era Dato! HARVARD UNIVERSITY SMELL LIBRARY OF THE Museum of Comparative Zoology Ayo, ft 3 y BUNA Sa Wy hese } PANN i VEROFFENTLICHUNGEN der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG | MUNCHEN Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Hans Krieg Band 4 19561957 Im Selbstverlag der Zoologischen Staatssammlung Miinchen Inhalt: Salzmann, Paul-Eckard Faunistisch-d6kologische Untersuchungen tiber SiSBwasser- Molluskenim Verlandungsgebiet am Siidende des Ammersees Hellmich, Walter Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tan- ganjika gesammelten Chamaeleons PRESUME RCs eer eee hi tt OI Kiefer, Friedrich Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees ep Melenr ier kee cies aie Aner Ne) weld Nome eli es, vet ere tel aero phew Esme! Scheerpeltz, Otto Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tan-— ganjika gesammelten Staphylinidae (Col.) ........ Bechyné, Jan Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tan- ganjika gesammelten Alticiden (Col. Phytophaga) MUS. COMP. ZO8L | LIBRARY JUN 1 11957 HARVARD UNIVERSITY 117 125 151 177 Be - soe te a “¥ i : ; : 5. H Lie ecnncne A A x Das macs. PMAY geht ~ ee CA. ¥ Sg t 2 a4 4 wh VEROFFENTLICHUNGEN der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNCHEN Paul-Eckard Salzmann Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken im Verlandungsgebiet am Siidende des Ammersees (Mit 7 Abbildungen im Text und 6 Tafeln) Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen S.1—115 Miinchen, 1. August 1956 at Gut. cot Nt ees eae ee z erie ERG ot NPR TES Ay > Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken im Verlandungsgebiet am Stidende des Ammersees von Paul-Eckard Salzmann Abgeschlossen Friihjahr 1954 Inhalt: I. Einleitung Il. Topographie und Geologie des Untersuchungsgebietes Ill. Untersuchungs- und Sammelmethoden, Begriffsdefinitionen . IV. Die untersuchten Biotope und ihre Molluskenfauna A. Die Alte Ammer . 1. Die abgetrennten Altwasserbogen ow A. I-IV" : 2. Das zusammenhangende Bett der Alten Ammer (1—19) 3. Zusammenfassung der 6kologischen Grundlagen B. Die Neue Ammer . 1. Die hydrographisch- -dkologischen | Grundlagen 2. Die Lebewelt é C. Der Sumpfweiher DieLehmégrube . . E. Der Ammersee . . Die hydrographisch- “Bkologischen Grundlagen . Das Sitidufer . : . Fischener (1.) Bucht : Zweite und dritte Bucht . Alte Ammer-Miindung . Westufer (St. Alban bis Bierdorf) . Ostufer (Wartaweil-Siid und ee . Halbinsel bei Ried . 3 , Vergleich mit anderen Seen ©. o WBIDIAWN V. Vergleichende Betrachtung aller untersuchten Gewdsser A. Haufigkeit der Mollusken an den einzelnen Fundorten und ihre Umwelt- anspriiche 1; Basommatophora _. SiiBwasser- Lungenschnecken 2. Ctenobranchia genuina — Kammkiemer 3. Stylommatophora — Pandlungense pecs 4. Najadacea (Unionidae) . 5, Cyrenacea B. Untersuchungen tiber einzelne 6kologische Faktoren von besonderem Interesse . . 1. EinfluB8 des Kalkgehaltes des Wassers auf die Verbreitung d der Mollusken und die Zusammensetzung ihrer Schalen 2. Untersuchungen tiber die Schalendicke von Najaden C. Vergleich der 6kologischen Faktoren . Wasserbewegung : . Wassertriibung (Sichttiefe) Thermik . . Kalkgehalt E : _ Wasserstoffionen-Konzentration . . Sauerstoffgehalt . . . Eisengehalt . Vegetation : es Bits ae ares ee ays D. Griinde fiir die unterschiedliche Verbreitung der Mollusken 1. Wasserbewegung . : ak Sou ae eas : 2k Ernahrungsméglichkeiten ; 3. Ausbreitung . i . ODIDNRWN VI. Zusammenfassung. . . VII. Literaturverzeichnis Seite BBE RoC FSoKlZ ZE Dio AWIEROBE — GEBIE IES Schondorf (s) Breitbrunn © Gy Py Herrsching ©) Riederau a ue Bierdorf O ©) St. Alban @ IE D i LAY Abb.1 M. 1: 100000 ‘eal q oe py es i ‘ aoe te 1 Kea aS Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiuBwasser-Mollusken des Ammersees 3 LEinleitung. In den Jahren 1947—1949 war bereits eine sehr eingehende faunistisch- dkologische Arbeit tiber die Wasserinsekten an den siidlichen Zufliissen des Ammersees als Inauguraldissertation von W. Engelhardt entstan- den.') Etwa gleichzeitig wurden in einer anderen Dissertation von J. Burz (1950) die geologischen Verhaltnisse und in einer weiteren von J. Jenne (1950) die Pflanzensukzessionen im Verlandungsgebiet am Siidende des Ammersees bearbeitet. Es handelt sich hier, wie weiter unten naher aus- zufiihren sein wird, um eine vom biologischen Standpunkt aus hochinter- essante Landschaft: Einerseits bilden die ausgedehnten, moorig-sumpfigen Wiesen, die langgestreckten Auwaldstreifen und die von breiten Schiif- zonen umrahmten, flachen Seebuchten ein Rtickzugsgebiet fiir eine Menge von in unserer Heimat durch die fortschreitende Kultivierung bedrohten Tier- und Pflanzenarten, andererseits ist gerade dieser Raum durch wasser- wirtschaftliche MaBnahmen des Menschenin hydrographischer Hinsicht tief- greifend verandert worden. Es besteht deshalb, wie Engelhardt schon dargelegt hat, neben dem rein wissenschaitlichen auch ein grofes Inter- esse des Naturschutzes, die gesamte Fauna der Gewdasser und be- sonders die mit der Regulierung der Ammer zusammenhangenden 6kolo- gischen Gegebenheiten zu erfassen. Diesem Gesichtspunkt trugen schon die drei genannten Arbeiten Rechnung. Die Aufgabe war damit von vornherein vorgezeichnet. Auch konnte ich mich auf die von Engelhardt und Burz fiir einige der Gewasser bereits erarbeiteten physikalisch-chemischen Grundlagen stiitzen. Aller- dings hielt ich es im Hinblick auf die Molluskenfauna fiir zweckmabBiger, neben der sogenannten Alten und Neuen Ammer nicht, wie Engel- hardt den Hirschgraben, sondern dafiir alle auffallenderen Gewdsser im unmittelbaren Verlandungsgebiet einschlieBlich einiger Litoralbiotope am Stidende des Ammersees zu der vergleichenden Betrachtung heran- zuziehen. Die anderen Teile und die Tiefenfauna des Sees konnten ver- nachlassigt werden, da es sich hier nicht um einen Vergleich von See- formen mit solchen flieSender Gewdsser und noch weniger um eine Mono- sraphie der Mollusken des Ammersees handelt. Vielmehr sollten in erster Linie die Reaktionen der Molluskenfauna auf die kiinstliche Veranderung des Ammerlaufes in diesem selbst und in den unter seinem Einfluf stehen- den Teilen des Sees untersucht werden. Fiir alle neuen Biotope waren naturlich auch die physikalisch-chemischen Untersuchungen neu durch- DVerotiontlicht in den Mitteilungen der Miinchner Entomol. Ges, 1951 4 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees zufiihren. Dies geschah mdglichst nach denselben Methoden, die mein Vorganger angewandt hatte. In der malakologischen Literatur finden sich erst in den letzten 20, ja meist erst in den letzten 10 Jahren von einigen Autoren faunistische Arbeiten, welche die chemisch-physikalischen Faktoren in den betreffenden Wohngewdssern exakt untersuchten und berticksichtigten (so vor allem Fromming 1936, 38, 52, 53 und Hubendick 1947). Die meisten fritheren Autoren begniigten sich mit der Angabe von Strémungs- und Untergrund- verhaltnissen, wenn nicht tiberhaupt nur mit Faunenlisten. Speziell aus unserem bayerischen Alpenvorland ist mir keine einzige malakologische Ver6ffentlichung im Sinne der vorliegenden bekannt geworden. Die Untersuchungen im Gelande und im Laboratorium konnten nur mit Unterbrechungen in den Schulferien durchgefiihrt werden. Es wurden insgesamt an 38 Fundorten Mollusken gesammelt, an 19 von jenen wurden Wasseruntersuchungen durchgeftihrt. Die Anzahl der von Ostern 1949 bis Ostern 1952 gesammelten und registrierten Mollusken betragt rund 2800, davon waren 2150 limnische Gastropoden und 650 Bivalven. Arbeitsort war die Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates in Miinchen.') Als Stiitzpunkt fiir die feldbiologische Tatigkeit diente mir die Lehr- und Forschungsstelle fir Naturschutz in Wartaweil bei Herr- sching. Mein aufrichtiger Dank gilt an erster Stelle dem Direktor der Zoologischen Staatssammlung, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Pro- fessor Dr. Dr. Hans Krieg fiir die Uberlassung der Arbeit und des Ar- beitsplatzes, sowie ftir die groBztigige Hilfe, die er mir durch die Herren Abteilungsleiter der Sammlung hat zuteil werden lassen. Unter diesen méchte ich ganz besonders Herrn Dr. Theodor Haltenorth und Herrn Dr. Wolfgang Engelhardt Dank sagen, die mich stets unermtidlich mit Rat und Tat unterstiitzten. Zu groBem Danke bin ich weiterhin dem Ge- schaftsftihrenden Vorstand des Bundes Naturschutz in Bayern, Herrn Luitpold Ruess, verpflichtet, der mir Arbeitsplatz und Unterkunft in der Forschungsstelle Wartaweil zur Verftigung stellte, sowie der Besitzerin und Stifterin des Anwesens, Frau Berta Habersack, welche dort zu- sammen mit ihrer Sttitze stets hilfsbereit um mein leibliches Wohl besorgt war. | Nicht zuletzt sei an dieser Stelle Herrn Dr. Jules Favre vom Na- turhistorischen Museum in Geni und Herrn Notar Hans Modell fir ihre bereitwillige und eingehende Bestimmung der Pisidien bzw. der Najaden bestens gedankt. Unvergessen sind auch, wenngleich nicht alle namentlich genannt werden kénnen, alle tibrigen Helfer, die mir mit einzelnen Rat- schlagen, Literaturhinweisen oder mit technischen Hilfeleistungen unter die Arme gegriffen haben, ) Bien Wesen auch alle gesammelten Mollusken. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 5 II. Topographie und Geologie des Untersuchungs¢gebietes. Der Ammersee (Abb. Nr, 1), etwa 30 km siidwestlich von Miinchen gelegen, ftllt als einer der jungdiluvialen bayrischen Voralpenseen das Zungenbecken des einstigen Ammergletschers, eines Teiles des grofen Isar-Loisach-Gletschers, aus. Den HauptzufluB erhalt er heute durch die Ammer, die im Ammergebirge in den nérdlichen Kalkalpen entspringt. Den Abflu8 bildet die Amper, welche nérdlich von Moosburg in die Isar mtindet und mit dieser ihr Wasser der Donau zufitihrt. Das Seebecken wird an seinem Ost- und Westufer von hohen Seitenmoranen der jiingsten Vereisungsperiode der Wtrmeiszeit begleitet und im Norden bei Grafrath von quergelagerten Endmoranenzitigen der gleichen Epoche abgeriegelt. Nach Stiden zu hatte der Ammersee am Ende des Diluviums etwa die doppelte Ausdehnung und reichte bis auf die Héhe von Weilheim. Dieses Gebiet ist in der Postglazialzeit vornehmlich durch die von der Ammer aus den Alpen herausgefiihrten Sedimente verlandet. Es besteht im wesentlichen aus alluvialen Torfbildungen, Kies-, Sand-, Schlick- und Ton- ablagerungen (Abb. Nr. 2). Durch dieses Niederungsmoor zog sich einst bei ganz geringem Gefalle (1°/o0) in zahlreichen Ma&andern der Lauf der Ammer und miindete zuletzt am Ostrand der DieBener Bucht auf einem 800 m vorgeschobenen Sedimentdamm in den See. Es hatten jedoch friher _ schon Laufverlegungen im Miindungsgebiet stattgefunden. In den Jahren 1920-22 wurde zur Entwdsserung der benachbarten Wiesengriinde eine weitgehende FluBkorrektion vorgenommen. Dabei wurden die vielen Maanderschlingen abgeschnitten und von einem Punkte 500 m siidlich der StraSe DieBen-Fischen ab, wo sich der Ammerlauf nach WNW wendet, ein neues, schnurgerades FluBbett zur Fischener Bucht des Ammersees hin gegraben. Der hierdurch seines Zuilusses beraubte ehemalige Unterlauf sowie die als nunmehrige Altwasser abgeschnittenen Maanderbogen werden im folgenden als ,Alte Ammer", das kanalartige, ktinstliche Bett als ,Neue Ammer” bezeichnet. Etwa 400 m siidlich der StraBenbrticke DieBen-Fischen miindet in die Alte Ammer tiber ein Betonwehr die Rott. Dieser Bach hat sein weit verzweigtes Einzugsgebiet in der meist bewaldeten Mordnenlandschait westlich und siidwestlich Raisting (,,Auf der Hart", Lichtenau, Stiller Wald, Brandwald usw.). Er beriihrt dann Raisting, nimmt Abwdsser des Dorfes auf und durchflieBt — vollstandig kanalisiert — das Niederungs- moor bis zur Alten Ammer. Das Untersuchungs¢gebiet ist begrenzt: im Osten und Westen durch Geolo gisch e Karte des Am merdelt as. =))\\ Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Siifiwasser-Mollusken des Ammersees ql das Seeufer bzw. die Grenzen zwischen Verlandungsebene und Randmo- ranen, im Stiden durch die StrafSe Raisting-Pahi und im Norden, abgese- hen von einer Sammelstelle bei Ried -nérdlich der Herrschinger Bucht, etwa von der Linie Riederau-Miihlfeld. III. Untersuchungs- und Sammelmethoden, Begritisdefinitionen. A. Methoden der Wasseruntersuchung. _1. Auf die Verbreitung vieler Wassertiere und -pflanzen hat die saure bzw. alkalische Reaktion des Wassers einen entscheidenden Einflu8. Es durfte daher nicht unterlassen werden, in allen behandelten Gewdssern -die Wasserstoffionen-Konzentration festzustellen. wie gebrauchlich, als ,pH-Wert" angegeben. Diese wurde, Die Bestimmung erfolgte durch Farbvergleich mit MERCKs Universalindikator jeweils sofort an Ort - und Stelle. Zwar kann bei dieser einfachen Methode nur auf 0,5 pH ge- ZUR GEOLOGISCHEN KARTE DES AMMERDELTAS. DNS Steithange. Kalktuffbildungen. Torfbildungen, Moor, Schlick, Tanablagerun gen. fluvioglaziale Deltaablagerungen Wurm - Morane. Kies, Sand, Schlick. = im WW Tertiare Mergel und Sandstetn, Flinzschichten nau abgelesen und auf 0,1 pH geschatzt werden, doch reicht dies bei der geringen pH-Emp- findlichkeit der Mollusken ohne weiteres aus. 2. Unter den anorgani- schen Lésungskomponenten des SiiBwassers spielen die Karbonate und von diesen bei uns im Alpenvorland die Kal- ziumkarbonate die grofte Rolle. AuSerdem sind diese hier von besonderemInteresse, da ja die Wasserschnecken und Muscheln Gehause bzw. Schalen aus kohlensaurem Kalk erzeugen. Genau fge- nommen enthalt das Wasser allerdings so gut wie kein Kal- ziumkarbonat (CaCOs:) — die Léslichkeit desselben betragt nur 0,007 °/o —, sondern das wasserlosliche Kalziumhydro- 8 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees genkarbonat Ca(HCOs)2, das sich mit ersterem im Gleichgewicht befin- det. Hierzu kommt als zweitwichiigster Loésungsbestandteil Magnesium- hydrogenkarbonat, Mg(HCOs)2. Da diese Verbindungen bei der Hydrolyse tiberschtissige Hydroxylionen in Lésung senden, kénnen sie durch Tit- ration mit Salzsdure gegen Methylorange quantitativ bestimmt werden. Der Verbrauch an ;,HCl fir 100 ccm Priifungswasser wurde friiher oft als ,Alkalinitat’ des Wassers bezeichnet, heute wird er im allgemeinen zur Vermeidung von Irrttimern direkt in ccm angegeben. Der daraus be- rechenbare Gehalt des Wassers an Ca- und Mg-Ionen wird Karbonat- harte genannt und in ,,.Deutschen Hartegraden“ (°dH) ausgedriickt. Dabei ist zu berticksichtigen, dai (nach Ergebnissen von Burz 1950) in unserem Gebiet etwa 1/1—'/s dieser Harte durch Mg-, der Rest durch Ca-lIonen bedingt ist. Eine Trennung in Kalk- und pene wurde in vorlie- gender Arbeit nicht vorgenommen. 3. DerSauerstoffigehalt wurde nach der Winkler- Methode bestimmt. Zur Entnahme des Probewassers wurde das von Engelhardt verwendete Gerat (zwei Erlenmayerkolben mit Schlauchverbindungen) benutzt. 4, Wegen des gelblich-braunen Farbtones mancher Gewasser wurden alle wesentlich verschiedenen Fundorte auf ihren Eisengehalt gepriift. Die Bestimmung erfolgte nach der Farbvergleichsmethode von Winkler unter Anfarben mit Ammoniumrhodanid. 5. Um den Grad der Wassertrtibung festzustellen, wurde die Sicht- tiefe in Erganzung der Werte von Engelhardt (1951) noch an einigen Stellen mit Hilfe der Secci-Scheibe (wei8, 30 cm Durchm.) bestimmt. 6. Uber die Methode der Bestimmung des Kalkégehaltes von Na- jadenschalen berichte ich unter Abschnitt V/B. B. Sammelmethoden. 1. Beim Sammeln am Ufer bzw. im flachen Wasser wurden jeweils mit der Hand einige Meter Uferstreifen — am Ost- und Westuier des Ammersees etwas mehr — einschlieBlich der vorhandenen Wasserpflanzen moglichst genau abgesucht und alle vorgefundenen Mollusken verwendet. 2. Zur Untersuchung des Grundes der GewaAsser arbeitete ich mit dem Birge-Ekman’schen Schlammgreifer. An jedem angegebenen Fund- ort wurden 3 Greifer voll Schlamm bzw. Sand oder Kies heraufgeholt und der Inhalt an der Wasseroberflache durch ein Haarsieb mit knapp 1 mm Maschenweite geseiht. Da der Schlamm auf diese Weise meist zum aller- groBten Teil durchlauft, konnte ich ohne Schwierigkeit alle Mollusken ein- schlieBlich der Pisidien absammeln. Bei einer Offnungsweite des Schlamm- greifers von 15><15 cm wurde so jeweils eine Flache von 6,75 qdm durch- sucht. 3. Zum Sammeln von Najaden ist dieses Gerat ungeeignet, da die Individuendichte zu gering ist und man daher auch bei reichlichem Vor- kommen nur selten einmal ein Tier mitgreift. Ich lie} mir daher eine Art Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 9 Dredége anfertigen in Form eines eisernen Rechens mit von den beiden Enden schrag nach oben zulaufenden Eisenbandern. So entstandein Dreieck, hinter welchem ich ein Stiick eines alten Fischnetzes sackartig befestigte. Der Rechen war 50cm breit. Am oberen Ende befand sich ein Ansatz- stutzen fiir eine Holzstange (fiir seichteres Wasser) oder ein Drahtseil (fiir tieferes Wasser). Die Dredge wurde nun, wahrend eine zweite Person ruderte, vom Hinterende des Bootes herabgelassen, ein Stiick weit nach- gezogen und wieder eingeholt. Sehr hindernd wirkten dabei natiirlich Wasserpflanzen, auf dem Grunde liegende Baumzweige und dgl. Quantitativ sind diese Methoden, von der zweiten abgesehen, allerdings nicht. Aber ich bin der Meinung, daS8 man auf diese Weise neben der qualitativen Feststellung der Arten doch einigermaffen vergleichbare Werte fiir die relative Haufigkeit erhalt. Diese Resultate sind in der Tabelle samtlicher Sammelergebnisse am Schlu8 der Arbeit dargestellt. C. Begritisdeiinitionen und Abkiirzungen. 1. Unter Biotop wird wie bei Engelhardt (1951) in Anlehnung an Hesse (1924) ein abgegrenzter Lebensraum verstanden, der durch be- stimmte Umweltfaktoren gekennzeichnet ist. 2. Als Schlick wird mit Burz (1950) feinsandiger Ton mit einem sewissen Gehalt an organischen Substanzen bezeichnet, der sich aus dem Niederschlag von Schwebestoffen bildet. Schlicke haben héheren Kalkgehalt als Sande, was wahrscheinlich auf chemische Fallung des im Wasser ge- lodsten Kalziumbikarbonats zurtickzufthren ist. 3. Gyttja, auch Mudde genannt, ist nach Ruttner (1940) ein fein verteiltes Sediment von grauer bis graubrauner Farbe und mitunter ela- stischer Konsistenz. Es entsteht auf mindestens periodisch durchltiteten Seebdden durch Sedimentierung des Planktons zusammen mit eingespiilten organischen Resten und mehr oder weniger anorganischem Material nach Verarbeitung durch die Bodentiere und Bakterien. Je nach der bezeich- nenden Komponente unterscheidet man z. B, Kalk-, Ton- oder Dygyttja. 4, Unter Dy oder Torfschlamm verstehen die nordischen Forscher ein gelartiges, schmutzig-braunes Sediment, welches hauptsachlich aus ausgeflockten Humuskolloiden, vermischt mit gréberen, schwer zersetz- lichen Resten von Wasserpflanzen und -tieren, besteht. 5. Sapropel oder Faulschlamm bildet sich — nach Ruttner 1940 — durch unvollstandigen Abbau der organischen Substanz unter anaéroben Verhaltnissen. Es ist ein nach Schwefelwasserstoff riechendes, durch Eisen- sulfid tief schwarz gefarbtes Sediment, die Heimat der aus Bakterien und farblosen Protisten bestehenden sapropelischen Lebewelt. Im Ammerdelta spielen nach Burz (1950) die Reste hdherer Pflanzen eine grofe Rulle und sind auch mineralische Komponenten beteiligt. 6. Als ,,subfossil” bezeichne ich solche Molluskenschalen, die ihrer Konchinschicht (Oberhaut) beraubt und infolge von chemischer Kalkein- 10 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees lagerung undurchsichtig sind. Favre bezeichnet (brieflich 1950) die ent- sprechenden als ,,désepidermée et opaque”. Von solchen Stticken kann man annehmen, da sie schon einige Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte im Schlamm bzw. Boden liegen. 7. Als Abkiirzungen in den Faunenlisten wurden verwendet: V (= vivus) fiir lebend gesammelte Stiicke oder ganz frische Schalen; + — ftir leere Schalen, die schon einige Wochen oder Monate im Was- ser zu liegen scheinen, aber noch vollstandig erhalten und durch- scheinend sind (,,diaphane” bei Favre — s. 0.}); +t — fiir ,subfossile” Schalen. 8. In der Nomenklatur habe ich mich im allgemeinen an Broh- mer-Ehrmann (1933) gehalten. Nur bei den Pisidien folgte ich Jules Favre, Genf (briefl. 1950) und bei den Najaden dem besten deutschen Kenner Hans Modell (briefl. 1949). (Auch Jaeckel (1952) verwendet dieselbe Nomenklatur.}) Die unterschiedlichen Bezeichnungen fiir die Na- jaden sind auf Seite 67 gegeniibergestellt. Gattungs- oder Artnamen wurden der Ubersichtlichkeit halber oft abgekiirzt; die vollstandigen wis- senschaftlichen Namen sdmtlicher erwahnter Mollusken sind im Abschnitt V/A aufgefiihrt. Der Ausdruck ,forma" bezeichnet eine Standortsmodi- fikation. 9, Bei einigen ‘sehr haufig zitierten Autoren (Ehrmann, Engel- hardt, Burz, Hubendick), bei denen es sich stets nur um eine ein- zige Ver6éffentlichung handelt, wurde die Jahreszahl derselben weggelassen; es wird dazu auf das Literaturverzeichnis verwiesen. IV. Die untersuchten Biotope und ihre Mollusken-Fauna. A. Die ,,Alte Ammer“. 1. Die einzeln abgetrennten Altwasserbogen. (Abb. Nr. 3) A; A. 1:7) Der letzte (nérdlichste) von der Neuen Ammer auf dem rechten Ufer | abgetrennte Altwasserbogen von ca. 200 m Lange. Die Niederung ist erfiillt von fast undurchdringlichem Auwald (Alne- tum incanae), welcher neben Grauerlen (Alnus incana) aus Weiden (Salix sp. sp.), Wasserschneeball (Viburnum opulus) und vielen anderen Holz- gewachsen besteht. An den trockeneren Stellen ist er von Brombeerranken 1) AA. = Alte Ammer. LAGESKIZZE DES AMMERDELTAS. 583 7, Aidenried +593 Mitterfischen RK aisting M. 1:25 000 12 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees (Rubus sp.) und Brennesseln (Urtica dioica) durchsetzt, an den feuchteren von Schilfrohr (Phragmites communis) und Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre) und stellt einen Brutplatz fir Myriaden von Stechmticken dar, Bei Hochwasser muB die Niederung frither zuweilen durchflutet worden sein, weshalb das ehemalige FluBbett teilweise noch von Schwemmsand bedeckt ist. Bei langer Trockenheit bleiben, von einem tieferen Tiimpel - am Siidende abgesehen, nur kleinste Wasserlachen zuriick. Jener Tiimpel (Tafel I Fig.1) enthalt am Grunde eine Schicht faulendes Laub, darunter Sandgyitja; seine Flora besteht vorwiegend aus Myrio- phyllum spicatum und Utricularia vulgaris. Die Wasseruntersuchung des Tiimpels ergab: pH 7,0; Karbonatharte 15,1 °dH; Sauerstofigehalt 2,71 mg/l; Eisen- sehalt 0,9 mg/l. —’) Gesammelte Mollusken: 48 Lymnaea stagnalis (typica), davon 25 juv. | 152 Planorbis corneus {alle GréBen) { suebediails 7 Stylommatophoren im Wald: Monacha incarnata, Succinea putris. Ma8e von Lymnaea stagnalis”) Gehause Mindung Gehause Miundung Nr. Son B H B Nr. H B H B 1 AS. AY 23:02 15/0 13 35 16 19,2 11,0 2 42 18 — — 14 35 15 18,5 11,0 3 38 17 — — 15 36 17 18,5 1V2 4 39 18 20,3 12,6 16 34 15 17,6 1G 5 38 18 20,5 12,3 17 35 15 18,3 2 6 35 17 20,6 12,0 18 35 15 18,5 11,0 7 36 17 18,0 11-2 19 32 14 ile? 10,5 8 39 17 — — 20 34 iS) 19,2 10,2 9 40 17 20,0 12,8 21 31 14 16,6 10,0 10 38 17 19,3 12,8 22 34 15 eZ TAZ 11 36 16 19,0 12,0 23. 31 14 17,2 10,5 12 39 16 os — Durchschnitt; 38,02.-16,2" 13;97- 1i3 _ 1) Die Werte der chemischen Bestimmungen und der Thermik sind im Abschnitt V/C nochmals zusammengefaBt. *) H = Hohe, B= Breite, MeBweise siehe Abb. Nr. 4 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken ‘des Ammersees 13 MaBe von Planorbis corneus: Nr. H. B. Nr. HL B. 1 11 31 9 95) 25 2 11 30,5 10 9 25 3 10,5 30 11 9 25 4 10 27 12 9 24 5 10 2a 13 95 25 6 10 27 14 9 22 7 10 25 15 9 21 8 pay 7 juv.— Durchschnitt: 9,87 26,1 A.A. II: Der letzte, mehrfach gewundene, etwa 500 m lange Altwasserarm am linken Ufer der Neuen Ammer ist ebenfalls von dichtem Auwald (Alne- tum incanae) begleitet; meist herrscht Grasufer ohne Strand. Gesammelt wurde an 3 Stellen: ,Stid”, ,Mitte’ und ,.Nord”. Stid: Pechschwarzer, sapropelartiger Schlamm, sehr kaltes Wasser von ca. 0,5m Tiefe. Darin fanden sich Pofamogeton natans, Utricularia vulgaris, jedoch keinerlei makroskopisch sichtbare Fauna. Mitte: Der gleiche Schlamm, am Ufer durch Huminstoffe braunlich sefarbt. Wassertiefe 0,8—1,0 m. Flora wie Sid. pH 7,2; Karbonatharte 19,8 °dH; O2-Gehalt 8,31 mg/1; Fisengehalt 0,55 mg/l. Gesammelte Mollusken: 4 Gyraulus albus + 7 Radix auricularia sublagotis + 7 Gyraulus gredleri roBmaeBleri 7 1 Hippeutis complanatus f 2 Radix peregra 7 2 Sphaerium corneum ~ An sonstiger Schlammfauna fielen Chironomiden-Larven auf. Neben dem Hauptarm fand sich in der von vielen Bulten durchsetz- ten bei Hochwasser tiberschwemmten Verlandungsflache ein damals ca. 0,5 m tiefer Timpel mit einem Schlammgrund von Forna-Gyttja. Gesammelte Mollusken: 6 Stagnicola palustris V 5 Radix ovata V 12 Radix ovata sublagotis V Am Ufer gesammelte Stylommatophoren 7 Retinella nitens 5 Monacha incarnata 1 Arianta arbustorum 1 Fruticicola villosa. 3 Fruticicola unidentata 14 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees Nord: Diinne Schicht Sapropel, darunter Kies, Wassertiefe 1 m, dicht bewachsen mit Schilfrohr (Phragmites communis), Potamogeton natans, Utricularia vulgaris; Wasser nicht untersucht. Gesammelte Mollusken: Stark verwitterte Schalen von Gyraulus sp. u. Sphaerium corneum. A.A, Il: Vorletzter, relativ enger Altwasserbogen links der Neuen Ammer (ostw. Ziegelei). Er weist vorwiegend Steilufer und verhaltnismafig tiefes Wasser mit Gyttja-Grund auf und wird von dichtem Auwald begleitet. Flora: Typha latifolia, Phragmites communis, Myriophyllum spicatum Equisetum palustre, Scirpus palustris. | pH 7,7; Karbonatharte 16,2 °dH. Fauna: Keine Mollusken! Auffallend war das zahlreiche Auftreten von Wasserlaufern (Gerridae) und vom Wasserfrosch (Rana esculenta). A.A. IV: | So wurde das nadchste Altwasser siidlich A.A. Ill links der Neuen Ammer bezeichnet. Es ist ca. 350 m lang und von Auwald umgeben. Der Grund ist mit Faulschlamm, grobk6rnig, sandig und mit Pflanzenresten durchsetzt, bedeckt. Gesammelte Mollusken: Leere Schalen von 2 Radix ovata juv. 2 Bithynia tentaculata 1 Tropidiscus carinatus 1 Valvata piscinalis alpestris” 2 Gyraulus albus Ein langer, schmaler Tiimpe! neben dem Hauptarm mit wenig Gyttja auf Kiesgrund wies folgende Wasserwerte auf: : pH 8,2; Karbonatharte 17,4 °dH; O2-Gehalt 8,87 mg/l; Eisengehalt 0,16 mg/I. Flora: Alisma Plantago, Thypha latifolia, Mentha aquatica. Gesammelte Mollusken: 1 Radix ovata i. obtusa V 5 Bithynia tentaculata V 2. Das zusammenhangende Bett der Alten Ammer. A.A. 4: Bei dieser ersten Sammelstelle dicht hinter dem Damm, der die Neue Ammer von ihrem alten Bett trennt, handelt es sich um ein ganz flaches, vom Grundwasser gespeistes und mit Auwald bestandenes Sumpf- Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiSwasser-Mollusken des Ammersees 15 gewasser. Der Grund ist vorwiegend mit Scirpus silvestris, an einigen Stellen auch mit Phragmites communis bedeckt. In trockenen Sommern (1950!) trocknet das Gewdsser ganz aus. Es wurden lauter leere Schneckenschalen gesamme!t, die mit einer dichten Schicht Eisenhydroxyd tiberzogen waren: 35 Stagnicola palustris _ 2 Bathyomphalus contortus 2 Galba truncatula 3 Succinea putris. Weiter fanden sich eine groBere Anzahl von den Baumen ins Wasser gefallener Stylommatophoren: 8 Arianta arbustorum 2 Fruticicola villosa 1 Cepaea nemoralis 7 Monacha incarnata O.F.M. juv. 4 Retinella nitens 2 Fruticicola (Pet.) unidentata juv. 3 Zonitoides nitidus A.A. 2: Hier tritt die erste freie Wasserflache auf in Form eines 1 m tiefen, von Steilufern umrahmten Tiimpels. Die Ufer sind von einem Schilfrohr- giirtel umgeben, wahrend die Wasserflache grofenteils mit Myriophyllum spicatum erfiillt ist. Die Wasseruntersuchung ergab: pH 7,2; Karbonatharte 17,9 °dH; Eisengehalt (Engelh.) 3,0 mg/l. Dicht am Ufer bzw. an Wasserpflanzen wurden gesammelt: 13 Lymnaea stagnalis 4 Hippeutis complanatus 11 Tropidiscus carinatus 7 Bathyomphalus contortus 8 Gyraulus albus 1 Bithynia tentaculata. 1 Gyraulus gredleri roBmaebleri Am Ufer befanden sich: 1 Succinea putris 2 Zonitoides nitidus 1 Arianta arbustorum juv. 2 Fruticicola unidentata. MaBe von Lymnaea stagnalis: Gehause: Miindung: Gehause: Miindung: Nr. H. B. H. B. Nr. H. B. Jali B. 1 SYA PAT 2940 2 AO 8 8920 22,5 14,0 Py AST. 25, 27,0 16,0 9 42 19 beschadigt 3 46:23 25,5 21455 10 36 i016 ‘i 4 Asta, Bll beschadigt lef 372215 he MOPS) 5 41 22 24,0 14,0 12 31 14 —— — 6 44 20 beschadigt 13 34 15 —— = 7 AZ, 2720) 23,0 14,0 ——$<$<$<$<$—————<——<<—<<<<<<——————— Durchschnitt: 41,6 19,6 Mefweise der Mollusken sch alen. Gebause -Breite Gehduse -Héhe auoH -sbunpanyJ = Mun dungs - Breite Schalen- Dicke 6chalen-Hohe Abb. 4 | Schalen-Ldnge Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 11'7/ As Aj 3: Stidlichster Spitzbogen der AJten Ammer, mindestens 2 m tiefer Weiher mit Steilufer. Flora: Potamogeton natans, Sparganium ramosum, Helodea canadensis. Keine Messungen. Wegen seiner Unzuganglichkeit nicht naher auf Mollusken untersucht. Am Ufer wurden 2 Tropidiscus carinatus ge- funden. J Ne oye Unterhalb der Einmiindung des ,,Filzgrabens", eines Sumpfentwasse- rungsgrabens, setzt sich dieser als ein relativ schmaler Bach von nur 0,2—0,3 m Tiefe innerhalb des breiten Bettes der Allen Ammer fort. Er flieBt hier ziemlich schnell auf kiesigem Untergrund. Das Wasser stammt zu 90°/o aus dem Filzgraben und nur zum kleinsten Teil aus dem vor- hergehenden groBeren Tiimpel (A.A. 4); es ist, ebenso wie der Kiesunter- érund, durch hohen Eisengehalt und Huminstoffe braun gefarbt. Ein Massen- auftreten des Eisenbakteriums Lepfothrix discophora (Schwers.) Dorff. er- kennt man an den an ruhigeren Stellen auftretenden dicken, rostbraunen Flocken von Eisenoxydhydrat, welches jene Bakterien in ihren Scheiden ablagern (Engelhardt). pH 7,5; Karbonatharte 18,2 °dH; Fe-Gehalt 0,63 mg/l; Strémungs- seschwindigkeit 0,15—0,40 m/sec (Engelhardt). Im Wasser selbst fanden sich an der Sammelstelle keine hoheren Pflanzen, am Ufer Eupatorium cannabinum, Solanum dulcamara, Ra- nunculus Lingua. 100 m abwarts ist das Wasser etwas tiefer, darin Nuphar luteum, am Ufer Phragmites communis. Es waren sehr wenig leere, meist schon subfossile Mollusken- schalen zu finden. Von AA. 5 abwarts wurden auf langerer Strecke im Bachbett gesammelt: : SIE BETS + Pisidium nitidum') 2 Anisus leucostomus 7 1 Bathyomphalus contortus 2) y eagle H C 2 1 Bithynia tentaculata = as casertanum ss 4, personatum + 4 subtruncatum'’) Stylommatophoren am Ufer: 1 Succinea putris 1 Fruticicola unidentata. 4 Vallonia pulchella | == Schalenhalften, > — ganze Schalen. 18 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees A.A. 7: Gerades, Stid-Nord veriaufendes Flu8bett mit steilen Ufern, jedoch nur etwa die halbe Breite mit unmerklich flieBendem Wasser é¢efiillt. In der rechten Halfte des Bettes war zur Zeit der Untersuchung der Schilf- bestand abgebrannt (April 1949). Darin befand sich reiches Material an leeren Schneckengehausen. Wassertiefe 0,3 m, Gyttja-Schlammégrund; im Wasser wurden keine Mollusken gefunden, am Schilfufer dagegen fol- gende leere Gehause: 3 Radix peregra Stylommatophoren: 5 Radix auricularia sublag.juv. 1 Retinella nitens 22 Tropidiscus carinatus 3 Fruticicola unidentata 3 Bathyomphalus contortus 2 Monacha incarnata 10 Gyraulus albus 2 Arianta arbustorum juv. 8 Bithynia tentaculata A.A. 8: Noérdliche Schleife; das Wasser fillt bei 1 m Tiefe fast das ganze ehe- malige FluBbett. Am Grunde schwarzer Faulschlamm ohne Mollusken. Schmales Schilfufer. Hier wurden gesammelt: Unio pictorum latirostris Kiister: 9 ganze, 1 halbe Schale, ausgespro- chene Altwasserformen der var. typica/tenuis Anodonta anatina attenuata Held: 2 ganze (leere), 4 halbe Schalen, Altwasserformen der var. tenuis. Etwas unterhalb fanden sich im Myriophyllum-Dickicht: 2 Radix auricularia sublag. V 3 Tropidiscus carinatus V 1 Bithynia tentaculata V MaBe von Anodonta anatina: MaBe von Unio pictorum: Nr. L H D Nr. L lakers |D) 55 26 19 67 29 22 68 31 22 68: .°32 23 67 30 Bi 715 34 24 84 39 25 87 39 29 92 39 31 Durchschnitt: 13,1--33.2 9242 OANA UBWH Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 19 A.A. 9: (,, Feichhuhntiimpel” bei Engelhardt.) Spitze, nach Norden gerichtete Schleife, die dicht an einen Feldweg érenzt. Von auSen her ist ein Teil des FluBbettes verlandet (Caricetum), daher gut zuganglich. In der Mitte ist der Tiimpel 3 m, 30 m oberhalb jedoch nur 0,3 m tief (!); der Grund ist mit lockerem, schwarzen Faulschlamm bedeckt und frei von Mollusken, das Wasser auffallend kalt und von Humuskolloiden braun gefarbt. An den Ufern befindet sich reiche Wasserflora: Myriophyllum spicatum Sparganium simplex Helodea canadensis Callitriche sp. Batrachium (Ran.) diverticatum pH 7,2; Karbonatharte 7,9 °dH; Eisengehalt 1,0 mg/1 (eneeth ca), Am Ufer, meist an Wasserpflanzen, wurden folgende Mollusken, fast alle lebend, gefunden: 2 Radix auricularia sublagotis 8 Gyraulus albus 1 Radix peregra 1 Gyraulus gredleri roBmaebleri 2 Galba truncatula 1 Valvata piscinalis + 35 Tropidiscus carinatus 11 Bithynia tentaculata 28 Bathyomphalus contortus 1 Pisidium amnicum * (recent) fi i subtruncatum *+ Stylommatophoren: 2 Succinea putris 5 Zonitoides nitidus 4 Retinella nitens 2 Fruticicola villosa 2 Eulota fruticum 4 - unidentata 2 Ena montana 10 Monacha incarnata. 1 Vallonia pulchella Etwa 350m unterhalb hob ich mit dem Bodengreifer bei nur 0,20 bis 0,40 m Wassertiefe in der Mitte des FluBbettes eine ganz junge Unio pict, lat. und folgende Pisidien: 3 —V - ‘ recent, + subfossil (+7) Pisidium casertanum: ie Pisidium henslowanum: 5 recent. AA. 10: Wieder ein nérdlicher Bogen des ehemaligen FluBlaufes, der hier ganz mit so gut wie stagnierendem Wasser ausgeliillt ist. Am Ufer fanden sich: 2 Unio pictorum lat. K. var. typica/tenuis, Altwasserformen: 1 V und 1 Schale 3-7 U2 972-. 40; ; D228 97 39 30 1 Anodonta anatina att. H. var. tenuis: Altwasserform V. Anodonta cygnea sol. K. var. tenuis: 1 Schalenhalfte eines groBen Stickes:.= 1.95711: 57, 7 De 27.1): x z 20 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees Am Steilufer traten einige subfossile Stylommatophoren -Gehause hervor: 2 Eulota fruticum 2 Monacha incarnata 1 Fruticicola unidentata 1 Arianta arbustorum. A.A. 11: Seichte, kiesige Stelle zwischen zwei Schleifen mit groBer Kiesbank am Rande und einigen Teichrosen (Nuphar luteum) in der tiefisten Rinne. pH 7,0. Gesammelte Mollusken: 2 Radix auricularia V 1 Tropidiscus carinatus 3 Radix ovata ampla V + Musculium lacustre. Unio pictorum lat.: 7 ganze, 5 halbe Schalen, Altwasserformen der var. typica, teilweise V Anodonta cellensis sol. var. tenuis: eine beschadigte Schale. Anodonta anatina att.: 1 lebend, 4 ganze, 9 halbe Schalen, Altwasser- formen der var. tenuis. as MaBe von Unio pictorum: MaBe von Anodonta anatina: iC H D IE; H D 62 28 19 78 49 Ze, 69 30 22 100 56 30 70 33 23 100 59 28 73 32 25 106 6229 715 33 23 117 65 30 106 45 35 110 57 — (I) 100 45 38 96 54 — (IID Durchschnitt: 79,3 35,1 26,4 99: 33 = Durchschnitt: 100,8 56,9. — 250 m unterhalb (11a) wurden eine Wassertiefe von 1,8 m mit Kies- boden festgestellt und keine Mollusken gehoben. Rott: Der Unterlauf der Rott kurz oberhalb ihrer Miindung in die A.A. ist begradigt und von Dammen eingefaBt. Das schnell flieBende Wasser ist vom Rande zur Mitte 0,3—0,6 m tief. pH 8,0; Karbonatharte 15,1 °dH; Fe-Gehalt 0,23 mg/l (Engelhardt). Der Untergrund besteht am Rande aus festem Ton, in der Mitte aus Kies. Auf Grund der hohen Strémungsgeschwindigkeit und des Fehlens organischer Sinkstoffe am Grunde ist der Bach als molluskenfeindlich zu bezeichnen. Ich fand daher auch nur einige subfossile Schalen bzw. Bruch- stticke folgender Arten bzw. Gattungen: Paul-Eckard Salemenne Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser~Mollusken des Ammersees 21 Anisus leucostomus (?), Bithynia tentaculata (?), Pisidium sp., Succinea putris (?), Arianta arbustorum, Fruticicola sp., Retinella sp. Diese sind sicher alle am Ufer des Baches aus dem Erdreich heraus- séewaschen worden. eNotes Weiherartig erweiterte Einmiindungsstelle der Rott ca. 400 m ober- halb der StraBenbriicke (Tafel Il, Fig. 3). Die Wassertiefe betragt hier in der Mitte 2,20 m, etwa 50 m oberhalb jedoch nur 0,30—0,50 m. Der Grund besteht aus wenig gyttjaartigem Schlamm auf Kies. Das ziemlich flache Ostufer ist reichlich mit Schilf bestanden. Die charakteristischen Wasser - pilanzen sind: Myrophyllum verticillatum, Potamogeton natans und lucens; in einem kleinen seitlichen Altwasser: Myriophylium spicatum und Helodea canadensis. pH 7,8; Karbonatharte 15,1 "dH; Eisengehalt 0,32 mg/l (Engelhardt). In Uferniahe und in dem erwahnten Altwasser wurden iolgende Mollusken gesammelt: 1 Lymnaea stagnalis + 1 Bathyomphalus contortus + 1 Radix auricularia V 1 Viviparus viviparus juv. V 4 Radix peregra V 3 Bithynia tentaculata + 5 Tropidiscus carinatus V + Pisidium amnicum ++ 2 1 Gyraulus albus V + x casertanum + (groB!) Bei den folgenden Stylommatophoren handelt es sich meist um leere, ins Wasser gefallene Gehause: 2 Succinea pfeifferi V 1 Eulota fruticum 4 Cochlicopa lubrica ~ juv. 1 Fruticicola villosa 4 Vallonia pulchella 7 Monacha incarnata (6 juv.) 5 Zonitoides nitidus 1 Fruticicola unidentata 7 Retinella nitens 5 Perforatella bidens 1 Ena montana 1 Helicodonta obvoluta 4 Goniodiscus rotundatus 1 Isognomostoma personatum. A, A. 13/14: Zwei Sammelplatze zwischen Rottmiindung und StraBenbriicke mit Schilfufer. Als Wassertiefe wurde 2,40 m gelotet. Unter der Wasserflora fallt u. a. Sparganium ramosum mit seinen stacheligen Kugelfriichten auf. Der Gyttjaschlamm enthielt neben Chironomiden-Larven Bruchstiicke von Pisidien und ganz junge Unionen. Im seichten Uferwasser fanden sich: 2 Lymnaea stagnalis H: 46 Bie22ia- VV SAS 15 1 Radix ovata ampla V 2 Gyraulus albus 10 Tropidiscus carinatus 1 Musculium lacustre V 22 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-é6kologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees - 4 Unie pictorum lat.: Altwasserformen p52) 232. Dag der var. typica — teils V, teils leer, 66 29 22 jedoch frisch. 80 36 26 92 38 28 Am Ufer gesammelte und ins Wasser gefallene Stylommatophoren: 2 Succinea putris 1 Eulota fruticum 1 Cochlicopa lubrica 2 Fruticicola villosa + 1 juv. 1 Vallonia pulchella ~ 1 Monacha incarnata 1 Goniodiscus rotundatus 1 Perforatella bidens. A.A. 15/16: Zwei Bogen nordlich der Strafe DieBen-Fischen. Wassertiefe wech- selnd bis zu 2,70 m. Am Grunde Kalk-Sandgyttja, darin Chironomiden- larven und 1 Pisidium casertanum V (bes. groBes Exemplar) und einige Pisidien-Bruchstticke. AA. 16: pH 7,5; Karbonatharte 15,6 °dH; Fe-Gehalt 0,32 mg/l — im ganzen Unterlauf gleichbleibend (Engelhardt). In Ufernahe gesammelte Mollusken: 4 Lymnaea stagnalis V 10 Tropidiscus carinatus 9 Stagnicola palustris, teilw. f. 4 Gyraulus albus peregriformis V 1 Bathyomphalus contortus 2 Radix peregra 3 Bithynia tentaculata 2 Radix ovata ampla V 1 Musculium lacustre Ins Wasser gefallene bzw. am Ufer gesammelte Stylommatophoren: 5 Succinea pfeifferi 2 Monacha incarnata juv. 1 Goniodiscus rotundatus 2 Perforatella bidens 1 Eulota fruticum 1 Arianta arbustorum 1 Fruticicola villosa 2 Retinella nitens. 2 i unidentata juv. 3 A.A. 18/19: Gerade Flu8strecke mit Steilufer; die beiden Sammelplatze befinden sich 300 bzw. 100 m oberhalb der Miindung. Die Wassertiefe schwankt zwischen 1,90 und 2,30 m. Vom Grunde wurden mit dem Bodengreifer Kalk-Sandgyttja mit Chironomidenlarven, nur einer halben subfossilen Pi- sidienschale und einem beschadigten Gehause von Cochlicopa lubrica ge- hoben. In der wunderschénen Wasserflora tberwiegen die weife und die gelbe Seerose (Nymphaea alba und Nuphar luteum), das Pfeilkraut (Sa- gittaria sagittifolia) und der Wasserknéterich (Polygonum amphibium var. aguaticum). . A. A. 18: pH 7,7; Karbonatharte 14,3 °dH; Eisen wie 15/16. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees 23 Mit der Dredge wurden folgende Najaden vom Grunde heraufge- holt: © 1 Unio pictorum lat., var. typica/tenuis mit L He; D erweiterter Strichskulptur 94 57 25 1 Anodonta anatina att.: flache Altwasser- 107 62 36 formen des sandigen Feinschlammes, var, 98 5S 25 typica/tenuis, zu arenicola neigend 89 Si — (I 1 dgl., forma recurvirostris . 110 63 29 2 Anodonta cygnea sol., Altwasserformen 43 28 10 150 73 50 A.A.-Miindung: Vor der Miindung der Alten Ammer verringert sich die Wassertiefe bei Niedrigwasser auf etwa 20 cm. Das ganze Gebiet ist mit einer dichten Vegetation von Scirpus palustris und Nuphar luteum, teilweise auch Phrag- mites communis, durchsetzt (Tafel V, Fig. 9). pH 8,0; Karbonatharte 11,2 °dH. Sammelergebnis siehe unter ,,Ammersee”. 3. Zusammeniassung der dkologischen Grundlagen. a) Limnologische Einteilung der Alten Ammer: Den gesamten FluBlauf kénnen wir als Altwasser der Neuen Ammer bezeichnen, wenn wir yon der Verbindung der beiden Gewdsser tiber den Ammersee ab- sehen. Den limnologischen Verhaltnissen nach |aBt sich dieses Altwasser (nach Engelhardt) in zwei Abschnitte einteilen: den Oberlauf bis zur Miindung der Rott (AA. 12) und den Unterlauf von hier an bis zum See (Tafel Ill, Fig. 5). Ersterer Abschnitt lieBe sich noch unterteilen: sein oberer Teil ist namlich entweder immer oder doch in trockenen Jahres- zeiten in einzelne Tumpel und Weiher aufgelést und sonst nur durch ganz schmale, flache Rinnsale verbunden. (Tafel I Fig. 2) Sein unteres Ende glie- dert sich auch noch in teilweise mehrere Meter tiefe Weiher und in flache, aber breite Verbindungsstrecken, die jedoch normalerweise nicht ganz unterbrochen werden, Die Grenze zwischen diesen beiden Teilen wiirde zwischen meinen Fundorten 5 und 7 liegen. (Bis AA. 7 gelang es mir im August 1949 mit dem Ruderbot vom See aus vorzudringen.) Ich will aber der Einfachheit halber bei Engelhardts Zweiteilung bleiben. b) Herkunft des Wassers: Der ganze Oberlauf erhalt sein Wasser zum kleineren Teil aus dem Filzgraben und einigen anderen, sehr kleinen Entwdsserungsgraben, zum gréferen Teil aus dem Grundwasser. Mit der Neuen Ammer besteht keine direkte Verbindung. Das Wasser des Unter- laufs dagegen stammt — vom Grundwasser und kleinen Mengen aus dem Oberlauf abgesehen — zum einen Teil von der Rott, zum anderen als ae wwagaerliele der Alten Anmer 1 : a are ae 90 tte teobetie 12 ee 15 18 18 Mundung 24 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Riickstau vom Ammersee. Das Gefalle ist hier so gering, dai das Wasser von einigen hundert Metern unterhalb der Rottmiindung an _ praktisch stagniert, ja je nach Héhe des Seespiegels und Windrichtung sogar etwas ,aufwarts” flieBt (Versuch mit Papierknauel von Engelhardt!). Bei Hoch- wasser - aber nur dann! - scheint auch etwas Rott- und Seewasser in den Oberlauf zu gelangen, wodurch der Chemismus des Wassers hier wesent- lich beeinfluBt wird (s. unten!). Die verschiedene Herkunft des Wassers im Ober- und Unterlauf zeigen auch deutlich die Unterschiede in Farbung und Sichttiefe (Vgl. S. 89). c) AusmaBe des Wasserlaufes: Die Breite der Wasserflache schwankt im Oberlauf etwa zwischen 0,5 und 20 m, wahrend sie im Unter- lauf ziemlich gleichmaBig 20—25 m betragt. Die Wassertiefe in der Mitte des FluBbettes verhalt sich folgendermaBen: (Vgl. Abb. Nr. 5, S. 24) 7 Nos Al 0,20 m NUN hikes 0,30 m Di 1,00 m tias 1,80 m Sig 2,00 m 50 m oberhalb 12: 0,50 m 5: 0,20—0,30 m 12 2,20 m Ae: 0,30 m 14: 2,40 m 8: 1,00 m 15s 2,60 m oberhalb 9: 0,30 m 18: 2,30 m 9: 3,00 m 19: 1,90 m 9a: 0,20—0,40 m vor der Miindung: 0,20—0,50 m Diese MaBe zeigen anschaulich den Wechsel zwischen tiefen Gumpen und seichten Gerinnen des Oberlaufs im Gegensatz zu der annahernd gleichen Tiefe des wenig veranderten Unterlaufs. Kurz oberhalb der Miin- dung steigt die Sohle infolée Ablagerung von Sinkstoffen wieder, welche auBerhalb derselben einen ausgedehnten sublakustren Schwemmkegel bilden. Darauf befindet sich eine mit Weidengebtisch bewachsene Insel. Zwischen — Abb.5 vor Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiSwasser-Mollusken des Ammersees 25 dieser und der eigentlichen Ammermtindung, die im Sommer infolge des tippigen Pflanzenwuchses kaum mehr zu finden ist, schreitet neben der Sedimentation von Schwebstoffen die biogene Verlandung (Scirpeto-Phrag- mitetum) so stark voran, daB bei Niederwasser nur noch seichte Gerinne frei bleiben. d) Den Untergrund des Unterlaufes bildet durchweg echte Kalk- dyttja. Im Oberlauf ist dieselbe teilweise durch Verbindung der Humus- kolloide mit Kalksalzen auigelockert und braun gefarbt. In den stromungs- losen tiefsten Gumpen kommt es durch Pflanzenreichtum bei grofer Sauerstoffarmut und Auftreten von anaéroben Mikroben zur Bildung von kohlschwarzem, tibelriechendem (H2S!) Sapropel. Nur auf Strecken mit starkerer Stromung findet man Kiesgrund. — Das tiber den Oberlauf Ge- sagte gilt sinngemd8 auch fiir die Altwasserbogen I—IV. ~ e) Das Geialle der Alten Ammer betragt durchschnittlich nur 0,4 bis 0,5 Promill, wobei allerdings zu berticksichtigen ist, da im Oberlauf stag- nierende Weiher mit Bachstrecken von etwas groferem Geialle abwechseln. Ein entsprechendes Bild ergibt die von Engelhardt besonders eingehend durchgefiihrte Messung der Str6mungsgeschwindigkeit. Er maf im Unterlauf die minimalen Werte von 0,05—0,10 m/sec in 10 cm Tiefe, 100 m unterhalb der Rottmiindung an der Oberilache 0,134 m/sec und nur in den bachartigen Strecken des Oberlaufs 0,15—0,25 m/sec 3 cm tiber dem Grunde. f) Was die Thermik der Alten Ammer betrifft, so stellte Engel- hardt als wesentliches Ergebnis im Oberlauf sehr raschen Wechsel zwischen Erwarmung und Abkiihlung je nach Witterung, Tag und Nacht, Sommer und Winter fest. Dabei werden Temperaturen von nahe 0 °C im Januar und von 24, ja an seichten, ufernahen Stellen sogar mehr als 30 °C im Juli bzw. August erreicht. Im Unterlauf sind vor allem die taglichen und witterungsbedingten Schwankungen etwas ausgeglichen (absolut gesehen noch hoch wegen mangelnder Durchmischung!), die Jahresextreme betragen +3 °C im Januar und +20 °C im Juli. Chemismus des Wassers. 6) Die Wasserstoffionen-Konzentration wurde von mir Ende Juni bis Anfang August 1949 an einer Reihe von Fundorten bestimmt: Die ermittelten pH-Werte liegen zwischen 7,2 im Oberlauf und 8,0 an der Miindung. Sie sind in Abb. Nr.6 graphisch und auf Seite 92 numerisch zusammengestellt. — Engelhardt maB nach derselben Methode (s. Ill A!) im Mittel pH 7,2, im Unterlauf 8,2—8,4; Burz stellte im Unterlauf 1949/50 mit dem Prazisionsionometer eine Jahresschwankung von 7,2—8,0 mit einem Jahresmittel von 7,64 fest. Es zeigt sich also deutlich eine hohere Wasserstoffionen-Konzentration im Oberlauf, welche offensichtlich auf den Gehalt an Huminsauren in diesem zuriickzuftihren ist. 26 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees pH -Wert und Karbanatharte der Alten Ammer. AEBS =" Oberlauf, sama oF eae Unteclaup = "vor AA 2 5) 9 ‘ Rott Pe Ee 16 13 Mundung pH com HCL h) Die Bestimmung der Karbonatharte und damit annaherungs- weise des Kalkgehaltes des Wassers wurde im Juli/August 1950 durch- — geftihrt. Die Ergebnisse waren: AA. 2: 17,9 °dH AA; 12:-15,1 “dH SH e ya es 16: 15,6 , 9:17,9 , 18:-14,3 , Rott: 15,4 ,, Miindung: 11,2 ,, Burz ermittelte 1949/50 eine Jahresschwankung von 3,8—6,1 ccm HClI-Verbrauch oder 10,6—17,0 °dH und ein Jahresmittel von 5,0 ccm HCl bezw. 14,0 °dH. Seine Sommerwerte von 1949 stimmen fast mit meinen von 1950 tiberein. — Den hohen Kalkgehalt des Oberlaufs gegentiber dem Unterlauf und dem Ammersee trotz gréBerer Aziditat des Oberlaufs ver- mag ich auch nach vielfachen Uberlegungen nicht zu begriinden. Auf die Bedeutung des Kalkgehalts fiir die Molluskenverbreitung komme ich im Abschnitt V/B ausfiihrlich zu sprechen. i) Der Sauerstoffgehalt der Alten Ammer wurde von mir (und auch von Burz) nicht untersucht. Ich gebe daher die Besprechung und die Ergebnisse Engelhardts in gektirzter Form wieder: Der Sauerstoff- gehalt eines Gewassers steigt mit zunehmendem Partialdruck der Luft, zunehmender Strémungsgeschwindigkeit und Menge assimilierenderPflanzen; er fallt mit zunehmender Wassertemperatur und Menge ,,verfaulender" oxydabler Substanzen. In den Weihern des Oberlaufs ist die Stromung praktisch gleich - Null, die Assimilationstatigkeit, besonders im Frithjahr, gro8 (Hauptquelle der O:z-Produktion!), die Wassertemperatur im Sommer sehr hoch, im Winter relativ niedrig; die O2-bindenden Zersetzungsprozesse oxydabler Substanzen sind im allgemeinen kraftig mit Maximum im Hochsommer. Aus diesen Griinden ergibt sich ein stark ausgepragtes Maximum des O2-Gehalts im Friihjahr (gr6Bte Assimilationstatigkeitbeiniederer Temperatur), ein Minimum im Hochsommer (starkste Faulnisprozesse bei hoher Temp.) PanlHekardSalemianae Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiSwasser-Mollusken des Ammersees 27 mg A, O- Gebalt der Alten Ammer 1948 (nach Engelhardt) ae! ws 6 / 4 ey Ge te ae AA? 9 Rottmindung:AA 12 ween eee AA 13/16 Jor. febr Marz Ape Moi = Juni Juli Aug. Sept. Okt Nov. Dez. und ein zweites im Winter (Absterben der griinen Pflanzenteile bei Fort- dauer der Oxydationsprozesse, wenn auch in geringem MafBe). Im Unterlauf ist der Jahresverlauf im Prinzip der gleiche, jedoch lange nicht so ausgepragt. Im ganzen ist hier der O2-Gehalt deutlich hé- her: Das Wasser der schnell flieBenden Rott sowohl wie auch das Ober- flachenwasser des Ammersees sind O2-reich. — Diese Verhiltnisse zeigt anschaulich Abb. Nr. 7 (nach Engelhardt 1948). Die absoluten Werte sind in mg/l: Maximum: Minimum : Jahresmittel : Oberlauf (A. A. 9) 14,36 (Mai) 3,22) (Jan) 7,76 Unterlauf (A. A. 12) 13,71 (Mai) 9,27 (Aug.) 11,66 Unterlauf (A. A. 15/16) 14,28 (Mai) 7,10 (Aug.) 11,14 k) Die gelbbraune Wasserfarbe, der rostbraune Uberzug des Kies- grundes an mehreren Stellen des Oberlauies, besonders die Flocken von Eisenoxydhydrat bei A.A. 5 weisen auf betrachtlichen Eisengehalt, we- nigstens des Oberlaufes, hin. Dieser Eisengehalt wurde daher von Engel- hardt in der Alten und Neuen Ammer, von mir in den tibrigen Gewassern untersucht. Die gefundenen Werte sind auf Seite 95 zusammengestellt. (Bei A.A.5 maf ich tiberraschenderweise nur 0,63 mg/l; mdglicherweise ist gerade hier durch die Eisenbakterien das geléste Eisen dem Wasser teilweise entzogen.) 