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Wenn ich es hier unternehme, einen abschließenden Bericht über die Tätigkeit der Geologischen Staatsanstalt während des ver- flossenen Jahres zu erstatten, möge es mir erlaubt sein, unmittelbar an das letzte Jahresresümee des Ende Dezember 1918 in den Ruhe- stand übergetretenen früheren Direktors anzuknüpfen. Achtzehn Jahre hindurch hat Hofrat Dr. Emil Tietze an der Spitze unserer Anstalt gewirkt und dadurch reichlich Gelegenheit gehabt, die. Bedürfnisse und Funktionen des Institutes sowie dessen Beziehungen zu der an unserer Wirksamkeit interessierten Mitwelt kennen zu lernen. Es war demnach naheliegend, daß er seine Abschieds- worte mit einem Rückblick, zumal auf die umwälzenden Ereignisse der letzten Epoche des Jahres 1918, eingeleitet und mit einem Blick in die nächste Zukunft, wie sich letztere nach seinem Empfinden gestalten dürfte, abgeschlossen hat, nicht ohne zuletzt seinen persön- lichen Wünschen für das fernere Gedeihen der Anstalt und das Wohlergehen ihrer Mitglieder Ausdruck zu verleihen. Wenn auch die durch den langjährigen Weltkrieg und den bei uns nachher erfolgten Umsturz bedingte Herabsetzung des materiellen .Wohlstandes eine lang dauernde Schädigung aller kulturellen und sohin auch der wissenschaftlicehen Interessen bedinge, so sei nach der Ansicht des abgetretenen Direktors doch zu hoffen, daß nach Ueberwindung der Folgeerscheinungen des gewaltigen Fiebers, welches das gesamte Wirtschaftsleben der Welt ergriffen hat, und nach dem allmählichen Abklingen und der Ausgleichung zurückgebliebener sozialer Wirren wieder eine Periode des Aufblühens sich einstellen werde, unter deren Einfluß auch die Kulturblüten der Kunst und Wissenschaft neu keimen und sprießen könnten. Emil Tietze bekannte sich dazu, daß ihm stets als Ideal vorgeschwebt war, die Geologische Reichsanstalt als ein möglichst selbständiges Forschungsinstitut erhalten zu wissen, unabhängig von einzelnen Schulmeinungen, aber auch von solchen Bestrebungen, welche die Anstalt ausschließlich in den Dienst der praktischen Interessen stellen möchten. Die unabwendbaren Notwendigkeiten der Zeit hätten ohnehin die Tätigkeit unserer Mitglieder in steigendem Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 1. 1 y2l ) Verhandlungen. Nr. 1 Maße der praktischen Seite der Geologie zugeführt, es erscheine ihm aber wünschenswert, daß man nun wieder jenen traditionellen Mittel- weg einschlage, der sich in. der Vergangenheit so gut bewährt hat und am sichersten dann eingehalten werden könne, wenn alle Anstaltsmitglieder stets von dem Gefühle der gemeinsamen Interessen des Institutes beseelt seien, auch dann, falls dem einzelnen dadurch kein materieller Vorteil erwachsen sollte. Ich kann es mir nicht versagen, hier vorgreifend zu betonen, daß der Wunsch, die Anstalt auch fürderhin als ein unabhängiges selbs ändiges Forschungsinstitut zu erhalten, allen unseren Mitgliedern gemeinsam ist, ein Wunsch, welchem in sämtlichen aus dem Schoße der Anstalt letzter Zeit erfolgten. Kundgebungen an erster Stelle Ausdruck verliehen wurde. Als Beweis dafür führe ich das in Nr. 2 der Verhandlungen der Geologischen Reichsanstalt abgedruckte Promemoria in Angelegenheit der Ausgestaltung der Anstalt sowie die dem Staatsamt für Unterricht überreichte, in den Verhandlungen Nr. 4 abgedruckte Denkschrift mit einem von den Mitgliedern ausgearbeiteten Satzungsentwurf für die deutschösterreichische Geologische Reichsanstalt an. Während in dem Promemoria jener Wunsch als leitender Grundsatz an die Spitze gestellt wurde, erscheint derselbe schon in $ 1 des angezogenen Satzungsentwurfes als leitendes Prinzip festgesetzt. In seinen Abschiedsworten vermochte es der scheidende Direktor jedoch nicht, gewisse Besorgnisse ganz zu unterdrücken, welche in ihm hinsichtlich der Zukunft der Geologischen Reichsanstalt oder Geologischen Staatsanstalt, wie das Institut seit dem Erlasse des zuständigen Staatsamtes vom 28. August 1919 zu heißen hat, erwacht sind. Vor allem beklagt er es, daß die Anstalt durch die stattgehabten Ereignisse nicht mehr in der Lage sei, ihre alte Stellung als Zentral- institut zu behaupten. Allein es- erscheine ihm dennoch möglich, daß auch mit dem kleinen Fahrzeuge noch ungefähr der alte Kurs einge- halten werden und die alte Rolle unter den analogen wissenschaftlichen Einrichtungen der zivilisierten Welt beibehalten werden können. Die an der Anstalt wirkenden Kräfte seien dieser Aufgabe durchaus gewachsen und es bedürfe nur der Neigung und Festigkeit der neuen Leitung, jenen alten Kurs zu steuern und das auf der Fähigkeit der einzelnen Mitglieder beruhende Kapital zu einer rechten Verzinsung zu bringen. An obigem Vergleiche festhaltend, kann man sich aber doch nicht der Vorstellung verschließen, daß es unter Umständen notwendig werden kann, wenigstens auf einer gewissen Strecke, prinzipiell vom altgewohnten Kurs abzuweichen, falls dies äußere Umstände erfordern sollten. „Eisberge in Sicht“ sind ja für den Seemann ein triftiger Grund, sein Steuer zu wenden und so mögen auch in unserer Zeit die Verhältnisse es rechtfertigen, wenn ein Institut von dem Wirkungskreis der Geologischen Staatsanstalt zeitweilig das Schwer- gewicht seiner Tätigkeit, mehr als dies in früheren Jahren geschah, nach der Seite einer erhöhten Auswirkung unserer aufgestapelten, rein wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Nutzen der praktischen Anwendung verschiebt. 1920 G. Geyer. 3 Weit entfernt davon, die von dem zurückgetretenen Direktor wiederholt und nachdrücklich !) vertretenen Ansichten über das Verhältnis der praktischen Geologie zur reinen Wissenschaft entgegen- treten zu wollen, möchte ich hier im Gegenteil noch besonders hinzufügen, daß manche Erfahrungen gerade der letzten Zeit eine früher kaum geahnte Abhängigkeit aller mit den geologischen Lokalverhältnissen untrennbar verbundenen technischen Arbeiten unter und auf der Erdoberfläche von den theoretischen Erkenntnissen unserer Wissenschaft beweisen. Ja es sind durchaus nicht bloß die sozusagen elementaren Vorstellungen der Geologie, welche heran- gezogen werden müssen, um viele an uns gestellte Fragen beantworten zu können, sondern jene Auskünfte bedingen nicht selten das Eingehen in die schwierigsten Probleme der Wissenschaft, wie z. B. in tektonische Fragen, deren Lösung heute noch nicht einmal endgültig entschieden ist. Da aber anderseits wieder die Ergebnisse jener in das innere Gerüst des ‘chichtenmantels eindringenden Arbeiten stets neue, positive Anhaltspunkte für unsere theoretischen Vorstellungen liefern — es möge hier nur an die erhobenen Bohrprofile erinnert werden —, so will es mir scheinen, daß durch jenes Handinhandgehen von Wissenschaft und Praxis weder der Fortschritt in der wissen- schaftlichen Landesdurchforschung noch auch jener der geologischen Wissenschaft im allgemeinen verzögert werden. Wenn wir also etwa in nächster Zeit‘ den Schauplatz unserer Feldaufnahmen planmäßig in solche Gebiete verlegen, woselbst sich aus rein wirtschaftlichen Gründen das Bedürfnis einer genaueren Kenntnis des Bodens heraus- gebildet hat, so dürfen wir die begründete Hoffnung hegen, daß die erzielten Aufschlüsse befruchtende Wirkungen auf unseren wissen- schaftlichen Erfahrungskreis ausüben werden, zumal in nachbarlichen Bezirken und auch weiterhin in der Fortsetzung ähnlich gebauter Regionen. Freilich darf dabei der mit unserer Hauptaufgabe eng zusammenhängende Grundsatz, abgeschlossene Spezialkartenblätter herauszugeben, keineswegs außer acht gelassen werden. Der Zeiten Not brachte es mit sich, daß auch mit Bezug auf die vielfachen, mit der Geologie enger oder loser zusammenhängenden öffentlichen Arbeiten insofern Verschiebungen eingetreten sind, als die Wertschätzung der gesuchten Materialien eine andere geworden ist. Neue Rohstoffe wurden als für die Industrie brauchbar erkannt und werden nun gerade im Bereich der eingeengten Landesgrenzen gesucht. Anderseits müssen nun manche den aufnehmenden Geologen schon längst bekannte, jedoch bezüglich ihrer Verbreitung noch nicht ausreichend erforschte Ablagerungen genauer untersucht werden, nachdem es mittlererweile dem Physiker oder Chemiker gelungen ist, deren Verwendbarkeit zu erweisen, sei es auch nur als zeitweiliger Ersatz für andere Materialien. Zu den zahlreichen Aufgaben, die den Geologen in früherer Zeit zufielen, gesellen sich also immer wieder neue Probleme, darauf !) Die in seinem letzten Jahresbericht (Seite 42) zitierten diesbezüglichen Anschauungen des früheren Leiters behalten nicht allein historischen Wert, sondern dürften in Zukunft vielleicht noch öfters beherzigenswert erscheinen. 1* 4 Verhandlungen. Nr. 1 beruhend, daß die Brauchbarkeit mancher Rohprodukte nach und nach erst erwiesen wird, daB viele Vorkommnisse früher nicht abbauwürdig erschienen, heute aber unter den geänderten politischen Verhältnissen herangezogen werden und hinsichtlich ihrer Ausdehnung oder Ver- breitung erst genauer untersucht werden müssen. Zu diesen Anforderungen an unser Fach tritt häufig noch die Beurteilung der Bodenverhältnisse anläßlich des Ausbaues der Wasser- kräfte für elektrische Kraftanlagen hinzu, eine Aufgabe, welche hohe Ansprüche an die Verantwortung des Geologen stellt, indem dessen Votum unter Umständen maßgebend ist für die sichere Ausführung der vorkommenden Wasserbauten. Wie zahlreich und vielseitig jene Fragestellungen in letzter Zeit geworden sind, ergibt sich aus dem weiter unten folgenden Abschnitt dieses Berichtes hinsichtlich der Reisen und Untersuchungen in besonderer Mission, auf welchen hiermit hingewiesen werden mag. Wenn es unser vornehmstes Ziel bilden muß, die geologische Durchforschung Oesterreichs zu fördern, um damit der wirtschaftlichen Erstarkung des Vaterlandes zu dienen, wenn wir uns dazu verstehen müssen, zeitweilig einen etwas abweichenden Kurs einzuschlagen, damit jenes Ziel möglichst rasch erreicht wird, so erscheint es doch bei Antritt der Reise vor allem auch wichtig, die Konstruktion des uns anvertrauten Fahrzeuges genau zu kennen. In dieser Hinsicht blieben wir bis zum Ende des abgelaufenen Jahres auf Hoffnungen beschränkt, welche aus den mehrfach ausge- sprochenen Wünschen wissenschaftlicher und industrieller Interessen- kreise bezüglich unserer künftigen Ausgestaltung abzuleiten sind. Noch gegen Schluß des Jahres 1918, nach erfolgtem Umsturz, durch den der Zerfall der alten Monarchie herbeigeführt worden war, und nachdem gleichzeitig mit dem Abgang der leitenden Persönlich- keiten unserer Anstalt in den Ruhestand gerechnet werden mußte, machten sich unter den Institutsmitgliedern Besorgnisse geltend hin- sichtlich der Zukunft der Geologischen Reichsanstalt. Im kleinen Kreise erst und daraufhin auch in dem des ganzen Kollegiums, das zum Zwecke einer Interessenwahrung nicht nur der Anstalt als solcher, sondern auch deren einzelnen Mitglieder zusammen- getreten war, wurde nun die Abfassung einer kurzen Denkschrift hinsichtlich der Arbeitsziele der Anstalt und deren Bedeutung für das Wirtschaftsleben des Landes beschlossen. Diese Schrift wurde deputativ mehreren damals führenden Par- lamentariern mit der Bitte überreicht, die Geologische Reichsanstalt im Hinblick auf ihre Bedeutung für den beginnenden Wiederaufbau vor einem das Maß der unabwendbaren Einschränkung überschreitenden Reduktion gegebenenfalls schützen zu wollen. Unter jenen Persönlich- keiten befand sich naturgemäß in erster Linie der damalige Leiter des Unterrichtsamtes, Herr Staatssekretär Raphael Pacher, welcher die jene Denkschrift überreichende Abordnung aufforderte, dem zu- ständigen Staatsamte baldigst ein gemeinsam ausgearbeitetes, ein- gehenderes Programm bezüglich der durch die Verhältnisse gebotenen Ausgestaltung unserer Anstalt vorzulegen. 1920 G Geyer. 1) Die Besprechungen vor Abfassung jenes Programmes boten den unmittelbaren Anlaß zur Konstituierung eines geologischen Beirates mit eigenen Satzungen und gewählten Vertrauensmännern, eines die wissenschaftlichen Kräfte der Anstalt umfassenden Kollegiums, das die Institutsleitung nicht nur in wissenschaftlichen, sondern auch in vielen dienstlichen Fragen beratend zu unterstützen hätte. Da jenes ausführlichere Programm bereits in Nr. 2 der Ver- handlungen 1919, S. 45—50 vollinhaltlich abgedruckt wurde, darf hier wohl von dessen Wiedergabe abgesehen werden. Die Frage der künftigen Gestaltung der Geologischen Reichs- anstalt wurde in der Folge von seiten des zuständigen Staatsamtes einer zu diesem Zwecke am 27. Februar 1919 einberufenen zwischen- staatsamtlichen Enquete vorgelegt und zur Diskussion gestellt. An dieser unter dem Vorsitze des damaligen Staatssekretärs für Unter- richt R. Pacher eingeleiteten Beratung nahmen u. a. teil vom zu- ständigen Staatsamt die Herren Sektionschef Dr. K. Kelle, Ministerial- rat Dr. R. Hörtingen, Präsidialsekretär Dr. Prüger und Ministerial- sekretär Dr. W. Becker. Vom Staatsamt für Handel und Gewerbe, Industrie und öffent- liche Bauten Herr Ministerialrat Dr. OÖ. Rotky, vom Staatsamt für Finanzen Herr Oberfinanzrat Dr. Feyrer und Finanzrat Moser. Außerdem waren u. a. hebst mehreren Vertretern der Akademie der Wissenschaften und der Wiener Hochschulen, worunter der dama- lige Rektor der Universität Hofrat Dr. Friedr. Becke, die Hofräte Wettstein und Doelter, Professor Dr. Karl Diener, Professor Dr. Leiningen und unsere ehemaligen alten Kollegen Professor Dr. F. Suess, Professor Ing. A. Rosiwal und Professor Dr. O. Abel, noch der frühere Direktor Hofrat Dr. Tietze und der diesen Bericht erstattende gegenwärtige Leiter der Geologischen Reichsanstalt bei jener Enquete anwesend. Anläßlich dieser eingehenden, umfassenden Beratungen, welche hier nicht ausführlich wiedergegeben werden können, ergab sich zu- nächst einverständlich der Wunsch, daß in Würdigung der Bedeutung der für die verschiedensten wirtschaftlichen Arbeitszweige dienlichen geologischen Durchforschung des Landes keine weitere Schmälerung des Status der Geclogischen Reichsanstalt zu erfolgen habe, als etwa jene, welche ohnehin schon durch den Abgang einzelner Mitglieder in die neu entstandenen Nachfolgestaaten eingetreten ist. Teils im Hinblick auf die notwendig gewordene stärkere Betonung der praktischen Geologie, teils anderseits mit Rücksicht auf eine wissenschaftliche Vertiefung der allen öffentlichen Arbeiten zugute kommenden geologischen Landesdurchforschung wurden sogar ver- schiedene Wünsche ausgesprochen, die sich eher auf eine weitere Ergänzung des Personals, einerseits durch Montangeologen, anderseits durch Spezialforscher auf mineralchemischem Gebiete bezogen. Schon bei der ersten Sitzung jener Enquete war festgestellt worden, daß die Geologische Reichsanstalt keine eigentlichen Satzungen besitze, wenn auch die Ziele ihrer Wirksamkeit in deren Gründungs- urkunde aus dem Jahre 1849 ausdrücklich bezeichnet worden waren. Es wurde nun zum Zwecke der Aufstellung und Formulierung dies- 6 Verhandlungen. Nr. 1 bezüglicher Richtlinien ein engeres Komitee eingesetzt, welchem außer den Herren Ministerialräten R. Hörtingen und O. Rotky noch Professor ©. Diener und der Referent angehörten. In einer durch den Herrn Unterstaatssekretär Otto Glöckel eröffneten und sodann von Herrn Sektionschef Dr. K. Kelle geleiteten zweiten Vollversammlung der Enquete am 19. März 1919, zu welcher von den Anstaltsmitgliedern außer dem Referenten noch die beiden Vertrauensmänner .Dr. W. Hammer und Dr. L. Waagen beige- zogen wurden, erfolgte die Durchberatung des von jener engeren Abordnung vorgeschlagenen Satzungsentwurfes. Zur endgültigen Textie- rung und namentlich zur Beantwortung der damals offen gebliebenen Frage über die Zweckmäßigkeit der Belassung unserer Anstalt im Ressort des Staatsamtes für Inneres und Unterricht, oder deren Zu- teilung zum Staatsamt für Handel und Gewerbe, Industrie und Öffent- liche Bauten mußte eine engste Beratung zwischen den Haupt- vertretern jener beiden Staatsämter vorgeschlagen werden, wobei schließlich die letzte Entscheidung in jener Frage dem Staatsdirektorium oder Kabinetsrat anheimgegeben worden ist. So lagen die Verhält- nisse bis zum Schlusse des Jahres 1919. An die Spitze des Berichtes über die unsere Anstalt betreffenden Angelegenheiten und Vorgänge, welche für das abgelaufene Jahr zu erwähnen sind, ist hier die von der Unterrichtsverwaltung verfügte Namensänderung für unser Institut anzuführen. Mit Erlaß vom 28. August 1919, Z. 18.622, hat nämlich der Herr Staatssekretär für Inneres und Unterricht in Anpassung an die neuen staatlichen Ver- hältnisse angeordnet, daß die Geologische Reichsanstalt in Wien fortan den Namen „Geologische Staatsanstalt“ zu führen habe. Um sodann auf die Veränderungen einzugehen, die sich im Laufe des Berichtsjahres in unserer obersten Verwaltungsbehörde und an unserer Anstalt selbst vollzogen haben, sei in erster Linie auf die Angliederung des damals noch von dem Herrn Staatssekretär Raphael Pacher geleiteten Staatsamtes für Unterricht an das Staatsamt für Inneres und auf die Ernennung des Herrn Unterstaatssekretärs Otto Glöckel zum Leiter der Unterrichtsabteilung hingewiesen, welcher wir nach wie vor unterstehen. Unser langjähriger Referent Herr Ministerialrat Dr. Rudolf Hörtingen ist im Laufe des November in den dauernden Ruhestand übergetreten; an seiner Stelle hat Herr Ministerialrat Dr. Franz Leithe das Referat über unser Institut übernommen und wir hoffen, daß derselbe, wie.seine Vorgänger, unserer Anstalt ebenfalls seine wohlwollende Fürsorge zuwenden und für die- Erfüllung berechtigter Wünsche eintreten werde. Zahlreich sind auch die Veränderungen, welche seit Anfang des Jahres unter dem Personal der Anstalt eingetreten sind. Schon im vorjährigen Bericht wurden als die wichtigsten jene für uns empfind- lichen Abgänge hervorgehoben, die durch den Rücktritt des Direktors und Vizedirektors sowie durch das Ausscheiden unserer alten Kollegen, der beiden Chefgeologen Öberbergrat @. v. Bukowski und Bergrat Dr. K. Hinterlechner, ferner des Amtsassistenten Dr. Zeliäko infolge der eingetretenen staatlichen 1920 G. Geyer, ? Umwälzungen bedingt waren. Bei demselben Anlasse schied auch der Zeichner, Kanzleioberoffiziant Rudolf Skala aus der Anstalt aus. Vermöge der schon im vorigen Berichtsjahr erfolgten Berufungen der Herren Prof. A. Rosiwal und unseres Geologen Dr. K. Petrascheck als Hochschullehrer traten weitere Lücken in unserem Personal auf, ohne daß es möglich wurde, dieselben durch die Aufnahme jüngerer Kräfte zu schließen. Dagegen rückten aufGrund der Dienstpragmatik (Verhandlungen 1919, Nr. 9) die Herren Dr. W. Hammer, Dr. Lukas Waagen und Dr. Otto Ampferer in die Bezüge der VII. Rangsklasse vor und wurden dann mittels Erlasses vom 28. August 1919 zu Chefgeologen ad personam ernannt. Es. sei gleich hier angefügt, daß den ge- nannten Herren mittels Erlasses Z. 25.013 vom 22. November 1919 nachträglich auch der Titel und Charakter von Bergräten verliehen wurde. Ebenso rückten auch mittels Erlässen vom 28. August, resp. 17. September die Herren Dr. Theod. Ohnesorge, Dr. H. Beck und Dr. H. Vetters zu Geologen, die Herren Dr. OÖ. Hackl und Dr. G. Götzinger zu Adjunkten a. p. vor. Hier wäre auch noch zu erwähnen, daß unser Bibliothekar, Herr Dr. Alphons Maluschka, mittels Erlasses Z. 4223 vom 19. August zum Bibliothekar zweiter Klasse ernannt und am 10. Dezember in die VIII. Rangsklasse versetzt: wurde. Der Vorstand unserer Kartenabteilung, Herr Oskar L auf, rückte in die IX. Rangsklasse vor. Aus dem Stande der Kanzleibeamten ist zu erwähnen, daß der vom Staatsamt für Unterricht mit der Rechnungsführung der Geologi- schen Staatsanstalt betraute Herr Johann Gaina mittels Erlasses Z. 1492/U vom 30. Mai 1919 zum Rechnungsrat befördert worden ist. Auch wurden mittels Erlasses vom 30. Juni 1919 die Kanzlei- offiziantin Fräulein Margarete Girardi und der Zeichner Franz Huber zu Kanzleibeamten außerhalb der Bun Kae Rangsklassen ernannt. Endlich mögen hier noch die Veränderungen angeführt werden, die sich im Stande unserer Diener vollzogen. Der mit dem letzten Dezember 1918 pensionierte erste Amts- diener Johann Ulbing versah im Auftrag des Staatsamtes auch noch während dieses ganzen Jahres in altbewährter Weise seine Funktionen im Amtsbetrieb des Instituts. An die Stelle des infolge der politischen Neugestaltung von der tschecho-slowakischen Regierung übernommenen Präparators F.Spatny rückte der durch seine manuelle Geschicklichkeit für verschiedene Dienste sehr brauchbare und für die bezeichnete Stelle geeignete ehemalige Portier Josef Koenig ein. Dem Aushilfsdiener Krejca wurde ein definitiver Dienerposten verliehen. Es soll hier noch erwähnt werden, daß der mit Ende 1918 pensionierte Amtsdiener F. Palme sich seines Ruhestandes nicht lang zu erfreuen vermochte und, schwer leidend, am 2. Mai 1919 verschied, 8 Verhandlungen. Nr. 1 Unter den unseren, weun auch schon im Ruhestande befindlichen Funktionären zuteil gewordenen Ehrungen habe ich die Erneuerung des Doktorgrades der Universität Breslau des zurückgetretenen Direktors Herrn Hofrat Dr. E. Tietze unter Zusendung eines Ehrendiploms aus Anlaß der Wiederkehr jenes Tages, an welchem derselbe vor 50 Jahren den Grad eines Doktors der Philosophie und den Titel eines Magisters liberum artus erhielt, zu erwähnen und den Jubilar hierzu zu be- glückwünschen. In dem abgelaufenen Jahre wurde von uns Herr Dr. Franz Tschernich, Gymnasialprofessor d. R. in Seekirchen zum Korre- spondenten der Anstalt ernannt. Am 19. November hatten wir Gelegenheit, der montanistischen Hochschule in Pfibram unsere besten Glückwünsche anläßlich der 5Ojährigen Wiederkehr ihres Gründungstages zu übermitteln. In Erfüllung einer traurigen Pflicht gedenken wir an dieser Stelle des Jahresberichtes jener engeren Fachgenossen oder unserem Fach nahe stehenden Persönlichkeiten, welche während des abgelaufenen Jahres aus dem Leben abberufen wurden. Auch diesmal hat es Herr Bergrat Dr. L. Waagen in dankens- werter Weise übernommen, die Liste jener Persönlichkeiten zusammen- zustellen, welche im Laufe des Jahres unserer Wissenschaft entrissen wurden. Zu dem Verzeichnisse der Verstorbenen des Jahres ı918 sind folgende Namen nachzutragen: Dr. Mats Joh. Stolpe, Staatsgeologe der schwedischen geologi- schen Landesanstalt in Stockholm, starb am 13. September im Alter von 86 Jahren. Korrespondent der Geol. R.-A. seit 1865. J. P. Johnson, Mitglied der südafrikanischen geologischen Ge- sellschaft, starb am 18. Oktober in Johannesburg im 38. Lebensjahre. Dr. Georg von dem Borne, Leiter der Erdbebenwarte und des geophysikalischen Laboratoriums in Breslau, starb am 7. November, 50 Jahre alt. Dr. Charles Richard van Hise, Professor der Geologie an der Universität von Wisconsin, starb am 29. November im Alter von 60 Jahren. Er war durch seine Erforschung des oberen Seengebietes und den amtlichen Bericht über die Erdrutsche am Panamakanal be- sonders bekannt geworden. Dr. Johannes Uhlig, Privatdozent für Mineralogie und Petro- graphie an der Universität Bonn, starb am 3. Dezember an einer Lungenentzündung in der Ukraine. Hendrik Enno Boeke, Professor für Mineralogie und Petro- graphie, zuletzt an der Universität zu Frankfurt a. M., starb dort- selbst am 6. Dezember im 38. Lebensjalıre. Ing. Rudolf Rochelt, Oberbergverwalter und Betriebsleiter in Thomasroith, starb am 26. Dezember im Alter von 46 Jalıren. 1920 G. Geyer. ) Dr. Gius. Angelo Colini, Professor für Ethnologie und Palä- ontologie an der Universität in Rom, verschied ebenfalls am 26. De- zember im 60. Lebensjahre. Dr. Rieh. Semon starb in München im Alter von 60 Jahren. Er war ein Schüler Haeckels und em. Professor der Universitat Jena. Ende des Jahres 1918 starben außerdem noch: Amund Helland, Professor der Bergbaukunde und Geologie an der Universität in Kristiania und Herausgeber der topographisch- statistischen Beschreibung Norwegens, im 73. Lebensjahre. Enrique d’Almonte y Muriel, bekannt durch seine Studien in Afrika, fiel im Alter von 60 Jahren einer Minenexplosion am Kap der Guten Hoffnung zum Opfer. Dr. Rossiter Worthington Raymond, einer der Gründer des Amerikanischen Institutes für Bergingenieure und Herausgeber der Zeitschriften: „Americ. Journ. of Mining and Engenieering“, „Mining Journal“ und „Mineral resources of the U. S. in and west of the Rocky Mountains“, starb im 79. Lebensjahre. Dr. Fernand Priem, Professor der Geologie am Lycee Henri IV. und a. 0. Professor an der Universität in Paris, starb im Alter von 62 Jahren. Von Verlusten des Jahres 1919 sind bisher bekannt geworden: Dr. Georg Stewart Corstophine, Leiter der South African School of Mines and Technology, Vorsitzender der Südafrikanischen Geologischen Gesellschaft, bekannt durch seine Erforschung der afri- kanischen Goldfelder, starb am 25. Jänner im Alter von 50 Jahren. Ing. Josef Popper, Zentraldirektor der Witkowitzer Steinkohlen- werke, verschied am 1. Februar im 59. Lebensjahre. Geh. Reg.-Rat Dr. Georg Gerland, em. Professor für Geographie an der Universität Straßburg i. E. und Herausgeber der Beiträge zur Geophysik, starb am 16. Februar, S6 Jahre alt. Dr. Johannes Ahlburg, Geolöge an der preuß. geologischen Landesanstalt, erlag im Alter von bloß 36 Jahren am 21. Februar einem Herzschlag. Der bekannte Bohrunternehmer und Inhaber der gleichnamigen Firma, Herr Albert Fauck, starb am 8. März im Alter von 78 Jahren. Paul Kupelwieser, der langjährige Generaldirektor der Witkowitzer Eisenwerke und Urheber des Kurortes Brioni, verschied am 20. März im 76. Lebensjahre. Ing. Florian Tentschert, Öberingenieur und Prokurist der Trifailer Kohlenwerksgesellschaft, starb am 21. März, 71 Jahre alt. Dr. Roland Eötvös, Professor für Physik am Polytechnikum in Budapest, bekannt durch die Erfindung der nach ihm benannten Drehwage zu Schweremessungen, starb am 9. April. Der irische Geologe A. Me Henry, seit 40 Jahren Mitglied der geologischen Landesvermessung von Irland, starb am 19. April. Verhandlungen der Geo]. Staatsanstalt. 1920. Nr. 1. 2 10 Verhandlungen. / Nr+4 George Ferdinand Becker, Geologe am U. S. Geol. Survey, bekannt durch seine Untersuchung des Comstock Lode, starb am 20. April im 73. Lebensjahre. Dr. Hermann Walser, Professor der Geographie an der Uni- versität zu Bern, starb am 1. Mai im 50. Lebensjahre. Der langjährige Leiter der geologischen Abteilung an der Columbia-Universität, Alexis Anastay. Julien, starb am 7. Mai in South Harwich in seinem 80. Lebensjahre. Dr. Karl Bruno DoBß, russ. Staatsrat und Professor für Mine- ralogie und Geologie an der technischen Hochschule in Riga, die er nach dem Umsturze verlassen mußte, um sich dann als Kriegsgeologe und a. 0. Professor in Freiberg zu betätigen. Starb am 28. Mai im Alter von 58 Jahren. Minister a. D. Dr. Ottokar Trnka, erlag im Alter von 38 Jahren einem Unfalle am 25. Juni. Rudolf Hauer, gew. Kustos der Kärntner Gewerbehalle, Sekretär des Kärntner Industrie- und Gewerbevereines und Direktionsmitglied des Klagenfurter Laudesmuseums, starb am 7. Juni in Graz im 90. Le- bensjahre. Mit ihm verschied der letzte überlebende Bruder Franz v. Hauers, der selbst auch ein langjähriger Freund unserer Anstalt war und daher auch seit 1854 unter unsere Korrespondenten zählte. Ing. Joh. Holobek, ehem. Ministerialrat im Ministerium für öffentliche Arbeiten, verschied am 14. .Juli im 70. Lebensjahre. Kapt. John Duer Irving starb am 31. Juli in Flandern im Alter von 45 Jahren. Er war zuletzt Professor für Wirtschaftsgeologie an der Sheffield Scientific School der Yale Universität in New Haven und Herausgeber der Zeitschrift „Economic Geology“. Geh. Bergrat Dr. Richard Beck, Professor für Geologie und Lagerstättenlehre an der Bergakademie in Freiberg, starb dortselbst am 18. August im 62. Lebensjahre. Mit ihm ist einer der hervor- ragendsten Vertreter der Lagerstättenlehre verschieden. Dr. h. ec. Eberhard Fugger, ehemaliger Professor der Staats- realschule in Salzburg, verschied im 78. Lebensjahre am 21. August. In ihm verliert unsere Anstalt einen langjährigen treuen Mitarbeiter, der auch bereits seit dem Jahre 1878 zu den Korrespondenten der Anstalt zählte. Zusammen mit Bittner bearbeitete er die Karten- blätter Salzburg sowie Hallein-Berchtesgaden, welche in ‘den Jahren 1903, bezüglich 1907 in unserem Kartenwerke erschienen. Auch sonst förderte Fugger in erster Linie die geologisch-mineralogische Kennt- nis des Landes Salzburg und besonders seine Arbeit über „Die Mine- ralien des Herzogtumes Salzburg“, welche im Jahre 1878 erschien, kann bleibenden Wert beanspruchen, neben zahlreichen lokalgeologi- schen Arbeiten, welche zum großen Teil in unseren Schriften ver- öffentlicht wurden. Der Dahingeschiedene hat sich bis zu seinem Lebensende große Verdienste um die einschlägige Abteilung des Salz- burger Landesmuseums erworben, dessen geologische und mineralogi- sche Aufstellungen als mustergültig bezeichnet werden können und dem hier Belehrung suchenden fremden Forscher in übersichtlicher Weise zugänglich gemacht sind. 1920 G. Geyer. 11 Dr. August Franzenau, Oberkustos am Nationalmuseum zu Budapest, starb am 19. November. Der langjährige Intendant des naturhistorischen Hofmuseums, Hofrat Franz Steindachner, verschied am 10. Dezember, kurz nach Vollendung seines 85. Lebensjahres. Ingenieur Franz Poech, welcher durch viele Jahre das bosnisch- hercegowinische Montanbureau des Gemeinsamen Finanzministeriums leitete und sich besonders große Verdienste um die Ausbeutung der Kohlenlagerstätten des Okkupationsgebietes und die Hebung der dor- tigen Eisenindustrie erwarb, verschied am 21. Dezember. Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde. Wenn sich auch die auf den Friedensschluß gegründeten Hoff- nungen hinsichtlich der Rückkehr normaler Verhältnisse im Laufe des vergangenen Sommers nicht erfüllt hatten, so wurde es doch. möglich, unsere geologischen Aufnahmen intensiver durchzuführen, als dies im Jahre 1918 der Fall sein konnte. Bei der Aufstellung des Gesamtplanes für diese Arbeiten mußte naturgemäß in erster Linie die Fortführung bereits begonnener Auf- nahmen ins Auge gefaßt und den erschwerten Reiseverhältnissen Rech- nung getragen werden. Trotzdem wurde in diesem mittels Erlasses Zahl 7490, Ab. 9 vom 2. Juni seitens des zuständigen Staatsamtes bewilligten Plane schon Rücksicht genommen auf das Bedürfnis nach einer genaueren Kartierung einiger bergwirtschaftlich wichtigen Ge- biete, unter welchen hier die Kohlenterrains in Steiermark, Nieder- österreich und Oberösterreich, der Fisenerzdistrikt von Hüttenberg in Kärnten und verschiedene Erzlagerstätten in der Grauwackenzone von Salzburg und Steiermark angeführt werden sollen. Dank dem Entgegenkommen der Finanzverwaltung wurden in letzter Stunde noch die völlig unzeitgemäßen pauschalierten Reise- diäten von 16, bzw. K 12 auf 40, resp. K 35 erhöht. Wenn auch damit in mauchen Gegenden ein Auslangen gefunden werden konnte, so erwies sich selbst diese Erhöhung, insbesondere in Niederöster- reich, zumal in der weiteren Umgebung von Wien mit Rücksicht auf die fortschreitende Teuerung wieder als unzureichend und daher reformbedürftig. Eine wesentliche Unterstützung verdankten wir bei den Auf- nahmen dem Amt für Volksernährung, welches den im Terrain arbei- tenden Geologen durch die Zuweisung von Mehl und Reis in natura behilflich war. Es ist mir eine angenehme Pflicht, jener Behörde hier nochmals unseren besten Dank für jenes Entgegenkommen .auszu- sprechen. Ehe ich, wie es bisher üblich war, die einzelnen Berichte unserer Aufnahmsgeologen folgen lasse mit dem Bemerken, daß unter den abnormalen Verhältnissen auch heuer nicht an der Einteilung in Sektionen festgehalten werden konnte, möchte es mir gestattet sein, in Kürze über meine eigene Aufnahmstätigkeit sowie über Bereisungen 9* 19 Verhandlungen, Nr. 1 zu referieren, anläßlich deren sich Gelegenheit ergab, verschiedene Kollegen in ihrem Terrain zu besuchen. So wurden mit Herrn Dr. G. Götzinger mehrere Profile auf dem Blatte Baden und Neuleng- bach südlich und nördlich der Westbahnlinie begangen. Ein kurzer Besuch bei unserem geschätzten externen Mitarbeiter und alten Kol- legen Professor Dr. O. Abel litt unter der Ungunst der Witterungs- verhältnisse. Mit Herrn Bergrat Dr. F. Kerner und Herrn Dr. Th. Ohnesorge beging ich die Umgebung des Nöckelberges bei Leo- gang und konnte unter der sachkundigen Führung des letzteren auch diesen interessanten, gegenwärtig aber nicht in Betrieb stehenden Erzbergbau befahren. Um die Neuaufnahme des Kalkalpenteiles auf dem Spezialkarten- blatt Salzburg abzuschließen, führte ich selbst mehrere Exkursionen in der Umgebung dieser Stadt aus, wobei sich Gelegenheit zu zwei wichtigen Beobachtungen hinsichtlich der Stratigraphie jenes Gebietes ergab. Die erste dieser Beobachtungen betraf die Triasschichten des Nocksteinzuges und erbrachte den Nachweis fossilführender Cardita- schichten. In der Gegend von St. Lorenz am Mondsee verschwindet an der Flyschgrenze der letzte Streifen von bajuvarisch entwickeltem Hauptdolomit, Rhät und Lias und es tritt weiter westwärts gegen Salzburg der Muschelkalk an der Basis von Dr. F. Hahn’s tiroli- scher Decke mittels einer Ueberschiebung unmittelbar an den Rand der Wiener Sandsteinzone heran. Schwarze Gutensteiner Kalke grenzen nächst dem Fuschlsee un- mittelbar. an den Kreideflysch und bilden auch den östlichen Sporn des Nocksteins gegen die Gemeinde Koppel, wo in einem Steinbruch dünnschichtige, zum Teil mergelig-flaserige Gutensteiner Kalke in flacher Lagerung entblößt sind. Ueber diesen dunklen Kalken folgen in einem schon am Nord- abhang des Nocksteins oberhalb der alten Reichsstraße angelegten zweiten neuen Steinbruch dickbankige, plattige, hellgraue Kalke mit einzelnen Mergelschieferzwischenlagen, eine Schichtfolge, welche petro- graphisch mit dem plattigen Muschelkalk an der neuen Fuschlerstraße westlich über St. Gilgen große Uebereinstimmung zeigt. Nun aber verläuft zwischen diesem Liegendkalk und dem am Öberrand des Bruches anstehenden Hauptdolomit des Nocksteins ein schmales, viel- fach verworfenes Band von schwarzen, zu Blättchen zerfallenden und dadurch an die Reingrabener Schiefer der Lunzer Schichten erinnern- den Mergeltonschiefern, in deren Gefolgschaft ich mit Auswitterungen von Ostrea montis caprilis Klipst. und Pecten filosus Hau. dicht bedeckte Kalkplatten auffand. Dadurch erscheint nun das bisher nicht bekannte Vorkommen von Carditaschichten im Nocksteingebiet erwiesen, welche hier eine offenbar der Untertrias zufallende Schichtfolge dunkler und hell-. grauer Kalke von einem höheren, somit dem Hauptdolomit angehörigen Dolomitkomplex trennen. . Hier mag daran erinnert werden (vgl. Jahresbericht der Direk- tion in Verhandlungen 1917, S. 9), daß noch weiter westlich, schon in der Nähe von Gnigl in einem über der letzten Straßenschleife liegenden 1920 G, Geyer. 13 neu eröffneten Steinbruch auch noch die tiefsten Liegendschichten der Trias, nämlich gipsführendes Haselgebirg von mir beobachtet worden sind. In stark gestörter Lagerung tritt dort das Haselgebirg zwischen einem hellen Tıiaskalk und dem Hauptdolomit des Kühbergs hervor. Steil aufgerichtete Glanecker Mergel und ein schmaler Streifen von Untersbergmarmor lehnen sich nördlich, also flyschwärts, an jenen hellen Triaskalk an und zeugen von dem hohen Ausmaß der hier an der Kalkgrenze einsetzenden Störungen. Dieser Nachweis von Haselgebirg am Nordfuß des Gnigler Kühberges läßt nun das Auftreten gesalzener Wässer in dem von E. Fugger beschriebenen, einst durch die Gosauschichten von Aigen vorgetriebenen Gänsbrunner Stollen !) leichter verständlich erscheinen. Eine zweite Beobachtung betraf das Verhältnis zwischen den vom Glasenbachgraben angeschnittenen kieseligen Kalken des tiefsten Lias und dem Rhät. * Wie die letzten Begehungen ergaben, reichen diese kieselreichen Liaskalke aus dem Glasenbachgraben, eine Steilstufe bildend, über den östlichen Abhang des Rauchenbichl gegen die Zistelalpe empor, übersetzen dort die Zahnradbahn und ziehen sich dann durch einen Graben auf der Salzburger Seite bis gegen die obere Judenbergalpe hinab. Am Abhang des Rauchenbichls gegen den Mayerhofgraben fanden sich nun in den unter jener Steilstufe herabkollernden Geröllen nicht nur typische Korallenkalke des Rhät, sondern auch dunkle kieselige Kalke mit nicht näher bestimmbaren, aber doch sicher liasischen Ammonitenresten, welche die innige Verknüpfung des 22 mit den tiefsten Liaslagen demonstrieren. Chefgeologe Dr. Julius Dreger verwendete die ihm zur Ver- fügung gestandene Aufnahmszeit zur geologischen Kartierung des Koralpengebietes westlich von Schwanberg, Deutsch-Landsberg und Wildbach in Steiermark bis über die Kammhöhe des Gebirges nach Kärnten auf dem Spezialkartenblatte Deutsch-Landsberg und Wolfsberg (Zone 18, Kol. X. Während die südlichsten Abhänge der Koralpe bei Unter- Drauburg und Hohenmauten im Anschlusse an gleichartiges Gestein im Westen und Süden aus phyllitischen Schiefern paläozoischen Alters bestehen, die sich auch noch nach Osten im südlichen Radelgebirge, besonders aber im Remschnig- und dem Poßruckgebirge bis nahe an die Stadt Marburg fortsetzen, tritt weiter nach Norden ein noch phyllitisches Gestein hervor, das in seiner ganzen Beschaffenheit bald mehr einem Glimmerschiefer, bald mehr einem Gneis sehr nahe kommt, indem Quarz und Glimmer in größerer Ausbildung erscheinen und auch oft ein Feldspat stärker hervortritt. Doch geht der phyllitische Anstrich der Gesteine weiter nördlich fast ganz verloren und es herrschen Gneise und Glimmerschiefer. Wo letztere überwiegen, sind sie dann oft so fein geschichtet, daß sie sehr leicht zu Sand zer- fallen, verwittern und in Erde übergehen. !) Vgl. E. Fugger, Die Gaisberggruppe, JanEner d. Geolog. Reichsanst, 1906, S. 222, 14 Verhandlungen. Nr. 1 Die Abgrenzung von Gneis- und Glimmerschiefer-Arten stößt deshalb auf große Schwierigkeiten, weil die Hauptgesteinsgemengteile, wie Quarz, Glimmer und Orthoklas sowohl im Streichen und Fallen wie auch in den Gesteinsbänken übereinander einen starken Wechsel in dem Ueberwiegen des einen oder des anderen Minerals zeigen und auch die unwesentlichen Gemengteile, wie Granat, Hornblende, Chlorit, Turmalin, Staurolith, Cyanit und andere in kleinen Gesteins- partien auftreten, welche dem Hauptgestein schichtweise oder als Linsen eingelagert sind. Dafür mußte aber die Verfolgung einzelner Züge von kristallinischem Kalk und Amphiboliten wie dem verein- zelten Auftreten von Eklogit und Quarzgängen eine besondere Auf- merksamkeit geschenkt werden. Was die kohlenführenden Schichten im Süden bei Schwanberg, Limberg, Wies, Eibiswald, Feisternitz und Arnfels anbelangt, so läßt die Lagerung und die Beschaffenheit der Kohle (Glanzkohle) selbst im Gegensatze zu der weniger gestörten Lignit-Ablagerung im Norden bei Voitsberg, Köflach und Lankowitz erkennen, daß diese im all- gemeinen gleichalterigen, älteren Miocänbildungen im Süden noch einer etwas erheblicheren gebirgsbildenden Kraft unterworfen waren, als es im Norden der Fall war. Leider hat es den Anschein, daß die kohleführenden Ablagerungen sowohl im südlichen Becken (Wies— Eibiswald) wie die im Norden (Voitsberg — Köflach) ebenso wie die kleineren im großen und ganzen ungefähr aus dem gleichen geo- logischen Zeitabschnitte stammenden anderen mittelsteierischen Kohlen- mulden nicht im Zusammenhange stehen, sondern selbständige, getrennte Bildungen darstellen, die in Lagunen in der Nähe der damaligen Küste entstanden sind, wofür auch die Abnahme der Mächtigkeit der Flöze mit der Entfernung vom Grundgebirge (archäisch und paläozoisch) spricht. Am Fuße der Koralpe zwischen Hollenegg (nördlich von Schwan- berg) bis kaum zwei Kilometer südlich von Ligist scheinen Kohlen- flöze zu fehlen; vielleicht sind solche vorhanden gewesen, aber durch das an das (aus plattigem Gneis bestehende Grundgebirge) brandende Meer der mediterranen Stufe später zerstört worden. Auch die von der Koralpe her einst geflossenen, wie die mächtigen Schuttab- lagerungen verraten, wasserreichen Gewässer mögen bei der Ab- tragung eine erhebliche Rolle gespielt haben. Chefgeologe Bergrat Fritz Kerner begann die geologische Auf- nahme des nordwärts vom Leoganger Bache gelegenen triadischen Anteiles des Kartenblattes Kitzbühel— Zell am See. Es wurde zunächst der Südabfall der Leoganger Steinberge vom dicht am östlichen Kartenrande verlaufenden Saalachtale bis zum Tobel des Grießenbaches unterhalb der Dreizinthörner kartiert. Angesichts der schon durch ältere Aufnahmen erfolgten Feststellung ‚der Strati- graphie ergaben sich als Ziele der Neubegehung der Nachweis lokaler Fazieswechsel und eine genaue Festlegung der Grenzen bei im Ver- gleich zur älteren Darstellung erhöhter kartographischer Rücksicht- nahme auf die glazialen und jüngeren Schuttbildungen. In der untersten Trias wurde eine Trennung der sandigen und tonigen Schieferfazies versucht. Im Tobel des Weißbaches ließ sich ein größeres Vor- kommen von Rauhwacken und dunklem Kalk in der Schlucht des 1920 @. Geyer. -15 Atlasbaches ein Vorkommen von kohligem Glanzschiefer als Einla- gerung in den Werfener Schiefern feststellen. Schwarze Glanzschiefer der Carditaschichten waren nur im Tobel unter dem Brandlhorn, dem östlichsten Gipfel der Birnhornkette nachzuweisen. Dr. Wilhelm Hammer begann im heurigen Sommer mit der Aufnahme der beiden nördlichen Sektionen des Blattes Oetztal (Zone 17, Kol. IV). Der den Nordrand des Blattes einnehmende Bergzug der Hochedergruppe wurde 1904 von Dr. Ohnesorge auf- genommen, Daran anschließend kartierte Dr. Hammer heuer eine dem Streichen folgende breite Zone vom westlichen bis zum östlichen Rand des Kartenblattes, welche das Becken. von Oetz mit seiner Berg- umrandung, das Gebiet von Kühtai und Haggen und das vordere Sellraintal umfaßt. In letzterem Talgebiet wurde die Aufnahme über das ganze Fotschertal, Sendestal und Lizumertal und die Terrasse von Götzens ausgedehnt. Das führende Element in der westlichen Hälfte des aufgenom- menen Gebietes ist eine Granitgneismasse (Granodioritgneis), welche am Westrande des Blattes einsetzt, die gewaltigen Torpfeiler der Felsenge zwischen Oetz und Tumpen bildet und im Acherkogel ihren Höhepunkt erreicht. Sie setzt dann gegen Osten quer über die Kühtaiertäler und das Kraspestal fort bis ins Sellrainer Gleirsch- tal; auch die Granitgneismasse, welche den Freihut im Sellrain umzieht, gehört wahrscheinlich derselben Intrusivmasse an, welche im ganzen 20, beziehungsweise 24 km Längserstreckung besitzt. Nördlich des Acherkogels ist der Nordrand der Masse 1 km weit gegen Norden an einer flachen Schubfläche vorgeschoben. Dem entspricht ein ähn- lich weites Vorrücken des Südrandes im Längental. Die Granitgneis- masse des Freihut ist vom unmittelbaren Zusammenhang abgetrennt und unter ähnlichen tektonischen Erscheinungen gegen Norden ver- schoben. Der Granitgneis ist durchwegs in sehr steiler Stellung in die Schiefergneise eingesetzt. Letztere gehören zu den weitverbreiteten Oetztaler Biotitplagioklasgneisen und werden von zahlreichen Amphibolit- zügen durchschwärmt. Im Kühtaier Gebiet sind ausgedehnte Bereiche mit: neugebildeten Albitknötchen erfüllt. Im Tal von Ochsengarten verbreiten sich große Massen von Augengneisen, welche in der nörd- lich angrenzenden Hochedergruppe sich noch weiter entfalten. Im östlichen Teil des aufgenommenen Gebietes, im Sellrain- tal und seinen Seitentälern, verschwinden die Intrusivmassen vom Freihut ostwärts völlig und einförmige Schiefergneise und Glimmer- schiefer (auch Granatglimmerschiefer) mit seltenen Einlagerungen kleiner Amphibolitlager bauen die Bergzüge auf, welche durch ihre sanften Formen und geringere Höhe sich von den hohen schroffen Granitgneisgraten auffällig abheben. Auch hier trifft man in den Gneisen und Glimmerschiefern und auch in Amphiboliten mehrfach auf die Neubildung von Albit in kleinen Knoten. Die Lagerung ist hier im allgemeinen bedeutend flacher als im vorderen Oetztal. Im Südosten ist ihnen die Triasdecke der Kalkkögel aufgelagert. Auf die auch im Aufnahmsplan gelegene Fertigstellung des Blattes Nauders mußte für dieses Jahr wegen der Schwierigkeit der Bereisung verzichtet werden. 16 Verhandlungen. Nrsl Chefgeologe Dr. Waagen benützte den kleineren Teil der von ihm im Felde verbrachten Zeit zu Untersuchungen in der näheren Umgebung von Bischofshofen, wobei die Begehungen aber auch Salzach aufwärts bis gegen St. Johann im Pongau einerseits und in das Fritztal anderseits ausgedehnt wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde den Kupfererzgängen jener Gegend sowie den Eisenerzlager- stätten ein besonderes Augenmerk zugewendet und deren Einordnung in den Schichtbau und genetische Beziehungen studiert. Der andere Teil der Aufnahmszeit wurde geologischen Studien im Ober-Pinzgau gewidmet, die wieder in besonderer Berücksichtigung der Erzlager- stätten jener Gegend "betrieben wurden. Auf der Südseite des Salzach- tales erstreckten sich die Studien besonders auf das Velbertal, Hol- lersbachtal und Habachtal sowie den Brenntaler Bergbaudistrikt, wäh- rend auf der Nordseite hauptsächlich die Umgebung von Mittersill— Stuhlfelden und der Rettenbachgraben untersucht wurden. Auch hier ergaben sich für die Erzführung wichtige Anhaltspunkte in genetischer Beziehung, die um so bedeutungsvoller sein dürften, als die Möglichkeit besteht, daß der alte Bergbau nochmals ins Leben gerufen werden wird. Chefgeologe Dr. OÖ. Ampferer verwendete die Zeit von Juni und Juli zur Fortsetzung der Begehungen für die Herausgabe des von-A. Bittner unfertig hinterlassenen Blattes Schneeberg— St. Aegyd (Zone 14, Kol. XI). Im August machte derselbe eine Studienreise in das Eruptiv- gebiet von Gleichenberg, die sich unter Führung von Dr. A. Winkler sehr lehrreich gestaltete. Darauf folgten Touren im Gebiet der Lechtaler Alpen, während der Herbst bis in den Winter hinein zur Neuaufnahme von Blatt Kufstein (Zone 15, Kol. VI) und zum Studium der Kohlen- und Zenientbergwerke von Häring Anwendung fand. Noch mehr als im vorigen Jahre waren diesmal die Wege des Aufnahmsgeologen durch steigenden Wucher und Lebensmittelnot eingeengt und erschwert. Die Aufnahmen im Bereiche von Blatt „Schneeberg—St. Aegyd“ wurden von den Orten Schwarzau und St. Aegyd aus unternommen. Im Falkensteinkalk wurden östlich von Schwarzau noch unbe- stimmte Rhbynchonellen entdeckt. Die schon von Bittner an der Nordseite des Gippels aufgefundene konglomeratische Gosau konnte ostwärts bis ins Preintal verfolgt werden. Unter dieser Gosau wurde hier ein neues Vorkommen von Falkensteinkalk aufgespürt, das aber nicht so ausgedehnt wie die darüber transgredierende Gosau zu sein scheint. Auf dem Plateau des Fegenberges konnte ich in einzelnen Mulden Roterde mit schönen kleinen Augensteinen feststellen. Die weiter nördlich gelegenen Plateaus derselben Höhenordnung zeigen sich ebenfalls mit Roterde bedeckt, doch traf ich dort keine Augen- steine. Die große, breite Dolomitzone nördlich von Schwarzau (Dolomit- zone von Rohr im Gebirge) scheint nicht einheitlich zu sein, sondern aus einem unter und einem über den Raibler Schichten gelegenen Dolomit zu bestehen. Beide Dolomitstufen zeigen helle, lichtgraue Färbungen und haben keinen merkbaren Bitumengehalt, so daß sie ohne die Zwischen- 1920 G. Geyer. 17 fuge der Raibler Schichten kaum zu trennen sind. Die oft sehr schmalen Trennungsstreifen der Raibler Schichten konnten nun aber auf viel längere Erstreckung nachgewiesen werden als es Bittner bekaunt war. An der Südseite des großen Muschelkalkplateaus des Größenbergs sowie der Schachner-Alpe— Paulmauer wurde eine stellen- weise sogar mehrfache Wechsellagerung des lichten unteren Dolomits wit diesen Kalken entdeckt. Es dürfte sich also nach dieser Beobach- tung hier entgegen meiner früher geäußerten Vermutung nicht um weit vorgeschobene Reste der hochalpinen Decke, sondern nur um kleinere selbständige Schubmassen handeln. In den Lechtaler Alpen beschränkten sich die Aufnahmstouren auf die Umgebung vom Imst und das Gebiet der Eisenspitze bei Flirsch. Bei Imst wurden Glazialablagerungen, bei Flirsch die Mangan- erzzone und die wahrscheinlich der Kreide zugehörigen Breceien der Eisenspitze in Einzelheiten genauer verfolgt. Die Neuaufnahmen von Blatt Kufstein wurden von dieser Stadt aus in Angriff genommen und brachten manche neue Erfahrung. . An der Westseite des Kaisergebirges konnte in der Gegend von Eiberg die Schichtenskala durch Nachweisung von Kössener Schichten — oberrhätischen Kalken — oberjurassischen Hornstein- und Aptychen- kalken vervollständigt werden. In der Umgebung von Schwoich wurden in größerer Erstreckung Nummulitenbreccien entdeckt. Die auf der Kaisergebirgskarte von Leuchs als Muschelkalk bezeichneten Dolomit- massen von Wildschwendtalpe — Eibergkopf gehören wohl zum Haupt- dolomit und werden von Nummulitenbreccien bedeckt. Zwischen diesem Hauptdolomitzug und dem Zug von unterer Trias von Bölfen — Achleitenberg ist ein Streifen von Häringer Schichte eingeklemmt, deı sich bis in die Nähe des Hintersteiner Sees verfolgen läßt. Ich wurde von Dr. B. Sander zuerst auf die Fortsetzung der Häringer Schichten an der Ostseite der Weißach aufmerksam gemacht. Die Häringer Schichten lagern in diesem Streifen normal auf der unteren Trias des Bölfen — Achleitenzuges und scheinen von dem Hauptdolomitzug Wildschwendtalpe — Eibergkopf überschoben zu sein. Ostwärts vom Hintersteiner See vermochte ich bisher an der Südseite des Kaisergebirges keine Häringer Schichten ‘mehr zu ent- decken, wohl aber läßt sich die Ueberschiebungszone hin und hin er- kennen, die für die Auflösung der Tektonik des Kaisergebirges von Bedeutung sein dürfte. Die Hauptdolomitzone Wildschwendtalpe — Eibergkopf ist aber auch noch durch eine Ueberschiebung vom Wettersteinkalk des Zetten- Kaisers getrennt. Die Häringer Schichten konnten auch in den Kohlen- und Zementgruben von Häring eingehend untersucht werden, wobei ich mich der freundlichen Unterstützung der beiden Grubenverwaltungen zu erfreuen hatte, denen ich auch hier meinen herzlichen Dank aus- drücken will. Durch Oberhutmann J. Hechenberger erhielt ich Nachricht von aufgelassenen Schürfversuchen auf Zementmergel südlich von Wörgl, wo ich auch auf dem dicht bewaldeten, aus Triasdolomit be- Verhandlungan der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 1. 3 18 Verhandlungen. Nr. 1 stehenden Felsgehänge bis zirka 200 m über der Talsohle viele Trümmer und Blöcke von Häringer Stinkkalken antraf, die offenbar Reste einer abgetragenen Tertiärbildung vorstellen. Diese Blöcke sowie auch ein durch verfallene Stollen ange- schürftes kleines Vorkommen von Häringer Kohlen- und Oelstein- flözchen nördlich von Schindla am Oberangerberg waren mir seiner- zeit bei der Aufnahme von Blatt Rattenberg entgangen. Die Fortsetzung der Aufnahmen an der Nordseite des Inns hat sich vorläufig auf den Unterangerberg, den Pendlingzug und- die Um- gebung des Hechtsees beschränkt. Dr. Th. Ohnesorges Aufnahmen und Untersuchungen er- streckten sich hauptsächlichst auf das Gebiet des Löhnersbaches und der Schwarzen-Ache im Glemmtal, auf jenes um den Spielbergsattel und über das Schwarzleotal bei Leogang. Im Rücken zwischen Spielbergsattel und Hörndler-Graben, wie im Löhnersbachgebiet wurden Terrains entdeckt, die trotz der kom- pliziertesten Tektonik wegen der guten Aufschlüsse eine genauere und sichere Orientierung in der silurischen Gesteinsfolge als andere Teile der Kitzbühler Alpen und vielleicht der Grauwackenzone über- haupt gewähren. In diesen Gebieten finden sich unter anderen auch unter der von violetten und grünen Tonschiefern begleiteten Diabasporphyritschiefer- decke — dem verläßlichsten Ausgangsniveau — ganz zweifellos strati- graphisch daruntergehörige meist geringmächtige Kalke. Dieses Ver- hältnis, beziehungsweise petrographische Uebereinstimmung und Ver- folgung des Zusammenhangs, führte auch auf die Zugehörigkeit der südseitig am Rücken zwischen Glemm und Oberpinzgau an der soge- nannten Pinzgauer Promenade zerstreut vorkommenden Kalke, die für die Deutung der Tektonik dieses Gebietes ausschlaggebend sind. Aus der Eingliederung dieses Kalkes wiederum ergab sich weiters eine Erklärung auch für ihre häufige Umwandlung in Magnesit oder magnesitverwandte Karbonate und für ihre mehrmalige Erzbegleitung: als höchstes oder zweithöchstes Glied der Gesteinsfolge an der Pinz- gauer Sonnseite, beziehungsweise als auf die Grauwacke gehöriges Glied einerseits und als der Grauwacke gegenüber häufig tiefgelegene Gesteinskörper anderseits, müssen diese Kalkabschnitte stark versenkte sein, und so geht die teilweise Verdrängung des Kalks durch andere Karbonate auf eine Angrenzung an bedeutende Verwerfer zurück. In genannten Gebieten tritt auch die Zusammengehörigkeit der allerwärts die Grauwacken durchsetzenden Diabase und der Diabas- porphyritschiefer besser als anderswo hervor. Daß trotz der Häufigkeit von Diabasgängen in der Grauwacke keine postsilurischen Gesteine von solchen durchquert werden, be- stätigt ihr -silurisches Alter. 3 Die viel jüngeren Erzgänge der Kitzbühler Alpen können daher nicht, wie man glaubt, zu den Diabasen derselben in engerer Be- ziehung stehen. Das bestätigte sich einerseits wieder im Schwarzleo- tal: dort wurden weithin durchlaufende Diabase in nächster Nähe der Erzgänge durch im Gefolge der Sulfide auftretende Verbindungen metamorphosiert, und zwar in der Hauptsache enteisent — ein Vor- 1920 G. Geyer. 19 gang, der dort die Bildung des nur im und zunächst beim metamorphen (gelben) Diabas vorkommenden Spateisensteins zur Folge hatte. Die im letzten Kriegsjahr begonnene Detailaufnahme des Nöckel- berger Bergbaureviers im Schwarzleotal nahm heuer noch fast vier Monate in Anspruch und wurde im Dezember vollendet. Das Hauptergebnis derselben ist in Kürze das, daß ‘die Erze als an eine Ueberschiebungsfläche gebunden erkannt wurden und daß auch, nachdem der Verlauf der letzteren ziemlich genau festgestellt, ganz verläßliche Richtlinien für Neuaufschlüsse, die allein den alten Bau wieder in Blüte bringen können, gegeben sind. Zu den wegen Erzaımut aufgegebenen Bergbauen gehört der Nöckelberger nicht, denn es läßt sich zeigen, daß der für den früheren Stand der geologischen Kenntnisse schon mehr als überproblematische Verlauf des erzführenden Körpers — die Aufschiebungsfläche, be- ziehungsweise die sie umgebende erzführende Zertrümmerungszone ist durch drei Verwerfersysteme zerstückelt und durch solche sogar so aus ihrer alten Stellung gebracht, daß eine widersinnige statt recht- sinnige Lagerstätte vorzuliegen scheint, zur Auflassung dieser in vieler Hinsicht überaus lehrreichen Grube führte. Geologe Dr. Beck, dessen bisheriges Aufnahmsgebiet — die mährisch-schlesischen Beskiden — nunmehr Ausland geworden ist, erhielt durch den Aufnahmsplan das Kartenblatt Hüttenberg— Eberstein im nordöstlichen Kärnten zur Spezialaufnahme zugewiesen, wo er bereits während des Krieges im Dienste der Militärbergwerks- inspektion geologische Untersuchungen mit teilweiser Kartierung nächst Hüttenberg durchgeführt hatte. Mit Berufung auf den ständig ge- äußerten Wunsch der Bergbauindustrie nach tunlichster Förderung ihrer besonderen Interessen durch unsere Anstalt wandte sich Dr. Beck durch die liebenswürdige Vermittlung des Herrn Ministerial- rates Rotky an die Generaldirektion der österreichischen alpinen Montangesellschaft, in deren Terrain am Hüttenberger Erzberg als einem der volkswirtschaftlich wichtigsten des Kartenblattes er seine Tätigkeit beginnen wollte, mit dem Ersuchen um möglichste Unter- stützung seiner Arbeit sowohl dienstlich durch möglichste Freizügig- keit im Bergbauterrain und -betrieb sowie in der Benützung der Archive und Sammlungen, als auch persönlich, um ihm unter den . gegenwärtigen schwierigen Lebensverhältnissen überhaupt den Auf- enthalt zu ermöglichen. In der Tat hat der Hüttenberger Bergdirektor, Herr Ing. Ludwig Würtz, durch Vermittlung eines Quartieres und Aufnahme in die Lebensmittelversorgungsstelle der Gesellschaft in Heft Dr. Beck die Möglichkeit einer längeren Aufnahmstätigkeit in der Hüttenberger Gegend verschafft. Wegen der auch unter diesen begünstigten Umständen zu geringen Geldmittel konnten leider alle Touren ausschließlich nur über einen Tag ausgedehnt werden, so daß Nächtigungen an dritten Orten und Bahnfahrten gänzlich ausge- schaltet blieben. Diese Arbeitsweise ist selbstverständlich nicht gerade ökonomisch wegen des Zeitverlustes durch die vielfache Wiederholung derselben Wegstrecken und physisch anstrengender wegen der mit dem Fortschritt der Arbeit sich steigernden Entfernungen vom Aus- gangspunkt. Immerhin aber ist die Aufnahmstätigkeit durch das Ent- gr 90 N Verhandlungen. Nr.'1 gegenkommen der genannten Herren und der Generaldirektion der alpinen Montangesellschaft ermöglicht, beziehungsweise wesentlich er- leichtert worden, wofür die geologische Staatsanstalt hiermit ihrem besonderen Dank Ausdruck gibt. Dr. Beck begann seine Arbeit von Hüttenberg aus und konnte die geologische Spezialaufnahme des Erzbergrevieres mit Knappen- berg, Gossen, Heft, Löllinger Berg und Plankogel bis Semlach- Strauach, des Zosener Kogels von Hüttenberg bis St. Martin am Silberberg und des Bergrückens vom Waldkogel über Payerberg- Waitschach bis zur Grenze des Eocäns bei Guttaring-Schellenberg zum größten Teil fertigstellen. Die völlige Unklarheit der strati- graphischen Verhältnisse bot der Aufnahme die größten Schwierig- keiten. Ihre Aufhellung konnte nur mühsam und schrittweise erfolgen und wurde durch den äußerst verwickelten Gebirgsbau außerordent- lich erschwert. Es wurde als Hauptelemente des Gebirgsbaues die zutiefst - liegenden sogenannten Gneise des Saualpen-Zirbitzkogelrückens, die Schiefer- und Kalkzone des eigentlichen Hüttenberger Erzrevieres (Erzbergschichten) und die hangende Gruppe der Phyllite und Ton- schiefer in der Umrahmung des Krappfeldes unterschieden. Den Gegenstand der Untersuchung boten vor allem die Erzberg- schichten, die auch fast die ganze kartierte Fläche einnehmen. Es sind metamorphe Sedimente, vorläufig noch unsicheren Alters mit Einschaltungen verschiedener Eruptivgesteine. * Das kartierte Gebiet umfaßt den Plankogel mit Ausnahme der südlichsten Spitze unterhalb Semlach und eines Gehängestreifens bei Lölling, den Hüttenberger Erzberg mit Knappenberg und Gossen, das Mossintztal, den größten Teil des Zosener Kogels und des Bergzuges vom Waldkogel über Payerberg und Maria Waitschach bis Schellen- berg und Guttaring. Zahlreiche Exkursionen wurden in das Almgebiet des Hohenwart-Presenerkammes unternommen und gegen Westen die Erzbergschichten über Dobritsch und Kräuping bis Friesach verfolgt. Das tiefste Schichtglied bilden die Gneise des Saualpen-Zirbitz- kogelstockes mit eingelagerten, wenig mächtigen Marmorzügen, die stellenweise erzführend und durch eine Reihe von Schurfbauten auf- geschlossen sind. Ueber diesem mächtigen Komplex und mit ihm ver- faltet folgen Granatglimmerschiefer, in deren tiefsten Lagen sich die verschieden mächtigen Kalk- und Marmorzüge befinden, welche die Eisenerzlager und -stöcke des Hüttenberger Revieres enthalten. Diesem Schichtverband gehören auch Amphibolite mit Serpentinstöcken und Eklogite an, sowie die mächtigen, auf viele Kilometer zu verfolgenden Pegmatitlagergänge. Das Hangende der durch die Erzbergkalke und Granatglimmer- schiefer bezeichneten Schichtfolge bilden vorherrschend kieselige Ge- steine : Quarzglimmerschiefer, rötliche Quarzphyllite und mächtige reine Quarzite, die sich untereinander vertreten. Chloritische und graplhi- tische Einschaltungen sind ziemlich häufig, ebenso grünlichgraue Phyllite, die speziell in den höheren Lagen dieser Schichtgruppe ziem- lich mächtig werden. Schwache Marmorlagen kommen auch hier vor. 1920 G. Geyer 2] Im Südwesten wird die ganze Schichtfolge von weniger meta- morphen Gesteinen, Phylliten und Tonschiefern, scheinbar konkordant überlagert, welche die Umrahmung des aus permo-mesozoischen und tertiären Sedimenten bestehenden Senkungsgebietes des Krappfeldes bilden. Das Studium des Hüttenberger Erzvorkommens in der Grube selbst wurde einerseits wegen des für die Kartierung zumeist gün- stigen Wetters, anderseits weil zuerst eine Uebersicht der allgemeinen geologischen Verhältnisse, der Stratigraphie und Tektonik wünschens- wert erschien, noch hinausgeschoben und nur wenige Grubenbefahrungen unter Führung des Herrrn Bergverwalters Ing. Haberfellner aus- geführt. Dieser Teil der Untersuchungen bleibt der nächsten Aufnahms- zeit vorbehalten. Dagegen bildeten die Beobachtungen über die Erzführung der einzelnen Schichten und Zonen in den anderen Teilen des Gebietes, das ja fast durchwegs mit Freischürfen gedeckt ist, einen Haupt- bestandteil der Aufnahmstätigkeit. Sie wurden und werden natürlich noch weiter auf das genaueste durchgeführt und ermöglichen schon jetzt in vielen Fällen im Zusammenhang mit den theoretischen Er- gebnissen der stratigraphischen und tektonischen Studien wichtige Schlüsse für die Weiterentwicklung der Bergbautätigkeit. Ueber die Art der Kartierung selbst ist noch zu bemerken, daß in dem, nur teilweise gut aufgeschlossenen Gebiet um Hüttenberg und infolge der äußerst verwickelten stratigraphischen und tektonischen Verhältnisse, der ‚geringen Dimensionen vieler der auszuscheidenden Schichten die Originalsektionskopie 1:25.000 als Aufnahmsgrundlage nicht durchwegs genügt, so daß zu größeren Maßstäben teils durch Zuhilfenahme der Katasterpläne, teils durch vergrößerte Sektionskopien gegriffen werden muß. Am Erzberyg selbst wird voraussichtlich wegen der notwendigen Genauigkeit der Eintragung geodätische Hilfe öfter in Anspruch genommen werden müssen. Dr. Hermann Vetters war im Sommer 1919 infolge eines lang- wierigen Fußleidens verhindert, an den geologischen Aufnahmen teil- zunehmen. Auch nach eingetretener Besserung konnte er weder im Gebiete des Kartenblattes Baden— Neulengbach noch der Karten- blätter Oberhollabrunn und Mistelbach eine längere Aufnahms- tätigkeit entfalten, da im Laufe des Jahres in beiden Gegenden die Lebensverhältnisse sich so verteuert hatten, daß auch mit den neu festgesetzten Pauschaldiäten von K 35.— im Tag kaum zur Hälfte das Auslangen zu finden war. Er mußte somit nach einigen Aufnahms- tagen bei Laa a. d. Th. und bei Mödling die Aufnahmen gänzlich abbrechen. Dagegen konnte er gelegentlich eines für den niederöster- reichischen Landesrat durchgeführten Kohlengutachtes in einem Teil des Kartenblattes Ybbs (Zone 13, Kol. XII) eine genaue Anfnahme der Tertiärablagerungen durchführen. Es ist das der Teil des Amstettener Berglandes, welcher im Norden und Osten an die von Prof. S Abel im Jahre 1904 aufgenommene Umgebung von Viehdorf anstößt. v2 Verhandlungen. Nr. 1 Dabei wurde nachgewiesen, daß die tertiären Ablagerungen auf diesen randlichen Teilen des böhmischen Massivs weit größere Ver- breitung besitzen, als die alte Karte darstellt. Eine große Tertiärmulde befindet sich unmittelbar nördlich von Blindenmarkt zwischen dem Kienberg, Steinberg und Obernberg; eine zweite durch die Erosion der Bäche bereits stark wieder ausgeräumte Tertiärmulde nördlich davon im Gebiete der Gemeinde Klein-Wolfstein. Bei Unterholz reicht das Tertiär bis über die Wasserscheide ins Gebiet des Willersbaches hinüber. Außerdem wurde die genaue Begrenzung des Tertiärs im oberen Seisenegger Tale und im südlichen Teile der Gemeinden Windpassing und Kollmitzberg durchgeführt. Melker Sand wurde nur in örtlich begrenzten Vorkommen (Thaling, Unterholz usw.) gefunden, die Haupt- masse bilden graue fette Tone und teils helle, teils schwärzliche und kohlige Schliermergel. Das gegenseitige Lagerungsverhältnis zwischen Ton und Melker Sand ist verschieden. Kohlenvorkommen treten beim Weidenbauer (Gem. Kollmitzberg), im oberen Seisenegger Tale (Gem. Windpassing) und bei Unterholz auf. Kohlige Ausbisse sind noch an mehreren Stellen zu finden. Alter Bergbau bestand an den beiden erst- genannten Oertlichkeiten, von denen aber nur der Kollmitzberger in geologischen Schriften unter den Namen Viehdorfer Braunkohlenberg- bau erwähnt ist. Für das Alter der Tertiärablagerungen wurden wenig neue An- haltspunkte gewonnen. Die Fossilbank mit Cerithium margaritaceum Brocc. wurde durch den neuen Kollmitzberger Stollen oberhalb des hangenden Kohlenflözes wieder aufgeschlossen. Auch ließen sich an mehreren Stellen im Schlier jene großen septarienartigen Konkre- tionen nachweisen, (Ziegelei bei Prasdorf, Perasdorfer Graben, südlich vom Weidenbauer), welche seinerzeit OÖ. Abel vom Taborberge bei Ybbs beschrieb und als Analogon zu den Septarien der Niemtschitzer Schichten ansah. Es scheinen auch hier die tieferen Ablagerungen über dem Grundgebirge noch oligocänen Alters zu sein. Von den quartären Ablagerungen wurden die älteren Decken- schotterreste im Gebiete von Blindenmarkt weiter verfolgt. Löß ist nur in geringer Verbreitung zu finden, auch die große von O. Abel bei Viehdorf eingezeichnete Lößdecke ist zum überwiegenden Teil Verwitterungslehm des tonigen Tertiärs. Dem kristallinen Grundgebirge konnte nur geringere Zeit ge- widmet werden. Den ganzen westlichen Teil bildet Granit, oft porphyrisch entwickelt mit großen Orthoklas-Zwillingen nach dem Karlsbader Ge- “ setz. Oestlich einer dem oberen Lauf des Weitgrabenbaches bis Haag folgenden und von da mehr NO ziebenden Linie ist vorwiegend mürber dünnschieferiger, glimmerschieferartiger Gneis entwickelt, welcher allgemein NS streicht und überwiegend steiles Ostfallen besitzt. Sektionsgeologe Dr. Gustav Götzinger schritt zunächst an die geologische Aufnahme der Flyschzone auf dem Blatte Baden—Neu- lengbach (Zone 13, Kol. XIV) in Anlehnung an seinerzeitige geo- logische und morphologische Studien dieses Gebietes. Zunächst wurden einige Begehungen im Bereiche des Tiergartens südlich vom Wiental vorgenommen, dann einige Querprofile durch die nördliche Flyschzone 1920 G. Geyer, »3 bis zum Außenrand bis Neulengbach und Rappoltenkirchen gelegt und am Außenrand mit Detailkartierungen begonnen. Soweit die Verarbeitung des Materiales bisher gediehen ist, seien von neuen Ergebnissen folgende erwähnt. So zunächst die Auffindung einer neuen, auf der Karte von Stur nicht eingezeichneten Hornsteinkalkklippe im Tier- garten südlich von der Teichwiese, ferner einer schwarzen Hornstein- führenden Klippe im Walde des Hinteren Sattelberges südlich von Preßbaum und einer höchstwahrscheinlich in der Streichungsfortsetzung im oberen Brenntenmais bei Preßbaum. befindlichen Hornsteinkalk- klippe, welche Götzinger dem ihn im Terrain inspizierenden Herrn Regierungsrat Geyer zeigen konnte und welche von letzterem als sicheres Tithon-Neokom agnosziert wurde. Im Streichen dieser Auf- bruchs- oder Störungszone liegt auch im Unteren Fellinggraben im Gebiet des Eocäns ein Aufbruch von Gesteinen, welche zumindest als ÖOberkreide, wenn nicht als Unterkreide anzusprechen sind. Im Bereiche der eocänen bunten Schiefer und Sandsteine Jägers wurde die Gesteinsvergesellschaftung an mehreren Orten studiert und u. a. wurden bemerkenswerte Anomalien der Streichungs- richtungen im Gebiet der Drei Berge bei Hochrotherd festgestellt. Ferner zeigte es sich, daß der Aufbruch von Oberkreide bei Unter- Kniewald eine größere Ausdehnung hat als bei Stur oder auf der neuesten Aufnahme Jägers angegeben ist; auch am Kamm zwischen Erlbart und Pelzleiten liegt offenbar ein Aufbruch von Oberkreide vor. Im Bereich der Greifensteiner Sandsteinzone zwischen Rekawinkel und Kronstein mutmaßt Götzinger gleichfalls einen Aufbruch von Oberkreide. Ferner wurden am Nordabhang des Frauenberges südlich von Rappoltenkirchen Hornsteinkalke, offenbar Neokom, nachgewiesen ; ferner Jurahornsteinkalk und graue Schiefer (Herr Reg.