5;'i!! life;!"! ;■■■'.■ Verhaiidluiigeii der schweizerischen mmnummm gesellschaft bei ihrer Ueifainmlung 311 ^d)ttffl)ttnrfu. m^-^^^^^- 1847, ,^ /ja/.Jl^ p^ , ^ ^J A MW M m de la mm HEivETioo de sciences naturelles reunie k les 26, 27, 28 Juillet 184? . ^I#f SCHAFFHOUSE, Imprimerie de lihrairie de Brodtmann. YERHAWDL11N(JEK der schweizerischen bei ihrer V^ersammluiig zu Schalfhauseii. den 26., 27. und 28. Heumonat 1 8 4 7. S,^le yersammlung. /« SCHAFFHAUSEN, |ilufl)^ru(Kcrei bcr Bcc»titmanirrd)c» jBud)ljiuU»luiio. Inhaltsverzeichuiss. Pag. Erdffnungsrede des Prdsidenten 1 Sitzung des vorberathenden ComiU's .... 16 Protocolle: a) der allgemeinen Sitzungea ... 19 b) der Section fiir Mineralogie, Geologie und Geographie 26 c) der Section fiir Chemie und Physik . 34 d) der Sektion fiir Zoologie und Botanik . 37 e) der Sektion fiir Medicin .... 47 Beilagen: 1) Verzeichniss der anwesenden Mitglieder 59 2) Verzeichniss der neuen Mitglieder . . 64 3) Geschenke fiir die Gesellschaft . . 66 4) Chemische Mittheilungen von Herrn Pro- fessor Schonbein 68 IV Pag. 5) Mani6re d'agir de I'^ther par Mr. Clemens 91 6) Ueber den Liquor sulphurico - SBthereus constringens \on Herrn Professor Jung 108 7) Ueber die Veranderungen , welche die Blutkorperchen in der Milz erleiden von Herrn ProfessorrEcker . . 115 8) Anatomische Untersuchungen uber die primitiven Formen des Kropfes von Herrn Professor Ecker ... 120 9) Ueber Helminthen von Herrn Professor von Siebold 126 10) Ueber die geographische Verbreitung der Saugethiere von Herrn Prof. Schinz 132 11) Uebersicht der im Kanton Schaflfhausen vorkommenden Thiere von Herrn A. Seiler 160 Verschiedenes. 1) Verzeichniss der fiir die Bibliothek ein gegangenen Geschenke 2) Bericht iiber die Bibliothek 3) Verstorbene Mitglieder 4) Vorstand der Gesellschaft 5) Correspondenten fiir die einzelnen Kan- tone .... . . 176 191 195 196 197 Berkhte iiber die Verhandlimgen der Kantonal- gesellschaften. 1) Aarau 2) Basel 3) Bern 206 4) Chur 209 5) St. Gallen 213 198 203 Pag. 6) Genf 222 7) Neuenburg 229 8) Waadt . 242 ^ 9) Zurich 254 Zugahe : Flora des Cantons Schaflliausen von J. C. Laffon. f847 25? EROFFliraGSREDE bei der 32ten Jahresversammlnng; der aVi^tmnnen fi)mn)mfdien #^f>Ufd)aft fiir die gesammlen Naturwissenschaften, von Prdsidenten der Gesellschaft. ] Hochgeac/fMe und werthgeschdtzte Herren und Naturforscher! hiinem wohlth^tigen. Pilger gleich, der iiberall auf sei- ner Wanderung schone Gaben austheilt, Ziehen unsere schweizerischen Feste von Jahr zu Jahr durch das Va- terland, und wo ein Ort sie freudig und gastlich auf- nimmt, da spenden sie auch ihren Segen. Freudig werden sie darum auch iiberall begriisst, die schweizerischen Gesellschaften, wo sie hinziehen, sei es in prunkloser Einfachheil, sei es unter dem Donner unserer Geschiitze, und dem Rauschen eines volksfestlichen Aufzuges. — Auch wir haben heute die Freude, von den vielen Schwe- stern eine der schonsten zu begriissen, und mit Ver- gniigen erfiille ich die angenehme Pflicht, Ihnen, meine Herren I dalur zu danken, dass es Ihnen bei der vor- jahrigen Versammlung in Winterthur gefallen hat, unsere Einladung auf dieses Jahr anzunehmen. Bedauern muss ich zwar, dass Sie mir dan Vorsitz bei den diesjah- rigen Verhandlungen iibertragen haben, denn neben wahrhaft wissenschaftlicher Durchbildung geht mir auch die nothige Geschaftskenntniss und Uebung ab, um einer solchen Versammlung gehorig vorzustehen ; ich muss daher vor Allem an Ihre giitige Nachsicht appelliren, wenn ich in der Erfiillung meiner Aufgabe nicht alien Wiinschen entsprechen kann. Es wiirde meine Krafte iibersteigen, woUte ich heute VOD dem Stande der Wissenschaft im AUgemeinen spre- chen, iiberdies ist in dieser Beziehung bereits Ausge- zeichiietes geschehen. Vor neun Jahren hat Ihnen Herr Professor Merian bei der Versammlung in Basel eine ausgezeichnete Darstellung gegeben iibeii den Stand der Naturwissenschaften von dem Zeitpunkte ihrer begin- nenden Wirksamkeit in unserm Vaterlande bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts. Seit jener Zeit haben die Herren Professor Studer in Bern und Schinz in Ziirich bei den jeweiiigen Versammlungen, und letzterer noch ganz besonders am Ende des verflossenen Jahres beim schOnsten Feste, das Ziirich begehen konnte, die Ent- wicklung der Wissenschaft bis zum neuesten Zeitpunkte geschildert. — Dagegen erlaube ich mir, Ihre Sitzungen mit einigen naturhistorischen Nachweisungen iiber mei- nen Heimatkanton zu eroffnen, der, so klein er auch ist, manche interessante und noch weniger bekannte Verhaltnisse aufzuweisen hat; und von der Ueberzeu- gung ausgehend, dass die Gesellschaft nameutlich auch darum jedes Jahr einen andern Ort zu ihren Versamm- lungen wiihit, damit die eigenthiimliche Natur der be- treffenden Gegend besonders beobachtet, und die Herren Gaste auf dasjenige aufmerksam gemacht werden, was dieselbe genauer charakterisirt , hoffe ich, dass Ihnen diese ?>achweisungen nicht unwillkommen scin werden. Aus der Molasse, die zum grosten Theil unsern Canton von Osten bis Westen liberlagert, steigt ein Theil des Jura empor, der weder zum Schweizer- noch zum deutschen Jura gezahlt werden kann, denn er steht von Beiden scharf abgesondert da, ist ganz eigenthiim- lich gcstaltet, und unter dem Namen Randen bekannt. Er liegt so ziemlich in der Mitte des Cantons, und bietet in naturhistorischer Beziehung die grOsten und interes- santesten Details dar. Die Strasse, welche von hier nordwestlich nach Freiburg fiihrt, theilt diesen Theil des Jura in zwei Bergketten. Die siidliche bildet die Begrenzung des Klettgaues, die andere zieht sich in nordlicher RichtUng an dem Abhange des Randengebirges bin, durch das Aufgeschlossensein der Schichten dem Geognosten iib- erall ein treues Bild der Lagerungsverhaltnisse dar- bietend. Von der sogenannten Enge, wo sich diese zwei Bergketten trennen, fiibrt die Strasse am westli- chen Abhange des Randen beinahe eine Stunde iiber die Massen des weissen Jura bis zu den Dorfern LOh- ningen und Siblingen, zwischen welchen der braune Jura sich aufgeschlossen zeigt. Hinter letzterm Dorfe, das zum Theil schon auf den Posidonienschiefern ge- legen ist, erhebt sich die Strasse und fiihrt iiber die machtige Ablagerung des schwarzen Jura, welche den Muschelkalk des Hallauer Berges iiberdeckt, und die ausserordentliche Feuchtigkeit dieser Gegend bedingt. Zur rechten Seite der Strasse, die nun wieder zur Tiefe fiihrt, treten die bunten Mergel, und mit ihnen der Keuppergips in grosser Mannigfaltigkeit zu Tage, und beim Dorfe Schleitheim ist der Muschelkalk ziemlich machtig entwickelt. Ueber demselben lagert der Keup- per auch auf dem linken lifer der Wuttach und bei dem Dorfe Schleitheim, ausgezeichnet durch den grossen Reichthum an Gips, der hier eine ergiebige Quelle des Wohlstandes abgiebt; er verliert sich hoher das Wut- tachthal hinauf unter dem schwarzen Jura, der von hier an in machtiger Ablagerung gleich einem Teppich unter dem Gebirge, wie Herr von Buch ihn so treffend bezeichnet, so wie am Fusse noch weit auf den Seiten 6 sich terbreilet, den untern Theil des Randengebirges an seinem nOrdlichcn Abfalle bedeckl, und beim hoher gelegenen Dorfe Beggingen rait 20 Fuss machtigen Pos- sidonienschiefern endigend, in den braunen Jura iiber- geht, iiber welch Letztern der weisse Jura bis zu sei- ner oberslen HOhe , und zwar an einigen Punklen in sehr machtigen Schichten, erhoben ist. Von genanntem Dorfe kann man in weniger als einer Stunde alle drei Juraformationen beobachten und die wichtigsten Leitmuscheln, welche dieselben charak- terisiren, sammehi, indem sie an sehr vielen Orten der dort beinahe senkrechten Abfalle des Randen blosge- legt sind. Herr Escher von der Linth sagt in seiner Ue- bersicht der geologischen Verhaltnisse der Schweiz: ^dass die 4 Haupiketten des westlichen Jura das Resul- tat seien von gewolbartigen Biegungen , die alle ihren Anfang in einem Erhebungspunkle genommen, von wo aus sie strahlenformig auslaufen, und dass die dem Jura nahe liegenden krystallinischen Gebirgsmassen des Schwarzwaldes bei ihror Gestallmig wesentlichen Ein- (luss auf die senkrechten Emporhcbungen der Jurage- bilde gehabt haben konncn/^ — Dieser Ansicht kann ich mich unbedingt in Betreff unseres Randengebirges anschliessen, denn die Erscheinungen, welche diese An- sicht begrlinden, (inden sich auch iiier vollslandig vor. Von der grOsten Erhebung, die ebenfalls gewoibartig gebildet und die nach den neuesten Messungen unserer Ingcnieure Auer und Muller iiber 3Q00" ansteigt, lau- fen die verschiedencn Verzweigungen , wie dort im westlichen Jura, so auch bier strahlenformig aus, be- sonders gegen Siiden und Westen, wo dieselben ler- rassenformig in die Ebenen d«r Molasse sich abdachen. Gegen Norden hingegen fallt der Gebirgsstock ziemlich senkrecht ab , und die ganze Wand gegon die Grenze des Schwarzwaldes von ihrer f[()he bis zur Tiefe des Keuppers zeigt zur Geniige, dass auch bier die Her bung der krystallinischen Gebirgsmassen nieht ohne Einfluss auf die Emporhebungen der Juraschichten ge- blieben ist. Fiir die Theorie einer Erhebung dieses Gebirges sprechen die auf den erhabensten Punkten sich vor- findlichen Molassetriimmer , noch mehr aber spricht dafiir die 2 — 3 Fuss machtige Grobkalkformation, welche an das Tegelgebilde von Mainz und Wien er- innert, indem die darin vorkommenden Ceridia niarga- ritacea und pieta, Nerica u. s. w. genau mit denjeoi- gen Leitmuscheln jener Bildungen iibereinstimmen. Jedenfalls ist diese Formation friiher in dieser Gegend noch nieht beobachtet worden und kann somit als eine neue Entdeckung fiir jeden Geologen von hochstem Interesse sein. Wohl nieht leicht diirfte im ganzen bekannten Jura eine Abtheilung gefunden werden, welche wie bier un- ser Randen so augenscheinlich das Gesagte bestatiget und sammtliche Schichten mit ibren Petrefakten so auf- geschlossen darlegt. Desswegen ist dieser Theil des Jura fiir jeden Geognosten sebr beachtungswerth und verdient gewiss grossere Aufmerksamkeit und haufigern Besuch, als ihm bisher zu Theil geworden ist. Ausgezeichnet ist die Fernsicht, welche sich auf den verschiedenen Hohen und Verzweigungen des Ran- dengebirges dem Beobachter darbietet, am schonsten jedoch ist dieselbe auf dem erhabensten Punkte, der ganz unhegranzt der Beobachtung freien Spielraum lasst. Hier breitet sich in wundervoller Majestiit die Alpenkette von dem Baierschen Hochlande und von Vorarfberg, dessen Gipfel iiber Steins hoher Klinge aufsteigen, bis zum fernen Altlis im aussersten Weslen aiis. Man sieht die Klosterberge und die Ortleskette im Tyrol, die Vorarlberger und Lichtensteiner Gebirge, den Hohen Santis und seine Briider im Appenzell, di« Kurfiirsten, die graucn Horner bei Pfeffers, die Spitz- meilen, den Calanda und hinter diesen die viel siidli- cher gelegene erhabene Gebirgswelt der Berninakette. Westlicher erkennt man die Scheibe, die zwischen dem Murtschenstocke und dem Schild hervortritt, den Sar- den, den Hausstock, den Karpf und Glarnisch, ferner die Dodikette mit den Klariden bis zum Bristenstocke und der Windgelli in Uri; noch etwas westlicher er- scheint der Sixmadun, der Uri Rothstock, das Susten- horn, die Surenen und der Tittlis in Unterwalden. J)en grossen Gebirgsrahmen schliesst das Berner Oberland mit seinem hiramelanstrebenden Finsteraar-, Schreck-, Tschingel- und Breithorn, der Jungfrau, Monch, Eiger, Bliimlisalpe bis zum Altlis, Im Vordergrunde liegen in der Tiefe gegen Osten die erloschenen Vulkane des Hogaues, der Bodensee mit der Insel Reichenau, die Stadte Constanz, Stein, Diessenhofen, Winterthur nebst zahllosen Ortschaften, das ganze Thurgau, die Umge- bungen des Irchels, des Uetli- und Albis-Berges. Hin- ter diesen erhebt sich der Speer, die Mythen, die Rigi, der Pilatus und die Berge des Emmenthales; einen grossen Theil des Aargaues iibersieht man, die LSgern und die Hohen des Frikthales. Gegen Norden iiber- sieht das Auge einen grossen Theil des Schwarzwaldes vom Rheine bis zum beschneiten Feldberge und bis in die Umgebungen Donau5schingens , wo sich das grosse Panorama "wieder mit dern Hogau schliesst. 