FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY j Bound at I A lU Kl u Verhandluniiien (k'i- Natiirt( )r8clieiideii GeseUsdiaft in Basel. Band XXII. Mil 10 Talelii, 1 Porträt und 'S Textfiguren. -^.■^■Q5'?^^-4" Basel (icorg & CiO., Vcrlaj« 1911. ^1^, A b> Druck von Kmil Birkhiuiser, Basel. Inhalt. Seite Astronomie. M. Knapp. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel 2-l'7 Hotaiiik. G. Senn. Ein tannzapfenartiges Kieselfragment aus der AVüste bei Heluan 240 fiSeologie. E. Brcändlin. Zur Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura zwischen Aare und Fricktal . 57 Physik. Hans Zick endraht. Ueber ein neues aerodynamisches Instrumentarium 224 Praehistoi'ie. Paul Sarasin. Ueber die Fehlerquellen in der Be- urteilung der Eolithen 24 Zoologie. F. Zschokke. Die Tiefenfauna der mitteleuropäischen Seen * 3 Nekrologe. H. Veillon. Worte der Erinnerung an Eduard Hagenbach- Bisehoff 4(5 H. G. St eh lin. Mathieu Mieg-Kroh 227 Bericht über das Naturhistorische IVIuseum für das Jahr 1910 von Dr. Fritz Sarasin 149 Bericht über die Sammlung für Völlin in abgelegenen Verstecken und in isolierten Refugien. Sie ersteigen die Gebirge, flüchten sich unter die Erde, ziehen sich in die kalten Quellen zurück und sinken hinab in die stets niedrig temperierte Tiefsee. So erscheint sclion jetzt ein Teil der profunden Tierwelt Die Tiefeiifauna der mitteleuropäischen Seen. 9 in neuem und hellerem Lichte, als ein Bruchstück einer grösseren, heute allerdings in Splitter zerrissenen faunistischen Einheit. Die verschiedenen Kolonien der stenothermen Kaltwassertiere umflutet und trennt voneinander die eurytherme, gegen Wärme- veränderungen unempfindliche und daher zum guten Teil kos- mopolitische Tiergesellschaft von Teich, Sumpf, Seeufer und Bach. Hin und wieder treten einzelne Formen von Kaltwassertieren auch im wärmeren Kleinwasser der Ebene auf. Doch gehören solche Vorkommnisse zu den Seltenheiten. Das Verbreitungs- und Häufig- keitszentrum der ,, Stenothermen" liegt immer im Kaltwasser. Zwei Elemente, so lehrten die vorangehenden Ausführungen, treffen sich auf den Seegründen des Alpenrands, der deutschen Mittelgebirge und der schottischen Bergseen : anpassungsfähige eurytherme Weltbürger und streng an tiefe Temperaturen gebundene Geschöpfe. Es ergibt sich das paradox scheinende Resultat, dass in der subalpinen Tiefsee, wie auch in den kleinen Gewässern der Hochalpen, zwei in bezug auf Temperaturbedürfnisse den grössten Extremen angehörende Faunenelemente sich mischen. Don einen erlaubt ihre thermische Schmiegsamkeit den Aufenthalt auf dem Seegrund, den anderen ihr starres Festhalten an Wohnorten von bleibend tiefer Temperatur. Wenn nun auch die profunde Fauna auf weite Strecken, von den Alpen bis nach Schottland, dasselbe prinzipielle Gepräge trägt, so ändert doch von See zu See und in ein und demselben Gewässer von Ort zu Ort ihr Reichtum und ihre Zusammensetzung, sowie die Art der Mischung ihrer beiden Hauptkomponenten in recht weiten Grenzen. Faunistische Differenzen sprechen sich aus zwischen den Seen der Westschweiz, besonders dem Genfersee, und dem Vierwald- stättersee. Tiere, die den Grund des. einen Beckens in Menge be- völkern, gehören in dem anderen zu den Seltenheiten oder fehlen ganz. Die Seen des Berner Oberlands scheinen sich auszuzeichnen durch weites Vordringen der banalen Uferfauna in die Tiefe ; Armut an Tiefentieren charakterisiert den Walensee, wenig reich belebt ist auch der Boden der gewöhnlich durch Moränen aufge- stauten Seen des Mittellands, der Becken von Sempach, Hallwil und Baldegg etwa. Die Unterschiede in der Qualität und Quantität der profunden Tierwelt von Gewässer zu Gewässer erklären sich, wenigstens zum grösseren Teil, aus dem verschiedenen Reichtum und der von Ort zu Ort wechselnden Gestaltung der Uferfauna. Die Tiefenfaunen der einzelnen Seen weisen unter sich keine grösseren Divergenzen auf, als die Ufertierwelt derselben Gewässer. In der litoralen Tier- gesellschaft werden wir die Quelle für die Bevölkerung des tiefen 9 10 F. Zschokke. Abgrunds kennen lernen. Je nachdem diese Quelle reich oder nur tropfenweise fliesst und je nach ihrem faunistischen Gehalt, ent- faltet sich auch die Tiefenwelt nach Zahl von Individuen und Arten reicher oder Aveniger reich. Der quantitative und Cjualitative Charakter der Uferfauna selbst hängt aber Aviedcr von der Beschaffenheit des Litorals ab. Steil ab- stürzende Felsufer werden der Entwicklung tierischen Lebens viel M'Cniger günstig sein, als ein flacher sandig-schlammiger Strand mit üppigem Wuchs von Wasserpflanzen. So spiegelt der Bestand der profunden Fauna in letzter Linie den Charakter des benach- barten Ufers wieder. Doch nicht nur die heutige Ufertierwelt findet ihr Spiegelbild in der Fauna der Tiefe. Seit dem Rückzug der diluvialen Gletscher schickte das Ufer seine Sendlinge hinab auf den dunklen Grund. Manche dieser frühen Ankömmlinge konnten sich, wie gezeigt werden soll, auf dem Seegrund bis heute unverändert halten. So spricht die Tiefenfauna nicht allein von der Gegenwart, sondern auch von der Vergangenheit. Sie berichtet von der Geschichte der Ufer- tierwelt und damit der Uferbeschaffenheit, seit dem Moment, als nach dem Eisfreiwerden der Seen die ersten tierischen Ansiedler sich im litoralen Gürtel niederliessen. Die ausgeführten Betrachtungen gelten vorläufig für die nord- alpinen Randseen. Genügende Tiefenforschungen fehlen noch für die Wasserbecken der Ostalpen und besonders für die Seen Ober- italiens. Es wird von grösstem Interesse sein, die entwickelten Gesichts- punkte auf die insubrischen Seebecken, die der mächtige Alpenw^all vom Norden scheidet, anzuwenden. An den Nachweis stenothermer Kältetiere im Luganer- und Langensee, im Lago di Como und di Garda, knüpft sich ohne weiteres die Frage an, wie diese Ge- schöpfe postglacial die Seen des südlichen Alpenfusses erreichten, ob sie von Norden kommend das Hochgebirge übersteigen mussten, oder ob sie ursprünglich alpin, vor den Gletschern nach Süden wichen, um später von der Poebene aus in die oberitalienischen Seen einzuwandern. Der Schlüssel zu manchem faunistischen Rätsel liegt in der Tiefe der insubrischen Becken. In das allgemeine faunistische Schema, das für die Tiefe der subalpinen Seen gilt, reihen sich leicht auch die Wasserbecken der deutschen Mittelgebirge und die schottischen Lochs ein. Ueberall kehrt auf dem Seegrund eine tierische Grundmasse eurythermer Kosmopoliten des Flachwassers wieder, überall sprengen sich aber auch in dieses faunistische Substrat die mehr oder weniger deutlichen Die Tiefeiifaima der mitteleuropäischen Seen. 11 Spuren einer kälteliebcnden Fauna ein. Dabei fehlt es wieder nicht an lokalen Unterschieden im Bestand der Tiefenwelt. Hieher zählt etwa die unerwartet üppipe Blüte, die der Stamm der Bryozoen im Lac de Joux des Waadtländer Juras entfaltet, oder die Tierarnmt des tiefen und grossen Loch Ness in Schottland, den Murray und Pullar in so ausgezeichneter Weise untersuchten. Wieder erklärt sich in dem letztgenannten Fall die Dürftigkeit der Tiefenfauna durch den Ufercharakter des von tierarmen Torfmooren umsäumten Sees. Auch die eigentlichen Hochalpenseen, die Becken des Obor- engadins und der Lünersec im Rhätikon, passen in den faunistischen Eahmen der Randseen. Ihre Tiefentierwelt besteht aus Kosmopoliten und aus Bewohnern des Kaltwassers. Immerhin scheinen manche Bestandteile beider thermischer Tiergruppen als Ebenenbewohner am Fuss der Gebirgsmauer Halt zu machen und die hochgelegenen Seen nicht zu erreichen. Künftige Studien werden kaum alle faunistischen Lücken zwischen der Tiefsee der Ebene und des Alpen- kamms zu schliessen vermögen. Wichtig erscheint die Beobachtung, dass die Kaltwassertiere, welche am Alpenf uss, im Mittelgebirge und im Flachland die grossen Tiefen aufsuchten und dem Ufer fast vollständig fremd wurden, in den Hochalpen den seichten Litoralsaum und den von Schmelz- wasser gebildeten Tümpel bewohnen. Im flachen Gebirgssee, in den die Eiswand des Gletschers abtropft, in der stets kalten Moos- quellc und im Brunnen der Alpen sammeln wir mühelos die Milben, Wurzelfüsser und niederen Krebse, welche der Schlammschöpfer und das Schleppnetz sonst aus den Abgründen von hunderten von Metern Tiefe der Seen des Alpenvorlands heben. In dieser Beobachtung liegt ein neuer Beweis dafür, wie sehr die Temperatur auf die Ver- teilung der stenotherm die Kälte aufsuchenden Tiere ihren Einfluss ausübt. Im Flachland wichen die Stenothermen zurück in die kalten Tiefen, im Hochgebirge dagegen konnten sie sich auch im kühlen Seicht- und Klcinwasser halten. Viele Gewässer der Hoch- alpen sind faunistisch in dem Zustand der subalpinen Seen während der unmittelbaren Postglacialzeit stehen geblieben. Die Tiefenfauna belebt in diesen Hochgebirgsgewässern auch das Ufer, oder besser, sie ist einstweilen in ihnen nicht entstanden, nicht vom Litoral abgetrennt worden. Es fehlte dazu der treibende Faktor, die am Ufergürtel der Ebene und der Voralpen seit dem Rückzug der Gletscher eingetretene Temperatursteigerung. Sie zwang stenotherme Kältetiere zum Abstieg auf den tiefen Grund und schuf so eine profunde Fauna mit typischen Zügen. Das Ufer verarmte und der Seegrund bereicherte sich um charakteristische Tierarten. 12 F. Zschokke. Eine faunistische Mittelstellung zwischen Hochalpenscen und subalpinen Becken nehmen einzelne Wasseransammlungen von massiger Höhenlage ein. In ihnen reicht die Tierwelt der Tiefe weit gegen das Ufer hinan, ohne dasselbe indessen ganz zu erreichen. Diese Gewässer stehen auf halbem Weg zur Ausbildung einer Tiefenfauna. Die Seen Dänemarks und Norddeutschlands liegen schon im Bereich der ehemaligen nordischen Vereisung. Trotzdem die tiefsten dieser Becken wenig mehr als 40 m abfallen, beherbergt ihr Grund doch die Bestandteile einer echten i^rofunclen Tierwelt. Dafür zeugen vor allem die Untersuchungen von Samter und Weltner am Madüsee in Pommern und die Beobachtungen W esenherg-Lunds an dänischen Gewässern, besonders am Fursee. Eurytherme Kosmopoliten und stenotherme Kaltwassertiere des subalpinen Scegruuds finden sich auch in den Becken am Band der Ostsee zusammen. Doch fügt sich zu ihnen ein weiteres, fremdes Element, das mit aller Deutliclikeit neue, historische Einflüsse auf die Entstehung der Tiefenfauna an- kündet und durch seine An- und Abwesenheit die Errichtung einer tiergeographischen Grenze gestattet. Die sich frisch einstellenden Tiefenbewohner des Süsswassers sind Krebse von marinem Habitus, deren verwandtschaftliche Be- ziehungen nach dem nördlichen Eismeer hinweisen. Sie zählen zu verschiedenen systematischen Gruppen und gehören besonders zu den Gattungen Mysis, Pontoporeia und Pallasiella. In überzeugender Weise ist von berufensten Forschern die Ansicht verfochten worden, dass die Meertiere des hohen Nordens Zutritt zum Gebiet der heutigen Ostsee erhielten, solange dieselbe als Yoldiameer mit dem nördlichen Eismeer in weiter offener Verbindung stand. In einer folgenden Zeit wurde das Yoldiameer durch Hebung zum isolierten, sich aussüssenden Ancylussee. In ihm fand die allmähliche Um- bildung der marinen Organismen zu Süsswassertieren statt. Als ein neuer Meereinbruch aus dem Ancylussee das Litorinameer ßchuf, zog sich die Süsswasserfauna, und mit ihr die Nachkommen der einst marinen Eismeerkrebse, vor dem steigenden Salzgehalt in die Flussmündungen und die später vom Meer sich abtrennenden Buchten zurück. Heute leben die früheren Bewohner der arktischen Meere als Relikte im Süsswasser der Seen im Umkreis des Baltischen Meers. Mysis, Ponfoporeia Und Pallnsiolla zeugen für den Einfluss, den die durch Niveauschwankungen bedingten postglacialen Ver- änderungen der Ostsee auf die Gestaltung der Fauna im Süsswasser gewannen. Noch weit nach Norden, bis nach Finnland und Skandinavien und westlich bis nach Irland, soweit in Seen Tiefenfänge ausge- Die Tiefeiifauua der mitteleuropäischen Seen. 13 führt wurden, lassen sich in der profunden Fauna die zwei Elemente erkennen, die uns am Alpenrand begegneten : anpassungsfähige Weltbürger und an engbegrenzte Temperaturen gebundene Kälte- tiere. Mit dem Vormarsch nach Norden aber tritt in der Tiefe des Süsswassers immer herrschender, immer reicher an Arten und Indi- viduen der dritte Faunenbestandteil auf, die sekundär an das Leben im Binnensee adaptierten Nachkommen von Organismen des nörd- lichen Eismeers. Kehren wir nach diesem arktischen Exkurs an den Alpenfuss zurück. Wie der Bestand der Tiefenfauna von See zu See in nicht unbeträchtlichem Ausschlag Avechselt, so verändert sich auch der Charakter der profunden Tierwelt in demselben Becken von Ort zu Ort. Beschaffenheit des Untergrunds, des Substrats auf und in dem die profunde Tierwelt lebt, und Gestaltung des Ufers, wo die Quelle für die Tiefenbevölkerung fliesst, heissen vor allem die den lokalen Charakter der profunden Tiergesellschaft bestimmenden Faktoren. Nur wenige Tierarten von den zahlreichen Tiefenformen des Vierwaldstättersecs verbreiten sich gleichmässig über den ganzen Grund des vielgestaltigen Beckens. Wo sich auf dem tiefen Seeboden dicke Schichten vermodernder Pflanzenreste anhäufen, im Vier- waldstättersee vor Stansstaad oder Meggen, entwickelt sich ein wim- melndes Leben von Detritusfressern, von Würmern, Wurzelfüssern und Insektenlarven, und ihnen folgen die räuberischen Milben und Krebse. Ein Fang enthebt der Tiefe tausende von tierischen Organismen. Spärlicher wird die Tiefenfauna auf grobem Sand- grund, arm da, wo Bäche und Flüsse ungefüges Geschiebe in den See schütten. Doch bringen die Zuflüsse der Seotiefe auch manchon unfreiwilligen Zuwanderer. Vor der Mündung der Reuss, im weiten Deltabercich von Muota und Engelbergeraa beherbergt die Tiefe des Vierwaldstättersees regelmässig Insektenlarven und Würmer fluviatilen Ursprungs. Manche dieser Verirrten scheinen sich auf dem Grund durch Generationen fortzupflanzen und endlich defini- tives Bürgerrecht zu erwerben. Wo Sümpfe den See begleiten, wie bei Luzcrn, strömt auch die Sumpffauna in breiter Masse in die Tiefenregion hinab. Die Steilufer des Bürgenstocks, des Lopperbergs und die Felswände des Urnersees, an denen eine litorale Fauna kaum gedeiht, bodingen auch eine stark ausgeprägte Tierarmut in der Tiefe. So beherrscht die Uferbeschaffenheit in weitgehendem Masse die örtliche Tier- verteilung in den Seetiefen. Daneben scheinen aber noch andere Einflüsse, vielleicht mehr historischer Art, für die lokale Faunengruppierung auf dem See- grund Geltung zu besitzen. Als bestes Beispiel mag auch hier 14 F. Zschokke. der Vierwaldstättersee dienen. Seine einzelnen Teile weichen bio- logisch so weit voneinander ab, wie sonst nur vollständig getrennte Seen von verschiedenem Typus. Das gilt für das Plankton, die freischwebende Organismenwelt der einzelnen Becken des reich- gegliederten Sees, und das behält seine Gültigkeit für die Mollusken, die Schnecken und Muscheln des Ufergürtels. Die Tiefenwelt des Vierwaldstättersees scheidet sich nach ihrem Bestand ebenfalls in mehrere von Ufer- und Bodenbeschaffenheit unabhängige Bezirke, deren ziemlich scharf gezogene Grenzen nicht durch die oberflächlich sichtbare Gliederung des Gewässers, sondern durch unterseeische Linien gegeben werden. Vor dem Alpnacherbecken macht die profunde Fauna Halt. Der relativ seichte Sceabschnitt, in den die Sarner Aa und die Wild- bäche der Schlieren ihre Geschiebemengen und Lasten von feinstem Gesteinsdetritus Averf en, beherbergt auf seinem nahrungsarmen Grund kaum geringfügige Spuren echter Tiefentiere. Auch von den eury- therraen Kosmopoliten bewohnen nur wenige Arten, die anpassungs- fähigsten, den Boden des unwirtlichen Gewässers. So stellt sich der Alpnachersee durch negative Eigenschaften seiner Tiefenbevölkerung in scharfen Gegensatz zum eigentlichen Vierwaldstättersee. Das wirkt umso auffallender, als wenige hundert Meter von der See- enge bei der Acherbrücke entfernt, in unmittelbarer Nachbarschaft des Alpnachersees, sich das denkbar reichste profunde Leben ent- faltet. Die mittleren Tiefen von 80 bis 100 Meter vor Stansstaad liefern lein buntes Gewimmel ungezählter Tiefentiere aus beiden thermischen Hauptgruppen, die zur grundbewohnenden Organismen- weit zusammentreten. Noch überraschender mag die Beobachtung erscheinen, dass von Luzern ausgehend und Flüelen zuschreitend die Tiefenfauna an Arten verarmt und zwar nicht allmählich, sondern in bestimmten Etappen, ruckweise gewissermassen. Der Befund war so unerwartet, dass auf seine Prüfung mit allen für den Tiefenfang geeigneten Methoden grosse Sorgfalt verwendet wurde. Immer zeitigte die erneute Untersuchung das alte Resultat. Vor den Moränenwällen, die an verschiedenen Stellen sublakustrisch den See durchqueren, bleibt ein Teil der Tiefenarten auf dem ostwärts gerichteten Marsch stehen. Andere, im allgemeinen beweglichere Tierformen, übersteigen zwar die unterseeischen Schuttdännne, doch nimmt jenseits der Moränen ihre Lidividuenzahl rasch ab. Es überschreiten nur die Vorposten das der Waudcruug der Art sich entgegenstellende Hindernis. An zwei Orten macht sich im Vierwaldstättersee der Stillstand der Tiofenfauna auf dem Zuge nach Osten besonders deutlich be- merkbar. Einmal an dem Moränenwall, der nördlich der Seeenge Die Tiefenfauna der mitteleuropäischen Seen. 15 der Nasen als mächtiger Halbkreis mit gegen Vitznau gerichteter Konvexität den See unter dem Wasserspiegel durchquert, und sodann vor dem gewaltigen Schuttwall, der sich sublakustrisch von der Kapelle am Kindlismord nach dem Hof Schwibogen erstreckt und dadurch den Gersauersee in zwei sekundäre Becken zerlegt. Beide Dämme stellen vom See bedeckte Rückzugsmoränen der letzten Phase der diluvialen Gletscherzeit dar. Von rund 150 profunden Tierarten des Vierwaldstättersees kommen etwa 130 in den untern Seeteilen, westlich der Nasenenge vor. Von ihnen überschreiten, nach dem heutigen Stand der Faunistik, mehr als 70 die Stirnmoräne bei den Nasen ostwärts nicht. Einige zwanzig weitere Arten erreichen die Ostgrenze ihrer Verbreitung an der Moräne beim Kindlismord. Manche Arten, die westlich der untergetauchten Trümmerwälle fast in keinem Tiefenfang fehlten, Hessen sich östlich von diesen Barrieren trotz aller Mühe und Sorg- falt nicht mehr nachweisen. Dabei ergab sich das weitere eigen- tümliche Verhältnis, dass nicht die eurythermen Kosmopoliten vor den Moränen stehen bleiben, sondern vor allem die stenothermen echten Tiefenbewohner. Ihre Zahl nimmt nach Osten gehend rasch ab. Es gilt der fast paradox klingende Satz, dass in einem der tiefsten Seeteile, im Abgrund des Urnerbeckens, typische Tiefentiere an Zahl von Arten und Individuen am seltensten auftreten. Natürlich ist nicht daran zu denken, dass die unterseeischen Moränenwälle der Ausbreitung der Fauna auf dem Soegrund un- überwindliche Schranken setzen. Ihre Einsattlungen liegen tief ge- nug unter dem Wasserspiegel, um auch streng an tiefe Temperaturen gebundenen Tieren bequeme Pässe von einem Scebecken in das be- nachbarte zu bieten. Auch sind seit der Aufschüttung der Dämme Jahrtausende verflossen. Trotzdem gewinnt man den Eindruck, als ob die Tierwelt noch nicht Zeit gefunden hätte, mit allen ihren Be- standteilen den Seegrund gleichmässig zu besiedeln. Es ist dabei zu bedenken, dass den Tiefentieren nur der Weg langsamer aktiver Ausbreitung, nicht aber das Mittel des schnell sich vollziehenden passiven Transports durch Wind und Vogel offen steht. Den rückweichenden Eismassen folgte die Fauna. Der lange Stillstand im Rückzug des Eises, der die Aufschüttung der Moränen bei den Nasen und am Kindlismord erlaubte, bedeutete für die Tierwelt einen ebenso langen Halt im Vormarsch nach Osten. Noch heute prägen sich gewissermassen die Ruhepausen vor der Gletscher- stirn während der Wanderung durch faunistische Grenzlinien aus, die Moränen markieren. Es mag zukünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben, die Bedeutung des Bodenreliefs für die profunde Tierverteilung rieh- 16 F. Zschokke. tig zu erkennen. Einstweilen sei nur der Hinweis darauf erlaubt, dass die angedeuteten Verhältnisse vielleicht historischer Erklärung sich zugänglich erweisen. In vertikaler Eichtung steigen sowohl die Kosmopoliten des Ufers, wie die stenothermen Kaltwasserbewohner hinab bis auf die tiefsten Seegründe. Das zeigen die Erfahrungen am Leman sowohl, wie diejenigen am Vierwaldstättersce, die Beobachtungen am Lac d'Annecy, wie die Avenigen im Bodensee ausgeführten Tiefonfänge. Die auf dem Vierwaldstätterseematerial aufgebaute Statistik lehrt aber noch weiter, dass mit dem Abstieg in die grossen Tiefen die Arten der eurythermen Weltbürger relativ immer seltener werden, w^ährend die Zahl der Kältetiere gleichzeitig zunimmt. Wie weit die Tiefenfauna in ihren typischen Elementen sich bis zum Ufer erhebt, lässt sich allgemein nicht beantworten. Einige ihrer Arten erreichen sicher den Litoralsaum, andere scheinen die Tiefe nicht zu verlassen. In hochgelegenen Seen rückt, wie gezeigt wurde, die profunde Fauna nach oben. Lokale Verhältnisse der Temperatur und der Beschaffenheit des Untergrunds scheinen von Ort zu Ort die obere Marke der profunden Tierwelt zu ver- schieben. Eine allgemein gültige faunistische Grenze zwischen Litoral und Tiefe lässt sich nicht ziehen. Es mag bei der floristischen Unterscheidung der beiden Regionen bleiben, die Forel nach der Gegenw^art und Abwesenheit der grünen Pflanzen gab. Forel hat als erster die Frage nach der Herkunft der Tiefen- fauna der subalpinen Seen allgemein und in heute noch gültiger Weise beantwortet. Die Tiefsee bildet einen von der Aussenwelt abgeschnittenen Wohnplatz. Nur eine Strasse führt zu ihr, der Weg vom Ufer aus. Unter sich stehen die Tiefenregionen der einzelnen Seen in keiner Beziehung, ein gegenseitiger Austausch profunder Tiere scheint ausgeschlossen. Die Uferzone jedes Sees wird so zur Quelle der Tiefenfauna desselben Beckens. Am Litoral findet sich eine Tiergesellschaft, die, w^enigstens zum Teil, durch den Aufenthalt im Schlamm und Sand sich für das Leben auf dem mobilen und plastischen Tiefen- boden vorbereitet. Aktive Tiefenwanderung, passives Hinabgleiten mit den Strömungen, mit rutschender Erde, Untersinken mit Pflanzenteilen von der Seefläche aus, Import durch zuf liessende Ströme und Bäche entführen Ufertiere ihrem Wohnsitz und bringen sie zur dunkeln Tiefe. Alle Beobachtungen zeugen für die Richtigkeit der ForeZ'schen Annahme vom litoralen Ursprung der profunden Fauna und von der Art des Transports auf den Seegrund. Die Tiefenfauna der mitteleuropäischen Seen. 17 Auch gegen die Hypothese, dass zwei bekannte und weitver- breitete Tiefentiere, die blinde Assel, Asellus cavaticus, und der ebenfalls augenlose Flohkrebs, Niphargus puteayius, aus den unter- irdischen Gewässern, ihrem regelmässigen Wohnsitz, in die Seetiefen gelangt seien, lässt sich kein Einwand erheben. Wissen wir doch durch die neuere Systematik, dass die Asseln und Flohkrebse beider Medien, von Höhle und Tiefsee, durchaus identisch sind. Eine andere Ansicht Fords dagegen dürfte kaum Geltung be- halten. Der Waadtländer Forscher betrachtet die Tierwelt der Tiefe als eine Kümmerfauna, zusammengesetzt aus sehwachen, hinfälligen, dem Untergang verfallenen Tieren, Nur steter Nachschub von oben, vom Ufer her, soll imstande sein, die Lücken der in der Tiefe einen aussichtslosen Kampf führenden Fauna immer wieder auszufüllen. Höchstens durch einige Generationen sollen die Tiefenbewohner sich fortzupflanzen vermögen. Dann stirbt der Stamm aus. Es sei zugegeben, dass in der Tiefsee, wie an irgend einem anderen Wohnort, dem Ufer etwa oder der Höhle, einzelne Arten in seltenen und verkümmerten Exemplaren auftreten. Diese Formen leben dort an der äussersten Grenze der für ihre Existenz noch möglichen Bedingungen. Sie gedeihen an anderen Orten, unter ihnen besser zusagenden Verhältnissen, normal. Doch geht es nicht an, die Tiefentierwelt deshalb als Kümmer- fauna zu betiteln, so wenig als die Tiergesellschaften des Ufers oder der Höhle, in denen ebenfalls Kümmerformen vorkommen. Zugegeben sei auch, dass gewisse Arten sich auf dem Seegrund nur durch fortwährenden Nachschub von oben dauernd zu halten vermögen. Ein Beispiel soll dies zeigen. In der Tiefe der Oberengadiner Seen, speziell des Silsersees, lebt in grossen Mengen eine durch bescheidene Dimensionen ausge- zeichnete Kümmervarietät der Alpenplanarie. Sie fehlt auf dem Grund der subalpinen Becken und findet dort Ersatz in einer ganz ähnlich reduzierten Form eines nahe verwandten Strudelwurms, Dendrocoelum lacteum. Das letztgenannte Tier ist eurytherm und bewohnt unter anderem häufig und weitverbreitet die Seeufer des Alpenfusses. Pianoria alpina dagegen trägt den Charakter eines typischen Kältetiers ; ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt heute in den Bächen und auch im flachen stehenden Wasser der Hochalpen. Doeh dürfen wir, gestützt auf faunistische und biologische Be- funde, mit voller Sicherheit annehmen, dass die Planarie in der unmittelbaren Postglacialzcit auch im damals noch tief temperierten Wasser des Alpenvorlands, das sie heute nur noch in einzelnen aus- einander gerissenen Kolonien bevölkert, weite Verbreitung genoss. Damals stieg die Alpenplanarie wohl auch vom Ufersaum der sub- 18 F. Zschokke. alpinen Seen in die Tiefe, wie heute ihr eurythermer Stellvertreter Denärocoelum lacteum. Als sich aber das Ufer erwärmte, starb die kältclicbende Planaria alpina in seinem Bereich aus, und auch ihre Tiefenkolonie erlosch, da der stete Nachschub neuen Bluts von oben her ausblieb. Im Silsersee bestehen die alten glacialen Verhältnisse weiter, der alpine Strudelwurm bevölkert das Ufer und schickt fortwährend Sendboten zur Tiefe, die dort zur Zwergrasse verkümmern. Im übrigen aber lässt das üppi'ge Gedeihen der Tiefenfauna den Gedanken nicht aufkommen, dass sie eine Gesellschaft verkümmerter und aussterbender Tiere darstelle, deren Weiterexistenz nur durch fortwährende Erneuerung und Nachschub von oben gesichert werde. Manche Arten bevölkern den Seegrund in ungeheuren Mengen. Auf weite Strecken hin bedecken die Moostierchen als dichte unter- seeische Wiesen den Boden. Aus wenigen Litern Tiefenschlamm lassen sich tausende von Pisidien und hunderte von Borstenwürmern herauslesen. Mückenlarven und Wassermilben, blinde Krebse und Strudelwürmer treten auch in den tiefsten Seeabstürzen oft in wimmelnder Menge auf. Immer wieder bietet sich das Bild rege pulsierenden Lebens. An Individuenfülle kommt die dunkle Tiefsee dem sonnenbestrahlten Ufer gleich, oft überbietet das Tief seeleben dasjenige des Litorals an Reichtum. Dazu fügt sich, dass manche Tiefentiere grösser, stattlicher werden, als ihre nächsten Verwandten und Artgenossen des Ufers. Das betrifft vor allem Wurzelfüsser, manche Krebse und Würmer. Endlich übersteigt die Fortpflanzung an Ausgiebigkeit in der Tiefsee nicht selten die für dten Litoralsaum bekannten Verhältnisse. Die Geschlechtsorgane wachsen, die Zahl der Eier nimmt zu und die Dauer der Geschlechtstätigkeit, die sich bei den Verwandten des Elachwassers nur auf Wochen oder Monate erstreckt, dehnt sich auf dem Seegrund über den ganzen Jahreslauf. Alles lässt Foreis Ausspruch von einer Kümmerfauna der Tiefe ungerechtfertigt erscheinen. Es reiht sich eine weitere entscheidende Beobachtung an, die die Theorie vom notwendigen Tiernachschub nach der Tiefe vollends erschüttert. In der profunden Region leben und gedeihen vortreff- lich zahlreiche Tiere, die dem Flachwasser und dem Ufersaum heute ganz oder fast ganz fehlen. Es sind die stenothermen. Kälte suchenden Organismen. Ihr Bestand kann vom Ufer her nicht er- neuert werden; er muss sich seit der Einwanderung in die Tiefe, die, wie gezeigt werden soll, gerade für diese Geschöpfe weit zu- rückliegt, durch ungezählte Generationen profund erhalten haben. Die Tiefenfauiia der mitteleuropäischen Seen. 19 ForeJ kannte nur eine kleinere Zahl von Tiefentieren, die am Ufer nicht vorkommen oder die dort selten sind. Er steht ihnen ratlos geo:enüber und verzichtet darauf, ihre Gegenwart auf dem Seegrund zu erklären. Seither hat sich die Zahl der bekannten stenothermen Tiefen- bewohner beträchtlich vermehrt. Diese Organismen gehören den ver- schiedensten systematischen Einheiten an. Die neuere Faunistik und Systematik gibt uns die Mittel an die Hand, die Anwesenheit von am Ufer fehlenden Kältetieren in der profunden Region zu deuten und die Zeit ihrer Einwanderung auf den Seegrund zu be- stimmen. Auch die stenothermen Tiere müssen der Flachwasserfauna entstammen ; ein anderer f aunistischer Weg in die Tief see, als der vom Ufer ausgehende, stand nie offen. Aus der heutigen Ufer- bevölkerung können die Stenothermen nicht hervorgegangen sein, also ist ihre Quelle in der Vergangenheit zu suchen, in einer Litoral- fauna. die der heutigen vorausging. Auf der anderen Seite bildete sich die Uferfauna und aus ihr die Tierwelt der Tiefe erst, nach- dem sich die diluvialen Gletscher definitiv aus dem Gebiet der sub- alpinen Seen zurückgezogen hatten. Der Eintritt der Kältetiere in die Tiefenwelt liegt somit zeitlich zwischen dem Schluss der Glacial- periode und der Jetztzeit. Von selbst drängt sich der Gedanke auf, class die stenothermen Tiefenbewohner Ueberreste einer einst im kalten Schmelzwasser der Gletscher- und Nachgletscherzeit weit- verbreiteten Tierwelt seien. Die postglaciale Temperatursteigerung verwies diese Kältetiere aus dem sich erwärmenden Flachwasser der Ebene und aus dem Ufergürtel. Sie schränkte ihre Verbreitung auf kleine Bezirke von stets niedriger Temperatur ein und ver- bannte die einst herrschenden Organismen in die Eefugien der Tiefsee, der Höhle, der kalten Quellen und der Gebirgsgewässer. Die Auffassung der stenothermen Tiefentiere als Trümmer einer Schmelzwasserfauna findet biologische, systematische und faunistisch- geographische Stützen. Biologisch spricht für den glacialen Ur- sprung dieser Tiere ihre Vorliebe für das kalte Wasser, systematisch und faunistisch-geographisch das Auftreten derselben Organismen an weit entlegenen Lokalitäten von heterogener Beschaffenheit, die nur das eine Merkmal der tiefen Temperatur gemeinsam haben. Zu diesen Zufluchtsorten zählen die Gewässer des hohen Nordens, und in Mitteleuropa die tiefen Seegründe, die unterirdischen Wasser- adern, Tümpel glacialer Moore, Gebirgsgewässer und eisige Quellen. In diesen Schlupfwinkeln lebt die Eiszeitfauna weiter. So erscheint die Entstehung der mitteleuropäischen Tiefsee- fauna als ein historischer Prozess, der mit dem Rückzuff der dilu- 20 F. Zscliokke. vialcii Gletscher einsetzt und unter dem Druck eines klimatologischen Ereignisses, der postglacialen Temperatursteigerung, sein typisches Gepräge erhält. Auf dem eisfreien Streifen Zentraleuropas fand sich Avährend der maximalen Vergletscherung eine aus verschiedenen Elementen ofemischte Tierwelt des Festlandes und des Wassers zusammen. Sie bestand aus Tieren, die vor den Eisströmen des Nordens nach Süden wichen, aus Arten, die vor den Gletschern von den Gebirgen, besonders den Alpen, in die Ebene stiegen und aus resistenten präglacialen Bewohnern des Flachlands, denen ihre Eurythermie er- laubte, auch während der Gletscherzeit in Mitteleuropa auszuhalten. Diese Mischfauna erweiterte j^ostglacial ihren Wohnbezirk, indem sie den gegen die Arktis und in die Gebirge zurückweichenden Gletschern folgte. Sie ward auch zur ersten Quelle der neu ent- stehenden Tiefentierwelt. Zuerst besetzte sie die eisfrei werdenden Seeufer : allmählich sanken ihre Bestandteile aktiv oder passiv auch auf den tiefen Grund und erwarben sich dort, wenigstens teil- weise, bleibendes Bürgerrecht. Die sich einstellende Temperatursteigerung liess die nordischen und alpinen Kältetiere am Ufergürtel aussterben oder selten werden und verbannte sie vollends in die Refugien glacialer Organismen, das Gebirge, die Quelle, die Höhle und vor allem in die Tiefsee. Dagegen stellten sich am Litoral während der Nachgletscherzeit bis heute neue Zuwanderer von verschiedenen Seiten ein, zum grossen Teil eury therm e Kosmopoliten, die wieder ihre Sendboten in die Tiefenregion schicken. Der Prozess der Bildung einer profunden Fauna wickelt sich heute immer noch weiter ab. So stellt die heutige Tiefenfauna das Spiegelbild der Tierwelt des Ufers und ihrer Geschichte seit dem Gletscherrückgang dar. Es fällt nicht leicht, die Mischfauna der Tiefe auf ihre ein- zelnen, ursprünglichen Komponenten zu analysieren, zu entscheiden, welche heutigen Bewohner der profunden Eegion prä glacial dem Norden, welche den Alpen, welche endlich dem Flachland Mittel- europas angehörten. Vielleicht müssen diejenigen Formen, welche am Scliluss der Gletscherzeit das Hochgebirge nicht erstiegen, wohl aber nach Norden zurückwichen, als auch ursprünglich nordische Tiere angesehen werden. Präglacial alpin sind vielleicht die Tiefentiere, welche heute auf dem Grund der Seen des nördlichen und südlichen Alpenfusses zugleich Zuflucht gefunden haben. Sie wären vor den Gletschern in das nördliche und südliche Vorland hinabgestiegen und hätten i)ostglacial die Tiefe sowohl der nördlichen Randseen, als der insubrischen Becken erreicht. Die Tiefenfauiia der initteleurupäischeii Seen. 21 Alle diese ungelösten Fragen harren der Prüfung an einem reicheren faunistischen Beobachtungsmaterial. Besonders die noch ausstehende gründliche Tiefendurchsuchung der oberitalienischen Seen verspricht Einblicke in die Zusammensetzung der profunden Fauna aus ihren ursprünglichen Elementen. Ebenso schwer fällt es, heute einen weiteren Bestandteil der Tiefenfauna nach seiner Herkunft zu deuten. Es sind Tiere, die im Süsswasser isoliert dastehen, und deren nächste Verwandte im Meer, und zwar besonders an den nördlichen Küsten Europas, leben. Sic zählen zu der Gruppe der stenothermen Kaltwasser- organismen und gehören besonders zu zwei weit auseinander liegenden systematischen Einheiten, zu den Cytheriden, einer Familie der Muschelkrebse, und zu den allöocölen Turbellarien. Die beiden Gruppen von marinem Habitus besitzen in der Tiefe unserer Seen, und seltener im mitteleuropäischen Flachwasser, eine Reihe typischer Vertreter. Wie wir uns die postglaciale Einwanderung dieser Meertiere in die Tiefsee des subalpinen Süsswassers zu denken haben, lässt sich nach dem heutigen Stand von Faunistik und Systematik nicht entscheiden. Am ehesten möchte ich der Ansicht zuneigen, die Vorfahren der Cytheriden und Allöocölen hätten sich, wie manche Bewohner des nördlichen Eismeers, in dem der heutigen Ostsee vorausgehenden Ancylussee an das Süsswasser angepasst. Diesen See nennt ein so erfahrener und vorsichtiger Kenner der limnophilen Fauna wie Wese?iberg-Limd, das gewaltige Anpassungs- und Dis- persionszentrum, das für die postglaciale Besiedlung des mittel- europäischen Süsswassers die grösste Bedeutung gewann. Als später der Ancylussee zum salzigen Litorinameer sich ver- wandelte, zogen, wie die relikten Krebse der dänischen und nord- deutschen Wasserbecken, so vielleicht auch die Cytheriden und allöocölen Strudelwürmer durch das reiche Schmelzwassersystem der Nachgletscherzeit landeinwärts. Sie erreichten nach langer aktiver oder kürzerer passiver Wanderung den Fuss des mitteleuropäischen Hochgcbirgs und seine Scetiefen. An der Alpenmauer erst machte die vom baltischen Meere ausgehende Wanderung Halt. Dasselbe Ereignis, das den Seen Dänemarks und Norddeutschlands fremd- artige Bewohner von marinem Anstrich brachte, warf seine faunistischen Wellen vielleicht bis in die Tiefen der subalpinen Wasserbecken. Der Tiefsee fehlen gewisse am Litoral blühend vertretene Tier- gruppen ganz. Es kommen, um nur weniges zu nennen, auf dem tiefen Grund keine Enten- und Malermuscheln, keine Na jaden vor, es leben dort keine ausgewachsenen Wasserinsekten, es fehlen 22 F. Zschokke. fast ganz die Egel und Spongillen des Ufers, der Flusskrcbs bleibt vom Grunde ausgeschlossen. Die Tiefe mit ihren spezialisierten Lebensbedingungen hält unter der Litoralfauna scharfe Auslese. Sie weist manche Form und Gu'uppe ganz zurück, sie lässt andere Arten nur in spärlichen Exemplaren und in kurzer Generationenfolge weiter vegetieren, so dass nur steter Nachschub vom Ufer die profunde Kolonie dauernd halten kann. Zahlreiche andere Litoralarten dagegen ge- deihen auf dem Seegrund vortrefflich. Ihre Gesamtheit bildet die definitiv eingebürgerte Tiefenfauna. Die profunde Zone wirkt auf die Ankömmlinge vom Ufer faunistisch auslesend, aber nicht, oder nur in bescheidenem Masse, morphologisch umgestaltend. Einige allgemeine, in Worten oft schwer auszudrückende Ver- änderungen der Tiefentiere gegenüber ihren uferbewohnenden Stamm- formen lassen sich allerdings nicht leugnen. Doch bleiben diese Umwandlungen von systematisch nur geringer Bedeutung. Sie beziehen sich etwa auf die Grösse. Einige Arten ver- kümmern in der Tiefe, sie werden kleiner, andere nehmen dagegen an Körperumfang zu. Die bunten Farben des Ufers verblassen, die Augen werden rudimentär, ihr Pigment verliert die dunkle Färbung. Luftatmende Organe, wie die Lungen der Tiefenschnecken passen sich der Wasseratmung an. Die Molluskenschalen Averden Bohwach und zerbrechlich. Am Ufer festsitzende Tiere, wie die Bäumchen der Bryozoen, stecken profund lose im zarten Tiefen- schlamm. Alle morphologischen Umgestaltungen aber erweisen sich als wenig konstant. Ihr Umfang schwankt nicht selten von Indi- viduum zu Individuum in recht weiten Grenzen. Den Tiefenformen gebührt höchstens die Bezeichnung von oft noch flüssigen Varietäten, nicht aber von festgelegten Arten. Auch biologisch bleibt die Tiefe auf ihre Bewohnerschaft nicht ganz ohne Einfluss. Einige Arten scheinen in der Tiefe ihre Fort- pflanzungstätigkeit im Vergleich zu den Verwandten des Ufers zu steigern. Die Geschlechtsorgane schwellen an, und die Vermehrungs- zeit dehnt sich über das ganze Jalu'. So verhalten sich konver- gierend die Tiefenvarietäten der Alpenplanarie und von Dendro- coelum lacteum. Auch die blinde Assel der Seetiefen vermehrt sich, im Gegensatz zur Assel des Flachwassers, während des ganzen Jahrs. Umgekehrt scheint der in der Tiefe häufig und in statt- licher Grösse auftretende Cyclops viridis seine Fortpflanzung auf eine kurze Epoche des Spätsommers einzuschränken. Allgemeine Schlüsse sind auch hier noch nicht erlaubt; denn die Biologie der Tiefentiere bildet heute ein fast unbestelltes Feld. Die Tiefeiifaiina der mitteleuropäischen Seen. 23 Die zoologische Tiefcnforschung' im Süsswasser hat eine kurze aber lehrreiche Geschichte hinter sich. Vor vier Jahrzehnten wies Forel als erster den Weg nach den biologisch unbekannten See- gTünden des Alpenrands. Das bleibt das grosse und für immer unbestreitbare Verdienst des Waadtländer Forschers. Der geöffnete Pfad aber führte nicht weiter ; es fehlten die Werkzeuge, um ihn gangbar zu machen. Und heute, da die verbesserte Faunistik und Systematik end- lich einen genügenden Ueberblick über das von Forel entdeckte Land erlaubt, gestaltet sich die Aussicht ganz anders, als die ersten Erforscher es erwarteten. Die Hoffnungen, in der Tiefe einen Ein- blick in das Schaffen der den Tierkörper formenden Kraft zu ge- winnen, sind enttäuscht worden, dafür aber haben sich Blicke in die Vergangenheit der Fauna geöffnet. Die Tiefe der mitteleuropäischen Gewässer erwies sich nicht als Schöpfungszentrum neuer Formen, wohl aber erzählt ihre Be- wohnerschaft durch Zusammensetzung, Verbreitung und Lebens- weise von den Schicksalen, welche die Süsswassertierwelt seit dem Rückzug der diluvialen Gletscher trafen und von dem Einfluss, den klimatologische und geologische Ereignisse auf die Fauna aus- übten. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. Von Paul Sarasin. Abhandlung gelesen in der Sitzung der Basler Natur forschenden Gesell- schaft am 30. November 1910. In einem am 25. November 1908 in Zürich gehaltenen Vor- trage, betitelt : „Einige Bemerkungen zur Eolithologie", in welchem ich in kurzen Sätzen meinen Standpunkt gegenüber der Eolithen- lehre präzisierte, habe ich das folgende geschrieben r^) „Hiezu kommt noch eine weitere Beobachtung, welche ich in Nizza anstellen konnte. Dort zwischen der Mündung des Paillon und dem Palais de la Jetée findet man in der Brandungszone Glas- scherben fortgeworfener Flaschen, welche von der Welle samt den gerundeten Rollkieseln hin- und hergeworfen werden. Während nun die einen die schon ganz abgerundete Form von Rollkieseln ange- nommen haben, zeigen andere die denkbar typischeste Form von Eolithen, Schaber, Spitzen, Bohrer mit schönster Retuschierung, aber namentlich auch die so auffallenden Randausbuchtungen, welche wie Abbisse aussehen und welche, an Eolithen vorkommend, zur Deutung derselben als ' Hohlschaber geführt haben. Die Aehnlichkeit dieser, von der Natur aus Glasscherben zurecht retuschierten Gebilde mit ächten Artefakten ist um so gi-össer, als diese Stücke, aus Glas- scherben entstanden, flächenhafte Gesamtform haben, während die sedimentären Eolithen dreidimensional oder myriomorph sind. Ich gedenke an einem anderen Orte diese Sache von Abbildungen bo- gleitet eingehend darzustellen." Dieser Zusage möchte ich nun mit dem folgenden nachkommen. Als ich in Nizza an jener bezeichneten Stelle des Strandes auf und ab sjjazierte, wurde mein Blick von den glänzenden, frisch 1) Jahresbericht der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich, 1908-1909, Zürich, 1909, Seite 214. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 25 benetzten Glasscherben angezogen, mit denen ein Kind in der Frühlingssonne sitzend sieh vergnügte, und indem ich beschaulich darauf hinsah, fiel mir an einem dieser Glasstückchen, mit dem es soeben spielte, plötzlich auf, dass es eine seltsame, abbissartige Einkerbung an seinem Rande aufwies, eine Einkerbung, wie sie allgemein als das Hau])tmerkmal der Eolithen gilt, ich hatte auf der Handfläche einen Eolithen aus Glas von typischer Ausbildung. Und nun war es ein lustiges Schauspiel, als ich die Scherbe an mich nahm und dem Kind dafür einen Sou schenkte ; es hob das Geldstück in die Höhe und machte den andern, welche am Strande^ spielten, von seinem Glücksfund laute Mitteilung, worauf alle nach dem Wasser rannten, ihre Taschen und Schürzen mit gerollten Gläsern füllten und sie vor mir ausschütteten, so dass ich bald, eine ganze Kollektion von Glascolithen beisammen hatte. Nach diesem kleinen Kinderfeste, das nach Verteilung einiger Kupfermünzen zu Tanzen und Jauchzen sich gesteigert hatte, be- gab ich mich selbst zum Strande hinab, wo bei heftigem Winde eine starke Brandung die Wogen ans Ufer warf, suchte unter den RoU- kieseln nach und fand bald von Stelle zu Stelle eine Glasscherbe, welche in den Kreislauf des Strandkieses geraten und mit demselben zum Spiel der Wellen geworden war, und von diesen Glasscherben zeigten eine grosse Anzahl die erwähnten Randabbisse, in der Form wie von einem Kind angebissene Schokoladetafeln, so wie deren einige auf Tafel I dargestellt sind. Wir sehen in den Figuren 1 und 2 zwei solcher Scherben mit einfachen halbmondförmigen Randabbissen, welche, auf Figur 3 doppelt angebracht, eine Art ^'on Dorn zwischen sieh gelassen haben, welcher, wenn an eolithischen Feuersteinen vorkommend, zur Bezeichnung derselben als Bohrer geführt hat; wird dieser Zwischendorn breiter, so erhalten wir Formen wie Figur 8, erhält er eine seitliche Neigung, solche wie Figur 9, oder er wird gar zur hakenförmigen vSpitze, Figur 6, ähnlich den ächten unter dem Namen bec de perroquet bekannten Artefakten. Betrachtet man die Ränder dieser Glasscherben genau, so er- kennt man, dass sie durch ausserordentlich viele kleine Anschläge mit muscheligem Bruche zugerichtet sind, weshalb sie für die Hand nicht schneidend, sondern stumpflich anzugreifen sind. Die Form der erwähnten Randabbisse an diesen Glasscherben ist aber identisch mit solchen, wie sie als Hauptcharakteristikum jener Eolithen bekannt geworden sind, welche man als Hohlschaber auf- gefasst und bezeichnet hat. Um nun einen neutralen Ausdruck zu haben, nenne ich hinfort diese Gläser und eolithischen Feuersteine 26 Paul Sarasin. mit llandabbissen ,, Bisssteine" oder ,,Da]{tolithen",^) und wir wollen uns nun mit der Frage beschäftigen, wie die so auffallende Form dieser Glasscherben zustande gekommen ist. Wie schon eingangs angedeutet, werden an der erwähnten Stelle des Strandes häufig zerbrochene Flaschen vom Strassendamme herab auf den Brandungskies geworfen, wo sie in Scherben zer- schellend liegen bleiben, bis bei heftigem Winde eine an jener Stelle stets besonders lebhafte Brandung sich erhebt, welche die scharf gerandeten Splitter in den Bereich ihrer Macht zieht, und nun rollt sie dieselben zusammen mit den Strandkieseln unaufhörlich heftig hin und her, wobei es geschieht, dass die Glasscherben infolge derben Zusammenprallens mit den gerundeten Kieseln eben jene Abbisse bekommen, welche sie zu Daktolithen machen und wie deren einige in den erwähnten Figuren dargestellt sind. Durch vielfältiges weiteres Anschlagen an die Kiesel werden ferner alle Schärfen des Scherbenrandes infolge kleinster Abbruche in eine sanft anzu- fühlende, wohl retuschierte Kantenfläche umgewandelt. Xun kann man alle Stadien der Entwicklung von der ursprüng- lich scharfen Scherbe bis zu ihrer durch Eollung zugerundeten End- gestalt auffinden, indem die erst jüngst ins Wasser gelangten noch scharfkantig und gefährlich anzufassen sind, darauf aber retuschiert sie die Welle mit Hilfe der Bollkiesel zur Vollendung, und wenn ein solch rollender Glaseolith bei Sturm und Hochflut durch eine besonders starke Welle weit strandaufwärts geschleudert und dann mit schützendem Sand oder Geröll bedeckt wird, so bleibt er in diesem Zustande für immer erhalten ; entrinnt er aber nicht den Armen der Brandungshyder, so schleift er sich von allen Seiten her immer mehr ab, bis er zuletzt selbst zum allseitig rundlichen, körnig trüben B,ollsteine aus Glas wird, deren man viele im Bran- dungsbereich auflesen kann. Die Glasdaktolithen also sind eine Naturerscheinung und stellen zugleich ein Entwicklungsstadium flintartiger Steinscherben dar, welche in die Mühle der Brandung geraten sind ; denn der Flint, der Feuerstein ist dem Glas seiner Konstitution nach aufs nächste verwandt. Ich nenne diese Scherben Daktolithen oder Bisssteine deshalb, weil, was an Glasscherben vorkommt, auch an Feuersteinscherben, welche in das Getriebe der Brandung geraten, geschehen muss und von denen, wie ich hier vorausnehme, es in der Natur wimmelt ; ich bilde einige Beispiele solcher auf den Figuren 10 — 14 der Tafel II und III ab, von denen das der Figur 10 aus der oligocänen Schicht von Boncelles, die der Figuren 11 — 14 aus der pleistocänen 2) von ôdavco, beisseii. Ueber die Felilei-quellen in der Beurteilung der Eolitheii. 21 Ablagerung von Spiennes stammen, letztere das Mesvinien Rutofs repräsentierend; die Aehnlichkeit dieser Flintdaktolithen mit den Glasdaktolitlien der Fig'uren 1 und 2 tritt an den Stücken selbst noch schlagender hervor, als an den Photographien, welche all die feinen Retuschenbrüche der Ränder nicht gut sichtbar werden lassen. Wir haben nun also au unseren Glasscherben gezeigt, dass ächte Daktolithen von der Natur, und zwar ganz speziell durch den Wellenschlag, in Masse gebildet werden und zwar sogar noch in besserer Ausführung, als sie die daktolithischen Eolithen aus Feuer- stein zeigen, welche man als Beweise menschlicher Tätigkeit an- gesehen hat und damit als Beweise menschlicher Existenz. Ich bestreite darum die Richtigkeit des Satzes von M. Ver- ivo?'n,^) welcher lautet: ,,Der Faktor, welcher auf anorganischem Wege Eolithen hervorbringt, ist nicht die Rollung im Wasser. Von dieser wissen wir heute zur Genüge, dass sie gerade das nicht macht, was die menschliche Bearbeitung des Feuersteines hervorbringt," vielmehr erzeugt sie allerdings dasjenige, was Yerworn und seine Gesinnungsgenossen als Eolithen und damit als Artefakte be- zeichnen, und die von Rutot'^) ausgesprochene Erwartung, ,, qu'on ne parlera plus, désormais, de la première taille des silex par les cours d'eau" hat sich nicht erfüllt. Die daktolithische Form ist indessen nicht die einzige, welche von der Brandungswelle aus Glasscherben zurechtmodelliert wird, sondern, wie wir schon an Figur 3 sehen, es kommt durch Ver- schmälerung des Zwischendornes zwischen zwei Einbisson eine deut- liche Spitze zustande, welche in manchen Fällen vollständig die Form einer paläolithischen Wurfspeerspitze gewinnen kann, wie die Figuren 4, 5 und 7 zeigen, an denen die Randpartien aufs sorg- fältigste zurechtretuschiert erscheinen ; man erkennt auch , dass kleine halbmondförmige Ausbrüche vielfach zum Endresultat einer Spitze geführt haben, wie man speziell an Figur 4 sieht, welcher Form aber doch meistens die ursprünglich gespitzte Gestalt des Glassplitters entgegengekommen ist. In Figuren 15 — 18 sehen Avir eine Reihe von Gegenbeispielen: Feuersteinsi)itzen aus oligo- und pleistocänen Schichten, welche für Eolithen und damit für Produkte von Menschenhand erklärt w^orden sind. So gross die Aehnlichkeit derselben mit denen aus Glas ist, so müssen die letzteren, deren natürliche Entstehung wir sichei' wissen, als noch besser ausgeführt, als sorgfältiger retuschiert 3) M. Verivorn, Eeisestudien in Belgien und Frankreich, Korresp.-Bl. f. Anthr., 41, 1910, S. 37. *) ^4. Rutot, La fin de la question des éolithes, Congr. préhist. France, nie session, Autun 1907, Le Mans 1908, separat p. 6. 28 Paul Sarusin. erklärt werden, als die von Herrn Riitot selbst mir geschenkten Feuersteinspitzen der erwähnten Figuren, weshalb die Auffassung auch der letzteren als Naturprodukte oder Isifakte nur um so leichter zu vertreten ist. Solche durch lletuschierung oder, wie ich das Wort übersetzt habe, Nachbesserung modellierte Spitzen und Hohischaber schafft also die Natur in Menge aus Grlas und somit, wo Feuersteine von Kreideküsten herab auf den Strand niederfallen, aus Feuerstein, sie bildet mit Hilfe der Brandung Isifakte, Avelche Artefakten so täuschend ähnlich sehen, dass wir sie mit solchen für ident erklären müssen. Dies ist wahrlich keine Erleichterung unseres Urteils über Feuersteinscherben, welche auf Menschenhand verdächtige Merk- male an sich tragen und welche vielfach übereilt als sichere Be- weise menschlicher Existenz in frühen Erdepochen angesprochen worden sind. Da wir nun, um die frühesten Artefakte des Menschen und damit, bei Abwesenheit von Skeletteilen, das Alter seiner Existenz einwandfrei nachzuweisen, was bis jetzt noch nicht gelungen ist, sorgfältig die Fehlerquellen aufdecken müssen, deren es in diesem Gebiete eine ganze Reihe gibt, so ist denn auch zu betonen, dass die beschriebene Masse von Isifakten, welche ich, da sie die Bran- dungswelle hervorbringt, Wellenscherben oder Cymoklasten^) hin- fort nennen werde, eine von diesen Fehlerquellen bildet. Während ich nun mit meinen Glaseolithen ein wissenschaft- liches Novum mitgeteilt habe, hat man schon Feuersteinscherben mit Retuschen und Einbissen in der Brandungszone europäischer Küsten aufgelesen, ächte Cymoklasten also aus Feuerstein ; von den Eolithophilen aber, Avie ich die Anhänger der Artefaktnatur aller Eolithen genannt habe, 6) wurden diese Feuersteincymoklasten nicht als Fehlerquelle anerkannt, indem ihr erster Wortführer Rutot auf die Ankündigung dieser Steine antwortete, das seien eben eolithische, in die Brandungswelle hineingeratene Artefakte.'') Da bei den von mir gefundenen Glasscherben diese Erklärung ausgeschlossen ist, dieselben aber mit den unter gleichen Umständen gefundenen Feuersteinen, ihren ,, Retuschen" entsprechend, über- einstimmen, so sind auch die letzteren als Isifakte anzusprechen und unter den Begriff der Cymoklasten zu subsummieren. Mit Recht sagt auch Warre7i^) : ,,one very much doubts whether the explanation of Rutot would always meet the case. Indeed, Mr. •^) von y.vi,ia, AVelle und y.Äuu), brechen. ^) Bemerkungen etc., Seite 211. ') Rutot, Défense des Eolithes, Bull. Assoc. Anthr. Bruxelles, 20, 11)02, p. 43, zitiert nach Warren, Journ. Anthr. Inst., 35, 1905, p. 346. 8) Journ. Anthr. Inst., 35, 1905, p. 346. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 29 George Coffev has found such objects whicli liad been only recently chipped by the sea." Uebrigens würden ächte Feuersteinartefakte, welche zufällig einmal in die Brandung-swelle geraten sollten, eine gleiche neue Zurichtung erfahren müssen, wie unsere Glaseolithen und damit zu Isifakten, zu Cymoklasten umgewandelt werden. Einen etwas kuriosen Versuch, die Cymoklasten, speziell die Daktolithen als Artefakte zu retten, machte ganz neuerdings Lewis Ahhot,^) indem er den Satz aufstellte, die Feuersteine mit Abbiss- marken, die man an Küsten findet, seien 'zwar allerdings durch die Brandungswelle retuschiert und zu Hohlschabern verwandelt, aber, fährt er fort : ,,I have no doubt that it was such a nature-formed spécimen that mans progenitors f irst used, and so deeply did the love of this form sink dowai into bis nature that, throughout the whole of the succeding stone-ages he still clung to it." Da nun aber Abbott zugibt, dass die an den Küsten gefundenen Eolithen tatsächlich Retuschen durch die Brandungswelle erhalten können, woran sollen wir dann erkennen, dass der Vorfahre des Menschen sie als Werk- zeuge gebraucht hat ? Soviel über die Fehlerquelle der Cymoklasten im Eolithen- problem, wozu auch der in meiner früheren Abhandlung i") kurz »•eschilderte bekannte Versuch in der Cementfabrik von Mantes zu rechnen ist, wo eine im Wasser befindliche Masse von Feucrstein- knauern in rasche drehende Bewegung versetzt wird, sodass die Knauer in Scherben zerplatzen und diese sieh gegenseitig zu Eolithen zurechtretuschieren ; es geschieht das nicht durch den Anschlag der in bestimmter Entfernung (20 cm) vom Boden angebrachten, das Wasser in drehende Bewegung setzenden eisernen B,echen,ii) ^^{q von gegnerischer Seite obstinat behauptet wird, sondern es gilt hier das Urteil eines, übrigens eolithophilen, Forschers, welcher den Ver- such in jener Fabrik am genauesten angestellt hat, von Capitan,^'^) des Wortlautes: ,,J'ai recueilli dans les malaxeurs des échantillons de silex, de deux heures en deux heures, depuis le commencement du travail des malaxeurs jusqu'à la trentième heure. J'ai donc pu examiner un nombre considérable de ces silex à tous les états du façonnement par le roulis d'un sur l'autre des rognons mis en mou- vement par les herses rotatives des malaxeurs. Il y a, en effet, des pièces reproduisant exactement des formes que nous considérions jusqu'ici comme certainement dues à une action intelligente et qui 9) W. J. Lewis Abbott, the eolithic problem, :\Ian, 1909, p. 148. 