-Rat Geyer, der diese Stätte mit Götzinger besuchte, hält sie nach petro- graphischen Analogien eher für Jura als für Tithon) im Kogelsbach- tal zwischen Kronstein und Kogel. Im Schönbachgraben am Nord- abfall des Eichberges liegt gleichfalls ein Aufbruch von Unterkreide vor (rote Schiefertone, weiße Kalk- und Hornsteinkalke). - Im Anschluß an die von Prof. Abel 1903 erwähnten exotischen Granitblockfunde zwischen Kronstein und Ort Penzing gelangten durch Dr. Götzinger auch nordöstlich von Penzing mehrere exotische Granitblöcke zur Beobachtung; desgleichen sind neu die Funde von solchen am Westabfall des Hohenwartberges, ebenso östlich von Epping und an mehreren Stellen um Kreith; ein exotischer Gneis- block wurde am linken Talgehänge des Elsbaches südöstlich von Elsbach beobachtet. Im Bereich des Zuges des Buchbergkonglomerats erscheint Dr. Götzinger die Einschaltung von schlierartigen Tonschieferlagen als Zwischenmittel in dem Buchbergkonglomerat im unteren Statz- graben beachtenswert. In diesem Konglomerat, das offenbar in ein seichtes Meer geschüttet wurde, konstatiertte Götzinger. einen ringsum gerundeten und überall von Bohrmuscheln angebohrten Do- lomitblock, was also entwicklungsgeschichtlich von Interesse ist. Im Profil Hohenwart-Eichbügel wurde zwischen dem Buchbergkonglomerat 24 Verhandlungen. Nr. 1 eine Einschaltung von schlierartigem Schiefer wahrgenommen. Neu ist der Nachweis der weißen Melkersande (die auch bei Starzing studiert wurden) zwischen Rappoltenkirchen und Epping und im nördlichen Teil des Walchenwaldes nördlich vom Ort Kraking sowie bei Almers- berg, südlich von Buchberg. Nördlich von Kreith brechen aus dem Buchbergkonglomerat Sandsteine auf, deren stratigraphische Position jedoch noch zu klären ist; sie erscheinen auch bei den Hengewiesen südlich vom Hohenwartberg. Schließlich wurden genauer die Umgebungen um die alten Kohlenbergbaue von Starzing und Hagenau studiert und alte Daten über letztere gesammelt. Bei den darauf einsetzenden geologischen Aufnahmen Dr. Götzingers im Inn- und Hausruckkreis in Oberösterreich standen diesmal fast durchaus praktisch - geologische Fragen über Kohlen, Torf- und Tonlager im Vordergrund, weshalb Dr. Götzinger über den Bereich der ihm bisher zur Kartierung zuge- wiesenen Blätter Salzburg und Mattighofen auch auf die Blätter Ried— Vöcklabruck (Zone 135, Kol. IX) und Tittmoning (Zone 13, Kol. VII) überzugreifen hatte. Mehrere neue Kohlenfunde wurden im Gebiet der SW-Sektion des Blattes Mattighofen gemacht. Auch die Kohlenvorkommen am Süd- und Westrand des Kobernauserwaldes wurden dem Studium unterzogen. Lignitfindlinge im Ton konstatierte er an verschiedenen Stellen im westlichen Innkreis, so im Moosachtal und zwischen Wilds- hut und Ostermiething, südöstlich von Wildshut, ferner im Steinbach- graben westlich von Ostermiething. Größere Lignitfindlinge kamen aber auch im Schotter zur Beobachtung, so bei Wildshut, im Moosachtal. Eingehender wurde das Kohlengebiet von Wildshut a. d. Salzach studiert und hier zum Beispiel auch bei Reith anstehende Kohle wahrgenommen, ferner der neueröffnete Kohlenbergbau von Radegund, von wo aus eine weitere Verbreitung des Flözes nachgewiesen werden konnte. Nach den geologischen Studien über die Lagerungsverhältnisse der Kohle müssen größere Gebiete des Innviertels als Kohlenhoffnungsgebiete bezeichnet werden. Mächtigere Tonlager, welche industrielle Verwertung gestatten dürften, wurden im Gebiet zwischen Moosach .und Ostermiething wiederholt angetroffen. Bemerkt sei, daß die Tone im Moosachgraben westlich von Oelling, welche Fugger als Tertiär angibt, diluviale Bändertone und Moränen sind wegen der darin vorkommenden ge- kritzten Geschiebe. Bemerkenswert ist das Vorkommen von Ton unter Torflagern, wie nunmehr an einigen Stellen nachgewiesen werden kann, so zum Beispiel beim Ibmer- und Bürmoos. Neben den praktischen Fragen wurde die geologische Aufnahme besonders im Giazialdiluvium weiter gefördert. In der näheren und weiteren Umgebung von Wildshut erscheinen Schichtung aufweisende -Drumlins, welehe fast durchaus aus Quarz und Kristallin-Material bestehen, so daß der Gedanke an umgelagerte Tertiärschotter nahe. liegt. An einigen Lokalitäten von Altmoränen zum Beispiel südöstlich von Schneegattern wurden tiefere geologische Orgeln beobachtet, wo- durch ein höheres Alter dieser Moränen gegenüber Jungmoränen un- 1920 G. Geyer. 95 zweifelhaft nachzuweisen ist. Im Bereich der Jungmoränen konnten neuerdings an mehreren Orten, zum Beispiel südöstlich Autmannsdorf, größere erratische Blöcke gefunden werden. 10 m über dem Ibmer- moos ist eine deutliche alte Seeterrasse des früheren Ibmer-Sees fest- stellbar. IIlerr Dr. Bruno Sander war erst in der zweiten Hälfte Jänner aus der Internierung in Kleinasien zurückgekehrt, wo eine zweijährige Tätigkeit als Lagerstättenbegutachter für das österreichische Kriegs- ministerium (Bulgarien) und den Credit Ottoman (Türkei) ihren Ab- schluß gefunden hatte. Dem Aufnahmsplan entsprechend, begann der Genannte im Juli mit den Aufnahmen auf Blatt Matrei und verwendete hierfür auch Teile des August, September und Oktober. Die vorbehaltlich ent- sprechender politischer Lage angeordnete Fertigstellung von Blatt Sterzing—Franzensfeste konnte angesichts der über den Brenner ver- laufenden Grenze nicht in Angriff genommen werden. Durch diesen Grenzverlauf und durch teilweise unüberwindliche Verpflegsschwierig- keiten war auch auf Blatt Matrei noch die Bewegungsfreiheit vielfach eingeschränkt. Dementsprechend bewegten sich die Aufnahmen haupt- sächlich auf der NW Sektion des Blattes und befaßten sich u. a. mit der Lagerung hochkristalliner Glimmerschiefer und Amphibolite über dem Quarzphyllit des Patscherkofl—Glungezer-Kammes. Diese Lage- rung wird damit in Zusammenhang gebracht, daß der ganze umgefaltete Quarzphyllit dieser Sektion als eine eminent tektonische Fazies an und für sich schon ein sicheres Zeichen zu größten Bewegungen summierbarer Teilbewegungen im Kleingefüge ist. Der für den Spätberbst in Aussicht genommene Beginn der Aufnahmen auf Blatt Murau in Steiermark unterblieb angesichts des abnormal frühen Winters. Sektionsgeologe Dr. E. Spengler verwendete die Zeit vom 29. Mai bis 21. Juni sowie den August, September und die ersten Tage des Oktober zur Fortführung der im Vorjahre begonnenen Neuauf- nahme des Spezialkartenblattes Eisenerz, Wildalpe und Aflenz (Zone 15, Kol. XM). ' Da im Juni die Schneeverhältnisse die Kartierung des höheren Teiles des Gebirges noch nicht zuließen, wurde der größte Teil der Zeit zur Aufnahme der Grauwackenzone zwischen Thörl und Turnau sowie des schlecht aufgeschlossenen Aflenzer Tertiär- beekens verwendet, außerdem aber bereits Aufnahmstouren in dem der Kalkzone angehörigen Hochangergebiete und Vergleichstouren in der bereits auf Blatt Mürzzuschlag gelegenen Rauschkogelgruppe unternommen. In der zweiten Aufnahmsperiode wurden zunächst von Thörl und Etmißl aus die Neuaufnahmen des zum Flußgebiete der Stübming gehörigen Teiles der Grauwackenzone vollendet und einige Vergleichs- touren in der Gegend von Veitsch, Neuberg und Mürzzuschlag ange- schlossen. Der restliche Teil des Sommers wurde dann der Kartierung des zum St. Ilgner und Seewiesener Tal entwässerten Teiles der Kalkzone sowie eines Teiles des eigentlichen Hochschwabplateaus gewidmet. ae Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 1. 4 96 Verhandlungen. Nr. 1 Die Grauwackenzone wird in dem begangenen Gebiete in erster Linie durch das 13 km lange, zwischen dem Kulmspitz (1483 m) westlich vom Floning und Turnau gelegene Stück des Karbonzuges Trofajach— Semmering gebildet. Während an dem karbonen Alter der Graphitschiefer dieses Zuges nicht gezweifelt werden kann, ist es möglich, daß die in Begleitung der Graphitschiefer auftretenden Kalke, Dolomite und Quarzite wegen ihrer auffallenden petrographischen und tektonischen Beziehungen zum Semmering-Mesozoikum gestellt werden dürfen. In tektonischer Hinsicht zeigt sich der Bau dieser Zone gänzlich unabhängig von demjenigen der benachbarten Kalk- alpen. Es ist eine im allgemeinen steil stehende, intensiv geschuppte Zone von Quarziten, Kalken und Dolomiten, Graphitschiefern und Silbersberggrauwacken. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß dieser Zug von Grauwackengesteinen im Stübmingtale zwischen Wappensteinhammer und Hinterberg auf einer Strecke von 1!/, km durch altkristalline Gesteine unterbrochen erscheint — während westlich der Unterbrechung die Quarzite und Kalke dieses Zuges den altkristallinen Gesteinen des Zuges Floning-Zebereralpe aufliegen, tauchen dieselben Gesteine östlich der Unterbrechung, bei Hinterberg fensterartig unter den kristallinen Schiefern hervor. An nutzbaren Mineralien führt dieses Stück Grauwackenzone außer dem bekannten Graphit bei Palbersdorf nur geringmächtige Eisenerze und etwas Gips. hingegen keinen Magnesit. Ueber dem Karbonzuge folgen dann — besonders im Gebiete von Etmisslı — mächtige Phyllite und Silbersberggrauwacken, über diesen die Platte des Blasseneck - Porphyroides, darüber endlich die stellenweise (besonders bei St. Ilgen) mit verrucanoartigen Konglomeraten beginnenden Werfener Schiefer. Im Ilgner Tale sind Porphyroid und Werfener Schiefer durch mit Phylliten in Verbindung stehende Silur-Devonkalke getrennt. Eine genauere Darstellung der Aufnahmsergebnisse in der Grau- wackenzone ist einem späteren Hefte des Jahrbuches vorbehalten. Im Gebiete der Kalkzone konnte Spengler den bereits im Jahresbericht für 1918 beschriebenen, ganz allmählichen Ueber- gang aus der Aflenzer in die hochalpine Fazies in ganz paralleler Weise auch im Hochangergebiete beobachten. Gegen Westen reicht das Aflenzer Faziesgebiet nur bis zum Ilgner Tal — das IIgner Hocheck zeigt bereits hochalpine Fazies. Eine genauere Darstellung des Faziesüberganges und der Tektonik des Aflenzer Triasgebietes wird im Jahrbuche der Geologischen Staatsanstalt folgen. Das bedeutungsvollste Ergebnis der Aufnahmen am Hochschwab- plateau ist die Auffindung eines Zuges von Carditaschichten, der es ermöglicht, die bisher als Vertretung des Dachsteinkalkes. aufgefaßten Riffkalke des Hochschwabs in einen tieferen, dem Wettersteinkalke entsprechenden, und einen höheren, als Dachsteinriffkalk zu bezeichnenden Teil zu gliedern. Ferner wurde die Antiklinale Eisenerz —Seeberg in ihrer östlichen Hälfte zwischen Joser Tal und Seeberg studiert und an deren Nord- seite schuppenförmige Wiederholungen der Schichtfolge festgestellt. 1920 G. Geyer. 97 Auch über diese Aufnahmsergebnisse im hochalpinen Fazies- gebiete des Hochschwabs wird demnächst eine Mitteilung in den „Verhandlungen“ erscheinen. Unser externer Mitarbeiter Univ.-Prof. Dr. Othenio Abel hat im Bereiche der SO- und SW-Sektion des Kartenblattes Salzburg (Zone 14, Kol. VIII) sowie in der SW-Sektion des Blattes Gmunden und Schafberg (Zone 14, Kol. IX) die letzten zum Abschlusse der Kartierung der Glazialbildungen und der Flyschzone notwendigen Be- gehungen durchgeführt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Fest- stellung des Alters der Salzburger Nagelfluh und der äquivalenten Konglomerate im NO von Salzburg zwischen Pöllham und Hallwang gelegt, die sich nunmehr sicher als interglaziale Schotter und Konglomerate erwiesen haben, die einem aus dem Wallersee nach SW ziehenden Ablaufe ihre Entstehung verdanken. Der Ausdehnung der Torflager im Bereiche der genannten Blätter wurde gleichfalls Aufmerksamkeit geschenkt, ebenso wie der Frage nach den Schwan- kungen im Vorstoße des Würmgletschers, wofür neue wichtige Tat- sachen beobachtet werden konnten. Reisen und Unte:suchungen in besonderer Mission. Bei den speziellen Reisen und Untersuchungen, welche von seiten unserer Geologen im Auftrage des Staates, der Länder oder auch Privater zu dem Zwecke unternommen wurden, um für wirtschaftliche Aufgaben die wissenschaftliche Grundlage festzustellen, trat — wie während der Kriegsjahre — das Bestreben zutage, gewisse uns ‚durch die politischen Verhältnisse entrückte Rohmaterialien innerhalb des eingeengten Gebietes nachzuweisen. Nur insofern spiegelten diese sehr verschiedengestaltigen Aufgaben die neuen Verhältnisse wieder, als jene Einengung sich. nunmehr mit den neuen Staatsgrenzen weiter verschoben hat. Viele uns schon längst bekannte Vorkommnisse mußten eingehender abgegrenzt und untersucht werden, da sie erst unter den geänderten Verhältnissen abbauwürdig geworden sind. Wenn es sich um den Ausbau der Wasserkräfte handelte, be- trafen diese Untersuchungen zumeist solche Projekte, welche dem- nächst in Angriff genommen werden sollen und bezüglich deren die wasserrechtliche Kommissionierung durchzuführen war. Der Berichterstatter selbst hatte ein Gutachten über die Bau- würdigkeit von steinölführenden Mergeln in der Gegend von Hallein abzugeben. Es handelte sich dabei teils um hochwertige, aber nur in untergeordneten Linsen auftretende, teils um bitumenarme, aber mächtigere Einlagerungen im Plattenkalk des Hauptdolomites, aus welchen die bekannte triadische Fischfauna vom Wiestal stammt. 'Anderseits betrafen die Untersuchungen bituminöse Mergel in den Sandsteinen der Roßfeldschichten am Gutratsberg bei Hallein. Im Interesse derselben Gesellschaft hatte Referent später auch die hochbituminösen Stinkkalke der Häringer Schichten zu begutachten, welche im Weißachtal bei Kufstein im Hauptdolomitterrain eingebettet sind und schließlich noch bituminöse Mergel des oberen Lias auf der 4* 98 Verhand!ungen. Nr. 1 Oberißalpe im Baechental nordwestlich vom Achensee zu untersuchen. Es ergab sich also aus diesen Untersuchungen, daß bituminöse Mergel in sehr verschiedenen Niveaus des alpinen Schichtgebäudes vertreten sind. Weiters hatte der Berichterstatter ein geologisches Gutachten über die Anlage der projektierten Wasserkraftwerke im Ybbstal bei Lunz, Kogelsbach und Opponitz abzugeben und nalım später auch als Sachverständiger an der im Dezember abgehaltenen wasserrechtlichen Lokalkommission teil. Ferner fand derselbe Gelegenheit, ein ausgedehnteres Lager von reinem grobem Quarzsand aus der miocänen Stufe der Melker Sande bei St. Georgen a. Gusen in Oberösterreich zu untersuchen. Anläßlich einer bei Gaflenz nächst Weyer zu Sondierungszwecken niedergebrachten Bohrung auf Lunzer Kohle vermochte Referent an- nähernd die Tiefe zu schätzen, in welcher dann tatsächlich das Kohlenflöz erbohrt worden ist. Im Anschluß an diese Expertise wurden noch die alten Einbaue auf Grestener Kohle im Pechgraben bei Großraming besichtigt, um mit Rücksicht auf die neue Kartierung dortselbst einen Schluß auf die Aussichten künftiger Aufschließungs- arbeiten ziehen zu können. Chefgeologe Bergrat Fritz Kerner untersuchte ein in der Tribulaungruppe gelegenes Pyritvorkommen und setzte seine Spezial- studien über die Zusammenhänge zwischen Struktur und Thermik der Gebirgsquellen fort. Sie wurden heuer auf das kristalline Gebiet der Stubaier Alpen ausgedehnt, wobei sich insbesondere in der Zone der Kare und Moränen des Daunstadiums eine große Mannigfaltigkeit der Befunde ergab. Dr. W. Hammer beteiligte sich im Sommer 1919 an der von Dr. Sander für ein Wiener Konsortium geführten Untersuchung bituminöser Gesteine in Nordtirol durch Begutachtung der Vor- kommen bei Reutte, Obsteig und Seefeld—Leiblfing. Für das Stadtbauamt der Stadt Hall in Tirol erstattete er ein Gutachten über die Umlegung der Wasserkraftanlage im Voldertal. Vom Kreisgericht in Leoben wurde er als Sachverständiger in einem Rechtsstreit betreffend das Magnesitvorkommen von Breitenau in Steiermark herangezogen. Für das Projekt einer Wasserkraftanlage Kamp—Krems— Donau gab derselbe ein generelles Gutachten über die geologische Position der geplanten Anlage ab. Dr. Waagen hatte einen alten Bleibergbau bei Türnitz zu be- gutachten und ein Urteil über die Aussichten von Schürfungen auf Kohle in der Gegend von Fürstenfeld abzugeben, ebenso wie über das Nordende der Grünbacher Kohlenmulde. Auch nach Klamm bei Grein wurde er in Angelegenheit einer Wasserversorgung berufen. Chefgeologe Dr. Ampferer erstattete im Verlaufe dieses Jahres eine Reihe von geologischen Gutachten für die Anlage von elektrischen Kraftwerken, die sämtlich auf eigene Feldaufnahmen begründet und mit entsprechenden Karten und Profilen ausgerüstet waren. Es handelte sich dabei um Projekte in der Gegend des Helenen- tales bei Baden, am Wörther- und Millstättersee, der Ennstalstreke 1920 G. Geyer. 29 zwischen Admont und Altenmarkt, des Spuller- und Formarinsees und bei Mallnitz. Bei der Aufnahme und Ausarbeitung der Gutachten über den Wörthersee und die Ennstalstufen war Herr Dr. J. Stiny mitbeteiligt. Im Vereine mit Dr. W.Hammer und Dr. B. Sander wurden eine Reihe von Lagerstätten bituminöser Gesteine in den Lechtaler- alpen und im Unterinntal untersucht und begutachtet. Mit Prof. Dr. W. Petrasceheck wurde auf Grund gemeinsamer Befahrungen und neuer Feldaufnahmen ein Gutachten für die Wahl neuer Bohrstellen zur weiteren Erschließung von Kohlenfeldern bei Häring: abgegeben. Den Abschluß der praktischen Tätigkeit bildete eine Unter- suchung der gröberen Komponenten der Innschotter bei Kufstein in bezug auf ihre Herkunft. Geologe Dr. Beck wurde über Ansuchen der Bauabteilung der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten von der Direktion zur Untersuchung und Begutachtung eines Schottersteinbruches bei Kemmelbach ent- sendet. Der Steinbruch liegt im Granulit, welcher von großen, saiger stehenden, parallelen Porphyritgängen durchsetzt ist. Das Gutachten bezog sich auf das Gesteinsmaterial, Schätzung der verfügbaren Mengen und Vorschläge bezüglich des Ausbaues des Steinbruches und Art des Betriebes. Dr. Hermann Vetters wurde im vergangenen Jahre mehrfach teils von privater Seite, teils seitens des niederösterreichischen Landes- rates und des Montanärars als geologischer Berater herangezogen. So besuchte er wiederholt die Erdölbohrungen in der Gemeinde Ratischkowitz bei Göding in Mähren. Da über diese Bohrungen in der Tagespresse vielfach Nachrichten erschienen sind, soll das wesent- lichste darüber hier mitgeteilt werden. In 55'1 m Tiefe wurde nach mehrfachen Gas- und Oelspuren ein helles, benzinreiches Erdöl erbkohrt, welches vom Egbeller Oel verschieden ist und eher dem Oel des Vlarapasses ähnlich ist. Das Alter des bisher nur angeritzten ölführenden harten Sandsteins, der jedenfalls beträchtlich tiefer als die sarmatischen Schichten liegt, konnte noch nicht sicher bestimmt werden. Eingetretene technische Schwierigkeiten verhinderten das Weiterbohren und den’ Nachweis der Ergiebigkeit. Außerdem wurde aber in einer der seichten Studienbohrungen bei 104 m größere Spuren eines braunen, dickflüssigen Oels nach- gewiesen, welche die Vorläufer des Egbeller Oelhorizontes sein dürften. Sie treten in sarmatischen Schichten auf. Ferner gab er über privaten Auftrag Gutachten über die Mög- lichkeit von Erdölvorkommen im niederösterreichischen Marchfelde und am Rande der. alpinen Flyschzone ab. Für dat Montanverkaufsamt erstattete Dr. Vetters ein Gut- achten über mögliche Braunkohlenvorkommen im Wiener Becken bei Günselsdorf und Tattendorf und ähnliche Gutachten über die Gegend von Leobersdorf, Guntramsdorf, Stammersdorf und Alt-Ruggersdorf für Private ab, Br) - Verhandlungen. Nr Schließlich studierte Dr. Vetters über Auftrag des nieder- österreichischen Landesrates im Herbst dieses Jahres eingehend das Braunkohlengebiet bei Amstetten und Blindenmarkt, welches trotz der mäßigen Qualität und der geringen Ausdehnung und Mächtigkeit der bisher nachgewiesenen Flöze doch unter den heutigen Verhält- nissen einen lohnenden Abbau verspricht und ausgedehnte Schurf- arbeiten angezeigt erscheinen läßt. Außer Fortsetzung der bestehenden bergmännischen Aufschlußarbeiten wurde daher auch eine größere Anzahl von Bohrungen vorgeschlagen. Dr. Gustav Götzinger hatte zunächst am Lunzer Obersee ein Gutachten über die Standfestigkeit einer Staumauer für eine projek- tierte Wasserkraftanlage zu erstatten, ferner über eine Talsperre im Oistal und hatte an der Kommission in der Angelegenheit der Ybbs- tal-Wasserkraftanlage teilzunehmen, wobei er speziell als Sachver- ständiger über die Gegend des von ihm seinerzeit erforschten Lunzer Sees fungierte und den Projektanten Ratschläge über die Folgen der beabsichtigten Aenderung der Wasserstands- und Einflußverhältnisse gab. Ferner bot sich ihm die Gelegenheit, die neu eröffneten Berg- baue in Lunz unter Führung des Herrn Berghauptmanns Ing. Heißler und Herrn Regierungsrates G. Geyer zu besichtigen. hr Im oberösterreichischen Kohlengebiet hatte Götzinger mannig- » fache Ratschläge zu erteilen wegen Angabe von Bohrpunkten auf Kohle am Südrand des Kobernauserwaldes, wegen Kohlen in der Gegend von Munderfing, Höring und Riendsperg, ferner in der Umge- bung des Ibmer Moores. Derselbe Geologe wurde von seiten der Bezirkshauptmannschaft Braunau am Inn um eine zusammenfassende Darlegung über Kohlen- und Torfvorkommnisse im Innviertel ersucht. Auch Privaten hatte er Angaben zu machen über Torflager daselbst und wegen Vorkommens von Brandschiefern am Tannberg nördlich vom Wallersee. Im Anschluß an die seinerzeitigen Studien im Dürrensteingebiet konnte Dr. Götzinger im vergangenen Sommer auch in der Süd- wand des Dürrensteins massenhafte Ansammlungen von Augensteinen beobachten, was bisher nicht bekannt war, und ergänzende glazial- geologische Beobachtungen im Gebiet anstellen. Teile des August, September, Oktober und November widmete Dr. Sander einer von ihm angeregten geologisch- chemischen Unter- suchung sämtlicher Tiroler Vorkommen bituminöser Gesteine hinsicht- lich ihrer Industrialisierbarkeit. Diese Untersuchungen wurden für ein Studienkonsortium unter Mitwirkung der Herren Bergräte Dr. Otto Ampferer und Dr. Wilhelm Hammer als geologischer Mitarbeiter ünd Herrn Dr. Strohschneiders als Chemikers zu einem gewissen vorläufig in den betreffenden Exposes dargestellten Abschlusse ge- bracht und umfassen die triadischen Vorkommen vom Seefelder Typus (Gebiete von Seefeld, Imst, Obsteig, Fernpaß, Reutte, Achensee, Kramsach) das den bunten Lias von Baechental begleitende Vorkommen und die tertiären Vorkommen des Häringer Beckens. Das wirtschaft-. liche Ergebnis der Ueberprüfung war die Ablehnung einer großen Anzahl irreführender, mit unwahren Angaben ausgestatteter Offerte 1950 (&. Geyer. at und anderseits der Hinweis auf die Industrialisierbarkeit einiger Vor- kommen in größerem Maßstabe. Dr. Spengler hatte im Auftrage der Forstdirektion Gmunden ein Gutachten über die Ausdehnung der Gletscherkreideablagerungen im Öffenseetale bei Ebensee und im Gosautale sowie über das Vor- kommen von Marmor, Schleifstein und Gips bei Gosau zu erstatten. Ferner untersuchte er in privatem Auftrage ein Kalk- und Sand- vorkommen bei Pöls in Obersteiermark. Reisestipendien und Stiftungen zu Studienzwecken. Aus der Dr. Urban Schloenbach-Reisestiftung wurde in diesem Jahre kein Stipendium verliehen, so daß dieser Fonds wieder einen Zuwachs durch unverbrauchte Zinsen erfuhr. Am 16. Juni 1919 erfolgte in Nr. 7 unserer Verhandlungen die erste Ausschreibung von geologischen, paläontologischen und petrographischen Fragen für die Robert-Jaeger-Preisstiftung. Trotz der gewiß höchst ungünstigen Zeitlage und der ungeheuren Geldentwertung haben sich 5 Bewerber zur Bearbeitung dieser Fragestellungen gemeldet, deren vorgelegte Arbeitspläne vom: Verwaltungsausschuß als zweck- mäßig und zur Bewerbung geeignet befunden wurden. Natürlich werden unter den jetzigen Bedingungen die gefor- derten Feldaufnahmen sehr zurücktreten müssen. Der von Herrn Bergrat Dr. Otto Ampferer zur Erinnerung an den verstorbenen Bergrat Dr. F. Teller gegründete Friedrich Teller-Studienfonds hat im Frühjahr 1919 die angestrebte Höhe von 20.000 K überschritten. Die Statuten befinden sich derzeit bei der Behörde zur Genehmigung und werden voraussichtlich in nalıer Zeit veröffentlicht werden können. Damit wird auch dieser durch den Krieg solange verzögerte Fonds endlich seiner Bestimmung zugeführt werden. Arbeiten im chemischen Laboratorium. Die Arbeiten im chemischen Laboratorium bestanden wie in früheren Jahren in der Untersuchung von Kohlen, Erzen, Gesteinen etc., welche von Behörden, Privatgesellschaften und einzelnen Privatpersonen aus praktischen Gründen eingesendet wurden. Die für solche Parteien im verflossenen Jahre untersuchten Proben betrugen 109 und rührten von 55 Einsendern her, wobei in allen Fällen die entsprechende amtliche Untersuchungsgebühr eingehoben wurde. Diesmal bestanden die zur Untersuchung gelangten Proben aus: 13 Kohlen, von welchen Elementaranalysen durchgeführt wurden, 2 Graphiten, 31 Erzen, 3 Dolomiten, 2 Magnesiten, I Mergel, 4 Gipsen, 4 Tonen, 1 Sand, 3 Quarziten, 9 verschiedenen anderen Gesteinen, 24 Metallen und Legierungen, 1 Rohpetroleum, 2 Schlacken und 4 verschiedenen anderen Materialien. | | 39 Verhandlungen. Nr. 1 Wie die obigen Zahlen dartun, ist die Inanspruchnahme unseres chemischen Laboratoriums für praktische Zwecke im verflossenen Jahre ziemlich stark zurückgegangen, nachdem sie allerdings während der Kriegsjahre in einem solchen Maße gestiegen war, daß der überaus starke Einlauf von unserem kleinen Laboratoriumspersonal auf die Dauer nicht mehr hätte bewältigt werden können. Dieser Rückgang an Einsendungen hat seine Gründe einerseits in der Einstellung der Kriegsmaterialbeschaffung, anderseits in den durch die Kohlennot und dergleichen bedingten Hemmungen der In- dustrie und des Handels und nicht zuletzt durch den infolge der Un- klarheit der wirtschaftlichen Lage stark eingeschränkten Unterneh- mungsgeist, Hier möge auch noch darauf hingewiesen werden, daß in der nächsten Zeit über die in den Jahren 1913—1918 in unserem chemi- schen Laboratorium für praktische Zwecke durchgeführten Unter- suchungen eine Zusammenstellung in dem Jahrbuche unserer Anstalt erscheinen wird. Außer diesen Untersuchungen für praktische Zwecke wurden auch heuer wieder verschiedene Untersuchungen aus speziell wissen- schaftlichen Rücksichten vorgenommen. Auch die Zahl dieser Arbeiten wurde teilweise von den in diesem Jahre eingetretenen Verhältnissen beeinflußt. Der Umstand, daß das geologische Personal der Anstalt teils schon durch Kriegsverluste, teils durch Versetzung an Hochschullehrkanzeln, teils durch Abgang in andere Nationalstaaten stark vermindert wurde und dazu noch die geologischen Aufnahmen zumeist nur in beschränktem Ausmaße vor sich gehen konnten, brachte es mit sich, daß verhältnismäßig wenig zu wissenschaftlichen chemischen Untersuchungen Anlaß gebendes geolo- gisches Material vorlag. Der Vorstand des chemischen Laboratoriums Herr Ing. ©. F. Eichleiter untersuchte einige karbonathältige Gesteine aus der Gegend von Kitzbüchel in Tirol, welche Herr Dr. Th. Ohnesorge gelegentlich seiner dortigen geologischen Spezialstudien aufgesammelt hatte, ferner eine Reihe von Guanophosphaten, die Herr Dr. G. Götzinger bei einer Begutachtung der Mächtigkeit der Guano- ablagerungen aus der Csoklovina-Höhle bei Hätszeg in Siebenbürgen entnommen hatte, dabei konnte die Ungleichmäßigkeit des Phosphor- säuregehaltes dieser Ablagerungen innerhalb der einzelnen Schichten derselben nachgewiesen werden. Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums, Herr Dr. O0. Hackl, fand heuer wieder mehrfach Gelegenheit, sich mit wissenschaftlich- ‚analytischen Untersuchungen zu befassen. Die schon früher begonnene ausgedehnte Arbeit über die direkte Bestimmung des Eisenoxyds in Silikaten wurde zu einem gewissen Abschluß gebracht. Zwei vorläufige Mitteilungen sind darüber bereits erschienen: „Direkte Bestimmung des gebundenen Eisenoxyds in säureunlöslichen Silikaten* in der Cöthener Chemiker-Zeitung Nr. 2/3 1919 und „Grundzüge eines Ver- fahrens zur direkten Bestimmung des Eisenoxydgehaltes säureunlös- licher Silikate“ in-den Verhandlungen der Geol. Reichsanstalt Nr. 2, 1919. Die ausführliche Mitteilung.:der Resultate ist in Ausarbeitung. 1920 G. Geyer. 33 Bei dieser Untersuchung wurde eine gemeinsame Fehlerquelle aller bisherigen Flußsäureaufschließungsmethoden der Silikate für die Eisen- oxydulbestimmung festgestellt, welche in teilweiser Oxydation besteht. . Versuche zur Ueberwindung dieser Schwierigkeit wurden begonnen. Ferner wurde ein genaues Verfahren zur Bestimmung geringen Eisengehaltes in Zink für analytische Zwecke (Eisenoxydreduktion) ausgearbeitet und ein Verfahren zur direkten Bestimmung des Zinks in Handels- und Rohzink. Weiter wurde die Bestimmung kleiner Aluminiunmengen neben viel Eisen nach der Methode Stead-Carnot nachgeprüft und die Empfindlichkeitsgrenzen der Reaktionen mittels Silberblech wie auch Nitroprussidnatrium auf Sulfid festgestellt. Auch ein Verfahren zur Bestimmung von Nickel und Kobalt in sehr armen Erzen wurde von demselben Chemiker ausgearbeitet. Das angebliche Fuchsitvorkomınen vom Radlgraben bei Gmünd in Kärnten wurde von Dr. Hackl abermals genauestens untersucht, da die früheren Ergebnisse starkem Zweifel begegnet waren, jedoch wieder vollauf sich bestätigten. Bei dieser Gelegenheit wurden auch quantitative Bestimmungen der Chromgehalte von acht Gesteinen dieser Lokalität vorgenommen, nachdem vorher ein besonderes Ver- fahren zur raschen und genauen Bestimmung minimaler Chromspuren in Silikat- und Karbonatgesteinen durch Verfeinerung der kolorimetri- schen Methode ausgearbeitet worden war. Es ist auf diese Art gelungen, in 1 g Gestein in wenigen Stunden völlig sicher bis zu 0'003 °/, Or,O3 nachzuweisen und auch quantitativ zu bestimmen. Der die Methode beschreibende chemisch-analytische Teil dieser Arbeit ist im Druck zur Veröffentlichung in der Chemiker-Zeitung (Cöthen), der mineralo- gische Teil mit den Analysenresultaten ist druckfertig und wird nach dem Erscheinen des ersten Teiles in den Verhandlungen publiziert. Von Arbeiten für geologische Zwecke wurden ausgeführt zwei Silikatgesteinsvollanalysen für Bergrat Dr. Hammer und drei Karbonatsandvollanalysen für Dr. Vetters. Außer den bereits erwähnten Publikationen hat Dr. Hackl in diesem Jahre noch folgende Arbeiten veröffentlicht: „Nachweis des Graphits und Unterscheidung desselben von ähnlichen Mineralien“. Verhandlungen 1918, Nr. 11. „Die Verwendung von Filterbrei in der analytischen Praxis“. Chemiker- Zeitung 1919, Nr. 17118. „Kunstgriffe zum Schutz gegen das Uebertitrieren“. Zeitschrift für analytische Chemie 1919, 58. Band. „Chemische Analyse de Schwefelquelle in Meidling-Wien“. Verhand- lungen 1919, Nr. „Eine praktische ER zum Sammeln von Quellgasen®*. Chemiker- Zeitung 1919, Nr. 85. Die Resultate der von Dr. Hackl schon seit Jahren fertigge- stellten Analysen einer Marienbader Gesteinsserie Professor Rosiwals konnten leider noch immer nicht veröffentlicht werden, da von letzterem die petrographischen Daten noch nicht mitgeteilt wurden. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 1. [5) 34 Verhandlungen. Nr. 1 Museum und geologische Sammlungen. Die Tätigkeit in unserem Museum, das wie seit einer Reihe von - Jahren unter der Aufsicht des Chefgeologen Bergrat Dr. Dreger stand, beschränkte sich im abgelaufenen Jahre hauptsächlich auf Einräumungs- und Ordnungsarbeiten, die mit dem Uebertritte zweier Herren in den Ruhestand und mit dem Ausscheiden von vier anderen Geologen aus dem Verbande unserer Anstalt im Zusammenhange standen. Auch der bisherige im Museumsdienste stehende Amtsassistent Johann Zeliäko schied — wie ebenfalls schon oben erwähnt — aus der Reihe unserer Beamten aus. Derselbe war durch 18 Jahre in seiner Stellung tätig und hat sich besonders bei der Neuaufstellung und Neuordnung sowie bei der Katalogisierung der paläozoischen und känozoischen Samm- lungen aus den Sudetenländen und Galiziens ein bleibendes Verdienst erworben. An Geschenken für das Museum sind zu erwähnen: die von Hofrat Hans Höfer gespendeten Erzstufen und Ge- steine von dem Antimonitvorkommen von Schlaining, Westungarn; von Dr. Alois Rogenhofer: Knochenreste aus der Dachstein- höhle bei der Adamekhütte aus dem Jahre 1913; von Bergingenieur Max Moller erhielten wir eine Braunkohlen- stufe von Tipschern bei Gröbming im Ennstale. Das Bohrarchiv wurde nach dem Ausscheiden Dr. W. Petra- schecks aus dem Verbande der Anstalt von Dr. E. Spengler zur Verwaltung übernommen und katalogisiert. Bei der Uebernahme um- faßte es 487 mehr oder minder vollständige Bohrjournale, von denen 22 auf Oesterreich, 33 auf Mähren (außerhalb des Östrauer Kohlen- reviers), 7 auf Schlesien (außerhalb des Kohlenreviers), 7 auf Galizien (außerhalb des Kohlenreviers), 211 auf das mährisch-schlesich-west- galizische Steinkohlenrevier, 206 auf Böhmen und 1 auf den jetzt zu Jugoslawien gehörigen Teil von Untersteiermark entfallen. Im Jahre 1919 hat das Bohrarchiv einen Zuwachs von 5 Nummern erfahren, so daß der Stand desselben derzeit 492 Nummern beträgt. Die Weyrer Kalk- und Kohlengewerkschaft stellte uns nicht nur das Profil einer bei Gaflenz niedergebrachten Bohrung von über 200 m Tiefe auf Lunzer Kohle zur Verfügung, sondern spendete auch eine Sammlung der wichtigsten Bohrproben. Kartensammlung. Ueber den neuerlichen Zuwachs bezüglich der Kartensammlung berichtet der Vorstand unserer Kartenabteilung Herr Oskar Lauf: Niederösterreich. 1 Blatt. Geolog. Detailkarte der Umgebung von Retz. Mit Benützung der geolog. Karte von C. M. Paul (1891/92) und aufgenommen von H. Vetters. Maßstab 1: 25.000 (Jahrbuch unserer Anstalt, LXVII. Bd. 1917). Geschenk des Autors. 1920 G. Geyer 35 1 Blatt. Geolog. Karte der Retzer Umgebung. Maßstab 1: 75.000 und seolog. Durchschnitte im Maßstabe 1: 25.000 fünffach überhöht. Von H. Vetters. (Jahrbuch unserer Anstalt LXVII. Bd. 1917.) Geschenk des Autors. Blatt. Skelett zur Administrativkarte von Niederösterreich des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Maßstab 1: 28.800. Leitung Dr. K. Peucker. Geschenk. Oberösterreich. Blatt. Uebersichtskarte des Forstwirtschaftsbezirkes Ebensee. MaßB- stab -1: 20.000. Geschenk des Herrn Reg.-Rates G. Geyer. 1amo)l: Blätter. Geolog. Schichtenkarte mit Profilserie und Schichtentafel des Gebietes zwischen Gardasee und Chiese. Herausgegeben durch die k. u. k. Kriegsvermessung Nr. 11. Maßstab 1: 25.000. Geschenk des Herrn Reg.-Rates G. Geyer. Steiermark. Blatt. Uebersichtskarte des Forstwirtschaftsbezirkes Frein. Maß- stab 1: 20.000. Geschenk der Forst- u. Domänen-Verwaltung Frein. Böhmen. Blätter der geologischen Karte des Böhmischen Mittelgebirges von Dr. J. E. Hibsch. Maßstab 1:25.000. Blatt VIII. Umgebung von Salesel, X. Umgebung von Lewin mit Erläuterungen und XIII. Um- gebung von Gartitz und Tellnitz. Geschenk des Autors. Bayern. Blätter. Geolog. Karte des Gebietes um den Schliersee und Spitzing- see von Dr Edgar Dacque&, mit Profilen. Maßstab 1: 25.000. Geschenk des Herrn Reg.-Rates G. Geyer. Schweiz. Blatt. Geolog. Karte der Urirotstockgruppe. Aufgenommen von Paul Arbenz. Maßstab 1:50.000. Herausgegeben von der Schweiz. geolog. Kommission. 5* 36 Verhandlungen. Nr 1 Schottland. 6 Blätter der geolog. Karte von Schottland im Maßstab 1 :033°60. Herausgegeben von der Geological survey of Scotland. Blatt 86 Kilmartin, 60 Rhum, 74 Grantown-on-Spey, 83 Inverness, 110 Latheron, 116 Wick. Australien. 6 Blätter. Geological map of Queensland. Maßstab 1: 1,013.700. Geschenk des Herrn Bergrat J. Dreger. Druckschriften und geologische Karten. Auch in diesem Jahre konnte die Herausgabe der Abhand- lungen nicht fortgesetzt werden. Vom Jahrbuche der Geologischen Staatsanstalt, dessen Re- daktion wieder vom Berichterstatter geführt worden war, ist gegen Schluß des Jahres der LXVIII. Band für das Jahr 1918 erschienen. Die noch immer beschränkten Budgetverhältnisse, noch mehr jedoch die wesentlich erhöhten Druckkosten bedingten leider nicht nur diesen Rückstand, sondern auch eine wesentliche Einschränkung des Umfanges unseres Jahrbuches. Gegenwärtig wird schon am LXIX. Bande gedruckt. Der Jahrgang 1918, wurde in zwei Doppelheften mit zusammen 63 Druckbögen ausgegeben. Derselbe enthält Originalaufsätze folgender Autoren: W. Petrascheck, F. Angel, J, Woldrich, J. V. Zeinzin F. v. Kerner, O. Ampferer, A. Spitz f, W. Hana J. Stiny, E. Spengler und C. Diener. Dem Bande sind 19 Tafeln beigegeben, worunter eine in Farben- druck ausgeführte geologische Karte der Plassengruppe bei Hallstatt im Maßstab 1: 25.000. Von den „Verhandlungen der Geologischen Staatsanstalt“, deren Redaktion auch heuer Herr Dr. W. Hammer besorgte, sind bis zum Ende des Jahres 1919 11 Nummern erschienen, die 12, (Schlußnummer) befindet sich im Druck. Sie enthalten Originalmitteilungen folgender Verfasser: OÖ. Am- pferer, P. Cornelius, ©. Großpietsch, O. Hackl, F. He- ritsch, F. Kerner, E. Kittl, R. Klebelsberg, R Kranz H. Mohr, E. Nowak, W. Petrascheck, A. Senger, A. Spitz, JI..8t1nY, E: Tietze und E" Trauth. 1920 G. Geyer. 37 Von im Berichtsjahre durchgeführten kartographischen Arbeiten ‚ist zunächst die Erledigung der Korrektur der Farbenprobedrucke der Blätter Tolmein, Görz und Gradiska, Triest und Zara zu er- wähnen. Es ist geplant, diese vier Blätter nebst dem schon fertig- gestellten Blatte Knin—Ervenik als Nachtrag zur geologischen Spezial- karte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie, enthaltend außerhalb des Ge- bietes der Republik Oesterreich liegende Kartenblätter, welche sich zur Zeit der Bildung der Nationalstaaten schon im Drucke befanden, herauszugeben. Die Gründe, welche für diese Maßnahme bestimmend waren, wurden schon im vorjährigen Jahresberichte (S. 36 oben) aus- einandergesetzt. Von österreichischen Blättern ist das sehr komplizierte Karten- blatt Landeck zur Herstellung des Schwarzdruckes abgegeben worden und dürfte derselbe bald geliefert werden. Von Kartenerläuterungen wurden jene für das in der VII. Lieferung im Jahre 1907 erschienene Blatt Rohitsch— Drachenburg als druckfertiges Manuskript nachgeliefert und jene für zwei von den jetzt zur Ausgabe bestimmten Blättern, jene für die Blätter Zara und Knin—Ervenik abgefaßt. Im Berichtsjahre ist auch. die geologische Karte von Kitzbühel und Umgebung im Maßstab 1:25.000, aufgenommen durch Herrn Dr. Theodor Ohnesorge, in zwei Blättern erschienen, wovon das eine im selben Format gleichfarbige Profile und Profil- - ansichten des Gebietes zur Darstellung bringt. Dieses schöne Werk ist auf Anregung des Direktors der Graphischen Lehr- und Versuchs- anstalt, Herrn Hofrat Dr. Eder, dem wir hierfür zu großem Dank verpflichtet sind, durch diese Anstalt in mustergültiger Weise ausge- führt worden und bildet einen wertvollen Beitrag zu unserem geolo- gischen Spezialkartenwerk, in dessen Rahmen einzelne wissenschaftlich und bergwirtschaftlich hervorragende Spezialgebiete im größeren Maß- stabe von 1:25.000 ausgegeben werden. Von Publikationen der Mitglieder außerhalb des Rahmens der Anstaltsschriften seien erwähnt: Bergrat Dr. Fritz Kerner-Marilaun: Zur Kenntnis der zonalen Wärmeänderung im reinen Land- und Seeklima. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. Math.-nat. Kl. IIa. 128. Bd. — Die zonale Aenderung des jährlichen Ganges der Luftwärme. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. Math.-nat. Kl. IIa. 128. Bd. — Ursprung, Vorkommen und Beschaffenheit der dalmatinischen Asphaltlagerstätten. Berg- u. hüttenmänn. Jahrb. 1919, Hft. 4. Bergrat Dr. W. Hammer: Beiträge zur Geologie und Lagerstätten- kunde der Merdita in Albanien. Mitteilungen d. geol. Gesellsch. ‘in Wien 1918, 33 Verhandlungen. Nr. Bergrat Dr. OÖ. Ampferer u. W. Hammer: Erster Bericht über eine 1918 im Auftrage und auf Kosten der Akademie der Wissen- schaften ausgeführte geologische Forschungsreise in Serbien. Sitz.- Ber. d. Akad d. Wiss. Math.-nat. Kl. 1918. Bergrat Dr. L. Waagen: Bergbau und Bergwirtschaft. Heft 10 der Wirtschaftsgeographischen Karten und Abhandlungen zur Wirt- schaftskunde der Länder der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Wien, Handelsmuseum (Ed. Hölzel) 1919. XII und 364 S. mit 2 Karten und mehreren Textfig. — Kupfererze. Bergbau und Hütte 1919, Heft 11—13. — Die Ausgestaltung und der neue Satzungsentwurf der Geologischen Reichsanstalt. Bergbau und Hütte 1919, Heft 14. — Geologische Reichsanstalt — Geologische Staatsanstalt. Bergbau und Hütte 1919, Heft 19. — Die bergwirtschaftliche Bedeutung Westungarns für Deutschöster- reich. Bergbau und Hütte 1919, Heft 19. — Kohle und Eisen in Deutschösterreich. Montanist. Rundschau XI. 1919, Heft 24. Dr. O. Hackl: Mehrere Studien, welche in dem Abschnitt über die Arbeiten im Chemischen Laboratorium (siehe weiter oben) nahm- haft gemacht wurden, Dr. G. Götzinger: Die Phosphathöhle von Csoklovina in Sieben- bürgen. Oberhummer-Festschrift 1919, S. 140—168. : — Kartographische Charakterbilder III: Der Typus einer Bergrücken- landschaft in der Flyschzone der Alpen. Der Wiener Wald. Kartogr. Zeitschr. 1919. Heft 1/2. S. 1—17. Dr. E. Spengler: Ein geologischer Querschnitt durch die Kalk- alpen des Salzkammergutes. Mitteilungen der geol. Gesellsch. in Wien 1918, S. 1—70, Tafel 1. Bibliothek. Die längere Zeit hindurch vakant gebliebene Stelle eines Biblio- thekars unserer Anstalt wurde mit Erlaß des Staatsamtes für Unterricht und Inneres vom 19. August 1919, Z. 4223—IX, durch die Ernennung des Assistenten an der Universitätsbibliothek in Wien, Dr. Alphons Maluschka zum Bibliothekar II. Klasse an der Geologischen Staats- anstalt neu besetzt. Dr. A. Maluschka berichtet über die Veränderungen im Stande unserer Bibliothek wie folgt: Zunächst ist erfreulicherweise zu konstatieren, daß — ein Zeichen des durch den Frieden neu angebahnten Kulturverkehres — der Schriftentausch mit England und Amerika sowie auch mit Spanien und den übrigen neutralen Ländern wieder funktioniert. Nur Frank- reich und insbesondere Belgien verhält sich noch durchaus ablehnend. Von der belgischen Societe zoologique et malacologique in Brüssel 1920 G. Geyer. 39 kam die Mitteilung, daß auch weiterhin die „cessation de l’echange de nos publications avec les societes savantes des pays ennemis“ gelte. Neuer Tauschverkehr wurde ferner aufgenommen mit dem geographischen Institut der Albertus- Universität zu Königsberg und dem Elektrisierungsamt der Staatsbahnen Deutschösterreichs. Von dem früheren Direktor der Geologischen Staatsanstalt Herrn Hofrat Dr. E. Tietze wurden zirka 1600 Stück Einzelwerke und Separata erworben, die im Laufe dieses Semesters zur Katalo- gisierung gelangen. Die Statistik unserer Bibliothek stellt sich nach dem Ergebnis des abgelaufenen Jahres wie folgt: I. Einzelwerke und Separatabdrücke. 19.299 Oktav-Nummern —= 21.154 Bände und Hefte. 707 Quate 4308 °, „ 171 Folio- „ — Sal » » | Hievon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1919; 1159 Nummern mit 1246 Bänden und Heften. Periodische Zeitschriften. a) Quartformat: Neuer Zuwachs im Laufe des Jahres 1919 keiner. Der Gesamt- bestand der periodischen Quartschriften beträgt jetzt: 329 Nummern mit 10.848 Bänden und Heften. Hievon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1919: 247 Bände und Hefte. b) Oktavformat: Neuer Zuwachs im Jahre 1919: 6 Nummern. Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt 837 Nummern mit 35.145 Bänden und Heften. Hievon entfallen auf den Zuwachs 1919: 419 Bände und Hefte. Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften umfaßt sonach 1166 Nummern mit 45.993 Bänden und Heften. Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres 1919 an Bänden und Heften die Zahl 71.795 gegenüber dem Stande von 69.883 Bänden und Heften des Vorjahres, was einem Gesamt- zuwachs von 1912 Bänden und Heften entspricht. 1920 Verhandlungen. 40 Administrativer Dienst. Die Zahl der im Berichtsjahre 1919. protokollierten und er- ledigten Geschäftsstücke betrug diesmal 722 Aktenstücke und be- wegte sich somit beiläufig in der während des Vorjahres erreichten Höhe. Unter normalen Verhältnissen, wie vor dem Kriege, hätten an Tausch- und Freiexemplaren unserer Druckschriften 456 Exemplare der Verhandlungen und 446 Exemplare des Jahrbuches zur Ver- teilung gelangen sollen, außerdem 210 von den Abhandlungen, deren Herausgabe jedoch noch eingestellt blieb. Statt dessen konnten nur wenige Exemplare der ‘Verhandlungen und des Jahrbuches ihrer Adresse zugeführt werden, da.die Verbindungen mit dem Auslande, Versendungsschwierigkeiten und andere Hindernisse noch nicht die regelmäßige Abwicklung des Tauschverkehres gestatteten. Als Erlös für von der Anstalt im Abonnement veräußerten Druckschriften ergab sich ein Betrag von . . K 354 Als Erlös für Handkopien geologischer Aufnahmen einNsölcHeriyoR. 4 rs %oiaen. iR, dr re An Gebühren, die für chemische Untersuchungen eingenommen wurden, ein Betrag von. . . . „ 3026 Auch an dieser Stelle sei auf die für die Sommeraufnahmen 1919 bewilligte Erhöhung der Diäten von K 12, beziehungsweise K 16 auf K 35, beziehungsweise K 40 hingewiesen, wofür wir den kompetenten Staatsämtern zu Dank verpflichtet sind. Leider hat die rasch fort- geschrittene Steigerung der Reise- und Verpflegskosten noch immer kein Ende gefunden, so daß sich die Anstaltsleitung gezwungen sehen wird, für die nächste Aufnahmsperiode eine weitere bedeutende Er- höhung der pauschalierten Diäten vorschlagen zu müssen. Jene Preisverhältnisse belasten aber in demselben Maße die Kosten für unsere Druckschriften, Regie usw., so daß auch die anderen Konti unseres ordentlichen Budgets dringend einer Erhöhung bedürfen. Ohne solche Erhöhung wäre ein bedenklicher Rückgang in der Auswertung unserer Arbeitskräfte, beziehungsweise eine ernst- liche Hemmung. des laufenden Dienstbetriebes zu befürchten. Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23, Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. N2 2 wien, Februar 1920 Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung des Regierungsrates G.Geyer zum Leiter der geologischen Staatsanstalt. — Todesanzeige: Franz Toula}. — Eingesendete Mitteilungen: E. Spengler, Zur Stratigraphie und Tektonik der Hochschwabgruppe. Vorgänge an der Anstalt. Mit Erlaß des Staatsamtes für Unterricht vom 20. Dezember 1919, Zahl 26.327 wurde der Chefgeologe der Geologischen Staatsanstalt Regierungsrat Georg Geyer, der bereits seit der zufolge Dekretes vom 29. Dezember 1918, Zahl 18.816/Abt. 9 erfolgten Uebernahme Hofrat Tietzes in den dauernden Ruhestand die Direktionsgeschäfte geführt hatte, zum Leiter der Geologischen Staatsanstalt ernannt. Todesanzeige. Professor Franz Toula f. Am Abend des 3. Jänner 1920 verschied unser korrespondierendes Mitglied Hofrat Dr. Franz Toula, o. Professor der Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule in Wien i.R., im Alter von 74 Jahren. In ihm verliert die deutschösterreichische Gelehrtenwelt eine ihrer markantesten Persönlichkeiten und der Kreis der vaterländischen Geologen einen Fachgenossen von unermüdlicher, erfolgreichster Tätigkeit, dessen zahlreiche Arbeiten in erster Linie für die Geologie Öesterreichs und des Orients sowohl durch die Fülle der Be- obachtungen als auch durch ihre paläontologischen Ergebnisse eine hervorragende und oft grundlegende Bedeutung erlangt haben. Die staunenswerte Vielseitigkeit seiner Arbeitsrichtungen wurzelt zum großen Teil in dem wissenschaftlichen Werdegange Toulas der sich während seiner Studienzeit als Lehramtskandidat noch jener aus- gezeichneten Lehrmethode erfreute, welche zur Zeit des Aufschwunges des naturwissenschaftlichen Unterrichtes in den Sechziger- und Siebziger- Jahren die Zusammenhänge insbesondere der naturhistorischen Disziplinen extensiv wie intensiv durch vorzügliche Lehrer gepflegt hat. Toula wurde am 20. Dezember 1845 in Wien geboren, absol- vierte die Schottenfelder Realschule und war ein Schüler Ferdinand Hochstetters, Andreas Kornhubers, Jul. Wiesners, G. Laubes u. a. an der Technischen Hochschule; seine natur- historischen, mathematisch-physikalischen und chemischen Studien dortselbst erweiterte er noch durch den Besuch der Vorlesungen von Ed. Sueß und Jos. Redtenbacheran der Wiener Universität. Nach dem Abgange Laubes, der an der II. Deutschen Nordpolexpedition teil- nahm, wurde Toula im Jahre 1869 Hochstetters Assistent und im Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 2. 6 42 Verhandlungen. Nr. 2 Jahre 1872 Professor für Naturgeschichte und Geographie an der Gumpendorfer Realschule. Er erwarb 1875 den Doktorgrad der Universität Rostok mit der Dissertation über Kohlenkalk-Fossilien von der Südspitze von Spitzbergen und habilitierte sich 1877 an der Wiener Technik als Privatdozent für Paläontologie der niederen Tiere. Im Jahre 1880 wurde seine Lehrbefugnis auf Geologie von Oesterreich-Ungarn erweitert. Nachdem er schon 1878 und 1880—1881 die Vorlesungen Hochstetters, der zum Intendanten des Natur- historischen Hofmuseums ernannt worden war, suppliert hatte, erfolgte 1881 die Berufung Toulas als außerordentlicher und 1884 seine Ernennung zum ordentlichen Professor der Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule. Er versah dieses Lehramt durch den langen Zeitraum von 37 Jahren und trat nach Erreichung der akademischen Altersgrenze und Absolvierung des Ehrenjahres im Herbste 1917 in den Ruhestand. Trotz der umfangreichen Lehrverpflichtungen, die mit der noch immer kombinierten mineralogisch-geologischen Lehrkanzel an der Technischen Hochschule verknüpft sind, entwickelte Toula eine außerordentlich fruchtbare Tätigkeit als Forscher. Angeregt durch seinen von ihm hochverehrten Lehrer Hochstetter verfaßte er schon während seiner Assistentenzeit die ersten paläontologischen und geologischen Arbeiten, denen sich dann von Jahr zu Jahr in un- unterbrochener Folge neue Früchte seiner bewundernswerten Arbeits- freude anreihten. Toulas erste wissenschaftliche Originalarbeit war eine palä- ontologische Untersuchung „über einige Fossilien des Kohlenkalkes von Bolivia“ (1869. 2)'), wozu das an Hochstetter gelangte Sammlungsmaterial Anlaß gab. "Bald darauf folgten als erste seiner vielen geologischen Untersuchungen in der Umgebung von Wien die „Beiträge zur Kenntnis des Randgebirges der Wienerbucht bei Kalks- burg und Rodaun‘, die zugleich Toulas erste Publikation in den Schriften der Geologischen Reichsanstalt bildeten (1871. #). In den folgenden Jahren beschäftigte sich Toula mit einer Reihe von Be- arbeitungen von Aufsammlungen, welche von Nordlandsexpeditionen mitgebracht worden waren. Außer der obenerwähnten Dissertations- schrift sind dies noch die „Uebersicht der geol. Beschaffenheit von Ostgrönland zw. 73° und 76° n. Br.“ II. Deutsche Nordpolexpedition (1872. 3), die Bearbeitung des Materials für die geol. Karte von Ost- srönland und die Beschreibung mesozoischer Versteinerungen von der Kuhninsel?), „Kohlenkalk- und Zechstein-Fossilien aus dem Hornsund an der SW-Küste von Spitzbergen“ (1874. 1), „Permo-Karbon-Fossilien von 1) Die im Folgenden angegebenen Kursivziffern nach den Jahreszahlen be- deuten die Publikationsstellen: — Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss. in Wien, 2 —= Denkschriften der-. Bro 3 = Verhandlungen, 4 = Jahrbuch, 5 — Abhandlungen der Geol. Reichsanstalt, 6 = Neues Jabrbuch für Min. etc., 7 — Zeitschr. der Deutschen geol: Gesellschaft, & — Annalen des Naturhist. Hofmuseums, 9. =. Schriften des. Ver. z. Verbr, naturw. Kenntnisse in Wien, 170 = Mitteil. d. Geogr. Gesellsch. Wien. 2). II. Deutsche Nordpolexped. 2. Bd. 1874. 1920 Franz Toula. 3 der Westküste von Spitzbergen“ (1875. 6) und „Eine Kohlenkalk-Fauna von den Barents-Inseln, Novaja Selmja NW.“ (1875. 1.) Schon während dieser ersten Jahre seiner wissenschaftlichen Laufbahn kam in Toula bereits ein Grundzug seiner ganzen späteren Wirksamkeit zur Geltung: Das Bestreben, die Ergebnisse neuer wissenschaftlicher Untersuchungen über die Fachkreise hinaus der Allgemeinheit zugänglich zu machen, um damit das Interesse weiter Kreise für die Fortschritte der Naturwissenschaft zu beleben und das Verständnis für die Ziele ihrer Forschungen zu erwecken. Diesem auf die Hebung der Volksbildung gerichteten Streben blieb er sein Leben hindurch treu und opferte zahllose Arbeitsstunden diesem idealen Zwecke. So finden wir von dem jungen Lehramts- kandidaten Toula schon im Jahre 1867 einen Aufsatz: „Ein Blick in längstvergangene Zeiten“ in der „N.Fr. Presse“, dem sich später in dem unter der Redaktion Hochstetters stehenden naturwissen- schaftlichen Fachblatte der „Deutschen Zeitung“ zahlreiche Aufsätze, Exkursionsberichte aus Italien (mit E. Suess unternommen 1872), Reisebriefe aus Rußland und dem Ural (Reise mit F. Hochstetter 1872—1873), Berichte über naturwissenschaftliche Objekte und Sammlungen auf der Wiener Weltausstellung (1873) usw. anschlossen. Infolge dieser schriftstellerischen Tätigkeit kam Toula auch mit - der damals einzigen Stelle in Wien in Verbindung, wo durch gemein- verständliche Vorträge im oben angegebenen Sinne gewirkt werden konnte. Daher sehen wir ihn bald auch in der Reihe der im „Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse“ Vortragenden erscheinen (1374) und mit dem Vortrage „Die Tiefen der See“ seine Tätigkeit in dieser Vereinigung beginnen, die ihn bis zu seinem Lebensende mit ihr verband, indem er durch 33 Jahre als Vizepräsident die Geschäftsleitung innehatte. Seine fast alljährlich dort abgehaltenen Vorträge bildeten durch die lichtvolle Darstellung wahre Glanzpunkte des. Programmes und behandelten bald Schilderungen seiner geologischen Untersuchungen und Reiseerlebnisse, bald in klar zusammenfassender Weise, kleine Monographien bildend, geologische Zeitereignisse oder Probleme der allgemeinen Geologie. Mit dem Jahre 1875 begann für Toula seine Hauptbetätigung auf dem Gebiete bahnbrechender geologischer Forschungsarbeit: Er führte die erste seiner Balkanreisen durch. Als damals über Anregung Hochstetters und Suess’ eine ganze Schar jüngerer österreichischer Geologen (Fuchs, Neumayr, Bittner, Teller, Burgerstein) nach dem Südosten Europas, Nordgriechenland, Thessalien und Mazedonien, entsendet wurde, erwirkte sich Toula die Aufgabe, gleichzeitig den westlichen Balkan zu durchforschen. Außer den Abhandlungen über diese erste Reise, deren Schwierigkeiten schon daraus erhellen, daß Toulas Reisebegleiter Szombathy und Heger erst die Karten- grundlage für die geologischen Beobachtungen unterwegs aufnehmen mußten, schrieb Toula auch eine Serie von „Reiseskizzen aus Bulgarien und dem Balkan“, die als Schilderungen dieser damals noch sehr wenig bekannten Gegenden hohem Interesse begegneten !), !) Beilagen zur „Wiener Abendpost“, 1876. 6* 44 Verhandlungen. Nr. 2 An die erste Balkanreise reihten sich in der Folge von W nach O noch drei andere an, welche der Erforschung des ganzen Gebirgs- zuges sowie seines nördlichen, zum Teil auch südlichen Vorlandes galten; im Jahre 1830: westlicher Balkan, 1584: zentraler und 1890: östlicher Balkan. Die umfangreichen geologischen und paläontologischen Ergebnisse aller seiner Balkanreisen (darunter die geologischen Ueber- sichtskarten 1:300.000) hat Toula in den Schriften der Wiener Akademie publiziert. Er stellte sich durch sie in die erste Linie der österreichischen Orientforscher und trat mit großem Eifer für seine Ueberzeugung ein, daß die wissenschaftliche Erschließung des Orients eine wichtige Arbeitsrichtung der österreichischen Naturforscher bilde. So wurde er auch zum Mitbegründer des Naturwissenschaftlichen Orient- vereines in Wien, dessen Tätigkeit er nach Th. Fuchs einige Zeit hindurch als Obmann leitete und stets nach Kräften förderte. Dem Studium der Fortsetzungen des Balkansystems und an- srenzender Gebiete dienten noch Toulas Forschungsreisen im Jahre 1838 in die Krim (Jaila Dagh), 1892 in die Dobrudscha, 1893 Bukowina, 1395 an den Bosporus und an die Südküste des Marmara- Meeres, 1896 und 1897 zwei Reisen in die transsylvanischen Alpen Rumäniens. Von den reichen Ergebnissen dieser späteren Reisen seien Toulas größere Abhandlungen über eine geologische Reise nach Klein- asien und über die Muschelkalkfauna am Golfe Ismid in Kleinasien ), ferner die Berichte über die beiden Reisen in die transsylvanischen Alpen (1897. 6), in den Jaila Dagh (1897. 7) und jene in die Do- brudscha (1904. £) hervorgehoben. Durch seine eigenen Arbeiten veranlaßt, wurde Toae zum besten Kenner der Geologie der Balkanhalbinsel, was er in seinen zusammenfassenden Berichten über den Stand der Erforschung dieser Gebiete, die er schon 1891 beim X. Deutschen Geographentag in Wien und später 1903 beim IX. Internationalen Geologenkongresse (Comptes rendus) gab, in mustergültiger Weise gezeigt hat. Schon während der Jahre, wo Toula sozusagen seiner Lebens- arbeit, der Balkangeologie, oblag, sehen wir aber seine rastlose Tätig- keit auch auf heimatlichem Forschungsfelde ununterbrochen sich ent- falten. Wo immer er bei den zahlreichen mit seinen Hörern unter- nommenen Exkursionen sowie anläßlich von Begutachtungen oder Ferialaufenthalten hinkam, ergab ‘sich für seine ausgezeichnete Be- obachtungsgabe und seine Vorliebe für paläontologische Arbeiten der Anlaß zu neuen Entdeckungen und Beschreibungen von Aufschlüssen oder zu Bearbeitungen von eifrig zusammengebrachtem Sammlungs- material. Dadurch finden wir den Namen Toulas vielerorts in den Alpen, besonders aber in der näheren und weiteren Umgebung von Wien mit zahlreichen geologischen Feststellungen verknüpft, die ihm zuerst zu verdanken waren. Hiervon seien nur erwähnt: Die Funde von Pentakriniten und rhätischen Petrefakten in den Semmering- kalken und der Nachweis von Karbonpflanzen bei Klamm (1877. 3.7); von Devon- fossilien bei Güns (1878. 3); der Orbitoiden- und Nummulitenkalke von Kirchberg 1) Beitr. z. Geol. u. Pal. Oest.-Ung., X. Bd. 1896 u. XII. Bd. 1898, 1920 Franz Toula. 45 am Wechsel (1879. 4); die Beschreibung vieler Säugetierreste aus der Braunkohle von Göriach (1883. 3, 1884. 3, 1885. 1); Untersuchungen über die Tärtiärab- lagerungen bei St. Veit a. d. 'Triesting (1884.3); seine Studien in der „Grau- wackenzone“ der n.-ö. Alpen (1885. 2) mit einer geologischen Karte des Semmering- gebietes; die Beschreibung des von ihm mit vielen Schwierigkeiten restaurierten großen Krokodilschädels von Eggenburg (1885.2); die Inoeeramenfunde im Wiener- sandstein des Kahlenberges (1886. 3 und 1895, Verh. des Naturforschertages) sowie des Acanthoceras Mantelli daselbst (1893.6); der Nachweis des Mittel-Neocoms am Gr. Flösselberge bei Kaltenleutgeben (1886. 3); geologische Studien im Triesting- tale (1887.4); die Beschreibung des Raibler Seesteras (Aspidura Raiblana 1887. 1); geologische Notizen aus Kärnten (1883. 3); das geologi-che Profil des Schwarzen- berggrabens bei Scheibbs (1889.3); Beobachtungen bei einer Studienexkursion an die untere Donau (Orsowa-Moldawa 1890, 1. Anzgr.); über eine marine Fauna aus Mauer bei Wien (1893.6); zur Geologie der Bucht von Olmütz (1893. 6); über die reiche Fauna der Miocänablagerungen von Kralitz in Mähren (1893 $); über die devonischen Kalke der Grebenze westlich vom Neumarkter Sattel in Steier- “ mark (1893.6 und 1895, Verh. des Naturforschertages); über den Lias der Um- gebung Wiens (1897.6); Phoca vindobonensis n. sp. von Nußdorf (1897, Beitr. z. Pal. Oest.-Ung.). Außerdem rührt noch eine ganze Anzahl kleinerer Arbeiten über Beobachtungen und Fossilienfunde, zumeist in der Wiener Umgebung, aus dieser Zeit her. In der Arbeitsperiode der nachbalkanischen Reisen (1892—1897) erwuchs Toula ein neues Gebiet intensiver Betätigung, das durch sein Rektoratsjahr an der Technischen Hochschule (1893—1894) ein- geleitet wurde und ihn für Jahre hinaus, unbeschadet seiner ununter- brochenen geologischen Arbeiten, in Anspruch nahm. Anschließend an seine Inaugurationsrede: „Streiflichter auf die jüngste Epoche der Kultur“, in welcher er in großzügiger Weise die mit der Produktion von Kohle und Eisen verknüpfte Entwicklung der technischen Wissen- schaften behandelte, trat er mit der ihm eigenen Entschiedenheit in zahlreichen Schriften in akademischen und Tages-Zeitungen für die Förderung der Hochschulen technischer Richtung und für deren völlige rechtliche Gleichstellung mit den Universitäten ein. Erlebte er die Genugtuung, dieses Ziel durch die Verleihung des Promotions- rechtes an diese Hochschulen erfüllt zu sehen (1901), so war es ihm leider nicht vergönnt, ein dringendes Erfordernis der Wiener Technik, das ihm als langjährigem Dekan der chemischen Fachschule derselben besonders am Herzen lag, den Neubau der Laboratorien, durch- setzen zu können. Enttäuscht darüber legte Toula im Jahre 1904 das Dekanat nieder und lebte fortan nur mehr seinem Lehramte und seiner Wissenschaft. Von den geologischen Arbeiten dieser Zeit sind oben schon einige genannt. In den folgenden Jahren behandelten nachstehende Untersuchungen heimische Gebiete: Neuer Fundort sarmatischer Delphinreste im Wiener Stadtgebiete (1898. 6); 2 neue Säugetierreste aus dem „krist. Sandstein“ von Walsee und Perg (1899. 6, Beil.-Bd. XIIl.); über den marinen Tegel von Neudorf a. d. March (1899, Ver. für Naturkunde, Preßburg); die Semmeringkalke (1899.6); das Nashorn von Hunds- heim, Rhinoceros hundsheimensis n. f., eine von Toulas besten, durch die An- wendung genauer Messungen ausgezeichneten paläontologischen Arbeiten an diesem von ihm restaurierten prachtvollen Fundobjekt, dem hervorragendsten Stücke der dort von ihm geborgenen Steppenfauna (1901.3 und 1902. 5); Cistudo- lutaria Schneid. aus der Dorotheergasse (Ver. Preßburg, 1902); Fund von Trias- Versteinerungen in den sogenannten „Grauwacken- oder Liaskalken“ von Theben- Neudorf (Ver. Preßburg 1902); Abrasionsflächen am Rande des Kahlengebirges (1902. 3); Schafschädel Ovis Manhardi n. f. aus der Gegend von Eggenburg (1903. 4); 46 Verhandlungen Nr 2 Führer für die Exkursion auf den Semmering mit geol. Karte 1:25.000 (IX. Int. Geol.-Kongreß 1903); eine neue Krabbe Cancer Bittneri n. sp. aus dem miocänen Sandsteine von Kalksburg (1904. 4); über die Granitklippe im Pechgraben bei Weyer (1905.3); über einen dem Thunfisch verwandten Raubfisch der Oongerien- schichten der Wiener Bucht (1905 4); geologische Exursionen im Gebiete des Liesing- und des Mödlingbaches, als Vorarbeiten für eine geol. Karte 1:25 000 (1905. 4); die Kreindl'sche Ziegelei in Heiligenstadt (1906. 4); das Gebiß von Rhino- ceros hundsheimensis (1906. 5); vierhörnige Schafe von Reinprechtspölla und von der Wien-Mündung (1907.4); Khinoceros Mercki in Oesterreich (1907. 4); die Acanthicus-Schichten im Randgebirge der Wr. Bucht bei Gießhübl — Toulas größte geol.-paläontologische Arbeit aus dem Wiener Gebiete (1908.5) — und Oberer Lias am Inzersdorfer Waldberge, Gießhübl N (1903.3); Schichten mit Gervilleia Boudi an der Weißenbacher Straße (1910.4); Neptunus ef. granulatus von Kalksburg (1911. 3); Diluvialterrasse zwischen Hirt und Zwischenwässern in Kärnten (1911. 4); die gefalteten Quarzphyllite von Hirt (1911.4); die Congerien- Melanopsis-Schichten am Ostfuße des Eichkogels bei Mödling (1912.4); neuer Inoceramenfund im Kahlengebirge (1912. 3); die Kalke mit nordalpiner Sankt Cassianer Fauna vom Jägerhause bei Baden (1913. £) Inmitten seiner fortwährend intensiv betriebenen eigenen Unter- suchungen fand Toulas Schaffensdrang zumal für paläonto- logische Bearbeitungen immer noch Zeit, sich gelegentlich fremden Aufsammlungen zu widmen, die ihm zuweilen aus besonderen An- lässen oder durch seine ehemaligen Schüler von fernher zukamen und dadurch seinen Namen mit der Geologie oft weitabliegender Gegenden verknüpfen. Seine geologische Karte eines Teils von Ostafrika (Teleki- Höhnel’sche Expedition 1887—1888) 1: 1,370.000 (1891. 2), die Bearbeitungen der Neogenfauna aus Cilicien (1901. 4), der jungtertiären Faunen von Gatun am Panamakanal (1909 und 1911,4), und von Tehuantepec in Mexiko (1910 und 1911. #), eines Mammut- fundes bei Bodenbach i. B. (1908. £) sowie die paläontologischen Mitteilungen aus den Sammlungen von Kronstadt in Siebenbürgen (1910.4 und 1911.5) sind Beispiele hiefür. Anderseits ist es staunens- wert, wie Toulas vielseitige Forscherbegabung sich auch in von ihm sonst seltener betretenen Arbeitsrichtungen erfolgreich bewährte, wenn er Anlaß nahm, ihnen seine Tätigkeit zuzuwenden. Die Aufstellung eines neuen Prinzips der Härte-Untersuchung (1891), die Konstruktion einer hydrostatischen Schnellwage!), die an Kugelballons angestellten „Schrumpfungsversuche“ ?) lassen es bedauern, daß er sich nicht öfter solchen methodischen und experimentellen Arbeiten widmen konnte. Aber wie sein ganzes Leben war auch der Endlauf von Toulas Tätigkeit immer wieder der geologischen Feldarbeit und den Forschungen im großen Laboratorium der Natur gewidmet. Noch ein- mal sehen wir ihn, den bald Siebzigjährigen, eine Reise nach der Balkanhalbinsel, diesmal nach. Westbosnien, unternehmen (1912), deren Ergebnisse in seinen geologisch-paläontologischen Beobachtungen aus der Gegend von Drvar, Peci und Duler geschildert sind (1914. 4), ja er eroberte sich schließlich für seine paläontologischen Arbeiten sogar noch ein neues Spezialfeld, indem er in seinen letzten Studien noch die Mikrofaunen des Ottnanger Schliers (1914. 3), der Brunnen- und Tiefbohrungen im Wiener Becken: Staatsbahnhof 1839, 1845 und !) Tschermaks. Min, Mitt, 1907. ?) Petermanns G. M. 1914. ii ri eier 1920 Franz Toula. 47 1909 (1913. 3), Liesing (Jubil. Bd. Nova akta 1914), Mödling: (1915. 5), Preßburg (1915. 5) und im Tegel von Neudorf a. d. March (1916. 4) durchforscht. Diese lange Reihe von Originalarbeiten allein würde Toula in die Reihe der fruchtbarsten Geologen — nicht nur derjenigen Oesterreichs — stellen. Neben ihnen gediehen aber noch diejenigen seiner Publi- kationen, welche als Vorträge, Lehrbücher, geologische und geographische Karten und Bilder, Referate in wissenschaftlichen Zeitschriften usw. die Literatur bereichern, zu jener wahrhaft erstaunlichen Fülle, die nur von einer, selbst für den Kenner seiner Arbeitsenergie schier unbegreiflichen Zeitverwertung ermöglicht worden ist. Es soll hier bloß auf eine Reihe der wichtigeren oder mühevollsten dieser Leistungen Toulas hingewiesen werden, wobei seine sehr zahlreichen Aufsätze sowie Bücherbesprechungen in den Tageszeitungen außer Betracht bleiben müssen; es gibt ja kaum eines der größeren Werke in der geologischen und geographischen Literatur seiner Zeit, das Toula nicht publizistisch gewürdigt hätte. Anfangs geschah dies häufig in den Beilagen zur „Wiener Abendpost“* und in der Naturw. Zeitung der „Deutschen Zeitung“ (bis 1880), später in Fachzeitschriften verschie- dener Art bis Toulas regelmäßige Berichterstattung im Geographischen Jahrbuch ihren Anfang nahm (1887). Von den vorerwähnten Schriften seien in chronologischer Folge angeführt: Die Tiefseeuntersuchungen (1875.10); Die verschiedenen Ansichten über das Innere der Erde (1876. 9); Ueber Talbildung (1877. 9); Bau und Entstehung der Gebirge (1877. 9); Vorlesungen über dynamische Geologie (Autographie 1878); Ueber vulkanische Berge und den Vulkanismus (1878. $); Die Korallenriffe (1878. 9); Die vulkanischen Be:ge (Hölders geogr. Bibl. 1879); Ueber das geol - paläont. Material zur Entwicklungsgeschichte “der Säugetiere (1879.9); Uebersicht über den geol. Aufbau der Ostalpen (Oesterr. Touristenklub Kr 1879). Die säkularen Hebungen und Senkungen ‚der Erdoberfläche (1880. 9); Die geolog.-geograph. Verhältnisse des Temesvarer Bezirkes (1880 10); Ueber den gegenwärtigen Stand der Erdbebenfrage (mit 2 Karten 1881. 9); Geol. Uebersichts- karte der Balkanhalbinsel 1 :2,500.000 (Peterm G. Mitt. 1882); Geol. Uebersichts- karte der öst.-ung. Monarchie in Hölzels geogr -statist. Atlas 1882 u. in Brockhaus’ Lexikon 1887; Reiseskizzen aus dem westl. Balkan (1882. 10); Materialien zur Geologie der Balkanhalbinsel (1883. 4); Die geologisch untersuchten Routen im Bereiche der Balkanhalbinsel (1883.10); Bodenkarte und Karte der Verbreitung nutzbarer Minerale in Oesterr.- Ungarn (Hölzels geogr.-statist. Atlas 1884); Mine- ralogisch-petrographische Tabellen (1856); Geographische Charakterbilder: ler Golf von Puzzuoli, Pleaskin-Head in Irland, Grand Canon des Colorado, Lavasee des Kilauea (Hölzel, 1881, 1886-1889); Das Wandern und Schwanken der Meere (D. Revue 1886); Geol. Forschungsergebnisse a. d. Flußgeb. des Colorado (1887.9); Der Yellowstone Nationalpark etc. (1887.9); Die Steinkohlen (1888.9); Geol. Teil in Bou6s Europ. Türkei (Neuausgabe 1889); Die mikroskop. Unters. der Gesteine (1889. 9 und Oest. Ing.-Ver. 1891); Eine Krimreise (mit geol. Karte, D. Rundschau für Geogr. u. Stat. 1889). Zur Erinnerung an M. Neumayr (Nachruf, 1890. 9 u. 1892); Das Salzgebirge und das Meer (1891. 9); Die Entstehung der Kalksteine (1891. 9); Philippsons Arbeiten in echenland (1892, 93.6 u. 1894 6); Reisebilder aus Bulgarien (1892. 9); Geologische Reise in die Dobrudscha (1892. 9); Ueber Wildbachverheerungen (1892. 9); Bergsturz am Arlberge und St. Gervais (1893.9); Das Lager der Mammutjäger bei Przedmost (Mähr.-schles. Corr. 1894); Durchbruch der Donau durch das Banater Gebirge (1895.9); Ueber Erdbeben (1896.9, Zeitschr. d. Ing.- u. Arch.-Ver. 1896); Ueber geologische Katastrophen (Vortr. im Gewerbeverein, „Danubius‘ 1885); Neubearbeitung von Hochstetter u. Bischings Leitfaden der Mineralogie und Geologie, 11.—23. Auflage (1895-1915); Die Katastrophe von Brüx (1896. '9); 48 Verhandlungen. Nr. 2 Die Gletscherlawine an der Altels und der Schwund des Karlseisfeldes (1896.9; Ueber den neuesten Stand der Goldfrage (1899.9); Verschiedene Ansichten über das Innere der Erde (Allg. bergm. Ztschr. 1899). Franz v. Hauer (Biographie in der Leopoldina 1900); Lehrbuch der Geo logie (1. Aufl. 1900, 2. Aufl. 1906); Geolog. Geschichte des Schwarzen Meeres (1900. 9); Erwerbung v. Heims Säntisrelief f. d. Hofmuseum 1903 ; Zusammenstellung der neuesten geol. Literatur über die Balkanhalbinsel, Aegypten und Vorderasien (X1. Jahresb. des Orientver. 1905); Streiflichter auf die Technikerfrage (2. Aufl. 1907); Das Wandern und Schwanken der Meere (1908.9); Erdbeben in Messina (1909.9); Das Relief von Wien (1910.9); Eine Reise in das westl. Bosnien (1913. 