9 Wohl an keinem Orte im Vaterlande wird sich eine solche Fernsicht entfalten, vielleicht nirgends wie hier kann man die Alpenkette in ihrer ganzen Ausdeh- nung so deutlich iibersehen, darum meine Herren ver- zeihen Sie mir, wenn ich vielleicht zu lange bei mei- nen lieben vaterlandischen Bergen verweilt babe. Von den geognostischen Verhaltnissen des Cantons noch kurz zu den botanischen iibergehend, indem die zoo- logischen von einem unserer Mitglieder in der Section gegeben werden, erlaube ich mir, Ihnen noch ein kleines Bild unserer Pflanzenwelt vorzulegen, und will mich um so kiirzer fassen, als die Mehrzahl von Ihnen sich nicht ausschliesslich der Botanik hinneigt und den dies- jalirigen Verhandlungen der Gesellschaft in einem An- hange das Verzeichniss der Flora des Cantons beige- geben werden wird. Von den 205 Familien, welche Decandolle in sei- nem Syslema vegetabilium auffiihrt, finden wir in dies- seitiger flora circa 100 Familien reprasentirt, namlich 91 Phanerogamen mit 1030 Arten und 9 Familien Cry- ptogamen mit circa 500 Arten. Diese 1030 Phanero- gamen bestehen in 700 Dicotyledonen und 200 Mono- cotyledonen. Von den Dicotyledonen fallen circa 40 Arten den Cruciferen und 50 Arten den Leguminosen zu. Unter den Letztern zeichnen sich aus: Cytisus ni- gricans, Coronilla Emerus und montana. Die Rosaceen werden mit circa 50 Species repra- sentirt, unter welchen Prunus padus, Potentilla alba, Rosa alpina, gallica und spinosissima bemerkenswerth sind. 30 Caryophyllaceen und 36 Umbelliferen haben keine besondern Reprasentanten, die bemerkenswerth waren, hingegen sind unter den 120 Synantheren vor- 2 10 ziiglich folgende Arten herauszuheben : Hieracium am- plexicaule und alpestre, Senecio sarracenicus , Gentau- rea nigra und solsticialis und die sehr seltene Picris echioides. Unter den 40 Labiaten zeichnet sich einzig Salvia verticillala aus. Aus andern Familien verdienen noch angefiihrt zu werden: Prismatocarpus hybridus, Viola mirabilis, Dictamnus albus, Epilobium Dodonaei, Lonizera alpigena und carpifolium , Ranunculus reptans, Xanthium spinosum, Thesium rostratumund nochAndere. Die 200 Monocotyledonen theilen sich zur Halfte in Gramineen und in 50 Cyperaceen, im letzten Vier- tel treten die Orchideen mil 30 Arten auf, worunter sich Orchis hircina, pallens, pyramidalis und variegata auszeichnen. Aus den andern Familien sind allein noch die Liliaceen mit Ornithogalum nutans und Scilla amcena bemerkenswerth. Mit Ausnahme kahler Felsenwande und steinigter, von alter Dammerde entblosster Schutthalden fiodet sich im ganzen Kanton keine unbebaute Stelle, der Fleiss unserer Landbebauer hat alles kulturfahige Land in Besitz genommen, wodurch viele seltene Pflanzen in der jiingsten Zeit, wenn nicht ganz verschwunden, doch sehr in ihrer Anzahl vermindert worden sind. Verlassen Avir nun die Natur und folgen Sie mir in meine Vaterstadt, in welcher wir Ihnen zwar nicht Vieles, aber doch wohl manches nicht Unintefessante vorzuweisen haben. Leider ist in dem langen Zeitraum von der ersten Versammlung in hier bis zu der heu- tigen nur weniges geleistet worden, obschon es an gu- tem Willen und auch an massigen Kraften nicht gefehlt hat. Warum aber nicht mehr, als geschehen ist, ge- leistet wurde, will ich aus Furcht, missverstanden zu werden, hier nicht nMher beriihren. 11 Bald nach der erstcn Versammlung hat sich in Schaffhausen eine Gautonalgesellschaft gebildet, die in ihren regelmassigen Monats-Versammlungen naturhisto- rische Gegenslande behandelte und bis zu Anfang der dreissiger Jahre wirksam blieb. Seit jener Zeit, welche so viele Disharmonieen im Vaterlande erzeugte, unter- blieben die Versammlungen , und aller Miihe ungeach- tet konnte der schlummernde Verein zu keinem neuen Leben aufgeweckt werden. Bei dem Feste in Ziirich sprach mit vollem Rechte Herr Professor Schinz sein Bedauern aus, dass viele Cantonal- Gesellschaften nur mit Miihe fortbesliinden und ihrem Erloschen nahe seien, zu welchen nach ih- rem Stillschweigen zu schliessen auch diejenige von Schaffhausen gehore. Es befanden sich damals einige Mitglieder von hier auch in Ziirich und vernahmen mit tiefer Trauer diese wahren Worte , die aber , weil sie aus aufrichtigem Herzen gesprochen und auf fruchtba- ren Boden gefallen, auch baldige Friichte bringen muss- ten. Die in ihre Heimalh zuriickkehrenden Schaffhau- ser suchten und fanden auch einige gleichgesinnte Freunde, mit welchen sie den Museumsvereiu stifteten, der sich zur Aufgabe stellte, eine offentliche Samm- lung anzulegen, damit dadurch der Offentliche naturhi- storische Unterricht, der bis dahin eben aus Mangel an Material nicht den erwiinschten Erfolg hatte, besser unterstiitzt werden konne und damit auch im Allge- meinen eine grossere Theilnahme fiir die naturhisto- rischen Studien angeregt werde. Seit dieser Stiftungszeit sind nun 4 Jahre Terflos- sen , innert welcher nach Maasgabe der vorhandenen bescheidenen Kriifte gewiss das Mogliche erreicht wurde- Das Herbarium, das in seiner Anordnung und Reich- 12 haltigkeit wohl von wenigen in der Schweiz wird iiber- troffen werden, besteht in einem allgemeinen und in einem cantonalen. Das erstere ist nach dem natiirli- chen Systeme geordnet und enthalt in zahlreichen Ex- emplaren aus sehr verschiedenen Gegenden iiber 12,000 Arten. Beinahe die HSlfte davon ist ein Vermachtniss des seligen Herrn Doctor Brunner von Bern, der das- selbe nebst einer werthvollen Sammlung vom Saamen dem hiesigen Museum vergabte. Das Gantonalherbarium, nach Linne geordnet, enthalt alle Pflanzen, die bis da- hin im Canton aufgefunden wurden. Ueber beide Sammlungen sind ausfiihrliche Gataloge vorhanden, mit- telst welcher jede einzelne Species leicht kann aufge- funden werden. Die mineralogische Sammlung lasst in Hinsicht auf VoUstandigkeit noch Vieles zu wiinschen iibrig, wenn Sie aber bedenken, dass sie von wenigen Priva- ten und einigen Freunden aus Ziirich und Uri zusam- mengetragen worden, so werden Sie gewiss damit sich befreunden konnen. Ohne Zweifel erhalt dagegen unsere reiche Con- chyliensammlung ihre volle Anerkennung, da sie sehr vieles Schone und Seltene enthalt. Es besteht dieselbe aus einem Thcil des weiland beriihmten naturhistori- schen Kabinetes des verstorbenen Doctor Ammann und wurde von unserem Stadtmagistrate als erstes Geschenk dem Museum libergeben. Unter den Saugelhieren, die aus natiirlichen Griin- den wahrend der kurzen Zeit noch nicht so reprasen- tirt sind, wie wir selber wunschten, werden Sie einige finden, die eine Zierde von jedem Museum sein wiir- d«^n, vor der Hand abor im ganzen Vaterlande nur dem hiesigen Museum angehoren , es sind diesc das 13 Ovis Ammon aus Sibirien und die Antilope Saiga, welche wir neben vielem Anderen der Giite und dem Patriotismus edelgesinnter Mitbiirger verdanken, die auch im Auslande sich ihrer Vaterstadt erinnern. Eine Hauptaufgabe fand die Museumsdirektion in der moglichsten VervoUstandigung des geognostischen Theils der Sammlung, insoweit derselbe den Canton reprasentirt, und sie hat diese Aufgabe mit Beharrlich- keit wahrend den verflossenen 4 Jahren zu losen ge- sucht. Was an kantonalen Petrefakten vorliegt, ist das Resultat fleissigen Sammelns; AUes nicht Kantonale hingegen wurde mittelst Tausch gegen hiesige Petre- fakten erworben. Die Bestimmung der vorliegenden Gegenstande lasst wohl noch manche Berichtigung wiin- schen, der Mangel an ausreichenden litterarischen Hiilfsmitteln wird uns gewiss entschuldigen ; um so dankbarer werden wir Ihre berichtigenden Belehrun- gen aufnehmen. Dies ist in kurzen Ziigen das Bild unserer offent- lichen Sammlung. Sie steht nun festbegriindet da Mr Gegenwart und Zukunft, unterstiitzt von Regierung, Stadtrath und Privaten und gepflegt vom Gomite des naturhistorischen Vereins. Wir empfehlen Ihnen, Ver- ehrteste Herren, unser Museum zur nachsichtigen Beur- theilung, wiirdigen Sie dasselbe vorzugsweise nach sei- nem Zwecke : eine Stiitze des offentlichen Unterrichtes und ein Anregungsmittel zum Studium der Naturwis- senschaften zu sein. Moge unsere Jugend diesen Zweck erkennen, diese Sammlung fleissig benutzen und selbst erweitern ; moge sie vor AUem dadurch geiibt werden, die Wissenschaft weiter zu pflegcn und wie unscr ver- ehrte Herr Schinz damals von Solothurn richtig sagte; ))aus dieser Sammlung mehr Leben und Thatigkeits- 14 liebe schOpfen , damit sie einst recht zahlreich uiid mit Ehren in die Reihe der eidgenossischeii Naturfor- scher eintreten kann/^ Wir wollen hoffen, dass die Liebe zu den Naturwissenschaften, die so grossen Ein- fluss auf das offentliche und Privatleben aussert, auch hier durch diese zahlreiche Versammlung neues Leben erhalten werde. Gewiss wird naraentlich auch das ge- grenwartige Fest, Ihr Beispiel, Ihre Belehrung und Ihre Anregung die schlummernden Keime wecken und un- serem Canton fiir kiinftige Tage erfreuliche Friichte tragen. Ausser dieser Museumsstiftung und ihrer fort- wahrenden Erweiterung ist sonst nicht viel fiir die iNa- turwissenschaften in unserem Canton gethan worden, erwarten Sie, meine Herrn , daher keine besonderen wissenschaftlichen Leistungen von unserer Seite, wir alle sind Geschaftsleute, die nur wenige freie Zeit auf die Naturkunde verwenden konnen und also nicht im Falle sind, mit tiichtigen Arbeiten Ihnen entgegen zu kommen; am allerwenigsten bin ich im Stande , auch nur den mindesten Anforderungen zu geniigen; meine Thatigkeit in diesem Fache beruht nicht auf reiner Wissenschaft, sondern besteht vorziiglich im Sammeln des nolhigen Materials, damit einst besser unterrichtete Nachfolger um so leichter ein hoheres wissenschaftii- ches Ziel erreichen konnefl. Um so mehr vertrauen wir auf Beitrage, die im Interesse der Wissenschaft von unseren lieben Giisten mitgebracht, reichen Stoff zur Unterhaltung in den ge- meinsamen Versammlungen und Sektionen darbieten werden; und ebenso zweifeln wir nicht, dass durch die freie Unterhaltung, durcli freundschaftliche Gesprii- che und gemeinsame Ausfltige in unserer schonen Um- 15 gebung Manches zur ferneren Erweiterung der Wis- senschaft angebahnt werden konne. Fiihlen sich doch die Naturforscher jeden Alters am wohlsten in der freien Natur, wo man sich freier und herzlicher aus- spricht als in geregelten Versammlungen. Und nun, meine Herren, begriisse ich Sie ohne Unterschied Ihrer Heimath als Freunde und Pfleger der Naturwissenschaften, im Namen unserer Hohen Re- gierung, unseres Stadtrathes, des hiesigen naturhisto- rischen Museumsvereins und der hiesigen Mitglieder der schweizerischen Gesellschaft, ich heisse Sie will- kommen in der Vaterstadt des grossen schweizerischen Geschichtsschreibers. M5gen Sie sich wohl befinden in unseren stillen Mauern, moge wie bis anhin auch hier der Geist heiterer Zufriedenheit iiber unseren Versammlungen walten. Was wir Ihnen zu bieten ha- ben, ist nur wenig, allein mit Freundschaft und Herz- lichkeit dargegeben werden Sie es, meine Herren, auch so nehmen ! Ich erklare die allgemeine Versammlung schwei- zerischer Naturforscher eroffnetl I. des vorberathenden Comite's im Sommerlocale Den 26. Mi 1847, um 7 Uhr Morgens. Anwesend: Herr Laffon, Prasident. Dr. Freuler-Ringk, Viceprasident. Ziegler-Pellis von Winterthur. Professor Dr. Schinz von Zurich. Siegfried, Lehrer in Ziirich, Quastor der Gesellschaft. Mayer von St. Gallen. Landammann Simon von Bern. Professor P. Merian von Basel. Lardy von Lausanne. E. Bitter von Genf. Professor Bolley von Aarau. Die HH. Dr. Frey und Dr. v. Mandach, Secretaire. 17 1. Die Jahresrechnung wird von den dazu be- stellten Revisoren, den Herren Ziegler-Pellis von Win- terthur, Mayer von St. Gallen und Pflug^er von Solo- thurn , von letztet-em durch Zuschrift, in alien Theilen fiir richtigf befuuden. Herr Zieg:ler-Pellis riigt, dass so viele Restanzen aufgefiihrt seien, es soil daher an die einzelnen Cantonalgesellschaften geschrieben wer- den, die Reitrage regelmassiger einzuschicken. 2. Anzeige des Geschenkes der hohen Regierung von 400 Franken; der H. Prasident wird ersucht, eine Commission zu ernennen, welche dem Herrn Amtsbiir- germeister im Nafflen der Gesellschaft dafiir dankeii soil. 3. Die Wahl des iieuen Ribliothekars, Herrn Ghris- tener in Bern, wird gutgeheissen ; dem abgetretenen Bibliothekar, H. R. Wolf, soil der best verdiente Bank bezeugt werden; ferner wird der verlangte Credit von 100 Schw. Fr. bewiiligt. 4. Hinsichtlich des Geschenkes des Staates Neu- York an die Eidgenossenschaft, das inzwischen auf der Cantonal-Bibliothek in Ziirich aufgestellt wurde, soil sich das Sekretariat an die Tagsatzung wenden, damit dasselbe auf der Gesellschaftsbibliotbek in Bern aufge- stellt werde. 5. Herr Ziegler-Pellis legt das Geschenk des Rit- ters von Hauer in Wien: „Recherches sur les foraminiferes fossiles" etc. vor, er wird gebeten, die hieriiber gepflogene Corres- pondenz in der allgemeinen Sitzung vorzulesen. Dem Herrn von Hauer soil auf dem iiblichen Wege durch den eidgenossischen Staatskanzler und den Geschiiftstrager in Wien der Dank der Gesellschaft bezeugt werden. 6. Der verlangte Kredit von 10 Louisd'or fiir Herausgabe der Denkschriften wird bewiiligt. 3 18 7. Herr Quastor Siegfried schlagt vor, eine Sek- tioh fiir Geographie zu errichten, die fiiglich mit der geologischen kOnnte vereinigt werden ; der Antrag wird angenommen und der Plan fiir die Sektionen auf den 27. Juli entworfen wie folgt: 1. Sektion fiir Medicin j von 8 2. ^ ), Chemie und Physik j bis 10 Uhr, 9. ;^ » Zoologie u. B»tanik yon 10 4. , D Mineral, u. Geologic bis 12 Uhr. 8. Als Ehrenmitglieder werden der Gesellschaft zur Annahme empfohlen: Herr Professor A. Braun zu Freiburg im Breisgau. » » C. Th. von Siebold » » Bitter Joseph von Hauer in Wien. Herr James Forbes, Professor in Edinburg. » Dr. Brukmann in Badolfzell. Bei der nachsten Versammlung soUen empfoh- len werden: Herr Dr. Schmid in Laibach. » Prof. Schina in Turin. » Alexander Nordmann in Odessa. » Alcide d'Orbigny. 9. Herr Siegfried macht die vorlaufige Anzeige, dass er eine Geschichte der schweizerischen naturfor- schenden Gesellschaft begonnen habe und spater die einzelnen Arbeiten den betreffenden Cantonalgesellschaf- ten zur Berichtigung mittheilen werde. 10. Herr Professor MoUinger in Solothurn zeigt durch ein Schreiben an, dass sich die dortige Cantonal- gesellschaft wieder constituirt habe. 11. Herr Professor Merian macht darauf aufmerk- sam, dass die Verhandlungen doch kiinftighin alle nach demselben Format soUten gedruckt werden. II. Protocolle der allgemeinen Sitzungen, Erste Sitzung. Montag, den 26. Juli, Vormittags um 10 Uhr, im Sitzungs- locale des Grossen Rathes in Schaffhausen. 1. Der President der Gesellschaft, Herr Laffon, begriisst die Versammlung mit einer Rede, worin er eine kurze Skizze der naturhistorischen Verhaltnisse des Cantons Schaffhausen giebt und dann die 32ste Sit- zung der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft fiir die gesammten Naturwissenschaften fiir eroffnet erklart. 