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Band XXXIV 1922-23 Mit 12 Tafeln und 24 Textfiguren. Basel MeonseCre-Verlars 1923 Druck von Emil Birkhäuser & Cie. Inhalt. Mathematik. Johannis (I) Bernoullii Lectiones de calculo diffe- rentialium. (Mit einem Vorwort von Paul Schafheitlin) Geologie. Paul Kelterborn. Geologische und Petrographische Unter- suchungen im Malcantone (Tessin) . . Carl Renz. Vergleiche zwischen dem südschweizerischen, apen- ninischen und westgriechischen Jura . Botanik. Otto Schüepp. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten Zoologie. Emil Witschi. Überreife Eier als kausaler Faktor bei der Entstehung von Mehrfachbildungen und Teratomen E. Schenkel. Beitrag zur Spinnenkunde Palaeontologie. H. G. Stehlin. Über Rhizospalax Poirrieri Miller et Gidley und die Gebissformel der Spalaciden Nekrolog. H. Rupe. Emilio Nœlting Bericht über das Basler Naturhistorische Museum für das Jahr 1922 von H. G. Stehlin à Bericht über das Basler Museum für Völkerkunde für das Jahr 1922 von Pritz Sarasin. Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. Vierundvierzigster Bericht, 1922. Von C. Chr. Bernoulli Chronik der Gesellschaft 1922/23 Jahresrechnung der Gesellschaft 1922/23 Mitgliederverzeichnis von 1923 Seite 1 128 264 Verzeichnis der Tafeln. Tafel I-IV zu Johannis (I) Bernoullii Lectiones de calculo differentialium. Tafel V zu Emil Witschi: Überreife der Eier als kausaler Faktor bei der Entstehung von Mehrfachbildungen und Teratomen. Tafel VI zu Otto Schüepp: Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. Tafel VII zu E. Schenkel: Beitrag zur Spinnenkunde. Tafel VIII—-XI zu Paul Kelterborn: Geologische und Petrographische Untersuchungen im Mal- cantone (Tessin). Tafel XII zu Carl Renz: Vergleiche zwischen dem südschweizerischen, apenninischen und westgriechischen Jura. Bemerkung der Redaktion. Der vorliegende Band XXXIV der „Verhandlungen“ reiht sich nach Umfang des Textes und Reichhaltigkeit der Illustrationen den frühern Jahrgängen ebenbürtig an. Dies wurde ermöglicht durch die erheblichen Beiträge, welche von verschiedenen Autoren an die Kosten des Druckes und der Tafeln geleistet wurden. Besondere Erwähnung verdient die Beisteuer der Familie Bernoulli an den Druck der ersten Arbeit des Bandes; diese ist separat schon heraus- gegeben worden auf den 13. Mai 1922, an welchem Datum vor 300 Jahren die Familie das Basler Bürgerrecht erlangte. Allen Spendern, wie auch den Autoren selber, sei an dieser Stelle namens der Gesellschaft bestens gedankt. Was den Inhalt der einzelnen Abhandlungen betrifft, so sind hiefür die Verfasser allein verantwortlich. Basel, im November 1923. A. Buxtori, z. Zt. Redaktor der „Verhandlungen“. Johannis (I) Bernoulli Lectiones de calculo differentialium. Unter Mithilfe der Familie Bernoulli herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, 300 Jahre nach der Aufnahme der Bernoulli ins Basler Bürgerrecht (13. Mai 1622). Mit einem Vorwort von Paul Schafheitlin. Hiezu 4 Tafeln (1—IV). Vorwort. Im vorletzten Bande dieser Zeitschrift!) habe ich darauf auf- merksam gemacht, dass eine Handschrift der verloren geglaubten Differentialrechnung Joh. Bernoullis (1667—1748) in der Basler Universitätsbibliothek sich befindet und aus deren Vergleich mit des Marquis de l’Hospital „Analyse des infiniment petits die Folgerung gezogen, dass die Differentialrechnung Bernoullis den ersten vier Abschnitten von Hospitals Analyse als Muster gedient hat. Damit aber die mathematische Welt selbst imstande ist, sich hierüber ein Urteil zu bilden, erscheint hier jene Handschrift aus- führlich und wortgetreu, ohne dass an der vielfach schwerfälligen und häufig unklaren Formelschreibweise etwas geändert wird; in Fussnoten habe ich z. T. die Formeln in moderner Fassung wieder- holt. Nur die Figuren, die bei Bernoulli im Texte sich befinden, sind der bequemeren Herstellung wegen in 4 faksimilierten Tafeln vereinigt und, mit Nummern versehen, am Schlusse angefügt worden; auf der letzten Tafel ist eine Seite der Handschrift als Faksimile gegeben worden. Im letzten Absatz obiger Notiz habe ich bemerkt, dass die Handschrift kein Datum trägt, so dass also mit dem Einwurf gerechnet werden muss, dass umgekehrt Bernoullis Differentialrechnung nach dem Vorbilde Hospitals angefertigt worden ist. Auf die Unwahr- scheinlichkeit dieser Möglichkeit habe ich schon hingewiesen; ich möchte mir gestatten, hier noch auf einige Punkte aufmerksam zu machen, die für mich die Priorität Bernoullis zur Gewissheit erheben. 1) Bd. 32, Seite 230— 235. o 2 Johannes (I) Bernoulli. Erstens ist der Ausdruck und die Formelschreibung Bernoullis an vielen Stellen erheblich schwerfälliger und ungelenker als die Hospitals; ich weise z. B. auf Seite 5 der Handschrift hin und auf die Schreibart höherer Potenzen von Wurzeln usw. durch Vorsetzung der Zeichen ©], C, QQ. Zweitens tritt mehrfach bei der Handschrift eine geniale Unacht- samkeit zutage, wodurch Ungenauigkeiten und Flüchtigkeitsfehler hervorgerufen sind, die Hospital verbessert hat. Die zweite Art, das Problem 19, Seite 24 zu lösen, führt auf eine Gleichung dritten Grades, die Bernoulli ungelöst stehen lässt, da er offenbar übersehen hat, dass sie die einfache Wurzel x = b zulässt, während Hospital (Nr. 60, Seite 51) dies erkannt hat und demgemäss mit Hilfe einer Gleichung zweiten Grades die Aufgabe löst. Bei Problem 21, Seite 30 sucht Bernoulli den Wendepunkt der Kurve, die jetzt als Versiera bezeichnet wird; die im Texte dabei gezeichnete Figur ist aber falsch, während Hospital sie richtig entworfen hat (Nr. 68, Fig. 58). Bei der letzten Aufgabe, den Wendepunkt der parabolischen Spirale zu bestimmen (Seite 38), haben die beiden letzten Glieder der Gleichung fünften Grades, auf die die Aufgabe führt, das falsche Vorzeichen, während Hospital (Nr. 73, Seite 68) die Gleichung richtig angibt. Drittens möchte ich noch darauf hinweisen, dass in dem Heft, das die Differentialrechnung enthält, unmittelbar darauf ein Teil der Integralrechnung folgt, die bekanntlich in Bernoullis gedruckten Werken!) erschienen ist; hier ist die erste Seite [39] davon mit- abgedruckt, die gegen die Fassung in den gesammelten Werken nur geringe Abweichungen aufweist. Aus ihr geht hervor, dass Bernoullis Abhandlung vor dem Jahre 1694, also vor dem Erscheinen der Analyse (1696), abgefasst sein muss. Denn dort findet sich die unrichtige Angabe, dass das Integral von dx: x unendlich ist, während er 1694 den Wert des Integrals richtig als log x an- gegeben hat.?) Schliesslich ist noch ein kleiner Umstand zu erwähnen. Von den drei anfangs angeführten Postulaten Bernoullis übernimmt Hospital in wörtlicher französischer Übersetzung die beiden ersten, nicht aber das dritte; denn in der Differentialrechnung werden nur die beiden ersten, das dritte erst in der Integralrechnung gebraucht. Als ein zusammenhängendes Ganze schwebten offenbar Bernoullis Geiste beide Rechnungen vor, deren notwendige Voraussetzungen im Gegensatz zu den bisherigen Rechnungsarten dem Leser gleich ‚zu Anfang klar gemacht werden müssen. Hospital betrachtet die Integralrechnung als eine Fortsetzung, die er ausdrücklich von seiner 1) Opera omnia Band 3, Seite 385. 2) Acta Eruditorum 1694, Seite 437 ff. APT VMS DELL AE) NS Lectiones de calculo differentialium. 3 Betrachtung ausschliesst, und demnach ie er ‚absichtlich jenes dritte Postulat weg. In dem von Bernoulli selbst verfassten Abriss seines Lebens erwähnt er, dass die Untersuchungen über Infinitesimalrechnung, die von ihm dem Marquis im Winter 1691/92 vorgetragen worden sind, von einem Freunde aufgeschrieben wurden. Um Missverständ- ‚nissen vorzubeugen, bemerke ich, dass die aufgefundene Schrift von der Hand Nicolaus (1) Bernoulli herrührt, der 1687 geboren wurde. Unmöglich also kann die vorliegende Schrift jene Niederschrift aus dem Jahre 1691 sein. Nicolaus besuchte seinen Onkel Johann 1705 in Gröningen, um sich von ihm in die Mathematik einführen zu lassen und ich nehme an, dass er damals diese Abschrift von jenen Vorlesungen ‚Johanns ‚angefertigt hat; hätte er mündliche Unter- weisungen Johanns zu Papier gebracht, so würde die Handschrift anders ausgefallen sein, 2. B. jene falsche Ansicht über das Integral von dx: x hätte Johann 1705 nicht mehr äussern können. DE CALCULO DIFFERENTIALIUM. [1]*) PostuLara. 1. Quantitas diminuta vel aucta quantitate infinities minore neque diminuitur neque augetur. 2. Quaevis linea Our, constat ex infinitis rectis, iisque infinite parvis. 3. Figura contenta sub duabus ordinatim applicatis, diffe- rentia abscissarum, et portione infinite parva alicujus Curvae, consideratur ut Parallelogrammum. DE DIFFERENTIALIUM ADDITIONE ET SUBTRACTIONE. Regula 1. Quantitatum addıtarum differentialis est summa differentialium cujusque quantitatis, membrum additarum facien- tis, separatim sumptae. Ex. gr. Quantitatis æ+y differentialis est de+dy. Sit enim e=dx=differentiae indeterminatae x et f =dy=differentiae indeterminatae y. Addantur major æ+e, et major y+/. Summa erit æ+y+e+f, de qua si subtrahatur summa minorum z+y, restat differentia e+f—dxz+dy. Q. E. D. Differentialis quantitatis a+x est dx; si a quantitatem certam et determinatam denotet, ut supponimus hic et in seqq. *) Die in eckigen Klammern [ ] beigesetzten Zahlen bedeuten die Seiten der Handschrift. 4 Johannes (I) Bernoulli. Etenim addantur a +0 et x +e, summa erit a+æ+e. Minor sub- trahatur nempe a+x. Residuum erit+te=dx. Q. E. D. Quae de Quantitatibus additis dicta sunt, mutatis mutandis, ad quantitates de se invicem subtractas etiam applicarı possunt. [2] DE QUANTITATUM COMPOSITARUM DIFFERENTIALIBUS. Quantitatis ax differentialis est a dx. Quod sie probatur: multipl. æ+e suppone e=dx cum a +0 id est a plus nihil, quia a est quantitas prod. ax + ae determinata, quae nullam habet differentialem de quo subtr. ax restalz ae adx aerern.dk Quantitatis x x differentialis est 2 x dx. quod sie demonstratur : Multiplicata æ+e per x+e. Productum erit xx +2ex+ee. Subtrahatur xx. Restat 2ex+ee, quod per postulatum primum len =240%% QI 10 x? different. est=3x2x2 dx. Multipl. z+e, z+e, x+e. Pro- ductum est z?+3exx+3eex+e?. Subtr. a. Restat 3e xx + 8ee x+e?=per postul. primum 83exx=3xx dx. Pari ratione de- monstratur, quod quant. x* different. =4x%dx et x° different. =5atdzx et x different. 6x5dzx. et similiter de caeteris. Ex quibus sequens Regula Generalis dici potest: Reg. 2. Quantitatis indeterminatae, quamcunque dimensionem habentis, differentialis est productum ejusdem quantitatis elevatae ad eandem dimensionem unitate diminutam, in differentialem suam, toties sumptum, quot dimensiones quantitas indeterminata habet. Sive si characteribus regulam exprimere magis juvat: xP differentialis =p x "dx. [8] Quantitatis + y differentialis est x dy +y dx. Multipl. x +e per y+7 (supposito e dx et j dy). Prod. ry eye ire) Subtrahe 2y. Restat ey +fx+ef=per postul. 1 ey +fx=ydx +zxdy 9. e. d. 292 different. -zydz+zxdyr2y Multipl. æ+e, y+f, 2+g suppon g=d2. Product zyz+zye+zz/+zxyg+zef+ yeg+xfg+gef. subtr. zxy restat 2ye+2xf+xyg+z2ef+yeg+ xfg+gef=per postulatum 1. 2ye+zxf+xyg=2ydx+2xdy+ xzydz. Pari modo demonstratur, zyzu differentialem esse = zyzdu+zyudz+zzudy+yzudz. Et sic de caeteris. Ex quibus etiam formarı potest Regula 3. Producti plurimarum quantitatum in se invicem differentialis est aequalis summae productorum unius cujusque differentialis in productum reliquarum. Lectiones de calculo differentialium. 5 DE QUANTITATUM DIVISARUM DIFFERENTIALIBUS. — dx Quantitatis =. different. Quod sie probatur: Subtra- hatur = de = Residuum erit — — — =per postul. 1 en +e TT+ex DE D BR 1 Vel aliter. Supponatur = a. erit 1=x2 et sumpta differen- tiali utriusque membri (quia 1 determinata nullam habet differen- tialem) 0=xdz+2dx et dz = + dE REG QE de % DT BABES 2x dx | ee 3 ER different. = me Demonstratio similis est praecedenti dæ-xd D Spin den. Reset en. ne 2 different. y yy y y +] yy+iy ey=fx _ ydazıdy, QAR D. Alıter supp. yy 99 x nn erit 2 yYzret do=ydz+zdy=ydz+-7dy et dr "dy y dd: et =per postul. 1 dx -xd' ea, Qc di yy [4] Ex his iterum Regula formatur: Reg. 4. Differentialis cujusque fractionis est productum Denominatoris in differentialem Numeratoris, minus producto Numeratoris in differentialem Denominatoris, divisum per quadra- tum Denominatoris. a dx À Die UE UE different. = - Sic quantitatis — Aa+2AaL+ETL u+t SET ut 3 A+E differentialis est = +uxdy+uydz-zydu +uzdy+tydz-yzdu +t2zdy+uydz-aydt +tzdy+tydz-yzdt Ve et 7 different. u-t = +udz-tde-udy+tdy-zdu+ydu+zdti-ydt U 2U0 0% 6 Johannes (I) Bernoulli. DE QUANTITATUM SURDARUM DIFFERENTIALIBUS. Quantitatum sub Signo aliquo radicali contentarum differen- tiales sic inveniuntur: Sit e. gr. data quantitas Vax+zx, quam voco =2 erit axz+æx=22 et adxæ+2xdx=2:dz2=9d:Vax+æx. adx+2xdx Ergo — 2 = qz=differentiali ipsius Vax+ xe. 2 Varz+xx 6 o > Ra 6 DE me Eodem modo invenitur differentialis ipsius Va x + xx, quae est adx+2zxdx nn SU Vaxr+zz _yd x+ady+2xdx de : 4 C A Sie de Va yx + 2 +2yx different. habetur .*) Pariter quoque de Vyr+æx differentialis est ay dx+3xxdx+yzdx+axdy+2xdy+rydz 3 5QQ Vayz+aæ+zyr a ) [5] Eaedem Differentiales inveniuntur alio modo ex generatione seriei, ubi quantitates ipsae sunt in Proportione geometrica, et Potestates in Proportione Arithmetica. au Ex. gr. Ad inveniendam differentialem ipsius Va x + x x ze considero quantitatem ax+xx ut x elevatam ad pote- statem $ 2 na quae est media proportionalis inter x et 20=1. Et x0 =1 quaero per Regulam 2 dam ejus differentialem, quae est 1 —— _adx +22%d% xFi=— EL,ax+ xx (7? ‚ax +2xdx == ****), Est enim x x 2Var+ax 1 xt2= — elevata ad potestatem — 4, quae est media pr ce tionalis 2000 JE 1 — ] 1 a = men MUST er DES icon > ——. 262 % Va ed ES. 1l ae LE x == Ergo parterax+sız ——. Cujus dimidıum Œ+ Warte (a+2x)dx. *) In moderner Form 3 VL ax + x°)° **), (y+2x)de Et xdy AV (yx+ a2)? *k*) (QQ bedeutet die vierte Potenz der Wurzel. #3) Hier wie auch im folgenden vertritt das Komma das jetzige Multi- plikationszeichen. LE D Le ii a ve D SN, Lectiones de calculo differentialium. 7 adz+2xdx multipheatum per adx+2zxdx facit Quod est 2 Vax+æxx differentiale ipsius Vax+æxx. Eodem modo pro invenienda diffe- rentiali ipsius Vax+yy, considero illam ut Yx =x(} quae est prima duarum mediarum proportionalium inter æ(0=1 et xl, et invenio differentialem ejus per Reg. 2 (-3 adzı+2ydy 30] Vaz+yy Adhuc alıter invenitur differentialis quantitatum surdarum per Analogiam caeterarum. Ex. gr. V x? different. est dx, quae potest invenire dividendo differentialem 3 xx dx ipsius Cubi x?, per 3rz, triplum U] ti radicis. Item V xx differ. =dx, quae potest inveniri dividendo differentialem 2xdx Quadrati xx per 2x duplum radicis. ‚ade +2ydy= +, ax +yy [6] Vx4 different. est=dx, quae invenitur dividendo differen- tialem 4xÿdx per 4x5, quadruplum Cubi Radicis. Sie de Vr> differ. =dx, quae habet dividendo different. 52?dx per 5x4 quin- tuplum Quadratoquadrati Radicis. Et sic de caeteris. Quo itaque regularum loco haberi possunt pro inveniendis _differentialibus surdarum. Sic e. gr. possum etiam invenire diffe- . . B 5 0.0 . . . B B . - rentialem ipsius Vzx, dividendo nimirum differentialem dx ipsius x per quintuplum quadrato-quadrati ipsius Vx, quae erit =. x — .. due — . ee Eodem modo Ÿ x different. = et Ÿx differentialis = an 4 V x DEI Ne dif et Vzx le Ex praemissis sequens Regula deduci potest ad cujuscunque quantitatis surdae differentialem inveniendam, videlicet Reg. 5. Per eandem quantitatem surdam elevatam ad eun- dem dimensionis numerum unitate diminutum, qui sub signo radicali continetur, et toties sumptam quoties idem Numerus dimensionis sub signo radicali contentus, divide differentialem ejus absolutae, quotiens erit differentialis quaesita. Regula characteribus ita exprimi potest: dx Ne CIRE. = pVar-ı 8 Johannes (I) Bernoulli. Ex. or. Vax+xx differentialis est — 0) — Doris Ÿax+xzx different. a . 9 Var+xr CO Ÿax + xx Vax+zx ya+y y ; : adx+2xdx à ; a: differentiali —— Numeratoris, ut et dıfferentialı Deno- 80 Vax+zz £ ydx+xdy+2ydy 2 Vyx+yy Ad inveniendam differentialem quantitatis . Inventa minatoris [7] = per Regulam 5. Invenitur per Regulam 4: adxz+2zxdx — m Vay+yy + 80 Var +zxx cydr-cdy-2ydy ;, Sr 2 Vay+yy TY + YY + differentialis 1psius Vaz+ar Quantitatis Néons ra V aa y + y Vyz+yy 2adx+4xdx.in Vaay+ÿ+aady+3yy dy. differentialis est = 2Vax+rr+ Vaa y + fin 2 Vaa y + y [8] Diese Seite ist leer. [9] De Usu Cazcuzr DIFFERENTIALIS IN RESOLVENDIS PROBLEMATIBUS. Problema I. Invenire Tangentem Parabolae. Est ex natura Parabolae ax=yy. Ergo etiam adx=21y dy. Ieitur a-2y::dy-dx.*) porro, quia unaquaevis linea Curva ex infinitis lineis rectis constare intelligitur per Postul. 2 erit Tangens AD et portio infinite parva DF parabolae BDF una linea recta: Ducta itaque (Fig. 1) Diametro AE parallela DG, erunt Ala DGF et ACD sımıllıaa. Quocirca FG-GD::CD-AC id est dy-dxz::y-s (subtangentem) :: a : 2y (ex anteced.) igitur s = 2yy _ 2ax a a BC, et per punctum A et datum in Curva punctum D ducatur recta AD, erit illa Tangens. @. e. i. -2r. Siitaque 4C sumatur dupla ipsius abscissae *) In heutiger Schreibweise a : 2y =dy:d«. Lectiones de calculo differentialium. 9 Eodem modo in Parabola Oubicalı invenitur Tangens: 1. Si ejus natura sit aa 2=y?. Subtangens erit=3x. Est enim aa dx=3yydy,etaa-3yy:: dy: dx::y:s _9y 9aax 0) aa aa DD, OR D ee Brit s- > Nam 2adx=3yydy. Qua 3% Ban 3E propter 2axz-I3yy::dy-de: ee eo 5 In Parabola Biquadratica. 870.2 ys.s 473 Bstzenm adx=4y dy. Erso 4y? Az aa DRE TUEUR — -4r [10] 2. Si aaxzı=y!. s=2z2. Est enim 2aax dx =4yÿdy et Lys Aau rx Dares 200% 2aax:4ÿ::dy-dx::y:s =? D Di CN ei ie tn 302200 NEO Eu ey Amor en Bonn Sara CP dysak: TS In Parabolis Caeteris. ls SE GC DE us BE 20.0% 99,0% color Root SS Sax. yes 7 Et sic in Caeteris. Ex quibus Regula generalis formari potest: Si Parabolae cujuscunque natura sit af 2m = y, D LE Ejus Subtangens erit a. si Cm a ET EU du zei GE EUU RE ny" ac xt mn at gm lnx nx OT U CS J = = ehr amant ac [m Im at gm-1I m m *) Die erste linke Seite der fortlaufenden Gleichung ist natürlich nur s; wie auch bei den folgenden entsprechenden Gleichungen. 10 Johannes (I) Bernoulli. [11] Problema IL. Invenire Tangentem Ellipseos. Sit (Fig. 2) Diameter BJ=b. Parameter=a Abscissa=x ordinatim applicata=y. CE abscissae differentialis=dx, et FG ordinatim applicatae differ.=dy. Sunt hic (eadem ratione, ut in Parabola notavimus) Ala DGF et ACD sımilia. Ideirco EG-GD ::DC-AC. 1 e. dy:-dx::y-s. Porro ex natura Bl- lipseos b-a::bx-xx-yy. Ergo abx-axx=byy, et sumptis utrinque differentialibus ab dx -2axdx=2by dy. Igitur ab -2ax buddy Bst taque 2buy Dabr -2axzı 2Abz-9zz mann > Don DD Problema III. Invenire Tangentem Hyperbolae. Hsdem positis quae in Ellipsi, est etiam dy-dx::y-s. Et (Fig. 3) ex natura Hyperbolae b-a::b£z+x2x2:yy. Ideirco abz+axx=byy et abdz+2axdr =2bydy. igitur ab+2ax “ADN CASE MS = 2byy 2ab x 24 xx 2br+r27% a % eo Ov b+2x >) Inventa Tangente inveniuntur etiam Asymptotae, considerando eas ut Tangentes [12] in infinito, earumque abscissas x et applicatas y, ut infinitas. Et inveniendo JH et JM, per quarum terminos H et M Asymptota transit. Est (Fig. 4) autem JH hic eadem quae in caeteris Tangentibus est 4J, et J M eadem quae JO, videlicet JH = —— =per postul. 1 (quoniam x hic est infinite major quam b) . =4b=4} Diametro transversae; et JM a Vabx Vab ee = _ — per postul. | — = semidiametro Con- Van De 1 an - jJugatae. Problema IV. Invenire- Tangentem Curvae, quae habet hanc proprietatem, ut summa trıum linearum rectarum a quovis puncto in curva, ad tria puncta data in aliqua recta, ductarum, semper sit aequalis. *) Siehe vorige Fussnote. Lectiones de calculo differentialium. 11 [13] Sint (Fig. 5) 4.B.0. tria puncta data, eorumque distantiae AB=a AC=b AF=x DF =y Summa trium linearum 4 D + BD +CD=c. Erit igitur AD=Vxrx+yy BD=Vaa-2ar+xr+yy et DC=Vbb-2bxr+xx+yy. Ergo Vax +yy + Vaa -2ax+xx +yy + Vbb =2bx + xx + yy = c et sumptis utrinque differentialibus 2zd2e+2ydy 2rdx+2ydy-2adx 2xrdxe+2ydy-2bdx ————— + — = 2Vaxx+yy OVaa-2ar+æx+yy 2Vbb-2bx+xr+yy Reductis quantitatibus, in quibus est dx ad unam partem, et in quibus est dy ad alteram, divisaque tota quantitate per 3 erit DE ydy € yay Vzaz+tyy Vaa-2ax+xxz+yy vbb-2bxe+za+yy bdx-xdx adz-xdx -2dz = ar — in SE vbb-2bz+z22+yy Vaa 9axtaıxıyy Ver+yy Resoluta aequatione in proportionem, erit u. y : y Vaer+yy Vaa-2ax+xx+yy Vbb -Dbr+xx+yy b=x D = 6 = : = ++ + vbb-2ba+za+yy Voa 9 are xd yy VTT +UYy de Cab GO) et dy-dx=y"s (propter triangula similia D DG et EDF) quae igitur DC) " YY YYy — + Vax+yy Vaa-2ax+æx+yy Vbb-2bx+rx+yy Det MR x vVbb-2bxz+zae+yy : Vaa=2ar+rxrtyy Vaexr+yy Ex hac resolutione manifeste apparet, hanc methodum breviorum esse, et magis succinctam, quam Cartesii, per quam, si hoc Pro- blema resolvendum institueretur, oporteret primo, cujus generis sit haec linea Curva, invenire, ut et aequationem ex puris rationali- bus constantem; quod opus est magni laboris et taeiln. [14] Problema V. Invenire qualis linea sit ea, cujus Subtangentes semper sunt aequales. Sit (Fig.6) A BTangens, BC Subtangens=a,AC=y, AD=dy, cC velaD=dx. Erit dy-dz::y-a. et alternando dy: y::dx- a. 12 Johannes (I) Bernoulli. Quia vero ratio dz-qa semper est constans, erit etiam dy: semper constans 1. e. == y: y: y faciunt progressionem Geometricam. Estque ideo haec linea Logarithmica, cujus ordinatim applicatae faciunt progressionem Geometricam et abscissae Arithmeticam. Problema VI. Invenire Tangentem Cycloidis. Sit (Fig. 7) ABC Cyclois, cujus Tangens invenienda sit in puncto E, ducatur in medio hujus circulus BHDB, cujus semi- circumferantia aequalis dimidiae bası AD, vel DC, et diameter —2a. Ducatur porro EM parallela ipsi bası A C, eidemque parallela BF =x et ad hanc ordinata EF=y=BM. Estque per naturam Curvae recta EH =arcui HB=f. adeoque = FB-=-EH+HM-= 2ady-2ydy f+ Vaau-yy et dr =df + 2V2ay -yy Est autem [15] di =HN=per postul. 2. subtensae trianguli RS ee ue ad x Rectansuli HKN=vVIJHK+DOKN = un. Igitur V2ay-yy dt on En et qua dy-d&::y-s erit etiam V2ay-yy dy: au un y S desc le Sr VS quae V2ay-yy V2ay-yy Day — Se SO — an V2ay-yy =HM. Quia subtangens V2ay-yy FG=HM erit FB-FG=EM-HM 1 e. GB=EH et per consequens Tangens EG aequalis et parallela subtensae BH. Problema VII. Invenire Tangentem Conchoidis. Sit (Fig.8) GL=a Ca =2UD=0 GD=% DE Ab dr. 1.° Propter triangula similia DEF et DLG. DL: LG:: DE-EF en a dx Ver-aa-a:.da- er 2.° Propter triangula similia BGC et EGF. GF -GC::EF-BC a dx ax dx+abdx BB (0 == 7028 Var — 4 zVxx — AG Lectiones de calculo differentialium. 13 3. Propter- triangula simiia ABC et AGK. AB-BC:: ax dx+ab dx. se ä z+b-GK, seu diviso primo AG-GK 1.e. dx: Ver -aa et secundo termino per dx. axz+ab axz+2abx+abb Rp De ——— CAE) xVxx-aa x Vaxx-aa [16] Absque calculo sic resolvitur: Br BCE ED BIC, je ED = > ED:EF+EF : BC:: D@ GI GH GC, EEE ED CH DIC@H:: AG-GK.**) vel ©] DG. Constructio. Tangens ex his facile construitur hoc modo: Ducatur CM parallela ipsi FH connexisque punctis F et M, fiat AK parallela connectenti FM, erit haec AK Tangens quaesita. Demonstratio. Qua CG:GM::FG: on erit DE, OGH= Zei EGM. Sed ei CAC a UFG-LIFGM (LICGH). Ergo AG-GK SB) RG vell#2;DG- ESC CEE ee per calculum inventa erit AR Tangens a Problema VIII. Determinare Tangentem in Curva Cissoide. Sit (Fig. 9) A BC semicirculus, FB perpendicularis ex Centro elevata, BD, BE sunt arcus aequales quomodocunque sumpti, intersectis H, linea ducta AE et perpendicularis DG, est punctum in Cissoide. Oportet nunc determinare Tangentem in hoc puncto. In hunc finem quaeratur aequatio naturam Curvae exprimens, quod sic fit: Sit AF=FC=aAG=zGH=y. Ergo FG velFK=a-zet GD vel KE=V2ax-ız. Estautem AK-KE::AG-GHi. e Qa—x- Vaax-xx::x: y ideoque V2a-xz- Vr::æ-y vel 2a-x-x:: cz yy. Proind 2°=2ayy-xyy. eorumque diffe- ax? + 2abx- ab? V *) Also GK = —— xy x?” — a? **) Diese letzten Proportionen würde man jetzt etwa schreiben: da #ED= AB ist, so ist: EDTRBIE N EDGZECH: Ne: CREER 0 = ID) E10 = = El Bea eHE CC. Nun ist GF — GD, also D@?: (GH . GO) = AG: GK. 14 Johannes (I) Bernoulli. _ _ rentialis[17]3xxdx=4aydy -2xydy-yydxet3xx dx+yydx— Aay dy -2xy dy. Ideoque 327 +yy: ue DU 2 Ay dan EU -erit ergo s vel dayy-2zyı Ir? re 2 IB 3TX+YY DT +YY IAE—- EX vel substituto valore ıpsius yy, provenit Se Problema IX. Invenire Tangentem in Quadratrice. Si (Fig. 10) 4 BC est Quadrans Circuli, fiatque quilibet arcus AD, ad portionem radii A E, ut quadrans A Bad totum radium 4 C, erit, ductis radio DC et perpendieulari EF, punctum intersections F in Curva AF'G, quae vocatur Quadratrix : petitur jam, ut in puncto F determinatur Tangens. Sit 4AC=a A B=b AH =3x À D =f erit DE None AB= d2dt, ex qua aequatione, quia dy et dt dari possunt in dz, elicitur quid sit 2, vel linea F B, preinde cognita FB cognoscitur etiam punctum flexus B. Sit ex. gr. À BC (Fig. 29) Conchois prima Nicomedis, cujus A vertex F centrum MN Asymptotos; quaeritur punctum flexus B, absque ut relatio inter abscissas et applicatas quaeratur, sed ex sola generatione Conchoideos; Quod nempe ducta utcunque FB intercepta NB semper sit aequalis constanti AM. Ad hoc faciendum sit AM=NB=a, FM=b FB vel Fb=z be=dz Be=dy, ducatur NO parallela ipsi Be erit FN=z-a no=dz NM=Vzz-2az+aa-bb ob similit. triangulorum NMF et Non NM-MF::no-oN ergo No= I et Vzz =Daz+aa—-bb Re bzdz quia FN-FB::No-Be, erit Be= = (0 2-aV22-2az+aa-bb Item be- Be::hF-t= bzz , et ejus differen- z-aVz22-2az+aa -bb 30 Johannes (1) Bernoulli. tiale -dt (NB. sumitur -dt, quia crescentibus z ipsae { decrescunt, et proinde different. ipsius t est quantitas negativa) -2ab Sd +4aab 22 d2? -b?z2 de? -2a®bz de? +2ab’2 de? 22 -Baz+aa-bbVzz -2az+aa-bb in Ü:2-a Sit itaque aequatio generalis dyÿ=dz?dt convertitur in hanc B bd 22 -2az+aa-bbVez-2az+aa-bbinC:z-a Dabz?dz -Aaabzz2 dz+b?22 d2+2a?bz de -2ab?z dz D 22 -Daz+aa-bbVz2-92az+aa-bbin [l:z:-a multiplicata aequatione per 22 -24a2+aa -bbVzz -2az+aa-bb inC:z-a, et divisa per bzdz?, prodibit reducta ad cyphram haec: 2a23 -6baazz+badz-Babbz-2at+2aabb=0. Si a=b oritur 2z2-6az+3aa=0 et 2=3a+V3aa=FB. [37] Esto nunc 4 BC (Fig. 30) Conchois altera, in qua nempe singula rectangula FNB eidem FMA sunt aequalia, et positis quae prius, sit FN = x erit no=dx NM=Vax-bb Sn. Np de FB a an Vxx-bb T et be seu mn, TT jam quia FN:FB::No:Be erit Be seu _abbdx+bzxdx di — : xx Vxx bb ei qua bezeB.:, BT ent aab?+2abb xx +bx* x3-abavax-bb sumptisque differentialibus erit -dt=-6abbas-b3 2° +5abtxt-4aab8 x! + 5aab5 x x +2a?b!xrx-a?b® dx zx-bbVær-bbinl:æ-abz Si itaque in aequatione general dy =d2?dt substituantur valores inventi proveniet haec aequatio da? in C:abb+bxx a -bbarVex -bb in Lectiones de calculo differentialium. 31 Gabbas + b3 16 -5abt at +Aaab?rt-5aab’cx-2a?b! x x + a b$ in d x 28 -bba°Vxx -bb Multiplica aequationem per 28 -bba*Vxx-bb, et reductam ad cyphram divide per abba*+aab’xx, dx? et habebitur 622 -8bb -2ab=0 ideoque x = yo RUN. Sit nune ABbC (Fig. 31) Parabola Spiralis vel Spiralis Parabolica, cujus vertex A, et centrum C, quae talis est naturae, ut centro C per À descripto Circulo, et ducto quocunque radio ON, secante Curvam in B, quadratum BN sit aequale Rectangulo inter arcum AN et constantem aliquam lineam, quae Parameter appellari potest; quaeritur punctum flexus B. SitradiusC A vel CN =aParameter =b CB=z2erg0 BN=a-2, = 2 à — 2 arcus AN— = nn 2 , proinde -Nn = — 2 de Be=dz, et quia CN :Ce:: Nn:be erit Pa: +9az de 222 d2 ID 74° a = pe be IB dy fs : bi; item Be-be:: BO -t erit rn = 3 te wo se 2a22 +22 Bolero 0e 4azd2+6z2dz Ke : ab E ab QE ideoque dy? id est +8a°2?d2? - 24aaztde? +24azddz? -82°de? Aazdz? -622 de? a3 b3 Te ab multiplicata aequatione per a?b? et divisa per 22 d, proveniet ad cyphram reducta haec 425 - 12a2? +12aa2? —-4a2z -3aa bbz + 2a°bb=0 cujus aequationis radix ostendit quantitatem CB. Animadversio. Caeterum animadvertendum est, quoniam in omnibus curvis punctum flexus eam obtinet proprietatem, ut Tangens in illo puncto Curvam simul secet ita tamen ut angulus sectionis sit dato quovis minor, id est, ut nulla alıa recta inter tangentem (vel si mavis secantem) et curvam per punctum flexus duci possit. Quia enim punctum flexus concavae et convexae portioni curvae est commune, et cum Tangens in convexis exterius, in concavis autem interius cadat, manifestum est Tangentem in puncto flexus ab haec parte extra, ab altera vero intra jacere, id est, ipsam 32 Johannes (I) Bernoulli. Curvam in ipso puncto secare; quod autem angulus sectionis dato quo vis minor sit patet, quoniam non obstante quod curvam secat, naturam Tangentis ob id non deponit. [89] De CALcuLo INTEGRALIUM. Vidimus in praecedentibus quomodo quantitatum differen- tiales inveniendae sunt: nunc vice versa quomodo differentialium Integrales, id est, eae quantitates quarum sunt differentiales, inveniantur, monstrabimus. Et quidem jam ex supra dictis notum est, dx esse differentialem ipsius x + vel -quantitate aliqua con- stanti; ædæx differentialem ipsius 3x2 +vel-quant. const.; xx dx differentialem ipsius + x? + vel -quant. const.; z?dx differ. ipsius + 2?+vel-quant. const. etiam a dx differentialem ıpsius OIL SV. CAD ONG © Jazz, etc. Rd + ax, etc. ad x 14%, etc. Ex quibus Regula formari potest er ou a ax” dx differentialis est quantitatis ee Igitur si alicujus quantitatis differentialis quantitas integralis sumenda sit; ante omnium considerandum est, an quantitas pro- posita sit productum alicujus differentialis in multiplum suae absolutae ad certam quandam potestatem elevatae: quod signum est ejus Integralem per hanc regulam inveniri posse. Ex. gr. si quantitatis dy4/(a+y) integralis invenienda sit, video primo, dy, multiplicatam esse per multiplum suae absolutae a+y ad potestatem 4 elevatae: dein quaero per hanc Regulam ipsius integralem videlicet in + y) 2 , id est, ?(a+y)4/(a +y). 2 - Sıc invenitur integralis ipsius + dx Ÿ/(aa+xx) quae est al 1 (ans an)d*! = (nat r2)Y/(aa+ 2a); ipsius dy :4/(a + y) integralis est 24/(a + y); ipsius dx: x integralis est $ 2° =4 = Infinito. Manuskript des Vorworts eingegangen 1. Oktober 1921. Überreife der Eier als kausaler Faktor bei der Entstehung von Mehrfachbildungen und Teratomen. Mit einer Tafel (V) und 3 Textfiguren. Von Emil Witschi. In der Festschrift für Friedrich Zschokke (1920) habe ich über einige vielarmige Fröschchen berichtet, die ich bei experimentellen Arbeiten zufällig erhalten hattet). Sie entstanden in einer Kultur aus überreifen Eiern, die bei maximaler Temperatur gehalten wor- den war. Es blieb unentschieden, ob das Resultat vorwiegend dem einen oder dem andern der beiden Experimentalfaktoren zuzuschreiben sei. Dagegen handelte es sich sicher nicht um eine sogenannte Keimesvariation, d. h. von Vorfahren ererbte Eigen- schaft. Denn unter den zahlreichen Geschwistern, welche bei nor- maler Temperatur aufgezogen worden waren, kam keine ent- sprechende Mehrfachbildung vor. Um die noch offene Alternative zu entscheiden, experimentierte ich nochmals im Frühjahr 1921 mit überreifen Froscheiern, schal- tete jedoch den Hitzefaktor aus. Ich hiess einen Teil der Eier und Embryonen sich bei optimaler Temperatur, d.i. zwischen 16—21°, entwickeln (Kultur H,,). Normal, den natürlichen Verhältnissen entsprechend, ist. allerdings erst eine Temperatur unter 12°. Darum hielt ich auch eine parallele Kälteserie (Kultur H,,). Mehrfachbildungen resultierten aus beiden Kulturen, jedoch war der Prozentsatz in der Wärme viel höher, als im der Kälte. Entsprechend dem gewählten starken Grade der Überreife waren diesmal die Missbildungen von sehr mannigfaltiger Natur. Wiederum traten mehrarmige Fröschchen auf, so dass die Überreife endgültig als Ursache der Polymelie nachgewiesen ist. Ausserdem traten in einer der Kulturen (G,,) auch Tiere mit überzähligen Hinterbeinen auf.?) 1) E. Witschi: Ueber merogenetische Entwicklung äquipotentieller Frag- mente. Festschr. 60. Gebtg. Friedr. Zschokke, Basel, 1920. 2) Auch in diesem Frühjahr (1922) erhielt ich aus überreifen Eiern eine grössere Anzahl Frôschchen mit überzähligen Armen und Beinen. D) 34 Emil Witschi. Tiefgreifendere Missbildungen konnten an schlüpfreifen und eben geschlüpften Larven beobachtet werden. Die einfachsten sind symmetrische Doppelbildungen. Die Verdoppelung beginnt ausnahmslos am Vorderende. In einem Fall — der in Fig. 1 der Tafel V abgebildet ist!) — reicht sie auf der Rückenseite bis nahe an die Schwanzspitze. In anderen zahlreicheren Fällen ist nur der vordere Teil des Kopfes verdoppelt. Oft ist der eine Zwillings- teil kleiner als der andere. Er wird dann vom stärkeren zur Seite gedrängt (Fig. 2). In diesen Fällen scheint eine Grössendifferenz schon in der ersten Anlage bestanden zu haben. Bei der weiteren Entwicklung kann bequem verfolgt werden, wie der kleinere Teil immer mehr im relativen Verhältnis zurückbleibt, verdrängt und schliesslich vom grösseren umwachsen wird. Solche Formen bilden den Übergang von den Doppelbildungen zu den parasitären Miss- bildungen. In der Regel sind die Grössendifferenzen zwischen den Teilen der Mehrfachbildungen von Anfang an sehr beträchtliche. Der Parasit liegt dann häufig so, wie die Figuren 3 und 4 darstellen. Der Vorderteil ist mit dem Rumpf des Trägers verwachsen und davon in einem rechten oder stumpfen Winkel abgebogen. Rücken und Schwanz ziehen sich lateral am Schwanze des Trägers entlang. Solche Parasiten sind stark reduziert. Nur selten sind noch Mund und Saugnäpfe, häufiger Kiemenrudimente vorhanden. Bei einem weiter gezüchteten derartigen Monstrum konnten etwa zehn Tage später aktive Atembewegungen am Parasiten beobachtet werden. Gelegentlich kommt es vor, dass an ein und demselben Träger mehrere Parasiten sitzen. Sie sind um so reduzierter, je weiter nach hinten sie angeheftet sind (Fig. 5). Schliesslich gibt es Fälle, wo der Parasit, ein vollkommener Amorphus, nur noch aus formlosen Gewebswucherungen besteht (Figg. 5 und 7). Zur Frage der kausalen Genese dieser Missbildungen habe ich schon in der erwähnten Festschrift dargetan, dass von Superregenerationsprozessen unmöglich die Rede sein kann. Nicht nur, weil keine ‚Wiedererzeugung‘“ stattfindet. Es ist auch mit Sicherheit auszuschliessen, dass Wunden, Brüche, Schnürungen oder ähnliche Faktoren im Spiele sind. Um das Problem weiter zu klären, habe ich ın diesem Jahre zum dritten Male Überreife-Versuche angesetzt und meine Auf- merksamkeit vorwiegend den ersten Entwicklungsvorgängen am 1) Die Abbildungen wurden von Frl. Frieda Böhning gezeichnet. Überreife der Eier etc. 35 Ei zugewendet. Das überreife Ei ist als ein im Absterben begriffenes zu betrachten. Das geht auch aus dem Experi- ‘ ment mit dem Weibchen Y hervor. Als es zum Versuch gewählt wurde, befand es sich in Kopulation. Auf operativem Wege wurden einem Uterus ungefähr 300 Eier entnommen und künstlich be- samt. Es entwickelten sich daraus ungefähr 280 Larven; die Sterblichkeit der Eier und Embryonen betrug also nur 7%. Vier Tage später wurden auf dem gleichen Wege über 450 Eier entnom- men. Davon starben 147 oder ca. 33%. Vom Rest mussten 103 oder 23% Krüppel fixiert werden und nur 208 geschlüpfte Larven, die grösstenteils auch mit Missbildungen behaftet waren, konnten weitergezüchtet werden. Zur Metamorphose gelangten 162 Tiere. Als schliesslich 6 Tage nach der ersten Operation das Weibchen getötet wurde, zeigte es sich, dass sämtliche noch in den Uteri zu- rückgebliebenen Eier abgestorben waren. Das Uterusei ist demnach keine ruhende Zelle, so sehr man auch bezüglich seines Kernes — der tagelang auf dem Stadium der zweiten Reifungsspindel-Metaphase verharrt — diesen Eindruck erhalten könnte. Es nehmen in ihm bestimmte Prozesse chemischer Natur ihren Verlauf, die in ihren aufeinanderfolgenden Phasen sich als Vorreife, Reife, Überreife und Degeneration des Eies äussern. Es erhebt sich die Frage nach der Natur dieser Vorgänge und ihrer Lokalisation im Kern oder im Plasma. Mikroskopisch sind hier wie dort Veränderungen festzustellen. Für die Mehrzahl der Missbildungen scheinen nur die plasmatischen als Ursache in Be- tracht zu fallen. Da geeignete Untersuchungen nicht vorliegen, dürfte es angezeigt sein, sich vorläufig aller Vermutungen über die chemische Natur der Reifeprozesse zu enthalten. Das kann hier um so leichter geschehen, als sie doch nur mittelbar als terato- genetische Faktoren wirken. Die unmittelbaren Ursachen der oben beschriebenen Missbildungen jedoch lernen wir beim Studium von Furchung, Gastrulation und Neurulabildung am überreifen Ei kennen. = Im folgenden beschränke ich mich wiederum auf die Schilde- rung der Verhältnisse, die bei der Betrachtung der lebenden Objekte wahrgenommen werden können. Über die Untersuchungen nach Schnittserien soll in einer ausführlichen Arbeit berichtet werden. Die Eier der normalreifen Serie Y’ entwickelten sich in typi- scher Weise. Die beiden ersten Furchungsebenen schneiden sich rechtwinklig und stehen senkrecht, die dritte liegt wagrecht. Die letzte sondert vier animale Zellen des oberen Eipoles von vier vegetativen des unteren Poles. Die ersteren sind etwas kleiner als die letzteren und können darum als Mikromeren bezeichnet 36 Emil Witschi. werden. Sie sind aber doch so gross, dass bei polarer Betrachtung die Makromeren von ihnen annähernd verdeckt werden (vgl. neben- stehende Fig. A, Stadium a.) Noch vollkommener verdecken nach der vierten Furchungsteilung die acht animalen Zellen die acht vegetativen. (Fig. A, Stadium b.) DB 88 Fig. A. Fig. A. Furchungsstadien. a, b, normale Achter- und Sechzehnerstadien (Y’); d, e, entsprechende Überreifestadien (Y’”); c, Vierzellenstadium stark überreifer Eier (Y”). Die Eier der Überreife-Serie (Y’”) zeigen gegenüber diesem typischen Furchungsverlauf starke Abweichungen. Beginnen wir mit der geringfügigsten Modifikation, so sehen wir die zwei ersten Teilungen ganz normal verlaufen. Die dritte horizontale Furche jedoch schneidet sehr hoch durch. Infolgedessen sind die Mikro- meren der Überreife-Eier viel kleiner als normal (Fig. A, d, e). Bei stärker veränderten Eiern ist die Reihenfolge, in der die Furchungsebenen auftreten, abgeändert. Die erste Furche steht noch senkrecht, die zweite aber bereits horizontal, so dass nur zwei Mikromeren abgeschnürt werden (Fig. A,c). Die weitere Ent- wicklung gestaltet sich recht kompliziert. Die Makromeren schnüren zunächst noch ein zweites Mikromerenpaar ab, bevor das erste sich teilt. Bei stark überreifen Eiern bleibt die Furchung zunächst Überreife der Eïer etc. 37 häufig auf den animalen Eiteil beschränkt, weil die Meridional- furchen nur sehr langsam nach dem vegetativen Pol zu fortschreiten. Schliesslich gibt es Fälle, die uns aber hier weniger interessieren, in denen die Furchung ganz pathologisch, als sogenannte Barok- furchung verläuft, wie schon von Oskar Hertwig') beschrieben wurde. Vielleicht spielt auch gelegentlich Polyspermie herein. Das mag der Fall sein, wenn mehrpolige Teilungsspindeln auf- treten und infolgedessen die erste Teilung schon drei, vier oder mehr Blastomeren liefert. Diese charakteristischen Änderungen des Furchungsprozesses können zusammengefasst betrachtet werden als eine progressive Zunahme der Trägheit des Plasmas bis zu seiner schliesslichen Teilungsunfähigkeit. Auf dem Morula- und Gastrulastadium kommen insbesondere allerhand Unregelmässigkeiten der Überreifeschädigung zur Beob- achtung. Fast immer ist festzustellen, dass der vegetative Teil in der Entwicklung stark zurückbleibt. Oft findet man jedoch auch ganze Sektoren, welche sich bis zum oberen Pol ausdehnen können, oder auch unregelmässig begrenzte Teile der animalen Seite lange Zeit ungefurcht (Fig. B). Wenn sie sich dann schliesslich noch teilen, so entstehen Zellhaufen, die nur lockere Gewebspfropfen zwischen dem anscheinend normalen Morulaepiderm bilden. Später beginnen sie abzubröckeln und werden wohl auch vom angrenzenden gesun- den Gewebe aktıv abgestossen. Schon auf diesem Stadium können also die entwicklungsfähigen Teile des Keimes in mehr oder weniger getrennte Bezirke aufgeteilt sein. Fig. C. Fig. B. Morula mit ungefurcht gebliebenem Sektor (Y”). Fig. C. Doppelte Urmundbildung (Y”). Durchgehend sind die Morulazellen stärker abgerundet als normal, was darauf hinweist, dass sie nur locker miteinander ver- bunden sind. !) O. Hertwig: Urmund und Spina bifida, Arch. f. mikr. Anatomie, 39; 1892. 38 Emil Witschi. Von grösster teratogenetischer Bedeutung erweisen sich die Vorgänge bei der Gastrulation und der Medullarrohrbildung. Bei der Gastrulation bemerkt man auffallende Unregelmässigkeiten hinsichtlich der Bildung der Urmundlippe (Fig. C). Statt einer schwachbogigen Falte treten lange Rinnen auf, die oft mehrfach ge- krümmt sind. Man kann das wohl als multiple Urmundanlage be- zeichnen und offenbar haben wir hier das früheste Stadium der Dop- pelmissbildungen vorliegend. Die Weiterentwicklung solcher Keime verläuft nur sehr langsam und viele Embryonen sterben ab. Wie O. Hertwig (a. a. ©.) beschrieben hat, kann durch unvoll- ständige Gastrulation Spina bifida entstehen. Häufig wird das Zusammenrücken der Medullarwülste auch durch herausquellendes degenerierendes Material verhindert. Eigentliche Doppelbildungen, wie sie oben beschrieben wurden, scheinen auf diesem Stadium aber nicht mehr zu entstehen. Die Beobachtungen an den jüngsten Entwicklungsstadien der überreifen Eier lassen demnach in folgenden zwei Erscheinungen die Ursache für die Entstehung der Mehrfachbildungen erkennen. 1. Die Zellverbände sind gelockert und es besteht darum die Neigung zur selbständigen Entwicklung ‘einzelner Zellen oder Keimgebiete. 2. Diese separatistischen Tendenzen werden weiterhin dadurch sefürdert, dass nicht alle Teile des Eies durch die Überreife gleich stark geschädigt werden. Infolge davon wird der Keim häufig durch Stränge degenerierenden Gewebes in mehrere lebenskräftige Teile zerlegt. Die unmittelbare Ursache der Überreife-Missbildungen besteht also stets in einer Störung oder gänzlichen Aufhebung des Zusammen- hanges und der gegenseitigen Kontrolle von Keimteilen. Die isolierten Partien entwickeln sich ähnlich wie die von Spemann, Tornier u. a. durch Schnürung abgespaltenen Blastomeren oder Keimteile. Je grösser ein zusammenhängender Teil ist, desto stärker offenbart sich im allgemeinen eine Tendenz zur Bildung eines ganzen Embryos. Kleinere Stücke geraten jedoch später unter den Einfluss des Haupt- teiles. Ihr Wachstum wird durch diesen gehemmt und in manchen Fällen erfolgt schliesslich eine vollständige Resorption. Nur kurz erwähnt seien hier zum Schluss die Fälle, welche für die allgemeine Pathologie von grösserem Interesse sein dürften. Es kommt nämlich vor, dass entweder der ganze Embryo nur noch aus einem formlosen, aber kräftig flimmernden Haufen von Zellen und Zellgruppen besteht, oder dass derartige Bezirke in einem auch sonst stark pathologisch veränderten Körper eingesprengt sind (Taf. V.Fig.6). Imletzteren Fall breiten sich die Wucherungen Überreife der Eier etc. 39 immer weiter aus. Es beginnt ein ganz ungeregeltes Wachsen; dieke Wülste sprossen hervor und dazwischen liegen klaffende Risse. Zunächst wird das Wachstum der Embryonen und Larven stark gehemmt. Der Kopf bleibt meist klein und unförmig; es sprossen keine Kiemen hervor, der Schwanz bleibt kurz und der Leib ist stark aufgetrieben. Infolge der starken Flimmerung rotieren die Embryonen sehr rasch in ihren Gallerthüllen. Da die Entartung der Gewebe immer weiter um sich greift, gehen solche Larven recht bald zugrunde. Es scheinen mir die hier in Kürze dargestellten Überreife- Experimente geeignet, zur Lösung bestimmter und zum Teil sehr aktueller Probleme aus der Pathologie des Menschen beizutragen. Die kausale Genese der menschlichen Mehrfachbildungen und konge- nitalen Teratome ist heute noch sozusagen in ein vollkommenes Dunkel gehüllt. Sicher sind nur eine eng beschränkte Zahl von rein hereditärer Natur, und nur wenige charakteristische Fälle können auf Verwicklung und Verwachsung mit dem Amnion zurückgeführt werden. Die Experimentalfaktoren jedoch, die bisher dem Biologen die willkürliche Erzeugung von Doppelbildungen gestatteten, kommen alle als direkte Ursachen nicht in Betracht. Denn der menschliche Keim ist während der kritischen Entwicklungs- stadien sozusagen vollkommen geschützt vor mechanischen und thermischen Störungen und auch die tonischen und chemischen Schwankungen des Milieus sind wahrscheinlich geringfügige. Die Überreife-Experimente, deren Kausalzusammenhänge ja viel kom- plizierter sind als etwa die eines Spemannschen Durchschnürungs- versuchs, erhalten ihre besondere Bedeutung durch den Umstand, dass hier ein Faktor wirksam ist, der auch als Ursache menschlicher Missbildungen in Betracht fallen kann. Aus unseren Experimenten ergeben sich interessante Ver- gleichspunkte mit denen von Ch. Stockard an Fischen. Durch Verminderung des Sauerstoffes wurde die Furchung zum Still- stand gebracht. Wenn sie nach einiger Zeit durch erneute Sauer- stoffzufuhr wieder in Gang gesetzt wurde, bildeten sich akzesso- rische Urmundeinstülpungen und es entstanden, ähnlich wie hier beschrieben wurde, Doppelmissbildungen. Stockard zögert nicht, diese Ergebnisse für die Erklärung der bekannten normalen Poly- embryonie des Armadills (Gürteltier) zu verwerten.!) Gewiss ist bei Analogieschlüssen von den dotterreichen Eiern der Fische und Amphibien auf die von Säugern stets Zurückhaltung geboten. Die Überreifemissbildungen der Froschembryonen, mit ihrer 1) Stockard, Ch. A probable explanation of polyembryony in the armadillo. American Naturalist 55, 1921. 40 Emil Witschi. kontinuierlichen Reihe von der symmetrischen Duplicitas anterior bis zum Amorphus und zur Geschwürbildung zeigen jedoch eine so weitgehende Ähnlichkeit mit den menschlichen Missbildungen, dass der Schluss auf gleiche Ursachen sich geradezu aufdrängt. Durch Experimente an Säugetieren wird es hoffentlich gelingen, endgültige Aufklärung zu bekommen. Berlin-Dahlem, ım Junı 1922. Erklärung zur Tafel V. Fig. 1. Symmetrische Doppelbildung, Dorsalansicht (Nr. 1, H,,;). Fig. 2. Unsymmetrische Doppelbildung; der verdrängte rechtsseitige Kopf ist mangelhaft ausgebildet, mit rudimentären Kiemen und einer Eipeaen Spinndrüse. Ventralansicht (Nr. 16, H,,). Fig. 3, 4. Lateral- und Ventralansicht einer Larve mit einem Parasiten (Nr. 5, x) Fig. 5. Larve mit mehreren Parasiten in verschiedenartiger Ausbildung (Nr. 19, Ho). Fig. 6. Ventralansicht einer Larve mit reduziertem Kopf und geschwürartiger Gewebsentartung namentlich in der Brustgegend (Nr. 20, H,,;). Fig. 7. Amorphe Wucherung auf dem Schwanz einer sonst normalen Larve (Nr. 64. Ho). Manuskript eingegangen 22. Juli 1922. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. Mit einer Tafel (VI). Von Otto Schüepp. Inhaltsübersicht. Seite I. Messungen nach der Methode von AskeNasy . . . . . . . . . 41 II. Grundform der Wachstumskurven. Vorschlag ‘zu einer neuen Darstellungsmethoderse.. ra wre ects III. Weitere Messungsmethoden . à . 45 IV. Messungsresultate an einigen Sprossknospen. 3 5 . #7 V. Begriff und Berechnung der ee Let : . 49 VI. Die Wachstumsverteilung in Wurzelspitzen . à 52 VII. Zählung der Kernteilungsfiguren in Wurzelspitzen 53 VIII. Kernteilungszählungen in Sprossknospen .: 58 IX. Zur Theorie des Wachstums. . 64 Ausammenfassungar 3 vn Ma a ES ee RE Re REG G Eiteratunverzeichnise er ee ee ee >06 Brklärunez der Rafele 2 as. es wesen 368 I. Messungen nach der Methode von Askenasy. Zur Bestimmung der Wachstumsverteilung innerhalb eines Organs dienen in der Regel künstliche Marken aus Tusche. Die Untersuchungen beschränken sich darum auch meist auf die von aussen unmittelbar sichtbaren ältesten Stengelteile oder auf die besonders einfach gebauten Wurzelspitzen. Kuisper (13)!) hat vorgeschlagen, durch regelmässig an- geordnete Nadelstiche Marken im Innern der Knospen zu schaffen und hat damit beim Zuckerrohr gute Resultate erzielt. Viel tiefer dringt aber die Methode von Askknasy (2), der durch zweckmässige Verwertung der Internodiengrenzen als natürlicher Marken den Weg gezeigt hat, auf welchem vollständige ı) Die Zahlen hinter den Autornamen im Text beziehen sich auf das Lite- raturverzeichnis am Schluss der Arbeit auf Seite 66. 42 Otto Schüepp. Wachstumsbeschreibungen von Knospen erzielt werden können. Seine Untersuchungen sind an schwer zugänglicher Stelle ver- öffentlicht worden und haben bis heute nicht die Beachtung gefunden, die ihnen gebührt; sie sind de Grundlage für alle hier folgenden Ausführungen. AskKEnAsY’s Methode beruht auf der Tatsache, dass der Vegetationspunkt einen periodischen Formwechsel durchmacht und dass infolgedessen das Gesamtwachstum der Knospe eben- falls periodisch abläuft. Anhand einer vollständig durchgeführten Serie von Messungen soll zunächst die Methode kurz erläutert werden. (Vergl. 21, Seite 1742). An einem kräftigen Spross von Calycanthus florida wurde vom 30. Juli bis 1. August und wieder vom 9. bis 18. August 1919 die Länge der Stengelglieder und Blätter messend verfolgt. Am 18. August wurde die Knospe abgeschnitten, präpariert und mit Hilfe von Lupe und Mikroskop bis zum Vegetationspunkt ausgemessen. Die Stengelglieder und Blätter nehmen gegen die Endknospe hin an Länge sprungweise ab; die Endknospe selbst ist umhüllt von einem Blattpaar, das sich nach einiger Zeit öffnet und perio- disch eine neue kleinere Endknospe enthüllt. Die Entwicklung jedes einzelnen Teiles erfolgt aber durchaus nicht stossweise, wie die Lebendbeobachtung ohne weiteres ergibt. In Figur 1 auf Tafel VI sind links die Resultate der Lebend- beobachtung an den Stengelgliedern Nr. 12—18 [ausgezogen | und an den zugehörigen Blättern [punktiert] wiedergegeben. Die Kurven der gleichnamigen Organe sind unter sich sehr ähn- lich, nur in der Richtung der Zeit um einen bestimmten Betrag [6 Tage] gegeneinander verschoben. Dieser Abstand ist aber nichts anderes als der Altersunterschied aufeinanderfolgender Glieder, die Periode des Formwechsels am Vegetationspunkt, das „Plasto- chron‘, wie es ASKENASY genannt hat. Rechts in derselben Figur ist das Resultat der Ausmessung der ganzen Knospe am 18. August wiedergegeben. Wir be- trachten dabei die einzelnen Blattindividuen als Repräsentanten für die verschiedenen Alterszustände eines Ideal- blattes, wählen ihren Altersabstand, das Plastochron, zur Zeit- einheit und können so ohne weiteres eine Kurve des Längen- wachstums aufzeichnen. Die Methode setzt voraus, dass der Entwicklungsverlauf der aufeinanderfolgenden gleichnamigen Organe identisch und ihr Altersabstand immer genau derselbe sei. Da dies nie genau richtig ist, da die Entwicklungsvorgänge ebenso variieren wie Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 43 die Entwicklungsresultate, die ausgewachsenen Organe, so werden auch nur Näherungsresultate zu erzielen sein. Infolge der Variabilität schliessen die nach Askknasv kon- struierten Kurven nicht mit einer horizontalen Geraden ab, son- dern mit einer Zickzacklinie, welche gerade die Variationen zum Ausdruck bringt. Das hindert aber, wie ein Blick auf Figur 1 lehrt, durchaus nicht, dass der Anstieg der Wachstumskurve durchaus richtig zum Ausdruck gebracht wird. Auffällige Varia- tionen im Wachstumsresultat beruhen auf sehr geringen Varia- tionen im Wachstumsverlauf. | Bedingung für die Anwendbarkeit der Methode ist, dass innerhalb der gemessenen Knospe keine typischen Veränderungen im Entwicklungsverlauf eintreten, kein Wechsel der Blattform, auch kein Wechsel in der Qualität der Achselsprosse; solche Veränderungen sind aber auch schon an den jüngsten Gliedern der Knospe morphologisch nachweisbar und die betreffenden Knospen können und müssen von der Untersuchung ausgeschlossen werden. Auch sollen die untersuchten Knospen unter annähernd konstanten äusseren Bedingungen aufgewachsen sein. Daneben muss aber auch der Vorteil hervorgehoben werden, den AskknAsY’s Methode im Vergleich zu allen andern Methoden bietet. Die Zeitdauer, während welcher das Wachstum eines Organes verfolgt wird, dehnt sich auf das Dreifache und Mehr- - fache aus; wir sind imstande, den Gesamtverlauf des Wachstums darzustellen und nicht bloss sein Ende, sein allmähliches Aus- klingen. Das ist wichtig für die Beurteilung der Grundform der Wachstumskurven. II. Grundform der Wachstumskurven. Vorschlag zu einer neuen Darstellungsmethode. Figur 2, Tafel VI, gibt eine Wiederholung der Wachstums- konstruktion von Figur 1 unter Hinzufügung der Kurven für einige weitere Grössen, die an derselben Knospe gemessen wurden. Die Anfangslängen liegen zwischen 0,1 und 0,3 mm; die Endlängen steigen bis zu 150 mm. Es ist daher nicht möglich, Beginn und Ende der Wachstumskurven auf derselben Zeichnung und mit demselben Massstab deutlich zur Darstellung zu bringen. Man wird zunächst versuchen, dem Übelstand durch einen anderen Längenmassstab abzuhelfen, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Ordinaten auf das Hundertfache. Daraus ergibt sich die Kurvenschar links in Figur 2, die den Anfang der Kurven deutlich darstellt, die aber mit ihrem Endteil auf der Zeichnungs- 44 Otto Schüepp. fläche nicht mehr Platz findet. Auch ein Kompromiss mit bloss 10facher Überhöhung wird kein befriedigendes Resultat ergeben. Wesentlich ist aber, dass von Anfang bis zu Ende das ganze Bündel von Wachstumskurven einen gleichartigen Verlauf zeigt. Suchen wir diesen durch eine mathematische Formel wiederzu- seben und vernachlässigen wir dabei das Ende des Prozesses, das Umbiegen der Kurven zur Horizontalen, so bietet sich eine einfache Exponentialfunktion als gutes Schema dar (20; 3; 23). Dune y = Länge zur Zeit i Yo = Anfangslänge zur Zeit t=0 e =2,71828. Basis der natürlichen Logarithmen. r = Intensitätsfaktor („relative Wachstumsgeschwindigkeit‘‘). Es wird durch diese Exponentialfunktion die Anschauung zum Ausdruck gebracht, dass die Wachstumsleistung, die Zu- nahme von y mit der Zeit t, ın allererster Linie abhängig sei von der Menge wachsender Substanz, gleich wie der Zins abhängig ist von der Menge des zinstragenden Kapitals. In der Figur 2 sind zwei solcher Exponentialkurven ein- getragen, welche verschiedenen Werten der Konstanten y, und r entsprechen. Figur 3 bringt dasselbe Tatsachenmaterial zur Darstellung wie Figur 2; es ist aber ein neuartiger Ordinatenmassstab ge- wählt worden. Seine Einführung beruht auf derselben Über- legung, welche zur Wahl der Exponentialkurve als Schema für die Wachstumskurven geführt hat. Als Ordinate wird nicht mehr die Länge, sondern der Loga- rıthmus der Länge abgetragen. Eine Ordinatendifferenz von bestimmter Grösse bedeutet nun nicht mehr eine Grössen- differenz, sondern ein Grössenverhältnis. Am Hnks in der Figur aufgezeichneten mm-Massstab wird jeweils eine Zunahme der Länge auf das Doppelte, auf das Dreifache oder das Zehnfache durch eine bestimmte Strecke dargestellt; der Abstand von 0,1 bis 0,2 mm erscheint gleich dem Abstand von 0,2 bis 0,4 mm, oder von 1 bis 2 mm, oder von 100 bis 200 mm. Ebenso ist der Abstand von 0,1 bis 0,3 mm gleich dem Abstand von 3 bis 9 mm; ferner ist der Abstand von 0,1 bis 1 mm gleich dem Abstand von 10 auf 100 mm usw. Als gleichwertiges Wachstum wird also nicht wie in Figur 2 eine Vergrösserung um gleichviel Millimeter, sondern eine Ver- grösserung um gleiche Bruchteile der vorhandenen Grösse ein- Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 45 geschätzt; es werden nicht die absoluten, sondern die relativen Zuwachse dargestellt. Das Resultat der veränderten Darstellungsweise ist eine grosse Vereinfachung des Kurvenbildes, das nun auch bequem auf einer Zeichnungsfläche sich unterbringen lässt. Uns interessiert noch, was bei der veränderten Darstellung aus der Grundform der Wachstumskurve, der Exponentialkurve wird. y = Yo° €" log y = log y, + rt: loge In unserer „logarithmischen“ Darstellung der Wachs- tumskurven bedeuten aber log y die Ordinate und t die Abszisse; die Gleichung zwischen log y col t ist linear; die Exponential- kurven verwandeln sich in gerade Linien, wobe die Ver- schiedenheit des Intensitätsfaktors r sich in einer verschiedenen Neigung der Geraden ausdrückt. Damit scheint mir die Einführung der neuen Darstellungs- weise genügend gerechtfertigt. Sie macht alle komplizierten Umrechnungen entbehrlich und gibt auf den ersten Blick Aus- kunft über das Verhalten der wichtigsten Grösse, der relativen Wachstumsgeschwindigkeit. Die folgenden Kurven sind alle mit dem logarithmischen One gezeichnet. Ich weise noch kurz daraufhin, dass auch für variations- statistische Darstellungen die Anwendung des logarithmischen Masstabes wertvoll sein kann (19, Seite 245248). III. Weitere Messungsmethoden. Figur 12 zeigt 8 Längsschnitte durch Sprossspitzen von Calcyanthus zu einem Zyklus geordnet. (Vergl. 21, Seite 35.) Wir sehen, wie in der kleinsten Anfangsfigur der Vegetationspunkt links und rechts ein Blatt abgliedert, wie später ein neues Blatt- paar vorn und hinten hinzutritt und wie in der Schlussfigur der innerste Abschnitt, der Vegetationspunkt, beinahe wieder Grösse und Form der Anfangsfigur erreicht hat. Es ist also das Wachs- tum eines Zellkomplexes während der Dauer von 2 Plastochron oder während 12 Tagen dargestellt. An 16 beliebig herausgegriffenen Knospenlängsschnitten wurden gemessen die Breite von Vegetationspunkt und Stengel- gliedern [Strecken AB in Figur 12], ferner die Länge des Vege- tationspunktes [Strecken CD], die Länge zweier aufeinander- folgender Stengelglieder [Strecke DE] und die Blattlänge [Mittel aus AF und BG). 46 Otto Schüepp. Aus den gemessenen Längen gewinnen wir Wachstumskurven [Figur 4] unter der Voraussetzung, dass die 16 Schnitte 16 Stadien aus dem Entwicklungsverlauf einer Idealknospe darstellen, so dass der Altersabstand zweier Stadien jeweils !/s Plastochron ist. Da am selben Schnitt 2 bis 3 Blattlängen und 3 bis 4 Stengel- dicken gemessen werden konnten, so enthält das Wachstums- schema Zahlen, die von 20 bis 56 gleichnamigen Organindividuen von 16 Sprossen desselben Strauches stammen. Dennoch kommt das typische Wachstumsbild klar zum Ausdruck und lässt sich gut von den Zickzackschwankungen unterscheiden. Die Kurven beziehen sich auf dasselbe Material wie die Kurven von Fig. 3; in beiden Fällen zeigt sich übereinstimmend, dass das Längenwachstum von Stengelgliedern und Blättern we- sentlich rascher vor sich geht als das Dickenwachstum des Stengels. Bei Untersuchungen in der nähern Umgebung des Vegetations- punktes stösst man auf Schwierigkeiten in der Wahl der zu messen- den Strecken und muss oft bei der Bestimmung derselben auf die Zellanordnung Rücksicht nehmen. Wie man dabei vorgehen kann, soll an Längsschnitten durch Knospen von Lathyrus lati- folius erörtert werden. In das Schnittbild (Fig. 9) sind als schwach ausgezogene Bogenlinien die Grenzen von Mark und Rinde eingetragen, die am Präparat scharf hervortreten. Dem Verlauf der Zellreihen folgend, wird dann als Schlangenlinie im Mark die Achse des Stengels eingezeichnet; ferner bezeichnen Linien, die von einer . Blattachsel ausgehen und quer zu den Zellreihen den Stengel durchsetzen, die Grenzen der Internodien; von den Vorsprüngen des Markes aus laufen die Blattachsen. Es wurden gemessen als „Länge des Vegetationspunktes“ die Strecke AB und die daraus hervorgehenden Strecken ABC, ABD, als „Länge der Stengelglieder‘ die Strecken BC, CD, DE, als Stengeldicke die Querschnitte durch B, C, D, E und als „Blattlänge‘ die ein- gezeichneten Mittellinien der Blätter. Die Methode ist mehr als die früher angegebenen mit Un- sicherheiten behaftet und muss daher öfter wiederholt werden; Figur 9 zeist neun Diagramme für Sprossspitzen von Lathyrus, die im einzelnen stark voneinander abweichen. Sie zeigen aber auch wesentliche Übereinstimmungen, in der die typische Wachs- tumsverteilung ihren Ausdruck findet. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 47 Axenende und Stengelglieder wachsen ungefähr gleich rasch in die Länge; das Längenwachstum der Blätter ist intensiver, das Dickenwachstum des Stengels weniger intensiv. IV. Messungsresultate an einigen Sprossknospen. Zur Ergänzung des Materials gebe ich in Figur 5 Messungen an einem Spross von Elodea densa wieder, in Figur 6 Messungen an 20 Sprossen von Mesembryanthemum caulesceus (vergl. 21, Fig. 7), ‘in Figur 7 und 8 Messungen an blütentragenden Sprossen von Lathyrus latifolwus. Ferner benutze ich die Messungen AskENASsY’s, : der aus den Zahlen die relative Wachstumsgeschwindigkeit be- rechnete und sie in seinen Kurven als Ordinaten darstellte. a) Längenwachstum des Stengels. Als Typus eines Sprosses betrachtet man gerne denjenigen von Elodea oder anderer Wasser- pflanzen, die ebenfalls lange schlanke Vegetationskegel auf- weisen. Hier gilt über die Verteilung des Längenwachstums das folgende: : Der Vegetationspunkt selbst wächst rascher in die Länge als die jüngsten Internodien; das Längenwachstum hat ein erstes Maximum am Scheitel, ein Minimum in den jüngsten, eben vom Vegetationspunkt abgegliederten Stengelteilen, und ein zweites Maximum in den ältern Stengelgliedern, in der Zone des ausschliesslichen Streckungswachstums. Auf dieses Ver- halten hat schon Hormkzıster (10, Seite 421) hingewiesen; Askenasy (2, Tafel 2 und 3) hat es festgestellt bei Nitella flexilis, Myriophyllum verticillatum, Hippuris vulgaris, Elodea canadensis, Galium Mollugo und Aristolochia Sipho. NONWEILER (16) bestätigt es für Chara strigosa. Die Regel gilt aber nicht für alle Axenorgane. Bei Caly- canthus (Fig. 4), Lathyrus (Fig. 9) und Mesembryanthemum (Fig. 6) ist ein Unterschied zwischen Axenende und jüngsten Stengelgliedern nicht vorhanden. Ein Ansteigen der Wachstums- geschwindigkeit in der Streckungszone ist bei Calycanthus (Fig. 3) und Lathyrus (Fig. 7) schwach angedeutet, bei Mesembryanthe- mum (Fig. 6) deutlich ausgeprägt. Der Widerspruch mit den Angaben von Sachs, der ein scharf ausgeprägtes Minimum am Scheitel und ein scharf ausgeprägtes Maximum in der Streckungszone als Regel annimmt, rührt daher, dass SAcHs meistens nicht den relativen, sondern den absoluten Zuwachs eines Gliedes als Mass der Wachstumsintensität an- nımmt. 48 Otto Schüepp. b) Längenwachstum des Blattes. Die jungen Blätter wachsen in der Regel rascher als die jungen Stengelglieder. Dies ist deut- lich für Elodea (Fig. 5), Lathyrus (Fig. 9) und Mesembryanthemum (Fig. 6); wenig ausgesprochen ist es für Calycanthus (Fig. 3, 4). Manchmal findet sich eine Zunahme des Längenwachstums in ältern Blättern (Fig. 5 u. 8); in andern Fällen fällt dieses Maxi- mum weg und das Wachstum geht von Anfang bis zum Ende sehr gleichmässig vor sich (Fig. 3, 6). Wie Calycanthus und Mesembryanthemum verhält sich nach den Messungen VÖCHTING'’s (29) auch Linarıa spuria. Nach Zahlen von Kumnsper (13, Seite 216, 218) wächst bei Saccharum officinarum die Blattscheide beträchtlich rascher als die Spreite; doch beginnt die Steigerung der relativen Wachs- tumsgeschwindigkeit in der .Scheide erst dann, wenn die Spreite ihr Wachstum schon beinahe eingestellt hat. Auch innerhalb der Spreite und innerhalb der Scheide findet Kursper nach seiner Methode ein Vorauseilen der obern Partien. Ähnliche Verteilung des Wachstums scheint häufig zu sein, ist aber wohl selten so scharf ausgeprägt wie bei den Gräsern. €) Breiten- und Diekenwachstum. Die Kurven für das Breiten- und Dickenwachstum weichen bei den wenigen untersuchten Beispielen nur unbedeutend von der geraden Linie ab. Bei Elodea (Fig. 5) nimmt das Dickenwachstum beim Altern der Internodien zu. Wichtig ist aber der Vergleich von Längen-, Breiten- und Dickenwachstum eines und desselben Organes; denn das Ver- hältnis dieser Wachstumsgrössen bedingt die Formveränderungen des Organs. Ein Stengelglied von Ælodea ist bei der Abgliederung vom Vegetationspunkt eine flache, kreisförmige Scheibe; es geht durch Überwiegen des Längenwachstums in einen Zylinder über, dessen Höhe gleich dem Durchmesser ist (Fig. 5). Das junge Stengel- glied von Lathyrus ist eine rautenförmige Scheibe. Da Breite und Dicke gleich rasch wachsen, während das Längenwachstum überwiegt, entsteht ein Stab von unverändertem Querschnitt (Fig. 7); dasselbe gilt für den Blattstiel von Lathyrus, der im Querschnitt dreieckig ist (Fig. 8), und für das Stengelglied von Calycanthus, das im Querschnitt quadratisch ist (Fig. 3). Wesentlich anders verhalten sich die Blattspreiten. Für die Fiederblätter von Lathyrus laufen die Kurven von Länge und Breite parallel (Fig. 8), ebenso bei Calycanthus (Fig. 3); die Umrissform des Blattes verändert sich also während des Wachs- tums nicht wesentlich. Das gilt nach Fiscxer (8) auch für den Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 49 . Schlussabschnitt des Blattwachstums bei Aristolodia Sipho. Wo während des Wachstums wesentliche Veränderungen in der Blatt- form vorkommen, liegt wohl in der Regel verschiedene Wachs- tumsdauer in verschiedenen Teilen zugrunde. Längen- und Breitenwachstum im Blatt lassen sich der Inten- sität nach mit dem Längenwachstum von Stengel und Blattstiel vergleichen (Fig. 3, 7 und 8); das Dickenwachstum des Blattes mit seiner viel geringeren Intensität entspricht dem Dicken- wachstum der Stengelgebilde (Fig. 8). d) Massenwachstum. Für die Formbildung entscheidend ist das Überwiegen des Längenwachstums in Stengelteilen und das Überwiegen des Flächenwachstums ın den Blättern, also die Art, wie das neugebildete Material auf die Tersnedkenen Wachs- nmnsrichimngen verteilt wird. Als Mass für die eigentliche Inten- sität des \Wecheiumerenganses kommt aber vor allem der Massen- zuwachs in Betracht. Annähernd lässt sich dieser aus dem Volumen abschätzen. Folgen aber Länge, Breite und Dicke dem allgemeinen Exponential- gesetz, so muss das auch für ihr Produkt, für das Volumen gelten. In vorbildlicher Weise hat AskenAsy (1) durch Messungen und Wägungen an Blütenknospen der Kirsche im Verlauf eines Jahres die Übereinstimmung im Verhalten von Längen- und Massenwachstum nachgewiesen. Die zahlreichen Untersuchungen über das Gesamtgewicht der Pflanzen sollen hier nicht referiert werden; ich verweise auf die Literaturangaben bei West (4, 5 und 6), Riprez (17) und SCHÜEPP (23). V. Begriff und Berechnung der Wachstumsgeschwindigkeit. (Vergleiche zum ganzen Abschnitt No. 3 und 23 des Literaturverzeichnisses.) In der Bewegungslehre verstehen wir unter Geschwindigkeit die Zunahme des Weges in der Zeiteinheit, genauer den Differential- quotienten des Weges nach der Zeit. Bei der Übertragung des Begriffes auf die Wachstumslehre bestehen zwei verschiedene Möglichkeiten, die Grössenveränderung zu bemessen, und daraus ergeben sich zwei verschiedene Begriffe der Wachstumsgeschwindig- keit. Ist aus den Messungen der Zusammenhang zwischen der Grösse y und der Zeit t bekannt, so verstehe ich unter der ab- soluten Wachstumsgeschwindigkeit den Quotienten: dy dt 4 Vi I oder genauer den Diferentialquotienten V ps. = 50 Otto Schüepp. Der Begriff der absoluten Wachstumsgeschwindigkeit ist anzuwenden, wenn die Bewegung einer Wurzelspitze oder Stengel- spitze im Raum verfolgt wird, z. B. mit Hilfe des Horizontal- mikroskopes; in diesem Fall sind absolute Wachstumsgeschwindig- keit und Bewegungsgeschwindigkeit ein und dasselbe. Aber auch zur Einschätzung von Wachstumsleistungen wird man den Begriff anwenden, wenn nur eine kleine Wachstums- zone von unveränderlicher Grösse an der Verlängerung des Organes arbeitet, wie es wiederum bei Wurzelspitzen der Fall ist. Unter relativer Wachstumsgeschwindigkeit verstehe ich den Quotienten: po pe oder genauer unter Einführung iv a ue rel. 1 (2 —t1) des Differentialquotienten rel. y - dt Der Zuwachs wird ständig auf die schon erreichte Grösse bezogen; das heisst, das Wachstum wird als Leistung der sich vermehrenden Substanz aufgefasst. Der Begriff der relativen Wachstumsgeschwindigkeit verdient also vom physi- logischen Standpunkt aus unbedingt den Vorzug. Voraussetzung für seine Anwendung ist, dass das gemessene Stück in seiner ganzen Ausdehnung wachstumstätig sei. Verwechslungen der beiden Wachstumsbegriffe sind un- schädlich in den Fällen, wo das Gesamtwachstum relatıv klein ist, wo die Gesamtverlängerung während der Untersuchung bloss 5 bis 10% der Anfangslänge beträgt. Das gilt zum Beispiel für die Untersuchungen über die Lichtwachstumsreaktion, wo praktisch absolute Geschwindigkeiten gemessen und theoretisch relative Geschwindigkeiten diskutiert werden. Verwechslungen sind aber nicht zulässig bei entwicklungs- geschichtlichen Untersuchungen, wo Verlängerungen auf das Hundert- und Tausendfache der Anfangslänge vorkommen. In bezug auf die praktische Berechnung der relativen Wachs- tumsgeschwindigkeit ist hervorzuheben, dass die Formel __PRzyY Vrai. = yı (2 —H) : nur verwendet werden darf, solange der Zuwachs y, — y, im Zeitintervall zwischen zwei Beobachtungen im Vergleich zur Grösse y, klein ist. Andernfalls ist sie zu ersetzen durch die Formel: V2.08 log nat y2—log nat y _log »2—log yı zel. 2 —tı (2 —h) loge Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 51 Diese Formel entsteht aus der Voraussetzung, dass während des Intervalles zwischen zwei Beobachtungen das Wachstums genau nach dem Exponentialgesetz erfolge. Zur Orientierung in der Literatur stelle ich einige Synonyme zusammen. 1) Absolute Wachstumsgeschwindigkeit. „Zuwachsgrösse‘“ (BücHeEr 1901, p. 15). 2) Relative Wachstumsgeschwindigkeit. a) Mittlere Geschwindigkeit innerhalb eines bestimmten Zeit- intervalls. „Mittlere Wachstumsintensität“ (AskeNasy 1881, p. 78). „Wachstumsschnelligkeit oder -geschwindigkeit‘‘ (PFrr- FER 1904, p. 18; BöcHer 1901, p. 22). „Substanzquotient“ (GRESSLER 1907). „Relative growth rate‘ (BriGGs, Kipp AND West No.6, 1920, p. 106). b) Geschwindigkeit in einem bestimmten Augenblick: ‚„ Wachstumsgeschwindigkeit‘‘ (ASKENASY 1881, p- 80). „Efficieney index“ (Brackman 1919, p. 356). Die Diskussion über die Gesetze des Wachstums dreht sich augenblicklich in der Hauptsache um die Wahl einer mathe- matisch bestimmten Kurve als Grundform der Wachstums- kurven. Die Exponentialkurve y = y: et und die S-Kurve von ROBERTSON mit der Formel ee > log A K (t—-1tı) stehen im Vordergrund des Interesses. Beide ergeben bei passender Wahl der Könstanten eine gute Annäherung an die Wirklichkeit; aber auch die Formel von MITSCHERLICH y= À (l—e-ex)n gestattet eine grosse Annäherung an die Tatsachen. Auf die theoretischen Grundlagen der verschiedenen For- meln will ich hier nicht zurückkommen. Wichtig ist aber, im 52 Otto Schüepp. Auge zu behalten, dass niemals eine einfache Formel mit wenigen Konstanten das Wachstum eines Organs oder gar einer ganzen Pflanze vollständig wiedergeben kann. Es handelt sich immer um Annäherungen, und nachdem die Tatsache festgestellt worden ist, dass ein gemeinsamer Typus allen Wachstumskurven zugrunde liegt, entsteht die weitere Aufgabe, den Variationen im Wachs- tumsverlauf nachzuforschen. Dies geschieht in einfachster Weise durch die logarith- mische Darstellung der Wachstumskurven oder durch die Be- rechnung relativer Wachstumsgeschwindigkeiten. VI. Die Wachstumsverteilung in Wurzelspitzen. Die Wachstumsmessungen an Wurzelspitzen gehen aus von Zonen, die ursprünglich 1 mm lang sind und durch Tusche- marken begrenzt werden. Im Unterschied von den Messungen an Stengeln mit Hilfe der natürlichen Internodiengrenzen ist zu beachten, dass. diese mm-Zonen innerlich ungleichwertig sind. Die logarithmische Darstellung der Wachstumskurven lässt sich nicht anwenden; es müssen die relativen Wachstumsgeschwindig- keiten durch Rechnung bestimmt werden. Ich benutze als Beispiele einige Messungen von SAcHs und Porpovici, die auch bei Josr diskutiert werden (11, Seite 335, 336). In der Formel V = log y2—log yı I: (e—tı) log e wird für unsere Beispiele y, =1 also log y, = 0; —t, ist 22 oder 24 Stunden; log e ist = 0,4343. Der Nenner des Bruches ist somit nahezu gleich 10 (9,55 oder 10,42). Wir können die Formel vereinfachen zu en V 70: LS lg rel. und erhalten so die Wachstumsgeschwindigkeit in mm pro Stunde. Wir finden Vicia Faba. Sacus 1873. Zonen von der Initialzone ab gerechnet: Vre1= 0,03, 0,054, 0,095, 0,087, 0,065, 0,048, 0,026, 0,023, 0,02, 0,008. Vieia Faba. Porpovicı 1900: Vrei=0,03, 0,09, 0,111, 0,084, 0,069, 0,054, 0,04, 0,035, 0,03, 0,018, 0,013, 0,01. Pisum. Sacs 1873: Vyer = 0,018, 0,074, 0,081, 0,06, 0,04, 0,018, 0,011. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 53 Phaseolas. Poppovicr 1900. Zonen von der Spitze der Wurzel- haube an gerechnet: Ve =0,03, 0,123, 0,09, 0,078, 0,06, 0,04, 0,03, 0,02, 0,013, 0,01, 0,01, 0,0. Wir stellen also fest, dass durch die genauere Berechnung unsere Vorstellungen über das Wachstum der Wurzelspitze nicht verändert werden. Das Maximum der relativen Wachstums- geschwindigkeit liest hinter dem Vegetationspunkt. Das Resultat ist für uns von Bedeutung im Zusammenhang mit den folgenden Feststellungen über die Zellvermehrung in der Wurzelspitze. VII. Zählung der Kernteilungsfiguren in der Wurzelspitze. Vergleiche Schüepp 1914, Lundegärdh 1914, Karsten 1915, Stälfelt 1919, 1920. Es erscheint ohne weitere Überlegung als einleuchtend, dass die Prozentzahl von Teilungsfiguren unter den Kernen eines bestimmten einheitlichen Gewebes ein Mass für die Inten- sität der Zellvermehrung im Augenblick der Fixierung darstellt. Indem wir die genauere Diskussion des Zusammenhanges zwischen Häufigkeit der Teilungsfiguren- und Zellvermehrung auf später verschieben, beginnen wir damit, uns ein Bild von der Verteilung der Karyokinesen bei Vicia Faba zu schaffen, wie sie an drei benachbarten medianen Schnitten aus einer Mikrotomserie be- stimmt wurde. In einem kleinen Ausschnitt aus dem Untersuchungsprotokoll bedeuten I die Anzahl der Ruhestadien (Interphasen), P die Anzahl der Prophasen, M + A die Anzahl der Meta- und Ana- (P+M+4):100 Ted Gesamtzahl Zeile bezieht sich auf das kreisförmige Gesichtsfeld der Ölimmer- sion. Das Präparat wurde in der Richtung der Zellreihen von Zählung zu Zählung um die Höhe eines Gesichtsfeldes verschoben ; durch Kontrolle an Tuschemarken wurde die Lage des Gesichts- feldes festgestellt: phasen, % = Teilungsprozent das Verhältnis | P M-+A 29 0 0 19 1 0 14 0 0 13 0 0 11 0 0 0 0 10 0 es Haube 0-0,5 mm 96 1 0 1,04% von der Spitze 54 Initialzone 0,5—0,75 mm von der Spitze Plerom 0,75-1 mm von der Spitze Otto Schüepp. 17 18 16 12 19 13 © | vrmmm —ù | oOOHO©o 11,46 % 95 © | D ANNON oe wHrrore 15,93 % Neben einem Mittelstreifen 1m Plerom wurde, ausgehend von der Initialzone auch je ein Streifen links und rechts am Innen- rande des Periblems untersucht. Im folgenden gebe ich stark zusammengezogen die Zählungs- resultate wieder. Ges.- |Zahlder Tei- < Ä 2 Gewebe zahl d. Teil’gs- | lungs- | , en nn des Kerne | figuren | prozent Zählung der Einzelschnitte Haube 0—0,5 mm 180 1 0,6 0 0 JE L.-Zone 0,5-0,75 „ 343 35 10,2 82. LE 185 Plerom 0,75—1 mm|| 426 59 13,8 12,9 132 15,9 1 —1,25 „| 410 50 12,2 10,7 12,8 13,0 1,25—1,5 ,, | 366 39 10,7 7,5 10,4 13,8 1,5 —1,75,, | 271 21 7,1 4,0 9,9 10,0 1052 7, 239 3 13 0 2032248 2 —25 „| 258 0 0 0 0 0 2,9 —3 >, || 221 0 0 0 0 0 3, ot | 6 0 0 0 0 0 Periblem 0,5 —0,75 mm|| 765 120 15,7 8,7 12,9 14,3 14,8 20,9 23,3 0,75—1 , | 800 171 21,4 18,1 19,5 20,2 21,2 24,5 24,8 1 —1,25 ‚| 868 146 16,8 14,3 14,5 15,9 17,0 18,0 19,4 1,25—1,5 „| 789 112 14,2 9,4 11,6 13,3 15,0 17,1 19,0 1,5 —1,75 „| 745 87 11,7 7,2 9,7 10,3 10,9 12,2 20,0 1,75 -2 643 105 16,3 13,7 15,1 16,3 16,8 18,4 18,9 2 —2,5 „| 664 87 13,1 10,4 10,9 11,0 12,6 16,6 18,1 2,5 —3 ,, | 808 74 12,1 7,6 10,5 10,9 14,1 15,8 16,5 3 —3,5 „| 509 35 6,9 1542 150512871093 128 3, —4 „| 301 2 0,7 02202.0252020 2,9 Protokollauszug und Tabelle zeigen übereinstimmend, dass das Merkmal „Kernteilungsprozent‘ auch bei sorgfältigster Auswahl des Materials, auch in Nachbarabschnitten einer und derselben Wurzelspitze sehr stark variabel ist. Um zuverlässige Mittelwerte zu bekommen, muss jede Prozentzahl aus einer Summe - Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 55 von ein paar Hundert Kernen berechnet werden; um aber die Zuverlässigkeit dieser Mittelwerte richtig einschätzen zu können, ist es auch nötig, für einen bestimmten Gewebekomplex mehrere Prozentzahlen zu bestimmen. So ergibt sich aus dem Protokollauszug, dass in der Initial- zone von 96 Kernen 11 in Teilung begriffen waren, dass also der Kernteilungsprozent ne 100 = 11,5 beträgt. In den Nachbar- schnitten ergaben sıch für dasselbe Gebiete 6,2 und 18,5%. Aus der Gesamtsumme von 343 Kernen waren 35 Teilungsfiguren. Das Gesamtmittel 10,2% kann noch nicht allzu genau sein, da es sich aus den Zahlen 6,2%, 11,5% und 18,5% zusammensetzt. Sichere Resultate der Zählung sind folgende: Die Maximal- zahl des Kernteilungsprozente findet sich 0,25 bis 0,5 mm hinter der Initialzone; das Maximum des Längen- wachstums ist noch bedeutend weiter von der Initialzone ent- fernt (2 bis 3 mm nach Sachs und Poppovicr). Im Periblem sind die Teilungsfiguren häufiger als im Plerom. Das letztere Resultat wurde auch durch Zählungen an einem Querschnitt 1 mm hinter dem Vegetationspunkt bestätigt. | - Summe der Teilungs- Teilungs- | Kerne figuren prozent Äusseres Periblem | 107 m 4 à Inneres Periblem | 141 16 11,3 Plerom | 47 5 - 10,6 I Die Differenz im Verhalten von Plerom und Periblem ist mit den Verschiedenheiten der Zellform in Zusammenhang zu bringen. Um diese klarzulegen, wurden an den Längsschnitten in bestimmten Entfernungen von der Spitze je 10 Nachbarzellen gemessen. Protokollausschnitt. Zellängen, mit Messokular gemessen. Haube 0,25 mm von der Spitze 20 24 25 25 26 30 30 33 35 36] Teilstriche Initialzane 05%, NE 8 8 9 9 10 11 12 12 13 13%desNes- Bleram2 0,75, En 9 13 14 14 15 18 18 20 21 21) durs In Figur 11 sind für Plerom und Periblem sowohl die durch- schnittlichen Zellängen als auch die Teilungsprozente dargestellt. Es ergibt sich, dass im Zusammenhang mit der intensiveren Teilung die Zellängen im Periblem klein bleiben, bis zu einer Entfernung von 3 mm von der Spitze, wo die Zellteilung auch im Periblem erlischt. 56 Otto Schüepp. Meine Resultate stimmen gut überein mit denjenigen, die STÄLFELT ebenfalls an Vicia Faba gewonnen hat (25, Seite 36). Besondere Versuche wurden angestellt, um den Schluss aus den Teilungsprozenten auf die Teilungsgeschwindigkeit ex- perimentell zu bestätigen. Eine Versuchsserie, bei der verschiedene Wachstumsgeschwindigkeiten durch verschiedene Temperaturen erzielt wurden, ergab in bezug auf die Häufigkeit der Teilungs- figuren ein völlig negatives Resultat. Serie A umfasste 12 Wurzeln, die in Sägemehl bei einer fast konstanten Temperatur von 15° keimten und wuchsen. Bei einer Gesamtlänge von 15 bis 39 mm betrug das Wachstum vom 20. V. 1919 4.15 abends bis 21. V. 1919 9.45 morgens: 445 626 0 6. 9.32.2373. 927 30m Das ergibt ein Mittel von 7,4 mm in 17,5 Stunden oder 0,42 + 0,03 mm pro Stunde. Die Serie B keimte in Sägemehl von 28°, wurde bei einer Lufttemperatur von 20° am 20. V. 1919 5 abends markiert, ge- langte 5.15 ins Sägemehl zurück und wurde am andern Morgen 8.15 fixiert. Die Temperatur im Sägemehl hielt sich zwischen 27 und 28°. Die Zuwachse waren: 5 155 106. 18 197 2317 242mm, im Mittel 18,4 mm in 15 Stunden oder 1.22—0,08 mm pro Stunde. Zur Vergleichung der Kernteilungsprozente zählte ich die Stellen unmittelbar hinter der Mitte der Initialzone und erhielt: Serie A, 11 Präparate, 1035 Tei:ungsfiguren unter 9414 Kernen, Mittel 11,3 + 0 7%, Einzelne Prozentzahlen : AT 99 997104 10/8018 0 14,07 2147192 | oe B, 7 Präparate, 529 Teilungsfiguren unter 5495 Kernen, Mittel 9,2 + 13% Einzelne Prozentzahlen: 312530595 1083 2115.60 29222 120 Während also beide Serien im Längenwachstum unzweifel- hafte grosse Differenzen aufweisen, ergibt sich, nach variations- statischer Methode beurteilt, keine sichere Differenz zwischen den Teilungsprozenten, eher sogar eine kleine Bevorzugung der langsamer gewachsenen Serie A. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 57 Das Resultat ist auffällig, scheint aber erklärlich, sobald man genauer überlegt, was eigentlich durch den Kernteilungs- prozent gemessen wird. Es ist das Verhältnis zwischen der Zeit, welche eine einzelne Kernteilung in Anspruch nimmt, und der Zeit, die verfliesst vom Beginn einer Teilung bis zum Beginn der fol- genden Teilung. Je länger in diesem Zyklus eine einzelne Phase dauert, desto häufiger muss sie gefunden werden, wenn man durch plötzliches Fixieren eine Stichprobe vernimmt. Über die Gesamtdauer des Zyklus erhalten wir keine Auskunft. Beschleunigt eine Temperaturerhöhung den Ablauf der Tei- lung im gleichen Masse wie die Prozesse, die sich zwischen den Teilungen abspielen, dann wird die Zeitdauer der Teilung im selben Masse verkürzt wie die Ruheperiode, und dann bleibt die Temperatur ohne Einfluss auf das Bild der fixierten Wurzel- spitze. Positive Resultate ergab ein Versuch mit verschiedener: Sauerstoffversorgung der Wurzeln. Samen von Vicia Faba keimten in Sägemehl bei 19°. Nach dem Anbringen von Tuschemarken brachte ich die Keimpflanzen in eine Cuvette mit Wasser von der Temperatur 19°. Bei einer ersten Gruppe tauchten nur die Wurzel- spitzen ins Wasser; bei einer zweiten Gruppe tauchten auch die Kotyledonen teilweise ins Wasser, und bei einer dritten Gruppe waren die ganzen Kotyledonen samt den jungen Sprossen ins Wasser versenkt. Das Untertauchen bewirkte starke Wachstums- hemmungen. In der ersten Gruppe betrug der Zuwachs innert 24 Stunden 18,5, 19 und 21,5 mm, in der zweiten 2,5, 3 und 8 mm, in der dritten 1,1,1,1 und 1,5 mm. Die Auszählung der Mikrotom- schnitte ergab folgendes Resultat. Serie I Serie II Serie III | Kerne |Teilungen| © || Kerne |Teilungen| %, || Kerne |Teilungen) %, Gewebe Plerom0,5 -0,75mmv.d.Sp.| 943 | 53 |5,6| 689 | 23 |3,3 2 15 18 „ost, © 805 607 32 56,706 Ds “100, 000,809 69 831.615: 18 FE de 22 13,0 lol oo 54 172556 | I6 129) 718 | 0° 3 Serie I mit dem grössten direkt gemessenen Zuwachs zeigt auch die grösste Prozentzahl von Teilungsfiguren. Es können also Differenzen von Wachstumsgeschwindigkeiten, die nicht einfach durch die Temperatur bedingt sind, durch die Zählungs- methode aufgefunden werden. 58 Otto Schüepp. Dass auch ein sorgfältig ausgesuchtes Material eine starke Variabilität aufweist, geht aus den Untersuchungen von STAL- FELT (25) hervor. Sie stellen sich allen experimentellen Prüfungen als grosses Hindernis entgegen, so dass es nötig ist, in allgemein bekannten und immer wieder nachzuprüfenden Tatsachen eine breitere Basis für unsere Schlüsse zu suchen. In den Meristemen ruhender Samen und Knospen fehlen die Teilungsfiguren vollständig. In wachsenden Meristemen sind die Teilungsfiguren da häufig, wo wir auf Grund der Zellanord- nung reichliche Zellvermehrung voraussetzen müssen; sie fehlen ın der Zone des Streckungswachstums. Stellt also eine variationsstatistische Untersuchung an einem srössern Material sichere Differenzen des Kernteilungsprozentes zwischen zwei Geweben fest, so sind wir berechtigt, auf eine entsprechende Differenz der Vermehrungsgeschwindigkeit der Zellen zu schliessen; wir dürfen aber nicht etwa Kernteilungs- prozent und Vermehrungsgeschwindigkeit als direkt proportional betrachten. Theoretisch werden wir uns diese Beziehung so zurechtlegen, dass die Interphase, während welcher die Baustoffe für den Kern vorbereitet und angehäuft werden, bei verschiedenen Wachstums- bedingungen sehr verschiedene Zeitdauer beansprucht, während die Teilungsphase, während welcher die Bewegungsvorgänge das Bild beherrschen, mit gleichmässiger Geschwindigkeit abläuft, sobald die innern Bedingungen sich bis zu einem gewissen Punkte entwickelt haben. Je weniger Zeit aber die Interphase bean- sprucht, desto rascher werden die Teilungen aufeinander folgen und desto häufiger werden die Teilungsfiguren im mikroskopischen Bilde sein. VII. Kernteilungszählungen in Sprossknospen. Wir haben erkannt, dass die Kernteilungszählungen nur Wert beanspruchen können, wenn sie nach variationsstatistischen Methoden vorgenommen werden. Es gilt hier dieselbe Forderung, die TRÖNDLE (28) für die Reizphysiologie aufgestellt hat. Wie man bei der Kernteilungszählung ım einzelnen vorgehen kann, soll im Folgenden an einem Beispiel dargestellt werden. Zur Illustration der Methode gebe ich zunächst einen kleinen Ausschnitt aus dem Untersuchungsprotokoll. Vicia Faba. Präparat No. 1. Untersuchtes Gewebe: Spross- vegetationspunkt. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 59 Gewebeschicht °Dermatogen Peniblem Plerom | Sum Schnittnummer | eos TS 2 EE Zahl der Interphasen .|| 11 12 10 12 | 15 12 12 10 | 27 23 25 23 | 192 ER rophasen 02 RS ON NES DO OS NS ETS ES Z.d.Meta-u.Anaphasen| 2 0 2 3 JET en) 40.32 42300722 Gesamtzahl der Kerne . 59 61 119 | 23 Zahl d. Teilungsfiguren . 14 | 12 21 | 47 Kernteilungsprozent . . 23,7 19,6 | 17,7 | 19,6 Das Merkmal, das untersucht wird, heisst „Kernteilungs- prozent“. Um für dieses Merkmal zuverlässige Zahlen zu be- kommen, dürfen nur Zahlen zusammengezogen werden, die sich auf ein Gewebestück mit einheitlichem, morphologischem und physiologischem Charakter beziehen. Damit dennoch genügend grosse Zahlen erhalten werden, um die Berechnung von Mittel- werten zu erlauben, müssen in der Regel die Zählungen aus ein paar Nachbarschnitten addiert werden. Ich wählte die Teil- stücke so, dass jede in den Tabellen angeführte Prozentzahl aus einer Bestimmung an mindestens 50 bis 100 Kernen gewonnen wurde. Darüber hinaus ist aber auch nötig, für jede Gewebeart zahlreiche solche Prozentzahlen zu bestimmen und die Resultate statistisch zu verarbeiten. Die Zählungsresultate für Sprossvegetationspunkte, Blüten- standsvegetationspunkte, Blütenvegetationspunkt, Teile junger Blütenanlagen und für die verschiedenen Gewebe einer jungen Blütenstandsaxe von Lathyrus latifolius sind in Tabelle Seite 60 bis 62 zusammengefasst. Sie stammen alle von wenigen Mikrotomserien und von gleichzeitig fixiertem Material einer einzigen Pflanze her. Eine bessere Übersicht geben die Mittelwerte mit ihren mitt- leren Fehlern. Sie sind in folgender Weise berechnet: Verschiedene Teilzählungen gaben für die Prozentzahlen in Sprossvegetationspunkten die Werte 10,5 11,0 11,3 12,0 12,1 13,3 13,4 14 16,5 19,7 und 25,6%. Die Summe aller Teilzäh- lungen ergab auf 2547 Kerne 372 Teilungsfiguren, also die Prozentzahl Aus den Abweichungen der Einzelwerte von 14,6 wurde nach bekannten Methoden der mittlere Fehler berechnet und danach die Zuverlässigkeit des Mittelwertes abgeschätzt. Das Resultat erhält dann die Form: (Seite 63, oben) 60 Otto Schüepp. Lathyrus latifolius. Häufigkeit der Kernteilungsfiguren. Verhältnis: Teilungs- zahl zu Gesamtzahl der Kerne. o Dermatogen Periblem Plerom Total d. Schichten rgan : £ Verhältnis % Verhältnis! % |Verhältnis % |Verhältnis % Med. Kelchbl. | 7:83 | 8,4 5:71 7.0. TE 0 PIS 2 92322797 À Stauhgef. und Stempel | 5:82 | 6,1 12:87. 18:8 16:136 | 12,0 | 33:305 | 10,8 = SR 5:65 | 7,7 6:67 90: | 2:96. | 125 | 323:228|103 = Kelch 8:71 |11,3 4:52 | 7,7 11:71 |15,4 | 23:194 | 11,9 %° | Staubgefäss 5:61 8,2 6:72 | 8,3 | 11:108 | 10,2 | 22:241 | 9,0 g = Stempel 8:93 8,6 8:91 8,8 | 13:131 | 99 | 29:315 | 92 = Fahne m. Staubgefäss 7:54 13,0 7:68 10,3 7:87 8,0 21:209 | 10,0 Q Kelch 7:90 | 7,8 6:57 | 10,5 9:76 | 11,8 | 22:223 | 9,9 = Fahne m. Staubgefäss 7:54 13,0 7:75 9,3 10:111 9,0 24:240 | 10,0 2 Stempel 5:102 | 4,9 | 10:119 | 8,4 | 12:124 | 9,7 | 27:345 | 7,8 = Staubgefäss 6:67 | 9,0 4282 | 4.9.5 13.1045 114 ENS 03% =} © = Fahne m. Staubgefäss | 10:72 13,9 6:88. 6,8 12:115 | 10,4 28:275 | 10,2 S 2 Stempel Seine Doi 17:128 | 13,3 18:163 11,0 | 43:403 | 10,7 à = Staubgefäss | 8:86 | 9,3 5:97 5,2 7:109 | 6,4 | 20:292 | 7,0 21 Mlügelm. Stanbgefiss | 5:61 | 8,2 9:72 | 12,5 16:111 | 14,4 | 30:244 | 123 5 © Stempel 11:97 |11,6 13:113 | 11,5 17:142 | 120 | 41:352 | 11,7 © = | Flügelm. Staubgefäss | 7:63 11,1 8:86 9,3 10:125 8,0 3 25:274 9,1 =5 Kronblatt | 11:78 | 14,1 10:73. 13% 4:65 6,2 | 25:216 | 11,6 S Staubgefäss 6:59 | 10,2 7:63 11 7:85 82 | 20:207 | 9,7 a Placanta 7:69 | 10,1 8:72 11] 17:60 |28,3 | 32:201 | 15,9 a Staubgefäss 9:76 \ 11,8 | 18:74 | 24,3 11:79 | 13,9 | 38:229 | 16,6 5 Staubgefäss | 3:63 4,8 8:69 11,6 6:70- 8,6 17:202 | 8,4 = Stempel 8:68 | 11,8 6:73 |- 82 8:87 9,2 | 22:228 | 9,7 = Fahne m. Staubgefäss 8:64 12,5 7:66 10,6 | 7:82 8,5 22:212 | 10,4 a Fahne m. Staubgefäss 8:69 11,6 7:66 10,6 4:76 5,3 19:211 9,0 D Stempel OT UT 11:82 | 13,4 8:73 | 110 28.932.193 = Staubgefäss 4:67 6,0 9:64 | 14,1 10:66 | 15,2 | 23:197 | 11,7 ler) Eu Summed.vacuolenftei- | 199.2003| 9,59 | 224:2127| 10,53 | 287:2652| 10,83 | 703:6782) 10,37 en Teile junger Blüten = Kelch | 9:128 | 7,0 | 11:80 | 13,8 8:49 |16,3 | 28:257 | 10,9 5 2 | 7:89 7,9 6:66 | 9,1 10:81 |12,3 | 23:236 | 9,7 S Kelch 15:114 | 13,2 13:78 | 16,7 3:50 | 6,0 | 31:242 | 12,8 à Kelch 7:105 | 6,7 4:66 | 6,1 4:69 | 5,8 15:240 | 6,3 == 5 | 11:131 | 8,4 216 80 1:50.) 202 5:32,58 = = Kelch 9:93 9,7 4:61 6,6 7:73 9,6 | 20:227 | 8,8 a n | 11:93 | 11,8 12:58 | 20,7 11:79 |13,9 | 34:230 | 14,8 3, 5 Kelch Sa zn 9:69 | 13,0 9:66 | 13,6 | 29:219 | 13,2 = 5 | 7:69 | 10,1 7:67 | 10,4 7:66 |10,6 | 21:202 | 10,4 5 5 Stempel 11:79 | 13,9 7:65 | 10,8 8:70 | 114 | 26:214 | 12,2 Se Kelch 5:78 | 64 | : 8:60 | 13,3 15:93 | 16,1 | 28:231 | 12,1 5” se 9:78 115 8:66 | 12,1 6:64 | 9,4 | 23:208 | 11,1 = Kelch 8:78 | 10,3 7:70 | 10,0 5:61 82 | 20:209 | 9,6 8, E 8:65 123,3 9:63 | 14,3 5:63 | 7,9 | 22:191 | 11,5 S SE = Summed.vaenolenfüh-, 98. 1984 9,97 | 108:945 | 11,43 | 99:934 | 10,60 | 335:3163| 10,59 rend. Gewebe j.Blüten Total aller Organe | 299.3987| 9,73 | 332:3072| 10,81 | 386:3586| 10,76 |1038:9945| 10,44 junger Blüten | | Wachstumsmessungen an Knospen nnd Vegetationspunkten. 61 Lathyrus latifolius. Häufigkeit der Kernteilungsfiguren. Verhältnis: Teilungs- zahl zu Gesamtzahl der Kerne. © Dermatogen Periblem Plerom Total d. Schichten an Verhältnis % |Verhältniss % |Verh ältnis| % |Verhältnis % POZSVEeQ S- ee | 16:59 |237 | 12:61 |19,7 | 21:19 | 176 | 47.230 | 19,7 20:56 | 35,7 8:70 | 114 | 33:112 | 295 | 61:238 | 25,6 9:69 | 13,0 8:67. 1192 11:950 116 OO 151 13:73 | 17,8 | 16:98 |16,3 | 15:96 |15,6 | 44:267 | 16,5 2:64 | 3,1 7:68 |10,3 | 15:80 | 18,8 | 24:212 | 11,3 6:63 | 9,5 | 10:62 |20,3 | 14:89 |15,7 | 30:214 | 140 Na | 141 ee are | | Ser E 6:79 | 7,6 7:87 8,0 | 12:73 |16,4 | 25:239 | 10,5 12:78 | 15,4 9:81 | 111 10:99 10,0 | 31:258 | 12,0 8:65 |12,3 | 14:71 | 19,7 6:75 | 80 | 28:211 13,3 3:67 | 4,5 9:70 |12,9 | 10:63 |16,3 | 22:200 | 11,0 Total der Spross- | 104:751 | 13,85 | 107:817 | 13,10 | 161:979 | 16,45 | 372:2547| 14,60 vegetationspunkte A EB le TR RE ER nt Blütenstandsvege- ; = tationspunkte 15:78 |19,2 | 12:88 |13,6 | 35:172 | 20,4 | 62:338 | 18,3 16:85 |18,8 | 14:90 |15,6 | 28:138 | 20,3 | 58:313 | 18,5 7:91 7,7| 14:99 | 14,l 17:133 128 | 38.3923 | 118 14:78 |179 | 10:86 |11,6 | 23:151 | 15,2 | 47:315 | 14,9 10:77 |13,0 | 19:84 |22,6 | 28:122 | 23,0 | 57:283 | 20,1 5:57. 88 | 10:83 181 11:78° | 14,1] | 31:218 | 142 6:82 | 7,3 8:71 |11,3 | 10:89 |11,2 | 24:242 | 99 4:70 | 5,8 | 15:88 |17,1 13:80 |16,2 | 32:238 | 13,4 5:72 | 6,9 | 10:75 |16,8 | 18:98 |184 | 33:245 | 13,4 4:57 7,0 7:64 | 10,9 | 16:87 | 18,4 | 27:208 | 13,0 Tot. d. Blütenstands-| 86:747 | 11,51 | 124:828 | 13,10 | 199:1148) 17,34 | 409:2723| 15,02 vegetationspunkte EE PI Ne TE PA Et M A SR ER SEE ER ee ans 9:53 |17,0 | 11:68 | 16,2 | 20:114 | 17,5 | 40:235 | 17,0 P 9:100 | 9,0 22908706 25:131. 1910 | 41.308.005 PARENT 18:90 |20,0 | 18:118 | 15,3 | 48:300 | 16,0 19:94 |20,2 | 22:87 |925,3 | 24:131 | 18,3 | 65:312 | 20,8 14:76 |18,4 | 11:69 |159 | 19:103 | 18,5 | 44:248 | 17,7 14:70 197 | 16:77 1262 17:133 | 12,8 | 47:281 | 16,7 4:56 | 7,1 Das | Ne 11284 15.12 |, 262197 2130 5:72 | 69 | 12:76 | 224 9:98 | 9,2 | 31:246 | 12,6 12:81 | 14,8 7:84 | 83 | 17:125 | 13,6 | 36:290 | 12,4 12:82 |14,6 | 13:80 |16,2 | 22:148 | 149 | 47:310 | 15,2 11:83 |13,3 | 20:95 |21,1 | 22:166 | 13,3 | 53:344 | 154 11:60 | 18,3 8:61 |13,1 16:93 |17,2 | 35:214 | 16,4 9:66 |13,7 | 13:70 |18,6 | 10:126 | 7,9 | 32:262 | 12,2 7:72 | 9,7 | 11:80 |13,8 | 14:74 |18,9 | 32:226 | 142 Total der Blüten- | 148:1058| 13,99 | 185:1091| 16,96 | 244: 1644) 14,84 | 577:3793| 15.22 vegetationspunkte Total aller Vegeta- || 339.9556| 13,23 | 416:2736| 15,21 | 604:3771| 16,02 |1358:9063| 14.98 tionspunkte 62 Otto Schüepp. Lathyrus latifolius. Häufigkeit der Kernteilungsfiguren. Verhältnis: Teilungs- zahl zu Gesamtzahl der Kerne. Epidermis Rinde Mark Procambium Organ N a ER Verhältnis % Verhältnis; % |Verhältniss % |Verhältnis) % Eine junge Blüten- | ® en 1:61 1,6 3:95 3,2 2:68 2,9 8:75 | 10,7 cambiumstränge 5.632.019 2:83 | 2,4 4:67 | 6,0 7:93 | 7,5 deutlich differen-. 0:53 | 0.0 3:69 | 4,3 4:79 | 5,1 | 10:95 |10,5 ziert. 