10.) Welche Vielseitigkeit und Menge vergleichender Studien und publizistischer Arbeit zeigt schon diese Auslese aus Toulas Schriften! Zu ihnen ist noch die äußerst mühevolle, schon oben erwähnte Bericht- erstattung für das Geographische Jahrbuch (Gotha, J.P.) hinzuzufügen „Neue Erfahrungen über den geognostischen Aufbau der Erdoberfläche“, worin Toula in XIV Folgen über die seit 1852-1914 erschienene geologische und geographische Literatur referiert hat. Sie bildet für alle Fachgenossen eines der kostbarsten Geschenke seines Fleißes, das in diesem Zeitraum nicht weniger als 18.157 Nummern (!) um- faßt. Außerdem schrieb er noch zahlreiche Autorenreferate im Neuen Jahrb. f. Min. (1890—1899), im Geol. Zentralblatt (1903—1910) so- wie über die Balkanländer und Osteuropa in Petermanns Mitteilungen (1904— 1910). Nach der Vollendung seines 70. Lebensjahres setzte Toula selbst einen Summenstrich unter seine bisher so ruhelose, aber an Arbeitserfolgen überreiche Tätigkeit: Er widmete „Freunden und kollegen zur Erinnerung“ ein Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Arbeiten, das auf 33 Druckseiten mehr als ein halbes Tausend (!) seiner Publikationen aufzählt. Ein ähnliches Monument intensivster Lebensleistung wird wohl nur äußerst Wenigen auf dem Gebiete natur- wissenschaftlicher Publizistik errichtet werden können, Es bedeutete leider einen Schlußstein, denn balıi darauf legten die ersten Symptome seiner Krankheit — eine Herzmuskelsklerose — seine bisher unerschöpflich scheinende Arbeitskraft lahm. Sein letztes Werk: bildete die dritte sehr vermehrte Auflage des Lehrbuches der Geologie, die im Jahre 1918 ausgegeben wurde — ein Vermächtnis an seine Schüler, die im Laufe seiner akademischen Lehrzeit nach vielen Tausenden zählten. Franz Toula wurde auf selbstgewählter letzter Ruhestätte, inmitten der Berge, die er so oft durchforschte und die seine so geliebte Vaterstadt Wien grüßen, am 8. Jänner auf dem Friedhofe in der Hinterbrühl bei Mödling bestattet. Seinem treudeutschen Wesen, seinem unermüdlichen Wirken als Forscher, als Lehrer, als Mensch und Mann von Tat und Wort widmeten der Rektor der Technischen Hochschule Hofrat Dr. Kobes, Prof. Ing. Rosiwal und Dozent Dr. Grengg markige und ergreifende Abschiedsworte. Sie galten einer seltenen, beispielgebenden Persönlichkeit von durchaus selb- ständiger Eigenart. So herb diese zuweilen vielleicht Fernerstehenden durch die Energie seines Auftretens erscheinen mochte, ging doch für Alle, die Toula einmal näher kannten, stets ein warmer, lebens- freudiger, idealer Grundton von ihm aus, der seinem offenen Charakter 1920 R E. Spengler. 49 entsprang. Er war ein Mann! — wie Rektor Kobes so treffend be- tonte, und als solchen schätzten ihn Freunde, Kollegen und Schüler überaus hoch. Deshalb finden wir ihn auch zeitlebens unabhängig und rein sachlich für seine Ueberzeugung eintreten und in „Niemandes Gefolge“. In jenen bewegten Zeiten, wo die Wiener Geologen, speziell jene der Geologischen Reichsanstalt, gegen eine mächtige, aber willkürliche Beeinflussung in einer der wichtigsten Entscheidungen auf dem Gebiete der Alpengeologie zu kämpfen hatten (1898), stellte sich Toula neben den von ihm als wahrer Altmeister der Geologen Oesterreichs hochverehrten Franz v. Hauer an die Spitze der Gegenbewegung. Im vollen Vertrauen auf die wissenschaftliche Unabhängigkeit und die von ihm stets überaus hochgehaltenen reichen Erfolge ihrer Mit- glieder trug er bald darauf dazu bei, der Reichsanstalt die Arbeits- leitung im Sinne ihrer weltberühmten ersten Direktoren v. Haidinger und v. Hauer zu erhalten. Das soll ihm auch an dieser Stelle nicht vergessen sein! Wie immer leiteten ihn auch hierbei nie persönliche Rücksichten, sondern der reale Grundsatz seiner eigenen Forschungs- richtung: Tatsachen statt voreiliger Theorien! Feldarbeit und Beob- achtungen statt bestechender Spekulationen! Dann ergibt sich die Resultante in objektiver Weise aus dem Zusammenhalte aller Er- fahrungen von selbst. Er war daher bei jeder seiner Untersuchungen auf eine gewissenhafte Berücksichtigung aller einschlägigen Vorarbeiten bedacht. Gar oft ist er für dieses sichere Vorgehen mit beredten Worten eingetreten, das er mit seinen konkreten bleibenden Ergeb- nissen dem äußeren Erfolge „geistreicher“, aber labiler Kombinationen und Theoreme vorzog. Den Impulsen seines Ideenreichtums gab. er weit lieber die Richtung beständigen positiven Schaffens, denn um Anerkennung hat er nie geworben: Er war sich selbst genug. Möge dieser Grundsatz allen Fachgenossen, die bei ihren Forschungen auf so mannigfaltigen Gebieten immer wieder auf den Namen Toula stoßen, eine freundliche Erinnerung an dessen so außerordentlich fruchtbares Wirken, an seine nimmermüde, berufs- begeisterte Persönlichkeit sein. | August Rosiwal. E. Spengler. Zur Stratigraphie und Tektonik der Hochschwabgruppe. Der mächtige helle Riffkalk, welcher die Hauptmasse der Hoch- schwabgruppe zusammensetzt, war von D. Stur als „Aequivalent sämtlicher über dem Recoarokalk folgenden Schichten!) betrachtet worden. A. Bittner hat nun auf der nur handkoloriert überlieferten Aufnahme des Hochschwabgebietes aus den Jahren 1886—18837 sämt- liche.Riffkalke des Hochschwabgebietes mit der Farbe des „Dachstein- Riffkalkes“ bezeichnet; aus seinen Ausführungen ?) jedoch geht hervor, daß er nur für die Riffkalke des Kaarlalpen- und des Mitteralpen- !) D. Stur, Geologie der Steiermark, p. 262. - 2) A. Bittner, Aus dem Gebiete der Ennstaler Kalkalpen und des Hoch- schwabs. Verhandl. d. geol. R.-A. 1887, p. 93. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920, Nr. 2, Ti 50 r Verhandlungen. - Nr. 2 plateaus den paläontologischen Beweis für eine Aequivalenz mit dem Dachsteinkalke erbringen konnte, die Deutung der Korallenkalke der eigentlichen, von den beiden obengenannten Kalkplateaus durch die Talung Trawies-Dullwitz getrennten Hochschwabgruppe ausdrücklich als „schwieriger“ bezeichnet und die Möglichkeit keineswegs bestreitet, daß in diesen Riffkalken auch Aequivalente von Wettersteinkalk ent- halten sein könnten }). In der neueren Literatur jedoch werden diese von Bittner vor- gebrachten Einschränkungen häufig nicht beachtet und daher der Rifikalk des Hochschwabs in seiner Gesamtheit in die norische Stufe gestellt. Aus meinen Untersuchungen im Sommer 1919 hat sich nun er- geben, daß die Stursche Ansicht zu Recht besteht und der Hoch- gebirgsriffkalk des Hochschwabs teils dem Wetter- steinkalk, teils dem Dachsteinkalk stratigraphisch äquivalent ist. Mir fiel zunächst eine schmale Zone von Dolomit auf, welche von dem vom Hochschwab zur Häuselalpe führenden, rot markierten Touristenwege in der „Hirschgrube“ nördlich vom Zinken gequert wird, Als ich nun diese Dolomitzone gegen Nordwesten verfolgte, fand ich zwischen derselben und den in ihrem Liegenden auftretenden mäch- tigen hellen Riffkalken des Zinken und Häuselberges ein nur wenige Meter mächtiges Band von typischen Carditaschichten auf. Es sind rötlich- und gelblichgraue kalkige Oolithe, sehr reich an. Echino- dermenresten, wahrscheinlich zum größten Teil Cidarisstacheln. In den Schutthalden fallen die einzelnen Blöcke sofort unter den hellen Riffkalk- und Dolomitblöcken durch ihre dunklere Farbe auf. Petro- graphisch stimmt das Gestein vollständig mit den von Bittner vom Westgrat des Festlbeilsteines beschriebenen fossilreichen Cardita- schichten ?) überein. Gegen Nordwesten konnte ich dieses Band von Carditaschichten von dem obenerwähnten Touristenwege bis in die Nähe der zwischen Karlstein und P. 1944 gelegenen Stelle verfolgen, an welcher der von der Häusel- zur Hochalpe führende Steig das Plateau verläßt, um sich zu letzterer Alm hinabzusenken; ob der Zug von Carditaschichten in dieser Richtung noch weiter zu verfolgen ist, hoffe ich durch spätere Begehungen zeigen zu können. Oestlich vom Touristenwege hingegen scheinen keine Cardita- schichten mehr vorhanden zu sein. Der die Carditaschichten beglei- tende Zug von Dolomit jedoch läßt sich nördlich hinter dem Beilstein (2070 m), aber südlich vor der Stangenwand (2136 m) hindurch bis zu dem aus dem Trawiestale über das „G’hackte* auf den Hoch- schwab führenden Wege verfolgen, welcher diese Dolomitzone zwischen 1600 m und 1750 m Seehöhe unterhalb des „Vogelbades“ quert. Um den Talschluß des Trawiestales herum steht nun dieser Dolomit mit 1) A. Bittner, Aus dem Gebiete des Hochschwabs und der nördlich an- grenzenden Gebirgsketten. Verhandl. d. geol. R.-A. 1890, p. 302. 2) A. Bittner, Aus dem Gebiete des Hochschwabs und der nördlich an- grenzenden Gebirgsketten. Verhandl. d. geol. RA. 1890, p, 3,0. 1920 E. Spengler. 51 den mächtigen Dolomitmassen der Gschirrmauer in Verbindung, in welche die obenerwähnten, von Bittner beschriebenen, prächtig aufgeschlossenen Carditaschichten des Festlbeilstein-Westgrates ein- geschaltet sind. Dadurch erweisen sich die Carditaschichten der Hirschgrube als dieStreichungsfortsetzung derjenigen am Festlbeilstein. Durch diese von hellem Dolomit und Carditaschichten gebildete Zone Vogelbad— Hirschgrube—Hochalpe wird nun der Riffkalk der Hocbschwabmasse in zwei Teile gespalten, eine im Liegenden dieser Zone befindliche Partie, welcher Beilstein, Schönberg, Zinken, Hoch- stein, Häuselberg angehören und welche dem Wettersteinkalk äquivalent ist, und einen im Hangenden dieser Zone liegenden Teil, welcher den Karlstein, den Hochwart, die Stangenwand, den Zagel- kogel und wahrscheinlich den Hochschwab selbst zusammensetzt und dem Dachsteinkalke entspricht. ' Während der Wetterstein-Riffkalk ungemein scharf gegen die Carditaschichten, bzw. die sie begleitende Dolomitzone abgegrenzt ist, geht diese in den sie überlagernden Dachsteinriffkalk durch die Zwischenstufe dolomitischen Kalkes allmählich über. Eine durch- greifende petrographische Verschiedenheit zwischen dem Wetterstein- und dem Dachsteinriffkalk besteht nicht; doch ist ersterer meist ein etwas reinerer, an MgCO, ärmerer Kalk als letzterer und daher intensiver verkarstet. Der Wettersteinriffkalk wird nur durch ein wenige Meter mäch- tiges Band von typischem, schwarzem anisischem Dolomit von den unterlagernden Werfener Schiefern getrennt. Dasselbe ist auch bei den Riffkalken des Krautgartkogels und der angrenzenden Teile der Aflenzer Staritzen bei Seewiesen der Fall und gehören daher auch diese Riffkalke wohl ins Wettersteinkalkniveau. Der hier mit Hilfe der Lagerungsverhältnisse geführte Nachweis, daß ein Teil des Riffkalkes als Wetterstein-, ein anderer als Dachstein- riffikalk betrachtet werden muß, steht mit den — allerdings spärlichen — paläontologischen Befunden in bestem Einklange. E. Kittl!) beschreibt aus dem Riffkalk des von Seewiesen gegen die Aflenzer Staritzen emporziehenden Bruchtales Posidonia pannonica Mojs. Daonella af. Moussoni Mer. " esinensis Sal. von Seewiesen (Ziegelei) Daonella phaseolina Kittl. Nach Kittl deutet diese Fauna auf Muschelkalk oder Esino- schichten hin — die Lagerungsverhältnisse führen, wie oben gezeigt wurde, zu demselben Resultat. ı) E. Kittl, Materialien zu einer Monographie der Hulobiidae und Monotidae der Trias. t Paläontologie der Umgebung des Balatonsees II. p.’33 und p: 187, Fig. 3. 7* Sr ID Verhandlungen. Nr. 2 Außerdem fand Bittner!) im Bruchtale Waldheimia frontalis Bittn. ferner in «den Hochsteinwänden, die, wie oben beschrieben, nach ihren Lagerunosverhältnissen auch als Wettersteinkalk aufgefaßt werden müssen: Daonella cf. Moussoni Mer.?) Spirigera cf. trigonella Schloth. Ihynchonella Augusti Bittn. 5 cf. Schönni Bittn. sp. ind. aff. lingularis Bittn. Spiriferina cf. ‚halobiarum Bittn. ‘Da Bittner von anderen unten erwähnten Fundorten aus dem Riffkalke des Hochschwab die typisch norischen Halorellen ‘kennt, ‚glaubt er — allerdings mit großer Reserve?) — auch die diese Fauna führenden Kalke als Dachsteinkalk bezeichnen zu müssen. Tatsächlich aber spricht auch diese Fauna entschieden für ein tieferes Trias-> niveau. Dies gilt in erster Linie von Spirigera trigonella 'Schloth., dem bekannten Leitfossil des Muschelkalkes sowie von Daonella cf. Moussonti. Aber auch die übrigen Formen widersprechen in keiner Weise dieser stratigraphischen Auffassung. Denn abgesehen davon, daB die meisten Brachiopoden, besonders aber Rhynchonellen, überhaupt für feinere stratigraphische Horizontierung kaum brauchbar sind, ist zu beachten, daß Rhynchonella Augusti Bitin. eine nur von hier bekannte Form ist, die, der Muschelkalkart Ihynchonella alteplecta Boeckh ähnlich sieht, . Rhynehonella Schönni Bittn. sonst nur in je 1 Exemplar aus einem Rollstück am Fuße des Feuerkogels und von Zill bei Hallein) be- kannt ist, also keinesfalls für ein jüngeres Alter als höchstens karnische Stufe spricht. Ich halte aber anisisches Niveau für wahrscheinlicher, zumal, da eine sehr nahestehende Form auch aus den Schreyeralm- kalken bekannt istd). Rhynchonella sp. ind. af. lingularis Bittn. ist jedoch wahrscheinlich nichts anderes als die Jugendform irgendeiner anderen Rhynchonella®). Die nur aus einem losen Block stammende Waldheimia frontalis kennt man sonst nur vom Rötelstein bei Aussee 7), geht also höchstens in die karnische Stufe hinauf, steht aber einer anisischen Form von Han Bulog außerordentlich nahe. Spiriferina DAS Bittner, Die Brachiopoden der alpinen Trias. Abhandl. d. geol. R.-A. Bd. 14, p. 259, 266, 267, 274. Taf. XL, Fig. 13—21. 2) E. Kittl, l.c. p. 187. Kittl scheint die Lokalität inrtümlicherweise für Puchberg am Schneeberg gehalten zu haben — aber. es unterliegt keinem Zweifel, daß hier Buchberg im Hochschwabgebiete gemeint ist, da es bei Puch- berg am Schneeberg keine Hochsteinwand gibt. -3) A. Bittner, ]. c. p. 274. +) A.-Bittner, l.-e.:p,: 221; 5) A. Bittner, l.c.p. 42. Auch am Fuße des Feuerkogels sind Schreyer- almschichten bekannt (vgl. G. Geyer, Jahrb. d. e R.-A. 1915, P- Ba 6). A. Bittner, 1. c. p. 267. SR. en ROHR der alpinen Triag, a L; Abhandl. d. geol. R-A. XVII, p. N 1920° E. Spengler. 55 halobiarum Bittn. endlich ist: eine karnische Art®), "aber ‘auch id Wettersteinkalk °) kommen ähnliche Formen vor, Es befindet sich ‘also in der ganzen-Faunma nicht eine Form, die für norisches Alter, bezeichnend wäre: Hingegen erwähnt bereits Stur?) aus roten, an Hallstätter Kalk erinnernden Blöcken bei der Fölzalpe den obernorischen Hallstätter Ammonit = la Arcestes subumbilicatus Br, 3 aaa) olu rau _ Diese Blöcke ‘können nach meinen Begehungen nur..von ‚dem auf der Originalaufnahme 1.:.25.000 bezeichneten Punkt 1853 %) der Mitteralpe abgestürzt sein, wo dieses rote Gestein, in Verbindung mit normalem grauem Riffkalk im Hangenden von Carditaschichten und Hauptdolomit ansteht, also auch nach seinen Lagerungsverbhält- nissen ins Dachsteinkalkniveau gehört: Aus denselben Riffkalken-- der Mitteralpe beschreibt Sarnen Ar niner). verty Eu farl ‚Halorella amphitoma Br. EN a curvifrons Bittn. -Koninckina spec. ind, Lima sp.. Gervillia sp. af. angusta Mstr, erden erwähnt E. Kittl%) Halobia af. superbescens Kittl. en ne » distineta Mojs. He SEE San endlich fand ich selbst am Gipfel des Kaarlhochkogels,. der. die west- liche Fortsetzung .der Riffkalkplatte der Mitteralpe darstellt t,. einen Durchschnitt von } Megalodus sp.. ' Wie diese Zusammenstellung zeigt, haben sich in’den über Carditaschichten liegenden Riffkalken des Mitteralpen- ‚und Kaarlalpenplateaus neben gänzlich indifferenten Formen. ansschliehlich norische Arten gefunden. - Ein weiteres Moment, welches mit sehr großer; Entschiedenheit für das mitteltriadische Alter des tieferen Teiles’ des 'Hochschwab* Rıffkalkes spricht, ‘ist die Tatsache, daß nur dieser:tiefere Teil an. zahlreichen Stellen im Streichen in typischen,’ weißen, grusig-zuckerkörnigen Ramsaudolomit “übergeht. Die Dolomitisierung vollzieht sich meist auf sehr kurzer Strecke_und.ist bisweilen sogar bereits im Handstück zu beobachten, indem, auf der u. 1) A: Bittner, Brachiop. der alpmmen Trias. : Abhandl. 4. geol R- A. xiv, P- 248. : P ah Bus ce)! A. Bittner, ebenda p. 254. FRE ee RR En, Stur, Geologie der Steiermark, p: 346 4) Etwa 400 m nordwestlich des P. 1943 (der Speziälkarte L:: 5. a legen! -1..%8) A. Bittner, Verhandl,'d..geol. R, ii ee Pr 93; DR D2 302; ei bandl;, „d..geol.:R.-A. XIV, p-18d, 1B9.I en: De a °) E. Kittl, 1. c. p. 187. el, 54 Verhandlungen. Nr, 2 Verwitterungsoberfläche die stärker dolomitisierten Partien wegen ihrer schwereren Löslichkeit .scharfkantig über die schwächer dolomitisierten Teile emporragen. Uebrigens ist der größte Teil des Hochgebirgsriffkalkes, und zwar sowohl der mittel- als der obertria- dische Anteil, mehr oder minder dolomitisch, so daß es bei der Kartierung oft nicht ganz leicht ist, die Grenze zwischen Wetterstein- kalk und Ramsaudolomit zu ziehen. Ich werde auf der Karte tunlichst dort die Grenze zwischen Kalk und Dolomit legen, wo das Gestein in Wandbildung und Verwitterung den Eindruck von Kalk, bzw. Dolomit macht — bei gelblichen und rauhen Wänden und grusiger Verwitterung bezeichne ich das Gestein als Dolomit, bei weißgrauen und glatten Felswänden und blockförmiger Verwitterung kartiere ich noch Wettersteinkalk, auch wenn das Gestein mit Salzsäure sehr schwach braust. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß Kalk und Dolomit meist nicht in vertikaler Richtung übereinanderfolgen, sondern die Dolomitisierung stockförmig einen mehr oder minder sroßen Teil der ganzen Riffmasse durchsetzt. Es ist diese „wilde Dolomitisierung* eine Erscheinung, welche auch von zahlreichen anderen Stellen der Kalkalpen bekannt ist; so hat sie zum Beispiel Lebling!) aus dem Lattengebirg, Ampferer?) von der Rax und Gahns, ich selbst aus der Plassengruppe ®) be- schrieben. Diese Art der Dolomitisierung ist. in. unserem Gebiete zum Beispiel in den aus Riffkalk bestehenden Südwänden der Aflenzer Staritzen zu sehen, wo sich aus der Gegend nördlich vom Punkt 1034 eine ganz unseharf begrenzte, dolomitisierte Partie bis etwa 200 m unter den wieder aus reineren Kalken bestehenden Gipfel des Krautgartkogels emporzieht®). Noch schöner ist" diese Art der Dolomitisierung im Stocke der Mesnerin zu beobachten. Bittner hat auf der mir handkoloriert vorliegenden Karte den ganzen Sockel der Mesnerin als Ramsaudolomit, den Gipfel dieses Berges hingegen als Dachsteinriffkalk kartiert. Ersteres nun ist, was die petrographische Beschaffenheit des Gesteines betrifft, nicht zutreffend; denn der Rabenstein (1479 m) südlich des Bodenbauers, sowie die östlich an- schließende Seltenheimmauer bestehen aus einem Riffkalk, welcher sich in nichts von dem Wettersteinriffkalk der gegenüberliegenden Wände des Buchbergkogels, Hochsteins und Zinken unterscheidet.- Aber schon unmittelbar südlich des Rabensteins bemerkt man, wie der Riffkalk dieses Berges durch Ramsaudolomit ersetzt wird, welcher die unteren Hänge der Mesnerin gegen das Josertal zusammensetzt 1) Cl. Lebling, Geologische Beschreibung des Lattengebirges. Geognost. Jahreshefte 1911, p. 44—48. ») ©. Ampferer, Geologische Untersuchungen über die exotischen Gerölle und die Tektonik niederösterreichischer Gosauablagerungen. (Denkschr. der Wiener Akademie der Wissensch. Math.-Nat. Klasse, 96. Bd., Fig. 18, 42.) 3) E Spengler, Die Gebirgsgruppe des Plassen und Hallstätter Salz- berges. Jahrb. der Geol. R.-A. 1918, p. 314. - 4, Siehe die im Jahrb.. der Geol. R.-A. 1919 erscheinende Arbeit: E. Spengler, Das Aflenzer Triasgebiet, Geolog. Karte, nördlich des Wortes Seetal“. 2 1920 E. Spengler. 55 und sich von hier in schmaler Zone über die Seltenheimalpe und den Punkt 1566 nach Osten verfolgen läßt. Der Kontakt zwischen Kalk und Dolomit ist hier im allgemeinen eine saiger West— Ost streichende Fläche; daß es sich hier nicht, wie ich anfangs vermutete, um eine vertikalstehende, West— Ost streichende Schichtfolge handelt, ergibt sich daraus, daß dieselbe Masse Werfener Schiefer am Nordfuße des Rabensteins den Wettersteinkalk, im Josertal den Ramsaudolomit un- mittelbar unterlagert. Besonders vollständig ist die Dolomitisierung in der nördlich von der Talung Trawies—Dullwitz, östlich vom Seegraben bei See- wiesen, westlich vom St. Ilgner Tal begrenzten Gebirgsgruppe. Hier ist nicht nur die gesamte, unterhalb der Carditaschichten liegende Masse des Riffkalkes in Ramsaudolomit verwandelt, sondern die Dolomitisierung hat auch noch den unteren Teil der norischen !) Stufe ergriffen, so daß nur die wenige hundert Meter mächtige, horizontal liegende Gipfelplatte.der beiden, nur durch den Erosioneinschnitt des Fölzalpenkessels getrennten Kalkplateaus der Mitter- und Kaarlalpe aus Riffkalken besteht, welche die obenerwähnte norische Fauna führen. Die morphologische Grenze zwischen Dolomit und Kalk ist an den steilen Abhängen dieser Plateauberge außerordentlich scharf ausgeprägt. Würde man an der auf der Bittnerschen Originalkarte ver- tretenen Auffassung festhalten, daß der gesamte Riffkalk ins Dach- steinkalkniveau gehört, so wäre es ferner gänzlich unverständlich, daß an: den Gebirgsstöcken der Kaarl- und Mitteralpe, ferner im Gebiete der Mesnerin der Riffkalk durch eine viele Hundert Meter mächtige Masse heller Dolomite, in dem nur durch die engen Erosionstäler der Dullwitz und Trawies getrennten Hauptkamme des Hochschwabs aber nur durch eine wenige Meter mächtige Bank dunklen anisischen Dolomites von den unterlagernden Werfener Schiefern getrennt ist oder sogar direkt den Werfener Schiefern aufliegt. Ein Raum für das Auskeilen der mächtigen Ramsau- und Hauptdolomitmasse des Fölz- gebietes wäre absolut nicht vorhanden, überhaupt das Auftreten einer so großen Schichtlücke zwischen Werfener Schiefern und norischer Stufe im eigentlichen Hochschwabzuge vom Standpunkte der Strati- graphie gänzlich unwahrscheinlich. Durch diese Dolomitisierung des tieferen Teiles des Riffkalkes, bzw. das Ausbleiben derselben, kann man zwei durch mannigfache Uebergänge verknüpfte Haupttypen der „hochalpinen“ ?) Fazies der östlichen Hochschwabgruppe unterscheiden; eine dolomitreiche Fazies, die ich als Fölzfazies bezeichne, da sie besonders typisch in den Bergen in der Umgebung der Quellbäche des Fölzgrabens auftritt, und eine nördlich derselben entwickelte dolomitarme bis dolomitfreie Fazies, die die Hauptkette des Hochschwabs charakterisiert und 1) Daß die Dolomitisierung hier wirklich bis in die norische Stufe reicht, ergibt sich daraus, daß ich in den Westhängen des Oisching in den obersten Dolomitlagen Halorellen auffand. 2) Im Sinne Kobers. Bezeichnender wäre in der Hochschwabgruppe der Ausdruck Riff-Fazies, da dieselbe hauptsächlich aus’ Riffkalken und dolomitisierten Riffkalken besteht. 56 Verhandlungen. Nr daher hier als Hochschwabfazies bezeichnet. werden soll. An der. Ost- und Nordseite der Zeller Staritzen ist ähnlich wie im Fölz- gebiete ‚der: tiefere Teil des Riffkalkes dolomitisiert, so daß eine dolomitfreie Zone zwischen zwei dolomitreichen eingeschlossen ist. Daß die. Fölzfazies gegen Süden in die gänzlich verschiedene Aflenzer Fazies übergeht, werde ich an anderer Stelle!) zeigen. Ob sieh diese Gliederung. des Riffkalkes in ein Aequivalent des Wettersteinkalkes und ein solches des Dachsteinkalkes in der ge- samten Hochsehwabgruppe wird durchführen lassen, werden erst die weiteren Aufnahmen :ergeben. So halte ich es nicht für unwahr- scheinlich, daß ein auch auf der Bittnerschen Karte noch nicht verzeichneter Dolomitzug, den ich vorläufig aus dem „Oberen Ring“ durch das Ochsenreichkar bis zum Gschöderer Kar verfolgt habe, eine. ähnliche Rolle spielt wie der oben geschilderte Dolomitzug Hirschgrube— Vogelbad. ’ ‘Der sichere Nachweis, daß ein Teil der -Riftkalke des Hoch- schwabs, dem Wettersteinkalk entspricht, wirft auch ein Licht auf die Verhältnisse in den weiter östlich gelegenen Plateaustöcken. Wenn man: den von G. Geyer?) geschilderten Aufbau der Hohen Veitsch mit den hier dargestellten Verhältnissen am Hochschwab vergleicht, so muß es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß die massigen, hellen Kalke an der Südwand dieses Berges, wo sie fast unmittelbar über Werfener Schiefer liegen, in ihrem tieferen Teile dem Wettersteinkalkniveau entsprechen, und zwar um so mehr, als die Hohe Veitsch die nur durch die 9km breite Gollrader Bucht unterbrochene Streichungsfortsetzung der Aflenzer Staritzen darstellt. Auf der Nordseite der Veitsch hingegen ist der tiefere Teil des Riff- kalkes wie in der gegenüber liegenden Zeller Staritzen dolomitisiert. Das Aequivalent des im Hochschwabgebiete südlich der Hoch- schwabfazies ‘gelegenen Fölzfaziesgebietes ist jedoch in der Veitsch nicht vorhanden, sondern jene geht gegen Süden direkt in die Aflenzer Fazies über). Daß auch an der Südseite von Rax und Schneeberg die in ganz ähnlicher Weise teilweise dolomitisierten und meist nur durch eine dünne Lage dunklen Dolomits vom Werfener Schiefer getrennten hellen Kalkmassen zum Teil der mittleren, zum Teil der oberen Trias angehören, ergibt sich aus Ampferers Untersuchungen). ‘An diese ‚stratigraphischen Erörterungen möchte ich noch einige vorläufige Bemerkungen über die Tektonik des durch das: Hotel :,„Bodenbauer* bekannte Buchberger Pal und die Gegend von Seewiesen knüpfen. Soweit aus: den bisherigen Untersuchungen hervorgeht, stellt die Hochschwabgruppe im allgemeinen nur eine einzige, flach-wellenförmig eis ı) E. engen Das Aflenzer Triasgebiet. Jahrb. der Geol. R.-A. 1919. 2)1.G. Geyer, Beiträge zur Geologie der Mürztaler Kalkalpen und des Wiener Schneeberges. Jahrb. der Geol. R.-A. 1889, p. 588—593. 3) Vgl. hierzu meine Arbeit über das Aflenzer Triasgebiet im Jahrb. der Geol, R. &..1919. } ».Q.Ampferer, Untersuchungen über die exotischen Gerölle und die Tektonsk niederösterreichischer Gosauablagerungen, p.lB. 1920 E. Spengler. 57 verbogene, mächtige Kalkplatte dar, welche ‘überall von Werfener Schiefern unterlagert wird. Diese Werfener Schiefer treten im Tale von Buchberg als hohe, vertikal stehende, aber im Streichen beider- seits außerordentlich rasch versinkende Antiklinale hervor. Daß es sich um eine wirkliche normale Antiklinale und nicht etwa um eine an einer Ueberschiebungsfläche heraustretende Partie von Werfener Schiefern handelt, ergibt sich aus der Tatsache, daß diese nach allen Seiten in deutlichster Weise unter die Triaskalke und Dolomite ein- fallen: im Norden unter den Buchbergkogel und das eigentliche Hoch- schwabplateau, nach Osten unter die Kalke und Dolomite des Reudel- steins, nach Süden unter den Stock der Mesnerin, nach Westen unter den Weberstein. Während nun die sich auf der Ost-, Süd- und Westseite über den Werfener Schiefern erhebenden Kalk- und Dolomitmassen zweifel- los eine einzige, mächtige Schichtfolge darstellen, bemerkt man an der Nordseite eine tektonische Wiederholung der Schichten. Wie schon der Anblick vom Hotel Bodenbauer aus zeigt, wird der mächtige Wetterstein-Riffkalk der Zinken- und Hochstein-Südwand von einem geringmächtigen Band schwarzen, anisischen Dolomites unterlagert. Unterhalb dieses durch eine dunkle Färbung sehr auf- fallenden Bandes erscheint nun neuerdings in geringer Mächtigkeit heller Wettersteinkalk, unter diesem abermals ein dunkles Band anisischen Dolomites, und darunter erst die den Kern der Antiklinale bildenden Werfener Schiefer. Man sieht also, wie sich hier an der Basis der Hoch- schwabmasse eine Basalschuppe abgesplittert hat. Diese Basalschuppe zeigt keinerlei Faziesunterschied gegenüber der Hauptmasse — daß hier der Wettersteinkalk viel geringere Mächtigkeit zeigt, erklärt sich aus der Tatsache, daß eben nur der unterste Teil desselben in die Basalschuppe einbezogen ist. Verfolgen wir nun diese Basalschuppe gegen Osten, so ver- schwindet dieselbe zunächst unter den mächtigen Schutthalden unter- halb der Hundswand. Bald jedoch tritt die Schuppe neuerdings hervor und bildet den nur auf der Originalaufnahme 1:25.000 eingezeichneten, 1156 m hohen Felskopf des Schottenkogels, der auf der Strecke zwischen der Fasching- und Trawiesenalpe das Trawiestal in ein Doppeltal spaltet. In der südlichen, tieferen Schlucht, an der Grenze zwischen dem anisischen Dolomit der Basalschuppe und den Werfener Schiefern des Antiklinalkernes fließt der Bach, in der nördlichen, seichteren Rinne, die durch die schmale Zone anisischen Dolomites zwischen dem Wettersteinkalk der Basalschuppe (Schottenkogel) und demjenigen der Hauptmasse des Hochschwabs (Hundswand) bezeichnet ist, führt der markierte Weg vom Bodenbauer auf den Hochschwab. Wie die Aufschlüsse an diesem Wege zeigen, treten au der hier ganz vertikal gestellten Ueberschiebungsfläche zwischen dem anisischen Dolomit der Hauptmasse des Hochschwabs und dem Wettersteinkalk der Basalschuppe gänzlich zerriebene, kaum 4 m mächtige Werfener Schiefer auf. Bei einer weiteren Verfolgung der Basalschuppe in die Nordseite des Reudelsteines hinein bemerkt man, daß zuerst der Wetterstein- Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 2. 8 58 Verhandlungen. Nr. 2 kalk, dann der anisische Dolomit derselben vollständig auskeilen, so daß sich die Werfener Schiefer im Liegenden und Hangenden der Schuppe zu einer untrennbaren Masse vereinigen. Verfolet man aber die zwischen der Basalschuppe und der Hauptmas:> des Hochschwabs gelegene Ueberschiebungsfläche gegen Westen, so sieht man, daß diese, stets durch eine schmale Zone anisischen Dolomites und Werfener Schiefer bezeichnet, über den Sattel der Häuselalm (1514 m) zur Sackwiesenalm streicht. Hier Spaltet sich die Schubfläche anscheinend in zwei Bewegungsflächen: die eine zieht gegen SW gegen den Plotscherboden zu, die andere gegen Westen am Südufer des Sackwiesensees vorbei in der Richtung gegen die Sonnschienalm. Ob sich diese Dislokationslinien noch weiter gegen Westen verfolgen lassen, konnte ich im verflossenen Sommer noch nicht feststellen. Aus dem Auftreten dieser Schubfläche ergibt sich, daß der Buchbergkogel (1730 m) und Sackwiesenkogel nicht der Hauptmasse des Hochschwabs, sondern der Basalschuppe angehören, Verfolgen wir nun die Kalk- und .Dolomitmasse des Buchberg- und Sackwiesenkogels in dem dem Uhrzeiger entgegengesetzten Sinne üm den antiklinalen Aufbruch von Werfener Schiefern des Buchberger Tales herum, so sehen wir, daß dieselbe über Weberstein, Mesnerin, Zirbeneck, Fölzstein, Kaarlhochkogel untrennbar mit derHaupt- masse des Hochschwabs verbunden ist. Dies läßt nur die eine Erklärung zu, daß die oben beschriebene Schubfläche nur eine wenig tief reichende Abspaltung an- der Basis der Hochschwabkalke darstellt, an welcher vom Buchberger Tal an gegen Westen die Triasplatte des Hochschwabs einen gänz geringen etrag auf ihre eigene südliche Fortsetzung in der Richtung gegen Süden hinaufgeschoben wurde. Daß diese Schubfläche im Buchberger Tale ihr östliches Ende erreicht hat, ergibt sich ja auch Schon aus dem oben beschriebenen Auskeilen der Basalschuppe im Nordhange des Reudelsteins. Es ist daher selbstverständlich gänzlich ausgeschlossen, in dieser Basalschuppe etwa Kobers Hallstätter Decke zu sehen. Wie Bittners Manuskriptkarte zeigt, ist die Antiklinale von Buchberg nur ein Teil eines Antiklinalzuges, der von Eisenerz gerad- linig bis zum Seeberg verläuft. Den westlich von Buchberg gelegenen Teil der Antiklinale konnte ich bisher noch keiner Neuaufnahme unterziehen; über die östliche Fortsetzung derselben seien jedoch einige Bemerkungen angefügt. Die am Reudelstein unter den Kalk- und Dolomitmassen der mittleren Trias verschwindenden Werfener Schiefer des Antiklinal- kernes tauchen neuerdings — was Bittner noch nicht bekannt war — in der tiefen Schlucht des Kaarlgrabens in 1100 m Höhe fensterartig unter den mächtigen Ramsaudolomitmassen dieses Grabens hervor !). Dann verschwinden durch 7 km die Werfener Schiefer unter den mächtigen Dolomit- und Riffkalkmassen des Kaarlalpen- und Mitter- alpenplateaus, um in der Tiefe des Seetales bei Seewiesen neuerdings 1) 300 m nördlich vom „h“ von „Kaarl Th.“ der Spezialkarte, 1920 E. Spengler. 59 hervorzutauchen, von wo sie dann über-den Seeberg mit der großen Werfener Schiefermasse der Gollrader Bucht in Verbindung stehen. Sehr bemerkenswert ist nun die Tatsache; daß ähnlich wie bei Buchberg sich auch auf der Nordseite des Seetales bei Seewiesen an der Basis des Riffkalkes Schuppenbildung bemerkbar macht, die den auf der Südseite dieses Tales auftretenden Dolomit- und Kalk- massen völlig fehlt. Diese Schuppenbildung ist mir bei Seewiesen an folgenden Punkten bekannt geworden: Unmittelbar westlich der unteren Dullwitzalpe ist in die Süd- wand der „Bösen Mauer* ein kleines, steil ansteigendes Kar!) ein- geschnitten, das Stangenkar, in welchem 200—300 m über dem Tale violettrote, glimmerige, fossilführende Werfener Schiefer und dunkle anisische Dolomite aufgeschlossen sind. An diesen Aufschluß von untertriadischen Gesteinen schließt sich nun östlich und westlich des Stangenkars eine schuttbedeckte Terrasse an, welche die mächtige Riffkalkwand der „Bösen Mauer“ in auffallender Weise unterbricht. Wir haben es hier zweifellos mit einer ähnlichen Schuppenbildung wie bei Buchberg zu tun — die niedrige Riffkalkwand unterhalb der Terrasse stellt eine Basalschuppe, die gewaltige Mauer oberhalb der- selben die Hauptmasse der Hochschwabtrias dar. Eine ähnliche Erscheinung tritt in dem nordwestlich von See- wiesen gegen die Aflenzer Staritzen emporziehenden Bruchtale auf. Der westöstlich verlaufende, vom Gamssteig durchzogene obere Teil des Bruchtales entspricht einer tektonischen Einschaltung von Werfener Schiefern, welche dem Riffkalke des durch „Kg.“ von „Kraugart Kg.“ der Spezialkarte bezeichneten Kammes aufliegen und unter denjenigen des Punktes 1859 einfallen. Aber auch die unterhalb der Werfener Schiefer des Bruchtales gelegene Riffkalkmasse ist durch eine weitere Einschaltung einer schmalen Lage von Werfener Schiefern abermals geteilt, so daß wir hier sogar zwei Basalschuppen vor uns haben ?). Beide Basalschuppen keilen gegen Osten völlig aus, so daß sich die 3 Werfener Schieferkomplexe an der Basis der unteren Schuppe, zwischen der unteren und oberen Basalschuppe und zwischen letzterer und der Hauptmasse der Hochschwabtrias zu der großen Werfener Schiefermasse des Seebergwaldes vereinigen). Endlich hat Bittner eine Einlagerung in den Rifikalken der, Staritzen-Ostwand mit folgenden Worten beschrieben ®#): „Nur in den Wänden oberhalb Brandhof erscheint eine Einlagerung grünlicher, etwas kieseliger Gesteine, ein Analogon des oben zitierten Geyer- 1) Unmittelbar südlich des „s“ von „Böse Mauer“ der Spezialkarte. Siehe zu dieser und den folgenden Ausführungen die meiner im Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt 1919 erscheinenden Arbeit über das Aflenzer Triasgebiet beiliegende geologische Karte, Eck ?) E. Spengler, Das Aflenzer Triasgebiet. Jahrb. d. geol. R.-A. 1919, rofil 1. ®) E. Spengler, Das Aflenzer Triasgebiet, Profil III. 4) A. Bittner, Aus dem Gebiete des Hochschwabs und der nördlich .an- ‚grenzenden Gebirgsketten. Verhandl. d. geol. R.-A 1:90, p. 302. Die Einlagerung ist 500 m lang, nur wenige Meter mächtig, keilt an beiden Enden zwischen Riffkalk völlig aus und bildet eine sehr--auffallende nischenförmige Terrasse in 1500 m Höhe unterhalb von „In den Kastellen“. 8*+ 60 Verhandlungen. Nr. 2 schen „Raschberghorizontes“, der — wie gezeigt würde — wahr- scheinlich nichts ist, als eine Vertretung der Carditaschichten der Kaarlhochkogelgruppe.* Nach meinen Beobachtungen besitzt das Ge- stein keinerlei petrographische Aehnlichkeit mit den Carditaschichten der Kaarlhochkogelgruppe, sondern ist ein grünlicher, völlig kalk- freier, quarzitischer Schiefer, stellenweise mit feinstem Glimmer- belag auf den Schichtflächen. Es handelt sich hier sicherlich nicht um Oarditaschichten, sondern abermals um eine tektonische Einschaltung von Werfener Schiefern, und zwar ausnahmsweise von solchen quar- zitischer Natur, eine neuerliche Schuppung in der oberhalb der Werfener Schiefer des Gamssteiges liegenden Hauptmasse der Hoch- schwabtrias andeutend. Es liegen hier zweifellos nichts anderes als lokale im Streichen sehr rasch ausklingende Absplitterungen vor, die sich bei Bewegungen der mehr als 1000 m mächtigen Kalkplatte auf den ihre eigene Unterlage bildenden Werfener Schiefern an der Grenze der beiden physikalisch so verschiedenartigen Medien bilden mußten. Bemerkenswert ist, daß diese Schuppen hier nicht wie die ähnlichen Erscheinungen an der Südseite des Tennengebirges, Dachsteines und des Rax—Gahnsgebietes am Südrande der Kalkalpen auftreten, son- dern 6—8 /km nördlich dieses Denudationsrandes und nur infolge der hier ausnahmsweise bis zur Basis der Triaskalke reichenden Auf- schlüsse sichtbar werden. Der östliche Teil des hier kurz beschriebenen Gebietes ist teilweise auf meiner bereits mehrfach zitierten Arbeit über das Aflenzer Triasgebiet beiliegenden geologischen Karte im Maßstabe 1:50.000 dargestellt; eine genauere, mit Karten und Profilen ver- sehene Darstellung des eigentlichen Hochschwabzuges und der Gegend des Bodenbauers wird erst folgen, bis ich ein größeres Stück des Hochschwabgebietes neu aufgenommen habe. r = = r j - Verlag der Geol. Staatsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23, Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. SEP 3n 921 VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. 1920 Ne 3 Wien, März Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Wahl des Bergrates Dr. W. Hammer zum Präsidenten der Wiener Geologischen Gesellschaft und Hofrat Dr. E. Tietzes in den Beirat der Deutschen geologischen Gesellschaft. — Eingesendete Mitteilungen: A. Winkler: Ueber geologische Studien im mittleren Isonzogebiet. — J. V. Zelizko: Geologisch-minera- logische Notizen aus Südböhmen. III. Teil. — Literaturnotizen: R. Staub. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlich. Vorgänge an der Anstalt. Der Chefgeologe der Geologischen Staatsanstalt, Bergrat Dr. Wilhelm Hammer wurde für 1920/21 zum Präsidenten der Wiener Geologischen Gesellschaft gewählt. Wir entnehmen den Monatsberichten der Deutschen geologischen Gesellschaft, daß der frühere Direktor unserer Anstalt, Hofrat Dr. E. Tietze in den Beirat dieser Gesellschaft gewählt wurde. Eingesendete Mitteilungen. Dr. Artur Winkler. Ueber geologische Studien im mittleren Isonzogebiet. (Vorläufige Mitteilung.) Während des Krieges fand ich Gelegenheit, den geologischen Bau des mittleren Isonzogebietes teils durch Einteilung an der Front, teils durch Bestellung als Kriegsgeologe eingehend kennen zu lernen. Die Resultate meiner dort durchgeführten geologischen Auf- nahmen und Begehungen habe ich in einer größeren, mit vier Karten- beilagen und vielen Profilen ausgestatteten Arbeit niedergelegt. Diese wird im Jahrbuch der Geologischen Staatsanstalt 1920 zum Abdruck gelangen. In meine Untersuchungen wurde der Raum des mittleren Isonzogebietes zwischen Karfreit und Tolmein einbezogen. Gegen Norden wurden die Begehungen bis in den südlichen Teil der Julischen Hochalpen (Wocheiner Kamm) ausgedehnt, gegen Süden wurde der Kolowratrücken, der Matajurstock und ein angrenzender Streifen des Friauler Flyschgebietes studiert. Als Grundlage dienten vor allem F. Kossmats!) interessante Arbeiten, die in vielen Details und in einigen wesentlichen Punkten auszubauen mein Bestreben war. ı) F. Kossmat, Beobachtungen über den Gebirgsbau des mittleren Isonzogebietes. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1908. — Geologie des Wocheiner Tunnels und der südl. Anschlußlinie. Denkschriften der k. Akad. d. W. Wien. Math.- nat. Kl. Wien 1907. — Die adriatische Umrandung in der alpinen Faltenregion. Mitt. der Geol. Gesellschaft. Wien 1913. — Der küstenländische Hochkarst und seine tektonische Stellung. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1909. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 3. 9 62 Verhandlungen. Nr.55 I. Stratigraphische Ergebnisse !). Julische Hochalpen (Wocheiner Kamm). In den Julischen Hochalpen wurde eine aus dem Dachsteinkalkterrain auf- tauchende Schubscholle von mächtigem, fossilarmem (vermutlich mittel- triadischem) Dolomit aufgefunden. Die Dachsteinkalke des Wocheiner Kammes, deren oberste, durch rote und grünliche (glaukonitische) Mergelzwischenlagen gegliederte Bänke vielleicht schon dem tiefsten Lias entsprechen mögen, zeigen’ einen konkordanten, lokal durch Hierlatz-Crinoidenkalke (mit Eisenerz- Mangan-Knollen) vermittelten Uebergang in die unzweifelhaften Sedimente des tieferen Jura (Lias). Es sind rote und violette Kalk- mergel und Mergelkalke mit spärlicher Hornsteinführung, welche, in größerer Anzalıl an Störungen eingeklemmt, sowohl am Vk. Lemei (2041 m) als auch in der LuZnica-Senke (östlich Krn) aufgefunden werden konnten. Das in stratigraphischer Hinsicht vielleicht interessanteste Vor- kommnis des kartierten Gebietes stellen die in der LuZnica-Senke wunderbar erschlossenen Oberjurabreccien dar, welche in- prä- existierenden, in das Dachsteinkalkgebirge eingesägten Talrinnen sich gebildet haben. Hier liegen die Ablagerungen des in die er- trinkenden Täler eines mitteljurassischen Gebirges eindringenden Oberjura-Meeres vor. Ihrer Entstehungsart nach sind die Sedimente äußerst grobklastisch, zum Teil sogar als Riesenbreccien (mit über hausgroßen Schollen) entwickelt. Dachsteinkalkblöcke und unter- geordnet auch Liaskalkfetzen bilden die Geröllkomponenten. Im roten Zement, welcher reich an Crinoiden und Korallen ist, fanden sich folgende Ammoniten: Phylloceras cf. ptychoicum Quenstedt Phylloceras plicatum Neum. Neumayria cf. trachynota Oppel Aspidoceras subavellanum Camp. Perisphinctes spec., welche das Niveau mit hinreichender Sicherheit als Kimmeridge bestimmen lassen. Der Oberkreide (Senon) werden zwei räumlich beschränkte, in transgredierender Lagerung auftretende Vorkommnisse von Flysch- sandstein und Mergel (mit Hornsteingeröllchen) zugezählt. Julische Vorzone. In der Julischen Vorzone, mit welchem Namen ich die zwischen dem Isonzo und dem Steilrand des Kalkhoch- gebirges gelegene, nach Kossmat überschobene Vorlage bezeichne, konnte in dem kartierten Bereiche eine Teilung in zwei tektonische Einheiten wahrgenommen werden. !) Vergleiche zu folgendem insbesondere Kossmats Karte in Mitt. der Geol. Gesellschaft Wien 1913 und seine Skizze in Verh. der, k. k. geol. R.-A. 1908, S. 81, Zur räumlichen Orientierung sei auf die Spezialkartenblätter Flitsch und Tolmein verwiesen. | | 1920 Dr. A. Winkler. 63 In der nördlichen Schuppe sind außer einem lokal bei Dreznita wahrzunehmender Crinoidenkalk, mächtige, rote, hornstein- führende Globigerinenmergelkalke und Kalkmergel von genau der- selben Beschaffenheit wie die dem Lias zugezählten Schichten des Wocheiner Kammes entwickelt. Ich halte sie auch hier für Aequi- valente des unteren Jura. Sie gehen vermittels einer geringmächtigen Zone von kiesel- reichen, roten und grünlichen Mergeln und Tonschiefern in mächtige graue und‘rote Mergel über. - Ich betrachte diese Schichtfolge im Gegensatz zu Kossmat, der sie als Scaglia aufgefaßt hat, als dem Jura zugehörig, wofür mir als Beweise insbesondere die enge Verknüpfung mit dem ammoniten- führenden Hierlatzkalk von DreZnica, die vollkommen gleichartige Beschaffenheit mit den Jura(Lias)gesteinen des Wocheiner Kammes, der Reichtum an den im Senon gänzlich fehlenden Hornstein- ausscheidungen, der auch sonst von den Oberkreidegesteinen .ganz abweichende Charakter und das Auftreten von Geröllen der fraglichen Gesteinsserie in den Senonbreccien gelten. Das Senon transgrediert, zum Teil als Riesenbreccien ausgebildet (über tischgroße Blöcke!), nicht nur über die nördliche Schuppe der Julischen Vorzone, sondern auch über die Dachsteinkalke des Wocheiner Kammes. In der südlichen Schuppe der Julischen Vorzone wurde Kossmats Auffassung vom Alter des Schichtenbaues, von einigen Details ausgenommen, beibehalten. (Obertrias-Dolomite; Hornstein- plattenkalke mit Breccienlager und Mergel des Jura; Hornstein- plattenkalke der Unt.-Kreide; Senonbreccien, Sandsteine und Mergel.) Das wichtigste Ergebnis ist der Nachweis, daß das Senon überall von den unterlagernden Bildungen durch eine Diskordanz getrennt ist. Die als -Gerölle in der Senonbreccie so häufig vorhandenen Rudistenkalke der mittleren Kreide konnten anstehend nicht mehr angetroffen werden, sind also bereits vor Entstehung der obersten Kreidesedimente fast ganz abgetragen gewesen. Meinen Untersuchungen zufolge ergibt sich ein sehr beträcht-, licher Unterschied im Faziesbild zwischen der nördlichen und der südlichen Schuppe der Julischen Vorzone. In ersterer ist der Jura durch rote Globigerinenkalke, das Senon durch transgredierende Breceien mit Dachsteinkalkblöcken und mit Flyschgesteinen, in letzterer der Jura durch graue Hornsteinplatten- kalke mit Breccienbänken und Mergellagen, das Senon durch ge- bänderte Mergel mit Breccien, die über die unterkretazischen Woltschacher Plattenkalke transgredieren und statt Triasgeröllen nur Blockeinschlüsse aus der Kreide enthalten, vertreten. Der Stolzug. Dieser Gebirgskamm, der vom Isonzodurchbruch bei Karfreit westwärts bis an den Tagliamento. zu verfolgen ist, wird von mir aus faziellen Gründen und aus tektonischen Erwägungen von der Julischen Vorzone abgetrennt und enger an die autochthone Flyschvorlage angereiht. Hier ist die Obertrias im Gegensatz zur Dolomitentwicklung der Julischen Vorzone in Dachsteinkalkfazies (aber nicht vom Typus 9* 64 Verhand’ungen Nr. 3 des Krngebietes, sondern in einer durch stärkere Mergeleinschaltungen an die Zlambachschichten erinnernden Ausbildung) vorhanden. Mit einer gewellten Auflagerungsfläche (Strömungsdiskordanz ?) bauen sich darüber mächtige, bankige, dichte und brecciöse, sehr crinoidenreiche Kalke auf, welche im Hangenden in grobbrecciöse, zum Teil crinoidenführende Hornsteinplattenkalke übergehen. Die Schiehtfolge weist auf eine nahe Küste hin. Ich betrachte die Sedimente als Lias (Jura?). Scheinbar in transgressiver Lagerung auftretende, rote,-hornstein- führende Plattenkalke, welche mit einer grobbreceiösen, Strandfossilien führenden Basis ansetzen, fasse ich als Aequivalente des oberen Jura auf. In roten Hornsteinkalken fand hier übrigens Hauer bereits im Jahre 1857 Ammoniten des Oberjura !). Das Senon greift deutlich taschenförmig in das Liegende ein. Hierdurch ist eine Festlandsperiode vor seiner Entstehung auch im Stolzug erwiesen. Autochthone Vorlage. Das dem 'Schuppen- und Deckenbau vorgelagerte Flyschgebiet von Friaul mit den aus demselben auf- tauchenden Kolowrat- und Matajurantiklinalen bezeichne ich als autochthone Vorlage. Am Matajur folgt über den Dachsteinkalken, ganz ähnlich wie am Stol, ein aus Dachsteinkalkgeröllen gebildeter Breceienkalk, der in Hornsteinplattenkalk übergeht. Ersterer enthält Crinoidenbänke. Ein lokal aufgefundenes, scheinbar diskordant gelagertes Vor- kommnis von rotem Mergelkalk mit Dachsteinkalkgeröllen und mit bombenartigen Ausscheidungen von rotem Hornstein wurde als mut- maßliches Aequivalent des oberen Jura betrachtet. (Auftreten am Mt. della Colonna nördlich des Matajurgipfels.) Im östlichen Teil der Kolowratantiklinale beobachtete ich an der Höhe O- 509 (südlich Tolmein) und bei Modrejcee neue Vor- kommnisse von zweifellosem Oberjura. (Rote und graue Mergel mit 'Hornsteinbänken, Tonschiefer etc.) Die Schichten der Unt.-Kreide, die Woltschacher Hornsteinplatten- kalke, sind nach mikroskopischer Untersuchung als vorwiegende Foraminiferenkalke zu bezeichnen. Ihr Korn ist meist sehr fein. In seltenen Ausnahmsfällen konnte ich darin in einem höheren Niveau brecciös-sandige Lagen auffinden. (Westlich Woltschach und auf der Höhe © 509.) Die Schichten der unteren Oberkreide (Cenoman-Turon) konnten an einem einzigen Punkte, an der Kovaöit pl., westlich Woltschach, in Form von oolithischen Kalken und Korallenriffkalken anstehend nachgewiesen werden. Sie werden hier diskordant von Senonbreccie überlagert. An allen anderen Orten greifen die Schichten des Senon transgressiv schon über die Unterkreide über. Die vorsenone Festlandsperiode konnte daher im Bereiche der ganzen autochthonen Vorlage erkannt werden. ') Siehe bei D. Stur, Das Isonzotal. Jahrbuch der Geol. R.-A. 1858. u rue euere u Dttienin eeeiieeee e ee Be 1920 Dr. A. Winkler. 65 Die Senonschichten, die am eingehendsten in sehr zahlreichen Profilen studiert werden konnten, zeigen in ihrem tieferen Teil eine mächtige Basisbreccie (mit sandigen Kalken), lokal hippuritenführend und mit Einschaltungen roter, mergeliger Lagen versehen. (Unt.-Senon.) Darüber folgen graue, charakteristisch gebänderte Mergel mit Inoceramen (mehrere neue Fundpunkte!). Sie sind durch grobe, zum Teil als Riesenbrececien ausgebildete Bänke gegliedert. Flyschsandsteine und Mergel mit Einlagerungen von Breccien- bänken, Geröllmergeln, roten Mergeln etc. bilden das Hangende. (= Kossmats ÖOrbitoidenschichten des Obersenon.) Auf Grund von Inoceramenfunden, der Verfolgung der Bänke und der diskordanten Lagebeziehung zum Eocän wurde im Matajur- gebiet und in der Senke zwischen diesem und der Julischen Vorzone der Oberkreide ein größeres Gebiet zugeschrieben, als in den bis- herigen Arbeiten angenommen wurde Im Kolowratgebiet, speziell im östlichen Teil, konnte die Kreide- Eocängrenze nicht überall mit derselben Sicherheit gezogen werden. Aber auch hier kann eine größere Verbreitung des Eocäns, als sie bisher angenommen wurde, vermutet werden. Die Schichten des Focäns greifen an der Südabdachung des Matajur in wunderbar klarer Weise völlig diskordant über die viel steiler aufgerichteten Kreideschichten hinweg. Der Fazies nach sind sie speziell im Detail von den obersenonen Flyschgesteinen sehr schwer zu unterscheiden. Die Sedimentfolge des mittleren Isonzogebietes enthüllt eine sehr wechselvolle Geschichte. Die Julische Vorzone zeigt (speziell in der südlichen Schuppe) eine stetige Meeresbedeckung während des Mesozoikums, vermutlich bis ins Turon, an. Während dieser langen Zeitdauer gelangten in einer Sedimentmulde mächtige Schichten zum Absatz. Sowohl mit Annäherung an den nördlichen Beckenrand (Wocheiner Kamm) als auch an die südliche Begrenzung (in der autochthonen Flyschvorlage) wird die Schichtfolge lückenhafter. Im Wocheiner Kamm (Julische Hochalpen) ist aus den Lagerungsverhältnissen auf eine auf Gebirgsstörungen zurück- führbare Regression des Meeres im Dogger zu erschließen. Nach dem ÖOberjura erfolgt hier ein neuerliches Zurückweichen des Meeres, welches erst im Senon (vermutlich Obersenon) wieder transgredierend über- greift. Es lassen sich hier also Regressionen im mittleren Jura, zu Beginn der Kreide und am Anfang des Tertiärs nachweisen, welchen die Ueberflutungen im oberen Jura (Kimmeridge) und im höheren Senon gegenüberstehen. Im Matajur-Kolowratgebiet und in dem tektonisch und strati- graphisch nahestehenden Stolzug konnte ein Zurückweichen des Meeres an der Basis des Jura (im tieferen Lias?), im Dogger, im Paleocän und schließlich in der Zeit nach dem Mitteleocän erkannt werden. Dazwischen schalten sich im höheren Lias (?), im Oberjura, im tieferen und höheren Senon und schließlich im Mitteleocän Trans- gressionen ein. Das Ablagerungsbild des Isonzogebirges zeigt demnach im jüngeren Mesozoikum (Jura-Kreide) das Vorhandensein einer nörd- 66 Verhandlungen. Nr. 3 lichen und einer südlichen, nur teilweise überfluteten Zone, welcher eine Depression mit langandauernder Meeresbedeckung zwischen- gelagert war. 2. Die Gebirgsbildung. Das Studium der Gebirgsbildung ergab eine Erweiterung des von Kossmat nachgewiesenen Schuppenbaues. Im Wocheiner Kamm wurde das Auftauchen einer tieferen „Dolomitschuppe“, welche über Dachsteinkalk, Jura und Kreide auf- geschoben ist, erkannt. Die Ueberschiebung verläuft bogenförmig von der Plan. na polju (nordöstlich Krn) über die LuZnica zum Rude£i rob. (LuZnica-Ueberschiebung). Die nächsttiefere Ueberschiebung ist die von Kossmat beschriebene Krnlinie, an welcher der Wocheiner Kamm über die Julische Vorzone aufgeschoben ist. Die Dachstein- kalkmasse des Polounik halte ich im Gegensatz zu Kossmat für die tektonische und stratigraphische Fortsetzung des Wocheiner Kammes und betrachte sie als bereits in vorsenoner Zeit ihrer jurassischen Unterlage aufseschoben. Die am Sattel!) zwischen Polounik und Wocheiner Kamm (Krnzug) bei der Pl. za Kraju zutage tretenden Juragesteine (nach Kossmat Scaglia!) erscheinen mir demgemäß als ein Sattelfenster. In der Julischen Vorzone ergab die Umdeutung der Stratigraphie (siehe oben) und die Beobachtung der Kontakte eine Teilung in zwei Hauptschuppen (oder Decken). Der sie trennenden Ueberschiebung muß nach der deutlichen Verschiedenheit der durch die Schubfläche in Berührung gebrachten gleichaltrigen Fazies eine beträchtliche Förderweite zukommen. Die Randüberschiebung der Julischen Vorzone (Kossmats Karfreit—Kichheimer Störungslinie) verlängerte Kossmat westwärts in die Schubbahn, an welcher der Stolzug auf seine Unterlage hinauf- bewegt wurde. Mir erscheint dagegen, daß sich der Stol als eine selbständige Schuppe erst im Raume westlich von Karfreit ?2) von der autochthonen Vorlage abspaltete, so daß die Fortsetzung der Karfreit-Kirchheimer Störung nördlich des Stols zu suchen wäre. Im Kolowrat-Matajurgebiet (autochthone Vorlage) konnten zwei Antiklinal- und drei Synklinalzüge wahrgenommen werden. Der nördlichen Falte gehört die Kolowrat-Antiklinale, der süd- lichen im Westen die Matajur-Antiklinale, im Osten, teilweise durch transgredierendes Eocän verdeckt, die Selski-Antiklinale an. Die Entstehung dieser Faltungen ist der Hauptsache nach bereits vor- eocän. Die Wellen, welche das Eocänflyschgebiet zwischen dem Matajur-Kolowratrücken und der friaulischen Ebene durchziehen, sind dagegen natürlich posteocänen (aber vermutlich voroligocänen) Alters. Ihre Streichrichtung ist im Gegensatz zu den älteren, alpinen Schub- bewegungen und Faltungen eine ausgesprochen dinarische (nordwest- südöstliche). 1) (1280. ?) Genauer ausgedrückt westlich von Ladra bei Karfreit. 1920 Dr. A. Winkler. 67 In der Julischen Vorzone und in dem Matajur-Kolowratzuge konnte als mutmaßliches zeitliches Aequivalent der alttertiären Faltung des Eocänflyschgebietes eine doppelte Knickung des Gebirgskörpers, einer Umfaltung mit senkrechter Achse im Sinne Ampferers!) ent- sprechend, nachgewiesen werden. Die westliche Kniekung liegt im Raume von Karfreit--Luico, die östliche im Gebiete von Tolmein— St. Luzia. Eine Fülle interessanter Detailkomplikationen (Aufrichtung der Schichten, Verdopplung der Gesteinszüge durch keilartige Ineinanderschiebung der steilstehenden Sedimente, starke Aus- quetschungen und Mylonitbildung) begleiten diese Transversalstörungen. Auch einige sekundäre Falten und Schuppungen in dem bereits in voreocäner Zeit in seinem Grundbau gefestigten Isonzogebirge können dieser jüngeren tangentialen Bewegungsphase zugeschrieben werden. Faltenbrüche und echte Brüche beherrschen das tektonische Bild “an der Wende von Alt- und Jungtertiär und in letzterem. Die wichtigste hierher zu zählende, neuaufgefundene Störungslinie kann ich aus dem Plateaugebiete des Wocheiner Kammes namhaft machen. Sie durchsetzt bei bedeutender Sprunghöhe die Schichtplatte und er- zeugt eine Einklemmung der aufgeschobenen Dolomitdecke. Ihr Ver- lauf konnte von Potode (nördlich Krn) über die Plan. na Prodih bis an den Migouc vrh (-O- 1885) verfolgt werden. Im allgemeinen zeigen diese jüngeren Störungen im Gegensatz zu den älteren, vorwiegend ostwestlich verlaufenden tektonischen Elementen charakteristisches „dinarisches“ Streichen. Das Alter der tektonischen Bewegungen. Die Ueberschiebung des Wocheiner Kammes über die Julische Vorzone an der Krnlinie ist. meiner Ansicht nach bereits in vor- senoner Zeit (vermutlich im Oberturon) erfolgt. Denn die Schichten des Senons lagern sich bereits in grobklastischer Fazies (mit Dach- steinkalkblockwerk!) an den Rand eines Triasgebirges und an dessen überschobene jurassische Vorlage diskordant an. Die Ueberschiebung der nördlichen Schuppe der Julischen Vor- zone über die südliche und jene der südlichen Schuppe auf das Vor- land ist postsenon, aber nach den Verhältnissen im Matajur- Kolowratgebiet zu schließen, der Hauptsache nach voreocänen Alters. Die Diskordanz zwischen Oberkreide und Alttertiär kommt hier in klarer Weise in der Anlagerung flacher Eocänbänke an die steiler aufgerichteten Senonschichten zum Ausdruck. Die Aufschiebung an der Stolrandkluft, die bogenförmige Schuppung des Wocheiner Kammes (Dolomitdecke!), die doppelte Knickung der Julischen Voralpen und des Vorlandes wird in die posteocäne (mutmaßlich aber voroligocäne) Zeit gesetzt. Die Bruchfalte im Wocheiner Kamm wird nach der tektonischen Analogie mit den Einfaltungen des Wocheiner Oligocäns in seine triadische Umrandung in die postoligocäne (vermutlich vor- oder alt- miocäne) Zeit verlegt. Auch die erste Anlage des Matajurbruches, - 1,0. Ampferer. Ueber den Wechsel von Falt- und Schubrichtungen bein Bau der Faltengebirge. Verhandl, der k. k. geol. R-A. 1916, Nr 8. | EB 68 Verhandlungen. Nr. 3 der Kolowratbrüche und insbesondere des Idrianerbruches ist wohl in dieselbe Zeit einzureihen. Allerdings sind diese Störungen auch noch in viel jüngeren Zeiten im Pliocän und teilweise sogar noch im Quartär zu neuerlicher Wirksamkeit aufgelebt. Es ergibt sich also eine sehr weitgehende zeitliche Differenzierung der tektonischen Vorgänge, wie sie wohl in so anschaulicher Weise selten wahrgenommen werden dürfte. 3. Zusammenfassung. Die wichtigsten stratigraphischen Resultate meiner Unter- suchungen sind wohl «) der Nachweis einer weiteren Verbreitung liassischer und jurassischer Gesteine am Aufbau der Julischen Vor- zone und ihres Auftretens im Wocheiner Kamm, 5b) das Vorhandensein liassisch-(jurassischer ?) crinoidenreicher Breccienkalke am Matajur und Stol, c) die Existenz einer mitteljurassischen Festlandsperiode im Wocheiner Kamm, d) das Erscheinen ammonitenführender, völlig transgressiv in die Buchten eines jurassischen Gebirgsreliefs ein- gelagerter Sedimente des Kimmeridge im Wocheiner Kamm, e) ähnlicher oberjurassischer Ueberflutungen im Stol (und Matajur ?), f) der Beweis für das Vorhandensein einer in allen Zonen verbreiteten vorsenonen (vermutlich oberturonen) Festlandsperiode, g) die stete diskordante Lagerung des Senons über seiner Unterlage, ") die Sichtbarkeit einer ausgesprochenen paleocänen (vormitteleocänen) Festlandszeit und schließlich :) die Beschränkung des Eocäns, und zwar in verringertem Maße als es bisher angenommen wurde, auf die Südabdachung des Kolowrat- Matajurkammes. In tektonischer Hinsicht konnte ein stärkerer Schuppen- (oder Decken-)bau des Gebirges durch Auffindung einiger neuer Schubbahnen nachgewiesen werden. Zum Teil weisen die beträchtlichen Fazies- unterschiede an diesen auf eine größere Förderweite hin. Das Alter der Schuppungen ist teils mittelkretazisch (vorsenon), teils postsenon-präeocän und teils posteocän (voroligocän). In jungtertiärer Zeit erfolgte der Ausgleich tektonischer Spannungen an Bruchfalten und Brüchen. Die älteren, tangentialen Störungen besitzen vorwiegend eine ostwestliche Streichrichtung, die jüngeren, teilweise radialen Bewegungen zeigen einen mehr dinarischen, nordwestlichen Verlauf. Die Verhältnisse sprechen dafür, daß die Druckkräfte, welche den in dinarischer Richtung sich vollziehenden Zusammenschub des Eoeänflyschgebietes erzeugt haben, bei dem Herantreten an den älteren, südalpinen Faltenbau sich zum Teil in ihre Komponenten zerlegt haben. Die erste in der Richtung von Norden nach Süden wirksame Komponente erzeugte eine Steilstellung älterer Bewegungs- flächen, Faltungen und Schuppungen, die hierzu senkrechte, aber die obenerwähnte doppelte Knickung des Gebirges. Diese Umstände begünstigen die Annahme einer Trennung der Südalpen von den Dinariden. Die wichtige Frage nach dem Verhältnis der beiden Gebirge zueinander sollen in einer besonderen Arbeit eingehend behandelt werden. Kapfenstein, am 18. Jänner 1920. ie iin Bei ie kei eu ri 1920 J. V. Zelizko. | 69 J. V. Zelizko. Geologisch-mineralogische Notizen aus Südböhmen. Ill. Teil). 23. Die lignitführenden Ablagerungen bei Cehnie. Die allgemein herrschende, langandauernde Kohlennot veranlaßte verschiedene Unternehmer in Böhmen zur Wiedereröffnung mancher bereits jahrelang verJassener Braunkohlengruben, die früher nur ein minderwertiges Brennmaterial lieferten, wie zum Beispiel bei Cehnie, südöstlich von Strakonie (Kartenblatt Zone 9, Kol. X „Protivin und Prachatitz“), wo vor zirka vierzig Jahren der pyritreiche Lignit meist zur Alaungewinnung diente. Neuerdings wurden nicht nur die alten Gruben untersucht, sondern auch einige neue aufgeschlossen, in denen man wenigstens zur Briketterzeugung geeignete Flöze zu finden hofft. Die känozoischen, lignitführenden Ablagerungen in der Gegend von Cehnic gehören zu jenen Relikten und Ausläufern des Budweis— Wittingauer Tertiärbeckens, welche in: dem nordöstlichen Teile des obgenannten Kartenblattes besonders verbreitet sind und deren Unter- lage, wie bekannt, meistens der Gneis mit begleitenden Granitkuppen und Streifen sowie anderen Ganggesteinen bildet. Ein aus dem Jahre 1918 stammendes Schichtenprofil einer zirka 4m tiefen Grube von Cehnie bestätigt wiederum, daß die Lignitflötze seichte Randbildungen des großen miocänen Binnenmeeres lan bilden. Die neue Schürfung liegt westlich von der Aerarstraße, unweit vom Dorfe, wo bereits vor sechzig Jahren nach Lignit geschürft wurde. Die Lagerungsverhältnisse sind von oben nach unten folgende: 1. Dunkelgraue Ackererde aus zersetztem känozoischem Lehm, - mit kleineren Quarzgeröllen vermengt; 60 cm mächtig. . Tabakbrauner, plastischer Ton mit - rostigen Partien nach zersetztem Limonit; 100 cm mächtig. . Eine wellige, zirka $S— 10 cm starke Einschaltung ähnlichen Tones mit weißgrauen Partien kaolinähnlichen Tones. . Fester, dunkelbrauner, 60 cm mächtiger Ton. . Moorkohle hie und da mit verkohltem Holz; 100 cm mächtje. . Braunkohlenflöz, 55 cm mächtig. [po En SS} IND Unterhalb dieses wurden noch folgende Ablagerungen angebohrt: eine 40 cm mächtige Sandschicht, darunter eine 20 cm starke Schicht bläulichen Tones und schließlich ein 20 cm mächtiges Braunkohlenflöz. Beinahe 1 km westlich von der oben angeführten Stelle wurde eine andere Grube aufgeschlossen, wo der Aussage nach ein besseres Lignitflöz entdeckt wurde. Näheres über dieses Vorkommen ist mir vorläufig nicht bekannt. Der Betrieb in den Lignitgruben bei Cehnic wurde vor vierzig Jahren infolge der Ueberschwemmung eingestellt, da damals dort keine Schöpfmaschinen bekannt waren. 1) I. Teil, Verhandl. der k, k. 'geol. R.-A., Nr. 12, 1916.. — Il. Teil, Ibid. Nr. 2, 1918. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 3. 10 70 Verhandlungen. Nr. 8 Der Alaun wurde aus dem durch die pyritreichen Lignitschichten sickernden Wasser gewonnen. Zu diesem Zwecke wurde nur soviel Lignit zutage gefördert, als man für die Ausheizung der zur Aus- dunstung des Alauns dienenden Oefen brauchte. Ein anderes Lignitlager sollte unlängst auch bei der von Cehnie nach Cejtic führenden Straße und bei Mladsjovic (nordöstlich von Cehnic) entdeckt worden sein. 24. Zur Verbreitung der Tertiärablagerungen im Bereiche des Kartenblattes Z. 9, Kol. X. („Protivin und Prachatitz.‘) Obwohl in der nordöstlichen Hälfte der alten, handkolorierten Karte der Geol. Reichsanstalt zahlreiche Relikte des einstigen miocänen Budweis—Wittingauer Meeres verzeichnet sind, wurden dagegen die- selben im südwestlichen Teile nicht aufgenommen, da sie möglicherweise der Aufmerksamkeit der damaligen Aufnahmsgeologen entgangen sind. Daß in diesen Gegenden Ablagerungen tertiären Alters vor- kommen, darauf weisen die Forschungen Woldrichs und des Ver- fassers dieser Zeilen hin !). Im unteren Laufe der Wolinka lassen sich solche Ablagerungen von Ratovic bis gegen Wolin verfolgen und auch in der Nähe dieser Stadt treten dieselben an manchen Stellen zutage. Ferner kommen sie zum Beispiel bei Starov, Malenic, Marcovic und Bohonic zum Vor- schein. Aus diesen Tatsachen geht hervor, daß sich das große tertiäre Binnenmeer viel weiter südwestlich ausbreitete, als auf den bisherigen Karten verzeichnet ist. Aus dem morphologischen Landschaftsbilde läßt sich gleichfalls schon auf den ersten Blick schließen, daß die südwestliche tertiäre Ausbuchtung bei Strunkovic an der Blanice ihre Fortsetzung nord- westlich gegen Dub, Tvrzic und Predslavie fand, so daß dann weiter nördlich, ‚über das Wolinkagebiet, eine Verbindung mit den im Otava- gebiete bei Strakonie sich erstreckenden miocänen Ausläufern stattfand, Jedenfalls wird es erforderlich, den besprochenen südwestlichen Teil des Böhmerwaldgebietes einer neuen, eingehenden Durchforschung zu unterziehen, 25. Rutil von Paracov’ (nordöstlich von Wolin). Im Jahre 1917 brachten die Schüler dem Herrn J. Dyk, Be--: zirksschulinspektor in Strakonic, mehrere Stücke dieses Minerales, von welchem mir Herr Dyk das größte, zirka 4m lange, ebenso breite und 2cm dicke Stück übergab. Es ist dies ein Fragment eines größeren Kristalles schmillstiees Form. Die Oberfläche desselben ist abgewittert, der Bruch dunkelrot und mattglänzend. Auf einer Seite in der Mitte ist ein Quarzkorn eingeschlossen. Die Stücke wurden in einem Straßenschotter ts wo man noch heute weitere finden kann. Das Muttergestein des Minerales konnte man vorläufig nicht feststellen. !) Geologisch-mineralogische Notizen aus Südböhmen I. Teil. Verhandl. d. k.k. geol. R.-A,, Nr. 12, 1916, p. 273. 1920 J. V. Zelizko. 7 26. Der Moldavitenfund bei Milivie. Vor zwei Jahren übergab Herr Bezirksschulinspektor Dyk dem Herrn Dan&k, Bürgerschullehrer in Wolin, drei Moldavitstücke, welche nach Versicherung des Herrn Dyk in einem Feld bei „Dobrä voda* bei Milivie (nordöstlich von Wolin) gefunden wurden. Alle drei Stücke wurden mir dann zur näheren Untersuchung gegeben. Die nur teilweise Abwitterung der Oberfläche von zwei Stücken zeugt, daß dieselben nicht zu lang im Freien lagen, sondern vielmehr, daß sie erst vor kurzer Zeit aus der irgendwo unweit gelegenen primären Ablagerung entweder herausgenommen oder ausgeschwemmt waren. Die Oberfläche des einen Moldavites weist besonders ein frisches Aussehen auf. Es handelt sich um folgende Formen: 1. Das größte, 42 mm lange Stück mit unregelmäßig rhombus- förmigem Umriß und abgerundeten Kanten, auf allen Seiten ungleich verdickt; die größte Stärke beträgt zirka 15 mm. Die Flächen sind fast ohne Wölbung. Die Oberfläche sowie die Kanten sind ungleich- mäßig von flachen, rundlichen oder ovalen Näpfen von verschiedener Größe bedeckt; auf einigen Stellen sind seitwärts dieselben tiefer eingeschnitten. Ein Teil des Körpers ist leider vom Finder, dem derselbe auffallend war, abgeschlagen worden und die betreffende Stelle weist einen glasigen Bruch und Glanz auf. Die Oberfläche ist durch Abwitterung etwas matt, dunkelgraugrün, sonst im durch- fallenden Lichte eigentümlich grasgrün, welche Farbe meistens die südböhmischen Moldavite aufweisen. Im Ganzen erinnert das betreffende Stück an die sogenannten selbständigen Körper. (F. E. Suess: Die Herkunft der Moldavite und verwandter Gläser, Jahrbuch der k. k. geo- logischen Reichsanstalt, Bd. 50, Wien, 1900.) 2. Ein 43 mm langes Bruchstück eines pfeilförmigen Körpers, dessen oberer, in eine abgestumpfte Spitze ausgezogener Teil sich erhalten hat. Die zerhackte unzerrissene Oberfläche ist durch Abwitterung etwas matt, dunkelgraugrün, bei der Spitze, wo der Körper teilweise durch Verschmelzung fast skulpturlos ist, etwas heller. Die schief abgebrochene Fläche des unteren Endes ist matt, ein Beweis, daß der Bruch bereits früher entstand. Das Stück gehört durch seine Form und Skulptur in die Gruppe „länglich pfeilförmiger Absprenglinge mit unvollkommener Fieder- stellung der tief eingehackten Furchen“, wie solche Suess beschrieb und abbildete. 3. Ein 27 mm langes Bruchstück eines ursprünglich unregelmäßig knolligen Kernstückes, dessen Form jetzt schwer nachweisbar ist, da der Körper auf einigen Stellen abgeschlagen ist. Die jetzige Form ähnelt einer unregelmäßigen Halbkugel, deren stark ausgewölbte Fläche abgerollt und fast skulpturlos ist. Die Farbe ist dieselbe wie bei den zwei oben beschriebenen Stücken. 10* 72 Verhandlungen. Nr. Die von Suess beobachteten und in seiner Kartenskizze ein- getragenen Möldavite des südböhmischen Gebietes zwischen Vodüan, Netolie und Krems sind ausschließlich Bruchstücke und Absprenglinge, zum größten Teil hochgradig korrodiert und zerhackt, gezehrte und gedrehte Formen. Der Fundort bei Milivic liegt nordwestlich vom genannten Gebiet, und zwar in einer zirka 25 km langen Luftlinie von Radomilic, einem bekannten Moldavitfundorte. Auf der alten Karte der Geologischen Reichsanstalt ist die Um- gebung von Milivic als aus Gneis und Granit bestehend verzeichnet. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß auch hier Relikte känozoischer, . Moldavite enthaltender Schotterablagerungen vorhanden sind, die eine Fortsetzung des nahen, nordöstlich liegenden tertiären Ausläufers bei Para&ov bilden. j 27. Das Goldvorkommen bei Pisek. (Kartenblatt Z. 8, Kol. X.) Im Juli 1919 lud mich Herr Bergdirektor Bambas zur Be- sichtigung der von ihm neuunternommenen Bergarbeiten in den alten Goldgruben „Havirky“ bei Semic, südöstlich von Pisek ein, auf welche neuerdings Aug. Krejti aufmerksam machte). „Havirky“ bilden bloß einen Teil einst ausgedehnter, zusammen- hängender alter Schürfe, die sich weit nordwestlich bis zum Topelec, in einer Länge von 7 km verfolgen lassen. Unzählige im Porphyrgranit, welcher hier als ein Teil des böhmischen Massivs zu betrachten ist, angelegte Pingen und Gruben beweisen auf den ersten Blick, daß wir ein altes Bergwerk von überraschender Ausdehnung vor uns haben, dessen einstige Bedeutung wir nicht über- schätzen dürfen. Die heutigen Versuchsarbeiten beschränken sich vorläufig auf Ausräumen und Vertiefen eines der Schachte, in welchem man auf Reste aus zwei Perioden stammender Schürfung, wahrscheinlich. des XVI. und XVIll. Jahrhunderts, stieß. In dem genannten Schacht wurde in einer Tiefe von 8m eine zirka 25cm mächtige Ader oxydierten Quarzes gefunden, von dem einige Proben Punkte des Freigoldes aufweisen. Sonst besteht die Ausfüllung des zirka 1 m mächtigen Erzganges außer Quarz aus feineren Partien zermalmten Porphyrgranites und Aplites. Die Quarzader beträgt in einer Tiefe von 17 m eine Mächtigkeit von 40 cm. Die bis- herigen Quarzproben sind gleichfalls oxydiert, die Farbe des Minerales ist weißlich bis dunkelgrau, der Glanz meistens matt. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß bei einer eingehenden Untersuchung im goldhaltigen Gange bei Pisek noch einige andere, für das Goldvor- kommen wichtige Minerale gefunden wurden. Die bisherigen Proben weisen einen Goldgehalt von 5—50 g/t; das Gold ist sehr rein. Der Stand des verlassenen alten Bergbaues bei Pisek zeugt, daß hier planlos, unpraktisch und’ noch dazu nur in den oberen Partien ı) Havirky, stary zlatodül pisecky. Otavan, Il, Nr. 10-12, S. 188—141. Pisek 1919. 1920 J. V. Zelizko. 73 von verschiedenen Privatunternehmern, die hier auf eigene Faust gearbeitet haben, geschürft wurde. Das heutige der „Mittelböhmischen Erzgewerkschaft“ (Stredoceske& horni t&Zar'stvo) gehörende Terrain besteht aus 240 Frei- schürfen in einer Ausdehnung von 40 /:m?. Der frühzeitige heurige Winter sowie Mangel an Spreng- material unterbrachen die im Sommer begonnenen Arbeiten auf unbestimmte Zeit. ! Näheres über das Goldvorkommen bei Pisek findet man außer der bereits angeführten Publikation Krejöis in einer Schrift der „Mittelböhmischen Erzgewerkschaft“!) und einer späteren Arbeit Jezeks?). 28. Ein alter Stollen bei Nihosovie. Südwestlich von Nihosovic (nordöstlich von Wolin), auf dem rechten Ufer des Pietiner Baches, wo die von Nihosovie nach Gestie führende Straße eine Biegung macht, erhebt sich eine bewaldete, _ felsige und steile Anlıöhe, deren höchster Punkt 538 m. erreicht. Süd- östlich von diesem Punkte liegt das nahe Dörfchen Lesnt chalupy (auf der Karte 9, X. SW 1:25.000 unrichtig Zbudov angeführt). - Auf der rechten Seite der genannten Straße, in der Richtung gegen NihoSovic zu, wo der steile Abhang der Anhöhe knapp zur Straße abfällt und derselben eine bogenförmige Biegung bestimmt, befindet sich in der Höhe von einigen Metern eine teilweise ver- schüttete künstliche Höhle, volkstümlich „Drabf dfra“ genannt. Dieselbe wurde in einem ziemlich mächtigen, den Gneis durch- setzenden und nordöstlich streichenden Aplitgange mit größeren Partien von weißem feinkörnigem Quarz angelegt. Die gewölbte, die Richtung des Aplitganges verfolgende Oeffnung ist auf dem Grunde über 283m breit und zirka 1'27m hoch. In der Länge von zirka 35m verengt sich der Stollen, in einen anderen teilweise verschütteten Raum mündend, dessen Existenz die von dort strömende Luft verrät. Ueber die Entstehung dieses Loches konnte man von der Be- völkerung nichts Positives erfahren. Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen alten, mittels Feuersetzen angelegten Versuchsstollen, der möglicherweise in Verbindung mit der nahen, südwestlich im Gemeinde- walde der Stadt Wolin liegenden „Zlatnice* (= Goldberg) war, wo Anfangs vorigen Jahrhunderts und vielleicht noch früher die Woliner Bürger nach Gold suchten und wo vor zwölf Jahren neue Versuchsarbeiten unternommen wurden). Die Anlage des Stollens bei Nihosovice in der Richtung des quarzreichen Aplites, in dem die alten Goldsucher das Edelmetall ver- muteten, würde dafür zeugen. 1) Piseck& zlatodoly. Pribram 1919. ?) Piseck& zlatodoly. Piseck& Listy, September 1919. ıyiV. Zelizko: Das Goldvorkommen in Südböhmen. Zeit schrift für prakt. Geologie, Jahrg. XVl, H. 2, S. 63—65, Berlin 1908. 74 Verhandlungen. ö Nr. 3 . Literaturnotizen. Rudolf Staub. Ueber das Längsprofil Graubündens. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 64. Jahr- gang, Zürich 1919, Seite 295. \ Für das Verständnis des Alpenbaues ist nicht nur das Studium der Quer- schnitte, sondern auch die Betrachtung im Längsprofil aufschlußgebend. Arbenz hat für die helvetische Zone der Schweiz diesen Weg eingeschlagen und hier legt .nun Staub eine Reihe von Längsschnitten durch die zentrale Zone der Ost- schweiz, durch Graubünden vor. Sie zeigen ein Auf- und Absteigen der Falten- achsen in weitgespannten Wellenlinien und überdies Zonen intensiverer „Quer- faltung“ (Längsfaltungen im Sinne der Bewegungsrichtung). Auf die Kulmination der Tessineralpen folgt gegen Osten die große Bündner: depression, welche im Osten durch die Aufwölbung der Bündnerschiefer im Unterengadin abgeschlossen wird. An sie reiht sich die Depression der Oetztaleralpen, aus der die Achsen vom Brenner ostwärts wieder zur Tauernkulmination an- steigen. Vorausgesetzt ist hier, daß man Silvretta und Oetztaleralpen als orts- fremde Decken auffaßt, da sich sonst die obige Anordnung ins Gegenteil verkehrt. Nach Staub stimmen die Höhen und Tiefen des Längsprofils mit jenen der helvetischen Zone in ihrer meridionalen Lage überein, so daß die Kulminationen und Depressionen sich fast durch die ganze Breite der Alpen hindurchzıehen würden. Die Tessiner Kulmination fällt mit jener des Aarmassivs zusammen. Die Bündnerdepression wird durch die Aufwölbung von Vättis und einige kleinere, annähernd in der gleichen Querzone gelegene Kulminationen südlich davon in eine kleinere westliche und eine größere östliche Hälfte geteilt, in welch letzterer die Silvrettadecke liegt. Der letzteren Einsenkung entspräche jene des Rheintals in der helvetischen Zone. Die Aufwölbung des Unterengadin verbindet Staub mit jener des Eregenzerwaldes (Canisfluh) zu einer (Juerzone; doch schiebt sich hier der ganzen Länge nach die eingesenkte Silvretta dazwischen; es streicht übrigens die Achse der Unterengadiner Antiklinale nicht im Alpenstreichen, sondern diagonal dazu Die an den Bregenzerwald östlich anschließende Depression der nordtiroler Kalkalpen entspräche dem Untertauchen der Bündnerschiefer unter die Oetztaleralpen, setzt aber auch schon im Norden der Engadiner Antiklinale ein. Sowohl hier als weiter sudwärts decken sich die Wellen in meridionaler Richtung nicht so ganz, doch ist gerade bei der von Staub gegebenen Erklärung für die Entstehung der Kulminationen von vornherein wahrscheinlicher, daß diese eine wechselvollere Anordnung besitzen Die Kulminationen führt Staub in ihrer Anlage auf die hereynische Gebirgsbildung zurück; bei dem posthereynischen Abtrag wurden die Gebiete großer Intrusivmassen als Höhenrücken herausgearbeitet. An ihnen stauten sich die Decken zu großer Mächtigkeit auf, während in den dazwischenliegenden Senken die Decken sich ungehindert gegen Norden weit vorschieben konnten. (Für die Unterengadiner Kulmination paßt diese Erklärung allerdings nicht, da nördlich derselben nicht eine alte Kulmination, sondern "die „Depression* der Silvrettadecke liegt!) Beim Weiterschreiten der Deckenbewegung sollen dann die Staukulminationen der Decken, zugleich unter Mitwirkung des Widerstandes der Nagelfluhmassen im Norden, die alten Rumpferhebungen selbst in Bewegung gesetzt und zur jetzigen Höhe emporgehoben haben. Interessant ist, was Staub über die „Querfaltung“ (richtiger Längsfaltung) mitteilt: „Die Querfalten sind in Graubünden ein durchaus allge- meines und weit verbreitetes Phänomen. Die Querfalten sind nicht:bloß an einzelne Gebiete gebunden ..... , sondern sie kommen in den verschiedensten Regionen und tektonischen Einheiten vor. Charakteristisch ist ihre Vorliebe zur Schwarm- und Bündelbildung“. Sie erreichen Längen bis zu 50 km quer zum Alpenstreichen. Spitz und Dyhr enfurth haben zuerst durch die Aufdeckung der „rhätischen Bogen“ auf diese Erscheinungen aufmerksam gemacht. Die Dar- stellungen Staubs bestätigen sie und erweitern deren Kenntnis noch beträchtlich durch Mitteilung zahlreicher weiterer Querfalten in Graubünden, Die inner- und westbündnerischen Querfalten besitzen nach Staub vielfach eine Ueberkippung gegen Osten; dagegen herrscht in der größten Querfalten- region, jener der Unterengadiner Dolomiten, ferner am Berninapaß, Plessurge- 1920 R. Staub. 75 birge und Rhätikon die Ueberkippung der Falten gegen Westen, wie aus den Arbeiten von Spitz und Dyhrenfurth hervorgeht. Es geht nicht an, ein durch sorgfältigste Kartierung und Beschreibung belegtes Beobachtungsmatcrial, wie das der genannten beiden Autoren aus dem der Engadiner Dolomiten, auf Grund flüchtiger Durchwanderung teils anzuzweifeln, teils in seiner Bedeutung so zu übergehen, wie dies Staub bier tut. Staub erklärt die Querfalten als Folgeerscheinung der fortgesetzten N-S-Bewegung der Decken, welche bei dem weiteren Vorrücken der Decken- bogen in den Depressionen zu einer relativen Einengung derselben und dadurch zur Staufaltenbildung im Inneren cerselben, in meridionaler Richtung führt. Eine Zurückführung auf selbständige Längsbewegungen im Alpenkörper wird abgelehnt. Dieser Erklärung widerspricht aber die allgemeine Verbreitung der Quer- falten und vor allem die gegen das Innere der Depression gerichtete konvexe Bogenform der Falten in Ostbünden. Auch lassen sich die Querfalten in den Nord- und Südalpen nicht darauf zurückführen. Durch eine longitudinale Phase der Gebirgsbildung ist die allseitige Verbreitung im Alpenquerschnitt und durch die Beziehung auf die Alpenknickung ihre Häufung an der Grenze von Ost- und Westalpen erklärlich. Es ist ein grobes Mißverständnis, wenn Staub behauptet, daß vıele ost- alpine Geologen ‚jeden bedeutenden Schub quer zur Richtung des Gebirges leugnen und dafür mit um so ausgedehnteren Längsschüben operieren“. Spitz - Dyhrenfurth, Heritsch, Ampferer undHammer, auf welche sich dies wohl hauptsächlich bezieht, haben wiederholt in unzweideutiger Weise die Süd- Nerdbewegung als den Hauptfaktor bei der Alpenaufrichtung bezeichnet, dem- gegenüber die Ost-Westbewegung nur die Rolle einer nachfolg-nden schwächeren Gebirgsbildungsphase spielt. Im übrigen bestätigen die Angaben Staubs ja nur, daß gerade in Graubünden die „Querlalten“ ein wesentlicher Zug im Bilde des Gebirgsbaues sind. (W. Hammer.) - Rudolf Staub. Zur Geologie des Sassalbo im Puschlav. Eclogae geologicae Helvetiae. Vol. XV, Nr. 4, pag. 502. Der Sassalbo ist die trennende Sedimentmulde zwischen der Bernina- Languarddecke unten und der Campodecke oben. Der Autor wendet sich gegen die von Spitz und Dyhrenfurth in einer vorläufigen Mitteilung ver- tretenen Auffassung!), daß dieselbe eine SO streichende nach W offene Mulde sei und deutet sie als O—W streichende nach S geschlossene Mulde. Nach Staub ist die Verschiedenheit des petrographisch ungemein reichen Campokristallins und des einförnigen Languardkristallins ein Beweis dafür, daß der Zusammen- schluß dieser Decken weiter im Süden zu suchen ist. An anderer Stelle spricht sich Staub allerdings dahin aus?), daß die kristalline Fazies einer Decke ein rasch wechselndes, also zur Deckengliederung unbrauchbares Merkmal ist. Dieser Meinung kann sich die Referentin nach ihren Erfahrungen im Kristallin der Süd- alpen und der ostalpinen Wurzelzone nur anschließen. Die verschieden starke Injektion ist also weder ein Beweis für, noch einer gegen die Nähe oder Ferne des Zusammenschlusses von Languard- und Campodecke. Die Schichtfolge weist schwarze und grüne Phyllite auf, die Staub ins Karbon stellt, dann Verrucano und Trias. Diese ist zu gliedern in Buntsandstein, Anisienkalke und schwarzen Ladiniendolomit, Keuper, Raiblerbrekzien und Haupt- dolomit. Rhät ist typisch entwickelt. Auf das Vorhandensein von Rhät wiesen auch Spitz und Dyhrenfurth bei der Besprechung der schwarzen Kalkschiefer hin. Es folgt der Lias in der Fazies von Allgäuschiefern und Brekzien. Die polygenen Brekzien vergleicht Spitz mit den Roz-Minschunbrekzien und manchen - Gosaugesteinen, die roten Schiefer mit Couches rouges. Wenn aber Spitz und Dyhrenfurth infolge des Mangels an Fossilien das kretazische Alter dieser Serie nur als Möglichkeit ins Auge faßten, ‚wird dieses für Staub zur Gewißheit, obwohl sich seine Bestimmung: ebensowenig auf Fossilfunde stützt. Die oberste 1) Albr. Spitz und Günter Dyhrenfurth, Die Triaszonen am Bernina- paß (Piz Alv) und im östlichen Puschlav. V. d. R.-A. 1913, Nr. 16. - 2) R. Staub, Zur Tektonik der südöstlichen Schweizer Alpen. Beitr. z. geol. Karte der Schweiz 1916. 16 Verhandlungen. Nr. 3 Schichtreihe des Sassalbo sind Couches rouges und die darunter liegenden Flecken und Kieselkalke Neokom, die dazwischen liegenden Brekzien Urgon und Cenoman, die po ygenen Kenelonsun und Brekzien, Oberjura. Der Sassalbo läßt sich in drei Komplexe teilen. Der untere umfaßt den Sedimentmantel der Languarddecke, der obere die verkehrte Serie der Campo- decke. Letzterer ist stark verschuppt. Leider sagt Staub nicht, wo im Süden der Zusammenschluß der Verrucanoschuppen des Sassalbo mit dem Verr.cano der Languarddecke stattfindet. Es wäre wohl zweckentsprechend gewesen, sich darüber etwas genauer auszusprechen, weil dieser Zusammenschluß von theoret'scher Bedeutung ist. Der mittlere Komplex des Sassalbo bildet den Muldenkern. Darin stimmen die Beobachtungen von Spitz und R. Staub überein, daß die Sassalbomulde noch in sich mehrfach zu gliedern ist. Nach Staub streichen die Antiklinalstirnen und die Muldenschlüse O—-W, nach Spitz jedoch SO-NW und N-S. Im Süden endigen die Mulden, was auch von Spitz und Drhr enfurth beobachtet wurde. Im Süden vereinigen sich also die kristallinen Schiefer des Liegenden mit denen des Hangenden. Nach Spitz sind es die vereinigten Languard — Camposchiefer, nach Staub unterschiebt das Campo- kristallin auch noch die Sassalbomasse. Die Querfalten am Sassalbo erklärt Staub als Folgen eines sekundären Schubes aus Westen. Worin die ostwärts überliegende Falte besteht, worauf sich diese Erklärung stützt, wird nicht gesagt. Der Hauptschub der Alpen kam aus dem Süden, Ueber diese Schubrichtung in den Alpiden herrscht jetzt wohl kaum noch eine Meinungsverschiedenheit unter den Geologen und die immer und immer wieder auftauchenden Mißverständnisse diesbezüglich können nur be- fremden und zu einer Polemik führen, welche besonders dann am allerwenigsten am Platze ist, wenn der Autor, gegen den sie gerichtet ist, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Es kann nicht oft genug betont werden, daß auch für Spitz und alle ostalpinem Geologen die O—W-Schübe in den Alpiden nur eine sekun- däre Erscheinung sind, die vor allem an der West— Ostalpengrenze am häufigsten auftritt und als Folge eines jüngsten Zusammenschubes erklärt wird. An letzter Stelle sei noch bemerkt, daß auch Spitz bei Motta di Scelbez zwei Triaszoren übereinander beobachtet hat, die er als Schuppen einer Zone auffaßt'). Welche Auffassung, ob die von Spitz und Dyhrenfurth oder die von R. Staub vertretene sich den Tatsachen entsprechend erweisen wird, läßt sich weder der kurzen vorläufigen Mitteilung von Spitz, noch der ebensowenig ausführlichen von Staub entnehmen; jedenfalls wird erst eine genaue und unbefangene Detailaufnabme die Lösung der Frage erbringen. Aber selbst wenn sich die Spitzsche Auffassung als irrig erweist und der Sassalbo eine nach S geschlossene Mulde ist, so fällt damit bei weitem nicht das beste und einzige Argument, das Spitz und Dyhrenfurht für de O—W-Schübe ins Feld führen; eine Unzahl solcher Beweise 'ergibt sich aus der Detailaufnahme der Engadiner Dolomiten, die R. Staub bei einem etwas eingebenderen Studium dieser Arbeit gewiß nicht enigangen wären. Der Vorwurf der Flüchtigkeit und mangelhaften "Gewissenhaftigkeit "erweist sich Spitz gegenüber nicht nur als belanglos, sondern fällt im Gegenteil auf R. Staub zurück, denn bei etwas mehr Aufmerksamkeit hätte es ihm nicht entgehen können, daß die Notiz von Spitz und Dyhrenfurth über die Alv- und Sassalbo-Trias eine kurze vorläufige Mitteilung aus dem Jahre 1913 ist, welche in den folgenden Jahren erweitert, vielleicht auch geändert worden wäre, wenn nicht der Weltkrieg den weiteren Untersuchungen des einen, dem Leben des anderen dieser Autoren ein jähes Ende bereitet hätte (Marta Furlani) 1) Spitz und Dyhrenfurth, V.d.R.-A. 1913. „Auf der Höhe von Motta di Scelbez findet man noch einen Rest von Kalk und Dolomit, zweimal über- einander wiederholt . . „“ Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wieu Ill. Rasumofskygasse 23. Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. SERrF3n.199 IN; VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. N2 4 Wien, April 1920 Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Dr. A. Winklers zum Praktikanten, Verleihung des Oberbergrattitels an Dr. J. Dreger und Dr. F. Kerner und des Regierungs- rattitels an Ing. F. Eichleiter. — Eingesendete Mitteilungen: W. Hammer: Die Erzführung des Verrucano in Westtirol. — Literaturnotizen:L. Waagen u. E, Spengler. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mitteilungen verantwortlloh. Vorgänge an der Anstalt. Mit Erlaß des Staatsamtes für Unterricht vom 13. März 1920, Zahl 248 ex 19, wurde der Volontär der Geologischen Staatsanstalt Dr. Artur Winkler-Hermaden zum Praktikant an dieser Anstalt ernannt. Mit Erlaß desselben Staatsamtes vom 19. März 1920, Zahl 4812, hat der Präsident der Nationalversammlung den Chefgeologen der Geologischen Staatsanstalt, Dr. Julius Dreger und Dr. Fritz Kerner-Marilaun den Titel eines Oberbergrates, dem Vorstand des chemischen Laboratoriums an dieser Anstalt, Ing. Friedrich Eichleiter den Titel eines Regierungsrates mit Nachsicht der Taxe verliehen. Eingesendete Mitteilungen. Wilhelm Hammer. Die Erzführung des Verrucano in Westtirol. Sowohl die Besichtigung in der Natur als das Studium der montanistischen Schriften geben Zeugnis dafür, daß im Oberinntal und Stanzertal einst eine lebhafte Bergbautätigkeit geherrscht haben muß, welche nun ‚fast ganz erloschen ist; nur in den Kalkalpen zwischen Imst und Lermoos ist der Bergbau noch in lebhafterem Gange. Die zahlreichen Schürfe und Bergbaue sind, mit wenigen Aus- nahmen, an drei Gesteinsformationen gebunden: 1. an das kristal- line Grundgebirge, 2. an den Verrucano und 3. an den Wettersteinkalk. Zur ersten Gruppe gehören die Bergbaue im nordwestlichen Teil der Oetztaleralpen, worunter der einzige bedeutende der Bleibergbau von Tösens ist: silberhältiger Bleiglanz in einer Gangart von Eisen- karbonat und Quarz. Auch er fristet nur mühsam sein Dasein in der Gegenwart — eine nähere Beschreibung desselben habe ich in der Zeitschrift des Ferdinandeums in Innsbruck, Ill. Folge, 59. Heft, S. 65 u. ff. („Ueber einige Erzvorkommen im Umkreis der Bündner- schiefer der Oberinntals“) gegeben. Daran reihen sich einige kleinste Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 4. al 78 Verhandlungen. Nr. 4 Schürfbaue auf Kupferkies, Schwefelkies und Arsenkies bei Nauders und am ‘Ausgang des Kaunertals sowie der alte, längst erloschene, aber seinerzeit ziemlich große Bergbau auf silberhältige Kiese am Tschingel bei Feuchten im Kaunertal. Die Bleierzzone im Tösner- tal setzt sich ebenfalls bis ins Kaunertal (Kreuzjöchl—FiBlad) fort, anderseits finden sich westwärts im Nauderer Tscheital wieder Spuren einer ähnlichen Lagerstätte. Das kristalline Grundgebirge des Paznauntals und seiner Berge ist sehr arm an Erzvorkommen und sind mir aus diesem Teil nur das Vorkommen von Kiesen im Gigglertobel und ein darauf an- gelegter Schürfbau bekannt geworden. Stotter erwähnt noch solche aus dem Fimbertal. Im ganzen kann der Bergbau in diesen Gebieten als erloschen betrachtet werden, mit Ausnahme des Tösner Bergbaus, der allein Aussicht auf neue Belebung bietet. Die Erzlagerstätten im Wettersteinkalk der Nordalpen dagegen haben bis auf die heutigen Tage die Grundlage zu lebhaftem Abbau gewährt. Es sind epigenetische und metasomatische Gang- bildungen mit silberhältigem Bleiglanz, Zinkblende, Gallmei und Gelbbleierz, welche hauptsächlich in den obersten Teilen des Wetter- steinkalkes gegen die Raiblerschichten, in Verbindung mit den tek- tonischen Störungen dieser Gebirgsteile einbrechen. Ihr Analogon sind die kärntnerischen Bleizinklagerstätten von Bleiberg, Raibl und Mies. Für den zwischen den beiden aufgezählten Gruppen liegenden Erzhorizont des Verrucano ist bezeichnend ein allgemein ver- breiteter Gehalt an Erzmineralien, welcher aber nirgends in diesem Gebiet eine wirklich bedeutende Konzentration erreicht, Dement- sprechend wurden in seinem Bereich in alter Zeit, wo die große montanistische Unternehmungslust und niedere Arbeitslöhne dies er- möglichten, an sehr zahlreichen Stellen geschürft und auch Bergbaue angelegt, von denen aber schon seit langem keiner mehr lebensfähig ist. Trotzdem gibt dieser Erzgehalt auch heutigentags immer wieder Anlaß zu neuen Versuchen guter oder vielleicht manchmal auch un- ehrlicher Absicht, besonders in der Zeit des Krieges, wo durch die unnatürliche Steigerung der Metallpreise mancher Bau wieder in das Niveau der Rentabilität aufzusteigen schien. Als Verrucano wird in Westtirol und Graubünden jene Gruppe klastischer Gesteine bezeichnet, welche über dem kristallinen Grund- gebirge übergreifend, sich ausbreitet und vom Buntsandstein und den Kalken der unteren Trias überlagert wird. Die Abtrennung von ersterem ist nicht immer sicher zu vollziehen; im allgemeinen sind unter den Gesteinen des Verrucano gröbere klastische Sedimente stark vertreten, während im Buntsandstein solche in der Regel fehlen und feine Sandsteine herrschen; außerdem sind die Verrucanogesteine stärker umkristallisiert und dementsprechend fester gebunden, als der lockerere, wenig veränderte bunte Sandstein und sein Schiefer. Leitgesteine des Verrucano sind grobe Quarzkonglomerate mit quarzig-serizitischem Bindemittel, welche meistens schieferig-flaserige Struktur angenommen haben; oft sind die Quarze rötlich gefärbt und heben sich auffällig von dem grünlichen Grundgewebe ab oder das 1920 W. Hammer. 79 Bindemittel ist ein feinkörniger ungeschichteter Quarzit, in dem locker verteilt Quarzgerölle eingebettet liegen. Durch Druckmetamorphose und durch Umkristallisation sind dichte ungeschichtete weiße oder graue Quarzfelse aus ehemaligen Quarzsandsteinen hervorgegangen. Das andere Endglied der Gesteinsreihe sind Serizitschiefer, welche oft durch eine fleckig zwischen grün ‚und violett wechselnde Färbung bezeichnet sind. Außer den klastischen und tonigen Sedimenten sind auch Eruptiv- ergüsse quarzporphyrischen Charakters und deren Tuffe, beide nur in stark umgewandeltem Zustand (Quarzserizitschiefer, Porphyroide) manchen Ortes eingeschaltet. Die Art des Sediments wird durch die Beschaffenheit des trans- gredierten Untergrundes stark beeinflußt; über den ausgedehnten Granitgneismassen des oberen Vintschgau sind Arkosen im Verrucano weit verbreitet, über den Phylliten und Glimmerschiefern des Stanzer- tals Serizitschiefer und Quarzgesteine. Als mineralischer Bestandteil tritt häufig Pyrit oder Eisen- karbonat in den Gesteinen des Verrucano auf. Meistens ist das Eisenmineral bereits in sekundäre Verbindungen übergeführt und das Gestein erscheint durchsprenkelt von rostigen limonitischen Nestern und Körnern. Solche rosttleckige Gesteine sind im Verrucano am Vennetberg (Markbach u. a. O.) im Stanzertal, in Verrucanozug Ladis-Arrezjoch und vielen anderen Orten des Oberinntals ver- breitet. Im Verrucano des Schlinigtals ist an der Schwarzen Wand ein Tonschiefer mit vielen schönen Pyritwürfeln eingeschlossen ; in der Ortlergruppe sind am Fuß des Ortlers im Suldental pyrit- führende Serizitphyllite verbreitet, ebenso solche mit Brauneisenstein- putzen, welche Gümbel!) auch analysiert hat. Aus dem oberen Engadin berichtet Zöppritz?) über den Gehalt an Eisenerzen im Verrucano, Cornelius?) beschreibt Pyritquarzite, welche als Begleiter des permischen Nairporphyrs im Oberengadin auftreten. Spitz und Dyhrenfurth#) berichten über den großen Reichtum an Brauneisen- und Ankeritputzen in dem Verrucano-Serizitschiefer des Tales von Scarl (Lischannagruppe). Auch weiter westlich, im Gotthardmassiv ist der Verrucano durch Reichtum an Eisen ausgezeichnet und enthält Magnetitphyllite und Magnetitchloritschiefer ?). Die Verrucanogesteine von Vättis in den Glarneralpen zeigen ihren starken Gehalt an Eisenkarbonaten durch Rostflecken von wechselnder Größe; auch das Sernfkonglomerat ist in ähnlicher Form eisenkarbonatführend; die mikroskopische Untersuchung des Ver- I) en = bayr. Akad. d. Wiss. München, mathem.-naturwiss. Kl. 1891, R.-A. XXL S. t; 2) Ber. h ei Gesellsch. in Freiburg i. Br. 1906, S. 183. 3) Cornelius, Ueber die Stratigraphie und Tektonik der sedimentären Zone von Samaden. Beiträge. z. geol. Karte d. Schweiz. 45. Lief. 1914, S. 14. #4) Beiträge z. geol. Karte d. Schweiz. N. F. 44. Lief. S. 37. 5) Staub u. Niggli, Neue Beobachtungen aus dem Grenzgebiet zwischen Gotthard- und Armassiv. Beiträge zur geol. Karte d. Schweiz, 45, Lief. 1914. PIE 80 Verhandlungen. Nr 4 rueano von Milch!) hat überhaupt in vielen Gesteinsarten des Ver- rucano der Glarneralpen einen reichlichen Eisenerzgehalt aufgedeckt. Auch in der Ausbreitung der Verrucanosedimente gegen Osten begegnen wir wieder dem diffusen Erzgehalt desselben. So beschreibt Kerner?) den Verrucano am Fuß des Pinnisserkammes in den Stubaieralpen als Magnetit und Kiese führend. Weiter gegen Osten hin steht dem Verrucano von Westtirol als alleinigem Vertreter der paläozoischen Formation eine reichge- gliederte Folge paläozoischer Schichten — die durch ihren Erz- reichtum ausgezeichnete Grauwackenformation — gegenüber, so daß eine Gleichstellung mit einzelnen Teilen derselben nicht am Platze ist, Im Verrucano von Westtirol stellen sich gegen die obere Grenze hin kalkige Flasern ein und auch stärkere Bänke und Lager von Kalk, welche ebenfalls öfters stark mit Kiesen durchsprengt sind. Solche Kalke sind zum Beispiel in der Ortlergruppe am Weißen Knott und im Platzer Tal zu sehen; in -der Lischannagruppe (P. Rims) er- scheinen in diesem Niveau Eisendolomite. Welchem Horizont des Verrucano die Eisendolomite des Zuges Ladis-Arrezjoch ange- hören, läßt sich bei der starken tektonischen Störung nicht bestimmen, jedenfalls gehören sie- aber auch dem Verrucano an, desgleichen kleine Nester solcher am Thialspitz bei Landeck. Die eisenreichen Dolomite in den Engadiner Dolomiten gehören zum Teil wohl bereits zum untersten Muschelkalk. Die starke Inprägnation durch Erzausscheidungen umfaßt auch vielfach noch den Rand der Phyllite im Liegenden des Verrucano im Oberinntal.e. Am Vennetberg und im Stanzertal sind dieselben rostfleckig, durch zahlreiche kleine limonitische Nester, welche sie erfüllen, so daß aus ihrem Auftreten allein auf die Nachbarschaft von Verrucano geschlossen werden kann, auch dort, wo letzterer tektonisch entfernt ist. Die Abgrenzung dieser Phyllite vom echten Verrucano ist übrigens oft eine unsichere, wie zum Beispiel bei den dunklen rostfleckigen Phylliten, welche bei Ladis den Verrucano begleiten. _ Nach Kerner?°) reicht bei dem erzführenden Verrucano des Pinniserkammes der Erzgehalt ebenfalls bis in den liegenden Glim- merschiefer, sowie auch noch in die nächsten Teile des überlagernden Triaskalks. - Das Auftreten erzreicher Kalke im Hangenden des Verrucano erinnert an die Erzführung im Bellerophonkalk der Südalpen — ohne deswegen beide Kalkschichten ohne weiteres stratigraphisch gleichsetzen zu wollen. Das Kalkniveau zwischen Grödnersandstein und Werfener- schichten der Gegend von Trient enthält in den obersten Bänken große lagerartige Vorkommen von silberhältigem Bleiglanz mit Baryt ®) in Primiero finden sich im Bellerophonhorizont Lagerstätten von Eisenerz. !) Beiträge zur Kenntnis des Verrucano. Leipzig 1892 und 1896. >) F. v. Kerner, Reisebericht aus Neder im Stubaital. Verhandl. d. geol. R.-A. 1915, 249. i ®) Verhandl. d. geol. R.-A. 1. c. *) Trener, Jahrb. d. geol. R.-A. 1908, 1920 W. Hammer. . In dem Kalklager im Hangenden der permokarbonischen Schichten von Tregiovo im Nonsberg blühen Kupfererze aus und brechen auch Gänge von silberhältigem Bleiglanz ein !). Im Verrucano am Vennetberg (Markbach) und im Stanzertal (bei Tobadill, Pettneu ete.) beobachtet man außer der verstreuten Bei- mengung des Eisenkarbonates als Gesteinsgemengteil auch kleine Adern von Quarz und Eisenkarbonat, welche qner und parallel zur Schieferung durchdringen. Sie sind nicht auf den Verrucano allein beschränkt, sondern finden sich auch noch in den nächst angrenzenden Teilen des Phyllites. Es ist dies die bergbaulich bedeutungslose Vorstufe in der Ent- wicklung, deren höhere, stärkere Entfaltung dann auch zum Absatz eigentlicher Erzlagerstätten im Stanzertal geführt hat. Solche sind bergbaulich bearbeitet worden in Gand, bei Pett- neu, bei Flirsch, Pians und bei Landeck. Der ehemalige Bergbau von Gand befindet sich ungefähr 100 m über den Häusern von Obergand, Gemeinde Nasserein. Seiner wird schon in der „Tirolischen Bergwerksgeschichte“* von Sperges aus dem Jahre 1765 Erwähnung getan, wegen der Gewinnung von Queck- silber aus demselben durch Engelbert Hindeland. Nach den Angaben von Isser?) wurde der schon 1520 aufgelassene Bau noch 1825 vom Aerar neuerlich beschürft, bald aber wieder aufgegeben. Die Stollen sind jetzt eingestürzt, Der Bau geht auf Gänge um, welche in den tieferen Teilen des Verrucano3) aufbrechen. Die noch reichlich auf den Halden zu fin- denden Stufen zeigen als Erz Fahlerz in einer Gangart von Spateisen- stein nnd Quarz. Die kleineren fahlerzfreien Adern entsprechen völlig jenen vbenerwähnten weitverbreiteten Adern im Verrucano. Aus ihnen gehen einerseits Gänge hervor, welche nur aus großkristallinem Spateisenstein zusammengesetzt sind, anderseits solche, welche aus Quarz, Eisenspat und Fahlerz sich zusammensetzen, wobei manchmal eine unvollkommene drusige Struktur sich ausgebildet hat, indem im Quarz Nester von Eisenkarbonat sitzen und in deren Mitte das derbe oder feinschuppige Fahlerz. Auf der Halde liegen auch Stücke von großkristallinem Baryt — die Art des Verbandes mit den anderen Gangmineralen ist aus den gefundenen Stücken nicht zu ersehen. Der Abbau scheint wegen der zu geringen Menge der Erze bald erschöpft gewesen zu sein und trotz der guten Qualität derselben die Neubelebung aus demselben Grunde sich nicht gelohnt zu haben. Trinker‘) teilt eine Analyse des Quecksilberfahlerzes von Gand aus dem Jahre 1842 mit: 1) Vacek, Erläuterung z. Blatt Cles der geolog. Spezialkarte von Oester reich-Ungarn. 2) Isser, Die Montanwerke und Schurfbaue Tirols der Vergangenheit und Gegenwart. Berg- und Hüttenm. Jahrbuch. Wien 36. Bd. 1888, S. 272. °) Nicht am Kontakt von Kalk und Tonschiefer, wie Isser angibt. %) Trinker, Petrographische Erläuterungen zur geognostischen Karte von Tirol. Innsbruck 1853, 8. 68. 82 Verhandlungen. Nr. 4 Schwefel . . . -21:608 Antimon 7 2:.23:300 Kupfer." .2733:900 Quecksilber . . 15410 Eisen 7. Be ZUR. ae a 98772 Demselben Schichtzug dürfte der nahe benachbarte erloschene Bergbau Feli, Gemeinde Nasserein, angehören, den Isser in seiner Zusammenstellung aufführt. Ich habe die Stelle nicht aufgesucht. Das Erz war Spateisenstein mit Rot- und Brauneisenerz. Geht man dem Verrucanozuge entlang talabwärts, so begegnet man bei Pettneu einem in den letzten Jahren angelegten Schurfbau in dem untersten Berggehänge zwischen der Mündung des Malfontals (Strohsack) und dem Schlosser-Töbele. Der Verrucano tritt hier für eine längere Strecke auch auf dem Südufer der Rosanna auf und besteht aus einer mächtigen Folge weißer, seltener rötlicher und grünlicher Quarzite, welche stellenweise reichlich mit Eisenkarbonat durch- sprengt sind. Ein paar Meter unter dem Rand des sehr steil in über- kippter Stellung gegen S einfallenden Phyllites ist eine Bank gelber Rauhwacke, welche viele kleine Phyllitbruchstücke enthält, den Quarziten zwischengeschaltet; der zwischen ihr und dem Phyllit ge- legene Quarzit ist dicht durchzogen mit starken Ueberzügen von Malachit, seltener auch von Azurit. Die primären Erze sind am Tag nicht zu sehen. Auf sie sind hier zwei kleine, jetzt verstürzte Schürf- . stellen angesetzt, ein dritter längerer (angeblich 100 m) ist tiefer unten im Quarzit angesetzt. Die Erze treten also hier wie in Gand in den tiefsten Teilen des Verrucano auf. Weiterhin begegnen wir bei Flirsch wieder Erzlagerstätten im Verrucano. Zunächst liegt oberhalb des Dorfes der alte Bergbau imKohlwald. Sie waren — nach Isser — vom 16. Jahrhundert bis Mitte des siebzehnten in Betrieb durch dieselbe Gewerkschaft, welche in Gand abbaute; für beide bestand eine Hütte zu Vadisen (oberhalb Pettneu). Die Erze brechen in einem roten grobsandigen Verrucanogestein ein und sind von ganz gleicher Art wie jene in Gand: Fahlerz in Spat- eisenstein und Quarz, auch Kiese sind hier zu sehen und die sekun- dären Kupferkarbonate. Geringere Gänge und Linsen von Spateisen- stein und Quarz sind auch außerhalb des Bereichs der abgebauten Lagerstätte mehrfach im Verrucanoprofil zu sehen. Die Fahlerzgänge erscheinen hier im mittleren Teil des ganzen Verrucanoprofils !), doch ist dieses sehr wahrscheinlich durch Schuppungen abnormal zusammen- gesetzt. !) Auch hier gibt Isser irrtümlich als Ort des Auftretens den Kontakt von „dolomitischem Kalk mit Tonglimmerschiefer“ an. 1920 W. Hammer. 85 Weitere alte, jetzt unzugängliche Stollen finden sich nahe östlich beiderseits des Schneckenbachtobels, der eine am Rand der Baum- wiesen, der andere an dem Rücken gegen den Rammlestobel hin, Der letztere liegt in einem durch einen Phylliteinschub vom übrigen Verrucano getrennten Zug von Quarzfels und Quarzserizitgrauwacke. Öbertags sieht man darin eine Kluft mit Malachitüberzügen. Bei Pians wurden in alter und neuerer Zeit mehrere kleine Schurfstollen angesetzt in der Verrucanozone, welche oberhalb der Eisenbahnstation einsetzt und über die Rosanna nach Larch streicht, und beiderseits derselben im Phyllit, in welchen der Verrucano hier in zwei schmalen Streifen eingeklemmt ist. Soweit noch Erze zu sehen, sind es kleine Spateisen-Quarzgänge, teilweise mit Kiesen. Ein bedeutenderer Bergbau hat in alter Zeit in den an den Hängen der Thialspitze gegen Landeck befindlichen ganz analog gestalteten Verrucanoschuppen im Phyllit stattgefunden. Es ist der Bau Schwarzwald, welcher auf Fahlerz mit Kupfer- und Schwefelkies aus- ging und im 16. Jahrhundert betrieben wurde. Einen etwas anderen Charakter als die Vorkommen im Stanzer- tal besitzen jene in der Verrucanozone Ladis—Arrezjoch. Es ist vor allem der Bergbau Rothenstein bei Serfaus, die bedeutendste Erzkonzentration, welche im Verrucano des Oberinntals bergbaulich erschlossen ist. Derselben Zone gehören dann noch Schürfe in der Masner (Stubental) und bei Ladis an. Bei diesem Vorkommen ist die Lagerstätte auf Einlagerungen von dolomitischen Gesteinen beschränkt, welche linsenartig in den serizitischen Schiefern eingebettet liegen. Die größte derartige ist der Eisendolomit des Rothenstein. Innerhalb des Karbonatgesteins treten die Erze wieder als Gänge von ganz übereinstimmender Art auf wie im Stanzertal: quecksilberhältiges Kupferantimonfahlerz mit Quarz, Eisenkarbonat und auch Baryt als Gangart. Nur gesellt sich zu ihnen am Rothenstein noch ein Gang von Schwefelkies und Kupfer- kies mit nur untergeordnetem Gehalt an Fahlerz — möglicherweise steht er mit einem der Fahlerzgänge in Zusammenhang). Auch die Bere Anordnung der Gangminerale in den Fahlerzgängen ist die eiche. ‘In der Grube am Rothenstein sind vier Fahlerzgänge, deren be- deutendster auf 60 m überfahren ist, bei 75 m Tiefe des Gesamt- aufschlusses. Der Bau war vom 15. bis zum 17. Jahrhundert in Betrieb. 1841—1843 fand über Veranlassung des geognostisch-montanistischen Vereines eine neue Gewältigung der Grube statt, ohne sie wieder zum Leben erwecken zu können und auch die „Konjunktur“ des Weltkrieges braehte dies nicht zustande. Ganz gleicher Art ist das kleine Vorkommen in der Masner, soweit. die Haldenstücke ein Urteil erlauben. Ganz im kleinsten Maßstab wiederholen sich solche erzhältige Linsen von Eisenkarbonat in der Verrucanoschuppe am Thialspitz. Dagegen scheinen die nahe benachbarten alten Baue auf der Flath- !) Eine nähere Beschreibung des Vorkommens habe ich in der oben ange- führten Arbeit in der Ferdinandeumszeitschrift. III, 59. Heft, S. 88 u. ff. gegeben. 84 Verhandlungen. Nr. 4 alm nicht auf derartigen Vorkommen umgegangen zu sein, da die Stollen in den Feldspatknotengneisen angesetzt sind. Die obenerwähnten an Eisenerzmineralen reichen Kalke im Hangenden des Verrucano (Ortler, Rimsspitz etc.) enthalten diese nur in diffuser Verteilung, nicht in Gängen gesammelt. Abbauwerte Lagerstätten sind, trotz des weit verbreiteten Metall- gehalts der Gesteine, auch im Verrucano der angrenzenden Schweizer- alpen selten. Die bedeutendste ist jene auf der Mürtschenalm und Umgebung in den Glarneralpen. Es sind lagerartige Vorkommen im obersten Teil des Sernifit, bestehend aus Quarz und dolomitischem Kalk und etwas Talk mit feinen Einsprengungen oder Schnürchen von Buntkupfererz, Fahlerz und Kupferglanz; außerdem treten an :zahl- reichen Stellen an der Grenze gegen den überlagernden Vanskalk (Rötidolomit) und in letzterem unregelmäßig verteilte Mengen von Kupfererzen auf!). Zum Teil besitzen die Gänge einen breceiösen Charakter. Im Bellerophonkalk Südtirols ist der Erzgehalt ebenfalls in Gängen konzentriert (silberhältiger Bleiglanz am Mt. Calisio). Aus dem deutlich gangförmigen Auftreten der in Betrachtung stehenden Lagerstätten ergibt sich ohne weiteres, daß die Erze eine Umlagerung und Abwanderung von ihrem ersten Ablagerungsplatze durchgemacht haben. Es frägt sich nun, ob sie zuerst schon in den Sedimenten des Verrucano abgesetzt und später ebendort in Gängen konzentriert wurden, oder ob sie aus anderen Regionen zugewandert sind und ihre Gänge aus chemischen oder physikalischen Gründen gerade in dem Verrucano lokalisiert wurden, oder endlich, ob ihr Auftreten überhaupt nicht an diese Schichtgruppe gebunden ist. 5 In letzterer Hinsicht könnte darauf verwiesen werden, daß die Erze im Oberinntal und Stanzertal durch die großen Dislokationsflächen nach oben geleitet wurden und nur insofern mit dem Verrucano in Beziehung stehen, als dieser eben an jenen Schubflächen liegt. Die Verrucanozone des Stanzertals verläuft in nächster Nähe der den Südrand der Kalkalpen abgrenzenden großen Schubfläche und‘ wird selbst von Parallelflächen derselben durchschnitten; auch die Zone Ladis— Arrezjoch liegt nicht in einem normalen Schichtverband und es weist schon die Zerteilung der Eisendolomitlager in eine Kette einzelner Linsen auf die starken tektonischen Bewegungen hin, von welchen sie betroffen wurde. Anderseits äußert sich aber gerade hier wieder eine deutliche Unabhängigkeit von den großen Störungslinien darin, daß an der nahe benachbarten Hauptüberschiebung der Silvrettagneise auf die Bündnerschiefer keine Erzgänge auftreten und die dort eingeklemmten !) Stöhr, Die Kupfererze an der Mürtschenalp. Neue Denkschr. d: allg. schweiz. Gesellsch. für die gesamten Naturwiss. 21. Bd. 1865. — Tröger, Ueber den Kupfer- und Silberbergbau der Mürtschenalp. Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift. Freiberg, XIX Jahrg 1%60. 1920 W. Hammer. 85 Schollen triadischer Kalke nicht metasomatisch vererzt wurden. Des- gleichen liegen am Kalkalpenrand die Lagerstätten auch nicht an der Hauptdislokation, sondern seitwärts davon in der Verrucanozone. Eine engere genetische Beziehung zu letzterem ist daher nicht abzuleugnen, auch wenn die Störungslinien ein Empordringen von Erzlösungen begünstigt haben, Jene genetische Beziehung kann nun auf zweierlei Weise bestehen: es können von auswärts zuströmende Lösungen in diesem Gesteins- horizont durch chemische oder physikalische Ursachen festgehalten worden sein, oder der Erzgehalt bestand bereits in anderer Form im Verrucano und erfuhr nur eine Umlagerung und Sammlung. Für die erstere Erklärung kann zunächst die Stauung der Wasserzirkulation in den Serizitphylliten und auch in den anderen Sedimenten des Verrucano herangezogen werden. Der Verrucano und der Buntsandstein sind bekanntlich die -besten Quellenhorizonte im Inntal und wohl in den ganzen Nordalpen. Im Verrucanozug Ladis— Arrezjoch entspringen die Schwefelquelle von Ladis, der Eisensäuer- ling von Prutz sowie die Eisenquelle auf der Masneralm; im Bunt- sandstein die Mineralquellen von Grins (Stanzertal); weit zahlreicher ist aber die Zahl der Trinkwasserquellen und Bachquellen, die aus diesem Wasserhorizont gespeist werden. Die im Verrucano zurück- sehaltenen Erzlösungen können zu einer allgemein verteilten Erz- imprägnation geführt hahen, mit oder ohne gleichzeitige Konzentration in einzelnen Gängen. Als Zuführungswege kommen die benachbarten und auch im Verrucano selbst durchstreichenden Störungsflächen in Betracht. Die Wirkung als Wassersammler gegenüber den atmosphärischen Niederschlägen läßt sich aber nicht in gleicher Wirksamkeit auf die Erzlösungen überall anwenden. Die Buntsandsteinschichten in den Nordalpen sammeln — an den großen Quellbereichen bei Innsbruck oder bei Mariazell u. a. ©. — das im darüberliegenden durchlässigen Kalkgebirge niederfallende Wasser. Im Stanzertal aber sind die Verrucanoschuppen zum Teil beiderseits von Phyllit umgeben, der in seiner hydrolögischen Eigenschaft wenig von den Verrucanoschiefern verschieden ist, außerdem stehen die Verrucanoschiefer sehr steil, beziehungsweise liegen steil S fallend auf den Triaskalken. In jenen Schuppen kann also mehr die tektonische Stellung als das Gestein Anlaß des Auftretens der Erze sein. “ In erster Linie würde wohl die Stauwirkung gegenüber dem unterlagernden Gestein in Betracht kommen, da der Kupfer- und Eisengehalt eher aus der Tiefe zugeführt, als durch Auslaugung aus den überlagernden Schichten angenommen werden kann; dies würde zum Beispiel in der Ortlergruppe zu der schwer erklärbaren Annahme führen, daß die Erzlösungen, von unten aufdringend, durch den Phyllit bis in den Verrucano und noch durch diesen bis in die darüberlie- genden untersten Kalkschichten gelangt wären. Im Phyllit sind Kies- vorkommen bekannt, dagegen nicht im Ortlerdolomit. Allerdings be- stehen hier vielleicht Schubflächen an der Basis des Dolomites, Es kann aber zur physikalischen Wirkung noch die einer chemischen Bindung hinzukommen. Ein gutes Analogon zur Ver- Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 4. 12 86 Verhandlungen. Nr. 4 erzung im Verrucano ist die stratigraphische Einordnung der meta- somatischen Blei-Zinkerzlagerstätten der nordtiroler Kalkalpen und in Kärnten durch ihre Beständigkeit an der Grenze des Wetterstein- kalks gegen die Carditaschichten. Höfer hat dieselbe durch die ehemische Einwirkung der bituminösen Schiefer auf die Erzlösungen zu erklären gesucht. Die beste Erzkonzentration im Oberinntaler Verrucano ist jene im Eisendolomit bei Serfaus (Rothenstein). Die in den Verrucano eingedrungenen und von ihm am Abwandern verhinderten Lösungen haben die Schiefer schwach imprägniert, wurden aber vom Dolomit leichter und darum in größerer Menge aufgenommen, entsprechend der Neigung des Karbonats zu derartigen Umsetzungen. Kalkspat bewirkt Ausfällung des Eisenkarbonats in einer Eisenoxydulkarbonat- lösung, wobei sich bei der Metasomatose des Kalks leicht auch Sul- fide bilden. Es findet also gewissermaßen eine selektive Metasomatose statt, indem nur die in den Schiefern eingebetteten Kalke von den Erzlösungen umgewandelt werden. Ein Beispiel solcher Umwandlung einzelner Kalklager zwischen anderen nicht oder wenig veränderten Sedimenten ist die Schwefelkieslagerstätte von Meggen a. d. Lenne. Die beiderseits nahe benachbarten Kalkschiefer der Bündner- schiefer und die Triaskalkschollen der Hauptüberschiebung sind dabei völlig frei von jeder Vererzung geblieben. Dies läßt sich dadurch erklären, daß die Vererzung des Verrucanodolomits schon vor der Ablagerung der Bündnerschiefer oder mindestens schon vor ihrer jetzigen tektonischen Annäherung eingetreten ist!). Auch beim steirischen Erzberg sind nur die paläozoischen Kalke, nicht aber die Triaskalke metasomatisch geworden. Die Erzbildung in Serfaus wäre ° also dann älter als die Tektonik und damit auch aus der jetzigen Lagerung kein Schluß auf die ursprüngliche Rolle des Verrucano bei der Stauung der zirkulierenden Lösungen, bzw. auf die Wirkung der Störungsflächen als Zufuhrkanäle zu ziehen. Das gleiche gälte auch für den Verrucano im Stanzertal. Dagegen sind die Erze am Rand der Oetztalergneise (Tösens, Kaunertal, Nauders) jünger als die Hauptphase der Tektonik dieser Region. Auf diese ‚Weise kann durch physikalische und chemische Um- stände epigenetisch eine Lokalisation der Erze auf eine bestimmte Schichte mit dem Anschein einer syngenetischen Lagerstätte entstehen, Eine ähnliche Stellung nehmen die scheinbar syngenetischen permischen Erze in Böhmen bei Wernersdorf und Radowenz ein, wo nach Petrascheck?) die Imprägnation der Lyditkonglomerate schon zu permischer Zeit stattgefunden hat und von dort aus in die an- grenzenden Tonschiefer eingedrungen ist. Linsenförmige Kalkschmitzen !) In den Gosauschichten des Muttekopfs fand Ampferer ein Grauwacken- gerölle mıt Spateisensteingängen, ebenfalls ein Zeichen vorkretazischer Eız- ung der Erzgänge des nordtirolischen Paläozoikums. (Jahrb. d. geol. R.-A. 1912, S. 296.) ?) W. Petrascheck, Ueber permische Kupfererze Nordostböhmens. Verh. ds geol, R.-A. 1909, 283, 1920 W. Hammer. 87 im Tonschiefer wirkten als Ausfällungsmittel für den Cu-Gehalt der Lösungen, Syngenese und Epigenese kommen sich dabei sehr nahe, da die erzbringenden Porphyre auch permisches Alter besitzen. Es fehlt übrigens auch im alpinen Verrucano nicht an Porphyren, denen eine solche Rolle zugedacht werden könnte, Dies führt über zu der zweiten der oben aufgezählten Möglich- keiten: daß der Erzgehalt ein primärer Bestandteil des Sediments war, teilweise auch noch ist, und durch spätere Umlagerung in Gangform konzentriert wurde. Die Ablagerungen der Permformation sind in Europa und Amerika ausgezeichnet durch ihren an bestimmte Horizonte gebun- denen und auf weite Erstreckungen anhaltenden Gehalt an Kupfererzen. Der dem deutschen Rotliegenden gleichgestellte Verrucano in Toskana enthält bereits Sandsteinerzlagerungen (Sasso Campanaro, Mt. Vignal), ebenso sind die Wichitabeds in Texas teilweise kupfer- reich, Die Hauptverbreitung erreichen die Kupfererze im Zechstein in dem bekannten Kupferschiefer Deutschlands und Englands, dem Kupfersandstein in Rußland und dem Kupferschiefer in Texas. Auch in Neuschottland finden sich die Kupfererzablagerungen im permischen Sandstein. Auf die weite Verbreitung eines geringen Erzgehaltes im alpinen Verrucano wurde bereits oben hingewiesen. . Die weltweite Verbreitung einer derartigen Metallanreicherung auf engbegrenzte stratigraphische Horizonte zwingt fast allein schon zur Annahme eines syngenetischen Ursprungs der Erze, die dann nachträglich verschiedene Umlagerungen und Kristallisationen durch- gemacht haben können. In analoger Weise, wie es für den West- tiroler Verrucano geschildert wurde, wenn auch in unvergleichlich größeren Mengen, ist im Kupferschiefer das Erz teils fein verteilt vorhanden („Speise“), teils in größeren Nestern, Adern und Gängen „Erzlinealen“) konzentriert. Der Verrucano von Westtirol ist eine Ablagerung, die ihr Mate- rial aus der Abtragung kristalliner Gesteine eines vormaligen zen- tralalpinen Festlandes erhalten hat. Im westlichen Teil — Glarner- alpen — fanden starke Ergüsse von Porphyren statt; einzelne Spuren solcher finden sich auch in Westtirol; außerdem ist ja die zum Teil gleichaltrige, zum Teil ältere Grauwackenformation von Osttirol bis Steiermark reich an Ergußgesteinen verschiedenster Art. Aus beiden Bezugsquellen kann ein besonders hoher Metallgehalt jener Sedimente hergeleitet werden. An den Stellen, wo Karbonatgesteine in ihnen eingeschlossen waren, kann durch Diffusion, angeregt durch die besondere chemische Affinität der Karbonate für die Erze eine Einwanderung und Ansamm- lung derselben in den Kalken, bzw. Dolomiten eingetreten sein. Die regionale Metamorphose, welche die Verrucanosedimente in Phyllite, Quarzite, Serizitgrauwacken usw. umwandelte, beförderte durch die allgemeine „kristalline Mobilisation* des Materiales auch den Eintritt des Erzumsatzes. = - 28 Verhandlungen. Nr. 4 Daß der jetzt noch vorhandene diffuse Erzgehalt hauptsächlich aus Eisenerzen (Sulfiden und Karbonaten) besteht, während die Lager- stätten Kupfererze führen, kann einerseits durch einen früheren Kupfergehalt des Pyrits erklärt werden, änderseits dadurch, daß die Kupfererze eine höhere Beweglichkeit besitzen und durch Grund- und Thermalwasserströmungen leicht in Wanderschaft geraten. Auf die Rolle des Karbonates als Ausfällungsmittel wurde schon oben hin- gewiesen. Der Eisengehalt des Dolomits in Rothenstein u. a. O0. ist jedenfalls auch ein sekundärer. Bei den Vorkommen, wo keine Karbonate sammelnd wirkten, kann ein Umsatz der Erze durch juvenile Wässer, Auslaugung und Absatz in Klüften angenommen werden; ‚auch eine Diffusion gegen Spalten hin läßt sich zur Erklärung anwenden. Auch beim deutschen Kupferschiefer kann die Veränderung. im Erzgehalt gegen die „Rücken“ hin auf solche Einflüsse zurückgeführt werden: Diffusionswanderung gegen Spalten, wobei Auftreten anders- gearteter Erze in diesen (Nickel-Kobald-Arsenerze) auf die Mitwir- kung von zirkulierenden Lösungen hinweist. Die Bleiglanz- und Barytvorkommen im Bellerophonkalk hr* Trient (Mt. Calisio) erklärt Trener als submarine Quellenabsätze — auch für den deutschen Kupferschiefer wird von mancheu die Zufuhr durch kupferführende Quellen, in Nachwirkung nach vulkanischen Ausbrüchen (Frech, Lethäa) angenommen — und aus ihnen bildeten sich auf metasomatischem Wege” die jetzt vorliegenden schlauchför- migen, konzentrierten Erzkörper. ’ Ueberblicken wir die besprochenen Möglichkeiten nochmals, ‚so ergibt sich: -Der Erzgehalt im Verrucano von Westtirol ist tatsächlich an ihn als besonderen Schichthorizont geknüpft und steht nicht, bzw. nur indirekt in Abhängigkeit von den Dislokationen. Er ist präkretazisch und. als solcher entweder schon primär im Verrucanosediment enthalten gewesen und nur umgelagert worden, oder er ist schon in alter Zeit dieser Schichte zugeführt und von ihr chemisch und physikalisch fest- gehalten worden, wobei jedenfalls auch noch eine spätere kristalline Umlagerung statthatte. In beiden Fällen ist durch die Umlagerung der‘ Erzgehalt nicht streng auf den Verrucano beschränkt geblieben, sondern zum Teil auch in angrenzende Schichten eingewandert... Für den praktischen Bergmann ist diese Art der Entstehung der Erze im Verrucano einerseits von Vorteil, insofern sie den Um- kreis einschränkt, innerhalb dessen er Erze zu erwarten hat; ander- seits bietet allerdings die Kenntnisnahme der aufgeschlossenen kleinen Lagerstätten, die Art ihres Vorkommens (Linsenform der Rothen- steiner Lagerstätte) wenig Hoffnung auf ein uni des Bexgbane> in diesem: Gebiet. 1920- Dr. L. Waagen. 89 Literaturnotizen. Dr. Lukas Waagen. Bergbau und Bergwirtschaft. Heft 10 der wirtschaftsgeographischen Karten und Abhandlungen zur Wirtschaftskunde der Länder der ehemaligen Österreichisch ungarischen Monarchie, herausgegeben von Prof. Dr. Franz Heiderich. 364 Seiten; Groß-8°. Mit einer Karte des Bergbaues und Hüttenwesens im Maßstab 1:1,500.000 von Dr. Gottfried Linsmayer und Dr. Lukas Waagen und einer Bergwirtschaftskarte der Schwerindustrie und Erdöllager- stätten im Maßstab 1: 3,500.000 von L. Waagen, zahlreichen Tabellen, Diagrammen usw. Wien 1919. Verlag E. Hölzel. Der Verfasser kat hier einen gewaltigen Stoff zu einem übersichtlichen und bequemen Nachschlagewerke verarbeitet, das um so mehr einem oft emp- fundenem Bedürfnisse weiter Kreise der Wissenschaft und Praxis entgegenkommt, als seit dem heute ganz veralteten Werke von F. v. Hauer und Foetterle über die Bergbaue der österreichischen Monarchie, 1855, kein ähnliches umfas- sendes Werk erschien. Der modernen Entwicklung der Industrie Rechnung tragend, werden aber von Waagen auch eine Reihe von Mineral- und Gesteins- vorkommen besprochen, welche man sonst in Werken über Bergbaue nicht findet. Daß außer den im Abbau befindlichen auch die wichtigsten früher ab- gebauten Vorkommen entsprechende Berücksichtigung fanden, ist heute um so wichtiger, als nach dem Zerfalle der Monarchie und den dadurch bedingten ‚wirtschaftlichen Verhältnissen diese Vorkommen vielfach ‘wieder eine srößere Bedeutung erlangt haben. Wie schon der Titel besagt, werden neben der. Lager- stättenkunde der einzelnen Vorkommen auch Jie bergwirtschaftlichen Verhält- nisse eingehend berücksichtigt. Bei Kohle und den wichtigeren Erzen ist die Gesamtförderung nach den früheren Jahren in Form von “Kurvendiagrammen dargestellt. Das einführende erste Kapitel gibt eine kurze Geschichte des Bergbaues im allgemeinen und in Oesterreich-Ungarn im besonderen, ferner eine kurze Beschreibung des geologischen Baues der Monarchie und der dadurch bedingten Verteilung der Lagerstätten. Das weitaus größte zweite Kapitel beschreibt die Lagerstätten bestehender Bergbaue, und zwar nach den Unterabteilungen, minerälische Brennstoffe, Erze, Salze, die vorbehaltenen Mineralien, dann die sonstigen industriell wichtigen Rohstoffe, feuer- und säurefeste Mineralien, Rohstoffe der keramischen und Glas- industrie, technisch nutzbare Steine, Schmuck- und Edelsteine. , Die folgenden statistischen Kapitel besprechen die Arbeitsverhältnisse und wirtschaftliche Orga- nisation im Bergbaue. Das Werk ist vor und während des Krieges geschrieben worden zur.Zeit, wo die Monarchie noch eine große Wirtschaftseinheit bildete. Die einschneidende Veränderung, welche gerade die Bergwirtschaft durch den Zerfall des Reiches erlitt, versucht ein Nachwort in Rechnung zu ziehen, welches die Kriegswirtschaft und Deutschösterreichs bescheidenen Anteil an dem alten Bergbauvermögen be- spricht. An dem Hauptkapitel konnte natürlich keine wesentliche Aenderung gemacht werden, so daß für die heutigen Verhältnisse Deutschösterreichs manche Abschnitte entschieden ausführlicher zu wünschen wären, wie zum Beispiel. die alızu kurz behandelten alpinen Steinkohlenvorkommen und die deutschöster- reichischen Braunkohlen. Auch ist zu bedauern, daß im Gegensatze zu der bei den meisten Erzen angegebenen reichen Literatur bei dem Abschnitte Kohle nur auf die entsprechenden Kapitel der „Ooal resources of the World“ verwiesen wird, um so mehr, als dieses Werk nur in wenig Bibliotheken zu finden ist und dem Praktiker. nicht leicht zugänglich ist. Weniger macht sich für uns Deutsch- österreicher die gleichfalls knappe Darstellung des Abschnittes Erdöl fühlbar. Die sorgfältig gearbeitete Uebersichtskarte ‚zeigt die gebräuchliche Dar- stellung durch verschiedenfarbige Zeichen und Buchstaben. Dagegen ist die bergwirtschaftliche Karte eine glückliche Vereinigung einer mehr der geologischen Verbreitung folgenden Lagerstättenkarte mit Produktionsdiagrammen und einer Karte der Transportwege, nur wäre die Angabe der Erdölraffinerien zu wünschen. (Vetters.) 90 Verhandlungen. Nr. 4 E. Spengler. Ein geologischer Querschnitt durch die Kalkalpen des Salzkammergutes. Mitteilungen der geolog. Gesellschaft in Wien 1918. S. 1—70 mit 1 Tafel. Die vorliegende Arbeit verdient besondere Beachtung, da sie die Ergebnisse der über 9 Sommer sich erstreckenden Untersuchungen des Verfassers, welche in mehreren größeren Abhandlungen ausführlich dargelegt sind, gewissermaßen auf einen Querschnitt durch das bearbeitete Gebiet zusammengedrängt wiedergibt und an dem Beispiel dieses genauestens eırforschten und vorzüglich dargestellten Teiles der nördlichen Kalkalpen ein typisches Bild kalkalpinen Baues aufstellt. Die vom Verfasser hier vorgetragenen tektonischen Anschauungen können als lebensfähiger bleibender Kern angesehen werden, welcher aus dem Widerstreit der alten und neuen tektonischen Theorien, überprüft durch sorg- fältigste Untersuchung im Felde hervorgegangen ist. Der Schnitt verläuft von Unterburgau am Attersee über den Breiten- berg (Schafberggruppe) ins Ischltal bei Strobl, von dort über ‘den Rinn- kogel und das Gamsfeld zum Gr. Donnerkogel und endet südlich des Losecks; er gibt nicht nur die genau an dieser Linie sichtbaren Aufschlüsse, sondern die sinngemäße Vereinigung der Aufschlüsse einer entsprechenden schmalen Querzone, mit Ergänzungen bis unter das Meeresniveau. E Charakteristisch und grundsätzlich besonders wertvoll an Spenglers Querschnitt ist die scharfe Auseinanderhaltung der vor Ablagerung der Gosau- schichten erfolgten Bewegungen und der tertiären. Ausgehend von diesem Grund- gedanken zeichnet Spengler drei Profile: das gegenwärtige, jenes an der Wende von Kreide und Tertiär und jenes am Schluß der Unterkreide.- Dadurch wird nicht nur das tektonische Entstehen, sondern auch die Stratigraphie, die Faziesverhältnisse und die räumliche Anordnung der Fazies hintereinander zur Anschauung gebracht, eine Neuerung und Bereicherung gegenüber anderen Querschnitten, welche hier durch die engere Begrenzung des Schnittes auf ein besonders gut bekanntes und aufgeschlossenes Gebiet ermöglicht wurde, Anschaulich tritt durch die Nebeneinanderstellung der Profile die Ver- schmälerung der Gebirgszone ins Auge: die ursprüngliche Breite berechnet Spengler auf rund 120 km, welche jetzt auf 34:5 km verschmälert ist. Die ersten Bodenbewegungen erfolgten bereits in der Triasperiode, sind aber noch keine eigentlichen tektonischen Vorgänge, sondern werden von Spengler auf Reihenekzembildung zurückgeführt. Die Hauptphase der Gebirgsbildung ist die vorgosauische; ihr fällt die weiteste Ueberschiebung, jene der iuvavischen Schubmasse zu, von welcher zwei Deckschollen noch erhalten sind. Die tertiäre Bewegung äußert sich zu- erst in gegen S gerichteten schuppenförmigen Ueberschiebungen (an der Südseite der Dachsteingruppe), später als Nordbewegung mit mehreren größeren Ueber- schiebungen von lokalem Charakter (Gamsfeldüberschiebung u. a.) durch Kerb- wirkung in ihrer Anlage bedingt. Faltungen sind in allen Phasen untergeordnet gegenüber den horizontalen Schubbewegungen. In der tertiären Bewegung er- folgen auch zahlreiche radiale Dislokationen als isostatische Folgeerscheinungen. Die Fazies der Schichten ist in dem behandelten Gebirgsteil bekanntlich eine sehr mannigfaltig wechselnde — näher auf die reichhaltigen und inter- essanten Ausführungen des Verfassers darüber einzugehen, fehlt hier der Raum — ihre Verteilung ist aber derart, daß nicht eine Einteilung in feste, durch das ganze Mesozoikum durchgehende Serien möglich ist, sondern die durch Ueber-, gänge verbundenen Faziesgebilde der einzelnen Stufen gehen miteinander mannigfaltige Kombinationen ein, jede Stufe hat im allgemeinen ihre besonderen Faziesbezirke, welche nur ausnahmsweise gelegentlich durch mehrere Stufen hindurchreichen. 3 Alle Fazies reihen sich im Raume nördlich der Grauwackenzone hinter- einander an. ' Eine tektonische Einteilung in verschiedenen Decken auf Grund der Fazies ist nicht möglich, (W. Hammer.) Verlag der Geol. Staatsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23, Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, Steingasse 25. SEP 3n VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. NO 5, 6 1920 Wien, Mai und Juni ” = == — Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: E. Kittl: Das Magnesitlager Hohenburg zwischen Trofaiach und Oberdorf a. d. Lamming. — Dr. O. Hackl: Angeblicher Fuchsit aus dem Radlgraben bei Gmünd in Kärnten. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. Eingesendete Mitteilungen. Erwin Kittl. Das Magnesitlager Hohenburg zwischen Trofaiach und Oberdorfa. d. Lamming. (Mit 5 Textfiguren.) I. Geologische Uebersicht. Anfangs dieses Jahres wurden vom Verfasser eine Reihe von Aufschlußarbeiten im Magnesitterrain Hohenburg begonnen, deren wichtigste Ergebnisse in den folgenden Zeilen dargestellt sind !). Der Zug der Karbonschiefer M. Vaceks?) zwischen Oberdorf und Tro- faiach schließt zwei große Magnesitlager ein, deren eines von den Oberdorfer Magnesitwerken (Montana) seit längerer Zeit abgebaut wird. Das Lager, welches in der Folge als „Wiesergut“ bezeichnet werden soll, ist in der Literatur bereits mehrfach erwähnt, fand jedoch bis jetzt keine ausführlichere Darstellung. Von den Lagern im Obertal (Hohenburg und Wiesergut) sind einige Worte Redlichs und Cornus?°) in der Literatur zu finden, welche indessen kaum erkennen lassen, welches Lager gemeint ist. Anscheinend bezeichnete Redlich das Lager Hohenburg als Kaintaleck, nach der nördlich gelegenen Bergspitze. Die Aufnahmen Vaceks?) im Jahre 1886 stellen in kurzen Zügen die geologischen Verhältnisse der Umgebung der Hohenburg folgendermaßen dar. An die Gneise des Kletschach stoßen die „älteren“ Quarzphyllite des Himbergerecks disparat an. Beide sind vom Karbon disparat überlagert. Das Magnesitlager von Obertal (Wiesergut) liegt wieder diskordant auf den Karbonkalken. Die Talk- klüfte, die Vacek als Zersetzungsprodukte des Magnesites auffaßt, bilden Klüfte im Talk und Masgnesit. Durch die neuerlichen Begehungen des Verfassers konnten zu ‚der oben gegebenen Darstellung Details geliefert werden, welche eine wesentliche Ergänzung der Aufnahmen Vaceks bilden. An die Gneise des Kletschach, die hier aus feingeschichteten Schiefer- gneisen, Hornblendegneisen und Muskowitgneisen bestehen, stoßen 1) Vgl. E. Kittl, Ein neues Talklager auf der Hohenburg zwischen Ober- dorf ete. Verh. d. geol. R.-A. 1919, Nr. 6. 2) Ueber den geol. Bau der Zentralalpen zwischen Enns und Mur. Verh. d. geol. R-A. 1886. 3) Zeitschr. f. prakt. Geol. 1908, S. 145 und S. 455. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr, 5, 6. 13 192] 09 Verhandlungen. Nr. 5, 6 nördlich vom Gaunzer die Quarzphyllite des Himbergerecks. Diese Quarzphyllite (Vaceks ältere Quarzphyllite) sind feinschichtige Serizitphyllite und solche mit schaligen rostbraunen Schichtflächen ausgestattete Gesteine. Sie lassen sich leicht von den graphitischen Phylliten (Vaceks Karbonschiefern) unterscheiden. (Fig. 1.) An der Grenze zwischen diesen von Vacek als altes Gebirgs- relief aufgefaßten Schichten (der Schiefergneise und älteren Quarz- phyllite) und den jüngeren Quarzphylliten (Karbonschiefer) schiebt sich an der Basis der letzteren eine Rauchwacke!) ein. Sie ist von gelber bis brauner Farbe, poröser oder zelliger Struktur und enthält Bruchstücke eines grauen Kalkes in Zentimetergröße sowie Quarzkörneranhäufungen. Es könnte sich um ein brecciöses Basal- konglomerat der Plıyllite handeln. Beim Kohlsattel bildet diese Rauch- wacke eine Klippe. Nördlich davon liegen mit WSW—ONO-Streichen und nördlichem Fallen die schwarzen Phyllite. Fig. 1. Hainhaleck Kamm nordh, Hohenburg el? | % | Profil: Kaintaleck—Kohlsattel @n = Gneis. — R = Rauchwacke — Pk = dunkler Phyllit (Karbonschiefer Vaceks). — Mg = Magnesit. — Qu = Quarzitscholle. — KQu —= Konglomerat- quarzit. — K = Kalk der Hohenburg. — QuPh = älterer Quarzphy'lit. — D = Grenzdolomit. — A = Amphibolit. — M = Marmor. Am Kohlsattel, also au der Basis der „jüngeren“ Quarzphyllite, liegen zunächst Konglomeratphyllite bis Konglomeratquarzite je nach dem Vorherrschen der dunklen phyllitischen Grundmasse gegenüber den eingeschlossenen eckigen bis runden Quarzknauern und Bruch- stücken. Diese sind weiße Quarze (bis mehrere Zentimeter groß). Sodann folgen hellere feinkörnige Serizitquarzite mit wenig dunklen Bestandteilen, vorwiegend aus Quarz bestehend. Auf diese folgen bis zur Hohenburg feingeschichtete, graphitische Phyllite, meist stark gefältelt, mit doppelter Fältelung. Die Kalkbank der Hohenburg unterbricht die Phyllitserie. Der Kalk ist von St. Katlırein an zu verfolgen, verläuft über das Rastal, ') H. Vetters (Die Trofaiachlinie, Verh. d. geol. R.-A. 1911, S. 151) gibt den brecciösen Kalk als wahrscheinliches Aequivalent von Vaceks Karbon- vorsprung im Graben östlich Tullers an. Ferner wird der Konglomeratquarzit vom Kohlsattel angeführt nebst einigen Bemerkungen über die Gesteine am Südhang der Hohenburg. Vetters beobachtet eine Umbiegung der Streichungs- richtungen gegen die Störungslinie. 1920 E. Kittl. 93 Kote 1161, Kote 1175 zur Hohenburg bis zum dritten Dorf im Laintal. Der Kalk ist grauweiß, deutlich gebankt. An ihn schließen sich die beiden Magnesitlager an, ohne daß diese gänzlich an Stelle des Kalkes gewesen sein müssen. Am Kontakt gegen den Magfesit verliert der Kalk seine Bankung und wird dolomitisch mit massiger Struktur. In welchem Verhältnis der Kalk der Hohenburg zu dem Kalk der Friesingwand steht, soll dahingestellt bleiben. Wenn auch die Friesing- wand keine Bankung, sondern riffkalkartigen Charakter trägt, so könnte es sich doch um die Fortsetzung des Kalkzuges der Hohen- burg handeln. Ein Einfluß der Trofaiachlinie Vetters, welche durch das Laintal angegeben ist, äußert sich im Gebiet der Hohenburg nicht. Der Hangendflügel der Phyllite enthält graphitische Partien in stärkerem Ausmaß als die Phyllitserie unter dem Kalk der Hohenburg. Am Fuß der Hohenburg gleich an der Brücke, welche den unteren Fuchsgraben nahe Rußman übersetzt, ist ein dünngebankter, schwarzer bituminöser Kalk aufgeschlossen, welcher beinahe ebenes Verflächen mit schwacher Nordneigung zeigt. Auch die benachbarten Phyllite sind gestört. Dieser Kalk erinnert sehr an den schwarzen bituminösen Kalk, welchen Heritsch!) vom Sunk beschreibt und für den er devonisches Alter angibt. Eine Folgerung auf das Alter der ähnlichen Gesteine der Hohenburg zu ziehen, ist derzeit noch verfrüht. Der Kontakt der graphitischen Phyllite mit den auf sie fol- genden „älteren“ Quarzphyllite ist meist durch Gehängeschutt verdeckt. Der Schichtenfolge nach werden die „Karbonschiefer* durch die älteren Quarzphyllite überlagert, doch ist die Ueberlagerung nur an ° wenigen Stellen sichtbar, so daß es sich um lokale Lagerung handelt. Die Quarzphyllite des nördlich der dunklen Schiefer gelegenen Zuges sind teilweise durch Serizitschiefer ersetzt. Ferner wurde eine ausgedehnte Amphibolitpartie, welche fast das ganze Kaintaleck um- faßt, festgestellt. Der Amphibolit wird durch ein Marmorband vom Quarzphyllit getrennt. 2. Der Amphibolit und die Gesteine der jüngeren Quarzphyl'itgruppe (Karbonschiefer Vaceks). Bevor auf die petrographische Beschreibung der Karbonschiefer eingegangen wird, sollen einige Worte über den Amphibolit des Kain- talecks gesagt werden, da er in verhältnismäßiger Nähe des Magnesit- lagers Hohenburg liegt, wenn er auch im Verband der älteren Quarzphyllite steht. Der Amphibolit des Kaintaleck ist ein feingeschiefertes, feinkörniges grünes Gestein mit kleinen mit freiem Auge sichtbaren Amphibolkristallen bis zu 3 mm Größe und einer etwas hellgrüneren Zwischenmasse. U. d. M. zeigt sich folgender Mineralbestand: Horn- blende, Erzpartikeln mit Titanitkränzen, Epidot als Zerfallsprodukt der Hornblende, sehr wenig kleine Plagioklaskörner und noch weniger ‘) Korallen aus dem Kalk des Triebenstein-Sunk bei Hobentauern. Mitt, d. geol. Ges. in Wien. IX. S. 151, 1917. 13* 94 Verhandlungen. Nr. smi6 Quarzkörnchen. Die Hornblende zeigt noch Spuren einer Begren- zung nach den Prismenflächen, unterlag jedoch einer intensiven Um- wandlung in Epidot, so daß sämtliche Kristalle zerfressen aussehen. Die Farbe der Hornblende ist für 7 lauchgrün > ß’ gelblichgrün > a gelblich. Der Auslöschungswinkel ce x erreicht 221/,°, sinkt jedoch bei unregelmäßig begrenzten Kernpartien um 4° unter diesen Betrag. Die Kernpartien stellen wahrscheinlich eisenärmere Hornblendereste vor‘). Der Epidot ist meist die Umrandung der Hornblende, seine Form sind neben unregelmäßig begrenzten Partien Körner und Blättehen. Die Hornblende macht zirka zwei Drittel der Bestandteile aus, der Epidot mindestens ein Viertel, der Rest entfällt auf Plagioklas und Quarz. Der Plagioklas steht nahe an Albit, zeigt Albit- und Periklin- zwillingslamellen sowie Einschlüsse von Klinozoisit. Als seltener Ge- mengteil wurde ferner Granat in idiomorphen, aber zerbrochenen Kristallen beobachtet. Aus dem Umwandlungsprozeß, der die Horn- blende in Epidot, nicht in Chlorit verwandelte, läßt sich schließen, - daß die Ursache der Umwandlung nicht in einem atmosphärischen Verwitterungsvorgang zu suchen ist, sondern in einem Metamorphismus, der aus den Hornblenden und Plagioklasen Epidot erzeugte, also hohem Druck ohne außergewöhnliche Temperaturerhöhung entspricht. Chloritische Ränder wurden sehr selten beobachtet. Die Gesteine der jüngeren Quarzphyllitgruppe zerfallen in echte Phyllite, Konglomeratquarzitphyllite und lichte feinkörnige Quarzite. Der normale Phyllit (graphitischer Phyllit, Karbonschiefer Vaceks) ist ein schwarzes feingeschichtetes Gestein von mattem Glanz. Die Fältelung ist oft eine doppelte unter einem rechten Winkel sich kreuzende, doch kommen auch Schiefer ohne Fältelung vor. Der Mineralbestand ist folgender: Quarzkörnchen mit graphi- tischer Substanz bilden eine Grundmasse von ziemlicher Homogenität, die Schieferung ist sehr fein, erzeugt durch Quarzkörnerlagen mit weniger graphitischer Substanz. Zirkone wurden u. d. M. in Säulchen, oft zerbrochen, überall beobachtet. Rutil wurde selten beobachtet, er scheint zurückzutreten. In der Schieferungsebene liegen ferner Chlorit und wenig Muskowitfetzen und Blättchen. Die Quarzkörner zeigen keine undulöse Auslöschung. Der Konglomeratquarzit enthält den Quarz in folgenden Formen: . 