10) Bemerkungen etc., Seite 213. 11) M. Boule, l'origine des éolithes, L'Anthropologie, 16, 1905, p. 261. 1-) Congrès préhistorique de France, 1905, p. 97. 30 Paul Sai'asin. là se sont produites par le seul fait d'actions naturelles. Je crois donc que, sans abandonner en aucune façon la notion des éolithes, il y aura lieu dans l'avenir d'être beaucoup plus difficiles pour les admettre que nous ne l'étions autrefois." Mit den Worten ,,sans abandonner la notion des éolithes" be- tont er mit Recht, dass deshalb die Eolithenfrage als solche keines- wegs aufgegeben sei, der Versuch von Mantes weist vielmehr nur auf eine gefährliche Fehlerquelle in der Beurteilung eolithenartiger Steine hin, die Vorläufer der Chelleskeile müssen ja vorhanden sein, und um sie zu finden, dürfen, ja müssen wir sie unter den früh pleistocänen oder jung tertiären Eolithenmassen aufsuchen; aber es ist hier daran zu erinnern, dass die Ueberzeugung, von welcher die Eolithophilen sich leiten lassen, wonach die Vorläufer der Chelléensteinwerkzeuge notwendig in älteren Schichten von Europa aufgefunden werden müssten, nicht unanfechtbar ist, sie können da gewesen sein, müssen es aber nicht, wie dies schon M. Boide^^) 1905 mit folgenden Worten klar ausgesprochen hat: ,,on pouvait, en se basant sur les éolithes, admettre, comme possible, l'existence de l'Homme dans nos pays pendant l'ère tertiaire, on n'avait pas le droit de l'affirmer. L'argument qui consiste à dire que les silex nommés chelléens, c'est-à-dire les silex authentiquement les plus anciens, ont des formes trop parfaites, accusent une technique trop savante pour qu'ils n'aient pas été précédés par une industrie d'ordre inférieur, est certainement en faveur de l'existence d'un Homme préquaternaire mais ne saurait prouver cette existence dans nos pays. Il faut dans cette question, qui est en somme purement paléontologique, tenir grand compte d'un phénomène qui a joué un rôle important dans l'histoire et le développement de tous les groupes d'êtres fossiles, le phénomène des migrations. Rien ne prouve que l'évolution de l'espèce humaine ou du genre humain, comme on voudra, se soit faite sur place. Il est très possible que l'Homme ait apparu brusquement dans nos pays, au début des temps quater- naires, en même temps que la faune de Mammifères dont il fait partie et qui est fort différente de la dernière faune pliocène. Comme paléontologiste je crois fermement à l'existence de l'Homme ter- tiaire; je ne doute pas qu'on trouvera un jour ses traces sur quelque point du globe ; mais pour être irrécusables, ces traces devront avoir une valeur toute autre que celle des éolithes." Dieser Umstand, dass die Vorläufer der Steinwerkzeuge des Chelléon nur möglicherweise in älteren europäischen Schichten an- zutreffen sind, erscheint seinerseits als eine Erschweruns: der Nach- 13) 1. c. L'Anthropologie, IG, 1905, p. 266. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 31 forschung- nach einwandfreien Vorformen, andrerseits sind die Ver- suche von Nötling'^-^) m Indien und Schweinjurth'^^) in Aegypten, in plio- und pleistocänen Schottern jener Länder nach Eolithen zu suchen, nur um so gerechtfertigter, wenn sie auch bisher noch nicht mit irgendwie als gesichert zu bezeichnenden Erfolgen gekrönt worden sind.i*^) Ich erinnere hier noch kurz daran, dass die Brandung grosser Landseen und die Hochwasser der Flüsse und Ströme dieselbe Er- scheinung an Feuersteinen hervorrufen müssen, wie die Brandungs- welle des Ozeans. Soviel über die Fehlerquelle der Cymoklasten im Eolithen- problem. Wir gelangen jetzt zu einer weiteren Fehlerquelle, nämlich zu dem folgenden Umstände : Wenn wir die Randpartie unserer Glasdaktolithen betrachten, so fällt uns auf, dass sie steil zur Fläche abgeschnitten ist, wenn auch nicht in allen, so doch in den meisten Fällen, eine Erscheinung, die zwar auch an Feuersteineolithen zu beobachten ist, wie z. B, auf dem Figur 13 abgebildeten aus dem Mesvinien von Spiennes, aber keineswegs bei allen ; viele zeigen vielmehr die Abbissstelle der Kante abgeschrägt, in spitzem Winkel also an die Flächen stossend. Dadurch werden sie in Beziehung auf den E-andabbiss ächten Artefakten, den einwandfreien Hohlschabern aus Kultur- schichten sehr ähnlich, ja geradezu gleich, wenn es sich um flächen- hafte Feuersteinscherben handelt, welche zu Daktolithen geworden sind. Für diese Naturerscheinung hat schon 1905 S. Hazzledine Warreit die richtige Erklärung in folgendem gefunden : Er sah, dass in Schottermassen, welche infolge grosser Eegen- fluten in rutschende Bewegung geraten waren, eingeschlossenen Feuersteinscherben dadurch halbmondförmige Randkerben beige- bracht wurden, dass ein gerundeter Rollkiesel über den Rand der Scherbe langsam hinweggeschoben ward; er berichtet : i'^) ,,in wor- 1*) Nötling, F., on the discovery of chipped flint-flakes in the Pliocène of Burmah, Natural Science, 10, 1897, p. 233. — Note on a worn femur of Hippopotaraus irravadicus from the lower Pliocène of Burma, Records of the geological Survey of Tndia, 30, 1897, p. 242. 1'^) Schweinfurth, G., Steinzeitliche Forschungen in Oberägypten, Zeit- schrift f. Ethnologie, 36, 1904, Seite 766. 16) Siehe darüber P. und F. 8., die Steinzeit auf Ceylon, Wiesb., 1908, Seite 50 ; P. 8., die ägyptische Prähistorie und das Dreiperiodensystem, Verh. Naturf. Ges. Basel, 21, 1910, Seite 248. 1'') 8. Hazzledine Warren, on the origin of Eoliths, Man, 1905, p. 181. 32 Paul Sarasin. king- tlio i^alcolithic drift of High Down in the Islo of Wiglit, where I did most of digging myself, I found an eolith closely and tightly adhering to the rounded stone which had made it, and against which the notch accurately fitted. There is no doubt that the two stones lying adjacent to each other in the drift had, through the action of ,,soil-creep" been pressed or g-round together. Tlie round stone being of an unsuitable shape, was unaffected, the flat pièce of flint was converted into an ,, eolith"." Diese Beobachtung bestätigte 1907 Worthington G. Smith.^^) Wir haben also eine neue Fehlerquelle in der Deutung der Eolithen als Artefakte vor uns im Andruck gerundeter Kiesel gegen den Rand von Silexscherben in sich bewegenden Schottermassen. In meinen „Bemerkungen zur Eolithologie" habe ich (Seite 209 und 210} den Umstand als besonders bedenklich hervorgehoben, dass schon im Oligocän der Mensch fertig entwickelt gewesen sein muss, im Falle wir gezwungen sein sollten, die Eolithen als Artefakte aufzufassen. Nun hat einer der eifrigsten Eolithophilen, M. Veriüorn, sich in Betreff der oligocänen Eolithen der Warren'schen Er- klärungsw^eise rückhaltlos angeschlossen; denn er sah, wie ,,ein harter Kiesel durch Druck in die Kante eines Feuersteines hinein- gepresst worden ist und so eine hohlschaberartige Retusche hervor- gebracht hat, in die der Kiesel hineinpasst."!^) Dieselbe Ansicht vertreten jetzt auch die eolithophilen Forscher Banîiet und Stein- mann^^) für die oligocänen Eolithen von Boncelles. Wenn daher Rutot über die Warren sehe Beobachtung fol- gendermassen scherzte i^i) ,,on se rappellera à ce sujet que les seuls silex esquilles par la pression sont ceux obtenus par M. Hazzledine Warren, cjui les obtenait tout simplement par l'intermédiaire d'un presse-citron!" so wird er die Lacher jetzt schwerlich mehr auf seiner Seite haben. Ich betone hier noch, dass die Boncelles- Eolithen ausserdem, bevor sie in der Schicht definitiv deponiert wurden, starkem Wellen- schlag ausgesetzt gewesen sind, wie die Fülle von Scheinwerkzeugen, welche sie aufweisen, welche in gleicher Ausbildung auch in den anderen tertiären Eolithenmassen vorkommen und welche mit meinen 1*) Worthingion G. SmitJi, Naturo-made ,,Eolithic implements", Man, 1907, p. 99. la) 1. c, Kon-esp.-Bl. f. Anthr., 41, 1910, Seite 38. 2°) R. Bonnet und G. Steinmann, die ,, Eolithen" des Oligocäns in Belgien, Sitz.-Ber. Niederrhein. Ges. f. Natur- und Heilk., Bonn, Sitz. 6. Dez. 1909. 21) A. Rutot, la fin de la question des Eolithes, Congr. préhist. Fj'anee, III" Session, Autuii 1907. Le Mans 1908, p. 3, Anmerkung. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 33 Glaseolitheii, den Cymoklasten, übereinstimmen, dartut; auch ist augenscheinlich nur eine gewisse Anzahl der Boncelles-Daktolithen durch Schichtendruck entstanden, andere ebenso augenscheinlich durch Wellenschlag. Wie schon angedeutet, möchte ich vermuten, dass Daktolithen mit schräger Abschlagfläche durch den Warren'schen Schichten- druck entstanden sind; ein solches Beispiel findet sich in Figur 19 abgebildet, eine derbe Feuersteinscherbe mit sehr deutlichem Rand- abbiss, welche ich selbst aus der Schicht von Boncelles herausgehoben habe; man sieht an diesem Steine die Abschrägung gut, weil sie viel weniger patiniert ist, als die übrige Oberfläche desselben; ausserdem hat sie Seidenglanz, während die letztere trüb und körnig ist. - • Wii- werden nun sogleich sehen, dass das halbmondförmige Abo-edrücktwerden des Eandes eines Feuersteines auch noch auf andere Weise zustande kommen kann mit demselben Resultate, dass schräge Abbruchflächen gebildet werden. Wie schon bei der vorigen Schichtendruckerscheinung war es hier wieder Hazzeldine Warren, welcher, soweit ich die Literatur übersehe, 1903 zuerst auf den folgenden Umstand hinwies: Man findet in Strassenschottern, welche Feuersteine enthalten, vielfach solche, die vollständig die Form von Eolithen haben, Hohlschaber, Schaber, Bohrer, Spitzen darstellen, hervorgerufen durch den Druck der Hufe und Wagenräder, wobei muschelige Splitterchen vom Widerstand leistenden Boden retuschenartig abgesprengt werden. ,,I found," sagt Warren,--) ,,that they were not made by the stroke of the horse's hoof, nor, as a rule, directly by the cart wheels. These had supplied the necessary pressure, but the actual flaking had been executed upwards by the reaction of the ground on whom they rested." Glasscherben, welche durch den Schuh der Landleute oder den Huf des Zugviehes oder die Bäder des Pfluges zu Eolithen zurecht- retuschiert waren, fand zuerst W. G. Smith und bildete eine solche Scherbe ab, welche zudem eine Jahreszahl trug; er sagt dazu:^^) ,,no one can look at the illustration without recognising the pure ,,eolithic" form and the genuine ,,eolithic" chipping as seen on the edgc view. The ,, glacial" Scratches on the surface should also be noticed. Prehistoric objects are not generally dated, but this oxample bears the date in hold embossed characters 1686. The material is 22) Man, 1905, p. 181 (siehe auch Journal Anthr. Inst., 35, 1905, p. 345). 23) Man, 1908, p. 53. 34 Paul Sarasin. glass, it is a part of a thick, old datecl bottle, and the vertical flaking was done by the hoots of the agricultural labourers, by the hoof of farm animais and by the contact with farm implcnients. I found it in a high-level palaeolithic position at Ramridge End, Lutton." In meinen Bemerkungen zur Eolithologie habe ich folgendes geschrieben : 2^) ,,Noch viel bezeichnendere Stücke, als das von W. G. Smith abgebildete, lassen sich auf allen Kieswegen auflesen, auf denen wir Glasscherben finden. Ich besitze eine kleine Samm- lung von solchen Glaseolithen, durch den Schuh der Passanten zu so typischen Hohlschabern, Spitzen, Bohrern u. s. w. zurecht- retuschiert, dass sie jeden Vergleich mit den Eolithen aushalten. Ich denke sie an einem anderen Orte nälier zu beschreiben und abzubilden." Dieser Zusage will ich mit folgendem nachkommen. Auf Kieswegen in öffentlichen Gärten der Städte, aber auch allenthalben auf begangenen Wegen kann man häufig Glasscherben auflesen, welche eine Randretuschierung aufweisen, die vollständig intentionell aussieht; ganz wie Warren es bei seinen Feuersteinen fand, geschieht es mit diesen Glasscherben, der Fuss der Passanten drückt sie gegen den festen Boden, und dieser letztere presst vom rauhen Rande durch Gegendruck kleine muschelige Splitterchen ab, eines neben dem andern, von unten schräg nach oben, eine wohl retuschierte schaberhafte Schneide hervorrufend. Ist der Weg mit feinem Kiesschotter beworfen, so wird die Scherbe oft gegen ein solches Kieskorn angedrückt, und es resultiert ein Hohlschaber. Wer sich für diese Dinge interessiert, wird bei einsamem Wandeln ein Vergnügen mehr haben und in öffentlichen Anlagen grosser Städte, wenn er seine Glaseolithen aufliest und einsteckt, die Aug-en der Spaziergänger und Kinderwärterinnen mit Staunen auf sich gerichtet sehen. Leider ist es sehr schwierig, diese Glasstückchen in der Photo- graphie befriedigend wiederzugeben, die Retuschen werden wegen der vielen Lichtbrechungen nur schwächlich sichtbar. Dennoch seien die folgenden Beispiele Figur 20 — 31 auf Tafel IV und V wiederge- geben. Figur 20—22 stellen Hohlschaber dar, Figur 23—27 wohlretu- schierte Spitzen, die der Figuren 28 und 29 tragen seitliche Dornen, ein für Eolithen besonders charakteristisches Merkmal. Auf mehreren dieser Glaseolithen sieht man sehr gut die Kritze der Schuhsohlen- nägel (siehe Figur 23,' 27, 29). Zwei besonders wohl retuschierte Scheinschaber ferner stellen die Figuren 30 und 31 dar. 24) 1. c, Seite 217. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 35 Diese Erscheinungen, welche, wenn an Feuersteinen vorkommend, zu dem Irrtum der ,,neolithischen Eolithen" geführt haben, Avie wir unten sehen werden, nenne ich hinfort Fodoldasten,-^) und dass ich hier mit Nachdruck solche aus Glas abbilde, hat wieder, wie schon bei den Cymoklasten, seinen Grund darin, dass die Ausflucht, es könne sich ja um ächte Artefakte handeln, ausgeschlossen ist. Eolithenartige Feuersteine, ganz wie die beschriebenen Glas- scherben umgebildet, findet man in Masse auf den Plateaux von Frankreich, Belgien und England, und da Riitot^^) dieselben auf dem Plateau von Spiennes mit neolithischen Steinwerkzeugen ver- mengt fand, kam er zu der Annahme, es habe hier mitten in der neolithischen Kulturperiode eine Einwanderung von Eolithikern stattgefunden, und er nannte diese vermeintliche Kulturepoche ,,Flénusien" ; der Entdecker dieser Eolithen hat mich auch selbst auf das Feld von Spiennes hinbegleitet, welches gerade bepflügt wurde ; die in Masse herumliegenden Feuersteine zeigten sich dem- gemäss von den E,ostspuren der Räderreifen und Hufeisen vielfach ganz überdeckt, und da sie meist weiss patiniert waren, erkannte man an ihnen auf den ersten Blick ein Fehlen der Patina an den Rändern, welche mitunter genau so retuschiert erschienen, Avie die oben beschriebenen Glassplitter ; Hohlschaber, Schaber, Spitzen, Bohrer, all das kommt da vor in schöner Zurechtretuschierung, wo- bei die Gesamtform des Steines natürlich gleichgültig ist, wie bei allen Eolithen; auf die Retusche kommt es ja allein an. Ich gebe in Figur 32 und 33 zwei ,,neolithische Eolithen" aus dem Flénusien wieder, welche Hohlschaber darstellen und welche mir Herr Rutot geschenkt und deren Abbisse er mit rotem, auf der Photographie sichtbarem Striche markiert hat ; ferner in Figur 34 (Tafel VI) einen solchen, den ich selbst auf dem Felde von Spiennes auforehoben habe und der den schräg verlaufenden Abbiss besonders deutlich erkennen lässt. Es kommen aber auch Podoklasten aus Kalkstein vor ; so bilde ich in Figur 35 einen solchen ab, den ich auf einem viel befahrenen Ivan enweg aufgelesen habe und an dem man die abbissartigen Rand- buchten leicht erkennt, es ist ein daktolithischer Podoklast, wie die vorigen. 25) Von Tiovg, Fuss und y.Àdoj, brechen. Siehe auch : P. S., die ägyptische Prähistorie und das Dreiperiodensystem, Verh. Natur f. Ges. Basel, 21, 1910, Seite 252. 26) A. Rtltot, extension en France, en Belgique, en Angleterre et en Allemagne de l'Industrie flénusienne, Congr. préhist. France, IV« session, Chambéry 1908, Le Mans 1909. Hier ist auch die frühere Literatur an- geareben. 36 Paul Sarasin. Nun weiss ich wohl, dass einwandfreie Nachretitschienmg tat- sächlich vorkommt, sekundäre Neuschärfungcn der Schneide von schon gebraucht gewesenen Steinwerkzeugon, wie ich denn selbst einen Moustérienschaber aus Tasmanien besitze, bei dem die alte hell- graue Patina der Schneide wegretuschiert ist, so dass daselbst die dunkle Kernfarbe zum Vorschein kommt, und ähnliehe Beispiele, be- sonders auch frisch zugeschliffene neolithische Steinbeile, sind zahl- reich bekannt, es gilt also auch hier, sorgfältig zu unterscheiden. Weiter habe ich in meinen ,, Bemerkungen" folgendes ge- schrieben (Seite 218) : ,,Nun ist es wahr, dass im Kulturboden von Höhlen und von freien Lagerplätzen Steine sich finden, welche von gewissen Eolithen, nämlich den flachen Splittern mit gescharteten Kanten, nicht zu unterscheiden sind. Sie sind entstanden zu denken durch rohen Gebrauch ihrer ursprünglich zarten Schneiden, wie infolge der Bearbeitung von Holz, als Kerbenschlagen in Baum- stämme, oder von Knochen. Auf diese Weise, durch Gebrauchs- abbruch, entstehen selbst gewellte Kantenlinien, wie man sie auch an neolithischen Steinbeilen sehen kann, deren Schneide durch den Gebrauch sehr stark mitgenommen ist. Es müssen die Schneiden von Splittern auf diese Weise ebenso geschartet werden, wie Natur- scherben von Feuerstein durch gegenseitiges Aneinanderschlagcn. Ferner findet man vielfach Steine vom Moustérientypus in Höhlen, welche einen dorn- oder flügelartigen Fortsatz an der Schneide an- gebracht zeigen ; derselbe ist zweifellos beabsichtigt, ich möchte diese Steine geflügelte oder gedornte nennen. Man findet sie häufig auch in der Moustérienlithoglyphie von Tasmanien. Dieser Dorn kann aber auch auf natürliche Weise zufällig zustande kommen, unter anderem durch das Abgetretenwerden des Splitter- randes. So ist es denkbar, dass eine freiliegende Kulturschicht mit oberflächlich liegenden Feuersteinscherben, nachdem sie verlassen worden war — und sehr viele Kulturplätze, foyers der Franzosen, sind nachträglich periodisch verlassen und wieder besetzt worden — von schweren Waldtieren wie Auerochsen, Bisonten, Elcntieren, Pferden invadiert wurden, deren scharfe und harte Hufe an den Schneiden der Steingeräte Abbruche hervorriefen, analog wie letztere jetzt auf den Plateaux durch das Zugvieh entstehen." Solche sinnlos gezähnte Feuersteine findet man tatsächlich be- sonders häufig an frei liegenden Kulturplätzen ausserhalb von Höhlen wie z. B. in La Micorjue an der Vézère, von wo ich zwei Stücke in Figur 36 und 37 abbilde, die ich als Podoklasten ansehe. Nehmen wir hinzu, dass auch der Frost scheinbare Feuerstein- werkzeuge hervorruft, welche ächten sehr ähnlich werden können Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. o7 nach der Beobachtung- von Meunier^'') und dass die sogenannte Desquamation in Wüsten oder sehr trockenen und heissen Klimaten ebenfalls dergleichen in Menge erzeugt, welche, durch Sonnenhitze hervorgerufen, den vom Frost gebildeten vielfach genau gleichen, 2*^) so kann die Vorsicht in der Beurteilung frühester Steinwerkzeuge, welche, auch wenn sie Artefakte sind, Naturprodukten sich immer mehr nähern müssen, je älter sie sind, nie weit genug getrieben werden. Ich wiederhole hier den in meinen ,, Bemerkungen" (Seite 219) geschriebenen Satz: ,,es ist aber höchst wichtig für den gesamten Fortschritt der Prähistorie, dass wir die Naturbildungen, die so mannigfaltig sind und Artefakten so täuschend ähnlich sehen können, aus dem uns überlieferten Schatz der menschlichen Stein- werkzeuge ausscheiden lernen, damit für eine der wichtigsten Fragen, nämlich das Alter des Genus Homo, an Stelle unsicheren Tastens wissenschaftliche Gewissheit tritt." Im obigen habe ich eine nähere Darlegung der kurzen Zusätze gegeben, welche ich meinem in Zürich am 25. November 1908 ge- haltenen Vortrag : ,, Bemerkungen zur Eolithologie" nachträglich angefügt hatte mit der Bemerkung : ,, diese Ausführungen erfolgen im wesentlichen unverändert wie sie damals gehalten wurden, mit Hinzufügung einiger weniger seither vom Autor gewonnener neuer Erfahrungen. Unterdessen erschienene Publikationen sind nicht mehr berücksichtigt." Ich möchte nun hier speziell nachholen, dass kurz vor dem definitiven Erscheinen meines Vortrages eine kritische Beleuchtung 2'') St. Meunier, sur quelques formes remarquables prises par des silex sous l'effet de l'éclatement spontané par la gelée, Comptes rendus du Congrès des Sociétés savantes en 1902, Paris, 1903. "^) P. S., über Wüstenbildungen in der Chelléen-Interglaciale von Frankreich, Verh. Xaturf. Ges. Basel, 20, 1910, Seite 255. Wenn bei desquamierten Feuersteinen gemässigter Klimate die braune Patina und die Politui' fehlen, so dürften sie Frostbüdungen darstellen, als welche ich den in Figur 16 jener Abhandlung abgebildeten Feuerstein jetzt betrachten möchte, der nicht, wie die französischen aus dem Chelléen, wüstenhaftes Kleid hat; auch liat mir unlängst Herr Dr. F. Leuthardt in Liestal einen solchen Feuerstein, auf dem die abgesprengte Schuppe noch in situ lag und der im Lehm eingebettet gefunden wurde, zum Geschenk gemacht. Ausserdem aber habe ich unlängst aus Tunis geformte Feuersteine erhalten, welche als Faustkeile, als Artefakte also, vom Sammler betrachtet worden waren und welche doch nur desquamierte Isifakte sind, gleich dem in Figur 12 meiner Abhandlung über Wüstenbildungen dargestellten Stücke. Dennoch fehlen denselben die braune Patina und die Politur. Wie auf diesen l)efindliche Rostflecke beweisen, stammen sie aber aus Ackerboden und nicht aus der AVüste, weshalb sie eben auch kein Wüstengewand tragen, sondern hell, wie gebleicht aussehen, obgleich die Sonnenhitze sie durch Desqua- mation zu Scheinartefakten i;eformt hat. 38 Paul Sarasin. der Eolitheiifrage durch Rudolf Hoernes erschienen ist in Form eines Vortrages am 7. November 1908 in Graz gehalten, welche in folgendem Satze gipfelt (Seite 401): 29) ,,Ich finde in dem Mangel jeder Aveiteren Entwicklung der an- geblichen Eolithenindustrio vom oligocänen Fagnien an durch die übrigen tertiären Eolithenst.ufen den schwerwiegendsten Beweis gegen die ganze Eolithentheorie." Dabei darf ich nun doch daran erinnern, dass ich auf diesen verhängnisvollen Umstand in der Berliner Anthropologischen Ge- sellschaft am 14. März 1908 zuerst hingewiesen habe (publiziert in der Zeitsch. f. Ethn. 40, 1908, S. 433). Darauf hat den Ge- danken Ohcrmaier^^) aufgenommen und weiter ausgeführt, Avonach er von Riid. Hoernes an die Spitze seiner Abhandlung gestellt worden ist. Zum Schlüsse sagt Bud. Hoernes : ,,Die bisher zu Gunsten der Eolithentheorie vorgebrachten Tatsachen vermochten für die An- sichten Rutofs, für die Annahme der Existenz des Menschen oder eines Steine zu Werkzeugen schlagenden Vorläufers desselben zur Oligocänzeit keineswegs zu entscheiden, es ist auch höchst unwahr- scheinlich, dass neue Tatsachen aufgedeckt werden könnten, durch deren Gewicht wir zu dieser Annahme gezwungen werden könnten. Die höchst zweifelhaften Eolithen reichen nicht hin, die Frage nach der Existenz des tertiären Menschen endgültig zu lösen." Dazu mag man den von mir 1906^1) geschriebenen Satz heran- ziehen, welcher lautet : ,,Ich betone nochmals, class die Chelléenkeile ihre rohen Vorläufer notwendig gehabt haben müssen, die man ge- wiss noch finden wird, sei es im untersten Pleistocän oder im Pliocän, dass aber die plio-pleistocänen Eolithen Rutot's oder die miocänen von Puy Courny oder die oligocänen von Thenav diese Vorläufer nicht sind," sowie den Schlussatz meiner ,, Bemerkungen", des Wortlauts : ,,im Hinblick auf die Möglichkeit einer natürlichen Entstehung der sedimentären Eolithen ist die Behauptung, dass sie menschliche Artefakte darstellen, nicht bewiesen." Wenn, wie ich daran erinnere, die Eolithophilen Bonnet, Stein- mann und Verworn die oligocänen Eolithen als denen aus anderen Schichten ungleichwertig fallen lassen, so ist doch zu betonen, dass Rutot, der Entdecker jener Eolithenmassen von Boncelles, mit Ent- ^^) Rudolf Hoernes, über Eolithen, Vortrag, gehalten am 7. November 1908,, in Mitt. Naturw. Ver. f. Steiermark, 45, 1908, Seite 372. 30) Mitt. Geolog. Ges. Wien, 1, Seite 303, zitiert nach Eud. Hoernes. 31) P. S., Zur Einführung in das prähistorische Kabinett der Samm- lung füi- Völkerkunde im Basler Museum^ Basel, 1906, Seite 21. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eulitlien. 39 schiedenheit für ihre Gleichwertigkeit mit allen anderen Eolithen eintritt ; er sehreibt : ,,A Boneelles, le caractère de l'industrie n'est nullement pré- éolithique ; nous n'y trouvons pas moins de vingt instruments ou outils à usage spécialisé, notamment : des percuteurs (simples, pointus, tranchants, tranchets, pilons, retouchoirs, enclumes), des couteaux, des racloirs (simples, à encoches, doubles, etc.) des burins, des ins- truments improprement appelés grattoirs (simples, à encoche, à tranchant oblique, à tranchant sinueux, etc.), des perçoirs (droits, à pointe oblique); outils auxquels s'ajoutent des pierres de jet et des pierres à friction paraissant destinées à faire du feu. Mais ce n'est pas tout, à Boncelles nous trouvons, nettement indiquées et par- faitement réalisées, d'abord la retouche d'accomodation qui assure la bonne préhension de l'outil, et la retouche de l'utilisation, par laquelle on ravive les tranchants émoussés par l'usage, ce qui en permet plusieurs emplois successifs. A Boncelles, nous en sommes par conséquent déjà à la pure industrie éolithique."32) ,,Ces outils montrent, dans tous leurs détails, les caractères des autres industries éolithiques tertiaires et quaternaires authentiques et bien connues." ,,Et voilà maintenant que la notion de l'existence d'une humanité oligocène, plus ancienne que celle de Thenay, vient s'affirmer avec une force et une précision qui faisaient quelque peu défaut à celle-ci." 33) Nach all dem, was ich von tertiären Eolithen bis jetzt gesehen habe und was besonders durch die Erscheinung des von mir soge- nannten Myriomorphismus'^^) ein sehr einheitliches Gepräge zur Schau trägt, möchte ich in der Gleichwertung aller tertiären Eolithen Rutot beitreten, umsomehr, als es sich ja nicht nur um Daktolithen handelt, die, wie wir gesehen haben, auf verschiedene Weise zustande kommen können, sondern um noch viele andere ScheinAverkzeuge, wie sie von Rutot aufgezählt werden und welche in allen tertiären Eolithenmassen ein äusserst ähnliches Aussehen haben. Dass man nun schon Eolithen nicht nur in oligocänen, sondern auch in eocänen Schichten gefunden hat, Avird niemanden ver- wundern können, man wird Daktolithon und verAvandte Isifakte in noch älteren Schichten aufdecken, die Feuersteine einschliessen, nur haben sie nichts zu tun mit der Existenz des Menschen. Das betonte 32) A. Rutot, Annexe au syllabus du cours de préhistoire, 1909. 33) A. Rutot, un grave problème, Bull. soc. Belge de Géologie, 21, 1907, Seite 8 und 12. 34) Siehe darüber Verh. Naturf. Ges. Basel, 19, 1908, Seite 182 und Bemerkungen zur Eolithologie, 1. c, Seite 214. 40 Paul Sarasin. schon A. Laville^^) der erste Entdecker eocäner Eolithon mit den folgenden Worten : ,,il est évident qu'après avoir reconnu ce fait que des silex recueillis dans un gisement appartenant à l'éocène in- férieur, peuvent offrir tous les caractères mis en avant jusqu'ici par les préhistoriens, pour reconnaître un silex taillé et peuvent par conséquent être confondus ensemble, il est évident, dis-je, qu'il est impossible à un préhistorien non emballé sur la pente éolithique de prendre en considération de semblables pièces, sans valeur scientifique aucune, pour conclure à la présence, pendant l'époque du dépôt dans lesquelles elles gisaient, d'un être ayant pu les produire artifi- ciellement." Ferner erschien soeben ein Aufsatz von H. BreuW'^^) über eocäne Eolithen, welche sehr schöne ,,E,ctuschierung" zeigen und doch zum grössten Teil in der Schicht selbst durch Schichtendruck ent- standen sind, wie daran zu erkennen war, dass viele dem Mutterstein, von dem sie abgesprengt waren, noch anlagen. Der Autor berichtet : ,,mis en présence d'une série choisie et en l'absence d'une donnée strati graphique M. Rutot les a considérées comme si nettement façonnés qu'il les a déterminés comme appartenant à la transition de r Eolithique au Paléolithique ou au Strépyen (notre Chelléen primitif français)." Es ist dies eine Bestätigung meines schon 1906 ausgesprochenen Satzes : ,,dass es in einer ausserordentlichen Menge von Fällen von vornherein überhaupt nicht zu unterscheiden ist, ob natürliche oder künstliche Feuersteinsplitterung vorliegt und wo, wenn uns der einzelne geschartete Stein in die Hand gegeben wird, wir ganz ausser Stande sind zu unterscheiden, ob wir ein Artefakt oder ein Isifakt vor uns haben und in einzelnen Fällen sogar nicht, wenn wir die Fundumstände kennen." 3'^) Von dergleichen Bedenklichkeiten aber liess sich A. Cels'-^'^) nicht anfechten, welcher ebenfalls Eolithen aus dem unteren Eocän anmeldete und darüber folgendes feststellte : ,,ma conviction est que plus les recherches des traces de la présence de l'homme dans les couches géologiques se poursuivront et se perfectionneront, plus l'existence de l'espèce humaine sera reconnue dans un passé de plus ^^) A. Laville, Les pseudo-éolithes du Sénouien et de l'Eocène in- férieur, Feuille des Jeunes Naturalistes, 1905, p. 33. •i'"') H. Breuil, sur la présence d'Eolithes à la base de l'Eocène Pai'isien, L'Anthropologie, 21, 1910, p. 385. •^^) T. H., zur Einführung in das prähistorische Kabinett der Samm- lung für Völkerkunde des Basler Museums, Basel, 1906, Seite 19 ; ferner in den Bemerkungen zur Eolithologie, Seite 219. 38) Alphonse Geis, évolution géologique de la terre et ancienneté de l'homme, Bruxelles, 1909, Seite 219. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolitlien. 4i en plus éloigné de l'époque actuelle ; les découvertes de silex taillés n'en sont qu'à leur début, ne l'oublions paiS, et il n'est pas im- possible, à mon avis, qu'elles ne s'arrêteront que Là où toute trace de vie aura disparu de la croûte terrestre." Der Mensch ist für Cels also ebenso alt als das Leben, als das Protoplasma auf der Erde überhaupt, und da nun die eifrigsten Eolithophilen bei solchem Widersinn anlangen, so muss notwendig der Weg, dem sie gefolgt sind, ein Irrweg sein, und sie täten besser, sich des Satzes zu erinnern, zu welchem einer ihrer Mitstreiter, M. Venoorn,^^) gelangt ist, des Wortlauts: ,,ein einzelnes Merk- mal, das allein gestattete, den einzelnen Stein von unbekannter Her- kunft als Manufakt zu erkennen, existiert nicht," und ich erinnere liier, dass sogar Riitot,'^^) welcher sonst allen Bedenken Trotz bietet, doch vor Missdeutungen von durch die Natur hervorgebrachten An- schlagmarken an Feuersteinen mit den folgenden Worten warnt : ,,je réserve aussi mon opinion au sujet de certains rognons allongés portant des esquillements aux extrémités, mais je ne les rejette pas parce qu'ils ne peuvent être des éolithes; je les écarte simple- ment parce qu'on ne peut prouver que ce soient de vraies éolithes, la percussion intentioneile et les chocs mécaniques produisant exacte- ment les mêmes résultats.'' Auch wird es gut sein, wemi die Wogen des Streites sich wieder etwas zu legen beginnen, ist doch der ganze von Rutot ins Werk gesetzte Eolithenkrieg^i) nur eine Wiedererweckung eines ebensolchen, welcher mit nicht geringerer Heftigkeit unter der Führung des hochverdienten Gabriel de Mortillet gewütet hat und doch spurlos verlaufen ist. Zu %velcher Erbitterung dieser erste Eolithenkrieg sich gesteigert hatte, mag der folgende 1884 ge- schriebene Satz von L. Martinet ^^) erkennen lassen, des Wortlauts : ,,En résumé les silex de Thenay prouvent avec évidence que, pendant l'oligocène, il existait un être connaissant le feu et sachant le produire, et que cet être savait également tailler le silex, sinon par la per- cussion, au moins par l'étonnement au feu. La question religieuse, ((ui, sans qu'ils osent avouer ouvertement leur arrière-pensée, forme le véritable objectif de tous les opposants." 39) M. Vertvorn, ein objektives Kriterium für die Beurteilung der Manufaktnatur geschlagener Feuersteine, Zeitsch. f. Ethnol., 40, 1908, Seite 548. ••") A. Rutot, Eolithes et pseudo -éolithes, Mem. Soc. d'Anthropol. de Bruxelles, 25, 1906, p. 3 (sep.). *') Siehe den grundlegenden Aufsatz von Rutot: sur la disti-ibution des industries paléolithiques dans les couches quaternaires de la Belgique, L'Anthropologie, 11, 1900, p. 707. ''2) Ludovic Martinet, in: L'Homme, 1884, p. 54. 4 42 i^iHil Sarasin. Im zweiten, nun allmählich abflauenden Eolithenkriege sind ähnliche Waffen ins Feld geführt Avorden. Ich füge hier bei, dass der zweite Eolithenstreit auch dem Material nach dem ersten sehr ähnlich ist ; man kannte schon damals diese Steine aus den frühen tertiären Schichten, so aus dem Oligocän von Thenay und Ota, wie aus dem Miocän von Puy Courny, wonach diese zweite Eolithenkampagne als eigentliches Novum wesentlich nur die eocänen Eolithen hinzugebracht hat. Wir können uns aber getrösten, dass dieselbe nicht gleich der ersten ohne jede Frucht sein ward, indem wir unser Auge schärften für das, was die Natur aus Feuersteinscherben herzustellen ver- mag, indem wir eine Masse von Feuersteinen, welche vielen als Artefakte erschienen waren, nun aus dem Fache der Anthropologie, aus der Vitrine der Prähistorie in die der Geologie einzureihen gelernt und so den Weg, welcher zur Erkenntnis des Alters des Genus Homo führt, vom verhüllenden Dickicht befreit haben ; wir sind uns der Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen klarer bewusst ge- worden, und dies ist ein nicht zu missachtender Gewinn des heissen Streites. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, dass die Chelleskeile ihre roheren Vorläufer notwendig gehabt haben müssen, den die meisten Eolithophoben, als welche die Bedenklichen unter den Beurteilern der Eolithen von Rutot bezeichnet worden sind, teilen, erscheint das vorsichtige Weiterforschen unter den früh pleistocänen und spättertiären Eolithenmassen nach einwandfreien Artefakten durch- aus gerechtfertigt, und gerade in dem pleistocänen Mesvinion Rutot's dürften möglicherweise primitivste Steingeräte zu finden sein. So wie ich im Chelléen selbst eine ganze Gruppe von Fcuer- steinscherben, welche bisher als Artefakte galten, als Desquama- tionen, als Isifakte also, ausscheiden konnte, ohne dadurch im mindesten das Chelléen als solches anzutasten, ich läuterte es viel- mehr,*3^ go kann es noch mit Hutot's Mesvinien geschehen und auch mit pliocänen Feuersteinmassen ; aber die Schwierigkeit der Erkennung einwandfreier Artefakte wird mit dem geologischen Alter der Schichten steigen, und ich halte an meinen, in den ,, Be- merkungen" gegebenen Ausführungen, wonach die Existenz des Menschen im Oligocän oder gar im Eocän höchst unwahrscheinlich, ja diese Annahme, nach der Summe unserer bisherigen paläonto- logischen Erfahrungen, überhaupt unvernünftig sei, vollständig fest. Noch ist in der Eolithologie folgendes zu beachten : es ist selbstverständlich, dass nicht nur auf natürliche Weise zersprungene ^^) P. /S'., über Wüstenbildungeii in der Chelléen-Interglaciale von Frankreich, Verh. Naturf. Ges. Basel, 20, 1910. Ueber die Fehlerquellen in dei' Beurteilung der Eolithen. 43 Feuersteinscherben durch Zusammonsclilagen im bewegten Wasser Retuschen bekommen und zu Daktolithen werden können, sondern auch ächte Artefakte, vom Menschen geschlagene Glyptolithen^"^) werden dieselbe Erscheinung zeigen müssen, wenn sie, von den Plateaus, worauf sie hergestellt wurden, in die Flüsse herabge- schwemmt, heftigem Wellenschlag oder später, nach ihrer Ab- lagerung, dem Schichtendruck unterworfen wurden ; dann bekommt man ein Artefakt und Isifakt zugleich, und solche Stücke könnten sich unter den Mesvinieneolithen finden, glaube ich doch solche Anschlagmarken an vielen Randverletzungen von Chelleenglypto- lithen zu erkennen. Zusammenfassend ist zu sagen : Wissenschaftlich einwandfrei ist bis jetzt die Existenz des Menschen, einer Spezies des Genus Homo, nur bis etwa zur Mitte des Pleistocäns nachgewiesen, näm- lich bis zur Periode des Chelléen, wogegen auch der Heidelberger Fund, der von Schötensack^^) beschriebene Unterkiefer von Mauer, nicht spricht, dessen Alter wahrscheinlich überschätzt worden ist,*^) es dürfte sich hiebei um Homo primigenius handeln, und schon diese mittelpleistocäne Spezies zeigt augenscheinlich phylogenetisch tiefere Merkmale als der spätpleistocäne und holocäne Homo sapiens. Das Genus Homo erscheint darum nach den bisherigen Fundergeb- nissen als eine paläontologisch gesprochen junge Bildung. Als Be- weismittel für höheres, ja für sehr hohes paläontologisches Alter des Genus Homo haben die Eolithen versagt, Uebrigens bin ich nicht der Ansicht, dass das erste Steinwerk- zeug eine aufgelesene Feuersteinscherbe gewesen sei und die erste technische Bearbeitung desselben die E,etuschierung, was, wie schon bemerkt, zu deutsch Nachbesserung heisst; sondern ich glaube, dass das erste Steingerät ein aufgelesener gerundeter E,ollstein war, ganz gleichgültig von welcher Steinart, und dass dieser das ein- fachste Mittel abgab, den Arm zum Hammer und zur Keule zu machen. Er diente zum Aufschlagen und Zerquetschen harter Gegen- stände und zur Wehr, im letzteren Fall ebensowohl als Keule wie als Wurfstein. Diesen Stein, welcher durch gewohnten Gebrauch eine körnige Schlagfläche zeigen muss, nenne ich den Protolithen, und ich finde ihn in der gesamten Prähistorie vom Chelléen bis *^) Ueber diesen Ausdruck für Steinwerkzeug siehe Jahresbericht über das prähistorische Kabinett des Museums Basel, Verh. Naturf. Ges. Basel, 20, 1909, drittes Heft. ^^) OHo Schölensack , der Unterkiefer des Homo heidelbergeiisis, Leipzig, 1908. *'^) Emil Werth, das geologische Alter und die stammesgeschiclitliche Bedeutung des Homo heidelbergensis, Globus, 96, 1909, Seite 229. 44 Paul Sarasin. zum Neolithicum, wo er als Klopf hauimer dient, ja in gewissen Formen bis zur Gegenwart im Gebrauch zähe beibehalten. Der zweite Schritt in der Herstellung des Werkzeuges geschah durch Benutzung der scharfen Fragmente eines gerundeten Proto- lithen, der Steinscherben, welche bei seinem Zerplatzen infolge derben Drcinschlagens entstanden und welche das erste Spalt- und Schneidewerkzeug abgaben, als künstlichen Ersatz des ursprüng- lichsten Schneidewerkzeuges der Zähne und Nägel ; diesen ersten in Gebrauch gezogenen Steinscherben nenne ich den ProtoJdasten. Der Pi'otolith selbst aber, dessen Schlagflächc durch das Abspringen von Fragmenten sich zugespitzt hatte, wurde, wie ich vermute, zur Ur- form des Faustkeiles. Endlich kam dann die dritte Arbeit, die Zu- richtung dieser Urgeräte zu speziellen Zwecken mit Hilfe von zweck- mässiger Zubehauung und von Retuschierung oder zu deutsch : Nachbesserung. Damit schliesse ich meine jetzigen Ausführungen mit diesem Hinweis auf eine spätere, den soeben angedeuteten Gedankengang näher begründende Argumentation. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel I. Lichtdruckanslall Alfred Ditishelm, Nachf, v. H. Besson, Basel. Verhandluncen der Natnrforschcndcn Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel 11. Verhandlungen der Natuiforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel III. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel IV. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel V. Verhandlungen der Natiirforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXII, Heft 1. Tafel VI. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. 45 Tafelerklärung. Sämtliche Bilder sind photographische Aufnahmen von meinem Vetter Dr. Fritz Sarasin. Tafel I. Glasscherben, welche von der Brandungswelle in eolithenförmige Gebilde ver- wandelt worden sind, sogenannte Cymoklasten, siehe den Text Seite 1 — 4. Tafel II. Feuersteineolltlien mit Eandabbissen: DcMolithen, siehe den Text Seite 4 u. 5. Tafel III. Figuren 14 und 19: FeuersteiiidaktoUfhen, siehe den Text Seite 4, 5 und 10. Figuren 15 — 18: FeuersteineoUthen, entsprechend den gläsernen der Figuren 4, 5 und 7, offenbar durch Wellenschlag entstanden: Cymoklasten, siehe den Text Seite 4. Tafel IV. Glasscherben, welche durch den Tritt der Passanten auf Kieswegen zu eoli- thischen Gebilden zugerichtet wurden, sogenannte Podoklasten, siehe den Text Seite 11 und 12. Tafel V. Figuren 28 — 31: Glas podoklasten wie die auf der vorigen Tafel abgebildeten. Hguren 32 und 33: Neollthische Feuersteinpodoklasten: podoklastische Dakto- Uthen, siehe den Text Seite 12. Tafel VI. Figur 34: Podoklastischer Daktolith, siehe den Text Seite 12. Figur 3.5: Podoklastischer Daktolith aus Kalkstein, siehe den Text Seite 12. Figur 36 und 37: Feuersteinpodoklasten von der Station La Micoque, siehe den Text Seite 13. Worte der Erinnerung an Eduard Hagenbach-Bischoff, geboren in Basel am 20. Februar 1833, gestorben in Basel am 23. Dezember 1910. Von H. Veillon. Für die Basler Naturforschende Gesellschaft wurde der Schluss des verflossenen J ahres durch einen schweren Verlust getrübt, der nicht allein von den sämtlichen Mitgliedern tief empfunden wurde, son- dern auch im Gemeinwesen unserer Stadt eine offenkundige Teil- nahme erweckte. Am Tage nach Weihnachten erwiesen eine grosse Zahl Schüler, Freunde und Verehrer unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung Basels Herrn Prof. Dr. Ed. Hagenbach- Bischoff mit Gefühlen herz- licher Trauer die letzten Ehren. Nach dem Hinschied eines Mannes, der so sehr im öffentlichen Leben seiner Vaterstadt hervorgetreten ist, geziemt es sich, der Arbeiten und trefflichen Eigenschaften zu gedenken, welche seinen Namen weit über die Grenzen seines Heimatlandes als den eines sorgfältigen Forschers und ausgezeich- neten Lehrers hinaustrugen. Ueber seine politische Laufbahn haben wir hier nicht zu berichten ; die Presse des In- und Auslandes hat ihn als den Vater des Proportionalen Wahlverfahrens bereits ge- würdigt. Geboren am 20. Februar 1883 als Sohn des Kirchenhistorikers und Universitätsprofessors Karl Eudolf Hagenbach, absolvierte er das humanistische Gymnasium und das Pädagogium, um sich den exakten Wissenschaften zu widmen. In Basel, Berlin, Genf und Paris holte sich der junge lebens- und arbeitsfrohe Hagenbach die soliden wissenschaftlichen Grundlagen, auf welchen seine spätem Anschauungen, Urteile und Methoden beruhten, und noch bis in sein hohes Alter erinnerte er sich lebhaft seiner ersten akademischen Lehrer. Fördernd wirkte in Basel Rudolf Merlan auf ihn ein; in Berlin zogen ihn Heinrich Wilhelm Dove an, der in Optik, Wärme- LiclUdruck Alfred Dilishcim, Basel, nach Phot, C. Ru! & PfiJUnsr. Worte der Erinnerung- an Eduard Hagenliach-liischoff. 47 lehre und Meteorologie sich auszeichnete, und Heinrich Gustav Magnus, der neben seinen wissenschaftlichen Vorlesungen auch öffentliche populäre Vorträge veranstaltete; in Paris genoss er die glänzenden Lektionen von Jules Célestin Jamin, der zuerst in grösserem Massstabe das Experiment in seinem Unterrichte sprechen Hess. Die Zeit der Studentenjahre Hagenbachs war eine für das wissenschaftliche Leben Europas besonders hervorragende ; man denke nur daran, wie viele weltberühmte Errungenschaften von genialen Männern aus der ersten Hälfte der 1 850er. Tahro herrühren. Die Laboratorien sind noch spärlich vorhanden und ihre Aus- rüstungen nach jetzigen Begriffen noch höchst unvollkommen; aber was konnte damals trotzdem der wissbegierige Student nicht alles miterleben ! Fizeau misst mit seiner Zahnradmethode die Geschwin- digkeit des Lichtes, welche vor ihm nur auf astronomischem Wege hatte gefunden werden können ; Foucault macht im Panthéon zu Paris seine klassischen Versuche über die Erdrotation ; Clausius publiziert seinen zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ; Faraday legt den Grund zu unserer heutigen Theorie des Kraftfeldes ; Hittorf formuliert seine Hypothese der Wanderung der Ionen ; Plücker erstaunt die Physiker mit seinen lichtelektrischen Versuchen, welche ein Glied sind in der Geschichte der Entdeckung der Röntgenstrahlen ; Kohlrausch fördert die elektrischen Messmethoden ; Riemann bereichert die Mathematik mit seinen genialen Theorien. Für all diese Dinge besass der junge Student Hagenbach ein offenes Auge und ein rasch erfassendes Verständnis. Diese glück- liche, an Eindrücken so reiche Studienzeit beschloss er 1855 mit seinem Doktorexamen. Im darauffolgenden Jahre begann er seine Lehrtätigkeit durch Uebernahme des Unterrichtes in Physik und Chemie an der damaligen Gewerbeschule, jetzt obere Realschule zu Basel. Nach einer sechsjährigen Tätigkeit an dieser Anstalt, in welche Zeit auch seine Habilitation fiel, wurde ihm die ordent- liche Professur für Mathematik an der Universität übertragen, die er nur ein Jahr beibehielt. Wiedemann siedelte nämlich 1863 an die Technische Hochschule zu Braunschweig über, und da war Hagonbach der gegebene Mann, um den freigewordenen Lehrstuhl der Physik zu besetzen. Diese Professur hatte er bis 1906 inne, wo er aus Rücksichten für seine Gesundheit und sein vorgerücktes Alter sein Amt niederlegte. Während dieser fünfzigjährigen Tätig- keit trat Hagenbach wissenschaftlich mit etwa 60 Publikationen hervor, denen er noch viele andere angereiht hätte, wenn seine rege öffentliche Tätigkeit im Gemeinwesen seiner Vaterstadt nicht viele Opfer an Zeit und Musse von ihm verlangt hätte. Einige seiner Ar- beiten mögen hier besonders hervorgehoben werden. 48 H. Veillon. Eine seiner allerersten Untersuchungen betraf die Viscosität oder Zähigkeit der Flüssigkeiten. Sie entstand im Jahre 1860, erschien in unsern Verhandlungen und bekundete, wie sehr es Hagenbach verstand, bei seinen Lesern volle Klarheit zu erwecken. Er definiert sorgfältig den Begriff der Zähigkeit, stellt experi- mentell die des Wassers in absolutem Masse fest, ermittelt ihre Abhängigkeit, von der Temperatur und leitet die Gesetze für das Fliessen einer Flüssigkeit in engen und weiten Eöhren ab, wobei er für letztere als Hilfsbegriff den ,, Erschütterungswiderstand" einführt. Arbeiten lagen über die innere Reibung von Flüssig- keiten kaum andere vor als diejenigen von Coulomb, Navier und Poiseuille, worunter diejenigen des letztern die wichtigsten waren. Hagenbachs Resultate bedeuteten einen Schritt vorwärts, indem seine Theorie die Resultate von Poiseuille als einen Grenzfall seiner eigenen Formeln erkennen Hess. Die nächste grössere Arbeit Hagenbachs beginnt 1869 und befasst sich mit den Erscheinungen der Fluorescenz, die seit den Entdeckungen von Brewster und Stokes das Interesse der Physiker auf sich lenkten. Stokes hatte sein berühmtes Gesetz aufgestellt, nach welchem das Fluorescenzlicht immer von grösserer, höchstens von gleicher, Wellenlänge als das erregende Licht sei. Ganz be- sonders befasste sich Hagenbach mit dem Studium dieses Gesetzes und in erster Linie bildete das Blattgrün in alkoholischer oder ätherischer Lösung den Gegenstand seiner Experimente. Flu- orescenz und Absorption findet er in dem Zusammenhang, dass im Spektrum die stärkste Absorption da ist, wo auch die stärkste Fluorescenz auftritt. Er entdeckte den Einfluss der Konzentration oder Schichtdicke auf die Farbe und zeigte, dass in dünner Schicht grün, in dicker rot auftritt. Diese Tatsachen bestätigen alle das Stokes'sche Gesetz. Die weitern Arbeiten über Fluorescenz be- reicherten die Wissenschaft mit einem auf zirka 30 verschiedene Substanzen ausgedehnten Beobachtungsmaterial, wodurch die Gren- zen und Maxima der Fluorescenz, die Absorptionsspektren und die spektralanalytische Untersuchung des Fluorescenzliclites bekannt wurden. Besonderes experimentelles Geschick forderte die Elimi- nation des reflektierten Lichtes, welches als störender Faktor die Erscheinungen maskieren konnte, da die Untersuchungen bei senk- rechter Incidenz geschahen. Ueberall fand Hagenbach das Stokes'sche Gesetz bestätigt und er hielt sich für berechtigt, den Satz aufzu- stellen, dass keine Theorie der Fluorescenz annehmbar sei, welche nicht das Stokes'sche Gesetz zur Folge habe. Die Ansichten der Physiker über den Gültigkeitsbereich des Stokes'schen Gesetzes gingen damals auseinander und Lommels Einwendungen gaben zu Worte der Erinnerung- an Eduard Hagenbach-liischoff. 49 einer wissenschaftlichen Polemik Anlass. Nach den heutigen Kennt- nissen, insbesondere nach den hervorragenden Arbeiten von Wood weiss man jetzt, dass das Stokes'sche Gesetz doch nicht die unum- schränkte Gültigkeit besitzt, welche ihm Hagenbach zuschrieb. Ein anderes Arbeitsgebiet fand Hagenbach in unserer mäch- tigen schweizerischen Gletscherwelt. Das Gletscherkorn, sein Leben, sein Wachstum, die Struktur der Eiskristalle beobachtete er an Ort und Stelle mit dem Polarisationsmikroskop, er studierte im Gletscher die Tyndall'schen Eisfiguren, mass mit seinem Freunde Forel die Temperatur des Eises im Innern des Gletschers und verfolgte mit dem lebhaftesten Interesse die grossen Vermessungen, die infolge einer Anregung des Schweizerischen Alpenklubs während fünfundzwanzig Jahren am ßhonegletscher vorgenommen wurden. Als Präsident der Gletscherkommission der Schweizerischen Naturforschenden Ge- sellschaft war er berufen, vor grösseren auswärtigen Gesellschaften über diese Messungen und über seine eigenen Untersuchungen am Gletschereis zu referieren. Vor dem VIL internat. Geographen- Kongress in Berlin 1899 bespricht er die 25jährigen Vermessungen am ßhonegletscher und für die Berichte des I. internat. Physiker- Kongresses in Paris gibt er eine Uebersicht seiner und anderer Studien über Eis und Gletscher. Seine Theorie über das Wachstum des Gletscherkorns steht auf der sichern j^hysikalischen Grundlage der Plastizität und der Hegelation. Im Jahre 1886 finden wir eine Arbeit Hagenbachs über die Fortpflanzung der Elektrizität im Telegraphendraht ; die Linie Basel-Olten-Luzern hatte das Versuchsfeld gebildet. Die Studie enthält eine bequeme und übersichtliche Zusammenstellung aller frühern von andern Forschern erhaltenen Resultate ; die eigenen Versuche Hagenbachs, welche sich hauptsächlich auf die Ladungszeit beziehen, zeigten, dass diese dem Quadrat der Länge proportional ist. Die benützte Methode beruhte auf den Lissajou'schen Klang- figuren, wobei eine Phasenverschiebung zweier senkrecht zu ein- ander schwingender Stimmgabeln optisch sichtbar gemacht wird. Aus dem Jahre 1891 stammt eine gemeinschaftlich mit seinem damaligen Assistenten Prof. Zehnder publizierte Untersuchung über die Natur der Funken bei den elektrischen Schwingungen, welche drei Jahre zuvor von Hertz entdeckt worden waren, und welche eine so feste Stütze für die Maxwell'sche elektromagnetische Lichttheorie gebildet hatten. Hagenbach und Zehnder wiederholten auf das sorgfältigste die Versuche mit den beiden parabolischen Spiegeln, deren einer den Hertz'schen Oscillator in seiner Brennlinie trug und deren anderer den Receptor enthielt. Die Elektroden des letzteren führten zu einem Mascart'schen Quadrantelektrometer oder 50 H. Veilloii. zu einem Galvanometer, je nachdem man das Potential oder die Stromstärke messen wollte. Die Autoren fanden so, "dass den stets gleichgerichteten Entladungen im primären Leiter Entladungen im sekundären entsprechen, welche bald die eine, bald die andere Richtung bevorzugen, Avas schwer in Einklang zu bringen war mit der Hertz- schen Deutung des Phänomens. Dadurch machten Hagenbach und sein Assistent auf verschiedene Schwierigkeiten aufmerksam, welche noch den aufkommenden Theorien im Wege standen. Ganz naturgemäss führten solche Versuche Hagenbach auch zum Studium der elektrischen Entladung in verdünnter Luft. Er beschäftigte sich hier mit der altbekannten Erscheinung der elek- trischen Ventilwirkung. Seit längerer Zeit hatte man nämlich beobachtet, dass in einer aus Spitze und Platte gebildeten Funken- strecke die elektrische Entladung leichter den Weg von der Spitze zur Platte als umgekehrt einschlägt. Hagenbach untersuchte diese Verhältnisse im luftverdünnten Raum und entdeckte, dass bei einem gewissen Grade der Verdünnung die Wirkung sich umkehrt, und dass gerade in diesem Augenblicke die Röntgenstrahlen, die kurz zuvor entdeckt worden waren, auftreten. Es darf erwähnt werden, dass diese Arbeit mit Hilfe der Kahlbaum'schen Quecksilber-Luft- pumpe ausgeführt wurde, die damals noch" ziemlich neu war. Von grössern Arbeiten sei noch die letzte von Hagenbach publi- zierte erwähnt. Sie ist als Programm der Basler Universität 1900 gedruckt worden und behandelt den elektromagnetischen Rotations- versuch und die unipolare Induktion. Diese aus der Experimental- physik bekannten Versuche hatten Prof. Lecher in Prag zu einer Kritik veranlasst, welche die herkömmliche Deutung als auf einem Trugschluss basierend darstellte. Mit grossem experimentellem Ge- schick und streng logisch-mathematischen Deduktionen bewdes Hagenbach, dass das Biot-Savart'sche Gesetz in Verbindung mit dem Satz der Erhaltung der Energie vollkommen ausreichen, um die sämtlichen hierher gehörenden Erscheinungen zu erklären. Von kleineren Arbeiten Hagenbachs finden wir beim Durch- blättern der Zeitschriften eine grössere Anzahl, welche alle von seiner scharfen Kritik und von seinem experimentellen Geschick Zeugnis ablegen. Wir erwähnen eine Studie über die Begriffe der Mechanik in der Physik, die Angabe eines sinnreichen Apparates zur Demonstration der Planetenbewegung und der Kepler'schen Gesetze, seine Untersuchungen üb^r die Schmelzung von Bleige- schossen beim Aufschlagen lauf eiserne Platten, einige Versuche über Reibungselektrizität, eine Rede über die Zielpunkte der physi- kalischen Wissenschaften, die Polarisation des Lichtes in der At- "Worte der Erinnerung an Eduard Hagenbach-IMschoff. 