1) Andere Faunenelemente: Zur weiteren Charakterisierung des Biotops ,,Alte Ammer” seien die Nutzfische aufgezahlt, die nach An- gaben eines Diefener Fischermeisters darin vorkommen. Es laichen in erster Linie 28 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees Hecht — Esox lucius (L.) Schleie — Tinca ftinca {L.) Brachsen — Abramis brama (L.) Karpfen — Cyprinus carpio L. (18-20 Péd.!) Vereinzelt finden sich: Aal — Anguilla anguilla (L.) Aitel — Squalius cephalus (L.) Laube — Alburnus alburnus (L.) Schied — Aspius aspius (L.) An Wasserinsekten fand Engelhardt in der Alten Ammer bei éroBem Individuenreichtum 148 Arten, ,,die mit wenigen Ausnahmen stag- nicole, eurytherme, in der ganzen Palaearktis verbreitete Formen sind. Mit besonders vielen Arten und Individuen sind die Odonaten, Coleop- teren und Trichopteren vertreten.”— B. Neue Ammer (Taiel III Fig. 6) 1. Die hydrographisch-dkologischen Grundlagen. Als ,Neue Ammer” wird, wie oben erwahnt, das unterste, kanalartige Ende des Ammerlaufes, etwa von Pahl bis zur Miindung, bezeichnet. Die Topographie und Hydrographie dieses Flufteiles haben Engelhardt und Burz in ihren Arbeiten eingehend mitgeteilt. Ich kann mich daher darauf beschranken, die wichtigsten Tatsachen kurz zu wiederholen. Diese begradiste FluBstrecke weist nur noch ganz geringe Biegungen auf; ihre allgemeine Richtung verlauft von Siiden nach Norden. Beide Ufer sind von einem Damm mit doppelter Béschung begleitet, der erst 1 km oberhalb der Miindung endet. Die Verbauung der Béschungen erfolgte mit Weidenfaschinen, welche im Laufe der Jahre an beiden Ufern einen dichten Streifen Weidengebiisch ausgetrieben haben; dadurch wird der einténige Kanal wenigstens etwas verschénert. Die Faschinen sind innen mit grofen Natursteinblécken gesichert, welche groBenteils mit dem Quellmoos (Fon- tinalis antipyretica) bewachsen sind. Die Sohlenbreite miBt im Untersuchungs- gebiet 32 m, das Gefalle betragt 0,15 Promill (Burz). Das FluSbett ist in seiner ganzen Ausdehnung .mit Kieseln bedeckt. Wasserfiihrung und FlieBgeschwindigkeit Das Haupteinzugsgebiet, welches fiir die Wasserfiihrung in erster Linie mafsebend ist, ist das Ammergebirge. Die Wasserfiihrung weist in den einzelnen Jahren grofe Verschiedenheiten aul. ‘Hoéchste (HQ) und mittlere (MQ) Wasserfiihrung in m*/sec.: Jahr: 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 HQ: i80 216 390 100 78 86 --183:--175, 2196, 4002S MQ: 19,1°-19,5--.16,45°12,5 15,56 -18,8:1782 2154 Aad 2 ee Die Ursache dieser Schwankungen in der Hochwasserftihrung ist auf die unterschiedliche Starke der sommerlichen Regenfalle zuriickzutfthren. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 29 Noch auffalliger sind die Unterschiede im Laufe eines Jahres. Dafiir drei Beispiele: Mittlere Wasseritthrung in m’*/sec.: 1936 1937 1940 1936 1937 1940 Januar 16,97=--9-6 = £1-6 Juli PES oY saa! He TAM | Februar ~17,8 17,0 14,9 August 205322535 2038 . Marz 10,9 18,4 32,8 September 16,7 29,4 30,6 April £442? 206 Oktober ZI 220:0* 216.0 Mai 18,6 19,8 46,6 November 12}0© 15:8". 25:8 Juni S09 = tA 732-8 Dezember 12,5 11,8 19,8 (Beide Tabellen aus Burz nach Landesstelle ftir Gewasserkunde). Das durch Schneeschmelze und Frihjahrsregen bedingte Maximum wird gewohnlich im Mai oder Juni erreicht, kann sich aber — wie 1937 — infolge sommerlicher Trockenheit bis September verschieben. Entsprechend dieser unterschiedlichen Wasserftthrung schwankt auch die Str6mungsgeschwindigkeit in Flu8mitte an der Oberilache etwa zwischen 0,8 und 1,0 m/sec bei Normalwasser und bis zu 2,0 m/sec bei Hochwasser. Dicht iiber dem Grunde bewegt sie sich nach Engelhardt bei Normalwasser zwischen 0,14 und 1,01 m/sec. — Aus obigen Tabellen nicht zu ersehen, ist der kolossal schnelle Wechsel zwischen Normal- und Hochwasser, hervorgerufen durch Gewitterregen im Gebiete des Ober- und Mittellaufes. Wenn der Pegel an der StraSenbriicke bei Fischen bei vollig klarem Wasser 0,3—0,4 m Hohe zeigt, kann er in wenigen Stunden auf 1,5 oder 2m ansteigen, wobei sich das Wasser wie bei Gebirgsbachen ockerbraun farbt. Diese heftige Reaktion auf Regenfalle im Gebirge wurde durch die Begradigung und Verkiirzung des Laufes weitgehend verstarkt. Materialtransport Die Braunfarbung bei Hochwasser deutet auf gewaltige Massen an Schwebstoffen hin. Als mittlere jahrliche Schwebstoffmenge hat man fiir die Zeit von 1931—1941 rund 75000 m* gemessen (Burz). ,,Bei einem solchen Hochwasser aber befindet sich auch der ganze FluSboden in Be- wegung, riesige Mengen von Sand und Kieselsteinen bis zu einem Einzel- sgewicht von etwa 1kg werden dann mit unwiderstehlicher Gewalt vom Gebirge zum See gerollt und geschoben, denn nirgends kann sich die Gewalt des Wassers an Flu8biegungen brechen.” (Engelhardt). Die Lésungsfracht der Neuen Ammer besteht entsprechend den vorwiegend aus Kalk- und Dolomitgesteinen aufgebauten Einzugsgebiet in der Hauptsache aus Calcium- und Magnesium-Bicarbonat. Burz bestimmte in Serienmessungen 1949 die Karbonatharte mit 10,92—13,44 “dH. Meine Einzelproben 1949 und 1950 fallen in diesen Rahmen hinein. Die Jahres- 30 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees schwankung ist also gering. Den Eisengehalt bestimmte Engelhardt mit 0,1 mg/l, ich im August 1952 mit 0,25 mg/l; er ist jedenfalls so gering, daB er weder biologisch noch geologisch von Bedeutung ist. Unter Beriicksichtigung einer jahrlichen Abflu8menge von 569 Mill. m® berechnet Burz eine jahrliche Lésungsfracht an der Miindung von nicht weniger als 90000 t CaCO; und 26000t MgCOs, dazu einige Tausend - Tonnen Nichtkarbonate, besonders CaSQ:. Die Lésungsiracht ist deshalb éroBer als die Schwebstoff- und Geschiebefracht. Diese gewaltigen Massen werden nun zum grofBten Teil in der schon jetzt sehr flachen Fischener Bucht sedimentiert. Kein Wunder, daB hier die Verlandung mit Riesen-~ schritten fortschreitet! i Der Temperaturverlauf der Neuen Ammer schwankt zwischen den Monatsmitteln von 4 °C (Januar) und 18° (Juli/August), wobei als Héchst- werte 20—21°C erreicht werden (Engelhardt 1948). Der Sauerstoffgehalt ist relativ hoch. Engelhardt bestimmte ihn 1948 im April mit 14,76, im August mit 9,79, im November mit 14,20 mg/l und errechnete ein Jahresmittel von 13,16 mg/l. Meine Vergleichsbestim- mung vom 10. 8. 52 bei mittlerem Hochwasser lag mit 8,03 mg/l etwas unter dem entsprechenden Wert von Engelhardt. Da assimilierende Pilanzen so gut wie ganz iehlen, beruht der O2-Gehalt ausschlieSlich auf guter Durchliiftung bei groBer Oberflache und geringer Tiefe. (Daher wohl die relativ niedrigen Werte bei Hochwasser!). Den pH-Wert bestimmten Engelhardt und ich mit Merck's Uni- versalindikator mit 8,3, wahrend Burz mit dem Prazisionsionometer auf Werte von 7,8—8,0 kommt. 2. Die Lebewelt. Die Flora der Neuen Ammer besteht neben ganz unbedeutenden Algenvorkommen in Ufernahe einzig aus jenen erwahnten, im Wasser flu- tenden Fontinalis-Biischeln der Uferblicke. Jegliche Bliitenpflanzen fehlen. — Was nun die Faunenelemente auBer den Mollusken betrifft, so fand - Engelhardt hier nur 65 Arten Wasserinsekten, die ausschlieBlich in schnell flieBenden Gewassern zu Hause, eury- oder kaltstenotherm und stenoxy- biont sind. Die gréBte Arten- und Individuendichte weisen die Plecopteren auf. Weiterhin konnte ich von einem DieBener Fischermeister. die vor- kommenden Fischarten in Erfahrung bringen, die vom Ammersee in die Neue Ammer aufsteigen: Hecht — Esox lucius (L.), Zander — Lucioperca lucioperca (L.), Barbe — Barbus barbus {L.,), Schied — Aspius aspius (L.): nur bis etwas oberhalb der Fischener Briicke; Aitel — Squalius cephalus (L.), Nase — Chondrostoma nasus (L.) und Brachsen — Abramis brama (L.) sollen bei Hochwasser bis Unterhausen aufsteigen. Fast alle aufgefiihrten dkologischen Merkmale der Neuen Ammer deuten darauf hin, daB8 der Biotop fiir die Ausbreitung einer Molluskenfauna Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 31 denkbar ungiinstig ist. Chemismus und Temperatur des Wassers wiirden zwar keine Hindernisse bilden. Aber es fehlt vollig der fiir unsere hei- -mischen Lamellibranchiaten nétige Schlamm; von den Gastropoden kénnten sich die meisten in der starken Strémung gar nicht halten und die tibrigen wiirden bei Hochwasser von den rollenden Steinen restlos zerquetscht. Als einzig médglicher Aufenthaltsort erschienen mir die mit Fontinalis be- wachsenen Uferblécke. Diese suchte ich im August 1949 bei Niederwasser, langere Strecken im FluBbett watend, ab und fand dabei dicht tiber dem Wasserspiegel in der Gegend von AA.I ganze 3 Galba truncatula (an 2 Stellen) 2 Succinea pfeifferi 1 Monacha umbrosa. Bei einer Kiesbank am siidlichen Ende des Miindungsdeltas sammelte ich ferner: 2 Viviparus viviparus 1 Eulota fruticum 1 Radix ovata 3 Monacha incarnata 8 Arianta arbustorum (alles +!) Doch 148t sich dieser Biotop mit dem der Neuen Ammer im engeren Sinn kaum mehr vergleichen. Die Funde auf der vorgelagerten Deltainsel fiihre ich unter dem Stidufer des Ammersees auf. Es bleiben also an eigentlichen Wasserschnecken des Biotops Neue Ammer nur jene 3 kleinen Leberegelschnecken, und auch diese lebten auferhalb des flieBenden Wassers. C. Sumpiweiker Der Sumpfweiher, von der Bevélkerung ,,Bemser See" genannt, liegt in ausgesprochen sumpfiger Umgebung etwa 100m westlich der Alten Ammer und 300 m nordlich der LandstraBe DieSien—Fischen. Er befindet sich im Privatbesitz und dient zur Fisch- (und Enten-) zucht. An seinem Ostufer steht ein auf Pfahlen erbautes Holzhaus. (Tafel II Fig. 4). Ich bezog denselben in meine Untersuchungen ein, da mir 1. die vielen Sumpfdeckel- schnecken ( Viviparus) auffielen, die in der benachbarten Lehmgrube und in der Alten Ammer ganz fehlten, und ich 2. in ihm beim Anblick des braunen, morastigen Untergrundes und des daher ganz dunkel erscheinenden Wassers im Gegensatz zu den iibrigen untersuchten Gewdssern einen typischen »Moorweiher' vor mir zu haben glaubte. Letztere Annahme wurde aller- dings durch die spateren Wasseranalysen widerlegt (s. unten!). In der Flora fehlt z. B. der fiir saures Wasser charakteristische Fieberklee (Menyanthes trifoliata), sondern dieselbe besteht vorwiegend aus Myriophyllum verticillatum, Potamogeton natans und lucens, wie in den meisten anderen Gewdssern auch; die Ufer sind infolge von miachtigen Phragmites-,,Waldern" fast unzuganglich, In einem parallel zum Ufer ver- laufenden Entwdsserungsgraben tiberwiegen Myriophyllum spicatum und Helodea canadensis. ey Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Die Wasseruntersuchung ergab: pH 7,0; Karbonatharte 11,8 °dH; O2-Gehalt 4,09 mg/l; Fe-Gehalt 0,27 mg/l. Tiefe des freien Wassers: 0,8—1m, darunter scheinbar grundloser, lockerer, dystropher Schlamm, vorwiegend aus Pilanzenresten bestehend. Sichttiefe bis zum Grunde. Temperatur am 26. 8.51 20°, am 9. 8, 52 24°C, beides in 0,2 m Tiefe. — Die Karbonatharte ist geringer als in der Alten Ammer, aber noch etwas héher als im Ammersee. Nach dem pH-Wert ist das Wasser zwar das sauerste von allen gemessenen, doch ist es noch neutral, also keineswegs lebensfeindlich. Zum Sauerstotigehalt vgl. Seite 94, Die Ausbeute an Mollusken unmittelbar an dem steilen Ufer des Weihers und im benachbarten Graben war im Juli/August 1949 folgende: 18 Lymnaea stagnalis (f. vulgaris) V: 9 im Weiher, 9 im Graben 1 Stagnicola palustris V 28 Viviparus viviparus V (1 Exemplar mit 2 Radix auricul. sublag. V 3 Embryonen) 1 Radix peregra V 2 Sphaerium corneum 2 Tropidiscus carinatus 1 Pisidium spec. indef. (beschadigt). MaBe: Lymnaea-Weiher: Viviparus-W eiher: Viviparus-Graben Gehause : Miindung : Gehause : Gehause: INe, 5° Tel B H B Nr. H B Nr. H B le 62 27 5254-20 1 43 Sc30 1-44 =32 Qa 54). 29. Si 20 2, 45530 2 AD 32 Bn 0n 25 28,2 19 3,40: --30 3 41 30 A 8562-26 30,6 — AD ASe 61 AS en Di O24 28 VES 92098 7200 5. 33" 2260 6 48 23 26,3 17 6.323382 27 6 34 25 A AL 16 21,6 12 TL oy el T3224 B35 1 ig 105 8 329° 27 DeLee 9 37-14 18 105 Bk 27 ag. den Durchschnitt: 10 35 26 48/0° 22,2 26,0 16.8 <1 28 28 125-735 26 Lymnaea-Graben: 13 50) 5235 fa 27 16 14433 25 pee ee 15. 27 23 3 | oe 26 16 16 27-22 Durchschnitt: 36,1 27,2 Nr. 17—21: juv.! Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Moilusken des Ammersees 33 D, Lehmgrube Diese Grube (Tafel IV Fig. 7) ist ein kiinstlich angelegter Tiimpel un- mittelbar am linken Ufer der Alten Ammer 600 m unterhalb der Strafen- briicke; 1949 maB er nur etwa 300 m’, 1953 nach zweimaliger VergroéBerung ungefahr das Doppelte. Die Wassertiefe schwankt ortlich und zeitlich zwischen 0,5 und 1,0m. Die Lehmgrube ist im Besitz der Baumschulen Worlein, DieBen, und wurde nach Mitteilung von Herrn Wé6rlein seit 1945 oder 46 ausgehoben. Das kleine Gewadsser interessierte mich wegen seiner guten Ubersichtlichkeit, seines einseitigen Pflanzenwuchses (s. unten!) und des Massenauftretens von Lymnaea stagnalis und Tropidiscus carina- tus bei Fehlen fast aller anderen Mollusken. Der Grund besteht aus allu- vialem Auelehm, der zum Auffiillen der Kulturflachen und auch zur Kompostbereitung verwendet wird. Im Sommer 1950 soll die Grube nach Angabe des Besitzers vortiber- dehend vollig wasserleer gewesen sein — die Biocénose zeigte aber im nachsten Jahr keine wesentliche Veranderung. Mitten in der heifen Zeit, am 9./11, August 1952 fand ich noch etwa '/s der Flache mit knietiefem Wasser gefiillt. Der Wasserspiegel liegt etwas hoher als der der Alten Ammer; es diirfte sich daher vorwiegend um Regenwasser handeln (v¢l. auch Kalkgehalt!). Bei der geringen Tiefe erwarmt sich dieses nattirlich an heiBen Tagen auf erordentlich stark. Die Temperatur betrug am 26,8. 51, in 20 cm Tiefe gemessen 22 °C, am 9. 8, 52 30°C. Die Sichttiefe reicht bis auf den Grund. Die Wasseranalyse ergab folgende Werte: pH 8,5; Karbonatharte 4,8—7,3 °dH (vgl. S.91); Ov-Gehalt 7,68 mg/I; Fe-Gehalt 0,17 mg/l. Der pH-Wert liegt deutlich hoher, d. h. das Wasser reagiert alkalischer als das der benachbarten Alten Ammer und des Sump{weihers. Karbonat- harte und Eisengehalt sind auffallend gering. Diese Werte deuten auch auf die Entstehung des Tiimpels aus Regenwasser hin. Der relativ hohe Sauerstoffgehalt erklart sich leicht aus der geringen Wassertiefe, dem kraftigen Pilanzenwuchs und dem Mangel an verwesenden Stoffen. Die Lebensgemeinschaft des Gewdssers verdient besondere Beachtung, da es sich um eine Neubesiedlung handelt. Ich stelle daher kurz die wichtigsten makroskopischen Floren- und Faunenelemente zusammen, die mir ohne nahere Untersuchung aufgefallen sind. Die Flora bestand 1949 fast nur aus Rasen von Chara foetida; im Laufe der wenigen verllossenen Jahre nahmen jedoch Typha latifolia und angustifolia sowie Phragmites communis stark tiberhand; auch Potamogeton natans und Scirpus palustris siedelten sich an, so daB das Gewdsser jetzt (1952) bedeutend weniger tibersichtlich ist. Im Gegensatz zu dieser noch relativ artenarmen Flora ist die Fauna schon reichhaltiger: 3 34 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SuBwasser-Mollusken des Ammersees Wasserirésche (Rana esculenta escul. L.) bewohnen die Grube den © ganzen Sommer iiber in auffallend groBer Zahl; zur Laichzeit halten sich Laubfrésche (Hyla arborea L.) und Kammolche (Triturus cristatus crist. (Laurenti)) hier auf. An Insekten findet man zahlreiche Schwimmkafer, ~ darunter Dytiscus marginalis L. und (1 Exemplar) Kolbenwasserkafer (Hydrous piceus L.) sowie Wasserlaufer (Gerridae). Engel (miindl. Angabe) © sah sogar (1951) eine gréBere Anzahl der sonst seltenen Stabwanzen (Ranatra linearis L.); im August 1952 fand auch ich zwei Exemplare. Nun das Sammelergebnis an Gastropoden: 55 Lymnaea stagnalis (in unzahligen Exemplaren vorhanden, etwa 50°/0 lebend, 50°/o0 leere Gehause, auch viele juv.) 7 Stagnicola palustris V 33 Tropidiscus carinatus V (sehr viele vorhanden!) Stylommatophoren (1949): Gehause: Nr. 18h, 133) 1 45 21 2 34> .23 3 AQr-s, 2A 4 47 19 5 45 20 6 53522 7 46 20 8 47 19 9 46 20 10 ot 20 11 32). 22 12 46 20 13 49 19 14 46 20 15 45 19 16 48 20 17 48 20 18 Shee 2) 19 45 PAA 20 46 19 Nr. 41—55: junge Exemplare! Lymnaea-MaBe: Miundung : Hi: B. Nr. 27 16,5 21 - 1310 mg’) 22 720 mg 23 24,3 14 24 595 mg 25 2 17 26 24,5 15,5 27 23,9°>.:13,8 28 PAS wey hey She 29 1015 mg 30 959 mg 31 26 15 32 448 15 33 24 15,6 34 - 690 mg 35 665 mg 36 25:3. 15 37 27 15,5 38 580 mg 39 24 15 40 Durchschnitt: 1 Vallonia pulchella + 1 Ena montana + 2 Fruticicola unidentata juv. + Gehause : laps JB) 47 19 54. 24. 45 18 ~ 44 19 45 18 4D 17 47 19 43 18 44 18 44 19 47 19 40 16 362715 37 15 37 14 367 415 31 14 33 14 330.13 38 15 44,6 18,6 Miundung: H. B. 23 13,5 1125 mg 23 15 23 13,5 2359) Ns 375 mg 25 14,5 475 mg 22 13 22,0 14 510 mg Pie aD 1857 210 19,7 11 z 19,7 11 19;7 11 23,4 14,0 *) Bei den zur Kalkbestimmung aufgelosten Exemplaren ist anstelle der Mindungs- maBe das Schalengewicht angegeben. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 35 E. Der Ammersee 1. Die hydrographisch-ékologischen Grundlagen. (Vorwiegend nach Burz) Der Ammersee hat eine Lange von 15,2, eine Breite von 2,5 bis 3,5 km (bei der Herrschinger Bucht 5,5 km) und eine Flache von 47 km’. Die Spiegelhéhe betragt 534m tber dem Meer, die gréBte Tiefe 82,5, die mittlere 36,9 m, das Volumen (Ule 1906) 17775 Mill. m*. Die Wasser- standsschwankung betrug seit 1900 maximal 2,66 m, die jahrliche Ampli- tude 0,6 m mit dem Maximum gewohnlich im Mai oder Juni. Mittlere Zusammensetzung des Seewassers (Burz 1949/50): | | freie | ecm HCl | eee ‘Kohlensaure pH | | mg/l | : | Sommerhalbjahr 3.5 9,8 °dH rs | 7,97 Winterhalbjahr SY Seale is areata o | 7,87 Jahresdurchschnitt 35 OGegate teen 7,93 In biologischer Hinsicht gehért der Ammersee mit den iibrigen groBen Voralpenseen zum oligotrophen Typus. Infolge der in unseren Breiten vorherrschenden Westwinde ist, wie aus der Gestaltung des Untergrundes zu erkennen, das Westufer als Gleitufer, das Ostufer als Prallufer aus- sebildet. (Siehe auch Abschnitt 5 und 6!) 2. Das Sitiduier Das flache siidliche Verlandungsufer ist durch drei in den See ragende Halbinseln und vier Buchten stark gegliedert. Es folgen von Osten nach Westen: die 1. Bucht oder der ,,Fischener Winkel” — die ,,6stliche Halb- insel — die 2. Bucht — die ,,Schwedeninsel" — die 3. Bucht — die Dammiindung der Alten Ammer — die 4. oder DieBener Bucht. Die Schwedeninsel, heute eine Halbinsel, war friiher eine echte Insel mit diluvialem Kern, auf welcher die Einwohner von DieBen im dreiBigjahrigen Kriege ihre Schatze vor den Schweden vergraben haben sollen. Zunachst wurde der Uferstreifen vom Land her nach Mollusken abgesucht. Der feste Grund ist fast iiberall durch einen breiten Schilf- giirtel von der freien Wasserflache getrennt, so dafs meist nur ange- schwemmte, leere Schalen gesammelt werden konnten. 36 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Das Sammelergebnis am Ufer war: Art 1. Bucht 2. Bucht 3. Bucht ~ ee al LESSEE Lymnaea stagnalis Stagnicola palustris Radix auricularia 7 ovata Galba truncatula Tropidiscus carinatus Bathyomphalus contortus Viviparus viviparus Valvata piscinalis Bithynia tentaculata Unio pictorum lat. (alle +) Anodonta anat. att. (alle +) Sphaerium corneum Pisidium casertanum ms henslowanum 4 moitessierianum Succinea putris 2 pteitteri ponderos. 1 Anodonta-Ma8e (6stliche Halbinsel): Nr. Ih, H 1 719 47 2 92 51 3 86 48 4 90 50 5 68 39 Stylommatophoren: 1 Retinella nitens 1 Eulota fruticum 2 Fruticicola unidentata D 24 25 24 27 20 Nr. 6 7 8 9 10 Durchschnitt: 1 Fruticicola villosa IE 91 80 81 100 91 1,9 2. 1 juv. 3) (teilw. sehon stark korrodiert) H D 56 28 49 25 48 23 55 30 56 29 5020 225.2 1 Monacha incarnata 2 Azianta arbustorum Ferner wurde ein kleiner Entwasserungsgraben untersucht, der am Ostufer etwa 250m siidlich der Jetzten Hauser in die erste Bucht miindet. Darin wurden lebend gefunden: 1 Stagnicola palustris f. turricula Held 4 Radix peregra 4 Tropidiscus carinatus 4 Bithynia tentaculata. Stylommatophoren; 1 Succinea pieifferi 1 Eulota fruticum. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 37 In subfossilem Zustand wurden aus den Grabenwanden heraus¢gelést: 6 Stagnicola palustris 4 Valvata piscinalis antiqua 1 Tropidiscus carinatus 1 Valvata cristata 16 Valvata piscinalis 36 Bithynia tentaculata. Dazu kamen ungezahlte mehr oder weniger verwitterte und kaum mehr detfinierbare Bruchstiicke von Sphaerien und Pisidien. Nachgrabun- sen in Grabenwadnden, Grabstichproben an anderen Stellen, sowie der ebenso reichhaltige Molluskeninhalt eines Maulwurfhaufens auf der 6stlichen Halbinsel ergaben, daB der Schlick- und Torfboden am Siidrand des Sees weithin von unzahligen, vermutlich Milliarden, subfossiler Molluskenschalen durchsetzt ist. Die Ablagerung solcher korro- dierter und mit Kalk inkrustierter Schnecken- und Muschelschalen wird zuweilen mit der Entstehung von Seekreidelagern in Zusammenhang ge- bracht. Die Seekreide ist aber nach Klahn (1924) als eine Suspension feinster Kalkteilchen aufzufassen, die durch kolloidale organische Massen zusammengehalten werden, beim Austrocknen an der Luft ihren gelar- tigen Charakter verlieren und sich in ein kreideadhnliches Gestein ver- wandeln. Es diirfte sich daher hier mehr um das Ubergangsstadium zu Tori, die sogenannte Kalk- oder Schneckenmudde handeln. Die neue Ammer hat seit ihrer Entstehung gewaltige Kies- und Sand- massen als facherformig angeordnete Geschiebebanke in die Fischener Bucht hineingeschiittet (s. Abb. Nr. 3!), auf welchen sich bereits ausge- dehntes Weiden- und Erlengebiisch, sowie Schilfrohr und Gramineen an- gesiedelt haben. Die Ammer durchflieBt diese Sedimente deltaartig in mehreren Rinnsalen. Das von den beiden auSeren HauptfluBarmen ein- geschlossene Gebiet bezeichne ich daher kurz als ,Deltainsel”. An den Teilen der Deltainsel, die standig oder bei Hochwasser tiberflutet werden, waren wegen des in Bewegung befindlichen FluBgerélls keinerlei Mollusken zu finden. Doch auch an dem seeseitigen, von Sandbanken gebildeten Ufer fanden sich nur wenige Exemplare: 1 Lymnaea stagnalis V Stylommatophoren: 1 Physa acuta + 2 Succinea pfeifferi V 1 Tropidiscus carinatus V 1 Eulota fruticum 2 Viviparus viviparus 3 Fruticicola unidentata 1 Bithynia tentaculata 1 Arianta arbustorum. 3. Erste (Fischener) Bucht. Die Fischener Bucht ist mit iiber 1 qkm Flache die gréBte am Siid- ende des Sees, aber, wie schon an dem Aufbau der Deltainsel zu sehen ist, auch diejenige, die seit der Ammerregulierung weitaus am schnelisten verlandet. Zu der am meisten ins Auge fallenden mechanischen Sedi- mentation kommt im ,recenten Ammerdelta" (Burz) noch eine nicht zu 38 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-kologische Untersuchungen itber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees unterschatzende biogene und chemische infolge der durch die hdhere Wassertemperatur bedingten Ausfallung des im FluBwasser gelésten Ca(HCOs:)2 als CaCO:. Die Sedimentationsgeschwindigkeit nimmt zwar seit 1920 standig ab, betrug aber 1948 immer noch 49000 m* im Jahr. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit wiirde die Bucht in 17 Jahren — bei weiterer Abnahme etwas spater — zugeliillt sein (Burz). Dies ware umso mehr zu bedauern, als dieser relativ flache und verkehrsferne See- teil abgesehen von seinem Molluskenreichtum (s. unten!) einen Haupt- laichplatz fiir die Fische des Ammersees und geradezu ein Eldorado fir Sumpf- und Wasservégel aller Art darstellt, angefangen von unzahligen Limnicolen, Stock- und anderen Wildenten, BlaGBhtthnern, Tauchern bis zu Héckerschwanen, Fischadlern und Fischreihern. Die Wassertiefe betrug im Sommer 1950 auf Hunderte von Metern nordlich der Deltainsel noch keinen Meter, am Ausgang der Bucht zum See kaum tiber 2 m; nur nordwestlich der Ammermiindung war noch ein Becken von 3—4 m Tiefe erhalten geblieben. Die Stauwirkung des Sees reicht nach Burz bei Hochwasserstand ca. 2 km fluBaufwarts. Die tib- rigen von mir etwa in der Mitte gemessenen Wasserwerte sind: pH 7,8; Karbonatharte 11,2 °dH; Eisen 0,16 mg/l; Sauerst. 7,50 mg/l. Die entsprechenden Ergebnisse der von Burz 1949/50 durchgeftihrten Reihenuntersuchungen sind: pl Karbonatharte freie in °dH Kohlensaure Min. bis Max.: Ts} SS tS 10/4 13/55 4,4— 11,0 Mittel: 7,83 12-8 6,0 Schon jetzt (Sommer 1951 und 52) liegenin Trockenperioden nérdlich und nord6stlich des Ammerdeltas innerhalb des breiten Scirpeto-phragmiteium- — Giirtels ausgedehnte Schlickflachen frei (Tafel IV Fig. 8). In den dor- tigen Nuphar luteum-Bestanden gehen die Pflanzen in die Landform tber, auch der Froschléffel (Alisma Plantago}) und Bidens cernuus haben sich dem Trockenleben angepaBbt. Weiter nérdlich in der freien Wasserilache wurden weite Rasen von Potamogeton natans, P. crispus und Myriophyllum spicatum vorgefunden. Im August 1952 fand ich auf solch einer freige- legten Schlickflache (Kalk-Sandgyttja). nahe dem Stidostufer Hunderte von ~ Anodonta anatina-, Unio pictorum- sowie einige Viviparus-Schalen, die offenbar beim Zuriickweichen des Wassers in einer Art Lagune von der freien Wasserilache abgeschnitten worden waren (Tafel V Fig. 10). Keine einzige Schale enthielt mehr einen Weichkérper, was bei dem Vogelreich- tum des Gebietes nicht verwunderlich ist. Mit dem Bodengreifer wurden in sae vor der 1. Bucht folgende | Mollusken gehoben: Im Becken westlich der Ammermiindung in 2—2,5 m Tiefe stark mit organischen Resten durchsetzte Kalkgyttja ohne Mollusken. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 39 Vor der FluBmiindung von Stiden nach Norden: Tiefe 0.3m: 1 Acroloxus lacustris + = Pisidium henslowanum . 4 +-5 Pisidium moitessierianum Tiefe 2—3m: 5 Valvata piscinalis (2 juv.) t+ 2 ys von Bithynia tentaculata =, > recente Pisidium moitessierianum Sehaloabrichsticke von Sphaerium u. a. Tiefe 5—8m: 1 Radix ovata typ. 17 Valvata piscinalis (davon 3 juv., 2 V, Rest 7) 1 Unio pictorum lat. V 1 Bithynia-Deckel 5 SOs 10 => Esdien henslowanum © D; : > Pisidium casertanum {. ponderosum ! Pisidium moitessierianum V , Di ES Tiefe 12m: ; Pisidium casertanum (Chironomiden-Larven) Mit der Dredge bzw. mit der Hand wurden folgende, meist lebende Najaden gesammelt: 30 Unio pictorum lat. mit starkem fenuis-Einschlag (Nr. 13, 20, 30: var. typica/arenicola Nr. 23: var. typica/tenuis Nr. 17, 25, 26,29: f. tenuis (arca).) 39 Anodonta anatina att. H. var. typica/tenuis 1 Anodonta cellensis sol. K. var. typica (Nr. 16) Davon befanden sich: Unio pictorum lat. Anodonta anatina att. Stiick: in Tiefe: Stiick : in Tiefe: 11 0,2 m 29 0,2 m 2 1,0m 2 juv. 1,0m 2 2,0 m 2 2,0 m 4 2,5 m 2 2,5 m 3 4,0m 4 5,0m 8 5,0 m Anodonta-Ma8e Nt ieee D Ninian D INbpoiy sl ban Win oil D) Inte iia eeik oD) 1 62 39 18 Jee BS fo 9 15 Bes KG) 5 .61 40 18 7 48 33 13 2 68 44 20 4 48 32 13 62 418747 21 Sh gO) heh ld) 4O Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Unio-MaBe Nhe) 1b, el ID) Nie AL = al 1D) IN IL Jel 1D) Ne. SL aie) 9 83 47 26 25 58 39.16 [59-25-20 16 67 28 33° 10 59 41 16 26 64 41 19 2 76 33 26 17. 15230-258 11 69 42 20 27 45 30 13 Sel 32225 18 76 33 24 12 62 40 17 28 40 29 12 4 63 26 21 19 65 30 24 13 64 43 18 29 54 34 17 > 6622721 20 71 31 24 14 61 40 17 30 48 32 19 6 62 28 21 21 66 28 22 15 60 55 20 31 56 36 17 1 AN=32°25 22 Il e025) 16 89 49 25 32 59 39 20 8 68 30 22 23= 1229222 17 55 36 16 33 80:55 25 9 66 30 24 24 79 33 26 18 79 45 26 34 76 50 19 10° 72230723 25°‘ 63: 27 22 19 — — — 35 83 54 21 11 S71330 25 26 78 31 25 20 62 40 18 86: 259. 27-19 12 68 29 24 27 68 29 23 Zl 59) ST 8 37 70 41 15, 13 68 30 23 28 67 29 23 22 45 33 14 38 86 56 23 14 68 31 23 29 74 30 24 230 659 Sued. 39 76 50 22 15 55 25 18 30° -75:-32223 24 63 37 20 40 60 40 15 Durchechnitts, oe Durchschnitt: L 69,0 H 29,6 D 23,0 L 61,4 H 40,4 D 18,4 Mit der Hand schlieBlich wurden (25. 8. 51) an Scirpus palustris (nur an diesen!) etwa 10—30 cm unter dem Wasserspiegel 30 lebende Acroloxus lacustris, an Nuphar-Blattern 1 Radix ovata V, 1 Physa fontinalis V, 6 Gyraulus albus V gesammelt. 4, Zweite und dritte Bucht. Ich fasse diese beiden Raume als Gegenstiick zur Fischener Bucht zusammen, weil sie in Fauna, Flora und Chemismus des Wassers weit- gehend ibereinstimmen und weder von der Neuen noch von der Alten Ammer beeinflu8t werden. Die 2. Bucht ist von der 6stlichen Halbinsel und der diluvialen Schwedeninsel, die 3. Bucht von dieser und der Miin- dungszunge der Alten Ammer begrenzt. Die Wassertiefe nimmt vom Siidufer bis zum Ausgang der Buchten zum See von 0—5 bezw. 7 m zu; gesammelt wurde jedoch noch weiter seewarts bis zu 15 m Tiefe. Che- - mische Wasserwerte: pH 8,0; Karbonatharte 8,7 bezw. 9°dH; Fe 0,03 mg/l; Oz 8,21 bezw. 8,74 mg/l. : Beide Buchten sind von einem breiten Scirpeto-Phragmitetum-Girtel umschlossen, so daB weder vom Land noch vom Wasser aus die eigentliche Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees Al Uferlinie zu sehen ist. Stellenweise schlieBen sich diesem Giirtel ausge- dehnte Felder von Nymphaea alba und Nuphar luteum an. Vom Gyttja-Grunde wurden folgende Mollusken mit dem Boden- sreifer bzw. mit der Najaden-Dredge gehoben: 2. Bucht: (alle leer, meist subfossil +7) Tiefe: 0,25m: 8 Bithynia tentaculata 3 Unio pictorum lat. K. juv. Pisidium nitidum Neri ee Pisidium subtruncatum 3m: ca.10 Valvata cristata A eo oe 48 ca. 5 Valvata piscinalis Peers te 1 Physa acuta tise Dae eS 465m: 14 Tropidiscus carinatus Durchschn.: 43,7 20,7 15,3 9 Bathyomphalus contortus 1 Gyraulus albus 42 Bithynia tentaculata ge SS yer ET eae) 2 Anodonta anatina att. H. 1 Anodonta cellensis sol. K, ++ Sphaerium corn. se CNN oiled: einige Pisidium casertanum ee F ponderosam Dvanats1Go.5 oily 4-20 einige Pisidium nitidum 2 RNG NESS einige Pisidium subtrunca- tum An Scirpus palustris: 2 Radix ovata V; dagegen wurden weder in der 2. noch in der 3. Bucht Acroloxus lac. gefunden! 3, Buch t: Tiefe: Tiefe : Onin 2 Pisidium henslowanum 29 Valvata piscinalis s Pisidium moitessierianum (teilw. juv., meist +7) 37 Bithynia tentaculata (viel juv., meist +7) 1 Anodonta sp. juv. 1 Unio sp. juv. ~ +> Pisidium nitidum + Pisidium amnicum juv. V 2m: 2 Radix ovata +} beschadigt =, Pisidium henslowanum *+¥ 4 Radix peregra juv. 1 Physa acuta juv. 2 Tropidiscus carinatus + 5 Gyraulus albus ++ +3 Pisidium subtruncatum (Seekreideablagerungen 77) 1 eet 3 ’ = Pisidium hibernicum s Pisidium subtrunctatum t¥ 3 Pisidium nitidum ++ 42 4m: 7m: 10 m: Tropidiscus carinatus {+f Bathyomphalus contortus ++ Valvata piscinalis V ++ Valvata cristata ++ Bithynia tentaculata ++ V _ Sphaerium corneum 1 Gyraulus albus ++ 21 Valvata piscinalis (9 juv.) TT 3 Bithynia tentaculata +t 2 ° ' 5 Sphaerium corneum Ff 1 Bathyomphalus contor- tus tT 4 Valvata piscinalis 2 Bithynia-Deckel 1 Sphaerium corneum juv. 15 m: } to] ~ | 0 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 4—10m: Pisidium: 1 + amnicum juv. V 6 eS = henslowanum ¥, f. , inappendiculée ++ fee ee ool Ae 7 + zy Mottessierianum ++ 3 ite 5 casertanum {. humeri- — forme t+ fogs ; 5 hibernicum {. ponderosum 13 : > casertanum recent und incrustiert’) personatum rec.u.incr.’) conventus + Nordlich der Schwedeninsel: Tiefe 6—8 m: 1 Bithynia tentaculata V 1 Anodonta anatina att. V Najaden der 3. Bucht: 14 2 ai Unio pictorum lat. K. var. typica (0,5 m tief) 9 9 +h] var. crassa (6—8 m tief): Nr. 15, 16 Ancdonta anatina att. H., vorw. var. typica (z.B. Nr. 10), sparlich var. typica/tenuis (Nr. 12, 20, 21), 1 var. fenuis (Nr. 19) 1 Anodonta cellensis sol. K. var. tenuis: (Nr. 1) Unio-MaBe Nr. a H D Nr, 1 67 30 23 10 2 73 33 26 11 3 80 33 26 12 4 61 25 21 13 5 71 30 23 14 6 76 32 24 15 a 91 39 29 16 8 68 31 23 Durchschn.: 9 58 25 20 SE H D 80 33 25 94 38 30 77 32 21 67 28 22 98 39 32 74 32 24 84 38 BH 16:2°°.°32-4. 2247 ') Diese incrustierte Form von Pisidium casertanum und die beiden anderen Arten (15 m) sind nach Favre (briefl. 1950) charakteristisch fiir das Profundal oder wenigstens fiir das Sublitoral. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 43 Anodonta-Mafe Nr. 1 H D Nr. L H D 115 = 60-38 1D OL 55 29 2 93 55 28 13 80. 51 24 3 90 55 29 147 94 4556.27 4 WO 2 AT 21 156 VE 2582 30 5105, 6729 16 Hie 40) 7 20 6 91 58 28 17 80.2 48. 21 i 04-55-30 18 60° = 40 . 17 8 88. 53. 26 19 8072 46. 22 9 On yh ey 20 98-56-28 1020 = 7112 366833 21 83.52) 025 11400 = 57-228 ey, 64 Alf Durchschn:: 83,7 52,8. 26,3 5. Alte Ammer-Miindung. Der Biotop wurde schon unter IV A 2 beschrieben. (Tafel V Fig. 9) Die Wasserwerte seien nochmals angefthrt: pH 8,0; Karbonatharte 11,2 °dH; O»v-Gehalt 8,88 mg/I; Fe-Gehalt 0,06 mg/I. Die Messungen sowie das Sammeln wurden in dem seichten Gebiet zwischen der eigentlichen FluBmiindung und der vorgelagerten Sediment- insel durchgefiihrt. Den Untergrund bildet weiche Sandgyttja — offen- sichtlich ein optimaler Lebensraum ftir Najaden. Diese kommen namlich in groBen Mengen vor und sind in dem seichten Wasser (0,2—0,5 m) so leicht zu erreichen, da ich im Sommer 1950 dort ,,Muschelfischer” antraf, welche die Malermuscheln mit der Hand zentnerweise heraussammelten, um sie zur Verarbeitung auf Perlmutterknépfe zu verkaufen. Sammelergebnisse: 1 Viviparus viviparus mit 22 Embryonen V 5 Valvata piscinalis (1 juv., 4 t7) 43 Unio pictorum var, typica (= decollata Held) V 9 Anodonta anatina var. typica mit rostraten See-Altersformen (Nr. 8, 9) V 5 Anodonta cygnea (=cell.): Seeformen V (Nr. 2, 11, 12, 13, 14) e+2 Pisidium amnicum (frisch) ee 4 Page » moitessierianum (1 frisch, 8 t7) % henslowanum (brisch) Y 0 _ moe vy} =, 7 casertanum ++ 44 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber Siifiwasser-Mollusken des Ammersees Unio-MaBe: Anodonta-MaBe: Nr 1 H D Nr. L H D i Nr. IE; H D 1 65): 29.522 23 68-250 1 93 57 30 2 50 24 18 24 61 29 21 3 19 502-225 3 1-282 | 25 09.2 322-75 4 90 50 26 4 67 29) 222 26 6224228 21 5 64 39 18 5 64 28 21 27 62-287 Zl 6 84 47 25 6 59129 a2 28 5927 ZA 7 84 50 27 7 1133-320 29 62° 29 2221 8 1100: SAst 8 637-25) 2) 30 625 293.21 9 1A 16 le 55 9 60)... 28221 31 58 27. .20 10°= 103... 60Be3s 10 M2 = 320 4 Se 62. 28- 21 11 92 49 29 11 44 21 16 33 65-29 422 12. 108) 56437 12 64 30 23 34 659.229 21 14 126 60 40 13-6 2821 35 64 29-22 Da 14 751 25 18.936 55 26, 19 82.1 51,2 27.7 15 68 “30-4 25 37 SO) 2997227 16 87-38). 29 38 64° 28222 17 of 208 20 39 98 2227-421 18 Se Ae 2 ee 40 66-29-21 uy) Sie} PAS) Al Al 635-28. 21 20. Gl 2315-21 42 Oke 27h 21 GilseS 2) 24 43 SO S527 22 64 287421 Durchschnitt: 63,3 28,7 21,7 6. Westufer. (St. Alban bis Bierdorf). Der siidliche Teil des Westufers ist auch teils mit Schilf bestanden, teils bebaut und unzuganglich, so daB nur gewisse Strecken mit freiem Strand zum Sammeln von Mollusken in Frage kommen. So boten sich eine kleine Strecke wenig stidlich des Dampfer-Landungssteges von St. Alban — ,»ot. Alban—Siid" — (Tafel VI Fig. 11) sowie der ausgedehnte Badestrand nordlich des Dampfersteges — ,,St. Alban—Nord“ — an, ferner einige Platze zwischen Schilf in den Buchten 6stlich Bierdorf. An diesen Stellen findet sich in der Wellenschlagzone zuweilen feiner Kiesgrund, dann folgt ein 20—40 m breiter Uferstreifen mit Schwemmsand, der relativ wenig organische Faulstoffe enthalt. Weiter drauBen bei ca. 1—1,5 m Wassertiefe weicht der Sandboden grobem Gerédll. Die Wasseruntersuchungen ergaben; pH 8,3; Karbonatharte 8,7 °dH; O2 8,76 mg/l; Fe O, 0,4 mg/l. Die Werte fiir Wasserstoffionen-Konzentration und Karbonatharte liegen im Rahmen der Ergebnisse von Burz fir diese Station. Folgende Mollusken wurden am Strande bis ca. 40 cm Tiefe gesammelt: Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 45 St. Alban—Sid: 2 Lymnaea stagnalis + 23 Stagnicola palustris V (1 +) 7 Radix ovata mit f. empla V (17%) 4 Radix peregra + 7 Tropidiscus carinatus (1 V) 1 Viviparus viviparus mit Embryonen 1 Valvata piscinalis antiqua + 25 Valvata piscinalis (G +) 2 Valvata piscinalis alpestris + 75 Bithynia tentaculata (= +) 2 Sphaerium corneum ++ S42 Pisidium amnicum (Halfte recent) 8 245 5 henslowanum (Halfte recent) > Fr moitessierianum : a subtruncatum 3 rs casertanum (wahrschl. subfossil) < vs milium = nitidum St. Alban—Nord: 9 Stagnicola palustris V 7 Valvata piscinalis +t 2 Radix ovata juv. + 10 Bithynia tentaculata (5 +) 5 Radix ovata ampla V, + . 22 Galba truncatula V 2 Sphaerium corneum 4 2 Tropidiscus carinatus + + Pisidium henslowanum + St Alban: 19 Unio pictorum + 2juv.: vorwiegend var. fypica; einige arca-Formen (var. arenicola/crassa): Nr. 1, 2,5 Nr. 1—6 Siid, Nr. 7—19 Nord. 20 Anodonta anatina: vorwiegend typica-Seeformen im Ubergang zu lacustrina; Nr. 1: crassa, Nr. 2,6: erwachsene typica, Nr. 18: typica tenuis; bei Nr. 9 sind die Jahreszuwachsstreifen ganz be- sonders deutlich zu sehen! 19 Stiick Siid, 1 erw. 1 > juv. Nord. 46 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Unio-Ma8e Anodonta-MaBe Nr. IL, H D Nr. 1G H D 1 82 32 27 1 88 53 28 2 79 30 27 2am OS oy 32 3 72 30 23 3 85 54 2a 4 66 30 2s 4 75 AD 20 5 5 7 6 8 8 84 2137. 20 7]. « 40 25 Tl, 330-223 992.53 2 29 65-30. 23 93° 5k 28 9 68 30 23 9 65 42 22 11 78 34 25 10 SO 2 26 12 73 33 24 11 70 AD Di 13 70 31 24 12 88 47 28 14 69 34 24 13 81 46 23 15 89 39 30 14 71 45 23 16 82 35 27 15 81 512d 18 54 25 19 16 81 Si! 25 19 80 36 27 17 64 42 ZAG 18 685. 507 25 19: <-80 5: 48. 22 Unio-MaBe: Bierdori 20 93 92 31 1 58 26 20 2 Sif 25 20 Anodonta-MaBe: Bierdorf 3 43 20 15 4 55 24 18 i 89 51 27 5 42 20 15 2 82 47 22 6 5] 24 18 3 83 47 25 7 54 25 18 6 41 28 12 8 a) 23 18 Durchschn. Westufer: OF AS 25 7A 16 76,7 45,8 24,5 10, 56 925 6 19 11 55 25 19 12 53 24 18 13 50 24 17 Durchschn. Westufer: 63,8. 28,3 21,7 Stylommatophoren — St. Alban: 5 Succinea putris V. + 2 Eulota fruticum juv. 1 Goniodiscus rotundatus 9 Monacha incarnata 5 Retinella nitens 3 Arianta arbustorum 2 Zonitoides nitidus 1 Cepaea hortensis Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees 47 , Bierdorf: 9 Stagnicola palustris V = + Anodonta anatina var. typica 1 Radix ovata juv. + 4 2. Pisidium amnicum (recent) 6 Bithynia tentaculata V (17+) 2 Succinea putris V 13 Unio pictorum var. typica juv.! 7. Ostufer. Das Ostufer des siidlichen Ammersees kann (s. oben!) als ,,Prallufer“ bezeichnet werden. Das macht sich dadurch bemerkbar, da die Sand- zone des Westufers am unmittelbaren Ufersaum fehlt. Dieser wird von Ger6ll gebildet, welches — grofenteils in Feinmaterial festgelegt — eine Art Pflaster darstellt und mit Kalkkonkretionen (Sinterbildungen) iiber- zogen ist. Erst in 1—1,5 m Tiefe findet man weiche Gyttja. — Die Wasser- proben ergaben folgende Werte: pH 8,5; Karbonatharte 9,0 °dH; Sauerstoffgehalt 8,35 mg/l; Eisen- sehalt 0,04 mg/l. Verglichen mit den Ergebnissen von Burz liegt der pH-Wert wohl etwas zu hoch (Durchschnitt aus 16 Messungen bei Burz 8,0), wahrend die Karbonatharte mit seinen Werten von Juli/August (3,2—3,3) tberein- stimmt, In der Gegend von Wartaweil und Aidenried ist das Ostufer zum Gliick noch ganz wenig bebaut und aufgeteilt, auch nur an wenigen Stellen verschilft. (Tafel VI Fig. 12!) So bietet sich geniigend Gelegenheit fiir die Sammeltatigkeit. Der Einfachheit halber verlegte ich meinen Wasserunter- suchungs- und Hauptsammelplatz (Ufer und Grund) direkt zur Natur- schutzstation (StraBen-km 32,5: ,Wartaweil”). AuBerdem sammelte ich am Ufer weiter nordlich bei StraBen-km 31,0: ,Wartaweil-Nord". Nach einem Hochwasserstand findet man auf dem trockenen Gerdll einen fortlaufenden, kleinen Wall aus Schilfrohrstticken, Treibholz u. a; in diesem ,,Genist" sammelte ich im April 1949 an verschiedenen Stellen eine groBere Anzahl lebender und toter Najaden. Sammelergebnisse: Wartaweil-Ufer: 22 Stagnicola palustris var. flavida V 112 Stagnicola palustris {. peregriformis V 56 Radix ovata (4 var. tvpica) die meisten V 1 Radix peregra 1 Bathyomphalus contortus + 8 Radix ovata ampla 7 V 3 Viviparus viviparus 14 Galba truncatula (recent) 29 Valvata piscinalis (= +) 4 Tropidiscus carinaltus 3 V teilw. Pisc. alpestris 2 Gyraulus albus 48 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 135 Bithynia tentaculata (- +) 2a > Sphaerium corn. (= recent) 1 Pisidium nitidum 1 2 1 1 A casertanum . henslowanum - hibernicum £, ponderosum > subtruncatum 20 Succinea putris 43 Unio pictorum lat. var. typica (= decollatus Held), zu arenicola nei- gend (stumpfe Farbe, eckige Umrisse, = Sandform) 3 dgl. vom Seegrund 76 Anodonta anatina att., davon variatio: Beispiele: typica Nr. 6, 26 arenicola (,,lacustrina“) ete arenicola/tenuis (leicht rostrat) aS crassa 4 ee Kriippelform, ,,fere callosa‘ » 66 2 Anodonta cellensis sol.: Nr. 55, 56. Stylommatophoren: Tiefe: Zemin 9, 27 46 42 3 Vallonia pulchella 3 Zonitoides nitens 1 Eulota fruticum. Wartaweil — Seegrund. Valvata piscinalis (F TT) Bithynia tentaculata (1 V, 2 juv.) Unio pictorum juv. V Anodonta anatina V Tropidiscus carinatus ++ Bathyomphalus contortus ++ Valvata piscinalis Valvata pisc. alpestris ++ Radix ovata ++ Gyraulus gredleri roBmaBm. ++ Valvata piscinalis (= +7) Bithynia tentaculata + Anodonta sp. juv. Sphaerium corneum Pisidium amnicum +f we wl) = wl Pisidium henslowanum t+ 3 Valvata cristata ++ 15 Bithynia tentaculata V, + 1 Unio pictorum juv. V . Sphaerium corneum +7 > Sphaerium corneum (juv. ) 1 + > Pisidium henslowanum ++ 1+ ¥ subtuncatum ++ ss » hibern. {. pond. +} Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 49 8 m 12 m ZA a ONA AH WN 1 Gyraulus albus 17 Valvata piscinalis 1 Anodonta sp. juv. 2 5 Sphaerium corneum 1 Pisidium henslowanum*) 7 Valvata piscinalis > Pisidium henslowanum + f. inappendiculée (rec.) Ausgewachsene Najaden in 2—12 m Tiefe s. unter ,,Wartaweil-Ufer”! Z wl = wie wv *) wahrscheinlich recent! Pisidium moitess.’) _ 5 casertanum } nitidum’) Najaden- und Viviparen-Ma8e — Wartaweil. (cm) Anodonta anatina attenuata H. eee aay kl D. 48) 30: 716 SEU AS Sire allyl) HOraAa 21 Sil oZnar 24 68 40 20 Sl Sees ae shot ( so) 0 te ya AV A520 AS OUL lS A024.) S12 62.<38.~ 20 MOrt Adee G22, LO eh 25 O12C 44 222 67 44 20 840-5128 80.5462 23 [SEE Sees 19 48. 24 Aled > 2A ae AOU hess sea) | 6945-5. 19 B35 30 ee 24 1Oe Ale 523 S0n4Ie 4:23 12 Abe 18 Art SOs e209 132 Ag 1-23 Nr. 30 31 32 39 34 35 36 Sif 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 3s) 54 Sif 58 oy 60 E: 87 60 89 85 70 58 78 68 67 79 87 82 80 72 80 77 55 81 107 90 719 84 68 72 85 78 92 74 75 H. om 35 52 50 42 39 50 43 40 50 49 46 54 46 50 49 36 47 54 2 48 49 45 44 48 53 Til 44 44 D. Nr. IL dak 26 61 S6nn55 18 625 SOnn OS 27 637862 702 24 64568752 50 Bil 65 78 47 19 66 65 46 23 67 73 46 22 68 64 39 19 69 82 48 24 70 74 45 25 72 15 46 22 73 71 48 25 74 17 48 21 75 719 45 22 76 19 45 Bz 771 15 44 sky 78 SZ 455 22 %6 Durchschnitt : 28 i H. 25 TSA NO yy? 25 20 Ss Anodonta cellensis 4 solearis K. a5 | Nr. bee ei: 20 55 96 48 24 56 92 48 4 By (Hass) D. Bil 255) 50 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees Unio pictorum latirostris K. New i 2h D Nee le Gl D Neo bh De {TAS SS e 226 17278 38 24 33 54 24 as D492 B05 18-78 34° 26 34 58 26. 19 82368 3072 23 19 71 30° 24 35.2. 627 21 Ae 590.07 20 20 61-27. 19 36. 58 24 19 555265 28 4323 FA 68° 28 5022 37 6l: 227 20 6 56.242 18 22 68 28" 24 38 60 26 20 a: 63°25 19 23 68-302 22 39° 359-25 19 8: 70.°30 24 2A 705531 27 40°%-61 26. 21 9 50 24 19 256 259. 24 21 AY <2 318132 ie Do 10° 3462.27.20 26 56 26 19 A? 67 28 aes 11 68 29 22 2 66 27 22 43 62 29° . 22 12:57 26. 20 28 74. 30. 25 A444 Bi 324 13 6936297822 29 19 32 26 A5 54 25 18 14- 63 26. 20 80 =2 62227-4521 AG. 50. = 229 17 15 2577 (25-20 31-964 29) 22 Daichectenne 16 73 30 25 32 64 29 20 64,5 27,9 21,6 Viviparus viviparus: Nr. H B de 40-29 2 35.27 Wartaweil — Nord Am Ufer wurden in 0—0,40 m Wassertiefe gesammelt: 9 Stagnicola palustris V (viele vorhanden!) 3 Radix ovata (1 V) 12 Radix ovata im Ubergang zu ampla 1 Viviparus viviparus + 1 Valvata piscinalis + 6 Bithynia tentaculata (4+, 2 V) 2 Unio pictorum lat. 4 Anodonta anatina att. + 1 juv. 3a Sphaerium corneum (1 V, S rec.) 1 Succinea putris 8. Halbinsel bei Ried. Am Nordausgang der Herrschinger Bucht erstreckt sich in der Nahe der Ortschaft Ried eine kleine Halbinsel zungenférmig in den See. In der Mitte befindet sich Weidengebiisch, auBen ein breiter, flacher Kies- bzw. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 51 Gerdllstrand, der mich zur Priifung auf Mollusken reizte, obwohl der Platz eigentlich auferhalb meines Untersuchungsgebietes lag. Auf der nérdlichen Seite der Landzunge befindet sich ein Quellhorizont, in welchem an vielen Stellen kaltes Quellwasser hervorsickert. Der Biotop ist gekennzeichnet durch Phragmites communis, Typha latifolia, Lemna minor, Nasturtium offi- cinale, Juncus sp. — Die Ausbeute an Mollusken war reichlich, wenngleich hier, auch am Quellhorizont, keine anderen Arten auftraten als an den anderen Fundorten: 14 Lymnaea stagnalis und 1 juv. 11 Stagnicoia palustris V, meist juv. 63 Radix ovata ({teilw. ampla) V, + (4Q) {Q) = ,davon am 10 Radix peregra und 1 juv. V, + (10Q) Quellhorizont" 4 Tropidiscus carinatus V (3Q) 6 Bithynia tentaculata (3 +7, 1+, 2 V) 3 Anodonta anatina juv. 5 +3 Sphaerium corneum V, +, ++ 2 Succinea pfeitferi 16 Anodonta anatina att, var. crassa (lacustrina Cless.), besonders starkschalig (s. nachster Abschnitt!). Anodonta-Mabe: Lymnaea-MaBe: Nr IC H D Nr Gehause: Mindung: H B H B 1 76 45 24 2 98 56 Sil 1 40- 20 245-5 4x7 3 83 46 30 2 ya ar iby) 2010 SomlelS 4 89 Sh 27 3 39 19 21,0 13,0 5 40 28 11 4 39 18 PAW) 12,6 6 115 61 33 5 29 14 = — 7 88 50 27 6 37 18 19,0 13,0 8 97 55 29 ft} 38 19 20,8 1353 9 94 53 Si 8 40 20 222 14,0 10 95 55 28 9 39 19 21,6 13,0 11 70 44 22 10 30 15 17,6 10,0 f2- ta 61 35 11 40 19 226. ata. 0 13 98 54 29 WA 36 18 DAS 172-2 14 97 off | 33 13 36 19 20,3 13,8 15 79 48 26 14 33 17 18,6 12,6 16 98 96 32 Durchschnitt: Durchschnitt: 36,5 194 19,3 12,0 So:2a7 4oyk 22 7'-5 52 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees — 9. Vergleich mit anderen Seen (und fritheren Angaben). Gaschott gab 1927 in seiner nach Clessin erganzten Faunen- liste des Ammersees 28 Molluskenarten an. Ich fand in dem unter- suchten Stidteil des Sees 21 von diesen, dazu 12 weitere gute Arten, im ganzen also 33 Arten. Die gegentiber Gaschott fehlenden Arten sind: Hippeutis complanatus Unio crassus Musculium lacustre Pisidium torquatum, lilljeborgi. Uber Gaschotts Liste hinaus fand ich: (Stagnicola pal.) {. peregriformis (nur die Unterart ist neu!) Radrix peregra Bathyomphalus contortus Physa acuta, fontinalis Acroloxus lacustris Valvata pulchella Anodonta anatina att., cellensis sol. Pisidium hibernicum, moitessierianum, personatum, conventus. Noch einige kurze Zahlenvergleiche mit anderen Voralpenseen seien angeltihrt: Ftr den Wirmsee gibt Gaschott (1927) 31 Molluskenarten an, davon 3, die im Ammersee nicht vorkommen; fiir den Pilsensee 11, fiir den Worthsee 17 (alle auch im Ammersee), fiir den Staffelsee 17, von denen 2 im Ammersee nicht auftreten, und ftir den Chiemsee 24, davon 1 nicht im Ammersee. Im Westteil des Genfer Sees fand Favre (1935) 30 Arten, davon 6, Monard (1919) im Neuenburger See 24 Arten, davon 12 nicht im Ammersee vorkommende. Aus dem ebenfalls oligotrophen Ladogasee nennt Shadin (1933/35) nur 10 Arten, davon 3 nicht im Ammersee lebende. Die Vergleiche zeigen, daB der Ammersee relativ molluskenreich ist und mit den iibrigen Voralpenseen in den Artenlisten weitgehend tibereinstimmt; dagegen zeigt der Neuenburger See in qualitativer, der Ladogasee in quantitativer Hinsicht betrachtliche Unterschiede. fe) b + 5 aR oe x = ao a * iS 23) . gs) Alte Ammer Altwasser Oberlouf Unterlauf | | 3 43) 15 48 Id DWM \123 157 892 l-ne|\2 | % 79 Ostl. Hae Extwass~ Graben Jo7e 77 82 151 498 162 174 Qs0 055 — 020 21 831 ~ 887 x) & So ra ~ ° 3 = , : LG) S.w. 71 Buckt 2. Buch >| \ pe eu ll ene @| &|<— Fundorte —>|23 33,5 3/5 § 2 — ae my FS Ory ars 3 as | ph 17 |) SP ay fa || ue Ge MERE he M19 482 419 | 154|154 | 6143 6, 4, 240 | 0.63 400 | 023)932 | 932 0,25 | 017) 027 Eisen - Gehalt: mg/£ | 0,03 003 0.06 77 Se 550 927 | 710 803 | 7.68) 409) Sasenstoff - gehalt: mg [£ 50 $21 814 858 8 Q Ss | vor AA- Sy (eeceoes 1-4 HeI™ Ris St.Alban { -Sad Bierdo S 4 = = ES = NS x = Sasi aee 60 = x Ss = % vob ve = — ~ 015-040- ---!