1:57 | 18 1:54 | 19 1:52 | 19 9:82 | 11,0 0:72 | 0,0 4:67 | 7,5 5:62 81 | 11:94 011% 2:64 | 3,1 2:65 | 3,1 4:64 | 78 6:70 | 8,6 2:66 | 3,0 5:72 | 6,9 4:62 | 6,5 5:62 | 8,1 0:57 | 0.0 3:70 | 4,3 1:59, 07 Sa I 0:51 | 0,0 5:60 | 8,3 4:50 | 8,0 8:63 |12,7 1:66 | 1,5 1:62 | 1,6 5:69 | 7,2 | 10:82 |12,3 1:66 | 1,5 5:62 | 81 Here 9 2.59 3A 1262| 166 4:88 | 45 4:63 | 6,3 7:75 | 9,6 1:60 | 1,7 Sala. a8 | 20 5:65 | 7,5 I ar SEL | 402 5:68 | 74 5:65 | 75 Io 80 4:81 | 49 2:68 | 2,9 7:58 |12,1 0:69 | 0,0 4:82 | 4,9 5:69 | 74 5:69 | 7,2 1:64 | 1,6 3:63 | 4,8 8:86 | 9,3 7:81 | 8,7 3:61 | 4,9 1-89 00 11 4:67 | 6,0 3:76 | 3,9 ie 8602 | 18 aa or 9:72 112,5 4:67 | 6,0 ESG 4:79 | 5,1 5275 | 67a 19.63 MIO | 5:63 | 79 | 11:84 | 13,1 | 4:63 | 64 4:65 | 6,2 FÉES TA 3:78 | 3,8 7:80 | 87 à 8:89 | 9,0 5:70 | 7 4:70 | 5,7 8:68 | 11,8 10:78 | 12,8 | 7:76 | 9,2 | IE LT 8:73 | 11,0 u Aeenstands-| 97:1258| 2,15 61:1456| 4,19 | 86:1349| 6,38 | 239:2568| 9,31 is Sa à Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 63 Der Teilungsprozent für Sprossvegetationspunkte ist 14,6% + 1,26. Die Resultate aller Zählungen lassen sich nun kurz zusammen- fassen. Prozentzahl der Teilungsfiguren. Art der Gewebe Mittelwerte Bemerkungen Sprossvegetations- Die Prophasen sind hier nicht als Tei- punkte (20 Seite 334) lungsfiguren gezählt. Die Kernteilungs- Dermatogen . . . | 8,49 prozente sind darum im Vergleich mit Periblem + Plerom | 8,14 den andern Zählungen zu klein. Total d. Schichten | 8,22 + 0,44 Vegetationspunkte Es lassen sich keine Differenzen zwischen Dermatogen . . . | 13,23+1,08 den einzelnen Schichten mit Sicherheit Periblem . . . . || 15,21 nachweisen. Plerom . . . . . | 16,02 Total d. Schichten | 14,98 + 0,55 || Junge Blüten . . Eine Differenz der Schichten ist nicht Dermatogen = OT nachzuweisen. Die Differenz zwischen Periblem . . . . | 10.81 Vegetationspunkten und jungen Blüten, Plerom ee TS 14,99—10,44 =4,54 übersteigt die Fehler- Total d. Schichten | 10,44+0,35 grenze und ist als sicher zu betrachten. Blütenstandsaxe | Ein Abnehmen der Teilungshäufigkeit vom Procambium + . || 3,3122.0,5%7 Procambium bis zur Epidermis ist sicher Mark . . | 6,38: 0,58 nachgewiesen. Rinde | 4,19 +0,46 Epidermis 12,15 +0,43 Eine- übersichtliche Zusammenfassung der Resultate geben auch die Variationskurven in Figur 10. Die einzelnen Prozent- zahlen wurden zu diesem Zwecke ın Klassen mit einem Umfang von 2%, eingeteilt. Sie zeigen wiederum, dass sich in den jungen Blütenstandsaxen die einzelnen Gewebe deutlich verschieden verhalten, dass aber in jungen Blüten und in Vegetationspunkten die Schichten sehr nahe miteinander übereinstimmen. Die Gleichheit in der Wachstumsintensität der verschiedenen Schichten ist ein wichtiges positives Resultat für die Charakteri- sierung des Wachstums im Vegetationspunkt (22, Seite 851—855). Differenzen zwischen Vegetationspunkt und den unmittelbar aus ihm hervorgehenden jüngsten Blättern konnten bis jetzt nicht nachgewiesen werden. Sind sie vorhanden, so müssen sie sehr klein sein. Hier ist unser Resultat negativ und sagt, dass für die 64 . Otto Schüepp. Formbildung am Vegetationspunkt Differenzen der Wachstums- richtung sicher eine viel wichtigere Rolle spielen als Differenzen der Wachstumsintensität. IX. Zur Theorie des Wachstums. (Vergleiche No. 23 des Literaturverzeichnisses ; auf die dort besprochenen Arbeiten komme ich im folgenden nicht mehr zurück). Die meisten neueren Arbeiten über das Wachstumsgesetz beschäftigen sich mit dem Gesamtwachstum, namentlich mit der Gewichtszunahme der Pflanze. Hier haben G. Brıccs, Fr. Kıpp und Cvriz West (4, 5 und 6) wichtige Fortschritte gemacht, indem sie die Veränderungen der relativen Wachstums- geschwindigkeiten während der gesamten Lebensdauer einjähriger Pflanzen verfolgten. Es zeigt sich, dass diese mit der Grösse der assimilierenden Blattflächen, aber auch mit morphologischen Veränderungen, zum Beispiel der Blütenbildung, zusammen- hängen. Demgegenüber beschäftigt sich Rıpper (17) noch einmal ern- gehend mit der Formel von ROBERTSON. Er versucht diese bei kleinem Intensitätsfaktor k durch eine Korrektur den Tat- sachen besser anzupassen; es scheint mir aber, dass durch seine Umrechnung der theoretische Wert der Kurven in Frage gestellt rm. Für das Umbiegen der Wachstumskurven zur Horizontalen macht Rippez verschiedene Faktoren verantwortlich. Am ein- fachsten liegen die Verhältnisse jedenfalls beim Wachstum der Hefe in einer begrenzten Menge von Nährlösung. Hier ist wohl die Hemmung, wie es die Ableitung von RoBERTSon’s Formel verlangt, unmittelbar auf die Abnahme der Nährstoffkonzen- tration zurückzuführen. Für den Fall höherer Pflanzen denkt aber auch Rıpper an andere Hemmungsfaktoren, zum Beispiel eine abnehmende Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme. RoBERTSoN (18) selber hat in seinen spätern Arbeiten ebenfalls : speziellere Annahmen über die wirksamen Stoffe gemacht; er nimmt an, dass Lecithin (oder allgemeiner die Phospholipine- gruppe) als „Autokatalyst‘‘ des Wachstums wirke. Ein Blick auf die Gesamtheit der Wachstumsvorgänge zeigt uns, dass die Veränderungen der Wachstumsgeschwindigkeit parallel laufen zu den mikroskopisch nachweisbaren Veränderungen ım Bau der Zellen. Die Veränderung der Wachstumsintensität ist eine Teilerscheinung der Verwandlung des embryonalen Zu- standes in den Dauerzustand. Embryonales Gewebe, Streckungs- Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 65 gewebe und Dauergewebe müssen sich qualitativ und quanti- tativ in ıhrer Wachstumstätigkeit unterscheiden. : In mathematischer Hinsicht ist noch hinzuzufügen, dass, sobald die vorausgesetzten Hemmungsfaktoren nicht mehr direkt mit den Konzentrationsänderungen der Nährstoffe zusammen- hängen, auch nicht mehr zu erwarten ist, dass die Hemmung in ihrem Verlauf genau der Formel RoBErrson’s folst. Wichtige neue Gesichtspunkte sind in einer Arbeit von SIERP (24) enthalten, der die Veränderungen der ‚grossen Periode‘ des Wachstums unter wechselnden Aussenbedingungen genauer ins Auge fasste. Seiner Auffassung über die Ursachen der grossen Periode kann ich mich allerdings nicht anschliessen. Er beurteilt das Wachstum ausschliesslich nach der absoluten Wachstums- geschwindigkeit und führt die grosse Periode derselben zurück auf eine anfängliche Förderung und eine spätere Hemmung des Wachstums. Die Wachstumskurve vergleicht er mit der Optimumkurve, welche den Zusammenhang zwischen Assimilation und Tempe- ratur angibt, und möchte sie auch in gleicher Art theoretisch erklären. Es bedeutet bei den Assimilationskurven von BLACKMAN die Abszisse die Temperatur, also die wechselnde Grösse eines Aussenfaktors; bei den Wachstumsschemata von SIERP bedeutet aber die Abszisse die Zeit, wobei den ganzen Versuch hindurch die Aussenbedingungen konstant bleiben. Trotz der äusserlichen Ähnlichkeit der Kurvenbilder handelt es sich um Erscheinungen, die nicht verglichen werden können. Es ist aber sehr gut möglich, die Resultate Sıerp’s mit der von mir vertretenen Auffassung über das Wachstum in Beziehung zu setzen. Ich betrachte die Veränderungen in der relativen Wachstumsgeschwindigkeit als Folge einer autonomen Um- wandlung des Gewebecharakters, welche zugleich auch in den mikroskopisch nachweisbaren Unterschieden des embryonalen Gewebes, des Streckungsgewebes und des Dauergewebes zum Ausdruck kommt. SIERP’s Darstellung zeigt nun, wie die Aussen- faktoren in doppelter Weise bei der Bestimmung der Wachstums- intensität mitwirken. Einmal wirken bei gegebenem Alters- - zustand, bei gegebener Wachstumsphase, sowohl stärkeres Licht als auch höhere Temperatur fördernd, beschleunigend auf das Wachstum; zweitens aoer wirken sowohl Licht als Wärme fördernd, beschleunigend auf die Verwandlung des Gewebe- -charakters, oder, anders ausgedrückt, sie wirken hemmend, 5 66 Otto Schüepp. abkürzend auf die Wachstumsdauer. Wie SIERP im einzelnen ausführt, kann die Wirkung der Aussenfaktoren auf das Wachs- tumsresultat, den Ertrag, sehr verschieden ausfallen, da bald die Zunahme der Wachstumsgeschwindigkeit, bald die Abnahme der Wachstumsdauer den überwiegenden Einfluss ausüben werden. Zusammenfassung. 1. Die Resultate von Wachstumsmessungen lassen sich in zweckmässiger Weise durch Kurven darstellen, bei denen als Ordinaten nicht die gemessenen Längen, Gewichte usw., sondern die Logarıthmen derselben abgetragen werden. 2. Als Mass für die Intensität der Wachstumsvorgänge ist die relative Wachstumsgeschwind gkeit zu verwenden. 3. Für die Veränderungen der relativen Wachstumsgeschwindig- keit einzelner Organe im Innern der Knospe besteht kein allgemeines Gesetz. Das Längenwachstum des Stengels zeigt oft ein erstes Maximum am Vegetationspunkt und ein zweites in der Streckungs- zone; das Längenwachstum der Wurzeln hat ein einziges Maxi- mum in der Streckungszone. 4. Die Methode der Kernteilungszählungen darf zum Ver- gleich der Vermehrungsgeschwindigkeit der Zellen benutzt werden; doch bringt sie Wachstumsdifferenzen infolge verschiedener Temperatur nicht zum Ausdruck. 5. In der Wurzelspitze liegt das Maximum der Teilungshäufig- keit nicht ın der Initialzone, sondern hinter derselben. 6. An Sprossknospen von Lathyrus latifolvus liess sich statis- tisch nachweisen, dass Spross-, Blütenstands- und Blütenvege- tationspunkte eine grössere Teilungshäufigkeit aufweisen als junge Blütenanlagen. In Dermatogen, Periblem und Plerom war die Teilungshäufigkeit dieselbe. In einer jungen Blüten- standsaxe zeigten das Procambium die grösste, Mark und Rinde kleinere und die Epidermis die kleinste Teilungshäufigkeit. Literaturverzeichnis. 1. Askenasy. Über die jährliche Periode der Knospen. Bot. Ztg. XXXV, 1877. 2. AsKENASY. Über eine neue Methode, um die Verteilung der Wachs- tumsintensität in wachsenden Teilen zu bestimmen. Verh. naturhist. med. Ges. Heidelberg 1880. 14. 15. 16. 10e 18. 118): 20. 21. 22. 23. 24. 25. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten. 67 . Brackman. The Compound Interest Law and Plant Growth. Ann. of Bot. XXXIII, 1919, p. 353. . Brıices, G. E., Kıpp F ann Wesr C. What is the significance of the efficiency index of plant growth. New Phytologist XIX,1920, p. 88 —96. . Brıces, G. E., Kınp F ann Wesr C. Method and significant relations in the quantitative analysis of plant growth. New Phyt. XIX, 1920, p. 200 — 207. . Brices, G. E., Kipp F ann West C. A quantitative analysis of plant growth. Annals of applied biology. VII, 1920, p. 103 —123, 202 — 223. . Bücher, E. Zuwachsgrösen und Wachstumsgeschwindigkeit bei Pflanzen. Diss. Leipzig 1901. . FiscHer, H. Beitrag zur graphischen Darstellung des Pflanzenwachs- tums. Sitzber. d. naturw. Ges. Isis. Dresden 1916. S. 3-12. . GRESSLER, P. Über die Substanzquotienten von Helianthus annuus. Diss. Bonn 1907. . HormEIsTeR. Allgemeine Morphologie der Gewächse. Leipzig 1868. . Jost. Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 1918. . Karsten. Über embryonales Wachstum und seine Tagesperiode. Ztschr. Bot. NIE So ar . KulJpeR, J. De groei van bladschijf bladscheede en Stengel van het suikerriet. Medeelingen van het proefstation voor de Java suikerindustrie. Deel V, No. 8. 1915, p. 211-239. 6 Fig. Kuisrer, J. Voortgezette metingen omtrent den lengtegroei van het suikerriet. Medeelingen van het proetstation voor de Java suikerindustrie. Landbouwkundige Serie 1918. No. 3, p. 162—216. 12 Fig. LUNDEGARDH. Das Wachstum des Vegetationspunktes. Ber. deutsch. bot. Ges. XXXII, 1914. S. 77. NONWEILER. Morphologische und physiologische Untersuchungen an Chora strigosa. Diss. Zürich 1907. RrPPez. Über die Wachstumskurve der Pflanzen. Landwirtsch. Ver- suchsstationen XCVII 1921. S. 357 —380. RoBErTson, T. B. On the nature of the antocatalyst of growth. Arch. f. Entwicklungsmechanik XXXVII 1913. S. 497 —508. ScHüEpPp, O. Variationsstatistische Untersuchungen an Aconitum Napellus. Zeitschr. f. induktive Abst. u. Vererbungslehre. X. 1913. S. 242 --268. ScHüEppr, O. Wachstum und Formwechsel des Sprossvegetationspunktes der Angiospermen. Ber. deutsch. bot. Ges. XXXII. 1914. S. 328 —339. ScHüEpr, OÖ. Untersuchungen über Wachstum und Formwechsel von Vegetationspunkten. Jahrb. f. wiss. Bot. LVII. 1916. S. 17—79. ScHüEpp, O. Beiträge zur Theorie des Vegetationspunktes. Ber. deutsch. bot. Ges. XXXIV. 1916 (1917). S. 847 —857. Schürpr, O. Über Form und Darstellung der Wachstumskurven. Ber. deutsch. bot. Ges. XXXVIII. 1920. S. 193 —199. SIERP. Untersuchungen über die grosse Wachstumsperiode. Biologisches Zentralblatt XXXX. 1920. S. 433 —457. STALFELT. Über die Schwankungen der Zellteilungsfrequenz bei den Wurzeln von Pisum sativum. Svensk Bot. Tidskrift XIII. 1919. S. 61 —70. 68 26. 27. 28. 29. Otto Schüepp. STALFELT. Die Beeinflussung unterirdisch wachsender Organe durch den mechanischen Widerstand des Wachstumsmediums. Arkiv för Bot. XVI. 1920. S. 1-88. SrAFELT. Ein neuer Fall von tagesperiodischem Rhythmus. Svensk Bot. Tidskrift. XIV. 1920. S. 186 —189. TRÖNDLE. Untersuchungen über die geotropische Reaktionszeit und über die Anwendung variationsstatistischer Methoden in der Reizphysiologie. Denkschrift schweiz. naturforsch. Ges. LI. 1915. S. 1 —84. Vöchting, H. Über den Sprosscheitel der Linaria spuria. Jahrb. wiss. Bot. XXXVIII. 1903. Erklärung zu Tafel VI. Figur 1. Calycanthus florida. Links Lebendmessung von Stengelgliedern und Blättern vom 30. Juli bis 18. August 1919. Rechts Kon- struktion von Wachstumskurven auf Grund der Messungen vom 18. August. Figur 2. Calycanthus florida. Wachstumskurven nach Askenasy; links und rechts mit verschiedenem Ordinatenmasstab. Figur 3. Calycanthus florida. Gleiche Kurven wie in Figur 2 mit loga- rithmischem Ordinatenmasstab. Vergleiche Text Seite 44. Figur 4. Calycanthus florida. Wachstumskurven aus 16 Längsschnitten durch Stengelknospen. Figur 5. Elodea densa. Wachstumskurven für verschiedene Teile des Sprosses. Figur 6. Mesembryanthemum caulescens. Wachstumskurven. Figur 7. Lathyrus latifolius. Wachstumskurven für Stengel und Blüten- stand. Figur 8. Lathyrus latifolius. Wachstumskurven für Blätter. Figur 9. Lathyrus latifolius. Wachstumskurven für Stengelenden. Rechts Knospenlängsschnitt mit Angabe der gemessenen Strecken. Figur 10. Variationskurven für die Kernteilungshäufigkeit in ver- schiedenen Teilen der Sprossknospe von Lathyrus latifolius. Figur 11. Vieia Faba. Rechts Längsschnitt der Wurzelspitze; Mitte: Häufigkeit der Kernteilungen; links: Mittlere Zellängen. Figur 12. Längsschnitte durch die Sprosspitze von Calycanthus zu einem vollständigen Cyklus geordnet. Manuskript eingegangen 4. Nov. 1921. SER SA Emilio Nœlting +. 8. Juni 1851 — 6. August 1922. Von H. Rupe. Unser am 6. August 1922 verstorbenes Ehrenmitglied, EMILIO NŒLTING. wurde am 8. Juni 1851 in Puerto del Plato auf San Domingo geboren, wo sein Vater, ein Hamburger, deutscher Konsul war; seine Mutter war eine Spanierin. Schon ein Jahr später kehrten seine Eltern nach Europa zurück. Der junge Emilio besuchte bis zum 15. Jahre die Schulen von Hamburg. Aus welchem Grunde er darauf nach Paris kam, weiss ich nicht zu sagen, aber er besuchte dort von 1864 an die Lycées (St-Barbe und Louis- le-Grand), machte seinen bachelier ès-lettres et ès-sciences und bestand 1870 das Eintrittsexamen zur Ecole centrale des Arts et Manufactures. Doch die kriegerischen Ereignisse dieses Jahres bewogen Neelting, der amerikanischer Bürger geblieben war, nach Zürich zu ziehen, um am Eidgenössischen Polytechnikum zu- nächst Mechanik und Mathematik zu studieren. Aber schon ım nächsten Jahre, 1871, sehen wir ıhn als Studenten der Sektion für Chemie und er hat die grosse Blütezeit dieser Abteilung unter J. WISLICENUS, V. MEYER und EMIL KoPP als Mitbeteiligter mit- erleben können. Er hat zwar seine Doktorarbeit unter V. Meyers Leitung ausgeführt — seine Dissertation, welche 1875 erschien, brachte einen direkten Beweis für die I—2 Stellung der Phtal- säure — aber den grösseren Einfluss übte auf ihn nicht der geniale jugendliche Forscher, V. Meyer, aus, dessen Stern damals in hellem Aufleuchten war, sondern der stillere und bescheidenere Vertreter der technologischen Chemie, Emil Kopp. Er war ein Elsässer, ein origineller Kauz, den Nelting den „idealen Technologen“ nannte, er hat besonder$ auf dem Gebiete des Krapps und der Krappfarbstoffe gearbeitet und muss ein ungemein anregender Lehrer gewesen sein, sowohl im Colleg, woselbst sein Deutsch häufig mit französischen Ausdrücken durchsetzt war, als be- sonders auch im Laboratorium. Er verstand es offenbar vor- 70 H. Rupe. trefflich, in seinen Schülern den Geschmack an der damals in ihrer Morgenröte stehende Farbstoffchemie zu erwecken. Nelting hat ıhm, dessen Leben schon 1875 ein Schlaganfall ein jähes Ende bereitete — er war erst 59 Jahre alt — zeitlebens ein liebe- volles Andenken bewahrt. Sein Nachfolger ist dann Lunge ge- worden. : Neelting erhielt nun 1875 seine erste Stelle in der chem. In- dustrie in der Seidenfärberei Renard, Villet et Bunand in Lyon; dort entdeckte er die gechlorten Phtaleine; zwei Jahre darauf sehen wir ıhn in der bekannten chem. Fabrik Monnet et Co. in La Plaine bei Genf, als Leiter des wissenschaftlichen Laboratoriums. Wie man sagt, auf Betreiben von Durand erhielt er im Jahre 1880 die Berufung an die städtische Chemieschule in Mülhausen, wo er Nachfolger von Prof. GOPPELSRÖDER wurde. Er hat dieses In- stitut zur höchsten Blüte gebracht. 35 Jahre lang lag die Leitung der Chemieschule in Neeltings Händen, dann kam der Krieg und im Frühjahr 1915 wurde er, als Amerikaner, ausgewiesen und musste das Land verlassen. Als er, nach einem Aufenthalte ın der Schweiz und Italien und einer Reise nach Amerika ım Früh- ling 1919 nach Mülhausen zurückkehrte, da konnte er sich nicht mehr entschliessen, noch einmal an die Spitze seiner Anstalt zu treten, er :ühlte sich nicht mehr jung genug für diese Aufgabe, aber er behielt sein Privatlaboratorıum im Institut und arbeitete täglıch darin, daneben war er eifrig literarisch tätig und häufig auf Reisen. Im Mai des Jahres 1921 konnten wir die Feier seines 70. Geburtstages im Kreise seiner Freunde und Schüler festlich begehen und uns an der seltenen körperlichen und geistigen Frische des Jubilars erfreuen. Dann hat ihn, mitten aus dieser rastlosen Tätigkeit, ein sanfter Tod am 6. August herausgenom- men, in Meran, wo er zur Erholung mit seiner Frau weilte. Nelting war verheiratet mit einer Tochter des Mülhauser Fabrikanten Grimm; ein Sohn und eine Tochter entstammen dieser Ehe; der Sohn Francis studierte unter seinem Vater Chemie, promovierte in Basel und ist jetzt Chemiker in der amerikanischen Fabrik Du Pont in Shanghaı. Dieser einfache und schlichte Rahmen umschliesst ein Leben, das reich an Arbeit war, aber auch reich an Erfolgen; seinen Höhepunkt bildet die länger als ein Menschenalter ausgeübte Leitung der Mülhauser Chemischule. Neelting fand diese in einem ziemlich verlotterten Zustande vor; er reorganisierte sie voll- ständig, zumeist nach dem Vorbilde des Züricher Polytechnikums, und nach wenigen Jahren schon sehen wir sie in hoher Blüte stehen. Um Fernerstehenden klar zu machen, um was für eine Emilio Neelting f. 71 Art von Bildungsanstalt es sich hier eigentlich handelt, möchte ich folgendes bemerken: man denke sich die gesamte chemische Abteilung einer technischen Hochschule von dieser letzteren los- gelöst ein ganz selbständiges Dasein führen, ungefähr mit der- selben Anzahl der Studienjahre und der Übergangs- und Schluss- examina, dann hat man ziemlich genau das Bild der Mülhauser städti- schen Chemieschule wie sie bis zum Kriege bestand. Wenn man bedenkt, aus welch’ heterogenen Elementen das Schülermaterial zusammengesetzt war — neben Elsässern und Reichsdeutschen fand man dort stets eine ansehnliche Zahl junger Schweizer, die zweifellos die tüchtigsten Studierenden vorstellten, dann Russen und Polen, Franzosen, Engländer, Spanier, Italiener usw. — dann kann man sich nicht genug verwundern, wie glatt und reibungslos der ganze Betrieb dieses Institutes während der langen Zeit von Neeltings Regierung sich vollzog. Allein, wenn man des Verstorbenen glückliche Charaktereigenschaften kennt, so wird man in diesen unschwierig eine erfreuliche Erklärung für jene Erscheinung finden. Neelting war ein unermüdlicher Arbeiter, der sich kaum je Rast und Ruhe gönnte; Ferien im gewöhnlichen landläufigen Sinne, d. h. Faulenzen oder sich mit etwas ganz Anderem beschäftigen, gab es für ihn kaum und das bis ins hohe Alter. Ein typisches Beispiel: Er erzählte mir einst, er wolle mit seiner Familie die Sommerferien auf St. Beatenberg ver- bringen, und als ich ihm sagte, dass ich mir einen solchen Auf- enthalt als reichlich langweilig vorstelle, antwortete er: aber gar nicht, im Gegenteil, ich freue mich darauf, ich werde vier Bände Beilsiein mitnehmen und durchstudieren. (,Beilstein“ ist das grosse Lexikon, in dem sämtliche Verbindungen der organischen Chemie registriert werden). Und das hat er tatsächlich durch- geführt, auf solche Weise verbrachte er regelmässig seine ‚Ferien‘. Begünstigt durch ein aussergewöhnlich gutes Gedächtnis, das 1hm bis zum letzten Tage treu blieb, verfügte er über ein geradezu profundes Wissen auf sämtlichen Gebieten der Chemie. Es ist keine Übertreibung, wenn ich erzähle: man brauchte früher Noelting nach irgend einer Arbeit zu fragen und bekam sofort nıcht nur genaue Auskunft, sondern in sehr vielen Fällen sofort Jahr, Band und Seite der Zeitschrift, in der sie zu finden war, genau und ohne Irrtum zitiert. Es gab keinen Zweig unserer Wissenschaft, der ihn nicht interessierte, den er nicht verfolgte. Alles was er tat, arbeitete, zeichnet sich durch höchste Genauigkeit und Zuverlässigkeit aus, ohne dass er je pedantisch wurde; sein Freund Nietzki nannte ihn häufig den ,,zweibeinigen Beilstein“, bloss dass Nœlting noch sicherer und zuverlässiger sei, als dieser. 72 | H. Rupe. Man kann ihm das höchste Lob spenden, das man einem Sterb- lichen erteilen kann: er war absolut zuverlässig, und dazu kam noch sein stark ausgeprägter Gerechtigkeits-Sinn. Das war auch mit ein Grund, weshalb er während langer Zeit einer der ge- suchtesten und geschätztesten Experten und Gutachter in Patent- prozessen war. Rein menschlich kam Neelting uns allen so nahe durch seine grosse Herzensgüte und Liebenswürdigkeit. Er war einer der liebenswürdigsten Menschen, die ich je kennen lernte, dabei stets gleichmässig und ruhig, er regte sich über nichts auf. Das hora- zische ‚aeguam memento rebus in arduis servare mentem‘ war wohl sein oberster Grundsatz. Diese Charaktereigenschaften machen es ohne weiteres ver- ständlich, dass er so vieles erreichte, dass er, ich möchte sagen, mit einer kleinen Handbewegung, das ganze Getriebe seiner Che- mieschule im glücklichsten Gange hielt; sie waren es, welche seine Freunde und Kollegen an ihn fesselten, die seine Schüler begeisterten. Allerdings hatte er diese letztern auch fest in der Hand durch die sehr hohen Anforderungen, die er besonders in . den Examina an sie stellte, Anforderungen, die bei manchen unserer Doctoranden ein gelindes Grauen hervorrufen würden. Neelting hatte, das darf hier auch erwähnt werden, stets eine sehr glückliche Hand in der Wahl seiner Mitarbeiter. Von Anfang an hatte Herr Wild, ein St. Galler, einer seiner Züricher Studienfreunde, die Abteilung für anorganische und analytische Chemie inne, ein vorzüglicher, anregender Lehrer, der jetzt Nel- tings Nachfolger in der Direktion der Chemieschule geworden ist. Mineralogie und Physik wurden längere Zeit von Dr. Becken- kamp doziert, der dann einen Ruf als Ordinarius für Mineralogie an die Universität Würzburg erhielt. Sein Nachfolger wurde der uns Baslern wohl bekannte Professor Osann, jetzt Professor der Mineralogie im badischen Freiburg. Während dieser Periode wurde die Physik und die physikalische Chemie einem besonderen Do- zenten übertragen, nämlich unserem Kollegen, Herrn Prof. Zicken- draht, der bis zum Kriege diese Stelle inne hatte, sein Nachfolger ıst jetzt Herr Dr. Banderet. Während mehrerer Jahre war Herr Dr. Henry Schmid, der den Basler Industriellen wohl bekannte bedeutende Colorist, der Leiter des Laboratoriums für Färberei und Zeugdruck. — Als am 6. Mai 1905 das Jubiläum von Neeltings 25jähriger Tätigkeit als Direktor der Chemieschule festlich be- gangen wurde, gestaltete sich die Feier zu einer grossen Ovation für den Jubilar. LE ns Emilio Neelting 7. 73 Um nun auf Neltings wissenschaftliches Lebens- werk einzugehen, so hat es natürlich keinen Zweck, darüber vor einer nicht ganz aus Fachgenossen bestehenden Versammlung a ausführlich zu sprechen. Aus seinen mehr als 100 Verôffent- lichungen werde ich nur einige wenige herausnehmen, welche auch für weitere Kreise von Interesse sein möchten. Man findet eine vollständige Zusammenstellung aller Veröffentlichungen Nœæl- tingsin der von Reverdin und Pictet verfassten Biographie, welche vor Kurzem in den Helvetica chimica Acta erschien. Helv. V. (1922). 110. Seiner ersten Publikation begegnen wir in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft vom Jahre 1875, sıe handelt über Brombenzolsulfosäuren. Besonders fruchtbar wurde die Zeit der 80er Jahre. Vor allem bemerkenswert ist die Arbeit mit CorLın: Nitrierung unter verschiedenen Bedingungen. Diese für Theorie und Praxis gleich wertvolle Untersuchung zeigt zum ersten Male in überzeugender Weise wie je nach dem Medium, in welchem aromatische Basen mit HNO, behandelt werden, ortho und para einerseits, meta-Derivate anderseits entstehen. Es gelang den Autoren die für die Technik so wichtige glatte Darstellung des p-Nitroanilins aus Acetanilid und dann die Gewinnung von meta- Nitranilin, als sie Anilin in einem grossen Überschusse von Schwefelsäure gelöst unter starker Kühlung nitrierten. Ebenso die Nitrierung der Toluidine und Xylidine. Die m-Nitrierung des Anilins wurde von Nelting und Collin so erklärt, dass in der Lösung des Anilins in viel Schwefelsäure eine Art von Anilin-Sulfosäure vorliege, welche als Substituent II. Klasse im Sinne der meta-Orien- tierung wirke. Jahrzehnte lang ist diese Ansicht allgemein an- genommen worden, bis ihr in neuester Zeit von Vorländer wider- sprochen wird, ohne dass er allerdings mit seiner Ansicht bisher durchgedrungen ist. Die Nitrierungsarbeiten nehmen in den nächsten Jahren einen breiten Raum unter Neeltings Pubh- kationen ein. Zahlreiche Untersuchungen, im Zusammenhange mit seinen technischen Arbeiten, haben Neelting und seine Schüler den Diazo- und Diazoaminoverbindungen gewidmet, vor allem dann auch den Triphenylmethanderivaten. Mitte der 90er Jahre beginnen jene interessanten Arbeiten, welche im Zusammenhange mit der Fabrikation des künstlichen Moschus stehen. Im Jahre 1888 hatte Bauer gefunden, dass bei der Überführung von meta- isobutyltoluol in ein Trinitroderivat ein Produkt entsteht, das sich durch einen intensiven Geruch nach Moschus, besonders in sehr verdünnten Lösungen, mehr oder weniger unangenehm, aus- zeichnete. Neelting interessierte sich sehr für diese Entdeckung, 74 H. Rupe. deren grosse technische Bedeutung er voraussah; auf seine Ini- tiative hin übernahm die Mülhauser chemische Fabrik das Bauer- sche Patent und Neelting die wissenschaftliche weitere Bear- beitung dieses Gebietes. Während die genannte Fabrik an jenem der Parfumerie unentbehrlichem Stoffe schwer Geld verdiente, hatte Nœælting durch zahllose Versuche den vielen Patentum- gehungen zuvorzukommen, welche in unerwünschter reichlicher Fülle jetzt sofort erschienen. In wissenschaftlicher Beziehung sind diese Arbeiten sehr wertvoll geworden wegen des hierfür notwendig gewordenen sehr genauen Studiums der Friedel-Crafft- schen Reaktion unter Verwendung des AlCl,, deren Bedingungen noch wenig bekannt waren. Es war damals eine arbeits- frohe Zeit in der Chemieschule, je mehr die Untersuchungen vorangingen, je mehr neue Moschuse aufgefunden wurden — denn es gibt deren eine Menge — um so mehr stank es ın Mülhausen nach Moschus. Denn die Abwasser der Chemieschule liefen grössten- teils in einen jener kleinen offenen Kanäle, welche damals, un- überdeckt, die Stadt nach allen Richtungen durchzogen, und der mit Wasserdampf flüchtige Riechstoff machte sich überall kräftig und unliebsam bemerkbar. Der Fremdling, der im Bahnhof von Mülhausen landete, wurde seiner sofort gewahr. Eine weitere, sehr wichtige Arbeit ist die folgende. Ende der 50er Jahre schon hatte P. Gries bei seinen berühmten Unter- suchungen über die Diazoverbindungen die sogen. Diazobenzolimide entdeckt, eigentümliche Körper, welche aus den Diazonium- salzen über ihre Perbromide mit Ammoniak entstanden. Während mehrerer Jahrzehnte wusste man, in theoretischer Hinsicht, mit diesen Körpern nichts anzufangen, man war etwas ratlos, wo man sie unterbringen sollte, bis dann Curtius im Jahre 1889 die bedeutende Entdeckung der Stickstoffwasserstoffsäure gelang. Curtius selbst äusserte sogleich die Ansicht, es möchten die Diazo- benzolimide die Phenylester dieser Säure sein, und Neelting und Grandmougin gelang es, im Jahre 1891, diese Annahme experimen- tell zu beweisen, nach einer eleganten Methode vermochten sie durch Kochen von Dinitrodiazobenzolimid mit KOH diese Substanz zu spalten in das Kaliumsalz des Dinitrophenoles und in Stickstoff- wasserstoff. Seitdem müssen wir diese Gries’schen Diazobenzoli- mide als Phenyl-Azide ansprechen. Während mehrerer Jahre beschäftigten sich Nelting und seine Schüler mit dem genauen Studium der von Bamberger entdeckten ,,Indazolreaktion‘‘, man versteht darunter die Bildung des aus 2-N-Atomen und 1-C-Atom bestehenden, an einem Benzol- kern angegliederten Ringes, welcher durch Zersetzung von Emilio Neelting f. 75 alkylierten Diazoniumsalzen entsteht. Im Mülhauser Laboratorium wurde diese Reaktion nach allen Richtungen auf’s Genaueste studiert; veröffentlicht hat Nœlting nicht viel darüber, die meisten Arbeiten sind in Dissertationen niedergelegt, von denen die Mehrzahl in Basel bei der philosophischen Fakultät eingereicht worden ist. In seiner breit angelegten Vorlesung über Benzol- chemie legte Nœlting grossen Wert auf eine sehr gründliche Be- sprechung der Benzolgesetze. Die vorhandenen experimentellen Beweise wollten ihm nie vollständig genügen und so arbeitete er zusammen mit mehreren Schülern eine sehr hübsche Methode*) aus, durch welche, ausgehend vom 1-2-6 Dinitrotoluol und dessen Umwandlungsprodukten, die vollständige Gleichwertigkeit der 6 H-Atome sowie die Konstitution der isomeren Biderivate des Benzols bewiesen wird, ein Beweis, der jetzt in alle besseren Lehrbücher übergegangen ist. Als im Jahre 1900 Prof. Fittica die Welt in Erstaunen setzte durch seine Elementverwandlungen, die er auf einfachstem Wege, ohne Radium und Kathodenstrahlen erreichte, konnte Winkler zeigen, dass die von jenem Pseudoforscher gefundene Umwandlung von Phosphor in Arsen einfach darauf beruhte, dass der Phosphor, wie das stets der Fall ist, arsenhaltig war. Neelting und Feuerstein zeigten dann, dass man Phosphor leicht und bequem arsenfrei erhalten kann, wenn man ihn im CO,-Strom . zwei Mal mit Wasserdampf destilliert. Dies Verfahren wird jetzt allgemein benützt. Die für die Chemie der Teer-Farbstoffe wich- tigen Farbstoffe und Verfahren, welche von Neelting entdeckt und ausgearbeitet wurden, finden sich grösstenteils nur in der Patentliteratur. Es ist natürlich hier nicht der Ort, hierauf in ausführlicher Weise einzugehen, immerhin seien einige davon hier erwähnt: Rouge de St. Denis, Jaune de chrome solide, Ecarlat foulon. Dann die gechlorten Phtaleine: Rose bengale, Phloxine, Cyanosine, das Erythrosin, ein Jodfluorescein. Neben der nie unterbrochenen Laboratoriumsarbeit fand Neelting noch Zeit zu verschiedenen literarischen Arbeiten. Im Jahre 1880 veröffentlichte er zusammen mit seinem Freunde Reverdin ein kleines Werk: Über die Konstitution des Naphtalins und seiner Abkömmlinge. Darin wurde ein neuer Konstitutions- beweis des Naphtalins gebracht und eine tabellarische Zusam- menstellung seiner sämtlichen, damals bekannten Derivate. Eine zweite, französische Ausgabe unter demselben Titel erschien 1888, während dann 1894 Reverdin zusammen mit Dr. Fulda Sr Ber284. 1. 1.0152(1:904): 76 H. Rupe. eine dritte Auflage unter dem Titel: ,,Tabellarische Übersicht der Naphtalinderivate‘‘ herausgab. Am bekanntesten im Kreise der Industriellen wurde wohl Neeltings vorzügliches Werk über das Anilinschwarz und seine Anwendung in Färberei und Zeugdruck, das er zusammen mit Lehne 1892 und in zweiter Auflage 1904 herausgab, auch eine französische Übersetzung erschien vor einiger Zeit. Ich übergehe hier zahlreiche kleinere Abhandlungen, meist den Inhalt von Vorträgen wiedergebend, aber das Bild von Neeltings literarischer Tätigkeit wäre sehr unvollständig, würde man nicht zum Schlusse noch der in den letzten Jahren von ihm verfassten Nachrufe auf vorangegangene Freunde ge- denken. Einige davon erschienen in unserer jungen schweizerischen chemischen Zeitschrift, der Helvetica chimica Acta; sie zeigen die ganze Gründlichkeit, die Neeltings Arbeiten nun einmal eigen ist, welcher Art diese auch gewesen sein mögen, daneben aber auch das warme Herz und die grosse liebevolle Treue, mit denen er an seinen Freunden hing. Ich erinnere an seinen 1918 erschienenen Nachruf auf Nietzki, der ihm von allen Freunden wohl am nächsten stand und an den Nekrolog von Dr. J. Schmidt, dem langjährigen Direktor der Basler Gesellschaft für chemische Industrie (1919). Besonders hervorzuheben ist aber die 1916 in den Berichten der Deutschen chemischen Gesellschaft erschienene Biographie seines Freundesund Schwagers Otto Niklaus Witt, der im März 1915 als Professor der technologischen Chemie an der techn. Hochschule zu Charlottenburg gestorben war. Witt war in erster Ehe mit Nœltings Halbschwester, Elisa Hüttlinger, verheiratet und einer seiner in- timsten Freunde gewesen. Diese Biographie des bedeutenden Mannes ist in ihrer Art ein Meisterwerk, sie zeichnet sich nicht bloss durch einen schönen, klaren Stil aus, sondern ıhr Verfasser hat hier in sehr nachahmenswerter Weise, indem er eine Lebens- beschreibung des hervorragendsten Vertreters der Chemie der Azofarben bringt, gleichzeitig eine vollständige Monographie der Geschichte jener wichtigsten Klasse von Teerfarben geliefert, wie sie ein Historiker vom Fach nicht besser hätte schreiben können. Denn um das Lebensbild seines Freundes gruppiert er kleine Biographien aller jener Männer, welche auf diesem Gebiete in führender Weise tätig gewesen sind. Neeltings hingebende und stets zu allen Opfern bereite Freund- schaft konnte auch unsere schweizerische chemische Gesellschaft in hohem Masse erfahren. Ihm verdanken wir es zu einem grossen Teile, dass unsere Gesellschaft die ersten schwierigen Jahre ihrer Entwicklung glücklich überstehen konnte, und als vor 5 Jahren Emilio Neelting f. 77 unsere Zeitschrift, die Helvetica chimica Acta, gegründet wurde, da hat er auf’s neue mit Rat und Tat mitgeholfen. Mit Nœlting ist der letzte Vertreter der grossen klassischen Zeit der Farbstoff- chemie dahingegangen. Als Jüngling erlebte er die geradezu phänomenale Entwicklung dieses Gebietes, er nahm von Anfang an in ihr eine führende Stellung ein und hat sie, was sehr viel bedeuten will, bis zu seinen letzten Tagen vollständig im ganzen Umfange übersehen und beherrscht. Wir hofften, aus der Feder des Unermüdlichen noch wertvolle Beiträge zur Geschichte der Teerfarbstoffe erwarten zu dürfen, wir wissen, dass sie uns auch zu Teil geworden wären, hätten die Parzen, die unerbittlichen, ihm noch eine längere Frist gewährt. Vorgetragen in der Sitzung vom 25. Oktober 1922. Beitrag zur Spinnenkunde. Von E. Schenkel. Mit einer Tafel (VII). Inhaltsübersicht. Vorwort a De NT CU es AR Re alta eee RE AT Liste der besprochenent Acte re meer EE end AT) Alphabetisches Verzeichnis der erwähnten Genera. . . . . . . . . . 22126 Erklärungszu@fafeleVIR core NE a on ze Be ee 127 Vorwort. Vorliegende Arbeit gibt in erster Linie Bericht über Ergebnisse der Sammeltätigkeit ın der Umgebung Basels; sie ist eine Er- gänzung früherer, in diesen Verhandlungen erschienener Ver- öffentlichungen (MÜLLER UND SCHENKEL, Verzeichnis der Spinnen von Basel und Umgegend, Bd. X 1894, und SCHENKEL, Neue Fundorte einheimischer Spinnen, Bd. XXIX 1918). Weiteres Material wurde während zweier Sommerferien in Adelboden, Berneroberland, und ın Wolfenschiessen, Nidwalden, erbeutet. Einige interessante Funde aus Graubünden übergaben mir die Herren Dr. Brazer und Dr. HANDSCHIN zum Bestimmen; schliesslich verdanke ich der Güte des Herrn Pror. THIENEMANN in Plön eine Frigoneart aus Spitzbergen, sowie Herrn Pror. Poncy in Genf eine Anzahl von Atypus piceus von Montalègre. Wie in der frühern Arbeit sind die Arten, die bisher noch nicht aus der Umgebung Basels bekannt waren, mit einem Stern (*) gekennzeichnet worden, mit 2 Sternen (**) 25 Arten und 1 Unter- art, die für die Schweiz neu sind; 4 von diesen, Scotynotylus alpigena L. Koch, Lephthyphantes variabilis Kulez., Xysticus lateralis var alpinus Kulez. und Amaurobius mediocris Kulez. wurden zuerst aus dem Tirol gemeldet; ihr Vorkommen im Engadin war also nicht unerwartet. Macrargus pusillus ist eine neue Art, die sich durch bizarre Form des Paracymbiums am Palp des Männchens auszeichnet. Robertus scoticus Jackson (Proceed. of Beitrag zur Spinnenkunde. 29 the Roy. Phys. Soc. Edinburgh, Vol. XIX) wurde nach weiblichen Individuen vom Schottischen Hochland aufgestellt. Ich fand solche auch unter ostpreussischem, von Herrn Dr. DAmPr in Königsberg gesammeltem Material; die Männchen, die ich in Wolfenschiessen erbeutete, sind denjenigen von Robertus neglectus sehr ähnlich und bei flüchtiger Untersuchung mit ihnen leicht zu verwechseln. Die Art hat vielleicht ähnlich weite Verbreitung wie die meisten der oben als neu für die Schweiz bezeichneten Formen. Die Gesamtzahl der in unserm Vaterlande nachgewiesenen Spinnen beläuft sich nun auf ca. 675 Arten, wenig mehr als ın BösENBERG, Die Spinnen Deutschlands, beschrieben wurden und etwa 100 Arten weniger, als CuyzEr und KULEZYNSKI, Araneae Hungariae, verzeichnen. Grosse Gebiete unseres Landes, wie die Nordostschweiz, der grösste Teil des Mittellandes, die zentralen und nördlichen Alpen- und Voralpenketten, sowie die mittleren Partien des Jura sind nur sehr oberflächlich oder gar nicht nach Spinnen durchforscht worden; vermutlich ist also mit der oben verzeichneten die Zahl der schweizerischen Spinnenarten noch lange nicht vollzählig angegeben und Schlussfolgerungen wie die nachstehende beruhen auf nicht genügend gesicherter Grundlage; ich halte nämlich unter obigem Vorbehalt die sonst hochalpinen Diplocephalus eborodunensis Cambr., die ich in feuchtem Moos zweier Quellen bei Duggingen und in der Nähe von Bretzwil fand, vorläufig für Glacialrelikte. Zum Schlusse spreche ich Herrn Dr. R. DE LEssErT in Buchillon für Überlassung von Vergleichsmaterial, sowie für wert- volle Aufklärung über mir fragliche Arten meinen verbindlichsten Dank aus. Liste der besprochenen Arten. Atypus piceus Sulzer. Ich verdanke der Güte des Herrn Dr. R. pe LEsserT den Hinweis auf die Bestimmungstabellen für die Gattung Atypus in Vol. 6 der Arachnides de France von E. Sımonx.. Die Durch- sicht meines Materials an Hand einer von Herrn Dr. DE LEssErRT freundlichst übermittelten Kopie überzeugte mich, dass die aus dem Lössgebiet der Umg. Basels gemeldeten Weibchen, die ich früher zu Atypus affinis stellte, in Wirklichkeit zu Atypus piceus gehören. Seither habe ich Wohnschläuche noch häufig an Strassenrändern der ‚unmittelbaren Umgebung Allschwils, ebenso bei Möhlin und auf der Weide ob Blauen beobachtet, Männchen aber bisher noch keine erbeutet. Erfolg- 80 E. Schenkel. reicher war Prof. R. Poxcy in Genf, der am Hügel von Montalegre bei Co- logny ausser einer grossen Anzahl Weibchen auch zwei Männchen ausgrub. ** Atypus affınıs Eichwald Ein sehr kleines & spazierte Mitte Oktober über das Strässchen Ober- dorf-Liedertswil. Wohnschläuche konnte ich in der Umgebung keine finden. Die rauhe Haut des Cephalothorax, die verhältnismässig grossen, gedrängt stehenden Vorderaugen, sowie das konische Tuberkel auf der Oberseite der Giftklauenbasis lassen über die Bestimmung keine Zweifel aufkommen. Ciniflo claustrarius (Hahn). St. Joder bei Altzellen, Nidwalden, ca. 800 m (2 VII). Ciniflo fenestralis (Ström). Rütihard ($ X); Blauenweide, im Moos häufig (4 2 I); Fuss der Falken- fluhwand ($ X); dem völlig reifen Exemplar waren, vielleicht bei der Be- gattung, beide Palpen abhanden gekommen; die Wunden waren anscheinend verheilt; Windenberg bei Oberdorf (2 X); Graben bei Bettelrüti, Wolfenschies- sen und Wäldchen bei St. Joder, Altzellen (32 VII-VIII); Adelboden (& 2 VII). Cinijlo similis Blackwall. Oberwilerstrasse ($ XI) ünd Wasensträsschen (4 XII) in Häusern; Spalenring (© XI) an Gartenmauer. *Dactyna pusilla Thor. In Gesellschaft von D. uncinata Thor., aber seltener, während der kältern Jahreszeit unter Rinde, nach Hervorbrechen der Belaubung auf Gebüsch. Grenzacherstrasse, unter Platanenrinde ($ IV); bei der Irrenanstalt unter Rosskastanienrinde ($ IV); Lange Erlen, Neuewelt, Hofstetter Köpfli (Vz VD): Harpactes drassoïdes (Simon). Hülzistein, & ad. mit kleinem Lithobius zwischen den Kiefern in ge- siebtem Material (X); Quelle zwischen Falkenfluh und Huzmannsfluh ob Duggingen, im Moos (4 ad u. juv. X); Windenberg bei Oberdorf, ca. 600 m, im Moos (© X); Graben hinter Gilgenberg (juv. VII); Umgebung von Bettel- rüti bei Wolfenschiessen, © mit Jungen im Gewebe unter Steinen (VII). Harpactes hombergi (Scop.). Hardwald, am Fuss grosser Bäume (4 2 XI); Buchhalden und Fleisch- bächliquelle im Reinacherwald ($2 III u. IV); Fuss der Falkenfluhwand (8 X); „Halde‘‘ und Windenberg bei Oberdorf (4 X). Harpactes lepidus (C. L. Koch). Rütihard ($ X); Hardwald, am Fuss alter Bäume (3 XI); Unterforst. bei Möhlin ($@ X); Blauenweid-Platte, sehr häufig (4 1); Graben hinter Beitrag zur Spinnenkunde. 81 Gilgenberg (4 VII); ,, Halde‘, Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf, in Misch- und Tannwald (4 © X); Seklisbachfall bei Ober-Rickenbach, St. Joder, Schwand und Schwarzwald bei Altzellen, Nidwalden, 800 —1300 m (& 2 VII-VIIT). Segestria senoculata (L.). Predigerhof auf dem Bruderholzplateau, unter Föhrenrinde (4 @ VI); Dielenberg bei Oberdorf, unter Föhrenrinde (4 © X). Drassodes lapidosus Walckenaer. St. Joder bei Altzellen, Fuss des Brisen, Nidwalden, 1500 m (2 VII); Adelboden (2 VIII). Drassodes pubescens (Thorell). Reinacher Heide, © bei den Eiersäcken (VI); Umg. v. Bretzwil, linke Talseite (2 VIT). Drassodes heeri (Pavesi). Adelboden, Bütschigraben, Engstligenalp und Albristhorn ($ © VIII); Bannalp, Oberfeld und Wallalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden, 1700 bis 2000 m ($ 2 VII-VIII). Drassodes troglodytes (C. L. Koch). Acker bei der Lenzgasse, © beim Eiersack (VI); Bettelrüti bei Wolfen- schiessen, Sinsgau und Bannalp bei Ober-Rickenbach, 1500 —2000 m (2 VII); Weg zum Hahnenmoos und Elsigenalp bei Adelboden (2 VIII). Prosthesima subterranea (©. L. Koch). Bannalp bei Ober-Rickenbach, ca. 1700 m (2 VII). Prosthesima apricorum (L. Koch). Strasse Frutigen-Adelboden, Umgebung von Adelboden, Wald bei Engstligenfall und Engstligenalp ($ 2 VII-VIII). Prosthesima clivicola (L. Koch). Weg zum Hahnenmoos (2 VIII). Prosthesima petrensis (C. L. Koch). Bachufer bei Neu-Allschwil (4 VIII); Reinacher Heide gegenüber Dor- nachbruck (9 & VI X). Prosthesima pusilla (C. L. Koch). Acker bei der Lenzgasse (9 VI). Prosthesima pumila (C. L. Koch). Acker bei der Lenzgasse, nicht selten (4 © V-VI); ehemaliges Trace der Badischen Bahn zwischen Bierburg und Bäumlihof (2 V); Reinacher Heide (2 VI). Prosthesima pedestris (C. L. Koch). Südhang des Eggfluhbergs oberhalb der Birs, unreifes Pärchen (XI). 6 82 E. Schenkel. Gnaphosa badia (L. Koch). Bütschigraben und Engstligenalp bei Adelboden (2 VIII); Oberfeldalp bei Ober-Rickenbach (2 VIII). Gnaphosa bicolor (Hahn). Südhang des Egofluhbergs (? XI); Blauenweid (9 I); ‚‚Halde‘‘ bei Oberdorf (2 juv. X). Gnaphosa petrobia (L. Koch). 2 Bannalp bei Ober-Rickenbach, ca. 1700 m (32 VII). Callilepis nocturna (L.). Wald bei Bettelrüti, Wolfenschiessen (2 VIT). *Zodarion gallicum (Simon). In Gesellschaft von Micryphantes rurestris und fuscipalpis, Phrurolithus festivus und minimus, sowie zahlreicher Ameisen auf steinigen, teilweise ver- nachlässigten Gemüseäckern bei der Lenzgasse (SQ VI). Episinus angulatus (Blackwall). Schiessplatz von Münchenstein links der Birs (4 juv. XII); Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck (4 ® juv. X); Quellarm des Dorenbachs (& 2 juv. III). Euryopis flavomaculata (C. L. Koch). Luegmatt ob Duggingen (SP? juv. Ill); Südhalde des Egofluhbergs (? imm. XI); Südfuss des Dielenbergs bei Oberdorf (? imm. X). Theridion bimaculatum (L.) Birsufer unterhalb Neuewelt (4 V); Reinacher Heide (S 8 VI); Hof- stetter Köpfli ($ VI); Huzmannsfluh bei Duggingen (4 VI). ** T’heridion bellicosum Simon. Alp Murter-Terzahütte im Nationalpark, 2500 —2300 m, unter Stein FR). Theridion sisyphium (Clerck). Adelboden ($ © VII-VIII); Bettelrüti bei Wolfenschiessen (4 9 VII). Theridion impressum L. Koch. Gemüseacker bei der Lenzgasse, mehrere © und 4, letztere von sehr verschiedener Grösse (VI und VII); Huzmannsfluh bei Duggingen (& VI); Hofstetter Köpfli (4 VI); Bettelrüti bei Wolfenschiessen (2 VII). Theridion nigrovariegatum Simon. Hofstetter Köpfli (3 VI). Theridion pinastri L. Koch. , Hofstetter Köpfli (3 VI). Beitrag zur Spinnenkunde. 83 Theridion pictum (Walckenaer). Adelboden (2 VIII). Theridion tinctum (Walckenaer). Birsufer oberhalb St. Jakob (3 V); Hofstetter Köpfli (& © VI). Theridion denticulatum (Walckenaer). Keller an der Lenzgasse (4 IV und V). Theridion umbraticum L. Koch. Adelboden (4 9 VII-VIII). Theridion riparium Blackwall. Acker an der Lenzgasse (9 V); Batterieweg (2 VI); Umg. v. Bretzwil, linke Talseite ($ VIT. Theridion vittatum ©. L. Koch. Hofstetter Köpfli (9 VI). Dipcena melanogaster (C. L. Koch). Hofstetter Köpfli, auf Gebüsch sehr häufig ($ © VI); Huzmannsfluh (S2 VI). Dipena braccata (C. L. Koch). Hofstetter Köpfli, auf jungen Coniferen sehr häufig, ebenso Reinacher Heide und Huzmannsfluh (& © VI). *#*Dipæna ?prona (Menge). ‘ Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck (& © juv. D). Die Exemplare wurden durch Aussieben von Moos und De- tritus erbeutet. Die Kennzeichen stimmen mit denjenigen- von Lasæola prona? in Cayzer und Kuuczynsk1, Ar. Hung., T. IIp. 23, überein; weil es sich um ziemlich junge Tiere handelt, erachte ich die Bestimmung vorderhand noch als zweifelhaft. Dipæna nigrina (Simon). Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck (& © juv. I u. X). Dipeena tristis (©. L. Koch). Hofstetter Köptli (9 VI). Crustulina guttata (Wider). Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck, auf dem ödesten Gelände besonders häufig (49 Iu. X); Burgengratweg bei Pfeffingen (4 I); Süd- flanke der Eggfluh (4 XI); Blauenweide (2 I). Asagena phalerata (Panzer). Acker bei der Lenzgasse (9 VI); Reinacher Heide (& © VI). 84 E. Schenkel. Steatoda bipunctata (L). Umg. v. Bretzwil (2 VII). Enoplognatha thoracica (Hahn). Acker bei der Lenzgasse (© VI); Reinacher Heide (2 VI). Robertus neglectus (Cambridge). Acker bei der Lenzgasse (4 @ V, VI); ,, Halde‘ bei Oberdorf (& X); Park beim Seklisbachfall, Ober-Rickenbach in Nidwalden, ca. 900 m (& VIII). ** Robertus scoticus Jackson. Taf. VII, Fig. I u. 2. Wäldchen bei St. Joder, Altzellen, Nidwalden, ca. 800 m ($2 VII). Bei der ersten, flüchtigen Untersuchung stellte ich die Exem- plare zur vorigen Art. Die Diagnosen von R. neglectus in DE LesserT’s ‚Catalogue des Araignees‘“‘, p. 127, scheinen mir besser für R. scoticus zu passen. Das Kopulationsorgan des & gleicht bei flüchtiger Betrachtung dem von R. neglectus, ist aber leicht zu unterscheiden: Von oben gesehen ist die Tibia kurz aber breit und umfasst die Basis des Tarsus etwas schalenförmig. Wie bei den meisten Robertusarten ist die Lamina tarsalis distal verschmälert. In der Aussenansicht erscheint die Tibia wesentlich kürzer als diejenige von R. neglectus, bildet aber ebenfalls eine breite, der Basis des Bulbs aufgelagerte Platte; submarginal trägt sie einen Kranz sehr langer Borsten, die teilweise den Bulb noch überragen. Vom Aussenrand der Lamina tarsalis zweigt etwas jenseits der Mitte in sehr spitzem Winkel ein schmaler Ast ab, der distal doppelspitzig zu sein scheint. Die basale Platte, d. h. der eigentliche Körper des Bulbs ist länger und breiter als bei R. neglectus; sie überragt die Mitte des ganzen Organs und ist beinahe rechteckig; eine ungefähr der Diagonale folgende Furche teilt sie in 2 Stücke. Der schlanke, spitzige Zahn der Bulbunterseite hat annähernd die Form einer etwas seflammten Dolchklinge; von seiner Basis zweigt nach hinten in sehr stumpfem Winkel ein kürzerer spitzer Zahn ab, der bei R. neglectus fehlt. Das Geschlechtsfeld des Weibchens zeigt (in feuchtem Zu- stand) hinten einen etwas wulstigen, flach W-förmig gebogenen Rand, davor einen kleinen, runden, schwarzen Punkt, noch weiter vorn zwei grosse, kreisrunde, braune, in der Mitte zusammen- stossende Samentaschen, ist also demjenigen von R. truncorum etwas ähnlich. Länge des ganzen Körpers ca. 1,7 mm, des Cephalothorax 0,8 mm; Breite des letztern ca. 0,6 mm. Beitrag zur Spinnenkunde. 85 Bem 1:5 Rem. 0 Pat. 025 Ib: 0,5, Metat. 0,3, Tars 0,3 IV: 22 0,6 29 0,2 39 0,5 39 0,35, 22 0,3 Augenstellung: Die Reihe der Vorderaugen ist gerade; doch ist die untere Tangente derselben etwas stärker abwärts gekrümmt als die obere aufwärts. Der Durchmesser der vordern Seitenaugen ist 119—2 Mal so gross als derjenige der vordern Mittelaugen; der Abstand der letztern ıst entweder kaum oder merklich kleiner als ihr Durchmesser, aber grösser als ihr Radius, ihre Entfernung von den vordern Seitenaugen vielleicht um eine Spur kleiner. Hintere Augenreihe ebenfalls gerade (©) oder schwach recurv (4): alle 4 Hinteraugen sind gleich gross (4) oder die mittleren etwas kleiner als die seitlichen (©). Bei 2 Exemplaren sind sämtliche Zwischenräume der Hinteraugen fast gleich und zwar etwas kleiner (4) oder grösser (©) als die Durchmesser der mittleren; bei einem andern Männchen ist der Abstand der Mittelaugen etwas kleiner, die Entfernung von den Seitenaugen gleich gross wie ein Mittelaugendurchmesser. Beim Weibchen sind die vordern und hintern Seitenaugen fast gleich gross und übertreffen die - hintern Mittelaugen wenig, die vordern bedeutend an Grösse. Bei den Männchen sind alle Augen mit Ausnahme der beträcht- lich kleinern vordern Mittelaugen subegal. Das Mittelaugen- trapez scheint mir etwas länger als hinten breit. 29 Der Clypeus ist höher als die Augenarea; seine Höhe ent- spricht etwa dem 5-fachen Durchmesser des vordern Mittel- oder dem 21,—3-fachen des vordern Seitenauges. Der Cephalothorax ist bei den Weibchen weniger, bei den Männchen stärker nach vorn verschmälert, bleibt hier aber immer breiter als das Augenfeld; seine Vorderecken sind vollkommen abgerundet. Von der Seite gesehen, erscheint die hintere Ab- dachung bis zur Mitte der Kopfbrust ziemlich steil ansteigend; von hier an senkt sich der Kopfteil in schwacher Wölbung zur Augenarea. Die Kopffurchen sind deutlich, 2 weitere Seitenfurchen abgekürzt und schwächer. An den Seiten ist die Kopfbrust fein netzartig eingeritzt, oben fast glatt und trägt besonders längs der Mittellinie vereinzelte schwarze Borsten. Die Mandibeln sind mindestens doppelt so lang als der Clypeus. Der Oberrand der Klauenfurche trägt 3 Zähne: Der dem Clypeus am nächsten liegende ist der grösste, dreieckig im Profil, aus breiter Basis rasch zugespitzt; die der Klaue näher liegenden sind viel kleiner und subegal. Die Lippe hat keinen erhöhten Endsaum; sie bildet ein breites Trapez mit abgerundeten Ecken und sehr gerader Grund- und 86 E. Schenkel. Endlinie. Die Maxillen sind fast doppelt so lang als die Lippe, schräg über diese geneigt; die äussere, distale Ecke ist abgerundet, die innere etwas lappenförmıg vorgezogen. Das Sternum ist etwas länger als breit, olatt, glänzend, hinten mit kurzer Spitze zwischen die Hinterhüften hineinragend. Die Beine sind kurz und stämmig ziemlich dicht borstig behaart aber nicht bestachelt. Der Cephalothorax der Männchen ist hell lehmfarben, bei den Weibchen etwas dunkler, rehbraun, Unterseite und Beine ähnlich, letztere nach den Enden etwas gebräunt. Der Hinter- leıb ist blassgrau. Robertus lwidus (Blackwall). Rütihard (3 X); Ober- und Unterforst bei Môhlin, sehr häufig (4 © X); Zeininger Egelsee bei Möhlin ($ X); Westhang der Huzmannsfluh (2 XII); Fuss der Falkenfluh an feuchten Stellen ($2 X); Graben hinter Gilgenberg (& VII); Hirniköpfli (2 VII); Graben bei Dietel, Bann Bretzwil (2 X); ,, Halde‘ und Windenberg bei Oberdorf (4 8 X); St. Joder bei Altzellen, Nidwalden (2 VII). Robertus truncorum (L. Koch). Umgebung von Adelboden, Engstligenfall, Engstligenalp, Tschenten- alp und anschliessender Wald, Wald am Elsighorn (4 VII-VIII); Park beim Seklisbachfall (900 m), Fellboden-Bannalp (1400 —1500 m) bei Ober- Rickenbach, Nidwalden (9 VII-VIII); Bruniswaldalp (1400 m) und Schwarz- waldalp (1300 m) bei Altzellen, Nidwalden ($ 2 VIII). In der Umgebung Basels, auch im Jura, habe ich R. trun- corum nie gefunden, R. lividus ist hier gemein; in den Alpengegenden dagegen ist letzterer selten, der erstere aber ziemlich häufig. Die namentlich durch W. Kurczynskt trefflich geschilderten Unter- schiede in den Kopulationsorganen gestatteten in allen Fällen leichte und sichere Bestimmung. Pholcomma gibbum (Westring). Hülzistein ($ X); feuchte Stellen unterhalb der Falkenfluh (4 X); Fuss der Falkenfluhwand (2 X); Südhang der Eggfluh ($ ® XI): Dielenberg bei Oberdorf, Nordhang (3 X). Ceratinella scabrosa (Cambridge). Die früher als Ceratinella brevis bezeichneten Weibchen waren nur teilweise richtig bestimmt; fast die Hälfte gehört zu der Form, die W. Kurczynskı in den Ar. Hung., T. II p. 135, allerdings mit Fragezeichen, zu C. scabrosa stellt; sie haben nor- malgebaute, nicht eingedrückte Mandibelklauen. Der hintere, deutlich umgrenzte Teil des Geschlechtsfeldes ist sehr breit, wesentlich kürzer als die davorliegende, querrunzlige Fläche; er ist von letzterer durch eine tiefe, schwach recurve Furche ge- Beitrag zur Spinnenkunde. 87 schieden; über diese Furche ragt der mittlere, abgegrenzte Ab- sehnitt desselben nach vorn nicht vor; dieser Abschnitt ıst oft mehrfach breiter als lang. Die Männchen scheinen bei dieser Form selten zu sein. Umgebung von Basel (19 2); Umgebung von Bretzwil (2 VII-VIII); Dietel bei Bretzwil (© X); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (2 VII bis VIII). Ceratinella brevis (Wider). Das Geschlechtsfeld unterscheidet sich von demjenigen der vorigen Art durch die Form der umgrenzten Mittelpartie des hintern Teils; dieselbe ist kaum breiter als lang und ragt nach vorn beträchtlich über die Trennungsfurche der beiden Epigynen- teile hinaus; infolge dessen ist der ganze hintere Abschnitt mit Einschluss der Mittelpartie eher länger als das vordere, quer- runzlige Feld. Quelle des Dorenbachs (3 © III); Reinacherwald beim Fleischbächli ($S® IV u. XII); Ober- und Unterforst bei Möhlin (4 2 X); Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck (2 I); Hülzistein ($ 2 X); Westhang der Huzmanns- fluh ($ X); Südhang des Egofluhbergs (© XI); Blauenweid (2 I); Umgebung von Bretzwil ($ © VII-VIII); Windenberg bei Oberdorf (? X); Adelboden ($@ VII-VII); St. Joder und Eschlen, Altzellen, Nidwalden, 800 —1000 m ($ 2 VII); Seklisbachfall bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (2 VIII). Ceratinella brevipes (Wider). Umgebung von Ober-Rickenbach ‘und Altzellen, Nidwalden: Fell- boden, Bannalp, Schwarzwaldalp, 1200 —1500 m (3 2 VII-VII]). Die Fundortsangaben aus der U. Basels auf p. 76 von Bd. XXIX d. Verhandl. sind zu streichen; die dort verzeichneten Weibchen gehören alle zu ©. brevis. Brachycentrum parallelum (Wider). Gemüseacker bei der Lenzgasse (49 VIu. VII); Reinacher Heide, etwas unterhalb Dornachbruck ($ 2 VI). An beiden Orten nicht selten in Vertiefungen des Ackerbodens im Schutze der Vegetation. Brachycentrum thoracatum (Cambridge). Wald hinter Bettelrüti, Wolfenschiessen, Nidwalden, über 800 m (& VII). Areoncus humilis (Blackwall). Zeininger Egelsee bei Môhlin (4 X). Troxochrus scabriculus (Westring). Linkes Birsufer beim Münchensteiner Schiessplatz (4 ® XII). Rhein- hafen bei Kleinhüningen, unter Hochwasserdetritus ($ ® II). 88 E. Schenkel. Tiso morosus Simon. Albristhorn bei Adelboden, 2700 m (& VIII). Minyriolus pusillus (Wider). Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Ober- und Unterforst bei Möhlin; Hülzistein; Huzmannsfluh; Falkenfluh; Luegsmatt; Dietel bei Bretzwil; Hirniköpfli; Halde, Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf (3 © II-IV, VII, X-XII); Bettelrüti, Wolfenschiessen, Fellboden- Bannalp bei Ober-Rickenbach, 1400 —1500 m, St. Joder, Schwarzwaldalp, Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden, 800 —1400 m ($ 2 VII-VIII); Adel- boden und Ensstligenfall ($ 2 VII). Minyriolus servulus (Simon). Feuchte, schattige Stelle unter der Falkenfluh (4 X). * Panamomops bicuspis (Cambridge). Buchhalden im Reinacherwald (3 III); Zeininger Egelsee bei Möhlin, aus Detritus zwischen Riedgras (4 X). Panamomops diceros (Cambridge). Spitzwald beim Dorenbach; Hard, am Fuss grosser Bäume; Unterforst bei Möhlin; Rütihard; Hülzistein; Huzmanns- und Falkenfluh; Halde und Dielenberg bei Oberdorf; Dietel bei Bretzwil ($ 2 X-XII); Graben hinter Gilgenberg (© VII); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (3 VII). Diplocephalus cristatus (Blackwall). Linkes Birsufer beim Münchensteiner Schiessplatz (4 9); Zeininger Egelsee bei Möhlin ($ © X); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (& © VII-VIII). Rheinhafen b. Kleinhüningen, unter Hochwasserdetritus (4 © ID. **Daiplocephalus Helleri (L. Koch). Bei Nachprüfung meiner Dipl. cristatus fanden sich zwei Weibchen, deren Epigynen mit Fig. 26a, Taf. IV der Aran. Hungar., Bd. II, sehr genau übereinstimmen; vermutlich stammen die beiden Exemplare von Grindelwald. Das Geschlechtsfeld hat mit demjenigen von D. eborodunensis grosse Ähnlichkeit, doch ist die vordere Grube quer verbreitert, mit ausgeprägtem Vorderrand; die Ränder der mittleren Längs- spalte sind hinten in rundliche vorragende Läppchen ausgezogen. Bei D. eborodunensis ist die vordere Grube kleiner und rundlich: die Ränder der mittleren Längsspalte bilden hinten mit dem Hinterrand der Epigyne Winkel von nahezu 90° mit abgestutzten Spitzen, keineswegs vorragende Lappen. Die © von D. eboro- dunensis sind kleiner und heller als die von D. Helleri. *Diplocephalus eborodunensis (Cambridge). Die schweizerischen Fundorte dieser hochalpinen Art sind von Dr. E. HanpscHin in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der wirbellosen terrestrischen Nivalfauna der schweizerischen Hochgebirge‘‘, p. 74, zusammengestellt worden; Beitrag zur Spinnenkunde. 89 sie liegen in Höhen von 2400 —3200 m und verteilen sich auf Walliser, Berner und Graubündner Alpen. Ein Männchen wurde von mir auf dem Gipfel des Albristhorns bei Adelboden (2700 m) unter einem Stein erbeutet (VII). .Die Art kommt aber auch in der Nähe Basels vor: im Winkel zwischen Huzmanns- und Falkenfluh entspringt eine Quelle, deren Graben sich gegen Luegmatt und Duggingen hinzieht. Im Oberlauf bildet dieselbe ausgedehnte Sinterterrassen, aus deren Moosüberzug ich im Oktober 1920 mehrere Pärchen der vorliegenden Art aussiebte, die punkto Grösse sowie in der Bildung der Kopulationsorgane vollkommen mit den hochalpinen Exemplaren überein- _ stimmen. Im Oktober des darauffolgenden Jahres fand ich ein einzelnes Weibchen im üppigen Moos, das den feuchten, schattigen Grund des Grabens bei Dietel im Gemeindebann Bretzwil bedeckt. **Daplocephalus connectens Kulczynski. Engadin (Val Ftur, Schafläger am Taleingang), 1700 m, unter Stein 4 V, gesammelt von Dr. E. HanpscHin). *Diplocephalus picinus (Blackwall). Hirnikôpili, aus Moos gesiebt (3 VII). Diplocephalus latifrons (Cambridge). Spitzwald und Fuchshag auf dem Allschwiler Plateau (9’ X); Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald ($ © III-IV); Ober- und Unter- forst, sowie Zeininger Egelsee bei Möhlin (4 © X); Rütihard (4 X); Quelle bei Falkenfluh ($ X); Umgebung von Bretzwil (9 VII-VIII); Graben hinter Gilgenberg (4 © VII); Umgebung von Adelboden und Tschentenalp (3 VII); Bettelrüti bei Wolfenschiessen (© VII); Fellboden-Bannalp bei Ober-Ricken- bach (© VIII); Bruniswald- und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($ VII-VIIT). Diplocephalus kochi (Lebert). Huzmanns- und Falkenfluh (4 © X u. XII); Südhang des Eggfluhbergs (2 XI); Windenberg bei Oberdorf, häufig (4 © X). Diplocephalus fuscipes (Blackwall). Taf. VII, Fig. 3. Weitaus die verbreitetste und häufigste Diplocephalusart aus der Um- gebung Basels. Im Oktober 1920 war die Moosdecke des Ober- und Unter- forstes bei Möhlin so dicht besiedelt, dass über 100 Exemplare den Sammel- flaschen einverleibt wurden, obschon viele absichtlich verschont blieben; dieser Massenmord wurde durch das sehr veränderliche Aussehen der Tiere veranlasst, welches mir eitle Hoffnungen auf unbekannte Arten gemacht hatte. Reinacher Wald; Hülzistein; Huzmanns- und Falkenfluh; Südhang der Eggfluh; Burgengratweg; Dietel und andere Fundorte bei Bretzwil; Gilgen- berg; Hirniköpfli; Halde, Winden- und Dielenberg bei Oberdorf (SQ I, VII, X-XII); Umgebung von Ober-Rickenbach und Altzellen in Nidwalden: Bettelrüti, Seklisbachfall, Fellboden-Bannalp, St. Joder, Bruniswald- und Schwarzwaldalp, 800 —1500 m ($ © VII-VIII). *#*Diplocephalus castaneipes Simon. DA VAI Fi 4 urD. 90 E. Schenkel. Bei der ersten Durchsicht meines Materiales von Diploc. fuscipes aus der Umgebung von Wolfenschiessen fielen mir einige Männchen durch grössere Breite des Kopflappens auf; da bei allen die Form der Palpentibia ziemlich übereinstimmte, dachte ich erst an individuelle Veränderlichkeit. Noch- malige Untersuchung gestattete dann sichere Trennung in zwei Species. Etwa die Hälfte der Exemplare (7 & und 22 ©) gehört zur vorliegenden Art. Nachfolgende genauere Fundorte konnte ich nachträglich noch aus meinen Aufzeichnungen ermitteln: St. Joder, Schwarzwald-, Bruniswald- und Bannalp. D. castaneipes hat, von oben gesehen, breitern, nach hinten nicht eingeschnürten Kopflappen. Die Unterseite des Bulbus genitalis zeigt einfachere Formen: Bei D. fuscipes ist das distale Ende des Bulbus eingebuchtet; die Aussen- und Innenseite bilden Vorsprünge, die fast oder ganz das Niveau des Tarsendes erreichen; der innere Vorsprung ist muschelförmig ausgehöhlt. Der mehrfach hakenförmig gebogene Embolus ist breit und zeigt wellenförmig gekrümmte Konturen. Bei Dipl. castaneipes ist nur der innere, muschelförmig ausgehöhlte Fortsatz des Bulbs deutlich; der äussere ist zwar vorhanden; da aber die muldenförmige Ver- tiefung des Bulbendes auch auf die Aussenseite übergreift, ist er schwer erkennbar, der Tarsuswand anliegend. Der Embolus ist einfacher, ein querliegender, nur einmal gebogener, nach aussen zugespitzter Haken. Die Epigyne bildet eine gewölbte Fläche, die breiter als lang und längs der Mitte von einem schmalen Kiel durchzogen ist: in der vordern Hälfte trennt der Kiel zwei nierenförmige, quer- und etwas schräg gestellte Gruben von einander. Diplocephalus becki (Cambridge). Reinacher Heide, gegenüber Dornachbruck (2 I). Diplocephalus insectus (L. Koch). Unterforst bei Möhlin, mehrere 4 und 2 (X). Diplocephalus antepenultimus (Cambridge). Reinacher Heide, gegenüber Dornachbruck (2 I-II). Tapinocyba pallens (Cambridge). Reinacher Heide, bei Dornachbruck; Unterforst bei Möhlin, zahlreich; Falkenfluh; Burgengratweg bei Pfeffingen; Blauenweide; Dietel bei Bretz- wil; Halde und Windenberg bei Oberdorf ($ © I, II, X); Umgebung von Adel- boden (3 © VII-VIII); Bettelrüti, St. Joder und Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 VII). Tapinocyba affınıs de Lessert. Wald am Elsighorn bei Adelboden (4 VID); Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Schwarzwald- und Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($ 2 VIII). Beitrag zur Spinnenkunde. 91 Pocadienemis pumila (Blackwall). Hofstetter Köpfli (d VI); Bettelrüti und Altzellen, Nidwalden (2 VII); Umgebung von Adelboden (& VII). Caracladus avicula (L. Koch). Bruniswaldalp bei Altzellen, über 1400 m, sehr kleines Männchen (VIII). Entelecara acuminata (Wider). Jakobsberger Hölzli; Schänzli; Rütihard; Eigental; Hofstetter Köpfli; Huzmannsfluh ($2 V-V]). Entelecara congenera (Cambridge). Huzmannsfluh; Hofstetter Köpfli (4 2 VI). Entelecara media Kulczynski. Albristhorn bei Adelboden, 2700 m, unter Stein ($ VIII). Mebelia penicillata (Westring). Erlenpark und äussere Grenzacherstrasse unter Platanen-, Allschwiler Plateau unter Kirschbaumrinde (3 II-IIL © IV). **Daicymbium tibiale (Blackwall). Ober- und Unterforst bei Möhlin, in der Moosdecke sehr häufig; auf zwei Exkursionen wurden durch Aussieben über 50 Exemplare erbeutet (8? X). Dieymbium nigrum (Blackwall). Zeininger Egelsee bei Möhlin (X) 37 & und 349 wurden bei einmaligem Besuch des Ortes aus dem Detritus zwischen Riedgrasbüscheln gesiebt; die Lokalität ist vom Fundort der vorhergehenden Art nur um wenige Kilo- meter entfernt; trotzdem fand ich keine Vermischung; jede Art ist ihrem Standort getreu. Weitere Fundorte: Dorenbachquelle (2 III); linkes Birsufer bei München- stein und Dornach ($2I u. XII); Falkenfluh (2 X). Lophomma herbigradum (Blackwall). Spitzwald ob dem Dorenbach; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacherwald; Hard; Ober- und Unterforst bei Môhlin; Münchensteiner Schiessplatz; Graben bei Dietel und andere Lokalitäten bei Bretzwil; Graben hinter Gilgenberg (4 © I, ILE, IV, VII, X-XII). Umgebung von Adelboden, Tschentenalp, Ensstligenfall, Wald am Blsighorn (4 © VII-VIIT). Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Eschlen, Schwarzwald- und Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($2 VII-VIII). ** Scotinotylus alpigena (L. Koch). Taf. VIL, Fig. 6. Praspöl im Nationalpark, Engadin (4 X). Das Exemplar stimmt nicht in jeder Hinsicht mit Beschrei- bungen früherer Autoren überein, was aber auch auf der Art und 92 | E. Schenkel. Weise der Beobachtung beruhen könnte. E. Simon (Arachn. de France, T. V 3, p. 504) erwähnt einen kurzen, feinen Strich hinter den Seitenaugen, den ich mit Sicherheit nicht feststellen konnte, von dem aber auch L. Koch (Beitrag zur Kenntnis der Arachnidenfauna Tirols, p. 201) nichts berichtet. Keiner der beiden Autoren schildert die eigentümliche, stumpf konische Emporwölbung der Stirn zwischen den 4 Mittelaugen; auch die Augenstellung wird von ihnen nicht ganz übereinstimmend an- gegeben. Bei meinem Exemplar ist die hintere Augenreihe deut- lich recurv (nach L. Koch gerade); die Mittelaugen sind ein wenig kleiner als die seitlichen (nach L. Kocn gleich gross); die Ab- stände sind nahezu gleich und entsprechen etwa dem Durchmesser der Mittelaugen (nach Simon fast dem doppelten Durchmesser). Die vordere Augenreihe, von oben gesehen, liegt in der Kontur- linie des Stirnendes und ist sehr stark recurv; der ebenfalls gebogene Clypeusrand ist von oben gut sichtbar. Von vorn betrachtet, sehe ich übereinstimmend mit Simon die vordere Augenreihe leicht procurv, nach L. Koch soll sie gerade sein. Keiner der beiden Autoren erwähnt die feine, dichte, regelmässige Querstreifung im untersten Drittel des Clypeus. Die Beborstung des Cephalothorax ist bei meinem Exemplar sehr spärlich, vielleicht teilweise ab- gerieben. L. Kocx’s Beschreibung der männlichen Palpen passt gut auf mein Exemplar, ebenso Sımon’s Figur 202, welche die Aussen- ansicht der Tibia darstellt; zu letzterer ist anzumerken, dass eine innere, dem Tars ın grösserem Ausmass aufliegende Apophyse nicht vorhanden ist; wohl aber endet die untere äussere Seite der Tibia distal in eine kurze, vorwärts schauende Spitze, die auch L. Koch erwähnt. Näher gegen die Basıs hat die Tibia- unterseite einen kegelförmigen Höcker, den Sımoxn zwar zeichnet aber nicht beschreibt. Die Borste nahe der Basis der Oberseite ist viel stärker, als sie Simon zeichnet, und wäre richtiger als leicht rückwärts gekrümmter, fein zugespitzter Stachel zu bezeichnen. Die Patella ist nicht gar so schlank wie Sımon angibt, nicht viel über dreimal so lang als breit. Die Lamina tarsalis wird von L. Koch richtig beschrieben ; sie ist nicht oval, wie Simon behauptet. Walckencera acuminata Blackwall. Dorenbachquelle; Buchhalden im Reinacher Wald; Münchensteiner Schiessplatz, Reinacher Heide; Unterforst bei Möhlin; Hülzistein; Dietel und andere Lokalitäten bei Bretzwil; Halde und Dielenberg bei Oberdorf (S 2 I-III, VII, X, XII); Umgeb. v. Adelboden, Wald bei Tschentenalp und am Elsighorn (3,2 und juv. VII-VIII); Fellboden-Bannalp bei Ober- Rickenbach, St. Joder und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (& 2 VII-VIII). Beitrag zur Spinnenkunde. 93 In den Langenerlen und im Allschwilerwald wurden im No- vember Männchen ohne Augenstiele und Augen gefangen; die etwas unregelmässige Wölbung des Kopfes lässt auf eine vor der letzten Häutung ausgeheilte Verletzung schliessen. Walckencera nudipalpis (Westring). Allschwiler Bächli ($ I); Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden, 1400 —1500 m (3 VIII). Walckencra obtusa Blackwall. Dorenbachquelle; Münchensteiner Schiessplatz ; Oberforst bei Môhlin (Q I, III, X); Engstligenfall bei Adelboden (2 VIT). Walckencera mitrata (Menge). | Fleischbachquelle im Reinacher Wald (49 IV). Walckencera antica (Wider). Dorenbachquelle, Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbrugg; Zeininger Egelsee bei Möhlin; Westhang der Huzmanns- fluh; Luegmatt; Blauenweide ($21, II, X, XII). Walckenera fugax (Cambridge). Reinacher Heide; Umgeb. v. Bretzwil (SQ II, VII, X); Umg. v. Adel- boden (2 VII); Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Egg und Schwarz- waldalp bei Altzellen, Nidwalden (2? VII-VIIT). Walckenæra corniculans (Cambridge). Hard, am Fuss grosser Bäume zahlreich; Rütihard, unter Nagelfluh- brocken; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Fuss der Falkenfluhwand; Burgengrat bei Pfeffingen; Südhang des Eggfluhbergs; Umgeb. v. Bretzwil;* Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf (eines der Männchen ohne Palpen!) (49 I, III, IV, VII, X, XI). Seklisbachfall bei Ober-Rickenbach, Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 VIII). Walckencera cuspidata Blackwall. Umg. v. Adelboden (© VII oder VIII); Fellboden-Bannalp bei Ober- Rickenbach, Nidwalden, 1400-1500 m ($ 2 VIII); von den 3 Männchen gehören 2 zur Variet. obsoleta Kulczynski. Walckencera unicornis (Cambridge). Quellarme des Dorenbachs ($2 II und III). "*Gonatium corallipes (Cambridge). Westabhang der Huzmannsfluh (© X); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (2 VII). **Gonatium rubens (Blackwall). Umgeb. v. Adelboden (2 VII oder VIII). 94 E. Schenkel. Gonatium isabellinum (C. L. Koch). Schiessplatz Münchenstein; Oberforst bei Möhlin; Hülzistein; Huz- mannsfluh; Falkenfluh; Südhang der Eggfluh; Dietel und sonstige Umgeb. von Bretzwil; Dielenberg und Windenberg bei Oberdorf (3 © I, VII, X-XII): Seklisbach bei Ober-Rickenbach und Altzellen, Nidwalden (2 VIII). Dismodicus bifrons (Blackwall). Dorenbachquelle, im Moos (© II); Reinacher Heide und Huzmanns- fluh, ab Gebüsch (2 VI). * T’richoncus affınıs Kulczynski. ? Umgebung von Basel (Fundortsangabe verloren!) 9. Gongylidium rufipes (Linne). Allschwiler Bächli; Umgebung von Bretzwil; Graben hinter Gilgen- berg (21, VII). Oedothorax apicatus (Blackwall). Gemüseacker bei der Lenzgasse ($ VI). L. Rheinufer in der Hard (4 VI). Oedothorax retusus (Westring). Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbruck (4 € I, XII). Oedothorax agrestis (Blackwall). Schiessplatz Münchenstein ($<® XII). L. Rheinufer i.d. Hard (4 VI) **(edothoras fuscus (Blackwall). Rheinhafen bei Kleinhüningen, unter Hochwasserdetritus ($ Il). Cephalothorax heller als bei der vorigen Art. Augenarea gewölbt; von der Seite gesehen ragt sie kräftig über die Profil- linie des Cephalothorax empor. Oedothorax dentatus (Wider). Dorenbachquelle (© III); Zeininger Egelsee bei Möhlin (SP. X). Trematocephalus cristatus (Wider). Hofstetter Köpfli (4 VI); Huzmannsfluh (2 VI). Gongylidiellum paganum Simon. Schwarzwaldalp bei Altzellen, Na Len 1300 m (9 VII). Gongylidiellum latebricola (Cambridge). Schiessplatz Münchenstein (g XD. Gongylidiellum blandum Simon. Südhang des Egofluhberges (& XI). Beitrag zur Spinnenkunde. 95 Das Exemplar hat vorn an den Mandibeln einen zahnartigen behaarten Fortsatz, von dem Simon nichts berichtet, den aber, wie ich einer freundlichen Mitteilung Herrn DE LESSERT'S ent- nehme, auch Jackson (Lancashire Naturalist 1911) beobachtet hat. Erigone dentipalpis (Wider). Gemüseacker bei der Lenzgasse; Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbruck; Zeininger Egelsee bei Möhlin (49 I, VI, VII, X-XII); Fellboden-Bannalp und Oberfeldalp bei Ober-Rickenbach (3 2 VIII). Rheinhafen, unter Hochwasserdetritus und Stein ($ © ID. Erigone remota L. Koch. Grindelwald? (Fundort verloren, 9 VII). Erigone arctica (White). Spitzbergen, Kingsbay, Loven-Inseln, aus Moospolster (4, 10. VIII 20); geschenkt von Prof. Thienemann. Erigone graminicola (Sundevall). Birsufer beim Schänzli (© III). * Minicia marginella (Wider). Westhang der Huzmannsfluh (9 juv. und adult X-XI). Maso sundevallı (Westring). Dorenbachquelle; Reinacher Heide; Luegmatt bei Duggingen; Winden- berg bei Oberdorf (9 II, III, X). Nematogmus obscurus (Blackwall). Reinacher Heide bei Dornachbruck; Luegmatt ($ X, 2I, II). *#*[ilaira excisa (Cambridge). Umgebung von Adelboden ($ VII oder VIII). **[Hilaira rudis (Cambridge). Taf. VII, Fig. 7. Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden; Umgebung von Adelboden; Grindelwald (© VII-VIII); Nationalpark im Engadin (2 X). Hilaira montigena (L. Koch). Taf. VII, Fie. 8. Tschentenalp bei Adelboden; Albristhorn 2700 m ($ 2 VII-VIII); Nationalpark im Engadin (& © X). Die beiden Arten sind einander sehr ähnlich. Die kennt- lichsten Merkmale liefert die Hinterseite der Epigyne. Für die- jenige von Hal. rudis sei auf Fig. 17a, Taf. III, Bd. II. der 96 E. Schenkel. Araneæ Hungar. von CHYZER UND KULCZYNSKI verwiesen. Bei der als Hil. montigena bestimmten Art ist der Rand, der die hellere Platte der Epigynenhinterseite umgibt, unten in der Mitte nicht so breit unterbrochen und jederseits neben dieser Unter- brechung viel stärker, tuberkelartig aufgetrieben. Die beiden Öffnungen liegen nicht auf der Fläche der Platte, sondern sind gegen die vorhin erwähnten, aufgeblasenen Ränder verschoben, führen sozusagen unter dieselben. Porrhomma pygmœum (Blackwall). Dorenbachquelle (2 III). Porrhomma thorelli (Hermann). Reinacher Heide gegenüber Dornachbruck ($2 I); Umgebung von Adelboden (3 2 VII-VIII); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (8 VID. | ** Porrhomma egeria Simon. Taf. VII, Fig. 9. Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Bruniswald und Schwarz- waldalp bei Altzellen, Nidwalden (4 $ VIII); Umgebung von Adelboden (2 VII-VII). : Die Augenstellung, namentlich aber die Kleinheit der vordern Mittelaugen passt zur Abbildung in den ‚Arachnides de France“, dagegen ist hier die Figur des männlichen Palps nicht sehr cha- rakteristisch; besser passt die Schilderung desselben in den ,,4ra- neæ Hungariæ, Bd. II, p. 322. (Vergleiche die Figur des Palps, von unten und innen dargestellt, sowie E. STRAND, Abhandl. d. naturf. Gesellsch. Nürnberg, Bd. 16.) Hylyphantes nigritus (Simon). Sumpfige Stelle am Westhang der Huzmannsfluh (2 VI). Centromerus bicolor (Blackwall). Gemüseacker an der Lenzgasse (© IV); Zeininger Egelsee bei Môhlin, nicht selten (4 9 X). Centromerus expertus Cambridge. Quelle des Dorenbachs (3 © II). Centromerus affinis (Wider). Rütihard; Reinacher Heide bei Dornachbruck; Unterforst bei Môhlin (& 8 X); Engstligen Fall und Tschentenalp bei Adelboden (2 VIII); Fell- boden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Bruniswaldalp bei Altzellen, Nid- walden (4 ® VIII). Centromerus incilium (L. Koch). Reinacher Heide bei Dornachbruck (& © I, II und X). Beitrag zur Spinnenkunde. 97 Centromerus silvaticus (Blackwall). - Fuchshag ob Bottmingen und Dorenbachquelle; Unter- und Oberforst bei Möhlin (49 III, X); Umgebung von Adelboden (2 VII); Seklisbachfall und Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (3 2 VIII). Centromerus brevipalpis (Simon). Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Sons Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbruck; Unterforst bei Möhlin; Westhang der Huzmannsfluh; Luegmatt; Südhang der Egsfluh; Graben bei Dietel, Bann Bretzwil ($ 2 I-IV, X-XIT).: Centromerus serratus (Cambridge). Buchhalden im Reinacher Wald; Münchensteiner Schiessplatz; Hülzi- stein; Westhang des Herrenmattplateaus; Graben bei Dietel (4 © I. III, X). **Centromerus arcanus (Cambridge). Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach: St. Joder, Schwarzwald- und Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden (122 VII—VIII); Praspöl im Nationalpark (1 Pärchen, X). Die Kopulationsorgane sind in den „Aranee Hungarve‘ von CHYZER UND Kurczynskı, Bd. II, Taf. III, Fig. 28a und b sehr gut dargestellt. Von dem sehr ähnlichen und an denselben Orten vorkommenden Centromerus subalpınus de Lessert unter- scheidet sich das Weibchen der vorliegenden Art durch die viel längere Ligula der Epigyne. C entromerus subalpinus de Lessert. Taf. VII, Fig. 10 u. 11. Umgebung von Adelboden; Wald am Elsighorn; Umgebung von Alt- zellen und Ober-Rickenbach, Nidwalden (6 2 VII-VIII), Val del Dre vel und Praspöl im Nationalpark (1 Pärchen, X). Scheint etwas seltener zu sein als die vorige Art. In E. Hanpschin: „Beiträge zur Kenntnis der wirbellosen terrestrischen Nwalfauna der Schweizer. Hochgebirge‘‘, p. 78, habe ich ein hieher gehörendes Weibchen vom Silvrettagletscher als Var. subalpinus de Lessert von Centromerus arcanus (Cambr.) bezeichnet. Nicht nur die weiblichen, auch die männlichen Kopu- lationsorgane zeigen aber bei aller Ähnlichkeit so charakteristische Unterschiede, dass sich die Trennung in 2 Arten wohl recht- fertigt. Wie mir Herr DE LEsserT seinerzeit brieflich mitgeteilt, gehören die beiden Geschlechter seines Centromerus subalpinus (Notes arachnol., Revue Suisse de Zool. 1907, p. 115; Catalogue des Araignées, p. 223) zu zwei verschiedenen Species: „Le & de C. subalpinus= Tmeticus (Diplocentria) rivalis Cambridge. La ® de ©. subalpinus est voisine de C. arcanus.‘“ Das Männchen, das ich zu C. subalpinus stelle, ist mit demjenigen v. C. arcanus sehr nahe verwandt; die Form des Paracymbiums stimmt bei 7 98 E. Schenkel. beiden Arten fast überein. Einen charakteristischen Unterschied zeigt der + hellgefärbte Fortsatz des Bulbus, der an der Basıs vor dem untern distalen Ende der Tibia beginnt und der Unter- kante des Paracymbiums bis zu oder über dessen Mitte folgt: Bei C. arcanus ist er distal etwas verbreitert und am Ende sehr kurz zugespitzt, bei C. subalpinus dagegen in eine lange, äusserst schlanke und scharfe Spitze ausgezogen, die ein Stück des Paracymbiumunterrandes zuweilen noch überlagert und mindestens so weit nach vorn reicht als das distale Ende des Paracymbiums; diese Spitze ist schwierig zu erkennen. Von den in mehrfache, dornartige Zacken endenden Fortsätzen der Bulbunterseite ist der der Basis nächstliegende bei C. subalpinus -stark sichelförmig, bei C. arcanus viel weniger gebogen. Leider gestattet der Erhaltungszustand des einzigen Männchens eine allseitige Untersuchung nicht, so dass nur wenige Merkmale angegeben werden können. Länge der Kopfbrust ca. 0,7 mm. Augenfeld schmaler als der Kopfteil. Hintere Augenreihe gerade: ihre Mittelaugen wenig kleiner als die seitlichen; Zwischenraum der mittleren etwas grösser als der Halb- und kleiner als der Durchmesser; der Abstand von den Seitenaugen scheint etwas grösser zu sein. Bei der vordern Augenreihe ist die obere Be- rührungslinie annähernd gerade, die untere infolge Kleinheit der Mittelaugen procurv; letztere sind kaum halb so breit als die Seitenaugen; ihr Zwischenraum ist etwa gleich dem Radius, ıhr Abstand von den seitlichen etwas grösser. Das Trapez der Mittel- augen ist ungefähr so lang als hinten breit. Der Clypeus ist eher höher als das Augenfeld und unter demselben etwas eingesenkt. Die Mandibeln sind mindestens doppelt so hoch als der Clypeus, aussen in der Endhälfte etwas ausgeschweift, innen von der Mitte an bogenförmig verschmälert; die Vorderfläche ist fein netz- förmig eingeritzt und trägt nach innen einige lange, gerade Borsten, etwas ausserhalb der Mittellinie aber eine oben einfache. nach unten verdoppelte, sägeartige Längsreihe ganz kurzer, dicht stehender Bürstchen. Der Oberrand der Klauenfurche trägt 3 (?) an Grösse wenig verschiedene Zähne. Kopfbrust und Beine sind lehmfarben gelbbraun, der eingeschrumpfte Hinterleib graulich- weiss. **Centromerus similis Kulczynski. Blauenweide (2 I). Macrargus rufus (Wider). Spitzwald beim Dorenbach; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Reinacher Heide; Rütihard; Hard, am Fuss alter Bäume; Beitrag zur Spinnenkunde. 99 Ober- und Unterforst bei Möhlin; sehr häufig und sehr verschieden in Grösse und Färbung; Blauenweide; Graben bei Dietel, Bann Bretzwil; Winden- berg und Dielenberg bei Oberdorf (S 8 I-IV, X-XII); Umgebung von Adelboden und Engstligenfall (© VII-VIII); Egg, Schwarzwaldalp und Eschlen bei Altzellen, Nidwalden (2 VII-VIII). Macrargus abnormis (Blackwall). Rütihard; Unterforst bei Möhlin; Graben bei Dietel und sonstige Um- gebung von Bretzwil (© VII, X); Bettelrüti und Altzellen, Nidwalden (@ VII—-VII). ** VIacrargus pusillus n. sp. Da avalE So 12 Ru 13: St. Joder (900 m) und Schwarzwaldalp (1300 m) bei Altzellen, Nid- walden ( © VII — VIII). Dimensionen des Männchens, mit Hilfe eines Glasmass- stabs abgeschätzt: Cephalothorax 0,8 mm lang, 0,65 mm breit, am Vorderende 0,35 mm, das Augenfeld c. 0,2mm, Abdomen ungefähr 1 mm lang. Bein I: Fem. 0,85 mm, Pat. 0,2 mm, Tib. 0,8 mm, Metat. 0,7, Tars 0,55. Bein II: 0,75+0,2+0,65+0,55 +0,5 mm. Bein IV: 0,85+0,2+0,8+0,7--0,45 mm. Der Cephalothorax ist nach vorn ziemlich geradlinig ver- schmälert; der Clypeusrand ist convex gebogen, die Vorder- ecken stark abgerundet. Die Kopffurchen sind deutlich, sonst aber der Kopf nicht merklich von der Brust abgesetzt. Die Profil- linie bildet vom Hinterende bis zum Stirnrand eine ungebrochene Bogenlinie, die ihre höchste Stelle etwas hinter den Augen, etwa über der hintern Grenze der Mandibelbasis hat; eine ganz schwache kurze Eimbiegung dieser Linie noch auf dem hintern Teil der Kopfpartie, also vor der Kopf-Brust-Grenze, scheint zufällig zu sein. Die Radiärfurchen des Thorax sind kaum sichtbar, die Mittelritze ist ein flaches Grübchen; der ganze Cephalothorax ist, besonders kräftig an den Seiten, netzförmig gerunzelt; infolge- dessen ist der Glanz etwas matt. Die hintere Augenreihe ist schwach recurv oder gerade. Die Hinteraugen sind fast gleich gross, ebenso ihre Abstände, die gleich oder eine Spur kleiner sind als ein Augendurchmesser; die vordere Augenreihe, die etwas schmäler ist als die hintere, ist ebenfalls recurv {sogar die untere Tangente!). Die vordern Mittelaugen sind die kleinsten von allen; ıhr Abstand ist etwas veränderlich und höchstens gleich dem Radius; bei einem der Weibchen stossen sie fast zusammen. Die vordern Seitenaugen sind etwas grösser als die hintern und fast doppelt so gross als die vordern Mittelaugen ; ihr Abstand von den letztern ist etwas grösser alsderen Durchmesser. Das Trapez der Mittelaugen ist etwa so lang, wie hinten breit. Der 100 E. Schenkel. Clypeus ist etwa1 1% mal so hoch als das Mittelaugentrapez lang; er ist unter den Augen kaum vertieft und ragt nachuntenganzschwach vor. Die Länge der Mandibeln entsprichtetwa der Höhe des Cephalothorax und der 11%-fachen des Clypeus. Die Aussenränder beider Mandibeln sind annähernd parallel, weichen nur gegen das Unterende etwas auseinander; die Innenränder bılden von der Mitte bis zum Klauen- selenk ziemlich regelmässige Bogen. Der Vorderrand der Klauen- furche trägt 6 Zähne; von diesen ist der oberste etwas weiter von seinem Nachbarn entfernt, als die gedrängt stehenden übrigen; letztere nehmen vom zweitobersten, grössten bis zum sehr kleinen letzten regelmässig an Grösse ab. Die Vorderfläche der Mandibeln ist netzförmig runzlig und trägt vereinzelte grössere Borsten. Die Lippe ist kurz, fast doppelt so breit als lang; ihre Seiten nähern sich nach vorn bogenförmis, ihr Vorderende ist schwach einge- buchtet und trägt den bekannten erhöhten Rand. Die Maxillen sind sehr kurz, gerade vorgestreckt, kaum länger als breit, ver- schoben viereckig und auf der Fläche ziemlich gewölbt; der Aussen- rand ıst ziemlich gerade, der etwas schräge Vorderrand schwach convex; die beiden Vorderecken sind abgerundet; die Innen- ränder sind ebenfalls convex und distal etwas weiter klaffend als basal. Das stark reticulierte, gewölbte Sternum ist etwas länger als breit; die Seiten sind verhältnismässig wenig konvex gekrümmt; das schmale Hinterende trennt die Hüften IV vollständig und erreicht die (gedachte) Verbindunsslinie ihrer Hinterränder; seine Breite entspricht hier etwa der halben Länge einer Hüfte IV; das Hinterende ist nicht zugespitzt, sondern eher noch ganz wenig verbreitert. Das Sternum trägt vereinzelte Borsten; die längsten stehen in der Nähe der Vorderecken. Ober- und Vorderseite von Femur I sind unbestachelt, dagegen zieht sich längs dem vordern und hintern Unterrand je eine Reihe stachelähnlicher, langer Borsten, deren endständige am stärksten sind; die Patella hat 1 Stachelborste oben am distalen Ende, die Tibia oben 2, auf ’/, und ?/, der Länge, ausserdem einige Hôrhaare, das längste auf 2}, der Länge. Die Vorderseite der Tibia hat auf %4 der Länge einen kräftigen Stachel, die Hinterseite in der mittleren Partie einige steifere Borsten in einer Längsreihe und eine kurze Stachel- borste vor dem distalen Ende. Bein II ist ähnlich bewaffnet wie I, nur ist der Stachel an der Vorderseite der Tibia weniger deut- lich. Tibia IV hat oben wohl 1—1 Stachel, doch ist der proximale abgebrochen; die Stachelborste der Patella IV ist sehr lang; am Femur IV befindet sich vor dem distalen Ende unten vorn 1 Stachel. Die Metatarsen sind unbewehrt; Metatars IV trägt kein Hörhaar. Beitrag zur Spinnenkunde. 101 Kopulationsorgane: Patella und Tibia des männlichen Palps sind kurz und fast gleich lang; die erstere ist etwa so lang wie dick und trägt am distalen obern Ende eine etwas stärkere, gebogene Borste; die Tibia ist an der Basis schmal, nach vorn etwas breiter als de Patella, an der distalen äussern Ecke stehen mindestens 2 längere, stärkere, etwas gebogene Borsten. Die proximale Ecke der Lamina tarsalıs ragt etwas über die Tibia vor und ist hinten ausgehöhlt, so dass die Wölbung der Tibia hineinpasst; oben auf dieser Ecke steht ein Büschel stärkerer Borsten. Die Aussen- kante der Lamina tarsalis ist in einen breiten, abgerundeten, dem Bulb aufliegenden Lappen ausgezogen. Am Bulbus selbst fällt vor allem das mächtig entwickelte Paracymbıum auf, das je nach der Ansicht bis über die Mitte des Bulbs hinausreicht und an Volumen diesen wohl beträchtlich übertrifft; seine Form entspricht etwa der vordern Hälfte einer mitten durchgebrochenen Gondel, deren Schnabel vollständig hakenförmig zurückgebogen ist und am Ende in 2 Zweige sich spaltet; von diesen richtet sich der längere, untere dem Aussenrand des basalen Paracymbium- teiles parallel rückwärts; diese breite basale Partie des Para- cymbiums hat nach innen umgeschlagene, dunkle Ränder, die sozusagen ein längs der Mitte offenes Verdeck bilden. Der eigent- liche Bulbus ist verhältnismässig klein, stark ausgebildet dagegen der Embolus; er liegt quer, in halbkreisförmiger Biegung vor dem distalen Ende und ist ein breites, am Aussenrande ziemlich dickes Band, das gegen die Lamina tarsalis zu muschelförmig ausgehöhlt ist, auf der entgegengesetzten Fläche dagegen einen in eine Zacke endenden, senkrecht abstehenden Kamm trägt. Das Geschlechtsfeld des Weibchens hat Ähnlichkeit mit dem- Jenigen von Tmeticus capucinus Simon (Arachn. de France), Centromerus vindobonensis Kulczynski (Symbola ad Faun. Aran. Austr. infer.) und Macrargus indistinetus Kulezynski (M&m. Acad. Petersb. VIII 18); es ist eine annähernd dreieckige Platte, deren Breite etwa 14 von derjenigen des Abdomens beträgt; die Länge ist etwas geringer; vorn ist das Dreieck nicht mit der ganzen Basis angewachsen; die beiden Vorderecken sind noch frei und abge- rundet, die Seiten gegen die Spitze etwas ausgeschweift, die Sc rander wulstig verdickt, bräunlich; die Fläche der Platte ist etwas vertieft, weisslich End behaart. Der Cephalothorax, die Palpen und Beine sind bräunlichgelb, der Bulb viel dunkler, kastanienbraun, am dunkelsten Paracymbium und Embolus. Der Hinterleib ist weisslich graugelb. 102 E. Schenkel. Lepiorhoptrum huthwaithi (Cambridge). Adelboden: Wald beim Engstligenfall (2 VII); Fellboden, Bannalp und Oberfeldalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (4 @ VIT—VIII). Microneta glacialis (L. Koch). Albristhorn bei Adelboden, 2700 m (32 VIII). Mhicroneta subtilis (Cambridge). Hirnikôpfli, aus Moos ($ © VII); Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nid- walden ($ VII); Umgebung von Adelboden (© VII oder VIII). Microneta viaria (Blackwall). Spitzwald, Fuchshag und Dorenbachquellen; Buchhalden und Fleisch- bachquelle im Reinacher Wald; Schiessplatz Münchenstein; Rütihard; Unterforst bei Möhlin; Huzmannsfluh; Burgengrat bei Pfeffingen; Blauen- weide; Hirniköpfli; Halde, Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf (4 © I-IV, X-XII); Umgebung von Altzellen, Nidwalden (2 VIII). Maicryphantes corniger (Blackwall). Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbruck, Westhang des Herrenmattplateaus; Südhang der Fgefluh; Graben bei Dietel, Bretzwil (& © I-II, X-XII). Micryphantes rurestris C. L. Koch. Auf einem Gemüseacker bei der Lenzgasse äusserst häufig; die Gewebe überdecken kleine, durch die Vegetation geschützte Vertiefungen des Bodens. Die schlanken, flinken Männchen sind von den zusammen vorkommenden Ameisen von weitem kaum zu unterscheiden. Weitere Fundorte: Allschwiler Bächli; Fuchsberg ob Bottmingen; Birsufer beim Schänzli; Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornachbruck; Hard; Wartenberg; Burgengrat bei Pfeffingen (4 © L II, V, VI, X, XII); Westhang der Huz- mannsfluh und Hofstetterköpfli ab Gebüsch (3 © VI); Bettelrüti und Ober- feldalp, Nidwalden ($ © VII). ** Maicryphantes fuscipalpis C. L. Koch. (Vergl. ÜHYZER UND KuzczyNski, Araneæ Hunger. Bd. II, p> 88, Dar, 2 W035)" Gemüseacker an der Lenzgasse ($ © VI). Rheinhafen, unter Stein (4 Il). Etwas seltener als M. rurestris, die Männchen sind noch schlanker, ameisenähnlicher als diejenigen obiger Art; ihre Beine sind mehr schwärzlich. Micryphantes gulosus (L. Koch). Bannalp, Nidwalden, 1700-2000 m (3 2 VIII). * Micryphantes innotabilis (Cambridge). Gemüseacker an der Lenzgasse (3 VI). Beitrag zur Spinnenkunde, 105 Mieryphantes dilutus (Cambridge). Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide bei Dornach; Rütihard; Unterforst bei Möhlin; Westhang des Herrenmattplateaus; Luegmatt; Burgen- grat bei Pfeffingen; Blauenweide; Graben bei Dietel, Bretzwil (4 9 I, II, x, X). *Sintula simplicitarsis (E. Simon). Gemüseacker bei der Lenzgasse (3 VI, VII). Sintula aërius (Cambridge). Quellarme des Dorenbachs (SQ II, III). ** Sintula ?affinis Kulczynski. Zeininger Egelsee bei Möhlin (PX). Vergl. Symbola ad Faun. Aran. Austrie inferioris, p. 82, rar ka. 47, 48: Die Epigyne ist der zitierten Abbildung sehr ähnlich, nur ist das Septum zwischen den beiden Buchten etwas schmaler. Bathyphantes concolor (Wider). Gemüseacker an der Lenzgasse; Allschwiler Bächli; Spitzwald, Doren- bachquellen und Fuchshag; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Schiessplatz Münchenstein; Rütihard; Zeininger Egelsee bei Möhlin; Falkenfluh; Blauenweide; Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf ($ 2 I-VII, X, XII); Seklisbachfall bei Ober-Rickenbach, Bettelrüti, St. Joder,. Eschlen und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($ © VII— VIII). Bathyphantes dorsalis (Wider). Birsufer beim Schänzli; Reinacher Heide; Huzmannsfluh (2 V-VI). Bathyphantes nigrinus (Westring). Fleischbachquelle im Reinacher Wald (© IV). Bathyphantes gracilis (Blackwall). Dorenbachquelle; Graben bei Dietel, Bretzwil (2 II, X); Wallegg bei Ober-Rickenbach, St. Joder, Altzellen, Nidwalden (2 VII-VIII); Val Ftur im Engadin, 1700 m, unter Steinen, gesammelt von Dr. Handschin, 16. V.1918 (& 9). Die Exemplare aus den Alpen sind viel grösser, als solche aus der Umgeb. Basels; sie erreichen die Dimensionen, die Kur- CZYNSKI für seinen Bathyphantes similis angibt: Cephalothorax ca. 1 mm lang, 0,75 mm breit, Totallänge 2,8 mm. Die Längen- verhältnisse von Tibia I zu Tibia-+-Patella IV sind schwankend, fügen sich aber mehr oder weniger den für B. similis angegebenen ein: 104 E. Schenkel. 1. © von Nidwalden: Tib. I 1,4mm, Tib+ Pat. IV ca. 1 mm (? Ersatzbein) 2. 2 39 39 32 I 1,5 De 29 2 IV 29 1,45 39 - yon Val Rturz 112), ” VE Die Vergleichung der Palpen des Männchens von Val Ftur mit solchen aus der Umg. Basels ergab aber keine nennenswerten Unterschiede, auch dıe Form der weiblichen Geschlechtsfelder ist ziemlich übereinstimmend; ıch stelle darum alle von mir unter- suchten Exemplare zu B. gracilıs. Lephthyphantes minutus (Blackwall). Reinacher Wald (2 XII). Lephthyphantes leprosus (Ohlert). Umgebung von Adelboden (3 9 VII oder VIII). Lephthyphantes terricola (C. L. Koch). Oberforst bei Möhlin; Graben bei Dietel, Umgebung von Bretzwil Graben hinter Gilgenberg ($2 VII, X); St. Joder und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 VII-VIII); Umgebung von Adelboden, Wald bei Tschentenalp (4 2 VII —VIIT). Lephthyphantes bäblerı de Lessert. Umgebung von Grindelwald (3 VII oder VIII). Lephthyphantes handschini Schenkel. Taf. VII, Fig. 14. Gipfel des Albristhorns bei Adelboden, 2700 m, unter Steinen, mehrere g und ©, ein d ohne Palpen (VIII). Lephthyphantes fragilis (Thorell). Seklisbachfall bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (2 VIII). Lephthyphantes nodifer Simon. Hülzistein; Graben bei Dietel, Bretzwil; Hirniköpfli; Windenberg bei Oberdorf (& © VII, X); Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach; St. Joder. Eschlen, Schwarzwald- und Bruniswaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($ © VII-VIII); Umgebung von Adelboden (2 VII). Lephthyphantes angulipalpis (Westring). St. Joder, Altzellen, Nidwalden (2 VII). Lephthyphantes kocht Kulezynski. . Windenberg bei Oberdorf (4 ® X). Lephthyphantes monticola Kulczynski. Grindelwald (2 VII oder VIII). Beitrag zur Spinnenkunde. 105 Lephthyphantes pallidus (Cambridge). Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Unterforst bei Möhlin; Um- gebung von Bretzwil (SX, IV, VIL X); Umgebung von Adelboden (& ? VIT). , Lephthyphantes mansuetus (Thorell). Reinacher Heide bei Dornachbruck; Westhang des Herrenmatt- plateaus; Fuss der Falkenfluhwand; Halde bei Oberdorf (SI, X, © X). Lephthyphantes lepidus (Cambridge). . Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (© VIII); Umgebung von Adelboden; Wald bei Tschentenalp (4 2 VIT). Lephthyphantes mughi (Fickert). Fellboden-Bannalp bei Ober-Rickenbach, Schwarzwaldalp bei Alt- zellen, Nidwalden ($ 2 VIII). **Lephthyphantes variabilis Kulczynski. Taf. VII, Fig. 15. Synon: Lephthyphantes sp. in E. Hanpschin, „Beiträge zur Kenntnis der wirbellosen terrestrischen Nivalfauna der Schweiz. Hochgebirge‘, p. 82, Fig. 6—7. - Val del Diavel und Alp Murter-Terzahütte im Nationalpark, Engadin ER). | Die beiden Weibchen stimmen weder unter sich noch mit Kuzczynskis Beschreibung (Symbola ad. Faun. Arachn. Tirol. p. 322) vollständig überein. Die geringen Unterschiede in der Augenstellung sowie im Bau der Epigyne scheinen mir eine Tren- nung in mehrere Arten nicht zu rechtfertigen. Beim Exemplar von Val del Diavel ist die vordere Augenreihe deutlich procurv, da die obere Berührungslinie der 4 ungleich- grossen Vorderaugen fast gerade ist. Die Epigyne stimmt ziem- lich mit Kulezynskis Fig. 40 auf Taf. VII der zit. Arbeit überein, nur ist der hintere Ausschnitt des Clavus sehr tief, seine Wölbung etwas unegal, seine Hinterhälfte fast eben, längs der Mitte in Ver- längerung des hintern Ausschnittes von einem furchenartigen Eindruck durchzogen, der sich nach vorn verliert. Die glänzenden Tuberkel jederseits der Hinterecken des Clavus sind grösser als in der zitierten Abbildung, und das mittlere Säulchen im Aus- schnitt hat oben ein deutliches Loch. Die Färbung stimmt mit derjenigen der dunklern Exemplare aus Tirol überein. Die Be- stachelung der beschädigten Beine ist grösstenteils abgerieben. Übereinstimmend mit dem von E.Hanpscnin auf der Lischanna erbeuteten Weibchen hat dasjenige von Alp Murter etwas ab- 106 ; E. Schenkel. weichenden Bau der Epigyne, weshalb ich es genauer beschreibe: Cephalothorax ca. 1 mm lang, 0,7—0,8 mm breit; Bein I: Femur 1,6mm; Patella 0,3 mm; Tibia 1,5 mm; Meta- tars 1,5 mm; Tars 0,85 mm; Bein II: 1,5+0,3+1,4+1,35+0,8 mm; Bein III: 1,2+0,8+1+ 1,05+0,6 mm; Bein IV: 1,55+0,3+1,3+1,35-+.0,75 mm. Die Kopfbrust ist fein und dicht netzförmig skulpiert, mässıg slänzend; die Kopffurchen sind tief aber nicht scharf begrenzt. Die radiären Thoraxfurchen sınd 3 kurze, seichte Eindrücke, deren vorderster eigentlich noch innerhalb der Depression der Kopffurche gelegen ist. An Stelle der Mittelritze findet sich em querer, verschwommener Eindruck. Die hintere Augenreihe ist leicht recurv; ihre Augen sind annähernd gleichgross; der Zwischen- raum der hintern Mittelaugen ist ein klein wenig grösser als der Radıus, der Abstand von den Seitenaugen etwas kleiner als der Durchmesser. Die vordere Augenreihe ist sehr leicht recurv, so dass die untere Tangente fast gerade ist; die vordern Mittelaugen sind die kleinsten, kaum halb so gross als die vordern Seitenaugen, welche die grössten von allen sind. Der Zwischenraum der mitt- leren ist etwa gleich dem Radius; um fast den 11%-fachen Durch- messer sind sie von den seitlichen getrennt. Der Clypeus ist unter den Augen tief ausgehöhlt; er ist eher niedriger als das Mittel- augenfeld; letzteres ist etwa so lang wie hinten breit. Unterhalb der eben erwähnten Einbuchtung ist der Clypeus wieder schräg nach vorn gerichtet; mehr als doppelt so lang als letzterer hoch sınd die Mandibeln; ihre Aussenränder sind leicht geschweift, so dass dıe Enden etwas auseinander weichen; der Innenrand läuft bogenförmig zum Klauengelenk; eine deutliche vordere Ab- stutzung fehlt. Der Vorderrand der Klauenfurche hat 3 Zähne. Das Sternum ist ziemlich glatt und glänzend, undeutlich quer- netzförmig geritzt, mit spärlichen Borstenpunkten. Der Clavus der Epigyne ist breiter, seine hintere Begrenzung fast W-förmig; die Seitentuberkel sind grösser und mehr nach hinten gerückt; das Säulchen im Clavusausschnitt ist auch grösser und hat oben ein tiefes, rundes Loch. Die Winkel zwischen den Tuberkeln und dem Säulchen sind durch fast verschwindende, verdeckt gelegene Stückchen ausgefüllt. Bei dem Weibchen von Val del Diavel sind diese Stückchen viel grösser, von oben deut- lich sichtbar; ähnlich sind dieselben auch in Kurczynskiıs Zeich- nung dargestellt, während der Text ihrer nicht erwähnt. Färbung: Kopfbrust rötlichbraun, am Rande schwärzlıch; Mundteile und Beine rötlichgelb; Sternum metallschwarz. Ab- Beitrag zur Spinnenkunde. 