1. große Quarzkörner mit Rissen und Sprüngen, undulöse Auslöschung; 2. Quarzkörneraggregate, welche offenbar durch Zerfall aus den größeren Quarzkörnern hervorgegangen sind durch Einwirkung von Druck bei verhältnismäßig niederer Temperatur; 3. den Quarz der Grundmasse, welche mit Chlorit und Quarz- körnern ein wirrfaseriges, körniges Aggregat bildet. Stellenweise sind größere Chlorit- und Muskowitflasern vor- handen, Zirkon und Rutilnädelchen sind spärlich. !) Vgl. Kreutz, Untersuchungen d. opt. Eigensch. von Min. d Amphibol- gruppe. Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. in Wien. 117. S. 972 1908, 1920 E. Kittl. 95 Der Quarzit zeigt neben einzelnen größeren Quarzkörnern mit Rissen die Grundmassequarzkörner mit verzahnter Struktur, Chloritfilz und Muskowitschüppchen. 3. Das Lager Hohenburg. Das Magnesitlager Hohenburg liegt, wie aus der umstehenden Skizze ersichtlich ist, am Nordhang der Hohenburg auf der Kalkbank. Der Kalk bildet gegen den Fuchsgraben steile Abstürze und kleine Wände. Gegen den Magnesit wird der Kalk dolomitisch und verliert seine Bankung, er wird massig. Der Magnesitkörper bildet einen un- regelmäßigen Stock und ist kaum mehr als Linse zu bezeichnen, geht nach Süden in’dolomitisches Gestein über, an seiner westlichen Seite wird er durch Gehängeschutt überdeckt. Auch hier findet sich wieder dolomitisches Gestein, die Ueberlagerung durch Phyllit wird nicht sichtbar, da der Baumwuchs zu dicht ist. Der Umriß wurde durch Röschen gegen den Dolomit festgestellt. Beim unteren (nördlichen) Höhenweg wurde eine kleine Quarzitpartie, etwas unterhalb des Höhen- weges eine anstehende Kalkscholle gefunden. Die Nordostgrenze des Magnesites verläuft etwas oberhalb des unteren Höhenweges gegen den Fuchsgraben. Zu beiden Seiten des Weges findet sich ein ge- waltiges Blockmeer von Magnesitblöcken, welches von einem Bergsturz herrührt. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der Magnesit an der Seite gegen den Kalk durch Dolomit begrenzt wird, an der Seite gegen den Phyllit jedoch auch einzelne Dolomitpartien zeigt. An einigen Stellen wurde ein Gemenge von graphitischem Phyllit und Magnesitkristallen gefunden, welches den Uebergang gegen den Phyllit darstellt. a) Das Nebengestein der Lagerstätte. Das Nebengestein der Lagerstätte besteht aus Kalk, Resten von Phyllit, Quarzit und als dem Magnesit gleichzustellendes Gestein Dolomit. Die drei ersteren sind primäre Nebengesteinsreste. Der Kalk selbst ist in seiner unveränderten Form in der Nähe der Lagerstätte außer im Fuchsgraben nur in dem kleinen nördlich gelegenen Auf- schluß vorhanden. Er ist der normale gebankte grauweiße Kalk der Hohenburg. In unmittelbarem Kontakt mit Magnesit ist er nicht vorhanden. Viel deutlicher zeigt sich das Vorkommen von Phyllitresten in der Magnesitlagerstätte. Diese wurden allerdings gleichfalls umge- wandelt, und zwar in Talk oder Talkschiefer, doch haben sich die ursprünglichen Formen in einer Weise erhalten, daß die Form, Struktur, zuweilen auch die Quarzlagen vollkommen erhalten sind. Nur die Substanz wurde geändert. Eine ausführlichere Beschreibung dieser Reste folgt bei der Behandlung des Talkes, hier soll nur der Dolomit ausführlicher besprochen werden. Der Dolomit, welcher zum Teil dem Masnesit gleichwertig, was das Alter betrifft, anzusehen ist, bildet vornehmlich das Grenz- gestein gegen den Kalk, findet sich jedoch auch eingesprengt in Form 96 Verhandlungen. Nr. 5, 6 a We er ne ae e: Hr oe r Iz DAIATNT. Me en rn Masstab 1:5760 Geolog. Kartenskizze des Magnesitlagers Hohenburg. Mit IV sind die im Text erwähnten Stollen im Magnesitlager Hohenburg bezeichnet. von größeren Gesteinspartien im Magnesit. Dem Aeußeren nach lassen sich drei Typen unterscheiden '): 1. Ziemlich feinkörnig, weiß, ohne graphitische Substanz, mit zuweilen eingesprengten Rumpfitblättchen. Dieser Dolomit ist dem !) Vgl. die Verhältnisse in Arzbach bei A. Sigmund, Neue Mineralfunde in Steiermark ete., Naturw, Verein f. Steiermark, 1912, 49, S. 103. 1920 E. Kittl. 97 Alter nach wenig verschieden vom Magnesit. Er findet sich auch in beträchtlicher Entfernung von der Lagerstätte. Analyse 1 und 2 sind Beispiele von diesem Dolomit. 2. Ein zweiter Typus von Dolomit kommt mehr oder weniger gangförmig in der Lagerstätte vor, ist grobkörnig, grau von ähnlichem Aussehen wie der Pinolitmagnesit, jedoch ohne die graphitische Sub- stanz der Zwischenmasse, wie sie sich in den Pinoliten findet. Analyse 3 und 4 sind Beispiele davon. Dieser Dolomit scheint etwas jünger zu sein als der Magnesit (Pinolit). 3. Ein dritter Typus, der deutlich einer viel jüngeren Generation angehört, ist ein grobspätiger, milchweißer Gangdolomit, der in Adern die ganze Lagerstätte begleitet. Analyse 5. Die Bildung des ersten Dolomittypus ist von der der beiden andern insofern als verschieden anzusehen, als der Absatz des Dolomites in nicht allzu großer räumlichen Entfernung von dem ursprünglichen Kalk vor sich gegangen sein dürfte, während für den anderen Dolomit der Absatzort ziemlich unabhängig ist von dem Kalk, aus dessen Auflösung der Kalziumanteil des Dolomites stammt. 1 2 3 4 5 Dolomit Gewichtsprozente theoretisch Bo. 0703 0:30 0:32 0:84 0:32 — Al,O; . 1'36 1:79 0'206 1:89 — — @U;. ; = 0 09 == 70°. 002 1:19 2:20 1'25 1:05 — MnO . — 0.59 — 0.06 _ MgO u r2-15 19:87 20 32 22:17 22 99 219 Ca0 . 2981 29:78 30.47 2813 28:33 304 CO, . 46-60 46:66 46:70 45:73 47:19 477 100°17::,#.290:28, ,.400:2%- .100:16 99:83 100 00 Analyse 1 ist von einem mittelfeinkörnigem, grauem Dolomit mit massiger Struktur und sichtbaren kleinen Rumpfitblättchen. Hohen- burg, Stollen IV. Analyse 2 von einem mittelfeinkörnigem, nicht sehr frischem Dolomit. Westhang der Kote 1175, Hangmitte zwischen Fuchsgraben und Kote. Analyse 3 von einem grauen, mittelkörnigen Dolomit, gangförmig, Hohenburg, Stollen IV. Analyse 4 mittelkörniger, grauweißer Dolomit, gangförmig, Hohen- burg, Stollen IV.’ Analyse 5 grobspätiger Dolomit, aus einer jüngeren Kluft neben dem Talklager, Hohenburg, Stollen IV. Die Dolomite 1—4 zeigen untereinander keine so großen Ab- weichungen, um einen Schluß auf ihre verschiedene Entstehungsweise zuzulassen, der verhältnismäßig hohe Mangangehalt der Analyse 2 scheint mit oberflächlichen Manganverbindungen zusammenzuhängen. Die Analyse 5 zeigt einen Dolomit, der von Verunreinigungen freier 98 Verhandlungen. Nr. ‘5, 6 ist, also sich der theoretischen Zusammensetzung mehr nähert als die anderen Dolomite. Uebergangsglieder von Dolomit zu Kalk scheinen zu fehlen. Aus den angeführten und einer Reihe von gleichartigen Analysen geht mit Deutlichkeit hervor, daß stets Dolomite und nicht dolomi- tische Kalke vorliegen. Die Art der Entstehung muß wohl die gewesen sein, daß der Absatz erst nach Auflösung des Kalkes vor sich ge- sangen ist. Die Zusammensetzung der Dolomite und die Art ihres Auftretens läßt indessen selten oder gar nicht den Beweis zu, daß an Stelle des derzeitigen Dolomites immer Kalk gewesen sein muß. Es trat wohl zweifellos beim Aufsteigen der magnesiahaltigen Lösungen eine Auflösung des Kalkes ein, wo die Lösung auf den Kalk stieß. Doch wird im folgenden dargelegt werden, welche Gründe für eine nur örtliche Metamorphose sprechen. ‚ b) Der Magnesit. Der Magnesit bildet eine stockförmige Masse mit unregelmäßigen Umrissen. Die Abgrenzung gegen den Dolomit scheint fast durchwegs eine scharfe zu sein, wenn auch der Magnesit gegen den Dolomit des Fuchsgrabens kalkreicher wird. Allmähliche Uebergänge sind sehr selten, welche Tatsache Redlich') äls allgemeine Erfahrung für die Magnesitlagerstätten angibt. Die Unterscheidung des Magnesites von dem Dolomit ist bei einiger Uebung fast immer schon mit freiem Auge möglich. Das Hauptunterscheidungsmerkmal liegt darin, daß der Magnesit — mit Ausnahme des körnigen gelblichen Magnesites — Pinolitstruktur aufweist, das heißt von einer Grundmasse heben sich die helleren Magnesitkristalle deutlich ab, während der Dolomit mehr körniges Aussehen hat und infolge des Fehlens der Grundmasse ein gleichmäßiges Grau zeigt. An den Trernungsstellen ist oft ein Wechsel der Korngröße zu bemerken. Der Magnesit zerfällt in zwei Typen: Pinolitmagnesit und kristallinisch-körnigen homogenen Masnesit. Der Pinolitmagnesit zeigt die ‘bekannten, flachrhomboe- drischen milchweißen, zuweilen gelblichen Kristalle mit mehrfach gebogenen Flächen zwischen einer dunkelgrauen Grundmasse. Die Korngröße des Pinolites wechselt von Millimeter- bis Zentimetergröße. Die Färbung und relative Menge der Grundmasse wechselt gleichfalls. So kommen Typen vor, welche als Grundmasse eine hellgrau- oder grünlichgefärbte feine Lage als Zwischenmasse aufweisen, bis zu graphitischen Schiefern mit eingesprengten Magnesitkristallen. U.d.M. zeigt sich, daß die Magnesitkristalle in eine Grundmasse eingebettet sind, welche aus kleineren Kristallen eines Karbonates, chloritartiger Substanz mit schwacher Doppelbrechung und einem ähnlichen Mineral mit stärkerer Doppelbrechung (Talk) besteht. Die dunkelfärbende graphitische Substanz ist nur in sehr kleinen Partikeln wie eine Art Pigment vorhanden. Das Karbonat der Grundmasse unterscheidet sich von den Magnesitkristallen durch Auftreten von schmalen Zwillings- 1) K. A. Redlich und OÖ. Großpietsch, Die Genesis der kristallinen Magnesite und Siderite. Zeitschr. f. prakt. Geol. 1913, S. 90. 1920 E. Kittl. 99 ‚amellen, welche nach Sigmund!) nach (0321) gedeutet wird. Die von Sigmund von Arzbach erwähnten feinkörnigen Dolomite scheinen auch Grundmassekarbonate zu sein. Um das Verhältnis des Kalk- gehaltes des Magnesitkristalles zu dem Kalkgehalt der Grundmasse- karbonate annähernd festzustellen, wurde ein verhältnismäßig kalk- reicher Magnesit analysiert. Das mittelkörnige Gesteinsstück zeigte bei Behandlung mit Salzsäure in den Grundmassespalten schwaches Aufbrausen, während die Magnesitkristalle keinerlei Reaktion erkennen ließen. Die Analyse 6 ist die Gesamtanalyse, Analyse 6a die Partial- analyse eines ausgesuchten Magnesitkristallsplitters aus demselben Gestein. 6 64 Gewichtsprozente SEO: 1'883 — Al, Oz 4:16 _ Fe, 0, 0'26 = FEOR, 0:65 — Mn O0 0:07 — Mg 0 . 40:17 42:06 Ca O0 .536:30 4:83 0, . „46-43 er 99 92 Es zeigt sich nun ein merklicher Unterschied in den Kalk- und Magnesiagehalten, der wahre Unterschied muß jedoch aus dem Mengen- verhältnis der Grundmasse zu der Menge der Magnesitkristalle be- rechnet werden. Dieses Verhältnis beträgt im vorliegenden Fall 1:10 bis 1:15, somit muß die Differenz mit 10 bis 15 multipliziert werden, .um das richtige Prozentverhältnis zu erfahren. Die Grundmasse be- steht nun wieder nur zur Hälfte aus Karbonaten. Daraus resultiert, daß die Karbonate der Grundmasse bedeutend kalkreicher sind als die Kristalle des Magnesites. Die Grundmassekarbonate sind somit mindestens Dolomit, wahrscheinlich aber Kalkspat, womit auch das Verhalten gegen Salzsäure übereinstimmt. Von dem Pinolit sollen nun noch einige Analysen mitgeteilt werden, und zwar zuerst der Normaltypus, dann ein etwas kalkreicheres Stück und ein Verbindungsglied zum Dolomit. 7 8 9 Gewichtsprozente Si 0, 0:27 1:33 415 AL,O;. 21% 1-19 0:19 2&0;. 0:56 0 30 0:12 Ba0 . 044 1:09 1:28 MnO . ...0:05 0:06 -- Mg O . 43'27 42:78 351 Ca O0 292 4:03 1201 00, . 9100 49:44 46.22 100'26 100'22 99-71 Ziel. c. Verhandlungen der Geol . Staatsanstalt. 1920. Nr. 5, 6. 14 100 Verhandlungen. Nr. 5,6 Analyse 7 ist ein ziemlich feinkörniger, bräunlich angewitterter Pinolit von der Hohenburg, in der Nähe des Stollen IV. Analyse 8 stammt von einem frischen Stück von der Hohenburg Stollen IV. Analyse 9 ist ein mittelfeinkörniges Stück, leicht brüchig vom gleichen Fundort, die Grundmasse ist im letzten Fall reichlicher vorhanden, Als chemisches Uebergangsglied vom Magnesit zum Dolomit ist die Analyse nicht aufzufassen, sondern als ein anderes Verhältnis der Grundmasse zu den Magnesitkristallen. Die Bildung des Pinolites erfolgte also aus einer Lösung, welche bedeutend kalkreicher war als die Magnesitkristalle es sind. Die Karbonate der Grundmasse stellen den letzten Rest der Lösung dar, aus welcher der Magnesit auskristallisierte. Die anderen Bestandteile der Grundmasse sind wenige Talk- schüppchen, kenntlich an der starken Doppelbrechung, optisch negativem Charakter, und ein chloritisches Mineral mit schwacher Doppelbrechung: Rumpfit. Der Rumpfit bildet eine Art filzige Grundmasse. Das spezifische Gewicht eines Stückes mit 45'28°%, Mg O wurde mit 2'928 bestimmt. Eine besondere Art des Pinolites bildet der Lagenmaßnesit. Ein von B. Granigg!) abgebildeter gleich struierter als „gebändert* bezeichneter Magnesit von Bergkendl bei Dienten hat größte Aehn- lichkeit mit den gleichartigen Magnesiten der Hohenburg. Die Struktur kommt dadurch zustande, daß Lagen von weißem kristallinischem Magnesit parallel angeordnet sind. Die Lagen sind durch die dunklen Grundmassestreifen getrennt. Die Magnesitstreifen wechseln zwischen lcm und 3cm Stärke. Die Entstehung kann auf folgende Weise er- klärt werden: Entweder ist es eine Reststruktur, das heißt Phyllite besaßen einmal dieselbe Schichtungsebene, was aber unwahrscheinlich erscheint, oder ist die Lagenstruktur ein Hinweis auf Absatz längs Gangspalten. Eine jüngere Bildung stellt der gelbliche körnige Magnesit ohne Grundmasse dar, welcher auf der Hohenburg an Spalten ge- bunden ist. Er ist meist feinkörnig und wird von Talk begleitet. Weit größere Verbreitung hat diese Art am Wiesergut, doch kann auch auf der Hohenburg sich sein Auftreten reichlicher gestalten. Seiner chemischen Zusammensetzung nach unterscheidet er sich von dem Pinolit dadurch, daß er wenig Kalk (1'01°/,), dafür aber mehr Magnesia (4534 °/,) enthält; die übrigen Bestandteile sind 0'87°%, Fe O, aus Fe, O3 berechnet, 1'38°/, Tonerde und 2:17°/, Kieselsäure. Der Ent- stehung nach ist dieser Magnesit als Gangfüllung zu bezeichnen. c) Der Talk. Der Talk tritt als Begleiter des Magnesites in der Grund- masse des Pinolites auf. Er bildet hier Blättchen von mikroskopischer bis Millimetergröße. Sein Auftreten ist ein beschränktes, da sich häufiger Magnesite finden, wo kein Talk in der Grundmasse vorhanden !) Bilder über Verdrängungsprozesse auf alpinen Lagerstätten. Oesterr. Z. f. Berg- und Hüttenwesen, 1913, Nr.5, Tafel 1. 1920 E. Kittl. 101 ist. Die Bildungszeit dieses Talkes fällt also mit der des Pinolites zusammen. Wesentlich jünger ist der Talk, der Spalten und Hohlräume im Magnesit ausfüllt. Hierbei kann man folgende Arten unterscheiden: 1. Blättchenaggregate eines weißen, durchsichtigen, selten grün- lichen Talkes. Die Blättchen erreichen zirka 6 mm Durchmesser. 2. Dichter, weißer, durchscheinender Talk mit Uebergängen zu schiefrigen, graugefleckten, härteren Typen. Der Talk wird vom Magnesit häufig durch ein dolomitisches Salband getrennt. Auch Einschlüsse von größeren Dolomitpartien kommen vor. Die Form des Talklagers ist ein Lagergang mit wechselnder Mächtigkeit, Putzen und Nester sind im Magnesit eingesprengt und gewöhnlich untereinander durch Blätter und Schnüre verbunden. Ein Lager mit anhaltendem Streichen wurde im Stollen IV durchfahren. Fig. 3. Ulmbild aus dem Stollen IV. my = Magnesit. — ta — Talk. — d = Dolomit. s — brauner Talkschiefer, 3. Feinschuppiger bis dichter, milchweißer, undurchsichtiger milder Talk, von der vorgenannten Type durch die geringere Härte unterschieden. Hier finden sich eingeschlossen Dolomitkristalle von weißer bis schwarzglänzender Farbe und leicht geätzten Flächen, die Kristallform ist ein nicht sehr flaches Rhomboeder, die Größe der Kristalle erreicht selten l1cm. Größere knollenförmige Einschlüsse, welehe sich als sternförmig angeordnete Dolomite erwiesen, zeigen in ihrer chemischen Zusammensetzung nichts Auffälliges. Die Art des Vorkommens dieses Talkes ist noch weniger regelmäßig als die dichte, härtere. Jedenfalls ist sie an jüngere Klüfte und Spalten gebunden, wahrscheinlich eine Art Hutbildung. Die milde Talkart ist an den Bereich der Tagwässer gebunden, im Gegensatz zu dem härteren Typus, welcher an der Bergoberfläche fehlt. Ueber die Art des Vorkommens gibt das Ulmbild aus dem Stollen IV Aufschluß (Fig. 3). Das Talklager befindet sich vorwiegend im Hangenden eines braunen Schiefers (Analyse 15), welcher sich von dem Rumpfitschiefer von Arzbach!) durch weit höheren Eisengehalt unterscheidet. Es 1) K. A. Redlich, Z, f. prakt. Geol. 1913, S. 90. 14* 102 Verhand'ungen Nr. De6 kann sich hier um einen veränderten Phyllit handeln, da sowohl geschichtete Partien als auch weniger geschichtete vorhanden sind. Auch im Liegenden des Schiefers wurden noch Talklinsen und Putzen gefunden. Die im Magnesit auftretende Dolomitpartie steht in. keinem Zusammenhang mit dem Talk. Die angeführten Analysen geben eine Uebersicht über die chemische Zusammensetzung des Talkes, des braunen Schiefers und des Rumpfitschiefers, welcher später besprochen wird. Analyse 10 ist ein weißer, milder Talk, aus dem Stollen IV, wenige Meter von der Oberfläche, Analyse 11 von einem dichten, grünlichen Rumpfitschiefer, welcher als selbständige Kluftausfüllung den Magnesit durchschneidet. Er ist von dem Talk der Analyse 10 nur wenige Meter entfernt. Analyse 12 ist ein weißer, schwach durchscheinender Talk !), aus dem Liegenden des braunen Schiefers, -Analyse 13 ist die Analyse des braunen Schiefers. 10 27 12 13 Gewichtsprozente 50, :. 72 ll 2944 61:06 28 59 A150... Ne Sei, 1699 143 30:23 i Es0: Vie — 3:08 0:27 197 EN 1:64 0.44 587 MR - — Spur 0.02 MO TE 2 220 36 44 31:89 2038 CO, a a 042 = 0:52 NO NEE ei —_ _ 0-41 K302i —> is — ) 0:45 7,0 3bis 11002772929 0.33 0415 0:81 — über 110° . 515 12:52 474 10:88 SO ee — = 0:26 SE ee ee _ _ 0:08 (me: — — —_ Spur Summen . . . 10091 100:86 99-98 10047 O statt, 8.0: we — -- 0:04 - Summe . . . 10043 Spez. Gew. . . 2727 2'632 2.755 2'129 Der Talk, der unmittelbar über dem braunen Schiefer liegt, zeigt spärlich Pyrit — meist Pseudomorphosen von Limonit nach Pyrit — auch Limonithäutchen an Kluftflächen des Talkes kommen vor. Im allgemeinen sind die Talke, wie die Analysen zeigen, frei von Verunreinigungen. Der braune Schiefer ist in seinem hangendsten Teil ziemlich stark imprägniert mit Pyrit, die untersten Teile des 1) Verhandl. der Geol, R-A. 1919, Nr. 6. 1. c. 1920 E. Kittl. 103 Schiefers sind dagegen fast fret davon. Die Analyse ist von einem Stück, welches mit freiem Auge keinen Pyrit zeigt. Ueber den Pyrit soll später ausführlicher gesprochen werden, hier möchte ich nur anführen, daß die vorherrschende Form des Pyrites im Schiefer das Pyritoeder ist, selten kommt das Hexaeder vor, im Talk jedoch immer das erstere. Der pyritführende Schiefer wurde auch im Stollen II gefunden, wodurch die Erstreckung des Schiefers, welcher als Leitschicht des Talkes angesehen werden kann, auf über 200 m konstatiert wurde. Reste von Phylliten wurden in verschiedenen Stadien der Umwandlung gefunden. Es finden sich dunkel gefärbte Schieferreste im Talk, so zwar, daß im weißen Talk schwarze Schieferflecken von Zentimetergröße scharf getrennt zu schen sind. Ferner findet sich graugefleckter Talk, grauer schiefriger Talk, und endlich findet sich rein weißer Talk, welcher die feine Fältelung der Phyllite vollkommen erhalten hat, die Quarzlagen des Phyllites sind vollkommen intakt. Die Lösungen, welche die Umwandlung bewirkt haben, waren also teilweise genügend kieselsäurereich, um den Quarz nicht aufzulösen. Es erscheint zwar als eine Seltenheit, daß die schiefrigen Partien weniger widerstandsfähig sein sollten als der Quarz, doch zeigen diese Reststrukturen, daß verschiedenartige Lösungsprozesse bei den Um- wandlungen mitgespielt haben. Im allgemeinen wird wohl der Quarz zuerst gelöst werden. Die Imprägnation durch Pyrit erstreckt sich nur auf einen Teil des braunen Schiefers und einen Teil des Talkes. Die letzten Talkbildungen sind frei von Pyrit. Zu diesen Talkbildungen gehört der milde,- weiße Talk ober dem braunen Schiefer. Dieser Talk ist also wesentlich jünger als der durchscheinende, auch der Wasser- gehalt ist bei dem erstgenannten ein höherer, das spezifische Gewicht jedoch geringer. Der weiche Talk scheint daher ein Umlagerungs- oder Umsetzungsprodukt des härteren Talkes zu sein. Auch befindet sich der weiche Talk im Bereich der Tagwässer. Der Rumpfit tritt in Form von Blättchen als Beimengung des Magnesites und Dolomites, in größerer Verbreitung jedoch selbstän- dige Adern bildend, auf. Entweder ist der Rumpfit wenig geschiefert, dann zeigt der Bruch die schimmernden Kristallflächen der miliimeter- großen Blättchen oder der Rumpfit wird schiefrig und bildet den sogenannten Rumpfitschiefer. Der letztere wurde auf der Hohen- burg nicht deutlich ausgebildet gefunden. Die Adern von Rumpfit, welche sich durch ihre grünliche Färbung, größere Härte und Zähig- keit von dem Talk leicht unterscheiden lassen, treten unabhängig von dem Talk, mit und ohne diesen, in Klüften und Spalten des Magnesites auf. Begleitet wird der Rumpfit von weißem spätigem Dolomit. Dem Alter nach scheint also der Rumpfit ein dem jüngeren Talk gleichwertiger Bestandteil zu sein. Als Verwitterungsprodukte durch Tagwässer sollen noch ein limonitischer Ton und Kalksinter angeführt werden, welche längs Klüften ständig abgesetzt werden. Die Einflußzone der Tagwässer scheint durch den braunen Schiefer abgeschlossen zu sein, so daß am Außenrand des Schiefers die zirkulierenden Wässer abfließen. 104 Verhandlungen. Nr. 5,6 4. Das Lager Wiesergut. Ueber das Lager Wiesergut sollen nur einige Vergleichsdaten angeführt werden, da die beiden Lager immerhin in geringer Ent- fernung liegen. Das Lager Wiesergut ist in einem viel zugänglicheren und aufgeschlosseneren Zustande, daber sind auch mehr Details bekannt als vom Lager Hohenburg. Der Magnesit des Wiesergutes zerfällt wieder in Pinolit und körnigen Magnesit ohne Grundmasse. Der letztere bildet zentrale Partien und ist anscheinend etwas jünger als der Pinolit. Es herrschen also ungefähr dieselben Verhältnisse wie auf der Hohenburg. Der körnige Magnesit ist fein- bis grobkörnig und von weißer, häufiger von gelblicher Farbe. Eingeschlossene Dolomitpartien, Klüfte von weißem spätigem Dolomit treten in gleicher Weise auf. Desgleichen findet sich Talk und Rumpfit. Der Talk tritt auch im ‘Schiefer, welcher dem Magnesit benachbart ist, in Klüften auf. Einen Unterschied gegenüber dem Lager Hohenburg bildet das Auftreten von Pyrit im Magnesit, und zwar im körnigen Magnesit. Auch im Talk und Talkschiefer wurde Pyrit beobachtet. Der Pyrit soll nun etwas ausführlicher be- sprochen werden, da er Hinweise auf die Natur der Lösungen, aus welchen sich der Magnesit absetzte, erkennen läßt. Pyrit von St. "Kathrein wurde schon von E. Hatle!) ange- führt, und zwar mit folgenden Kristallformen: 100, 111, 102. Das Auftreten des Pyrites am Wiesergut ist ein zweifaches: 1. gangförmig angeordneter weißer Magnesit enthält Pyrite als schwebend gebildete Kristalle fast nur in der Form von Pyritoedern (210), nur in einem Fall wurde eine Kombination mit Oktaederflächen beobachtet. Die Pyritoederkanten, welche der Würfelfläche entsprechen, zeigen noch ein flacheres Pyritoederflächenpaar, so daß die Kristalle Kombinationen dieser beiden gleichartigen Pyritoeder darstellen. ‚Die Größe der Kristalle variiert zwischen 12—50 mm. Kleinere Kristalle, welche auch in dem gelblichen, körnigen Magnesit vorkommen, zeigen nur ein normales Pyritoeder und zeigen Größen von I—5 mm. 2. Die Pyrite im Talk sind gewöhnlich 2—4 ımm groß und zeigen sehr flache Pyritoederflächen, so daß eine große Annäherung an die Würfelflächen zustande kommt. Penetrations zwillinge erzeugen kugelige Formen. Die Pyrite der Hohenburg gehören durchwegs in die erstange- führte Kategorie. Dünnschliffe von Pyritvorkommen des Wiesergutes aus dem Magnesit lassen folgendes erkennen. Zwischen erößeren Kristallen von Magnesit befindet sich eine ausgefüllte Kluft, deren Füllung ' zuerst durch Pyritkristalle erfolgte, welche schwebend "gebildet wurden. Sodann erfolgte eine Korrosion der Pyrite. In Rissen der Pyrite setzte sich Talk in Blättchen und Rumpfit in der Art einer: filzigen Grundmasse ab, auch Quarzkörner kommen vor. Der Rest der Kluft wurde von Karbonaten, nach der Zwillingslamellierung wahrscheinlich Dolomit ausgefüllt. ') Fünfter Beitrag zur min. Topographie der Steiermark. Mitt, d BRLUEW, Vereines f. Steiermark, "Graz 1892. h 1920 E. Kittl. i 105 Daraus läßt sich die Sukzession ableiten: 1. Magnesit, 2, Pyrit, 3. Talk, Rumpfit, Quarz, Dolomit. In einem körnigen Dolomit wurde ferner in feinen Aederchen Kupferkies, Fahlerz und Malachit beobachtet. Weit jüngeren Datums ist der von Sigmund!) festgestellte Baryt, der eine Bildung von jungen Spalten sein dürfte. Es handelt sich um zentimetergroße gelbliche Kriställchen. Der Vollständigkeit halber sollen noch zwei Analysen angeführt werden, von einem Magnesit von Obertal bei St. Kathrein (Wiesergut) nach GC. John?) und von einem Talk vom gleichen Fundort nach C.. Doelter?°). Magnesit Talk SA ai, — 59-75 Rückstand . . . 20:66 u RO en) J 00 GMT rt: — _ 170 rose Keen 3 Er Be ln ae. 7,0 0:40 10 Fe ee (u) 32:67 CaO . Near _ A 0:99 Ve 3:07 100.10 ° 99 88 5. Genetische Bemerkungen. Als wichtig für die Genese der Lager müssen die Sukzes- sionen besprochen werden. Hierbei stellt sich der Pinolit- magnesit zweifellos als älteste Bildung heraus. Mit ihm bildeten sich eine gewisse, kleine Menge von Talk, Rumpfit und kalkhältigen Karbonaten. (Siehe umstehende Fig. 4, Tabelle) Als zweite Frage taucht nun die auf, was für eine Substanz früher an Stelle des Pino- lites vorhanden war. Bedenkt man, daß die Kalkwand des Fuchs- srabens normalerweise nur eine Mächtigkeit von ca. 20—40 m hat, nun aber ein Magnesitstock von weit über 200 »n Durchmesser vor- handen ist und die Kalkwand nicht einmal ganz verschwunden ist, das ferner aus der Zusammensetzung des Magnesites nicht zu er- sehen ist, daß an seiner Stelle Kalk vorhanden sein mußte, sondern im Gegenteil Bestandteile des graphitischen Phyllites erkennbar sind, so kommt man wohl zu dem Schluß, daß der Absatz des Magnesites durch Kalk und Phyllit beeinflußt, also an der Grenze beider zustande kam. Die Menge des Magnesites spricht dafür, daß Klüfte und Hohl- räume ausgefüllt wurden, wobei eine teilweise Lösung an den Gang- wänden naturgemäß vor sich gehen mußte. Dabei mögen wohl so- genannte „metasomatische“ Vorgänge eine gewisse Rolle gespielt 1) A. Sigmund, Neue Mineralfunde in Steiermark und Niederösterreich, Mitt. d. naturw. Vereines f. Steiermark. 50, 1913, S. 324. 2) Jahrb. d. geol. R.-A. 1907, S. 427. ®) Handb. d. Mineralchem. II,'S. 861. Nr.0826 Verhandlungen. 106 Hohenbureg. Pinolitmagnesit körniger Magnesit EEE = körniger Dolomit —.grauerigrobkörmiger Dal. TREE TFE weißer spätiger Gangdolomit Kalksinter Grundmasse Tal IE FE EE au a4, 4 RE i milder Talk II ne are Grundmasse Rumpfit Rumpfit Pyrit : Limonit Wiesergut. Ö Pinolit körniger Magnesit EEE ERBE körniger Dolomit weißer Gangdolomit Talk HIERTITITELTITTLEIECRLELLLELTELPELTTTTRPRLTTERRTTITTITTTIETTEEREORERLT RR Pyrit Fahlerz Kupferkies Bildungsperiode des Pinolites Bildungsperiode des körn. Magnesites | Periode der Verwitterung — > >: _—— - > Die Sukzessionen der Magnesitlager Hohenburg und Wiesergut. Die punktiert gezogenen Linien bedeuten die Möglichkeit der Bildung. haben, doch scheint ihr Einfluß kein derartiger gewesen zu sein, daß man die ganze Lagerstätte als metasomatisch bezeichnen könnte. Es fehlen vor allem die Kriterien, daß ein bestimmtes Gestein früher an Stelle des Magnesites gewesen sein muß. Bei dem Emporsteigen von Lösungen, welche mit der Substanz der Spaltenwände in keinem Gleichgewichtszustand stehen, tritt eine Reaktion ein, welche den Gleichgewichtszustand herzustellen sucht. Ist die Lösung nicht ge- sättigt, so tritt Lösung der Substanz an den Gangwänden ein, bis die Lösung gesättigt ist, sodann beginnt Absatz einer der Lösung gegen- über stabilen Substanz ein. Auf diese Weise wird eine weitere Reaktion zwischen Lösung und Gangwand verhindert oder erschwert und der Ort einer möglichen Reaktion verlegt. Die Bildung von Thermalschalen !) ist ein solcher Beweis, daß sich Lösungen Absätze schaffen, welche einen weiteren Substanzaustausch verhindern. Die Bil- dung des lagenförmigen Magnesites deutet auf Absatz längs Spalten. Fast gleichalterig mit dem Pinolitmagnesit kann die Bildung des feinkörnigen Dolomites der Lagerstätte und die Bildung des Grenzdolomites an der Kalkbank des Fuchsgrabens sein. Das Vorhandensein von unveränderten Kalkpartien im Magnesit würde zugunsten der Verdrängung sprechen. Solche Reste finden sich jedoch in der Lagerstätte nicht. Daß auch Kalk mitbetroffen sein muß von der lösenden Wirkung der aufsteigenden magnesiahältigen Lösungen, beweist wieder der vorhandene Dolomit, welcher als Absatzprodukt der aufsteigenden Lösungen und des gelösten Kalkes aufgefaßt werden muß. .Dort, wo kein Kalk vorhanden war, trat "nur die Reaktion zwischen den aufsteigenden Lösungen und dem vorhandenen Quarz- phyllit ein: Das Ergebnis ist dann Talk, wie er am Wiesergut in Schiefern auftritt, in untergeordnetem Verhältnis auch Rumpfit. Daß der Quarz des Phyllites die Kieselsäure des Talkes geliefert hat, kann wenigstens teilweise angenommen werden?) Der graue grob- körnige Dolomit dürfte etwas jünger sein als der Magnesit, da er diesen durchsetzt. Vielleicht stellt er die Bildung der Restlauge vor. Als eine Bildung oder Beeinflussung in dieser ersten Bildungs- periode kann noch der braune Schiefer des Stollens IV be- zeichnet werden. Charakteristisch für die zweite Bildungsperiode ist die Mineral- kombination Talk I, Pyrit, Rumpfit, körniger Magnesit (gelblich), Dolomit (Knollen in den Talkadern und Einzelkristalle). Auf der Hohenburg scheint diese Bildungsperiode nicht den Umfang zu haben wie auf dem Wiesergut. Auf der Hohenburg sind in dieser Periode kleinere Klüfte und Spalten ausgefüllt worden, am Wiesergut müssen es bedeutende Hohlräume und Gänge gewesen sein. Das bisher der körnige Magnesit auf der Hohenburg nicht in dem Ausmaß gefunden wurde, wie am Wiesergut, mag seinen Grund auch darin haben, (daß das Terrain der Hohenburg sich erst in den Anfangsstadien des ı) Vgl. L. Waagen, Die Thermalquellen der Stadt Baden in Nieder- österreich. Zeitschr. f. prakt. Geol., 1914, S. 84. ®) Vgl. Redlich, Der Karbonzüg der Veitsch und seine Magnesite, Zeitschr. f. prakt. Geol, 1913. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr, 5, 6. 15 108 Verhandlungen. Nr. SR Abbaues bewegt. Die Minerale dieser Bildungsperiode lassen keinerlei Verdrängungsprozesse, Umwandlungen etc. erkennen. Ist bei dem Pinolitmagnesit eine „Metasomatose“ nur in einem relativ beschränkten Umfange möglich, so kann in diesem Bildungsabschnitt von einer solchen keine Rede sein. Die Bildung von Kupferkies und Fahlerz am Wiesergut dürfte am Ende dieses Bildungsabschnittes erfolgt sein. Als letzte Bildungen, wahrscheinlich als eine Art Hutbildung ist der Talk II, der grobspätige milchweiße Gangdolomit, Kalksinter.und Kalküberzüge auf der Hohen- burg, auf dem Wiesergut neben den angeführten Mineralen noch Baryt anzuführen. Um einigermaßen einen Einblick in die Natur der Lösungen zu bekommen, welche die angeführten Bildungen bewirkt haben, sollen nun einige Daten über die Löslichkeit des Magnesiakarbonates angeführt werden. Nach P. Engel und J. Ville!) ist die Löslich- keit von wasserhältigem Karbonat 1. in CO,-hältigem Wasser größer, 2. wird die Löslichkeit mit steigendem Druck größer, 3. wird die Löslichkeit mit steigender Temperatur geringer. Die Synthese von Magnesit gelingt nach H. Leitmeier?) nur bei Temperaturen über ‘100°. Für die Bildung in der Natur ist also weder ein besonders hoher Druck anzunehmen, der Absatz muß durch Sinken des Druckes begünstigt werden, noch darf die Temperatur eine gewisse Grenze übersteigen. Freie Kohlensäure kann in den aufsteigenden Wässern vorhanden sein, durch ihr Freiwerden wird der Absatz begünstigt. Die Temperatur wird durch die Bildung des Pyrites in ein - Gebiet verwiesen, welches vielleicht der von heißen Thermen ent- spricht, und zwar aus folgender Ueberlegung. Nach E. T. Allen, J. L. Crenshaw und J. Johnston?) wird die Pyritbildung durch hohe Temperaturen und Lösungen, die wenig oder keine freie Säure enthielten, begünstigt. Die Pyritbildungen, welche nicht einmal die erste Bildungsstufe des Magnesites darstellen, lassen also höhere Tem- peraturen als wahrscheinlich annehmen. Tritt nun eine heiße, saure Lösung in Berührung mit Massen von Karbonaten oder Silikaten, so wird sie zuerst neutralisiert und dann alkalisch werden. Die Bildungsbedin- gungen für Pyrit begünstigen also auch den Absatz des Magnesites, Ueber die Art und Weise, wie sich aus Kalk Magnesit und Dolomit gebildet haben kann, wurden von Redlich‘) und Leit- meier°) verschiedene Möglichkeiten erörtert, ich verweise deshalb auf die diesbezüglichen Arbeiten. Hier soll nur festgestellt werden, daß auf der Hohenburg und am Wiesergut keinerlei Beobachtungen gemacht werden konnten, welche dafür sprechen, daß als erstes Bildungsstadium sich Dolomit, aus diesem sich Magnesit gebildet haben könnte. Es erscheint vielmehr wahrscheinlich, daß sich je nach der Konzentration und dem Massenwirkungsgesetz direkt Magnesit 1) C. Doelter, Handb. d Mineralchemie I. S. 234, (C. R. 93, S. 340, 1881). 2\:0. Doelter, Handb. d. Mineralchemie ]. 8. 241. 3) Die mineralischen Eisensulfide. Z. f. anorg. Chemie, 76, S. 201. ) Zu: DEAN: Geol. 1913, S 90. 5) Mitt. d. geol. Ges. in Wien 1916, S. 159. > 1920 E. Kittl. 109 und Dolomit gebildet haben. Die Theorie J. Johnstons!?), der den Satz aufstellt, daß eine gemischte Kalzium- und Magnesiumkarbonat- lösung nur reines Ca- oder Mg-Karbonat ausfallen läßt, wenn nicht ein gewisser Kohlensäureüberdruck angenommen wird, wird durch die tatsächlich erfolgte Bildung von Dolomit widerlegt, wenn wir auch über den Kohlensäureüberdruck nichts wissen. Nach Redlich und Großpietsch?) erfolgt die Bildung, respektive Umsetzung der Magnesite teils an der Grenze der Kalke und der Nachbarschichter, teils haben präexistierende Spalten im Kalk den Zugang der Lösung in die Masse erleichtert. Die Existenz von Hohlräumen, wodurch echte Gangausfüllungen zustande kamen, hat bereits Redlich angenommen. Aus den Beobachtungen der behandelten Lager ergibt sich zu- sammenfassend folgendes: 1. Der Absatz der Pinolite erfolgte an oder in der Nähe der Grenze von Kalk und Phylliten, wobei eine Beeinflussung durch Kalk und Phyllit nachweisbar ist. 2. Der Absatz fulgte oftenen Spalten und Hohlräumen, sei es daß dieselben im Kalk oder Phyllit gewesen sind. 3. Für einen Großteil der Magnesite (körniger Typus) ist die echte Gangnatur zweifellos festgestellt. 4. Der Umfang der Metasomatose, das heißt der Verdrängung ist ein relativ geringerer als angenommen wurde. Den Vorgang, daß magnesiahältige Lösungen Kalk aufgelöst haben und später Magnesit und Dolomit abgesetzt haben, kann man als metasomatisch bezeichnen. Die Lagerstätten sind nur teilweise durch solche Prozesse entstanden, daher kann die ganze Lagerstätte nicht als metasomatisch bezeichnet werden, wenn auch nicht geleugnet werden kaun, daß solche Prozesse bei der Bildung der Lagerstätte mitgewirkt haben. Die Entstehung der Lagerstätten Hohenburg und Wiesergut sind der Hauptsache nach als Hohlraumausfüllungen und Gänge zu bezeichnen, wobei metasomatische Prozesse an der Bildung der Lagerstätte mitbeteiligt sind. . . Der Unterschied zu Redlichs Auffassung liegt vor allem in dem Umfang der Verdrängung des Kalkes durch Magnesit. Redlichs Verdienst ist es, auf diese Erscheinungen hingewiesen zu haben. Der Umfang der Verdrängungen ist aber ein geringerer, da für einen großen Teil der Lagerstätte eine gänzliche Verdrängung nicht nachzuweisen ist, sondern sich eine solche nur auf Teile der Lagerstätte beschränkt. Was die Entstehung des Talkes betrifft, so bildete sich eine geringe Menge gleichzeitig mit dem Pinolit als Grundmasse- bestandteil also als hydrothermale Bildung. Die Spaltenfüllungen von Talk I, welche die Hauptmenge des Talkes ausmachen, stellen eine Bildung dar, welche jedenfalls nicht unter anderen Verhältnissen ent- standen sind, als der körnige Magnesit, gehören wohl auch einer thermalen Phase an. Die Bildung des Talkes II kann zum größten Teil eine Umsetzung des Talkes I sein, wobei nicht einmal eine 1) Journ. of the Amer. chem. Soc. 1915, S. 2001. 2) 2. f. prakt. Geol. 1918, 8. 101, ne S SI In <> => 1920 E Rittl. 111 Zeichenerkläürung zu vorstehender Figur 5. Gn. — Gneis des Kletschachkogels. Qu. Ph. = älterer Quarzphyllit, Serizitschiefer. A. = Amphibolit. M. == Marmor. sk. = schwarzer Kalk. Ph. = dunkle jüngere Phyllite (Karbonschiefer Vaceks). K. = Kalk der Hohenburg. R. = Rauchwäcke. Mg. — Magnesit und Magnesitblöcke (2). G. — Gehängeschutt. Auflösung, sondern nur eine Ortsveränderung, wie sie Wässer in Letten- klüften erzeugen, Platz gegriffen haben muß. C. Doelter!) nimmt als Bildungstemperatur für Talk mindestens 80° an. Wenn nun auch eine so hohe Temperatur für die Bildung des Magnesites nicht anzu- nehmen sein muß, spricht doch das Zusammenvorkommen von Magnesit, Pyrit und Talk auf der Hohenburg für die hydrothermale Entstehung der Lagerstätte. Noch eine Erscheinung ist zu besprechen: nämlich die Bildung von Rumpfitschiefer aus Rumpfitadern. Der Rumpfitschiefer unter- scheidet sich von den normalen blätterigkörnigen Rumpfitadern durch die Schieferung, welche harnischartige Formen annimmt. Auch bei geschiefertem Talk wurden dichte, glänzende härtere Partien gefunden, welche ihren Ursprung zweifellos auf Druckschieferung zurückführen lassen. Redlichs Rumpfitschiefer von Arzbach wird als härteres, ölglänzendes Gestein von lichtgrüner Farbe und schiefriger Spaltung beschrieben. Seine Entstehung aus ungeschiefertem Rumpfit nach Art der Harnische wird um so glaubwürdiger, als der Rumpfit und Talk gegenüber dem massig struierten Magnesit Stellen leichterer tektonischer Beweglichkeit bietet. Es müssen daher naturgemäß tektonische Bewegungen längs solcher leichtbeweglicher Partien vor sich gehen. Auf der Hohenburg führen derartig schiefrige Gangpartien brecciöse Partien von Magnesit und Dolomit. Der Rumpfitschiefer ist also eine tektonische Fazies des normalen gangförmigen Rumpfites. Zum Schlusse sei noch hervorgehoben, daß das Lager Hohenburg .ein Lager von bedeutender Ausdehnung und durchaus nicht schlechterer Qualität darstellt, als zum Beispiel die Lager vom Sunk und der Breitenau. Der etwas geringere Eisengehalt beeinträchtigt die Wider- standsfähigkeit gegen Eisenschmelzen durchaus nicht. Für die körnigen Teile kann eine Verwendung als kaustisch gebranunter Magnesit zu empfehlen sein, der Pinolitmagnesit scheint mehr geeignet zu sein als feuerfestes Material. Eine gewisse Schwierigkeit der Verwertung liegt in der großen Entfernung von der Bahn, doch braucht hier nur auf die Entfernung der Lagerstätte im Sunk hingewiesen zu werden, um den Weg zu finden, wie diese Schwierigkeit zu überwinden ist. Leoben, Juli 1919. !) GC. Doelter, Ueber die Entstehung der Talk (Speckstein)-Lager, N. J. für Min., Beil.-Bd. XXXII, 1914, S. 521. 112 Verhandlungen. Nr.79,86 Dr. ©. Hackl. Angeblicher Fuchsit aus dem Radl- graben bei Gmünd in Kärnten; Chromgehalte von Gesteinen derselben Lokalität. Im Jahre 1916 wurde mir von unserem Anstaltsmitglied Herrn Dr. H. Beck ein Gestein aus dem Radlgraben bei Gmünd in Kärnten überbracht, dessen dünne grüne äußere Schichte nach Dr. Becks Mitteilung schon seit langer Zeit auch in der Literatur und neuerlich von Prof. Dr. F. Becke als Fuchsit bezeichnet wurde. Dr. Beck ersuchte mich, diese Probe zur Bestätigung auf einen Chromgehalt zu untersuchen. Da der Fuchsit einige Prozente Chrom. enthält, so wurden die entsprechenden Stellen der äußeren Schichte durch Ab- klopfen isoliert, worauf mit dem erhaltenen Pulver der gewöhnliche verläßliche und empfindliche makrochemische Chromnachweis versucht wurde, durch Schmelzen .mit Soda. Auslaugen mit wenig Wasser und Filtrieren. Das Filtrat zeigte keine gelbe Färbung, weshalb ich erklärte, daß kein Chrom vorhanden ist und es sich nicht um Fuchsit handeln könne. Dr. Beck erfuhr hierauf, daß dasselbe Vorkommen an der montanistischen Hochschule in Leoben gleichfalls untersucht und für Fuchsit erklärt worden war und auch Prof. Becke bestand auf dieser Bezeichnung. Ich habe deshalb zwecks einer jeden Zweifel aus- schließenden Entscheidung ein besonders genaues und sorgfältiges Verfahren bei abermaliger Untersuchung angewendet: 1g des Pulvers der abgelösten grünen Stellen der äußeren Schichte wurde mit Soda und Natriumsuperoxyd aufgeschlossen. mit Wasser ausgelaugt und nach dem Erhitzen filtriert. Ein Teil der Lösung wurde mit Essig- säure angesäuert, ergab jedoch weder mit Bleiacetat noch auch Silbernitrat die geringste Reaktion. Deshalb wurde die verbliebene _ Hauptportion des Filtrates durch Eindampfen konzentriert, der ent- standene Niederschlag abfiltriert und ein nach dem Ansäuern durch Essigsäure sehr schwach gelblich gefärbter Teil der Lösung mit Bleiacetat versetzt, wodurch eine geringe gelbe Fällung entstand, die sich aber mikrochemisch nicht als Bleichromat identifizieren ließ. Nach weiterer, möglichst starker Konzentration eines Teiles wurden Probetropfen mikrochemisch mit Silberpitrat und auch Benzidinchlorid auf Chromsäure untersucht, jedoch ohne eine Reaktion zu erhalten. Zur Kontrolle wurde mit Kaliummonochromat eine Lösung hergestellt, . welche schwächer gefärbt war als die Probelösung und sie reagierte noch deutlich mit Benzidin wie auch mit Silbernitrat. Es war hiermit konstatiert, daß Chrom sogar bei sorgfältiger Untersuchung nicht nachweisbar ist, also im gewöhnlichen Sinne des Wortes nicht vorhanden ist, denn sogar einigermaßen bedeutendere Spuren hätten sich auf diese Weise zeigen müssen und somit lag jedenfalls kein Fuchsit vor, der ja 1—4%, Cr, O, enthält. Es wurde aber, um die größte Sorgfalt anzuwenden, noch ein übriges getan und zwecks Prüfung auf minimale Spuren die Hauptmenge des Restes der Flüssigkeit mit dem geringen gelblichen Niederschlag tagelang stehen gelassen, nach dem völligen Absetzen dekantiert, Wasser aufgegossen und wieder absetzen gelassen, hierauf nach aber- maligem Dekantieren der sehr geringe Niederschlag mit etwas Schwefel- N 1920 OÖ. Hackl. 113 säure versetzt und mit Wasserstoffsuperoxyd und Aether geprüft, wobei eben noch eine schwache Reaktion erhalten wurde. Dies ist gegen- wärtig die empfindlichste makrochemische Chromreaktion, es sind nämlich auf diese Weise nach den Angaben in der Literatur noch zirka 10009 Chromsäure nachweisbar ; meine eigenen Untersuchungen 1 bestätigten diesen Wert und ergaben zirka 99 ng als Grenze, siehe meine Arbeit „Nachweis und Bestimmung von ganz geringen Chrom- spuren“ in der deutschen Chemiker- Zeitung 1920, Nr. 9. Es konnte also Dr. Beck die Erklärung gegeben werden, daß Chrom wohl vorhanden ist, aber nur in minimalen Spuren und nur bei genauester Untersuchung nachweisbar; in Mengen also, wie sie gleich vielen anderen fälschlich so genannten „seltenen“ Bestand- teilen allgemein in jedem Gestein vorhanden sind, vielfach sogar in weit größeren Mengen; daß aber eben deshalb von Fuchsit keine Rede sein kann, sonst müßte man alle Gesteine als Fuchsit bezeichnen. Meine Vermutung ging dahin, daß das Märchen vom Fuchsit ursprüng- lich wahrscheinlich durch unverläßliche Lötrohrreaktionen und mangel- hafte Untersuchung entstanden sei, denn nach meiner Erfahrung sind die leider so verlockend einfachen und verläßlich aussehenden Löt- rohrproben (besonders Perlfarben) durch ihre unverdiente Beliebtheit bei Mineralogen eine Hauptursache der meisten oberflächlichen und falschen Mineralbestimmungen, und diese sind weit zahlreicher als man ohne eingehende Kenntnis der Sachlage vermutet: Deshalb fragte Dr. Beck auf mein Betreiben in Leoben an, durch welche Methode das Chrom dort nachgewiesen worden sei und es zeigte sich, daß man nur die Lötrohrperle ängewendet hatte. Als darauf mein Resultat unter Hinweis auf die sorgfältige Untersuchung mitgeteilt wurde, so wurde auch in Leoben eine regelrechte qualitative chemische Unter- suchung durchgeführt und hierbei gleichfalls kein Chrom gefunden, womit mein Ergebnis, das aber durch den positiven eis genauer war, seine Bestätigung fand. Als dieses neuerlich negative Resultat Prof. Becke durch Dr. Beck mitgeteilt wurde, ließ mir ersterer sagen, ich solle nur einmal 10g in Arbeit nehmen, dann werde ich das Chrom schon finden; was ein Beweis ist, daß sich Herr Prof. Becke sowohl be- züglich der Genauigkeit neuerer analytisch-chemischer Verfahren als auch bezüglich der Art meiner Untersuchung noch immer falschen ‚Vorstellungen hingab. Denn gefunden hatte ich das Chrom ohne- dies, sogar in 1y und in noch weniger, es wurde dabei sogar auch die Menge geschätzt. Was sollnun durch 10g Probe erreicht werden’? Der qualitative Nachweis war ohnedies schon gelungen und die Quantität in Prozenten wird dadurch nicht anders! Es zeigte diese Mitteilung vielmehr nur, daß es Herrn Prof. Becke wahrscheinlich ‘selbst nicht gelungen sein dürfte, in geringeren Probemengen das Chrom aufzufinden, wodurch zweierlei offenbar wird: 1. daß es sich nicht um Fuchsit handeln kann, weil bei dessen relativ hohem Chrom- gehalt auch bei viel geringeren Mengen und auch bei Verwendung ı14 Verhandlungen. Nr. 5, 6 ältester und wenig scharfer Reaktionen das Chrom sich zeigt, und 2. daß Ilerrn Prof. Becke die derzeit besten analytischen Verfahren zum Nachweis und zur Bestimmung unbekannt gewesen sein dürften, er aber trotzdem Ratschläge gab, als hätte er es mit einem Anfänger der Mineralanalyse zu tun, oder daß er überhaupt keine Untersuchung durchgeführt hat. Um die Angelegenheit definitiv zum Abschluß zu bringen und weitere Dogmatik einfach ignorieren zu können, nahm ich quanti- tative Bestimmungen vor, und zwar mit Hilfe der kolorimetrischen Methode, welche auch sehr geringe Spuren sogar in 1g Probe der Menge nach festzustellen erlaubt. Es wurden hierzu zwei Proben verwendet, welche beide den grünen „Fuchsit“-Ueberzug zeigten, und zwar ein Mischkarbonatgestein von „Radl-Bad“!), welches die „Fuchsit“-Schichte am stärksten ausgebildet hatte und eine stark karbonathältige Probe von „Neuschitz-Dorf“ mit schwächerem grünem Anflug. Von jeder der beiden Proben wurden, um ja den Chromgehalt nicht herabzudrücken und eine Verunreinigung durch das Gestein auszuschließen, nur die grünen ÖOberflächenstellen abgeschabt und separat gepulvert; außerdem wurde zum Vergleich auch ein Durch- schnittsmuster aus dem Inneren der Probe „Radl-Bad“ hergestellt. Das den Resultaten erst ihr Gewicht verleihende angewendete Analysen- verfahren mit seinen möglichen Verfeinerungen — es ist mir gelungen, den 50. Teil Chrom der bisherigen Minimalmenge zu bestimmen — sowie die Bestimmung der Grenze seiner Anwendbarkeit, welche bei 0003 %/, Era O; liegt, wenn 19 Probe eingewogen wird, ist eingehend beschrieben in meiner Arbeit „Nachweis und Bestimmung von ganz geringen Chromspuren in Silicat- und Carbonatgesteinen und Erzen“, Chemiker-Zeitung (Cöthen) 1920, Nr. 9. Siehe auch weiter unten. Die Ergebnisse sind: ; I. „Radl-Bad“, grüne Oberfläche („Fuchsit“) . . 0'017%, Cry Oz II. „Radl-Bad“, Durchschnitt aus dem Inneren . . 0.012, Cr, O3 III. „Neuschitz-Dorf“, grüne Oberfläche . . . . . 0:036%, Cr, OÖ; Das sind überwältigende Resultate: Probe I, der separierte reine „Fuchsit“, die Stellen, welche auch im feingeriebenen Pulver am stärksten die Färbung zeigten, die zur Vermutung eines Chromgehaltes führen konnte, enthält nicht einmal 0:02 °/, Cr, O;, statt der 1—4°/, des wirklichen Fuchsits, also den zirka 50.—200. Teil! Noch interessanter ist der Vergleich der Proben untereinander. Probe Il, das Durchschnittsmuster aus dem Inneren der- selben Gesteinsstücke (auch im Pulver eine andere Farbe zeigend), hat fast denselben Gehalt. Probe Ill, die Öberflächenteile, welche geringere Färbung zeigten als Probe I und im Pulver eine ganz andere Farbe hatten, die nicbt im geringsten an eine Chromfarbe erinnerte, hat bedeutend !) Ueber die Fundorte und das Geologische wird Dr. Beck selbst berichten. Die Bezeichnungen der Proben sind die von Dr. Beck gewählten, 1920 Ö, Hackl, 115 höheren, zirka doppelt so großen Gehalt gegenüber Probe I ergeben; doch auch hier kann noch immer nicht im entferntesten an Fuchsit gedacht werden. Um jedoch auch meine auf Erfahrung gegründete Behauptung, daß man in gewöhnlichen Gesteinen ebensoviel, ja sogar noch mehr Chrom findet, zu beweisen, wurde auch der Chromgehalt der Neben- gesteine des vermeintlichen Fuchsitvorkommens in Durchschnittsmustern bestimmt, mit folgenden Ergebnissen: IV. „Serpentin, Straße unterhalb P. 1621 oberhalb der Wände gegen Radl-Graben® . . . . . . .0:089°%, Org O3 V. „Amphibolit, Neuschitz, Felsen im Ort* . . . 011 %,.0r, O0; VI. „Quarzitphyllit, Radl-Bach bei alten Schmelzöfen“ 0 007 %/, Or, Oz VII. „Marmorbruch oberhalb Gapnik, Geyerstein“ . 0'006, Cr, Oz VIII. „Radl-Graben, linkes Bachufer gegenüber O-Ende der grünen Schichte Serpentin*, Mischkarbonat . 0'059), Crs Oz Der Serpentin enthält also fünfmal soviel Chrom als der ver- meintliche Fuchsit! Zum Schluß seien noch die analytischen Daten wiedergegeben, die bei der Untersuchung der angeführten 8 Gesteinsproben erhalten worden waren, unter Anwendung der Methode, auf welche oben ver- wiesen wurde. Doch sei, da es zum Verständnis dieser Daten not- wendig ist, das Verfahren hier wenigstens in den Grundzügen wieder- gegeben: 4 Bei sämtlichen Proben wurde 1'0000 g eingewogen, mit der achtfachen Menge Natrium-Kaliumkarbonat aufgeschlossen, nach dem Auslaugen mit Wasser und wenigen Tropfen Alkohol filtriert, das Filtrat durch Eindampfen stark konzentriert, nochmals filtriert, in kleinem Meßkölbchen aufgefüllt und die kolorimetrische Bestimmung durchgeführt, mittelst eines Kolorimeters nach dem System der ameri- kanischen Landesanstalt und einer Kaliummonochromat -Vergleichs- lösung, von der 11cm? O'] mg Cr, OÖ, entsprach. Probe I: Nach der 1. Filtration war keine Färbung ersichtlich; nach dem Konzentrieren, 2. Filtrieren und Auffüllen im 20 cm3- Kölbchen sehr schwache Färbung gezeigt. Verbrauch zu gleicher Färbung: 5 cm? Vergleichslösung (= 0'5 mg Cr, O,) + 55cm® Wasser; Dumen.... 0:5 mg Cr, O3; 20 cm?.... 0:17 mg = 0.000179 Cry O5; 00170), Org O5. / Probe II: Nach der 1. Filtration keine Färbung; nach dem Konzentrieren, Filtrieren und Auffüllen auf 20 cm? sehr schwache Färbung. 5 cm? Vergleichslösung mit 65 cm? Wasser verdünnt ergab noch zu starke Farbe, doch konnte kein Wasser mehr zugesetzt werden, weil das Kolorimetergefäß bereits voll war. 2cm? Vergleichslösung mußten mit 30cm? Wasser verdünnt werden. 32cm?..... 02 mg Or, O5; 2ULEm®.i.. . 012 mg Cr, O;; 0:012%, Cr, O;. Probe III: Nach der 1. Filtration sehr schwache Färbung; nach dem Auffüllen auf. 25 cm®- sehr deutliche Farbe. 5cm? Vergleichs- lösung — 30 cm? Wasser; 35 cm?..... 0'ömg; 25 cmd..... 0:36 mg; 0036 °/, Cr; O5. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 5, 6. 16 116 Verhandiungen. Nr. 19,26 Probe IV: Schon vor dem Konzentrieren starke Färbung gezeigt ; auf 50 cm? aufgefüllt. 5 cm? Vergleichslösung 4 23 cm® Wasser; DB. CME haar 0:5. mg; DOcmize 0:89 mg; 0:0899), Crz O3. Probe V: Vor dem Konzentrieren noch stärkere Färbung als IV. Auf 50 cm? aufgefüllt. 5 cm? Vergleichslösung -- 18 cm? Wasser; DIIEMIr uch 0:5 my; 50. cm®.....1'lmg; 011%), Cr, O;. Probe VI: Nach stärkstem Konzentrieren nur sehr schwache Färbung; 20 cm? Volumen. 1 cm? Vergleichslösung —- 30 cm? Wasser. Kontrolle durch direkte Titration: für 30 cm? Wasser 1'0 cm? Ver- gleichslösung verbraucht. 31 cm®..... 0-Lmy 200m. 0:066 mg; 0:007 9), Or, O>. Probe VII: Färbung wie bei VI. 20cm? Volumen. Direkte Titration: 20cm? Wasser brauchten 0'6cm® Vergleichslösung; daraus ergibt sich für lem” Vergleichslösung 33cm? Wasser. Kontrolle: für lcm? Vergleichslösung 35cm® Wasser benötigt. Durchschnitt: 1cm? Vergleichslösung + 34cm? Wasser; 35cm? ..O'lmgy; 20cm?...O0'O6mg; 0:006 9), Cr, O3. Probe VIII; Starke Färbung in 25cm? Volumen. 10cm? Vergleichs- lösung + 32cm? Wasser; 42cm?..... 1:O,mg: 29.0m%... cur 0:59 mg; 0:059%, Org O5. Um einen anscheinenden Widerspruch aufzuklären, sei ein Fehler im vorigen Jahresbericht der Anstalt (über 1918) berichtigt. Es heißt dort nämlich auf Seite 30 der „Verhandlungen“ 1919 im Bericht Dr. Becks: „Gelegentlich dieser Arbeiten wurde auch das sogenannte Fuchsitvorkommen im Radlgraben sowie von anderen neuen Fund- . punkten der Umgebung von Trebesing untersucht und wegen Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Deutung Dr. Hackl Proben zur chemischen Untersuchung eingesandt. (Siehe Jahresbericht der Anstalt 1917: Arbeiten im chemischen Laboratorium.) Auch an der montanistischen Hochschule in Leoben wurden über Anregung Dr. Becks Proben davon analysiert. Beide Untersuchungen ergaben, daß es sich um Fuchsit handelt.“ Dies ist das gerade Gegenteil der Resultate von sämtlichen seit 1916 von mir durchgeführten Untersuchungen und meiner Mitteilungen hierüber an Dr. Beck sowie auch der letzten Leobener Untersuchungsergebnisse und es sollte deshalb richtig heißen, _ „daß es sich nieht um Fuchsit handelt“. Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien IIT. Steingasse 25. VERHANDLUNGEN“ der Geologischen Staatsanstalt. N27 Wien, Juli 1920 Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung des Regierungsrates G. Geyer zum Direktor der Geologischen Staatsanstalt, Dr. B. Sanders zum Adjunkten, Dr. A. Maluschkas zum Bibliothekar I. Klasse, Beförderung Dr. J. Dregers und F. Eichleiters in die VI. Rangs- klasse. = Eingesendete Mitteilungen: F. Kerner: Die Grenze zwischen Kristallin und Trias am Nordhange des Tribulaun. — O. Ampferer und B. Sander: Ueber die tektonische Verknüpfung von Kalk- und Zentralalpen. — Literaturnotiz: H. Höfer-Heimhalt. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mitteilungen verantwortlloh. Vorgänge an der Anstalt. Mit Erlaß des Staatsamtes für Unterricht vom 30. Juni 1920, Zahl 12.542 wurde der Leiter der Geologischen Staatsanstalt,, Regie- rungsrat Georg Geyer zum Direktor dieser Anstalt in der VI. Rangs- klasse ernannt. Mit Erlaß desselben Staatsamtes vom 20. Juni 1920, Zahl 6525 wurde der Assistent der Geologischen Staatsanstalt Privatdozent Dr. Bruno Sander zum Adjunkten und der Bibliothekar II. Klasse’ an dieser Anstalt Dr. Alfons Maluschka zum Bibliothekar I. Klasse ernannt. Ferner wurde auch mit Erlaß des gleichen Staatsamtes vom 30. Juni 1920, Zahl 12.541 der Chefgeologe der Geologischen Staats- anstalt Oberbergrat Dr. Julius Dreger und der Vorstand des chemischen Laboratoriums dieser Anstalt Regierungsrat Friedrich Eichleiter ad personam in die VI. Rangsklasse der Staatsbeamten befördert. Eingesendete Mitteilungen. F. Kerner. Die Grenze zwischen Kristalliun und Trias am Nordhange des Tribulaun. Wie in den Bergen beiderseits des Stubai steigt die Oberfläche des Kristallins auch in der Tribulaungruppe rasch gegen Westen an. Oberhalb des östlichsten Hauses von Gschnitz noch tief unterhalb der Baumgrenze gelegen, erscheint sie taleinwärts vom westlichen Ende dieses Dorfes schon in die Hochgebirgsregion hinaufgerückt. Die Stelle, wo das Grundgebirge auf der Südflanke des Gschnitztales über dessen Sohle emportaucht, ist durch Schuttmassen verhüllt, die sich von den Dolomitwänden des Schmurzjoches niedersenken. Sie dürfte durch eine Quelle angezeigt sein, die nicht weit talauswärts vom Schmurzbache dicht am Fuße des Bergabhanges entspringt. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 7. » 1trf 118 Verhandlungen. Nr. 7 Der erste Aufschluß kristalliner Schiefer südlich vom Gschnitz- bache findet sich im schluchtartigen Endstücke des Martar, des in die östlichen Vorberge des Tribulaun von Nord her eingreifenden Hochtales. Dieser Aufschluß wurde — obzwar er von ansehnlicher Größe ist, bei seiner sehr versteckten Lage erst bei meinen Detail- aufnahmen festgestellt und ist auf Frechs und Pichlers Karten noch nicht angezeigt. Man trifft da einen dickbankigen lichten Augen- gneis, der stellenweise zahlreiche Quarzknauern enthält. Sein Schicht- fallen ist ein mittelsteil gegen ONO bis NNO gerichtetes. Er formt die steilen Seitenwände einer engen Schlucht,. durch die der Martar- bach in blockerfülltem Rinnsale hindurchschäumt. Höher oben liegt der Gneis im Rinnsale bloß und zeigt sich dort zur Rechten des Bachbettes unmittelbar diskordant überlagert von weißem plattigem Dolomit. Zur Linken sieht man den Dolomit von blättrigen Gesteins- lagen durchzogen, die von Kisenocher durchtrümert sind. Dann zeigt sich auch flimmernder tiefgrauer Eisenrahm als Füllmasse feiner Klüfte. Ueberdies treten auf den Kluftflächen reichlich dünne Belage von Hämatit auf. Zur Rechten führt der Dolomit über seinen untersten plattigen Lagen ein chloritähnliches Mineral, teils in feinen Schuppen und Flasern, teils in feinster Verteilung beigemengt und dann das Auftreten apfelgrüner verschwommener Flecken im Dolomite bedingend. Man sieht den Dolomit über dem Kristallin eine etliche Meter hohe blaßbräunliche Wandstufe bilden, die der Bach in jähem Sturz ‘überwindet; zu seiner Linken fällt über die Stufe ein Quellbächlein ab, das aus dem der Dolomitstufe aufruhenden Schutte entspringt. Auch zur Rechten steigen oberhalb der Dolomitstufe zumeist Halden an und erst weiter oben tauchen Felsen hervor, die das normale Bild des Dolomits im Liegenden der Carditaschiefer bieten. Taleinwärts von der Schlucht des Martarbaches bleibt das Grundgebirge wieder eine längere Strecke weit verhüllt. Die stark zerklüftete Dolomit- pyramide der Taisspitze ist von einem mächtigen Schuttmantel umstellt, der bis zur Talsohle hinabreicht. Gegenüber der Gschnitzer Kirche tauchen dann unterhalb der hoch am Gehänge hinziehenden Basalzone des Dolomits aus dem sie umgürtenden Schutte Gneisfelsen hervor, an denen man 20° Ost- fallen erkennt. Gleich weiter westwärts zeigt sich dann das bloß- gelegte Grundgebirge wieder in größerem Ausmaße. Es formt die Seitenwände einer kleinen Schlucht, die das Abwasser zweier Quellen führt, die an der Grenze des Kristallins gegen den Dolomit ent- springen. Bei diesen Quellen zeigt sich ein tiefgrauer feinschuppiger Zweiglimmergneis mit Quarzlinsen unmittelbar überlagert von lichten „olomitbreccien, denen ein weißer Dolomitmarmor aufruht. Die Kluftflächen der nur wenig mächtigen Breccie weisen Hämatitbelage und Ueberkrustungen mit Kalzitdrusen auf. Der Dolomit fällt sanft gegen N bis NNW, der Gneis 20—25° nach ONO bis O. Es ist so- nach Diskordanz zu erkennen, wenn sie auch nicht auffällig erscheint. Westwärts von den vorgenannten Quellen nimmt die Schutt- und Vegetationsentwicklung zu, was eine Weiterverfolgung der Gesteins- grenze hemmt. Dann folgt wieder eine Schlucht, zu deren beiden Seiten das Kristallin in größeren Felsmassen bloßliegt. Auch diese 1920 F. Kerner. 9 enge Schlucht, die sich bergwärts in eine weit emporziehende Runse fortsetzt und talwärts einen großen Muhrkegel vorgebaut hat, wird vom Abwasser eines an der Gneis-Dolomitgrenze liegenden Quells durcehrauscht. Dieser tritt aus schuppigem Phyllitgneis aus, der 30° gegen NO verflächt. Als Einlagerung in ihm zeigt sich ein eisen- schüssiger Glimmerschiefer mit Quarzknauern und nahe der Dolomit- grenze lichtgrauer Augengneis. Der tiefste Dolomitaufschluß ist hier zwar durch ein schmales Schutt- und Rasenband vom Gneis getrennt, doch ist nicht zu bezweifeln, daß auch hier keine Zwischenbildung erscheint. Westwärts von diesem Quellrunst dehnt sich ein fast un- durchdringliches Erlen- und Legföhrendickicht aus. Dann folgt ober- halb eines zweiten großen Muhrkegels wieder eine in das Grund- gebirge eingefurchte Schlucht, an deren oberem Ende aber keine guten Aufschlüsse zu sehen sind. Besseren Einblick in die geologischen Verhältnisse an der Gneis-Dolomitgrenze gewinnt man jenseits des nächstfolgenden Gebirgs- einschnittes, dessen oberer, schon im Dolomit gelegener-Teil Aufrisse eines grauen feinbröckligen Kalkschiefers enthält, bei dem man es anscheinend mit einer ungewöhnlichen Ausbildung der Carditaschichten zu tun hat. An der Westflanke des diesen Einschnitt links begren- zenden Felsspornes folgt über dem Gmeis Quarzitschiefer dann Glimmerschiefer, hierauf Dolomit und dann wieder Glimmerschiefer und Dolomit. Es ist hier demnach ein Fetzen von Dolomit in das Kristallin eingeklemmt. Bergwärts schneidet diese Gesteinsfolge an einer kleinen Verwerfung ab. Weist die Dolomiteinklemmung auf starke Störungen hin, so läßt sich doch gerade in ihrer Nachbarschaft erweisen, daß keine weitausgreifenden Verschiebungen stattfanden, die ortsfremden Dolomit mit dem Kristallin in Kontakt gebracht hätten. Den untersten Dolomitlagen sind hier viele Glimmerschuppen eingestreut, stellenweise schließen diese Lagen auch große Häute und Flasern. von lichtgrünlichem Glimmer ein. Als besonders reich an solchen Einschlüssen erweist sich eine stark zerworfene Felsmasse neben dem kleinen Wiesenboden, welcher an der Stelle, wo das Berggehänge in das Sondestal umbiegt, gelegen ist. Diese reichliche Beimengung von Bestandteilen seiner Unterlage läßt den Dolomit hier als eine Basalbildung erkennen, die allerdings gerade nicht mehr an jener Stelle ruhen muß, an welcher sie zum Absatze gelangte. In wenigen Dezimetern Höhe über dem Kristallin wird der Dolomit aber schon fast glimmerfrei und nimmt dann sein gewöhnliches Aussehen an. Zugleich wird er dann gut geschichtet, und zwar tritt dickplattige bis dünnbankige Absonderung auf. Seine Lagerung ist an manchen Orten söhlig; im Gesamtdurchschnitte läßt sich ein sehr sanftes östliches Fallen erkennen. An der Grenze gegen den Gneis treten aber lokale Störungen auf, so zeigt der Dolomit ober der erwähnten Einklemmung ein süd- liches: Einfallen unter 25°, weiter westwärts ein 40° steiles Verflächen nach Nord. Die unmittelbare Unterlage des Dolomits wird hier mehr- orts durch einen eisenschüssigen Quarzit gebildet, der sich noch als ein Bestandteil des Kristallins erweist und nicht als eine Vertretung des Verrucano zu deuten ist, der ja bekanntlich mehrorts in den Stubaier Alpen als Quarzsandstein und Quarzitschiefer auftritt. 17° 120 Verhandlungen. - N. 7 Jenseits des erwähnten Wiesenbodens am Gehängevorsprung zwischen Gschnitz und Sondes, also schon in dem Bereiche dieses letzteren Tales, zeigt sich an der Basis des Dolomits ein muskowit- reicher Flasergneis, der in sehr glimmerigen Lagen reichlich kleine rote Granaten führt. Nahe dem genannten Boden weist dieser Gneis die Zeichen starker Quetschung auf. Er zeigt 25° nordöstliches, weiter einwärts nördliches Verflächen. Der Dolomit, der hier in seinen tiefsten Lagen gleichfalls durch Einstreuung vieler Glimmerschüppchen glitzernd wird, bald aber das Aussehen eines fein und gleichmäßig gekörnten weißen Karbonatgesteines annimmt, ist etwa 15° nach NNO geneigt. Die Diskordanz ist hier somit nur wenig ausgesprochen. Sowohl der Dolomit als auch der Gneis bauen auf der Ostflanke des äußeren Sondestales Hänge von sehr großer Steilheit auf. Das Grundgebirge ist da in bedeutendem Ausmaß bloßgelegt und nur im unteren Teil der Taltrogwand schuttverhüllt. Unter dem Dolomit trifft man an diesen Hängen mehrorts einen feinschuppigen tiefgrauen Zwei- glimmergneis, der durch Einstreuung vieler rundlicher Quarzknollen manchen Konglomeraten des Karbons ein wenig ähnlich sieht. Nach oben hin nimmt er, wie dies auch beim erwähnten Flasergneis der Fall ist, eine mehr schiefrige Textur an. Die Grenze gegen den Dolomit wird hier durch einen gelblichen bis weißlichen Quarzit- schiefer gebildet, der viele zu Brauneisen verwitterte Schwefelkies- kriställchen führt und daher ein gelockertes Gefüge zeigt. Dieses Gestein könnte man vielleicht als eine Zwischenbildung deuten, Die untersten Dolomitlagen weisen die früher beschriebene Beschaffenheit auf. Stellenweise zeigen die Ablösungsflächen des zum Teil gut ge- schichteten Gesteins einen fast gleichmäßigen Glimmerbelag. Andern- orts trifft man Einschlüsse großer Glimmerhäute wie an den Hängen ober West-Gschnitz. Dolomit und Gneis fallen hier im allgemeinen flach gegen NO. ein. In den Schutthalden unterhalb der Talwand finden sich auch spärliche Trümmer von durch Beimengung einer ehloritähnlichen Mineralsubstanz lichtgrün geflecktem Dolomit, wie er im Martartale oberhalb der Gneisgrenze sich zeigt. Da solcher grün- gefleckter Dolomit auch in den Trümmern unterhalb der Dolomitwände östlich vom früher genannten Wiesenboden vorkommt, scheint es sich bei ihm auch um eine für die Dolomitbasis bezeichnende Gesteins- abart zu handeln. Anstehend konnte ich sie aber nicht finden. Bemerkenswert ist das Auftreten mehrerer schwacher Quellen an der Gneis-Dolomitgrenze zur Rechten des Hochtales von Sondes. Die allgemeine Wasserbewegung ist im Gebirge östlich von diesem Tale entsprechend der Abdachungsrichtung des Kristallins gegen Ost gewandt. Stellenweise kommt es dabei wohl auch zu einem Ueber- fließen der Nordkante des Gebirgssockels. Bei den besagten Wasser- austritten handelt es sich aber um Ueberfallquellen auf der der Strom- richtung des Kluftwassers abgekehrten Gebirgsseite. Sie sind so ein kleines Glied mehr in der Kette von Beweisen gegen einen all- gemeinen Zusammenhang der Klüfte im Kalke und Dolomit. Im mitt- leren Abschnitte des Sondestales nimmt die Schuttentwicklung rechts vom Bache zu. Die Halden reichen höher hinan und hüllen den Gebirgssockel mehr und mehr ein. Da, wo die Gneis-Dolomitgrenze 1920 OÖ, Ampferer und B. Sander. 121 noch bloßliegt, bietet sie ein dem vorhin beschriebenen ähnliches Bild. Sie wurde hier an einer Stelle von Spitz besucht. Er fand da feinkörnigen Biotitgneis, der nach oben zu durch Aufnahme großer Quarzknauern ein verrucanoähnliches Aussehen annimmt. Darüber sah er dünne Bänke von weißem, gelblich anwitterndem, sehr feinkörnigem Quarzit mit Biotitblättchen. Gegen oben schien ihm dieser überzu- gehen in eine geringmächtige Lage von kieselig-quarzigem Dolomit, dem dann splittriger heller Dolomit folgt. Spitz war geneigt, hier den Quarzit der Trias zuzurechnen. (Jahrb. d. Geol. R.