-- "9434, Qo5-0.10| 404 | — | — | Strémumgs- Gerchwinel.: m/sec — | - - — =, — a — bf — Se ee 65-990 m 4 v |(¢m) Sichtticfe sm ete 7,90 480 | |420 480! Seemitte: 4.30 | Basommatophora | Klos = | | 8! 8 | DS | rae staged yee. Or Oo. @ ® = B+ Ot OF +—— | ; z a me ha heh) Sh IO cali 1% | ga NA. | LG.|SW.| Ctenobranchia genuina 1. Bucht | 2 Bucht 3. Bucht Ostufer Westufer ta 4 Yrrripars dae: q (6) te é é oF é}4 fo) Coe (Oe edb oe @ res: lied a é @ dle. Wao. 2 _&. @lo.@ - + | Stylom matophora | Succinsiooe: Ss WLS Grrr, ee | | Najadacea | Unioniolae : | : : Ey : _ sl Slt | eile eee eal es ee eee % | Cyrenmacea - | a | Sphaeriiolac : Unie qikterum Latinas Rota | ee $ Sphatrium corncum E = sv ee Sete O< len Ox O< fom Anoclenta anatina attenuata |. Se eae ® 3 ® aa | au Or TT Aisigicr O+10+ 0+0+0+@ O4| renees eer = oe | | Zeichenerklarung: Anmerkungen: ‘ 2 O 1-5 Stick Mm 21-50 Stick T nur Leere Shatin, lorunton recente Wes am Waorenpfloumz er 1) auf Cinem Hiertawt nahe ob Miinalong Gusammelt Lew. gerchen: @ 6-10 " f@ 750 4 F ables sutfosrcte Schalir fi Tur furge 2) var Hawick @1-20 " Vi mirsoles tees Vy Likesnrole Tiere : Vs Stchttiefe i 2 Grund — 7) Ubergderge aur Leiolon Former. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees 53 V. Vergleichende Betrachtung aller untersuchten Gewasser A. Hautigkeit der Mollusken an den einzelnen Fundorten und ihre Umwelt-Anspriiche.’) 1. Basommatophora—SiiBwasserlungenschnecken. Familie: Lymnaeidae—Schlammschnecken. Nach Geyer (1927} gehéren die Tiere vorzugsweise den stehenden Gewassern mit Schlammégrund und Pfilanzenwuchs an. Was ihren Anspruch an die Reinheit des Wassers betrifft, so vermégen nach Fro6mming (1952) die Lymnaeidae, ferner die Planorbidae, Physidae und Viviparidae prak- tisch in jedem Wasser zu leben und auch vorhandene organische Sub- stanzen haben auf ihr Vorkommen keinen negativen Einflu8. Im hiesigen Untersuchungsgebjet ist die Familie in allen Biotopen meist haufig ver- treten, im ganzen gesehen im Ammersee etwas zahlreicher als an den ubrigen Fundorten. Lymnaea stagnalis Linné 1758, die Spitzhornschnecke. Die Literatur tiber diese Art ist AuBerst umfangreich; ich mu8 mich daher sehr beschranken. Ehrmann’) gibt als Aufenthaltsort an: stehende und flieBende Gewdsser jeder Art mit Ausnahme der Moorlachen. Hu- bendick (1947) fand sie in Schweden vorzugsweise auf Dyboden oder aul lebender submerser Vegetation, oft auch aut Stein; nach ihm soll sie Stellen vermeiden, die dem Wellenschlag ausgesetzt sind. Von den einzelnen Altwassern kommt die Art nur bei AA. I im dich- ten Schilfbestand und dem kleinen Tiimpel vor, hier aber sehr haufig. Im Oberlauf der Alten Ammer wurde sie auch nur in einem sehr vegetations- reichen Weiher haufig gefunden, in den tibrigen nicht. Im Unterlauf kommt sie selten vor. Der Sumpfweiher und der benachbarte Graben enthielten ziemlich reichlich Spitzhornschnecken. In der Lehmgrube waren sie — von Beginn der Beobachtung an — sehr haufig und stellten zahlenmafig etwa 80°/o der gesamten Molluskenfauna dar. Im Ammersee wurden von L. stagnalis keine lebenden Exemplare gefunden! Lediglich an der Ostl. Halbinsel und bei St. Alban traten einige wenige opake Schalen auf und bei der Halbinsel Ried lebten die Tiere ziemlich reichlich in dem vefge- tationsreichen Quellhorizont, der aber mit dem Seewasser nicht in direk- ter Verbindung steht. Was die zahlreichen beschriebenen Reaktionsformen von L. stag- nalis betrifft, so wurden solche nicht angegeben, da in keinem Biotop Populationen auftraten, die wesentlich vom Typus abwichen. Vielmehr }) Vergleiche hierzu die Gesamt-Tabelle am SchluB! . *) stets 1933 in Brohmer — ,,Tierwelt Mitteleuropas." 54 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees - finden sich an allen Fundorten etwa die Halfte der Stticke mit gleich hohem Gewinde und Miindung und die andere Halfte mit etwas (aber wenig!) verkiirztem Gewinde, sich der forma turgida Menke nahernd, welche von Geyer (1927) als ,,meist in Altwassern und Weihern mit schwacher Stromung“ angegeben ist. Im Sumpfweiher neigt fast die Halfte der gefundenen Exemplare zu f. vulgaris Westerlund, der Form kleiner, humusreicher Graben und Teiche (Geyer 1927). Die Population der Lehm- érube ist relativ diinnschalig, was wohl auf den geringen Kalkgehalt des Wassers zuriickzuftihren ist; daftir ist sie aber auBerst vermehrungs- freudig. DaB im Ammersee keine lebenden Lymnaeen gefunden wurden, tiberrascht, denn die Art ist durchaus auch in groBen Seen bezeust. Wesenberg-Lund (1939) teilt mit, daB sie im Bodensee sogar in 300m Tiefe und darunter vorkommt, wobei tibrigens die Lunge mit Wasser ge- — fullt ist und die Tiere zur Hautatmung tibergehen. Geyer (1925) beschreibt eine besondere Form aus dem Starnberger See und Gaschott (1927) zahlt sie auch in seiner Ammersee-Fauna auf. Ubersehen kann man die sgroBen Tiere nicht. Die Art muf also, wenigstens im Stidteil des Sees, stark zurtickgegangen sein. Stagnicola palustris O. F. Miller 1774 (Syn.: Limnophysa Fitzinger 1833). Die Art tritt im Altwasser II zerstreut auf. In der obersten Sumpfstelle — der A. A. fanden sich eine grofe Zahl von leeren, mit Eisenhydroxyd — iiberzogenen Schalen; wegen des haufigen Austrocknens kénnen sich hier uiberhaupt keine Wassermollusken mehr halten. Im Uniterlauf wurden an einer Stelle 9 Exemplare gesammelt. Im Sumpfweiher ist die Schnecke selten, in der Lehmgrube etwas haufiger, tritt jedoch weit hinter L. stag- nalis und T. carinatus zurtick. Im Gebiet der Seebuchten lebte die Art verbreitet und zwar in dem Entwasserungsgraben bei Fischen und an der 6stlichen Halbinsel, wahrend sonst nur am Grunde der 2. Bucht wenige subfossile Schalen gefunden wurden. Verbreitet bis sehr haufig kommt sie dagegen an allen Sammelplatzen des Ost- und Westufers am flachen Strand, meist zwischen Phragmites-Stengeln, vor. Bei Wartaweil handelte es sich zum kleineren Teil um die Form flavida Clessin'), zum weit gréBeren um forma peregriformis Miller. Nach Ehrmann entsprechen die Umweltbediirfnisse denen von L. stag- nalis, doch soll St. palustris selten in Seen vorkommen. Letzteres konnte ich nicht feststellen. Nach Geyer (1927) reicht der Formenkreis auch ,,vom bewegten See bis zum seichten Graben". Die im Ammersee gefundenen Exemplare der Formen flavida und peregriformis.sind nach beiden Autoren festwandige, verkiirzte Reaktionsformen der Uferzone der Voralpenseen, Hubendick (1947) teilt mit, daB die Art sehr widerstandsfahig gegen ‘) Nomenklatur hier ausnahmsweise nach Geyer (1927)! Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 55 Milieu mit starker Eisenausfallung oder groB8em Humusgehalt ist; dies kann ich bestatigen. . Gattung: Radix Montfort 1810 — (Syn.: Lymnaea Lamarck 1799). Zu dieser Gattung werden heute 4—5 Arten gezahlt, dazu eine groke Anzahl von Varietaten oder Formen. Von der Benennung weiterer Arten ist man ganz, von den vielen Varietatsbezeichnungen grofenteils wieder abgekommen, da sich dieselben meist als Reaktionsformen der physikali- schen Umweltbedingungen erwiesen (Schwind 1935). Uberhaupt gehéren die Radix-Arten zu den Schnecken, die am leichtesten Standortsmodifi- kationen ausbilden (Boettger 1944). Doch auch die heute geltenden Arten sind, wie ich immer wieder feststellen konnte, wenigstens was die Ge- hauseformen betrifft, durch mannigfaltige Ubergange verbunden und nicht streng zu trennen. Daher kommt es auch, dab Boettger (1944), Huben- dick (1947) und andere die Arten ovata, peregra, lagotis und ampla als limosa zusammentassen. Wagner (1929) sagt: ,,R. ovata kann in der Schalengestalt von auricularia, peregra und ampla auttreten, auricularia in der von ovata und ampla.“ Die Unterscheidung ist nur auf Grund der Geschlechtsorgane mdéglich. Eine weitere Schwierigkeit in der Schalenbe- stimmung besteht darin, daB (nach Geyer 1925) die Jugendformen von den Altersformen differieren, so z. B. bei R. auricularia der charakteristische letzte Umgang erst spat hervortritt. Durch vorzeitige Ausbildung einer Lippe sind aber die Jugendformen von den erwachsenen Stiicken oft nicht zu unterscheiden. Aus diesen Grtinden kann ich die folgende, nur auf Schalenbestimmung fuBende Zusammenstellung nur mit Einschrankung ge- ben. In der Nomenklatur folge ich, wie immer, Ehrmann (1933). Radix auricularia (Linné) 1758, die Ohrschnecke, wurde in typischer Form nur selten als Schale im mittleren Teil der A.A. und lebend an der 6stlichen Halbinsel gefunden. Die f. sublagotis Ekrm. dagegen trat verbreitet im Altwasser II, selten im Oberlauf der A.A. und sehr selten subfossil im Sumpfweiher auf. Nach Geyer (1927) sind sowohl der Typus wie die ,,Lagotis-Formen“ Stillwasserformen in Teichen, Graben, Altwassern und ruhigen Stromab- schnitten. Nach Ehrmann sind beide selten in Voralpenseen. Nach Borner (1922) ist die Schnecke auch Sapropelbewohner. Hubendick (1947) stimmt mit bisher Gesagtem inhaltlich tiberein und fiigt hinzu: sie vermeidet Stellen, die dem Wellenschlag ausgesetzt sind, sowie flieBendes Wasser, ausge- nommen die Vegetationsgiirtel bei langsamer Strémung. Mit all diesen Angaben stimmen meine Fundorte etwa iiberein. Boettger (1944) aller- dings schreibt, R. auricularia komme hauptsachlich in stromendem Wasser, also in Fliissen, vor. 56 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Radix ovata Draparnaud 1805. R. ovata trat in den Altwasserbogen sowie im Oberlauf der A. A. selten lebend auf, in Sumpfweiher und Lehmgrube nicht. Ebenfalls selten wurde die Art in den drei Siidbuchten des Ammersees gefunden — in der 3. Bucht nur subfossil; sehr haufig dagegen lebten die Tiere am Strand von Warta- weil und im Quellhorizont der Halbinsel Ried, hier oft in ovata ampla iiber- gehend. Dasselbe war am Strand von St. Alban der Fall, wo die Art zer- streut auftrat. Nach dieser Verbreitung zu schlieBen, scheint die Schnecke die Strandbiotope des Sees den Ttimpeln, Altwassern und langsam fliefen- den Gewdassern bei weitem vorzuziehen. Nach Ehrmann (und Geyer 1927) soll dies, wenigstens fiir den Typus, gerade umgekehrt sein. Doch gibt andererseits schon Gaschott (1927) die Art in seiner Faunenliste fiir den Ammersee (und den Wiirmsee) an. Auch nennt sie Borner (1922) gerade ftir Seen und zwar junge Tiere fiir die Brandungszone, erwachsene fiir den Vegetationsgiirtel; am zahl- reichsten waren sie am St. Moritzer See an Bachmtindungen (vgl. Halbinsel Ried!). Wegen der groBen systematischen Unsicherheit in dieser Gruppe ertibrigt es sich, auf die Umweltanspriiche naher einzugehen. Ubrigens soll die Art nach Wesenberg-Lund (1939) am meisten eury6k sein, groBte Variation zeigen und nach Fr6mming (1952) polysaprob sein. Radix (ovata subsp.) ampla Hartmann. Diese mit der vorigen durch Ubergange verbundene Art bzw. Unterart lebte relativ selten im Mittel- und Unterlauf der A.A., ferner zerstreut bis verbreitet am Strand von Wartaweil-Station und Wartaweil-Nord. Uber ihr Vorkommen auf der Halbinsel Ried und bei St. Alban siehe unter Radix ovata! R. ampla hat also, von den Stidbuchten abgesehen, etwa die gleiche Verbreitung wie die vorige Art. Nach Ehrmann und Geyer (1927) sind ftir ovata ampla bewegtes Wasser, langsam strémende Fliisse und die Wellenschlagzone der Seen charakteristisch. Damit wiirde ihr Fehlen in den stillen Seebuchten und ihr Vorkommen am Ost- und Westufer tibereinstimmen; in der A.A., wo sie ja auch viel seltener auftritt, miBte sie dann als ,,Relikt” aus der Zeit vor der Ammerregulierung angesehen werden. Fir die systematische Stel- lung gilt dasselbe wie bei ovata: wahrend sich ampla nach Geyer (1927) in Schalenbauplan und Lebensweise von auricularia unterscheidet, wird sie von Boettger (1944) nur als Standortsmodifikation anderer Radix sp. sp. aus bewegtem Wasser betrachtet. Radix peregra O. F. Miller. R. peregra wurde in den Altwassern und der A.A. an verschiedenen Stellen lebend, als frische und als subfossile Schale gefunden, doch stets nur in wenigen Exemplaren. Jn Sumpfweiher und Lehmgrube fehlt sie. Im Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiSwasser-Mollusken des Ammersees 57 Entwasserungsgraben bei Fischen wurden 4 lebende Tiere gesammelt. Auch am Ammersee-Ost- und Westufer tritt die Art nur in ganz wenigen, teils lebenden, teils subfossilen Stiicken auf. Sie mu daher im ganzen Gebiet als ,selten“ bezeichnet werden. R. peregra lebt nach Ehrmann in kleinen, stehenden oder langsam flieBenden Gewassern. In Moorwasser bildet sie braune, dtinne Gehause Geyer 1927). Sie ist nach Wesenberg-Lund (1939), Ehrmann und Fromming (1938) ausgesprochen eury6k und in jeder Hinsicht anspruchs- los. Nebenbei sei erwahnt, daB Atkins und Lebour (1924) neben Galba truncatula auch R. peregra mit Cercarien des Leberegels infiziert fanden; ihre Ergebnisse tiber die pH-Anspriiche der beiden Arten erscheinen mir nach den neueren Untersuchungen Frémmings (s. unten!) nicht mehr recht haltbar. Galba truncatula O.F. Miller 1774. Die Leberegelschnecke wurde im Oberlauf der A.A. nur an zwei Stellen des Ufers zu wenigen Exemplaren angetroffen. Sie stellt die einzige Wasserschnecke dar — soweit man sie tiberhaupt als solche bezeichnen kann, — welche im eigentlichen FluBbett der Neuen Ammer an den Ufer- blécken gefunden wurde. Am Ufer des Sumpfiweihers und der 6stlichen. Halbinsel des Ammersees wurden ebenfalls einige lebende Exemplare ge- sammelt. Verbreitet lebte die Art dagegen am Strand von Wartaweil und noch haufiger an dem nérdlichen von St. Alban. G. truncatula wird im allgemeinen als amphibische Art bezeichnet, die fiir grasige Tiimpel, langsam flieBende Bache, Quellen, Graben, Uber- schwemmungstiimpel charakteristisch ist (Geyer 1927), gern an Pilanzen- stengeln aus dem Wasser kriecht und nicht zu lange Trockenzeiten iiber- dauern kann (Boettger 1944), Nach Ehrmann kommt sie jedoch auch in gréBeren GewAassern, hier nur am Ufer und immer in Verbindung mit der Luft, vor (vgl. Ammersee), ferner gern an tberrieselten Felsen (vgl. Neue Ammer!). Den Mitteilungen von Geyer (1924) und Hubendick (1947), daB die Schnecke in der Wellenschlagzone nicht anzutreffen sei, steht allerdings ihr reichliches Auftreten am Seeufer entgegen. Familie: Physidae—Blasenschnecken. Physa acuta Draparnaud 1805 Physa fontinalis (Linné) 1758. Beide Arten kamen auBerhalb des Seegebietes gar nicht und hier nur sehr selten vor: in der Fischener Bucht wurde eine Schale von acuta aul der Deltainsel und eine lebende Ph. fontinalis an einem Nuphar-Blatt ge- funden, in der 2. und 3. Bucht je eine subfossile Schale von PA. acuta. — Nach Ehrmann lebt die erstgenannte Art in stehenden und flieBenden Ge- wassern verschiedener Art, die zweite in klaren, pflanzenreichen, stehen- 58 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees den und nicht zu rasch flieBenden Gewdassern. In Siidschweden ist diese nach Hubendick (1947) jedoch mehr ftir Seen charakteristisch als fir Wasserlaufe und fordert nicht reines oder klares Wasser. Beide scheinen also ziemlich euryOk zu sein. Wegen der grofen Seltenheit lassen sich keine weiteren Beziehungen kntipfen. Familie: Planorbidae—Tellerschnecken Den Tellerschnecken erméglicht die Scheibenform bei kleinem Aus- ma den Aufenthalt in den engen Raumen eines dichten Pflanzenbestandes besser als den breitsohligen Lymnaeiden (Geyer 1927). Auch vertragen die Planorbiden, entsprechend ihrer kleinen Schalenmtindung, welche sie noch dazu mit einem Epiphragma verschliefen kénnen, Austrocknung des Wohngewassers besser als jene Familie. — Diesen Eigenschaften entspre- chend wurden Tellerschnecken deutlich haufliger in den untersuchten Alt- wassern, Weihern und Tiimpeln gefunden als im Ammersee; dazu kommt, daB die Funde vom Seegrunde meist nur aus subfossilen Schalen bestanden und daher nicht ortssicher sind. Die Bestimmung der Arten ist hier im Gegensatz zu manchen Schlammschnecken wegen der viel geringeren Reaktionsfahigkeit der Schalen durch diese allein méglich (Wagner 1929). Planorbis corneus (Linné) 1758 — das Posthérnchen oder die GroBe Tellerschnecke. Diese gréBte und bekannteste Art der Familie kam eigenartigerweise © im ganzen Untersuchungsgebiet nur in dem Altwasser A. A.I rechts der Neuen Ammer, vor und zwar lebten die Tiere hier massenhaft mit L. stag- nalis zusammen sowohl in dem bestandigen Tiimpel als auch in dem zeit- weise fast austrocknenden, sandigen Schilfbestand. Hier fand ich aller- dings in einem sehr trockenen Hochsommer eine grofe Anzahl vertrock- neter Individuen beider Arten. Auf der Suche nach einer Erklarung ftir dies eigentiimliche inselartige Auftreten habe ich die Literatur tber Um- weltanspriiche und Verbreitung von Pl. corneus besonders eingehend studiert. {Uber meinen diesbeziiglichen Versuch berichte ich im Abschnitt D!) Ehrmann gibt an: ,,in pflanzenreichen stehenden und langsam Tlie- Benden Gewassern der Ebene." Geyer (1927) stimmt hiermit tberein. Wesenberg-Lund (1939) nennt die Tellerschnecke eine warmeliebende Tieflandform, die in Kleinseen mit niedrigem Wasserstand, hohen Sommer- temperaturen und hohem Kalkgehalt lebt, kein Durchfrieren oder Aus- trocknen vertragt und braunes Mocrwasser meidet. Auch Hubendick (1947) zahlt P. corneus zu den Arten, die (in Schweden!) an besonders kalkreiche Gebiete gebunden sind. Froémming (1938) fand sie dagegen in einem Moorgewdsser von pH 6,8 und nur 0,89 °dH (!) und zahlt sie zu den Arten, auf die das pH kaum einen Einflu8 ausiibt. Weiter teilt Hubendick mit, daB die Schnecke den Wellenschlag meidet und meist in Buchten mit reicher Vegetation und Dyboden gefunden wird. Nach Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Si®wasser-Mollusken des Ammersees 59 von Brandt (1936) und Precht (1939) ist sie gegen Austrocknung wider- standsfahig und kann solche 4 Monate (!) tiberleben. Sie kann auch in langsam stroémenden Fliissen angetroffen werden. Schermer (1931) be- richtet, da P. corneus wohl in allen ostholsteinischen Seen vorkomme, meist in der Zone des Schilfgiirtels, zuweilen aber auch in der Brandungs- zone (!). In der Faunenliste der 12 Voralpen- und 12 Alpenseen von Gaschott (1927) findet er sich dagegen nirgends. Es mag sein, da® die Ammersee-Gegend tiberhaupt die Verbreitungsgrenze der Art gegen die _ Alpen hin darstellt. Untersuchungen kleinerer Gewadsser im unmittelbaren Alpenvorland sind mir leider nicht bekannt. SchlieBlich sei zur Biologie noch erwahnt, dafi die Tellerschnecke sich (nach Wesenberg-Lund 1939) zur Uberwinterung als einzige SiiSwasserlungenschnecke, falls vor- handen, in den Schlamm einwiihlt und daB sie (nach Boettger 1944) als einzige der Familie 2—3 Jahre alt wird. _ Alle diese, sich teilweise widersprechenden Angaben erklaren die punktfiormige Verbreitung im Untersuchungsgebiet nicht; ich komme daher im Abschnitt D nochmals darauf zurtick. Tropidiscus carinatus O. F. Miller 1774. T. carinatus gehért zu den Arten, die am weitesten und gleichmaBig- sten im ganzen Untersuchungsgebiet verbreitet sind. Nach ihrer Frequenz tiberwiegt sie deutlich in den Biotopen auferhalb des Ammersees. Im ein- zelnen ist die Verbreitung folgende: Von den Altwasserbogen nur (selten) in AA. IV; in der A.A. verbreitet bis haufig, die pflanzenreichen Tiimpel des Oberlaufs bevorzugend. In der Lehmgrube lebte T. carinatus eben- falls haufig, im Sumpfweiher selten. An den drei Seebuchten wurde er durchweg in der Ufergegend selten lebend, am Grunde nur in der 2. und 3. Bucht subfossil gefunden. Das gleiche gilt fiir das Ost- und Westufer. Nach Ehrmann lebt die Schnecke in stehenden und langsam flieBen- den Gewdassern verschiedener Art, auch in gr6Beren klaren Gewassern, und ist weniger haufig als JT. planorbis. Geyer (1927) gibt als Fundorte klare, kalkhaltige, leichtbewegte Gewdsser und als Grenzbiotope die Pititzen der Uferzone der Voralpenseen an. Wesenberg-Lund (1939) erwahnt speziell unterseeische Charawiesen als Substrat (vgl. Lehmgrube!). Offensichtlich bevorzugt die Art kleinere, pflanzenreiche Gewdsser gegen- uber der bewegten Strandzone groBer Seen. Mangelnder Kalkgehalt stort sie allerdings — entgegen Geyer — nicht, wie ihr reichliches Vorkommen in der Lehmgrube (bei 4,8 °dH) beweist und sogar auch Hubendick (1947) zugibt. Tropidiscus planorbis (L.) wurde iiberhaupt nicht gefunden, obgleich er etwa dieselben Biotope besiedeln und in ganz Europa allgemein haufiger sein soll als T. carinatus. Allerdings wird er auch weder von Gaschott (1927) fiir die Voralpenseen noch von Schwind (1935) fiir 2 Weiher im Miinchner Gebiet und von Uhl (1924) fiir die Geltnach bei Hérmannshofen (Gegend Kaufbeuren) genannt. 60 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees Anisus leucostomus Millet 1813. Nur bei A. A. 5 wurden 2 subfossile Schalen gefunden. Die Art lebt nach Ehrmann in kleinen und kleinsten stehenden Gewdssern. Die Schalen sind wohl hier durch den Filzgraben-Bach aus dem benachbarten anmoorigen Gebiet eingeschwemmt worden. Gyraulus albus Miller 1774. Die Art wurde in den Altwassern I und IV, sowie an den meisten Sammelstationen der Alten Ammer teils lebend, teils als Schale gefunden, doch nirgends haufig. Im Sumpfweiher und in der Lehmgrube fehlt sie. Im Ammersee ist G. albus im ganzen seltener: in der Fischener Bucht wurden einige lebende Tiere an Nuphar-Blattern, sowie einige (frische) Schalen, in der 2. und 3. Bucht nur einige subfossile Schalen und am Strand von Wartaweil wieder einige lebende Exemplare gefunden. Diese holarktische Art ist nach Ehrmann und Geyer (1927) sehr euryok und kommt in fast allen Gewéssertypen vor. Hubendick (1947) fiihrt dieselbe Tatsache weiter aus: Wellenschlag hemmt das Auftreten ebensowenig wie ziemlich starke Strémung. Austrocknung und starke Eisenausfallung werden vertragen. G. albus ist in allen Voralpenseen (Ga- schott) einschlieBlich des Bodensees (Geyer) und des Neuenburger Sees (Monard 1919) vorhanden und geht hier als einziger Planorbide bis 30m Tiefe hinab. Auch Schermer (1931) fand ihn in den meisten ostholstei- nischen Seen, durchschnittlich in 2—4, ausnahmsweise bis 13 m Tiefe. Wegen ihrer Euryédkie ist die Art ftir 6kologische Erérterungen ungeeignet. Gyraulus gredleri subsp. roBmaebleri (Auerswald) A. Schmidt 1851. Von dieser Unterart wurden nur leere Schalen gefunden und zwar 7 frische im Altwasser AA. Il, ganz wenige im Oberlauf der A. A. und (subfossile) am Seegrund bei Wartaweil. — G. gredleri roBm. soll nach Ehrmann selten in seichten Wiesenttimpeln vorkommen; Geyer (1927) bezeichnet ihn als Sumpfextrem der Hauptart; diese soll, wie Geyer (1925) mitteilt, in Deutschland nahezu erloschen, als nordisch-alpines Glazialrelikt an wenigen Punkten noch erhalten und auch in der Kiimmer- form roBmaeBleri Auersw. dem Aussterben nahe sein. Das sehr seltene Auftreten und das Fehlen lebender Individuen im Untersuchungs¢gebiet konnte auch ein Hinweis darauf sein. Bathyomphalus contortus Linné 1758. Diese kleine, extrem aufgewundene Tellerschnecke scheint die Alte Ammer dem Ammersee vorzuziehen. In den Altwdsssern, dem Sumpf- weiher und der Lehmgrube wurde sie nicht gefunden. In der A.A. trat sie dagegen an fast allen Sammelplatzen in einigen Exemplaren, teilweise allerdings nur in Form leerer Schalen auf; am Ufer des groBen Weihers bei A. A. 9 lebte sie haufig. Im Ammersee wurden nur Schalen, meist weer: * * ae ae ae ee Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 61 subfossiler Natur, gefunden und zwar selten in der 2. Bucht und bei Wartaweil, haufig am Grunde der 3. Bucht. Ehrmann gibt als Lebensmilieu an: stehende Gewasser aller Art, auch ruhige Buchten der Fliisse; Geyer (1927): Seen, Teiche, Graben und Stimpfe. Die Ergebnisse Hubendicks (i947} unterscheiden sich von obigen insofern, als er B. contortus auch — auf der Unterseite von Stei- nen — in stark flieBendem Wasser fand und daher zu den Planorbiden rechnet, die flieBendes Wasser am besten vertragen. Auch sei die Art hinsichtlich ihres Substrats wenig spezialisiert und scheue nicht Milieus mit starker Eisenausfallung (vgl. A. A.!). Bei Austrocknen des Gewassers lagert Bathyomphalus, der wie alle flachschaligen Planorbiden nicht in der Lage ist, die Miindung an die Unterlage anzudrticken, im 1. Epiphragma zum wirksameren Verdunstungsschutz Kalk ab (Boettger 1944). Bei Gaschott (1927) war die Art fiir Ammer-, Pilsen- und Wo6rthsee nicht genannt, wohl aber ftir den Wiirmsee und andere. Aus dem Vergleich zwischen Milieuanspriichen und Verbreitung im Untersuchungsgebiet lassen sich keine besonderen 6kologischen Schliisse ziehen. Hippeutis complanatus Draparnaud 1805. Von dieser Planorbide wurden lediglich eine Schale im Altwasser Il und 4 lebende Exemplare im Oberlauf-Tiimpel 2 der Alten Ammer ge- funden. Die Art wird allgemein als nicht haufig bezeichnet. Ehrmann und Geyer (1927) geben sie fiir stehende Gewasser, vom See bis zum dicht bewachsenen Teich an. Das Letztere trifft hier zu. Hubendick fand die Tiere vorzugsweise auf submerser Vegetation und gibt an, dah sie dem Wellenschlag exponierte Orte meide, aber mafig strémendes Wasser vertrage. Familie Ancylidae — Miitzenschnecken. Acroloxus lacustris (Linné) 1758. Diese Art ist wieder von gr6éBerem dkologischem Interesse als die vorigen, weil sie nur an einem Fundort vorkommt, hier aber in grofer Zahl: es handelt sich um die Fischener Bucht, wo die Tiere ausschlieBlich an Binsenstengeln (Scirpus palustris) durchschnittlich 20 cm unter der Wasseroberflache saBen. Dies Auftreten entspricht den Angaben von Ehr- mann: ,lIn stehenden Gewdssern, seltener in langsam flieBenden, an Pflanzenstengeln und an der Unterseite von Schwimmblattern." Nach We- senberg-Lund (1939) besiedelte die Art die Schilf- und Rohrbestande unserer Seeufer. Hubendick (1947) nennt nach den lebenden Pflanzen auch tote Vegetation und selbst Steine oder gréf%ere Conchylien in den Vegetationszonen als Substrat. ,,An Stellen, die starkem Wellenschlag 62 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees ausgesetzt sind", sagt er, ,,trifft man Acroloxus nur selten, zuweilen je- doch in ziemlich stark strémendem Wasser.“ Auffallend ist, da die vor- wiegend fiir stehende Gewdsser typische Art eine Schale besitzt, die der extrem an die Strémung angepaBten ,phrygischen Miitze" von Ancylus fluviatilis weitgehend ahnelt. Boettger (1944) erklart dies folgendermaBen: diese auf Kiemen- und Hautatmung angewiesene Schnecke kann dadurch in sauerstoffarmen Gewdssern ausdauern, da sie sich in der obersten Wasserschicht aufhalt. Hier nach Art einer Schildlaus an Pflanzenstengeln sitzend, ist sie durch deren Hin- und Herbewegen im Wind einer dau- ernden mechanischen Beanspruchung ausgesetzt, — daher die napfformige Schale. . Was die Verbreitung im Untersuchungsgebiet betrifft, so dtrite die Schnecke noch keine Gelegenheit gehabt haben, in die Alte Ammer nach deren Stillegung einzuwandern. Die Neue Ammer bietet ohnehin keine © Lebensmdéglichkeiten. Das Ost- und Westufer des Sees mag dem Wellen- schlag zu sehr ausgesetzt sein. Eine ungeklarte Frage bleibt jedoch, warum die Art die 2. und 3. Bucht, sowie die Gegend der A. A.-Miindung nicht besiedelt (ich habe dort griindlich gesucht!). Uber besondere physikalische oder wasserchemische Ansprtiche ist mir nichts bekannt. 2. Ctenobranchia genuina — SiiSwasser-Kiemenschnecken. Familie: Viviparidae. Viviparus viviparus (Linné) 1758 — Die Sumpfideckelschnecke. Syn.: Paludina vivipara (L.), Vivipara contecta Millet. Von dieser gréBten und bekanntesten lebendgebarenden Kiemen- — schnecke wurde in der Alten Ammer nur ein junges lebendes Exemplar bei der Rottmiindung gefunden, ferner zwei Gehduse auf einer Kiesbank im Mtindungsgebiet der Neuen Ammer. Im Sumpiweiher einschlieBlich dem daneben verlaufenden Graben ist die Art haufig, wahrend sie in der Lehmgrube fehlt. Was den Ammersee betrifft, so wurden am Ufer aller drei Verlandungsbuchten, sowie bei Wartaweil-Siid und -Nord einzelne frische Gehause gefunden, vor der A. A.-Miindung und bei St. Alban we- nige lebende. Viviparus kommt also am Seeufer iiberall vor, wenn auch nirgends haufig. | Nach Ehrmann Jebt die Sumpfdeckelschnecke in pflanzenreichen Teichen, Altwassern und Siimpfen, nach Geyer (1927) ebenfalls in ste- henden, pflanzenreichen Gewassern. Hubendick (1947) erwahnt, wenn man seine umgekehrte Nomenklatur der beiden Viviparus-Arten bertick- sichtigt, da V. viviparus auf lockerem Schlammboden zu leben vermag, relativ abgehirtet ist, aber keine starke Strémung vertragt. Nach We- senberg-Lund (1939) wurde er noch bei pH 4,8 gefunden, Modell Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 63 (1945) fand ihn im Ammersee gerade auch im Stidteil bei DieBen und Fischen, ferner im Pilsensee, Wiirmsee und Chiemsee. Auch Gaschott (1927) gibt ihn fur die meisten bayerischen Voralpenseen an. — Als ty- pische Form ftir stehendes, vegetationsreiches Wasser (im Gegensatz zu Viviparus fasciatus) ist die Schnecke offenbar in die Alte Ammer seit der Stillegung vor 20 Jahren noch nicht in nennenswertem MaBe gelanst. Das junge Stiick von der Rottmiindung diirfte von dem benachbarten Sumpiweiher dorthin verschleppt worden sein. Auch die ganz in der Nahe gelegene Lehm¢grube ist noch nicht besiedelt. Familie: Valvatidae — Federschnecken Gattung Valvata O.F. Miller 1774. Die Valvata-Arten sind als Kiemenatmer unabhangig von der atmo- spharischen Luft und bevorzugen nach Hubendick (1947) etwas tieferes Wasser als die anderen bekannten Arten. Geyer (1925) holte die statt- lichsten Bodensee-Valvaten aus 20m Tiefe; im allgemeinen, berichtet er jedoch, entwickeln sich die Valvaten ahnlich wie L. stagnalis in den kleinsten Seen zum GroSBenmaximum. Fiir die Federschnecken gilt fiir die Trennung der Arten ahnliches wie fiir die Gattung Radix: Sie sind nach Uh! (1926) sehr stark veranderlich. Uhl ist der Meinung, daB V. antiqua und V. geyeri einerseits, V. piscinalis und V. alpestris andererseits durch Ubergange ver- bunden sind. Er unterscheidet zwei Formen-Hauptreihen: turmf6rmig hoch- gewundene und kreiself6rmig niedergewundene. Im Ammersee war er oft im unklaren, ob es sich um piscinalis oder alpestris handelte. _ Schermer (1931), vertritt den Standpunkt, daB all die Arten und Formen um V. piscinalis und antigua Reaktionsformen ein und derselben Art sind, was durch Zwischenformen bewiesen werde. Im Untersuchungs- gebiet tritt die Art fast nur im Ammersee und hier mit groBer Hauligkeit auf. Von den gesammelten Arten gehéren (nach Ehrmann) die ersten drei der Sektion Cincinna, die letzte der Sektion Valvata s. str. an. Valvata (C.) piscinalis O. F. Miller 1774. Auferhalb des Ammersees wurde von der Art nur eine einzige leere Schale in der Alten Ammer (A. A.9) gefunden, was natiirlich faunistisch ohne Bedeutung ist. Im Seegebiet kam sie an allen Fundorten verbreitet bis sehr haufig im Schlamm vor, ausgenommen das Ufler der 2. u. 3. Bucht — was jedoch an den dort ungiinstigen Sammelbedingungen liegen kann —, ferner am Strand bei der Halbinsel Ried und bei Bierdorf. Zu erwahnen ware noch, dafi in der 2. Bucht nur subfossile Stiicke gefunden wurden und dafi ebensolche in grofBer Menge an dem Entwasserungsgraben bei Fischen und an anderen Orten des Verlandungsgebietes aus dem Boden gegraben werden konnten. 64 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees In den Siidbuchten und bei Wartaweil wurden die Tiere bis 5 m Tiefe in groBerer, bei ca. 10 m Tiefe in geringerer Zahl im Schlamm lebend an- getroffen. Teilweise neigten die Formen durch relative Kleinheit und ein wenig erhodhtes Gewinde zu F. obtusa Stud., welche Geyer (1925) fir den Ammersee bei Fischen angibt. Jedenialls haben wir hier eine aus- gesprochene Seeform vor uns. Nach Ehrmann lebt V. piscinalis im Schlammgrund stehender und — allerdings auch — langsam fiieBender Gewdsser. Nach Hubendick (1947) liebt sie besonders Ton oder Schlamm oder die am Boden be- findlichen Teile der submersen Vegetation; ihr Tiefenoptimum liegt nach ihm bei 1,5 bis 3m. Dort ernahrt sie sich nach Schermer (1931) von einzelligen Algen, Planktonresten u. a. Gaschott (1925) gibt die Art ftr alle bayerischen Voralpenseen an. Valvata (C.) piscinalis antiqua Sowerby 1838. V. pisc. antiqua wird von Ehrmann als eigene Art, von Geyer u.a. nur als Form gewertet (vgl. unter: Gattung Valvata!). Obgleich sie von Ehrmann und Geyer (1927) die fiir Seen bezeichnende 6kologische Rasse genannt wird, konnte ich sie in der typischen, turmiérmigen Ge- stalt nur in wenigen Exemplaren subfossil im Entwasserungsgraben bei Fischen und als recente Schalen bei St. Alban feststellen. AuBerhalb des Seegebietes kommt sie nicht vor. Nach Wesenberg-Lund (1939) geht die Schnecke am weitesten in die Seen hinaus, teils auf Schlammgrund, teils am Oberflachenhautchen. Valvata (C.) piscinalis alpestris (Blauner) Ktister 1852. Als V. piscinalis alpestris wurden einige kleine Schalen aus dem Alt- wasser A. A. IV, von Wartaweil-Strand und Wartaweil-Grund bestimmt. Es handelt sich m. E. entsprechend Uhl (1926) um flachgedriickte Ent- wicklungsformen von piscinalis Miiller, mit welcher sie durch Ubergange verbunden sind. Ehrmann bezeichnet V. pisc. alpesiris als Art, Geyer (1925) nur als Varietaét. Fiir ihr Vorkommen gibt ersterer den Schlamm- grund der Alpen- und einiger Voralpenseen ostw. bis zum Salzkammergut an. Nach Geyer lebt die Schnecke auSerdem in einigen Donauzufltissen der Alb. Uhl (1924) erw&hnt sie als Inselvorkommen in der Isar bei Miinchen. Gaschott (1927) unterscheidet sie nicht von piscinalis. Valvata (V.) (cristata) O. F. Miiller 1774. Obgleich diese Art von Geyer (1927) ftir stehende Gewdsser aller Art und von Ehrmann etwas. genauer fiir pflanzenreiche stehende Ge- wasser, auch langsam flieBende Graben, angegeben wird, wurde sie doch Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber StiBwasser-Mollusken des Ammersees 65 nirgends auBerhalb des Ammersees gefunden. Hier trat sie am Grunde der 2. Bucht sehr haufig, am Grunde der 3. haufig, bei Wartaweil und im Entwdsserungsgraben bei Fischen sehr selten, tiberall aber nur subfossil auf! — Nach Hubendick wahlt V. cristata am liebsten die am Boden befindlichen Teile der submersen Vegetation. Im Wellenschlag diirfte sie nicht gedeihen.... Sie ist nicht an eine gewisse GroBenordnung der Ge- wasser gebunden, tritt aber nicht in periodisch austrocknenden Wasser- ansammlungen auf. Nach Boycott (1936) fordert sie — in England — ,»plenty of mud and running water". Gaschott (1927) fand die Schnecke in fast allen bayerischen Voralpenseen, Geyer (1925) nennt sie ziemlich haufig in groBen und kleinen oberschwabischen Seen. Nach diesen Angaben scheint die Art, mindestens in unserem Gebiet, doch mehr Seeform zu sein. Wenn man die stets nur subfossilen Funde berticksichtigt, erscheint es fast so, als ob sie im stidlichen Ammersee ausgestorben ware. Die ungleichmafige Verteilung im See diirfte sich auf ékologischer Grundlage keinesfalls erklaren lassen. Familie: Hydrobiidae. Bithynia tentaculata (Linné) 1758. Dies ist die weitaus am zablreichsten angetroffene Art von samtlichen gesammelten Mollusken. Vor allem gilt das fiir den Ammersee, wo sie ungleich viel haufiger vorkommt als in den tibrigen Biotopen. Unter den Altwdssern wurde Bithynia nur bei A. A. IV selten gefunden. In der Alten Ammer trat sie an vielen Platzen, doch nicht in groBer Zahl auf, (sehr selten bis verbreitet) und teils lebend, teils tot. In der Neuen Ammer, dem Sumpfweiher und der Lehmgrube fehlt sie. Im Ammerseegebiet wurde die Schnecke nur am Ufer der 2. Bucht (zufallig?) und vor der A. A.-Miin- dung nicht gefunden; sonst kam sie tberall, auch am Seegrund, und zwar meist haufig bis sehr haufig in allen Altersstadien vor. So nennt denn auch Geyer (1927) B. tentaculata die verbreitetste Wasserschnecke und gibt als Biotope an: verschiedenartige Gewdsser; im Gefall der Fliisse und in der Brandung der Seen an Steinen, in stillen Wassern im Schlamm; im Gardasee noch in 60 m Tiefe. Ehrmann nimmt starke Stromung aus. Hubendick teilt u. a. mit: ,,... Sie ist nicht an die Vegetationszonen der Gewasser gebunden und scheut dem Wellen- schlag ausgesetzte Stellen nicht. — Ich habe nicht gefunden, das sie Ge- wasser von bestimmter GroBenordnung bevorzugt, doch kommt sie nicht in kleinen Wasseransammlungen vor, welche periodisch austrocknen k6n- nen.” Was das Tiefenvorkommen betrifft, so gibt Wesenberg-Lund (1939) an: in gréBeren Seen bis ca. 9—10 m, soweit die Characeen reichen, am haufigsten in ein paar Meter Tiefe. Monard (1919) berichtet fiir den Neuenburger See: selten tiefer als 20—25m. Fr6mming (1952) fand sie auch in Weihern und Grabern mit hohem Eisen- und Huminsduregehalt. 5 66 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees Aus all diesem ergibt sich wohl das Fehlen der Art in der Neuen Ammer (zu hohe Strémung!), nicht aber im Sumpfweiher und in der Lehmgrube. Denn sogar in dem kleinen Entwasserungsgraben beim Fi- schener Winkel kamen neben vielen Schalen auch lebende Tiere vor und J. Lundbeck (1926) bezeichnet sie geradezu als charakteristisch fiir Chara-Wiesen (vgl. Lehmgrube!). AbschlieSend méchte ich noch erwahnen, daB H. Schafer (1953) die Biologie der B. tentaculata in der unteren Lahn studiert hat mit dem Ergebnis, da die Schnecke dort die nicht aufliegende Unterseite von Steinen gegentiber Schlammgrund bevorzugt, — ferner da® die Besiedelungsdichte von besonderen Ernahrungs- und Strémungsbedingungen-abhangig ist und im Mittel mit 300 bis 500 Tieren pro qm(!) angegeben werden kann. Gegen organische Verunreinigungen scheine das Tier wenig emplindlich zu sein. 3. Stylommatophora — Landlungenschnecken. Die Landlungenschnecken liegen an und fiir sich auBerhalb der Be- trachtung. Da jedoch einige Arten der Gattung Succinea — Bernstein- schnecke derart dicht am Wasser bzw. auf den aus dem Wasser heraus- ragenden Wasserpflanzen leben, da sie dem Wasserschnecken-Sammler auf Schritt und Tritt begegnen, sollen diese hier auch kurz besprochen werden. Es handelt sich um 2 Arten: Succinea (S. str.) putris Linne. Diese groBe Bernsteinschnecke wurde im Altwasser A.A. I und an fast allen Fundorten der A.A. teils lebend an Ufer- und Wasserpilanzen, teils tot am Grunde gefunden, jedoch nirgends in groSer Anzahl. In Lehm- srube und Sumpfweiher fehlte sie. In derselben Art und Weise wie an der A.A. trat sie im Ufergebiet der Fischener Bucht sowie am ganzen Ost- und Westufer des Ammersees auf. Am meisten wurde sie in Form leerer, aber frischer-Gehause am Strand von Wartaweil-Station gesammelt. Nach Ehrmann lebt die Art am haufigsten an Schilf und Stauden am Ufer der Gewdsser, doch auch auf feuchten Wiesen und in Auenwal- dern. Geyer (1927) bringt ihr Auftreten auBerdem mit Caltha palustris in Beziehung. Dieses hat sich im Untersuchungsgebiet nicht bestatigt, wahrend die Fundorte mit Ehrmann gut tibereinstimmen. Gaschott (1927) gibt diese und die folgende Art fiir den Ammersee und die Mehr- zahl der tibrigen Voralpenseen an. Succinea (Hydrotrcpa) pfeifferi RoBmaBler. Diese kleinere und schlankere Art lebte in einigen Exemplaren an zwei Stellen des Unterlaufs der Alten Ammer, am Ufer der Neuen Ammer, am Entwasserungsgraben bei Fischen, am Ufer der 6stlichen Halbinsel und Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 67 am Quellhorizont der Halbinsel Ried an Wasser- und Uferpflanzen. Wie schon der Sektionsname Hydrotropa sagt, ist die Art im allgemeinen die am festesten ans Wasser gebundene. So kommt sie auch nach Ehrmann und Geyer (1927) meist in unmittelbarer Bertthrung mit dem Wasser, auf den schwimmenden oder den Wasserspiegel tiberragenden Teilen der Wasser- - pilanzen vor. 4, Oberiamilie Najadacea — Najaden. Familie: Unionidae. Von der Familie kommen im Gebiet der siidlichen Zufliisse der oberen Donau nur die zwei Gattungen : Unio Retzius 1788 — die Flu8muschel und Anodonta Lamarck 1799 — die Teichmuschel in Betracht. Als optimalen Biotop ftir die gesamte Familie gibt Geyer (1927) an: leicht bewegtes Wasser, fein schlammiger Grund, Kalk, mafige Vegetation und wenig pflanzliche Zersetzungsrtickstande. Dabei ist zu be- riicksichtigen, daB die Gattung Anodonta gegen Wasserbewegung wegen ihrer diinnen Schale und des fehlenden Schlosses wesentlich empfindlicher ist als Unio und da8 der Schlamm, so wichtig er an sich ist, nicht zu tief sein darf, da sonst die schweren Tiere darin versinken. Die beiden Gat- tungen, vor allem Anodonta, zeigen einen auBerordentlich groBen Formen- reichtum. Im Gegensatz zu den Gastropoden (Lymnaeiden, Valvatiden) sind hier jugendliche, wenn auch nicht ganz junge Exemplare fiir die sichere Bestimmung der Art besser geeignet als ausgewachsene, da bei diesen die Anpassungsformen an das Milieu immer mehr zur Geltung kommen und die Artmerkmale verwischen (Jaeckel 1952). Nachdem die vor etwa einem halben Jahrhundert herrschende ,,Arteninflation* zugunsten von eini- gen geographischen Varietaten und einer Reihe von 6kologischen Reaktions- formen beseitigt wurde, kommen fiir Stidbayern nur folgende vier gute Arten in Frage (erste Nomenklatur nach Modell — brieflich 1949) : 1. Vom Rassenkreis Unio pictorum Linné 1758: Unio pictorum latirostris Kiister (auch: U. pictorum platyrhyncius RoBmaBler) 2. Vom Rassenkreis Unio crassus Retzius: Unio crassus cytherea Kiister 1836 3. Vom Rassenkreis Anodonta anatina Linné (= Anodonta piscinalis Nilsson): Anodonta anatina attenuata Held (auch: A. cygnea piscinalis Nilsson) 4, Vom Rassenkreis Anodonta cygnea Linné (= Anodonta cellensis Gmelin): Anodonta cygnea solearis Kiister (= A. cellensis solearis Kiister). 5* 68 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees In der folgenden Faunenliste sind die meisten Stticke nach dem bio- logischen System von Modell (1924) bezeichnet. Diese biologischen Varietaten oder Reaktionsformen sollen daher hier charakterisiert werden: Var. typica: Fallt mit dem Typus der Art oder Rasse ftir ein Gebiet zusammen. [hre Merkmale sind mittelstarke Schlo®zahne, mittelstarke, wohlgeformte Schale mit regelmaBig gerun- detem Umri8; Wirbel unversehrt und mit der normalen Skulptur.versehen. Sie lebt in mais bewegten oder stehenden Gewassern mit feinem, weichem Schlammgrund, der nicht stark mit Humussaure durchsetzt sein darf. Am haufigsten tritt die Varietat in Seen, Teichen und den Unterlaufen der Stréme auf. Mit ihr stimmen die Jugendformen aller anderen Varietaten mehr oder weniger gut tberein. Var. arenicola: Diese Varietat wird als Sandform und als Varietat der autochthonen Kalkformation bezeichnet; sie lebt meist in ziemlich langsam flieBenden Bachen und Fliissen mit vor- wiegend sandigem Grund. Vorder- und Hinterende der Schale ist leicht verktirzt, im Alter wird sie starker und bauchiger; die Epidermis ist an den Wirbeln durch den Sand ab- geschliffen (Korrosion). Bei Anodonta anatina ist der Schildiliigel schwacher entwickelt als beim Typus. In den Moranengebieten des bayerischen Alpenvorlandes vermitteln die © biologischen Ubergange zu var. tenuis. Var. tenuis: Hierher gehoren die Ausbildungsformen der kalkarmen oder humussaurereichen Ge- wasser der diluvialen und alluvialen Aufschiittungsformationen. Hier leben sie be- sonders in Teichen, an stark vermoorten Seeufern und in langsam flieBenden Bachen mit Schlammgrund. Die Schale ist diinnwandig, die SchloBzahne sind schwach; der UmriB verlangert sich sehr stark (Einsinken im Schlamm!), gewohnlich auch der Schna- bel. Die Wirbelstruktur ist, soweit nicht erodiert, oft reich entwickelt. Ubergange zu allen anderen Variationen sind haufig. Var. crassa: Dies ist die dickschalige Stromungsform in den kalkreichen oder doch humussaure - armen jungen Schwemm- und Schuttlandern. DemgemaB sind Schalenbau und SchloB kraftig entwickelt. Der LangsumriB der Schale verkiirzt sich, der Querschnitt wird bauchig. Da- durch rtickt scheinbar der Wirbel etwas zuriick und tritt wenig aus dem Schalenrand hervor. Der Grund der Gewasser besteht aus hartem Schlamm, Sand, Erde oder Roll- steinen. Verbreitet ist die Form u. a. in den Bachen der Moranenlandschaften. — Fiir Anodonta sp. ist die fa. lacustris aus vielen nordlichen Voralpenseen bekannt, weshalb sie hier anhangsweise erwahnt sei: Fa. lacustris (=var. lacustrina Cless.) bezeichnet kleine, mittelgro®e und sehr groBe Formen der grofen Landseen mit breitem Schnabel, welche auf die Moranenzonen der Eiszeit beschrankt sind. Erforderlich ist ein sroBes, den Winden zugangliches Gewasser mit starker Kalkschlammentwicklung. Uber fa. arca Held vergleiche Ehrmann! Im ,,Natiirlichen System der Najaden" 1942 definiert Modell den Begriff der guten Art als ,Gemeinschaft von Einzeltieren der Najadengruppe, die sich durch die gemein- same Anlage der Schale (UmriBform der jungen Stiicke), Semeinsamen Bauplan der Wirbel- struktur und des Schlosses und — wenn nachpriifbar — des Weichkérpers auf jeden Fall Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 69 von anderen gleichwertigen Gemeinschaften unterscheiden lassen“; er legt dabei das Hauptgewicht auf die Unterscheidbarkeit. s In der Erganzung von 1949 versucht der Autor die Ubereinstimmung des auf Schalen- bau und Wirbelstruktur aufgebauten natiirlichen Systems mit anatomischen Befunden nach- _ zuweisen. Weiter wird folgende fortlaufende Stufenreihe aufgestellt : Var. crassa als Stromungsform , arenicola ,, Sandform «7 £ypica » Optimalform » tenuis , Sumpfform , archaica bei Kalkarmut. Allgemein spricht er — in gleicher Reihenfolge — von quadruliner, unioniner und anodontiner Entwicklung. Und nun zu den gesammelten Arten und Formen: Unio pictorum latirostris Kiister. Die gesammelten Stiicke der Art verteilen sich folgendermafen: A.A. 8: 95 Altwasserformen der var. fypica/tenuis aus einem absterbenden FluBteil ’) AN Oa 2a ol. A.A. 11: 6 2 Altwasserformen der var. /ypica A.A. 13/14: 4 dgl. A.A. 18: 1 var. typica/tenuis mit erweiterter Strichskulptur. In allen isolierten kleineren Gewdssern fehlen Najaden! Ammersee;: Am Ufer der 1. und 2. Bucht mit éstl. Halbinsel: 3 > verwitterte, teilw. stark korrodierte Schalen 1. Bucht — Grund (von der Mitte bis in die Verlandungszone hinein): 30 meist lebende Exemplare mit starkem fenuis-Einschlag; davon 3 var. typica/arenicola, 1 var. typica/tenuts, 4 var. tenuis (arca) 2. Bucht — Grund: 3 junge, lebende var. typica 3. Bucht — Grund: 14 var. typica (in 0,5 m Wassertiefe) 2 var. crassa (in 6—8m Wassertiefe) Vor A.A.-Miindung: 43 meist lebende var. typica (= decollata Held) Wartaweil (Strand und Grund): 43 var. typica, bei stumpfer Farbe und eckigen Umrissen zur Sandform arenico/a neigend St. Alban-Siid und Nord: 19 vorw. var. typica, einige ,,arca’-Formen (var. arenicola/crassa) Bierdorf: 13 var. fypica juv. lebend. — ') Bestimmung von Modell ohne genaue Kenntnis des Fundortes! 