107 domen schwarzbraun mit 4 Längsreihen weisslicher Flecke: die -beiden Mittelreihen sind nahe beisammen; von ihren strich- förmigen Bestandteilen sind die vordersten parallel, die übrigen weichen nach hinten leicht auseinander. Die Hinterenden dieser Striche sind durch undeutliche Anastomosen mit den wenig aus- seprägten Flecken der seitlichen Reihen verbunden. Die Bestachelung der Beine ist grösstenteils abgerieben. Lephthyphantes cristatus (Menge). Spitzwald, Dorenbachquellen und Fuchshag; Buchhalden und Fleisch- bachquelle im Reinacher Wald; Rütihard; Ober- und Unterforst bei Möhlin; Hülzistein; Huzmanns- und Falkenfluh; Luegmatt; Südhang der Eggfluh; Blauenweide; Umgebung von Bretzwil, Graben bei Dietel; Dielenberg bei Oberdorf (4 I—IV, VII, X-XI). Lephthyphantes tenebricola (Wider). Fuchshag- ob Bottmingen; Eigental-Schauenburg; Unterforst bei Möhlın; Umgebung von Bretzwil; Hirnikôpfli ($V, VII, £ VII, X); Bettelrüti, Seklisbachfall, Fellboden-Bannalp, Egg, Altzellen, Schwarzwald- und Brunis- waldalp, Nidwalden (4 © VII-VIII); Umgebung von Adelboden, Engstligen Fall, Tschentenalp, Elsighorn ($ 2 VII-VIIT). Lephthyphantes tenuis (Blackwall). 3 Von den früher zu dieser Art gestellten Exemplaren aus der Umgebung Basels sind 25 & und 18 © richtig bestimmt, 18 & und 40 © dagegen gehören zu Lephthyphantes zimmermanni. Allschwilerbächli; Gemüseacker bei der Lenzgasse; Südhang der Egg- Han oO EVENE) Lephthyphantes zimmermanni Bertkau. Dornachberg-Hülzistein; Falkenfluh; Burgengrat bei Pfeffingen; Um- gebung von Bretzwil; Graben bei Dietel; Graben hinter Gilgenberg; Hirni- köpfli; Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf ($ VII 2 I, IV, VII, X): Bettelrüti, Seklisbachfall, Fellboden-Bannalp, St. Joder, Altzellen, Eschlen, Schwarzwaldalp, ($ 2 VII—VIII); Umgebung von Adelboden, Tschenten- alp ($ @ VII-VIII). Lephthyphantes flavipes (Blackwall). Gemüseacker bei der Lenzgasse; Spitzwald und Fuchshag; Heiligholz und Buchhalden im Reinacher Wald; Rütihard; Hard; Unterforst bei Möhlın; Hülzistein; Westhang des Herrenmattplateaus; Halde, Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf ($ VI, X, © III, X, XII); Umgebung von Adel- boden (2 VII). 3 Lephthyphantes mengei Kulczynski. Dorenbachquelle; Buchhalden im Reinacher Wald; Schiessplatz Mün- chenstein; Reinacher Heide; Westhang des Herrenmattplateaus (3 III, XII, © III, X); Umgebung von Adelboden; Elsighorn (4% VII-VIII). 108 E. Schenkel. Lephthyphantes obscurus (Blackwall). Hofstetter Köpfli (9 VI); Umgebung von Adelboden (9 VII). Drapetisca socialis (Sundevall). Haus an der Lenzgasse ($ IX); Wartenberg (9 X). Labulla thoracica (Wider). Umgebung von Bretzwil (© VII); Bettelrüti und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 immat. VII-VIII); Umgebung von Adelboden (&@ VIT). Linyphia phrygiana C. L. Koch. | Hirniköpfli (© VII); Umgebung von Adelboden (2 VIII). Linyphia montana (Clerck). Dorenbachquelle; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald (4 £ immat. II-IV). Linyphia emphana Walckenær. Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (9 VII). Linyphia peltata Wider. Dornachberg-Hülzistein, auf niedrigen Tännchen im Walde, sehr kleine Exemplare; Falkenfluh; Eichenberg (4 IV, VI, © VI); Umgebung von Adel- boden ($2Q VII). Linyphia hortensis Sundevall. Rütihard; Dornachberg-Hülzistein ; Falkenfluh (© IV, VI, & X). Linyphia pusilla Sundevall. . Umgebung von Adelboden (2 VIII). Linyphia clathrata Sundevall. Allschwilerbächli; Allschwilerwald beim Neuwilerbach; Reinacher Heide bei Dornachbruck ($2 X, XI, I). Stemonyphantes bucculentus (Clerck). Allschwilerbächli; Reinacher Heide gegenüber Dornach (49 I, IL N). Rheinhafen, unter Hochwasserdetritus (© IT). Bolyphantes alticeps (Sundevall). Umgebung von Bretzwil (© imm. VII); Seklisbachfall bei Ober-Ricken- bach, Nidwalden ($ 2 VIII). Bolyphantes luteolus (Blackwall). Wald am Elsighorn bei Adelboden (2 VIII). Tapınopa longidens (Wider). Reinacher Heide gegenüber Dornach; Unterforst bei Möhlin; Halde, Windenberg und Dielenberg bei Oberdorf (© X). Beitrag zur Spinnenkunde. 109 Pachygnatha de geeri Sundevall. . Acker bei der Lenzgasse; Allschwiler Bächli; Fleischbachquelle im Reinacherwald; Zeininger Egelsee bei Möhlin ($ I, IV, X, 2 VI); Umgebung von Adelboden (3 VII). Rheinhafen, unter Hochwasserdetritus (© ID. Pachygnatha listeri Sundevall. | Fleischbachquelle; Schiessplatz Münchenstein; Westhang des Herren- mattplateaus (3 IV, X, XII, © XII). Rheinhafen, unter Hochwasserdetritus (= m) Pachygnatha clercki Sundevall. Dorenbachquelle (& III). Tetragnatha solandri (Scopoli). Umgebung von Adelboden; Strasse Adelboden-Frutigen (4 VIII). Tetragnatha obtusa C.L. Koch. Abhang der Niederterrasse beim Schänzli, auf Föhren (4 V). Meta segmentata (Clerck). Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden ($ VII); Umgebung von Adelboden (2 VII). Meta segmentata var. mengei Thorell. Dielenberg bei Oberdorf (X). Meta merianæ (Scopoli). Westhang der Huzmannsfluh; Moos der Quelle Falkenfluh- ee (8%, ? X-XI). Meta menardi (Latreille). Felsspalt an der Huzmannsfluh (9 juv. X); Höhle beim Grienflühli, Reigoldswil (4 © immat. VII); Haus auf Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (3 © VII-VIIT). Argiope bruennichi (Scopoli). Bielhubel ob Oberwil, am Rande eines Feldwegs (2 VIII). Cyclosa conica (Pallas). Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (9 VII); Umgebung von Adelboden (© juv. VII oder VIII). Araneus sevus (L. Koch). Wirtshaus zur Schermtanne bei Adelboden, auf einem Hutrande, wohl aus dem Gebüsch (3 VIII). _Araneus omœdus (Thorell). Umgebung von Adelboden (2 VIII). 110 E. Schenkel. Araneus diadematus Clerck. An einem Felsblock auf dem Hügel nördlich Vorderstaffel, Bannalp (Nidwalden). Die Färbung war dem dunkelgrauen Gestein täuschend ähn- lich (© VII). Umgebung von Adelboden, häufig (4 VII). Araneus marmoreus pyramidata Clerck. Waldrand zwischen Allschwil und Schönenbuch (2 IX). Araneus cucurbitinus Clerck subsp. opisthographa Kulczynski. Haus an der Lenzgasse; Reinacher Heide ($ ® VI). Araneus alpicus L. Koch. Bettelrüti bei Wolfenschiessen, Nidwalden (2 VIII). Araneus sturmi (Hahn). Falkenfluh ($ VD). | Araneus triguttatus Fabricius. Falkenfluh; Hofstetter Küpfli (2 VI, & VIT). Araneus ceropegius Walckenær. Umgebung von Adelboden; am Weg zum Hahnenmoos auf niedrigen Tännchen zahlreich (4 © VII-VIII). Araneus umbraticus Clerck. Im Dachraum eines Bienenstandes an der Lenzgasse; Blauenweide: (2 IV, I); Umgebung von Adelboden (3 VIII). Araneus patagiatus Clerck. Birsufer und Abhang der Niederterrasse beim Schänzli (2? & V). Araneus nitidulus (C. L. Koch). Birsufer beim Schänzli (3 V). Araneus pygmeus (Sundevall). Westhang der Huzmannsfluh (3 VI). Araneus sanguineus (C. L. Koch). Rütihard, ein einfarbig blutrotes Weibchen; Reinacher Heide; West- hang der Huzmannsfluh (? 9 V —VI). Araneus montanus (C. L. Koch). Umgebung von Adelboden (8 VIII). Ero furcata (Villers). Dorenbachquelle; Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Münchensteiner Schiessplatz; Reinacher Heide gegenüber Dornach; Hülzistein; Luegmatt; Halde bei Oberdorf (S II, X, © I-IV, X, XII). Beitrag zur Spinnenkunde. 111 Tmarus piger (Walckenær). Birsufer beim Schänzli; Rütihard; Reinacher Heide (& © V, © immat. 1.9): Coriarachne depressa (C. L. Koch). Schiessplatz Münchenstein; Reinacher Heide; Westhang der Huz- mannsfluh (4, ® und © juv. XII, © II). Pistius truncatus (Pallas). Neuwilerbach, Spitzwald und Fuchshag; Hofstetter Kôpfli; Halde bei Oberdorf (© immat. aus Detritus gesiebt X, XI;Q ad. ab Eichengebüsch VI). Misumena vatia (Clerck). Dornachberg-Hülzistein; Falkenfluh (9 IV, & VI). Diea dorsata (Fabricius). Jakobsberger Hölzli; Buchhalden im Reinacher Wald; Eigental; Ober- forst bei Möhlin (3 V, S'immat. III, X). Oxyptila horticola (©. L. Koch). Münchensteiner Schiessplatz; Reinacher Heide gegenüber Dornach; Westhang des Herrenmattplateaus; Fuss der Falkenfluh; Luegmatt; Süd- hang der Eggfluh; Hirnikôpfh (32 I, II, VII, X, XI). Oxyptila trux (Blackwall). Buchhalden und Fleischbachquelle im Reinacher Wald; Schiessplatz Münchenstein; Hard; Unter- und Oberforst bei Möhlin; Huzmanns- und Falkenfluh, Luegmatt; Südhang der Eggfluh; Blauenweid; Dielenberg bei Oberdorf ($ 2 I-IV, X-XII); Egg bei Altzellen, Nidwalden (2 VII). Oxyptila rauda Simon. Engstligenalp bei Adelboden @ VIII). Oxyptila scabricula (Westring). Reinacher Heide bei Dornachbruck (© X). Oxyptila blackwalli Simon. Fuss der Falkenfluhwand (© X). Oxyptila praticola (C. L. Koch). Âussere Grenzacherstrasse unter Platanenrinde; Allschwiler Bächli; Dorenbachquellen; Reinacher Wald; Reinacher Heide; Unterforst bei Möhlin (2 I-IV, X, XII). Oxyptila simplex (Cambridge). Hofstetter Köpfli, ab Gebüsch (3 VI). Xysticus bifasciatus (C. L. Koch). Umgebung von Adelboden (4 VIII). 112 > E. Schenkel. Xysticus gallicus Simon. Bannalp, Nidwalden, an einer Felswand des Kaiserstuhls, lebend in etwa 21% m Höhe in fremdem Spinnennetz (4 VII); Wallalp, ca. 1800 m (2 VIII). Xysticus pini (Hahn). Reinacher Wald; Schiessplatz Münchenstein (© III, XII); Seklisbach- fall und Altzellen, Nidwalden (© VIII); Adelboden, von einer Zimmerdecke an einem Faden herunterhängend (2 VIII). Xysticus cristatus (Clerck). Die Weibchen dieser Art sind sehr veränderlich, sowohl hin- sichtlich der Färbung als im Bau der Epigyne. 2 Stücke aus der Umgeb. von Bretzwil (VII) sind sehr dunkel, jedoch scharf ge- zeichnet, auch verhältnismässig gross. Die Zeichnung der beiden ist übereinstimmend, die Epigynen sind verschieden: Beim grössern ist der Mittelkiel des Geschlechtsfeldes schmal und der Quere nach gewölbt; die Gruben sind gross und haben etwas eckige Umrisse; beim kleinern ist der Kiel breiter und oben abgeflacht; die Gruben sind klein und rundlich, erinnern ein wenig an Kuvur- CZYNSKIS Fig. von Xysticus gallicus. Ähnliche Färbung zeigt ein Weibchen vom Gemüseacker an der Lenzgasse (VI). Vom Wall- ege bei Altzellen, Nidwalden, 1800 m (VIII), sowie vom Val del Diavel im Nationalpark, Engadin (X) habe ich weibliche Exemplare untersucht, die durch dunkelbraune Farbe und verwischte Zeich- nung an Xysticus robustus erinnern, ähnlich wie die Var. alpinus Kulez. des Xysticus lateralis. Xysticus lateralis (Hahn). Rütihard ; Eigental-Schauenburg; Hofstetter Köpfli; Falkenfluh; Eichen- berg (SR V-VI); Bannalp-Oberfeld bei Ober-Rickenbach, Nidwalden, ca. 1700 m (3 VII). **Nysticus lateralıs (Hahn) var. alpinus Kulczynski. Val del Diavel im Nationalpark, Engadin, 2100 m (© X). Xysticus glaciahs L. Koch. Sinsgau und Bannalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (2 VII). Xysticus acerbus Thorell. Fussweg beim Hagendörnli, Bruderholz (& IV). Syncema globosum (Fabricius). Rütihard (2 V), 2 grössere sind rot, 1 kleineres gelbgerandet. Philodromus dispar Walckenær. Rütihard; Eigental-Schauenburg (4 V). Beitrag zur Spinnenkunde. 115 Philodromus emarginatus (Schrank). Abhang der Niederterrasse beim Schänzli, auf Föhren (49 V). Philodromus ?albomaculatus Bösenberg. Erlenpark, äussere Grenzacher Strasse, unter Platanenrinde (juv. II, IV). Die Diagnose scheint mir noch unsicher; die Zeichnung stimmt teilweise mit den Schilderungen von BÖSENBERG und DE LESSERT überein; so sind die weissen Punkte am Cephalothorax- rand sehr ausgeprägt; ziemlich entfernt vom Rande zieht sich jederseits durch die braunschwarzen Cephalothoraxseiten eine 2. Reihe heller Flecke, die aber kleiner und unscheinbarer sind; die helle Mittelbinde hat hinter den Mittelaugen mehrere braune Längsstriche; auf dem Brustteil ist sie seitlich etwas sternförmig und längs der Mitte von einer + breiten braunen Binde durchzogen. Der Hinterleib ist dunkler als BüsENBERG angibt. Philodromus fuscomarginatus de Geer. Bruderholz, Wäldchen zwischen Innere Wannen und Galgenrain, P. 350, unter Föhrenrinde ($ immat. II, III). Philodromus rufus Walckener. Rütihard (3 V). Thanatus alpinus Kulczynskıi. Fuorcla d’Alp Fontanna bei der Piz Kesch Hütte, 2700 m, ges. von Dr. Bigler ( VII). Clubiona corticalis (Walckenær). Bruderholz, Galgenrain, unter Föhrenrinde; Dielenberg bei Oberdorf (2 VI, juv. X). Clubiona cerulescens L. Koch. Eigental-Schauenburg (9 V). Clubiona kulczynskii de Lessert. Taf. VII, Fig. 16. Wald hinter Bettelrüti bei Wolfenschiessen, ca. 900 m (& VII); La Selva bei Zernetz, Engadin, ca. 1700 m (9 X, ges. von Dr. Bigler). Totallänge des Weibchens etwa 6 mm, Cephaloth. ungefähr 2%, mm. Beide Augenreihen sind fast gerade, kaum procurv; alle 8 Augen sind annähernd gleich gross; der Zwischenraum der hintern Mittelaugen ist etwa doppelt so gross als der Durchmesser; der Abstand von den seitlichen ist etwas kleiner; alle 3 Abstände der Vorderaugen sind nur etwas grösser als der Augenradius und kleiner als der Durchmesser. Auf der Stirnmitte zwischen den 8 114 E. Schenkel. Vorderaugen steht eine lange Borste. Der Clypeus ist sehr niedrig, unter den Mittelaugen kaum so hoch als deren Radius. Die Man- dibeln sind an der Basis etwas knieförmig vorgewölbt; sie tragen neben der dünnen Behaarung noch vereinzelte lange Borsten, besonders längs der Innenseite. Der Cephalothorax ist rotbraun, fem dunkelbraun mar- moriert und hat einen ziemlich breiten, dunklen Rand; seine Behaarung ist nicht sehr dicht, weisslich. Der Hinterleib ist dunkler, violettbraun; vorn, wo die Haare nicht abgerieben sind, stehen dieselben ziemlich dicht und sind anliegend, seidenartig. Die Mandibeln sind ziemlich dunkelbraun, die Lippe fast schwarz mit weisslichem Endrand; die Maxillen und das Sternum sind rotbraun, letzteres gegen den Rand dunkler; die Hüften und Beine sind heller, ziemlich lebhaft gelbbraun. Das Geschlechtsfeld vor der Querfalte ist fast trapezförmig, dunkelbraun, seitlich von hellen Flecken begrenzt; auf seiner Fläche, mehr auf der Vorderhälfte, bilden 2 helle Striche einen stark recurven, in der Mitte schwach unterbrochenen Bogen oder Winkel. Die Bauchfläche hinter der Falte ist heller, braunrot und wird seitlich von weisslichen Punktreihen eingefasst; die Spinn- warzen sind wieder dunkler braun. | Die Epigynenfläche ist deutlich querrunzhg; ıhr Hinterrand ist procurv; von demselben dringen nahe der Medianlinie 2 kurze parallele Einschnitte nach vorn in die Fläche ein und begrenzen seitlich ein kleines, fast rechteckiges, glänzendes Feldchen. Clubiona hilaris Simon. Umgeh. von Adelboden, Elsishorn, Engstligenfall (2 VIII). Clubiona lutescens Westring. Dorenbachquellen; Birsufer beim Schänzli; Schiessplatz Münchenstein; Halde bei Oberdorf (& V, XII, © IL IIL X, XII). Clubiona terrestris Westring. Dorenbachquelle; Fleischbach im Reinacher Wald; Rütihard (2 III, IE RR): Clubiona germanica Thorell. Dorenbachquelle; Birsufer beim Schänzli; Schiessplatz Münchenstein CNE STE SE) Clubiona brevipes Blackwall. Jakobsberger Hölzli; Hofstetter Köpfli (GS V, VI). Clubiona compta C. L. Koch. Moos der Quelle unter der Falkenfluh; Windenberg bei Oberdorf (9 X.) ns, Beitrag zur Spinnenkunde. 115 Clubiona subtilis L. Koch. Blauenweide (SI). Clubiona trivialis C. L. Koch. Reinacher Heide gegenüber Dornach (4 $ X). Clubiona diversa Cambridge. Luegmatt bei Duggingen (4 II). Anypheena accentuata ?var. obscura Lebert. Haus an der Lenzgasse; Reinacher Heide (2 VI). Färbung der Exemplare für die Stammform zu dunkel. Ein unreifes Männchen vom Reinacherwald hat vollständig un- gefleckten Hinterleib. Zora spinimana (Sundevall). Buchhalden im Reinacher Wald; Münchensteiner Schiessplatz; Lueo- matt; Blauenweide, sehr häufig; Halde und Windenberg bei Oberdorf ($S 2 1I-IUIl, X); Bettelrüti und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (& 2 immat. VII-VIIT). Zora nemoralis (Blackwall). Bettelrüti, Nidwalden (© und Junge VII); Umgebung von Adelboden (2 VII-VIII). Liocranum rutilans (Thorell). Fuss der Falkenfluhwand (© immat. X). Liocranum rupicola (Walckener). Umgebung von Bretzwil (juv. VII); Haus auf Bettelrüti, Nidwalden nachts an Holzwänden, sehr flink! (39 juv. VII-VII). ; Apostenus fuscus Westring. Buchhalden im Reinacherwald (© III). *Scotina celans (Blackwall). Fuss der Falkenfluhwand; Burgengrat bei Pfeffingen; Südhang des Eggfluhbergs; Halde bei Oberdorf ($ X, © I, X, XI). Agreca brunnea (Blackwall). Unterforst bei Möhlin; Blauenweide; Graben bei Dietel, Bretzwil; Dielenberg bei Oberdorf (& I, X, © X). Agroeca chrysea L. Koch. Reinacher Heide bei Dornachbruck; Blauenweide (SI, ® I, X). Agroca striata Kulczynski. Gemüseacker bei der Lenzgasse; Reinacher Heide bei Dornach (£ I, a Ÿ). 116 E. Schenkel. Phrurolithus festivus (C. L. Koch). Gemüseacker bei der Lenzgasse, sehr häufig, teils frei herumlaufend, teile unter Steinen; Altes Bahnterrain bei der Bierburg ($ 9 V-VI). Phrurolithus minimus (C. L. Koch). Gemüseacker bei der Lenzgasse, ebenfalls häufig (SQ in Kopula, V, andre VI-VII); Huzmannsfluh (d' juv. XII). Phrurolithus nigrinus (Simon). Reinacherheide; Gemüseacker bei der Lenzgasse (9 VI). Micaria fulgens (Walckenær). Gipfel des Hirniköpfli, unter besonntem Stein im Gewebe (4 III). Micaria pulicaria (Sundevall). Reinacher Heide bei Dornach; Dielenberg bei Oberdorf (2 immat. & X); Elsigenalp bei Adelboden (3 VII). Micaria hospes Kulczynski. Acker bei der Lenzgasse (? V). ** Micaria silesiaca L. Koch. Acker bei der Lenzgasse (8 V). Die beiden Exemplare wurden erst als Micaria socialis L. Koch bestimmt (nach BösENBERG); die beiden Arten sind sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch. Bei einem meiner Stücke ist der mittlere der 3 Dornen auf der Unterseite des Tarsusrostrums deutlich der Basıs näher liegend als die beiden äussern; beim andern sind alle 3 Dornen in einer etwas schrägen Querreihe emgelenkt. Die Apophyse der Tibia erscheint, genau von der Seite betrachtet, in der Verlängerung der obern äussern Kante der Tibia vorge- streckt, wie in BöÖSENBERG’s Fig. 423; etwas von unten gesehen sieht man sie aber aufgerichtet wie in Fig. 424 I. c.; für Micaria silesiaca spricht das Vorkommen auf einem steinigen, trockenen Gemüseacker. * Micaria guttulata (©. L. Koch). Reinacher Heide bei Dornachbruck (2 I). Mhacaria albostriata L. Koch. Âussere Grenzacherstrasse, unter Platanenrinde (2 IV). Ceto nitescens (L. Koch). Langenerlen, ab Gebüsch (9 IX), unter Ahornrinde (9 XI); äussere Grenzacherstrasse, unter Platanenrinde (© juv. IV); Niederterrasse Schänzli- Rütihard, ab Föhren (9 V). Beitrag zur Spinnenkunde. 117 Cybœus tetricus (C. L. Koch). Umgebung von Bretzwil; Graben hinter Gilgenberg; Windenberg bei Oberdorf (3 VII, © VII, X); Bettelrüti und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden ($ © VII-VIII); Umgebung von Adelboden häufig ($ 8 VII-VIII). Tegenaria silvestris L. Koch. Rütihard (2 X). Tegenaria torpida (C. L. Koch). Buchhalden im Reinacher Wald; Rütihard; Unterforst bei Môhlin; Blauenweide; Graben hinter Gilgenberg; Dielenberg bei Oberdorf (4 I, X; © III, VII, X); St. Joder, Altzellen, Nidwalden (© VII); Umgebung von Adelboden (3 2 VIII). ** Jmaurobius ?poweri Simon. Ich habe vor Jahren 2 Weibchen eines Amaurobius von Claro im Tessin als A. atropos (Walck.) bestimmt. Bei Revision meines Materials an Hand von KuLczynskı ‚De speciebus Euro- pœis generis Amaurobius‘‘ erhoben sich Zweifel über die Richtig- keit der frühern Diagnose. Die seitlichen Zähne des Epigynenfelds haben beinahe die Grösse und annähernd die Lage, wie sie l. c. Taf. XIV Fig. 20 für Amaurobius poweri dargestellt sind, passen aber nicht zu |. c. Fig. 15 (A. atropos); auch liegen die vordern Seitenecken der . Epigynenplatte sehr tief; dagegen ist eine seitliche Einschnürung der letztern und eine kielförmige Erhöhung längs der Mittellinie, wie sie |. c. Fig. 20 darzustellen scheint, nicht zu bemerken; die Bestimmung ist darum noch unsicher, um so mehr als keine Männchen erbeutet wurden. A. poweri Simon ist in den Seealpen gefunden worden. *#*Amaurobius mediocris (Kulczynski). Herr Dr. BIGLER erbeutete im Oktober 1919 im bündnerischen Münstertal (Fuldera-Valcava) 3 Weibchen dieser südtirolischen Art, deren Epigynen sehr gut mit I. c. Taf. XIV Fig. 18 überein- stimmen, nur sind bei den bündnerischen Exemplaren die Seiten- zähne des Geschlechtsfeldes viel kürzer, wohl abgebrochen. Kurczynskis Typen entstammen dem benachbarten Suldental. Amaurobius terrestris (Wider). Umgebung von Wolfenschiessen, Nidwalden: Bettelrüti, Altzellen, Bannalp, Oberfeld, Wallalp, Schwarzwaldalp, in Wäldern und auf Weiden, einzelne Exemplare aussergewöhnlich klein ($ © VII-VIII); Umgebung von Adelboden: Engstligen Fall und Alp, Bütschigraben, Tschentenalp; Grösse sehr variabel ($ 2 VII-VIII). 118 E. Schenkel. Amaurobius inermis L. Koch. Reinacherwald (© XII); Blauenweide (4 © im gleichen Gewebe, I). Cicurina cicur Menge. Rütihard; Reinacher Heide bei Dornach (SEELE C EAIDEABettel rüti bei Wolfenschiessen; Nidwalden; Umgebung von Adelboden; Weg zum Hahnenmoos (2 VII-VIII). Cryphæca sylvicola (C. L. Koch). Oberforst bei Mühlin ; Blauenweide; Huzmannsfluh ; Luegmatt, Umgebung von Bretzwil; Dielenberg bei Oberdorf (SI, II, X, 2II, VII X, XII); Wälder und Weiden der Umgebung von Wolfenschiessen, Nidwalden, sehr häufig: Fellboden, Bannalp, Oberfeld, Wallalp, Egg, Schwarzwald- und Bruniswaldalp. Ein Männchen von Wallalp ist einfärbiger und grösser, stimmt aber hinsichtlich der Gestalt der Palpentibia mit der Stammform, nicht mit der hochalpinen Or. nivalis Schenkel überein; letztere betrachte ich jetzt als eigene Art, nicht nur als Varietät. Hahnia mengei KULCZYNSKI. Münchensteiner Schiessplatz (© I); Halde bei Oberdorf (4 8 X). Hahnia pusilla C. L. Koch. . Allschwiler Bächli; Dorenbachquellen; Buchhalden und Fleischbach im Reinacher Wald; Unter- und Oberforst bei Möhlin; Schiessplatz München- stein; Reinacherheide bei Dornach; Luegmatt; Südhang der Eggfluh; Halde bei Oberdorf ($2 I-IV, X-XID. Hahnia helveola Simon. Fleischbach im Reinacher Wald; Rütihard; Unterforst und Zeininger Egelsee bei Möhlin ($X, 2 IV, X). Hahnia montana (Blackwall). | Umgebung von Adelboden (3 2 VII-VIII). Antistea elegans (Blackwall). Dorenbachquelle; Zeininger Egelsee bei Möhlin (4 X, Q III, X); Um- gebung von Adelboden ( VII oder VIII). Tarentula miniata (C. L. Koch). Gemüseacker bei der Lenzgasse (S V). Tarentula striata Kulczynski. In MüLLER UND SCHENKEL: „Verzeichnis der Spinnen von Basel und Umgegend‘' ist bei dieser, T. striatipes Dol. bezeichneten Art angegeben: ‚Jüngere Tiere zeigen die radiären weissen Streifen der Kopfbrust noch nicht etc. Gestützt auf unsere Angaben spricht Dans in „Die Lycosiden Deutschlands‘ die Vermutung Beitrag zur Spinnenkunde. 119 aus, in der Nähe Basels seien die beiden, von 1hm als 7. striatipes und T. mariæ bezeichneten Arten zu finden. Von vornherein ist es sehr unwahrscheinlich, dass auf einem wenige Hektar grossen Areal 2 Arten von sonst getrennter Verbreitung zusammen vor- kommen und zwar ausgerechnet so, dass die jungen Individuen der einen, die adulten der andern Art angehören. Ich habe neu- lich 2 Männchen, eines von Tittingen am Jurablauen und eines von St. Ludwig ı. Els. stammend, mit DAurs Beschreibung ver- glichen; beider Palpen stimmen genau mit Fig. 49a der ,,Lycosiden Deutschlands‘‘ überein, gehören also zu T. striatipes Dahl=T. striata Kulezynski; nun zeist aber das Tittinger Exemplar keine Spur von weissen Strahlen am Cephalothorax (in feuchtem Zustande), während dieselben beim St. Ludwiger sehr deutlich sind; dieses Merkmal ist also nicht konstant. Tarentula trabalis (Clerck). Umgebung von Adelboden (4 VII). E Das eine Exemplar ist ausgeprägter, das andere undeutlich gezeichnet. Tarentula pulverulenta (Clerck). Tschentenalp bei Adelboden (2 VIII). Tarentula aculeata (Clerck). Hasleberg bei Meiringen (42 VII). Bei Revision meines Materials von T. pulverulenta von ge- nanntem Fundort fanden sich unter mehreren richtig bestimmten einige Exemplare von T. aculeata vor. Trochosa terricola Thorell. Unterforst bei Möhlin ($ X); Seklisbachfall, Nidwalden (© VIII); Um- gebung von Adelboden (2 VII). Trochosa maculata (Hahn). Linkes Rheinufer in der Hard beim Waldhaus ($ © VI). Trochosa leopardus (Sundevali). Zeininger Egelsee bei Möhlin (© immat. X); Altzellen, Nidwalden (2 VII). Pirata linorri (Scopoh). Bettelrüti, St. Joder und Ober-Rickenbach, Nidwalden (2 VII-VIII); Umgebung von Adelboden, zahlreiche Weibchen bei den Eiersäcken in beutel- förmigen Geweben unter Steinen an quellfeuchten Stellen der Talhänge; Weg zum Hahnenmoos (© VIII). L. Rheinufer in der Hard (49 VI). Pirata hygrophilus Thorell. St. Joder, Altzellen, Nidwalden (© VII). 120 E. Schenkel. ** Pirata uliginosus Thorell. Unterforst bei Möhlin (© ad. und juv. X). Die schmale, helle Mittelbinde des Sternums ist sehr kenn- zeichnend. Die Epigyne, unter Flüssigkeit betrachtet, stimmt zemlich mit Fig. 28 p. 281 in Dans ,,Die Lycosiden Deutschlands‘“ überein ; unbedeutende Differenzen sind wohl auf die Verschieden- heit der Untersuchungsmethode zurückzuführen. Torfmoos habe ich bei der Exkursion keines gesehen; vielleicht handelt es sich um eine von den Hochmooren des benachbarten Schwarzwaldes stammende Kolonie. Aulonia albimana (Walckener). Gemüseacker bei der Lenzgasse (2 VI). Pardosa torrentum Simon. Umgebung von Adelboden (2 VIII). Pardosa agrestis (Westring). Elsigenalp bei Adelboden (9 VII). Pardosa monticola (Clerck). Acker bei der Lenzgasse (© VI); Bütschigraben und Engstligenalp bei Adelboden (2 VIII). Pardosa saltuaria (L. Koch). Bannalp-Kaiserstuhl bei Oberrickenbach, Nidwalden (4 © VII); Bütschi- graben, Engstligen-, Elsigen- und Tschentenalp bei Adelboden (2 VII-VIII). Pardosa blanda (C. L. Koch). Enestligenalp bei Adelboden (2 VIII); Stanserhorn (4 VII). Pardosa pullata (Clerck). Umgebung von Adelboden, Elsighorn (3 VIII). Pardosa cursoria (C. L. Koch). Umgebung von Adelboden: Schermtanne, Elsigenalp, Elsighorn, Engst- ligenfall ($ © VII-VIII). Pardosa lugubris (Walckenær). Umgebung von Adelboden, Weg zum Hahnenmoos (© VII-VIIT). Pardosa amentata (Clerck). Umgebung von Ober-Riekenbach, Nidwalden: Sinsgau, Bannalp, Kaiser- stuhl, Oberfeld, Wallalp ($ © VII-VIII); Umgebung von Adelboden, Engst- ligen Fall und Alp, Albristhorn (4 © VII-VIII). : Pardosa ferruginea (L. Koch). Umgebung von Adelboden, Bütschigraben (2 VII-VIIT). Beitrag zur Spinnenkunde. 121 Pardosa lignaria (Clerck). Umgebung von Adelboden, an einem Bretterzaun (9 mit Eiersack VIT). Pardosa ludovier (Dahl). Umgebung von Ober-Rickenbach, Nidwalden: Sinsgau, Brisen, Bannalp, Kaiserstuhl, Oberfeld, Walless, Wallalp ($ Q und juv. VII-VIII). Pardosa wagleri var. nigra (C. L. Koch). Umgebung von Adelboden (2 VIII). Pardosa pyrenæa Simon. Furgialp-Albristhorn bei Adelboden (4, ad. und juv. VIII). Ballus depressus (Walckener). Jakobsberger Hölzli, Birsufer beim Schänzli, Falkenfluh, Halde bei Oberdorf ($ V-VI, juv. X). 2 Myrmarachne formicaria (de Geer). Acker bei der Lenzgasse (9 VI). Heliophanus sp. nova? (H. dampfi m.). Zehlaubruch, Ostpreussen, (32 VI, VID. Die Reservation von Zehlau ist von Herrn Dr. DAMPF in Königsberg durchforscht worden. In der Ausbeute fanden sich 4 $ und 39 einer auffallend kleinen Heliophanusart. d: total 2,5 mm, Cephth. c. 1,3 mm; 2: total 4 mm, Cephth. c. 1,7 mm. Die Beine des & sind gelb; über ihre Vorderseite zieht sich eine schwarze Längsbinde, die an den Patellen unterbrochen ist und an den Metatarsen undeutlich wird. Oberseite der Femora mit kürzerem Strich. Beim © sind Beine und Palpen gelb. Kopf- brustseiten schwarz. Hinterleib (©) unten weisslich, oben metall- glänzend beschuppt, vorn und an den Seiten bis etwas hinter der Mitte mit schmaler, weisser Randbinde, hinter der Mitte der Oberseite mit einem Paar weisser Pünktchen. Der Palpenfemur des & ist kurz und breit; die einfache, hakenförmig zurückgebogene Apophyse steht nahe dem distalen Ende der Unterseite. Von den 2 Tibialfortsätzen ist der untere, hakenförmige gross, gelbbraun; der dünne, schwarze, äussere steht nahezu senkrecht ab. Die Lamina tarsalis ist nur wenig länger als der Bulb; an letzterem sind die basalen Ecken wie üblich nach hinten ausgezogen. Der Aussenrand des Bulbs hat 2 Buchten; die entferntere liegt am Grunde des auffallend kurzen und breiten, stark sichelförmig sebogenen Stylums, welches seine konvexe Seite nach aussen kehrt. 1220 E. Schenkel. Die Epigyne des © gleicht auffallend derjenigen von H. varians. Simon (W. Kurezynskı, Consp. Att. Galiciae, Taf. VII, Fig. 11), nur sind die Seitenränder der Grube hervorragend; die Mitte liest vorn und hinten tiefer und die hintere Einbuchtung ist etwas ausgeprägter. : Heliophanus ceneus (Hahn). Umgebung von Adelboden (2 VII). Heliophanus flavipes (Hahn). Acker bei der Lenzgasse; Rebberg im Eigental; Huzmannsfluh (4, © V, VD). Heliophanus auratus C. L. Koch. Wiesendamm bei den Langenerlen; Birsufer beim Schänzli (49 V). Evophrys frontalis (Walckenær). Bettelrüti und Altzellen, Nidwalden (3 © VII). Evophrys petrensis C.L. Koch. Engstligenalp bei Adelboden (2 VIII). Neon reticulatus (Blackwall). Wäldchen beim Predigerhof; Unterforst bei Möhlin : Huzmannsfluh ; Umgebung von Bretzwil; Windenberg bei Oberdorf (4 9 VI, VII, X). Sittieus rupicola (C. L. Koch). Ober-Rickenbach, Seklisbach, Fellboden-Bannalp, Nidwalden (3% VII-VIII); Umgebung von Adelboden, häufig, Engstligenfall ($ © VII-VIII). Salticus zebraneus (C. L. Koch). Äussere Grenzacherstrasse, unter Platanenrinde (© ad und juv. IV). Marpissa muscosa (Clerck). Dielenberg bei Oberdorf, unter Föhrenrinde (3 X); St. Joder, en Nidwalden Our. VII). Dendryphantes rudis (Sundevall), Taf. VII, Fig. 18. Wäldchen beim Predigerhof; Fleischbachquelle; Reinacher Heide bei Dornach; Huzmannsfluh; Luesmatt (© I IL, VI). *Dendryphantes hastatus (Clerck). Taf. VII, Fig. 17. Hofstetter Küpfli, Eichenbusch in den Felsen (4 VI). Der Bulbus des Männchens ist demjenigen der vorhergehenden Art zwar ähnlich, aber doch leicht zu unterscheiden; der Stylus am distalen Ende ist bei D. hastatus gedrungener und weniger eh. Beitrag zur Spinnenkunde. 123 gebogen, bei D. rudis schlanker und stärker gekrümmt; bei beiden Arten steht von dessen Basis ein Dorn fast rechtwinklig ab, der bei D. hastatus dünn, kürzer und beinahe gerade, bei D. rudis dagegen länger, etwas abgeflacht und stark sichelförmig nach oben und vorn, gleichsam in die Lamina tarsalis hineingebogen ist. Aelurillus insignitus (Olivier). _Reinacher Heide (9 VI). Phlegra fasciata (Hahn). Bettelrüti, Nidwalden (3 VIII). Carrhotus bicolor (Walckenær). Dornachberg, unterhalb Hülzistein, auf junger Eiche über einer Fluh (3 IV). Liobunum rotundum (Latreille). Allschwiler Bächli, beide Geschlechter zusammen in dichtgedrängten Gruppen in den Vertiefungen der rauhen Borke einer alten Schwarzpappel, zusammen wohl über 100 Exemplare ($2 IX); Bettelrüti, Nidwalden ($ 2 VII-VIIT). Liobunum limbatum L. Koch. Oberfeld-Wallalp bei Ober-Rickenbach, Nidwalden (2 VIII). Nelima aurantiaca (Simon). Hofstetterköpfli (2 VI); Dornachberg-Hülzistein, ab jungen Tännchen (& 2 IV); Huzmanns- und Falkenfluh, gesiebt (© und juv. X, XI). Dicranopalpus gasteinensis Doleschal. Oberfeld-Wallalp und Bannalp-Kaiserstuhl bei Ober-Rickenbach, Nid- walden ($ 2 VII-VIIL); Albristhorn bei Adelboden (5 © und juv. VIII). Gyas titanus Simon. St. Joder bei Altzellen, unter Steinen eines Bachbetts (49 VII); Um- sebung von Adelboden, unter Steinen, 1 Weibchen frei auf Moos, Bach- runse auf der r. Talseite; Wald am Tschentenbach; Bütschigraben; Wald beim Ensstlisenfall (4 © VII-VIII). Mitopus morio (Fabricius). St. Joder bei Altzellen und Bannalp, Nidwalden ($ © und juv. VII-VIII); Umgebung von Adelboden, Ensstligenfall und Alp, Albristhorn ($ 2 und juv. VII-VIII). Oligolophus tridens (C. L. Koch). Allschwilerbächli; Rütihard; Dielenberg bei Oberdorf (3 9 X). 124 E. Schenkel. Odius palpinalis (Herbst). Rütihard; Ober- und Unterforst bei Möhlin; Falkenfluh; Windenberg bei Oberdorf (& X). Lacinius hispidus (Herbst). Reinacher Heide bei Dornach (2? X). Lacinius ephippiatus (C. L. Koch). Graben hinter Gilgenberg (2 VII), Graben bei Dietel, Bretzwil (2 VII). Phalangium cornutum Linne. Umgebung von Adelboden; Tschentenalp; Weg zum Hahnenmoos (& 2 VII-VIIT). Platybunus pinetorum (C. L. Koch). Dornachberg-Hülzistein, ab Gebüsch (juv. IV); Umgebung von Adel- boden, Engstligenfall (VII-VIIT). Platybunus corniger (Hermann). Rütihard; Eigental; Umgebung von Bretzwil (32 V, $ VII). Megabunus rhinoceros (Canestrini). Engadin, 2000 m Höhe, gesammelt von Dr. E. Hanpscnin (VIII). - Die Zeichnung stimmt mit DE Lesserts Beschreibung (Catal. des Opilions, p. 51) überein, nur ist die graue Grundfarbe sehr dunkel. Der Stachelzahn der Stirnrandmitte ist fast senkrecht ganz wenig hinter dem vordersten Stirnrand aufgesetzt und von keinen kleinern Zähnchen begleitet. Die wenigen, stumpfen Knötchen neben dem Augenhügel sind nicht viel grösser als die umgebende Körnelung, und auch die Tuberkel, die hinter dem Augenhügel eine Querreihe bilden, sind klein; auf dem Hinter- leib kann ich überhaupt keine solchen erkennen. Die Oberseite des Palpenfemurs zeigt keine Doppelreihe von Zähnchen; die vorhandenen sind vereinzelt und zerstreut; die Femurspitze hat innen einen abstehenden, stumpfen, beborsteten Höcker, einen zweiten, weniger deutlichen, oberhalb, und jederseits von letzterem ein Zähnchen; sonst stimmt die Bestachelung mit den Angaben von Rôwer und DE LESSERT überein. Ischyropsalis herbsti C. L. Koch. Wald unterhalb Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden, im Moos und unter Steinen, ca. 1300 m (4 © VIII); bewaldete Bachrunse auf der rechten Talseite des Engstligenbachs, zwischen Lischen, Zelgli und Brandegg, Gem. Adelboden, 1200-1500 m, $ ® unter Steinen und im Moos, ein Pärchen auf der Unterseite einer hohlliegenden, verborgenen Baumwurzel (VII-VIII). Die Höckerchen vor dem Hinterrand des Cephalothorax sind sehr unregelmässig, bei allen meinen Exemplaren verschieden Beitrag zur Spinnenkunde. 125 und meist unsymmetrisch verteilt; zuweilen treten mehrere kleinere, die unter sich getrennt oder + verschmolzen sein können, an Stelle eines grössern; gelegentlich kommt em kurzes Börstchen als Stell- vertreter vor; da diese Tuberkel nach aussen an Grösse abnehmen, sind die äussersten kaum mehr von der Körnelung des Körpers zu unterscheiden; berücksichtigt man nur die grössern, so schwankt die Zahl zwischen 2 und 5, beträgt aber ın der Regel 4. Konstant 3 ist die Anzahl der Dornen auf der Oberseite des Palpenfemurs. Die Anzahl der Zähnchen an der Innenkante der Scherenfinger ıst veränderlich, oft an der linken und rechten Schere desselben Individuums verschieden; sie schwankt zwischen 6 bis 9 an beiden Fingern, wobei es noch zweifelhaft ist, wie gelegentlich vorkom- mende, doppelspitzige Zähnchen zu zählen sind. Ich teile die Vermutung von Herrn DE LESSERT, dass dessen J. carli ein Synonym von J. herbsti ist; dasselbe gilt vielleicht auch für J. manicata L. Koch. Nemastoma lugubre (Müller). Allschwiler Bächli; Dorenbachquelle; Rütihard; Schiessplatz München- stein; Ober- und Unterforst bei Möhlin (SSII, X, XII); St. Joder und Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 VII-VIII); Umgebung von Adelboden; Engstligenfall (4 © VII-VIII). Die Vergleichung zahlreicher, von Pror. THIENEMANN in Holstein gesammelter Exemplare mit meinem einheimischen Material ergab vollkommene Übereinstimmung, namentlich auch im Bau der Mandibeln der Männchen; ebenso verhalten sich solche aus Ostpreussen, von Herrn Dr. Dampr in Breslau gesammelt. Nemastoma quadripunctatum (Perty). Reinacher Wald; Oberforst bei Möhlin; Graben bei Dietel, Bretzwil; Graben hinter Gilgenberg ($ VII, X, 2X, XII); Bettelrüti, Seklisbachfall, St. Joder, Fellboden, Oberfeld, Bann-, Wall- und Bruniswaldalp in Nid- walden (3 2 VII-VIII); Umgebung von Adelboden; Bütschigraben (3 2 VIII). Die eben aufgezählten Exemplare müssten meist zur Var. aurosum L. Koch gestellt werden; die hellen Flecke um den Augen- hügel sind aber sehr veränderlich und zuweilen verschwindend klein; eine scharfe Trennung in 2 Varietäten ist mir nicht möglich. Bei einzelnen Männchen verschwinden die Flecken des Hinter- leıbs fast vollkommen. Nemastoma dentipalpe Ausserer. Fleischbach im Reinacherwald (4 © IV); Umgebung von Bretzwil (© VII); Seklisbachfall, Bettelrüti, Bannalp-Fellboden, Egg, Schwarzwaldalp, Eschlen in Nidwalden ($ 2 VII-VIII); Umgebung von Adelboden, Engstligenfall (& 2 VIL-VIN). 126 E. Schenkel. Nemastoma chrysomelas (Hermann). Schwarzwaldalp bei Altzellen, Nidwalden (2 VIII). Umgebung von Adelboden ($ 2 VIII). Anelasmocephalus cambridgei (Westwood). Graben hinter Gilgenberg; Halde und Dielenberg bei Oberdorf QUE X); St. Joder und Schwarzwaldalp bei Altzellen (VIT-VIID). Trogulus nepæformis (Scopoli). Hülzistein; Graben hinter Gilgenberg; Halde, Windenberg und Dielen- berg bei Oberdorf (VII, X). Trogulus tricarinatus (Line). Rütihard; Luegmatt; Unterforst bei Möhlin (II, X). Alphabetisches Verzeichnis der erwähnten Genera. Aelunlluse7.2.2.0821233.Dismodieuse 0.2.2 92 Mınyriolusse rer 88 Noroecae 222.2 1194.Drapetiscae POIDS: Nisumenage 2.22 ADEl Amaurobius 2 2 sl Drassodes 5 2 22. SialeNitopuseae 2 0222..123 Anelasmocephalus . 126 | Enoplognatha . . . 84 Moekelia . . . . . 9 Amtistea Ra NS Eintelecara 060001) Myrmarachne 2.2.22. 3121 Anyphaenas 22.2.2. 1l5,l@Bpismusue ss 22227825, Nelımagıı 2 .2002.2123 Apostenus 40 . „115. Brivone. 2.2... 22955 Nemastoma2.222..125 Araneus- a0... 2.109 EEro see re .21105- Nematermuse are 209, ATEONCUS ES .2.2,2..:.87&|Kuryopise 3 ...=2822.0Neonsr. ee 22.2102 Arsiope. ct .2.2.2.109 2 Bvophryssye 02.2.,102) Odus 2 02022... 02 Asapenal ....2..200..2183. Cnaphosa ttes 2 2288323,0edothorax 2.02.2.94 Atypusa 022 202 70 Conatiumen 22,93. ,.Ohsolopkhuse 23 2.105 Aulonia a... 2.2120: Gonsylidielums 2.2.94 Oxypiilları ee TPE Balluse 22.2. 22.221217 .Gonsylidıum on) Pachyenatha 2222103 Bathyphantes ’- 1031. Gyas' 7. 2... 22 103,.Banamomopsr ri ess Bolyphantes * 108) Hahnıar ee Re NS A Bardosar 2u....2120 Brachycentrum. . . 87 | Harpaetes. . . ... 80 | Phalangium . .. . ... 124 Calileps 2. © ...82) Heliophanus 22. 127. Philodromus 2.22.42 Garaeladusg 22.72.22 2912 OHhlaıragı 20 EN OS -Phleoray 22 123 Carrhotus . >»... . 123. Hylyphantes 1196 "Pholeemma 2. 2.7.86 Centromerus.. . . . 96| Ischyropsalis. . . . 124 | Phrurolithus. . . . 116 Ceratmella . 2..=.2.86.| babullax.z. .2....108 Biratar 2 22.2.2109 Ceto en 222 6. Sbacmıusarr. ... 0.0124 PIS 2 la CET ARRET 218 Lephthyphantes 1 104) Platybunus . 222.2 124 Cimillos 2.2.0. 0222.25803| Beptor Su 2 1022 "Bocadienemis var @lubiona> ==. 2 113 JEnypmase ee 108 Borrhommar 22253930 Coriarachne?. © „ . 11)| Hiobunums 0 00-123 Prosthesimar 2 2278: @rustulinarı 2 22. 853 Hocranumr 2.221152 Kobersusse us Oryphoeear 2. 2 22.3118 Eophommasıer.. 91 Salt rn 200102 Cybaeuse 2.02. 2 17. Macrarsus ea 0. 2982 ,Scotinape 2 02. 5 Cyclos 2 7.2.2109) Marpıssae 22 122-SCobinob lus gl Dendeyphantes- = 2192, Mason er 220... 295, Sesestrar 002,8] Diaea. 0.022. 22 22.111850Megabunus 2. © 22194. ESınvular are 202103 Dicranopalpus 2 25 | Meta. we. 2.2109. Sıteusı a Br 12 Dicoynat 2.02 .222,8058 Micanan ae CIC Sveatoda st Dieymbium . . . . 91 | Microneta . . . . . 102 | Stemonyphantes . . 108 Diplocephalus . . . 88 | Mieryphantes . . . 102 | Synaema . . . . . 112 Dipoena . 2 222.2. 832, Mineral 2 2 052 Rapmoeybase nr 30 Dot 4 Beitrag zur Spinnenkunde. Tapinopa . 108 Elson. . 88 | Troxochrus Tarentula . . 118 | Tmarus . . 111 | Walckenaera Tegenaria . . . . . 117 | Trematocephalus 94 | Xysticus Tetragnatha . . . . 109 | Trichoncus. . 94 | Zodarion Thanatus . . „ 113 | Trochosa . 119 | Zora Theridion . . . 82 | Trogulus . 126 Erklärung zur Tafel VII. Fig. 1. Robertus scoticus Jackson, 4. Rechter Palp von aussen. Fig. 2. Robertus scoticus Jackson, 9. Epigyne. Fis. 3. Diplocephalus fuscipes (Blackwall), 4. Rechter Bulb von unten. Fig. 4. Diplocephalus castaneipes Simon, 4. Rechter Bulb von unten. Fig. 5. Diplocephalus castaneipes Simon, 9. Epigyne. Fig. 6. Scotinotylus alpigena (L. Koch), 4. Patella und Tibia des rechts- seitigen Palps. : Fig. 7. Hilaira rudis (Cambr.), ©. Epigyne von hinten. Fig. 8. Hilaira montigena (L. Koch), ©. Epigyne von hinten. Fig. 9. Porrhomma egeria Simon, 4. Rechter Palp von innen. Fig. 10. Centromerus subalpinus de Lessert, 4. Rechter Palp von aussen. Fig. 11. Centromerus subalpinus de Lessert, ©. Epigyne. Fig. 12. Macrargus pusillus Schenkel, 4. Rechter Palp von aussen. Fig. 13. Macrargus pusillus Schenkel, 9. Bauch mit Epigyne. Fig. 14. Lephthyphantes handschini Schenkel, 4. Rechter Palp von aussen. Fig. 15. Lephthyphantes variabilis Kulez, 2. Epigyne. Fig. 16. Clubiona kulezynskii de Lessert, ©. Epigyne. Fig. 17. Dendryphantes hastatus (Clerck), &. Rechter Bulb von unten. Fig. 18. Dendryphantes rudis (Sundevall), 4. Rechter Bulb von unten. Manuskript eingesangen 12. Januar 1922. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone (Tessin). Mit 4 Tafeln (VIII-XI) und 3 Textfiguren. Von Paul Kelterborn. Inhaltsverzeichnis. Vorwort BET Re er N Einleitung . . SE ns Ve Pete ee EEE 3 A. Morphologie Fa) Qusrtärbildungen 1. Die glazialen Formen RT En EN EI 2. Die quartäre Schitideeke a ve. 0 ; 3. Die postglazialen Formen . B. Geologischer Bau . 1. Die Zone des Eruptivgneises 2. Die Zone der Mischgneise . 3. Die Sedimentscholle von Manno- Mugena : C. Petrographische Untersuchung der Gesteine . Die Gneistormations 7 Prey un NS RS NE a)2 DieSBruptiveneisen ar en EL DEN SEE 1. Biotitgranitgneis . 2. Hornblendegranitgneis 3. Zweiglimmergranitgneis . . 42 Gang sranitsvon? Novagsıor sr CURE re 5. Pegmatitische und aplitische Ganggefolgschaft des Granit- gneises Ba RES RTS a) Pegmatite B) Aplite b) Die Mischgneise : N Eee 1. Sillimanitfreie Mischgneise NE RP PR co eo a) Kalifeldspatfreie Gneise p) Kalifeldspatführende Gneise y) Feldspatfreier Biotithornfe!s 2. Sillimanitführende Mischgneise. a) Sillimanithornfelse . . . B) Sillimanit-Disthen- Staurolith- und Granat-führende Gneise 3. Amphibolitische Gesteine . . I Pr N a) Plagioklasamphibolite mit saurem Plagioklas . B) Plagioklasamphibolite mit basischem Plagioklas y) Hornblendegneise ö) Strahlsteinschiefer nördlich Novaggio II. Die permischen Gang- und Ergussgesteine . 1. Porphyrtuffe von Arosio. à PE a) Silifizierter Quarzporphyrtuff 5 b) Quarzporphyrische Tuffbreccie IN SE 2. Quarzporphyritgang nördlich Novaggio . . . . Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 129 3. Porphyritgänge zwischen Ponte Tresa und Pura. . . . . . . . 221 4. Olivindiabasgang westlich Novaggio . . . . . . . . . . . . . 226 DZusammen’tassUn PER ee, 227 TETALULVÉLZEICRMIS ee ee = ele M rene ee 229 Verzeichnis der Tafeln. Tafel VIII: Geologische Karte und Profile Tafel IX— XI: Mikrophotographien Vorwort. Vorliegende Arbeit wurde auf Anregung von Herrn Prof. C. ScHmipr unternommen. Die Veranlassung dazu gab seine Untersuchung der Erzlagerstätten des Malcantone, deren Haupt- ergebnisse im ‚‚Texte explicatif de la carte des gisements des matières premières minérales de la Suisse‘, von C. Schmidt im Jahre 1920 publiziert worden sind (Lit. 69). Sein ganzes Unter- suchungsmaterial stand mir für meine Arbeit zur Verfügung. Meine Aufgabe war es, die Formation der kristallinen Schiefer, in welchen diese Erzvorkommen aufsetzen, genauer zu untersuchen. Im Frühjahr und Herbst 1919 und im Frühjahr 1920 führte ich die nötigen Feldaufnahmen durch. Das aufgesammelte Material wurde im Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Basel bearbeitet. Ich möchte an dieser Stelle meinen Lehrern, den Herren Professoren C. Schmidt und H. Preiswerk, für ıhre Hilfe, die sie mir ım Verlaufe meiner Untersuchungen boten, und Herrn Prof. Buxtorf für mannigfache Ratschläge anlässlich der Drucklegung der Arbeit aufs herzlichste danken. Herrn Prof. Zörnig danke ich für die freundliche Überlassung des Projektionsapparates und der photographischen Einrichtungen des Pharmazeutischen In- stitutes zur Herstellung der Mikrophotographien. Einleitung. Die kristallinen Schiefer des Malcantone gehören zum ‚„„Seegebirge‘‘ STUDER’S (Lit. 10, p. 254). Speziellere Unter- suchungen fehlen hier bis heute ganz, während das südlich sich daran anschliessende, den Luganersee umrahmende Gebirge eingehend studiert wurde. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts lenkte das Porphyrgebiet von Lugano die Aufmerksamkeit auf sich, und die Steinbrüche im Carbonkonglomerat von Manno stehen seit ihrer Anlage beim Bau der Gotthardlinie (vgl. Lit. 22, p. 573) auf dem Programm zahlreicher Exkursionen. Auch die Sedimente und der geologische Bau der Salvatore-Halbinsel und des Generoso- Gebietes sind in den letzten Jahren in einer Reihe von Publikationen besprochen worden. Die Gneismassen nördlich von Lugano und 9 130 Paul Kelterborn. mit ihnen unser Untersuchungsgebiet finden jedoch nur bei- läufig in zusammenfassenden Arbeiten Erwähnung. So 1851 in der ,,Geologie der Schweiz‘ von B. Sruper (Lit. 10, p. 258) und 1852 in einem ,, Aperçu géologique des environs du Lac de Lugano“ von C. BRUNNER (Lit. 11). Im Jahre 1863 gab L. LaAvızzArı in seinen ,,Escursioni nel cantone Ticino‘ eine Charakteristik des Gebietes, wobei auch die Gneise des Magliasina-Tales berück- sichtigt wurden (Lit. 14, p. 283). 1869 publizierten NEGRI und SPREAFICO einen „Saggio sulla geologia dei dintorni di Varese e di Lugano‘, mit einer ersten, genaueren Beschreibung des Carbonvorkommens von Manno (Lit. 15, p. 15). 1880 erschien „Il canton Ticino meridionale von TARAMELLI als Beitrag- band XVII (Lit. 21) zur geologischen Bearbeitung des Dufour- blattes XXIV von SPREAFICO, NEGRI und SToppantr (Lit. 18). Im gleichen Jahre referierte GÜMBEL über ‚die Gebiete am Comer- und Luganer-See‘“ (Lit. 22, p. 542). 1890 folgten die „Geologischen Mitteilungen aus der Umgebung von Lugano“ von ©. SCHMIDT und G. STEINMANN (Lit. 27) und TARAMELLIS Carta geologica della Lombardia‘ im Masstab 1 : 250000 (Lit.26), die nordwärts über den Malcantone greift. Im Jahre 1894 beschrieb A. STELLA in seinem ,,Contributo alla geologia delle formazıonı pretriasiche nel versante meridionale delle Alpı central‘ (Tat. 32) auch gewisse Gneistypen nördlich Lugano, die Taramelli (Lit. 21, p. 168) als carbonisch bezeichnet hatte.!) 1902 erschienen die Untersuchungen über ‚Val d’Intelvi, la Val Solda e la Val Me- nagoio‘ von Repossı (Lit. 40) und ein Jahr darauf diejenigen von BisrrAM über ‚das Dolomitgebiet der Luganer Alpen“ (Lit. 42). In beiden Arbeiten finden wir auch eine kurze Charak- teristik der Gmeisformation. Gleichfalls im Jahre 1903 erschien TaramezzrSs „I tre Laghi‘‘ mit einer geologischen Karte (Lit. 43), die auf einer im Vergleich mit dem Dufourblatt topographisch minderwertigeren Grundlage die wesentliche Verbesserung bringt, dass die zahlreichen unhaltbaren Gesteinsgrenzen im Gneisgebiet von Lugano wieder verschwunden sind. — Für unser Gebiet ist die Untersuchung des Carbons von Manno und des Prophyr- und Verrucano-Vorkommens von Arosio von Wichtigkeit, die B. G. Escner 1911 in seiner Dissertation „Über die prätriasische Faltung in den Westalpen usw.‘ (Lit. 52, p. 166) veröffentlichte. !) Auf Grund eingehender Untersuchungen wurden von A. STELLA die auf dem geologischen Dufourblatt irrtümlicherweise als Verrucano dargestellten und von Taramelli als Carbon beschriebenen, quarzreichen Gneise von S. Zenone, dem Hügel östlich Grumo, vom Hang südlich Manno und von S. Bernardo nörd- lich Lugano zur grossen Masse der kristallinen Schiefer gestellt. Diesen wird archäisches Alter zugemessen (Lit. 32, p. 85, 89, 101). Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 131 Das untersuchte Gebiet gehört zum ,,Malcantone am Osthang der M. Lemakette, dem südlichen Ausläufer des M. Tamaro. Die topographische Grundlage bilden folgende Blätter des Siegfriedatlasses: Blatt 540 Sessa 1: 25000 „ Db40PS Agno 1:25000 „ 588 Taverne 1: 50000 Der beigefügten geologischen Karte (Taf. VIII) liegt die Vergrösserung eines Ausschnittes des Überdruckblattes ,, Lugano e dintorni“ (1:50000) auf den Masstab 1:25000 zugrunde. Das geologisch kartierte Gebiet erstreckt sich von Ponte Tresa nordwärts über Bedigliora zum Monte Rovrè und M. Torri, von hier ostwärts über Arosio nach Manno und weiter südwärts über Aranno und Pura nach Ponte Tresa. Kurze vorläufige Mit- teilungen über meine Untersuchungen habe ich Herrn Prof. Arts. Hgim zur Publikation in seiner ‚Geologie der Schweiz“ (1922) zur Verfügung gestellt (Lit. 67, Bd. II, p. 819). A. Morphologie und Quartärbildungen. Die Landschaftsformen des Malcantone sind in hohem Masse bedingt durch glaziale und fluviatile Abtragung und Ablagerung während der Eiszeit. Die geologische Struktur dagegen kommt im Landschaftsbild wenig zum Ausdruck, da dem Gmeisgebiet der regelmässige und über weite Strecken aushaltende Wechsel von harten und weichen Schichten fehlt, der den morphologischen Charakter sedimentärer Gebirgslandschaften -kennzeichnet. Drei Hauptfaktoren können wir unterscheiden, die der Morphologie des Gebietes das Gepräge geben: die erosive Wirkung der eiszeit- lichen Gletscher, die Überschüttung mit fluvioglazialen Schutt- massen und die junge, postglaziale, rückschreitende Erosion der Wasserläufe. 1. Die glazialen Formen. Schon beim Studium der topographischen Karte, aber noch mehr, wenn wir von einem Gipfel der Lemakette den Malcantone überblicken, drängt sich uns das Bild einer Rundhöckerland- schaft grossartigsten Masstabes auf, wie sie von OmBont (Lit. 13, p. 16) und LAUTENSACH (Lit. 57, p. 20) von der Einsattlung des M. Cenere geschildert wurde. Neben den glazialen Formen tritt das junge, durch die postglaziale Erosion der Magliasına und ihrer Nebenflüsse geschaffene Relief zurück und gewinnt nur im untern Teil des Magliasina-Tales Selbständigkeit. 132 Paul Kelterborn. Zu beiden Seiten der Magliasina ziehen sich ungegliederte, rundhöckerartige Erhebungen hin, stets mit steilerem Hang nach Süden blickend (vgl. Fig. 1). Östlich der Magliasina sind es die Höhen des Cervello (977 m), des Montaccio (936 m), des 5. Bernardo (901 m) und der S. Maria (781 m); westlich der Magliasina vor allem der Alned (874.m), die Cima Bedeglia bei Novaggio (751 m), die Bedeglia di Bedigliora (706 m) M. Lema-Kette Alned M. Ferraro Novaggio Cima Bedeglia Cervello Curio Santa Maria Pura Neggio Fig. 1. Malcantone: M. Lema-Kette (1623 m), Alned (874m) und Cima Bedeglia (751 m) mit Novaggio und Curio. — Schlucht der Magliasina und Delta bei Magliaso am Luganersee. — Gesehen von Süden. Fliegeraufnahme: Ad Astra-Aero A.-G., Zürich. und der M. Mondini (817 m). Auffallend ist die geringe Höhen- differenz der einzelnen Gipfel und die gleichmässige, langsame Höhenabnahme südwärts. Die Hauptmasse. des den Malcantone überflutenden Eises drang von Nordosten her, südlich des M. Ferraro über die Ein- sattelung von Arioso vor (vel. Fig. 2) und bewegte sich bis Novaggio-Aranno in der Richtung der heutigen Magliasina. Hier biegt die Magliasina ostwärts aus, die Eisströmung verlief da- gegen geradlinig südwärts weiter über Novaggio und Biogno Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 133 zur Tresa. Diffluenzerscheinungen müssen bei abnehmender Eis- bedeckung westlich Miglieglia stattgefunden haben, wo sich ein westlicher Zweig des Gletschers über die Alpen von Pazzo gegen Bombinasco und die Terrassen von Beride und Beredino wandte. Südlich Novaggio verzweigte sich der Gletscher nochmals; ein westlicher Arm floss über Biogno zur Tresa, ein östlicher über Pura zum Agnobecken des Luganersees. M. Lema Ponc."e di Breno M. Torri Fescoggia Vezio Breno Arosio Fig. 2. Malcantone: M. Lema-Kette (1623 m). — Terrasse von Arosio, Vezio, Fescoggia, Breno. — Schlucht Vallone ob Manno. — Gesehen von Nordosten. - Fliegeraufnahme: Ad Astra-Aero A.-G., Zürich. Das Querprofil dieser Gletschertäler lässt meist die Form des lose zwischen zwei festen Punkten hängenden Seiles erkennen. Dies ist in vollkommener Weise bei Novaggio zwischen Alned und Cima Bedeglia zu beobachten (Prof. 6), ferner in mehreren Kulissen, wenn wir von der Strasse, am Südostausgang von No- vaggio, gegen Mugena-Arosio blicken: der sanft geneigten Terrasse von Novaggio-Miglieglia-Breno entspricht diejenige von Aranno, beide sind getrennt durch die tiefe, postglaziale Erosionsrinne der Magliasma. 134 . Paul Kelterborn. Längs dem Südwesthang der Lemakette, ob Miglieslia-Bom- binasco, zieht sich als Trogschulter des ehemaligen Gletschers eine Wiesenterrasse hin: diese erstreckt sich vom M. Rovrè (1098 m) südwestwärts über die Prati di Maggio und über Sass da Pioc (1067 m) zu den Prati di Campo und zur Alpe dı Monte (1012 m) und zieht sich von hier in der Höhe 940 m auf die Südseite des M. Rogoria. Andere als die erwähnten a eh Sure der Eis- bedeckung sind ım anstehenden Gestein spärlich zu beobachten, da der grösste Teil des Gebietes von den quartären Schuttmassen bedeckt ist. Südlich Viona bei Arosio wurden auf südwärts ansteisendem, groben Verrucano-Sandstein, also auf der Stoss- seite des Gletschers, Gletscherschliffe beobachtet, die wie zu er- warten nach SSW gerichtet sind. Rundhöckerformen im kleinen sind nicht häufig und meist stark überschüttet (Nordhang des Cervello, Tortoglio südwestlich Breno unterhalb des Strassen- knies, südl. P. 612 südlich Bedigliora). 2. Die quartäre Schuttdecke. Schon Mortier (Lit. 12, Karte) und Omsont (Lit. 13, Karte) haben erkannt, dass das Massiv des M. Tamaro eisfrei war und inselartig vom Tessingletscher umflossen wurde. Etwas senauere Darstellungen finden wir auf der ‚Karte der Ver- gletscherung zwischen Tessin und Oglio‘ von PEnck und BRÜCK- NER (Lit. 51, p. 786) und auf der „Karte über das Ausbreitungs- gebiet der diluvialen Gletscher der Schweizer Alpen‘ von R. Frei (Lit. 56). M. Gambarogno (1734 m), M. Tamaro (1961 m) und M. Ferraro (1497 m) werden als eisfreı angegeben. | Die diluvialen Schuttmassen überdecken etwa fünf Sechstel des Untersuchungsgebietes. Die obere Grenze des ortsfremden Materiales, aus dem sie sich zum grossen Teil zusammensetzen, wurde am M. Torri auf Höhe 1110 m, bei den Alpetti della Streccia nordwestlich Miglieglia auf Höhe 1080 m und am Südwesthang des Moncucco auf Höhe 1050 m festgestellt. Die mittlere Flöhe des Gletscherstandes zwischen Ponc.re di Breno und M. Rogoria liest bei 1100 m Höhe. Als Vergleichswerte seien folgende Angaben aus der Um- gebung von Lugano erwähnt: Repossi (Lit. 40, p. 39) Nordhang M. Galbiga 1300 m Salomon (Lit. 53, p. 812) M. Boglia 1200 m Repossı (Lit. 40, p. 39) Val d’Intelvi 1050 m Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 135 Frauenfelder (Lit. 64, p. 339) M. La Sighignola: Alpe di Trevino 1011 m M. La Sighignola: Apetto 974 m M. La Sighignola: Alpe 2 Piasaccio 962 m » . Alpe di Melano 0 020im Pencku. Brückner(Lit. 51,p. ni M. $. Salvatore 916 m Negri, Spreafico (Lit. 15, p. 5) M. La Nave 910 m Frauenfelder (Lit. 64, p. 330) S. Giorgio, ob. Serpiano 900 m iR En pee Ob Somazzo bei Men- drisio 700 m Penck und Brückner geben für das Luganergebiet ein Gefälle des Eisstromes von 20—25°/4 an (Lit. 51, p. 783). Die Mächtigkeit unserer Schuttdecke nımmt im allgemeinen hangabwärts zu und ist meist am Südhang der Berge, also im Bewegungsschatten des Gletschers und der Schmelzwasser grösser als am Nordhang (z. B. Cervello, M. Mondini). Östlich Bavoggio, unterhalb der Strasse Novaggio-Miglieglia, auf Höhe 630 m, ist eine Mächtigkeit von etwa 25 m erschlossen; östlich Breno, auf Höhe 710 m, eine solche von etwa 20 m, und in einem Anriss an der Südwestecke der Pian delle forniche östlich Fescoggia messen wir 15 m; alle diese Aufschlüsse reichen aber nicht bis auf die Felsunterlage hinab. Die Schuttmassen erweisen sich, trotz dem glazialen Formen- schatz der Landschaft, nicht als rein glazial, sondern als fluvio- glazial. Für den fluvioglazialen Charakter der diluvialen Schutt- decke sprechen namentlich drei Faktoren: die lokale Terrassierung, die Schichtung und der Schotterhabitus der Ablagerungen. Terrassierung können wir sehr schön südlich Novaggio beobachten: die oberste Terrasse von Novaggio fällt von der Kurve 620 über einen kleinen Rebhang zur mittleren Terrasse des Piazzano auf Kurve 580; diesem ist südwärts eine kleine Stufe auf Kurve 560 vorgelagert, die zum untersten Niveau der Prati abfällt (Kurve 550). Auch der NE-hang von Novaggio zeigt ausgeprägte Terrassierung. Bei Miglieglia sind drei Terrassen zu unterscheiden: eine obere, westlich vom Dorf, eine mittlere, süd- westlich davon, und eine untere, östlich der Strasse. Ferner gliedert sich die Pian delle forniche südlich Mugena in zwei Stufen, eine nördliche und eine südliche, 2 m tiefer liegende. Alle diese Ter- rassen sind lokaler Natur und nicht in ein einheitliches System zu bringen. Auch ist zu betonen, dass die Terrassenausbildung keine reine ist, wie wir sie bei fluviatilen Ablagerungen grösseren 136 Paul Kelterborn. Stils zu treffen gewohnt sind; die Terrassen setzen nicht scharf an den Hängen ab, sondern klingen, allmählich ansteigend, in dem Profil des Hanges aus und verlieren sich so in der sich über die Höhen ziehenden allgemeinen Schuttdecke. Innerhalb der terrassierten Schuttablagerung ist häufig deutliche und rasch wechselnde Schichtung nach Grösse und Anzahl der Gerölle zu beobachten, so z. B. in der Kiesgrube östlich Feredino bei Bedigliora, dann an den Aufschlüssen im Strassen- einschnitt zwischen Novaggio und Miglieglia und an dem schon erwähnten Anriss der Magliasina an der Südwestecke der Pian delle forniche. Meist ist die Schichtung horizontal oder flach talauswärts fallend, an steilen Hängen — wohl infolge Abgleitens — jedoch oft rasch wechselnd, so z. B. an der Strasse nördlich No- vaggio. Die Grösse der Gerölle, an denen keine Schrammung, wohl aber Schlagfiguren zu beobachten sind, schwankt von kleinsten Dimensionen bis zu kubikmetergrossen Blöcken; der Mangel einer konsequenten Auslese nach Grössenordnungen spricht für den Wildwassercharakter des ablagernden Gewässers. Am häufig- sten sind ei- bis kopfgrosse Komponenten. Infolge Ausschwem- mung bilden sich zuweilen mächtige Anreicherungen grober Blöcke, wie wir sie am Südosthang des Alned nordwestlich Novaggio treffen; das feine Material liest in den Terrassen oder in den Alluvionen der Magliasina. An der Zusammensetzung der diluvialen Schutt- masse, die ich nach ihrer Herkunft — nur die letzte Phase des Transportes ist fluviatil — als erratisch bezeichne, beteiligen sich vor allem widerstandsfähige, quarzreiche Gesteine: grobstruierte Gneise des Ceneregebietes, Quarzite, feinstruierte hornfelsartige Biotitgneise, Augengneise, Granit- und Dioritgneise, quarz- porphyrische und porphyritische Erguss- und Ganggesteine. Sedimentäre Komponenten fehlen gänzlich. Diese Gerölle sind in einen reinen, seltener etwas tonigen Quarzsand eingebettet, in welchem als regelmässige Begleiter stets Muskovit-Schüppchen auftreten. Die gleichen Gesteinsarten finden sich wieder in zahlreichen erratischen Blöcken, die über die ganze Schuttdecke zerstreut sind, und die wohl meist als Ausschwemmungen aus der Schuttmasse zu betrachten sind. Ich erwähne nur einige besonders auffällige Vorkommen; sie geben zugleich ein Bild der Zusammensetzung der Schuttmasse überhaupt: Unter dem reichlichen, ortsnahen Material findet sich neben Gneisen häufig in bis 100 m? grossen Blöcken der rote, verkieselte Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 137 Porphyrtuff von Arosio, in kleineren und spärlicheren Brocken auch das Quarzkonglomerat von Arosio. Unbekannter Herkunft sind die in der Schuttmasse häufigen porphyrischen Gerölle: Quarz- porphyr- und Porphyrit-Typen, wie sie bis jetzt für die nähere Umgebung nicht festgestellt worden sind. Da Leit-Erratikum für den Porlezza-Arm des Adda-Gletschers (Tonalite, Adamello- granit, Sedimente nördlich des Porlezza-Tales) nirgends getroffen wurde, können wir die Heimat der Porphyrgerölle auch nicht im Veltlin suchen. Es ist eher daran zu denken, dass die por- phyrischen Gerölle einer dem Vorkommen von Arosio ent- sprechenden Porphyrmasse entstammen, die dem Abtrag durch Eis und Wasser gänzlich zum Opfer gefallen ist, oder deren Relikte unter der Schuttmasse irgendwo verborgen sind. Dass ganze Porphyrdecken in unserem Gebiet . verschwunden sein können, ergibt sich auch aus der Tatsache, dass Blöcke von Arosio-Porphyr auf den Alpetti della Streccia auf Höhe 930 m und am Westhang des Cervello auf 900 m, also 80 m resp. 50 m höher als das noch heute anstehende, kleine Porphyr-Relikt liegen. Unter dem ortsfremden Material erwähne ich westlich Moriscio (nördlich Pura), auf Höhe 490 m eine Platte von stark zer- setztem Garbenschiefer, wie wir ıhn aus der Tremolaserie kennen. Reichlich findet sich Anthophyllitfels, wie er mir aus dem Val Mesolcina (Verdabbio) bekannt ist: zwei Blöcke östlich Castello, an der Magliasina, auf Höhe 580 m; ein Block östlich Scaletta (östlich Bavoggio), auf Höhe 640 m, nördlich Novaggio; mehrere Blöcke westlich Miglieglia über dem Ufer des Vinerabaches!), auf Höhe 730 m; ebenfalls mehrere Blöcke südwestlich des Cervello (Punkt 977), auf Höhe 870 m?). Nördlich vom Valleggio di Maggio (südwestlich Oreilo, nördlich Aranno), auf Höhe 710 m und am Südosthang des M. Torri gegen Lot, auf Höhe 1000 m wurden mächtige Blöcke von Tessiner Gneis getroffen, wie er bei Osogna gebrochen wird. Mehrfach wurden im Schutt Ge- rölle und Blöcke eines Granatfelses gefunden (z. B. östlich der Prati di Maggio, Höhe 870 m westlich Miglieglia), der dem von U. Grubenmann beschriebenen Granatolivinfels des Gordunotales (Lit. 50) entspricht. Als Merkwürdigkeit seien noch Blöcke von derbem Pyrit mit nur wenig quarziger Gangart erwähnt: ein etwa 1 m? haltender Block findet sich südöstlich Punkt 502 nörd- 1) Als Val Vinera wird das sich zwischen Novaggio und Miglieglia nord- westwärts ziehende Nebental der Magliasina bezeichnet; die Bezeichnung fehlt auf den topographischen Blättern. 2) Es mag hier ferner ein mächtiger erratischer Block von Anthophyllitfels erwähnt werden, der von Signore Giuseppe Cattaneo (Lugano) bei Punkt 575 westlich Tesserete aufgefunden worden ist. 138 Paul Kelterborn. lich Ponte Tresa, auf Höhe 400 m, zwei kleinere Blöcke im kleinen Bachanriss südwestlich davon, auf Höhe 350 m. Gut gerundete Stücke wurden im Weg östlich Bavoggio (nördlich Novaggio) beobachtet. Die Blöcke entsprechen keinem der mir bekannten Kiesvorkommen des Malcantone; ihre Herkunft ist vorläufig noch unbekannt. Die Zusammensetzung der Schuttmasse weist also auf eine Herkunft des Eises aus dem Ceneregebiet und dem nördlichen Tessin. Leiterratika für den Porlezza-Arm des Adda-Gletschers wurden nirgends beobachtet. Die Grenz- und Mischzone zwischen Tessiner und Adda-Eis muss weiter östlich liegen (vgl. Lit. 56, Karte). Auch PENCK und Brückner (Lit. 51, p. 782) nehmen mit Om- BONI (Lit. 13, Karte) an, dass das Adda-Eis mehr dem östlichen Arm, das Tessiner Eis mehr dem westlichen Arm des Luganer- sees gefolgt ist. Wenn wir die geschilderten Verhältnisse überblicken, so sehen wir glaziale und fluviatile Charakterzüge, die sich schein- bar widersprechen, miteinander in engster Verbindung. Gla- aial sind die Rundhöckerformen der Berge, die Trogformen der Täler, denen sich die Schuttdecke anschliesst, die Trog- schulter der Lemakette, Gletscherschliffe und Rundhöckerformen im Kleinen, und schliesslich ist der Transport des ortsfremden Schuttes ohne Gletscher nicht denkbar. Fluviatil ist dagegen die lokale Terrassierung, die Schichtung der Schuttmasse, die Geröllform der Komponenten, an denen Schrammung fehlt, Schlagnarben aber oft zu beobachten sind. Es steht fest. dass die Talschaft des Malcantone vom Cenerearm des Tessingletschers überflutet wurde und durch ıhn bis in eine Höhe von ca. 1100 m das Gepräge einer Rundhöckerlandschaft grossen Stils erhielt. Die diluvialen Schuttmassen können jedoch nicht als reine Grund- moränen (Taramelli, Lit. 43, Karte) oder als ,,Jungmoräne“ (Penck u. Brückner, Lit. 51, p. 786) dargestellt werden. Ich be- trachte sie als fluvioglaziale Bildung, als Ablagerung von verlagertem und gerolltem Material, das seiner Herkunft nach aus Moränen mit 2. T. ortsfremden Komponenten stammt und durch kleine Gletscherbäche und grössere terrassenbildende Schmelzwasser am Rande und vor der abschmelzenden Gletscherzunge abgesetzt wurde. LavizzAarı hat die Ablagerungen wohl ähnlich beurteilt, wenn er von der Gegend sagt: ,,è spesso coperto da terreni d’allu vione (Lit. 14, p. 284). Wallmoränen fehlen gänzlich. Die besprochenen Ablagerungen sind jung und erinnern in ihrem Erhaltungszustand an unsere Niederterrassenschotter; sie dürften also mit der ‚letzten Vergletscherung‘‘ in Verbindung zu bringen Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 139 sein. Altersunterschiede innerhalb dieser Diluvialbildungen sind nicht zu beobachten. Marines Pliocän, Konglomerate, wie sie bei Pontegana auftreten (Lit. 47, p. 30), glaziale Tone, denjenigen von Noranco entsprechend (Lit. 8, p. 61), ebenso Ferettobildungen und Ceppo im Sinne Taramellis (Lit. 43, p. 83) und Saccos (Lit. 29, p. 25) fehlen vollständig. 3. Die postglazialen Formen. Wir haben noch die postglaziale, morphologische Ent- wicklung des Gebietes zu untersuchen und dabei die Wirkung der glazialen Übertiefung der Haupttäler zu verfolgen. Das Tal der Magliasina (vgl. Fig. 1) zwischen Mugena und dem Agnobecken des Luganersees gliedert sich, abgesehen vom Delta von Magliaso, in zwei Teile, deren Grenze beim Felsriegel des Castello nordwestlich Aranno (580 m) liegt. Das obere Talstück hat durch die Erosion keine wesent- liche Umgestaltung erfahren. Der Fluss folgt in gestrecktem Lauf den erhaltenen glazialen Formen bis zum Becken von Moro, südöstlich Miglieglia, das gegen Süden durch den Felsriegel des Castello abgeschlossen wird; dieser bildet für den obern Talteıl eine hochgelegene Erosionsbasis. Das untere Talstück dagegen hat eine sehr jugendliche Physiognomie. Seine Erosionsbasis bildet der tiefe Spiegel des Luganersees (275 m). Unterhalb der Molino d’Aranno verliert das Tal seine glaziale Bedingtheit voll- kommen, biegt in wilder Schlucht ostwärts um die Cima Bedeglia, und der Fluss eilt, bald ost- bald westwärts Kulissen aus den steilgeböschten Hängen des V-förmigen, epigenetischen Erosions- tales schneidend, zum Agnosee. Dieser Talteil stellt die durch die Übertiefung der Haupttäler geschaffene, ehemalige Mün- dungsstufe der Magliasina dar. Die Mündungsstufe ist bereits zerschnitten und ihre Höhendifferenz hat sich auf die ganze Strecke vom Castello nordwestlich Aranno (580 m) bis zur Ort- schaft Magliasina (300 m) verteilt, eine Erscheinung, auf die schon PENCK und BRÜCKNER hingewiesen haben (Lit. 51, p. 803). Eine ausgezeichnete Stufenmündung treffen wir dagegen im Lauf der wasserarmen, schwach erodierenden Pevereggia südlich Sessa; sie fällt von 370 m auf 270 m gegen die Tresa hinunter und ent- wässert das Torflager von Sessa (lit. 21, p. 222 und Lit.14, p. 287), das sich in einem alten Ost-West gerichteten Talboden entwickelt hat. Schuttkegelbildung fehlen fast ganz; in tiefen Ein- rissen stürzen und münden die enggescharten, konsequenten 140 Paul Kelterborn. Seitenbäche in die sich emschneidende Magliasina, und diese in das übertiefte Becken des Luganersees. Orthogneise, Hornfelse, hornfelsartige und quarzreiche Schiefer, ebenso die Amphibolite bedingen Steilstufen und Wasserfälle, die glimmerschiefrigen und phyllitischen Gesteine dagegen flache Talstücke. Der zwischen den Seitenbächen liegende Talhang ist meist von Gehänge- und diluvialem Schutt bedeckt. An dem übersteilen Osthang der Cima Bedeglia gegen die Magliasina ist ein junger Bergsturz niedergebrochen, dessen Ausbruchsnische auf Höhe 690 m im Graniteneis liegt und dessen Schüttungsgebiet bis zur Magliasina H. 430 m reicht. Vor einigen Jahrzehnten ist ein kleiner Sturz aus der gleichen Nische nachgebrochen und bis auf H. 550 m niedergegangen. Vom nördlichen Tessin unterscheidet sich der Malcantone landschaftlich durch einen gewissen Grad der Reife und Aus- geglichenheit. Wir befinden uns näher am Alpenrand und näher an der Abschmelzungszone der diluvialen Eismassen. Die Täler waren einerseits weniger lange Zeit von Eis bedeckt, die Über- tiefung macht sich daher nicht in so extremer Weise geltend; andererseits war die ausgleichende Flusserosion länger an der Arbeit (vgl. LAUTENSACH, Lit. 57, p. 96). B. Geologischer Bau. Im „Malcantone‘ treffen wir eine wechselvolle Serie von varistisch gefalteten Eruptiv- und Mischgneisen. Über diese trans- gredieren Oberstes Carbon (Manno) und Unterstes Perm (Arosio- Mugena). Dieses System wird von porphyrischen Ganggesteinen durchbrochen und südlich Arosio von einem kleinen Relikt einer quarzporphyrischen Tuffdecke überlagert. Das ganze Gebirge ist von jungen Kluft- und Verwerfungszonen durchsetzt, längs denen die Gneise oft stark mylonitisiert und verquarzt sind, und an die häufig das Vorkommen von sulfidischen Erzgängen geknüpft ist. Als jüngste Bildung überzieht — wie wir bereits gesehen haben — eine mächtige, fluvioglaziale Schuttdecke den grössten Teil des Gebietes. Durch diese Strukturverhältnisse stellt sich der Malcantone einerseits in schroffen Gegensatz zu den nördlich an das „See- sebirge‘ angrenzenden „penninischen‘ Alpen, wo sich keine varistische Aufrichtung zeigt, und wo das Carbon konkordant in den jungen, tertiären Faltenbau einbezogen ist; andererseits zeigt unser Gebiet grosse Ähnlichkeit mit Verhältnissen, wie wir Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 141 sie z. B. vom Aarmassiv-Nordrand und dann wieder vom Schwarzwald kennen. Im Folgenden gebe ich vorerst einen geologischen Über- blick, indem ich die Zone des Eruptivgneises, die Zonen der Mischgneise und die Sedimentscholle von Manno- Mugena unterscheide. I. Die Zone des Eruptivgneises. Auf der geologischen Karte 1 : 100000, Blatt XXIV, ist bei Novaggio ein kleines Granitmassiv eingezeichnet. Das- selbe erweist sich als Teil einer Granitgneismasse, die ich von Ponte-Tresa bis gegen Mugena verfolgt habe. Schon TARAMELLI (Lit. 21, p. 40) betrachtete das Vorkommen von Novaggio als das Zentrum eines grösseren Granitvorkommens. Es bleibt einerseits zu untersuchen, ob sich dieser ,,Gneis nicht gegen Nordosten bis zu dem auf dem Dufourblatt verzeichneten kleinen Granitstock südlich Medeglia am Mte. Cenere fortsetzt (vgl. Fuss- note p. 193). Andererseits sind von C. Rıva (Lit. 36, p. 6) und B. G. Escher {Lit. 59, p. 722) die kristallinen Schiefer von Porto Ceresio und der Salvatore-Halbinsel als Kontaktgneise bezeichnet worden, deren Entstehung eine granitische Intrusivmasse in der Tiefe voraussetzt. Als typischer, grobbankiger, biotitischer Granitgneis bildet dieses Gestein von der Tresa bis östlich Novaggio auf ca. 4 km Länge und ca. 1 km Breite eine nordwärts sich verschmälernde Zone, der die Höhen des M. Mondini und der Cima Bedeglia angehören (vgl. Fig. 1.). Nördlich Ponte-Tresa taucht der Gra- nitgneis von Novaggio am Südfuss des M. Mondini aus den diluvialen Schottermassen auf. Er erscheint an der Strasse zwischen Barico und Purasca und bildet die Felsköpfe der Rochetta (P. 502). — Ein ausgezeichneter Aufschluss findet sich in einem auflässigen Steinbruch am Fussweg 500 m süd- westlich P. 374 südlich Pura. Die Bankung des Granitgneises streicht hier N 30° E und fällt unter 30° gegen E. In diesem Granit setzt ein 3 m mächtiger, seigerer und ca. N 50° W strei- chender Gang eines vollständig zersetzten Porphyrites auf; ım Bachanriss, ca. 200 m gegen NW, auf Höhe 415 m steht, eine Bachschwelle bildend, ebenfalls ein Porphyrit an; es ist anzu- nehmen, dass die beiden Vorkommen derselben Gangzone an gehören. Auch südöstl. P. 502 (Rochetta) auf H. 440 m ist der von Biotithornfelseinlagerungen begleitete Biotitgranitgneis von einem 1 m mächtigen, undeutlich N 40°E streichenden, 142 Paul Kelterborn. seigeren Porphyritgang durchbrochen, der in einem Fussweg spärlich aufgeschlossen ist. Im Anriss des Bächleins, längs des Weges 200 m nordwestl. P. 374, südlich Pura sind in einem Ab- stand von 50 m 2 Porphyritgänge zu beobachten, wovon der westliche etwa 3 m, der östliche 1 m mächtig ist. Sie setzen in . einer N-S streichenden Wechsellage von Granit- und Misch- gneisen auf und streichen undeutlich N 15°E. Der Granitgneis ist also zwischen Ponte-Tresa und Pura mehrfach von Porphyrit- gängen durchbrochen. Am Osthang des M. Mondini lässt sich der Granitgneis trotz reichlicher Schuttmassen über die Aufschlüsse südlich Curio bis zum „Granitstock‘‘ der Cima Bedeglia verfolgen. An der Strasse südlich Curio soll sich nach Taramerrr (Lit. 21, p. 133) der Übergang vom Granitgneis zum „Granit“ der Cima Bedeglia vollziehen; das Gestein besitzt jedoch hier, wie auch an der Cima Bedeglia, stets gneisige Textur; massiger, rein granitischer Gesteinshabitus wurde nirgends getroffen. An der Strasse 300 m südwestl. Curio ist der Gneis in 2 alten Steinbrüchen gut aufgeschlossen. Sehr schön lassen sich hier glimmerreiche, basische Differentiationsschlieren beobachten. Am Strassenbord zeigt er die typische, tiefgründige, grobkörnige, sandige Vergrusung. An der Cima Bedeglia (vgl. Prof. 6) ist der Granit am augenfälligsten entwickelt und hier zuerst als solcher erkannt worden. Gute Aufschlüsse finden sich in kleinen Steinbrüchen an der Waldecke 100 m östlich P. 580 (westlich Curio), unmittelbar nördlich Curio auf H. 590 m und am Ostausgang von Curio. Ein kleiner Steinbruch in hornblendeführender Fazies liegt östlich des Chiesuola südöstlich Novaggio, beim Scheibenstand. Der Granitgneis ist ferner in den Felsköpfen am Südhang und in der Ausbruchsnische des Bergsturzes (vgl. p. 140) am Osthang erschlossen. Nordwestlich von Curio zeigt der Gneis ausgeprägte Streckungserscheinungen. Die Streichrichtung beträgt ım all- gemeinen N 30°E, das Fallen etwa 40° SE. Der Granitgneis des M. Mondini und der Cima Bedeglia ist nördlich und südlich von Curio von einer NNE-streichenden Zer- rüttungszone durchsetzt. Derselben Zone gehören die kleinen Störungen und Ruschelzonen 500 m südlich Curio an der Strasse nach Pura an, ferner der Bergsturz der Bedeglia und ein sich von hier gegen NNE ziehendes Felsband von mylonitisiertem Granitgneis. Es ist auffallend, dass die Erzvorkommen von Nenti, am Bache Molge (H. 500 m) und an der Strasse Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 143 südlich Curio bei P. 510 in dieser Zerrüttungszone liegen. Ich betrachte diese N 25° E streichende Zone als junge Störung. Die einheitliche Granitmasse, M. Mondini-Cima Bedeglia, grenzt gegen Osten und Westen an ‚„Mischgneise‘‘, eine Serie regionalmetamorpher, vom Granit kontaktlich beeinflusster, kristal- liner Schiefer (vel. p. 145). Auf der Strecke Ponte-Tresa bis zum Nordostabhang der Cima Bedeglia ist diese Kontaktzone nur spärlich aufgeschlos- sen: Nordöstlich der Cima Bedeglia treffen wir im Magliasina- bett N 20°E streichende Kontaktgneise: sillimanitführende Hornfelse, glimmerreiche Schiefer und Zwischenlagen von nor- malem Granitgneis. 500 m nordöstlich Curio greifen glimmer- schiefrige Gneise bis auf H. 620 konkordant über den Granit- gneis; nordwestlich Curio erstrecken sie sich bis zum Steinbruch östl. P. 580 und von hier südwestwärts bis zur Strasse Curio- Bedigliora, wo die Gneise lokal ein abnormes E-W Streichen besitzen. Nördlich vom Schulhaus Curio umschliesst der glimmer- schiefrige Kontaktgneis eine linsige Amphiboliteinlagerung. Die glimmerschiefrigen Gneise treffen wir nochmals südlich Curio kurz vor der Mündung der Molgé in die Magliasina. 600 m nord- westlich Pura sind stark verruschelte Glimmerschiefer und mylonitisierter Granitgneis erschlossen. Die Kontaktzone ist hier gestört, was sich auch in lokalem N 80° E gerichteten Streichen äussert. Auch hier konstatieren wir mit der Störung das Ein- setzen von Erzvorkommen: nordwestlich Pura (Alla Foggia) ist in den Mischgneisen auf ca. 100 m Länge eine undeutlich verfolgbare, N-S streichende, vererzte Ruschel zu beobachten. Am Südostrand des M. Mondini sind im Bach nordöstlich P. 502 auf H. 370 m Glimmerschiefer aufgeschlossen, ebenso im Fussweg 500 m nordöstl. Ponte Tresa. Gegen Westen ist der Granitgneis des M. Mondini und der Cima Bedeglia durchweg von Diluvium überdeckt, und erst westlich der Senke von Novaggio-Biogno erscheinen phyllitische und glimmerschiefrige Mischgneise, die der Zone im Osten des Granites entsprechen. Die nördliche Fortsetzung des Granitgneises von Novaggio lässt sich in den Bachanrissen östlich von Novaggio verfolgen. Immerhin verliert er hier seine Beständigkeit, und wir treffen Serien von normalem Granitgneis, Hornfelsen, Phylliten und Glimmerschiefern, die sich in mehrfacher Folge wiederholen können. Zum Biotit des Granitgneises gesellt sich allmählich und lokal ziemlich reichlich eine dunkelgrüne Hornblende, wie sie an der Cima Bedeglia erst ganz vereinzelt und untergeordnet 144 _ Paul Kelterborn. auftritt. Das Gestein erhält ein unruhiges Gepräge, was zum vornherein im Charakter einer solchen Mischzone liest. Häufig sind die gefältelten und ‚„gequälten‘ Glimmerschiefer von pegmati- tischen Quarzadern injiziert. Seltener kommen auch echte, feld- spatführende Pegmatitgänge zur Entwicklung. Solche pegmatitische Gänge finden sich beispielsweise 100 m unterhalb des Steges über die Magliasina (Ponte d’Aranno) auf der rechten Bachseite und im Bach südlich P. 603 (M. Pellegrino). Das allgemeine Streichen ist in diesem Gebiet N-S gerichtet, das Fallen unter ca. 50° ostwärts. Häufig treten Ruschelzonen auf, die das Vorhandensein von in mehrfachen Richtungen sich kreuzenden Verwerfungen andeuten. Eine solche Störungslinie ist östlich Novaggio im Bett des Nebenbaches der Magliasina auf H. 590 m zu beobachten; sie streicht N 25° E, also parallel der oben erwähnten Störung am Osthang der Bedeglia. An eine andere, N 40° W streichende Kluft sind die Erzvorkommen von Ciüs und Ponte d’Aranno geknüpft. An eine E-W streichende Spalte dasjenige von Casé, 250 m nördlich P. 603 des M. Pellegrino, nordöstlich Novaggio. Schon TARAMELLI (Lit. 21, p. 40) erwähnt das Vorhanden- sein von Granitgneis am Hang westlich von Aranno. Der normale Granitgneis führt hier in wechselnden Mengen Horn- blende. Als grober Hornblendegranitgneis bildet er nordwestlich Aranno den Felsriegel des Castello, wo zu beiden Seiten der Magliasına kurze Stollen angefahren sind. Sie verfolgen zwei undeutliche,- schwach vererzte Zonen, die N-S und NW-S E streichen. Gleichfalls in Hornblendegranitgneis setzen nordwestlich von Aranno und bei Maglio mehrere NW-SE streichende zinkblende- und etwas bleiglanzführende Gänge auf. Die starkgequetschte, durch Hornblendeführung ausgezeich- nete, nördliche Fortsetzung des Bedeglia-Granites ist weiterhin gekennzeichnet durch eingeklemmte Keile von glimmerreichen Kontaktgneisen, die durch ihre Sillimanit-, Disthen-, Staurolith- und Granatführung charakterisiert sind. Solche Glimmerschiefer sind aufgeschlossen 100 m südlich der Ponte d’Aranno, am rechten Magliasinaufer mit einer Mächtigkeit von 2 m, 60 m nördlich der Brücke 1 m mächtig mit reichlicher Granatführung und an der Bachmündung von Tinevalle nordöstlich P. 603 (M. Pellegrino) als stark verkneteter, mehrere Meter mächtiger, kleingefältelter Schiefer. An der Strasse nördlich Aranno und in den Bachanrissen des Valleggio di Maggio (südöstl. Maglio) tritt der nordwärts absinkende Granitgneis wieder in unregelmässige Wechsellagerung Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 145 mit z.T. sillimanitführenden Hornfelsen, Gneisquarziten und phyllitischen und glimmerschiefrigen Gneisen, welch letztere nord- wärts in der Hauptsache den Westhang des Cervello aufbauen. Der Granitgneis taucht nordwärts mit wechselnder Hornblende- führung längs der Magliasina öfters aus der Schuttüber- lagerung wieder auf und lässt sich mit konstantem N-S-Streichen und steilem (80°) E-Fallen bis östlich Fescoggia verfolgen (vgl. Prof. 4). Als schmale Zwischenlage ist er in den Bachanrissen am Nordwesthang des Cervello aufgeschlossen. Südlich Mugena- Arosio gewinnt er in einer muskowitführenden, rot pigmentierten, etwas aplitischen Fazies nochmals grössere Verbreitung. Das allgemeine Streichen ist hier N-S, das Fallen senkrecht oder sehr steil gegen E gerichtet (vgl. Prof. 3). Der somit von der Tresa bis Mugena auf 8 km Länge zu verfolgende Eruptivgneis ist nirgends gegen das Nebengestein scharf abgegrenzt, sondern greift fingerartig in dieses ein und verliert sich in einer Zone von rasch wechselnden Mischgneisen. Auffallend ist die Konstanz der Streichrichtung: am M. Mondini und an der Cima Bedeglia N-30°E mit einem südöstlichen Fallen von 50°, am Westhang von Aranno und vom M. Pellegrino längs der Magliasina nordwärts N-S mit steilem Ostfallen. Die Knick- zone des M. Pelleorimo zwischen dem nördlichen N-S und dem südlichen NNE-SSW streichenden Teil ist durch häufige Ver- ruschelungen und Mylonitisierung des Granitgneises gekenn- zeichnet. In der Konstanz der Streichrichtung macht sich gegen- über dem noch zu besprechenden, im Streichen fortwährend wechselnden Mischgneis eine ausgesprochene Starrheit des Granit- lakkolithen geltend. 2. Die Zone der Mischgneise. Gegen Osten und Westen wird der „Eruptivgneis‘‘ von einer Gneisfolge unscharf begrenzt, die ich als ‚„Mischgneise‘“ bezeichne. Sowohl normal zum Streichen, als auch im Streichen selbst treffen wir hier die verschiedensten Gneistypen: Hornfelse, Gneisquarzite, biotit- und muskowitreiche, dünnschiefrige Phyllite und Gneise in raschem und mannigfaltigem Wechsel. Häufig sind sie injiziert von quarzpegmatitischen, seltener von aplitischen Gängen, die : dem Granitgneis entstammen. Ferner ist. diese Gneisserie durch Amphibolit-Einlagerungen ausgezeichnet. Im allgemeinen lässt sich beobachten, dass mit grösserer Entfernung vom Granitgneis die raschwechselnde Gmneisfolge in einen grobblätterigen, biotit- reichen Phyllitgneis übergeht, wie er zum Beispiel an der Bedeglia 10 146 Paul Kelterborn. di Bedigliora und bei Miglieglia entwickelt ist. Ich betrachte diese ganze Gneismasse als vom Granitgners aus kontaktlich be- - einflusste, regionalmetamorphe kristalline Schiefer. Da die einzelnen Typen der ganzen Zone, abgesehen von den Amphiboliten, nirgends die Bedeutung zusammenhängender Horizonte gewinnen und untrennbar miteinander vermischt und vergesellschaftet sind, sollen sie hier in ihrer Gesamtheit besprochen werden. Die Misch- gneise verwittern nicht wie der Granitgneis grusig, sondern zer- blättern oder zerfallen kubisch. Infolge der intensiven und tiefgründigen Verwitterung erhalten Gesteinstypen, die im frischen Zustand noch leicht zu unterscheiden sind, ein ähnliches, glimmer- schiefriges Aussehen, was zusammen mit der glazialen Ver- schüttung die Beobachtung der Lagerungsverhältnisse stark beeinträchtigt. Das Verbreitungsgebiet dieser Gneise folgt in einer östlichen und einer westlichen Zone dem Granitgneis. Die westliche Mischgneiszone wurde von der Bedeglia di Bedigliora über den Alned nordwärts bis zum M. Torri verfolgt. Die Lagerungs- verhältnisse in der westlichen Zone zeigen gegenüber dem Granit- gneis eine ausserordentliche Unruhe: ein allgemeines Streichen und Fallen ist kaum mehr festzustellen. Ruschelzonen und Ver- werfungsklüfte verlaufen in verschiedenen Richtungen und häufen sich derart, dass oft der Eindruck eines eigentlichen Zerrüttungs- gebietes entsteht. Bevor ich, von Süden gegen Norden fortschreitend, auf eine kurze, spezielle Beschreibung der westlichen Zone eintrete, haben wir eine die Lagerungsverhältnisse der ganzen Zone mitbedingende Hauptstörung kennen zu lernen. Während die Eruptivgneise immer gegen E einfallen, begegnen wir in den Mischgneisen meist einem unregelmässigen W-Fallen. Die Übergangszone der beiden Gneise ist nordwärts bis gegen Breno verschüttet, aber selbst östlich der Molino nördlich Novaggio, wo der unter 50° E-fallende Granitgneis nur etwa 100 m von dem unter 70° W-fallenden Phyllit entfernt ist, können wir keine gegenseitige Annäherung der beiden Fallrichtungen beobachten, und in den Aufschlüssen westlich Breno bis gegen Mugena ergibt sich längs Ruschel- zonen noch augenfälliger ein sprunghafter Wechsel der Fall- und auch der Streichrichtung. Ich nehme an, dass der Granit- gneis längs einer steil ostwärts fallenden Verwerfung an den westlichen Mischgneisen absetzt (vgl. Profile). Die Verwerfung ist als Hauptstörungszone zu betrachten. Sie streicht von No- vaggio N 25°E bis südöstlich von Breno. Hier wird sie von einer N 55° E streichenden, ostwärts ausbiegenden, in den Bach- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 147 anrıssen östlich Breno mehrfach zu beobachtenden Störung abgelöst, die wahrscheinlich in der kleinen, die Sedimentscholle südlich Mugena durchsetzenden Verwerfung (vgl. p. 157) ausklingt. — Diese Hauptverwerfung ist an die Grenzregion zwischen Eruptiv- eneis und Mischgneis gebunden und trennt z.B. ostfallenden Eruptivgneis und westfallenden Mischgneis in der Gegend von Miglieglia (vgl. Prof. 5), meist aber verläuft sie innerhalb der Mischgneise selbst. Aus der Richtung N 25°E dieser Haupt- verwerfung westlich des Eruptivgneises ergibt sich ein auffälliger Parallelismus mit der Störungslinie in seiner östlichen Rand- zone, am Osthang der Cima Bedeglia. Auch die Ruschelzone östlich Novaggio verläuft in dieser Richtung. Von Breno südwärts ist längs unserer Hauptverwerfung die westliche Scholle der Mischgneise um einen unbekannten Betrag ın das Niveau einer grösseren Erstarrungstiefe des Granites der östlichen Scholle abgesunken. Vermutlich findet diese Verwerfung in der in ihrem Streichen liegenden Verwerfung der Valganna ihre Fortsetzung, wo gleichfalls die westliche Scholle versenkt ist (Lit. 23, Profile und Lit. 43, Taf. I. Wir verfolgen nun die westliche Zone der Mischgneise von Süden nach Norden. An der Bedeglia di Bedegliora treten vorwiegend grobblättrige, phyllitische Gneise auf, seltener finden sich auch hornfelsartige Zwischenlagen. Das allgemeine Streichen ist NW-SE gerichtet, wobei sich im östlichen Teil ein Umbiegen in die N-S-Richtung geltend macht. Im Bachanriss nordwestlich Beride liegt in stark gefältelten, verrutschten Gneisen der verstürzte Eingang einer alten, ersoffenen, nach N 70°E gerichteten Galerie. Dieselben Gneise sind am Südhang des Alned zu beobachten. Zahlreiche Aufschlüsse finden sich in den Bachanrissen an seinem Osthang und längs der Strasse nördlich Novaggio. Hier sind die Gneise jedoch durch grössere Wechselhaftigkeit in ihrer Textur und Struktur ausgezeichnet und zuweilen hornfelsartig ent- wickelt; ausserdem begegnen wir amphibolitischen Einlagerungen. — Die Amphibolite treten in einer konkordanten, etwa 10 m mächtigen Zwischenlage zum ersten Mal in einem Fussweg nord- westlich Novaggio auf (vgl. Prof. 6). In den Bachanrissen am Hang gegen Miglieglia werden sie zahlreicher; südlich Miglieglia lassen sich vier Amphiboliteinlagerungen unterscheiden (vgl. Prof. 5). Ähnliche Amphibolite stehen in den Bachanrissen des Tortoglio und in denjenigen nordwestlich Breno (vgl. Prof. 4) an. Die stratigraphısche Verbindung einzelner Vorkommen muss trotz verschiedener Streichrichtungen angenommen werden; im 148 Paul Kelterborn. Wechsel der Streichrichtung gelangt der Schollenbau des Ge- bietes zum Ausdruck. Die prinzipielle Streichrichtung ergibt sich daher weniger aus einzelnen Messungen, sondern mehr aus der Verbindunsslinie der einzelnen Vorkommen. Für das Gebiet des Alned sind nicht nur amphibolitische Einlagerungen sondern auch das Auftreten von Ganggesteinen typisch: 700 m nördlich von Novaggio an der Westseite der Strasse, in der Nische eines kleinen Ausbruches ist ein ca. 1m mächtiger, undeutlich NE-SW streichender, von Hornfels be- gleiteter Gang eines feinkörnisen, massigen Granites aufge- schlossen, der sıch leider an Ort und Stelle nicht weiter ver- folgen lässt. Genau derselbe Ganggranit taucht jedoch mächtiger und deshalb etwas grobkörniger südlich vom Gipfel des Alned (P. 874), auf Höhe 800 m, in einigen Felsköpfen aus dem Schutt (vel. Prof. 6). Ein weiteres Vorkommen des gleichen Granites steht bei Nella Valle (nördlich Banco) sowohl im oberen Fussweg auf Höhe 685 m, als auch im unteren (nach Pazzo) auf Höhe 670 m an. Er zeigt hier eine allerdings undeutliche gneisige Entwicklung. Obwohl der Zusammenhang der genannten Vor- kommen infolge der Schuttbedeckung nicht direkt beobachtet werden kann, scheint es doch wahrscheinlich, dass sie demselben Granitgang angehören, der die annähernd N-S streichenden Misch- gneise in der Richtung N 45° E durchquert. Bei Nella Valle ist auf Höhe 670 m, am Weg von Novaggio nach Pazzo ein 1,5 m mächtiger Olivindiabasgang erschlossen (vel. Prof. 6). Er streicht anscheinend N-S und fällt unter 60° gegen W. Er durchbricht diskordant die Mischgneise, in die er vereinzelte, wenige Zentimeter mächtige Apophysen sendet. Die weitere Fortsetzung des Ganges konnte nicht festgestellt werden. 200 m südlich der Brücke, südwestlich Miglieglia werden biotitreiche Gneise von einem Porphyritgang durchbrochen, der schon Herrn Prof. ©. Schmipr bekannt war. Denselben Por- phyrit traf ich 400 m östlich davon, in einem kleinen Bachanriss südlich Miglieglia (Coste dei Fonti) und schliesslich 400 m weiter östlich, 350 m südwestlich Migheglia, am Osthang des Tälchens Gattino, auf Höhe 640 m in kleinen, schlecht aufgeschlossenen Felsköpfen unmittelbar östbch der Galerie Baglioni (vgl. Prof. 5). Obwohl weder in den Aufschlüssen des Vinerabaches noch im Bachanriss von Gattino der Porphyrit beobachtet wurde, nehme ich nach der petrographischen Untersuchung (vgl. p. 219) an, dass auch diese drei Vorkommen zu demselben, mehrfach aus- keilenden und sich auftuenden Gang oder Gangzug gehören. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 149 Derselbe durchsetzt somit N 80°E streichend die Mischgneise unter annähernd rechtem Winkel. An der Strasse ist er etwa 10 m mächtig und setzt am südlichen Kontakt senkrecht durch die Gneise; der nördliche Kontakt fällt etwa mit 30° unter diese ein. Die Mächtigkeit der beiden andern Vorkommen ist nicht erschlossen, dürfte aber eher geringer sein. Zwischen Novaggio und Miglieglia sind in den Mischgneisen Erzvorkommen sehr verbreitet; ich erwähne folgende Anhaue und alte Galerien auf Erzgängen: Im Bach östlich Scalette (Nebenbach 300 m nordwestl. Molino), nördlich Novaggio, wurde eine nun gänzlich verstürzte Galerie auf einer NN E-SSW streichen- den, schwach vererzten Ruschelzone vorgetrieben. Am Bach 200 m nordöstlich der Molino, nördlich Novaggio, liegt der Schurf von Tinevalle, der in nordwestlicher Richtung eine verquarzte, etwas Arsenkies führende Zone verfolgt. Im Bachanriss von Gattino, südöstlich Miglieclia, treffen wir auf H. 610 m die alten Galerien Franzi und Baglioni, die NW-SE streichende, gold- und silberhaltige Arsenkies-Pyritgänge angefahren haben. Süd- lich Miglieglia wurde auf H. 680 m auf einer schwach vererzten Kluft der kurze Stollen Gattino in nordwestlicher Richtung vorgetrieben. Nördlich Miglieslia liest auf H. 670 m am Bach der verstürzte, in südwestlicher Richtung verlaufende Stollen Tor- toglıo. Weiter gegen Norden, südlich Breno, ist in den kleinen Nebenbächen der Magliasina, eine steile Schwelle bildend, ein NE-SW streichender Amphibolit aufgeschlossen, der sich durch seine äusserst zähe, massige Textur von den oben erwähnten Amphiboliten unterscheidet (vgl. p. 147). Westlich der Linie Miglieglia- Breno gewinnen hornblendeführende Mischgneise, ohne geologische Selbständigkeit zu erlangen, grössere Verbreitung. Sie sind im Bachanriss westlich Breno erschlossen, treten am M. Rovre, ferner in der Valetta und im Val Pirocca, am Südwesthang des M. Torri, auf (vgl. Prof. 4). Das Gebiet des M. Torri nordwestlich der oben erwähnten, N 55° E streichenden Hauptstörungslinie ist gegenüber dem östlich dieser Linie gelegenen Gebiet mit seinem konstanten N-S Streichen und steilen E-Fallen ein Gebiet maximaler Zer- rüttung. Am M. Torri, in der Valetta und im Val Pirocca ist das Streichen und Fallen höchst unregelmässig: im allgemeinen herrscht ein NW-SE-Streichen und ein SW-Einfallen von 40—60° vor. Häufig ist aber ein direkt W-E gerichtetes Streichen zu beobachten. Beobachtungen, die eine befriedigende Erklärung des plötzlichen E-W-Streichens geben können, müssen über ein 150 : Paul Kelterborn. ! weiteres Gebiet ausgreifen, als das in vorliegender Arbeit ge- schehen ist. Es mag erwähnt werden, dass, während die Gneise des M. Lema E-W streichen, wir nördlich des Poncione di Breno im M. Pola und im Gradicioli auf ein N 45° E-Streichen und ein 45° S-E-Fallen stossen; auf dem M. Tamaro wurde N 20° E-Streichen und 45° S-E-Fallen gemessen und in der Um- sebung von Indemini wurden Übergänge zu N-S-Streichen und 20° E-Fallen festgestellt. Allgemein treffen wir bei einem N-S oder NE-SW gerichteten Streichen wieder das östliche Einfallen, also Richtungen, wie sie für die Eruptivgneise östlich unserer Hauptverwerfung gelten. Bezeichnend für das Zerrüttungsgebiet am Südost- und Südwesthang des M. Torri sind neben den zahlreichen Quetsch- und Ruschelzonen eine ganze Reihe von Quarzgängen, die an die Störungslinien gebunden und oft von sulfidischen Erzen be- gleitet sind: so der auf etwa 300 m weit zu verfolgende Gang unmittelbar südlich vom M. Torri-Gipfel, der durch sieben übereinanderliegende Stollen angefahren und im Ausgehenden auf Pyrit abgebaut wurde. Nordwestlich Lot, auf H. 990 m, lässt sich längs dem Hang auf etwa 800 m Länge ein N 45° E streichender Quarzgang verfolgen. Mit ähnlichem Streichen verläuft eine verquarzte und vererzte Ruschel am Westausgang von Fescoggia, wo gleichfalls eine jetzt gänzlich verstürzte Galerie vorgetrieben wurde. An dieser Stelle ist auch die N 25° E streichende Rutschfläche an der Strasse, vor der Magliasina- brücke, nördlich Vezio, zu erwähnen; sie fällt steil ostwärts. Eine weitere Verwerfungskluft ist, N 50°E streichend, südwestlich unterhalb Mugena aufgeschlossen. Wir erhalten also ein ganzes System NE oder NNE streichender Störungslinien, d.h. die Hauptverwerfung ist von parallelen Nebenstörungen begleitet. Die Hauptrichtung wird durch eine ganze Reihe anderer Störungen in verschiedener Richtung geschnitten. Auch an diese sind Erz- vorkommen geknüpft. Ich erwähne die vererzten Spalten- und Ruschelbildungen der Pian di Nadro nordwestlich Breno, das Erzvorkommen im Val Pirocca auf H. 930 m und in der Valetta auf H. 1020 m. Der östlichen Mischgneiszone gehören die Höhen der SantaMaria, des San Bernardo und desCervello an. Die weni- gen Aufschlüsse in der unmittelbaren Kontaktzone von Granit- und Mischgneisen südlich Aranno wurden bereits erwähnt (vgl. p. 143). In dem auf der beiligenden Karte dargestellten Gebiet zwischen Aranno und Arosio zeigen die Mischgneise viel ruhigere Lagerung als in der Mischgneiszone westlich vom Granit- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 151 gneis. Das Streichen ist allgemein N-S gerichtet mit geringen Schwankungen ost- und westwärts; das Fallen ist meist an- nähernd lotrecht, oft steil ostwärts; nur am Hang gegen Manno treffen wir ein allmählich sich verflachendes W-Fallen. Ver- quarzte und vererzte Störungslinien fehlen bezeichnenderweise fast gänzlich. Am Westhang des Cervello, in den Bachanrissen westlich Agra, wurde ein Amphibolit festgestellt (vgl. Prof. 4), der den Amphiboliten zwischen Novaggio und Miglieglia ent- spricht und wie diese eine konkordante Einlagerung bildet. Ein analoges® Amphibolitvorkommen findet sich bei Arosio (vgl. Prof. 1). Zwischen Manno und Mugena werden diese Gneise von sedimentären, nicht metamorphen Bildungen überlagert. 