-A. 1919, S. 183.) Jenseits gewaltiger, sich vom Kreuzjöchl niedersenkender Schutt- halden, die das Kristallin gänzlich dem Blick entziehen, kommt dieses unterhalb der Nordwände des Gschnitzer Tribulaun wieder an den Tag, es bleibt aber durch eine breite Schuttzone vom Fuße jener Wände getrennt. -Erwähnenswert ist dort das Ausbrechen einer An- zahl starker und sehr kalter Quellen an der Grenze des Gmeises gegen den ihm aufruhenden Schutt. Noch mächtiger ist die Schuttentwicklung am Nordhange des Pflerscher Tribulaun und des von ihm zum Gold- kappel ziehenden Grates. O. Ampferer und B. Sander. Ueber die tektonische Verknüpfung vonKalk-undZentralalpen. (Mit 5 Textfiguren.) Die Frage nach dem tektonischen Zusammenhang von nördlichen Kalkalpen und Zentralalpen ist durch die Ueberfaltungsbypothese zwar in einer neuen Weise beantwortet aber durchaus noch nicht gelöst worden. Es sind wohl mehr Möglichkeiten dabei ins Auge zu fassen, von denen eine und die andere hier im folgenden kurz besprochen werden soll. Ich habe in diesen Verhandlungen 1918, Nr. 3, unter dem Titel „Ueber die tektonische Heimatsberechtigung der -Nordalpen* die Hauptmerkmale der regionalen Tektonik der Nordalpen zusammen- gestellt. Aus Raummangel kann ich hier nur auf diese Arbeit ver- weisen, welche zum Verständnis des weiteren unbedingt nötig ist. Eine Charakteristik der Zentralalpentektonik läßt sich nach B. Sander in der folgenden Weise geben: „Vor der Uebersicht einiger Hauptfaktoren, welche die Tektonik eines Zentralalpenschnittes östlich vom Silltal charakterisieren, ‘muß ich der Kürze halber auf die Grundlagen und Vervollständigungen des Folgenden verweisen, welche ich in älteren Arbeiten vielfach er- örtert habe und in zwei Arbeiten im Jahrbuch unserer Anstalt (über die Tektonik des Schneeberger Gesteinszuges und über die Tektonik des Tauernwestendes) noch beibringen werde. Die Tektonik der Zentralalpen ist die Tektonik von Gesteinen, welche unter stetigen Deformationen meist mit Teilbewegung im Klein- gefüge bisweilen mit kristalliner Mobilisation des Gefüges die Züge ihres Baues angenommen haben. Diese Tiefentektonik ist nicht ver- ständlich ohne petrographisches Verständnis der tektonischen Gesteins- fazies, welche eben dadurch, daß sie soviele zum Transport großer Massen korrelate Teilbewegung in ihr Gefüge aufgenommen haben, zu ” ar ‘ > 122 Verhandlungen Nr. 7 tektonischen Fazies mit dem wechselvollsten-Verhältnis zwischen Teil- bewegung und Kristallisation wurden. So ermöglicht auch Petrographie als wichtigste Hilfswissenschaft der Tektonik die Analyse der tek- tonischen Phasen nach ihrem Verhältnis zu den Kristallisationsphasen einzelner Minerale. Ein den Mechanismus der zentralalpinen Tektonik geradezu be- herrschender Umstand ist das blättrige Kleingefüge der weitaus meisten Gesteine, deren blättrige Struktur, mag sie in einem be- stimmten Zeitpunkt Feinschichtung oder angedeutete Schieferung (zum Beispiel durch fluidale Gleichrichtung heterometrischer Körner anläßlich der Knetung) gewesen sein, jede Deformation nur weiter ausarbeitete und welche auch die Kristallisation mehr abbildete als verwischte. Ausbildung der Blättrigkeit, nach deren erstem Beginne eine beliebige Deformation des Ganzen Gleitung zwischen den Blättern als korrelate Teilbewegung im Gefüge mit sich bringt, kennzeichnet vor allem die tektonischen Fazies der Zentralalpen und läßt zum Beispiel die al- pinen Phyllite unschwer in den noch keineswegs genug bekannten und betonten Gegensatz zu Gesteinen gleichen Kristallisationsgrades in Gebieten ohne Durchbewegung stellen. Gleitung zwischen den Blättern sehen wir sowohl im Klein- gefüge als im tektonischen Gefüge fast aller zentralalpinen Gesteine wirksam. Die Zerlegung aller im phyllitischen Blätterteig mitgekneteten Einlagerungen in Linsen mit Transport in den Blätterflächen, die Ein- stellung und Gleichschlichtung mit den Blätterflächen, welche auch alle ursprünglich diskordanten Einschaltungen bei der hochgradigen Durchknetung des phyllitischen Teiges erfahren, die Erhaltung der ursprünglichen Gefügeflächen trotz der mannigfaltigsten Umstellung und Umfaltung nach der Regel der Stauchfaltengröße für die Lagen verschiedener Druckleitungsfähigkeit (Stauchfestigkeit), alle diese be- zeichnenden Züge hängen von der Tatsache ab, daß im blättrigen Materiale bei beliebiger Knetung die Teilbewegungen als Gleitung zwischen den Blättern erfolgen. Diese Einsicht erläutert gleichermaßen das Kleingefüge der Pbyllite wie das tektonische Gefüge der großen „Zerrflächen“ in den Phylliten, die Mikroklivage Fältelung wie die zugehörige Differential- Umfaltung und Ueberfaltung der wieder in das Bewegungsbild noch größerer tektonischer Bewegungen einzuordnenden Teildeckenbil- dungen. Der Deformationstypus und die Stetigkeit der tektonischen De- formationen hängt nur vom Größenverhältnis der bewegten Teile zu dem deformierten Ganzen ab. Da nun aber meist bis ins Kleingefüge durchbewegt wurde, so sehen wir ohne Mikroskop dasselbe Bild stetiger Deformation gleichviel ob das Mikroskop die Teilbewegung im Gefüge als rupturelle oder teilweise-fießende erweist. Man kann von Gefügestudien an einer einzigen Kleinfalte u. d. M. auf manche Züge in der zugehörigen großen Tektonik mit Sicherheit schließen, nicht aber von der großen Tektonik auf das Gefüge, wie zum Beispiel Lachmann auf Kristallokinese in mylonitischen Gebieten der Tuxer- alpen schloß, 1920 OÖ Ampferer und B. Sander. 123 Die Art der Teilbewegung in den tektonischen Fazies, die Größe und Form der innerhalb des Ganzen bewegten Teile und damit die für die Tiefentektonik bezeichnende Stetigkeit der Umformung hängt ab: 1. Vom Materiale mechanisch genommen (vorgezeichnete Gefüge- flächen oder nicht). 2. Von Grad und Art der Belastung, unter welcher die tekto- nische Deformation erfolgt (Größe der Normalspannungen, Ausweiche- möglichkeit oder Umschließung, Pressung zwischen festen oder zwischen bewegten Backen). 3. Von der Aenderung der Existenzbedingungen der Minerale (Aenderung von Druck, Temperatur; Reaktionen der Minerale auf- einander und auf zugeführte Lösungen während der Durchbewegung, Oberflächenvergrößerung der Körner, insgesamt: chemische Mobilisation des Gefüges). Dies sind auch die wesentlichsten Faktoren, welche die Leit- fähigkeit im Gestein für gerichtete Spannungen und damit das Auf- treten der Regel über die Stauchfaltengröße bedingen oder das Auf- treten bloßer faltenförmiger Fluidalstrukturen ohne jene Regel. Auch diese beiden Typen sind in Gebieten mit Tiefentektonik auseinander- zuhalten. Nach diesen allgemeinen Zügen möge nun einiges Besondere angefügt werden, weil es voraussichtlich auch für andere Gebiete mit Tiefentektonik Bedeutung hat. Das Westende der Tauerngneise im Tuxerzug ist wie ich in früheren Arbeiten angemerkt habe, mit dem Schneeberger Gesteins- zug, mit der alpinodinarischen Kontur und mit dem Engadinerfenster gleichgerichtet, was vielleicht wie die Alpenknickung in einer Phase mit Druckkomponenten quer zum Meridian erfolgte, deren Wirkungen unter anderem als Umfaltung quer zum Streichen saigerer Schiefer im hintersten Pfossental nördlich Meran ersichtlich ist. Es ist aber eine andere voraussichtlich nicht nur für das West- ende der Tauern wichtige Frage wie das anhaltende Einfalien in O— W-Richtung gestreckter und übereinander tektonisch wiederholter Einheiten gegen Westen, mit 200—30° Neigung der Streckungs- (Faltungs- -JAxen zu deuten sei. Am Tauernwestende habe ich durch die Kartierung 1: 25.000 dieses Verhalten in allen Details dargestellt. So verhalten sich die Teilfalten der Tuxer Grauwackenzone mit ihren Marmoren und Doio- miten: sie tauchen unter westlich folgende. So verhielt sich ein Teil der genannten Zone im hinteren Schmirntal (hoher Nopf): Sie taucht unter die westlich folgenden Phyllite des Schmirntals. Diese Phyllite tauchen unter Steinacherjoch und Tribulaun. Die Kalkphyllite des 'Hobartals unterteufen den westlich folgenden Quarzphyllit mit den Tarntaler Gesteinen des Hippoldkammes, letztere ihrerseits die west- lich folgenden Tarntalerkögel; und eben diese Kalkphyllite des Hobar- tales und damit ein Teil der Tuxer Hauptzone der Phyllite heben sich über dem östlich folgenden Quarzphyllit des Horbergtales mit westfallenden Faltungsaxen aus dem Relief. Es ist die nächste Frage, wie weit sich dieser Bau gegen Osten fortsetzt, ob hier ebenfalls 194 Verhandlungen. Nr, 7 derartige Teildecken, deren westlichere jeweils über die östlicheren gewalzt sind, N—S streichende Gräben auf den angrenzenden Blättern vortäuschen. Das für die Tektonik besonders Ffagwürdige hierbei ist, daß einem schuppenden O—W-Drucke entsprechende Scharniere oder Schubflächen oder im Kleingefüge entsprechend charakterisierte tek- tonische Fazies fehlen, daß sämtliche Elemente lediglich die Zeichen meridionalen Druckes mit Streckung und Zerreissung entsprechend ostwestlicher Ausweichemöglichkeit tragen. Die tektonischen Elemente haben den Charakter von Nudeln oder westeinfallenden Stengeln, deren westlichere wie ausgeführt jeweils über die östlicheren ge- walzt sind. Dieses übrigens jedesmal nur durch Detailaufnahmen feststell- bare Verhalten, daß ich hier als ein in Deckengebieten mit fluidaler Tiefentektonik vielfach zu erwartendes und bezeichnendes besonders hervorhebe, verliert eben in einem Gebiet mit stetiger fluidaler Defor- mation vielleicht viel von seiner Fraglichkeit als ein Sonderfall in der folgenden Ueberlegung. Fig. 1. % f: W 0) Ein tektonischer Transport auf der Erdoberfläche, zum Beispiel die Bildung einer Decke, kann so vor sich gehen, daß die Front der Decke / im betrachteten Bereich gleichzeitig vorschreitet oder zum Beispiel rascher in w. (Fig. 1.) Allgemein werden in jeder tektonisch transportierten Masse, deren Dimensionen sich übrigens voraussichtlich während der Bewe- gung ändern (schon dadurch, daß in der Horizontalen und Vertikalen Neues mitbewegt wird und Anderes stehen bleibt), Geschwindigkeits- differenzen benachbarter Teile in der Horizontalen und Vertikalen vorhanden sein und sowohl in oberen als tieferen Niveaus Beispiele für jene Kategorie von Teilbewegungen erzeugen, welche mit ihrer nach dem Niveau wechselnden technologischen Charakteristik und ihren Beziehungen zu geologischen Faktoren (welche zum Beispiel wie die Massengesteine Bedingungen größerer Tiefe in höhere Niveaus bringen) nebeneinander zu stellen der allgemeiuen Tektonik vor- behalten ist. Derartige Geschwindigkeitsunterschiede und hierzu korrelate Deformationen werden auftreten wo der Massentransport zum Beispiel in o der Textfigur 2 abklingt. Ferner werden sich allgemein bei glei- tenden 'Transporten die oberen belastenden Massen: leichter, früher und schneller bewegen als die tieferen und es werden sich in solchen Fällen die Bewegungen höherer Niveaus in den tieferen abbilden im Gegensatz zu anderen Fällen. Der Geschwindigkeitsunterschied zwischen w und o bringt mit sich, daß westlichere Teildecken östlichere überholen. Der Geschwin- digkeitsunterschied in der Vertikalen bringt mit sich, daß höhere Teil- 1920 O.. Ampferer und B. Sander. 125 decken tiefere überholen. Westliche höhere werden über tiefere öst- liche Teile gehen. Bezeichnet p in der Figur 2 einen Bewegungshorizont von dem wir ausgehen, so besitzt derselbe die Tektonik einer bestimmten Tiefen- stufe, deren es ja nicht weniger gibt als andere Tiefenstufen, wofür ich die entscheidenden Faktoren gelegentlich mehrfach erörtert habe. Für die Verlegung von p während der Bewegung bestehen fol- gende Möglichkeiten: Eine Verlegung in die Tiefe, welche der Versenkung überdeckter Areale in größere Tiefen entspricht; eine Verschiebung des ausstreichenden Zweiges nach w oder 0 je nach der Verringerung oder Vergrößerung des Transportes in dieser ‘Dimension. Es ergibt sich von dieser Ueberlegung aus unschwer die Möglich- keit, daß von p aus gerechnet die tieferen und östlicheren Teile über- holt und von Teildecken überwalzt werden. Die Gelegenheit zum Fortschreiten eines solchen Vorganges und mehrfachen Wieder- holungen ist sowohl durch Abklingen als durch Tiefergreifen : der ganzen Bewegung gegeben und Gelegenheiten zu außerordentlichen Komplikationen ergeben sich, welche in Profilen nur durch sehr ver- wickelte und selbst gekreuzte Bahnen darstellbar wären; wenn anders die Wege der Transporte und nicht nur irgendwelche Verbindungs- linien von stratigraphisch Zusammengehörigem gezeichnet werden sollten, was zuwenig grundsätzlich unterschieden wird. Es ist techno- logisch zu erwarten, daß hierbei im Niveau stetiger Deformation Wirbel (Sehmidt) und Einwickelungen eine größere Rolle spielen. Aus allen Möglichkeiten ist noch die Wahrscheinlichkeit hervorzuheben, daß anläßlich der Verlegung von » der Tektonik einer bestimmten Tiefen- stufe eine tiefere mit charakterisierbaren Kennzeichen aufgeprägt wird. In der Analyse dürfte hier die bei vielen Gelegenheiten bereits lange geübte und im Jahre 1916 von Heim als aussichtsvoll empfohlene petrographische Richtung in der Tektonik ebenfalls weiter führen. Eine mechanisch heterogene Schwelle würde die skizzierten Erscheinungen aus den Geschwindigkeitsdifferenzen, Ueberholung in Wirbeln, Einwickelungen und sich kreuzende Bahnen in derselben Weise lokalisieren, hervorrufen und ändern, wie dies für das Strömen überhaupt gilt, 2 Es ist eine vom Tauernwestende aus auf die Tauern aus- zudehnende Frage wie weit sich durch derartige Ueberlegungen die Verhandlungen der Geol. Staatzanstalt. 1920. Nr. 7. 18 196 Verhandlungen. Nr. 7 Tiefentektonik der Tauern als Störungsbild mit Niveaus ungleich- seitiger und ungleichschneller Bewegung erfassen läßt so wie das Tauernwestende, ohne daß man die einander in O—W-Richtung unter- teufenden Teildecken in der Alpenmasse ins Unbestimmte fortsetzt. Jedenfalls ist hiermit außerhalb der Annahme von Östwestschub ein Erklärungsprinzip für die Diskontinuität von Decken quer zur Transportrichtung grundsätzlich und der Deckenscholastik gegenüber vorsätzlich, berührt.“ Die Unterschiede in der Bauweise der Kalk- und Zentralalpen sind so wesentlich, daß es nicht angeht die Bewegungslinien des einen Gebietes auf das andere anzuwenden und einfach zu übertragen, Insbesondere bietet eine graphische Darstellung der Bewegungszonen von fließender Deformation kaum zu überwindende Schwierigkeiten. Eine regionale tektonische Gleichstellung von Kalk- und Zentral- alpen ist somit wohl ausgeschlossen. Die letzteren tragen unverkennbar das Gepräge einer anderen bis zu den Mineralkörnern vertieften Be- wegtheit, einer höheren Belastung und wenigstens teilweise einer mächtigen, die ganzen Bewegungen begleitenden Umkristallisation, In den Kalkalpen haben wir Schubdecken vor uns, die von S und SO her etwa auf !/, bis 1/, ihrer Ablagerungsbreite zusammengeschoben wurden. Eine gleiche Zusammenschiebung ihres paläozoischen und kristal- linen Untergrundes, würde eine ungeheure Schwellung ergeben, die nicht bestelit. Also greift der Schuppenbau der Kalkalpen nicht in den Untergrund hinab. Die Basis der kalkalpinen Decken bilden die ungemein gleit- fähigen Massen des Buntsandsteins. Sie stellen ein Hauptmotiv der Abspaltung der kalkalpinen Decken von ihrem Untergrunde dar. Eine Ableitung der kalkalpinen Decken aus einer in ihrem Inneren befindlichen Wurzelzone im Sinne von C. Lebling ist nicht möglich. Gegen eine Herleitung der ganzen Nordalpen von der Südseite der Zentralalpen im Sinne der Ueberfaltungshypothese sprechen sehr viele Aufnahmsbefunde und theoretische Bedenken. Eine Ueberrollung der Kalkalpen in großem Stile hat sicherlich nicht stattgefunden. An der Grenze von Kalk- und Zentralalpen wechselt zugleich mit dem Baumateriale auch die Bauweise. Wir treten aus einer Zone brechender Tektonik in eine von fließender Tektonik. Die Ueberfaltungshypothese hat diese Umstände nur insoferne berücksichtigt, als ja bei dem Ueberfaltungsvorgang die zentralalpinen Decken unter der gewaltigen Belastung und Bewegung der darüber nordwärts vordringenden kalkalpinen Decken gebildet sein sollen. Wenn man nun aber zu der Anschauung kommt, daß die Nord- alpen zwar hin und hin aus mehrfach übereinander liegenden Schub- massen bestehen und also ein kompliziertes Abscherungsdeckensystem vorstellen, aber trotzdem nicht von der Südseite der Zentralalpen abzuleiten sind, sondern immer auf deren Nordseite lagen, so erhebt sich neuerdings die Frage nach der tektonischen Verknüpfung dieser beiden mächtigen Gebirgsstränge. Für das Verständnis der Tektonik 1920 OÖ. Ampferer und B. Sander. 1.7 der Alpen scheint es nötig neben der so ziemlich ausschließlich be- trachteten Faltung und Schiebung in einer Niveaufläiche und zwischen starren Backen dieselben Erscheinungen unter der Voraussetzung von beweglichem Untergrund und veränderlichen Backen zu studieren. Es scheint, daß die Gebirgsbildung durch die Schaffung von tiefen Einsenkungen eingeleitet wird, gegen die hin dann unter Um- ständen gewaltige Ueberfaltungen und Ueberschiebungen ausgelöst werden. Die Faltungen und Ueberschiebungen nehmen also von erha benen Stellen ihren Ausgang und richten sich gegen Senkungen zu, die sie aufzufüllen streben. Die Faltungen und Schiebungen finden also gar nicht in einer und derselben Erdgewölbezone statt, sondern sind zu großem Teile abcde = Schubdecken der nördlichen Kalkalpen. a. b. c. d. e. = Ursprüngliche Heimatsbereiche der Schubdecken a bc de, von denen sie durch die von S kommenden Ueberfaltungsdecken abgeschürft und gegen N übereinander geschoben wurden. einem Fließen und Ueberrollen vom Höheren zum Tieferen zu ver- gleichen, das allerdings unter offenbar schwerer Belastung vor sich ging. Die Faltung und Schiebung wäre so nicht allein durch Zusammen- pressung, sondern auch durch Bildung großer Einsenkungszonen belebt. Wenn die Gebirgsbildung nach dieser Auffassung die Existenz von großen Einsenkungszonen als wesentlichen Faktor enthält, so ist die Mitbeteiligung des Meeres an dem ganzen Vorgang eine unab- weisbare. Diese Einsenkungszonen würden außerdem ungefähr die Grenze zwischen der eigentlichen Ueberfaltungs- und Ueberrollungszone und einer dagegen mehr sekundären Begleitzone bilden. Diese Begleitzonen könnten entweder wie Figur 3 andeutet, als reine Abschürfungsdecken oder wie Figur 4 annimmt, als reine Ab- spaltungsdecken entwickelt sein und würden gleichsam als Neben- produkte vor der Stirne der Ueberfaltungszone liegen. Wahrschein- 18* 128 Verhandlungen. Nr. 7 licher ist es, daß diese Begleitzonen sowohl Bestandteile der Ab- schürfung vom Untergrund als auch solche der Abspaltung vom Hang- enden der Ueberfaltungszone enthalten. Diese beiden mechanischen Deutungen der Begleitzonen unter- scheiden sich von einander einmal dadurch, daß die eine ihr Schollen- material aus dem Untergrunde, die andere aus dem Hangenden der Ueberfaltungszone entnimmt, weiter aber auch noch darin, daß bei der einen die Loslösung der Schollen durch Abschürfen, bei der anderen hingegen durch Abrollen stattfindet. Legt man einer Auflösung der ostalpinen Tektonik diese Formeln zugrunde, so hätte man als primäre Ueberfaltungszone nur die zen- tralalpinen Decken, denen als sekundäre Begleitzone im Norden unsere kalkalpinen Decken gegenüberständen. f Fig. 4. I II IIE IV V = Schubdecken der nördlichen Kalkalpen. I. II. III. IV. V. = Ueberfaltungsdecken von derem Hangendem nacheinander die Schubdecken I II III IV V wie starre Schilde abgelöst wurden, während die tieferen Zonen sich überrollten. Eine Herbeziehung der kalkalpinen Decken von der Südseite der Zentralalpen wird völlig überflüssig. Die Kalkalpen sind als Abschürfungsdeckensystem erklärt. Die Zentralalpen besitzen dagegen eine genetisch andere, tiefer greifende Mechanik, bei der wohl auch mächtige magmatische Um- wälzungen mit im Spiele waren. Die hier für den Alpenbau vorgeschlagene Scheidung in primäre Ueberfaltungszone und sekundäre Begleitzone hat aber noch mehrere weitreichende Konsequenzen. Zunächst ergibt sich, daß bei dieser Deutung des Alpenbaues das Ausmaß der durch Faltung und Schiebung bewirkten Schrumpfung etwa auf die Hälfte herabsinkt. Wenn wir den Zusammenschub in der primären Ueberfaltungs- zone und in der sekundären Begleitzone messen, so haben wir gleich- sam an zwei verschiedenen Maßstäben dieselbe Schrumpfung abgelesen. Nur die Zusammenfaltung der primären Zone stellt einen wirklichen 1920 OÖ. Ampferer und B. Sander. 129 Schrumpfungsbetrag vor, während wir in der Begleitzone im wesent- lichen nur wieder denselben Betrag in einer anderen Form vor uns haben. Diese Erkenntnis gibt uns ein Mittel in die Hand, in Zukunft den wahren alpinen Schrumpfungsbetrag genauer zu bestimmen, da man dazu gleichsam zwei Maßstäbe zur Verfügung hat, die sich gegenseitig zu ergänzen vermögen. Eine andere Konsequenz eröffnet sich auf zeitlichem Gebiete. Wenn die Zentralalpen, das schiebende, also motorische Gebiet, die Kalkalpen das geschobene also passive Gebiet vorstellen, so können wir die in den Kalkalpen mit Hilfe ihrer viel reicher geglie- derten Sedimentfolge abgelesenen zeitlichen tektonischen Ereignisreihen unmittelbar auf die damit gekuppelten Zentralalpen übertragen. Damit würde es also zum Beispiel in den Ostalpen möglich alle Vorteile, die sich durch die Einschaltung von Zenoman, Gosau und Tertiär für die Auflösung der tektonischen Geschichte der Kalkalpen gewinnen lassen, auch auf die Zentralalpen anzuwenden. Legt man der Auflösung der alpinen Tektonik das Schema Figur 3 zugrunde, so vollzieht sich die Abschürfung der nordalpinen Schubdecken ungefähr entlang der Grenzregion von Trias und Paläo- zoikum in dem Hauptgleitniveau des Buntsandsteins (ähnlich wie bei den Abscherungsdecken des Jura!). Die Begrenzung der einzelnen Schubmassen dürfte durch die Vorzeichnung von Verwerfungen und Verschiebungen geschehen sein, die den Untergrund der Kalkalpen betroffen haben. Für die Auflösung der einzelnen Schubkörper bleibt hier die Verwendung von stratigraphisch und faziell orientierten Schichten ebenso wertvoll als für die Ueberfaltungslehre. Die Abschürfungsdecken können bei entsprechender Steigerung völlig von ihrem Heimatboden abgelöst und auf fremden Grund verladen werden. So besteht nach meiner Ansicht zwischen den nordschweizerischen Decken, die ganz auf Flyschboden liegen, und unseren Nordalpen, die noch teilweise auf ihrer alten Bildungsstätte lagern, nur ein gradueller Unterschied. Wichtiger erscheint mir der Unterschied in der Form der Schub- fläche zu sein, die in der Schweiz eine mächtige Aufwölbung (Aar- massiv...) bildet, während sie in den Ostalpen scheinbar gleichmäßig in die Tiefe greift. Durch die Ueberschreitung dieser hohen Grundschwelle und das Abgleiten auf deren Nordseite — Figur 5 — haben die nord- schweizerischen Schubdecken einen Zustand von Selbständigkeit und lebhafter Fließformung erhalten, der unseren ostalpinen Schubmassen so gut wie unbekannt ist. Außerdem spricht auch noch der große generelle Material- unterschied ein entscheidendes Wort. Man kann dies aus den schweizerischen Profilen deutlich genug herauslesen. Wo in ihren Decken zum Beispiel die mächtigen starren Massen des Verrukano erscheinen, verschwindet sofort die lebhafte Falt- zeichnung und wir haben dieselben schweren, schlichten Schubmassen wie in den Östalpen vor uns. 130 Verhandlungen. N. 7 Die gewaltigen, gleichmäßigen, wenig geschichteten Kalk- und Dolomitmassen unserer Nord- und Südalpen zwingen die Tektonik durch ihr Material zur Verwendung von ruhigen, einfach gegliederten Bewegungsformen. Soweit sich heute die Verhältnisse überblicken lassen, scheinen beim Aufbau der kalkalpinen Decken vorzüglich Abschürfungsschollen des sinkenden Untergrundes übereinander geschoben zu sein. Indessen ist an der Südgrenze und in der Grauwackenzone eine Mitbeteilung von Abspaltungsdecken nach Schema Figur 4 nicht ausgeschlossen. Wären die ganzen Nordalpen nach dieser Mechanik entstanden, so hätten wir eine ungemein durchsichtige Beziehung zwischen den Fig. 5. 2 a c u Eh A = Gebiet der Ueberfaltungsdecken. B = Ueberfahrene und überwältigte Grundschwelle. C = Abschürfungsdecken, welche von A über B vorgeschoben wurden und von da selbsttätig in die Tiefe glitten. kalkalpinen Schubdecken und den tieferen Gneisdecken, indem etwa jeder Gneisdecke eine abgespaltene Hangenddecke entsprechen würde und umgekehrt. Es wären also die kalkalpinen Decken gleichsam die abgewickelten Schilde der tiefen Gneisdecken, welche auf den Rücken dieser Rollen gegen Norden getragen wurden. Leider ist diese einfache Abwicklung ebensowenig vorhanden gewesen wie das Bild der einheitlichen Geosynklinale. Wenn man die Nordalpen als ein System von Abschürfungs- oder Abscherungsdecken des Untergrundes auffaßt, so hat man gegenüber dem Bauplan der Ueberfaltungshypothese ein weit geringeres Maß von Materialbeanspruchung und vor allem keine regionale mehrfache Um- brechung nötig. Ebenso kann man die heutigen Formen mit einem weit kleineren Betrag von Abtragung aus den ursprünglichen Bauformen ab- leiten. An allen wichtigeren Schubflächen ist die Möglichkeit zur För- derung von Schubschollen aus dem paläzoischen oder kristallinen Untergrund gegeben. 1920 H. Höfer - Heimhalt. 131 Ebenso besteht eine gleiche Möglichkeit für das Aufdringen von erzführenden Dämpfen und Lösungen in die Baufugen der Schub- decken. Die Lage der Haupterzführung entlang der Grenze von Kalk- alpen- und Grauwackenzone kann für diese Deutung der Tektonik gleich in Anspruch genommen werden. Natürlich würde sie ein verhältnismäßig junges Alter der Erz- lagerstätten zur Voraussetzung haben was aber vielfach durch die mittelbare oder unmittelbare Beziehung zu den großen, jungen Schub- flächen recht wahrscheinlich gemacht wird. Es ist nicht zu übersehen, daß nach dieser Auflösung der ost- alpinen Tektonik in eine primäre Tieffaltungszone und dazu mehr sekundäre Begleitzonen (im Norden und im- Süden) eben diese Be- gleitzonen doch den Charakter von etwas mehr Nebensächlichem erhalten. Auch erscheint uns eine Gebirgsbildung mit wesentlich schmäleren oder gar nicht entwickelten Begleitzonen als nicht unmöglich. Ein wesentlicher Unterschied im Bauplan der Öst- und West- alpen ist nicht vorhanden. Es sind die Erfahrungen beider Alpen- gebiete zum weiteren Fortschritt gleich zu verwenden. Der Unter- schied dieser beiden Alpenflügel liegt vielmehr in ihrem sehr ver- schiedenen Alter und Baurythmus. Die Ostalpen sind als Gebirgsbogen beträchtlich älter. Zur Zeit der gewaltigen, vorgosauischen Ueberfaltungen und Schuppungen lag in der Schweiz noch ruhig sedimentierendes Meer. Diese alten vorgosauischen Bewegungen sind aber in unseren Nordalpen bis gegen Vorarlberg hin nachweisbar. Sie brechen also gleichsam erst an der Grenze der Ostalpen ab und zeigen an, daß man es hier nicht mit einer sehr langsam von Osten gegen Westen vorschreitenden Welle der Gebirgsbildung zu tun hat, wenn auch das Ausmaß dieser Bewegungen westwärts sich zu vermindern scheint. Schon aus diesem Grunde muß die tektonische Grenze zwischen Ost- und Westalpen ein hohes Alter besitzen. Literaturnotiz. H. Höfer-Heimhalt. Grundwasser und Quellen. Eine Hydrogeologie des Untergrundes. 11. Aufl. 198 S. Mit 66 Ab- bildungen. Verlag von F. Vieweg und Sohn. Braunschweig 1920. Dieses Buch, das sich an jenen Kreis von Wissensdurstigen wendet, denen die Darstellungen der Hydrologie in den geologischen Lehrbücheın zu knapp und die in den Spezialwerken über Wasserversorgung zu ausführlich erscheinen, ist jetzt in zweiter Auflage erschienen. Sie weist bei gleicher Anordnung des Stoffes gegenüber der ersten in mehreren Belangen wichtige Ergänzungen auf. Die drei Abschnitte über Verdunstung, Abfluß und Versickerung eıfabren eine Bereicherung durch mehrere dem Leser gewiß willkommene Zusätze und Ein- fügung neuer Tabellen. Bei Besprechung der Kondensationshypothese wird nun auch der bekannten Veısache Krügers gedacht Vielleicht hätte auch noch ein Hinweis auf die Untersuchungen Mezgers, betreffend die Existenz einer von der Luftströmung unabhängigen Dampfströmung Platz finden können, durch 133 Verhandlungen. Nr. 7 welche die gegen eine alleinige Gültigkeit der Infiltrationstheorie sprechenden Umstände ohne Zurückgreifen auf Volgers Irrlehre erklärbar würden, Von großem theoretischem Interesse ist die nach Erwähnung des juvenilen Wassers erfolgende Aufstellung 'des Begriffes „fossiles Wasser‘. Der Autor ver- steht darunter das mit dem Erdöl vorkommende Salzwasser, ein chemisch (durch Reduktion der Sulfate) zum Teil umgewandeltes Meerwasser, welches zur Zeit der Anhäufung des tierischen Materials (zwecks Oelbildung) infolge der Trans- gression fast gleichzeitig mit diesem in der Erdkruste eingeschlossen und der Zirkulation entzogen wurde. Es entspricht dem cannot water der amerikanischen Geologen. Das Wort „fossil“ ist hier nicht wie bei dem „fossilen Eis“ an der Nordküste Ostsibiriens nur überhaupt zur Unterscheidung von rezent gebraucht, sondern in streng geologischem Sinne genommen, da ja das Erdölwasser von sehr hohem, bis frühkambrischem Alter sein kann. Im Abschnitt über das Grundwasser ist ein Kapitel „Die Grundwasserdecke“ eingeschoben, in welchem die Erscheinungen der Grundluft und Bodennebel sowie die Bakterienführung der obersten Bodenschichten zur Erörterung gelangen. Im Kapitel über das Verhalten des Grundwassers zum Tagwasser fand die bekannte Formel Aufnahme, welche die Beziehungen zwischen Menge und Temperatur von Grund- und Flußwasser ir solchen Brunnen aufzeigt, die unter der Einwirkung von Flußläufen stehen. Slichters Methode der Geschwindig- keitsmessung wırd etwas ausführlicher besprochen und durch zwei Diagramme erläutert. Dem Grundwasser der Dünen ist jetzt ein eigenes Kapitel gewidmet. Sehr benierkenswert erscheint eine vom Autor vorgenommene neue Klassifizierung der Quellen, welche der Vielgestaltigkeit dew Phänomene gerechter wird als die bisherigen Einteilungsversuche. Es werden unterschieden: I. Abfallende Quellen: A. Gehängequellen: a) Gletscherquellen, 5) Schutt- quellen, c) Lavaquellen, d) Tuffquellen, e) Gehängemoorquellen. — B. Grundwasser- quellen — C. Schichtquellen: a) Grenzschichtquellen, 5) Schichtfugenquellen, c) Flözquellen. — D. Ueberfallquellen: a) Solche im engeren Wortsinne, b) Sack- quellen. — E. Höhlenquellen. — F. Abfallende Spaltenquellen (Gipfelquellen). II. Aufsteigende Quellen: 4A. Hydrostatische Druckquellen. a) Artesische Schichtquellen, b) Artesische Schichtverwurfquellen, c) Spaltenverwurfquellen. — B. Gas- una Dampfquellen. Die Bezeichnungen sind wohl alle leicht verständlich. Eingehender als in der ersten Auflage werden die ''hermen besprochen und es wird bei der Erörterung der Frage nach dem juvenilen Ursprunge derselben den neueren von Knebel und Thoroilden, Mache und Bamberger und Gautier entwickelten An- schauungen volle Würdigung zuteil. Auch die radioaktıven Quellen sind ‘aus- führlicher erwähnt. Was dem vorliegenden Buche auch in seiner neuen Ferm besonderen Wert verleiht, ist, daß es sich auf langjährige und vielseitige eigene Beobachtungen und praktische Erfahrungen des Autors stützt. (Kerner.) Ze no = — 2 ‚ Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. N Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien II!. Steingasse 26. ee SEP gr ) VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. N2 8,9 Wien, August und September 1920 zum Vizedirektor der Geologischen Staatsanstalt, M. Girardis zum Offizial, F. Hubers zum Kanzlisten und O0. Laufs zum Vorstand der kartographischen Abteilung. — Ein- gesendete Mitteilungen: Fritz Härtel: Stratigraphische und tektonische Notizen über das Wocheiner Juragebiet. (Mit 3 Textfiguren.) — Literaturnotizen: K. Mieleitner. L. Mayet. — Zuwachs der Bibliothek: Zusammengestellt von Dr. A. Maluschka. NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlioh. Vorgänge an der Anstalt. Mit Erlaß des Staatsamtes für Unterricht vom 13. Juli 1920, Zahl 13703, wurde der Chefgeologe der Geologischen Staatsanstalt, Oberbergrat Dr. Julius Dreger zum Vizedirektor dieser Anstalt ernannt. Mit Erlaß desselben Staatsamtes vom 30. Juni 1920, Zahl 9059 wurde die Kanzleioffiziantin an der Geologischen Staatsanstalt Mar- garete Girardi zum Öffizial in der X. Rangsklasse und der Zeichner Franz Huber zum Kanzlisten in der XI. Rangsklasse der Staats- beamten ernannt. Ferner wurde mit Erlaß des gleichen Staatsamtes vom 14. Juli 1920, Zahl 13565, Herr Oskar Lauf von der kartographischen Abteilung der Geologischen Staatsanstalt zum Vorstand derselben ernannt. Eingesendete Mitteilungen. Fritz Härtel. Stratigraphische und tektonische No- tizen über das Wocheiner Juragebiet. (Mit 3 Textfiguren.) Während der geologische Aufbau der sogenannten julischen Vor- alpenzone, das heißt etwa der Region des Bata- und mittleren Isonzo- tales, durch zahlreiche Arbeiten von F. Kossmat bekanntgeworden ist 1), liegen ausführlichere Angaben über die julischen Hochalpen — mit Ausnahme der interessanten Umgebung von Raibl — seit Dieners „Beitrag zur Geologie des Zentralstockes der julischen Alpen“ 2) überhaupt nicht vor. 1899 begann F. Teller die Neukartierung dieses Gebirgsteiles und veröffentlichte deren erste Ergebnisse in den seither gegebenen Jahresberichten des Direktors in dieser Zeitschrift; leider war es ja Teller nicht mehr vergönnt, seine der Vollendung schon nahe gerückte Aufnahme des Blattes Radmannsdorf zum Ab- schluß zu bringen. Zum Zwecke eines speziellen Studiums der noch sehr wenig bekannten Juraablagerungen in den julischen Hochalpen, besonders in der Umgebung der Wochein, die ich im Jahre 1914 !) Vgl. darüber die Zusammenstellung in F. Heritsch, Verzeichnis der geol. Literatur der österr. Alpenländer, Leoben 1914, S. 64. 2) Jahrb. d. Geol. R-A., Wien 1884. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 8, 9. 19 192] 131 Verhandlungen. Nr..8, 9 teilweise auch aus eigener Anschauung kennen lernte, stellte mir Herr Prof. Kossmat die Aufnahmenotizen Tellers, ferner auch seine eigenen, in diesem Gebiet gesammelten Erfahrungen zur Verfügung; dafür, ebenso wie für seine Ratschläge bei der Durchführung meiner Arbeit spreche ich Herrn Prof. Kossmat auch an dieser Stelle meinen Dank aus. Die folgenden Seiten enthalten nur eine gedrängte Dar- stellung der Juragebiete im östlichen Teil der julischen Hochalpen, da es vorläufig nicht möglich ist, meine Untersuchungen, die einen Ueberblick über die Juraformation der gesamten Julischen Alpen sowie eine genauere Beschreibung der Wocheiner Liasfauna geben sollten, im vollen Umfange zum Druck zu bringen. I. Stratigraphische Bemerkungen. Der größte zusammenhängende Jurakomplex im Bereich der julischen Hochalpen, der als Kerschdorfer Juramulde bezeichnet werden soll, füllt in Form einer nach Süd überkippten Synklinale den Raum zwischen der Alpe Blatice im Westen, dem Steilhang oberhalb Mitterdorf bis Na Jele im Norden, dem Junat vrh östlich von Kopriv-. nik und reicht im Süden etwa bis zu den Orten Wälschgereuth, Brod und Wittnach. Er besitzt südlich der Save noch einen kleinen Aus- läufer gegenüber der Bahnstation Wocheiner Feistritz; ferner gehört zu ihm auch die durch die Triasscholle der Babna gora abgetrennte Juraregion bei Neuming, die anscheinend ebenfalls einen gegen Süd überstürzten Muldenbau aufweist. Während sich Ausdehnung und Lagerungsverhältnisse des soeben umschriebenen Juragebietes dank zahlreicher, meist durch die Wasser- läufe geschaffener Anschnitte kartographisch recht genau festlegen lassen, gilt dies in viel geringerem Maße für die Juraablagerungen, die sich in der Nähe von Goriusch und auf der Poklukahochfläche im Umkreis der Punkte Na Siucu und Pri Goreljeh und nordöstlich des Forsthauses Mrzli studenec am Rib$icabach finden. Hier bedingen die ausgedehnten Moränenreste wie auch die dichte Wiesen- und Walddecke, die das ganze flachwellige Poklukaplateau überzieht, einen großen Mangel an guten Aufschlüssen, wodurch eine genaue Kartierung fast ausgeschlossen erscheint. Das unmittelbare Liegende der Wocheiner Juraserie bilden überall die mächtigen Kalkmassen der oberen Trias. Sie sind normaler- weise als geschichteter Dachsteinkalk entwickelt, besitzen aber nicht selten auch dolomitischen ‘Charakter. Häufig treten darin Massen von korallenführenden Riffkalken, mehrfach auch solche von Breccienkalken und Oolithen auf. Letztere, die zum Beispiel östlich des Bahnhofs Wocheiner Feistritz und bei Lepence sowie in der Gegend zwischen Jereka und Koprivnik anstehen, wurden von Teller für jurassisch gehalten, entsprechen aber, obwohl sich der paläontologische Beweis dafür bisher noch nicht erbringen ließ, höchst wahrscheinlich den petrographisch ganz identischen und karnische bis norische Fossilien führenden Kalken, die im Wocheiner Tunnel angetroffen wurden.?) 1) F. Kossmat, Geol, des Wocheiner Tunnels, Denkschr. d. Akad. d. Wiss. Wien 1907, S. 9. 1920 Fritz Härtel. 135 Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß am Südfuß der Sav- nica westlich Wittnach Riffkalkbänke mit zahlreichen Fossilien ober- karnischen bis unternorischen Alters anstehen. Von diesen konnte ich unter anderen bestimmen: Arcestes Ciceronis Mojs., Paracladiscites cf. multilobatus Bronn sp., Placites sp., Purpuroidea ewxcelsior Koken, Cassianella angusta BDittn., Mysidioptera spinescens Bittn., Mysid. inversa Bittn., Halorella amphitoma Bronn sp., Rhynchonella juvavica Bittn. Diese Riffkalke unterlagern, ohne daß sich hier eine tektonische Stö- rung feststellen ließ, unmittelbar die mittelliasischen Hierlatzkalke. Es muß daraus auf eine längere Sedimentationsunterbrechung am Ende der Trias geschlossen werden, wovon ausführlicher an anderer Stelle berichtet werden soll. | Im südlichen und östlichen Teil der Pokluka, zum Beispiel an der Südabdachung des Rusov vrh und Javorov vrh und im ganzen Gebiet zwischen Obergoriusch und Zatrnik, erscheinen im oberen Teil der Trias dichte hornsteinführende Kalke, die ohne scharfe Grenze in normale Dachsteinkalke übergehen. Sie bieten ein gewisses Interesse durch ihre fazielle Verwandtschaft mit der hornsteinführen- den Dolomit- und Kalkfazies, die auf der Südseite der Julischen Alpen, besonders im Batagebiet, den Dachsteinkalk ersetzt. Die Juraserie selbst beginnt mit diekbankigen, weißen bis gelb- lichen Crinoidenkalken, die stellenweise durch Eisengehalt fleischrot oder gelbbraun gefärbt sind und durchaus der nordalpinen Hierlatz- fazies gleichen. Ihre volle, etwa 200-250 m betragende Mächtigkeit dürften sie nur im Bereich der Savnica besitzen, wo die Bänke im allgemeinen flach gegen West bis Nordwest fallen. Von hier aus reichen die Crinoidenkalke, zum Teil durch junge Alluvionen verhüllt, bis Kerschdorf und in die Gegend nördlich von Jereka; sie bilden ferner den östlichen Steilabsturz der Jerekaschlucht nördlich von Wittnach und treten mit derselben Streich- und Fallrichtung wieder in der Anhöhe von Vogari auf. Diesem ganzen Komplex von Hierlatzkalken, der kurz als Savnica-Vogari-Zug bezeichnet werden soll und in den von Norden her die jüngeren Juramergelschichten lappenartig ein- greifen, entspricht als Gegenflügel auf der Nordseite der Kerschdorfer Juramulde ein schmales Band derselben Gesteine, das sich am Ober- rande des Abhanges nördlich von Mitterdorf bis Podjele entlang zieht und steil unter die Triashornsteinkalke der Pokluka einfällt, also in- verse Lagerung aufweist. Gleichfalls in überkippter Stellung erscheinen die Crinoidenkalke östlich von Koprivnik. Kleinere Vorkommnisse der- selben Bildungen treten bei Neuming, am besten aufgeschlossen an der Savetalstraße östlich dieses Fleckens, sowie auf dem Pokluka- plateau östlich des Mesnovec und im oberen Teil der Rib$icaschlucht nordöstlich Mrzli studenec auf. An letztgenannter Stelle wurden inner- halb der Crinoidenkalke einzelne Hornsteinlinsen festgestellt; bei Neuming und in der Umgebung von Vogari sind in die Echinodermen- breceien lokal oolithische Partien eingeschaltet. Die normale Hangendgrenze der Crinoidenkalke wird, wie sich in den Profilen an der Straße nach Jereka dicht nördlich von Witt- nach, ferner an den Abhängen oberhalb von Mitterdorf, Podjele und Koprivnik beobachten ließ, gekennzeichnet durch einen Horizont stark 19* Nr: 8:29 Verhandlungen. 136 SE ae u Ze zu u Bi "uoyargsuorexogsig Op Sunyyorispejurg oIp ueuyotazoq uaruısdunıggg up Ur ojlarg "uuwy uopıom g9jnuLıaa ınu zuepto‘ ayr om ‘J10p usyoorqiojun ‘oU0LO283 FALEISIHA Purs uaTurssunıgIg ayostuorye] — "uassefodden NOAYOLFNOTSIIgDN 19P Zunyogiy ınz uOSUNIKMSR[LIEIRLLENG 9Ip PULS youıfo A Aoursyooq UoA opuuraryuy ıop pun Spnmeinf A9FIOPyosIayy Aop yoraag wm ‘000 85T : I :geIsge "uadıy uaosı[np u9y9ITJSQ AOp NIuoJNOL Anz pun uoIyBuLIoJeInF A9p Sunyraqdo‘ ımz SIIEASPIITSTVAEN yojjaA Jaulaypom on LogıDyowıad EST UaJyIIyG saualıaM sıq aysıuspysajun[FEJFRN2g0 vabıyoy'p SZBI 7] :swiuL KOT aW)YIOH zo [EISNETOTEE WerTEN pause Bunsdeunzyiugeia um n gaigabusasanybiug.ı Dunlagg RSS munc JDJUPND Co] 3112903 U01JDUNJO] ouuoıd I \urugazofyf alljodoupagy DPELCTHTIIW) a fi Saıs I UA Sr Ö 6 A : N 2 Nee Dujn|zo YA 1jagage aljod ojay 157 Fritz Härtel, 1920 yfeyurjsunog = 4097 — 'yMOO = 00 - “(seıpjoggIm) AIENZYEeLLSIT — .(9 — "19Joryasuo], uaugIom — ou Sal > NEL — 0 pun onpexjoStom opusaynzursgsunoy — Y SEHE :SBII]L 9129940 :Bınf :ıB3aenO) JpInmeanp TOUIoT9oA IP Y9Anp -9]yoLT ‚ — (abaıdssa1aay zJı2JS12J yauıaWmoMmM A 9% DIIUADGS Sscht wioosı ydaA nosny OSS MNN 1abaıdscasaayy BAT >= ae set aypnıg lag ang 0S Eu GENBIEZ TS vagusboyauac rDajpId -puob pugpg A 11DBon 138 Verhandlungen. Nr. 8,9 eisenschüssiger, dunkel rotbraun gefärbter Gesteine, die zuweilen in regelrechte Eisenoolithe übergehen und reichlichen Tongehalt zeigen. Die stratigraphische Stellung der in Rede stehenden Hierlatz- kalke ergibt sich aus einer ansehnlichen Fossilserie, die hauptsächlich aus der Gegend von Kerschdorf, Jereka und Wittnach stammt.!) Darnach vertreten die Crinoidenkalke der Kerschdorfer Mulde aus- schließlich mittleren Lias, und zwar ist dessen untere Stufe nur durch : Brachiopoden nachweisbar, während die oberen Bänke, die der Hoch- stufe des Mittellias, dem sogenannten Domeriano der Südalpen ent- sprechen, neben Brachiopoden auch eine größere Anzahl von Cephalo- poden, Gastropoden und Bivalven enthaiten. Die genauere Beschreibung der Wocheiner Mittelliasfauna muß späterer Veröffentlichung vorbe- halten bleiben; hier gestattet der Raum nur eine Aufzählung der Fossilnamen. Echinodermen. Cidaris sp. indet. 2 Stück. Brachiopoden. Ifhynchonella cf. palmata Opp. 1 Stück. “ palmaeformis O. Haas 29 St. E, Jlabellum Menegh. 2 St. triquelra Gemm. cf. var. Boeseana O. Haas 1-'St. Scherina Gemm. 1 St. cf. Albertü Opp. 2 St. Fabianiü Dal Piaz 1 St. De Lottoi Dal Piaz 3 St. cf. Frausi Opp. 5 St. R fascicostata Uhlig 3 St. fascicostata nov. var. densicosta 2 St. „ef. fascicostuta Uhlig“ OÖ, Haas 2St. cf. subdecussata Uhlig 1. St. ; cf. tetraölra Parona (Sow.?) 1 St. = peristera Uhlig 1 St. ei cf. peristera Uhlig 3 St. cf. Delmensis H. Haas 2 St. „sp. indet.“ Parona 1 St. Rlıynchonellina Telleri nov. sp. 2 St. Spiriferina gryphoidea Uhlig 11 St. pyriformis Seg. 3 St. rostrata Schloth. 17 St. rostrata Schl. nov. var. sinuata 6 St. 5 alpina Oppel 12 St. !) Der größere Teil der nachstehend aufgezählten Fossilien wurde mir durch Vermittlung von Heıın Prof. Kossmat aus den Sammlungen der Geol. R.-A. und des Paläontolog. Instituts der Universität Wien zur Bestimmung überwiesen; eine Anzahl weiterer, von mir im Jahre 1914 aufgesammelter Stücke befindet sich in der Sammlung des Geol.-pal. Instituts der Universität Leipzig. i ee 1920 Fritz Härtel. 139 Spiriferina angulata Oppel 7 St. A expansa var. plicata Par. 5 St. . cf. decipiens Schlosser 2 St. ß nov. sp. indet. 1 St. Terebratula punctata? Sow. 2 St. 2 Aspasia Mogh. typ. (= var. major Zitt) 10 St. e r „ var. Myrto Mgh. 3 St. M 2 „. var. carinata O. Haas 6 St. % 3 »„. (Jugen lexemplare) 30 St. r Cornicolana Canavuri 2 St. nimbata Oppel 3 St. a nimbata Opp. nov. var, bohinica 2 St. s Erbaensis Suess 1 St. 5 synophrys Uhlig 3 St. n De Lorenzoi Böse 8 St. Waldheimia venusta Uhlig 1 St. 3 alpina Geyer 4 St. a Sarthacensis d’Orb. sp. 3 St. , cf. oenana Böse 3 St. R Meneghinii Par. 3 St. \ . stapia Opp. var. meridionalis Dal Piaz 1 St. ; o.cygonia Uhlig 5 St. : pseudoxygonia O. Haas 4 St. zusammen 219 Exemplare. Lamellibranchiaten. Oxytoma inaequivalve Sow. sp. 4 St. Diotis Janus Mgh. var. paucicosta OÖ. Haas 5 St. Pecten (Entolium) aff. Ponzii Gemm. 2 St. Pecten (Chlamys) ex. af. P. valoniensis Defr. 4 St. Carpenteria (Terquemia) pectiniformis Desl. 1 St. Mytilus cf. transalpinus Tausch 1 St. Arca aviculina Schafh. 2 St. zusammen 19 Exemplare. Gastropoden. Pleurotomaria „ef. pinguis d’Orb.“ O. Haas 2 St. ® coarctata Stol. 1 St. z sp. indet. 1. St. Phasidnella turbinata Stol. 2 St. Trochus lautus Stol. 2 St. 8 ? sp. indet..1 St. zusammen 9 Exemplare. 140 Verhandlungen. Nr. 8, B) Ceplhalopoden. Phylloceras Geyeri Bonarelli 2 St. ß sp. indet.exaff. Ph. Partschi Stur 1St. E anonymum O. Haas 1 St. 2 frondosum Reynes sp. 1 St. Rhacophyllites ex af. liberti Gemm. 1 St. e planispira Reynes sp. 1 St. (Meneghiniceras) lariensis Mgh.1St. Lytocer as cf. secernendum de Stef. 1 St. E nothum? Mgh. 1 St. £ sp.-indet. 2 St. Amaltheus margaritatus Montf. 8 St. 5 5 „ var.laevis Quenst. 2 St. > sp.‘indet. 1 St. Harpoceras (Arieticeras) retrosicosta Oppel sp. ES 5 } Bertrandi Kilian 1 St. E e Geyeri Del Campana 1 ’SR N a cf. Reynesi Fucini 3 St. s (Grammoceras) aeguiondulatum Bet- toni var. 1 St. 5 - percostatum Fuecini 4 St. 5 (Harpoceratoides) serotinum Bettöni 2 St. Atractites ex af. A. Indunensis Stop. 3 St. Delemnites sp. indet. 6 St. Zusammen 45 Exemplare. Fische. Orthacodus longidens Agassiz sp. 1 St. Ueber den Hierlatzkalken folgt eine durch reichliche Hornstein- führung ausgezeichnete Serie dünnschichtiger, mergelreicher Ablage- rungen, deren Tongehalt nach oben hin zunimmt und die manche Aehnlichkeit mit der nordalpinen Fleckenmergelfazies aufweisen. Nahe ihrer Hangendgrenze schalten sich kalkig-dolomitische Sandsteine mit verkohltem Pflanzendetritus ein, woraus sich im ganzen das Bild einer allmählichen teilweisen Verlandung des Sedimentationsbereiches er- gibt. Die Mächtigkeit dieses Schichtkomplexes, der an Fläche den größeren Teil des Juragebiets der Kerschdorfer Mulde-und auf der Pokluka einnimmt, läßt” sich infolge meist stark gestörter Lagerung nicht feststellen; doch dürfte sie derjenigen der Hierlatzkalke min- destens gleichkommen, sie wahrscheinlich sogar noch etwas übertreffen. Der Verband mit dem in Hierlatzfazies entwickelten Mittellias war 1914 zum Beispiel gut aufgeschlossen an der ersten Kurve der neuen Straße nach Jereka dicht oberhalb Wittnach: Die hangendsten Bänke 1920 Fritz Härtel. 141 der Crinoidenkalke, welche dort die schon erwähnten rotbraunen, limonitreichen Lagen enthalten, gehen nach oben über in dünnplattige, vielfach verbogene Schichten von rötlich oder grünlichgrau gefärbten, fleckigen Mergelkalken, die majolikaartigen Bruch besitzen und Horn- stein in Knauern oder bis 15 cm dicken Lagen einschließen. Nach dem Hangenden zu sind diese Schichten durch Wechsellagerung mit dunkelbraunen, grau oder violett gefleckten, tonreichen Schiefern ver knüpft, die bei Verwitterung griffelig zerfallen und sich gleichfalls durch Hornsteinführung auszeichnen. Letztere erlangen in den Profilen nördlich von Mitterdorf, Kerschdorf und Podjele sowie am Abhang des Junat vrh östlich von Koprivnik, wo sich überall, nur mit über- kippter Lagerung, dieselbe Schichtfolge beobachten läßt wie bei Wittnach, größere Mächtigkeit als dort und enthalten in ihren obersten Partien eigenartige, rostbraun verwitternde Bänke von gröber klasti- scher Ausbildung. Diese treten zum Beispiel auf in dem nördlich Studorf zur Blaticealpe führenden Graben, in der Nähe der Mitter- dorfer Kirche, im Zeotargraben südlich Vogari, bei Koprivnik und sind besonders gut zu studieren in der nächsten Umgebung von Brod und in dem großen Aufschluß gegenüber der Bahnstation Wocheiner Feistritz. Es handelt sich um in frischem Zustand dunkelgraugrüne, kalkig-dolomitische, oft von weißen Kalzitadern durchsetzte Sandsteine, die in Bänke von wenigen Zentimetern bis 1 m Dicke gegliedert sind; zwischen diese schalten sich mehr oder minder mächtige Lagen der dunklen, schokoladebraunen Schiefertone ein, die stellenweise nur noch dünne Bestege zwischen den festen Sandsteinen bilden und gelegentlich auch Hornstein führen. In einzelnen, meist mürberen Sandsteinschichten tritt verkohlter Pflanzenhäcksel in oft beträchtlicher Menge und bis walnußgroßen Stücken auf. Im Dünnschliff zeigen diese klastischen Bildungen zwischen der Hauptmasse von karbonatischen Trümmern, Quarz- und Qarzitkörnern reichlich eingestreute, kantige Brocken von gelblichem oder grünen Serpentin, daneben seltener auch Chloritschuppen und Körnchen eines schwarzen Eisenerzes. Die Herkunft dieser Mineralien, die nur als Reste frisch aufbereiteten, basischen Eruptivmaterials erklärt werden können, ist nicht ohne weiteres klar. Für die Annahme, daß sie aus gleichaltrigen, also jurassischen Eruptivgesteinen stammen, liegen keinerlei Anhaltspunkte vor, da solche in der näheren Umgebung des in Rede stehenden Gebiets nirgends bekannt sind. Die ophitischen Gesteine im Oberjura der dinarischen Ketten Bosniens und Altserbiens wie auch die der „rhätischen“ Fazies der Westalpen sind sicher wesentlich jünger als die Kalksandsteine der Wocheiner Fleckenmergelserie. Daß ferner bereits zur Jurazeit in den Julischen Alpen ladinische Ergußgesteine zur Abtragung frei gelegen haben sollten, unter denen sich ja auch Glieder der basischen Reihe befinden !), ist kaum vorstellbar. Am wahrscheinlichsten dürften die genannten Mineralfragmente wohl aus paläozoischen basischen Eruptiven, die sich heute an verschiedenen !) Zum Beispiel fand Teller dicht südlich des Wocheiner Sees Diabas- tuffe; einige Handstücke, die mir Herr Prof. Kossmat aus der Gegend von Kropp (am Ostabhang nes Jeloucaplateaus) zur Untersuchung gab, erwiesen .sich als echte Melaphyre. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 8, 9. 20 142 Verhandlungen. Nr. 8, 6) Stellen der Karnischen Alpen und Karawanken finden, nach? Süden transportiert worden sein. Eine genauere Altersbestimmung der soeben besprochenen jurassi- schen Mergel- und Schieferserie, die sich übrigens in ganz derselben Weise auch über den Hierlatzkalken der Pokluka wiederholt (den besten Aufschluß bot hier der Bau der neuen Straße, die von Mrzli studenee über Zatrnik nach Krnica führt), stößt insofern auf Schwierig- keiten, als Leitfossilien fast gänzlich fehlen. Nur im untersten Teil dieser Schichtfolge, den bunten Kalkmergeln, hat Stur?) bei Kopriv- nik ein Harpoceras radians gefunden, wodurch also Oberlias sicher- gestellt ist. In denselben Schichten fanden sich bei Wittnach zwei kleine, unbestimmbare Belemnitenrostren. U.d.M. lassen diese roten und grünlichen Mergelgesteine zahlreiche lichte Flecken von rund- lichem Umriß erkennen, die, wie ich einer mündlichen Aeußerung von Dr. A. Winkler entnehme?), von zerstörten Foraminiferen- gehäusen herrühren; in den mir zur Untersuchung verfügbaren Proben aus der Nähe von Wittnach ist nur eine einzige Textularide noch erkennbar. Aus dem höheren, dunkler gefärbten Teil der Flecken- mergelserie sind Fossilien bisher überhaupt noch nicht bekannt. Die dolomitischen Kalksandsteine an der Hangendgrenze schließen viele Mikroorganismen ein, unter denen sich die zur Horizontierung leider nicht verwendbaren Foraminiferengattungen Textularia, Globigerina, Orbulina, Nonionina sowie Bruchstücke von Li’hothamnium- oder Litho- phyllum-ähnlichen Kalkalgen erkennen lassen. Der Erhaltungszustand der zu Kohle umgesetzten Pflanzenreste gestattet keine nähere Be- stimmung. Sicher umfaßt der gesamte Mergel- und Schieferkomplex außer dem durch einen einzigen Harpoceraten erwiesenen Oberlias auch einen Teil des Dogger. Die bedeutende Strandnähe, welche durch den zunehmenden Tongehalt, die Sandsteine und vor allem durch die in letzteren enthaltenen zahlreichen Kohlereste angedeutet ist, bedingte jedenfalls eine relativ rasche Ablagerung dieser Sedimente, und ich glaube daher nicht, daß sie wesentlich über den unteren, höchstens mittleren Dogger hinausreichen. Um diese Zeit hat sich offenbar eine Regression des Meeres in unserem Gebiet vollzogen, und höhere Juraschichten sind weder im Bereiche der Kerschdorfer Mulde, noch auf der Pokluka nachweisbar. Daß solche jedoch tatsächlich vorhanden waren und wahrscheinlich nur durch spätere Abtragung wieder entfernt wurden, beweist ein wohl an einer Störung eingeklemmter Oberjurarest, den Teller am ‚segenannten Feistritzursprung (südlich der Häusergruppe Zlan) fand. Dort treten im Bereiche der Obertriaskalke unvermiitelt rote und grünliche, dünnplattige, mit Brekzienkalken wechselnde Kalke auf, die einige Exemplare von Apiychus lamellosus lieferten. In der Nähe ist übrigens auch eine kleine isolierte Partie bunter, jedenfalls ober- liasischer Mergelkalke vorhanden, die ganz denen bei Wittnach gleichen. 1) Jahrbuch d. Geol. R.-A. Wien, Bd. 9, S. 342. ?) Herr Dr. Winkler teilte mir freundlicherweise mit, daß petrographisch ganz identische Juramergel des Kıngebietes zahlreiche bestimmbare Foramini- teren enthalten. 1920 Fritz Härtel. 143 Die schmale Zone dünnschieferiger Juragesteine, welche sich oberhalb der Hebatalpe an einer später noch zu besprechenden Dis- lokation entlang zieht, gehört petrographisch noch durchaus zur Wocheiner Fleckenmergelfazies und ist als unmittelbare Fortsetzung der Kerschdorfer Mulde anzusehen, die sich bei der Blaticealpe (nördlich des Studor vrh) gegen West hin ausspitzt. Erst weiter west- lich sind in größerer Ausdehnung oberjurassische Sedimente erhalten geblieben, im Tale der Triglavseen; sie streichen dort in einem nach Osten offenen Bogen aus, der sich weiter, mit nach Norden gerich- teter Konkavität, in der Gegend zwischen der Ozebnik planina und Dednopolje fortsetzt '). Dieser Jurazug steht zweifellos mit der gegen Süd überkippten Kerschdorfer Synklinale in tektonischer Verbindung (vgl. tektonischer Teil S. 146). Stratigraphisch weicht er dagegen vom Wocheiner Juragebiet beträchtlich ab. Besonders deutlich beob- achtet man dies in den Aufschlüssen nördlich der Triglavseenhütte. Südlich des (von Norden gerechnet) dritten Triglavsees sieht man über dem flach östlich einfallenden Dachsteinkalk eine dort etwa 30 m mächtige Folge von roten, oft ausgesprochen knolligen Kalken, worin Hornsteinlinsen auftreten; Echinodermenreste sind stellenweise ein- gestreut. Dieser Jura zieht nach Süden ununterbrochen zur Triglavseen- hütte, die auf ihm steht. Die Schichten bestehen aus rötlichen oder grauen, von tiefen Schratten zerfressenen Kalken; das Fallen ist nach Ostsüdost gegen die aufgeschobenen massigen Triaskalke gerichtet, deren von einem Schuttfuß begleitete Wand die Ostseite des Seen- tales bildet. Einige hundert Meter südlich von dem See bei Kote 1830 sieht man in rötlichem Knolienkalk Ammonitenschnitte, darunter ein » vermutliches Phylloceras sowie ein spezifisch nicht bestimmbares Peri- sphänctes-Bruchstück, so daß die schon nach dem Gesteinscharakter zu vermutende Zugehörigkeit zum Oberjura dadurch bestätigt wird. Im südlichen Abschnitt des Seentales treten graue, zerknitterte, nordöstlich fallende Kalkmergelschiefer mit gewundenen Hornstein- linsen auf. Diese Schichtenzone wendet sich in einem nach Norden offenen Bogen gegen die Ozehnik planina, wo schön rote und fleisch- farbige Jurakalke anstehen. Im Gebiet nördlich der Triglavseenhütte beobachtet man eine Transgression der im Wocheiner Gebiet nicht mehr erhaltenen Ober- juraschichten auf Dachsteinkalk, wobei jedoch die Grenze keine Winkel- diskordanz erkennen läßt; daß eine Lücke vorhanden ist, zeigt aber das gelegentliche Auftreten klastischer Partien in der Grenzzone des Jura gegen den megalodontenführenden Dachsteinkalk. Leider ist nicht festzustellen, in welcher Weise sich dieser auffallende stratigraphische Wechsel zwischen dem Wocheiner Juragebiet und dem Triglavseenzug vollzieht, da der unmittelbare Zusammenhang beider Gebiete durch die vom Studor vrh über die Hebatalpe nach Westen ziehende Störungs- linie unterbrochen wird und Fossilien aus dem südlichen Teil des Jurazuges im Triglavseental nicht bekannt sind. 1) Die folgenden Notizen über dieses Oberjuragebiet verdanke ich Herrn Prof. Kossmat. 20* 144 Verhandlungen. Nr: 8.9 Es kann hier nur ganz kurz darauf hingewiesen werden, daß ein Uebergreifen von ÖOberjuraschichten auf Dachsteinkalk, soweit unsere Kenntnis über die betreffenden Gebiete heute reicht, auch in großen Teilen der weiter westlich liegenden julischen Alpenregion stattgefunden haben muß). Zieht man hierzu vergleichsweise noch das Juraprofil vom Südabhang des Wocheiner Kammes?) heran, wo unter den mittelliasischen Hierlatzkalken (mit Phylloceras Partschi!) die höchstwahrscheinlich unterliasischen Crnaprstschiefer entwickelt sind, so ergibt sich für die Julischen Alpen ein allmähliches Vor- dringen des Jurameeres in der allgemeinen Richtung von Südost nach Nordwest, das heißt gegen das Innere des Gebirges. 2. Bemerkungen zur Tektonik des Wocheiner Juragebietes. Aus den Profilen von Mitterdorf, Kerschdorf und Podjele geht klar hervor, daß die oben als Kerschdorfer Mulde bezeichnete Jura- zone eine Synklinale darstellt, die, in den aus Öbertriaskalken be- stehenden Sockel eingefaltet, zunächst östlich, dann nordöstlich streicht und steil nach Süden überkippt ist. Während ihr Südflügel mit den in Hierlatzfazies entwickelten Mittelliasschichten den Riffkalkbänken der Savnica in breiter Fläche auflagert, ist der flexurähnliche Nord- schenkel stark zusammengepreßt und läßt an der Südkante des Pok- lukaplateaus nur noch ein schmales Band von Liascrinoidenkalken zutage treten. j Gegen Westen hin nimmt die Mulde schnell an Breite ab; die Flexur am Nordrande geht etwa nördlich von Studorf in einen Bruch über, der die jurassischen Mergelschiefer direkt gegen die Dachstein- kalke abschneidet. Aber auch am Südrand der Mulde sind bei Studorf unter den Fleckenmergeln keine Crinoidenkalke mehr sichtbar; auch hier bildet gegen die Dachsteinkalke des Studor vrh eine Verwerfung die Grenze. Diese setzt sich wahrscheinlich unter dem Quartär der Mitterdorfer Talmulde zur Nordostecke der Rudnica fort und begrenzt in nach Osten konvexem Bogen den ganzen östlichen Teil des Berges, dessen mächtige graue Triaskalke am Fuße durch die Fleckenmergel- region der Umgebung von Brod umgürtet werden. Westlich von der Blaticealpe 3) vereinigt sich diese Bruchlinie mit der nördlichen, vom Ribnicagraben her nach Südwesten streichenden Randverwerfung und bringt dadurch die Wocheiner Hauptmulde in dieser Richtung völlig zum Verschwinden. In der beifolgenden Skizze Tellers, welche die Ansicht aus dem von Studorf zur Blaticealpe hinaufziehenden Graben gegen Westen wiedergibt, ist deutlich zu sehen, daB hier nur noch ein wenig mächtiger Rest von steilgestellten Liasmergelschiefern zwischen die Dachsteinkalkmassen des Studor vrh und der Uskovnica !) Vgl. dazu auch die im Jahrb. d. Geol. R.-A. Wien, Bd. 1919 erscheinende Arbeit von A. Winkler über den Jura im Krngebiet, von dessen Schichtfolge ich durch die Freundlichkeit des Autors bereits Kenntnis erhielt. 2) Vgl. F. Kossmat, Geol. des Wocheiner Tunnels, S. 12 f. °) Der von Blatice nach Südost zur Rudnica streichenden Verwerfung scheint das südliche Ende der von Diener (Geologie des Zentralstockes der jul. Alpen, S. 704) eingezeichneten Triglavlinie zu entsprechen, die aber als solcbe nach den Aufnahmen von Teller und Kossmat nicht existiert. x 1920 Fritz Härtel. 145 eingeklemmt ist. Die vereinigte Bruchlinie verläuft weiter quer über den Mostnicagraben nach West, beziehungsweise Nordwest. Aber noch auf dem jenseitigen Abhang in der Gegend der Vogaralpe erkennt man deutlich, wie zwei verschieden gelagerte Dachsteinkalkschollen, durch eine steil nach Nord einschießende Verwerfung getrennt, mulden- artig aneinander stoßen, und in der streichenden Fortsetzung von der =) Studor vrh N Südrand des DK- Plateaus der „Uskovnic ah , ef, Fr z Bag 1 ba Ne S \n Vogaralpe N x Abfall zum Wocheiner See Skizzen von der westlichen Ausspitzung der Kerschdorfer Juramulde. (Nach F. Teller.) Oben: In Dachsteinkalk eingeklemmte Jurafleckenmergel an der Blatice-Alpe westlich Studorf. Unten: Blick vom östlichen Gehänge des MoStnicagrabens gegen die Vogaralpe nördlich des Wocheiner Sees. Dk — Dachsteinkalk. — fIm = jurassische Fleckenmergel. — V = Verwerfung. Hebatalpe gegen Westen ist zwischen den Dachsteinkalken sogar nochmals ein schmaler Keil von dunklen Mergelschiefern eingeklemmt, der in der Karte als langes, etwa ostwestlich streichendes Band er- scheint. Schon von St. Johann aus ist diese schmale Jurazone erkenn- bar als eine auffallende, terrassenartige Stufe auf halber Höhe des Steilhanges, der das Nordufer des Wocheiner Sees begleitet. Wie 146 Verhandlungen. Nr. 89 bereits durch F. Kossmat nachgewiesen wurde), bildet diese Dis- lokation einen Teil des Südrandes einer tektonischen Einheit, deren westlicher Teil als flach gelagerte, in der Zlatna und dem Debeli vrh gipfelnde Riffkalkplatte den normal über Dachsteinkalk liegenden OÜberjuraschichten des Triglavseentales und der Gegend nördlich der Ozebnik planina aufgeschoben ist. Die Studor-Hebatdislokation läuft in die genannte Schubplatte hinein und schneidet deren lappenartig nach Süden ausgebuchteten Erosionsrand bei der Dednopolje-Alpe. In nordöstlicher Richtung konnten wir den Nordrand der Kersch- dorfer Juramulde verfolgen bis zum Steilhang von Na Jele, wo mit scharf rechtwinkeligem Knick eine Umbiegung nach Südosten statt- findet. Die Ostgrenze der Mulde wird also ebenfalls von einer Störungslinie gebildet, die mit annähernd südöstlichem Streichen am Abfall des Junat vrh gegen Koprivnik und weiterhin bis zum Saveknie unterhalb von Neuming durchzieht, von wo sie sich auf dem südlichen Saveufer in dem auffallend gerade verlaufenden Koritagraben fort- setzt und in der Gegend nordwestlich von Eisnern in die Krn-Kobla- überschiebung einmündet°). Das Liasprofil nordöstlich von Koprivnik zeigt wieder das Bild einer unter die Triaskalke tauchenden, und zwar hier nach Südwest überkippten Mulde; nur ist deren normaler Liegendschenkel abgeschnitten, so daß der inverse Nordostflügel mit den Fleckenmergeln direkt auf dem Triaskalkplateau der Babna gora ruht. Die Schichten der Kerschdorfer Juramulde haben also unter dem Einfluß von zwei Hauptdruckrichtungen gestanden, die etwa von Nordwest und Nordost, das heißt fast senkrecht gegeneinander wirkten und die Juraschichten zur überkippten und rechtwinkelig geknickten Synklinale zusammenstauchten. Es ist daher zu erwarten, daß der Gebirgsteil, welcher etwa in der Richtung der Winkelhalbierenden zwischen den beiden Ueberschiebungslinien °) liegt, eingefaltet wurde. In die von Südwest nach Nordost streichende, oben als Savnica- Vogari-Zug bezeichnete Zone von Grinoidenkalken des südlichen Muldenschenkels greifen nämlich die den Muldenkern bildenden Mergel- schichten von Podjele im Norden bis nach Jereka, anderseits von Süden her in die Jerekaschlucht oberhalb von Wittnach vor. Die Verbindungslinie der beiden gegeneinander ausspitzenden Flecken- mergelkeile wird jedenfalls durch einen Bruch dargestellt, der im oberen Teile der Schlucht südlich von Jereka die Crinoidenkalke der Savnica durchschneidet. Der ganze, streng nordsüdliche Verlauf des !) Die adriatische Umrandung etc. S. 100. 2) Offenbar stehen mit dieser Störung die eigenartig rot gefärbten, san- digen Gesteinsschmitzen in Zusammenhang, die an dem Bergvorsprung südöst- lich von Neuming als Kluftausfüllung mitten im hellen Dachsteinkalk auftreten und vermutlich als ein von oben in die Verwerfungsklüfte hineingeratener Tertiär- rest zu deuten sind. °) Der hier und im folgenden gebrauchte Ausdruck „Ueber:chiebung“ soll nur das tektonische Lager ungsverhältnis der Schollen bezeichnen, nicht aber den Sinn der Bewegung Was den letzteren anlangt, handelt es sich in dem geschil- derten Schuppengebiet im allgemeinen um eine nach Norden gerichtete „Unter- schiebung“ der tieferen Scholle (vgl. dazu F. Kossmat, Die adriatische Um- randung etc.). 1920 Fritz Härtel. 147 Jerekabaches ist.wohl auf diese diagonal liegende tektonische Tiefen- zone zurückzuführen. Mit ihr hängt möglicherweise auch noch die Erhaltung des Komplexes jurassischer Schiefer und Sandsteine gegen- über der Bahnstation Wocheiner Feistritz zusammen, dessen scheinbar konkordante Auflagerung auf den Triasoolithen dann nur tektonisch zustande gekommen wäre, während man andernfalls ein lokales Ueber- greifen der Jurasandsteine auf tiefere Schichtglieder der Obertrias annehmen müßte. Von dem weit nach Süden gegen Jereka vorspringenden Flecken- mergelkomplex zieht sich tief in den Zeotargraben (südlich von Vogari) eine schmale Abzweigung hinein, die nach den Skizzen Tellers eine mit ihren Schichtköpfen nach Ostsüdost blickende, von Nordwest her überschobene sekundäre Einfaltung darstellt und sich gegen den Hintergrund des schluchtartig verengten Grabens mehr und mehr verjüngt, um wahrscheinlich in einer kurzen, nach Nordosten hin er- sterbenden Längsverwerfung im Crinoidenkalkzug von Vogari auszu- klingen. Der transversal zum Hauptstreichen der Synklinale wirkende Faltungsdruck äußert sich ferner in der nordsüdlich verlaufenden Aufwölbung von Crinoidenkalken zwischen der Javornica und Podjele, die sich gegen das Poklukaplateau weit in die Fleckenmergelregion hinein vorschiebt. Derselben Tendenz entspricht die Ueberschiebung des Dachsteinkalkes der Babna gora auf die Liaskalke oberhalb von Wittnach, die vom. südlichen Saveufer aus gut zu beobachten ist. Während nämlich nördlich von Lepence die Oolith- und die darüber- liegenden Hierlatzkalkbänke nach Westen einfallen, verflächen die Dachsteinkalke der Babna gora, welche offensichtlich auf jene empor- geschoben wurden, deutlich nach Osten. Querstörungen schließen auch den nördlichen Teil der von Fleckenmergeln gebildeten Einsattelung zwischen Rudnica und Sav- nica ein: auf der Westseite die bereits erwähnte südöstliche Fort- setzung des Studorfer Bruches, auf der gegenüberliegenden Seite eine ihr parallel gerichtete Verwerfung an der Nordwestecke der Savnica, welche die Crinoidenkalke gegen den oberen Teil der Fleckenmergel abschneidet; letztere setzt sich möglicherweise noch gegen das West- ende der Ortschaft Kerschdorf hin fort. Als Längsverwerfung (im Sinne des Streichens der Kerschdorfer Mulde) muß dagegen eine andere Störungslinie angesehen werden, die sich durchaus der allgemeinen Streichrichtung dieser Synklinale anpaßt und schon orographisch durch den schroffen Steilabsturz des Babna gora-Plateaus gegen das Savetal markiert wird. Sie läßt sich von den Dachsteinkalkfelsen von Boltarjo brdo aus, die sich beträcht- lich über die Juraschichten von Neuming erheben, in südwestlicher Richtung verfolgen bis in die Nähe von Wittnach und lebt, durch die vorhin erwähnte Nordsüdstörung der Jerekaschlucht transversal unter- brochen, wieder auf im steilen Südabhang der Savnica, an deren Fuß die Jurafleckenmergel durchstreichen. Die weitere Fortsetzung ver- schwindet unter den Alluvionen des Savetales. Diese Linie läuft also dem Nordrand der Liasmulde fast genau parallel und ist dement- sprechend wahrscheinlich ebenfalls als Ausbiß einer steil nach Nord 148 Verhandlungen. N. 8, 9 einfallenden Ueberschiebungsfläche zu deuten. Unter. diesem Gesichts- punkt stellt die kleine Juramulde bei Neuming, die auf engem Raum in gegenseitigem Wechsel je zweimal Fleckenmergel und Crinoiden- kalke zum Ausstrich bringt und daher sicher sehr eng zusammen- gepreßt, vielleicht sogar noch von einer kurzen Längsstörung durch- schnitten ist, gewissermaßen das verkleinerte Abbild der Kerschdorfer Hauptmulde dar, da sie gleichfalls von Nordwest und Nordost her durch die Triaskalke überschoben wird. Die Triasplatte der Babna gora ist sicher nach Süden zwischen Wittnach und Boltarjo brdo durch einen Bruch begrenzt, gleichzeitig aber auch, wie aus dem Profil oberhalb von Lepence hervorgeht, nach Westen, beziehungsweise Südwesten hin auf Liasschichten über- schoben. Es gewinnt nun den Anschein, als ob sich diese Dislokation, weiter nach Nord und schließlich Nordost umbiegend, in eine ver- mutlich steil nach Süd®n einfallende Verwerfung fortsetzt, welche die Grenze zwischen den Lias-Crinoidenkalken von Vogari und den einer tieferen Triaszone angehörenden Oolithen zwischen Jereka und Koprivnik bildet. Das Triaskalkplateau der Babna gora wird somit auf drei Seiten von Bruchlinien abgeschnitten, die mindestens auf der Süd- und Westseite als nach außen gerichtete Ueberschiebungen aufzufassen sind: es stellt unter diesen Verhältnisson eine Miniatur- form der großen, von F. Kossmat nachgewiesenen Schubschollen dar, die aus dem Plateau der Julischen Alpen herausgeschnitten und transversal zu deren tektonischer Hauptrichtung schuppenartig über- einander gelegt wurden. Während somit der tektonische Bau im Bereich der Kersch- dorfer Mulde dank den zahlreichen Aufschlüssen, die eine genaue Kartierung ermöglichen, in allen wesentlichen Zügen klargelegt werden kann, ist dies für die Jurazone bei Goriusch und in der weiten Um- gebung von Na Siucu und Pri Goreljeh in viel geringerem Maße der Fall, da sich hier aus den schon früher genannten Gründen die Ver- breitungsgrenzen der Juraschichten überhaupt nicht scharf fixieren lassen. Daß dieses Juragebiet nicht, wie die älteren Autoren an- nahmen, einfach flach und ungestört der Triastafel der Pokluka auf- ruht, geht schon daraus hervor, daß südöstlich von Na Siucu die Fleckenmergel zwischen Dachsteinkalke eingeklemmt sind, ferner östlich von Obergoriusch, anscheinend gleichfalls direkt auf Dachstein- kalk liegend, steil südlich fallen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß in diesem ganzen Gebiet auf sehr weite Erstreckung hin unter den Mergelschichten nirgends Crinoidenkalke zum Vorschein kommen, kann hier allerdings die Möglichkeit einer lokalen Transgression von Fleckenmergeln auf Dachsteinkalk nicht von der Hand gewiesen “ werden; doch lassen anderseits die Lagerungsverhältnisse der beiden zuletztgenannten Fleckenmergelaufschlüsse fast mit Sicherheit auf eine tektonische Diskordanz zum Dachsteinkalk schließen, die durch Verschiebungen hervorgerufen wurde. Eine ausgesprochene Dislokation liegt sicher im oberen Teile des Rib$icagrabens nordöstlich von Mrzli studenee vor. Hier tauchen die nach West bis Westnordwest fallenden Liascrinoidenkalke und Fleckenmergel auf dem linken Ufer des Ribsicabaches flach unter die Triaskalke; diese sind demnach, ent- 1920 Fritz Härtel. 