10 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees Nach Ehrmann lebt Unio pictorum lat. in Fliissen, Miihlgraben, Alt- wassern, Teichen und Seen, meidet im Gegensatz zu Unio tumidus rasch- flieBende Bache und findet optimale Lebensbedingungen in ruhigen FluB- buchten und Altwassern. Geyer (1927) sagt zum Lebensraum nur: ,,Die— Unionen meiden stockende Gewdsser und leben in Fliissen und Seen.“ Jaeckel (1952) stimmt mit Ehrmann im wesentlichen tberein. Uber die Najaden des Ammerseegebietes liegt erfreulicherweise eine ausftihrliche Arbeit von H. Modell aus dem Jahre 1925 vor. Zudem hatte der gleiche Autor die Freundlichkeit, mein jetziges Material nach seinem biologischen System zu bestimmen. Es ist daher ein einwandfreier Ver- gleich der damaligen und heutigen Verbreitung (1950) méglich. Was U. pictorum lat. betrifft, so wurde dieser 1925 schon von Modell bei St. Alban, DieBen, Fischen, Aidenried, Miihlfeld, Herrsching u.a.O. ge- funden, nicht bei Ried. Diese Verbreitung stimmt mit der heutigen iiber- ein. Dagegen fehlten die Najaden iiberhaupt in. der damals erst vor kurzem ihres Zuflusses beraubten Alten Ammer. Hier sind also U. pic- torum lat. und die beiden Anodonta-Arten in den letzten 25 Jahren vom See her eingewandert und zwar bis AA. 8 hinauf, d.h. schon beinahe so weit, wie ein zusammenhangendes, breites Gewasser mit Schlammérund reicht. Allerdings leben die Tiere hier gegentiber den Seebiotopen noch recht zerstreut und es erscheint mir, auch wegen des besonders im Ober- lauf relativ hohen Prozentsatzes leerer Schalen, sehr fraglich, ob es sich bei der Alten Ammer um einen optimalen Lebensraum ftir Najaden - handelt. Allgemein erscheint mir Unio pictorum lat. im Untersuchungsgebiet im Gegensatz zu U. crassus und Anodonta cellensis sol. als euryéke Art, da er das maBig bewegte Westufer und das Prallufer bei Wartaweil in gleicher Frequenz besiedelt wie die stillen, schlammigen Verlandungsbuchten mit und ohne Zuflu8 und auch in die Alte Ammer eingewandert ist, wo er den relativ hohen Kalkgehalt, niederen pH-Wert und Eisenoxyd-Ausfallung auf den Schalen in Kauf nimmt. Ob er auch in den kleinen Gewdssern leben kann, kame auf den Versuch der Einbiirgerung an. Unio crassus cytherea Kiister 1836. Diese Art wurde im Untersuchungsgebiet nicht gefunden, Da sie aber in der nach- sten Nachbarschaft auftritt, will ich doch ein paar Worte dariiber sagen. Nach Geyer (1927) ist U. crassus der haufigste der Gattung, geht in Fliissen noch hoher als die an- deren und bewohnt auch Bache. Jaeckel (1952) bezeichnet ihn als ,,die Art unserer Najaden, die am meisten strémendes, also sauerstoffreiches Wasser beansprucht." Der Ammersee diirfte daher kein idealer Biotop fiir ihn sein. So ist er denn hier auch auBerst sparlich und wurde von Modell (briefl. 1950) nur in den Uferwanden bei Stegen (nahe dem Ausflu8 des Sees) haufiger gefunden; ferner wurden ein einzelnes Stiick bei Ried und 2 von Gaschott bei Buch gesammelt; auBerdem gibt Zwiesele (nach Modell) die Art aus dem Siidwesten des Sees ohne genaue Ortsbezeichnung an. Von den Siidbuchten und Wartaweil ist sie nicht bekannt. Nach Gaschott (1927) fehlt U. crassus im be- nachbarten Pilsensee, vertritt aber U. pictorum ganz im Worthsee und lebt im Wiirmsee neben diesem, Im Chiemsee z. B. wurde er von Modell (1928) nicht gefunden. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 71 Anodonta anatina attenuata Held. Die éesammelten Stticke verteilen sich folgendermaBen: Alte Ammer. A.A. 8: 1-Altwasserformen der var. tenuis (Schalen) A.A. 10: 1. dgl. lebend WA il: 52 dg). V und + A.A. 12: 1. lebendes, junges Stiick : A.A. 18: 5 lebende Exemplare der var. typica/tenuis (zu arenicola neigend), flache Formen des sandigen Feinschlammes — Altwasserformen. 1. dgl. f. recurvirostris. Ammersee. 1. Bucht-Ufer: 25 alt, beschadigt 1. Bucht-Grund bzw. freigelegte Schlickflachen: 39 var. typica/tenuis, in den Umrissen den Allt- wasserformen der f. /acustrina gleich Ostl. Halbinsel: 102 leere Schalen der var. typica bzw. typica/tenuis 2. Bucht-Grund: 2. degl. 3. Bucht-Grund: 21 teils lebende, teils +, vorwiegend var. typica, sparlich var. typica/tenuis, 1 tenuis A.A.-Miindung: 9 lebende var. typica mit rostraten See-Alters- formen Wartaweil: 76 meist lebende Exemplare, bestehend aus ver- kurzter var. fypica, var. arenicola (,,lacustrina“), var. arenicola/tenuis (leicht rostrat), var. crassa Halbinsel Ried: 16 lebende var. crassa (lacustrina Clessin), stark- schalig! St. Alban (Su. N): 20 Exemplare, vorwiegend var. typica (Seeformen) im Ubergang zu f. lacustrina 1 var. typica/tenuis; 1 var. crassa Bierdorti: 4 z var. typica juv. — Auffallend verschieden war die Schalenfarbe an den einzelnen Fundorten: Alte Ammer einschlieBlich Mindung: dunkel olivgriin, Wirbel rostrot; Wartaweil: hell olivgriin, Wirbel rostrot; St. Alban: zwischen diesen beiden; Halbinsel Ried; hell olivgriin, Wirbelgegend weil (korrodiert). — Nach Ehrmann lebt ,,Anodonta cygnea piscinalis“ in der ruhigen Stromung der Fltisse oder in durchstrémten Teichen mit klarem Wasser, hier oft mit lebhaften Farben. Bei den Abweichungen der Schalenform, GroBe und Farbe, die der Autor fiir Altwasser mit reichem Pflanzenwuchs 72 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Siiwasser-Mollusken des Ammersees und tiefem Schlamm angibt, dtirite es sich um den Ubergang zu A. cygnea solearis handeln. Es fehlt ein Hinweis auf das weit verbreitete Vorkom- men in groBen Seen. Geyer (1927) kennt die hier behandelten Arten noch nicht; fiir die ganze Gattung gibt er sowohl stille als bewegte Ge- wasser als Biotope an und weist auf den groBen Formenreichtum hin, der auch von den iibrigen Unioniden nicht erreicht wird. ,Jeder See pragt seine eigenen Gestalten", schrieb er 1925. Jaeckel (1952) sagt nichts tiber die 6kologischen Ansprtiche. Die Verbreitung der Art im Untersuchungsgebiet stimmt, wie oben und aus der SchluBtabelle ersichtlich, fast genau mit der Malermuschel tiberein. Dies ist nicht erstaunlich, denn Gewdsser mit einer Strémungs- geschwindigkeit, die fir Anodonta zu hoch, ftir Unio aber noch ertraglich ware, sind nicht vorhanden. In die einzelnen Weiher und Tiimpel ist auch A. anatina nicht gelangt. Fiir die Einwanderung in die Alte Ammer gilt das fiir U. pictorum Gesagte. Die Art ist also ebenfalls stark euryok. Modell hatte sie schon 1925 fiir die meisten Platze des Ammersee- Ufers, fiir den benachbarten Pilsensee und fiir den Ausflu8 des Ammer- sees, die Amper, angegeben, jedoch nicht fir St. Alban, die Alte und die Neue Ammer. Er fand im (ganzen!) Ammersee an erster Stelle die var. arenicola, dann folgten crassa, typica und tenuis (Chiemseearbeit 1928). Bei meiner Ausbeute gilt diese Reihenfolge nur ungefahr ftir das Ostufer, wahrend sonst die var. typica und ftypica/tenuis iiberwiegen. Diese Tat- sache erklart sich durch die vorwiegend schlammig-sumpfigen Biotope des Siidufers. — Daraus, daB die var. typica/tenuis-Formen der 1. Bucht doch in den Umrissen der Altersform der f. lacustrina gleich sind, schlieBt Modell (brieflich 1950), daB die lacustrina-Form dort jetzt bereits ver- erblich ist. (Auch aus dem Auftreten von Sumpfformen mit callosa-UmriB im Chiemsee hatte er (1928) auf eine gewisse Vererblichkeit rein passiv erworbener Anpassung geschlossen.) Nach Gaschott (1927) kommt ,,Anodonta cygnea“ in allen erwahnten Voralpen- und den meisten Alpenseen vor; allerdings macht der Autor keinen Unterschied zwischen den beiden Rassenkreisen. — Anodonta cellensis solearis Kiister. Diese Art trat ganz wesentlich seltener auf als die beiden vorigen (Formen nach Modell): A.A. 10 und 11: je eine Schale der var. tenuis A.A. 18: 2 Altwasserformen, 1 juv. 1. Bucht-Ufer: 2 Stiick (beschadigt) 1. Bucht-Grund: eine var. typica V 2. Bucht-Grund: eine dgl. 3. Bucht-Grund: eine var. tenuis (Schale) A.A.-Miindung: 5 Seeformen (V) Wartaweil: 2 Exemplare der var. typica V. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees 73 Es werden demnach im Vergleich zu den vorhergehenden Arten die schlammig-sumpfigen Buchten und Altwasser bevorzust. Nach Ehrmann soll ,,A. cygnea cellensis Schréter‘', wie die Art dort bezeichnet ist, in gréBeren Teichen, Mihlweihern und Altwassern mit Pilanzenschlamm vorkommen und durch alle Ubergange mit ,,A. piscinalis“ verbunden sein. Geyer und Jaeckel geben keine Biotopanspriiche an. Modell bezeichnet die Art als Sumpfform und unterscheidet sie scharf von anatina att. Ihm wurde (brieflich 1950) aus dem Ammersee 1925 nur ein junges Exemplar am Strand von Stegen bekannt, das vermutlich aus dem Amperhafen eingeschleppt worden war. Dagegen lebte und lebt A. cellensis reichlich im nahen Worthsee. Das Auftreten bei Wartaweil und in den Stidbuchten ist also neu und wird von Modell darauf zuriick- gefiihrt, da8 durch die Ammerregulierung ausgedehnte Torfmassen frei- gelest wurden und diesen Seeteil etwas vermoort haben, obwohl sie, fahrt er fort, biologisch dort friiher auch vorkommen konnten, wie es an ent- sprechenden Stellen des Wiirmsees der Fall ist. Auch gibt die chem. Wasseranalyse keinen Anhaltspunkt fiir die genannte ,,Vermoorung". Ich méchte daher fiir das Auftreten der A. cellensis eher die physikalischen Einfltisse der allgemeinen Verlandung in diesem Seeteil verantwortlich machen. — Fiir die Alte Ammer gilt wieder das bei Unio pict. Gesasgte. 5. Oberiamilie: Cyrenacea. Familie: Sphaeriidae—Kugelmuscheln. Sphaerium corneum (Linné) 1758. Die Art besitzt nach Jaeckel (1952), Geyer (1927) und Ehrmann groBe Verbreitung und Anpassungsfahigkeit an Umweltfaktoren; sie ist daher sebr variabel. Geyer unterscheidet: Sph. corneum s. str. als Schlammform der stillen Gewasser und Sph. corneum scaldianum Normand als Sand- (und Schlamm-) Form bewegter Gewasser. Nach den obigen Angaben miiBte die Art als Ganzes ohne weiteres in allen Gewassern des Untersuchungsgebietes leben kénnen. Eine Ein- schrankung lesen wir allerdings bei Hesse-Doflein (II 1943, S. 785), der Autor zahlt Sph. corneum zusammen mit Zuckmtickenlarven und der Wasserassel (Asellus aquaticus) zu den Mesosaprobien und sagt: ,,Sie be- zeichnen die Stellen im Wasser, wo die Selbstreinigung durch den Abbau der organischen Stoffe beginnt und durch die Assimilationstatigkeit griiner Pflanzen der Sauerstoff ersetzt wird.” Schermer (1931), der die Muschel in allen ostholsteinischen Seen bis 29,5 m Tiefe fand, hebt ihr hohes Sauer- stofibeditirfnis hervor; auch sei nahrstoffreicher Schlamm erforderlich. So wurden von Sph. corneum aufBerhalb des Ammersees nur je zwei leere Schalen im Altwasser II und im Sumpfweiher gefunden. Im See 74 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees dagegen trat die Art fast tberall auf, wenn auch in verschiedener Fre- quenz: sehr selten am Grund der 2. Bucht, selten an der 6stl. Halbinsel und am Grunde der 3. Bucht, haufig bei Wartaweil (Strand und Grund), selten bei Wartaweil-Nord und der Halbinsel Ried, haufig subfossil bei St. Alban-Stid und selten ebenso bei St. Alban-Nord. Bei den gesammelten Stiicken handelt es sich wohl ausschlieBlich um die var. scaldianum und zwar vorwiegend um deren kraftig gewolbte, dick- schalige forma duplicatum Clessin mit mehr oder weniger haubchenartig abgesetzter Embryonalschale. Diese Form geben schon Geyer und Ehr- mann fiir die Uferzone der Voralpenseen an. Die Mitteilungen Hesse- Doflein's und Schermer’s k6nnten das Fehlen der Art in der A.A. vielleicht fiir Teile des Oberlaufes erklaren, nicht aber fiir den Unterlauf. Nebenbei sei erwahnt, daB am Ost- und Westufer des Ammersees vielfach kleine ,sandnapfchen" von ca. 12 mm Durchmesser und 2—3 mm Starke gefunden wurden; nach Entfernen des ziemlich fest zusammengebackenen Sandes mit dem Fingernagel kam im Innern jedesmal eine halbe subfossile Sphaerienschale zum Vorschein. Musculium lacustre (O. F. Miller) 1774 — Die Haubchenmuschel Diese diinnschalige Art wurde gerade im Gegensatz zur vorigen im Ammersee gar nicht gefunden, sondern nur in der A.A. und zwar jeweils zu wenigen lebenden Tieren bzw. frischen Schalen bei A.A. 11, 13/14 u. 15/16. Uber den Lebensraum der Muschel schreibt Ehrmann: in sumpfigen Graben, Teichen, Altwassern und in Buchten langsam stromender Fliisse, selten in Seen. Geyer (1927) sagt nur kurz: ,Schlammbewohner stehen- der und fauler, selten flieBender Gewasser." Jaeckel (1952) folgt mit seinen © Angaben Ehrmann. Was das bisher bekannte Vorkommen von Musculium lacustre in den bayerischen Alpen- und Voralpenseen betrifft, so schreibt Gaschott (1927): ,,Die Art scheint im Bodensee so ziemlich alle Uier zu bewohnen, aber immer nur in geringer Zahl, sonst habe ich sie nur noch im Ammersee bei Stegen festgestellt..‘ Geyer (1925) teilt fur die oberschwabischen Seen mit, da die Art vereinzelt im Schlamm stiller Buchten sitzt. Ebenfalls ,,selten* wurde sie von Schermer (1931) in den ostholsteinischen Seen gefunden. Nach allen diesen Angaben stellt die Anzahl und Verteilung im Ube suchungsgebiet kein Problem dar. Gattung: Pisidium C. Pfeiffer 1821 — Die Erbsenmuschel. Nicht nur die kleinsten und haufigsten der heimischen Bivalven, sondern auch diejenigen mit der groBten 6kologischen Valenz sind in dieser Gattung enthalten. Dariiber berichtet Geyer anschaulich in seinem Aufsatz , Von den einheimischen Pisidien“ (1923); die wichtigsten Gedanken seien daraus zitiert: Der geringe Kérperumfang macht es den Pisidien méglich, die Gewasser in weitestem Umfang zu besetzen. Selbst die amphibisch lebende Succinea pfeifferi oder Lymnaea (= Galba) truncatula sind abhan- giger von einer bestimmten Wassermenge als die Pisidien, denn diese Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 15 kénnen sich im Schlamm, Moos o.a. viel leichter einbohren als die groBen Muscheln und die breitsohligen Schnecken. Neben dieser Resistenz gegen widrige AuBenfaktoren erhoht ihre Kleinheit auch die Méglichkeit, durch Molche, Fische und Végel verschleppt zu werden, so daB relativ schnell ausgedehnte, geschlossene Verbreitungsgebiete entstehen. Ferner mag die Unabhangigkeit der Fortpflanzungsfahigkeit vom Alter eine positive Rolle in dieser Hinsicht spielen, denn auch nicht erwachsene Tiere kénnen, wenn auch in geringer Zahl, Embryonen tragen. Schlieflich muB die extreme Anpassungsfahigkeit der Arten an das Milieu erwahnt werden. So kommt es, daf Pisidien vom kleinsten flachen Tttmpel oder Bach bis zum ¢gr6Bten See verbreitet sind, in welch letzterem einige Arten von allen Mollusken weitaus in die gréften Tiefen hinabsteigen. Die gtinstigsten auBeren Bedingungen liegen nach Geyer (1923) fiir alle Arten in klaren Gewdassern, im nicht oder sparlich be- wachsenen, tiefen und feinen (nahrstoffreichen) Schlamm der Seen, Fliisse und Kanale, selten im ktinstlich gestreckten, sand- und gerdllftihrenden FluBlauf. Der Schlamm ist Nahrboden und Ankergrund zugleich. Einige interessante Gesichtspunkte fiir die bestimmenden Umwelt- faktoren finden wir noch bei Valle (1927): Dieser lehnt auf Grund seiner Untersuchungen in karelischen Seen den Gedanken strikt ab, daB Tem- peratur- und Sauerstoffverhaltnisse sowie Kalkreichtum dort von Einilu8 auf die Verbreitung der Pisidien seien. Vielmehr macht er die edaphischen und Nahrungsverhaltnisse des Grundes in erster Linie fiir den Reichtum an Individuen verantwortlich. Zusammenfassend teilt jener u. a. mit, daB die Erbsenmuscheln seltener auf Gyttja- als auf Dygyttja- und Dyunterlage auftraten, wenn die letztgenannte Schlammart nicht auf erst nahrstoffarm und humifiziert war. Ebensowenig, heiBt es, gedeihen sie auf sehr losem und dickem Schlamm, sondern besser auf solchem, der in einer diinnen Schicht eine harte, am liebsten sandige Unterlage bedeckt. Dies hindert sie nicht daran, am reichlichsten auf abfallreichem und gedtingtem Boden aufzutreten. So ist es nicht tiberraschend, da die Pisidien auch im Untersu- chungsgebiet fast alle Biotope besiedeln. Die Neue Ammer freilich ist fur sie nicht zuganglich, da die zarten Tiere von dem in Bewegung befindlichen Gerdll schneller als alle anderen Mollusken zermahlen wiirden. Die Lehmgrube diirfte zur Zeit der Untersuchung des Untergrundes (August 1949) noch nicht besiedelt gewesen sein. DaB in den Altwassern und im Sumpfweiher keine Pisidien gefunden wurden, schlieBt ihr dortiges Vorkommen nicht aus, da in diesen Ge- wassern mangels gecigneter Gerdte nur in der Nahe des Ufers gesammelt werden konnte. Was nun die Systematik der Gruppe betrifft, so gilt hier Ahnliches wie fiir die Najaden (Geyer 1923): entsprechend der hohen Anpassungs- fahigkeit haben die verschiedenen Umweltfaktoren auch eine Vielzahl von Formen gepragt. Die Schwierigkeit der Bestimmung wird erhéht durch die 716 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees Kleinheit der Individuen. So veranderte sich die Nomenklatur mehrifach. Die Bestimmung erfolgt heute nach SchloBmerkmalen zusammen mit der von der Umwelt gepragten Schalenform. Ich folge in der Nomenklatur dem Spezialisten, der mein Material bestimmte, Jules Favre, Gent (er- ganzt durch Ehrmann 1933). Somit wurden von den 17 nach Jaeckel (1952) in Deutschland lebenden Arten folgende 10 gefunden: *} Pisidium amnicum O.F. Miller 1774. Nach Ehrmann lebt diese gré8te Art der Gattung .,im feinsandi¢g- schlammigen Grund der Fltisse und gréBeren Bache, auch in der Ufer- zone der Seen.’ Geyer (1923) betont ihre Bindung an das bewegte Wasser. Dem steht allerdings eine Angabe von Schermer (1914 — aus Valle 1927) entgegen, wonach die Art im Luganersee in 80 m Tiefe leben soll; doch scheint dies eine Ausnahme zu sein, den die anderen mir zu- ganglichen Fundortangaben beziehen sich alle auf die Uferregion. Valle (1927) fand P. amnicum in den von ihm untersuchten karelischen Seen lebend bis zu 3 und 4m Tiefe und zwar auf die nahrungsreichsten Gyttja- Seen beschrankt. Gaschott (1927) zahlt die Art ftir die Alpen- und Vor- alpenseen zu den ,,regelmaBigen, wenn auch nicht haufigen Bewohnern von Wysse und Halde’’.*) In den Rahmen dieser Mitteilungen fallen auch die Fundplatze im Untersuchungsgebiet, wenngleich P. amnicum in der Alten Ammer bedeu- tend haufiger sein kénnte. Hier wurden namlich nur bei A.A. 9 und 12 je eine frische bzw. subfossile Schale gefunden. Im Ammersee lebte das Tier sehr selten in der 3. Bucht in 2 und mindestens 7(!) m Tiefe und etwas haufiger in nur 0,2 m Tiefe vor der A.A.-Miindung; recente Schalen fanden sich sehr selten am Grunde bei Wartaweil, etwas haufiger bei St. Alban und Bierdorf. Pisidium henslowanum Sheppard 1823. Die Art Jebt nach Ehrmann in Fliissen, Altwassern und Seen und hier — nach Geyer 1923 und 27 — haufig und nur in bewegtem Was- ser. Valle (1927) zeigt an Hand der Literatur, da8 sie im Litoral und seichten Profundal” (==Sublitoral) der Seen bis zu 8, 36 und 45m Tiefe bei recht mannigfaltigen Untergrundverhaltnissen vorkommt. In seinem Untersuchungsgebiet schien P. henslowanum auf die fruchtbareren Tonge- ') Eine betrachtliche Menge des Materials befand sich in stark verwittertem (sub- fossilem, opakem) Zustand. Da ich mir der Unsicherheit eines solchen Materials fiir éko- logische Betrachtungen bewuBt bin, trenne ich es bei den Fundangaben scharf von dem lebend oder frisch (,,diaphane'' bei Favre) gefundenen, Allerdings besteht unter den gegebenen Ortlichen Verhaltnissen kaum Anla8 zu der Annahme, dafB das subfossile Ma- terial aus anderen Biotopen eingeschwemmt ist. *) Wysse = Uferbank, Halde = Abfall zum Profundal. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees T7 biete beschrankt zu sein und dort auf nahrstoffreichem Gyttja-, Dygyttja- und Dygrund avfzutreten. Nach Gaschott (1927) gehort es ebenfalls zu den Charaktermollusken der Seewysse; er fand es im Wiirmsee zwischen der Roseninsel und dem Ufer ungemein haufig. Nach Wesenberg-Lund steigt die Art bis in 38 m Wassertiefe hinab und in den Alpen bis in 2640 m MeereshGhe hinaul. Im Ammerdelta wurde von P. henslowanum auBerhalb des Sees nur bei AA. 9a eine recente Schale gefunden. Im Ammersee trat es in der 1. Bucht sehr selten als frische Schale, in der 3. Bucht etwas haufiger, doch nur subfossil, vor der AA.-Miindung jedoch in gleicher Menge lebend, bei Wartaweil selten lebend und tot auf; hier fanden sich in 12 m Tiefe 9 recente Schalenhalften der f. inappendiculata. Bei St. Alban schlieBlich wurden in Ufernahe einige lebende Stticke und frische Schalen gefunden, Pisidium subtruncatum Malm 1855. Ehrmann bezeichnet P. subtruncatum als eine der haufigsten Arten, welche in Bachen, Fltissen, Graben, vielfach in Seen und selten in Teichen vorkommt. Geyer (1923) nennt es, fast tibereinstimmend, in Seen, Fltssen, Teichen und Graben, wo noch Bewegung herrscht, fast so haulig wie P. casertanum. Valle (1927) kommt nach Vergleich seiner Funde mit aus- fiihrlicher mittel- und nordeuropdischer Literatur beziiglich der Seenvor- kommen zu dem Schlu8B, daB das Auftreten der Art sehr mannigfaltig ist und das Litoral ihr Hauptgebiet bildet; ferner, dafS sie die unfruchtbarsten, humusreichsten Seen mit Dygrund meidet und am besten auf Gyttja- oder Dygyttjagrund mit Ton- und Sandunterlage fortkommt. Favre (1940) fand sie allerdings im Lac du Bourget ganz vorwiegend im sublitoralen Bereich (etwa 7—27 m Tiefe). Gaschott (1927) beschreibt die Art als ,,ziemlich haufig" im Boden-, Ammer-, Witirm-, Walchen- und Wallersee und zwar auf Wysse und Halde bis in bedeutende Tiefen. Im Untersuchungsgebiet wurden sehr wenige recente Schalen in der Alten Ammer bei 5 und 9, eine subfossile bei AA. 18 gefunden. Im Ammersee trat die Art sehr sparlich — lebend und als Schale — am Grund der zweiten Bucht, am Stand und Grund von Wartaweil (bis 5m Tiefe), etwas haufiger subfossil am Grunde der 3. Bucht und bei St. Alban auf. Bei der groBen Anpassungsfahigkeit der Art einerseits und dem ins- gesamt recht seltenen Auftreten andererseits kann man wohl keine 6ko- logischen Schlubfolgerungen ziehen. Pisidium nitidum Jenyns 1832. Auch diese Muschel lebt nach Ehrmann ,,in Gewdssern verschieden- ster Art, haufiger in bewegten Bachen, Fliissen und Seen”. Geyer (1923) sagt nur: ,,Die Art ist weit verbreitet, vor allem im flieBenden Wasser, und unbestandig." In den karelischen Seen war sie selten: Valle (1927) stellt daher nur groBe Anpassungsfahigkeit an den Boden mit Vorliebe 78 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees fiir Dygyttja und Eurythermie fest. Nach Gaschott (1927) ist P. nitidum inden Alpen- und Voralpenseen ziemlich verbreitet und tritt meist in volk- reichen Bestanden auf Wysse und Halde auf. Im Genfer See (Favre 1935) und im St. Moritzer See (Borner 1922) ist es die haufigste Art, wahrend es im Lac du Bourget (Favre 1940) nur selten im Litoral vorkommt. Im Bodensee ist es durch die Form foreli Clessin vertreten (Geyer 1923 lisa): AuBerhalb des Ammersees wurden nur einige Schalenhaliten bei A. A. 5 gefunden. Im See trat die Art sehr selten am Grund der 2. Bucht und am Strand und Grund von Wartaweil auf, ferner lediglich subfossil am Grunde der 3. Bucht verbreitet und bei St. Alban sehr selten. In frischem Zustand kam also auch diese Art d4uBerst sparlich vor, so dafi sich weitere Uberlegungen ertibrigen. Pisidium hibernicum Westerlund 1894. Uber die Verbreitung heiBt es bei Ehrmann: ,In Seen, aber auch in Teichen und kleineren Gewassern." In Karelien ist die Art (nach Valle 1927) weit verbreitet, aber nirgends haulig. Sie kam dort meist im Litoral der Seen an offenem wie an vegetationsbedecktem Ufer mit verschiedenem Untergrund, seltener im ,,seichten Profundal" (= Sublitoral) vor, hier vor- wiegend auf Dygyttja- und Dygrund. Favre (1935) nennt P. hibernicum fiir den Genfer See eine ausgesprochene Litoralart der Wellenschlagzone. Geyer (1923 und 27) gibt die ,wenig bekannte” Art ftir Stidbayern im | Bodensee, Starnberger- und WeiBensee bei Fiissen.an, ferner in kleineren Gewassern in der Schwabisch-Bayerischen Hochebene. Schwind (1935) nennt auBer diesen Fundorten noch das untere Lechgebiet, einen Tiimpel bei Dingolfing, das Isargenist und das Osterseengebiet, nicht aber den Ammersee; dieser ist demnach jetzt hinzuzuftigen. Im tibrigen ist der Autor der Meinung, da®B diese nordisch-alpine Art ziemlich verbreitet, aber zu- meist iibersehen worden ist. Im Untersuchungsgebiet wurde sie nur im Ammersee festgestellt und auch hier sehr selten: subfossil am Grund der 3. Bucht, recent am Strand und Grund von Wartaweil. Pisidium milium Held 1836. Nach Ehrmann lebt die Art im Schlamm von Bachen und Fliissen, in Simpfen, Teichen und Seen. Entsprechend berichtet Geyer (1923 und 27): sie geht durch alle GewAdsser; die Siedlungen sind aber immer schwach besetzt. Dieses bestatigt auch Valle (1927) und schreibt dann zusammen- fassend: ,Es hat den Anschein, als ob das eigentliche Lebensgebiet von P. milium von kleinen Gewassern und dem Litoral groBer Gewdasser ge- bildet wird, wo es... weichen, an Pfilanzenresten reichen Schlamm vor- zieht." Im tibrigen halt es der Autor fiir sehr anpassungsfahig. Es soll in Finnland auch in Moorgraben und -Weihern, ferner im Comersee in 50 m Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiBwasser-Mollusken des Ammersees 19 Tiefe vorkommen. Gaschott (1927) fand P. milium im Boden-, Wiirm-, Ammer-, Sims-, Walchen-, Spitzing- und K6nigssee. Nach Favre (1935) ist es im Genfer See, nach Geyer (1925) in allen oberschwabischen Seen zu finden, doch stets nur vereinzelt. Dies Letztere gilt auch in hé6chstem Ma8e fiir das Auftreten im Ammer- delta: es wurden namlich nur eine (recente) Schalenhalfte in der Alten Ammer (5) und zwei subfossile Schalenhalften im See bei St. Alban gefunden. Pisidium moitessierianum Paladilhe 1866 (Syn.: P. torquatum Stelfox, P. parvulum Woodw. (non Clessin). Uber die Umweltanspriiche dieser nomenklatorisch jungen Art scheint noch wenig bekannt zu sein. Ehrmann gibt als Aufenthaltsort nur an: wIn Fliissen und Seen” und als Fundorte: Ammer-, Wérth-, Sims- und Bodensee, ferner Neuchateler See, Genfer See und Bourget; im allge- meinen sei die Verbreitung bisher noch vollkommen unbekannt. Geyer, Valle und Gaschott kennen die Art in den zitierten Arbeiten noch nicht. Favre hat P. moitessierianum ftir den Genfer See (1935) fossil und recent nachgewiesen, jedoch in geringer Frequenz: er bezeichnet es dort als ausgesprochene Litoralart (der Wellenschlagzone). Im Bourget (Savoyen) gehort es nach dem gleichen Autor (1940) zu den haufigeren recenten Pi- sidienarten und kommt von null bis etwa 18 m Tiefe, also in der Litoral- zone und dem oberen Teil des Sublitorals, vor. Im hiesigen Untersuchungsgebiet trat die Art nur im Ammersee auf, hier aber relativ haufig. Im einzelnen verteilen sich die Funde fol- gendermafen: 1. (Fischener) Bucht und nérdlich davon verbreitet lebend in 2—12 m Tiefe 3. Bucht sehr selten subfossil in 0,5—10m Tiefe ' Vor A.A.-Miindung verbreitet subfossil, dazu 1 recentes Exemplar in 0,2 m Tiefe. Bei Wartaweil sehr selten, wahrscheinlich recent, in 8m Tiefe. Bei St. Alban-Siid sehr selten, wahrsch. subfossil, in 0,4 m Tiefe. P. moitess. ist demnach im Untersuchungsgebiet reine Seeform des Litorals und scheint auf mehr oder minder starke Wasserbewegung keine Rticksicht zu nehmen. Pisidium casertanum Poli 1791 (bei Ehrmann = P. cinereum Alder 1837). Nach Ehrmann lebt dieses in ruhigem und-bewegtem Wasser ver- schiedener Art, bes. in ruhiger Str6mung; ,,die Tiefe der Seen wird ge- mieden.” (!) Es ist die haufigste Art der Gattung. Geyer (1927) gibt als Aufenthaltsorte an: ,Vom Strom und See bis zum kleinen Waldttimpel und den Quellen verbreitet, schénste Entwicklung im Schlamm kleiner, zugiger Gewasser." Auch nordlich vom Ladogasee ist die Art nach Valle 80 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees (1927) gerade in den Seen am weitesten verbreitet, wenngleich nirgends haufig. Valle kommt zu dem SchluB, daf sie auBerordentlich anpassungs- fahig ist, da sie in ganz verschiedenen Seentypen und auf den verschieden- artigsten Boden aultritt, selten freilich in der Litoralzone (!). Favre (1935 und 40) fand diesen ,,Ubiquisten unter den Pisidien” in Seekreideablage- rungen und recent im Genfer See sowie im Bourget, hier vorwiegend in einer Tiefe von 15—60 m. Auch machte er mich (brieflich 1950) aufmerk- sam, daB die von mir in der 3. Bucht gesammelten incrustierten Formen von P. casertanum, ferner P. personatum und conventus, charakteristisch sind ftir die Profundal- und die tiefere Sublitoralfauna der Seen. Die ge- genteilige Ansicht Ehrmanns mu8 also wohl revidiert werden; ebenso vielleicht dessen Angaben tiber die Haufigkeit. Denn weder in den kare- lischen noch in den westalpinen Seen stellt P. caserfanum die individuen- reichste Art dar; auch fiir die Ostalpen und deren Vorland berichtet Gaschott (1927), da® es zwar in sehr vielen Seen vorkommt, aber nicht die Rolle spiele, die man erwarten sollte. Gleiches gilt fur das Ammer- delta (s. unten!). Die groBe Anpassungsfahigkeit fihrte zur Ausbildung eines weiten Formenkreises, von welchem zwei im Untersuchungsgebiet auftraten: F. ponderosum Stelfox 1918 soll hier mit Favre zu P. casertanum gerechnet werden; von Ehrmann und Geyer (1927) wird sie als eigene Art gefiihrt, wenngleich ersterer einraumt, da sie mit P. casertanum durch Ubergange verbunden ist. Nach Geyer (1927) kommt die Varietat ver- einzelt in Seen und Fliissen vor, haufiger in danischen Seen (nach Steen- berg). Geyer fand (1923) wenige Exemplare im Bodensee, im Neckar, Kocher und in der Jagst. Nach Gaschott (1927) soll sie im Sims-, Waller- und Wadgingersee ziemlich verbreitet sein und nach Ehrmann auSerdem ,in einem FltiSchen bei Miinchen“ vorkommen. Ftir den Ammersee ist sie also bisher nicht erwahnt. Favre (1940) hat diese und’ die nachste Form fir den Bourget und seine Nebengewdsser nachgewiesen und beschrieben. F. humeritorme Stelfox, eine kleinere, ebenfalls aufgeblasene, fest- schalige Abart, lebt nach Geyer (1923) im bewegten Wasser unter an- deren Formen, nach Ehrmann in Seen und ist mit dem Typus durch. Ubergange verbunden. Im Untersuchungsgebiet ist P. casertanum die verbreitetste, aber nicht die haufigste Art: In der A.A. wurden an 5 Stellen des Ober- und Unter- laufs jeweils einzelne Exemplare des Typus lebend, als recente und als subfossile Schalen gefunden. Im Ammersee traten folgende Stiicke auf: 1. Bucht: 5—8 m Tiefe: ; Schale der £. ponderosum 2 [2m ee 2 lebende Exemplare des Typus 2. Bucht: ca.4 m Tiefe: einige Schalen der f. ponderosum 3. Bucht: 7-10 m Tiefe: . subfossile Schalen der f. humeriforme {Sem 5 Schalen des Typus Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 81 A.A.-Miindung 0,2 m Tiefe: 5 subfossile Schale Wartaweil-Strand: einige Schalen der f. ponderosum 8 m Tiefe: Schale des Typus St. Alban-Strand: Auch in dieser weiten Verbreitung kommt die groBe Anpassungsfahig- keit der Art zum Ausdruck. Zuletzt sollen die Tiefseeformen unter den Pisidien folgen: vlun]e subfossile Schalen. Pisidium personatum Malm 1855. P. personalum lebt nach Ehrmann einerseits in Quellen und Quell- bachen, in Graben und kleinen Teichen, andererseits in groBen Seen, doch nicht in der Uferzone, sondern in Tiefen von 15m an. Die 6dkologischen Verbreitungsangaben von Geyer (1923 und 27) miissen grofenteils als tiberholt gelten, weshalb sie hier tibergangen werden. Valle (1927) erwahnt die Art noch nicht. Gaschott (1927) sammelte sie an einer Stelle im Wirmsee; in 6dkologischer Hinsicht bezieht er sich auf Geyer. Dieser fand die Muschel selten im Bodensee. Doch miissen alle diese Mitteilungen mit Vorbehalt aufgenommen werden, da P. personatum damals noch nicht klar von P. casertanum unterschieden wurde; wahrscheinlich ist es viel weiter verbreitet, als man friiher annahm. Erst von Favre erfahren wir Genaueres: Im Westteil des Genfer Sees fand er (1935) die Art stets haufig im Profundal zusammen mit dem noch haufigeren P. conventus, wahrend sie im Sublitoral selten war und im Litoral fehlte. Fiir den Lac du Bourget zeigt der Autor (1940) in einer graphischen Darstellung auf wundervoll anschauliche Weise, daf P. personatum in einer gewaltigen Massenentwicklung alle anderen Mollusken weit in den Schatten stellt; dabei ist es auf die Tiefenzone von 15 bis 145 m beschrankt mit einem Besiedelungsmaximum bei 60 m. Wir haben also zweifellos eine ausge- sprochene Tiefseeform vor uns. Dementsprechend wurden auch im Untersuchungsgebiet nur eine halbe Schale bei A.A. 5 und 8 recente Schalen in der 3. Bucht in 15m Tiefe gefunden. Pisidium conventus Clessin 1877. Ehrmann und Geyer (1927) bezeichnen diese Art als nordisch- alpine Tiefseeform. Geyer kennt sie 1923 noch nicht, erwahnt sie (1925) im Bodensee bei Langenargen in 160m Tiefe und ftigt (1927) als Verbreitung hinzu: Schweizer und Voralpenseen, Gebirgsseen in Irland und Wales, arktisches Norwegen, Hochgebirgsseen in Schweden, Nowaja Semlja. Bei Gaschott (1927) fehlt die Art ganz! Valle (1927) fand die- selbe reichlich, meist im Profundal der tieferen, felsigen Seen nérdlich vom Ladoga-See. Er schlieBt daraus, daB P. convenius in gewissem MaBe ein stenothermes Kaltwassertier und vermutlich im allgemeinen an Wasser 82 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees unter 17°Celsius gebunden ist sowie sauerstoffreiches Wasser verlangt, ~ indem es kaum in Wasser mit einem unter 65°/o der Sattigung liegenden Sauerstoffgehalt fortkommt. Im Alpenraum wird die Art von Odhner (1923) als Eiszeitrelikt angesprochen. Favres Funde im Genfer See wurden schon unter P. personatum erwahnt. Im Bourget (dgl. 1940) war P. conventus die weitaus zweithaufigste Molluskenart und besiedelte den Raum von 18—145 m Tiefe (Maximum 30—50 m). Im Wiirmsee soll es nach Geyer (aus Valle 1927) in ca. 50 m Tiefe gefunden worden sein. Uber den Ammer- see fehlen bisher Angaben. Hier wurden nur in der 3. Bucht in 15m Tiefe 5 ganz frische Scha- lenhalften gesammelt. Diese diirften wohl, ebenso wie die von P. personatum, von Bestanden aus ¢réBerer Seetiefe hierher verirachtet worden sein. AuBerhalb des Sees trat die Art nicht auf. B. Untersuchungen tiber einzelne ékologische Faktoren von besonderem Interesse. 1. EinfluB8 des Kalkgehaltes des Wassers auf die Verbreitung der Mollusken und die Zusammensetzung ihrer Schalen. Uber die Beziehungen zwischen dem Kalkgehalt der Wohngewdsser — und der Haufigkeit der Mollusken bezw. deren Schalendicke besteht eine ebenso umfangreiche wie sich widersprechende Literatur. Voraus- — schicken méchte ich, dai sich bei der ungenauen Bezeichnung ,,Kalk- gehalt", gelegentlich auch ,,Alkali(ni)tat", ,,Harte”, ,Elektrolytenreichtum"” des Wassers im wesentlichen immer um das darin geléste Calciumbicar- bonat handelt (vgl. Seite 7). Frither (und teilweise heute noch) herrschte die naheliegende Ansicht, dai Gehauseschnecken und Muscheln einen gewissen Kalkgehalt des Wassers bzw. des Bodens benotigen, da sie ihre Schalen im wesentlichen aus CaCOs (Aragonit) aufbauen. Mit der Zeit schrankten jedoch kritische Autoren diese Theorie ein oder bezweifelten sie tiberhaupt. So schreibt schon Geyer (1924): ,,Die Flu8perlmuschel lebt ausschlieBlich in den kalkarmen Urgebirgsbachen und baut trotzdem eine dicke Schale ... Da- mit widerspricht sie der landlaufigen Annahme, wonach der Kalk des Wassers die Mollusken zum Bau einer dicken Schale veranlasse. Den Seen der Alpen und ihres Vorlandes fehlt der Kalk gewiB nicht, aber die Lymnaeen der kesselartig eingesenkten, steilufrigen und strandlosen Seen des Hochgebirgs (Kénigssee, Plansee) sind durchweg diinnschalig, die der Voralpenseen sowohl diinn- als dickschalig. Die Ursache liegt lediglich in der Bewegung des Wassers, die vom Wind unterhalten wird... .“ E. Fro6mming (1938) hat erstmals auf Grund eingehender Unter- suchungen den Beweis anzutreten versucht, da der Hartegrad des Wohn- Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 83 sewassers keine 6kologische Verbreitungsschranke ftir SuBwassermollusken darstellt. Er fand in sauren, kalkarmen Moorgewassern 17 Arten Pisidien und Lymnaeen und vertritt die Ansicht, daB8 Arten- bezw. Individuen- armut oder diinnschalige Gehause nicht lediglich ein Charakteristikum der kalkarmen Gewasser, sondern durch Nahrungsmangel bedingt sind. SchlieBlich stellt er fest: ,.Der Hartegrad spielt fiir das Vorkommen oder Fehlen einer Schneckenart keine ausschlaggebende Rolle.” Cr. Boettger dagegen sagt in ,, lierwelt der Nord- und Ostsee" (1944): »Hin gewisser Kalkgehalt des Wassers ist... allgemein als giinstig zu bezeichnen.... In ausgesprochen kalkarmen Gewassern werden von dort lebenden Basommatophoren Standortsmodifikationen mit sehr diinnen zerbrechlichen Schalen ausgebildet.* Er raumt dann allerdings ein, dai die Schnecken umgekehrt in besonders kalkreichen Gewdssern nicht etwa tibermaBig dicke, kalkreiche Schalen bauen, sondern daB solche durch die Wasserbewesung erzeugt werden. SchlieBlich weist er auf die indirekten Vorteile des Kalkgehaltes des Wassers hin insofern, als dieser die hem- menden Humussauren neutralisiert und die Triibung des Wassers beseitigt. Die Physiologie der Ernahrung und Schalenbildung beriicksichtigt Triibsbach (1944 — ver6ff. 1947) und vertritt folgende Ansicht: Der Magen resorbiert keine anorganischen Kalksalze, wohl aber zitronensauren Kalk, den er z.B. reichlich in Urtica und Artemisia fand. Das von den Manteldriisen abgeschiedene Calciumcitrat — Cas{CsoHsO7)2 — wird an der Luft zu CaCOs oxydiert. Aus Versuchen mit Cepaea nemoralis schlieBt er: auch aus den Pflanzen auf kalkarmem Boden kénnen die Schnecken soviel Kalk entnehmen, daB die Faeces, sogar der jungen Schnecken, noch Kalkiiberschu8 enthalten. Daraus folgt: Kalk ist wichtiger ékologischer Verbreitungsfaktor (Warmespender), wird aber nicht direkt als Nahrung aulgenommen. K. L. Pfeiffer (1947) glaubt Triibsbach widerlegen zu miissen inso- fern, als doch der héhere Kalkgehalt des Gesteins direkt oder tiber kalk- haltige Flechten oder andere Pflanzen eine gréBere Molluskenmenge be- wirke; er bringt dazu Beispiele (von Landschnecken) aus den Tropen und Italien. Der eifrigste moderne Verfechter dieser ,,Kalktheorie” ist B. Huben- dick (1947). Dieser hat bei seinen Untersuchungen iiber die limnischen Gastropoden in Siidschweden an grofem Material einen Zusammenhang mit dem Kalkgehalt des Wohngewassers insofern festgestellt, als sich eine ,trappierende Ubereinstimmung zwischen Kalk- (und Ton-)grund und Ga- stropoden-Haufigkeit” bezw. eine suczessive Zunahme der Artenzahl mit der Wasserharte ergab. Er greift Fro6mming heftig an und verallgemei- nert folgendermaBen: ,Auf Grund eigener Wasseranalysen, direkter Be- obachtungen von mir und anderen, sowie im Hinblick auf die regionalen Verhaltnisse in Siidschweden und anderen Landern wage ich zu be- haupten, daB der Kalk der wichtigste Milieufaktor ftir die limnische Ga- stropoden-Fauna ist und daf der Kalkmangel der wesentlichste begrenzende 84 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees Faktor fiir diese Fauna ist.“ Ich méchte in diesem Zusammenhang nur darauf hinweisen, daB sich die schwedischen Verhdltnisse wesentlich von unseren mitteleuropdischen unterscheiden insofern, als es sich dort um viel kalkarmeres Wasser handelt: Hubendick untersuchte Gewdsser mit Hartegraden von 0,5—7, also nur ,,sehr weiche* und ,,weiche", wahrend z. B. meine Hartegrade zwischen (4,8) 9,0 und 19,8 lagen, also ,,mittelhartes” bis ,,hartes* Wasser (nach Klut aus Fr6mming 1952) betrafen. Im tib- rigen geht H. nicht auf die Physiologie der Kalkaufnahme ein. SchlieBlich hat nun Frémming (1952 und 1953) neuerdings anhand einer Vielzahl von exakten chemischen Wasseranalysen und vergleichen- den Untersuchungen nachgewiesen, dai der Kalkgehalt des WohngewAs- sers ftir die Verbreitung und Frequenz der SiiSwasserschnecken, wenig- stens unter mitteleuropdischen Verhaltnissen, keinerlei direkte Bedeutung hat. Die in kalkarmen Torfléchern, Moorgewdssern und schattenreichen, sauren Waldweihern haufig beobachtete Arten- und Individuenarmut ist auf den Mangel an Nahrungspflanzen zurtickzufiihren. Auch die vielfach _ais Folge von saurem, kalkarmem Wasser angesehene Gehausekorrosion ist, wie an Viviparus viviparus und Stagnicola palustris nachgewiesen wurde, nicht primar auf Kalkmangel, sondern in erster Linie auf Zerstérung der Conchiolinschicht durch mechanische Abniitzung und bohrende Algen zuriickzufthren. Fir die Bivalven diirften wohl im grofen und ganzen analoge Gesichtspunkte gelten, doch fehlen hier m. W. noch Untersuchun- gen tiber die Physiologie der Kalk- (oder Calcium-)aufnahme. Nebenbei ist von Interesse, dafB B. Hagen in einer Dissertation (1951) auch fiir Landmollusken nachgewiesen hat, daB deren Arten- und Indivi- duenreichtum in einem siiddeutschen FluBufer-Kiefernwald bei ansteigen- dem Kalkgehalt des Untergrundes nicht stieg, sondern sogar abnahm; sie fiihrt diese Verteilung der Gastropoden lediglich auf den verschiedenen Grad der Feuchtigkeit zuriick. Was nun mein Untersuchungs¢gebiet betrifft, so kann ich jeden- falls auch keine Abhangigkeit der Molluskenhaufigkeit vom Hartegrad des Wassers feststellen. Doch berechtigt dies weder zu irgendwelchen Verallgemeinerungen, noch lohnt es sich, die Tatsache durch Zahlen zu belegen; denn erstens sind die Unterschiede der Hartegrade der unter- suchten Gewasser (siehe S. 91!) mit Ausnahme der Lehmgrube zu gering und zweitens sind die tibrigen 6kologischen Faktoren, z. B. schnell ilieBendes Wasser — Altwasser — See, viel zu verschieden, um allgemein giiltige Schliisse ziehen zu kénnen. Die auf erst starke Vermehrung von L. stagnalis und T. carinatus in der Lehmgrube zeigt allerdings, da mindestens diese beiden Arten durch Kalkmangel nicht beeintrachtigt werden. Auch diirfte das Problem — Kalkgehalt des Wassers und Haufigkeit der Mollusken — durch die letzten Arbeiten von Frémming und Triibsbach (s. oben!) weitgehend geklart sein. Mich interessierte jedoch nun, ob etwa in der prozentualen Zu- sammensetzung der Schalen eine Abhangigkeit vom Kalkgehalt des Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 85 Wassers zu finden ware. Hieriiber scheint noch keinerlei Literatur vorzu- -liegen. Nur eine genaue Aufstellung tiber die quantitative Zusammensetzung von Muschelschalen gibt Fr6mming (1938) nach A. Doéring am Beispiel von Anodonta cygnea: CaCOs: 96,33°/o Cas(PO.)2: 0,06°/o CaSiOzs: 0,22°/o MgCOs;: 0,05°/o organische Substanz: 2,51°/o Es entzieht sich jedoch meiner Kenntnis, ob es sich dabei um eine Einzeluntersuchung oder um einen Mittelwert handelt. In meinem Unter- suchungsgebiet konnte, um einerseits gentigend groBe Harteunterschiede, andererseits eine ausreichende Menge Material zu haben, nur ein Vergleich von Mollusken der Alten Ammer und des Ammersees in Frage kommen. Ich bestimmte daher im August 1951 den Kalkgehalt einer Reihe von 10 Anodonta-Schalen des Ammersee-Ostufers (Wartaweil) und einer ent- sprechenden aus der Alten Ammer. Eine weitere geplante Vergleichsreihe -von Unio pictorum konnte leider wegen Ablaufs der beschrankten Arbeits- zeit im Laboratorium nicht mehr durchgeftihrt werden.') Bestimmungsmethode: Die Schalenhalften wurden mit Sandpapier und einer Messingdrahtbiirste von anhaftenden Kalkabscheidungen gereinigt, in Stiicke zerschlagen und — auf 1/100 g genau — gewogen. Sodann wurden sie in halbkonzentrieter Salzsaure unter Erwarmung gelést und vom Unléslichen abfiltriert. Von der stark verdiinnten Lésung wurden je zwei — bei grdBerer Differenz der Ergebnisse drei — Proben entnommen, ammoniakalisch gemacht, zum Sieden erhitzt und mit siedend heiBer Lésung von Ammo- niumoxalat im UberschuB langsam gefallt. Nach 3—4 Stunden wurde der Niederschlag von Calciumoxalat durch einen A:-Filtertiegel filtriert und bis zum Ausbleiben der Chlorid- reaktion (AgNO:) gewaschen. Der Niederschlag wurde schlieBlich mit heiBer, 20°/oiger Schwefelsaure aus dem Tiegel herausgewaschen, verdiinnt und die dadurch in Freiheit gesetzte Oxalsdure mit n/10 KMnO:-Lésung titriert. Die aus dem KMnO:-Verbrauch sich ergebende Menge Calcium wurde auf CaCO: umgerechnet. Die Einzelergebnisse zeigt nachfolgende Tabelle: ") Auch mit Exemplaren von Lymnaea stagnalis aus der Lehmgrube und AA. 1 wurde eine entsprechende Bestimmungsreihe begonnen. Die Werte des Kalkgehaltes lagen jedoch so dicht bei 100°/o, daB sie innerhalb der Fehlergrenze blieben. Das durch die Salzsaure abgetrennte Conchiolin-Hautchen wog in 3 Fallen 7-6-2 mg = 1,86 - 1,6 - 0,35 °/o des Gehausegewichtes. 86 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Bestimmung des Kalkgehalts der Schale bei Anodonta anatina (bezw. cellensis) ; 1, Ammersee-Ostufer: Naturschutzstation Wartaweil. 9,0 °dH; pH 8,5 Beveichnung Gewicht g) KMn0: Verbr.’) CaCO: -Gehalt ¢ a asus We 4) | 6502 1627) 5818 96,63 We 5,20 0952-72. Avjo4 91,63 W 32 8,80 1,603 °= 198,024 >) 2 ones W442) 4,85 0,907 | 34,539 |< 393754 Weds 6,32 VAGT 2 25,848 92,44 WW Ag 5,35 Le 02 e a he 144 96,08 W 48 | O25 8k 17038) 8.526 92,17 W 49 | 9,80 eo 1S54 3 29 278 94,67 Wid 717 | 1,473 | i 32 94,87. W.63 >| 6,65 | 12232 = | 36,119 91,79 2. Mittel- u. Unterlauf der Alten Ammer: durchschn. 16,2 °dH; pH 7,2-7,7. 1/18 A905 22211 0,942 4 | a4 95,23 — WAY 5 11,65 2,124) | 10,632 91,30 Wit 13,09 2,505 212,538 95,79 IV/18 13,63 2,585 12,939 94,93 V/8 | 5,00 @902 2 5 4514 90,27 VI/10 7,08 12293 2? 6,470 91,37 VII/18 O85 5 41864. | = 9,328 94,70 IX/11 7,83 1503 7,528 96,07 Hieraus errechnet sich ein durchschnittlicher Calciumcarbonatgehalt von 93,50 °/, fiir das Ammersee-Ostufer und von 93,71 °/, fir die Alte Ammer. Das Ergebnis ist eklatant und es wurde somit nachgewiesen, dali der prozentuale Kalkgehalt von Anodonta sp. sp. in einem Gewasser von 9,0°dH und einem solchen von durchschnittlich 16,2 °dH nicht voneinander — differiert. Freilich méchte ich auch hier wegen der geringen Menge der Versuchsobjekte auf Verallgemeinerung verzichten. Sofern die These Trtibs- bachs (1947), wonach die Gastropoden unfahig sind, anorganische Calcium- verbindungen aufzunehmen, auch auf die Bivalven anzuwenden ist, war dies Ergebnis zu erwarten. 2. Untersuchungen itber die Schalendicke von Najaden. Im Zusammenhang mit dem Kalkproblem — doch auch ohne dieses — liest man bei verschiedenen Autoren Abhandlungen tiber die Schalendicke ‘) Gaien einer (gereinigten) Schalenhalfte in g. 5 eke ; 1 ; - *) Zur Titration verbrauchte Menge einer jo normalen Kaliumpermanganatlosung in Litern (gearbeitet wurde mit Proben VON +55 dieser Menge). Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 87 der SiBwassermollusken. Auch hier herrscht alles andere als Einigkeit der Anschauungen. Einige Beispiele: Geyer (1924 und 1925) spricht mit Uber- zeugung von dickschaligen Mollusken als Reaktionsformen auf die Wellen- bewesung. Favre (1935) macht als Ergebnis vergleichender Untersuchungen in Schweizer Voralpen- und Alpenseen ein Zusammenwirken von hoher Temperatur und hohem Kalkgehalt des Wassers ftir die Schalenverdickung von Mollusken, besonders von Pisidien, verantwortlich. Er fand z. B. im Genfer See im weichen, ruhigen Schlamm des Sublitorals Pisidien mit Schalen- verstarkung, dagegen in der Wellenschlagzone des Litorals Lymnaeen ohne solche. Boettger (1944) wiederum nennt erhebliche Festigkeit und Dicke eine Eigentiimlichkeit der Schalen von Basommatophoren, die unter starker mechanischer Beanspruchung in bewegtem Wasser herangewachsen sind. ,Die Wasserbewegungs", schreibt er, ,regt namlich den Stoffwechsel und mit ihm die Ausscheidung und Ablagerung erheblicher Kalkmengen an“. Hubendick (1947) dagegen nimmt die Schalendicke als Beweispunkt daftir, da ,,die Kalkversorgung wirklich ein kritischer Faktor ftir die lim- nischen Gastropoden in kalkarmen Gebieten sein kann”. Er hat an 18 ,,kalk- haltigen“ und 19 ,kalkarmen" Fundorten Siidschwedens die Schalendicke von Lymnaea limosa (L.)') gemessen und fiir die ersteren einen Mittelwert von 0,18 mm, fiir letztere von 0,08 mm errechnet. Fromming (1953) schlieBlich weist zuerst am Beispiel von Viviparus viviparus Mtft. und Viviparus fasciatus (O. F. Miller) nach, da die Schalen- dicke verschiedener Arten (am gleichen Fundort) genotypisch bedingt ist. Daran diirfte wohl kaum ein Zweifel bestehen; die Gattungen Anodonta und Unio waren m. E. ein weit eklatanteres Beispiel dafiir. Fiir Unter- schiede in der Schalendicke von Individuen der gleichen Art an verschie- denen Standorten macht er die jeweilige Nahrungsmenge sowie den Kalk- gehalt der Nahrungspflanzen verantwortlich. In meinem engeren Untersuchungsgebiet traten keine Populationen der gleichen Art mit wesentlich verschiedener Schalendicke auf, so da dies eine eigene Betrachtung gerechtfertigt hatte. Hingegen fiel mir beim Sam- meln am Strand der Halbinsel bei Ried (s. Karte!) auf, dafsi hier die Anodonta-Schalen viel schwerer waren als an den anderen Fundplatzen des Sees. Um diese Tatsache in Zahlen zu fassen, wurden von der Halb- insel Ried und von Wartaweil von je einer Serie Anodonta anatina att. ahnlicher GroéBe jeweils Lange und Hoéhe der Schalen addiert, durch das Gewicht dividiert und so ein GroBen/Gewichts-Index erhalten, welcher ein gutes Kennzeichen fiir die Schalendicke ist. Die Einzelwerte zeigt folgende Tabelle: (L+-H in cm, Gew. in §) ') ein Sammelname fiir Radix ovata, peregra, lagotis und ampla. 