51 mosphäre, seine hübschen, mit Prof. Emden ausgeführten Vor- lesungsversuche der auf einem Wasser- oder Luftstrahl schwebenden Kugel, seine Anwendungen der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die Statistik, die Uebertragung hoher Töne durch das Telephon, ver- schiedene jSTotizen über Blitzschläge und Meteore, eine Untersuchung über die im Grellingerwasser enthaltene Luft, eine Studie über die Barometerformel, eine über das spontane plötzliche Springen von Glaswaren, einige Messungen über die Leistung beim Gramme'schen Ring. Diese Messungen, welche mit Herrn Ingenieur Bürgin gemein- schaftlich an einer von letzterem erbauten Dynamo ausgeführt worden waren, demonstrierte er auf einer Jahresversammlung der Schweiz. Naturf. Gesellschaft in Andermatt. Folgen noch eine Arbeit über die falsche blaue Fluorescenz des Glases und historische biographische Notizen. Nicht unerwähnt sollen die Versuche über die Sprengwirkung des gefrierenden Wassers bleiben, welche im besonders kalten Winter 1880 ausgeführt wurden. Hagenbach hielt stete Fühlung mit der Technik. Er war von der Idee durchdrungen, dass der Ingenieur und der Physiker mög- lichst viel Berührung haben sollen. Die ausgezeichnete mechanische Luftpumpe von Burckhardt, welche im Bernoullianum vom Sou- terrain aus in kürzester Zeit in einem der Hörsäle oder Laboratorien 11/2 mm Vacuuni erzielt, entstammt solchen Gesichtspunkten. Als in die Technik gehörend sagen wir noch ein Wort von den so wich- tigen Messungen, welche an der Kraftanlage bei Solothurn im Jahre 1887 von einer besondern ögliodrigen Messungskommission ausge- führt wurden und in welcher Hagenbach sich befand. Die Fabrik Oerlikon hatte die erste grössere Kraftübertragungsanlage erbaut, welche die Arbeit einer in • Kriegstetten disponiblen Wasserkraft von 30 — 50 PS nach Solothurn mit Hilfe einer Spannung von 1250 Volt beförderte. Die Distanz von 8 Kilometer für dieses Unternehmen erregte damals grosses Erstaunen und es lag im Interesse der Technik, eine möglichst genaue Prüfung des Nutz- effektes vorzunehmen. Die Anregung war von Prof. J. Amsler in Seh äff hausen ausgegangen und idie genannte Kommission setzte sich ans Werk. Diese Untersuchung, welche, beiläufig gesagt, zu einem ausserordentlich die Erwartungen übertreffenden Ergebnis führte, ist für uns besonders darum interessant, weil dort die Stromstärken mit der Tangentenbussole und die Spannungen mit Galvanometern gemessen wurden, denn die damaligen technischen Volt- und Amperemeter waren nicht einmal auf 1 ^/g zuverlässig. Berichterstatter war Prof. H. F. Weber in Zürich. Damit beschliessen wir die Uebersicht über Hagenbachs wissen- schaftliche Arbeiten. 52 H, Veillon. Den grossen Umwälzungen, welche die Anschauungen in der Physik während der letzten Dezennien so gründlich modifizierten, stand Hagenbach oft etwas skeptisch gegenüber. Seine Ansichten wurzelten im Boden der NcAvton'schen Hypothese von der unver- mittelten Fernwirkung, und die gewaltige Herrschaft, welche noch heutzutage die Newton'schen iPrinzipien in einzelnen Teilen der Physik, wie insbesondere bei der allgemeinen Gravitation besitzen, Hessen Hagenbach überzeugt sein, dass viele der neuentdeckten Erscheinungen und Gesetze noch nicht mit zwingender Notwendig- keit eine Zuflucht zu den jetzt verbreiteten Ansichten der ver- mittelten Fernewirkung erfordern. Gehen wir jetzt über zu Hagenbachs Leistungen als Lehrei's der Physik, als Förderers des Unterrichtswesens in Basel und als Popularisators der Wissenschaft. Als Professor wirkte er besonders segensreich durch die grosse Ueberzeugungskraft seiner Bede, durch das meisterhafte Anordnen des Stoffes und durch den nie ver- sagenden Eifer, mit welchem er sich so offenkundig bemühte, den Eindruck vollkommener Klarheit zu erwecken. Durch das grosse technische Geschick seines treuen Vorlesungs- gehilfen und Mechanikers unterstützt, gestaltete er sein Haupt- kolleg zu einem musterhaften Gesamtbilde der Physik, in welchem alljährlich nach Möglichkeit .auch die neuesten Errungenschaften ihren Platz erhielten. In Spezialvorlesungen, Seminarien und Uebungen war er ein echter Meister und Pädagoge, und wer Ge- legenheit gehabt hat, in Spezialforschungen mit ihm tätig zu sein, der wird nie vergessen, Avie er es verstand, bei wissenschaftlichen Fragen die Untersuchungen an einer unwidersprochenen Tatsache zu beginnen. Wer unter vier Augen ihm eine wissenschaftliche Frage vorlegte, kehrte in der Begel auch mit einer beruhigenden klaren Antwort zurück. Für das Basier Unterrichtswesen Avar der Bau des Bernoul- lianums (1872) von ganz hervorragender Bedeutung, und das eminente Organisationstalent Hagenbachs bildete einen der wichtigsten Fak- toren in der Konzeption und Durchführung des für die damaligen Verhältnisse grossen Unternehmens. Es ist hier nicht der Ort, eine geschichtliche Darstellung der Entwicklung jenes Baues zu geben ; wir wollen nur anführen, dass es hauptsächlich Hagenbachs persönlichem Einfluss zu verdanken war, wenn etwa 90 Prozent der auf etwas über 400,000 Fr. sich belaufenden Kosten durch freiwillige Spenden zusammenflössen. Die Anstalt diente ausser der Physik noch der Chemie, der Astronomie und der Meteorologie ; die innere Ausrüstung, insbesondere die physikalische mit ihrer grossen gut katalogisierten Sammlung, die mehrere historisch "Worte der Hriniicrunii' an Eduard Hagenbach-Hischoff. 53 wertvolle Instrumente enthält, ist Hagenbachs Werk. Als 1874 die Einweihung stattfand, erfreute sich die ganze Einrichtung über die Grenzen des Landes hinaus grosser Anerkennung. Enge verwachsen mit der Geschichte des BernouUianums ist die der öffentlichen populären Vorträge in Basel. Diese Institution ist wohl eine der ältesten dieser Art, denn sie funktioniert seit 47 Jahren auf Kosten freiwilliger Beiträge. An der Gründung dieses Unternehmens, das alljährlich im Winter zirka dreissig Vor- träge aus allen Wissensgebieten organisiert, war Hagenbach sehr stark beteiligt, und er übernahm in der Kommission die Präsidentschaft, die er bis zu seinem Tode beibehielt. Diese Vorträge erfreuten sich einer so stetig zunehmenden Popularität, dass der Bau eines be- sonders hiefür bestimmten Hörsales dringendes Bedürfnis wurde. Diese Frage wurde anfangs der 1870er Jahre mit dem Plane der Gründung des BernouUianums verflochten, und gerade dieser Um- stand bewirkte das oben erwähnte schöne Entgegenkommen eines opfersinnigen Teiles der Basler Bevölkerung. Nicht allein organi- satorisch, sondern auch mitwirkend beteiligte sich Hagenbach an dieser ,,University extension", indem er hier allein 123 Vorträge hielt, für welche sich der Saal stets bis auf den letzten Winkel an- zufüllen pflegte. Das Bernoullianum war in gewissem Sinne sein Haus, und des- halb glaubten wir Sie heute hieher einladen zu dürfen, um uns zu vergegenwärtigen, was er geleistet hat. In der Schweiz. Naturf. Gesellschaft sowie auch in der unsrigen war er eines der regel- mässigsten und eifrigsten Mitglieder und bekleidete zeitweise in beiden die höchsten Aemter. Dem aussergewöhnlich grossen Kreis seiner Freunde und Be- kannten sowie auch seinen Schülern und Kollegen wird Eduard Hagenbach- Bischoff in unauslöschlicher Erinnerung bleiben. 54 H. Veillon. Publikationen. Ueber die Bestimmung der Zähigkeit einer Flüssigkeit durch Ausfluss aus Röhren. Verh. Nat. Ges. Basel. 2. 533. 18G0. — Pogg. Ann. 109. 385. ISGO. — Uebersetzt in Arch. de Genève. 9. 281. 1860. Mitteilung über einen Blitzschlag vom 10. Mai 1863. — Verh. Nat. Ges. Basel. 4. 81. 1863. Die Begriffe der Mechanik in der Physik. — Programm der Gewerbeschule Basel, 1864/5. Schweighausei-'sche Buchdruckerei, Basel 1865. Ueber das Meteor vom 11. Juni 1867. — Verh. Nat. Ges. Basel. 4. 757. 1867. Ueber die Fluorescenz des mit Bleisuperoxyd behandelten Brasilins. — Verh. Nat. Ges. Basel. 4. 819 1867. Christian Friedrich Schönbein. — Programm für die Eektoratsfeier der Uni- versität Basel. Universitätsdruckerei C. Schnitze 1868. Der Kohlensäuregehalt der Atmosphäre. — Verh. Nat. Ges. Basel. 5. 59. 1868. Notiz über die Luft im AVasser der Grellingerleitung. — Verh. Nat. Ges. Basel. 5. 190. 1869. Bericht über einige Blitzschläge. — Verh. Nat. Ges. Basel. 5. 192. 1869. Ueber die Schmelzung bleierner Geschosse durch Aufschlagen auf eine Eisen- platte. — Pogg. Ann. 140. 486. 1870. id. 143. 153. 1871. Die Zielpunkte der physikalischen Wissenschaft. — Eektoratsrede an der Basler Universität 1870. Verlag F. C. W. Vogel, Leipzig 1871. Untersuchung über die optischen Eigenschaften des Blattgrüns. — Pogg. Ann. 141. 245. 1870. Ber. d. Gewerbeschule z. Basel 1869/70. Buchdruckerei G. A. ßonfantini 1870. Verschiedene Ver.suche über Reibungselektricität. — Carl, Rep. Phys. 8. 65. 1872. Versuche über Fluorescenz. — Pogg. Ann. 146. 65. 1872. Fortsetzung: 146- 232. 1872. Fortsetzung; 146. 375. 1872. Fortsetzung: 146. 508. 1872. Verschiedene meteorologische Notizen. — Verh. Naturf. Ges. Basel 5. 521. 1873. Formel für barometrische Höhenmessung. — Verh. Nat. Ges. Basel. 5. 513. 1873. Ueber Polarisation und Farbe des von der Atmosphäre reflektierten Lichtes. — Verh. Nat. Ges. Basel. 5. 503. 1873. Pogg. Ann. 148. 1874. AVirkungen eines Blitzschlages am Martinskirchthurm. — Verh. Nat. Ges. Basel. 6. 209. 187-i. Aphorismen zur Molekularphysik. — Festschrift zur Einweihung des Bernoul- lianums in Basel am 2. Juni J874. C. Schultze'sche Universitäts- buchdruckerei 1874. Plötzliches Springen von Gläsern. — Verh. Nat. Ges. Basel. 6. 355. 1875. Ueber die physikalisch-topographische Aufnahme des Ehonegletschers durch Herrn Ingenieur Gösset in den Jahren 1874—76. — Verh. der Schw. Nat. Ges. Basel, 59. Jahresvers. 1876. Physikalische Untersuchung der dynamoelektrischen Maschine von Gramme. Carl, Rep. Phys. 12. 316. 1876. Pogg. Ann. 158- 599. — Uebersetzt: Eisenbahn. 5. 132. 1876. Die auf dem Wasserstrahl schwebende Kugel. — Pogg. Ann. 159. 498. 187(). — Uebersetzt in Arch. de Genève. 56. 325. 1876. Zusammen mit J. Piccard, Joh. Jac. Stehlin: Bernoullianum, Anstalt für Physik, Chemie und Astronomie an der Universität Basel. — Carl, Rep. Phys. 16. 1.58. Buchdruckerei C. Schnitze, Basel 1876. AVorte der Erinnerung an Eduard Hagenbach-Bischoff. 55 Propriétés optiques du Spatlifluor. — Arcli. de Genève. 60- 297. 1877. Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die therapeutische Statistik und die Statistik überhaupt. ~ Verh. Nat. Ges. Basel. 6. 51 fi. 1878. Bericht über die Ausrüstung der astronomischen Anstalt (Bernoullianum). — Buchdruckerei Fr. Bürgin, Basel 1878. Das Stokes'sche Gesetz. — Wied. Ann. 8. o69. 1879. Ueber Hagelkörner mit Eiskrystallen. — Wied. Ann. 8. 66G. 1879. Transmission des sons aigus par le téléphone. — Arch. de Genève. 1 (3). 41. 1879. Uebertragung hoher Töne durch das Telephon. — Wied. Ann. 6. 407. 1879. Explosion par congélation. — Arch. de Genève. 3 (3). 531. 1880. La Nature. 8. -209. 1880. Sprengwirkungen durch Eis. — Wied. Ann. 10 331. 1880. Verh. Nat. Ges. Basel. 7. 185. 1880. Falsche blaue Fluorescenz des Glases. — Carl, Eep. Phys. 16. 58. 1880. Hipp'sche Bussole zum Messen starker Ströme. — Carl's Zeitschr. f. angew^ Elektricitätslehre. 2. 64. 1880. Sur le glacier du Rhône. — Sur les propriétés optiques de la glace des glaciers. — Arch. de Genève. 4 (3). 384. 1880. Die internationale Ausstellung für Elektricität in Paris. — Eisenbahn. 115. 1881. Das Gletscherkorn. — Verh. Nat. Ges. Basel. 7. 192. 1882. Johannes BernouUi und der Begriff der Energie. — Verh. Nat Ges. Basel. 8. 833. 1882. Fluorescenz nach Stokes' Gesetz. — Wied. Ann. 18. 45. 1883. Verdienste von Johannes und Daniel Bernoulli um den Satz der Erhaltung der Energie. — Verh. Nat. Ges. Basel. Anhang zu 7. 19. 1884. Leonhard Euler's Verdienste um Astronomie und Physik. — Verh. Nat. Ges. Basel. Anhang zu 7. 72. 1884. Balmer'sche Formel für AVasserstofflinien. — Verh. Nat. Ges. Basel. 8. 242. 1886. Fortpflanzung der Elektricität im Telegraphendraht. — Verh. Nat. Ges. Basel. 8. 165. 1886. ~ Wied. Ann. 29. 377. 1886. — Uebersetzt in Arch. de Genève. 12 (3). 476. 1884; in Journal Télégraphique. 9. 6. 1885. Zusammen mit F. A. Forel: La Température interne des glaciers. — Comptes Eendus. 105. 859. 1887. Zusammen mit F. A. Forel: Die Temperatur des Eises im Innern des Gletschers. — Verh. Nat. Ges. Basel. 8. 635 1888. — Uebersetzt in Arch. de Genève. 21 (3). 5. 1889. Weiteres über Gletschereis. — Verh. Nat. Ges. Basel. 8. 821. 1889. Exner, Eep. Phys. 25. 776. 1889. Erdbeben des 30. Mai 1889. — Verh. Nat. Ges. Basel. 8. 853. 1889. Ueber Gletschereis. — Exner, Eep. Phys. 25. 776. 1889. Le grain du glacier. — Arch. de Genève. 22 (3). 373. 1890. Zusammen mit L. Zehnder: Die Natur der Funken bei den Hertz'schen elektrischen Schwingungen. — Verh. Nat. Ges. Basel. 9. 509. 1891. Die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Anstalten Basels 1817 l)is 1892. — Verh. Schw. Nat. Ges. Basel. Eröffnungsrede. 1892. Communication relative aux expériences de H. Hertz. — Bull. Soc. vaudoise des Sc. nat. 27 (3). 263. 1892. Die Umkehrung der Ventilwirkung in Entladungsröhren. — Wied. Ann. 63. 1. 1897. Zusammen mit R. Emden : Versuche mit Druckluft. 1899. Gustav AViedemann f- Nachruf. — Naturw. Eundschau. 14. 1899. 56 H. Veilldii. Der Basier Chemiker Christ. Friedr. Schönl)ein hundert Jahre nach seiner Geburt. — Verh. Xat. Ges. Basel. Anhang zu 12. 7. 1899. Vermessungen am Rhonegletscher während 25 Jahren. — Verh. des VII. intern. Geogr.-Congresses in Berlin. 269. 1899. Der elektromagnetische Rotationsversuch und die unipolare Induktion. — Ann. d. Phys. 4. 233. 1901. — Programm zur Rectoratsfeier d. Univ. Basel, Universitätsdruckerei Reinhardt. 1900. — Uebersetzt in Arch. de Genève. 11 (4). 142. 1901. La glace et les glaciers. — Rapports présentés au 1er Congrès intern, de Physique. III. 409. 1900. "Worte der Erinnerung an Georg AV. A. Kalilbaum. — Verh. Nat. Ges. Hasel. 18. 379. 1905. Zur Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura zwischen Aare- und Frick-Tal. Von E. Brändlin. L Einleitung". Der von mir untersuchte Teil des Aargauer Jura ist dargestellt auf Bl. III der Dufourkarte 1 : 100 000 und auf den Blättern 20, 22, 32, 33 und 36 des eidgenössischen topogr. Atlasses 1 : 25 000. Die Um- grenzung des Gebietes wird gegeben durch folgende Linien : 1. Im Norden: der Hhein von Leihstadt bis Murg. 2. Im Süden : Frick-Geissacker bei M önthal- Nasser Berg bei Bött- stein. 3. Im Osten : Böttstein-Hagenfirst-Leibstadt. 4. Im Westen : FricTc-Murg. Nach der geologischen Struktur gehört dieses Gebiet ganz zum Tafel jura und dessen südliche Begrenzung ist gegeben durch den Hauptrogenstein- und Parkinsonischichtenkamm des Südflügels der ,,Mandacher Verwerfung". Unsere Gegend ist zum erstenmal eingehend von Casimir Moesch untersucht und von ihm in folgenden Publikationen geschildert worden : 1. Das Flözgebirge im Kanton Aargau. 1857. 2. Geologische Beschreibung des Aargauer Jura und der nördlichen Gebiete des Kantons Zürich. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. IV. Lieferung. 1867. 3. Dei' südliche Aargauer Jura und seine Umgebungen enthalten auf Blatt VIII des eidg. Atlasses. Mit einem Anhang zur vierten Lieferung der Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. X.Lieferung. 1874. 4. Geologische Karte der Schweiz in 1 : 100 000 Bl. III u. Bl. VITI. Als wichtigste ergänzende Arbeiten sind zu nennen : C. Schmidt : Geol. Beschreibung des östlichen Aargauer Jura. Livret-guide geol. dans le .Iura et les alpes de la Suisse etc. 1894. 5 58 E. lirändliii. F. Mühlberg : Geotektonische Skizze der Nordsch-\veiz, Massstab 1 : 250 000. Livrct-guide géol. etc. PL VII. 1894. AI. Mühlberg : Vorläufige Mitteilung über die Stratigraphie des braunen Jura im nordscliAveiz. Juragebirge. Eclog. geol. Helv. Vol. VI, Nr. 4. Ä. Tobler: Tabellarische Zusammenstellung der Schichtfolge in der Umgebung von Basel. 1905. E. Bloesch : Zur Tektonik des schweizerischen Tafeljura. 1910. R. Lang : Beitrag zur Stratigraphie des mittleren Keupers zwischen der schwäbischen Alb und dem Schweizer Jura. Geol. und paläontol. Abhandlungen, herausgegeb. v. E. Koken. Neue Folge. Band IX. 1910. Die nachstehende Arbeit unternahm ich auf Anregung von Herrn Prof. C. Schmidt. Die Aufnahmen im Felde Avurden ausgeführt in den Jahren 1908 und 1909. Den Herren Prof. Dr. C. Schmidt und Privatdozent Dr. A. Buxtorf bin ich für mannigfache Unterstützung zu Dank verpflichtet. Herr Geh. Bergrat Dr. F. Schalch hatte die Freundlichkeit, die Druckbogen durchzulesen und mir wertvolle Eat- schläge zu erteilen. II. Stratig-raphie. 1. Grundgebirge. Die Gneisformation des Schwarzwaldes tritt bei Laufenburg und gegenüber Hauenstein auf die linke Rheinseite über. Gegenwärtig wird die Gneiskuppe von Laufenburg auf ihrer ganzen Länge durch den Bau des Kraftwerkes in prachtvollster Weise aufgeschlossen. Eine eingehende petrographische Untersuchung der mannigfaltigen Ge- steine wäre wünschenswert. Der vorherrschende Biofitgneis ist im allgemeinen flach gelagert und zeigt hauptsächlich westliches Ein- fallen. Bemerkenswert sind mannigfache Gangbildungen in dem- selben. Pegmatitisehe und aplitische Gänge in einer Mächtigkeit von bis 2 m fallen meist zirka 45 ° nach Osten ein. Mehrere lamprophy- rische, annähernd saiger stehende Gänge, deren Gestein sehr zersetzt ist, sind am Rheinufer unterhalb Laufenburg zu beobachten. Im Gneis des Laufens setzen Trümer von grobkörnigem Biotitpogmatit auf, der grosse, schwarze TiirinaUnkristaUe, roten Granat und Orthit enthält. In der Gegend der Stauwehranlage im Schäffigen, wo der Gneis unter der Niederterrasse verschwindet, ist derselbe auf zirka 100 m Länge in eine weiche, braunrote, tonig-sandige Masse zersetzt.^) Im Gneis in der roten Wage bei Etzgen beobachtete ich rote Pegmatite. ') E. Bloesch: Die grosse Eiszeit in der Nordschweiz. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Neue Folge. 'M. Licfciuug, 1011. Profil p. 6. Geologie des nördlichen Aargauci' Tafeljura. 59 2. Rotliegendes. Imierlalb des untersuchten Gebietes ist das Rotliogende heute nirgends aufgeschlossen. Bis vor kurzem war Rotliegendes im Schaf - figen etwa 1 km unterhalb Laujcnhurg sichtbar. Dieses Hotliegende ist jetzt durch den Bau des Kraftwerkes Laufenburg gänzlich ab- gegraben worden. Feter Merian hat das Botliegende vom Schäffigen in ,. Beiträge zur Geognosie, zweiter Band, 1831, p. 162 — 164 be- schrieben. Unter der Niederterrasse waren nach meinem Befunde rote, tonige, glimmerreichc Sandsteine sichtbar, die nach unten durch Ein- lagerungen von eckigen Gneisbrocken allmählich in ein Konglomerat übergingen, das direkt dem Gneise auflagerte. Der Gneis war am Kontakt tonig zersetzt. 3. Trias. (Vergl. Tafel III, Fig. 1.)*) Verbreitimg. Die nördliche Hälfte des untersuchten Gebietes wird vorherrschend von triadischen Sedimenten aufgebaut. Ausserdem tritt in der südlichen Hälfte infolge von Lagerungsstörungen obere Trias nochmals in langem, schmalem Zuge zwischen Mandach und Sulz zutage. Vgl. Taf. I. « A. Biiiifsandstehi. Im untersuchten Gebiete tritt der Buntsandstein nur an zwei Stellen zutage. Etwa 1 km unterhalb Schwaderloch wird das Bhein- bett von einer harten, carneolführenden Sandsteinbank gequert, die Veranlassung gibt zur Bildung einer kleinen Stromschnelle. Man be- obachtet von unten nach oben im Detail folgendes Profil : 1. 0,2 m rote und grüne Sandmergel. 2. 0,2 m löcherige, grauviolette Sandsteine mit graugrünen und gelben dolomitischen Einlagerungen. 3. 0,4 m weisser bis grauvioletter, harter Quarzsandstein mit Carneol. Das bezeichnende Auftreten von Carneol verweist diese Schichten in den unteren Teil des oberen Buntsandsteins. Südlich der Säge von Etzgen stehen rötliche Mergel und tonige, glimmerarme, sowie gelbe, malachitführende Sandsteine an. Nach den Angaben von J. Stitzenberger^) waren die gleichen Schichten sichtbar beim Graben des Kellers der Wirtschaft zum Waldeck bei 2) J. Stitzenberger : Ueber die beim Bahnbau zwischen Koblenz und Stein zu Tage getretenen Triasgesteine. Vierteljahrsschrift der Nat. Gesellschaft in Zürich, ßd. XXXVIII, Heft 2. *) Beim Hinweis auf die Tafeln sind die unteren der beiden auf den Tafeln aufgedruckten Nummern zitiert. 60 E. I>r;iii(lliii. Etzgen. J. Stitzenherger weist sie dem Röt zu, ich kann dieser Auf- fassung beipflichten. Da diese Aufschlüsse keine genügenden Anhaltspunkte über die Stratigraphie des Buntsandsteins liefern, möchte ich ein voll- ständigeres Buntsandsteinprofil erwähnen, das zirka 4 km nord- östlich Schwadcrloch auf badiseher Rheinseite im Tai eben hinter Dogern sichtbar ist und in Taf. III, Fig. 1 verwertet wurde. Der Buntsandstein erreicht dort schätzungsweise eine Gesamtmächtigkeit von 20 m und ruht direkt dem Grundgebirge auf. Im unteren Teile dieses Profiles beobachtete ich über dem Grundgebirge zuerst eine' zirka 0,6 m mächtige weissliche Quarzsandsteinbank, stellenweise mit Quarzknollen ; dann folgen bunte Mergel und harte, vorwiegend weiss- liche Sandsteine mit Carneol. Diesen Schichten sind die Carneolsand- steine von Schwaderloch gleichzustellen. Ueber den Carneolschichten folgen bei Dogern die Mergel und Sandsteine des Röt, ihnen ent- sprechen die Buntsandsteinschichten, die südlich der Säge Etzgen anstehen. Das Buntsandsteinprofil von Dogern deutet darauf hin, dass auch auf schweizerischer Eheinseite, wenigstens im nordöstlichen Teil meines Untersuchungsgebietes unter den Carneolschichten gleichfalls sofort der Gneis auftritt. Wie überall im südöstlichen Schivarzivald fehlt im Untersuchungsgebiet der untere Buntsandstein vollständig, der mittlere ist vielleicht noch durch die 0,6 m mächtige Bank an- gedeutet; der obere Buntsandstein, Carneolschichten und Röt um- fassend, erreicht 20 bis 30 m Mächtigkeit. B. Miisc/H/kalk. I. Profile. Profil I. Unteres Wellengebirge (Wellendolomit). „Laiilcii" im liliciii lici Scliwailrildch. Schicht- nutnmer. Mächtig- keit. GcsteiiKslieschallenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,2 m. GrauG und hellgelbe, dünn- (unten.) platt ige Dolomite von dunkeln Häuten durch- 2. 0.25 m. zoLion. Grane Steiiniiergel. OS 3. 0,3 Dl. Harter, graner, knolliger Dolomit, eine klciin' Stromschnelle hihliMid. "53 CO s_ 4. 1 m. Hellgraue, plattige, kal- WirJH.l iorreste in den ol)e- kige Doloniile ren I (l!on< agen häutig, i.ed). Gpoloüie (les iiiirdlicheii Aaryauor Tafeljui'a. 61 Schicht, nummer. Mächtig- keit. Ge.steiii.slit'sclian'eiilieit. Fos.silien. Stratigr. Gliederung. 5. D.6 m. Blaugrauer, harter, ruppi- Lima lineata. é ger Kalk, löcherig aii- Lima cf .striata 3 witteriKl, bleiglanzfüh- Terquemia complicata. (T) oî rend, fussilreich, Stroni- Pecteii discites. 03 03 Ol .schnelle bildeiid. Gervilleia sociali.s. Gervilleia .sp. Myoconcha Goldfus«]. O O I- h- Myophoria vulgaris. •B 03 Myophoria elegans. 3 Homomya sp. IM Pinna sp. Gastropode nst( 'in kerne. Dentalium sp. CD CO C 3 Coenothyris vulgaris. a> Encrinus sp. (X> Pentaci'inus sp. c Wirbeltierresle. Profil II. Mittleres Wellengebirge (Wellenkalk). Am Suduter des Baclies bei Etzgen, gegenül)er drin Gasthaus zur Sonnt Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge-steinsbeschaHenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 1 m. Graugelbe, dickscliiefrige Lima lineata. (unten ) Mergel. Myophoria cardissoides. IMeuromya sp. Pecten sp. 2. 0,35 m. Graugelbe Kalke, in diiiine Platten spaltliar. ■A. 0,6 m. Graugelbe, s<:^^lten dunkel- graue.untcn harte Mergel. Pleuromya sp. Lima lineata, Pecten discites. S) la Myophoria cardissoides. Gervilleia socialis var. O) funicularis. Lingula sp. ^ Knochenre.ste. CO 4. 1 n). Gi-augelbe .Mergel mit Kaik- Ilomomva Albertii. 09 knollen. Lima lineata. Pleuromya sp Myophoria cardissoides. Gervilleia socialis var. funi- cularis. Pleuromya sp. '.' Pseudocoi'bula grcgaria. 5. 0.18 m. Kuuliigt')', granri' Kalk, dicht udiT kristallin. ß2 E. lii'ruKlliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Go.stcinsbescliaireiiheit. Fossilien. Stiatigr. Gliederung. n. 0.3 m. Graugelbe, schiefrige Mer- gel mit 2, je U.02 m. dicken Kalkbiinkflieii. Lima lineata. l'ecten discites. 7. 0.0.3 111. (Iraugeliie, barte Mergei- baiik mit geraden, 2—3 inm. breiten, langen Wi^il- sten. 8. 0.8 m. Graugelbe Mergel, unten mit Kalkplättcben. Lima lineata. .Myophoria cardissoides. 9. 0„3 m Graugelbe Mergel mit sehiefrigen, .sandigen, glimmerführenden Kalk- lagen, ijiiia lineata. I'lacunopsis ostracina. lU. 0.2 m. (iraugelbe, harte Mergel- baiik, in dünne Platten .■spaltbar. 11. 0,8 m. Graugelbe Mergel mit einer 0,1 m. dicken, knolligen Kalkbaiik. Myaciien. 12. 0,1 m. (ii-aue Mergel. Pecten discites. VI 0.8 m. Graugelbe Mergel mit einer Lage knolligen, kristal- linen Kalkes. Posidonia sp. iioniomya Albert ii. Gervilleia costata Gervilleia mytiloides. Myophoria cardissoides. Lima lineata. CO 05 14. O.OH III. Harte, kristalliiie Kalk- bank. Pecten sp. Myaciten. Lima lineala. ü 15. 0,2 III. (iraue, sciiiefrige Mergel. Gervilleia costata. l(i. 0,1 m. (irauer, dichter Kalk. 17. 0,25 m. G 1 ■; 1 u e , s c 1 1 i e IV i gc M e rge 1 . i'osidonia sp. l'ecten discites. 18. 0,7 III. Grangelbe, harte Mergel- bîiiike. Myophoria cardissoides. Pecten discites. Pecten '? laevigatus. Myaciten. Kiiocbenrestc. 19 0,6 111. Mergel mit 0,03-0,1 in dicken Kalklagen. 20. 0..35 III. (iraugelbe Mergel. Lima lineata. l'ecten discites. 21. 0,7 m. Gelbgraue Mergel mit drei dünnen Kalklagen. Kiuielienreste mil lilei- glaiiz. Geolos;ie des nördlichen Aarç;auer Tafeliura. 63 Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteinsbesehalTenheit. Fo.s.silien. Stratigr. Gliederung. 22. 24. 2(). 2 E i 10. 1 111. Grauweisse sehr dünnplat- tige Dolomite. < c: < 11. (),i) ni. Gütgebankte, hellgraue Do- lomite. 12. 0.5 ni. Weissgrauer Dolomit, oben in weissgraue Mergel übergehend. VA. 0, 1-0.3 m. Gelbe, braune, kalkreiche ^ 14. 0.1 111. Mergel. Ockergelber, weicher, san- CO diger Kalk. a> ü CO =3 15. •2,2 m. Unten dickbankige, oben o o S gutgeschichtete, rauch- graue Kalke mit Stylo- lithen. i_ 1- a. 3 ce Profil IV. Anhydritdolomit und unterer Hauptmuschelkalk. Diendeluraben nördlicii Mettau. Schicht- Mächtig- Gesteins! H'.schaltrnheit. Fossilien. Stratigr. nummer keit. Gliederung. 1. 0,1 m. Weissge.lbe, wcii-he D(jlo. (unten ) mite. ^ E •) 0,18 m. Graugelbe etwas sandi^f. lirauii geheckte, oben schiefrioe Kalke. 03 11 0,2 m. Unten gelbe, (iIhmi bi-aiiii- CO graue, harte Kalkiiank. o _E 4. 0,8 in. Hellgraue, grobkorii., ulicn etwas spätige Kalkbank. Goenothyris vulgaris. 1- ce ßR F,. l!i';iii O CO E mit vereinzelten Trochi- o o ten und einer 0^03 m K a. 3 dicken Lage typischen T r ochitenkalkes. 14. 0.45 in. Hellgraue, grobkörnige Kalkbank mit vereinzel- ten Trochiten. Kncriims liliilurinis. 15. 0,;i ni. Hellgraue, feink()rnigeKalk- bank. 16. 0.02 m. Gelbliraune Mergel oder Kalkscherben. 17. 0.2 in. Troc II i t (' II kal k. Encriniis liliirormis. 18. 0.25 ni. Dichte, in der Mitte grob- körnige Kalkbank mit ganz vereinzelten Tro- chiten. Encriiuis liliirorinis. UJ. 0.15 m. T roc b i 1 (• M ka 1 k. Encriiius liliirdi-mis. 20. 0.4 ni. GclbNcb anvvitternde, dich- te, (liiiikelgraue Kalke, senkrecht ziirScliicIitiiiig zerspi'ingend. Cieolo^ie des nördlieheu Aargauer Tafeljura. 67 Schicht- numiner. Mächtig- keit. (iesteiiLsbescliatrenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 21. 0,25 m. Dichtr bis grobkörnige, t rucb itenreich e Kal- ke. Encrinus liliiformis. 22. 0.2 m. Oben dichte, unten körni- ge, terebratel- und trit- chitenreiche Kalk- bank. Encrinus liliiformis. Coenothyris vulgaris. CS ■2n. 24. 0.5 m. 1.05 m. Dichter, dunkelgrauer Kalk mit gelber Mergellage. Dunkelgraur, dichte Kalke ii^it Trochiten, die sich stellenweise anhäufen u. typische Trochiten- kalke bilden. Enci'inus liliiformis. c a> IE o o 1- 1- O E a. =s X 25. 0,3 ni. I)unkelgrauer,dicliterKalk. 28. 0,15 in. Spätiger Kalk mit verein- zelten Trochiten. Encrinus liliiformis. 27. 0..H m. Dunkelgrauer.dicbterK'alk. Profil V. Hauptmuschelkalk und unterer Trigonodusdolomit. Stciiiljrucli Miii K';isihri'L: an der alten Strasse KaistLMi-lt(.'nlbal. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschaffenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,3 m. Dunkelgraue, kristalline (unten.) Kalkliank. '> 0,78 m. Dichte, graubraune, dünn- bankige bis schiefrige Kalke mit Ijraunroten Flecken. ^ ;{ 0,5 m. Dunkelgraue, körnige, dünnbankige Kalke. 4. 0,18 in. liiMergeleingelietteteKalk- . .-> in. Diuinbaiikige, diud^el- bis hellgraue, dichte oder körnige Kalke, 68 K. Brändlin. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteiiisbeschalfenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 018 m. 0.2 m. riitoii körnige, oijen dichte Ivilkbank mit vereinzel- ten Trochiten. Kcirnige Kalke mit ziem- licl) haiifioen Trochiten. Encrinus liliiformis. Encriiius liliilormis 10. 11. 12. 13. 14. 15. Ifi. 17. 18. 19. 20. 21. 0,2 m. 0,56 m. 0,5 m. 0.15 m. 0,15 m. 1,3 m. 0,25 m. 0,5 m. 0,45 m. 0,4 m. 0,1 m. 1 m. 0,3 m. Vorherrschend dünnbanki- ge, hell bis dunkelgraue, dichte bis körnige Kalke mit glaukonitartigen Ein- schlüssen. Graue und bi'aune Schiefer. Grauweisse und graue, dünnplattige, körnige Kalke mit Mergelschiefer- lagen. Dunkelgraue, dichte Kalke. Dünne, dunkelgraue Kalke mit gebuckelten Schicht- flächen. Körniger Kalk. Gutgebankte, dunkelgraue, dichte Kalke. Hellgraue, kristalline Kalk- bank. Hellgraue, grobkörnige, grüngefleckte (? Glauko- nit) Bank. Düiniplattige, klingend har- te, grob kristalline, hell- graue Kalkplatten, wech- sellagerud mit Schiefern und dichten Kalkplatten. Dunkelgraue Kalkbank von gelben, linsen- bis stäb- chenförmigen, wenige mm. grossen Kalkpartien duivhspickt. Kalkbank wie 17. (iraugellic bisduiikcigraue, dichte i)is feinkornige, dütmbaidiige Kalke. Kalke wie 21. Myacites sp. .2^ Echinodermenresle. (loenutlivris vulgaris Coenothyris vulgaris Pecten laevigatus. Geoloijie des nördlichen Aareauer Tafeljura. 69 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gestein-sbesclialleniieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 23. 0,25 m. Dunkelgraue bis hellgraue, dichte bis feinkörnige Kalke; fossilreich, stel- lenweise eine Luma- ch eile darstellend. Andeutung eines fJone- 1 ) e d s. Coenothyris vulgaris. Gervilleia socialis. Mytilus eduliformis. Terquemia sp. Knochenreste. ■2i. 0.2 m. Dunkelgraue, brockige Kalkei 25. 0.1 m. Graue, körnige Kalke. 26. 1,7 m. Dunkelgraue, dünngebank- te, dichte Kalke, in der oberen Hälfte lagern graue, rundliche Kiesel- kon k r e t i o n e ii, oft von Kalk umriiidet. 27. 1,5 ni. Dunkelgraue, dichte, dünn und regelmässig ge- bankte Kalke. ^l)e.sclialleiilieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. .S7. 0.85 m. Diinnbankige, hell- bi.s (lunkelgraue Kalke, stel- lenvvei.se et\va.s dolomi- tisch. 38. 0,5 m. Dichte, diinkelgraue oder graugelbe, feinkörnige kalke Coenothyris vulgaris. ;{i). 0.6 Ml. Gutgebankte, meist grau- gelbe etwas sandige und .ic 40. 1 m. (loloniitische Kalke. liutgebankte, graugellie bis du nkelgraue,meist dichte Kalke. c 13 o CO 3 E a. CC X 41. 0,14 m. Graugelber, feinkörnig er Dolomit. 42. 2.8 m. Grauer, dolomitischer, gut- gebankter Kalk mit schimmerndem Glänze auf den ruppigen Bruch- tlächen ; Calcitdrusen häufig 43. 0,85 m. Gut geschieh teter, graugel- ber, feinsandiger Dolo- mit. Lingula sp. "= ^ Profil V|. Oberer Hauptmuschelkalk -Trigonodusdolomit. Steinliruch am Strässclicn an der Ka|i('lliiahli' im Nnrddstcri son Lcidikoii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschallenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 1,2 m. Dichter, dunkelgrauer, ge- (unten.) banktor Kalk. •.> 0,5 m. Grauer, kc'irniüer Kalk. 3. 0,02 111. 0,2 m. Dunkelgrauer, ooli th i- scher Kalk, pyritfüli- Gervilleia socialis. ü reiid, fossil reich, 3 üben mit ulikonstanter, rostiger Mergellage. 'S E CC X 4. 0,32 m. Hell- bis (lunkelgraue, plat- tige Kalke mit Srhii-Ier- lagen. Geologie des nördlichen Aai'iiauer Tafel jnra. 71 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.steinsbescliallen Vieil. Fussilien. Stratigr. Gliederung. 5. G. 7. 8. 9. 0,06 m. 0,05 m. 0.25 ni. 0,-2 ni. 0,1 in. Dunkelgrauer , kiirniper Kalk." Dunkelgrauer Kalk, zu graugelbem Dolomit ver- witternd. Grauer Kalk mit schim- merndem Glanz auf den ruppigen Bruchtlächen, zu gelbem Dolomit ver- witternd. Grauer, körniger Kalk. Wie 7. Q. Hauptmuschelkalk. 10. 1,2 in. Hellgraue, sandige, gutge- bankte Dolomite mit Cal- citadern. CO 1 — II. Verbpeitung, Stratigraphie und Fossilführung. a) Wellengebirge. (Unterer Muschelkalk). Gesamtmächtigkeit ca. 40 ni. Verbreitung. Das Wellengebirge tritt im untersuchten Gebiete nur im Rheintale zwischen Schtvaderloch und Laufenburg auf, frei- lich meist bedeckt von einer mächtigen Gehängeschuttdecke, oder be- graben unter den Schottern der Niederterrasse des Rheines. Auf- schlüsse beobachtete ich an folgenden Stellen : 1. Circa 250m westlich Rheinsulz, ob der Strasse nach Laujenhurg. 2. Im Rheinbet.t zwischen Rheinsulz und Etzgen. 3. Südlich Etzgen am Mettauerbach (siehe Profil II). 4. In der ,,Michelsrüti' am Gehänge, ob der Strasse Etzgen- Schwaderloch. 5. Im Rheinbett bei Schwaderloch (siehe Profil I). Stratigraphie. Der gebräuchlichen Gliederung entsprechend ist auch innerhalb des Untersuchungsgebietes eine Dreiteilung des WcUen- gebirges in 1. W ellendolomit (Unteres Wellengebirge), 2. Wellfnlxalli- (Mittleres Wi^llengobirge) und 3. Orbicularisschichtc?i (Oberes Wellengebirge) möglich. 72 E. Brändliii. 1 . Unteres AV e 1 1 e n ": e b i r g- e. (AVe 1 1 e n d o 1 o ui i t.) Das untere Wellengebirge tritt bei niederm Wasserstande im ,, Lauf en" 1 km unterhalb Schivaderloch zutage. Profil I gibt die be- obachteten Verhältnisse wieder. Von besonderem Interesse ist in Profil I Schicht 5. Ihre Bleiglanzführung, die reiche Fauna, sowie das Auftreten von Dolomiten im Liegenden machen es höchst wahr- scheinlich, dass diese Bank der unteren Bleiglanz- und Trochitcnstufe des südöstlichen Schwarziualdes und des Dinkelberges angehört ; sie wäre dann auch zu vergleichen mit den oberen Schichten der ,, liegen- den Dolomite", die M. Schmidt aus der Gegend von Freudenstadt beschrieben hat. 3) Hervorheben möchte ich auch noch den hellgelben, feinkörnigen, staubigen Dolomit der Schicht 1. Anlässlich des Baues der Bahnlinie Koblenz-Stein wurden dieselben Schichten, ausserdem aber auch ihr Hangendes eiltblösst. J. Stitzenberger (loc. cit.) er- wähnt über der blauschwarzen Dolomitbank des Laufens mit Tere- brateln und Encriniten (es entspricht diese Bank meiner Schicht 5) noch 1 m. azurblaue Mergel mit Encriniten und darüber ein 0,6 m mächtiges, gelbliches Dolomitband. Fossilführung. Echinodcrmen. Encrinus sp. Pentacrinus sp. Brachiopoden. Terebratula (Coenothyris) vulgaris Schi. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Lima lineata Schi. Myophoria elegans Dunk. Lima cf. striata Schi. Alyophoria vulgaris Br. Pecten discites Schi. Gervilleia socialis Schi. Terquemia complicata Goldf. Gervilleia sp. Homomya sp. Pinna sp. Myoconcha Goldfussi Dunk. Gast rop öden. Dcntalium sp. Steinkerne. Finna, ein im Wellengebirge seltenes Fossil, ist meines Wissens noch nie in so tiefem stratigraphischen Niveau gefunden worden. 3) M. Schmidt: DasAVelleiigebirge der Gegend von Freudenstadt. Mitteil, der geol. Abteil, des kel. württ. Stat. Landesamtes. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 73 2. Mittleres Wellengebirge. (Wellenkalk). Bei Schwdderloch ob dem Laufen, unterhalb der Fähre ist das Eheinbett im Wellengebirge eingeschnitten. Bei tiefem Wasserstande konnte ich dort von unten nach oben folgende Schichten beobachten : 1. 0,05 m graue Mergel mit Pecten discites und Gervilleia socialis var. jimicidaris. 2. 0,04 m hartes, kristallines Kalkbänklein, Lima lineata und be- sonders Gervilleia socialis var. funicidaris sind darin häufig. 3. 0,2 m graugrüne bis grauschwarze Schiefer, an der Basis mit zahlreichen Exemplaren von Gervilleia socialis var. funicularis ; oben mit einer Schieferlage, die massenhaft Pecten discites führt. (Auf einem Handstück gewöhnlicher Grösse bis 10 Exemplare.) Etwas flussaufwärts ergab ein zweiter Aufschluss nachstehendes, sehr wahrscheinlich den unteren Teil des mittleren Wellengebirges darstellendes Profil. 1. 1 m graue Mergelschiefer. (unten) 2. 0,9 m harte, dolomitische Mergel. 3. 0,1 m graubraune, harte, löcherige Kalkbank, reich an Gastro- poden und Knochenresten. Ziemlich häufig ist Myoconcha sp. und ? Vnicardiuyn Schmidi. Ferner 4. 0,2 m harte, graublaue Kalke. o. 1 m graue Schiefer mit Lima cf. striata. 6. 0,08 m hartes, glimmerführendes Mergelbänklein mit Myaciten. (oben) Ein sehr schönes Profil der mittleren und oberen Bänke des Wellenkalkes zeigt sich am Mettauerbach bei Etzgen, die Details desselben sind aus Profil II ersichtlich. Die zirka 15 m mächtigen Mergel unter der Spiriferinenbank sind durch das häufige Auftreten von Myophoria cardissoides und von Homo- mya Alhertii gekennzeichnet. Die Posidonienschichten, 7 — 9 m unter der Spiriferinenbank und die Wulstplatte 1,6 m unter derselben, finden sich in ähnKcher Lage wieder in dem Profil, das F. Schalch vom Wellonkalke am Ufer der Wutach bei der Dietfurter Mühle un- weit Boll bei Bonndorf veröffentlicht hat.*) Ausgezeichnet charak- terisiert ist in Profil II auch die Spiriferinenbank. Sie stimmt nach Gesteinsbeschaffenheit und Fossilführung gut überein mit der ent- sprechenden Bank, die von F. Scheuch am südöstlichen Schivarzivald allerorts nachgewiesen worden ist (loc. cit.). Unter den Fossilien sind ^) F. Schalch: heiträge zur Kenntnis der Trias am südöstlichen Sciiwarz- walde. 187;^. Profil 12 und p. 37. ß 74 E. üräiullin. die zwei Arten Spiriferina,^) ferner Lima cf. striata und Terqnemia complicata als bezeichnende Formen hervorzuheben. Die Schichten unmittelbar über der Spiriferinenbank führen keine bezeichnende Fossilien, neben grossen Formen von Pecten discites tritt Gervilleia socialis var. funicidaris durch ihre Häufigkeit hervor. Fossilführung. W ü r m e r. Serpula (Spirorbis) valvata Goldf. Encrinus sp. Echinodermen. Cidaris grandaeva Goldf. Brachiopoden. Spiriferina fragilis Buch. Discina discoides Schi. Spiriferina hirsuta Alb. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Lima lineata Schi. Lima cf. striata Schi. Pecten discites Schi. ? Pecten laevigatus Schi. Terquemia complicata Goldf. Tercjuemia spondyloides Schi. Prospondylus comtus Schi. Gervilleia costata Qu. Gervilleia socialis Schi. var. funi- cularis Schmidt. Gervilleia mytiloides Schi. Homomya Albertii Voltz. Homomya im pressa Alb. Myacites sp. Posidonia sp. ? Leda ? excavata Goldf. Pseudocorbula gregaria Mstr. Myoconcha Goldfussi Dunk. Unicardium Schmidi Gcin. M} ophoria cardissoides Schi. Gastropoden. Steinkerne. Wirbeltiere. Knochenreste. 3. Oberes W e 1 1 e n g e b i r g e. (O r b i t' u 1 a r i s s c h i c h t c n.) Das obere Wellengebirge ist zur Zeit nirgends aufgeschlossen. J. Stitzenherger (loc. cit.) hat bei Schtvaderloch in denlaeim Bahnbau ^) C. Moescli erwähnt nur Spiriferina fragilis, dagegen zitiert er in seiner Fossilliste eine Rhjjnchonella deeurtata Girard. Es ist möglich, dass hier eine unrichtige Bestimmung vorliegt und dass Moeschs Rhynchonella deeurtata identisch ist mit meiner Sp. Inrsuta. Vgl. C. Moesch: Geol. Beschreibung des Aargauer Jura etc. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Vierte Lieferung 1867, pag. 1.5. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 75 geschaffenen Aufschlüssen Schieferplatten, dicht bedeckt mit Myo- phoria orbicularis, beobachtet. b) Mittlerer Muschelkalk. (Anhydritformation ) Gesamtmächtigkeit zirka 80 m. Verbreitung. Der mittlere Muschelkalk bildet zwischen Leib- stadt und Kaisten allerorts den Fuss der Muschelkalkberge und lässt sich von hier jeweils auf kurze Strecke in die von Süden einmündenden Nebentäler verfolgen. Meist ist freilich das Ausgehende verhüllt vom Gehängeschutt des überlagernden oberen Muschelkalkes. Weiter süd- lich erscheint die Anhydritformation wieder an verschiedenen Stellen in der Umgebung von Sulz und Mettau und zw^ar sind diese Voi*komm- nisse, wie im tektonischen Teil gezeigt werden soll, an die ,,Mettauer- überschiebung" gebunden. Stratigraphie. Aus Mangel an Aufschlüssen ist eine detaillierte stratigraphische Gliederung nicht möglich. Immerhin ist eine Zwei- teilung unverkennbar. Eine untere Abteilung, bis 70 m mächtig, durch das Vorherrschen von To7i, Mergel und Gips charakterisiert, kann einer oberen etwa 12 m mächtigen, rein dolomitischen und horn- steinführenden Schichtfolge gegenübergestellt werden. Im Osten und im Westen des untersuchten Gebietes ist bei Koblenz und bei R.heinfelden-Riburg Steinsalz in der miteren Ab- teilung der Anhydritformation erbohrt worden. Innerhalb des Unter- suchungsgebietes ist bis jetzt noch durch keine Bohrung Salz nach- gewiesen worden. Eine salzige Quelle, die im Sulzertal zwischen Biltz und Leidikon aus den Schichten der Anhydritformation hervortritt und die vielleicht die Ortsbezeichnungen Sulz, Sulzhalde veranlasst hat, deutet darauf hin, dass auch im untersuchten Gebiet Steinsalz nicht gänzlich fehlt. Von Interesse ist es, dass schon im Jahre 1804 Arbeiten ausgeführt wurden, um die Salzquellen von Bütz praktisch verwerten zu können.*^) Die obere Abteilung der Anhydritformation, der Anhydrit dol omit, ist in Profil III gut aufgeschlossen. Die Grenze gegen den Hauptmuschelkalk ist, wie auch Profil IV zeigt, scharf. c) Oberer Muschelkalk. Gesamtmächtigkeit zirka 60 m. Verbreitung. Das landschaftliche Gepräge der nördlichen Hälfte des aufgenommenen Gebietes wird hauptsächlich durch den oberen Muschelkalk bestimmt. Seine Kalk- und Dolomitmassen bilden ausgedehnte Hochplateaus, welche von relativ engen, steilwandigen Tälern zerschnitten sind. Ferner bildet, wie die Karte zeigt, der obere Muschelkalk an der Südgrenze seines Auftretens zwischen dem Kaister- ^) ist's ; Eine Monatsschrift von Deutschen und Schweizerischen Ge- lehrten. 1805, p. 649—652. 7f> E. Brändlin. tat im Südwesten und Leihstadt im Nordosten stellenweise einen das nördliche Tafelland überragenden Höhenzug. Stratigraphie. Der obere Muschelkalk setzt sich aus Haupt- rauschelkalk und Trigonodusdolomit zusammen. 1 . H a u |) t m u s c h e 1 k a 1 k . Der im ganzen etwa 36 m mächtige Hauptmuschelkalk lässt sich nach dem Auftreten von Trochiten und nach lithologischen Merkmalen zerlegen in Trochitenkalk und Plattenkalk. a) Trochitenkalk. Die siDCziellen stratigraphischen Verhältnisse sind aus den Pro- filen III, IV und V ersichtlich. lieber den weisslichen, weichen, obersten Lagen des Anhydritdolomites stellen sich gelbbraune Mergel oder sandige, bräunlichgelbe Kalkbänke von 0,1 — 0,3 m Mächtigkeit ein ; darüber folgen typisch rauchgraue, an der Basis noch trochiten- freie, in der oberen Hälfte trochitenreiche Kalke von 11 — 13 m Mäch- tiofkeit. Die Verteilung der Trochiten wechselt von Aufschluss zu Aufschluss. In Profil IV lassen sich zum mindesten 8 mehr oder weniger trochitenreiche Horizonte erkennen. Fossilführung. Echinodermen. Encrinus liliiformis Lmck. B r ach iop öden. Terebratula (Coenothyris) vulgaris Schi. L a m e 1 1 i b r a n ch i a t e n. Gervilleia socialis Schi. Pleuromya sp. Lima striata Schi. Gastropoden. Steinkerne. Wirbeltiere. Knochenreste. ß) Plattenkalk. Profil V umfasst den gesamten Plattenkalk, Profil VI den oberen Teil desselben. Von besonderem Interesse ist die in beiden Profilen gleichartig entwickelte, ])yritreiche, fossilführende Oolithhank. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 77 (Schicht 36, Prof. V LI. Seh. 3, Prof. VI.) Zwischen Ä'a/s^e« im Westen und Meiiau im Osten habe ich diese Bank in den oberen Plattenkalken in allen Aufschlüssen gefunden ; sie kann direkt als Leithorizont dienen. Im Osten von Mettcui lässt sich ferner in stratigraphisch gleicher Lage eine harte, pyritführende Bank bis nach Schwaderloch (Steinbruch in der Kuh) nachweisen ; sie dürfte der Vertreter der Oolithbank des Westens sein. Die Kieselkonkretionen (Profil V, Schicht 26) sind auch in den Steinbrüchen von Ober-Kaisten in den Plattenkalken unter der Oolithbank nachweisbar. Eine grosse Ver- breitung zeigen' im ganzen Gebiete gewisse Kalke, die der Schicht 19 des Profiles V ähnlich sind, ob es sieh dabei immer um denselben Horizont handelt, kann ich zurzeit mangels guter Aufsclilüsse nicht entscheiden. Die Plattenkalke über der Oolithbank erleiden von vSüdwesten nach Nordosten eine bedeutende Reduktion ; sie zeichnen sich durch dolomitische Zwischenlagen und einen oft ruppigen, schimmerncl- glänzenden Bruch aus und verwischen die Grenze zwischen Haupt- muschelkalk und Trigonodusdolomit. Ganz im Nordosten des unter- suchten Gebietes, in den Steinbrüchen von Leihstadt scheinen diese obersten Plattenkalke ganz zu fehlen ; dadurch tritt hier die Grenze des Hauptmuschelkalkes gegen den Trigonodusdolomit sehr scharf her- vor. Interessant ist in diesen Steinbrüchen eine spärlich trochiten- führende Bank, die nur zirka 10 m unter dem Trigonodusdolomite liegt ; die unterteufenden Schichten sind nicht aufgeschlossen ; es lässt sich daher nicht entscheiden, ob hier schon die oberste Bank des dann ungewöhnlich mächtigen Trochitenkalkes vorliegt oder, was vielleicht wahrscheinlicher ist, noch ein vereinzeltes Vorkommen von Encrinus in den Plattenkalken. Im ersteren Falle würden die Plattcnkalkc nur die auffallend geringe Mächtigkeit von 10 m aufweisen. Fossilführung. Echinodermen. Terebratula (Coenothvris) vulgaris Schi. L a m 0 1 1 i b r a n c h i a t e n. Gervilleia socialis Schi. Mytilus eduliformis Schi. Pecten laevigatus Schi. Myaciten. Tercjuemia sp. Gastropoden. Steinkerne. Cep h al 0 p o den. Ceratites sp. (nicht aus anstehendem Gestein). 78 E- Brändliii Wirbeltiere. Knoclienreste, 2 . T r i g 0 n o d u s d o 1 o 111 i t . Am Aufbaue dieses 20 — 25 m mäcbtigen Schichtenkomplexes beteiligen sich Dolomite und dolomitische Kalke von recht verschie- denem Aussehen. Wir finden weissgraue, graurötliche, ziegelrote, seltener rauchgrauo, dichte bis grobkörnige, weiche bis sehr harte Ge- steine. Kontinuierliche Profile des ganzen Trigonodusdolomites fehlen gegenwärtig ; noch am besten ist die Schichtfolge im Tutti- grahen bei Oherkaisten erkennbar. Ueber dem Hauptmuschelkalk ist dort die folgende Schichtserie entwickelt : 1. 4 — 5 m hellgraue bis hellgelbe, feinkörnige Dolomite mit Lin- gula sp. 2. 6 — 7 m graue, seltener gelbliche und rötliche Dolomite, vielfach ruppig und löcherig, an der Basis eine auffällige, sehr harte, rauchgraue Bank. 3. 8 — 10 m graugelbe bis rötliche, fein- bis grobporöse Dolomite mit typischer, reicher Fauna und mit Hornsteinlagen. Die Fossilien sind in der unteren, die Hornsteineinlagerungen in der oberen Hälfte besonders häufig. 4. Dolomite und Schiefer der Lettenkohle mit Estheria minuta. Die unteren grauen, feinkörnigen Dolomite dieses Profiles treten auch im Prof. V und in den Steinbrüchen von Leibstadt auf und führen ebenfalls eine Lingula. Die untere Grenze des Trigonodusdolomites ist schon oben besprochen worden. Die oberste Bank desselben ist meistens fossilreich (siehe die nachfolgenden Prof . VIII u. IX); Trigonodus Sandher geri ist darin nicht selten. In Profil VII liegt unter typischer Lettenkohle eine Dolomitbank, die reichlich Knochenreste und Fisch- schuppen führt, sonst aber fossilfrei ist. Ihrer Gesteinsbeschaffenheit und Hornstcinführung wegen stelle ich sie noch zum Trigonodus- dolomit. K. Sirühin'^) hat bei Äugst und bei Giebenach unter der Lettenkohle gleichfalls ein Bonebed gefunden, dessen Zugehörigkeit zum oberen Muschelkalk durch Trigonodus Sandbergeri bewiesen wird. Fossilführung. Brachiopoclen. Lingula sp. '^) Striihin: Beiträge zur Kenntnis der Stratig-raphie des Basler Tafel- jura etc., p. 23. Prof. Nr. 5 und 6. Lima sp. glatter Steinkern. Gervilleia costata Schi. Trigonodus Sandbergeri Alb. Myophoria Goldfussi Alb. Myophoria rotunda Alb. Geologie des nöi'dlichen Aargauer Tafeljura. Lamellibranchiaten. Myophoria ovata Goldf. Myophoria laevigata Alb. Pleuromya sp. 79 Unicardium Schinidi Gein. Myaciten. Pleiu'otomaria sp. Zygopleura sp. Gastropoden. Loxonema sp. Naticopsis sj). C. Keuper. I. Profile. Profil VII. Unterer Keuper, Lettenkohle. Südliches Bachufer im Hubacker westl. Wil. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gcsteiusbeschan'eiiheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. (unten.) 2. 1,.S m. 0.6 m. Hellgraue, sandige Dolo- mite mit Hornsteinlagen. (!rau\vei.sser, harter Dolo- mit mit Hornsteiu, und besonders an der Basis mit reichlichen Knochen- resten. Trigonodus Sandbergeri. Gervilleia Goldfussi. Ga.stropodeii. Knochenreste. +-! E _o o ■o CO 3 "O O O :5. 4. Ô. (). 7. 8. 0,04 111. 0,01 111. 0.05 111. 0,0.3 m. 0,0.3 111. 0,01 ni. 0..S4 111. (irauer, dichter, in scharf- kantige Stücke zerfallen- der, schwarz und gelb an witternder Dolomit. Graue Mergel. Dolomitiiauklein wie 3. Braun seh warzt ■ , kr ü melige Mergel. Graugrüne, fein seh iefrige und kurzbrüchige Mergel. Wie 6. Graue Dolomite, auf den Spaltllachen gelb und tirauii an witternd. Estlieria minuta. Ë _o o O O) s- 0} =3 O) o. -1 80 Iv r.rändliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. GestiMiisbe.scliaireiilieit. Fossilien. Stratig. Gliederung. 10. 0..S m. Unten gelbe, bröckelige, oben graublaue, schief- rige Mergel. Estheria minuta. Myacites sp. 11. 0.01 ni. Ro.stige Mergel. 03 12. 0,65 111. (iraue, scbiefrige Mergel, 0,10 m unter der oberen Grenze deutlich .sandige, g 1 i ni m e r f ii h re n d e Lage n mit Pflanzenresten. Hstlieria minuta. Equisetum sp. Pflanzenreste. O o 05 c 0) 03 13. O.ß üi. Bröckelige Dolomite mit Calcitdrusen und unre- gelmässigen Mergellagen (zerdrückt). Ul Oi a. =: u. 2.2 m. (ielbm-aue, feinkörnige, Lingula tenuissima. ^ klüftige Dolomite mit Mvophoria Goldfussi. Calcitdrusen und Den- u 15. 0..3 m. (U-iten. Graugeibe, sandige Dolo- mite oder Mergel mit Dolomitbrocken und Ein- lagerungen von Quarz, dem Kalkspat beigesellt o C Kl. 0.6 111. ist. in Blocke aufgelöster und in gelbe Mergel einge- betteter Zellenkalk ; in den Zellen sind grau- grüne Mergel einge- schlossen. E _o o ■a IM C CS 17. 0..S m. Ockergell )e und graue Mergel mit Dolomit- brocken. 18. 0,18 m. Staubiger, ockergelber, zel- liger Dolomit mit Calcit- drusen. cJ 19. 0,4 in. (jelbe u. grüne Mergel, mit 03 Dolomitbrocken, die bunte = OD 20. 0.;3 111. Mergel einschliesseu. Graugelbf Mergel. CS öä 21. 1,5 m. Grauer, vermu'einigter Sand mit Keuperein- schlüssen. d 22. 2,0 in. Bach seil litt m.Keujierlagen. Geolo.üif (los ni'ii'dlichcn Aarüauci" Tafeljura. 81 Profil VIII. Unterer Keuper, Lettenkohle. Westliches liächliMii „im Brüggli" im X(). vuii Lciilikon. Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteinsbeschaÜenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 1 m. Poröser, graugelljer, fos- Myophoria Goldfussi. ^-1 unten) silreicher Dolomit. ïrigonodus Sandbergeri. 'EI ^ ■) O.K) m. Dünnplattige, graue Dolo- mite, gelb und braun anwitternd. 's 3. 4. 0.2 m 0,2G in. Graue bis ockernellio Schie- fer. Dünnplattige, kul)isch zer- spriiigendeDolomite,gelb und braun anwittrrnd. o o a 03 I_ O) *-• c 5. 0,2 m. Graugelbe, feinsandige, et- was glimmerführende Schiefer. Estheria minuta. 6. 0,7 in. Graugelbe bis graublaue. Estheria minuta. ob.etwass andige Schiefer. Anoplophora sp. tJ 7. 0.1 m. Graues etwas sandiges Do- lomitbänklein mit mas- Estheria minuta. o o. senhaften Estherien. iti H. 0.17 in. Dunkelgraue, harte Dolo- a> i- mite mit Calcitdrusen. LÜ !). 0,1(1 m. Grauer und gelber Dolomit mit einer Schieferlage, die ein Bonebed dar- stellt. Ivnochenreste. enkohie, u 10. 1,5 m. Graugelbe und graue etwas ruppige Dolomite. (D -1 11. 0,1 m. Graue und graunitlicbe, harte Dolomilbank. 12. 0.7 m. Gelbgraue, harte, fV'inkör- nige Dolomite mit Calcit- adern. IH. 0,18 lu. Graugrüne, auf denSchicht- flächen ockergelbe Schie- fer. o ■o N c C5 14. 0,5 m Gelbe, sandige Dolomite mit Kristalldrusen. 15. 0,14 m. Calcitbank. 1(). 0.65 m. Bald harte, bald weiche, dünnplattige, sandige Do- lomite, oft fein porös. 82 E. Bräiidliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.steiiisbescliaffenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 17. 0.2 111. Gelbbraune, sandige Kalke mit graugrünen, eckigen Toneinschlüssen. 18. 0,25 m. nickblättrige, grünliche u. gelbe Schiefer. 19. 0,07 m. Graugelber Dolomit. 20. 0,18 m. Graublaue, dick blättrige Schiefer. 21. 0.2 m. Dünnplattige, graue, san- ^ 1_ i- 3 22. 0.05 m dige Dolomite. Grünliche Mergel. - E _o o NI 23. 0,07 m. Graues und blaugraues, rostig und schwarz anwit- terndes Dolomitbänklein. CD o 24. 0,25 m. Graue, rostig an witternde Schiefer. -J 25. 0,05 m. Grauer Dolomit mit Calcit- drusen. • 26. 0,35 m. Graugelbe, ruppige und zellige Kalke mit Quarz- einschlüssen. Typisches Bonebed. Knochi'nreste. 27. P.raune oder graugrüne selten schwach rötliche Mergel mit zelligen Kalk- slücken. 3 Q. «5 Mittlere Keuper Profil IX. Unterer Keuper, Lettenkohle. liannrüli westlich Kaislen. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschatrenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,4 m. Sandige, hellgelbe, horn- ■4-5 (unten.) steinreiche Dolomite. S 2. 0.25 m. Dichte, l)raungelbe Dolo- o 3. 0,45 m. mite mit Hornsteineiu- scldüssen. (ielbe und graurötliche. Trigdiiodus Sandbergeri. CO 3 ■a o c o poröse, fossilreiche Dolo- Myopiioria Goldfussi. 'l. mite. Uuicardium Schmidi 1- Geoloyie des iK'H'dliclieu Aara'auer Taffljura. 83 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteiiisbf.'scliall'enlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 4. 0,01 m. Graues, hartes, dichtes Do- loinilbäiikleiii, ockorgelh amvitternd. 5. 0,07 111. Dk'liter, scharfkantig zer- a5 E s|ii'ingender Dukiinit. (;. 0,4 111. Graugelber u. grauer fein- körniger Dolomit in 3 Bänke geteilt, gelbbräun- lich anwitternd. o Q 7. 0,0.3 in. Gelbes, rostig anwitterndes Dolomitbänklein. 8. 0.17 ni. Graugelbe bis ockergelbe, Estheria minuta. dolomitische Schiefer, olien vollständig von Estherien bedeckt. !J. 0,36 m. Graue bis braungeliic tiick- Estheria ininuta. blättrige Schiefer mit Myacites sp. (2 Arten). feinsandigen Zwischen- Pflanzenreste. lagen, die Pflanzenreste führen. o 10. 0,1 m. Grauschwarze, rostig an- witternde Schiefer. c _l 11. 0,03 m Unten firaune, krümelige. vT 12. 0,05 m. oben gelbe Mergel. Graue, knollig zerfallende o CO 03 S. Steinmergelbank. 13. 0,2 in. Grauschwarze, stellen weis 05 rostige Mergelschiefer. CO UJ 133 14. 0,3 m. Dunkelgraue und grau- gelbe Dolomite mit Cal- citdruseii und l'yril. =3 15. 0,02 m. Blaugraue Schiefer. Knochenreste. IC. 0.1 m. Sandiges Dolomitbänklein, Knochen u. Pllanzenreste, 17. 0,08 m. Schwarzgraue Schiefer. 18. 0.15 m. 3 Dolomitbänklein , das olierste mit Bonebed- s|)uren. Knochenreste. 19. 1.7 m. Hellgraugelbe, sandige, un- deutlich dickbankige Do- lomite mit Calcitdrusen. 'i 20. 0,2 m. fJünnplattige Dolomite mil Mergelzwischenlagen. I.ingula sp. o N 21. 0,(i5 m. Graugelber, sandiger Dolo- mit, senk rt'chr/ur Schich- tung klüftend. Lima s|i Missgebildete Fcjriii, die sich Lima costata nähert. t- 84 E. Brändlin. Profil X. Mittlerer Keuper. Aureiüralicn nsllicli W'il. Schicht- Mächtig- Gesteinsbeschaffenheit. Fossilien. Stratigr. nummer. keit Gh'ederung. 1. 0,16 m. Graue, grobporöse Dolo- (unten.) mite. 2. 0,25 m. Ciraiischwavze, harte Dolo- mite mit Calcitdrasen. 3. 0,15 bi.s Vorherrschend dichte, dun- 0,B m. kelgraue, seltener poröse und graugelb gefärbte Dolomite. Q. 3 CO c 4. 0,.S Ml. (leibe, poröse, oder graue, dichte Dolomite, stellen- weise auskeilend und durch Schiefer ersetzt. CS 5. 0.35 111. Knolhge, graugelbe, diclite Dolomite. 3 6. 0,36 111. Graugrüner , glimmerrei- 7. 0,25 m. Düimscliiefrige, glimmer- reiclie, graugrüne Sand- steine. (U a. Q. 3 z 8. 0,3 m. Dickschiefrige, graugrüne, glimmerreiche Sand- steine. ^ Ol 'S 05 ■o 9. 0,4 111. IJuukelgraue, dickblättrige, Eiiuisetuni sp. X 42 etwas elimmerführende Estheria laxitesta. c. Ic Schiefer. i. o (ZI 10. 0,03 111. 1) u 1 1 ke 1 graugrünes Saud - steinbänkchen mit Pllan- zenresten. IMIiuizchreste. Profil XI. Mittlerer Keuper. Steinbruch auf der Nordseite des Rötberges nw. Gansingen. Schicht- nummer. Mächtig- keit. (lesleinsbescliall'enlicit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. (unten.) 4 m. Groligeliankter, graugelber meist liraunrot geflamm- ter Sandstein. •/. ,■/. ■f. L. CS) 'a> CO ■D CS OS OS 2. 0,4 m. Gi'augcllier u. Iirauuroter, Ä OS olien griiidicher, scliiel- ~ u ^ riger Sandstein. ^ cr> Geolog^ie des nördlichen Aariraiier Tafeljura. 85 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.stein.sbe.scliallenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 3. 0,08 m. Grüne, brockige, .sandige Mei'gel. 4. O.i» m. Kubisch zerfallende, unten violette, oben hellrote Mergel. 5. 0,2 m. Violettrot u grüngetleckte. feinsandige Mergel. G. 0,35 m. Rote, kubisch zerbröckeln- de Steinmergel. 7. 0,3 m. Graue bis rötliche Stein- ~ 03 8. 0,55 ni. mergelbaiik. IHote, kubisch zerfallende Steinmergel, in der Mitte mit feinsandigem, r. o. 3 1- 'oj 05 i). 0,2 m. glimmerreichen, grünen Itankchen. (Iraurotes, hartes Mergel- l)anklein. ■7. vi o a> (V =3 10. 0.75 m. Unten violette, oben grau- grüne, oft etwas fein- sandige Mergel. (X) 11. 0.3 ni (ielbe, harte Steiiiniergel- bank. 's 12. 0.45 m hiiungeschichteter, fein- kdi-niger, glinnrierreicher Sandstein, bald rot. bald grün gefärbt. i;}. 0,2 m. Vorherrschentl grüne, ku- bisch zerbröckelnde, un- ten etwas feinsandige Mergel. "33 14. 0.25 m liolliche u. graugrüne, ku- iiisch zerfallende Mergel mit dolomitischen, harten l']iuschlüssen. 03 c lô. 0.25 m. Ihu'le, grauroliiclie Stein- mergell)aid\'.'. :3 Ki. 0.1 m. liiillicbe Mergel mit Steiu- luergelbrocken. 86 E. Ilräudliii. Schicht- nummer Mächtig- keit. (Icsteiiisbesclialli'iihcit. Kdssilicn. Stratigr. Gliederung. 17. 2 m. In Blöcke aufgelö.ster, bald (lichter, bald poröser, kalkiger Dolomit mitToii- einschlü.ssen ; die Blöcke Typische Fauna des Gan- singer Dolomites. 1 o sind in gelbe Mergel ein- gebettet und seh Hessen sich oben zur Bank zu- sammen. o Q t_ a> c 2 Die in der Mitte und in 03 (D der oberen Hälfte liegen- CD den Blöcke sind fossil- 03 reich. t- 's 18. 1,5 m. Bütliche, seltener grün- _0) liche, kubisch zerfallende O) Mergel. 19. 1 m. Graue Mergel mit Linsen roter und grihier Mergel. Ol a> .a O Profil XII. Mittlerer Keuper. Sandsteinbruch im Wäldchen zwischen den beiden ßäclien im Südwesten von Sulzerberg. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschaffenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,8 m. Graue und graugelbe Sand- (unten.) steine , rötlichgrau ge- streift. 1 2. 0,2 m. Schiefrige, graue, grau- rötlich gestreifte Sand- steine. ïr. "orj '6. 0,8 m. Kompakter, grauer, grau- C o. gelbe Sandsteine. c M ^ 5. 6. 0,5 ni. 1,5 ni. Graue, unten gelbe, san- dige Schiefer in 4. über- gehend. Violett rote Mergel mit grau- grünen Mergelstreifen an der Basis. o t- 09 L. _05 ■I-' S 7. i). 0,8 in. 0,2 rn. Oben grau violette und grüne, unten m'auviolette Mergel. llellgraugrüner Sandstein (etwas verrutscht). ■f.