2. Anzeige des Prasidiums, dass die hohe Regie- rung von Schaffhausen der Gesellschaft ein Geschenk von 400 Fr. gemacht habe. Die Herren Mayer von St. Gallen und Ziegler-Pellis von Winterthur werden be- zeichnet, im Namen der Gesellschaft dem Herrn Amts- biirgermeister den Dank dafiir auszusprechen. 20 3. Vorlesung der 18ten Jahresrechnung , die von den Revisoren, Herren Ziegler-Pellis, Mayer und Pfluger in alien Theilen richtig befunden worden. Dem Herrn Siegfried von Ziirich, Quastor der Gesellschaft, wird fiir seine grosse Bemiihung und ausgezeichnete Piinkt- lichkeit der bestverdiente Dank der Gesellschaft aus- gesprochen. Die Einnahmen wahrend des Jahres 1846 betragen: Cassabestand am 31. Dec 1845 620 Fr. 82 Rapp. Geschenke und Beitrage 1948 » 68 » Summa der Einnahmen 2569 Fr. 50 Rapp. Die Ausgaben beliefen sich auf 1280 » 88 » bleibt am 31. Dec. 1847 ein Bestand v. 1288 » 62 » Es ergiebt sich somit ein Vorschlag von 667 » 80 » 4. Anzeige der im Laufe des Jahres fiir die Ge- sellschaft eingegangenen litterarischen Geschenke. Herr Ziegler-Pellis verliest das Begleitschreiben des eidge- nossischen Kanzlers, Herrn Amrhyn, zu dem Geschenke des Ritters Joseph v. Hauer in Wien, sowie die Ant- wort des vorjahrigen Gomite. Die betreffende Correspondenz wird auf den Kanz- leitisch gelegt. 5. Herr Professor Schonbein halt einen Vortrag iiber die Einwirkung des Ozons auf schwefelsaures Man- ganoxydul, Jodkali-Kleister und den menschlichen Or- ganismus (siehe die Beilagen). 6. Professor Dr. Alexander Braun von Freiburg im Breisgau trug vor: »Ueber das Wassernetz, Hydrodictyon utri- culatum Roth., cine Wass^'rpflanze aus dor Ordnung der Algen, welchc die Aufmerksamkeit der Botaniker durch ihren sonderbaren netzarligen Bau und das Rath- 3! selhafte ihrer Fortpflanzung schon vielfaltig auf sich gezogfen. Nach vorhergegangener kritischer Beleuch- tung der Arbeiten von Vaucher, Treyiranus, Areschong unci Morren schildert Pr, Braun zuerst den Bau dieser Pflanze genauer, die Verbindungsweise der den netzar- Ugen Sack bildenden Zellen, §owie Structur und Inhalt dieser Zellen selbst und geht sodann zur Beschreibung der Fortpilanzung derselben liber. Vorbereitet durch eine Reihe eigenthiimlicher Veranderungen ini Inhalt der Zellen bilden sich in der einzelnen Zelle sehr zahl- reiche Sporen, welche die innere Wand der Zelle liber- ziehen und nach voUendeier Bildung in eine etwa eine halbe Stunde andauernde zitternde Bewegung gerathen, bis sie endlich sich aneinander legend zur Ruhe gelan- gen und durch ihre Verbindung in der erweiterten Mutterzelle ein neues Netz bilden, das, durch Auflo- sung der Mutterzelle frei werdend, zur friilieren Grosse heranwachst und nach ungefahr 3 Wochen von Neuem Sporen bildet. Es geht aus dieser Bildungsweise her- vor, dass das Hjdrodictyon zu den einzelligen Al- gen gehort und das Netz, welches es bildet, nicht als eine Einzelpflanze, sondern als eine Colonic verbunde- ner Individuen zu betrachten ist. Ausser den netzbil' denden Sporen kommt jedoch in anderen Zellen des Netzes eine andere Modification der Sporenbildung vor, welche als Schwdrmsporen beschrieben werden. Sie sind kleiner und zahlreicher als die Netzbilder, gehen in einen weit lebhafteren, wimmelnden Bewegungszu- stand iiber, bis sie endlich aus der berstenden Mutter- zelle hervorschwarmen und nach 2 bis 3stiindiger leb- hafter Bewegung sich ruhig absetzen und in einen Zu- stand ubergehen, in welchem sie voUig einem Proto- coccus gleichen. Die$e Schwarmsporen haben 4 l^nge 22 Flimmerfaden , Mhnlich wie sie Thuret bei den Sporen mancher Algen nachgewiesen hat, und ein rothes Korn- chen im Innern, ahnlich dem sogenannten rothen Auge mancher wirklicher und vermeintlicher Infusorien. Zum Schlusse wird auf die durch diese und alidere neuere Beobachtungen liber die beweglichen Samen der Algen vermehrte Schwierigkeit der Granzbestiramung zwischen Thier- und Pflanzenreich hingewiesen und die Behaup- tung ausgesprochen , dass viele kleine Organismen, welche bisher, namentlich von Ehrenberg, fiir Infusions- thierchen gehalten wurden, zum Pflanzenreich gezogen werden miissten. Der Vortrag wurde durch eine Reihe von Abbildungeu, in welchen die Entwickelungsge- scUichte des Wassernetzes dargestellt war, unterstiitzt. 7. Herr Stein aus Frauenfeld widerlegt die vori- ges Jahr von Herrn Hugi aufgestellte Ansicht iiber das Verhalten des Eises gegen verschiedene Temperatur- grade. Herr Hugi hatte nSmlich den Satz ausgespro- chen, Kalte dehne das E.is aus, Warme ziehe dasselbe zusammen, gestiitzt auf die Beobachtung, dass eine in einem holzernen Rahmen eingeschlossene Platte Glet- schereises in einer kalten Nacht dieselbe aus einander getrieben habe. Gegen diese Annahme habe sich Herr Escher von der Linth erhoben, allein von keiner Seite seien be- stimmte Versuche iiber das fragliche Verhalten des Ei- ses angefiihrt worden. Nun habe in neuester ZeitHerr Brunner aus Bern in Berlin eine ganze Reihe der ge- nauesten Versuche angestellt und dabei alle moglichen Cautelen beobachtet zur Vermeidung von Irrthiimern und Fehlern, aus welchen auf das Bestimmteste her- vorgeht, dass sich das Eis gleich anderen Korpern zur Warme verhalt, d. h. durch Temperaturerhohung aus- gedehnt und durch Zunahme der Kalte zusammenge- zogen werde , so lange es iiherhaupt nur im Zustande des Eises verbleibe, ja es werde sogar starker ausge- dehnt, als dies von anderen festen Korpern bekannt ist, indem namlich sein specifisches Gewieht beim Null- punkt = 918, bei 20—0" = 920 betragt, das specifi- sche Gewieht des Wassers zu 1000 gerechnet. Um nun auf die Erklarung der von Herrn Hugi zur Unterstiitzung seiner Ansicht angefiihrten Beobachtung zuriickzukommen , dass namlich ein eine Eisplatte um- schliessender Rahmen durch die Nachtkalte auseinander getrieben wurde, so scheint dieselbe sehr einfach in der von Hrn. Hugi selbst mehrfach erwahnten, ungemein starken Anziehung aller wassrigen Diinste aus der Ath- mosphare von Seiten des Gletschers seine Erklarung zu linden; die dadurch bewirkte Vermehrung der Masse miisse wohl auch in etwas das Volumen vermehren . — Z weite Sitzung. Mittwoch den 28. Juli, Vormittags um 10 Uhr, im Sitzungs- locale des Grossen Rathes. 1. Das Protocoll der ersten Sitzung wird verle- sen und genehmigt. 2. Die ProtocoUe der Sektionen werden verlesen. 3. Der Herr Prasident zeigt der Gesellschaft an, dass Herr Christener in Bern an die Stelle des Herrn Bibliothekars Wolf getreten sei. Einstimmig wird dem abtretenden Herrn Wolf von der Gesellschaft der Dank 24 fiir seine Thatigkeit und erfolgreiche Verwaltung der Bibliothek ausgesprochen und Herr Christener als Bi- bliothekar bestatiget. Die verlangten Credite von 100 Fr. fiir die Biblio- thek und 10 Louisd'or fiir Herausgabe der Denkschrif- ten werden bewilligt. 4. Die zu ordentlichen und Ehren-Mitgliedern vor- geschlagenen Candidaten werden einstimmig ange- nommen. 5. Herr Bibliothekar Horner aus Ziirich iiest im Namen des Herrn Oberst Pestalozzi einen Vortrag iiber die Moglichkeit eines Durchbruches des Rheins bei Ra- gaz, der durch zwei Karten erlautertwurde, vor. Derselbe werde von der Ziiricherischen Canlonalgesellschaft ge- druckt und an die einzelnen Sektionen versandt wer- den, damit bei der nachsten Versammlung die Gesell- schaft dariiber eintreten und geeignete Beschliisse fassen konne. 6. Herr Professor Schinz halt einen Vortrag iiber die geographische Verbreitung der Saugethiere (siehe die Beilagen). 7. Herr Ziegler-Pellis zeigt mehrere Blitzableiter vor, die vom Blitze getroflfcn worden waren, darunter einen mit einer Platina-Spitze, der Irotz zweimaligen Einschlagens unversehrt geblieben war. 8. Auf den Antrag der zoologischen Sektion wurde eine Commission erwahlt, die Vorschlage an die Regierungen zu bringen habe, wie durch die ganze Schweiz nach iibereinstimmendem Plane am zweckmas- sigsten der Vermehrung der Maikafer konnte Einhalt gethan werden. Es wurden hiezu die Herrn Heer, Schinz und Brami in Ziirich ernannt und ihnen ein Credit von 20 Fr. bewilligt. 25 9. Als Versammlungsort fiir das nachste Jahr wurde Solothurn und als Prasident Herr Apotheker Pfluger bestimmt. 10. Horr Prasident Laffon crklart hierauf die diesjahrige Versammlung fijr beendigt. III. Protocolle der S e c t i o 11 e II. I. SECTION fur Mineralogie, Geologic und Geographie, Prasident: Herr Professor Mehiai*. Secretair: Herr A. Seiler. Den 27. JuU, Vormittags 8 Uhr, im goldenen Falken. Von Herrn Professor Bolley wurde ein ausgezeich- net schones, grosses Handstiick eines Titanit nach der von Herrn Rose angewandten und von ihm empfohle- nen Methode durch Schwefelsaure aufgeschlossen. Das Resultat der Analyse, beinahe gleichkommend den von H. Rose erhaltenen Ergebnissen, die er bei Analysen der Titanite von Arendal, Zillerthal und Pas- sau erhielt, ist: 27 Kieselsaure 31,99. Titan»aure 41,59. Kalkerde 23,10. Eisenoxydul 4,05. Die Rose'sche Formei (mit Zusammenrechnung d^r Kalkerde und des Eisenoxydul) passt hierauf vollkom- men, sie ist: 3 Ca 0, Si O3 + 3 Ti Os. Si 0,. Herr Bolley macht no€h darauf aufmerlisam, dass die von L. Gmelin in seinem Handbuche zum ersten- mal consequent durcligefiihrte Annahme der Formei der Kieselsaure als Si O2. die obige Formei des Ti- tanits in folgende, sddr einfache zu verwandeln nothigt: Ca 0, Si O2. Ti O2. Herr Laffon wies einige Bruchstiicke aus der teir- tiaren Formation bei Fuezen im Badischen vor, die nach der Beobachtung mehrerer Geognosten derjeni- gen des Mainzer- und Wienerbeckens gleichkommen soil, da sich die gleichen Leitmusciieln darin linden. Herr Lardy legt eine schone Karte des Distrikts von Aigle vor und giebt Auskunft iiber die dort vor- kommenden Formationen, nach welcher feldspathartige mit Kalkgebirgen und sammtlichen Juraformationen wechsellagern ; er erlautert seinen Vortrag durch Zeich- nung dieser verschiedenen Schichten und bemerkt, dass er mit einer besonderen Schrift beschaftiget sei, Welche iiber die Kalkformationen handeln werde, die den al- pinischen Theil des Cant. Waadt zusammensetzen und bei weitem mannigfaltiger seien, als man bis dahin zu glauben geneigt sei. Die Versteinerungen , weJche H. Lardy seit vielen Jahren zusammengebracht habe, zeigen aufs entschiedenste, dass der schwarze, mehr oder we- niger Ihonige Kalk — derselbe, dem die Lager oder 28 Massen von Anhydrit und Gyps untergeordnet sind und welche von den Salinen zu Bex ausgebeutet werden — dem Lias angehort. Dieser Lias ist genau charakteri- sirt durch den Ammonites Bucklandi und Gryphsea ar- cuata, von welch letzterem Herr Lardy ein seJir aiisge- zeichnetes Exemplar darlegt, es hat dieses Liasgebilde eine Machtigkeit von mehreren 1000 Fuss und erstreckt sich weithin, denn man trifft dasselbe an verschiedenen, sehr entfernten Orten dor Umgegend. Auf diesen Lias folgt ein gleichfalls schwarzer, ihm sehr ahnlicher Kalk- stein, welcher, nach den fossilen Ueberbleibseln zu ur- tlieilen, der Oolithformation angehort. Herr Reg. Rath Stierlin macht Mittheilungen iiber das Vorkommen der Braunkohle in der Molasse bei Wengy, Canton Thurgau, die auf einem bliiulichen, versteinerungsreichen Mergel liege. Er legt schone Fragmente von fossilen Zahnen aus denselben vor, die Herr Professor Schinz fiir Ziihne von Dinotherium, Rhinoceros und Hippopotamus erklart. Herr Dr. Du Bois macht einige Mittheilungen iiber reichhaltige Fundorte fossiler Kaochen, die neulich von Herrn A. Nordmann im siidlichen Russland entdeckl wurden. Im Mai 1846 fand Herr Nordmann zuerst in den Gruben einer Schlucht bei Odessa eine Menge Kno- chen unter einer dicken Schichte des Kalkes von Odessa in einen gelben Mergel eingeschlossen, obwohl er nur in einem Umfange von 40 — 48 Cubik-Metres graben licss, so sei die Ausbeute doch sehr reichlich gewesen. Alter Wahrscheinlichkeit nach bildeton diese Lagen den Eingang zu einer Hohle oder einigen unterirdischen Giingen, die rait Diluvialgebilden angefiillt sind. In dcmselbon Somraer ontdecktc Herr Nordmann 12 Wersten von Odessa ein anderes noch reichercs 129 Lager von fossilen Knochen; auch hier seien sic in dcmselben gelben, thonigen Boden in einer Tiefe von 2 — 4 Metres begraben, Iheils von dem Kalke von Odessa bedeckt, theils unter einem Triimmergestein, iiber dem sich Dammerde fand. Hier seien die Knochen viel bes- ser erhalten, und oft liegen alle Theile des Skeletts in ihrer natiirlichen Lage neben einander. Dieses La- ger scheine eine sehr bedeutende Ausdehnung zu ha- ben, und da die sonst sehr zerbrechlichen Knochen vollkommen gut erhalten seien, wie z. B. die Schul- terblatter derBaren, so diirfe man annehmen, dass die Fluthen, welche einst diese Thiere begruben, stellen- weise weniger stiirmisch gewesen seien und eine ru- hige Ablagerung gestattet hatten. Bis jetzt konnte Herr Nordmann folgende Thiere genauer bestimmen: Dickhduter. 5 Elephanten, namlich 8 Backenzahne und eine Menge fossiler Bruchstiicke dieser 5 Individuon. Unter den Zahnen finden sich 4, welche sehr klein sind (58 M. Met. lang und 35 breit, also nur 4 M. M. mehr als die letzten oberen Backenzahne der fossilen Baren). Dennoch gehorten diese keinen jungen Thieren an, da ihre Lamellen schon abgenutzt waren, sondern ei- ner besonderen Zwerg-Art. 1 Mastodonte, 2 Bhino- ceros, 1 Lophiodonte, 7 Pferde, ein Zebra. Wiederkauer. 4 Ochsen und Biiffel, 3 Species angehorend, eine Zwischen-Art zwischen Ochse und Hirsch, ein Schaaf, eine Antilope. JRaubthiere. 