3. Die Sedimentscholle von Manno-Mugena. Im östlichen Teil unseres Gebietes, zwischen Mugena und Manno, ist eine Reihe von Gebirgsgliedern erschlossen, deren gegenseitige Beziehung für die Kenntnis der geologischen Ge- schichte von grundlegender Bedeutung ist: das kristalline Grund- gebirge, das Carbon von Manno, die Sedimenttafel südlich Mugena- Arosio und die Porphyrtuffe von Viona (vel. Karte u. Prof. 1, 2 u.3). Das Carbon von Manno wurde erstmals 1869 von NEGRI und SPREAFICO untersucht und beschrieben und auf einer geologischen Karte der Umgebung des Luganersees dargestellt (Lit. 15, p. 15). Osw. HEER beschreibt von B. Stuper bei Manno ‚entdeckte‘ Pflanzenreste im Jahre 1876 (Lit. 19, p. 47). Im Jahre 1887 gab E. Bayer eine kurze, lithologische und palaeontologische Be- schreibung des Gesteins von Manno (Lit. 24b, p. 3). Eine spätere Beschreibung aus dem Jahre 1880 verdanken wir GümBeL (Lit. 22, p. 573). In demselben Jahr schildert TarAMELLI das Vorkommen als U-förmige, in die kristallinen Schiefer eingefaltete Mulde (Lit. 21, p. 33). Seine Ansichten entstammen vornehmlich Mit- teilungen und - Notizen von Negri, Spreafico, Stoppani, Fumagalli und Favre. Auch in den ,,Geologischen Mitteilungen aus der Umgebung von Lugano‘ von C. ScHmivr und G. STEINMANN aus dem Jahre 1890 (Lit. 27, p. 6) wurde an der muldenförmigen, konkordanten Einlagerung festgehalten. STELLA nimmt 1894 (Lit. 32, p. 88) an, dass das Carbon von Manno einen zwischen die kristallinen Schiefer eingeklemmten Keil darstellt und weist nachdrücklich darauf hin, dass die Konkordanz zwischen Carbon und Grundgebirge nur eine scheinbare ist, und dass bei genauem Studium diskordante Auflagerung anzunehmen sei. — Die Lagerungsverhältnisse der Umgebung von Arosio und Manno 152 Paul Kelterborn. _ sind zuletzt 1911 von B. G. EscHer untersucht und auf einer Karten- skizze und einem Profil im Masstab 1 : 25000 wiedergegeben worden (Lit. 52, p. 166). Seine Darstellung erweist sich als äusserst revisionsbedürftig. Escher greift die Taramelli’sche Ansicht wieder auf und zieht aus der konkordanten ‚Einfaltung‘‘ Schlüsse auf die obere Altersgrenze der varistischen Faltung des Gebietes. Er glaubt sogar, die muldenförmige Lagerung stratigraphisch nachweisen zu können und betrachtet die mergelige Zwischen- lage, die sich durch den oberen Rand des unteren der beiden bekannten Steinbrüche nordwestlich Manno zieht, als* Mulden- kern, an den sich symmetrisch zu beiden Seiten die Konglomerat- bänke als Muldenschenkel anschliessen. Meine Untersuchungen haben ergeben, dass das Carbon von Manno einer zwischen Verwerfungen versenkten Scholle an- gehört, die sich südlich Arosio nordwestwärts bis nach Mugena verfolgen lässt. Die Auflagerung des Carbons auf das kristalline Grundge- birge ist in der Umgebung von Manno nicht aufgeschlossen. Als Liegendes des Carbons betrachte ich eine Serie verruschel- ter und zermürbter, quarzreicher Gneise, die besonders in dem Bachriss400m westlich Mannoerschlossen sind. Ohne dass die direkte Überlagerung der Carbonkonglomerate auf diese Gneise irgendwo zu beobachten wäre, gelangen wir nordwestlich des Dorfes Manno zu den beiden bekannten, übereinanderliegenden Steinbrüchen. Hier ist eine Wechsellage vorzugsweise von groben, quarzigen Konglomeraten, hellen, grauen oder gelblichen Sandsteinbänken und dunkelgrauen, tonigen, durch Kohlenschmitzchen ausgezeich- neten Sandsteinbänken aufgeschlossen. Die vorherrschenden Kon- glomerate führen vorwiegend nuss- bis faustgrosse, unvoll- kommen gerundete Quarzgerülle, seltener feinkörnige Gneise. Porphyrgerölle fehlen gänzlich. Die Konglomerate sind aus- gezeichnet in einem dritten, von Escher nicht erwähnten, kleinen Steinbruch aufgeschlossen, der sich 300 m nördlich des Strassen- knies, nördlich Bosco Luganese, befindet. Diesen zuletzt erwähnten Aufschluss wähle ich als Ausgangs- punkt zur Erörterung der Lagerungsverhältnisse. Es ist einer- seits zu prüfen, ob eine eingefaltete Mulde oder eine abgesunkene Scholle vorliegt, und andererseits ist zu untersuchen, ob Konkor- danz oder Diskordanz von Carbon und Grundgebirge herrscht. _ Das Streichen des Carbons wurde hier zu N 45° W und das Fallen zu 25° NE bestimmt. 50 m westlich davon streicht ein muskovitreicher, oft etwas graphitischer Glimmerschiefer N-S und fällt 40° W, was auf Diskordanz deutet; immerhin ist zu Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 153 beachten, dass ziwschen den gemessenen Aufschlüssen eine Ver- . werfung durchstreicht. Das Carbon zieht sich von hier als gleich- ‘ mässig entwickelte, konglomeratische Felsmasse etwa 200 m nordwestwärts und ist in dieser Richtung längs der erwähnten, schon von Escher beobachteten Verwerfung, die im Gelände durch ein kleines Trockentälchen zum Ausdruck gelangt, ab- gesunken. Weiter nordwestwärts verschwindet das Carbon unter Diluvium und Gehängeschutt. _ Ein Schuttband trennt diese südwestliche Carbonmasse von einer tiefer gelegenen, nordöstlichen, in der die zuerst erwähnten Steinbrüche angelegt sind. Hier streicht das Carbon N 60°E und fällt unter 35° gegen NW. Die verruschelten Gneise ım Bachanriss 100 m südöstlich davon besitzen ein wechsel- haftes Streichen und Fallen: ich bestimmte N 65° E-Streichen und 20° N-Fallen, also ähnliche Richtungen wie im Carbon; je- doch wenige Meter weiter südöstlich N 75° W und 25°N. Die genannten Messungen lassen erkennen, dass die Stellung der Car- bonschichten dieser nordöstlichen Scholle um etwa 80° gegen das Streichen der südwestlichen, oberen Carbonmasse verdreht ist. Wollten wir eine muldenförmige Lagerung annehmen, so müss- ten wir ein ausserordentlich steiles NW gerichtetes Axialgefälle . der Muldensohle voraussetzen. Auf keinen Fall dürfen wir aus zufälliger Wiederholung einzelner Schichten eine isoklinale Mulde konstruieren, wie dies Escher getan hat, da solche Wieder- holungen für die Fazies der Ablagerung geradezu typisch sind. Nach der Bedeutung, die im Malcantone den verwerfenden Störungen zukommt, liegt es nahe, zur Erklärung des Wechsels in der Streich- und Fallrichtung der südwestlichen und der nord- östlichen Aufschlüsse Brüche herbeizuziehen. Längs einem solchen SE-NW streichenden Bruch, den ich in dem das südwestliche und das nordöstliche Carbonvorkommen trennenden, quartären Schuttband vermute, könnte der nordöstliche Komplex abgesunken sein und zwar in höherem Mass in seinem Nordwestflügel, wo- durch sich dann auch die verdrehte Streichrichtung erklären liesse. Der vermutlich diese Scholle gegen N begrenzende Bruch ist erst weiter nordwestwärts, südlich Arosıo deutlich erschlossen. Nach SE zu verschwindet er an den Hängen der Vallone voll- kommen unter Gehängeschutt und Diluvium. Einen ausge- zeichneten Hinweis auf das Vorhandensein dieser Verwerfung haben wir aber in den Begleiterscheinungen vor uns, die im Nebengestein in den Steinbrüchen von Manno in Form von Rutschharnischen erschlossen sind. Sie treten an zahlreichen klei- nen, aber auch an grösseren Rutschflächen auf, die unter sich 154 Paul Kelterborn. zum grossen Teil parallel sind. Am schönsten ist diejenige am linken Rand des unteren Steinbruches. Ihr Streichen wurde zu N 80° W, ihr Fallen zu 75° S bestimmt, Richtungen, die genau der vermuteten Verwerfung entsprechen. Das Carbon von Manno ist relatıv reich an ‚„Häcksel‘“ ; seltener finden sich bestimmbare Pflanzenreste. 'TARAMELLI führt nach den Bestimmungen von F. Sordelli folgende Arten an (Lit. 21, p. 175): 1. Calamites Cistii Brongn. 2. Calamites cannaeformis Schloth. 3. Calamites gigas Brongn. 4. Calamites approximatus Sternberg. 5. Sigillaria elegans Brongn. 6. Sigillaria deutschiana Brongn. 7. Sigillaria elongata Brongn. 8. Sigillaria scutellata Brongn. . Sigillarıia (Syringodendron) pachyderma Brongn. 10. Sigillaria undulata Sternberg. 11. Lepidodendron Oeltheimianum Sternberg. M Die Arten 1, 5 und 7 sind schon im Jahre 1876 von Osw. HEER beschrieben worden. (Lit. 19, p. 41, 42, 47; Lit. 24a, p. 13, 14) Nach O. Heer wurde Calamites Cistii von B. StupEr gesammelt (Lit. 19, p. 4). Diese Pflanzen entstammen den Konglomerat- und Sandstein- bänken der beiden Steinbrüche von Manno. Pflanzenreste, die ich in den mergeligen Zwischenlagen des unteren Bruches fand, scheinen den Pteridophyten und Equisetaceen anzugehören. Auf Grund der erwähnten Flora sind die Schichten von Manno dem obersten Obercarbon, den Ottweiler-Schichten zu- zurechnen (vel. Lit. 35, p. 356, 362, 418). Der Vergleich mit den Sedimenten südlich Mugena-Arosio wird uns ebenfalls zur An- nahme führen, dass die Konglomerate von Manno dem höchsten Obercarbon angehören. Etwa 1,5 km westlich Manno sind südlich Arosio seit langer Zeit Konglomerate, Tuffe und ,,Quarzporphyre* bekannt, welche als Erosionsrelikt die Gneise diskordant überlagern. Allgemein hat man dieselben mit den analogen, permischen Bildungen am Luganersee in Parallele gestellt und nur von NEGRI und SPREAFICO ist schon 1869 eine Ausbreitung des Carbons von Manno nord- westwärts über Arosio bis nach Mugena angenommen worden (Lit. 15, Karte). B. G. Escher (Lit. 52, p. 171) hat zuletzt die Lagerungsverhältnisse von Arosio besprochen. Während er über de 1) E. Bayer erwähnt dieselben Pflanzen, ausgenommen Sigillaria elegans (Lit. 24 b, p. 3). Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 155 den Gneisen eine stratigraphische Serie von ,,Porphyrtuff, darüber ,,Porphyr und darüber ‚Verrucano‘ (Servino), somit die Äquivalente vom Luganersee zu erkennen glaubt, finde ich als Liegendes der ganzen Serie, den Gneis überlagernd, eine mächtige, weitverbreitete Konglomeratbildung, darüber Tuffbreccie und als Jüngstes silifizierten roten Porphuyrtuff. Die basalen Konglomerate von Arosio-Mugena sind daher nicht zu parallelisieren mit dem den Porphyr überlagernden Servino des Luganerseegebietes, sondern sie sind älter als die roten Porphyre, somit permocarbo- nisch und daher in Beziehung zu bringen zu den obercarbo- nischen Konglomeraten von Manno. Wenn wir von Arosio aus dem Fussweg südwärts folgen, so ge- langen wir an Aufschlüssen N 30° W streichender und senkrecht stehender, glimmerreicher Phyllite des Hügels Induno vorbei zur Einsattelung von Viona südlich P. 901. Hier treffen wir plötzlich auf die längs einer Verwerfung an den Induno- gneisen abgesunkenen Porphyrtuffe von Arosio.- Die Verwerfung streicht N 50° W einerseits gegen Mugena und scheint anderer- seits gegen die Nordgrenze des Carbons von Manno auszubiegen. Sie stellt die nordöstliche Begrenzung der Sedimentscholle von Mugena-Arosio dar, und ich nehme an, dass sie in der erwähn- ten N 80° W streichenden, das Carbon von Manno gegen Norden begrenzenden Verwerfung ihre Fortsetzung findet. Etwa 30 m südöstlich, unterhalb der Einsattelung von Viona, tritt auf der Verwerfungskluft eine typische Verwerfungsquelle auf. Unmittelbar südlich der Einsattelung bilden die porphyrischen Gesteine einen kleinen, terrassenartigen Hügel nordöstlich P. 925. Die oberste, ca. 5 m mächtige Lage derselben besteht aus einem fleischroten bis violetten, pechsteinähnlichen Porphyrgestein, das sich als gänzlich verkieselter Quarzporphyrtuff erweist. Die Basis des Hügels bilden gegen Nordwesten und Südosten ausgreifend, in einer Mächtigkeit von ca. 3 m, dunkelviolette bis bräunliche, grümelige Tuffbreccien, die nicht verkieselt sind. Unverkennbar lagern Tuffbreccie und Tuff auf konglomeratischen Schichten, die N45°W streichen und 25°-40° NE fallen (wie südliche Carbonscholle von Manno!). Soweit die Aufschlüsse es gestatten, erkennen wir in diesen klastischen Gesteinen rote, glimmerreiche Sandsteine und braungrüne, sandige Mergel, die mit feinen oder groben, oft etwas brecciösen Konglomeraten wechsellagern und gegen das Liegende gänzlich in ein helles, graugelbes, haupt- sächlich quarzitführendes Konglomerat übergehen. Bemerkens- wert ist es, dass diese im Liegenden der Quarzporphyrtuffe von Viona auftretenden Konglomerate entgegen gelegentlichen Dar- 156 Paul Kellrs born. stellungen (Lit. 21, p. 134) keine Porphyrgerölle enthalten. Weiter- hin weist die Tatsache, dass der verkieselte Porphyrtuff sich in ganz gewaltigen Massen im fluvioglazialen Schutt vorfindet, darauf hin, dass der Tuff früher ein viel ausgedehnteres Areal eingenommen haben muss und eine über die heute noch an- stehenden Konglomerate greifende Decke bildete. Die Konglo- merate sind dagegen im Schutt sehr spärlich. In ihren oberen Lagen erinnern diese klastischen Sedimente wohl an den ‚‚Verru- cano‘ des Luganerseegebietes, während die tieferen Horizonte mehr dem Gestein von Manno entsprechen. Die stratigra- phisch höheren, sandig mergeligen Lagen stehen auf der sanf- ten, nordostwärts gerichteten Abdachung der H. 932 an, wäh- rend die tieferen Konglomeratbänke eine bei P. 925 von Nordwest gegen Südost über die Höhe laufende, oft mehrere Meter hohe, felsige Steilkante bilden, die gegen Südwest blickt und sich einerseits auf ca. 1 km Länge gegen Mugena, anderer- seits etwa 500 m südostwärts gegen den Südrand der Carbon- scholle von Manno zieht. Der Südrand dieser Sedimentscholle Viona-Mugena ent- spricht einer Verwerfung, die sich tatsächlich weiter nordwest- wärts, südlich vom Piembach, sehr schön beobachten lässt: hier stossen die Konglomerate südwärts an Gmeisen ab. Diese Ver- werfung zieht sich gegen den Südwestrand des Carbons von Manno und ich betrachte sie als die südwestliche Verwerfung des Grabenbruches Manno-Mugena. In dem Profil von Arosio südwärts gegen Agra sind wir somit aus höheren in tiefere Schichten gelangt, in folgender Sukzession: 1. Verkieselter Tuff. 2. Tuffbreccie. 3. Rote, glimmerreiche Sandsteine und bräunliche, merge- lige Sandsteine. 4. Quarzitkonglomerat. Die über die Einsattelung von Induno N 50° W streichende, nördliche Randverwerfung lässt sich nordwestwärts gegen Mugena auf ca. 1 km Länge weiter verfolgen. Sie biegt beim Piembach nordwärts etwas aus und streicht von hier N 30°W gegen Mugena. Etwa 100 m nördlich vom Steg über den Piembach sind in den Konglomeraten N 30° W streichende und 80° W fallende Harnische zu beobachten, die dieser Verwerfung angehören. An die Gneise im Nordosten stossen mächtige Quarzkonglomerate, die in zwei Steinbrüchen unmittelbar südöstlich Mugena und 300 m weiter südlich am Piembach aufgeschlossen sind. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 157 Im südlichen Steinbruch, nördlich der Piembrücke, transgredieren über rote, etwas grobflaserige Gneise rauchgraue bis gelbliche, etwa 6 m mächtige Konglomeratbänke mit unregel- mässigen Zwischenlagen von groben Sandstemen. Die Kon- glomerate führen vornehmlich nuss- bis faustgrosse, unvoll- kommen gerundete Quarzitgerölle und spärlich helle, feinkörnige Gneise; porphyrische Komponenten fehlen gänzlich. Lithologisch entspricht das Konglomerat demjenigen von Manno. Pflanzen- reste konnten zwar nirgends festgestellt werden. Über dem Konglomerat folgen 2 m mächtige, rote und graue, oft etwas tonige, glimmerreiche Sandsteine und mehr mergelige Bildungen, Schichten, wie wir sie auch im Steinbruch bei Mugena aufge- schlossen finden werden. Sie sind von fluvioglazialem Schutt überlagert. Unmittelbar südöstlich Mugena sind in einem auflässigen Steinbruch die roten und braungrünen, mehr mergeligen und sandig-tonigen Bildungen ca. 5 m mächtig erschlossen. Die Transgression auf steil stehende, N-S streichende Gmeise ist sehr schön zu beobachten; der Sandstein streicht N 30° W und fällt 35° NE. Hier finden sich auch die merkwürdigen, wulstigen . Gebilde, die schon Gümbel (Lit. 22, p. 574) in den Aufschlüssen östlich Viona aufgefallen sind: deutlich runde, oft etwas ge- krümmte Säulchen, die 15 bis 2 cm Durchmesser und bis 8 cm Länge besitzen. Sie zeigen eine auffällige Querabsonderung, indem die konvexe Fläche des einen Gliedes in die napfartige Vertiefung des nächsten greift, ähnlich wie die Kammern der Orthoceratiden. Die Säulchen zerfallen daher leicht. Der schlechte Erhaltungszustand lässt nicht erkennen, ob es sich um anorganische, konkretionäre, oder um organische Gebilde handelt. In einzelnen Lagen sind Tongallenbildungen häufig. Die besprochenen Sedimente südlich Mugena-Arosio liegen mit den Konglomeraten von Manno in demselben, sich von SE segen NW allmählich etwas verschmälernden Graben. Wie wir aus dem Carbon-Konglomerat von Manno bereits tektonische Störungen innerhalb der versenkten Scholle erwähnt haben, be- gegnen wir auch solchen Störungen südlich Arosio-Mugena: Am Nordrand der besprochenen Scholle, östlich des ‚„Porphyrs‘ von Arosio, liest am steilen Hang der Vallone ein Paket roter Sandsteine und Konglomerate, das, wie schon Taramelli (Lit. 21, p. 134) angenommen hat, abgerutscht oder gesackt ist. Eine weitere Störung treffen wir am Piembach, bei seinem Ein- schnitt in die sich von P. 925 südlich Arosio nordwestwärts gegen Mugena ziehende Felskante der Konglomeratbänke. Hier 158 Paul Kelterborn. ist die Sedimentscholle von einer N 45° E streichenden Verwerfung durchsetzt, an welcher der südöstliche Flügel gegenüber dem nordwestlichen Flügel etwas abgesunken und südwestwärts ver- schoben erscheint. In dem beschriebenen Steinbruch am Piembach lassen sich N 45°E streichende Rutschflächen beobachten, die dieser Verwerfung entsprechen. Nachdem wir die Lagerungsverhältnisse und die Gesteine zwischen Mugena und Manno kennen gelernt haben, müssen wir eine Antwort auf die wichtige Frage nach den Altersbeziehungen der Sedimente und Störungen zu geben versuchen: Es ist selbstverständlich, dass wir den Gangporphyren und Porphyrtuffen des Malcantone dasselbe Alter zuweisen wie den Luganer-Porphyrmassen. Diese werden dem Untern Perm zu- gesprochen, wobei die als ‚Verrucano‘ bezeichneten Ablagerungen in der Regel bereits Porphyrgerölle führen und in der Umgebung von Lugano den Porphyrdecken auflagern, also jünger als die Porphyre sind. Unsere Konglomerate und Sandsteine sind dagegen älter als die sie überlagernden Tuffe und kommen in das Hangende des Carbons von Manno zu liegen: die tiefsten quarzkonglomerati- schen Horizonte unterscheiden sich lithologisch in nichts von den Konglomeraten von Manno. Bei Manno sind die Quarz- _ konglomerate mächtig entwickelt, bei Viona und im Steinbruch nördlich des Piembaches treffen wir die obersten Quarzkon- glomeratbänke, die von rotem Sandstein und braungrünen, mergeligen Sandsteinen überlagert sind; noch weiter nordwest- lich, im Steinbruch bei Mugena treten die Quarzkonglomerate ganz zurück, und die hangenden Bildungen transgredieren un- mittelbar über die kristallinen Schiefer. Ich glaube, in diesen Lagerungsverhältnissen eine von SE gegen NW fortschreitende Transgression zu erkennen (vgl. Prof. 3). In diesem Sinne stellen die klastischen Sedimente zwischen Mugena und Manno eine Ein- - heit dar. Den ganzen Schichtkomplex südlich Arosio stelle ich stratigraphisch zwischen die dem höchsten Carbon (Ottweiler- stufe) angehörenden Bildungen von Manno und die permischen Porphyrtuffe südlich Arosio, also in das unterste Perm (Rot- lvegendes) und in das alleroberste Carbon. Ich bezeichne die Kon- glomerate und Sandsteine südlich Mugena-Arosio als ,,permo- carbonische Übergangsschichten“. Die Tatsache, dass wir die Bildungen zwischen Mugena und Manno aus stratigraphischen, lithologischen und tektonischen Gründen als Einheit betrachten müssen, zwingt uns in allererster Linie, für das Carbon von Manno dieselbe diskordante Auf- lagerung auf das Grundgebirge anzunehmen, wie wir sie aus- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 159 gezeichnet überall südlich Mugena-Arosio beobachten. Die Haupt- diskordanz liegt also nicht zwischen dem Carbon von Manno und den von Escher als Verrucano bezeichneten Ablagerungen südlich Arosio, sondern zwischen dem obersten Carbon und dem kristallinen Grundgebirge. Neben STELLA (Lit. 32, p. 88) hat auch FrAven- FELDER (Lit. 64, p. 249) die sich aus einzelnen Messungen ergebende Konkordanz zwischen dem Carbon von Manno und den Gneisen für zufällig und nicht durch Einfaltung bedingt gehalten. Wäh- rend also bei Manno das den Ottweiler-Schichten (Stéphanien) angehörende Carbon diskordant den Gmeisen aufliest, ist das etwas ältere Carbon des Bifertengrätli am Tödi (Saarbrücker- Schichten, Westfalien supérieur) in die herzynische Faltung ein- bezogen (Lit. 52, p. 135, 160). Das Alter der Verwerfungen ist im Gebiet der Sediment- scholle selbst nur soweit festzulegen, dass die Verwerfungen jünger als die Ablagerung der permischen Porphyrtuffe, hin- gegen älter als die Quartärbedeckung sind. Es ist jedoch selbst- verständlich, dass wir unsere Verwerfungen in das ganze System der bekannten Luganer-Verwerfungen einreihen. Ich verweise hier auf die auffällige Parallelität der von Nebenbrüchen be- gleiteten Hauptverwerfung zwischen Novaggio und Mugena mit der „Luganer-Hauptverwerfung‘‘, die der tertiären, alpinen Ge- birgsbildung angehört. Die Tatsache, dass gleichmächtige Carbonkonglomerate wie die von Manno in der Umgebung von Lugano keine allgemeine Ver- breitung besitzen, lässt sich damit erklären, dass dieselben einer mehr lokal begrenzten Delta- oder Schuttkegelbildung angehören. Damit fällt auch die Vorstellung dahin, dass das Carbon von Manno ein durch Einfaltung oder Versenkung vor der permischen Abrasion geschütztes Relikt darstelle, dass also unsere Ver- werfungen älter als diese sein müssten (vel. Lit. 67, Bd. II, p. 823). Wenn auch gleichmächtige Äquivalente des Carbons von Manno aus der Umgebung von Lugano bis dahin unbekannt sind, so fehlt es doch nicht an paläozoischen, klastischen Bildungen, die dem kristallinen Grundgebirge auflagern, und die da und dort auch das Liegende von Porphyrdecken darstellen, die wir also mit dem Schichtkomplex zwischen Manno und Mu- gena in Parallele setzen können. Ich erwähne folgende hieher- sehörende Vorkommen: Ein bekanntes, mit dem Carbon von Manno direkt zu ver- gleichendes Vorkommen carbonischer Ablagerungen besuchte ich 10 km nordöstlich von Manno im Val Colla. Das sich nordöst- 160 Paul Kelterborn. lich Lugano bis nach Menaggio erstreckende, aus Trias und Lias bestehende Gebirge stösst nordwärts längs einer jungen, E-W streichenden Verwerfung an den kristallinen Schiefern des ,,See- sebirges ab. Die Geologie dieses Gebietes ist durch Repossı (Lit. 40), Bıstram (Lit. 42) und neuerdings von O. Seitz (Lit. 65) und F. P. Mürrer (Lit. 68) besprochen worden. An mehreren Stellen ist an dieser Verwerfung als Basis der Sedimente, an- stossend an die kristallinen Schiefer im Norden, noch ,,Verrucano“ erhalten geblieben. Neuere Untersuchungen von C. ScHamipr (Lit. 69, p. 109) haben ergeben, dass auf der Nordseite des Gebirgskammes von Denti della Vecchia-Cima del Noresso, ca. 1,5 km westlich der Bochetta di San Bernardo, oberhalb des Weges nach Pian- cabella, zwischen den Glimmerschiefern im Norden und der Trias im Süden ein bis 100 m breiter Streifen von Carbon und Verrucano auftritt: Auf ca. 1370 m Höhe werden flach nach Süden einfallende Glimmerschiefer in wenig ausgesprochener Diskordanz von 60 bis 70 m mächtigen, grauen Sandsteinen, Tonschiefern und Konglomeraten überlagert. In den höheren Lagen erscheinen graue und rote Sandsteine und feinkörnige Konglomerate in wohlgeschichteten Bänken, die eventuell als Verrucano angesprochen werden können. Auf 1440 m Höhe folgen über denselben, an einer Verwerfung abstossend, als Haupt- dolomit zu deutende Triaskalke. Die an Manno erinnernden Sandsteine sind reich an Pflanzenresten (Häcksel) und enthalten Schmitzen von echter Steinkohle. Es gelang mir, einen guten Abdruck eines Calamiten zu finden. Im Vergleich mit den be- schriebenen Ablagerungen von Manno-Arosio-Mugena glaube 1ch, in der ganzen genannten Schichtserie ebenfalls ein der Basis des Porphyrs zugehörendes Permocarbon zu erkennen, wobei ich annehme, dass bei vollständigem Profil über den obersten Sandsteinbänken Porphyrtuffe und Porphyr noch einsetzen würden. Zırka 12 km südwestlich von Arosio ıst ım Tal der Tresa, bei Voldomino, unweit Luino am Lago Maggiore ein in kristal- line Schiefer eingesenktes Erosionsrelikt vorhanden, welches sich aus Porphyrtuff, Porphyr und Muschelkalk zusammensetzt. Porphyr und Porphyrtuff gleichen demjenigen von Arosio; NEGRI und SPREAFICO erwähnen im Liegenden der Tuffe eben- falls konglomeratische Bildungen, die dem permocarbonischen Sandstein von Arosio entsprechen würden (vgl. B. G. EscHEr, Lit. 52, p. 171). Im Gebiet der normalliegenden Porphyre und Porphyrite sind weiterhin Konglomerate im Liegenden der eruptiven Gesteine von NEGRI und SPREArFICO bei Grantola Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 161 nachgewiesen worden (Lit. 15, p. 12 und 13) und ferner von B. G. Escher im Val di Torre nordöstlich Morcote (Lit. 59, p. 728). Neuerdings fand ALrrep Senn (Basel) bei Porto Cere- sıo entsprechende Bildungen zwischen dem kristallinen Grund- gebirge und den Porphyrdecken. Durch die hier gegebene Altersdeutung und Bestimmung der Lagerungsverhältnisse der Konglomerate von Manno-Mugena sowie ihrer Äquivalente von Val Colla, Voldomino und Morcote scheint mir der Nachweis gegeben, dass die, südlich der pennini- schen Gebiete der Alpen, im Seegebirge wieder einsetzende varıstische Faltung schon vor Ablagerung des obersten Carbons ihr Ende gefunden hat. Oberstes Carbon, Perm mit den Porphyren, Servino und die übrigen mesozoischen Sedimente haben sich als konkordantes Schichtsystem auf diesem varistischen Grund- gebirge aufgebaut; bei der tertiären Phase der alpinen Gebirgs- bildung sind die höheren, speziell die sedimentären Gebirgs- slieder gefaltet und die tieferen, vorzugsweise die kristallinen Schiefermassen und ihre Porphyrdecke durch Verwerfungen zerteilt worden. C. Petrographische Untersuchung der Gesteine. I. Die Gneisformation. Einige mikroskopisch-petrographische Untersuchungen der kristallinen Schiefer der Umgebung von Lugano verdanken wir A. STELrA (Lit. 32, p. 88). Ausserdem sind die im Liegenden des Porphyrs bei Porto Ceresio und bei Morcote zu Tage tretenden kristallinen Schiefer von C. Riva (Lit. 36, p. 6) und B. G. Escr&R (lit. 59, p. 732) untersucht worden. Die geologische Untersuchung zeigte, dass die Gneise des Malcantone einerseits jüngere granitische „Eruptivgneise‘‘, andrer- seits durch die Eruptivgneise kontaktlich beeinflusste ,, Misch- gneise‘‘ sind. a. Die Eruptivgneise. Die Eruptivgneise sind petrographisch als drei geologisch eng verbundene, demselben Intrusivkörper angehörende Typen entwickelt: 1. Biotitgranitgneis. 2. Hornblendegraniteneis. 3. Zweiglimmergranitgneis. 11 162 Paul Kelterborn. 1. Der Biotitgranitgneis. Der Biotitgranitgneis (vgl. Taf. IX, Fig. 1), wie er ausgezeichnet am Monte Mondini und an der Cima Bedeglia baNovaggio entwickelt ist, stellt ein mittelkörniges Gestein dar. In einer hellen, makroskopisch meist nicht auflösbaren Quarz-Feldspat- masse liegen, zu kleinen Nestern gehäuft, schwarze Biotitschüpp- chen. Diese Nester sind bald unregelmässig zerstreut, bald ordnen sie sich deutlich parallel, bald verbinden sie sich zu dünnen aus- gedehnteren Lagen. Je nachdem ist die Textur mehr massig- granitisch oder, was häufiger der Fall ist, mehr gneisig: nördlich Curio, an der Cima Bedeglia, ist der Granitgneis gestreckt und die Textur daher linear. Gänzlich untergeordnet tritt an der Cima Bedeglia neben Biotit auch in einzelnen Nestern eine schwarz- grüne Hornblende auf, so z. B. beim Scheibenstand 500 m öst- lich Novaggio. Dieser Gneis leitet über zum eigentlichen Horn- blendegneis, wie er weiter nördlich vorkommt. Durch Eintreten von Muskowit entwickelt sich der Zweiglimmergranitgneis. Als Hauptgemengteile treten im typischen Biotitgranit- gneis etwa zu gleichen Teilen Quarz, Kalifeldspat und Plagioklas auf; Biotit ist ziemlich reichlich vorhanden. Als Nebengemeng- teile finden sich Zirkon, Apatit, Magnetit, Pyrit und als Über- gemengteile grüne Hornblende, Titanit, Granat und Orthit. Die Struktur ist granoblastisch!). Die Kataklase gelangt mit wechselnder Intensität meist nur in den unregelmässig be- gsrenzten Körnern und Körnchen des Quarzes zum Ausdruck und äussert sich in der gewohnten undulösen Auslöschung und Fel- derteilung. Als eine besondere Erscheinung beobachtet man „Frederförmige Drucklinien‘, welche die Quarzkörner durch- ziehen (Fig. 3.). Diese fiederförmigen Drucklinien durchsetzen meist parallel zur Gesteinsschieferung als geradlinige Risse die ganzen Quarzkomplexe, ohne im einzelnen Korn Rücksicht auf die kataklastische Felderteilung zu nehmen. An Feldspatkörnern setzen sie scharf ab, können aber jenseits derselben ım Quarz wieder in der gleichen Richtung einsetzen. Bei stärkerer Ver- grösserung lösen die Risse sich fiederartig in ein System annähernd rechtwinklig aneinanderstossender, feiner, in leichter Krümmung auslaufender Sprünge auf. Dort, wo sich solche Drucklinien in paralleler Anordnung häufen, entsteht daher der Eindruck einer _ 1) Die Nomenklatur der Strukturformen der kristallinen Schiefer wurde im Sinne GRUBENMANN’S (Grubenmann, 1910: „Die kristallinen Schiefer“) an- gewendet, diejenige der massigen Gang- und Ergussgesteine im Sinne Roskn- BuscH’s (Rosenbusch, 1910: ,,Élemente der Gesteinslehre“). Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 163 sich kreuzenden Spaltbarkeit des Quarzes. Im gestreckten Granit- gneis nördlich Curio besitzt der Quarz oft ausgeprägte Trümmer- struktur. Zuweilen sind auch die Biotitschuppen kataklastisch zerbrochen und verbogen und zeigen undulöse Auslöschung. Feldspat Quarz mit Felderteilun ,g und fiederförmigen Drucklinien. Fig. 3: Biotitgranitgneis östl. Novaggio. Lin. Vergr. ca. 20. In den Gesteinen der Randzone des Granites bildet der Quarz bisweilen 15 cm dicke Augen, die an der Gesteinsober- fläche als rissige Warzen herauswittern und sich aus einem ver- zahnten Körner-Agsregat zusammensetzen. Möglicherweise liegt in diesen, z. B. bei P. 542 westlich Curio und im Bachanriss östlich Novaggio anstehenden Gneistypen eine etwas quarzporphyrartige Randfazies des Granitgneises vor. Unter den Einschlüssen des Quarzes sind vor allem zahlreiche rundliche oder ovale, oft auch stäbchenförmige oder vollkommen unregelmässige Flüssigkeitseinschlüsse mit tanzenden Libellen zu erwähnen (vgl. p. 167). Bei einer Temperaturerhöhung verschwin- den die Libellen schon vor 45, um bei Abkühlung wieder aufzutreten, was auf CO,-Einschlüsse (krit. Temp. 31° C.) schliessen lässt. Zum Erhitzen des Präparates wurde eine ähnliche Ein- richtung gebraucht, wie sie BAUMGÄRTEL beschrieben hat!). Der Kalıfeldspat bildet gänzlich xenoblastische Körner und Körnermassen und füllt meist in kleinen Fetzchen die Lücken und Zwickelchen zwischen den übrigen Komponenten aus. Der Kali- 1) B. BAuUMGÄRTEL: Eruptive Quarzgänge in der Umgebung der Vost- ländisch-westerzgebirgischen Granitmassive. — Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges., Bd. 63, Jahrg. 1911, Heft 2, p. 201. 164 Paul Kelterborn. feldspat erweist sich durch eine äusserst feine, oft nur als fleckige Auslöschung in Erscheinung tretende Gitterstruktur als Mikroklin. Gegenüber Plagioklas erscheint er wasserklar. Die Plagioklaskörner lassen höchst selten noch schwache Andeutung von Kristallformen erkennen. Der Plagioklas ist bis- weilen unverzwillingt, meist jedoch nach dem Albit- seltener nach dem Karlsbadergesetz verwachsen; häufig ist diese Lamel- lierung durch Verwachsungen nach dem Periklingesetz gekreuzt. Die Bestimmungen!) ergeben einen Andesin mit 41 bis 46% An., also einen für Granit ziemlich basischen Plagioklas. Selten zeigt der Plagioklas Andeutung einer inversen Zonarstruktur, die sich in einer verschwommenen, gleichsam undulösen Auslöschung äussert: die Auslöschungsschiefe des saureren Kernes ist um weniges geringer als diejenige der Randzone. BEcKE betrachtet die inverse Zonenstruktur der Plagioklase als typische Erscheinung kristallsblastischer Entwicklung in mittleren und unteren Tiefen- stufen2). Bisweilen ist der Plagioklas von unregelmässigen Mikro- klinfetzen durchdrungen, die eine grobe, antiperthitische Ver- wachsung darstellen. In ausgezeichneter Entwicklung finden sich myrmekitische Verwachsungen von Plagioklas und Quarz. Der Myrmekit ist stets an die Berührungsfläche von Plagioklas und Mikroklin geknüpft und bildet hier ein den Plagioklas umsäumendes Band. Bisweilen können Myrmekitkörner von Mikroklin um- schlossen sein, wobei das dem Myrmekit zu Grunde liegende Plagioklaskorn gänzlich von der Myrmekitbildung aufgezehrt er- 1) Zur Plagioklasbestimmung gelangten im Verlaufe der mikroskopischen Untersuchungen folgende, hier einmalig erwähnte Methoden zur Verwendung: 1. Bestimmung durch Vergleich der Lichtbrechung des Plagioklases mit der- jenigen des Quarzes nach F. Becke. 2. Feststellung der maximalen Auslöschungsschiefe in Schnitten senkrecht zur Zwillingsebene M der Zwillingslamellen nach dem Albitgesetz. Es wurde der maximale Wert von etwa 10 Messungen genommen. 3. Feststellung der Auslöschungsschiefen in den beiden Hauptindividuen eines kombinierten Albit-Karlsbaderzwillings in Schnitten senkrecht M. Die beiden Schiefen liefern die Koordinaten zu einem Punkt der Bestim- mungstabelle von Wright. Der Punkt entspricht einer bestimmten Basizität. 4. Feststellung der Auslöschungsschiefe in Schnitten senkrecht zu den Bis- sectricen, wobei der Winkel von a’ zur Trace von M, die durch Zwillings- lamellen und Spaltrisse gegeben ist, gemessen wurde. 5. Feststellung der Auslöschungsschiefen in Spaltblättchen nach P und M. In den Gesteinsbeschreibungen gebe ich nur den An.-Gehalt an. Aus der Wright’schen Tabelle sind die zugehörenden, der Bestimmung zugrunde liegenden Werte zu ersehen. — Vel. H. RosenBuscx und E. A. Würrıng, 1905: Mikro- skopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. — F. E. WRIGHT, 1913: A graphical plot for use in the mikroscopical determination of the plagio- clase feldspars. Am. Jour. of Sc., vol. XXXVI, p. 540. 2) F. Becke: ‚Über Zonenstruktur bei Feldspaten“. 1897. ‚.Lotos “ Sitzungsberichte, XVII, No. 3. p. 58. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 165 scheint; die Quarzfortsätze dringen dann meist von einem Rande aus divergent gegen die gegenüberliegende Seite vor. Der Plagioklas des Myrmekites entspricht nach seiner Lichtbrechung einem etwas saureren Typus als der Hauptplagioklas. Sowohl der Quarz als auch der Plagioklas eines Myrmekitkornes löschen jeder für sich einheitlich aus!). Der Plagioklas ist, im Gegensatz zum wasser- klaren Mikroklin, öfters von Serizitschüppchen durchschwärmt, die sich meist längs Spaltrissen oder einzelnen Zwillingsla- mellen oder auch in unregelmässig-fleckigen Komplexen an- siedeln. Der Biotit ist annähernd optisch einachsig und besitzt starken Pleochroismus: c — b dunkelrotbraun > a hellbräunlichgelb. Um kleine, rundliche oder längliche Körnchen und wohlentwickelte Kriställchen von Zirkon finden sich ausgezeichnete schwarz- braune, pleochroitische Höfe, die eine wesentliche Erhöhung der Doppelbrechung beobachten lassen. Im Bereich des Orthites oder dessen Umwandlungsprodukte treten gleichfalls schwärzliche pleochroitische Säume auf. Häufig ist der Biotit in einzelnen Lamellen oder vollständig in Pennin umgewandelt und dann von Magnetitkörnchen, oft auch von Leukoxenbildungen begleitet. Der Pleochroismus des Pennins ergibt sich zu € = b bläulichgrün > a blass bräunlichgelb (wie Biotit). Er zeigt blauviolette In- terferenzfarben und positiven Charakter der Hauptzone (vel. p. 211). Auch hier finden sich schmutzig braungrüne, pleochroi- tische Höfe um Zirkon und Orthit, die wohl als Relikte der Höfe ım Biotit aufzufassen sind. - Die spärliche, gemeine grüne Hornblende tritt meist in enger Verbindung mit den Biotitnestern auf. U. d. M. zeigt sie Tendenz zur Entwicklung der Prismenflächen (opt. Eigenschaften s. p. 168). Orthit (vel. Taf. IX, Fig. 1) findet sich im gestreckten Gneis nördlich Curio als porphyroblastenartig in die übrigen Gemeng- teile eingebettete, bis Imm grosse Kriställchen, deren Um- grenzung vornehmlich durch Flächen der Zone der b Achse ge- bildet wird. Neben regellosen Rissen und Sprüngen täuschen in zahlreichen, parallelen Zügen angeordnete, feinste, unbestimmbare Interpositionen eine Spaltbarkeit nach (100) vor. Neben hoher Licht- und starker Doppelbrechung zeigt er ausgeprägten Pleo- chroismus: c rötlichbraun > a’ blassbraun mit einem Stich ins Violette. Die Orthitindividuen besitzen undeutliche Zonar- struktur: Die Doppelbrechung nimmt gegen den Rand hin wesent- 1) F. Becxe: „Über Myrmekit‘. 1908. Tsch. min. u. petr. Mitt., Bd. XX VII, Hit. 4, p.-377. 166 Paul Kelterborn. lich ab. Die äusserste Zone wird von einem Klinozoisitsaum gebildet, dessen einheitliche Auslöschung nicht mit derjenigen des Orthites zusammenfällt. In anderen Gesteinsschliffen wurden keine porphyroblas- tischen Orthite getroffen, dagegen finden sich meist unregel- mässige Fetzen und körnelige Aggregate eines sekundären Epidot- Minerals von blassrötlichgelber Farbe, hoher Lichtbrechung und meist niederen, fleckigen Interferenzfarben, die selten über ein schmutziges Grau zu gelblichen Tönen ansteigen. Bisweilen sind - auch Andeutungen eines Pleochroismus in rötlichen Farbtönen zu konstatieren; alle diese Erscheinungen deuten auf orthitische Umwandlungsprodukte (vel. p. 176). Der Granat bildet spärliche, und nur sporadisch auftretende, kleine, farblose Kriställchen oder unregelmässige Körner. In wenigen, kleinen, fetzenartigen, feinkörneligen Aggresaten tritt Titanit auf. Er ist sekundärer Entstehung und begleitet und umwächst meist den Biotit. Bisweilen treten mit ihm Leukoxen- bildungen auf. Spärlich findet sich in grösseren, rundlichen, niedrig doppelbrechenden, durchaus an Apatit erinnernden Körnern ein Zoisit, der sich vornehmlich durch seine Zweiachsigkeit und den Mangel kristallographischer Formen von Apatit unterscheidet und in länglichen Individuen eine deutliche, an Spaltrisse erin- nernde Quergliederung erkennen lässt. Magnetitkörner sind selten und zeigen unregelmässig lappige Umrisse. Bisweilen umschliessen sie kleine Zwickelchen und Fetzchen von Pyrit. 2. Der Hornblendegranitgneis. Der Hornblendegranitgneis (vgl. Taf. IX, Fig. 2) ist in ausge- zeichneter Entwicklung mehrfach im Magliasinabett west- lich Aranno erschlossen. Der Gneis am Hang von Aranno ist gleichfalls als Hornblendegneis zu bezeichnen, jedoch tritt hier öfters Biotit in den Vordergrund, selten kommt unterge- ordnet auch Muskowit vor und bisweilen sind dieselben Biotit- gneise zu beobachten wie an der Cima Bedeglia, wo, wie schon erwähnt, Hornblende gleichfalls untergeordnet auftreten kann. Der Hornblendegranitgneis ist weiterhin östlich Breno, längs der Magliasina, erschlossen, wo er südlich Mugena von einem hornblendefreien Muskowit-Biotitgneis abgelöst wird. Die Textur ist gleich wie beim Biotitgneis. Ausgeprägt kristallisationsschiefrige Formen, wie sie namentlich im Maglia- sinabett westlich Aranno anstehen, besitzen einen dunklen Haupt- bruch, auf dem Biotit und Hornblende als Träger der Schieferung Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 167 einerseits mit der Basis, andererseits mit dem Orthopinakoid in Erscheinung treten. Die Struktur ist vollkommen kristalloblastisch: wie beim Biotitgranitgneis ist eine primäre Ausscheidungsfolge nicht fest- zustellen, idiomorphe Umgrenzungen gelangen bei den Haupt- gemengteilen kaum zur Entwicklung: der Biotit bildet basal- begrenzte Blättchen und die Hornblende zeigt Tendenz zur Ent- wicklung der Prismenflächen. Poikiloblastische Verwachsungen sind besonders schön zwischen Hornblende und Quarz zu be- obachten. Im Quarz gelangen ausgezeichnete Zahnstrukturen zur Ausbildung (vgl. p. 191). Die Kataklase bewirkt, ohne das Struk- turbild bestimmend zu beeinflussen, im Quarz dieselben Er- scheinungen, wie sie beim Biotitgneis geschildert worden sind (CE 162): Der Mineralbestand setzt sich zusammen aus den Haupt- gemengteilen: Quarz, Plagioklas (Oligoklasandesin-Andesinlabra- dor), Mikroklin, Biotit und Hornblende; dazu treten als Über- und Nebengemengteile Orthit, Titanit, Zoisit, Apatit, Zürkon, Magnetit, Ilmenit und Pyrit. Die einzelnen Mineralien lassen ähnliche Verhältnisse erkennen wie im Biotitgranitgneis, weshalb auf obige Beschreibung verwiesen sei. Der Quarz ist auch hier in schwach gekrümmten Bahnen von zahllosen Flüssigkeitseinschlüssen durchschwärmt; die Züge durchsetzen, unbekümmert um die Verzahnungslinien einzelner Körner, ganze Quarzkomplexe (vgl. p. 163). Der Gehalt an Mikroklin ist sehr schwankend. Auch hier zeigt er alle Übergänge von kaum lamellierten, orthoklasähn- lichen Typen zu solchen mit deutlicher Gitterstruktur. Ziem- lich selten ist er perthitisch von Albitspindeln durchwachsen, die flämmchenartig den Mikroklin durchzüngeln. Häufig um- schliesst er Quarz- und Plagioklaskörner. Der Plagioklas ist meist nach dem Albit- und Periklingesetz fein lamelliert; selten finden sich auch kombinierte Zwillinge nach dem Albit- und Karlsbadergesetz. Der Anorthitgehalt schwankt merk- lich: die Bestimmungen ergeben im allgemeinen einen An.-Gehalt von 35 bis 40%, also einen sauren Andesin. Ein zäher, quarz- reicher Hornblendegneis an der Magliasina, nordöstlich Novaggio, stellt dagegen einen Alkali-ärmeren Typus dar: er führt einen sauren Labrador mit 55% An. und ist zugleich der Mikroklin- ärmste Typus. Zuweilen ist auch hier eine schwache, inverse Zonenstruktur zu beobachten (vel. p. 164). Als Umwandlungs- produkte des Plagioklases wurden neben Serizitschüppchen und kleinen spärlichen Calcitnestern nur selten Klinozoisit und se- 168 - Paul Kelterborn. kundärer Albit beobachtet. Neben groben antiperthitischen Ver- wachsungen mit Mikroklin gelangen hier nur spärlich äusserst feine Myrmekitbildungen zur Entwicklung (vel. p. 164). Der Biotit schliesst sich nach seinem Auftreten und seinen Eigenschaften enge an den p. 165 beschriebenen Typus des Biotit- gneises an. Der Pleochroismus zeigt mehr reinbraune Farben _ ohne einen Stich ins Rôtliche. Als Umwandlungsprodukte treten Pennin, Rutil und magnetitische oder ilmenitische, von Leukoxen begleitete Erzkörnchen auf (vel. p. 165). Die Leukoxenbildungen siedeln sich meist randlich und längs Spaltrissen an und begleiten ın basalen Schnitten zuweilen gut beobachtbare, sagenitisch ver- wachsene Rutilkriställchen. Die Hornblende ist in wechselnder Menge vorhanden und steht zum Biotit in einem reziproken Verhältnis. Sie bildet dunkle, schwarzgrüne Nester. U. d. M. tritt sie in grossen, lappig und tiefbuchtig umrandeten, von zahlreichen Quarz- und Feldspatkörnern und Biotitleisten durchwachsenen Individuen auf. Bei siebartiger Verwachsung tritt als Einschluss meist Quarz allein auf. Nach der Auslöschungsschiefe, c: € — 18°, und dem Pleo- chroismus, € blaugrün > b gelbgrün > a blassgrünlichgelb, 1st sie als gemeine grüne Hornblende zu bezeichnen. Sowohl um Zirkon als auch um orthitische Umwandlungsprodukte bilden sich schmale und nicht besonders dunkle, pleochroitische Säume. Von allen Komponenten ist die Hornblende am stärksten zer- setzt, oft so stark, dass in den Zersetzungsprodukten nur noch das amphibolitische Spaltrissystem und die siebartige Durch- wachsung mit Quarz erhalten ist. Als Umwandlungsprodukt findet sich ein feinschuppiges, unauflösbares Aggregat eines farb- losen, serizitischen Glimmers und chloritischer Substanzen, ın welches zahlreiche, kleine Calcitnester und kleine Leukoxen- putzen eingestreut sind. Bei vorgeschrittener Umwandlung rei- chert sich der farblose Glimmer auf Kosten des Chlorites an, und die Caleitbildungen entwickeln sich zu grösseren Komplexen, die Zwillingslamellierung nach (0112) erkennen lassen. Während der Pennin des Biotites violettblaue Interferenzfarben aufweist, zeigt derjenige der Hornblende mehr stahlgraue Töne. Unter den Akzessorien fanden wir bereits Zirkon und die orthitischen Umwandlungsprodukte als Erreger pleochroitischer Höfe in Biotit, Hornblende und Pennin (vel. p. 165). Titanit, Apatit und Zoisit verhalten sich wie im Biotitgneis (vel. p. 166). Erzkörnchen sind auffallend spärlich vorhanden. Selten findet sich etwas Magnetit oder von Leukoxen begleiteter Ilmenit. Auch sekundäre, von einem limmonitischen Saum umgebene Pyrit- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 169 körnchen wurden beobachtet. Der Pyrit sitzt vornehmlich Biotit auf und dringt zuweilen längs Spaltrissen mit unregel- mässigen Fortsätzen in diesen ein. In einigen Schliffen fehlen opake Akzessorien überhaupt. 3. Der Zweiglimmergranitgneis. Muskowit tritt da und dort im Granitgneis auf. Er wurde bei Ponte Tresa beobachtet, er kommt untergeordnet an der Strasse südlich Curio und am Fussweg südöstlich der Kirche von Aranno vor und gewinnt schliesslich bestimmende Be- deutung im Zweiglimmergranitgneis südlich Mugena-Arosio. Der Gneis führt hier rotpigmentierten Feldspat und stellt eine etwas aplitische Fazies des Granites mit mehr oder weniger schlieriger Lagentextur dar: Die glimmerreichen Züge sind Träger der Kristallisationsschieferung und treten besonders auf dem Hauptbruch hervor, die glimmerarmen Quarz-Feldspat- lagen bilden auf dem Querbruch feinkörnige, schmale Streifen, die sich zu breiteren Bändern oder zu linsig aufgebauchten, grob- körnigen Schlieren erweitern können. Das Gestein erinnert daher zuweilen an einen Injektionsgneis. Makroskopisch lassen sich hin und wieder kleine, in der feinkörnigen, fleischroten Quarz- Feldspatmasse eingebettete Turmalinkriställchen beobachten, die bisweilen von einem leuchtend kobaltblauen, bis 1 mm weıten Hof umgeben sind. Der Mineralbestand setzt sich zusammen aus den Haupt- gemensteilen: Quarz, Plagioklas (Oligoklas), Mikroklin, Muskowit und Biootit; akzessorisch gesellen sich dazu: Turmalin, Granat, Apatit, Zirkon und Magnetit. Die Struktur erinnert an diejenige des Biotit- und des Hornblendegneises, wobei aber das Strukturbild von der Lagen- textur beherrscht wird. Unregelmässige Quarzkörner, mehr oder weniger kubische Plagioklase und gänzlich allotriomorphe Mikro- klinfetzchen bilden ein granoblastisches Gefüge, in welches die streng parallel orientierten, basalbegrenzten Glimmerblättchen eingestreut sind, die öfters zu anhaltenden Zügen zusammen- treten. Der Quarz zeigt die Spuren intensiver Kataklase, wobei auch die oben (p. 162) beschriebenen ‚‚fiederförmigen Druck- linien“ zur Entwicklung gelangen. Der kataklastische Plagioklas lässt bisweilen sehr schön alle Übergänge von bruchlosen, schwachen Verbiegungen und groben Knickungen und Brüchen beobachten; Mikroklin wirkt als ausheilendes Füllmaterial. Auch die Glimmer 170 Paul Kelterborn. sind zuweilen gestaucht, aufgeblättert, geknickt und verbogen und daher oft undulös auslöschend. Die Mineralien zeigen — soweit sie mit denjenigen des Biotit- und Hornblendegneises übereinstimmen — die schon beschriebenen Eigenschaften. Der Quarz umschliesst auch hier zahlreiche Flüssigkeitsein- schlüsse. Sie sind meist in schmalen, ziemlich gestreckten Bahnen oder einzeiligen Ketten angeordnet, die bisweilen unter sich eine auffallende Parallelität aufweisen können und quer zur Schieferung verlaufen (vel. p. 185), eine Anordnung, die nach RosENBUSCH vielleicht durch Gebirgsdruck zu erklären ist!). Ebenso bemerkens- wert ist die Erscheinung, dass senkrecht zur Längserstreckung der Quarzkörner, d. h. gleichfalls senkrecht zur Schieferung, bis- weilen eine schwache Streifung verläuft, die bei parallelen Nicols an feine, haarscharfe, gerade, seltener schwach gekrümmte Spalt- risse erinnert und zwischen gekreuzten Nicols einer äusserst feinen Zwillingslamellierung ähnlich scheint. Offenbar handelt es sich um eine dynamometamorphe Erscheinung, wie sie SANDER, LoTz&E (s. p. 206, Lit. 11, p. 284), KALKkowskIı, BôHM und andere erwähnt haben?). Der wasserklare Mikroklin zeigt auch hier selten deutliche Mi- kroklinstrukturen, jedoch häufiger an undulöse Auslöschung erin- nernde, fleckige Unregelmässigkeit des Interferenztones. Bis- weilen ist er von Albitspindeln durchflammt und bildet mikro- klinperthitische Verwachsungen. Der Plagioklas ist gegenüber Mikroklin stark bestäubt. Er ist meist verzwillingt nach dem Albit- und Periklingesetz; spärlicher finden sich unverzwillingte Individuen. Die Bestimmung ergab einen Oligoklas mit 25% An.; bei den hellen, noch mehr apli- tischen Gesteinsvarietäten geht der An.-Gehalt bis auf 10% herunter. Selten lässt der Plagioklas eine schwache, inverse Zonarstruktur erkennen. Häufig ist er antiperthitisch von Mikro- klinfetzen durchwachsen: meist sind diese vollständig regellos, seltener schliesst sich ihre Umgrenzung den Spaltrissen und Zwil- lingslamellen an, noch seltener gelangen spiessige Formen der Einschlüsse zur Beobachtung. Mit Quarz bildet der Plagioklas 1) H. RosenguscH: Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine, p- 42. 1907. a ®) B. SANDER: Über einige Gesteinsgruppen des Tauernwestendes. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1912, Bd. 62, Heft 2, p. 225 u. ff.. Wien. — E. Kar- KOWSKI: Die Gneisformation des Eulengebirges, Hab.-Schrift der Univ. Leip- zig, 1878, p. 26. — A. Bönm: Über die Gesteine des Wechsels. Tsch. min.- petr. Mitt., Bd. V, 1882, p. 204. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 171 grobe, myrmekitische Verwachsungen; besonders gut gelangen Myrmekitsäume bei den in Mikroklin schwimmenden Plagio- klasen zur Entwicklung (vgl. p. 164). Biotit und Muskowit treten gegenüber den schon erwähnten Komponenten zurück: sie bilden in enger Verbindung und wech- selnder gegenseitiger Durchdringung meist basalbegrenzte Leisten. Der Muskowit tritt jedoch auch mit skelettartigen, von Quarz durchwachsenen Formen auf, wie sie beim Glimmer der Horn- felse getroffen werden. Der Biotit ist durch für unser Gebiet nicht häufige, olivbraune und hellsepiabraune Absorptionsfarben ausgezeichnet. Der Muskowit ist vollständig farblos. Sein Pleo- chroismus gelangt jedoch in der Ausbildung breiter, citrongelber pleochroitischer Höfe zum Ausdruck, die Zirkonkôrner umgeben. Eben solche Zirkoneinschlüsse, rundliche und unregelmässige Körner und ganze Körneraggregate, verursachen auch im Biotit ausgezeichnete, schwarzbraune Höfe, deren Reichweite zu 0,025 mm bestimmt wurde; sie ist etwa halb so gross als die Reichweite der pleochroitischen Säume im Muskowit. Der Turmalin tritt in einem Schliff in mehreren wohlent- wickelten Kriställchen auf, die sich alle in einer quarzreichen, mit der Schieferung .parallel laufenden Zone anordnen. Die Färbung der Turmaline ist zonar verschieden: zentral intensiv kobaltblau, gegen aussen perlgrau (E) und dunkel schmutzig grün (O0). Der makroskopisch beobachtete, blaue Hof um Tur- malinkriställchen konnte u. d. M. nicht festgestellt werden. Der spärliche Magnetit begleitet die Turmalinnester dieser quarz- reichen Lage. In mehreren unregelmässigen Körnern und Körneranhäufungen findet sich bisweilen, meist mit Biotit verwachsen, ein farbloser Granat, der stets von einer Unmenge unbestimmbarer Mikrolithen durchspickt ist. Es bleibt schliesslich noch Apatit und Zoisit zu erwähnen; beide schliessen sich nach ihrem Auftreten und ihren Eigenschaften an die p. 166 geschilderten Vorkommen an. Die 3 besprochenen Typen des Granitgneises: den Biotit- granitgneis, den Hornblendegranitgneis und den Zweiglimmergranit- gneis betrachte ich als Differentiationen desselben Intrusiv- körpers: sie stehen durch mannigfache Übergänge miteinander in enger Verbindung. Die mikroskopische Untersuchung ergibt für alle Typen eine sekundäre Umkristallisation des Granites zu Gmeis. Diese äussert sich vornehmlich in den kristalloblastischen Strukturen: 172 Paul Kelterborn. die primäre granitische Ausscheidungsfolge, wie sie auch piezo- kristallinen Gesteinen zukommt, ist nicht mehr festzustellen. Die kristalloblastische Reihe lautet für die Hauptgemengteile: Biotit, Muskowit, Hornblende, Plagioklas, Quarz, Mikroklin, wobei die xenoblastische Entwicklung des Mikroklins gegenüber sämtli- chen Komponenten besonders ausgeprägt und auffällig ist. Typisch ist ferner das Auftreten inverser Zonenstruktur beim Plagioklas. Der Mineralbestand unterscheidet sich kaum vom primären Mineralbestand des Granites. Den Grund dieser Erscheinung erblicke ich in der katogenen Natur unserer Gneise, auf die wir noch mehrfach zu sprechen kommen werden: die physikalischen Entstehungsbedingungen kristalliner Schiefer konvergieren gegen die Tiefe zu mit den physikalischen Bedingungen der Granit- bildung selbst. Bezeichnend ist das Auftreten des reinkristallo- blastischen Kalıfeldspates, eines Minerales, das Grubenmann als typomorph für die Katazone bezeichnet (s. Fussn. 1, p. 162, Lit. eit., p. 79, 80). Diejenigen Mineralien, die für eine geringe Tiefen- stufe sprechen, wie Chlorit, Serizit, Titanit, Zoisit u. a. sind in unserem Gneis sämtlich sekundärer Natur (vel. p. 194). Die 3 beschriebenen Differenziationen lassen folgende Unter- schiede erkennen: der Hornblendegranitgneis unterscheidet sich vom Biotitgranitgneis einerseits durch die Führung einer gemeinen grünen Hornblende, andererseits meist durch etwas geringere Basizität des Plagioklases und durch Zurücktreten des Mikro- klins. Der Zweiglimmergranitgneis von Mugena-Arosio ist den andern Gneisen gegenüber durch das Auftreten von Muskowit, das Vorherrschen von Quarz und Mikroklin gegen Plagioklas und Glimmer und durch die niedrigere Basizität des Plagioklases gekenntzeichnet. Ich betrachte diesen Gneistypus als Randfazies, die durch aplitische Nachschübe kurz vor der Erstarrung eine schlierige oder lagige Textur erhalten hat; dafür spricht auch das Auf- treten von Turmalin in quarzreichen Zwischenlagen (vgl. p. 180). 4. Der Ganggranit von Novaggio. Am Südosthang des Alned tritt zwischen der Strasse Novaggio-Miglieglia, direkt westlich Molino, und dem Weg nach Pazzo, 700 m westlich Novaggio, in den von quartären Schutt- massen stark verdeckten Mischgneisen an mehreren Stellen ein granitisches Gestein zu Tage, das einer Gangapophyse des Granites angehört (vgl. p. 148). Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 173 1. An der Strasse nôrdlich Novaggio ist ein Gang- oranit in einer durch einen kleinen Rutsch geschaffenen Nische des Strasseneinschnittes etwa 1m mächtig erschlossen. Der Granitgang durchsetzt glimmerschiefrige Mischgneise und be- sitzt einen typischen Hornfelskontakt. Das Ganggestein erweist sich hier als vollständig richtungslos texturierter, feinkörniger Granit. Schon makroskopisch lässt er eine undeutlich porphyrische Struktur erkennen: In einem grundmassenartigen Gefüge von Quarz, Feldspat und etwa 1 mm haltenden, oft idiomorphen Biotitkriställchen liegen einsprenglingsartig etwa 0,5 cm grosse Feldspatindividuen. 2. Am Südhang des Alned, 100m westlich von dem gegen Südwesten eingeschnittenen Bachanriss, auf Höhe 790 m taucht in einigen Felsköpfen dasselbe Gestein wieder auf. Die Gangmächtigkeit lässt sich nicht feststellen, ist aber grösser als an der Strasse nördlich Novaggio. Der Granit zeigt hier aller- dings undeutliche und sehr grobe Paralleltextur; er ist bedeutend grobkörniger als der erwähnte Typus. Die etwas porphyrische Struktur fällt makroskopisch nicht mehr auf. Der Biotit tritt zu groben, undeutlich parallel gelagerten Nestern zusammen; seltener lassen sich auch noch hier sechsseitige, quer zur Schiefe- rungsebene gestellte Biotitkriställchen erkennen. 8. Kaum 100.m weiter westwärts, auf Höhe 780 m wurde der Granit wieder beobachtet (vgl. Taf. IX, Fig. 3). Hier ist er wieder durchaus richtungslos texturiert, ebenfalls grob- körniger als Typus 1 und ohne auffällige porphyrische Struktur. Die wohlindividualisierten, sechsseitigen Biotitkristalle erreichen bisweilen einen Durchmesser von 1, cm. 4. 700m westlich Novaggio ist sowohl in dem nach Pazzo führenden Weg als auch in dem etwas höher gelegenen Fussweg wieder Granit etwa 10 m mächtig aufgeschlossen. Hier zeigt er eine ausgesprochenere Paralleltextur als Vorkommen 2, indem die grösseren, unregelmässigen, undeutlich parallel orien- tierten Biotitnester sich bisweilen zu ausgedehnteren Flasern zusammenschliessen; Quarz und Feldspat bilden mehr linsen- lagenartige Komplexe. Von diesen vier Vorkommen repräsentieren 1 und 3 massige Typen, 2 zeigt Andeutungen einer Paralleltextur und 4 ist deutlich paralleltexturiert. Der Mineralbestand setzt sich aus den Hauptgemeng- teilen: Quarz, Kalhfeldspat, Oligoklas- Andesin und Biotit zusam- men; dazu gesellen sich akzessorisch wenig Muskowit, Granat, Turmalin, Orthit und Zoisit, ausserdem Rutil, Apatit, Zürkon 174 Paul Kelterborn. und Magnetit und eine Reihe von sekundären Umwandlungs- produkten. Plagioklas und Kalifeldspat sind ungefähr 1m gleichen Mengenverhältnis vorhanden; Quarz herrscht etwas vor; Mus- kowit trıtt ganz zurück. Die Struktur zeigt entsprechend den texturellen Schwankun- gen Verschiedenheiten. Vorkommen 1 und 3 besitzen eine hypidiomorph-körnige und schwach porphyrische, also granitische Struktur: Stark umgewandelte Feldspäte und zerfranste Biotite lassen deutlich kristallographische Umrisse erkennen und liegen einsprenglingsartig in einem grob—feinkörnigen, allotriomorphen Gefüge von Quarz, Feldspat und Biotitschüppchen (vgl. Taf. IX, Fig. 8). Kataklase macht sich kaum bemerkbar. Vorkommen 2 und 4 zeigen dagegen entsprechend der etwas gneisigen Textur verworrene Strukturverhältnisse und intensivere Kataklase. Grössere, hypidiomorphe Feldspäte und linsige, grobkörnige und undulösauslöschende Quarzaggregate liegen in einem feinkörnigen und mörteligen Quarz-Feldspatgemenge, in welches kleine Glim- merschüppchen eingestreut sind. Diese grundgewebeartige Masse ist ausgezeichnet durch myrmekitische, poikilitische und grano- phyrische Quarzfeldspatbildungen. Sie wird von undeutlich parallel geordneten Zügen von oft zerknitterten und undulös auslöschenden Biotitschuppen durchzogen und gegen die Quarz- Feldspatlinsen scharf abgegrenzt. Die Glimmerschuppen sind bisweilen siebartig von Quarz durchwachsen, erscheinen zerfressen und sind hin und wieder in eine Menge kleiner Schüppchen auf- gelöst. Die Struktur ist als blastoporphyrische Palimpsest- Struktur zu bezeichnen; dabei entsprechen die Quarz-Feldspat- augen den Einsprenglingen des primär grob-porphyrartigen Granites. Die kataklastischen Zertrümmerungs- und Zerreibungs- produkte sind nur selten einer späteren Rekristallisation restlos anheimgefallen. è Die Unterscheidung unveränderter (Vork. 1 und 3) und metamorpher (Vork. 2 und 4) Typen nach Textur und Struktur gelangt im Mineralbestand kaum zum Ausdruck. Der Quarz führt reichlich mikrolithische Interpositionen, vor allem Flüssigkeitseinschlüsse (vgl. p. 167). Daneben finden sich oft massenhaft auffällige, haarfeine Rutilnädelchen. Ferner wurden als Einschlüsse Apatitkriställchen, Biotitschüppchen und bisweilen Plagioklaskörnchen, die oft zu mehreren gleichzeitig auslöschen, also mit Quarz poikilitisch verwachsen sind, beob- achtet. Der Plagioklas ist in sehr schmalen und eng gehäuften Zwillingslamellen nach dem Albit- und Periklingesetz verwachsen, Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 175 seltener gelangen kombinierte Albit-Karlsbaderzwillinge zur Be- obachtung. Die Bestimmung ergibt im Mittel einen Oligoklas mit 30% An.; dabei schwankt der Wert in ziemlich weiten Grenzen: der wenig mächtige, feinkörnige Typus an der Strasse nördlich Novaggio besitzt einen Oligoklas-Albit mit nur 14% An., an der Perosa steigt der An.-Gehalt auf etwa 30% und in dem südwestlich- sten Vorkommen auf 40%, entsprechend einem Andesin. Das letzte Vorkommen zeigt auch der höheren Basizität gemäss inten- sivste Umwandlung des Feldspates. Bisweilen ist der Plagioklas in derselben Weise, wie das p. 170 beschrieben wurde, antiperthitisch von Kalifeldspat durchwachsen. Die Umwandlung des Plagio- klases besteht in einer intensiven Serizitisierung (vgl. Taf. XI, Fig. 3): die Schuppen des farblosen Glimmers sind bald regellos eingestreut, bald parallel den Spaltrissen und Zwillingslamellen angeordnet, seltener stellen sie sich auch diagonal zu P. und M., so dass ein auffallend regelmässiges, achtstrahliges, gitterartiges System eingeschlossener Glimmerschüppchen entsteht. Zuweilen gelangt in der Anordnung eine Zonar-Struktur des Plagioklases zum Ausdruck: die Serizitschüppchen sind zentral gehäuft oder bilden im äusseren Drittel einen Kranz; die äusserste Randzone ist meist frei von Umwandlungsprodukten. Bei intensiver Um- wandlung ist das ganze Plagioklaskorn pseudomorphosenartig von einem Gewirr grösserer und kleinerer Serizitblättchen erfüllt, die in einer spärlichen Zwischenmasse von Quarz und Albit liegen. Die serizitische, pseudomorphosenartige Verdrängung des Plagio- klases darf nicht als Oberflächen-Verwitterung betrachtet werden, sie ist auch im frischen Gestein zu beobachten und ist in ihrem Auftreten der Chloritisierung des Biotites vergleichbar (vgl. p. 186). In charakteristischer Weise tritt der klare, einschlussarme Kalifeldspat in den dynamisch stark beanspruchten Vorkommen 2 und 4 als feingegitterter Mikroklin auf. Der Kalıfeldspat bildet ganz im Gegensatz zum netzartigen Vorkommen im kristallo- blastischen Granitgneis grössere Körner. Selten bildet der Kali- feldspat mit saurem Plagioklas perthitische Verwachsungen. In ausgezeichneter Entwicklung und ausserordentlicher Fülle treffen wir dagegen an die Berührungslinien von Kalifeldspat und Plagio- klas geknüpfte myrmekitische Quarzplagioklasverwachsungen (vgl. p. 164). Bisweilen umschliesst Kalifeldspat idiomorphe Plagio- klase; dann folgt den Berührungslinien ein kontinuierlicher, breiter Myrmekitsaum. In schiefen Schnitten haben die Quarz- Fortsätze rundliche oder ovale Querschnitte; der Myrmekitsaum erinnert dann in seinem Aussehen an granophyrische Strukturen. 176 Paul Kelterborn. Die ursprünglich idiomorphen Formen des Büotites sind nicht nur bei Vorkommen 2 und 4, sondern auch bei Vorkommen 1 und 3 stark gestört: Der Biotit zeigt häufig skelettartigen Habitus, die Ränder sind aufgeblättert und besitzen lappig zerfressene und siebartig von Quarzeinschlüssen durchspickte Korrosions- formen (vgl. Taf. IX, Fig. 3). Grössere Individuen sind in lappige Fetzen aufgelöst, die nur durch: ihre gleichzeitige Auslöschung noch ihre Zusammengehörigkeit verraten; die Zwischensubstanz ist stets Quarz. Ausserdem sind intensive, mechanische Störungen zu beobachten :Stauchungen, scharfe Knickungen und Verbiegungen verbunden mit undulöser Auslöschung treten auf, wobei einzelne Biotitleisten wirr ineinandergeschoben sein können. Obschon der Vergleich mit den stark kataklastischen und etwas gneisig ent- wickelten Vorkommen 2 und 4 es nahe legt, auch die Biotitformen der Typen 1 und 3 durch Kataklase und beginnende Umkristalli- sation zu erklären, müssen wir doch bei Beobachtung des Ge- samtbildes im Dünnschliff annehmen, dass der Biotit seine For- men einem Hiatus in der Auskristallisation, verbunden mit Re- sorption und Protoklase, verdankt. Dieser Hiatus entspricht wohl dem Aufbrechen des Ganges. — Der Biotit besitzt dieselben optischen Eigenschaften wie im Biotitgranitgneis (vel. p. 165) und führt in analoger Weise pleochroitische Höfe um zuweilen zonarstruierte Zirkonkriställchen. Pleochroitische dunkle Säume finden sich weiterhin in einzelnen Schliffen um Zersetzungs- produkte, die schon bei anderer Gelegenheit als epidotische und zoisitische Umwandlungsprodukte von Orthit gedeutet wurden (vel. p. 166), und die hier deutlich zonaren Bau erkennen lassen: ein feinkörniger, farbloser, hoch licht- und doppelbrechender, epidotähnlicher Kern von unbestimmter Form ist umgeben von einer ebenfalls farblosen und hochlichtbrechenden aber fast iso- tropen, körneligen Zone; eine dritte, äusserste Hülle wird von einer honiggelben, ebenfalls hochlichtbrechenden und fast iso- tropen Rinde gebildet (vgl. p. 187). — Der Biotit zeigt in der schon beschriebenen Art meist weitgehende Umwand- lung in Pennin (vgl. p. 165). In basalen Biotitschnitten lassen sich oft wohlentwickelte Sagenitgitter beobachten; als Ent- mischungsprodukte finden sie sich besonders reichlich in den chloritisierten und von Leukoxen begleiteten Randpartien. Da- neben treten limmonitische Aggregate in randlichen Säumen und feinen dentritischen Infiltrationen auf. | In enger Verbindung mit Biotit findet sich da und dort, aber stets nur gänzlich untergeordnet etwas Muskowit. Im Vor- kommen an der Strasse nördlich Novaggio tritt im serizitisch- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. ZT (saussuritisch) umgewandelten Plagioklas in kleinen Körnern ziemlich reichlich Granat auf. Er siedelt sich zuweilen auch an den Rändern des Biotites an. Ebenfalls in den stark umgewan- delten Feldspäten treffen wir in kleinen Kristallgruppen einen Turmalin mit fleckigen, pleochroitischen Farben: O schmutzig bis bräunlichgrün > E blassbläulichgrün, seltener O himmelblau > E farblos-bläulich. Zuweilen umschliesst er kleine Magnetit- körnchen. Fast stets kommt in grösseren, rundlichen, bisweilen länglich gestreckten Körnern ein farbloser, an Apatit erinnernder Zoisit vor, wie er schon p. 166 beschrieben wurde. Neben den reich- lichen Akzessorien Zirkon und Apatit sind Erzkörnchen auf- fallend selten; äusserst spärlich finden sich Magnetitkörnchen und nur in einem Falle wurde ein von Magnetit umrindetes Pyrit- korn getroffen. — An der Strasse nördlich Novaggio ist der Kontakt des Granitganges mit dem als Nebengestein auftretenden, phyllitischen Mischgneis erschlossen, und es lässt sich beobachten, dass dieser wenigstens stellenweise zu einem etwa 10 cm mächtigen Bio- tithornfels umgewandelt ist. Am Kontakt der Porphyreänge ist dagegen höchstens eine wenige cm mächtige, mechanisch zer- rüttete und kaustisch etwas veränderte Zone zu erkennen. Diese Tatsache weist neben der nur undeutlich porphyrischen Granit- struktur eindrücklich darauf hin, dass das Gestein in einer grösseren Tiefenstufe in das Nebengestein eingedrungen ist als die Porphyre und dort Zeit fand, selbst langsam mit granitischer Struktur zu - erstarren und das Nebengestein kontaktlich zu beeinflussen, dass also zwischen dem Aufbruch des Granitganges und jenem der Porphyrite eine Periode der Abtragung liegen muss. Der silber-blaugraue, feinkörnige, dichte oder etwas poröse Biotithornfels besitzt plattige Absonderung parallel der Kontakt- fläche. Die Hauptgemensteile sind Quarz, Biotit und Erzkörnchen (Ilmenit); dazu gesellen sich wenig Albit und akzessorisch sehr spärlich Zirkon, Apatit und Rutil. Die mikroskopische Struktur ist eine typische Hornfelsstruktur. Die vielen, ungefähr gleich grossen, stark bestäubten Quarzkörner sind, obwohl gut indivi- dualisiert, meist durch rundliche oder unregelmässige Ausbuch- tungen gegenseitig zu einer Pflasterstruktur verbunden. In das Quarzgefüge sind die gänzlich xenomorphen oder nach der Basis leistenförmigen Biotitschüppchen und die zahlreichen stengligen und schuppigen Aggregate opaker Substanzen eingestreut, die sich als Ilmenit und Graphit erweisen. 12 178 Paul Kelterborn. Der von Hornfels begleitete Ganggranit von Novaggio bildet petrographisch ein Zwischenglied zwischen dem Biotitgranitgneis und seinen sauren, aplitisch-pegmatitischen Differenziationen. Die Altersbeziehungen von Granitgneis und Ganggranit werden etwas aufgeklärt durch die texturellen Verhältnisse: Die Textur des Ganggranites ist — wie wir gesehen haben — teilweise primär massig, teilweise sekundär schiefrig. Zudem durchsetzt der Granit- gang diskordant die zu den Mischgneisen gehörenden, durch die Granitintrusion metamorphosierten Injektionsgneise und Mig- matite. Die ganze granitische Intrusivmasse ist ihrerseits kristal- loblastisch umgebildet. Der Granitgang ist also jünger als der Granitgneis und die ihn begleitenden Injektionen des Neben- gesteins. Er selbst ist jedoch von einer letzten Phase der Gebirgs- bildung noch ergriffen worden und ihr an Stellen starker Pressung erlegen, an solchen schwächerer Wirkung entgangen. Gar keine dynamometamorphe Einwirkung zeigen hingegen die ebenfalls im Grundgebirge aufsetzenden, benachbarten Olivindiabas- und Quarzporphyritgänge, die tatsächlich der nachvaristischen Por- phyr-Eruptionsperiode angehören. Wir kommen zu dem Schlusse, dass der Granitgang älter ist als die Gangporphyre, hingegen jünger als die Granitgneise. Das Alter des Granitganges fällt in die letzte Phase varıstischer Bewegungen in unserem Gebiet. Der Ganggranit gehört petrographisch zur Ganggefolgschaft des Granitgneises und stellt einen der sauren Injektion und der Aplitbildung folgenden Nachschub dar. Deshalb erblicke ich im Alter des Granitganges zugleich einen deutlichen Hinweis auf das carbonische, an die varıstische Faltungsperiode geknüpfte Alter der Gramitintrusion überhaupt. 5. Die pegmatitische und aplitische Ganggefolgschaft des Granitgneises. Während der Ganggranit die Mischgneise diskordant durch- setzt und geologisch durchaus seine Selbständigkeit wahrt, sind die Aplite und Pegmatite von der grossen Einheit der Mischgneise im allgemeinen nicht zu trennen. Sie bilden in ihnen meist kon- kordante Einlagerungen, die sich zu feinen Adern verdünnen und auflösen, und besitzen gleichfalls schiefrige Textur, sind also mit dem Nebengestein weiterer dynamometamorpher Entwick- lung unterlegen. Selten durchbrechen Pegmatite auch dis- kordant die Schiefer. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 179 a) Pegmatite. Die Pegmatite bilden eine kontinuierliche Reihe von quarz- feldspat-glimmerführenden Typen zu muskowitführenden Quarz- pegmatiten und zu reinen Quarzgängen. Die ersten Glieder sind ausserordentlich selten, die letzten jedoch überaus häufig; sie bilden in weitem Umkreis des Granitgneises die Injektionsadern der Mischgneise und können sich linsenartig bis zu 1 m Mächtigkeit erweitern und zu dünnen Lagen verdrücken, die der Gneis- fältelung folgend sich in mikroskopischen Dimensionen ver- lieren. Kremm hat aus dem nördlichen Tessin ähnliche Quarz- sänge und Quarzadern als pegmatitische Ganggefolgschaft des Tessinergneises beschrieben und auf die Feldspatarmut jener Pegmatite hingewiesen (Lit. 45, II, p. 11). Von den Quarzgängen der Erzformation sind diese pegmatitischen Quarzgänge leicht zu unterscheiden: die pegmatitischen Quarz- gänge erscheinen als ın die kristallinen Schiefer aktiv einge- presste Eruptivkörper, die mit dem Nebengestein in engste Ver- bindung treten und meist mit ihm verschweisst sind; sie sind ausserdem in die metamorphe Textur einbezogen und bilden fast immer konkordante Einlagerungen. Die offenbar jüngeren Quarzgänge der Erzformation sind dagegen in ihrem Auftreten unabhängig vom Nebengestein; sie sind an tektonische Linien, an Verwerfungen und Ruschelzonen geknüpft, setzen meist scharf gegen das Nebengestein ab und haben ausserdem kein metamorphes Gepräge. Ich erwähne einige Vorkommen, die gegenüber dem überall zu treffenden quarzpegmatitischen Injektionstypus einige Be- sonderheiten zeigen: 1. An der Cima Bedeglia, nördlich der Kirche von Curio, auf Höhe 640 m findet sich im Granitgneis ein grösserer Peg- matit-Komplex. Soweit die mangelhaften Aufschlüsse erkennen lassen, handelt es sich nicht um einen Gang, sondern um mehrere muskowitführende Pegmatitischlieren im Granitgneis (Stock- scheider). 2. Im Bach südlich Punkt 603 des Monte Pellegrino, nordöstlich Novaggio, durchbricht ein etwa 20 cm mächtiger, echter Pegmatit mit Muskowit und stark zersetztem Feldspat den Granitgneis. 3. Unterhalb des Castello nordwestlich Aranno, am linken Ufer der Magliasina (Höhe 560 m), wird der Hornblende- gneis von mehreren pegmatitischen Quarzgängen konkordant durchsetzt. Der Kontakt eines solchen zeigt ausgezeichnete 180 Paul Kelterborn. Resorptionserscheinungen. Randlich wurde die Hornblende re- sorbiert und dann in mehrere Zentimeter grossen Kristallen wieder ausgeschieden, so dass der Quarzgang durch eine etwa 3 cm breite Randzone mit dem Hornblendegneis verschweisst ist, die durch grosse in Quarz eingebettete, pegmatitische Horn- blendekristalle ausgezeichnet ist. Die Resorption und Rekristal- lisation hatten also zu einer ausserordentlichen Vergrösserung der Hornblendeindividuen geführt, was für die eruptive Natur des Quarzganges als indizierend betrachtet werden darf. BaAum- GÄRTEL hat analoge Verhältnisse aus den Vostländisch-West- erzgebirgischen Granitmassiven eingehend beschrieben: er hat dort im Kontakt eruptiver Quarzgänge in Fruchtschiefern eine wesentliche Vergrösserung der Cordieritknoten beobachtet!). 4. Bei der obersten Weoschlaufe südöstlich Arosio, auf Höhe 720 m, sind phyllitische Gneise von Quarzschnüren in- jziert und durchadert. Bisweilen erreichen diese eine Mächtig- keit bis zu 2 dm und sind dann oft als Quarzmuskowitpegmatite entwickelt. Die konkordanten Lagen besitzen eine ausgeprägte, grobschiefrige Textur und erwecken den Eindruck starker Pressung. BP) Aplite. Die Aplite unterscheiden sich von den Pegmatiten nicht nur durch das feinere Korn, sondern vor allem durch ihre nähere Verwandtschaft mit dem Granitgneis: sie entwickeln sich nie zu den reinen Quarzgängen wie die Pegmatite, sind dagegen petrogra- phisch enge mit dem Muttergestein verbunden und stellen somit ein Zwischenglied zwischen dem Granitgneis und den quarzigen Pegmatiten dar. Ich erwähne einige typische Vorkommen: 1. Mugena. — Wir haben bereits bei der Besprechung des muskowitführenden Granitgneises von Mugena darauf hinge- wiesen, dass dieser zuweilen etwas aplitisch entwickelt ist. Auf der Südseite des Nebenbaches beim Buchstaben P von „Piem“, südlich Mugena, auf Höhe 750 m, steht ein roter Aplıt an, der sich sowohl nach den makroskopischen als auch nach den mikroskopischen Verhältnissen enge an den p. 169 be- schriebenen, roten Zweiglimmergranitgneis anschliesst. Es sei deshalb auf jene Beschreibung verwiesen. Das gneisig-kristallisationsschiefrige Gestein besteht aus einem fleischroten, feinkörnigen, granoblastischen Gemenge von vor- herrschendem Mikroklin, ausgezeichnet durch eine äusserst 1) B. BAUMGÄRTEL, s. Fussnote 1, p. 163: Lit. cit., p. 228. — B. Baum- GÄRTEL: Über Kontaktmetamorphose an Quarzgängen. 4. Jahresber. der Nieder- sächs. geol. Ver. zu Hannover, 1911, p. 153. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 181 feine, schattenhafte Gitterung, von stark zurücktretendem Quarz und von vereinzelten, trüben Plagioklaskörnern (Albit mit 10% An.). Als Träger der plattigen Schiefrigkeit figurieren die in einzelnen Zügen angereicherten, streng parallel gelagerten Mus- kowitschüppchen. In lagenartigen Nestern tritt reichlich Turmalın auf, wobei kurzprismatische, schwarze Turmalinsäulchen bis 1 cm gross werden. Akzessorisch finden sich ferner Apatit- kriställchen und zuweilen nestartig gehäufte Körnchen von Eisenglanz. 2. Val Pirocca und Valetta. — Ein etwas abweichender Aplit liegt in den aplitischen Zwischenlagen der hornblende- führenden Gneise des Val Pirocca und der Valetta vor. Im Bach- anriss der Valetta lässt sich besonders schön beobachten, dass hier nicht nur quarzige Pegmatite sondern auch Aplite in reine Injektionsadern übergehen und sich in ihnen verlieren. Auch hier ist die Textur der Aplite stets in die Kristallisationsschieferung des Nebengesteins einbezogen. Ein Aplit aus dem Val Pirocca zeigt u.d.M. folgende Verhältnisse: Das reinweisse Gestein besitzt granoblastische Struktur. Der reichliche Quarz tritt ın kleinkörnigen, kataklastischen, re- kristallisierten und verzahnten Körneraggregaten auf. Ausser- dem bildet er häufig kleine Einschlüsse im Feldspat. Der ebenso reichliche, wasserklare Mikroklin stellt eine gänzlich allotrio- morphe, zementierende Füllmasse zwischen den Quarzkörnern und den etwas spärlichen, isometrischen Plagioklaskörnern dar. Die Mikroklinstruktur lässt alle Übergänge von deutlicher Gitterung bis zu äusserst feinen, schattenhaften Typen erkennen. Bis- weilen ist er von Albit perthitisch durchwachsen. Der nach dem Albitgesetz polysynthetisch verzwillingte Plagioklas (Oligoklas- Albit mit 20% An.) tritt gegenüber Mikroklin stark zurück. Neben antiperthitischen Verwachsungen mit Kalifeldspat treten auch myrmekitische Plagioklas-Quarzverwachsungen auf. Akzessorisch finden sich parallel der Schieferung in ein- zelnen Lagen angereicherte Biotit-Schüppchen. Ausserdem wurden Apatit-, Rutil- und Zirkon-Kriställchen und äusserst spärliche Fetzchen von Magnetit beobachtet. 3. Nördlich Banco. — Am Weg von Novaggio gegen Pazzo sind nördlich Banco Aplite erschlossen. Sie bilden einige Dezi- meter bis mehrere Meter mächtige, konkordante Zwischenlagen in grobblättrigen, biotitreichen, phyllitischen Gneisen. Der hellgraue bis blassrötliche, feinkörnige Aplıt nordnord- westlich von Banco (Bombosco Rood) besitzt eine gneisige bis 182 Paul Kelterborn. schiefrige Textur, deren Träger vor allem der ziemlich häufige Muskowit und der spärliche Biotit sind. Die Struktur ist au hier sranoblastisch. Die vorherrschenden Gemengteile Quarz und bilden ein kleinkörniges Gewebe, in dem der Mikroklin als netzartige, ‘ allotriomorphe Füllmasse und der Quarz in rundlichen Körnern oder seltener in etwas linsig in der Schieferungsebene angeordneten Körneraggregaten auftritt. Seltener erscheint der Mikroklin auch in grösseren porphyroblastischen Körnern, die meist mikroperthitisch von Albitspindeln durchwachsen sind; auch von Quarz myr- mekitisch durchwachsene Albitkörner kommen in diesen grösseren Mikroklinkörnern einschlussartig vor. Der Plagioklas (Oligoklas- Albit mit 13% An.) findet sich in wenigen, regellos eingestreuten Körnern. Der spärliche Biotit ist auch hier meist in Pennin um- gewandelt. Der reichlichere Muskowit bildet oft grössere, zu- weilen kataklastisch verbogene Schüppchen, Spärliche Akzessorien sind Granat, Apatit, Zirkon und Magnetit. Die Abhängigkeit der Aplite vom Granitgneis darf als sicheres Resultat der petrographischen Untersuchung betrachtet werden, umsomehr als der erstbeschriebene Aplıt sogar die rote Färbung des Granitgneises von Mugena beibehalten hat, die sonst nirgends beobachtet wurde. b. Die Mischgneise. Alle kristallinen Schiefer, deren Zugehörigkeit zum Granit- gneis oder zu seiner unmittelbaren Ganggefolgschaft nicht er- wiesen ist, habe ich als Mischgneise bezeichnet, die ich als geo- logische und petrographische Einheit dem Granitgneis gegen- überstelle. Sie bilden einen unlösbaren Komplex texturell und struk- turell höchst wechselvoller Gneistypen, deren mineralogische Zusammensetzung jedoch eine grosse Eintönigkeit aufweist. Oft entsprechen sich texturell sehr verschieden aussehende Ge- steinstypen in ihrer Zusammensetzung vollkommen, und der Unterschied beschränkt sich auf das Hervor- oder Zurücktreten einer Mineralart. Einzig die allerdings räumlich sehr zurück- tretenden Vorkommen von Sillimanitgesteinen und Amphiboliten bilden auffallende Gesteinsgruppen in der uniformen Masse der Mischgneise. 1. Sillimanitfreie Mischgneise. Die sillimanitfreien Gneise bilden die grosse Hauptmasse der Mischgneise. Nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung habe ich zwischen kalifeldspatfreien und kalifeldspatführenden Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 183° Gneisen unterschieden; beide Gruppen sind jedoch durch Über- gänge miteinander verbunden und keine gewinnt durch diesen Unterschied geologische oder petrographische Selbständigkeit. Eine Scheidung nach Textur und Struktur in hornfelsartige, feinkörnige: Typen und in grobe, mehr phyllitische Lagengneise lässt sich weniger scharf durchführen als bei den später zu be- sprechenden Sillimanitgesteinen. Im allgemeinen herrschen grobe, lagig texturierte, oft phyl- litische, glimmerreiche Gneise vor. Meist erweisen sie sich nicht nur u. d. M., sondern namentlich im Felde als Injektions- gneise; in den Aufschlüssen im Bach südwestlich Breno lässt sich z. B. ausgezeichnet eine weitgehende, quarzige Durchaderung der Phyllite beobachten. Diese glimmerreichen Gneise zeigen fast stets intensive, tiefgründige Verwitterungserscheinungen, wobei sie vollständig zerblättern, so dass es oft unmöglich wird, . zur mikroskopischen Untersuchung brauchbare Proben zu er- halten. In diese Gneise sind häufig und oft in unruhiger Wechsel- lagerung gneisquarzitische oder hornfelsartige Linsen und Lagen eingeschaltet, die sich besonders in der Kontaktnähe des Granit- gneises häufen. Diese Gesteinstypen zeigen einerseits texturelle und strukturelle Ähnlichkeit mit den Sillimanithornfelsen, anderer- seits lassen es gewisse Typen doch fraglich scheinen, ob wir sie als echte Hornfelse oder als sehr feinkörnige Paragneise zu betrachten haben. Übergänge bestehen offenbar auch hier, und die Ver- bindung ist um so unlösbarer, als die Hornfelsstruktur und die kristalloblastische Struktur durch denselben Mangel einer pri- mären Ausscheidungsfolge gekennzeichnet sind und daher grosse Ähnlichkeiten besitzen!). a) Kalifeldspatfreie Gneise. Die hier zu besprechenden Gesteine stellen eine kontinuier- liche Folge dar: Biotitreiche, hornfelsartige Glieder dieser Reihe sind durch ihre dunkle, schwärzlichgraue Färbung und das feine Korn ausgezeichnet. Hellere Typen, bei denen die Hornfels- charaktere zurücktreten, leiten über zu Gneisquarziten und den nach ıhrer Verbreitung vorherrschenden, grobblättrigen Plagioklas- gneisen. Die der mikroskopischen Beschreibung zugrunde liegenden Typen gehören folgenden Vorkommen an: 1) Vgl. O. H. ERDMANNSDÖRFFER: Über Hornfelsstruktur und kristallo- blastische Reihe. Centralbl. f. Min. ete., Jahrg. 1900, No. 16, p. 501. — E. Wrin- SCHENK: Über Mineralbestand und Struktur der kristallinen Schiefer. Abhandl. d. k. bayr. Ak. d. Wiss. II. KI, XXII. Bd., 3. Abteil., p. 767, 1906. 184 Paul Kelterborn. 1. Im Bachanriss 300 m östlich Mugena, auf Höhe 810 m, steht ein biotitreiches, dunkles, feinkörniges, hornfelsartiges, von zahlreichen, schwarzglänzenden, kleinen Rutschharnischen durchsetztes Gestein an. 2. 200 m westlich Punkt 901, südlich Arosio, findet sich ein etwas helleres, ebenfalls hornfelsartiges Gestein, das eine undeutliche Lagentextur besitzt. Einzelne Lagen sind hell ‚und fast zuckerkörnig; dunklere, weniger mächtige Zwischen- lagen führen dagegen Hornblende. 3. Das Gestein des Vorkommens 2 bildet eine Einlagerung in einem biotitreichen, feinschiefrigen bis grobblättrigen Plagio- klasgneis, der in einem kleinen, alten Steinbruch nordwestlich Punkt 901, südlich Arosio gut aufgeschlossen ist und der südlich und südwestlich Arosio den verbreitetsten Gneistypus darstellt. Auch hier kommt eine Art Lagentextur zum Aus- druck, die durch Injektion bedingt ist. Aplitische und peg- matitische (quarzige) Durchaderung wurde aus der Umgebung von Arosio bereits erwähnt (vgl. p. 180). 4, Im Bach nordwestlich Bavoggio, auf Höhe 650 m, nördlich Novaggio wurde ein biotitreiches, feinkörniges Gestein ge- troffen, das typisch gneisige Textur aufweist. 5. Dasselbe Gestein mit noch ausgeprägterer Schiefrigkeit wurde in einem kleinen Bachanriss der Coste dei Fonti, südwestlich vom Wegknie südlich Miglieglia beobachtet. 6. Im Bachanriss westlich Breno treten sich hier an- schliessende Gesteine auf, die bereits Übergangsglieder zu Gneis- quarziten darstellen. 7. Auf Höhe 780 m desselben Bachanrisses werden solche Gneisquarzite in einzelnen Lagen granatführend. Das fein- körnige, splitterige Gestein besitzt eine plattige bis schiefrige Lagen- textur. Während die Textur dieser Gesteine grossen Schwankungen unterworfen ist, erweist sich der Mineralbestand als ausser- ordentlich gleichförmig: Quarz, saurer Plagioklas und Biotit bilden die Hauptgemengteile; bei den hornfelsartigen Gesteinen ist meist der Plagioklas vorherrschend, bei den andern Vor- kommen der Quarz, was z. T. durch die quarzige Injektion be- dingt ist. Zu den Hauptgemengteilen treten als meist spärliche Akzessorien: Muskowit, Granat, Turmalin, Zoisit, Orthit, Zirkon, Apatit, Titanit, Pyrit, Magnetit und Eisenglanz. Die Struktur ist dagegen wieder ausserordentlich mannig- faltig und zeigt alle Übergänge von richtungslosen Hornfels- strukturen zu rein kristalloblastischen Typen. Bei den hornfels- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 185 artigen Vorkommen liegen die oft etwas lappigen Glimmer- schüppchen gleichmässig verteilt in einem granoblastischen Quarz- plagioklasgefüge, das durch siebartige Verwachsungen ausge- zeichnet ist; bei den phyllitischen Typen schliessen sich die basal wohl begrenzten Glimmerblättchen als Träger der Schieferung oft zu anhaltenden Lagen und Zügen zusammen, wie das meist bei Injektionsgesteinen der Fall ist. Tatsächlich werden sie von reinen Quarzlagen begleitet, die ich als Injektionsadern deute. Kataklasstrukturen gelangen in gewohnter Weise meist nur untergeordnet zur Ausbildung (vel. p. 162); daneben macht sich jedoch auch hier in lappiger, tiefgreifender Verzahnung des Quarzes und zuweilen der Plagioklaskörner die vorwiegend * kristalloblastische Entwicklung geltend. Die einzelnen Mineralien lassen folgende Verhältnisse er- kennen: Der Quarz ist meist reichlich von mikrolithischen Inter- positionen durchschwärmt. Neben vereinzelten Apatitkriställchen und Rutilnädelchen finden sich zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse. In den quarzigen Injektionsadern der Vorkommen 6 und 7 häufen sich die quer zur Schieferung laufenden Bahnen solcher Ein- schlüsse derart, dass zuweilen eine eigentliche Streifung zustande- kommt (vel. p. 170). Im Injektionsquarz sind bisweilen lappige, korrodierte Biotitschüppchen und Granatfetzchen aungeschloasen, die dem injizierten Gestein entstammen. Der Plagioklas ist ein Oligoklasalbit, dessen An.-Gehalt nach den einzelnen Vorkommen von 10 bis 20% schwankt. Häufig ist er unverzwillinst und albitische und periklinische Lamellierung ist selten, oft auch herrschen verzwillingte Individuen vor, sehr selten sind kombinierte Zwillinge nach dem Albit- und Karlsbader- gesetz zu beobachten. Bei Vorkommen 5 wurde eine undeutliche und fleckige, inverse zonare Struktur mit sehr geringer Zunahme der Basizität gegen den Rand konstatiert. Oft macht sich be- ginnende Serizitisierung des Plagioklases geltend. Der Biotit ist auch hier annähernd optisch einachsig und besitzt dunkelbraune und hellgelbbraune pleochroitische Farben, selten mit einem Stich ins Olivbraune. Um Körnchen und Kriställ- chen von Zirkon entwickeln sich dunkle pleochroitische Höfe. Bisweilen finden sich auch als Erreger pleochroitischer Höfe die schon mehrfach erwähnten, unregelmässigen, körneligen Aggregate orthitischer Umwandlungsprodukte (vel. p. 165 und 176). Bei Vorkommen 2 wurden ziemlich zahlreiche, kleine, deutlich poly- sonale oder kurz prismatische Orthit-Kriställchen beobachtet, deren grösstes in seinem längsten Durchmesser 0,25 mm misst. 186 Paul Kelterborn. Der Orthit ist allerdings auch hier nicht mehr frisch, sondern “meist in ein schmutzig und fleckig braungrün gefärbtes, zonar- struiertes Aggregat von Epidotsubstanz umgewandelt: ein dunk- lerer Kern mit deutlichem Pleochroismus (c’ braungrün> a’ gelb- srün) wird umgeben von einem körneligen Saum eines gelblichen Minerals, das keinen Pleochroismus zeigt und dessen einheitliche Auslöschung von derjenigen des Kernminerals verschieden ist. Die abnorm niedrigen, blaugrauen Interferenzfarben lassen Klino- zoisit vermuten. Dort, wo Orthit oder dessen Klinezoisithülle an Biotit oder dessen chloritisches Umwandlungsprodukt stösst, treten intensive pleochroitische Säume auf. Öfters ist der Biotit in Pennin mit bläulichgrünen und hellgelbbraunen pleochroitischen Farben umgewandelt. Die Interferenzfarben sind meist dunkel- violett und der Charakter der Hauptzone positw; bei Vorkommen 5 und 6 wurden auch vereinzelte Lamellen mit schmutzig braun- grünen Interferenzfarben und negativem Charakter festgestellt (vgl. p. 210). Der Pennin ist zuweilen von Rutilkriställchen, und diese von Leukoxen begleitet; oft bilden sie sagenitische Ver- wachsungen. Unabhängig von der Chloritisierung geht der Umwandlungs- vorgang der Baueritisierung (Rinne)!). Während die Chloriti- sierung auch im sonst unzersetzten Gesteinsinnern beobachtet wurde, ist die Ausbleichung ein Vorgang reiner Oberflächen- verwitterung (vel. p.175). Der Biotit bleicht dabei ohne chloritisches Zwischenstadium aus und wird zu einem muskowitähnlichen Glimmer (Bauerit). In den Aufschlüssen erscheint daher ein ausserordentlich ,,muskowitreicher‘ Schiefer, während das frische Gestein reichlich Biotit und kaum ‚„Muskowit‘“ führt. Diese Erscheinung gilt für das ganze untersuchte Gebiet. Eigentlicher Muskowit kommt als gänzlich untergeordneter Begleiter des Biotites im Dünnschliff selten zur Beobachtung: so bildet er im Vorkommen 5 wenige, gegen den Biotit scharf absetzende, schmale Leisten, die in langen Zügen dem dunklen Glimmer folgen. Von Interesse ist eine hier beobachtete pleo- chroitische Erscheinung: In einer von Biotit beidseitig um- schlossenen schmalen Muskowitleiste schwimmt, ohne den Biotit zu berühren, ein längliches Zirkonkorn. Im Muskowit ist um das Zirkonkorn keine Veränderung zu beobachten, während in 1) F. Rinne: Baueritisierung, ein Abbau dunkler Glimmer. Ber. a. d. Verh. d. Ges. d. Wiss. zu Leipzig, math.-phys. Kl., Bd. LXIII, 1911. — E. ZscHImMER: Die Verwitterungsprodukte des Magnesiaglimmers. Diss. Jena 1898. — O. DreI- BRODT: Beitrag zur Kenntnis des diopsidführenden Brockengranitits und zur Baueritisierung. Diss. Leipzig 1912. | Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 187 dem angrenzenden Biotit die beiden halbkreisförmigen Aus- schnitte des pleochroitischen Hofes auftreten. Der Muskowit schwächt also die Wirkung des Zirkons auf Biotit in keiner Weise. Der Granat tritt ebenfalls nur sporadisch auf. Beim Vor- kommen 5 bildet er zahlreiche, kleine, unregelmässige, farblose und rissige Körner und Splitter, aus denen zuweilen durch Sammel- kristallisation grössere Körner hervorzugehen scheinen. Iın Gneisquarzit westlich Breno (Vork. 7) tritt der Granat — wohl Almandin — schon makroskopisch, in Form porphyroblastischer, bis 1, cm grosser Augen hervor, die im Schliff als blass-bräunlich- rote, gut begrenzte Kristalle oder ais stark zerfressene, unregel- - mässige, körnelige Fetzen erscheinen, die kataklastısch zuweilen stark zertrümmert sind. Oft ist er intensiv von Biotit oder Chlorit um- und durchwachsen. Öfters umschliesst er Quarzkörner, seltener kleinere Plagioklaskörner, dagegen ziemlich reichlich unregelmässige Fetzchen von Eisenglanz. Dieser tritt in unregel- mässigen Splittern, Schuppen und Körnern im ganzen Schliff reichlich auf; nur die quarzitischen Injektionsadern sind gänzlich frei davon. Vereinzelte Turmalin-Säulchen mit schmutzig-braun- grünen (O) und hell violetten (E) pleochroitischen Farben finden sich gleichfalls im Granat (Vork. 5) eingeschlossen. Auch in ihnen kommen einschlussartig Eisenglanzschüppchen vor. — Kleine Turmalinsäulchen treten ziemlich häufig in Vorkommen 1 auf. Hier ergibt sich der Pleochroismus: O schmutzig bis fleckig braungrün > E farblos. An Akzessorien bleibt noch Zoisit zu erwähnen, dessen rund- liche Körn:r oder kantengerundete Säulchen auch hier nach ihrer Lichtbrechung und den Interferenzfarben leicht mit Apatit verwechselt werden können. Apatit tritt jedoch fast immer nur in sehr spärlichen, kleinen und wohlentwickelten Kriställchen auf (vgl. p. 177). Titanit bildet hie und da kleine, meist von dicker Leukoxenrinde überkrustete Fetzen. Bei Vorkommen 3 wurden auch einige braungelbe, ovale Rutil-Körner beobachtet. An Erzen finden sich neben dem schon erwähnten, im granatführenden Gneisquarzit reichlich vorhandenen Eisenglanz fast stets, wenn auch spärlich, kleine Magnetitfetzchen. Vereinzelt treten auch Pyritkörnchen auf, meist mit unregelmässigen, lappigen oder zackigen Umrissen, selten mit Andeutungen von Kristallformen. Bei Vorkommen 5 reichert er sich in einzelnen Zügen parallel der Schieferung etwas an und begleitet meist den Biotit. 188 Paul Kelterborn. BD Kalikeldepartunnende Cac ce. Diese Gruppe besitzt der vorigen gegenüber keine Selb- ständigkeit und schliesst sich nach den texturellen und struk- turellen Verhältnissen aufs engste an diese an; ım Mineralbestand besteht die Hauptdifferenz darin, dass hier Kalifeldspat auftritt und allmählich neben Plagioklas zum wesentlichen Gemengteil wird. Auch der Muskowit kommt etwas reichlicher vor. Eine makroskopische Unterscheidung der beiden Gruppen ist dem- nach kaum möglich. Ausgeprägter als bei der letzten Gruppe lässt sich hier eine weitere Gliederung in hornfelsartige und quarzitische Typen — ausgezeichnet durch Albit- und Muskowit- führung — und eigentliche, meist phyllitische Plagioklasgneise mit einem basischeren Plagioklas und nur mit Biotit als Glim- mermineral durchführen. Der mikroskopischen Untersuchung liegen folgende Vor- kommen zugrunde: 1. Aus dem Bachanriss am Nordhang der Bedeglia (P. 706) bei Bedigliora, auf Höhe 560 m, stammt aus einer rasch wechselnden Gneisserie ein rötlicher, glimmerarmer, nur mus- kowitführender, dünnschiefriger Quarzitgneis, der auf dem Haupt- bruch muskowitisch glänzt, auf dem Querbruch dagegen zahl- reiche, kleinlinsige Quarz-Feldspataggregate zeigt. 2. Im Bachanriss westlich Mavogno, 500 m nördlich Novaggio, unmittelbar über der Strasse, steht ein ganz ähn- liches, weniger lentikuläres, aber glimmerreicheres, quarzitgneis- artiges Gestein an; ganz untergeordnet gesellt sich zum Muskowit spärlicher Biotit. 3. Als Zwischenlagen der Schiefer von Vorkommen 2 treten hornfelsartige, massige, an Mikrogranite erinnernde Lagen auf, ın denen Muskowit gänzlich fehlt, Biotit dagegen in kleinen Schüppchen regellos in die feinkörnige Quarz-Feldspatmasse eingestreut ist. 4. Im östlichen Bach der Pıan dı Nadro, auf Höhe 760 m, nordwestlich Breno, steht ein ähnliches, graues, hornfelsartiges Gestein an, das wie Vorkommen 3 kubisch zerklüftet und zerfällt. 5. Wenige Meter bachabwärts lässt sich ein grobflaseriger, biotit- und muskowitführender Injektionsgneis mit ausgesprochener lentikulärer Lagentextur beobachten. 6. Im Bachbett südlich Mugena, auf Höhe 750 m, tritt ein ähnliches, quarzreiches, feinkörniges, hornfelsartiges Gestein zu Tage wie Vorkommen 4. Es ist jedoch dunkler, d.h. biotit- reicher, und führt ausserdem einen basischeren Plagioklas. Auch hier tritt es als Zwischenlage in grobblättrigen Biotitgneisen auf. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 189 7. Die nun folgenden Gesteine zeichnen sich gegenüber den schon erwähnten Vorkommen durch den Mangel an Muskowit, das Reichlicherwerden des Biotites, die höhere Basızıtät des Plagioklases und durch das Zurücktreten des hornfelsartigen Typus gegenüber dem gneisigen aus. Am schönsten ist dieser Gneistypus unmittelbar unterhalb der Ponte Busgnone, nörd- lich Vezio, im Magliasinabett erschlossen. Der grobflaserige Gneis besitzt ausgeprägte Lagentextur: bis 1% cm mächtige, oft linsige, gestreckte Quarzfeldspatlagen werden von groben, streng parallelen Biotitlagen getrennt und umflasert. Auf dem Hauptbruch erscheint das Gestein daher dunkelschwarz glänzend, auf dem Querbruch streifig-knotig. 