24 0,7 ni. Violettrote, in der Mitte grüne, bröcklige Mergel. 5 is 25 0,4 111. Unten hellrote, darüber vio- lettrote u. zuoberst gelb- liche, bröcklige Mergel. 2(). 0,4 111. Harte, grüne, feinsandige Mergel. 27. 0,;^ in. Violcttrote u. gelbgefleckte Mergel 28. 0,(i 1.1. Graugrüne, scliictVigc, leiii- kornige und gliiiiiiicr- fiihrcnde Saiidslciiic 2y. 0^) in. VorhciTSfliciid i'dtlicbe, 'S sciiiefrig(!, feinsaiidige u glimmerfü 11 rende Mergel. IÎO. 1 111. Grinilichr, kubisch zci-- lii'iH'licIndc Mergel, üben mit gellien Steimnergel- c =: 9? bänkchen und -Knauern. _C i Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 89 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschaffenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 31. ■2 m. Oben gelbliche, oft fein- porö.se, unten etwas röt- liche, grob poröse Dolo- mite. CS a> •4-" ;>'2. 1 m. Graugelbe Mergel mil einem harten Bänkchen. ^ oa IE Profil XIV. Mittlerer Keuper. Sandsteinbrueh nördlich Itenthal. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschallenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. (unten.) 9 10. () m. O.l m. 0,4 m. 0,4 ni. 0,05 m. 0,8 m, 0,2 m. 0,fi m, 0.15 m. l,8-2,2m. Graugrüner, Sandstein. com pakter Gelbe, etwas sandige, stellenweise auskeilende Steinmergelbank. Unten violettrote, oben hellrote Mergel. Violettrote, feinsandige Mergel. Gelbgrüne , feinsaiidige Mergel. Dunkelbraunrote, in der Mitte hellrote Mergel, schiefrig bis bröckelig zufallend. Gelbliche, rot und gi'ün- gefleckte , von harten Plättchen durchzogene (zellige) Mergel. Grüne oder rote, bröcklige bis schiefrige feinsandige Mergel. Gelbe, stellenweis auskei- lende Steinmergelbank. Hellgrauer, stellenweis un- gebankter Sandstein, lui- ten mit Mergeleinscldüs- sen; die Mächtigkeitszu- nahme geschieht auf Kosten dci- liegenden Merkel. Q. 90 E. Brändlin. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbescliaflenheit Fo.ssilien. Stratigr. Gliederung. 11. 0.25 m. Unten braunrote dann gelbrote, oben graugrüne, bröcklige bi.s .schiefrige Mergel. "3 I- 12. 13. 0,2 m. 1 ni. Gelbe Steinmergelbank. Violettrote, oben grünliche 03 3 (X) s. =s Mergel mit gelben Stein- mergelbänkchen und Knollen. L. O) 1. •*- •4^ • 14. 1,5 ni. Hellgraue bis gelbgrau(^ Dolomite. Gan- singer Dolomi S 15. ca. 1 ni. Graugelbe Mergel. 1 1 = II. Verbreitung, Stratigraphie und Fossilführung. a) Unterer Keuper, Lettenkohle. Gesamtmächtigkeit zirka 6 m. 1 . Verbreitung, Stratigraphie und F o s s i 1 f ü h r u n g. Die Lettenkohle tritt hauptsächlich in dem nördlich der ,,Met- tauerstörung" gelegenen, triadischen Plateaugebirge zutage. Ihre Verbreitung schliesst sich daher enger- an diejenige des oberen Muschel- kalkes als an diejenige des Keupers an. Am Aufbaue der 5^/2 — 6^/2 m mächtigen Lettenkohle beteiligen sich vorherrschend Dolomite, dann tonige, mergelige, dolomitische und sandige Schiefer, untergeordnet sind zellige Kalke mit Calcit- und Quarzlagen. Die Profile VII — IX zeigen, dass innerhalb der Lettenkohle die Anordnung dieser verschiedenen Gesteinsarten eine bestimmte ist. Wir können eine Dreiteilung in unteren Dolomit, Estherienschichten und oberen Dolomit durchführen, die im allge- meinen derjenigen ähnlich ist, die F. Schalch am südöstlichen Schivarz- ivald nachgewiesen hat. 1. Der untere Dolomit wird von 0,5 — 0,6 m mächtigen, dichten, bunt anwittei-nden Dolomitbänkchen, die in Profil VII durch Schiefer- lagen getrennt sind und Estheria minuta geliefert haben, gebildet. 2. Die Estherienschichten bestehen aus tonigen und dolomitischen, dunkel grauen bis grellgelben Schiefern mit untergeordneten Dolomit- bänkchen und feinsandigen Mergelzwischcnlagen. In den Schiefern und Dolomiten ist Estheria minuta häufig, vereinzelt treten darin auch Myaciten auf. Von besonderem Interesse ist das Auftreten von Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 9I sandigen Zwisclienlagen mit PfJanzenresten. Bonebeds konnten in Profil VIII und IX in den Estherienschichten nachgewiesen werden. 3. Der obere Dolomit, Grenzdolomit, beginnt mit einer 1,7 bis 2,3 m mächtigen, geschlossenen Dolomitmasse, die in Profil VII Lingida temiissima und Myophoria Goldfussi führt. Die über diesen Dolomiten folgenden Schichten zeigen in den drei Profilen wenig Uebereinstimmung und ihre Zugehörigkeit zur Lettenkohle ist nicht ganz sicher. Die Grenze zwischen Lettenkohle und Gipskeuper wurde in Profil VII und VIII da gelegt, wo zum erstenmale buntgefärbte Mergel auftreten. Die Fossilien der Lettenkohlc sind folgende : Pflanzen. Equisetum sp. Brachiopoden. Lingula sp. Lingula tenuissima Br. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n . M3'ophoria Goldfussi Alb. Myaciten. Lima ? cf. costata Münst. Crustaceen. Estheria minuta Goldf. Wirbeltiere. Knochenreste. 2. Vergleich der Lettenkohle des Untersuchungsgebietes mit andern Lettenkohlenvorkommnissen der Nordschweiz. Da über die Lettenkohlevorkommnisse der Nordschweiz bisher nur vereinzelte Angaben vorliegen und bis jetzt nur F. Zeller, ge- stützt auf die Profile von C. Moesch und von K. Strübin, eine allge- meine Uebersicht der Lettenkohle der Nordschweiz gegeben Imt,'^) so ^) F. Zeller: FJeiträge zur Kenntnis der Lettenkohle und des Keupers in Schwaben, p. 6. 92 E. IJräiidlin. scheint CS mir von Interesse, die wenigen vorliegenden Profile meinen Befunden gegenüberzustellen. Aus westlich benachbartem Gebiete sind durch K. Strübin Letten- kohlenprofile von Äugst und Giebenach bekannt geworden.'^ Ein Vergleich dieser Profile mit denen meines Gebietes zeigt, dass sowohl bei K. Strübin als auch in meinem Profil VII die Unterlage der Lettenkohle von einem Bonebed gebildet wird, mit dem wir über- einstimmend den Trigonodusdolomit nach oben abschliessen. Während aber bei Äugst und Giebenach über diesem Bonebed sofort die Estherienschichten folgen, schiebt sich weiter östlich der untere Dolomit ein, der in meinen Profilen VII — IX stets wiederkehrt. Die Estherienschichten sind im Westen toniger, schiefriger und sand- frei entwickelt. Der geschlossene Dolomit, den K. Strübin im Hangenden der Estherienschichten erwähnt, ist wohl als Grenzdolomit zu bezeichnen, wohin ihn auch schon F. Zeller gestellt hat. Die Gesamtmächtigkeit der Lettenkohle von Äugst und Giebenach ist, da die Profile von K. Strübiti unvollständig sind, leider nicht be- kannt. Aus den Erläuterungen zur geol. Karte des unteren Aare-, Reuss- und Liynmat-Tales von F. Mühlberg'^^) lässt sich über die Ausbildung der Lettenkohle dieses Gebietes folgendes entnehmen : An der Basis tritt ein Bonebed auf, das F. Mühlberg noch der Letten- kohle zuweist, während K. Strübin und ich, wie schon früher mit- geteilt wurde, ein in gleichem stratigraphischen Niveau auftretendes Bonebed wegen des Vorkommens von Trigonodus Sandbergeri bei Äugst noch zum oberen Muschelkalk stellen. Ueber dem Bonebed folgen auch im Untersuchungsgebiet von F. Mühlberg Estherien füh- rende Alaunschiefer ; auch hier scheint also ein unterer Dolomit- horizont zu fehlen. Das Hangende der Alaunschiefer bilden Dolomite mit Myophoria Goldfussi, die ich als Grenzdolomit ansprechen möchte. Die Gesamt- mächtigkeit der Lettenkohle gibt F. Mühlberg zu 7 — 14m an; viel- leicht ist die Mächtigkeit geringer, da die obersten zellig entwickelten Dolomite der Lettcnkohle des. Untersuchungsgebietes von F. Mühl- berg möglicherweise schon dem Gipskeuper zuzuteilen sind. Die Lettenkohlenprofile, die C. Moesch aus dem Aargaiier Jura beschrieben hat (loc. cit. p. 32), sind neuerdings von F. Zeller be- sprochen worden (loc. cit. p. 5 u. 6). Ich möchte hier nur noch das Bonebed hervorheben, das C. Moesch von der Schambelen als unterste 3) K. Strübin: Beiträge zur Kenntnis der Stratigraphie des Basler Tafel- jura. 1901, p. 23. Prof. 4, 5 und 6. '*') F. Mühlberg: Erläuterungen zur geol. Karte des unteren Aare-, Eeuss- und Limmattales in 1 : 25,000. Eclog. geol. Helv. Vol. VIII, Nr. 5, p. 511 und 512. Geologie des nördlichen Aargaiier Tafeljura. 93 Lettcnkohle erwähnt, und das dem von K. Strübin und mir dem Trigonodusdolomit zugerechneten Bonebed entspricht. Auch F. Zeller ist geneigt, dieses Bonebed dem Trigonodusdolomit beizuzählen (I.e. p. 6). Während aus früherer Zeit über Beschaffenheit und Mächtigkeit der Lettenkohlengruppe in der Nordschweiz nur sehr unklare Angaben vorliegen, lässt sich heute aus den Arbeiten von F. Mühlberg, K. Strühin, F. Zeller und mir übereinstimmend erkennen, dass die Entwicklung der Lettenkohlengruppe in dem genannten Gebiete eine sehr reduzierte ist. Die Mächtigkeit schwankt zwischen 6 und 14 ( ?) Metern. Charakteristisch ist dabei das Vorherrschen dolomitischer Ge- steine. Grosse Beständigkeit zeigt namentlich ein oberer Dolomit- horizont. Die allerorts wiederkehrenden Estherienschiefer, die im Westen und Süden anscheinend direkt dem obersten Trigonodusdolo- mit (oft als Bonebed entwickelt ! ) aufruhen, während im Osten in ihrem Liegenden ein unterer Dolomit ausgeschieden werden kann, sind wenig mächtig und erst im östlichen Teile meines Untersuchungs- gebietes zeigen sich in ihnen feinsandige, dünne Einlagerungen, die wir als erste Andeutungen der Lettenkohlensandsteine des nordöstlich benachbarten Wniachgebietes ansprechen können. b) Mittlerer Keuper. Gesamtmächtigkeit zirka lOÜ ni. a) Verbreitung. Im westlichen Teile des Untersuchungsgebietes zwischen dem Fricktale und dem Kaisterbach bildet der mittlere Keuper eine zirka 21/2 km breite, geschlossene Decke. Durch das Auftreten zweier wichtiger tektonischer Linien, der ,,Mandacher Verwerfung" und der noch zu beschreibenden ,,Mettauer Ueberschiebung" wird die Keuperdecke weiter ostwärts in drei Streifen zerlegt. Ein nörd- licher Streifen tritt auf den Hochplateaus direkt südlich des Rheines auf und wird nach Süden durch die ,,Mettauer Ueberschiebung" be- grenzt. Im Süden dieser Linie finden wir den Keuper vorwiegend an den Talgehängen und in den Talsohlen der Seitentäler des Eheins. Durch die sog. Mandacher Verwerfung endlich wird am Südrand des Gebietes der Keuper in höhere Lage gebracht und tritt als schmaler, rings von jurassischen Sedimenten umschlossener und quer zu den Tälern streichender Zug zutage. ß) Stratigraphie. In Anlehnung an die im südöstlichen Schwarzwald gebräuchliche Gliederung lassen sich im Untersuchungsgebiet folgende Stufen unter- scheiden : 94 E. F^rändlin. 1. Gipskeuper, 2. Schilfsandstein. 3. Untere bunte Mergel, 4. Gansinger Dolomit ( ? Hauptsteinmergel), 5. Obere Mergelgruppe. 1. Gi])skeuper. Innerhalb des bis 80 m mächtigen Schichtkomplexes bunter Mergel und Gipse, welche den Gipskeuper zusammensetzen, ist eine weitere Gliederung nicht möglich. Fossilhorizonte wurden keine be- obachtet. Die Basis des Gipskeupers wird von Zellenkalken mit bunten Mergeleinschlüssen gebildet, die nur schwer von den obersten Lagen der Lettenkohle zu trennen sind. Das Auftreten des Gipses ist an kein bestimmtes Niveau gebunden. Die mächtigsten Gipslager sind immer in der oberen Hälfte des Gipskeupers erschlossen worden (z. B. in den Gipsgruben von Frick, Bütz und Oberhofen). Der Gips ist meistens gut geschichtet, oder aber in Blöcke aufgelöst. Mächtige, ge- schlossene Stöcke, wie sie der Anhydritformation eigentümlich sind, fehlen hier. 2. S c h i 1 f s a 11 cl s t e i n p: r ii p p e. Besonderes Interesse bot die genauere Verfolgung der Schilfsand- steingruppe, die innerhalb des engbegrenzten Untersuchungsgebietes schon sehr wechselnde Verhältnisse erkennen lässt. Die genauere Stratigraphie dieser Gruppe ist aus den Profilen X — XIV ersichtlich. Ausserdem habe ich die Profile XIV, XIII und XI noch besonders in Tafel III, Fig. 2, dargestellt, um die einzelnen Horizonte genau in Parallele setzen zu können. Aus den Profilen ist ersichtlich, dass innerhalb der Schilf sand- steinstufo allgemein eine Ziveiteilung durchführbar ist. Der strati- graphische Wert dieser Zweigliederung ist nicht gross, da in jedem Profile die Grenze zwischen beiden Abteilungen anders liegt, ich führe sie aber der Uebersichtlichkeit wegen doch durch. Ein unterer Teil besteht aus geschlossenen, mehr oder weniger mächtigen Sandsteinbänken. Die Sandsteine sind charakterisiert durch gleichmässiges, feines Korn und durch das Vorherrschen grauer bis graugelber und rötlicher Farbtöne. Stellenweise beobachten wir, dass die Sandsteinbänke ersetzt werden durch glimmerreiehe, sandige Schiefer (Profil X, Schicht 7, 8 und 9). Ein oberer Teil (vergl. Profile XI — XIV) besteht zunächst aus einer 1,3 — 3,5 m mächtigen Lage buntgefärbter Mergel, die im ganzen Gebiete wiederkehren. Das Dach der Mergel bildet eine Sand- Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 95 Steinbank, die von West nach Ost allmälilich an Mächtigkeit abnimmt (vergl. Tafel III, Fig. 2) und dabei scliiefrig wird. Mit dieser Sand- steinbank schliesse ich den Schilfsandstein nach oben ab. Eine nähere Besprechung erheischt Profil XIII. Unter der obersten Schilfsand- steinbank finden wir in gewohnter Weise bunte Mergel, die die un- gewöhnlich grosse Mächtigkeit von 6,5 m erreichen. Während in den andern Profilen im Liegenden dieser Mergel sofort der ge- schlossene untere Schilfsandstein folgt, schiebt sich hier eine 2,8 m mächtige Wechselfolge schwarzer Schiefer und gelber bis grauer Sand- steine ein, ausgezeichnet durch das Auftreten von Estherien, unbe- stimmbaren La7neUibranchiaten und Equiseten. Wie unten noch näher erörtert werden soll, betrachte ich diesen Fossilhorizont als Aequi- valent der ,, Neuen Welt" bei Basel. Ich habe auf Tafel III, Fig. 2, die Ansicht vertreten, dass diese Fossilschichten als Aequivalent des oberen Teiles des unteren Schilf- sandsteines zu deuten sind. Ist meine Annahme richtig, so muss der Uebergang von der fossilführenden Schieferfacies in die gewöhnliche Sandsteinfacies ein sehr rascher sein, da Profil XII und XIII kaum 150 m auseinanderliegen und in Profil XII von schwarzen Schiefern, Pflanzen und Estherien keine Spur mehr vorhanden ist. Ohne auf diese Frage weiter einzutreten, genügt es festzustellen , dass der Fossilhorizont in jedem Falle innerhalb der Schilf sandsteingruppe auftritt, ein Ergeb- nis, auf das wir unten noch zurückzukommen haben. Zu bemerken ist noch, dass auch in Profil X in gleichem Schichtverbande Schiefer und Sandsteine mit Pflanzen und Estherien auftreten. Die Gruppe des Schilfsandsteines ist ferner durch raschen und grossen Wechsel der Mächtigkeit ausgezeichnet und zwar wird nicht nur der untere, geschlossene Sandstein, sondern auch die obere Mergel- abteilung davon betroffen. Ein gutes Beispiel dieser Mächtigkeits- schwankungen bietet die Gegend von Itenthal. Hier schätzte ich die Mächtigkeit des Schilfsandsteines in Aufschlüssen ob der Trotte auf zirka 8 m (vergl. Taf. III, Fig.2). Etwa 300 m weiter im Süden, im Steinbruche nördlich des Dorfes erreicht der untere Schilfsandstein nach Aussage ehemaliger Ausbeuter etwa 20 m und nach Angaben von C. Moesch 16,8 m Mächtigkeit, dazu kommt noch die etwa 4 m mächtige obere, mergelige Abteilung. Die Gesamtmächtigkeit des Schilfsandsteines beträgt dann im Steinbruch mindestens 20 m. Die Grenzfläche von Schilfsandstein und Gipskeuper liegt ob der Trotte 8 m und im Steinbruch 20 m unter den hangenden, unteren bunten Mergeln. Das Anschwellen des Schilf Sandsteines geschieht daher nach unten auf Kosten der Mergel des Gipskeupers, (Vergl. Tafel III, Fig. 2.) 96 E. lii'ändlin. Diese durch raschen Wechsel der Mächtigkeit charakterisierte Aus- bildungsweise des Schilfsandsteines ist in der Nordschweiz und in Süddeutschland weit verbreitet und wurde von H. Thürach als Fliit- büdung bezeichnet. Dieser Forscher hat in Frcmlcen nachweisen können, dass der abnorm mächtige Schilfsandstein in ausgewachsenen, grabenartigen Vertiefungen, d. h. in alten Erosionsrinnen, abgelagert ist. 11) Vielleicht bildet auch der untere Teil des Schilf Sandsteines des Bruches von Itenthal die Ausfüllung eines durch W^asser im Gips- keuper ausgewaschenen Grabens, doch kann der strikte Beweis mangels genügender Aufschlüsse nicht erbracht werden, Aehnliche Mächtig- keitsschwankungen wie bei Itenthal sind im Untersuchungsgebiet ver- breitet. Eine gewisse Gesetzmässigkeit scheint vorhanden zu sein. So bezeichnet die Linie Itenthal — Sidz — Rötberg nw. Gansingen eine Zone mächtigster Schilfsandsteinentwicklung, die durch mehrere Steinbrüche gut aufgeschlossen ist. Fossilführung. Pflanzen. Equisetum sp. Crustaceen. Estheria laxitesta Sandb. Lamellibranchiaten. Unbestimmbare Reste. 3. Untere bunte ^I er gel. Die 0,8 — 1,9 m mächtigen Mergel über der obersten Bank der Schilfsandsteingruppe und unter dem Gansinger Dolomit der Pro- file XI, XIII und XIV stelle ich ihrer stratigraphischen Lage wegen den unteren bunten Mergeln von F. Schalch gleich. . Sie sind wenigstens teilweise zu vergleichen mit den dunkeln Mergeln von R. LangA^) 4. (1 an singer Dcilomit (Haupt st ein m er gel). Die stratigraphische Lage des fossilführenden dolomitischen Kalksteins von Gansingen ist in Profil XI dargestellt. Im ganzen ^1) H. Thürach: Uebersicht über die Gliederung des Keupers im nörd- lichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten Gebieten. Geognostische Jahreshefte. Erster Jahrgang, 1888, p. 132—141. ^^) jB. Lang: Beitrag zur Stratigraphie des mittleren Keupers zwischen der schwäbischen Alb und dem schweizer Jura. Geol. und palaeontol. Ab- handlungen herausgegeben von E. Koken. Neue Folge. Bd. IX. Heft 4. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 97 Untersuchungsgebiet lassen sich als Aequivalente desselben in glei- chem Niveau dichte bis grobporöse Dolomite und dolomitische Kalke von grauer, rötlicher, gelber oder rauchgrauer Farbe nachweisen. Sie bilden bis 3 m mächtige Lager, die im Gelände als deutliche Kanten hervortreten ; stellenweise hingegen lösen sie sich in einzelne, in gelbe Mergel eingebettete Blöcke auf ; im extremsten Falle verschwinden die Blöcke fast ganz und die Mergel herrschen vor. Von besonderem Interesse ist die Ausbildungsart dieser Dolomite in Profil XV. Ihre oberen Lagen werden von einem Konglomerat gebildet. Das Konglo- merat besteht aus bis 2 cm messenden weichen, dunkel bis hellgrauen oder rötlichen Dolomitstücken, die meist entweder eckig oder kanten- rund, seltener vollkommen abgerundet sind und durch einen gelben Mergel verkittet werden. Auf einer in SW — NO -Richtung 61/4 km langen Strecke zwi- schen Suh und der Hüslimatt 7iordöstlich Wil sind folgende Fossil- fundpunktc wichtig. 1. Weg südlich P. 417 im NO. der Kirche von Sulz, westl. Punkt. 2. Westlich P. 583 im Süden des Giigli bei Sulz, südl. Punkt. 3. Schwerzholz östlich Bütz. 4. Kaltmatt und Rötberg (altbekannte Lokalitäten bei Gansingen). 5. Nordwestlich des Buchackers im NW. von Oberhofen an der ,,Mettauer Ueberschiebung". 6. Berghang östlich Oberhofen. 7. Hüslimatt nordöstlich Wil, nördlichster und östlichster Punkt. Im Aargauer Tafel jura zwischen Frick- und Aare-Tal kann so- mit der Gansinger Dolomit als Leithorizont betrachtet werden. Seine stratigraphische Lage stimmt mit derjenigen des Hauptsteinmergels des südöstlichen Schwarzwaldes darin überein, dass beiderorts im Liegenden der untere bunte Mergel auftritt. Die hangenden Schich- ten scheinen hingegen verschieden zu sein. Die Identität von Gansinger Dolomit und Hauptsteinmergel ist daher noch fraglich. R. Lang (loc. cit.) stellt den Gansinger Dolomit, soweit er fossil- führend ist, also nur die oberen Schichten desselben, dem Stuben- sandstein gleich. Ich komme darauf noch zurück. Fossilführung. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Avicula Gansingensis Alb. Anoplophora asciaeformis Alb. Gervilleia sp. Pseudocorbula elongata Pichl. Myophoria vestita Alb. Cardita Gümbeli Pichl. 98 E. lii-ändliii. GastropodtMi. Natica von Gansingen Alb. Neritarien, Zygopleura Gansingonsis Alb. In dieser Fossilliste sind ausnahmsweise auch Formen zitiert, die nicht von mir gefunden wurden. 5. Obere Mergelgruppe. Die Mergel dieser Gruppe sind in den Profilen XI, XIII und XIV teilweise, und in Profil XV in ihrer ganzen Mächtigkeit er- schlossen. Ihre vorherrschende Färbung ist gelb; doch sind in fast allen Aufschlüssen, wenn auch nur untergeordnete, schwach rötliche und grünliche Farbtöne zu beobachten. Lokal treten auch intensivere bunte Farben auf. (Profil XI.) In der unteren Hälfte des Mergel- komj)lexes sind wenig mächtige Dolomitlagen nachweisbar. Im Westen des Untersuchungsgebietes sind einige Millimeter dicke Dolomitplätt- chen regell 03 in die Mergel eingelagert. Die obersten, direkt die Insekten- mergel unterteufenden Keuperschichten werden überall von intensiv ockergelben, von schwarzen Häuten durchzogenen, bröckligen Mer- geln gebildet. Darunter liegen im ganzen mehr graugelb gefärbte Mergel. Die stratigraphische Deutung der Mergel zwischen Gansinger Dolomit und Lias ist schwierig ; sie stimmen weder mit den oberen bunten Mergeln, noch mit den Zanclodonletten überein. H. Lang hat in seiner oben zitierten Arbeit den mittleren Keuper meines Untersuchungsgebietes besprochen und von demselben auch mehr oder weniger detaillierte Profile gegeben. Ich kann dieselben, was die Darstellung der Schichten betrifft, im grossen und ganzen be- stätigen. Die stratigraphische Deutung dieser Profile durch B. Lang ist zum Teil neu. So betrachtet R. Lang den fossilführenden Gan- singer Dolomit, wie ich schon betonte, und die darüber lagernden Schichten als zum Stubensandstein gehörig. Er geht dabei von Be- obachtungen aus, nach welchen die ,, bunten Mergel" südlich Schleit- heim auskeilen und die Stubensandsteinsehichten direkt dem Haupt- steinmergel auflagern, und ferner die, Stubensandsteinsehichten im Ge- biete zwischen Donau und Randen ihre Facies zu wechseln beginnen, indem die Sandsteine durch Dolomite mit Konglomeraten und durch Mergel ersetzt werden. Sind diese Beobachtungen richtig, so ist die Zugehörigkeit der oberen fossilführenden Partien des Gansinger Dolomites und der über- lagernden Mergel zum Stubensandstein wahrscheinlich. Das Auftreten von konglomeratischem Bandst ein über dem Haupt- steinmergel von R. Lang an der Lägern beobachtet, sowie die Zer- legung des fossilführenden Gansinger Dolomits in eine Art Konglo- Geologie des nördlichen Aarg'auer Tafeljura. 99 merat und das von mir beschriebene typische Kongloynerat bei Sulz scheinen diese Deutungen zu unterstützen. Doch lässt der heutige Stand der Keuperforschung- in der Schiveiz diese Fragen nicht mit Sicherheit entscheiden. y) Yergleich des fossiIfii]ire)idc)i Schilf Sandsteins von Sulz mit den Keii,pe)~schichten der „Neuen Welt". Fossill'ühreude Schichten des mittleren Keupcrs, die neben Pflan- zen- auch noch Tierreste enthalten, sind in der Nordschiveiz bis jetzt nur von der Neueti Welt bekannt geworden. Ich kann diesem Fund- punkte zwei weitere, diejenigen von Sulz und Wil beifügen. Da der stratigraphische Verband der fossilführenden Schichten von Sulz, dank der ungestörten Lagerung klar erkennbar ist, und die stratigraphische Deutung der fossilführenden Schichten der Neuen Welt lange Zeit eine unrichtige war, so bietet ein Vergleich beider Lokalitäten ein besonderes Interesse. Lithologisch sind die fossilführenden Schichten beider Fund- ])unkte durch duiikelgraue bis schwarze Schiefer charakterisiert. Palaeontologisch ist die Aehnlichkeit geringer. Bei Sulz konnte ich von Pflanzen bis jetzt nur Equisete?i erkennen; diese aber häufig und gut erhalten. Estherie^i treten in beiden Aufschlüssen auf. Von LamelUhrmicJiiüten fand ich in Sulz nur unbestimmbare Bruchstücke. Grabungen versprechen hier noch einige Ausbeute. Die stratigraphische Lage beider Fossilschichten ist die gleiche ; sie liegen in der unteren Abteilung einer in der Neuen Welt 10 — löm, heiSulzllm. mächtigen Schichtserie, die von geschlossenem Schilf Sand- stein unterteuft und von gelben Dolomiten überlagert wird. DieEsthe- rienschichten liegen in beiden Profilen über den eigentlichen Pflanzen- horizonten. Stratigraphische Ungleichheiten ergeben sich aus der grösseren Anzahl von Pflanzenhorizonten, sowie dem Auftreten von Sandsteinlagen in den fossilführenden Schichten und den bunteren Farben der Mergel direkt unter dem Dolomite im Auf- schlüsse von SuJz. Die fossilführenden Schichten àcv N eueîiW elt scheinen daher auch der Schilfsandsteingruppe anzugehören. Wir haben hier wie an manchen Orten des Aargauer Jura eine mergelige Ausbildung der oberen Partien der Schilfsandsteinstufe. Die neuerdings von Ä. Bux- torf vorgeschlagene Einreihung des fossilführenden Horizontes der ,, Neuen Welt" in die unteren bunten Mergel erscheint mir demnach nicht notwendig zu sein.i^) 13) C.Schmidt. A.Buxtorf. H. Preiswerk: Führer zu den Exkursionen der deutschen geologischen Gesellschaft etc. August 1907, p. 13, Fig. 7. 100 E. Brändlin. 4. Jura. Jurassische Sedimente bauen vorwiegend die südliclie Hälfte des untersuchten Gebietes auf. Ä. Schwarzer Jura-Lla.s (vergl. Tafel III, Fig. 3). Gesamtmächtiffkeit zirka 25 m. I. Ppoflle. Profil XV. Mittlerer Keuper-Lias. Südöstlicli „Stig" im Sfuldsti'u von Siilz. Schicht- Mächtig- Gesteinsbeschatleiiheit. Fossilien. Stratigr. nummer. keit. Gh'ederung. 1. 1 m. Graugelbe Mergel mit (unten.) eingelagerten Dolomit- brocken, an der Basis eine Konglomeratbank, 1. .5 S 05 O P die grauem Dolomite auf- liegt. I- (V Q. 3 2. 1 m. Grünliche und rötliche Mergel. ai a. n. 03 :{. 2 III. Graue Mergel. Ol _2 4. 0.5 m. (Iraurötliche Mergel. •*- 1- 's 5. 3 111. (iraiigellje Mergel. s (5. 0,5 in. Graugelbe, oben ocker- gelbe von dunkeln Hau- ten durchzogene Mergel. O 7. ca 7 111. Graublaue, rostig anwit- ternde, schiefrige Mergel (schlecht aufgeschlos- sen) , zu Oberst mit KnoÜPii grauen, dichten Kalkes. 'S Ol t- m £ 0) s 03 c CO 8. 0,3 111. Grauschwarzer, v. gelben, Schlotheimia aiigulata. 'Jj eisenschüssigen Körnern Schlotlieimia sp. c durchspickter, merge- Cardiiiia sp. .c Od liger bis schiefriger Kalk Gardinia Listeri. _o mit Einlagerungen grau- Cardiiiia coneinna. o = er, dichter, angebohrter Carfhnia crassiuscula. 03 Kalkknollen. Lima gigantea. Ostrea sublamellosa. Terebratula sp. Pholas sp. s 03 < Geoloiîie des nördliclien Aaisaucr Tafeljura. 101 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbescliallenheit. Fossilien. Slratigr. Gliederung. 9. 0,1 m. Spät ige, (lunkelgraue Kalke. Grypliaea arcuata. 10. 0,2 m. Diuikelgraiiei' , spätiger Grypliaea arcuata. c CO Kalk mit Eiri.schlüs.sen grauen, dichten Kalkes. Cardinia sp. Oxvtoma sinemuriensis. 11. 1,7 in. Spatige, etwas eisenseluis- sige Kalke. Hliynchonella cf. belemni- tica. (lewöhn Helle Arietenkalk- fauna. o CO c a> < .SS a> ü 102 E. Brandi in. Profil XVII. Unterer Lias. Ocstlicli (1er Tr.)tlc Itciillial. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbe-schaU'eiilieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,2 m. Hellgraue, dichte Kalkbank (unten.) in blaue Schiefer einge- bettet. 'S O) 2. 0,4 m. Schuttbedeckung. E c a> *-< 3. 0..3 m. Blauschwarze Schiefer, oben eine Lage gelben Schiefers. 03 4. O.IU m. Sjuitiger, blaugrauer, unten (lichter Kalk, pyritreich und etwas eisenschüssig. Canliniu Listeri. Cardinia sp. Lima succincta. Rhynchonella Ueffneri. Rhynchonella cf. gryplh- tica. c JZ o 03 Rhynchonella sp. Pecten textorius. Pecten Ilehli. Ostrea sublainellosa. c c < -J u Gryphaea? arcuata. Oxytoma sinemuriensis. 3 5. 0..35 111. Spatigcr, harter Kalk. Gryphaea arcuata. Arietiten. I'eeleii Ilellli. Oxytoma sinemuriensis. Cardinia Listeri. Cardinia gigantea. c Oi ■*-• o (). 0,02 m. Uostige Mergel. Gryphaea arcuata. o c 7. 0,;55 Ml. Kiseiischüssige Spat kalke. (irypliaea arcuata. .Nauliliis striatus. i'eeteii textorius. Pecten priscus. Rhynchonella heleninitica. RhyuelKinella nelfiieri. < Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljiira. 103 Profil XVIII. Mittlerer Keuper. — Unterer Lias. Südlich P. 529 im Westen von Frick.i^) Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschatrenheit. Fos.silien. Stratigr. Gliederung. 1. (unten ) 1 m. Graugelbe, oben ocker- gelbe von dunkeln Häu- ten durchzogene Mergel. 03 OS 5 2. 1,8 ni. Schwarzblaue oft etwas rostig anwitternde Mer- gelschiefer. 03 •5. Ü,l m. Dichter, grauer Kalk. CO 4. 0.65 tn. Blaugrauer, spätiger, eisen- oolithischer Kalk, pyrit- reich unil mit Einschlüs- Psiloceras cf. psilonotum plicatum. Schlotheimia angulata. sen grauen, dichten Cardinia Listeri, = Kalkes, Cardinia sp. Lima succincta. Pleuromya sp. a> o 5. 0,2 ni. Graue, spätige und diclite Schlotheimia angulata. Kalke, in Brocken auf- Cardinia Listeri. Ol gelttst und in Mergel ein- Cartünia sp. < gebettet. Kohiensp\n-en. Lima gigantea. Pleuromya sp. Gryphaea sp. (6 Li (- (). 0,3 m. Graue, eisenschüssige, spä- .^rietiten. c tige Kalk brocken und Gryphaea arcuata. = graue.dichte Kalkknolien. Cardinia sp. Terebratula sp. 7. 0,;5 ni. Graublauer Spatkalk. Arietiten. Nautilus striatus. Belemnites acutus, Gryphaea arcuata. Lima punctata. IMioladomya cf. corrugata. Knochcnreste. c (U .c o !c o 05 a> < 8. 0,08 in. Grauweisser,spätiger Kalk. Arietiten. Gryphaea arcuata. Belenuntes acutus. Spiriferina rostrata. Cai'dinia Listeri. Zeilleria sp. ^*) In A. Erni: ,,Das Khät im Schweizerischen Jura" p. 45 ist dieses Profil z. T. ebenfalls beschrieben und aus den Angulatenschichten werden auch Ammoniten der Zone des Psiloceras planorbe angeführt. 104 E. Brändlin. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbe.schallenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 9. 0,4 m. Graublaue, spätige Kalke mit Toneinsehlüssen. Arietiteu. Pentacrinus sp. Belemnites acutus. Nautilus striatus. Gi-ypbaea arcuata. Spiiiferina Walcotti. Zeilleria cor. 10. 0,2 in. Grau gelbe Mergel. Cardinia sp. .^rietiten. Bbynclionella belemnitica. CS a 11. 0.15 m. Unten gelbe, oben graue, Deroceras Davoei. pyritführende Mergel ; auf Lytoceras fimbriatimi. Li den Ammoniten „Nagel- Lytoceras cf. fimbriatum. kalk." Aegoceras capricornu. Liparoceras sp. Pholadomya sp. _2 Pentacriims sp. •*-> Serpula sp. Ü 1-2. 0,2 m. Graue Mergel mit Pyrit u. Amaltheus margaritatus. c Kalk in Knauern, Beleni- .\egüceras capricoriui. nitcn massenhaft. Am. amaltheus coronatus. Belemnites paxillosus. Phylloceras sp, Liparoceras Bècbei. Plicatulä spinosa. Myaciten. Serpula sp. Belemnites cf compressus. Ic o CO « CO Ol t_ s LS. 0.5 m. Graue und gelbe Mergel Amaltheus spinatus. OS mit Knauerlagen. Belemnites paxillosus. Plicatulä spinosa. Hinnites velatus. Pecten sp. 'S 106 E. l'.iäiulliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschatleiiheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 14. 0.8 m. Knaueni grauen und grau- 1 »lauen Kalkes, in Lagen .\maltheus spinatus. Belemiütes paxillosus 03 geordnet. (sehr gross). ec 15. 0.3 m. Graugelbe und graublaue. Belemnites crassus. ■5 =_ barte Mergel mit Kalk- Belemnites paxillosus. B 03 ki lauern. Rhynchonella amalthei. Serpula triedra. I^Iicatula spinosa. CO = IH. 0,2 III. (li-aiif, ohiMi etwa.s schief- rige Mergel. Belemnites paxillosus. Plicatula spinosa. Rhynch. amalthei. 17. 0,4 m. Bräunliche Schiefer, pa- pierdünn zerfallend. Posidonia Bronni. Inoceranius sp. Belemnites paxillosus. 18. 0,18 m. Stinksteinbank. Fisch res te. 19. 0,25 m. Bräunliche, papierdünn zerfallende Schiefer. Posidonia Bronni. D act y 1 i oceras com m une. Harpoceras sp. Belemnites acuarius. Inoceramus dubius. Pseudoinonotis substriata. •20. 0,1 m. Stinksteinbank. 21. 0.6 m. Graue, an der Basis und im Dach bräunliche und Dactylioceras anguinuni. Harpoceras sp. gelbliche Schiefer. Aptychus sanguinolarius. Aptychus cf. Lythensis. Belemnites acuarius. Pseudomonitis substriata. Fucoiden. 0 I- 3 O Ostrea sp. Diastopora liasica. Serpula sp. IL Stratigraphie und Fossilführung, a) Unterer Lias. 1 . 1 n s e k t e n ni e r g e 1. In den Profilen XV — XVIII bilden grauschwarze Schiefer mit Einlagerungen harten, dichten Kalkes den als Insektenmergel be- zeichneten Schichtkomplex. Die Zugehöpigkeit der Schichten 1 und 2 des Profiles XVI zu denselben ist fraglich. In der alten Lettgrube in der Hasenmatt östlich Oherhofen fand ich zirka 2,5 m unter dem Dache der Insektenmergel eine Bank ruppigen, ockergelben Kalkes von unbestimmbaren Fossilien durchspickt. C. Moesch^^) zitiert aus der jetzt zerfallenen Mergelgrube des Schonäli bei Gansingen Pflanzen und eine 0,06 m mächtige Kohlenlage aus den unteren, eine harte, fossilreiche Kalkbank, die neben anderen Fossilien Am. longipontmus Fraas und Am. planorhis Sow. führt, aus den oberen Schichten der Insektenmorgel.i'^) Die Mächtig- keit der Insektenmergel reduziert sich von Ost nach West von 7 m auf 1,8 m. Die Einreibung der schweizerischen Insektenmergel in die im Donau-Rheinzuge und in Schwabeti beobachteten Liasprofile, ist zur Zeit nicht sicher durchführbar. 1^) C. Moesch: Der Aargauer Jura, Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. Vierte Lieferung, p. 50. i") Die Angaben von A. Erni in ,,Das Rhät im schweizerischen Jura," p. 44, nach .welchen C. Moesch diese Fossilbank über den Insektenmergeln anführen soll, sind ungenau. Tatsächlich gibt Moesch an, dass in dem ge- nannten Profile noch 0,6 m ,, schwarzblaue, fette Insektenmergel ohne Ver- steinerungen" über der Fossilbank sich finden. 108 E. Brändlin. 2 . A n g u 1 a t e n s e h i e h t v n . Die Gesteiiisboschaffonheit der Angulateiischichten wechselt rasch. Im Westen (in Profil XVIII) sind diese spätig und zum Teil eisenoolithisch, weiter östlich erscheinen sie zuerst als schöne Spalt- kalke (Profil XVII) und lösen sich dann in Kalkhrocken auf, die in Mergel eingebettet sind und bei Sulz (Profil XV) Eisenoolith- körner führen. Das Auftreten von Eisenoolithen und angebohrten Kalkknollen (Profil XV) ist eine Erscheinung, die auch in den Angu- latenschichten des Do?iau-Rheinzuges wiederkehrt. Von Interesse ist es, dass ich die von Erni mitgeteilte Beobachtung über das Auftreten von Ammoniten der Zone des Psiloceras planorbe in den Angulaten- schichten bei Frick bestätigen kann. Fossilführimg. Echinodermen. Pentacrinus sp. Brachiopoden. Rhynchonella Deffneri Opp. RhynchonoUa cf. grvphitica Qu. Terebratula sp. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Lima gigantea Sow. Cucullaea cf. hettangiensis Terq. Lima succincta Schi. *" Cardinia Listeri Sow. Pecten textorius Schi. Cardinia concinna Sow. Pecten Hehli d'Orb. Cardina crassiuscula vSow. Oxj^oma sinemuriensis d'Orb. Cardinia sp. Ostrea sublamellosa Dunk. Pleuromya sp. Gryphaea ? arcuata Lmk. Cephalopodcn. Schlotheimia angulata Schi. Psiloceras cf. psilonotum plica- Schlotheimia sp. tum Qu. 3. Ari e t e nka Ik e. Di(> spätigen, eisenschüssigen Kalke dieser Stufe erreichen bis 3 m Mächtigkeit (am RötelhölzU bei Gansingen). Interessant ent- wickelt sind die oberen Arietenschichten des Profiles XVIII. Mergel mit untergeordneten Lagen sandigen Kalkes führen hier ziemlich häufig Gr/jpJiaca obliqua. Eine ähnliche Entwicklung des oberen Arietenkalkes beschreibt Ä. Buxtor'j'^'^) vom Ergolzufer hei Bockten. *'') A. Buxtorf : Geologie der Umgebung von Gelterkinden im IJasler Tafeljura. Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. Elfte Lieferung, p. 20. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 109 FossilfiiJinmr/. Echinodermen. Pentacrinus sp. Brachiopodeii. Zeilleria Cor Lamk. Spiriferina Walcotti Sow. Rhynchonella cf. belemnitica Qu. Spiiiforina rostrata Schi. Rhjnchonella Deffneri Opp. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Gryphaea arcuata Lnik. Lima punctata Sow. Gryphaea obliqua Gldf. Cardinia Listeri Soav. Pecten Hehli d'Orb. Cardinia gigantoa Qu. Pecten priscus Schi. Pholadoinya cf. corrugata Koch Pecten textorius Schi. und Dunk. Oxytoma sinemuriensis d'Orb. Myaciten. Lima gigantea Sow. Gastropoden. Pleurotomaria sp. Cephalopoden. Arietiten. Belemnites acutus Mill. Nautilus striatus Sow. 4. O b t u s u st o n o. Ueber dem Arietenkalke lagern schätzungsweise 8 m mächtige, hellgraue, etwas glimmerhaltige Tone, die fossilleer sind und ihrer stratigraphischen Lage nach der Obtususzone angehören. 5. 0 b 1 i q u a s c h i c h t e n. In Profil XIX bilden die Obliquaschichten eine zirka 1,7 m znächtige Folge yon grauen, harten Mergeln und Kalken, die reich- lich Pyrit einschliessen. Fossilführung. B r y o z 0 e n. Diastopora cf. liasiaca Qu. W ü r m e r. Serpula sp. 110 E. Drändliii. Brachiopoden. Rhynchonella variabilis var. squa- Rhynchonella cf. curviceps Qu. miplex Qu. Torbratula sp. Lamellibrancliiaten. Gryphaea obliqua Gldf. Oxytoma sp. Pecten tcxtorius Schl. Plicatula spinosa Sow. Pecten Hehli d'Orb. Pholadomya sp. Pecten priscus Sohl. Cephalopoden. Belemnites acutus Mill. Unbestimmbare Ammonitenreste. Nautilus intermedius Sow. b) Mittlerer Lias. 1 . D a V o e i s c h i c h t e n. Die Davoeischichten bilden eine 0,95 m mächtige Mergellage, welcher an der Basis eine Fleckenkalkbank eingelagert ist. Die Am- moniten liegen nur in der obersten etwa 0,1 m mächtigen Zone der Mergellage, Deroceras Davoei zuoberst. Auffällig ist in Profil XIX Schicht 9 durch ihren reichen Gehalt an Pyritknollen und Fasergips. 2. M a r g a r i t a t u s s c h i c h t e n. Di(î Margaritatusschichten stellen 0,2 m mächtige Mergel dar, die an ihrer Basis reichlich den leitenden Ammoniten führen, darüber liegen Belemniten in einer Häufigkeit, die im Lias sonst nirgends an- zutreffen ist. 3. S p i n a t u s s c h i c h t e n. Am Aufbaue der 1,3 m mächtigen Spinatusschichten beteiligen sich hellgraue Mergel und Kalkknauern. Der leitende Ammonit ist ziemlich selten. Die Schichten des mittleren Lias, besonders die Margaritatus- schichten besitzen im Vergleich zu den entsprechenden Schichten des Donau-Rheinzuges sehr geringe Mächtigkeit. Die Lager des Deroceras Davoei und des Äjualfheus margaritatus sind kaum auseinander zu halten, so dicht liegen die beiden Ammoniten übereinander. Die Ammoniten der Davoei- und der Amaltheusschich- ten sind oft schlecht erhalten. Auf zerfressenen Steinkernen sitzen Serpulaarten, seltener Nagelkalkbildungen. Aehnliche Erscheinungen, verbunden mit bedeutender Reduktion der Schichtmächtigkeit be- obachtete ich in der Sowerhyi- und in der MacrocephalMS-7jone. Sie sind vielleicht als Folgen von Trockenlesune- oder Erosion zu deuten. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 111 Da ein Auseinanderhalten der Fossilien der Horizonte des mitt- leren Lias schwierig ist, gebe ich sie in einer einzigen, die gesamte Fauna des mittleren Lias umfassenden Liste wieder. Würmer. Serpula sp. Serpula triedra Qu. Echinodermen. Pentacrinus sp. Brachiopoden. Rhynchonellavariabilis mut. minor Ehynchonclla amalthei Qu. Hau. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n . Pecten priscus Schi. Plicatula spinosa Sow. Pecten Hehli d'Orb. Pholadomya sp. Hinnites velatus Goldf. Myaciten. Cephalopoden. Dcroceras Davoei Sow. Lytoceras fimbriatum Sow. Aegoceras capricornu Schi. Phylloceras sp. Amaltheus margaritatus Montf. Belemnites clavatus Qu. Amaltheus spinatus Brug. Belemnites cf. paxillosus Schi. Ammonites amaltheus Corona- Belemnites paxillosus Schi. tus Qu. Belemnites crassus Voltz. Liparoceras Bechei Sow. Belemnites cf. compressus. Stahl. Liparoceras sp. c) Oberer Lias. 1 . P o s i d o n i e n s c h i e f e r. In Profil XIX beginnen die Posidonienschiefer mit grauen, etwas schiefrigen Mergeln, die das Hauptlager der Plicatula spinosa und der Rhynchonella amalthei darstellen. Eine petrographisch und paläontologisch ,ähnliche Schicht liegt ebenfalls an der Basis des oberen Lias des Donau-Rheinzuges. Die beiden unteren Stinkstein- bänke des Profiles XIX besitzen weite Verbreitung, ich traf sie im Biegerenhölzli südlich Galten und südlich von Oedenholz im NO. von Wil. In den unteren Posidoniensehichten des Donau-Rheinzuges treten ebenfalls 2 Stinksteinbänke auf. Die harten blauen Schiefer über der Stinksteinregion sind reich an Ammoniten und füliren in Profil XIX eine linsenförmige Einlagerung von Gagat. Die Mächtig- keit der Posidonienschiefer beträgt 3,9 m. 112 E. Bräiidlin. Fossilführung. Pflanzen. Fucoiden. Gagat. Brachiopodon. Rliynchonella amalthei Qu. L a m e 1 1 i b r a n c h i'a t e n. Ostrea sp. Inoceranms undulatus Ziet. P]icatula spinosa Sow. Inoceramus dubius Sow. Pseudomonotis substriata Ziet. Inoceramus cinctus Goldf. Posidonia Bronni Voltz. C c p h a 1 o }) o d e n. Dactylioceras commune Sow. Aptychus lythensis Joung. Dactylioceras ang'uinum Rein. Aptychus sanguinolarius Schi, Harpoceras exaratum Joung und Onychites runcinatus Qu. Bird. Belemnites acuarius Schi. Harpoceras serpentinum Rein. Belemnites paxillosus Schi. Harpoceras sp. Wirbeltiere. Fischreste. "2. J u r e n s i s s c h i c h t e n. Die Jurensisschichten werden von graugelben Mergeln mit Kalk- knauern gebildet und sind durch eine reiche Cephalopodenfauna charakterisiert. Der Anschluss des obersten Lias an die Opalinus- schichten konnte nirgends beobachtet werden. Die Jurensisschichten erreichen zirka 2 m Mächtigkeit. Fossilführung. Bryozoen. Diastopora liasiaca Qu. W ü r m e r. Serpula sp. Cephalopoden. Lytoceras jurense Ziet. Belemnites pyramidalis Munck. Harpoceras striatulum Low. Belemnites exilis d'Orb. Harpoceras subplanatum Opj). Belemnites tripartitus Schi. Belemnites acuarius macei". Qu. Bolemiiites Blainvillei Voltz. Belemnites parvus Hartm. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 113 B. Brauner Jura. (Vergl. Tafel III, Fig. 4.) (Dogger und unterer Malm.) Verbreitung. Das Auftreten des br. Jura ist auf das Gebiet süd- lich der ,,Mettauer Ueberschiebung" beschränkt. Er bildet hier zwei, das Untersuchungsgebiet in Südwest - Nordost - Richtung durch- streichende Sedimentzüge, die durch die sog. Mandacher Verwerfung von einander getrennt werden ; der nördliche Sedimentzug beginnt im Südwesten in der Gegend von Itenthal und nimmt nach Nordosten konstant an Breite zu und wird durch tiefe, weite Täler zerstückelt ; der südliche Sedimentzug lässt sich, eine deutliche, das nördliche Vor- land überragende Terrassenstufe bildend, ohne Unterbrechung vom Frick- bis in das Aare-Tal verfolgen. Stratigraphie. Die Gliederung des braunen Jura ist im Aargauer Jura in ihren Hauptzügen schon von C. Moesch festgestellt worden. Die Fragen, die sich an den Facieswechsel und die teils damit ver- bundene Reduktion der Mächtigkeit der Sedimente dieses Braun-Jura- gebietes anknüpfen, sind von M. Mühlberg in seiner Arbeit über den braunen Jura des nordschweizerischen Juragebirges behandelt worden.18) Ohne auf dieselben zurückzukommen, kann ich mich deshalb be- gnügen mit der Wiedergabe meiner Detailbeobachtungen, die die Untersuchungen von M. Mühlberg durchwegs bestätigen. I. Ppoflle. Profil XX. Opalinus-Sowerbyi-Schichten. Osllialdc (k's Srhinljci'ijy. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbeschaßenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 1 m. Graue, glimmerreiche (unten.) Schiefer mit Kalkknaupi-n und Pyriti^iKillen. ^ 1 2. 0,(i m. Harte, brockige, glimmer- reiche Mergel mit Kalk- knauern. ;{. 0,2 m. Sandiger, eisenschüssiger, knolliger Kalk. Cancellophycos scoparius. Belemnite.s sp. II 2 " 4. O.H tn. Graue und rostfarbene .Mergel mit Kalkknollon luid Pyrit. Pecten sp. g le O ö .52 ^ U 3 ^^) M. Mühlhrrg : Vorläufige Mitteilung iibei- die Stratigraphie des bi'aunen Jura im noi'dscliweizerischen Juragebirge. Eclog. geol. Helv., vol. VI. Ni". 4. 114 K. liräiulliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.steinsljeschalïenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 5. o.;}5 111. Ciraueis etwas spätiger, eisenschüssiger Sand- kalk. Cancellophycos scoparius. Verkohltes Holz. Lioceras lineatum. Lima sp. 6. 0,6 111. Graue, schwach glimmer- t'ührende Mergel mit einer knolligen Bank sandigen, spätigen Kalkes. Lioceras sp. Terebratula cC. inlraooli- thica var, Mühlbergi. Rliynchonella sp. Phüladomya sp. 7. 0.2 ni. Blaugrauer, eisenschüssi- Lioceras lineatum. ger, hunt anwitternder, Lioceras cf. opalinum. •*-' jz sandiger Kalk. Lioceras acutum var. suh- laeve. u CO Nautilus Jiueatus. Pholadomya frickensis. V) =3 > CC u 8. 0,4 111. Graue und grünliche, eisen- Lioceras lineatum. schüssige Kalke, etwas Lioceras cf. opalinum. o O (V o Vi y. 4 m. sandig. Graue, sandige, glimmer- führende Mergel, teils rostig anwitternd. o 10. 0,2 m. Graue Mergel mit Knauern eines grauhlauen, dichten Kalkes. 3 11. 0,25 m. Eisenoolithischer Kalk mit Kalkkonkretionen, die von Limonit ülierkrustel sind. Ludwigia cf. Murchisonae. Ludwigia bradfordensis. Lioceras acutum var. suh- laeve. Lioceras sp. Modiola plicata. Terebratula cf. infraooli- thica var. Mühlbergi. 12. 0,4 m. l'nteri eisenoolithisehe, Inoceramus polyplocus. d ohen graue, glimmerfüh- Belemnites gingensis. .4-1 rende Mergel. Kolilen- s puren. Beleinnites Blainviüei. Belemnites cf. giganteus. Sdiininia sp. llai'|)oceras sp. Cidaris spinulosa. Myaciteii. O.strea sp. ü le op ■>, i- o 13. 0,2 m. (iraue Meig(d. CO Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 115 Profil XXI, Murchisonaeschichten. — Neutrale Zone. (»Sllialdf des Fl-ickluTi;. Schicht- Mächtig- GesteinsbeschaHenheit. Fossilien. Stratigr. nummer. keit. Gliederung. 1. 0,3 m. Graue Mergel. (unten.) 2. 0.1 m. Dichter, graublauer Kalk. CO 3 3. 0.35 m. Eisenoolithischer Kalk mit Lioceras concavum. vielen, limonitiiberkru- Lioceras cf. Sinon. ë = steten Konkretionen. Ludwigia cf. obtusiformis. Pecten pumilus. GerviJleia subtortuosa. Lima cf. pseudovalis. Gresslya sp. Pleurotomaria sp. Murchlsonae-C Schichte 4. 0.03 m. Graue Sciiiefer. 5. 0,25 m. Unten eisenoolithischer, oben spätiger, sciiwach Ludwigia bradfordensis. Lioceras acutmn var. sul> eisenoolithischer Kalk. laeve. Ludwigia sp. Lioceras sp. Hyperlioceras sp. Nautilus lineatus. i| = « ~ es ■P o Belemnites gingensis. Inoceramus polyplocus. 03 .52 Gryphaea sul)lobata. i t Pecten pumilus. C/3 È Terebratida cf. Eudesi. S Gresslya cf. abducta. (). 0,25 m. Marte, eisenoolitliische Mergel, oben in graue, eisenoolith freie Mergel übergeliend. Inoceramus polyplocus. Gryphaea sublohata. Harpoceras sp. Pholadomya cf. reticvüata. 7. circa 10 m. Graugellje und rostige Mer- gel mit Einlagerungen d (V u dichten Kalkes in der oberen Hälfte. 09 8. 0,25 in. Spiitiger, eisenoolithischer Gryphaea sublol')ata. ■>» Kalk. Hyperlioceras sp. Pecten pumilus. o Rhynciionella cf. distracta. Rbynchonella cf. subtetra- hedra. Terebratula cf. iufraooli- thica var. Mühlbergi. Lima sp. iir, K. nvändlin. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gestriiisbescl) allen lieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 9. 13,5 m. 10. 11. 12. 13. 14. If). 16. 17. 18. IVI. 20. 21. 25. 26. 0.4 m. 0,35 m. 0,4 m. 0,1 m. 0 25 ni. 0,1 m. 1,3 m. 0,2 m. 0,5 ni 0,55 ni. 0,3 m. 0,08 111. 0,1 ni. 1.3 III. 24. 0,35 m. 0,02 m 0,32 Ol Regelmässiger Wechsel grauer, sandiger und gliminerführender Mer- gel und sandiger etwas glimmerlialtiger, cancel- lopliycosreicher Kalke. lUaugraue, spätige, san- dige, eisenschüssige Kalke. Graue, l)röcklige Mergel. Wie 10. Graue, harte Mergel. Graue, gelbanwitternde, et- was spätige Kalke. Schwarzgetleckte , graue Schieferkalke. Gelbe und graue, etwas spätige Kalke. Schwärzliche und graue oder rostige Mergel. Graue, gelb anwitternde, etwas spätige Kalke. tiraue Mergel. Rlaugraue , gelb anwit- ternde , etwas spätige Kalke mit gelben, eisen- schüssigen Körnern. Schwärzliche, rostig an- witteriide Mergel. Wie 20. Blau graue , etwas spä- tige Kalke mit gelben, eisenschüssigen Kör- nern, wechsellagernd mit grauen Mergeln. Grauer, etwas spätigcr. eisenoolithischer Kalk. Eiscnoulitiiische Mergel. Grauer und gelber etwas spätiger , eisenoolithi- scher Kalk. Cancellophycos seoparius. Ctenostreon pectiniforme. Modiola jilicata. Ostrea cf. calceoia. Pecten sp. Sonninia sp. Pecten pumilus. Terebratula sp. Pecten pumilus. Pecten sp. Ostrea cf. calceoia. Pecten pumilus. Pecten pumilus. Pecten pumilus. Pecten spathulatus Pecten gingensis. Pecten spathulatui- Ctenostreon pectiniforme. Pleuromya sp. Myaciten (häufig). Pecten disciformis. Myaciten. Tereliratuia sp. o IM Geoloüif "It"^ uördliclien Aai'üauer Tafcljura. 117 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.steiiisbe.scliaHVnlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 27. 1.5 m. Blau graue , bröckelige , glimmerfülirende Mergel. Belemnites giganteus. Pleuromya sp. 28. 0.2 111. Oraugelbe Mergel mit Kalklagen. Myaciten (häufig). Acantbothyris spinosa. Pecten spathulatus. 2'J. 0.8 m. Brockige, eisenoolithiscbe Acantbothyris spinosa. OJ Kalke. Acantbothyris cf. Grossi. Pleuromya sp. © .30. 0.2 m. Bröcklige, eisenoolitbiscbe Ostrea eduliformis. 03 Kalke. Alectryonia tlabelloides. Belemnites sp. 3 o o O O) CS c o ■— o ù es tn c c 3 03 o > <■/) rrt O O c -c ü s O (f> 0,8 m. 0,(i 111, Graue, Cancellophyrus führende Kalke. Graue, glimmerhaltigeMer- i:rl mit Kalkknauerlage. Cancellopiiycos scopariu.'^ Cancellopiiycos scopariu.^ (ieolos'ie des nördlichen Aar.yauer Tafeljura. 119 Schicht- Mächtig- Gesteinsb(>sclial1eiiheit. Fossilien. Stratigr. nummer. keit. Gliederung. 4. 0,3 m. Graue, sandige und schwach spätige, fossil- reiche Kalke. Lioceras acutum var. sub- laeve. Lioceras sp. Inoceramus amygdaloides. ? Pinna opalina. Lima pseudovalis. Pecten sp. lielemnites sp. d 5. 0,2 m. Graue Mergel. ß. 0.2 m. Graue, sandige, schiefrige Kalke. Cancellophycos scoparius. O 7. 0,35 m. Graue und gelbe Mergel. 3 8. 0,2 in. Graue, schiefrige, sandige Kalke. > o c o ;». 0,65 m. Graue, sandige Mergel und sandige Kalke. 10. 0.3 m. Sandiger, eisenschüssiger, Lioceras sp. o etwas spätiger Kalk. ? Trigonia sp. 11. 0.35 m. Unten harte, oben wei- chere, rostige Mergel. o I- 12. 4 m. Graue Mergel, stellenweise liart, rostig anwitternd. 18. 0.1 m Grauer , eisenoolithischer Kalk mit angebohrten Konkretionen. Lioceras acutum. Acanthothyris Grossi. Gresslya sp. Belemnites sp. Pholas sp. U. 0,1 m. Dichter, grauer Kalk mit schwärzliclien üolithkör- Gryphaea sublobata. Pecten ambiguus. nern, buntfarbig anwit- Belemnites Blainvillci. d ternd, mit angebohrten Rhynchonella sp. 03 ■4-' Konkretionen. Ctenostreon pectiniforme. ü 15. 0,02 m. Graue Mergel. 1 ir;. 