6 Hyanen , 3 Arten von Hunden von der Grossc eines ausgewachsenen Wolfes , 3 Fiichse, 2 Arten von 30 Katzen, die eine von der GrOsse des jetzlgen LOwen, 14 kleinere Raubthiere, Dachs- und Marderarten. In grosster Menge finden sich die Knochen von Baren, von jedem Alter, solche mit ganz abgenutzten Ziihnen und andere, bei denen diese noch nicht durchgebro- chen waren; der in Odessa gefundene Bar kann seiner Gestalt nach nicht der ursus spelaeus des westlichen Europas sein und iibertrifft an Grosse alle bisher auf- gefundenen Arten. Nager. 2 Hasen, 1 Trogontherium , dem Biber naheste- hend, 3 Ratten und endlieh einige V5gel. Es ist sehr beachtenswerth, dass wahrend der Nachgtabungen in der Masse des Kalkes von Odessa Knochen von Landsaugethieren gefunden wurden, die einer alteren Formation als den Alluvialgebilden ah- gehOren. In demselben Jahre liess Herr Nordmann in den Steinbriichen von Kichinco Nachgrabungen machen, die zwar nicht so ausserordentliche, doch eine belohnende Ausbeute gaben. Die Knochen, die in der Kalkmasse dieser Gegend gefunden wurden, gehoren einer viel alteren Formation an, der Mioc^n-Periode, und unter- scheidcn sich von denjenigen zu Odessa, dass sie voU- kommen versteinert sind und beim Anschlagen mit ei- nem harten KOrper einen Klang geben, ferner, dass sie vonEisentheilchen durchdrungen sind und ganz an- deren Thieren angehoren, nehmlich: 2 Arten von Ich- neumon, 2 Oder 3 phoca-ahnliche Thiere, ein Wall- ross und zwei Delphin-Arten. Die Knochen der einen dieser Arten fanden sich in solcher Menge, dass man beinahe ganze Skelette hatte auffinden konnen. Herr Dr. Schimper halt ein,en Vortrag iiber die 31 Merphologie des Stromes, den er durch Zeichnungen und eine reichhaltige Sammlung erlSutert. Zweite Sitzung. Mittwoch den 28. Juli , Vormittags 8 Uhr PrSsident: Herr Professor P. Merian. Secretair: Herr Prof, yon Fellenbeeg. Herr Laffon legte einige Exemplare von in Man- ganeisensteiu umgewandelten Ammonites annulatus vor, die als ganz neues Vorkommen in den Eisenwerken des Gonzen bei Sargans aufgefunden wurden. Herr Escher von der Linth erklarte diese Formation zur Jurabildung gehorend. Herr Dr. Schimper vervoUstandigt seine in der vo- rigen Sitzung begonnene Entwickelung iiber die Ge- rollablagerungen und wendet seine Beobachtungen auf die Umgebungen von Schaffhausen an. Herr Ob erst Lardy tragt einige VervoUstandigun- gen nach iiber den Lias der Umgegend von Bex; der- selbe kommt in schwachen Lagern vor zwischen Lagern von schiefrigem Kalk. Herr Lardy weist einige Ex- emplare mit Grypbaea arcuata vor. Nach den Ansich- ten der Herren Pet. Merian und Escher von der Linth gehort dieses Petrefakt zu den wichtigsten Kennzeichen der Liasformation in den Alpen. Herr Escher wies eine Sammlung von Petrefakten aus den Tertiargebilden , darunter auch Hirschge- weihe, vor. 32 Die anwcsenden Mitglieder theilten nun ihre Beob- achtungen iiber den in diesem Sommer erschienenen Hohenrauch mit. Herr A. Escher von der Linth beobachtcte im Lcu- kerbade , dass das Wetter den Tag iiber belle, gegen Abend plotzlich triibe wurde, so dass die fernen Ge- genden und die Umrisse der Berge undeullich wurden ; mehrere Personen wollten Pechgeruch beobachtet ha- ben, Herr Escher aber nicht. Dieses dauerte vonMitt- woch den 15. Juli bis Freitag Abends, am Samstag horte das Phanomen auf. Von Herrn Charpentier ver- nahm derselbe den gleichen Bericht, nur gab dieser die Erscheinungen einen Tag friiher an. Herr Apotheker W. Rose aus Berlin beobachtete am 14. Juli am Uri Rothhorn, dass bei wolkenlosem Himmel zwischen 8 und 9 Uhr Morgens die Luft plotz- lich triibe wurde , dabei stieg der Thermometer von -f- 6" R. plotzlich auf -f 12" R., am 16ten war die Aus- sicht vom Rigi wieder rein und klar. Herr Prof. Pet. Merian theilte die friiheren Beob- achtungen iiber den Hohenrauch im Monat Mai mit, der auch in Basel sichtbar war und von den Moorbran- den in Norddeutschland abgeleitet wird und mit Nord- Westwinden bis nach Basel kommt, jenseits des Jura scheint er weniger sichtbar. Das Wetter ist bei seinem Auftreten trocken und heiter; manche Personen rie- chen ihn deutlich, andere weniger oder gar nicht. Herr Hirzel beobachtete am 14. Juli, dass in Zii- rich der Hohenrauch sehr sichtbar war, so dass die Bergansicht triibe und die Sonne verdunkelt wurde, das gleiche Phanomen zeigte sich in St. Moritz in ei- ner Hohe von 5000'— 6000'. Herr Lardy bemerkte die Erscheinung am 9. Juli 33 so stark, class von Risou aus die Alpon unsichtbar war- den, am llten war in Lausanne die Luft ziemlich diin- stig, und am 14ten war bci Bex der Dunst so stark, dass die Sonne roth erschien ; am 15ten war derselbe noch starker. Herr Ritter bemerkte, dass in Genf in der Woche vor dem 10. und 11. Juli der Hohenrauch sich zeigte, so dass der Jura und Voiron unsichtbar wurden. In Schaffhausen wurde er im Juni durch Herrn Enderis unter denselben Erscheinungen und mit star- kem Geruch beobachtet, und im Juli durch Hrn. Mayer in St. Gallen. 11. S E C T I O IV fiir Chemie und Physik. Prasident: Herr Professor Schohbein. Secretair: Herr Professor von Fellenberg. Dienstag den 27. Juli, Morgens 10 Uhr, im goldenen Falken, Herr Professor Schonbein setzt seine in der er- sten allgemeinen Sitzung begonnenen Miltheilungen iiber die Wirkungsweise des Chlor, Brom und Ozon auf Man- ganoxydulsalze fort, (siehe die Beilagen). Herr Professor von Fellenberg theilte seine im Jahr 1846 ausgefiihrte neue Analyse des Pfiifferser Wassers mil, die folgendes Resultat ergab: Chlornatrium ........ 0,528 Theile. Ghlorkalium 0,049 » Schwefelsaures Kali 0,265 » » Magnesia .... 0,085 » „ Kalkerde .... 0,095 » Kohlensaure Kalkerde 1,305 » )) Magnesia 0,381 » Phosphorsaure Kalkerde .... 0,055 » Thonerde 0,015 » Kieselerde 0,169 » Eisenoxyd 0,009 » Organische Materie 0,028 » In 10,000 Theilen Wasser = 2,986 Theile. 35 Diese Resullate stimmen also im Wesentlichen mit denen des Herrn Professor Lowig iiberein. Herr Ziegler - Pellis weist eine vergoldete, vom Blitze getroflFene Blitzableiterspitze von Messing vor; derselbe zeigt auch mehrere neue, von ihm verfertigte Aetherapparate. Herr Dr. Bolley von Aarau berichtet iiber ein im Entlibuch in der Nahe von Schiipfheim vorkommen- des Mineralwasser. Dasselbe wurde von Bauer in Wiir- tenberg untersucht und ein nicht geringer Antimonge- halt darin gofunden. Weil in Bauers Analyse ein Arsengehalt nicht angegeben, derselbe aber in einem antimonhaltigen Wasser um so mehr vermuthet wer- den konnte, als die zahlreichen neuern Untersuchungen von Walchner, Will, Figuer, Trippier, Buchner d. j. und Andern, in einer grossen Menge von Mineralquel- len, welche diesen gewolmlichen Begleiter des Arsen nicht, ja nicht einmal namhafte Mengen anderer Schwer- metalle enthalten, Arsen nachwiesen, so suchte Refe- rent in der freilich etwas geringen Menge des Wassers, die ihm zu Gebote stand (Schlamm hat er noch nicht erhalten konnen), nach Arsen. — Die Babo-Fresenius- sche Methode ergab in einer Menge von circa 1 Maas des Wassers keine deutliche Arsenreaction. Das seltne, vielleicht einzige Vorkommen eijies solchen Mineral- wassers fordert iibrigens zu nochmaliger Untersuchung mit grossern Wasserquantitaten und wo moglich mit abgesetztem Schlamm auf, welche Referent auch als- bald anzustellen verspricht. Es wird von demselben noch die Wichtigkeit ei- nes solchen Wassers zu sanitarischen Zwecken hervor- gehoben, und der Wunsch ausgesprochen, das schwei- zerische Sanitatspublicum moge demselben alle verdiente Aufmerksamkeit baldigst zuwenden. Derselbe unterwirft die in der chemischen Welt wohlbekannte Arbeit Preissers iiber die Farbstoffe einer kritischen Besprechung. Er versucht zu zeigen, wie dieselbe an fehlerhaften Beobachtungen iibervoll istund in ihrem theoretischen Theile zu Schliissen gelangt, welche auf inductivetn Wege nicht gewonnen werden konnen. Er durchgeht, der Originalabhandlung Preissers, ))Dissertation sur I'origine et la nature des matieres colorantes organiques etc. Journ. de Pharm. et de chim. 1844^ folgend, die einzelnen Farbstoffe und weisst vornehmlich nach, dass deren angebliche Darstellbar- keit im farblosen Zustande in der Weise, wie Preisser angiebt, durchweg auf Irrthiimern beruht, wie an dem Farbstoff der Gochenille, Cerrpe, an denjenigen des Safflor, Schlieper, an jenen des Krapp, Schiel, an eini- gen andern rothen und gelben Farbstofflosungen , Eis- ner, und an den Farbstoffen der Querzitronrinde , der falschen Alkanna, des Rothholzes, des Sandelholzes, dem gelben Farbstoff des SchoUkrauts u. s. w. Refe- rent nachgewiesen hat. Derselbe beriihrt einige machtige analytische Schwie- rigkeiten, welche dem Ghemiker auf diesem Gebiete entgegentreten, und schliesst mit dem Ausspruch, dass eine allgemeine Theorie der Farbstoffe und ihres Ver- haltens gegen den athmospharischen Sauerstoff zur Zeit noch zu den unbestiegenen Hohen der Wissenschaft zu zahlen ist. ni. S E C T I O ]V fijr Zoologie und Botanik. Prasident: Herr Professor Schinz. Secretair: Herr A. Seiler. Den27.Juli, Yormittags 10 Ulir, im goldeaen Falken. Herr Professor A. Braun von Freiburg im Breis- gau halt einen Vortrag iiber das Vorkommen bewegli- cher Samen bei den Algen. Die Bildung, Geburt, Bewegungsweise , sowie die nachfolgende Keimung und weitere Entwickelung der- selben wurde an einer Reihe von Beispielen geschil- dert. Conferva glomerata und C. fracta erzeugen in einer Zelle sehr zahlreiche Sporen, wie Hydrodic- tyon, nur mit dem Unterschied , dass sie hier durch eine an einer bestimmten Stelle entstehende Oeffnung ausschwarmen. Sie sind mit 2 Fliramerfaden und ro- them »Aug« versehen. Ulothrix zonata Kutzing bil- det in jeder Zelle 8 oder 16 Sporen, welche durch eine seitlich an der Zelle entstehende Oeffnung, einge- schlossen von einer zarten blasenformigen Membran, geboren werden und nach Zerreissung der einschlies- senden Blase sich zerstrcuen. Sie bcsilzen 4 Flimmer- 38 Taden und ein grosses rothes ))Aug* und werden von Kiitzing mit Unrecht fiir identisch mit Microgleiia mo- nadina Ehrenb. gehalten, Draparnaldia mutabilis, Sty- geoclonium tenue und mehrere v(3rwandte Arten, sowie Ghaetophora tuberculata bilden in der ein- zelnen Zelle aus dem Inhalt derselben nur eine Spore, welche durch die Seitenwand der Zelle, mit der Spitze vorangeliend, durchdringt und durch 4 Flim- merfaden ihre Bewegungen ausfiihrt. Sie besitzen sSmmtlich das sogenannte rothe Aug. Oedogonium capillare Link, und Oedogonium rivulare (Rhizoclo- nium rivulare Kiitzing) , zwei nahe verwandte Arten, erzeugen gleichfalls in je einer Zelle nur eine Spore, welche aber durch queres Aufspringen der Zelle an ihrem oberen Ende, woselbst sich eine Falte befindet, ihren Ausweg lindet. Die Spore verweilt noch einige Zeit in der sackartig hervortretenden, bedeutend ver- grosserten innersten Lamelle der Zellhaut, bis sie, mit dem Einreissen dieser, schnell davoneilt. Sie besitzt, wie Thuret richtig angiebt, einen Kranz aus zahlrei- chen Flimmerhaaren, aber keinen rothen Fleck. Vau- cheria endlich hat, wie dies aus den Beschreibungeii von Unger, Thuret und von Siebold bekannt ist, eine iiber und iiber mit Fliramerfaden besetzte Spore und ahnlich verhiilt es sich wahrscheinlich mit den beweg- lichen Sporen der Saprolegnia. Bei alien diesen Pflanzen haben die hew eglichen Sporen das Eigenthiim- liche, dass sie sogleich nach dem Aufhoren der Bewe- gung und dem damit verbundenen Verschwinden der Flimmerfaden in Keimung iibergehen, wiihrend die un- beweglichen Sporen der Algen meist einer langen Ruhe- zeit bediirfen , ehe sie zu keimen vermogcn. Manch« der geschildertcn Gattungen mit beweglichen Sporen 39 bringen ausserdem auch noch unbewegliche Sporew hervor, so z. B. Vaucheria und, wie Schleiden richtig angiebt, Saprolegnia. Auch die Oedogonien haben zum Theil unbewegliche Sporen und es ist wahrscheinlich, dass bei derselben Art sowohl bewegliche als unbe- wegliche vorkommen konnen. Zuletzt wurden noch 2 Beispiele geschildert, welche deutlich den Zusammen- hang der Algen mit vielen bisher fiir Infusorien gehal- tenen, von Prof, von Siebold aber mit Recht ins Pflan- zenreich verwiesenen Gebilden, namlich den Volvoci- nen, zeigen, namlich Characium Sieboldi A. Braun, ein einzelliges, auf Oedogonium rivulare wachsendes Pflanzchen aus der nachslen Verwandtschaft des Was- sernetzes, aber ohne gesellschaftliche Verbindung der Individuen. In der spindelformigen Mutterzelle bilden sich meist 16 oder mehr Sporen, welche aus der zer- reissenden Mutterzelle ausschwarmend sich vermittelst zw^eier Flimmerfaden hochst lebhaft bewegen und selbst, nachdem sie sich wieder mit dem vorderen Ende an- gesetzt und zum Keimen angeschickt haben, noch ei- nige Zeit eine zitternde Bewegung zeigen. Protococ- cus \ersatilis A. Braun. Die Zelle, nachdem sie eine gewisse Grosse erreicht hat, theilt sich in 2 ru- hende Zellen, diese durch abermalige Zertheilung in 4, und diese auf die gleiche Weise in 8, welche somit die 4te Generation darstellen, in welcher die Zelle be- weglich wird, walzenformige Gestalt und 4 Flimmer- faden erhalt, um nach kurzer Bewegungszeit den ru- higen Vegetationsc}^klus von Neuem zu beginnen. Herr Professor von Siebold halt nun einen Vor- trag iiber die Entwicklung und die Wanderungen der Helminthen (siehe die Beilagen). Herr Prof. Schinz berichtet einige Erscheinungen 40 des warmen Sommers von 1846; so sei nament- iich in Zurich der sonst dem siidlichen Europa ange- horige Sphinx celerio mehrfach gesehen worden, die Raupe desselben fand sich sogar in Herrliberg auf den Blattern der calla aethiopica, die iibrigens auch die Blatter der Weinrebe und der Begonia obliqua frass. Zu derselben Zeit seien auch Aquila pennata und otis houbara in der Schweiz angetroffen worden, zwei Vo- gel> die sonst nur in Siid-Europa und Afrika vor- liommen. Zweite Sitzung. Prasident: Herr Professor Schiwi. Secretair: Herr A. Seiler. Den 28. Juli, Vormittags 8 Uhr, im goldenen Falken. Herr Bremy halt einen Vortrag iiber die Schild- lause. So allbekannt den Entomologen und zum Theil auch den Gartnern die mit dem Namen der Schildlause bezeichnete Insektenfamilie ist und sowohl ihre Natur- geschichte als ihr generischer Charakter in neuerer Zeit durch die genauen Beobachtungen und mikrosko- pischen Untersuchungen von Bouche und Burmeister aufgehellt ward, so werden dennoch diese merkwiirdi- gen und in der Pflanzenkultur so schadlich-einflussrei- chen Thierchen auch gegenwartig noch zu wenig beob- achtet, sowohl von den Entomologen in Beziehung auf Beobachtung der in der Schweiz vorhandenen Arten und ihrer Naturgeschichte, als von den Gartnern in ih- rem Verhaltniss zu den Kulturpflanzen und den mog- lichen Vorkehrungen zur Verminderung dieser schiid- lichen Pflanzen-Parasiten. Es moge mir daher zur Rechtfertigung dienen, dass ich mir erlaube, die Aufmerksamkeit auf diese Thierchen hinzulenken, indem ich einige Andeutungen der mir als schweizerisch bekannt gewordenen Arlen gebe, die fiir Kulturpflanzen vorziiglich nachtheiligen hervorhebe und einiger Vorkehrungen zu ihrer Ver- minderung erwahne. 