schwarz. Ba- salader viel (ca. 1?/smal) langer als der 1. Abschnitt des Cubitus (Abb. 32). Occipitalleiste in der Mitte deutlich nach vorn eingebuch- 81 17 14 15 16 18 19 21 82 20 21 22 23 24 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens tet. Fiihler schlank (Abb. 20). Nur die Klauen der Vorderbeine mit schwarzen, langen Kammzahnen. 12. nitidus sp. n. Dunkle Korperfarbung meist stellenweise nicht ganz schwarz, son- dern dunkel braunlich. Basalader nur 1,2—1,4mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. Occipitalleiste ziemlich gerade. AuBer den Klauen der Vorderbeine zumindest auch die der Mittelbeine mit schwarzen Kammzahnen. Klauen aller Beine, auch der hinteren (Abb. 9), mit schwarzen Kammzahnen. Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Flugel et- was getrubt. Fuhler etwas gedrungener (Abb. 15). Horizontaler und abschtissiger Teil des Propodeums stehen, im Profil gesehen, in einem Winkel von ca. 115°—120° aufeinander. 5. pectinatus sp. n. Klauen der Hinterbeine ohne schwarze Kammzahne (Abb. 8). Hin- terschenkel ca. 6mal so lang wie breit. Fligel (Abb. 35) kaum ge- trubt. Fihler etwas schlanker (Abb. 14). Propodeum etwas gerun- det; im Profil gesehen treffen horizontaler und abschussiger Ab- schnitt in einem Winkel von ca. 130° aufeinander. 4. ruficornis (Nees) Discoidalzelle hoch, schlank, vorn spitz (Abb. 30). Korperoberflache allgemein etwas starker skulpturiert; Mesopleuren im Gebiet der Sternauli grob langsstrichelig gerunzelt, diese Runzelung erreicht nach vorn die Praepectus-Leiste. Stirnfurche schwach, glatt, nur vor dem mittleren Ocellus angedeutet. Schildchen nur wenig con- vex. 10. conformis Wesmael Discoidalzelle hoch, schlank, doch vorn etwas abgestutzt (Abb. 34). Skulptur der Korperoberflache schwacher, auch die Langsstriche- lung im Gebiet der Sternauli, die nach vorn hochstens in Auslau- fern bis zur Praepectus-Leiste reicht. Stirn mit glatter deutlicher Langsfurche. Schildchen ziemlich stark convex. 3. capeki sp. n. Flugel schmal, stummelformig, das Propodeum kaum Uberragend. Fuhler s. Abb. 90. Propodeum mit 2 kraftigen spitzen Zahnen. Boh- rer etwas langer als die Hintertibia. Hintertarsen viel (ca. 0,85mal) kurzer als die Hintertibia. (rufescens-Gruppe Pp. p.) : 34. rufescens Ruthe Flugel voll entwickelt. Parastigma grof, die Discoidalzelle vorn mehr oder weniger breit abgestutzt daran angrenzend. (ahnlich Abb. 54, 55, 56 oder 117) (humilis-Gruppe) Parastigma klein; die Discoidalzelle vorn spitz oder fast spitz (ahn- lich Abb. 57, 63, 66—70, 77—81) Propodeum gerundet, fein lederartig gerunzelt. Discoidalzelle im Vorderfligel vorn meist ziemlich schmal sitzend (Abb. 54). 25. modestus sp. n. Propodeum hinten jederseits mit einem stumpfen, kurzen, doch ziemlich kraftigen zapfenformigen Zahn, meist kraftiger gerunzelt. Discoidalzelle im Vorderfltigel vorn breit sitzend. 20 23 24 29 25 25 26 27 28 29 30 31 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Praescutellarfurche krenuliert, d. h. seitlich von dem Medianleist- chen befinden sich noch weitere wohl ausgebildete, wenn auch manchmal schwachere Langsleistchen. Bohrerscheiden kiirzer als die Hintertibia. Praescutellarfurche seitlich vom Medianleistchen glatt oder nur mit wenigen undeutlichen Runzeln. Bohrerscheiden ungefahr so lang wie die Hintertibia oder etwas langer. Fuhler sehr kurz und dick, meist das 3. oder 4. Geifelglied bereits so breit wie lang (Abb. 53). Hintertarsen merklich ktirzer als die Hintertibia. Bohrerscheiden etwa so lang wie der Hinterfemur. — Europa. 20. paganus Haliday Fuhler etwas schlanker (Abb. 50). Hintertarsen ungefahr so lang wie die Hintertibia. Bohrerscheiden etwas langer als der Hinterfe- mur. — Zentral-Asien. 21. radialis sp. n. Fuhler kurz und dick, die basalen Geifelglieder an der Spitze nicht gerundet; sie sind ebenso dick wie die apikalen (Abb. 48). Hinter- tarsen merklich kurzer als die Hintertibia. Stirnfurche glatt, tief. Kopf und Thorax oft rotlich, Hinterleib schwarz. 22. forticornis sp. n. Fuhler schlanker, oder die Geifel wird zur Basis zu etwas dtiinner. Hintertarsen ungefahr so lang wie die Hintertibia. Stirnfurche un- deutlich oder fehlend. Korper einfarbig dunkel. Erstes Hinterleibstergit sehr schmal und lang, parallelseitig, ca. 21/2mal so lang wie breit (Abb. 47). Fuhler (Abb. 52) merklich lan- ger als Kopf und Thorax zusammen. Erster Radiusabschnitt minde- stens so lang wie das Stigma breit ist (Abb. 56). 24. longipennis (Grav.) Erstes Hinterleibstergit meist hochstens doppelt so lang wie breit, nach hinten etwas verbreitert (Abb. 46). Fuhler (Abb. 51) nur wenig langer als Kopf und Thorax zusammen. Erster Radiusabschnitt meist etwas ktirzer als die Breite des Pterostigmas (Abb. 55). 23. humilis (Nees) . Discoideus und Subdiscoideus im Vorderfligel bilden eine ganz oder fast ganz gerade Linie (Abb. 63) (,,Nervus parallelus intersti- tial“ in der alteren Terminologie). Scutellum etwas gerunzelt. Pro- podeum ungezdhnt. Bohrerscheiden ungefahr so lang wie der Hin- terschenkel. (interstitialis-Gruppe) 27. interstitialis Ruthe Die durch Discoideus und Subdiscoideus gebildete Linie ist am ajuBeren Ende der 1. Brachialzelle deutlich gekrummt. Scutellum dicht und intensiv gerunzelt. Propodeum jederseits mit einem kurzen, dicken, stumpfen Zahn. Abdomen etwas kurzer als der Thorax. Legebohrer dtinn und lang, seine Scheiden etwa so lang wie die Vorderfliigel. (hastatus-Gruppe) 28. hastatus Haliday Scutellum oft gerandet oder am Rande oder der Spitze runzlig, auf der Oberflache jedoch glatt. Zweiter Abschnitt der Radialader schwach, doch ziemlich gleichma- 83 26 27 28 30 31 84 32 33 34 30 Big gebogen, den Vorderrand des Flugels schon vor dessen Spitze erreichend (Abb. 77—-81), nur bei B. leptostigma langer (cf. Abb. 122); der Metacarp tberragt die Spitze der Radialzelle nicht merklich. Bohrerscheiden hoéchstens so lang wie die Hinterschenkel. Scutellum schwach gerandet. Propodeum hinten meist mit schwa- chen dosolateralen Hockern. (exilis-Gruppe) Zweiter Radius-Abschnitt gerade oder doch nicht gleichmafiig gebo- gen, den Vorderrand meist erst in der Nahe der Flugelspitze errei- chend (Abb. 66, 67, 70). Wenn die Radialzelle kurzer ist (und der 1. Radiusabschnitt manchmal auch ziemlich gleichmaBig ge- krummt), so tberragt der Metacarp deutlich die Spitze der Radial- zelle (Abb. 68, 69). Bohrerscheiden lang, nur bei einer sehr seltenen Art etwas ktrzer als die Hintertibia. Propodeum mit deutlichen und ziemlich spitzen Zahnen. Erster Ab- schnitt des Radius dem Stigma in etwa 2/, der Lange entspringend, sein zweiter Abschnitt fast ganz gerade (Abb. 70). (rufescens-Gruppe p. p.) Propodeum ungezahnt, hochstens mit kleinen Hockern an der Stelle der Zahne. (errans-Gruppe) Kopf von vorn gesehen rundlich (Abb. 71). Clypeus ca. 5mal so breit wie hoch; Clypeal-Gruibchen ungefahr 1,5mal so weit voneinander entfernt als von den Augen. Antennen s. Abb. 91. Korperbau ge- drungener (Thorax ca. 1,6mal so lang wie hoch). 35. pappianus sp. n. Kopf von vorn gesehen fast viereckig (Abb. 72). Clypeus ca. 4mal so breit wie hoch; Clypeal-Grubchen ungefahr doppelt so weit vonein- ander entfernt als von den Augen. Antennen s. Abb. 82. Korperbau schlanker (Thorax ca. 1,9mal so lang wie hoch). 36. procerus sp. n. Metacarp bedeutend uber die Spitze der Radialzelle hinaus verlan- gert (Abb. 68 u. 69). Bohrerscheiden mindetens 1!/2mal so lang wie die Hintertibia. Metacarp nicht tiber die Radialzelle hinaus verlangert (Abb. 66 und 67). Bohrerscheiden héchstens 1!/smal so lang wie die Hintertibia. Erstes Glied der FuhlergeiBel 2,5—3mal so lang wie das vorletzte (Abb. 65). Clypeus sehr breit (Abb. 73). Clypeal-Grubchen ungefahr in derselben Héhe wie der Unterrand der Augen gelegen. Wangen- hohe kaum halb so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Propode- um ungezahnt. Vorderfltgel s. Abb. 68. 30. nigricornis sp. n. Erstes Glied der Fuhlergeifel knapp doppelt so lang wie das vor- letzte. Clypeus schmaler. Clypeal-Grubchen tiefer unten im Gesicht gelegen als der Unterrand der Augen. Wangenhohe reichlich so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Propodeum mit kurzen, stumpfen Zahnen oder Ecken. Vorderfltigel s. Abb. 69. 33. bovistae sp. n. Erstes Glied der Fuhlergeifel 2,5—3mal so lang wie das vorletzte (Abb. 61). Clypeus sehr breit (Abb. 74). Clypeal-Grtibchen in der Hohe des Unterrandes der Augen gelegen. Wangen mit feiner Fur- 38 32 33 34 30 36 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 37 38 40 41 42 che vom Augenrand zur Mandibelbasis, ihre Hohe geringer als die Breite der Mandibelbasis. Scutellum undeutlich gerandet. Vorder- flugel s. Abb. 67. Erstes Hinterleibstergit knapp doppelt so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden ca. 1!/smal so lang wie die Hintertibia. 29. errans (Nees) Erstes GeiBelglied etwa doppelt so lang wie das vorletzte (Abb. 62 und 64). Erstes Hinterleibstergit wenigstens 2!/2mal so lang wie breit. Clypeal-Grubchen nur wenig unterhalb der Hohe des Augenunter- randes gelegen, doppelt so weit voneinander wie von den Augen entfernt (Abb. 75). Wangen gefurcht, ihre Hohe entspricht etwa 3/4 der Breite der Mandibelbasis. Scutellum schwach gerandet. Erstes Hinterleibstergit fast 3mal so lang wie breit. Bohrerscheiden etwas kurzer als die Hintertibia. 31. hostilis sp. n. Clypeal-Grubchen tiefer stehend, etwa 1,7mal so weit voneinander entfernt wie von den Augen (Abb. 76). Wangen ganz glatt und un- gefurcht, ihre Hohe etwas grofer als die Breite der Mandibelbasis. Scutellum fast vollig ungerandet, stark konvex. Erstes Hinterleibs- tergit ca. 2'/2mal so lang wie breit. Bohrerscheiden ca. 1!/amal so lang wie die Hintertibia. 32. stelfoxi sp. n. Bohrerscheiden 1,5—2mal so lang wie das 1. Tergit; dieses meist nur ziemlich schwach gerunzelt. Bohrerscheiden hochstens 1,3mal so lang wie das 1. Tergit; dieses meist ziemlich dicht runzelig. Fihler sehr kurz und gedrungen, das erste GeiBelglied ca. 1,5mal so lang wie dick (Abb. 83). o7. maryi Hellén Fuhler schlanker, das erste GeiBelglied etwa 2,5—3mal so lang wie dick (Abb. 84). 38. instabilis Ruthe Propodeum hoch und kraftig, im Profil gesehen fast kubisch, der horizontale und der vertikale Abschnitt der Dorsalseite stehen in einem Winkel von 100°—110° aufeinander. FiihlergeiBel nicht oder kaum gegen die Basis zu verengt. Nur aus Zentral-Asien be- kannt. Propodeum flacher und mehr abgerundet, im Profil gesehen nicht kubisch erscheinend, der genannte Winkel viel stumpfer. Fuhler- geiBel meist, doch nicht immer, deutlich zur Basis hin verengt. Vor allem aus Europa bekannt. Pterostigma und Radialzelle schmal und lang (ahnlich Abb. 122). 42. leptostigma Ruthe Pterostigma und Radialzelle weniger schlank (Abb. 78—81). Fuhler schlank (Abb. 85), die GeifSel merklich zur Basis verengt, ihr 8. Glied langoval, fast doppelt so lang wie dick, das vorletzte Glied etwas langer als dick. 39. filicornis sp. n. Fuhler gedrungener gebaut (Abb. 86—88), die GeiBel meist, doch nicht immer (var. B und C) zur Basis verengt, ihr 8. Glied kurzoval, 85 37 39 40 43 41 42 86 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 43 ca. 1,5mal so lang wie dick, das vorletzte Glied meist nicht langer als dick. Formenreich. 41. exilis (Nees) Bei einer der exilis-Formen, der var. C, sind die Fuhler etwas langer als bei den iibrigen, was die Unterscheidung von filicornis erschweren kann. Die FuhlergeiBel ist aber bei der var. C kaum zur Basis verengt, ihre basalen Glieder sind nicht so gestreckt wie bei filicornis, und die distalen sind an ihren Enden weniger stark abgerundet und dadurch weniger stark voneinander abgesetzt. Fiihler ziemlich schlank, ahnlich filicornis (cf. Abb. 85), doch die GeiBel nicht zur Basis verengt. Nervulus verhaltnismafig wenig postfurkal; er entspringt deutlich proximal der Mitte des Hinter- randes der Discoidalzelle. 40. subquadratus Papp Fuhler kurz und kraftig (Abb. 89). Der Nervulus entspringt unge- fahr in der Hinterrandmitte der Discoidalzelle. 43. tobiae sp. n. BESTIMMUNGSSCHLUSSEL FUR DIE MANNCHEN!) Erster Abschnitt der Cubitalader erloschen; Discoidalzelle und 1. Cubitalzelle bilden daher zusammen eine einzige Zelle. 26. koenigi Fischer Discoidalzelle durch den 1. Cubitus-Abschnitt deutlich von der 1: Cubitalzelle getrennt. Propodeum ungezahnt, gerundet, glatt, deutlich areoliert, auf der Dorsalseite mit 5 Feldern (cf. Abb. 45). Fuhler mit 16 oder 17 Glie- dern. (gracilis-Gruppe) Wenn das Propodeum ungezahnt, glatt und areoliert ist, so ist seine Dorsalseite in 4 Felder eingeteilt, indem der Mittelkiel bis hinten ungeteilt bleibt. Die Occipitalleiste fehlt. Fuhler mit 17 Gliedern. Fuhler dunkel, ih- re Basis (meist die ersten 4 Glieder) gelblich weiB. Sternaulus eine kurze, krenulierte Furche. 18. gracilis sp. n. Occipitalleiste kraftig entwickelt. Fuhler mit 16 Gliedern. Fuhler- basis nicht kontrastierend hell gefarbt. Keine krenulierten Ster- nauli vorhanden. 19. fischeri sp. n. Scutellum scharf gerandet, der Rand meist, vor allem an der Spit- ze, ziemlich deutlich aufgebogen. Sternaulus schrag, fast stets (Aus- nahme: B. nitidus) nur flach eingedrtickt, in einer Zone feiner Langsstrichelung nur schlecht begrenzt. Fuhler mit 16—26 Glie- dern. (ruficornis-Gruppe) 1) Die Mannchen fast aller Blacus-Arten sind wesentlich schwieriger zu bestimmen als die Weibchen, zuweilen ist ihre Determination bisher unméglich geblieben. Auch ist bei einer Reihe von Species dieses Geschlecht noch unbekannt. Die folgende Tabelle kann deshalb nur Hinweise fiir eine Bestimmung geben, die durch Vergleich mit der Beschreibung, besser noch mit sicher bestimmtem Material, gepriift werden muB&. 10 IL 12 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Scutellum ungerandet oder weniger scharf gerandet, der Rand nicht aufgebogen. Mesopleuren im Gebiet der Sternauli meist k6r- nig gerunzelt, zuweilen etwas langsgerunzelt, nur selten mit deut- licher Langsstrichelung. Fuhler mit 17—23 Gliedern. Fiihler mit 16 Gliedern (Abb. 98). Discoidalzelle vorn spitz. Adern des Vorderfliigels verhaltnismafig dick (cf. Abb. 38). 17. strictus Stelfox Fiihler mit 20 oder mehr (héchstens ausnahmsweise mit nur 19) Gliedern. Scutellum kraftig gerunzelt. Zahne des Propodeums als Héckerchen angedeutet. 1. Hinterleibstergit stark nach hinten verbreitert. Fuh- ler mit 21 Gliedern (Abb. 99). 15. robustus sp. n. Oberflache des Scutellums glatt oder undeutlich gerunzelt. Fihler mit 22—26 Gliedern. Fuhler mit 20 oder 21 (ausnahmsweise 22) Gliedern. Fuhler mit 25—26 Gliedern. Vorderfligel 4—5 mm lang. Discoidal- zelle vorn abgestutzt, breit am vergroBerten Parastigma ansetzend. 1. pallipes Haliday Fuhler mit 22—23 Gliedern. Vorderfligel 2—3 mm lang. Discoidal- zelle vorn spitz; Parastigma nicht vergrofert. Thorax ganz schwarz. Mesopleuren in der Umgebung der kurzen, krenulierten, ziemlich scharf begrenzten Sternauli glatt. Propode- um gerundet, ungezahnt. 12. nitidus sp. n. Thorax z. T. rdtlich. Mesopleuren in der Umgebung der Sternauli mit einigen langsstricheligen Runzeln. Propodeum hinten seitlich mit je einem héckerartigen, schwachen, doch erkennbaren Zahn. Fuhler s. Abb. 92, Vorderfltiigel s. Abb. 110. 13. varius sp. n. Fuhler mit 21 Gliedern. Fihler mit 20 Gliedern. Fliigel ziemlich breit; Discoidalzelle ver- haltnismaBig schmal (Abb. 108 und 112). Hinterhuften zumindest oben dunkel. Hinterschenkel ganz, Hinterhtiften ganz oder fast ganz hell. Discoi- dalzelle vorn abgestutzt, breit dem vergroBerten Parastigma ansit- zend. Hinterschenkel mit unscharf begrenztem, braunem oder schwar- zem, subapikalen Band oder Fleck. Hinterhuften oben mehr oder weniger stark verdunkelt. Erstes Hinterleibstergit sehr lang und schmal, hinten nicht oder nur sehr wenig verbreitert (Abb. 103). Scutellum mit zwar weniger stark als beim Weibchen, doch gleichwohl deutlich aufgebogenem Rand, der an der abgestutzten Schildchenspitze fast transparent er- scheint. Discoidalzelle ziemlich schmal (Abb. 107). Fiihler s. Abb. 93. 2. tripudians Haliday Erstes Tergit meist starker nach hinten verbreitert. Rand des Scu- tellums nicht so deutlich hochgebogen und nicht transparent. Dis- coidalzelle breiter. ae 18 foe) 11 IT 12 14 13 88 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 13?) Oberflache des Scutellums vorn stark konvex, sein Rand hinten 14 15 oft etwas spitzig aufgebogen. Vorderflugel s. Abb. 113. Erstes Glied der FiihlergeiBel ca. 2,4mal so lang wie das 17., das letztere wenig mehr als doppelt so lang wie dick (Abb. 96). Erstes Hinterleibstergit an der Basis am schmalsten (Abb. 105). 4. ruficornis (Nees) Oberflache des Scutellums ziemlich flach, sein Rand an der Spitze kaum hoher als an den Seiten. Vorderflugel etwas breiter (Abb. 111). Erstes Glied der Fuhlergeifiel doppelt so lang wie das 17., das letztere ca. 3mal so lang wie dick (Abb. 101). Erstes Tergit hinter den Spirakeln am schmalsten (Abb. 106). D. pectinatus sp. n. Discoidalzelle vorn spitz oder nur schmal abgestutzt. Discoidalzelle vorn breit abgestutzt an das vergroBerte Parastigma angrenzend. Radialzelle lang und schmal, der 2. Radius-Abschnitt ziemlich gera- de. Discoidalzelle vorn spitz oder fast spitz (Abb. 109). Fthler s. Abb. 100. | 9. diversicornis (Nees) Radialzelle kurzer, der 2. Radius-Abschnitt etwas gebogen. Discoi- dalzelle vorn schmal abgestutzt. Kommt nurinIrland vor. _ 6a. ambulans ambulans Haliday 16") Vorderfligel 2,5—3,0 mm, meist 2,7—2,8 mm lang (Abb. 114). 17 19 Fuhler meist ganz dunkel; sind die basalen Geifelglieder gelb, dann meist auch ihr distaler Rand. Scutellum meist glatt. Stigma und Parastigma fast stets groBtenteils dunkel. Erstes Glied der FuhlergeiBel ca. doppelt so lang wie das 17. (Abb. 94). 8. maculipes Wesmael Vorderfltiigel 2,2—2,7 mm lang (Abb. 5). Basale Glieder der Fuhler- geissel meist gelb, ihr distaler Rand dunkel gesaumt. Scutellum meist undeutlich gerunzelt. Stigma und Parastigma fast stets hell. 1. GeiBelglied ca. 21/4—2'/smal so lang wie das 17. (Abb. 97). 6b. ambulans macropterus ssp. n. Discoidalzelle vorn spitz (Abb. 108). Mesopleuren ziemlich grob runzelig-gestrichelt. Oberflache des Schildchens ziemlich eben. Ftuh- ler s. Abb. 102. 10. conformis Wesmael Discoidalzelle vorn breit abgestutzt (Abb. 112). Mesopleuren fein gerunzelt, ziemlich glatt. Schildchen-Oberflache stark konvex. Fuh- ler s. Abb. 95, 1. Tergit s. Abb. 104. 3. capeki sp. n. Parastigma gro, die Discoidalzelle vorn mehr oder weniger breit daran angrenzend. (humilis-Gruppe) Parastigma nicht vergroBert, die Discoidalzelle vorn spitz oder fast spitz. Praescutellarfurche krenuliert, d. h. seitlich von dem Medianleist- 15 16 19 23 *) Die unter 13 und 16 angefiihrten Unterschiede sind sehr subtil, und die beschrie- benen Merkmale bis zu einem gewissen Grad variabel. Es gibt Exemplare, die bisher nicht sicher bestimmt werden kénnen. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 20 Dil 22 23 24 29 B. forticornis, auf dem die Angaben fufBen, wirklich zu dieser Art gehort (sh. dort). chen befinden sich noch weitere wohlausgebildete, wenn auch manchmal schwachere Langsleistchen. Praescutellarfurche seitlich vom Medianleistchen glatt oder mit we- nigen undeutlichen Runzeln. Vorderflugel (Abb. 117) 3,0—3,8 mm lang. Scutellum meist hinten breit abgestutzt, trapezformig, die glatte Flache nicht so lang wie sie vorn breit ist. Mesoscutum und Gesicht oft ziemlich dicht und lang hell behaart. — Europa. 20. paganus Haliday Vorderflugel 2,6—3,2 mm lang. Scutellum meist hinten abgerundet, seine glatte Flache ungefahr so lang wie sie vorn breit ist. Mesoscu- tum und Gesicht schwacher behaart. — Zentral-Asien. 21. radialis sp. n. Erstes Hinterleibstergit sehr schmal, etwa 2!/2mal so lang wie breit, hinten nicht verbreitert. Erstes Glied der FiihlergeiBel mehr als 3mal so lang wie dick, meist gelblich, wenigstens an seiner Basis. 24. longipennis (Grav.) Erstes Hinterleibstergit wenig, aber meist doch deutlich nach hin- ten verbreitert, etwa doppelt so lang wie hinten breit. Erstes Gei®el- glied hochstens 3mal so lang wie dick, meist ganz dunkel. 3) Scutellum breit, flach gewolbt, hinten breit abgestutzt, seine glat- te Flache nicht so lang wie sie vorn breit ist. 22. forticornis sp. n. Scutellum langlich dreieckig, hinten schmaler abgerundet, starker konvex, seine glatte Flache meist langer als sie vorn breit ist. 23. humilis (Nees) Fuhler mit 17 Gliedern. Discoideus und Subdiscoideus bilden eine gerade oder fast gerade Linie (cf. Abb. 63). 27. interstitialis Ruthe Fihler mit 18—23 Gliedern. Die durch Discoideus und Subdiscoideus gebildete Linie ist am aufferen Ende der 1. Brachialzelle deutlich gekrummt. Scutellum deutlich gerunzelt. Abdomen klein und schmachtig, kur- zer und viel schmaler als der Thorax. 28. hastatus Haliday Scutellum oft gerandet oder am Rande oder an der Spitze runzlig, auf der Oberflache jedoch glatt. Abdomen nicht ganz so klein. Zweiter Abschnitt der Radialader schwach, doch ziemlich gleichma- Big gebogen, den Vorderrand schon vor der Flugelspitze erreichend; der Metacarp tiberragt die Spitze der Radialzelle nicht merklich (ahnlich den Abb. 77—81, 121 und 122). Scutellum schwach geran- det. (eaxilis-Gruppe) 89 20 21 22. 24 29 Die Mannchen dieser Arten-Gruppe sind im allgemeinen unbestimmbar. Lediglich einige Exemplare von B. instabilis und B. exilis var A. konnten determiniert wer- den. Die dabei verwendeten Merkmale werden bei der Beschreibung dieser Arten * erwahnt. 3) Die Bedeutung der in Couplet 22 angegebenen Merkmale ist fragwtrdig. Sie wer- den nur versuchsweise mitgeteilt. Wahrscheinlich liegen sie innerhalb der Variations- breite von B. humilis. Zudem ist es nicht tiber jeden Zweifel erhaben, ob das ¢ von 90 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 26 27 28 eo | S | ol Zweiter Abschnitt der Radialader meist gerade oder doch nicht gleichmafig gebogen, die Flugelspitze oft fast erreichend (ahnlich den Abb. 66, 67 oder 70). Wenn die Radialzelle ktirzer ist, so tiber- ragt der Metacarp deutlich ihre Spitze (cf. Abb. 68 und 69). Kopulations-Apparat auffallend groB (Abb. 120). Fuhler mit 21 bis 23 Gliedern. Propodeum ohne Zahne, doch mit kleinen Hockerchen an ihrer Stelle. (rufescens-Gruppe) Kopulations-Apparat nicht ganz so groB. Fuhler mit 18—21 Glie- dern. Propodeum meist ganz ungezahnt (Ausnahme B. bovistae mit verlangertem Metacarp). (errans-Gruppe) Clypeus ca.3,5mal so breit wie lang. Erstes GeiBelglied mehr als 4mal so lang wie dick. Fluigel und Beine ahnlich wie bei pappianus. 36. procerus sp. Nn. Clypeus ca. 2,2—2,5mal so breit wie lang. Erstes GeifBelglied pane a2 3mal so lang wie dick. Fuhler mit 21—23, meist 22 Gliedern. Die Radialader entspringt wenig distal von der Stigmamitte (Abb. 118). Discoidalzelle vorn schmal sitzend. Hintertarsen etwas kurzer (0,95) als die Hinterti- bien. 34. rufescens Ruthe Fuhler mit 21 Gliedern (Abb. 115). Die Radialader entspringt aus dem Stigma ungefahr in seinem distalen Drittel (Abb. 119). Discoi- dalzelle vorn on spitz. Hintertarsen so lang wie die Hintertibien. 350. pappianus sp. Nn. Metacarp bedeutend tiber die Spitze der Radialzelle ninaus verlan- gert (cf. Abb. 68 und 69). Metacarp nicht uber die Spitze der Radialzelle hinaus Senger Fuhler mit 18, seltener mit 19 Gliedern. Propodeum gerundet, un- gezahnt. Wangenhohe weniger als die halbe Breite der Mandibel- basis. 30. nigricornis sp. n. Fuhler mit 21 Gliedern. Propodeum mit schwachen, héckerartigen Zahnen. Wangenhohe etwas geringer als die Breite der Mandibel- basis. 30. bovistae sp. n. Fuhler mit 18, meist 19 oder sehr selten 20 Gliedern. Clypeal-Grtib- chen etwa in der Héhe des Augenunterrandes gelegen. Schlafen nach unten verengt. Scutellum schwach gerandet. Erstes Hinter- leibstergit etwa doppelt so lang wie hinten breit. 29. errans (Nees) - Fuhler mit 20 oder 21 Gliedern. Clypeal-Grtibchen unterhalb des Niveaus des Unterrandes der Augen gelegen. Schlafen tiberall etwa gleich breit. Scutellum fast vollig ungerandet. Erstes Hinterleibs- tergit ungefahr 3mal so lang wie breit. 32. stelfoxi sp. n. 26 27 29 28 30 ol Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens QO] RUFICORNIS-GRUPPE Vorderfitigel, wenn wohlausgebildet, 1,8—5,0 mm lang; bei einigen Arten kommen auch microptere Formen vor. Fuhler der Weibchen mit 15—25, die der Mannchen mit 16—26 Gliedern. Wange mit einer Furche vom Auge zur Mandibelbasis, die aber bei einigen Arten sehr undeutlich ist und ge- legentlich auch fehlen kann. Stirn meist mit Langsfurche, glatt oder, bei anderen Species, feinstrichelig gerunzelt. — Praescutellarfurche mit Me- dianleistchen. Scutellum an den Seiten und an der Spitze scharf gerandet; der Rand ist mehr oder weniger stark nach oben aufgebogen, bei manchen Arten an der Spitze besonders hoch, lamellen- oder zahnartig. Mesopleuren nur bei B. nitidus ganz glatt, mit kurzen, krenulierten Sternauli, sonst zu- mindest in der Umgebung der letzteren langsstreifig gerunzelt. Die Ster- nauli sind in dieser gestrichelten Zone meist nur flach eingedruckt. Propo- deum gerundet, kubisch oder mit Zahnen. — Bei den Weibchen tragen zu- mindest die Klauen der Vorderbeine ungleich lange, schwarze Kammzahne, von denen wenigstens der langste die helle Klaue weit tiberragt (Abb. 7). Bei den meisten Arten sind auch die Klauen der Mittelbeine vergleichbar stark modifiziert, doch nur bei wenigen — etwas abgeschwacht (Abb. 9 und 11) — auch die der Hinterbeine. Gewohnlich ist an den Hinterklauen die Kammung nur noch rudimentar vorhanden (Abb. 8 und 12). An den Klauen der Mannchen sind nur solche Spuren einer Kammung zu finden. Dies Merkmal, das sicherste, um die Vertreter der ruficornis-Gruppe als solche zu erkennen, ist bei getrocknetem Material — vor allem, wenn es nicht ganz sauber ist — oft nur schwer zu erkennen. Manchmal ist es dabei hilfreich zu wissen, da die wohlausgebildeten Kammzahne, im Gegensatz zu den ande- ren, tiefschwarz gefarbt sind. Auch ist die Sohle des 5. Tarsengliedes bei stark gekd’mmten Klauen neben der gewohnlichen Behaarung mit starken Borsten besetzt (Abb. 7 und 11), die sonst gew6hnlich fehlen. — Nervellus im Hinterfliigel etwa in der Mitte der Mediella oder etwas proximal davon. — Hinterleib ungefahr so lang wie der Thorax oder wie Kopf und Thorax zusammen, hinten etwas komprimiert (auBer bei B. strictus). Erstes Tergit meist mehr oder weniger langsrunzelig. Bohrer stets kiirzer als das Abdo- men, schwach nach unten gebogen, bei B. strictus sehr kurz und ein klein wenig aufwarts gekriimmt. Auffallend ist bei vielen Arten der Gruppe der starke Geschlechtsdimorphismus. Er driickt sich — auBer durch schlanke- ren Bau und feinere Skulptur beim Maénnchen — vor allem im Bau der Fiihler und im Fliigelgedder aus. Man vergleiche hierzu etwa die Fuhler und Fliigel beider Geschlechter von B. ruficornis (Abb. 14, 35, 96 und 113), B. maculipes (Abb. 18, 36, 94 und 114) oder ahnlichen Arten. Bei anderen Species weicht das Fliigelgeider der beiden Geschlechter nur wenig von- einander ab. Der Dimorphismus im Bau der Antennen kann bei diesen noch sehr bedeutend sein, wie z. B. bei B. varius (Abb. 25 und 92), doch ist er manchmal, wie bei B. strictus (Abb. 21 und 98) auch nur gering. Bei diesen Species fehlt vor allem beim Mannchen die riesige Entwicklung des Para- 92 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens stigmas mit seinem groBen hinteren Feld mit Sinnesporen, wie sie fur die zuerst genannten Arten charakteristisch ist. : Wirtsangaben liegen ftir die Arten der ruficornis-Gruppe nur sparlich vor, und die Exaktheit der vorhandenen ist nicht immer uber jeden Zwei- fel erhaben. Dies ist vor allem deshalb erstaunlich, weil mit B. ruficornis und B. maculipes zwei der haufigsten Braconiden uberhaupt dieser Gruppe angeh6ren. Die meisten der Wirtsangaben in der Literatur weisen auf Cur- culionidae hin, doch diirfte es wahrscheinlicher sein, dafi zumindest bei B. ruficornis selbst Staphyliniden die Wirte sind. Nahere Angaben hierzu fol- gen bei der genannten Species. 1. Blacus pallipes Haliday (Abb. 33) Blacus (Ganychorus) pallipes Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 41; 9, ¢. Blacus tuberculatus Wesmael, 1835, Nouv. Mém. Acad. Brux. 9: 98; 9, @. Weibchen: Vorderfligel 4—4,5 mm lang. Antennen von etwa gleicher Lange, mit meist 24 (bei 80 Exemplaren), seltener mit 25 (16) oder 23 (5) Gliedern. Die GeiBelglieder sind erst ungefahr vom 13. an auch an ihrem distalen Ende abgerundet verschméalert; das erste ist ungefahr 4mal so lang wie das vorletzte, welches ca. 1,3mal so lang wie dick ist. Wangenhohe et- was groBer als die Breite der Mandibelbasis. Stirn glatt, mit glatter Mittel- langsfurche. Kopf schon bald hinter den Augen rundlich verschmalert, Schlafenbreite jedoch gro, etwas geringer als der groBe Augendurchmes- ser. — Scutellum langlich dreieckig, glatt, konvex, seitlich stark gerandet, der Rand an der abgestutzten Spitze hoch, fast schaufelformig aufgebogen. Beim Propodeum horizontaler und abschtssiger Teil in einem Winkel von ca. 130°; die vorderen Lateralleisten gehen gerundet in die Querleiste tiber und umschlieBen zusammen ein vorderes, etwa halbkreisf6rmiges, fast glattes Feld, das durch den Mittelkiel geteilt ist. Ubriges Propodeum und Metapleuren deutlich gerunzelt. — Beine schlank: Hinterfemur 7—8mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit langen schwarzen Kammzahnen. — Basalader im Vorderfltigel (Abb. 33) ungefahr 1,5mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. — Abdomen etwas langer als der Tho- rax. Erstes Tergit langsrunzlg, stark (auf etwa das Doppelte) nach hinten verbreitert, ca. 1,5mal so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden kaum so lang wie das 1. Tergit. Schwarz, z. T. schwarz- oder dunkelbraun (vor allem an Teilen des Tho- rax und in der Hinterleibsmitte); FuhlergeiBel von der Basis aus mehr oder weniger weit gelblich oder rotlich, an der Spitze schwarz; Beine ein- schheBlich der Huiften gelb; Fliigel fast hyalin, Stigma gelbbraun, zuweilen dunkler gerandet. Mannchen: Vorderfligel 4—5 mm lang. Antennen von etwa gleicher Lan- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 93 ge, mit 25 (81), zuweilen mit 26 (12), sehr selten mit 24 (1) Gliedern. Die Gei®el wird zur Spitze zu allmahlich ein wenig dtinner. Die Langen des 1., 2. und vorletzten GeiBelgliedes verhalten sich etwa wie 3,5:2,5:1 zueinan- der; das vorletzte Glied ist 1,5—2mal so lang wie dick. Schlafen etwa so breit wie der kleine Augendurchmesser. — Propodeum flach gerundet. — Hinterschenkel 8—9mal so lang wie breit. — Basalader im Vorderfltigel 1,3—1,5mal so lang wie der erste Cubitus-Abschnitt. Parastigma stark ver- groBert und die Discoidalzelle vorn breit abgestutzt. — Erstes Hinterleibs- tergit schlanker als beim Weibchen und weniger stark nach hinten verbrei- tert, ungefahr doppelt so lang wie hinten breit, kraftig langsgerunzelt, sei- ne Spirakeln in ca. '/s der Lange kleine, doch meist deutliche Tuberkeln bil- dend. — Fuhlergeifel meist ganz dunkel. Von B. pallipes konnten keine Typen und auch kein Material aus der Sammlung Stelfox untersucht werden. Die Beschreibung Halidays erlaubt jedoch bei dieser leicht kenntlichen Art auch allein eine sichere Bestim- mung. Von B. tuberculatus wurden 1 9 und 40'C' aus der Sammlung Wes- — mael studiert und das Q als Lectotypus festgelegt. Es tragt u. a. folgende Etiketten: ,,1810“ — ,,O’ Blacus 9 tuberculatus mihi dét. C. Wesmael“. — »k. I. Se. N. B. I. G. 3.317“. Von den 4 Mannchen sind zwei als ,,var.