0.1 m. Eisenoolithische , harte Gryphaea suldobata. >. Mergel mit angebohrten Sonninia sp. Konkretionen. Hyperlioceras sp. <3:> Pecten cf. ambiguus. Belemnites Blainvillei. C/3 Lima Mülleri. Serpula sp. 17. ca. 7 m. ( Iraue, glimmerhaltige Mer- Cancellophycos sco|)arius. gel, wechsellagernd mit Piioladomya (zerdrückt). Q5 sandigenCancellophycos- Belemnites sp. k3 o) Kalkbänken, zu oberst 2 jt' 0,ß m. mächtige liär- a, rsi z tere. I)laugraue Kalk- bänke. 120 !•;. üräiulliii. Profil XXV. Neutrale Zone. — Blagdenischichten. liutscli ;iin Wrsl.ililiaii SrhiiiluM-L:. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge.steiiisbe.scliaireiilieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,;5 m. Spätige, eisenscliiissige (unten ) Kalke. 2. 0.25 m. Grangeli)e,glininierlialtige, l)röcklige Mergel. B. 0,2 111. Spätige, eisenschüssige Kalke. l'ecten spathulatus. Pecten disciformis. Pecten pumilus. Oxytoma sp. Lima cf Schimperi. Acantothyris spinosa. ■i. 0,7 ra. Blauschwarze, glimmer- haltige, rostig anwitterii- (le Mergel. 5. 1,2 m. Spätiger, eisenschüssiger Kalk. Pecten spathulatus. B. 0,;35 m. Graue und blausclnvarze, glimmerh altige Mergel. 7. 0,2 m. Eisenschüssiger Spatkalk. Hhynchonella quadri|)li- cata. Pecten Dewalquei. c o M a> 8. 0.2 111. Graue, schwach eisenooli- Ostrea sp. Terebratula perovalis. thische Mergel. lleimia Mayeri. Myaciten. z 9. 0,5 ni. Eisenschüssiger Spatkalk. Alectryonia sp. 10. 0.15 111. Graue, eisenoolithisclie Mergel. Heleninites giganteus. 11. 0,8 in. Olien eisenoolithischer, un- ten spätiger, von gelben eisenschüssigen Körnern (lurchspickter Kalk. Pecten leiis. Pecten pumilus. Pecten discilormis. Pecten spathulatus. Oxytoma cf. Hersilia. Gervilleia aviculoides. Cucullaea oblonga. Cteno.streon pectiniforme. Modiüla cf. gigantea. Gryphaea sp. Lima sp. Terebratula cf. globala. 12. 1 m. Grauschwarze, glininicr- reiche, schiefrige Mei'gel. Rhabdocidaris liori'ida. Pecten lens. Pnsidonia sp. Pholadomya sp. (Uenostreon pectiniforme. Geolo.s'ie des nördlichen Aarganer Tafeljura. 121 Schicht- nummer. Mächtig- keit. Gesteinsbe.scliatfenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 13. 14. 15. 1(). 17. 18. IIJ. 0,4 m. 0,15 m. 0.3 ni. 0.35 m. 0,2 ni. 0,2 m. Braunroter, eisenoolithi- sclier Kalk (li'auer bis l)raunroter, eisenoolithisclier Kalk mit Mergelz wischen la- gen ; sehr reich an Au- stern. Eisenuolitliiscbe Merkel. Kisent)olithischer Kalk , sehr reich an Austern. Eisenoolithische Kalke und Mergel. Graue, unten eisenooli- thische Meroel. Harter, eisenoolithischer Kalk. Pecten spathulatus. Pecten disciformis. Acanthothyris cf. spinosa Acanthothyris spinosa. Acanthothyris Grossi. Ostrea sp. Sonninia sp. Alectryonia flabelloides. Ostrea edulilormis. Ctenostreon pectiniforme. Ostrea sp. Helemnites giganteus. Modiola cuneata. Terebratula sp. Myaciten. Alectryonia tlai)elloides. Belemnites giganteus. Pholadomya sp., häufig. Pleuromya sp., häufig. Ostrea sp. Sonninia sp. Acanthothyris spinosa. Acanthothyris Grossi, niiynchonella sp. (Mittelf. Rh. obsoleta-concinna.) Gtenostreon pectiniforme. Lima semicircularis. lîelemnites cf. Bessinus. Ostrea sp Acanthothyris spinosa. Pholadomya. Myaciten (hfi'dig). Acanthothyris spinosa. lleimia Maveri. c: o IM 20. 21. 90 0,3 0,25 m. 0,5 m. Eisenoolithische. bröcke- lige Kalke mit roten, eisenoolithischen Mer- geln. Eisenoolithische Kalke. Eisenoolithisclie, bröcke- lige Kalke. Sphaeroceras sp. Acanthothyris s[iinosa. Heimia Mayeri. Terebratula retrocarinata. StephanocerasHumphriesi Siephanoceras Braiken- ridgi. Sphaeroceras Gervillei. iielemnites giganteus. Terebratida peroval is. 'J'erebratida carinata. Terebratula subbucculen ta. Terebratula retocai'inata Pholadomya Murchisoni. Alectryonia flabelloides. .\i'anlhiitlivris cf. sninosa. CO E 122 E. Brändlin. Schicht- nummer. Mächtig, keit. GesteiiLsbeschaHenlieit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 23. 0,2 m. Eiseiioolithisclier Mergel. Terebratula perovalis. Terebratula sp. I'holadomya sp. Helemnites giganteus. OS Od 34. Graue, glimmerreiche, fos- silfreie Mergel. Blagdeni- schichten. Profil XXVI. Blagdeni — Untere Acuminata-Schichten. Rutsch am Westahhanu tlcs ScliiiibciL;. Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteiusbeschaHeuheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. (unten.) 2. 3. 4. 5. 6. 0,3 m. 0,5 m. 0,4 m. 0,5 m. 0,25 m. 0,8 m. Knolliger, grauer, sandiger Kalk. Graue, sandige, glimmer- reiche Mergel. Knolliger, grauer bis grau- blauer, sandiger Kalk. Graue, sandige, glimmer- führende Mergel. Sandiger, grauer Kalk mit vereinzelten Oolithkör- nern. Tii'aue, sandige, glimmer- luhrende Mergel. Modiola cuneata. Oxytoma Münsteri. ? Perna sp. Pinna cuneata. Pecten lens. Pecten Renevieri. Belemnites sp. Echinodermenreste. o 'sz (U ■o cn cc Cd 7. 8. 9. 10. 11. 12. 0,5 m. 0,6 m. 0,2 m. 0,3 m. 0,3 m. 1,3 m. Sandige, graue Kalke mit vereinzelten. weissen Oolithkörnern. Graue, glimmerführende Mergel. Grauer, sandiger Kalk. Graue, glimmerfüli rende, sandige Mergel. Grauer, sandiger Kalk. Graue, glimmerführende, sandige Mergel. Parkinsonia sp. Oxytoma Münsteri. Pinna cuneata. Pentacrinus sp. Phüladomya sp. d CD o o v> CS E O < (- O) ■+- (;fM)loi;-ie (les nördlichen Aa)',ü'aner Tafeljura. 123 Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteiiisbeschanL'iilu'it. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 13. 1 0,5 m. Grauer, .sandiger Kalk mit vereinzelten Oi)lithkör- nern. Ostrea acuminata. Pseudomonotis ecbinata. Gervilleia sp. U. 1 ni. Graue und gelbe, sandige Mergel. Üstrea acuminata. 15. 0.1 m. Graugelber, etwas sandi- ger Kalk mit vereinzelten weissen Oolithkörnern. Ostrea acuminata (massen- haft) d 16. 0.2 Hl. Graue, sandige Mergel. Ostrea acuminata. CO 17. 0.2 ni. Graue, sandige Kalke mit Ostrea acuminata. s. vereinzelten weissen Pseudomonotis ecbinata. CO Oolithkörnern. 15 18. 1.1 m. Gelbgraue, sandige Mergel Ostrea acuminata (in den mit sehwach oolithiscben Kalken haufigj. Kalkeinlagerungen. < 19. 0,2 m. Grauer, sandiger, etwas Ostrea acuminata. O) glinimerführender Kalk Cucullaea subdecussata. a> mit vereinzelten Oulith- Terebratula sp. körnern. =D 20. 3.2 m. Graugelbe, harte Mergel mit knolligen, oolithi- scben Kalken. Schuttbedeckung. Ostrea acuminata. Pseudomonotis ecbinata. Terebratula sp. Myaciten. 21. > Weissgelbe, feinoülithische Kalke. Profil XXVII. Hauptrogenstein. Beim Bahnhof \ou Hornussen Schicht- numnier. Mächtig- keit. Gesteinsbeschaflenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 0,9 m. Weissgelber, oolithischer (unten.) Kalk in zwei Bänken. 2. o.r, m. Braungelbe, oolithische Clypeus Ploti. Terebratula sp. o y. 0,25 m. Graugelbe, etwas spatige Kalke mit Lagen und Nestern von Oolithkör- nern. 03 CC 'l. a 10. 0,5 m. Grauer, oolithischer oder Cidaris maeandrina. cc körniger, etwas spätiger Korallen. s Kalk. Pecten Dewalquei. 11. 0,25 m. Üraune, oolithische Mergel mit Stücken oolithisclien Kalkes und häufigen K oral len stücken. Cidaris maeandrina. Korallen. Lima impressa. Ostrea sp. Bryozoen. 12. 0,4 m. Graue, dünnplattige mehr oder weniger deutlii'h oolithische, eisenschüs- sige Kalke. Ostrea sp. (glatte, dünne Schalen). 18. 1,8 m. Ziemlich gi'ulioüiithi.schci' Kalk mit dünnen un- konstanlen Mergellagen. Seeigclslachelii. Terebratula sp. P»eleinnites giganteus. Oslrea sp. Geoloii'ie de.s nördlichen Aar,ü'anpi' Tafeljura. 1-25 Schicht- Mächtig- (ii'steinsl)esL'iiallL'nlii'it. Fossilien. Stratigr. nummer. keit. Gliederung. 14. 0.7 m. Graiigelbe, eisenschüssige, oolithisclie Brocivelkall\e Seeigelstacheln. Belemnites giganteus. nnd üoHtiiische Mergel. Hemicidaris cf. Koechlini. Ostrea acuminata. Ostrea cf. flabelloides. Nerinea sp. Terebratula sp. Serpula sp. Ostrea sp. (glatte Schalen). É = ■o x: « iE 15. 8 m. Weissgelbe, schwach spä- tige Oolitlie mit rostigen Einlagerungen. Ostrea acuminata. Rhynchonella sp. Lima sp. 16. 1,2 m. Braune , eisenschüssige , Oülithische Mergel mit Kalkstücken, die sich zu Lagen ordnen. Echinobrissus Renggeri. Clypeus Ploti. Holectypus depressus. Ostrea acuminata. Lima scabrella. Trichites sp. Pecten ambiguus. Ostrea cf. obscura. Ostrea sp. (glatt). Limatula helvetica. PleuriJinya sp. ç CO c: o Q. a X Terebratula sp. Serpula sp. L. Bryozoen. 03 t- (X> 17. 0,4 m. (Irauweisser, spätiger Oo- lith. llomomya sp. o 18. 0,2 m. Gelbe, oolithische Mergel mit Kalkln-ücken. Limatula Helvetica. Seeigelstacheln. 19. 1 2:ô m. Weissliche,feinoolithische, etwas spätige Kalke mit rostfarben anwitternden Partieen. Profil XXVIH. Macrocephalus-Ornaten-Schichten. Strasse Oljersulz-Mönthal „Sulzersteig". .Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteinsbeschalTenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. (unten.) 2, 1,65 m. 1,4 in. Graugelbe, sandige Schie- fermergel mit drei Lagen knolligen Sandkalkes. (iraugelbe, sandige, knol- lige bis plattige, oft etwas schwarzgetleckte Kalke. CO ■*= -S t « o x: t- o ü CO a 12fi E. Brändliii. Schicht- nummer. Mächtig- keit. Ge-steinsheschaffenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 3. •2,8 m. Graue, oben graurötliehe Ammonitenreste. 03 3 Schiefermergel mit Kalk- rt O) knauerii. Q. -C 4. 0,0 m. Graurötliciie und graue, o IE sandige Kalke , oben ü ta .c _o o 05 CS Belemnites calloviensis. a> Belemnites latesulcatus. < Belemnites cf. hastatus. O Lucina zonaria. a. 03 o Cyclocrinus cf. niacroce- ü CO phalus. Pholadomya cf. Escheri. < (£ •4-' CO :- O Pleurotomaria Cypraea. Pleurotomaria sp. Hinnites sp. Pholas sp. ß. 0,1 m. Oben grauvioletter und Cardioceras cordatuni. gelber, unten ockergel- Cardioceras cordatuni vnr. ^ s ber, eisenoolithischer Aspidoceras Babeanum. = £ Kalk. Belemnites calloviensi.'^. Millcricrinus sp. Pleurotomaria cf. Cydippc. Terebi'atula sp. ■S 1 Profil XXIX. Varians-Ornaten-Schichten. • Bürcrstcin" — Strasse Büren-Reniigen Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteinsbeschaüVnheit. Fossilien. Stratigr. GHederung. 1. 0,2 m. Dunkelgrauer, eisenooli- Rhynchonella varians. (unten ) lliischer Kalk. Ostrea sp. 2. 0.05 ni. tiraugrüne Mergel mit Rlivnchonella varians. 05 OJ « 1 Brocken eisenoolithischen Ostrea sp. (gross). •XL .2 Kalkes. Bhynchonella cf obsoleta. Ht)lectypus depressus. Cardiuni sp. Geoloaie dos n(")i'dliclien Aarüauer Tafeljura. 127 Schicht- nummer Mächtig- keit. Ge.steiiis))eschalleiiheit. Fossilien. Stratigr Gliederung. 3. 0,85 m. Oben ockergelber, grob- Macrocephalites sp. (im eo o eisenoolithischer, unten unteren Teile der Bank). S = CO grau und grün gefleck- Reineckia anceps. •« ^ ^ ter, von ebenso gefärbten, Perisphinctes sulciferus. — « £3. grossen Oolithkörnerii Hecticoceras hecticum. "o. *^ O durchspickter Kalk mit Ctenostreou sp. o :- Konkretionen. Perisphinctes sp. CS Terebratula sp. 1 4. 0,25 m. Ockergelber, eisenoolithi- scher Kalk nait Konkre- Cardioceras cordatum. Perisphinctes sp. É i i « tionen, IÏ o Profil XXX. Spatkalk-Variansschichten. Üeiberg, süilnstHch llottwil. Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteinsbeschalTenheit. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 1. 4,5 m. Rote Spatkalke mit gelben, (unten.) eisenschüssigenKörnern. Cd CC 2. 0,ß in. Graugelber Spatkalk mit gelben, eisenschüssigen Q. CO Körnern. 3. 0,25 m. Fi laugraue, gelbe u. bräun- liche, ruppige Kalke. Terebratula sp. (Globata- gruppe). Terebratula subbucculenta. 4. 0.25 ni. Graugelbe, etwas spätige Mergelkalke , oben in Schiefer übergehend. Terebratula dypticha. Holectypus depressus. Clypeus Hugii. Ostrea sp. IJelemnites sp (Canali- culatengruppe). 5. 0,2 ni. Graue und schwärzliche Rhynchonella varians. Mergel mit graugelben. Pholadomya Murchisoni. o ruppigen, buntanwittern- CO den Kalkbrocken. cc 6. 0,2 ni. Graue Mergel mit Kalk- knauern Piidladomya Murchisoni. Ostrea sp. Serpula sp. Bryozoen. cd > 7. 0,.3 m. Dunkelgraue, brockige, oft etwas eisenoolithische Kalke mit einer Austern- lage an der Basis. Rhynchonella varians. Acanthothyris spinosa. Ostrea sp. Pholadomya sp. 128 Tv Bi-äiiillin. Schicht- nummer. Mächtig- keit. GesteiiisbescliallfiiliL'il. Fossilien. Stratigr. Gliederung. 8. 0..35 m. Unten l)räunliche Mergel mit Knollen ruppigen Kalke.s, oben knollige, ruppige Kalke, undeut- lich eisenoolithi.scli. Rhynchonella varians. Rhynchonella cf. concinna. Acanthothyris spinosa. Terel)ratula Fleischen. Terebratula sp. Lima cf. duplicata. Ostrea tlabelloides. Modiola Lonsdalei. Modiola striolaris. Goniomya proboscidea. Belemnites canaliculatus. Perisphinctes sp. Oppelia sp. Lucina despecta. 9. O.S ni. Bräunliche Mergel und Rhynchonella varians. ruppiae, eisenschüssige Acanthothyris spinosa. d Kalke'. Rliynclionella Grossi. Terebratula Fleischeri. Collyrites ovalis. Holectypus depressus. Modiola Lonsdalei. m CO c Limatula Helvetica. Trigonia costata. a > Goniomya proboscidea. Quenstedtia sinistra. IMeuromya sp. Ostrea sp. Bryozoen. Serpula sp. 10. 0,1 m. Braune Mergel mit Stücken eisenoolithischen Kalkes. Rhynchonella varians. Modiola Lonsdalei. Perisphincten. Pleuromya sp. 11. 0,2 m. Typisch eisenoolithischer Kalk. Rhynchonella varians. Trigonia costata. Ostrea tlabelloides. Limatula Helvetica. Belemnites canaliculatus. Pleuromya sp. II. stratigraphie und Fossilführung. a) Opalinusschichten. Die Opalinusschichten werden von schiefrigen, oft etwas sandi- gen und glimmerführenden Tonen und Mergeln von 80 — 100 m Mächtigkeit gebildet. In der oberen Abteilung sind Einlagerungen von Knauern dichten Kalkes und von Pyritknollen und -plättchen verbreitet. Platten mit Pentacrinus württemhergicus und die charak- teristischen Zopfplatten habe ich, ohne ihre stratigraphische Lage Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 129 feststellen zu können, mehrfach gefunden. Eine stratigraphische Gliederung der Opalinustone kann ich, da gute, zugängliche Profile im untersuchten Gebiete fehlen, nicht geben. Im Gelände bilden die Opalinusschichten ausgedehnte, wellige mit Wiesen bepflanzte Gehänge, deren unruhige Oberflächengestal- tung durch die, in den durchnässten oberen Schichten vor sich gehen- den Rutschungen veranlasst wird. Zeitweise lösen sich die oberfläch- lich durchweichten Tonmassen von ihrer Unterlage los und rutschen langsam zu Tal. Es entstehen so die für die Opalinuslandschaften charakteristischen Erdschlipfe. Der im Jahre 1876 in den Gross- matte7i südlich Böttsteiii niedergegangene Erdschlipf istvon A.Baltzer ausführlich beschrieben und abgebildet worden. i^) b) Murchisonae-Concavus-Schichten. In den Profilen XX — XXIV lässt sich leicht eine Dreiteilung dieses Schichtkomplexes durchführen. Die Basis wird von grauen, sandigen cancellopJn/cosreichrn Kalke7i gebildet, die mitsandigen, glimmerführenden Mergeln wechsel- lagern und 2 — 3,5 m Mächtigkeit besitzen. Von Ammoniten fand ich darin nur Lioceras- Arten, die dem Lioceras opaUnum nahe stehen; die übrige Fauna spricht aber wenigstens teilweise für Murchisonae- schichten. (C Moesch'^^) zitiert Ludwigia Murchisonae aus diesen Grenzschichten.) Ueber den Cancellophycosbänken folgen glimmerreiche Mergel, die 4 — 6 m Mächtigkeit erreichen und sehr fossilarm sind. Im Osten des Untersuchungsgebietes an der Aare werden diese beiden Abteilungen der Murchisonaeschichten durch einen geschlosse- nen zirka 7 m mächtigen Kalkkomplex ersetzt, der von einer Echino- dermenbreccie unterteuft wird, die ich westwärts bis ins ,,MüMetaV'' östlich von Mandach verfolgen konnte. Die bisher besprochenen Schichten der Murchisonaezone werden im ganzen Gebiet von wenig mächtigen eisenoolithischen Kalken überlagert, die neben einer typischen Murchisonaefauna wenigstens im Westen Lioceras concavum führen. Auch im Basler Tafel jura bezeichnet Lioceras concavum keine selbständige Zone, da mit demselben auch Ludivigia Murchisonae auftritt. 21) ^9j A.Baltzer: Der Erdschlipf von Böttstein, 1877. -'^) C. Moesch: Geol. Beschreibung des Aargauer Juras; Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Vierte Lieferung, p. 71. ^^) A. Buxtorf : Geol. der Umgebung von Gelterkinden im Basler Tafel- jura. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Elfte Lieferung, p. 36. Prof. V. Schicht 7. — Ferner K. Strübin: Ein Aufschluss der Sowerbyi-Schichten im Basler Tafeljura. Eclog. geol. Helv., vol. \I, p. 333. 130 E. Brändliii. Die Abgrenzung der Murchisonac-Concavus-Oolithe gegen die petrographiseh ähnlichen untersten Sowerbyischichten ist stellemveise schwierig. So führt Schicht 5 in Profil XXI neben Fossilien der Murchisonae-Coneavusbank auch solche der Sowerbyizone, die aber den oberen Teil der Bank einzunehmen scheinen. Fossüfühnmg. Pflanzen. Cancellophycos scoparius Thioll. Fossiles Holz. Brachiopoden. Terebratula Eudesi Opp. Rhynchonella (Acanthothyris) Terebratula infraoolithica var. Grossi Walk. Mühlbergi Haas. Rhynchonella sp. Lamellibranchiaten. Lima semicircularis Goldf . Modiola plicata Sow. Lima pseudovalis Waag. Lima sp. Ctenostreon pcctiniforme Schi. Pecten (Amusium) pumilus Lmk Pecten disciformis Schübl. Pecten Gingensis Qu. Gervilleia subtortuosa Opp. Inoceramus amygdaloides Gldf . Pholadomya frickensis Moesch. Gresslya cf. abducta Phil. ? Pinna opalina Qu. Myaciten. Pholas sp. Gastropoden. Pleurotomaria sp. Mindestens zwei gut erhaltene Arten stammen aus dei' eisenoolithischen Bank, und stehen PI. sub-Grassi Eiche und PL subrhodanica Riche aus den Concavusschichten des Mont d'Or lyonnais nahe. Céphalopode n.^^ ) Ludwigia cf. Murchisonae vSow. Ludwigia bradfordensis Bück. Ludwigia cf. bradfordensis Bück. Ludwigia cf. obtusiformis Bück. Lioceras concavum Sow. Lioceras concavum var. pingue Hyperlioceras sp. Bück. Nautilus lineatus Sow Lioceras cf. opalinum Rein. Belemnites sp. Lioceras acutum Qu. var. sublaeve Hörn. Lioceras lineatum Bück. Lioceras cf. Sinon Bayle. Lioceras cf. uncinatum Bück. 22) Herr Dr. Hörn hatte die Freundlichkeit einige dieser Cephalopoden zu bestimmen, wofür ich ihm hier bestens danke. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 131 c) Sowerbyischichten. In Profil XXI bestehen die Sowerbyischichten aus einer zirka 10 ni mächtigen Mergelserie und zwei Bänken eisonoolithischen Kalkes, die das Hangende und das Liegende der Mergel bilden. K. Stn'ibin'^^) zitiert aus der Basis der Mergel Hammatoceras Sower- hyi Mill. rar. costosus Qu. In den Profilen XXII, XXIII und XXIV (im Osten des Ge- bietes) ist die Sowerbyizone vertreten durch einen 0,2 — 0,4 m mächti- gen Eisenoolith, der nach oben in graue Mergel übergeht, die von den cancellophycosreichen Sand- Kalken und -Mergeln der neutralen Zone überlagert werden. Die Peduktion der Sowerbyischichten vollzieht sich in der Gegend von Ober-Sulz. Fossilführung. Pflanzen. Kohle, wenige Millimeter dicke Lagen bildend (ganz lokal). W ü r m e r. Serpula sp. Bryozoen. Viele gut erhaltene Bryozoen. Brachiopoden. Terebratula cf. infraoolithica var. Mühlbergi Haas. Phynchonella cf. distracta Waag. Rhynchonella cf. subtetrahedra Dav. E c h i n o d e r m e n. Cidaris spinulosa Poe. Lamellibranchiaten. Gryphaea sublobata Desh. Pecten(Amusium)pumilusLamk. Ostrea sp. Astarte excavata Sow. Lima cf. Schimperi Branco. Pholadomya cf. reticulata Ag. Lima Mülleri Grepp. Myaciten. Lima sp. Inoceramus polyplocus Poe. Pecten ambiguus Goldf . 2-') K. Strühin: Ueber das Vorkommen von Lioceras concavum im nord- schweizerischen Jura. Centralblatt für Mineralogie, 1901. Nr. 19, p. 586. 132 E. Hräiidlin. Gastropoden. Unbestimmbare Steinkerne. Cephalopoden. Sonninia Sowerbyi Mill. Hjperlioceras sp. Sonninia cf. adicra. Waag. Belemnites gingensis Opp. Sonninia sp. Belemnites Blainvillei Voltz, Hyperlioceras discites Waag. Belemnites cf. giganteus Schi. Hyjjerlioceras cf. Desori Moescli. Die Erhaltung der Ammoniten ist meistens schlecht ; auf den zerbrochenen und zerfressenen Steinkernen sitzen Serpula-Arten und Bryozoen. d) Neutrale Zone. Die Schichten zwischen den Lagern der Son. Soicerhyl und des Steph. Humphriesi sind als Neutrale Zone bezeichnet -worden. Sie lassen im Westen des aufgenommenen Gebietes eine deutliche Zwei- gliederung erkennen (Profil XXI). Eine untere Ahteüimg ist durch Cancellophi/cos führende, sonst fossilarme, sandige Kalke und Mergel ausgezeichnet und erreicht zirka 13 m Mächtigkeit. Eine obere Abteilung, bis 10 m mächtig, wird von an Pecten reichen, spätigen Kalken gebildet, die nach oben in typische Eisen- oolithe übergehen und dann durch häufige, grosse Ausfern und durch Rhabdocidaris horrida charakterisiert werden. Im Osten des Untersuchungsgebietes sind die Schichten der Neutralen Zone noch zirka 10 m mächtig. Sandige Kalke und Mergel mit Cancellophycos scoparius herrschen hier weitaus vor. Fossilführung. Pflanzen. Cancellophycos scoparius Thioll. Echinodernien. Rhabdocidaris horrida Mer, Brachiopodcn. Rhynchonella(Acanthothyris)spi- Heimia Mayeri Choffat. nosa Schi. Terebratula perovalis Sow. Rhynchonella (Acanthothyris) Terebratula cf. globata Sow. Grossi Walk. Rhynchonella obsolota - concinna. " Mittelform. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura. 133 Lamellibrancliilaten. Lima somicircularis Goldf. Oxytoma cf. Hersilia d'Orb. Lima cf. Schimperi Braneo. Gervilleia aviculoides Sow. Ostrea eduliformis Schi. Modiola cf. gigantea Qu. Ctenostreon pectiniforme Schi. Modiola plicata Sow. Alectryonia flabelloides Lamk. Modiola cuneata Sow. Ostrea cf. calceola Ziet. Cucullaea oblonga Sow. Pecten(Amusium)pumilusLamk. Posidonia sp. Pecten disciformis Schübl. Pholadomya sp. häufig. Pecteu spathulatus Eoe. Grcsslya sp. häufig. Pecten Gingensis Qu. Pleuromya sp. häufig. Gryphaea sp. Cephalopoden. Somiinia sp. e) Humphriesischichten. In Profil XXI bilden die Humphriesischichten einen zirka 1,5 m mächtigen Eisenoolith, der von den grauen, fossilarmen, glimmer- haltigen Mergeln der Blagdenizone überlagert wird. Die Fauna der eigentlichen Humphriesischichten ist mehr durch Individuen-, als durch Arten-Reichtum ausgezeichnet. FossüjüJinmf}. Brachiopoden. Rhynchonella(Acanthothyris)spi- Terebratula perovalis Sow. nosa Schi. Terebratula retrocarinata Eothpl. Heimia Maycri Choffat. Terebratula subbueculenta Chap. Terebratula carinata Dav. u. Dew. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n . Alectryonia flabelloides Lmk. Gresslya sp. Pecten ambiguus Goldf. Pleuromya sp. Pholadomya Murchisoni Sow. Cephalopoden. Stephanoceras Humphriesi Sow. Sphaeroceras sp. Stephanoceras Braikenridgi Sow. Belemnites giganteus Schi. Sphaeroceras Gervillei Sow. f) Blagdenischichten. Die Gleichförmigkeit dieser Schichten ist mehrfach betont wor- den; auch in dem untersuchten Gebiete bilden sie durchweg: ffraue, knollige, sandige Kalke und sandige Mergel. Sie erreichen zirka 10 m 134 E. liraiidliii. Mächtigkeit. Die scharfe, untere Grenze wurde schon erwähnt. Profil XXVI zeigt den ganz allmählichen Ucbergang der Blagdenischichten in die unteren Acuminataschichten. Fossüführung. Echinodermen. Pentacrinus sp. Brachiopoden. Globate Terebrateln. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n . Ctenostreon pectiniforme Schi. Modiola cuneata Sow. Pecten lens. Sow. Pinna cuneata Phil. Pecten Penevieri Opp. Trigonia costata Sow. Oxytoma Münsteri Bronn. ? Perna sp. Cephalopoden. Stephanoceras Blagdeni Sow. Belemnites sj). g) Parkinsonischichten i. w. s., Hauptrogenstein. Unter Parkinsonischichten i. w. S. fasse ich die Sedimente zwi- schen Blagdeni- und Variansschichten, d. h. die Zonen der Parkin- sonia subfurcata, der P. Parkinsoni (Parkinsonischichten i. e. S. vergl. Taf. III, Fig. 4) und der P. ferruginea zusammen. Die leitenden Ammoniten sind wenigstens im Westen selten, Parkinsonia subfur- cata ist noch nicht gefunden worden, dadurch wird diese Zusammen- fassung, die auch von F. Mühlberg durchgeführt wurde, 2^) gerecht- fertigt. Die Parkinsonischichten des Untersuchungsgebietes erwecken besonderes Interesse, da sich hier der Uebergang von der oolithischen in die tonige Facies vorbereitet und zum Teil vollzieht. Bei einer Diskussion dieses interessanten Facieswechsels muss gegen Westcui und Osten über das hier besprochene Gebiet hinaus gegriffen werden. M. Mühlberg "^) gibt für den Hauptrogenstein der Gegend östlich Frick folgendes Profil : 2^) F. Mühlberg: Erläuterungen zur geol. Karte des unteren Aare-, Reuss- und Limmattales in 1 : 25,000. Eclog. geol. Helv., vol. VIII. Nr. 5, p. 508. 2-5) M. Mühlberg: Vorläufige Mitt. üb. d. Str. des br. Jura etc. Eclog. geol. Helv., vol. VI. Nr. 4, p. 316. Geologie des nördlichen Aargauer Tafeljura 135 Untere Acuminataschichten. Sinuatusschichten. Oberer Hauptrogenstein. Spatkalk. Meine Detail-Beobachtungen, die in Profil XXVI und XXVII zum Teil niedergelegt sind, bestätigen diese Gliederung. Die unteren Acuminataschichten konnte ich vom Fricktal aus ostwärts bis zum Giigli i. SW, von Gansingen verfolgen ; kleine un- bestimmbare Parkinsonien sind darin nicht selten. Am Laiibberg süd- östlich Gemsingen führen die Mergel über den Blagdenischichten nur noch vereinzelte Exemplare von Ostrea acuminata ; sie sind die Ver- treter der unteren Acuminataschichten des Westens und haben ein Bruchstück einer Parkinsonia geliefert, die in derBerippung P.Garan- timia nahe steht. Der Schichtkomplex über den unteren Acuminataschichten und unter den Spatkalken wird vom Fricktal nach Osten immer mergeliger. Am Wessenberg bei Mandach stellt er eine Wechselfolge gelber bis grauer oolithisoher Mergel und oolithischer, bröckliger Mergelkalke mit vereinzelten Kalklagern dar (vergl. Tafel III, Fig. 4). Als be- zeichnende Fossilien erwähne ich vom Wessenberg Hemicidaris Koech- lini, Cidaris cucumifera, Limatula helvetica, Limea duplicata, Ostrea acuminata und häufige kleine Terebrateln. Parkinsonien, die in den entsprechenden Schichten an der Aare verbreitet sind, fand ich keine. Die Spatkalke (Ferrugineus-Schichten) sind im ganzen Dogger- zuge zwischen Frick- und Aare-Tal vorhanden und durch kleine Stein- brüche erschlossen ; ihre oberen Lagen zeichnen sich durch rote Fär- bung und durch den Gehalt von Eisenoolithkörnern aus. Betreffs des Facieswechsels in den Parkinsonischichten möchte ich nur hervorheben, dass in der Richtung von Ost nach West die tonigmergelige Facies zuerst in den oberen Horizonten verdrängt wird und am längsten in den unteren Acuminatenschichten erhalten bleibt. Fossiljührung. Würmer. Serpula sp. B r y o z 0 e n. Vereinzelte Bryozoen. Korallen. Stöcke und Einzeltiere. 136 E. 15i-;indlin. Echinodcrmen. Pcntacrinus sp. Cidaris maeandrina Ag. Cidaids cucumifera Ag. Hemicidaris Koechlini Cott. Cidaris Zschokkei Cott. Clypeus Ploti Klein. Echinobrissus Renggeri Des. Holectypus depressus Leske. Seeiffelstacheln. Brachiopoden. RhynchoncUa obsoleta Sow. Terebratula sp. Rhyiichonella sp. Lamellibranchiaten. Alectryonia flabelloides Lamk. Ostrea acuminata Sow. Ostrea cf. obscura Sow. Lima cardiiformis Sow. Lima impressa Morr. u. Lyc. Limatula Helvetica 0pp. Lima scabrella Terq. u. Jourd. Limea duplicata Goldf. Pecten Dewalquei 0pp. Pecten ambiguus Goldf. Pecten disciformis Schiibl. Oxytoma Miinsteri Bronn. Pscudomonotis echinata Sow, Modiola cuneata Sow. Gervilleia sp. CucuUaea subdeciissata Gldf. Homomya cf. gibbosa Sow. Homomya sp. Pholadomya sp. Pleuromya sp. Trichites sp. Pinna cuneata Phil. Gastropoden. Nerinea sp. Cephalopoden. Parkinsonia ? Garantiana dOrb. Bolemnites canaliculatus Schl. Parkinsonia sp. Bolemnites Wiirttembergicus Opp. Belemnites giganteus Schl. h) Variansschichten. Die Variansschichten stellen ruppige Kalke und Mergel, von 0,8 — 2,5 m Mächtigkeit dar, die oft, und besonders in den oberen Lagen, eisenoolithisch sind. (Vcrgl. Profil XXIX und XXX.) Fossilführung. Bryozoen. Bryozoen treten nicht häufig auf. s VeihandlimKCii iler NaturforsclienJcn Gebcll^cliaft in Basel, Band XXll. Tafc Tdf:E^ H200W. Schbltiägl. «„»taumeri Legende. j Niederterras5e Heitere Scholler i Scholtermorànen tloranen s glaciale Lehme IfTinger- Birmensdorfer- Schichten Oivesien. Callovwn, ifsnansschicblen Parkmsonischichten '='<=' Ôlagdem-Murchisonae- Schichten Opalinusschichtûn Lias Hauptmusch^kali flnhydnlformatm h^ duntsandstemtflothegendes V/ A Gneiss y Hrmi^ung s Überschiebung \'.ili.iii(lhiiiK.-îi ilrr N:iliiiroi-,H,L.iul<.ii (icsfllsdiafl ii, Basil, Han.l XXII, T.ilVl X, Profile der Sedimente des nördlichen Aargauer Tafeljura zwischen Aareu. Frick-Tsl. von E-Brandhn ESSw |TT3 Ç,„,hm,„l ffoltiegendt F,g. 2. Detailprofile des ob. mittleren Heu per s , i Vnra Proinm. Prünimi. PtMXI. Tar.m. Fi gl Übersichtsprofil der Trias in tioco. l-a--:^ _-^ \m\n\. - .SS i^ikncer I Keuper s e" 3 Wat/o/müsffte/ka/d ■■■'.; ^eiu ^'pi \ fifhydrilformation '^Wêik'nkaii. i Ü^ellengebirge Cameolschicbtenl örundgebirge (r^puiiaufenburg) Fig3. LiasprofiliM i tooo. Fig. 4. Profile des braunen Jura iM i 2000 Tt/pusBttnaal WesKfricklal) Ornalenschkfiien flacrocep/talus 5 chichie ■-"r.v.v. Uariansschichiçn , ■ogtnitein. Hauptrogenstein (^Sut-furcatussch } ßlsgdenischichten Humphriesischich len Neutrale Zone 5 0 werbyis chich ten tlurthisonae- Concauusschichfen. schichten OOmächtig) den Gesellschaft in Basel, Band XXII. Tafel VII. ;k-Tal Mrl lim,i/li,jii„ul Sarasin. Kegel haben, die mit ihren abgestumpften Spitzen aufeinander stehen, und welche mit runden und rechteckigen, teils rot gefärbten Perl- mutter- und Knochenplättchen eingelegt sind; ferner zwei in Huacho gefundene Bambusstäbe, die mit vielfarbigem Garn so umwickelt sind, dass ein Muster zustande kommt. Ein sehr interessantes Stück ist ein Bündel sog. Knotenschrift : eine grosse Menge verschiedenfarbiger, mit verschiedenen Knoten versehener Schnüre, die den Inka-Priestern zur Aufzeichnung ihrer Kalenderfeste gedient haben soll. Ebenfalls aus Huacho stammt ein Fächer mit rosa Federn und einem Handgriff aus geknüpften Schnüren. Ueber den Gebrauch des Fächers bei den Inkas ist man verschiedener Meinung ; während einige Autoren schwanken, ob derselbe zum Feueranblasen, oder zum Fächeln verwendet worden sei, stellt ihn Seier mehr als E angabzeichen hin. Nur die Könige und der Kriegsadel seien be- rechtigt gewesen, Fächer aus den Schwanzfedern des Quetzals zu tragen, die vornehmen Kaufleute hatten solche aus den Federn des Waldhuhnes. Einfachere Fächer wurden immer auf Beisen mit- genommen, sie wurden allmählich ein Symbol des Beisens und auf bildlichen Darstellungen wird deshalb den Boten des Königs und den Pfadfindern immer eine Lanze und ein Fächer beigegeben, durch welche Attribute ihre Eigenschaft zu erkennen ist. Zwei rote Quasten aus Huacho, die eine an einer langen, ge- flochtenen Schnur, die andere an einem mit Stoff überzogenen Holzgriff befestigt, sind wahrscheinlich auch als Bangabzeichen aufzufassen, wenigstens sagt J . J . v. Tschudi bei Erwähnung der vielen Menschenopfer der Inkas, wenn ein neuer Inka die ,,rote Quaste" genommen habe, seien 200 Kinder geopfert worden. Durch fünf sehr guterhaltene, aus vielfarbigem Wollgarn ge- flochtene Schleudern ist die gebräuchlichste Schuss waffe repräsen- tiert. Ist doch dieselbe, wenn auch über ganz Amerika verbreitet, hauptsächlich von den Völkern des Inka-Beiches besonders gut und sicher gehandhabt worden. Sie spielt deshalb, wie aus der Arbeit von Friederici zu entnehmen ist, eine Bolle in den Inka-Sagen ; sie ist die Waffe des Donnergottes ; Chinchi Eoca gibt mit einem Schleuderschuss, dessen Geschoss eine Kristallkugel ist, in einer Schlacht das Zeichen zum Angriff ; Huayna Capac soll mit einer von seinem Vater, der Sonne, erhaltenen Schleuder, nebst drei Kristallgeschossen in einer Schlacht Wunder verrichtet haben. Die Schleudern für die Militärverwaltung wurden in bestimmten Ge- genden des Beiches geflochten und die eiförmigen, steinernen Ge- schosse ifabrikmässig hergestellt. Beides w^urde in Arsenalen für den Kriegsfall aufbewahrt. Die Treffsicherheit mit dieser Waffe Sammlung für Volkerkunde des Basler Museums. 197 wird von dorn Spanier Henriquez de Guzman gerühmt und von der Durchschlagskraft der Geschosse erzählt, dass sie so gross ge- wesen sei. um Pferde zu töten, und auf 30 Schritte ein Schwert in zwei Teile zu schlagen. Die Schleuder wurde um die Stirne ge- wickelt getragen. Dass die Textiliiidustrie in hohem Masse entwickelt war, zeigen uns die vielen Gewebemustcr aus verschiedenen Gräberfeldern, von welchen uns eine grosse Anzahl, nebst einem prächtigen Feder- mantel aus Huacho von Dr. Masarey geschenkweisc überlassen wurde. Wenn man bedenkt, dass teils von Hand, teils mit ganz ein- fachen Hilfsmitteln gewoben wurde, müssen die künstlerischen Muster und die stylisierte Darstellung tierischer und menschlicher Figuren um so mehr bewundert werden, nicht minder auch die kräftigen, jetzt noch gut erhaltenen Farben der Gewebe. Nach der Aussage des Verkäufers, Dr. Gaffron, soll besonders ein Stück von Pachacamac, auf welchem ein Distelornament eingewoben ist, von Bedeutung sein, da die Darstellung von Pflanzen in diesen Ge- weben lange in Abrede gestellt worden ist. Was die Herstellungsart anbetrifft, so ist dieselbe eine verschiedene, oft ist der Zettel von derselben Farbe und das Muster wird durch den, durch die ganze Bahn gehenden Einschlag hervorgebracht, oder umgekehrt; hierbei weist die Rückseite eine andere Farbe auf als die Vorderseite. Bei andern Stücken geht der Einschlag nicht durch die ganze Bahn, sondern die auf derselben Höhe sich befindlichen Farben werden für sich gewoben und die dadurch zwischen ihnen entstandenen Lücken entweder offen, gelassen, oder untereinander vernäht, ge- nau wie bei 'den alten Gobelins ; in diesem Fall ist dann das Farben- muster auf Vorder- und Rückseite dasselbe. Die genaue Prüfung und Beschreibung des grossen Materials wäre für einen Fachmann gewiss eine interessante und lohnende Arbeit. Zum Weben wurden schwertförmige Holzleisten gebraucht, von denen wir fünf Stück aus Chancay erhielten, diese Webstöcke wurden einesteils verwendet zum Auseinanderhalten der Zettelfäden, «ndern- teils zum Anj)ressen des Einschlags. Von Schädeln sei hier ein schönes Exemplar mit einem Os incae angeführt. Die sehr interessante, aus Holz geschnitzte Totenmaske, eben- falls aus dem Gräberfeld bei Huacho, wurde bereits durch Herrn Prof. Hütimeyer in den Verhandlungen der Naturforschenden Ge- sellschaft (21, 1910) eingehend besprochen, weshalb wir liier nicht näher darauf eingehen wollen. 198 Paul Sarasiii. • Von Herrn Carl Grüneise?i aus Buenos Aires, der sich vorüber- gehend in seiner Vaterstadt aufhielt, wurden Avir in freundlichster Weise mit einigen Gegenständen bedacht, die er bei Gelegenheit einer partiellen Erforschung des Paraguay-Urwaldes (Chaco para- guayo) direkt von den Lenguas-Indisinern eintauschte. Es sind dies eine originell geformte Geige mit einer Saite, ein Bogen mit sechs Pfeilen, eine Fellschürze, verschiedener Halsschmuck aus Zähnen und Glasperlen angefertigt, drei hölzerne Pfeifenköpfe und ein Gürtel, wie sie von den Indianerweibern aus Caraguatapflanzen- fasern angefertigt werden. Den Herren, die in so freundlicher Weise unsere Sammlung durch manches schöne und interessante Stück bereichert haben, sei an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen, ebenso den unten angeführten Geldspendern, die es uns ermöglichten, trotz des kleinen, uns zur Verfügung stehenden Kredits, manches seltene Stück, das uns sonst entgangen wäre, für die Sammlung zu er- werben. Geschenke. Von Frau Bachofen-Vischer Fr. 200. — ,, Herrn Carl Vischer-Vischer ,, 20. — M. K. Forcart, Vorsteher der Al)teilunt;' Amerika. Europa. Das Berichtsjahr war für die Abteilung Eurojoa insofern ein bedeutsames und denkwürdiges, als in ihm' zum erstenmal die seit nunmehr sechs Jahren gesammelten Gegenstände durch eine öffent- liche Ausstellung allgemein zugänglich gemacht worden sind. Schon seit längerer Zeit hatte der Abteilungsvorsteher das Bedürfnis emp- funden, die Behörden sowohl, wie die mannigfachen Gönner und Freunde sachlieh-volkskundlicher Bestrebungen die Früchte ihres wohlwollenden Interesses sehen zu lassen, ohne dass die sclireiende Raumnot es ihm gestattet hätte, diesem Wunsche nachzukommen. Da legte die auf den Frühsommer 1910 nach Basel anberaumte Gene- ralversammlung der ,, Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde" ihm den Gedanken nahe, den Wunsch einer temporären Ausstellung in den eben leerstehenden Räumen des grossen Rollerhofes zu wagen. Nachdem die Erlaubnis der Regierung und der Universitätsregenz eingeholt war, wurde zu den ersten Dispositionen über die Ver- teilung der stofflichen Gruppen in die verschiedenen Räume ge- schritten. Der ursprüngliche Plan, nur das Erdgeschoss und den Sammlung- für Völkerkunde des Basler Museums. 190 1. Stock zu einer kleinen ohne erhebliche Kosten einzurichtenden Ausstellung zu verwenden, niusste angesichts der Stoffmasse sowohl, als auch aus ästhetischen Rücksichten fallen gelassen und eine für das weiteste Publikum berechnete Installation ins Auge gefasst wer- den. Die liberale Schenkung sämtlicher Requisiten einer Obwaldner Sennhütte durch Herrn Prof. Dr. John Meier ermöglichte es uns, unter Leitung von Herrn Regierungsrat Jos. Bucher (Kerns) eine bis ins kleinste vollständige Käserei einzurichten, im 1. Stock wurde nach dem Plan von Herrn Architekt Kupper eine Bauernstube er- stellt, für Geschirr, Hausrat, Religiöses usw. Schäfte und Gestelle angefertigt und im Hof ein Schutzdach errichtet. Bei all diesen Anordnungen hatte sich der Abteilungsvorsteher des erfahrenen Rats und der stets bereiten Hilfe von Herrn Franz Baiir zu erfreuen. Unsern vereinten Kräften gelang es, den Zweiflern zum Trotz, die Ausstellung auf den angesetzten Termin, den 5. Juni, fertig zu bringen. Die Gegenstände waren f olgendermassen disponiert : Im Hof : grössere Objekte aus der Landwirtschaft, der Fischerei, dem Fuhrwesen ; im Vorraum an der Treppe : kleineres Fischerei- und Jagdgerät ; im Durchgang am Hof : Handwerk, Land- und Vieh- wirtschaft, Milchwirtschaft ; anstossend : die Sennhütte ; an der Treppenwand zum 1. vStock : volkstümliches Bildwerk; im Korridor des L Stockes: Gegenstände aus dem Volksbrauch und Spiel, so- wie religiöses Bilderwerk ; in Zimmer Nr. 6 : Religion und Volks- glaube ; Nr. 5 : Bauernstube, mit Herdraum als Durchgang zu Nr. 4, welches im Alkoven Küchengerät, im Hauptraum diversen Haus- rat, Beleuchtung, Holzschnitzerei, Tesseln, Zinn (Sammlung Engel- mann) enthielt ; Nr. 3 : Keramik und Glas (letzteres Sammlung Engelmann) ; im 2. Stock : Korridor : Grössere Möbeln (Schränke und Truhen), Gebäck, bemalte Mehlsäcke; in Zimmer Nr. 8: Hanfbearbeitung, Spinnerei, Strohflechterei, Privatsammlungen Dr. V. Schulthess-Zürich. (Appenzeller Volkskunst) und Dr. Etlin- Sarnen (Obwaldner Volkskunst und Türschlösser) ; Nr. 7 : Weberei, Stickerei, Stoff druckerei etc., Privatsammlung IMé-St. Gallen (euro- päische Bauernstickereien). Am 5. Juni wurde die x4.usstellung für die Teilnehmer an der Generalversammlung der Gesellschaft für Volkskunde, am G. für das weitere Publikum geöffnet. Da der Besuch Aveit hinter den Er- wartungen zurückblieb, musste zu dem etwas massiven Mittel der Reklame in Form von Postkarten, Annoncen, Plakaten und illu- strierten Zeitschriftartikeln gegriffen werden ; aber obschon sich daraufhin die Frequenz erheblich besser gestaltete, war sie immer noch nicht hinreichend, um die erheblichen Unkosten auch nur an- nähernd zu decken, und wäre uns nicht die Berichthausdruckerei 200 Taul Sarasin. durch unoiitgeltliche Verabfolgung von 500 Separatabzügen des Ausstellungsführers, die Plakatgesellschaft durch billigste Berech- nung der Anschlagspesen und der Verkehrsverein durch kostenlose Verteilung von lieklaniekarten in Hotels und Restaurants in dankenswertester Weise entgegengekommen, so würde sich das End- ergebnis noch unerfreulicher gestaltet haben, als es in der Tat schon war : bei Fr. 2627.60 Einnahmen und Fr. 6657.55 Ausgaben er- gab sich ein Passivsaldo von Fr. 4029.95. Leider sah sich der Ab- teilungsvorsteher bei seinen sonstigen durch die Ausstellung verur- sachten Unkosten ausserstande , das Defizit aus seinen Privat- mitteln zu decken, und so wandte er sich denn, nicht ohne das Be- svusstsein der persönlichen Verantwortlichkeit, an die h. Regierung, die ihm in liberalster Weise einen Beitrag von Fr. 1000. — bewilligte. Für die noch ungedeckte Summe von Fr. 3029.35 musste private Hilfe in Anspruch genommen werden, und durch die grosse Generosität eines hiesigen Finanzmannes, der einige Freunde und Bekannte für unsere Bestrebungen zu interessieren wusste, ist es gelungen, in kurzer Zeit den Fehlbetrag aufzubringen, bis auf 200 Fr., die von der Gesellschaft für Volkskunde und zwei altbewährten Gönnern der Sammlung gezeichnet wurden. Am 31. August, nach beinahe dreimonatlicher Dauer, wurde die Ausstellung geschlossen. Ausser den genannten Spendern ge- bührt unser Dank der h. Begierung, die uns die schönen und für die ausgestellten Gegenstände so vorzüglich sich eignenden Räume des Rollerhofs während drei Monaten unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat ; nicht zum mindesten aber auch den Herren Dr. Etigel- mann, Dr. Etlin, Leop. IkU und Dr. v. ScJudthess, sowie der Land- wirtschaftlichen Sammlung des Eidg. Polytechnikums (Leiter : Herr Prof. Moos), die durch leihweise Überlassung ihrer volks- kundlichen Sammlungen so erheblich zum Gelingen des Unter- nehmens beigetragen haben. Dieser ,, Ausstellung für Volkskunst und Volkskunde", d. h. dem Umstand, dass das weitere Publikum einmal zu sehen bekam, was in unserer Abteilung gesammelt wird, mag es auch mit zu verdanken sein, dass das Jahr 1910 mit einem ZuAvachs von 1038 Nummern an Fruchtbarkeit alle früheren übersteigt. Gehen Avir nunmehr zu einer nach Stoffgruppen geordneten Aufzählung der wichtigeren Gegenstände des diesjährigen Zu- Avachses über. Wir beginnen am besten mit dem Haus und seiner P^inrichtung. Aus der Zeit des Strohdachs stammt eine räfförmige Vorrichtung, die in die Dachlatten eingehakt wird, und dem Dachdecker Halt bietet ; dazu gehört ein langer eiserner Haken, offenbar zum Auf- Sammlung fin' Vülkerkiuide des Fiasler Museums. 201 heben der Strohbündel ; zwei anscheinend sehr alte Firstziegel mit Glasurspuren aus Basel erhielten wir von Herrn G. Stehelin-KeUer- mann, eine Anzahl mit Ritz-, Eindruck- und Relief dekor versehene aus Gelterkinden (G. v. Hrn. P. Amans) und der Urschweiz, wo- her uns nun auch erfreulicherweise einige Tonmodel zum Auf- drucken des Dekors schenkweise durch unsern bewährten Freund Lörch zugegangen sind. Der selbe übermachte uns einen riesigen, aber modern physioplastisch gebildeten Hahn aus Blech, angeblich in Dottenberg als Windfahne verwendet. Zum Innern des Hauses uns wendend, erwähnen wir zunächst als Geschenk v. Hrn. Dr. R. LaRochc drei eiserne, teilweise wohl in die gotische Zeit zurück- reichende Schlösser aus Hagental und zwei zierliche Holzschloss- modelle von Hrn. Pfr. Gerster in Kappelen. Der Löwenanteil in quantitativer Hinsicht ist auch dieses Jahr wieder dem eigentlichen Hausrat (grösseres Mobilar und kleinere Haushaltungsrequisiten) zugefallen. Es wird dies naturgemäss wohl noch in den nächsten Jahren der Fall sein, bis der erste Bedarf an den gewöhnlicheren, verbreiteteren Formen gedeckt ist. Der Grund zu diesem grossen Segen liegt auch in den reichhaltigen Einsichtssendungen des Hrn. Lörch in Lindencham, die neben Unbedeutendem doch manchmal recht Beachtenswertes enthalten. Von eigentlichen Möbeln sind ein- gegangen : eine innerschweizerische Truhe, dat. 1793, zwei Kinder- stühlchen aus dem Kt. Luzern, davon eines geschenkt v. Hrn. Lörch, und, als Leihgabe von Hrn. Prof. Stückelberg, eine Wiege mit primitiver Kreisornamentik aus dem Tessin. Eine kupferne Bett- pfanne verehrte Hr. Apotheker Dr. J. A. HäfUger. Aus dem zahl- reichen kleineren Hausrat seien erwähnt : ein hölzernes einfach ge- schnitztes Wandkistchen aus Ziefen zum Aufbewahren der Löffel (Gesch. A. Meyer, Sissach), ein zierliches mit bäurischer Blumen- malerei dekoriertes Nähkästchen und zwei Kästchen mit Stroli- mosaik, sämtlich in Davos gekauft und von Hrn. Prof. Meier geschenkt, ein ähnliches von Hrn. Dr. R. La Roche geschenktes ist unbekannter Herkunft, ein kofferartiges in Maserholz aus Basel (G. V. Frau Faesch-Schloeth) . Daran reihen eich wieder einige ältere Exemplare der jetzt neuerdings in Mode kommenden bemalten Schindelschachteln, deren Herd Berchtesgaden ist, wie mir Hr. Arehit. Zell in München, der erste Kenner bayerischer Volkskunst, bei seinem Besuch der Ausstellung mitteilte. Ferner wurde die Tintenfässer- und Ellsteckensammlung um einige gute Stücke ver- mehrt, noch kürzlich wurde eine geschnitzte Basler Elle von 1673 erworben. Ein gläserner Wasserbarometer aus Sissach (Schwarz- wälder Arbeit?) war in der ausgestellten Bauernstube zu sehen, eine von Hrn. Dr. Engelmann geschenkte bemalte Holzflasche im 14 202 Taul Saïa^iii. Hausratrauni. Fiau Stückelher g-Briistlein und Herrn TF. Baader '\ haben wir je eine Kürbisflasche zu verdanken und Herrn Dr. Alfred La Boche einen in der Form recht altertümlichen aus einem Stück Holz geschnittenen Trinkbecher aus Ungarn. Auch von Essgerät ist manches neue hinzugekommen. Hier seien nur zwei buchsbaum- holzene Messer württembergischer Zigeuner erwähnt, die, Avie auch weiter unten zu nennende Zigeunersachen, von einem in Pforzheim sesshaft gewordenen Zigeuner stammen, sowäe ein in der Lorze ge- fundenes Bauernmesser mit Bleibeschlägen. In den Bereich der Küche gehört eine primitive, aus rohem Lehm gebildete Back- glocke (test), wie sie die rumänischen Bauern der Umgebung Buka- rests noch vereinzelt zum Ausbacken kleinerer Teigwaren ver- wenden.^) Durch eine Notiz Dr. Emil Fischers im ,, Archiv für Anthropologie" 1909 auf das Objekt aufmerksam gemacht, wandte ich mich brieflich an den Verfasser, und dieser kam meiner Anfrage in freundlichster Weise durch Schenkung eines Exemplares ent- gegen. Von dem selben erhielten wir eine höchst primitive rumäni- sche Handmühle (risnita), bestehend aus zwei aufeinander gelager- ten Mahlsteinen, von denen der obere auf dem unteren hin und her gedreht wird und so das durch das Loch im Zentrum geschüttete Korn zu Mehl zerreibt, welches aus der Ritze auf eine Unterlage fällt. Von älteren Formen des Küchengeräts mögen hier noch einige Holzschüsseln und -Näpfe (teilweise Gesch. v. Hrn. Lörch), irdene Töpfe aus der Innerschweiz, kupferne und eiserne Pfannen, zwei Pfannenknechte aus Aegeri, eine Anzahl hölzerner und tönerner Model (andere s. u. Holzschnitzerei) und eine Kartoffelpresse Er- wähnung finden; als Geschenke gingen ein: eine Schnellwage ^) (anonym), ein zinnerner Zwiebelkorb aus dem Thurgau (Prof. Meier), ein Waffeleisen und zw^ei irdene Tüpfi (Dr. B. La Boche), eine Kaffeemühle (anonym), ein zinnerner Schöpflöffel von eigen- artiger Form (Hr. Brüderlin-Bonus), eine schmiedeiserne Pfannen- gabel (Hr. Lörch). In diesem Zusammenhang möge das Gebäck genannt sein, das zufälligerweise ausschliesslich durch Festbrote auf Weihnachten vertreten ist. Drei Bretzeln aus Walkringen wurden von Hrn. Prof. Bütimeyer geschenkt, eine grössere Zahl friesischer Gebildbrote Hessen wir aus Wyk auf Föhr und zwei sog. „burdins" aus Ste- Ménehould (Dép. Marne) kommen. ^) Einen bosnischen Backdeckel aus Blech bildet Meringer in ,,Das deutsche Haus und sein Hausrat" (Leipz. 1906) Seite 40 ab. Die rumänische Backglocke s. „Umschau" 2.5. Sept. 1909. ^) Die römische Schnellwage behandelt eine eingehende Arbeit von Sökeland in der Zeitschr. f. Ethnologie 42, 499 ff. Saininlunj;- fiir Viilkerkiiude des fiasler Museums. 203 Schon mehr der Holzschnitzerei, als dem einfachen Küchengerät gehören einige aus den Kt. Graubünden und Bern stammende reich geschnitzte Holzmodel an, die wir den HH. Prof. Meier und Rüti- tneyer, sowie Hrn. Dr. G. Steiner verdanken ; aus dem Tirol schickte Hr. WoMgemuth einen sog. „Alehlmerker", d. i. ein hölzerner Model, der auf der Oberfläche des in Kisten aufbewahrten Mehles abgedrückt wird, um das Entwenden von Mehl zu verhindern. Ferner möchten wir wegen der künstlerischen Arbeit hier, und nicht in den zugehörigen Sachgruppen einreihen : einen Melkstuhl aus Dottenberg, eine mit Inschrift und Küferemblemen en relief ge- schnitzte Fasswand (Gesch. Dr. R. La Roche), ein mit Trachten- figuren verziertes Tintenfass aus Murg a. E,h., zwei von Zigeunern geschnitzte menschliche Köpfchen ; ferner folgende in Davos er- worbene und von Hrn. Prof. Meier geschenkte Objekte graubündne- rischer Herkunft, die sämtlich im Hausratraum der Ausstellung zu sehen waren : ein Salzfass, ein ganz geschnitzter Kunkelstock,, das Fragment eines solchen mit reicher Schnitzerei, ein Ziegen- (?) Halsband mit pagod-enartigem Aufsatz, ein Nagelkästchen mit sehr altertümlichem Kerbschnitt und ein reliefgeschnitztes, rot und blau gefärbtes Kästchen, offenbar für Instrumente. Einen überaus stattlichen Zuwachs hat auch dieses Jahr wieder die Keramik erfahren. Freilich ist ein guter Teil desselben auf Rechnung der nahezu 100 Stück umfassenden Kollektion neapoli- tanischer Fayencen zu setzen, die uns Hr. Dr. Karl Paravicini freundlichst verehrt hat, und die unter bäurisch gearbeiteten Platten, Tellern, Tassen einige interessante Lampen enthält ; aber auch sonst wird der Abteilungsleiter inmier wieder auf die noch so viele For- schungsprobleme bietende schweizerische Bauernkeramik hingeführt. Eine Frucht des ihr zugewandten Interesses war die endgültige Feststellung des Geschirrs von Matzendorf (Kt. Solothurn), die uns durch Erwerbung einiger datierter Teller, Kammtaschen und Lichtstöckc in Matzendorf selbst gelang. Von ihnen aus Hessen sich sodann eine Anzahl bereits vorhandener Stücke bestimmen, und mit annähernder Gewissheit lässt sich jetzt sagen, dass die in der NordAvestschweiz so häufigen weissen Fayenceteller mit buntem Spruch- und Blumendekor zu einem grossen Teil Matzen- dorfer Fabrikat sind. Ausserdem sind wir den Basellandschäftler Keramikern ein gutes Stück näher gerückt, indem sich Reigolds- wiler, Bretzwiler unlcl Lausener Erzeugnisse, teilweise sogar unter Feststellung des Hafners, erwerben liessen. Ein anderes bisher un- bekanntes Geschirr (freilich neuen Datums) ist das von Sedrun (Graubündner Oberland), von dem Hr. Prof. K. Nef ein Essig- fässchen und einen Krug ßchenkweise übermachte ; ferner sind 204 Paul Sai-asin. ■wiederum die Langnauer und namentlieh die späteren Heimberger Keramiken um manche interessante Typen erweitert worden, wäh- rend die von Hrn. Prof. Meier geschenkten, an die Berner Pro- dukte erinnernden Geschirre von Grossensee und Gerstungen in Thüringen über die Grenzen der Schweiz hinausführen. Eine ur- alte Dekor-Technik zeigen die Stücke, die uns Hr. stud. phih TF. Vischer aus Portugal mitgebracht hat. Es sind unglasierte rote Tongefässe, deren einfaches Liniendekor mit der Kante eines flachen Kieselsteins aufpoliert wird ; andere wieder weisen die bekannte Applikationstechnik auf, wonach die erhabenen Pflanzenmotive in Model gedrückt und den Gefässen aufgesetzt wurden. Ein fertiges Stück sowohl wie auch einen zugehörigen Model hat Hr. Vischer seiner Schenkung beigefügt. Einen primitiven Wasserkrug aus Messina schenkte Hr. Ed. Klein, einen Ölkrug aus Volkensberg (Elsass) Hr. Dr. R. LaRoche, zwei schöne Exemplare grünglasier- ter Mostkrüge (sog. Verenakrüge) erwarben war aus der Inner- schweiz ; auch die Giessfass- und Sjiarbüchsenf ormen wurden um einige gute Stücke vermehrt, letztere durch Schenkung von Frl. Ithe7i in Oberägeri. Viel spärlicher ist der Zuwachs an Glas. Erworben wurden einige Gläser mit Emailmalerei, Flaschen mit Ätz- und Schliff- dekor, ein Milchglasfläschchen in eingeschnürter Kürbisform ; ge- schenkt einige ältere Gläser- und Flaschenfornien (LörcJi und Stuber). Auch die Beleuchtungsgeräte haben nicht in demselben Masse zugenommen, wie schon in früheren Jahren ; immerhin dürften einige neuhinzugekommene Talglampen , Öllampen , Kerzenstöeke, Laternen (darunter zwei von Hrn. Lörch geschenkte) der Erwäh- nung wert sein. Ein Windlicht schenkte Hr. August Meyer in Sissach. Ausserdem wurde ein Kerzengussmodell von der Insel Föhr und ein steinernes Lichthäuschen aus Stein (Kt. Luzern) erworben. Vom Hausrat gehen wir über zur Tracht, unter welcher Rubrik wir nicht nur die Kleidertracht im engern Sinne einschliessen, son- dern auch Haartracht, Fussbekleidung, Stöcke, Schmuck, Brillen, Tascheninhalt, Pfeifen, Feuerzeug und ähnliches. Ganze Trachten systematisch zu sammeln haben wir nach einem Abkommen mit dem Histor. Museum von Anfang an unterlassen; dagegen haben wir unser Augenmerk von jeher auf solche Einzelstücke gerichtet, die ent- weder für unsere einheimische Volkskunst charakteristisch sind oder sich als Überlebsel älterer Kulturstufen erweisen. Zu ersteren ge- hören die (meist silbernen) Haften, an denen die Bäuerinnen des Kt. Baselland mittelst geflochtener Lederriemen die Klappmesser aufhängten. Wir konnten davon 10 Stück in verschiedener Aus- Sammluiii;' für Völkerkunde des Basler Museums 205 führung und ebenso ein zugehöriges Messer mit Biemen bei Hrn. Meyer in Sissach erwerben. Ebendaher stammen zwei Stricknadel- behälter (,, Strickhölzchen"), die im Sehürzenband getragen wurden. Bedeutungsvoll durch ihre magische Form sind auch die dreieckigen Ohrringe von Gold, wie sie namentlich die Männer in der Urschweiz gegen Gicht oder Augenkrankheiten tragen. Wir erhielten solche, auch blumenförmige, von Frau A. Sarasin-VonderMühll über- wiesen. Primitiver in bezug auf Material und Herstellung sind die Kirschkernketten, wie sie im württembergischen Unterland jetzt von Kindern, ehedem jedenfalls auch von Erwachsenen hergestellt worden sind. Die Kirschkerne werden in flache Rindenstücke zur Hälfte eingepresst und die vorstehenden Hälften auf einem Stein abgeschliffen, hierauf werden die halben Kerne umgedreht und das- selbe Verfahren wiederholt, bis nur noch ein Ring übrig bleibt. Die so gewonnenen Ringe werden gespalten und ineinander ge- hängt. Zur eigentlichen Tracht gehört ein thurgauischer Stroh- zylinder (Gesch. V. Hrn. E. R. Seiler) und eine reichgestickte Haube aus Klein-Russland, die uns mit andern Objekten derselben Gegend (s. u.) von Hrn. Dreyfus-Brodsky verehrt worden ist. Ein Paar Lederschuhe aus Bosnien schenkte Hr. Dr. K. R. Kojfynami, Holzsandalen (sog. Länderschuhe) Hr. Riggenhach-Woringer, Steig- eisen aus der Innerschweiz Hr. Lörch, Pantoffeln, Handschuhe und eine Tasche aus Portugal Hr. stud. W. Vischer. Beachtenswert sind ferner durch ihre altertümliche Form ein Paar galizische Bauernschuhe, die aus einem zusammengerafften und mit einem Riemc]! am Unterschenkel befestigten Stück Leder bestehen. i*^) An Geschenken verdanken wir weiterhin Hrn. Lörch einen ledernen Geldgurt und einen Aufsteckkamm, Hrn. Dr. Häfliger einen Rohr- stock, Hrn. Dr. Ä. La Roche einen ungarischen Tabaksbeutel, aus dem Hodensack eines Ziegenbocks verfertigt, Hrn. A. Meyer in Sissach zwei Feuerstahle. Der Unterzeichnete übergab eine silber- beschlagene Tabakspfeife, die er 1896 in Zürich erworben hatte; gekauft wurde eine aus Wurzelknorren zusammengesetzte Zigeuner- pfeife. Die volkstümlichen Industrien sind durch Geräte zur Hanf- bearbeitung, Spinnerei, Weberei, Wollbearbeitung, Flechterei, Stickerei und Druckerei nebst zugehörigen Erzeugnissen vertreten. Der Hanfbearbeitung gehören an zwei innerschweizerische Holz- kämme zum Abstreifen der Samenkapseln, der Spinnerei vier Spinn- ^^) Vgl. den Longinus auf dem Echteruacher Evangeliendeckel aus dem X. Jh. bei Otte, Handh. d. kirchl. Kunstarchäologie. 