88 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Halbinsel Ried: Wartaweil: Nr. L+H Gew. Index Nr. L+H Gew. Index 1 121 115 10,5 4 133 6,02 Zoek 2 154 29,5 5,2 13 123 2 23,6 3 129 32,0 4,03 16 135 12,0 11,24 4 140 16,5 8,48 19 127 8,0 15,9 5 176 46,5 3,78 28 144 13,5 10,68 7 138 19,0 7,26 32 (4 8,8 16,02 8 152 45,0 3,38 39 129 8,6 15,0 9 147 14,0 10,5 40 136 11,0 12,36 10 150 30,5 4,92 41 128 7,5 LA 11 114 9,0 12,65 44 130 4,85 26,8 12 175 33,5 322 45 126 6,3 20,0 13 152 23,0 6,6 47 128 5,35 23,93 14 154 25,0 6,16 48 161 9,25 17,4 - 15 127 14,0 9,07 49 142 9,8 14,49 16 154 37,0 4,15 50 127 10,0 12,7 Fla er Se ee 54 133 14,5 9,17 Durchschn. 146 25,73 5,65 61 139 Tah 17,89 62 139 16,0 8,69 63 138 6,65 20,75 64 137 - 13,0 10,54 74 125 14,0 8,93 718 135 12,0 11,25 Durchschn. 134 9,54 14,07 14,07 : 5,65 = 2,49 Insgesamt sind demnach die Teichmuscheln der ,,Halbinsel Ried” im Verhaltnis zur GréBe 2!/, mal so schwer wie die von ,,Wartaweil”. Wenn man nach einer Erklarung dieser auffalligen Tatsache sucht, mu man be- denken, dafB die ,HalbinselRied“ am noérdlichen Beginn der Herrschinger Bucht, ohnehin am ,,Prallufer" des Sees gelegen und daher der Bran- dung ganz besonders ausgesetzt ist. Der Chemismus und die Temperatur des Wassers wurden von mir dort nicht gepriift, jedoch geht aus den Untersuchungen von Burz (1949/50) hervor, daB die dortigen Verhalt- nisse sich von denen des siidlichen Sees im Durchschnitt tberhaupt nicht unterscheiden. Ich glaube daher die gréBere Schalendicke der Anodonten von der Halbinsel Ried mit Geyer und Boettger zwanglos auf er- hohte Wasserbewegung zuriickftihren zu kénnen. Damit soll wiederum kein allgemeines Urteil gesprochen sein, denn m. E. schlieBen sich die Meinungen dieser beiden Autoren sowie die von Favre, Hubendick und Fr6mming in diesem Punkte keineswegs aus. Warum soll nicht je nach Ortlichen d6kologischen Verhaltnissen einmal dieser und einmal jener Faktor eine erhdhte Schalendicke der Mollusken bedingen? Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 89 C. Vergleich der ékologischen Faktoren. 1. Die Wasserbewegung. Die Altwasserbogen I—IV sind stehende Gewasser. Die Stroémung der Alten Ammer selbst ist, abgesehen von einzelnen bachartigen Eng- stellen des Oberlaufs auBerst gering (V¢l. S. 25!). Die geringen Werte und Unterschiede haben sich zwar als ftir manche Wasserinsekten ausschlag- gebenden 6kologischen Faktor erwiesen, sie dtirften jedoch fiir die im Durchschnitt viel schwereren und mit relativ groBer Haftilache versehenen Mollusken in keinem Falle eine Verbreitungsschranke bilden; denn nicht einmal ausgesprochene Teich- und Sumpfformen, wie Bathyomphalus. con- tortus, Gyraulus gredleri roBmdbleri, Viviparus viviparus und auch die typischen Altwasserformen von Unio pictorum, Anodonta anatina und cyg- nea fehlen in dem Gewasser. Eine einzige Ausnahme bildet offensichtlich der Bach unterhalb der Filzgrabenmiindung (A. A.5), wo die Strémung (ca. 0,40 m/sec) die Ablagerung von Schlamm und die Ansiedlung von Wasser- pflanzen verhindert und damit teilweise indirekt molluskenfeindlich wirkt. In der Neuen Ammer schwankt die Strémungsgeschwindigkeit dicht iiber dem Grunde nach Engelhardt bei Normalwasser von 0,14 m/sec 2m vom Ufer entfernt bis zu 1,01 m/sec in FluBmitte — Werte, welche sich bei Hochwasser noch wesentlich erhéhen. Der Flu ist daher, von den moosbewachsenen Uferblécken abgesehen, fiir Mollusken unbewohnbar. Sumpfweiher und Lehmgrube sind stehende Kleingewdsser. Im Li- toral des Ammersees sind die siidlichen Buchten so wenig vom Wellen- schlag beeinfluBt, daB wir sie mit Thienemann (1925) als lenitische Biotope bezeichnen kénnen, wahrend das West- und besonders das Ost- ufer wegen ihrer Brandung zu den lotischen Seebiotopen gezahlt werden mtussen, — 2. Wassertriibung (Sichttiefe). Die Altwasserbogen sind durchweg von so geringer Tiefe, dah die Seccischeibe bis auf den Grund zu sehen ist. Die Wasserbeschaffenheit entspricht der des Oberlaufs der Alten Ammer. Hier finden wir (nach Engelhardt) bei einer Sichttiefe von 1,30 m durch Huminstoffe und Eisenionen mehr oder minder gelb bis braunlich gefarbtes, gegen den zu- weilen sapropelartigen Untergrund fast schwarz erscheinendes, aber doch klares Wasser. Der Unterlauf dagegen ftthrt schmutzig olivgriines, triibes Wasser. (Sichttiefe nur 0,65 m). Infolge seiner Herkunft von der Rott, in welche AbwaAsser geleitet werden, und vom Ammersee besitzt es im Ge- gensatz zu dem des Oberlaufs ausgesprochen eutrophen Charakter (Massen- entwicklung von Euglena viridis!) Die Grenze beider Wasserkérper ver- lauft tibergangslos direkt oberhalb der Rotteinmiindung. Die Neue Ammer fiihrt bei Normal- und Niedrigstand sehr klares Wasser mit Sichttiefe bis zum Grund; bei Hochwasser dagegen fihrt sie 90 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiBwasser~Mollusken des Ammersees soviel Schwebstoffe, da die Sichttiefe praktisch gleich Null ist. — Das Wasser des Sumpfweihers ist durch Huminstoffe braunlich gefarbt, aber relativ klar mit Sichttiefe beim Steg bis zum Grund (1 m). Das klare Wasser der Lehmgrube erlaubt ohne weiteres den Blick auf den Grund (August 1953 Tiefe bis zu 1,30 m). — Im Ammersee wurde die Sicht- tiefe am 11. 8.53 bei relativ hohem Wasserstand gemessen; sie betrug: 1. Bucht — Mitte: Wassertiefe 2,00 m _ Sichttiefe 1,35 m 2. Bucht — Mitte: 4 6,00 m = 1,90 m 3. Bucht — Mitte: 5 8,00 m 1,80 m Wartaweil — Litoral: e 2,80 m 5 1,20 m Wartaweil — Sublitoral: Sy 8,00 m “ 1,80 m Seemitte Wartaweil — DieBen: 1,30 m Diese Werte zeigen, da8 das Wasser der Fischener (1.) Bucht durch die von der Neuen Ammer zugefiihrten Schwebstoffe starker getriibt ist als das der anderen Buchten; ebenso ist das Wasser der unmittelbaren Ufer- region verstandlicherweise starker getriibt als das der tieferen Regionen. Auffallig und mir unerklarlich ist der (mehrmals gemessene) geringe Wert in Seemitte. Im ganzen zeigt das Ergebnis, zusammen mit der griinlichen Wasserfarbe, da8 der ,,oligotrophe Ammersee” doch ziemlich stark plank- tonhaltig, also wohl betrachtlich eutrophiert ist. — Stark verunreinigtes und daher molluskenfeindliches Wasser liegt nirgends vor. 3. Die Thermik. Da ich nicht die Méglichkeit hatte, zu allen Jahreszeiten im Unter- © suchungsgebiet zu arbeiten, konnte ich selbst keine Reihenmessungen der Wassertemperaturen durchfiihren. Ich mu mich daher ftir die wichtigen Biotope an die Ergebnisse von Engelhardt und Burz halten und kann aus den tibrigen nur Einzelvergleichswerte angeben. Die Thermik der Altwasserbogen I—IV entspricht im wesentlichen der des Oberlauls der Alten Ammer. Die folgende Ubersicht bringt Temperaturwerte von Burz (unveroff.) und in Klammern solche von Engelhardt: Alte Ammer Neue Ammer Fischener Bucht Jahresmaximum 1949/50 PEEING 22,18 °C 20,71 °C Héchstes Monatsmittel 1948 (23,0 ,,) (4756 =) —- Jahresminimum 1949/50 | 1,60 ,, -3,20 ,, 0,70 bzw. 4,00 °C Tiefstes Monatsmittel 1948 (2,0.=—) (AOL) es Jahresdurchschnitt 1949/50 12,93 ,, 12 Of=. 13/6255 Was die Alte Ammer und hier besonders den Oberlauf wesentlich von den anderen beiden Biotopen unterscheidet, ist die schnelle und aufer- ordentlich groBe Schwankung bei Erwarmung und Abkihlung der Luft, besonders an seichten, ufernahen Stellen (vgl. S. 25!), welche allerdings in obiger Ubersicht nicht geniigend zum Ausdruck kommt. Diese letzte Tat- Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees ce] sache mu auch ftir die Lehmgrube als flaches, der Sonnenbestrahlung stark ausgesetztes Gewasser (+30 °C gemessen!) ohne Zusammenhang mit kalten Moorwassern gelten. Der Sumpfweiher dagegen gleicht mehr den tieferen Gumpen des Oberlaufs der Alten Ammer. Doch auch die Neue Ammer mit ihrer bei Normalwasser sehr geringen Tiefe (ca. 0,30m) und die Uferregion des Ammersees zeigen ziemlich hohe Schwankungen. (Der Wert 0,70 °C in obiger Ubersicht fallt extrem aus der Reihe und er- scheint mir zweifelhaft.) Fur Wartaweil-Ufer finde ich bei Burz (unverdff.) als Héchstwert 26,08 °C am 2. 8. 49 und als Tiefstwert 3,52 °C am 5.3.50; allerdings hat Burz an dieser Station nicht so systematisch gemessen wie an den drei anderen. Im Zusammenhang mit der Verbreitung der Mollusken ware fir alle untersuchten Biotope folgendes zu sagen: Die gemessenen Minimal-Tem- peraturen sind keineswegs ungewOohnlich fiir unseren Klimabereich. Auch lange winterliche Eisdecke, ja selbst unmittelbares Einfrieren sollen die Tiere im allgemeinen gut vertragen (Boettger 1944, Geyer 1927), Hohe Wassertemperaturen sind zunachst keineswegs ein Schaden, sondern verlangern allenfalls die Aktivitatsperiode (Geyer 1924) und die Schalendicke (Favre 1935). Erst eine langer anhaltende Temperatur von 30°C ist nach Boettger (1944) nicht mehr zutraglich. Dieser Zustand diirfte aber im Oberlauf der Alten Ammer kaum verbreitungseinschrankend wirken, da die Tiere dort unschwer in etwas tieferes und kiihleres Wasser ausweichen kénnen. Uber besondere Stenothermie einer der gesammelten Arten ist mir nichts bekannt geworden. Insgesamt diirfte daher die Ther- mik der untersuchten Gewasser keinen EinfluB8 auf die Verbreitung der Molluskenfauna haben. 4. Der Kalkgehalt. Meine Bestimmungen der Karbonatharte wurden groBtenteils im August 1950 durchgefiihrt. Sie ergaben fiir die Altwasserbogen: AA be SAV ALTE 7 ATA HAGA} LN: i ropa | 19,8 16,2 17,4 °dH: Fiir die Alte Ammer wurde eine ziemlich stetige Abnahme der Harte vom Oberlauf bis zur Miindung von 18,2 bis 11,2 °dH festgestellt. Die von Burz (1951) und Engelhardt (1951) ermittelte Jahresschwankung tber- bzw. unterschreitet diese Werte kaum. Die Wasserharte der Neuen Ammer betragt durchschnittlich 11,5; die des Sumpfweihers 11,8°dH. In der erst 1945 ausgehobenen und seitdem zweimal vergréBerten Lehmgrube maf ich im August 1950 4,8, im August 1952 6,3 und im August 1953 7,3°dH. Der urspriinglich ftir die Gegend extrem geringe Kalkgehalt des Wassers mag wenigstens teilweise auf die starke Erstbesiedlung mit Chara foetida zuriickzufiihren sein, Denn nach W. Stroede (1933) zerlegen Characeen bei der Assimilation das Bicarbonat in CO2 und Kalziumkarbonat, welch letzteres sie zur Inkrustation 92 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees verbrauchen. Der Kalkgehalt nimmt nun, wie die Bestimmungen ergaben, wohl infolge der fortschreitenden Besiedlung mit anderen Wasserpflanzen und Gastropoden (Korrosion der leeren Gehause!) standig zu. Im Ammersee ergaben sich folgende Werte: 1, Bucht-Mitte 11,2 °dH Vor A.A.-Miindung 11,2 °dH 2. Bucht Ses Wartaweil-Ufer 9,0 ,, 3. Bucht 9,0 ,, St. Alban-Ufer 8,7 1 Man sieht deutlich den die Harte erh6dhenden Einflu8 der beiden Zuiltisse. DaB die Werte vor den Miindungen dieser beiden gleich sind, cbwohl der Kalkgehalt der Neuen Ammer bedeutend geringer ist, erklart sich m. E. durch die viel gréBere von ihr zugeftihrte Wassermenge. Nach den Hartestufen von Klut 1931 (aus Fr6mming 1952) besitzen die Lehmgrube noch ,,weiches” (4—8°dH), Ammersee, Neue Ammer und Sumpfweiher ,,mittelhartes’’ (8—12°dH), die Alte Ammer nebst Altwassern ,ziemlich hartes* (12—18 °dH) Wasser. Der Einflu8 des Kalkgehaltes auf die Molluskenfauna ist bereits aus- fiihrlich behandelt worden. 5. Die Wasserstofiionen-Konzeniration. Die im Sommer 1949 gemessenen pH-Werte gibt folgende Ubersicht wieder: Altwasser: I II Il IV pH: 7,0 12, Tey 8,2 Alte Ammer: 2 5 9 12 16 182: AB?) pH: ; fad Sand (Pas eT ko) TES) Lak 8,0 Neue Ammer: 8,3 Sumpfweiher: 7,0 Lehmgrube: 8,5 Rott: 8,1 Ammersee: 1.Bucht 2. Bucht 3. Bucht A.A.-Miindg. Wartaweil St. Alban pH: 7,8 8,0 8,0 8,0 8,5") 8,3 Vergleicht man diese Werte zunachst mit den oben ftir die Karbonat- harte aufgefiihrten, so zeigt sich, daB Hartegrad und pH einander durchaus nicht proportional sind, wie es (nach Klut 1931) anzunehmen ware. Wenn man die A.A. und die Lehmgrube betrachtet, so stehen die Harte- und pH-Werte geradezu im umgekehrten Verhaltnis. Auch Hubendick (1947) fand, ,da8 die regionale Verteilung der pH nicht die Folge des Harte- grades des Wassers sein kann". Er bringt jene vielmehr mit der Reaktion der umgebenden Foérna’) in Zusammenhang. Nadelwald- und Moorférna be- wirken saure Reaktion im Gegensatz zu Laubwald- und ,,Stufwiesen”-Foérna (teilw. nach Hubendick ebendort). Solche allochthone Einschwemmung vesgetabilischer Zersetzungsprodukte aus den Uferwanden oder durch kleine ~ ‘) AB = vor Alte Ammer-Mindung ; *) Wert diirfte zu hoch liegen! °} Forna: die unveranderten toten Uberreste oder Abfallsprodukte des Pflanzen- oder Tierreiches (Hesselmann 1925). Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen tiber SiiRwasser-Mollusken des Ammersees 93 Zufliisse aus dem benachbarten moorigen Gebiet wird durch Bildung von Huminsauren die gréfere Aziditat der einzelnen Altwasser, der Alten Ammer und des Sumpfweihers trotz deren hohem Kalkgehalt bewirken. Daf die aktuelle Reaktion dieser Gewasser andererseits wiederum nicht so sauer ist, wie man auf Grund des oft braunen Wassers und schwar- zen Untergrundes annehmen kénnte, mag, wie Bresslau (1926) an Ver- suchen nachgewiesen hat, auf dem hohen CO2-Verbrauch der reichen Vege- tation beruhen. {Entzug von COs verschiebt das Dissoziationsgleichgewicht der Kohlensaure in Richtung aul die Verbindung und setzt so die H-Ionen- konzentration herab.) Freilich waren hiermit auch erhebliche tages- und jahreszeitliche Schwankungen der aktuellen Reaktion verbunden. Die re- lativ alkalische Reaktion der ebenfalls anmooriges Gebiet durchquerenden Rott kann — abgesehen von Abwassern — auf der erhéhten CO2-Abgabe an die Luft infolge starker Str6mung sowie auf CQOs-Absorption durch Tonkolloide des Untergrundes (Bresslau 1926) zurtickgefiihrt werden. DaB die Lehmégrube schlieBlich bei extrem niedriger Karbonatharte ge- rade den héchsten pH-Wert aufweist, méchte ich damit erklaren, daf sie einerseits keinerlei Zusammenhang mit Moorwassern und Férna hat und da8 ihr andererseits durch die assimilierenden Wasserpflanzen und durch die starke Erwarmung des seichten Wassers im Sommer viel CO» entzogen wird. Zum Einflu8 der aktuellen Reaktion des Wassers auf die Mol- luskenverbreitung ist folgendes zu sagen: Die neueren Autoren stimmen in der Auffassung tiberein, dali die SuBwassermollusken nicht so stenoion sind, wie man friher annahm. Als optimalen pH-Bereich gibt Bresslau (1926) pH 7—8, Boettger (1944) 7,5—8,5 an. Zweifellos ist die 6kologische Valenz der einzeinen Arten in dieser Hinsicht unterschiedlich. Nach Walton und Wright (aus Fromming 1936) sollen fiir Galba truncatula ein pH-Bereich von 6,0—8,6, fiir Radix peregra ein solcher von 5,8—8,8 gelten. Planorbis corneus wurde von Froémming (1938) in einem Moorgewasser von pH 6,8 gefunden. Allge- mein gibt Boettger an, da Basommatophoren im Bereich von pH 6—9 sicher ohne Schadigungen leben kénnen. Hubendick (1947) kommt zwar zu dem Ergebnis, daB ,,die Aziditat der wesentlich begrenzende 6kologische Faktor in kalkarmen Gebieten sein kann", raumt jedoch immerhin ein, dah ein hdéheres pH als 6—7 keinen weiteren Vorteil fiir Gastropoden bringt. Froéomming geht (1938) so weit, festzustellen: ,,Bei jeder in einem natiir- lichen Gewasser vorkommenden H-lIonen-Konzentration kénnen Schnecken leben.” Auch hat er nachgewiesen, dafS die vielfach dem sauren Wasser zugeschriebenen Schalenkorrosionen niemals primar, sondern nur sekundar nach vorhergehender mechanischer Zerstérung des Periostrakums von jenem bewirkt werden k6nnen. Zusammenfassend sehen wir, da die im Untersuchungsgebiet auftre- tenden H-Ionen-Konzentrationen wohl in keinem Falle eine Verbreitungs- grenze darstellen. 94 seen Eckard Sallgmann? Paunistisch: dkologische Unt ersuchungen iiber Saliwasser, Melson des Ammersees 6. Der Sauerstoffgehalt. In der folgenden Ubersicht werden die von mir im August 1952 be- stimmten Werte angegeben, ftir die A.A. und N. A. in Klammern die von Engelhardt fir August 1948 ermittelten. Es ist bei der Bewertung zu beriicksichtigen, da8 Engelhardt bei seinen Jahres-Reihenbestimmungen im Monat August ein Minimum des Sauerstofigehaltes feststellte infolge des Héhepunktes der Sauerstoff-Zehrung durch Wassererwaérmung und Faulnis-Vorgange. Man muB8 also, zumindest fiir die Friihjahrs- und Herbst- monate, bedeutend hdheren (etwa doppelten) Sauerstoffgehalt annehmen. Das zweite von Engelhardt ermittelte Minimum im Winter diirfte ftir die Mollusken keine Bedeutung haben, da ihre Lebensprozesse zu dieser Zeit — auch auf ein Minimum herabgesetzt sind. Sauerstoffigehalt in mg/Ltr.: Alte Ammer: Sumptfweiher: 4,09 A.A. I 2,71 Lehmgrube: 7,68 AA. I 8,31 Ammersee: AeA] LV: 8,87 1. Bucht: 7,50 A.A. 9 (5,50) 2. Bucht: 8,21 PINS NP (9,27) 3. Bucht: 8,74 ACA 5/16 (7,10) A. A.-Miindung — 8,88 Neue Ammer: 8,03 (9,79) Wartaweil 8,35 St; Albans = 8,76 Fir die Maxima und Jahresdurchschnitte vergleiche fir die Alte Ammer Seite 26, ftir die Neue Ammer Seite 30. Neue Ammer, Unterlauf der A.A., Ammersee, Lehmgrube und die Altwasser II und IV diirften nach obigen Werten zu urteilen auch in dieser pessimalen Jahreszeit noch wenigstens annahernd sauerstoffgesattist, gegen Friihjahr und Herbst zu also entsprechend itibersattigt sein. (Der SAatti- sungswert betragt bei 20°C ca. 8,5 mg/l Oz.) Die Griinde fiir den Unter- schied im Sauerstoffhaushalt des Ober- und Unterlaufs der Alten Ammer wurden bereits S. 26/27 besprochen. Ein starke Untersattigung weisen nur A.A.I und der Sumpfiweiher auf. Im ersteren Fall mag dies daran liegen, da der kleine flache Tiimpel besonders viel Faulstoffe in Form von ab- — fallendem Laub und sonstigen Pflanzenresten enthalt und zudem durch das umgebende Dickicht fast ganz von jeder Luftbewegung abgeschlossen ist. Bei dem Sumpfweiher ist zwar das letztere nicht der Fall, doch ent- halt auch er am Grunde extrem viel Férna, welche ftir die starke Sauer- stoffzehrung verantwortlich sein mag. Vielleicht tragt auch die ziemlich dichte Fischbesetzung dazu bei. Da auch die Wassermollusken den Sauerstoff zur Atmung brauchen, muB groBe Sauerstoffarmut des Wohngewdssers mindestens fiir Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 95 die Kiemenatmer unter ihnen einen Hemmungsfaktor darstellen. Deshalb treten nach Geyer (1927) die Kiemenatmer im Sumpf zuriick, wahrend reiches Molluskenleben in bewegten und kalten Gewdssern mit auf den hdheren O2-Gehalt zuriickzuftihren sein mag. Genauer orientiert sind wir iiber den Gasstoffwechsel bei den SiSwasserpulmonaten durch Boettger (1944), Precht (1939) und Wesenberg-Lund (1939); diese Autoren kommen im wesentlichen zu den gleichen Ergebnissen: alle Basommato- phoren atmen neben der atmospharischen Luft auch in mehr oder minder starkem MaBe die im Wasser geléste. Dies geschieht teils durch Haut- atmung, teils indem die Atemhdhle mit Wasser gefullt wird. Bei Planorbis corneus und den heimischen Ancyliden tritt sogar noch eine adaptive Kieme hinzu. Die Wasseratmung findet stets im Winter statt, wo der O2-Gehalt des Wassers durch die Kalte erhoht, der Stoffwechsel insgesamt herab- sesetzt ist und das Auftauchen méglicherweise durch eine Eisdecke ver- hindert wird, — ferner bei Formen, die in groffer Tiefe der Seen oder in starker Strémung leben. Doch sind die meisten Arten befahigt, in besonders Oz-reichem oder kaltem Wasser auch im Sommer zu reiner Hautatmung uberzugehen. Dies soll z.B. bei Lymnaea stagnalis von 4-5 °C an der Fall sein. Einzelne Arten, wie Gyraulus crista und die Ancylidae sind sogar zu ausschlieBlicher Wasseratmung tibergegangen. Allgemein miissen demnach die Basommatophoren als ausgesprochen euryoxybionte Tiere bezeichnet werden und Sauerstoffmangel wird sich, sofern es sich nicht um vollig sauerstoffreies Wasser handelt, nur durch haufigeres Aufsteigen der Schnecken zur Oberflache bemerkbar machen. Absolute Zahlen iiber den Sauerstoffbedarf gibt keiner der erwahnten Autoren an. Uber die Prosobranchier und Bivalven, die naturgemaB gegen Sauerstofimangel empfindlicher sein miissen, fand ich keine einschla- gisen Literaturangaben. Meiner Schatzung nach diirfte fiir sie der Sauer- stoffaktor nur im Sumpfweiher und dem Altwasser AA. I verbreitungs- hemmend wirken. Hier kommen denn auch — mit einer fraglichen Aus- nahme — diese beiden Molluskengruppen nicht vor. 7. Der Eisengehalt. Die Eisenmengen der folgenden Ubersicht wurden ftir die Alte Ammer _von Engelhardt 1948 (eingeklammert), fiir die tibrigen Biotope von mir im August 1952 bestimmt. Eisengehalt in mg/Ltr.: Alte Ammer: Neue Ammer: (0,10) 0,25 A al 0,80 Sumpiweiher: 0,27 A, Ae 0,55 Lehmgrube: 0,17 AG Ree EY; 0,20 Ammersee: AvAei2 (3,00) 2,40 1. (Fischener) Bucht 0,16 96 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees A.A. 5 0,63 2. Bucht 0,03 Av Ac 9 (1,00) 3. Bucht 003 Rott (0,23) A. A.-Miindung 0,06 AA 12 (0,32) Wartaweil 0,04 eA 17 (0,32) . St. Alban 0,04 Als Normalwert fiir unsere flieBenden Gewdasser gibt Engelhardt 0,1 mg/l an. Dieser Wert wird nur im Oberlauf der Alten Ammer und in 2 Altwassern wesentlich tiberschritten, wo -man auch die Schalen der Mollusken oft mit einem Eisenhydroxyd-Uberzug bedeckt findet. Ge- wasser mit hohem Ejisen- (und Huminsdure-)Gehalt galten friher als schneckenfeindlich, Fr6mming (1952) hat jedoch im Sommer 1951 in Ostfriesland in einigen Wiesenentwasserungsgraben und Weihern mit einem Eisengehalt von 4—8 mg/l, in welchem teilweise auch noch Huminsauren enthalten waren, etwa ein Dutzend Gastropodenarten gefunden, die teil- weise massenhaft auftraten. Alle Gehause waren mit einem rostbraunen Fe(OH)2-Belag versehen. ,,Doch st6ért"”, schreibt Fr6mming, ,dies alles das Wohlbefinden der Gastropoden offenbar in keiner Weise." Der hohe Eisengehalt habe auf das Vorkommen der Wasserschnecken keinen be- sonderen EinfluG. Demnach diirfte in meinem Untersuchungsgebiet der wesentlich ge- ringere Eisengehalt erst recht kein Verbreitungshindernis darstellen. 8. Die héhere Vegetation. Bei den Biotopbeschreibungen im ersten Teile der Arbeit wurden jeweils die vorherrschenden Arten der hodheren Pflanzen aufgezahlt. Die dkologischen Faktoren des Wassers wurden durch chemisch-physikalische Untersuchungen direkt bestimmt, so daB ich auf pflanzensoziologische Ge- sichtspunkte verzichten konnte. Fiir das Leben der Mollusken sind jedoch die Wasserpflanzen neben Detritus und Faulstoffen groBenteils als Nahrung von Bedeutung, teilweise auch als Deckung. Uber die Nahrungswahl der Mollusken ist noch so wenig bekannt — ich komme im nachsten Abschnitt nocheinmal darauf zuriick —, daB es keinen Zweck hatte, an dieser Stelle eine Gesamtliste der gefundenen Pflanzenarten zu bringen. Vorerst inter- essiert in Bezug auf die Verteilung der Mollusken nur die Quantitat der Vegetation in den einzelnen Biotopen. Hierauf soll daher kurz einge- gangen werden. Die Altwasser A.A. I—IV sind im allgemeinen sehr pflanzenreich mit Ausnahme der Platze mit Sapropelgrund. Fiir diese scheint Ufricularia vulgaris charakteristisch zu sein. In der Alten Ammer nimmt der Ve- getationsreichtum im groBen und ganzen vom Beginn bis zur Miindung (mit zunehmender Wassertiefe) ab. Die flachen Tiimpel des Oberlaufes sind meist so dicht mit Myriophyllum sp., Helodea canadensis, Potamogeton natans u.a. bewachsen, daf man nirgends auf den Grund sehen kann. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 97 Frei von hoherer Vegetation sind dagegen die tiefen, sapropelhaltigen Gum- pen. Im Unterlauf finden sich dann nur noch sehr zerstreut und in Ufer- nahe vorwiegend Schwimmblattpflanzen wie Potamogeton sp. sp., Nuphar luteum u. a. Daftir sind hier die niederen Pflanzen reichlich vertreten ~ (Euglena viridis, s. 0.3). Der Neuen Ammer fehlt, wie oben beschrieben, wegen der dauern- den Bewegung des Untergrundes im eigentlichen FluBbett jegliche Vegeta- tion. Fur die Uferblécke ist Fontinalis antipyretica bezeichnend. Der Sump{fweiher ist durch reiche Vegetation gekennzeichnet. Die Lehmégrube enthielt zu Beginn meiner Untersuchungen fast nur Chara foetida-Rasen, wurde aber im Laufe der Jahre rasch von den in der Umgebung haufigen Wasserpflanzen besiedelt. In dem neu ausge- érabenen Teil ist in diesem Sommer (1953) wieder Chara foetida einziger Erstbesiedler. Von den Verlandungsbuchten des Ammersees ist die 1. (Fischener) ihrer viel geringeren Wassertiefe entsprechend auch iiber die freie Wasser- flache hin pflanzenreich, wahrend sich die Vegetation in der 2. und 3. Bucht mehr auf die Uferzone beschrankt. Auch ist der Fischener Winkel arten- reicher. Das Westufer ist im allgemeinen — doch auch nicht tiberall — pflanzenreicher als das Ostufer. In den besiedelten Gebieten folgt ge- wohnlich auf Phragmites-Bestande des tiberschwemmten Strandes. eine Scirpus palustris-Zone auf der Uferbank. Bei der Halbinsel Ried ist der Brandungsstrand so gut wie vegetationsfrei, wahrend der Quellhorizont uppigsten Bewuchs aufweist. — Die planktontische niedere Vegetation (Algen, Protophyten) wurde nicht im einzelnen untersucht. Fiir ihre Quantitat gibt die Sichttiefe (s. oben!) Anhaltspunkte. — Auf die Bedeutung der Vegetation fiir die Ver- breitung der Mollusken komme ich im Kapitel D/2 noch zu sprechen, — D. Gritnde fiir die unterschiedliche Verbreitung der Mollusken Aus dem Vergleich der 6kologischen Faktoren der einzelnen GewAasser untereinander und mit den durch die Literatur belegten Bediirfnissen der Mollusken hat sich ergeben, dafi die Wasserstoffionen-Konzentra- tion, der Kalkgehalt (Hartegrad) und der Eisengehalt bei weitem nicht die Bedeutung fiir die Bewohnbarkeit eines GewAssers fiir Mollusken haben, wie man frither annahm. Diese kénnen daher im Untersuchungs- gebiet nicht als Hemmungsfaktoren fiir deren Verbreitung gelten. Auch der Thermik, dem Sauerstoffgehalt und der Wassertriibung konnte teils infolge zu geringfiigiger Unterschiede, teils nach Vergleich der 98 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiifSwasser-Mollusken des Ammersees Verbreitung der Arten mit wenigen Ausnahmen keine ausschlaggebende Bedeutung beigemessen werden. Denkbar ware dagegen, da manche Kleingewdsser infolge des Auf- tretens von Parasiten, z. B. Cercarien o. a. Entwicklungsstadien para- sitarer Wiirmer fiir Mollusken oder doch fiir einzelne Arten auf die Dauer unbesiedelbar sind. Vor allem kénnte dies fiir solche Biotope zutreffen, in denen vorwiegend leere Schalen gesammelt wurden. Eine Untersuchung der Weichk6rper auf Parasiten fiel jedoch nicht in den Rahmen der vor- liegenden Arbeit. — Wie weit nun die beiden iibrigen ékologischen Fak- toren regulierend auf die Verbreitung einwirken und worauf die zahlreichen auch dann noch ungeklarten Falle zurtickzufiihren sind, das soll in den drei folgenden Abschnitten dargelegt werden. 1. Die Wasserbewegung. DaB starke Wasserbewegung in Form von Strémung eines flieSenden oder von Brandung eines stehenden Gewassers fiir viele Mollusken ein Besiedelungshindernis darsteliit, wahrend einige gerade solche Biotope be- vorzugen, ist seit langem bekannt und in jedem einschlagigen Lehr- oder Bestimmungsbuch nachzulesen; so z. B. bei Wesenberg-Lund (1939), Geyer (1927), Ehrmann (1933). Ich kann mich daher zu diesem Punkt kurz fassen. Unter den Gastropoden sind es im wesentlichen Arten mit hohem Gewinde oder enger Miindung wie Lymnaea stagnalis und die Plan- orbiden, welche bewegtes Wasser meiden, wahrend die gedrungenen Arten mit erweiterter Miindung wie Radix ovata ampla und auricularia oder Ancylus fluviatilis fiir diese Biotope charakteristisch sind. Unter den Najaden stellen wir den dickschaligen, str6mungsresistenten Unionen als Extrem die dtinnschalige Sumpfform Anodonta cellensis gegeniiber. Gleiches gilt fiir das zarte Musculium lacustre im Gegensatz zu der robusteren, fast allen Biotopen gewachsenen Gattung Sphaerium. Was hier ftir verschiedene Arten gesagt wurde, gilt sinngemaB fiir die in der entsprechenden Rich- tung tendierenden Formen ein und derselben Art (Vergleiche am besten das biologische System der Najaden von Modell 1924 - 1942 - 19491), Auch die Verbreitung einzelner Molluskenarten im Ammerdelta findet aus diesen Gesichtspunkten ihre Erklarung: Als auffalligstes Symp- tom mu in diesem Zusammenhang zuerst nochmals die Molluskenfeindlich- keit der stark str6menden Neuen Ammer erwahnt werden. Nun zu den einzelnen Formen: Lymnaea stagnalis lebt reichlich in den Altwdssern’), Teichen und am Quellhorizont bei Ried, meidet aber das brandungsreiche Ost- und Westufer des Ammersees, das ihre gedrungeneren Verwandten Stagnicola palustris und Radix ovata mit der Form ovata ampla gerade stark besiedeln. Die ganze Gruppe der mit relativ enger Miindung aus- sestatteten Tellerschnecken (Planorbidae) lebt wesentlich haufiger in den ') Hierzu wird jetzt der Einfachheit halber auch die Alte Ammer gerechnet. = Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 99 Altwdssern und Teichen als im See und zieht hier wieder den Schlamm- srund der ruhigen Tiefe der Brandungszone vor. Die Sumpideckelschnecke (V. viviparus) mit ihrem zahlreichen Auftreten im Sumpiweiher und ihrer immerhin recht gleichmaBigen Verbreitung in dem schwer abzusuchenden Schilfufer der Stidbuchten des Sees ist zweifellos auch im Untersuchungs- Sebiet ganz vorwiegend ein Bewohner stiller, sumpfiger Gewdsser; die wenigen am Ost- und Westufer gesammelten Stiicke lebten an Schilfstellen. Bei den Valvatidae, die praktisch nur am Ammersee vorkamen, laft sich keine deutliche Abhangigkeit von der Wasserbewegung feststellen; noch weniger bei der fast tiberall verbreiteten Bithynia tentaculata. In der Ver- teilung der Najaden 1aBt sich der Wasserbewegungslaktor kaum erkennen: offensichtlich iiberschreitet dieser in der Neuen Ammer im Verein mit der dauernden Fortbewegung der Geschiebe auch das ftir Unio ertragliche MaB, wahrend er in allen tibrigen Biotopen noch unter der Héchstgrenze fiir Anodonta bleibt. Dagegen spiegelt sich dieser Faktor deutlich wieder in der Dickschaligkeit der Teichmuscheln bei der Halbinsel Ried und bei der Verbreitung der Sumpfart Anodonta cygnea sol., die von zwei Exem- plaren am Grunde von Wartaweil abgesehen, nur in der Alten Ammer und in den Stidbuchten des Sees vorkam. Auch auf die Verbreitung der biologischen Najaden-Varietaten Modells sei hier noch einmal hingewie- sen. Von den Sphaeriidae besiedelt das kraftige Sphaerium corneum alle, auch die brandungsreichen, Seebiotope — zum Teil in der besonders festen fa. duplicatum —, wabrend das viel zartere Musculium lacustre ganz auf die ruhige Alte Ammer beschrankt bleibt. Was die Pisidien betrifft, so sind diese derart anpassungs{ahig (siehe oben!), dafS’ man wesentlich mehr Ma- terial brauchte, um die Verbreitung mit der Wasserbewegung in Zusammen- hang zu bringen. Hier sind héchstens die Tiefenformen P. personatum und P. conventus vom Grunde der 3. Bucht zu erwahnen, die ja gleichzeitig Ruhigwasserformen darstellen. — 2. Ernahrungsmoglichkeiten. Fiir alle Tiere (und Pflanzen) stellt die in einem Biotop gegebene Er- nahrungsméglichkeit bzw. Nahrungsmenge einen ausschlaggebenden Ver- breitungsfaktor dar. Umso erstaunlicher ist es, daB so viele Autoren der SiiBwasser-Malakologie in dkologischen Arbeiten diesen Faktor entweder ganz tibergehen oder doch nur am Rande erwahnen. Ausnahmen bilden vor allem E. Frémming, E. Schermer und H, Schafer (s. unten) Allerdings ist natiirlich Voraussetzung fiir die Untersuchung der Ernahrungs- méglichkeit eine exakte Kenntnis der méglichen und bevorzugten Nahrung der einzelnen Molluskenarten. Ich will deshalb im Folgenden zunachst aus der mir zuganglichen Literatur der letzten 25 Jahre die Angaben zu diesem Kapitel kurz zusammenstellen: Zunachst die Bestimmungsbiicher: Geyer (1927) sagt in seinem all- 100 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SuRwacser Mollasien des Ammersees séemein-6kologischen Teil nur in lakonischer Ktirze: ,,.Mit Ausnahme der wenigen fleischfressenden Schnecken ist die Mehrzabl der Mollusken fiir ihre Ernahrung auf die lebenden Pilanzen und ihre toten Reste ange- wiesen." Einzelheiten héren wir von ihm ebenso wenig wie von Ehr- mann. Wesenberg-Lund (1939} kennzeichnet die Siti@wasser- schnecken ausschlieBlich mit dem ernahrungsphysiologischen Begritf , Weideganger”; er fiigt hinzu, die Lymnaeen werden im Herbst zu Pilanzen- fressern, die Planorben, besonders P. corneus, zu Schlammiressern. Huben- dick bezeichnet die lymnischen Gastropoden Stidschwedens als Schlamm- oder Aufwuchsabkratzer. Weiter heifBt es: Eine Wahl der Nahrung scheint — nicht stattzufinden. Schlamm oder Aufwuchs dtrften fast immer in hin- reichender Menge . . . vorhanden sein. Nur auf hartem, tibersptiltem Boden und auf hartem Boden in extrem oligotrophen Seen, sowie auf reinem Sandboden scheint Nahrungsmangel ein begrenzender Faktor sein zu k6én-- nen. Fiir die Basommatophoren kommen nach Boettger (1944) vorzugs- weise faulende organische Stoffe pflanzlicher und auch tierischer Herkunit sowie Algen als Nahrung in Betracht. Auch ermégliche der Wasserpflanzen- Bewuchs den Schnecken eine bessere Ausnutzung des Raumes .... Aber ein Zuviel an organischen Abfallprodukten sei den Basommatophoren ab- triglich. Wie wenig mit all diesen ailgemeinen Feststellungen im Grunde ge- sast ist, zeigen die nachfolgenden Veréffentlichungen iiber einzelne be- sonders untersuchte Arten und Gruppen. Allerdings ersieht man hieraus auch die groBe Uneinigkeit und Unsicherheit der verschiedenen Autoren tiber die jeweilige Nahrung, am auffalligsten bei den beiden von Frém- ming (1940) gegentibergestellten Nahrungspflanzenlisten von Schermer (1937). : Weitaus am besten sind wir bisher tiber die Ernahrung der Schlamm- schnecken unterrichtet. Nach Wesenberg-Lund sind die Lymnaeen ausgesprochene Pflanzenfresser und leben meist vom Algenbelag der Blatter usw. Sie nehmen auf diese Weise gleichzeitig viel tierische Nahrung zu sich (ungewollt? Vf.). Aber sie nehmen auch Teile héherer Pilanzen aul, vorzugsweise im Anfangsstadium der Faulnis. Lymnaea stagnalis, deren unglaubliche GefraBigkeit besonders hervorgehoben wird, fraB nach Scher- mer (aus Fr6mming 1935) Wasseraloé, Pieilkrauter, Froschléfel, Tausend- blattarten, Froschbi8, Salvinien, Laichkrauter, Wasserstern, Wasserminze, Wasserschlauch, Wasserlilie und Hornkraut, ferner nach Fré6mmings (1935) eigenen Versuchen Wasserfeder (Hottonia palustris), Wasserkn6terich (Polygonum amphibium), groBes Nixenkraut (Najas major), die gelbe (Nu- phar luteum) und die weiBe Seerose (Nymphaea alba) und besonders gern die Laichkrautarten Potamogeton lucens, perfoliatus, crispus und pusillus. Ferner wurden in ihrem Darm nach Alsterberg die angeblich durch Gerbstoff geschiitzten Algen Pediastrum, Scenedesmus und Spirogyra ge- — funden und nach Froémmings Versuchen (1952b) wurden die an- sgeblich durch spitze Raphiden geschiitzten Wasserlinsen Lemna minor Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 10] und frisulca sogar gern aufgenommen. Fiir Sfagnicola palustris wurde vom gleichen Autor ebenfalls der Verzehr von Lemna minor und polyrhiza nachgewiesen. Beide Arten nehmen aber nach Frémming (1937) auch gern lebende oder tote Fleischnahrung zu sich und zeigen dann lan- sere Lebensdauer und starkere Fortpflanzung. Sie gedeihen also am besten bei gemischter Kost. Radix auricularia und Radix ovata sollen nach W e- senberg-Lund (1939) noch ausgesprochenere Algenfresser sein als L. stagnalis. R. ovata nahm in Fr6mmings Versuchen auch Lemna minor zu sich. H. Schafer (1953) berichtet, daB R. auricularia und Gyraulus albus die feinen Schlammiiberztige der Steine in Fliissen abweiden. Uber R. ovata teilt Starmithlner (1952) geradezu eine Kuriositat mit: Die. Schnecke lebte teilweise in Massen in der stark durch Abwasser von Fabriken, Gutshofen u. a. verunreinigten Schwechat bei Wien. Sie soll dort, wie ein Versuch zeigte, den Olfilm der Wasseroberflache fressen! Mit Physa acuta hat Frémming (1947) einen gro angelegten Er- nahrungsversuch durchgefiihrt, indem er einen Teil der Tiere nur mit Wasser- pilanzen, einen anderen zusatzlich laufend mit gekochter Pferdeleber fiitterte. Das Ergebnis bestand darin, daS8 die Gruppe mit Fleischnahrung etwa doppelt so schnelles Wachstum, dreimal so groBe Fruchtbarkeit und halb so groBe Sterblichkeit aufwies als die rein herbivor ernahrte. Dabei ist noch zu beriicksichtigen, daB die Tiere der letzteren Gruppe ihre abgestor- benen Artgenossen stets sofort anfraBen. An Wasser- und Sumpfpflanzen wurden gefiittert und angenommen: Potamogefon crispus, lucens, perfoliatus, pusillus, Hottonia palistris, Polygonum amphibium, FElodea canadensis, Hydrocharis morsus ranae, Hydrocotyle vulgaris, Alisma plantago, Caltha palustris, Barbaraea vulgaris, Veronica beccabunga, Sonchus palustris, Ly- simmachia nummularia, Solanum dulcamara. Auch die mit Leber geliitter- ten Tiere nahmen alle Pflanzen in gleichem Mae an, Bei der GroBen Tellerschnecke (Planorbis corneus) wurden ebenfalls im Darm Pediastrum, Scenedesmus und Spirogyra gefunden (Autor wie oben), Im Wasserlinsenversuch (s. oben!) wurden Lemna trisulca und minor genom- men; von letzterer lebten 5 von 6 Tieren 110 Tage lang ausschlieBlich. Weiter- hin gibt Fré6mminé¢ (1949) noch eine ausfiihrliche Liste von Nahrungspflanzen der Schnecke, die ich nicht mebr namentlich aufftihren will; von 17 Angio- spermenarten wurden welke und frische Blatter gefressen, von weiteren 9 nur die abgestorbenen Teile. Andererseits wurden manche Wasserpilanzen auch yon hungrigen Tieren kaum oder gar nicht angenommen, so die Horn- krauter (Ceratophyllum). Ferner soll die Schnecke verschiedenen Grtin-, Blau- und Braunalgen nachstellen und die Kahmhaut der Wasseroberilache abweiden. Was die Fleischkost betrifft, so werden tote Artgenossen und anderes Aas gern gefressen, bei Mangel an tierischem Eiwei8 auch der eigene Laich. Gyraulus albus wurde schon oben mit Radix auricularia erwahnt. Von den iibrigen Planorbiden ist mir nichts Sicheres tiber die Ernahrung be- kannt geworden. Nach Schermer (1950/51) sollen Physa fontinalis, Ba- 102 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiRwasser-Moliusken des Ammersees thyomphaius contortus und Segmentina nitida Algen und Schlamm aufneh- men, doch wird dies von Fr6mming (1953b) stark angezweifelt. Dieser stellt (1953 a) zusammenfassend fest, daf Lymnaeen, Planorbiden und Phy- siden nachweislich tierisches Eiweif brauchen und daher als Allesfrésser bezeichnet werden k6nnen. Was die Prosobranchier des StiBwassers betrifft, so schrieb From- ming noch 1935: tiber die Ernahrung von Valvata, Vivipara, Bithynia, Bithynella und Theodoxus wissen wir praktisch nichts. Uber zwei von diesen Arten sind wir seitdem orientiert: tiber Viviparus viviparus durch Frém- ming und tiber Bithynia tentaculata durch Schafer. Die alteren Autoren (aus Fr6mming 1940) machten tiber die Sumpfdeckelschnecke véllig widersprechende Angaben: einmal sollte sie ,mehr von tierischer Nahrung leben”, dann sich ,nur von feinsten Algen ernahren“ oder ,,Algen und detritusreichen Schlamm fressen", ein andermal sollte sie gar ,,mit vorge- streckter Schnauze den Schlamm durchfurchen und den Wirmern nach- jagen” und schlieBlich wieder ,ausschlieBlich herbivor” leben, Froémming (1940) wies nun durch 2'/2—3 Jahre wahrende Aquarium- versuche nach, daf die neugeborenen Tierchen zunachst von feinem Detri- tus und dann von Bakterien der Kahmhaut leben. Im weiteren Verlauf ent- wickelte sich aber die regelmaig mit einem Haridelsfrischfutter versehene Gruppe weitaus besser, als die rein herbivor ernahrte. Es wurden aber auBer Bakterien, Griin-, Blau- und Braunalgen fast nur in Zersetzung be- findliche Tier- und Pflanzenstoffe gefressen, niemals dagegen lebende Wiir- mer oder Krebse und nur selten und ausnahmsweise*lebende griine Pflanzen. — Bithynia tentaculata besitzt nach H. Schafer (1953) einen Filterme- chanismus und kann daher das Nahrungsmaterial (Detritus) durch Einstru- deln gewinnen. Sie vermittelt ernahrungsphysiologisch zwischen den Strud- lern und Schlammfressern. Die Nahrung der Muscheln besteht nach Wesenberg-Lund (1939) aus Plankton und Detritus. Dazu kommt, wenigstens bei Najaden, auige- wthltes Bodenmaterial; so wurden im Magen von Anodonta die Boden- algen Oscillatoria, Lyngbya, Ulothrix, Vaucheria und Diatomeen gefunden. Jaeckel (1952) schreibt auBerdem interessanterweise folgendes: ,,Aus neueren Forschungen von Agrell scheint sich zu ergeben, da®8 die Schalen- form der FluBmuscheln im Gegensatz zu den friheren Meinungen in erster Linie von der Nahrungsmenge der Gewasser abhangig ist. Auch die Hautig- keit der einzelnen Arten...steht in Beziehung zur Nahrungsmenge.” So erfreulich unser hier aufgefiihrtes Wissen iiber die Ernahrung einzelner SiiBwassermollusken ist, so umfaBt es doch nur einen recht kleinen Teil der ganzen Tiergruppe. Von den meisten anderen Arten diirfte die Nahrung noch mehr oder weniger unbekannt sein. Falls man es doch schon wagen darf, allgemeine Schliisse zu ziehen, so scheint mir eine Aus- wahl zwischen bestimmten Pflanzen- oder Fleischarten nur in ganz ge- ringem Mafe vorzukommen. Dagegen miissen wir wohl beziiglich der pflanzlichen Nahrung unterscheiden zwischen Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 103 1. Verzehrern frischer, griiner Kormophyten (z. B. Lymaeen), 2. Verzehrern faulender Kormophyten und winziger Thallophyten (z. B. Viviparus) 3. Plankton- und Detritus-Fressern, Schlammschluckern (z.B. Najaden). Andere Arten vermitteln zwischen diesen Gruppen, z. B. Planorbis corneus zwischen 1. und 2., Bithynia tentaculata zwischen 2. und 3. Ferner _ist zu berticksichtigen, da®B viele (vielleicht alle?) Arten zum guten Ge- deihen als Zukost tierisches Eiweif brauchen, manche in Form von frischem Aas und lebenden Mikroben, z. B. Lymnaea, andere in Form von sich zersetzenden Fleischteilen, z. B. Viviparus. Jedenfalls sind unsere Kennt- nisse von den Nahrungsbediirinissen der limnischen Mollusken noch so mangelhaft, da es verfriiht ware, die Wohngewasser anhand der vor- kommenden Flora nach ihren mehr oder minder giinstigen Ernahrungs- moglichkeiten fiir die einzelnen Arten zu klassifizieren. Dies mag auch der Hauptgrund sein, weshalb die Malakologen, wie eingangs erwahnt, so selten auf diesen 6kologischen Faktor eingingen. Nur einige allgemeine Gesichtspunkte seien daher fiir die Biotope des Ammerdeltas noch aufgezeigt: Je mehr griine Pflanzen ein Ge- wasser enthalt, desto mehr Nahrung ist fiir die erste der obigen Ernahrungs- gruppen direkt, fiir die zweite bei Faulnis derselben und fiir die dritte durch vermehrte Bildung organischen Bodenschlammes vorhanden. Aller- dings findet diese Steigerung eine obere Grenze dadurch, da bei zu grofer organischer Produktion die Faulnisvorgange derart tiberhandnehmen, dafi der Chemismus des Wassers ungiinstig beeinfluBt wird (s. Abschnitt V, C, 6!). Das ist anscheinend im Altwasser A.A. I undimSumpfweiher, vielleicht teilweise auch in den anderen abgetrennten Altwassern der Fall. Andererseits scheint sich der Reichtum an Faulnisstoffen im Sumpf- weiher gerade giinstig fiir die Ernahrung von Viviparus (s. oben) auszu- wirken. Fiir die Planktonmenge gilt in der zweiten und dritten Ernahrungs- ¢éruppe entsprechendes wie fiir die griinen Pflanzen. Als wesentlicher Fak- tor fur die direkte Ernahrung und die Schlammbildung diirfte das Plankton erst bei einigen Metern Wassertiefe, also hier im Ammersee und an einigen Stellen der Alten Ammer von Bedeutung sein. Auf Grund der ziemlich geringen Sichttiefen im Zusammenhang mit der (griinlichen) Wasser- farbe diirfte der untersuchte Teil des Sees in dieser Hinsicht giinstige Er- nahrungsverhaltnisse aufweisen, wenngleich der Ammersee im ganzen als oligotroph bezeichnet wird (s. oben). Fiir die Bivalven ist nattirlich der Bodenschlamm insgesamt, also auch der anorganische, als Substrat von Wichtigkeit; auch in dieser Hinsicht stellt der Siidteil des Sees, besonders in den Buchten, einen recht giinstigen Biotop dar, im Gegensatz zu manchen Stellen der Alten Ammer. Was die Neue Ammer betrifft, so bewirkt hier die starke Stromung und Bewegung des Untergrundes gleichzeitig extremen Nahrungsmangel, so daf& der Kanal auch von diesem Gesichtspunkt aus einen pessimalen Molluskenbiotop darstellt. Die Lehmgrube mu mindestens zu Beginn 104 Hate pisseue! Selina: Faunistisch- skologische later curelntingcra eee SuBwasser- sMoMmsiser ce BERN SOOS ihres Bestehens recht nahrstoffarm gewesen sein, was u. a. ein Grund fir | die Artenarmut an Mollusken sein dtirfte. Immerhin iiberrascht noch die sroBe Individuenzahl. Nach Berticksichtigung der Mitteilungen vom From- — | ming (1935 a und 1952b) scheint es allerdings nicht ausgeschlossen, daf Lymnaea stagnalis und Tropidiscus carinatus die durch starke Kalkinkru- station ,,geschiitzte’ Chara foetida zu fressen vermégen. Die Alte Ammer mit ihrer geringen Strémung, ihrem Pfilanzenreich- tum und meist auch giinstigen Untergrundverhiltnissen diirfite, sofern im Oberlauf die Humifizierung nicht zu stark fortschreitet, fiir viele Mollusken einen optimalen Lebensraum darstellen. Der Individuenreichtum wird nach meiner Schatzung etwas ¢groBer sein, als es aus den Sammelergebnissen ~ hervorgeht, da bei dem meist steilen Ufer nur die Wasserpflanzen und die wenigen Schlammproben mit dem Bodengreifer zum Sammeln zur Ver- fiigung standen, wahrend beim Ammersee der starke Auswurf an den flachen Ufern und z. B. bei der Lehmgrube die Sicht bis auf den Grund dazukommen. Was schlieBlich die tierische Nahrungskomponente betriftt, SO ist diese viel schwerer zu erfassen als die pflanzliche, zumal sie im ein- zelnen noch viel weniger bekannt ist. Ich vermute jedoch, daB dieselbe mit Ausnahme der Neuen Ammer in allen Biotopen mehr oder weniger ausreichend vorhanden sein wird, nicht zuletzt in Form von abgestorbenen Artgenossen. In der Lehmgrube werden auch die grofSen Mengen Frosch- und Molchlaich dazu beitragen. 