42 Von den 7, durch Burmeister in dessen Lehrbuch der Entomol. aufgefiihrten Genera sind niir bis dahin 6 in der Schweiz vorgekommen, nehmlicb: 1) Aspidio- tus Buche mil 26, 2) Lecanium lUig mit 9, 3) Dor- thesia Bose mit 4, 4) Porphyrophora Brandt mit 1, 5) Monophlebs Leach mit 1 und 6) Aleurodes Latr» mit 3 Arten. Es sind aber von diesen nach vorliegen- dem Zweck nur 1 Dorthesia und einige Lecanien und Aspidioten speciell zu beriicksichtigen. Dorthesia Vjtis nahrt sich von den Saften der edel- sten unserer Kulturpflanzen, dem Weinstock, an des- sen Zweigen nachst den Blattachseln und Augen sich diese Schildlaus festsetzt und weil ihr Schild die Farbe der Rinde hat, gewohnlich nicht eher bemerkt wird» als bis das weisse Sekret, womit die Eier umhiillt sind, unter demselben hervortritt; dieses Hervortreten ist der Zeitpunkt des Ausschliipfens der Jungen, und daher keine Zeit mehr zu verlieren, diese Schilder mit einer Messerspitze abzuheben und zu vernichten. Unschwer sind auch fiir den aufmerksaraen Gart- ner die Lecanien zu entdecken, obschon auch bei die- sen die Farbe ihrer Schilder derjenigen der Rinde ent- spricht; aber die erbsenformige Gestalt macht sie dem Auge leicht bemerklich, und iiberdiess verrathen auch die Ameisen ihren Standpunkt, weil sie sich um diese Schilder sammeln, um den neben ausfliessenden Saft zu naschen. Bei Spalierbaumen, welchen die Lecanien besonders zusetzen, ist jedoch grossere Aufmerksam- keit nothwendig, weil sich die Schilder gewohnlich nur an der der Spalierwand zugekehrten Seite der Aeste und Zweige festsetzen, um gegen Wind und Regen be- deckl zu sein; sie werden wie die Dorthesien entfernt durch Abheben oder Abschaben mit einer nicht schar- 4$ fen Messerspitze , iiicht aber darch Zeniriicken , denu dadurch vvurde der grusste Theii derJiingen nicht ge- todtet werden. Noch zahlreicher an Arteu und Individuea erschei- nen die Aspidiotco, und weil mehrere derselben auf die Pflanzen uuserer Zimmer- und Treibhausgarten an- gewiesen sind, und somit stetig die fiir ihre Entwicke- lung nothige Temperatur erhalten, so gehoren diese auch vorzugsweise zu denjenigen, welche sich das ganze Jahr hindurch nahren und vermehren und dess- wegen unausgesetzte Aufmerksamkeit und wiederholte Anwendung der Vorkehrungen zu ihrer Vertilgung er- fordern. Die Gattung Aspidiotus ist durch den Typus ih- rer Schilder in 2 Sektionen getrennt, deren eine sich durch einfache, langlicht-viereckige oder langlicht-ovale Schilder auszeichnet und sich vorzugsweise auf den Blattern ausbreitet; die andre aber in beiden Geschlech- lern durch doppelte Schilder charakterisirt. Der ersle dieser Schilder ist stets sehr klein und bloss braun- lich, hei alien Arten etwas schief an der Spitze des zweiten viel grosseren aufsitzend, welcher gewohnlich eine sehr gestreckte, eilanzetformige Gestalt zeigt, die jedoch bei einigen Arten in die stumpf dreikantige und fast kreisrunde Form iibergeht, aber an seinem breite- sten Theil am starksten gewolbt und der ganzenLange nach mit mehr oder weniger deutlichen concentrischen Linien gereifelt ist, ganz analog den Streifen an den Schaalen der gewohnlichen Teichmuscheln. Die Larve sitzt ganz frei unter diesem Schild, so dass, wenn man denselben mit einer Nadelspitze aufhebt, jene gewohn- lich herausfallt. Die Arten dieser Gruppe , welche ich mit dem Namen Diaspis bezeichnen mOchte, scheinen 44 ansschliessend nur auf der Rinde holzartiger Pflanzen zu leben, und nur selten gehen sie von den Zweigen auf den Blattstiel und die mittelste Blattrippe, niemals auf die Blattflache iiber. Ihre Vermehrung ist unge- heuer, und sie sind desswegen auch die verderblich- sten von alien und dabei nur einem scharfen Auge bemerkbar, weil sie ofters die Farbe des besetzten Zweiges haben. Eine solche, besonders schadliche Art lebt unter den balblosen Rindenschuppen der Apfel- baumstamme; eine andere auf den Zweigen junger Ap- fel- und Pflaumenbaume. Ich habe scbon mehrmals Obst- und Waldbiiume beobachtet, welche durch sol- che Arten von Schildlausen zum ganzlichen Absterben gebracht werden. Laut Bericht in der Gartenzeitung ist in dem Be- streichen mit Alcohol vini ein ganz befriedigendes Mit- tel gefunden worden, die Schildlause zu todten, ein Mittel, das sich auch durch seine leichte Anwendbar- keit fiir Topf- und Gartenpflanzen sehr enipfiehlt, je- doch zur Anwendung im Grossen fiir Viele zu kostbar sein diirfte. Auch abgesehen davon mochte in den Fallen, wo starkere Baumaste und Stamme von Schild- lausen gereinigt werden wollten, das Biirsten mit einer dichten und rauhen Biirste, welche man zuvor in Lauge von schlechtem Rauchtabak taucht, das Beste sein, wenn man dies Mittel friihzeitig anwendet und wahrend dem Sommer mehrmals, zuletzt noch vor dem Abwerfen der Blatter wiederholt. Das Auftragen von salbenartigen , entweder azen- den Oder den Zutritt der Luft abwendenden Materien ist wegen dem nachtheiligen Einfluss auf die Pflanzen verwerflich. SoUte es nicht moglich sein, von Innen heraus durch die Safte der Pflanze selbst ihre Parasi- 45 ten 2U vertreiben, dadurch, dass man durch AuflOsung von den insektenwidrigen Stoffen in dem Begiesswasser diese zur Assimilirung mit den' Pflanzensaften brachte? Die Moglichkeit macht schon das bekannte Verfahren zum Blaufarben der Hortensien wahrscheinlich, und da dies Mittel seinen Einfluss nicht nur auf die Schild- lause, sondern alle eine Pflanze angehenden Insekten geltend machte, so glaube ich dasselbe zur Priifung und zu Versuchen empfehlen zu diirfen. Herr Seiler gab eine Uebersicht der im Canton Schaffhausen vorkommenden Thier-Arten (siehe die Beilagen). Den Bemerkungen iiber den Schaden der Maikafer wurde von alien Seilen beigestimmt; es wurde noch besonders hervorgehoben, dass nicht nur der Mensch an der Vertilgung derselben arbeiten, sondern auch die natiirlichen Feinde dieser Larven mehr schonen soUte. — Als solche und zugleich als Feinde der oft ebenso schadlichen Feldmause wurden bezeichnet: die Maulwiirfe, Wiesel, die Raben und Krahen, besonders audi die kleinen Singvogel, mehrere Weihenarten, besonders der Mausebussard ; durchaus schadlich dage- gen sei der Taubenhabicht, Astur palumbarius, indem der Schaden , welchen er durch die Vertilgung der kleineren Vogel anrichte, weit grosser sei als sein Nutzen durch die Vertilgung der Feldmause. Die Sektion beschloss, bei der allgemeinen Ver- sammlung darauf anzutragen, es mochten Vorschliige zur allgemeineren Abhiilfe dieses Uebelstandes gemacht werden (siehe das Protocol! der 2. allgemeinen Sitzung). Herr Clemens Iheilte seine Beobachtungen iiber die Aetherisation der Pflanzen mit (siehe die Beilagen). 46 Herr Obergartner Kegel zeigte zur Berichtigung der Schweizerflora die Genliana excisa Prsl, und be- Bierkte, dieselbe sei nur eine Abart der Gentiana acau- lis mit ovalea Kelchzipfeln ; er legte zur Bestatigung dieser Ansicht «ine Reihe von Uebergangen vor, wel- che anf der Sandalpe im Glanerlande von ihm gesam- melt word en war en. IV. S E C T I a IV fur Medici n. Prasident: Kerr Professor Jung. Secretair: Herr Dr. vow Mandach. DietiMag den 27. Juli, Morgens 8 Uhr, imgoldenen Falken, Herr Professor Jung hielt einen Vortrag iiber den liquor sulphurico-aethereus constringens des Herrn Professor Schonbein (siehe die Beilagen). Derselbe berichtet iiber einen Fall von Ausschlags- krankheit, herpes circinnatiis. J. W., 40 Jahr alt, von Ziirich, trat den 14. Juni 1847 in das Spital. Er lilt damals an einem Erkal- tungsfieber mit Husten, klagte iiber Schmerz und Ste- chen in der linken Seite und uber Beklommenheit. AUe diese Symptome zusammengenommen batten den friiheren Arzt des Kranken bestimmt, eine Venasektiort bei ihm vorzunehmen und gegen die Moglichkeit einer entziindlichen Krankheit zu Felde zu Ziehen. Bald nach dem Eintritte des Kranken in das Spital verloren sich indess alle qualenden Brustsymptomc. Beim Gebrauch von decoctum althaeae batten sich die scheinbar in- nammatorischen Symptome voUstftndig gelegt ; cs herrsoh-* 48 ten aber damals hSufig noch bei uns Catarrh e der Lun- genschleimhaut. Bei naherer Untersuchung wurde nun die Entdeckung gemacht, dass W. schon langere Zeit an einem Ausschlag leide, der nicht allein durcli seine machtige Verbreitung iiber Riicken, Brust und linken Oberarm, sondern ganz vorziiglich durch seine Form unser Erstaunen rege gemacht hatte. An der ausse- ren Seite des Oberarms war die ausgezeichnetste Ent- wickelung dieses Uebels sichtbar. Man sah bier eine kranke Hautslelle, die eine Liinge von ungefahr 7" und eine Breite von 4" zeigte. Diese Hautstelle war mit feinen Schiippchen einer sich mehlig ablosenden Epi- dermis bedeckt, hatte aber stellenweise ganz die Farbe und das sonstige Aussehen einer vernarbten Haut Ringsum war diese Stelle von einem etwa einen hal- ben Zoll breitenWalle von griingelben Krusten umge- ben, die sich in diinnen Schichten iiber einander gela- gert hatten und offenbar von innen nach aussen riickend und fortschreitend sich aufthiirmten und iiber einander erhoben. Wie nun der innere Rand des Krustenwalles zur Heilung gekommen war, so bildete sich in dem- selben Maasse eine neue Schicht unter deutlicher Blas- chenbildung nach aussen. Es entstand auf die Art ein neuer Krustenring, der anfangs allerdings nur fein und zart war, ailmalig aber klumpig und knollig wurde, indem die Absonderung einer klebrigen Fliissigkeit un- ter den einmal gebildeten Krustenlagen fortdauerte. Der Kranke wurde im Laufe von 4 Wochen durcrh kraftige Anwendung des Kali hydrojodinici geheilt. Es fragt sich nun, welcher Form von Hautausschlag die- ser Fall angehortl Die Eigenthiimlichkeit der fortlau- fenden Krustenbildung brachte uns zuerst auf den Ge- danken, dass hier ein Fall von Rupia vorliege. Besonders 49 eine Stelle an der Stirne des Kranken, die sehr be- stimmt den Charakter der riipia hatte , die von der Grosse eines Kreuzers war und stets die abgefallene Kruste wieder neu reproducirtc, machte diese Ansicht annehmbar. Die Entdeckung, dass der Kranke vor etwa 20 Jahren an einem Schanker gelitten hatte, machte uns anfanglich geneigt, den Ausschlag auf das ziemlich Tveit begrenzte Feld der Syphiloiden zu vcr- weisen. Zuletzt aber entschieden wir uns, den Fall fiir eine seltenere Form von herpes circinnatus zu erkla- ren. Hierzu bestimmte mich namentlich die Beschrei- bung Bateman's und vorziiglich eine Bemerkung, die derselbe aus Gelsus entlelmt hatte und die ganz vor- ziiglich auf unseren Fall zu passen schien. Herr Professor Jung theilt noch den Fall einer Eierstocks-Krankheit mit. Ein 19jahriges Madchen von kraftiger Constitution, mit weisser Haut, blonden Haaren, blauen Augen, aus dem Aargau wird am 30. Marz in das Spital aufgenom- men. Sie hatte schon wahrend des ganzen Winters an Menstruationsbeschwerden gelitten. Meist vraren die Regeln zu spat eingetreten, immer mit kolikartigen Schmerzen. Vor etwa 3 Wochen, zur Zeit, wo sich ihre Menstruation einstellen soUte, war sie starker Schmerzen wegen genothigt, sich zu Bette zu legen. Besonders hatte sie damals an heftigen Kreuzschmer- zen gelitten. Schon nach drei Tagen hatte sie sich in- dessen wieder erholt und war von Neuem ihren Ge- schaften als Dienstmagd wieder nachgegangen. Unter steten, bald mehr bald weniger starken Schmerzen sei ihr die letzte Zeit voriibergegangen. Erst vor etwa 4 Tagen sei sie nicht mehr im Stande gewesen zu arbei- ten, es hatten sich damals spurweise ihre Regeln ge- 7 50 zeigt, aber zugleich ware der Bauch ihr betrachtlich geschwollen. Bei der Untersuchung fand ich denselben sehr aufgetrieben und hochst empfindlich. In seiner Mitte unter dem Nabel, gegen die Schaamgegend hin- untersteigend , entdeckte ich eine Geschwulst von der Grosse eines Kindskopfes, dabei war der allgemeine Zustand der Kranken sehr bedenklich, der Puis war hartlich und zeigte 120 Schlage in der Minute, die Haul war schwitzend und zwar, wie die Kranke sagte, der Schmerzen wegen. Dabei waren die Stiihle diinn, der Urin dunkel und sparsam, die Zunge war schmutzig weiss belegt, die Papillen ragten blutroth durch den Beleg hervor, die Zungenspitze war roth, trocken, der