5. A. Tafel zu Bd. I, S. 175. Aehnlich die bei Oberflacht in Schwaben gefundenen Bundschuhe, abgeliildet bei AVeiss, Kostümkunde. 2. A. Bd. II, S. 322. 206 Paul Sara.siii. rädor aus Sissach, Klosters, dem Thurgau und dem Kt. Luzern, zwei Haspel und zwei Spulräder aus Binningen und der Urschweiz, der Weberei ein gedrechselter Miniaturwebstuhl, erworben im Brocken- haus, drei bäurische Kissenanzüge, zwei aus Liestal, einer aus Zug, letzterer geschenkt von Frl. Ithen in Oberägeri. Eine ganz eigen- artige Webetechnik zeigen zw^ei in Farbe und Dekor gleich merk- würdige Teppiche aus Klein-Russland, die Hr. Dreyfus-Brodsky als Dubletten des Museums in Kieff für uns erwerben konnte und uns in höchst dankenswerter Weise als Geschenk Übermacht hat. Zur Wollboarbeitung dient ein luzornerischer Kardenstuhl und an- geblich auch zwei durch Hrn. W ohlgeynuth aus dem Tirol gesandte Holzschlägol, deren Anwendung aber noch nicht genügend auf- geklärt ist. Besser vertreten ist die Stroh- und Weidenflechterei, der wir in Zukunft etwas systematischer als bisher auf den Leib rücken wollen. Hierher gehören zunächst sechs von Hrn. Prof. Meier geschenkte Stuhlsitze, angefertigt von Schreiner Röthlin in Kerns (ObAvalden) mit jeweilen verschiedenen Flechtmustern, und ein Strohzwirnapj^arat aus dem Kt. Luzern. Namentlich aber haben die Korbgeflechte eine nicht unwesentliche Bereicherung erfahren. Eine ziemlich alte Technik scheint die Tannwurzelflechterei zu sein, von der wir schon ein besonders zierliches Spécimen aus Ob- walden besassen und nun neuerdings wieder einige primitive Formen aus Graubünden durch Hrn. Prof. Meier geschenkt erhielten. Die- selbe Technik weist ein radförmiger Flachkorb auf, in dem die Eisacktaler Bäuerinnen an Maria Himmelfahrt ihre Heilkräuter zum Weihen in die Kirche bringen, während zwei von Hrn. A. Meyer geschenkte sog. ,,Somber" aus Sissach eher an die Technik der nordamerikanischen Indianer erinnern. Die alte einseitige Marktkorbform mit dem Tragbügel zeigen zwei Exemplare aus Maschwanden und Dottenberg, letzteres geschenkt von Hrn. Lörch ; ebenso ist durch seine Form ein Kirschkorb aus Dottenberg be- merkenswert. Von Stickereien ist im Berichtsjahre nur wenig eingegangen. Schweizerisch sind davon der Brustteil eines Hochzeitshemdes aus Sissach (Gesch. Aug. Meyer) und drei Gürtel aus Evolena (Gesch. H.-K.). Eine reiche Bauernstickerei aus Klein-Russland verehrte uns Hr. Dreyfus-Brodsky. Aus der Klöppelei erwähnen wir ein aus- gerüstetes Klöppelkissen (erw. im Brockenhaus), aus der Stoff- druckerei zwei in Mülhausen hergestellte, von Hrn. JeJd daselbst geschenkte bäuerische Baumwolltücher. Die Industrie leitet uns zum Handwerk hinüber. Der Müllerei und Bäckerei gehören an einige Brotschaufeln .(,,Schüssel"), eine mulde und 13 Mehlsäcke mit aufgemalten Namen und Wappen; Sammlun.i;' für ViilktM'kunde des Basler Museums. 207 12 davon aus den Kt. Luzern und Zürich, einer von Schloss Kastelen im Aargau, von Hrn. Fr. Haller in Basel geschenkt. Eine sehr willkommene Gahe waren zehn Stück Gerbergeräte, die uns Hr. RaiUard-Schmidt in Basel verehrte, um so mehr als dieses Handwerk bis jetzt in unserer Sammlung gefehlt hat. Die Sattlerei ist vertreten durch eine Lederkluppe, die Küferei durcli eine Eeif- zange und ein Gesellenbuch (Gesch. v. Hrn. Karle), die Töpferei durch eine Lehmschaufel und die sechs verschiedenen Stadien eines bleiglasierten Bauerntellers (Gesch. v. Hrn. Franz Baur), die Schmioderei durch einiges Gerät aus dem Tirol, während anderes, wie Hobel, Ziehmesser und Klüpfel (Gesch. Lörch), Schindelspalter, Gewindeschneider usw. allgemeinerer Verwendung sind. Ein von Hrn. Lörch geschenktes grosses Hackmesser dürfte wohl der Metzge- rei (?) zuzuweisen sein. In das Gebiet der Metallergasie und Metallurgie schlägt ein Bleizugapparat nebst Zubehör und ein Kupfschwoizpfännchen, beide aus der Urschweiz. Auch die Fischerei ist um einige beachtenswerte Stücke ver- mehrt worden. Von unserer bewährten Gönnerin Frl. Ithen in Oberägeri erhielten wir ein Hechtnetz vom Aegerisee, eine Reuse vom Untersee wurde durch Hrn. stud. Bächtold für uns erworben ; einen Aalstecher und eine jetzt verbotene Form des Schollenstechers erhielten wir nebst zwei Netzstricknadeln und einem Maschenbrett- chen durch Vermittlung von Hrn. Dr. Häberlin in Wyk auf Föhr. In das Kapitel der Jagd sind die Fallen zum Fang von Vögeln, Mäusen, Ratten, kleineren Raubtieren und Schlangen zu rechnen, die uns aus dem Aargau, der Innerschweiz (teilweise als Geschenk von Hrn. Lörch), dem Tirol und Baden zugegangen sind; ebenso ein Lockkäfig aus dem Tirol. Auch zwei Pulverhörner primitiver Form sind erworben worden. Ein ganz neu angeschnittenes Gebiet ist das der Waffen. Kost- bare Waffensammlungen anzulegen, liegt nicht in unserm Programm. Da aber die Waffe zu den ältesten Instrumenten der Menschheit ge- hört, so sollte die Entwicklung derselben in einer ergologischen Samm- lung nicht fehlen. Der Anfang ist freilich bescheiden : es sind zwei Morgensterne (,,Trüssel") aus Adligenschwil, wie sie noch bis ins 17. Jahrhundert hinein in der Schweiz von den Bauern angefertigt worden sind ; immerhin darf die mit Eisenspitzen versehene Keule als primitive Waffe bezoiehnet werden. ^i) Und nun die Layidwir tschaft. Da seien zuerst die vier Pflüge genannt, um die die an sich schon stattliche Pflugsamndung ver- ^^) Eine mit der unsrigen völlig übereinstimmende Form ist bei Demmin, Die Kriegswaffen, S. 790, nach der Theodosiussäule in Konstantinopel (IV. Jh.), abgebildet. 208 Paul Sarasin. mehrt Avorden ist. Aus Schöz im Kt. Luzern stammt ein von Hrn. Dr. Paul Sarasin geschenkter Pflug mit Vorwagen ; derselbe stellt eine besonders schwere Form des sog. Aargauer Pfluges dar, weist aber als Abweichung von dem Normaltypus eine merlcAvürdig zier- liche Schar und dafür zwei grosse unmittelbar hintereinanderge- stellte Sech auf. Das zweite Stück hat Hr. Dr. Fritz Sarasin uns in Brindisi erworben ; es ist ein sehr einfach konstruierter und leicht gehaltener Typus ohne Sech und Streichbrett, die Gabel- deichsel lässt auf ein einziges Zugtier schliessen. Ebenfalls sehr altertümlich ist ein Pflug aus dem französischen Département Hte- Loire, eine durch Hrn. Dr. Kans Stehlin vermittelte Spende von Hrn. Philis in Senèze. Im Prinzip an den bereits vorhandenen Auvergner Pflug erinnernd, weicht er von diesem doch wieder inso- fern ab, als er an Stelle der eingelassenen Eisenstange eine an dem Fuss befestigte Schar besitzt. Auffallend sind die ohrenartig zu beiden Seiten des Fusses schräg rückwärts verlaufenden Eund- pflöcke, die offenbar dazu dienen, eine Furchenböschung zu strei- chen. Einen ganz andern Aufbau zeigt der durch Hrn. Dr. Eînil Fischer in Bukarest geschickte rumänische Pflug. Derselbe enthält ausser der Schar ein deutliches, wenn auch kleines und natürlich noch völlig flaches Streichbrett ; besonders charakteristisch an ihm ist jedoch die am vordem Teil des Grendels angebrachte Gleit- kufe, ein Vorläufer des eigentlichen Räderpfluges. Von grösseren Geräten sei sodann eine grobgerippte Dreschwalze (russ : kotok , d. i. ,, Rolle") aus dem südrussischen Gouv. Jekaterinoslav genannt, die von Hrn. stud. Rempel besorgt und uns freundlichst von Hrn. Pfr. S. Preiswerk-Sarasin geschenkt worden ist. Das Stück ist um so beachtenswerter, als diese Dreschart in der sonst so weitblicken- den Abhandlung ,,Zur Geschichte der Dreschgeräte" von Meyer- LiihTîe (,, Wörter und Sachen", Bd. I S. 226) nur in Südfrankreich, Spanien und Italien nachgewiesen ist. Im Kt. Aargau wurde eine ältere Form der Kornfege (,, Windmühle"), ein Heuschroter und zwei Heurupfer erworben ; wir erwähnen ferner Sicheln, Sensen,, Dengelgeräte, Schossgabeln, Rechen, Trügel, Wald- und Spalt- sägen, Gertel, Wald- und Rebmesser von verschiedener Form und Herkunft, als weniger häufig vorkommende Stücke : einen sorg- fältig geschnitzten Weidenspalter, ein Stickeisen aus Baselland zum Einrammen der Rebstecken und ein von Hrn. Aug. Meyer ge- schenktes Pfropfgerät (,,Zwej-Gschirr"). Das primitivste Stück dieser Gruppe ist aber ein Bienenstock aus Inden (Wallis) ; der- selbe besteht lediglich aus einem ausgehöhlten Nussbaumklotz, der oben mit einem Deckel geschlossen wird und unten mit zwei aus- geschnittenen Fluglöchern versehen ist (Gesch. H.-K.). Zur Bienen- Saimiiliuij,'' für Völkerkiiiitle des Basler Museums. 209 Wirtschaft gehören auch einige von Hrn. Lörch geschenkte hölzerne Bienentröglein. In der Gruppe Tieli Wirtschaft möge eine Anzahl Kuhschellen, Rollen, Zäume, Brenneisen (ein österreichisches mit Wappen von Hrn. Brüderlin-Ronus geschenkt) und ein Hufmesser (Gesch. Aug. Meyer) untergebracht sein, unter dem Transportwesen ein Ochsen- geschirr aus Eoot, ein Joch, ein Ziegengeschirr, zwei Kummete und ein Räf aus der Innerschweiz : als Geschenke \yurden uns über- geben : von Hrn. stud. W . Vischer ein mit bunter Wollknüpferei dekoriertes Mauleselgeschirr aus Estremoz (Portugal), von Frau Riggenbach-Iselin das von Deputat Huber angefertigte Modell eines Krahns an der Basler Schifflände. Besonders vielseitig ist die Milchwirtschaft ausgebaut worden, was namentlich der schönen Schenkung von Hrn. Prof. Joh?i Meier, bestehend aus einer vollständigen Sennhüttenausrüstung aus Obwalden, zu verdanken ist. Dieses Obwaldner Milchgerät umfasst allein 39 Stück, darunter das riesige Kupferkessi, der Turner, der Schottentrog u.a.m. Ausserdem haben wir Hrn. Prof. Me^Vr noch einen Milchmessstab und eine Volle aus Graubünden zu verdanken. Einen Kesseluntersatz schenkte Hr. Regierungsrat Bucher in Kerns, einen Strohring, Milchmessstab und Vollenhalter Hr. Lörch, ein Stoss- butterfass Frl. Ithen ; erworben wurden einige Auf rahmgef ässe, Brenten, Eimer, Kessel und ein Drehbutterfass. Ein sehr weitschichtiges und vielgestaltiges Gebiet ist das des Volksbrauchs, das sich mit dem Spiel und dem Volksglauben nicht nur nahe berührt, sondern vielfach geradezu unentwirrbar verflicht. Zum eigentlichen Volksbrauch rechnen wii* die Masken, die ja auch heute noch die verschiedenste Verwendung finden. Vier hölzerne Fastnachtsmasken aus dem Sarganserland, teilweise bekannte Figuren aus dem Volke vorstellend, sind von Hrn. Zindel-Kressig (Schaff- hausen), einige papierene aus Württemberg von Hrn. Wittich (Pforz- heim) geschickt worden, während vier dämonischer aussehende Tiroler Masken einem St. Nikiausspiel entnommen sind. Ihnen reiht sich eine über 6 m lange Nikiauspeitsche aus dem Kt. Zug (Gesch. v. Frl. Ithen) und eine badische Dreikönigausrüstung an, wie sie von den am 6. Januar umziehenden Kindern getragen wird. Fastnachts- ruten und zugehörige Scheiben aus der badischen Nachbarschaft wurden uns von Hrn. Prof. Rütimei/er zugewendet, eine Kar- freitagsklapper aus Eheinfelden von Hrn. Prof. Meier, während vier Palmsonntagszweige aus der Innerschweiz und dem katholi- schen Württemberg käuflich erworben wurden. In das Kapitel der Familienbräuche schlagen ein : zwei von Frl. Ithen geschenkte Hoeii- zeitsnastücher aus dem Kt. Zug, eine Schaffhauser Brautkrone 210 Paul Sara.sin. älteren Stils (Gesch. v. Hrn. E. R. Seiler), mehrere Taufzettel und ein bei Traueranlässen getragener Mantel aus Dottenberg (Gesch. Lörch), in das des kirchlichen Brauchs drei Fronleich- namskronen aus der Urschweiz (wovon eine von Hrn. Lörch ge- schenkt). Von einzelnen Gegenständen zum Volksbrauch sei noch folgendes erwähnt : ein Stock, dessen Griff einen Kalbskopf mit einem Fisch im Maul darstellt, und der im Tirol (Umgebung von Bruneck) beim Aufbieten zu einem Kälberessen herumgetragen wurde : ein neuer Beitrag zu dem alten Rechtsbrauch des Auf- bietestockes. In diesem Zusammenhang mag auch gerade der zier- lich geschnitzte Wallfahrtsstock aus St. Andreae bei Brixen ange- führt sein, der von sog. Betweiblein getragen wurde, die als Stell- vertreter eines Andern die Wallfahrt unternahmen ; also auch dies wohl ein ursprünglicher Botenstock. i^) Mehr zur Unsitte als zur Sitte gehört ein Totschläger aus Reigoldswil (Gesch. Aug. Meyer) und ein Schlagring aus derselben Gegend. Die Gruppe Spiel hat im Berichtsjahre keine unwesentliche Bereicherung erfahren, indem namentlich eine Anzahl Kinderspielzeuge, wie eine primitive Arm- brust, ein Pfeilbogen, eine Pfeilschleuder, eine Steinschleuder, zwei Knallbüchsen, ein primitives Holzkanönchen (Gesch. Dr. B. La Roche), ferner hölzerne Soldaten (ebenso) und eine bäuerische Puppenwiege neu hinzugekommen sind. Zwei zierliche Spielarbeiten gingen uns geschenksweise zu : von Hrn. Dr. R. La Roche eine appenzellische Bauernstube mit papierenen Figuren und eine von Hrn. Riggen- bach-Wori?iger in enghalsiger Flasche zusammengesetzte Kreuzi- gung Christi aus dem Muotatal. Als Musik-oder Lärminstrumente seien zwei im Ober-Elsass gekaufte Pfeifen erwähnt, die uns von Hrn. Dr. Major verehrt worden sind, und von denen namentlich die eine, am 11. Mai bei der Gangolf- Kapelle im Gebweilertale feil- gebotene durch ihre votivkopfähnliche Form Interesse beansprucht ; ferner sieben Rindenpfeifen aus Baden, ein Paar (spanische ?) Kastagnctten und ein (süditalienisches ?) Tamburin, letztere beiden Gegenstände geschenkt von Frau Stückelberg-Brüstlein. Als erstes Requisit zu einer Stiergefechtausrüstung verdanken wir Hrn. stud. TU. Vischer zwei portugiesische ,,banderillas", das sind die von den ,, banderilleros" auf den Stier geworfenen bunt aufgeputzten Wurf- haken. Zum Sport endlich gehören ein Paar Schlittschuhe älterer Form aus Basel. In das Gebiet des Rechts, der Verfassung und Venraltung dürf- ten zu verweisen sein die sog. ,, Zeugen", d. h. kleine Tonplättchen, 12) Vgl. K. v. Aniira, Der Stab in der germ Keehtssymbolik. (Münchner Sitzungsberichte Ph.-H. Kl. XXV). 1909. Sammlung- fiir Volkeikunde des Hasler Museums 211 auf deren Oberfläche ein Pfeil eingepresst ist und die unter die roh- gehauenen Grenzsteine gelegt werden, um die Richtung der Grenz- linie anzuzeigen. 'Z^vei Exemplare aus Stein a. Rh. -wurden von Hrn. stud. K. Bächtold gosclienkt. In dieser Gruppe sei auch untergebracht ein lederner Feuereimer mit Wappen der Sidler von Hünenberg und endlieh einige Masse und Gewichte älterer Zeit. Besondere Aufmerksamkeit haben wir von jeher den Gegen- ständen aus dem Aberglauben und der volkstümlichen Relir/ion gewidmet, da sie nicht selten auf vorchristliche Kulturstufen zu- rückweisen. Da ist vor allem das Amulett zu nennen, das durch einige recht interessante Stücke vertreten ist. Geschenkt wurden von Hrn. Prof. Belliicci in Perugia, dem ersten Kenner auf diesem Gebiet, fünf italienische Amulette : ein neolithisches Steinbeilchen gegen Blitzschlag, ein Stern- Korallenanhänger in Herzform gegen Behexung, eine Edelkorallenkugel für regelmässige Katamenien, eine trübweissliche Achatkugel zur Bewirkung reichlicher und guter Muttermilch und eine durchlochte Papstmünze von 1740 gegen die ,, Gichter" der Kinder, von Hrn. Prof. Harfirich in Zürich ein Hahnenknochenamulett aus der Mark Brandenburg gegen Fieber, erworben ein eiförmiges Kinderamulettchen aus Dottenberg und ein Zigeuneramulett, welches in einem roten Wollappen drei mit einem roten Faden umwundene Büschel roter Haare eingenäht enthält und von Schwangeren zum Schutz des Kindes um den Hals getragen wird. Mit diesen berühren sich enge die in einem Täschchen um- gehängten oder im Hause sorgsam aufbewahrten Faltsegen mit Heiligenbildchen, Kräuterschnitzeln, Miniaturstatuettchen u. a. zur Abhaltung von Seuchen (namentlich Pest) und Wetterschlag. Wir haben davon sieben Stück, namentlich aus der Innerschweiz, er- halten. Es folgen die mehr kirchlichen Skapuliere (Gesch. Lörch und Stückelberg) und Kissenamulette mit Heiligenbildern, die Agathenzettel gegen Feuersbrunst, Haussegen, Wettersegen, Him- melsbriefo und ähnliche im Volksglauben verwendete Gegenstände. Auch die in Rom hergestellten Agnus-Dei spielen im Volksglauben eine erhebliche Rolle ; drei, darunter ein besonders grosses vom Jahre 1775, wurden im Kt. Zug erworben. Reliquien wurden als Umrahmung von Heiligenbildern oder religiösen Symbolen oder in Kreuzform aufgeschmückt an die Wand gehängt (zwei solcher Objekte stammen aus Rheinfelden, andere aus der Urschweiz), oder in Kapseln mitgetragen (drei Stück aus Dottenberg) oder in Schachteln aufbewahrt (drei aus Schwyz). Eine bereits vorchrist- liche Sitte war das Darbringen von Weihegeschenken, sei es in Form von Bildern, wie eines vom Jahre 1787 aus dem Kanton Luzern, oder von Gegenständen, Figuren, Gliedern usw., wie sie ■212 Paul Sarasin. auch dies Jahr wieder, wenn auch viel spärlicher, eingelaufen sind : zwei Holzexvotos, Gesicht und Auge, aus dem Kt. Wallis sind durch ihre Form beachtenswert (Gesch. H.-K.). Ferner seien hier die Weihwassergefässe genannt, von denen wir ein zinnernes aus dem Kt. St. Gallen durch Hrn. Aufseher Mindel, ein irdenes durch Hrn. Lörch geschenkt erhielten, Statuetten eines Stallheiligen und einer alpbeschützenden Muttergottes ^vurden im Tirol erworben, Tonstatuetten bis zu ganz minimer Grösse in der Urschweiz ; ausser- dem Kruzifixe, Grabkreuze, Rosenkränze, Weihwasserwedel, Wall- fahrtsmedaillen teils schweizerischer, teils ausländischer Herkunft. Dem israelitischeti Kultus gehören an: ein ,,Mesussah" (deutsch ,, Pfosten") d. i. eine Blechhülse, welche ein auf Pergament geschriebenes Gebet enthält und am Türpfosten angebracht wird, damit nichts Unreines über die Schwelle komme, und ein ,,Chanuk- kah" genanntes Lampengestell, das während der Makkabäerfeier verwendet wird. Beide Objekte wurden von Herrn Lithograph Wolf geschenkt, während wir eine bronzene Lampe aus Lengnau Hrn. Dreyfus-Brodsky zu verdanken haben. Noch ganz unklar in bezug auf ihren Gebrauch ist eine uns von Hrn. Dr. B,. La Roche überwiesene angebliche ,, Wünschelrute", die sich seit Generationen in einer Berner Familie befunden haben soll. Sic zeigt zwei ungleich lange vierkantige Fischbeinstäbe, die in zwei Messingeicheln auslaufen und durch ein verschiebbares Messingband verbunden sind. Manches aus der Gruppe Religion wäre natürlich auch im volkstümlichen Bildwerk unterzubringen, da ja das Heiligenbild, wie unser Wort ,, Helgen" zeigt, in älterer Zeit einen Hauptbestand- teil der ,, Imagerie populaire" überhaupt bildete. Grosses Interesse hat bei Hrn. Architekten Zell aus München unsere Kollektion von Malereien hinter Glas geweckt, die er grossenteils mitsamt den Rahmen der Oberammergauer Industrie zuweisen konnte, während ein anderer hervorragender Sammler süddeutscher Bauernkunst, Herr Spiegelhalder in Lenzkirch, brieflich mitteilte, dass ein Haupt-Pro- duktionshorcl dieser Industrie in Röthenbach im Schwarzwald zu suchen sei, wohin sie ungefähr im Jahre 1720 aus Böhmen ein- geführt worden sei. Ferner wurden Heiligenbilder, Glückwunsch- und Denkzettel, Hochzeitssprüche, Jahrmarktzettel, Rebusbildehen usw. erworben. Als Geschenke verdanken wir : Hrn. E. R. Seiler ein drolliges Silhouettenbild mit der Geschichte Josephs und die Darstellung einer Schröpfszene, Hrn. Ed. Klein eine Kreuzigung Christi (Malerei hinter Glas), Hrn. Prof. Stückelberg einen hollän- dischen Bildverszettel. Sammluni;- für Völkerkunde des Basler ^ruseunis. 213 Zum Schlüsse erübrigt uns noch, einige Varia aufzuführen, die sich in obige Rubriken nicht leicht einreihen Hessen. Es sind einige medizmische Geräte : ein geschnitztes Aderlassetui aus dem Basel- biet, eine hölzerne Beinschiene aus dem Kt. Schwyz und ein Apothekerkästchen aus Graubünden, letzteres als Geschenk von Hrn. Prof. Meier; ferner sei hier eine uns von Hrn. Prof. Stiickel- herg überwiesene Taschensonnenuhr ( ?) dankend erwähnt, während drei von Frau Dr. Bruppacher in Zollikon eingeschickte korbsieb- artige Objekte, bis anhin noch nicht bestimmt werden konnten. Auf die einzelnen Gebiete verteilen sich die im Berichtsjahre erworbenen und geschenkten Gegenstände wie folgt : Haiishaii und Zubehör 17, Hausrat und Küchengerät (ohne Keramik) 207, Ge- schirr 199, Glas 14, Gebäck 17, Tracht und Zubehör 50, Hoh- schnitzerei 19, Bildwerk 34, volkstümliche Industrien 57, Hand- werk 75, Jagd 11, Waffen 3, Transportwesen 9, Landicirtschaft 47 , Viehwirtschaft 13, Milchivirtschaft 52, Volksbranch nebst Spiel, Sport, Musikinstrumenten 82, Votksglauljen und Religion 110, Volksmedizin 4, Bücher 3, Varia und Unbestinn)ihares 17. Namensverzeichnis der verehr!. Donatoren der Abteilung Europa. a) Gegohstände J/ahcn geschenkt: (Die beigefügte Zahl bedeutet die Anzahl der geschenkten Gegenstände.) Herr F. Amans, Basel .... 1 » IT'. Baader t, Basel . . . 1 )) H. Bächtold, Basel . . . 13 t) A. Bargheer- Aider, Basel 1 y> Fr. Baiir, Basel .... 6 n Prof. G. BeUucci, Pei'ugia . 5 n B. Brüderlin- Bonus, Basel . 6 Frau Dr. Bruppacher, Zollikon . 3 Herr Reg. Eat Bucher, Kerns 1 f) J. Dreyfus-Brodshy, Basel . 5 » Dr. Th. Engelmann, Basel . 1 Frau Faesch-Schloeth, Basel . . 2 Herr Dr. E. Fischer, Bukarest . 1 n Dr. J. A. RäfUger, Basel . 7 » Fr. Haller, Basel ... 1 )i Prof. Hartwich, Zürich . . 1 „ Dr. Ä'. R. Hoff mann, Basel 1 n Prof. E. Hoffmann-Krayer, Basel 8 Frl. A. llhen, Überägeri . . . 12 Herr Jehl, Mülhausen .... 2 n Karle, Basel 1 n Ed. Klein, Basel .... 2 n Ph. Lahhardt, Basel . . . 2 Herr Dr. Alfr. LaBoche .... „ Dr. Bené LaBoche .... „ J. Lörch, Lindenchani . . „ Dr. E. Major, Basel . . . „ Prof. John Meier, Basel . . „ A. Meyer, Sissach .... „ J. Mindel, Basel .... „ Prof. K. Nef, Basel . . . „ Dr. K. Paravicini, Basel „ P. Philis, Senèze .... „ 8. Preiswerk-Sarasin, Basel „ A. Baillard- Schmidt, Basel Frau Biggenbach- Iselin, Basel . . Herr Biggenbach-Woringer, Basel „ Prof. L. Bütimeyer, Basel . „ Dr. F. Sarasin, Basel . . „ Dr. P. Sarasin, Basel Frau A. Sarasin-VonderMühll, Basel Herr B. Segal, Basel „ E. B. Seiler, Basel .... „ G. Seligmann, Basel . „ G.Stelieli)i-Kellerman)i Basel Dr. G. Steiner, Basel . . . 1.5 134 2 70 20 1 2 100 1 1 10 1 2 3 1 1 2 1 4 2 3 1 Frau Ä. Sarashi-VonderMiihU . 20 Herr A. ViscJicr-Krayer . . . Prof. Dr. Burckhardt- 20. WerfhentanH . . . . 10. ., Prof. Dr. John Meier 10. )) G. Zlmuierliii-Boelger . . 10. 214 Paul Sarasin. Herr J. Stubcr, Basel .... 8 ] Herr Weber-Greminger .... 1 „ rvof.E.A. St ücMherg, Basel 1 I .. ^. TT'i«(c7(, Pforzheim . . 1 Frau .1/. Stückelherg-Brihthin, | „ .4. Wolf, Basel 2 Basel 4 Anonym (während der Ausstellung) 3 Herr stud. W. Yiscker, Basel . . IG ! h) GeJdgesclirtihe : (ausser den Gaben zur Deckung des Ausstellungsdefizits, vgl. oben S. li)8) Herr F. Hoff »laiiii-La Boche . 500.- ., Dr. K. B. Hoffmann . . 50.- Frau M. Bacliofen-Vischer . . 30.- Hei'r u. Frau B. Forcart- Bachofen 20 - „ B. Genmseus-PassavcDit . 20.- „ Max Krayer 20.- „ G. Krai/er-LaBoche . . 20 - Allen Gebern sei für ihr fortgesetztes Wohlwollen unser wärm- ster Dank ausgesprochen. U. Hoffmann- Krayer, Vorsteher der Abteilung Europa. Ethnographische Pharmakologie. Dem früher geäusserten Wunsehe, eine pharmakolog.-ethno- graph. Abteilung in der Sammlung für Völkerkunde einzurichten, ist in bescheidener Weise dieses Jahr nachgekommen worden. Es sind vorläufig aus alten pharmakologischen Beständen zehn interessante Artikel ausgewählt worden, über welche das Mitglied, das die Abteilung übernommen hat, nachfolgende Notizen zu- sammengestellt hat, Bezetta rubra. Roter Schminklappen, Tournesol, Spanischer Flor, Bezetten, Baumwollstoffe, wurden in Cochenilleabkochung ge- färbt ; kam früher besonders aus der Türkei zu uns. Sie wurden als Schminkmittel und dann aber auch als Reagenz an Stelle des spätem roten Lakmuspajneres verwendet. Die blauen Schminklappen Bezetta coendea. In Südfrankreich wurden die Leinwandlappen mit dem Saft des Lakmuskrautes Grozophora tinctoria getränkt und dann in Gefässe gelegt, worin sich mit Urin befeuchteter Kalk befand, wodurch dann die grüne Farbe durch die ammoniakalische Zersetzung in blaue umgeändert wurde. Die blauen Schminklappen wurden ebenfalls an Stelle des späteren blauen Lakmuspapieres als Reagenz verwendet. Württ. AjD. Pharmacopoe v. 1760 hat : Bezetta rubra, rote Farbflecklein 1 Loth 16 Kr. Bezetta coerulea, blaue Farbflecklein 1 Loth 12 Kr. Sammluui;- für Völkerkunde des Basler Museums. 215 Dentes Apri. Eberzähne, Wilde Schweiiiszähne. Die gebogenen Hauzähne von Sus Scropha L, Bestehen aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk. Im Hortus Sanitatis Augsburg, Schönsperger 1488 nicht er- wähnt, dagegen in J. J. Becher, Parnassus illustratus sind sie er- wähnt. Er sagt : ,,Die Sau, das wüste Tliier, / der rechte Juden Feind, Gibt sieben Stücke die / aus ihr gebräuchlich seind" und dann weiter : ,, Schweinszähne / die pfleget man / auch jan dem Hals zu tragen Man saget die Quartan / die thun sie so verjagen." (Quartan — Febris quartana — viertägiges Fieber.) Im Kommentar dazu heisst es: ,,Dass die Schweinsbein an dem Hals getragen / die Quartan vertreiben / möchte mancher glauben / es wäre ein Aberglauben / gleichwohl hat es seine natürliche Ur- sachen / wird desshalben unter die Amuleta gerechnet / von w^elchen in meinen philosophischen Schriften ein mehreres zu sehen." Der Stadt Basel Apotheker Tax v. 1647 hat: Apri dentes, Eberzahn oder Wildschweinzahn 1 Loth : 4 Schilling. Lapis Calaminaris. Gallmey = Galmei Cadmia fossilis. Gelb- liches Mineral oft in stalaktitischer Form, enthält hauptsächlich kohlensaures Zink mit Kieselzink, Eisen und Tonerde. Daraus wird durch Schlemmen und Trocknen in Trochiscenf orm hergestellt : Lapis Calami7iaris präparatus. Wurde hauptsächlich gegen Augenkrankheiten gebraucht. — In Wirsung Newes Artzneybuch Heidelberg 1572 : Wird zu Augenrötin empfohlen. ,,Nimm ein Lot Tutia, mach sie glühend und lesche sie 15 mal in Rosenwasser ab, klein gerieben, dazu thu Galmey 1 Lot. Dieses AugeuAvasser wird zur Rötin hoch von den Alten gepriesen." Ferner war es auch Bestandteil des berühmten schwarzen Stich- und Wundpflasters und auch des alten Falkensteinerspflaster gegen Hau- und Stichwundon, wozu die Vorschriften ebenfalls bei Wirsung. Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 hat für Lapis Cala- minaris = Gallmey 1 Lot = 8 Pfenning. Lapis Lyncis. Luchsstein, Katzenstein, Donnerstein, Druiden- stein, Alpschoss. — Caraunius, Dactylus idaeus, Belemnites. — Die in der Jura- und Kreideformation vorkommenden Belemniten, die inneren Skeletteile ausgestorbener Tintenfische. Sie bestehen haupt- sächlich aus kohlensaurem Kalk. Im Hortus Sanitatis und Parnassus illustratus nicht erwähnt. Dagegen empfiehlt ilm Wirsung Newes Artzneybuch Heidelberg 216 l'aul Sarasin 1572 in verschiedenen Vorschriften als Gries treibendes und Stein brechendes Mittel : u. a. ,,Ximm bereites Bockblut 1 Loth, Luchs- stein, Krebsstein, Pfersichkern je ein Quintchen Peterling und Eppichsamen je 1 Loth, brauch davon morgens, mittags und abends in Bonenwasser so lang, bis sich der Stein ergibt und kein Gries mehr erscheint." In der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 als Lapis Lyncis, Luchsstein 1 Loth = 1 Schilling. Lapis Spongiariim, Schwammstein. — Findet sich in den Meerschwämmen als knollige Einschlüsse in Form schaliger Con- cretionen, besteht hauptsächlich aus kohlensaurem Kalk mit Meer- salz imprägniert. Wurde früher gepulvert gegen Kropf gebraucht. Wirsung Newes Artzneybuch Heidelberg 1572 erwähnt ihn ausser gegen Kropf noch in verschiedenen Rezepten gegen Gries und Stein. Eines davon lautet : ,, Nachmals mag man zu stärkerem greiffen / also Glasaschen / Hasenköpf und Bachstelzenaschen /be- reites Bocksblut / Schwammstein / Judenstein, aus welchen Stücken man Sirup, Konfekt, Pillen und was man dergleichen will, machen mag." — Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 hat für 1 Loth = 1 Schilling. Die Württembergische Pharmakopoe von 1760 1 I^oth = 3 Kreuzer. Millepedes, Kellerassel, Kelleresel. Millepedae, Caulipedes, Aselli. Die getrockneten Tiere von Armadillo vulgaris, Lah (onis- cus Armadillo L.). Sie wurden als harntreibendes Mittel in Pulver- form, als Latwerg, Sirup und Tinktur gebraucht. Im Hortus Sanitatis sind sie nicht erwähnt. H. J. Becher in Parnassus illustratus, Ulm 1662, sagt: ,.Die Keller Eselgen / so man nennt Schäfelein Ihr Pulver treibet stark / und nützet in dem Stein." Im Commentarius dazu heisst es: ,, Eselgen findet man in Kellern, unter dem Stein, an feuchten Orten. Man dörret sie und machet sie zu Pulver. Dosis 1 Scrupel, nimmt solches in aqua aliqua appropriata ein. Der öftere und zu grosse Gebrauch dieser Eselgen bringet nicht geringen Schaden." Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 führt dies(4b('n nicht. Dagegen hat die Strassburger Apotliek(-r Tax von 1722 ein Quint- lein = 1 Schilling 4 Pfennig. Mumia Vera = Mumia aegyptiaca. Ursprünglich Stücke ächter ägyptischer Mumien. Die Mumia vera des Handels wurde schon von alters her bis auf unsere Zeit meist künstlich dargestellt und aus Sammlung für Völkerkunde des Basler Museums. 217 einer Mischung von Asplialtpulver, Weihrauch, Aloe und Kolo- phonium mit Knochenstücken zusammengeschmolzen. Im Hortus sanitatis von 1488 heisst es : ,,Mummia latinae et grece : Dye wirdigon meister sprechend auch dass dieses f unden werd in den gräbern darinne die todten liegen die do gebalsamet worden. Wan es ist vor alten zeyten gewesen dass man die todten leichnam mit Balsam und mit Mirra bestecket. Und das geschieht noch heut des tags in dem heydnischen lande bey babylonien, wann gar viel balsams do selben ist. Dy selbigen leut die füllen der todten hyren (Hirn) und den ruckmeissel mit baisam, aloe und mirra und von der kraft und hitze des balsams zeuhet es an sich das geblüthe in das h}'ren und darin wird es gekochet und darnach trucknet es und ver- dorret und wird verwandelt in eine herrto materien und das heysset denn mummia. Und dieses ist der best mummia der schwarz ist und der do klare ist und der do hat einen starken gerauch. Der meyster Rasis spricht : das mummia gut sey dem hauptwee das sich erhebt von kalter feuchtunge, und benimmet auch die lemde in den gelyclern des eingenommen also gross als ein gersten koren wieget mit mcyoran wasser Zu dem andern für die fallende sucht. Zu dem dritten den dye do bedunket sy haben mucken vor den äugen fliegen." J. J. Becher in Parnassus illustratus Ulm 1662 sagt : Menschen- fleisch-Mumia. Die Mumi resolviert geronnenes Geblüth Vor Milzesstechen und vor Husten es behüt. Blähung und Wind des Leibs, verhaltne Weiberzeit Zwey Quintlein öffnen die, zum Pulver seynd bereit. Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 hat für 1 Loth 3 Schilling 4 Pfennig. Stincus marinus. = Meerstinz. Von Scincus officinalis Laup (Lacerta scincus L.). Zu der Gruppe der Eidechsen gehörend, in Aegypten, Griechenland u. s. w. lebend. Das ganze Tier wird nach Entfernung der Eingeweide getrocknet und in aromatische Kräuter, hauptsächlich Lavendelblüten verpackt in den Handel gebracht. Wurde als harntreibendes Mittel und als Aphrodisiacum gebraucht und entweder in Substanz eingenommen oder als Decoct verwendet. Ausserdem war es Bestandteil verschiedener Theriake und M ithridatc. Hortus sanitatis von 1488 sagt : ,, Wasser Eidechs. Scincus latine et grece (sie sind daselbst abgebildet). Avicena in seinem andern buch sprichet dass dieses sey ein thierleyn und das findet man in egypten und lombardien. Dieses ist gestalt gleich den hcu- schrecken allein das nit flügel hat diese fischlein salzet man und 15 218 Paul Sarasin. darnach so lässt man dio dorren. Diese fischleyn gegessen mit Dyamar gatiton oder Diapendion (Latwerg) meret fast sere coitum, das ist fleischliche begehrunge" und J. J. Becher im Parnassus illustratus Ulm 1662 sagt: ,,Die Scincen trocknet man / doch thut ihr fett davon Ein Drachma treibt das Gift / erhält darin die Cron." Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1647 hat: Meerstinz 1 Stück = 12 Schilling, 4 Pfenning. Tutia. Hüttenrauch, = grauer Ofenbruch. Syn. Tutia alexan- drina, Cadmia fornacum. Beim Schmelzen der Zinkerze und beim Messingbrennen legt sich ein Beschlag von grauer und weisser Farbe an den Wänden der Oefen an. Der Beschlag ist etwas zusammen- gesintert und besteht hauptsächlich aus unreinem Zinkoxyd. Hortus sanitatis von Hanns Schönsperger, Augsburg 1488 : „Ein stein also genannt Tutia latinae et grece Thucia. Serapio in dem Buch aggretoris in dem Capitel thucia spricht das thucia sey ein stein und komet aus der erden auch komet thucia aus dem ofen. Thucia hat mancherhand färbe, der eyn ist weiss, der ander grün., der dritt citrinfarbe. Der weiss ist der best und der subtilest, seyn tugend ist kelter. Auch sprechend etlieh meister das thucia komme aus den mettallen als aus gold, silber und aus bley. Der aus bley komet ist der best nach dem ersten. Thucia soll genützet werden zu den artzneyen der äugen. Etlieh meister sprechend das diess gemacht werde mit künsten von etlichen kräutern und bleteren, als von den bleteren des fygenbaumes. Item von den bleteren der maulboeren, diese gedorret in einem ofen und darnach gepulvert. Aber dyss hat nit also grosse krafft als da von yme do selbst wachset an dem erdryche oder an den Metallen. Von thucia lies das buch pandectu das 86 capitel findet du wie dyss gemachet wird oder wo das herkommt." J. J. Becher Parnassus illustratus Ulm 1662 heisst es Hütten- rauch : ,,Mein Name heisset Hüttenrauch Ich bin ein böser schlimmer Schmauch Verlassen hab' ich meinen Leib Nirgend beständig ich verbleib Dieweil ich solches hab gethan Ist niemand der mich zwingen kann Da aber ich verlier das Gift Durch Kunst, wie weiset aus die Schrift Dem Menschen und dem Vieh ich dann . In vielen Stücken helfen kann Sammlung für Völkeikiinde des Basler Museums. 219 Bereit mich recht und hab gut Acht Dass du mir haltest gute Wacht Sonst bin ich Gift und bleibe Gift Weh dem den's ungefähr betrifft. In der Basler Apotheker Tax von 1647 1 Loth Tutia = Hüttenrauch = 2 Schilling, Ungulae Alcis = Elen's oder Elendsklauen. Die Klauen von Cervus Alcis L. Das Pulver wurde früher gegen Epilepsie ange- wendet. Auch wurden Ringe aus den Klauen gedreht und gegen Epilepsie und Krämpfe getragen. Im Hortus sanitatis nicht erAvähnt. Dagegen sagt Christoph Wirsung in seinem Arzneibuch Heidel- berg 1572: ,,Vom Vergicht der Kinder : Nimm drei junge Alstern/ so noch nicht flegen / Ellendsklauen 3 Quentlein / Hirschhorn klein gefeilet 2 Quentlein / distiliers / und brauchs wie oben / Es soll bewährt seyn." Ferner Capitel 132: „Vergicht oder fallend Sucht der betragten. Eilend Klaw. Es ist ein gemeiner Wahn / ein Eing- lein von Ellendklaw an die Finger gesteckt oder sonst wie man wolle / bey sich getragen / helfe für das Vergicht und fallenden Wehetagen / Ich liabs offt versucht / aber keinerley Hülff be- funden." J. J. Becher im Parnassus illustratus Ulm 1662 : „Das Elend Thier das giebt die Nerven und die Klawen/ Man darff um andere Stück nicht viel herumberschauen / Man bindet um das Glied / die Nerven in dem Krampf Ein Scrupel Elendsklaw / die frais erlegt im Kampf." (Frais = Kindergicht.) In seinem Commentarius dazu sagt er u. a. : „Das Elend / Thier in der Gestalt wie ein Hirsch / doch grösser / 'furchtsam / sehr mit dem schweren Leid behaf f t / wolchs grossen Elends halber es auch Elend genannt — und weiter : Ins- gemein ist von den Elondsklauen zu merken / dass sie nicht alle gut seind / dann aus den Weiblein dienen sie nicht / Die Klawe muss von dem lebendigen Tier abgeschnitten werden / von dem hintern rechten Fuss / in feste assumptionis et Nativitatis Mariae / dann um diese Zeit geht das Elend in die Brunst. Wer weiteren Bericht von dem Elend begehrt / der lese Andream Bacciuni, dann er von dem Elend ein absonderlich Buch geschrieben." Der Stadt Basel Apotheker Tax von 1657 hat für Elends- Klawen gross 1 fl., klein 13 Schilling 4 Pfenning. — DieWürt- 220 Paul Sarasiu. tembergische Pharmakopoe von 1760 setzt für das Lotli Ungulae alcis 10 Kreuzer an. Th. En) Diese Zeitschrift. Bd. XXI. p. 42 (1910). 2) Das ganze Instrumentarium wird von der Firma Fr. Klingelfuss & Co. in Basel ausg-efülu't und kann daselbst bezogen werden. über ein neues aiModynamisches Instrumentarium. 225 2. Quadratyesetz. Der Winddruek wächst proportional dem Quadrate der Windgeschwindigkeit. 3. Ermittlung des Faktors k für verschiedene FLächen-') (k =^ spezifischer Luftwiderstand). 4. Untersuchung der Funktion (p (a) jür eine Platte, d. h. die Abhängigkeit des Druckes vom Neigungswinkel der Platte zum Luft- strome, bei konstanter Geschwindigkeit des letzteren. 5. Untersuchung gekrümmter Flächen, ,,Stromlinien"körper, Ballonmodelle etc. (in Verbindung mit dem weiter unten zu beschrei- benden Messgeräte). Zu dem Luftwiderstandsapparate ist nun seit dem Herbst ver- Die ..Mano- gangenen Jahres ein weiteres Instrument hinzugetreten, welches den ""^ "^^p. ^ °" ^ ersten Apparat insoweit ergänzt, als es den Raum in der Umgebung des umströmten Körpers, also das ,, aerodynamische Feld", auszu- werten gestattet. Es ist dies ein nach Art der Toepler'schen Druck- Das Manometer, libelle*) konstruiertes Mikromanometer, welches mit Hilfe einer ^ '^' ■■' eigenartigen „Sonde'' den Druck an jeder Stelle des aerodynamischen î'eldes um einen Körper herum direkt abzulesen (eventuell einem grossen Auditorium durch Projektion zu demonstrieren) gestattet. Da ein einfaches Einführen eines feinen Röhrchens zur Druekauf- nahmo in irgend einem Punkte eines strömenden Gases infolge Rand- wirkung an der Oeffnung zur Druckmessung vollkommen ungeeignet ist,^) wurde ein ganz speziell ausgebildeter Sondenkopf '^) kon- struiert, welcher in jeder Lage zum Luftstrome und bei Geschwindig- keiten zwischen 0 und 9 m/sek. den statischen Druck an der betreffen- den Stelle aufnimmt (im freien Luftstrome also nur einen verschwin- dend kleinen Ueberdruck gegenüber der Umgebung anzeigt). Mittelst eines ,,Coordinatenapparates'\ an welchem die mano- Der coordinaten- metrische Sonde befcstig-t wird und durch Schlauchverbindung mit ,^^.''^'^0*', . . . , . (Flg. 2J dem Manometer kommuniziert, kann nun der statische Druck m jedem Punkte des aerodynamischen Feldes um einen Körper im Luft- strome unmittelbar abgelesen w'erden. Die Stauung auf der Vorder-(Luv-)seite einer Platte, der Unter- druck auf der Rück-(Lee-)seite w^urde nun systematisch aufge- nommen und in mehreren Tafeln die Kurven gleichen Druckes (Iso- baren) des Feldes gezogen. Dabei zeigte sich in deutlichster Weise das Auftreten von Druckmaximis und-minimis hinter der Platte, deren 3) Vgl. erste .\bhandlung' p. 44. *) A. Toepler. AVied. Ann. 34, p. 790 (1888) und 56, p. 609 (1895). ») Vgl z B. O. Krell. Über Messung von dynamischem und statischem Druck bewegter Luft. München u. Berlin. R. Oldenbourg 1904. ") Die „manometrische Sonde" ist der Firma Klingelfuss & Co. in Basel geschützt. (Schweiz. Mu.sterschutz Xo. 18934. D. U. (1. M. No. 451519.) 226 Hans Zickeiidi'alit, Ort sieh durch eigentliche Cyklonen und Anticyklonen verrät. Wäh- rend in grösserer Entfernung hinter einer senkrecht getroffenen Platte ein schwaches Druckmaximum liegt, von dem aus ein Abströmen der Luft nach beiden Seiten, mit dem Hauptstrome und gegen denselben (Vorstrom) stattfindet, liegen symmetrisch zur Axe in geringer Ent- fernung hinter der Platte Druckminima, welche sich als Centren von Wirbeln ausweisen, die durch das Einschwenken des Hauptstromes in den ,, toten Wind" hinter der Platte unter Mitwirkung des axialen Vorstromes entstehen. Alle diese verwickelten Verhältnisse, die sich bei Neigung der Platte noch mehr komplizieren, können leicht mit Hilfe des aero- dynamischen Instrumentariums gemessen und einem grossen Audi- torium vorgeführt werden, welches bloss dem Gange des projizierten Manometermeniscus zu folgen braucht. Man steckt den zu unter- suchenden Körper einfach an den arretierten Arm des Luftwider- stand sapparates und tastet mit Sonde und Coordinatenapparat den Raum resp. die Oberfläche des Körpers ab. Löst man die Arretie- rung, so bietet sich das erstgenannte Instrument sofort zur Messung des Gesamtdruckes in 2 Componenten (Rück- und Auftrieb) dar. Interessant ist der Dr'uckverla.uf an kleinen Nachbildungen aus- geführter Luftschiffmodelle ; an der stumpfen, dem Luftstrome zu- gekehrten Spitze eines Lenkballonmodells herrschte maximaler Druck, während an den Flanken (ungefähr an der Stelle grösster Dicke) etwas Unterdruck auftrat. Brennt man aus der Oeffnuiig des Manometerrohres bei abge- nommenem Sondenkopfe ein kleines Gasflämmchen, so gibt dieses bei massiger Windgeschwindigkeit einen empfindlichen Anzeiger für die Richtung des Luftstromes in jedem Punkte ab. So wird z. B. der Nachweis des Vorstromes leicht geführt. Mittelst der Schlierenmethode von Toepler konnten die Wirbel hinter der Platte photographiert werden,'^) wobei sich eigenartige Zerreissungsvorgänge abspielen, die später kinematographisch auf- genommen und studiert werden sollen. Aeussere Umstände bewogen den Verfasser in vorliegender Mitteilung die vorläufig gewonnenen Resultate kurz niederzulegen. Basel. Physikalisches Institut der Universität. März 1911. '') Vgl. E. Mach. Akadem. Anzeiger (1893). Marey. Comptes rendus (Paiis), 1.32 p. 1291 (1901) etc. Mathieu Mieg-Kroh Von H. G. Stehiin. In der Neujahrsnacht von 1910 auf 1911 erlag Herr Mathieu Mieg-Kroh in Mülhausen, der seit 1903 unserer Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehört hat, einer Lungenentzündung. Die mannigfachen Verdienste des Verstorbenen um die geologische und archäologische Erforschung unserer elsässischen und badischen Umgebung, die hochherzige Weise, in der er durch letztwillige Ver- fügung unsere Museumssammlungen bedacht hat, machen es uns zu einer Ehrenpflicht, seiner an flieser Stelle in Dankbarkeit zu ge- denken. Mathieu Mieg war am 14. November 1849 in Mülhausen geboren. Er entstammte einer alten oberrheinischen Familie, die in verschie- denen Zweigen in Basel, in Mülhausen und anderwärts blüht. Der Stammvater des Mülhauser Zweiges, Mathäus Mieg-Birr, war 1661 von Basel aus in Mülhausen eingewandert und hatte daselbst einen Tuchhandel begründet. In dieses selbe Geschäft, das anfangs des achtzehnten Jahrhunderts in eine Tuchfabrik verwandelt worden ist und sich von Generation zu Generation vererbt hat, ist 1872 auch der Verstorbene eingetreten, nachdem er sich in Belgien und England auf den künftigen Beruf vorbereitet hatte. Aber seine geschäftliche Wirksamkeit dauerte nicht lange. Die ökonomischen Veränderungen, wclchi3 die Annexion des Elsasses mit sich brachte, waren der Mül- hauser Tuchindustrie ungünstig und führten nach kurzem die Liqui- dation der alten Firma herbei. Mieg hat sich dann zwar in den fol- genden Jahren noch einmal kurze Zeit an einer industriellen Unter- nehmung beteiligt. Aber Endo der siebziger Jahre zog er sich ins Privatleben zurück, um fortan seine ganze Zeit der Gemeinnützigkeit und seinen wissenschaftlichen Interessen zu widmen. Welch' reiche Tätigkeit Mieg im Schosse der so vielseitigen Société industrielle entwickelt hat, welch' lebhaften Anteil er an zahl- reichen Wohltätigkeitsanstalten seiner Vaterstadt genommeji hat, ist 228 H. G. Stehlin. bei Anlass seines Todes von berufener Seite gescbildert worden. i) Wir besebränken uns bier darauf, in kurzen Zügen an seine Leistungen auf wissensebaftlicbem Gebiet zu erinnern. — Mieg bat von jungen Jabren an der Gescbicbte des beiniatlicben Bodens und seiner Bewobner den b^bbaftesten Anteil entgegen- gebracbt. Die erste Anregung zum Sammeln von Mineralien und Petre- fakten bat er wobl scbon als Knabe von dem 1863 verstorbenen Joseph Koechlin-Schlumberger, dem verdienstvollen Begründer der Geologie des Oberelsasses empfangen. Mit Joseph Delbos, der Koecblins Beob- acbtungen durcb seine eigenen ergänzt und in der, für ibre Zeit vor- trefflicben, von einer Karte im Massstab 1 : 80000 begleiteten ,, Description géologique et minéralogiquo du département du Haut- Rbin" zusammengefasst bat, Avar er nabe befreundet. Die grösste Förderung verdankte er aber zweifellos der langjäbrigen freundscbaft- licben Verbindung mit M. G. Bleicher, der seit Mitte der siebziger Jabre an der Ecole de pbarmacie des benachbarten Nancy tätig war. Im Umgang mit diesem erfabrenen Geologen fand er Gelegenbeit, mancbe Lücke in seinen, ganz nur durcb Privatstudiuni erworbenen, Kenntnissen auszufüllen und von ilim wurde er zu eigenen Unter- sucbungen angeregt und angeleitet. Durcb Bleicber kam er dann bin- Aviederum mit dem gleicbfalls in Nancy Avirkenden P. Fliehe in Be- ziehung, bei dem er jederzeit in pbytopaläontologischen Fragen sach- kundigen Rat und bereitAvilligste Unterstützung fand. Eine ganze Reihe von Publikationen ist aus der Zusammenarbeit Miegs mit Bleicher oder mit Bleicher und Fliehe hervorgegangen. Seit 1876 gehörte Mieg der französischen geologischen Gesell- schaft an, an deren Verbandlungen er namentlich anlässlicb der Ver- sammlung in Beifort und Pruntrut im Jabre 1898 regten Anteil nahm. 1) Ausser warmen Nachrufen in der Strassburger Post und im Mültiauser Tagblatt sind folgende Gedenkschriften zu meiner Kenntnis gelangt: „Mathieu Mieg-Kroh. Mulhouse 1911", enthaltend die Grabreden der Herren Théodore Schlumberger im Namen der Société industrielle und Paul Favre- Bourcart im Namen des Comité des Colonies de vacances. „Mathieu Mieg-Kroh iiar Ernest Meininger. Bulletin du Musée historique, année 1910. T. XXXIV, Mulhouse 1911". Ich habe denselben einige biographische Daten entnommen. Wie ich vernehme, werden weitere, von den Herren Wehrlin und G. Schneider verfasste Nekrologe im Bulletin der Société industrielle zu Mülhausen und im Bulletin der Société d'histoire naturelle zu Colmar erscheinen. An ersterer Stelle werden insbesondere Miegs Verdienste um das von der Société in- dustrielle unterhaltene naturhistorische Museum in Mülhausen, dem er während langer Jahre vorgestanden hat, hervorgehoben werden. Mathieu Mieg-Kroh. 229 Er hat ihr seine Anhänglichkeit durch ein schönes Vermächtnis be- wiesen. Auch andern wissenschaftlichen Gesellschaften ist er bei- getreten und insbesondre hat er an der in Paris erscheinenden, von einem Mülhauser Freunde gegründeten und geleiteten „Feuille des jeunes naturalistes" eifrig mitgearbeitet. Mieg hat sich gelegentlich mit den verschiedensten Sedimenten, weicht! in den Vogcsen und im oberrheinischen Becken zutage treten, abgegeben. Eine Zeitlang fesselte ihn z. B. besonders der Carbon der Vogesen. Diverse Notizen, teils von ihm allein abg-efasst, teils aus der Kollaboration mit Bleicher hervorgegangen, sind diesem Gegen- stande gewidmet. Andre befassen sich mit dem Lias-Doggerprofi) von Minversheim, mit dem Lias von Obereggenen, mit den Malm- horizonten des Isteiner Klotzes, mit dem Mesozoikum der Umgebung von Pfirt. Weitaus am intensivsten und am anhaltendsten war aber seine Aufmerksamkeit dem Studium der Tertiärschichten zugewendet. Die stratigraphische Analyse des oberelsässischen Tertiärs stösst auf grosse Schwierigkeiten, die Delbos am Anfang des zweiten Bandes der ,, Description géologique" klar hervorgehoben hat. Ein dichter Mantel von Löss, Lehm und Schottern verhüllt die Tertiärschichten Aveithin. Aufschlüsse, welche ein umfassenderes Profil darbieten, fehlen völlig ; die Steinbrüche zeigen meist nur ein einziges oder zwei Glieder der Schichtenserie. Sedimente von analoger Ausbildung kehren in verschiedenen Niveaux wieder, die Fazies einiger Horizonte ist unkonstant. Fossilien, welche zuverlässige Anhaltspunkte zur Parallelisierung mit andern Regionen bieten, finden sich selten. End- lich ist das Gebiet offenbar während und nach der Tertiärzeit von diversen Störungen betroffen worden, deren genauere Feststellung, wiederum in erster Linie der Quartärbedeckung wegen, schwer fällt. Koechlin und Delbos haben sich daher mit einer sehr provisorischen Gliederung des Sundgauer Tertiärs begnügen müssen und auch die wortvolle, im Jahre 1884 erschienene Arbeit von Ä. Andreae, welche den neuern Untersuchungen zum Ausgangspunkt gedient hat, musste wichtige Fragen offen lassen. Mieg richtete sein Hauptaugenmerk darauf, die Lösung dieser Fragen durch Vermehrung der paläontologischen Daten zu fördern, wobei sich selbstverständlicherweise mit dem stratigrapliischen das n'in paläontologische Literesse paarte. Er hat in diesem Bestreben vielen Erfolg gehabt und seine Verdienste in dieser Richtung sind allgemein anerkannt worden. Wo etwas zu finden war, knüpfte er Beziehungen an, erst im Sundgau, später auch auf der rechten Rhein- seite, woselbst bei Kleinkembs ein Tertiärprofil aufgeschlossen ist, das die elsässischen an Vollständigkeit weit übertrifft und daher wert- volle Anhaltspunkte zur Deutung derselben bietet. Sobald sich irgend 230 H. G. Stehlin. wo Aussichten auf eine schöne Fossilienausbeute zeigten, scheute er auch vor bedeutenden finanziellen Opfern nicht zurück und so gelang es ihm durch unermüdliche Beharrlichkeit eine grosse, nicht bloss in stratigraphischer, sondern auch in rein paläontologischer Hinsicht wertvolle und in ihrer Art einzige Sammlung zusammenzubringen. Fünf grosse in seinem Studierzimmer aufgestellte Schränke genügten schliesslich lange nicht mehr, um alle diese Schätze — vermehrt um manche, zu Vergleichungszwecken oder zu sonstiger Belehrung von auswärts bezogene Serien — zu fassen ; in den Ecken, unter den Tischen Avar Kistchen auf Kistchen getürmt und Dutzende von Be- hältern aller Art waren ausserdem in einem Gemach auf dem Dach- boden untergebracht. In den Jahren 1890-1894 — also ungefähr zu gleicher Zeit, da die dem nämlichen Gegenstand gewidmeten Arbeiten B. Foersters erschienen — publizierte er in Gemeinschaft mit Bleicher und Fliehe unter dem Titel ,, Contribution à l'étude du terrain tertiaire d'Alsace" eine Reihe von Artikeln, in welchen die Ergebnisse seiner Studien im oberrheinischen Tertiärgebiet niedergelegt sind. Einige weitere Publi- kationen aus späteren Jahren brachten dann noch verschiedene Er- gänzungen. Es kann nicht meine Aufgabe sein, eine Analyse dieser Arbeiten, die jedem, der sich mit dem Tertiär unserer Gegend beschäftigt, wohl- bekannt und unentbehrlich sind, zu geben. Es sei nur auf einige Punkte hingewiesen, an welchen Mieg besonders erfolgreich ein- gegriffen hat. Der Hügelzug im Süden der Stadt Mülhausen ist aus einem Süsswasserkalk, dem sogenannten Melanienkalk, aufgebaut, der seiner hohen Lage wegen anfangs zum Jüngern Tertiär gerechnet worden ist. Delbos hat ihn zuerst ins obere Eocän verwiesen, hauptsächlich auf Grund einer darin gefundenen Paläotherionmandibel. Dank den Bemühungen Miegs kennen wir heute aus diesem Kalke eine ganze Säugetierf annula, bestehend aus Palaeotherium magnum, Palaeo- therium Mühlbergi, Plagiolophus minor, Anojilotherium Lau- rillardi, Xiphodon gracile, Theridomys siderolithicus, die mit der- jenigen des Pariser Gipses übereinstimmt und den Schluss von Delbos aufs schönste bestätigt. Neben diesen Säugetieren kommt eine Schild- kröte vor, die von Foerster und Becker nach ziemlich unvollständigen Fundstücken als ,, Testudo Laurae" beschrieben, später durch von Reinach in das Genus Ptychogaster verwiesen worden ist. Mieg hat ein sehr umfangreiches Belegmaterial dieser Spezies zusammen- gebracht, das noch unbearbeitet ist und gestatten wird, die Kenntnis derselben wesentlich zu vervollständigen. Auch die Alollusken des Melanienkalkes hat er eifrig gesammelt und insbesondre die in grosser Mathieu Mieg-Kroh. 231 Individuenzahl auftretende und auffallend polymorphe Melania Laurae (oder albigensis) in allen ihren Varianten einlässlich studiert. Der dickbankige Melanienkalk wird bei Mülhausen von einem Komplex dünner Kalkschichten überlagert, für den Foerster die Be- zeichnung ,, plattiger Steinmergel" eingeführt hat. In einem Stein- bruch bei Brunnstatt hat der eben genannte Forscher in diesen Schichten eine Menge von Pflanzen- und Insektenresten gesammelt. Es ist das Verdienst Miegs, auf der rechten Rheinseite, bei Klein- kembs, eine noch ergiebigere Fundstätte desselben Horizontes entdeckt zu haben. So dicht, dass man in kurzer Zeit eine grosse Ausbeute machen könnte, liegen die Fossilien daselbst freilich nicht beisammen. Es bedurfte vielmehr der ganzen Beharrlichkeit und Opferfreudigkeit Miegs, um die breiten Belegserien anzulegen, welche nun eine Hauptzierde unserer Tertiärsammlung bilden. Um ungestört graben und sammeln zu können, hat er sogar ein Stück Terrain angekauft. Das Pflanzenmaterial, das er in Kleinkembs zu- sammengebracht hat, ist umfangreicher und vollständiger als das von Foerster bei Brunnstatt gewonnene. Fliehe hat es zum Teil bestimmt und die von ihm aufgestellten Artenlisten sind in den ,, Contri- butions" erschienen; aber die schönen Fossilien sind damit nicht hin- reichend gewürdigt, sie verdienen eine illustrierte Monographie. Die nicht minder zahlreichen, zum Teil wunderbar scharfen Insekten- abdrücke sind noch völlig inédit; ihre genauere Untersuchung wird zweifellos viele Ergänzungen zu Foersters Arbeit über die Brunn- stätter Insekten liefern. Es steht zu hoffen, dass sich unter unsern Jüngern Naturforschern bald Bearbeiter für diese Schätze finden. Neben den Pflanzen und Insekten lieferte der plattige Steinmerge] bei Kleinkembs auch prachtvoll erhaltene Vogelfedern, denen aber wissenschaftlich kaum viel abzugewinnen sein wird, sowie unzählige Exemplare eines kleinen, durch Sauvage einlässlich studierten Fisch- chens, Paralates Bleicheri. Ein weiteres nichtiges Ergebnis von Miegs Forschungen im Ter- tiärgebiet des Isteiner Klotzes bestand in dem Nachweis der dort bis auf ihn gänzlich unbeachtet gebliebenen mitteloligocänen Fisch- schiefer. Er fand dieselben erst bei Bamlach im Hangenden des da- selbst in früherer Zeit ausgebeuteten Gipslagers, nachher im Dorfe Huttingen, das in dem, den Klotz zwischen zwei j)arallelen Ver- Averfungen quer durchziehenden, sogenannten ,, Isteinergraben" liegt. Die Entdeckung der Fischschiefer an letzterer 'Stelle lehrte, dass das ganze bei Kleinkembs aufgeschlossene Tertiärprofil u n t c r diese ge- hört und gestattete die stratigraphische ßubrizierung der hohem Glieder dieses Profiles, die bisher allgemein zu jung eingeschätzt worden waren, zu berichtigen. 