8. Im Bacheinschnitt südlich Lot bei Fescoggia tritt als Einlagerung in einer wechselvollen Mischgneisserie ein biotit- reiches, dunkles, feinkristallisationsschiefriges Gestein auf, das im Querbruch nicht lagig sondern mehr körnelig aussieht. Der Biotit tritt, obschon streng parallel geordnet, nicht zu aushalten- den Lagen zusammen. 9. Aus der wechselvollen Serie hornfelsartiger, quarzitischer, glimmerschiefriger und granitgneisähnlicher Gesteine des Bach- anrisses westlich Punkt 821 bei Cademario — wir werden noch Sillimanithornfels von hier kennen lernen (vel. p. 196) — stammt von Höhe 710 m ein grober Biotitgneis, der vollständig an den Gneis der Busgnonebrücke nördlich Vezio erinnert. 10. Ein ähnliches Gestein wurde im Steinbruch am Süd- ausgang von Fescoggia getroffen. Es ist etwas weniger aus- geprägt lentikulär und lagig texturiert. 11. Schliesslich gehört hieher der Biotitgneis der Bedeglia (P. 706) bei Bedigliora. Er ist phyllitischer als der Gneis der Busgnonebrücke, ausserdem oft gequält und gefältet und er zerblättert leicht; auch ist der Plagioklas etwas saurer und zum Biotit gesellt sich wenig Muskowit. Dieser Gneistypus ist ver- breitet an der Bedeglia di Bedigliora, an den Südwest- und Nord- osthängen des Alned und in der nächsten Umgebung von Mi- slieglia. Die Schliffproben entstammen einem kleinen Bruch 300 m nordöstlich Banco und den Aufschlüssen östlich Punkt 578, südöstlich Banco. Der Mineralbestand dieser texturell ausserordentlich hetero- genen Vorkommen ist auch hier auffällig gleichförmis: Als Haupt- gemengteile sind stets Quarz, Plagioklas, Kalıfeldspat, Biotit oder Muskowit oder beide Glimmer vorhanden; Akzessorien sınd meist spärlich und in schwankender Menge beigesellt; es 190 Paul Kelterborn. treten Orthit, Zoisit, Granat, Titanit, Zirkon, Apatit, Magnetit, Pyrit und Ilmenit auf. / Die Strukturverhältnisse entsprechen denjenigen der vorigen Gruppe (vgl. p. 184). Die kristalloblastische Reihe lautet für die Hauptgemengteile: Muskowit, Biotit, Plagioklas, Quarz, Kali- feldspat (Mikroklin). Dabei sind jedoch einzelne Umkehrungen häufig, besonders unter den Glimmern und zwischen Plagioklas und Quarz. Der Mikroklin bildet, wie im Granitgneis, eine gänz- lich xenoblastische, netzartige oder in einzelne Zwickel und Fetzchen aufgelöste Füllmasse zwischen den andern Kompo- nenten (vel. p. 163). Im allgemeinen sind auch hier 2 Typen kristalloblastischer Struktur zu unterscheiden (vgl. p. 184): 1. Vorkommen 1, 2, 3, 4 und 6 besitzen als feinkörnige, hornfelsartige Quarzitgneise ein ziemlich gleichkörniges, grano- blastisches Gefüge. 2. Vorkommen 5, 7, 9, 10 und 11 sind mehr oder weniger deutlich als Injektionsgneise entwickelt. Granoblastische Quarz- Feldspatlagen wechseln mit lepidoblastischen Glimmerzügen, die sich aus basal wohlbegrenzten Blättchen zusammensetzen. Bei diesen grob texturierten Gesteinen gelangt im Strukturbild die Kataklase zu viel stärkerer Wirkung als bei den feinkörnigen Gneisen vom ersten Typus. Vorkommen 8 vermittelt zwischen den beiden Gruppen, lässt aber immerhin noch anhaltende Quarzschnüre erkennen, die als Injektionsadern zu deuten sind. Bei Vorkommen 7 und namentlich bei Vorkommen 5 vereinigen sich Injektion, Kataklase und Kristalloblasthese zu besonders verworrenen Strukturen: Grosse Plagioklaskörner sind unter der Wirkung der quarzigen Injektion und dynamischer Kräfte zerbrochen. Ihre Risse und Sprünge sind durch ein Quarzgeäder verheilt. Bisweilen sind einzelne Körner zu einem eigentlichen Plagioklas- mörtel zertrümmert, andere besitzen von einem Quarzaggregat erfüllte Streckungshöfe. Unter den geknickten und verbogenen Glimmerblättchen zeigt der Muskowit oft eine allerfeinste Auf- blätterung. Kurze Muskowitleisten sind zuweilen quer zur Schieferung gestellt. Die Biotitleisten bilden oft ein wirr inein- ander geschobenes Sparrenwerk, das sich gegenüber der Schieferung gänzlich regellos verhält. Der Quarz ordnet sich zu mörteligen Zügen und Nestern, oder er bildet als Injektionsquarz verzahnte, linsige oder bandartige Körnermassen. Die Eigenschaften der einzelnen Mineralien schliessen sich den bei den kalifeldspatfreien Gneisen beschriebenen Verhält- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 191 nissen aufs engste an, soweit diese Mineralien dort überhaupt vorhanden waren. Der Quarz führt reichlich Flüssigkeitseinschlüsse, ferner Rutilnädelchen, Apatitsäulchen, seltener auch kleine Körnchen von Plagioklas und Kalifeldspat. Er zeigt bei Vorkommen 11 besonders schöne Zahnstrukturen und alle Übergänge von ein- fachen, sägeartigen oder schwach lappigen Verzahnungen bis zur Bildung tiefgreifender, pseudopodienartiger Lappen, die sich im angrenzenden Quarzkorn halbinselartig oft bis zur voll- ständigen Loslösung ausdehnen und dann nur durch die gemein- same Auslöschung den Zusammenhang mit dem Mutterkorn ver- raten. Die quer zur Schieferung laufenden Verzahnungslinien erlangen in der Regel die grösste Kompliziertheit. Der Kalifeldspat erweist sich durch seine oft nur schatten- hafte und fleckige, an undulöse Auslöschung erinnernde Gitter- struktur als Mikroklin. Häufig ist dieser sonst wasserklareMikroklin, wie beim Granitgneis, perthitisch von vereinzelten oder in lockeren Gruppen auftretenden Albitspindeln durchwachsen (vgl. p. 167). Auch myrmekitische Verwachsungen von Plagioklas und Quarz gelangen zur Entwicklung. Sie sind hier im allgemeinen gröber _ und spärlicher als im Ganggranit von Novaggio (vgl. p. 175) und erinnern häufig an granophyrische Strukturen. Bisweilen ist der Mikroklin reichlich von runden Quarzkörnchen durch- spickt. Der Plagioklas zeigt Zwillingsbildung und inverse Zonen- struktur, wie sie p. 185 beschrieben wurden. Für die hornfels- artigen und gneisquarzitischen Vorkommen 1-5 wurde der Plagio- klas als Albit mit 5-12% An. bestimmt; für die meist grobflaserigen Lagengneise der Vorkommen 6-10 ergab sich ein basischerer Typus, dessen An.-Gehalt auf etwa 35% ansteigt, ausnahmsweise ‘aber bis auf 45% gehen kann; er entspricht somit meist einem Oligoklas-Andesin. Vorkommen 11 führt dagegen wieder einen albitischen Plagioklas mit etwa 10% An. Zuweilen besitzt der ım Gegensatz zum Mikroklin meist etwas bestäubte und seriziti- sierte Plagioklas einen allerdings äusserst blassen, grünlichen Farbton. Oft ist er von kleinen, rundlichen Quarzkörnern durch- wachsen. Mitunter wurden auch fleckige Durchwachsungen von Kalifeldspat beobachtet, wobei bei grösseren, .eingeschlossenen Fetzen zuweilen die Mikroklinstruktur festgestellt werden konnte. Bei Vorkommen 5 wurde eine merkwürdige, spindelförmige bis lamellenartige, antiperthitische Durchwachsung von dünnen Kali- feldspatblättchen parallel den albitischen Zwillingslamellen des 192 ; Paul Kelterborn. Plagioklases beobachtet. Allgemein löschen die Mikroklinfetzen dieser antiperthitischen Verwachsungen einheitlich aus (vgl. p.170). Für die optischen Eigenschaften des Biotites, die Bildung pleochroitischer Höfe um Zirkon und orthitische Zersetzungs- produkte, seine Umwandlung zu Pennin unter Ausscheidung von Rutilbildungen und seine Ausbleichung zu einem muskowit- ähnlichen Glimmer gilt vollständig, was auf p. 185—186 mitgeteilt worden ist. Von besonderem Interesse sind beim Vorkommen 8 pleochroitische Höfe und Säume um Titanit, die sowohl in Biotit als auch als Relikte in Pennin auftreten. Die Höfe sind etwas blässer als diejenigen um Zirkon, lassen aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Biotitzüge bilden oft (Vork. 9 und 11) die Zutrittsbahnen für kalkige Infiltrationen, die sich zwischen den einzelnen Glimmerlamellen absetzen. Auch feine, das Gestein durchziehende Risse haben sich mit calcitischen Neubildungen gefüllt. Der Muskowit ist fast nur auf die albitführenden Gneise beschränkt und zeigt keine Besonderheiten. Die Akzessorien sind meist spärlich, besonders in den horn- felsartigen Typen; in Vorkommen 1 wurden nur wenig Apatit und reichlich kleine Magnetitkörnchen festgestellt. Sonst finden sich fast immer die früher ausführlich beschriebenen orthititischen Umwandlungsprodukte (vgl. p. 166 und p. 176). Zoisit und Apatıt treten in denselben leicht zu verwechselnden Formen auf, wie sie früher beschrieben wurden (vgl. p.187). Granat bildet höchstens sporadisch auftretende, kleine Fetzchen und Splitterchen, die sich zuweilen zu kleinen Schwärmen häufen. Ebenso vereinzelt kommen auch Fetzchen und Körnchen von Titanit vor, die stets von einer milchweiss-reflektierenden Leukoxenrinde überkrustet sind. Meist begleitet er den Biotit; so in Vorkommen 8, wo er etwas reichlicher ist und die erwähnten pleochroitischen Säume in Biotit und Pennin verursacht. Zirkon fehlt selten ganz (Vork. 1). Bei Vorkommen 6 und 7 bildet er wohlentwickelte, ansehnliche Kriställchen, die bis 0,25 mm gross werden können und streng idiomorph nach den Flächen (110) und (111) ausgebildet sind. Wo Pyrit auftritt, ist dieser meist mit dem sonst spärlichen Magnetit in der Art verwachsen, dass ein Pyritkern von einer Magnetitrinde umgeben ist. Ilmenit gibt sich meist durch die ihn begleitenden Leukoxenbildungen zu erkennen. Auffallend ist der gänzliche Mangel an Erzkörnchen bei Vorkommen 8 und 10. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 193 (y Ein feldspatfreier Biotithornfels. Einen auffälligen Typus in der Reihe von den besprochenen feldspatführenden, hornfelsartigen Gesteinen zu den sillimanit- führenden, echten Hornfelsen bildet ein feldspatfreier Biotit- hornfels, der im Bachanriss westlich Punkt 925, südlich Arosıo, auf Höhe 780 m geschlagen wurde!). Der schlecht auf- geschlossene, dunkelgraue, äusserst feinkörnige und fast massige Hornfels bildet eine etwa 1,5 m mächtige, konkordante Ein- schaltung in Gmeisquarziten. U. d. M. unterscheidet sich das Gestein von den später zu beschreibenden Sillimanithornfelsen im wesentlichen nur durch den Mangel an Sillimanit. Die einzigen Hauptgemengteile sind Quarz, Biotit und Muskowit; akzessorisch gesellen sich dazu: kleine Turmalinkriställchen, unregelmässige Körnchen von Granat, Apatit- und Zirkonkriställchen sowie graphitische Substanzen, welche den ganzen Schliff durchstäuben. Die Verteilung von Quarz, Biotit und Muskowit ist eine etwas unregelmässige, so dass das Gestein auch makroskopisch ein schwach fleckiges Aussehen hat, ähnlich wie die Sillimanit- hornfelse. Die helleren, undeutlich linsigen oder schlierigen Flecken sind mehrere Millimeter gross. _ Auch in der typischen Hornfelsstruktur ergeben sich grosse Ähnlichkeiten zu den Sillimanithornfelsen: der vorherrschende, schwarzbraune Biotit bildet meist basalbegrenzte, kleine Leist- chen mit unregelmässigen, bisweilen aufgesplitterten Enden; oft tritt er auch in Form lappiger, regelloser Schüppchen auf. Die grösseren Muskowitschuppen zeigen, wie beim Sillimanit- hornfels, die typischen, siebartigen Durchwachsungen mit Quarz. Dieser bildet zahlreiche, meist ganzrandig begrenzte Körner, die sich besonders in den muskowitreichen, helleren Flecken häufen, während die dunkleren Felder vorwiegend aus einem äusserst feinkörnigen Gemengsel von Quarz und Biotit bestehen. Sehr kleine, stenglige bis nadlige Kristalleinschlüsse im Quarz sind vielleicht als Sillimanit zu deuten. Die genetische Herkunft der besprochenen sillimanitfreien Mischgneise ist nicht allein durch die kontaktliche Beeinflussung durch den granitischen Intrusivkörper verwischt, sondern sie ist zu- 1) ich erwähne hier, dass von Herrn Prof. PREISWERK im Gebiet des M. Cenere, bei Punkt 1128, oberhalb Monti Spina ebenfalls feldspatfreie Hornfelse aufgefunden wurden, die sich makroskopisch und mikroskopisch durchaus wie der unsrige verhalten. 13 194 Paul Kelterborn. dem verschleiert durch die katogene Natur der Gneise (vgl. p. 172). Diese spiegelt sich in dem auffällig eintönigen, oft an Granite erinnernden Mineralbestand. Gneistypen, die sich in der Epizone deutlich als Sediment- und Eruptivgneise unterscheiden lassen, zeigen mit zunehmender Tiefenstufe Konvergenzerscheinungen ın ıhrem Mineralbestand, und in der Katazone können sedimentäre Gneise den Habitus granitischer Gneise annehmen. Es ist tat- sächlich trotz des raschen texturellen und strukturellen Wechsels möglich, dass neben den Paragesteinen auch ältere, eruptive Gneise unsern Mischgneisen genetisch zugrunde liegen. Für die grosse Tiefe, der unsere Gneise angehören, ist der Mangel an Reliktstrukturen, d.h. die Vollständigkeit der Umkristalli- sation, und das reichliche Vorhandensein von Kalifeldspat be- zeichnend!). | Die Entwicklung unserer sillimanitfreien Mischgneise lässt sich schematisch in folgende Phasen gliedern: 1. Regionalmetamorphe, katogene, kristalloblastische Ent- wicklung von Gesteinen einer meist nicht mehr erkennbaren Herkunft zu kristallinen Schiefern (Konvergenzerscheinung kato- gener Schiefer). 2. Eindringen einer varistischen, granitischen Intrusivmasse. a) Entwicklung von Hornfelsen und Migmatiten im engeren Kontakthof. b) Injektion magmatischer (Gphisen pegmatitischer) bis pneu- matolytischer Phasen. 3. Fortdauer der kristalloblastischen, katogenen Entwick- lung unter dem Einfluss gebirgsbildender Kräfte (Jungvaristische Periode): Schieferung und Aufrichtung des Granitgneises, kristallo- blastische Umbildung der Mischgneise, Aufbruch des Granit- ganges. Besondere Bedeutung verdienen in genetischer Hinsicht fol- gende mineralogische Eigentümlichkeiten: Orthit wurde für die Gesteine des Schwarzwaldes von SCHWENKEL u. a. als leitend für reine Eruptivgneise betrachtet?). Wir dürfen das jedoch kaum in so exklusivem Sinne tun. Nach GoLDscHMIDT findet sich Orthit an mehreren Stellen in der Kontaktzone des Christianiagebietes, allerdings ‚besonders als endomorphes Kontaktmineral‘‘®). E. GUTZWILLER erwähnt Orthit 1) S. Fussn. 1, p. 162; Grubenmann, Lit. cit., p. 78, 80. 2?) H. SCHwENKEL: Die Eruptivgneise des Schwarzwaldes und ihr Ver- hältnis zum Granit. — Diss. Tübingen. 1912. 3) V. E. GorpscamiptT: Die nenn im Christianiagebiet. Videnskapsselskapets Skrifter. I. Math.-naturwiss. . No. 1, p. 420, 1911. or Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 195 aus Injektionsgneisen von Riveo-Visletto und Cevio (Lit. 60, p.332). PREISWERK hat Orthit als Neubildung in den hoch- metamorphen Triasgesteinen des Simplontunnels festgestellt!). Hinrze erwähnt das Vorkommen von Orthit im Marmor von Auerbach an der Bergstrasse). Wenn wir Orthit ebenso wie Turmalin als das Produkt pneumatolytischer Wirkung betrachten (vgl. ROSENBUSCH, s. Fussnote 1, p. 170: Lit. eit., p. 126), so dürfen wir ihn a priori nicht nur im endogenen Kontakthof erwarten sondern, im Einklang mit den obigen Vorkommen, im ganzen Umkreis pneumatolytischer Beeinflussung. Deshalb betrachte ich den Orthit, wie er in unseren Gneisen auftritt, nicht als in- dizierend für Eruptivgneise, wohl aber für eruptive Beeinflussung. E. Gurzwizzer deutet den Kalifeldspat, wie er sich auch bei uns findet, mit ‚dem scheinbar verschwommenen Zwillings- gefüge, welches als gitterartig undulöse Auslöschung auftritt‘ als ein „Mittelglied zwischen Orthoklas und Mikroklin, als einen Orthoklas mit schwacher Mikroklinstruktur, und seine Gitter- struktur als eine spezifisch pneumatolytische Erscheinung‘ von Injektionsgneisen (Lit. 54,p.5). — Die Ansichten über die genetische Bedeutung der Myrmekitbildungen sind ausserordentlich geteilt und können kaum zur Beurteilung unserer Gneise herangezogen werden. Eine Übersicht der bis 1908 herrschenden Meinungen gibt Becke (s. Fussnote 1, p. 165: Lit. cit., p. 377). Becke selbst kommt zum Schluss, dass die Myrmekitbildung einen durch Druck und Pressung begünstigten Vorgang darstellt. Für E. Gutz- willer sind Myrmekitbildungen indizierend für ,,stofflich beein- flusste Kontaktgesteine‘‘, besonders für Injektionsgneise (Lit. 54, p. 59, 60, Lit. 55, p. 358). Einen weiteren Hinweis zur genetischen Deutung der be- sprochenen Mischgneise erblicke ich in der konkordanten Ein- lagerung der im Folgenden zu besprechenden sillimanitführenden und amphibolitischen Gesteine. 2. Sillimanitführende Gneise. Sullimanitführenden Gesteinen begegnen wir in zweierlei Form. 1. Sıillimanithornfelse treten als linsige, konkordante Ein- schaltungen in den beschriebenen Mischgneisen auf und sind an die unmittelbare Kontaktzone des Granitgneises gebunden. 2. In phyllitischen Gneisen tritt Sillimanit zusammen mit Disthen, Staurolith und Granat auf. Solche Gneise finden sich 1) H. Preiswerk: Die metamorphen Triasgesteine im Simplontunnel. Verh. d. Naturf. Ges. Basel, Bd. XXIV, p. 27, 1913. 2) C. Hıntze, Handbuch der Mineralogie. Leipzig 1897, Bd. II, p. 263. 196 Paul Kelterborn. als eingequetschte Zwischenlagen in der Zone des Granitgneises selbst oder wie die Hornfelse in deren unmittelbaren Nähe. Die Scheidung in Hornfelse und in Phyllite ist ausserordentlich scharf. Übergangsglieder, wie wir sie zwischen sillimanitfreien Phylliten und Hornfelsen getroffen haben, fehlen ganz. Der Sillimanithornfels ist ein reines, unverändertes Kontaktgestein der granitischen Intrusion; in den phyllitischen Gneisen ist da- gegen die eruptive Beeinflussung durch die spätere, kristallo- blastische Entwicklung meist verdeckt. a) Sillimanithornfelse. Sillimanithornfelse wurden an drei Lokalitäten getroffen: 1. Im Bett der Magliasina auf Höhe 435 m, südlich Aranno, zur östlichen Kontaktzone des Granitgneises gehörend (vel. Taf. X, Fig. 1 und 2). 2. Im südlichen Nebentälchen des Valleggio di Maggio auf Höhe 660 m, nördlich Aranno, als Einlagerung in stark ge- schiefertem Hornblendegranitgneis. 3. Im Bachanrıss 200 m nördlich Punkt 821, nordwestlich Cademario, auf Höhe 800 m, ebenfalls als Einlagerung in der östlichen Kontaktzone (vgl. Taf. IX, Fig. 4). Die drei genannten Vorkommen zeigen nach Struktur und mineralogischer Zusammensetzung kleine Unterschiede. Alle drei Typen stellen ein dunkelbräunlich-graues, dichtes, splitteriges und äusserst feinkörniges Gestein dar von frischem Aussehen. Die Textur ist massig; nur undeutlich gelangt eine plattige Absonderung parallel zur Schieferung des Nebengesteins zum Ausdruck. Auf dem splitterigen Hauptbruch hat das bei der Verwitterung kubisch zerfallende Gestein ein fein kristallines und fein geknöteltes, schwach fleckiges, etwas seidenglänzendes Aussehen, bedingt durch dichtgedrängte Sillimanitnester. Mit der Lupe sind zahlreiche Biotitschüppchen, bei Vorkommen 2 und 3 auch Muskowit, und einzelne kleine, eingesprengte Pyrit- körnchen zu beobachten. U.d.M. erscheinen als Hauptgemengteile Sillimanit, Biotit, Orthoklas und Quarz. Bei Typus 2 und 3 ausserdem noch Muskowit; akzessorisch treten Granat, Turmalin, Zirkon, Pyrit und Magnetit auf. Das Gestein besitzt eine typische Hornfelsstruktur. Der Sillimanit bildet mit dem Biotit zahllose kleine, durchschnittlich etwa 1 mm grosse Nester, die makroskopisch als feine Knötelung auf dem Hauptbruch hervortreten. Einzelne Nädelchen und lockere Nester von Sillimanit durchschwärmen auch den Quarz. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 197 Die Sillimanit-Biotitkomplexe sind bei Typus 1 wohl be- grenzt, aber vollständig, oft bis zur Auflösung in einzelne Fetzen, von runden Quarzkörnchen durchspickt, so dass sie den Eindruck eines engmaschigen Siebes erwecken, dessen Gerüst von einem wirren, in Biotit eingebetteten Filz feiner Nädelchen und Säulchen von Sillimanit und dessen Löcher von rundlichen Quarzkörnchen gebildet werden. Die siebartige Durchlöcherung ist bei Typus 2 und 3 nur andeutungsweise vorhanden. Die Komplexe sind hier weniger scharf umgrenzt, sondern mehr fleckenartig und etwas gestreckt. Die Verbindung des Sillimanites mit dem Biotit ist äusserst eng und oft kaum auflösbar: Biotitschuppen scheinen in ein Gerüstwerk feinster Leistehen und Nädelchen überzugehen und so durch Sillimanit verdrängt zu werden (vgl. p. 203). Das Zwischengewebe zwischen den Biotit-Sillimanitnestern besteht beim ersten Typus vornehmlich aus gänzlich unzersetztem Kalifeldspat, kleinen, lappigen Biotitfetzchen” und wenigen Quarzkörnchen. Letztere durchspicken bisweilen siebartig den Feldspat. Typus 2 und 3 führen reichlich wohlbegrenzte Leistchen und schuppige Aggregate von Muskowit. Die Muskowitleistchen treten sowohl ın der Zwischenmasse der Sıllımanitnester, als auch in diesen selbst auf und sind von Quarzkörnchen siebartig durchwachsen, so dass sie ein zerfressenes und zerbuchtetes Aussehen haben. Auffallend ist die Tatsache, dass hier, wo Mus- kowit reichlich vorhanden ist, der Orthoklas fast gänzlich fehlt; der Muskowit scheint den Kalifeldspat zu ersetzen. Im Strukturbild tritt dagegen hier Quarz an die Stelle des Feldspates von Typus 1. Die Vorkommen 2 und 3 sind also gegenüber Vorkommen 1 durch die Muskowitfübrung und den Quarzreichtum ausge- zeichnet; ferner macht sich bei ıhnen nicht nur im Handstück sondern auch im Schliff eine undeutliche Paralleltextur geltend: einzelne Lagen sind reicher an Sillimanit-Biotitnestern, in andern überwiegt die Zwischenmasse. Zu den einzelnen Gemengteilen ist folgendes zu bemerken: Der Sillimanit bildet zahllose, meist zu einem wirren Filz vereinigte, farblose oder blass-bläulich schimmernde Nädelchen, deren maximale Länge zu 0,08 mm festgestellt wurde, bei einer Breite von 0,005 mm. Die Grösse sinkt jedoch bis zu kleinsten, mikrolithischen Dimensionen. Bisweilen ist eine deutliche Quer- gliederung der Nädelchen zu erkennen. Die Enden erscheinen halbkugelig gerundet oder etwas ausgesplittert. Selten lassen kleine Querschnitte rhombische Formen erkennen. In feinem Gesteinspulver wurde der Brechungsindex der Nädelchen als zwischen 1,665 (a-Monobromnaphthalin) und 1,83 (Schwefel 193 Paul Kelterborn. gelöst in Methylenjodid) liegend bestimmt. Thoulet’sche Lösung von gleicher Brechung ergab bei der Bestimmung mit dem Total- reflektometer den Index n = 1,69, während für Sıllımanıt die Werte für n zwischen 1,66 und 1,68 angegeben werden (vel. Fuss- note 1, p. 164, Rosenbusch, Lit. cit., p. 136). Der Biotit ist auch hier annähernd optisch einachsig und besitzt parallel der basalen Spaltbarkeit rotbraune, senkrecht dazu blassgelbe pleochroitische Farben. Um die spärlichen Zirkonkürnchen entwickeln sich dunkle pleochroitische Höfe. Selten ist der Biotit in Pennin umgewandelt und dann von sekun- därem Rutil begleitet, der oft sagenitische Verwachsungen bildet. Der Muskowit und der Quarz zeigen keine Besonderheiten (vel. oben: Struktur). Der Orthoklas zeigt häufig eine merkwürdige, äusserst feine, dichte Streifung, die an diejenige des Mikroklins erinnert. Die Streifen erweisen sich jedoch als höher licht- und doppelbrechendes, annähernd gleichzeitig mit dem ganzen, nieder-doppelbrechenden Korn auslöschendes Lamellensystem, entsprechend einer per- thitischen Verwachsung von Orthoklas mit einem sauren Plagioklas. Seltener kommen auch vereinzelte, perthitische Albitspindeln vor, wie sie früher schon beschrieben wurden. Häufig ist der Mikroperthit von Sillimanitnädelchen durchschwärmt, die sich bisweilen am Rande der Feldspatkörner zu filzigen Zügen und Nestern häufen. Unter den Akzessorien ist vor allem ein farbloser Granat zu erwähnen, der in den Sillimanit-Biotitkomplexen zentral- gelegene, nestartig gehäufte, unregelmässige Körner und Fetzen bildet, die ebenfalls siebartig durchlöchert und von Quarz und Biotit durchwachsen sind. In seltenen, kleinen, idiomorphen Kriställchen findet sich ein fleckig-olivgrün gefärbter T'urmalin. Die ziemlich häufigen, lappig oder zackig umgrenzten Erzkörner erweisen sich im reflektierten Licht als Pyrit. Häufig sind sie von einem Magnetitsaum umgeben. ß) Sillimanit-, Disthen-, Staurolith- und Granat-führende Gneise. Die sillimanitführenden, glimmerschiefrigen Gneise sind meist mechanisch stark beansprucht. Die Texturverhältnisse, die Art und Weise der Schiefrigkeit schwanken von Ort zu Ort. 1. Am Weg südwestlich Pura auf Höhe 440 m steht wenige Meter vom Biotitgranitgneis entfernt ein grobblättriger, stark verwitterter, ,gequälter und kataklastischer, muskowit- und biotitreicher Gneis an. Er besitzt lentikuläres Aussehen, wobei einzelne, von Glimmer umflaserte Linsen über 1 cm Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 199 mächtig werden können und ein leukokrates, granitisches Mineral- gefüge einschliessen. In den etwas gefältelten Glimmerlagen sind schon makroskopisch öfters honigbraune Staurolithsäulchen, blass- bläulicher Disthen und bisweilen ein fleischfarbener Granat zu beobachten. Sillimanit ist hier — wie auch bei den folgenden Vorkommen — makroskopisch nicht festzustellen; höchstens lässt ein schwacher Seidenglanz auf dem Hauptbruch seine An- wesenheit vermuten. Ich betrachte das Gestein als Injektions- gneis aus der östlichen Kontaktzone des Granitgneises. 2. Im Magliasinadurchbruch durch die Eruptiv- gneiszone, zwischen der Molino d’Aranno bis östlich Curio sind mehrfach verdrückte, glimmerschiefrige Züge zwischen dem Orthogneis erschlossen, die ich als in den Intrusivkörper ein- geklemmte Keile deute. Die Kristallisationsschieferung kommt hier deutlicher zum Ausdruck als beim ersten Vorkommen. Immerhin ist die Textur noch ziemlich wechselhaft: bald rein glimmerschiefrig, bald lentikulär und helizitisch gefältelt. Stauro- lith, Disthen und Granat sind öfters zu beobachten (vgl. Taf. X, Fig. 3). 3. Dasselbe Kontakt- Injektionsgestein wie südwestlich Pura wurde in frischem Zustand im Valleggio di Maggio auf Höhe 650 m, nördlich Aranno getroffen. 4. Im Bachbett des Piem tritt östlich der Pian delle for- niche ein glimmerschiefriger Gneis zutage, der meist ein etwas grob- flaserig-lentikuläres und oft verworrenes, seltener ein feinschiefriges, ruhiges Aussehen hat. U.d.M. erweist sich das Gestein gleich- falls als ein Staurolith-Disthen-Sillimanit- und Granat- führendes Kontaktgestein. Der Umstand, dass Sillimanit und oft auch Staurolith und Disthen makroskopisch nirgends deutlich in Erscheinung treten, lässt es wohl möglich erscheinen, dass diese Gesteine in der Nähe des Granitkontaktes ein viel häufigeres Auftreten besitzen, meist aber als glimmerschiefrige oder gneisige Phyllite betrachtet werden. Träger der dünnschiefrigen oder grobflaserigen, bisweilen lentikulären Textur sind stets die Glimmer, Biotit und Muskowit. Sie bilden oft dicke, zusammenhängende Häute, welche die zu- weilen linsig aufgebauchten Quarz-Feldspatlagen trennen und amflasern. Diese Gneise verwittern und zerblättern leicht; dabei bleicht der Biotit aus und wird muskowitähnlich, so dass sie ım Felde muskowitreicher erscheinen, als sie sich im Dünnschliff tatsächlich erweisen (vel. p. 186). Die Hauptgemengteile sind Feldspat, Quarz, Biotit, Muskowit und die tonerdereichen Mineralien Staurolith, Disthen, 200 Paul Kelterborn. Sillimanit und Granat; als Akzessorien gesellen sich dazu Zoisit, Titanit, Turmalin, Rutil, Zirkon, Apatit, Pyrit und Magnetit. Der kristallisationsschiefrigen Textur entspricht im all- gemeinen eine verworrene, kristalloblastische Struktur. Wir beobachten jedoch 'stets, wie das für solche Kontakt- und In- jektionsgesteine zu erwarten ist, keine reinen, sondern mannig- fache Mischstrukturen (s. Fussn. 1, p. 162: Grubenmann, Lit. cit., p. 115); die wirren lepidoblastischen Glimmerzüge mit den ein- gelagerten Staurolith- und Disthenkristallen und den Granat- fetzen betrachte ich als alten Anteil eines ‚Tonerdesilikatgneises‘‘. Die durch intensive, poikilitische Verwachsungen ausgezeichneten Feldspatquarzpartien mit den einzelnen, gänzlich ungeordneten, nach allen Richtungen divergierenden Biotit- und Muskowit- leisten dürften als granitisches, injiziertes Material zu deuten sein; die stets an Biotit geknüpften Sillimanitfilze, die Sillimaniti- sierung des Biotites, sind wohl eine pneumatolytische Erscheinung. Allgemein wird das Strukturbild durch die gewohnten, oft in- tensiven kataklastischen Erscheinungen mitbedingt. Dabei sind Teile des Disthens häufig nach den basalen, stark hervortretenden Gleitflächen verschoben und zuweilen zerbrochen. Auch der Granat zeigt Zertrümmerungserscheinungen. Quarz wirkt all- gemein ausheilend. Das weniger verworrene, sondern gleich- mässig feinschiefrige Vorkommen 4 zeigt eine streng lepido- blastische Entwicklung; Glimmer, Disthen, Staurolith und spär- licher Granat treten mehr als selbständige Porphyroblasten auf. Der Gneis ist wohl kontaktlich (pneumatolytisch) beein- flusst, nicht aber stark mechanisch verändert. Die einzelnen Komponenten lassen mineralogisch folgende Verhältnisse erkennen: Der einerseits in unregelmässigen Körnern oder oft etwas verzahnten Körneraggregaten, anderseits in zahlreichen, tröpfchen- artigen Einschlüssen in den andern Komponenten auftretende Quarz führt reichlich in einzelnen Bahnen oder gestreckten, perlschnurartigen Ketten Flüssigkeitseinschlüsse (vgl. p. 163); selten kommen auch Sillimanitnädelchen einschlussartig vor. Der Plagioklas zeigt in den Injektionspartien zuweilen Neigung zu kristallographischer Entwicklung, zuweilen bildet er grosse, gänzlich unregelmässige, weit ausgreifende, von zahllosen Quarz- tröpfehen durchsiebte Körner, die im Mikroskop das ganze Ge- sichtsfeld einnehmen, und in welche alle übrigen Komponenten eingebettet sein können. Das Auftreten dieser einheitlich aus- löschenden, kataklastisch oft etwas zerbrochenen Plagioklas- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 201 massen erinnert an eine ,,Feldspatisation" im Sinne von A. LACROIX, ERDMANNSDÖRFFER U. a.!); der Plagioklas ist bald gar nicht, bald nach Albit- und Perklingesetz verzwillingt. Die Zwillingslamellen sind meist schmal, bisweilen etwas verschwommen und durch- setzen oft nicht das ganze Korn, sondern brechen ‘in einzelnen Feldern unvermittelt ab, oder dringen nur auf kürzere Strecken vom Rande spindelförmisg vor. Dabei überwiegt fleckenweise bald die albitische, bald die perikline Lamellierung. Die Aus- löschung ist in einzelnen Flecken meist unregelmässig, ohne dass eine eigentliche Zonarstruktur zu beobachten wäre und lässt Schwankungen in der Zusammensetzung des Plagioklases erkennen (vel. Erdmannsdörffer, Lit. cit., p. 746')). Er wurde als Oligoklas-Albit mit ca. 14% An. bestimmt; bei Vorkommen 3 ergab die Bestimmung einen Oligoklas mit 25% An. In einzelnen Flecken und Schnüren macht sich schwache Serizitisierung be- merkbar. Mikroklin konnte nirgends festgestellt werden. Unver- zwillingte, durch ihre fleckige Auslöschung an Mikroklin erinnernde Körner erwiesen sich stets als Plagioklas. Der Biotit weist neben basalbegrenzten Leisten ebenso oft buchtige und lappige Korrosionsformen auf und ist oft gänzlich in kleine Fetzen aufgelöst, die sich nur noch durch ihre gemein- same Auslöschung als zu einem Individuum gehörend ausweisen. Er besitzt auch Hier rotbraune pleochroitische Farben. Um zahlreiche, oft ansehnliche Zirkonkörner finden sich ausgezeichnete pleochroitische Höfe, deren maximale Reichweite zu 0,034 be- stimmt wurde (vgl. p. 171). Selten ist der Biotit in Pennin um- gewandelt; häufig ist er dagegen von Rutilkriställchen begleitet, die in basalen Schnitten sagenitische Verwachsungen zeigen und zuweilen von Leukoxenausscheidungen überzogen sind. In engster Verbindung, aber weniger häufig, tritt mit Biotit Muskowit auf. Staurolith und Disthen liegen mit ihrer Längserstreckung meist in der Richtung der Glimmerzüge und sind häufig von Biotit durchwachsen und von Quarzkörnern durchspickt. Die kurz prismatischen Staurolithsäulchen sind meist kristallographisch wohl begrenzt. Seltener tritt der Staurolith in ungewohnter Weise auch in Form gänzlich unregelmässiger, fetzenartiger, lang- sestreckter Körner auf. Der Pleochroismus ist c bräunlichgelb, a und b blassbräunlichgelb. Hin und wieder tritt Staurolith mit Disthen in Parallelverwachsung. 1) A. Lacroix: Le granite des Pyrénées et ses phénomènes de contact. Bull. d. Serv. carte géol. France, No. 64 (1898), No. 71 (1900). — O. H. ERDMANNS- DÖRFFER: Petrographische Untersuchungen an einigen Granit-Schieferkontakten der Pyrenäen. N. Jahrb. f. Min. etc., Beil. Bd. XXXVII, p. 739, 1914. 202 Paul Kelterborn. Von Interesse ist ein öfters zu beobachtender, auffälliger Umwandlungsvorgang: einzelne Staurolithkörner sind von einem Adernetz umhüllt und durchdrungen, das ganz an die Maschen- struktur von serpentinisiertem Olivin erinnert. Das Maschen- werk wird gebildet von feinschuppigem Pennin mit olivgrünen Interferenzfarben und negativem Charakter der Hauptzone (vgl. p. 210) und aus ebenfalls feinschuppigen Aggregaten eines farb- losen Glimmers.. Letztere scheinen indessen aus dem Chlorit hervorzugehen, denn öfters sind einzelne Glimmerschüppchen zu beobachten, die sich vereinzelt im Chlorit ansiedeln und sich allmählich häufen bis zur Bildung eines geschlossenen Aggregates, das die restierenden Staurolithteilkörnchen umhüllt. Der Disthen erscheint in leistenförmigen oder tafligen Schnitten, die kaum kristallographische Umrisse erkennen lassen. Meist ist er verzwillingt nach (100). Eine auffällige polysynthetische Zwillingsverwachsung wurde bei Vorkommen 2 beobachtet: Zwillingsachse ist die normale auf P (001), Zwillingsebene ist M (100), Verwachsungsebene ist P; die M-Flächen bilden ein- springende Winkel. Schon M. Bauer!) hat solche Zwillinge untersucht und das Gesetz formuliert: „Beide Individuen haben - P gemeinsam und sind um eine Achse senkrecht zu P um 180° gegeneinander gedreht.“ Er betrachtet diese Zwillinge als poly- synthetische Druckzwillinge, ähnlich den Druckzwillingen des Calcites. Tatsächlich gelangen im vorliegenden Schliff in der wirren Kleinfältelung und in den ausgeprägten kataklastischen Erscheinungen anderer Mineralien intensive Druckwirkungen zum Ausdruck. Bisweilen sind die Verwachsungsebenen der Disthen-Zwillingsindividuen scharf ausgeprägt; bei enger Scharung der lamellenartig dünnwerdenden Individuen werden sie jedoch unscharf, und die einzelnen Auslöschungen gehen undulös inein- ander über. Der Disthen zeigt zuweilen dieselben an Maschen- strukturen erinnernden Umwandlungserscheinungen wie der Stauro- lith: er wird durchadert und umflasert von serizitartigen Aggregaten, wobei er sich in einzelne Fetzen auflöst. Die verschiedenen Spaltrissysteme sind für den Verlauf des Vorganges ohne Be- deutung. | Der Sillimanit (vel. Taf. X, Fig. 3) tritt hier nicht in knötchen- artigen Nestern auf wie im Sillimanithornfels, sondern er bildet parallelfaserige, seltener wirre Aggregate feinster Nädelchen, die in engster Verbindung mit Biotitschuppen verfilzt sind. Sill- manit und Disthen treten dagegen gänzlich unabhängig von- 1) M. Bauer: Beitrag zur Kenntnis der kristallographischen Verhältnisse des Cyanites. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Jahrg. 1878, p. 283. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 203 einander auf. Aufs beste lässt sich beobachten, dass der Sıllımanıt allmählich an die Stelle des Biotites trıtt und zwar namentlich da, wo der Biotit am intensivsten gequetscht, verbogen und „gequält“ erscheint. Dabei vollzieht sich der Übergang langsam und derart, dass sich im Biotit Sillimanitnädelchen ansiedeln, die sich mehr und mehr häufen. Die biotitische Braunfärbung verschwindet nur allmählich und fleckenweise, bis der Biotit vollständig durch einen farblosen, dichten Sillimanitfilz ver- drängt ist. Einzelne Sillimanitnädelchen bilden zuweilen regel- mässige, fiederartige Kristallskelette. Die feinen Nädelchen sind mitunter gekrümmt und schwach spiralig gedreht. Meist sind die Sillimanitfilze von unregelmässigen Fetzen und Körnern von Pyrit begleitet. Der farblose bis blassrötliche Granat bildet grosse, unregel- mässig begrenzte Körner mit vollständig zerfressenen, gelappten und gebuchteten Umrissen. Bisweilen scheint ein grösseres Korn eänzlich in einzelne Fetzen aufgelöst. Stets ist der Granat von einer Unmenge von Quarzkörnchen, oft auch von Biotit- und Muskowitleistehen und Magnetitkörnchen durchsetzt. Er zeigt in- tensive kataklastische Erscheinungen und ist von einem groben Riss- system durchzogen, das offenbar der undeutlichen Spaltbarkeit nach (110) folgt. Die Quarzeinschlüsse besitzen oft sechs- und achteckige negative Kristallformen, die sich dem Rissystem ein- ordnen (vgl. negative Quarzkristalle in Hornklende, p. 208). Der Zoisit ist nicht besonders häufig und tritt in unregel- mässigen, grösseren, gerundeten Körnern auf. Apatit, der nach Licht- und Doppelbrechung dem Zoisit auffallend nahe steht, . kommt meist in kleinen und idiomorphen Kriställchen vor (vgl. p. 187). In einem Schliff wurden mehrere kleinere, idiomorphe Turmalinkriställchen mit schmutzig olivbraunen (0) und blass- rötlichen (E) Farben beobachtet. Titanit bildet spärliche, kleine, unregelmässige Fetzen, die als sekundäre Bildung randlich und längs Spaltrissen den Biotit begleiten und im auffallenden Licht eine dicke Leukoxenrinde erkennen lassen. In einigen rundlichen bis ovalen, honiggelben bis schwarzbraunen Körnern findet sich Rutil. Er tritt namentlich einschlussartig im Staurolith auf und ist zuweilen gleichfalls von Leukoxen begleitet. An Erzen ist Pyrit und Magnetit zu nennen. Ersterer bildet grössere, unregel- mässige Fetzen, letzterer kleinere Körnchen oder den Pyrit um- rindende Säume. In genetischer Hinsicht lässt sich in den genannten Silimanitgesteinen leicht der Abkömmling eines sedimentären, 204 Paul Kelterborn. tonigen Gesteines erkennen, das vorerst zu einem ‚Tonerdesilikat- gneis‘‘ umgewandelt wurde und als solcher durch die an die Granit- intrusion gebundene Kontaktmetamorphose weiterhin verändert worden ist: Die Sillimanithornfelse sind das gänzlich um- kristallisierte Aufschmelzungsprodukt von Tonerdesilikatgneisen. In den sillimanitführenden Gneisen betrachte ich Disthen, Staurolith und Granat als die typischen tonerdereichen Mineralien des alten Tonerdesilikatgneises; den Sillimanit dagegen als pneu- matolytisches, den Biotit verdrängendes Kontaktmineral. Als pneu- matolytische Bildung sind auch die beschriebenen Turmalin- kriställchen zu bezeichnen. Ebenso stellt die in einigen Schliffen beobachtete Anreicherung von Plagioklas in grossen, poikilitisch von Quarzkörnern durchsiebten Individuen und das Auftreten von quarzigen, oft auch feldspatführenden Injektionsadern eine Kontakterscheinung dar. Wir haben also, entsprechend der be- sprochenen Mischstruktur (vel. p. 200), ein Gemisch genetisch differenter Mineralassoziationen, wie es für Injektionsgesteine und Kontaktgesteine überhaupt typisch ist. A. Lacroıx gibt 1893 in seiner „Mineralogie de la France“ (Bd. 1, p. 50) eine Beschreibung zahlreicher Sillimanitvor- kommen und weist eindrücklich auf ihre Gebundenheit an Granit- kontakte hin (Bretagne, Pyrenäen, franz. Zentralplateau etc.). Auf die Möglichkeit pneumatolytischer Sillimanitbildung hat auch GRUBENMANN hingewiesen (s. Fussnote 1, p. 162, Lit. cit., p. 165 und Lit. 49, p. 279). Von hohem Interesse für die genetische Deutung von Sillimanitvorkommen sind ferner die experimentellen Untersuchungen von E. $. SHEPHERD und G. A. RANKIN „Über die binären Systeme von Tonerde mit Kieselsäure, Kalk und Magnesia‘‘, aus dem Jahre 19101). Sie haben für Sillimanit einer- seits eine hohe Entstehungstemperatur und andererseits ausser- ordentliche Stabilität ergeben. Der letztere Umstand erklärt die Tatsache, dass Sillimanit und Disthen als Modifikationen - der- selben Substanz unabhängig voneinander auftreten können und nebeneinander bestandfähig sind. Die Umwandlung von Disthen in Sillimanit wurde sehr selten, diejenige von Sillimanit in Disthen oder Andalusit überhaupt noch nie beobachtet. Auf das auf- fällige Nebeneinandervorkommen von Sillimanit und Disthen hat auch E. GuTzwILLER hingewiesen (Lit. 60). Sillimanit ist vielfach als typomorphes Mineral von Kata- gesteinen bezeichnet worden (vgl. z.B. GRUBEMANN: Krist. Schiefer, 1910, p. 79). Einerseits auf Grund seiner Entstehung 1) Zeitschr. f. anorg. Chemie, Bd. 68, p. 370. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 205 im Kontakt, durch den die Bedingung hoher Entstehungs- temperatur auch in hôhere Tiefenstufen getragen werden kann, andererseits auf Grund seiner ausserordentlichen Stabilität, durch die sich der einmal entstandene Sillimanit auch unter wechselnden Existenzbedingsungen behaupten kann, betrachte ich den Sillimanit nicht als einen geeigneten Indikator der Tiefen- stufe des Gesteines, dem er angehört; denn der höchste Grad von Typomorphie kommt denjenigen Mineralien zu, die nur für eine möglichst beschränkte Zone stabil sind. Die extrem stabilen Mineralien lassen, im Gegensatz zu den extrem labilen Mineralien, nicht auf die Existenzbedingungen (Tiefenstufe), sondern auf Entstehungsbedingungen zur Zeit der Bildung eben dieser stabilen Mineralien Schlüsse zu. Sillimanit dürfte daher vielfach der Zeuge ehemaliger Kontaktwirkungen sein, wo diese durch spätere Metamorphose verdeckt sind, und wo er heute kurzweg als „katogenes Mineral‘ bezeichnet wird. Sıllımanitgesteine wurden noch vor kurzer Zeit in der Schweiz zu den Seltenheiten gerechnet. Für den Sillimanit- hornfels ist mir tatsächlich kein Analogon bekannt geworden. Sılımanitführende Gmeise sind dagegen schon mehrfach be- schrieben worden. Sie treten einerseits reichlich in den süd- alpinen, die Zone von Ivrea begleitenden Gneismassen auf, die durch ausgedehnte Injektionsgebiete und gegen das Veltlin und den Kanton Graubünden durch das häufige Auftreten granitischer Intrusivmassen charakterisiert sind. Andererseits finden sie sich vereinzelt auch im Wallis, im Aarmassiv und im nördlichen Graubünden, auch hier meist in mehr oder weniger direkter Be- ziehung zu einem alten Tiefenkontakt eines Eruptivkörpers. Ich gebe hier ein Verzeichnis der mir aus der Literatur bekannten Vorkommen der Schweiz und der südlich angrenzenden italienischen Alpengebiete: 1. 1899 Gramann, A. Flüela-Scalettagebiet. Über die Andalusit- vorkommnisse im rhätischen Flüela- und Scalettagebiet und über die Färbung der alpinen Andalusite. — Vierteljahrschr. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 44, p. 24, 49, 50. 2. 1900 Arrını und Merzı. Stronagneise. Ricerche petrografiche e geo- logiche sulla Valsesia. — Milano, p. 224, Taf. 1. ë 3. 1907 GRUBENMANN, U. Ronco, südlich Ascona, am Lago Maggiore. Vorläufige Mitteilung über einen schweizerischen Sillimanitgneis. — Vierteljahrschr. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 52, p. 279.1) 1) Herr Prof. GRUBENMANN hatte die Freundlichkeit, mir die Gesteins- schliffe von Ronco zum Vergleich zur Verfügung zu stellen. Das Auftreten des Sillimanits entspricht durchaus demjenigen in den Sillimanitgneisen des Mal- cantone; nur kommt im Gneis von Ronco der Sillimanit auch in grösseren Indi- viduen vor. 206 Paul Kelterborn. 4. 1907 StELLa, A. Granitkontakt von Brusio. Sguardo Geologico dal Traforo del Genisio a quello del Sempione. — Boll. R. Comitato Geol. d'Italia. Ser. IV, Anno VIII, Atti ufficiali, p. 35. 5. 1909 Arcanp, E. Dent blanche (série de Valpelline). L’exploration géologique des "Alpes Pennines Centrales. — Bull. Soc. Vaud. sc. nat., vol. XLV, No. 166, p. 24, 36, 38. 6. 1910 Zapr, A. Val Scala bei Leprese (Ober-Veltlin). Petrographische Untersuchung der granatführenden Erstarrungsgesteine des oberen Veltlins. — Diss. Jena, p. 67. 7. 1912 SAuERBREI, W. Mehrfach im Oberen Veltlin. Petrographische Untersuchung sedimentogener, kristalliner Schiefer aus dem oberen Veltlin. — N. Jahrb. f. Min. etc., Beil. Bd. XXXIV, p. 6, 8 usw. 8. 1913 Cornerius, H. P. Fornogletscher (Disgrazia). Geologische Be- obachtungen im Gebiet des Fornogletschers (Engadin). — Centralbl. f. Min. usw., Jahrg. 1913, No. 8, p. 249. a: 9. 1914 Corneuıus, H. P. Südrand des Albulamassives. Über die Strati- graphie und Tektonik der sedimentären Zone von Samaden. — Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz, N. F. XLV, p. 12. 10. 1914 GUTZWILLER, E. Injektionsgneis bei Bellinzona. Zwei besondere Typen von Injektionsgneisen aus dem Tessin. — Centralbl. f. Min. usw., Jahrg. 1914, No. 11, p. 331. 11. 1914 Lortze, R. Erstfeldergneis. Beiträge zur Geologie des Aarmassivs. — Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges., Bd. 62, p. 229, 232. 12. 1915 RADEFF, W. Injektionsgneis des Centovalli. Geologie des Gebietes zwischen Lago Maggiore und Melezza (Centovalli). — Ecl. geol. Helv. XIII, 4, p. 492. 13. 1916 Cornezrus, H. P. Nordhang des unteren Veltlins. Zur Kenntnis der Wurzelregion im unteren Veltlin. — N. Jahrb. f. Min. usw., Beil. Bd. XL, p. 294. 14. 1916 Staus, R. Gneiszone von Bellinzona. Zur Tektonik der südöst- lichen Schweizer Alpen. — Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz, N. F. XLVI, p. 9. 15. 1920 Staus, R. Mehrfach: Margnadecke, Campodecke, Kontakt Bergeller Massiv. Über Wesen, Alter und Ursachen der Ge- steinsmetamorphose in Graubünden. — Vierteljahrschr. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 65, p. 8. 15. 16. 1921 Escxer, F. Scalettapass. Petrographische Untersuchungen in den Bergen zwischen Davos und Piz Kesch. — Jahresber. Naturf. Ges. Graubünden, LX, p. 105. 3. Amphibolitische Gesteine. Der häufigste Typus amphibolitischer Gesteine ist ein durch rein kristalloblastische Struktur und plattig-schiefrige Textur und durch das Auftreten eines sauren Plagioklases ausgezeichneter Plagioklasamphibolit. ‘Ein Plagioklasamphiboht mit basischem Plagioklas, verworrener Kataklasstruktur und fast massiger Textur liest z. B. in den Vorkommen südlich Breno vor. Diese Amphi- bolite gehen bei stärkerem Hervortreten von Plagioklas und Biotit in Hornblendegneise über, die ihrerseits mit den biotit- reichen, hornblendefreien Mischgneisen (vgl. p. 182) verbunden sind. Nördlich Novaggio wurden Linsen eines reinen Strahlstein- schiefers getroffen, in dem neben der Hornblende alle anderen Komponenten gänzlich zurücktreten. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 207 a) Plagioklasamphibolite mit saurem Plagioklas. Diese Amphibolite bilden konkordante, meist über mehrere 100 m werfolgbare, oft wenig mächtige Einlagerungen in den Mischgneisen (vgl. p. 147). Sie treten durch ihre rostrote An- witterung und ihren festeren Verband gegenüber den zerblättern- den, phyllitischen Mischgneisen in augenfällige Erscheinung. Das Material zur petrographischen Untersuchung wurde an folgenden Orten geschlagen: 1. Nordwestlich Novaggio auf Höhe 670 m (vgl. Tafel X, Fig. 4). 2. An der Strasse unmittelbar südlich vom Bachübergang, 500 m nördlich Novaggio. 3. Im Anriss dieses Baches auf Höhe 610 m. 4. 500 m südlich Miglieglia auf Höhe 630 m. 5. Im Hauptbach westlich Breno auf Höhe 660 m. 6. Im Bachanriss westlich Punkt 932, südlich Arosio, auf Höhe 750 m (vel. Tafel XI, Fig. 1). Die Textur dieser Gesteine ist bedingt durch ein dichtes, grob- bis feinkristallines, körniges oder undeutlich faseriges Ge- füge. Auf dem plattigen Hauptbruch erkennt man ein dunkles, divergent strahliges, schwarzgrün glänzendes Hornblendegefüge; der hellere Querbruch, nach dem das Gestein kubisch zerfällt, zeigt eine äusserst feine, gekörnelte oder sprenkelige Streifung. Fast stets sind vereinzelte, kleine Pyritkörnchen zu beobachten. Der Mineralbestand setzt sich zusammen aus den Haupt- gemengteilen: Gemeine grüne Hornblende, Plagioklas und wenig Quarz, zuweilen ausserdem Biotit. Akzessorisch gesellen sich dazu Apatit, Rutil, Zoisit, Titanit und als Eisenerze meist reich- lich Ilmenit oder Magnetit und Pyrit. Die Struktur ist rein kristalloblastisch und kann meist als granoblastisch bezeichnet werden. Träger der Schieferung ist die Hornblende, dabei liegt dasOrthopinakoid in der Schieferungs- ebene. Die Hornblende hat Tendenz, kristallographische Um- rısse nach den Flächen (010), (100) und (110) zu entwickeln (vel. Taf. X, Fig. 4). Der Plagioklas bildet mehr oder weniger isometrische Körner. Der spärliche Biotit reichert sich zuweilen in einzelnen streng parallelen Lagen an. Neben diesen kristallo- blastischen Typen finden sich zuweilen auch Strukturformen, die an Hornfelse erinnern. Die Hornblende ist nicht so grob kristallin und streng prismati ch und der untergeordnete Biotit weniger leistenförmig entwickelt. Hornblende und Biotit bilden unregelmässigere, kleinschuppige Fetzchen, und öfters ist die Hornblende siebartig von Plagioklaskörnern durchwachsen 208 Paul Kelterborn. (vgl. Tafel XI, Fig. 1). Die Kataklase gelangt stets nur ganz untergeordnet zum Ausdruck: Bisweilen löscht der Plagioklas etwas undulös aus und zeigt die Hornblende mechanische De- formationen. Die einzelnen Mineralien lassen u.d.M. folgende Eigen- schaften erkennen: Die Kristallisationskraft der gemeinen grünen Hornblende gelangt bei dem rein kristalloblastisch struierten Vorkommen 1 an den kleinen Quarz- und Plagioklaseinschlüssen ausgezeichnet zum Ausdruck. Diese Einschlüsse liegen als negative Kriställchen, d.h. mit Hornblendeformen ım Wirtmineral und sind scharf begrenzt durch (110), (010) und (100) (vel. Taf. X, Fig. 4). Der optische Charakter der Hornblende ist positiv, der Pleochrois- mus: € blaugrün >b gelbgrün > a hellgelborün. Zwillings- bildungen nach (100) sind äusserst selten, konnten jedoch bei symmetrischer Auslöschung öfters zur Bestimmung des Winkels e : c =19° beigezogen werden. Der Plagioklas schwankt zwischen einem Albit-Oligoklas (ca. 15°/ An.) und einem Oligoklas-Andesin (ca. 35°/, An.). Oft ist er unverzwillingt, oft zeigt er Lamellierung nach dem Albit-, seltener zugleich nach dem Periklingesetz. Häufig besitzt er schwache, inverse Zonarstruktur, die sich jedoch nur in geringer, an undulöse Auslöschung erinnernder Schwankung der Aus- löschungsschiefe äussert. Meist ist er gänzlich unzersetzt, sel- tener von Serizitschüppchen durchschwärmt. Der Quarz bildet akzessorisch kleine, rundliche Einschlüsse in Hornblende und Plagioklas; in kleinen, undulös auslöschenden Körnern schiebt er sich zuweilen auch zwischen Plagioklas und Hornblende ein. In wenigen Schüppchen tritt meist auch Biotit auf. Während der Biotit im Granitgneis und im Ganggranit fast immer eine rotbraune und in den Mischgneisen eine rein braune pleochroitische Färbung aufweist, besitzt er hier in den Amphiboliten oft einen Stich ins Olivbraune: c olivbraun > a — b gelblich.- Bisweilen ist er in einen bläulichgsrünen Pennin mit blauvioletten Inter- ferenzfarben und positivem Caamalsyen der Hauptzone umge- wandelt (vgl. p. 211). Reichlich findet sich ein niederdoppelbrechender Zoisit, wie er schon mehrfach erwähnt wurde. Er bildet oft etwas ge- streckte und gerundete Körnchen, die meist eine deutliche Quer- gliederung erkennen lassen. Der Apatit kommt in spärlichen, kleinen, idiomorphen In- dividuen mit deutlich hexagonalen Umrissen vor. Der häufige Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 209 Ilmenit bildet unregelmässige Körner, die randlich den Horn- blendeindividuen aufsitzen. Selten ist er von schwachen Leu- koxenbildungen begleitet. Tatanit findet sich in wenigen Fetz- chen mit dichter Leukoxenrinde; etwas häufiger ist er ım Vor- kommen vom Westhang des Cervello (Vork. 6). In sehr spärlichen, dunkelbraungelben, ovalen Körnern wurde in Hornblende ein- geschlossener Rutil beobachtet. Im reflektierten Licht sind neben den reichlichen Ilmenitkörnchen wenige Pyritfetzchen festzu- stellen. Bei Vorkommen 6 tritt an Stelle von Ilmenit Magnetit, der häufig mit Pyrit verwachsen ist. Auffallend ist die Erschei- nung, dass die Akzessorien Zoisit, Titanit und Erze oft nicht gleichmässig verteilt sind, sondern sich in einzelnen Lagen häufen. B) Plagioklasamphibolite mit basischem Plagioklas. Diese Amphibolite bilden nicht schichtartig aushaltende Einschaltungen sondern mehr linsige Einlagerungen in den Mischgneisen (vgl. -p. 149). Die petrographische Beschreibung betrifft folgende Vor- kommen: 1. In den Bachanrissen südlich Breno ist in kleinen Wasserfällen, auf H. 670 m, ein ausserordentlich zäher, grau- grüner Amphibolit erschlossen, der konkordant in den kaum zutage tretenden Mischgneisen steckt. 2. Ein ähnlicher Amphibolit bildet in der Valletta bei Breno, auf H. 830 m, zähe, wenig mächtige Zwischenlagen in schiefrigen Biotit- und Hornblendegneisen. 3. Auch an der Cima Bedeglia bei Novaggıo, nördlich vom Schulhaus Curio, auf H. 620 m, ist ein hieher sehörender Amphibolit erschlossen. Alle diese Vorkommen unterscheiden sich von den zuerst beschriebenen Amphiboliten ın einigen Punkten: Die vorliegenden, graugrünen Amphibolite sind nicht plattig, sondern sie besitzen eine fast massige, ziemlich grobkörnige Textur und sind ausserordentlich zähe. Die Struktur ist verworren granoblastisch, wobei sich stets intensive Kataklase geltend macht. Meist beobachten wir ein eigentliches Gewirre von Hornblende, Biotit, zersetztem Pla- gioklas und Quarz. Eine vollständig ausgereifte kristalloblastische Entwicklung fehlt hier ebenso wie Reliktstrukturen. Hand ın Hand mit der Kataklase geht eine intensive chemische Umwandlung, die unabhängig ist von der reinen Oberflächenverwitterung. Neben den erwähnten Hauptgemengteilen finden sich akzessorisch: 14 210 Paul Kelterborn. Titanit, Zoisit, Granat, Apatit, Zirkon, Rutil, Ilmenit, Magnetit und Pyrit. Die kataklastische, in lappige bis buchtige, unregelmässige Splitter zertrümmerte, wirr ineinandergeschobene und siebartig von Quarz durchwachsene Hornblende entspricht mineralogisch der Hornblende des schon beschriebenen ersten Amphibolittypus. Zwillinge nach (100) sind hier ziemlich häufig. Oft lässt sich eine zentrale Bestäubung beobachten: in unregelmässigen Flecken ist die Hornblende von hochlichtbrechenden, sehr kleinen, ovalen bis runden oder kurz stäbchenförmigen, mikrolithischen Einschlüssen durchschwärmt, die wohl als Rutil anzusprechen sind. Möglicher- weise sind diese Einschlüsse als Entmischungsprodukte einer, titanhaltigen Hornblende oder eines titanhaltigen Augites zu betrachten, wobei der hohe Titangehalt für die eruptive Natur dieser Amphibolite bezeichnend sein könnte. Im Amphibolit von Curio ist die Hornblende zum grossen Teil in Pennin um- gewandelt und von sekundären Titanitfetzchen begleitet. Auf- fallend ist die Erscheinung, dass der Pennin oft dunkelviolette Interferenzfarben und zugleich positiven Charakter der Hauptzone, seltener schmutzig olivbraune Töne und negativen Charakter besitzt (vgl. p. 186 u. 211). Der Plagioklas ist meist vollständig umgewandelt und zer- setzt. Die Umwandlungsprodukte bilden zuweilen geschlossene, wohlindividualisierte, einsprenglingartige Aggregate. Während wir aber bis jetzt meist eine vorwiegend serizitische Umwandlung getroffen haben, finden sich hier als Umwandlungsprodukte neben Nestern kleiner Serizitschüppchen auch unauflösbare, epidotische (klinozoisitische) und calzitische Bildungen, also eher die Zeugen einer saussuritischen Umwandlung. Ausser diesen grösseren, individualisierten, zersetzten Plagio- klasen treten kleinkörnige, von Biotitschüppchen und Hornblende- fetzchen durchspickte Plagioklasmassen auf, die nicht chemisch umgewandelt, sondern nur kataklastisch stark verändert sind und zusammen mit untergeordnetem Quarz ein unauflösbares Gemengsel und mörtelartige Züge bilden. Häufig sind diese kleinen Plagioklaskörner unverzwillingt, bisweilen kommen polysyntheti- sche Verwachsungen nach dem Albit-, seltener nach dem Periklin- gesetz vor. Die Bestimmung ergibt einen Andesin mit ca. 50% An. Der Biotit bildet in enger Verbindung mit der Hornblende basal begrenzte Leistehen und häufig kleinste Fetzchen, die zuweilen durch gemeinsame Auslöschung grössere, einheitliche Individuen andeuten. Er besitzt rötlichbraune pleochroitische Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 211 Farben. Häufig ist er in Pennin umgewandelt und von sekun- dären Rutilbildungen begleitet. Durchweg lässt sich die Er- scheinung beobachten, dass im Pennin violettblaue Interferenz- farben und positiver Charakter der Hauptzone oder olivbraune Farben und negativer Charakter stets miteinander verknüpft sind (vol. p. 186, 210). Der Quarz tritt untergeordnet in stark kataklastischen, verzahnten, kleinen Kôrneraggregaten auf; in kleinen, Funden Körnern durchspickt er den Plagioklas und die Hornblende oder deren Umwandlungsprodukte. Zoisit findet sich auch hier in rundlichen bis länglichen Körnchen; Apatıt dagegen in kleinen, wohlbegrenzten Kriställchen. Zirkon bildet grössere, meist zer- trümmerte Körner, im Amphibolit von Breno auch ansehnliche, gänzlich idiomorphe Kriställchen, deren achtseitiger Querschnitt bis 0,15 mm Durchmesser erreichen kann. Der Zirkon erregt in Biotit, Hornblende und Pennin pleochroitische Höfe. In den zuerst beschriebenen Amphiboliten fehlte Zirkon auffallender- weise gänzlich. Tatanit bildet oft reichlich sekundäre Körner- aggregate und einzelne Fetzen, die im Biotit schwache pleo- chroitische Säume verursachen. Zuweilen sind rundliche bis ovale oder unregelmässige, gelbbraune Rutilkörner in der Hornblende eingeschlossen. Unregelmässige Pyritkörner sind oft von Ilme- nit umrindet, oft erscheint Ilmenit auch selbständig. Im Amphi- bolit von Curio wurden ferner spärliche, zuweilen zu einem Haufwerk vereinigte Granatkörnchen beobachtet. Interessant ist der Vergleich der erstbeschriebenen Amphibo- lite mit saurem Plagioklas mit dem zweiten Amphibolittypus, der durch basischen Plagioklas charakterisiert ıst. Alle unter- scheidenden Merkmale lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass sich die beiden Amphibolite nicht nur durch den Grad ihrer kristalloblastischen Entwicklung unterscheiden, sondern dass ihnen verschiedenes Ausgangsmaterial zugrunde liest; und zwar ist es wahrscheinlich, dass der zweite Amphybolittypus eruptiver Entstehung ist, d.h. die Vorkommen wären genetisch vielleicht als diabasische Lagergänge oder konkordant eingefaltete dia- basische Tuffdecken zu deuten. Der erste Amphibolittypus hin- gegen mit dem sauren Plagioklas und dem auffälligen Fehlen von Zirkon dürfte eher sedimentärer Herkunft sein. Er gehört zur Gruppe der Plagioklasamphibolite, die GRUBENMANN der Mesostufe zurechnet (vgl. Fussnote 1, p. 162, Lit. cit., p. 199). Als kristalloblastische Reihe ergibt sich etwa die Folge: Apatit, Rutil, Titanit, Erze, Biotit, Hornblende, Plagioklas, Quarz. 212 Paul Kelterborn. y) Hornblendegneise. Der zuerst beschriebene Amphibolittypus ist petrographisch eng mit Hornblendegneisen verknüpft, die durch Hervortreten der hellen Gemengteile, Plagioklas und Quarz, charakterisiert sind. In grösserer Verbreitung sind solche amphibolitische Gneise in den Bachanrissen westlich Breno und in dem Einschnitt . der Valletta erschlossen (vgl. p. 149). Das erstere Vorkommen schliesst sich enger den Amphiboliten an als das zweite; dieses zeigt seinerseits nähere Verwandtschaft zu den biotitreichen Plagioklasgneisen. Diese Hornblendegneise bilden oft nur untergeordnete Ein- lagerungen, oft mächtigere Schichtfolgen in der grossen Masse der biotitreichen Mischgneise und sind gegen diese unscharf abgegrenzt; in der Valletta treten sie mit ihnen in mehrfache Wechsellagerung. Nirgends erlangen sie gegenüber den biotit- reichen Mischgneisen geologische Selbständigkeit. Petrographisch unterscheiden sie sich von den besprochenen Amphiboliten in folgenden Punkten: die Textur ist ausge- gesprochen kristallisationsschiefrig, plattig bis blättrig. Infolge des grösseren Plagioklasgehaltes ist der Querbruch heller und zeigt eine feine Streifung heller und dunkler Lagen. Die letzteren treten im Hauptbruche hervor und sind bedingt durch die Horn- blende, zu der sich hier stets reichlich Biotit gesellt. Die Struktur ist rein kristalloblastisch. Das Gestein der Valletta zeigt zudem ausgeprägte Kataklasstrukturen. Als Hauptgemengteile treten Hornblende, Plagvoklas, Biotit und Quarz auf; akzessorisch gesellen sich dazu Titanit, Zossit, Apatit, Zirkon, Rutil, Pyrit und Magnetit oder Ilmenit. Die Hornblende entspricht derjenigen des Amphibolites mit saurem Plagioklas (vgl. p. 208). Der Plagioklas wird oft zum vorherrschenden Gemengteil. Er erweist sich westlich Breno als Albit-Oligoklas, in der Valletta als Andesin-Oligoklas, d.h. er zeigt dieselben Schwankungen wie im eigentlichen Amphibolit (vgl. p. 208). Der basischere Typus der Valletta ist meist ziemlich intensiv umgewandelt und von feinschuppigen Serizit- und kleinen Epidotnestern durch- schwärmt. Der häufige Biotit zeigt keine Besonderheiten (vgl. p. 208). Der Quarz wird im Vorkommen der Valletta zu einem Hauptgemengteil und bildet hier grössere, verzahnte Körnerkomplexe. Er durchwächst siebartig die Hornblende. Mit dem Plagioklas bildet er ein ziemlich kleinkörniges, grano- blastisches Gefüge, das die Spuren intensiver Kataklase aufweist. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 213 Für Zoisit, Apatit und Rutil gilt das p. 208 u. 209 Mitgeteilte. Titanit ist ziemlich reichlich vorhanden und bildet zuweilen sekundäre Aggregate, die Apatitkriställchen und Erzkörnchen einschliessen und im Vorkommen der Valletta namentlich den Biotit begleiten. Zirkon tritt in spärlichen, aber ziemlich grossen, rundlichen Körnern auf und verursacht die wenigen pleochroiti- schen Höfe, die in Hornblende, Biotit und Pennin zu beobachten sind. Als Erze treten vereinzelte Pyritfetzchen, meist mit einem Magnetitsaum auf. Unregelmässige, eckige Ilmenitkörner kommen einschlussartig in der Hornblende vor oder begleiten diese rand- lich. Im Schliff vom Vorkommen westlich Breno hat sich auch auf einer feinen, den ganzen Schliff durchsetzenden Kluft als junge Bildung Arsenkies abgesetzt, kenntlich an der grau- weissen Reflexfarbe und dem spitzrhombischen Habitus der Querschnitte einzelner Kriställchen. ö) Der Strahlsteinschiefer nördlich Novaggio. Im Bachanriss, der sich von der Molino nördlich Novaggio südwestwärts zieht, finden sich bei einer Steilstufe auf Höhe 690 m bis % m mächtige, linsenförmige Einlagerungen eines graugrünen, zähen Strahlsteinschiefers in Amphiboliten vom ersten Typus. Die einzelnen, hellgefärbten, graugrünen Horn- blendefasern reichen von mikroskopischen Dimensionen bis zur Grösse von 1 cm. Sie bilden ein filziges, asbestähnliches, seiden- elänzendes Gewebe, das sich faserig zerteilen lässt und sich milde und etwas fettig anfühlt. Die Hornblende liest meist mit dem Orthopinakoid in der Schieferungsebene und ist dadurch Träger der schwach kristallisationsschiefrigen Textur. Die Struktur ist rein kristalloblastisch. Das Gestein besteht fast ausschliess- lich aus nematoblastisch entwickelter Hornblende; Akzessorien sind spärlich; erwähnenswert sind einzig Magnetit und wenig, von Magnetit umrindeter Pyrit. Kataklase gelangt nur unter- geordnet zum Ausdruck. Die Hornblende lässt kaum kristallographische Umrisse er- kennen; Querschnitte sind bisweilen von den Prismenflächen begrenzt. Hin und wieder sind Zwillinge nach (100) zu be- obachten. Zur prismatischen Spaltbarkeit gesellt sich eine un- regelmässige Querabsonderung. Die Hornblende ist fast farblos und besitzt höchstens einen blassen, bläulich grünen Schimmer; Pleochroismus lässt sich nicht feststellen. Die Farblosigkeit und die grosse Auslöschungsschiefe: c:c — 18° lassen Tremolit erkennen. In den Hornblendeindividuen sind oft unscharf iso- metrische Kerne zu beobachten, die sich wie beim Amphibolit- 214 Paul Kelterborn. typus 2 durch eine graubraune, intensive Bestäubung auszeichnen. Hier ist jedoch diese Bestäubung nicht wolkig, sondern vornehm- lich in streng parallelen Streifen angeordnet, die zudem noch von gestreckten Zügen feiner dunkler Mikrolithen begleitet sind. Zuweilen fehlt die braune streifige Bestäubung, und es sind nur die scharfen, parallelen Ketten von stäbchen- bis körnchen- förmigen Einschlüssen zu erkennen. Diese erweisen sich als Erzbildungen und zum Teil als durchsichtige, hochlichtbrechende Rutilkörnchen. Die Streifung lässt sich nicht zu einer kristallo- graphischen Richtung der Hornblende in Beziehung bringen, und der ganze bestäubte Komplex ist gleichfalls unabhängig von den Umrissen der Hornblende. Daher kann es sich nicht um Entnuschungsprodukte der vorliegenden Hornblende handeln, sondern es liegt näher, anzunehmen, dass Relikte einer ver- schwundenen Mineralgeneration vorliegen: zuweilen deutet die Anordnung der Interpositionen auf Pyroxenspaltbarkeit hin. Pyroxenreste selbst wurden allerdings nicht beobachtet. Zur genetischen Deutung dieser räumlich engbegrenzten, linsenartigen, konkordanten Einschaltungen in die normalen Amphibolite, bieten sich kaum die notwendigen Anhaltspunkte. Wahrscheinlich sind sie als Umwandlungsprodukte eingelagerter basischer Eruptivgesteine zu betrachten. II. Die permischen Gang- und Ergussgesteine. Die zwischen Lugano und Val-Sesia mächtig entwickelten permischen Porphyre und Porphyrtuffe greifen auch in unser Gebiet über. Und zwar erscheinen diese Eruptivgesteine einer- seits in dem kleinen Erosionsrelikt von Arosio und andererseits in mehreren die Gneise des Malcantone durchsetzenden Gängen. Einen vorläufigen Abschluss der petrographischen Unter- suchung der grossen südlichen Porphyrmassen brachten im Jahre 1882 die Arbeit T. Harapa’s „Über das Luganer Eruptivgebiet‘ (Lit. 23) und für das sich westwärts anschliessende Gebiet die Untersuchungen von M. KAzcn über das ,,Porphyrgebiet zwischen Lago Maggiore und Valsesia‘‘ (Lit. 44) aus dem Jahre 1903. In den beiden Arbeiten findet sich auch ein kurzer Überblick der bis dahin erfolgten petrographischen Untersuchungen. Meine petrographische Untersuchung betrifft folgende Vorkommen: 1. Die Porphyrtuffe von Arosio, 2. den Porphyritgang nördlich von Novaggio, 3. die Porphyritgänge zwischen Ponte Tresa und Pura und 4. den Olivindiabasgang westlich Novaggio. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 215 1. Die Porphyrtuffe von Arosio. Das auf Blatt XXIV der geologischen Karte der Schweiz 1 : 100000 dargestellte porphyrische Erosionsrelikt, südlich Arosio (vgl. p.154), wird in der Literatur öfters erwähnt: GÜMBEL (Lit. 22, p. 574) kannte das Gestein aus dem Bachschutt der Vallone, südwestlich Gravesano und bezeichnet es als ‚‚roten bis bläulich-roten und gelblichen, pechsteinartig ausgebildeten Por- phyr“. Er liess durch An. ScHWAGER das Gestein analysieren (Lit. 22, p. 589): Keieselerder mises 2a, 0,40 Honerde mie Bere rer: Tisenoxydiıs VAN Sr nn ae ee re KRalkerden re een Sr 350 Bitterendert me UE er 08H RAR ne re Ce 0 () NA CE ONE ER ns ee Bee) Wasserund Glühverlust 2 22.227295 98,90 Harapa betrachtet das Gestein als , felsophyrisch oder vitro- phyrisch entwickelten roten Porphyr am äussersten Rand der Ergussmasse“ (Lit. 23, p. 35).‘“ TARAMELLI geht auf die petro- graphische Charakteristik des Gesteins nicht ein und bezeichnet es beiläufig als einen glasigen, violetten Porphyr (Lit. 21, p. 134). Escher hat richtig erkannt, dass 2 Gesteinstypen zu unter- scheiden sind: er unterscheidet den seit langem bekannten roten ,, Quarzporphyr und diesen unterlagernde Porphyrtuffe (Lit. 52, p. 171). Eine mikroskopische Untersuchung der betreffenden Gesteine ist hingegen meines Wissens noch nie ausgeführt worden. Sie ergibt, dass auch das felsophyrische oder pechsteinähnliche, rote bis violette Gestein nicht als ‚‚Quarzporphyr‘' sondern als silsfizierter Tuff zu betrachten ist. a) Der silifizierte Quarzporphyrtuff. Das massige, harte und splitterige Gestein besitzt fleisch- bis ziegelrote, in einzelnen, unregelmässigen Partien infolge Pigmentanreicherung dunkel-violette Färbung und einen rauhen, scharfkantigen, splitterigen bis körneligen Bruch. Es ist durch- schwärmt von mikroskopischen, bis 1 cm grossen, schaumigen Poren- räumen und lässt keine Einsprenglinge erkennen. Es scheint gänzlich homogen entwickelt zu sein; demgemäss besitzt auch 216 Paul Kelterborn. die rötlichbraune Anwitterungsfläche meist eine glatte und gleich- mässige Rundung. Auch u.d.M. sind keine echten Einsprenglinge zu be- obachten. In einem fast submikroskopischen, grundmassen- artigen Gewebe sind unregelmässige, sehr feinkörnige Quarz- züge und etwas gröbere, sekundäre Quarzaggregate zu erkennen. Ganz vereinzelt finden sich fremdartige Gesteinseinschlüsse. Das kryptokristalline, nicht auflösbare Grundgewebe ist rot pigmentiert und begrenzt mit nierigen, etwas dunkleren Vor- buchtungen die kleinen Poren. Das feine Mineralgefüge ist fast glasartig entwickelt, zeigt aber zwischen gekreuzten Nicols eine schwache, feinkörnelige Aufhellung. Die Verteilung des Pigmentes und die Feinheit des Kornes wechseln undeutlich in gekrümmten Scherben; dadurch kommen Strukturen zustande, die als durch die Silifizierung verdeckte Aschenstrukturen zu deuten sind. Der Quarz durchsetzt und durchdringt das ganze Gestein. Er setzt das grundmassenartige Gewebe zusammen und bildet neben den schon genannten, unscharf begrenzten, etwas gröberen, undulös auslöschenden und verzahnten Partien ein äusserst feinkörniges Gewebe, das zuweilen randlich die gröberen Aggregate begleitet, oft auch sich maschenartig durch den Schliff zieht und bisweilen kreisartig die kleinen Porenräume umgibt. Selten tritt der Quarz in Form einzelner grösserer Scherben auf. Immer ist er reichlich von mikrolithischen, unbestimmbaren Ein- schlüssen durchstäubt, und häufig sind die Quarzaggregate von limmonitischen Infiltrationen durchzogen. Die Na,0- und K,0-Werte der Analyse deuten auf die Gegen- wart von Feldspat; dieser liess sich jedoch mikroskopisch nicht feststellen. Unter den spärlichen, meist schwer erkennbaren Ein- schlüssen wurden öfters gerundete oder längliche Zirkonkörner beobachtet; bisweilen sind sie zu mehreren gehäuft und begleiten teilweise in Leukoxen umgewandelte Titanitkürner. Fleckige oder splitterartige, durch Pigmentanreicherung dünkler gefärbte Par- tien des Grundgewebes sind wohl als Relikte fremder Gesteins- einschlüsse anzusprechen. Der gleiche Charakter kommt un- regelmässigen Aggregaten zu, die sich aus Ilmenitleistehen mit Leukoxenrinde, Quarzkörnchen und feinen, unkenntlichen, grün- lichen Mineralkörnchen zusammensetzen. Ilmenit, dick von Leukoxen umrindet, tritt auch in grösseren Körnern selbständig auf. Einzelne der schon erwähnten kürneligen Quarzaggregate lassen durch die deutliche, wenn auch unregelmässige Umgrenzung zuweilen auf Einschlüsse fremder Natur schliessen. ‚Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 217 Der Mangel an echten Einsprenglingen, der Mangel einer Grund- massenstruktur, die Heterogenität der Einschlüsse, die Aschen- struktur usw. lassen im vorbegenden Gestein einen Tuff er- kennen, der durch hochgradige Sılrfizierung allerdings eine dichte, pechsteinähnliche Textur erhalten hat. In der oben zitierten Analyse GÜMBELS ist vor allem der SiO,-Reichtum auffallend. Von den 9 von GÜMBEL und HARADA zitierten Analysen der ‚roten Porphyre‘‘ aus der Umgebung von Lugano ist unser Gestein mit seinen 76,40% weitaus das kiesel- säurereichste. Makroskopisch entspricht es vollständig dem von Harada (Lit. 23, p. 48) und SoxMiIpT und STEINMANN (Lit. 27, p. 12) erwähnten Quarzporphyrtuff von Grantola. Offenbar be- zieht sich die von TARAMELLI gegebene Analyse eines ,,Resinite di Grantola‘ (Lit. 21, Anhang p. 14) auf dieses Gestein, denn auch hier begegnen wir dem abnorm hohen Si0,-Gehalt von 76,20%. Auch mit verschiedenen Typen der mir zur Verfügung stehenden KarcnH’schen Gesteins-- und Dünnschliffsammlung herrscht in mancher Beziehung gute Übereinstimmung (vel. Lit. 44).. Es sei noch erwähnt, dass unser Tuff enge Verwandt- schaft zeigt mit einzelnen Typen der von CoHEn beschriebenen silifizierten Tuffe des Ölberges im Odenwald; jene sind oft noch dichter und homogener und ihr SiO,-Gehalt steigt von 75,65% bis auf 82,47%). Auffallend ist auch die Ähnlichkeit zu dem von Wırrıams beschriebenen silifizierten Porphyrtuff des Kessel- berges (Tryberg im Schwarzwald)?). b) Die quarzporphyrische Tuffbreccie. Der eben beschriebene, silifizierte Quarzporphyrtuff wird südlich Arosio von einer lockeren, krümelig zerbröckelnden Tuffbreccie unterlagert (vgl. Taf. XI, Fig. 2). Diese lässt in einem dunkelvioletten bis schokoladebraunen, grundmassenartigen Teig zahlreiche Splitterchen und seltener bis 2 cm grosse Mineral- und Gesteinsbrocken erkennen. Daneben finden sich besonders reichlich kleine, sich als Plagioklas erweisende Einschlüsse, die durch limmonitische Ausscheidungen hell—ziegelrot gefärbt sind und dem Gestein ein gesprenkeltes Aussehen erteilen. Unter den Gesteinsbrocken sind leicht die Glieder der kristallinen Schiefer - der Umgebung von Arosio zu erkennen: Hornfelse, Quarzite, Amphibolite u.a. 1) E. Conen: Die zur Dyas gehörenden Gesteine des südlichen Oden- waldes. Heidelberg 1871. ?) G. H. Wirrrams: Die Eruptivgesteine der Gegend von Tryberg im Schwarzwald. N. Jahrb. f. Min. usw., Beil. Bd. II, 1883. 218 Paul Kelterborn. Die Textur ist massig; nur undeutlich lässt sich eine lagige Absonderung feststellen. Diese kann durch Einschaltung etwas silifizierter, kompakterer, bis 10 cm mächtiger Zwischenlagen hervortreten, wie das in dem Aufschluss am Fussweg, unmittelbar südwestlich Viona der Fall ist. U.d.M. zeigt das grundmassenartige Gewebe Ähn- lichkeit mit demjenigen des silifizierten Tuffes. Die Aschen- struktur ist hier jedoch deutlicher, und der Pigmentierung liegt weniger Limmonit, sondern mehr eine dunkle graphitähnliche Substanz zugrunde. Auffallend ist aber vor allem der Reichtum an Einschlüssen, der das Gestein als Tuffbreccie charakterisiert. Eine geringe Silifizierung äussert sich auch hier im Auftreten von vereinzelten Zügen und Nestern jener feinkörnigen, oben beschrie- benen Quarzaggregate. Unter den stark korrodierten Einschlüssen treten am häufigsten zersetzter Plagioklas und etwas spärlicher Orthoklas und Quarz auf. Ziemlich häufig finden sich meist protoklastisch verbogene und korrodierte Leisten eines sehr dunkeln Biotites mit fast schwarzen und olivbraunen pleochroitischen Farben. Selten sind kleine Apatitkörnchen zu erkennen. Die zahl- reichen, verschiedenartigen Einschlüsse von exogenem Charakter erscheinen als feinkörnige Mineralaggregate, welche die primäre Natur des Einschlusses meist nicht mehr feststellen lassen. Immerhin lässt sich erkennen, dass in ihnen meist unbestimmbare Gesteins- und nicht Mineraleinschlüsse vorliegen. Von besonderer Wichtigkeit ist indessen die Tatsache, dass unter diesen Ein- schlüssen des vorliegenden typischen Tuffes u. a. auch diejenigen wiederkehren, die wir im silifizierten Typus getroffen haben; damit liefern sie einen weiteren Beweis von der tuffogenen Natur des letzteren. Dieses den roten, silifizierten Tuff unterlagernde Gestein wurde erstmals von Escher erwähnt (Lit. 52, p. 171). Nach ihm entspricht es vollkommen den 50 m oberhalb der Fussbrücke hinter den Seidenfabriken von Creva bei Luino anstehenden Tuffen. Ich fand ausserdem auffällige Übereinstimmung mit ge- wissen Typen quarzporphyrischer Tuffbreccien, die KAEcH aus dem Gebiet zwischen Iselle und Maggiora und vom Sasso Bianco nördlich Grignasco beschrieben hat (Lit. 44, p. 153). Auch hier : bildet der bröckelige Tuff ,,das Liegende von verquarzten und veränderten Tuffbreccien“. Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 219 2. Der Quarzporphyritgang nördlich Novaggio. Nördlich Novaggio tritt an 3 Orten ein Quarzporphyritgang zutage: an der Strasse 1 km nördlich Novaggio, südlich Miglieglia (Coste dei Fonti) und südöstlich Miglieglia (Gattino). Ich nehme an, dass die 3 Vorkommen derselben Gangzone angehören (vel. p. 148). Das stets stark zersetzte Ge- stein ist in dem durch den Strassenbau nördlich Novaggio künst- lich geschaffenen Aufschluss am frischesten (vgl. Taf. XI, Fig. 3). Der zähe, dunkle, grünlichgrauschwarze Porphyrit besitzt eine feinkörnige, fast dichte, massige Textur mit muschelig bis splitterigem oder mehr körneligem Bruch. Das Gestein zer- fällt bei der Verwitterung kubisch oder etwas plattig und besitzt eine dunkelbraune, oft etwas poröse Verwitterungsrinde. Als Einsprenglinge sind makroskopisch stenglige oder meist iso- metrische, sehr kleine bis 1 cm grosse, weisse oder blassrote Feld- späte zu erkennen, deren mattes und fleckiges Aussehen auf starke Zersetzung schliessen lässt. U.d.M. erweist sich die Struktur aller Vorkommen als holokristallin-porphyrisch. Die spärlichen Einsprenglinge werden gebildet durch isometrische und kurz leistenförmige Calcit- Pseudomorphosen nach Plagioklas, unregelmässig korrodierte Calcitkôrner, Quarzkörner und durch calcitische bis chloritische Zersetzungsmassen dunkler Gemengteile, unter denen Biotit noch kenntlich ist. Dazu gesellen sich wenige, dick von Leukoxen umrindete Ilmenitkörner und einige Titanit- und Apatitkriställchen. Die holokristalline Grundmasse ist bei Vorkommen 1 äusserst feinkörnig und beinahe kryptokristallin. Eine primäre, wahrscheinlich vorhandene Glasbasis ist natürlich nicht mehr zu beobachten. In dem etwas gröberen Vorkommen 2 sind zu- weilen undeutliche Relikte ophitischer Strukturen zu erkennen. Die Calcitpseudomorphosen nach Plagioklas werden selten von einem einzigen (Calcitindividuum mit einheitlicher Aus- löschung und durchgehender Zwillingslamellierung nach (0112) gebildet; häufiger vereinigen sich mehrere Körner zu einem Calcitaggregat, wobei die Anordnung der Calcitindividuen un- deutlich dem Zwillingsbau des Plagioklases entspricht. Oft ist die Calcitisierung unvollständig, und zum Calcit gesellen sich feinschuppige, chloritische, seltener kaolinische Nester. Bei der starken Zersetzung unzuverlässige Messungen an erhaltenen Plagioklasresten ergeben eine maximale Auslöschungsschiefe von 19°, entsprechend einem sauren Andesin (?). 220 3 5 Paul Kelterborn. Die Quarzeinsprenglinge stellen sich als rundliche oder lappig korrodierte oder polygonale Körner dar, die selten randlich kataklastisch etwas zertrümmert sind. Sie sind von zahlreichen Bahnen dicht gehäufter Flüssigkeitseinschlüsse durchzogen. Die spärlichen, einsprenglingsartigen Biotitschüppchen sind zum Teil in Pennin, der von Leukoxenbildungen begleitet wird, umgewandelt, zum Teil der allgemeinen Calcitisierung anheim- gefallen; selten sind noch dunkelbraune und hellbraungelbe pleochroitische Farben zu erkennen. Andere, femischen Einsprenglingen entsprechende Umwand- lungsprodukte sind spärlich. Sie bestehen vorwiegend aus Chlorit und Erzbildungen, seltener auch aus Quarz. In einem Fall lässt ein solches Mineralaggregat noch deutlich einen Zwillingsbau des ihm zu Grunde liegenden, primären Minerales, in dem ich eine Hornblende vermute, erkennen; randlich ist das Mineralaggregat von einem breiten, körnelisen Resorptionssaum umgeben, ın dem sich im chloritischen Substrat reichlich sehr kleine Erz- körnchen häufen. Unter den Erzkörnern sind rundliche oder isometrische Ilmenitkörner, die meist von einer dicken Leukoxenschicht um- rindet sind, zu erwähnen. Magnetit fehlt fast ganz, mit ihm auch limmonitische Zersetzungsprodukte. Schon KaArcH hat darauf hingewiesen, dass die graugrünen Porphyrite ilmenitführend sind, während die braunen Gesteine ihre Färbung der limmoniti- schen Zersetzung des Magnetites verdanken (Lit. 44, p. 63). Ebenfalls von einer Leukoxenrinde überzogen sind einsprenglings- artige, dunkelbraune Titanitkôrnchen. Akzessorisch treten ferner spärlich rundliche Apatitkörnchen auf. Das beinahe kryptokristalline Grundmassengefüge besteht bei Vorkommen 1 aus einem kaum auflösbaren Gewirr sekun- därer Feldspatfetzchen, kleiner, körneliger Calcitaggregätchen und einer Unmenge sehr kleiner, grüner Nädelchen, deren Aus- löschungsschiefe ın günstigen Fällen zu etwa 15° bestimmt wurde, was für Hornblende spricht. Dazu gesellen sich reichlich feinste Erzkörnchen (Ilmenit), Leukoxenflöckchen und andere ‘nicht eindeutig bestimmbare Mineralkomponenten. Bei Vorkommen 2 ist die Grundmasse etwas abweichend und unregelmässig ent- wickelt. Sie bildet einerseits ein kaum auflösbares, feinfilziges Gewebe, andererseits ist sie etwas gröber und die Elemente des Filzes erweisen sich deutlich als Plagioklasleistchen, die die Träger einer wenig ausgeprägten, ophitischen Struktur darstellen. Die srünliche Färbung der Grundmasse ist bedingt durch eine chloriti- sche Komponente, die, wie bei Vorkommen 1, in feinen Stengelchen Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 221 die ganze Grundmasse durchschwärmt und wohl pseudomorph nach einem dunklen Gemengteil, wahrscheinlich nach den in Vorkommen 1 vermuteten Hornblendenädelchen, auftritt. Überall sind auch hier Calcitnester und Ilmenitkörnchen mit weisser Leukoxenrinde eingestreut. Untergeordnet tritt hier auch Magnetit in starker limmonitischer Ponviane auf, womit die mehr bräun- liche Gesteinsfärbung erklärt ist. Bei dem durch die starke Umwandlung erschwerten Ver- gleich unseres Gesteins mit den von KaArcH und Harapa be- schriebenen Porphyriten ist darauf hinzuweisen, dass unser Quarz- porphyrit grössere Verwandtschaft hat mit den Typen des Luganer Gebietes als mit den von Kaech untersuchten Gesteinen zwischen LagoMaggioreund Val-Sesia. Nach Harada haben die Luganer- Porphyrite allerdings meist Deckenform; Gänge im Glimmer- schiefer, die den unsrigen entsprechen würden, sind nur von Morcote bekannt (vel. Lit. 23, p. 9). Kaech weist daravf hin, dass, im Gegensatz zu den Luganer-Porphyriten, die meisten der von ihm beschriebenen Gesteine frei von eingesprengtem Quarz sind (Lit. 4, p. 58). Der sich bei der Durchsicht des Kaech’schen Dünnschliffmateriales vor allem geltend machende Unterschied besteht in der auffälligen Spärlichkeit der Ein- sprenglinge unseres Porphyrites gegenüber seinen Typen. Unsere Porphyrite zeigen auch Anklänge an die von Merzı beschriebenen Gangporphyrite der nördlichen Catena orobica im Abschnitt von Berbenne-Aprica. Die Porphyrite scheinen hier sowohl in der Einsprenglings- als auch in der Grundmassen- generation reichlich Hornblende und Plagioklas zu führen, Quarz und Biotit sind spärlich; die Gesteinstypen sind auch hier viel einsprenglingsreicher als unsere Vorkommen (vel. Lit. 33). 3. Die Porphyritgänge zwischen Ponte Tresa und Pura. Am Süd- und Südosthang des M. Mondini wurden Porphyritgänge an 4 Orten getroffen (vel. p. 141): 1. In einem Fussweg auf Höhe 440 m, südöstlich P. 502, nördlich Ponte Tresa. 2. Im Steinbruch 500 m südwestlich P. 374, am Weg nach Ponte Tresa. 3. Im Bachanriss auf Höhe 415 m, nordöstlich vom ge- nannten Steinbruch. 4. In einem kleinen Bachanriss 400 m on Pura: hier wurden 2 Porphyritgänge beobachtet. 19 180) D Paul Kelterborn. Bei Vorkommen 2 — wie auch am Porphyritgang an der Strasse nördlich Novaggio — lässt sich sehr schön erkennen, dass sich die Kontaktwirkung dieser porphyritischen Gänge auf eine mechanische und wohl auch schwach kaustische Wirkung beschränkt, die höchstens wenige Zentimeter weit reicht. Der Granit ist im Kontakt etwas brecciôs und senkrecht zur Kontakt- fläche gepresst (vel. Lit. 36 und Lit. 44, p. 147). Das graugrüne, zähe und dichte oder feinkörnige Gestein ıst stark zersetzt und zerfällt in meist kubische, von einer etwas porösen, gelb-rotbraunen Verwitterungsrinde umgebene Stücke. Makroskopisch sind öfters reichlich kleine, undeutliche, hellere Einsprenglinge zu beobachten, die sich leicht als calcitische Pseudomorphosen erkennen lassen. Andere eingesprengte Kör- ner sind grün und erweisen sich als Chlorit. Das intensiv zersetzte Vorkommen 2 fällt besonders durch die Führung bis 1 cm grosser, oft etwas linsiger Calcitnester auf. Vorkommen 4 besitzt dagegen sehr kleine bis 2 cm grosse, runde, vornehmlich aus Calcit bestehende Mandeln, die sich zuweilen zu eigentlichen Mandelstrukturen häufen. Infolge der intensiven Umwandlung erlaubt die mikroskopische Untersuchung kaum eine einwand- freie Deutung der Gesteinstypen. Vorkommen 1: In einer ziemlich groben, primär wohl hypokristallinen, nunmehr natürlich gänzlich entglasten, inter- sertalen Grundmasse liegen die nicht besonders reichlichen Ein- sprenglinge. Immerhin sind sie zahlreicher als im Quarz- porphyrit nördlich Novaggio. Sie werden vornehmlich aus fein- schuppigen Serizitpseudomorphosen gebildet, in welche grössere, nach (0112) verzwillingte Fetzen und Nester von Calcit ein- gelagert sind. Zuweilen sind in die Serizit-Calcit-Aggregate einzelne kleinere und grössere Epidotnester und einzelne Pennin- schuppen eingestreut. Diesen oft leistenförmigen, meist aber unscharf begrenzten Einsprenglings-Pseudomorphosen dürfte ein Plagioklas zugrunde liegen. Einzelne chloritreiche, eingesprengte Pseudomorphosen scheinen aus dunklen Gemensteilen, Augit oder Hornblende, entstanden zu sein. Sehr spärlich finden sich körnelige, wohl sekundäre Quarznester, die in schwachen Zahn- strukturen die Spuren einer Umkristallisation zeigen. Die intersertale Grundmasse setzt sich aus einem richtungs- losen Gewirr von Plagioklasleistehen und einer Zwischenklem- mungsmasse zusammen, die aus einem unauflösbaren Gemengsel calcitischer, chloritischer und auch serizitischer Umwandlungs- produkte besteht; sie ist durchschwärmt von sekundären Titanit- Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. os flöckchen, die stets von einer dicken Leukoxenrinde überzogen sind. Die Leistehen des Grundmassenfeldspates sind um die Einsprenglinge oft etwas fluidal angeordnet, so dass ein trachytoider Habitus der Grundmassenstruktur zur Entwicklung gelangt. Trotz intensiver, calcitischer und serizitischer Umwandlung lassen die Plagioklasleistehen häufig skelettogene Ausbildung erkennen dabei sind sie meist rahmenartig entwickelt und umschliessen in schmalen Spalten eine niederlicht- und -doppelbrechende, körnelige Füllmasse, die vornehmlich aus einem Chlorit besteht, der wohl einer eingeschlossenen Glasbasis entstammt. Dieser Grundmassen-Plagioklas lässt deutlichen Zwillingsbau nach dem Albitgesetz, zuweilen auch zugleich nach dem Karlsbadergesetz beobachten. Nach der öfters zu beobachtenden Auslöschungs- schiefe dürfte ein Andesin vorliegen. Vorkommen 2 lässt noch intensivere Zersetzung erkennen als Vorkommen 1. Die Einsprenglinge sind hier ebenso zahlreich. Sie stellen meist vollständig serizitisierte, kristallo- graphisch an Plagioklas erinnernde Leisten dar. Andere etwas sedrungene und polygonal umgrenzte Einsprenglinge sind in fast reine Calcitaggregate übergegangen; sie dürften, ebenso wie grössere, einsprenglingsartige Chloritmassen, dunkeln Gemeng- teilen entstammen. Die intersertale Struktur der ehemals plagioklasreichen Grundmasse ist nur noch undeutlich zu erkennen. Auffallend ist auch hier die Neigung zu fluidalen und trachytoiden Grund- massenstrukturen im nächsten Umkreis grösserer Einsprenglinge und Calcitmandeln. Das Fehlen solcher Strukturen um ein- sprenglingsartige Quarznester deutet darauf hin, dass dieser Quarz sekundärer Natur ist. In der ganzen Grundmasse sind in das vorherrschende Calcit-Serizitgemengsel reichlich sekundäre, oft zu verzahnten Aggregätchen vereinigte Quarzkörnchen ein- gestreut, wie sie beim Vorkommen 1 nur spärlich beobachtet wurden. Selten kommen in dieser silifizierten Grundmasse auch Chlorit- fetzchen vor; häufig finden sich dagegen, wie bei Vorkommen 1, sekundäre, dick von Leukoxen umrindete Titanitflöckchen. Die Mandeln bestehen vollständig aus einem grobkörnigen Calcitaggregat, zu dem sich spärlich einzelne Quarzfetzchen gesellen. Ein limmonitisches Pigment lässt eine undeutlich schalige Struktur der kugeligen bis nierigen Mandeln erkennen. Vorkommen 3 ist stark zersetzt, wenn auch weniger als Vorkommen 1 und 2. 224 Paul Kelterborn. Unter den ziemlich zahlreichen Einsprenglingen ist vor- nehmlich Plagioklas zu erwähnen. Trotz weitgehender Seri- zitisierung lassen die leistenförmigen Individuen polysynthetische Zwillingslamellierungnach dem Albit-, oftauchnach dem Karlsbader- gesetz erkennen, seltener sind Verwachsungen nach dem Periklin- gesetz zu beobachten. Er erweist sich als Labradorit mit 55-60% An. Oft beschränkt sich die Serizitisierung auf einen ziemlich scharf umgrenzten, etwas basischeren und deshalb leichter zersetz- baren Kern. Die primäre Natur der übrigen chloritisierten Einsprenglinge ist nicht sicher festzustellen. Ziemlich häufig sind Chlorit- individuen, deren lamellöser Bau, deren schuppen- oder leisten- förmige, an den Enden ausgefranste Umrisse und deren proto- klastische Zerknitterungsformen auf einen ZArotit deuten. Meist sind diese Pseudomorphosen von limmonitischen Zersetzungs- produkten, Rutilnädelchen und Titanit- bzw. Leukoxenbildungen begleitet. In basalen Schnitten lassen sich auch wohlentwickelte, sagenitische Rutilverwachsungen beobachten. Anderen Chlorit- Pseudomorphosen dürfte ein Augit zugrunde liegen. Nicht nur die Kristallform und der Mangel lamellöser Struktur, sondern auch die intensive Durchsiebung mit rundlichen oder lappigen Quarzkörnern unterscheidet diese Pseudomorphosen von den ersteren. Zudem sind diese augitischen Pseudomorphosen stets von Ilmenitkriställchen begleitet; letztere sind von Leukoxen dick überkrustet. Namentlich die Grundmasse erweist sich als stark ver- ändert und lässt hier kaum die primären Strukturverhältnisse erkennen. Die Umwandlung beruht, wie bei Vorkommen 2, hauptsächlich auf einer weitgehenden Stlifizierung. In einzelnen Partien lässt sich im Dünnschlhff eine Sphärolithstruktur beob- achten. Die einzelnen kleinen Sphärolithen werden vornehmlich von radialfaserigem Caleit, oft — namentlich zentral — auch von Quarz gebildet und sind häufig von einer Chlorithülle und einer äussersten Quarzhülle konzentrisch umrindet. Im übrigen stellt die Grundmasse ein unauflösbares Gemengsel von zahl- losen, kleinen, lappig ausgreifenden Fetzchen eines sekundären Quarzes, von häufigen, kleinen und grösseren Calcitnestern und spärlichen Chlorit- und Serizitschüppchen dar; letztere zeigen zuweilen eine undeutliche, feine intersertale Anordnung. Dieses Mineralgemenge wird zudem von Limmonit- und Titanit- resp. Leukoxenfetzchen durchflockt. Unter den Akzessorien sind Zirkonkörnchen zu erwähnen, die im Chlorit von deutlichen pleochroitischen Höfen begleitet ID ID Qu Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. sind, welche ıch als Relikte solcher Höfe im ehemaligen Biotit oder Augit betrachte. Reichlicher als Zirkon finden sich Apatit- säulchen. Neben dem erwähnten, in der Hauptsache sekundären Ilmenit, treten einige Pyritfetzchen mit Magnetitrinde auf. Nach dem Befund der mikroskopischen Untersuchung dürfen wir, trotz der weitgehenden Umwandlung des primären Mineral- bestandes, das vorliesende Gestein als biotitreichen Augit-Labrador- Porphyrit ansprechen. Vorkommen 4 zeigt grosse Ähnlichkeit mit dem stark zersetzten Vorkommen 2. Als Einsprenglinge finden sich unscharf begrenzte, vornehmlich aus Serizit bestehende, zuweilen unvollständige Pseudomorphosen nach Plagioklas, und ebenso vorwiegend calcitische oder vorwiegend chloritische Zersetzungs- massen, die auf dunkle Gemensteile deuten. Sehr schön lässt sich beobachten, dass auch der Chlorit allmählich durch Calcit verdrängt wird. Die intersertale Grundmassen-Struktur ist gerade noch zu erkennen. Chlorit als Umwandlungsprodukt dunkler Grund- massengemengteile ist hier etwas reichlicher vorhanden; sonst finden wir die bei Vorkommen 2 beschriebenen Verhältnisse. Auch hier macht sich eine deutliche Sihifizierung bemerkbar, und auch hier ist die reichliche Titanitführung auffallend. Die im Handstück häufige zu beobachtenden, runden oder linsenförmigen Mandeln stellen sich u.d.M. als grobkörnige Calcitnester mit spärlichem Quarz dar, wobei diese Mandeln wieder von einer trachytoiden Grundmasse fluidal umgeben sind. Die Porphyrite zwischen Ponte Tresa und Pura sind durch eine plagioklasreiche, intersertale Grundmasse ausgezeichnet und ‚besitzen zuweilen Mandelstrukturen. Als Einsprenglinge führen sie namentlich Plagioklas (Labradorit) und spärlich Biotit und Augit; die beiden letzteren nur in chloritischen bis calcitischen Pseudomorphosen. Auffallend ist eine starke Silifizierung ein- zelner Vorkommen und ebenso eine ausserordentlich reiche Titanit- führung. Primärquarz und Hornblende wurden nicht festgestellt. H. PRrEISWERK beschreibt als ,,Dioritporphyrit ein ähnliches, durch Titanitreichtum ausgezeichnetes Ganggestein aus der Valle Canobbina bei Canobbio am Lago Maggiore!). Auch zu den von M. Kazcx beschriebenen Typen südwestlich vom Lago Maggiore zeigen unsere Gesteine im allgemeinen Fehlen 1) H. PREISWERK: Malchite und Vintlite im ,,Strona und ‚Sesiagneis‘ (Piemont). Festschr. Rosenbusch, p. 331. Stuttgart. 1906. 15 226 ; Paul Kelterborn. von Hornblende und Quarz gewisse Ähnlichkeiten (Lit. 44, p. 57). Dagegen besitzen sie — im Gegensatz zum Porphyrit nördl. Novaggio — keine grosse Verwandtschaft zu den Porphyriten des Luganersees (vgl. HArADA, Lit. 23, p. 8 und ©. ScHmiDT, Lit. 27, p. 9), die, ebenso wie die von Mezzr beschriebenen Por- phyrite der Catena orobica settentrionale (Lit. 33, p. 6) fast immer reichlich Hornblende und oft auch Quarz führen. 4. Der Olivindiabasgang westlich Novaggio. Der dunkle, grünliche bis bläulichgraue Olivindiabas (vel. p. 148) ist sehr hart und zähe, Benakannie und durchaus massig; längs unregelmässigen Klüften besitzt er eine bis 1 cm mächtige, schmutzig-braune Verwitterungsrinde, in welcher von limmoniti- schen Umwandlungsprodukten erfüllte, kleine Poren auffallen. Auch im frischeren, dichten Gestein sind kleine, selten mehr als 1, mm grosse Eimsprenglinge, die diesen Poren entsprechen, als stark zersetzte, daher rostrote Punkte zu sehen. Die Grundmasse lässt schon mit der Lupe ein äusserst feinfilziges Gerüstwerk kleiner, weisser Plagioklasleisten beobachten. Die Einsprenglinge des holokristallin-porphyrischen Ge- steines (vel. Taf. XI, Fig. 4) sind sämtlich in körnige Oalcitaggregate übergegangen. Meist geben sie sich jedoch durch die gut erhaltene Kristallform und vornehmlich durch die erhaltene typische Maschenstruktur als Calcitpseudomorphosen nach Olivin zu er- kennen. Diese sind durchstäubt und durchschwärmt von Körnchen und Kriställchen von Magnetit, die sich namentlich randlich und längs den Maschen häufen und meist von Limmonit um- rındet sind. Häufig sind sie in undeutlichen, enggescharten, parallelen Zügen angeordnet, die besonders gegen den Rand der Pseudomorphosen gut entwickelt sind, und die offenbar der. Olivinspaltbarkeit nach (010) entsprechen. Selten sind in den Magnetitsäumen auch kleine Pyritkörnchen eingestreut. Hie und da beteiligt sich auch etwas Chlorit an den calcitischen Pseudo- morphosen. Wenige, magnetitarme, einsprenglingsartige Calcit- pseudomorphosen dürften aus einem basischen Feldspat entstanden sein. Rundliche, schuppige oder faserige Penninaggregate sind wohl als Umwandlungsprodukte einer vollständig verschwundenen Mineralart zu deuten. Die Grundmasse erweist sich als typisch intersertal. Nach allen Richtungen liegen, ein wirres Gerüstwerk bildend, kleine Feldspatleistchen in einer allotriomorphen, chloritischen Zwischen- masse, die durch die Feldspätchen in polygonale, meist dreieckige Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 227 Felder zerschnitten wird. Der Grundmassenjeldspat lässt an den leistenförmigen Schnitten der schmalen nach der M-Fläche entwickelten Täfelchen eine polysynthetische Zwillingslamellierung nach dem Albitgesetz, seltener auch Zwillingsbildung nach dem Karlsbadergesetz beobachten. Er entspricht einem Labrador mit ca. 55% An. Auffallend ist die häufig skelettartige Ausbildung dieser Grundmassenfeldspäte; meist sind dann die Leistchen nur rahmenartig entwickelt, während der Kern von derselben chloritischen Zwischenmassensubstanz — primär wohl von einem Grundmassenglas — erfüllt wird. Ähnliche, rahmenartige Feld- spatskelette, die allerdings von einer schlackigen, augitischen Grundmasse ausgefüllt smd, beschreibt BopmEr-BEDER aus den Olivindiabasen des Plessurgebietes!). Die äusserst feinschuppige, chloritische Zwischenmasse besteht aus einem blassbläulichgrünen Pennin, mit sehr niederer Doppel- brechung. Zwischen gekreuzten Nicols erfolgt sehr schwache schwarz-violette Aufhellung. Einerseits entstammt der Chlorit vielleicht einer glasigen Zwischenmasse, andererseits liegen die Feldspatleistchen ganz so in der Chloritmasse, wie die Leistchen der diabasischen Grundmasse in der augitischen Zwischenmasse der typischen Diabase. Im auffallenden Licht sind in der Grundmasse ferner reichlich kleine, stengelige bis femkürnige, weisslich schimmernde Calcit- pseudomorphosen zu beobachten, deren zuweilen erkennbare, rhombenförmige Querschnitte auf Hornblende deuten. Der ganze Schliff ist durchschwärmt von idiomorphen Kriställchen und Körnerhaufen von Magnetit. In wenigen, sehr kleinen Schüppchen findet sich ein brauner, meist chloritisierter Biotit. Es ist hervorzuheben, dass das vorliegende Gestein der einzige Repräsentant von Olivindiabasen im Porphyrgebiet von Lugano darstellt. Olvin ist dagegen aus dem Vitrophyr von Grantola schon lange bekannt (vgl. Lit. 23, p. 39 und Lit. 27, p. 12). D. Zusammenfassung. Der Malcantone, eine Rundhöckerlandschaft grossen Stiles, wurde vom Cenere-Arm des Tessingletschers überflutet. Die di- luvialen Eismassen überdeckten, von Arosio süd-südwestwärts vordringend, den Malcantone bis auf eine mittlere Höhe von 1100 m (obere Grenze des ortsfremden Schuttes). 