Kopf war frei. Wenn die Schmerzen nur einigermaas- sen nachliessen, entschlummerte die Kranke sogleich. Eine Untersuchung durch die vagina konnte nur mil Miihe vorgenommen werden, da die Scheidenklappe noch unversehrt war, der uterus war leer. Therapeutisch wurde versucht, was sich verniinfti- gerweise versuchen liess. Der Zustand war zu schlimm^ um hoffen zu konnen, vieles noch erreichen zu kon- nen. Es wurde Blut entzogen, Calomel gereicht, Ka- taplasmata gemacht, alles ohne irgend eine Aenderung in dem Zustande der Kranken zu bewirken. Mit dem 4. April verschlimmerte sich das Uebel plOtzlich. Ich fand die Kranke am Morgen gelb, der Puis war schneller, kleiner, der Bauch mehr aufgetrie- ben, die Geschwulst schien grosser geworden zu sein. Am 5. April war die Kranke dunkelgelb, aber bei voUcm Bewusstsein, und am 6ten war sie eine Leiche. Bei der Sektion zeigte sich die Leiche dunkel citronen- gelb, der Bauch war stark aufgetrieben und enthielt eine Menge Gas. Gleich nach Eroffnung der Bauch- 51 hohle drangte sich die bedeutend grosse Geschwulst des rechten ovariums hervor. Um die Geschwulst herum zeigten mehrere tractus des Diinndarmes deut- liche Spuren einer frischen Entziindung, die librigens an ein Paar Steilen bis zur Missfarbe sich bereits ge- steigert hatte. Das Netz wie das colon transversum waren mit dem oberen Theile der Geschwulst yerklebt. Die tuba des kranken ovariums ist zu zwei Drittel von ihrem Franzenende gegen den uterus gerechnet mit Blut strotzend iiberfiillt, besonders erscheinen so die Franzen. Bei dem Durchschnitte zeigte sich die Geschwulst des ovariums fest, widerstehend, sehr blutreich, wie strumos ; maschenartig ist ein feines Fasergewebe zu unterscheiden, das parenchymatose Massen cavernos in sich beherbergt. Bei der mikroskopischen Untersuchung fand ich eine Menge von Kiigelchen und Fasern, die bald ge- filzt d. h. unordentlich , bald parallel gelagert waren. Auch Pigmentkorperchen waren stellenweise in Haufen zusammengedrangt sichtbar. Grosse varicose Venen durchzogen die Geschwulst und zeigten an verschiede- nen Steilen sich mit festerem Faserstoifgerinsel ver- stopft. Ein solcher Venenknauel ist nach unten an der Geschwulst blossgelegt worden. Die innere Haul der Venen sowie ihre zellgewebigen Umhiillungen zeigten librigens keine Spur entziindlicher Veranderung. Merk- wiirdig ist, dass die Umhiillung des kranken Organs nur ganz gering verandert ist. Uterus und ovarium der anderen Seite sind ganz gesund. Bei der Untersuchung ergab sich iibrigens noch, dass das ganze Organ sich dreimal umgewunden haben 52 musste; dreimal gewunden war das ligamentum latum, dreimal gewunden die tuba. An der Stelle, wo die- selbe die erste Biegung einzugehen genolhigt war, be- gann ihr Zustand der Aufschwelluiig und entziindlichen Rothung. Merkwiirdig ist, dass diese Windungen der tuba sich leicht auflosen liessen; sie klebten nicht ein- mal unter eiuander an, und dennoch miissen sie alte- ren Ursprungs gewesen sein, da ja die obere Parthie der Gesehwulst des ovariums mit omentum und colon fest verklebt war. Der ganze Praparat wog Vh Pfd. Uebrigens war der sonstige Zustand der Kranken ganz normal. We- der konnten Darmgeschwiire entdeckt werden, noch war irgend eine Veranderung in den Organen der Beckenhohle zu sehen. Gehirn wie die Organe der Brusthohle waren gesund. Zur Erlauterung beider Falle wiess Herr Profes- sor Jung mehrere ausgezeichnet schon ausgefiihrte Ab- bildungen vor. Herr Professor von Siebold von Freiburg im Breis- gau halt einen Vortrag iiber die Entwickelung und die Wanderungen der Helminthen (siehe die Beilagen). Herr Dr. Kolliker berichtet iiber einige anatomi- sche und physiologische Verhaltnisse der Milz nnd legt zugleich eine kleine, iiber diesen Gegenstand in den Mittheilungen der ziircherischen naturforschenden Ge- sellschaft vom Juni 1847 publicirte Abhandlung vor. Es soil an diesem Orte nur dasjenige erwahnt werden, was in dieser Abhandlung noch nicht beschrieben ist. Was erstens die glatten Muskelfasern betrifft, so hat Herr Kolliker dieselben ausscr bci den schon frii- her erwahnten Thieren auch bcim Esel, Pferde, Igel und Meerschweinchen gcfunden, dagegen ist es ihm im- 53 mer noch nicht gelungen, dieselben auf kiinstliche Weise zur Contraction zu veranlassen, indem selbst einige an ebengelodeten Saugethieren angestellte Reizversuche mil dem galvanischen Rotationsapparate sich erfolglos erwiesen. Die Umwandlungen der Blutkiigelchen zweitens zeigten sich bei folgenden, friiher noch nicht unter- suchten Thieren: Von Saugethieren beim Meerschweinchen, Pferde, Esel, Igel und der Fledermaus, und zwar bei alien ausgezeichnet schon. Von Vogeln bei der Grasmiicke, dem Staar, See- adier, Kukuk und der Amsel zum Theil sehr schon. Von Amphibien bei Salamandra atra ausgezeich- net schon, dagegen nicht vollkommen deutlich bei der Blindschleiche, Eidechse und Natter. In Bezug auf die speciellen Verhaltnisse der Ver- anderungen der Blutkiigelchen ergibt sich folgendes als Resultat aller Beobachtungen Herrn Kollikers. Bei al- ien Thieren sind die sich zersetzenden oder zerfallen- den Blutkorperchen der Milz in rundlichten Zellen von 0,006 — 0,015 m.mittlererGrosse eingeschlossen, von de- uen ausser allem Zweifel jede so entsteht, dass ein Hauf- chen von geronnenem Blutplasma mit einem oder meh- reren (bis auf 20) Blutkiigelchen nach Erzeugung eines Kernes in seinem Innern mit einer Membran sich um- gibt. Diese Blutkorperchen hallenden Zellen nun gc- hen entwedcr unmittelbar, indem ihre Blutkiigelchen erblassen, zusammenschrumpfen und zerfallen, in farb- lose, an Kornchen verschieden reichc Zelleu , farblose Kornchenzellen liber, oder verwandeln sich zuerst, was weit hiiuligcr ist, indem die Blutkorperchen wiihrcnd ihres Zerfallens und Schrumpfens orange , gold- und 54 braungelb sich farben, in gefarbte Kornchenzellen. jDiese gehen dann schliesslich fast ohne Ausnahme un- ter allmahligem Erblassen ihrer Korner ebenfalls in farblose Kornchenzellen iiber, verwandeln sich jedoch namentlich bei Fischen und Amphibien nicht selten auch in schwarze oder braune Pigmentzellen , welche dann ejitweder in diesem Zustande langere Zeit verharren oder endlich ebenfalls ganzlich sich entfarben. Die farblosen Kornchenzellen, die auf diese verschiedenen Weisen aus den Blutkorperchen haltenden Zellen ent- stehen, bleiben einige Zeit lang in der Grosse, die ih- nen von Anfang an eigen ist, spater jedoch verkleinern sich dieselben nach und nach und gehen in kleinere, dunkel granulirte Zellen von 0,004 — 0,008 m. iiber, die man der genaueren Unterscheidung wegen kleine farblose Kornchenzellen nennen kann. Die grossern und kleinern farblosen Kornchenzellen sind in der Re- gel von den Milzparenchymzellen durch ihren Reich- thum an Kornchen und ihre oft noch gelbliche Far- bung, erstere auch durch ihre bedeutendere Grosse ziemlich leicht zu unterscheiden. Die Bedeutung dieser VerSnderungen der Blutkii- gelchen der Milz betreffend, so ist Herr Kolliker in Folge seiner fortgesetzten Untersuchungen im Zweifel geblieben, oh dieselben als physiologisch oder patholo- gisch anzusehen sind. Auf der einen Seite scheinen sehr gewichtige Griinde fiir das Normale der Erschei- nung zu sprechen, namentlich das so zu sagen con- stante Vorkommen d^rselben bei so vielen und nament- lich auch bei im Naturzustande lebenden Thieren, wie Amphibien und Fischen, ferner das Bestehen scheinbar vollkommener Gesundheit trotz der ungeheuren Menge der sich zersetzenden Blutkiigelchen, drittens das Vor- 00 kommen von Blutkorperchen haltenden Zellen in Blut- gefasson, die von der allgemeinen Circulation durch- aus nicht abgeschnitten sind, wie es sich bei Amphibien nachweisen lasst, viertens der Mangel ahnlicher con- stanter, in kurzen Intervallen sich wiederholender Um- wandlungen des Blutes in andern Organen bei Sauge- thieren, Vogeln und Amphibien und noch manches andere. Im Gegensatze zu diesen Thatsachen erheben sich nun aber bei genauerer Beobachtung manche andere, die fast unwillkiirlich zur Annahme fiihren, es moch- ten doch vielleicht alle Veranderungen der Blutkorper- chen in der Milz nur abnorme Erscheinungen sein. Vor alien andern scheinen Herrn Kolliker seine neuen Erfahrungen an Fischen zu dieser Ansicht hinzuleiten. Bei diesen gehen, wie sich nun gezeigt hat, die Ver- Underungen der Blutkorperchen der Milz nicht im In- nern der Blutgefasse, sondern in kleinen Extravasaten vor sich. Es sind namlich die in den Mittheilungen der ziircherischen naturforschenden Gesellschaft, Juni- heft 1807, beschriebenen rundlichen Haufen und Blasen mit Blutkiigelchen haltenden Zellen urspriinglich nichls anderes als kleine umschriebene Blutergiisse, die dann zum Theil mit einer neugebildeten Faserhaut sich um- geben, zum Theil in ihrem urspriinglichen Zustande verharren und ohne Ausnahme mit ihren Bestandthei- len zu den schon beschriebenen eigenthiimlichen Zel- len sich gestalten. Zweitens linden sich bei Fischen solche Extravasate und Umwandlungen der in denselben enthaltenen Blutkiigelchen nicht bios in der Milz, son- dern in ganz gleicher Weise auch in andern Organen, namentlich in den Nieren, der Leber und dem Perito- neum. Ganz constant sind dieselben in erslerer, we- nigstens wurden sie bei Untersuchung vieler Exomplare 56 des Aaales, Hechtes, der grossen und kleinen Marane, der Forelle, Barbe, der Brachsmen, der Schleie und Karpfen nicht nur nie vermisst, sondern fast immer ebenso haufig wie in der Milz bemerkt. Im Perito- naeum und in der Leber zeigten sie sich bald sparli- cher bald haufiger, nur beim Karpfen und der Schleie constant, bei den andern Fischen mangelten sie entweder ganz Oder kamen wie bei Forellen nur hie und da vor. Reiht man nun an diese Facta noch die, dass bei gewissen Thieren, z. B. der Katze, dem Schafe und andern, dieVeranderungen derBlutk5rperchen in der Milz sehr selten zu treffen sind, ferner, dass dieselben, wie Herr Kolliker nun ebenfalls bei weitern Forschungen gefunden hat, in ihrem Fortgange nicht immer in glei- cher Weise mit der Verdauung zusammenfallen , so kann man sich, wie schon gesagt, kaum des Gedankens an das Abnorme der Erscheinung erwehren, um so mehr, wenn man bedenkt, dass ahnliche, bestimmt nicht physiologische Erscheinungen, wie die kleinen Bluter- giisse in den Lungen, Bronchialdriisen aus der Thyreo- idea des Menschen und diejenigen in den Lymphdrii- sen, Mesenterialdrtisen des Schweines, Kaninchens u. s. w. ebenfalls, theils als fast constante Erscheinung auf- treten, theils mit voUkommen gleichen Veranderungen der Blutkiigelchen verbunden sind. Immerhin kann Herr KOlliker sich noch nicht mit Bestimmtheit fiir diese letztere Ansicht erkliiren, sondern will vorerst das Resultat weiterer Untersuchungen iiber das Gewicht der Milz und das Verhalten der Blutkorperchen in der- selben zu verschiedenen Zeiten, mit denen er bereits begonnen hat, abwarten. Zweite Sitzung. President: Herr Professor Jung. Secretair: Herr Dr. von Mandach. Den 28. Juli, Vormittags 8 Uhr, im goldenen Falken. Herr Professor Jung bemerkt, dass im verflosse- nen Winter in Basel die Grippe sehr haufig gewesen sei und sich mit blauem Husten und typhus verbunden habe. Er bestatigt die in der ersten allgemeinen Sit- zung von Herrn Professor Schonbein gemachte Bemer- kung, dass mit dcm Zunehmen der Grippfalle auch eine Vermehrung des Ozon-Gehaltes der Athmosphare beob- achtet worden sei. Bekanntlich entstiinden auch im Sommer Erkaltim- gen und Katarrhe am leichtesten nach Gewittern, also unter Umstanden, wo sich der Ozon-Gehalt der Ath- mosphare steigere ; dass also dieser Stoff wirklich eine grossere Anlage zu catarrhalischen Krankheiten her- vorzubringen scheine. Interessant ware es nun, zu beobachten, wie an solchen Orten, wo sich Schwefel- dampfe entwickeln, z. B. in Aachen, sich die Grippe verhalte, im Vergleich zu der Umgegend. Denn be- kanntlich werde das Ozon durch Schwefeldiinste zer- stort. Herr Professor A. Ecker aus Basel theilt seine Beobachtungen mit, welche er iiber die Veranderun- gen der Blutkorperchen in der Milz machtc (siehe die Beilagen). 6 58 Derselbe hSJt einen Vortrag iiber die primitiven Formen des Kropfes (siehe die Beilagen). Herr Dr. Giesker aus Ztlrich theilt seine Erfah- rungen iiber die operative Behandlung des Krebses mit; er bemerkt, dass die Veranderungen, welche bei der Entstehung des ofifenen Geschwiires Yor sich ge- hen, nicht auf Entziindung beruhen, sondern auf einer chemischen Umwandlung , welche dann eintrete, wenn die Geschwulst die Hautdecken durchbrochen babe und mit der Athmosphare in Verbindung getreten sei. Das gewohnliche Verfahren nun bei der Exstirpation des Krebses, wobei man die Wunde durch Eiterung wolle zuheilen lassen> vermehre das Uebel und begiinstige aus dem angegebenen Grunde die Recidive. Er babe nun mehrmals nach der Exstirpation des Krebses yer- mittelst der Transplantation eines Hautlappens die Hei- lung der Wundflache per primam intentionem versucht und dabei Ofters sehr giinstige Resultate erlangt, d. h, das Wiedererscheinen des Krebses verhiUet. Er theilte mehrere derartige Falle mit. IV. Bellagen zu den Protocollen, -o®«- B ell age I. welche der Versammlung schweizerischer Naturforscher In Sctiaffhauisen den 86., 27. und 28. Juli 1847 beige wohnt haben. Aargau. Herr Dr. Bolley, Professor von Aarau. — Hausler, Pfarrer yon Lenzbnrg. — J. J. Merz, Lehrer von Lenzburg. — MiiUcr-Gonzenbach, von Zofingen. — Carl Stockar, Apotheker von Brugg. — Suter, Apotheker von Rheinaeh. 