3. Ausbreitung. Nach all diesen Betrachtungen bleiben noch eine Vielzahl von Ver- breitungsfragen offen. Einige Beispiele: Warum leben nicht mehr Lym-_ naea stagnalis in den Siidbuchten des Ammersees und Stagnicola palustris in der Alten Ammer? Warum kommen die Physiden nicht allgemein reich- licher vor, warum fehlt Tropidiscus planorbis ganz im Untersuchungsgebiet? Warum ist Planorbis corneus einzig auf das eine Altwasser beschrankt? Warum ist Acroloxus lacustris nicht in der 2. und 3. Bucht, Viviparus nicht in der Alten Ammer zu finden? Warum fehlt Bithynia in Lehmgrube und Sumpfweiher, obgleich diese Schnecke nach Lundbeck (1926) gerade fiir Chara-Wiesen charakteristisch sein soll, warum fehlen die Najaden in den Altwassern I—IV? Warum kommen Pisidien nicht haufiger in der Alten Ammer und nicht in den kleinen Gewassern vor? Warum traten keine Mollusken in A.A. II] und so wenig Arten in der Lehmgrube auf? — Die letzte Frage war am leichtesten zu beantworten, als ich erfuhr, da die Lehmgrube erst wenige Jahre vor meiner ersten Untersuchung ausgehoben worden war. Nun waren aber die Altwasser I—IV sowie die ganze Alte Ammer in ihrem derzeitigen dkologischen Erscheinungsbild immerhin auch erst 25 Jahre alt. So drangte sich das Problem der Ausbreitung der Arten und der Neubesiedelung von Biotopen aul. 3 ‘ a a ee TO eS ee Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 105 DaB aktive Wanderungen bei so langsamen Tieren eine ganz ge- ringe Rolle spielen, liegt aut der Hand. Dies fiihren Boettger (1944) und Hubendick (1947) naher aus. Ein Kriechen iiber gréRere Landflachen von einem Gewasser zum anderen kommt tiberhaupt nicht in Frage. Inner- halb einer gréBeren Wasseransammlung werden die Tiere (nach Boettger) an den Grenzen einer Population ihr Gebiet mit der Zeit so weit vorzu- schieben versuchen, als Daseinsméglichkeiten ftir die Art vorhanden sind (vgl. Alte Ammer!); doch ist auch in diesen Fallen die Ausbreitung recht begrenzt. Das geht nach Hubendick daraus hervor, daf der Ausbreitungs- prozef} in den meisten Fallen unabhangig von den Begrenzungen der Wasser- systeme zu verlaufen scheint. Ferner beobachtete der Autor oft, da®B eine Art, die im Oberlauf eines Flu8systems gew6hnlich ist, im Unterlauf fehlen kann und umgekehrt — so bei Lymnaea stagnalis, Stagnicola palustris, Viviparus fasciatus und viviparus. Andererseits fand er Ancylus fluviatilis wiederholt an Stellen von wenigen qm Flache, die durch Biotope von mehr ‘als 1 km Lange getrennt waren, in denen die Schnecke unmdslich leben konnte. Dies weist auf die weit gréBere Bedeutung der passiven Aus- breitung hin. Dafiir sind zwei Voraussetzungen notwendig: 1. die Transport- gelegenheit und 2. die Méglichkeit der Anpassung an den neuen Lebens- raum. Fiir den zweiten Punkt ist die allgemeine dkologische Valenz oder, wie Hubendick sich ausdriickt, die ausbreitungsdkologische Kapazitat von Bedeutung; doch hierauf soll nicht mehr eingegangen werden. Ein Transport ist méglich durch Fliisse mit starker Strémung. Da Mollusken das Einfrieren in Eis gelegentlich tiberleben kénnen (vgl. S. 91), ist auch an treibende Eisschollen als wirksames Transportmittel zu denken. Bei Uberschwemmungen werden Tiere von der Strémung mitgenom- men und kénnen in den zuriickbleibenden Pfiitzen und Graben neue Ko- lonien bilden, sofern ihnen diese Biotope zusagen. Dieser Fall ist fiir die Ausbreitung von Galba truncatula und damit der Leberegelseuche von groBer Wichtigkeit (Boettger). Auch durch den Wind sollen Mollusken, angeblich sogar bis zur GroBe von Teichmuscheln, zuweilen fortgetragen werden; doch diirfte das in unserer reich bewachsenen Mordanenlandschaft duferst selten der Fall sein. Weiterhin kommt die Verschleppung von Laich oder ausgeschliipften Individuen durch andere Tiere in Betracht. Beim Trans- port tiber Land handelt es sich dabei meist um Sumpf- und Wasser- vogel, vorwiegend Enten, wohl auch Rabenvégel. Kleine und flachschalige Tiere sind hierbei bevorzugt (Boycott 1926). Innerhalb des Wassers kommt eine Verfrachtung durch Amphibien, Fische und Wasserinsekten vor. Hierfiir kommen vor allem die Najaden in Betracht, deren Glochidien sich bekanntlich an Fischkiemen anheften und so weite Strecken zurtick- legen konnen. Ein Festklammern an schwimmende Tiere soll (nach Huben- dick) auch bei den kleinen Muschelarten sowie bei den operculaten Pro- sobranchiern vorkommen. SchlieBlich ist der Mensch mit oder ohne Ab- sicht an der Verschleppung beteiligt. Fiir den Fortbestand einer Neuansied- 106 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen tiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees lung kommt es selbstverstandlich auch auf Anzahl und Geschlecht der ver- schleppten Tiere bzw. deren Fortpflanzungsweise an. Aus der vorwiegend passiven Natur der Ausbreitung folgt nach Hubendick, da dieselbe prinzipiell diskontinuierlich ist. Um nun einen Anhaltspunkt fiir die Bedeutung des Ausbreitungsfaktors fiir die Besiedelung der einzelnen Gewadsser im Ammerdelta zu erhalten, fihrte ich am 22. Juli 1951 einen Transplantationsversuch aus. Ich wahlte dazu Planorbis corneus, die Schnecke, die mir durch ihr Inselvor- kommen das grote Ratsel aufgab und gleichzeitig durch ihre Gréfe gut seeignet erschien. Es wurden aus dem Altwasser A.A.1I 50 Tiere aller GréBen in einen flachen Tiimpel (vgl. Abschn. IV, A 1!) versetzt, der zwischen Carex- Bulten hindurch eine schmale Verbindung zum Altwasserbogen A. A. Il hatte; es waren darin bereits einige Sfagnicola palustris und Radix auri- cularia sublag. gesammelt worden. Weitere 80 Individuen wurden in die Lehmgrube gebracht. Mit der ersten Verpflanzung hatte ich kein Gluck, denn schon bald darauf stieg der Wasserspiegel so stark an, da der Tiimpe ~ vollig tiberschwemmt wurde und die Schnecken weithin entweichen konn- ten. So fand ich hier bei spateren Kontrollen nur noch am 9, August 1952 ein einziges junges(!) lebendes Exemplar. In der Lehmgrube, deren Pflanzenwuchs sich in den zwei Jahren seit der ersten Beobachtung we- sentlich vermehrt hatte, wurde allerdings am 26. August 1951, also einen Monat nach dem Einsetzen, auch nur ein einziges Exemplar gesehen. Am 14. April 1952 wurden drei lebende und ein totes Tier, am 9. August 1952 wieder nur ein lebendes beobachtet. Im Herbst des gleichen Jahres wurde die Lehmgrube etwa um die Halfte vergréBert. Daraufhin wurden am 11. August 1953 in dem nun wieder blof mit Characeen bewachsenen neuen Teil 16 lebende und 2 tote Planorben verschiedener Groen fest- sestellt. Die schlechten Ergebnisse der ersten Kontrollen diirften also wohl nur darauf zuriickzufiihren sein, daB die Tiere sich in der Vegetation doch besser verstecken konnten, als ich angenommen hatte. Jedenfalls beweist der Versuch, das Planorbis corneus auch in der in ihren chemischen, phy- sikalischen und biologischen Verhaltnissen aus dem Rahmen der tbrigen Gewdsser der Umgebung fallenden Lehmgrube zwei Jahre hindurch leben und sich fortpflanzen konnte. Somit war also das Fehlen der Art nur auf mangelnde Gelegenheit zur Ansiedlung zuriickzufiihren. Als mein Versuch schon langere Zeit lief, fand ich in der Literatur einen Bericht von A. E. Boycott (1926) tiber ganz 4ahnliche Experi- mente mit demselben Objekt und mit Bithynia tentaculata. Diese wurden von 1917—1926 in der Gemeinde Aldenham (England) durchgefihrt- Es handelt sich um ca. 150 kleine Teiche im FluBgebiet des Colne, die etwa 200 Jahre bestanden und teilweise nur 90m voneinander entfernt waren. 11 Molluskenarten, darunter die beiden Versuchsobjekte, kamen im FluBgebiet, aber nicht in den Teichen vor, 9 andere Arten in beiden Biotopen. Die Frage war, ob die 11 Arten in den Teichen fehlten, weil sie nicht hingelangten oder weil sie dort keine Lebensméglichkeiten hatten. ‘ieee ast em Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 107 Im Juli 1914 wurden nun in 14 Teichen je 100 Planorbis corneus eingesetzt, 1919 noch in drei weitere Teiche. Das Endergebnis war, daB8 von den 17 besetzten Teichen 12 ftir dauernd reichlich besiedelt waren, in einem die Tiere nach zwei Jahren pl6étzlich verschwunden waren, wahrend 4 Falle ganz miBlangen. Von den besiedelten Teichen aus fand aber in den ganzen 9 Jahren keine Weiterverbreitung in die nahe gelegenen, unbesiedelten statt. Das Fehlen der Art mu also, schreibt Boycott, auf Ausbleiben des Transports zuriickzuftihren sein. Dabei waren Enten dort nicht selten und Teichhtihner [Gallinula chloropus (L.)| haufig. Die Ergebnisse von Boycotts und meinen Versuchen zeigen die auBerordentlich groBe Bedeutung der passiven Ausbreitung fir die Besiedelung eines Gewassers mit Mollusken, insbesondere, wenn es sich um kleine abgeschlossene Wasserbecken handelt. So glaube ich auch die meisten der genannten, noch offenen Verbreitungsfragen im Ammer- delta auf diesen Faktor zuriickftthren zu kénnen. Der Okologe sollte m. E. von einem fiir Mollusken tiberhaupt in Frage kommenden Gewéasser nie- mals behaupten, dafi es ftir die eine oder andere Art keine Lebensmég- lichkeiten biete, bevor er nicht entsprechende Einsetzungsversuche unter- nommen hat. VI. Zusammenfassung. 1. Die 6kologischen Verhdaltnisse der untersuchten Ge- wasser sind grofenteils recht verschieden. Als Alte Ammer wird das durch die Ammerregulierung stillgelegte, von dichtem Auwald begleitete unterste Ende der Ammer bis zur Miindung in den Ammersee bezeichnet. Die obere Halfte desselben besteht abwechselnd aus mehr oder weniger tiefen Weihern mit Sapropelgrund und schmalen, kiesigen Bachstiicken die untere ist gleichmaBig ca. 20m breit und 2,4 m tief und weist Kalk- gyttja als Untergrund auf. Die Strémungsgeschwindigkeit ist — von den Bachstiicken abgesehen — minimal. Das Wasser ist im Oberlauf klar, durch Huminstoffe und an einigen Stellen auch durch vermehrten Eisen- gehalt braun gefarbt, im Unterlauf dagegen triib. Die Wassertemperatur ist, besonders an den flachen Stellen, groBen Schwankungen unterworfen. Gleiches gilt fiir den Sauerstoffgehalt, vornehmlich im Oberlauf, welcher ein Maximum im Mai und zwei Minima im Hochsommer und im Mittwinter aufweist. Der Kalkgehalt ist im Oberlauf relativ hoch und nimmt bis zur Miindung bis auf das MafS des Sees und der meisten iibrigen Gewasser ab. Genau dasselbe gilt fiir die Wasserstoftionen-Konzentration, doch liegen die hdchsten Werte des Oberlaufs (pH 7,2) immer noch im schwach ba- 108 Paul- oad Selanne Pouaie stele pomolopiedke UsaiiorsiL entasio2 uber SHiwescas Mollusken a2S ISSO sischen Bereich. Wahrend der Oberlauf 4uBerst reich an Karmophyten ist, uberwiest im Unterlauf die planktontische Vegetation. — Die vom regu- lierten Ammerlauf abgetrennten einzelnen Altwasserbogen entsprechen in ihren 6kologischen Bedingungen etwa dem Oberlauf der Alten Ammer, nur stagnieren sie vollkommen. “ Neue Ammer wird der bei der Begradigung angelegte Kanal von von 32m Breite genannt. Sein Gefalle ist wesentlich groBer als das der Alten Ammer, seine Wasser- und Schwebstofftihrung schwanken aufBer- — ordentlich. Die Strémung ist so stark (0,8—2,0 m/sec), daB bei Hochwasser der Gerélluntergrund standig in Bewegung ist. Die Wassertemperaturen liegen etwas tiefer als in der Alten Ammer und sind geringeren Schwan- kungen unterworfen. Mit durchschnittlich 11,5 °dH liegt der Kalkgehalt aur \ wenig tiber dem des Ammersees und weit unter dem der Alten Ammer. Auch der pH-Wert entspricht mit 7,8—8,0 etwa dem des Sees. Sauerstoff ist stets reichlich enthalten, geléstes Eisen sehr wenig. Vegetation fehlt — von der Bemoosung der Uferblécke abgesehen — vollkommen. | Die dkologischen Verhaltnisse des von dichten Schilfbestanden um-— schlossenen Sumpfweihers sind denen der Oberlaufweiher der Alten Ammer &ahnlich — so die Thermik, der Eisengehalt und die H-lonen- Konzentration; diese tibertrifft zwar alle anderen Gewdsser ein wenig¢, ist aber mit pH 7,0 immer noch neutral. Die Karbonatharte hat der Weiher dagegen etwa mit der Neuen Ammer gemeinsam und der Sauerstofigehalt ist im Verhaltnis zu den anderen Gewdssern sehr gering (4,09 mg/l im August). Grofenteils verhindern Schwimmblattpflanzen die Sicht durch das klare, braunliche Wasser auf den mit einer Menge halbzersetzten sae materials bedeckten Grund. | Die kleine, flache, erst 1945/46 angelegte ihe eene fiel, wenigstens ~ zu Beginn ihrer Beobachtung, in dkologischer Hinsicht weit aus dem Rahmen der tibrigen Gewdsser: vor allem war anfangs der extrem geringe Kalk- dehalt mit nur 4,8 °dH auffallend, der sich in 3 Jahren auf 7,3 °dH er- hohte. Die Temperatur des klaren Wassers stieg im Hochsommer auf 30 °C; der pH-Wert und der Sauerstoffgehalt waren relativ hoch, der Eisengehalt unbedeutend. Der Lehmboden war anfangs nur mit Chara-Rasen bedeckt, doch siedelten sich rasch andere Sumpf- und Wasserpflanzen an. Vom Ammersee, welcher den nordlichen Teil eines jungdiluvialen Gletscherzungenbeckens fiillt, interessieren zunachst die drei stidlichen Ver- landungsbuchten. In die déstlichste (Fischener) Bucht miindet seit 1922 die Neue Ammer. Diese hat seit jener Zeit durch ihre auBerordentlich grobe Gerdéll-, Schwebstoff- und Lésungsfracht ein ausgedehntes Miindungsdelta in die Bucht hineingeschiittet und so die Verlandung rapid vorwartsgetrieben. Die nach Westen folgende 2. und 3. Bucht sind zufluBlos, von dichten Schilf- zonen umgeben und daher nur einer langsamen biogenen Verlandung aus- gesetzt.. Westlich der 3. Bucht ragt der Aufschiittungsdamm der Alten Ammer fast einen Kilometer weit in den See, um in einem vorwiegend sublacustren, mit reichster Vegetation besetzten Schwemmkegel vor der Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees 109 Miindung zu enden. Die drei Buchten weisen nur geringen Wellenschlag auf. Die Wassertriibung ist in der Miindungsbucht gr6fer als in den beiden anderen. Den Werten der Zufltisse entsprechend ist die Karbonatharte in der 1. Bucht und vor der Alten Ammer-Miindung deutlich erhoht (11,2°), wahrend sie in der 2. und 3. Bucht derjenigen der freien Seeflache entspricht (8,7—9,0°). Der Sauregrad des Wassers ist in allen Buchten relativ gering, doch etwas hoéher als im offenen See. Die Fischener Bucht weist etwas geringeren Sauerstoff-Gehalt auf als die anderen Buchten und die freie Wasserilache, doch liegen die Werte im ganzen hoch. Beim Eisengehalt ist es gerade umgekehrt, im ganzen sind die Werte auferordentlich gering. Dem viel flacheren Wasser entsprechend ist die héhere Vegetation in der Miindungsbucht bedeutend reicher als in den anderen. 2. Die quantitative Verteilung der Molluskenfauna auf die einzelnen Biotoptypen zeigt folgende Ubersicht der Sammelergebnisse: Gewasser: Arten: Individuen: Ua Alte Ammerund Altwasser 35 655 19 Neue Ammer 2 (4) S(S)3) 2,5 Sumptiweiher Tl 54 8 Lehmgrube 3 ~~ 95 32 Fischener Bucht 21 288 14 2. und 3, Bucht 29 591 20 Ost- und Westufer 29 1127 39 Hieraus ergibt sich, daB die Alte Ammer und alle Teile des Ammer- _ sees artenreich, Sumpfweiher und besonders Neue Ammer sehr artenarm sind. Die Lehmgrube ist als Neubesiedelungsbiotop ausgesprochen artenarm, aber individuenreich. Den gré6S8ten Individuenreichtum pro Art und absolut weisen Ost- und Westufer des Sees auf; es folgen 2. und 3. Bucht und Alte Ammer. Die Verbreitung der Familien und Gattungen gestaltet sich folgendermafien: (Die Neue Ammer wird als molluskenfeindlicher Biotop hier auBer Betracht gelassen.) Die Gattungen der Lymnaeidae sind im ganzen gesehen tiberall ver- breitet, am haufigsten am Ost- und Westufer des Ammersees, Lymnaea stagnalis dominiert dagegen in der Lehmgrube und in 2 Altwasser-Tiimpeln. Physidae treten nur im Seegebiet und hier ganz selten auf. Die Planorbidae sind wieder allgemein verbreitet, jedoch mit zahlenmaBigem Ubergewicht auf der Alten Ammer und der Lehmgrube. Planeorbis corneus lebte nur in einem einzigen Altwasser und da sehr haufig.. Ancylidae (Acroloxus) sind auf die Fischener Bucht beschrankt. Die Viviparidae kommen nur im Sumpi- weiher haufig und an seichten, pflanzenreichen Uferstellen des Sees selten vor; in den anderen Gewassern fehlen sie praktisch. Die Valvatidae ( Val- *) (. .) einschlieBlich Kiesbank im Miindungsgebiet. 110 Paul-Eckard Salzmann; Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber SiiSwasser-Mollusken des Ammersees vata) leben — von zwei unbedeutenden Ausnahmen abgesehen — nur im Ammersee und hier in allen Teilen in grofer Zahl. Bei den Hydrobiidae (nur Bithynia tentaculata!) gilt fiir den See dasselbe, doch besiedeln sie auch die Alte Ammer und ein Altwasser in mafiger Frequenz. Succineidae wurden an den Ufern fast aller Gewdsser in einigen Exemplaren gefunden. Von den Unionidae wurden die beiden Gattungen Unio und Anodonta in fast tibereinstimmender Verbreitung in allen Teilen des Ammersees relativ haufig und im Mittel- und Unterlauf der Alten Ammer, zerstreut ange- troffen; sie fehlen jedoch in allen kleinen Gewdssern. Unter den Sphae- riidae ist Sphaerium in den Stidbuchten zerstreut, in den tbrigen Teilen des Ammersees haufig, in allen anderen Gewassern dagegen praktisch nicht vertreten. Musculium lebt umgekehrt nur in der Alten Ammer selten. Die Gattung Pisidium wurde in insgesamt 10 Arten verbreitet im Ammersee, seltener in der Alten Ammer, nicht aber in den kleinen Gewdssern ge- funden. — Der Verlandungsboden dicht stidlich des Ammersees ist von einer Unzahl subfossiler Molluskenschalen durchsetzt, welche vorwiegend den Sphaeriidae, Valvatidae und Hydrobiidae angehoren. 3. Uber die Bedeutung der einzelnen Umweltiaktoren fir die Verbreitung der Mollusken wurden folgende Ergebnisse gewon- nen: Fur die Wasserbewegungv*hat sich die aus der Literatur bekannte Bedeutung im Untersuchungsgebiet bestatigt insofern als einige Arten bzw. Formen stagnierendes, andere bewegtes Medium bevorzugen, wahrend ex- treme Strémung, wie in der Neuen Ammer, einen absoluten Hemmungs- faktor darstellen kann. An einer der Brandung stark exponierten Land- zunge am Ammersee (bei Ried) wurde eine besonders dickschalige Popu- lation von Anodonta anatina konstatiert. Fir die Thermik, Sichttiefe, den Sauregrad, Kalk- und Eisengehalt der untersuchten Gewasser konnte kein bestimmender EinfluB auf die Verbreitung der Mollusken festgestellt wer- den. Auch mangelnder Sauerstoffigehalt scheint nur in zwei Fallen (Altwasser I und Sumpfweiher) eine gewisse Artenarmut zu bedingen. — Anhand zweier Analysenreihen wurde gezeigt, dali die verschieden hohe Karbonatharte zweier Gewdsser auf den prozentualen Kalkgehalt der Schalen von Anodonta sp. keinen EinfluB hatte. Eine groé8ere Bedeutung wird jedoch dem Gehalt des Gewassers an Nahrstofien zugeschrieben und zwar dem an ¢griinen Wasserpflanzen ftir die Weideganger, dem an Plankton- und organischen Bodenschlamm fiir die Plankton- und Detritus- fresser. Extrem pflanzenarme Biotope mit Kies-, Sand- oder. Sapropelgrund sind auch molluskenarm. Der Gehalt an tierischer Nahrung konnte nicht naher untersucht werden, zumal deren Bedarf der einzelnen Arten noch weitgehend unbekannt ist. Auf Parasitenbefall wurde ebenfalls nicht geprult. 4. Nach Vergleich der d6kologischen Gegebenheiten der Gewdsser mit den entsprechenden bekannten Anspriichen der Arten bleiben noch eine ganze Reihe von Verbreitungsproblemen offen. Das kurze Bestehen der Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen tiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees 11] Lehmgrube, sowie das ebenfalls noch recht begrenzte Vorhandensein der Altwasser tberhaupt und der Alten Ammer mit ihren heutigen Lebensbe- dingungen weisen auf die Frage der Neuansiedelung und damit des Transports von Mollusken hin. Ein Transplantationsversuch mit Planor- bis corneus zeigte, da das Fehlen dieser Schnecke in den meisten Ge- wassern auf mangelnde Ausbreitungsgelegenheit zuriickzuftihren ist. Ahn- liche, viel groBer angelegte Versuche von Boycott bestatigen die vielfach unbeachtete, aber dennoch offensichtlich oft ausschlaggebende Bedeutung der passiven Ausbreitung als grundlegenden Verbreitungsfaktor fiir SuSwassermollusken. 5. Als Folgen der Ammerregulierung der Jahre 1920—22 zeigen sich auch in der Molluskenfauna des Ammerdeltas eine Reihe von Veranderungen bzw. von neuen Bedingungen fiir diese. Zunachst wurde in der Neuen Ammer ein v6llig molluskenfeindlicher Kanal geschaffen. Andererseits ergaben sich durch die starke mechanische und chemische Sedimentation vor deren Miindung in der 1. Bucht ausgedehnte Siedlungs- moglichkeiten fiir Najaden und andere, ruhige Seebiotope liebende Mollusken, Anodonta cellensis sol. tritt jetzt im ganzen Sitidteil des Ammersees auf, was anscheinend auf die allgemein fortschreitende Verlandung zurtickzu- fiihren ist. Die auffallendste Veranderung ist aber die Einwanderung aller drei Najadenarten in den Unter- und Mittellauf der Alten Ammer; frither mu wohl die Strémungsgeschwindigkeit doch etwas zu hoch bzw. der Schlammgrund zu wenig machtig gewesen sein. Ob sich auch die tibrige Wassermolluskenfauna, besonders die Sumpfformen, in der Alten Ammer vermehrt hat, laBt sich leider nicht feststellen, da keine Vergleichsangaben aus fritherer Zeit vorliegen. Umgekehrt entstanden jedoch in den tiefen, sapropelbedeckten, Methan und Schwefelwasserstoff ausstré6menden Gum- pen des Ober- und Mittellaufes auch absolut molluskenfeindliche Lebens- bezirke. Ob die Entwicklung in dieser Richtung noch fortschreitet, bleibt abzuwarten. SchlieBlich scheinen die von der Neuen Ammer abgetrennten Altwasserbogen die Bildung endemischer Populationen zu begiinstigen, wie das Beispiel von der Groen Tellerschnecke zeigt. 6. Gerade im letzten Abschnitt wird deutlich, wie auch die Analyse der Molluskenfauna in ihrer Abhangigkeit von der Umwelt einen kleinen Beitrag fur die Arbeit des Naturschutzes liefern kann. Auch von der Betrachtung dieser einzelnen Tiergruppe aus ergaben sich Gesichtspunkte, um die weitlaufigen Folgen der Veranderung eines FluBlaufes durch Men- schenhand fiir den Gesamthaushalt der Natur zu erkennen. VIL. Literaturverzeichnis. Atkins and Lebour 1924; Boback, A. W. 1928: Boettger, C.R. 1944; Borner, L. 1922: Boycott AVE: 1927: =) 1936: Bresslau, E. 1926: Beanziod: 1951; Ehrmann, P. 1933: Engelhardt, W. 1951: F atvaries Je 1935: Fromming, E. 1935: — — 1935: —_— — 1936: —_— — 1937; — — 1938: —_— — 1940: —_— — 1947: The Habitats of Limnea truncatula and Limnea pereger in Relation to Hydrogen [on Concentration. — Scient. Proc. Royal. Dublin Soc. Kann Coretus corneus in einem schnellflieBenden Bach leben? — Arch. f. 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Naturfor- schung, 26 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-dkologische Untersuchungen iiber StiBwasser-Mollusken des Ammersees 113 Gaschott, O. Geyer, D. Hagen. B. Hesse. R. Hesse, R. - Doflein, F. Hubendick, B. Jaeckel, S. Jemnie. J, Kluth, H. Lehmann, C. Lundbeck, J. Modell, H. 1949: 1952: Ein Beitrag zur Biologie der GroBen Tellerschnecke (Planorbis corneus L.). — Deutsche Aquar.- u. Terrar.- Zeitschr. Nr. 6 a: Biologisch-chemische Untersuchungen an nordwest- europdischen Gewdssern unter bes. Beriicksichtigung der in ihnen lebenden Gastropoden. — Zeitschr. f. Fi- scherei und deren Hilfswiss., (N.F.) 1 : b: Uber das Verhalten unserer Wasserschnecken gegen- iiber den Lemnaceae. — Arch. f. Molluskenkunde, 81 : a: Ein Beitrag zur Frage des Kalkstoffwechsels unserer SuBwasserschnecken. — Zeitschr. f. Naturforschg., 8b : b: Uber die Variation der Gehausefarbung bei Sumpf- deckelschnecken (Viviparus) innerhalb derselben Popu- lation. — Arch. f. Hydrobiol., 48 : Die Molluskenfauna des Litorals der Alpen- und Vor- alpenseen im Gebiet der Ostalpen. — Int. Revue d. ges. Hydrobiol. u. Hydrogr. 17 : Von den einheimischen Pisidien. — Arch. f. Mollusken- kunde, 55 : Morphologische Anpassungen bei SiiBwassermollusken. - Schr. £. SuBwasser- u. Meereskde. 8 : a: Zur Systematik der Lymnaeen. — Arch. f. Mollusken- kunde, 57 : b: Uber die Mollusken der Oberschwabischen Seen, — Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Witirttemberg 81 : Unsere Land- und Si8wassermollusken, — 3. Auflage, Stuttgart : Die Mollusken des Bodenseestrandes. — Zool. Jahrb., Abt. £. Systematik, 58 : Untersuchungen iiber den Einflu8B der Umgebung auf Molluskenschale. — Palaeontol. Zeitschr. 4 : Mollusken am Nordufer des Chiemsees. — Arch. f. Molluskenkunde, 55 : Die bestimmenden Umweltsbedingungen fiir die Weich- tierwelt eines stiddeutschen FluBufer-Kiefernwaldes. Veroff. Zool. Staatssamml. Mtinchen 2 : Tiergeographie auf 6kologischer Grundlage. — Jena : Tierbau und Tierleben, in ihrem Zusammenhang be- trachte 2, Bd. — Jena : Die Verbreitungsverhaltnisse der limnischen Gastropo- den in Stidschweden. — Zoologiska Bidrag fran Upp- sala, 24 : Unsere SiBwassermuscheln. — Die Neue Brehmbiicherei, Wittenberg : Sukzessionsstudien in der Vegetation der Ammermtin- dung. — Inauguraldissertation a. d. Univ. Miinchen : Untersuchung des Wassers an Ort und Stelle. — Berlin : Die Bedeutung der Alkalitat im Stoffhaushalt der Ge- wasser. — Biolog, Zentralblatt 44 : Die Bodentierwelt norddeutscher Seen. — Arch. f. Hydrobiol., Suppl. 7 : Neue Wege der Najadenforschung. — Arch, f. Mollus- kenkunde, 56 114 Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-6kologische Untersuchungen iiber SiiBwasser-Mollusken des Ammersees Modell, H. Monard, A. Phettiie ce) Kol, Pare hited: Reichert, W. Ruttner, F. Schafer, H. Sicihierm enh: Schwind, J. Shadin (Leningrad) Starmtihlner, F. Stroede, W. Thienemann, A. Dtrubsbach,-P: 1925: 1928: 1942: ' 1949; 1919; 1947: 1939: 1926: 1940: 1953: 1937 1937 1931: Verzeichnis der Najaden- und Viviparen-Fundplatze im FluBgebiet der Isar. — Arch. f, Molluskenkunde, 57 Die Najaden und Viviparen des Chiemsees, — Arch. f. Hydrobiol. 19 Das natiirl. System der Najaden. 1. — Arch. f. Mollus kenkunde, 71. Das natiirl. System der Najaden, 2. Arch. f. Mollus- kenkunde, 78 La Faune profonde du Lac de Neuchatel. — Extrait du Bulletin dela Soc. neuchateloise des Sciences nat. 44 Kalk im Haushalte der Mollusken. — Arch. f. Mollus- kenkunde, 76 Die Lungenatmung der SiuBwasserpulmonaten, — Zeit- schr. f. vgl. Physiol., 26 Ein Beitrag zur Variationsfahigkeit der Limnaeen. — Arch. f. Molluskenkunde., 58 GrundriB der Limnologie (Hydrobiol. des SiBwassers). — Berlin Untersuchungen zur Okologie von Bithynia tentaculata, — Arch, f. Molluskenkunde, 82 a: Die Ernahrung unserer SiBwasserschnecken. — Aus der Heimat, 5 b: Wasserschnecken und Wasserpflanzen. — Wochen- schr. f. Aquar.- u. Terrarienkde., 34 Die Molluskenfauna der ostholsteinischen Seen. — Arch, f, Hydrobiol. 22 1950/51: Hydrobiologische Untersuchungen im Travegebiet. — 1935 1935 Forschung geogr. Ges. Liibeck 2, Reihe, H. 42 u, 43. a: Ein Beitrag zur Molluskenfauna von Siidbayern. — Arch. f. Molluskenkunde, 67 b: Molluskenfauna aus Weihern im Miinchner Gebiet, — Arch. f. Molluskenkunde 67 1933/35: Uber die 6kologische und geographische Verbrei- 1952: 1933: 1925: 1950: 1947: 1924; 1926: 1906: tung der SiiSwassermollusken in der U.d.S.S.R. — Zoo- geographica, 2 Zur Ernahrung von Radix ovata Drap. — Arch. f. Molluskenkunde, 81 Uber die Beziehungen der Characeen zu den chemi- schen Faktoren der WohngewaAsser u. des Schlammes, — Arch, f, Hydrobiol. 25 Die Binnengewasser Mitteleuropas — Eine limnolog. Einfthrung. — Stuttgart 1925 Die BinnengewAsser, Bd. XVIII: Verbreitungsgeschichte der SiiBwassertierwelt Europas. — Stuttgart 1950 Der Kalk im Haushalte der Mollusken II, mit beson- derer Beriicksichtigung des physiolog. Vorganges der Schalenbildung. — Arch. f. Molluskenkunde, 76 Beitrag zur Molluskenkunde der Schwabisch-Bayerisch. Hochebene. — Arch. f. Molluskenkunde, 56 Die Valvata-Formen des WeiBensees bei Fiissen. — Arch. f, Molluskenkunde, 58 Studien am Ammersee in Oberbayern. — Mittlg. Geogr. Ges. Miinchen, 1. Paul-Eckard Salzmann: Faunistisch-ékologische Untersuchungen iiber Sii8wasser-Mollusken des Ammersees 115 Valle, K. J. Wagner, H. Weber. A. Wesenberg-Lund, C. Zwanziger, G. 1927: 1929: 1920: 1939: 1920: Okologisch-limnolog. Untersuchungen iiber die Boden- und Tiefenfauna in einigen Seen nordlich vom Lado- gasee. — Acta zoologica Fennica 2 Zur Variation von Limnaea und biometrische Unter- suchungen an Planorbis. Zool. Anzeiger, 80 Beitrag zur Kenntnis der Molluskenfauna Bayerns, — Zool. Jahrbiicher, Abt. Systematik, 42 Biologie der SiiBwassertiere — Wirbellose Tiere. — Berlin Uber die Verbreitung der Najaden im Gebiet der Sachsischen Saale bei Hof. — Arch. f. Molluskenkde., 52 Mie: Kea Aue ii Salzmann Tafel I Fig, 2: Rinnsal und Tiimpel im Oberlauf der Alten Ammer (Foto: Kirck) Taiel II Salzmann Fig. 3: Miindung der Rott in die Alte Ammer (Foto: Engelhardt) Fig, 4: Am ,Sumpfweiher" Salzmann Tafel III Tafel IV Salzmann a oe ~) ,Lehmgrube" vor der Erweiterung 1952 Fig. 8: Verlandung in der Fischener Bucht bei Niedrigwasser Salzmann Fig. 9: Verlandung vor der Miindung der Alten Ammer Fig. 10: Auf dem Schlick zuriickgebliebene Najaden- und Viviparenschalen in der Fischener Bucht Taiel VI Salzmann Fig. 11: Westufer des Ammersees in St. Alban Fig. 12: Ostufer des Ammersees in der Naturschutzstation Wartaweil a (a ahaa Ul cht \ es iste Ne he ban ey mes hy ie re y pies are Ce tat ee 3 Mus. ae o OL | ie : FEB 2 5 aig VEROFFENTLICHUNGEN : der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNCHEN Walter Hellmich Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons Veréff. Zool, Staatssamml, Miinchen S,117—124 | Miinchen, 1. September 1956 Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons. Von Walter Hellmich Walter Hellmich: Die von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammeltenChamaeleons. 119 Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons. Von Walter Hellmich Von ihrer Reise in Ostafrika brachten die Damen Dr. Ch. Linde- mann und N. Pavlitzki eine Reihe von Chamaeleons mit, die sie liebens- wirdigerweise der Zoologischen Staatssammlung Miinchen tiberlieBen. Die kleine Sammlung enthalt 28 Exemplare, die sich auf 6 Arten verteilen. Wenn sich unter ihnen auch keine Neuheiten befanden, so schien es mir doch durchaus berechtigt, die Tiere einer genaueren Untersuchung zu unter- ziehen und die Ergebnisse zu veréffentlichen. Einige Exemplare gehéren einer Reihe von Arten an, die zweifellos eine grofe individuelle und zu- gleich auch geographische Variabilitat zeigen, deren Rassengliederung aber noch keineswegs endgiiltig erforscht ist (z. B. bitaeniatus, dilepis, fischeri). Auferdem befand sich unter den Tieren ein Exemplar des wohl ziemlich seltenen Chamaeleo tempeli Tornier. Dieses Stiick unterscheidet sich zwar in einer Reihe von Merkmalen von den wenigen bisher bekannten Exem- plaren, wir sehen aber davon ab, an Hand dieses einzigen Sttickes eine neue geographische Rasse zu begriinden, da die vorgefundenen Abwei- chungen auch zweifellos noch in den Rahmen einer individuellen Variabi- litat fallen kénnten. Die hier mitgeteilten Ergebnisse mégen dazu beitragen, weitere Unterlagen fiir die Bearbeitung einiger schwieriger zu unterschei- dender Chamaeleonen zu liefern. Fiir die Ueberlassung des Materials danke ich den beiden Spenderinnen ergebenst. Vor allem sei Frau N. Pavlitzki fiir ihre groBen Mthen beim Fang, bei der Praparation und bei der Pflege der lebenden Exemplare auf dem Transport nach Deutschland bestens gedankt. Fraulein Doris Schmelcher half wie immer unermiidlich bei der Determination und der Bearbeitung der Tiere, woftir auch ihr herzlich gedankt sei. Chamaeleo bitaeniaius bitaeniatus Fischer Vorliegendes Material: 2 Exemplare Zoologische Staatssammlung Miinchen Herp, Nr. 51/53, Litembo, zwischen Nyassasee und Kigonsera, O, Afrika, 13,—21.9, 52, Die beiden Exemplare von Chamaeleo bitaeniatus stellen wir zur No- minatform, da sie vor allem mit der von Sternfeld gegebenen Abbildung (1913, Taf. 8/9) sehr gut iibereinstimmen. Zum Vergleich liegen uns 4 Exem- {20 Walter Hellmich: Die von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons. plare von CA. bitaeniatus ellioti Ginther vor (Zool. Staatssammlung Miin- chen Herp. Nr. 3/1915, Entebbe (Uganda), Brit. O.-Afrika), von denen sich unsere Belegstiicke vor allem durch die Ausbildung des Helmes und der Kamme unterscheiden. Wahrend sich bei ellioti die Parietalkante ziemlich steil erhebt und die hellen Seiten stark abfallen, ragt bei den beiden aus Litembo stammenden Tieren die Parietalkante nur wenig tiber die erha- benen Helmseiten empor. Der Helm selbst ist etwas héher als die Entfer- nung von der Schnauzenspitze zum Mundwinkel, nach riickw4rts fallt er nahezu senkrecht ab. Die Temporalkante hebt sich nur schwach ab und schwingt in einem Bogen zur Helmspitze empor. Die Nase tragt keinerlei Fortsatze oder Knollen. Der Riickenkamm beginnt mit einer Folge von je einer kleinen und je einer groBen Schuppe, etwa von der Mitte des Rtickens ab wird der Kamm unregelmaBig, von hier ab besteht er meist aus Dreier- sruppen von Kegelschuppen, deren letzte die héchste ist. Der Bauchkamm ist zundachst aus spitzen Kegelschuppen gebildet, wobei in der Regel zwi- schen zwei langen Schuppen eine kiirzere steht. Von der Bauchmitte ab tritt dieser Kamm immer mehr zurtick, bis er nur noch aus verrundeten Schuppen besteht, die die benachbarten Schilder an Gréfe nur wenig iibertreffen. Uber die oberen Rumpfseiten verlauft eine ziemlich regelma- Bige Langsreihe vergroéBerter Plattenschuppen. Zwischen ihr und dem Riickenkamm sind noch ahnliche vergréBerte Schilder eingestreut, die eine wesentlich unregelmaBigere Langsreihe bilden. Die Grundfarbung der Tiere im Alkohol ist ein dunkles Olivgraugrtin. Die vergréBerten Plattenschuppen leuchten gelbgrau heraus. Die Schilder der Kopfoberseite, der Schlafengegend und der Halsseiten sowie viele Schilder der oberen Riickenpartie sind rostrot getént. Uber die gelbliche Kehle verlauft links und rechts ein Band braunlich gefarbter Schuppen. Auf den Flanken steht je ein groBer dunkelbrauner Fleck. MaS8ie in mm: Helmhéhe Kopflange v. d. ou Se vominneren Schnauzenspitze Vorder- Hinter- Pulp Lanes ne Mundwinkel bis bein bein | Helmhinterrand 51/53a 63 65 14,5 PA 26 28 51/53b 61 68 13 19 29 30 Chamaeleo dilepis dilepis Leach Vorliegendes Material: 4 Exemplare Zoologische Staatssammlung Herp. Nr. 52/53 2 ad. cov Litembo Boe Nyassa-See), 13.—21. 9. 52 Nr. 53/54 1 ad. 9, Peramiho, 23. 9. 52 Nr. 54/54 1 juv., Marangu (Kilimandjaro), 5.—29. 10. 52 Die vorliegenden Tiere gehéren der Form mit relativ kleinen Occipi- talloben an. Die auf ihre ganze Lange abhebbaren Loben tragen Schild- ee Walter Hellmich: Die von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons. 121 chen, die etwa so gro oder etwas gréBer als die Schilder der Temporal- gegend sind. 2—3 Schilder stehen in einer Horizontallinie, 6—7 Schilder in einer Vertikallinie auf dem Lobus. Die dorsale Kante beider Loben lauft eine ziemliche Strecke parallel oder die Loben tiberdecken sich sogar. ‘Die Parietalkante ist teils deutlich ausgepragt, teils ziemlich verrundet. Wir halten es fir unméglich, die Ausbildung der Loben bei dilepis als subspezilisches Merkmal zu verwerten (vergl. parvilobus, guilensis), wahlen aber die trindre Nomenklatur in Anbetracht der tibrigen von dilepis be- schriebenen Rassen (Hellmich, 1956), Im Alkohol zeigen die Tiere eine mehr oder weniger gelblich-graue Grundfarbung, das kleine Tier von Marangu zeigt bei dunkelblaugrauer Grundfarbe eine ziemlich tiefgelegene Laterallinie. MaBe: OPSEE Sehwanz- Kopflange Helmhéhe Vorderbein Hinterbein ange lange 52/54 82 ani 28 19 43 44 53/53 95 92 32 2A 49 48 Chamaeleo fischeri matschiei Werner Vorliegendes Material: 10 Exemplare Zoologische Staatssammlung Miinchen Herp. Nr. 8/55, 2 oo", Usambara- Berge, Sakarani, 30. 10.—19. 11. 52 (Benzien don ) Nr. 50/53, 5 oc’, 3 99, Usambara-Berge, Sakarani, 30.10.—19. 11. 52. Die 10 uns vorliegenden Exemplare stimmen im wesentlichen mit der Beschreibung von matschiei Werner tiberein. Wir schlieBen uns der An- sicht von A. Loveridge (1942, S. 367) an und halten diesen Rassennamen noch aufrecht, so lange die geographische Variation von Ch. fischeri nicht besser geklart ist. Die Helme und Schnauzenfortsatze sind bei denco’c sehr gut ausgeprasgt. Der tiberragende Hinterrand des Helmes ist hinten teils breit verrundet, teils stumpf zugespitzt. Die Schnauzenfortsatze sind, gemessen von der Augenvorderkante, so lang oder langer als die Entfernung von der hinteren Helmspitze bis zur Kopfimitte zwischen den Augen. Sie stehen entweder parallel oder konvergieren sehr stark nach oben, AuBBerdem sind sie schrag nach innen gestellt. Die Beschilderung des Rumpfes ist ziemlich einheitlich, der aus kegelf6rmigen Schuppen bestehende Riickenkamm endet entweder auf der Riickenmitte oder setzt sich fast bis zum Schwanze fort. Bei den 3 2° verlauft er nur bis zur Riickenmitte. Die Grundfarbung der oo zeigt griinliche Téne, nur bei einem Tier sind 2 Diagonalstreifen zu erkennen, die anderen Tiere zeigen mehr oder weniger grofe dunkle und helle Flecke. 122 Walter Hellmich: Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons: MaBe:;: 5 Schnauzen- Kopi. Schwanz- Helmhohe Kopf- (One al Vorder- Hinter- rumpt- lk vominneren 4, Rvionder ae agi lange auee Mundwinkel ‘“#"8¢ Gea ake ae oo Auges aus 8/55 119 156 25 33 26 53 50 50/58cs 124 176 26 37 23 52 60 50/53 @ 96 120 19 30 17 42 44 50/53 Q 84 120 19 26 9 38 41 Chamaeleo johnstonii johnstoni Boulenger Vorliegendes Material: 1 Exemplar Zoologische Staatssammlung Miinchen Herp. Nr. 55/53, 1 9 juv., Peramiho, ZS Oe 52: Ein juveniles 9 von 75 mm Kopfrumpflange stellen wir zur Nominat- form, da es einen ausgesprochenen Parietalkamm und keinerlei Andeutung eines Ventralkammes besitzt. In der tibrigen Beschuppung stimmt dieses Exemplar mit uns vorliegendem Vergleichsmaterial tiberein, nur erscheint die Schnauze ein wenig stumpfer, auSierdem ist die Schnauzenkante ziem- lich deutlich ausgepragt. Farbung im Alkohol hellgrau mit dunkelgrauen groBen Flecken. Chamaeleo tavetensis Steindachner Vorliegendes Material: 10 Exemplare Zoologische Staatssammlung Miinchen Herp. Nr. 48/53, 7 o’o', 2 QQ. Marangu (Kilimandscharo), 5.—29. 10. 1952 Nr. 49/53, 1 o’, Owemba, nahe Songea, 29. 9. 52. Die vorliegenden Exemplare stimmen sehr gut mit der von Werner gegebenen ausfthrlichen Beschreibung tiberein (1902, S. 418). Die be- schuppten Fortsatze divergieren bei der Mehrzahl der oo ziemlich stark. Die drei Kanten der ,,Hérner"’ sind typisch ausgeprasgt, nur fehlt den meisten Tuberkelschuppen eine deutliche Ringelung, auch die Endzacke des Horns ist kaum oder gar nicht geringelt. Dem Rtickenfirst fehlen meist die etwas ér6Beren weichen Schuppen, nur hier und da finden sich vereinzelte kegel- formige Schiippchen in sehr geringer Anzahl. Die Grundfarbung erscheint als ein dunkles Grau, das bei den uns vorliegenden Exemplaren durch Formalineinwirkung offenbar noch stark verdiistert ist. Aus dem gleichen Grunde ist wohl auch keine Zeichnung zu erkennen. Nur ein einziges Exemplar zeigt 4 breite dunkle Querbinden, die tiber den Riicken ver- laufen. Bei einigen o/c’ zeigen die Tuberkelschuppen der Hornerkanten sowie die Supra- und Sublabialia rostrote Fleckchen. Die Kehle der oo ist bei hellgelbem Untergrund mit violetten Schiippchen tiberstreut. Walter Hellmich: Die von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Chamaeleons. 123 Von den beiden QQ tragt ein Tier eine groBe Zahl kegelf6rmiger Schuppen auf dem Riickenkamm, das zweite nicht eine einzige. Die Horner sind nur durch stumpfe Fortsatze angedeutet, die oben genannte Rotileckung fehlt vollstandig. Die ftir das Q charakteristischen weifen Langslinien aui der Unterseite sind bei dem einen Tier nur schwach, bei dem anderen auf dem Bauch sehr deutlich ausgepragt und durch dunkelblaue Schiipp- chen schwach gerandet. MaBe: | Kopf- Schwanz- __ Kopf- Helm- Langedes Vorder- Hinter- rumpflange lange lange héhe_ Fortsatzes bein bein 48/53 A 55 104 25 16 16 40 43 of 70 119 25 16 15 37 40 Q 81 101 22 12 ria 36 34 Q Tah 92 22 is) a 31 33 Chamaeleo tempeli Tornier Zool. Staatssammlung Miinchen Herp. Nr. 47/53, Marangu (Kilimand- scharo), 5.—29, 10. 52. Von dieser offenbar ziemlich seltenen Art liegt uns ein Exemplar vom Kilimandscharo vor. Ch. tempeli wurde von Tornier an Hand von 2 Exem- plaren aus Uhehe, Utschungue-Berge, beschrieben. Ein 3. Tier, ein trach- tiges Q, zitiert Tornier von Ufipa, Tanganjika-See. Ein Exemplar aus Tardalla, von Missionar Wolff gesammelt, wurde von Tornier auf Grund der Tatsache, da statt 2 Schuppen nur 1 Schuppe das Schnauzenhérn- chen bildet, als var. wolffi beschrieben (1900, S. 613). Zum Vergleich liegen uns 2 nahezu topotypische Exemplare vor, die A. Loveridge am 13. 1.1930 in Kigogo (Utschungwe-Berge) sammelte. Unser Exemplar unterscheidet sich von den 2 Exemplaren aus Kigogo durch einen etwas robusteren Habitus und durch wesentlich kraftigere Be- schuppung, besonders auf den Occipitallappen und auf den Extremitaten. Auf den ersteren stehen vor allem zwei groBe Schilder, die beinahe kegel- formige Gestalt mit leicht angedeuteten konzentrischen Ringen besitzen. Die Lappen weichen in ihrer Gestalt sowohl von den Lappen ab, die die Tiere aus Kigogo zeigen als auch von der Abbildung bei Tornier (1899, Fig. 2). Beim Typus besitzt der Occipitallappen etwa die Gestalt eines Halbmondes, dessen gerade Achse nahezu vertikal steht, wahrend diese Linie bei dem uns vorliegenden Tier nach hinten oben schrag gestellt ist und zwar noch schrager als bei den Tieren aus Kigogo, Von den Cristen ist vor allem die Augenbrauenkante auferordentlich kraftig ausgeprast. Die beiden tiber die Kehle verlaufenden ,,Kinncristen” bestehen links aus 10, rechts aus 12 sehr stark vergréBerten Kegelschuppen. Des robusten Aussehens wegen schlieBen wir, das es sich um 1 handelt, obwohl sich das von Kigogo vorliegende ~ von dem 9 des gleichen 124 Walter Hellmich:; Die von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelien Chamaeleons. Fundortes so gut wie nicht unterscheidet. Leider ist unser Exemplar von Marangu ziemlich stark ausgetrocknet und durch Formalin gehartet, so daB wir davon absehen mochten, das Tier zu 6ifnen. Da wir nur dieses einzige Exemplar besitzen, laBt sich nicht entschei-_ den, ob hier eine geographische Variation vorliegt oder nicht. Erst ein éréBeres Material wird auch dariiber Aufschlu8 geben, ob es sich bei dem von Tornier beschriebenen wolffi nur um eine individuelle Variante handelt. MaBe: Helmhéhe Kopf- Schwanz- Kopf- gemessen v. Ober- Unter- Fu8 rumpflange lange lange hintersten schenkel schenkel ui Mundwinkel 47/53 86 87 29 12 18 17 14 Schriittum: Hellmich, W., 1956, Herpetolegische Ergebnisse einer Forschungsreise in Angola. Ver6ff. Zool. Staatssamml. Miinchen. In Druck. Loveridge, A., 1942, Scientific results of a Fourth Expedition to forested areas in East and Central Africa. IV. Reptiles. Bull. Mus. Comp. Zool. 91, 237—373, 6 Taf. Sternfeld, R, 1913, Reptilia. in: Wiss. Ergebn. Deutsch. Zentral-Afrika-Exped, 1907 bis 1908, IV, Zool. IIl., 197—279, Taf. VI—IX. Turnier, G, 1899, Neues tiber Chamaeleons. Zool. Anz. 22, 408—414. — —, 1900, Neue Liste der Crocodile, Schildkréten und Eidechsen Deutsch- Tod Afrikas. Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. Geogr. Biol. d. Tiere 13, 579—618. 8 Abb. Werner, F., 1902, Prodromus einer Monographie der Chamaeleonten. Zool. Jahrb. Abt. 7. Syst. Geogr. Biol. d. Tiere 15, 295—460. eek Ress saree 4 i x “' f : el, fee MA PLAAAL CHA eS a ° Mii] a it 287) VEROFFENTLICHUNGENuaity |) der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNCHEN Von Friedrich Kiefer, Konstanz Freilebende RuderfuRkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees Veroff. Zool. Staatssamml. Miinchen Band 4 S, 125—150 . . Miinchen, 1. Marz 1957 | Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees Von Friedrich Kiefer, Konstanz F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 127 Die Plankton-Copepoden des Titicacasees, des gréGten hochgelegenen Sees der Erde, sind vor genau 50 Jahren von C. D. Marsh erstmals nach Aufsammlungen von Neveu-Lemaire bearbeitet worden (Marsh 1906). Aus den folgenden vier Jahrzehnten liegen dann keine weiteren Unter- suchungen mehr tiber diesen Gegenstand vor. Erst in jiingster Zeit hat J. P. Harding eine Studie veréffentlicht, in welcher die von ,,The Percy Sladen Trust Expedition to Lake Titicaca in 1937" gesammelten RuderfuB- krebse behandelt werden (Harding 1955). Insgesamt werden darin 29 Arten aufgefiihrt, die teils aus dem Titicacasee selbst, teils aus groéBeren und kleineren Gewdssern seiner Umgebung stammen. Wenn mit dieser stattlichen Artenzahl die in jenen hochgelegenen Gebieten hauptsachlich vorkommenden freilebenden Copepoden zum erheblichen Teil schon erfaBt sein mégen, so lohnt es sich trotzdem, auch noch weiteres Material von dort sorgfaltig zu studieren. Aus diesem Grunde habe ich gerne die Be- arbeitung von zehn Proben iibernommen, die Dr. O. Schindler und Dr. W. Forsterim Januar 1954 im Verlaufe von hydrographischen und ich- thyologischen Studien im Titicacasee gesammelt haben (Schindler 1955).') Neun dieser Proben enthalten reichlich Plankton aus dem siidéstlichen Teil des gewaltigen Sees, wahrend die letzte Probe in der litoralen Binsenzone sewonnen worden ist. Sie war zwar individuenarm, lieferte aber nach sorg- faltiger Durchmusterung doch sieben weitere Arten zu den drei plankti- schen hinzu, so daB also die kleine Ausbeute Schindlers und Forsters, die gar nicht in erster Linie zu faunistischen Zwecken zusammengebracht worden ist, doch zehn Arten freilebender RuderfuBkrebse enthalt, darunter drei neue Spezies und eine neue Subspezies, Die Holotypen befinden sich in der Zoologischen Staatssammlung Miinchen. Herrn Dr. Otto Schindler danke ich auch an dieser Stelle freund- lichst daftir, da& er mir das Material zur Untersuchung iiberlassen hat. Verzeichnis der beobachteten Arten: Calanoida Boeckella occidentalis Marsh Plankton u. Binsenzone Boeckella titicacae Harding Plankton Cyclopoida Eucyclops neumani titicacae n. subsp. Binsenzone Eucyclops alticola n. sp. Binsenzone ') Die Forschungsreise wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundes- ministerium, des Innern, dem Deutschen Alpenverein und der Stadt Miinchen finanziert und vom Auswartigen Amt (Bonn) und der Deutschen Botschaft in La Paz unterstiitzt. 128 : F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. Tropocyclops prasinus meridionalis Kieier Binsenzone Paracyclops andinus nu. sp. Binsenzone Mesocyclops annulatus (Wierzejski} -Binsenzone _Metacyclops leptopus (Kiefer) - Plankton Microcyclops anceps (Richard) Binsenzone Harpacticoida Attheyella (Delachauxiella) schindleri n. sp. Binsenzone Bemerkungen zu den einzelnen Arten Boeckella occidentalis Marsh 1906 (Abb. 1—5) Obwohl diese Art auBer von Marsh (1906) noch von Brehm (1924) und von Harding (1955) beschrieben worden ist, scheint es mir~ nicht iiberfltissig zu sein, auch an dieser Stelle nochmals auf sie einzugehen, um die Angaben der genannten Autoren zu erganzen. Boeckella occidentalis ist der einzige Copepode, der von Schindler und Forster sowohl im Pelagial als auch im Litoral gesammelt worden ist. Die Tiere aus dem freien Wasser sind merklich kleiner als die aus der Binsenzone. Die MaBe betragen namlich (je ohne die furkalen End- borsten): 99 1,47—1,58 mm (im Mittel 1,52 mm) bzw. 2,1—2,2 mm, oo 1,4—1,5 mm bzw. 1,7—i,8 mm. Somit stimmen meine Planktontiere sehr gut mit den von Marsh untersuchten, nur dem Pelagial entstammenden iiberein (1,505 mm fiir QQ und 1,43 mm fiir oc). Die charakteristischen ,,Fliigel" des letzten weiblichen Ticats sind in Abb. 1 und starker vergréBert in Abb. 1a, 1b dargestellt. Mehr Sinnesdérnchen, als in dieser letzten Zeichnung angegeben sind, habe ich mit einem starken Trockensystem nicht erkennen kénnen. Die weiblichen Vorderantennen reichen an den Kérper angelegt ungefahr bis zum Hinter- rand des Genitalsegmentes. Die Furkalaste sind am Innenrand wie tiblich behaart. Das fiinfte weibliche ThoraxfiiBchen ist in Abb. 2 wiedergegeben. Bei mehreren untersuchten Tieren waren Gliederung und Beborstung immer gleich, nur in der Gestalt und Bewehrung des AuBenastendgliedes konnte eine geringe Variabilitét festgestellt werden. : Das Mannchen hat relativ schlankere Furkalaste als das Weibchen. Thr Innenrand ist ebenfalls behaart. An der Greifantenne tragen nur die Glieder 8, 10 und 11 Dornfortsatze (Abb. 4). Das fiinfte FufSpaar ist in Abb. 6 dargestellt. Das erste Basalglied sowohl des rechten wie des linken FuBes besitzt ein feines Sinnesdérnchen nahe der distalen Innenecke. Der entsprechende Anhang des zweiten Basalgliedes ist beiderseits relativ groB. Der rechte AuBen- und Innenast sowie der linke AuBenast sind besonders charakteristisch gebaut. Die Einzelheiten sind am einfachsten aus Abb. 5 zu ersehen. Der rechte Innenast ist zwar auffallend gut entwickelt; die mit feinen Doérnchen besetzten ,,Stufen” seines Innenrandes sind jedoch nicht als Reste ehemaliger Gliederung zu betrachten; der Ast muB vielmehr als eingliedrig bezeichnet werden. Ay... O.5mm 0.4mm Abb, 1 u. 2: Boeckella occidentalis. 1. Thoraxende und Ab- domen 9, vom Riicken. 1a, 1b linker und rechter Fliigel des letzten Tho- raxsegmentes 9.2.P5Q. Abb. 3—5: Boeckella occidentalis 3. Thoraxende und Abdo- men ©, vom Riicken. 4, Glieder 8—12 der Greif- antenne o. 5. Ps &%., F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacas2es. 131 Boeckella titicacae Harding 1955 (Abb. 6—10) Die zweite Boeckella-Spezies, die das Pelagial des Titicacasees bewohnt, ist von Marsh (1906) mit B. gracilipes Daday 1901 identifiziert worden. Harding hat aber richtig erkannt, daB dies ein Irrtum war, da es sich vielmehr um eine besondere Art handelt, die er nach dem grofen 0.2mm 0.2mm Abb. 6—8: Boeckella titicacae. 6, Thoraxende u. Abdomen ©, vom Ricken. 7. Dassel- be von der Seite. 8. Ps Q. 8a, 8b, 8c. Innenaste Ps QO von drei anderen Tieren. 