“ be- zeichnet; sie sind nicht spezifisch von den anderen verschieden. Im tbrigen wurden 15599 und 870'C (in allenSammlungen) untersucht. Zahlreiche Funde liegen vor aus England, Danemark, Finnland, Deutsch- land, der Schweiz, Osterreich, Ungarn und der Tschechoslowakei. Weitere Fundorte sind: Schweden (Schonen, Smaland; Oland; Angermann-Land); Frankreich (Morlaix, Finistére); USSR (Cernaja Lachta b. Leningrad; Daudsewas in Lettland) und Italien (Gampenjoch b. Meran, 1550 m; Kart- haus im Schnalstal, Siidtirol, 1200 m; Campi bei Riva am Gardasee, 1400 m). Die Art ist weit verbreitet, doch nur maBig haufig, und kommt in Mittel- europa wohl tiberall vor. Soweit bekannt wurden die Tiere in Waldern, an Waldrandern und in lichten Geholzen gefangen, und zwar sowohl in feuch- ten wie auch in ziemlich trockenen Biotopen. In den Alpen gehoren die héchstgelegenen Fundorte der oberen montanen Stufe an; sie liegen im zentralalpinen Larchen-Fichten-Wald, im Fichtenbergwald der Kalkalpen und im montanen Buchen-Buschwald der Stidalpen. — Wirte sind nicht be- kannt. — Die meisten Funddaten liegen ziemlich gleichmaBig verteilt zwi- schen Mitte Juni und Anfang Oktober, wobei im September vorwiegend, im Oktober nur noch Weibchen gefangen wurden. Das haufige Vorkommen verhaltnismaBig spat im Herbst und ein Fangdatum im April (1913, Buda- kesz in Ungarn) weisen darauf hin, daB die Weibchen von B. pallipes viel- leicht wie die einiger verwandter Arten als Imagines uberwintern. B. pallipes ist die gré8te Art der Gattung. Sie ist vor allem an der Zahl der Fiihlerglieder leicht kenntlich. Das stark gerandete Schildchen und das Fligelgedder bieten weitere gute Hinweise fur die Bestimmung. 94 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 2. Blacus tripudians Haliday (Abb. 1, 31, 93, 103 und 107) Blacus (Ganychorus) tripudians Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 41; 9, @. Weibchen: Vorderfitigel 2,9—3,3 mm lang. Fuhler etwas (0,8—0,9) kur- zer, fast stets mit 19 (41), nur ausnahmsweise mit 20 (1) Gliedern. Fuhler- geiBel ahnlich der von B. capeki gebaut (cf. Abb. 13), zur Basis ein klein wenig diinner werdend, ihr erstes Glied ca. 3mal so lang wie das vorletzte, die Glieder ungefahr vom 11. oder 12. an auch distal verschmalert. Wan- genhche etwa das Doppelte der Breite der Mandibelbasis. Gesicht schwach runzlig, glanzend. Stirnfurche vor dem mittleren Ocellus kurz eingedrutckt. Kopf hinter den Augen stark gerundet verschmalert. Schlafenbreite groBer als der kleine, doch geringer als der grof{e Augendurchmesser. — Scutel- lum langlich dreieckig, glatt mit einigen undeutlichen Runzeln, wenig kon- vex, Seitlich sehr scharf und hoch gerandet, der Rand an der abgerundeten Spitze loffelartig hochgebogen. Sternauli ziemlich kraftig langsrunzlig. Pro- podeum gerunzelt, die Areolierung gleichwohl meist erkennbar; horizonta- ler und vertikaler Abschnitt in einem Winkel von ungefahr 110°. — Hin- terschenkel ca. 7mal so lang wie breit. Klauen an Vorder- und Mittelbeinen mit schwarzen Kammzahnen. — Basalader im Vorderflligel (Abb. 31) ge- kriimmt, etwa 11/smal so lang wie der erste Cubitus-Abschnitt. Discoidal- zelle sehr schmal. — Abdomen etwas langer als der Thorax. Erstes Tergit fast parallelseitig, im Querschnitt stark konvex, seitlich nur schwach ge- randet, ziemlich dicht und nur mafsig fein, doch etwas verwaschen gerun- zelt, ca. 2,5mal so lang wie hinten breit, ahnlich dem des Mannchens (cf. Abb. 103). Bohrer nur wenig gekrimmt (Abb. 1), seine Scheiden diinn, et- was langer als das 1. Tergit. Braun, stellenweise auch schwarz; FuhlergeiBel mit Ausnahme der Spit- ze gelb; Palpen und Beine (mit EinschluB8 der Huften, doch mit Ausnahme der Klauenglieder) blaBgelb; Flugel hyalin, Pterostigma gelblich. Mannchen: Vorderflugel 2,7—3,3 mm lang. Fuhler von fast gleicher Lan- ge, mit 21 (20), selten mit nur 20 (2) Gliedern (Abb. 93). Schlafenbreite nur ca. °/4 des kleinen Augendurchmessers. Propodeum flach gerundet, Hinter- schenkel 8—9mal so lang wie breit. Discoidalzelle im Vorderfltigel (Abb. 107) vorn breit auf dem vergroBerten Parastigma ansitzend, schmaler als bei ruficornis. Erstes Hinterleibstergit (Abb. 103) 2,5—3mal so lang wie hinten breit, ahnlich skulpturiert wie beim Weibchen. — Fihler meist fast ganz dunkel. Untersucht wurden 94 994) und 570°C. VerhaltnismaBig zahlreiche Fun- 4) Hines der 99 (Kilkea Park, Co. Kildare, Irland, A. W. Stelfox, 27. 8. 33, im Briti- schen Museum) ist im Dez. 1937 von Stelfox und Nixon mit dem im R. Scott Museum befindlichen Typus verglichen worden. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 95 de liegen vor aus Irland (Counties Carlow, Down, Kildare, Meath und Wicklow), England®) (Counties Berks., Bucks., Devon, Hants., Herts., Kent, Oxford, Somerset, Surrey; nordlich bis Whitby in Yorkshire) und Da- nemark. In den folgenden Landern scheint die Art seltener zu sein: Schwe- den (Dalby, Fjellfota See und Kivik in Schonen); Deutschland (Misdroy auf Wollin; Mecklenburg; Finkenkrug bei Berlin; Witzenhausen in Nord-Hes- sen); Frankreich (Annecy); Schweiz (Genf); Osterreich (Purkersdorf bei Wien; Neusiedl); Tschechoslowakei (Lednice); Jugoslawien (Plitvice in Kroatien); Ungarn (Kiskunhalas; Tata) und Rumanien (Borosjeno). Dies Material befindet sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Genf, Kopenhagen, London, Wien, Capek, Haeselbarth, Kénig und Stelfox. Wirte dieser Art sind nicht bekannt, und auch 6kologische Daten fehlen fast ganz. Es scheint, dai sie feuchte Biotope vorzieht. In Gebirgen scheint sie zu fehlen, in Regionen mit atlantischem Klima dagegen recht haufig zu sein. Das Schwarm-Verhalten der Mannchen wurde bereits von Haliday be- schrieben; mir lagen keine beim Schwaérmen gefangene Exemplare vor. — Die Fangdaten liegen zwischen Juni und Oktober. Im Juni und (in geringe- rem Grade) im Juli tberwiegen die Mannchen, im August und September die Weibchen, die im Oktober nur allein noch vorkommen. Es handelt sich also ziemlich sicher um eine Generation im Jahr. Durch das Fliigelgedder, Form und Skulptur von 1. Tergit und Scutellum u. a. ist B. tripudians gut charakterisiert. 3. Blacus capeki sp. n. (Abb. 13, 34, 95, 104 und 112) Weibchen: Vorderfliigel 2,4—2,8 mm lang. Antennen (Abb. 13) etwa 3/1 so lang, mit 19 Gliedern (unter 45 Exemplaren war keines mit abweichender Zahl und nur eines, bei dem das letzte GeiBelglied nochmals unvollkom- men durchteilt war). FihlergeiBel zur Basis ein wenig dinner werdend, ih- re Glieder etwa vom 8.—10. an distal gerundet verengt. Wangen etwas ho- her als die Breite der Mandibelbasis. Gesicht nur wenig gerunzelt. Stirn glatt, mit deutlicher glatter Langsfurche. Kopf nicht sogleich hinter den Augen gerundet verschmalert. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig mit gerundeter Spitze, glatt, merklich konvex, seitlich und vor allem an der Spitze hoch gerandet, der Rand jedoch nicht lamellenartig aufgebogen wie bei B. tripudians oder B. armatulus. Sternauli als Streifen von Langsrunzeln ausgebildet; diese erreichen vorn héchstens in Auslaufern die Praepectusleiste. Propodeum nicht sehr kraftig gerunzelt, areoliert, die vorderen Felder oft fast glatt; ho- rizontaler und abschiissiger Teil in einem Winkel von ca. 120° zueinander. 5) 299 und 24 4 aus der Coll. Lyle zeigen, dai Lyle (1925) die vorliegende Art irr- tumilich als B. diversicornis Nees bezeichnete. 96 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens — Hinterfemur 7—8mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittel- beine mit schwarzen Kammzahnen. — Vorderfligel (Abb. 34) sehr ahnlich B. tripudians. Basalader nur wenig gebogen. Der Radius entspringt der Mitte des Stigmas oder etwas proximal davon. Abdomen etwas langer als der Thorax. Erstes Tergit deutlich und gleichmafig nach hinten verbreitert, hinten 2mal so breit wie vorn an der schmalsten Stelle und fast doppelt so lang wie hinten breit; ziemlich dicht und fein gerunzelt. Bohrerscheiden et- was langer als das 1. Tergit. Schwarz; Hinterleib vom 2. Tergit an braun; basale Halfte der Antennen und die Beine rotlichgelb, bei den letzteren sind Teile der Hinterhuften und die Klauenglieder dunkel; Tegulae und Pterostigma gelbbraun. Mannchen: Vorderfitigel 2,7—3,2 mm lang. Antennen (Abb. 95) merklich (0,80—-0,85) kiirzer, fur ein O' verhaltnismafig kurz, mit 20 (17), selten mit 19 (1) Gliedern. Schlafenbreite etwas geringer als der kleine Augendurch- messer. Schildchen glatt, ziemlich stark konvex, etwa gleichseitig dreieckig mit abgerundeter Spitze, scharf gerandet. Sternaulus nur als kleine langs- runzelige Mulde eingedrtickt, die Mesopleuren sonst im wesentlichen glatt. Hinterschenkel ca. 7mal so lang wie breit. Im Vorderfligel (Abb. 112) stoBt die Discoidalzelle breit an das vergroBerte Parastigma, doch ist sie schmaler als bei B. ruficornis. Erstes Abdominaltergit (Abb. 104) nach hinten merk- lich erweitert, hinten 1,6—1,7mal so breit wie vorn, fast doppelt so lang wie hinten breit, langsrunzelig. — Farbung ahnlich wie beim Weibchen, nur sind die Fiihler ganz oder fast ganz dunkel und die Tarsen oft braunlich. Holotypus: 9, Drienova, 9. 1X. 1956, M. Capek (Capek). Paratypen: 48 99 und 210'O' aus der Tschechoslowakei (wie Holotypus; Poévradlo; Sitno); Osterreich (zahlreiche Fundorte in der Umgebung von Wien und in Nieder-Osterreich); Jugoslawien (bei Postojne, Slowenien, auf Lichtungen im Mischwald und auf einem bewaldeten Htigel nordwestlich der Stadt); und Ungarn (Budapest; Vértes-Gebirge; Tatatovaros); und Ru- manien (Bagau); in den Sammlungen Budapest, London, Wien, Capek und Haeselbarth. Die Wirte von B. capeki sind unbekannt; auch genauere okologische An- gaben hegen nicht vor. Die Fangdaten liegen zwischen dem 24. Mai (Schwe- chat bei Wien) und dem 15. September (Vértes-Gebirge). Viele Merkmale sind, vor allem beim Weibchen, ahnlich wie bei B. con- formis ausgebildet. Wegen des vergroBerten Parastigmas im Vorderflugel des Mannchens und der demzufolge vorn breit abgestutzten Discoidalzelle scheint jedoch B. capeki noch naher mit B. tripudians als mit B. conformis verwandt zu sein. Die Art ist meinem Freunde Herrn Dr. Miroslav Capek in Banska Stiavnica (Slowakei) gewidmet, dem Sammler des Holotypus und Erforscher der Larval-Systematik der Braconiden. Sie ist im dstlichen Mit- teleuropa und in Stidosteuropa verbreitet und stellenweise, wie in der Um- gebung Wiens, anscheinend nicht selten. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 97 4. Blacus ruficornis (Nees) (Abb. 3, 7, 8, 14, 35, 96, 105 und 113) Bracon ruficornis Nees von Esenbeck, (1811) 1812, Mag. Ges. nat. Fr. Berl. 5: 18; 9, 4, fig. (?) Blacus dentatus Hellén, 1958, Fauna Fennica 4: 21; 9. Syn. nov. Weibchen: Vorderflugel 2,5—2,7 mm lang. Antennen (Abb. 14) ungefahr ebenso lang, mit 20 Gliedern (Ausnahmen sind sehr selten). Fuhlergeif®el zur Spitze nicht merklich verdickt, ihre Glieder ungefahr vom 10. an apikal abgerundet. Wangen etwas hoher als die Breite der Mandibelbasis. Gesicht nur schwach kornig oder querstreifig runzlig. Stirnfurche meist ziemlich tief, die Stirn in ihrer Umgebung vorn zuweilen mit schwacher Striche- lung, die meist weniger stark nach hinten divergiert als bei B. maculipes. Kopf hinter den Augen rundlich verschmalert. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig mit ellip- tisch zugerundeter Spitze, auf der Flache konvex, ziemlich glatt, meist mit undeutlichen Querrunzeln, die Randung scharf, an der Spitze deutlich auf- gebogen. Mesopleuren zum groten Teil langsstreifig gerunzelt, am stark- sten im Bereich der schwach eingedrtckten Sternauli. Propodeum unge- zahnt und nicht kubisch, horizontaler und abschussiger Abschnitt, im Profil gesehen, in einem Winkel von ca. 130° zueinander, deutlich areoliert, die Felder runzelig, doch mehr oder weniger glanzend. — Hinterfemur 6mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit groBen schwarzen Kammzahnen und den begleitenden Dornen und Verdickungen (Abb. 7), die der Hinterbeine (Abb. 8) nur an der Basis mit einigen schwacheren und kurzeren, nicht schwarzen Kammzahnen. — Vorderflugel s. Abb. 35. — Er- stes Abdominaltergit nach hinten allmahlich verbreitert, dort doppelt so breit wie vorn, etwa 1!/2mal so lang wie hinten breit, langsrunzelig; die bei- den Dorsalleisten verlaufen sich meist ziemlich weit vorn in der Runzelung. Bohrerscheiden etwas (ca. 1,2mal) langer als das 1. Tergit. Schwarz oder schwarzbraun, doch sind bei den meisten Exemplaren gro- Bere Teile des Korpers oder auch das ganze Tier heller oder dunkler, meist etwas rotlich braun; Fuhler, mit Ausnahme der Spitze, und Beine, mit Aus- nahme der Klauenglieder, doch einschlieBlich aller Huften, gelb. Flugel fast hyalin, unter dem braunen Stigma ein wenig getrubt. Mannchen: Vorderfltiigel 2,5—3 mm lang. Antennen (Abb. 96) merklich (etwa 1,2fach) langer, mit 21 Gliedern (Ausnahmen sind selten; unter vielen hundert Exemplaren fanden sich 4 mit 22 und 2 mit 20 Gliedern). Erstes GeiBelglied ca. 2,4mal, zweites ca. 1,7mal so lang wie das 17. (drittletzte); dieses ein wenig mehr als doppelt so lang wie dick. Gesicht meist glatt, sparlich und sehr fein punktiert oder feinrunzelig. Stirn glatt, mit schwa- cher Mittelfurche. Schlafenbreite wenig bis merklich geringer als der kleine Augendurchmesser. Scutellum etwa gleichseitig dreieckig mit gerundeter 98 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Spitze, ziemlich stark konvex, glatt oder schwach und undeutlich runzelig, maBig stark gerandet, der Rand an der Spitze etwas hoher als an den Sei- ten, aber nicht lamellen- oder zahnférmig aufgebogen. Mesopleuren vor- wiegend glatt, in der flachen Einsenkung der Sternauli und in deren Umge- bung langsgestrichelt. Propodeum sehr flach gerundet, deutlich gefeldert, nur schwach und undeutlich gerunzelt, ziemlich glanzend. Hinterfemur ca. 7mal so lang wie breit. Gedder des Vorderflugels s. Abb. 113. Discoidalzelle breit, vorn breit sitzend. Zweiter Radiusabschnitt fast gerade, meist nur an der Basis und vor der Spitze schwach gekrummt. 1. Hinterleibstergit (Abb. 105) langsrunzelig, entlang der Mitte ziemlich erhaben, die Stigmen deutlich, doch meist nicht so stark wie auf der Abbildung seitlich vortre- tend, nach hinten merklich (etwa auf das 1,6—1,7fache) verbreitert, fast doppelt so lang wie hinten breit. — Farbung ahnlich der des Weibchens, Fuhler oft bis zur Basis dunkel. ; Die Typen dieser Art sind verloren; sie wurde jedoch von fast allen Auto- ren gleich aufgefaBt. Untersucht wurden 1078 9° und 1916C'C (in allen Sammlungen) aus Ir- land, Wales, Schottland (nérdlich bis Aviemore, Inverness), England, Nor- wegen (u. a. bei Overhalden in Mittel-Norwegen), Schweden (nordlich bis Lappland), Finnland, Danemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich (Ariége; Lot et Garonne), der Schweiz, Norditalien, Osterreich, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Ungarn, Rumanien, Griechenland (Sa- mothrake), Cypern (Platania Forest Station, 4000 ft.; Limassol), der Turkei (Kastamonu, 1000 m; Zonguldak, nahe Safran bolu, 700 m), Polen und der USSR (u. a. Lettland; Estland; Umgebung von Leningrad; bei Karaganda; in 2000 m Hohe im Saur-Gebirge in Kasachstan). 5C’C’ von Aktau, 60 km sudlich von Zana-Arka im Gebiet von Karaganda zeichnen sich durch be- sondere Grofe, helle Fligel und lange Fuhler mit 21 (2) oder 22 (3) Glie- dern aus. Sie sind aber wahrscheinlich nicht spezifisch von B. ruficornis ver- schieden. Blacus ruficornis ist die haufigste Art der Gattung und eine der haufig- sten Braconiden uberhaupt. Im Spatsommer kann man haufig (z. B. an ver- schiedenen Stellen in der Umgebung Munchens, doch lagen auch von an- derswo, u. a. aus England, Mannchen vor, die in Schwarmen gefangen wur- den) uber Feldern und Wiesen, mit Vorliebe nahe einem Waldrand, Schwarme von oft Hunderten von Mannchen tanzen sehen. Die Art wird je- doch auch oft im Walde gefunden. Sie kommt von der Meereskiiste bis in die montane Stufe vor, (der héchste Fundort in den Alpen ist auf der Egger Alm in den Karnischen Alpen, Karnten, 1400 m), ist in der letzteren jedoch meist weniger haufig als B. maculipes. Die Fangdaten der Mannchen liegen zwischen dem 25. Juni und dem 15. Oktober, die meisten im August und September. In den letztgenannten Monaten wurden auch die grofen Schwarme beobachtet. Die Weibchen werden auch in der ubrigen Zeit ge- funden, da sie als Imagines Uberwintern. Die Wirtsbeziehungen dieser so haufigen Art sind noch wenig erkannt. Lipkow (1965 und 1966, s. auch K6nig, 1967) zog ein Mannchen aus Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 99 der Imago von Tachyporus obtusus L., einem Staphyliniden. Da er aber gleichzeitig aus demselben Wirt eine ganze Reihe von Exemplaren des sonst weit weniger haufigen Centistes lucidator Nees erhielt, diirfte es sich dabei nicht um den Hauptwirt handeln. Ich konnte ebenfalls ein Minnchen aus demselben Wirt, jedoch aus einer Larve, studieren (,,.... Larva coll. IX. 1969 — Potato field, close House, Northumberland“ in London). Dieses Tier ist in merkwurdiger Art verformt, u. a. im Fluigelgedder, wo eine zu- satzliche Ader auftritt, und am 1. Tergit, das flach ist, mit stark vortreten- den Spirakeln. Dieser abnorme Bau legt ebenfalls nahe, daB es nicht aus dem eigentlichen Wirt der Art stammt. Sehr groBe Ahnlichkeit hat dieses miffgestaltete Exemplar mit dem Typus von B. dentatus Hellén, vor allem in bezug auf das 1. Tergit, nur daB bei dem letzteren die Abnormitaten symmetrischer sind und deshalb nicht so leicht als solche erkannt werden konnen. Es kann jedoch kein Zweifel bestehen, daB B. dentatus keine eige- ne Species, sondern ein anormales Sttick einer anderen Art der ruficornis- Gruppe ist, wahrscheinlich von B. ruficornis selbst. Blacus ruficornis ist uber fast ganz Europa und grofe Teile Asiens ver- breitet und vor allem im Flachland sehr haufig. Das Weibchen 14Bt sich ver- haltnismaBig leicht bestimmen, wobei u. a. das Gedder des Vorderfliigels, Zahl und Proportionen der Fuhlerglieder, Form von Propodeum und 1. Ter- git wertvolle Merkmale bieten. Die Trennung der Mannchen von denen des allerdings sehr viel selteneren B. pectinatus ist dagegen problematisch, und auch einige Mannchen von B. maculipes und besonders B. ambulans ma- cropterus, vor allem alteres, ausgebleichtes Material, lassen sich nicht im- mer mit Sicherheit von B. ruficornis unterscheiden. 5. Blacus pectinatus sp. n. (Abb. 9, 15, 101, 106 und 111) Weibchen: Vorderfliigel 2,1—2,4 mm lang. Antennen (Abb. 15) etwa ebenso lang, mit 20 Gliedern, die etwas gedrungener gebaut sind als bei B. ruficornis (cf. Abb. 14), Ahnlich wie bei B. ambulans (cf. Abb. 17). Wangen- hdhe etwas groBer als die Breite der Mandibelbasis. Gesicht auBerst fein und undeutlich gerunzelt. Stirn glatt, hochstens mit geringfugiger Andeu- tung der Strichelung, mit glatter Furche. Kopf, von oben gesehen, nicht so- gleich hinter den Augen rundlich verschmalert. Die Schlafenbreite tuber- trifft ein wenig den kleinen Augendurchmesser. — Der Thorax stimmt weitgehend mit dem von B. ruficornis tiberein, nur ist die Spitze des Scutel- lums etwas weniger stark aufgebogen und das Propodeum ist etwas ge- drungener (horizontaler und abschtissiger Abschnitt stehen in einem Win- kel von ca. 115°—120° aufeinander). — Hinterfemur etwa 5!/2mal so lang wie breit. Klauen aller Beine mit schwarzen Kammzahnen, die der Hinter- beine (Abb. 9) etwas schwacher entwickelt. An den Hinterbeinen ist auch das Klauenglied kaum verdickt und nur mit wenigen dornartigen Borsten 100 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens besetzt oder ganz ohne solche. — Vorderflugel sehr ahnlich dem von B. ru- ficornis, jedoch etwas starker getriubt (vor allem unter dem Stigma) und et- was schmaler. Erstes Hinterleibstergit gleichmaBig nach hinten auf das Doppelte verbreitert, ungefahr 1,7mal so lang wie hinten breit. Seine Dor- salleisten sind meist stark entwickelt und fast bis zum Hinterrande deut- lich. Die Oberflache des Tergits ist langsrunzlig, zwischen den Dorsalleisten auch schwach querrunzlig. Bohrerscheiden etwas langer als das 1. Tergit. — In der Farbung weicht B. pectinatus kaum von B. ruficornis ab. Mannchen: Vorderfitigel 2,5—2,8 mm lang. Antennen ungefahr ebenso lang oder ein wenig langer, mit 21 (10), seltener mit 22 (1) Gliedern (Abb. 101). Das 1.GeiBelglied etwas gedrungener, die apikalen Glieder merklich schlanker als bei B. ruficornis. Auch sonst mit der letzteren Art in fast allen Merkmalen tibereinstimmend. Augen etwas grofer als meist bei B. ruficornis und dementsprechend die Schlafenbreite etwas geringer als der kleine Augendurchmesser. Schildchen etwas schmaler, seine Spitze meist etwas weniger deutlich aufgebogen und die Flache etwas weniger konvex. Vorderfltigel (Abb. 111) etwas breiter als bei B. ruficornis, Basalader nicht oder kaum langer als der erste Cubitus-Abschnitt. Erstes Hinterleibstergit (Abb. 106) langsrunzlig, seine Dorsalleisten meist bis weit hinten deutlich, etwas schlanker als bei B. ruficornis (mehr als doppelt so lang wie hinten breit) und auch insofern meist von der letzteren Art abweichend, als die schmalste Stelle hinter den Stigmen liegt. In der Farbung kaum von B. rufi- cornis abweichend. | : Holotypus: 9, N. O. (= Nieder-Osterreich), Mautern bei Krems, 30. VIII. 58, leg. Fischer (Wien). Paratypen: 11 99, 13 O'C’, wie Holotypus (Wien, Haeselbarth); 1 9, Hradec Kralové, VékoSe (Tschechoslowakei), 7.11.43, Bouéek (Prag); 299, Veltrusy (Tschechoslowakei), 6.9.59, Strejéek (Capek); 299, Hel- singfors (Hellén). B. pectinatus durfte am nachsten mit B. ambulans macropterus verwandt sein, wovon er sich aufier durch die Farbung der Beine fast nur durch das ein wenig mehr gerundete Propodeum unterscheidet. Die Unterschiede zum sehr ahnlichen B. ruficornis sind in der Tabelle und der Beschreibung ange- fuhrt. Die fur das Mannchen angegebenen an sich schon sehr subtilen Tren- nungsmerkmale unterliegen einiger Variabilitat, so da die Art in diesem Geschlecht nicht immer von den verwandten Species, vor allem von B. rufi- cornis, zu unterscheiden ist. 6. Blacus ambulans Haliday Diese Art wurde nach micropteren Weibchen aus Irland beschrieben. AuBerhalb dieser Insel fehlen conspezifische kurzfliigelige Weibchen (An- gaben in der Literatur diirften auf Verwechslung mit anderen Arten beru- hen), doch finden sich solche mit wohlausgebildeten Fliigeln, die derselben Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 101 Species anzugehoren scheinen, und die hier als Subspecies abgetrennt wer- den. Weibchen: Antennen mit 20 Gliedern (Abb. 17), die Fiihlergeifiel tiberall etwa gleich dick, und die Geifelglieder etwa vom 10. an distal abgerundet. Wangenhohe etwas weniger als doppelt so grofi wie die Breite der Mandi- belbasis. Gesicht feinrunzlig. Kopf nicht sogleich hinter den Augen ver- schmalert. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig, undeutlich quergerunzelt, mit scharfem Rand, der an der gerundeten Spitze merklich héher aufgebogen ist als an den Seiten. Skulptur von Mesopleuren und Propodeum ahnlich wie bei B. maculipes, jedoch der horizontale Abschnitt des Propodeums etwas ktirzer als dort, mitunter fast kurzer als der abschtssige; beide stehen in einem Winkel von ungefahr 110° aufeinander. — Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Alle FuBklauen mit schwarzen Kammzahnen, die an den Hinter- beinen (Abb. 11) etwas weniger gro als an den tbrigen, doch gleichwohl deutlich sind. — Erstes Hinterleibstergit allmahlich nach hinten erweitert, dort etwa doppelt so breit wie vorn, langsrunzlig, die Dorsalleisten meist nicht sehr deutlich. Bohrerscheiden etwas langer als das 1. Tergit. — Far- bung ahnlich wie bei B. maculipes, doch etwas heller. Braun sind oft auch die dorsalen Teile von Pro- und Mesothorax und auch stellenweise der Kopf, z. B. nahe der Fuhlerwurzeln. Die Verdunkelung der Hinterschenkel ist meist weniger intensiv und ausgedehnt; die Flugel sind nur wenig ge- trubt. Mannchen: Antennen mit 21 Gliedern (Abb. 97), sehr selten mit 22, sehr ahnlich B. maculipes, doch meist die basalen Geif®elglieder etwas schlan- ker, die distalen etwas gedrungener gebaut. Wangenhohe gleich der Breite der Mandibelbasis oder ein wenig geringer. Gesicht auBerst fein gerunzelt. Stirn glatt, mit mehr oder weniger deutlicher Furche. Kopf hinter den Augen abgerundet verschmalert. — Scutellum meist etwas kurzer dreieckig und ein wenig starker gerandet als bei B. maculipes, oft undeutlich runze- lig. Propodeum gerundet, sehr fein und verwaschen gerunzelt, deutlich ge- feldert. — Farbung sehr ahnlich der des Weibchens und auch der von B. maculipes. Pedicellus und Basis der FihlergeiBel oft mehr oder weniger ausgedehnt gelblich, die einzelnen GeiBelglieder am Endrand dunkel ge- saumt. 6a. Blacus ambulans ambulans Haliday Blacus (Ganychorus) ambulans Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 43; 9. Weibchen: Vorderfitigel kurz und schmal, ca. 1,5 mm, Fuhler und Korper etwa 1,8—2,0 mm lang. Stirn meist glatt, selten mit undeutlicher Striche- lung, mit meist deutlicher Furche. Fligel etwas verkurzt und stark ver- schmalert. Erstes Hinterleibstergit etwa 1,5mal so lang wie hinten breit. Mannchen: Vorderfltigel etwas, doch in geringerem Mafe als beim Weib- 102 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens chen, verkiirzt und verschméalert, ca. 2 mm lang, was fast der Korperlange (2,0—2,5 mm) gleichkommt, wahrend die Antennen ein wenig langer sind. Schlafenbreite ungefahr gleich dem kleinen Augendurchmesser. — Hinter- femur ca. 61/2mal so lang wie breit. — Im Vorderfitigel ist die Discoidalzelle vorn oft nur schmal abgestutzt, fast ahnlich wie bei B. diversicornis, doch ist die Form der Radialzelle bei den beiden Arten verschieden, vor allem ist bei a. ambulans der 2. Radiusabschnitt leicht gebogen. Basalader ungefahr 1,3mal so lang wie der 1. Cubitusabschnitt. — Erstes Hinterleibstergit ein wenig gedrungener als bei B. maculipes, nur knapp doppelt so lang wie hin- ten) brent Diese Subspecies kommt nur in Irland vor. Von dort konnten 7 99 und 80 CO studiert werden, samtlich, mit Ausnahme eines von Herrn Dr. Nixon gefangenen Mannchens, von Herrn A. W. Stelfox gesammelt. Sie stammen von folgenden Fundorten: Donard Lo., Co. Down; Glenasmole und Saggart, Co. Dublin; Kilkea Park und Landenstown, Co. Kildare; Imaal, Co. Leitrim; Agher, Co. Meath; Markree, Co. Sligo; Tinode, Co. Wicklow. Sie befinden sich in den Sammlungen: London, Haeselbarth, Konig und Stelfox. Die Fangdaten liegen zwischen dem 14. Juli und dem 25. September. 6b. Blacus ambulans macropterus ssp. n. (Abb. 4, 5, 6, 11, 17 und 97) Weibchen: Vorderfliigel 1,8—2,2 mm lang. Fuhler (Abb. 17) ungefahr von derselben Lange. Stirn manchmal glatt, manchmal undeutlich gestrichelt, Stirnfurche tiefer als bei B. maculipes. Geader des Vorderfltigels (Abb. 4) sehr ahnlich wie bei dieser Art, die Basalader ein wenig starker gebogen. Erstes Hinterleibstergit 1,6—1,7mal so lang wie hinten breit. Mannchen: Vorderflugel 2,2—2,7 mm lang. Fuhler (Abb. 97) ein wenig langer. Schlafenbreite merklich geringer als der kleine Augendurchmesser. Hinterschenkel ungefahr 7mal so lang wie breit. Geader des Vorderflugels (Abb. 5) dem von B. maculipes sehr dhnlich und in manchen Fallen nicht davon zu unterscheiden. Erstes Hinterleibstergit ebenfalls dem von B. ma- culipes auBerordentlich ahnlich. Holotypus: 9, Oberbayern, Umgebung von Leutstetten (b. Starnberg), — 8.5. 1960, leg. Haeselbarth (Haeselbarth). Ferner wurden 256 99 (Paratypen) und 1470'C' untersucht®) aus England (Ashtead und Wimbledon Common. in Surrey); Schottland (Aviemore, In- vernesshire); Norwegen (Overhalden); Schweden (Schonen; Smaland; Gotland; Lappland); Finnland (Abo; Borgdé; Esbo; Helsinge; Paanajarvi; Raahe; Runsala); Danemark (Sonderburg; Kopenhagen; Amager); Deutsch- °) Da zunachst nicht die Absicht bestand, die groBfliigelige Form von B. ambulans eigens zu benennen, ist ein Teil des der Beschreibung zugrunde liegenden und hier (soweit es sich um 9@ handelt) als Paratypen angegebenen Materials nur als ,,B. am- bulans Hal.“ etikettiert und so an verschiedene Museen zurtickgeschickt worden. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 103 land (Aachen; Hedemunden bei Gottingen; an mehreren Orten in der Um- gebung von Munchen; Oberstdorf im Allgau); der Schweiz (Grindelwald; Préverenges, Vaud; Lausanne; in der Umgebung von Genf); Italien (Ceres, Torino; Partschins, Meran und St. Peter im Ahrntal in Siidtirol; Riva, Ten- no und Val Concei im Trentino); Osterreich (Innsbruck; Mallnitz in Karn- ten; von vielen Fundorten in der Steiermark, in Nieder-Osterreich und dem Burgenland); der Tschechoslowakei (von zahlreichen Fundorten); Jugosla- wien (Tolmein; Veldes; Laibach; Postojne in Kroatien; gesiebt an zwei Lo- kalitaten, die vermutlich im Karst liegen: einer Doline bei ,,Nalvesin“ (schwer leserlich) im November und bei ,,Riesentabor“ am 26. Marz); Un- garn (u. a. Koszeg und Visegrad); Rumanien (Nagy Enyed; Godemester- haza, Bezirk Maros Torda); und der USSR (Tolmaéevo bei Leningrad; Berdizyno im Bezirk Jaroslavl). Dies Material befindet sich in den Samm- lungen von Berlin, Budapest, Genf, Helsinki, Kopenhagen, Leningrad, Lon- don, Miinchen, Prag, Stockholm, Wien, Capek, Haeselbarth, Hellén und Stelfox. Die Weibchen von B. ambulans macropterus tuberwintern als Imagines; sie werden im Frthjahr, vor allem im April bis spatestens Anfang Mai, im Freien gefangen. Die grote Zahl von Tieren beider Geschlechter treten dann im Juni, Juli und August auf, einige noch im September, wonach nur noch Weibchen gefangen wurden. Blacus ambulans macropterus gehort zu einer Reihe von Arten, die nur recht schwierig voneinander zu unterscheiden sind, wozu die Bestimmungs- tabelle und Beschreibungen sorgfaltig studiert werden miissen. Bei den Mannchen scheint sich die Variationsbreite mit der der Mannchen von B. maculipes zu uberschneiden, und bei einer Reihe von Exemplaren ist des- halb eine genaue Bestimmung unmoglich. Diese Subspecies vertritt B. a. ambulans in GroBbritannien und auf dem europaischen Kontinent, wo sie nordlich bis Lappland, ostlich bis ins europaische Rufland verbreitet ist. Besonders haufig scheint sie im Karpathen-Becken zu sein. In den Alpen wurde sie von der submediterranen bis in die montane Stufe gefunden. 