1) A. Bopmer-BEDer: Über Olivindiabase aus dem Plessurgebiet, Grau- bünden. N. Jahrb. f. Min. usw. Beil. Bd. XII, p. 238, 1898. 328 Paul Kelterborn. Mit dem Rückzug des Gletschers oder im direkten An- schluss daran muss ım ehemals vergletscherten Gebiet eine Ver- schwemmung der zurückgelassenen Moränen stattgefunden haben. Vielfach umlagertes und transportiertes Moränenmaterial bildet heute eine fluvioglaziale Schuttdecke, deren Mächtigkeit von wenigen cm bis auf über 30 m ansteigt. Abgesehen von orts- nahen Komponenten sind darin Gneise des Ceneregebietes und des nördlichen Tessins sehr verbreitet. Im Tal der Magliasina haben wir einen oberen, glazialbeding- ten, alten, SSW gerichteten Talteil von einem unteren, postgla- zialen, epigenetischen, SSE gerichteten Talteil zu unterscheiden, die sich beim Felsriegel des Castello westlich Aranno berühren. Der letztere stellt die durch die Übertiefung der Haupt- täler geschaffene, jetzt zerschnittene Stufenmündung der Magliasina dar. Bei der Pevereggia, welche den von einem Torflager er- füllten, E-W gerichteten, alten Talboden von Sessa entwässert, hat sich die Stufenmündung noch erhalten. Am Aufbau des kristallinen Grundgebirges des Malcantone beteiligen sich Eruptiv- und Mischgneise. Der granitische Eruptiv-, oneis erstreckt sich mit auffälligem N-S-Streichen von Ponte Tresa bis gegen Mugena. Der Aufbruch der granitischen In- trusivmasse gehört der varistischen Gebirgskildung an, doch ist der Granit noch von einer jungvaristischen Phase der Faltung eroriffen, zu Gneis umgebildet und aufgerichtet worden. Er geht gegen Osten und Westen in eine Gneiszone über, die von ihm aus häufig injiziert und kontaktlich beeinflusst ist. Diese Mischgneiszonen sind mehrfach durch amphibolitische Zwischen- lagen und in der unmittelbaren Kontaktnähe durch Einlagerungen von Sillimanithornfelsen und phyllitischen, Sillimanit-Disthen- Staurolith- und Granat-führenden Gneisen ausgezeichnet. Nordwestlich Novaggio sind die Mischgneise von einem Granitgang durchbrochen, der zum Teil massig texturiert, zum Teil schwach metamorphosiert ist. Er muss daher einen granitischen Nachschub darstellen, der in eine Periode ausklingender varistischer Bewegungen fällt; jedenfalls ist er jünger als die Aufrichtung und Dynamometamorphose des Granites und der Mischeneise und älter als die Porphyre. Zwischen Ponte Tresa und Pura und nördlich Novaggio wurden mehrfach Porphyritgänge festgestellt, die‘sowohl die Mischgneise, als auch den Granitgneis durchsetzen und die den permischen Porphyren von Lugano zugehören. West- lich Novaggio findet sich zudem ein Olivindiabasgang. Das ganze Untersuchungsgebiet ist von zahllosen Brüchen und Verwerfungen durchsetzt, welche der tertiären, alpinen Ge- 189) © Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 2 birgsbildung angehören. An die Brüche und KRuschelzonen ist häufig das Auftreten sulfidischer Erze mit quarziger Gang- art geknüpft; die Gneise sind längs den Störungslinien oft mylonitisiert. Ein Hauptbruch streicht NNE durch die westliche Grenzzone von Eruptiv- und Mischeneis und versenkt die Misch- gneise in ein tieferes Niveau der Eruptivgneise. In einem SE-NW steichenden Grabenbruch ist die Sedimentscholle von Manno- Mugena und das Tuffrelikt von Arosio versenkt. Die dem oberen Obercarbon angehörenden Konglomerate von Manno überlagern diskordant das Grundgebirge. Die klasti- schen Bildungen südlich Arosio-Mugena betrachte ich als das konkordante Hangende des Konglomerates von Manno, d.h. als permocarbonische Übergangsschichten. Südlich Arosio sind sie von einem kleinen Tuffrelikt überlagert, das aus einer lockeren Quarzporphyr-Tuffbreccie im Liesenden und einem silifizierten Quarzporphyrtuff im Hangenden besteht. Das Carbon von Manno ist weder kontaktlich von der Granitintrusion beeinflusst, noch in die Faltung einbezogen worden. Die varistische Gebirgsbil- dung hat in unserem Gebiet also vor Ablagerung des oberen Obercarbons ihren Abschluss gefunden. 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Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone. 231 1901 1902 1902 1903 1903 1903 1904- 1907 1905 1906 1906 1907 1908 1909 1911 1911 1912 1912 1912 1912 1913 1913 1914 1915 1916 1916 1916 Kazcx, M. Vorläufige Mitteilung über Untersuchungen im Porphyr- gebiet zwischen dem Luganersee und Val Sesia. — Eel. geol. Helv., VEIN2: Repossı, E. Osservazioni stratigrafiche sulla Val d’Intelvi, la Val Solda e la Val Menaggio. — Atti Soc. ital. d. sc. nat., vol. XLI. Torngquıst, A. Geologischer Führer durch Ober-Italien. Berlin. Bistram, A. v. Das Dolomitgebiet der Luganer Alpen. — Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br., Bd. XIV. TARAMELLI, TorQ. I[ tre laghi, studio geologico orografico con carta geologica. Milano. KaecH, M. Das Porphyrgebiet zwischen Lago Maggiore und Val Sesia. — Ecl. geol. Helv., VIII, 1. Kremm, G. Bericht über Untersuchungen an den sogenannten „Gneissen“ und den metamorphen Schiefergesteinen der Tessiner Alpen. — Sitz.-Ber. d. kgl. preuss. Ak. d. Wiss., phys.-math. 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Rhizospalax Poirrieri Miller et Gidley und die Gebissformel der Spalaciden. Von H. G. Stehlin. (Mit 15 Textfiguren.) Zweı amerikanische Autoren, G. Miller und J. W. Gidley haben 1919 unter dem Namen ,,Rhizospalax Poirrieri einen bisher unbeachteten spalaxartigen Nager aus dem Oligocaen von Peublanc (Allier)!) beschrieben. Die Belesstücke, die ihrer Beschreibung zugrunde liegen, stammen aus der Sammlung von Ingenieur B. Poirrier, Maire von Montcombroux (Allier), welche seinerzeit von Edward Cope erworben worden und später aus dessen Besitz in das New-Yorker Museum gelangt ist. Wenn- gleich unbeachtet, so war dieser Nager doch nicht durchaus neu, denn Poirrier selbst hatte ıhn schon 1856 signalisiert und, ge- stützt auf das Urteil seiner sachkundigen Berater A. Pomel und Ed. Lartet, mit Georhychus und Spalax in Beziehung ge- bracht. Allein die separat erschienene Abhandlung?), welche seinen Hinweis enthält, ist fast allgemein übersehen worden. Materialien, welche mir von den Herren Prof. Schlosser in München und Dr. Gaillard in Lyon zur Untersuchung anvertraut worden sind, erlauben mir die Charakteristik dieses interessanten Tieres zu ergänzen. Die von Herrn Prof. Schlosser mitgeteilten — eine grössere Anzahl Zähne und einige Knochen — stammen von der nämlichen Lokalıtät Peublanc, welche auch die in New-York 1) Miller, Gerrit S. and Gidley, James W. A New Rodent from the Upper Oligocene of France. Bull. Am. Museum of Natural History XLI, 1919, p. 595. 2) Poirrier, B., maire de Montcombroux (Allier). Notice sur les terrains fossiliferes de la partie Nord-Est du département de l'Allier et énumération raisonnée des genres et espèces d'animaux vertébrés composant les deux faunes de cette région. Cusset, imprimerie de Madame Jourdain 1856 (55 Seiten 8°). Dadurch, dass sie auf einige sonst nicht genannte Fossilienfundorte aufmerksam macht, besitzt diese Publikation noch heute ihren Wert. 254 H. G. Stehlin. befindlichen Dokumente geliefert hat und sind mit der Sammlung eines Herrn Feningre in Montrond (Loire) 1896, durch Ver- mittlung des Comptoir Stuer in Paris, nach München gelangt. Die von Herrn Gaillard übermittelten — zwei Mandibeln und ein unterer Incisiv — gehören zu den alten Beständen des Lyoner Museums und waren leider nur mit der vagen Herkunftsangabe Auvergne versehen. Sie kommen offenbar von einer andern Fundstelle, denn sie sind stark silicifiziert und von brauner Farbe, während an den Fossilien der Münchner Serie der Knochen weiss, der Zahnschmelz hellgelb ist, bei wesentlich weniger solider Konsistenz. Den Herren Schlosser und Gaillard spreche ich für ihre Liberalität meinen verbindlichsten Dank aus. I. Definitive Bezahnung. Rhizospalax hat wie seine rezenten Verwandten oben und unten je drei Backenzähne jederseits. Miller und Gidley, die dies an Hand eines Oberkiefers und einer Mandibel nachweisen konnten, deuten die drei Zähne, herkömmlicher Übung folgend, als M,—M;. Im folgenden wird nun aber u.a. gezeigt werden, dass dem vordersten derselben ein Milchzahn vorangeht. Demgemäss spreche ich die drei Zähne des adulten Rhizospalax von vorn- herein als P,—M, an. - Seit längerer Zeit fortgesetzte Studien über das Nagergebiss, deren Ergebnis ich nächstens hoffe mitteilen zu können, haben mich zu der Überzeugung geführt, dass die Backenzahnstruktur weitaus der meisten, wenn nicht aller faltenzähnigen Simplici- dentaten von dem Grundplan abzuleiten ist, der bei Trechomys (Typus-species Trechomys Bonduelli Lartet) in noch ungestörter Präzision vorliegt. Ich fasse daher auch diejenige von Rhizo- spalax als Modifikation dieses Grundplanes auf. Obere Backenzähne. An dem von Miller und Gidley beschriebenen Maxillare sind die beiden vorderen Backenzähne, die ich als P, und M, deute, schon stark abgenützt, während der dritte, M,, überhaupt nur durch seinen Alveolus repräsentiert ist. Mir liegen aus der Münchner Sammlung an oberen Backenzähnen vor: ein P;, vier M,, fünf M, sup., alle isoliert mit Ausnahme des einen M, der sich noch in situ in einem Maxillarfragment befindet, an welchem sich auch die Alveoli von M, und P, erhalten haben. Rhizospalax Poirrieri. 235 Auf die rapide Grössenabnahme vom vordersten zum hintersten der drei Zähne haben schon Miller und Gidley auf- merksam gemacht. Die Kronen sind erhöht — nach Nagerart auf der Lingualseite bedeutend mehr als auf der Labialseite — und so gebogen, dass sie, von hinten oder vorn betrachtet (Figur 1a), einen konkaven Aussen- und einen konvexen Innen- kontur haben. Bei Trechomys, von dessen Strukturplan ich das Zahn- gepräge von Rhizospalax ableite, besteht das Relief der Maxillar- molaren aus fünf quergestellten Aussenanticlinalen ın der Aussen- hälfte und zwei schräggestellten Innenanticlinalen in der Innen- hälfte, die alle miteinander in Verbindung treten in einem Längs- grat. Zwischen den fünf Aussenanticlinalen senken sich vier Aussensynclinalen oder Aussenbuchten ein, zwischen den beiden Innenanticlinalen eine schräg nach vorn aussen gerichtete Innen- synclinale oder Innenbucht. = C Figur 1. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. M, sup. sin., von vorn. — b. Derselbe, Kauflächenansicht. — c. M, sup. sin. — Münchner Sammlung. — 5/1. Figur 1b stellt den frischesten der mir vorliegenden M, sup. von Rhizospalax dar. Die Innensynclinale bildet noch eine offene Bucht, die aber gegen die Kronenmitte am tiefsten ist, sich also bei fortschreitender Usur zum Trichter abschliessen muss. Die Aussensynclinalen sind schon alle in solche Trichter umgewandelt, was nicht überrascht, da sie sich auch bei sehr ursprünglichen Formen bald nach Usurbeginn abschliessen. Allein anstatt vier solcher Aussensynclinalen, wie bei Trechomys, zählt man am vorliegenden Zahne deren nur drei. Ein Keimzahn würde vielleicht noch eine Spur der vierten zeigen. In Ermangelung einer solchen ist es kaum möglich, mit Sicherheit festzustellen, welche Synclinale oberflächlich geworden oder weggefallen ist. Nach der Anordnung der drei vorhandenen scheint es mir wahrscheinlich, dass die beiden hintern derselben der letzten und vorletzten von Trechomys entsprechen. Da bei letzterem die zweite schwächer angelegt 236 H. G. Stehlin. ist als die erste, nehme ich ferner bis auf weiteres an, die sehr geräumige vorderste Synclinale von Rhizospalax sei das Homo- logon der ersten von Trechomys. Die zweite Aussenanticlinale von Trechomys wäre somit bei Rhizospalax mit der dritten ver- schmolzen, falls sie nicht etwa durch ähnliche Vorgänge, wie wir sie am untern P, feststellen werden, gänzlich eliminiert worden ist. Solange der Nachweis einer Spur der verschwundenen Synclinale aussteht, bleibt diese Interpretation aber selbstver- ständlich etwas hypothetisch. In Figur 2b ist ein abgenützteres Exemplar von M, wieder- gegeben, das ein ziemlich abweichendes Usurbild zeigt. Auch die Innensynclinale ist hier zum Trichter geworden und diejenigen Trichter, welche die erste und die letzte Aussensynclinale re- präsentieren, haben sich stark reduziert. a b [6 Figur 2. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. P, sup. sin. — b. M, sup. sin. — c. M, sup. sin. — Münchner Sammlung. — 5/1. Es liegt mir ein noch stärker abgenütztes Exemplar von M, vor, an welchem die vierte Aussensynclinale ganz aus dem Usurbilde verschwunden ist, aber kein so senil ausgekautes, wie das nur noch zwei Trichter (Innensynclinale und erste Aussen- synclinale?) aufweisende bei Miller und Gidley. Die relative Tiefe der einzelnen Synclinalen und die Lokalisierung der tiefsten Stelle innerhalb derselben sind bei Rhizospalax offenbar einer ziemlich starken Variabilität unterworfen, sodass die letzten Trichterspuren im Usurbild stark abgenützter Zähne nicht immer dieselben und daher nicht immer gleich angeordnet sind. Die M, sind normal bewurzelt, d.h. sie haben zwei kleine Aussenwurzeln und eine grosse Innenwurzel. Aus Figur la ist zu ersehen, dass die Aussenwurzeln nicht unmittelbar an der Kronenbasis (d.h. an der Schmelzgrenze) entspringen, sondern in einem gewissen Abstande von derselben. An dem sehr reduzierten M,, der einen rundlichen Kronen- umriss hat, ist der Strukturplan stark verwischt. Figur 1e gibt ein eben erst angebrauchtes Exemplar wieder. Man erkennt noch deutlich die bis nahezu an die Kaufläche zum Trichter Rhizospalax Poirrieri. 231 abgeschlossene Innensynclinale und die letzte Aussensynclinale. Der vordere Teil der Krone wird von einer grössern Grube ein- genommen, in welche Vorsprünge an der Vorderwand und an der Aussenwand eine schwer auszudeutende Gliederung bringen. An einem zweiten, noch ganz frischen Exemplar fehlen diese Vorsprünge. Figur 2c stellt einen schon sehr abgenützten M, dar, dessen Usurbild einen grösseren, der Innensynclinale, und einen kleinern, der letzten Aussensynclinale entsprechenden ‚Trichter aufweist. Bei noch stärkerer Abnützung bleibt dann, wie zwei weitere Exemplare des Zahnes zeigen, nur noch der Innentrichter übrig. Miller und Gidley bezeichnen den M,, nach dem Alveolus urteilend, als einwurzlig, was ich nicht bestätigen kann. Die Aussenwurzeln fehlen nicht ganz, aber sie sind in Reduktion be- griffen. An gewissen Exemplaren hat man den Eindruck, sie “seien miteinander verschmolzen, an andern sieht es mehr so aus, als ob sich nur noch die vordere von beiden markierte. Der vergleichsweise mächtige P, hat offenbar die nämliche Struktur wie M,. Das einzige mir vorliegende Exemplar, Figur 2a, befindet sich in einem mittleren Abtragungsstadium; es zeigt die Innensynclinale zum Trichter abgeschlossen und alle drei Aussen- trichter von Figur 1b, aber den mittleren derselben nur noch als oberflächliche Spur. An dem stärker abgetragenen Exemplar bei Miller und Gidley ist er ganz verschwunden. Die Aussenwurzeln gliedern sich an dem P, der Münchner Sammlung weniger präzis aus als an M, und erst oberhalb des Niveaus, bis zu welchem der Schmelzbelag auf der Lingualseite vordringt; die vordere ist erheblich stärker als die hintere. Untere Backenzähne. An der von Miller und Gidley abgebildeten Mandibel sind die untern Backenzähne in einem schon weit fortgeschrittenen Abtragungszustand erhalten. Das mir vorliegende Material ge- stattet, dieselben auch ın frischeren Usurstadien zu studieren. Die Münchner Serie enthält fünf P, inf., zwei M, inf., fünf M, inf. Ferner liegen mir an den Lyoner Mandibeln zwei P, und ein M, in situ vor. Bei Trechomys, von dem wir bei der Deutung des Gebiss- sepräges auch hier wieder ausgehen, besteht das Relief der Mandibularmolaren aus fünf quergestellten Innenanticlinalen und zwei schräggestellten Aussenanticlinalen, die alle durch einen Längsgrat verbunden werden. Zwischen den Innenanticlinalen 238 H. G. Stehlin. liegen vier Innensynclinalen, zwischen den Aussenanticlinalen liegt eine schräg nach hinten innen gerichtete Aussenbucht oder - Aussensynclinale. Der frischeste der mir vorliegenden M, inf. von Rhizospalax ist in Figur 3b wiedergegeben. Die Aussensynclinale stellt sich _ an demselben noch als eine Bucht dar; diese ist aber in einigem Abstand unter der Kaufläche durch einen Wulst abgedämmt, also gegen die Kronenmitte zu tiefer als am labialen Rande und muss sich daher bei weiterer Abkauung zum Trichter abschliessen. Auf der Innenseite der Krone sind drei Synclinalen sicher fest- stellbar. Die mittlere derselben hat noch einen, allerdings schon oberflächlich gewordenen, lingualen Ausgang; es kann nicht wohl ein Zweifel darüber bestehen, dass sıe der dritten oder vor- letzten des Trechomysplanes entspricht und damit ist auch die Deutung der hintersten Innensynclinale als Äquivalent der vierten . a b € Figur 3. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. P, inf. dext. — b. M, inf. dext. — c. M, inf. dext. — Münchner Sammlung. — 5/1. von Trechomys gegeben. Da schon bei letzterem und andern primitiven Faltenzähnern die erste der vier Innensynclinalen sehr klein und untief angelegt ist, wird ferner die vorderste der drei bei Rhizospalax vorhandenen der zweiten von Trechomys entsprechen. Ob das sehr kleine Trichterchen, das sich an dem in Figur 3b dargestellten Zahne vorn an dieser Synclinale noch bemerklich macht, eine letzte Spur der ersten Innensynclinale des Trechomysplanes darstellt oder nur eine tiefere Stelle des schon abgetragenen Teiles der zweiten, ist schwer mit Sicherheit zu entscheiden; doch halte ich die letztere Möglichkeit für die wahrscheinlichere. Sicher ist das zweite, mehr lingualwärts gelegene kleine Trichterchen nur ein zur zweiten Innensynclinale gehöriger Rest; sein Vorhandensein deutet darauf hin, dass diese durch einen sekundären Damm in eine labiale und eine linguale Hälfte abgeteilt war, in gleicher Weise wie es an dem weniger usierten M, in Figur 3c des deutlichsten zu sehen ist; das kleine Trichterchen stellt die letzte Spur der lingualen Hälfte dar. VER Em Rhizospalax Poirrieri. 239 An einem abgenützteren M, der Münchner Serie sieht man die mittlere Innensynclinale gleichfalls zum Trichter abge- schlossen, während sich die Aussensynclinale noch immer als Bucht behauptet. Ungefähr im selben Stadium befindet sich der in Figur 5 dargestellte M, der ältern der beiden Lyoner Man- dibeln, der sich durch eine beachtenswerte strukturelle Spezialität auszeichnet. Während nämlich normalerweise die Aussenbucht rückläufig in die Krone eindringt, erscheint sie hier quer und eher etwas nach vorne gerichtet, dazu ungewöhnlich ausgedehnt. Vergleicht man den Zahn genauer mit andern M,, z. B. dem in Fisur 3b wiedergegebenen, so erhält man den Eindruck, die Aussenbucht habe sich durch Kaptierung des labialen Teilstückes der zweiten Innensynclinale erweitert; das winzige Trichterchen vorn innen würde dann das linguale Teilstück dieser letztern repräsentieren. Der fast senile M, bei Miller und Gidley zeigt nur noch drei Trichter, welche der Aussensynclinale und den beiden hintern Innensynclinalen entsprechen. Die stark nach vorn überhängende und schief zur Achse des Zahnzylinders angeschliffene Krone dieser Zähne ist aussen höher als innen, am höchsten in der hintern Aussenecke. Ihre beiden Wurzeln, von denen die vordere schwächer ist, treten erst unterhalb der äussersten Schmeizgrenze auseinander. Am unteren M, ist der strukturelle Grundplan weniger ver- deckt als an seinem Antagonisten, doch neigt auch er etwas mehr zu Modifikationen als sein vorderer Nachbar. Das relatıv frische, mit noch offener Aussenbucht versehene Exemplar, Figur 3c, weist ausser dem bereits erwähnten Damm in der zweiten Innen- synclinale einen Einschnitt in der vierten Innenanticlinale auf, durch den die beiden hinteren Innensynclinalen miteinander kommunizieren. Zwei weitere, ungefähr gleich abgenutzte M, zeigen annähernd dasselbe Bild, doch ist an dem einen die linguale Hälfte der vordersten Innensynclinale nicht sicher nachzuweisen. Ein stärker abgenützter, Figur 4d, zeigt die Aussensynclinale zum Trichter abgeschlossen und daneben drei getrennte Trichter ‚auf der Innenseite, von denen der vorderste der labialen Hälfte der zweiten Innensynclinale in Figur 3c entspricht. Endlich liegt noch ein seniles Exemplar vor, an welchem die zweite Innen- synclinale verschwunden ist. Auch die M, inf. sind nicht einwurzlig, wie Miller und Gidley — nach einem Exemplar in situ urteilend — angeben; ihre Wurzeln verhalten sich analog wie die von M,, sind aber weniger präzis gestaltet. 240 H. G. Stehlin. Der untere P, zeigt schon bei den primitivsten Faltenzähnern weniger genaue Übereinstimmung mit seinem hintern Nachbarn als sein Antagonist mit dem seinigen. Seine Vorderhälfte ist bei Trechomys und ähnlichen Formen etwas verschmälert und gedehnt und weist einen einzigen von vornherein abgeschlossenen Trichter auf, der als Analogon der zweiten- Innensynclinale der Molaren anzusprechen ist; ausserdem zeigt er eine bald deutlicher, bald weniger deutlich entwickelte Einbuchtung am Vorderrande. Dieser Zahn ist in dem mir zur Verfügung stehenden Rhizo- spalaxmaterial besonders gut vertreten. Das in Figur 3a wieder- gegebene Exemplar lässt alle Grundzüge des alten Planes noch. vollkommen deutlich erkennen: Aussenbucht, drei Innentrichter a d Figur 4. a—d. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. P, inf. dext. von aussen. — b. Derselbe, Kauflächenansicht. — c. P, inf. dext., Keim. — d. M, inf. dext. — Münchner Sammlung. — e. Rhizospalaxartiger Nager von Küttigen bei Aarau. P, inf. dext. — Basler Sammlung. — 5/1. und eine kleine Einbuchtung am Vorderende. Ganz gleich ver- hält sich auch der noch nicht durchgebrochene Keim an der in Figur 10—11 dargestellten Mandibel der Lyoner Sammlung. An dem Keim von Peublanc in Figur 4c ist das Gepräge dagegen schon etwas modifiziert. Durch einen Sagittaldamm wird von der lingualwärts noch offenen mittleren Innensynclinale das labiale Ende abgedämmt; der so entstandene kleine Trichter kommuniziert bis in eine gewisse Tiefe durch einen Einschnitt in der ihn nach hinten begrenzenden Anticlinale mit der hintersten Innensynclinale. Noch einen Schritt weitergeführt wird der dadurch eingeleitete Umbildungsprozes an dem in Figur 4b dargestellten Exemplare, an welchem durch einen zweiten Ein- schnitt in der vorletzten Anticlinale auch zwischen dem lingualen Rhizospalax Poirrieri. 241 Teil der mittleren Innensynclinale und der letzten Innensynclinale eine Kommunikation hergestellt ist; die vorletzte Anticlinale kommt unter diesen Umständen gar nicht mehr als solche zur Geltung. Läge der Zahn nur in dieser abgeleiteten Variante vor, so wäre es schwer zu erraten, auf welchem Wege der Bauplan desselben aus dem Trechomysplan hervorgegangen ist; durch die primitiveren Varianten Figur 3a-und Figur 4c wird dieser Weg in vollkommen befriedigender Weise klargelegt. Die Variabilität des P, inf. kann sich aber auch in andrer Richtung geltend machen. Das Exemplar, welches an der ältern der beiden Lyoner Mandibeln in situ erhalten ist (Figur 5) zeigt die vorletzte Anticlinale normal ausgebildet, dagegen die lingual- wärts noch offene mittlere Innensynclinale mit der vordersten in Kommunikation durch einen Einschnitt in der zweiten Anti- chinale, der so weit und tief ist, dass man von dieser kaum mehr Figur 5. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von einem unbekannten Fundort in der Auvergne. — P,—M, inf. dext., in situ. — Muséum d’histoire naturelle, Lyon. — 5/1. eine Spur erkennt. Ausserdem sind an diesem Zahne in der Aussen- bucht und in der vorderen Einbuchtung akzessorische Knospen entwickelt!). Wiederum in etwas andrer Richtung ist das Exemplar bei Miller und Gidley modifiziert, an dem alle Innenanticlinalen intakt sind, aber die mittlere Innensynclinale durch einen Längs- damm geteilt und die vordere Einbuchtung ungewöhnlich stark entwickelt ist. Von zwei senil abgenützten der Münchner Serie weist das eine bloss noch den vordersten und der hintersten Innentrichter auf, das andre nur noch den letztern. Charakteristisch für alle P, von Rhizospalax ist die Persistenz der Aussensynclinale als Bucht; sie schliesst sich erst tief unten an der Krone zum Trichter ab, in einem Niveau, bis zu welchem keine der Innen- synclinalen herabreicht. 1) Es scheint mir nicht ganz ausgeschlossen, dass die Lyoner Mandibeln eine zweite Rhizospalaxspezies repräsentieren. Nach dem vorliegenden Material ist die Frage nicht zu entscheiden. 16 242 H. G. Stehlin. Die Wurzeln des P, treten, wie aus Figur 4a zu ersehen, erst in einem erheblichen Abstand unter der Schmelzgrenze der Labial- seite auseinander. Die Grösse der drei mandibularen Backenzähne zeigt bei Rhizospalax nicht immer eine so starke Abstufung wie an der von Miller und Gidley abgebildeten Mandibel. An derjenigen des Lyoner Museums (Figur 5) ist P, im Verhältnis zu M, um ein merkliches weniger angeschwollen. Auch schwanken die Di- mensionen der isolierten P, von Peublanc stärker als die der M, und M,. In Figur 4e gebe ich noch einen isolierten untern P, aus der Molasse von Küttıgen bei Aarau wieder, der in Habitus und Struktur stark an Rhizospalax anklıngt, aber sich von allen französischen dadurch unterscheidet, dass seine Aussenbucht labialwärts weniger klafft; er ist eben erst angeschliffen und zeigt die drittletzte Innenantichnale in Auflösung begriffen. Ob das Tier, von welchem dieser Zahn herrührt, wirklich zu Rhizospalax in näherer Beziehung steht, wird sich erst ent- scheiden lassen, wenn es vollständiger belegt ist. Vergleichung der Backenzahnstruktur mit derjenigen der recenten Spalaciden. Bei der Beurteilung des Verhältnisses, in welchem das Gebiss- gepräge von Rhizospalax zu demjenigen der beiden recenten Spalacidengruppen — Spalax und Rhizomys-Tachyoryctes — steht, fallen alle diejenigen Strukturzüge, welche aus dem Trechomysplane stammen, ausser Betracht; sie bilden einen alten Besitz, den Rhizospalax und seine lebenden Verwandten mit sehr vielen andern, im übrigen in den diversesten Richtungen differenzierten, Simplicidentaten gemein haben und können nicht zugunsten der Annahme eines näheren Verwandtschaftsverhält- nisses geltend gemacht werden. Andererseits ist nıcht zu ge- wärtigen, dass die Wandlungen des alten Grundplanes, welche wir bei den beiden recenten Gruppen feststellen, bei dem oligo- caenen Rhizospalax schon ebenso stark und vollständig hervor- treten. Der Punxt auf den wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben, ist vielmehr die Frage, ob das, was die Rhizospalaxbacken- zähne an Modifikationen des Trechomysplanes aufweisen, in der Entwicklungsrichtung von Spalax oder in derjenigen von Rhizomys-Tachyoryctes liest. Rhizospalax Poirrieri. 243 An Spalax!) erinnert vor allen Dingen der nach Umriss und Relief gerundete Habitus der Backenzahnkronen. Dieser Anklang hat schon Miller und Gidley veranlasst, Rhizospalax in odontologischer Hinsicht nähere Beziehungen zu Spalax als zu Rhizomys-Tachyoryctes zuzuschreiben. Auch die starke Re- duktion der M, und die ausgesprochene Neigung zu sporadischen, nur individuell auftretenden Abänderungen hat Rhizospalax mit Spalax gemein. Dazu kommen nun aber noch einige speziellere, gut fixierte Züge der Struktur. Darauf, dass sowohl bei Spalax als bei Rhizospalax die vorderste Innensynclinale der Mandibular- molaren fehlt, ist allerdings kein Gewicht zu legen, denn diese Modifikatıon des alten Grundplanes kehrt bei vielen Simplici- dentatenstämmen wieder. Sehr belangreich ist dagegen, dass sich auch bei Spalax an den Maxillarbackenzähnen nur drei Aussensynclinalen erhalten haben, nämlich zwei in der Hinter- hälfte, die hier nach dem Grössenverhältnis, in dem sie zueinander stehen (die letzte sehr klein und oberflächlich, die vorletzte gross Fisur 6. Spalax spec., juv. (Sp. monticola dolbrogeae Miller?) aus der Dobrudscha. — P,—M, inf. dext. — Basler Sammlung C. 6324. — 5/1. und weit nach hinten innen vordringend) sicher der vierten und dritten von Trechomys entsprechen, und eine in der Vorder- hälfte, welche auch hier am ehesten der ersten des Trechomys- planes entsprechen dürfte. Wichtig ist ferner eine an die geschil- derten Verhältnisse am untern P, von Rhizospalax anklingende Vereinfachung an den Mandibularzähnen von Spalax. Gewöhn- lich sind am untern M, und P, von Spalax bloss drei Innen- antichnalen zu erkennen und daher auch nur zwei Innensynchnalen, nämlich eine sehr grosse, etwas bizarr gestaltete, lingualwärts weit und tief offenstehende in der Vorderhälfte und eine normalere, frühzeitig zum Trichter abgeschlossene und offenbar der letzten von Trechomys entsprechende in der Hinterhälfte. Um zu er- fahren, was aus der zweiten fehlenden Anticlinale — es ist die drittletzte des Trechomysplanes — geworden ist, muss man schon ein besonders günstiges Objekt in die Hand bekommen. Ein solches ist in Figur 6 wiedergegeben. An dem M, dieser Reihe 1) Viele Bilder von Spalaxgebissen sind zu finden in: Mehely, L. von. Spezies generis Spalax. — Mathematische und Naturwissenschaftliche Be- richte aus Ungarn. XXVIII, 1913. 244 H. G. Stehlin. ist die abhandengekommene Anticlinale als Ruine gerade noch zu erkennen: sie ist am Längsgrat und am lingualen Kronenrand von tiefen Gräben durchschnitten worden, welche nur noch einen isolierten Pfeiler von ıhr übrıg gelassen haben; das Stück Lingual- rand, an welches sie sich ehemals angesetzt hat, stellt sich als ein vorderer Vorsprung am Lingualende der vorletzten Anticlinale dar: die von ihr nach vorn begrenzte Innensynclinale steht durch die beiden Gräben in sehr offener Verbindung mit der zweiten, hier vordersten, welche einen weiten lingualen Ausgang besitzt. An P, ist der Zustand ähnlich, wenn auch nicht ganz derselbe; das Rudiment des Lingualrandes hat sich stärker reduziert, der Pfeiler dagegen seine Verbindung mit dem Längsgrat noch nicht eingebüsst. Die Analogie dieser Modifikationen des Grundplanes mit den vorhin an P, von Rhizospalax festgestellten springt in die Augen. Zu beachten ist ferner, dass sich auch bei Spalax, wenigstens gelegentlich, die Tendenz bemerklich macht, den labialen Teil der vordersten — ursprünglich zweiten — Innen- synclinale abzudämmen; die Abdämmung erfolgt durch einen sich von der vordern Innenanticlinale aus entwickelnden Vorsprung, der an dem P, in Figur 6 schon eine bedeutende Ausdehnung er- langt hat, an dem M, ebenda sich dagegen nur schwach markiert. Trotz allen diesen Übereinstimmungen fehlt es indessen nicht ganz an Anzeichen, die für eine Divergenz zwischen den odontologischen Entwicklungsbahnen von Spalax und von Rhızo- spalax sprechen. Bei Spalax ist die vorletzte Aussensynclinale der Maxillar- molaren, wie bemerkt, sehr stark entwickelt. Nun zeigt auch schon bei Trechomys und allen primitiven Faltenzähnern diese Synclinale eine stärkere Entwicklung als die beiden benachbarten. Man sollte demnach bei den Vorläufern von Spalax das nämliche erwarten. Bei Rhizospalax (Figur 1) ist jedoch gerade diese vorletzte Synclinale schwach entwickelt!). Ferner steht an den Mandibularmolaren von Spalax die vorderste Innensynclinale, welche der zweiten von Trechomys entspricht, sehr weit wurzel- wärts offen, während sie sich bei Rhizospalax im Gegenteil früh schliesst, früher als die nächst hintere; auch dies ist nicht ganz, 1) Die Schwierigkeit wird nicht beseitigt, sondern vergrössert, wenn wir annehmen, die stärker entwickelte letzte Aussensynclina.e von Rhizo- spalax sei das wahre Äquivalent der vorletzten von Spalax und Trechomys; denn dann hat der oligocaene Rhizospalax die letzte Aussensynclinale des Trechomysplanes schon eingebüsst, während der recente Spalax sie noch besitzt, was einen direkten Zusammenhang zwischen beiden geradeswegs ausschliesst. Rhizospalax Poirrieri. 245 was man bei einem Vorstadium von Spalax erwartet. Sodann scheint sich an den Mandibularmolaren von Rhizospalax die Abdämmung des Lingualendes der zweiten Innensynclinale schon ziemlich fixiert zu haben, während sie bei Spalax mehr nursporadisch erfolgt. Endlich ist auch nicht zu übersehen, dass am untern P, von Rhizospalax bald die vorletzte, bald die drittletzte Innen- antichnale der Zerstörung anheimfällt, während bei Spalax immer die letztere eliminiert ist. Ob nun aber das Gebissgepräge von Rhizospalax ein Durch- sangsstadium der Gebissentwicklung von Spalax darstellt oder in eine etwas divergente Seitenlinie des Spalaxstammes gehört, jedenfalls steht es ın viel loserer Beziehung zu demjenigen der Rhizomyiden (Rhizomys und Tachyoryctes), dessen diverse Varianten Forsyth Major in einer vorzüglichen Serie von Bildern illustriert hat’). In ihrer abgeleitetsten Form, bei Tachyoryctes, nehmen die Backenzahnkronen der Rhizomyiden ganz den eigentümlichen Habitus derjenigen von Archaeomys, Brachyuromys, Chinchilla an; aber auch schon bei dem primitivsten bis jetzt bekannten Rhizomyiden, dem pliocaenen Rhizomys sivalensis Lyd. (Major Pl. XL, Figur 9b) tendieren sie deutlich nach dieser Richtung, wogegen sie bei Rhızospalax, wie soeben betont, schon in sehr ausgesprochenem Masse den Spalaxhabitus angenommen haben. Während ferner Rhizospalax, nach Spalaxart, eine ausgesprochene Neigung zu sporadischen Abänderungen zeigt, ist bei den Rhizomy- iden die Umwandlung fast völlig an bestimmte Geleise gebunden. Die einzige speziellere Differenzierung, die Rhizospalax mit den Rhizomyiden gemein hat, ist die Abdämmung des labialen Endes der zweiten Innensynchnale an den Mandibularzähnen. Dagegen ist die Art der Eliminierung von Anticlinalen wie wir sie am unteren P, von Rhizospalax beobachtet haben, ein den Rhizo- myiden fremder Vorgang. Ferner gehen die letzteren in Bezug auf die Aussensynclinalen der Maxillarzähne einen andern Ent- wicklungsweg als den von Rhizospalax eingeschlagenen. Rhizomys legt dieselben alle noch an und bei den innigen Beziehungen, in welchen Tachyoryctes zu Rhizomys steht, ist kaum daran zu zweifeln, dass auch er die erste, die ihm fehlt, relativ spät verloren hat. Der Gegensatz verschärft sich noch, wenn wirklich — wie wir angenommen haben — die zweite Aussensynclinale des Trechomysplanes die bei Rhizospalax fehlende ist, denn 1) Major, C. J. Forsyth. On the Malgasy Rodent Genus Brachyuromys etc. Proc. zool. soc. of London 1897. 246 H. G. Stehlin. bei den Rhizomyiden ist dieselbe persistenter als die erste; sie erhält sich auch noch im terminalsten Stadium, bei Tachyoryctes!). Figur 7 stellt den vollständigsten obern Incisiven der Münchner Sammlung dar; es scheint ihm am Proximalende annähernd ein Viertel der ursprünglichen Länge zu fehlen. Figur 8 gibt Figur 7. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — J sup. sin., von aussen und im Querschnitt; à Innenseite. — Münchner Sammlung. — 2/1. Figur 8. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von einem unbekannten Fundort in der Auvergne. — J inf. sin., von aussen und im Querschnitt; à Innen- seite. — Museum d’histoire naturelle, Lyon. — 2/1. 1) Ich muss es mir versagen, hier näher auf die merkwürdige Ent- wicklungsgeschichte des Gebissgepräges der Rhizomyiden einzugehen, hoffe dies aber bald in anderm Zusammenhang tun zu können. Vorderhand sei nur bemerkt, dass die Ähnlichkeit der Backenzahnstruktur von Tachyoryctes mit derjenigen von Archaeomys, wenigstens was die Mandibularzähne an- belangt, sehr trügerisch ist. Von den beiden grossen Synclinalen, welche die Mandibularzahnkronen in schräger Richtung durchziehen, ist bei Tachyoryctes die hintere aus der Fusion der Aussensynclinale mit der letzten Innensynclinale, die vordere aus der Fusion der vorletzten oder dritten Innensynclinale mit einem abgedämmten labialen Stück der zweiten hervorgegangen; bei Archaeomys stellt dagegen jene ein Fusionsprodukt.von Aussensynclinale und dritter Innensynclinale dar, während diese der zweiten Innensynclinale des Trechomysplanes entspricht. An den Maxillarzähnen geht bei beiden Genera die vordere Synclinale aus der Verbindung der Innensynclinale mit der zweiten Aussensynclinale hervor; die hintere scheint bei Tachyoryctes ein Compositum aus der vierten Aussensynclinale und dem labialen Teil der dritten zu sein, während sie bei Archaeomys ausschliesslich der letzteren entspricht. Rhizospalax Poirrieri. 247 Incisiven. den gleichfails nicht ganz intakten Mandibularincisiven der Lyoner Sammlung wieder. An beiden zeigt der Schmelzbelag eine feine Chagrinierung, aber keine Spur von Längsrippen. Die Vorderfacette ist an beiden etwas gewölbt und geht in sanfter Biegung in die Aussenfacette über. Sie stimmen im Querschnitt mehr mit Spalax — speziell mit den kleinen Spalaxarten — überein als mit Tachyoryctes, bei welchem sich die Vorderfacette abplattet und in einer deutlichen Kante mit der Aussenfacette zusammentrifft. Der Befund an den Incisiven steht also mit demjenigen an den Backenzähnen in Einklang. IT. D, inf. und die Zahnformel der Spalaciden. Weitaus das wichtigste Novum zur Charakteristik von Rhizospalax, das ich mitzuteilen habe, ist die Tatsache, dass dieses Tier seinen vordersten Backenzahn gewechselt hat. Figur 9. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublane. — D, inf. sin., Kauflächenansicht und Aussenansicht. — Münchner Sammlung. — 5/1. — Der Zahn, der mich zuerst auf dieselbe geführt hat, ist in Figur 9 wiedergegeben. Er gibt sich durch seinen Umriss als vorderster Mandibularzahn zu erkennen und stimmt strukturell mit den als P, beschriebenen so gut überein, dass an seiner Zu- gehörigkeit zu Rhizospalax nicht zu zweifeln ist; wie der in Figur 3a dargestellte zeigt er die Aussensynclinale als offene Bucht und die drei Innensynclinalen zu Trichtern abgeschlossen. Anderer- seits unterscheidet er sich aber von den P durch geringere Grösse, schmäleren Umriss, niedrigere Krone, dünneren Schmelz und durch das Verhalten seiner Wurzeln, die sowohl näher an der Kronenbais als auch stärker auseinanderspreizen; also durch alle diejenigen Eigenschaften, welche den Mıilchzahn von dem Ersatzzahn, dem er Platz macht, zu unterscheiden pflegen. 248 H. G. Stehlin. Mein Schluss, dass Rhizospalax seinen vordersten Backen- zahn gewechselt haben muss, wurde dann bestätigt durch die vollständigere der beiden Mandibeln der Lyoner Sammlung, Figuren 10—11. Diese zeigt die Alveoli der zwei hinteren Zähne in einer Beschaffenheit, welche verbürgt, dass dieselben durch- gebrochen waren und funktioniert hatten, davor aber den Keim des ersten noch so tief im Kiefer eingeschlossen, dass sein höchster Punkt gerade bis an den Alveolarrand reicht. Zweifellos war der Milchzahn, der über diesem Keime gesessen hat, noch nicht ab- gestossen, als das Tier ums Leben kam. Die Formel des definitiven Backengebisses von Rhizospalax ist somit von M;—M,, wie Miller und Gidley sie schreiben, in M;—P, abzuändern; darüber kann nicht der geringste Zweifel bestehen. Wir dürfen aber zuversichtlich noch einen Schritt weitergehen. Die schon von Miller und Gidley festgestellten und in der vorliegenden Notiz noch einlässlicher nachgewiesenen Verwandtschaftsbeziehungen von Rhizospalax zu den recenten Spalaciden sind so evident, dass auch diesen die Zahnformel M;—P, zuzuerkennen ist, obgleich bei ihnen — im Gegensatz zu Rhizospalax — der vorderste der drei definitiven Backen- zähne nicht als letzter, sondern als erster durchbricht. P, muss bei den Spalaciden im Verlauf des jüngeren Tertiärs seine Durch- bruchszeit immer mehr vorgerückt haben, unter immer grösserer Einschränkung der Funktionsdauer von D,. Schliesslich blieb der letztere im Keimstadium stecken!) und jener durchbrach den Alveolus sogar vor M.. So viel ich sehe, ist es das erste Mal, dass sich für eine Nagerfamilie mit 23 Backenzähnen eine be- stimmte Schreibung der Zahnformel durch den Nach- weis eines eindeutigen phylogenetischen Vorstadiums zuverlässig begründen lässt. Es frägt sich nun, ob wir aus dem Befund an Rhizospalax auch noch weitere Konsequenzen ableiten dürfen, die über den engen Kreis der Spalaciden hinausgreifen; insbesondere ob es statthaft ist, auf Grund desselben auch die Gebissformel der Cricetiden, Arvicoliden, Muriden in M‚—P, umzuschreiben. Ich glaube eine solche Folgerung wäre voreilig. 1) Es wäre interessant, der Keimanlage von D, bei den recenten Spalaci- den nachzuforschen. An Schnitten durch Kiefer von Spalax- oder Tachyoryctes- embryonen lässt sich vielleicht noch nachweisen, dass dieselbe in der Ent- wicklung weiter gedeiht als diejenigen anderer nicht zur Vollendung gelangen- der Tate Rhizospalax Poirrieri. 249 Einwandfrei begründen lässt sich die Formel M,—M, zwar für keine der Gruppen, denen sie zugeschrieben wird; alleın sie schwebt doch nicht völlig ın der Luft. Wir kennen in den Familien der Jaculiden und der Myoxiden einige Genera, welche sichtlich auf dem Wege sind, durch Preisgabe der P, von der Formel M,—P, zur Formel M,—M, überzugehen. Dies lässt wenigstens darauf schliessen, dass auch die Unterdrückung sämtlicher Prämolaren unter Beibehaltung sämtlicher Molaren ein für Simplicidentaten gangbarer Weg zur Dreizähnigkeit ist. Andre Deutungen, die a priori auch denkbar wären, wie M,—-D, oder M,—P,, können sich auf keine solchen Analogien berufen und haben daher einen Grad Wahrscheinlichkeit weniger für sich’). Bis auf weiteres möchte ich daher dem Befunde an Rhizo- spalax nur für die Familie der Spalaciden im engern Sinne (Spalax, Rhizomys, Tachyoryctes) entscheidende Bedeutung bei- messen. Selbst für Siphneus und Ellobius, die am meisten im Verdacht enger Beziehungen zu den Spalaciden stehen, wird es ratsam sein, direktere Anhaltspunkte abzuwarten?). 1) Forsyth Major hat vor vielen Jahren einmal dafür plädiert, dass die Zahnformel der Arvicoliden M,—D, geschrieben werde (Materiali per la Microfauna dei Mammiferi quaternari. Atti Soc. ital. Sc. nat. XV 1872) und neuerdings ist M. A. ©. Hinton für diese Schreibung eingetreten (The Dental Formula of the Muridae, with especial reference to the ‘“Mp4- Theorie’. Ann. and Mag. Nat. Hist. (9) 11, 1923). Beide Autoren argumen- tieren mit der Komplikation des vordersten der drei Zähne, mit der sich in- dessen die Richtigkeit ihrer These nicht erweisen lässt. Bei Rhizomys er- reicht der notorische P inf. einen sehr hohen Komplikationsgrad. Bei den primitivsten Cricetiden des Stampien ist der vordere Ansatz am ersten Man- dibularbackenzahn nur schwach angedeutet; er entfaltet sich erst im Verlauf des mittleren Tertiärs. 2) Im Moment, da mein Manuskript in Druck geht, werde ich auf eine - soeben erschienene Arbeit von E. L. Troxell aufmerksam, in welcher unter dem Namen Pauromys perditus ein sehr merkwürdiger kleiner Nager aus der Bridgerstufe beschrieben ist (American Journal of Science 1923). Die Mandibel dieses Tierchens, die vorderhand allein vorliegt, trägt vier Backenzähne, welche selbstverständlich als M;—P, zu deuten sind. P, ist ausserordentlich klein, sichtlich der Reduktion verfallen, etwa wie bei Muscardinus. Die drei Molaren zeigen unter sich in Grösse und Umriss Abweichungen, welche in frappanter Weise an den Zustand bei den primitiveren Cricetodonarten des Stampien erinnern und auch ihre Struktur scheint in weitgehendem Masse den Erwartungen zu entsprechen, welche man von einem Vorläufer von cricetodonartigen Formen hegen kann. Sollte sich die Vermutung, dass Pauromys ein Cricetidenahne ist, bestätigen, so wäre für die Cricetiden die Formel M,—M, in recht befriedigender Weise begründet. Mein Mitarbeiter, Herr Dr. Schaub wird die Frage in seiner dem Abschluss entgegengehenden Monographie der Cricetodontiden einer näheren Prüfung unterziehen. 250 H. G. Stehlin. III. Skelett. Miller und Gidley waren in der Lage, an einem Oberkiefer- fragment von Rhizospalax die Gaumenregion und die Gegend des Jochbogenursprungs zu untersuchen. Aus ihrer Beschreibung und Figur ist zu entnehmen, dass diese Schädelpartie in einigen Beziehungen mehr an Tachyoryctes, in andern mehr an Spalax Figur 10. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von einem unbekannten Fundort in der Auvergne. — Linke Mandibel mit J, P, in alveolo, Alveolen der ausgefallenen M, und M,, von aussen. — Museum d’histoire naturelle Lyon. — 2/1. ä Figur 11. Rhizospalax Poirrieri M. et G. — Gleiches Objekt wie Figur 10, von innen. — 2/1. anklingt. Das oben erwähnte, sehr beschränkte Maxillarfragment der Münchner Sammlung gibt zu keinen ergänzenden Fest- stellungen Anlass. Dagegen ist die jüngere der beiden Lyoner Mandibeln, die ich in Figur 10—11 wiedergebe, vollständiger als die von Miller und Gidley untersuchte. Während an letzterer der Ramus ascendens wenig oberhalb des Alveolarkanals abgebrochen ist, Rhizospalax Poirrieri. 251 hat er sich hier wenigstens in seiner vordern Partie mit demProcessus coronoides erhalten. Ferner ist der freie Rand des Incisiv- alveolus, welcher an dem New-Yorker Dokument beschädigt zu sein scheint, an der Lyoner Mandibel intakt. Leider fehlen auch an dieser der Condylus und der grössere Teil des äusserst dünnwandigen Höckers, in welchen der Incisivalveolus nach hinten ausläuft. Die Ähnlichkeit der Mandibelform von Rhizospalax mit derjenigen von Tachyoryctes springt in die Augen. Vergleicht man genauer, so zeigen sich indessen doch allerhand Differenzen. Der Winkel ist bei Rhizospalax stärker ausgegliedert; er springt mehr nach hinten unten vor, d. h. sein Rand verläuft in grösserem Abstand vom Incisivalveolus und die Einbiegung des Unter- randes, die ihn nach vorn begrenzt, markiert sich energischer; der Abstand zwischen angulus anterior und posterior ist geringer. Der Winkelrand schlägt sich stärker nach innen um, was grössere Tiefe der Pterygoideusgrube zur Folge hat. Der Vorderrand des Ramus ascendens steigt schräger an. Der Unterrand der Incisur liegt merklich höher über der Zahnreihe. Der Processus coronoides erhebt sich weniger hoch über die Incisur und ist überhaupt schwächer entwickelt. Die Umgrenzung des Masseteransatzes ist schärfer, indem sich vom Masseterhöcker, der so ziemlich die gleiche Stelle — unter M, — einnimmt, eine vorspringende Leiste am Vorderrand des Ramus ascendens emporzieht. Die vor der Backenzahnreihe gelegene Kieferpartie ist relativ etwas entwickelter. Das Kinn liegt etwas weiter vor P, und der Hinter- rand des Incisivalveolus erhebt sich über das Niveau des Alveolar- randes der Backenzahnreihe, anstatt unter demselben zu bleiben. Dass, wie Miller und Gidley angeben, die zum Temporalis- insertionsgebiet gehörige Grube zwischen Ramus ascendens und Zahnreihe bei Rhizospalax weiter ist als bei Tachyoryctes, kann ich an den mir vorliegenden Objekten nicht konstatieren; der Ramus ascendens ist an denselben im Gegenteil etwas satter an die Zahnreihe gerückt. Das Verhalten des Fortsatzes, welcher das Hinterende des Incisivalveolus aufnimmt, lässt sich infolge Beschädigung nicht ganz befriedigend feststellen; aber dass derselbe weniger vorsprang, mehr an Ramus ascendens und Condylus angedrückt war als bei Tachyoryctes, erscheint mir zweifellos. Trotz alldem ist die Übereinstimmung mit den Verhältnissen bei Tachyoryctes viel grösser als mit denjenigen bei Spalax, wo der Winkel sich stark reduziert hat, sein angulus anterior sich gänzlich verwischt, sein angulus posterior sich nach oben aussen 252 ; H. G. Stehlin. in einen Haken auszieht, der Coronoidfortsatz sich aufrichtet, der Condylarfortsatz stark nach hinten vorspringt, die Incisur infolgedessen weit geöffnet ist, der Fortsatz für den Incisiv- alveolus eine enorme Entwicklung erlangt und die bogenförmige Alveolarröhre des Incisiven überhaupt zum dominierenden Element im Aufbau des Kiefers geworden ist, neben welchem sich die übrigen Teile fast nur noch wie Anhängsel ausnehmen. Nur nach dem Grade der morphologischen Übereinstimmung mit den recenten Formen urteilend, könnte man daher versucht sein zu schliessen, Rhizospalax stehe seiner Kieferform nach der Entwicklungsbahn von Tachyoryctes weit näher als der von Spalax. : Dieser Eindruck erfährt indessen eine wesentliche Korrektur, sobald man auch den interessanten fossilen Spalaciden zur Ver- gleichung herbeizieht, den Mehely unter dem Namen Prospalax priscus Nehring nach Mandibeln aus dem alten Pleistocaen des Nagyharsanyer Berges bei Villany und von Beremend (Süd- ungarn) näher charakterisiert hat!). Prospalax priscus unterscheidet sich in seinem Mandibular- gebiss — das bis jetzt allein bekannt ist — von dem kleinen Spalax Ehrenbergi Nhrg. nur dadurch, dass die Backenzähne ihre Aussensynclinale erst weiter wurzelwärts zum Trichter ab- schliessen. Auch in einigen Zügen seiner Mandibelform steht er dem recenten Genus wenigstens schon nahe. Der Fortsatz für den Incisivalveolus ist stark entwickelt, wenn er auch noch nicht bis in die Höhe des Condylus emporragt. Der Condylar- fortsatz springt beträchtlich nach hinten vor und der Gelenkkopf zeigt schon einen recht deutlichen Anfang der für Spalax charak- teristischen Inclination nach hinten und innen, was beides bei Rhizospalax bei weitem nicht in demselben Masse der Fall ge- wesen sein kann. Der vordere Rand des Ramus ascendens ent- springt wie bei Spalax und im Gegensatz zu Tachyoryctes und Rhizospalax, um ein beträchtliches unter dem Alveolarrand der Backenzahnreihe. Auch der vor den Backenzähnen gelegene Teil der Mandibel verhält sich wie bei Spalax. In der Gestalt der Winkelregion jedoch weicht Prospalax stark von letzterem ab, um sich an Tachyoryctes und — was besonders bemerkenswert ist — noch enger an Rhizospalax anzuschliessen; denn wie bei diesem ist der Winkel stärker nach hinten unten ausgezogen und der Abstand zwischen angulus anterior und posterior geringer als bei Tachyoryctes. Die Analogie zwischen Prospalax und 1) Mehely, L. v. Prospalax priseus (Nhrg.), die pliocaene Stammform der heutigen Spalaxarten. — Annales historico-naturales Musei Nationalis Hungarici VI, 1908, p. 305. Rhizospalax Poirrieri. 253 Rhizospalax erstreckt sich auch noch auf das folgende Struktur- détail. An der Prospalaxmandibel zieht sich vom angulus posterior des Winkels eine bei Spalax fehlende Kante oder Crista in welligem Verlauf ununterbrochen bis an den Condylus hinauf; diese Kante lässt sich auch bei Rhizospalax soweit aufwärts verfolgen, als der Knochen erhalten ist; nur verläuft sie hier ein Stück weit über den, satt an den Ramus ascendens angedrückten, Alveolar- fortsatz. Ob Prospalax in einem direkten!) oder in einem indirekten genealogischen Verhältnis zu Spalax steht, jedenfalls ist er ein naher Verwandter desselben. Wir dürfen daher in der Gestalt seiner Mandibel einen Beleg dafür erblicken, dass die so speziali- sierte Mandibularstruktur von Spalax sich von einer Grundform aus entwickelt hat, welche der Rhizospalaxmandibel ähnlich sah und zwar in bezug auf die Ausbildung des Winkels ähnlicher sah als der Tachyoryctesmandibel. — Bei den Rhizospalaxmaterıalien, die mir Herr Prof. Schlosser zur Untersuchung anvertraut hat, liegen auch einige Extremi- tätenknochen, die in der Grösse zu den Zähnen und Kiefern passen, d. h. wie diese ungefähr die Dimensionen von Tachyoryctes splendens haben. Da die andern in Peublane durch Zähne be- lesten Nager?) kleiner als Tachyoryctes splendens und die Dimensionen des ietztern für oligocaene Nager überhaupt etwas ungewöhnliche sind, so besteht a priori ein erheblicher Grad von Wahrscheinlichkeit, dass diese Knochen tatsächlich zu Rh1z0- spalax gehören. Aus morphologischen Gründen ist mir gleich- wohl die Hiehergehörigkeit einiger derselben zweifelhaft ge- blieben. Als Vergleichsobjekte dienen mir im Folgenden Skelette eines Tachyoryctes splendens Rüpp. und eines Spalax mjcerophthalmus Güld. Die vordere Extremität ist belegt durch distale Fragmente von Humerus dext. und sin., durch proximale Enden von Radius dext. und sin., durch zwei ganze Metapodien und zwei proximale Fragmente von solchen. 1) Mehely glaubt Prospalax als den unmittelbaren Ahnen von Spalax ansprechen zu dürfen. Nach sonstigen Erfahrungen über das morphologische Verhältnis altpleistocaener Säugetiere zu ihren jungpleistocaenen und recenten Nachkommen erscheint dies nicht so ohne weiteres evident. So- lange nicht im jüngeren Pleistocaen Zwischenstadien nachgewiesen, sind, wird man vielmehr gut tun, auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Pro- spalax eine in der Skelettdifferenzierung konservativere Nebenlinie von Spalax repräsentieren könnte. 2) Siehe unten den Abschnitt ‚‚Geologisches Alter von Rhizospalax‘. 254 H. G. Stehlin. Figur 12b gibt das Fragment des rechten Humerus spiegel- bildlich in Vorderansicht wieder; die lineare Ergänzung konnte für die Medialseite wenigstens teilweise dem sonst unvollstän- digeren lınksseitigen Fragment entnommen werden; im übrigen ist sie hypothetisch. Im Vergleich zu Spalax, dessen ganzes Extremitätenskelett in so extremem Masse an die grabende Lebensweise angepasst ist, erscheint die Humerusrolle schmal. Sie kommt derjenigen von Tachyoryctes erheblich näher, ist aber etwas mehr quer gedehnt und besitzt einen stärkeren b Figur 12. a. Tachyoryctes splendens Rüpp., Ostafrika. — Humerus sin., von vorn. Basler Sammlung C. 6513. b—c. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — b. Humerus sin., Distalende, von vorn. — c. Radius dext., Proximalende, von vorn. — Münchner Sammlung. — 2/1. Epicondylus ulnaris; ob dieser mit dem für Spalax charak- teristischen untern Fortsatz versehen war, lässt sich nicht fest- stellen. Von Spalax wie von Tachyoryctes unterscheidet sich der fossile Humerus durch den Besitz eines Foramen entepicon-. dyloideum. Die Radiusproximalenden (Figur 12c) passen vorzüglich an die Humeri, sodass an der Zusammengehörigkeit beider kein Zweifel bestehen kann. Sie sind 'n Schaft und Gelenkkopf etwas stärker und gedrungener als die entsprechende Partie bei Tachyo- ryctes, kommen dieser aber in morphologischer Hinsicht sehr nahe, während die Differenz gegenüber Spalax erheblich grösser ist. Rhizospalax Poirrieri. 255 Die Metacarpalien zeigen nicht die extreme Verkürzung derjenigen von Spalax, sondern erinnern in den Proportionen an Tachyoryctes. Ob die zwei vollständigeren (Figur 13b und 13c) beide zu Rhizospalax gehören, erscheint mir sehr fraglich. Sie zeigen beide das für Me II und Me III charakteristische Übergreifen des Proximalendes über ein Nachbarmetapod, aber gerade das grössere ist in so ausgesprochenem Masse unsymmetrisch gebaut, dass es sich nur als Me II, nicht als Me III deuten lässt. Ich bin daher geneigt, sie beide als Me II zu bestimmen. Um als solche zu ein und derselben Tierart zu gehören, sind sie jedoch einander zu unähnlich. Das kleinere (Figur 13b) ist merklich kürzer und etwas weniger unsymmetrisch als das Mc II von Tachyoryctes; das grössere (Figur 13c) stimmt mit dem letztern a b € Figur 13. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — Metacarpalien von vorn. — a. Mc IV dext. — b und c. Mc II dext. (entweder b oder c gehört nicht zu Rhizospalax). — Münchner Sammlung. — 4/1. in der Länge und in den Proportionen nahe überein, besitzt aber einen noch unsymmetrischeren Bau. Welches von beiden zu Rhizospalax gehört, ist schwer zu sagen. An beiden ist die Trapezoidfacette umfangreicher als bei Tachyoryctes und beiden seht eine auffällige Spezialität, welche Tachyoryctes mit Spalax gemein hat, ab. Bei diesen besitzt nämlich das Me II eine Arti- culation am Centrale, das sich mit einem Fortsatz zwischen Magnum und Trapezoid in die distale Carpalienreihe eindränst. An den Metacarpalien von Peublanc stösst dagegen die Trapezoid- facette in einer Kante mit der Magnumfacette zusammen und von einer Centralefacette ist keine Spur wahrzunehmen. Da sicher das eine oder das andre derselben als Mc II zu Rhizospalax gehört, so sind wir zu dem Schlusse berechtigt, dass diesem die Articulation zwischen Me II und Centrale fremd ist. Die unvollständigeren Metacarpalien sind beide Mc IV. Dem besser erhaltenen (Figur 13a) fehlt nur der distale Gelenk- 256 H. G. Stehlin. kopf. Es ist unbedeutend kürzer als das von Tachyoryctes und stimmt in der Carpalarticulation, abgesehen von etwas grösserer Querdehnung der Unciformefacette, sehr nahe mit demselben überein. Der dem Me III zugekehrte Kontur des Schaftes ist stärker konkav als bei Tachyoryctes. Nur im Vorbeigehen gedenke ich dreier proximaler Ulna- bruchstücke. Ihrer Grösse nach könnte man versucht sein, sie der nämlichen Extremität zuzuschreiben wie die eben besprochenen Dokumente. Allein sie stehen nicht nur in extremem Gegensatz zu der massiven Spalaxulna mit ihrem abenteuerlich langen Olecranon, sondern sind auch im Vergleich zu der viel normaleren Tachyoryctesulna so auffällig schmächtig, scheinen mir zudem so mangelhaft an die eben besprochenen Humerus- und Radius- enden zu passen, dass ich an ihrer Hiehergehörigkeit bis auf weiteres starke Zweifel hege und vorziehe, sie ausser Betracht zu lassen. Die Hinterextremität ist belegt durch ein Distalende der rechten Tibia, drei Astragali, em Naviculare und zwei proxi- male Fragmente von Metapodien. Das Tibiafragment ist in Figur 14a, b von vorn und von der Fibularseite wiedergegeben. Es ist etwas massiger als die entsprechende Partie bei Tachyoryctes und nähert sich insofern mehr Spalax. Von beiden recenten Formen unterscheidet es sich sehr wesentlich dadurch, dass es — obwohl nach dem Ver- halten der Epiphyse zweifellos von einem erwachsenen In- dividuum herrührend — nicht mit der Fibula verwachsen ist. Diese war, wie Figur 12b zeigt, auf der Strecke, wo bei Spalax und Tachyoryctes die Verwachsung eintritt, nur durch Ligamente an eine rauhe Fläche der Tibia angeheftet. Ferner erscheint an dem Belegstück von Peublanc der Malleolus internus, 1m Gegensatz namentlich zu Spalax, sehr schwach ausgebildet, kaum angedeutet; es kann jedoch sein, dass die dortige Partie etwas defekt und abgerollt ist. Die Astragalusfacette ist sehr aus- geflacht, auf eine Astragalusrolle mit seichter Rinne hinweisend; in diesem Punkte ist die Abweichung gegenüber Tachyoryctes stärker als gegenüber Spalax. Im Gegensatz zu beiden recenten Formen dringt von der Mitte ihres Vorderendes aus eine aus- gedehnte Bucht in die Facette ein, die durch ihre rauhe Be- schaffenheit als Ligamentansatz gekennzeichnet ist. Von den drei Astragali passt der besterhaltene, den ich in Figur 14c in Vorderansicht wiedergebe, in der Grösse genau zu dem Tibiafragment; die beiden andern haben einen etwas längern Hals und sind etwas kleiner, stimmen aber sonst mit dem ea Ni Ni NET Rhizospalax Poirrieri. 257 abgebildeten überein. Die Rolle dieser Astragali, die sich vor- züglich an das Tibiaende anfügt, hat eine viel seichtere und erheblich mehr medialwärts verlaufende Rinne als bei Tachyoryctes ; in diesem Punkte kommt Spalax dem Fossil näher, ohne sich ganz so extrem zu verhalten. Dagegen haben die fossilen Astragali einen weniger gedehnten Hals als der von Spalax und stimmen darın näher mit dem Tachyoryctesastragalus überein. Ein Figur 14. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. Tibia dext., Distalende, von vorn. b. Dieselbe, von aussen. — c. Astragalus sin., von vorn. — d. Naviculare dext., von unten; I, II, III Facetten für Cuneiforme I, II, III; x hinterer Höcker; rechts im Schatten die Facette für das Cuboid. — e. Naviculare dext., von oben; T Facette für das Tibiale tarsi. — Münchner Sammlung. — 4/1. grosser, sich in die Tibialfläche einschiebender Ligamentansatz, der demjenigen an der Tibia entspricht, setzt das fossile Genus zu beiden recenten in Gegensatz. Das Naviculare ist in Figur 14e, d von oben und von unten wiedergegeben. Es unterscheidet sich durch geringere Quer- dehnung und grössere Sagittaldehnung bei stärkerer Entwicklung des Höckers x von Tachyoryctes. Spalax stehtin diesen Beziehungen näher; ebenso darin, dass die Facette für das Cuneiforme I weniger 17 258 H. G. Stehlin. auf den Seitenrand des Knochens hinausgeschoben und weniger steil gestellt ist. Auf der Oberseite beweist eine kleine Facette (T). median hinten an der Astragalusfacette, dass be; Rhizospalax: wie bei seinen recenten Verwandten ein Tibiale tarsı zur u gänzung des Astragalusgelenkes vorhanden war. = Wie die Metacarpalien stehen die Metatarsalien ion jenigen von Tachyoryctes erheblich näher als denen von Spalax, obwohl bei letzterem der Metatarsus weit weniger verkürzt ist als der Metacarpus. Das eine derselben, Figur 15a, ist ein Mt II sin., das den distalen Gelenkkopf eingebüsst hat und am Proximalende hinter- seits beschädigt ist. Von seinem Homologon bei Tachyoryctes unterscheidet es sich durch etwas gedrungenere Gestalt, schiefere Stellung der Cuneiforme -IIl-facette und stärkeres Übergreifen über Mt III. Figur 15. Rhizospalax Poirrieri M. et G., von Peublanc. — a. Metatarsale II sin., ohne Distalende, von vorn. — b. Metatarsale III sin., Proximalende, von vorn. — Münchner Sammlung. — 4/1. Das andre, Figur 15b, ist die Proximalhälfte eines Mt III sin. Seine Länge lässt sich nicht sicher ermessen; in der Stärke stimmt es zu seinem Homologon bei Tachyoryctes, von dem es sich morphologisch dadurch unterscheidet, dass der hintere Teil der Cuneiforme-IIl-facette anders und stärker ausgebildet, ist. Trotz ihrer Kümmerlichkeit haben uns also diese Extremi-. ilentaalörialien einige weitere, nicht uninteressante Beiträge zur Charakteristik von Rhizospalax geliefert. Die Extremitäten von Rhizospalax waren offenbar weit‘ weniger spezialisiert als diejenigen von Spalax und verhielten: sich, trotz einigen bemerkenswerten Spalaxanklängen, im grossen: und ganzen mehr wie diejenigen von Tachyoryctes. Andererseits besitzen sie einige Merkmale, durch die sie sowohl zu Tachyoryctes als zu Spalax in Gegensatz treten: der Humerus hat ein Foramen | entepicondyloïdeum ; die Tibia ist nicht mit der Fibula verwachsen; das Metacarpale II hat keine Berührung mit dem Os centrale. Rhizospalax Poirrieri. 259 Dass die beiden ersteren Eigentümlichkeiten altertümiich sind, unterliegt keinem Zweifel. Wahrscheinlich ist aber auch die Trennung von Centrale und Metacarpale II ein ursprünglicher, nicht ein sekundär erworbener Zustand. IV. Phylogenetisehe Stellung von Rhizospalax. Miller und Gidley sind zu dem Schlusse gelangt, Rh1z0- spalax repräsentiere eine besondere Stammlinie, welcher eine Mittelstellung zwischen den Rhizomyiden und den Spalaciden s. str. anzuweisen wäre. Nach meinen eigenen Feststellungen ist es mir mehr als wahrscheinlich, dass wir ihn unter die tee en einzureihen haben. Dass er sich seiner Gebissstruktur nach von der Ba wicklungsbahn der Rhizomyiden abwendet und ganz in der Nähe derjenigen von Spalax hält, steht ausser Zweifel. Osteologische Wandlungsmöglichkeiten sind vorderhand schwerer zu beurteilen als odontologische, da wir in dieser Hinsicht weniger Erfahrung besitzen. Doch hat uns Prospalax die Belehrung gebracht, dass die Mandibelform von Rhizospalax derjenigen von Spalax ge- netisch keineswegs so fern steht, als es bei den erheblichen Differen- zen auf den ersten Blick scheinen möchte. Dies mahnt zur Vor- sicht in der Einschätzung der Tachyoryctesähnlichkeiten in andern Partien des Skelettes. Nach dem Befunde an der Mandibel erscheint die Erwartung nicht unberechtigt, dass auch die Ex- tremitäten von Prospalax irgend eine Art von Mittelstellung zwischen Rhizospalax und Spalax einnehmen. Auf alle Fälle ıst bei der Beurteilung der Extremitätenmerkmale in Betracht zu ziehen, dass Spalax seinen Extremitätenbau auf das Äusserste spezialisiert hat, also zweifellos von Vorfahren abstammt, welche in diesem Teil ihrer Organisation stark von ihm abweichen, während Tachyoryctes gerade im Locomotionsapparat primitiv geblieben ist. Es könnte daher wohl sein, dass der Tachyoryctesähnlichkeit der Rhizospalaxextremitäten stammesgeschichtlich nur geringes Gewicht zukommt und dass die Spalaxanklänge von Tibia und Astragalus bedeutungsvoller sind. Näher präzisieren lässt sich das Verwandtschaftsverhältnis von Rhizospalax zu Spalax vorderhand nicht. Einige Gegensätze in der Zahnstruktur, welche auf eine Entwicklungsdivergenz hinzuweisen scheinen, sind oben hervorgehoben worden. Ver- schiedene Differenzen im Skelettbau ist man versucht im gleichen Sinne zu deuten. Aber ein bestimmteres Urteil in diesen Fragen 260 H. G. Stehlin. wird sich erst auf Grund einer breiteren paläontologischen Do- kumentation gewinnen lassen!). V. Geologisches Alter von Rhizospalax. Miller und Gidley haben Herrn Cl. Gaillard, Direktor des Lyoner Museums, um Auskunft über Lage und Alter des Fund- ortes Peublanc ersucht. In ihrer Arbeit ist das Antwortschreiben desselben abgedruckt. Er macht sie auf einige in der Notiz von Poirrier enthaltene Angaben aufmerksam und fügt die Vermutung bei, Peublanc werde in den Horizont des in der Region verbreiteten, an Säugetierresten so reichen Phryganidenkalkes, also in das obere Aquitanien, gehören. Im Folgenden möchte ich noch kurz die Gründe auseinander- setzen, aus denen ich glaube schliessen zu müssen, dass die Fund- schicht des Rhizospalax einem älteren Horizonte als dem oberen Aquitanien angehört. Aus der Abhandlung von Poirrier ergibt sich für Peublanc folgende Tierliste: Geotrypus antiquus Pomel. Amphicyon leptorhynchus Pomel. Plesictis genettoides Pomel. Sciurus Chalaniati Pomel. Archaeomys arvernensis de Laizer et de Parieu. Mus gerandianus Gervais. Omegodus echimyoides Pomel. Lagomys, espèce incertaine. Rongeur nouveau se rapprochant des Georiques et des Spalax (= Rhizospalax). Caenotherium spec. Amphitragulus spec. Ptychogaster spec. Diplocynodus, petite espece. Lacerta spec. Anguis spec. Rana spec. Salamandra an Triton spec. 1) Der einzige bis jetzt signalisierte Spalacide s. str. aus dem jüngeren Tertiär, eine Form aus dem Pontien von Polgardi (Ungarn), ist leider noch nicht näher untersucht und abgebildet. Siehe: Kormos, Th. Der pliocaene Knochenfund von Polgardi. Földtani Közlöny XLI, 1911, p. 184. ARE ER Rhizospalax Poirrieri. 261 Poirrier ist bei seinen Bestimmungen durch Pomel und Lartet beraten gewesen. Immerhin ist die obige Aufzählung alt, sodass es nicht ratsam erscheint ohne weiteres auf sie abzu- stellen. Allein über denjenigen Punkt, auf welchen ich Gewicht lege — das Zusammenvorkommen eines. Lagomyiden mit einem Archaeomyiden — habe ich mir Gewissheit verschaffen können. Die Münchner Sammlung besitzt nämlich ausser den im obigen besprochenen Rhizospalaxresten auch noch andre Materialien von Peublanc und Herr Prof. Schlosser ist so freundlich gewesen, . mir zu bestätigen, dass sich darunter unzweifelhafte Belegstücke eines Lagomyiden— Titanomys visenoviensis — sowohl als eines Archaeomyiden befinden. Laut der Etiquette von Peublanc stammende und in der Erhaltungsart vollkommen mit den Rhizo- spalaxmaterialien der Münchner Sammlung übereinstimmende Archaeomyidenzähne habe ich überdies auch selbst in der Samm- lung Lartet in Toulouse gesehen. Die Archaeomyiden gehören zu den charakteristischsten Gestalten des europäischen Stampien; dem Aquitanien fehlen sie. Pomel!) hat allerdings vor vielen Jahren einen Archaeomys aus dem Phryganidenkalk von Langy (Allier) zitiert, allein es darf heute zuversichtlich angenommen werden, dass diese Angabe auf einem Irrtum irgendwelcher Art beruhte. Fulhol erwähnt in seiner Monographie der Fauna von St. Gerand-le-Puy keinen Archaeomyiden aus dem Phryganidenkalk des Allier und über- geht Pomels Angabe mit Stillschweigen. Auch seither ist dort wie in den gleichaltrigen Schichten des Mainzerbeckens, der Gegend von Ulm, der Schweiz (La Chaux bei Sainte-Croix), des Garonnebeckens (Laugnac) kein Archaeomyide beobachtet worden, obwohl verschiedene Fundstellen dieses Horizontes reich an kleinen Säugetieren sind. Selbst aus dem untern _ Aquitanien, das sich jetzt allmählich zu kennzeichnen beginnt (Paulhiac im Departement Lot-et-Garonne; Landschneckenkalk des Mainzerbeckens), sind keine Archaeomyiden bekannt. Eine Fundschicht, die Archaeomyidenreste liefert, gehört daher schwer- lich dem Aquitanien an und jedenfalls nicht dem obern Aquitanien. Titanomys visenoviensis, der älteste Duplicidentate auf europäischem Boden, ist dagegen ein spätoligocaener Einwanderer. Er ist zuerst und hauptsächlich aus dem obern Aquitanien be- kannt geworden; man kennt ihn aber auch aus dem untern Aquitanıen (Paulhiac; Landschneckenkalk des Mainzerbeckens). 1) Pomel, A. Catalogue méthodique et descriptif des vertébrés fossiles découverts dans le bassin hydrographique supérieur de la Loire et surtout dans la vallée de son affluent principal, l'Allier. Paris 1853, p. 39. 262 H. G. Stehlin. Im allgemeinen schliessen sich daher die Archaeomyiden und Titanomys aus; sowie jene verschwinden, taucht dieser auf. Eine Fundstelle wie Peublanc, an welcher sich beide ausnahms- weise nebeneinander finden, kann nur der Grenzregion von Stampien und Aquitanien, dem alleräussersten Ende des Stampien angehören. Damit steht auch im Einklang, dass in Peublane — wie Herr Schlosser gleichfalls bestätigt — die Ruminantiergruppe nur noch durch die im Aquitanien allein übrigbleibenden Amphi- traguliden vertreten ist, nicht durch die im mittleren Stampien dominierenden Bachitherien. Ausser Peublanc kenne ich bis jetzt bloss eine einzige Fund- stelle, an welcher Titanomys und Archaeomys vergesellschaftet sind; es ist dies Küttigen bei Aarau, von wo der oben erwähnte Rhizospalax-ähnliche Mandibularpraemolar (Figur 4e) stammt. In Küttigen findet sich neben den genannten Formen noch Microbunodon. Unter den von Poirrier für Peublanc aufgezählten Artnamen sehe ich keinen, hinter dem sich Microbunodon ver- bergen könnte, was aber nicht ausschliesst, dass unter den dort aufgesammelten Materialien sich vielleicht auch diese Form noch finden :önnte. Die Association Titanomys-Microbunodon hat wohl genau die gleiche chronologische Bedeutung wie Titanomys-Archaeomys. Ausser in Küttigen bin ich ihr bisher bloss einmal begegnet, nämlich in den Ligniten von Rott bei Bonn, die leider nur eine sehr artenarme Faunula geliefert haben. Peublane, Küttigen, Rott dürften einen Grenz- horizont repräsentieren, welcher das Stampien nach oben abschliesst. Endlich ist noch ein Wort über die gänzlich verschollene Fundstelle von Peublanc zu sagen. Poirrier hat ausser in der zitierten Abhandlung auch noch in einer ältern Notiz vom Jahre 1846!) von derselben gesprochen, aber leider nirgends präzisere Angaben über ihre Lage gemacht. Man erfährt nur, dass der Aufschluss ein Steinbruch war, dass in diesem ein ziemlich weicher, gebankter, etwas nordfallender Kalkstein anstand; dass die Fossilien, im Gegensatz zu denen 1) Poirrier, B., ingénieur civil. Notice géologique sur la région du terrain tertiaire lacustre traversée par le chemin de fer des mines de Bert (Allier). — Bull. soc. géol. de France (2) II, 1846, p. 346—353. Rhizospalax Poirrieri. 263 aus andern Steinbrüchen der Region eine weisse Farbe hatten; dass sich die kleineren derselben und die Schildkrötenfragmente vorzugsweise in zwischen den Kalkbänken eingeschalteten Sand- und Tonlagen fanden, während im Kalke selbst vereinzelte grössere Knochen vorkamen. Ich habe 1912 nach der Stelle gesucht, aber ohne Erfolg. In unmittelbarer Nähe der Station Peublanc befindet sich zwar, im Niveau der Talsohle, ein verlassener Steinbruch; aber was dert vom Gestein noch zutage tritt, ist Phryganidenkalk und stimmt nicht zu den obigen Angaben. Leider reichte meine Zeit nur zu einer sehr summarischen Enquête. Manuskript eingegangen 30. Juni 1923. Berichtigung: Die Ueberschrift „Incisiven‘“ gehört nicht auf Seite 247 sondern auf Seite 246 vor das Alinea „Figur 7 stellt etc.“. Vergleiche zwischen dem südschweizerischen, apenninischen und westgriechischen Jura. Von Carl Renz in Lugano, (Mit einer Tafel (XII) una drei Textfiguren.) Meine anlässlich der Bearbeitung des mediterranen Juras für die Lethaea geognostica im Südtessin vorgenommenen Unter- suchungen wurden in diesem Frühjahr zu gleichem Zweck auf den Jura von Umbrien (Zentralapenninen) ausgedehnt. In Anbetracht der geographischen Lage dieses zentral- apenninischen Juras war es interessant, die Relationen zu ver- folgen, die ihn einerseits mit dem südschweizerischen und anderer- seits mit dem westhellenischen Jura verbinden. In dieser Hin- sicht bilden die besuchten umbrischen Vorkommen, wie zu er- warten, ein Mittelglied. Bevor ich auf nähere Vergleiche eingehe, sei die variierende Ausbildung der begangenen umbrischen Juradurchschnitte kurz besprochen. 1. Die Lias-Doggerschichtenfolge von Cesi bei Terni. Erläuterungen zur Profilskizze (Textfigur 1): Zu 1. Die spärlich angetroffenen Ammonitensteinkerne ent- sprechen in der Art ihrer Überlieferung denen der Schichten 2u. (älterer Mittellias, d.h. Praedomeriano) des Tessiner Breggiaprofils!). Unter bestimmbaren Typen wären Hildoceras cornacaldense Tausch, Hildoceras pectinatum Menegh. und Grammoceras celebratum Fucini anzuführen. Die tieferen liassischen Kalke (Unterlias) der Um- gebung von Cesi, wie am Gebirgsabfall oberhalb der neuen Strasse vom Bahnhof nach Dorf Cesi sind dagegen habituell ein voll- 1) Cars Renz: Beiträge zur Kenntnis der Juraformation im Gebiet des Monte Generoso (Kanton Tessin). Eclogae geolog. Helvetiae, Vol. XV (1920), Nr. 5, S. 532. en EEE … LT Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 265 kommenes Ebenbild der älteren, weissen oder lichtgrauen, halb- kristallinen Liaskalke der ionischen Zone von Westhellas und Südalbanien (Pantokratorkalke oder ionische Dachsteinkalkfazies), so dass auch die gleichartige Entwicklung bei Cesi noch in die Trias hinabreichen dürfte.) Zu 2. Petrefakten wurde in den Schichten 2 nicht ermittelt. Diese Bildungen gehören aber bei der herrschenden Konkordanz zweifellos, wenigstens in der Hauptsache, dem Domeriano oder zum mindesten dem oberen Teil des Domeriano an, wobei auf die petrographisch sehr ähnlich beschaffenen, jedoch etwas mächti- geren, ammonitenführenden Ablagerungen im Profil bei Gabbiano am Monte Subasio verwiesen sei (vgl. S. 275). Als konkordantes Liegende der Bifronsschichten nach oben abgegrenzt, konnte ihre Unterkante gegen die basalen, mittel- liassiıschen Kalke 1 mangels leitender Zonenarten stratologisch noch nicht genauer präzisiert werden. Zu 3. Die den Oberlias enthaltende Schichtenserie 3 u. und 30. ist, nach oben hin allerdings zonal etwas erweitert, ein litho- logisches und faunistisches Analogon der gleichbenannten Schichten des Breggiaprofils. Abgesehen von den seltenen Arten der Unter- gattungen Frechiella und Leukadiella fehlt hier kaum ein einziger Typ der aus der Breggia zitierten oberliassischen Ammoniten- fauna?), bei etwa gleichem prozentualem Präsenzverhältnis der vorwaltenden Arten. Unter Hinweis fau die früher angegebene Fossilliste der Breggia (loc. cit. S. 537—540) kann ich mir daher hier die lange Aufzählung der gleichen oberliassischen Cephalopodenfauna von der Fonte Caïdarelle bzw. Cesi ersparen. Dazu kommen einige weitere, teils neue, teils aus der Breggia noch unbekannte Spezies oder Varietäten. Unter den Letzteren wären noch Paroniceras Buckmani Bonarelli (Taf. XII, Fig. 4—4b) 1) Vergl. hierzu A. Verrie C.F. PARONA : Studi geol. sulle conche di Terni e di Rieti etc. Atti Accad. dei Lincei. Ser. 3. Mem. fis. XV, 8. 565 ff. — Ferner zur Oberliasfauna: K. Zırreu: Geologische Beobachtungen aus den Zentralapenninen. — J. MEnEGHINnI: Monographie des fossiles du calcaire rouge ammonitique (Lias superieur) de Lombardie et de l’Appenin central. — P. Prıneıpr: Ammoniti del Lias superiore dei Monti Martani (Umbria). Boll. soc. geol. ital. 1915, Bd. 34, S. 429 ff. (Beschreibung [bei Meneghini] oder Zitate [bei Z1TTEL und Prıncıpı] mehrerer Arten von Cesi ohne nähere Fundortsangabe). — P. Zurrarpr: Ammoniti liassiche dell’Aquilano. Boll. soc. geol. ital. 1914, Bd. 33, S. 565 ff. (Zitate). 2) Carı Renz: Beiträge zur Kenntnis der Juraformation im Gebiet des Monte Generoso (Kanton Tessin). Eclogae geol. Helvetiae, Vol. XV (1920), Nr. 5, S. 537—540. | Carl Renz. 266 J4nb14 Schematisches Lias-Doggerprofil im Einriss bei der Fonte Caldarelle, nordwestlich von Cesi. Die Neigung der Schluchtsohle ist überhöht. Textfigur 1. Übergang. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 267 30., Coeloceras umbrum Principi, Grammoceras metallarium Dum.30., Grammoceras Gruneri Dum. 30., Grammoceras obesum Buckman 30,, Grammoceras Saemanni Denckmann 30., Grammoceras Orbignyi Buckman (auch Fig. 5 auf Taf. 27 der Monogr. Ammon. inf.oolite) 30., Hildoceras Kiliani Haug, H. (Lillia) iserensis Oppel und bredonensis Buckman (Denckmannia auct.) hervorzuheben. Am häufigsten sind auch bei Cesi wieder die Vertreter der Formenreihen des Hildoceras bifrons und Phylloceras Nilssoni. Die Grammoceren erscheinen mit allen Arten des Breggiaprofils gleichfalls in ziemlicher Menge, während die Haugien (Haugia variabilis Orb., Haugia Eseri Oppel, Haugia illustris Denckm., sämtlich 30.) hier mehr zurückstehen. Die sonstige spezifische Entfaltung der Gattungen Hildoceras, Harpoceras, Polyplectus, Hammatoceras, Coeloceras, Lytoceras und Phylloceras ist dieselbe wie am Generoso (Breggia und Cragno). See gel, Brachiopoden, Zweischaler, Gastropoden und Belemniten wurden dagegen nicht beobachtet. In der Oberregion der Untergruppe 30. bzw. in den Übergangs- gliedern zu 4 stellen sich jedoch im Profil bei der Fonte Caldarelle schon Faunenelemente des unteren Doggers (Aleniano) ein, wie Phylloceras ultramontanum Zittel!), Phylloceras connectens Zittel, Lytoceras ophioneum Ben., Lytoceras amplum Oppel, ÆErycites gonionotus Ben., Hammatoceras tenuinsigne Vacek, Coeloceras Acan- thopsis (Orb.) Dumortier (Bassin du Rhône, Taf. 56, Fig. 3 u. 4), Dumortieria Dumortieri Thioll. var. stricta Prinz., Dumortieria evolutissima Prinz, Grammoceras fluitans Dum., Grammoceras aalense Zieten, Grammoceras dignum Buckman (Canavarina auct.), Grammoceras venustulum Buckman (Canavarina auct., Monogr. Taf. 31, Fig. 10), Grammoceras subcomptum Branco, Lioceras opalinum Rein., Lioceras opalinum Rein. var. compta Rein. Lioceras costosum Quenst., nebst weiteren Angehörigen der Aalense- und Opalinumgruppe. Zu 4. Durch Wechsellagerung der beteiligten Gesteins- komponenten erscheinen die Schichten 4 des Profils als litho- logisch zusammengehöriger Komplex, worin im allgemeinen auch in horizontaler Richtung Verschiebungen eintreten dürften. Aus den unteren grauen bis graugelben Kalken und ihren Zwischenlagen wurden gleichfalls Ammoniten des unteren Doggers (Aleniano) erhalten, wenn auch gut übertragene Exemplare hier 1) Phylloceras ultramontanum Zittel wurde schon von G. BONARELLI von, Cesi bei Terni zitiert, allerdings ohne genauere Fundortsbezeichnung (Boll. soc. geol. ital. (1896), Bd. 15, S. 280). 26 8 Carl Renz. seltener sind. Es seien beiläufig hieraus noch erwähnt: Phylloceras ultramontanum Zittel, Phylloceras Nilsson Hébert var. altisulcata Prinz, Phylloceras Löczyi Prinz, Phylloceras Gardanum Vacek, Phylloceras perplanum Prinz, Phylloceras Szabéi Prinz, Phyllo- ceras chonomphalum Vacek, Phylloceras tatricum Pusch, Phylloceras Frechi Prinz, Lytoceras rasile Vacek, Tmetoceras scissum Ben., Tmetoceras Hollandae Buckman, Dumortieria evolutissima Prinz, Ludwigia Murchisonae Sow., Ludwigia Murchisonae Sow. : var. robusta Buckman (= Graphoceras robustum auct.)!), Ludwigia bradfordensis Buckman, Ludwigia decipiens Buckman, Ludwigia similis Buckman, Ludwigia obtusiformis Buckman var. Brasili Buckman (Hyattina Brasili auct.)!}, Lioceras uncinatum Buckman, Grammoceras aalense Zieten, Hammatoceras sp. ind. aff. tenerum Vacek (gedrungenere und gröber skulpturierte Ausgabe der St. Vigilio-Art), Erycites aff. Schafarzikı Prinz, Erycites Orontii Zuffardi (loc. cit. Taf. 10, Fig. 8), Erycites intermedius Hantken, Eryeites Partschi Prinz, Erycites Telegdi-Rothi Prinz, Erycues gonionotus Ben. var. licum Gregorio?), sowie die beiden in der Einrollung und Seitenplastik ziemlich konvergierenden Erycites gonionotus Ben. (Gardasee-Typ von M. Vacek) und Coelocerus modestum Vacek°). 1) Vergl. hierzu: Die Harpoceraten der Murchisonae-Schichten des Donau-Rhein-Zuges von E. Horn (Mitteil. Badisch. Geolog. Landesanst. 1908, VI, S. 251ff.). Der Verf. geht in der Vereinheitlichung der Buckman- schen Klassifizierung noch weiter und vereinigt, allerdings unter Vorbehalt, Graphoceras robustum Buckman direkt mit Ludwigia Murchisonae Sow. (S. 302)-und Hyattina Brasili Buckman mit Ludwigia obtusiformis Buckman (S. 287— 288). 2) In der Ornamentierung zeigt mein Stück die grösste Ähnlichkeit mit einem von A. de Gregorio als Ammonites fallax Ben. F.4 licum dargestellten Typ vom Cap. S. Vigilio, es ist nur etwas involuter (Jconographia della Fauna dell’orizzonte Alpiniano. Palermo 1886. Taf. 24, Fig. 2). Leider be- schränkt sich der Verf. auf eine rein bildliche Darstellung seiner S. Vigilio- Sammlung ohne Text, wodurch eine Verwendung der Tafeln sehr erschwert wird. In verschiedenen Fällen, in denen jedenfalls eine Identität der neuen S. Vigilio-Formen Gregorios mit denen von M. Vacek festzustellen ist, müssen die Ersteren nach den Prioritätsregeln bestehen bleiben. Mit der Kritik von Vacek ist diese Feststellung nicht erledigt. Um eine einwandfreie Ent- scheidung treffen zu können, wäre eine Revision der zweifellos interessanten Materialien von Gregorio erforderlich, ich habe daher vorläufig die betreffenden gebräuchlichen Namen von Vacek beibehalten. Ebenso dürften sich auch einige der neuen Arten von G. Prinz aus dem ungarischen Unterdogger in der Gregorio’schen Gardasee-Kollektion vorfinden. 5) Der Vergleich in der Flankenverzierung zwischen Coeloceras modestum Vacek und Erycites gonionotus Ben. erstreckt sich nur auf die Innenwindungen des letzteren, wie sie M. Vacex (Oolithe vom Cap St. Vigilio, Taf. 16, Fig. 9) darstellt, mit dessen Original mein abgebildetes umbrisches Stück bei etwas Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 269 Belegmuster der beiden letzteren Arten veranschaulichen die Figuren 8 und 10 auf Tafel XII. In höherem Niveau der Schichtengruppe 4 treten in den roten Zwischenlagen noch ganz vereinzelte, aber schlecht erhaltene, oberflächlich zerfressene Ammonitensteinkerne auf, worunter eme Ludwigia aus der Verwandtschaft der Murchisonaesippe . und Grammoceras (Cotteswoldia) cfr. egena Buckman noch einiger- massen erkennbar waren. Weiter hinauf fehlen anscheinend makroskopische Fossilien. Die Vertretung der Opalinusgruppe ist daher hier jedenfalls günstiger, als im Breggiaprofil. Die etwas ungleiche faunistische Verteilung erklärt sich aus der lithologischen Fazies, insofern als bei Cesi die roten, ammoniten- führenden, knolligen Partien noch unmittelbar über die Ober- hasgrenze hinaus andauern!) (ebenso übrigens auch bei Baldo- erweiterter Evolution übereinstimmt. Auf dem äusseren Umgang des Benecke- schen Typus und schon vorher schieben sich zwischen die einfachen Gabel- rippen noch Schaltrippen ein (E. BEnEckE: Über Trias und Jura in den Süd- alpen, Taf. 7, Fig. 3). In meinem Material von der Fonte Caldarelle (und aus der Umgebung von Morro) finden sich auch solche Typen. : Ein von E. Bose als E. gonionotus dargestelltes Exemplar aus den Fleckenmergeln der bayrischen Alpen zeigt die Schaltrippen bis in die inneren Windungen hinein (Zeitschr. deutsch. geol. Ges. Bd. 46, Taf. 55, Fig. 1.). Mein umbrisches Original des Coeloceras modestum Vacek (Taf. XII, Fig. 10) ist identisch mit dem Gardasee-Typus von M. Vacex (loc. cit. Taf. 17, Fig. 4), dem sich auch meine griechischen Exemplare von Leukas usw., sowie die ungarischen Bakony-Stücke von G. Prınz angliedern lassen (Mitteil. Jahrb. ungar. geol. Anst., Bd. 15, Taf. 25, Fig. 3 u. 4). 1) Gleiche Verhältnisse wurden in dieser zonalen Höhenlage auch in den nordöstlichen Alpen beobachtet, so an dem kürzlich von mir besuchten Kammerkar (Kammerköhralp) bei Waidring (Tirol bezw. Salzburg). Hier enthalten die roten, plattigen Knollenkalke und ihre Zwischenmergel, die schon im Oberlias vorliegen, in ihrer oberen, lithologisch gleichartigen Fortsetzung noch unzweideutige Faunenelemente des unteren Doggers (vergl. hierzu auch Fezrx Hann: Geologie der Kammerker-Sonntagshorngruppe. Jahrbuch österr. geolog. R. A. (1910), Bd. 60, S. 379). Der von F. Hahn angegebenen Fossilliste des unteren Doggers seien aus meinem Material noch folgende Arten nachgetragen: Dumortieria evolutissima Prinz, Dumortieria Dumortieri Thioll. var. stricta Prinz, Dumortieria costula Rein. (Typ von Dumortier, Bassin du Rhône, Taf. 51, Fig. 1. u. 2), Coeloceras longalvum Vacek, Eryeites cfr. involutus Prinz, Erycites fallax Ben., Tmetoceras scissum Ben., Grammoceras subcomptum Branco, Grammoceras (Cotteswoldia) paucicostata Buckman, Lioceras opalinoides Vacek (Oolithe vom Cap St. Vigilio, Taf. 6, Fig. 18), Phylloceras ultramontanum Zittel, Phylloceras Nilssoni Hébert var. altisulcata Prinz, Phylloceras perplanum Prinz, Phylloceras tatricum Pusch, Phylloceras Frechi Prinz, Lytoceras amplum Oppel. 270 Carl Renz. vanal) am M. Generoso), während dann die ammonitenarmen, dichteren Kalklagen überwiegen und petrographische Âquivalente der Schichten 5 des Breggiaprofils ausbleiben. In beiden Profilen (Breggia und Cesi) fallen aber die zonalen und lithologischen Grenzlinien hier nicht genau zusammen. Weitere, jedoch lange nicht so fossilreiche Lias-Dogger- aufschlüsse finden sich auch auf der anderen Seite von Cesi, ın der Schlucht bei San Biagio (Fonte dell’Acquia; Fosso Schiglie) bzw. an deren Hang gegen den Monte San Erasmo?). | 2. Das Lias-Doggerprofil auf der Kammhöhe Colle Piano (805) zwischen Acquacastagna und Valdarena bzw. dem obersten Tessino- tal (südwestlich des Passes Somma), im Süden von Spoleto. ANA 2. Textfigur 2. Skizze der Schichtenfolge auf der Kammhöhe Colle Piano zwischen Acquacastagna und Valdarena. P.L. — Oberlias—Posidonienschichten; P.D. = Dogger— Posidonienschichten. Erläuterung zu Textfigur 2. Über den lichtgrauen, mehr oder minder gebankten Kalken, die den Höhenzug in der Richtung auf den Sommapass auf- bauen, folgen: 1) In den obersten roten Knollenkalken bei Baldovana am Generoso. wurde neuerdings noch Dumortieria evolutissima Prinz gefunden, Vergl. hierzu Eclogae geol. Helvetiae, Vol. XVII (1922), Nr. 2, S. 164. 2) B. Lorrr: I terreni secondari nei dintorni di Narni e di Terni. Boll: Comit. Geol. d’Italia, Serie 4 (1903), Bd. IV, S.15. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 271 1. Graue, geschichtete, auch mit Hornstein durchwachsene Kalke!), die nach obenhin grünlichgraue bis rötliche Mergel- zwischenlagen aufnehmen und dann durch immer verstärktere Einlagerung von dunkelroten oder grünlichgrauen bis gefleckten Mergeln in den gewöhnlichen Ammonitico rosso übergehen. Die Kalklagen enthalten bisweilen undeutliche Ammonitenreste und vertreten bei der herrschenden Konkordanz in ihrer unter den hangenden Bifronsschichten des Ammonitico rosso liegenden Partie naturgemäss den Domeriano, wobei die Domeriano-Ober- liasgrenze allerdings noch mehr oder minder in den Ammonitico rosso hineinfallen könnte, was sich hier bei dem spärlichen Vor- kommen von Ammoniten nicht genau fixieren liess. 2. Ammonitico rosso von üblichem Aussehen, jedoch mehr tonig und weniger knollig und infolgedessen auch weniger am- monitenhaltig. Es können daher nur einige Arten namhaft ge- macht werden, wie Hildoceras bifrons Brug. und Var., Heldoceras Mercati Hauer, Hildoceras Lillv Hauer, Hildoceras rheumatisans Dum., Hildoceras quadratum Haug, Lytoceras cornucopia Young and Bird, Phylloceras Virginiae Bonar., Phylloceras selinoides Menegh., Phylloceras Nilssoni Hébert und Var., Phylloceras hetero- phyllum Sow., Phylloceras Borni Prinz, Coeloceras crassum Phil., Hammatoceras insigne Schübl., daneben aber auch, in Anbetracht der allgemeinen Fossilknappheit besonders auffällig, die sonst seltene Frechiella (Achilleia) Achillei Renz (Bifronsschichten) ?). Der Ammonitico rosso enthält jedoch hier, und zwar ziemlich. im unteren Teil des roten Komplexes, plattige, graugrüne Kalk- schieferzwischenlagen, deren angewitterte Oberfläche mit den auch das Gestein durchsetzenden kleinen Individuen der Posidonia Bronni Voltz übersät ist. Diese Verkettung der für den mitteleuropäischen Oberlias bezeichnenden Posidonienschiefer mit der Ammoniten- knollenfazies ist eine auch im westgriechischen und südalba- nischen Oberlias verbreitete Erscheinung. Unter meinem west- hellenischen Sammlungsmaterial befinden sich Handstücke solcher oberliassischer Posidoniengesteine (Posidonia Bronni Voltz), die von denen des umbrischen Vorkommens in keiner Weise zu unterscheiden sind. Neben dieser lithologischen Ausbildung treten dann in der ionischen Zone von Westhellas in erheblicher geo- graphischer Ausdehnung (Südalbanien, Korfu, Epirus, Akarna- 1) Die tieferen Liaskalke erscheinen auch im Gebirgsland von Spoleto in der lithologischen Entwicklung der ionischen Pantokratorkalke, beispiels- weise auf den Höhen im Südwesten des Kapuzinerklosters von Spoleto, in dem östlich von Spoleto und dem Tessinotal aufsteigenden Gebirgszug usw. 2) Vergl. Beschreibung auf S. 293. 272 Carl Renz. nien) auch noch schwarze Oberlias-Posidonienschiefer von schwäbi- schem Habitus auf, teils in vollständiger, teils in partieller Ver- tretung der Ammonitenknollenfazies, und zwar in letzterem Fall ihres unteren Teiles. Äquivalente schwarze Schiefer können auch in der Brianza') den unteren Teil des oberliassischen Am- monitico rosso ersetzen. ; Die Oberliasbildungen streichen von der Kammhöhe Colle Piano einerseits nach Acquacastagna hinunter und folgen anderer- seits der westlichen Berglehne der obersten linken Tessino- Ursprungsschlucht in der Richtung auf Valdarena und Piedi- somma (hier oben, am Osthang des Monte Contino, auch mit Paroniceras sternale Buch var. [Taf. XII, Fig.9 und 9a] und weiteren Oberliasarten). Sie begleiten weiterhin die beiderseitigen Hänge des Tessinotales bis in die Nähe von Spoleto?), hier an mehreren Lokalitäten wieder ammonitenreicher, so westlich der Strasse auf der Anhöhe (615), südwestlich oberhalb der oberen Häuser Piedisomma (C. Ponte) und am östlichen Talgehänge, talauf- und talabwärts von den unteren Häusern Piedisomma (©. S. Antonio), d.h. zwischen den beiden Strassenbrücken. Weitere Fundpunkte liegen u. a. südlich Spoleto, im ersten rechten Seitentälchen des Tessino, an dessen Nordostflanke (südlich unterhalb San Giuliano) und im zweiten rechten Seitental bei C. Mustaiole (bzw. östlich Casa Pietricola), sowie auf der anderen Talseite auf der Höhe und im Einriss südwestlich des Spoletaner Kapuzinerklosters. Von allen diesen mehr oder minder ergiebigen Fundplätzen der näheren und weiteren Umgebung von Spoleto wurde schliess- lich ein Fossilmaterial zusammengebracht, das an Reichhaltigkeit der oberliassischen Arten den altersgleichen Aufsammlungen von der Fonte Caldarelle bei Cesi nicht nachsteht. Die aus dem Spoleto- gebiet stammenden seltenen Typen von Frechiella und Leukadiella werden im Verein mit den hier an mehreren Aufschlüssen gleich- falls angetroffenen Paroniceren im palaeontologischen Anhang beschrieben. Die unteren Doggerarten, wie Lioceras opalınum, 1) H. Rassmuss: Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik der südöst- lichen Brianza. Geolog. u. Palaeontolog. Abhandl. 1912, Bd. 10, S. 69. 2) Vergl. hierzu B. Lorrı: Sui risultati del rilevamento geologico nei. dintorni di Piediluco, Ferentillo e Spoleto. Boll. del Comit. geol. d’Italia, 1906, Serie 4a, Vol. VII, 8.7. — B. Lorrr: Cenni sulla geologia dei din- torni di Spoleto. Boll. soc. geol. ital. 1912, Bd. 31, S. 279 (mit Karte Taf. 8). — Eine Beschreibung einzelner Ammoniten aus dem Spoletogebiet und vom Monte Subasio findet sich auch bei C. Parisch e C. Viale: Contribuzione allo studio delle ammoniti del Lias superiore. Rivista Italiana di Paleonto- logia, 1906, Bd. 12, Heft 4. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 273 einige weitere Vertreter dieser Gruppe, Grammoceras aalense Zieten, Grammoceras fluitans Dum., Hammatoceras cf. procerinsigne Vacek und ungünstig erhaltene Eryciten sind, wie gewöhnlich, rarer. Ein besonders gut überliefertes und typisches Exemplar des Lioceras opalinum Rein. stammt beispielsweise aus den sich lithologisch zunächst noch gleichartig fortsetzenden postliassischen Schichten bei Piedisomma (am Hang über der Strasse Spoleto- Sommapass, zwischen C. S. Antonio und C. Ponte). In der Schich- tenfolge des Profils der Textfigur 2 selbst konnten leider noch keine Alenıano-Ammoniten ermittelt werden. Der Unterdogger dürfte aber hier ebenfalls die Oberregion des Ammonitico rosso mit den folgenden Übergangsbildungen einnehmen. 3. Der Ammonitico rosso des in Textfigur 2 dargestellten Profils geht durch Aufnahme von grünlich-grauen bis rot ge- fleckten und grauen Kalklagen, letztere z. T. bereits wieder mit Hornstein verwachsen, in einen Verband von alternierenden Kalk- und nach oben weiter schwindenden Mergellagen über, der seinerseits von einem Hornsteinkomplex 4 eingedeckt wird. 4. Bröckelige, gelb verwitternde, meist plattige Hornsteine, die im unteren Teil posidonienführende Lagen enthalten. Es handelt sich um die grösseren, übereinandergeschichteten und flachgedrückten Posidonien des Doggers, Posidonia alpina Gras. bzw. Posidonia Bucht Römer. Diese hier im Dogger auftretenden Posidoniengesteine sehen den ionischen Dogger-Posidonienhorn- steinen zum Verwechseln ähnlich. In Westgriechenland, einschliesslich der Ionischen Inseln und in Südalbanien (Ionische Zone) erlangen nämlich, wie ich schon früher nachgewiesen habe!), derartige, nach der Humphriesianum- stufe beginnende und anscheinend auch stratologisch die Klaus- schichten noch mit vertretende Posidonienhornsteine mit Posidonia alpina und P. Buchi eine weite regionale Verbreitung und dienen dort als wichtiger Leithorizont. Allerdings ist die vertikale Posi- donienanhäufung in dem umbrischen Hornsteinkomplex wohl geringmächtiger, als in Westhellas, so dass die posidonienführenden Lagen hier schwieriger zu eruieren sind, als dort; meine in Griechen- land gewonnene Erfahrung kam mir hierbei sehr zustatten. Die Hornsteine streichen in gleichem Höhenabstand parallel mit dem tieferen Ammonitico rosso weiter. Die Dogger-Posidonien wurden in dieser Gegend noch am Wege nach Acquajura, ober- halb der Ammonitico rosso-Aufschlüsse an der Strasse zwischen 1) Vergl. Literaturverzeichnis Anmerk. 4, $. 277—278. 