149 sprechend der allgemein nordöstlich verlaufenden Grenzlinie!), den Liasschichten etwa von Nordwesten her aufgeschoben worden, eine Druckrichtung, die ganz mit derjenigen an der Nordgrenze der Kersch- dorfer Mulde in Einklang steht. Die südwestliche Fortsetzung dieser Ueberschiebungslinie verschwindet leider unter der ausgedehnten Moränenbedeckung bei Mrzli studenec; jedenfalls ist sie aber noch nördlich des Crinoidenkalkhügels nordwestlich von Pri Goreljeh zu suchen und würde sich demnach von der Ribsica aus in etwa west- südwestlicher Richtung in die Gegend zwischen Mesnovec und Rudno- polje fortsetzen, was wiederum dem Verlauf der Dislokation an der Nordgrenze der Kerschdorfer Mulde entspricht. Ueber den inneren Bau der großen Juraregion auf dem Poklukaplateau, deren Verbindung mit den Schichten im oberen RibSicagraben durch ein schmales, süd- lich von Mrzli studenee durchziehendes Fleckenmergelband vermittelt wird, ist nur so viel festzustellen, daß sowohl an ihrem Nordwestende. in dem Rücken nordwestlich von Pri Goreljeh wie an ihrer Südost- ecke (gegenüber dem aus Hornstein-Dachsteinkalken bestehenden Rundhöcker mit Kote 1289) Liascrinoidenkalke zutage treten, zwischen denen ein ausgedehnter Komplex von Fleckenmergeln liegt. Denkt man sich die jedenfalls nur durch Erosion verschwundene Verbindung zwischen dem zuletzt genannten Aufschluß und den Hierlatzkalken der Ribsica wieder ergänzt, so kommt im ganzen eine etwa Nordost bis Nordnordost streichende Liasmulde zustande, die, von Nordwesten her durch Triaskalke überschoben, in ihrem gesamten Aufbau durch- aus der Kerschdorfer Mulde ähnelt und jedenfalls mit dieser in ur- sächlichem Zusammenhang steht. Allerdings liegt sie nicht in direkt linearer Fortsetzung der Hauptmulde von Kerschdorf, sondern er- scheint, transversal zur allgemeinen Streichrichtung, ein Stück nach Nordwesten verlegt. Die tektonische Aehnlichkeit zu dem tiefer ge- legenen Liasgebiet der Wochein wird noch größer angesichts des Umstandes, daß der kleinere, durch eine Zwischenzone von Dach- steinkalken isolierte Jurakomplex bei Goriusch in derselben Richtung und etwa um den gleichen Betrag gegen die Sekundärmulde von Neuming verschoben und daher wohl als deren abgelenkte Fortsetzung zu betrachten ist. Man kommt dadurch auf den Gedanken, daß zwischen den Juramulden von Podjele-Koprivnik und Neuming und den orographisch höher gelegenen Juragebieten von Goriusch und Na Siueu—Pri Goreljeh eine Nordwest-Südost gerichtete Störungszone vorhanden sein muß, die außer vertikal gerichteter Verwurfstendenz eine nicht unbeträchtliche Horizontalkomponente, das heißt also zu- gleich den Charakter einer Blattverschiebung besitzt. Als einen solchen Bruch mit dinarischer Richtung lernten wir bereits die Ueberschiebungslinie von Neuming kennen, welche vom Südwestabhang des Junat vrh oberhalb Koprivnik nach Südosten in den Koritagraben zu verfolgen ist. Fast parallel zu letzterem wird nun das Jeloucaplateau durch eine zweite Dislokation durchschnitten, ') Die lokal nach Süden vorspringende Dachsteinkalkzunge der Kuppe 1258 dicht östlich vom Mrzli studenee ist wohl durch stärkere Rückwärtsverlegung des a reanden im östlich folgenden Abschnitt der Ueberschiebungsgrenze zu erklären. . Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 8, 9. 21 150 Verhandlungen. Nr. 8,9 die im Blatnicagraben’entlang zieht. Sie tritt dort ebenfalls als eine offenbar nach Nord geneigte Ueberschiebungsfläche zutage, indem sie im oberen Teile des genannten Grabens die aus ladinischen Eruptiv- gesteinen bestehende Unterlage der nördlichen Triasscholle in gleiche Höhe mit den obertriadischen Dachsteinkalken auf der Südseite der. Verwerfung bringt. Nach Südosten hin verfließt diese Störung genau so wie die von Neuming mit dem Östende der Krn-Koblalinie Koss- mats; in entgegengesetzter Richtung setzt sie sich auf dem linken Saveufer fort in dem schluchtartigen Graben, der steil nach Na Potoku und Untergoriusch hinaufzieht, und es ist wohl anzunehmen, daß sie weiterhin die Südwestgrenze der Fleckenmergelablagerungen von Goriusch und Na Siucu bildet und sich schließlich mit der ebenfalls nicht aufgeschlossenen nordwestlichen Fortsetzung des Neuminger Bruches vereinigt!). Zu beachten ist, daß bei dieser Blatnicastörung, wie sie der Kürze halber benannt sei, auf dem linken Saveufer eine Umkehrung ihres tektonischen Wertes eintritt, indem dort der nord- östliche, die Liasschichten " tragende Schollenteil gegenüber den süd- westlich liegenden Triaskalken den abgesunkenen Flügel repräsentiert, während im Blatnicagraben der nordöstliche den gehobenen Schollen- teil darstellt. Etwa in der Mitte zwischen dem Bruch von Neuming und der Blatnicastörung verzeichnet Teller in seiner Karte eine dritte Bruchlinie dieser Art, deren Annahme allerdings im. wesent- lichen nur auf morphologischen Erscheinungen basiert. Sie tritt im Steilhang des linken Saveufers als Gehängeriß zutage und setzt vom gegenüberliegenden Ufer aus nach Südosten, der Koritaschlucht etwas näher liegend als dem Blatnicagraben, auf dem Jeloucaplateau fort in einer merkwürdig geradlinigen, durch zahlreiche tiefe Dolinen markierten Furche, die jedenfalls auf starke Zerrüttung der Gesteine in ihrem Untergrunde schließen läßt. Nach Nordwesten konvergiert diese Linie gegen den Bruch von Neuming und dürfte sich mit ihm etwa in der Gegend zwischen Koprivnik und Goriusch vereinigen. Es liegt hier somit im ganzen ein System von drei Südost-Nord- west streichenden Brüchen vor ?), die sich zwischen dem Nordostende der Wocheiner Hauptmulde und den Jurabildungen der Poklukahoch- fläche bündeln und nach den oben besprochenen Voraussetzungen zu- gleich als die Träger der gegen Nordwest gerichteten. Horizontalver- schiebung des nördlichen Schollenflügels angesehen werden müssen. Herr Prof. Kossmat machte mich darauf aufmerksam, daß die nord- westliche Fortsetzung dieses Störungsbündels auf eine Bruchlinie stößt, !) In welcher Weise sich diese Vereinigung vollzieht, dürfte mit Sicherheit erst zu entscheiden sein, wenn die stratigraphischen Verhältnisse in dem höchst ungünstig aufgeschlossenen Gelände östlich der Linie Na Jele—Na Siucu noch weiter geklärt sind. Wahrscheinlich wird die Tektonik dieser Region noch da- durch kompliziert, daß sich hier die Fortsetzung der nordsüdlich gerichteten Störungszone einstellt, die wir entlang dem Jerekagraben konstatieren konnten. Darauf deuten wohl auch die kleinen, inmitten der Fleckenmergel aufragenden Kuppen von anstehenden Hornstein-Dachsteinkalken sowie der fast genau nord- südlich verlaufende Teil der Fleckenmergelgrenze südöstlich von Na Siucu. ?) Durch diese „faltenlose Verdoppelung der Schichtköpfe zwischen Neu- ming und Wocheiner Vellach“ wird, worauf schon F. Kossmat hinwies, die bedeutende scheinbare Mächtigkeit der Dachsteinkalke auf dem südlichen Save- ufer erklärt. a san RN 1920 Fritz Härtel. 151 die er als Nordgrenze der beiden komplizierten Aufbrüche tieferer Triasschichten im südöstlichen Teile des Triglavstockes (bei der Konjsica und bei Velo polje) verfolgen konnte und deren südöstliche Fortsetzung durch den steil abfallenden und ziemlich geradlinig ver- laufenden Nordostabhang des Höhenrückens Rudno polje-Mesnovec auch orographisch angedeutet zu sein scheint. An dieser Dislokation ist — entgegengesetzt dem Bruch von Neuming, aber im Sinne des nordwestlichen Teiles der Blatnieastörung — der nördlich liegende Gebirgskomplex gesunken, der südliche in den beiden genannten Untertriasaufbrüchen in bedeutendem Ausmaß gehoben. Das fehlende Verbindungsstück zwischen beiden Störungsabschnitten wäre unter der Quartärbedeckung nördlich des Mesnovec und der Umgebung von Rudno polje zu erwarten; hier dürfte auch die oben besprochene Ueberschiebungslinie vom RibSicagraben und von Mrzli studenec her einmünden, welche als die nach Nordwesten verschobene Fortsetzung der Störung am Nordrande der Kerschdorfer Juramulde zu betrachten ist. Aus den hier geschilderten tektonischen Verhältnissen des Wo- cheiner Juragebietes ergeben sich als hervorstechendste Merkmale einmal die Umbiegung des Hauptstreichens der Juraschichten aus der Westost- in die Südwest-Nordostrichtung, zweitens die Verquickung von Längs- und Querstörungen, die besonders in der Kerschdorfer Mulde einen im Einzelnen recht komplizierten Gebirgsbau hervorruft. Das Prinzip beider Erscheinungen wird erst verständlich im Rahmen des gesamten tektonischen Aufbaues der Julischen Alpen, der von F. Kossmat in seiner Arbeit über die adriatische Umrandung der alpinen Faltenregion eingehend untersucht wurde. Die allgemeine Druckrichtung der Julischen Alpen weist nach Süden und kommt am großartigsten zum Ausdruck in den weithin fortstreichenden Längs- überschiebungen an der Krn—Koblalinie und der noch bedeutenderen Störung von Karfreit— Tolmein—Kirchheim, der östlichen Fortsetzung der Fratiura periadriatica. Senkrecht zu dieser allgemein in den Süd- alpen vorherrschenden Bewegungstendenz wirkte aber hier eine zweite, die auf eine Verkürzung dieser Gebirgszone abzielte. Sie äußert sich besonders in den merkwürdigen, lappenartig aus der julischen Trias- tafel herausgeschälten und nach Westen gedrückten Schubschollen, deren größte an ihrem Nordwestrande vom Flitscher Kessel aus durch die Mojstrokalinie, im Süden durch die vom Krn-Massiv allmählich nach Nordwest umbiegende Krn -Koblalinie abgeschnitten wird. Die Unterlage einer ganz analog gebauten; kleineren, im Nordwesten durch die Kermalinie begrenzten Scholle wird durch die Jura-Liasschichten gebildet, welche im Gebiet der Triglavseen und südöstlich der Zlatna, ferner in der schmalen Muldenzone der Hebatalpe und in der Wo- cheiner Synklinale zum Ausstrich kommen, wobei die flache Ueber- schiebung, die südlich der Zlatna aufgeschlossen ist, nach Osten hin allmählich in eine Flexur ausklingt. Noch an der Hebatalpe und im westlichsten Teil der Wocheiner Hauptmulde herrscht die rein südlich ge- richtete Ueberschiebungstendenz. Der Ausbiß der Schubfläche schwenkt aber von Kerschdorf aus ebenso wie das Streichen der einzelnen Jura- schichtzüge nach Ostnordost und schließlich Nordost ein; im letzten Ausläufer der Mulde, im RibSicagraben, wird das Streichen für eine 21* 152 Verhandlungen. Nr. 8,29 kurze Strecke fast nördlich. Auch die kleine Triasschuppe des Babna gora-Rückens erscheint zugleich gegen Westen und Süden gedrückt. Die eigenartige Umbiegung der Wocheiner Synklinale dürfte nun in genetischem Zusammenhang stehen mit der kuppelförmigen Aufwölbung älterer Triasschichtglieder in der Umgebung von Wocheiner Vellach, die in ihrem Kern sogar Permokarbonkalke zum Vorschein bringt. Man muß sich wohl vorstellen, daß in Zusammenhang mit der Bildung dieses Schicht- gewölbes, das übrigens in seinem Bau weitgehende Aehnlichkeit mit den aus der julischen Vorzone bekannten Brachyantiklinalen (zum Beispiel Matajur) aufweist, auf den Verlauf der langgestreckten, zunächst rein östlich streichenden Wocheiner Jurasynklinale ein Druck ausgeübt wurde, der diese zu einer Umbiegung nach Nordosten bis Norden zwang. Erst recht erklärt sich auf diese Weise die nach Nordwesten gerichtete Horizontalverschiebung der Juraregion von Na Siucu—Pri Goreljeh'). Die Ueberschiebungslinie am Südrand des Poklukaplateaus, die sich aus der Gegend oberhalb von Mitterdorf und Podjele ur- sprünglich direkt gegen den Rib$icagraben hin fortsetzte, wurde durch die emporsteigende Triasantiklinale von Wocheiner Vellach nach Nordwesten abgedrängt und zunächst zu sigmoidaler Form ausgebogen. Schließlich zerriß der mittlere, am stärksten beanspruchte Teil dieser Sigmoide und erhielt dadurch den Charakter der Blattverschiebung, welcher den nordwestlichen Teil des Korita— Blatnica-Störungsbündels auszeichnet. Die Horizontalverschiebung längs dieser Dislokation ist anscheinend noch bis in die Gegend nordöstlich von Velo polje wirk- sam geblieben, da dort auf der Nordostseite der Störung ältere Trias- schichten auftreten, welche als die ursprüngliche, nunmehr nach Nord- west gedrückte Fortsetzung des Konjsica-Aufbruchs gelten können. Aus dem eben Gesagten geht hervor, daß der tektonische Vor- gang, welcher die Horizontalkomponente in unserm dinarisch streichen- den Störungsbündel auslöste, jedenfalls einem jüngeren Bewegungs- stadium angehört als die Bildung der Jurasynklinale und deren nörd- licher Störungsgrenze, an welcher die Triasplatte der Pokluka aufge- schoben wurde. Dagegen erscheint es unmöglich, Altersunterschiede für die Entstehung der Längs- und Querstörungen innerhalb der Kerschdorfer Juramulde festzulegen; vielmehr ist anzunehmen, daß sich beide Dislokationstypen bei ihrer Bildung gegenseitig beeinflußten. Die Aufwölbung der domartigen Antiklinale von Wocheiner Vellach findet letzten Endes wohl ebenso wie die Transversalstörungen unseres Gebietes ihre Ursache in den von F. Kossmat erläuterten Druckver- hältnissen an der Wendung vom alpinen Westoststreichen in die dinarische Südostrichtung. Die gleichzeitigeWirkung longitudinaler und transversaler Verkürzung der Gebirgszonen veranlaßte einerseits Schuppenbildungen, an denen Teile der spröden Triaskalkplatte wie Schollen eines Eisstoßes ineinander geschoben wurden, andrerseits kuppelartige Auftreibungen, wie wir sie in der Brachyantiklinale von Wocheiner Vellach sehen. !) Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß dem dinarisch streichenden Störungsbündel unseres Gebietes annähernd parallel die große Stö- rung entlang der Wurzener Save (Savelinie) ver;äuft, in deren westlichem Teile sich nach F. Kossmat gleichfalls Eigenschaften einer Blattverschiebung geltend machen, (Die adriatische Umrandung etc. S. 110,) 1920 K. Mieleitner. N 153 Literaturnotizen. K.Mieleitner. Dietechnisch-wichtigen Mineralstoffe. Mit einem Vorwort von P. Groth. München und Berlin 1919. Verlag von R. Oldenburg. 8%. IV und 195 S. 9 Abbildungen im Text. Preis M 15.50. Das vorliegende Buch stellt es sich "zur Aufgabe über die Art des Vor- kommens sowie über Bildungsweise und Verbreitung der technisch-wichtigen Mineralstoffe kurze aber möglichst erschöpfende Auskunft zu geben. Es ist vor allem als Nachschlagbuch für die Interessenten der chemischen Industrie sowie auch für Studierende der Chemie, des Bergfachs und verwandter Kreise angelegt. In der mineralogischen Staatssammlung in München wurden Lagerstättensamm- lungen vom chemisch-technischen Gesichtspunkte aus geordnet aufgestellt und der Kustos derselben gibt, Anregungen aus den Kreisen der chemischen Industrie folgend, hier nun auch in Buchform einen Ueberblick des Gegenstandes für weitere Kreise. Die Mineralstoffe sind nach den Elementen geordnet, zu deren Gewinnung sie als Rohstoffe dienen, beginnend mit den Metalloiden. Bei jedem Element werden die einzelnen Minerale, in denen es in technisch verwendbarer Menge vorkommt, aufgeführt und deren Verbreitung und Art des Auftretens, nach ihrer Wichtigkeit geordnet, in Kürze angegeben. Die deutschen Vorkommen sind er- schöpfend, von den anderen die wichtigeren aufgeführt. Vorausgeschickt ist dem ganzen eine ganz knappe Darlegung der Grundzüge der Gesteinslehre und der Lagerstättenkunde. Literatur und statistische Daten sind nicht beigegeben — das Buch soll nicht ein Handbuch, sondern ein Orientierungsbehelf für Nicht- fachleute sein. Diesen Zweck erfüllt das Buch durch seine gedrängte Form, die klare und übersichtliche Anordnung nach chemisch-technischem Gesichtspunkt und den reichen Inhalt in vorzüglicher Weise. (W. H.) L. Mayet, P. Nugue et J. Dareste de la Chavanne. De- couverte dun squelette d’Elephas planifrons Fale. dans les sables de Chagny, ä Bellecroix pres Chagny (Saöne-et- Loire). Comptes rendus t. 171, p. 308, Paris 1920, Nach dem andauernden literarischen Streit, der zwischen W. Soergel und dem Rezensenten in der Frage der in Niederösterreich gefundenen Planifrons- Molaren geführt wurde, wirkt die oben zitierte vorläufige Mitteilung als plötzliche Entspannung. Nach ihr wurden in den Sanden von Chagny namhafte Skelettreste eines E. planifrons gefunden: eine fragmentäre Cranialbasis, mit den beiden M®, die Mandibel mit den M,, beide Ineisiven, Atlas, Schulterblatt, Femora und Rippen u. a. Die klare Zahnformel von x10x sowohl für M? wie auch für M, schließt jeden Zweifel aus und zeigt auch, daß es ursprüngliche Vertreter dieser Art waren, die — um mich eines allerdings anders gemeinten Wortes Soergels zu bedienen — „den Ausflug nach Europa“ unternommen haben. Prof. Dr. L. Mayet wird, wie er schrieb, den Resten eine ausführliche Beschreibung zuteil werden lassen. (G. Schlesinger.) Zuwachs der Bibliothek. Zusammengestellt von Dr. A. Maluschka. Einzelwerke und Separatabdrücke. Eingelangt vom 1. Jänner bis 30. Juni 1920 Andres, Ing. Leopold. Ein astrono- misches Nivellement im Meridian von Laibach. Sep. aus: Mitteilungen des Militärgeographischen Institutes. XXXIV. Bd. Wien 1919, 244 Seiten, 3 Tafeln. 8°. Geschenk des Autors, (19703. 8°.) Arldt, Dr. Theodor. Die Stammesge- schichte der Primaten urd die Ent- wicklung der Menschenrassen. Mit 15 Abbildungen und 1 Stammtafel. Aus: Fortschritte der Rassenkunde, Heft 1. Berlin, A. Hirschwald, 1915, 52 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19861. 8°.) Arldt, Prof. Dr. Theodor. Handbuch der Paläographie. Bd. II. Paläogeo- graphie. Erster Teil, Bogen 44—50. Leipzig, Bornträger, 1919, 112 Seiten (681 — 729). 8°. Kauf bei Hölder. (18188. 8°.) Arimann, Prof. Dr. Paul. Kurze An- leitung zur qualitativen chemischen Analyse nach dem Schwefelnatrium- gange. Leipzig und Wien 1910. 8‘. Vide: Hanofsky und Artmann. (19612. 8°.) Barth, Justus. Norrynaskaller. Crania antiqua in parte orientali Norvegiae meridionalis inventa. Christiania, typ. Brygger, 1896, VII, 197 Seiten und 10 Tafeln. 8°. Alter Zuwachs. (20046. 8°.) Bauer, Hofrat Prof. Dr. Alexander. Erinnerungen an meine Privatdozen- tenzeit. Feuilleton der Wiener Zeitung vom 15. Juni 1920, 3 Seiten. 8°. Ge- schenk des Autors. (20163. 8°.) Behm, Hans Wolfgang. Zum Seelen- leben der Anthropoiden. Aus: Poly- genistische Beiträge. Nr. 2 Februar- Dezember 1916. Berlin, typ. L. Schu- macher, p. 2-7 = 6 Seiten. 8". (19864. 8°.) Blamer, Ernst. Entwurf einer Ueber- sicht der Erdöllagerstätten. Sep. aus: „Heim-Festschrift.“ Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich, LXIV. Zürich, typ. Gebr. Fretz, 1919, 18 Sejten (141—158). 8°. Ge- schenk des Autors. (17334. 8'.) Blumer, Ernst. Geschichte des Erdöls. Bilder aus der Vergangenheit unseres Planeten. Mit 1 Tafel und 10 Text- bildern. (= 122 Stück der Neujahrs- blätter der naturforschenden Gesell- schaft in Zürich.) Zürich 1920, 27 Seiten, 1 Tafel. 8°. Geschenk. (3717. 4°.) Böss, Paul. Berechnung der Wasser- spiegellage bein Wechsel des Fließ- zustandes. Untersuchungen aus dem Flußbaulaboratorium der technischen Hochschule zu Karisruhe. Diss. Karls- ruhe, typ. J. Lang, 19:9, V, 89 Seiten, 7 Tafeln. 8°. (19816. 8°.) Commenda, Hans. Materialien zur Geo- gnosie Oberösterreichs. Sep. aus dem 58. Jahresberichte des Museum Fran- eisco Carolinum = Landeskunde in Einzeldarstellungen Heft 2. Linz 1900. IV, 272 Seiten, 3 Beilagen. 8°. Ge- schenk des Autors. C. Exemplar. (12981. 8°.) Dammer, Dr. Bruno und Dr. Oskar Tietze. Die nutzbaren Mineralien mit Ausnahme der Erze, Kalisalze, Kohlen und des Petroleums. Stuttgart, Fer- dinand Enke, 1913—1914, 2 Bde. 8°. Kauf bei Gerold. (19915. 8°.) Domke, Georg. Neue Anschauungen über die Entwicklung des Weltalls und des Sonnensystems. Sep. aus: Der Tag. Nr. 197 vom 22. August 1918, 1 Seite. 4°. Geschenk von H. Hör- biger. (3714. 4°.) . 1920 Florin, Rudolf. Eine Uebersicht der fossilen Salvinia-Arten mit besonderer Berücksichtigung eines Fundes von Salvinia formosa Heer im Tertiär Ja- pans. Sep. aus: Bullötin of the Geol. Institut of Upsala. Vol. XVI, 1919, 18 Seiten (243—260), 1 Tafel. 8°. Ge- schenk des Instituts. (19548, 8°.) Fresenius, €. Remigius. Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse. 17. Aufl. In Gemeinschaft mit H. Fre- senius und E. Hintz gänzlich neu be- arbeitet von Th. Wilhelm Fresenius... Mit 56 Abbildungen und 1 farbigen Tafel. Braunschweig, Vieweg, 1919, XVIII, 866 Seiten, 1 Tafel, 1 Tabelle. 8°. Kauf bei Gerold. (20164. 8°.) Friedl, Karl. Stratigraphie und Tektonik der Flyschzone des östlichen Wiener Waldes. (Vorläufiger Bericht) Sep. aus: Akad. Anzeiger Nr. I der Akad. d. Wissensch. in Wien. Sitzung der mathem.-nalturw. Kl. vom 8. Jänner 1920, 3 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19466. 8°.) Frieser, Oberberginspektor Ing. Anton. Das Verhalten der Gänge in der Tiefe im Schönfeld-Schlaggenwalder Zinn- und Wolfram-Erzgebiete. Sep. aus: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch 1920, 15 Seiten (49—63.) 8°. Geschenk des Autors. (20202. 8°.) Frieser, Oberberginspektor Ing. Anton. Ueber die Aussichten einer Bohrung auf kohlensaures Thermalwasser im Gebiete von Franzensbad. Sep. aus: Internationale Mineralquellen-Zeitung. Nr. 420 und 421. Wien 1920, 12 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (20201. 8°.) Furlani, Martha. Studien über die Triaszonen im Hochpustertal, Eisack- und Pensertal in Tirol. Mit 8 Text- figuren und 2 Tafeln. Sep. aus: Denkschriften der Akademie der Wis- senschaften in Wien. Math - naturw. Kl. 97. Bd. Wien, A. Hölder, 1919, 22 Seiten (33—54). 4°. Geschenk der Autorin. (3710. 4°.) Geinitz, Prof. Dr. E. Die Braunkohlen- formation in Mecklenburg. Mit 1 Tafel. (= Mitteilungen aus der Großherzog]. Mecklenburg. Geolog. Landesanstalt. XXXL) Rostock 19,7, 20 Seiten. 4°, Geschenk des Autors. (3708. 4°.) Gerber, Viktor. Beiträge zur Kenntnis der Verarbeitung von Ton auf Ton- erde. l)iss. Halle a. S. typ. W. Knapp, - 1919, 22 Seiten. 8°. (19811. 8°.) Hackl, Dr.0. Nachweis und Bestimmung von ganz geringen Chromspuren in "Silikat- und Karbonatgesteinen und Zuwachs der Bibliothek. 155 Erzen. Sep. aus: Chemiker-Zeitung 1920, Nr. 9. 4 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19630. 8°.) Hamberg, Axel. Observations on the MovementofLake Ice in Lake Sommen 1918 and Remarks on the Geogra- phical Distribution of similar Pheno- mena. Sep. aus: Bulletin of the Instit. of Upsala. Vol. XVI, 1919, 14 Seiten (181—194 ) 8°. Geschenk des Instituts. (19546. 8°) Hammer, Wilhelm. Die Erzführung des Verrucano in Westtirol. Sep. aus: Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt, 1920. Nr. 4. Wien, typ. Brüder Hol- linek, 12 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (20049. 8°.) Hanofsky, Prof. Karl und Prof. Dr. Paul Artmann. Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse nach dem Schwefelnatriumgange. Leipzig und Wien, Deuticke, 1910, VII, 115 Seiten. 8°. Kauf bei Gerold. (19612. 8°.) Herrmann, Prof. Dr. 0. Die Benennung der Gesteine in Wissenschaft, Technik, Industrie und Handel. (II.) Sep. aus: Der Deutsche Steinbildhauer. Jahrg. 1919, Nummer vom 20. Dezember, 2 Seiten. 4°. Geschenk des Autors. (3709 4°.) Hibsch, Dr. J. E. Geologische Karte des Böhmischen Mittelgebirges. Blatt XIV (Meronitz—Trebnitz). Mit einer geol. Karte und 17 Abbildungen auf 2 Tafeln. Prag 1920, 120 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19842. 8°.) Högbom, A. @. Eine graphische Dar- stellung der spätquartären Niveau- veränderungen Fennoskandias. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut, of Upsala, Vol. XVI. Upsala 1919, 12 Seiten (169—180). 8°. Geschenk des Instituts. (19539. 8°) Hörbiger. H, Geologische Beiträge aus Hörbigers Glacialkosmogonie. Sep. aus: Montan Zeitung. XXVII. Jahrg. Nr.4 Graz, 15. Februar 1920, 2 Seiten. 4°. Geschenk von Hörbiger. (3715. 4°.) Hommel, Dr. W. Systematische Petro- graph e auf genetischer Grundlage. Bd. I. Das System. Mit 5 Tafeln und 5 Textfiguren. Berlin, Bornträger, XII, 174 Seiten. 8°. Kauf bei Hölder. (20001. 8°.) Honorarbestimmungen für Hochbauten usw. Hrsg. vom österr. Ingenieur- und Architekten-Verein in Wien, 1919. 12 Hefte in Mappe. 8°. 2 Exemplare. Kauf vom Verein. (Bibl. 219.) 156 Horst, M. Begleitende Bemerkungen zur Abhandlung: „Die Stammesgeschichte der Primaten“ usw. von Dr. Theodor Arldt (1915). Aus: Polygenistische Beiträge. Nr. 1. Jänner 1915. Berlin, p. 6-8. 3 Seiten. 8°. (19863. 8°.) Horst, M. Schluß-Betrachtungen zu Dr. Arldt: „Die Stammesgeschichte der Primaten* usw. (1915.) Aus: Poly- genistische Beiträge Nr. 2. Februar- Dezember 1916. Berlin, p. 7—10. 4 Seiten. 8°. (19864. 8°.) llorst, Maurus. Die „Klima*“-Zeitalter der Erde als Formationen- und Lebens- gestalter nebst Anhang. Die Klimato- genetik der Primaten. Mit 24 Abbil- dungen, 6 Tafeln und 2 Tabellen. Aus: Fortschritte der Rassenkunde. Heft 2. Berlin, Psychol.-Soziolog. Ver- lag (O0. Mattha). 1918, 127 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19862. 8°.) Horst, Maurus. Die „natürlichen“ Grund- stämme der Menschheit. Zweite er- weiterte Auflage. Mit 6 Bildtafeln. Berlin, Psycholog.-Soziol. Verlag (O. Maitha), 1918/19, 58 Seiten. 8°. Ge- schenk des Autors. (19341. 8°.) Horst, M. Neue „Halbmenschen“-Funde der Spättertiärzeit. Sonderabdruck aus der Zeitschr. „Neue Weltanschauung“. 9. Jahrg. Heft 2. Berlin 1920, 12 Seiten, 4 Tafeln (9 Abbildungen). 8°. Geschenk des Autors. (19860. 8°.) Katz, Helmuth. Ueber die chemische Untersuchung des Braunschweiger Posidonienschiefers und seiner Pro- dukte. Diss. Karlsruhe, typ. J. Lang, 1919, 74 Seiten. 8°. (19814. 8°.) Katzer, Dr. Friedrich. Die fossilen Kohlen Bosniens und der Herzegovina. Wien 1918, typ. Deutschöst. Staats- druckerei 8°. Enthält: ‘Bd. I. Die älteren, einschließlich eozänen Kohlen des ganzen Landes und die oligomiozänen Kohlen Mittel- und Nordwestbosniens. Mit 102 Abbil- dungen im Text und 1 Kartenbeilage. Erweit. Sonderabdruck aus Bergbau und Hütte, 1916 —18. Wien 1918, VII, 403 Seiten, 8°. 2 Exemplare. Kauf bei Gerold, resp. Geschenk. (19405. 8°.) Kemman, Baurat. Die Glacialkosmo- gonie von Hörbiger-Fauth. Sep. aus: Montan-Zeitung. Jahrg. XXVII, Nr. 5, 1. März 1920. Graz. 2 Seiten. 4°. Geschenk. (3713. 4°.) „Klaatsch, Hermann“. HermannKlaatsch als „Polygenist.“ Ein Nachruf von M. V.H. Beilage zu „Polygenistische Bei- träge“. Nr. 2. Frühjahr 1916, 6 Seiten. 8°. Geschenk. (19865. 8°.) Verhandlungen. Nr. 8, 9 Klüpfel, Walther. Zur Kenntnis der Stratigraphie und Paläogeographie des Amberger Kreidegebiets, Sep. aus: Zentralblatt f. Min. ete. Jahrg. 1919, Nr. 19 und 20, S. 307—312, 6 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19302. 8°.) König, Walter. Das Klima von Frankfurt am Main. Eine Zusammenstellung der wichtigsten meteorologischen Verhält- nisse von Frankfurt a. M., 1896 Vide: Ziegler, Dr. Julius und Prof. Dr. Walter König. (3492. 4°.) Koninck, Dr. L. L. de. Qualitative und quantitativechemische Manipulationen zur Vorbereitung für das systematische Studium der chemischen Analyse, Neue Serie. 2, Aufl. des französ. Originals. Uebersezt von Dr. A. Westphal. Berlin, Mückenberger, XII, 109 Seiten. 8°. Kauf bei Gerold (19527. 8°) Kraus, Dr. Isidor. Krebsregeln für den Arbeitsunterricht der Mineralogie und Geologie Sep. aus der Zeitschnift: Schaffende Arbeit und Kunst in der Schule. Heft 3, 1920, 2 Seiten 8’. Geschenk. (19818. 8°.) „Lepsius, R.“ Discussion sur la Con- ference de M. Lepsius. Sep. sine 1. et s. a. Geschenk des Herrn Reg -R. G. Geyer. (19638. 8°.) Leuehs, Kurt. Marines Oberkarbon im zentralenTianschan. Sep. aus: Sitzungs- berichte der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Math.- phys. Klasse. München 1919, 12 Seiten (217—228), 1 Tafel. 8°. Geschenk des Autors, (19528. 8°.) Melchers, Dr. F. Im Zeichen des Poly- genismus. Aus: Polygenistische Bei- träge. Nr. 1. Jänner 1915. Berlin, typ. L. Schumacher, p. 2-6 = 5 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (19863. 8°.) Meyer, Dr. Viktor. Tabellen zur qua- litativen Analyse. 9. vermehrte und verbesserte Aufl. Leipzig und Wien, Deuticke, 1919. 8°. Vide: Treadwell, Dr. F. P. und Dr. V. Meyer. (19494. 8°.) Mieleitner, K. Die technisch wichtigen Mineralstoffe. München und Berlin, R. Oldenburg, 1919, IV, 195 Seiten. 8°. Geschenk. (19932. 8°.) Müller, Rudolf. Wasserversorgung mitt- lerer und kleiner Städte und ‚Ort- schaften (Projektierung und Ausfüh- rung). Nebst einer Abhandlung über den Schätzungswert von Quellen. [Aus der Sammlung.] Techn. Praxis. Wien, Waldheim -Eberle, 1913, XIX, 291 Seiten, 22 Tafeln 8°. (19660. 8°.) 1920 Nissenson, H. Einrichtungen von elektro- lytischen Laboratorien unter beson- derer Berücksichtigung der Bedürf- nisse für die Hüttenpraxis. Mit 32 in den Text gedruckten Abbildungen. Halle a. S., W. Knapp, 1903 — Mono- graphie über angewandte Elektro- chemie. IV. Bd. 51 Seiten, 1 Tafel. 8°. Kauf bei Gerold. (20048. 8°.) Od6n, Sven. Automatisch registrierbare Methode zur mechanischen Boden- analyse. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala. Vol. XVI, 1918, 50 Seiten (15—64), 1 Tafel. 8°. Ge- schenk des Instituts. (19550. 8°.) Oden, Sven. Ueber die Vorbehandlung der Bodenproben zur mechanischen Analyse. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala. Vol. XVI, 1919, 10 Seiten (125—134), 3 Tafeln. 8°. Geschenk des Instituts. (19549. 8°.) OdEn, Sven und A. Reuterskiöld. Zur Kenntnis des Ancylustons. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala. Vol. XVI, 1919, 24 Seiten (135 —158;.) 8°. Geschenk des Instituts. (19551 8°.) Oliveira, Euzebio Paulo de. Regıdes earboniferas dos Estados do Sul. [Mi- nisterio da Agricultura, Industria e Commercio. Servico Geologico e Min. do Brasil.] Rio de Janeiro 1918, 125 Seiten, 9 Tafeln. 8°. Geschenk. (19716. 8°.) Penck, Prof. Dr. Albrecht. Der Hafen von New-York. Sep, aus: Meereskunde. Sammlung volkstümlicher Vorträge zum Verständnis der nationalen Be- deutung von Meer und Seewesen. Heft 37. Berlin, S. Mitiler, 1910, 40 Seiten. 8°, Geschenk von Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19631. 8°.) Penck, Albrecht. Ueber glaziale Erosion in den Alpen. Sep. aus: Compte Rendu du Xle Congres Geologique International, 1910, 19 Seiten (443 — 461). 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19625. 8°.) Penek, Dr. Albrecht. Die Erforschung des Kaiserin Augusta-Flusses. Sep. aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1911, Nr. 6, 4 Seiten (361—364.) 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer (19636. 8°.) Penck, Albrecht. Die Physiogeographie von Davis und Braun. Sep. aus: Zeit- schrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1911, Nr. 8, 11 Seiten (560-570). 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19634. 8°.) Zuwachs der Bibliothek. 157 Penck, Dr. Richard. Expedition zur’ Erforschung des Kaiserin Augusta- Flusses. Sep. aus: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Allgemeine Sitzung vom 2. Dezem- ber 1911, 2 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19640. 8°.) Penck, Prof. Dr. Albrecht. Die Bezie- hungen des Deutschen Geographen- tages zum Deutschen Ausschuß für den mathematischen und naturwissen- schaftlichen Unterricht. Vortrag, ge- halten auf dem XVIIl. Deutschen Geographentage zu Innsbruck, 1912. Sep. aus: Verhandlungen des XVII. Deutschen Geographentages zu Inns- bruck. Berlin, Reimer, 1912, 19 Seiten (166—184). 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19632. 8°.) Penek, Albrecht. Hebungen und Sen- kungen. Sep. aus: „Himmel und Erde.“ Leipzig, Feubner, XXV, 1 und XXV, 2 [1912], 24 Seiten (1—13, 63—73). 8°. Geschenk des Herın Reg.-R. G. Geyer. 19623. 8°.) Penck, Dr. Richard. Mitteilungen des Vorsitzenden [in der] Allgemeinen Sitzung vom 2. November 1912. Ver- handlungen der Gesellschaft [für Erd- kunde] Sep. aus: Zeitschrift der Ge- sellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1912, Nr. 9, 9 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. G.eyer. (19639. 8°.) Penck, Albrecht. Richard Lepsius über die Einheit und die Ursachen der diluvialen Eiszeit in den Alpen. Sep. aus; Zeitschrift für Gletscherkunde. Bd. VI, 1912. Berlin, Bornträger, 29 Seiten (161—189.) 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19621. 8°.) Penck, Prof. Dr. Albrecht. Schliffkehle und Taltrog. Sep. aus: Petermanns geographische Mitteilungen, 1912, Septemberheft, 3 Seiten (125—127). 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19633. 8°.) Penek, Dr. Albrecht. Zur Deutschen Landeskunde. I. Wittlicher Senke und Moselmäander. Sep. aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1912, Nr. 4, 2 Seiten. 8°, Ge- schenk des Heırn Reg.-R. G.Geyer. (19641. 8°.) Penck, Albrecht. Die Formen der Land- oberfläche und Verschiebungen der Klimagürtel. Sep. aus: Sitzungsberichte der Kgl. preuß. Akademie der Wissen- schaften, 1913, IV. Oeffentl. Sitzung vom 23. Jänner, 21 Seiten (77—97). S°, Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19628. 8°.) Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt, 1920, Nr. 8, 9. 22 158 Verhandlungen. Nr. 85W Penck, Albrecht. Die Glazialbildungen zwischen Tölz und Holzkirchen. Sep. aus: Zeitschrift für Gletscherkunde. Bd. VI, 1913, 45 Seiten (74—118). 8°. Geschenk des Herrn Rag.-R. G.Geyer. (19622. 8°.) Penck, Dr. Albrecht. Zur Rückkehr der Expedition zur Erforschung des Kai- serin Augusta-Flusses. Sep. aus: Zeit- schrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1913, Nr. 9, 7 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R.G.Geyer. (19635. 8°.) Penck, Albrecht. Antarktische Probleme Sitzungsberichte der kgl. preuß. Aka- demie der Wissenschaften, 1914, IV. Sitzung der phys.-math. Klasse vom 22. Jänner, 20 Seiten (50—69). 8°. Ge- schenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. .(19629. 8°.) Penck, Dr. Richard. Die Rückkehr der deutschen Teilnehmer von der letzten Versammlung der British Association for the Advancement of Science. Sep. aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 1915, S. 62 64 = 2 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg-R. G. Geyer. (19637. 8°.) Penck, Prof. Dr. Albrecht. Die Uk- raina. Sep. aus: Zeitschrift der Ge- sellschaft für Erdkunde zu Berlin 1916, 36 Seiten. .8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19627. 8°.) Penck, Albrecht. Die erdkundlichen Wissenschaften an der Universität Berlin. Berlin 1918, 44 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg.-R. G. Geyer. (19624. 8°.) Penck, Dr. Albrecht. Polen. Eine An- zeige. Sep. aus: Zeitschrift der Gesell- schaft für Erdkunde zu Berlin. 1918. 35 Seiten. 8°. Geschenk des Herrn Reg-R. G. Geyer. (19626. 8°.) Penck, Albrecht. Die Gipfelflur der Alpen. Sep. aus: Sitzungsberichte der Preuß. Akad. der Wissensch. 1919. XVI, 13 Seiten (256-268). 8°. Ge- schenk des Herın Reg-R. G. Geyer. . (19620. 8°.) Peter, Marta. Neue Methode der Kohlenwasserstoffanalyse mit Hilfe von Bakterien. Diss. Mit 3 Tafeln und 1 Textfigur. Jena, Gustav Fischer, 1919. Sep. aus: Centralblatt für Bak- teriologie, Parasitenkunde und Infek- tionskrankheiten. 49. Bd. 1919, VIII. 58 Seiten. 8°. (19817. 8°.) Przybyllok, Dr. Erich. Deutsche Ant- arktische Expedition. Bericht über die Tätigkeit nach Verlassen von Süd- georgien. Sep. aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1913. Nr: 1. 17 Seiten, Mit 2 Tafeln und 1 Karte. 8°. Geschenk des Herrn Reg.- R. @. Geyer. (19619. 8°) Quensel, Perey. Ueber ein Vorkommen von Rhombenporphyren in dem prä- kambrischen Grundgebirge des Kebne- kaisegebietes. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut of Upsala. Vol. XVI, 1918, 14 Seiten, 1 Tafel. 8°. Geschenk des Instituts. (19535. 8°.) Ramström, Prof. Dr. M. Der Piltdown- Fund. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut of Upsala. Vol. XVI, 1919, 44 Seiten (261--304). 8°, Geschenk des Institutes. (19547. 8°.) Reis, Dr. Alfred. Beiträge zur Kenntnis der F'’ammen. Habilitationsschrift, Leipzig und Berlin, W. Engelmann, 1914, 58 Seiten 8°. (19813. 8°.) Renier, Armand. Sur la flore du ter- rain houiller inferieur de Baudour (Hainaut). Sep. aus: Comptes Rendus des Seances de l’Academie des Scien- ces, Paris, 19 Mars, 1906, 2 Seıten. 8°. Geschenk von Herrn Hofrat Dr. E. Tietze. (20047. 8°.) Reuterskiöld, A. Zur Kenntnis des An- cylustons. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala, Vol. XVI, 1919. Vide: Oden, Sven und A. Reuterskiöld. (19551. 8°.) Rosen, Seth. Ueber einige neue Proble- matica in einem fossilführenden Kalk- stein aus dem Nordschwedischen Hoch- gebirge. Sep. aus: Bulletin ofthe Geol. Instit. of Upsala, Vol. XVI, 1919, 10 Seiten (159 —168). 8°. Geschenk d. Instituts. (19544. 8°.) Scheminzky, Ferdinand. Die Emana- tion der Mineralien. Eine theoretisch- experimentelle Studie. Diessen vor München, Jos. ©. Huber, 1919, 120 Seiten mit 3 Tafeln 8° Kauf bei Hölder. (18848. 8°.) „Schwalbe, Gustav.“ Gustav Schwalbe als „Real“-Anthropologe. Ein weiterer Nachruf von M. V.H. Zweite Beilage „Polyg. Beiträge“, Nr. 2, Herbst 1916, 8 Seiten. 8°. Geschenk. (19866. 8°.) Seidlitz, W. v. Die Grenze zwischen Ost- und Westalpen. Sep. aus; Je- naische Zeitschritt für Naturwissen- schaft, 56. Bd. Neue Folge, 49. Bd. Jena, G. Fischer, 1920, 7 Seiten (6-12). 8°. Geschenk des Autors. (19521, 8°.) 1920 Spengler, E. Zur Stratigraphie und Tektonik der Hochschwabgruppe. Sep. aus: Verhandlungen der Geol. Staats- anstalt, 1920, Nr. 2 [Wien, typ. Hol- linek], 12 Seiten. 8°”. Geschenk des Autors. (19715. 8°.) Spengler, E. Das Aflenzer Triasgebiet. Mit einer geolog. Karte und 5 Pro- filen. Sep. aus: Jahrb. d. Geol. Reichs- anst. 1919. 69. Bd., 3. u. 4. Heft. Wien, typ. Brüder Hollinek, 1920, 34 Seiten (221 - 254) und 1 Tafel. 8°. Geschenk des Autors. (20161. 8°.) Spitz, Albrecht. Studien über die fa’ zielle und tekton. Stellung des Tarn- taler und Tribulaun-Mesozoikums. Mit einer stratigraph. Tabelle und 7 Zeich- nungen. Sep. aus: Jahrb. d. Geol. Reichsanst. 1918. 68. Bd., 1. u. 2. Heft. Wien typ. Brüder Hollinek, 1919, 34 Seiten (171— 204). 8°. Geschenk v. Bergrat Dr. W. Hammer. (19467. 8°.) Spitz, Dr. Albrecht. Fragmente zur Tektonik der Westalpen und des En- gadin. (Aus dem Nachlasse.) III. Zur Chronologie der alpinen Bewegungen in den piemontesisch -lombardischen Alpen. Sep. aus: Verhandlungen d, Geol. Reichsanstalt 1919, Nr. 8, Wien, typ. Brüder Hollinek, 25 Seiten. 8°, Geschenk v. Berg. Dr. W. Hammer, (19470. 8°.) Spitz, Albrecht. Liasfossilien aus dem Canavese. Sep. aus: Verhandlungen d. Geol. Reichsanstalt 1919, Nr. 11, Wien, typ. Brüder Hollinek, 9 Seiten. 8°. Geschenk v. Bergr. Dr. W. Ham- mer. (19468. 8°.) Spitz, Albrecht. Nachgosauische Stö- rungen am ÖOstende der Nordkara- wanken. (Eine Vermutung.) Sep. aus: Verhandlungen d. Geol. Reichsanstalt 1919, Nr. 9, Wien, typ. Brüder Hol- linek. 9 Seiten. 8°. Geschenk v. Bergr. Dr. W. Hammer. (19469. 8°.) Spitz, Dr. Albrecht. Die Nonsberger Störungsbündel. Sep. aus: Jahrb. d. Geol. Reichsanst. 1919, 69. Bd., 3. u. 4. Heft. Wien, typ. Brüder Hollinek, 1920, 16 Seiten (205 - 220) mit 1 Taf. 8°, Geschenk von Bergrat Dr. O. Ampferer. (20050. 8°.) Stensiö, Erik Andersson. Notes on a Crossopterygian fish from the upper Devonian of Spitzbergen. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Up- sala, Vol. XVI, 1918, 10 Seiten (115 —124) mit 3 Tafeln. 8°. Geschenk des Instituts, (19543. 8°.) Zuwachs der Bibliothek. 159 Stensiö, Erik Andersson, Zur Kenntnis des Devons und des Kulms an der Klaas Billenbay, Spitzbergen. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala, Vol. XVi, Upsala 1918, 16 Seiten (65-80) mit 1 Tafel. 8°. Geschenk des Instituts. (19540. 8°.) Stille, Hans. Ueber die Hauptformen der Orogenese und ihre Verknüpfung. Sep. aus den Nachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Mathem.-physikal. Klasse. Göttingen 1918, 32 Seiten. 8°. Ge- schenk des Autors. (18785. 8°.) Stille, Hans. Alte und junge Saum- tiefen. Sep. aus den Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Mathem.-physikal. Klasse. Göttingen 1919, 36 Seiten. 8°. Ge- schenk des Autors. (19205. 8°.) Stöck], Prof. Dr. K. Die hellen Streifen auf dem Monde. Sep. aus: Die Himmelskunde, 30. Bd., 1920, S. 16, 1 Seite. 8°. Geschenk des Autors. > (19704. 8°.) Stutzer, Prof. Dr. 0. Geologisches Kar- tieren und Prospektieren. Mit zahl- reichen Textabbildungen. Berlin. Ge- brüder Bornträger, 1919, VIII, 182 ‚Seiten. 8°. Kauf bei Hölder. (17335..8°.) Sundelin, U. Ueber die spätquartäre Geschichte der Küstengegenden Öster- Götlands und Smälands. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut. of Upsala. Vol. XVI, 48 Seiten (195— 242) mıt 1 Tafel. 8°. Geschenk des Instituts. (19545. 8°.) Sundius, Nils. Beiträge zur Kenntnis der Skapolithe. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut. of Upsala. Vol. XVI, 1918, 11 Seiten (96—106). 8°. Ge- schenk des Instituts. (19537882)) Sundius, Nils. Zur Frage von der Ent- stehung der Rhombenfeldspate. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Institut. of Upsala. Vol XVI, 1918, 8 Seiten (107 —114). 8°. Geschenk des Instituts. (19538. 8°.) Tams, E. Drehwage und Schwere- messungen in ihrer Bedeutung für die Geologie. Mit 5 Figuren im Text. Sep. aus: Geolog. Rundschau. X. Bd., Heft 1. Leipzig, Wilh. Engelmann 1919, 13 Seiten. 8°. Geschenk des Autors. (17333. 8°.) Tietze, Dr. Oskar. Die nutzbaren Mineralien mit Ausnahme der Eıze, Kalisalze, Kohlen und des Petroleums. Stuttgart, 1913/14, 2 Bde. 8°, Vide: Dammer, Dr. Bruno und Dr. Oskar Tietze, (19915. 8°.) 23* 160 Tittmann, Dr. J. Die Neuere Literatur der Menschenkuude in Hinsicht der Rassenforschung. Vide: Polygenis- tische Beiträge Nr. 2. Februar— Dezember 1916, Berlin, Seite 10-16. (19864 8°.) Treadwell, Dr. F. P- und Dr. V. Meyer. Tabellen zur (Qualitativen Analyse. Neunte, vermehrte und ver- besserte Auflage, hersg. v. Dr. W.D. Treadwell. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1919, 19 Tabellen und ein Anhang (= 86 Seiten). 8°. Kauf bei Gerold. (19494. 8°.) „Vogt, Carl.“ Karl Vogt als erster „Exakt“-Polygenist. Ein dritter Nach- ruf von M. V. H. 3. Beilage zu „Polygen. Beiträge“ Nr. 2. Sommer 1917, 8 Seiten. 8°. Geschenk. (19867. 8°.) Voigt, Dr. Ing. h. e. H. Die Glacial- Kosmogonie von Hörbiger-Fauth. Sep. aus:‘Nr. 3. Jahrgang 1917 der Mit- teilungen des Frankfurter Bezixks- vereines Deutscher Ingenieure. 8 Sei- ten. 4°. Geschenk (3712. 4°.) Waagen, Dr. Lukas. Die Saldamevor- kommnisse in Istrien. Sep. aus: Jahr- buch der k. k. Geol. Keichsanstalt, 1915, 65. Bd. 3. und 4. Heft. Wien 1916, 20 Seiten (317-336). 8°. Ge- schenk des Autors. (19552. 8°.) Waagen, Dr. Lukas. Kupfererze. Sep. aus: Bergbau und Hütte. Heft Juni — Juli 1919, 22 Seiten. 4°. Geschenk des Autors. (3711. 4°) Walther, Paul Theodor, Oberbauinspek- tor. Lagen- und Höhenaufnahmen bei technischen Erkundungsreisen des Bauingenieurs in kaıtographisch un- bekannten Ländern. Diss. Karlsruhe, typ. J. Lane, 1919, 132 Seiten mit 9 Tafeln und 1 Karte. 8°. (19810. 8°.) Weithofer, Dr. K. A. Das Pechkohlen- gebiet des bayerischen Voralpenlandes und die oberbayerische Aktiengesell- schaft für Kohlenbergbau. Denkschrift aus Anlaß des 50jährigen Bestandes Verhandlungen. Nr. 8,8 dieser Gesellschaft (1870 —1920). Mün- chen, typ. Dr. C. Wolf & Sohn, 1920. 8°. Geschenk der Gesellschatt, (20162. 8°.) Wilckens, Prof. Dr. Otto. Allgemeine Gebirgskunde. Mit 115 Abbildungen. Jena, G. Fischer, 1919, VI, 154 Seiten. Kauf bei Hölder. (19316. 8°.) Wiman, C. Ein Archosaurier aus der Trias Spitzbergens. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit. of Upsala, Vol. XVI, 1918, 5 Seiten (81-85). 8°. Ge- schenk des Instituts. (19542. 8°.) Wiman, C. Remarques sur le Cretace ä Belemnitella Mucronata dans la Scanie. Sep. aus: Bulletin of the Geol. Instit, of Upsala, Vol. XV], 1919, 12 Seiten (305 -316). 8%. Ge- schenk des Instituts. (19541. 8°.) Wiman, C. Ueber Gehirn und Sinnes- organe bei Tremataspis. Sep. aus: Bulletin of the Geol, Instit. of Up- sala, Vol. XVI, 1918, 10 Seiten (86— 95). 8°. Geschenk des Instituts. (19536. 8°.) Wolf, Hugo. Beiträge zur Kenntnis der ungesättigten Bestandteile von Roh- erdölen, Erdöldestillaten und Mineral- ölprodukten des Handels. Diss. Karls- ruhe, typ. J. Lang, 1919, 50 Seiten, 8°. (19815. 8°.) Zelizko, J. V. Geologisch - mineralo- gische Notizen aus Südböhmen. Sep. aus: Verhandlungen der Geol, Staats- anstalt 1920, Nr. 3. Wien, typ. Brüder Hollinek, 5 Seiten. 8°, Geschenk des Autors. (20043. 8°.) Zepf, Karl. Ueber Preßgasbrenner. Diss. München, typ. R. Oldenbourg, 1918. B% (19812. 8°.) Ziegler, Dr. Julius und Professor Dr. Walter König. Das Klima von Frank- furt am Main. Eine Zusammenstellung der wichtigsten meteorologischen Ver- hältnisse von Frankfurt a. M. Mit 10 Tafeln in Steindruck. Frankfurt am Main, typ. C. Naumann, 1896 (I- LXXXIV —- 51) =:135 Seiten und 10 Tafeln. 4°. Alter Zuwachs. (3492. 4°.) Im verflossenen Halbjahr gelangten ferner an älterer geologischer Literatur 811 Werke in 828 Bänden und Heften, die aus der Bi- bliothek des Herrn Hofrates Dr. E. Tietze für unsere Anstalt er- - worben wurden, zur Katalogisierung. Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. N2 10, 11 Wien, Oktober und November 192 Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: H.P. Cornelius: Einige Bemerkungen über die Geröllführung der bayrischen Molasse.. — R. Grengg: Ueber die seifige Erde von Gaura in Siebenbürgen. (Mit einer Textfigur.) — Literaturnotiz: R. Kräusel. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlioh. Eingesendete Mitteilungen. H. P. Cornelius. Einige Bemerkungen über die Gerölleführung der bayrischen Molasse. Die Gesteine der Molasse am Nordsaume der Alpen enthalten deren Zerstörungsprodukte aus der Zeit des Oligocäns und Miocäns. Art, Beschaffenheit und Verbreitung der darin enthaltenen Gerölle versprechen daher wertvolle Aufschlüsse über die Gestaltung und Entwicklung des Gebirges während der genannten Zeitabschnitte. In der Schweiz sind Untersuchungen der Molassegerölle in bezug auf il‚re Herkunft verschiedentlich vorgenommen worden — mußte doch das unter ihnen nicht seltene Vorkommen fremdartiger, nirgends in der Nachbarschaft anstehender Gesteine zu Forschungen in dieser Hinsicht herausfordern!). In Bayern hingegen sind solche noch nie angestellt worden, obwohl es auch hier an Geröllen uner- klärten Ursprungs keineswegs fehlt. Eine Exkursion im Alpenvorlande zwischen Isar und Lech bot dem Verfasser Gelegenheit zum Einblick in die einschlägigen Probleme. Da mir deren weitere Verfolgung in absehbarer Zeit kaum möglich sein wird, so seien hier einige Beobachtungen mitgeteilt und ein Versuch zu ihrer Deutung unternommen, wenngleich einem solchen zunächst nur hypothetischer Charakter zukommen kann. Der geologische Aufbau des genannten Gebietes ist dank zahl- reichen neueren Arbeiten gut bekannt. Eine abschließende Darstellung des Oligocängebietes verdanken wir Weithofer?); sie dient den folgenden Ausführungen als Grundlage. Im Bereiche des Miocäns folge ich in der Hauptsache den Angaben von Rothpletz?). Die Schichtfolge gliedert sich nach den Genannten von unten nach oben in folgender Weise: 1) Ueber den derzeitigen Stand der Frage siehe Heim, Geologie der SchweizI, Leipzig 1917, 8.48 f. 2) K.A. Weithofer, die Oligocänablagerungen Oberbayerns. Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 10, 1917. Wegen der früheren Literatur vergleiche man auch dessen Sammelreferat in der Geologischen Rundschau 5, 1916, S.65. — Es sei mir gestattet, Herrn Generaldirektor Weithofer auch an dieser Stelle für freundlichst erteilte mündliche Ratschläge meinen besten Dank auszusprechen. 3) A. Rothpletz, Die Osterseen und der Isar-Vorlandgletscher. Landes- kundliche Forschungen, herausgegeben von der Geographischen Gcsellschaft München, 1917. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt, 1920. Nr. 10, 11, 23 R n 162 Verhandlungen. Nr. 10, 11 1. Aeltere Meeresmolasse: graue, mergelige Tone, gegen oben durch zunehmenden Sandgehalt übergehend in die 2. „Bausteinzone“: Quarzsandsteine mit eingelagerten Kon- glomeratbänken. 3. Cyrenenschichten (wesentlich brackisch): sehr mächtige Folge von eintönigen Mergeln und Sandsteinen; sie enthalten als Einlagerungen die bekannten Pechkohlenflöze von Penzberg, Peissen- berg etc., zwei Horizonte von Glassand im hangendsten Teil sowie vereinzelte schwache Konglomeratlagen. 4. Promberger Schichten: vorwiegend Mergel bei Penz- berg, weiter westlich mehr sandig, mit mariner Fauna, die sich von jener der unteren Meeresmolasse nicht wesentlich unterscheidet. Nicht so sehr das Produkt einer anderen Bildungszeit, als vielmehr abweichender Ablagerungsbedingungen (hauptsächlich festländische, untergeordnet Süßwasserbildung nach Weithofer) stellt dar 5. Die bunte Molasse: eine mächtige Folge von grauen und roten Mergeln mit Sandsteineinlagerungen und gegen S zunehmenden Konglomeratbänken. Diese Fazies verdrängt vom Lech gegen W die ganze Schichtfolge oberhalb der Bausteinzone; gegen O greift sie einerseits keilförmig in die Cyrenenschichten ein, anderseits in das Hangende der Promberger Schichten hinauf. Die gesamte bisher aufgeführte Schichtreihe scheint nach Weit- hofers Darstellung im wesentlichen dem Oberoligocän zu ent- sprechen. Unentschieden läßt er, ob dies auch schon von der unteren Meeresmolasse gilt oder ob diese noch dem Mitteloligocän angehört; doch hebt er hervor, daß (wegen der weitgehenden Uebereinstimmung ihrer Fauna mit jener der Promberger Schichten) die Zeitdauer der Ablage- rung der gesamten Oligocänmolasse nicht allzu groß gewesen sein könne. Der Uebergang vom Oligocän zum Miocän ist in Oberbayern nicht sichtbar, da beide Formationsglieder an einer großen Störungs- zone aneinander stoßen. Nördlich derselben treffen wir 6. Marines Mittelmiocän: Muschelsandstein und Kon- glomerate; endlich 7.Obere Süßwassermolasse (Obermiocän): mächtige Nagel- fluhmassen und Sandsteine, die gegen N allmählich in sandigen Mergeln (Flinz) auskeilen. Sehen wir uns nun den Geröllebestand der einzelnen konglomerätr führenden Schichtglieder etwas näher an! Die Bausteinzone habe ich in dieser Hinsicht untersucht am Kamme des Buchbergs westlich von Tölz und auf dem Höhen- rücken südlich von Penzberg sowie in der östlichen und südlichen Umrandung der Murnauer Mulde. An erstgenannter Lokalität fand ich von Geröllen ausschließlich Quarz von meist milchweißer, seltener rötlicher oder dunkler Farbe. Auch am Riederer Weiher, südwestlich von Penzberg, bildet er wohl 90°, aller Gerölle; daneben finden sich dort helle und schwarze Quarzite, feinkörnige aplitartige Gesteine sowie feinschuppige, lichtgraue bis grünliche, anscheinend quarzreiche Muskovitschiefer!). Kalk scheint zu fehlen. Alle Gerölle sind sehr !) Alle Gesteine sind nur makroskopisch bestimmt! 1920 H. P. Cornelius. 163 gut gerundet, oft glänzend poliert; ihr Durchmesser gelit normaler- weise nicht über einen, wohl nie über 3 cm hinaus. Etwas wechselvoller ist die Beschaffenheit der Konglomerate in der Murnauer Mulde. Nordwestlich von Ramsach beobachtete ich in einem von dem Höhenrücken südlich des Staffelsees herabziehenden Wasserriß das folgende Profil in senkrecht stehenden oder ganz steil nordwärts überkippten Schichten (von S nach N): a) feiner quarzig-glimmeriger Sandstein mit dünnen Lagen und Linsen von feinkörnigem Konglomerat (Gerölledurchmesser meist <1cm), zuerst fast ausschließlich aus Quarz, weiterhin auch (vor- wiegend dunklen) Kalken zusammengesetzt. Es folgt b) eine zirka 2 m mächtige Bank grober Kalknagelfluh (hühnerei-, zum Teil faustgroße Gerölle). — Die anschließenden Mergel enthalten noch einzelne ‘feinkörnige Konglomeratlagen mit vorwiegend Kalk- geröllen sowie 2 cm starke Kohlenschmitzen. c) Mächtige Nagelfluhbank, frei von Kalk; neben vorwaltenden Quarzgeröllen verhältnismäßig reichlich feinschieferige Glimmer- -schiefer; vereinzelt Gneis von feinflaseriger Textur, dunkelroter Quarzporphyr? und feinkörniger Sandstein. Durchschnittliche Geröllegröße 1—3 cm, doch einzelne Quarze bis hühnereigroß. — Nach Schuttunterbrechung folgt, in der Rückwand eines alten (in der bayrischen topographischen Karte 1:50.000, Blatt Murnau Ost, ver- zeichneten) Steinbruchs d) feiner Sandstein (Wellenfurchen !) mit Einlagerung von Kalk- nagelfluh mit vereinzelten Quarzgeröllen; weiterhin Uebergang in sandige Mergel, die gelegentlich isolierte kleine (vorwiegend Kalk-) Gerölle und Lagen von solchen führen. Nach etwa 30 m e) 1!/,—2 m mächtige Bank von Nagelfluh mit vorwiegend Quarz- geröllen (durchschnittlich 2—3 cm); an Menge und Größe stark zurück- tretend Glimmerschiefer; Kalke gleichfalls untergeordnet. — Gute Abrollung ist für die Gerölle aller Schichten dieses Profils bezeichnend !). Verschiedene Gruben in den Gehängen der Höhen zwischen Großweil und Sindelsdorf zeigen im Prinzip .ähnliche Verhältnisse: es wiederholen sich mehrfach übereinander Einlagerungen meist ziemlich feiner Nagelfluh, mit gut abgerollten Quarzen, daneben stets stark zurücktretenden hellen, feinschuppigen Glimmerschiefern ; Kalkgerölle fehlen häufig ganz, treten aber in manchen Bänken in mehr oder minder großer Menge hinzu. Den schönsten und reichhaltigsten Aufschluß in der Nagelfluh der bunten Molasse sah ich an der Sonnenleite westlich Uffing: die Straße von dort nach Schöffau schneidet jenes Gestein auf beträchtliche Erstreckung an. An der Zusammensetzung beteiligen sich überwiegend sedimentäre Materialien: dunkelgraue, stark bitu- minöse Kalke und Dolomite (zum Teil Hauptdolomit); heller (Wetterstein-) Kalk; seltener dunkle Mergelkalke (wohl Lias), !) Es erscheint nicht ganz sicher, ob dies ganze Profil noch der Baustein- zone zuzurechnen ist und nicht vielmehr die hangenden Konglomerate bereits solchen der bunten Molasse gleichgesetzt werden müssen — wenn schon das typische Gestein der letzteren, die bunten Mergel, nicht auftritt. DI 164 Verhandlungen. Nr. 10, 11 vereinzelt roter Liaskalk; dazu feinkörnige, lichtrote Quarz- sandsteine (wohl Buntsandstein) und rote Hornsteine (ver- mutlich Malm). Bemerkenswert ist auch das Auftreten licht- bis dunkelgrauer, deutlich kristalliner Kalke. Verhältnismäßig nicht selten (schätzungsweise etwa 5°/,) sind Quarzgerölle. Kristalline Gesteine treten dagegen in den Hintergrund; weitaus am häufigsten sind unter ihnen auch hier feinschieferige oder schuppige, helle, quarz- reiche Muskovitschiefer bis Muskovitquarzite; seltener weiße oder grünliche Quarzite und Quarzgrauwacken. Es finden sich’ vereinzelt auch Biotit- oder Zweiglimmergneise sowie etwas reichlicher ein heller, biotitarmer Granit, jedoch stets dermaßen verwittert, daß eine genauere Untersuchung nicht mehr möglich ist. — Auch hier sind weitaus die meisten Gerölle sehr gut abgerollt; ihre Größe hält sich im allgemeinen zwischen 1 und 3 cm, steigt aber mitunter bis zu Faustgröße. Letzteres gilt insbesondere auch von manchen Quarzgeröllen, vereinzelt auch von Glimmerschiefern und Grauwacken. Ein ganz übereinstimmendes Konglomerat steht am S-Rand von Uffing, westlich der Ache, in Verknüpfung mit bunten Molassemergeln an; ebenso fand ich mehrfach in Murnau und dessen näherer Umgebung _ Gesteine mit gleichartigem Geröllebestand: neben den unter den kristallinen Geröllen (vom Quarz abgesehen) überwiegenden hellen Glimmerschiefern fand sich auch hier als Seltenheit jener verwitterte helle Granit. Als neu macht sich ein auffallend frischer, feinstreifig- schieferiger Zweiglimmergneis ganz vereinzelt bemerklich. Während diese Vorkommnisse alle der südlichsten (Murnaner) Mulde der Oligocänmolasse angehören, zeigen die Konglomerate der nördlich anschließenden Rottenbucher Mulde an der Amper zwischen Rottenbuch und Echelsbach, wo ich sie an mehreren Stellen kennen lernte, eine etwas andere Beschaffenheit. Die Kalk- und Dolomit- serölle, von meist dunkelgrauer Farbe, herrschen dort noch viel stärker vor (bräunlicher bituminöser Hauptdolomit war sicher zu erkennen); feinkörniger grauer Sandstein, roter Hornstein waren ganz selten; höchstens 1°/, der Gerölle ist weißer oder rötlicher Quarz, und nur höchst vereinzelt fanden sich kristalline Gesteine (heller Glimmerschiefer, Aplit). — Die Durchschnittsgröße der Gerölle ist gering, 1—2 cm, nur in einzelnen Lagen finden sich auch größere; die Abrollung ist auch hier meist recht weitgehend. Das mittelmiocäne Konglomerat von Schwaig an den Österseen enthält weit vorwiegend Quarzgerölle, deren Größe nur nach Millimetern mißt, daneben vereinzelt bis taubeneigroße helle Kalke. Die obermiocäne Nagelfluh ist auf den Höhen westlich der Loisach, in der Gegend von Eurasburg und Beuerberg, in einer Reihe von Steinbrüchen und Wasserrissen vorzüglich’aufgeschlossen ?). Sie enthält in weitaus überwiegender Menge (wohl 99°%/,) Gerölle von Kalken, Mergelkalken, Dolomiten; typischer Haupt- dolomit ist darunter vertreten. Weiter finden sich in untergeordneter Menge rote und schwarze Hornsteine (Malm oder Lias) sowie 1) Vgl. Rothpletz, a. a. O. 1920 H. P. Comelius. 165 feinkörnige, graue, manchmal feingebänderte und verhältnismäßig häufigdunkelgrüne glaukonitischeQuarzsandsteine;sieent- stammen wohl meist dem Flysch, die letztgenannten vielleicht auch der helvetischen Kreide. Ganz selten sind Milchquarzgerölle; kristalline Gesteine scheinen zu fehlen. Dagegen findet sich Quarz reichlich als ' zum Teil verhältnismäßig grober Sand im Bindemittel der Nagelfluh. Die meisten Gerölle sind gut gerundet, doch finden sich unter den Kalken auch bloß kantengerundete. Ihre Größe ist ganz ungleich; unter den Kalkgeröllen gibt es vereinzelt solche von weit über Kopf- sröße. Die Sandsteine.etc. bleiben stets erheblich kleiner; die Quarze sind höchstens nußgroß. Ein ganz entsprechendes Bild bieten die gleichalterigen Nagel- fluhen auf der Nordseite‘ des Hohen Peissenbergs. Auch in ihnen herrscht das Kalkmaterial fast ausschließlich, und zwar in der Haupt- sache gelbe Mergelkalke (verwitterte Fleckenmergel?); daneben dunkelgelbe und dunkelgraue, zum Teil feinkristalline Kalke, ganz vereinzelt heller feinspätiger Kalk sowie graubrauner, wohl liasischer Hornstein; ferner wieder spärlich die verschiedenen oben- genannten, vermutlich dem Flysch angehörenden Sandsteine und ganz vereinzelt ein wohl ebendort beheimatetes quarzitähnliches Gestein von braungrüner Farbe und öligem Glanz, mit tiefroter Anwitterung. Milchquarz findet sich sporadisch, in manchen Auf- schlüssen fehlt er gänzlich. Kristalline Gesteine wurden auch hier nicht gefunden. Die Größe der meist gut gerundeten Kalke geht auch hier gelegentlich bis zur Kopfgröße, während die Quarze höchstens nach einigen Zentimetern messen. | Die vorstehend mitgeteilten Beobachtungen sind natürlich bei weitem nicht zureichend, um daraus die Herkunft des Geröllmaterials der Molasse in den Einzelheiten festzulegen — sind es doch über- haupt nur verhältnismäßig wenige Gerölle, deren Natur sich mit hin- länglicher Sicherheit bestimmen ließ; selbst die große Menge der Kalkgerölle ist — zum Teil wohl wegen nachträglicher Veränderung — nicht ohne weiteres zu identifizieren. Aber einige Schritte auf jenem Wege lassen sich immerhin bereits tun. Was zunächst die allgemeine Richtung der Geröllezufuhr betrifft, so ist klar, daß diese nur von S her erfolgt sein kann. Dies ist auch die Ansicht früherer Beobachter, vor allem von Weit- hofer. Beweisend dafür ist die gegen S zunehmende Einschaltung von Konglomeraten sowohl in der Bausteinzone und der bunten Molasse, wie im Miocän, nicht minder die Zunahme der Geröllegröße, innerhalb jeder einzelnen von diesen Schichtgruppen, in der gleichen Richtung; endlich auch die für einzelne der Gerölle (Hauptdolomit, jurassische Hornsteine) feststehende Beheimatung in der ostalpinen Kalkzone. Für viele andere Gerölle ist die gleiche Herkunft oder zum Teil auch eine solche aus der Flyschzone durchaus wahrscheinlich. Wie steht es nun aber mit der Heimat des kristallinen Materials ? Seine petrographische Natur gibt darüber bis jetzt keine Auskunft — handelt es sich doch in wohl 90°/, der Fälle um Rollstücke von Ader- und Gangquarzen, wie sie in jedem kristallinen Gebirge vorkommen, und auch die demnächst am meisten verbreiteten hellen Glimmer- 166 Verhandlungen. Nr. 10; schiefer sind herzlich indifferent, ebenso die Quarzite und Aplite. Die spärlichen charakteristischeren Gesteine aber, wie die hellen Granite von Uffing, erlaubten wegen ihrer starken Verwitterung keine genauere Bestimmung mehr. Gleichwohl läßt sich von diesen Geröllen mit größter Wahr- scheinlichkeit behaupten, daß sie aus weiter Entfernung her- transportiert sein müssen. Es spricht dafür gleichermaßen ihre im allgemeinen geringe Größe wie die durchwegs sehr gute Abrollung, welche sie erfahren haben; und nicht minder die sehr vollkommene Auslese besonders widerstandsfähiger Gesteine, welche die Gesamtheit dieser Gerölle darstellt (oft auschließlich, wohl stets über 90°/, Gangquarze und fast reine Quarz- gesteine!!). Ihre Herkunft aus einem heute in der Tiefe verschwundenen „Vindelizischen Randgebirge* längs dem Alpennordsaum, wie sie einst von Gümbel und ganz ebenso bis heute von Weithofer (für die Bausteinzone wenigstens) angenommen wird, erscheint mit den oben- genannten Tatsachen nicht wohl vereinbar. Wir müßten in diesem Falle, wo doch Transporte von höchstens einigen Kilometern in Frage kämen, häufig grobes, schlecht abgerolltes, mehr oder minder eckiges Material finden; Ueberwiegen der am Aufbau des Gebirges vorwaltend beteiligten Materialien, anstatt des in allen Gebieten kristalliner Gesteine an Menge recht untergeordneten Gangquarzes, wäre not- wendig zu erwarten, rascher Wechsel in den vorherrschenden Bestand- teilen einer Schicht sehr wahrscheinlich, wenn es sich in den Molasse- konglomeraten um Strand- und Deltabildungen eines unmittelbar benachbarten Gebirgszuges handeln würde?). In allen genannten Punkten sehen wir das Gegenteil. !) Gelegentliches Vorkommen bis kopfgroßer kristalliner Gerölle, wie es nach Weithofer auch in der Bausteinzone schon beobachtet worden ist, widerspricht als verhältnismäßig seltener Ausnahmsfall durchaus nicht der obigen Folgerung aus der allgemeinen Regel. An einzelnen Stellen können größere Flüsse sehr wohl gröberes Material zugeführt haben, trotz verhältnismäßig großer Ent- fernung des Ursprungsgebietes. \ 2) Die Studer-Gümbelsche Hypothese des Vindelizischen Gebirges sollte nicht nur die exotischen Gerölle in der Molasse (und im Flysch) erklären — auch die Rolle einer trennenden Barre zwischen dem alpinen und außeralpinen Fazies- gebiet sowie einer stauenden Schwelle bei der alpinen Gebirgsbildung wurde und wird ihm zum Teil noch heute zugeschrieben. Für die letztgenannte Wirkung dürfte eine mit verhältnismäßig geringmächtigen Sedimenten bedeckte Grund- gebirgsmasse auch schon genügen, der erst durch die Faltung selbst die Gestalt einer zum Gebirgsstreichen parallelen Schwelle oder wohl besser Abbeugung (als Außenrand einer Vortiefe) aufgeprägt wurde; man vergleiche die Ausführungen von P.Arbenz über das Aarmassiv zur Liaszeit in: Probleme der Sedimentation und ihre Beziehungen zur Gebirgsbildung in den Alpen; Vierteljahrschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich, 64, 1919 (Heim-Festschrift), S. 269. — Beim Weiterschreiten der Gebirgsbildung mag ein solcher Geosynklinalrand sehr wohl die Rolle eines stauenden Hindernisses gespielt haben; aber notwendig ist die Annahme eines solchen vielleicht überhaupt nicht. — Als Nordgrenze des alpinen Faziesgebietes bedürfen wir einer Barre ebensowenig mehr — ganz unabhängig von der Anzahl von Kilometern, die man dem Betrag ostalpiner Ueberschiebungen zugestehen will: bietet doch die bayrische Ebene hinreichend Raum auch für einen Uebergang der Fazies, der sich unter der Schutthülle vollziehen mag; und ander- seits reicht die germanische Trias unter dem Namen der helvetischen und pennini- 1920 H. P. Cornelius. 167 Und gerade von den häufigsten Geröllen kristalliner Gesteine, eben jenen hellen Glimmerschiefern, läßt sich mit einiger Wahr- scheinlichkeit behaupten, daß sie nicht dem Material entsprechen, das wir in einem „vindelizischen Gebirge“ zu erwarten, hätten. Ein solches würde ungefähr ein Verbindungsstück zwischen Aarmassiv und Böhmerwald herstellen. In beiden Gebieten herrschen unter den kristallinen Schiefern (von den Frgebnissen nachträglicher Diaph- thoritisierung abgesehen) Produkte einer Tiefenmetamorphose — daneben Granite, zum Teil primär geschiefert (? Erstfeldergneis) und deren Kontaktgesteine. Für mehr in Oberflächennähe umgewandete Gesteine, wie sie unsere Glimmerschiefer ohne Zweifel darstellen, ist in jener Gesellschaft kein Platz!). Und es fehlt jeder Anhaltspunkt für die Annahme, daß sich der Charakter des herzynischen Unter- grundes gerade in dem Abschnitt änderte, wo er unserer Beobachtung nicht zugänglich ist. Die gleichen für einen Transport aus weiter Entfernung sprechenden Tatsachen verbieten aber auch eine Herleitung des kristallinen Geröllematerials aus heute durch Abwitterung ver- schwundenen kristallinen Schubfetzen an der Basis kalkalpiner Decken. Und auch die fast allgemeine Verbreitung jener Gerölle in den Molassekonglomeraten steht einer solchen Annahme entgegen — handelt es sich doch in den heute noch vorhandenen derartigen Schubfetzen (Allgäu, Niederösterreich 2) um räumlich sehr wenig aus- gedehnte Bildungen, die auch nur an beschränkte Strecken des Vor- landes Gerölle liefern können. Für die Hypothese einer einst über die Kalkalpen gebreiteten kristallinen Decke von großer Ausdehnung aber fehlt in den Ostalpen ohnehin jede tatsächliche Stütze. Unter Festhalten an der zuvor bereits betonten südlichen Her- kunft unserer Gerölle werden wir also dazu geführt, deren Heimat erst südlich der ostalpinen Kalkzone, in den Zentralalpen zu suchen. Der Einwand liegt nahe, wieso dann charakteristische und weit- verbreitete Gesteine der Zentralalpen, zum Beispiel die Zentralgneise, unter den Molassegeröllen fehlen? Ihm ist zu begegnen mit dem Hin- weis darauf, daß eben nur die widerstandsfähigsten Gesteine schen fast über die gesamte Breite der Westalpen hinüber, wenn auch in verküm- merter Ausbildung. Die Erklärung des exotischen Materials in Flysch und Molasse aber aus der Zerstörung des Vindelizischen Gebirges, wenn dessen Existenz selbst wieder nur aus dem Dasein jenes Materials gefolgert wird, scheint mir einen Circulus vitiosus darzustellen — ganz abgesehen von der schon seit Frühs (Neue Denk- schrift der Schweizer Naturforschenden Gesellschaft 3), 1890) Untersuchungen feststehenden andersartigen (zumeist ostalpinen!) Herkunft wenigstens eines großen Teiles der Schweizer Molassegerölle. — Selbstverständlich wissen wir gar nichts über die Gestaltung des Untergrundes des nordalpinen Vorlandes — mithin auch nichts über die Erstreckung der böhmischen Masse gegen SW. Es dürfte auch keinen anderen Weg geben, um darüber Klarheit zu erlangen, als die Vornahme von Tiefbohrungen. Vielleicht findet sich einmal der Mäcen, der die hierfür erforderlichen Mittel der Wissenschaft zur Verfügung stellt ? 1) Für das Aarmassiv betont Heim (a. a. O. Il) ausdrücklich die Abwesen- heit von echten Glimmerschiefern! Ebenso ist in der Schweizer Molasse das Fehlen unzweifelhafter Aarmassivgesteine wiederholt konstatiert worden. ®) Vgl. O0. Ampferer, Geologische Untersuchungen über die exotischen Gerölle und die Tektonik niederösterreichischer Gosauablagerungen. Denkschrift der Akademie der Wissenschaften in Wien, 96, 1918. 168 Verhandlungen. Nr. 10, 11 imstande waren, unzertrümmert die weiten Transportwege zurück- zulegen — und sie waren damals, vor den letzten orogenetischen Phasen, noch weiter als heute! Einleuchtend erscheint die zentralalpine Herkunft für die obermiocänen Konglomerate: in ihnen treten die kristallinen Gerölle an Menge wie an Größe fast bis zum Verschwinden zurück hinter den Kalken!). Bei den viel weiteren Wegen, welche jene zurückzulegen hatten, ist ein solches Verhalten von vornherein zu erwarten. Warum aber treten dann in den Konglomeraten der Baustein- zone die Kalkgerölle so stark in den Hintergrund, ja bleiben vielfach vollständig aus? Wie ist es möglich, daß Material aus den Zentral- alpen den Weg bis in die Vortiefe am Nordfuße des Gebirges fand, ohne daß sich ihm solches aus den viel näher gelegenen Kalkalpen in überwiegender Menge beigesellte ? Dieser Widerspruch löst sich, wenn wir der Resultate gedenken, zu welchen die Verfolgung der Augensteinschotter auf den Plateauflächen der Salzburger und österreichischen Kalkalpen geführt hat): Die nordöstlichen Kalkalpen waren demnach, nach ihren großen Bewegungsphasen in der Oberkreide und im Alttertiär, weitgehend abgetragen worden, zu einer Kuppenlandschaft mit verhältnismäßig geringen Höhendifferenzen erniedrigt, auf der sich Flüsse mit schwachem Gefälle aus den Zentralalpen nach N bewegten und Geschiebe verfrachteten. Nun sind freilich in größerem Umfange Spuren einer ähnlichen Einebnungsphase in den oberbayrischen und nordtiroler Kalkalpen bisher nicht bekannt. Allein deren andersartige Zusammensetzung und Struktur macht es verständlich, wenn alte Oberflächenformen weit rascher und vollständiger zerstört wurden, als auf den flach gelagerten Kalkplateaus der Salzburger etc. Alpen — erfolgte doch auf letzteren die Entwässerung großenteils unterirdisch, so daß an der Oberfläche erosive Vorgänge auf weite Strecken überhaupt ausgeschaltet blieben. Unter diesem Gesichtspunkt wird das Fehlen oder Zurücktreten von Kalkgeröllen in den Konglomeraten der Bausteinzone verständlich: es fehlten eben in den Kalkalpen auf weite Strecken größere Aufragungen, welche solche -Gerölle hätten liefern können. Zugleich gewinnen wir einen neuen Anhaltspunkt für die Alters- bestimmung jenes Abtragungsvorgangs. Er muß bereits im Oberoligocän recht weit gediehen gewesen sein. Götzinger versetzt ihn ins Alt- miocän, wegen der Uebereinstimmung der Konglomerate jenes Zeit- abschnitts (am Stoderzinken in Steiermark) mit den Augenstein- schottern ?). Allein es steht wohl nichts der Annahme im Wege, daß 1) Auch Gümbel (Geologie von Bayern II, Kassel 1894) spricht hier von zentralalpinen Geröllen. — Uebrigens besteht hier auch die Möglichkeit, daß die Quarzgerölle von sekundärer Lagerstätte stammen — aus aufgearbeiteten älteren Konglomeraten, vermutlich der Flyschzone. Eine Ableitung des Quarzsandes im Binde- mittel dieser Nagelfluhen von Flyschsandsteinen erscheint gleichfalls naheliegend. 