7. Blacus koenigsmanni sp. n. (Abb. 19) Weibchen: Vorderfltiigel 2,5—3,0 mm lang. Fuhler (Abb. 19) ungefahr ebenso lang, mit 20 (4) Gliedern, ziemlich kraftig und die Geifel tiberall ungefadhr gleich dick. Wangenhohe bedeutend groBer als die Breite der Mandibelbasis. Gesicht fein querrunzelig. Stirn deutlich gestrichelt, die Strichelung, von der ziemlich oberflachlichen Langsfurche wie von einem Scheitel ausgehend, divergiert nach hinten, ahnlich wie bei B. maculipes. Kopf bald hinter den Augen abgerundet. Schlafenbreite ungefahr gleich dem kleinen Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig mit stumpfer Spitze, ziemlich grob und kraftig gerunzelt, scharf gerandet. Me- 104 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens sopleuren fast ganz langsstrichelig gerunzelt, die Sternauli nur flach darin eingedriickt. Propodeum ziemlich gedrungen (beim vorliegenden Material nicht gut sichtbar; horizontaler und abschtssiger Teil in einem Winkel von ungefaéhr 115° zueinander) tiberall gerunzelt, doch die Felderung noch er- kennbar. — Hinterschenkel 6mal so lang wie breit. Schwarze Kammzahne nur an den Klauen der Vorder- und Mittelbeine, nicht an denen der Hin- terbeine. — Gedder des Vorderfltigels sehr ahnlich dem von B. ruficornis (cf. Abb. 35). — Erstes Tergit kraftig, langsrunzelig, nach hinten ziemlich gleichmafig auf fast die doppelte Breite erweitert, ca. 1,6mal so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden etwas langer (etwa 11/4) als das 1. Tergit. Schwarz und schwarzbraun; Fuhler fast ganz rotlichgelb, héchstens an der Spitze braunlich; Beine etwas heller, fast strohgelb, die Hinterhuften oben etwas verdunkelt und die Hinterschenkel mit schlecht begrenztem subapikalem braunem Ring; Pterostigma braun. Ein héchstwahrscheinlich zu dieser Art gehdoriges Mannchen’) tragt stark’ gynandromorphe Ztige (u. a. sind die Klauen der Vorder- und Mittelbeine wie beim Weibchen gekarnmt), so daB es nicht zur Grundlage einer Be- schreibung gemacht werden kann. Holotypus: 9, Spitzzicken, Bgld. (= Burgenland, Osterreich), Fischer, 11. 8.58 (Wien). Paratypen: 2 99, wie Holotypus, doch am 19.9. 1957 bzw. 23.—24. 8. 1959 gefangen (Wien); 1 9 (ohne Abdomen), Mautern bei Krems, Nieder-Oster- reich, 30. 8.1958, leg. Fischer (Haeselbarth); 19, ,,Coll. Schmiedeknecht“ (Berlin). Die offenbar seltene und von den verwandten Arten nicht ganz leicht zu trennende Species ist Herrn Dr. E. KOnigsmann, Berlin, dem gewis- senhaften Erforscher schwieriger Alysiinen-Genera, gewidmet. 8. Blacus maculipes Wesmael (Abb. 10, 18, 36, 94 und 114) Blacus maculipes Wesmael, 1835, Nouv. Mém. Acad. Brux. 9: 94; 9, 6. Weibchen: Vorderfliigel 2,0—2,5 mm lang. Antennen (Abb. 18) etwas kurzer, mit 20 (nur ausnahmsweise auch mit 21) Gliedern. Fthlergeifel kurzer und gedrungener als bei den nachstverwandten Arten, ihre Glieder etwa vom 10. oder 12. an apikal abgerundet. Wangenhohe fast das Doppelte der Breite der Mandibelbasis. Gesicht meist undeutlich querstreifig runzlig. Stirnfurche scharf, doch nur oberflachlich eingeritzt. Stirn fein gerillt oder gestrichelt, die Strichelung von der Furche wie von einem Scheitel in einem Winkel von ca. 45° nach hinten und auBen ausgehend. Kopf nicht sogleich hinter den Augen abgerundet. Schlafenbreite weit groBer als der kleine 7) Hisenzicken, Burgenland, Osterreich, 9. 7. 1963, leg. Fischer (Wien). Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 105 Augendurchmesser, doch geringer als der grofe. — Scutellum langlich drei- eckig mit gerundeter Spitze, glatt, maBig konvex, scharf doch nicht sehr hoch gerandet. Mesopleuren fast uberall langsstreifig gerunzelt, mit deut- lich, doch nur flach eingedrtckten Sternauli. Propodeum kubisch, horizon- taler und abschtssiger Abschnitt in einem Winkel von 95°—i10° zuein- ander, dicht gerunzelt, fast matt, nur undeutlich gefeldert. — Hinterschen- kel ca. 5mal so lang wie breit. Nur die Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit starken schwarzen Kammzahnen, an den Hinterbeinen (Abb. 10) sind jedoch die Rudimente der Kammzahne etwas starker entwickelt als bei manchen anderen Arten, z. B. B. diversicornis. — Vorderfltiigel (Abb. 36) ziemlich schmal. — Erstes Tergit allmahlich nach hinten verbreitert, hin- ten etwa doppelt so breit wie vorn und nicht ganz 1'/2mal so lang wie hin- ten breit, ziemlich kraftig langsgerunzelt und mit nur schwachen, sich bald verlaufenden Dorsalleisten. Bohrerscheiden etwas langer als das 1. Tergit. Schwarz; Abdomen in der Mitte dunkelbraun; Fiihler meist rotlich-gelb mit dunkler Basis und Spitze, doch manchmal auch fast ganz dunkel; Beine rotlichgelb, Klauenglieder und Hinterhtiften z. T. dunkel, Hinterfemur _subapikal mehr oder weniger stark braun oder schwarzlich verdunkelt, zu- weilen der ganze Hinterschenkel fast schwarz; Pterostigma sehr dunkel, Flugel stellenweise braunlich getrubt. Mannchen: Vorderfligel 2,5—3,0 mm, meist 2,7—2,8 mm lang. Antennen (Abb. 94) nur wenig langer, mit 21 Gliedern (Ausnahmen sind sehr selten). Wangenhohe etwas geringer als die Breite der Mandibelbasis. Stirnfurche nur schwach und oberflachlich eingeritzt; Stirn meist glatt, doch oft auch stellenweise mit Spuren feinster Runzeln, Rudimenten der beim Weibchen deutlichen Strichelung. Schlafenbreite ungefahr gleich dem kleinen Augen- durchmesser. — Scutellum gleichseitig oder etwas langlich dreieckig mit gerundeter oder fast abgestutzter Spitze, glatt, ziemlich gleichmafig kon- vex, deutlich, doch nicht hoch aufgebogen gerandet, an der Spitze kaum ho- her als an den Seiten. Propodeum flach gerundet, feinrunzlig, gefeldert. — Hinterfemur etwa 7mal so lang wie breit. — Im Vorderflugel (Abb. 114) sitzt die Discoidalzelle, die etwas hoher ist als bei B. ambulans macropte- rus, vorn breit am vergroBerten Parastigma an. Der 2. Abschnitt des Radius ist meist weniger gekrummt als dort. — Erstes Hinterleibstergit langsrun- zelig, seine Dorsalleisten vorn meist ziemlich deutlich, mit nur wenig vor- tretenden Spirakeln, nach hinten meist ziemlich deutlich (etwa auf das 1,6—1,7fache) verbreitert und etwas mehr als doppelt so lang wie hinten breit. — Farbung ahnlich dem Weibchen; Fuhler meist ganz oder fast ganz dunkel; Stigma und Teile des Parastigmas fast stets dunkel, meist schwarz- braun. Der dunkle subapikale Ring an den Hinterschenkeln ist oft weniger breit und intensiv als beim Weibchen. Lectotypus: 9, u. a. mit folgenden Etiketten: ,,c’ Blacus 9 maculipes mihi, dét. C. Wesmael“. — ,,Type“. — ,R. Mus. Hist. Nat. Belg. I. G. 3.317“. — ,,Lectotype Blacus maculipes Wesm. @ désigné par R. Konig 1968“ (Wesmael). In der Sammlung Wesmael befinden sich aufierdem noch 49° und 60'C Paralectotypen mit ahnlichen Daten. 106 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens AuBerdem wurden untersucht 763 99 und 13420'C' (in allen Sammlun- gen) aus Schottland (Aberfeldy und Killin in Perthshire; Aviemore in In- vernesshire); England (Skirwith in Cumberland); Schweden (nordlich bis Lappland); Finnland (bis Utsjoki im auBersten Norden); Danemark; Deutschland; der Schweiz; Norditalien; Osterreich; der Tschechoslowakei; Jugoslawien; Ungarn; Rumanien; Polen und der USSR (Lettland; Estland; Minsk; Tolmaéevo bei Leningrad; Berdizyno im Bezirk Jaroslav] u. a.). In Irland fehlt die Art (Stelfox in Konig, 1967), und auch aus Sud-England lag mir kein Material vor. Aus Mittelnorwegen finden sich in der Sammlung E. Strand (Berlin, Hae- selbarth) 4 Weibchen, die von den typischen in derselben Weise abweichen wie die von B. ambulans ambulans von denen von B. ambulans macropte- rus. AuBer der Kurzfliigeligkeit und den damit direkt korrelierten Unter- schieden im Bau des Thorax stimmen sie mit ,,gewohnlichen“ B. maculipes uberein. Moglicherweise gehoren sie einer eigenen, in Norwegen verbreite- ten Subspecies an. Da aber nur so wenig Material vorliegt aus einem nur kleinen Fundgebiet (Overhalden; Rorwik auf den Vikten-Inseln) kann dies nicht entschieden werden. B. maculipes ist nahezu ebenso haufig wie B. ruficornis. In montanen Ge- bieten ist er die haufigste Art der Gattung, ist aber in tieferen Lagen selte- ner und fehlt in Teilen Westeuropas mit atlantischem Klima, vor allem Ir- land. Im Norden ist er bis zum Eismeer verbreitet, in den Alpen liegen die hochsten Fundorte jedoch am Unterrand der subalpinen Stufe, u. a. in 1600 m Hohe bei Unser Frau im Schnalstal, Stidtirol. Im Ahrntal (ebenfalls Sudtirol) konnte ich am 31. 7. 1966 und am 25. 8. 1967 groBe Tanzschwarme von Mannchen in der Umgebung von Btischen auf Bergwiesen in ca. 1300 m Hohe beobachten, aus denen auch einzelne Weibchen gefangen wurden. Sonstige Angaben zur Biologie und Okologie der Art fehlen. Die Weibchen uberwintern als Imago. Mannchen wurden gesammelt zwischen dem 2. Juni (bei Koszeg = Gtins in West-Ungarn) und dem 6. Oktober (in Uppland, Schweden). Die Weibchen von B. maculipes sind verhaltnismafig leicht kenntlich, u. a. an ihrer dunklen Farbung, dem kubischen Propodeum, der Skulptur der Stirn und den relativ gedrungenen Fiihlern mit 20 Gliedern. Bei den Mann- chen ist die Unterscheidung von den nachstverwandten Arten (B. ambulans macropterus, B. ruficornis u. a.) vor allem bei schon ausgeblichenem Mate- rial zuweilen auBerst schwierig. Neben der Farbung der Hinterschenkel konnen dann vor allem auch die Form des Scutellums und der Stirnfurche Hinweise ftir die Bestimmung geben. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 107 9. Blacus diversicornis (Nees) (Abb. 12, 24, 29, 100 und 109) Bracon diversicornis Nees von Esenbeck, 1834, Hym. Ichn. affin. Mon. 1: 49; 9, 4. Blacus compar Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 136; 9, @. Syn. n. Weibchen: Vorderfitigel 1,8—2,2 mm lang. Fuhler (Abb. 24) knapp eben- so lang, etwas kurzer und zarter als bei B.ambulans, die Geifel zur Basis zu etwas dtinner werdend. Wangenhohe nicht ganz doppelt so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Gesicht feinrunzelig. Stirn glatt, mit glatter Fur- che, die oft nach hinten den mittleren Ocellus kaum erreicht. Kopf hinter den Augen rundlich verschmalert. Schlafenbreite ungefahr gleich dem klei- nen Augendurchmesser. — Scutellum sehr lang dreieckig, glatt und ziem- lich stark kovex, mit scharfem Rand, der allmahlich zur Spitze etwas hoher aufgebogen ist. Propodeum ahnlich wie bei B. ambulans oder B. maculipes, doch betragt der Winkel zwischen horizontalem und abschtissigem Teil, im Profil betrachtet, 115°-—120°. — MHinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit schwarzen Kammzahnen, die der Hinterbeine (Abb. 12) jedoch nur an der Basis mit einem oder zwei schwacheren, nicht schwarzen Kammzahnen, doch konnen diese zusammen mit einigen Borsten gegen einen hellen Hintergrund leicht mifideutet wer- den. Dies Merkmal, das zuverlassigste fir die Unterscheidung von B. am- bulans macropterus, erfordert daher eine sorgfaltige Priifung. — Discoidal- zelle im Vorderfliigel (Abb. 29) vorn ganz spitz. Radialzelle meist lang und schmal. Basalader wenig gekriimmt, 1,3—1,4mal so lang wie der 1. Cubitus- Abschnitt. — Erstes Hinterleibstergit langsrunzlig, nach hinten auf fast die doppelte Breite erweitert, ca. 11/2mal so lang wie hinten breit, seine Dor- salleisten meist nur vorn erkennbar. Bohrerscheiden ein wenig langer als das 1. Tergit. Schwarz; Abdomen vom 2. Segment an oft dunkelbraun; basale Halfte der Fiihler und die Beine rétlichgelb, Hinterhtiften oben dunkel und Hin- terschenkel mit subapikalem, unscharf begrenztem braunem Ring; Ptero- stigma braun. Mannchen: Vorderfltigel 1,8—2,1 mm. lang. Fuhler (Abb. 100) etwas (ca. 1,2mal) langer, mit 21 Gliedern (Ausnahmen sind selten). Wangenhohe gro- Ber als die Breite der Mandibelbasis. Kopf nicht immer sogleich hinter den Augen gerundet verschmélert. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. Scutellum lang dreieckig mit ein wenig abgerundeter Spitze, glatt, stark gerandet. Propodeum gerundet, feinrunzelig, die Areo- lierung nicht immer sehr deutlich. — Hinterfemur kaum mehr als 5mal so lang wie breit. — Vorderfltigel sehr schmal (Abb. 109). Discoidalzelle vorn meist spitz, zuweilen auch schmal abgestutzt. Basalader 1,2—1,4mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. Radialzelle sehr lang; 2. Radius-Abschnitt fast ganz gerade. — Erstes Hinterleibstergit ziemlich grob langsrunzelig, 108 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens stark (fast auf das Doppelte) nach hinten verbreitert, meist weniger als zweimal so lang als hinten breit. — Die Farbung ist kaum von der des Weibchens verschieden, nur die subapikale Verdunkelung der Hinterschen- kel ist oft weniger intensiv. Die Typen von B. diversicornis existieren nicht mehr. Die Art wurde im Sinne von Stelfox gedeutet, was mit der Ansicht Halidays, dem ersten Autor nach Nees, der sie erwadhnt, tbereinstimmen durfte. Von B. compar Ruthe befinden sich im Britischen Museum 11 99 und 9C'C, im Museum Genf 10 der Originalserie, die samtlich (mit Ausnahme eines be- schadigten Weibchens, das nicht mehr sicher bestimmt werden kann) zu B. diversicornis gehoren. Ein Weibchen aus London mit folgenden Etiketten in der Handschrift Ruthes: ,,12.10.56“. ,,.Bl. compar m. n. sp.“ wurde als Lectotypus von Blacus compar Ruthe ausgewahlt. Weiter lagen vor 75 99 und 380'C aus Irland (Tullybranigan Newcastle Dr., Co. Down; Dublin; Gollierstown, Raheny Strand und Sl. Thoule, Co. Dublin; Bryl’n und Oldtown, Co. Kildare; Mayqaddy, Co. Meath; Trawal- lua, Co. Sligo); England (London, Kew Gardens); Schweden (Halsingland; Schonen; Sodermanland; Uppland; Upsala); Finnland (Helsinki; Liminka; Runsala; Sakkola); Danemark; Deutschland (Lubke-Koog und Dagebull an der Nordseekuste Schleswig-Holsteins; Mecklenburg; Unterfohring bei Miinchen); Frankreich (Annecy, Haute Savoie; Arles-sur-Tech, Pyrénées Orient.); der Schweiz (Follaterres, Wallis); Italien (Courmayeur, Aostatal; verschiedene Fundorte in der Umgebung von Meran, Siidtirol); Osterreich (Kaiser-Ebersdorf bei Wien; Haideggendorf, Steiermark; Eisenzicken, Ja- bing und Spitzzicken im Burgenland); der Tschechoslowakei (Cisovice; Lednice; Praha-Hvézda); Jugoslawien (Prespa Geul, Mazedonien); Ungarn (Budapest; Szod); Rumanien (Nagy Enyed; Rév) und der USSR (in 2000 m Hohe im Saur-Gebirge in Kasachstan). Dies Material befindet sich in den Sammlungen von Berlin, Budapest, Eberswalde, Genf, Helsinki, Kopenha- gen, Leningrad, London, Miinchen, Stockholm, Wien, Capek, Haeselbarth, Hellén, Stelfox und Thomson. Auch von B. diversicornis gibt es eine kurzfltigelige Form, die von den ubrigen Tieren in ahnlicher Weise abweicht, wie B. a. ambulans von B. a. marcropterus oder wie die norwegische Varietat von B. maculipes. Zu ihr gehoren 2 Weibchen aus der Umgebung von Leningrad (Leningrad, Haesel- barth), bei denen die Vorderfltigel nur ungefahr bis zum Ende des 1. Hin- terleibssegmentes reichen, und zwei sehr alte Weibchen aus dem Museum ~ Berlin mit dem Etikett ,,Berlin“. Es ist demnach fraglich, ob es sich auch hier um eine geographische Rasse handelt. Kin Weibchen aus der Region von Karaganda in Kasachstan (Leningrad) und ein Mannchen aus dem Hohen Atlas in Marokko (London) weichen et- was von den ubrigen Exemplaren ab, so dai ihre Bestimmung unsicher ist und es sich auch um Vertreter von noch unbeschriebenen Arten handeln kann. Von B. diversicornis sind, wie von den meisten verwandten Arten, keine Wirte bekannt, und auch detaillierte Angaben tiber Biologie und Okologie Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 109 fehlen. In den Alpen scheint die Art hoch empor zu steigen. So wurde sie in der Umgebung von Meran nicht nur in der collinen Stufe (z. B. in einem Kastanien-Mischwald bei der Fragsburg) gefunden, sondern bis hinauf auf Alpenwiesen in Hohe der Baumgrenze (ca. 2100m) an der Mutspitze. (Es ist allerdings nicht vollig ausgeschlossen, dafi die letztgenannten Tiere pas- siv mit dem Wind nach oben geweht waren). Die Mannchen wurden zwi- schen dem 26. Mai und dem 17. Oktober gefangen, die Weibchen vom Marz bis in den November. Die letzteren tiberwintern offenbar als Imagines. B. dwersicornis ist nur maBig haufig, doch sehr weit verbreitet, von Ir- land bis in die Gebirge des Altai-Systems. Das Mannchen unterscheidet sich von den meisten verwandten Arten durch ,,weibchenahnliche“ Merkmale, vor allem die vorn spitze oder fast spitze Discoidalzelle, von B. conformis u. a. durch die Zahl der Fuhlerglieder. Die das Weibchen charakterisierenden Merkmale sind oft subtil, und die Unterscheidung von B. ambulans ma- cropterus ist nicht einfach. 10. Blacus conformis Wesmael (Abb. 30, 102 und 108) Blacus conformis Wesmael, 1835, Nouv. Mém. Acad. Brux. 9: 96; 9, @. Weibchen: Vorderflugel 2,2—2,5 mm lang. Antennen ein wenig kiirzer, mit 19 Gliedern, sehr ahnlich denen von B. capeki (cf. Abb. 13), die GeiBel zur Basis etwas dunner werdend, ihre Glieder vom 8. oder 10. an an der Spitze abgerundet. Wangenhohe fast das Doppelte der Breite der Mandibelbasis. Gesicht kornelig punktiert oder quergerunzelt, starker skulpturiert als bei B. capeki. Stirnfurche schwach, nur vor dem mittleren Ocellus angedeutet. Kopf nicht sogleich hinter den Augen gerundet verschmalert. Augen sehr klein, ihr groBer Durchmesser tbertrifft die Schlafenbreite nur wenig. — Scutellum langlich dreieckig, nur wenig konvex, glatt oder oft undeutlich quergerunzelt, an den Seiten und vor allem an der Spitze stark gerandet. Mesopleuren im Gebiet der Sternauli grob langsstrichelig gerunzelt; diese Runzelung reicht vorn bis zur Praepectusleiste. Propodeum, im Profil ge- sehen, fast gerundet (horizontaler und abschiissiger Teil in einem Winkel von ca. 125° zueinander), gefeldert, fast tiberall mehr oder weniger grob runzelig. — Hinterschenkel etwa 6mal so lang wie breit. Klauen der Vor- der- und Mittelbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Discoidalzelle im Vorderflugel (Abb. 30) verhaltnismaf8ig schmal, vorn spitz. Basalader 1,5 bis 1,7mal so lang wie der erste Cubitusabschnitt. — Erstes Hinterleibster- git unregelmafig langsrunzelig, allmahlich nach hinten auf etwa das Dop- pelte verbreitert, fast zweimal so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden et- was langer als das 1. Tergit. Schwarz und schwarzbraun; Antennen aufer Schaft und Spitze, Beine 110 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens auBer den Klauengliedern und Teilen der Hinterhtften, Tegulae und Pte- rostigma gelbbraun. Mannchen: Vorderfligel 2,1—2,6 mm lang. Antennen (Abb. 102) etwas kurzer, mit 20 (12), selten mit 19 (1) oder 21 (1) Gliedern, verhaltnismafig kraftig, die GeiBe] zur Basis etwas dunner werdend. Wangenhohe unge- fahr gleich der Breite der Mandibelbasis. Gesicht fein, meist etwas quer- streifig runzlig. Stirn glatt, mit glatter Furche. Schlafenbreite etwa gleich dem kleinen Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig, an der Spitze wenig abgerundet, glatt, scharf gerandet, der Rand an der Spitze et- was aufgebogen. Mesopleuren in der Region der Sternauli ziemlich grob langsgerunzelt, sonst glatt oder undeutlich feinrunzelig. Propodeum flach gerundet, runzelig, oft nur undeutlich gefeldert. — Hinterschenkel 61/2 bis 7mal so lang wie breit. — Discoidalzelle im Vorderflugel (Abb. 108) ziem- lich schmal, vorn spitz oder fast spitz; Basalader ungefahr 1'/2mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. — Erstes Hinterleibstergit etwas schlanker als bei B. diversicornis, deutlich langsgerunzelt. Seine maximale Breite be- tragt das ca. 1,8—1,9fache der minimalen und etwa die Halfte der Lange. — Farbung ahnlich wie beim Weibchen. Lectotypus (hiermit festgelegt): Ein Mannchen u. a. mit folgenden Etiket- en: ,O° Blacus @ conformis mihi, dét. C. Wesmael“. ,,Type“. ,,R. Mus. Hist. Nat. Belg. I. G. 3.317% in der Sammlung Wesmael, wo sich auferdem 12 und 1C’ mit denselben Daten befinden. . AuBerdem wurden 28 99 und 140'O' untersucht: aus Paemicetda (Huel- goat, Finistere); Deutschland (Aachen; Witzenhausen, Nordhessen); und Osterreich (Gallitzinberg und Halterbach bei Wien; Diirrwien, Eichgraben und Unter-Tullnerbach in Nieder-Osterreich), die sich in den Sammlungen Berlin, London, Wien und Haeselbarth befinden. Die Funddaten liegen, auBer dem O' aus Huelgoat, das am 3.6.1954 gefangen wurde, zwischen dem 10. Juli und dem 14. August. - Aus der Tiirkei (Ankara/Cubuk-Baraji, 30.5.—1. 6.1970, Seidenstiicker leg., im Museum Miinchen) liegt ein Weibchen vor, das auBer durch etwas bedeutendere KoérpergrofRe (Vorderfitigel 2,8 mm lang) vor allem durch eine grobrunzelige Oberflache des Schildchens sowie ein etwas schlankeres 1. Tergit — neben anderen kleinen Unterschieden — von B. conformis ab- weicht. Wahrscheinlich ist es ein Vertreter einer noch unbeschriebenen Art, doch kénnte es auch einer abweichenden Form oder Subspecies von B. con- formis angehoren. B. conformis ist eine ziemlich seltene Art, die bisher nur in der Bretagne, in Belgien, West- und Mitteldeutschland sowie in Nieder-Osterreich gefun- den wurde. Bei ihr ist, im Gegensatz zu fast allen anderen Blacus-Arten, das Mannchen leichter als das Weibchen kenntlich. Es zeichnet sich vor al- Jem durch die schmale spitze Discoidalzelle, helle schlanke Hinterschenkel, teilweise verdunkelte Hinterhtiften und 20gliederige Fiihler aus. Das Weib- chen ist ebenfalls vor allem durch die Form der Discoidalzelle des Vorder- fiigels charakterisiert. Von B. capeki, das ihm in dieser Hinsicht dhnelt, un- terscheidet es sich durch etwas grébere Oberflaéchenskulptur sowie feine Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 111 Unterschiede in der Struktur der Stirnfurche und des Schildchens. Uber die Biologie der Art ist nichts bekannt. 11. Blacus armatulus Ruthe (Abb. 22 und 26) Blacus armatulus Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 137; 9. Weibchen: Vorderflugel 1,8—2,0 mm lang. Antennen (Abb. 22) ein wenig langer, mit 20 Gledern, die Fuhlergeifel an der Basis ein wenig dtinner, ihre Glieder ungefahr vom 8. oder 10. an an der Spitze abgerundet verenst. Kopf von vorn gesehen sehr hoch und nach unten stark verschméalert (Abb. 26). Wangen sehr hoch, etwa 2!/2mal die Breite der Mandibelbasis, nur undeutlich oder fast nicht gefurcht. Gesicht fein runzlig. Stirn glatt, mit glatter Furche. Kopf hinter den Augen allmdhlicn leicht gerundet ver- schmalert. Die Schlafenbreite tibertrifft den kleinen, erreicht aber nicht den groBen Augendurchmesser. — Scutellum langgestreckt dreieckig, ziem- lich grob, vor allem in Querrichtung gerunzelt, sehr stark gerandet, der Rand hinten zu einem hohen spatelf6rmigen Fortsatz aufgebogen, der in Seitenansicht als spitzer Zahn erscheint und der Art den Namen gab (ahnli- che ,,Zahne“ an der Schildchenspitze finden sich auch bei anderen Arten, z. B. B. tripudians oder B. varius, doch sind sie dort etwas weniger hoch und auffallend). Mesopleuren langsstreifig gerunzelt, mit oft nur sehr flach ein- gedruckten Sternauli. Propodeum ziemlich kubisch (im Profil gesehen ste- hen horizontaler und abschtissiger Teil in einem Winkel von ca. 110° auf- einander), ziemlich deutlich gefeldert, dazwischen runzelig, doch mit glan- zender Oberflache. — Hinterschenkel etwa 6mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Flugel schmal. Der Radius im Vorderfitigel entspringt dem Stigma in ca. ?/, Lange, sein zweiter Abschnitt ist fast ganz gerade. Die Discoidalzelle ist breit, vorn spitz, die Basalader tbertrifft den 1. Cubitus-Abschnitt oft kaum (1,1—1,2) an Lange. — Erstes Abdominaltergit langsgerunzelt, nur wenig nach hinten verbreitert (die maximale Breite betragt kaum das 1'/2fache der minima- len), mehr als doppelt so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden kurzer (ca. 3/4) als das 1. Tergit. Schwarz; Thorax und Hinterleib vom 2. Segment an teilweise braun; Fuhler gelbbraun, an der Spitze dunkel; Beine gelbbraun, die Hinterschen- kel subapikal leicht braéunlich verdunkelt; Flugel sehr schwach braunlich getrubt, Pterostigma hellbraun. Ein Mannchen von B. armatulus ist nicht bekannt, und modglicherweise pflanzt sich die Art thelytok parthenogenetisch fort. Es liegen jedoch 2 Exemplare mit gynandromorphen Merkmalen vor (beide bei Budapest gefangen und im dortigen Museum). Eines davon ist ein Weibchen mit fast allen Merkmalen dieses Geschlechts, jedoch sehr langen, 21gliederigen 12 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Fuhlern und ungekammten Klauen. Das zweite ist ein Mannchen mit zwei verschiedenartigen Fuhlern; der linke entspricht dem eines Weibchens, und entsprechend ist auch die linke Wange etwas héher als die rechte. Lectotypus: 9, u. a. mit folgenden Etiketten: ,,.B. M. Type Hym. 3.°-660.“ — ,B. M. Type Hym. Blacus armatulus Ruthe 1861“ — ,,Bl. armatulus m.“ (in der Handschrift Ruthes) (London). Ein weiteres 9 aus der Sammlung Ruthe, am 16.9.1855 gefangen, das in Ruthes Originalbeschreibung nicht erwahnt ist, befindet sich ebenfalls in London. Weiter wurden 45 99 untersucht aus England (Wicken Fen, Cambs.), Schweden (,,Ld.“, wahrscheinlich = Lund, in Coll. Thomson); Danemark; Deutschland (Aachen); Frankreich (Longeville Plage, Vendée); der Schweiz (Peney); Osterreich (Neumarkt, Steiermark, no. Furtner Teich, 865 bis 890 m; Piesting, Nieder-Osterreich; Spitzzicken, Burgenland); der Tsche- choslowakei (Kysihybel — arb.; Nagysallé; Sturovo); Polen (Felin); Un- garn (Ocsa; Papa; Sz6d; Vacz-Sz6d; Fehérvarcsurg6; Nadap; Sz. Szt. Mi- kl6s; Sukor6); Rumanien (Bukarest; Nagyenyed, Nagy Ignac); und der USSR (Zakarpatje). Sie befinden sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Genf, Kopenhagen, Leningrad, London, Wien, Capek, Haesel- barth und Thomson. B. armatulus tritt vom Juli an auf (erster Fund 13.7.); die Tiere (alles Weibchen) uberwintern als Imagines (was auch direkt auf Etiketten ange- geben wird) und treten im folgenden Marz wieder auf. Die letzten Fange im Fruhjahr erfolgten am 9. April. Bei einem Kinzelfund am 25. Mai 1959 in Sturovo in der Tschechoslowakei ist es nicht sicher, ob es sich um ein letztes uberwintertes Tier oder ein sehr fruh geschlupftes der nachsten Ge- neration handelt. Drei Weibchen in der USSR wurden in Nestern von Mau- sen (Arvicola terrestris am 25. 3.1959) und Spitzmausen (Sorex araneus am 9.4.1959) gefunden. Es ist nicht klar, ob in dieser Umgebung auch ihre Wirte zu vermuten sind oder ob sie dort nur Unterschlupf suchten, den sie sonst auch unter Moos und Blattern finden. B. armatulus ist leicht kenntlich, vor allem durch die zahnartig aufgebo- gene Schildchenspitze, die hohen Wangen und das nur wenig nach hinten verbreiterte erste Hinterleibstergit. Die Art, von der nur Weibchen be- kannt sind, ist iber grofe Teile Europas verbreitet, wird jedoch meist nur sparlich gefunden. Am haufigsten scheint sie im Karpathenbecken zu sein. 12. Blacus nitidus sp. n. (Abb. 20 und 32) Weibchen: Vorderfligel 3,0—3,3 mm lang. Fihler (Abb. 20) etwas kurzer, mit 20 Gliedern (beim Holotypus ist das Endglied nochmals unvollstandig durchteilt). Wangen nur undeutlich gefurcht, ihre Hohe tbertrifft ein we- nig die Breite der Mandibelbasis. Gesicht fast glatt. Stirn glatt, mit glatter Furche. Kopf hinter den Augen rundlich verschmalert. Schlafenbreite be- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 1 deutend groBer als der kleine Augendurchmesser. Occipitalleiste in der Mitte deutlich nach vorn eingebuchtet. — Scutellum glatt, langlich drei- eckig mit gerundet abgestutzter Spitze; sein scharfer Rand ist dort loffelar- tig hoch aufgebogen. Mesopleuren glatt, mit tiefen, krenulierten und ver- haltnismakig scharf begrenzten Sternauli. Propodeum nicht kubisch, hori- zontaler und abschussiger Teil, im Profil gesehen, in einem Winkel von et- wa 140° zueinander; seine vorderen Felder etwas breiter als bei B. pallipes, glatt, der hintere abschussige Teil weitlaufig gerunzelt oder mit feinen Querleisten. — Hinterschenkel ca. 6mal so lang wie breit. Nur die Klauen der Vorderbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Basalader im Vorder- flugel (Abb. 32) bedeutend langer als der 1. Cubitus-Abschnitt. — Erstes Hinterleibstergit langsrunzlig, gleichmaéBig und bedeutend nach hinten er- weitert (die maximale Breite betragt mehr als das Doppelte der minima- len), ungefahr zweimal so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden etwas langer als der 1. Tergit. Schwarz; Beine, auch die Huiten, gelb; Fiuhlerbasis manchmal schwach aufgehellt; Flugel fast hyalin, Stigma dunkelbraun. Mannchen: Vorderflugel 3 mm lang. Fihler ein wenig langer, mit 23 Glie- dern, das erste GeiBelglied 2,5mal, das zweite 1,5mal so lang wie das vor- letzte (20.), dieses 2,5mal so lang wie dick. Wangenhohe etwas grofer als die Breite der Mandibelbasis. Schlafenbreite etwa gleich dem kleinen Augen- durchmesser. Propodeum fiach gerundet. 1. Tergit etwas weniger stark nach hinten erweitert als beim Weibchen. In den tbrigen Merkmalen, auch im ' Flugelgeader, weitgehend mit dem Weibchen tbereinstimmend. Holotypus: Q, Italien, ,,St. Peter/Ahrntal, Stidtirol, 1600 m, Jc/26. 8. 67, Haeselbarth“ (Haeselbarth). Paratypen: 19; Ungarn, Vac Tuddsdomb. Biro, 16. 6. 29 (Budapest). — 19; Finnland, Jomala, Hellén (Hellén). — 19; England, South Hamp- shire, New Forest, Holmhill Inclosure, 9—10. 7. 53, B. K. & R. D. Eady (London). — 10’; Schweden: Lappland, Abisko, 17.