60 Basel. Herr Dr. A. Ecker, Professor von Basel. — P. Merian, Kathsherr und Professor. — Ch. SchOnbein, Professor. — A. Frey, Med. Dr. — Stahelin, Phil. Dr. — H. Iselin, Med. Dr. — K. G. Jung, Professor. Bern. Herr Dr. L. R. von Fellenberg, Professor. — Dr. E. Fuetcr, Professor von Bern. •— Isenschmid, Professor. — A. Simon, Landammann von Bern. — F. von Wattenwyl, Bergmann von Bern. St. Gallen. Herr D. Mayer, Apotheker von St. Gallen. — J. G. Ran, Direktor von St. Gallen. — H. Rheiner, Med. Dr. von St. Gallen. — J. Rechsteiner, Pfarrer von Eichberg. — G. Scheitlin, Apotheker von St. Gallen. — Seelinger, Professor von St. Gallen. — Zollikofer, Med. Dr. von St. Gallen. — J. Eisenring^ Pfarrer von Rohrschach. — Wegelin, Med. Dr. von St. Gallen. —- G. L. Zyli, Kaufmann von St. Gallen. Genf. Herr Elie Ritter, Dr. es sciences. Neuenburg. Herr Frederic Du Bois, Professor von Neuehatel. 61 Schaffhausen. Herr A. Bringolf, Med. Dr. von Schaffhausen. — J. J. Biirgin, Pfarrer p — G. Enderis, Lehrer » — B. C. Frey, Med. Dr. » — J. C. Fischer, Oberst d — Ed. Fischer, Med. Dr. » — J. Freuler, Med. Dr., Stadtarzt y^ — H. Freuler-Ringk, Med. Dr. » — J. Im Thurn, Reg. Rath » — J. C. Laffon, Apotheker d — F. von Mandach, Med. Dr. » — B. Neher, Bergmann. ^ — F. Peyer im Hof, p — J. Peyer-Keller, » — J. J. Rahm, Med. Dr. von Unterhallau. — C. E. Ringk, Apotheker von Schaffhausen. — A. Seiler, Kaufmann » — D. Spleiss, Antistes ^ — Spleiss, Med. Dr. ^ — G. M. Stierlin, Reg. Rath s — G. Stierlin, Med. Dr. » — E. Stickelberger, Pfarrer von Buch. — Fr. Stockar-Jaecklin von Schaffhausen. — C. Fr. Stotzner, Buchhiindler von Schaffhausen. Thurgau. Herr B. Frey, Med. Dr. von Frauenfeld. — C. Stein, Apotheker ^ Waadt. Herr Ch. Lardy, Oberst von Lausanne. — F. W. Clemens, Professor von Vivis. 62 Zurich. Herr G. Audemars von Ziirich. — J. J. Bremi ,, — Brunner-Aberli, Fabrikant von Winterthur. ' — Biichi-Haggenmaeher, Lehrer » — H. Denzler, Oberlehrer von Ziirich. — A. Escher von der Linth, Professor von Ziirich. — H. Giesker, Med. Dr. „ — Goldschmid-Peter, Ingenieur von Winterthur. — C. Hirzel-Escher von Zurich. . — Horner, Bibliothekar » — Hiibschmann, Apotheker von StSfa. — Huber, Lehrer von Winterthur. — Ferd. Keller, Professor von Ziirich. — A. Kolliker, Med. Dr., Prof. » — J. Kochlin, Med. Dr. » — Kiinzli, Dr. und Apotheker ]» - C. Nageli, Phil. Dr. j, — J. Pfau-Schellenberg. Mechaniker von Winterthur. — Ed. Kegel, Obergartner von Ziirich. — M. Scheuchzer, i, — Schinz, Professor , — J. J. Siegfried, Lehrer j> — Em. Steiner, Bibliothekar von Winterthur. — Ed. Steiner, Maler ^ — J. Triimpler, Mechaniker von Uster. — Ziegler-Pellis von Winterthur. — Ziegler-Ernst „ 63 (i\)nnmxtQlu^et. Herr R. F. Schimper, Dr. von Mannheim. — Kocblin-Schlumberger von Miilhausen. Herr Dr. A. Braun, Professor vonFreibnrg im Breisgau. — Dr. C. Th. E. von Siebold. — W. Rose, Apotheker von Berlin. — C. Seiz, Professor von Constanz. — Hub. Luschka, Dr. « ^ Beilage IT. der neu aufgenommenen ordentlicheii und Ehrenmitglieder, Ordentliche Mttg^lieder. Aargau. 1) Herr Merz, J. J., Lehrer in Lenzburg. Basel. 2) — Alfred Frei, med. Dr. 3) — Jakob Ballmer. Bern. 4) — Christ. Christener , d. Z. Bibliolhekar der Ge- s ells ch aft in Bern. 5) — Heinrich von May. 6) — Ludwig Ruetimeyer. St. Gallen. 7) — Seelinger, Professor in St. Gallen. 8) — J. G. Rau, Direktor » i 65 Solothurn. 9) Herr Franz Lang, Professor in Olten. 10) — Friedr. August Gruner,Apotheker in Solothurn, Waadt. 11) — Fr. Wilhelm Clemens in Vevey. Neuchatel. 12) — Gh. Henri Mathieu, Pharmaceut. 13) — L. Florian Landri, med. Dr. Schaffhausen. 14) — Bernhard Frei, med. Dr. in Schaffhausen. 15) — Conrad Enderis, Lehrer der Mathematik in Schaffhausen. 16) — W. Gustav Stierlin, med. Dr. in Schaffhausen. 17) — Franz Stockar in Schaffhausen. 18) — Peyer, Ferdinand y, 19) — Spleiss, med. Dr. )> 20) — Rahm, med. Dr. in Unterhallau. 21) — Neukomm, med. Dr. j, 22) — Stickelberger, Pfarrer in Buch. Ebrenmitg^lieder. 1) Herr Professor Dr. Braun in Freiburg im Breisgau. 2) — — Dr. von Siebold >, 3) Bitter von Hauer, Vizeprasident der k. k. Hofkam- mer in Wien. 4) Herr Professor James Forbes in Edinburg. 5) — Dr. Bruckmann in Badolfzell. B e i 1 a g e III. an Biichern fur die Gesellschaft. 1. Neue Denkschriften der ailgemeinen Schweizeri- schen Gesellschaft fiir die gesammten Naturwis- senschaften. Bd. Villi und IX. Neuenburg 1847. (Von dem Verleger). 2. Neue Verhandlungen der schweizerischen gemein- niitzigen Gesellschaft iiber Erziehungswesen , Ge- werbsfleiss und Armenpflege. 17. Thl. 1. Abthl. St. Gallen , 1847. (Von Hrn. Reg. Rath Hungerbuhler). 3. Statuten iiber die Heil- und Pflege-Anstalt auf St. Pirminsberg in Pfafers. St. Gallen 1846. (Von demselben). 4. Bekanntmachung, betreffend die Errichtung einer Heil- und Pflegeanstalt fiir Geisteskranke auf St. Pirminsberg. (Von demselben). 5. Ueber das offentliche Irrenwesen in der Schweiz. St. Gallen, 1846. (Von demselben). 6. Fischer, J. C., Notizen auf meiner Reise nach Eng- land und zuriick. Spatjahr 1846. Schaffhausen 1847. (Vom Verfasser). 7. Jenni, J. J., Dr., Erfahrungen iiber die Wirkungen der eingeathmeten Schwefelatherdampfe im mensch- lichen Organismus. Ziipich, 1847. (V. Verfasser), 67 8. Major Charles, Dr., quelques mots sur un proc6de pour radministration de Tether dans les opera- tions chirurgicales. Lausanne, 1847. (V. Verfasser). 9. Fellenberg, L. R. de, Dr., Analyse de Teau mine- rale de I'AUiaz, canton de Vaud. Lausanne, 1847. (Vom Verfasser). 10. Fellenberg, L. R. , Dr., Analyse de I'eau minerale de Weissenburg, Canton de Berne. Lausanne, 1846. (Vom Verfasser). 11. Fellenberg, L. R., Dr. und Bischoff H. Pharm, Expertise Chimico - legale a I'occasion d'un cas d'empoisonnement. (Von den Verfassern). 12. Schina, A. B. M. , Specimen Pathologiae generalis et nosologiae. L und IL Thl. Turin, 1843. (Vom Verfasser). 13. Schina, A. B. M., Rudimenti di Fisiologia generate e speciale del Sangue. Torino, 1840. L und IL Bd. (Vom Verfasser). 14. Rosso , E. T., II Gabinetto di Storia naturale, e di Archeologia in Galatagione. Catania, 1844. (Vom Verfasser). 15. Kaiser, L A., Dr., die Mineralquelle zu Tarasp im Unter-Engadin. Chur, 1847. (Vom Verfasser). 16. CoUomb Edouard , Preuves de Fexistence d'anciens glaciers dans les vallees des Vosges, du terrain erratique de cette contr^e. Paris , 1847. (Vom Verfasser). 17. Hauer, Joseph von, Ritter u. s. w. , die fossilen Foraminiferen des terliiiren Beckens von Wien, mit den Beschreibungen von Alcido D'Orbigny. Paris, 1846. (Vom Verfasser). Beila^e IV Cliemische Mittheilungen von Professor C. F, Schonbein. Geleitet von eigenthiimlichen Ansichten iiber die Oxidationsstufen des Stickstoffs, die Nitrite und Nitrate wie auch iiber die Natur der sogenannten Salzbildner stellte ich in neuerer Zeit eine Reihe von Versuchen an, die zu Ergebnissen fiihrten, welche mir neu zu sein scheinen und deshalb der Mittheilung nicht ganz un- werth sein diirften. I. Ueber das Verhalten des Stickoxids zum Bleisuperoxid, Mangansuperoxid, Silberoxid, Goldoxid, Wasserstoff- superoxid, Jod, Brom und Chlor. 1. Nach meinem Dafiirhalteu sind die normalen Nitrite nach den Formen RO2 + NO2 zusammengesetzt, und ich sehe daher z. B. einfach salpetrigtsaures Blei- oxid Oder Manganoxidul fiir PI O2 + NO2, Mn 0, -f NO2 an, Bei der Loslichkeit dieser Salze in Wasser hielt ich es fiir wahrscheinlich, dass sie auf directem Wege sich bilden liessen, nemlich beim Zusammenbringcn des 69 Stickoxids mit den in Wasser fein zertheilten Super- oxiden des Bleis und Mang^ans. So verhalt sich nun auch die Sache; denn werden die genannten Super- oxide fein geschlemmt, in luftfreiem Wasser zertheilt und in wohl verschlossenen Gefassen mit Stickoxid ge- schiittelt, so verschwindet letzteres nach und nach wie auch die Superoxide und enthalt nun die Fliissigkeit die Nitrite des Bleis und Mangans. Ich will nicht un- bemerkt lassen, dass das Bleisuperoxid ungleich rascher auf das Stickoxid einwirkt, als diess das Mangansuper- oxid tlint und bei letzterem sehr langes Schiitteln er- forderlich ist, urn davon auch nur eine sehr massige Menge in Nitrit iiberzufuhren. Ich muss hier auch noch der Thatsache Erwahnung thun, dass Mennige Oder Manganoxid mit Stickoxid in angefiihrter Weise behandelt ebenfalls Blei- oder Mangannitrit erzeugt unter Ausscheidung einer weissen Substanz, die in dem einen Fall Bleioxidhydrat, im andern FaUe Manganoxi- dulhydrat sein diirfte. 2. Schiittelt man in Wasser suspendirtes Silber- oxid mit Stickoxid, so bildet sich Silbernitrit unter Ab- scheidung metallischen Silbers. 3. Goldoxid in gleicher Weise behandelt wird rasch reduzirt unter Bildung von Salpetersiiure. 4. Schiittelt man verdunntes oxidirtes Wasser in geeignetem Verhaltniss mit Stickoxid, so verschwinden beide Materien und bildet sich Salpetersaure. 5. Suspendirt man in luftfreiem Wasser ein we- nig fein zertheiltes Jod oder lost man ein wenig Jod- tinctur in gleich beschaffenem Wasser auf und schiit- telt man dasselbe mit Stickoxid, so verschwindet das Jod, die Fliissigkeit wird farbelos und enthalt diese nun Jodwasserstoff und Salpetersaure. In angegebencr 70 Weise konnen jedoch nur sehr kleine Mengen Jodos und Stickoxides in Jodwasserstoff und SalpetersSuro ubergefiihrt werden, was einfach darin seinen Grund hat, dass die gcnannten Sauren sehr stark mit Wasser verdiinnt sein miissen, wenn sie nebeii einander ohne gegenseitige Zersetzung soUen bestehen konnen. Ha- ben sich unter den angegebenen Umstanden diejenigen Mengen der fraglichen Sauren gebildet, welche in dem vorhandenen Wasser eben noch uuzersetzt zu coexis- tiren vermogen, so muss jede weitere Wirkung zwi- schen Jod , Stickoxid und Wasser aufhoren. Daher kommt es auch, dass bei Anwendung jodhaltigen Was- sers, das auch nur mit einer kleinen Menge reiner Salpetersaure versetzt ist, kein Jod oder Stickoxid ver- schwindet, also weder Jodwasserstoff noch Salpeter- saure gebildet Avird. 6. Schiitlelt man tief gefiirbtes Bromwasser mit Stickoxid, so verschwindet letzteres und wird die Fliis- sigkeit rasch entfarbt unter Bildung von Bromwasser- stoff und Salpetersaure. Hierbei muss bemerkt wer- den, dass in einem gegebenen Volumen von Wasser merklich mehr Bromwassersloff und Salpetersaure ge- bildet wird, als die Menge von Jodwasser und Salpe- tersaure betragt, welche Jod und Stickoxid in einem gleichen Wasserquantum zu erzeugen vermogen. Die Ursache hiervon liegt unstreitig darin, dass Bromwas- sersloff und Salpetersaure in merklich conzentrirlerem Zustand unzersetzt neben einander bestehen konnen, als dies mit Jodwasserstoff und Salpetersaure der Fall ist. Es versteht sich jedoch von selbst, dass auch beim Brom und Stickoxid es eine Grenze der Reaction gibt, da Salpetersaure von einem bestimmten Conzentrations- grade zersetzend einwirkt auf wiissrige Bromwasser- 71 stoflfsaure von gegebener Starke. Dass diese Grenze aber uberdiess auch noch durch die Temperatur mo- dificirt wird, bedarf wohl nicht ausdriicklicher Be- rn erkung. 7. Davy schon hat gezeigt, dass beim Zusammen- treffen des Stickoxids mit wasserhaltigem Chlor Unter- salpetersaure und Chlorwasserstoff gebildet werden, und ich habe vor einiger Zeit dargethan, dass Unter- salpetersaure und Chlorwasser augenblicklich in Sal- petersaure und Chlorwasserstoff sich umsetzen. Hier- aus folgt, dass Stickoxid, Chlor und Wasser, in geeig- netem Verhaltnisse zusammengebracht, sofort Salpeter- saure und Salzsaure bilden. Die Richtigkeit dieser Folgerung wird durch den Versuch voUkommen be- statiget; denn schiittelt man Chlorwasser mit der ge- horigen Menge Stickoxides, so bekommt man eine Flus- sigkeit, die keine Spur freien Chlores mehr und nichts anderes enthalt als Salpetersaure und Salzsaure. II. Ikber das Verhalten einiger Superoxide, des Ozons , des Chlors und Broms zu Nitritlosungen. t Oxidirtes Wasser mit den LOsungen der Ni- trite des Kaliums, Natriums, Bleis, Mangans u. s. w. znsammengebracht, fuhrt diese Salze rasch in Nitrate iiber. 