18 274 ir : Carl Renz. = den unteren und oberen Häusern Piedisomma (©. S. Antonio und C. Ponte) festgestellt. Abgesehen von den interessanten faziellen Zusammenhängen dürften ie Posidonienhornsteine des oberen Doggers auch für die apenninische Jurastratigraphie von Bedeutung werden. Die Dogger-Posidonienhornsteine haben nämlich auch auf der Apenninenhalbinsel zweifellos ein viel grösseres Verbreitungs- gebiet, denn, abgesehen von einem von P. Principi') angegebenen Vorkommen am Monte Tezino bei Perugia, habe ich sie ausser- dem in den Vorbergen des Monte Terminillozuges bei der Fonte del Faggio, oberhalb der Strasse von Morro nach Leonessa wie- dergefunden. Der Oberlias und z. T. auch Unterdogger erscheinen hier eben- falls in der mergelig-kalkigen Knollenstruktur des Ammonitico rosso. Weiter oben zwischen’ Monte Puzzarı und Monte Fausola haben diese Bildungen die übliche Oberliasammonitenserie geliefert. Ein übersichtlicheres Profil wird durch die Hauptseiten- schlucht, Fosso di S.Croce, bei der Strassenbrücke zwischen Morro und Fonte delle Spugnette angeschnitten. Hier folgen über grauen Kalken grünlichsraue Mergel mit tonigen Kalk- zwischenlagen, darüber rot und grünlichgraue Mergel, z.T. als Knollenmergel mit Hildoceras bifrons usw., dann eine grössere Partie roter Mergel und wieder grünlichgraue Mergel mit Lytoceras Francisci Oppel, Erycites gonionotus Ben., Erycites Telegdi-Rothi Prinz, Erycites eximius Hantken, Erycites intermedius Hantken und weiteren Unterdogger-Eryeiten und -Phylloceren. In der Gegend von Morro ist daher in fortlaufender Über- lagerung des Oberlias ebenfalls ammonitenführender Unterdogger (Aleniano), wie höherer Dogger mit Posidonia alpina konstatiert. 3. Die Lias-Doggerentwicklung am Monte Subasio bei Assisi und _ am Monte Tezio bei Perugia. ‚Am Monte Subasio bei Assisi finden sich gute Aufschlüsse des Lias und Doggers in der Umgebung von Gabbiano im Süden 1) Paoro Princıpr: Gli strati a Posidonomya alpina nel M. Tezio presso Perugia. Atti Accad. dei Lincei 1909. (Rendiconti Classe scienz. fis. Serie V), Bd. 18, S. 605. Kieselschichten mit Posidonia alpina Gras. treten nach P. Prin- cipi in gleichem Niveau zwischen Unterdogger und Aptychenschichten auch am Monte Catria und Monte Nerone in der Provinz Marche auf. P. Prin- cıpr: La geologia del gruppo del Monte Catria e del Monte Nerone. Boll. soc. geol. ital. 1921, Bd. 40, S. 66. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 275 des Massivs, sowie bei dem nördlicher gelegenen Carceri in der Nähe von Assisi!). Bei Gabbiano folgen (am nördlichen Talhang oberhalb der Fonte Sermattei bzw. Fontanella) konkordant über grauen, wohlgeschichteten Kalken, die vielfach mit darin eingewachsenem Hornstein verbunden sind und oberflächlich nicht mehr näher bestimmbare Ammonitenabdrücke zeigen (Limonitammoniten wie in den Schichten 2u. des Breggiaprofils) : 1. Eine Serie von unten vorwiegend dunkelroten, darüber auch flyschartigen, blaugrauen bis graugelben, muschelig brechen- den Mergeln oder schiefrig-blätterigen Tonen. 2. Ammonitico rosso in der gleichen lithologischen und faunistischen Entwicklung bzw. zonalen Ausdehnung, wie bei Cesi, der nach oben m gebankte, gelblichgraue Kalke übergeht. Während in den dunkelroten basalen Mergeln 1 die Domeriano- arten Rhacophyllites libertus Gemm., Rhacophyllites lariensis Menesh. var. coshcillata Fucini, Rhacophyllites mimatensis Orb., Phylloceras CapitaneiCat., Phylloceras Emeryi Bettoni, Phylloceras Bettonii Del Campana, Harpoceras Curionii Menegh. gefunden wurden, lieferten die hangenden, eigentlichen Ammonitico rosso- Ablagerungen (2) eine reiche Ammonitenausbeute von den Bifrons- schichten bis zum unteren Dogger (in letzterem u. a. mit Erycites Partschi Prinz, Dumortieria Dumortieri Thioll. var. stricta Prinz, Grammoceras aalense Zieten, Grammoceras fluitans Dum., Lud- wigia decipiens Buckman, Lioceras opalinum Rein. var. compta Rein., Lioceras acutum Quenst. var. costala Horn, Lioceras cfr. amaltherforme Vacek). Mein oberliassisches Material von Gabbiano und Carceri schliesst sich, auch unter Berücksichtigung des Häufigkeitsprinzips bei den gewöhnlichen Arten, ohne irgend- welche Besonderheiten den entsprechenden Faunen der Fonte Caldarelle bei Cesi an. Während sich also hier bei Gabbiano der Domeriano noch petrographisch vom Oberlias unterscheiden lässt, ist er am Monte Tezio, jedenfalls z. T. als lithologische Einheit mit ihm ver- bunden. 1) Vergl. hierzu Ing. L. Fiorentin: Il Monte Subasio. Bolletino Comitato Geologico d’Italia 1912, XLIII, fasc. 4, S. 291. — B. Lorrr: Rela- zione sulla campagna geologica dell’anno 1912. Ebenda Bd. 44, 8.13. — P. Princrp1: Osservaz. geolog. sul monte Subasie. Boll. soc. geol. ital. (1909), Bd. 28, S. 254. a 276 Carl Renz. Am Monte Tezio!) steht am Westhang des gegenüber von Colognola auslaufenden Einrisses (Fosso di Colognola, östlich der Casa Belvedere) über grauen, kieselhaltigen Kalken des Mittel- has?) in Konkordanz regulärer, roter Ammonitico rosso an, der aber in seiner untersten Partie typische Domeriano-Ammoniten enthält, wie Phylloceras zetes Orb., Phylloceras Meneghinii Gemm., Rhacophyllites lariensis Menegh. u. a. - Nebenstehend ist in Textfigur 3 ein von hier stammender Rhacophyllites lariensis Menegh. abgebildet. Textfigur 3. Rhacophyllites lariensis Menegh. Wohnkammerexemplar aus dem Domeriano des Fosso di Colognola am Monte Tezio bei Perugia. Der Domeriano tritt daher am Monte Tezio jedenfalls mit seinen oberen Schichten in der lithologischen Entwicklung des Ammonitico rosso auf. Über dem Domerianoanteil des Am- monitico rosso erscheinen die gewohnten Faunen der Bifrons- schichten und des oberen Oberlias. Darüber kommen noch ver- einzelte Ammoniten des unteren Doggers vor. Es zeigt sich daher immer wieder, dass selbst der oberliassische ,,Ammonitico rosso‘“ — abgesehen vom oberjurassischen Ammonitico rosso (Acanthicus- 1) Vergl. hierzu P. Prıncıpr: Studio geologico del Monte Malbe e del Monte Tezio. Boll. soc. geol. ital. 1908, Bd. 27, S. 159. — P. Prıncıpr: Gli strati a Posidonomya alpina nel M. Tezio presso Perugia. Atti Accad. dei Lincei. Rendiconti Ser. 5 (1909), Bd. 18, S. 607. — B. Lorrı: Rilevamento geol. nei dintorni del Lago Trasimeno, di Perugia e d’Umbertide. Boll. Comit. geol. d’Italia Ser. III, Bd. 10, S. 207. ?) Der Unterlias wird hier und am Monte Subasio ebenfalls durch weisse, halbkristalline Kalke (mit Gastropoden) vertreten. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 277 schichten) — nur ein lithologisch-fazieller und kein stratologisch- zonaler Begriff ist. Der Ammonitico rosso geht am Monte Tezio durch zunehmende Einschaltung von rötlichen bis grauen, geschichteten Kalklagen in einen Komplex dieser Kalke mit dünnem, vorwiegend rotem, mergeligem Zwischenmittel über!). In höherem Niveau stellen sich wie im Breggiaprofil rote Hornsteine ein (Schichten 7 des Profils mit den üblichen Aptychen), ob als vollwertiges, stratigraphisches Äquivalent, bleibt aus Mangel an bezeichnenden Fossilien unentschieden. Eine ähnliche Entwicklung wie am Monte Tezio herrscht auch bei Carceri am Monte Subasio. Der noch höhere Jura, den ich noch nicht eingehender be- sichtigt habe, wird am Monte Tezio, wie überall in der ganzen Gegend (Bergland von Terni und Spoleto, Monte Subasio), von einer vorwiegend kalkigen Fazies eingenommen?), die stark an das Viglaeskalksystem der ionischen Zone von Westhellas erinnert. In Umbrien ist die altersgleiche faziell ähnliche Schichten- gruppe nur schon weiter zergliedert, teils infolge einer aus- reichenderen Makrofauna, teils aber wohl auch, weil sie in der ionischen Zone Westgriechenlands noch nicht überall so genau durchforscht ist, wie im italienischen Jura?). Das Gleiche silt auch für den Unter- und Mittellias. 4. Vergleiche. Beim Vergleich?) der umbrischen Lias - Doggerentwicklung mit den altersäquivalenten südschweizerischen und westgriechischen 1) Zwischen diesen oben schon kieselführenden grauen Kalken und den Aptychenschichten schalten sich am Monte Tezino (bei Podere Romitorio) die schon oben (8.274) erwähnten kieseligen Bildungen mit Posidonia alpinaein. 2) Vergl. ferner hierzu auch A. Verrı: Divisione tra le formazioni liasiche, giuresi e cretacee nei monti dell’Umbria. Boll. soc. geol. ital. 1884, Bd. 3, S. 109. — B. Lorrr: Sui risultati del rilevamento geolog. nei dintorni- di Piediluco, Ferentillo e Spoleto. Boll. Comit. geol. d’Italia 1906, Bd. 7 (Ser. 4a), S. 11. — B. Lorrr: I terreni secondari nei dintorni di Narni e di Terni. Boll. Comit. geol. d’Italia. Serie IV (1903), Bd. 4, S. 4. 3) Vergl. hierzu auch die neuere Schichtentabelle bei P. Prıncıer: La geologia del gruppo del Monte Catria e del Monte Nerone. Boll. soc. geol. ital. (1921), Bd. 40, S. 51 ff. *) Zum Vergleich kommt in erster Linie folgende Literatur in Betracht: a) Carz Renz: Beiträge zur Kenntnis der Juraformation im Gebiet des Monte Generoso (Kanton Tessin). Eclogae Geol. Helvetiae, Vol. XV (1920), Nr. 5, S. 523—584. (Hier auch Hinweise auf die ältere Literatur). b) CARL Renz: Die Geologie Griechenlands. I. Teil. Stratigraphische Untersuchungen 278 ca Carl es Bildungen ergeben sich in grossen Zügen zusammengefasst folgende wechselseitige Beziehungen. Die im Bergland von Spoleto und Cesi auftretenden älteren Liaskalke schliessen sich in ihrem Allgemeinhabitus der ionischen Entwicklung Westgriechenlands an (Pantokrator- kalke, ionische Dachsteinkalkfazies) und entfernen sich sowohl in der Farbe, wie durch das Fehlen von Hornsteineinschaltungen - von den gleichalten dunkeln lombardischen Liaskalken. Mit dem Herannahen des Mittellias wenden sich die um- brischen Sedimente hingegen mehr der anderen Seite zu, so dass die Schichten 2u. der Tessinerprofile und der Domeriano, und zwar erstere in annähernd gleicher, letzterer in ähnlicher Aus- stattung, im südlichen Umbrien wiederkehren. Der Domeriano ist im Südtessin als härterer Knollenkalk äusserlich gegen den tonigeren Oberlias noch einigermassen abgegrenzt; in Um- brien dominiert dagegen schon im Domeriano, wenigstens in seinem oberen Teil, die mehr mergelige Fazies, die sich im Profil am Monte Tezıo lithologisch nicht mehr vom oberliassischen Ammonitico rosso trennen lässt. In der ıonischen Zone Griechen- lands sind Domeriano-Ammoniten aus konkretionärer Fazies nur ganz sporadisch bekannt. Im allgemeinen hält hier die schon aus der Trias heraufreichende, lithologisch gleichbleibende Kalkentwicklung bis zur Unterkante des Oberlias an, im im griechischen Mesozoikum und Paläozoikum. Jahrbuch österr. geol. R. A. 1910, Bd. 60, Heft 3, S. 421—636. (Hierin auch Angabe der früheren Lite- ratur). — Cars Renz: Etudes stratigraphiques et paléontologiques, sur le Lias et le Trias en Grèce. Bull. soc. géol. France (4 série) 1909, Bd. 9, 5. 249-ff. — Carı Runz: Nouvelles recherches géologiques en Grèce. Bull. soc. géol. France (4e série) 1910, Bd. 10, S. 783. — Carı Renz: Über die Entwicklung des Mittellias in Griechenland. Verhandl. üsterr. geol. R. A. 1911, Nr. 10, $. 239. — Carr Runz: Geologische Exkursionen auf der Insel Leukas (Santa Maura). Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 1911, Bd. 63, Monatsber. Nr.:5; S. 276—315. — Caru Renz: Geologische Forschungen in Akarnanien. Neues. Jahrbuch für Min. usw. 1911, Beil. Bd. 32, S. 383—468. — Carr Renz: Die. Insel Ithaka. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 1911, Bd. 63, S. 468—495. — Carr Renz: Geologische Untersuchungen in Epirus. Central- blatt f. Min. usw. 1913, Nr. 17, S. 534-551. — Carr Renz: Recherches géologiques en Epire méridionale. Bull. soc. géol. de France, 4€ serie (1914), Bd. 14, S. 153—157. — Carr Renz: Die Entwicklung des Juras auf Kephal-- lenia. Mitteil. aus dem Jahrb. d. ungar. Geol. R. Anst., 1913, Bd. 21, Heft 2, S. 41—56. c) Da die oben skizzierten Verhältnisse der umbrischen Vorkom- men für die Vergleichsbetrachtungen ausreichen, erübrigt es sich hier, noch ein komplettes Verzeichnis der einschlägigen Literatur über Umbrien anzufügen, deren Zusammenstellung dem betreffenden Abschnitt der Lethaea vor- behalten bleibt. Is liegt auch ausserhalb meiner Aufgabe und Absicht, der Landesaufnahme irgendwie vorgreifen zu wollen. Schweizerischer, apenniniseher und westgriechischer Jura. 27 D Unter- und Mittellias uptsachlich durch Brachiopoden ge- kennzeichnet!). Der oberliassische Ammonitico 7Oss0 streicht dagegen auf der Riesenstrecke von Südakarnanien und Kephallenia über die Apenninenhalbinsel bis zu den südschweizerisch-lombardischen Vorkommen faziell einheitlich durch, allerorts mit der gleichen Cephalopodenwelt, in gleicher Steinkernerhaltung. In Umbrien und ım Tessin zeigt er auch etwa die gleichen Vertikalausmasse, wobei stratigraphisch und palaeontologisch eine untere und obere Abteilung auseinandergehalten werden konnte, wenigstens soweit es sich um die wichtigeren führenden Zonenarten handelt; in Griechenland ıst er in der Regel bei gleichbleibendem Zonen- inhalt geringmächtiger und ändert auch öfters seine Färbung von rot in grau oder gelbgrau, ebenso wie übrigens an manchen Lokalitäten von Umbrien?) oder östlich der Brianza. Die Färbung ist indessen auch nicht das wesentliche fazielle Merkmal, sondern die an oberliassischen Ammonitensteinkernen reiche, mergelige Knollenkalkentwicklung in Verbindung mit der gleichen faunisti- schen Entfaltung und Artenmischung. An den Örtlichkeiten, an denen die Hthologisch gleichartige Entwicklung des Ammonitico rosso nach unten oder oben über die Oberliasgrenzen hinausgeht, _ sind ihre überschiessenden Anteile jeweils durch die entsprechenden Faunenelemente des Domeriano bzw. Aleniano charakterisiert, Die gleiche oberliassische Ammonitenfazies kehrt auch in Ungärn (Bakony) wieder und erstreckt sich von der Argolis bis nach Südspanien und Marokko; sie verteilt sich also auf ein weit- reichendes Ablagerungsgebiet der Mediterranprovinz. Das Eingreifen von oberliassischen Posidonienschiefern (Po- sidonia Bronni Voltz) von mitteleuropäischem Gepräge, die im Westgriechenland (einschl. Korfu) und Südalbanien die kon- kretionäre Ammonitenfazies teils ganz ersetzen können, teils damit verbunden sind, macht sich auch noch im Bergland von Spoleto geltend und wahrscheinlich auch in der Brianza. Bei der faunistischen Vertretung des sowohl in den ticinesi- schen, wie umbrischen und westhellenischen Profilen festge- stellten, konkordant aufruhenden Unterdoggers (Opalinus- 1) Vergl. hierzu auch für Umbrien: Fauna liasica di Castel del Monte (Umbria) von G. DE AnGeris D'Ossar. Boll. soc. geol. ital. (1902), Bd. 21, S. 30. (Hier auch weitere Literatur), für Westhellas Anmerk. 4, S. 277. ?) So schlägt die rote Färbung des Ammonitico rosso auch an einer. Stelle ob Carceri (Monte Subasio) in der Horizontalrichtung unvermittelt in gelbgrau um. Die gleiche Farbenänderung in grau oder gelbgrau wird auch von manchen anderen, von mir nicht besuchten Vorkommen angegeben. 280 Carl Renz. ® und Murchisonaestufe) und :der höheren Doggerzonen spielt, ebenso wie im Domeriano und Oberlias, die Sedimentationsart eine grosse Rolle, indem allgemein die knollige Beschaffenheit der Niederschläge die beste Ammonitenführung gewährleistet. So kommt es, dass die Opalinusgruppe in Umbrien stärker hervortritt, als im Tessin, sowie umgekehrt Angehörige der ticmesischen Concavum- bzw. Sowerbyischichten überhaupt nicht angetroffen wurden, obwohl diese Zonen auch in der fortlaufenden Schichtenfolge der umbrischen Profile enthalten sein müssen. Die ionische Entwicklung der beiden Unterdoggerzonen (Aleniano) und der nächstfolgenden Horizonte schliesst sich im allgemeinen der der umbrischen Äquivalente an, wenigstens soweit es sich in Westhellas um die Profile mit Ammonitenknollenfazies handelt. Der Unterdogger der Insel Leukas hebt sich hier neben einigen korfiotischen und epirotischen Profilen durch seine relativ besonders reiche Ammonitenentfaltung hervor. In beiden Gebieten, Umbrien und Westhellas, war bis jetzt trotz des vollgültigen paläontologischen Nachweises eine genauere stratologische Trennung der Opalinus- und Murchisonaezone nicht durchzuführen; die Fossilführung steht eben weit hinter der an bestimmten Lokalitäten grossartigen Ammonitenfülle des Oberlias zurück. Bei dem umbrischen Profil der Fonte Caldarelle (Cesi) liegt allerdings die Voraussetzung nahe, dass die Opalinusschichten vorwiegend in dem oberen - Grenzrayon der Schichtengruppe 3 stecken und die unteren Kalke 4 mit ihren Zwischenlagen in erster Linie den Murchisonaehorizont repräsentieren. In der Breggiaschlucht (Tessin) liegen diese Verhältnisse insofern günstiger, als auch petrographisch gut ab- gegrenzte, z. T. sehr reichhaltige Fossillager — speziell für Murchi- sonaeschichten — zwischen ammonitenfreien Zwischenräumen eingeschaltet sind, wodurch Artenvermengungen vermieden werden und eine bessere Fraktionierung der Faunen verbürgt wird. Die westgriechischen Humphriesianum-Ammonitenkalke sind z. Zt. nur von Korfu und dem gegenüberliegenden epirotischen Küstenland bekannt und werden dort konkordant von Posi- donienhornsteinen des oberen Doggers mit Posidonia alpına Gras. bzw. Posidonia Buchi Römer überdeckt, die sich ihrer- seits über den ganzen Bereich der ionischen Fazieszone (Akar- nanien |Xeromeros], Epirus, Südalbanien, Ionische Inseln) ver- breiten. Das habituell vollkommen gleiche Wiederauftauchen dieser Posidonienhornsteinfazies mit Posidonia alpına im Dogger von Umbrien ist daher besonders bemerkenswert. Die umbrische Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 281 Entwieklung weist hier im oberen Dogger wieder mehr nach Süd- osten, während in der gleichfalls durchlaufenden Sedimentation des südschweizerischen Doggers die Posidonienhornsteine fehlen. Dagegen kommen jedenfalls sehr ähnliche kieselige Dogger- Posidoniengesteine mit Posidonia alpina Gras. nach A. Bettoni!) in der Gegend von Brescia (Collina dı Molvina) vor, die sich hier ebenfalls zwischen Aptychenschichten und kieselführenden Kalken, als Hangendem des unteren Doggers, einschalten. Die kieseligen Posidonienschichten des Doggers folgen daher in der angegebenen langen Zone vom Süden Akarnaniens (Xero- meros) dem oberliassischen Ammonitico rosso und entsenden ihre nördlichen Ausläufer gleichfalls bis zum südlichen Alpenhang. Bei der Fossilarmut der höheren Tessiner Dogger- und Malmgesteine, deren Gehalt an makroskopischen Versteinerungen vorwiegend aus Aptychen besteht”), kann eine genauere strato- logische Parallele mit den gleichalten Ablagerungen Umbriens nicht gezogen werden. Rote Hornsteine nach Art der roten Radiolarite der Breggia (Schichten 7 des Breggiaprofils mit Aptychen) treten indessen auch in Umbrien auf, ob beiderseits in genau gleicher Position und von gleichem stratigraphischem Umfang, muss beim Fehlen von leitenden organischen Resten dahingestellt bleiben. 1) A. Berront: Gli strati a Posidonomya alpina nei dintorni di Brescia. Boll. soc. geol. ital. 1904, Bd. 23, S. 403. Die Posidoniengesteine werden (S. 407) beschrieben als ,,sottili banchi di silice fortemente stipati con frequenti noduli o amigdali di selei policrome; nessune manifestazione nemmeno in tracce di calcare o di marne; la selce si sgretola e si frantuma al minimo urto, e tra i banchi esili come tra le linee di frattura & friabile........... Le Posi- donomye si annidano precisamente fra i letti e, salvo la loro compressione, sono nettamente visibili e conservate‘‘. Während der Drucklegung meiner Abhandlung hatte ich in Basel Gelegenheit, das von Herrn A. SENN gesam- melte Material aus dem italienischen Jurabezirk des San Giorgio- Gebirgs- stockes einzusehen. Hierunter befinden sich auch Handstücke mit Posidoma alpina (von Molino di sopra, südwestlich Clivio). Die petrographischen Unter- schiede dieser Handstücke sind aber zu beträchtlich, als dass dieses Vor- kommen in fazieller Hinsicht mit den Posidonienlagern des westgriechischen und umbrischen Doggers parallelisiert werden könnte. Ihrer lithologischen Ausbildung nach kommen die Dogger-Posidonienschichten von Clivio jeden- falls einem zweiten Vorkommen der Umgebung von Brescia, bei Croce di Brione, näher und lassen sich eher auch als Zwischenlagen eines der Schichten- serie 6 des Breggiaprofils ähnlichen Komplexes denken. Bis jetzt habe ich in den Schichten 6. der Breggia vergeblich nach Dogger-Posidonien gesucht, obwohl sie hierin liegen müssten. 2) Aus den benachbarten italienischen Juraablagerungen wird stellen- weise eine bezeichnendere oberjurassische Fossilführung angegeben. 282 Carl Renz: Aptychenhornsteine, meist jedoch von grauer bis gelber Färbung, kehren auch in der an Zone von Westhellas über den Dogger-Posidonienhornsteinen wieder, in besonders charakteristischer Ausbildung z.B. in Akarnanien (Umgebung von Zavista). Die bezeichnenden oberjurassischen Aulacomyellen- schichten sind dagegen bis jetzt mit lokalem Vorkommen nur auf die ionische Zone (Korfu, Epirus, Ichalss,) und auf Dalamahıen beschränkt. BT Eine dem oberjurassisch-untercretazischen Viglaes- kalksystem der ionischen Zone sehr ähnliche Entwicklung über- nımmt dann den Aufbau der obersten Juraglieder des besuchten Teiles von Umbrien und erinnert ihrerseits z.T. sehr an die Majolica bzw. Biancone des Mendrisiotto, deren unterer Teil hier auch noch dem Jura zugerechnet wird. In der ionischen Zone Westgriechenlands, in den hier be- sprochenen Profilen von Umbrien und im Generosomassiv ist daher die ganze Juraformation lückenlos zum Absatz gelangt. Das Gleiche gilt auch für das umbrisch-marcheanische Grenz- sebirge (Monte Catria, Monte Nerone). In der hierdurch angegebenen Richtung und Längserstreckung vom Süden der ionischen Zone bis hinauf zum Alpenrand herrschten daher jedenfalls während der ganzen Juraepoche jeweils gleiche oder doch noch ziemlich ähnliche Meeresverhältnisse, ie bei einer 1m ganzen ununterbrochenen Sedimentation während langer Perioden eine gleichzeitig gleichbleibende Meeresbevölkerung und Fazies bedingten. Lokale cal zeitlichschwankende Unterbrechungserscheinungen, wie sie im Lias des San Giorgio-Gebirgsstockes von A. een felder und A. Senn, sowie in manchen Teilen Umbriens von B. Lotti beobachtet wurden — anscheinend als Folge von zeitweiligen Inselerhebungen — können dieses Grundbild nicht verändern. Es würde über den Rahmen dieser kurzen Betrachtung hinaus- gehen, hier auch noch die Beziehungen zu der. sich beiderseits in der Querrichtung anschliessenden Entwicklung zu erörtern, umsomehr, als ich ohnehin in der Lethaea darauf zurückzukommen habe. 5. Paläontologischer Anhang. Die umbrischen Cephalopodenaufsammlungen werden im Hinblick auf die faunistische Zusammengehörigkeit bei der im Gange befindlichen paläontologischen Bearbeitung meines äquiva- lenten griechischen und südschweizerisch-lombardischen Materials mit verwertet. Da hiervon jedoch die Beschreibungen der seltenen 7 Fe Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 283 Ammonitengattungen bzw. Untergattungen Paroniceras, Frechiella und Leukadiella bereits separat erschienen sind'!), so soll die betreffende umbrische Suite ebenfalls gleich abgehandelt werden. Untergattung Paroniceras Bonarelli emend. Renz. Paroniceras sternale Buch nebst var. div. Taf. XII, Fig. 1 und 1a, 7, 11, sowie var. Fig 2 und 2a, 6 und 6a, 9 und 9a, 12 und 12a, 13. 1849. Ammonites sternalis Orbigny: Terrains jurassiques. Taf. 111, Fig. 1, 2 u. 3 (nicht Fig. 4 5, 6, 7). 1895. Paroniceras sternale G. Bonarelli: Il Gen. Paroniceras Bonar. [1893]. Bolletino della Societa Malacologica italiana. Bd. 19, S. 234, Taf. 4, Fig. 3 (Fig. 3a var.). 1906. Paroniceras sternale C. Parisch e C. Viale: Contribuzione allo studio delle ammoniti del Lias superiore. Rivista Italiana di Paleontologia. Bd. 12, Heft 4, S. 146, Taf. 7, Fig. 8 u. 9. (eventuell P. same Buch var.). 1912. Paroniceras sternale ©. Renz: Neuere Fortschritte in der Geologie und ee Griechenlands. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges., Bd. 64, Taf, TRANS Marz 15, Fig. 5. Textfiguren 18, 18a, 20, sowie var. Textfig. 22, 22a, 23, 23a. 1922. Paroniceras a C. Renz: Einige Tessiner Oberlias-Ammoniten. Telogae geol. Helvetiae. Vol. XVII, Nr. 2, S. 139,: Taf. 6, Fig. 1, la, 3; 3a, 7, 10, 10a, sowie var. 2, 2a, 5,.5a. g .: Die aus der Umgebung von a und Terni stammenden Paroniceren meiner Sammlung gehören, abgesehen von dem. einen nachstehend beschriebenen Paroniceras Buckmani Bonarelli, in den Variationskreis des Paroniceras sternale Buch. Es handelt sich ausnahmslos um die schlankeren Übergangs- formen gegen Paroniceras helveticum Renz bzw. die var. castellensis Renz des Paroniceras sternale.- Ein Stück von Piedisomma (Tessinotal) auf Taf. XII, Fig. 1 u. la entspricht bei regulärer Aufwicklung in der A meinem auf Taf.6, Fig. 2 u.2a dus le Breggia-Original (Eclogae geol. Helyetiae, Bd. 17). Die teilweise erhaltene Wohn- kammer dies ümbrischen Originales übernimmt ein Drittel des äusseren Umganges. Die Lobatur ist in ihren Grundzügen normal entwickelt, wenn sich auch in der Zeichnung des ersten Lateral- sattels schon eine Annäherung an das zitierte Breggia- Original zu erkennen gibt. Immerhin nd aber die La eo meinem 1) Car Renz: Einige Tessiner Oberlias-Ammoniten. KEclogae Bed: Helvetiae, Vol. XVII (1929), Nr. 2, S. 137—166. Mit Tafel VI und VII. Carr Renz: Neuere Fortschritte in Geologie und Paläontologie len lands mit einem Anhang über neue indische Dyas-Arten. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 1912, Bd. 64, S. 584-607, mit Taf. 14 u. 15. 284 Carl Renz. Empfinden nach nicht derart, zumal auch noch die Oberflächen- beschaffenheit der Steinkerne mitspielt (vgl. S. 285), dass sie eme Abtrennung von Paroniceras sternale rechtfertigen würden. Es handelt sich, wie gesagt, um eine der subglobosen, evoluteren Formen, die den Übergang zu Paroniceras helveticum Renz ver- mitteln und zu den häufigsten Paronicerentypen der Mittelmeer- länder gehören. Ein weiteres, hier auf Taf. XII in Fig. 2 u. 2a abgebildetes Wohnkammerexemplar von der Fonte Caldarelle bei Cesi weist ebenfalls etwa die gleichen Querschnittskonturen auf; ebenso richten sich auch die Suturen nach dem allgemeinen Modus. Bei engerem Anfangsgewinde tritt jedoch bei diesem Individuum mit zunehmendem Alter eine verstärktere Umbilikalerweiterungein. Bei dem auf Taf. XII, Fig. 9 u. 9a wiedergegebenen, etwas schlankeren, aber sonst ähnlich gestalteten Wohnkammerstück aus der Sommapassgegend (südlich Spoleto) kommt ein der- artiger, aberranter Wachstumsverlauf noch in erhöhter Aus- wirkung zur Geltung. Die Wohnkammer ist bei beiden Originalen der Figuren 2 u. 2a und 9 u. 9a ungefähr in derselben Länge er- halten. Auch bei gleich oder ähnlich profilierten Umgängen ent- wickelt sich daher die Aufrollungsspirale nach wiederausgeglichenem Umbilicalweitenverhältnis der Schlusswindung nicht immer gleich- mässig und ausserdem schwankt hierbei noch die Abweichung von der regelmässig weiterschreisenden Evolution innerhalb der verschiedenen Altersstadien, wie die beiden angeführten Beispiele und ihr Vergleich mit dem normal eingerollten Exemplar der Fig. 1 u. 1a zeigen. Wenn daher auch die Involutionsverhältnisse dieser drei in den Windungsumrissen sehr ähnlichen umbrischen Originale (Fig. 1 u. 1a, 2 u. 2a bzw. 9 u. 9a) bedeutend variieren, so habe ich es unter Berücksichtigung der raschen und vielseitigen Mutation der Sternalegruppe doch unterlassen, für die beiden letzteren Abarten neue Namen zu wählen und bezeichne sie konform meiner früher angewandten Nomenklatur als Paroniceras sternale Buch var. Übrigens habe ich auch schon früher auf das gelegentliche Auftreten einer aussergewöhnlichen Egredienz der Windungen während des Wachstums hingewiesen (Eclogae geol. Helv., Bd. 17, $. 142) und bilde auch hier auf Tafel XII, Fig. 12 und 12a zum Vergleich noch einen gleichgeformten, involuten Kern aus dem oberen Oberlias der Breggiaschlucht (Mendrisiotto, Kt. Tessin) ab, der mit den Innenwindungen der beiden soeben be- schriebenen umbrischen Abarten (Taf. XII, Fig. 2 und namentlich Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 285 Fig. 9) übereinstimmen und mit den folgenden Umgängen den- selben irregulären Wachstumsverlauf nehmen könnte. Allerdings könnte es sich bei diesem Kern auch um ein Zwischenglied zwischen P. sternale und seiner var. castellensis Renz handeln, ebenso wie bei einem ähnlich proportionierten Original auf Taf. 6, Fig. 5 u.5a meiner früheren Paroniceratenbearbeitung (Eclogae geol. Helv. Bd. 17). Soweit es sich nach der Darstellung beurteilen lässt, treten die beschriebenen Einrollungsvariationen nach C. Parisch und C. Viale auch im Oberlias des Monte Subasio (Assisi) auf (C. Parisch e C. Viale: Contribuzione allo studio delle ammoniti del Lias superiore. Rivista italiana di Paleontologia. Perugia 1906, Bd. 12, fasc. 4, S. 146, Taf. 7, Fig. 8 u. 9). Eine analoge Wachstumsdifferenzierung macht sich auch in der Helveticumgruppe bemerkbar, wie meine frühere Illustration einer Variation von Baldovana (Generoso) noch erkennen lässt (Eclogae geol. Helv., Bd. 17, Taf. 6, Fig. 8). Vergleicht man ferner die Lobenzeichnungen der bisher be- schriebenen Typen (Figuren 1, 2 und 9 auf Taf. XII) unterein- ander, so lassen sich auch hier bei gleicher Grundanlage kleinere “Unterschiede wahrnehmen, namentlich insofern, als der Haupt- laterallobus bei Fig. 1 etwas mehr gegen den äusseren Flanken- rand hin orientiert ist, als bei Fig. 2. Ich habe schon früher auf die beträchtliche Variabilität des Lobenbaues bei den Paroniceraten hingewiesen (Eclogae geol. Helvetiae Bd. 17, S. 141, 143, 144), sowie auf die daraus folgende Notwendigkeit, hier eine grössere Variationsbreite gelten zu lassen. Untergeordnete Abweichungen in der Zähnelung der Loben und Sättel sind auch oft nur auf das Erodieren, Abreiben oder Abätzen einer minimalen Oberflächen- schicht der relativ wenig harten Kalksteinkerne zurückzuführen. Bei der Überlieferungsart der Ammoniten in der Knollenkalkfazies sind die Steinkerne auch schon von Natur aus gern mehr oder minder korrodiert. So ist die Oberfläche bei dem Original der Fig. 2 besser konserviert, als bei dem in der Fig. 1 wiedergegebenen Stück. Ebendadurch hat auch die Feinheit des sonst normalen Lobenbildes bei dem Original der Fig. 9 auf Taf. XII schon gelitten. Das Original der Fig. 6 und 6a auf Taf. XII von Piedisomma im Tessinotal (südlich Spoleto) nähert sich im Querschnitt schon sehr der var. castellensis Renz des Paroniceras sternale, wird aber evoluter und insofern weniger hochflankig. Abgesehen davon liegt auch die grösste Windungsdicke noch um den Umbilical- trichter. Es wurde deshalb trotz seiner schmalen Gestalt noch als var. bei P. sternale belassen. 286 £ E Carl Renz. Ein weiteres Stück meiner Sammlung von einem kleinen Oberliasvorkommen südlich San Giuliano, d.h. aus dem ersten rechten Seitental des Tessino südlich Spoleto, ist ebenfalls ein sehr schlanker Typ, bei dem man im Zweifel sein könnte, ob er nicht schon in die Gruppe des Paroniceras helveticum Renz ein- zureihen ist. Die Maximalbreite der Umgänge nähert sich jedoch noch mehr dem Umbilicalrand und ausserdem bleibt die Spielart engnabeliger, als die bisher beobachteten Grenzformen des P. helveticum gegen P. sternale. Das betreffende Stück ist daher gleicherweise am besten als Paroniceras sternale Buch var. an- zusprechen. Zum Vergleich wurde ar in Fig. 7 auf Taf. XII noch em im höheren oberliassischen Amaninieo rosso der Alpe Turatı ob Erba aufgesammeltes Paroniceras sternale Buch meines Materials abgebildet, das beweist, dass neben einem von G. Bonarelli dargestellten Normaltypus des gleichen Fundortes (Boll. Soc. Malac. It. Bd. 19, Taf. 4, Fig. 3) auch die schlankeren Variationen des P. sternale in der Brianza wiederkehren. Das Original der Fig.7 auf Taf, XII von der Alpe Turati wurde mit Hüldoceras erbaense zusammen gefunden, es lag also in gleicher zonaler Höhe, wie die Paroniceraten der Breggiaschlucht und des Generoso (Kanton Tessin). In meiner letzten Poren den oo (Eclogae geol. Helv. Vol. 17 (1922), No. 2, $S. 146) hatte ich auf eine Sternale- Aberration mit mehr kantigem, cladiscitesähnlichem Umgangs- querschnitt hingewiesen, die von E. Stolley im Oberen des Kammerkars gefunden wurde. Auf Taf. XII, Fig. 13 wird nun eine Zwischenform zwischen P. sternale und dieser Kammerkar- Varietät zur Abbildung gebracht, die ich neuerdings im oberen Oberlias der Breggiaschlucht (Tessin) aufgesammelt habe. Ohne E. Stolley vorgreifen zu wollen, halte ich es für angezeigt, für diese Varietät eine besondere Varietätenbezeichnung zu wählen. Bei meiner kürzlich vorgenommenen Untersuchung der Ober- liasaufschlüsse des Kammerkars (Kammerköhralp) bei Waidrine in Tirol (bzw. Salzburg) konnte dort auch der Typus des Paroniceras sternale Buch mit breitgerundetem Rücken festge- stellt werden, wie er hier in Fig. 11 auf Tafel XII als Vergleichs- stück mit abgebildet wurde. Zur Synonymik des Paroniceras sternale Buch wäre noch zu bemerken, dass ein von G. Bonarelli (loc. cit. S, 284) in die Syno- nymenliste dieser Art eingereihtes Paroniceras von F. V. Raspail aus dem französischen Toarcien der Beschreibung nach zu Pa- roniceras Telemachi Renz gehört (Am. Nautiloides F. V. Raspail Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 287 [non Schlothj. Histoire naturelle des Ammonites. Paris 1842, S. 46, Taf. Il, Fig. 27 und Taf. 16, Fig. 4 [Lobenzeichnung|). Leider fehlte bei dem mir zugänglich gewesenen Exemplar der Raspail’schen Arbeit die Taf. II mit der betreffenden Abbildung, so dass ich mich lediglich auf die Beschreibung stützen muss („Testa discoïdea laevis, latere inflato, dorso acuto‘ etc.). Die ın meiner letzten Baron ratenbearpeinme zusammengestellte Synonymenliste des Paroniceras Telemachi Renz (Eclogae geol. Helv. [1922], Bd. 17, S. 146) wäre. daher durch das Zitat des Stückes von Raspail zu ergänzen. Überblickt man die bisher von mir aus dem Tessin, den Apenninen und Westhellas dargestellten ‘Typen der Sternale- gruppe, so könnte der Einwand erhoben werden, dass der Art- begriff bei Paroniceras sternale Buch zu weit gefasst seı, obwohl ich natürlich den hier nur mit ‚var.‘ © hezeichneten Typen ebenso- out neue Namen hätte beilegen können. In dem grossen, mir zur Verfügung stehenden Paroniceraten- material meiner Aufsammlungen treten aber die Variabilität, die Übergänge und semaine innerhalb dieser Gruppe ganz anders in Erscheinung, als bei einzelnen herausgegriffenen Stücken. Immerhin bleibt zu bedenken, dass es sich bei dem bisherigen Material durchweg nur um unvollständige Schalen handelt, denn viele Exemplare besitzen zwar noch eine fragmentäre Wohn- kammer, aber niemals den Mundsaum. Wenn man auf die Er- fahrungen bei anderen Gattungen, z.B. bei Arcestes, abstellt, wäre es doch möglich, dass sich die beschriebenen Einrollungs- variationen (wie Fig. 2 u. 9 auf Taf. XII) in vollständigem Zu- stand tatsächlich als verschiedene und wohl definierbare Arten oder Varietäten entpuppen. Sollte daher für diese subglobosen, anfangs engnabeligen und sich dann mit dem Alter stark erweitern- den Formen, deren Extrem die Fig.9 auf Taf. XII darstellt, ein neuer Name erforderlich werden, so sei hierfür var. umbra Renz vorgemerkt. Die Variabilität der Lobatur und ihre gewisse Abhängigkeit von der Oberflächenerhaltung der Steinkerne hinsichtlich der Nuancierung in der Auszähnung der Loben und Sättel wurde bereits oben hinreichend besprochen. Fundorte des Paroniceras sternale Buch bzw. Paroniceras sternale Buch var. im oberliassischen Ammonitico rosso des süd- lichen Umbriens: 1. Bei der Fonte Caldarelle, nordwestlich von Cesı bei Terni (Taf. XII, Fig. 2 u. 2a). 288 Carl Renz. 2. Zwischen Acquacastagna und Valdarena, am Osthang des Monte Contino (Westhang des obersten westlichen Astes des Tessinotales), im Westen des Sommapasses, südlich Spoleto (Bar XII Bier I u ga): 3. An der Strasse Spoleto-Sommapass, zwischen den unteren und oberen Häusern Piedisomma (C. S. Antonio u.C. Ponte), Taf. XII, Fig. 1 u.1a, 6 u. 6a. 4. Am Nordosthang des ersten rechten Tessino-Seitentälchens ab Spoleto nach Süden gerechnet, bzw. südlich unterhalb San Giuliano. Ausserdem bilden C. Parisch und C. Viale die Art vom Monte Subasio (Assisi) ab. Paroniceras Buckmani Bonarelli. Tafel XII, Fig. 4, 4a, 4b. 1849. Ammonites sternalis Orbigny: Terrains jurassiques. S. 345 (ex p.), Taf. 111, Fig. 6 u. 7 (nicht 1—3 und 4—5). 1895. Paroniceras Buckmani G. Bonarelli: Il Gen. Paroniceras Bonar. [1893]. Boll. Soc. Malac. It., Vol. 19, S. 236, Taf. 4, Fig. 5, 5a, 8, 8a. Ein glücklicher Fund des seltenen Paroniceras Buckmani Bonarelli bei der Fonte Caldarelle (Cesi) ermöglicht mir heute, die in meiner letzten Paroniceratenbearbeitung -offen gelassene Frage über einen eventuellen Zusammenhang zwischen dieser Art und der var. castellensis Renz des Paroniceras sternale Buch zu be- antworten (vel. hierzu Eclogae geol. Helv., Bd. 17, S. 148—151). Eine Präparation des Nabels mit Freilegung der Innen- windungen lässt erkennen, dass das vorliegende Paroniceras Buckmani von Cesi auch schon in der Jugend die komprimierte, discoidesartige, extern zugeschärfte Form besessen hat und somit ein Zusammenhang dieser Art mit der var. castellensis, wie den im Alter gekielten Sternale-Aberrationen!) nicht in Betracht kommt. Der einzige, durchgängig gekammerte Steinkern des Paroniceras Buckmani von der Fonte Caldarelle entspricht dem z. T. noch mit Wohnkammer versehenen, gleicherhaltenen Original Bona- rellis von der Fonte Vernosa am Monte Catria (Boll. della Soc. Malacologica italiana. Bd. 19, Taf.4, Fig. 8), nur macht sich bei meinem noch etwas flacheren Exemplar eine leichte, aber deutlich akzentuierte Abböschung der Flanken vor dem Um- bilicalrand bemerkbar. 1) Mit partiellem Siphonalkiel, Vergl. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. 64, S. 604—605. E Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 289 Der lanzettartig schneidend zugeschärfte Windungsquerschnitt ist bei beiden Gehäusen gleich ausgebildet, ebenso dürfte auch die Lobatur übereinstimmen. Der Suturenverlauf ist bei der Bonarelli’schen Figur 8 wohl etwas verzeichnet, indem bei dem engen Stand der Kammer- scheidewände die innseitig anschliessenden Sattelbögen mit dem jeweils nächstfolgenden Hauptseitenlobus verbunden erscheinen. Differenzierungen in der detaillierten Verzackung der Loben und Sättel gehen jedenfalls ebenso häufig auf die Oberflächen- erhaltung bzw. Korrosion der Steinkerne zurück, als auf individu- elle Anlage, worauf schon bei der Sternalegruppe aufmerksam semacht wurde (8. 285). So zeigt auch der Externsattel eines von G. Bonarelli (Boll. soc. Malac. Ital. Bd. 19, Taf. 4, Fig. 5a) dargestellten französischen P. Buckmani deutlichere Einkerbungen, als dasselbe Organ meines umbrischen Exemplares, allerdings bei gleichzeitig abweichender Form des Hauptlaterallobus. Schon auf der Gegenflanke der Abbildungsseite meines Paroniceras Buckmani prägt sich jedoch die Zähnelung der Externsättel schärfer aus, so dass in der Ausbildung dieses Suturgliedes kein Unterschied mit dem zitierten französischen Original von Bonarellı besteht. Immerhin dürfte aber die bei der Sternalegruppe beobachtete Variabilität der Suturen auch bei P. Buckmani wiederkehren. Trotz der bemerkten geringfügigen Unterschiede glaube ich aber, die beiden apenninischen Originale von Bonarelli und nur unter dem gleichen Artnamen vereinigen zu dürfen. Als Typus des Paroniceras Buckmani Bonarelli ist nach seinem Autor das Original der Fig. 6 u. 7 auf Taf. 111 von Orbigny (Terrains jurassıques) zu betrachten. Auf den ersten Blick gewinnt man den Eindruck, als ob die apenninischen Stücke von Cesi und vom Monte Catria wesentlich evoluter und auch schlanker wären, als der französische Original- typus. Vergleicht man jedoch die Einrollungs- und Formen- verhältnisse bei gleicher Windungslänge, so verringern sich die Unterschiede auf ein Minimum, so dass an eine nomenklatorische Abzweigung der italienischen Individuen nicht zu denken ist. Bei den grösseren apenninischen Originalen macht sich mit zu- nehmendem Alter eine aussergewöhnliche progressive Erweiterung des Nabels geltend, deren Eintreten sich übrigens auch bei dem kleineren Orbignyschen Stück (wohl Kern) schon ankündigt. Ein von G. Bonarelli gleichfalls zu Paroniceras Buckmani gezogener württembergischer Typ von F. A. Quenstedt (Die Ammoniten des schwäbischen Jura. 1885. Taf. 50, Fig. 6 [sub nom. Ammonites sternalis], nicht Fig. 7) erinnert schon äusserlich mit 19 290 Carl Renz. seiner gedrungeneren Gestalt mehr an die schlankeren Varietäten der Sternaleserie. Der Quenstedt’schen Zeichnung nach könnte es sich auch bei der Kielentwicklung eher um eine bei der Sternale- gruppe während des Wachstums gelegentlich beobachtete sipho- nale kielartige Auftreibung auf den äusseren Windungen handeln (durch Emporstossen des extrem randständig werdenden Siphonal- stranges), wie ich sie schon früher bei einzelnen Individuen aus dem französischen Toarcien beschrieben habe (Zeitschr. deutsch. geol. Ges. 1912. Bd. 64, S. 604—605). Ausserdem fällt aber bei dem betreffenden schwäbischen Fossil (aus dem Lias © von Holzmaden) der für einen Paroniceraten exzeptionelle Lobenbau mit seiner mehr gleichwertigen Aus- gestaltung des zweiten Laterallobus auf, der zudem noch höher hinaufrückt, d.h. ganz bis zum Scheitel des zweiten Lateral- sattels auf die Flanken selbst zu liegen kommt, so dass bereits ein dritter Lobus (erster Auxiliarlobus) auf die Umbilicalwand fällt. Dieses Quenstedt’sche Original der Fig.6 auf Taf. 50 be- sitzt daher ein vollgültiges Seitenelement mehr, als die echten Paroniceren, also die gleiche Anzahl wie Agassiceras, und wäre folgerichtig als Agassiceras und selbständige Spezies — Agassiceras Helenae Renz — zu kennzeichnen. Der enge Zusammenhang und Übergang von Agassiceras zu Paroniceras tritt auch hier wieder in Erscheinung. Umgekehrt gibt es aber auch schon im Mittellias (?) skulpturierte Formen nach Agassicerasart mit der einfachen bilobalen Suturführung der Paroniceren, wie der von mir aus Portugal beschriebene Paroniceras lusitanicum Renz. Ich hatte daher Paroniceras nicht mehr als selbständiges Genus, wie sein Gründer Bonarelli, sondern nur noch als Subgenus von Agassiceras beibehalten. Unter Um- ständen wäre es sogar vorzuziehen, den Namen Paroniceras. nur noch als Gruppenbezeichnung zu verwenden. Auf alle Fälle ist aber die Quenstedt’sche Fig. 6 auf seiner Taf. 50 aus der Synonymenliste des Paroniceras Buckmanı zu streichen, während die Fig. 7 der gleichen Quenstedt’schen Tafel schon früher als Paroniceras Telemachi Renz isoliert wurde.!) Paroniceras Buckmani Bonarelli ist daher bis jetzt aus dem Oberlias der Zentralapenninen (Monte Catria in der Provinz Marche und Cesi in Umbrien), sowie aus dem französischen Toarcien bekannt. 1) Cars Renz: Zeitschr. deutsch. geol. Ges., Bd. 64 (1912), S. 603, Taf. 15, Fig. 6 u. 7. — Caru Renz: Eclogae geol. Helv., Bd. 17 (1922), S. 146. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 291 Paroniceras sternale Buch, als die von Agassiceras abgeleitete Stammform, wird durch folgende Mutationsreihe mit Paroniceras Buckmani Bonar. verbunden: Paroniceras sternale Buch, globoser Typus mit breitgerundetem Rücken, Paroniceras sternale, Spielart von Orbigny (Taf. 111, Fig. 1 u. 2), Paroniceras sternale Buch var. bisbinensis Renz (Eclog. geol. Helv. FSU, Taf oe u La), \f Paroniceras Telemachi Renz (Exemplar von Orbigny: Terrains jurassiques Taf. 111, Fig. 4 u. 5), Paroniceras Telemachi Renz ‘Exemplar von C. Renz: Zeitschr. deutsch. geol. Ges. Bd. 64, Taf. 15, Fig. 6 u. 7), Paroniceras Buckmani Bonarell. Für das Zwischenglied Paroniceras sternale Buch var. bis- binensis Renz war der Varietätenname (loc. cit.) zunächst nur provisorisch gegeben worden; es ist gerechtfertigt, diese wohl charakterisierte Mittelform der Sternale-Telemachi-Buckmani- Reihe auch nomenklatorisch zu fixieren und somit die Bezeich- nung var. bisbinensis Renz als definitiv zu betrachten. Eine weitere, schon früher beschriebene Entwicklungsreihe führt von Paroniceras sternale Buch typus zu Paroniceras helveticum Renz (Eclogae geol. Helv. Bd. 17, S. 139ff.). Bei der raschen und mannigfaltigen Mutationstendenz der Paroniceratengruppe — alle diese Mutationen treten mit P. sternale typus ım unteren Teil des oberen Oberlias nach der Bifrons- zone auf — ist zu erwarten, dass dieses hier gegebene Entwicklungs- schema durch künftige Funde noch weiter ausgeglichen werden kann. G. Bonarelli leitet Paroniceras Buckmani von Ammonites capillatus Denckmann (Doerntener Schiefer) ab und begründet hieraus einen umgekehrten Verlauf der Formenreihe zu Paroniceras sternale als jüngstem Endglied (Boll. della Societa Malacologica italiana. Bd. 19, S. 237 u. 238). Ammonites capillatus Denckmann gehört, wie schon früher betont, ohne Zweifel zu den Harpo- ceraten, wodurch diese Abstammungskombination dahinfällt. E. Haug stellt den À. capillatus Denckmann gleichfalls zu Harpoceras, obwohl auch bei seinem Exemplar, ebenso wie bei den Doerntener Stücken, die Loben unsichtbar bleiben (Bull. 292 Carl Renz. soc. géol. de France. 3° serie (1892), Bd. 20, S. 330, Taf. 10, ball), Ebenso hat auch A. lenticularıs Buch trotz seines mit P. Telemachi korrespondierenden herzförmigen Querschnittes ausser- halb dieser Reihe zu bleiben. Er besitzt im Gegensatz zu dem nur. zugeschärften Externteil der Telemachi-Buckmanigruppe einen deutlich abgesetzten, eigentlichen Kiel, der die harpoceras- artig geschwungenen Faltenrippen der Flanken unterbricht. Bei Paroniceras Telemachi Renz und P. Buckmani Bonarelli gehen die feinen Anwachsstreifen der Schale durchlaufend über den zugespitzten Rücken hinweg. Paroniceras lenticulare Buch steht daher etwa in demselben Verhältnis zur Telemachi-Buckmanigruppe, wie Paroniceras lu- sitanicum Renz zur Sternalegruppe. Übrigens wird Paroniceras lenticulare Buch, das mir sonst aus dem Oberlias der Alpen, Apenninen und Griechenlands nicht bekannt geworden ist, von E. Fossa-Mancini aus dem Oberlias der Montagna della Rossa zitiert (Atti della Societa Toscana di scienze naturali. Bd. 30 [1915], S. 237). Das Buch’sche Original des Paroniceras lenticulare stammt aus dem Oberlias von Mende im Depart. Lozere (Vel. hierzu L. Buch: Explication de trois planches d’Ammonites. Gesammelte Schriften 8. 95, Taf. 7, Io, Dal.) Fundort des Paroniceras Buckmani Bonarelli: Im ober- liassischen Ammonitico rosso der Fonte Caldarelle nordwestlich von Cesi bei Terni. Subgenus Leukadiella Renz. Leukadiella Helenae Renz. nee ACTE tree 1912. Leukadiella Helenae Renz: Neuere Fortschritte in der Geologie und Paläontologie Griechenlands. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges., Bd. 64, S. 587, Taf. 14, Fig. 1, 2, 3 und Textfig. 17. Ferner zum Vergleich: 1922. Leukadiella Helenae Renz var. ticinensis Renz: Einige Tessiner Oberlias-Ammoniten. Eclogae geolog. Helvetiae, Vol. XVII, Nr. 2, $.152, Taf. 7, Fig. 1. Der äussere Umgang des einzigen Stückes meiner apennini- schen Aufsammlungen ist zwar stark abgerieben, der Kern aber gut konserviert. Ein direkter Vergle‘ch mit meinem leukadischen und ticinesischen Original ergibt in der Form, in der prägnanten Skulptur und der primitiven Lobatur eine vollkommene Identität des umbrischen Exemplares mit Leukadiella Helenae. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 293 Fundort der Leukadiella Helenae Renz: In den Bifrons- schichten des oberliassischen Ammonitico rosso auf der Anhöhe (615), südwestlich oberhalb der oberen Häuser Piedisomma (C. Ponte), im Westen der Strasse Piedisomma-Sommapass und südöstlich von Valdarena. Gattung Hildoceras Hyatt. Untergattung Frechiella Prinz. Frechiella (Achilleia) Achillei Renz. 1912. Frechiella (Achilleia) Achillei Renz: Neuere Fortschritte in der Geo- logie und Paläontologie Griechenlands. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. Bd. 64, S. 594, Taf. 14, Fig. 5 u. 6. 1922. Frechiella (Achilleia) Achillei Renz: Einige Tessiner Oberlias-Ammo- niten. Eclogae geol. Helvetiae, Vol. XVII, Nr. 2, S. 161, Taf. 7, Fig 270.28 Infolge teilweise toniger Beschaffenheit der Füllmasse ist die vereinzelte Frechiella Achillei meines umbrischen Materials nur halbseitig überliefert. Das verbliebene, sonst gut erhaltene Kalkfragment lässt jedoch die zur Bestimmung erforderlichen charakteristischen Merkmale klar hervortreten, d.h. ın erster Linie die skulpturfreie, glatte Oberfläche des Steinkernes, zweitens den Verlauf der enggedrängten Suturlinien und drittens an einer Stelle auch den beiderseits von Furchen flankierten Rückenkiel. Ebenso lassen die Lobatur und die rekonstruierte Schalenform gegenüber den zum Vergleich vorliegenden Originalen keinerlei Unterschiede erkennen. Etwa ein Drittel des vorhandenen äusseren Umganges trifft auf die Wohnkammer. Fundort der Frechiella (Achilleia) Achillee Renz: In den Bifronsschichten des oberliassischen Ammonitico rosso auf der Kammhöhe Colle Piano (805) zwischen Acquacastagna und Val- darena bzw. dem obersten Tessinotal, im Südwesten des Somma- passes, südlich Spoleto. Frechiella (Achilleia) Achilleı Renz ist daher bis jetzt aus dem unteren Oberlias (Bifronsschichten) von Epirus (ionische Zone Griechenlands), von Umbrien und der Breggiaschlucht im Mendrisiotto (Kanton Tessin) bekannt. Sie kehrt nach dem Material von Herrn A. Senn (Basel) innerhalb der Schweizer- grenzen noch im Oberlias des San Giorgio-Gebirgsstockes wieder, und zwar in den Bifronsschichten beim westlichen Molino süd- lich Arzo (zugleich mit F. kammerkarensis Stolley var. helvetica Renz). 294 Carl Renz. Frechiella kammerkarensis Stolley var. lariensis Renz. Tafel XII, Fig. 5 und 5a. 1922. Frechiella lariensis Renz: Einige Tessiner Oberlias-Ammoniten. Eclogae geol. Helvetiae, Vol. XVII, Nr. 2, S. 162. Wie ich bereits in meiner Bearbeitung der Tessiner An- gehörigen dieser Untergattung ausführte, stehen sich die skulptur- losen und skulpturierten Formen nicht schroff abgetrennt gegen- über, sondern sind durch Übergänge verbunden. Solche Übergangsglieder mit dem Anflug einer Berippung fanden sich schon ın meinem Tessiner Material; mangels ge- eigneter Erhaltung der betreffenden Stücke wurde aber seinerzeit auf eine bildliche Darstellung verzichtet. Auf Taf. XII, Fig. 5 u. 5a wird nunmehr ein derartiger Typ von Piedisomma (südl. Spoleto) abgebildet. Die bei geeignet auffallendem Licht deutlich zu beobachtenden, ziemlich weit- stehenden, zarten und flachen Fältchen überziehen die Flanken etwa radıal und laufen an den Aussenkanten der Kielfurchen ın einem schwachen Höcker aus. Die Rippen der var. Gerecsencis Prinz der Frechiella kammer- karensis endigen am Aussenrand ebenfalls in schwachen Höckern. Die Rippen der ungarischen Varietät sind aber umgekehrt be- deutend stärker, als die des Typus (Földtanı Közlöny 1906. Bd. 36, S. 158). Das umbrische Exemplar wirkt im Querschnitt etwas schmaler, als Frechiella Achillei, doch befinden sich in meinem Tessiner Material auch gedrungenere Gehäuse. Die Hälfte des äusseren Umganges gehört der Wohnkammer an; die Übersichtlichkeit des Lobenbaues wird daher gerade durch die fehlerhafte Stelle des Originales stark beeinträchtigt, immerhin lässt sich aber noch eine Angleichung der Suturführung an den Allgemeintypus der Kammerkarensisgruppe feststellen. Von den schon beschriebenen feinrippigen Frechiellentypen, Frechiella kammerkarensis Stolley var. helvetica Renz und Frechiella subcarinata Young and Bird, unterscheidet sich die var. lariensis durch die unverhältnismässig schwächere Skulpturprägung bei weiterer Rippenstellung. Frechiella subcarinata zeigt ausserdem einen sowohl von der var. helvetica, wie var. lariensis abweichenden Lobenbau. Die suturellen Verschiedenheiten kommen namentlich bei der Aus- buchtung und Verzackung des ersten, d.h. Hauptlaterallobus, wie in der Ausgestaltung des ersten Lateralsattels und der naht- wärts daran anschliessenden Suturenpartie zum Ausdruck. Schweizerischer, apenninischer und westgriechischer Jura. 295 Bei Vergleichen mit F. subcarinata ist man auf die Abbildungen von Wright!), G. Prinz?), Oppel*) und Buckman?) angewiesen, da die alten Reproduktionen dieser Art von Young and Bird>) und Philipps‘) die in Betracht kommenden spezifischen Merkmale viel zu unklar oder gar nicht hervortreten lassen”). Fundort der Frechiella kammerkarensis Stolley var. lariensis Renz: Im oberliassischen Ammonitico rosso zwischen den oberen und unteren Häusern Piedisomma (C. S. Antonio und C. Ponte, also nordwestlich unterhalb Acquajura), an der Strasse Spoleto- Sommapass, in Gesellschaft des Hildoceras bifrons. Ein weiterer Fundort dieser Varietät sind die Bifronsschichten der Breggiaschlucht unterhalb Castel San Pietro im Mendrisiotto (Südtessin). Die paläontologische Bearbeitung wurde in der geologisch- paläontologischen Anstalt der Universität Basel ausgeführt. Ich möchte daher auch an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. A. Buxtorf meinen besten Dank aussprechen. Das dieser Abhandlung zugrunde liegende paläontologische Material ist Eigentum des Verfassers (Privatsammlung C. Renz). 1) 1884. Phylloceras subcarinatum Th. Wright: Monogr. of the Lias- Ammonites of the British Islands. Taf. 81, Fig. 1—3. 2) 1904. Frechiella subcarinata Prinz: Über Rückschlagsformen bei liassischen Ammoniten. Neues Jahrb. für Min. etc. 1904, Bd. I, Taf. 2, Fig.1. 2) 1862. Ammonites subcarinatus Oppel: Palaeontol. Mitteil. Taf. 44, Fig. 1 (Fig. 2 = Typus der F. kammerkarensis Stolley). Nach G. Prınz gleicht die Fig. 1 von Oppel seiner var. truncata Prinz (Mitteil. Jahrb. ungar. geol. Anst. Bd. 15, S. 64). *) 1910. Frechiella subcarinata Young and Bird in Yorkshire Type Ammonites von S.S. Buckman. London 1910. Part. II, Taf. 23, Fig. 1 und 2. Unterscheidet sich von der var. helvetica Renz der F. kammer- karensis u.a. auch durch die wechselnde Stärke ihrer Rippen. 5) 1822. Nautilus subcarinatus G. Young and J. Bird: A Geological survey of the Yorkshire coast. Taf. 12, Fig. 7. 5) 1875. Ammonites subcarinatus John Philipps: Ilustr. of the Geo- logy of Yorkshire. Part. I. Yorkshire coast (III edit.). Taf. 13, Fig. 8. *) Die von G. BoNARELLI angegebene Abhandlung von Catullo (Int. ad una nuova classif. delle cale. rosse ammon. 1853), die gleichfalls noch eine Abbildung der Frechiella subcarinata enthält, konnte leider nicht beschafft werden (vergl. hierzu G. Bowarktıı: Osservaz. sul Toarciano e l’Aleniano dell’Appennino centrale. Boll. soc. geol. ital. (1893) Bd, 12, S. 197). Carl Renz. Erklärung der Tafel XII. . 1 und la. Paroniceras sternale Buch aus dem oberliassischen Ammo- nitico rosso zwischen den Häusern Piedisomma (C. S. Antonio und C. Ponte), an der Strasse Spoleto-Sommapass. Evolutere Spielart mit teilweiser Wohnkammer. . 2 und 2a. Paroniceras sternale Buch var. Wohnkammerexemplar aus dem oberliassischen Ammonitico rosso bei der Fonte Caldarelle nord- westlich von Cesi bei Terni. .3. Leukadiella Helenae Renz aus dem oberliassischen Ammonitico ‚rosso (Bifronsschichten) auf der Anhöhe südwestlich oberhalb der oberen Häuser Piedisomma (C. Ponte) und südöstlich von Valdarena, im Westen der Strasse Piedisomma—Sommapass, südlich Spoleto. . 4, 4a, 4b. Paroniceras Buckmani Bonarelli. Gekammertes Stück aus dem oberliassischen Ammonitico rosso bei der Fonte Caldarelle nord- westlich von Cesi bei Terni. ue . 5 und 5a. Frechiella kammerkarensis Stolley var. lariensis Renz. Wohn- kammerexemplar aus dem oberliassischen Ammonitico rosso (Bifrons- schichten) zwischen den Häusern Piedisomma (C. S. Antonio und C. Ponte), an der Strasse Spoleto—Sommapass. . 6 und 6a. Paroniceras sternale Buch var. aus dem oberliassischen Am- monitico rosso zwischen den Häusern Piedisomma (C. S. Antonio und C. Ponte), an der Strasse Spoleto—Sommapass. .7. Paroniceras sternale Buch. Schlankere Variation aus dem ober- liassischen Ammonitico rosso (oberer Oberlias) bei der Alpe Turati ob Erba in der Brianza. g. 8. Erycites gonionotus Benecke (St. Vigilio-Varietät von M. Vacek) aus dem unteren Dogger bei der Fonte Caldarelle nordwestlich von Cesi bei Terni. . 9 und 9a. Paroniceras sternale Buch var. Wohnkammerexemplar aus dem oberliassischen Ammonitico rosso zwischen Acquacastagna und Valdarena am Osthang des Monte Contino, bezw. am Westhang des obersten linken Tessinotales, südlich Spoleto (westlich des Somma- passes). . 10. Coeloceras modestum Vacek aus dem unteren Dogger bei der Fonte Caldarelle nordwestlich von Cesi bei Terni. . 11. Paroniceras sternale Buch. Gekammertes Vergleichsstück aus dem Oberlias des Kammerkars (Kammerköhralp) bei Waidring in Tirol. . 12 und 12a. Paroniceras sternale Buch var. Kern aus dem oberen Oberlias der Breggiaschlucht im Mendrisiotto (Kanton Tessin). . 13. Paroniceras sternale Buch var. aus dem oberen Oberlias der Breggia- schlucht im Mendrisiotto (Kanton Tessin). Abgesehen von den verdoppelten Figuren 3 und 11 entsprechen sämt- liche Figuren der Taf. XII der ungefähren natürlichen Grösse der Originale. Die Seitenansichten sind unretouchierte Photographien (exkl. Fig. 12), die Querschnitte (exkl. Fig. 4b) Zeichnungen (von Herrn A. Zuberbühler in Basel-Binningen). Manuskript eingegangen 1. September 1923. Bericht über das Basler Naturhistorische Museum für das Jahr 1922. Von H. G. Stehlin. Das Jahr 1922, mit dem das Naturhistorische Museum sein 2. Jahrhundert angetreten hat, ist im ganzen sehr stille ver- laufen. Zwei unserer tätigsten Mitarbeiter, Herr Dr. Baumberger und der Kustos, Herr Dr. Roux sind durch schwere Krankheit monatelang vom Museum ferngehalten worden; zu unserer Freude haben beide im Herbst ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können. Auf unsern Antrag sind die Herren Drs. A. Helbing und S. Schaub, die sich schon seit Jahren eifrig an der Verwaltung der osteo- logischen Abteilung beteiligen, zu Mitgliedern unserer Kommission ernannt worden, der erstere durch die Regenz, der letztere durch den Erziehungsrat. Als Ergebnis langer Erwägungen und Beratungen haben wir den Behörden eine Eingabe betreffend Umgestaltung unserer Schaustellung unterbreitet, welche die Unterlagen für eine Kosten- berechnung durch das Baudepartement enthält. Wir hoffen, dass uns die erforderlichen Kredite pro 1923 bewilligt werden können. Was die Disponibilität der Räume anbelangt, steht einem beförderlichen Vorgehen nichts mehr im Wege, nachdem dıe Kunstsammlung anfangs November den Parterresaal links vom Eingang, dem in unserm Projekte eine one zugedacht ist, geräumt hat. Bei Anlass einer diesen Sommer vorgenommenen General- reparatur der Hoffassaden des Museums hat die Kunstkommission eine ästhetisch befriedigendere Gestaltung des hinteren Hof- abschlusses angeregt. Unsere Kommission konnte zu den an und für sich durchaus zweckentsprechenden Plänen, welche Herr Architekt Paul Vischer auszuarbeiten die Güte hatte, erst ihre Zustimmung geben, nachdem ihr einige den Durchgang zum. Weissen Bären betreffende Modifikationen zugestanden worden waren. 298 H. G. Stehlin. Wir verdanken dem Baudepartement einige Ergänzungen und Verbesserungen an unsern elektrischen Einrichtungen; so "ist u.a. der Entfettungsapparat auf elektrischen Betrieb abge- ändert und das Haus zum Weissen Bären, auf Wunsch der dort arbeitenden Herren, an das Stadttelephon angeschlossen worden. Unserer immer mit finanziellen Nöten kämpfenden Bibliothek ist vom Erziehungsdepartement ein sehr willkommener Anteil an der vergangenen Winter ins Werk gesetzten Notstands- aktıon für das Buchbindergewerbe zugesprochen worden. Die regulären Kredite unserer Anstalt sind im Berichtsjahre die gleichen geblieben wie bisher. Von dem Legat von Fr. 2000, mit welchem Herr Leonhard Haag-Höhn sel. das Museum be- dacht hat, ist derselben ein Drittel zugefallen; wir haben diese Summe, hergebrachter Übung folgend, zum Naturhistorischen Fonds geschlagen. Der freiwillige Museumsverein hat die Gewogenheit gehabt, den schon letztes Jahr, aber vorgreifend pro 1922, bewilligten Beitrag von Fr. 1500 an den Ankauf der im letzten Berichte erwähnten Samosfossilien um 1000 Fr. zu erhöhen. Eine Jubiläumsgabe von Fr. 500, welche unserer immer noch unter dem Ausfall der Eintrittsgelder sehr leidenden In- stallationskasse vortrefflich zustatten gekommen ist, verdanken wir unserer ältesten Gönnerin, der Gesellschaft zur För- derung des Guten und Gemeinnützigen. Zoologische Sammlung. A. Abteilung Wirbeltiere. (Bericht des Vorstehers, Dr. F. Sarasin.) Säugetiere. Den wichtigsten Eingang des Jahres repräsentiert ein aus dem Zinsertrag der Rütimeyerstiftung erworbenes, sehr schönes Exemplar des äusserst seltenen Bambusbären, Ailuropus melanoleucus A. M.-Edw., des einzigen Vertreters einer merk- würdigen Nebenlinie der Bären. Es stammt aus den Gebirgen von Setschwan (Südwestchina) und ist 1914 von der Expedition des Herrn W. Stötzner erbeutet worden. Sehr erfreulich ıst ferner der Zuwachs, den wir einer ganzen Reihe im Ausland reisender oder sesshafter Landsleute ver- danken, nämlich den Herren Dr. P. A. Chappuis, W. Grenouillet, :H. Bosshardt, Dr. P. Wire, Dr. E. Paravieini, C. Behrens, E. Wicky (s. Geschenkliste). Ein von Herrn Dr. Chappuis mitgebrachtes schönes Exemplar von Hippotragus equinus bakeri Heugl. ist Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 299 montiert worden. Eine hübsche Gruppe brasilianischer Brüll- affen schenkte Herr stud. phil. Rud. Geigy, eine Reihe einheimi- scher Arten Herr W. Schindelholz. Reichen Zuwachs, 13 Arten, z. T. in mehreren Exemplaren spendete uns wieder die Direktion des Zoologischen Gartens. | Im ganzen wurde die Säugetierabteilung vermehrt um 5 neue Genera und 13 neue Arten. Vögel. Die schweizerische Sammlung hat durch die Lehrer- schaft Allschwil und durch die HH. Jos. Zübelen und A. Löw einige Seltenheiten erhalten (s. Geschenkliste). Ferner verdanken wir Herrn W. Schindelholz eine Reihe von Nestern einheimischer Arten, die uns für die Zusammenstellung biologischer Gruppen wertvoll sind. Ausländische Formen wurden geschenkt von Herrn Dr. P. Wirz und, in grosser Zahl, durch die Direktion des Zoologischen Gartens. Angekauft wurden 18 Muscicapidenarten aus allen Weltteilen, ferner einige chinesische Vogelspecies und 19 aus Brasilien. Die 71 Nummern des Jahreszuwachses ver- mehrten die Sammlung um 19 noch nicht vertretene Gattungen und 31 für uns neue Arten. Reptilien und Amphibien. Geschenke verdanken wir den Herren Dr. P. A. Chappwis, Dr. E. Paravicini, Dr. W. Grenouillet, Dr. Kameichi Sato, R. Graber, dem Naturhistorischen Museum ın Genf, der Direktion des Zoologischen Gartens und eine be- sonders reiche und wertvolle Serie Herrn Dr. P. Wirz. Weiterer Zuwachs wurde durch Tausch mit dem Naturhistorischen Museum zu Freiburg 1. Br. und mit dem Museum of Comparative Zoology in Cambridge U. S.A. erzielt (s. die unten folgenden Listen). Als grosse Seltenheiten sind die aus letzterer Quelle bezogenen Vertreter der für uns neuen Genera Conolophus von den Gala- pagos-Inseln und Cricolepis von Cuba hervorzuheben. Endlich sind 19 brasilianische Amphibienarten käuflich erworben worden. Im ganzen ist die Abteilung um 4 Gattungen und 31 Arten vermehrt worden. Fische. Der spärliche Zuwachs dieser bei uns wenig ge- pflegten Klasse besteht in bloss 4 neuen Arten, von denen wir eine Herrn Dr. P. Wirz, die anderen dem Naturhistorischen - Museum in Amsterdam verdanken. Diese letztern sind zwei seltene Rhombatractusarten aus Neu-Guinea und ein Xeno- poecilus aus dem Possosee in Zentral-Celebes. Die Tätigkeit in der Abteilung der Wirbeltiere war die übliche: Bestimmung, Katalogisierung und Konservierung der Eingänge durch Herrn Dr. Roux und den Vorsteher, wozu noch einige vorbereitende Arbeiten für die Aufstellung der schweizerischen 300 H. ©. Stehlin. Lokalfauna kamen. Von Herrn F. Zimmermann wurden eine Reihe von Säugetieren und zahlreiche Vögel für die Schausamm- lung montiert. B. Abteilung wirbellose Tiere. (Bericht des Vorstehers, Prof. F. Zschokke.) Die Abteilung hat Geschenke erhalten von den Herren Dr. P. Würz, Dr. E. Paravicini, Dr. Ed. Greppin und von der Firma E. Christen (s. Geschenkliste). Angekauft wurden 16 für uns neue Arten exotischer Landschnecken und 50 uns fehlende, meistens südeuropäische Diplopodenarten, letztere von dem Spezialforscher Verhoeff in München. Herr Dr. A. Huber hat die None und Katalogisierung der Odonaten begonnen, daneben auch die Neubearbeitung der schweizerischen Käfer in Angriff genommen und für die Gruppen der Cicindelen und Carabiden abgeschlossen. In beide Samm- lungen sind bei diesem Anlass Bestände der Sammlung Liniger eingereiht worden. In der Molluskenabteilung hat Herr Dr. G. Bollinger die neuen Eingänge eingeordnet und an der Katalogisierung des Cyclostomatiden gearbeitet. Er war dabei vielfach behindert durch die Lückenhaftigkeit der vorhandenen Literatur; die An- schaffung eines besonders schmerzlich vermissten Hauptwerkes — Martini und Chemnitz, Conchyliencabinet — ist uns jetzt durch die Universitätsbibliothek zugesichert. Herr Dr. W. Bigler hat sich nach Zusammenstellung seiner Untersuchungsergebnisse über die Juliden, Glomeriden und Polydesmiden des Nationalparkes der Bearbeitung der übrigen Diplopodengruppen dieses Gebietes zugewandt. Den Herren Huber, Bollinger und Bigler sei für ıhre eifrige und hingebende Arbeit unser bester Dank ausgesprochen. Osteologische Sammlung. (Bericht des Vorstehers, Dr. H. @. Stehlin.) Indem der freiwillige Museumsverein uns an den Ankauf der im letzten Bericht erwähnten Fossilien von Samos einen weiteren Betrag von Fr. 1000.— gewährte, hat er nunmehr den sanzen Kaufpreis dieser hervorragenden Serie bestritten; sie ist demgemäss auch in toto als sein Eigentum gebucht worden. Aus dem Zuwachs des Jahres 1922, der in den unten folgen- den Geschenk-, Tausch- und Ankauflisten aufgeführt wird, seı folgendes hervorgehoben. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 301 Von der durch die geologische Abteilung erworbenen Samm- lung Beck sind der osteologischen Sammlung diverse Wirbeltier- materialien von schwäbischen Fundorten zugefallen: Saurier und Fischreste aus Lias und Malm, einige Säugetierreste aus Eocaen, Oligocaen und Miocaen (Frohnstetten, Eselsberg, Eggingen, Steinheim), sowie zahlreiche aus dem Pleistocaen. In Egerkingen ist zu Anfang des Jahres wieder ein Anlauf zur Fortsetzung der Ausgrabungen genommen worden, der aber bald aufgegeben werden musste. Durch Ankauf einer kleinen Privatsammlung konnte unser Belegmaterial aus den längst nicht mehr aus- gebeuteten Bohnerzgruben von Frohnstetten, Württemberg (Oberstes Ludien), in erwünschter Weise ergänzt werden. Im Berichtsjahre ist endlich die Ausbeute der 1918 im oberen Aquitanien von La Chaux bei Sainte-Croix vom Lausanner und vom Basler Museum gemeinsam unternommenen Ausgrabung unter die beiden Anstalten aufgeteilt worden. Das repräsen- tativste Fundstück, ein zerquetschter Rhinocerosschädel (s. Be- richt für 1918), ist in den Besitz des Lausanner Museums über- gegangen; dagegen ist unserer Sammlung eine sehr vollständige auch alle seltenen Formen der La Chauxfauna umfassende Beleg- serie zugewiesen worden. Unsere Materialien aus den mit La Chaux gleichaltrigen Schichten des Allierbeckens haben wiederum einen erfreulichen Zuwachs erhalten, desgleichen diejenigen aus dem Burdigalien des Orleanais. Unter den Fossilien, die wir von dem berühmten Vindobonienfundort Steinheim am Aalbuch bezogen haben, ist ein Unterkieferfragment des ebenso seltenen als merkwürdigen Carnivoren Trochotherium cyamoides Fraas besonders bemerkenswert. Unter den eingegangenen Materialien aus dem Pontien von Charmoille befindet sich ein Zahn des Sus palaeochoerus Kaup., das hier zum erstenmal auf Schweizer- boden festgestellt wird. Wichtig sind auch Kiefer einer wahrscheinlich neuen Arvicola- art, aus dem obern Pliocaen von Val d’Arno, welche unser ge- treuer Mitarbeiter Herr Pfarrer H. Iselin eingesandt hat. In dem gewaltigen Stosszahn des Elephas antiquus von Steinheim an der Murr, den uns das Naturalienkabinett in Stuttgart abgetreten hat, erhält der im Vestibül aufgestellte des Elephas meridionalis von Seneze ein würdiges Gegenstück. Der Katalog der recenten Osteologica, von Herrn Dr. Helbing mit gewohnter Sorgfalt nachgeführt, verzeichnet einen Zuwachs von 114 Nummern (über 40 Skelette), der wiederum fast ausschliess- lich von Geschenken herrührt. Den wertvollsten Eingang stellt der prachtvolle Schädel des von der zoologischen Abteilung er- 302 MH. 6. Stehlin. worbenen Ailuropus dar. Sehr erwünscht zur Ausfüllung einer längst empfundenen Lücke in unserer Handsammlung waren uns ferner die Hippopotamusfüsse, welche Herr M. Wartburg ein- gesandt hat. Manches für uns neue ist andererseits sowohl in den von den Herren Dr. P. A. Chappuis, Dr. W. Grenounllet, Dr. E. Paravieini geschenkten Serien als in der langen Reihe von Gaben des Zoologischen Gartens enthalten. Im Anschluss an die Eingänge ist endlich zweier Deposita zu gedenken, welche unserer Sammlung übergeben worden sind. Das eine, von Herrn Dr. Forsyth Major, umfasst wertvolle Dokumente aus dem Pleistocaen von Sardinien und Corsica; das andere von einem jugendlichen Naturforscher in Gretzenbach, Hans Hürzeler, besteht aus einer Suite obereocaener Säugetier- fossilien von einer neuen Fundstelle bei Obergösgen. Am Ausbau der Handsammlungen für Säugetier- und Vogel- osteologie ist eifrig weiter gearbeitet, viele palaeontologische Objekte mittlerer Grösse, insbesondere Elephantenzähne, sind montiert, die grosse Zahl der eingelieferten Kadaver ist ganz oder teilweise skelettiert worden. Präparator Huber hat viele zum Teil sehr schwierige Fossilien präpariert, unter anderm die schönen 1912 erworbenen Palaeomastodonmaterialien aus dem Fayum; er hat auch zahlreiche Gipsabgüsse hergestellt, wo- durch unsere Sammlung für manches im Original nicht erhält- liche einen sehr brauchbaren Ersatz gewinnt. Herr Dr. Schaub hat einen Zettelkatalog unserer fossilen Proboscidiermaterialien angelegt. Da diese Objekte ihrer Grösse halber nicht übersichtlich untergebracht werden können, ist ein solches Orientierungsmittel von grossem Werte. Vergangenen Oktober hat uns der älteste Schüler Rüti- meyers, Herr Dr. Forsyth Major, einen längeren Besuch ab- gestattet. Es war uns eine besondere Freude, dem einzigen Lebenden, der unsere osteologische Sammlung in ihrem Jugend- stadium, in den sechziger Jahren gekannt hat, die Errungen- schaften des letzteren Dezenniums vorzuführen. Im Berichtsjahre sind folgende, auf Materialien unserer Sammlung Bezug nehmende Arbeiten erschienen: P. Revilliod. — Contributions à l’étude des Chiropteres des terrains tertiaires III. Mémoires de la Société paléontologique suisse XLV, 1922. (Es ist dies der Schlussteil dieser grund- legenden Arbeit.) Fr. v. Huene. —- Über einen Sauropoden im obern Malm des Berner Jura. Eclogae geol. Helv. XVII, 1922. (Eine Revision der von J. B. Greppin als Megalosaurus Meriani beschriebenen Materialien.) Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 303 M. Leriche. — Note sur les Poissons de l’éocène du Mokattam, pres du Caire (Egypte). Bull. Soc. belge de Géologie, Pal. Hydrol. XXXI, 1921. S. Schaub. — Über die Beziehungen der Hamster des euro- päischen Tertiärs zu recenten Formen. Eclog. geol. Helv. XVII, 1922. H. Helbing. — Carnivoren des oberen Stampien. Ibidem. H. G. Stehlin. — Revision der Säugetierfunde aus Hoch- terrasse und aus Ablagerungen der grössten Vergletscherung. Ibidem. H. G. Stehlin. — Neue Säugetierfunde aus dem oberen Ludien von Obergösgen. Ibidem. Zum Bericht für 1914 ist nachzutragen: + F. Priem. — Sur les poissons fossiles des terrains d’eau douce et d’eau saumätre de France et de Suisse. Mém. soc. géolog. France. Paléontologie XXI, 1914. (Enthält eine Besprechung unserer Fischmaterialien aus dem Oligocaen von Oberdorf b. Solothurn und von Bonfol.) Geologische Sammlung. A. Mesozoisch-jurassische (ausseralpine) Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Dr. Ed. Greppin.) Die mesozoisch-jurassische Abteilung hat im Jahre 1922 vor allem dadurch einen gewaltigen Zuwachs erfahren, dass uns Herr Dr. C. Beck in Stuttgart, die von ihm ursprünglich unter Anleitung seines Lehrers Quenstedt angelegte und dann während - Jahrzehnten ausgebaute Fossiliensammlung aus dem schwäbi- schen Jura käuflich abtrat. Dieselbe enthält viele durch vorzügliche Erhaltung hervorragende Stücke und füllt manche Lücken in unseren Serien aus. Durchweg sind die Provenienzen sorgfältig notiert. Die Revision der Bestimmungen an Hand der neueren Literatur wird noch viele Arbeit erfordern, so dass einlässlicheres erst später berichtet werden kann. Vorderhand sind eine An- zahl grössere Stücke teils auf eisernen Ständern montiert, teils eingerahmt worden. An der bekannten Fundstelle im oberen Rauracien der Caquerelle bei St. Ursanne hat der Vorsteher durch den eifrigen Sammler Nünlist eine kleine Ausgrabung veranstalten lassen, die zu einem sehr befriedigenden Ergebnis führte. Das geborgene Material, von Herrn E. Huber vortreff- lich präpariert, umfasst neben ca. 150 Belegstücken häufigerer 304 - H. G. Stehlin. Arten zwei wundervolle Exemplare seltener Korallen: Den- drogyra angustata d’Orbigny und Dendrogyra rastellina Mü. Weiteren Zuwachs brachten Geschenke des oberen Gym- nasıums, der HH. Baumberger, Busxtorf, Gasser, Huber, Nünlist, Petitclerc, Schneider, Stuber und des Vorstehers (s. Geschenk- liste). Wir heben daraus hervor ein prächtiges Exemplar von Apiocrinus Meriani Desor (Hr. Dr. Baumberger), eine merkwürdige Zwischenform zwischen Ludwigia Murchisoniae und bradfordensis (Hr. Dir. Schneider), sehr gute Exemplare von Hinnites gingensis Waagen und Pecten aratus Waagen (Präp. Huber), eine vor- züglich erhaltene, möglicherweise neue Lima aus dem Bajocien des Passwangs (Hr. Nünlist); ferner als für unsere Gegend zu den selteneren Erscheinungen gehörig, Exemplare von Lima lineata Schl. und Lima striata Schl. aus-dem Wellenkalk von Riehen (Hr. Gasser). Bei der Gabe des oberen Gymnasiums han- delt es sich um alte, etwas vernachlässigte Bestände ohne Pro- venienzangaben, die Herr Dr. Oes bei einer Reorganisation der Schulsammlung vorgefunden hatte. Bei genauer Durchsicht liess sich nicht nur für manche Stücke der Horizont und selbst die Fundstelle wieder ermitteln, sondern es ergaben sich sogar einige recht wertvolle Bereicherungen für unsere Sammlung; so zwei noch nicht vertretene Zeillerien aus dem untern Lias von Pratteln, eine Anzahl schöner Stephanoceratiden aus dem Bajocien, vor- züglıche Exemplare von Stephanoceras coronoides Qu., Stephano- ceras Ajax d’Orb. und des seltenen Perisphinctes quercinus Terg. und Jourdy aus dem Callovien und sehr gute Stücke des Stome- chinus perlatus Desm. von der bekannten Seeigelfundstelle im untern Sequan von Seewen. Im ganzen hat sich die Sammlung um 113.Arten bereichert, nämlich 30 Cephalopoden, 10 Gastro- poden, 38 Acephalen, 18 Brachiopoden, 7 Echiniden, 6 Crinoiden, 3 Corallen, 1 Spongie. Die Belegsammlungen zur geologischen Aufnahme der nord- westschweizerischen Siegfriedblätter sind, wie aus der Geschenk- liste zu ersehen, namhaft vermehrt worden durch die Serien zu den Blättern Wangen und Balstal (Inauguraldissertation von Hr. Dr. Wiedenmayer, 10 Schubladen) und durch diejenige zum Grenchentunnel (Hr. Prof. Buxtorf, 42 Schubladen); die Beleg- stücke der letzteren sind mit Nummern versehen, welche auf einem beigelegten Tunnelprofil die einzelnen Schichten bezeichnen. Kleinere Beiträge zu diversen Blättern sind geschenkt worden von HH. Prof. Buzxtorf, Sekundarlehrer Gasser und dem Vorsteher. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 305 B. Mesozoisch-cretacische (ausseralpine) Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Dr. &. Baumberger.) Die Bestände aus der untern Kreide sind durch Erwerbung einer kleinen Suite von Gaultammoniten aus den Ardennen ver- mehrt worden. Ferner erhielt die Abteilung Fossilien geschenkt von den HH. Prof. Buxtorf (Aptien von Bellegarde, seinerzeit auf- gesammelt von Dr. O. Gutzwiller) und Dr. Schaub (Hauterivien- tasche bei Twann). C. Tertiäre und quartäre (ausseralpine) Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Dr. E. Baumberger.) Wie die untenfolgende Liste zeigt, sind der Tertiärabteilung Geschenke ın grosser Zahl zugeflossen von Seiten der Herren Anacker, Buxtorf, Dübi, Greppin, Helbing, Koch, Liniger, Preis- werk, Schaub, Staub, Stehlin, Schaffner und vom Vorsteher. Weiterer Zuwachs stammt aus der oben (sub A) erwähnten Sammlung Beck und endlich ist auch eine Vermehrung auf dem Tauschwege erzielt worden. Zur Ergänzung unserer ausserschweizerischen Serien waren uns sowohl die schönen von Herrn Dr. W. Staub geschenkten Materialien aus dem belgischen Tertiär, als die von Herrn Dr. R. Koch aus dem bisher nicht vertretenen Jugoslavien mit- gebrachten sehr willkommen. Wichtig ist ferner die Vervoll- ständigung, welche unsere Belegmaterialien aus dem schwäbi- schen Tertiär, aus dem Süsswasserkalk von Anwil und aus den etwas älteren Helicidenmergeln des Aargauerjura erfahren haben. Die nunmehr aus der Nordschweiz und aus Schwaben vorliegen- den Faunen weisen auf sehr nahe Beziehungen zwischen diesen beiden Tertiärgebieten hin und ermöglichen die über dem marinen Vindobonien (Helvetien) liegende Serie von Brack- und Süss- wasserbildungen in durchaus befriedigender Weise zu gliedern, sowie die einzelnen Horizonte der Profile zu parallelisieren. Der stratigraphische Wert dieser Faunen ist umso mehr zu wür- digen, als die Säugetierpalaeontologie für eine solche Gliederung vorderhand keine Anhaltspunkte besitzt. Aus dem Zuwachs der Quartärabteilung sind als interessante Schaustücke vor allem hervorzuheben zwei von Herrn Prof. Buxtorf geschenkte Blöcke mit Gletscherschliffen, der eine aus der obersten Bank der Murchisonaeschichten im Bahneinschnitt bei Liestal, der andere aus stampischem Süsswasserkalk im neuen, 1922 erstellten Oberwasserkanal des Elektrizitätswerks Wynau II. 20 306 H. G. Stehlin. Ferner sei hingewiesen auf die, verschiedenen Lagen eines ein- zelnen Stiches entnommenen, Torfmuster aus dem Hochmoor von Plain-de-Seigne bei Montfaucon, ‚welche Herr Direktor Anacker für uns zusammenzustellen die Güte hatte. Die Ordnungs- und Bestimmungsarbeiten haben dieses ‚Jahr infolge Erkrankung des Vorstehers eine lange Unterbrechung erlitten. Belegmaterialien von zahlreichen schweizerischen Vin- dobonienfundstellen, die anfangs des Jahres zu wissenschaft- licher Benützung an Herrn Dr. Carlo Jooss ın Stuttgart aus- geliehen wurden, sind gegenwärtig bereits wieder‘ eingeordnet. Der genannte Molluskenkenner hat inzwischen die Aufgabe über- nommen, unsere eocaenen und oligocaenen Süsswassermollusken zu revidieren und weilt zu diesem Zwecke seit einigen Wochen in Basel. D. Phytopalaeontologische Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Dr. E. Baumberger.) Keine Vermehrung im Berichtsjahre. E. Alpin-sedimentäre Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Prof. A. Buxtorf.) Von Herrn ©. Köberle in St. Gallen sind Fossilien aus Kreide und Eocaen des Säntisgebietes, sowie solche aus Senonmergeln von Eichberg (Kt. St. Gallen) erworben worden. Ferner hat die Sammlung Geschenke von den Herren Ris, Renz, Lehner und vom Vorsteher erhalten (s. Geschenkliste). Herr Dr. P. Staehelin hat, als Assistent der Abteilung, ältere und neuere Aufsammlungen von Esino gesichtet und bestimmt. F. Petrographische Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Prof. C. Schmidt.) Wegen Erkrankung des Vorstehers wird über den Betrieb dieser Abteilung während des Jahres 1922 erst nächstes Jahr berichtet werden. G. Aussereuropäische Abteilung. (Bericht des Vorstehers, Dr. A. T'obler.) Die Abteilung hat wiederum eine grosse Zahl von Geschenken erhalten von Seiten der Herren Barth, Blumenthal, Buxtorf, Arnold Heim, Kugler, Philippi, Ritter, Weber (s. Geschenkliste). Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 307 Aus den von Herrn Dr. Weber in Java, Timor und Ost-Borneo mitgebrachten Aufsammlungen seien die mannigfaltigen Proben von kristallinen Gesteinsarten als besonders wıllkommen hervor- gehoben, da sich unsere bisherigen Bestände aus diesen Gebieten vorwiegend aus Sedimentgesteinen und Fossilien zusammen- setzen. Durch die prachtvollen Suiten cretacischer und eocaener Fossilien, welche wir Herrn Prof. Buxtorf verdanken, sind unsere bisherigen ägyptischen Serien (Zschokke 1863, Socin 1870, Mayer- Eymar 1889, David 1895, Sarasin 1900) in erfreulichster Weise ergänzt worden. Von den sehr umfangreichen und wertvollen Materialien aus Trinidad, die uns Herr Dr. Kugler zugesandt hat, ıst besonders eine Suite von schön erhaltenen Mollusken von der klassischen Burdigalienlokalität Springvale zu nennen. Die im Jahre 1918 begonnene Katalogisierung der sumatra- nischen Sammlungen ist zu Ende geführt worden. Die Herren van der Vlerk und Romang haben die von ihnen bearbeiteten Materialien von Sumbawa und Malakka sorgfältig katalogisiert und wieder in unsere Bestände eingeordnet. Die 103 von Herrn van der Vlerk beschriebenen Dünnschliffe der Sumbawa-Samm- lung sind in unserer Anstalt angefertigt worden. Die 70 Dünn- schliffe der Malakka-Sammlung hat Herr Romang auf seine Kosten auswärts herstellen lassen. Fräulein Suzanne Senn, die Mitte Juni als freiwillige Mit- arbeiterin in unsere Abteilung eingetreten ist, hat einen be- trächtlichen Teil unserer Kleinforaminiferenvorräte präpariert und nach Arten sortiert. Sie verpflichtet uns durch ihre mit feinem Verständnis ausgeführte Arbeit zu grossem Dank. Fräulein Marie Brunneton aus Paris beschäftigte sich unter Leitung von Fräulein Senn während mehreren Wochen in ähnlicher Weise an unserer Abteilung; auch ihr danken wir für ıhr schätzenswertes Wirken. Die Herstellung zahlreicher Dünnschliffe und die Prä- paration der Grossforaminiferen wurde in gewohnter Weise von Herrn A. Masbakal besorgt. Die neu eingegangenen Sammlungen konnten erst voran geordnet werden. Die technische Instandstellung derselben wird viele Zeit in Anspruch nehmen. Leider ist Herr Dr. W. Hotz, der seit 1919 in unserer Ab- teilung tätig war, temporär ausgeschieden. Wir danken ihm für die geleisteten Dienste und hoffen, es werde ihm bald wieder möglich sein, sich den reichen, von ihm und seinem verstorbenen Freunde Dr. G. Niethammer geschenkten Sammlungen zu widmen. Unsere Sammlungen sind im Berichtsjahr von den Herren Dr. F. Muelleried aus Berlin, Dr. R. Koch aus Basel, H. Philippi 308 H. G. Stehlin. aus Genf und Prof. Dr. H. Yabe aus Sendai benützt worden. Auf Ansuchen von Herrn Prof. H. A. Brouwer haben wir aus unseren Dubletten eine Suite von leitenden Grossforaminiferen des malayischen Archipels dem geologischen Institut der Tech- nischen Hochschule in Delft übergeben. Folgende auf Materialien unserer Sammlung basierte Ar- beiten sind im Berichtsjahre erschienen: M. Romang. Petrographische Untersuchung der zinnerz- führenden Gesteine aus Kinta (Malakka). Eclogae geol. Helv. XVII, 1922. (Aufsammlungen von Dr. J. J. Pannekoek van Rheden, geschenkt 1919.) O. E. Meyer. Brachiopoden der Perm und Untercarbon der Residentschaft Djambi. Beiträge zur Geologie und Palaeonto- logie von Sumatra unter Mitwirkung von Fachgenossen, heraus- gegeben von Aug. Tobler, No. 2. Verh. Geol.-mijnbk. Gen. v. Nederland en Koloniön, Deel V, 1922. E. Frech $ und O. E. Meyer. Mitteljurassische Bivalven von Sungi Temalang im Schieferbarissan. Ibidem No. 3. R. Kräusel. Fossile Hölzer aus dem Tertiär von Süd-Sumatra. Ibidem No. 4. J. M. van der Vlerk, Studiën over Nummulinidae en Alveo- linıdae. Haar voorkomen op Sumbawa en haar beteekenis voor de geologie van Oost-Azië en Australie. Verh. Geol.-mijnbk. Gen. v. Nederland en Koloniön, Deel V, 1922. (Enthält eine Revision sämtlicher bis jetzt im fernen Osten bekannt gewor- denen Spezies von Lepidocyclina, Miogypsima, Cycloclypeus und Alveolinella. H. Douvillé. Les Lépidocyclines et leur évolution; un genre nouveau „Amphilepidina“. ©. R. Acad. Sc. Paris I, 175, 1922, p. 550ff. (Als Typus der neuen Gattung wird das Paar Lepidocyelina glabra-sumatrensis unserer Borneosammlung ge- nannt.) A. Tobler. Die Jacksonstufe (Priabonien) in Venezuela und Trinidad; Eclogae geol. Helv., XVII, 3, 1922. A. Tobler. Helicolepidina, ein neues Subgenus von Lepido- cyclına aus der Jacksonstufe von Trinidad und Venezuela. Ibidem. Eine Arbeit von Herrn Dr. R. Koch über die von Herrn Dr. M. Mühlberg aufgesammelte Kleinforaminiferenfauna von Kaboe (Java) ist abgeschlossen. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 309 Mineralogische Sammlung. (Bericht des Vorstehers, Dr. Th. Engelmann.) Die Sammlung hat Geschenke von Herrn Dr. Æ. Paravicimi und vom Vorsteher erhalten (s. Geschenkliste). Der von letzteren seschenkte japanische Danburit weicht im Habitus wesentlich ab von den in unserer Sammlung reichlich vertretenen schweizeri- schen (s. Jahresbericht für 1920), ıst aber chemisch mit den- selben identisch. Aus den unten aufgezählten Ankäufen sei als bemerkenswertes Schaustück besonders die grosse stalactitische gelbbraundurchscheinende Chalcedongruppe von den Fär-Oer- Inseln, welche als Heimat der schönsten Chalcedone bekannt sind, hervorgehoben. Durch die Anschaffung der Cerium-, Lan- than- und Didym- sowie der Yttrium-, Erbium- und Niobium- mineralien sind. zwei äusserlich nicht besonders auffallende, aber gleichwohl interessante Gruppen, die bisher in der Samm- lung nur schwach vertreten . waren, in erwünschter Weise er- sänzt worden. Bibliothek. (Bericht des Vorstehers, Dr. H. @. Stehlin.) Dank dem im Eingang erwähnten Entgegenkommen, dessen wir uns von Seiten des Erziehungsdepartementes zu erfreuen hatten, konnte in diesem Jahre eine ungewöhnlich grosse Zahl von Bänden gebunden werden. Geschenke sind eingegangen von den Herren Prof. Buxtorf, Dr. Ed. Blösch und vom Vorsteher. Die Katalogisierung ist wie bisher durch Frau Dr. Schaub besorgt worden. Die Direktion der Universitätsbibliothek hat durch Salllenloec Lehramtskandidaten diejenigen Zettel unseres Kataloges, welche sich auf Einzelwerke beziehen, kopieren lassen, um sie in den ihrigen einzureihen. Wir sagen allen denjenigen unseren besten Dank, welche im Berichtsjahre durch Geschenke oder sonstwie das Natur- historische Museum gefördert haben und empfehlen dasselbe dem Wohlwollen der Behörden und der Bürgerschaft Basels. 310 Herr ir: H. G. Stehlin. Verzeichnis des Zuwachses des Naturhistorischen Museums im Jahre 1922. Zoologische Sammlung. Säugetiere. a) Geschenke. C. Behrens, Argentinien: Felis eyra Fisch. aus Argentinien, für uns neu. H. Bosshardt, Kumasi: Anomalurus laniger Temm. von der Goldküste, für uns neu. Dr. P. A. Chappuis, Basel: 4 sudanesische Antilopen, da- von neu für uns Redunca Wardi Ths. und 1 Hyäne. stud. phil. R. Geigy, Basel: Gruppe von Alouata seniculus L. von Rio Grande do Sul, Brasilien. Dr. W. Grenouillet, Basel: 7 Säugetierarten aus Zentral- afrıka, neu für uns Tachyoryctes splendens (Rüpp.) vom Plateau von Koma (auch die Gattung neu), Arvicanthis abyssinicus (Rüpp.) von Nord-Urundi, Cercopithecus tho- masi Matschie und Papio graueri Lorenz von Ruanda. Dr. E. Paravicini, Basel: Noch nicht bestimmte Fleder- mäuse aus Sumatra. W. Schindelholz, Basel: Einheimische Arten, Dachs, junge Füchse und Iltıs. E. Wicky, Basel: 4 brasilianische Arten. Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: 3 Arten aus Neu-Guinea und Java, neu für uns. Perameles cockerelll Rams. aus dem nördlichen Neu-Guinea. Zoologischer Garten, Direktion, Basel: Grössere Reihe von Säugetieren, darunter neu für unsere Sammlung Cynictis penicillata (Cuv.), Viscacia viscacia Molina und Eumetopias jubata Schr. (auch diese drei Genera noch nicht vertreten). b) Ankäufe. Aïluropus melanoleucus A. M. Edw. aus Setschuan, Gattung neu für uns (bei Schlüter und Mass, Halle). 6. Herr Pit. Herr Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 311 Vögel. a) Geschenke. Lehrerschaft Allschwil: Anser fabalis (Lath.), 5, geschossen bei Allschwil. A. Löw, Reinach: Totanus cahdris (L.), Halbalbino, ge- schossen beı Häsmgen. W. Schindelholz, Basel: Verschiedene einheimische Vögel und zahlreiche Nester. Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: Zwei Arten aus Holländ. Neu- Guinea. Zoologischer Garten, Direktion, Basel: Zahlreiche ausländi- sche Spezies, davon 5 neu für uns und die Gattung Liothrix. Jos. Zübelen: Aythya ferina (L.), 4 Schwaderloch bei Walds- hut. b) Ankäufe. 18 Muscicapidenarten, alle für uns neu aus den bis jetzt nicht Herr Ri: Herr Bite vertretenen Gattungen: Aethomyias, Alseonax, Anthipes, Artomyias, Batis, Chelidorhynx, Diaphorophyia, Elminia, Erythromyias, Heteromyias, Machaerirhynchus Poecilodrias, Pomarea, Smithornis, Tarsiger und Trochocercus (bei W. F. H. Rosenberg, London); 3 chinesische Arten, 2 für uns neu (vom Musée d’Hist. Nat. Fribourg); 19 brasilianische Arten, 6 für uns neu, sowie die Genera Buteola und Syrigma (bei E. Wicky, Basel). Reptilien und Amphibien. a) Geschenke. Dr. P. A. Chappuis, Basel: 2 Reptilienarten aus dem Sudan. R. Graber, Basel: 1 Art aus Sardinien. Dr. W. Grenouillet, Basel: 2 Arten aus Ostafrika. Naturhist. Museum Genf: 1 Art aus Südafrika. Dr. E. Paravicini, Basel: Eier von Crocodilus porosus Schn. aus Java. Dr. Kameichi Sato, Japan: 1 japanısche Amphibienart. Dr. P. Warz, Neu-Guinea: 19 Reptilienarten aus Holländ. Neu-Guinea, davon 6 für uns neu und das Genus Ultro- calamus. Zoologischer Garten Basel, Direktion: 1 südamerikanische Amphibienart. 312 H. G. Stehlin. b) Tauschverkehr. Vom Museum of Comparative Zoology in Cambridge, Mass.: 8 amerikanische Reptilienarten, davon 7 für uns neu und die 4 Gattungen Cyclura, Conolophus, Scolecosaurus und Crieolepis, ferner 3 für uns neue Amphibienarten. Vom Naturhist. Museum in Freiburg 1. Br.: 2 für uns neue Reptilienarten. c) Ankäufe. 19 Amphibienarten aus Sta. Catharina, Brasilien, wovon 13 bisher nicht vertreten und die 2 Genera Craspedoglossa und Elosia. © Fische. a) Geschenke. Herr Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: 1 für uns neue Art aus Neu- Guinea. b) Tauschverkehr. Vom Naturhistor. Museum in Amsterdam: 3 für uns neue Arten aus Celebes und Neu-Guinea. Wirbellose Tiere. a) Geschenke. Herr Dr. Ed. Greppin, Basel: Diverse einheimische Mollusken. „ Dr. M. E. Paravicini, Basel: Mollusken und Korallen von Java. „ Dr. P. Wirz, Neu Guinea: Mollusken, Crustaceen, Arach- niden, Myriopoden und Insekten von Neu-Guinea. Firma BE. Christen, Basel : Ein schönes Exemplar von Octopus vulgaris. b) Ankäufe. 16 Arten exotischer Landschnecken (Rolle in Berlin). 50 vorwiegend südeuropäische Diplopodenarten (Dr. Verhoeït in München). CR de Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 313 Osteologische Sammlung. a) Geschenke. Herr C. Behrens, Argentinien: 2 Schädel von Felis (Catopuma) eyra Fischer, Argentinien. cand. phil. M. Brrkhäuser, Basel: Suidenzahn aus dem Oligocaen von Waldenburg. Dr. Ed. Blösch, Laufenburg: Fossilien aus dem Pleistocaen von Rancho La Brea (Californien). Ernst Börlin, Liestal: Kadaver von Phasianus colchicus L. Hans Bosshard, Kuması, Goldküste: Schädel von Ano- malurus laniger Temm. und Schädelfragment von Anomalurus Pelıı Temm. von Ashanti. Dr. P. A. Chappuis, Klausenburg: Schädel von Hippo- potamus amphibius L., Hyaena crocuta Erxl., Hippo- tragus equinus Bakeri Heuglin, Damaliscus tiang Heuglin, Cobus defassa Rüpp., Redunca redunca wardı Ths., zwei Molaren von Elephas africanus B]., alles aus dem Sudan. W. Edelmann, Reinach: Kadaver von Oriolus galbula L. Sekundarlehrer H. Gasser, Riehen: Radius von Rhinoceros tichorhinus C. aus dem Löss von Riehen. Dr. E. Geering, Reconvillier: Boskiefer aus dem Torfmoor von Bellelay. Direktor Gerster, Allschwil: Zähne und Knochen von Pferd aus dem Löss von Allschwil. Dr. W. Grenouillet, Basel: Skelette von Tachyoryctes splen- dens Rüpp., Cercopithecus Thomasi Matschie, Papio Graueri Lorenz, Schädel von, Ictonyx capensis Sundev., alles aus Ostafrika. Dr. L. Greppin, Solothurn: Kadaver von Anthus spinoletta L. (2), Garrulus glandarius L., Certhia brachydactyla Brehm. Gemeindepräsident Gutzwiller, Arlesheim: Fragment eines Renntiergeweihs aus dem Pleistocaen von Arlesheim. H. Häusler-Dobler, Basel: Zwei Kadaver von Oryctolagus cuniculus L. Dr. H. Helbing, Basel: Skeletteile von Lutra lutra L., Schädel von Putorius putorius L. (2), und von Nucifraga caryocatactes L.; Murmeltierreste aus Moraene bei Schwar- zenburg, Kt. Bern; diverse Säugetierreste aus dem oberen Lutetien von Buchsweiler. Präparator E. Huber, Basel: Skeletteile von Astur palum- barius L. 314 Herr H. G. Stehlin. Alt-Lehrer E. Kuhn, Oberbuchsiten: Fossilien aus dem Lutetien von Egerkingen. Dr. F. Leuthardt, Liestal: Kadaver von Athene noctua Scop. Präparator A. Löw, Reinach: Zwei Schädel von Myrme- cophaga tridactyla L. Dr. A. Masarey, Ascona: Skeletteile von Erinaceus euro- paeus L.; Schädel von Vulpes vulpes L. Dr. M. E. Paravicini, Buitenzorg, Java: Schädel von Felis pardus variegata Wagner und von Nesocia setifer Horsf. (2) von Java. G. Passavant, Basel: Schädel von Vulpes vulpes L. (5), Putorius ermineus L., Phoca vitulina L., Arctomys mar- motta L. Herren Gebrüder Renaud, Basel: Zwei Kadaver von Delphinus Herr delphis L. Pfarrer J. Röthlin, Nenzlingen: Crocodilierwirbel aus dem Jura der Gegend von Nenzlingen. W. Rosselet, Renan: Skeletteile von Astur palumbarıus L., Asio accipitrinus Pall., Caprimulgus europaeus L., Coturnix coturnix L. F. Sartorius, Basel: Säugetier- und Vogelreste aus der palaeolithischen Station von Laugerie-basse. Dr. S. Schaub, Basel: Fossilien aus dem Vındobonien von Steinheim a. A.; Skeletteile von Erinaceus europaeus L. W. Schindelholz, Reinach: Kadaver von Putorius vulgarıs Erxl., Turdus iliacus L., Sylvia simplex Lath.; Schädel von Putorius putorius L., Meles meles L. Direktor Georg Schneider, Basel: Fossilien aus dem obersten Ludien von Frohnstetten. Th. Schweizer, Olten: Schädelfragment eines Steinbockes aus der Niederterrasse von Winznau, Kt. Solothurn. K. Soffel, Ascona-Locarno: Kadaver von Ardetta minuta L. Dr. H. G. Stehlin, Basel: Div. Fossilien. M. Wartburg, Inhambane, Portugiesisch Ostafrika: Füsse von Hippopotamus amphibius L. E. Wicky, Luzern: Skelette von Tamandua tetradactyla L., Plegadis guarauna L.; Schädel von Artibeus jamaicensis Leach, Tamandua tetradactyla L. Präparator Æ. H. Zollikofer, St. Gallen: Schädel und Skelett- teile von Lutra lutra L. und von Meles meles L. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 315 Tit. Zoologischer Garten, Direktion: Kadaver von Connochaetes taurinus Burch., Limnotragus gratus Scl. Antilope cer- vicapra L., Cervus sika Temm. u. Schl. (2), Procavia capensis Pall. (3), Dasyprocta aguti L. (3), Cricetus cricetus L., Lepus variabilis Pall., Erethizon dorsatus L., Viscacia viscacia Mol., Herpestes griseus E. Geoffr. (3), Cynictis penicillata F. Cuv., Meles meles L., Felis serval L., Vulpes vulpes L. (2), Megalotis zerda Zimm. (2), Eumetopias jubata Schreb. (2), Lemur macaco L., Branta canadensis L., Anser fabalis Lath., Spatula clypeata L., Nettium crecca L., Nettium formosum Georgi, Charadrius apricarius L., Totanus calidris L., Antigone antigone L., Alopochen aegyptiacus L., Graculus graculus L., Sylvia communis Lath., Haliaëtus vocifer Daud., Ibis aethiopica L., Phasianus reevesüu Gray. Herr F. Zwicky-Zwicky, Basel: Kadaver von Erinaceus europaeus. b) Tausch. Vom Naturalienkabinett in Stuttgart: Ein paar letzter oberer Molaren des Elephas antiquus Falc. von Steinheim an der Murr. c) Ankäufe. Säugetierreste aus dem Lutetien von Egerkingen, aus dem Lu- dien von Frohnstetten, aus dem oberen Aquitanien von La Chaux (in Rechnung 1918) und des Allierbeckens, aus dem Burdigalien des Orleanais, aus dem Vindobonien von Steinheim am Aalbuch, von Thenay (Loir et Cher), von Bättershausen, Thurgau (Kiefer von Steneofiber minutus Myr) und von Weinfelden, Thurgau (Molar von Rhinoceros brachypus Lartet), aus dem Pontien von Charmoille, aus dem Plioeaen von Val d’Arno und von Vialette (Haute Loire), Stosszahn von Elephas antiquus Falc. von Stein- heim an der Murr, Abgüsse von Hinter- und Vorderfuss des Elephas primigenius Fraası Dietrich von ebenda. Skelette von Cebus fatuellus L. und von Myotis Nattereri Kuhl. Schädel von Ursus arctos L. juv. (2) und von Ursus mari- timus L. juv. Geologische Sammlung. a) Geschenke. Herr Direktor Anacker in Choindez (Berner Jura): Torfproben aus dem Hochmoor Plain-de-Seigne bei Montfaucon (Berner Jura). 