—20. 8. 48, R. B. Benson (London). Der Holotypus wurde im Larchen-Fichten-Bergwald (obere montane bis subalpine Stufe) am Nordwesthang des Lutterkopfes in der Durreck-Grup- pe (Hohe Tauern) gefangen. Die Funde in Finnland und vor allem Schwe- disch Lappland ko6nnten auf eine boreo-montane Verbreitung hinweisen, doch scheinen die beiden anderen dem zu widersprechen, falls sie nicht an Stellen mit besonders kihlem Lokalklima gemacht wurden. Die Art ist je- doch zu selten, um schon dkologische oder zoogeographische Angaben ma- chen zu konnen. Das Weibchen ahnelt am ehesten B. tripudians, B. pallipes und verwand- ten Arten. Es unterscheidet sich von diesen jedoch u. a. durch das Flugelge- ader, den Bau der Fihler, die glatte und glanzende Korperoberflache, die relativ klar begrenzten Sternauli, den Verlauf der Occipitalleiste und die nicht modifizierten Klauen der Mittelbeine. Wahrscheinlich ist B. nitidus nicht so nahe mit den oben genannten Species als eher mit B. varius ver- wandt, mit dem das ©’ am leichtesten zu verwechseln ware. Es unterschei- 114 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens det sich hiervon vor allem durch ganz schwarzen Korper, niedrigere Wan- gen, bis auf die klar begrenzten Sternauli glatte und glanzende Mesopleu- ren und durch das flach gerundete Propodeum, dem jede Spur von hinteren Lateraltuberkeln fehlt. 13. Blacus varius sp. n. (Abb. 25, 28, 92 und 110) Weibchen: Vorderfltigel 2,4 mm lang. Fuhler (Abb. 25) merklich ktirzer, mit 17 Gliedern (nur ein Exemplar ist bekannt), die GeiBel tberall etwa gleich dick, ihre Glieder ungefahr vom 6. oder 8. Glied an an der Spitze ab- gerundet. Wangen knapp doppelt so hoch (Abb. 28) wie die Breite der Man- dibelbasis. Gesicht fein quergerunzelt. Stirn glatt, mit glatter Furche. Zwi- schen den beiden hinteren Ocellen befindet sich ein deutliches Langsgrib- chen. Kopf von oben gesehen nur wenig kurzer als bei B. mamillanus (cf. Abb. 39). Schlafenbreite fast so groB wie der groBe Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig, glatt und nur wenig konvex, an den Seiten und vor allem an der Spitze sehr scharf und hoch aufgebogen gerandet. Me- sopleuren im Bereich der Sternauli ziemlich grob langsgerunzelt, sonst stel- lenweise glatt. Propodeum grob runzlig, mit wohlausgebildeten stumpfen - Zahnen, die etwas kurzer sind als bei B. mamillanus; durch sie erscheint das Propodeum bei Seitenansicht spitzwinklig. — MHinterschenkel ca. 41/2mal so lang wie breit. Hintertarsen merklich ktirzer als die Hintertibia. Nur die Klauen der Vorderbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Flugel- geader sehr ahnlich dem des Mannchens (cf. Abb. 110). — Erstes Abdomi- naltergit feinrunzlig, nicht so deutlich langsstrichelig wie bei B. mamillanus und vor allem B. robustus und viel schlanker als bei diesen beiden Arten, nach hinten stark verbreitert (auf reichlich das zweifache der geringsten Breite), ungefahr doppelt so lang wie breit. Bohrerscheiden nur wenig (1,1) langer als das 1. Tergit. , Schwarz oder schwarzbraun sind das Abdomen, das Propodeum, die ven- tralen Partien des Thorax, je ein Langsfleck auf den drei Loben des Me- soscutums und die Umgebung des Stemmaticums. Die ubrigen Korperpar- tien sind rotlich. Dunkelgelb sind die Beine und die Fuhler, ausgenommen der Schaft und das Endviertel, die dunkler sind. Die Fliigel sind fast hyalin, das Stigma braun. Mannchen: Vorderfligel 2,2—2,5 mm lang. Fthler (Abb. 92) etwas (ca. 1,2) langer, mit 22 (14), manchmal auch mit 23 (2) Gliedern, schlank. Wangenhohe merklich grofer als die Breite der Mandibelbasis. Kopf nicht sogleich hinter den Augen verschmalert. Schlafenbreite gréBer als der klei- ne, doch geringer als der grof{e Augendurchmesser. Propodeum ziemlich grob runzelig, zuweilen andeutungsweise areoliert, seine Zahne nur als schwache, doch immer deutliche Hécker entwickelt. Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Hintertarsen ein wenig ktirzer als die Hintertibia. Geader Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 115 des Vorderfluigels s. Abb. 110. Sonst sehr ahnlich dem Weibchen. Die Ké6r- perfarbung ist allgemein dunkler als bei diesem. Stets oder fast stets rdtlich sind nur breite Saume entlang der Notauli und der Raénder des Mesoscu- tums, wahrend die ubrigen beim Weibchen relativ hellen Teile grofBenteils oder auch fast ganz schwarz oder schwarzbraun sind. Auch die Fiihler sind oft groBenteils dunkel. Holotypus: 9, Meran, 650 m, H, 22. 7.66. Hbth. (Haeselbarth). Paratypen: 130°C’, Meran, 700 m, 22.7.1966. — 30’C’, Partschins bei Meran, 775 m, 20. 7.1966. — 10’, Lagolo im Trentino, 920 m, 1.5. 1966. — 10 Campi bei Riva am Gardasee, 1400 m, 7: 9. 1967. (London, Miinchen, Wien, Capek, Haeselbarth). Die bei Meran gefangenen Tiere stammen aus kastanienreichen Mittel- waldern bei der Fragsburg, der Holotypus vom genau selben Fundort wie der Holotypus von B. gracilis. Die Exemplare von Partschins wurden in einem kleinen dichten Eschenwaldchen gefunden, die aus Lagolo und Cam- pi im buschformigen Buchenbergwald, wobei bei Campi noch andere Baum- und Gebuscharten, vor allem Hasel, stark beigemischt waren. B. varius scheint daher in sudostalpinen LaubbuschwAaldern der collinen und monta- nen Stufe nicht selten vorzukommen. Durch die bunte Farbung, das glatte Schildchen, die ziemlich robusten Fithler, den Bau von Kopf und 1. Hinter- leibstergit u. a. ist das Weibchen gut charakterisiert. Das Mannchen unter- scheidet sich schon durch seine Farbung und die vielgliederigen Fuhler von dem der meisten anderen Blacus-Arten, doch sind die Mannchen der _ nachstverwandten Arten zum Teil noch nicht bekannt. 14. Blacus nixoni sp. n. (Abb. 16, 27 und 37) Weibchen: Vorderfltigel 2,0—2,5 mm lang. Antennen (Abb. 16) ein wenig kurzer, mit 17 (2), 18 (7) oder 19 (4) Gliedern, die GeiBel an der Basis etwas dunner als an der Spitze und auch die proximalen Geifelglieder an ihrer Basis viel starker verschmalert als bei B. varius. Wangenhohe (Abb. 27) et- wa 1'/3—1!/2mal so gros wie die Breite der Mandibelbasis. Gesicht schwach und undeutlich quergerunzelt. Stirnfurche und Gruibchen zwischen den hinteren Ocellen deutlich. Kopf nicht sogleich hinter den Augen verschma- lert, doch merklich ktirzer als bei B. varius. Schlafenbreite groBer als der kleine, doch geringer als der groBe Augendurchmesser. — Scutellum ahn- lich wie bei B. varius, jedoch nicht ganz glatt, sondern undeutlich runzlig. Mesopleuren im Bereich der Sternauli deutlich langsstrichelig runzlig, sonst vielfach glatt. Propodeum gerunzelt, mit deutlichen, doch nicht sehr langen stumpfen Zahnen, so dai das Propodeum im Profil nicht spitzwink- lig wie bei B. varius, sondern ungefahr rechtwinklig erscheint. — Hinter- schenkel ca. 5 bis 5!/2mal so lang wie breit. Hintertarsen etwas kurzer als die Tibia. Klauen nur an den Vorderbeinen mit schwarzen Kammzahnen. 116 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens — Discoidalzelle im Vorderflligel (Abb. 37) spitz, ziemlich breit. — Erstes Hinterleibstergit ahnlich dem von B. varius, doch meist nur etwa 1?/,mal so lang wie hinten breit, zuweilen nur undeutlich gerunzelt. Bohrerscheiden wesentlich (1,4—1,5mal) langer als das 1. Tergit. Farbung wie bei B. varius. Fuhler meist ausgedehnter dunkel und auch die helle GeiBelbasis oft eher hellbraun als gelb. Dunkle Flecken auf dem Mesoscutum oft undeutlich. Mannchen unbekannt. Holotypus: 9, Cyprus: Mt. Troodos. Mesapotamis. 12. VII. 1937. G. A. Mavromoustakis. B. M. 1937 — 808 (London). Paratypen: 13 99, wie Holotypus (London, Haeselbarth). Die Art, die bisher nur im weiblichen Geschlecht und nur aus Cypern be- kannt ist, steht B. varius offensichtlich sehr nahe, ist aber durch die oben und in der Tabelle angeftthrten Merkmale sicher davon verschieden. Sie ist Herrn Dr. G. E. J. Nixon, London, dem hervorragenden Systematiker und Kenner der Braconidae und Proctotrupoidea, in warmer und dankba- rer Verehrung gewidmet. 15. Blacus robustus sp. n. (Abb. 23, 40 und 99) Weibchen: Fligel wohlausgebildet, Vorderflugel ca. 2,4 mm lang, was un- gefahr der Korperlange entspricht. Fuhler (Abb. 23) merklich (0,8—0,9mal) kurzer, mit 18 (8) Gliedern, die GeiBel tiberall etwa gleich dick. Clypeal- grubchen viel weiter (ca. 1,8mal) voneinander entfernt als von den Augen. Wangenhohe ca. 1?/;mal so grof wie die Breite der Mandibelbasis und et- was kurzer als der Abstand der Clypealgriibchen voneinander. Gesicht fein quergerunzelt. Stirnfurche und Gritibchen zwischen den hinteren Ocellen tief. Kopf viel breiter als bei B. mamillanus (Abb. 40). Schlafenbreite etwas geringer als der groBe Augendurchmesser. — Collare nicht besonders lang. Scutellum grob runzelig, sehr ahnlich B. mamillanus. Mesopleuren im Be- reich der Sternauli langsstrichelig gerunzelt, die letzteren als fast senkrecht stehende kurze Furchen mehr oder weniger deutlich. Propodeum ahnlich wie bei B. mamillanus, doch die Zahne ein klein wenig ktrzer. Thorax, im Profil gesehen, wesentlich hoher als bei B. mamillanus. — Hinterschenkel weniger als 5mal so lang wie breit. Hintertarsen betrachtlich (ca. 0,8mal) kurzer als die Hintertibia. Nur die Klauen der Vorderbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Vorderfitigel ahnlich wie bei den verwandten Arten, ziemlich schmal. Discoidalzelle schmal, vorn spitz. Basalader ca. 1,3 bis 1,4mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. — Erstes Hinterleibstergit langsstrichelig gerunzelt, gleichmafig nach hinten verbreitert. Seine maxi- male Breite betragt mindestens das Doppelte der minimalen und etwa 3/4 der Lange. Bohrerscheiden etwas kiirzer (ca. 0,9) als das 1. Tergit. Schwarz; das Abdomen vom 2. Segment an meist schwarzbraun; dunkel- Byasmius Hes sl erihy Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 117 oder rotlich-gelb sind die Fuhler (Schaft und Spitze verdunkelt), die Tegu- lae und die Beine einschlieSlich der Huften; die Flugel sind schwach braun- lich getrubt, das Pterostigma ist braun. Mannchen: Vorderflugel 2,1—2,3 mm lang, nicht besonders schmal. Fiih- ler (Abb. 99) etwa ebenso lang, mit 21 (4) Gliedern, zur Spitze zu etwas dunner werdend. Wangenhohe etwas grofier als die Breite der Mandibelba- sis. Gesicht sehr fein quergerunzelt. Kopf hinter den Augen abgerundet verschmalert. Schlafenbreite ungefahr gleich dem kleinen Augendurchmes- ser. Mesopleuren im Bereich der Sternauli mit einigen ziemlich kraftigen Langsrunzeln, sonst z. T. glatt. Propodeum runzlig, manchmal die Felde- rung angedeutet, die Zahne nur als ganz schwache Hocker angedeutet; im Profil gesehen stehen der horizontale und der abschtssige Teil in stumpfem Winkel aufeinander. Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Hintertar- sen ein wenig kurzer als die Hintertibia. Discoidalzelle im Vorderfliigel schmal, vorn spitz. Basalader etwa 11/smal so lang wie der 1. Cubitus-Ab- schnitt. Erstes Hinterleibstergit ahnlich wie beim Weibchen, doch etwas schlanker; die maximale Breite ist fast zweimal so groB wie die minimale, und die Lange betragt etwas mehr als das 11/2fache der maximalen Breite. Sonst im wesentlichen mit dem Weibchen wiper ethos nieve nicl die Fuhler meist bereits von der Mitte an dunkel. Holotypus: 2 Poéuvadlo (Tschechoslowakei), 20. VII. 1959, lgt. Z. Bou- éek (Capek). Paratypen: 1 9, Dagebtll (Schleswig-Holstein), Deichreservat, Riickseite, Gelbschale 15. 8.—31. 8.1967 (R. Konig). — 20'C’, Drienova (Tschechoslo- wakei) 20. und 23.8.1959, M. Capek (Capek). — 10’, Banska Stiavnica (Tschechoslowakei), am Licht, 18. 8.1962, M. Capek (Haeselbarth). — 10, Lafnitz, Steiermark, 7. 8. 1965, M. Fischer (Wien). — 10’, Eisenzicken, Bur- genland, 9.7.1963, M. Fischer (Wien). — 19, (in kyrillischer Schrift:) Pojma r. Kenderlyk vost. Zajsana. Tobias 14.6.1961 (= Uberschwem- mungsgebiet des Flusses Kenderlyk ostlich von Zajsana; Kasachstan). B. robustus steht B. mamillanus sehr nahe. Das Weibchen unterscheidet sich vor allem durch die abweichende Kopfform und den ganz schwarzen Korper. Die charakteristischen Merkmale des Mannchens konnen nicht an- gsegeben werden, solange das von B. mamillanus nicht sicher bekannt ist. Die Art ist von der Nordseektiste Schleswig-Holsteins bis nach Zentral- Asien verbreitet, aber offenbar tberall sehr selten. 118 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 16. Blacus mamillanus Ruthe (Abb. 39) Blacus mamillanus Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 144; Q. Blacus aptenodytes Marshall, 1889, Trans. ent. Soc. Lond. 1889: 174; Q. Weibchen: Vorderfltigel riickgebildet (und dann kurz und sehr schmal) oder von normaler Ausbildung, 1,0—2,3 mm lang. Korperlange 2,0 bis 2,5 mm. Fihler kiirzer, mit 18 (11), selten mit 19 (2) Gliedern, ahnlich de- nen von B. robustus (cf. Abb. 23). Clypealgrubchen ungefahr ebensoweit voneinander entfernt wie von den Augen. Wangenhohe gut doppelt so gro wie die Breite der Mandibelbasis und etwas groBer als der Abstand der Clypeal-Grtibchen voneinander. Gesicht quergerunzelt, Stirn glatt, sehr hoch. Stirnfurche und Grtibchen zwischen den hinteren Ocellen deutlich. Kopf, von oben gesehen, sehr lang (Abb. 39); Schlafenbreite fast gleich dem groBen Augendurchmesser. — Collare starker entwickelt als.bei den ver- wandten Arten. Scutellum grob runzelig, langlich dreieckig, scharf geran- det. Mesopleuren im Bereich der Sternauli ziemlich grob langsrunzelig. Propodeum mit breiten, dreieckigen Zahnen und dadurch im Profil spitz- winklig erscheinend, grob gerunzelt. — Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Hintertarsen viel ktirzer als die Hintertibia. Nur die Klauen der Vor- derbeine mit schwarzen Kammzahnen. — Vorderfltgel, wenn voll ausge- bildet, ziemlich schmal. Discoidalzelle ziemlich breit, vorn spitz. Basalader etwa 11/2mal so lang wie der 1. Cubitus-Abschnitt. Oft sind die Fltigel stark reduziert; sie sind dann sehr schmal und uberragen das Propodeum nicht weit. Ihr Gedder ist im wesentlichen erhalten, doch naturlich in den Pro- portionen verandert. — Erstes Hinterleibstergit langsrunzlig, nach hinten gleichmafig auf etwa die doppelte Breite erweitert, ca. 11/2mal so lang wie hinten breit. Bohrerscheiden ungefahr so lang wie das 1. Tergit. Schwarz und schwarzbraun; heller ist das 2. Hinterleibstergit und min- destens der vordere Seitenrand des Mesoscutums, zuweilen sind das letztere und angrenzende Teile des Prothorax ganz rotlich; dunkelgelb sind die Fuh- ler (auBer Schaft und Endglied), die Tegulae und die Beine; die Flugel sind schwach braunlich getrubt, das Pterostigma ist hellbraun. Kin Mannchen, das mit Sicherheit zu dieser Art zu stellen ist, ist nicht bekannt. Lectotypus: 9, u. a. mit folgenden Etiketten: ,B. M. Type Hym. 3.¢ 661.“, ,,.B. M. Type Hym. Blacus mamillanus Ruthe 1861“ und in Ruthes Handschrift ,,Bl. mamillanus m.“ Die Fltigel dieses Exemplars sind voll ent- wickelt und ungefahr von K6rperlange (2 mm). Zwei andere beschadigte Weibchen der Originalserie befinden sich ebenfalls im Britischen Museum. Von dem einen, am 17.9.1855 gesammelten, sind nur noch Bruchstiucke vorhanden, doch scheint es zur vorliegenden Art zu gehoren. Das andere vom 5. 10.1855 ist nicht mehr exakt bestimmbar, doch ist es mit Sicherheit verschieden und gehort nicht einmal zur ruficornis-Gruppe. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 119 Von B. aptenodytes liegt ein Exemplar von den Britischen Inseln aus der Harwood Coll. vor (London), das folgendes Etikett (offenbar in Marshalls Handschrift) tragt: ,Ganychorus aptenodytes m.“. Ob es sich hierbei um eines der drei Tiere handelt, die der Originalbeschreibung zugrundelagen, kann nicht festgestellt werden. Es ist ein micropteres Weibchen von B. ma- millanus. Weiter wurde folgendes Material studiert: 19 (micropter), Danemark _(Kopenhagen). — 3 9Q (eines micropter), Fiirstenberg in Mecklenburg, 13.4.1889 und 20.4.1891, Fr. W. Konow (Berlin, Kopenhagen, Haesel- barth). — 19, Heidelberg, 6.—12. 7.1931, G. Nixon (London). — 499 aus der Coll. Forster, darunter ein micropteres mit der Angabe_,,Lausberg, 26.10.58“ (Berlin). — 19 (mircropter), ,.Deutschland, Erichson S.“ (Hae- selbarth). — 19 (micropter), Genf, Bois du Fréres, XII. 46, A. Cornellini (Genf). — 19 (micropter), Hradec Kralové, Novy, Bohmen, 28. 1.1944, Bouéek (Prag). — 12 (micropter), Remetské Hamry, V.1960, Strejéek (Capek). Die Art ist durch die Zahl der Fiihlerglieder, die hohen Wangen, die eng- stehenden Clypealgriibchen, den langen Kopf, das stark gerunzelte Schild- chen, das gezahnte Propodeum und durch die Farbung gut charakterisiert. Sie ist offenbar selten und bisher nur aus Danemark, Deutschland, der Schweiz und der Tschechoslowakei bekannt. Das Weibchen uberwintert als _ Imago. Das Mannchen ist nicht bekannt. 17. Blacus strictus Stelfox (Abb. 21, 38 und 98) Blacus (Ganychorus) strictus Stelfox, 1941, Proc. R. Ir. Acad. 46 B: 121; 9, fig. Weibchen: Vorderfiiigel 1,9—-2,1 mm lang. Flthler (Abb. 21) ungefahr ebenso lang, mit 15 Gliedern, schlank gebaut, die GeiSel an der Basis etwas diinner werdend. Wangenhthe etwas groBer als die Breite der Mandibelba- sis. Gesicht fein und undeutlich runzlig punktiert. Stirn glatt, mit schwa- cher Furche. Kopf nicht sogleich hinter den Augen verschmalert. Schlafen- breite fast gleich dem grofen Augendurchmesser. — Scutellum langlich dreieckig, glatt oder undeutlich runzlig, stark gerandet. Mesopleuren im Bereich der Sternauli fein, aber dicht langsrunzlig. Propodeum ungezahnt, fein gerunzelt, stellenweise fast glatt, deutlich gefeldert; die Querleisten gehen vom Mittelkiel spitzwinklig nach vorn ab, so da die horizontale Fla- che in der Mitte linger ist als an den Seiten. — Hinterfemur fast 6mal so lang wie breit. Klauen der Vorder- und Mittelbeine mit schwarzen Kamm- zahnen. — Gedder des Vorderfliigels (Abb. 38) dicker als bei den anderen Arten. Pterostigma schmal. Basalader 1,7—1,9mal so lang wie der 1. Cubi- tus-Abschnitt. — Abdomen hinten nicht komprimiert, von oben gesehen fast spatelformig, weil die Segmente vom 6. an weitgehend versteckt sind. 4 120 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens -— Erstes Tergit sehr kraftig, nach hinten fast auf das Doppelte verbreitert, ca. 1,6mal so lang wie hinten breit, fein aber dicht langsrunzlig. Basis des 2. Tergits fein gerunzelt. Bohrer sehr kurz, etwas nach oben gekrummt, sei- ne Scheiden etwa so lang wie das 1. Tergit hinten breit ist. Schwarz bis dunkelbraun; Pedicellus und Beine gelb, die Hinterhuften verdunkelt; Flugel schwach braunlich getrubt, fast hyalin, Pterostigma braun. Mannchen: Vorderfitigel 1,9 mm lang. Fuhler (Abb 98) ein wenig langer, zur Spitze schwach erweitert, mit 16 Gliedern. AuSerordentlich ahnlich dem Weibchen. Der Kopf ist etwas ktirzer, das 1. Tergit ein klein wenig schlanker, doch das Propodeum nur geringfugig flacher als bei diesem. Auch die Farbung stimmt tberein. Untersucht wurden: 19, Tollymore Park, Co. Down, Nordirland, (2) 6. 10. 1957. — 1 9 wie vor., doch 5. 10.1958. — 10’ wie vor., doch 16. 8. 1959. — 19, Killin, Perthshire, Schottland, (2) 15.7.1952. (Diese 4 Exemplare wurden von A. W. Stelfox gesammelt und als strictus bestimmt; sie befin- den sich in seiner Sammlung und [das zweitgenannte] in London.) — 19, Helsinge, Finnland, Hellén (Hellén). — 19, Hann. Minden, Laub- mischwald, 25.6.1967. — 19, Oberbiberg bei Miinchen, von Heidelbeer- kraut in Kiefern- und Fichtenwald gestreift, 19.7. 1970 (beide leg. und coll. Haeselbarth). B. strictus gehort zwar sicher zur ruficornis-Gruppe, schleBt sich jedoch an keine der anderen Arten naher an. Durch die geringe Zahl der Fuhler- glieder, das Fliigelgedder, das nicht komprimierte Abdomen und den kur- zen, etwas nach oben gebogenen Legebohrer ist die Art sofort kenntlich. Sie ist offenbar auBerst selten, und nur in wenigen Exemplaren aus Irland, GroBbritannien, Finnland und Deutschland bekannt. GRACILIS-GRUPPE Die hierher gestellten Arten schlieBen sich durch das scharf gerandete Schildchen und die an den Klauen der Vorderbeine des Weibchens vorhan- denen unregelmaBigen Kammzahne (die allerdings zarter sind, und deren Existenz bisher nur bei einer der Arten sicher festgestellt werden konnte) ziemlich eng an die ruficornis-Gruppe an, unterscheiden sich aber wesent- lich durch die charakteristische Felderung des Propodeums sowie durch die Tatsache, dai bei ihnnen die Mannchen weniger Fuhlerglieder besitzen als die Weibchen, wahrend bei den anderen Blacus-Arten das Gegenteil der Fall ist. ; Vorderfliigel 2,0—2,5 mm lang. Fihler ktirzer, beim 9 mit 17—19, beim © mit 16 oder 17 Gliedern. Kérper sehr schlank gebaut. Scutellum glatt, scharf gerandet, der Rand jedoch an der Spitze nicht besonders zahn- oder lamellenartig aufgebogen. Sternauli fehlen oder sind kurz und krenuliert, wobei sie Vorder- und Hinterrand der sonst glatten Mesopleuren nicht er- reichen. Propodeum ungezahnt, glatt, sehr deutlich gefeldert, wobei der Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 121 Mittelkiel hinter der Querleiste gegabelt ist, wodurch hinten zwischen den Seitenfeldern ein schmales Mittelfeld entsteht, das Propodeum also auf der Dorsalseite funf Felder aufweist (Abb. 45). Beine schlank. Discoidalzelle vorn schmal sitzend, das Parastigma jedoch nicht vergréBert. Nervellus un- gefahr in der Mitte der Mediella. Abdomen des Weibchens hinten stark komprimiert. Erstes Hinterleibstergit schmal, fast parallelseitig. Bohrer- scheiden mit zerstreuten aufrechtstehenden Borsten, die bei B. gracilis et- was langer sind als bei B. fischeri. Aus dieser Gruppe sind bisher nur die zwei folgenden sehr seltenen Ar- ten bekannt. 18. Blacus gracilis sp. n. (Abb. 42, 43 und 45) Weibchen: Vorderfliigel knapp 2 mm lang. Fithler kaum kiirzer, schlank, mit 18 (1) oder meist 19 (3) Gliedern (Abb. 42). Wangen mit deutlicher Fur- che, ihre Hohe geringer als die Breite der Mandibelbasis. Clypeus sehr stark konvex, wie das Gesicht fast glatt. Stirn glatt, mit flacher Furche. Kopf nicht sogleich hinter den Augen gerundet verschmalert. Die Hinterhaupts- leiste fehlt. Augen verhaltnismaBig gro®, sehr breit elliptisch, fast rund- lich. — Praescutellarfurche mit Medianleistchen. Scutellum ldnglich drei- eckig, glatt, ziemlich scharf gerandet, ahnlich wie bei den Arten der rufi- cornis-Gruppe, doch ohne da} der Rand an der Spitze aufgebogen ist. Ster- nauli kurze, steil gestellte, krenulierte Schragfurchen, die weder Vorder- noch Hinterrand der glatten Mesopleuren erreichen. Propodeum sehr flach gerundet, glatt, areoliert, mit fiinf deutlichen Feldern auf der Dorsalseite (Abb. 45). — Beine schlank. Hinterschenkel knapp 6mal! so lang wie breit. Hintertarsen ungefahr so lang wie die Hintertibia. Klauen der Vorderbeine mit ahnlichen Kammzahnen wie bei den Arten der ruficornis-Gruppe, doch sind diese viel zarter und oft sehr schwer zu sehen. — Vorderfitigel s. Abb. 43. Erster Radiusabschnitt hochstens so lang wie die Breite des Ptero- stigmas. — Abdomen etwas kurzer als Kopf und Thorax zusammen, hinten stark komprimiert. Erstes Tergit sehr lang und schlank, fast parallelseitig (Abb. 45), mehr als doppelt so lang wie breit, mit feinrunzliger Oberflache; seine Dorsalleisten verlaufen fast parallel und erloschen hinten. 2. Tergit an der Basis zuweilen undeutlich lederig gerunzelt. Bohrerscheiden etwas langer als die Hinterschenkel, doch ktirzer als die Hinterschienen. Dunkelbraun, stellenweise etwas heller; die ersten 4 Fuhlerglieder kon- trastierend gelblich wei; Beine ganz gelbbraun; Pterostigma braun. Das Mannchen weicht nur wenig vom Weibchen ab, am meisten durch die kurzeren Fuhler (ca. 0,8 der Vorderfliigel-Lange) mit nur 17 (3) Glie- dern. Holotypus: 9, ,,Meran, 650 m, H. 22.7.66, Hbth“. Im Mittelwald (Fich- ten und Larchen, im Unterholz Kastanien, Eichen und viele andere) der collinen Stufe bei der Fragsburg (Haeselbarth). 122 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Paratypen: 1 9, Marling bei Meran, in Fichtenwald mit Larchen, Kasta- nien und Gebiisch in 700 m Hohe. 12.7.1966 (Haeselbarth); 19, Bois de Machefer, 16. 9.1951; 19, Bois de Veyrier, 16.7.1952; 19, Bois sur Tré- lex, 31.8. 1952 (die drei letztgenannten Fundorte liegen in der Umgebung von Genf, und die Exemplare befinden sich in der dortigen Sammlung); 10, Eichgraben, Nieder-Osterreich, 16. 9.1959, M. Fischer (Wien); 10’. Mikulov (Tschechoslowakei), 18. 9. 1960, Strejéek (Capek); 10’, Parikkala in Kare- lien, Hellén (Hellén). Die drei Weibchen aus der Umgebung von Genf wurden aus Pilzen gezo- gen, aus einem verfaulten Pfeffermilchling, Lactarius piperatus, und aus Collybia fusipes, dem Spindeligen Rubling. Durch den schlanken Korperbau, die auffallende Fuhlerfarbung, das Fehlen der Occipitalleiste und das fiinffelderige Propodeum ist B. gracilis sehr leicht kenntlich. Als Wirte sind pilzbewohnende Insekten anzuneh- men. 19. Blacus fischeri sp. n. (Abb. 41 und 44) Weibchen: Vorderfiugel 2,0—2,5mm lang. Antennen (Abb. 41) wesent- lich (0,6—0,7) kurzer, mit 17 (1) oder 18 (2) Gliedern. Wangen nur undeut- lich gefurcht, ihre Hohe etwa gleich der Breite der Mandibelbasis. Gesicht etwas breiter als bei B. gracilis, ziemlich glatt. Stirn glatt, ohne Furche. Kopf hinter den Augen nicht sogleich verschmalert. Hinterhauptsleiste uberall scharf und deutlich. Augen langlich-oval und kleiner als bei B. gra- cilis. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser.. — Praescutellarfurche mit schwachem Medianleistchen oder ganz glatt. Scu- tellum sehr schmal dreieckig mit etwas gerundeter Spitze, scharf gerandet, glatt, ziemlich stark konvex. Mesopleuren glatt; Sternauli fehlen bzw. sind nur durch eine flache glatte Einsenkung angedeutet. Propodeum sehr flach gerundet, glatt, mit finf Dorsal-Feldern ahnlich wie bei B. gracilis, doch et- was langer als dort. — Hinterschenkel ca. 5mal so lang wie breit. Hintertar- sen Zuweilen etwas kurzer als die Hintertibia. Die Klauen der Vorderbeine waren beim vorliegenden Material nicht zu untersuchen. — Im Vorderflti- gel (Abb. 44) ist der erste Radius-Abschnitt etwas langer als die Breite des Pterostigmas. — Hinterleib ungefahr so lang wie Kopf und Thorax zusam- men, hinten stark komprimiert. Erstes Tergit fast parallelseitig (im ersten Drittel treten die Stigmen seitlich etwas hervor), etwa 21/2mal so lang wie hinten breit; seine Dorsalleisten verlaufen fast parallel, bis sie hinten in der fein runziigen Oberflache undeutlich werden. 2. Tergit ganz glatt. Boh- rer schlank, seine Scheiden etwa so lang wie Tibia und Tarsen eines Hinter- beins zusammengenommen. Schwarzbraun bis dunkelbraun; Scapus und Pedicellus gelblich-braun, doch viel dunkler als die Fiihlerbasis von B. gracilis; Beine gelbbraun, die Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 198 Spitze der Hintertibien manchmal undeutlich verdunkelt; Pterostigma braun. Das Mannchen weicht, ahnlich wie bei B. gracilis, kaum vom Weibchen ab. Die Fuhler sind nur 16gliederig (2). Das Scutellum ist etwas breiter, sei- ne Seiten ein wenig gebogen. Holotypus: 9, ,,Austria inf., Eichgraben, 16. 9.59, Fischer“ (Wien). Paratypen: 19, Mt. Meszes (= Meszes-Gebirge im noérdlichen Ruma- nien), 04. V., Bird (Budapest); 1 9, Postojne, Slowenia (Jugoslawien), edge of mixed forest, 13. 7.1958, R. L. Coe(London); 20’ C’, Ziegenhagen, Hessen, Buchenwaldrand, 13. 8.1966 (Haeselbarth). Wirte sind von dieser u. a. durch das fiinffelderige Propodeum, die ver- haltnismaBig kurzen Fuhler und den langen Bohrer leicht kenntlichen Art bisher nicht bekannt. Sie ist zu Ehren des Sammlers des Holotypus, Herrn Dr. Max Fischer, dem Opiinen- und Alysiinen-Spezialist und Braconi- den-Kenner in Wien, benannt, dessen ausgedehnter und sachverstandiger Sammeltatigkeit die groBte und reichhaltigste aller der in der vorliegenden Arbeit verwendeten Sammlungen zu verdanken ist. HUMILIS-GRUPPE Vorderfitigel 2,0—3,8 mm lang. Ftthler der Weibchen mit 17, die der Mannchen mit 18—20 Gliedern. Wangen ohne von den Augen zur Mandi- belbasis verlaufende Furche. Mandibeln gelb, an der Spitze dunkel; Palpen bleich oder strohfarben. Kopf von oben gesehen quer, hinter den Augen eine kurze Strecke parallelseitig, dann breit abgerundet verengt. — Prae- scutellarfurche entweder mit einem Medianleistchen oder mit mehreren Langsleistchen — im letzteren Falle wird die Praescutellarfurche als kre- nuliert bezeichnet. Schildchen glatt, seitlich schwach bis mafig stark geran- det, an der Spitze mit einigen erhabenen Runzeln, wodurch es abgestutzt oder gerundet erscheint. Sternaulus eine flache gerunzelte Furche. Propo- deum beim Weibchen jederseits mit einem stumpfen zapfenformigen Zahn (ausgenommen bei B. modestus), beim-Mannchen gerundet und hochstens mit schwachen Tuberkeln an der Stelle der Zahne. — Discoidalzelle im Vor- derfliigel sehr breit, in beiden Geschlechtern vorn dem vergroBerten Para- stigma breit (bei B. modestus etwas schmAaler) aufsitzend. — Abdomen so lang wie der Thorax oder auch so lang wie Kopf und Thorax zusammen, hinten komprimiert. Bohrer etwas ventral gekriimmt; seine Lange ist fur die einzelnen Arten kennzeichnend, wenn die Unterschiede auch nicht groB sind. Hierher werden 5 europdische und eine innerasiatische Species gestellt. AuBerdem konnte einiges Material nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Dies sind — abgesehen von einer Reihe von Mannchen, von denen die mei- sten wahrscheinlich zu B. humilis geh6ren — 8 sehr kleine Weibchen, die in den meisten Merkmalen B. humilis ahneln und wahrscheinlich zum gro8ten Teil auch dieser Art angeho6ren, sich jedoch durch sehr kurze, gedrungene 124 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Fiihler auszeichnen; auch sind bei den meisten von ihnen die Zahne am Propodeum sehr schwach. Ein Mannchen aus dem Museum in Leningrad (Jaroslawsk. ujezd, N. R. Kokujev) gehort wahrscheinlich einer noch unbe- schriebenen Art an. Es hat 19gliederige Fuhler, der Kopf ist hinter den Augen stark verschmaélert, das Propodeum ist gerundet ohne Andeutung einer Zahnung, und das 1. Hinterleibs-Tergit ist breiter als sonst in der hu- milis-Gruppe. Wirtsangaben fehlen fiir die meisten Arten oder scheinen sich z. T. inso- fern zu widersprechen, als Kafer mit verschiedener Lebensweise als Wirte fiir dieselbe Art (B. humilis) genannt werden. B. longipennis lebt so gut wie sicher bei in Holz oder Rinde brutenden Coleopteren. 