132 F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. Wohngewdsser benannt hat. Ich brauche hier nur auf diejenigen Merk- male einzugehen, bei denen meine Beobachtungen von denen des eng- lischen Forschers abweichen. . Die von mir gemessenen Weibchen waren ohne die furkalen End- borsten 1,1—1,15mm lang. Im Gegensatz zu den Angaben Hardings sah ich den Innenrand der Furkalaste behaart (Abb. 6). Bemerkenswerte Varia- bilitat wurde beim Innenast des fiinften Thoraxbeines festgestellt, wie es die Abb. 8, 8a, 8b, 8c zeigen. Der Ast ist normalerweise dreigliedrig; ein- — mal wurde aber eine nur unvollkommene Trennung des zweiten und dritten Gliedes beobachtet (Abb. 8a), bei einem anderen Individuum war die Tren- nung dieser beiden Glieder tiberhaupt unterblieben (Abb. 8b). Die Zahl der Borsten am Endglied betragt iiblicherweise 5, davon stehen 1 am AuBen- Abb. 9—10: Boeckella titicacae 9. Glieder 8 2% der Greifantenne ©. 10. Ps co. F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 133 rand, 2 am Innenrand und 2 am Ende. Eine Innenrandborste zu wenig hatten die Tiere, die der Abb. 8, 8a, 8c zugrunde lagen; in zwei weiteren Fallen fehlten 1 Innenrand- und die AuBenrandborste (Abb. 8a, 8c); schlie8- lich sah ich ein Exemplar, bei dem das stark verkttmmerte Endglied ohne jeden Anhang war (Abb. 8c). Die Mannchen messen ohne ihre Endborsten 1,01—1,14mm. Die Glieder 8—16 der Greifantenne mit ihren Borsten, Dornen und Sinnes- organen sind in Abb. 9 dargestellt. Am ftinften Thoracopod tragt das erste Basalglied jederseits auf der Kaudalflache einen sehr kleinen Sinnesdorn. Die entsprechenden Gebilde von Basipodit 2 rechts und links sind etwas éroBer und inserieren naher dem Auf®enrand. Das erste Glied des Aufen- astes sowohl des rechten wie des linken FuSes ist relativ schlanker, als es auf der Zeichnung von Harding erscheint (Abb. 10). Eucyclops neumani titicacae n. subsp. (Abb. 11—15) e Eucyclops neumani (Pesta 1927) ist eine in den dstlichen Gebieten Siid- amerikas weit verbreitete Art. Harding (1955) hat sie m. W. zum ersten Mal fiir die Hochanden angefthrt. In geringer Anzahl sind Exemplare auch in der von Schindler aus dem Litoral des Titicacasees mitgebrachten Probe vorhanden. Beim Vergleich dieser Tiere mit solchen, die mir aus zahlreichen uruguayischen und brasilianischen Fundorten vorliegen, ergab sich eine bemerkenswerte Differenz in der Lange des ventralen dornfoér- migen Anhangs der mannlichen Genitalklappe (Ps) (Abb. 15): er ist nach meinen Messungen bei den Ostlichen Tieren im Mittel etwa 601 lang, | O.4mmn vv V¥VV¥VVVV VV Abb, 11 u. 12: Eucyclops neumani titicacae n. subsp. 11. Analsegment und Furka Q, ven- tral. 12. Endglieder der Vorderan- tenne Q; 134 F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. bei denen aus dem Titicacasee dagegen durchschnittlich 85. Die iibri- gen Merkmale fiigen sich in das Bild der bis jetzt tibersehbaren Varia- tionsbreite der Art ein. Die Lange der Weibchen betragt ohne die End- borsten rund 1,27mm, die der Mannchen 1,16mm. Die Furkalaste der Weibchen sind ziemlich schlank und im Mittel 6,4mal so lang wie breit (5,6—6,8) (Abb. 11). Die Endborsten verhalten sich von innen nach aufen Abb. 12—15: Eucyclops neumani titicacae. 13. Verbindungs- platte und Innenast P. ©. 14 Ps ©. 15, Ps cy. 0.07 mm O.Amm Z Ue F711) \ \ pate in yr aby) Py) WI yy ee yy C7, wie 1,04:5,8:3,95:1 (871: 487,:3311:841). Die Dorsalborste ist kiirzer als die 4uBerste Terminalborste. Die Vorderantennen reichen an den K6rper angelegt knapp bis zum Hinterrand des Cephalothorax; die Membran der drei Endglieder ist sehr fein gezahnelt (Abb. 12). Das Endglied des Innen- astes vom vierten Schwimmbein ist rund 1,66mal so lang wie breit; von seinen beiden Enddornen ist der innere um die Halfte langer als der AuBere; dasselbe Verhaltnis besteht zwischen ihm und der Lange des Gliedes F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 135 (Abb, 13). Am rudimentaren Thoraxfti§chen ist der innere Dorn krdaitig ent- wickelt (Abb. 14). Nach den Sondermerkmalen der mannlichen Genitalklappenbewehrung (Ps) halte ich die Tiere aus dem Titicacasee vorerst fiir eine besondere geosraphische Rasse des Eucyclops neumani und bezeichne sie als E. n. titicacae n, subsp. Eucyclops alticola n. sp. (Abb. 16—23). Zusammen mit den eben gekennzeichneten Eucyclopen fanden sich andere Tiere, die schon bei schwacher VergréBerung an ihrer ktirzeren Furka kenntlich waren. Ich habe ein halbes Dutzend Weibchen und einige Mannchen naher untersucht und folgendes festgestellt: Die Kérperlange der Weibchen betragt ohne die Endborsten rund 1,16mm. Ein Furkalast mift durchschnittlich 132 1 in der Lange und 31 in der Breite, ist also 4,22 mal so lang wie breit. Die Serra ist ahnlich wie bei E. neumani kurz (Abb.17). Dasselbe gilt sinngema8 vom ge- genseitigen Langenverhdltnis der Furkalborsten (von innen nach aufen 77: 401 :278: 76 = 1,02:5,31:3,67:1). Die zwolfgliedrigen Vorder- antennen reichen ebenfalls nur bis zum Hinterrand des Cephalothorax zurtick (Abb, 16), und ihre drei Endglieder besitzen eine sehr fein gezahnelte -Hyalinmembran (Abb. 18). Das Endglied des Innenastes vom vierten Schwimmbein istim Mittel 1,61 mal so lang wie breit (58,81 : 36,6). Von seinen beiden Enddornen ist der innere um ein Viertel langer als der AauBere (67,3 .:54,14 = 1,24:1), aber nur um ein Siebentel langer als das Glied (67,3:58,84 — 1,14:1) (Abb. 19). Der innere Enddorn des rudimentaren FuBchens erscheint schlanker als bei E. neumani titicacae (Abb. 20). Der _ventrale Dorn an der mannlichen Genitalklappe ist sehr kraftig und mift etwa 87. (Abb. 23). Beim Vergleich dieser Tiere mit E. neumani neumani wie mit E. n. titicacae ergibt sich, daB sie sich von diesen beiden in folgenden Merk- malen unterscheiden: Die Furkalaste sind relativ kiirzer; die beiden End- dornen des Enp. sind weniger langenverschieden, dasselbe gilt vom Ver- haltnis des inneren Enddorns zur Lange des Gliedes; der Dorn am rudi- mentaren FiiGchen ist schlanker; der ventrale Dorn des Ps Mannchen ist langer als bei E. neumani neumani. 1955 hat Lindberg in einem Bestimmungsschliissel alle bis dahin be- kannten Arten, Unterarten und Formen der Gattung Eucyclops (iiber 60!) zusammengestellt. Es ware dringend nétig, die Berechtigung mancher dieser »Arten” durch vergleichende Untersuchungen nachzupriifen. Das k6énnte zuverlassig natirlich nur an Hand von geniigendem Material der Original- tiere geschehen, was jedoch in den allermeisten Fallen wohl kaum.je m6¢g- lich sein wird. Vorerst bleibt daher nichts anderes iibrig, als sich mit ge- gebenen Namen und Daten abzufinden, so gut es geht, und zu versuchen, weitere Funde mit den von Lindberg dankenswerterweise zusammen- 0.5mm Abb. 16—23: Eucyclops al- W711) fry W/W 1), Ses ticola n. sp. 16. Teil des Vorderkérpers Q. 17. Ende des Abdo- mens mit Furka Q,- dorsal. 18. Vorderan- ieee tenne Q. 18a. Endglieder der Vorderantenne Q. 19, Verbindungsplatte und Innenast PaO 205 Rsn.O 32 lines © 2 22.GPsaei 23) bexee _ F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 137 gestellten Merkmalen zu vergleichen. Fiir den oben charakterisierten Eucy- clopen mit der ktirzeren Furka ergibt sich dabei, daf er sich mit keiner der von Lindberg aufgeftihrten Arten gleichsetzen !a8t, weshalb ich ihn als Eucyclops alticola n. sp. bezeichne. Ob damit die Tiere identisch sind, die auch von Harding beobachtet, aber zu E.neumani gestellt worden sind, ist durchaus mdglich, laBt sich aber ohne Nachuntersuchung von hier aus nicht entscheiden. Die beiden oben Benendelten Eucyclopen lassen sich folgendermaBen in die Tabelle Lindbergs einftigen: At @ reicht zuriickgeschlagen bis zur Mitte oder 5 _ bis zum Hinterrand des Thsgt.2 sublaevis 7, Ai 9 erreicht nur etwa den Hinterrand des Ce- phalothorax 29a | ventraler Dorn der Genitalklappe © (Ps) etwa 29a. — 604 lang neumani neumani | dieser Dorn ungefahr 85» lang neumani titicacae Membran an den Endgliedern der A: 9 sehr fein 36 gezahnelt alticola diese Membran ganzrandig 36a. (elburziensis, thienemanni) Tropocyclops prasinus meridionalis Kiefer Fant Weibchen aus der Binsenzone hatten eine durchschnittliche K6r- perlange von 706 (ohne die Endborsten). Ein Furkalast wird 1,74 mal so lang wie breit (35,51:20,41). Die Endborsten verhalten sich von innen nach auBen wie 36:177: 148: 35: (57,6) =1,03:5,05: 4,23: 1: (1,65). Die langste Terminalborste ist fiinfmal so lang wie ein Furkalast. Die Dorn- formel der AuSenastendglieder der vier Schwimmbeine lautet 3,4,4,3. Am Innenast des P: verhalt sick die Lange zur Breite wie 37,64:151—2,51:1; von den beiden Enddornen ist der innere tiber dreimal so lang wie der auBere (85,41: 27,2 1: =3,14: 1) und zweieindrittelmal so lang wie das Glied (85,4: 37,6 1 == 2,34:1). Mannchen wurden nicht becbachtet. Diese Tiere stimmen also weitgehend mit der Unterart meridionalis des Tropocyclops prasinus iiberein, wie ich sie zum ersten Mal 1931 aus Uruguay beschrieben habe. Der einzige erwahnenswerte Unterschied zwi- _schen beiden besteht im Langenverhaltnis der innersten zur aufersten Furkalborste: es betragt bei typischem meridionalis im Mittel 43,31: 34,7. =1,25:1, wahrend es bei den Exemplaren aus dem Titicacasee 1,03:1 lautet. Lindberg hat nun neuestens (1955) bei peruanischem 77. prasinus ein mit dieser letzten Zahl fast genau tibereinstimmendes Verhaltnis ge- funden (1,02: 1). Da diese Tiere auBerdem durch eine etwas langere Furka (zweimal so Jang wie breit) und eine relativ lange Dorsalborste der Furka 138 F. Kiefer: Freilebende RuderiuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. ausgezeichnet sind (dorsale Borste : inn. Endborste = 1,61:1), hat der schwedische Forscher seine Population als neue geographische Rasse an- gesehen und sie Tr. prasinus peruviana genannt. Da aber, wie ich hier nach- traglich mitteilen méchte, bei dem uruguayischen meridionalis die dorsale Furkalborste rund 1,5 maJ so lang ist wie die innerste Endborste’), entfallt dieses Merkmal zur Charakterisierung der Lindberg’schen Unterart, und es erscheint mir daher fraglich, ob sie aufrecht erhalten werden kann. Paracyclops andinus n. sp. (Abb. 24—31) _ Vier Weibchen und zwei Mannchen eines Paracyclopen aus der Bin- senzone zeichnen sich auf den ersten Blick durch ihre sehr kurzen Furkal- Aste aus. Im einzelnen weisen diese Tiere folgende Merkmale auf: Die mittlere Lange der Weibchen betragt 735, die der Mannchen 650. Die Furkalaste werden nahezu parallel gehalten, sie stehen nahe beisammen und werden 2,37mal so lang wie breit (68,75 »: 29,1). Die End- borsten messen von innen nach aufen 891, 387, 234, 55, ihr gegen- seitiges Verhaltnis ist also 1,62: 7,04: 4,26: 1. Die dorsale Borste ist etwa so lang wie die 4uBerste (Abb. 24). An der innersten und auf ersten Borste konnte keine Befiederung wahrgenommen werden, an den beiden langen Borsten ist sie sparlich. Von der Basis der Seitenrandborste verlauit eine kurze Reihe von Dérnchen quer iiber den Riicken jedes Furkalastes. Die Vorderantennen sind achtgliedrig (Abb. 25) und kurz-gedrungen. Die Schwimmbeine haben dreigliedrige AuBen- und Innendste. Verbindungs- platte sowie die inneren Teile der Basalglieder 1 und 2 des ersten Bein- paares sind in Abb. 26 wiedergegeben. Am Innenast des vierten Paares ist das Endglied rund einzweidrittelmal so lang wie breit (36,71::22,3»); der innere Apikaldorn ist zweieinhalbmal so lang wie der auBere (60: 24,3 ») und einzweidrittelmal so lang wie das Glied (60):: 36,7) (Abb. 27). Das fiinfte FiBchen und die Rudimente des sechsten sind in Abb. 28, 29 dar- gestellt. Das Receptaculum seminis war bei keinem der Tiere klar zu er- kennen, scheint aber dem des P. fimbriatus sehr ahnlich zu sein. Ps und die Genitalklappenbewehrung des Mannchens ist in Abb. 30, 31 wieder- gegeben. 1928 habe ich aus Marokko einen Paracyclops finitimus beschrieben, der sich von P. fimbriatus vor allem durch kiirzere Furkalaste und ein auf- fallendes Verhaltnis der beiden mittleren Endborsten unterscheidet (die AauBere dieser Borsten ist weniger als halb so lang wie die innere). Im IIL Teil meiner Arbeit ,,Zur Kenntnis einiger Artengruppen der Stwasser- Cyclopiden” (1929) schrieb ich dann: ,,Méglicherweise gehért hierher auch das Tierchen, das ich 1926 als Paracyclops fimbriatus Fisch. (?) aus einem in den Hochanden von Peru gelegenen See nur unvollstandig habe beschrei- ben k6nnen, da es in recht schlechtem Zustand war". Neuerdings haben 1) Normalerweise ist bei meinen Angaben tiber das gegenseitige Langenverhaltnis der furkalen Endborsten die Au®erste Borste die Einheit, auf die die andern bezogen werden. F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 139 nun sowohl Harding (1955) als auch Lindberg (1955) geglaubt, diesen P. finitimus in den Anden wiedergefunden zu haben. Nachdem ich jetzt selbst ebenfalls ahnliche Tiere aus dem Titicacasee besitze und sie mit P. finitimus verglichen habe, sehe ich mich aber doch auferstande, beide zu identifizieren: bei den von Schindler gesammelten Tieren stehen die a Se Abb. 24—31: Paracyclops andinus n. sp. 24. Letztes Thoraxsegment und Abdomen Q, dor- sal. 25. Vorderantenne Q. 26. Verbindungsplatte Pi Q. 27. Verbindungsplatte und Innenast Ps Q. 28. Ps QO. 29. Pe QO. 30. Ps Co. 31. Po co. 140 F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. relativ kiirzeren Furkalaste noch enger beisammen als bei P. finitimus, zu- dem ist die 4uBere der beiden langen Endborsten weit mehr als halb so lang wie die innere. Da diese gleichen Merkmale offenbar auch Lindberg bei seinen Exemplaren beobachtet hat, scheint es sich bei den Populationen aus den Hochanden doch eher um eine Form eigener Pragung zu handeln. Ich betrachte sie daher zunachst als Art Paracyclops andinus n. sp., bis sich vielleicht spater bei einer zusammenfassenden Revision der Gattung Paracyclops die Méglichkeit oder Notwendigkeit einer anderen taxonomi-— schen Beurteilung ergibt. Mesocyclops annulatus (Wierzejski) (Abb. 32—39) Diese groBe Art wurde in meh- reren Exemplaren aus der litora- len Probe ausgelesen. Die Lange von 5 Weibchen schwankte zwi- schen 1,57 und 1,81mm undbetrug im Mittel 1,71mm, je ohne fur- kale Endborsten. 2 Mannchen maBen 1,17 und 1,19mm. Die weiblichen Furkalaste sind durch- schnittlich 5,24 mal so lang wie breit (214: 41); ihr Innenrand ist behaart; die Seitenborste inse- riert im distalen Drittel des Aufenrandes (Abb. 32). Die Ter- minalborsten verhalten sich von innen nach aufen wie 2961: 665 1 492: 146 == 2,03: 4.55: 3,37: 1. Die langste ist gut dreimal so lang wie ein Furkalast; die dor- sale ,,¢éekn6pfte" Borste ist ktir- zer als die auBerste (1221::146p). Die zwei letzten Glieder der Vorderantenne sind von einer breiten Hyalinmembran gesaumt, deren freier Rand gezahnelt ist, wie es Abb. 33 zeigt. Das zweite Basalglied des ersten Schwimm- beinpaares tragt jederseits an Abb. 32—34. Mesocyclops annulatus. 32. Abdomen Q, ventral. 33. End- dlieder der Vorderantenne Q 34. Verbindungsplatte Pi Q. F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 141 Abb, 35— 39: Mesocyclops annulatus. 35. Verbin- dungsplatte Ps Q. 36. Endglied ds. Innen- astes Ps Q. 37. Ps Q. 385, Pe © 39s Pere. OAmm | Vv vu yuvuvevvv 0.07 mm 142 F, Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. der inneren Vorwélbung einen Dorn (Abb, 34), Das Endglied des Innen- astes vom vierten Beinpaar ist etwa zweizweidrittelmal so lang wie breit — (100,811: 38,51), von seinen beiden Enddornen ist der innere merklich ktirzer als der auBere (69:79) und auch um ein Drittel kirzer als das Glied (69: 100,811) (Abb. 36). Uber die Verbindungsplatte der beiden Fie ragt jederseits ein kraftiger Chitinzahn vor (Abb. 35). Receptaculum seminis: Abb. 32, Pe 9: Abb. 38, Pe co’: Abb. 39. ; Metacyclops leptopus (Kiefer) (Abb. 40—47). Der einzige Cyclopide, der in den Planktonproben des Titicacasees gefunden werden konnte, ist ein Metacyclops. Die Weibchen messen ohne ihre Endborsten im Mittel 9951; die Mannchen sind mit 660—750). we- sentlich kleiner. Ein weiblicher Furkalast wird durchschnittlich fiintmal so lang wie breit (111:22,2), ihr Innenrand ist unbehaart; die Seitenborste entspringt distal von der Mitte des AuBenrandes; von den Endborsten sind die innerste und AdufBerste gleichlang, die langste ist tiber 4,5 mal so ~ lang wie die Adu erste und tiber dreimal so lang wie ein Furkalast; die dorsale Borste endlich ist etwas langer als die auBerste terminale. Mittel- , werte der Borsten von 6 Weibchen lauten von innen nach aufen (die dor- sale in Klammer) 74,5): 3431: 287» : 74,2 pt : (80) == 1,0:4,63: 3,87: 1: (1,08) (Abb. 40). An den zwéligliedrigen Vorderantennen sind 5 lange Borsten besonders auffallend, wie es Abb. 41 zeigt. Alle Schwimmbeine haben zwei- gliedrige AuBen- und Innendste. Am ersten Beinpaar ist der freie Rand der beiden tiber die Verbindungsplatte hervorragenden runden ,,Hécker” mit kleinen Dérnchen besetzt (Abb. 42); das zweite Basalglied dieses Beines tragt eine lange, stachelformige Inneneckborste. Am vierten Beinpaar hat die Verbindungsplatte einen glatten, leicht konkaven freien Rand und tragt aui der Flache drei Reihen feiner Borstchen; das Endglied des Innenastes ist rund dreieinviertelmal so lang wie breit (72,4: 22,51); von seinen beiden Enddornen ist der innere tiber zweieinhalbmal so lang wie der aufere (86,6: 33,5) und etwas langer als das Glied (Glied: innerer Enddorn = 72,41 : 86,611) (Abb. 43). Das rudimentare FiiBchen besteht aus einem recht- eckigen Glied, das am Ende mit einem inneren Dorn und einer auferen Borste versehen ist; vom ehemaligen Grundglied ist nur noch die AuBen- borste erhalten, die seitlich am fiinften Thoraxsegment entspringt (Abb. 44). Die kleine Chitinplatte, die jederseits etwas dorsal die Ausmiindung der Genitalwege tiberdeckt, ist mit drei dornartigen Chitinauswiichsen besetzt, wie in Abb. 45 darstellt. Das ftinite und sechste rudimentare FiBchen des Mannchens sind in Abb. 46, 47 wiedergegeben. : Als ich 1927 den aus zwei tiber 5100m hoch gelegenen peruanischen Seen beschriebenen ,,Cyclops leptopus“ (syn. Cyclops mendocinus Kiefer 1926 — non Cyclops mendocinus Wierzejski 1893) fiir identisch mit dem von Marsh (1906) aus dem Titicacasee gemeldeten ,,Cyclops mendocinus,, erklarte, konnte ich mich fiir diese Behauptung in erster Linie nur auf die a, Ps Ox 525 Pe OF ~ O4mm O4imm F. Kiefer: Freilebende RuderfufSkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 145 einhalbmal so lang wie die auBerste (77,2: 417: 317: 70,21); die Dorsal- borste erreicht mit 43» nur knapp zwei Drittel der Lange der 4uBersten (Abb. 48). Am ersten Beinpaar ist das zweite Basalglied an seiner inneren Vorwolbung ohne Borste oder Dorn (Abb. 49). Am Innenast des vierten Beinpaares verhalt sich die Lange des Endgliedes zu seiner Breite wie 103,2.:50,6 = 2,04:1 (Mittel aus 10 Messungen), von den beiden End-_ dornen ist der innere um ein Drittel langer als der AuBere (59,8: 45,7 = 1,31:1), aber wesentlich kiirzer als das Glied (Glied: inn. Enddorn = 103,2,:59,81). (Abb. 50). Das kennzeichnende rudimentare FuBchen P3; ist in Abb. 51 wiedergegeben, Ps in Abb. 52. Mannchen wurden nicht beob- achtet. Neuere Autoren (z.B. Lowndes 1934, Harding 1955, Livdbers 1955) weisen auf die groBe Variabilitat des Microcyclops anceps hin. In einer jtingst erschienenen Arbeit tiber die Copepoden Venezuelas (Ex- pedition Prof. Gessner) konnte ich dieses Urteil zwar bestatigen, muBte aber zugleich mein Bedauern dartiber ausdriicken, daB gerade Lowndes, der das wohl umfangreichste Material unserer Art in Handen hatte, keinen Versuch unternommen hat, es im Hinblick auf die mégliche Differenzierung in geographische Rassen zu studieren. _Attheyella (Delachauxiella) schindleri n. sp. (Abb. 53—62) Vorliegendes Material: 3 292 aus der Binsenzone. Die Lange betragt ohne die furkalen Endborsten 0,7—0,75 mm. Die _Hinterrander der Abdominalsegmente sind ventral glatt, dorsal ausgezackt. Seitlich sind doppelte Reihen von ziemlich langen Dérnchen vorhanden, die etwas auf die Bauchseite iibergreifen, wie es in den Abb. 53—55 dar- gestellt ist. Das Analsegment weist ventral tiber der Basis der Furkalaste je vier Dérnchen auf. Der Analdeckel ist lang, lanzettférmig, sein freier Raud von einer Art hyaliner, gestreiiter Membran gesdumt (Abb. 53—55). Die Furkalaste sind kurz, wenig langer als breit, rechteckig, leicht diver- gierend; der Aufenrand tragt oberhalb der Mitte eine langere Borste, bei- derseits davon einige Dérnchen; auf der Ventralseite nahe dem AuBenrand sitzen ebenfalls einige Dérnchen. Von den vier Terminalborsten ist die innerste am ktirzesten, die duBerste ist etwa so lang wie die Seitenrand- borste; die beiden mittleren sind nebeneinander inseriert und nur schwach gefiedert. Die dorsale ,geknépfte“ Borste sitzt in Héhe der Seitenrand- borste (Abb. 53, 54)... Die Vorderantennen bestehen aus acht Gliedern; am vierten Glied entspringt ein Sinneskolben, der ungefadhr bis zum Antennenende reicht: an der Spitze des letzten Gliedes konnte ein derartiges Gebilde nicht ge- sehen werden (Abb. 56). Der Innenast der zweiten Antenne ist eingliedrig und mit vier Borsten versehen (Abb. 57). Die AuBenaste aller Schwimmbeine und der Innenast des ersten Paa- res sind dreigliedrig, die Innenaste des 2.—4. Paares nur zweigliedrig. Das vv VV VVVWWVVVYV VY VY VVVYV Vey iN OAmm VVVVVVV WY VV VV VV Vy VVy Abb. 53—59: Afttheyella (Delachauxiella) schindleri n. sp. 53. Ende des Abdomens Q, dor- sal. 54. Dasselbe lateral. 55. Dasselbe ventral. 56. Vorderantenne ©. 57, Neben- ast der zweiten Antenne, 58, Pi Q, F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 147 gegenseitige Langenverhaltnis der Glieder sowie die Bewehrung mit Bor- sten und Dornen ist am einfachsten aus den Abb. 58—61 zu ersehen. Der AuBenast des vierten Beinpaares entspricht dem des dritten. / Wey 7 > mye Wy \ Abb. 60—62: Delachauxiella schindleri y n. sp. 59, P2 9.60. Ps Q. ; YA 61. Innenast Ps Q. 62. Ps Q. Das rudimentare fiinfte FiiBchen ist zweigliedrig. Auf der Flache des Grundgliedes erkennt man einige Reihen Dérnchen, am Rande des breiten inneren Lobus inserieren sechs Borsten mit kurzen Fiederchen; das lang- gestreckte Endglied tragt auf seiner Flache ebenfalls Dérnchen und am AuBenrand und apikal zusammen 4 Borsten (Abb. 62). Das Genitalfeld ist 148 F. Kiefer: Freilebende RuderfuSkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. in Abb. 55 dargestellt. Eierballen wurden nicht beobachtet, ebenso fehlen bedauerlicherweise Mannchen. Die Farbe der in Alkohol konservierten Tiere ist hesonde an den Segmenirandern sch6n amethystblau; sie hat sich auch nach EinschluB eines Tieres in Glyzerin bis heute noch nicht verandert. 1917 und 1918 hat Th. Delachaux aus den peruanischen Hochanden eine grofie Anzahi sehr interessanter Harpacticoiden beschrieben. Einige davon hat Harding (1955) wiedergefunden, dazu noch weitere neue Arten. Beim Vergleich der von Schindler gesammelten Tiere mit den von den genannten Autoren auigeliihrten zeigte sich vor allem eine groSe Ahnlich- — keit mit dem ,,Canthocamptus lanceolatus* Delachaux. Leider lag dem Schweizer Forscher gerade von dieser Art nur das Abdomen eines einzi- gen Weibchens vor, so daB die Beschreibung unvollstandig bleiben muBte. Da die Furkalaste bei meinen Exemplaren deutlich anders aussehen, als sie von Delachaux ftir lanceolatus abgebildet worden sind, scheint es mir angebracht zu sein, die Tiere aus dem Titicacasee als Vertreter einer eigenen Art zu beirachten. Ich widme sie unter dem Namen Aftheyella (Delachauxiella) schindleri n. sp. dem Sammler dieses Materials. , Bemerkungen zur geographischen Verbreitung der beobachteten Arten Samtliche zehn Arten bzw. Unterarten freilebender Copepoden aus dem vorliegenden Material sind nach unseren gegenwartigen Kenntnissen in ihrer geographischen Verbreitung auf Sitidamerika beschrankt. Das scheint um so bemerkenswerter, als ja die Mehrzahl davon zu den Cyclo- piden gehdrt. Denn wahrend die Brauchbarkeit der Calanoida und der Harpacticoida fiir Fragen der Zoogeographie schon seit langem feststeht, — betrachtet man die Cyclopoida des SiiRwassers vielfach noch gerne als mehr oder weniger ausgepragte Kosmopuliten. Diese Ansicht basiert jedoch auf tiberholten Vorstellungen. Zwar ist die ganze Familie der Cyclopidae un- bestreitbar iiber alle Erdteile verbreitet, und fiir viele der zahlreichen Gat- tungen gilt als ganzes dasselbe (Macrocyclops, Eucyclops, Paracyclops, Ecto- cyclops, Tropocyclops, Mesocyclops, Thermocyclops u. a.). Aber wir kennen doch auch nicht wenige Genera, also besondere Entwicklungstypen, die eine engere, ja teilweise sogar eine sehr enge geographische Verbreitung haben, etwa Afrocyciops, Allocyclops, Bryocyclops, Graeteriella, Muscocy- clops, Neutrocyclops u. v. a. Vertreter solcher Gattungen liegen nun aller- dings in dem hier behandelten Material nicht vor. Vielmehr gehéren alle sieben Cyclopiden ,gewéhnlichen” Genera an. Als Arten bzw. Unterarten sind sie jedoch erst aus der siidlichen Neuen Welt bekannt. Im einzelnen sind gemeldet: Eucyclops neumani aus Argentinien, Uruguay, Paraguay, Brasilien: Chile, Bolivien, Peru. Die Populationen aus den verschiedenen Gebieten bediirfen aber noch eingehender vergleichen- __F. Kiefer: Freilebende RuderfuBkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. 149 - der Untersuchung, um eventuell geographische Rassen- bildung erkennen zu konnen, wie das die oben beschrie- bene Form aus dem Titicacasee zeigt. . Eucyclops alticola bis jetzt erst aus dem Titicacasee und vielleicht aus Ge- wassern seiner Umgebung; Tropocyclops prasinus meridionalis aus Uruguay, tcepUnics Paraguay, Brasilien, Bolivien, Peru; Paracyclops andinus aus den nérdlichen Hochanden; Mesocyclops annulatus aus Paraguay, Uruguay, Argentinien, Bolivien, Peru; Metacyclops leptopus aus den bolivianisch-peruanischen Hochanden (zwei Unterarten aus Venezuela — Kiefer 1956) Microcyclops anceps aus Argentinien, Paraguay, Uruguay, Brasilien, Chile, Bolivien, Peru, Venezuela, Panama. Sinngema® gilt das oben ftr Eucyclops neumani Gesagte auch fiir diese NG ie Die beiden calanoiden Copepoden des vorliegenden Materials haben nach unserer augenblicklichen Kenntnis ein sehr enges Verbreitungségebiet: Boeckella occidentalis ist von Marsh, Harding und mir im Titicacasee 4 gefunden worden, von Harding auBerdem in einer Anzahl weiterer Gewdsser in der Umgebung dieses sgroBen Sees, von Brehm in der peruanischen Laguna de Junin und von Delachaux im Naticochasee in Hochperu; denn die von Delachaux 1928 als Pseudo- boeckella godeti beschriebene Art ist nichts anderes als Boeckella occidentalis, wenngleich der schweizerische Forscher in der Abbildung des Ps & (Il. c., p. 67, fg.5) am zweiten Basalglied rechts keinen Sinnesdorn und am ersten Glied des AuBenastes derselben Seite nicht den langen AufSeneckdorn gezeichnet hat. Boeckella titicacae kennen wir aus dem Titicacasee und aus einigen Ge- wassern seiner Nachbarschaft. Attheyella (Delachauxiella) schindleri endlich, der einzige Canthocamp- tide, der im vorliegenden Material gefunden werden konnte, erscheint vor- erst noch als Endemismus des Titicacasees; verwandte Arten sind aus benachbarten Gewdssern sowie aus weiter nérdlich gelegenen Gebieten der Hochanden bekannt. 150 F. Kiefer: Freilebende RuderfuSkrebse (Crustacea Copepoda) des Titicacasees. Schriitenverzeichnis Brehm, V., 1924: Entomostraken aus der Laguna de Junin. Meddel. Géteborgs. Mus. Zool. Avdeln, 34, p. 1—23. Delachaux, Th., 1917: Neue Si8wasserharpacticiden aus Siidamerika. Zool. Anz, 49., p. 1—21. — — —, 1918: Harpacticides d'eau douce nouveaux de l’'Amérique du Sud. Rev. Suisse Zool. 26., p. 117—126 — — —, 1928: Faune invertebrée d’eau douce des hauts plateaux de Pérou. Bull. Soc, Neuchat. Sci. Nat., N. S. 1, 52., p. 45—77 Harding, J. P., 1955: Crustacea: Copepoda (The Percy Sladen Trust Exped. to Lake Titicaca in 1937 under the leadership of Mr. H. Cary Gilson), Trans. Linn. Soc. London, I, pt. 3, p. 221—247. Kiefer, F., 1926: Uber einige SiuBwasser-Cyclopiden aus Peru. Arch. f. Hydrobiol., 16., p. 494507. — — —, 1927: Beitrage zur Copecuieamnne (VI). Zool. Anz, 74., p. 116—122, — — —, 1929: Zur Kenntnis einiger Artengruppen der SiiBwasser-Cyclopiden Z. wiss. Zool. 133., p. 1—56. — — —, 1929: Beitrag zur Kenntnis der freilebenden Copepoden Marokkos, Bull. Soc. Sci. Nat. Maroc 8., p. 87—108. — — —, 1931: Die Untergattung Tropocyclops der Gattung Eucylops (Copepoda tos lopoida). Zs. wiss. Zool. 138., p. 487—514. — — —, 1956: Freilebende RudetaGhtebes aus Venezuela, Ergebnisse der deutschen limnologischen Venezuela-Expedition 1952, Band 1, p. 233—268. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin. Lindberg, K., 1955a: Cyclopides (Crust. Cop.) du Mexique. Ark. f. Zool., Ser. 2, 7., Nr. 23, p. 459—489. — — —, 1955b: Cyclopides (Crust. Cop.) récoltés au Pérou par le Dr. Hernando de Macedo. Folia Biol. Andina. P. II. Zoologica 1., p. 1—18. Lowndes, A.G,, 1934: Copepoda (Rep. of an Expedition to Brazil and Paraguay in 1926 bis 27). Linn. Soc. Journ. Zool. 39., p. 83—131. Marsh, C.D., 1906: Copépodes. In: Neveu-Lemaire, Les Lacs des hauts plateaux de l’'Amérique du Sud. Paris. p. 175—188. Pesta, O., 1927: Ein Beitrag zur Kenntnis der Copepodenfauna von Argentinien. Zool. Anz. 73., p. 67—80. Schindler, O., 1955: Limnologische Studien im Titicacasee. Arch. f. Hydrobiol. 51., p. 118—124. Die Arbeit wurde abgeschlossen am 1. Marz 1956, Anschrift des Verfassers: Dr. Friedrich Kiefer, (17b) Konstanz, Anstalt fiir Bodenseeforschung. ccna ik “ant, i atl mee \957| VEROFFENTLICHUNGEN su | der ZOOLOGISCHEN STAATSSAMMLUNG MUNCHEN Otto Scheerpeltz Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Staphylinidae (Col.) Jan Bechyné _ Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Alticiden (Col. Phytophaga) Ver6ff. Zool. Staatssamml, Miinchen S, 151—182 Miinchen, 1. Marz 1957 aN ¥ * Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Staphylinidae (Col.) (6. Beitrag zur Kenntnis der Staphyliniden der aethiopischen Region) OMGROLS CHEE RP Bai Mit 4 Textabbildungen Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 153 Die Herren Dr. W. Forster und H. Freude von den Sammlungen des Bayerischen Staates in Miinchen hatten mir vor langerer Zeit die von Frl. Dr. Christa Lindemann und Frau Nina Pavlitzki gelegentlich ihrer im Jahre 1952 nach Ostafrika unternommenen Reise aufgesammelten Sta- phylinidae zum Studium iibersendet, woftir ich ihnen zunadchst hier meinen herzlichsten Dank aussprechen mochte. In diesem verhaltnismaBig kleinen Materiale fanden sich nichtsdesto- - weniger aber doch einige sehr interessante, ftir die Wissenschaft neue Arten, die im folgenden mit den tibrigen Ergebnissen meiner Studien an dem Ma- teriale bekannt gemacht werden sollen. Ich habe aber auch noch Herrn Dr. G. Fagel vom Musée Royal d’Hi- stoire Naturelle in Briissel, der eben mit der Ausarbeitung einer groBen umfassenden Monographie der Paederinae der aethiopisch-madagassischen Faunenregion befaBt ist, meinen herzlichen Dank fiir seine Unterstiitzung und Hilfe bei der Determination der in dem vorliegenden Material enthal- tenen Arten der Gattung Paederus Fabr. abzustatten. Fam. Staphylinidae Subfam. Oxytelinae Tribus: Piestini Eleusis Cast. E. picta Eppelsh. Deutsche Ent. Zeitschr. 1895, p. 139 — Tanganjika, Usam- bara-Berge, Sakarani, 1500m, 30. X. 1952 (1 Ex.); 9. XI. 1952 (2 Ex.): 10. XI. 1952 (1 Ex.) — Uber fast das ganze tropische Gebiet West-, Mittel- und Ost-Afrikas verbreitet. Tribus: Oxytelini Bledius Mannerh. B.capra Fauv. Fn. gallo-rhén. III, Cat. syst. 1875, p. XIL (giraffa Costa, Atti Accad. Sc. Phys. Mat. Napoli VII, 1875, p. 21) — Nordost-Afrika, Port Sudan, 18. VI 1952 (500) — Uber die litoralen Gebiete des palaarkti- schen Nordost- und Ost-Afrikas bis auf die Halbinsel Sinai und bis nach Stidwest-Arabien weit verbreitet. 154 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae Subiam. Paederinae Tribus: Paederini Paederus Fabr. P. basipes Fauv. Rev. d’'Ent. XXVI, 1907, p. 21. — Tanganjika, Kilima- ndjaro-Marangu, 1500 m, 15.—16. X. 1952 (1 0’); Tanganjika, Usambara- Berge, Sakarani, 1500m, 3. XI. 1952 (20707, 1 @); 7. XL 1952 (1 oc); 8. XI. 1952 (1 Q) — Uber das tropische Ost-Afrika weit verbreitet. — det. Dr. G Fagel. P, macellus Fauv. Rev. d’Ent. XXVI, 1907, p. 22. — Tanganjika, Kilima- ndjaro, Bismarckhitte, 3000 m, 18. X. 1952 (30’c’, 2 9 9) — Bisher nur aus dem Gebiet des Kilimandjaro bekannt geworden - det. Dr.G. Fagel. P.sabaeus Er. Gen. Spec. Staph. 1839-1840, p. 655 (aestuans Bohem. Ins, Caffr. I, 1848, p. 291. — longicornis Motsch. Bull. Moscou XXXI, 1858, II, p. 634.) — Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 20. X. 1952 (1 &) — Uber Nordost-Afrika, Arabien, das tropische und siidliche Afrika © weit verbreitet, auch aus Madagaskar bekannt geworden. — det. Dr. G. Fagel. Subiam,. Staphylininae Tribus: Staphylinii Philonthus Curtis Ph. longicornis Steph. Ill. Brit. V, 1832, p. 237 (algiricus Motsch. Bull, Mos- cou XXXI, 1858, II, p. 663. — asemus Kraatz, Arch. Naturgesch. XXV, 1859, p. 86. — fumosus Solsky, Hor. Soc. Ent. Ross. V, 1867-68, p. 134. — fuscicornis Nordm. Symb. 1837, p. 96. — feralis Er. Gen. Spec. Staph. 1839-40, p. 469. — Jaetabilis Olliff, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales 1887, p. 501. — pedestris Walker, Ann. Mag. Nat. Hist. (3) IIIf, 1859, p. 51. — perplexus Fairm. et Germ. Ann. Soc. Ent. France (4) I, 1861, p. 431. — promptus Er. Gen. Spec. Staph. 1839-40, p. 929. — scyba- larius Nordm. Symb. 1837, p. 94. — varians Fairm. Rev. Zool. 1849, p. 290. — varians var. b, Er, Kafer d. Mark Brandenb. 1837-39 (1839) p. 466.) — Tanganjika, Kilimandjaro, Bismarckhiitte, 3000 m, 18. X. 1952 (1 9) — Kosmopolit. Staphylinus Lin. St. hemichrysis Fauv. Rev. d’Ent. XXIV, 1905 ,p. 196. — Tanganjika, Songea, Litembo, 1500 m, 15. IX. 1952 (1 ©); Tanganjika, Usambara-Berge, Sa-. karani, 1500 m, 30. X. 1952 (1 0’); 7. XI. 1952 (1 2) — Uber Abessinien, Ost-Afrika bis Angola weit verbreitet. Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u, Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae 155 Subiam. Aleocharinae Tribus: Myrmedoniini Methneria Bernh. Ann. Mus. Nat. Hung. XIII, 1915, p. 180-181. Als Dr. Bernhauer seine Gattung Methneria aufstellte, war nur die einzige, am gleichen Orte beschriebene Art paradoxicornis Bernh. (I. c. 181), (Typus generis!) vom unteren Rufiji im damaligen Deutsch-Ostafrika bekannt. Sie war vom damaligen Geheimen Regierungsrat und Vizegouver- neur von Deutsch-Ostafrika Methner, der in Daressalam residierte, am 25. XI. 1911 in einem Parchen aufgefunden worden. Seither sind von dieser Art nur hin und wieder und nur einzelne Stiicke, meist gelegentlich von Lichtiangen, bekannt geworden. Uber die Lebensweise dieser Art — und auch aller anderen Arten — weil man bis heute noch gar nichts; man vermutet nur Myrmekophilie oder Termitophilie, wobei man sich zu dieser Vermutung allerdings wohl mehr durch die sonderbare Gestalt und die eigen- artigen Sexualauszeichnungen der < verleiten laBt, die beide an jene ge- wisser, als myrmekophil bzw. termitophil bekannter Arten der Gattung Zyras Steph. erinnern. Vor einigen Jahren beschrieb H. R. Last (The Entomologist's Monthly Magazine, LXXXVIII, 1952, p. 89) nach einem < eine zweite Art aus dem Tanganjika-Gebiet, M. Verdcourti Last, das in Amani, Ost-Usambara, im August 1950 von B. Verdcourt gelegentlich eines Lichtfanges erbeutet worden war, Mit dieser Art ist nun eine dritte, neue, im Materiale der Damen Lin - demann und Pavlitzki in einem & vorliegende Art verwandt, die ich wie folgt kennzeichne: M. mirabilis nov. spec. — Ganz dunkel rotbraun, der Kopf, die Seiten der Fligeldecken und der sechste und siebente (vierte und fiinfte frei- liegende) Segmentring des Abdomens noch dunkler schwarzbraun. Mund- teile, Fithler und Beine dunkel braunlich-gelbrot. Kopf im Gesamtumrif stark querelliptisch, mit sehr groBen, fast halb- kugelf6rmig vorgewolbten Augen, ihr von oben sichtbarer Langsdurchmesser von etwa drei Vierteln der Lange des ersten Fiihlergliedes, ihre gr6Bte von oben sichtbare Breite etwa halb so gro8 wie ihr von oben sichtbarer Langsdurchmesser. Die gr6Bte Breite des Kopfes, in einer Querlinie durch die Augenmitten gelegen, um ein Drittel gréRer als seine Mittellange vom Vorderrande der Stirn bis zur Halsfurche. Schlafen hinter den Augen von etwa zwei Dritteln der Lange des von oben sichtbaren Langsdurchmessers der Augen, nach hinten fast geradlinig und so stark zum Halse konver- gent, daB die Halsbreite nur etwa halb so groB ist wie die gréBte Kopf- breite. Oberseite des Kopfes etwas abgeflacht, in der Mitte hinter den ein- ander stark genaherten Fihlereinlenkungsstellen mit einer tiefen, im Grunde glatten und glanzenden Quergrube. Oberflache des Kopfes auf auBerst fein Abb. 1 — Methneria mirabilis nov. spec. 6’, Habitusbild — MafSstab in Millimetern. Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 157 rundnetzmaschig mikroskulptiertem, daher nur schwach glanzendem Grunde sehr dicht und kraftig, etwas kérnelig punktiert, etwas glanzend, die Durch- messer der Punkte etwa so gro wie die Durchmesser von zwei benach- barten Cornealfacetten des Auges zusammengenommen, die durchschnitt- lichen Zwischenraume zwischen den Punkten etwa halb so groB wie die Punktdurchmesser. Der in der Mitte kurz beulenférmig aufgeworfene, an den Seiten unter den Fiihlerwurzeln je ein tiefes Griibchen tragende Vorder- kopf vor den Fiihlereinlenkungsstellen unpunktiert, glatt und stark glanzend. In der Punktierung inseriert eine sehr kurze nur schwer erkennbare Be- haarung. Fiihler sehr lang, diinn und schlank, zurtickgelegt, die Hinterwinkel der Fliigeldecken mit dem letzten Glied tiberragend. Erstes Glied, sehr lang- gestreckt und keulenférmig, etwa viereinhalbmal langer als am Ende breit; zweites Glied halb so stark wie das Ende des ersten Gliedes, nur halb so lang wie dieses Glied, nicht ganz viermal so lang wie an seinem Ende breit; drittes Glied nur sehr wenig starker als das zweite Glied, aber fast doppelt so lang wie dieses Glied, etwa fiinfmal langer als an seinem Ende breit; viertes Glied so stark wie das Ende des dritten Gliedes, von zwei Dritteln der Lange dieses Gliedes, etwa viermal langer als an seinem Ende breit. Die folgenden Glieder bis einschlieBlich des achten Gliedes fast von der gleichen Lange und fast gleichen Starke des vierten Gliedes, alle etwa viermal langer als an ihren Enden breit, Erst das neunte und zehnte Glied bei fast gleicher Starke ganz wenig kiirzer, das neunte etwa dreimal, das zehnte etwa doppelt so lang wie am Ende breit. Endglied bei fast gleicher Starke des zehnten Gliedes wiederum langer und dadurch schlanker er- scheinend als die vorhergehenden Glieder, fast viermal langer als breit. Alle Glieder nur sehr fein, dicht und anliegend behaart. Halsschild im Gesamtumrif langlich-verkehrt-trapezoidal, seine Mit- tellange um etwa ein Drittel gréBer als seine in einer Querlinie durch die abgerundeten Vorderwinkel im vorderen Fiinftel seiner Lange gelegene, sroBte Breite, diese um etwa ein Siebentel geringer als die grdBte Kopfbreite, Seine Seitenkonturen von den Punkten der gr6éBten Breite scharf gerandet, nach vorn zum hoch aufgewolbten Vorderrande ganz leicht konkav, aber sehr stark konvergent, nach hinten lang und fast geradlinig und viel schwa- cher, im Bewegungsbereich der Vorderschenkel vor den Hinterwinkeln leicht konkav ausgebuchtet, ebenso scharf gerandet konvergent. Der nach hinten flach konvexe, gleichfalls kraftig gerandete Hinterrand geht, nach den Seiten als stumpfer Winkel vorspringend, in den unteren Epipleural- rand des Halsschildes tiber, so dafB die glatten, glanzenden, ziemlich breiten Epipleuren des Halsschildes zwischen dem oberen, eigentlichen Halsschild- seitenrand und dem unteren Epipleuralrand fast senkrecht gestellt sind. Oberseite des Halsschildes langszylindrisch gewélbt, seine Seiten mit je einem fast von den Vorderwinkeln ausgehenden, vorn schmdleren und seich- teren, nach hinten breiter und tiefer werdenden Eindruck, der an der Basis des Halsschildes in eine schmale, aber tiefe Querfurche langs dem Hinter- 158 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. rande tibergeht, wodurch langs und innerhalb des gerandeten Halsschild- hinterrandes sozusagen eine zweite, parallele Randung entsteht. Oberilache des Halsschildes auf auRerst fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, trotz- dem glanzendem Grunde noch etwas kraftiger und gréber k6rneliger, aber ebenso dicht wie der Kopf punktiert, der Grund der Seiteneindriicke stellen- weise mit glatten, unpunktierten, starker glanzenden Stellen. In der Langs- mittellinie riicken die Punkte stellenweise etwas weiter auseinander und lassen Stiicke einer Art zarter Mittellangslinie erkennen. Jn den Punkten inseriert eine sehr kurze, schrag nach vorn aufen gelagerte, aber schwer erkennbare Behaarung. . Schildchen sehr klein, dreieckig, auf stark mikroskulptiertem Grunde mit einigen Punkten besetzt. Fligeldecken im Gesamtumrif stark querrechteckig, mit ausgeprag- ten Schultern und nach hinten leicht bauchig erweiterten, unmittelbar vor den Hinterecken wieder stark eingezogenen Seitenkonturen. Ihre groBte | Gesamtbreite in einer Querlinie vor den Hinterwinkeln um etwa ein Drittel éroBer als ihre Schulterlange und Schulterbreite und fast doppelt so grof wie die gréB8te Halsschildbreite. Ihr Hinterrand durchaus wie die Nahtlinie gerandet, doppelbuchtig, innerhalb der nach hinten vorspringenden Hinter- winkel etwas tiefer und dann, nach einem flach konvexen Vorsprung etwa in der Mitte des Hinterrandes jeder Decke, wieder zum Nahtwinkel ge- meinsam flach konkav ausgebuchtet. Oberseite der Fliigeldecken im ganzen etwas gewdlbt, mit einem sehr breiten, gemeinsamen, flachen Eindruck in der hinteren Halfte der Nahtregion, wodurch eine schwache, flache, etwa von der Gegend der Schulter in der Richtung gegen den konvexen Vor- sprung in der Mitte des Hinterrandes jeder Decke verlaufende Schragialte entsteht, die ihrerseits wieder innen einen ganz schwachen, flachen Langs- eindruck langs der Seitenwélbung begrenzt. Hinterwinkel selbst mit einem srtibchenartigen Eindruck innen langs dem Hinterrande, der vor den Hinter- winkeln eine kleine Beule entstehen 1aB8t; doch dtirfte diese Bildung viel- leicht schon ein Teil der Sexualauszeichnung des o darstellen. Oberilache im Bereiche des groB8en flachen, gemeinsamen Mitteleindruckes der Naht- region auf auferst fein schraglinig mikroskulptiertem und daher starker glanzendem Grunde, in den tibrigen und restlichen Teilen auf etwas deut- licher und rauher rundnetzmaschig mikroskulptiertem und daher viel schwa- cher glanzendem, fast mattem Grunde, noch etwas kraftiger und tiefer ein- gestochen als der Halsschild punktiert,; die Punkte noch etwas ké6rneliger ausgebildet, aber nicht ganz so dicht aneinandergertickt wie dort. In der Punktierung inseriert eine auBerst kurze, gerade nach hinten, am Hinter- rande quer, in den Hinterwinkeln schrag gelagerte, aber schwer sichtbare Behaarung. / Fligel voll ausgebildet. Abdomen an der Basis erheblich schmaler als die gr6Bte Gesamt- breite der Fliigeldecken vor den Hinterwinkeln, sehr lang und gestreckt, mit nach hinten konvergenten Seitenkonturen. Die Pleurite und Epipleurite Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann uv. Nina Pavlitzki In Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 159 stark entwickelt, das Abdomen daher kraftig, sehr breit, aber ziemlich flach gerandet. Das siebente (ftinfte freiliegende) Tergit an seinem Hinter- rande mit einem hellen Hautsaum. Oberflache der Tergite auf auf®erst fein querwellig oder quermaschig mikroskulptiertem, fast vollkommen glatt er- scheinendem, stark glanzendem Grunde nur mit mikroskopisch feinen, auf _ den Pleuriten etwas deutlicheren Ptinktchen auf erordentlich sparlich tiber- sat, diese auf den Pleuriten etwas dichter angeordnet; die Sternite auf fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, schwacher glanzendem Grunde fein, aber ziemlich dicht punktiert und fein und kurz behaart. Beine sehr lang, diinn und schlank, mit langen und dtinnen Schenkeln und sehr langen, leicht gebogenen, diinnen Schienen. Die viergliederigen Vordertarsen von etwa drei Vierteln der Lange der Vorderschienen, ihr erstes Glied etwa dreimal so lang wie am Ende breit, nur wenig kirzer als das lange, diinne Klauenglied, fast so lang wie die beiden mittleren Glieder zusammengenommen. Die fiinfgliederigen Mitteltarsen von etwa vier Fiinfteln der Lange der Mittelschienen, ihr erstes Glied sehr gestreckt, etwa ftnimal so lang wie am Ende breit, deutlich etwas langer als das Klauenglied und etwas langer als die beiden folgenden Glieder zusammen- genommen. Die fiinfgliederigen Hintertarsen so lang wie die Hinterschienen, ihr erstes Glied auBerordentlich diinn und langgestreckt, etwa achtmal so lang wie am Ende breit, fast doppelt so lang wie das Klauenglied und fast so lang wie die drei folgenden Glieder zusammengenommen. Das Mannchen mit einer selbst in dieser Gattung besonders ee wurdigen und eigenartigen Geschlechtsauszeichnung. Das zweite Tergit des Abdomens schmal ausgebildet, mit ziemlich tief in flachem Bogen ausge- schnittenem Hinterrand und etwas stumpfwinkelig-eckig nach hinten vor- springenden Hinterwinkeln. Seine Oberseite abgeflacht, seine Oberflache Abb, 2: Abdominale Sexualauszeichnung des Mannchens von Methneria mirabilis nov. spec. in Dorsal- und Lateralansicht — MaBstab in Millimetern, 160 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. sehr dicht und etwas rauh rundnetzmaschig mikroskulptiert, fast ganz matt. Drittes Tergit mit abgeflachten, nach hinten stark verbreiterten, auf rund- netzmaschig mikroskulptiertem Grunde kraftig und etwas kérnelig punk- tierten Pleuriten und nach aufen und hinten zahnartig vorspringenden, zwar schmalen und langen, aber ebenso skulptierten, an ihren Enden schrag abgerundeten Epipleuriten. Aus der Mitte der fein rundnetzmaschig mikroskulptierten, schwacher glanzenden Oberflache dieses Tergites er- hebt sich mit dicker, gleichartig rundnetzmaschig mikroskulptierter Wurzel ein eigenartiges Gebilde: Ein sich zum Ende allmahlich auf ein Drittel der Basaldicke verjiingender, im Bogen doppelwellig schrag nach hinten und oben in der Sagittalebene gekriimmter, in seinem weiteren Verlauf geglat- teter und stark glanzender Spief, dessen Ende in seiner Projektion auf die Abdominaloberflache fast den Hinterrand des fiinften (dritten freilie- genden) Tergites erreicht, aber von der Oberflache dieses Tergites um die doppelte, dorsoventrale Abdominaldicke entfernt ist. Im ersten Drittel. des SpieBes sitzt ihm rechts und links je ein Verzweigungsast an, der je- der von dickerer Basis zum Ende etwas abgeilacht und nach hinten star- ker, das Ende selbst etwas schaufelférmig nach oben gekriimmt ist. Das ganze Gebilde stellt einen schrag im Bogen nach hinten aufgerichteten Dreizack mit extrem langer Mittelzinke dar. Die Epipleurite der weiteren Tergite sind normal ausgebildet und springen nach hinten tiber die Hin- terrander der Tergite nicht zahnférmig vor. Das siebente (finite freiliegen- de) Tergit tragt jederseits eine schmale, ziemlich tiefe, gerade, fast die ganze Lange des Tergites durchziehende Langsfurche, die etwa im Seiten- viertel der Tergitbreite verlauft, so da zwischen den beiden Langsfur- chen ein Raum von etwa halber Tergitbreite verbleibt. Dieser Raum ist so wie jener zwischen den Langsfurchen und dem Seitenrande vor dem mit einem hellen Hautsaum besetzten Hinterrande des Tergites rauhk6rne- lig skulptiert, seine Basalhalfte tragt einen flachen Langseindruck. Das achte (sechste freiliegende) Tergit ist an seinem Ende ziemlich eng abge- rundet, auf dicht rundnetzmaschig mikroskulptiertem Grunde dicht und kraitig, etwas kérnelig punktiert. Uber den Aedoeagus des Mannchens 1laBt sich leider vorderhand nichts aussagen, weil das einzige vorhandene Sttick der beim Herauspra- parieren des Aedoeagus trotz aller aufgewendeten Vorsicht doch bestehen- den Gefahr einer méglichen Beschadigung nicht ausgesetzt werden kann, Er wird erst bekannt gemacht werden kénnen, bis einst gréBeres Material dieser merkwiirdigen Art vorliegen wird. Lange: 12mm Wie eben erwahnt, liegt ein einziges Mannchen vor, das folgende Fundortvermerke tragt: Tanganjika, Usambara-Berge, Sakarani, 1500 m, 9, XI. 1952. Holotypus in der Zoologischen Staatssammlung Miinchen. Da bisher noch kein Gesamtbild dieser merkwiirdigen Tiere existiert. habe ich in Abb.1 versucht, diese eigenartige Gestalt im Bilde vorzufthren. Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 161 Um wenigstens die Mannchen der bisher bekannt gewordenen Arten der Gattung besser auseinanderhalten zu kénnen — von zwei Arten sind ja die Weibchen noch nicht bekannt! — diene die folgende Bestimmungstabelle der Mannchen der bisher bekannt gewordenen Arten der Gattung Methneria Bernh. 1 (4) An den Seitenrandern des Abdomens sind zumindest die Epipleurite des dritten und vierten (ersten und zweiten freiliegenden) Tergites oder auch noch weiterer Tergite starker entwickelt und tiberragen zahnartig nach hinten vorspringend ziemlich weit die Hinterrander dieser Tergite. Nur die Epipleurite des dritten und vierten (ersten und zweiten frei- liegenden) Tergites tiberragen zahnartig nach hinten vorspringend die Hinterrander dieser Tergite. Das dritte (erste freiliegende) Tergit tragt in der Mitte seiner Flache keine Auszeichnung, dagegen steht am Seitenrande jederseits je ein mafig langer, kraftiger, etwas hakig ge- kriimmter, schief nach auBen gerichteter Dorn. — Lange: 8-10 mm — Ost-Afrika (Rufiji-Gebiet), Kenia, Siid-Rhodesia. paradowicornis Bernh. Ann. Mus. Nat. Hung, XIII, 1915, p. 181. 3 (2) Die Epipleurite des dritten bis sechsten (ersten bis vierten freiliegen- den) Tergites iiberragen zahnartig nach hinten vorspringend die Hin- terrander dieser Tergite. Das dritte (erste freiliegende) Tergit tragt, in der Mitte seiner Flache wurzelnd, einen schrag im Bogen nach hinten aufwarts gekriimmten, dicken Dorn, der sich im Enddrittel je- derseits in je einen nach hinten gekriimmten Ast verzweigt und mit dem Ende der verhaltnismaBig kurzen Mittelzinke in der Projektion auf die Abdominaloberflache nur den Hinterrand des vierten (zwei- ten freiliegenden) Tergites erreicht. — Lange: 12 mm — Tanganjika (Amani, Ost-Usambara). i) =_ — verdcourti Last Ent. Monthly Mag. LXXXVIII, 1952, p. 89. 4 (1) An den Seitenrandern des Abdomens sind nur die Epipleurite des dritten (ersten freiliegenden) Tergites starker entwickelt und tiberragen zahnartig nach hinten vorspringend den Hinterrand dieses Tergites. Das dritte (erste freiliegende) Tergit tragt, in der Mitte seiner Flache wurzelnd, einen schrag im Bogen nach hinten aufwarts gekriimmten, langen, zum Ende stark verjiingten SpieB, der sich im Basaldrittel jederseits in einen im ganzen nach hinten, mit seinem Ende etwas aufwarts gekriimmten Ast verzweigt und mit dem Ende seiner sehr langen Mittelzinke in der Projektion auf die Abdominaloberflache fast den Hinterrand des fiinften (dritten freiliegenden) Tergites erreicht. — Lange: 12 mm — Tanganjika, Usambara-Berge, Sakarani. mirabilis nov. spec. 162 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. Zyras Steph. Z. (Subgen. Camonia Bernh.) Schuberti Bernh. Denkschr. Med. Naturw. Gee Jena XIII, 1908, p. 113 (nom. nov. emend.), (Fauveli Schubert, Deuteche Ent. Zeitschr. 1912, p. 372, nom. praeocc. nec Sharp 1883) — Tanganjika, Kilimandjaro, Bismarckhiitte, 3000 m, 18. X. 1952 (1 9) — Uber das tro- pische Ost-Afrika weit verbreitet. Z. (Subgen. Camonia Bernh.) ulugurensis Bernh. Arch. Naturgesch. XCIl, 1926 (1928), p. 29, 34. — Tanganjika, Songea, Litembo, 1500 m, 19. IX. 1952 (1 2) — Bisher nur aus dem tropischen Ost-Airika bekannt geworden. Z. (Subgen. Glossacantha Gemm. et Harold) spinosidens Bernh. Arch. Natur- gesch. XCII, 1926 (1928), p. 37, 41. — Kenia, Mombasa, 8.—11. VII. 1952 (1°) — Bisher nur aus dem tropischen Ost-Afrika bekannt geworden. — Z. (Subgen. Androdonia Bernh.) bihastatus nov. spec. — Ganz schwarz- braun, nur die Basis des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites und die Pleurite der Seitenrandungen des Abdomens ganz wenig heller rot- lichbraun, Kopf und das fiinfte bis siebente (dritte bis fiinite freiliegende) Tergit schwarz, Mundteile, die drei ersten Fiihlerglieder und die Spitze des letzten Fihlergliedes, sowie die Beine rétlich-gelbbraun, die tibri- gen Fiihlerglieder schwarzbraun. Kopf im Gesamtumri8 quer-elliptisch, mit ziemlich groBen, gewolbten Augen, ihr von oben sichtbarer Langsdurchmesser etwa so grof wie die Lange des ersten Fithlergliedes, ihre gréBte Breite etwa ein Drittel so grob wie dieser Langsdurchmesser. Die in einer Querlinie durch die Mitte der Augen gelegene, gréBte Kopfbreite um etwa ein Drittel gréBer als seine Mittellange vom Vorderrande der Stirn bis zur Halsquerfurche. Schlafen hinter den Augen etwa halb so lang wie der von oben sichtbare Langs- durchmesser der Augen, in konvexem Bogen zum Halse sehr stark kon- versent abgerundet. Oberseite des Kopfes etwas abgeflacht, sein Stirn- vorderteil zwischen und vor den einander ziemlich stark genaherten Ftbler- einlenkungsstellen etwas beulenartig aufgetrieben. Oberflache des Kopies auf sehr fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, aber trotzdem ziemlich stark glanzendem Grunde, sehr fein und nicht dicht punktiert, Durchmesser der Punkte etwa so groB wie die Durchmesser der einzelnen Cornealfacetten des Auges, Zwischenraume zwischen den Punkten etwa zwei bis dreimal so gro wie die Punktdurchmesser. In der Mitte des Kopfes eine kleine punktireie Stelle. Fihler sehr kraftig und ziemlich lang, zuriickgelegt, den Hinterrand _ des Halsschildes mit etwa den beiden letzten Gliedern tiberragend, von dem fiir das Subgenus Andredonia Bernh. charakteristischen Bau, mit vom vierten Glied an stark seitlich komprimierten Gliedern. Erstes Glied lang- gestreckt, keulenformig, etwa dreieinhalbmal langer als vor dem Ende breit; zweites Glied sehr klein, nur halb so stark und nur ein Drittel so lang wie das erste Glied, von diinner Basis zum Ende erweitert und bereits Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 163 leicht seitlich abgeflacht; drittes Glied etwa doppelt so lang wie das zweite Glied, an der Basis etwa dem Ende dieses Gliedes gleich breit, zum Ende ziemlich stark verkehrt-konisch fast auf die dreifache Breite der Basis ver- dickt, gleichfalls bereits seitlich etwas abgeplattet; viertes Glied halb so lang wie das dritte Glied, seine Basis etwa so breit wie das Ende dieses Gliedes, zum Ende stark verkehrt-trapezoidal fast auf doppelte Breite er- weitert, etwa so lang wie am Ende breit, seitlich stark komprimiert. Die folgenden Glieder fast gleichartig wie das vierte Glied gebildet und seit- lich alle stark komprimiert, ihre AuBen-Endecken etwas starker vortretend als die Innen-Endecken, wodurch die AuBenkontur der Fiihler etwas sige- zahnig erscheint. Endgtied langelliptisch, an der Basis etwas schmiler als das Ende des zehnten Gliedes, parallelseitig, zum Ende ogival abgerundet, so lang wie die beiden vorhergehenden Glieder zusammengenommen. Vom vierten Glied an alle Glieder mit einer feinen, dichten Pubeszenz bekleidet, an den Endkanten mit langeren, dunklen Borstenhaaren besetzt. Halsschild ringsum fein gerandet, im Gesamtumrif leicht quer ver- kehrt-trapezoidal, seine gréfte, in einer Querlinie durch das vorderste Viertel der Mittellange gelegene Breite um etwa ein Fiinftel gr6éBer als seine Mittellange, seine Seitenkonturen von den Punkten der gr6Bten Breite nach vorn zu den breiter abgerundeten Vorderwinkeln schwach konvex, nach hinten zu den in der Anlage stumpiwinkeligen, aber mit dem nach hinten flach konvexen Hinterrand enger verrundeten Hinterwinkeln starker und fast geradlinig, im hinteren Drittel, im Bewegungsbereich der Vorder- schenkel, leicht konkav ausgebuchtet konvergent. Oberseite des Halsschil- des etwas abgeilacht, mit einem kurzen, schmalen, tief eingeschnittenen, vom Hinterrand aber abgertickten Furchenlangs¢griibchen an der Basis, von dem eine auferst feine, linienfOrmig eingeritzte, etwa in der Mitte ver- schwindende Mittellangslinie entspringt. Oberflache des Halsschildes auf auBerst fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, jedoch ziemlich stark glan- zendem Grunde in der gleichen Starke wie der Kopf, aber noch ein wenig weitlaufiger punktiert. Etwas hinter der Mitte des Halsschildes steht jeder- seits der Mittellinie, etwa um seinen doppelten Durchmesser von der Mit- tellinie entfernt, ein kleines, flaches, rundes Griibchen, Schildchen sehr klein, dreieckig, fast ganz glatt und glanzend. Fluigeldecken im Gesamtumrif querrechteckig, mit ausgepragten Schultern und geraden, nach hinten leicht divergenten Seitenkonturen, ihr Hinterrand innerhalb der Hinterwinkel nicht ausgebuchtet, aber so wie die Naht gerandet und in gemeinsamem, sehr flach-stumpfem Winkel zur Naht absgestutzt. Oberseite flach gewolbt, auBer einem von den Schultern zum Schildchen ziehenden basalen Schrageindruck ohne Eindriicke. Oberflache auf fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, jedoch gleichfalls ziemlich glanzendem Grunde etwas starker und etwas dichter als der Halsschild punktiert. Unregelmafig verstreut finden sich einzelne starkere Punkte. Fligel voll ausgebildet. 164 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. Abdomen an der Basis etwas schmaler als die Hinterrandbreite der Fliigeldecken, seine Seitenkonturen nach hinten schwach konvergent, seine Pleurite und Epipleurite ziemlich kraftig entwickelt, das Abdomen daher breit, aber nicht sehr hoch gerandet. Siebentes (fiinftes freiliegendes) Ter- git an seinem Hinter- rande mit einem hellen Hautsaum. Oberflache der Tergite auf 4uBerst fein quermaschig mi- kroskulptiertem, sehr stark glanzendem Grunde nur mit ganz sparlichen, auBerstfei- nen Piinktchen tiber- sat, die Pleurite etwas: deutlicher und dichter punktiert. . Beine wie bei A epee a eas den verwandten Ar- Abb. 3: — Abdominale exualauszeie meng es Mannchens 404 gebildet, mit seit- von Zyras (Subgen. Androdonia Bernh.) bihastatus nov. spec. , 5; in Dorsal- und Lateralansicht — MaBstab in Millimetern. lich ziemlich stark komprimierten Schen- keln, Schienen und Tarsen der Mittel- und Hinterbeine. Beim Mannchen ist das zweite Tergit des Abdomens nach hinten etwas plattenartig verlangert, seine Oberflache ist auf fein rundnetzmaschig mikroskulptiertem, aber glanzendem Grunde sehr dicht und grob punk- tiert. Sein Hinterrand ist ausgebuchtet und tragt dort zwei tiefe, zwischen sich einen kurzen, scharfen, am Hinterrande kurz langsgefurchten Kiel einschlieBende Quergruben. Seine Hinterecken sind in je einen sehr lan- gen, den Hinterrand des fiinften (dritten freiliegenden) Tergites erreichenden etwas abwarts gebogenen, zum Ende scharf zugespitzten Spief ausgezogen. Sechstes (viertes freiliegendes) Tergit in der Mitte mit einem einzelnen, starkeren K6rnchen, dahinter unmittelbar am Hinterrande mit zwei eng benachbarten Punktgriibchen. Siebentes (ftinftes freiliegéendes) Tergit mit einer Querreihe schwacherer Kérnchen. Achtes (sechstes freiliegendes) Tergit am Hinterrande gerade quer abgestutzt, an den Seiten des Hinter- randes mit einem langeren und deutlicheren, in der Mitte des Hinterrandes mit zwei ktirzeren, undeutlicheren, kérnchenartigen Kielchen. Uber den Aedoeagus des Mannchens 1aBt sich vorderhand nichts aussagen, weil das einzige vorhandene Stiick des Mannchens der beim Herauspraparieren des Aedoeagus trotz aller aufgewendeten Vorsicht doch bestehenden Gefahr einer méglichen Beschadigung nicht ausgesetzt werden kann. Lange: 10 mm Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 165 Es liegt, wie eben erwahnt, ein Mannchen vor, das folgende Fund- ortvermerke tragt: Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 13. X. 1952. Holotypus in der Zoologischen Staatssammlung Miinchen. Z. (Subgen. Androdonia Bernh.) bicochleatus nov. spec. — Der vorhergehend beschriebenen Art bis auf die ganz andere Sexualauszeichnung des so auBerordentlich ahnlich, daf es geniigt, die wichtigsten Unterscheidungs- merkmale gegentiber dieser Art hervorzuheben. Ganz dunkel schwarzbraun, die Pleurite der Abdominaltergite nur ganz wenig aufgehellt, Mundteile, Fithlerbasen und Beine wie dort rétlich gelbbraun. Kopf im Gesamtumrif jenem der vorigen Art auSerordentlich ahnlich, aber inlolge der noch gréBeren, extrem stark vorgewélbten Augen noch starker quer. Der von oben sichtbare Augenlangsdurchmesser etwas langer als die Lange des ersten Fihlergliedes, ihre gréBte Breite etwa halb so gros wie dieser Langsdurchmesser. Schlafen hinter den Augen zum Halse noch starker konvergent abgerundet, als bei der vorhergehend beschrie- benen Art. Oberseitengestaltung und Skulptur der Oberflache fast wie bei der vorigen Art, die Punkte etwas starker eingestochen als dort. Fihler mit jenen der vorhergehend beschriebenen Art fast vollkommen tbereinstimmend. Halsschild im Gesamtumrif$ mitjenem der vorhergehenden Art gleich- falls fast tibereinstimmend, die Vorderwinkel aber etwas weniger stark ab- gerundet, deutlicher winkelig ausgepragt, die Seitenrandkonturen vor den Hinterwinkeln kaum konkav ausgebuchtet, nach hinten noch etwas starker konvergent, die Hinterwinkel zum nach hinten flach konvexen Hinterrande breiter abgerundet als dort. Randung des Halsschildes, seine Oberseiten- gestaltung und Oberflachenskulptur mit jenen der vorhergehenden Art fast tibereinstimmend, die Punktierung ganz wenig starker und etwas dichter, die Mittellinie nur als ganz schmale, punktfreie Langszone ohne strich- férmige Linie ausgebildet, das kurze, langsfurchenartige Basalgriibchen und die beiden kleinen Grtibchen hinter der Mitte des Halsschildes viel schwa- cher entwickelt als dort. Schildchen wie bei der vorigen Art gebildet. Fligeldecken fast ganz mit jenen der vorhergehend beschriebenen Art tibereinstimmend, inihrer Oberseitengestaltung und Oberflachenskulptur jenen fast gleich. Fligel voll ausgebildet, Abdomen inder Gesamtform, der Gestaltung seiner Seitenrandungen, der Ausbildung der Tergite und ihrer Oberflachenskulptur mit jenem der vorhergehend beschriebenen Art fast iibereinstimmend; auch hier das siebente (fiinfte freiliegende) Tergit an seinem Hinterrande mit einem hellen Hautsaum. Beine gleichfalls wie bei der vorigen Art gebildet. 166 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae Beim Mannchen ist das zweite Tergit des Abdomens auch hier nach hinten etwas plattenartig verlangert, seine Oberflache ist auf fein rund- netzmaschig mikroskulptiertem, aber glanzendem Grunde dicht, aber etwas feiner als bei der | vorigen Art punk- tiert. Sein Hinter-— rand ist ausgebuch- tet und tragt dort eine breite Quer- grube.. Seine Hin- ~ terecken sind in je einen sehr langen, den Hinterrand des fiinften(drittentrei- liegenden) Tergites etwas. tiberragen- den, leicht abwarts Abb. 4: Abdominale Sexualauszeichnung des Mannchens von gebopenen, aoe Zyras (Subgen. Androdonia Bernh.) bicochleatus nov. spec. in Dor- ventral etwas ver- sal- und Lateralansicht — Mafstab in Millimetern. breiterten, seitlich . starkabgeplatteten, am Ende noch starker dorsoventral erweiterten, in dieser Erweiterung innen l6ffelartig ausgehdhlten Griffel ausgezogen. Sechstes (viertes freiliegendes) Tergit in der Mitte mit einem einzelnen, starkeren Kérnchen, dahinter un- mittelbar am Hinterrande mit zwei eng benachbarten Punktgriibchen. Sie- bentes (ftinftes freiliegendes) Tergit mit einer Querreihe schwacherer K6érnchen etwas vor und einer ebensolchen Querreihe unmittelbar an dem mit einem hellen Hautsaum besetzten Hinterrande. Achtes (sechstes frei- liegendes) Tergit am Hinterrande gerade quer abgestutzt, am Hinterrande selbst mit vier schwachen Kornchen besetzt. Auch tiber den Aedoeagus dieser Art kann aus dem gleichen Grunde wie bei der vorher beschriebenen Art vorderhand nichts ausgesagt werden. Lange: 12mm Von dieser neuen Art liegt auch nur ein Mannchen vor, das folgende Fundortvermerke tragt: Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu, 1500m, 1. bis 15. XI. 1952.1) Holotypus in der Zoologischen Staatssammlung Miinchen. Um die beiden neuen Arten von den iibrigen Arten der Untergattung Androdonia Bernh. — soweit mir ihre Zugehorigkeit zu diesem Subgenus zuverlassig bekannt geworden ist (wobei es aber sicher noch eine Anzahl ungenau oder unvollstandig beschriebener Zyras-Arten geben mag, die ") Unmittelbar nach Beendigung dieser Arbeit lief bei mir noch ein © dieser Art aus Moshi am Siidhang des Kilimandjaro ein, das bis in die kleinsten Einzelheiten mit dem Holotypus iibereinstimmt, dem aber leider die Abdominalspitze mit dem darin enthalten gewesenen Aedoeagus fehlt, so da8 auch durch dieses Stiick die Einrichtung des Kopulations- apparates des o nicht bekannt gemacht werden kann. Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae’ 167 gleichfalls hierher gehdren diirften!) — und diese untereinander besser unterscheiden zu kénnen, diene die folgende Bestimmungstabelle der mir bisher als in das Subgenus Androdonia Bernh. gehGrig bekannt gewordenen Arten der Gattung Zyras Steph. 1 (34) Halsschild im Gesamtumri8 nicht oder nur sehr schwach quer, PAS) ) S02) — seine gr6Bte Breite nicht oder nur ganz wenig, héchstens um etwa ein Viertel gréfer als seine Mittellange. Halsschild im Gesamtumri nicht oder kaum erkennbar quer, seine éroBte Breite so gro oder héchstens um etwa ein Zwilftel bis um etwa ein Zehntel gréBer als seine Mittellange, Kopf und ftinfter bis siebenter (dritter bis fiinfter freiliegender) Segmentring schwarz, Halsschild, Fliigeldecken (diese mit dunklerer Makel in der hin- teren Halfte), die Basis und das Ende des Abdomens rotlichgelb. Oo: Zweites Tergit des Abdomens am Hinterrand etwas platten- artig verlangert, sein Hinterrand leicht ausgebuchtet, seine Ecken jederseits in je einen langen, fast den Hinterrand des sechsten (vierten freiliegenden) Tergites erreichenden, zum Ende etwas ver- breiterten, aber seitlich abgeplatteten, vor dem auBersten Ende an der AuBenseite leicht aufgebeulten Griffel ausgezogen. — Lange 7—8mm — Kapland, Oranje-Gebiet, Natal; bei Termes transvalen- sis Sjést. reicherti Wasm. Zeitschr. Wiss. Zool, CI, 1912, p. 94—95, t. 5, £.7. Halsschild im Gesamtumri8 schwach quer, seine gréBte Breite et- was deutlicher, um etwa ein Sechstel bis um etwa ein Viertel groBer als seine Mittellange.. Oberflache des Halsschildes trotz seiner feinen oder auch mehr oder weniger kraftigen, rundnetzmaschigen Mikroskulptur und seiner 6fter ziemlich dichten Punktierung stets mehr oder weniger stark glanzend. Abdomen zweifarbig; zumindest die Wurzel des Abdomens, also der zweite und dritte (erste freiliegende) Segmentring, meist auch noch der vierte (zweite freiliegende) Segmentring, mitunter sogar noch die Basis des fiinften (dritten freiliegenden) Segmentringes des Abdomens hell rétlichgelb, der tibrige Teil des Abdomens, meist mit Ausnahme des meist etwas heller braunen Abdominal- endes, dunkel schwarzbraun bis schwarz. GréBer und plumper. Nur die Wurzel des Abdomens, also der zweite und dritte Segmentring (erster freiliegender Segmentring) hell rétlichgelb, der tibrige Teil des Abdomens bis auf das schmal rotbraune Abdominalende schwarzbraun, bis schwarz, Kopf{schwarz- braun, Halsschild, vordere Halfte der Fliigeldecken rétlichgelb, ihre hintere Halfte mehr oder weniger breit angedunkelt. — ©: Zweites Tergit des Abdomens am Hinterrand etwas plattenartig verlangert, 168 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 7 (6) 8 (5) 9 (10) 10 (9) sein Hinterrand leicht ausgebuchtet, seine Ecken jederseits in je einen langen, leicht gebogenen, fast den Hinterrand des sechsten (vierten freiliegenden) Tergites erreichenden, zum Ende dorso-ven- tral leicht verbreiterten, seitlich abgeplatteten, am Ende abgeflachten und etwas starker dorso-ventral verbreiterten Griffel ausgezogen. Das sechste (vierte freiliegende) Tergit tragt einen langeren Mittel- kiel, das siebente und achte (fiinfte und sechste freiliegende) Ter- git einige Kérnchen. — Lange: 9—10mm. — Nord-Abessinien (Tigrés), Mittel-Abessinien und Erythrea. , laminatus Roth Arch, Naturgesch. XVII, 1851, p, 117. Kleiner und schlanker. Der dritte und vierte (erste und zweite freiliegende) Segmentring ganz und die Basis des fiinften (dritten freiliegenden) Segmentringes, sowie der Halsschild, der Vorderteil der Flugeldecken und das breitere Abdominalende hell rétlichgelb, der Kopf und eine Querbinde vor dem Ende des Abdomens braun- schwarz, der hintere Teil der Fliigeldecken dunkler rotbraun bis schwarzbraun. — ©: Zweites Tergit des Abdomens am Hinter- rand etwas plattenartig verlangert, seine Hinterecken jederseits mit je einem gebogenen, den Hinterrand des vierten (zweiten frei- liegenden) Tergites nicht erreichenden Dorn. Achtes (sechstes frei- liegendes) Tergit mit zwei kleinen Kérnchen vor seinem Hinter- rande. — Lange: 8mm. — Ost-Afrika (Viktoria-Nyanza-See-Gebiet, Archipelago di Sesse, Bugala), Kenia. victoriae—nyanzae Bernh. Mem. Soc, Ent. Ital. VI, 1927, p.206. — ©: Cameron, Journ. East Africa Nat. Soc. XX. 1952, no. 1, p. 454 Das ganze Abdomen einfarbig, braunschwarz bis schwarz, héch- stens die Basis des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites leicht und die Epipleurite der Seitenrandungen sowie die 4uBerste Ab- dominalspitze etwas heller rétlichbraun. Halsschild und die vordere Halfte der Fliigeldecken heller rétlich- gelb, ihre hintere Halite mehr oder weniger breit angedunkelt. — o: Zweites Tergit des Abdomens am Hinterrand etwas platten- artig verlangert, sein Hinterrand leicht ausgebuchtet, seine Ecken jederseits in je einen maBig langen, etwas nach auf en gerichteten leicht gebogenen, bis etwa zur Mitte des vierten (zweiten frei- liegenden) Tergites reichenden Stachel ausgezogen. Siebentes (finf- tes freiliegendes) Tergit mit vier schwachen Kérnchen. — Lange: 8mm — Ost-Afrika (Boura, Ea-Taita), Kenia. hamifer Fauv. Rev. d’ Ent. XXVI, 1907, p. 62 K6rper, einschlieBlich des Halsschildes und der ganzen Fliigel- decken, dunkel schwarzbraun bis schwarz, héchstens die Basis des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites und der Pleurite der Seiten- randungen des Abdomens ganz wenig heller rétlichbraun. — Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u, Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 169 111 (42) 12 (11 13 (4 14 (19 ) — — o': Zweites Tergit des Abdomens an den Ecken seines Hinter- randes in Jange, den Hinterrand des ftinften (dritten freiliegenden) Tergites erreichende, ¢griffelf6rmige Bildungen ausgezogen. Kopf weniger stark quer, mit etwas kleineren, vor allem nicht so extrem stark vorgewoélbten Augen, ihr von oben sichtbarer Langs- durchmesser etwa so gro wie die Lange des ersten Fitihlergliedes, ihre groBte Breite etwa ein Drittel so groB wie dieser Langsdurch- messer. — oO: Das grob punktierte, etwas plattenartig nach hinten verlangerte zweite Tergit an seinem Hinterrande ausgebuchtet, dort mit zwei tiefen, zwischen sich einen kurzen, scharfen, am Hinterrande kurz langsgefurchten Kiel einschlieBenden Quergruben, seine Hinterecken jederseits in je einen sehr langen, den Hinter- rand des fiinften (dritten freiliegenden) Tergites erreichenden, et- was abwarts gebogenen, zum Ende scharif zugespitzten SpieB aus- sgezogen. Sechstes (viertes freiliegendes) Tergit in der Mitte mit einem einzelnen, starkeren, siebentes (ftinites freiliegendes) Tergit mit einer Querreihe schwacherer K6rnchen. — Lange: 10mm. — Ost-Afrika (Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu), bihastatus nov. spec. Kopf starker quer, mit gréBeren, extrem stark vorgewélbten Augen, ihr von oben sichtbarer Langsdurchmesser etwas gréBer als die Lange des ersten Fthlergliedes, ihre gr6Bte Breite etwa halb so grok wie dieser Langsdurchmesser. — ©: Das feiner punktierte, etwas plattenartig nach hinten verlangerte, zweite Tergit an seinem Hinterrand ausgebuchtet, dort mit einer einzelnen Quergrube, seine Hinterecken jederseits in je einen sehr langen, den Hinterrand des ftiniten (dritten freiliegenden) Tergites etwas tiberragenden, leicht abwarts gebogenen, dorsoventral etwas verbreiterten, seit- lich abgeplatteten, am Ende dorso-ventral noch starker erweiter- ten, in dieser Erweiterung innen léffelartig ausgehdhlten Griffel ausgezogen. Sechstes (viertes freiliegendes) Tergit in der Mitte mit einem einzelnen, starkeren K6rnchen, siebentes ({tinftes freiliegen- des) Tergit mit zwei Querreihen schwacherer Kérnchen. — Lange: 12mm. — Ost-Afrika (Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu, Moshi) bicochleatus nov. spec, Oberflache des Halsschildes infolge der mehr oder weniger kraf- tigen und dichten, rundnetzmaschigen, rauhen bis fein kérneligen Mikroskulptur, mitunter auch noch durch die 6fter ziemlich dichte Punktierung verstarkt, fast oder vollkommen glanzlos bis vollkommen matt. Punktierung der Fliigeldecken ziemlich kraftig, gerade und mehr oder weniger tief eingestochen oder von hinten eingestochen und dann sogar etwas bis deutlich kérnelig ausgebildet, stets jedoch in der rundmaschigen Mikroskulptur der Oberilache sehr deutlich er- kennbar. 170 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 15 (18) Punktierung der Fltigeldecken aui mehr oder weniger fein rund- 16 (17 — 17 (16 — 18 (15) 9 (14) netzmaschig mikroskulptiertem Grunde schrag von hinten einge- stochen, dadurch sehr deutlich fein-kérnelig bis rauhk6rnelig aus- debildet. Fligeldecken so lang oder weni¢g langer als der Halsschild. Halsschild nur sehr wenig, nicht ganz um ein Viertel, breiter als lang, neben seinem Seitenrand jederseits mit einem starken Schrag- eindruck. Fliigeldecken wenig langer als der Halsschild. Pechbraun bis rotlich-braun, Halsschild und Basis der Fliigeldecken heller r6t- lich-gelbbraun. — ©’: Hinterrand des zweiten Tergites nach hinten etwas plattenartig verlangert, seine Hinterecken jederseits in eine kurze, spitze Winkelecke ausgezogen. Achtes (sechstes freiliegen- des) Tergit am Hinterrande ziemlich tief ausgebuchtet, die Seiten- ecken der Ausbuchtuns etwas zahnartig vorspringend. — Lange: 5,5 bis 6mm — Kenia (Kakumega, Yala River} kakumeganus Bernh. Ann, Mag, Nat. Hist. XVIII, 1936, p. 335 | Halsschild starker quer, um etwa ein Viertel breiter als lang, neben seinem Seitenrand jederseits nur mit einem schwachen Schragein- druck. Fliigeldecken so lang wie der Halsschild. Rétlichgelb, Kopf und Fliigeldecken dunkel schwarzbraun, die vorletzten Abdominal- segmente angedunkelt. — ©: Hinterrand des zweiten Tergites nach hinten etwas plattenartig verlangert, seine Hinterecken jederseits in je einen langen, sehr diinnen, etwas gebogenen, an der Spitze abgestutzten, fast bis zum Hinterrande des ftinften (dritten frei- liegenden) Tergites reichenden SpieB ausgezogen. Achtes (sechstes freiliegendes) Tergit vor dem ausgerandeten Hinterrand jederseits mit einem Langskérnchen. — Lange: 6 mm — Ost- Afrika (Dares- salam). diluticornis Bernoh. Erg. Deutsch. Zentr.-Afr.-Exped. III, 1911 (1912), p. 481. Punktierung der Fliigeldecken auf mehr oder weniger fein rund- : netzmaschig mikroskulptiertem Grunde gerade und tief eingestochen, einfach und nicht kérnelig ausgebildet. Fltigeldecken deutlich etwas | kiirzer als der Halsschild. Pechbraun, die Rander des Halsschildes, die Schultern der Fliigeldecken und die Rander des Abdomens braunlich- bis rétlichgelb. — <’: Zweites Tergit des Abdomens am Hinterrand etwas plattenartig ausgebildet, sein Hinterrand doppel- buchtig, seine Hinterecken jederseits in einen mabig langen, dicken, gegen das Ende etwas erweiterten und dort breit abgerundeten Fortsatz ausgezogen. Achtes (sechstes freiliegendes) Tergit am Hin- terrande leicht ausgerandet und mit einigen Kérnchen besetzt. — Lange: 9 mm — Belgisch-Kongo (Pengha). bequaerti Bernh. Arch, Naturgesch, XCII, 1926 (1928) p. 72. Punktierung der Fliigeldecken nur sehr fein, meist in der rund- netzmaschigen Mikroskulptur nur schwer erkennbar, mitunter so Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 171 20 (21 — 21 (20) 22 (25) nae 3 (24) 24 (23) fein und zerstreut, daB sie in der Mikroskulptur tiberhaupt unter- geht, nicht mehr erkannt und als erloschen angesehen werden kann. Fliigeldecken héchstens so lang, meist aber sogar etwas kiirzer als der Halsschild, ihre Punktierung sehr weitlaufig und fast erloschen, das heifit, in der rundnetzmaschigen Mikroskulptur nicht oder nur schwer erkennbar. Ganz rétlichgelb bis gelbbraun, Kopf und Ab- domen dunkel schwarzbraun, Fligeldecken etwas heller braun. — o: Hinterrand des zweiten Tergites des Abdomens nach hinten etwas plattenartig verlangert, sein Hinterrand leicht ausgebuchtet, seine Hinterecken jederseits in je einen mafig langen, etwa bis zum Ende des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites reichenden, geraden und spitzen Dorn ausgezogen. Sechstes (viertes freiliegen- des) Tergit glatt, ohne Mittelkiel und ohne Kérnchen. — Lange: 5,5 bis 6,5 mm — Ost-Afrika (Daressalam). pseudarmatus Bernh. Arch. Naturgesch. XCII, 1926 (1928) p. 71 Fligeldecken um etwa ein Viertel langer als der Halsschild, ihre weitlaufige oder dichte Punktierung hebt sich aber doch sehr deut- lich von der rundnetzmaschigen Mikroskulptur ihrer Oberflache ab und ist immer sehr deutlich erkennbar. Punktierung der Fliigeldecken nicht sehr fein, aber ziemlich dicht oder sogar sehr dicht angeordnet. Etwas kleiner und schlanker. Halsschild auBerst dicht kérnig-cha- griniert und ziemlich kraftig punktiert, seine Langsmitte vor dem Schildchen mit einem kleinen Griibchen, aus welchem eine ziem- lich tief eingeschnittene, scharfe Langsmittelfurche entspringt, an den Seitenrandern nur mit einem A4uBerst schwachen Eindruck jederseits. Fliigeldecken mit kantigen Langsfalten, viel dichter als der Halsschild punktiert. Ganz pechbraun, Halsschild und Basis der Fligeldecken rétlichgelb. — ©: Hinterrand des zweiten Ter- sites etwas plattenartig nach hinten verlangert, jederseits mit einem kurzen, scharfen, vom Seitenrand etwas abgeriickten Zahnchen. Achtes (sechstes freiliegendes) Tergit am Hinterrande flachbogig ausgerandet, vor der Mitte des Hinterrandes mit zwei kleinen, langlichen Kornchen. — Lange: 5,55—6 mm — Kenia (Nairobi). Gedeyanus Bernh. Ann, Mag. Nat. Hist. XVIII, 1936, p. 334, Etwas groBer und plumper. Halsschild sehr fein, aber dicht chagri- niert und sehr fein punktiert, seine Langsmitte vor dem Schildchen nur mit einem sehr kleinen, flachen Quereindruck, aus welchem nur eine auferst feine, strichiérmige Langslinie entspringt, an den Seitenrandern mit je einem sehr deutlichen, kraftigen Eindruck. Fliigeldecken fast gleichmafig flach gewolbt, nur mit seichten Ein- driicken an den Schultern und an der Naht, ziemlich kraftig und viel dichter als der Halsschild punktiert. Ganz pechbraun, Hals- 172 Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae 25 (22) 26 (33) 27 (30) 28 (29) 29 (28) schild und Basis der Fliigeldecken braunlichrot. — o’: Geschlechts- auszeichnungen noch nicht bekannt geworden. — Lange: 7,5 mm — Belgisch-Kongo (Manyema, Katanta Kasa). densior Bernh. Arch. Naturgesch. XCII, 1926 (1928), p. 70. Punktierung der Fliigeldecken sehr fein, vor allem aber weitlaufig oder sogar sehr weitlaufig angeordnet. © GréBere und plumpere Arten von mindestens 7mm Lange. Punktierung der Fltigeldecken AuBerst fein, aber mabig weitlaufig angeordnet. Kopf beim Mannchen nicht oder nur ganz schwach eingedrtickt, sehr weitlaufig punktiert, zwischen den Punkten aber fast glatt, im ganzen dadurch ziemlich stark glanzend. Etwas gréBer und kraftiger gebaut. Rotgelb, Kopf und Abdomen bis auf die ersten freiliegenden Segmente schwarz, Fltigeldecken zum groBten Teil etwas angedunkelt. Auf dem Kopfe tritt die Beule zwischen den Fihlerwurzeln nur schwach hervor, die auf etwas kraftiger mikroskulptiertem Grunde stehende Punktierung ist etwas weniger weitlaufig angeordnet. Der Halsschild ist fein und undeut- lich punktiert und zeigt nur Andeutungen einer Mittellangslinie. — o': Zweites Tergit des Abdomens am Hinterrand etwas platten- artig ausgebildet, dort in der Mitte kraitig und ziemlich dicht punk- tiert, sein Hinterrand jederseits in je einen langen, zum Ende stark erweiterten, dort innen ausgehdhlten, fast den Hinterrand des sechsten (vierten freiliegenden) Tergites erreichenden Griffel aus- sezogen. Sechstes (viertes freiliegendes) Tergit des Abdomens in der Mittellinie vor dem Hinterrande mit einem Langskiel. — Lange: 8mm — Stid-Afrika (Port Natal). ReaD mirabilis Bernh. Ann. Mus. Nat. Hung. XIII, 1915, p. 166. Kleiner und zarter gebaut. Rotgelb. Kopf, Fltigeldecken und Ab- domen, dieses bis auf die ersten beiden freiliegenden und die Seitenrander der tibrigen Segmente schwarz, Schultern der Fliigel- decken rotgelb. Auf dem Kopfe ist die Beule zwischen den Fiihler- wurzeln stark entwickelt, die auf sehr zart mikroskulptiertem Grunde stehende Punktierung der Kopfoberflache ist viel sparlicher. Der Halsschild ist kraftiger und deutlicher punktiert und zeigt eine deutliche Mittellangslinie. — o: Zweites Tergit an seinem Hinter- rand etwas und breit plattenartig nach hinten verlangert, diese Bildung zum Ende verschmalert und am Hinterrande.der ganzen Breite nach ausgerandet. Siebentes (fiinftes freiliegendes) Tergit in der Mitte vor dem Hinterrande mit einem kleinen und jeder- seits davon mit einem noch kleineren Kérnchen. Hinterrand des achten (sechsten freiliegenden) Tergites breit und flach ausgeran- det. — Lange: 7mm — Kenia (N. W. Mau, Thiba). emasculatus Cameron Journ, East. Afr. Nat. Hist. Soc. XX, 1952, no. 1, p. 454. Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae 173 30 (27) Punktierung der Flugeldecken weniger fein, aber aufserordentlich 31 (32 — 32 (31) 33 (26) weitlaufig angeordnet. Kopf beim Mannchen stets sehr tief ein- gedriickt, weitlaufig oder dicht punktiert, aber stets sehr dicht und rauh mikroskulptiert, fast vollkommen matt. Kopf weitlauliger punktiert. Halsschild etwas weniger quer er- scheinend, in der Mitte der Basis mit einem deutlichen Griibchen, aus dem eine auferst feine, in der Halsschildmitte unterbrochene Mittellinie entspringt. Ganz hell rétlichbraun, Kopf und Abdomen dunkelbraun, Basis der Fltigeldecken heller rétlichgelb. — o: Hinterrand des zweiten Tergites des Abdomens etwas platten- — artig ausgebildet, sein Hinterrand leicht doppelbuchtig, seine Hin- terecken jederseits in einen langen, mafig schmalen, im basalen Teil etwas winkelig zur Seite gekriimmten, dann gerade gestreck- ten und fast bis an den Hinterrand des siebenten (fiinften frei- liegenden) Tergites reichenden, am Ende stark dorsoventral ver- breiterten, seitlich sehr stark komprimierten Griffel ausgezogen. Das dritte (erste freiliegende) Tergit ist auffallend lang, fast so lang wie die beiden folgenden Tergite zusammengenommen, ragt demnach unter der plattenartigen Verlangerung des zweiten Ter- gites sehr weit vor und ist der ganzen Breite nach tief gruben- artig ausgehohlt, mit je einer, die andere senkrecht kreuzenden, tiefen Furche in der Quermitte und Langsmittellinie, in der Mitte jederseits der Langsmittelfurche mit je einer stumpfen Langskante. Achtes (sechstes freiliegendes) Tergit vor dem Hinterrande mit einer Querreihe von vier kleinen Kérnchen. — Lange: 7mm — Ost-Afrika (Frangi). clavispinosus Bernh. Ergebn, Deutsch. Zentr.-Afr.-Exped. III, 1911 (1912), p. 482. Kopf dicht punktiert. Halsschild etwas starker quer erscheinend, in der Mitte der Basis ohne Griibchen, nur mit der Andeutung einer feinen Mittellinie. Ganz hell rétlichbraun, Kopf und Abdo- men dunkler braun, Basis der Fliigeldecken etwas heller rotlich- selbbraun. — ©: Hinterrand des zweiten Tergites des Abdomens etwas plattenartig ausgebildet, sein Hinterrand in der Mitte etwas winkelig vorspringend, seine Hinterecken jederseits in je einen ziemlich kurzen, nur bis zum ersten Drittel des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites reichenden, etwas gekriimmten, diinnen Dorn ausgezogen, wobei die beiden Dorne zueinander aber fast parallel gerichtet sind. — Lange: 8mm — Ost-Afrika (Turu). spinosus Bernh. Arch. Naturgesch. XCII, 1926 (1928), p. 69. Kleinere, zartere Art von héchstens 6 bis 6,5 mm Lange. Halsschild ziemlich fein punktiert, kaum mit Andeutung einer Mittellangsfurche oder Mittellinie. Fligeldecken fein und weitlaufig punktiert. Rot- lichgelb, der Kopf, die Fliigeldecken und das Abdomen vor dem 174 Otto Scheerpeliz: Von Dr. Christa Lindemann u, Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 34 (1) 35 (38) 36 (37) Ende dunkelbraun, Basalteil der Fliigeldecken heller rétlichbraun. — : Hinterrand des zweiten Tergites des Abdomens etwas platten- artig ausgebildet, sein Hinterrand in der Mitte leicht ausgebuchtet, seine Hinterecken jederseits in je einen schlanken, an der Basis leicht gebogenen, nur wenig iiber die Mitte des vierten (zweiten freiliegenden) Tergites hinausreichenden Dorn ausgezogen. — Lange: 6—6,5 mm — Kenia (Kiambu). pelleyi Bernh. Ann. Mag. Nat. Hist. XVIII, 1936, p. 336. Halsschild im Gesamtumrif stark oder sogar sehr stark quer, seine éroBte Breite mindestens um etwa ein Drittel, mitunter um die Halfte oder sogar um etwas mehr als um die Be sroBer als seine Mittellange. Halsschild im Gesamtumri8 weniger stark quer, seine groBte Breite © um etwa ein Drittel gréBer als seine Mittellange. K6rper ganz rotlichgelb, der Kopf und die drei vorletzten Abdomi- nalsegmente schwarz, Fltgeldecken mit einem dunklen Fleck. Seiten- rander des Halsschildes nach hinten stark und ganz geradlinig konvergent, seine Flache ohne deutliche Mittellangsfurche und ohne seitliche Schrageindriicke. — ©’: Geschlechtsauszeichnungen noch nicht bekannt geworden. — Lange: 7,5mm — Ost-Afrika (Mittel-Uhehe) trapezicollis Bernh. Arch, Naturgesch. XCII, 1926 (1928), p. 69. 37 (36) Korper ganz tiefschwarz, Abdomen schwarzbraun, Seitenrander 38 (35) des Halsschildes nach hinten deutlich ausgeschweift konvergent, seine Flache langs der Mittellinie mit einer zwar sehr feinen, aber scharf eingeschnittenen Langsfurche, die aus einem Grtibchen in der Basismitte entspringt, seitlich jederseits mit einem schragen Langseindruck. — co: Geschlechtsauszeichnungen noch nicht be- kannt geworden. — Lange: 7mm — Kenia (Ngong.) subsulcatus Bernh. Ann. Mag. Nat. Hist. XX, 1937, p. 313. Halsschild im Gesamtumri8 sehr stark quer, seine grote Breite sut um die Halfte gréBer als seine Mittellange. Rotlichgelb, der Kopf, die Fliigeldecken bis auf die Basis und die drei letzten Ab- dominaltergite dunkelbraun bis schwarzbraun. — ©: Hinterrand des zweiten Tergites des Abdomens plattenartig ausgebildet, am Hinterrande mit zwei parallel gerichteten, vom Seitenrand und der Mittellangslinie gleichweit abstehenden, nur die Mitte des dritten (ersten freiliegenden) Tergites erreichenden Dornen besetzt. Sie- bentes (fiinftes freiliegendes) Tergit mit einem schwachen Mittel- langskiel. — Lange: 7mm — Stid-Rhodesien (Umtali); in einem Termitenbau gefunden. rhodesiae Bernh. et Scheerp. Col. Catal. ed. Junk-Schenkling, Pars 82, Staphylinidae VI, 1926, p. 703 (nom. nov. emend). (termitophilus Péringuey, Ann. South Afr. Mus. HI, 1904, p. 207, nom. praeocc., nec Wasm., 1897) Otto Scheerpeltz: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Staphylinidae. 175 Acanthonia Wasm. _A. gigantea Wasn, Ent. Mitteil. V, 1915, p. 97; Zeitschr. Wiss. Zool. CXVII, 1917, p. 274, t. 7, t. 10, 11. — Tanganjika, Kilimandjaro, Marangu, -1500m, 24. X. 1952 (19); 28. X. 1952 (107). Anschrift des Verfassers: - Prof. Dr. Otto Scheerpeltz, Naturhistorisches Museum, Wien 1, Burgring 7. Die von Dr. Christa Lindemann und Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelten Alticiden (Col. Phytophaga) Von Jan Bechyné, Mus. G. Frey, Tutzing os Te cay eS Jan Bechyné: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika ecenelie Alticiden. 179 Die beiden Damen sammelten im Jahre 1952 in Tanganjika viele Chry- someliden, wovon in den folgenden Zeilen die Alticiden aufgezahlt sind. Die afrikanischen Vertreter dieser sehr artenreichen Gruppe sind nur wenig bekannt '), Die Darstellung ihrer Verbreitung und ihre Charakteristik unter- liegen einer willktirlichen Auffassungskonfusion. Das vorliegende Material, welches in der Zoologischen Staatssammiung in Miinchen aufbewahrt ist, _erweitert wegen der prazisen Fundortsangaben die Kenntnisse beziiglich dieses Gebietes betrachtlich. Decaria confusa n. sp. Uganda: Mulange (Mus. G. Frey, Typus). — Kenya: Nairobi (Gotsch, coll. Heikertinger, Mus. G. Frey); Nandi Reservat (Alinder, Zool. Staatssammlung Miinchen); Mt. Elgon, 2200 m, VIL 1925 (dto), — Tanganjika: Tanga, 12,16. VII. 1952 (Lind. & Pavl.). — Zanzibar (coll. Heikertinger, Mus. G. Frey). Eons. 2;5-—3' mm, Schwarz, glanzend, Abdomen rot, Oberseite fein und sparlich punktiert. Diese Art wurde mit D. aethiopica Chapuis *) verwechselt. Sie unter- scheidet sich durch die dickeren und ktirzeren Endglieder der Fihler bei beiden Geschlechtern (jedes der Antennite 5—10 nicht langer als breit bei D. confusa, reichlich 1,5 langer als breit bei D. aethiopica). Beim o der D. aethiopica sind die Antennite 4 bis 6 dreieckig erweitert, beim o’ der D. confusa sind diese Glieder von den folgenden nicht verschieden. Die Epipleuren der D. aethiopica sind zur Spitze graduell, wahrend die der anderen Art vor der Spitze plotzlich verschmalert sind. Beide Arten sind durch die grubenf6rmig vertieften Seiten des Clypeus beim ~ von der westafrikanischen D. glabrella Dalman verschieden. Bei diesen 3 Arten reichen die Fihler bis zum 1. Drittel der Fliigeldecken; bei der sehr ahnlichen siidafrikanischen D. abdominalis Jacoby (Natal, Trans- vaal) erreichen sie knapp die Basis der Elytren. Gabonia meruensis Weise 1909 Kilimandjaro, Bismarckhiitte, 3000 m, 9. et 18. X. 1952 (Lind. & Pavl.). Eine endemische Art. ')} ZahlenmaBig sind augenblicklich aus dem ganzen afrikanischen Kontinent (Nord- Afrika ausgenommen) kaum mehr Arten bekannt als von der westlichen Palaarktis. *) Decaria aethiopica Chapuis (nov. comb.). Psylliodes aethiopica Chapuis 1879 Decaria aethiopica Weise 1907 Decaria confusa n. sp. Decaria aethiopica Weise 1909; Laboissiére 1939 et 1942; Bechyné 1955. 180 Jan Bechyné: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Alticiden, Gabonia christa n. sp. Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 20, et 23. X. 1952 (eae & Pavl.). ong, (3,2-—5, oS): Schwarz, Fiihlerbasis und Tarsen ++ pechbraun. Ko6rper langgestreckt, zylindrisch, oberseits stark glanzend. oO. Kopf glatt, hinter der Frontalquerfurche langsgestrichelt. Antennal- calli groB, rundlich, gut umgrenzt, Clypeus dreieckig, Zentralcarina in der Hinterhalite hochgew6élbt. Ftihler fast die Spitze der Elytren erreichend, Antennite 2 und 3 sehr klein, rundlich, das 4. so lang wie die 3 vorher- gehenden zusammengenommen, dick, 5—10 komprimiert-erweitert, jedes so lang wie 4, das 11. dtimnner. Thorax schwach transversal, Seiten fast gerade, Vorderwinkel verdickt, seitlich schwach herausragend, Hinterwinkel voéllig abgerundet, Scheibe deut- lich (Vergr6Gerung 10—15 x) und sp4rlich punktiert, vor dem glatten Schild- chen leicht eingedritickt. Fligeldecken starker (VergréBerung 3—5 <) und dichter punktiert, Ba- salcallus deutlich, hinten von einer schwachen Querdepression akzentiert. Elytropleuren sehr schmal, Epipleuren zur Spitze graduell verschmalert. Spitze jedes Elytrons einzeln breit apeerindet Beine grazil, Hinterfemora stark verdickt. Q. Fithler die Mitte der Fligeldecken knapp erreichend, zur Spitze progressiv verdickt, das 4, Glied so lang wie das 1. und so lang wie 2+3 zusammen, Durch die Farbung und durch die Form der Fihler ausgezeichnet, iso- — liert stehend. : Gabonia nigriceps Weise 1902 Songea, Litembo, 1500 m, 13. IV. 1952 (Lind. & pave). Tanganjika, Ruanda. Altica foveigera Harold 1877 Songea, Litembo, 1500 m, 15. IX. 1952 (Lind. & Pavl.). Tanganjika, Nyasaland, N.-Rhodesia, Congo bels. Altica fulgens Weise 1909 Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 18., 23.. 24. et 25. X. et 9.11. XI. 1952 (Lind. & Pavl.). — Songea, Uwembe, 2000 m, 1. X. 1952 (dto). Tanganjika, Uganda. Altica lucida Allard 1889 Njassa-See, Mango, 600 m, 9. IX. 1952 (Lind. & Pavl.). Uber das ganze tropische Afrika verbreitet. Altica madagascariensis Allard 1889 Lindi, Ndanda, 300 m, 3.—8. VIII 1952 (Lind. & Pavl.) — Songea, Li- tuhi, 500 m, 31. VIII. 1952 (dto). Afrika, Madagascar. Jan Bechyné: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Alticiden. 181 Altica lituhia n. sp. Songea, Lituhi, 500m, 31. VII. 1952 (Lind. & Pavl). Long. 4—5 mm. Mit A. pyritosa Erichson véllig tibereinstimmend (kupferfarbig), durch- schnittlich etwas kleiner und auf den Fliigeldecken starker punktiert, ante- basale Querfurche des Halsschildes an den Seiten der Basis selbst mehr genahert. Das Hauptmerkmal liegt in der Form der Vordertibien des <’: oberseits stielrund bei A. lituhia, abgeflacht, stark verbreitert und von meh- reren feinen Langscarinae durchzogen bei A. pyritosa. Penis in der Form und GréBe bei beiden Arten sehr Ahnlich, mit Querrinnen an den Seiten auf der Unterseite und mit mehr ausgezogener Zentralprotuberanz bei A. pyritosa, ohne jede Querskulptur bei A. lituhia. Das Q der A. pyritosa hat fast geradlinige Seiten des Halsschildes, wenigstens in der Basalhalfte, wah- rend bei A. lituhia die Seiten gerundet sind und die gréfte Breite des Tho- rax nahe der Mitte liegt. Altica pyritosa Erichson 1843 Songea, Peramiho, 1000 m, 24. VIII. 1952 (Lind. & Pavl.); Uwemba, 2000 m, 1. et 2. X. 1952 (dto). — Usambara-Gebirge, Sakarani, 1500 Meter, 7. XI. 1952 (dto). — Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 18. X. 1952 (dto); Bis- marckhiitte, 3000 m, 18. X. 1952 (dto). Afrika. Orthocrepis kibonotensis Weise 1909 Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 20. X. 1952 (Lind. & Pavl1). Endemische Art. Asiorestia sjostedti Weise 1909 Kilimandjaro, Bismarckhiitte, 3000 m, 18. X. 1952 (Lind. & Pavl). Endemische Art. Epitrix aethiopica Weise 1909 Usambara-Gebirge, Sakarani, 1500m, 8. XI. 1952 (Lind. & Pavl.). Tanganjika, Uganda, Congo belg. Podagrica vulgaris vulgaris Weise 1902 Usambara-Gebirge, Sakarani, 1500 m, 30. X. 1952 (Lind. & Pavl), Endemische Form. Nisotra corpulenta Weise 1904 Usambara-Gebirge, Sakarani, 1500 m, 18. XI. 1952 (Lind. & Pavl), — Tanga, 22. et 23. XI. 1952 (dto). Bisher nur aus Kenya bekannt. Philopona fulvicollis vernicata Gerstaecker 1871 Njassa-See, Mango, 600m, 7. X. 1952 (Lind. & Pavl), Kenya, Tanganjika, Zanzibar. 182 Jan Bechyné: Von Dr. Christa Lindemann u. Nina Pavlitzki in Tanganjika gesammelte Alticiden Physenychis wissmanni Weise 1902 Tanga, 13.—16. VIL 1952 ie Sede Tanganjika. Polyclada bohemani Baly 1861 Kilimandjaro, Marangu, 1500 m, 1.—15. XI. 1952 (Lind. & Pavll). Tanganjika, Mocgambique, Natal. Sphaeroderma nina 1. sp. Kilimandjaro, Bismarckhiitte, 3000 m, 18. X. 1952 (Lind. & Pavl.). Rot, Fiihler (die ersten 2 Glieder ganz, die 2 nachfolgenden zum Teil rotlich) und Beine schwarz, das 3. Tarsit braunlich. K6rper rundlich, hoch- cgewolbt, glanzend. Auf den ersten Blick slvicht diese Art véllig dem Sph. muhavura Bech. *) (aus Ruanda), jedoch durch die folgenden Merkmale verschieden: Sph. muhavura: Long. 2,8—3 mm. Palpen gelb. Fuhler die Mitte der Fliigeldecken erreichend, mittlere Glieder reichlich 1,5 langer als breit. Stirn 1,5 * breiter als ein Augen- querdurchmesser, in der Mitte gru- benférmig vertieft. Das breite Lateralintervall der ganzen Lange nach gut erkennbar, innen von einer sehr regelmaBigen Punktreihe begrenzt. Seiten der Elytren (von oben be- trachtet) im mittleren Drittel gradli- nig und parellellaufend. Sph. nina: Long, 3,5 mm. Palpen schwarz. Fihler kiirzer, das 6. Glied qua-. dratisch, jedes der 3 folgenden 2 bis 1,3 langer als breit. — Stirn flach, ohne Vertiefung, 2 < breiter als ein Augenquerdiameter. Dieses Elytralintervall erlischt in einer konfusen Punktierung unmittel- bar hinter der Mitte, die begrenzende Punktreihe nicht ganz regelmabig. — Seiten der Fliigeldecken im re- gelmaBigen Bogen gerundet. Die Punktierung des Halsschildes und der Fligeldecken ist bei Sph. muhavura im allgemeinen starker und dichter. Anschrift des Verfassers: Dr. Jan Bechyné, Museum Georg Frey, Tutzing, Obb. ) Ann. Mus. Congo Terv., in-8°, Zool. 40, 1955, p. 229. as if ya th + We = ke teen it i G he ‘ men dunig Baap BA ties HON NOANNT 3 2044 072 176 027 Date Due 45) Ante EB TE Aa ARE AEN pepe te tei Ae : ip Deteentes r rarer Deny tah an pended