2) G. Götzinger, Zur Frage des Alters der Oberflächenformen der öst- lichen Kalkalpen. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien 56, 1913, 8. 39. — Neue Funde von Augensteinen auf den östlichen Kalkhochalpen- plateaus. Verh. der geol. R.-A. 1913, S.61. — Weitere neue Funde von Augen- steinen auf den östlichen Kalkhochalpenplateaus. Jahrb. 1915, 8. 272. %) Vgl. auch G. Geyer, Ueber den geologischen Bau der Warscheneck- gruppe im Toten Gebirge. Verh. der geol. R.-A. 1913, 8. 267. 1920 H. P. Cornelius. 169 die Existenz jenes nordalpinen Hügellandes einen beträchtlichen Zeit- abschnitt hindurch: einen Teil des Oberoligocäns und Untermiocäns angedauert hätte, unbeeinflußt durch größere tektonische Bewegungen. Die Ausbildung der Molassesedimente in Oberbayern steht mit einer solchen Annahme im Einklange. Sie weist auf eine Zeit tek- tonischer Ruhe, mindestens bis zum Schluß des Oligocäns, im an- grenzenden Alpengebirge, während deren im Vorlande eine ungestörte Sedimentation feinschlammigen und sandigen Materials die mächtigen Cyrenen- und Promberger Schichten aufbauen konnte — ohne dah größere, durch Gebirgsbewegungen neu entstandene Höhendifferenzen eine Zufuhr gröberer Gerölle bedingt hätten. Die Herkunft des fein- klastischen Materials mag auch über die eingeebnete Kalkzone hinweg aus südlicheren Zonen der Alpen erfolgt sein, Anders weiter im Westen. Schon von der Loisach, in erhöhtem Maße vom Lech an verdrängt die bunte Molasse immer mehr die genannten oberoligocänen Schichtgruppen; und immer reichlicher treten in ihr Konglomerate auf je weiter man nach Westen geht. Die darin sehr zahlreichen kalkalpinen Gerölle weisen auf vorausgegangene tektonische Bewegungen in den Kalkalpen, wodurch diese der Abtragung wieder in erhöhtem Maße zugänglich wurden. Gleichzeitig setzt in der Schweiz die Nagelfluhbildung im großen Maßstabe ein!); und so handelt es sich wohl auch in jenen tektonischen Bewegungen um die Ausläufer größerer Vorgänge, welche, sei es den Westrand des ost- alpinen Bogens, sei es die penninische oder helvetische Zone der Westalpen zu oberoligocäner Zeit betroffen haben. Ueber die Zustände während des Untermiocäus gibt uns die bayrische Molasse keine Auskunft. Im Mittelmiocän scheint, nach den zahlreichen kleinen Quarzgeröllen bei Schwaig zu schließen, die Geröll- zufuhr aus den Zentralalpen noch in beträchtlichem Umfange angedauert zu haben, Gänzlich veränderte Verhältnisse treffen wir im Obermiocän an : die Zufuhr kristallinen Materials ist vollständig unterbunden oder doch sehr stark in den Hintergrund getreten. Die kalkalpinen Gerölle beherrschen vollständig das Feld. Daneben erscheinen auch vermutlich der Flysch- zone entstammende Gesteine, wie sie mir aus den älteren Schichten der Molasse unbekannt geblieben sind. Gewaltige tektonische Bewegungen müssen vorausgegangen sein, damit dieser Umschwung zustande kommen konnte. Wir werden wohl nicht fehlgehen, wenn wir sie zeitlich gleich- setzen einerseits mit jener Hebung (?), welche die Abtragungsfläche der östlichen Nordalpen wieder in den Bereich gesteigerter Tiefenerosion emporrückte, anderseits aber mit dem Beginn oder einer Hauptphase der helvetischen Deckenbewegungen in den Westalpen. Aber noch jünger erst sind die letzten großen alpinen Bewegungen, welche in den Ostalpen die Anschiebung der Flyschzone an die Molasse, die Ueberschiebung der helvetischen Decken der Westalpen auf die- selbe sowie die Faltung und Schuppung dieser selbst zur Folge hatten. Eine Abbildung in der Sedimentation des Vorlandes konnten diese !) Man vergleiche das Faziesschema bei Heim, Geologie der Schweiz I, Fig. 6, S. 65. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 10, 11. 24 170 Verhandlungen. Nr. 10,11 Bewegungen unmittelbar nicht mehr finden, da ihnen eine solche zunächst — bis zur Ablagerung des diluvialen Deckenschotters — überhaupt nicht mehr gefolgt ist. Die vorstehenden kurzen Bemerkungen können selbstverständlich keine endgültige Lösung des Problems der Molassegerölle bringen: Es war auch nur meine Absicht, den Weg anzudeuten, auf dem eine solche zu suchen sein dürfte !). Ihn zu Ende zu schreiten wird erst an Hand eines ungemein umfassenden und eingehenden Beobachtungs- materials möglich sein und voraussichtlich mindestens ebenso viele Jahre in Anspruch nehmen, als ich bisher Tage darauf verwenden konnte. R. Grengg (Wien). Über die seifige Erde von Gaura in Siebenbürgen. (Mit 1 Textfigur.) Der Mangel an Schmier- und Waschmitteln lenkte im Kriege die Aufmerksamkeit auch auf die sogenannten ungarischen Seifen- erden. Verfasser hatte 1916—1918 Gelegenheit, Vorkommen, Eigen- schaften sowie Verwertungsmöglichkeit von derartigen Materialien in Siebenbürgen näher kennen zu lernen. Als Tonerde-Seifenstein findet ein Vorkommen von Mühlbach i. S. beiStremme?) mehrfach Erwähnung. Es wird dort den Seifensteinen unter den amorphen Mineralen (schleimige oder gallertige Hydrogele, feste Gläser, erdartige Stoffe ohne Zusammenhang der feinstpulverigen Teilchen) eine der kolloiden Form nahe Sonderstellung eingeräumt. Der Begriff „seifige Erde“ mag an der Hand einer typischen siebenbürger seifigen Erde nähere Erläuterung finden. Infolge der seifigen Eigenschaften quillt ein Stück der grubenfeuchten oder luft- trockenen Probe bei ruhigem Liegen in Wasser ähnlich wie eine Kern- oder Toiletteseife, nur rascher, dafür aber weniger stark. Selbst nach mehrstündigem Liegen unter Wasser bewahrt die Probe so ziem- lich ihren Zusammenhalt, wird hochplastisch und bis zu einem ge- wissen Grade elastisch. Erst bei noch längerer Quellung beginnt die Oberschichte abzufließen. Schließlich zerrinnt die gänzlich durchweichte Probe und bedeckt den Boden des Gefäßes mit einer nach oben zu immer zarter und durchscheinender werdenden, leicht beweglichen Gelmasse. Wird die gewässerte oder gesumpfte Seifenerde in die darüberstehende, höchstens schwaches Opalisieren zeigende Flüssigkeit eingerührt und absitzen gelassen, dann scheidet sich nach kurzer Zeit Sand und Ton als Bodensatz aus, während der seifige Anteil in Lösung oder Aufschwemmung verbleibt. Aus letzterer fällt, wenn selbe gehörig verdünnt (wenige Prozente fester Substanz enthält) beim Klären noch tagelang feinstes toniges Sediment aus. Bei hochwertiger Roherde und Verwendung von destilliertem oder an Elektrolyten armen Wassers ist diese sogenannte Lösung monate- lang haltbar, verarmt aber allmählich in den oberen Schichten an Gel- !) Dabei möchte ich nicht versäumen, der Anregungen zu gedenken, welche ich den Arbeiten A. Winklers (Untersuchungen zur Geologie und Päläontologie des steirischen Tertiärs, Jahrb. der geol. R.-A. in Wien 63, 1913, 8. 503; und Ueber jungtertiäre Sedimentation und Tektonik am Ostrande der Zentralalpen, Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 7, 1914, 8. 256) verdanke. 2) Doelters Handbuch der Mineralchemie II, pag. 30 ff. 1920 R. Grenge. 171 substarz. Sie ist gelblich trübe, fühlt sich, falls sie nicht zu verdünnt ist (bei über 2°/, Gehalt an fester Substanz), seifig-glatt an und vermag bereits gewisse Mengen von Mineralölen, Fettstoffen, Teerölen usw. zu emulgieren. Bei Einengung auf 5 bis 7°, Gehalt an festem Rückstand wird die Flüssigkeit breiig bis pastig und ähnlich einer Schmierseife. Bei weiterem Wasserentzug verliert die Masse mit zunehmender Kon- sistenz an Transparenz, wird tonähnlich und unscheinbarer. Sie ent- hält aber völlig lufttrocken noch immer an-15 bis 20°, Wasser und hat dabei Aussehen und Festigkeit von trockener Kleisterstärke. Sie ist in diesem Zustande hygroskopisch; ihr Wassergehalt schwankt mit dem Feuchtigkeitsgrade des Aufbewahrungsortes. Ueber Schwefelsäure bei Zimmertemperatur oder im Trockenschrank (+ 110°C und darüber) tritt Entwässerung bis etwa 5°, ein. Derart scharf getrocknetes Material hat von seiner Quellfähigkeit in Wasser nichts eingebüßt, auch wenn der Prozeß des Quellens und Trocknens öfters wiederholt wurde. Bei längerem Erhitzen auf Grauglut und auch schon darunter verliert die seifige Erde, gleichgültig, ob gereinigt oder noch im Roh- zustande, auch das vom Scharftrocknen noch zurückgebliebene Wasser. Sie verfärbt sich hierbei dunkelgrau und brennt bei weiterer Temperatur- steigerung zu einer gelblichen, mürben, porösen, sandigen Masse, die in Wasser nicht mehr quillt. Der Gehalt an quellbarer Substanz bedingt auch bei der ungereinigten trockenen seifigen Erde eine gewisse Festig- keit und Sprödigkeit und das starke Schwinden beim Eintrocknen von srubenfeuchter Roherde. Nachdem die Klebkraft des beigemengten Gels aber weit geringer als zum Beispiel die des Leimes ist, zerfällt seifige Erde nach den Trockenrissen zu eckigen Stückchen; außer man hätte durch Einschlagen der Probe in starkes Papier den Trocken- prozeß verlangsamt und so einheitliches Zusammenschrumpfen bewirkt. Seifige Erden minderer Qualität, die entweder einen geringen Gehalt an abscheidbarer quellbarer Substanz besitzen oder wo deren Quellfähigkeit aus irgendwelchen Gründen herabgemindert ist, nähern sich in den physikalischen Eigenschaften den gewöhnlichen fetten Tonen. Unter die Bezeichnung Walkererde, Fullererde, Smektil, Cimolit, Teratolit fällt so manches Vorkommen, das sich in den physikalischen Eigenschaften den eigentlichen seifigen Erden nähert, wenn nicht erreicht. Leider stand nur wenig anderweitiges Untersuchungsmaterial zur Ver- fügung. Dagegen waren außer der schon erwähnten Arbeit von Stremme im Kapitel über die Bolminerale des Dammer- und Tietze’schen Werkes!) sowie in kleinen Aufsätzen bei Hecht ?), Lahache?°) und anderer über diesen Gegenstand Anhaltspunkte für Vergleiche zu finden. Die nachgeprüften Walkererden waren im lufttrockenen Zustande specksteinähnlich, fühlten sich wie dieser an und zerfielen in Wasser gelegt sehr rasch zu feinstem Pulver unter leichter Volumsvermehrung. Beim Aufrühren setzte sich das Pulver wieder in ganz kurzer Zeit zur Gänze ab, das Wasser klärte sich vollständig. Derart benahmen sich Walkererde von unbekannter Fundstelle in Siebenbürgen, solche vom Monte terrible bei Poremtruy, Steargilit ') Die nutzbaren Mineralien usw. II, Stuttgart 1914. ?) Ueber die Walkererde. Tonind. -Zeitg. 40, pag. 221 ff., 379 ff. (1916.) 3) Note sur letfol (pierre a savon des Arabes). Journal de Pharmacie 1898, S. 57. 24* 172 Verhandlungen. Nr. 10, 11 von Fontaine le comte in Frankreich, Smektit von Cilli. Ganz so ver- hielten sich gegen Wasser fette oder magere Tone, geschlämmte Fein- kaoline, und zwar Göttweiger Hauptton von Tiefenfucha in Nieder- österreich, Ton von Grahamstowe (Kapkolonie), silurischer Tegel von St. Petersburg, geschlämmter Kaolin Ia von Zettlitz, geschlämmter Kaolin der Umgebung von Halle. Anatolische Seifenerde, amerikanische und englische Walker- und Fullererden!), Kambaraerde (Entfärbung von Mineralölen), Florida- erde sowie die zum Schönen des Weines benützte graue spanische Erde (Yeso gris) aus der Gegend von Xeres de la frontera, standen leider nicht zur Verfügung. Nach dem Wenigen, was im Seifenfabrikant ?) über die anatolische Seifenerde berichtet wird (specksteinartiges Aus- sehen, keine sonderliche Waschkraft, nur als Füllmittel für Seifen geeignet), scheint sie ihren Namen nur deshalb zu führen, weil sie seit langem zum Waschen an Stelle von Seife verwendet wird. Ein beträchtlicher Teil der Walker- und Fullererden dürfte von Augit und Hornblendegesteinen, Basalten, Gabbros abstammen. Auch wird an- gegeben, daß bei gewissen Sorten die Wiederverwendung von in der Oelraffinerie gebrauchter Erden, durch schwaches Glühen möglich ist. Ueber Fundpunkte von siebenbürgischen Walkererden, seifigen Erden u. dgl. sind in der älteren Literatur?) mehrere Angaben zu finden, doch scheint kein Vorkommen größere technische Bedeutung erlangt zu haben. Erst kurz vor dem Kriege und während desselben wurden an einigen Orten in Siebenbürgen seifige Erden in größeren Mengen gewonnen und verarbeitet. Man kennt Smektit, Smelit von Mühl- bach (Belimangraben), Nagy-Bar am Vulkanpasse, bei Talmacs und im Thalheimer Waldgraben bei Hermannstadt (unter der Mühle im Zoodkanale soll ein mächtiges Lager vorhanden sein), bei Sommerburg, Koväsca und Neustadt nächst Kronstadt, Felsö-Maros-Varadja bei Marosportos; Telki- bänya hat ein Lager über Trachytporphyr und ist das Material grauweiß mit Stich ins Bläuliche, milde, zähe, tonig, ähnlich einer feinen Seife. Während des Krieges 1918 soll die Gemeinde Gyulato (laut Bulgarischer Handelszeitung) Seifenersatzerde gewonnen haben. Auch unweit Felsö- banya (in Bayfalu) dürfte nach Mitteilungen von Dr. Luecke seifiges Material mit Schwefelwasserstoffgeruch vorkommen. Verfasser besichtigte November 1916 Fundstellen von seifiger Erde in der Umgebung von Karlsburg (Gyulafehervar). Sie liegen im Hügelland der Marosniederung südöstlich von Karlsburg und nördlich von Mühlbach. Die Lager gehören sedimentären Neogenbildungen zu. Wo seifige Erden anstehen, ist das Gelände sehr charakteristisch verrutscht und verstürzt. Das Gebiet ist durch die Maros vom nahen siebenbürgischen Erzgebirge abgetrennt. Es ist wahrscheinlich, daß von dort stammende Tuffe und Detritus von Lipariten u. dgl. das Ausgangsmaterial für diese seifigen Erden geliefert haben. Letztere sind im feuchten Zustande graublau bis graugrün und teilweise (zum ı) Porter John F., Untersuchungen über Fullererde Contribution to Econo- mie Geologie 1906 1. 268—290 Bullet, 315 United States Geolog. Survey Washington. ?) Jahrgang 1916, pag. 193, 207, 550. %) M.J. Ackner, Mineralogie Siebenbürgens, Hermannstadt 1855. Zepha- rovitsch, Mineralog. Lexikon f. d. Kaisertum Oesterreich. Bd. I—IIl, 1920 R. Grengg. 173 Beispiel bei Limba) von guter Qualität (gelreich), sie sind des öfteren vermischt mit den sandigen bis schotterigen oder lehmigen Neogen- sedimenten. Bei Maros-Csüged befand sich im November 1916 ein kleiner Tagbau auf seifige Erde am Rande der Schlucht zwischen Kote 418 und 311 (Spezialkarte 1: 75000). Die dort gewonnene Erde war hellgraublau vom Aussehen eines ziemlich fetten. Tones. 100 Meterzentner wurden ab Grube mit K 350.— berechnet. Sehr gelreiche seifige Erde war in einem jungen Graben an der Süd- seite vom Dorfe Limba aufgeschlossen. Genannter Ort liegt 15 km westlich von Maros-Csüged. Das Lager gehörte dem Lehrer in Limba;; die Erde soll nach Deutschland versendet worden sein. Eigenschaften der guten Qualität: lufttrocken, von grauer Farbe mit Stich ins Oliven- grüne, stearinartiges Anfühlen, partienweise dicht und dann etwas kantendäurchscheinend, stark quellbar. Gelgehalt 24°/,. Die gereinigte Erde (das Gel) hat im trockenen Zustande hellgraubraune Farbe. Der sandige Rückstand enthält feinste Körnchen und Splitter (zum Teil mit Korrosionserscheinungen) von Feldspat oder Quarz sowie reichlich hellen Glimmer in zarten Schüppchen. Auch in der Schlucht beim und im Orte Felsö-Varadja, und zwar besonders in ihrem oberen S-N verlaufenden Teil ist reichlich seifige Erde aufgeschlossen. Die Leute waschen an Ort und Stelle mit derselben Wäsche. Das Zeug wird naß auf die anstehende seiftge Erde ausgebreitet, mit den bloßen Füßen mit derseiben eingerieben und im daneben fließenden Bach gewaschen und geschwemmt. Vor dem Kriege soll von hier Material nach der Seifenfabrik in Maros-Portus geliefert worden sein. Die Erde ist gewöhnlich graublau bis hellgrau, anscheinend nicht sonderlich gelreich; ihr Hangendes bilden sandige und tonige Sedimente. Südlich des besprochenen Gebietes liegt Mühlbach. Als Tonerde- Seifensteine bezeichnetes Material von dort wurde von B. Aarnio!) vor wenigen Jahren sowohl was Adsorptionsfähigkeit als Verhalten gegen verschiedene Säuren und Basen betrifft, eingehender untersucht. Eine, wenn trocken hellgraugrüne seifige Erde, die aus der Gegend von Kronstadt in Siebenbürgen stammen soll, ist wahrscheinlich ein zer- setztes liparitisches Gestein. Es ließen sich aus der (lufttrockenen) Roh- erde 37:7°/, Gel gewinnen. Dasselbe ist im trockenen Zustande grau- gelb. Der sandig-tonige Abfall enthielt außer Glimmerschüppchen teil- weise korrodierte Feldspatkörner sowie grünliche, wenig feste Körner. Genauer untersucht, sowohl was Vorkommen als Verwendbarkeit betrifft, ist die seifige Erde von Gaura in Nordwestsiebenbürgen. Ueber Anregung der früheren österreichisch-ungarischen Heeres- verwaltung wurde dortselbst von privater Seite (S. Kann), die Abscheidung des hochkolloiden Anteiles der Roherde nach einem von Dozent Dr. G. Weissenberger (Wien) ausgearbeiteten Ver- fahren besorgt. Der Verfasser richtete den Betrieb ein und beauf- sichtigte ihn, bestens unterstützt vom Werkmeister E. Hager. Erzeugt wurden Gele (Gauralin) mit 10 bis 18°/, fester Substanz. Die Tagesleistung der Anlage konnte auf einige tausend Kilogramm 1) Allophenartige Tone. Zentralbl. f. Min, etc. 1914 (siehe auch Stremme, Wasserhaltige Aluminiumsilikate in Doelters Handb. II. 30 ff.) 174 Verhandlungen. Nr. 10, 11 gebracht werden. Verkaufspreis der Fertigprodukte an Ort und Stelle von K 1.— bis K 1.60 pro Kilogramm. Die seifige Erde von Gaura liegt in einer bewaldeten Schlucht, welche 2 km südlich der Kirche genannten Ortes, die Lapos- mit Szamosfluß durch das Tal von Gaura verbindende Straße (Nagysomkut- Gaura-Nagy-Ilonda) von W aus erreicht. Das landschaftlich sehr schöne breite Tal von Gaura gehört dem westlichen Teil des Laposgebirges (nordwest-siebenbürgisches Grenzgebirge) zu. Hauer und Stachet), Hoffmann?) Koch?), haben das Gebiet eingehend geologisch unter- sucht und kartiert. Zwischen den kristallinen Schiefern des Preluka und Cziko sind die alttertiären Schichten der weiteren Umgebung von Gaura etwas zusammengestaucht und aufgewölbt. Verwerfungen mit wechselnder Reichweite und Sprunghöhe zerlegen das Alttertiär in zahlreiche Schollen. Die Störungslinien verlaufen häufig ONO, OW, NNO und zeigen somit Uebereinstimmung mit dem Streichen der edlen Erz- gänge des ungefähr 30 km nördlich von Gaura liegenden Nagybanyer Grubenreviers. Im mittleren und nördlichen Teile des Gauraer Sattels sind die alttertiären Schichtglieder vielfach zerstört und weit jüngere obermediterrane Bildungen (darunter Dacittuffe, Leithakalk) trans- gredieren aus der Nagybanyaer Bucht bei schwacher Diskordanz über die unteroligocänen Ablagerungen. An nutzbaren Materialien sind außer der seifigen Erde und Baumaterialien (feste und mürbe Kalke, Kalk- sandsteine, Schotter, Sand, Töpferton, Ziegellehm) noch spärlich auf- tretende Manganerze (in der Nachbarschaft der seifigen Erde) sowie Braunkohlen in den Brack- und Süßwasserablagerungen des mittleren Oligocäns bei Hovrilla, Buttyassza und Berkeszpätaka zu nennen. Die seifige Erde von Gaura ist das Zersetzungsprodukt eines vitrophyrischen Liparites, der als eine NNO verlaufende gangförmig abgeflachte Intrusivmasse von bescheidenen Dimensionen (240 X 60 m) den wahrscheinlich untereocänen, sogenannten „unteren bunten Tonen, Sanden und Schottern“, eingeschaltet ist. (Vgl. Abbildung.) Diese unteren bunten Tone usw. sind an der in Rede stehenden Lokalität selbst nicht von übermäßiger Oberflächenentwicklung. Sie liegen in vorwiegend sandig-schotteriger Ausbildung diskordant auf der oberen Kreide (Gosau), welche südlich von Gaura bei Valeamare aus den jüngeren Sedimenten als tiefstes Schichtglied aufbricht und bis nahe an den Liparitgang heranreicht. Im Norden grenzen an die bunten Tone usw. unmittelbar obermediterrane, teilweise Tuffe eingeschaltet enthaltende Lehme. Im Westen folgt über den bunten Tonen usw. erst eine unbedeutende Bank von Nummulitenkalken der mitteleocänen Rakoezyschichten, auf welchen die gleichfalls mitteleocänen Turbuczaer Schichten liegen. Sie sind in den Liegendpartien als Kalksandstein !) Geologie Siebenbürgens, Wien 1863 (ausführliche Literaturangaben); F, R. v. Hauer, Geol. Uebersichtskarte von Siebenbürgen (1861). 2) Aufnahmsberichte im Jahresbericht d. kgl. ung. geol. Anstalt 1882 —1885. Geol. Karte Blatt Gaura und Galgö 1: 75.000, Budapest 1891. %) Die Tertiärbildungen des Beckens der siebenbürgischen Landesteile. I. Teil. Mitteilg. a. d. Jahrbuch d. k. ung. geol. Anstalt. X 1892 —1894, pag. 176 ft. lI. Teil: Herausgeg. v. d. ung. geolog. Gesel!schaft, Budapest 1900 (T. u. II, Teil mit Literatur ab 1863). 1920 R. Grengg. entwickelt, welcher massenhaft wasserhelle Bergkriställchen (nach Art der Marmaroser Diamanten) enthält, die bei der Verwitterung in den E=JA hocbKoll Royerae E38 weisser werig Kolle id-Jorr (b vitzoph.Lipazit EJD tenige Sande u. Schotter (untezeocäne bunfe Tone et) E Gosauschichten DD grössere Au Ferabungen (mit zer krummerten Ziparit gangen) Boden gelangen. Äcker und Wege erscheinen dadurch wie ständig bereift. Im unteren Teile der Seifenerdeschlucht sind die sogenannten bunten Tone usw. mehr als rote, gelbe, blaugraue tonige Sande, die. 176 Verhandlungen. Nr. 10, 11 Schotter und sellst grobe Geröllagen zwischengeschaltet haben, entwickelt. Letztere verlieren sich gegen das Hangende, das Material wird sandig, tonig, glimmerreich und ist öfters braunrot bis schwarz infolge Durchfärbung mit Manganoxyden. Der Pyrolusitgehalt reichert sich zuweilen beträchtlich an und verfestigt so Sande und Feinschotter zu Linsen und Schmitzen u. dgl. Die Manganerze erfuhren zeitweilig bescheidenen Abbau. Mit Entfernung von der Erdoberfläche gehen sie stark zurück. Augenscheinlich brachten in den Sandschichten zirkulierenden Wässer das Mangan, welches dem kristallinen Grundgebirge entstammen dürfte. Ein kleiner Aufbruch ° von graphitischem Quarzphyllit am oberen Ende der Seifenerde- schlucht deutet auf die Nähe desselben Das Manganvorkommen von Macskamezö liegt etwa 23 km von diesem Auftreten bei Gaura. Unmittelbar unter den Nummulitenkalken des Rakoczyhorizontes finden sich in den bunten Tonen Knollen von Halbopal und Horn- stein; auch lokale Verkieselungen der Kalke kommen vor. . Hoffmann hat den vitrophyrischen, zum Teil seifig zersetzten Liparit von Gaura als rhyolitischen Dacit erwähnt und kartiert. Er kann ebenso wie der kleine Eruptivkörper bei Nyirsid (nach genanntem Autor gleichfalls rbyolitischer Daecit) als nordöstlichste Auswirkung des großen Eruptivstockes der Vlegyasza gelten. An der linken Lehne der Seifenerdeschlucht tritt der Liparit in hellgrauen bis rötlichgrauen (III), im westlichen Grenzstreifen in blutroten hellgefleckten Felsen (IV) aus dem Gehänge. Vgl. Karten- skizze. Auf der gegenüberliegenden Seite und über die Höhe hinüber gegen SO ist der Liparit nur als wenig auffälliger schmaler Saum oder in verstreuten Felsinselchen an der Oberfläche des hellen lehmigen Laubwaldbodens sichtbar. Die eigentliche seifige Erde (A) liegt als geschlossene Masse von rund 600 m? Oberfläche hauptsächlich in der Kernpartie des Eruptivganges unter dem dort rutschigen und ver- sumpften Waldboden. Beim Ueberschreiten oder leichtem Aufgraben dieses sogenannten Butterfeldes (landläufiger Ausdruck), quillt besonders in der nassen Jahreszeit die seifige Erde in butter- oder schmalzähnlichen Massen hervor. Die starke Durchfeuchtung reicht höchstens auf mehrere Dezimeter hinab. Die dann beginnende berg- feuchte seifige Erde hat die Konsistenz einer frischen Kernseife. Bei Frostwetter scheidet sich an frischen Aufschlüssen das Quellungswasser _ in zierlichen Eisblumen und kräftigen Sprissen innerhalb der seifigen Erde aus. Der weitaus größte Teil, rund über 3000 m?, des Vorkommens wird von einem weißen bis hellgrauen mageren sandigen Ton (B) zugedeckt. Teilweise ist derselbe sicherlich ein Auslaugeprodukt der seifigen Erde, wie der Hangendabraum im Hauptaufschluß (I, VI) deutlich zeigte. Anderseits bewies ein Anschnitt neben dem Fahrweg nach Durusa (II), daß auch nicht umgeschwemmte Teile des Lagers bereits einen ähnlichen, mehr sandig-tonigen als seifigen Charakter haben können. Auch an Stelle II, war wie bei der normalen Seifen- erde, die Struktur des Muttergesteines beibehalten und lagen Trümmer von ganz gleich aussehendem hellem, aber noch ziemlich festem Liparit in der Erde. Frisch gegraben ist diese nichtseifige Erde stearinartig, wenig plastisch, weicht in Wasser gelegt rasch auf 1920 R. Grengg. 177 unter pulverigen Zerfall, ohne sonderliche Volumvermehrung. Die gelarme Erde reicht bei Aufschluß II weiter in die Tiefe; ob sie nach abwärts zu in seifige Erde oder festen Liparit übergeht, war nicht feststellbar. Die in der Kartenskizze auf Grund der bestehenden Aufschlüsse eingetragene Umgrenzung der seifigen Erde A wird sich ‚voraussichtlich bei weiterem Abgraben der tonigen sandigen Decke beträchtlich erweitern. Außerdem fand sich seifige Erde unweit von II (A) sowie bei V und VII, wenngleich es sich an letzterer Stelle um eine niedergegangene Scholle des Hauptlagers handeln dürfte. Das als vitrophyrischer Liparit bestimmte Muttergestein hat bald das Aussehen eines echten Rhyolits, bald wieder mehr Aehnlichkeit mit einem Glimmerandesit. Das mikroskopische Bild zeigt aber keine wesentlichen Unterschiede, sondern nur durch verschieden weit vor- geschrittene Zersetzungsvorgänge erklärbare Abweichungen. Die Grund- masse ist bald dicht, felsitisch, steinig und sehr fest, zuweilen leicht fettglänzend bis glasig. Am linken Talhang und besonders im Wasserriß zwischen I und V sind derartige Typen anzutreffen. Daneben kommen auch mehr rauhporöse Liparite von verschieden frischem Aussehen und zuweilen geringer Festigkeit vor. Die trachitischen Gesteine der rechten Talseite haben vielfach das Aussehen von aus sehr unreinem sandigem Lehm gebrannten Ziegeln. Ihre Festigkeit ist gering, die bis mehrere Millimeter großen frischen Feldspatkörner lassen sich un- schwer herausklopfen. Der bei II dem gelarmen Ton eingeschaltete halbzersetzte Liparit hat steinartige dichte, aber wenig feste Grund- masse und ist von hellgrauer Farbe. % Man kann insgesamt an zehn Liparitvarietäten nach äußeren Merk- malen unterscheiden. Durchwegs sind vollständig frische, meist wasser- klare Kalifeldspate und Plagioklase in idiomorphen, zum Teil magmatisch korrodierten Körnern vorhanden, daneben Biotit in zumeist dünnen sechsseitigen Täfelchen von gleicher Größenordnung (bis 3 mm) wie die Feldspate. Er ist gewöhnlich nicht mehr ganz frisch und besonders bei Stelle VII, V zu grünen schuppigen bis erdigen Aggregaten zersetzt. Das Verhältnis der Einsprenglinge zur Grundmasse ist schwankend. In der violettroten Varietät von Stelle IV sind zum Beispiel Ein- sprenglinge recht spärlich. Die Farben der Gesteine sind weißgrau, gelbgraugrün, hell und dunkelrot, zum Teil violettrot. Das pechstein- artige Material, in Form von zerrissenen und selbst grusig zer- drückten schmalen Gängen in der seifigen Erde bei VI liegend, ist grauschwarz, hat ein spezifisches Gewicht s=2'25, der Wasserverlust (Halten des lufttrockenen Pulvers bei + 130° C) betrug 3°65%,. Andere der oben geschilderten Abarten hatten spezifische Gewichte s—= 2:15, 2117, 2:19. Die ziegelähnlichen, teilweise zer- setzten Liparite, sowie die mehr felsitischen, verloren gleichfalls beim Trocknen über 100° C, nennenswerte Wassermengen. Die rauhporösen, frischen Gesteine waren viel wasserärmer. Fast sämtliche Proben zeigen neben den Mineraleinsprenglingen, aber weit spärlicher, Einschlüsse von Quarzsand und Geröllen, sowie abgerollte Stückchen von kristallinen Schiefern, wie selbe in den angrenzenden Ablagerungen der sogenannten unteren bunten Tone vorkommen. Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920, Nr. 10, 11, 25 178 Verhandlungen. Nr. 10, 11 Unter Mikroskop sieht die Glasbasis der hier besprochenen liparitischen Gesteine zerrissen und verstaucht aus. Braundurchstäubte Schlieren wechseln mit hellen Lagen, wodurch ein Gesamtbild entsteht, wie es zum Beispiel F. Becke als Globulitanreicherung bei den Hypersthenandesiten von Alboran beschreibt. Die braunen Partien sind häufig von den viel helleren so scharf getrennt, daß Tuffstruktur vorgetäuscht wird. Die Grundmasse zeigt je nach Herkunft der Probe verschieden weit fortgeschrittene Entglasung. Dieselbe beginnt von Trichiten, Umgrenzung von Hohlräumen, Fließungsbahnen, Sprüngen, wobei der ringsum entstandene doppelbrechende Saum aus dichtgedrängten Fäserchen mittlerer Doppelbrechung (Faserachse gewöhnlich y‘ zuweilen oa‘) besteht. Ab und zu erscheint die Grund- masse, besonders wenn die Entglasung unregelmäßig erfolgte, mikro- felsitisch verändert. Das bereits erwähnte rotscheckige bis ziegelrote Material von der Grenze gegen die eocänen Sedimente hat unter Mikroskop ausgesprochene Breccienstruktur. Lichtbrechung der Glas- basis ist geringer als die des Kanadabalsams. Das dunkle Ganggestein von VI läßt im Schliff stellenweise die Umwandlung seiner Grundmasse in verflochten faserigkörnige Massen mittlerer Doppelbrechung und höherer Lichtbrechung als Kanadabalsam erkennen. Dies scheint den Beginn der seifigen Umwandlung darzustellen. Kalifeldspat herrscht in den Einsprenglingen zumeist gegenüber dem basischen Plagioklas vor. Letzterer zeigt Zwillingslammellierung und Zonarstruktur mit anorthitreicherem Kern. Der schwarzgrüne Biotit ist öfters weitgehend aufgeblättert und zersetzt. Quarz scheint als primärer Gemengteil zu fehlen, doch kommt er als Fremdling (eingeschlossene Sandkörner und Geschiebe) vor. Die anstehende, noch nicht durch Einwirkungen von Oben ver- quollene oder ausgewaschene seifige Erde zeigt grubenfeucht annähernd das gleiche petrographische Bild wie die hellfarbigen frischen Liparite der Fundstelle. Ihre Feldspate sind tadellos frisch und entsprechen völlig denjenigen des unverseiften Liparits. Die metallisch schimmernden, schwarzgrünen Biotite sehen bloß frisch aus; zarte Muskovitschüppchen sind sehr häufig. Sand und Gerölle aus der Nachbarschaft sind gerade- so wie in den unverseiften Lipariten anzutreffen. Die Farbe der seifigen Erde im grubenfeuchten Zustande ist hellgraublau, gegen das Aus- gehende zu gelblichweiß. Rötliche Farben sind selten. Getrocknet ist sie weiß, rissig, zerfällt grusig, fühlt sich rauh an, haftet vorüber- gehend an der Zunge. Außer den obenerwähnten, zerdrückten, kaum handbreiten, glasreichen Liparitgängen trifft man in der seifigen Erde spärliche bis faust- und kopfgroße steinige Massen von gleicher Struktur wie diese. Daß dieselben in kleinen Körnern und Fragmenten in der Roherde massenhaft vorhanden sind, lassen die bei der Gelgewinnung verbleibenden gröberen Rückstände erkennen. Sie sind bestehend aus unvollständig seifig zersetztem, vitrophyrischem Liparit; im bergfeuchten Zustande graugrün, in Splittern durchscheinend, werden sie beim Trocknen kalkweiß und bekommen Sprünge. Derartiges lufttrockenes, gepulvertes Material gab bei 4 130°C noch 9:14°/, Wasser ab. Bei mehrtägigem Auslaugen des groben Pulvers in Wasser schied sich etwas Gel ab, außerdem gingen geringe Mengen Na, 0, CaO und » 1920 R. Grengg. 179 eine Spur X, O in Lösung und wurden beim Eindampfen als Karbonate erhalten. Leider war es nicht möglich, aus diesen unvollständig ver- seiften Restkörpern Dünnschliffe herzustellen. Die seifige Erde war im Sommer 1918 an der Abbaustelle in 3—4 hohen Wänden aufgeschlossen. Infolge der nur sehr primitiven Bohrgeräte konnte bloß mehrere Meter von der Grubensohle aus hinab sondiert werden, wobei keine Aenderung im Aussehen und Konsistenz des Materials zu beobachten war. Durch unvorsichtiges Arbeiten, auf die Halde geworfene oder sonstwie verlorene Stücke von seifiger Erde, verraten sich bei Regen- wetter sofort durch ihr Anschwellen und Hervorwachsen zu pilz- oder blumenkohlähnlichen Gebilden. Bemerkenswert ist, daß die Grenze der seifigen Erde, soweit sie am Ostrand der Grube aufgeschlossen, gegen die glimmerigen, sandigen Tone des Eocäns eine ganz scharfe, glatte, leicht gekrümmte Fläche ist. Ein Verkneten der seifigen Erde mit den unmittelbar anschließenden Tonen und Sanden hat hier nicht stattgefunden. Die erwähnte Grenzfläche verläuft erst saiger, nach der Tiefe zu wölbt sie sich treppenartig vor. Nicht minder auf- fällig ist, daß die Grenze seifige Erde—Liparit, die in der Grube sowie im Wasserriß zwischen I—V mehrfach zu sehen, eine recht unvermittelt scharfe ist. Grubenfeuchte Roherde enthält rund 50%, Wasser, ist hoch plastisch, ihr spezifisches Gewicht liegt bei 15. Ueber das sonstige Verhalten gilt das eingangs zur Charakterisierung von typischen seifigen Erden Gesagte. Die Nachbarschaft (Tone, Sande und Schotter) der Liparitintrusion fällt durch Muskovitreichtum auf. Selbst die mitunter sehr großen Gerölle von Gneis, Glimmerschiefer und anderen kristallinen Schiefer- materialien, welche diskordant der Gosau aufruhen, zeigen hochgradige Zersetzung mit auffälliger Neubildung von Muskovit. Der anschließende Gosausandstein ist gleichfalls muskovitreich, stark aufgelockert und im durchnäßten Zustande knetbar wie Ton. Er ist hier an Stelle IX auf der Schichtfläche (Streichen: N 30 W, Fallen: 40 NW) durch- rissen und das Hangende in die Tiefe gegangen. Die Zersetzung und Verglimmerung des Gosausandsteines greift nur einige Dezimeter in die Tiefe. Schluchtabwärts ist das weitere Liegende als Gosau- sandstein mit Tonmergeln wechsellagernd gut aufgeschlossen ; Kontakt- wirkungen fehlen hier bereits völlig. Bei Stelle X faud sich im Kalk- sandstein ein wohlerhaltener Inoceramusabdruck. Zusammenfassend läßt sich über die vermutliche Bildung der seifigen Erde von Gaura folgendes aussagen: Sie ist aus einem vitrophyrischen Liparit durch Zersetzungsvorgänge, die augenscheinlich aus der Tiefe empor wirkten und auch die benachbarten Sedimente beeinflußten, an Ort und Stelle entstanden. Das ursprüngliche Magma muß relativ dünnflüssig gewesen sein, da sonst die reichliche Ein- mischung von Sand und Geröllen in den Liparitkörper kaum so gleich- mäßig hätte erfolgen können. Auch wäre zu überlegen, ob die Bei- mischung der Sande und Gerölle nicht in glühende tuffartig gelockerte Massen erfolgte, die noch die Fähigkeit des Wiederzusammen- schmelzens zu einheitlichem ‚Gesteine besaßen. 25* 180 Verhandlungen. Nr. 10, 11 Die seifige Erde hat sich vorwiegend im Zentrum der Intrusion gebildet; seifig, das heißt zu einer sehr gelreichen Masse ist lediglich die Glasbasis umgewandelt, während der Feldspat völlig intakt blieb. Die Umwandlung scheint hauptsächlich in Wasseraufnahme bestanden zu haben; man vergleiche zu diesem Zwecke die weiter unten folgenden Analysen. Auffällig ist die scharfe Abgrenzung der doch jetzt ziemlich weichen, seifigen Erde gegen den nebenliegenden, sandigen, muskovit- reichen Ton sowie die noch unzersetzten Liparitfelsen. Die zwang- loseste Erklärung dafür dürfte sein, daß der Verseifungsprozeß in . größerer Tiefe erfolgte und die seifige Erde dann infolge der starken Quellung sowie unter dem Druck der sie umgebenden Sedimentmassen langsam emporstieg und sich der Nachbarschaft anschmiegte. Die chemische Zusammensetzung der Roherde aus Gaura, eines halb- zersetzten liparitischen Gesteins von dort sowie des bei der Reinigung erhaltenen Produktes gibt nachstehende Uebersicht. Zum Vergleich . sind auch die Analysen des Tonerdenseifensteins von Mühlbach sowie ‚anderer ungarischer oder siebenbürgischer Vorkommnisse mitgeteilt. I II III IV V VI va? van NO 0. ge 267 209 — 112 254 201 — 1:30 TE ee ae 323 25 — Ir Eu, — MO ........ 084 078 370 344 1:24 — FBzimEE BIO. NER 418774 830371977,3.037 BAT 212 FeROs nee 133 285 507 308 2:47 200 Teer VL 0 RER 0:21 Spuren — _- 293 — — —_ ABO TE 1540 1402 15:13 1632 1520 32:00 146 2544 ION Er. nicht best. — —_ — —_ — _ _ BORN EN 71:05 72:80 7433 67:07 67:23 50:00 464 59:13 POT LTE - — 2 014 — _ _ er H,O(Glühverl.) 418 397 — 383 1:53 13:00 30:2 4:64 10083 100.88 99:98 100.00 10013 9901 99:4 99-80 I Gelreiche, seifige Erde von Gaura, getrocknet bei 110°C. Analyse von Dr. E. Ekl. II Halbzersetzter, graugrüner Liparit aus der seifigen Erde von Gaura, getrocknet bei 110°C. Analyse von Dr. E. Ekl. III Gel aus durch Zentrifugieren gereinigter Klärlösung gewonnen und durch Glühen völlig entwässert (Gaura). Analyse von Dr. G. Weissenberger. - IV Tonerde-Seifenstein von Mühlbach. Nach der Analyse von B. Aarnio für den Vergleich mit I—III umgerechnet. V Dacite des Vlegyäsza. Mittelwert aus 9 Analysen nach Koch II, p. 229ft. VI Smelit von Telkibanya, seifenartig. Analyse von Oswald (Rammelsberg, Min. Chem., p. 285). VII Seifenstein von Bründl bei Karlstadt in Militär-Kroatien. Jahrb. d. geol. R.-A. 21, 1871, p. 539. VIII Seifige Erde bei Karlsburg. Analyse von Dr. G, Weissen- berger, 1920 R. Grengg. 181 Anschließend sei auf die Zusammenstellung von Walkererde- analysen bei Damma und Tietze!) verwiesen. Nach Dana wird Smektit (Al, O0, 7 Si O0, 16 H, O) hauptsäch- lich in Walkererden als vorhanden angenommen. Einer freundlichen Mitteilung des Herrn Dozenten Dr. G. Weis- senberger?) zufolge ist der hochkolloide Anteil der seifige Erden von Gaura eine Adsorptionsverbindung zwischen %O, und Al,0;. Dabei ist das Verhältnis ${0,:_Al,O, abhängig von der Durchführung des Klärprozesses und schwankt zwischen 8:1 bis 45:1. Je größer die gewählte Verdünnung um so SiÖ,-ärmer wird innerhalb der angegebenen Grenzen das erzielte Gel. Lufttrockene seifige Erde bei +120°C gehalten, verlor 12:07°/, und beim darauffolgenden Glühen noch weitere 4°/, Wasser. In luft- trockenen Roherdeproben wurden Gelgehalte zwischen 11'7 und 40°], bestimmt; in der Mehrzahl der untersuchten Fälle waren 20 bis 30%, Gel vorhanden. Spezifisches Gewicht der bis zur Gewichtskonstanz im Trockenschrank bei —+-120°C gehaltenen Roherde guter Qualität: s=2'34. Gut getrocknete, gelreiche, seifige Erde von Gaura kann bei ruhigem Liegen unter Wasser bis auf das l5fache des ursprüng- lichen Volumens anschwellen, zeigt jedoch in diesem Zustande bereits leichtflüssige Konsistenz. Sie reagiert ganz schwach basisch; mehr- wöchentlich in verschlossenem Gefäß eingesumpft, wird leichter H,S-Geruch bemerkbar. Das Schlämmen einer Durchschnittsprobe gab folgende Anteile: Trockenes Gel (durch Eindampfen der einige Tage geklärten Lösung erhalten) . . . . 407 Gewichtsprozente Weißer, krümmliger Feinton. . . ... . „134 he \ & a lee et 2 . Grauer, glimmeriger, mürber Tone nisftch, Ts n DIET DIE En BR 2: 3 end Steinchen ". 2.1 ....... ..0.:,209 999 Gewichtsprozente Bei zu geringer Verdünnung wird auch bei wochenlanger Klärung nur stark tonhaltiges Gel erhalten, welches beim Wiederauf- nehmen selbst mit viel Wasser sich vom Ton nicht mehr scheiden läßt. Das abgeschiedene Gel zeigt die basische.Reaktion weit deut- licher als die Roherde. Spezifisches Gewicht des lufttrockenen Gels liegt etwas über s=2. Für bei —120°C getrocknetes, aber noch nicht im geringsten beschädigtes Gel wurde s= 2:33 bestimmt. Verhalten von gut gereinigtem Gel von Gaura bei höherer Tem- peratur: !) Die nutzb. Min. Il., pag. 420. ?) Eine sehr eingehende Studie über die Gauraerde vom Standpunkt des “Kolloidchemikers ist inzwischen von Weissenberger unter dem Titel „Ueber die Möglichkeit des Ersatzes der Seife durch anorganische Kolloide“ erschienen. . Auf diese Arbeit (Kolloid-Z. XXVII, S. 69 ff.) sei hier besonders verwiesen. 182 Verhandlungen. Nr. 10,494 Trocknung bei 120 bis 1300C Wasserverlust) . . . . 13'409, Glühverlust, bezogen auf lufttrockener Substanz . . . 465% x = bei 120 bis 130°C vorgetrocknetes Gel 5.28 un Durch zwei Stunden bei —+300° C erhitzte Probe, zuvor bei 150 bis 140° C getrocknetes Gel, verlor noch 2:85°/, H,O; hatte aber im Wiederqueilungsvermögen schon empfindlich gelitten. Nach den bisherigen Erfahrungen erfolgt Quellung des Gels von Gaura und der übrigen in diese Gruppe gehörenden Erden nur im Wasser. Die aufgequollene Masse zeigt, wenn die Konsistenz pastig ist unter Mikroskop sehr schön und lange nachwirkend die Erschei- nung der Spannungsdoppelbrechung. Bei ruhigem Stehen im kühlen Raume werden 4 bis 5°,, Gellösungen bereits schwach gelatinös. Von H,S0, wird das gequollene Gel rasch gelöst, von HCl merklich angegriffen. Elektrolytenzusatz zu stark verdünnten Gellösungen wirkt ausflockend. Ausgeflocktes Gel, das längere Zeit in diesem Zustande verblieb, verliert sein Quellvermögen und wird zu’ mürbem, feinem, weißem Ton. Farbstofflösungen (zum Beispiel Fuchsinlösung) werden durch den Zusatz von etwas Gellösung unter Ausflocken entfärbt, desgleichen getrübtes Wasser geklärt und in der Härte verbessert. Im elektrischen Stromkreis zeigt das Gel Anodenwanderung, wobei zweierlei Geschwindigkeiten unterscheidbar sind. Das aus der Erde von Gaura gewonnene Gel stellt keine ein- heitliche Substanz dar. Eine Beimischung von feinstem Ton entstammt dem Ausgangsmaterial, anderseits scheint bei starker Verdünnung ein langsamer Abbau des Gels unter Bildung von feinstem, schleimig- pulverigem, tonähnlichem Sediment zu erfolgen. Sehr hübsch zeigte dies nachstehender Versuch. Unvollständig verseifte Liparitrestkörper (siehe oben) wurden grob gepulvert und in einem Standzylinder vor- sichtig etwa 10 cm hoch mit destilliertem Wasser überschichtet. Das Gel ging hierbei langsam in Lösung und stieg in dem klaren Wasser allmählich bis mehrere Zentimeter hoch empor. Während die unteren konzentrierteren Partien der Gellösung auch nach einjährigem ruhigen Stehen keine Veränderung zeigten, bildeten sich in den obersten schon sehr verdünnten Teilen der Lösung nach etlichen Wochen feinste sich später zu zarten Wolken vereinigte Flöckchen, welche die Zersetzung des gemischten Si0,— Al,0,-Gels bei großer Ver- dünnung sehr deutlich zum Ausdrucke brachten. Das mit Wasser gequollene Gel hat infolge seiner Oberflächen- energie und Emulgierfähigkeit für Fettstoffe usw., dem Adsorptions- vermögen für Farbstoffe, gute Waschwirkung. Was die fabriksmäßige Erzeugung in Gaura anbelangt, so sei er- wähnt, daß die Erde hauptsächlich während der schönen Jahreszeit gegraben und bei der Anlage im Freien gelagert wurde. Austrocknung, Ausfrieren befördert die Auflockerung der zähen Stücke. Nach maschi- neller Aufbereitung (Auswalzung) kam die seifige Erde zur Quellung in den sogenannten Sumpfbehälter und wurde dann im Mischer weiter verdünnt. Nach kurzer Vorklärung (Abscheidung von Kies und Sand) ee von 10 bis 15°, bei Temperaturen nicht viel über —- 100° C sind auch bei organischen lufttrockenen Gelen des öfteren anzutreffen. 1920 R. Kräusel. 153 konnte die sogenannte Rohmilch in die Klärkammern (Betonbehälter von bestimmten Dimensionen und Einrichtung) gepumpt werden und verblieb dort etliche Tage. Eingedickt wurde in eisernen Sudpfannen. Bei diesem Konzentrationsprozesse wären, wie Versuche im größeren Stile zeigten, bei Einhaltung bestimmter Verhaltungsmaßregeln, auch Filterpressen mit Vorteil zu verwenden. - Die Herstellung von lufttrockenem Gel (Trockengauralin) aus den bereits eingedickten Massen bereitet keine sonderlichen Schwierigkeiten. Besonders bei der Zubereitung der sogenannten Rohmilch und bei Durchführung des Klärprozesses ist die genaueste Einhaltung der Weissenberger’schen Erzeugungsvorschriften für die Erzielung eines wirklich brauchbaren Fertigproduktes unerläßlich. Wien, Dezember 1919. Technische Hochschule, Min.-Geol. Institut. Literaturnotiz. R. Kräusel. Die fossilen Koniferenhölzer (mit Aus- schluß von Araucarioxylon Kraus). Versuch einer monographischen Darstellung. Palaeontographica. Band 62, 1919. ‘Wer je den Versuch gemacht hat, ein fossiles Gymnospermenholz zu unter- suchen und zu bestimmen — von den Angiospermenhö'zern ganz zu schweigen —, wird sehr bald, ganz besonders wenn er gewissenhaft arbeiten wollte, auf das Chaos der vielen beschriebenen Arten gestoßen sein, unter denen es kaum ein Zurechtfinden zu geben scheint. In den letzten Jahren ist allerdings die Xylo- paläontologie einen mächtigen klärenden Schritt vorwärts gekommen, den wir zum großen Teil den Arbeiten einzelner Amerikaner, ganz besonders aber Gothan-verdanken. Es war naheliegend, daß früher oder später der Versuch einer monographischen Zusammenfassung der beschriebenen fossilen Koniferen- hölzer auf Grund der neueren Ergebnisse gemacht werden muß. Diesen Versuch hat Kräusel unternommen und seine Mühe ist vollends anerkennenswert. Die Arbeit gliedert sich in vier Teile. In dem kurzen einleitenden Kapitel bespricht Kräusel zuerst die Schwierigkeit der Materie und gibt eine kurze historische Darstellung der Entwicklung der Koniferen-Xylopaläontologie, worauf im zweiten, umfangreichen Teile die Besprechung „der bisher beschriebenen fossilen Koniferenhölzer außer Araucarioxylon“, das nomenklatorisch wohl richtiger Dadoxylon genannt werden sollte, folgt. Dieser Teil ist nützlicherweise alphabetisch angeordnet worden, so daß ein rasches Auffinden der gesuchten Namen gewähr- leistet ist. In einem dritten Kapitel wird eine systematische Uebersicht der im vorigen Abschnitt als „bestimmbar“ erkannten Hölzer gegeben, die im Verhält- nisse zu der großen Menge besprochener Arten eigentlich eine kleine Zahl aus- machen. Im vierten (Schluß-) Teile folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die durch die Erforschung der fossilen Koniferenhölzer und im Vergleiche mit dem rezenten Materiale gerade in den letzten Jahren für die Phylogenie der Koniferen erzielt worden sind, wobei einen breiten Raum die Auseinandersetzung mit den von der Jeffrey’schen Schule vertretenen Ansichten einnimmt. Nach letzterer stellen unter den Koniferen die Araukarien die jüngste, die Abietineen hingegen die älteste Gruppe dar, welchen Standpunkt allerdings Kräusel auf Grund der bisherigen Ergebnisse der Paläobotanik, wozu ganz besonders die Gothan’schen Untersuchungen jurassischer oder wealdener Polarhölzer bei- getragen haben, unbedingt ablehnen muß. Diese Polarhölzer verdankt die Wissen- schaft dem großen Sammeleifer und hohen Interesse schwedischer Polarfahrer, vornehmlich aber ıhrem führenden Paläobotaniker Nathorst. Leider krankt diese obne Zweifel sehr verdienstvolle zusammenfussende Arbeit Kräusels an einem Uebel, das der Autor eigentlich schon selbst — man möchte sagen ganz unbewußt — in der Einleitung des Nachtrages seiner Publi- 184 Verhandlungen. Nr. 10, il kation auf Seite 275 anzeigt, das aber allerdings bezüglich der Breslauer Materialien, wo die Arbeit entstanden ist, wohl trotz des Krieges hätte vermieden werden können. Die zitierte Stelle lautet: „Schon während der Drucklegung konnte ich einige im Besitze des Breslauer Botanischen Museums befindliche ältere Original- präparate einsehen.“ Es ist eben kein leerer Wahn, wenn ein Botaniker, um nur aus der Schwesterdisziplin Botanik ein Beispiel zu nehmen, der eine systematische Monographie irgendeiner rezenten Pflanze oder Pflanzengruppe schreiben will, möglichst viele Herbarien zur Einsicht erbittet oder selbst verschiedene Samm- lungen zur Einsichtnahme der vorhandenen Herbarien besucht. Das alles ist hier eigentlich Selbstverständlichkeit, denn auch bei rezentem Materiale ist es vielfach nur durch Vergleich der Originale möglich, Klarheit über alte und neu auf- getauchte Fragen zu erhalten, obwohl von rezentem Materiale gewöhnlich bessere und getreuere Beschreibungen und Abbildungen geboten werden und von früher her vorhanden sind, als es bei dem fossilen Pflanzenmateriale leider gewöhnlich der Fall ist. Das liegt zum Teil im Materiale selbst, zum Teil wohl aber auch daran, daß vielfach nicht botanisch geschulte Forscher die Verfasser paläobotanischer Untersuchungen waren und sind. Um so wichtiger wäre es daher gewesen, bei dem „Versuche einer monographischen Darstellung“ möglichst viele Original- materialien der beschriebenen Koniferenhölzer zusammenzutragen und zu über- prüfen, eine Aufgabe, die allerdings nicht in relativ kurzer Zeit lösbar gewesen wäre und die vor allem auch dadurch erschwert wird, daß für fossile Pflanzen- materialien eigentlich keine derartige allgemeine Organisation besteht, wie es für das rezente Pflanzenmaterial seit langen Jahren in den oft verachteten Her- barien der Fall ist. Dazu kommt, daß die alten Abbildungen und Beschreibungen von Fossilien vielfach völlig unbrauchbar für jede Ueberprüfung sind, wie es aus dem Texte der Kräusel’schen Darstellung „infolge ungenügender Beschreibung nicht bestimmbar“ — oft mehrmals auf jeder Seite so oder ähnlich zu lesen — mehr als zur Genüge erhellt. Es wäre daher wohl an der Zeit, wenn endl'ch einmal an eine gewisse Zusammenfassung und bessere Organisierung des fossilen Pflanzenmateriales als es heute üblich ist, etwa durch regeren Austausch geschritten werden würde, damit Arbeiten, wie Kräusels Versuch einer Mono- graphie, aber auch jede andere Nachuntersuchung auf besserer Grundlage als auf den bloßen Texten und mangelhaften Abbildungen aufgebaut werden können. Es wäre unbestreitbar ein Erfolg, wenn gerade durch vorliegende Arbeit diese Frage ins Rollen käme. Aber auch trotz dieses Mangels wird Kräusels Arbeit gewiß ihr Gutes leisten, sie wird zur Nachuntersuchung der vielen ungeklärten Fossilien anregen, sie wird aber auch für eine erste Orientierung bei Bestimmung eines fossilen Koniferenholzes genügen, über die hinaus allerdings dann wohl noch immer eine genauere Untersuchung jedes Einzelfalles wird einsetzen müssen. Wie der Autor selbst anführt, ist die Arbeit nicht vollständig, was bei der Schwierigkeit der Literaturfrage gar nicht wundern darf. Aber auch sonst möchte der Referent nicht allem zustimmen. So erscheint ihm, um ein ganz besonders wichtiges Beispiel herauszugreifen, die Frage der Bestimmungen von Taxodio- xylon nicht vollends geklärt. Taxodium distichum und Sequoia sempervirens haben gleichen Holzbau und sollen sich nur durch die Beschaffenheit der Holz- parenchymquerwände unterscheiden, welche bei T. distichum verdickt, bei 8. sempervirens aber unverdickt sind. Nun hat aber auch die zweite, ebenfalls gleich- gebaute Taxodiumart, 7. mexicanum Carr. allem Anschein nach (Schröter, 1880) unverdickte Holzparenchymquerwände und man kann also Taxodioxylon sequoianum nicht ohne weiteres = Sequoia sempervirens setzen, wie es jetzt allgemein üblich ist. Da dürfte eine weitere Klärung um so nötiger sein, als gerade an diese Unter- scheidung wichtige Schlüsse über die Zusammensetzung der Braunkohlenwälder Deutschlands geknüpft werden. (Kubart.) Verlag der Geologischen Staatsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. Sep VERHANDLUNGEN der Geologischen Staatsanstalt. N2 12 Wien, Dezember 1920 Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: R. Klebelsberg: Trias-Ammoniten aus dem südlichen Karwendelgebirge. — Staatsgeologen und Wünschelrute. — Litera- turnotiz: Prof. Dr. W. Petrascheck. — Literaturverzeichnis für das Jahr 1919. Bibliotheksbericht über das zweite Halbjahr 1919 und über die periodischen Druck- szhriften deS ganzen Jahres. — Inhaltsverzeichnis. NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mitteilungen verantwortlioh. Eingesendete Mitteilungen. R. Klebelsberg. Trias-Ammoniten ausdem südlichen Karwendelgebirge. Dem Innsbrücker Geologischen Universitätsinstitut sind seit dem Erscheinen von Ampferer und Hammers Bearbeitung des süd- lichen Karwendelgebirges, (Jahrb. d. geol. .R.-A. 1898) eine Anzahl neuer Ammonitenfunde aus diesem Gebiete zugegangen. Vorwiegend sind es Aufsammlungen des bekannten, seither verstorbenen Sammlers Rupert Bär von nicht genauer bezeichneten Fundorten „Arzler Scharte“ und „Brandjoch“ (in beiden. Fällen ist jedenfalls ein „unterhalb“ zu ergänzen), dem Gesteine nach aus dem „Oberen Muschelkalk“ (A m- pferer und Hammer, „Ammonitenhorizont“ Rothpletz’). Dazu kommen einige wenige, aber interessante Funde A. Lieners aus einem abgestürzten Block gleichen Gesteins im Höttinger Graben und ein Fund aus dem Partnachkalk unter der Arzler Scharte. Letzterer repräsentiert die Zone des Trachuceras Archelaus, die große Mehrzahl der übrigen Stücke belegen die Vertretung der Zone ‚des Ceratites trinodosus. Ueber einen Teil der Bärschen Aufsammlungen liegen Bestim- mungen von Prof. Dr. M. Schlosser (München) aus dem Jahre 1908 vor; auf dieselben ist im folgenden entsprechend Bezug genommen. Auf die Beigabe von Abbildungen, wie solche in einzelnen Fällen am Platze wären, mußte leider wegen der Kosten verzichtet werden. Auch mußten einzelne Bestimmungen offen bleiben, da bei den derzeitigen Verhältnissen die nötige umfassende Literaturbeschaffung hierorts nicht möglich war. ‚Die mit einem Stern bezeichneten Vorkommnisse an für das Gebiet neu, gegenüber Ampferer und Hammers Fossillisten. Ceratites trinodosus "Mojs. 4 kleinere und ein größeres Exemplar von der „Arzler BER zum Teil schon von Schlosser so bestimmt. *Ceratites cf. Brembanus Mojs. (Ceph. d. -Med. Triasprovinz, Abhandl. d. geol. R.-A., Bd. X, 1882, S. 38, Taf. 10, Fig. 1—4; Zone des C. trinodosus.) Verhandlungen der Geol. Staatsanstalt. 1920. Nr. 12. 26 « >77) 186 Verhandlungen. Nr. 12 Zeigt in der Skulptur Aehnlichkeit mit ©. trinodosus, weicht davon jedoch augenfällig durch verhältnismäßig weite Nabelung und große Umgangsdicke ab, steht in dieser Beziehung der genannten Art aus den Trinodosusschichten der Lombardischen Alpen jedenfalls näher; weitere Uebereinstimmungspunkte damit geben das Auftreten von zwei Lateralknoten an wenigstens einzelnen Rippen jüngerer Um- gänge, die Andeutung eines Kiels auf der sonst breit gerundeten Externseite und die unregelmäßige Rippengabelung, wie sie Mojsi- sovics auf Fig. 2 abbildet. Nicht zu ©. Brembanus stimmen die zahl- reicheren und feineren Marginalknoten. 1 kleines Exemplar von der „Arzler Scharte“. *Ceratites Boeckhi Roth (Mojsisovics, Med. S. 37, Taf. 9, Fig. 8; Zone des Trachyceras Reitzi). Ein kleines Exemplar aus dem abgestürzten Block im Höttinger Graben stimmt in Form, besonders hinsichtlich Externkiel, und Sutur (2 Auxiliarloben) sehr gut zu dieser von Mojsisovics aus Judi- karien und dem Bakonyer Wald beschriebenen Art. *Ceratites cf. fuleifer Hauer (Ceph. aus der Trias von Bosnien Il. Denkschr. der Wiener Akademie, Bd. 63, 1896, S. 259, Taf. 8, Fig. 5 und 6; Zone des (. trinodosus). Bruchstück von übereinstimmender Form mit den charakteristi- schen Sichelrippen ohne Seitenknoten, an der Kante gegen die glatte flach gewölbte Externseite zu feinen länglichen Randknoten vorgezogen. „Arzler Scharte“. *Üeratites sp. Von Schlosser mit Ü. crassus Hauer (l. c. S. 259, Taf. 8, Fig. 1 und 2) verglichen, Skulptur jedoch bei der vorliegenden Form viel regelmäßiger, die Rippen nicht sichelförmig, sondern mehr weniger gerade, ohne irgendwo eine deutliche Gabelung erkennen zu lassen. Von den Marginalknoten gegen die Mitte der breiten, bis auf einen stumpfen niedrigen Kiel fast flachen Externseite sind die Rippen ähnlich wie bei ©. crassus, doch viel weniger dicht stehend, verwischt vorgezogen. 1 Exemplar von der „Arzler Scharte“. * Meekoceras Beneckei Mojs. (Med. S. 216, Taf. 28, Fig. 1; Taf. 29, Fig. 6; Taf. 61, Fig. 2—4; Zone des Ü. trinodosus). Die Zugehörigkeit zu dieser Art, insbesondere gegenüber M. Reuttense Mojs. (l. c. S. 215) wird deutlich durch das Auftreten von zwei Auxiliarloben außerhalb des Nabelrandes erwiesen, ferner durch die größere Höhe der Sättel, durch größere Breite der Extern- seite und die Andeutung von schief vorgezogenen Marginalknoten. An M. Reuttense hingegen erinnert an dem Stück der bereits ganz auf den Flanken gelegene Externsattel (allerdings ist mangels einer ent- sprechenden Abbildung nicht klar, was Mojsisovics mit der Angabe für M. Beneckei meint: „hart am Rande des Konvexteiles“). 1 Exemplar „Arzler Scharte“, 1920 R. Klebelsberg. 187 *Veltites sp. Die Form läßt sich mit keiner der von Mojsisovics beschrie- benen Arten identifizieren. Der Querschnitt der Umgänge ist dicker als hoch, dabei durchaus gewölbt, Externseite glatt, ohne Kiel, Rippen dick, kurz, etwas vorgewendet, am Buge rasch verwischt. 1 kleines Exemplar aus dem Block im Höttinger Graben, 1 Ab- druck „Arzler Scharte“. *Sibyllites planorbis Hauer (l. ec. S. 271, Taf. 12, Fig. 1—8; Zone des C. trinodosus). Schon von Schlosser so bestimmt. Typisches, zur Scheiben- hälfte erhaltenes Exemplar dieser durch die weite Nabelung, sehr langsames Anwachsen der Umgänge und die ontogenetische Quer- schnittsveränderung wohlcharakterisierten Form. 1 Exemplar „Arzler Scharte“. Ptychites fleeuosus Mojs. (Med. S. 261.) Zahlreiche große und kleine, mehr minder typische Exemplare, zum Teil schon von Schlosser so bestimmt. „Arzler Scharte“. *Piychites eusomus Beyr. (Mojsisovics, Med. S. 246, Taf. 67, Fig. 3 und 5 und Taf. 69; Zone des Ü, trinodosus.) Schon von Schlosser so bestimmt. Ueber das Jugendstadium hinaus starke Wölbung bewahrendes Individuum mit drei von außen nach innen an Größe und Differenzierung nur wenig abnehmenden Lateralsätteln (bzw. 2 Lateral- und 1 Auxiliarsatte)). 1 Exemplar zusammen mit ©. trinodosus „Arzler Scharte“. *Ptychites sp. aus der Gruppe des Pf. eusomus Beyr. oder des Pt. opu- lentus Mojs. (Med. S. 259.) Globoses Jugendstadium. Externlobus seicht, mit kurzem unge- gliedertem Medianhöcker, Externsattel auf einen kleinen schräg weg- gestreckten schwach gezähnelten schmalen Lappen beschränkt wie bei Pt. eusomus, erster Laterallobus mit schmalen unpaarigen Median- zacken wie bei Pt. opulentus. 1 Exemplar „Arzler Scharte“. *Ptychites sp. aus der Gruppe des Pr. subflexuosus Mojs. (Med. S. 255.) Jugendstadium. Nach geringer Anzahl der Lateralsättel (inkl. Hilfssattel höchstens 3) und relativ früh eintretender Verflachung hiehergehörig. 1 Exemplar „Arzler Scharte“. Ptychites megalodiscus Beyr. (Mojsisovics, Med. S. 253, Taf. 77, Fig. 1; Taf. 78, Fig. 1 und 2; Zone des ©. trinodosus.) Zwei Stücke großer, bis 35 cm Durchmesser erreichender Exem- plare von Pinacoceras-ähnlicher Gestalt, durch die undeutliche Radial- faltung aber alsbald an Pfychites erinnernd. Sutur, besonders der Medianhöcker des Externiobus, mit Pf. megalodiscus übereinstimmend. „Brandjoch“, 26* 188 Verhandlungen. Nr.:12 Sturia Sansovinü Mojs. (Med. S, 241, Taf. 49, Fig. 5—7; Taf. 50, Fig. 1; Zone des (©. trinodosus.) Bruchstück eines kleinen Exemplars, das schon von Schlosser auf Grund der Querschnittsform und von Resten der Spiralskulptur so bestimmt wurde. 1 „Arzler Scharte“. *Gymnites cf. Bosnensis Hauer (Cephalopoden des Bosn. Muschelkalks, Denkschr. der Wiener Akademie, Bd. 54, 1888, S. 37, Taf. 8, Fig. 1; Zone des Ü. tıinodosus). Von Konfogret als @. obliquus Mojs. (Med. S. 236, Taf. 46) bestimmt, wofür der leicht schiefe elliptische Umriß des im übrigen schlecht erhaltenen Exemplares maßgebend gewesen sein dürfte. Ab- gesehen davon — der systematische Wert dieser Eigentümlichkeit ist wohl sehr fraglich !) — steht das vorliegende Exemplar nach der Form des Umgangsquerschnittes (flacher, kaum gewölbte Flanken) und der Nabelweite näher @. incultus Mojs. Während von Querfalten:nichts bemerkbar ist, tritt auf der Mittellinie der Flanken des letzten Um- ganges eine deutliche Knotenreihe in Erscheinung wie bei @. Bos- nensis, nur die Längserstreckung der Knoten ist nicht ähnlich wie bei der von Hauer abgebildeten Form erkennbar, was eventuell Folge des Erhaltungszustandes sein kann. 1 Exemplar „Arzler Scharte*. * Pinneneeras of. Daonicum Mojs. (Med. S. 197, Taf. 52, Fig. 10 und. 11; Zone des Trachyceras Archelaus), Zwei nach Sutur und Formverhältnissen gut stick nur vielleicht etwas weiter genabelte Stücke, eines aus dem raz im Höttinger Graben, das andere von der „Arzler Scharte“. *Trachyceras Ladinum Mojs. (Med. S. 125; Zone des Trachyceras Archelaus.) Im Sinne der Miojstshrren denen Systematik innerhalb: der Gruppe des. 7. Archelaus Laube durch enge Nabelung (ein Fünftel des Durchmessers) und Hochmündigkeit (Dicke der Umgänge wenig po als halbe Höhe) am besten zu 7. Ladinum stimmend. ‘5. 1 Exemplar aus den Partnachkalken (mittlere bis untere Lagen) unter der Arzler Scharte. * Megaphyllites cf. sandalinus Mojs. (Med. S. 191, Taf. 53, Fig. 1 ung 2; Zone des Ceratites trinodosus,) Seiten nur ganz flach gewölbt, Fxternsattel leicht schief gestellt, Auxiliarloben 5—6; in diesen Punkten gut zu M. sandalinus stimmend. Erster Laterallobus jedoch zwei- (vier)spitzig wie bei M. Oenipontanus Mojs.: (Med. Taf. 53, Fig. 6c), zweiter ein- (drei)spitzig. ie: Era aus dem Block im eg: Graben. !) Sie kehrt z. B. auch bei der von Diener Üenkeibt f. Min. 1917, s. 110) neu beschriebenen Art @. spiniger aus dem bosnischen Muschelkalk wieder. - 1920 Staatsgeologen’ und Wünschelrute, 189 _ Monophyllites sphaerophyllus Hauer (Mojsisovics, Med 5. 206, Taf. 79, Fig. 1—3; Zonen des Ü. öi- und trinodosus).: Zwei gut stimmende Exemplare, deren eines, schon von Schlosser bestimmtes, dem Gestein nach aus den Partnachkalken stammt. Beide „Arzler Scharte*. *Procladiseites cf. Griesbachi Mojs. (Med. S. 172, Taf. 48, Fig. 3 und 4; Zone des T’rachyceras Archelaus ) Nach Formverhältnissen gut entsprechend. Sutur etwas weniger feinfiederig, Sättel in sich geschlossener, so daß die Fiedern nicht so deutlich abstehen, wie es Mojsisovics’ Abbildungen zeigen; Sutur im‘ganzen mehr Pr. Brancai Mojs. (Med. S. 171) entsprechend. . L- Exemplar „Arzler Scharte“, dem Gestein nach möglicherweise aus Partnachkalk. Pr. Griesbachi kommt jedoch auch im bosnischen Muschelkalk in der Zone des (©. trinodosus vor. (Hauer, Denkschr. Wiener Akademie, 54. Bd., 1888, S. &1.) * Arcestes cf. extralabiatus Mojs. (Med. S. 154, Taf. 46, Fig. 1 und 2; ‚Zone des Ü. trinodosus.) ‘Der Form nach annähernd übereinstimmender, schon von Schlosser so bestimmter Steinukern, jedoch mit der Abweichung, daß eine der breiten kräftigen Furchen auf den Flanken und auf der Externseite je eine markante Vorwölbung zeigt, wovon die auf den Flanken breiter, die auf der Externseite schmäler gerundet ist. Eine andere sichtbare Furche zieht geradlinig, unverändert über Flanken und Externteil (? Anomalie). 1 Exemplar „Arzler Scharte“. Arcestes cf. Dramantei' Mojs. (Med. 8. 161, Taf. 46, Fig. ee ” Zone des (©. trinodosus.) Nach der Sutur, dem hohen und reich gegliederten Median- höcker des Externlobus, hiehergehöriges Fragment. „Arzler Scharte*. Arcestes sp. ind. Bruchstück. „Arzler Scharte“. Innsbruck, Juni 1920. Staatsgeologen und Wünschelrute. - Rutentechnische Betätigungen im Anstaltspersonal und die bereits in der Oeffentlichkeit begegnete Annahme, daß bei anderen Anstalts- mitgliedern ihre Tätigkeit als Gutachter mit der Wünschelrute zu- sammenhänge, veranlassen folgende Feststellung: Die Unterfertigten halten fürderhin wie bisher den Standpunkt fest, daß jede Verbesserung unserer Schurfmethoden auch durch .die Wünschelrute im weitesten Sinne zu ‚begrüßen wäre. Sie erklären aber, daß ihnen bisher keine Erfolge der Wünschelrute begegnet sind, die den begegneten Mißerfolgen und damit der Irreführung von Geld und Arbeit etwa > Wage halten könnten. ns 190 Verhandlungen. f Nr. 12 Nach diesen Erfahrungen machen sie hiermit von dem jedermann zustehenden Rechte Gebrauch, der eingangs erwähnten Meinung der Oeffentlichkeit zuvorzukommen und hiermit von der Rutentechnik, statt unfreiwillig zu deren Beglaubigung zu dienen, offen abzurücken und nicht weniger von jedem neutralen Verhalten, wo es ihrer Er- fahrung. nach freiwillig oder unfreiwillig zur Irreführung der Oeffent- lichkeit und zur Verschleierung der Statistik von Erfolg und Miß- erfolg beitıägt. Obwohl der Inhalt dieser lediglich bisherige Erfahrungen zur Ueberzeugung summierenden Erklärung nicht als Beitrag zu einer Debatte, sondern eben als Erklärung aufzufassen ist, würden es die Unterfertigten nur begrüßen, wenn ihnen aus. diesem Anlasse über- prüfbare Erfolge der Rutentechnik zur Kenntnis kämen, und nicht weniger, wenn diese Erklärung auch anderwärts zu offener Beantwortung der Frage führen würde, ob der oder jener Fachgenosse. in seiner Praxis einer der Irreleitung von Kapital und Arbeit vergleichbaren, erfolgreichen Wirksamkeit der Wünschelrute im weitesten Sinne begegnet ist. Obiger von B. Sander formulierten Erklärung haben sich fol- gende Mitglieder der Staatsanstalt als Fachgeologen unterschriftlich angeschlossen: O. Ampferer, J. Dreger, G. Geyer, G. Götzinger, W. Hammer, F. Kerner-Marilaun, T. Ohnesorge, E. Spengler, A. Winkler-Hermaden. Zur Erklärung „Staatsgeologen und Wünschelrute“. Da wir mit dem Wortlaut der von Dr. Sander verfaßten Er- klärung nicht einverstanden sind und eine Aenderung dieses Wort- lautes am grundsätzlichen Widerstande des Verfassers scheiterte, legen wir unseren Standpunkt gegenüber „Wünschelruten-Gutachten“ folgen- dermaßen fest: „Wo ich mit geologischen Untersuchungsmethoden nichts er- kennen kann, auch leicht auszuführende künstliche Aufschlüsse nicht ausreichen, verhalte ich mich gegen Angaben der Rutengänger neutral, wo ich geologische Beobachtungen habe, halte ich diese den Angaben des Rutengängers abwägend gegenüber; wo ich sehe, daß der Ruten- gänger bewußt oder unbewußt irreführt, bekämpfe ich seine Angaben.“ Dr. Hermann Vetters. Dr. Heinrich Beck. Erklärung. ‚Da ich an der Geologischen Staatsanstalt der einzige Geologe bin, ‘welcher mit seinen Fachkenntnissen auch Rutenfähigkeit und -Erfahrung vereint, so muß ich meinen Standpunkt abweichend von meinen Kollegen folgendermaßen präzisieren: Die Rutengänger sind in ihren Angaben zweifellos zahlreichen Fehlerquellen unterworfen. Es ist daher nicht angängig, daß bei Wassererschließungen oder Beschürfung nutzbarer Lagerstätten die 1920 Prof. Dr. W. Petrascheck. 191 geologische Untersuchung durch die Mutung mit der Wünschelrute ersetzt wird. Es ist unbedingt zu fordern, im Interesse der Volks- wirtschaft, daß die Angaben der Rutengänger jedesmal von Geologen überprüft werden, bevor man mit der Aufschließungsarbeit beginnt. Entzieht sich dagegen die Beurteilung infolge Mangel von Aufschlüssen u. dgl. der exakten geologischen Forschung, so ist es Vertrauenssache, ob der Unternehmer auf Grund einer Rutenmutung allein das ent- sprechende Kapital aufwenden will oder nicht. Jedenfalls ist aber zu fordern, daß in einem solchen Falle mehrere Rutengänger unabhängig ‚voneinander zur Ueberprüfung zugezogen werden. — Ich kann nur wiederholen, was ich schon einmal (1918) als meinen Standpunkt in dieser Frage veröffentlicht habe: Der Geologe muß den Rutengänger in seiner Arbeit überwachen, ihm ratend zur Seite stehen, mitunter aber auch, wenn die Wissenschaft keine Aufklärung weiter geben kann, die Führung dem Rutengänger anvertrauen. Zum Schlusse sei nur noch bemerkt, daß durch mehr als ein- jährige Arbeit von seiten des Universitätsprofessors Dr. Haschek und des Dozenten Dr. Herzfeld mit mir die physikalische Grundlage des ganzen Rutenphänomens großenteils geklärt erscheint, worüber auch nächstens bereits eine Veröffentlichung erscheinen wird. Vielleicht ist es dann auch möglich, diese verfeinerte Durchforschung des Erdbodens vom Rutengänger unabhängig zu machen durch Konstruktion eines entsprechenden Apparates. Wien, den 12. Jänner 1921. Dr. Lukas Waagen. Literaturnotiz. Prof. Dr. W. Petrascheck. Die Kohlenlager und Koh- ‚lenbergbaue Oesterreich-Ungarns und ihre Aufteilung auf die Nationalstaaten. Geologische, kartographische und wirtschaftliche Uebersichtskarte 1: 1,500.000 mit 628. Text 8°. Ver- lag für Fachliteratur, Wien. K 120.—. In der Reihe der bergwirtschaftlichen Karten, welche. von dem rührigen Verlage für Fachliteratur in letzter Zeit herausgebracht wurden, schließt sich nun nach den Uebersichtskarten der Erzbergbaue und der Erdölvorkommen die vorliegende als dritte an. Die neue Karte zeichnet sich, wie dies bei dem Autor nicht anders zu erwarten ist, durch großen Inhaltsreichtum aus, nachdem ja P. das hier zur Darstellung gebrachte Gebiet seit Jahren pflegt. Durch verschiedene Farbengebung und wenige Signaturen wird es ermöglicht, ungemein viel aus der Karte herauszulesen: nicht nur die Verbreitung der Kohlen und die genaue Lage der einzelnen Bergbaue, sondern auch das geologische Alter und die Qualität bezüglich Sorte der Kohlen. Auch die Höhe der Produktion der einzelnen Be- triebe wurde versucht, durch Signaturen kenntlich zu machen, dabei geriet jedoch die Kartenerläuterung in dieser Hinsicht leider so ungenau, daß der Zweck wieder illusorisch gemacht “wurde und die verschiedenen Signaturen nur störend und verwirrend wirken. Sehr auffallend erscheint 000 Te ya A Ben tea Veh ev De en en Fer BRaRIe Be ne a en rer A re He a Tre et pe yeah re Th nee “ A I an dern TIERE rent ee SB reeh x hat neben ana BnB Rare = vr LH nee Da He reed RR TERN? N Det een: VOTEN wre nn arte er 2 wer ehe re be ü rer ben un nenn end. nee nahmen anhe rn KREREER eden BT braune: bene act rim. ein drehe Aa Feuer rare. x Delete ae aa nükiehrenenbene nt. 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