20. Blacus paganus Haliday (Abbe5s cud! 7) Blacus (Blacus) paganus Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 122; 9, @. Blacus brevicornis Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 146; 9. Weibchen: Vorderflugel 2,5—3,5mm lang. Fuhler sehr viel (ca. 0,6) kur- zer, sehr gedrungen gebaut, mit 17 Gliedern (Abb. 53); die GeiBelglieder sind schon ungefahr vom 3. oder 4. an auch distal abgerundet. Wangenhohe etwas geringer als die Breite der Mandibelbasis. Clypeus und Gesicht ziem- lich breit, das letztere meist feinrunzlig punktiert. Stirn glatt mit glatter Furche. Schlafenbreite gréBer als der kleine, doch geringer als der groBe Augendurchmesser. Kopf und Thorax meist deutlich hell behaart. — Prae- scutellarfurche durch eine Reihe von kleinen Leistchen krenuliert. Scutel- lum ungefahr gleichseitig dreieckig, maBig gewolbt, schwach gerandet, glatt, an der abgerundeten oder abgestutzten Spitze mit erhabenen Run- zeln. Sternauli ziemlich breit, die Runzelung oft etwas langs gerichtet. Pro- podeum mit breiten, stumpfen, kraftigen Zahnen oder Hoéckern, ziemlich dicht und teilweise auch grob gerunzelt. — Beine sehr kraftig, Hinterschen- kel ca. 4mal so lang wie breit, Hintertarsen ktirzer (ca. 0,9) als die Hinter- tibia. — Geader des Vorderfligels ahnlich wie beim Mannchen (cf. Abb. 117) oder auch bei B. humilis (cf. Abb. 55). — Erstes Hinterleibstergit kraf- tig, nach hinten gleichmafig, jedoch nur schwach erweitert, 1,8—1,9mal so lang wie hinten breit, mit ziemlich dichter, in der Intensitat variabler Run- zelung und nur vorn angedeuteten Dorsalleisten. Bohrerscheiden so lang wie der Hinterfemur oder etwas kurzer, stets viel ktrzer als die Hinterti- bia. Schwarz und schwarzbraun; Beine und Tegulae gelb- oder rotbraun, Hin- terhuften teilweise geschwarzt, Fltigel hyalin, Pterostigma braun. Das Mannchen stimmt in den meisten Merkmalen mit dem Weibchen uberein, abgesehen von den tiblichen, in der Einleitung vermerkten Unter- schieden wie weniger kraftiger Skulptur usw. Daher nur die folgenden kur- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 125 zen Angaben: Vorderflugel 3,0—3,8 mm lang. Fuhler merklich (ca. 0,8) kiir- zer, mit 19 (21) oder 20 (22) Gliedern, die viel schlanker als beim Weibchen, fiir ein Mannchen jedoch ziemlich gedrungen gebaut sind. Propodeum fast gerundet, seine Zahne hochstens als schwache Hinterecken angedeutet. Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen ungefahr so lang wie die Hintertibien. Vorderfligel s. Abb. 117. 1. Hinterleibstergit oft fla- cher als beim Weibchen. Beine zuweilen stellenweise etwas braunlich ver- dunkelt, vor allem an den Hinterschenkeln. Die Bestimmung erfolgte anhand von Material der Sammlung Stelfox. Von B. brevicornis Ruthe lag ein Weibchen (ohne Hinterleib) vor (London) mit einem Etikett in Ruthes Handschrift ,,Bl. brevicornis m.“. Es wurde als Lectotypus bezeichnet. Ferner wurden 58 99 und 670 CO’ untersucht, aus Irland; Norwegen (Op- heimsbakken, Aurdal, 750 m); Schweden (mehrere Fundorte in Schonen); Finnland (Hattula; Helsinki; Insel Houtskar; Jeutseno; Keuru; Lojo; Ny- stad; Palkane; Parikkala; Sortavala; Suoniemi); Danemark; Deutschland; Frankreich (Munster im Elsa8 und Morlaix in der Bretagne); Italien (ver- schiedene Fundorte in Sudtirol, der héchste in einem Grunerlengebusch in -1350 m Hohe); Osterreich (Zwieselstein im Otztal, Tirol, in lichtem Lar- chen- und Fichtenwald; Steiermark; Nieder-Osterreich); der Tschechoslo- wakei; Ungarn und der USSR (Jelowka in Lettland). Dies Material befindet sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Eberswalde, Helsinki, Kopenhagen, London, Miinchen, Stockholm, Wien, Haeselbarth, Hellén, Konig, Snoflak, Stelfox und Thomson. Die Wirte von B. paganus sind unbekannt. In Danemark wurden 8 Weib- chen bei Bombus terrestris gefunden, d. h. wahrscheinlich aus dem Nest dieser Hummel gezogen. In Finnland und England wurde die Art am Licht gefangen. Sie fliegt von Juni bis August, vereinzelt auch noch im Septem- ber; ein Weibchen wurde in Slough Dump, Bucks., England, noch am 4. Ok- tober gefangen. Sie ist offenbar weit verbreitet und nicht allzu selten, scheint aber, soweit das bisherige Material Schltisse zulaBt, nicht sehr weit nach Norden (in Finnland bis gegen 63° n. Br.) und nicht sehr hoch im Ge- birge (wohl nicht tiber die montane Stufe hinaus) vorzudringen. Aus dem mediterranen oder submediterranen Gebiet liegt ebenfalls kein Fund vor, Gebtische und Walder durften ihr bevorzugtes Habitat sein. Die Haupt- kennzeichen gegentiber den verwandten Arten sind die kurzen, dicken Fuh- ler und der kurze Bohrer des Weibchens, die krenulierte Praescutellarfur- che und das kurze, trapezoidale Scutellum. 126 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 21. Blacus radialis sp. n. (Abb. 50) Weibchen: Vorderfltigel 2,3 mm lang. Fuhler wesentlich (ca. 0,7) kurzer, mit 17 Gliedern, die Geifel an der Basis ein wenig verengt (Abb. 50). Wan- genhohe ca. 0,8 der Breite der Mandibelbasis. Gesicht und Clypeus ein we- nig schmaler als bei B. paganus. Stirn mit glatter Furche. Schlafenbreite et- was grofer als der kleine Augendurchmesser. — Thorax sehr ahnlich B. pa- ganus, doch etwas schlanker und ein wenig kraftiger skulpturiert. Horizon- taler Abschnitt des Propodeums etwas langer als die Hinterhufte, fast ebenso stark gerunzelt wie der vertikale (bei B. paganus ist der horizontale Abschnitt nicht langer als die Hinterhufte; auch ist er weniger kraftig skulpturiert als seine Umgebung). Propodeum-Zahne kurz und stumpf. — Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen ungefahr ebenso lang wie die Hintertibien. — Geader des Vorderflugels ahnlich wie bei den verwandten Arten. — Erstes Tergit schlank, gleichmafig, doch nur wenig nach hinten erweitert, doppelt so lang wie hinten breit, dicht gerunzelt, die Dorsalleisten nur vorn, wo sie stark konvergieren, deutlich. Bohrerscheiden etwas langer als die Hinterschenkel, doch kurzer als die Hinterschienen. Schwarz; Fuhlerbasis und Teile des Hinterleibs braun; Tegulae und Bei- ne gelb, die Hinterhtiften oben etwas verdunkelt; Flugel hyalin, Pterostig- ma hellbraun. Mannchen: Vorderflugel 2,6—3,2 mm lang. Fuhler wesentlich (ca. 0,7) kurzer, mit 19 (3) oder 20 (1) Gliedern. Mesoscutum etwas schwacher be- haart als bei paganus. Propodeum flach gerundet, ziemlich stark runzlig, mit Andeutung der Areolierung und kaum merklichen Rudimenten der ,Zahne“. Hinterschenkel 5—6mal so lang wie breit. Sonst im wesentlichen mit dem Weibchen tbereinstimmend. Vom Mannchen von B. paganus fast nur durch ein wenig schlankeren Bau verschieden und kaum zu trennen. Holotypus: 9, Karagand. SZ — Arka pojma Taldy-Manaka. Tobias 1, TX. 959. (Bezirk Karaganda, stidlich von Zana-Arka, Uberschwemmungs- gebiet des Flusses Taldymanaka, 1. 9. 1959.) Paratypen: 3C'C’, wie Holotypus, Daten 28. 8., 1.9. und 2. 9. 1959; 10’, Ka- ragandinsk obl., Karkaralinskie gory (Bergland von Karkaralinsk). Tobias, 15. 6. 59. Alle Etiketten in kyrillischer Schrift. Alle Fundorte offenbar in der Um- gebung von Karaganda in Kasachstan. Die Typen befinden sich in Lenin- grad, ein Paratypus in meiner Sammlung. B. radialis ahnelt auBerordentlich B. paganus, und die Mannchen beider lassen sich kaum auf Grund morphologischer Merkmale trennen. Vielleicht ist B. radialis nur die zentralasiatische Subspecies der europaischen Art. Die Weibchen unterscheiden sich von dieser vor allem durch etwas geringe- re Grofe, schlankere Fiihler, schlankeren Bau des Thorax, etwas intensive- re Skulptur, ein wenig langeren Bohrer und schlankere Hinterbeine, bei denen die Tarsen nicht ktirzer als die Tibien sind. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 127 22. Blacus forticornis sp. n. (Abb. 48) Weibchen: Vorderflugel 3,0—3,5 mm lang. Fiihler wesentlich (ca. 0,7) kurzer, mit 17 Gliedern (Abb. 48); die GeiBelglieder sehr gedrungen ge- baut, jedoch diejenigen der basalen Halfte der GeiBel an ihrer Spitze viel weniger stark abgerundet als bei B. paganus. Wangenhohe geringer als die Breite der Mandibelbasis. Clypeus und Gesicht sehr breit, feinrunzlig. Stirnfurche glatt, ziemlich tief. Kopf nicht sogleich hinter den Augen ver- schmalert. Schlafenbreite etwas geringer als der groBe Augendurchmesser. — Praescutellarfurche mit Mittelleistchen. Scutellum adhnlich wie bei B. pa- ganus gebaut, doch ein wenig langlicher. Sternauli als kraftige, langsrunzli- ge Furchen ausgebildet. Propodeum mit kraftigen stumpfen Zahnen, ziem- lich dicht gerunzelt, der horizontale Teil mit Andeutung der Areolierung, etwas langer als die Hinterhiifte. — Hinterschenkel ca. 4'/2mal so lang wie breit. Hintertarsen ein klein wenig kurzer als die Hintertibia. — Geader des Vorderflugels ahnlich wie bei den verwandten Arten. Lange des 1. Cu- _ bitusabschnittes 0,7—0,8 der Basalader. — Erstes Hinterleibstergit allmah- lich schwach nach hinten erweitert, etwa doppelt so lang wie hinten breit, sehr dicht gerunzelt, die Dorsalleisten schon vorn in der Runzelung ver- schwindend. Bohrerscheiden ein klein wenig langer als die Hintertibia. Alles Material ist ausgeblichen, so dai keine verlaBlichen Angaben tiber die Farbung gemacht werden konnen. Bei den Tieren aus England und Da- nemark sind Kopf und Thorax groBtenteils rotbraun, das Abdomen schwarz oder dunkelbraun, Tegulae, Beine und Fihlerbasis gelb, die Antennen zur Spitze allmahlich dunkelbraun werdend, das Pterostigma gelbbraun. Das Tier aus RuBland ist dunkler gefarbt, der K6rper ganz schwarz- und dun- kelbraun und die Kérperanhange mit Ausnahme der Beine saémtlich etwas dunkler als oben beschrieben. Holotypus: 9. Berks: Windsor Forest, 20. X. 1931. H. St. J. Donisthorpe (London). Paratypen: 3 99, Dyrehaven, 26.9. 90, Koch (Kopenhagen, Haeselbarth). — 19, Berdizyno, Jarosl. u., 9. 7. 1896, A. Jakovlev, K. Kokujeva (in ky- rillischer Schrift) (Leningrad). Mit denselben Daten wie der letztgenannte Paratypus liegt auch ein 0 vor, das mit ziemlicher Sicherheit zur vorliegenden Art gehort. Es stimmt gut mit dem Weibchen tberein, unterscheidet sich jedoch etwas durch das Farbmuster (Korper schwarz, Hinterleibsmitte stark aufgehellt, Mittel- und Hinterhiiften zum Teil verdunkelt). Dies Mannchen kann im itibrigen durch morphologische Merkmale kaum von einem grofien Exemplar von B. humilis unterschieden werden. B. forticornis ist eine sehr seltene, jedoch von England uber Danemark bis nach RuBland verbreitete Species, die B. paganus in vielem nahesteht. Das Weibchen unterscheidet sich von letzterer Art vor allem durch meist hellere Farbung, nicht krenulierte, sondern nur durch eine Medianleiste ge- 128 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens teilte Praescutellarfurche, das etwas langlicher gebaute Scutellum und den langeren Bohrer. Das Mannchen kann vorlaufig noch nicht sicher von dem von B. humilis getrennt werden. 23. Blacus humilis (Nees) (Abb. 46, 51 und 55) Bracon humilis Nees von Esenbeck, (1811) 1812, Mag. Ges. nat. Fr. Berl. 5D: 19; Q, 4, fig. Bilacus (Blacus) trivialis Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 122; 9, 4. Syn. nov. Die Deutung dieser Art — der besondere Bedeutung zukommt, da es sich um den Typus der Gattung Blacus handelt — ist seit altersher strittig. Haliday (1835) verstand darunter eine Art der exilis-Gruppe (aus die- sem Grunde fehlt in seinem Werke B. exilis Nees), und dieser Ansicht schlossen sich die britischen und irischen Autoren an. Wesmael (1835) dagegen und spater Ruthe (in ihren Sammlungen auch Reinhard und For- ster) bezeichnen mit dem Namen humilis die von Haliday als B. trivialis benannte Art. Eine sorgfaltige Priifung aller Griinde ftir und wider — von denen im folgenden nur einige erwahnt werden kénnen — fuhrt zu der An- sicht, daB die Auffassung der kontinentalen Autoren die vermutlich richtige ist. Es ist unwahrscheinlich, dafi Nees zwei Arten der exilis-Gruppe ge- trennt hat, da er mit den Hilfsmitteln seiner Zeit die subtilen Unterschiede zwischen diesen Arten kaum wahrnehmen konnte, hat diese doch vor Stelfox tberhaupt kein anderer Bearbeiter der Gattung bemerkt. Die Beschreibungen von Nees (1812, 1834) geben wenig Anhaltspunkte fur eine Entscheidung. Die Abbildungen von humilis in der Arbeit von 1812 sind offenbar sehr ungenau (wie z. B. auch die auf derselben Tafel befindli- chen von B. ruficornis), doch durfte die Vorlage eher ein Exemplar von B. trivialis als eines von einer Art der exilis-Gruppe gewesen sein. Im Muse- um Berlin befindet sich auBerdem ein sehr altes, schwer beschadigtes und deshalb nicht mehr mit volliger Sicherheit bestimmbares Exemplar der vorliegenden oder einer nachst verwandten Art mit dem Etikett ,,Br. humi- lis N. v. Es.“ in derselben Handschrift wie unten bei B. exilis in der FuBno- te angegeben. Das Tier wurde also vor 1818, als Nees die Art in die Gat- tung Blacus stellte, bestimmt. Die hiermit getroffene Entscheidung tiber die Anwendung des Namens Blacus humilis Nees wird — da mit der Auffindung Nees’ schen Origi- nalmaterials nicht mehr zu rechnen ist — durch Aufstellung eines Neoty- pus (s. unten) fixiert. Es ist interessant zu sehen, daB schon Thomson (1892, p. 1734) die hier vertretene Auffassung als wahrscheinlich richtig voraussagte. Weibchen: Vorderfitiigel 2—3 mm lang. Fiihler nur von etwa ?/; dieser Lange, mit 17 Gliedern (Abb.51, die GeiBelglieder zuweilen ein wenig schlanker als auf der Zeichnung), Wangen fast so hoch wie die Breite der Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 129 Mandibelbasis. Gesicht glatt oder zum Teil feinrunzlig, die Skulptur hier, wie Uberhaupt, schwacher als bei B. paganus. Stirnfurche meist schwach angedeutet, fehlt aber auch manchmal. Schlafenbreite gréBer als der kleine, geringer als der grofie Augendurchmesser. — Thorax etwas schlanker als bei B. paganus. Praescutellarfurche mit Medianleistchen. Scutellum lang- lich dreieckig, hinten etwas abgestutzt oder gerundet, schwach gerandet, seine glatte Flache ungefahr so lang wie sie vorn breit ist. Propodeum dicht gerunzelt mit stumpfen, in der Grofe variablen, doch stets deutlichen, hok- kerartigen Zahnen. — Hinterfemur etwa 5mal so lang wie breit. Hintertar- sen nicht oder nur sehr wenig kurzer als die Hintertibia. — Gedider des Vorderflugels s. Abb. 55. — Erstes Hinterleibstergit (Abb. 46) in Form und Skulptur ziemlich variabel, doch fast stets merklich, wenn auch manchmal nur schwach, nach hinten erweitert, meist etwas weniger als doppelt so lang wie hinten breit. Seine Oberflache ist dicht und fein gerunzelt, manchmal -kornig oder netzartig, ahnlich wie bei B. paganus oder B. longipennis, manchmal mehr langsrunzlig; die Dorsalleisten konnen nur vorn angedeu- tet oder aber auch bis uber die Segmentmitte hinaus erkennbar sein. Boh- rerscheiden ungefahr so lang wie die Hintertibia oder ein klein wenig lan- ger. : Schwarz und schwarzbraun; Basis der FuhlergeiBel kaum aufgehellt; Palpen bleich; Beine gelblich, die Hinterhtiften oben etwas verdunkelt; ’ Pterostigma braun. Mannchen: Vorderfitigel 2,4—3,0 mm lang. Fuhler kurzer (ca. 0,8), meist mit 19 (57), seltener mit 18 (7) oder 20 (4) Gliedern. Propodeum sehr flach gerundet, Zahne nur als kaum merkliche Tuberkeln angedeutet. Erstes Hinterleibstergit fast stets erkennbar nach hinten erweitert, ungefahr dop- pelt so lang wie hinten breit. Sonst im wesentlichen — unter Berticksichti- gung der in der Hinleitung erwahnten Unterschiede — mit dem Weibchen ubereinstimmend. Neotypus (hiermit festgelegt): ,.Mtunchen-Gern, Zimmer. Mitte 7.1959, _Haeselbarth“. (Das Tier wurde am Fenster einer an schattigen Garten ge- legenen Wohnung gefangen, d. h. unter denselben Umstanden wie Teile des Originalmaterials von Nees) (Munchen). Weiter wurden 137 99 und 95C'C' untersucht aus Irland, Wales, England, Sud-Norwegen (Sandnessjoen, Alstend), Schweden (Schonen, Uppsala), Sud-Finnland, Danemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien (u. a. aus der Coll. Wesmael), Frankreich (Morlaix, Finistére; La Cerlangue, Sei- ne maritime; Vizzavona, Korsika), der Schweiz, Italien (im Alpengebiet und auf Sizilien: Mt. Etna, Massa Annunziata, 650 m), Osterreich (u. a. im Zir- benwald in 2000 m Hohe bei Obergurg]l in Tirol), Jugoslawien (Postojne in Slowenien), Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen, der USSR (Jelowka und Tauerkalln in Lettland) und Cypern. Die Art ist in allen untersuchten Sammlungen auBer denen in Leningrad und Prag vertreten. Sie ist offen- bar Uber das ganze mittlere und stidliche Europa verbreitet, im Gebirge bis in die subalpine Stufe. Dort scheint sie jedoch nicht haufig zu sein und durf- te im hohen Norden fehlen. 130 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Die Wirtsbeziehungen von B. humilis sind noch nicht vollig klar. Im un- tersuchten Material werden als Wirte angegeben: Der Borkenkafer Myelo- philus piniperda L. (England, Cheshire, Delamere Forest, H.S. Hanson), der Brotkafer Stegobium paniceum L. (allerdings mit ?, England, Middlesex, Clapton, 20.4.64, L. F. Brown) sowie Cryptophagus lycoperdi Hbst., ein Bewohner des Kartoffelbovists Scleroderma, also drei Kaferarten, die ver- schiedenen Familien angeh6ren und die in ihrer Lebensweise stark vonein- . ander abweichen. Die Art wurde ferner in England aus Alnus glutinosa, in Berlin aus WallnuB8 und in der Tschechoslowakei aus Tanne gezogen; in Belgien wurde sie zusammen mit Ephestia in einer Mihle, in Osterreich an Eicheln gefunden. Des 6fteren wurde sie in Zimmern oder am Licht gefan- gen. Die Tiere wurden vom Mai (ein Q in Sizilien schon am 30. April) bis zum Oktober erbeutet, die meisten im August. B. humilis ist eine maBig haufige, uber fast ganz Europa verbreitete Art. Sie variiert starker als die meisten anderen Species der Gattung, und infol- gedessen sind manche Mannchen nicht ganz sicher von B. paganus oder B. longipennis zu unterscheiden. Fur die Merkmale der Art sei auf die Bestim- mungstabellen verwiesen. 24. Blacus longipennis (Gravenhorst) (Abb. 47, 52 und 56) Ophion longipenne Gravenhorst, 1809, Vergl. Ubers. Linn. zool. Syst.: 268. Blacus dubius Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 156; 4. — Syn. nov. Weibchen: Vorderfitigel 2,3—3,1 mm lang. Fthler von 3/4 dieser Lange, meist schlanker als bei B. humilis gebaut, mit 17 Gliedern (Abb. 52). Wan- genhohe knapp so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Form und Skulp- tur des Kopfes sehr ahnlich wie bei B. humilis. — Thorax (von oben gese- hen) sehr schlank. Praescutellarfurche mit Mittelleistchen. Scutellum lang- lich dreieckig, hinten abgerundet, schwach bis mafig stark gerandet, seine glatte, ziemlich stark konvexe Flache meist merklich langer als vorn breit. Propodeum ziemlich dicht, doch recht fein gerunzelt, auf dem horizontalen Abschnitt, der viel langer als der vertikale ist, mit schwacher Felderung, mit kurzen, doch immer deutlichen, héckerartigen Zahnen. — Hinterfemur ca. 5mal so lang wie breit. Hintertarsen ein wenig kurzer als die Hinterti- bia. — Im Vorderfltigel (Abb. 56) ist die Discoidalzelle besonders breit; das Pterostigma ist etwas schmaler als bei B. humilis. — Erstes Hinterleibster- ‘git (Abb. 47) sehr langgestreckt, ungefahr parallelseitig, etwa 2!/2mal so lang wie hinten breit oder noch langer, dicht k6rnig runzlig, die Dorsalleisten hochstens vorne angedeutet. Bohrer etwas langer als die Hintertibia. Schwarz und schwarzbraun; Beine braunlich- oder rotlichgelb; Hinter- huften fast stets oben etwas verdunkelt; Antennen an der Basis gelbbraun, zur Spitze allmahlich dunkler braun; Pterostigma hellbraun. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 131 Mannchen: Vorderflugel 2,5—3,5 mm lang. Fiihler von 0,80—0,85 dieser Lange, mit 19 (41), selten mit 18 (2) oder 20 (3) Gliedern. Propodeum sehr flach gerundet, ganz ungezdhnt. Sonst nur durch die tiblichen Geschlechts- unterschiede (s. Einleitung) vom Weibchen verschieden und sehr dhnlich dem Mannchen von B. humilis. Von letzterem unterscheidet es sich vor al- lem durch das parallelseitige erste Hinterleibstergit, das wie beim Weib- chen ungefahr 21/2mal so lang wie breit ist, sowie durch die meist helle Far- bung der Fuhlerbasis, die fast stets auch zumindest die Basis des ersten GeiBelgliedes mit umfaft, d.h. dieses Glied ist am Grund zu allermeist nicht dunkler als der Pedicellus, was gewohnlich bei den Mannchen von B. humilis der Fall ist. Die Deutung auch dieser Art ist strittig. Originalmaterial ist in der Sammlung Gravenhorst, wie Herr Dr. Pulawski freundlicherweise mitteilte, nicht mehr vorhanden. Auch in den in Turin befindlichen Teilen der Gravenhorstschen Sammlungen konnte Herr Dr. Townes, der die- se liebenswirdigerweise ftir mich durchsah, kein hierhergehoériges Material auffinden. Ich fasse daher die Art im Sinne von Herrn A. W. Stelfox, dem besten Kenner der Gattung, auf und fixiere diese Deutung durch die Festlegung des folgenden Neotypus: ,,Blacus infestus’) m. 9, 17 gl.“ ,,coll. Forster“. ,,Zool. Mus. Berlin“ (Berlin). Von Blacus dubius Ruthe lag ein beschadigtes Mannchen (es fehlt der Kopf) aus der Sammlung Ruthe (London) vor. Es stimmt gut mit der Originalbeschreibung Uberein und wird daher, obwohl es kein handschrift- liches Etikett Ruthes tragt, als Lectotypus festgelegt. Ein zweites, ebenfalls beschadigtes C’ der Sammlung Ruthe, als ,,var.,“ gekennzeichnet, gehort wahrscheinlich zu B. paganus, ist aber nicht mehr mit voller Sicher- heit zu bestimmen. | AuSerdem wurden 28 99 und 63C'C' untersucht. Sie stammen aus Irland (Glenasmole und Saggart, Co. Dublin; Oldtown Ho. und R. Canal, Co. Kil- dare; Manor Kilbride, Co. Wicklow); England (Brockenhurst, New Forest und Southampton in Hampshire; Horseley in Surrey; Beaconsfield und Brickhill in Bucks.; Boxmoor in Herts.), Schottland (Kenmore, Perthshire; Vig, Fairy Glen, Isle of Skye), Norwegen (Rdsvand), Schweden (Schonen; Smaland), Finnland (Ecker6 und Lemland auf den Alands-Inseln; St. Re- posaari; Vichtis), Danemark, Deutschland (Dransfeld; Sababurg im Weser- bergland; Hann. Minden; Wiesen im Spessart; Glonn in Oberbayern), den Niederlanden (Limburg), Osterreich (Spitzzicken im Burgenland), der Tschechoslowakei und der USSR (Fundort ftir mich unleserlich), und befin- den sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Eberswalde, G6ttin- gen, Helsinki, Kopenhagen, Leningrad, London, Mtinchen, Stockholm, Wien, Capek, Haeselbarth, Hellén, Stelfox und Thomson. 8) Dies ist einer von vielen von Forster in seiner Sammlung aufgestellten aber nie veroffentlichten Namen. Da sie ohne jede Bedeutung und meist nur Synonyme 4Alterer Arten sind, werden sie in der vorliegenden Arbeit sonst nur noch im Falle von B. ho- stilis erwahnt. 132 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Ein Weibchen von B. longipennis wurde von Capek in Wolin. P. N. (Po- len) am 14. 9.1964 aus Anobium sp. gezogen. Ich beobachtete am 30. 6. 1965 bei Hann.-Miinden einige Mannchen, die um eine ditirre, von Kafern abge- totete Fichte in der flr das Paarungsverhalten vieler Schlupfwespen cha- rakteristischen Art tanzend flogen. In Holz oder Rinde brutende Kafer sind also offenbar die Wirte dieser Art, die dementsprechend vorzugsweise in Waldern gefangen wurde, u. a. an Kiefern-Stocken, an Eiche, Birke oder Heidelbeerkraut. Einige Exemplare wurden am Licht gefangen. Die Fang- daten liegen zwischen Mitte Mai und Anfang September, die meisten im Juni. B. longipennis ist ein nicht sehr haufiger Parasit von Anobium sp. und vielleicht auch anderen, Holz oder Rinde bewohnenden Kafern. Er ist tiber egroBe Teile Europas verbreitet, nordlich bis zu den Hebriden, Mittel-Nor- wegen und Stid-Finnland. Aus dem Mittelmeergebiet und auffallenderwei- se auch aus den Alpen oder anderen héheren Gebirgen wurde bisher kein Fund bekannt. Die Species unterscheidet sich vor allem durch das lange, parallelseitige erste Hinterleibstergit von den nachstverwandten Arten. 25. Blacus modestus sp. n. (Abb. 49 und 54) Weibchen: Vorderfitigel 2,2—2,7 mm lang. Fuhler wesentlich kurzer (ca. 0,7), mit 17 Gliedern, die GeiBel zur Basis hin etwas dunner werdend (Abb. 49). Wangenhohe kaum so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Stirn glatt, ohne Furche. Schlafenbreite etwas grofer als der kleine Augen- durchmesser. — Praescutellarfurche mit Medianleistchen. Scutellum lang- lich dreieckig, mit abgerundeter Spitze, schwach gerandet, ziemlich stark konvex. Propodeum gerundet, fein lederartig runzlig, vorn etwas gefeldert, ganz ungezahnt oder héchstens mit kleinen zahnf6rmigen Tuberkeln. — Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen ungefahr so lang wie die Hintertibia. — Im Vorderflugel ist die Discoidalzelle meist nicht sehr breit sitzend (Abb. 54; zuweilen ist sie noch schmaler abgestutzt als auf der Zeichnung). — Hinterleib ungefahr so lang wie Kopf und Thorax zu- sammen. Erstes Tergit langsrunzlig, die Dorsalleisten nur vorn angedeutet, wo sie schnell konvergieren. Das Tergit ist hinten etwa 1,5mal so breit wie an der schmalsten Stelle vorn und ca. 1,8mal so lang wie hinten breit. Boh- rer etwas langer (1,1—1,2) als die Hintertibia. Schwarz oder dunkelbraun; Beine heller braun, Pterostigma braun. Ein Mannchen, das mit Sicherheit zu dieser Art gehort, wurde bisher noch nicht gefunden. Da die wesentlichsten Kennzeichen des Weibchens (gerundetes Propodeum, Proportionen der Ftthlermafe etc.) geschlechtsge- bunden sind, ist es denkbar, daB das eine oder andere der unbestimmbaren Mannchen der humilis-Gruppe, oder gar ein als B. humilis bestimmtes, in Wirklichkeit der vorliegenden Art angehort. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 133 Holotypus: 9, Ziegenhagen, Hessen, Ad, 13. 8.1966, Haeselbarth (Hae- selbarth). Gebuischreicher Rand eines Buchenwaldes zu einer Waldwiese. Paratypen: 9, Sababurg im Weserbergland, an Fichten-Nadel, 28. 9. 1964, E. Hassan (Gottingen); 9, Grtinwalder Forst bei Miinchen, 6. 9.1958, Hae- selbarth (Haeselbarth); 9, Konstantinsborg, 11. 9.1922, Coll. Erik B. Hoff- meyer (Kopenhagen); 9, Bischofsberg-Neumarkt, Steiermark, 1030 m, Un- ter Obstbaumen, 10. 8. 1966, M. Fischer (Wien). Diese seltene, bisher nur im Spatsommer und Herbst in Mitteleuropa ge- fundene Species ist durch das gerundete Propodeum sogleich von den iibri- gen Arten der humilis-Gruppe zu unterscheiden. Von B. errans, bei dem zuweilen die Discoidalzelle ebenfalls vorn schmal sitzend ist, weicht sie durch viele andere Merkmale ab, u. a. durch die Proportionen der Fihler- glieder und die tiefere Lage der Clypeal-Grtibchen. Das Mannchen ist noch nicht bekannt. KOENIGI-GRUPPE 26. Blacus koenigi Fischer (Abb. 60) Blacus koenigi Fischer, 1962, Z. angew. Ent. 58: 333; 9, @; fig. Weibchen: Vorderfitigel 1,5—2,0 mm lang. Fishler etwas ktirzer, mit 17 (4) Gliedern (nach Fischer kommen auch Exemplare mit 18 Gliedern vor); erstes GeiBelglied sehr lang und schlank (Abb. 60), die tibrigen ein wenig dicker und allmahlich kurzer werdend. Wangen glatt, ungefurcht, ihre H6- he ungefahr gleich der Breite der Mandibelbasis. Gesicht, Clypeus und Stirn glatt, die letztere mit schwach angedeuteter Furche. Kopf hinter den Augen breit abgerundet. Schlafenbreite fast gleich dem grofen Durchmes- ser der sehr kleinen Augen. — Praescutellarfurche mit Mittelleistchen und zuweilen einigen Runzeln, die vom dicht gerunzelten Scutellum hereinrei- chen. Das letztere ist langlich dreieckig, an der Spitze gerundet oder abge- stutzt, ziemlich stark konvex, an den Seiten nicht oder nur undeutlich ge- randet. Mesopleuren grofenteils glatt, die Sternauli als flache runzlige Fur- chen darin eingedruckt. Propodeum mit ziemlich kraftigen, héckerartigen, weit hinten stehenden Zahnen, ziemlich dicht und kraftig gerunzelt, bis auf die vorderen Felder, die feinrunzlig oder zum Teil glatt sind. — Hinter- schenkel etwa 4mal so lang wie breit, die Beine sonst jedoch verhaltnisma- Big schlank. Hintertarsen so lang wie die Hintertibia. — Das Gedder des Vorderflugels (s. Fischer, 1966, Abb. 13, p. 334) vor allem durch das vollstandige Fehlen des ersten Abschnittes der Cubitalader — infolgedes- sen die ersten Cubital- und Discoidalzellen zusammen eine einzige Zelle bilden — von allen anderen hier behandelten Arten sofort zu unterschei- den. 2. Radiusabschnitt etwas gekrummt. Metacarp zuweilen deutlich uber die Spitze der Radialzelle hinaus verlangert. Subdiscoideus fast gerade. 134 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Nervellus im Hinterfitigel ein wenig distal von der Mitte der Mediella. — Abdomen ungefahr so lang wie Kopf und Thorax zusammen, hinten ziem- lich stark komprimiert. Erstes Tergit fast parallelseitig, nur im vorderen Drittel vor den Stigmen merklich verengt, ca. doppelt so lang wie breit, dicht runzelig, die Dorsalleisten nur vorn fur eine kurze Strecke stark kon- vergierend, dann parallel oder divergierend verlaufend, bis sie in der Ober- flachenskulptur verschwinden. Zweites Tergit an der Basis fein lederig ge- runzelt. Bohrerscheiden etwa so lang wie der Hinterfemur. Schwarz und schwarzbraun; Antennen und Beine groftenteils dunkel- braun; Pterostigma hellbraun. Das Mannchen weicht in der Ublichen Weise vom Weibchen ab, jedoch weniger stark als bei den meisten anderen Arten; vor allem tragt auch bei ihm das Propodeum 2 kurze, doch ziemlich kraftige hockerartige Zahne. Die Fihler sind 18gliederig, und vor allem ihre distalen Glieder sind schlanker und langer als beim Weibchen, wodurch die Antennen minde- stens dieselbe Lange wie die Vorderflugel erreichen. Holotypus: 9, Bez. Baden, NO., leg. C. Holzschuh, e. 1. 11.5.1964, ex Acer platanoides L., bei Scolytus koenigi Sam. (Wien). Paratypen: 3 99, 1C' (als 9 bezeichnet), wie Holotypus, Schlipfdaten 11., 19. und 20. 5. 1964 (Wien, Haeselbarth). Sonstiges Material: 1 Exemplar (wahrscheinlich 19 mit abgebrochenem Bohrer), wie Holotypus (London); 19, Banska Stiavnica (Tschechoslowa- kei), IV. 1956, Capek (Capek). Nach dem. Fliigelgeader zu urteilen ist die vorliegende Art in das Genus Neoblacus Ashmead zu stellen. Leider kenne ich kein Material von Neo- blacus rufipes Ashmead, dem Typus dieser Gattung. So konnte bisher nicht festgestellt werden, ob koenigi nahe mit dieser Art verwandt ist, da die Re- duktion des 1. Cubitus-Abschnittes im Vorderflugel allein nicht unbedingt die Zusammengehorigkeit der beiden Arten verburgt, da sie ja ebensogut mehrmals unabhangig voneinander in der Gattung Blacus erfolgt sein kann. So scheinen die beiden von Brues (1932) aus dem Bernstein be- schriebenen fossilen Neoblacus-Arten N. ashmeadi und N. longicornis der vorliegenden Art nicht besonders nahe zu stehen. (Bei diesen sind z. B. die Wangen stark gefurcht, bei N. ashmeadi ist das Propodeum ganz flach usw.). B. koenigi scheint sich am ehesten an die hastatus-, errans- oder intersti- tialis-Gruppen anschlieBen zu lassen. — Durch ihr Fluigelgedder ist die Art, die bei einem Borkenkafer im Spitzahorn lebt, sogleich von allen anderen europaischen Blacus-Arten zu unterscheiden. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 135 INTERSTITIALIS-GRUPPE 27. Blacus interstitialis Ruthe (Abb. 59 und 63) Blacus interstitialis Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 150; 9, @. ‘Blacus oscinellae Fischer, 1963, Z. angew. Zool. 50: 206; 9, 4. figs. — Syn. nov. Weibchen: Vorderfitigel 1,7—2,4 mm lang. Fuhler ein wenig kurzer, mit 17 Gliedern, die Geifel zur Basis zu ein wenig dtinner werdend (Abb. 59). Wangen ungefurcht; ihre Hohe betragt fast das Doppelte der Breite der Mandibelbasis. Clypeus ziemlich schmal, wie das Gesicht glatt. Die Stirn- furche fehlt oder ist sehr flach. Kopf hinter den Augen rundlich verschma- lert. Schlafenbreite etwas geringer als der grofe Augendurchmesser. — Praescutellarfurche mit Medianleistchen. Scutellum etwas langlich drei- eckig, schwach gerandet, seine Oberflache nicht sehr dicht und intensiv, doch meist merklich gerunzelt. Sternauli als runzlige Furche ausgebildet. Propodeum ungezahnt, ziemlich kraftig gerunzelt, mit Spuren der Areolie- rung; der horizontale Teil und der etwa gleichlange abschtssige stehen, im Profil gesehen, in einem Winkel von ungefahr 115° aufeinander. — Hin- terfemur knapp 5mal so lang wie breit. Hintertarsen fast so lang wie die Hintertibia. — Das Geadder des Vorderfligels (Abb. 63) ist besonders cha- rakteristisch, vor allem die ,,interstitielle“ (daher der Name der Art) Lage des Subdiscoideus (d. h. er bildet die geradlinige Fortsetzung des Discoi- deus) und das baldige Erldschen von Cubitus, Subdiscoideus und Brachius. Nervellus im Hinterfitigel in der Mitte der Mediella oder etwas basal da- von. — Hinterleib etwas kiirzer als Kopf und Thorax zusammen, hinten et- was komprimiert. Das erste Tergit ziemlich gleichmaSig nach hinten erwei- tert, die hintere Breite 1,6—1,8 der vorderen Breite und ungefahr 0,5 der Lange; seine Oberflache dicht runzlig und seine Dorsalleisten nur undeut- lich. Bohrer schwach nach unten gekriimmt, seine Scheiden ungefahr so lang wie die Hinterschenkel. : Schwarz und schwarzbraun; ziemlich hell gelb sind Scapus, Pedicellus und oft die 4uBerste GeiBelbasis, die Mandibeln, die Tegulae und die Beine (abgesehen vom Klauenglied); die Palpen sind blaB, das Pterostigma stroh- farben oder hellbraun. Das Mannchen weicht viel weniger deutlich vom Weibchen ab als bei den meisten anderen Blacus-Arten. Es unterscheidet sich vor allem im Bau der Fiihler, die ebenfalls 17gliederig, aber merklich schlanker sind (s. Fischer, 1963, Abb. 10, p. 204). Die Korpergrofe ist im Mittel ein wenig geringer (Vorderfliigellange 1,5—2,2 mm). Der Kopulationsapparat ist nicht auffal- lend gro8. — Bei einem der Mannchen (aus Teschendorf in Mecklenburg, aus der Sammlung Konow in Eberswalde) sind die Fiihler wie beim Weib- chen ausgebildet, also kiirzer. Es ist offenbar einer der bei Blacus nicht be- sonders seltenen Gynandromorphen. 136 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Lectotypus: 19, ,,Bl. interstitialis m.“ in Ruthes Handschrift (Berlin). Weitere 10 99 und 20'O' aus Ruthes Sammlung befinden sich in London. Diese Mannchen haben 17gliederige Fiihler und nicht 14gliederige, wie Ru- the angibt. Wahrscheinlich liegt ein Beobachtungsfehler vor, da die Fuhler- glieder bei den Mannchen dieser Art weniger deutlich voneinander abge-_ setzt sind als sonst bei Blacus. Ferner konnten zwei Paratypen (19 und 1C’) von B. oscinellae Fischer (Kromkriz, Tschechoslowakei, im Museum Wien) studiert werden, sowie 13 99 und 80'C' aus Schweden (Ortofta bei Lund in Schonen); Danemark; Deutschland (Liibke-Koog, Alter Koog, in Gelbschale — weitere Fundorte im Marschgebiet Schleswig-Holsteins s. bei Konig, 1967, p. 118 unter dem Namen oscinellae; Teschendorf in Mecklenburg; Berlin, Finkenkrug; Hart- hausen bei Miinchen); der Tschechoslowakei (Pouzdfany und Lednice in Mahren); Ungarn (Vac; Budapest, Lipé6tmezo) und Marokko (Rabat). Dies Material befindet sich in den Sammlungen von Berlin, Budapest, Eberswal- de, Genf, Kopenhagen, Capek, Haeselbarth, Snoflak und Thomson. Die Typen von B. oscinellae wurden aus der Fritfliege Oscinella frit an Hafer gezogen, das oben erwdhnte Weibchen aus Rabat aus der Maiseule Sesamia vuteria an Oryza montana. Entsprechend dieser Wirte ist die Art vorwiegend in offenem Gelande, wenn auch dort meist nicht haufig, zu fin- den. — Die Funddaten liegen mit einer Ausnahme (Budapest, 18.5.1920) — samtlich im August, September und Oktober. B. interstitialis ist bereits durch das Flugelgeader von allen anderen Bla- cus-Arten leicht zu unterscheiden. Er lebt bei Insektenlarven im Innern von Grasern. HASTATUS-GRUPPE In dieser Gruppe ist vorlaufig nur die namengebende Art bekannt. Ein leider beschaédigtes Weibchen vom Ring-See in Schonen, von D. M.S. und J. F. Perkins am 12.6. 1938 gesammelt (London) weicht von dieser vor al- lem dadurch ab, dafi die Zahne des Propodeums kaum entwickelt sind und die Oberflache viel weniger stark skulpturiert ist, so da das Schildchen fast glatt ist. Auch scheint der Hinterleib nicht so klein wie bei B. hastatus zu sein. Ob es sich hierbei um eine eigene Art oder um ein aberrantes Stuck von B. hastatus handelt, kann vorlaufig nicht entschieden werden. Dasselbe gilt von einem Mannchen aus Rufland (Berdizyno, Umgebung von Jaros- lawl, 8.6.1897, A. Jakovlev, Coll. K. Kokujev, im Museum Leningrad), das vielleicht mit dem oben genannten Weibchen conspezifisch ist. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 1337/ 28. Blacus hastatus Haliday (Abb. 57 und 58) Blacus (Blacus) hastatus Haliday, 1835, Ent. Mag. 3: 21; 9. Blacus terebrator Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 142; 9, @. Weibchen: Vorderflugel 2,0—2,7 mm lang. Fuhler etwas kurzer, mit 17 (in einem Ausnahmefall mit 16) Gliedern, ziemlich kraftig, die Geifel an der Basis nicht verschmalert (Abb. 58). Gesicht und Clypeus mafjig breit, dicht und ziemlich kraftig, an den Gesichtsseiten nur schwach, gerunzelt, dabei aber nicht matt. Wangen mit feiner Furche, ihre Hohe wenig grofer als die Breite der Mandibelbasis. Stirn glatt, mit meist deutlicher, glatter Furche. Kopf hinter den Augen rundlich verschmalert. Augen sehr klein, die Schlafenbreite fast so groB wie der groBere Augendurchmesser. — Praescutellarfurche mit einem Medianleistchen. Scutellum langlich drei- eckig, auf der ganzen Flache dicht und ziemlich grob runzlig, durch die Runzelung auch die Randung undeutlich. Die Sternauli sind breite, grob runzlige Einsenkungen. Propodeum mit zwei kurzen und dicken, zapfenfor- migen Zahnen, dicht gerunzelt, die beiden vorderen Felder etwas feiner. Diese beiden Felder werden durch den hier meist ziemlich deutlichen Mit- telkiel voneinander getrennt; dieser bildet hinten, dort, wo er auf die un- deutliche Querleiste trifft, oft einen kleinen Tuberkel, der zwischen den beiden Zahnen steht. Der horizontale Teil des Propodeums ist, im Profil ge- sehen, viel langer als der vertikale. — Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen viel kiirzer (ca. 0,75) als die Hintertibia. — Vorder- flugel s. Abb. 57. Die GroBe der Discoidalzelle ist etwas variabel, bei grofen Exemplaren ist sie oft verhaltnismaBig groBer. Nervellus im Hinterflugel etwas distal von der Mitte der Mediella. — Abdomen schmaler und etwas kurzer als der Thorax, hinten etwas komprimiert. Erstes Tergit gleichma- Big nach hinten erweitert, die Breite hinten etwa gleich 13/1 der Breite vorn und gleich ?/, der Lange des Tergits. Dieses ist dicht und ziemlich fein ge- runzelt, und seine Dorsalleisten sind meist deutlich. Bohrer dunn und sehr lang, etwa so lang wie die Vorderflugel. Schwarz oder schwarzbraun; Fuhler dunkelbraun; Beine hellbraun (et- was weniger hell als bei den meisten anderen Arten der Gattung), die Hin- terhiiften teilweise verdunkelt; Flugel ziemlich deutlich braunlich getrubt, das Pterostigma braun. Mannchen: Vorderfitigel 2—3 mm lang. Fihler betrachtlich langer, meist mit 20 (24) oder auch 21 (6) Gliedern, selten mit 19, wobei in den zwei be- obachteten Fallen das Endglied nochmals unvollkommen durchteilt war. FiihlergeiBel zur Spitze hin etwas dtinner werdend. Propodeum fiach ge- rundet und oft fast ungezahnt. Oberflachen-Skulptur allgemein — wie ge- wohnlich bei Blacus — weniger kraftig als beim Weibchen, doch das Scutel- lum auch beim Mannchen tiberall dicht gerunzelt. Hinterleib sehr klein und schmachtig, deutlich kiirzer und viel weniger volumin6s als der Thorax. Er- 138 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens stes Tergit etwas weniger stark nach hinten erweitert als beim Weibchen (Breite hinten ca. 1,6 der Breite vorn und ca. 0,6 der Lange), die Stigmen oft seitlich kleine Hocker bildend. Sonst im wesentlichen mit dem Weibchen ubereinstimmend. Die Art wurde nach Material aus der Sammlung Stelfox bestimmt. Von B. terebrator Ruthe wurde die Typenserie (London) untersucht und. 1 Mannchen als Lectotypus bestimmt, das folgende Etiketten in Ruthes Handschrift tragt: ,,18.6.56“ und ,,Bl. terebrator m.“. Ein CG vom 15. 6.56 und ein 9 vom 16.6.56 stimmen wie der Lectotypus vollig mit B. hastatus Hal. tiberein, ein viertes Exemplar ist zu sehr beschadigt, um bestimmt zu werden. Weiter wurden untersucht: 29 99 und 490'C' aus Irland (B. ec. t. y., Co. South Tipperary); Schottland (Kenmore und Lawers, Perthshire; Loch Doon, Ayr); England (Lastingham, Yorkshire; Croyde, North Devon; Shropshire; Bugbrook, Northants.; St. Albans, Herts.; Windsor Forest, Berks.; Slough, Bucks.; Hendon, Middlesex; Hailsham, Sussex; Goudhurst, Kent); Schweden (Ring-See, Kivik und Ho6r Distrikt in Schonen); Finnland (Ecker6 auf den Alands Inseln; Birkkala; Sakkola); Danemark (Satrupholz und Tipperne, Jutland; Kors6r und Kopenhagen, Seeland und ohne genaue Fundorte); Deutschland (Warnemtnde; Krefeld; Leipzig; Sababurg im We- serbergland; Lippoldshausen bei Hannoversch Muinden; Glonn in Oberbay- ern); der Tschechoslowakei (Praha-Sarka; Sikenica; Kysihybel; Bobrava und Mohelno in Mahren; Tatranska Polianka); und Osterreich (Spitzzicken im Burgenland). Dies Material befindet sich in den Sammlungen von Ber- lin, Budapest, Eberswalde, G6ttingen, Kopenhagen, London, Wien, Capek, Haeselbarth, Hellén, Snoflak, Stelfox und Thomson. Ein Mannchen der Sammlung Forster (Museum Berlin) aus Krefeld wurde aus Hallomenus ,,flecuosus“ gezogen. Flr ein weiteres Mannchen (Coll. G. Mayr, Wien, ohne Fundort) wird Triplax russica mit ? als Wirt an- gegeben; das Tier wurde aus ,,Polypor.“, was wohl so viel wie Baum- schwamm heifen soll, gezogen. Bei dem Mannchen aus Shropshire wird an- gegeben: ,,? ex Dryocoetes autographus in spruce bark“. In Slough wurde die Art ,on willow trunks“, bei der .Sababurg an einem ,,Quercusstamm “ gefangen. Wo genaue Daten vorhanden sind, liegen die Fundorte im Walde. Sehr wahrscheinlich parasitiert B. hastatus Kafer, die in Baumschwammen (vielleicht vorzugsweise an Laubholz) leben. — Bei weitem die meisten Funddaten liegen im Juni, einige auch im Mai, Juli und August. Angaben von Februar und Marz beziehen sich wahrscheinlich auf Zimmerzuchten. B. hastatus kommt wahrscheinlich im gesamten Europa mittlerer Breite, nordlich bis mindestens Schottland und Stidfinnland, vor, ist aber meist recht selten; in Skandinavien scheint die Art etwas haufiger zu sein. Sie lebt bei Kafern in Baumschwémmen. Durch den sehr langen Bohrer, das dicht gerunzelte, fast oder ganz ungerandete Schildchen, den sehr kleinen Hinterleib, neben weiteren oben angegebenen Merkmalen, ist sie leicht kenntlich. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 139 ERRANS-GRUPPE Vorderfltiigel 2,0—3,3 mm lang. Fuhler der Weibchen mit 17, die der Mannchen mit 18—21 Ghedern. Wangen mit oder ohne von den Augen zur Mandibelbasis verlaufende Furche. Kopf deutlich quer. — Praescutellar- furche mit einem Medianleistchen, bei gréBeren Exemplaren meist auch mit weiteren schwacheren Leistchen oder Runzeln, so daB die Furche dann undeutlich krenuliert erscheint. Schildchen glatt, schwach oder fast gar nicht gerandet. Propodeum nicht oder nur undeutlich gezaéhnt (auBer bei B. bovistae). Sternauli als flache, runzlige (bei B. stelfoxi langsstrichelig ge- runzelte) Furche ausgebildet. — Der Radius entspringt meist ungefahr der Mitte des Pterostigmas, sein zweiter Abschnitt ist ziemlich gerade oder schwach gekrummt. Der Nervulus ist postfurkal, steht aber weit vor der Hinterrandmitte der Discoidalzelle; die letztere ist vorn spitz oder fast spitz. Im Hinterflugel entspringt der Nervellus hinter der Mitte der Mediel- la. — Abdomen etwa so lang wie der Thorax, hinten komprimiert. Das erste | Tergit meist doppelt so lang wie breit oder noch langer, auf er bei B. bovi- stae zumindest hinter den Stigmen parallelseitig. Bohrerscheiden lang, nur bei B. hostilis etwas kurzer als die Hintertibia. Kopulationsapparat der Mannchen nicht auffallend grof. Von den funf hierher gestellten Arten parasitiert eine (B. errans) bei Dasytes, eine zweite (B. nigricornis) bei Meligethes. Die ubrigen drei sind auBerordentlich selten. Vielleicht laBt sich die Gruppe noch weiter untertei- len, wobei wahrscheinlich B. errans, B. hostilis und B. nigricornis in eine, B. stelfoxi und B. bovistae in die andere Untergruppe zu stehen kamen, doch ist diese Trennung noch in vielerlei Hinsicht fraglich und muiBte wohl bei Kenntnis weiterer Arten modifiziert werden. 29. Blacus errans (Nees) (Abb. 61, 67 und 74) Bracon errans Nees von Esenbeck, (1811) 1812, Mag. Ges. nat. Fr. Berl. 5: 19; 2, 6 Blacus vagans Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 155; 9. Weibchen: Vorderfitigel 2,5—3,2 mm lang. Fuhler merklich kurzer, mit 17 Gliedern (Abb. 61). Erstes GeiBelglied 21/2 bis 3mal so lang wie das vor- letzte und ca. 4mal so lang wie an der Spitze dick. Wangen mit eingedruck- ter Furche, die vom Unterrand der Augen zur Mandibelbasis verlauft. Wangenhohe geringer als die Breite der Mandibelbasis. Clypeal-Grubchen ungefahr in Hohe des Augenunterrandes gelegen; etwa doppelt so weit voneinander entfernt wie vom Augenrand. Clypeus 3mal so breit wie hoch (Abb. 74). Gesicht ziemlich glatt. Stirnfurche kaum angedeutet. Kopf nicht sogleich hinter den Augen verschmalert. Die Schlafenbreite ubertrifit den 140 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens kleineren Augendurchmesser, ist aber geringer als der grofiere. — Scutel- lum ungefahr gleichseitig dreieckig, undeutlich gerandet, glatt, nicht sehr stark konvex. Propodeum im Profil gesehen stumpfwinklig, runzelig, teil- weise mit schwacher Areolierung, ungezahnt, hochstens mit kleinen Tuber- keln an Stelle der Zahne. — Hinterfemur etwa 5,5mal so lang wie breit. Hintertarsen so lang wie die Hintertibia. — Vorderfitigel s. Abb. 67. Discoi- dalzelle manchmal vorn ganz schmal sitzend. — Erstes Hinterleibstergit dicht runzelig, im Querschnitt hinten stark konvex, Dorsalleisten bis unge- fahr zur Mitte des Tergits deutlich; seine Seitenrander divergieren vor den Stigmen deutlich, dahinter nur noch wenig. Die Breite am Hinterrand des 1. Tergits betragt ungefahr das 1,5fache der geringsten Breite vorn und kaum mehr als die Halfte der Lange. Bohrerscheiden etwa 11/smal so lang” wie die Hintertibien. Schwarz und schwarzbraun; Fiihlerbasis (manchmal bis zur Fiuhlermitte) aufgehellt. Beine rotlich oder gelblich braun, die Huften und meist auch andere Teile der Hinter-, manchmal auch der Mittelbeine verdunkelt. Pte- rostigma hellbraun, Flugel ein wenig getrubt. Das Mannchen ahnelt in den meisten wesentlichen Merkmalen dem Weibchen. Deshalb nur die folgenden kurzen Hinweise: Vorderfligel 2—3 mm lang. Fuhler nicht sehr viel ktrzer, mit 18 (11) oder 19 (19), selten mit 20 (1) Gliedern. Die Proportionen der Fuihlerglieder sind ziemlich va- riabel. Gesicht glatt. Stirnfurche kaum angedeutet. Propodeum, im Profil gesehen, flach gerundet. 1. Tergit-oft etwas schlanker als beim Weibchen. FuhlergeiBel ganz dunkel gefarbt. Hinterleibsmitte etwas braunlich aufge- hellt. Der Typus von B. errans Nees existiert nicht mehr. Andere sichere Hin- weise auf die Identitat der Art liegen ebenfalls nicht vor. Unter diesen Um- - standen wurde der Name derjenigen Art zugeschrieben, die der Originalbe- schreibung am besten entspricht und die auch von Ruthe (dem ersten Autor nach Nees, der die Art erwahnt) und anderen (z. B. Forster und Telenga) als errans bestimmt wurde. : Untersucht wurden 51 99 und 43C'C’, aus England (NoMan’s Land, nr. Wheathampstead, Herts.; Carisbrooke auf der Insel Wight; Oxford; Bock- ham, Surrey; High Meadow Wds., Staunton, W. Gloucestershire); Schwe- den (Kivik und Ring-See in Schonen); Finnland (Flaka auf der Insel Lem- land); Danemark (Sejr6, Espe und ohne genaue Fundorte); Deutschland (ex Coll. Ruthe, einschlieBlich der von Ruthe beschriebenen Varietaten; Furstenberg und Kalkhorst in Mecklenburg; Riidersdorf; Wittenberge; Leipzig-Connewitz); der Schweiz (Genf); Italien (Riva am Gardasee, 350 m, Schwarzkiefernwald mit Unterwuchs des Steineichenbuschwaldes, vor al- lem viel Buxus sempervirens, am FuBe der Rocchetta); Tschechoslowakei (Lovosice; Praha; Praha-Hluboéepy; Praha-Petrin; Praha-Sarka; Hradec- Kralové; Srbsko;-Sturovo; Veltrusy; Pysely v BeneSova; Pouzdéany; Ban- ska-Stiavnica; Hodrusa; Smolnicka-Huta; Pata) und Ungarn (Budapest; Borzsony Hung., Nogradveréce; Sz Szent-Miklés). Dies Material befindet sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Eberswalde, Genf, Hel- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 141 sinki, Kopenhagen, London, Prag, Capek, Haeselbarth, Snoflak und Thom- son. B. errans wurde in Prag aus Dasytes sp. gezogen. Die Angaben bei ande- ren Zuchten sind weniger scharf umrissen: Aus Gallen (Hertfordshire); aus Gallen von Rhabdophaga saliciperda (Wittenberge); aus Alnus glutinosa (Oxford); aus Apfelzweigen und aus diirren Asten (Sammlung Reinhard). Auf Lemland wurde die Art am Licht gefangen. — Die Fangdaten liegen zwischen April und August, die meisten im Mai und Juni, nur wenige spa- ter. B. errans ist vor allem durch den Bau des Kopfes (Abb. 74) und das Ge- ader des Vorderflugels (Abb. 67) von den nachstverwandten Arten zu un- terscheiden. Die Art lebt bei den Larven der Weichkafergattung Dasytes und vielleicht auch noch bei anderen, ahnlichen Wirten. Sie ist im mittleren Europa wohl uberall verbreitet, scheint jedoch nirgends haufig zu sein. 30. Blacus nigricornis sp. n. (Abb. 65, 68 und 73) Weibchen: Vorderflugel 2,0—2,5 mm lang. Fuhler etwas (0,8—0,9) kur- zer, mit 17 Gliedern (Abb. 65). Erstes GeiBelglied 2,5—3mal so lang wie das vorletzte und 3—4mal so lang wie dick. Wangen aufergewohnlich kurz, ih- re Hohe kaum halb so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Wangenfur- chen vorhanden, doch wegen ihrer Ktirze zuweilen undeutlich. Gesicht und Clypeus sehr breit (Abb. 73), der letztere 4mal so breit wie hoch. Clypeal- Grtibchen ungefahr im Niveau des Augenunterrandes, ca. 2!/2—3mal so weit voneinander entfernt als von den Augen. Gesicht glatt oder undeutlich run- zelig. Stirnfurche schwach, glatt. Kopf kurzer als bei B. errans, hinter den Augen rundlich verschmalert. Die Schlafenbreite ist ungefahr gleich dem kleinen Augendurchmesser. — Scutellum fast gleichseitig dreieckig, kaum gerandet, glatt, stark konvex. Propodeum ungezahnt, nur bei grofien Exemplaren an der Stelle der Zahne mit kleinen Tuberkeln, im Profil gese- hen stumpfwinklig oder gerundet, dicht und fein runzlig, die Areolierung nur schwach angedeutet. — Hinterschenkel 5—6mal so lang wie breit. Hin- tertarsen ungefahr ebensolang wie die Hintertibia. — Metacarp im Vor- derfliigel bedeutend tiber die Spitze der nicht sehr langen Radialzelle hin- aus verlangert (Abb. 68). Die Breite des Pterostigmas ist groBer als die Lange des ersten Radius-Abschnittes. — Erstes Hinterleibstergit etwas nach hinten verbreitert, seine Breite hinten betragt das 1,2—1,4fache der geringsten Breite vorn und das 0,6—0,7fache der Lange. Die Dorsalleisten sind meist mindestens bis zur Mitte des 1. Tergits deutlich; dessen Oberfla- che ist gewohnlich dicht runzlig, manchmal — so beim Holotypus — ist die Runzelung vorn etwas schwacher. Bohrer lang und dunn, leicht nach unten gebogen; seine Scheiden etwa so lang wie Femur und Tibia der Hinterbeine zusammen. Schwarz und schwarzbraun. Mundwerkzeuge und manchmal Basis der 142 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens FihlergeiBel etwas heller. Palpen zuweilen blaB, doch auch sie gewohnlich braun. Beine hellbraun mit geiblicher oder rétlicher Tonung, fast stets stel- lenweise verdunkelt, vor allem an den Hinterhutften, Hinterschenkeln und ~ den Spitzen der Hinterschienen. Flugelgeader braun. Das Mannchen ahnelt in den wesentlichen Merkmalen dem Weibchen. Die Lange der Vorderfligel betragt bei ihm 2,2—2,8 mm. Die Fuhler sind merklich (0,75—0,8) ktirzer, also flr ein Mannchen sehr kurz, mit 18 (43) oder 19 (7) Gliedern. Die Flugel sind meist etwas breiter als beim Weibchen und die Discoidalzelle ist demzufolge etwas hoher. Das Pterostigma ist viel breiter als der 1. Abschnitt der Radialader lang ist. Holotypus: Q, ,,Partschins, Siidtirol, 800 m, Fa. 20. 7.66, Hbth.“ Nieder- wald des Orneto-Ostryon (submediterrane Stufe) an steilem felsigem Stid- osthang, mit Trockenrasen und Felsheiden stark durchsetzt (Haeselbarth). Paratypen: 3399 und 650’O' aus Irland (Oldtown Ho., Co. Kildare; Brandendale, Co. Kilkenny; B’c’t’y, Co. South Tipperary; Old Head, Co. West Mayo); England (Braunton und Lustleigh in Devon; Studland Heath in Dorset; Brockenhurst, Lyndhurst, Parley Common, Portsdown und Southampton in Hampshire; Shoreham by Sea in Sussex; Dartford, Eyns- ford und Sidcup in Kent: Ashtead, Claygate, New Malden und Oxshot in Surrey; Kew Gardens; Brickett Wood und St. Albans in Herts.; Brickhill und Colnbrook in Bucks.; Heath and Reach in Beds.; Gog and Magog Hills und Trumpington in Cambs.; Haughton Dale in Lancs.); Frankreich (Ver- saille; Morlaix in der Bretagne); Schweden (Genarp in Schonen); Tsche- choslowakei (Banska Stiavnica; Batelov; Brno; Elizowka; Hradec Kralové; Kamenice n./Hr.; Kobyli; Kysihybel; Mikulov; Praha; Stawin; Sturovo; Teply potok und ein unleserlicher Fundort); Ungarn (Tihany) und der Tur- kei (Mugla, 150 m, am Berge Kestep in Lykien). Diese Paratypen befinden sich in folgenden Sammlungen: Budapest, Genf, London, Prag, Capek, Hae- selbarth, Snoflak und Stelfox. Blacus nigricornis wurde von Bonnemaison in Versailles aus Me- ligethes sp. gezogen. Es ist daher sehr wahrscheinlich die vorliegende Art, die Jourdheuil (1960) als Blacus hastatus anfiihrt. Von A. L. Win- field wurde B. nigricornis in Trumpington aus ,,.... Brassica juncea in- fested with Meligethes aeneus and Ceutorhynchus sp.“ gezogen. Die Mann- chen dieser Art wurden von H. Britten am 29. 7.1950 in Haughton Da- le, Lancs. in einem Schwarm fliegend beobachtet. — Das vorliegende Mate- rial wurde zum gro®ten Teil im Juni und Juli, seltener im August gefan- gen; einzelne Mannchen sind auch im Mai und September erbeutet worden. Der Name nigricornis fiir die vorliegende Art wurde aus der Sammlung Stelfox tbhernommen. Als ein Parasit von Meligethes-Arten ist die Spe- cies wohl uber das ganze mittlere und vielleicht auch stidliche Europa ver- breitet, wenn sie auch in weiten Gebieten noch nicht gefunden wurde. Ziemlich haufig scheint sie in England vorzukommen. Der tiber die Spitze der Radialzelle hinaus verlangerte Metacarp, der lange Bohrer, die kurzen Wangen und der breite Clypeus mit den hochgelegenen Clypeal-Grtibchen, machen sie leicht kenntlich. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 143 31. Blacus hostilis sp. n. (Abb. 62 und 75) Weibchen: Vorderfitigel 2,7—3,3 mm lang. Fuhler etwa */amal so lang, mit 17 Gliedern. Erstes Geifelglied etwa doppelt so lang wie das vorletzte und knapp 3mal so lang wie an der Spitze dick (Abb. 62). Wangenhohe etwa 3/4 der Breite der Mandibelbasis. Wangen mit schwacher, von den Augen zur Mandibelbasis verlaufender Furche. Clypeus und Gesicht ziemlich breit, der erstere etwa 2!/2mal so breit wie hoch (Abb. 75). Clypeal-Griibchen et- was unterhalb einer gedachten Verbindungslinie zwischen dem Unterrand der beiden Augen gelegen, etwa doppelt so weit voneinander wie vom Augenrand entfernt. Gesicht undeutlich feinrunzlig, fast glatt. Stirn mit schwacher glatter Furche. Kopf nicht sogleich hinter den Augen verengt. Schlafen nach unten ziemlich rasch verschmalert; ihre mittlere Breite ist etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. — Scutellum langlich drei- eckig mit abgerundeter Spitze, glatt, maBig konvex, schwach gerandet. Pro- podeum weitlaufig gerunzelt, stellenweise fast glatt, deutlich gefeldert, die Querleiste vor der Mitte, so daB das Propodeum im Profil gesehen kurz er- scheint, der abschtissige Abschnitt langer als der horizontale, wobei beide in einem stumpfen Winkel aufeinander stehen. Statt der Zahne sind hinten seitlich nur schwache Hocker entwickelt. — Hinterschenkel ungefahr 5mal so lang wie breit. Hintertarsen etwa so lang wie die Tibia. — Das Geader der Vorderfliigel ist dem von B. errans sehr ahnlich (cf. Abb. 67); die Ra- dialzelle ist noch ein wenig langer (ahnlich wie bei B. stelfoxi, cf. Abb. 66). Der Metacarp ist nicht tiber das Ende der Radialzelle hinaus verlangert. Der erste Radiusabschnitt entspringt etwas distal der Stigmamitte und ist etwa so lang, wie das Stigma breit ist. Die Discoidalzelle ist vorn spitz. — Abdomen schon vom 2. Segment an stark komprimiert. Erstes Tergit sehr schlank, beinahe 3mal so lang wie breit, parallelseitig, héchstens vor den Stigmen, die etwas vor der Mitte liegen und ein wenig hervortreten, ein wenig schmaler als dahinter. Basalgrube des 1. Tergites ziemlich ausge- dehnt, hinten durch die Dorsalleisten abgeschlossen, die zunachst ziemlich stark konvergierend, dann fast parallel verlaufen, bis sie kurz hinter den Stigmen allmahlich erléschen. Hinten ist das 1. Tergit dicht gerunzelt, nach vorn wird die Runzelung schwacher, und die Oberflache ist stellenweise fast glatt. Bohrer ziemlich stark nach unten gekriimmt, kurzer als bei den _ nadchstverwandten Arten, seine Scheiden etwas ktrzer als die Hintertibia. Uber die Farbung koénnen keine sicheren Angaben gemacht werden, weil alle 3 vorhandenen Exemplare stark ausgeblichen sind. Der Korper scheint vorwiegend dunkel gefarbt zu sein, wahrend Beine, Fuhler und das Flugel- gedder groBtenteils oder ganz hell sind. Das Mannchen ist unbekannt. Holotypus: ,,Blacus hostilis m. 9“ (in Forsters Handschrift); ,,coll. For- ster“; ,,Zool. Mus. Berlin“ (Berlin). 144 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Paratypen: 2 99 aus der Sammlung Forster mit ahnlichen Angaben wie der Holotypus (Berlin, Haeselbarth). Ein Fundort ist bei keinem der Tiere angegeben; moglicherweise wurden sie in der Umgebung von Aachen, der Wirkensstatte Forsters, gefangen. B. hostilis Ahnelt in vieler Beziehung B. stelfoxi, kann aber u. a. durch den kurzen Bohrer, das anders gebaute Propodeum und die kurzeren, ge- furchten Wangen leicht unterschieden werden. Es scheint, dal} die Art na- her mit B. errans als mit B. stelfoxi verwandt ist. Sie ist 4uBerst selten, und es sind bisher nur 3 Weibchen aus der Sammlung Forster bekannt. Von F6rster wurde auch der Name ubernommen. 32. Blacus stelfoxi sp. n. (Abb. 64, 66 und 76) Weibchen: Vorderfliigel 2,1—2,6 mm lang. Ftihler wesentlich kurzer (ca. 0,8), mit 17 Gliedern (Abb. 64). Erstes GeiBelglied etwa doppelt so lang wie das vorletzte und knapp dreimal so lang wie an der Spitze dick. Wan- gen ganz glatt und ungefurcht, ihre Hohe Ubertrifft etwas die Breite der Mandibelbasis. Die Clypeal-Grtibchen stehen merklich unterhalb einer ge- dachten Verbindungslinie zwischen dem Unterrand der beiden Augen; sie sind ca. 1,7mal so weit voneinander entfernt wie von den Augen (Abb. 76). Gesicht glatt. Stirnfurche schwach oder fehlend. Kopf schon bald hinter den Augen rundlich verschmialert; die Occipitalleiste liegt jedoch sehr weit hin- ten, die Schlafen sind daher sehr breit (0,8 des groBen Augendurchmes- sers). — Scutellum langlich dreieckig, glatt, konvex, fast ganz ungerandet. Sternauli fein, etwas langsstrichelig gerunzelt. Propodeum dicht und ziem- lich kraftig gerunzelt, ungezahnt, die Areolierung héchstens angedeutet, im Profil gesehen stumpfwinklig, wobei horizontaler und abschussiger Ab- schnitt etwa gleich lang sind. — Hinterschenkel ungefahr 4'/2mal so lang wie breit. Hintertarsen ein klein wenig ktirzer (0,9—0,95) als die Hinterti- bia. — Im Vorderfliigel (Abb. 66) tiberragt der Metacarp das Ende der Ra- dialzelle nicht. Stigma etwas breiter als die Lange des ersten Radius-Ab- schnittes. Discoidalzelle vorn ganz spitz. — Abdomen hinten stark kompri- miert. Erstes Tergit fast parallelseitig, nur vorn ein wenig verengt, 21/2mal so lang wie breit, dicht und ziemlich kraftig gerunzelt, die Dorsalleisten bis ungefahr zur Mitte deutlich. Bohrer etwa 1,25mal so lang wie die Hinterti- bia. Schwarz oder schwarzbraun; basale Halfte der Antennen dunkelbraun; Beine gelbbraun, Hinterbeine, vor allem an den Hiften, grofenteils braun angedunkelt. Pterostigma braun. | Mannchen: Vorderfitigel 2,0—2,5 mm lang. Ftihler etwas langer (ca. 1,1), mit 20 (4) oder 21 (1) Gliedern, die Geifel zur Spitze etwas dunner wer- dend. Propodeum, im Profil gesehen, flach gerundet, ebenso wie das erste Hinterleibstergit ziemlich grob, aber meist nicht dicht gerunzelt. Sonst in Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 145 den wesentlichen Merkmalen mit dem Weibchen tbereinstimmend. Far- bung dunkler als bei diesem, die Fuhler ganz und meist auch die Beine groBtenteils dunkel. Holotypus: 19, ,,Kent, Sandhurst (?, schwer leserlich), 13. 8.35, on ash trunk“ (London). Paratypen: 10’, Helsingfors, Hellén (Hellén); 1 9, 10’, Tvarminne (Sitid- Finnland), Hakan Lindb. (Helsinki); 10’, Lojo (Stid-Finnland), Hakan Lindb. (Haeselbarth); 10, Christofen (Nieder-Osterreich), 21.5.1914 (Wien); 10’, Or Sz. Miklos (Ungarn), 22. 