316 H. G. Stchlin. Herr Dr. E. Barth, Interlaken: Probe von Colorado-Oilshale von Grand Valley, Colorado. „ Dr. E. Baumberger, Basel: Fossilien aus den Kimmeridgien des Delsberger Tales und der Umgebung von Pruntrut. Dr. E. Baumberger, Basel: Zahlreiche Heliciden aus dem Vindobon (Helicidenmergel) von Densbüren (Aargau). „ Dr. M. Blumenthal, Mene Grande, Venezuela: 7 Proben von cretacischen und tertiären Foraminiferengesteinen, sowie Kupfererz- und Pegmatitproben aus West-Venezuela. „ Prof. A. Buxtorf, Basel: Pecten Gingensis, Waag., aus dem Eisenbahneinschnitt bei Liestal; Fossilien aus dem Crussohien von Crussol (Dept. de l’Ardèche); Belegsammlung zum geol. Profil des Grenchenberg-Tunnels; Gesteinsproben aus einer Sondierbohrung auf Grundwasser bei Dornachbrugg; Schichtproben mit Fossilien aus den Mittl. Keuper vom Höchgrütsch bei Niederdorf. Brauneisenerz vom Engelberg bei Olten, Grundmoränenproben aus dem Eisenbahn- einschnitt bei Liestal, Serpentingeschiebe mit Chromit von Densbüren (Aargau), Kreidefossilien aus dem Gebiet der Perte-du-Rhöne und vom Bielersee, aufgesammelt 1904 und 1905 von dem verstorbenen Geologen Dr. G. Niet- hammer. Fossilien aus dem Astien und Plaisancien von Turin und aus dem Aptien von Bellegarde, erstere ge- sammelt 1911 von den Herren Drs. H. Mollet und Reinhold, letztere 1910 von Dr. Otto Gutzwiller. Gletscherschliffe von Liestal und Wynau. Belegstücke zu den Aufnahmen im Pilatusgebiet. Grosse Sammlung von Kreide- und Tertiär- fossilien, sowie allgemeingeologische Demonstrationsstücke aus Ägypten. „ Direktor E. Dübi, Rondez bei Delsberg: Hupperproben aus dem neuen Schacht: Prés Roses westlich Delsberg, aus 110—115 m Tiefe. 4 H. Gasser, Sekundarlehrer, Riehen: Fossilien und Ge- steinsproben aus der Trias der Umgebung von Bettingen und Riehen. Dr. Ed. Greppin, Basel: Cidaris liesbergensis Lor. von Liesbergmühle; Fossilien aus dem obern Rauracien der Caquerelle. Belegstücke von blauem Letten aus diversen in der Stadt und deren Umgebung durch Kanalisations- und Fundamentierungsarbeiten geschaffenen temporären Aufschlüssen, nebst zugehörigen Profilen. Heliciden aus verschwemmtem Löss vom Rangierbahnhof Wolf in Basel, Helix arbustorum aus dem Löss von Brüglingen. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 317 . Oberes Gymnasium, durch Vermittlung von Herrn Dr. A. Oes, Basel: Grössere Suite von Fossilien aus verschiedenen Horizonten der näheren und weiteren Umgebung von Basel. Dr. Arnold Heim, Zürich: Orthophragminenkalkstein von Nouméa, Neukaledonien; Tasmanit von Latrobe, Tasmanien. Dr. H. Helbing, Basel: Feuersteinknolle mit Limnaea aus Pinchenat (Lot et Garonne). Fossilien aus dem Eocaen von Buchsweiler (Elsass). Präparator Æ. Huber, Basel: Fossilien aus dem Untern Dogger der Umgebung von Münchenstein. Dr. Rich. Koch, Basel: Huppererde aus dem neuen Stein- bruch zwischen Hammerstein und Kandern, Proben von Meeressand aus demselben Gebiet. Tertiärmaterialien (Fos- silien und Gesteine) aus Jugoslavien. Dr. H. G. Kugler, Siparia, Trinidad, Grosse Sammlung von cretacischen und tertiären Sedimentgesteinen und Fossilien aus Trinidad. Dr. E. Lehner, Basel-Trinidad: Gesteinsproben und Fossilien aus dem autochthonen Jura und Eocaen von Engelberg- Niedersurenen. cand. geol. H. Liniger, Basel. Gesteinsproben aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim mit Fossilien. A. Nünlist, Balsthal: Lima sp. aus dem Unteren Dogger von Passwang. Dr. A. Oes, Basel: Riesenexemplar von Peltoceras athleta aus dem Callovien von Liesbergmühle. P. Petitclerc, Vesoul: Fossilien aus dem Oxford und dem Ärgovien des französischen Jura. H. Philippi, Genf: Magnetit-Hämatiterz von Tandjoeng Karang, Lampong, Südsumatra. Prof. H. Preiswerk, Basel: Sandsteinprobe von St. Mar- garethen im Rheintal. Prof. ©. Renz, Lugano: Paroniceras sternale v. Buch und Paroniceras helveticum Renz aus dem obern Lias der Breggiaschlucht bei Mendrisio. Reallehrer W. Ris, Basel: Gesteinsproben aus der helvetischen Juraserie von Bonaduz, Graubünden. Dr. E. Ritter, Cartagena, Columbien: 7 Proben von ter- tiärem Foraminiferenkalk aus Columbien. Lehrer Schaffner, Anwil (Baselland): Fossilien aus dem vindobonen Süsswasserkalk von Anwil. 29 Herr H. G. Stehlin. Dr. Sam. Schaub, Basel: Kreidefossilien aus einer Haute- rivientasche am neuen Kopfweg in Twann. Direktor G. Schneider: Fossilien aus dem Lias und Dogger von Bielefeld und Goslar. Ludwigia spec. aus dem unteren Dogger des Fricktales. Dr. Walther Staub, Berlin: Schöne Suite von Tertiär- versteinerungen aus dem Eocaen, Oligocaen und Pliocaen Belgiens. Dr. H. G. Stehlin, Basel: Fossilien aus dem Ypresien von Epernay und aus dem Lutetien von Buchsweiler. Proben von oberstampischen Süsswasserkalken aus der Baugrube des Elektrizitätswerkes Wynau II. Fossilien aus dem untern Vindobon von Pontlevoy und Thenay. Lössproben von Hangenbieten und Achenheim im Unter-Elsass und von St. Achenil bei Amiens. J. Stuber, Basel: Fossilien aus dem unteren Lias von Haagen bei Lörrach. Dr. F. Weber, Zürich: Grosse Sammlung von Eruptiv- und Sedimentärgesteinen, sowie Fossilien von Java, Timor und Ostborneo. Dr. K. Wiedenmayer, Basel: Belegssammlung zu den geol. Aufnahmen der Sıegfriedblätter Balsthal und Wangen. b) Tausch. Dr. Carlo Jooss, Stuttgart: Ca. 35 Arten gut erhaltene Land- und Süsswasserfossiien aus dem schwäbischen Tertiär. c) Ankäufe. Sammlune von Dr. ©. Beck in Stuttgart: Fossilien aus dem Gebiet Herr des schwäbischen Jura. Fossilien aus dem oberen Rau- racien der Caquerelle bei St. Ursanne (Ausgrabung). Gault- ammoniten aus den Ardennen (Dr. L. Braun). Kreide und Eocaenfossilien aus dem Säntisgebiet. Fossilien aus den Senonmergeln und Handstück von Seewerkalk von Eıch- berg, Kt. St. Gallen (0. Köberle). Mineralogische Sammlung. a) Geschenke. Dr. Æ. Paravicini, Basel: Verkieselter Holzstamm aus Arizona, Obsidian aus Armenien. Basler Naturhistorisches Museum, Jahresbericht 1922. 319 Herr Dr. Th. Engelmann, Basel: Grüner Turmalin von Campo lungo, Tessin; Danburite von Mine Obira, Prov. Bungo, Japan. b) Ankäufe. Chalcedon-Gruppe von den Fär-Oer-Inseln. Berylikristall von 7 auf 9 cm Durchmesser aus der Masutschlucht bei Meran. Kristalle von Steinsalz, Hallen. Eisenblüthe aus Steier- mark. Eine grössere Anzahl Vorkommnisse aus der Gruppe der Cerium-, Didym- und Lanthan-, sowie der Erbium-, Niobium- und Yttrium-Mineralien. Manuskript emgegangen 28. Dezember 1922. Bericht über das Basler Museum für Volkerkunde für das Jahr 1922. Von Fritz Sarasin. Das abgelaufene Jahr ist durch keine besonderen Ereignisse gekennzeichnet. Weder im Bestand unserer Kommission, noch in den regulären Beiträgen des Staates, des Museumsvereins und der Gemeinnützigen Gesellschaft ist eine Änderung eingetreten; von ausserordentlichen Beiträgen ist das hochherzige Legat des Herrn L. Haag-Höhn von 2000 Fr. an das Museum zu erwähnen, von denen der dritte Teil der Völkerkunde zugefallen ist. Über den in einzelnen Abteilungen recht bedeutenden Zuwachs legt der nachfolgende Bericht Rechenschaft ab. Hier erwähnen wir bloss die Gabe einer Büste des Basler Reisenden Joh. Ludwig Burckhardt, Scheich Ibrahım, aus dem Nachlass der verstorbenen Frau E. Baumberger; sie wird einen Schmuck der arabischen Abteilung bilden. Ferner ist uns durch Herrn Dr. E. Köchlın ein Sammlungsschrank aus dem Nachlass des Herrn Dr. Alfred Geigy geschenkt worden. Der Besuch der Sammlungen an den öffentlichen Tagen war, mit Ausnahme des Samstag Nachmittag, von dem das hiesige Publikum sehr wenig Gebrauch macht, ein recht erfreulicher, wie auch die Benützung durch Mal- und Zeichenklassen zu- genommen hat. Führungen durch die Sammlungen sind von den Herren Professoren Hoffmann-Krayer und Rütimeyer, Dr. Roux und besonders reichlich von Herrn Prof. Felix Speiser veran- staltet worden. Der Fürsorge der hoben Behörden und dem Wohlwollen der Basler Bürgerschaft sei unser Museum auch fernerhin bestens empfohlen. Basler Museum für Vôlkerkunde, Jahresbericht 1922. 321 Polarvölker. (Bericht des Vorstehers, Prof. Leop. Rütimeyer.) Diese Abteilung hat im Berichtsjahr einen ungewohnt reich- lichen Zuwachs erfahren, indem wir eine Sammlung von dem von Schrenck als paläasiatisch bezeichneten Stamm der Golden vom untersten Amur und den Gegenden am Sungari erwerben konnten. Dieselbe war ein Bestandteil der bekannten grossen Sammlungen von Alexander (s. Jahresbericht 1920, p. 3). Sie besteht aus 109 Nummern, wozu noch die höchst wıllkommene Erwerbung einer vollständigen Ausrüstung eines Schamanen der Jakuten kommen wird, ebenfalls aus der Sammlung Alexander, ein gegenwärtig nur sehr schwer erhältliches Museumsstück. Es kommt hierdurch unser Bestand sibirischer, jetzt meist nicht mehr als solche existierender Naturvölker, die vor wenigen Jahren noch mit keinem Stück vertreten waren und deren, wenn man so sagen darf, ,,Relikten-Ergologie‘* wegen ihrer prähistorischen Parallelen (Knochen und Steinobjekte) von besonderem Interesse ist, auf eine gewisse Höhe, die allerdings noch grosse Lücken aufweist. Weitaus am reichsten ist in dieser Sammlung der Golden die Kleidung vertreten, eine den harten klimatischen Verhält- nissen entsprechend besonders wichtige Ergologie. Es seien folgende ihr angehörigen Stücke hier hervorgehoben. Eine be- sonders grosse Rolle als Kleidungsmaterial spielt bei den Golden die gegerbte Fischhaut, namentlich die der Lachse und Karpfen. Wir besitzen einige ganz hervorragend schöne Gewänder und Mäntel aus Fischhaut, welche mit ihren roten und blauen Bordüren und dem bunten Ranken- und Arabeskendekor auf eine grosse Farbenfreudiskeit jener Völker hinweisen. Die Ornamente sind entweder auf farbiger Unterlage ein- geschnitten oder wohl ursprünglich aus fein ausgeschnittener Fischhaut hergestellt, jetzt aus Papier verfertigt und aufgeklebt; einzelne sind auch direkt auf Fischhaut aufgemalt. Ebenso aus Fischhaut sind Beinkleider und Beinlinge für Männer, Frauen und Kinder, aus 2 getrennten Hosenbeinen be- stehend, die über die Beine gezogen und mit Bändern befestigt werden. Andere Kleider, wie Jacken und Mäntel, sind aus Fell, wattiertem, meist buntem Baumwollstoff oder Wolle, auch Sammt. Strümpfe sind aus Leder oder Baumwollstoff, ebenso Hand- schuhe, mit Pelz gefüttert, und Ohrenklappen. Aus Fischhaut sind wieder ein Winterfrauenmantel aus Karpfenhaut ,,Asepi und eine Frauenschürze. Als Kopfbedeckung dienen Kopfstücke 21 322 Fritz Sarasin. in Viereckform, mit farbigen Stoffstreifen besetzt, auch mit Pelz- bordüren. Genannt sei auch eine wirklich kokette Jägermütze aus Stoff und Fell und einem Eichhornschwanz als Schmuck. Von Schuhwerk sind vorhanden Halbstiefel aus Fischhaut und Kinderschuhe aus Elenleder. Zur Männerkleidung gehören noch bunte Armbinden und ein Männergürtel aus Stoff. Von Schmuck sind vorhanden Ohrgehänge aus Messing, kleine kauriartige Muscheln als Kleiderbesatz, Metallverzierungen für Fischhautmäntel. Von Objekten des häuslichen Gebrauches ist besonders hervorzuheben eine prächtige Schlafdecke ,, Penscha‘ (1,58 mx 1,37) aus wattiertem Zeug mit reicher bunter Ornamentik von Ranken und Blumenfiguren. Die Decke ist ihrer Länge nach durchzogen von bunten Zeugstreifen, am Rande ein Besatz mit grün, schwarz und roten Drei- und Vierecken. Dazu gehört ein 63 cm langes und 17 cm hohes, ebenfalls bunt ornamentiertes Kopfkissen aus blau und weissem Stoff. Weiter sind hier zu erwähnen Frauenhauben aus Baumwoll- stoff, Sammt und Pelz, eine grosse Tasche mit Klappdeckel aus Fischhaut mit besonders reichem, aufgemaltem blau und rotem Rankendekor, geschnitzte Holzlöffel, Arbeitsmesser und ein ge- flochtener Korb. Auch Gegenstände aus Birkenrinde, die ja bei den nordi- schen Völkern als Material für alle möglichen Dinge eine so grosse Rolle spielt, sind vorhanden, wie Eimerchen zum Einsammeln von Beeren, Schachteln und Fächer aus Birkenrinde. Von Jagd- und Fischereigeräten seien erwähnt ein Selbstschuss, Fangschlinge für Vögel, ein Fangnetz für Zobel, ein Bogenholz, leider ohne Sehne, und ein gefiederter Pfeil mit lanzettförmiger, 5 cm langer eiserner Spitze. Als Netzschwimmer dienen kleine Korkplatten. Zur Ausrüstung der Jäger gehört auch eine am Gürtel befestigte hölzerne Feldflasche, mit Fisch- haut überzogen. Musikinstrumente sind nur vertreten durch 2 kleine Rohrflöten. Von Kinderspielzeug sind vorhanden 10 Puppen aus buntem Papier und Stoff, ferner Zweigstücke, an denen durch Aus- schneiden der Rinde ein Gesicht markiert ist und die nun einen Mann vorstellen sollen, analog den ebenfalls aus Zweigen ge- fertigten Hirten der Kinder des Lötschentals. Ebenso entsprechen der Art, wie primitive Spielzeugtiere in den Alpengegenden der Schweiz dargestellt werden, solche der Golden, die Hunde re- Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 323 präsentieren sollen, ein Klötzchen ohne Beine, während em Spielzeugtiger mit Beinstummeln bedacht ist. Neben der Kleidung sind am besten vertreten Gegenstände, die zum Kultus in Beziehung stehen. Wir besitzen nun mit der von uns angekauften und schon an uns abgesandten Schamanenfigur, sowie der im Jahresbericht 1920 aufgeführten Schamanentrommel und dem der jetzigen Erwerbung angehörenden Kranze von Holzspähnen, den der Schamane umlegt, wenn er vor oder nach einer kultischen Hand- lung durch die Niederlassung geht, und einer magischen, kronen- artigen Mütze aus einer Art Seidenpapier, „Afa‘, welche er dem Kranken zur Heilung aufs Haupt legt, wohl alle persön- lichen Attribute, die der Schamane bei seinen kultischen Handlungen braucht. Letztere bestehen vornehmlich aus Kranken- behandlung, wobei der Schamane unter dem Klang der Trommel und dem Klirren der Metallbehänge seines Gewandes schliesslich in Ekstase verfällt. Andere hierher gehörige Objekte sind 4 aus Holz roh ge- schnitzte Tiger mit schwarzen und roten Streifen, deren grösster „Amborussa‘, der oberste der Tiger, 73 cm lang ist. Zu seiner Bedienung gehört ein kleines Holzidol. Einige dieser Tiger weisen auf dem Rücken Kerben auf, in welche Flügel und die Figur des auf dem Tiger reitenden Schamanen passen würden, welch’ letztere Attribute leider hier fehlen. Diese Tiger werden auf Befehl der Schamanen zur Krankenheilung angefertigt. Ferner sind, zum Kultus gehörend, vorhanden 6 hölzerne Idole, meist nur roh geschnitzte, zylindrische, mit Kopf ver- sehene Körper ohne Extremitäten. Eine idolartige Holzfigur stellt einen eben zu Grabe getragenen Verstorbenen dar und wird an Feiertagen bei seiner Seelenmesse vor seine Schlafmatte und Kopfkissen gestellt. Es repräsentiert somit diese Kollektion der Golden einen guten Teil ihrer Ergologie, und da diese sibirischen Stämme in ihrer Ursprünglichkeit als Naturvölker namentlich infolge des Krieges verschwunden oder in raschestem Verschwinden be- griffen sind, ist uns diese Sammlung als Erinnerung an dieselben um so wertvoller. Afrika. (Bericht des Vorstehers, Prof. Leop. Rütimeyer.) Der Zuwachs der afrikanischen Sammlung hält sich im Be- richtsjahr in überaus bescheidenen Grenzen, indem er nur ca. 40 Nummern beträgt. Allerdings würde in dieses Jahr auch die 324, Fritz Sarasin. hierin nicht inbegriffene, sehr wertvolle Schenkung einer grossen Sammlung von Gefässscherben aus den bekannten Scherben- hügeln von Fostat bei Kairo gehören, deren genauere Würdigung aber erst Sache des nächsten Berichtes sein kann. Die Erwerbung dieser interessanten und teilweise sehr schönen Stücke wurde ermöglicht durch das uns letztes Jahr zugekommene Geschenk des Herrn Rob. Rütimeyer in Alexandria und durch Vermittlung des Herrn Dr. K. Forcart in Kairo, der sich, wie auch der Assistent des arabischen Museums in Kairo, Herr Hassan Rached, für die Beschaffung und Katalogisierung der Sammlung die grösste Mühe gab, wofür diesen Herren, wie auch dem Verkäufer, Fra Cleofa in Kairo, für ihr grosses Entgegenkommen auch an dieser Stelle bestens gedankt sei. Herr Dr. Flury, einer der kompetentesten Kenner dieser Materie, schreibt in einer Begutachtung dieser Sammlung unter anderm folgendes: Die Schenkung der über 500 Stücke enthalten- den Sammlung ägyptischer Keramik-Fragmente bedeutet ‘eine überaus wertvolle Bereicherung der islamischen Abteilung unseres Völkerkundemuseums. Ausser dem Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, dem Viktoria- und Albert-Museum in London und dem Musée des Arts Décoratifs in Paris besitzt wohl kein europäisches Museum einen ähnlichen Reichtum an derartigen Fragmenten. Sie umfassen einen Zeitraum von ca. 800 Jahren, beginnend mit dem 9. Jahrhundert, und geben ein abgerundetes Bild von der Entwicklung eines der wichtigsten Zweige des islamischen Kunstgewerbes." Eine nähere Würdigung der einzelnen Bestandteile der Sammlung, der Stücke, die im IX. Jahrhundert wohl aus Persien und Mesopotamien in Ägypten eingeführt wurden, derjenigen der Glanzzeit dieses Kunstgewerbes, der Fatimidenzeit (X. bis XI. Jahrhundert), der hispano-maurischen, der Mamelucken- zeit usw. wird, wie gesagt, im nächsten Bericht erfolgen. Aus Altägypten stammt ebenfalls vom Schenker der Scherbensammlung eine sehr zierliche, 15 cm hohe Statuette aus weissem Kalkstein, welche eine Göttin darstellt — leider fehlt die untere Hälfte der Beine — die in der linken Hand einen Lotus- kelchbecher hält, wie solche aus Fayence aus altägyptischer Zeit nicht selten gefunden werden und die zu kultischen Zwecken gebraucht wurden. Das hübsche Stück (XVIII Dyn.) stammt _ aus Bilbis, Unterägypten. Ebenfalls aus der Schenkung R. Rütr- meyer angeschafft, sandte Herr Dr. Forcart aus Kairo eine 200 bis 300 Jahre alte Schulschreibtafel aus braunem Hartholz mit Handgritf für die linke Hand, wie sie früher die Schüler gebrauchten, Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 325 um schreiben zu lernen. Das Stück stammt wahrscheinlich aus Marokko. Aus der oben erwähnten mittelalterlichen arabischen Keramik schenkte uns Herr Dr. K. Forcart noch 5 Scherben aus Fostat mit menschlichen Gewandfiguren, welcher Typus in der grossen Scherbensammlung gefehlt hatte, und daher auf erwünschte Weise eine Lücke ausfüllt. Aus dem Dorfe Adın Daan, Grenze von Sudan und Nubien, verehrte uns derselbe Donator 2 gezähnte Sicheln. Diese werden dort gebraucht, um die Maisstengel, nachdem dieselben mit der Hand geknickt wurden, völlig abzuschneiden. Ungezähnte Sicheln sollen dort nicht vorkommen, weil kein Gras gemäht, sondern nur abgeweidet wird. Aus Marokko brachte uns Herr Dr. W. Hotz eine grosse Ledertasche mit Quastendekor mit. Aus dem franz. Sudan erhielten wir von Herrn Prof. F. Speiser ein grosses Richtschwert der Fulbe mit Kreuzgriff und Leder- scheide, sowie einen hölzernen Armring, aus Dahome vom gleichen Donator ein hübsches Tanzbeil, dessen Ende mit einer eisernen stilisierten Vogelgestalt verziert ist. Kamerun ist relativ am besten bedacht mit einer Tanz- streitaxt der Wabuse, einem hölzernen Signalhorn der Bakoko, einem ledernen Handgelenkschutz, einem hölzernen Bogenspanner mit Kerbschnittdekor und einem Dolchmesser der Wute mit einer über das Handgelenk zu schiebenden längsovalen Spange als Griff (Geschenk F. Speiser). Einen ähnlichen Armband- dolch und einen eisernen Armring aus dem Mandaragebirge er- hielten wir durch Ankauf. Wir besitzen die gleiche Dolchform schon von den Aku am Benue. Weiter erhielten wir durch die Schenkung Speiser einen Fingerring aus Elefantensohlenhaut (Bane) und ein Holzidol aus Ossidinge. Einen Häuptlingsstuhl aus Bamumko, aus einem Stück Holz gefertist, mit 2 Reihen geschnitzter menschlicher Köpfe schenkte der Vorsteher. Vom belgischen Congo erhielten wir ein weibliches Holzidol und ein Amulett der Bakoko (Geschenk F. Speiser). Vom franz. Congo, den Bajastämmen, konnten wir durch Ankauf ein seltenes Prachtstück _ afrikanischer Keramik erwerben, einen grossen Topf von 52 cm Höhe und einem Umfang der Bauchung von 130 em. Die Halsöffnung mit ausladendem Rand hat einen Durch- messer von 85 cm. Derselbe ist gefertigt ohne Drehscheibe aus schwarzem Thon mit Dekor aus Graphitpolitur und roten Bändern 326 - Fritz Sarasin. und Rauten auf schwarzem Grunde und von eigentlich eleganter Form. Aus Ruanda und den Gegenden am Kiwusee schenkte uns Herr Dr. W. Grenouillet, der als Geologe einer beleischen Ex- pedition die letzten 2 Jahre diese Gegenden bereiste, eine sehr interessante, von ihm dort zusammengebrachte Originalsammlung. Hervorzuheben sınd Bastgewänder von Mann und Frau mit aufgedruckten schwarzen Mustern, wie sie in Urundı vom Herren- stamm der Watussi und den Heloten, den Wahutu, getragen werden. Von den Watussı kommt ferner eine Tragtasche mit sehr elegantem Gehänge aus Otterfell ,„Ruhago“. Von Flechtarbeiten sind vorhanden mehrere hübsch gemusterte Teller aus Strohgeflecht. Sie dienen zum Bedecken der Butter; einzelne sind auf der Aussenseite mit Lehm und Kuhmist gedichtet. Aus Grasfasergeflecht ist auch eine hübsche Kinderschürze (Süd-Ruanda) hergestellt, ebenso Beinspangen aus Urundi, welche teilweise zugleich als Geld dienen, 10 Stücke = 1 Cts. Vom Kiwusee kommt ein ge- flochtener zylindrischer Korb mit Deckel, wie er zur Aufnahme von Bohnen, Erbsen, auch zum Transport von Milchgefässen dient. Die Töpferei ist repräsentiert durch einen Topf aus rotem Thon in Form eines Flaschenkürbis mit langem Hals; er steht mit seiner konvexen Unterfläche auf einem Ring aus Grasgeflecht „Rugata“. Als Dekor dient ein feines Schnurgeflecht, welches vor dem Brennen in den noch feuchten Thon eingedrückt wird. Diese Töpfe werden gefertigt von dem Pygmäenstamm der Batua, die, aus ihren Wäldern kommend, als Töpfer bei den Dörfern der Watussı wohnen (Urundi und Usumbura). Von den wegen ihrer Bösartigkeit sehr gefürchteten wilden Wald-Batua stammt ein eigentümliches Fellgehänge aus 2 Büscheln von Fellstreifen mit medianem Mittelstück (Amulett?) aus dem Rugege-Wald, SW. Ruanda. Eine Kürbisrassel in der Form des obengenannten Topfes mit kindskopfgrossem Kürbisgefäss mit spiraliger Felderung und einem hölzernen langen Hals kommt vom Kiwusee; eine andere Rassel mit mehreren orangegrossen Kürbissen an einem gegabelten Zweigstück dient zum Tanze (Wald-Batua). Von Waffen sind vorhanden ein doppelschneidiges Schwert- Messer der Watussi mit Scheide (Nord-Urundi) und ein origineller Handgelenkschutz in Form eines an einer Seite offenen dicken, wulstartigen Holzringes (Watussi von Südwest-Ruanda). Zum Rauchen dienen schwarze Thonpfeifen, von denen eine elegantere grössere Form nur von den Watussi gebraucht wird, Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 327 während die proletarischen Wahutu sich mit einer kleineren, weniger hübschen Form zu begnügen haben (Südwest-Ruanda); zum Schnupfen werden birnförmige, hölzerne Schnupftabaks- dosen in einem Bastgehänge (Urundi, Usumbura) verwendet. Ein originelles Stück von für Naturvölker ungewöhnlicher Bedeutung ist ein rosenkranzförmiges Halsband aus kleinen, fisch- wirbelförmig geschnitzten Holzstückchen bestehend, welches als Amulett gegen Kurzsichtigkeit dient. Nach den Beobachtungen von Dr. Grenouillet kommt gerade bei den Watussi, auch bei ihren Vornehmen und Häuptlingen, starke Kurzsichtigkeit öfters vor. Dem Donator sei auch hier für seine mit vıel Verständnis sesammelte Schenkung bestens gedankt. Aus Südafrika konnten wir durch Tausch mit der ethno- graphischen Sammlung in Genf eine sehr originelle Art von Metall- geld der Basuto erwerben. Es ist ein keulenförmiges, mit langem Stiel versehenes Stück Kupfer. Der halbkreisförmige ,,Keulen- kopf‘ ist mit einigen Zacken, ebenfalls aus Kupfer, besetzt. Aus Ostafrika, Ugogo, schenkte uns Herr F. Speiser, dessen von ihm oben aufgeführten Stücke alle aus dem Museum Rostock stammen, ein guitarrenartiges Musikinstrument der Wagogo. China-Japan. (Bericht des Vorstehers, Pfr. Sam. Preiswerk.) Im verflossenen Jahre konnte durch freundliche Vermittlung der Herren Dr. Reidhaar und Pfarrer Hunziker in Yokohama em aus einem Tempel stammendes, sehr wertvolles Rollbild erworben werden, ein gutes Beispiel der japanischen Malerei des XIV. oder XV. Jahrhunderts. Das 1,64 m hohe und 95 cm breite Bild stellt in 34 horizontale Reihen geordnet 1001 kleine, sorgfältig ausgeführte Buddhafiguren dar; in der Mitte befindet sich ein rechteckiges Feld mıt 35 in etwas grösserem Masstab ausgeführten Figuren des buddhistischen Pantheons (Ankaufspreis 1500 frs.). Ein weiteres Kunstwerk, das wır Herrn Pfarrer Hunziker verdanken, ist ein nach Angabe mehrere hundert Jahre alter Fächer eines Samurai mit der vortrefflich gemalten Darstellung eines Gekreuzigten und mit sehr sorgfältig ausgeführter Schrift, deren Übersetzung lautet: „Was liest daran, das eigene Leben für das des Herrn zu geben ? Ist das doch der Weg des Samurai.‘ Ebenderselbe sandte uns eine Reihe von bemalten Holzschnitzereien aus japanischen Klöstern und zwei höchst interessante, japanisch stilisierte, christliche Engelsfiguren, die aus einer katholischen Kirche des 328 Fritz Sarasin. XVI. Jahrhunderts, aus der Zeit vor den Christenverfolgungen, stammen müssen. Durch Tausch erhielten wir eine schöne Serie von 24 Stich- blättern japanischer Schwerter aus verschiedenen Schulen und Jahrhunderten, als Geschenk des Herrn D. Richard Wilhelm in Peking zwei chinesische Gegenstände aus Jadeit, eine Büchse und einen handförmigen Kratzer, weiter von Herrn Dr. O. Frohn- meyer eine kleine hölzerne Puppe und vom Vorsteher eine chinesi- sche Elfenbeinschnitzerei. Endlich ist ein modernes japanisches Rollbild, Landschaft mit pflügenden Bauern, angekauft worden. Ceylon. (Bericht des Vorstehers, Dr. Fritz Sarasin.) Das einzige Stück des Jahreszuwachses bildet eine angekaufte Holzmaske von Üeylon von einem für uns neuen Typus, einen Löwen darstellend mit rot und weisser Mähne aus Ziegenhaar und reichlichem Kopfschmuck aus vergoldeten und durchbrochenen Lederplatten und Spiegeln. Aus dem Rachen hängt ein langes rotes Band mit ähnlicher Dekoration. Den Rücken des Masken- trägers bedeckt em Tuch mit aufgenähten gelblichen Ziegen- _haaren. Malayischer' Archipel. (Bericht des Vorstehers, Dr. Fritz Sarasin.) Aus Ambon sandte Herr Dr. P. Wirz einen vollständigen Bandwebstuhl, wodurch nun von allen wichtigen Inseln des Malayischen Archipels das Webegerät in unserer Sammlung repräsentiert ist. Eine reiche Sendung verdanken wir ferner Herrn Dr. E. Paravicini, der längere Zeit als Botaniker in Nieder- ländisch-Indien sich aufgehalten hatte. In dieser ist Bali ver- treten durch eine alte steinerne Tempelskulptur mit Pflanzen- ornamentik, aus Stroh geflochtene Opferpuppen, wie es scheint, eine Reisgottheit darstellend, gewobene Tücher, worunter das Kleid eines Tanzmädchens durch die eigenartigen Ornamente aus aufgeklebtem Blattgold auffällt, Körbchen verschiedener Art, Pandanusblattrollen, als Ohrschmuck dienend, eine sehr schön searbeitete, mit Silber eingelegte Schere zum Zerschneiden und einen messingenen Mörser zum Zerstampfen der Areca-Nuss, Etui mit Messern für Hahnenkämpfe und verschiedene Haus- geräte. Aus Sumatra, speziell von den Karo-Battak, stammen ein kunstvoll verziertes Wassergefäss aus Bambus und eine mit Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 32% Flechtwerk überzogene Flasche. Eine Messingkanne zeigt die hohe Entwicklung der Metalltechnik in den Padangschen Berg- landen; hiezu Schwerter aus Atjeh und ebendaher ein geschnitztes Koranlesepult nach arabischem Vorbild. Ein altes Schwert aus Nias mag hier auch erwähnt sein. Die Sammlung aus Java enthält eine Reihe gebattikter Tücher aus verschiedenen Teilen der Insel, hiezu auch einige auf unseren Wunsch hin gesammelte Geräte, die bei dieser Technik zur Ver- wendung kommen. Neben einer Reihe von Haus- und Land- wirtschaftsgeräten, wie einem Mörser aus Palmholz, Beil vom Tenggergebirge, Viehglocken aus Holz und Messing, skulptierten Teilen von Ochsenjochen usw. ist besonders eine schöne Serie von Schwertern und Messern zu erwähnen, deren aus Horn ge- schnitzte Griffe teils Menschen- oder Vogelköpfe darstellen, teils Pflanzenornamentik zeigen. Auch aus der alten hinduistischen Periode Javas, IX. bis XII. Jahrhundert, sind ein eiserner Kris mit menschlicher Figur als Griff und eine Lanzenspitze vertreten. Aus eben dieser alten Zeit gelang es, vom städtischen Völker- museum zu Frankfurt a.M. eine Reihe seltener Stücke einzu- tauschen, so eine Bronzelampe mit menschlicher Figur und Hund, einen Bronzebecher mit den Zeichen des Tierkreises und darüber ‚stehenden Gottheiten, eine grosse Glocke mit dem Sonnenrad als Griff und mehrere kleinere. Diese Objekte sind bei Malang, Provinz Pasuruan, ausgegraben worden. Derselbe Tauschverkehr brachte uns auch eine primitive Hacke mit dem Schulterblatt eines Büffels als Klinge von den To-Moronene in Südost-Celebes ein. In den äussersten Osten des Malayischen Archipels führt uns eın Ankauf beim Kölner Museum. Es handelt sich um einen Lederpanzer, ein Stirnband aus Elfenbeinringen, einen Ohr- schmuck aus Messing und um den reich durchbrochen geschnitzten Vorderteil eines Bootes von der Insel Tenimber, ferner um hölzerne Ahnenfiguren, einen Frauenfussring aus Elfenbein und eine Hai- fischrassel aus Kokosnussschalen von den Inseln Babber und Leti. Die javanischen Musikinstrumente unserer Sammlung sind durch Herrn stud. Fritz Rieber einer Prüfung auf ihre Tonwerte unterzogen worden. Derselbe hat einen eingehenden Bericht darüber eingereicht. Zuwachs der Malayischen Abteilung 95 Nummern. 330 Fritz Sarasin. Melanesien. (Bericht des Vorstehers, Dr. Fritz Sarasin.) Neu-Guinea. Unser im Neu-Guinea unablässig ethnologischen Forschungen obliegender Landsmann, Herr Dr. P. Wire, hat uns auch dieses Jahr wieder mit enorm reichen und wichtigen Schen- kungen bedacht. Diese stammen alle aus dem holländischen Teil der gewaltigen Insel und zwar vornehmlich von der Nordküste, der Doreh-Bai, dem Mamberamofluss und dem Sentani-See an der Ostgrenze des holländischen Gebietes. Ein besonders wich- tiger Teil der Sammlung ist in dem bisher ganz unerforschten zentralen Teil des holländischen Neu-Guinea, nordwärts von den Neu-Guinea-Alpen, angelegt worden. Es ist unmöglich, die 348 Objekte der Wirz’schen Donation hier namhaft zu machen; wir müssen uns vielmehr mit dem Hinweis auf einige der wichtigeren Gruppen begnügen. Aus der Sammlung vom Sentani-See erwähnen wir 6 Ahnen- statuen, Rundskulpturen von teilweise bedeutender, bis 1,50 m erreichender Höhe, 11 Dachschmuckstücke von Jünglingshäusern, lange Pfähle, oben gekrönt von einer bemalten menschlichen Figur oder auch von Tiergestalten, wie Vogel, Fisch, Eidechse und Schwein, 1 Tanzhelm aus Rotang, 10 aus Holz geschnitzte Tanzembleme, ‘die auf dem Kopf getragen werden, Tiere dar- stellend von teilweise bewundernswert realistischer Ausführung, 6 Kanuaufsätze von bizarrster Schnitzarbeit, eine Sonnenscheibe aus Holz von 80 cm Durchmesser, rot und weiss bemalt, als Haus- schmuck dienend und sicher auf alten Sonnenkult hinweisend. Als Hausschmuck bezeichnet ist auch eine vortreffliche Schnitzerei, 2 Krokodile von 1,26 m Länge darstellend. Sehr schön ist auch eine Serie von 14 Steinbeilen mit tadelloser Politur der Klinge, hiezu ein Steinbeil für Sagobereitung. Zwei Thontöpfe stammen von einer Schmauserei in einem Geisterhaus, wo sie bemalt und dann den Frauen zurückgegeben werden mit der Angabe, sie seien von den Geistern dekoriert worden. Die übrigen Gegen- stände vom Sentani-See sind die in jeder Neu-Guinea-Sammlung vertretenen: Bogen und Pfeile, Fischereigeräte und Ruder, Körbe Taschen und Matten, Kalkkalebassen, Flöten, Dolche aus Kasuar- knochen, Holzhämmer, Nackenstützen und mannigfacher Schmuck für alle Teile des Körpers, wobei die Federn des Kasuars reich- liche Verwendung finden. Die Kollektion vom Mamberamofluss enthält weniger Objekte von besonderem Interesse. Es sind vornehmlich Schmuck- und Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 331 Bekleidungsgegenstände. Bemerkenswert sind Schwirrhölzer, an australische Gebräuche erinnernd und ein Bündel aus feinem Rotang geflochtener Schnurringe, die in grosser Zahl um den Leib getragen eine Art von Panzer gegen Pfeilschüsse bilden. Sehr bedeutend dagegen ist wieder die Sammlung aus dem bisher unbekannten zentralen Neu-Guinea. An australische An- schauungen erinnern die von dort stammenden Seelensteine, längs- ovale flache Platten, aber ohne jede Skulptur oder Bemalung. Sehr interessant ist ferner eine Serie von Steinmessern und Stein- meisseln; als Messer dienen auch geschärfte Bambusspähne, sowie der scharfe Dornfortsatz von Schweinswirbeln, als Löffel das Schulterblatt des Schweins, als Pfriemen Kasuarknochen. Ein technisch hervorragendes Stück ist ein aus Rotang und gold- selben Orchideenstengeln geflochtener Panzer, mit Halskragen und Schulterklappen aus einem dichten Schnurgeflecht. Ein Tiebesamulett besteht aus einem Bergkristall in einem Täschchen von Netzgeflecht; ein ganz ähnliches Stück besitzen wir aus Australien. Hiezu zahlreiche geflochtene Taschen, darunter auch sehr kleine und feine zur Aufbewahrung von Muschelgeld, Stirn-, Nasen-, Hals-, Brust- und Lendenschmuckstücke, Penisfutterale aus Kürbis, Frauenschürzen, Tabakpfeifen, Grabstock und Setz- holz für Bataten, Bogen und Pfeile usw. Von der Doreh-Bai mögen zunächst einige kultische Objekte erwähnt sein, so ein aus Holz gearbeiteter Halbmond, mit Frau im Mond. Das -Stück war über dem Eingang einer Wohnhütte aufgehängt, und die von einer Reise oder einer Kopfjagd zurück- gekehrten Männer mussten 8 bis 10 mal darunter hindurch- gehen. Dekorierte Holzscheiben, auf langen Stangen über dem Dachfirst des Kulthauses aufgesteckt, sollen ebenfalls den Mond bedeuten und ein Überrest eines alten Mondkultes sein; dieselben Scheiben dienen auch als Schwimmer für Harpunen. Aus einem Kulthause stammen auch 2 aus Holz geschnitzte Vögel. Amulett- stäbe mit Korwarfiguren gehören auch in den Kreis der kultischen Dinge, ebenso 2 bemalte Holzmasken. Diese zeigen auffallender- weise durchaus nicht neuguineensischen, sondern deutlich einen malayischen Typus. Dieser malayische Einfluss gibt sich auch klar in einem Blasebalg kund, bestehend aus 2 senkrechten Holz- röhren mit luftdichten Stempeln und einem hölzernen Basalstück mit 2 Luftoängen. Da die Eisenbearbeitung den Papuas unbekannt ist, erweist sich dieses Stück ohne weiteres als ein Fremdling auf dem Boden Neu-Guineas. Ungemein reiche Phantasie gibt sich in der Dekoration einer grossen Reihe von Holzlöffeln für Sagobrei kund, deren Stiel 332 Fritz Sarasin. in eine menschliche oder tierische Figur, mit Vorliebe die Kron- taube, ausläuft. Von gutem Geschmack zeigen auch einige Holz- schalen mit menschlichen Figuren als Trägern, die Nackenstützen und Kanuschnäbel, von denen ein gewaltig grosses, durchbrochen gearbeitetes und mit hölzernen Menschenköpfen dekoriertes Exemplar für seine Zusammensetzung aus vielen Stücken auf die Rückkehr des Herrn Dr. Wirz warten muss. Sehr reichlich sind die Töpfereigeräte vertreten, hölzerne Messer, Klopfbrettchen, meist sehr hübsch dekoriert, und Töpfersteine. Daneben fehlen nicht alle die Hausgeräte und Schmuckgegenstände, die schon bei den anderen Lokalitäten erwähnt worden sind. Auch die Inseln Rhon, Biak und Yapen in der Geelvinkbai sind durch eine An- zahl Objekte vertreten. Diese ganze reiche Wirz’sche Sammlung ist bis jetzt noch nicht aufgestellt worden. Weitere Sendungen des genannten Forschers sind uns angekündigt, und so wollen wir den Abschluss der Arbeiten des Herrn Dr. Wirz in Neu-Guinea abwarten, um dann diese ganze Abteilung unseres Museums von Grund aus neu anzuordnen, was aber ohne das Einschieben neuer us nicht auszuführen sein wird. Der übrige Eingang von Objekten aus N eu- te beschränkt sich auf den Ankauf zweier reich dekorierter Holzschilde vom Sepikfluss. Neu-Irland. Eine sehr alte, sogenannte Uli-Figur, 1,40 m hoch, mit Resten eines Kalküberzugs und einer Bemalung, wurde angekauft. Sie unterscheidet sich von der bereits vorhandenen dadurch, dass sie vorne auf der Brust eine kleine weibliche Gestalt trägst. Die Bedeutung dieser hermaphroditischen Uh-Figuren scheint noch nicht aufgeklärt zu sein. Neu-Britannien. Durch Tausch mit dem Völkerkunde- Museum in Leipzig kam uns eine sogenannte Eulenmaske der Baining zu, wie wir bereits eine besassen, ferner einer jener merk- würdigen dreiteiligen Schilde aus dem westlichen Teile der Insel. Admiralitätsinseln. Aus derselben Quelle stammen ein mensch- licher Schädel, mit einer Harzmasse überzogen und rot und schwarz bemalt, sowie eine Holzschale in Vogelform. Salomonsinseln. Von Nissan kam uns ebenfalls aus Leipzig eine sehr schöne Holzmaske zu. Neu-Caledonien. Eine Seltenheit allerersten Ranges übergab uns Herr Æt. Bergeret, früher Missionar in Neu-Caledonien und auf Mare Loyalty, nämlich ein Zauberpaket, Heiligtum einer Familie im Houailou-Tal. Diese Zauberpakete, von denen Wohl Basler Museum für Vôlkerkunde, Jahresbericht 1922. 333 und Wehe einer Familie abhängen, werden gôttlich verehrt und nur beim Übertritt zum Christentum als höchstes Opfer ab- gegeben. An sich sieht das Ding recht harmlos aus. In einem braunen europäischen Lappen, umhüllt von einem dunklen ge- flochtenen Band eingeborener Arbeit, liegen folgende Gegen- stände: 1. ein Geldschiffchen aus hellbraunem Holz, 161, cm lang, innen mit einem grossen dunklen Blutfleck; 2. zwei fisch- förmige Münzköpfe 1814 und 13 cm lang, umflochten mit roter Flederhundwollschnur, gemustert mit gelben Kokosfaserstreifchen und verziert mit Schneckenschalenquerschnitten und ausge- schnittenen Perlmutterstäbchen; vom unteren Ende geht eine Geldschnur aus Scheibehen von Schneckenschalen aus, unter- brochen durch grössere ganze Schneckenschalen. An der Spitze eines der beiden Münzköpfe ist ein Büschel mit Kalk gebleichter Menschenhaare befestigt. Jedes dieser drei Objekte ist in ein besonderes Blatt gewickelt. Herr. Et. Bergeret berichtet über das Objekt im Journal des Missions Evangéliques, 4° ser., 10, Paris 1909, das folgende: Bosou, ein Eingeborener aus dem Houaïlou- Tal, übergab ihm, Christ geworden, das Stück mit den Worten: Das ist der Gott meiner Familie und der des Stammesoberhaupts Mindia. Das Paket garantierte Wohlergehen und Sieg der Familie; auf jeder Flucht wurde es zuerst gerettet, es wurde mit Respekt behandelt; in der Hütte, wo es sich befand, durfte man ohne Licht nachts nicht essen. Der geheimnisvolle Zauber liegt einmal an der Haarlocke und dann am Blutfleck. Die Geschichte der ersteren ıst die folgende: Die Familie des Besitzers wohnte früher in Carovin im Houailou- Tal. Einst näherte sich ein benachbarter Stamm, die Poya, die jenseits des Gebirges wohnen, mitten im Frieden dem Dorfe. Es entwickelte sich, wie in solchen Fällen üblich, ein Schein- gefecht. Dabei hatte der Chef des Dorfes Carovin das Unglück, seine Lanze so geschwind zu werfen, dass einer des andern Stammes nicht mehr ausweichen konnte und getötet wurde, worauf die Leute sich zornig zurückzogen, auf Rache sinnend. Einige Zeit darauf fand in Gondé, ebenfalls im Houaïlou-Tal, ein grosses Fest statt. Alle Bewohner von Carovin gingen hin, nur einige alte Frauen und Kinder zurücklassend. Diese Gelegenheit be- nützten die Feinde, überfielen das Dorf, töteten die Tochter des Chefs und zündeten dann die Hütte an, wobei noch die Grossmutter verbrannte. Die Heimkehrenden fanden die verkohlten Leichen. Ein Teil des Kopfes des Mädchens war unversehrt geblieben, ihm entnahm man die bewusste Haarlocke und band sie als ewiges Rachesymbol an den Münzkopf. 334 - Fritz Sarasin. Nun der Blutfleck. Nach einiger Zeit sollte doch Friede zwischen den beiden feindlichen Stämmen geschlossen werden. Der Häuptling von Carovin, ein hervorragender Krieger, begah sich zu den Poya, wurde aber von ihnen ermordet. Im gleichen Moment erschien der Blutfleck in dem Geldschiffchen, den Mord ankündend. Dieses Blut sollte die Tugenden des Verstorbenen auf die Nachkommen übertragen und den Hass zwischen den beiden Stämmen aufrecht erhalten. Noch 1878, während der Insurrektion, haben die Houailou-Leute die von Poya den fran- zösischen Soldaten zum Massakrieren ausgeliefert, und heute sind die Nachkommen der einen Protestanten, die der anderen Katholiken geworden, nur um ja nicht die gleiche Religion haben zu müssen. Es mag diese kleine Geschichte zeigen, wie viele dunkle Erinnerungen unbekannterweise sich an manche selbst der un- scheinbarsten Gegenstände eines wvölkerkundlichen Museums knüpfen mögen. Zuwachs der Melanesischen Abteilung 352 Nummern. Polynesien und Mikronesien. (Bericht des Vorstehers, Prof. Felix Speiser.) Durch Tausch mit dem Museum in Frankfurt gelangten wir in den Besitz einer Hacke aus Schildkrötenschale aus Truk, einer der Carolinen-Inseln. | Herr Dr. Ludwig Geiger schenkte eine sehr schöne Kawa- schale mit Kawabecher aus Samoa. Das grosse Stück ist aus einem Blocke Holz ausgeschnitten und fällt durch seine ein- fachen, aber imposanten Formen auf. Es stellt den einzigen Rest einer grossen für uns bestimmt gewesenen Sammlung dar, „der die verschiedenen Fährnisse der Kriegs- und der Nachkriegszeit ın den Tropen überstanden hat. Amerika. (Bericht des. Vorstehers, Prof. Felix Speiser.) Durch Tausch mit dem Museum in Frankfurt a. M. erhielten wir eine jener Holzkeulen, die für die Völker des Amazonengebietes typisch sind. Herr Dr. W. Bernoulli übermachte uns einen Bogen mit Pfeilen der Indianer in Surinam, sowie zwei Löffel aus dem gleichen Gebiet, Herr J.Oeri-Simonius zwei moderne Thonkrüge ausMexiko, mit reicher Bemalung. Herr Dr. E. Paravicim brachte uns aus Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 335 Arizona eine Anzahl Gegenstände, die insofern zum Teil als prä- historisch zu bezeichnen sınd, als sie von Indianern stammen, die seit langem aus der Gegend verschwunden sind: steinerne Keulenköpfe, Steinkugeln, die wahrscheinlich als Bolasteine gedient haben, und steinerne Pfeilspitzen. Von den noch heute existierenden Pueblostämmen stammen Thongefässe, zum Teil mit Bemalung; zwei schöne Wolldecken der Nawajos zeigen, zu welcher Vollkommenheit die Weberei bei ihnen entwickelt worden ıst. Endlich verehrte uns Herr Rudolf Iselin Stücke von Thon- gefässen aus San Domingo, mit reicher Ornamentik. Sie stammen wahrscheinlich von den Aruak, sind also präcolumbisch. Europa. (Bericht des Vorstehers, Prof. Dr. Ed. Hoffmann-Krayer.) Die Abteilung Europa hat im Berichtsjahr einen Zuwachs von 166 Nummern zu verzeichnen, die zu einem erheblichen Teil auf eine Schenkung von Herrn Prof. Rütimeyer entfallen, bestehend aus Gruppen von Spieltierchen, Steingeräten und Kerbhölzern. Von den Spieltierchen konnte eine ganze Anzahl als Tauschdoubletten in Reserve gestellt werden. Eine Kollektion von Gegenständen aus der Innerschweiz hat Herr J. Lörch in Cham eingesandt; eine andere aus Italien wurde durch Herrn Pfarrer Hans Iselin in Florenz übermittelt. Nach Stoffgruppen lässt sich der Zuwachs folgendermassen einteilen. Zur Landwirtschaft gehören eine Häckselschneidmaschine älterer Konstruktion und eine Torfschaufel, beide aus dem Kt. Zug (letztere Gesch. J. Lörch), zur Viehhaltung eine sog. ‚Geiss- leitere‘‘ aus Saanen, d. 1. ein dreieckiger Halskragen aus Knüppeln, wie er den Ziegen angelegt wird, um sie am Durchschlüpfen der Hecken zu verhindern (Gesch. F. H.-K.), sowie ein ,,Kalberknebel* aus Sins, zur Geburtshilfe bei Kühen (Gesch. J. Lörch). Einen savoyischen Karren für Heutransport, mit alter- tümlichen Scheibenrädern schenkte Herr Prof. Rütimeyer. Von Handwerksgerät möge eine Wurstpresse, ein Dächsel und kleineres Gerät als Geschenk von Herrn J. Lörch genannt sein; ganz besondere Erwähnung aber verdient eine durch Herrn Prof. Rütimeyer in Chiesa (Veltlin) gefundene und der Sammlung geschenkte Backglocke aus Lavezstein, durch welches bedeutungs- volle Stück die bisherigen Backglocken, eine thönerne aus Ru- mänien und eine metallene aus Miglieglia (Tessin) in willkommener Weise ergänzt wurden. Auch unsere Kollektion von Netz- 336 Fritz Sarasin. schwimmern hat Herr Prof. Rütimeyer durch einige, meist aus Pappelrinde hergestellte in Montelier am Murtensee erworbene Exemplare vermehrt. Ausser der erwähnten Backglocke verdanken wır demselben Donator noch weiteres Lavezsteingerät aus Val Malenco und Val Brutta (Veltlin): 2 Steinkerne, einen Kochtopf und eine zierlich gearbeitete Dose. Durch Tausch mit Herrn Dr. Forrer in Strassburg wurden ein Steinnapf von 1794 und ein Stein- mörser (defekt), beide aus Strassburg, erworben. Von ebendaher stammt einige ältere Keramik: 7 unglasierte, schalenförmige Thonampeln, eine ebenfalls unglasierte Ofenkachel, eine grauthönerne Sparbüchse, letztere zwei angeblich aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, und ein innen grün glasierter Nachttopf aus dem 15. Jahrhundert. Ein Giessfass von 1798 und eine Platte mit Inschrift von 1771, beide im Langnauer Typus, wurden aus Unterwalden erworben. Besonders primitiv im Hinblick auf die rezente Herstellung ist ein von dem Bauern selbst ohne Töpferscheibe gearbeiteter rotthönerner Napf aus Bidogno (Tessin), den wir ebenfalls Herrn Prof. Rütimeyer verdanken dürfen. Zu den Arbeiten aus Holz übergehend, erwähnen wir vor allem einen von Herrn Prof. Rütimeyer geschenkten sog. „Kleien- kotzer“, d.i. eine geschnitzte Holzmaske, durch die die gemahlene Kleie ausläuft, eine im Elsass besonders häufig gebrauchte Vor- richtung, woher auch unser Stück stammt. Aus Toscana sandte Herr Pfr. Iselin einen reichgeschnitzten Handhaspel (,,tesa“) für Wollgarn, mit der Jahrzahl 1517, und aus der Prov. Pisa einen ebenfalls geschnitzten Kopf eines Spinnrockens. Zwei ge- schnitzte, angeblich zur Strohflechterei verwendete Holzzapfen aus der Gruyère mit den Jahreszahlen 1754 und 1786 wurden angekauft, ebenso ein Melkstuhl aus derselben Gegend mit Kerb- schnittornamentik, dadurch beachtenswert, dass Sıtz und Fuss aus einem Aststück gearbeitet sind. Von Stickereien sei als besonders willkommenes Geschenk von Herrn Ingenieur Louis D. Holzach ein in reicher Buntleder- stickerei gearbeiteter Schafpelzmantel aus Südungarn (Puszta und Banat) erwähnt, ein Gegenstück zu dem bereits vorhandenen mit Wolle bestickten Filzmantel aus derselben Gegend. Zum volkstümlichen Bildwerk gehören 3 sog. Pergament- bilder mit Heiligen, eine Hinterglasmalerei und ein Teurungs- gedenkblatt von 1817 aus Zürich. Der Hausrat ist vertreten durch ein Korbbettchen (,,Kinds- zeine‘‘) aus dem Kt. Zug, ein harthölzernes Schmuckkästchen mıt einfachem Kerbschnitt aus Umbrien, eine hölzerne Schnupf- Basler Museum für Vôlkerkunde, Jahresbericht 1922. 337 dose aus Süddeutschland, eine hölzerne Wage aus dem Kt. Aar- gau, ein Feldfässchen (,„barilozzo‘‘) aus dem Apennin, 4 Kürbis- flaschen verschiedenen Formats aus dem oberen Arnotal, einen Holzbecher und 2 Holzlöffel aus Binn im Wallis. Bereits bei der Keramik genannt sind die in Strassburg ausgegrabenen Haus- gegenstände aus Thon. Ebendort sind auch schon die Strassburger Thonampeln aufgeführt worden; eine eiserne aus Castiglione Fiorentino ist von Herrn Pfr. H. Iselin eingesandt worden. Spieltierchen sind, wie schon bemerkt, wiederum in grosser Zahl durch Herrn Prof. Rütimeyer geschenkt worden. Die- jenigen aus Holz stellen im wesentlichen zwei Typen dar: den oben gegabelten Ast und den zylindrischen Klotz mit Abschrägung und Einschnitt am oberen Ende; diejenigen aus Knochen sind vorwiegend aus dem Astragalus hergestellt; daneben aus dem Metacarpale III des Schweins, der untern Epiphyse eines hinteren Canons der Ziege und der zweiten und dritten Phalanx vom. Vorderfuss der Ziege. Zum Volksbrauch mögen gerechnet werden 4 handgemalte Taufzettel aus dem Elsass, 3 Kommunions- und Firmungszettel aus der Innerschweiz und ein bedrucktes Seidenband mit Wid- mung an einen zum Regimente abgehenden Lieutenant, datiert Aarau 1815. Eine Lötschentaler Maske wurde in Basel gekauft und als Doublette für den Tausch reserviert. Die im Berichtsjahr eingegangenen Kerbhölzer sind sämtlich von Herrn Prof. Rütimeyer geschenkt worden. Es sind 8 Milch- abrechnungshölzer (,,Beilen‘‘) aus dem Simmental, eine Milch- messbeile aus dem Kt. Uri und 4 ‚„Samichlaus-Beilen‘ eben- daher, auf denen die von dem Kinde gebeteten Vaterunser und Rosenkränze eingekerbt und dem ,,Samichlaus‘ vorgewiesen werden. Aus dem Gebiete der religiösen Volkskunde seien vor allem 3 eiserne Votive aus Oberbayern genannt: 2 Pferde, ein Arm und ein Bein, die wır, wie auch ein undatierbar altes mensch- liches Bronzefigürchen, der Güte von Herrn Dr. Th. Engelmann verdanken. Eine Kapsel mit Reliquienpartikeln, Agnusdei und Gnadenbild wurde in Zug erworben. Ebenfalls aus der Inner- schweiz wurden 6 Sterbekreuze eingesandt, von denen eines dadurch beachtenswert ist, als ihm eine Cypraea-Schale, offenbar als weiteres Apotropaeum, angebunden ist. Ein bleiernes Taschen- snadenbild von Mariastem in Blechkapsel schenkte Herr Prof. F. Speiser. Um einige, bedeutende Stücke wurde die jüdische Ab- teilung vermehrt. Die Emanzipationsstiftung schenkte einen 22 338 Fritz Sarasin, bronzenen Synagogenleuchter in Form des jerusalemitischen Leuchters, mit eingravierter Inschrift; eine ebenfalls bronzene Chanukkah-Lampe mit Darstellung des siebenarmigen Leuchters und des Löwen Judae in Relief wurde in Basel erworben, im St. Gallen ein kunstvoll bemalter Ehebrief (Tenoim), ausgestellt in Gradiska im Jahr 5540 j. Z., (d. 1. 1779 n. Chr.), ein Thora- Mantel zum Einwickeln der Gesetzrolle, eine bedruckte Tischdecke (Kidisch-Deckchen), wie sie an Festtagen aufgelegt werden, und ein gestickter Sack zum Aufbewahren der Gebetsriemen (Tefilin). In das Gebiet des Aberglaubens gehört ein mit anscheinend hebräischen Buchstaben und magischen Zeichen (Penta- und Hexagramm usw.) beidseitig beschriebenes Blatt von 49 (7x7) Feldern, von denen 12 den Brustschild des Hohenpriesters dar- stellen. Das offenbar kabbalıstische Stück, dessen Inschriften von einem mit den hebräischen Buchstaben unvertrauten Schreiber stammen, ist von demselben Einsender in Zug erworben worden, der uns s. Zt. die interessante Clavicula Salomonis geliefert hat. In das Gebiet des volkstümlichen Aberglaubens führt uns eine Stall- Türfüllung mit angenageltem Hufeisen, zur Abwehr von Unheil, die der Berichterstatter in der Nähe von Leukerbad gefunden hat (Gesch. H.-K.). ' Volksmedizinischer Natur sind eine aus Genf stammende Gichtkette mit Anhänger aus Kupfer und Zinn (Gesch. v. Hrn. S. Buser) und ein thönerner Schröpfkopf von einem Funde in Strassburg. Endlich sei als Kriminalobjekt eine leinene Unterweste zum Schmuggel von Fünffrankenstücken genannt, wie sie 1. J. 1921 namentlich von belgischen Schmugglern. verwendet wurde. Das Stück wurde uns von Herrn Strafgerichtspräsidenten Hübscher geschenkt. Anthropologische Sammlung. (Bericht des Vorstehers, Dr. Fritz Sarasin.) Einen qualitativ und quantitativ sehr wertvollen Zuwachs hat unsere anthropologische Abteilung dadurch erfahren, dass Herr Dr. P. Wirz seine im Jahre 1918 auf seiner ersten Neu- Guineareise gesammelten osteologischen Materialien ihr geschenk- weise überwiesen hat. Es handelt sich um ein vollständiges Skelett, um 89 Schädel und eine Reihe von Unterkiefern und Langknochen von verschiedenen Fundstellen im Holländisch Neu-Guinea. Von Herrn Dr. ©. W. Brenner in Chur wurde ein Diapositiv einer europäischen Mandibel mit jederseits 4 Molaren eingesandt. Basler Museum für Vôlkerkunde, Jahresbericht 1922. 339 Bibliothek. (Bericht des Vorstehers, Prof. Felix Speiser.) Durch Tausch gelangten wir wie üblich in den Besitz der Jahresberichte verschiedener ethnographischer Museen. Gekauft wurde der Anzeiger für Elsässische Altertumskunde, so weit er bis jetzt erschienen ist. Die Herren Drs. P. und F. Sarasin übergaben uns, wie all- jährlich, die Fortsetzungen der schon früher erwähnten Zeit- schriften. Herr Robert Rütimeyer in Alexandrien machte uns das grosse Geschenk eines Teiles des Prachtwerkes von Pankoucke: De- seription de l’Egypte, jenes berühmten Tafelwerkes, das als Folge der napoleonischen Feldzüge in Ägypten entstanden ist. Von Herrn Dr. Paul Wirz erhielten wir den ersten Band seines Werkes über die Marmd-Anim und von Herrn Prof. Samuel. Preiswerk: Tei San, Notes sur l’Art Japonais. Photographien. Herr Muspach-Jenny schenkte uns Bilder von noch ganz ursprünglichen Indianern aus dem Gran Chaco, Herr Dr. Th. Engelmann eine Serie von Photographien aus Indien und Buchara aus den achtziger Jahren, und Herr Dr. W. Bernoulli brachte uns von seiner Reise in Surinam einige Bilder von indianischen Häusern und Typen mit. Verzeichnis der Geschenke an das Museum für Völkerkunde im Jahre 1922. Afrika. Herr Dr. K. Forcart, Kairo: 5 altarabische bemalte Gefässscherben; 2 gezähnte Sicheln, Sudan. Dr. W. Grenouillet, Basel: Originalsammlung von 21 Stücken aus Ruanda und den Kiwusee-Gegenden. „ Dr. W. Hotz, Basel: Ledertasche, Marokko. » Prof. L. Rütimeyer, Basel: Häuptlingsstuhl, Kamerun. „ Rob. Rütimeyer, Alexandria: 504 Scherben altarabischer Keramik, altägyptische Stemstatuette. » Prof. F. Speiser, Basel: 13 Gegenstände aus verschiedenen Teilen Afrikas. Az 7 340 Fritz Sarasin. China-Japan. 7 Herr Dr. O. Frohnmeyer, Basel: Hölzerne chinesische Puppe. Pfr. Hunziker, Yokohama: Fächer eines Samurai, 6 Holz- schnitzereien aus Klöstern Japans. Pfr. Sam. Preiswerk-Sarasin, Basel: Chinesische Elfenbein- schnitzerei. D. Richard Wilhelm, Peking: Zwei chinesische Jadeit- segenstände. 29 Malayischer Archipel. Herr Dr. E. Paravieini, Basel: 75 Gegenstände aus Bal, Java, Sumatra und Nias. Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: Bandwebstuhl von Ambon; Opferpuppe von Bali. Melanesien. Herr Miss. Et. Bergeret, Loyalty : Zauberpaket aus Neu-Caledonien. „ Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: 342 Gegenstände aus Holländisch Neu-Guinea, Doreh-Baı, Mamberamo-Fluss, Sentani-See, und Zentral-Neu-Guinea. Polynesien und Mikronesien. Herr Dr. L. Geiger, Basel: Kawa-Schale und -Becher, Samoa. Amerika. Herr Dr. W. Bernoulli, Basel: Bogen, Pfeile und Löffel der In- dianer in Surinam. „ Rud. Iselin, Basel: Stücke von Thongefässen aus San Domingo. ., J. Oeri-Simonius, Basel: Zwei Thonkrüge aus Mexiko. Dr. E. Paravicini, Basel: Altertümer aus Arizona, Thon- gefässe der Pueblo-Stämme, Wolldecken der Nawajos. Europa. a) An Gegenständen. Die Zahl der geschenkten Gegenstände ist dem Namen beigefügt. Wichtigere Geschenke sind im obigen Bericht eigens aufgeführt. Donatoren ohne Ortsbe- zeichnung sind in Basel wohnhaft.) Herr S. Buser: 1. — Isr. Emanzipationsshiftung: 1. — Herr Dr. Th. Engelmann: 4. — Herr Prof. E. Hoffmann-Krayer: 3. — Basler Museum für Völkerkunde, Jahresbericht 1922. 241 Herr L. D. Holzach: 1. — Herr J. Lörch, Cham: 9. — Herr Prof. L. Rütimeyer: 16 (tw. Kollektionen). — Herr Prof. F. Speiser: 1. — Strafgericht: 1. b) An Beiträgen in bar. ‘Herr Prof. D. Burckhardt: Fr. 10. — Herr À. Gemuseus- Passavant: Fr. 20. — Herr. Dr. K. R. Hoffmann: Fr. 20. — Herr Ad. Krayer- Burckhardt: Fr. 20. — Herr G. Krayer-La Roche: Fr. 20. — Herr M. Krayer-Freyvogel: Fr. 20. — Herr Jacques Marx: Fr. 30. — Frau A. Sarasin-Vonder Mühll: Fr. 20. — Herr E. R. Seiler-La Roche: Fr. 10. — Herr A. Vischer-Krayer: Fr. 20. — Herr G. Zimmerlin-Boelger: Fr. 10. Anthropologische Sammlung. Herr Dr. €. W. Brenner, Chur: Diapositiv einer Mandibel mit 4 Molaren. „ Dr. P. Wirz, Neu-Guinea: Schädel und Skelettreste aus Holländisch Neu-Guinea. Manuskript eingegangen 6. Januar 1923. Vierundvierzigster Bericht über die J. M. Ziegler’sche Kartensammlung 1922. I. Geschenke. Kaiser & Cie., Reisebureau: Kel. Holländ. Lloyd Amsterdam. Routen der Passagier- dampfer. Routen der Frachtdampfer. 1 Bl. Fritz Heusler: Verdun aus der Vogelschau, hg. v. Frobenius A.-G., Basel, 1 Bl. | Dr. Ch. Dietschy: Karte des Vier-Waldstaedter See’s, grav. v. Scheurmann. 1 Ua: Carte du canton de Vaud, p. p. F. Weber. Lausanne 1856. 1:200000. 1 Bl. : Nouveau Plan topographique de Lyon. 1816. 1 Bl. Plan topographique des environs de Basle et du cours du Rhin. p. en 1798 p. Chr. de Mechel à Basle. 1 Bl. Canton de Schaffhausen et partie du Ct. de Zürich. Levé et dessiné p. J. H. Weiss. 1 BI. Partie du Ct. Sentis et Autriche antérieure. Levé et dessiné pe J. Ei: Weiss BE 1800. S. Preiswerk-Sarasin: Karte des Ostjordanlandes, aufgen. v. G. Schumacher. 1.263360. NBI II. Anschaffungen. Carta d’Italia. Foglio 11. 17. 2 Bl. Die Nordsee. Bearb. v. M. Groll. 1:1000000. 1 Bl. Die Ostsee. Bearb. v. M. Groll und P. Diercke. 1 : 1000000. 1 Bl. NE J. M. Ziegler'sche Kartensammlung, 343 Lüthi, K. J. Die Haas’schen Landkarten. 1 Brosch. Generalstabskarte von Dänemark. 1:50000. 21 BI. Spezialkarte von Österreich-Ungarn 1: 75000. 120 Bl. Generalstabskarte von Bayern 1:50000. 31 BI. Panoramen des Alpenvereins. 25 Bl. Siegfriedatlas 1:25000 und 50000. 41 Bl. Hickmann’s Geograph.-statist. Universal-Atlas 1921. Wien. 1 Brosch. G. Freytag’s Welt-Atlas. Wien. 1 Bd. Environs de Strasbourg 1:50000. 1 Bl. Carte de France 1: 50000. Flle. XXX. 31; XXXI. 45; XXXII, 45, 46; XXXIIF. 12, 14—16; XXXIV. 11, 13—17; XXXV, * 11, 12, 14, 15, 16—18; XXXVI. 12, 13, 15—21; XXXVIJ, 12 52 BI. France régionale 1:600000. Carte 60, 60bis; 61, 61bıs; 62, 62bis; 62, 63bis; 64, 64bis. 5 BI. Fischer, Al. Europas neue Staaten-Grenzen. 1:7500000. Wien und Leipzig. 1 Brosch. Schulwandkarte von Nord-Amerika, bearb. von H. Haacke. 1:6000000. 1 Bl. Asıen, bearb. von H. Haack. 1:6000000. 1 Bl. Schulwandkarte von Australien und Polynesien, bearb. von H. Haack. 1: 6000000. Bl.: Schulwandkarte von Süd-Amerika, bearb. von H. Haack. 1:6000000. 1 Bl. Schulwandkarte von Afrika, bearb. von H. Haack. 1: 6000000. 16289, Kleinasien, bearb. von E. Schwabe. 1:1250000. 1 Bl. Wandkarte zur deutschen Geschichte von 1125—1273, bearb. von A. Baldamus. 1:1000000. 1 BI. Die Entwicklung der Ver. Staaten von Nordamerika, bearb. von E. Schwabe. 1 Bl. Wandkarte der Entwicklung des Osmanenreichs, bearb. von E. Schwabe. 1:2000000. 1 BI. Das Zeitalter der Entdeckungen, bearb. von E. Schwabe. 1:20000000. 1 Bl. Reich Alexanders d. Gr., bearb. von E. Schwabe. 1:2500000. BL: 344 J. M. Ziegler'sche Kartensammlung. Bertarelli, L. V. Guida d'Italia del Touring Club italiano. 5: Le Tre Venezie.- Vol. 1 u. 2. Milano 1920. 2 Bde. 6: Italia Centrale. Vol. 2, Milano 1922. 1 Bd. Geologische Spezialkarte von Elsass-Lothringen 1 : 25000. No. 5, 6, 10, 11, 1518, 22—-29, 33, 34, 38—43, 52, 53, 65, 75, 716, 91, 92, 130—132, 134 mit Erläuterungen. 35 Bl. u. 32 Brosch. Rechnung für das Jahr 1922. Einnahmen. Aktivsaldo vorıger Rechnuno 2 2... 22... Tr 2414.99 Jahresbeitrager nz. ss a en 135. — Pinsen Wan ae ee eV Fr. 3576.80 Ausgaben. a Anschalunsen Da u... ze 105,65 llonorarı.. re ere es. ee 15.— Saldo aut neue Rechnune et .2.0...2.2, 2080619 Fr. 3576.80 Status. Kapitalaulasen) » 0 0.2. ..22.20 hrs Bar an Kassen ne ar ee SOON -Vermögensbestand am 31. Dez. 1922 . . . . . . Fr. 20866.15 ss idole 05 ga Ce 20915 Abnahme Fr. _ 48.40 Basel, den 22. Januar 1923. sig. Dr. C. Chr. Bernoulli. Für den Vorstand der Naturf. Gesellschaft: Felix Speiser, Bibliothekar. 1) Die angelegten Kapitalien sind beim Schweizerischen Bankverein deponiert. Chronik der Gesellschaft. Geschäftsjahr 1922—23. Vorstand. Herr Prof. Dr. Th. Niethammer, Präsident. „ Prof. Dr. A. Vogt, Vizepräsident. , Dr. E. Handschin, Sekretär. „ Dr. A. Gansser, Kassier. „ Prof. Dr. A. Buxtorf, Redaktor. „ Prof. Dr. F. Speiser, Bibliothekar. Am Ende des Geschäftsjahres hat auch der Sekretär vor- schriftsgemäss die Bilanz über den Bestand und die Tätigkeit der Gesellschaft zu ziehen. Die Aufgabe ıst dieses Jahr für ıhn eine leichte, da er, was die Mitgliederbewegung anbetrifft, das den Verhandlungen beigefügte neue Mitgliederverzeichnis sprechen lassen kann. Leider geht aus den neuen Zusammenstellungen eine Abnahme des Mitgliederbestandes hervor. 23 Neuaufnahmen stehen 40 Verluste infolge Austritt und Tod gegenüber! Unter den letzteren betrauern wir Prof. Dr. C. Schmidt und Forsyth Mayor, Ehrenmitglied seit 1913. Der Vorstand erledigte die laufenden Geschäfte der Gesell- schaft in 6 Sitzungen des aktiven und 2 des erweiterten Vor- standes. In Bezug auf die wissenschaftliche Tätigkeit darf das ver- tlossene Jahr als ein normales bezeichnet werden. Es wurden 14 ordentliche Sitzungen abgehalten, die sich meistens eines sehr starken Besuches erfreuten. Die öffentliche Schlussitzung fand am 2. Juli im Bernoullianum statt. Für das Jahr 1923—24 wurde am 20. Juni der Vorstand folgendermassen bestellt: Herr Prof. Dr. F. Speiser, Präsident, St. Albanvorstadt 108. „ Prof. Dr. R. Stähelin, Vizepräsident, Schönbeinstrasse 40. , Dr. Ed. Handschin, Sekretär, Thiersteinerallee 19. „ Dr. Wilhelm Oser, Kassier, Metzerstrasse 61. „ Prof. Dr. A. Buxtorf, Redaktor, Grenzacherstrasse 94. „ Dr. F. Heinis, Bibliothekar, Pfirtergasse 33. 346 25. 28. 14. 20. D Okt. . Nov. . Nov. . Dez. . Dez. 2 Jan: Jan: . Febr. Febr. März . März . April . Juni Juni Ju Chronik der Gesellschaft 1922 — 23. Verzeichnis der Sitzungen und Vorträge. Herr 29 Herr 1922. Prof. Dr. H. Rupe: Emilio Nölting ji. Prof. Dr. K. Spiro: Das anorganische Milieu der Zelle. Dr. O. Schüepp: Neue Konstruktionen zur Blattstel- lungstheorie. Prof. Dr. A. Gigon: Die Konstitutionsfrage in der Medizin. Prof. Dr. G. Hotz: Über Kropf und Kretinismus. Dr. A. Schmid: Eine neue Gaselektrode, ihre wissenschaftliche, medizinische und technische An- wendung. 1923. Prof. Dr. R. Doerr: Die Bakteriophagen. Prof. Dr. H. Zickendraht: Luftwiderstand bei busen Wind. Dr. P. Sarasin: Über den kosmischen on der Entstehung des Lebens. Prof. Dr. F. Fichter: Beiträge zur Kenntnis der Seidenerschwerung.- Verschiedene Demonstrationen Prof. Dr. L. Zehnder: 1. Erinnerungen an W. C. Röntgen. 3. Die zyklische Sonnenbahn als Ursache der Sonnenfleckenperioden. Dr. H. Stehlin: Erinnerungen an Forsyth Mayor. Dr. J. Roux: La collection de Reptiles du Musée de Bâle, son histoire, son développement. . Prof. Dr. W. Matthies: Zur Theorie der Pulswellen. Dr. E. Witschi: Über Methodik und Ergebnisse der neuern Erblichkeitsforschung. “ Prof. Dr. P. Ruggli: Über die Vorgänge beim Färbeprozess. Ing. H. Zölly, Bern: Die geodätischen. Grundlagen der schweizerischen Lénhsvemeseme. ‚Jahresrechnung der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. 1. Juni 1922 bis 31. Mai 1923. Einnahmen. Jahresbeiträge: 11 ordentliche pro 1922 à Fr. 15 RICO 1 erhöhter 1022 x 20.— 540 ordentliche = 1953, 0e 0 00 18 erhöhte 1929. =. 186. Kr Ausserordentliche Eingänge: Familie Bernoulli. Beitrag an Druckkosten der mathem. Arbeit von Joh. Bernouli . „ Zinseingänge: : Répitalzmsen © Me hr 202910 Konto Korrentzinsen- 22220 10200 Erlös aus nn Keiner Verschiedenes: Davon Fr. 2021. 35 für bezahlte das à an + Druckkosten von Band 33 der „Verhandlungen“ 821.40 3,025.70 2,033.60 11,546.70 Fr. Ausgaben. Mie von Wertpapieren. . . ET. Kosten von Band 33 der Va ae (incl. Separata und Speditionskosten) Anzahlung an Kosten von Band 34 : Druck chen a ne ne VerweltunoskKosten ste nm te a, Vorträge und Beihilfe . Übertrag? rar: 497.35 1,364.15 1,282.20 858.95 187.85 145.85 10,336.35 348 ‚Jahresrechnung 1922 —23. Übertrag 0... dire 1093635 Beitrag an den Schweiz. Bund für Naturschutz PLROBLI2IFRSII2I. ur. Te ne ee 100.— Verschiedenes: Bank-und Postcheck-Konto- Spesen 3 48.55 Fr. 10,484.90 Die Mehreinnahmen belaufen sich daher auf . . ,, 1,061.80 Fr. 11,546.70 Status des Vermögens per 31. Mai 1923. Unantastbares Vermögen: Nominalwerte: 3'/,°/o Obligationen Schweiz. Bundesbahnen, 1899/1902 Serie A-K . . Fr. 25,000.— 4% 5 Kanton Baselstadt von 1910 ‚, 10,000.— AA 5 Kanton Baselland von 1912 ,, 10,000.— A 55 Kanton Schaffhausen v. 1915 ,‚, 10,000.— 4% = Schweiz. Centralbahn v. 1880 ,, 3,000.— DO = VIII. Eidg. Mobilisationsan- leihe wonder re ee 218.000 AE Schweizer. Bundesbahn, 1. Blektr. Anleihe von 19227 7 5 * 500.— Total Fr. 69,500.— Verfügbares Vermögen: Guthaben bei der Schweizer. Kreditanstalt, Basel Fr. 8,328.25 Guthaben auf Postcheck-Rechnung V/408 . . . „ 217.53 Berschakisr ee eee 2.83 Total Fr. 8,548.11 Basel, den 31. Mai 1923. Der Kassier: Dr. A. Gansser. Die Rechnung geprüft und richtig befunden: Basel, den 18. Juni 1923. Die Rechnungsrevisoren: G. Zimmerlin-Boelger. Prof. H. Preiswerk. Verzeichnis der Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. (Abgeschlossen den 30. November 1923.) Zur Beachtung! Die Mitglieder werden ersucht, allfällige Unrichtigkeiten dieses Ver- zeichnisses sowie vorkommende Adressenänderungen dem derzeitigen Sekretär (Privatdozt. Dr. Ed. Handschin, Zoolog. Anstalt der Universität Basel) prompt zur Kenntnis zu bringen. Herr Ehrenmitglieder. (Anzahl 14) Engler, Karl, Dr. phil., Prof., Karlsruhe Fischer, Eduard, Dr phil. Brot, Bern Forel, Avance Era Nvome se Eisen, C. Pro Tentes (Zch.) . Hassler, Emil, Dr. phil., San Bernardino (Paraguay) . v. Hedin, Sven, Dr. phil., Stockholm . Heim, Albert, Dr. phil., Prof., Zürich Lochmann, J. J. Colonel, Lausanne . . . de Margerie, Emmanuel, Directeur, Strasbourg . Naville, Edouard, Prof., Malagny-Genève . Rudio, Ferdinand, Dr. phil., Prof., Zürich Schweinfurth, Georg, Dr. med., Prof., Berlin Schröter, Carl, Dr. phil., Prof., Zürich . Sudhobt,, Karl Dr. med., Prof, Deipzie -. Korrespondierende Mitglieder. (Anzahl 31) : Abderhalden, Emil, Dr. med., Prof., Halle Bachmann, Hans, Dr. phil., Prof., Luzern Bernoulh, Rudolf, Dr. phil., Basel . Black, P. G., Sidney (N. S.Wales) Ernannt 1899 1917 1917 HOME 1919 1909 OT 1916 1921 1917 1917 1908 IT 1895 Ernannt 1909 17 19 1903 350 Mitgliederverzeichnis von 1923. Ernannt Herr> Boulenger, GA, Dr. phil, London 2 ame 1900 „ Bührer, Wilhelm, Dr. phil. h. c., Pfarrer, Winter- siımeen@Baclande 0 0,00 IT = Büttikoter, John, Dr. phil. Rotterdam 2 este 21900 = Buxekharde, Carl Dr. phil Mesicor 2.2 2 7 1917 ‚„ Capellini, Giovanni, Dr. phil., Prof., Bologna. . 1875 = Courvoisier, - Leopold, Dr. phil Bros... Berlin. 1917 " Deecke, Wilhelm, Dr. phil, Prof, Hreiburs1.B.. 1912 Havre, Ernest, Dre. phal, Gem... an... > 1875 ” HBischer-Siewart, Hans, Dr. phil, Zofinsen 2 7... 29 # Buhrmann, Otte, Dr phil Prors Neucharln 27272 2 Greppin, Eeopold, Dr phil, ssolorhunn Fr "x. Gretlh, Paul, Dr. phil, Prof, München, =. 222850 „. Hagen, Berhard, Dr. med., Frankfurt a. M. . . . . 1892 „. Hasenbach, Rudolt Dr phil Basen 7 2 77 1917 "ee lselınHlans,. Pfarrer, Nlorenzee men ee 1903 „. Koby, Priedzich, Dr. phil: Porrentruy „.. 2.22 19% = beutharde, Kranz, Dr phil Bestal 7 2 2 2 25 1917 +2 -Oberthur, Charles Rennes or 2.2 ee 1903 = Pitrard, Busene, Prof, Geneve + Sa 22222, to pl Martin, Dr pole Pros Zürcher 10 "HaSchardt, Hans, Dr. phil Pros Zürcch a2 2227195 , Schlaginhaufen, Otto, Dr. phil; Prof, Zürich. . 1917 „ Steinmann, Gustav, Dr. phil., Prof., Bonn a.Rh.. . 1900 >= Pheiler, Alfred, sır, Preteua 2. „en... 1917 , v. Tschermak, Gustav, Dr. phil., Pro Wien . . . 1880 » Ursprung, Alfred, Dr. phil., Prof, neuem : AUS Renoir “he NVischer, Hanns, Bern PER 22... Green 1917 Ordentliche Mitglieder. (Anzahl 392) Ernannt Herr Alotbh-Menan, sieismund „2.22... 1917 “© Alioth-Sehlumberger, Adrian. 2... u 20. 1917 , Alhoth-Von der Mühll, Manfred, Dr. phil., Chemiker. . 1900 D Ammann Haberstich, JB, Habrikant 20.2 2 LOS = Armstein, Branz Der yus an. on „ Bächteld. Hanns, Da phil. Re ee 1915, =. > /Bally-Boreare .O,,. Dr m a. eee 1923 bare Dispo ee: . TON: Banderet, Edmund, Dr. ai, Mulhouse 22° 22.22.1908 Bauer, Camille =. a 1 EEE 1916 Baumann, Karl, cand. phil. Re 1922 Herr 22 Dr D Le > > Ir \e \ I ‘= Mitgliederverzeichnis von 1923. Baunmberoer, Ernse#Dr. phil ee pneu. Baumer, K., Reallehrer . . Becherer, Alfred, cand. phil. . . . . Beck, Theodor, Dr. phil., Chemiker . Becker, Viktor, Dr. phil., Chemiker Bemoulle Aususpal2, Dr phil Pror. 222°. { Bernoulli-Hirzel, Eugen, Dr. med., Privatdozent . . Bernoulli-Leupold, Walter, Dr. phil., Chemiker . Bernoulli, Walter, Dr. phil., Geologe . . Brder>Max, can dpi 2.2.2 ee Bienz- Imhof, Amer Drö phil. tr EC Bieler, Walter sDraphil. 2.0. 2 ur... Billeter, Ott0,2 Dr phl.; Chemiker’. 2 2... . Binder Busen Alteede.. , za anne Bing, Robert, Dr. med., Prof. Binz-Müller, August, De ailes Bitterli-Treyer, Sigmund, Ing. Bhemielden Bloch-Brunschwick, Alfred, Apotheker Bloch, Bruno, Dr. med., Prof, Zürich Bloch, Hedwig, Dr. med. : Bodmer-Zuppinger, E., Dr pl 3 | = Böniger, Melchior, Dr. Dh, Chemiker . . Bollinger-Heitz, Gottfried, Dr. ar Be Bosshard, Max, Asoleslhenn. Be Brack-Schneider, J. J., Chemiker . Brändlin Emil, Dr. phil. Geologe Braun, Ludwig, Dr. phil., Geologe . . Breitenstein, Albert, Dr. med. . Brenner-Reich, Wilhelm, Dr. phil. Bucherer-Gölz, Emil, Dr. DIRES Buchmann-Schardt, Christian, Dre Buchmann, Ernst, Dr. med. Buchner, D. Dr. es Hs Bührer-Kehlstadt, K., Dr. med. \ Bürgin-Thurner, Emil, Ing., Oberst . Bürki, Fritz, Dr. phil., Burgdorf . Be Burckhardt-Burckhardt, August, Dr. phil. . OT RO TE Burckhardt-Heimlicher, R., Dr. phil, Chemiker. . Burckhardt-Iselin, Rudolf, Fabrikant . Burckhardt Gottlieb, Dr. phil. . Burckhardt-Mohn, Ernst, Dr. phil., Chemiker . Burckhardt-Passavant, Hans, Dr. jur. Burckhardt-Sarasın, Karl Lk legten yes ae Meile) jene 351 Ernannt 1900 1912 1921 TIER 1909 1912 1922 1912 1909 1922 1892 1915 1917 1922 1906 1896 352 Herr Mitgliederverzeichnis von 1923. Burckhardt-Socin, Otto, Dr. med., Prof. Buser Krenst® Dr med 00082 Buss Hans Dr phil, Chemiker ee Buxtorf-Burckhardt, August, Dr. phil., Prof... Casparis, Paul, Dr. phil., Privatdozent Chappuis, P. N Dr. phil., Cluj a.) Christ-de Nesle, Rudolf . Christ-Socin, Hermann, Dr. jur. und phil, een Christ-Wackernagel, Paul Clavel Rene, Dr. ya reste Collin, August, Dr. phil., Chemiker. . Conzetti, Alfred, Dr. phil., Chemiker . Corning-Broome, H. K., Dr. med., Prof. Court, G., Dr. phil., Chemiker . David A. Draphil rame Dietschy-Fürstenberger, Wilhelm . Disler, C., Dr. phil., Rheinfelden . Doerr Robert, Dr. med, Pror Ebi, Fritz, Dr. phil., Riehen. Eder, eo. Dr pur 2 Damen. Fritz, Dr med, Prof. ne ; Elber, Rudolf, Dr. al, Geologe, z. SZ Borneo Elger, Franz, Dr. phil., Chemiker Ne Engelmann, Theodor, Dr. med. und phil. . Engi-Hollenweger, Gadient, Dr. phil., Chemiker, Riehen Faust, Stanton Rdv, Dr me) und Si, Pro. Fellmeth, Hans, Apotheker ee : Fichter-Bernoulli, Fritz, Dr. Dani Do Fichter-Bernoulli . SR a RE Hechter, À, Direktor. . . I Finckh- Sieg wart, Julius, Dr. Sl, ‚Chemiker à Flatt- Halter, Robert, Dr. phil., Rektor ur -Jucke. Samuel ADr-phil.h- C0 Forcart-Respinger, Kurt, Dr. med., Kairo. Hrey-Breim, Oskar, Dr phil ... ann 2, Fritzsche, Hermann, Dr. ing., Chemiker . . Gageur, Rudolf, Dr. phil., Chemiker . Gansser, August, Dr. phil., Chemiker. . Geiger, Max, cand. phil. Geiger-Otto, Hermann, Dr. phil, Apotheken, Arlesheim É : Geiger-Mähly, Paul, Dr. phil, Apotheker a Ernannt 1910 1918 1900 1900 oz 1916 1913 1857 1920 ol 1886 1910 1893 1919 1917 1896 1913 1920 1912 1916 1899 1920 1922 1882 1908 1920 LOT 1896 1911 1915 1896 1887 1915 1904 1904 1920 1916 1916 1923 1897 1902 Herr Mitgliederverzeichnis von 1923. Geigy-Burckhardt, Karl, Ing. Geigy-Hagenbach, Carl . . . Geigy-Schlumberger, Rudolf, Dr. phil. Gerlach, W., Dr. med. . . EL FENSTER Gigon, Are Dr. med., Pin eis, Julie, Dr. phil. : Gnehm, Robert, Dr. phil., Prof., Zürich Grenouillet, W., Dr. phil., Geologe . Greppin-Maeglin, Eduard, Dr. phil. h. c. Grossmann, Emanuel, Dr please 20% Grüninger-Zellweger, Robert, Architekt - Gruner-Kern, lem, Ines See: Guggenheim, M., Dr. phil, Chemiker ee Haberbosch, Paul, Dr. phil., Baden 1. a Haefely-Meyer, E., Dr. ing.h. c. Haefely, Guido, Dr. ing. DR Haermar Brausott cand pluie ©... Hagenbach, Eduard, Dr. phil., Chemiker Hagenbach-Amann, August, Dr. phil., Prof. Hagenbach-Merian, Ernst, Dr. med., Privatdozent . . Hagenbach-Von der Mühll, Hans, Dr. phil., Chem.. Hallauer-Niederer, Otto, Dr. med., Prof. . . . Handschin, Eduard, Dr. phil., Privatdozent . Elassınger; bluso; Dr. phil, Brot, 2 2 Hedinger-Wetter, E., Dr. med., Prof., Zürich Heim, Fritz, Ing., Freidorf er ne Emi mrntz Drephil.. 20.00.82 Blelbime, Hermann Dr-phil eee Henrici, Marguerite, Dr. phil., z. Z. Süd-Afrika Heusler, Elisabeth . . . Bere Heusler-Veillon, Rudolf, Rabat UE Hindermann, Eduard, Reallehrer . . . . . . | Hindermann-Müller, Emil, Dr. phil., Chemiker His-Astor, Wilhelm, Dr. med., Prof., Berlin . His-Schlumberger, Eduard. . . . . . . Ehs=Veillons Albert =. mis 0. | : Hockenjos-Im Hof, Ernst, Dr. med., Zahnarzt Élormann Karl Dr med nn Hliotz Gerhard Desmed. Prof... 2.2.2 35% Hotz, Walter, Dr. phil., Geologe, z. Z. Peru Hünerwadel, Theodor, Hochbauinspektor . . Eos Banl; "Dr. med., Aara or 2,2... 309 Ernannt 1892 1892 1888 1922 1910 1909 1887 HOT 1885 1919 1915 1916 1914 . 1922 1922 1922 1923 1888 1907 1904 1898 1896 1920 1918 1909 1922 1916 1913 1917 1911 1910 1912 1898 1902 1910 1910 1910 .. 1905 1909 1918 1913 1909 1919 23 354 Mitgliederverzeichnis von 1923. Herr Hug, Ernst, Dr. phil., Chemiker, Neu-Allschwil Hunziker, Hans, Dr’ med, Physıkuse 2 ere Jaquet-Paravicini, Alfred, Dr. med., Prof., Riehen Jecklin” Eucrus De phil. sr. ee Jenny-Schneider, Fridolin, Dr. phil. Jermstad, Axel, Dr. phil., Chemiker Jetzer, Max, Dr. phil, Chemiker 22.2 ie Im Obersteg, Armin, Dre una. ann à Jost-Blumer, Stephan 0 2. 0.2 ISelin Hans, De. med, Pro 0% Iselin, Martin, Dr. phil., Chemiker, Riehen. : Tsler, Max, Dr; phil» Chemiker 22 2 2,72 Ne Kägı, Hans, Dr phil, Chemikert "0er Nue Kası-Sstineeln, Hans 2 22 nn nn Kası- Wassermann, Rriedrich, Dophilı 22 Kappeler, Hans Der pulı ı >. 2.2.2... 0722 Karcher-Biedermann, Hans, Dr. med.. . . . . . : Karrer, W2.. Dr. phil Chemiker. serre Katz, E., Dr. phil., Apotheker. u Reiser Alired, Dr pl tre a Kelterborn, Paul, Dr. phil., Geologe, z. Z. Rumänien Kesselemo- Ban, Bd Dr pm a 75 Kinzler, Gustave. en N a Rare Klingelfuss-Scheffer, Friedrich, Dr. phil. h. c., Ing. Knapp-Refard, Martin, Dr. phil., Pratteln . | Koch, Richard, Dr pnlı a ee Koch Ernst De ur 2 - Köchlin, Paul, Dr.phil, Apotheker 2.2. Köchlin-Ryhiner, Hartmann, Dr. phil. .. . Kreis, Hans, Dr. phil., Prof., Kantonschemiker Kreis-Füglistaller, Oskar, Dr. med. . .. .... Kublı Ludwis, Dr phil. alt-Rektor 2. Babhardt, Altred, Dre med. Prop . 2.02... Labhardt, Hans, Dr. phil., Ludwigshafen a. Rh. Bans-Vonkilch, Karle 2. 2... 2 Ea:Roche, Hans, Bangquier 22... on... La Roche, Rene, Dr. phil., Rheinfelden. . . . . . Ea-Roche-Iselin, Alfred‘ Dr un . „va ne 2 La Roche-Von der Mühll, Robert . . . . Laubseher? Armmı ar er tee bebedinsky, N, Dres Dal Bro, var, benzinver, Edward Draps", 2, er Leumann, Albert Denon EN Tan et set Ale Ernannt 1916 1911 1888 1904 1887 1922 1909 1913 1917 1912 1919 1917 1919 1896 1892 1910 1896 1921 1909 1918 1922 1917 1920 1892 1896 1920 LOT 1888 1919 1893 1912 1899 1910 1899 1911 1917 1909 1899 1909 1915 1917 1916 1910 Mitgliederverzeichnis von 1923. Herr Lichtenberg, Georg, Zahnarzt 29 Lindenmeyer-seller, Er... 0. Löffler, Wilhelm, Dr. med., Prof., Zürich Lorétan-Huguenin, Klemmen. : : L’Orsa, Theophil, Dr. phil., Chemiker . Lotz-Lüscher, Albert, Dr. med. Lotz, Felix, Ing. . . . RNA en Ludwig, Eugen, Dr. met ‚Prof, Riehen Lüdin, Max, Dr. med. .. Lutz-Georg, Wilhelm, Architekt Mähly, Paul, Dr. phil., Chemiker Martz, Ernst, Dr. phil., Direktor. Mascioni, B., Dr. phil., Chemiker Massın? Max Dr medi 2.2 0.2 ee Massini-Speiser, Rudolf, Dr. med., Prof. . Matthies, Wilhelm, Dr. phil., Prof., Riehen . Matzinger, E., Apotheker Se. Mautz, Otto, Dr. phil. Mayer-Lienhard, W. Meidinger, Georg, Ing. Meier-Hartmann, Kran Dr. phil, Chemiker, Monthey Menzel, Richard, Dr. phil., Buitenzorg (Java) . Mettier, Karl Dr phil, Chemiker . Metzner, Rudolf, Dr. med., Prot, Rıehen: Meyer-Müller, C. F., Dr. med. : Mohrmann, Hans, Dr phil. Prof. Mörikofer, Walter, cand. phil. . . . . Mohn, Heinrich, Direktor, Arlesheim . de A ME loue Dr pkıl Ohemiker Müller Alors Dr med... 2... Müller, Fritz, Dr. ie Chemiker Müller, Gustav . . He Müller-Kober, Meilen, Dh med. . Müller-Wild, Jakob, ao £ 3 Mylius-Gemuseus, Adalbert, Chemiker Mylius-Passavant, Albert, Dr. phil., Chemiker Nager, Gustav, Dr med E =: Niethammer, Theodor, Dr. phil, Prof. Nüesch, Arnold, Dr. med. vet. : Oes, Adolf, Dr. phil. > Oesterheld Bir pm. Oppikofer, Ernst, Dre med, of. Oser, Wilhelm, Dr. phil.. 355 Ernannt 1910 1892 1912 1910 1913 1903 1910 1913 1914 1911 1899 1915 1915 1914 1909 1914 1910 1909 1909 1910 1910 1915 1910 1897 1910 1920 1915 1919 1920 1923 1909 1900 1912 1918 1897 1909 1921 1904 1918 1910 1923 1916 1903 -. 356 Herr 29 Frau Herr Mitgliederverzeichnis von 1923. Ostertag, Georg, Dr. phil. . Oswald, Ernst, Dr. med. . . . Paltzer, G., Dr. phil. Schweizerhalle . ee, Ludwig, Arlesheim . Pfeiffer, S., Dr. phil., Chemiker Piccard, Inrilesı Dr. phil., Prof. Plattner-Oswald, Emanuel, Dr. menl wei Preiswerk, Heinrich, Dr. Dh, Prof. Preiswerk-Alioth, À, Dr. med... 0 . Pritzker, J., Dr. phil., Chemiker, Rreidorf : Probst-Siegwart, buse „2... ...2.. Raillard, Alfred, Dr. Be Chemiker . Raillard, Hans E. a Rae Rapp, J., Oberst, a I Reber, Fritz, Dr: med, her aaa, Rond Dr. ne Des Reinhard, Max, Dr. phil. hot. : Renz, C., Dr. phil., Prof., Lugano . Riggenbach- Seielasllhengen, Bd, nor > Riggenbach-von Uslar- Gleichen, nik, Dr jur. Rink, Hedwig © Ris, Walter Ritter, Ernst, Dr. ah, Geolose, Cartagena (Col.) . . Ritz, u Dr. med. Bosch, Otto see Rössle, Robert, Dr. ad. Profs Rohrer, Fritz, Dr. med., deren: Ronus, Max, Dr. phil., Chose Ronus, Rudolf . A AH Roth, Max, Dr. med. . RO SR Dr 2 2 een ere Roth, Wilhelm, Dr. med., Grellingen . Roux, Jean Dr pula. 22 0.2... Rubin, Karl, Dr. phil., Chemiker Rudin, Ernst, Dr. phil., Chemiker, Rapperswil . . Ruseli, Paul, Dr. phil Prot. : Rütimeyer, Leopold, Dr. med., Prof. Rupe-Hagenbach, Hans, Dr. phil., Prof. . Sarasin, Fritz, Dr. phil. et med. h. c. Sarasın, Paul, Dr. phil. et med.h.e.. Sarasin- Alioth, Peter Sarasın-Llis, W ılhelm, Dr. DEN Sarasin- Iselin, Altred > Ernannt 1919 1919 1909 1912 1909 1870 1922 1901 1912 1920 1913 1917 1920 1921 1916 1920 1923 1922 1892 1922 1918 19922 1917 1921 1892 1922 1919 1902 1914 1919 1923 1909 1902 1909 1903 1920 1888 1896 1886 1886 1896 1915 1910 Mitgliederverzeichnis von 1923. 397 Ernannt fererSarasın-Iselım, Wilhelm, . De phil. ones re eg PO ATASMeN ISCheR AR UOIE 7.2 2. 02.2. MEN ER TER EL Nr oarasin-Von den Muhll; #Brnst? Neo 21909 Fran sarasm-VonderMubll Anna" 400 1917 Derr Sarasım-Warnenya Ieeinhold ee. PE Eee TOUT 2 Sartorius-Dreiswerke I. er nee #22 schaub, Samuel# Dr phil Re tee re 1909 „ Schenk, H., Obergärtner . . ER Re RE ODA 5% Sichel He nid, Dr DEL À nel n Seheuermann, Beda, Dr. phil., Apotheker. Se OU) „ Schlittler, il, Drremede 2" een 022 2 Schmid, Alfred, De phil == 22 5 Sedo Burckhardt, Felıx, Dr. phil, Do noch 900 .. Schneider, Georg, Direktor N ER OS > Schneider, Gustav, Präparator 2.2 ee Te 1007 - Schnmitter, Hellmuth, Dr. phil. _ SE re Lo) „ 'Schobel, Femmch, De phil., Cheese Reel OO 2 2: Schonbers, Se Dr med, Prob 40 Ä I ‚ Schüepp, Otto, Dr..phil., Privatdozent, Reinach u, 1916 Schuler, Joseph, Dr phil» Chemukere 2.22 2202271921 Sehwartz beonhard, Dr.med. 4 0 ne MOTS =. Schweizer, Brast, sehysikers ee 20 a2 Sg 2 Schweizer, Hanse Neu-Allschwil 00.29.22. 1992 Schweizer, Joseph, Dr. phil., Birsfelden. ... ... 1921 Senn Gruner Otte sr nn ee er 2 909 Sen KGustas, Dei phil.s Broi Se ne Re 5e 00 Sebtelem, Otto, Dr med; Zahnarzt. 2.2.2..00.22..7002 Siebenmann, Friedrich, Dr. med., Prof. . . . . . . 1888 SecndebrdmaosDr jure es 2er 196 2 > Sımon, Karl =Dr phil., Chemiker .2.1.2.2.2.221890 en onnicn Je bie Areverende 2, 2.2 00 22023221922 Soc Charles Dr media re 0196 Speiser Merian Helix, Dr spl Pros .... 2 190 Speiser Llanssshonostaph RS 202.022 71894 2 Speisen. RiosenbachyTheophule 22 22.2. 22521917 >» + Speiser-Sarasın, Paul, Dr. jur., Prof., Nat.-Rat © 1887 Speiserlhurneysen® PauleDr. jur 2.0.0000. 1 Spiess, Otte, Drssphil.,; Brot. „=. 2 220.0 2 22 2228511904 Sale BIS Cho EAST ER lo Staheln, Markus Dr phil Lausanne: =..2.22. 1917 Stakelın, Rudols Dr med Pro: 23: ne Peer eo ruban). Direlsor-....2 u rer gl Skauskacher, Werner Direktor 22.802.252 198% 358 Mitgliederverzeichnis von 1923. Herr Stehlin-von Bavier, Fr., Architekt ». sitehlın, Hans, G, Dr. phil. 5 Dtehlın.Rarl,.Dr. ur. naar. , Steiger, Emil, Dr. phil., h. c., Apotheker ‚. Steinmann, Paul, Dr. phil., Prof., Aarau . „. Stocker, Robert, Dr. phil., Chemiker . = Stohler Plans Deophil 7 2 2... ,, Stohler, Rudolf, stud. phil., Reinach . Stoll, ehr, Dr. phil Bror. Streckeisen, Albert, cand. phil.. > Steubss Walter; Dres phil, > , Stückelberg, Alfred, Dr. jur. >» sStückelbere, Viecco 2 22. .% > Stursbere, G., Dr. phil. Chemiker - Suter Emile Opuken 2.202... Suter, Emil, Dr. phil., Chemiker . „outer, Rudolr Dr phil, , Suter-Vischer, Fritz, Dr. med., Le. Tamm-Socin, Walter, Dr. Ai. Gemzich. Pr ZRernetz, Charlotte, Dr pl. Herr Thommen, Eduard, Dr. phil., Genf. . ,, Tobler, August, Dr. phil., Geologe . - ramer, Britz, Dr med: BL „ Treu-Bard, Adolf, Zahnarzt » Neüdinger, Phihpp „ Trüdinger-Bussinger, Carl, Brosenz : Mrümpler, R, Dr phil, Mount Hamilton Calro _ ‘Ischopp, eur, Sek.-Lehrer „ Uhlmann, Fritz, Dr. med. - Ülsich, BE. stud. med. \ , Vaucher, Charles, Chemiker 3 „ Veillon, Emanuel, Dr. med., Riehen > Neillon, Een Dr phil Brom : ‚. Veraguth, Hans, Dr. phil., Chemiker . Vischer, Adolf, Dr. med. „ Vischer, Andreas, Dr. med., Privatdozent . ,, Vischer, Benedikt. . SR , Vischer-Geigy, Ernst, Architekt, = \ischer- Geioy, Baull > ne. , Vischer-Iselin, Wilhelm, Dr jur. , Vischer- mark Adele. » Vischer, Wilhelm, Dr. phil. Straumann, Reinhardt, Ing., Weldenburs. Ernannt 1910 1890 1896 1889 1907 19T. 1912 1923 1917 1919 1921 1909 1910 1917 1908 1888 1920 1913 1816 1909 1909 1913 1894 1925: 1922 1907 1907 1912 - 1922 1918 1921 1909 1898 1890 1910 1916 1918 1918 LOT HOT 1901 1922 1923 Mitgliederverzeichnis von 1923. Bere Viseher- Speise, BR... . 2. .... 22 22 Vogel-Sarasin, Robert, Dr med SR ER Voselbach, Hans, Dr. med... .2.0....2. Nono A Dr ne arm er Voltz, Theodor, Dr. phil., Chemiker . . . . Von der Mühll, Eduard, Ing. . . . . . . a Von der Mühll-Kôchlin, Ed. A., Dr. med. . . Mosceler, Paul eDee ph 22 Wackernagel-Merian, Gustav . . . . . . Waoner Bduarde Dr phil Wagner, R., Dr. phil., Apotheker . . . . Walter Charles, Dr. phil. 01% RR Wehrlis Busen Dramed.. 2.2.2. elite der, Heike Wendnagel, A., Direktor des Zool. Chiiere à Werdenberg, Heinrich, Drop > 22 Werdmüller, Otto, Dr. phil., Chemiker . . WetheRudole-- Dr phil. Wetterwald, Xaver, Dr. phil. Weed Kol De med Po Wild, Eugen, Dr. es-sc., Prof., Mulhouse . . Wilhelm, Oskar, Dr. phil., Geologse . Marzeklans Dr. phil. . . Wez, Paul, Drophil., 222. Neu Guinea © . Witschi, Emil, Dr. phil., Privatdozent ne Wölfflin, Ernst, Dr. med., Prof. Wolff, Gustav, Dr. med., Prof.. Wolff, Heinrich, cand. phil. . er Te ee (re ns, BC Die mir, Oben d . Zäslın, Hans, Dr. phil., Chemiker, Genf. . Zahn Geigy, Kmiedzich . .»....,.. Zehnder, Ludwig, Dr. phil., Prof., nanas Zickendraht, Hans, Dr. phil., Prof... . Ziegler-Blumer, Ed., Dr. jur. Kramer. Bölger, Gerold Zinsstag, Adrian, Dr. med., aimer. Zörnig, Heinrich, Dr. phil. Pros Zschokke, Friedrich, Dr. phil. et med he (CE Prof. Zschokke, H., Chemiker AR U Zwick, Karl, Dr. med. Cleveland, Ohio (U. S. A.) . 359 Ernannt 1910 1903 1903 191 1921 1909 1910 1917 1892 1916 1913 1907 1915 1913 1919 1918 1893 = 189 1897 1922 1922 1920 1920 1918 1909 1898 1923 1921 1916 1876 1920 1907 1904 1892 1910 1916 1887 1914 1920 Seit Veröffentlichung des Nachtrages zum Mitgliederver- zeichnis von 1921/22 in Bd. XXXIII, p. 340 und 341, sind aus der Gesellschaft ausgetreten: 360 Mitgliederverzeichnis von 1923. 5 Mitglied = 1%. Herr Brüderlin, )., Dr.phil. 2.0.22, 221.919 311992 > Hr Ganz Maranne, eand phil. 22. 7 21922 3. Herr. Metzcer, El, Dr. phil, Chemiker.» - 27192921992 4=° Brunes: Stephan, Dr phil 22.72 719087 92 5x Vıllıser Bmil, Dr.med, Bror. 7, 22,002 1922 De, Hlierzoeg, MA, Dr phil es ea. 1917 1922 02% Pieberbach, D Dr. phil Brei 7 1913 1922 Bee 7 Bidder, BR, Ins RR ee 1921 1922 92, Dietschy- „Burckhardt, R., De pl 2 11910 0223 02, Hatt, DDr no Mulhouse. Es BSD es Stone. -Krayer, Ed., Dr. phil, Prof. 1910 1923 1 «5 Hérkert A, Dr phil ess ee 9212 1,923 190 2 2.22 Birkhäuser, m Drömed. en. eue ONU 221925 14, Rucdins Bd, Dr. la 3 ee 1919 1923 15.0 Schlup B sek Lehrer 22 er RI 16% Vascher- Burkhardt a 2 0 ee 1912 1923 lé Danneel H- Dr phil 2e 7210916102 18 sarasın Schlumberser Jr 1918. 1928 19. ,, Burckhardt-Kôchlin, K., Architekt . . . 1905 1923 20. ,, Bally, Walter, Dr. phil., Privatdozent, Salatica (Java) Pre ue 1915 1923 21. Frl. Labhardt, Jenny, Hofstetten b. Thun . . 1914 1923 22. Herr Reinhold, Thomas, Dr. phil. Geolog, Kattwyk (Holland) 2. 2 tee re 21916 41995 23. ,, Burckhardt- Hoffmann, Jean Louis, Dr med., Davos Plats 22... 22 2 1915 1923 24. , Burckhardt-Werthemann, Dan., Dr. phil. Prof; Davos Deren 22 nr re tre 1907 1923 952. Sieber; -RritzDr Cure une 1911 1923 26. ,, Vogt, Alfred, Dr. med., Prof., Zürich . . 1918 1925 Dre, Hinden, Pr, Dre: phil, Schlieren =. 191074925 Durch den Tod verlor die Gesellschaft ım selben Zeitraume: a) das Ehrenmitglied: a I Herr >Mayor 6), Borsythr eee ee 1880 1923 b) die korrespondierenden Mitglieder: 1. Here Kederspiel, Erwin, Biestal 22. 2 2. 2 1903 1922 2 0 Preiswerk, Samuel Parent 0... 1917 1923 3.2...» Müller Albert, Entomolose er, 75 1860 1913 4. ,„ Reidhaar, Ludwig, Dr. med., Yokohama . 1917 1923 Mitgliederverzeichnis von 1923. 361 c) die ordentlichen Mitglieder: Mitglied von bis Here Sulser, Aususy, Dr. jur... .... O7 1923 2. ,, Burckhardt-Friedrich, Albr., Dr I re 1881 1993 3. Er Bölger, Maries. . ä 1911751923 4. Herr Miescher-Steinlin, Paul, Dr. Dill h. Corne Dee nulser, Hosinea 110 2 GE Schmidt; Gal Dr. DE Frot. ee 0 10800102 er Ahleıssis, Baula Dr pure. 20 1906241028 8. ,, . Immermann, (a Dr med ae Nee ar OS chmideWebentPeter a2... 2.2.2.8 .,21896 21929 Ehrenmitglieder . . . ee. Korrespondierende Mitglieder ee eo Ordentliebe Mitelieder .. „2. ... ....22.22392 Total 437 Uebersicht der Mitgliederbewegung im Zeitraum vom 23. August 1922 bis 30. November 1923. | Bestand am | Ernennungen | Verluste durch | Bestand am | Lu- Ab- 23. Aug. 1922| Eintritte | Tod u. Austritt | 30. Nov. 1923| nahme nahme Ehrenmitglieder «| 15 | — 1 | 14 | — 1 Korresp.Mitglieder ED ES 4 | 31 | — 4 Ordentl. Mitglieder 405 | 23 36 223922 — 12 Total.| 455 | 23 4 | 437 — | 17 er. ” uw >. s RP Bernoulli Lectiones de ealculo differentialium Verhandlmngen der Natur£ Gesellschaft inB l | 5 € I ® »sellscha In base Bd. XXXIV. Tafel I. Graph. Anst W.Wassermann, Basel r IR Al nn ir ENT IN ; qi ( il un | eh) UN. nl Kun) ellschaft in Basel Bd. XXXIV Tafel I Verhandlungen der Natur£ Ges - \ (qe Nr IN Johannis (D Bernoullii Lectiones de calculo differentialium Verhandlungen der Natur£ Gesellschaft in Basel Bd. XXXIV. Tafel II Fig.22a Fig. 22b Fig 22c Fig16 Fig.18 Fig.19 A B < Graph. Anst.W.Wassermann, Basel À | Johannis (D Bernoullii Lectiones de calculo differe = ntialium Verhandlungen der Naturf Gesellschaft in Basel Bd. XXXIV. Tafel IV. 3 lus di als in AN Problamad: Probleme XVI. : 2 han CE een parobun D, à À ducanher à dr Ads B, ze an han BR ae De Demtankur He Bi= h Gh CES e Le a b= VER el À= VERRE 0 D ile uba € Mental gie Ex dy cd ar Ver resté ° Sa a cp -rx Dex += AAC VAREX + aaa CEUX Ley 4xe. bye ancı range tage, pheinde los ac-ax af Uorax= ac u = Qu ne Im Aue AC Onscnune atom D of ducs pape Dead AC Ho ae ee as due a LA za Azx nt ee dE Verhandlungen der Naturf Gesellschaft in Basel E.Witschi, Ueberreife derEier etc. Bd. XXXIV Tafel V ee. < APRIL LEE) ISIS>S>r \S } NS Graph. Anst.W.Wassermann,Basel u _ bd D UT PT Verhandlungen der Naturf Gesellschaftin Basel Bd, XXN Ta fel #, sang NS SSSR 5 6 7 8 9 m 1 IR Plaslochren Bub: % + 1 PS Î | | S ‚Epidermis fé N Rinde — à Mark Rd, Fig.10 Dermalagen | 100 = PA Le Van Blüfenstandexe Sengelglied Dunkla Plerom TT — Junge Blüten Vegetstionsnunkte —_ Bleltspreite # Plastochron os Dermatıgen à w ——— — Peniblem | Junge Blüken 02 2 Plerom Werd, 15 mm | EN 150 | mm I SHET % HRS = 5 Si F2 S Axenende plütens® Ÿ S ! S Stengelg/ie, I à! 10 sl à: / = 0 1 Zeif-Lange Teilungsprazent Stenge lbreite m —--_ —S PA. : ep Stengeldiche 9 m {1 12 13 1# 15 16 Plastochren + Perislem Plerom Blalistiel RS Frergeldiche == 10 | mm £ Sheldihe 4 na ct A F6 A > 3 Plastochron Slengeldihe Blalt CHAR AnırraLt WMARSERMAN mar Vegelahionspunkl Stengelglied Verhandlungen der Naturf. Gesellschaft in Basel E.Schenkel: Beitrag zur Spmnenkunde Bd. XXXIV Tafel VIE. \ À D 7/1; 2 ‚ul me ES Graph Anst.W.Wassermann, Basel E.Schenkel ‚del. P. Kelterborn: Malcantone. Verhandlungen d. Naturf. Ges. in Basel. IE NENNT TEN RN SEIT NVUE 72 AE FAN, Asus FX Legende zur Karte und zu den Profilen fi Band XXXIV. Taf. VIII. erh Ro) N ZM Alluvium el | Tiefste Talböden Gehängeschutt pre 3) Bergsturz Diluviam Gletscherschliffe vs Permische Porphyre verte mor Permokarbon. Übergangsschichten | Finvioglaziale Kiese, z. T verlagert und untermischt mit Gehängeschult Oberste Grenze des Diluvinms 7 Quarzporphyrtaff TES -porphyrit N Ponte Tresa phyrit N Novaggio as W Novaggio ur Eruptivgneise Biotitgranitgneis Hornblendegranitgneis 4 Granitgang NW Novaggio Mischgneise und Hornfelse Biofitreiche Mgn. u H, F7 77 Sitlimanitfähr. Men. u. H. iR 22 Hornblendeführ Men. u H. HR] Amenooitiene Eitagerangen . nen | Unterstes Perm Oberstes Karbon =] Senkrechte Schichtatellung Geologische Karte und Profile des Gebietes zwischen Ponte Tresa und Arosio (Malcantone) von P. Kelterborn Masstab 1 : 25,000 CR AO a GAL LE San dpt A] | k L A L | F Verhandl. Naturf. Ges. Basel. P: Kelterborn : Malcantone. Bd. NX IN Taf. ES Be Biotitgranitgneis mit Orthit. Fig. 2. Hornblendegranitgneis. Oma Bedeglia b. Novaggio. Molino d’ Aranno. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 162. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 166. is 1 = Fig. 3. Gang-Granit. Alned-Südhang b. Novaggio. Nördl. P. 821, nordwestl. Cademario. [| NN, lin. Vergr. 34. Text s. p. 172. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 196. P. Kelterborn : Malcantone. a se \ a Fig. 1. Sillimanithornfels. Fig. 2. Wie Fig. 1. Magliasina, Höhe 435 m. Lin. Vergr. 180. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 196. Fig. 3. Sillimanit-Disthen-Staurolith- Fig. 4 Plagioklasamphibolit. Granat-führender Gneis. Nordwestl. Novaggio, Höhe 670 m. Magliasina unterh. Ponte d’Aranno. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 207. || N, lin. Vergr. 125. Text s. p. 198 u. 202, & ea r Verhandl. Naturf. Ges. Basel. P. Kelterborn : Malcantone. Bd. XXXIV. Taf. XI. ; Ke ÉTAT iris Fig. 1. Plagioklasamphibolit. Fig. 2. Quarzporphyrische Tuffbreccie. Westl. P. 932, südl. Arosio. Viona, südl. Arosio. || N, lin. Vergr. 34. "Text s. p. 207. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 217. SA, An ÈS EN ® 5 L ; = Se EN 5 LER Fig. 3. Quarzporphyrit. Fig. 4. Olivindiabas. Strasse nördl. Novaggio. Nella Valle, westl. Novaggio. || N, lin. Vergr. 34. Text s. p. 219. || N, lin, Vergr. 34. Text s. p. 226. 1 Nes ont a 1 Co zu ERS | et ne Hd CARL RENZ: Südschweizerischer, Verhandl. d. Naturf. Ges. in Basel. apenninischer und griechischer Jura. Bd. XXXIV. Tafel XII. «FROBENIUS" A. G. BASEL Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel Band XXXIV 10227 Mit 12 Tafeln und 24 Textfiguren. Basel Georg & Cie. Verlag 1923 ——_— Verzeichnis der Tafeln. Tafel I—IV zu Johannis (I) Bernoullii Lectiones de calculo differen- tialium. Tafel V zu Emil Witschi: Überreife der Eier als kausaler Faktor bei der Ent- stehung von Mehrfachbildungen und Teratomen. Tafel VI zu Otto Schüepp: Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetations- punkten. Tafel VII zu E. Schenkel: Beitrag zur Spinnenkunde. Tafel VIII—XI zu Paul Kelterborn: Geologische und Petrographische Untersuchungen im Malcantone (Tessin). Tafel XII zu Carl Renz: Vergleiche zwischen dem südschweizerischen, apen- ninischen und westgriechischen Jura. GEORG & C°, Verlag, Basel. Alph. de Candolle Histoire des sciences et des savants depuis deux siècles, précédée et suivie d’autres études sur des sujets scientifiques, en particulier sur l’hérédité et la sélection dans l'espèce humaine. fr. 7. 50 H. Christ La Flore de la Suisse et ses origines. Avec 5 cartes en couleurs et 4illustrations. Nouvelle édition. relié fr. 10. — | H. Christ Eine Frühlingsfahrt nach den Canarischen Inseln Mit 26 Ansichten naclı Skizzen des Verfassers. geb. Fr. 4. — F. Sarasin Neu-Caledonien und die Loyalty-Inseln Reiseerinnerungen eines Naturforschers. Mit 184 Abbildungen, 8 Tafeln und einer Karte. geb. Fr. 10. Fr Inhalt. Seite Johannis (1) Bernoullii Lectiones de calculo differentialium. Mit einem Vorwort von Paul Schafheitlin ... 1 Emil Witschi. Überreife der Eier als kausaler Faktor bei der Entstehung von Mehrfachbildungen und Teratomen 33 Otto Schüepp. Wachstumsmessungen an Knospen und Vegetationspunkten 1 u ua on en En ER H- Rupe. Emilio Noluines a wu sed E. Schenkel. Beitrag zur Spinnenkunde . . . . . . . . 78 Paul Kelterborn. Geologische und Petrographische Unter- suchungen im Malcantone (Tessin) . . . . . . . . 128 H. G. Stehlin. Über Rhizospalax Poirrieri Miller et Gidley und die Gebissformel der Spalaciden "233 Carl Renz. Vergleiche zwischen dem südschweizerischen, apenninischen und westgriechischen Jura . . . . . 264 H. G. Stehlin. Bericht über das Basler Naturhistorische Museumsturkdasjahnl) 2 Sr Fritz Sarasin. Bericht über das Basler Museum für Völker- une te dass Jane 1922 es 520 C. Chr. Bernoulli. Dr. J. M. Ziegler’'sche Kartensammlung. Vierundvierziester Bericht, 1992 NON ONE Chronik.deräGesellsehatt, 1922123 Pr et Jahresrechnung der Gesellschaft 1922/23 Mitgliederverzeichnis von 1923 N Le BL WHOI Library - Serials A Mil # 4 FR Meier HET GS + fe = a He # BE 4 LME E de AN ), HU Wi IM 2 | _ x ont = ue M Far N a d jui qe y } ur Kat Nero RR ande. = +4 son lé } foi en ei ion HEHE ne pe eue désir a Ei LA “ ae ee ECS dore Fe pes vr Ben Hurt ” A N ie Hug de CANNES nt ta Ki Nat CLR ou u (HS vw Be! won f nie ÉLIRE gi # a (ie cat “N u es ee = ar nb w a » . £ Ai Rte Hsteyei à es ar Weir CINE Yin #0 Me 4 AM] Win Noll! han ge k ET ji RUE AR FR wa) Pate Din HENTAI Manu Be RUE n ner Ah à LME nur te ee Hp Ar br Be Iren à te ny, ape et OLA MAMA Leger ie 27 „ui: de ECM ehe 15 she I“ Le HN Mn He Ka oh OEIL TON Diarra ner el RR Keller or Eh rl TH Re ee ai es a dela u Be dr end » ie ni a Braun Eu ser 2btaS, ve Ra NE f MERAN arte eh = + DAS CPP TENTE Mo ere ou (tre Trees er de fi Pers parut tien # LR Mie he As yat fus HAT fs ee ae MALTE PAM MRNNNUENEN MERAN en he ar neuen gehe er Di her trie ist gr _ Den Dun ihrer di ae DNS peter te Dole he eg OPEN TES Faure RL EL Er ren a EE pv ae Km Be Ein Magen be à Mie she Lt DE ker Brehna DEN wie Be fe 2 Pad pr win Abe 0 9/4 am em Dinrie By wohne he Dar iaflsheketug hab ua ve MARRAINE ssh AL ste Ft eh ram et re! péter re CETTE TEEN ps brhe: Den pr re VA TVA EI ere s tent terne HA ar Me anche RE UT ben pen HT Bahr Aare pm pat MANN wrhe t brins Buena fee uro 8 roro ee NS bra ter Ras Binde U À 2 Te Venen Heben HET Ai dci Ag DONS Eee bre pri pe tr NTM (terres ; " MECONN PE" dre NE) h ei un ‘ 12 na Pl ; Wr AT a Ets ie MAS £ ral frnatie CAN AR EC EU Lu DATENT CENTS CNED up ren APTE jh pa AI EI LE ne 0 aber Ex neh COTES Ciel do wrrae nee DE NI ns lp SES REn TT SENT de ven neh DAT RATE ae RE verre * “ reihe vor Joe nr pus + HER Spas NN 2 RAR N DAME sis Vak 1 pie HE sis ur) PR N MR“ BR BUS TI SEITEN At re ni net voor A hiehy in in) Panne ROMANE) ER Net! 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