232 H. G. Stehlin. Von Mieg's Entdeckungen auf der linken Rheinseite sei noch besonders diejenige eines jungoligocänen Süsswasserkalkes mit Helix Ramondi im westlichen Teil des Sundgaus bei Roppenzweilcr her- vorgehoben. Ausser in den Aufschlüssen an der Oberfläche hat Mieg die Ter- tiärformation namentlich auch in ihrer unterirdischen Erstreckung studiert, wozu ihm die Bohrungen, w^clche in der Umgebung von Mül- hausen schon zu einer Zeit, da die technischen Hilfsmittel noch recht unvollkommen waren, dann aber immer häufiger in den letzten Dezennien vorgenommen wurden, reichliche Gelegenheit boten. Er verfolgte nicht nur alle neuen derartigen Unternehmungen, sondern suchte namentlich auch aus den in Archiv und Museum der Société industrielle aufbewahrten Bohrprotokollen und Bohrproben aus älterer Zeit wissenschaftlichen Gewinn zu ziehen. Viele seiner Publikationen sind der Untersuchung und Kombination von Bohrprofilen gewidmet. Schon seine erste, aus dem Jahre 1877 stammende, Notiz geologischen Inhalts gehört dieser Forschungsrichtung an uncî eine seiner letzten, aus dem Jahre 1908, befasst sich mit den Bohrungen bei Wittelshcim, welche bekanntlich zu der ßensationellen Entdeckung reicher Kali- lager im untern Oligocän geführt hat. Diese Stichproben in die Tiefe haben die geologische Erkenntnis .selbstverständlich wesentlich ge- fördert, sie haben insbesondere erst einen Bogriff von der bedeutenden Mächtigkeit des oberrheinischen Tertiärs gegeben. Aber sie haben auch gelehrt, dass die Schichtenfolge noch wesentlich komplizierter ist, als man nach den Beobachtungen an der Oberfläche vermuten konnte. Eine in allen Teilen sicher fundierte Stratigraphie unserer Tertiärbildungen ist zur Stunde noch nicht erzielt. Dass ein so eifriger Fossiliensammler wie Mieg auch den Säuge- tierresten des Lösses und derquartären Schotter ßeine Aufmerksamkeit zuwandte, versteht sich von selbst. Seine Sammlung enthält eine be- trächtliche Zahl von Dokumenten dieser Art. Besonders wichtig sind einige Knochen des Riesenhirsches aus dem Löss von Wallis bei Klein- kembs und von Bellingen, da das einstige Vorkommen dieser Spezies sich für unsere Gegend bis auf diese Funde nicht mit Sicherheit nach- weisen liess; sodann aber namentlich auch eine — leider stark be- schädigte — menschliche Schädelkalotte aus dem Löss des Hasenrains bei Mülhausen, die nocli der nähern Untersuchung- liarrt. Nicht minder eifrig als den Tertiärfossilien ist Alieg den Spuren dos prähistorischen und frühhistorischen Menschen nachgegangen, auch auf diesem Gebiete angeregt und gefördert durch den kenntnis- reichen Bleicher. Seine schöne Sammluna- neolithischer und bronze- Mathieu Mieg-Kroh. 233 zeitlicher Artefakte hat in den ,, Matériaux pour une étude préhisto- rique de l'Alsace" von Faudel und Bleicher ihre Würdigung ge- funden. Sie ist durch testamentarische Verfügung in den Besitz des historischen Museums der Stadt Mülhausen übergegangen, dessen Ge- schicke Mieg während langer Jahre als Kommissionspräsident ge- leitet hat. Im Jahre 1903 wurde er auf eine Anzahl Nischen und kleine Höhlen im Bereich des Rauraciensteinbruches am Hardberg südlich von Istein aufmerksam, die in dünner Kulturschicht Silexartefakte und Knochensplitter aus der letzten Phase des Paläolithikums, dem durch die Verdrängung der Henntierfauna durch die rezente Wald- fauna charakterisierten Tourassien oder Azylien, enthielten. Diese Höhlen sind heute grösstenteils verschwunden und wären für die Wissenschaft verloren gewesen, wenn Mieg nicht rechtzeitig zuge- griffen hätte. In der Folge entdeckte er dann weiter nördlich bei Kleinkembs (Wallis, Vollenburg, Kachelflue), sowie bei Kandern und auf der rechten Rheinseite beiSierenz weitere kleine prähistorische Stationen, welche teils der nämlichen Epoche angehören, teils auf Grund der vorgefundenen Topfscherben und Haustierknochen bereits dem Neolithikum zuzuschreiben sind. Die Ausbeute von diesen Fund- stätten ist mit der geologischen Sammlung unserm Museum zuge- fallen ; sie ist für uns von ganz besonderm Interesse als Parallele zu den sehr ähnlichen Höhlenfunden aus dem Birstal. Wie verschiedene vor der Société industrielle gehaltene Vorträge bezeugen, hat Mieg sich auch die Popularisierung der Prähistorie an- gelegen sein lassen. Unsej' Ueberblick über die wissenschaftlichen Bestrebungen Miegs wäre unvollständig, wenn wir nicht auch seiner zahlreichen, meist in biographischem Hahmen gehaltenen Beiträge zur Geschichte und Kulturgeschichte seiner Vaterstadt gedächten. Manche derselben sind dem Andenken von Zeitgenossen gewidmet, mit denen er sieb durch Verwandtschaft der Interessen verbunden fühlte. Andre be- fassen sich mit verdienten Mitbürgern vergangener Zeit. Seine um- fangreichste Publikation historischen Inhalts sind die 1902 in sorg- fältiger Ausstattung erschienenen ,, Tableaux généalogiques de la famille Mieg", denen weitläufige archivalische Studien zugrunde liegen. Er ist ferner auch einer der hauptsächlichen Mitarbeiter an dem von der Société industrielle herausgegebenen Monumentalwerk ,, Histoire documentaire de l'industrie de Mulhouse et de ses (uivirons au 19me siècle" gewesen. In einer Notiz über den Lebenslauf s(Mnes Urgrossvaters Mathieu Mieg-Blech erzählt Mieg, dass dieser 1797 zu den fünfzehn Bürgern 16 234 H. G. Stehlin. gehörte, welelie sich dein Anschluss iMülhaiisens an Frankreich wider- setzten und dass er sich dann erst aUniiihlich in die neue Ordnung der Dinge gefunden hat. Der Urenkel selbst ist 1870 mit Begeisterung der französischen Fahne gefolgt ; er hat in den Bureaux der Militär- verwaltung zu Beifort, denen er zugeteilt war, die iumderttägige Be- schiessung dieser Festung miterlebt. In den Traditionen des fran- zösischen Mülhausens aufgewachsen, hat er unverbrüchlich an den- selben festgehalten, auch als ihm allmählich jede Hoffnung, die Annexion könnte wieder rückgängig gemacht werden, dahin- schwand. Mit Resignation sah er in die Zukunft. Von der in Aussicht gestellten teilweisen Autonomie der Reichslande versprach er sich wenig. Immerhin konstatierte er mit Genugtuung, dass sich die elsäs- sische Rasse, trotz der starken Einwanderung von jenseits des Rheins, behauptet und dass sich sogar manche reichsdeutsche Elemente zu assimilieren beginnen. Bei aller Anhänglichkeit an Frankreich fühlte er sich eben doch in erster Linie als Elsässer. Darum hat er sich auch, im Gegensatz zu vielen seiner Mitbürger, nicht entschliessen können, der annektierten Vaterstadt den Rücken zu kehren. Wenige Tage nach Miegs Hinschied traf in Basel die Mitteilung ein, dass er seine geologischen und einen Teil seiner prähistorischen Sammlungen dem hiesigen Museum vermacht habe. Die Nachricht fand uns nicht ganz unvorbereitet, denn Mieg hatte uns wiederholt von seinen freundschaftlichen Absichten gesprochen. Sehr überrascht waren wir dagegen als uns seine Witwe, Frau Sabine Mieg-Kroh, in Betätigung derselben Gesinnung, auch noch seine wertvolle wissen- schaftliche Bibliothek übergab, welche die Museumsbibliothek auf das vorteilhafteste ergänzt. Wer künftighin in unsern Samndungen Studien über die Geologie oder die Prähistorie des oberrheinischen Beckens obliegt, wer unsere Museumsbibliothek zu Rate zieiit, der wird auf Schritt und Tritt dem Namen Mathieu Miegs begegnen. Es ist dafür gesorgt, dass sein Andenken auch hier in Basel nicht so bald erlöschen wird. Wir, die wir Mieg persönlich gekannt haben, werden vor allem auch den liebenswürdigen Kollegen und Freund in dankbarer Erinnerung behalten. Bttëel, den 6. November 1911. Mathieu Mies-Kroh. 235 Schriftenverzeichnis. Das folgende Öchiiftenvei-zeiehnis ist von Herrn J)r. P. ilevilliod, dem ich meinen besten Dank für seine Bemühung ausspreche, auf Grund der in Miegs Nachlass vorgefundenen Separatabzüge angelegt und an Hand der Periodika, in welchen Mieg zu publizieren pflegte, ergänzt worden. Ich hoffe, es sei uns nichts Wesentliches entgangen. Kommissionsberichte und ähnliches sind absichtlich weg-aelassen worden. Abkürzungen. Arcli. f. Aiithr. Arcliiv für Antliropologie. B. c\. alp. Hulletin mensuel de la section vosgienne du clup alpin français. B. m. 11. Bulletin du musée historique de Mulhouse. B. N. Bulletin mensuel des séances de la société des sciences de Nancy. B. Süc. b. geol. Bulletin de la société belge de géologie de paléont. et d'hydrologie. B. S. G. F, Bulletin de la société géologique de France. B. S. I. Bulletin de la société industrielle de Mulhouse. Cr. Âc. Se. Comptes rendus des séances de Facadémie des sciences Paris. F. .1. N Feuille des jeunes naturalistes. Soc. Colmar. Bulletin de la société d'histoire naturelle de Colmar. 1877, Note sur les derniers puits creusés au nouvel hôpital militaire, (.luiilet et Août 1876.) B. S. I. ï. 47 p. 26. Note sur la collection d'empreintes des terrains houillers et d'ossements achetée à Vesoul pour le compte de la soc. industr. de Mulhouse. B. S. I. T. 47 |). 28. Notice nécrologique sur M' Hartmann-Liebach. B. S. I. ï. 47 p. 214. Note sur la grotte de Cravanche. B. S. F T. 47 p. .S67. Cl). Zundel et — , Notice sur quelques sondages aux environs de Mulhouse en Alsace. B. S. I. T. 47 p. 6S1. 1879. Notes sur Bonchamp. B. S. I. ï. 49 p. .380 Bapport sur le congrès géologique international de Paris. Se[)t. 1878. B. S. I. T. 49 p. 92. Notice biographique sur le chronicpicur mulhousien Mathieu Mieg. B. Mus. Mulh. 1879, |j. 65. 1880. Notice biographique sur le bourgmesire .lean- Henri DoUfus et ses missions diplumatifjues. B. m. h. 1880, p. 85. Matériaux pour une étude [)réhistoi'i(pie de FAIsace j)ar MM. les D'^ Bleicher et Faudel. Bapport. B. S. F T. 50 p. 415. Notes sur Spa. B. S. I. T. 50 p. 127. Note sur le Itarrage de la Gilejipe. B. S. I. T. 50 |). 44. 23fi H. G. Stehlin. 1880. Xdtt' sur un jtuils de rétalilissement de MM. Sch.iefer, Lalance et C'' à Pliistatt. B. S. I. T. 50 p. 40. 1881. Rapport d'une notice sur la découverte de squelettes humains dans le lehm de Bolhviller (Haut Rliin) par M"- .1. Dellios. B. S. I. T. 51 p. 148. Une excursion au tongrien de Rouffacii (Alsace). F. J. N. 1881, n° 134. Daniel Meyer, météorologiste mulhonsien 1752-1824. Notice biographique. B. Mus. Mulh. 1881, p. 115. 1882. Note sur la découverte d'un marteau en pierre perforé dans le Diluvium rhénan à Rixheim. 1!. m. h. 1882, p. 37. Note sur l'exploitation du bitume en Alsace. B. S. I. 25 X. T. 53 j). 83. Découverte d'un marteau en pierre perforé dans le Diluvium rhénan à Rixheim. B. S. I. T. 52 p. 157. Notice nécrologique sur M. .loseph Delbus. B. S. 1. T. 52 p. 537. Bleicher et — , Sur le carbonifère marin de la Haute Alsace. Décou- verte de ses relations avec le culm ou carbonifère à plantes. Cr. Âcad. Se. 26 .Juin 1882. Bleicher et — , Note sur le carbonifère marin de la H'"* Alsace et ses relations avec le culm. B. S. G. F. 111. Séi', T. X. 1883. Bleicher et — , Sur le carbonifère marin de la Haute x\lsace; découverte du culm dans la vallée de la Bruche. Cr. Ac. Se. 2 .lanv. 1883. 1884. Bleicher et — , Note sur la paléontologie du terrain carbonifère de Ja Haute Alsace. B. S. G. F. 3« Sér. T. XII p. 107. Notice sur la découverte d'un cimetière de l'époque franque à Rixheim. B. S. I. T. 54 p. 480. Note sur la découverte de sépultures de l'époque gallo-romaine à Minversheim (Basse Alsace.) B. S. I. T. 54 p. 557. ■ 1885. Note sur un gisement de couches à Posidonomya Bronni à Minversheim (Basse Alsace.) B. S. G. F. 3« Sér. ï. XIII p. 217. Bleicher et — , Note complémentaire sur la paléontologie et la strati- graphie du terrain carbonifère de la Haute Alsace. B. S. G. F. 3^ Ser. T. XIII p. 413. Note sur la découverte de sépultures de l'époque gallo-romaine à Minversheim (Basse Alsace,) B. m. h. 1885 p. 54. 1886. Notice nécrologique sur M' l.èonard Schwartz. B. S. I. T. 56 p. 277. Rapport sur: Matériaux pour une étude préhistorique de l'Alsace par Faudel et Bleicher. B. S. I. T. 56 p. 363. Nos voisins subalpins. Yusges, Forêt Noire, Kayserstuhl. Conférence faite à Bàle par le D' II. Christ. Rapport. B. cl. alp. II. 1886. Matériaux pjiir une étude préhistorique de l'Alsace par MM. les D'' Faudel et Bleicher. Rapport présenté à la soc. ind. de Mulhouse. B. m. h. 1886 p. 79. Note complémentaire sur les couches à Posidonomya Broinii de Minversheim (Basse Alsace.) B. S. G. F. 3« Sér. T. XIll p. 550. 1888. Quelques observations au sujet de l'origine des eaux miiK'rales de Spa. B. Soc. b. géol. T. Il p. 404. Mathieu Miee-Kroh. 237 188S. lUeiclicr et — , Note sur les sépultures ancienues de Tagolslieiin (Haute Alsace. I B. Mus. Mulli. 1888, p. 97. Note sur uu soudage exécuté à Dornacli (près Mulhouse) en 1869. B. S. G. F. 3« Fér. V. XVI p. 256. Notice bihliographique sur le guide du géologue en Lorraine par M'' le U"- Bleicher. B. S. G. F. 3« Sér. T. XVI p. 265. Notice nécrologique sur M. Ed. Ïhierr\-Mieg. B. S. I. IV. T. 58 p. 249. Notice géologique sur l'âge des dépôts traversés par les forages de Dornach et de Niedermorschwiller. B. S. I. T. 58 p. 653. 1889. Note sur le gypse de Zimniersheim (près Mulhouse). B. S. G. F. 3^ Série. T. XVII p. 562. Bapport sur: Les Vosges, Le sol et ses habitants par (i. Bleiciier. B. S. 1. ï. 60 p. 32. 1890. — , Bleicher et Fliehe, Contribution à l'étude du terrain tertiaire d'Alsace et des environs de Mulhouse (I). B. S. G. F. 3« Sér. T. XVIII p. 392. 1891. Notice nécrologique sur M. Armand Weiss. B. m. h. 1891, p. 65. Gustave Ivoenig. Notice nécrologique. B. m h. 1891, p. 74. 1892. Une excursion à Kleinkembs-Istein. F. J. N. 1892, No. 26iî - 266. Bapport sur l'ouvrage de W le D' Bleicher «Commerce et Industrie des populations primitives de l'Alsace et de la Lorraine». B. S. I. T. 62 p. 324. ^, Bleicher et Fliehe, Contribution à l'étude du terrain tertiaire d'Alsace (suite) (II). Kleinkembs et le lac sundgovien. B. S. G. F. 3* Sér. T. XX p. 175. — , Bleicher et Fliehe, Contril)utiün à l'étude des terrains tertiaires (l'Alsace (III). Note complémentaire sur le gisement de Boppentz- willer et le gisement à insectes et à plantes de Kleinkembs. B. S. G. F. 3« Sér. T. XX p. 375. 1893. Note sur le sondage exécuté dans la propriété de M'' André Koechlin au Hasenrain pendant les années 1886 et 1837. B. S. I. T. 63 p. 173. Sur la découverte du carbonifère marin dans la vallée de S' Amarin (Haute-Alsace). Cr. Ac. Se. 24 Avril 1893. Excursions dans la région du carbonifère inférieur de la Haute Alsace. F. .J. N. 1893, No. 274. 1894'. Mulhouse et le Sundgau avant l'Histoire. Conférence faite à la séance de la Société industrielle le 28 Février 1894. B. S. I. T. 64 p. 133. — , Bleicher et Fliehe, Contribution à l'étude du terrain tertiaire d'Alsace (IV). Sur l'horizon saumntre avec bryozoaires d'Istein. Sur les argiles sableuses marines et les grès à plantes de Hagenbach. B. S. G. F. 3" Sér. T. XXII p. 334. Un gisement d'argile oxfordiennc à istcin. I!. S. G. F. 3*-' Ser p. LXXXVI. Fliehe, Bleicher et — , Note sur les tufs calcaires de KilVis Alsace). B. S. G. F. 8« Sér. T. XXII p. 471. Excursions géologiques en Alsace: Itoppculzwillcr. F. .1. No. 279-280. T. XXII Suiidgan, N. 1894, 238 H. G. Stehlin. 1895. N()ti<-o nécrologique sur Louis Sciioenliaupt. B. m. h. 1895, \>. 01. Note sur le sondage d'Oberkutzenliauseii près I^eclielbronn. H. S. 1. T. (i5 p. 107. Note sur les calcaires coralligènes d'Istein. B. S. G. F. 3® Sér. T. XXIIl p. 95. 1896. Bleicher et — , Sur un gisement callovien découvert aux environs de Winckel (Massif jurassique de Ferrette). B.S.G.F. 3« Sér. T. XXIV p. 805. Excursions géologiques en Alsace. Grand massif jurassique de Ferrette. F. J. N. 1896, No. 302, 304. Notice nécrologique sur Jean lleilmann. B. m. li. 1896, p. 40. 1897. Bleicher et — , Notice sur le remplissage des poches et fissures des calcaires jurassiques du massif de Ferrette par des sables quartzeux. B. S. G. F. 3« Sér. T. XXV. Compte rendu de lexcursion du 3 Septembre aux houillères de Ronchamp, B. S. G. F. 3« Sér. T. XXV p. 1003. Notice sur les quatre Mulhousiens qui combattirent au 10 août 1792 dans les rangs des gardes suisses. B. m. h. 1897. 1899. Notice nécrologique sur M. F. Th. Jundt. B S. 1. T. 69 p. 59 Excursions géologiques en Alsace: Colline de Sigolsheim. F. J. N. 1899. No. 341. 1901. Note sur une station de l'Epoque paléolithique découverte à Islein (Grand -Duché de Bade). B. N. Sér. 111. ï. 2 p. 17. Note sur le fonçage du puits Arthur de Buj'er exécuté par la société des Houillères de Ronchamp (1!*'' Saône). B. S. G. F. 4" Sér. T. I p. 147. 1902. Biographie de Marie -Gustave Bleicher. Professeur à lEcole sup'^ de Pharmacie à Nancy, Membre honoraire de la société d'Histoire naturelle de Colmar 1838-1901. Soc. Colmar. T. VI p. 161. Tableaux archéologiques du D'' R. Forrer. Rapport. R. S. I. T. 72 p. 98. Histoire documentaij-e de l'industrie de Mulhouse et de ses environs au 19'"* siècle, publiée par la société industrielle de Mulhouse (en collaboration avec différents auteurs). Tableaux généalogiques de la famille Mieg, Mulhouse. 1903. — et II. G. Stehlin. Sur l'âge et la faime de la Station préhistori((ue d'Istein (Grand -Duché de Bade). B. N. Sér. III. T. IV p. 1. Résumé de quelques notes et documents relatifs aux bassins hydro- graphicpies de Mulhouse. B. S, I. Xll. T. 73 p. 333. 1904. «L'industrie cotonniére au pays de Montbéliard et ses origines» par M. Léon Sohler. Rapport. B. S. I. T. 74 p. 311. Emile Gluck (1847—1904). Notice nécrologique. B. S. I. T. 74 p. 425. Emile Gluck (1847—1904). Notice nécrologique. B. m. h. 1904, ]>. 123. Stations préhistoriques de Kleinkembs (Grand- Duché de Bade). B. N. Ser. 111. T. V p. 14. 1905. Mathieu Mieg-Kroh. 239 1906. Note sur les scliistes à Mcletta de Oanilacli. (Grand Duché de Bade). F. .1. X. 1906. No. 4S!9. — et 1)'' A. Frey. Notice nécrùloL;ir|ue sur M'' le D'' Eugène Koechlin. B. S. I. ï. 7(5 p. 325. Dessins représentatifs sur os de la Station préhistori((ue de Sierentz (Haute Alsace). B. N. Sér. III. T. VII [) 9. Dessins représentatifs sur os de la Station préhistorique de Sierentz (H*« Alsase). Réponse à M. Marcelin Boule. B. N. Sér. III, ï. VII p. 215. Zwei neue, in der Umgegend von Kleinkemhs (Baden) und Sierentz (Ober-Elsass) entdeckte neolithische Stationen. Arch. f. Anthr. N. F. Bd. V. 1907. Note sur les Schistes à Meletta d'Huttingen près Istein. (Grand-Duché de Bade). F. J. N. 1907, n° 439. Sur l'emploi des Eaux minérales de S' Moritz (Engadine) aux temps préhistoriques. B. S. I. ï. 77 p. 4ß5. Dessins représentatifs sur os de la Station néolithique du canton Wallis aux environs de Kleinkembs (Bade). B. N. Sér. III. T. VIII p. 193. Pierre Schlumberger 1853-1907. B. m. h. 1907, p. 118. 1908. Station préhistorique de Kandern (Grand - Duché de Bade). B. N. Sér. III. T. IX p. 99. J. Vogt et — , Note sur la découverte des sels de potasse en Haute- Alsace. B. S. I. T. 78 p 261. 1909. — et H. G. Stehlin, La mer helvétienne dans le I>assin du Haut-Rhin. B. N. Sér. III. T. X p. 133. 1910. Note sur l'âge et l'industrie paléolithique des grottes d'Istein. (Grand- Duché de Bade). B. N. 1910. 1911. La carte de Regelmann. B. S. I. T. 81 p. 35. Note sur les mines de Badenwiller. B. S. I. T, 81 p. 59. Ein tannzapfenartiges Kieselfragment aus der Wüste bei Heluan. Von G. Senn. In Band 20 dieser Verhandlungen (S. 256) erwähnt Herr Dr. Paul Sarasin ein Kieselfragment, das er in der Nähe von Heluan ge- funden hat und das in auffallender Weise einem Coniferenzapfen gleicht. Als mir Herr Dr. Sarasin das Objekt zeigte, fiel mir sofort die Aehnlichkoit seiner Oberfläche mit derjenigen eines rezenten Cedernzapfens auf, und da das Stück an seinen Bruchflächen ausser- dem noch eine deutliche Kammerung zeigte, stand ich nicht an, das- selbe als das Fragment eines verkieselten Cedernzapfens zu bestimmen. Als solches figuriert es in der erwähnten Arbeit, in welcher es auch abgebildet ist. Nach Erscheinen dieser Publikation ersuchte Dr. Julius Schuster (München), der gerade mit der Bearbeitung der fossilen Pflanzen Aegyptens beschäftigt war, Herrn Dr. Sarasin um leihweise Ueber- lassung des merkwürdigen Objekts. Auch dieser Botaniker hielt es für einen Coniferenzapfen, wie übrigens noch drei andere bekannte Fach- genossen. Als nunidas Fragment dem Geologen Prof. Blmikenhorn (Berlin) zu Gesichte kam, sprach er ihm den organischen Ursprung ab und be- zeichnete es als eine schuppige Feuersteink(mkretion. Aehnliche Ge- bilde fänden sich in der ägyptischen Wüste in grosser Zahl ; sie ähnelten in auffallender Weise bald einem Schuppenpanzer, bald Krebsen oder Trilobiten. Auch in der Samndung von Herrn Dr. Sarasin fanden sich einige sehr merkwürdige aus jener Gegend stam- mende Bildungen, die sich aber durch den Mangel einer inneren Struktur von dem tannzapfenartigen Fundstück wesentlich unter- schieden. Dagegen zeigte mir Herr Dr. Buxtorf einen von ihm ebenfalls in Aegypten gefundenen geschichtete?i Kiesel, an dessen Oberfläche infolgfe der Winderosion die Schichten ähnlich wie bei unserem tann- Ein tannzapfenartiges Kieselfragment aus der AVüste bei Heluan. 241 zapfenartigen Fragment hervorragten und wenigstens an einzelnen Stellen eine ähnliche schuppige Struktur vortäuschten. Bei der Betrachtung dieses Objekts kamen nun auch mir Be- denken, ob das tannzapfenartige Fragment wirklich organischen Ur- sprungs, oder nur eine geschichtete anorganische Konkretion sei. Ich unterzog es deshalb einer genauen Vergleichung mit der Kieselkon- kretion, wobei im Gegensatz zur ersten Untersuchung auch Dünn- schliffe verwendet werden konnten. Tch möchte nicht versäumen, Herrn Dr. Buxtorf für die Ueber- lassung des wichtigen Vergleichsmaterials und für seinen wertvollen Rat auch an dieser Stelle meinen Dank auszusprechen. 1. Die äussere Gestalt des Frag-ments. Das Objekt hat ungefähr die Gestalt eines längs- und quer- halbierten Cedernzapfens, an dem die terminale Verjüngung gerade noch erkannt werden kann. Vom Scheitel bis zur flachen Basis misst es 4 cm und in der dazu senkrechten Richtung 5 cm. Die Dicke beträgt im Maxinuim 2^/2 cm. Auf seiner konvexen Oberfläche sind ca. 20 Felder zu erkennen, welche den Enden der Tannzapfenschuppen sehr ähnlich sind und wie solche ungefähr parallel zur Breitenausdehnung des Objekts in rechts ansteigender Schraubenlinie verlaufen. Von diesen 20 Feldo-rn sind allerdings nur 7 in ihrer ganzen Ausdehnung intakt erhalten. Diese sowohl als auch die Enden der Zapfenschuppen von Cedrus libanotica und C. Deodara wurden nach Länge und Breite gemessen (vergl. nebenstehende Tabelle). Die Vergleichung dieser Messungen ergab, dass beim Kiesel- fragment die Breite des grössten Feldes (48 mm) mehr als 5 mal so gross ist als diejenige des kleinsten (9,5 mm), während bei Cedrus lihcmotica und Deodara die grösste Schuppe die kleinste in keiner Richtung um das Doppelte übertrifft. Auch die Verhältniszahlen von Breite zu Höhe schwanken beim Kieselfragment stärker als bei den beiden Cedernzapfen. Dort be- trägt die grösste Abweichung vom Mittel 4,7, bei Cedrus libanotica mir 2,1 und bei C. Deodora sogar nur 0,9. Immerhin zeigt die Vergleichung der beiden Ceder-Artvn, dass die Grösse der Enden der Zapfenschuppen mehr oder weniger starken Schwankungen unterworfen sein kann ; zwischen dem Kieselfragment und den Cedernzapfen besteht ßomit in dieser Beziehung nur ein gradueller, kein prinzipieller Unterschied. Auf der Basalfläche des Fragments ist nichts als eine fast kreis- runde Hervorragung zu erkennen, die mögliclierweise als Andeutung der Achse eines Coniferenzapfens aufgefasst werden knim. 242 G. Senn. Messungen der Felder am Kieselfragment und der freien Zapfen- schuppen-Enden von Cedrus lihanofiea und C. Dcodara. 1. Kieselfragrment Breite Maximale Hölie Verhältnis von in mm in mm Breite zu Höhe 1. 48,0 6,0 8,0 2. 28,0 6,5 4,3 3. 20,0 4,5 4,4 4. 9,5 2,5 3,8 5. 25,0 6,0 4,2 6. 43,0 6,5 6,6 7. 11,5 3,5 3,3 Abweichungen vom Mi [ittel 4,9 tel +3,1 -4,7. 2. Freie Enden der Zapfenschuppen von Cedrus lihano tica Cedrus Deodara Breite Maxim. Höhe Verhältnis von Breite Maxim. Höl^ le Verhältnis von in mm in mm Breite zu Höhe in mm in mm Breite zu Höhe 44 5,5 8,0 33 7 4,7 39 5,0 7,8 29 7 4,1 39 4,0 9,8 33 7 4,7 37 6,5 5,7 32 7 4,6 39 5,0 7,8 34 7,5 4,5 27 3,5 7,7 32 7 4,6 37 Abwe 5,0 7,4 25 Abwe 7 icliung. V. 3,5 ichung. V. IVl Mittel 7,7 IM Mittel 4,4 ittel +2,1 [ittel +0,3 -2,0 -0,9 Die beiden zur Basalflächo senkrechten und die schuppige Ober- fläche schneidenden Bruchflächen (welche selbst aufeinander senkrecht stehen), lassen eine sehr deutliche Kammerung des Innern erkennen, Ein tannzai^fenartiges Kieselfragineiit aus der AVüste l)ei Heluan. 243 deren Grenzflächen bogig- verlaufen. Die Konkavität dieser Bogen ißt mit zwei Ausnahmen der Basis des Fragmentes zugekehrt. An den Kanten, welche beide Bruchflächen mit der gefelderten Seite bilden, gehen die Schichtgrenzen in die Ränder der Felder über. An dem zur Basis des Fragmentes parallelen, etwas gerundeten Scheitel lässt sich eine rasche Grössenabnahnie der Felder erkennen, wie sie auch an den Coniferenzapfen, allerdings nicht in demselben Maße, zu beobachten ist. Der zur gefelderten Oberfläche annähernd senkrechte Verlauf der inneren Kannnerwände spricht zwar nicht gegen die Zapfennatur des Fragmentes, wohl aber dagegen, dass dieses von einem Codern- zapfen stammt. Bei letzterem biegen nämlich die Schuppen dicht unter dei- Oberfläche des Zapfens fast rechtwinklig um, so dass die Feldei- nicht durch die verdickten Enden, sondern durch einen Teil der freien Oberfläche der Schuppen gebildet Averden. 2. Die innere Struktur des Frag-ments. Die Untersuchung der Dünnschliffe ergibt, dass die das Fragment bildende Gesteinsmasse ein feiner, grauschwarz bis hell ockergelb ge- färbtei' Kiesel ist, der keinerlei anatomische Struktur erkennen lässt. Diese Tatsache konnte ich natürlich erst durch Untersuchung eines Dünnschliffes, also nach meiner ersten Bestimmung feststellen. Wie an den Bruchflächen, so ist auch an den Dünnschliffen eine deutliche Kammerung zu sehen. Dabei fällt besonders die Verschieden- heit in der Färbung der verschiedenen Kammern auf. An einer Stelle, wo drei Kammern zusammenstossen, ist der Inhalt der einen gelb, der andern grau, der dritten graubraun. Diese Färbungen werden durch die Grenzlinien der Kammern scharf getreimt. Bei starker Ver- grösserung kann man in diesen Grenzlinien zuweilen feine krümelige Massen von kohligem Aussehen erkennen. Das Gestein, aus welchem das Fragment besteht, ist durch feine Poreîi ausgezeichnet, welche durch perforierte Wände im Innern ge- kammert und nach aussen begrenzt werden. Es sind Schalen voi) (iJohigerina hidloides, wie sie in Tiofsee-Ablagerungen verbreitet sind. Für den Entscheid über die Natur des Kieselfragments besonders wichtig sind diejenigen Stellen der die Kammerung hervorrufenden (rrenzlinie7i, welche solche GlohigeriMen-'^('\\ci\(n\ aufweisen. Diese liegen der dunkler gefärbten, von Anfang an offenbar dicht ei'cu und konsistenteren Trennungsschicht nicht einfach ,auf , sondern sind etwas in sie eingesunken, sodass die dichtere Grenzschicht dem Kontur der Schale in gleichmässiger Dicke folgt. Wäre die Kammerung durch Versteinerung der Schu})pen eines Ooniferenzapfens zustande gc- 244 G. Senn. kommen, so hätten sieh die in der Kieselsäure-Lösung vMithaltenen Globigerinen hei ilirem Untersinken den Zapfenschuppen auflagern müssen. Sie Uig-en deshalb auch jetzt noch, nachdem die organische Substanz verschwunden ist, den Schichtgrenzen auf. Dass sie in diese teilweise eingesunken sind, beweist, dass bei der Versteinerung hier keine feste Wand, also keine Zapfenschuppe bestanden hat, sondern nur eine halbfeste, wenig konsistente Oberflächenhaut, welche die oberste Schicht der anfangs offenbar gelatinösen Masse begrenzte und von den später sich auflagernden anders gefärbten Schichten trennte. Ausser den Globigerinen, also sicher tierischen Resten, finden sich in einem parallel zur gefelderten Oberfläche geführten Schliffe nocli einige wenige goldgelbe, röhrenartige Gebilde, die sich zuweilen gabeln. Sie haben einige Aehnlichkeit mit dickwandigen Tracheiden oder langgestreckten Steinzellen, die vielleicht infolge von Durch- tränkung mit harzigen Substanzen vor der Verkohlung bewahrt ge- blieben sind. Ob es aber wirklich pflanzliche Gebilde sind, und ob sie sich in ihrer ursprünglichen Lage befinden, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. 3. Verg-leichung des tannzapfenartig-en Fragrnents mit einem geschichteten Windschliff. Vergleichen wir nun das tannzapfenartige Fragment mit dem von Dr. Buxtorf gessunmelteix geschichteten Kiesel an Hand der Dünn- schliffe, so zeigt es sich, dass bei letzterem die Schichtgrenzen lange nicht so scharf sind wie beim tannzapfenartigen Fragment. Sie sind sogar oft so schwach, dass man sie mikroskopisch fast nicht erkennen kann. Die Grenze wird nur durch eine etwas dunkler gefärbte, mit braunen Einschlüssen versehene Lage gebildet, deren Dichtigkeit nach beiden Seiten hin gleichmässig abnimmt. Beim tannzapfenartigen Fragment dagegen nimmt die Dichtigkeit in der Nähe der Schicht- grenze allmählich bis zu einem Maximum zu, an das sich dann un- vermittelt weniger dichtes und meist heller gefärbtes Material an- schliesst. Auch diese hier so ■ auffallende Verschiedenheit in der Färbung benachbarter Schichten fehlt bei dem geschichteten Kiese] vollständig. Da sich in beiden Objekten die gleichen Globigeri^ien finden, ist anzunehmen, dass beide unter ähnlichen Bedingungen entstanden sind. Während sich aber beim tannzapfenartigen Fragment die Ablagerung der einzelnen Schichten in scharf getrennten Perioden vollzogen haben muss, kann dies bei dem geschichteten Kiesel nicht in demselben Maße der Fall gewesen sein. Ein tannzapfenarti.ij'es Kieselfragment aus der "Wüste bei Heluan. 245 Mit dieser Verschiedenheit in der Deutlichkeit der Schichtung hängt offenbar auch die Verschiedenheit der Oberflächenstruktur zu- sammen, Avelche, wie es scheint, durch den sandführenden Wind her- vorgerufen wurde. Während beim tannzapfenartigen Fragment die vSchichtgrenzen nur auf der einen Seite aUmählich in die Grundmasse übergehen, werden sie auf der andern Seite von dem weniger dichten Gestein durch einen scharfen Absatz getrennt, was gerade die grosse Aehnlichkeit mit den Schuppen eines Tannzapfens erzeugt. An dem geschichteten Kiesel ist etwas Aehnliches nur auf der einen Seite der Oberfläche zu sehen, während auf der andern die Schich- tungen beidseitig gleichmässig in die tieferliegende Fläche übergehen. Die Felderung, welche beim Fragment von Heluan die auf- fallende Aehnlichkeit mit einem Coniferenzapfen hervorruft, ist auch bei dem Kiesel an einer kleinen Stelle zu sehen ; von der regel- mässig schraubenförmigen Anordnung der Felder, die beim tann- zapfenartigen Fragment so sehr auffällt, fehlt jedoch jede Spur. Zusammenfassung". Stellen wir zum Schlüsse die Argumente, welche für und gegen die organische Herkunft des Kieselfragmenfes sprechen, noch ein- mal zusammen : 1. Die oberflächliche Schuppung des Kieselfragmentes ist der- jenigen eines Coniferenzapfens sehr ähnlieh. Die konstatierten Grössenunterschiede der Schuppen kommen, allerdings in geringerem Maße, auch bei Coniferenzapfen vor. 2. Die bogige Kammerung des Fragmentes hat grosse Aehnlich- keit mit derjenigen eines Coniferenzapfens. 3. Der gerade Y erlauf der Kammer wände bis unter die gefelderte Oberfläche spricht gegen die Identifizierung des Fragmentes mit einem Zapfen von Cedrus; in dieser Beziehung gleicht es eher einem solchen von Pinus oder Araucaria. 4. Das Fehlen einer anatomischen Struktur bei gleichzeitiger Kammerung spricht gegen die Zapfennatur des Fragments, umsomehr, als in den am gleichen Orte vorkommenden verkieselten Hölzern die anatomische Struktur vollständig erhalten ist. 5. Die in den Grenzschichten eingesunkenen (îIobigerinen»chalen beweisen, dass bei der Entstehung des Fragmentes an diesen Stellen keine feste Wand, also keine Zapfenschuppen, sondern höchstens eine halbfeste Grenzschicht vorhanden gewesen ist. Aus dieser Gegenüberstellung ergibt sich somit der Schluss, dass keine dov inakro^ikopisch erkennbaren Eige7ischkifte7i des Kiesel- 246 G. Senn. fragments welche bei unserer ersten Bestimmung allein zugänglich waren, gegen seine Zapfennatur spricht. Dagegen beweist der mikroskopische Bau einwandfrei, dass das Fragment ein anorganisches Gebilde ist. Als solches haben es auch die mit solchen Bildunoen vertrauten Geologen sofort erkannt. Wie aber die regelmässig schalige Struktur zustande gekommen ist, welche unter der Wirkung des sandführenden Wüstenwindes die Herausarbeitung der tannzapfenartigen Oberflächenstruktur ermög- licht hat, das ist vorläufig noch, wie das ganze Kapitel von den Kon- kretionen, in geheimnisvolles Dunkel gehüllt. Eingegangen 4. November 1911. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. Von M. Knapp. Vortrag gehalten am 18. Januar 1911 vor der Basler Naturforschenden Gesellschaft im botanischen Hörsaal. (Als Manuskript gedruckt.) Zu den Anfängen der astronomischen Wissenschaft im Abend- lande, speziell in unserer Heimatstadt Basel, möchte der folgende Vor- trag zurückführen. Es ist auch von dort Neues zu berichten. In den Hallen unseres Münsterkreuzganges befand sich früher i) ein Epitaph, das also lautete : Germanus Esdras heic Straboq. conditur. Si plura quacris, audies : Sebast. Munsterus Ingelh. Theolog. et Cosmogr. Inter primos sumnius. Solennem ascensionis mem. Anno sal. M. D. L. II. Maior sexag. morte pia lUustrauit. (Esdras = Esra, erste Revision der heiligen Bücher nach dem Exil. [Bei David Kimchi und Elias Levita erwähnt.]) — (Strabo [66 a. — 24 p. Chr. J Herum geographicorum libri XVII.) Es sind mit den zwei einleitenden Namen dieser Gxrabschrift die beiden merkwürdigen Seiten aus Seb. Münsters Leben und Werk genannt : der Professor des Hebräischen an der hiesigen Universität und der Kosmograph der mittelalterlichen Welt ist mit dem Ver- gleiche Esra und Strabo gewürdigt. Was heute über diesen merkwürdigen, vielseitigen Charakter- kopf der Renaissance Neues zu sagen ist, verdanken wir einem gün- stigen Zusammentreffen. In der Pfingstwoche 1907, am internatio- nalen Geographentag in Nürnberg, wurde im Germanischen Museum eine historisch-geographische Ausstellung veranstaltet, und an dieser zum erstenmal eine Karte Deutschlands von Seb. Münster, die bis 1) Johannis Tonjolae, Basilea sepulta. Basileae. Emanuel König u. Fil. 1661, pg. 16. 248 M. Knapp. dahin als vcrseholloii g-egolton hatte, vorgezeigt. Sie befindet sich im Innern einer Scheibe von Münsters „^uftvument bei* Sünueu",-) von dem man zwar die textliche Beschreibung, nicht aber das In- strument selbst kannte. Da die Erklärungsschrift viele Auflagen er- lebt hat, muss die Karte besonders beliebt und verbreitet gewesen sein. Unser Oberbibliothekar, Dr. C Chr. BernouUi, hörte von dem Nürnberger Funde und beeilte sich der übrigen Welt Mitteilung zu geben, dass auch unsere Basler Bibliothek noch ein Exemplar, das besser erhaltene, wie es teich herausstellte, besitzt. Dr. August Wolken- haucr in Göttingen hat im Globus (Bd. XCIV Nr. 1) die Karte dieses Instruments einer eingehenden geographischen Würdigung unter- zogen und dabei als Illustration unser Basler Exemplar verkleinert beigegeben. Da einmal das Interesse in der neuen Richtung orientiert war, überrascht es uns nicht allzusehr, dass im Frühjahr 1910 Herr Dr. C . Chr. BernouUi wieder einen neuen Fund in gleicher Bichtung tat, aus den Schätzen unserer Bibliothek. Es war ein nach ganz anderer Richtung hin interessanter und bedeutungsvoller. Das auch bisher nur aus einer textlichen Erläuterung bekannte „^^nftrument beiber Siebter" ^) von Seb. Münster fand sich in einer Mappe, zudem in so vollendeter Ausführung, dass der auf unserer Bibliothek sich schon seit Jahren mit Buchillustration beschäftigende Herr Hans Kögler- Bachofen, dem der Oberbibliothekar den Fund zu zeigen die Güte hatte, sofort als Schöpfer der dem Holzschnitte zu Grunde liegenden Zeich- nung die Hand Hans Holbeins d. J . erkennen konnte. Da die Zeichnung aus der besten Zeit Holbein'schen Schaffens stammt, war der Fund begreiflicherweise für die Kunstgeschichte und den Entwicklungs- gang Holbeins von ganz unschätzbarem Werte. Ausser einer der Sicherung der Priorität der Entdeckung dienenden Notiz der Basler Nachrichten vom 15. Mai 1910 hat Herr Hans Kögler in dem Jahr- buch der Kgl. Preussischen Kunstsammlungen (Bd. 31, Heft 4) eine erste Beschreibung der Tafel gegeben, die auch die Hauptstücke in Reproduktion enthält. Ein zweiter ausführlicherer Teil, genauere Datierung und Einreihung in das ganze Lebenswerk Holbeins steht bevor. Herr Kögler hatte nun die Freundlichkeit, mich uln Ueber- nahmo der Bearbeitung des astronomischen Teiles der Tafel zu bitten. Mit dieser Arbeit habe ich zwar begonnen, sie führt aber weiter als zuvor geahnt war ; so muss ich Sie heute um Entschuldigung bitten, wenn ich nicht mit einer in allen Teilen reifen Frucht vor Sie trete, -; (Srflerung beë neiueu ^nftnunentg ber ©unnen non Seb. DJhtnficr. ©ebrucft burd) ^acob Slübel, ©tatfd^reibcr 511 Dppenl)ei)m im iav 1528. 3) Canones super novum instrumentum luminariumper Sebast.Munsterum. Basileae, Andr. Cratander. 1534. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 249 sondern nur erste Blütenspuren vorweisen kann. leh glaube und hoffe trotzdem, dass ich Ihnen, dank der Vielseitigkeit des interessanten Materiales, doch einiges Wertvolle werde vermitteln können. Zudem ist der Moment in anderer Richtung einzig günstig. Herrn Hans Kögler gelang es nändich, bei seinem Suchen durch die Archive nach anderen Geschwistern unserer bisher gefundenen beiden Instrumente, noch eine weitere liieher gehörende Tafel Seb. Münsters auf der Münchner Universität-Bibliothek aufzuspüren. Sie steht ihrer Entstehung nach zwischen den beiden andern und gehört zu dem bisher auch bekannten Texte über ein Mondinstrument Münsters. '^) Wir kennen also jetzt das Sonnen-, das Mond-Instrument und das In- strument beider Lichter Münsters. Vom ersten gibt es zwei Exem- plare, eines hier, eines in Nürnberg, vom zweiten ist bis jetzt nur das Münchener Exemplar bekannt, und vom dritten besitzen wir in Basel zwei Abdrucke, einen frühen, wahrscheinlich Probeabzug zur ersten lateinischen Auflage des Textes (1534), und einen zweiten matteren, aber vollständigeren zur ersten deutschen Auflage (1554) gehörend. Alle Exemplare mit Ausnahme des Nürnberger's sehen Sie hier für kurze Zeit vereinigt, zum erstenmal wieder seit Jahr- hunderten völliger Vergessenheit. Dieser günstige, nicht leicht zu wiederholende Moment schien mir Berechtigung genug, auch bei nicht ausgereifter Bearbeitung, Ihnen doch die ersten Ansätze derselben vorführen zu dürfen. Da- neben kann ich Ihnen aus dem Schatze unserer Bibliothek auch zu jeder der drei Tafeln die zugehörenden Texte vorlegen. So möchte ich Sie nun, nach einem kurzen Ueberblick über Münsters Leben, mit dem astronomischen Teile dieser Tafeln be- kannt machen, und dann noch einige kritische Angaben über die Daten derselben beifügen. Ein kurzer Ueberblick in die von WolJcen- haiicr schon gegebene Durcharbeitung der Landkartenfrage wird auch am Platze sein, dagegen muss ich aus begreiflichen Gründen auf eine Besprechung des künstlerischen Wertes verzichten. Vom Leben und Entwicklungsgange Seb. Münsters, den Ha^^^sr^^) 1897 beschrieben hat, sind für uns folgende Daten wichtig: 1489 zu Nieder-Ingelheim in der damaligen Kurpfalz geboren, kommt Münster 1503 als Theologe nach Heidelberg, tritt 1505 ins Heidelberger Minoritenkloster ein, flieht dann 1508 vor einer Seuche nach Ruf ach im Elsass, wo er im Minoritenkloster bei Konrad PeUikan Schüler ■<) (Srfleruiig be§ ueiue J^nftvunientê buvcf) Sebaftianum ï'îonftev über ten S)îon gemad)t ,' im 3^^^ G^rifti lo2i). ©etrurf't ,511 ffiormbë bei "^^eter Sd)üffem. ■'') Viktor Hantzsch: Sebastian Münsters Leben, Werk, wissenschaftliche Bedeutung. Leipzig 1898. (Abhdlg. d. philol. bist. Kl. d. kgl. sächs. Ges. d. Wiss. Bd. 18. Nr. .3.) 17 250 M. Knapp. ist.'') 1511 geht er mit Pellikan nach „Pfortzen" (Pforzheim) und kommt von dort 1514 als Lektor nach Tübingen, hört bei Melanchton und mit diesem zusammen bei Stöffler Astronomie und Kosmo- graphie und liest daneben im Franziskanerkloster theologische und mathematische Anfängerkurse. Hier ist der Unterricht Johann Stöfflcrs für uns bedeutungsvoll, der, nach den schon von Pellikan gelegten Grundlagen nun in Mathematik, Astronomie und Astrologie, Kosmographie, der Lehre von den Sonnenuhren und den Astrolabien seinen Lieblingsschüler Münster ausbildet. Er gibt ihm auch seine Kollegienhefte und Berechnungen zur Abschrift ; also nach da- maligem Gebrauche damit auch zu eigen zu freier Verwendung vor der Oeffentlichkeit. Auf alle Fälle ist es Münster, der uns die Be- rechnungen Stöfflcrs vermittelt, denn Stöffler selbst hat nur ungern etwas publiziert, und da sein ganzer Nachlass 1534 beim Brande der Sapicnz in Tübingen mit Ausnahme eines Bandes, der gerade beim Drucker war, verbrannte, so verdanken war den Abschriften Münsters wenigstens teilweise die Erhaltung jenes Materiales. Stöffler selbst hatte damals Weltruhm wegen seiner Berechnungen, nament- lich auch in Astrologie und das ganze gebildete Mitteleuropa zitterte 1524 wegen seiner Prophezeiung einer neuen Sündflut; ja einige ganz Geriebene bauten sich auch schon Archen und schafften sie auf höhere Berge. Wann Münster Tübingen verliess, ist fraglich. Sicher ist er 1524 als Professor des Hebräischen, das er hauptsächlich bei Pellikan schon getrieben hatte, in Heidelberg angestellt worden. Ob er nicht schon zwei Jahre vorher dorthin gelangte (aus einer Kartenaufnahme scheint es nach Wolkenhauer hervorzugehen), müssen wir unerörtert lassen. In Heidelberg als Lehrer des Hebräischen und Prediger treibt er doch nebenher kosmographischo Studien, in die er auch durch seine hebräischen Schriftsteller, die sowohl solche als namentlich auch kalendergeschichtliche Stoffe behandelt hatten und die Münster nun mit lateinischen Kommentaren neu herausgab, hineingetrieben wurde. 1527 finden wir ihn, von Oekolampad nach Basel berufen, an der hiesigen Hochschule, die damals besser zahlte als die Heidelberger, Hebräisch lesend. Hier beginnt auch seine Produktion in natur- wissenschaftlichen Büchern. Eines der ersten ist sein Kalendarium Hehraicum.'') Schon im nächsten .Jahre entsteht das uns interes- sierende „^nfti'uineut ber ©ünnen"*') Münster war jenes Jahr vor- übergehend, wahrscheinlich vor den Wirren der hiesigen Reformation 6) Bernhard Riggenbach : Das Chronikon des Konrad Pellikan. Basel, Bahnmeier's Verlag (C. Detloff) 1877. '') Sebastian Münster: Kalendarium hebraicum. Basileae (Jo. Proben) 1527. 8) Vgl. pg. 2, Anm. 2. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 251 geflüchtet, in Worms (oder Oppenheim). Dort trat er auch zur ,, protestierenden Religion" ühcr, wie Christoph Iselin^) berichtet. Das „^nftrument über ben^Jîon gemad)t"/^^) dessen „©rflenmg" 1529 zu „'Üßormbe bei '^^eter ©rf)öffeni cietructt unb üotenbet" wurde, zeugt von jener kurzen Wormser Fluchtperiode. Aber schon im nächsten Jahre herrschen in Basel so ruhige Verhältnisse, dass der zu Professur und Predigtamt an St. Peter zurückgekehrte Münster seinen Haus- stand mit Anna Silber, der Witwe des Buchdruckers Adam Petri, gründet. Nun beginnt hier seine fruchtbarste Schaffenszeit. Kein Jahr ausser seinem Rektoratsjahr 1549 ist ohne Publikation; die meisten liefern mehrere Bücher. Für uns kommt in Betracht noch allenfalls 1531, wo im März seine „Compositio Horologionim^^) herauskam, und 1534, wo seine ,,Canones super novum lnstru7nentmn Luminarium'' erschien.i2) J}[q deutsche Ausgabe davon vom Jahre 1554 sei der Vollständigkeit halber genannt. (Zu ihr gehört unser zweites Exem- plar des Instruments beider Lichter laut Ueberschrift.) Von den weiteren Auflagen der verschiedenen AVerke ist hier nicht der Ort zu reden, erwähnt sei nur, dass die Auflagen der Ar- beiten Münsters für die damalige Zeit ganz unerhört rasch sich folgten und sich häuften. Die Kosmographie Münster's, sein berühmtestes Werk, hat innerhalb eines Jahrhunderts (1544 — 1650), wo sie immer wieder herausgegeben wurde, in 6 Sprachen zusammen 46 Auflagen erlebt; ähnlich andere Werke. Seine hebräische Bibel alten Testaments war im Jahre des Erscheinens schon vergriffen. Münster erlag 1552 der Pest zu Basel. Oswald Schreckenfuchs hielt ihm eine hebräische Grabrede und Heinrich Pantaleon dichtete einen lateinischen Nachruf. Unsere drei Instrumente nun bilden ein Mittelding dessen, was wir heute Kalender und was wir Ephemeriden nennen. Wohl steckt auch heute noch in jedem Kalender ein Stück Astronomie, das aller- dings meist irgendwo abgeschrieben ist bei einem mit der Astronomie mehr oder weniger direkt verbundenen andern Autor. Sollen in einem Kalender die Sonnenauf- und -Untergänge nur einigermassen stimmen mit der Wirklichkeit, so muss eben ein in einfachen astronomischen Rechnungen Gebildeter herangezogen werden. Denn diese Zeiten müssen, als für jeden Beobachtungsort verschieden, immer wieder ^) Christoph Iselin. Lexikon. Basel, Johann Brandmüller, 1726, pg. 591. 10) Vgl. pg. 3, Anm. 4. ") Sebastian Münster: Compositio horologiorum. Basileae, Henric Petrus, 1531. J2) Vgl. pg. 2, Anm. 3. 252 M. Knapp. neu uuci aus den astronomischen Tafeln auf den Ausgabeort des Kalenders umgerechnet werden. Die sonstigen Angaben über Mond- phasen, Eintritt in die Tierkreiszeichen, Planetenstellungen sind auch nur aus astronomischen Jahrbüchern (Ephemeriden) zu entnehmen und müssen für diese durch besondere Institute gerechnet werden, wie es z. B. in Deutschland durch das Berliner Recheninstitut gescliieht, dessen Werk, das Berliner Jahrbuch, alle Jahre als dicker Band (ge- wöhnlich 2 Jahre im voraus) erscheint. Damals im Anfang des 16. Jahrhunderts gab es solche Einrich- tungen noch nicht ; der Mensch konnte sich also nicht vom Abreiss- kalender diese Daten beschaffen. Und doch war der damalige Mensch gerade auf diese Auskünfte in viel höherem Masse angewiesen, als wir. Hatte man doch nur in den Städten auf den Kirchtürmen Schlag- uhren, und die ersten Sackuhren (die Nürnberger Eier Peter Hen- leins), waren nur für die Vermöglichsten beschaffbar, ja zu der für uns in Betracht kommenden Zeit wohl noch kaum recht bekannt. (Ihre erste Beschreibung stammt von 1511.) Der Mensch musste also aus der Sonne oder des Nachts aus der Gestirne Stand sich die Zeit selbst verschaffen können. Dies ging nun sehr gut bei festen Bauwerken mit Sonnenuhren, und wir haben bereits erwähnt, dass Münster über deren Konstruktion eine der wertvollsten Anleitungen geschrieben hat, speziell auch zu dem Zwecke, den Handwerkern die nötigen Griffe beizubringen. Darum wurde er auch mit dem Ehren- titel eines Vaters der Gnomonik belegt. Aber des Nachts versagten die Sonnenuhren und man war höchstens auf Sanduhren, auf Stunden- gläser angewiesen. Ging man über Land, so hatten wohl alle Leute besserer Stände ihre Taschensonnenuhren bei sich, aber sowohl der Kompass, wie die Landkarte waren erst in den allerersten Ent- wicklungsstadien vorhanden. Einzig die Schiffahrt treibenden Völker mögen allgemeinere Kenntnisse von diesen Dingen und auch bessere Apparate besessen haben. So Columbus bei seinen Fahrten. Und doch war man auch in anderer Hinsicht viel mehr noch als wir vom Laufe der Gestirne abhängig. Die veränderlichen Tag- und Nachtlängen hatten in jener Zeit viel einschneidenderen Einfluss auf das bürgerliche Leben. Die Schlaguhren tönten ja schon alle Stunden, oder in seltenen Fällen alle Viertel, aber Avenn es finster wurde, so war doch die Tagesarbeit ganz anders gehemmt als heute, denn die Beleuchtungsverhältnisse erlaubten nur Wenigen lange Nacht- arbeit. Da galt es das Sonnenlicht auszukaufen, und deshalb waren die Tag- und Nachtlängen in den Kalendern viel wesentlicher als heute. Aber noch vielmehr schnitten alle die andern Gebräuche und Satzungen ins Gebiet der Astronomie ein, oder besser in das der Astro- Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 253 logie. Hievon zeugen die Illustrationen Holbeins in den Eckzwickeln des Instruments beider Lichter. Kein Arzneitrank konnte genommen werden, ohne Konsultation der nötigen günstigen Zeit dazu : ®a§ tranrf jolt id) nit ()ou ç]emtmcn (S§ inev beim am bcfjev 5aid)cu turnen. oder : 3Bei' avtpr) ficî) gebrud)en bar/ Hub nit ber §ei)d)eii ni)inbt roar Cd) fiin ^ad) nit vid)t boruod)/®ev Ii)b ob er fd]abiMt eiiipfod). oder : 91em id) ber 5atd)enu nit ebenn wav, So mcv id) oud) nevberbet c\ar.''^) Es hing also gar Vieles im täglichen Wohlbefinden und in der kleinsten Häuslichkeit mit den Gestirnen zusammen, wovon wir uns nichts mehr träumen lassen. (5d)repffen friftet mir nunn (eben, ©ütter ,5taid)en pf(ic\ id) eben.^^) Aber auch der ganze Landbau, alles Säen, Graben, Pflügen, Okulieren, das Kranksein, das Sterben, das Aderlassen und das Ge- borenwerden, alles hing, wenn es nicht unvorsichtig, leichtsinnig in den Tag hinein bestellt Averden sollte, von den Sternen, ihrem Ein- flüsse, ihrer Stellung ab. Münster selbst scheint im Gegensatz zu seinem Lehrer Stöffler, auch zu Melanchton, nicht viel auf die Astro- logie gegeben zu haben : eine Stelle des neugefundenen Kollegien- buches von seiner Hand (bearbeitet von W olkenhauer ) ,^^) scheint dies auch zu bestätigen : Ego. Sebast. M. Scriptor et Collector huius libri nihil de supersticiosa hac nativitatum indagine , . . (credo. ) So musste der Kalender eben noch gar vielerlei vermitteln an Weis- heit und Kenntnissen. Alle diese Uebermittlungen dienten damals nebenher doch dazu, den Leuten noch einen Begriff von den Stellungen der Gestirne am Himmel beizubringen, wenn auch verbunden mit üblen Nebenbegriffen. Heute hat selten ein Mensch eine Ahnung von einer Planetenstellung, oder gar von der Art des Laufes der Gestirne. Sogar die primitivsten Begriffe bringt unsere moderne Schulbildung schwächer und schlechter in die Köpfe hinein, als da- ^'^) Hans Köfjler. Einige Basler Kalender des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zürich. Leemann 1910, pg. 16. (Sonderabdruck aus dem Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde. N. F. XI. Bd. 1909.) 1^) Vgl. oben. '■'') August "VVolkenhauer: Sebastian Münsters handschriftliches Kollegien- buch aus den Jahren 1515 bis 1518 und seine Karten. (Abhdlgen. der kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. Philolog. hist. Kl. Neue Folge. Bd. XI. Nr. 3.) 254 M. Knapp. mais die Furcht vor den Folgen. Der damalige Mensch war also bei all seinem Aberglauben doch in dieser Richtung dem heutigen vor, er verlangte mehr von der astronomischen Wissenschaft und zwar direkt von ihr. Diese Kenntnisse alle zu befriedigen, dazu wollen unsere Tafeln dienen. Ich will Ihnen dies an ein paar den Tafeln selbst ent- nommenen Beispielen zeigen. Zur vorherigen Orientierung ist zu merken, dass das Sonneninstrument 5 Seheiben trägt, in der Mitte die Hauptscheibe, oben links die Scheibe mit der Krummlinienfigur, Circkel der zwölff zeichen genannt, unten links die Scheibe Circkel der Jahrzahl, unten rechts die Planetenscheibe, der Circkel der uf- steigenden zeichen, oben rechts die Scheibe mit dem kleinen Bären, das Nocturnal. Den Text zu unserm Beispiele mag Münster selbst geben : „Uff un nibergäg ber ©un aüe tag §û finben: ^uni erften lug im falenber inn tt)eld)ë grab bie fün ift/unb füd) in barnarf) im ®iurnal im circfel ber 12 5eid)ë/un rücf uff in ben fabë un ba§ pevitn. ^ü letft §eürf) ben faben mit bem geftetten perlin uff bie frum lini) beê orienté / fo raürbt er bir sei)gen inn bem du^evn cirdfet bie ftunb unb puncten be§ auffgang§ ber fünnen. ®e§ gleirf)en man bu ben faben uff bie anber feiten jeüdjeft bifî ba§ perlin fallt auff bie frumme linien be§ occibent / roirbftu t)aben bie ftunb be§ unbergang§ ber fünnen." Da das Instrument für etwa 50 Jahre Gültigkeit hat, sagen wir auf eine Viertelstunde genau, so sehen Sie schon mit diesem ersten Beispiele, welchen Schatz der Besitzer mit dem einen Blatte besass. Unser Sonneninstrument geht, wie der Zirkel der Jahrzahl lehrt, von 1525 bis 1574, gilt also für 50 Jahre. Derselbe Zirkel gibt in den nächst-innern Kreisringen (der äusserste trägt die Jahreszahlen) die zu jedem Jahre gehörenden Ele- mente. Zunächst die „©ulben jal". Das ist die Stellung des Jahres im sogenannten Methon'schen Zyklus, der 235 Monaten oder 19 Jahren entspricht, nach deren Ablauf die Monate im Jahre wieder gleich zu liegen kommen. Es zeigen also die Zahlen 1 bis 19, welche den Jahreszahlen beigeschrieben sind, die Stellung in diesem Zyklus an. Ausgangspunkt der Zählung ist dabei in unserer christlichen Zeitrechnung (gregorianisch und julianisch, denn dies macht auf die Jahreszahl nichts aus, auf die es hier allein ankommt) das 1. Jahr vor Chr. oder astronomisch das Jahr 0. (Neujahr = Neumond.) Methon, auf den sich der Name des Zyklus bezieht, lebte 433 ante in Griechenland; die goldene Zahl soll von der goldenen Inschrift dieser Ordnungszahlen am Minervatempel zu Athen herstammen : gM^^T^ ; z. B. 1525; 1525 + 1 : 19 M Rest 6. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 255 Der nächste Kreis gibt die ilnzahl der Wochen, der übernächste die Zahl der Tage von Jahresanfang bis zu Pfaffenfastnacht an. End- lich die beiden letzten den Sonntagsbuchstaben und das Schaltjahr. Sonntagsbuchstabe ist einer der ersten 7 Buchstaben des Alphabets von A bis G und besagt, der wievielte Tag zu Anfang des Jahres ein Sonntag war. (Heuer [ 1911 ] fing das Jahr mit einem Sonntage an, der Sonntagsbuchstabe ist also A, nächstes Jahr [ 1912] beginnt das Jahr mit Montag, der erste Sonntag ist also am 7. Januar, Sonntags- buchstabe G ; da aber nächstes Jahr Schaltjahr ist, springt von dem eingeschobenen Tage im Februar an der Sonntagsbuchstabe noch um eins weiter, wird also F.) Diese Sonntagsbuchstaben finden sich nun auch in dem grossen Hauptkreise vom Jahresanfang aus abgetragen, mit A am ersten Jenner beginnend, durchs Jahr hindurch fortgesetzt. Wenn man also aus dem „(Strifel ber ^ar§at" weiss, welcher Buchstabe in einem Jahre Sonntagsbuchstabe ist, so weiss man vom ganzen Jahre für jedes Datum den Wochentag. Natürlich fehlt in der Anordnung der Schalt- tag, und dies gibt eine Ungenauigkeit für den Sonnenstand in den Schaltjahren an jener Stelle. Münster ist sich dieses Fehlers selbst bewusst ; er weist einmal ausdrücklich darauf hin. Sonst sind in dem grossen Kreise nur noch die Namen der Kalenderheiligen und die Tierkreisbilder, nebst einer Einteilung von jedem Bild in 30 Grade, gegeben. Mit zwölf Tiorkreisbildern zu 30 Grad kommen wir zu den 360 Graden des vollen Kreisumf anges. Diesen, also auch die sämtlichen Tierkreisbilder, durchläuft die Sonne einmal im Jahr (scheinbar). Die Stellung der Tierkreisbilder zu den Tagen des umlaufenden Kalenders ist so gewählt, dass die Stellung der Sonne an dem betreffenden Tage mit der daneben- gesetzten Tierkreisstelle übereinstimmt. Um also, wie vorhin schon ausgeführt, die Stellung der Sonne an einem gegebenen Tage im Tierkreis zu wissen, brauchen wir nur den: Faden im Zentrum des grossen Kreises nach dem Datum zu ziehen und den Grad und das Tierkreisbild abzulesen. Derselbe Zirkel der zwölf Tierkreiszeichen findet sich nun auch in der kleinen Scheibe links oben, der Figur mit den krummen Linien, nur nicht zum Kreis gezogen, sondern offen. Wir finden also die unserem Datum entsprechende Tierkreisstelle hier wieder und können über sie den im Zentrum dieser Scheibe befestigten Faden, woran ein Perlelein beweglich ist, ziehen, auch das „'^^^erliu" auf sie einstellen. Dieses, auf die krummen Linien umgeführt und bis zum Schnitt mit der ersten gebracht, gibt, am gestreckten Faden aussen abgelesen, die Stunde des Aufganges der Sonne einerseits, auf die andere Seite der Krummlinienfigur übergeführt, den Untergang der Sonne. Auf den 256 M. Knapp. Zwischenlinien geben Faden und „^^Pevlin" die sogenannten ungleichen Stunden an, die auf dieselbe Weise wie bisher abgelesen werden. Die ungleichen Stunden teilen den Tag, während die Sonne scheint, also vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, in zwölf gleiche Tagstunden, die natürlich im Winter, avo die Tage kurz sind, auch nur kurz ausfallen, im Sommer dagegen lang, daher ungleiche Stunden genannt; umgekehrt verhalten sich die ungleichen Nacht- stunden. Mit dem Beginne des Tages, dem Sonnenaufgange, hebt die erste ungleiche Stunde an und ist mit der Vollendung des ersten Sechstels der vormittäglichen Sonnenbahn voll geworden. Steht die Sonne im Mittag, so ist immer auch die sechste ungleiche Tagstunde abgelaufen und bei Sonnenuntergang die zwölfte. Entsprechend bei den Nachtstunden. Erste Nachtstunde hebt an mit Sonnenuntergang, sechste ist voll um Mitternacht, zwölfte mit Sonnenaufgang. Bringen wir also das „''^^evlin" zum Schnitt mit der zweiten krummen Linie, so erhalten wir am äusseren regelmässig geteilten Kreise die gewöhn- liche Stunde angegeben, um deren Zeit die erste ungleiche Stunde vollendet ist. Ebenso geschieht es mit den ungleichen Nachtstunden in der Krummlinienfigur unten im Zirkel der Jahrzahl. Die ungleichen Stunden dienten rein astrologischen Zwecken ; sie sind die Stunden, nach denen alle Ereignisse in der Astrologie be- rechnet werden. Doch haben die Bogen der Krummlinienfigur auch für unsere Anschauung ein Interesse, denn wissen wir aus dem ersten Bogen die Sonnenaufgangszeit, so gibt uns das Perlin, über die andern Bogen umgeführt bis zur sechsten ungleichen Stunde, also bis Mittag, den halben Tagbogen der Sonne, oder die Hälfte des wirklichen Tages. Ebenso erhalten wir die Länge der Nacht an der entsprechen- den Figur des Zirkels der Jahrzahl. Genau dieselben Zirkel und Einträge, allerdings über die Jahre von 1530 bis 1579 erstreckt, finden wir nun wieder im Instrument beider Lichter. Dieses ist überhaupt nur als Zusammenschweissung der beiden andern Instrumente, des der Sonne und des „über ben 'iX^ion gemacf)t " anzusehen. Es hat dabei einige Verbesserungen noch hinzu- bekommen. Nur hat es auch drehbare Scheiblein, die vermieden zu haben, (sie waren damals Modeartikel), Münster beim Sonneninstru- ment sich ausdrücklich rühmt. Trotzdem bleibt die Art, wie dort alles auf einem Blatte zusammengearbeitet und vereinigt ist, durch- aus bewundernswert. Dieselben Griffe, die wir bis jetzt am Sonnen- instrument gelernt haben, können Avir nun auch an dem Instrument beider Lichter durchführen. Der Zirkel mit Jahreszahl, goldener Zahl, Wochen und Tagen bis Pfaffenfastnacht, Sonntagsbuchstaben und Schaltjahr ist rechts oben. Es ist allerdings noch eine weitere Kolonne mit eingeschoben für den Mond. Tage des Jahres, Kalender- Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 257 heilige, Buchstaben der Einzeltage, Tierkreiszeichen und deren Grade finden wir wieder im mittleren Hauptstück. Auch die Krummlinien- figur, diesmal Tag und Nacht im selben Kreis beisammen, erkennen wir wieder in der Mitte der Hauptscheibe. Doch zurück zu unserem Sonneninstrument. Es dient noch weiteren Aufgaben. In die Scheibe rechts oben, das Nocturnal, ist das Sternbild des kleinen Bären eingetragen und zwei Hände weisen mit den Zeigefingern auf den Polarstern, hier „mere ftem", Stern derer auf dem Meere, genannt, und auf den Pol selbst hin, der als Ringlein neben dem Polarstern abgebildet ist. Die Scheibe dient dazu, zur Nacht die Stunde an den Sternen abzulesen. Da die Sonne einmal im Jahre durch alle Zeichen des Himmels läuft, also einmal rund um, so brauchen wir nur den Winkel zu kennen, den sie gerade für ein be- liebiges Datum mit irgend einem nicht ganz am Pole stehenden Sterne einnimmt; hier bei Münster ist das rechte Hinterbein des kleinen Bären, der Stern Kochab, genommen. Wissen wir den Winkel, den der Stern gerade am Himmel einnimmt, d. h. kennen wir seine Stellung zum Meridiane, so können wir uns den Winkel zwischen Stern und Sonne, den wir berechnet oder der Tafel entnommen haben, an dem Winkel des Sternes angebracht denken, und haben so die Stel- lung der Sonne am Himmel auch zur Nachtzeit, also auch die Zeit selbst, gerade wie wir am Tage aus dem Stande der Sonne die Stunde des Tages bestimmen können. Hiezu dient das Nocturnal und sein Hilfsinstrument. Das Hilfsinstriiînent ist in der Beschreibung nur eine in zweimal zwölf gleiche Teile, deren jedem eine Zacke nach aussen entspricht, abgeteilte kreisrunde Hilfsscheibe. Sie hat einen Handgriff und in der Mitte ein Loch, das so gross sein soll, „bû§ man iinfel)r(ic() ein erbifî bnburrf) treiben mög", (wie es in der „J^ürmalung" heisst). „^i\] jdieib bvaud)e atfo. |)att [ie §ù nac^t üor bein ange[irf)t fern ober nalie / bi§ bu burd) ba§ lorf) ben meerftern gefebeft unb barmit ben f'od)ab uff er)nem ,^an / fo mercfft bu ba(b ob er ftaub in ber w'mdd eignem / ober raie üi( ftunben er ftaub üon eiiue rainfei: bau e§ tbut ei)n }^an eiin ftunb." Aus Sonnenstand am Himmel und dem gemessenen Winkel des Kochab lehrt nun der rechte obere Zirkel, das Nocturnal, die Nachtstunde finden mit Hilfe eines gespannten Fädeleins und eines Zirkels. Die untere rechte Scheibe, die Planetenscheibe, „(£ird'el ber uf^ fteigenben 3eirf)en", dient nur astrologischen Zwecken. Jede Stunde des Tages war einem Planeten zugeteilt und zwar in deren Reihen- folge von aussen nach innen, nach der damaligen Vorstellung, die sich noch völlig mit dem Sphärenbild der Alten deckt. Zu äusserst ist der Himmel der Fixsterne, dann kommen die 7 Himmel der 7 Planeten : 258 M. Knapp. Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond. Endlich kommt zu den 7 Planetensphären und der einen Fixsternsphäre, um wieder auf eine heilige Zahl zu stossen, noch über der Erde, die zu Unterst ist, das Wasser, die Luft und das „^eroer", also die 4 Elemente, gibt zusammen 12. In der Scheibe sind die abkürzenden Zeichen statt der Planeten dargestellt; die Sense des Saturn tl , das Z des Zeus 21- , Schild und Pfeil des Mars cT» der Punktring der Sonne 0 , der Handspiegel der Venus 9 (oder der umgekehrte Peichsapfel, wie ein Nürnberger Ratsherr deutet : ,,weil sich der Venus Reich über alles Fleisch erstreckt, jedoch unter sich und zum Bösen"), endlich der Schlangenstab des Merkur ^ und die Mondsichel C Teilt man nun die erste Stunde des Samstags dem Saturn zu (Saturday), die zweite dem Jupiter, die dritte dem Mars etc., wie die folgende Ueber- sicht zeifft : tl Saturn. 21- (^ O 9 ^ € h 21- cf O 9 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. ^ C tl 21. c^ O 9 ^ € tl 2i cf 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. O Sonne. 1. etc. so kommt auf die erste Stunde des folgenden Tages die Sonne ; es folgt also dem Saturntag = Samstag der Sonntag. Weiter die erste Stunde des nächsten Tages wird dem Mond geheiligt, wir haben Lunae dies, Montag. Es folgen in gleicher Weise: Mars = Ziu, Mardi = Zistig; Merkur = Wuotan, Mercredi = Wednesday ; Jupiter, Jovis dies = Jeudi = Donartag ; Venus = Freya, Veneris dies = Vendredi = Freyatag. Sie sehen, unsere heutige Wochentagsbenennung stammt noch aus den astrologischen Zeiten, ja ist noch viel älter, sie stammt wie diese astrologischen Spitzfindigkeiten und klugen Beobachtungen alle aus Babylon, der Heimat aller Sternkunde. Man hat nun nur, auf uns schon bekannte Weise, die ungleiche Stunde zu bestimmen für die gesuchte Zeit, ebenso den Wochentag, auf den das gesuchte Datum fällt (diesen mittelst des Sonntagsbuchstaben), so gibt der innere Teil der Planetenscheibe Auskunft über das die Stunde beherrschende Ge- stirn oder Planetenzeichen. Auch das gerade aufgehende Tierkreis- zeichen ist aus den äusseren Ringen zu entnehmen. „^an inie bie meifter be§ geftirnë jagen / ein ieglid) ,^eirf)en ift in beut orientifd)en rctnfel am aller frefftigft, barumb fie anc^ in allen practicfen ein ufffef)en§ ^oben/auff baé aufffteigenb ,^eid)en." Wir wundern uns nicht, dass Münster schon im nächstfolgenden Satze sich für diese und ähnliche Weisheit auf Joh. Staffier, der „ein berümpter 9}îatbematicu§ unb mein getreroer leermeifter nor feiten gemefen ift," beruft. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 259 Ganz dieselben Angaben finden wir nun wieder, nur anders ein- geteilt, im Instrument beider Lichter. Ueber den Gültigkeitsbereich des Instrumentes drückt sich Münster selbst aus : „unf? ba§ id) biJ3 infiniment genrf)tet ()a() / bif? auff ba§ iar ßljvifti 1574, iner barnarf) lobt, ber ftred e§ lueitcr t)tnauê." Einige Zirkel gelten allerdings noch länger, wie er ausdrücklich zufügt. Ferner ist zu wissen, dass das Instrument für die Polhöhe von Heidelberg bestimmt ist, für 49 Grad, welche Zahl ohne Erklärung in der Mitte unten auf dem Instrument steht. Der Zeit nach (d. h. in Länge) ist es gerechnet „auf ben 9^f)einftrom"; er spricht auch davon, dass die Finsternisse, die am Rande angebracht sind, auch an allen andern Instrumenten sollten angebracht sein „ für un§ i^eibelberger unb îubinger " Geltung haben. Wir kommen darauf noch kurz zurück. Vom IMondinstrument, das ähnlich zu gebrauchen ist, will ich Ihnen nur ganz in Kürze berichten. Seit die Instrumente zu den zu- gehörenden Texten gefunden sind, ist es dem mit Sprache und Materie Vertrauten überaus leicht, den Gedankengängen Münsters zu folgen. Noch Kantzsch hielt 1897 die Texte, weil ihm eben die Figuren dazu fehlten, für verworren. Auch bestand die irrtümliche Ansicht, dass wir unter den Instrumenten Apparate zu Messungszwecken zu ver- stehen hätten. Auch Rudolf Wolf,^^) der doch sonst Bahnbrecher in der historischen Astronomie war, wusste nichts mit den Münster'schen Insti'umcnten anzufangen. Nur der Hilfsapparat zum Nocturnal ist von ihm verstanden und beschrieben worden. W olkenJiauer , der Geograph ist, scheint das O -Instrument glatt verstanden zu haben. Auch mir, der ich zuerst alle 3 Instrumente zur Verfügung habe, waren, ausser der Sprache anfänglich, keine Schwierigkeiten oder nur leichte erwachsen. Was nun das Mondinstrument, das nur 3 Scheiben besitzt, eine Hauptscheibe und darüber rechts und links zwei kleinere, anbetrifft, so herrscht in ihm die gleiche Anschaulichkeit, wie beim Sonneninstrumente, doch ist die Materie des Mondes ver- wickelter. Der Mond bewegt sich eben nicht in einer annähernd als Kreisbahn aufzufassenden Kurve, wie die Sonne. Man half sich damals mit einer exzentrischen Kreisbahn (übrigens auch für die Sonne, sobald grössere Genauigkeit eingeführt wurde), setzte den Mond aber nicht einfach diesem Kreise auf, sondern dem ersten Kreise auf den Rand einen zweiten, den Epicjkel und erst dieser trug wieder den Mond. Diese erwähnte grössere Genauigkeit für die Sonne kennt Münster wohl, wir finden sie im Mondinstrument in „ber (Sonne 33ergleid)er" als kleine Korrektion dargestellt (in der Hauptscheibe). 16) Eudolf Wolf: Handbucli der Astronomie. Zürich, F. Schulthess, 1890. 260 M. Knapp. Sonst gibt das Mondiiistruinent für jede Jahreszahl das Alter des Mondes zu Anfang des Jahres (die sog. Epakte), ferner die Stellung des Epicykels und die der Mondknoten zur selben Zeit. Dies steht im oberen linken Kreise. Der Hauptkreis gibt die Er- gänzungszahlen für jeden einzelnen Tag dazu; ferner Kalender, Heilige, Tierkreisbilder und Grade, die Phasen des Mondes (sein Alter) in der richtigen Stellung dazu, ferner zu innerst „be§ 3D^onbe§ 5?erii[teict)er", auch wieder eine dem Sonnenvergleicher ähnliche Korrektur, um vom mittleren, Mond auf den wahren Mond zu kommen. Aus der Scheibe oben rechts lernen wir, aus der Mondphase und ihrer Stellung am Himmel die Nachtstunde zu bestimmen, wie vor- her aus der Stellung des kleinen Bären. Endlich ist zu unterst ein gebrochener Kreis, der die Breite des Mondes bei seiner fStellung in den beiden Knoten der Bahn angibt, also erkennen lässt, ob es zu einer Finsternis kommt oder nicht. Die beiden Mondknoten, [ Mond lebenah [nJ^S] heissen : der aufsteigende der Drachenkopf [ rosch heteli "'S"!" îî'N^l], der absteigende der Drachenschwanz [zanab heteli ''br\~ ÜT]. So sehen wir die Schattenfigur beim Kopfe und Schwänze des ungeheuren Drachens unten und zugleich gibt eine Skala die Möglichkeit, die Tiefe des Eindringens des Mondes in den Erd- schatten, den Grad der Verfinsterung, eben mit der Breite des Mondes zu bestimmen. Alle diese Zirkel sind wieder ins Instrument beider Lichter und seine 5 Scheiben eingetragen und finden sich hauptsächlich im oberen linken Kreis, dann aber auch in der Hauptscheibe ; der Drachenkopf, also die Stellung des Knoten zu Jahresanfang, steht allein unter den Sonnenargumenten rechts oben. Das Nocturnal des Mondes, um aus dem Monde die Nachtstunden zu erkennen, ist mit der Scheibe des kleineu Bären zusammengearbeitet, in der Bärenscheibe. Die Breite des Mondes in den Knoten ist im Bauche des Drachen mit Korrcktions- tafeln rechts und links zu erblicken, während die Schattenzirkel dies- mal mit Kopf und Schwanz des Ungeheuers wieder, nur noch inniger als zuvor, vereinigt sind. An diesem Gewaltsvieh muss auch dem gänzlichen Laien in Kunstdingen etwas von der Grösse und Wucht Holboin'scher Zeichnung aufgehen. Sehen wir noch kurz uns auf der Landkarte in Mitte der ersten Tafel, dem Sonneninstrumente, um. „^d) Ijab in luittc bi^e§ 3n= ftrument>c( gefeilt bic Xeütfd) nation nad) ircv fle(egenf)eit fo üi( id) fetb in ir burd) mein roanbern evfaln'cn l)ab / wo irf) aber nit cieroefen bin / t)ab irf) mic^ be()ülffen auê anbern i^anbtaffeln." Wolkenhauer weist auf Grund des von Münsters Hand geschriebenen, neuerdings in München aufgefundenen Kollegienbuches, i'') das aus Münsters Tü- 1'^) Vgl. pg. 7, Anm. 15. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 261 binger Studienzeit stammt, nach, dass die sämtlichen Karten jener Handschrift direkt auf Waldseemüller (Carta itineraria), indirekt auf Etzlauh (Romweg 1492) zurückführen und nur als Kopien, aller- dings teilweise von unbekannten Originalen anzusehen sind. So auch die Karte des Sonneninstrumentes. Einzig die Darstellung des Rhein- laufes von Strassburg bis Mainz, zeigt eigene Bearbeitung Münsters und lehnt sich an eine Kartenskizze jenes Manuskriptes direkt an. Es ist die erste richtige Darstellung des Verlaufes des Oberrheins, die übrigen zeitgenössischen zeigen bei Speyer eine Ausbiegung nach Osten. Auch sonst gelingt es Wolkenhauer für die astronomischen Tabellen jenes Manuskriptes die Autorschaft Stoff lers in ver- schiedenen Fällen nachzuweisen. Dies ist bedeutungsvoll. Ob die Art der Aufnahme der Landkarten, die im zweiten Teile des Textes des Sonneninstrumentes gelehrt wird, nämlich mittelst eines Kompasses und der Distanz zweier Punkte einen Weg auf- zunehmen und so eine Karte anzulegen, auf Stöffler zurückgeht, ist noch nicht nachgewiesen. Diese Art der Kompasspeilung entspricht einer ersten Vorstufe der Triangulation und ist als solche von hoher geschichtlicher Bedeutung. Auf alle Fälle ist die im Texte des Sonnen- instruments gegebene Karte von Heidelberg und Umgebung von Münster selbst entworfen und ausgeführt. Als erstes Versuchsstück, was alles von Interesse in diesem Mate- riale noch steckt, möchte ich zunächst eine Kleinigkeit erwähnen. Statt Germersheim steht in der kleinen Tafel von Heidelberg und Um- gebung Germersche; genau so wird heute noch in jener Gegend der Name des Ortes gesprochen. Eine andere scheinbare Kleinigkeit wird uns noch bedeutend weiter führen. Unten auf dem Sonneninstrument befindet sich eine Sonnenuhr skizziert, darin eine Kompassnadel, das Ganze nennt man Sonnenkompass. Es ist eine auf eine horinzontale Fläche kon- struierte Sonnenuhr, an der noch die Tierkreisbogen eingetragen sind. Diese werden vom Schatten der Spitze des schattenwerfenden Stabes durch die Sonne an dem Tage beschrieben, an welchem die Sonne in ein neues Tierkreiszeichen eintritt. Sie stellen also zugleich die Längen der Tagbogen in den einzelnen Monaten dar. Um den Sonnenkompass herum hat Münster nach Süd die Worte angebracht : Mittag, meri- dies, ÔEÎÀov, 2}: (negeb) ; nach West : Undergang, occidcns, ôvofit]; nach Nord : Mitternacht, septentrio, jISä (zaphon) ; nach Ost : Uff- gang, Orions, clvaToZi], zum Zeichen, dass 'einer der damals so seltenen Trilingui, d. h. ein dreier alter Sprachen Mächtiger, die Tafel ent- worfen hat. Die Magnetnadel dieses Sonnenkompasses zeigt nun ganz deutlich die Missweisung des Kompasses. Da nun die Misswoisung 262 M. Knapp. noch Anfangs des 16. Jahrhunderts eine umstrittene Frage war (sie z. B. von Martin Cortés 1546 noch als wirklich vorhanden verteidigt wurde), so ist ihre Beachtung durch Münster bemerkenswert. Sie wird es umsomehr, als die Missweisung deutlich eine östliche ist (heute ist sie westlich). Nun kannte zwar Columbus bei seinen Fahrten die Missweisung auch schon, doch wird er wohl, wie alle damals, sie für einen Fehler der Nadel betrachtet haben, zu dessen Korrektur der Kompassmacher ein Strichlein der Windrose beifügt. Erst Mercator sucht 1546 aus der Verschiedenheit der Missweisung zweier Orte die Lage des magnetischen Poles zu berechnen. Die Erklärung der öst- lichen Missweisung (Deklination) auf der Münster'schen Tafel ist in der säkularen Variation der magnetischen Deklination zu finden. Eine kleine Tafel bekannter Beobachtungen alter Zeit zeigt, dass Münsters Ang^abe sich eanz hübsch anschliesst. Münster: 1525; ca. -12^ London Paris 1580 -11,05 1580 - 8,00 1622 - 6,00 1622 - 6,30 1634 - 4,06 1634 - 4,16 1657 + 0,00 1666 + 0,00 1692 + 6,00 1680 + 2,45 1723 +14,17 1710 +10,50 1748 + 17,40 1740 + 15,30 1787 +23,19 1770 + 19,50 1818 +24,38 1814 +22,34 1850 +22,29 1848 +20,41 1876 + 19,08 1880 + 16,52 Ob die Angabe original von Münster stammt, oder vom Kompass- macher Etzlaub, auf den die Karten zurückdeuten, hinweist, ent- scheiden wir noch nicht. Etzlaub hat auf seinen Karten auch Kom- passe mit Missweisung eingezeichnet. Noch zwei weitere solche Kleinigkeiten seien beigefügt. Die Beschreibung zu der kleinen Karte von Heidelberg im Texte zum Sonneninstrument berichtet : „,^er)belberg t[t ei)n luftig ftat beê legere î)atben / ban fie im angang unb g(etd) im varf)en ber berg unb barjü f)art am ^lecfer gelegen ift / gegiert mit 5iüei)en fdjioffern." Orts- Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 263 kundige von Heidelberg versichern mir, dass ob dem weltberühmten Schlosse, auf der heute Molkenkur genannten Zinne, noch ein kleineres Schlüsslein in alter Zeit gestanden habe. Ferner ist in der Karte Teutschlands bei Osnabrück nicht, wie sonst bei den meisten Städten eine Burg oder eine Kirche als Orts- vignette verwendet, sondern eine Stadtmauer mit Baugerüst. Nach Christoph Iselin (Lexikon, Basel 1726, pg. 743) wurde Osnabrück 1525 unter die Botmässigkeit des Bischofs Erich von Braunschweig, dem sie Jahre lang getrotzt hatte, wieder zurückgebracht, mit 6000 Goldgülden bestraft und ,,zu mehrerer Sicherheit" mit einer festen Zitadelle, der Petersburg, beglückt. Diese Bautätigkeit scheint Münster in seiner Karte aus demselben Jahre verewigt zu haben. Was mir kritisch zu untersuchen bis jetzt möglich war, bezieht sich auf die Finsternisangaben Münsters. Wir haben in unsern Tafeln noch auf dem Sonneninstrumente und auf dem zweiten Basler Exem- plar des Instrumentes beider Lichter eine Reihe von Sonnen- und Mondfinsternisbildern erhalten. Beim Sonneninstrument sind es nur Sonnenfinsternisse, über deren Art der Berechnung im Texte nichts gesagt wird. Im Mondinstrument müssen dem Rande nach auch Mondfinsternisse verzeichnet gewesen sein, wie aus der Beschreibung erhellt, ebenso werden sie bei dem Instrument beider Lichter im Texte deutlich genannt. Von diesen letzteren sind uns 21 Mond- und 7 Sonnen- finsternisse, mehrere allerdings nur bruchstückweise, erhalten. Das Sonneninstrument ist von 18 Sonnenfinsternissen eingefasst. Sämt- liche genannte Sonnen- und Mondfinsternisse finden sich, mit Aus- nahme von 7 Stück (6 Mond, 1 Sonne) in der früheren Veröffent- lichung-Münsters aus dem Jahre 1527, im Kalendarium hebraicum.i^) Dort sind 36 Eclipses Lunae und 18 Eclipses solares beschrieben und bildlich dargestellt. Alle unsere genannten, mit Ausnahme der er- wähnten 7, stehen hier schon, nur besser. Die Zeichnungen dort sind zwar nicht von einem Holbein gemacht, stimmen aber mit dem Texte überein, indem sie den Grad der Verfinsterung einigermassen dar- zustellen sich die Mühe geben. Im Sonneninstrument sind die Figuren des Kalendarium hebraicum getreulich kopiert, von naiver Hand, bis auf zwei, wo Phantasie dazu kam; auch eine einzige Zahl ist dort verschrieben, gegenüber dem Original. Anders bei dem Instrument beider Lichter, der Holbeintafel. Da ist in buntem, völlig regellosem Wirbel Sonne mit Mond verwechselt, auch von dem Begleittext ist vieles verdruckt ; von den Figuren stimmen mit dem Texte etwa ein bis zwei Abbildungen, alle andern sind pure Phantasie, oder Ver- wechslung. 1^) Vgl. pg. 4, Anm. 7. 264 M. Knapp. Vielleicht klagt Münster darum (Canones pg. 45) : ,,Figurae eclipsium lunariû debent esse nigrac quätuin inträt in umbrä. Similiter lunae faciès in eclipsibus solaribus denigranda est, id quod sculptoris ignorätia commissum scias; cui defuimus cum tabulam caelaret." Wer der Sündenbock von Holzschneider war, ein gewandter Mann muss es gleichwohl gewesen sein, wissen wir nicht genau. Sein Zeichen steht unter der Bärenscheibe mit den Initialen V. S. Uns interessiert zunächst die Herkunft dieser Finsternisdaten aus dem Kalendarium hebraicum. (Münster besass aber noch mehr als er dort angab.) Die Zeitgrenzen waren im Kalendarium 1526 bis 1573, im Zweilichter-Instrument war die weitere Grenze 1579, die fehlenden hat Münster wohl aus derselben Quelle noch hinzu- geschrieben, aus der er auch die des Kalendarium hebraicum genommen hat. Dort lesen wir nämlich am Schlüsse: ,,Habes nunc aliquas ela- boratas eclypses optime lector, quas huc retulimus, ut supra quoque diximus, ex Johannis Stoeffleri doctissimi mathematici lucubratio- nibus, quibus et alia, in ulteriores annos calculatas libêtcr adiecisse- mus, nisi angustia temporis, et immensae occupationes, quibus in Hebraismo distincbamur, dum' hoc Kalendarium moliremur, nobis obstaculo fuissent. Fortassis olim plura et uberiora in bis dabimus rebus, si dominus uitam concesserit." Also auch hier ist die Urquelle Stoff 1er, von dem wir wissen, dass er Finsternisse bis in's 19. Jahr- hundert hinein gerechnet hat. Münsters Arbeit daran und sein Ver- dienst ist also ein kleines und doch müssen wir ihm Dank schulden, denn ohne ihn hätten wir den andern nicht oder doch nicht so sicher. Münster hat wohl eine andere direkte Berechnung Stöfflers ge- kannt, die wir nicht mehr besitzen. Die Tabulae astronomicae Stöff- lers kenne ich zwar noch nicht, die hiesige Bibliothek hat sie nicht eigen, aber das Calendarium Romanum Magnum^^) desselben Autors besitzen Avir. Ein Vergleich zeigt bis 1573 genaue Identität mit Münster, dann hört das Kalendarium Stöfflers auf. Auch das Kalendarium hebraicum hat dieselbe Zeitgrenze. Münster hat höchstens einmal die Eintrittszeiten der Finsternisse auf einen andern Längengrad um- gerechnet, nur bleibt unbestimmt zunächst auf welchen. Dauer der Verfinsterung und Grad derselben, ist, abgesehen von Druck- oder Schreibfehlern, wesentlich identisch mit Stöffler. Das Stöffler'sche Material erweist sich aber, wie ein Vergleich mit dem modernen Kanon der Finsternisse von Theodor Oppolzer direkt für die Mondfinsternisse ergibt, als gut und beachtenswert. Die Angaben über Dauer und Grad der Verfinsterung stimmen oft auf die Minute. Stöfflers bis jetzt '") Joh. Stöffler: Calendarium Eomanum Mag-num. Op]ienheym per Jacobum Kobel, 1518. Die neu gefundene Münster-Holbein'sche Kalendertafel. 265 einzig- durch Münster :uns übermittelte Finsternisse zeigen eine älin- liche Uebereinstimniung mit unserm modernen Materiale. Hätten wir zu diesen Berechnungen Stöfflers noch Beobachtungsdaten, so wären sie von grossem Werte. Eine Andeutung einer solchen in dem neu- gefundenen Kollegienbuch Münsters meldet Wolkenhauer. Vielleicht ist auch noch mehr zu finden. Aber auch sonst wird der Weg über Münster zu Stoff 1er interessant und für unsere Kenntnisse der Ge- schichte der Astronomie förderlich werden können. Noch ein Vergleich der Daten Münsters führt uns auf Stöffler, sogar wieder auf dieselbe Quelle, das Calendarium Romanum magnum. Sowohl das Kalendarium hebraicum Münsters, wie seine Canones zu dem Zweilichter -Instrument enthalten eine Tafel der Längen und teilweise auch der Breiten einer ganzen Anzahl von Orten Europas. Ebenso ist laut Wolkenhauers Bericht in dem aufgefundenen Kollegienbuch Münsters eine solche enthalten. Ein Vergleich zeigt wieder eine Menge Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Quellen, aber die reichhaltigste derselben, die Tafel in den Canones unseres Instrumentes beider Lichter zeigt sowohl in der Reihenfolge der herangezogenen Orte, wie in den Pol- höhen genaue Uebereinstimniung mit Stöfflers Hauptwerk. Einzig die Längenangaben sind wieder von Münster korrigiert, nur nicht kenntlich nach welchem Längengrad als Ausgang. Stöffler hat für Tübingen die Länge Null (Druck zu Oppenheim), Münster hat für den Druckort Basel eine Länge von — 3 Min. Die Länge Null kommt nicht vor. Die Differenz in Länge zwischen Basel und Tübingen beträgt nun etwa b^/o Min., die zwischen Tübingen und Heidelberg 11/2 Min., zwischen Tübingen und Worms fast 3 Min. Die durch eine lange Reihe hindurch konstante Abweichung zwischen Münster und Stöffler beträgt 4 Minuten, steigt allerding-s auch einmal aus- nahmsweise zu 9, etc. Der nicht angegebene Referenzort Münsters ist also in Länge zwischen Basel und Tübingen gelegen, doch bis jetzt nicht genau bestimmbar. Zum Schlüsse will ich noch einer genialen Einrichtung des Sonneninstruments Erwähnung tun, dessen Landkarte nicht alle die Orte, die Münster wollte, zu fassen vermochte. Da legt er durch das Landschaftsbild hindurch einen Hilfsmassstab und benützt das in der Mitte angebrachte, für die astronomischen Angaben benötigte Fäde- lein, zu einer Hilfsbestimmung in Polarkoordinaten. Die Orte, die nicht in der Karte Platz gefunden haben, sind unten in einer sepa- raten Tafel aufgeführt, daneben stehen zwei Zahlen, eine, die die Distanz vom Kartenmittelpunkt (Koburg) in Teilen jener Hilfs- skala angibt, die andere geht nicht auf den Gürtel mit den geo- graphischen Breiten, der die Karte umläuft, sondern auf die um- 18 266 M. Knap]). gebenden Sternbilder, weil diese in kleinere Intervalle eingeteilt, also genauer sind, Münster weiss sich zu helfen. Und das ist die Freude beim Studium dieses nicht zwar in allem genialen Kopfes, der vielmehr meist nur guter Kompilator und Reproduzent ist, dass er eben doch dabei immer wieder in der Wieder- gabe seines Stoffes eigene Wege sucht und findet und neben aller Reproduktion doch so sehr seine Eigennatur zu behalten weiss, wie es seiner eminenten Gelehrsamkeit entsprach. Nicht möchte ich meine Ausführungen schliessen, ohne noch ein Wort herzlichen Dankes an die beiden Männer ausgesprochen zu haben, die so wesentlich den heutigen Vortrag überhaupt ermöglichten, an unsern Oberbibliothekar Dr. C. Chr. BemouIU, der die seiner Hut anvertrauten Schätze zu wahren, aber auch im richtigen Momente zu heben versteht, um sie dann in uneigennützigster Weise andern zu vermitteln und ebenso an den, in der Stille mit emsigem Fleisse sich in unsere alten Schätze einarbeitenden Herrn Hans Kögler, dessen Blick den Holbein erkannt und dessen Freundlichkeit mich zur Mit- arbeit an dem Studium der Tafeln eingeladen hat. Wenn den Astronomiebeflissenen in Basel oft die auf unserer Bibliothek zur Verfügung stehenden Mittel in seinem Fache zum Verzweifeln bringen wollen und ihm manchen derben Ausdruck abnötigen, werm so wenig von dem, was heute geht, erhältlich ist, so hat er doch auch mit Vergnügen heute zu bekennen, dass unsere Bibliothek noch Schätze besitzt, ungehoben und kaum geahnt, die ein fruchtbares Arbeiten ermöglichen ; Schätze einer Zeit, wo die Astronomie auch in Basel Mittel zu ihrer Betätigung fand ; wenn es auch vielleicht da- mals so mag gegangen sein wie Kepler seufzt : ,,Es ist wohl diese Astrologie ein närrisches Töchterlein, aber du lieber Gott, wo wollt ihr Muttei die hochvernünfftig Astronomia bleiben, wenn sie diese ihre närrische Tochter nit hätte ; ist doch die weit noch viel när- rischer und so närrisch, das deroselben zu ihrem frommen diese alte verständige Mutter durch der Tochter Narrentaidung eingeschwatzt und eingelogen werden muss ; und seind der Mathematicorum salaria so gering, dass die Mutter gewisslich Hunger leiden müsste, wann die Tochter nichts erwürbe." Eingegangen November 1911. Verzeichnis der wissenschaftlichen Gesellschaften, mit denen die Naturforschende Gesellschaft in Basel im Tauschverkehr steht. Aachen. Meteorologische Station I.Ordnung. Aar au. Naturforschende Gesellschaft. Abbe ville. Société d'émulation. A gram. Hrvatsko naravolowno drustvo. (Societas historico-naturalis Croatica.) Albany. New York State Museum. Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes, Amiens. Société Linnéenne du Nord de la France. Amsterdam. Koninklijke xA-cademie van Wetenschappen, Angers. Société d'études scientifiques. Annaberg. Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde. Ann Ar bor. University of Michigan. Augsburg. Naturwissenschaftl. Verein für Schwaben und Neuburg. Baltimore. Maryland Geological Survey. B a m b e r g. Naturforschende G esellschaf t. Batavia. K. Natuurkundige Vereenigiiig in Nederlandsch Indië. Bautzen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis. Belfast. Belfast Natural History and Philosophical Society. Beifort. Société Belfortaine d'émulation. Bergen. Borgens Museum. Berkeley, University of California. Berlin. Kgl. preuss. Akademie der Wissenschaften. — Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. - — Gesellschaft naturforschender Freunde. — Deutsche geologische Gesellschaft. — Kgl. zoologisches Museum. — Kgl. preuss. geologische Landesanstalt. — Kgl. preuss. meteorologisches Institut. — Deutsche physikalische Gesellschaft. — Redaktion des Prometheus. — Redaktion der Zeitschrift für wissenschaftl. Insekten-Biologie. 268 Verzeichnis der Tauschgesellschaften. Bern. Naturforschende Gesellschaft. ■ — Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. — Schweizerische Landesbibliothek. Besançon. Société d'émulation du Doubs. — Institut botanique de l'Université. Beziers. Société d'étude des sciences naturelles. Bonn. Naturhistorischer Verein der preuss. Eheinlande. Bordeaux. Société des sciences physiques et naturelles. — Société Linnéenne de Bordeaux. — Société d'océanographie du golfe de Gascogne. Boston. American Academy of Arts and Sciences. — Societj of Natural History. Bourg. Société des sciences naturelles et d'archéologie de l'Ain. Braunschweig. Verein für Naturwissenschaften. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. — Meteorologisches Observatorium. Breslau. Verein für schlesische Insektenkunde zu Breslau. Brisbane. Queensland Museum. Brooklyn. Museum of the Brooklyn Institute of Arts and Sciences. Brunn. Naturforschender Verein. Bruxelles. Académie royale de Belgique. — Bibliothèque de l'Etat Indépendant du Congo. — Observatoire royal de Belgique. — Société royale de botanique de Belgique. — Société entomologique de Belgique. — Société royale zoologique et malacologique de Belgique. Budapest. Ungar. Akademie der Wissenschaften. — K. Ungar, geologische Heichsanstalt. — K. Ungar. Reichsanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — K. Ungar. Nationalmuseum. — Budapester Kgl. Gesellschaft der Aerzte. — • Kgl. Ungar, naturwissenschaftl. Gesellschaft. — Ungarische Ornithologische Zentrale. Buenos-Aires. Deutscher wissenschaftlicher Verein. — Museo nacional. Buff alo. Buffalo Society of Natural Sciences. Cagliari. Istituto di zoologia e anatomia comparata della R. Uni- versita. Calcutta. Asiatic Society of Bengal. — Geological Survey of India. — Indian Museum. Verzeichnis der Tauschgesellschaften. 269 Calcutta. Imperial Department of Agriculture. Cairo. Institut égyptien. Cambridge. The Cambridge Philosophical Society. — (Mass.) Museum of Comjjarative Zöology at Harvard College. Cape Town. South African Philosophical Society. Cassel. Verein für Naturkunde. C a t a n i a. Accademia Gioenia di Scienze naturali. C h â 1 o n s. Saône. Société des sciences naturelles de Saône-et-Loire. Chamber y. Académie des sciences, belles-lettres et arts de Savoie. — Société d'histoire naturelle de Savoie. Chapel Hill. Elisha Mitchell Scientific Society. Charle ville. Société d'histoire naturelle des Ardennes. C h a r 1 o 1 1 e n b u r g. Physikalisch-technische Reichsanstalt. Charlottesville. Leander McCormick Observatory of the Uni- versity of Virginia. Cherbourg. Société des sciences naturelles et mathématiques. Chicago. Chicago Academy of Sciences. — Field Museum of Natural History. C h u r. Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Cincinnati. Ci ncinnati Society of Natural History. — Lloj'd Library. — Cincinnati Museum Association. — University of Cincinnati. Col mar. Naturhistorische Gesellschaft. C 0 1 o m b o. Colombo Muséum. Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Darmstadt. Verein für Erdkunde. — Grossh. hessische geologische Landesanstalt. Davenport. Davenport Academy of Sciences. Di j on. Académie des sciences, arts et belles-lettres. Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft ,,Isis". — Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Genossenschaft ,, Flora". Gesellschaft für Botanik und Gartenbau. — Verein für Erdkunde zu Dresden. Dublin. R. Irish Academy. - — R. Academy of Medicine in Ireland. — Royal Dublin Society. — Trinity College. Dürkheim. Pollichia, naturwissenschaftl. Verein der Rheinpfalz. Edinburgh. Royal College of Physicians. — Royal Physical Society. — Royal Society. Elberfeld. Naturwissenschaftlicher Verein. 270 Verzeichnis der Tauschgesellschaften. E m d c n. Naturforschende Gesellscliaf t. Epinal. Société d'émulation du département des Vosges. Erfurt. Kgl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt. Erlangen. Physikalisch-medizinische Societät. Firenze. Accademia economico-agraria dei Georgofili. — Società botanica italiana. — Società entomologica italiana. Frankfurt a/M. Physikalischer Verein. — Senckenbcrgische naturforschende Gesellschaft. Frankfurt a/0. Naturwissenschaft!. Verein des Regierungsbezirks Frankfurt a/0. Frauenfeld. Thurgauische naturforschende Gesellschaft. Freiburg i/Br. Naturforschende Gesellschaft. — Badischer botanischer Verein. Fribourg. Société fribourgeoise des sciences naturelles. Genève. Institut national genevois. — Société de physique et d'histoire naturelle. G e nova. Museo civico di storia naturale. — Società Ligustica di scienze naturali e geografiche. G lassen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Glarus. Naturforschende Gesellschaft des Kantons Glarus. Glasgow. Natural History Society. Görlitz. Naturforschende Gesellschaft. Göteborg. Kongl. Vetenskaps-och Vitterhets-Samhället. Götting en. Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften. Granville. Denison Scientific Association. Graz. Verein der Aerzte in Steiermark. — Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. G r e i f s w a 1 d. Geographische Gesellschaft. ■ — Naturwissenschaftl. Verein von Neuvorpommern und Rügen. Grenoble. Laboratoire de géologie de l'Université de Grenoble. Gross-Lichterfelde. Redaktion der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift. Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Halifax. Nova Scotian Institute of Science. Halle. Verein für Erdkunde. Hamburg. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. — Naturwissenschaftlicher Verein in Hamburg. — Deutsche Seewarte. Hanau. Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde. Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. ^- Deutscher Seefischerei- Verein. Harlem. Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen. Verzeichnis der Tauschgesellschaften. "271 Harlem. Fondation do P. Teyler van der Hülst. Heidelberg. Naturhistorisch-medizinischer Verein. Held er. Nederlandsche Dierkundige Vereeniging. Helsingfors. Societas pro f auna et f lora Fennica. — Commission géologique de la Finlande. — Geografiska Föreningen i Finland. Hof. Nordoberf ränkischer Verein für Natur-, Goschiehts- und Landeskunde. Hermannstadt. Siebenbürg. Verein für Naturwissenschaften. J e k a t h e r i n b u r g. Société Ouralienne d'amateurs des sciences natu- relles. Indianapolis. Indiana Academy of Science. I n n s b r u c k. Naturwissenschaftlich-medizinischer Verein. Irkutsk. Observatoire magnétique et météorologique. Jurjew. Naturforscher-Gesollschaft bei der Universität. K a r 1 s r u h e. Naturwissenschaftlicher Vorein. — AUg. botanische Zeitschrift. — Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie. Kasan. Physik, mathematische Gesellschaft bei der K. Universität. — Gesellschaft der Naturforscher bei der Universität. Kiel. Naturwissonschaftl. Verein für Schleswig-Holstein. Kiew. Société des Naturalistes. Klagen fürt. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnten. Klausonburg. Siebenbürgischer Museumsvorein. Königsberg. Physikalisch-ökonomische Gesellschaft. Kopenhagen. Kgl. Danske Videnskabernos Selskab. — Dansk Geologisk Forening. — Kgl- Danske Geografiske Selskab. K r a k a u. K, Akademie der Wissenschaften. Krefeld. Verein für Naturkunde. Kremsmünster. K. K. Stornwarte. Landshut. Naturwissonschaftl. (vormals botanischer) Verein. LaPlata. Musoo de La Plata. Lausanne. Société vaudoise dos sciences naturelles. — Rédaction dos tables annuelles physico-chimiques. Lawrence. Kansas University. Leipzig. Gesellschaft für Erdkunde. — K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschafton. — Naturforschende Gesellschaft. Li estai. Naturforschende Gesellschaft von Baselland. L i n c o 1 n. University of Nebraska ( Agricultural Experiment Station). Lindenberg. K. aeronautisches Observatorium. 272 Verzeichnis der Tauschgesellschaften. Linz. Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. Lisboa. Sociedade de Geographia. — Academia real das scieneias. — Aquario Vasco da Gama. — Direcçao dos services geologicos de Portugal. — Société portugaise de sciences naturelles. Liverpool. Liverpool Biological Society. — Literary and Philosophical Society of Liverpool. Llinas. Observatorio Beiloch. London. Geological Society. ■ — Linnean Society. — Guy 's Hospital. ■ — Royal Listitution of Great Britain. ■ — Boyal Microscopical Society. — Eoyal Astronomical Society. — Royal Society, L ou vain. Société scientifique de Bruxelles. — Rédaction de „La Cellule". L Ü b e c k. Naturhistorisches Museum. L ü n e b u r g. Naturwissenschaf tl. Verein. Lugano. Società ticinese di scienze naturali. L u n d. Universitätsbibliothek. Luxemburg. Société botanique. ■ — Institut grand-ducal, section des sciences naturelles. ■ — „Fauna", Verein Luxemburger Naturfreunde. Luzern. Naturforschende Gesellschaft. Lyon. Académie des sciences, belles-lettres et arts. • — Muséum des sciences naturelles. — Société d'agriculture, sciences et industrie. — Société Linnécnne. Madison. Academy of Sciences, Arts and Letters. M a d r a s. Government Museum. Madrid. Real Sociedad Espanola de Historia Natural. Magdeburg. Museum für Natur- und Heimatkuiide. Manchest er. Literary and Philosophical Society. — The Manchester Museum. Manila. ^Bureau of Science. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissen- schaften. Marseille. Bibliothèque de la Faculté des Sciences. Moissen. Naturwissenschaftl. Gesellschaft ,,Isis". Melbourne. Royal Society of Victoria. Verzeichnis der Tauschgesellschaften. 273 Mexico. Observatorio meteorologico central. — Sociedad cientifica : „Antonio Alzate". — Secretaria de fomento. — Instituto geologico de Mexico. M il an o. R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. — Società italiana di scienze naturali. M iUv aukee. Public Museum of the City of Milwaukee. Minneapolis. Minnesota Academy of Natural Sciences. — Geological and Natural History Survey of Minnesota. M i s s 0 u 1 a. University of Montana. M o d e n a. Società dei Naturalisti e Matematici, M o n t b é 1 i a r d. Société d'émulation. Montevideo. Museo Nacional. Montpellier. Académie des sciences et lettres. Moskau. Gesellschaft für die Beförderung der experimentellen Wissenschaften und deren praktischen Anwendungen des Namens Christoph Ledenzow. — Société impériale des naturalistes. M o u n t H a m i 1 1 o n. Lick Observatory. M Ü 1 h a u s e n i. E. Industrielle Gesellschaft. München. Kgl. bayr. Akademie der Wissenschaften. — Bayr. botanische Gesellschaft. — Ornithologische Gesellschaft in Bayern. ■ — Gesellschaft für Morphologie und Physiologie. Nancy. Académie de Stanislas. — Société des sciences de Nancy. Nantes. Société des sciences naturelles de l'ouest de la Franca Napoli. Accademia delle scienze fisiche e matematiche. — Annali di nevrologia. Neue hâ tel. Société des sciences naturelles. — Société neuchâteloise de géographie. New H aven. Connecticut Academy of Arts and Sciences. — Astronomical Observatory of Yale University. New York. New York Academy of Sciences. — New York Botanical Garden. — American Museum of Natural History. Niort. Société de vulgarisation des sciences naturelles. Nowo-Alexandria. Redaktion der Memoiren für Land- und Forstwirtschaft. Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. O b e r 1 i n. Oberlin College Library. Odessa. Observatoire magnétique et météorologique de l'Université imperiale. 274 Verzeichnis der Tauschgesellschaften. O f f e n b a c h. Verein für Naturkunde. 0-Gyalla. K. ungar. meteorologisches und erdmagnetisches Obser- vatorium. Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein. Ottawa. Geological Survey of Canada. P ado va. Accademia Scientifica Veneto-Trentino-Istriana. Palermo. Accademia di scienze, lettere e belle arti. — E. Istituto ed Orto botanico. Para. Museu Goeldi (Museu Paraense de Historia Natural e Ethno- graphia). Paris. Ecole polytechnique. — Bibliothèque du Muséum d'histoire naturelle. — Société d'anthropologie. — Société philomathique. — Société française de minéralogie. - — Société française de physique. — Société mathématique de France. Pas s au. Naturhistorischer Verein. Pavlovsk. Observatoire magnétique et météorologique Constantin. Perugia. Accademia medico-ehirurgica. Philadelphia. Academy of Natural Sciences. — Zoological Society. — The American Philosophical Society. Pisa. Società Toscana di scienze naturali. P 1 y m 0 u t h. Marine Biological Association. Porrentruy. Société jurassienne d'émulation. P ortici. Laboratorio di zoologia generale e agraria, Scuola superiore di agricoltura. Posen. Naturwissenschaf tl. Abteilung ( Natur wissenschaftl. Verein) der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft in Posen. Potsdam. Meteorologisch-magnetisches Observatorium. — Astrophysikalisches Observatorium. Prag. K. K. Sternwarte. — Deutscher naturwissensch.-medizin. Verein für Böhmen ,, Lotos". — Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. Presburg. Verein für Natur- und Heilkunde. Pretoria. Transvaal Museum. Pusa. Agricultural Research Listitute. Regensburg. Naturwissenschaftlicher Verein. — Kgl. botanische Gesellschaft. Reichenberg. Verein der Naturfreunde. Reims. Société d'étude des sciences naturelles. Verzeichnis der Tausehgesellschaften. 275 Riga. Naturforscher-Verein. R i o d e J a n e i r o. M useu nacional. — Observatorio astronomico. Roches ter. Academy of Science. Rolla. Bureau of Geology and Mines of the State of Missouri. Roma. R. Accademia dei Lincei. — Società italiana per il progresse délie scienze. — R. Corpo délie miniere. — Società Romana d'Antropologia. — Specola Vaticana. — Società zoologica italiana. Rouen. Société libre d'émulation, du commerce et de l'industrie de la Seine-Inférieure. Rovereto. I. R. Accademia degli Agiati. Saint-Dié. Société philomathique vosgienne. Saint Louis. Academy of Sciences. — Missouri Botanical Garden. Salem. Essex Institute. S t. G a 1 1 e n. St. Gallische naturwissenschaftliche Gesellschaft. St. Petersburg. Kais. Akademie der Wissenschaften. — Musée géologique Pierre le Grand. — Physikalisches Central-Observatorium Nicolaus. — Russische geographische Gesellschaft. — Comité géologique. San Francisco. California Academy of Sciences. Santiago. Sociedad cientifica alemana. — Société scientifique du Chili. Sào Paulo. Sociedade Scientifiea de Säo Paulo. — Museu Paulista. Sassari. Redazione degli Studi Sassaresi. Serajevo. Bosnisch-herzegowinisches Landesmuseum. Sèvres. Bureau international des poids et mesures. Siena. R. Accademia dei Fisiocritici. S ion. La Murithienne, Société Valaisanne des sciences naturelles. S 0 1 o t h u r n. Naturforschende Gesellschaft. Springfield. Museum of Natural History. Stavanger. Stavanger Museum. Stockholm. Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademie. — Sveriges geologiska Undersökning. — Entomologiska Föreningen. Stockholm. Statens skogsf örsöksanstalt. Strassburg i/E. Centralstelle des meteorologischen Landesdienstes in Elsass-Lothriniren. 276 Verzeichnis der Tauschgesellschaften. Strassburg i./E. Direktion der geologischen Landesanstalt von Elsass- Lothringen. — Kais. Univcrsitäts- und Landesbibliothek. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Sydney. Linnean Society of New South Wales. — Australian Museum. — Australasian Association for thc Advancement of Science. Tacubaya. Observatorio astronomico nacional. T e s c h e n. Beskidenverein. Thorn. Coppernicusverein für Wissenschaft und Kunst. Tokyo. The Tokyo Zoological Society. — Tokyo Botanical Society. Topeka. Kansas Academy of Science. Torino. R. Accademia delle scienze. — B. Accademia d'agricoltura. — Musei di zoologia ed anatomia comparata della Universita. Toronto. Canadian Institute. Toulouse. Société d'histoire naturelle. — Académie des sciences, inscriptions et belles-lettres. Trencsén. Naturwissenschaf tl. Verein des Trencsiner Comitates. Tries t. Museo civico di storia naturale. — K. K. Maritimes Observatorium (Bosco Pontini). — Associazione medica Triestina. TuftsCollege. Tuf ts College. Tromsö. Tromsö Museum. Trondhjem. Kgl. Norske Videnskabers Selskab. Ulm. Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. Upsala. Königl. Universitätsbibliothek. Utrecht. Kon. Nederl. Meteorologisch Instituut. Venezia. 11. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Wageningen. Nederlandsche botanische Vereeniging. Warschau. Redaktion des ,,Swiatowit". Washington. U.S.Department of Agriculture. — Smithsonian Institution. — U. S. Geological Survey. — Bureau of Ethnology. Weimar. Thüringischer botanischer Verein. Wellington. New Zealand Institute. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Wien. K. Akademie der Wissenschaften. — K. K. Geologische Reichsanstalt. — K. K. Centralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Verzeichnis der Tausehgesellschafteu. 277 "Wien. K. K. Natui'historiselies Hof muséum. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. — K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde. Winterthur. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. W ü r z b u r g. Physikalisch-medizinische Gesellschaft. York. Yorkshire Philosophical Society. Zürich. Schweizerische meteorologische Centralanstalt. — Geographisch-ethnographische Gesellschaft. — Naturforschende Gesellschaft. — Physikalische Gesellschaft. — Schweizerische botanische Gesellschaft. — Schweizerische geologische Commission. Zwickau. Verein für Naturkunde. Tafeln. ^ ^ Verhandlungen der Naturforscliendeii GeselLscliaft in Basel. Band XXII. Mil 10 Tafeln, 1 Poiliäl und 3 Texlfii^uren. Basel Georg & Co., Verlag 1911. ^ ' ^ Verzeichnis der Tafeln. Tafel I, II, III, IV, V und VI zu Paul Sarasin: Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen. Tafel VII, VIII, IX und X zu E. Brändlin: Zur (leologie des nördliehen Aart^aiier Tafeljura zwischen Aare und Fricktal. Porträt zu H. Veillon: Worte der Hrinneruni« an l-lduard Hagenbach-BischoH'. GEORG & G", Verla«, Basel, Genf und Lyon Separat- Abdrücke ans den Denkschriften der allgemeinen Schweiz, naturforschenden Gesellschaft. Riggenbach, Dr. Alb. DieNiedersclilags- vtM'hältuisse von Basel, 1891 , 110 «., 2 Tafeln. Fr. 10.- Rikli, M. Dr. Die Arve in der Schweiz- Imii Beitrag zur Waldgesciiichte und Waldwirtschaft der Schweizer Alpen, 1909, XXXI und 4ä5 Seiten mit 21 Karten u. 9 ïaf. Fr. 30.— Rollier, L. Dr. Revision de la Strati- graphie et de la Tectonique de la Molasse au Nord des Alpes en général et de la Molasse subalpine suisse en particulier, 1911, 102 pag avec 2 planches. Fr. 7- — Rothpietz, A. Das Diluvium um Paris und seine Stelluna' im IMeistocän, 1881, 132 S. m. 3Taf. Fr. 8. - Riitimeyer, Dr. L. Die Faunader Pfaid- liauten der Schweiz, 18(12, 248 Seiten mit 6 Taf. Fr. 12. - — Die fossilen Schildkröten von Solo- thurn und der übrigen Jurafor- mation, mit Beiträgen zur Kemit- nis von Bau und Geschichte der Schildkrötenim Allgemeinen, 1873, V U.185S. m. 17 Taf. Fr. 12 - — Eocaene Säiigetiere aus dem Ge- biet des Schweizer Jura, 1862, 98 Seiten mit 5 Tafeln. Fr. 6. — — Über Anthracotlierium magnum und hippoideum, 1857, 32 Seiten mit 2 Tafeln. Fr. 3.— — Über das schweizerische Nummu- litenterrain mit besonderer Berück- sichtigung des Gebirges zwischen dem Thuuersee und der Ennne, Hern, 1850, 120 Seiten mit 1 Karte und 4 Tafeln Fr. 7-50 — Versuch einer natürlichen Ge- schichte des Rindes in seinen F5e- ziehungen zu den Wiederkäuern im . Allgemeinen, 18()7, 2 Bände, 102 u. 175 S. mit () Taf. Fr. 18.- Sacc, F. Analyse des Graines de Pavot Blanc, Variete à yeux ouverts, 1850, 20 pag. Fr. 1 — — Expériences sur les [tarties con- stituantes de la nourriture, qui se fixent dans le corps des animaux, 1855, 9 pag. Fr. -.50 — Expériences sur les propriétés phy- siques et chimi([ues de riniile (le lin, 1845, 18 pag. Fr. -.50 — Fonctions de l'acide pectique dans le développement des végétaux, 1850, 15 pag. Fr. —50 — Mémoire sur les phénomènes chi- miques que présentent les poules nourries avec de l'orge, 1849, 54 pag. Fr. 1.50 Schinz, H. R. Bemerkungen über die Arten der wilden Ziegen, besonders mit Beziehung auf den Steiidiock der Alpen und den Steinbock dev Pyrenäen, 1838, 25 Seiten mit 4 Tafeln. Fr. 2.50 — Verzeichnis der in der Schweiz vorkommenden Wirbeltiere, 1837, 165 Seiten mil 1 Tafel. Fr. 2.— Schläfli, Dr. Alexander. Versuch einer Climatologie des Tales von .Janina (Epirus), 1862, 55 Seiten. Fr. 1 .50 — Zur physikalischen (ieographie von Unter -Mesopotamien, 1863, 123 Seiten. Fr. 2 — Schläfli, Dr. L. f Tiieorie der vh-i- fachen Kontinuilät. Herausgegeben von Dr. J.H.Graf, 1901, IV und 239 Seiten. Fr. 10.— Schneider, Gust. Dysopes Cestonii in Basel, eine für die Schweiz neue Fledermaus. Beitrag zur Kenntnis dieser Art, 1871, 9 Seiten mit 1 Tafel. Fr. 1.— Schönemann, Dr. A. Schläfenbein und Scbädclliasis, eine anatom.-otia- trische Studie, 1906, 72 S., 8 Taf. und 5 Via. im Text. Fr. 9. — (Fortsetzung folgt). Inhalt. Seite F. Zsehokke. Die Tiefenfauna der mitteleuropäischen Seen ^ Paul Sarasin. Ueber die Fehlerquellen in der Beurteilung der Eolithen 24 H. Veillon. Worte der Erinnerung an Eduard Hagenbach- Bischoff 46 E. Brändlin. Zur Geologie des nördlichen Aargauer Tafel- jura zwischen Aare und Fricktal 57 Dr. Fritz Sarasin. Bericht über das Naturhistorische Museum für das Jahr 1910 149 Dr. Paul Sarasin. Bericht über die Sammlung für Völker- kunde des I5asler Museums für das Jahr 1910 . . 172 C. Chr. Bernoulli. Dr. J. M. Ziegler'sche Kartensammlung. Zweiunddreissigster Bericht 1910 221 Hans Ziekendraht. Ueber ein neues aerodynamisches Instrumentarium 224 H. G. Stehlin. Mathieu Mieg-Kroh 227 G. Senn. Ein tannzapfenartiges Kieselfragment aus der Wüste bei Heluan 240 M. Knapp. Die neu gefundene Münster- Holbein'sche Kalendertafel 247 Verzeichnis der wissenschaftlichen Gesellschaften mit denen die Naturforschende Gesellschaft in Hasel im Tausch- verkehr steht 207