5.1918, Sajé (Budapest); 1 9, Fund- ort unleserlich, 5.95 (Genf); 19 (ohne Kopf), Samothrake, Griechenland, 15. 8.1962, Guichard & Harvey (Haeselbarth). Blacus stelfoxi ist weit verbreitet, aber sehr selten. Von den verwandten Arten unterscheidet er sich u. a. durch das ungerandete Schildchen, die Bohrerlange, das schlanke erste Hinterleibstergit, die verhaltnismafig ho- hen, ganz ungefurchten Wangen und das Fehlen eines tiber die Radialzelle hinausreichenden Abschnittes des Metacarp. Die Art ist dem Andenken an Herrn A. W. Stelfox gewidmet, dem unvergleichlichen Sammler und Kenner der Braconiden Irlands, dessen Sammlung von besonders groBem Nutzen fur die vorliegende Bearbeitung war. 33. Blacus bovistae sp. n. (Abb. 69) Weibchen: Vorderflugel 2,7 mm lang. Fuhler wesentlich ktirzer, mit 17 Gliedern. FuhlergeiBel uberall etwa gleichmafig dick, ihr erstes Glied knapp doppelt so lang wie das vorletzte und 2,5mal so lang wie an der Spit- ze dick, das vorletzte 1,25mal so lang wie dick. Wangen ungefurcht, ihre Hohe reichlich so gro wie die Breite der Mandibelbasis. Gesicht fast glatt. Stirn mit flacher, glatter Furche. Kopf nicht sogleich hinter den Augen ver- schmalert; Schlafenbreite fast gleich dem grofien Augendurchmesser. — Scutellum ungefahr gleichseitig dreieckig, glatt, stark konvex, fast unge- randet. Propodeum grobrunzelig, mit deutlichen stumpfen Zahnen oder Ecken, im Profil daher fast rechtwinklig. — Hinterschenkel etwa 4,5mal so lang wie dick. Hintertarsen.knapp so lang wie die Hintertibien. — Radial- zelle im Vorderfltigel (Abb. 69) ziemlich lang und breit, der Metacarp gleichwohl noch tber ihre Spitze hinaus verlangert. Discoidalzelle vorn spitz. — Abdomen hinten nur mafig komprimiert. Das erste Tergit ist beim einzigen Exemplar nicht exakt zu messen; es ist hochstens doppelt so lang wie hinten breit, ein wenig nach hinten erweitert, mit kraftigen, fast bis zum Hinterende deutlichen Dorsalleisten, auf der Oberflache nur schwach runzlig, stellenweise fast glatt. Bohrerscheiden etwa 1,5mal so lang wie die Hintertibien. Schwarz und schwarzbraun; Basalhalfte der Fuhler dunkelbraun; Beine gelbbraun, Hinterhtiften zum Teil verdunkelt; Pterostigma braun. 146 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Mannchen: Vorderfliigel 2,8 und 3,0 mm lang. Fihler ungefahr von der- selben Lange, mit 20 (1) oder 21 (2) Gliedern, zur Spitze etwas dunner wer- dend. Propodeum ziemlich fein gerunzelt, mit Andeutung einer Felderung, mit kurzen, aber deutlichen Zahnen oder Ecken. Erstes Hinterleibstergit deutlich und gleichmafig nach hinten erweitert, die Breite hinten betragt das 1,3—1,4fache der geringsten Breite vorn und knapp die Halfte der Lan- ge des Tergits. Dessen Dorsalleisten sind wie beim Weibchen meist stark erhaben, und die Oberflache ist undeutlich gerunzelt. Die Farbung ist eben- falls Ahnlich wie beim Weibchen, doch ist die Fuhlergeifel ganz dunkel. Holotypus: Q, ,,22. 1X. 1950, bois de Veyrier“ (bei Genf, Schweiz); ,,Scle- roderma verrucosum det. Favzo“ (?); ,,Blacus errans Ns. 9 17 ant.“ (Genf). Paratypen: 10’, Budapest. 1.10.1929, Biré (Budapest); 10’, Budapest, Svabhegy, 19.6. 95, Szépligeti (Haeselbarth); 10’, Triest, 24.10. 1900, Coll. Graeffe (Wien). Da der Holotypus anscheinend aus einem Kartoffelbovist gezogen wurde, diirfte ein dort lebendes Insekt, vermutlich ein Kafer, der Wirt dieser selte- nen Art sein. Sie ist durch das Fliigelgeider — vor allem durch den uber die Spitze der langen und breiten Radialzelle noch betrachtlich verlanger- ten Metacarp — neben vielen anderen Merkmalen leicht kenntlich. Ver- haltnismaBig am nachsten scheint sie mit B. stelfoxi verwandt zu sein. | RUFESCENS-GRUPPE Vorderfliigel 1,8—2,8 mm lang oder stummelf6rmig. Fuhler der Weib- chen mit 17, die der Mannchen mit 21—23 Gliedern. Wangen ohne vom Auge zur Mandibelbasis verlaufende Furche. Kopf fast kubisch, Hinter- haupt nicht merklich eingebuchtet, gerade oder fast gerade. — Scutellum glatt, dreieckig mit abgerundeter Spitze, dort mehr oder weniger stark auf- gebogen, seitlich jedoch nur ganz vorn im Anschluf an die seitlichen Be- grenzungsleisten der Praescutellarfurche gerandet, die Schildchenseiten in der Mitte also ganz ungerandet. (An den abschtissigen Seiten des Scutel- lums befindet sich auch dort tiefer unten eine Randung, die die Grenze zwi- schen der glatten Oberflache des Schildchens mit der Runzelung der Axil- largruben bildet.) Propodeum gezahnt, die Zahne vor allem bei den Weib- chen gro, kraftig und spitz. — Vorderfltigel lang und schmal. Nervulus um seine eigene Lange oder wenig mehr hinter der Basalader. Radialzelle sehr lang; 2. Radiusabschnitt fast ganz gerade. Discoidalzelle vorn spitz oder fast spitz. Nervellus hinter der Mitte der Mediella. — Hinterleib etwa so lang wie der Thorax, bei B. procerus etwas langer, hinten beim Weibchen stark, beim Mannchen schwacher komprimiert. Erstes Tergit schmal, fast paral- lelseitig, mit sehr deutlichen Dorsalgritibchen, ziemlich stark langsstreifig runzelig; seine Dorsalleisten, zu Beginn stark konvergierend und oft mit- einander verschmelzend, verlieren sich nach hinten in der Langsstriche- lung. Legebohrer diinn, etwas nach unten gebogen, etwas langer als die Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens AY Hintertibia. Kopulations-Apparat der Mannchen viel grofer als bei allen anderen Blacus-Arten (Abb. 120). Diese Gruppe umfafit die drei folgenden seltenen Arten. 34. Blacus rufescens Ruthe (Abb. 90, 118 und 120) Blacus rufescens Ruthe, 1861, Berl. ent. Z.5: 141. @. © Blacus (Blacus) spinifer Thomson, 1892, Opusce. ent. 16: 1735. 9. — Syn. nov. Weibchen: Korper 2—3 mm lang. Fuhler ein wenig ktirzer, mit 17 Glie- dern (Abb. 90), die GeiBel sehr kraftig, Uberall ungefahr gleich dick. Ge- sicht ziemlich konvex, undeutlich — der Clypeus etwas kraftiger — fein- runzlig. Eine Stirnfurche fehlt. Kopf fast kubisch (von oben gesehen ca. 0,8mal so lang wie breit), nach hinten nur wenig verschméalert. Ocellen sehr klein. Augen ebenfalls sehr klein. Wangenhohe grofer als die Breite der Mandibelbasis oder die Hohe des Clypeus, fast gleich dem kleinen Augen- durchmesser. Schlafenbreite etwa gleich dem grofen Augendurchmesser. — Mesoscutum schwacher entwickelt als bei den verwandten, flugfahigen Ar- ten, dafur das Collare des Pronotum breiter und langer, so daB der Kopf weiter vom Mesoscutum absteht als sonst. Praescutellarfurche mit Median- leistchen. Scutellum etwa gleichseitig dreieckig, glatt, nicht sehr stark kon- vex, die abgestutzte Spitze etwas aufgebogen. Mesopleuren fein, in den fla- chen Furchen der Sternauli etwas grober gerunzelt. Propodeum fast ku- bisch, ziemlich stark runzelig, mit zwei starken spitzen Zahnen, auf dem horizontalen Abschnitt mit undeutlicher Mittelleiste. — Beine ziemlich kraftig. Hinterschenkel ca. 4,5mal so lang wie breit. Hintertarsen merklich . kurzer (etwa 0,85) als die Hintertibia. — Flugel schmal, stummelf6rmig, das Propodeum kaum tberragend. — Erstes Tergit mehr als doppelt so lang (2,1—2,4) als hinten breit. Bohrerscheiden schmal, etwas langer als die Hin- tertibia. Genaue Angaben tiber die Farbung koénnen nicht gemacht werden, da alle vorliegenden Exemplare alt und ausgebleicht sind. Es scheint, da8 Kopf, Pleural- und Sternalteile des Mesothorax, Metathorax, Propodeum, 1. Ter- git, Hinterleibsende und Bohrerscheiden dunkel, Fuhler, Mundwerkzeuge, Prothorax, Mesoscutum, Scutellum, Hinterleibsmitte und Beine hell ge- farbt sind, was im wesentlichen auch den Angaben Thomsons fiir B. spini- fer entspricht. Mannchen: Vorderfltigel 2,3—2,8 mm lang. Fuhler betrachtlich langer (ca. 1,25mal), mit 21 (1), 22 (4) oder 23 (1) Gliedern, zur Spitze allmahlich dunner werdend. Kopf ein wenig kiirzer als beim Weibchen und etwas star- ker hinten gerundet. Stirn mit glatter schwacher Furche. Wangenhohe der Breite der Mandibelbasis etwa gleich. — Mesothorax wohl entwickelt. Praescutellarfurche mit Mittelleistchen oder schwach krenuliert. Scutellum 148 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens ahnlich wie beim Weibchen, doch etwas ktirzer. Mesopleuren in der Mitte glatt, Sternauli kraftig langsrunzelig. Propodeum flacher als beim Weib- chen, fast gerundet, und mit nur kleinen Zahnchen oder Ecken. — Hinter- schenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen knapp (ca. 0,95) so lang wie die Hintertibien. — Der Radius des Vorderfliigels (Abb. 118) entspringt etwas hinter der Mitte des Stigmas. Die Discoidalzelle ist vorn ganz schmal abgestutzt. — 1. Tergit wie beim Weibchen etwas mehr als doppelt so lang wie hinten breit. Parameren des Kopulations-Apparates sehr grof} (Abb. 120). Schwarz oder schwarzbraun; Pedicellus, Scapus und Fuhlersockel zum Teil, Mundwerkzeuge inklusive Clypeus, Prothorax fast ganz, Teile von Metathorax und Propodeum, 1. Tergit und Beine sind manchmal nur we- nig, manchmal auch stark aufgehellt. Das Pterostigma ist braun. Lectotypus von B. rufescens: Ein beschadigtes Mannchen (u. a. fehlt der Kopf) mit vielen Etiketten, u. a. ,,Bl. rufescens m.“ in Ruthes Handschrift, 25. 6.55“, ,.B. M. Type Hym. 3.° 662“ und ,,Ruthe Coll. 59. 101“. (London). Holotypus von B. spinifer: Ein Weibchen der Sammlung Thomson in Lund mit dem Etikett ,,Pal.“ (= Palsj6 in Schonen). Weiter wurden untersucht: Danemark: 3 99 (Kopenhagen, Haeselbarth). — 10’, Unna, Westfalen, Kurpark 28. 6.01, H. Kolbe (Berlin). — 10’, Eich- graben, Nieder-Osterreich, 12.7. 1958; 10’, Rechnitz, Burgenland, 2. 8. 1958; 10’, St. Martin, Bgld., 11.8.1964; 10’, Neumarkt, Steiermark, no. Furtner Teich, 850—890 m, 3. 8.1966; alle leg. M. Fischer (Wien, Haeselbarth). — 10, Loitsch, Krain (Jugoslawien), VII.—VIII., Coll. Graeffe (Wien). — Or, Déva (Rumanien), 3. 6. 1899 (Budapest). Die anscheinend seltene Art ist durch die Merkmale der rufescens-Grup- pe, z. B. das seitlich ungerandete Schildchen, das gezahnte Propodeum, das schmale, langsstreifig gerunzelte erste Hinterleibstergit und die groBen Pa- rameren des Mannchens, das Weibchen auBerdem durch die Ruckbildung der Fliigel, leicht kenntlich. Lediglich das Mannchen ist von den anderen Arten der Gruppe nur schwer zu unterscheiden. 35. Blacus pappianus sp. n. (Abs 705 74-91. lib ruin alt9) Weibchen: Vorderfliigel 1,9 mm lang. Fuhler ein wenig kurzer, mit 17 Gliedern (Abb. 91), die GeiBel etwas schlanker als bei B. rufescens, Cly- peus etwa 3mal so breit wie hoch (Abb. 71). Gesicht glatt. Stirn ungefurcht. Kopf hinten starker abgerundet und verschmalert als bei B. rufescens. Wangenhohe etwas geringer als der kleine, Schlafenbreite etwas geringer als der groRe Augendurchmesser. — Thorax 1,6mal so lang wie hoch. Pro- notum und Mesoscutum normal entwickelt. Praescutellarfurche mit Me- dianleistchen und schwach angedeuteter Krenulierung. Scutellum wie bei B. rufescens, etwas starker konvex. Mesopleuren teilweise glatt, Sternauli Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 149 langsrunzelig. Propodeum ahnlich wie bei B. rufescens, doch die Zahne kleiner, aber gleichwohl spitz und kraftig, und der Mittelkiel auf dem hori- zontalen Abschnitt etwas deutlicher. — Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit. Hintertarsen fast so lang (0,90—0,95) wie die Hintertibia. — Vor- derfliigel schmal und nicht sehr lang, doch voll entwickelt (Abb. 70). Der Radius entspringt dem Stigma in ca. ?/, Lange. — Erstes Hinterleibstergit etwas breiter als bei B. rufescens und ein wenig mehr nach hinten erwei- tert; seine Breite hinten betragt etwa das 1'/2fache der geringsten Breite vorn und ungefahr die Halfte der Lange. Bohrer etwas langer als die Hin- tertibia. Schwarz; basale Halfte der FuhlergeiBel und Beine gelbbraun, die letz- teren manchmal stellenweise braun verdunkelt. Mannchen: Sehr ahnlich dem Mannchen von B. rufescens, weshalb hier nur die Unterschiede angeflhrt werden: Vorderflugel 1,8—2,3 mm lang. Fuhler merklich langer, mit 21 (5) Gliedern (Abb. 115), etwas dunner als bei B. rufescens, Kopf meist ein wenig kurzer und Wangen ein wenig hoher als dort. Skulptur der Korperoberflache im allgemeinen etwas weniger ausge- dehnt und intensiv. Propodeum fast gerundet; seine Zahne nur als Hocker oder Ecken ausgebildet. Hintertarsen ebenso lang wie die Hintertibia. Die Radialader entspringt dem Stigma meist erst im distalen Drittel. Discoidal- zelle vorn oft spitz (Abb. 119). Erstes Hinterleibstergit wie beim Weibchen und etwas breiter als bei B. rufescens. Die Farbung weicht kaum von dieser Art ab, doch sind wahrscheinlich dunkle Formen bei B. pappianus haufiger. Holotypus: Q, ,,S. a. Ujhely, 15. VIII. 1892“ (= Satoraljaujhely im nord- Gstlichen Ungarn). ,,paganus Hal.“ (Budapest). Paratypen: 1 Q@ mit denselben Daten wie der Holotypus (Haeselbarth). 10’, SzSzt. Miklés (Ungarn), 12. 9. 1911, Bird (Budapest). — 10’, Wien XIII, 20. 8.1955, Fischer (Wien). — 10’, Anhohe nordl. Steindorf bei Neumarkt, Steiermark, in der Kampfwaldzone um 980 m. 5. 8. 1966. Fischer (Wien). — 10, Meran, Sitidtirol, Italien, 700 m, 22.7.1966, am gleichen Fundort wie der Typus von B. filicornis (Haeselbarth). — 10’, Naturschutzgebiet von Woronesch, Ukraine, 4. 7.1960, G. Isajeva. Bei Tobias (1967) als Nr. 171, B. trivialis angefthrt (Leningrad). Die Art, die bisher in Ungarn, der Ukraine, Osterreich und Norditalien (Stidtirol) gefunden wurde, ist dem Kenner und Bearbeiter nicht nur der ungarischen, sondern auch vieler exotischer Braconiden, Herrn Dr. Jeno Papp in Budapest, gewidmet. 36. Blacus procerus sp. n. (Abb. 72 und 82) Weibchen: Vorderfliigel 2,1 mm lang. Fihler fast ebenso lang, mit 17 Gliedern (Abb. 82), die Geifiel zur Basis etwas verschmalert. Clypeus sehr breit, ca. 4mal so breit wie hoch (Abb. 72). Gesicht glatt. Stirn mit fla- 150 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens cher schwacher Furche. Kopf hinter den Augen allmahlich rundlich ver- schmdlert. Wangenhohe gré8er (ca. 1,3) als die Breite der Mandibelbasis, doch geringer (0,8) als der kleine Augendurchmesser. Schlafenbreite fast SO eroB wie der groBe Augendurchmesser. — Thorax schlanker und niedriger als bei B. pappianus, fast doppelt (1,9mal) so lang wie hoch. Praescutellar- furche schwach krenuliert. Scutellum und Propodeum ahnlich wie bei B. pappianus. Mesopleuren glatt, Sternauli ziemlich grob gerunzelt. — Hinter- schenkel 5mal so lang wie breit. Hintertarsen fast genauso lang (ca. 0,98) wie die Hintertibia. — Vorderfitigel schmal, die Hinterleibsspitze ein wenig iiberragend, sein Gedder ahnlich dem von pappianus, die Radialader eben- falls weit distal dem Stigma entspringend, doch die Discoidalzelle breiter und vorn nicht ganz spitz, sondern schmal dem Praestigma aufsitzend. — Abdomen fast so lang wie Kopf und Thorax zusammen, hinten ziemlich stark komprimiert. Erstes Tergit etwa 2,4mal so lang wie hinten breit. Boh- rerscheiden schmal, 1,25mal so lang wie die Hintertibia. Schwarz und schwarzbraun; Basis der Fihlergei®el und die Beine teil- weise gelbbraun, die Beine teilweise — vor allem die Hinterschenkel — dunkler braun. Pterostigma braun. Mannchen: Es liegt nur ein beschadigtes Stiick vor, das dem Mannchen von B. pappianus sehr ahnelt, sich jedoch vor allem durch den wie beim Weibchen sehr breiten Clypeus sofort unterscheiden la8t. Es folgen daher nur einige kurze zusatzliche Hinweise: Vorderfltigel 2,3 mm lang. Basale GeiBelglieder sehr schlank, das erste mehr als 4mal so lang wie dick (bei rufescens und pappianus ist es knapp 3mal so lang wie dick). Die Fuhler sind nach dem 10. Glied abgebrochen. Erstes Hinterleibstergit reichlich dop- pelt so lang wie hinten breit, ziemlich grob langsgerunzelt. Parameren be- sonders gro, so lang wie der Basitarsus der Hinterbeine. eee wie beim Weibchen, doch die Fiihler ganz schwarzbraun. Holotypus: 19, ,,5—10 km. N. (ab hier in kyrillischer Schrift: oz. Zar- kolj (juz.) Akm. Tobias, 29. V. 1958“ (Kasachstan, Bezirk von Zelinograd, 5—10 km nérdlich vom Zarkolj-See) (Leningrad). Paratypus: 10°, Pouzdf¥any, Mahren, 5. 9. 1945, Snoflak (Snoflak). Wegen der weit voneinander gelegenen Fundorte von Weibchen und Mannchen mag man ihre Zusammengehorigkeit bezweifeln, doch stimmen sie morphologisch gut tiberein. Arten mit sehr weiter Verbreitung und auBerst seltenem Vorkommen finden sich mehrfach in der Gattung Blacus. B. procerus unterscheidt sich von den tbrigen Arten der rufescens-Gruppe durch seinen schlanken Korperbau und den sehr breiten Clypeus. EXILIS-GRUPPE Weibchen: Vorderfltigel 1,2—2,8 mm lang. Antenne mit 17 Gliedern. Cly- peus maBig breit, deutlich vom Gesicht abgesetzt, abgesehen vom schmalen Vorderrand stark konvex. Gesicht wie der Clypeus glatt, sehr fein punk- tiert oder auch stellenweise ganz fein runzlig. Wangenhohe groéfer als die Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 151 Breite der Mandibelbasis oder die Hohe des Clypeus. Augen klein. Kopf, von oben gesehen, meist nicht sogleich hinter den Augen rundlich ver- schmalert. — Praescutellarfurche meist mit Mittelkiel, bei B. tobiae un- deutlich krenuliert. Scutellum glatt, schwach oder auch ziemlich deutlich, jedoch nie so stark wie in der ruficornis-Gruppe gerandet. Der Sternaulus bildet eine flache, gerunzelte, maBig scharf vom glatten Mesopleurum ab- gesetzte Furche. Zahne des Propodeums nie wohlausgebildet, doch fast stets als niedrige Hocker angedeutet. — Hintertarsen meist ungefahr so lang wie die Hintertibia, bei B. suwbquadratus etwas ktirzer. — Radialzelle ziemlich weit vor der Flugelspitze endend und zweiter Radiusabschnitt merklich gekriimmt. Discoidalzelle vorn spitz. — Bohrer etwas nach unten gekrummt. Die Mannchen stimmen im wesentlichen mit den Weibchen tiberein. Sie unterscheiden sich — abgesehen von den bei Blacus ublichen Unterschie- den, wie schwachere Skulptur, schlankeren Bau vor allem der Fuhler und des 1. Tergits usw. — vor allem durch folgende Merkmale: Die Antennen sind 18 bis 20-, meist 19gliederig. Die Wangenhohe ubertrifft nicht oder kaum die Breite der Mandibelbasis. Der Kopf ist meist schon wenig hinter den Augen verschmalert. Die Zahne des Propodeums sind meist nicht ein- mal angedeutet. Die Discoidalzelle ist auch bei den Mannchen der evxilis- Gruppe vorn spitz. Diese Gruppe umfaft die kleinsten Arten der Gattung, deren Trennung voneinander die groBten Schwierigkeiten bereitet. Die hier vorliegende Be- arbeitung ist nur als Versuch anzusehen und kann nicht voll befriedigen. Es wurde zunachst versucht, definierbare Arten abzutrennen, was aber nur bei den Weibchen gelang. Doch auch hier verblieben noch einige Formen, deren Status nicht zu klaren war und die unter dem Namen evzilis (als ,, Varieta- ten“) vereinigt wurden (N&aheres s. unten). Bei den Mannchen blieb eine Bestimmung meist unmodglich; nur wenige Exemplare von petiolatus und exilis konnten determiniert werden. Die ubrigen Mannchen (ungefahr 200 Sttick) lassen sich nach der Fuhlerlange in zwei Gruppen einteilen, die aber durch Zwischenformen verbunden sind und deren Zuordnung zu den Arten zweifelhaft ist. Unter den unbestimmten Mannchen befindet sich eine Serie aus der Tos- eana, von Bartoloni angeblich aus Thaumetopoea pityocampa Sch. ge- zogen (Genf). Diese Wirtsangabe ist wohl zweifelhaft. Die Weibchen einiger Arten wurden auch im Winter gefangen, und wahr- scheinlich tiberwintern die Weibchen aller Arten der exilis-Gruppe als Ima- gines. Es fallt auf, daB fast alle Arten sehr haufig im Herbst gefangen wur- den. Dies trifft auch auf die Mannchen zu. Bei 175 unbestimmten Mannchen liegen die Fangdaten zwischen Mai und November, uber 100 davon im August und September. Da gewohnlich im Herbst weniger intensiv gesam- melt wird als im Fruhjahr und Sommer, scheint es, daf} die Populations- dichte dieser Arten bis zum Herbst laufend zunimmt und bis zum Winter- anbruch eine hohe bleibt. 152 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 37. Blacus maryi Hellén (Abb. 83) Blacus maryi Hellén, 1958, Soc. Fauna Flora Fennica, Fauna Fennica 4: 23, 9. Weibchen: Vorderfliigel 1,9—2,6 mm lang. Fuhler wesentlich kurzer (ca. 2/3), mit 17 Gliedern, die vom 4. oder 5. an wie rundliche Perlen aufge- reiht erscheinen (Abb. 83). Stirnfurche hodchstens schwach angedeutet. Schlafenbreite etwas geringer als der groBe Augendurchmesser. — Thorax im Profil ziemlich hoch und gedrungen. Notauli deutlich, teilweise schwach krenuliert, doch weniger tief als bei den meisten anderen Arten der Gat- tung. Scutellum etwa gleichseitig dreieckig mit abgerundeter Spitze, glatt und ziemlich stark konvex, sehr schwach und undeutlich gerandet. Propo- deum im Profil sehr stumpfwinklig, fast gerundet, ungezahnt, hochstens mit schwachen Ecken an Stelle der Zahne, fast Uberall ziemlich dicht gerun- zelt, mit Andeutung der Areolierung. — Hinterfemur reichlich 4mal so lang wie breit. — Vorderfitigel groB8 und breit. Radialzelle ziemlich kurz und schmal, ihr UmrifB an die Form einer Granate erinnernd, da der zweite Ra- diusabschnitt in Ahnlicher Weise, nur in umgekehrtem Sinne, gekriimmt ist wie der Fliigelvorderrand. Metacarp ein klein wenig tber die Spitze der Radialzelle hinaus verlangert. Die Radialader entspringt etwas distal der Mitte des Stigmas. Discoidalzelle vorn spitz, sehr breit, 1. Cubitus-Ab- schnitt kaum langer als der riicklaufende Nerv und 0,6—0,7mal so lang wie die Basal-Ader. Nervulus etwas vor der Mitte des Hinterrandes der Discoi- dalzelle. — Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, nach hinten zu komprimiert. 1. Tergit gleichmaBig nach hinten (bis ca. 1,5—1,7) verbrei- tert, schlank, fast zweimal so lang wie hinten breit, im Querschnitt konvex, fein und dicht langsrunzelig, etwas glanzend, Dorsalleisten kaum angedeu- tet. Bohrerscheiden wenig ktrzer (0,9) als die Hintertibia. Fast ganz schwarz oder schwarzbraun gefarbt; Beine nicht gelblich, son- dern mehr oder weniger dunkel braun; Stigma und Flugelgeader braun. Mannchen unbekannt. Untersucht wurden 3 QQ: Finnland: Holotypus. ,,Kuverndéori“ ,,.M. Hel- lén“ 1154“ ,maryi Hellén, Hellén det.“ ,,Holotypus maryi Hellén“ (Hel- lén). — Osterreich: Oberau, Tirol, Juli 1938, G. E. J. Nixon (London). — Italien: St. Peter im Ahrntal, Siidtirol, 2200 m, 26. 8. 1967, Haeselbarth. Der letztere Fundort liegt nahe dem Gipfel des Lutterkopfes in der Durreck- Gruppe (Hohe Tauern). Das Insekt wurde dort auf Alpenwiesen gestreift, die aus einem Mosaik verschiedener Grasheiden- und Zwergstrauchheiden- Assoziationen bestehen. Wahrscheinlich ist B. maryi arktisch-alpin verbreitet, doch ist das Mate- rial zu gering, um schon einigermafien sichere Angaben hiertiber zu ma- chen. Die beiden Exemplare aus den Alpen sind deutlich grof®er, kraftiger und Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 153 gedrungener gebaut als der Typus aus Lappland. Sie stimmen jedoch in so vielen Einzelheiten mit diesem Utberein, dafi an ihrer Artzugehorigkeit nicht zu zweifeln ist. Durch die kurzen Fuhler und den langen Bohrer ist die Art gut von den tbrigen der exilis-Gruppe unterschieden. 38. Blacus instabilis Ruthe (Abb. 77 und 84) Blacus instabilis Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 149; 2, @. Blacus petiolatus Stelfox und Haeselbarth in litt.®) Weibchen: Vorderfiltigel 2,2—2,8 mm lang. Fiihler von etwa ?/, dieser Lan- ge, mit 17 Gliedern, die GeiBel zur Basis merklich verdunnt (Abb. 84). Die Stirnfurche fehlt meistens. Augen maBig klein, die Schlafenbreite etwas erdBer als der kleine Augendurchmesser. — Scutellum etwa_ gleichseitig dreieckig, mit abgerundeter Spitze, glatt, konvex, schwach gerandet. Propo- deum gerundet, ungezaéhnt, die Zahne nicht einmal immer durch schwache Ecken vertreten, maBig dicht gerunzelt, mit angedeuteter Areolierung. — Beine schlank; Hinterfemur 5—6mal so lang wie breit. — Vorderflugel (Abb. 77) ziemlich groB und breit, Radialzelle etwa keilformig, ziemlich weit vor der Fliigelspitze endend. Radius in ca. ?/, der Lange des Pterostig- mas entspringend, sein zweiter Abschnitt oft etwas doppelt geschwungen. Discoidalzelle vorn meist nicht ganz spitz, sondern ganz schmal abgestutzt dem Parastigma aufsitzend. Nervulus stark postfurkal, in der Mitte des Un- terrandes der Discoidalzelle oder ein wenig proximal davon entspringend. — Abdomen etwas ktirzer als Kopf und Thorax zusammen, hinten etwas komprimiert. Erstes Tergit deutlich und ziemlich geradlinig nach hinten verbreitert; die Breite hinten ca. 1,8 der geringsten Breite vorn und etwa ?/, der Lange des Tergits. Dieses ist undeutlich runzlig und ziemlich glanzend, mit maBig starken Dorsalleisten. Bohrerscheiden viel langer als das 1. Ter- git, etwa ebenso lang wie der Hinterfemur. Schwarz bis dunkelbraun; die Beine groBtenteils gelbbraun (die Hinter- hiiften manchmal teilweise verdunkelt); das Pterostigma braun. Bei dieser Art konnten anhand der Koérpergrofe, des Flugelgeaders (vor allem der Stellung des Radius zum Stigma) und der Skulptur des 1. Tergits auch einige Mannchen ziemlich sicher erkannt werden, doch sind auch hier diese Unterscheidungsmerkmale weniger deutlich ausgepragt als beim Weibchen. Diese Tiere stimmen in den wesentlichen Punkten mit den Weib- chen iiberein, besitzen jedoch wesentlich langere Fiihler mit 19, selten 20 Gliedern. ®) Das Originalmaterial von B. instabilis Ruthe wurde mir erst nach AbschluB des Manuskriptes bekannt. Zuvor wurde die Art, einen Sammlungsnamen Stelfox’ ver- wendend, als ,,B. petiolatus sp. n.“ bezeichnet und ein Teil des Materials so etikettiert zuruckgeschickt, 154 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Unter dem Namen B. instabilis befinden sich in der Coll. Ruthe (London) 40°C und 2 99 (den letzteren fehlen die Képfe), die sicher nicht alle conspe- zifisch sind. Wie auch aus der Originalbeschreibung hervorgeht, stellte Ruthe hierher Tiere, die B. exilis auBerst ahnlich, jedoch groRer sind. Ein Weibchen und ein Mannchen gehoren wahrscheinlich zur Var. B von B. exilis, die ibrigen Mannchen vielleicht zur Var. C. Ein einziges Weibchen ist mit Sicherheit bestimmbar. Es gehort zur vorliegenden Art und wird hiermit als Lectotypus festgelegt. Es tragt folgende Etiketten von der Hand Rew thie s vate coi S Pam oO. aOm Weiter wurden untersucht: 86 Weibchen aus Irland (Killeen, Co. Dublin; Dublin); Schottland (Crieff, Perthshire); England (Gainsborough, Lincoln- shire; Manchester; ,,St. Catherine’s Vault“); Norwegen (Vagamo, Dovre); Schweden (Ilstorp in Schonen); Finnland (Heinola); Danemark (Aarhus; Maribo); Deutschland (Miinchen; Berlin; Leipzig; Schirgiswalde in der Oberlausitz); Schweiz (Basel); Osterreich (Wien; Piesting, Niederésterreich; Neusiedl, Burgenland); Tschechoslowakei (Hradec Kralove; Velky Vrestov, Banska Stiavnica); Polen (Felin); Ungarn (Budapest; Bia); Bulgarien (,,Si- tujakowo, Tschetér Tepé, 1730 m“) und der USSR (Neugut in Lettland; Kiew; Usbekische SSR, Schlucht des Flusses Ugam, 18—22 km oberhalb von Chumsana, V. Tobias, 16.5.1963; Turkmenische SSR, Repetek, am Licht einer Quarzlampe,. G. Gornostajev, T. ViSnevskaja, 3. 6. 1962). Dies Material ist in folgenden Sammlungen verwahrt: Berlin, Budapest, Genf, Helsinki, Kopenhagen, Leningrad, London, Miinchen, Prag, Wien, Capek, Haeselbarth, Hellén, Stelfox und Thomson. Sichere Wirtsangaben fehlen. Die Art wurde wiederholt im Innern von Gebauden gefunden, so in Munchen, in Basel, im Hafengebiet von Dublin (z. B. im ,,Dock Warehouse“), in Gainsborough (,,from wall of growing floor“), in Bia westlich Budapest (,,in stabulis“), und in Crieff (Schottland), wo die Tiere in einer Viehfutter-Muthle vorkamen. Dort waren sie mit Cryptophagus sp., Carpophilus sp., Ptinidae und Staphylinidae vergesell- schaftet. Ein etwas abweichendes Weibchen (1. Hinterleibstergit sehr breit mit stark vortretenden Stigmen, Fiihler verhaltnismafBig kurz usw., sehr wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Abweichungen wenigstens Z. Tt um Deformationen), das aber doch mit Sicherheit als B. instabilis angespro- chen werden kann, wurde vielleicht aus dem Brotkafer gezogen (Clapton, Middlesex, England, ex Stegobium? panicewm, im Britischen Museum). Man wird den Wirt unter den in Vorraten oder sonst in Gebauden vorkom- menden Kaferarten zu suchen haben. Die Fangdaten liegen meist zwischen Mai und Oktober, vorwiegend im Mai, Juli, August und Oktober. Das Weibchen tiberwintert, da es in Bia im Januar im Stall gefunden wurde. B. instabilis ist von B. maryi durch die schlankeren Fuhler, von den ubri- gen Arten der exilis-Gruppe durch den langeren Bohrer und die Skulptur des 1. Hinterleibstergits zu unterscheiden. Charakteristisch ist auch der im distalen Drittel des Pterostigmas liegende Ursprung der Radialader. Die Art durfte im ganzen gemafigten Europa, wenn auch nicht sehr haufig, vor- Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 155 kommen und scheint, wenn auch vielleicht nicht ausschlieSlich, ein Parasit von Kafern zu sein, die in Gebauden leben. 39. Blacus filicornis sp. n. (Abb. 78 und 85) Weibchen: Vorderfliigel ungefahr 2 mm lang. Fiihler von etwa 3/4 dieser Lange, mit 17 Gliedern (Abb. 85). FuhlergeiSel deutlich zur Basis ver- diunnt, und schlanker als bei den meisten verwandten Arten gebaut, zuwei- len vor allem die distalen Glieder noch etwas gestreckter als auf der Abbil- dung. Stirnfurche schwach angedeutet. Schlafenbreite nicht viel geringer als der groBe Augendurchmesser, doch Kopf meist schon ziemlich bald hin- ter den Augen rundlich verschmalert. — Scutellum etwas langlich dreieckig mit abgerundeter Spitze, glatt, maBig konvex und oft ziemlich deutlich ge- randet. Propodeum fast gerundet, mit sehr schwachen héckerartigen Zah- nen, im Profil gesehen stehen horizontaler und abschtssiger Teil in stump- fem Winkel aufeinander. Der horizontale Abschnitt ist ziemlich lang, oft merklich abschiissig, schwach gerunzelt; der vertikale Teil und vor allem die Metapleuren sind kraftiger und dichter gerunzelt. Areolierung des Pro- podeums zuweilen ziemlich deutlich. — Beine verhaltnismaBig schlank, Hinterfemur 5—6mal so lang wie breit. — Gedder des Vorderflugels (Abb. 78) ahnlich wie bei den verwandten Arten. Discoidalzelle vorn spitz oder héchstens ganz knapp sitzend. Der Nervulus entspringt ungefahr in der Mitte des Hinterrandes der Discoidalzelle. — Hinterleib etwas kurzer als Kopf und Thorax zusammen, hinten ein wenig komprimiert. Erstes Ter- git nach hinten geradlinig und ziemlich stark erweitert, hinten 1,8—1,9mal so breit wie an der schmAlsten Stelle vorn und ca. 0,65mal so breit wie lang. Oberflache des 1. Tergits mit unregelmafiger netzartiger Runzelung, doch auch mit einigen Langsrunzeln; seine Dorsalleisten mafig deutlich, Bohrer- scheiden 1,2—1,3mal so lang wie das 1. Tergit und nur etwa halb so lang wie die Hintertibia. Schwarz oder schwarzbraun; Beine gelbbraun, meist stellenweise, vor al- lem an Schenkeln und Hiiften, auch dunkler braun; Pedicellus und Coee basis oft aufgehellt. Pterostigma hellbraun. Holotypus: ,,Meran, 700 m, F, 22.7.66. Hbth“. In einem dichten, feuchten Mittelwald mit Fichten, Kastanien, Robinien, anderen Baumen und uppi- gem Unterwuchs nahe der Fragsburg bei Meran in Stdtirol (Haeselbarth). Paratypen: 93 99 aus Irland (Co. Dublin: W. of Killeen, Phoenix, Boher- nabreena, Portmarnock, The Slade of Saggart, Whitestown; Co. Wicklow: Glending, Woodend, Prettybush, Drumgoff, Greystones; Co. Kildare: Lan- denstown, Royal Canal, Kilkea Park; Co. Down: Ballyroney, Tullybranni- gan); England (Boxmoor und Brickett Wood, Herts.; Shoreham, Sussex; De- vizes, Wiltshire); Schweden (Halsingland); Finnland: (Helsinki; Inga); Da- nemark (Bildsé; Kopenhagen; Charlottenlund; Rudehegn und ohne genau- 156 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens ere Fundorte); Deutschland (Gohren auf Rugen und ohne genaue Fundorte); Frankreich (bei Arles-sur-Tech, Pyrénées Orientales); Osterreich (Kréss- bach im Stubaital, Tirol; Piesting, Eichgraben, Unteroberndorf und Durr- wien in Nieder-Osterreich; Eisenzicken und Spitzzicken im Burgenland); Ungarn (Koszeg, Szabohegy); der Tschechoslowakei (Brno-Re¢kovice und UbuSin in Mahren); Rumanien (Alp. Kudsir, Prislop) und der USSR (Tau- erkaln, Lettland; Berdizyno im Bezirk Jaroslawl, RuBland; Perovsk, Bezirk Syr-Darja, Kasachstan; die heutige Bezeichnung ist Kzyl-Orda). Das letzt- genannte Exemplar aus Zentral-Asien zeichnet sich durch schmale Vorder- flugel und demzufolge schlanke Radialzelle und eine verhaltnismafig kraf- tige Radialader aus. Die Paratypen befinden sich in folgenden Sammlun- gen: Berlin, Budapest, Genf, Helsinki, Kopenhagen, Leningrad, London, Wien, Haeselbarth, Snoflak und Stelfox. Wirte sind nicht bekannt. Genauere Fundortangaben sind: ,,Gestreift von Quercus cerris und von Q. robur“ (Devizes, England); ,,In Hotel“ (Drum- goff, Irland; wohl der einzige Fund in einem Gebaude); ,,Aus einem Sper- lingsnest“ (Whitestown, Irland). Das letztgenannte Tier ist gezuchtet wor- den und schlupfte am 16. Oktober 1946. Als Wirt der vorliegenden Art kommt daher eventuell ein als Inquiline in Vogelnestern lebendes Insekt, wahrscheinlich ein Kafer, in Frage. Die Funddaten liegen zwischen dem 1. April und dem 22. November; bei weitem am haufigsten wurde das Tier jedoch im Spatsommer und Herbst erbeutet. Die sehr frihen und spaten Daten lassen darauf schlieBen, da die Weibchen als Imagines uberwintern. B. filicornis ist von B. subquadratus durch die Stellung des Nervulus im Vorderfluigel, von den anderen Arten der exilis-Gruppe durch die schlanke FuhlergeiBel am leichtesten zu trennen, doch erfordert die Unterscheidung von manchen Varietaten von B. exilis zuweilen ein sorgfaltiges Studium al- ler Merkmale. Die Art ist offenbar im gesamten gemafigten Huropa — und nach Osten bis tief nach Asien hinein — von der submediterranen bis zur montanen Stufe verbreitet, scheint jedoch sowohl die Arktis als auch hohe- re Gebirgslagen zu meiden. 40. Blacus subquadratus Papp Blacus subquadratus Papp, 1971, Annls. hist.-nat. Mus. natn. hung., 13: 307; 9. Weibchen: Vorderfliigel 1,9 mm lang. Fiihler etwas ktirzer, mit 17 Glie- dern. FuhlergeiBel kaum zur Basis verdiinnt, fast noch gestreckter als bei filicornis, das 1. GeiBelglied 3mal, das zweite doppelt und das vorletzte 1,4mal so lang wie dick. Stirnfurche kaum angedeutet. Kopf schon bald hin- ter den Augen rundlich verschmalert, doch Schlafen fast so breit wie der grofe Augendurchmesser. — Scutellum etwas langlich dreieckig mit abge- rundeter Spitze, maBig konvex, glatt, ziemlich deutlich gerandet. Propode- um ziemlich dicht runzlig, die Areolierung kaum angedeutet, ungezahnt, Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 157 mit nur schwachen Erhohungen an der Stelle der Zahne, im Profil fast ku- bisch erscheinend, der horizontale und der vertikale Teil in einem Winkel von ungefahr 100°. — Beine mafig schlank; Hinterfemur 5mal so lang wie breit. Hintertarsen etwas kurzer (ca. 0,9) als die Hintertibia. — Vorderflt- gel ahnlich der Abb. 121, doch etwas groBer und die Radialzelle etwas kiir- zer, doch gleichfalls schmal. Der Radius entspringt ungefahr in ?/, Lange des Stigmas aus diesem. Discoidalzelle sehr breit, vorn spitz. Nervulus verhalt- nismafig wenig weit postfurkal, weit vor der Mitte des Hinterrandes der Discoidalzelle. — Abdomen fast so lang wie Kopf und Thorax zusammen. Erstes Tergit ziemlich dicht und grob runzlig, gleichmafig nach hinten er- weitert, hinten anderthalbmal so breit wie vorn und anderthalbmal so lang wie hinten breit. Die Dorsalleisten nur vorn deutlich; sie vereinigen sich noch vor der Mitte des Tergits und verlaufen sich bald dahinter in der Run- zelung. Bohrerscheiden 1,2mal so lang wie das 1. Tergit. _ Farbung wie bei B. filicornis. Dieser Art ahnelt B. subquadratus auch sonst am meisten, unterscheidet sich jedoch vor allem durch die Stellung des Nervulus im Vorderflugel, das mehr kubisch geformte Propodeum und das gedrungener gebaute erste Hinterleibstergit. Von B. subquadratus ist bisher nur der Holotypus aus der Mongolei be- kannt: , MONGOLIA: Central aimak, Ulan-Baator, Nucht im Bogdo ul, 1600 bis 1700 m, Exp. Dr. Z. KASZAB, 1965". ,.Nr. 297%b, 22. VIL—27. VIII. 1965“. ,, Holotypus, Blacus subquadratus sp. n. 9, Papp 1970“. ,,Hym, Typ. No. 1846, Mus. Budapest“. 41. Blacus exilis (Nees) (Abb. 79, 80, 81, 86, 37, 88, 116 und 121) Bracon exilis Nees von Esenbeck, (1811) 1812, Mag. Ges. nat. Fr. Berl. 5: 19, 9, @. (?) Miocolus pallipes Forster, 1862, Verh. naturh. Ver. preuss. Rheinl. 19: 237. Syn. nov. (?) Blacus propallipes Shenefelt, 1969, Hymenopterorum Catalogus (n. ed.), 4: syn. nov. Diese Art gehort in zweifacher Hinsicht zu den schwierigsten der Gat- tung. Erstens ist es nur mit einiger Willktr moglich festzulegen, welche Species diesen Namen tragen soll. Ahnlich wie schon bei B. humilis ausge- fuhrt wurde, ist es so gut wie sicher, daB Nees und die anderen alteren Autoren solch subtile Unterschiede, wie sie zur Trennung der Arten der exilis-Gruppe herangezogen werden mtussen, nicht berticksichtigten und auch mit den von ihnen verwendeten optischen Hilfsmitteln kaum bertick- sichtigen konnten. Es ist daher moglich, daB sich die (nicht mehr vorhande- ne) Typenserie Nees’ aus mehreren verschiedenen Arten zusammen- setzte. Unter diesen Umstanden wurde diejenige Art, die am besten mit der Beschreibung Ubereinstimmt und die auch bisher am haufigsten als exilis 158 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens gedeutet wurde!) mit diesem Namen belegt und die Entscheidung durch die Festlegung eines Neotypus fixiert. Noch grofere Schwierigkeiten bereitet die taxonomische Definition der Art. Es liegt eine Reihe von zum Teil deutlich verschiedenen Formen vor, die aber durch Zwischenglieder verbunden sind. Dies legt die Annahme na- he, daB es sich um mehrere, besonders ahnliche Arten handelt. Aber auch fiir die Ansicht, daB alle diese Formen zu einer einzigen Art gehéren — de- ren Variationsbreite dann allerdings die der ibrigen Blacus-Arten, vor al- lem in Hinsicht der Korpergro8e, tbertreffen wtirde — lassen sich gute Grtinde vorbringen. Trotz mehrerer sorgfaltiger Versuche konnte dies Pro- blem nicht abschlieBend geklart werden. Um gleichwohl das vorliegende Material beschreiben und benennen zu kénnen, wird im folgenden eine re- lativ haufige, ungefahr in der Mitte der Variationsbreite befindliche Form, der auch der Neotypus angehort, als B. exilis beschrieben. AnschlieBend werden die abweichenden Varietaten charakterisiert. Weibchen: Vorderflugel 1,6—2,3 mm lang. Fihler etwa 0,7mal so lang, mit 17 Gliedern, die Geifel zur Basis deutlich verschmalert, ihre Glieder etwas kurzer als bei B. filicornis (Abb. 87). Die Stirnfurche fehlt oder ist ganz schwach angedeutet. Kopf von oben gesehen meist hinter den Augen noch eine Strecke weit parallelseitig und erst dann rundlich verengt. Schla- fenbreite etwas geringer als der groBe Augendurchmesser. — Scutellum et- was langlich dreieckig mit abgerundeter Spitze, glatt, konvex und ziemlich deutlich gerandet. Propodeum fast gerundet, maBig stark gerunzelt, mit an- gedeuteter Areolierung und meist deutlichen Héckern an der Stelle der Zahne. — Beine schlank, Hinterschenkel ungefahr 6mal so lang wie breit. — Geader des Vorderflugels ahnlich wie bei den verwandten Arten (Abb. 81); der Nervulus entspringt ungefahr in der Mitte des Hinterrandes der Discoidalzelle; die letztere ist vorn spitz oder eben sitzend. — Abdomen etwas kurzer als Kopf und Thorax zusammen, hinten maéBig komprimiert. Erstes Tergit gleichmaBig nach hinten erweitert, mit Dorsalleisten, die meist wenigstens bis zur Mitte des Tergits deutlich erkennbar sind und die nicht miteinander verschmelzen; seine Oberflache ziemlich dicht unregel- maBig gerunzelt. Breite des 1. Tergits hinten ungefahr 1,7 der geringsten Breite vorn und ca. 0,6 der Lange. Bohrerscheiden 1,1 bis 1,2mal so lang wie das 1. Tergit. Schwarz oder schwarzbraun; Beine dunkel gelbbraun, oft stellenweise undeutlich verdunkelt; Fuhler meist einfarbig dunkelbraun; Pterostigma hellbraun. Neotypus (hiermit festgelegt): Das mittlere von drei Weibchen auf einem Klotzchen aus der Sammlung Férster im Berliner Museum. Die Nadel tragt u. a. folgende Etiketten: ,,25/146“. ,, Aachen, Juli“. Rot: ,,Neotypus! Bracon ) Ein schwer beschédigtes .Weibchen in Berlin, das folgendes, von unbekannter Hand geschriebenes Etikett tragt: ,,.Br. exilis N. v. E. in litt.“ gehort zu dieser Art, al- lerdings zu der etwas abweichenden Var. A. Dies zeigt, daB ein persoénlicher Bekannter von Nees (oder war es Nees selbst?) schon vor Ver6ffentlichung der Original-Beschrei- bung die Art in ahnlicher Weise auffaBte, wie es hier geschieht. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 159 exilis Nees 9, det Haeselbarth 1971“ und umseitig: ,, Neotypus das mittlere Exemplar“. AuBerdem wurden 112 Weibchen untersucht, aus Irland (Dartry, Firhou- se, W. of Killeen und Phoenix Pk., Co. Dublin; Skerries Bog, Co. Kildare; Tullagham, Co. Leitrim; Glending, Murrough und Woodend, Co. Wicklow); England (Aldbury und Whetstone, Herts.; Devizes, Wilts., ,swept off Quer- cus cerris“); Schweden (Halsingland); Finnland (Kuopio; Vichtis); USSR (Sonnaxt,. Lettland); Danemark; Belgien (,,B. humilis var. 1“ aus der Sammlung Wesmael, wohl aus der Umgebung von Brussel); Frankreich (Versailles; Longeville und Longeville Plage, Vendée); Deutschland (Aachen; Hamburg; Oberstdorf; Teschendorf in Mecklenburg); Italien (Sud- tirol); Osterreich (Kréssbach, Stubaital, Tirol; Wien; Piesting, N.-O.; Neu- siedl, Mischendorf, Eisenzicken und Spitzzicken im Burgenland); Ungarn (Sz6d; Vac; Budafok; Tihany; Nagypéterménko, Zempleni hgs.; Koszeg, Meszes vgy.); der Tschechoslowakei (Pokratice; Praha; Praha-Sarka; Brno- Bystre; Ubusin; Nagysallo; Vyhné) und Griechenland (Samothrake). Dies Material befindet sich in folgenden Sammlungen: Berlin, Budapest, Ebers- walde, Genf, Helsinki, Kopenhagen, London, Stockholm, Wien, Capek, Hae- selbarth, Snoflak, Stelfox und Wesmael. Var. A: eine der oben erwahnten Formen mit noch ungeklartem Status umfa8t die kleinsten Exemplare der ganzen Gattung (Vorderflugellange 1,2 bis 1,7 mm). Sie unterscheidet sich vor allem durch die Stellung des Nervu- lus, der zwar postfurkal ist, jedoch weit vor der Hinterrand-Mitte der Dis- coidalzelle entspringt (Abb. 80, zuweilen noch naher am Basalnerv als auf dieser Abbildung). Sie zeichnet sich oft weiter aus durch eine schmalere Ra- dialzelle (ahnlich Abb. 121), einen hinten etwas weniger stark verengten Kopf und ein wenig anderen Fiihlerbau (Abb. 88, die von einem besonders kleinen Exemplar stammt). Aufgrund dieser Unterschiede hielt ich die Form zunachst fur eine eigene Art, die dann B. propallipes Shenefelt heiBen mite. Es befindet sich jedoch in dem Material der C. I. L. B. im Museum Genf eine Serie von 7 Weibchen und 5 Mannchen (von Fischer als B. instabilis Ruthe bestimmt), die laut Etikett von Ferron in Versailles aus Contarinia medicaginis K. (Ce- cidomyidae) gezogen worden ist. 3 Weibchen und 1 Mannchen dieser Serie (die kleinsten Exemplare) stimmen mit Var. A, die tibrigen aber mit ,,typi- schen“ exilis tiberein. Beide Formen scheinen daher conspezifisch und die morphologischen Unterschiede eine Folge verschiedener KorpergroBe zu sein. Da die Stellung des Nervulus diese Form von allen anderen Arten der exilis-Gruppe (mit Ausnahme von subquadratus) unterscheidet, konnen auch Mannchen, die dieses Merkmal zeigen (Abb. 121) mit ziemlicher Si- cherheit bestimmt werden. Sie zeichnen sich auBerdem durch geringe Kor- pergroBe (Vorderfliigellange 1,4—1,6 mm) und fiir Mannchen sehr gedrun- gen gebaute Fiihler (Abb. 116) aus. Die letzteren haben 18 (bei 5 Exempla- ren, bei zweien davon das Endglied unterteilt wie in der Abb.) oder 19 (4) Glieder. | 160 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und -Zentral-Asiens Zu dieser Form gehort der hiermit festgelegte Lectotypus von Miocolus pallipes Forster im Museum Berlin, der folgendes Etikett tragt: ,,.N. gen. Miocolus pallipes m. Q. 17 gl. Fhlr.“, sowie das oben erwahnte, als ,,Br. exilis N. v. E. in litt.“ bestimmte Sttick in demselben Museum. Abgesehen von diesen Tieren und der oben erwahnten Zuchtserie aus Frankreich wurden 23 99 und 100'C' untersucht aus Irland (W. of Killeen und The Slade of Saggart, Co. Dublin; Woodend und Enniskerry, Co. Wick- low; Farringseer, Co. Cavan; Skerries Bog, Co. Kildare; Tullybrannigan, Co. Down; Tullagham, Co. Leitrim); England (Slough Dump, Bucks.); Dane- mark; Deutschland (Furstenberg in Mecklenburg); der Schweiz (Grindel- wald); Osterreich (Neumarkt, Steiermark, 850—900 m, Vockenberg beim Furtner Teich, Nordostabhang; Spitzzicken, Burgenland); Ungarn (Vac) und der Tschechoslowakei (Velky Vrestov; Hradec Kralové; UbuSin, Mah- ren; Banska Stiavnica, Slowakei), die sich in folgenden Sammlungen befin- den: Budapest, Eberswalde, Kopenhagen, London, Prag, hee Capek, Hae- selbarth, Snoflaék und Stelfox. Var. B: Die Angehorigen dieser Form sind grofer als die ,,typischen“ exi- lis (Vorderfitigellange 2,3 bis 2,7 mm). Sie unterscheiden sich ferner von diesen durch etwas dunklere Farbung, breitere Fluigel (Abb. 79) und krafti- gere Beine (Hinterschenkel etwa 5mal so lang wie breit). Das 1. Tergit ist etwas flacher, durchwegs dicht gerunzelt; seine Breite hinten betragt das 1,8—1,9fache der geringsten Breite vorn und ca. ?/; der Lange. Die Fuhler- geiBel ist nur wenig zur Basis verschmalert (Abb. 86). Die meisten dieser Merkmale durften in enger Korrelation zur Korper- groBe stehen. Deshalb wird diese Form vorlaufig nicht als eigenes Taxon angesehen, obwohl es schwer fallt zu glauben, daB die vorliegenden Tiere mit denen der ,,Var. A“ conspezifisch sein sollen. Von var.B wurden 9 Weibchen untersucht aus Irland (Glenasmole und Saggart, Co. Dublin; Glending, Co. Wicklow; Tullaghan, Co. Leitrim; An- nacoona, Co. Sligo); England (Porlock Dist., Exmoor, Somerset); Finnland (Antrea in Karelien); Osterreich (Piesting, N. O.) und der Tschechoslowakei (Banska Stiavnica, an Tanne). Sie befinden sich in den Sammlungen von Helsinki, London, Wien, Capek, Haeselbarth und Stelfox. Var. C ist eine Zwischenform zwischen Var. B und typischen ewilis. Sie ahnelt Var. B darin, daB die Fihlergeifel kaum zur Basis hin verschmalert ist. Deren Glieder sind oft ein wenig schlanker als dort gebaut. In den tbri- gen Merkmalen, auch der KoérpergrofBe, stimmt Var. C besser mit exilis als mit der Var. B tiberein. | Hiervon wurden 17 Weibchen untersucht, aus England (Farnham Royal, Bucks., from Sycamore); Danemark; Finnland (Joutseno, Sa.); Deutschland (Gelbschalenfange in der Verlandungszone der Nordseektiste Schleswig- Holsteins: Bongsiel, Vorland und Ltibke-Koog, Andelreservat; Berlin-Dah- lem); Osterreich (Neusiedl und Spitzzicken, Burgenland) und der Tsche- choslowakei (Praha-Hvézda; Mikulov; Banska Stiavnica, zum Teil am Licht gefangen), die sich in folgenden Sammlungen befinden: Helsinki, Ko- penhagen, London, Wien, Capek und Haeselbarth. Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 161 Als Wirt von B. exilis wird neben Contarinia medicaginis K. der oben er- wahnten Serie aus Versailles Ips vorontzowi Jakobs fiir ein Weibchen von Vyhneé (Tschechoslowakei), Dezember 1956, leg. K. Charvat, in der Samm- lung Capek angegeben. In derselben Sammlung findet sich auch ein Mann- chen, das aufgrund seiner Merkmale mit fast volliger Sicherheit zu exilis gestellt werden kann und welches aus Magdalis armigera Geoffr. gezogen wurde (Slawecice, 22. 1V. 1960, leg. J. Michalski). Die Weibchen kommen vom Mai bis in den Winter hinein vor (einzelne Fange in November, Dezember und Januar, einmal sogar — Széd, Ungarn — mit ausdriicklicher Erwahnung der Uberwinterung als Imago). Die mei- sten Fange liegen zwischen Juli und Oktober. Die Flugzeit der verschiede- nen Varietaten scheint nicht zu differieren. Mehrmals wurde die Art am Licht erbeutet. B, exilis kann vor allem anhand des kurzen Bohrers und der maBig kur- zen Fuhler von den anderen Arten der exilis-Gruppe getrennt werden, wo- bei aber die sichere Bestimmung nicht immer leicht ist, z. B. die Unterschei- dung der Var.C von B. filicornis. Die Art diirfte tberall im gemaBigten Europa verbreitet und vor allem im Spatsommer und Herbst nicht allzu selten sein. Sie scheint die Larven rindenbriittender Kafer zu parasitieren. 42. Blacus leptostigma Ruthe (Abb. 122) Blacus leptostigma Ruthe, 1861, Berl. ent. Z. 5: 152; 4, Q. Weibchen: Vorderflugel 1,9 mm lang. Fuhler von etwa */1 dieser Lange, mit 17 Gliedern. Die Geifel wird zur Basis ein wenig dunner; ihre Glieder sind etwas gedrungener als bei B. filicornis. Stirnfurche schwach. Augen sehr klein, Schlafenbreite ungefahr gleich dem groBen Augendurchmesser. Kopf schon bald hinter den Augen rundlich verschmalert. — Scutellum langlich dreieckig, ziemlich deutlich gerandet. Propodeum gerundet, runze- lig mit angedeuteter Areolierung, ungezahnt, mit nur schwachen Tuberkeln an der Stelle der Zahne. — Hinterfemur etwas Uber 5mal so lang wie breit. — Flugelgeader sehr ahnlich dem des Mannchens (cf. Abb. 122). Pterostig- ma und Radialzelle im Vorderflugel schlanker als bei den tbrigen Arten der exilis-Gruppe. — Hinterleib etwa so lang wie der Thorax, nach hinten etwas komprimiert. Erstes Tergit nach hinten zu ziemlich stark verbreitert, hinten fast doppelt so breit wie vorn und weniger als 1'/2mal so lang wie breit, dicht und ziemlich kraftig, unregelmaBig gerunzelt, seine Dorsallei- sten undeutlich. Bohrerscheiden ebenso lang wie das 1. Tergit. — Farbung ahnlich wie bei den verwandten Arten. Details kénnen nicht angegeben werden, da kein frisches Material vorliegt. Das Mannchen ahnelt dem Weibchen sehr. Vorderflugel 1,8—2,1 mm lang. Fuhler etwas langer, mit 19 (3) Gliedern. Propodeum flach gerundet. 162 Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens Gedder des Vorderfligels s. Abb. 122. — Schwarz; Beine gelblich, Hinter- huften und -schenkel z. T. leicht braunlich; Pterostigma hellbraun. Lectotypus: 10’ der Sammlung Ruthe mit handschriftlichem Originaleti- kett: ,,Bl. leptostigma m.“ (London). — 1, Coll. Ruthe, ,,26.9.56“ (Lon- don). — 10’, Coll. H. Reinhard (Berlin). — 10’, W. of Killeen, Co. Dublin, 30. 9.45, A. W. Stelfox (Stelfox). Die beiden letztgenannten Mannchen sind etwas groBer als der Lectotypus, und ihre Fuhler sind etwas langer. Die Art, nur aus Deutschland und Irland bekannt, scheint Uberaus selten zu sein. Angesichts der grofen Schwierigkeiten, in der exilis-Gruppe die Artengrenzen exakt zu definieren, ist es nicht ganz ausgeschlossen, daB es sich bei B. leptostigma um eine im Flugelgeader abweichende Form einer anderen Species, etwa von B. filicornis oder B. exilis, handelt. 43. Blacus tobiae sp. n. (Abb. 89) Weibchen: Vorderfitigel 2,0—2,1 mm lang. Fuhler ca. 0,6mal so lang, mit 17 Gliedern (Abb. 89), die Geifel ziemlich kurz und dick und ihre Glieder weniger stark voneinander abgesetzt als bei B. maryi. Wangenhohe etwas geringer als bei den meisten Arten der Gruppe; sie ubertrifft aber gleich- wohl noch die Breite der Mandibelbasis oder die Hohe des Clypeus. Stirn- furche schwach angedeutet. Schlafenbreite etwas groBer als der kleine Augendurchmesser. — Praescutellarfurche undeutlich krenuliert. Scutel- lum maBig konvex, schwach gerandet. Propodeum, im Profil gesehen, fast kubisch, horizontaler und abschtssiger Teil in einem Winkel von 100—110° zueinander, dicht gerunzelt, die Areolierung schwach angedeutet, unge- zahnt, nur mit Hockern anstelle der Zahne. — Beine mafBig schlank; Hin- terschenkel ca. 4,5mal so lang wie breit. — Flugelgeader ahnlich dem von B. filicornis (cf. Abb. 78). — Abdomen knapp so lang wie Kopf und Thorax zusammen, hinten komprimiert. Erstes Tergit dicht gerunzelt, die Dorsal- leisten infolge der Runzelung wenig deutlich hervortretend, gleichmafig nach hinten erweitert; seine Breite hinten betragt das 1,5—1,7fache der ge- ringsten Breite vorn und das 0,6—0,7fache der Lange. Bohrerscheiden et- was kurzer als das 1. Tergit. Schwarz; Beine gelbbraun, die Hinterhtften verdunkelt; Fitihler bis un- gefahr */, der Lange gelblich oder rétlich braun, an der Spitze dunkelbraun; Pterostigma strohfarben und fast durchscheinend. Mannchen unbekannt. Holotypus: (Schrift in kyrillischen Buchstaben). ,,Karagandinsk. ob. gory Kizyl-raj, Tobias, 20. VI. 1959“ und umseitig ,, Lesok“ (Leningrad). (In einem Waldchen im Kysyl-rai-Gebirge im Bezirk von Karaganda, Kasachstan). Paratypus: Turkmenische SSR, Repetek (in der Karakum-Wiiste); am Licht einer Quarzlampe, G. Gornostajev, T. ViSnevskaja, 2. 6. 1962 (Haesel- barth). Erasmus Haeselbarth: Die Blacus-Arten Europas und Zentral-Asiens 163 Diese Art unterscheidet sich von den tbrigen Arten der exilis-Gruppe durch die kurzen, kraftigen Fihler, den kurzen Legebohrer und die kubi- sche Form des Propodeums. Auch ist bei ihr die Oberflachenskulptur allge- mein ein wenig kraftiger als bei den anderen. Sie ist dem Sammler des Ho- lotypus, dem ausgezeichneten Kenner der Braconidae, Dr. V. I. Tobias in Leningrad, gewidmet. Es sind nur zwei Weibchen aus Zentral-Asien be- kannt. Literatur Brues, C. T., 1933: The parasitic Hymenoptera of Baltic Amber. — Bernstein-Forsch. 3: 4—178. 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Inst., No. 11. 300 pp. Anschrift des Verfassers: Dr. Erasmus Haeselbarth, Institut fir Angewandte Zoologie, 8 Miinchen 40, Amalienstrafe 52 ANHANG Tafeln und Tafelerklarungen (Tafeln I-X) Erklarung zu Tafel I Abb. 1—12: (1) B. tripudians, 9, Stachelapparat (Seeland, Danemark); (2) Blacus sp. der exilis-Gruppe, 6, Kopulations-Apparat (Spitzzicken, Burgenland); (3) Blacus ruficor- nis, 4, Kopulations-Apparat (Harthausen bei Munchen); (4) und (5) B. ambulans ma- cropterus, Intersex, beide Vorderfliigel vom selben Tier (K6szeg, Szabohegy, Ungarn); (6) Genitalia desselben Tieres; (7) B. ruficornis, 2, Klauenglied eines Vorderbeins (Harthausen bei Miinchen); (8)—(12) Klauenglieder der Hinterbeine von Weibchen von (8) B. ruficornis (Harthausen bei Mtinchen); (9) B. pectinatus (Mautern bei Krems, N.-O.); (10) B. maculipes (Meran); (11) B. ambulans macropterus (Meran); (12) B. diver- sicornis (Dagebull, Schleswig-Holstein). Tafel I Tafel II Erklarung zu Tafel II Abb. 13—28: Fuhler und Kopf in Vorderansicht der Weibchen von (13) Blacus capeki (Purkersdorf bei Wien); (14) B. ruficornis (PaB Thurn, Salzburg); (15) B. pectinatus (Mautern bei Krems, N.-O.); (16) B. nixoni (Mt. Troodos, Mesapotamis, Cypern); (17) B. ambulans macropterus (Val Concei, Trentino); (18) B. maculipes (Meran); (19) B. koenigsmanni (Mautern b. Krems, N.-O.); (20) B. nitidus (Holotypus); (21) B. strictus (Killin, Pertshire, Schottland); (22) B. armatulus (Velencei-t6, Sukor6, Ungarn); (23) B. robustus (Dagebull, Schleswig-Holstein); (24) B. diversicornis (Dagebull, Schleswig- Holstein); (25) B. varius (Holotypus); (26) B. armatulus (Wicken Fen, Cambs., England); (27) B. nixoni (Mt. Troodos, Mesapotamis, Cypern); (28) B. varius (Holotypus). Erklarung zu Tafel III Abb. 29—36: Vorderfliigel der Weibchen von (29) Blacus diversicornis (Dagebull, Schles- wig-Holstein); (30) B. conformis (Witzenhausen, Nord-Hessen); (31) B. tripudians (Espe, Dinemark); (32) B. nitidus (Holotypus); (33) B. pallipes (Ziegenhagen, Nord-Hessen); (34) B.capeki (Bagau, Rumanien); (35) B. ruficornis (Harthausen bei Munchen); (36) B. maculipes (Spitzzicken, Burgenland). Tafel III ee ILIA g we ros Q Ly mw. 2.5-0.054 OC Se Tafel IV Erklarung zu Tafel IV Abb. 37—53: (37) B. nixoni, 9, Vorderfitigel (M. Troodos, Mesapotamis, Cypern); (38) B. strictus, 2, Vorderfiiigel (Killin, Perthshire, Schottland); (39) B. mamillanus, ©, Kopf von oben (Heidelberg); (40) B. robustus, 9, Kopf von oben (Dagebiill, Schleswig-Hol- stein); (41) B. fischeri, 9, Fihler (Holotypus); (42) B. gracilis, Q, Fihler (Bois de Ma- chefer bei Genf); (43) B. gracilis, 9, Vorderfltigel (Holotypus); (44) B. fischeri, 2, Vor- derfiiigel (Postojne, Slowenien); (45) B. gracilis, 9, Propodeum und 1. Hinterleibs-Ter- git (Marling bei Meran); (46) B. humilis, 9, 1. Tergit (Mtinchen-Gern); (47) B. longi- pennis, 9, 1. Tergit (Neotypus); (48) B. forticornis, 2, Fiihler (Danemark); (49) B. mo- destus, 9, Fiihler, (Holotypus); (50) B. radialis, Q, Fuihler (Holotypus); (51) B. humilis, Q, Fiihler (Neotypus); (52) B. longipennis, 9, Fiihler (Saggart, Co. Dublin, Irland); (53) B. paganus, 9, Fihler (Trawallua, Co. Sligo, Irland). Erklarung zu Tafel V Abb. 54—65: Vorderfitigel und Fiihler der Weibchen von (54) Blacus modestus, (Holoty- pus); (55) B. humilis (Miinchen-Gern); (56) B. longipennis (Danemark); (57) B. hastatus (Dinemark); (58) B. hastatus (Danemark); (59) B. interstitialis (Lubke-Koog, Schleswig- Holstein); (60) B. koenigi, (Holotypus); (61) B. errans (Riva am Gardasee); (62) B. ho- stilis, (Paratypus); (63) B. interstitialis (Danemark); (64) B. stelfoxi, (Holotypus); (65) B. nigricornis, (Holotypus). Tafel V Tafel VI os FY € “= = y = —<——— Ses ee = Si Z ae = =e EEE DEDEDE TIE EE EEE DELS Wr LE aE Erklarung zu Tafel VI Abb. 66—76: Vorderflligel und Kopf in Vorderansicht der Weibchen von (66) B. stelfoxi (Holotypus); (67) B.errans (Danemark); (68) B. nigricornis (B’c’t’y, Co. South Tipperary, Irland); (69) B. bovistae (Holotypus); (70) B. pappianus (Holotypus); (71) B. pappianus (Paratypus); (72) B. procerus (Holotypus); (73) B. nigricornis (Elizowka, Tschechoslo- wakei); (74) B. errans (Danemark); (75) B. hostilis (Paratypus); (76) B. stelfoxi (Holo- typus). Erklarung zu Tafel VII Abb. 77—91: Vorderfliigel und Fiihler der Weibchen von (77) Blacus instabilis (Mun- chen); (78) B. filicornis (Royal Canal, Co. Kildare, Irland); (79) B. exilis var. B (Glen- din, Co. Wicklow, Irland); (80) B. exilis var. A (The Slade of Saggart, Co. Dublin, Ir- land); (81) B. exilis (Murrough, Co. Wicklow, Irland); (82) B. procerus (Holotypus); (83) B. maryi (St. Peter im Ahrntal, Siidtirol, Italien); (84) B. instabilis (Dublin Port, Ir- land); (85) B. filicornis (Royal Canal, Co. Kildare, Irland); (86) B. exilis var. B. (Glen- din, Co. Wicklow, Irland); (87) B. exilis (Murrough, Co. Wicklow, Irland); (88) B. exilis var. A (UbuSin, Mahren); (89) B. tobiae (Paratypus); (90) B. rufescens (Danemark); (91) B. pappianus (Paratypus). Tafel VII Tafel VIII 92 106 101 Erklarung zu Tafel VIII Abb. 92—106: Fuhler und erstes Hinterleibs-Tergit der Mannchen von (92) Blacus varius (Meran); (93) B. tripudians (Eynsford, Kent, England); (94) B. maculipes (St. Peter im Ahrntal, Stidtirol, Italien); (95) B. capeki (Eichgraben, N.-O.); (96) B. ruficornis (St. Pe- ter im Ahrntal, Sudtirol, Italien); (97) B. ambulans macropterus (Taufkirchen bei Mtin- chen); (98) B. strictus (Tollymore Park, Co. Down, Irland); (99) B. robustus (Banska Stiavnica, Slowakei); (100) B. diversicornis (Ltibke-Koog, Schleswig-Holstein); (101) B. pectinatus (Mautern bei Krems, N.-O.); (102) B. conformis (Eichgraben, N.-O.); (103) B. tripudians (Kilkea Park, Co. Kildare, Irland); (104) B. capeki (Eichgraben, N.-O.); (105) B. ruficornis (Witzenhausen, Nord-Hessen); (106) B. pectinatus (Mautern bei Krems, N.-O.). Erklarung zu Tafel IX Abb. 107—114: Vorderflligel der Mannchen von (107) Blacus tripudians (Horsley, Surrey, England); (108) B. conformis (Eichgraben, N.-O.); (109) B. diversicornis (Liibke-Koog, Schleswig-Holstein); (110) B. varius (Meran); (111) B. pectinatus (Mautern bei Krems, N.-O.); (112) B. capeki (Seebenstein, N.-O.); (113) B. ruficornis (Harthausen b. Mtin- chen); (114) B. maculipes (Pa8 Thurn, Salzburg). Tafel IX Sas ae CES a SENN VAG Se SS ann oo eee SSS RN Aaa Tafel X 115 Erklarung zu Tafel X Abb. 115—123: (115) Blacus pappianus, 4, Fiihler (Woronesch, Ukraine); (116) B. exilis var. A, 4, Fihler (Hradec Kralové, BOhmen); (117) B. paganus, 4, Vorderfliigel (Wit- zenhausen, Nord-Hessen); (118) B. rufescens, 4, Vorderfliigel (Rechnitz, Burgenland); (119) B. pappianus, 4, Vorderfligel (Meran); (120) B. rufescens, 4, Hinterleib von der Seite (Rechnitz, Burgenland); (121) B. exilis var. A, 4, Vorderfliigel (Hradec Krdalové, Bohmen); (122) B. leptostigma, 4, Vorderfliigel (Lectotypus); (123) MaBstabe: In allen Zeichnungen der Vorderfiiigel sowie in Abb. 120 ist die Strecke A = 1 mm. In allen Abbildungen des 1. Hinterleibstergits oder des Kopfes, sowie in Abb. 1, ist die Strecke B = 0,5 mm. Die Strecke C entspricht in den Abbildungen der Fuhler 1 mm, in denen des mannlichen Kopulations-Apparates (Abb. 2, 3 und 6) 0,5 mm und in denen von Klauengliedern (Abb. 7—12) 0,2 mm. A CINE Bookbinding Co., Inc. 300 Summer Street Boston, Mass. 02210 3 2044 114_ HUH Tata PD bed, 4 i alaies (BH of aah Yd ds ohlerhigiedee ivi Leh Detie oli ce Bake Bd Nick SS et nee Vay) ry se 2 URES f HE GL es oa Fetes tane ‘ ; H Crete. ‘ ; beg tts } ( } ed : aces ; pase: rege ( L ae MODE ete p edu . 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