2. Ozon wirkt gerade so wie das gewohnljche Wasserstoffsuperoxid. Schiittelt man die Losungen der vorhin genannten Nitrite mit Luft, wclche durch Phos- phor stark ozonisirt worden, so verschwindet das Ozon, und ist die Menge desselben hinreichend gross gewesen, so fmdet sich das Nitrit ganzlich in Nitrat 72 iiber^efiihrt. Ich will hier die Bemerkung beifiigen, dass in Fallen, wo man sicher ist, dass in einer Lo- sung nichts anderes als ein Nitrat oder Nitrit sich vor- findet, das Vorhandensein der kleinsten Spuren des letztern Salzes in folgender Weise mit Sicherheit dar- gethan werden kann. Man fiigt der zu untersuchen- den und stark mit Wasser verdiinnten Losung einige Tropfen geloster Phosphorsaure zu und fiihrt dann in die gesauerte Fliissigkeit etwas Starkekleister ein, mit Jodkalium versetzt, das frei von jeder Spur jodsauren Kalis Oder Kaliumsuperoxides ist. Bleibt das Ganze anfanglich farblos, so ist kein Nitrit vorhanden, tritt aber augenblickliche Blauung ein, so zeigt diese Reac- tion die Anwesenheit eines Nitrites an. 3. Fiigt man Bromwasser zu einer wassrigen Lo- sung salpetrigsauren Kalis, Natrums, Manganoxidules u. s. w. , so entfarbt sich ersteres sofort und verwan- deln sich diese Salze in Nitrate. Chlor verhalt sich wie das Brom. 4. Wird eine Losung von Bleinitrit mit geschlem- tem Bleisuperoxid langere Zeit geschiittelt, so ver- schwindet nach und nach das letztere und scheidet sich ein weisser Korper aus, der wahrscheinlich Blei- oxidhydrat ist. Ich babe Grund zu vermuthen, dass bei hinreichend langer Behandlung besagter Nitritlosung mit Bleisuperoxid eine vollkommene Umwandelung der- selben in Nitrat stattfinde. Auf eine ahnliche Weise verhalt sich eine Losung von Mangannitrit zu Mangan- superoxid, und findet in diesem Falle die Reaction noch langsamer statt als in dem vorigen. Ob z. B. eine L6- sung von salpetrigsaurem Kali durch Blei- oder Man- gansuperoxid nach und nach in Salpeter iibergefiihrt wird, babe ich noch nicht ermittelt; unwahrscheinlich 73 ist eine solche Reaction nicht bei der Bereitwilligkeit auf Superoxide einen Theil ihres Sauerstoffes abzutre- ten und dagegen Wasser aufzunehmen. Vcrgleiclit man die unter I. und II. beschriebenen Thatsachen mit ein- auder, so kann man, denke ich, nicbt umbin, eine grosse Analogie zwischen der Wirkungsweise der er- wahnten Superoxide und derjenigen des Cblors, Broms und Jods zu bemerken. Die heutige Theorie, urn die oben angegebenen Oxidationswirkungen der Salzbildner erklaren zu kon^ nen, ist genothigt, durch die letzteren eine der innig- sten chemischen Verbindungen , das Wasser namlich, zersetzt werden zu lassen. Griinde der Analogie be- stimmen mich, der alten Ansicbt ubor die Natur des Chlors u. s. w. zu folgen; ihr gemass sind mir also Chlor-, Brom- und Jod-Verbindungen zusammengeselzt analog den Superoxiden des Wasserstoffes, Bleis u. s. w. und in Uebereinstimmung mit Berthollets Hypoihcsc erklare ich mir auch die oben erwabnten Thatsariicn. III. Veher die Einwirkung des Ozons, Chlors und Sronu auf einige Mangan- und Bleisalze. Zu wiederholten Malen babe ich auf die grosse Aehnlichkeit aufmcrksam gemacht, welche zwischen der chemischen, volta'schen und phjsiologischen Wirkungs- weise des Ozons und der sogenannten einfachen Salz- bildner besteht. Die Thatsachen, deren in Folgendem gedacht wird, dehnen diese Analogie in merkwiirdig.n^ Art noch weiter aus. 1. Schiittelt man stark (durch Phosphor) ozoni- sirte Luft mit einer verdunnten wiissrigcn Losung 10 74 schwefelsaurcn oder salpetersauren oder salzsauren Manganoxiduls, so verschwindet rasch das Ozon und indem diess geschieht, triibt sich die Fliissigkeit und scheidet sich Mangansuperoxidhydrat in Form glanzen- der Schiippchen Yon brauner Fiirbung aus. Behandelt man eine solche Mangansalzlosung so lange mit Ozon, bis dieses beim Schiitteln nicht mehr zerstort wird, so findet sich in jener keine Spur von Mangan mehr vor und enthiilt sie nur Schwefelsaure oder Salpetersaure oder Salzsaure. Diese merkwiirdige Reaction liisst sich am einfachsten dadurch zeigen, dass man Papier- streifen, mit der Losung eines der genannten Salze ge- trankt, in ozonisirte Luft hangt Unter diesen Umstan- den zeigen die noch feuchten Streifen schon nach einer Minute eine Braunung und im Laufe einiger Stunden nehmen dieselben ein schwarzbraunes Aussehen an und besitzen einen weinsauren Geschmack, ersteres vom Mangansuperoxid, letzteres von der frei gewordenen Saure herriihrend. Noch empfmdllcher als die feuch- ten sind die lufttrockenen, mit einem Manganoxidul- salz behafteten Streifen; denn fiihrt man solche in ozo- nisirte Luft ein, so zeigt sich an denselben schon nach wenigen Sekunden eine braunliche Farbung, welche an Intensitat sehr rasch zunimmt. Es sind dem- nach trockene, von einem Manganoxidulsatz (ich wende in der Kegel zur Bereitung solcher Reagensstreifen eine ziemlich verdiinnte Losung des schwefelsaurcn Manganoxiduls an) durchdrungene Papierstreifen nachst dem Jodkaliumkleister das empfindlichste Reagens fiir Ozon, und da der besagte Kleister durch so manche andere gasformige Substanzen (Ghlor, Brom, Jod, sal- petrige Saure u. s. w.) gebliiut wird, dieselben Mate- rien aber unser Probepapier entweder gar nicht oder I 75 nur sehr langsam und unter ungewohnlichen Umstan- den (siehe Tveiter uiiten) braunen, so gebiihrt letzte- rem trotz seiner geringen Empfmdlichkeit als Ozonrea- gens der Vorzug vor dem Jodkaliumkleister. Aus dem Gesagten sieht man leicht, dass die Losungen der Man- ganoxidulsalze als sympathetische Dinte dienen konnen. Beschreibt man z. B. mit Mangansulphatlosung Papier und hiingt letzteres, nachdem es voUkommen trocken geworden, in cine Ozonatmosphare , so kommt sehr schnell die Schrift zum Vorschein, welche anfanglich eine belle Farbung hat, im Laufe einiger Slunden dun- kelbraun wird. Es ist diess ein artiger Collegienver- such , um die Einwirkung des Ozons auf Mangansalze zu zeigen. In ahnlicher Weise lassen sich auch baum- "wollene und andere Zeuge in alien Schattirungen, vom lichtesten bis zum dunkelsten Braun farben. Hiingt man einen Krystail von schwefelsaurem Manganoxidul in einer Ozonatmosphare auf, so umgibt er sich schnell mit einer Hiille von Mangansuperoxidhydrat und wird nach und nach stark nass, ohne Zweifel in Folge der Zersetzung des Salzes, d. h. des Freiwer- dens von Schwefelsaure und Krystallwasser. 2. Obgleich der Thatsachen genug vorliegen, welche die Identitat des durch die Vermittlung des Phosphors erzeugten Ozons mit demjenigen, das bei der Electrolyse des Wassers erhalten wird , ausser Zweifel stellen, so woUte ich doch es nicht unterlas- sen, die Einwirkung des volta'schen Ozons auf Man- ganoxidulsalze auch durch den Versuch kennen zu ler- nen und ich babe mich iiberzeugt, dass letztere durch volla'sches Ozon ganz so wie durch chemisches veran- dert werden. Schuttelt man den durch die Electro- lyse des Wassers erhaltenen, nach Ozon riechenden 76 Sauerstoff mit der Losung eines Manganoxidulsalzes, so verschwindet der electrische Geruch mid scheiden sich die unter §. 1 erwahnten Schiippchen aus, und hangt man einen Probestreifen in solchem riechenden Sauerstoff auf, so braunt er sich gerade so wie in ei- iier durch Phosphor ozonisirten Atmosphare. 3. Da manche Chemiker noch zweifeln, ob beim ..ogenannten Ausstromen der gewohnlichen Electrici- (at in die athmospharische Luft oder in feuchten Sauer- stoff die riechende Materie zum Vorschein kame, \^^elche sich bei der Einwirkung des Phosphors auf feuchte Luft oder bei der Wasserelectrolyse an der positiven Electrade auftritt, so unterwarf ich das vor- hin erwahnte Probepapier dem Einfluss des electrischen Biischels innerhalb feuchten Sauerstoffs oder der ath- mospharischen Luft und erwartete ich, dass dasselbe hiebei gerade so sich verandern werde, wie in einer Athmosphare von chemischem oder volta'schem Oi^on. Diess war nun auch der Fall; denn es braunte sich ein mit Mangansulphatlosung prSparirter trockener Pa- pierstreifen unter diescn Umstanden ganz in derselben Weisc wie in chemischem oder volta'schera Ozon. Da aber auf diesem Wege nur kleine Mengen Ozones er- zeugt werden, so bedarf es auch einer langeren Ein- wirkung von AthmosphSre des electrischen Biischels, um im Probepapier eine merkliche Braunung zu ver- ttrsachen. 1st jedoch der Biischel sehr kraftig, so wird die Farbung in gewohnlicher Luft schon nach einer halbstiindigon Electrisirung oder rioch friiher deutlich sichtbar. Da bei clectrischer Einwirkung auf die ath- mospharische Luft bekanntlich auch Salpetersaure ent- steht, so hat man die Blauung des Jodkaliumkleisters in dem electrischen Biischel dieser Saure zugeschrie- 77 ben, obgleich iiach meinen Beobachtungen selbst die starksten Dampfe voUig reiner Salpetersaure , welche diinnen Jodkaliumkleister treffen, diesen letztern kei- neswegs plotzlich blauen , falls das Jodkalium rein ist. Wiederholte Yersuche haben dargethan, dass eine sol- che Blauung auch erfolgt, wenn der Versuch anstatt in athmospharischer Luft, in stickstofffreiem Sauerstoff angestellt wird; in diesem Falle kann aber offenbar die Farbung nicht von Salpetersaure herriihren und abgesehen yon alien andern Griinden wird aus dieser Thatsache allein es hochst wahrscheinlich , dass unter electrischem Einflusse in der athmospharischen Luft dieselbe riechende und oxidirende Materie erzeugt werde, welche in reinem Sauerstoff zum Vorschein kommt, und dass diese Materie eben das Ozon sei. Moglicher Weise kOnnte sich jedoch in der Luft auch salpetrige Siiure bilden, und da dieselbe den Jodka- liumkleister augenblicklich wie das chemische oder das volta'sche Ozon blaut, so ware immer noch zu sagen, dass die Ursache der Blauung vielleicht die genannte Saure sei. Mit Hiilfe meines Probepapiers lasst sich aber auch diese Einwendung Yollkommen beseitigen. Weder Salpetersaure noch salpetrigte Saure zeigen ir- gend eine Reaction auf Mangansulphat u. s. w., am al- lerwenigsten aber Termogen sie aus letzterem Mangan- superoxidhydrat abzuscheidem Wenn nun aber den erwahnten Versuchen zufolge mein Probepapier in der Athmosphare des electrischen Biischels, spiele derselbe in Sauerstoff oder athmospharischer Luft, gerade so verandert wird wie in chemischem oder Yolta'schem Ozon, so kann wohl kaum langer ein Zweifel dariiber walten, dass beim Electrisiren der athmospharischen Luft dasselbe oxidirende, riechende Princip erzeugt 78 werde, welches beim Einwirken des Phosphors auf feuchte Luft, bei der Electrolyse des Wassers und beim Electrisiren des feuchten Sauerstoffs, sei dersclbe auf diese oder jene Weise bereitet worden, zum Vor- schein kommt. leh halte es deshalb auch fiir eine si- chere Thatsache, dass jede in der Atmosphare statt- iindende electrische Entladung oder Ausgleichung eine Ozonbildung zur Folge hat. Und dass die Anwesenheit einer solch eminent oxidirenden Materie in der Luft nicht ohne einen merklichen Einfluss auf eine Reihe chemischer und physiologischer Phanomene sein kann, ist eine selbst verstandene Sache. 4. Vermischt man Ghlorwasser mit der Losung eines der genannten Mangansalzc, so wirken diese Fliis- sigkeiten im Dunkeln nur schwach auf einander ein. Kaum hat man aber das Gemisch in die Sonne ge- stellt, so triibt es sich und scheidet sich Mangansuper- oxidhydrat ab. Bei Anwendung einer hinreichenden Menge Chlorwassers und tagelanger Einwirkung des Sonnenlichtes wird alles Mangan in Form von Super- oxid aus der Losung gefallt. 5. Bromwasser mit der Losung eines Manganoxi- dulsalzes vermischt, veranlasst zwar in der Dunkelheit schon die Bildung von Superoxid; es findet jedoch un- ter diesen Umstanden die besagte Reaction langsamer, obwohl etwas rascher als bei Anwendung von Chlor statt; dieselbe wird aber durch Sonnenlicht sehr we- sentlich beschleuniget. Hangt man in Chlor- oder Bromatmospharen liifltrockene, mit Mangansulphat prU- parirte Papierstreifen auf, so findet im Dunkeln oder zerstreuten Licht keine oder nur ausserst schwdche Einwirkung statt; im Sonnenlicht werden letztere et- was gebriiunt, aber langsam und schwach. 79 Aus voranstehciiden Angaben erhellt, dass das Ozou, Chlor und Brom es vermogen, das Mangansul- phat, Mangannitrat und Manganchlorid zu zerlegon, aus diescn Salzen Salpetersaure, Schwefelsaure und Salz- saure frei zu machen und das Mangan in Form von Superoxid zu fallen. Auch sieht man, dass zwischen Ozon, Chlor und Brom nur der Unterschied besteht, dass orstercs energischer auf die Mangansalzlosungen wirkt, als diess die beiden letztern thun, indeni das Ozou die erT^ahnten Salze in der Dunkelheit gerade so leicht zersezt als im Licht, wiihrend dagegen das Chlor und das Brom der Besonnung bediirfen, um dem Ozon ahnlich zu reagiren. Die beschriebenen Thatsachen liefern iiberdiess sehr auffallende Beispiele einer Verkehrung der ge- wohnlichen Affinitatsverhaltnisse. Schwefelsaure oder Salpetersaure erzeugt mit Mangansuperoxid ein Man- gansulphat oder Nitrat unter Ausscheidung von Sauerstoff , und aus einer LOsung dieser Salze fallt der Sauerstoff des Ozons Mangansuperoxid aus unter Frei- machung von Schwefelsaure oder Salpetersaure. Beim Zusammentreffen der Chlorwasserstoffsaure mit Man- gansuperoxid tritt freies Chlor auf und wird Mangan- chlorid gebildet und bei Behandlung dieses Salzes mit Chlor entsteht (unter Lichteinfluss ) Mangansuper- oxid und Chlorwasserstoffsaure u. s. w. Auf eine iihnliche Verkehrung gewohnlicher Yerwandtschaftsver- hallnisse babe ich vor einiger Zeit in Bezug auf Sal- petersaure und Chlor- oder Bromwasserstoffsiiure auf- merksam gcmacht. Lasst man Chlor- oder Bromwas- serstoffgas zu moglichst conzentrirter Salpetersaure treten, so setzen sich diese Verbindungen schon bei, ja sogar unter Null in Untersalpetersaure , Chlor oder 80 Brom und Wasser um, wahrend dagegen bei gleicher Temperatur Untersalpetersaure und Chlor oder Brom mit viel Wasser in Beriihrung gesetzt, sofort in Salpe- tersMure und Chlor- oder Brom wassers toff iibergehen. Ob die eine oder die andere dieser einander gesetzten Reaclionen staltfindet, hiingt vor Allem von der Menge des anwesenden Wassers ab. Es iibt aber auch in zweiter Linie die Temperatur einen Einfluss aus; denn es konnen z. B. Salpetersiiure und Salzsaure von ei- nem bestimmten Verdiinnungsgrade bei 0" unzersetzt zusammen bestehen, bei einer hoheren Temperatur aber in bekannter Weise sich zerlegen. Von dem ge- doppelten Einflusse des Wassers und der Temperatur, zu welchem bei Chlor und Brom auch noch derjenige des Lichtes sich gesellt, diirften wohl auch, theilweise wenigstens, die Reactionen bedingt werden, von denen vorhin die Rede war. Beim Ozon freilich, das selbst die festen Manganoxidulsalze zu zerlegen vermag, scheint das Wasser eine sehr untergeordnete RoUe zu spielen. 6. Schon vor Jahren ermittelte ich die Thatsache, dass Bleioxidhydrat durch chemisches, volta'sches und electrisches Ozon leicht in Superoxid iibergefiihrt wird; ich hielt es* desshalb fiir wahrscheinlich , dass geloste basische Bleisalze, wic z. B. der sogenannte Bleiessig, mit Ozon behandelt, sich zersetzen, das iiberschiissige Bleioxid hiebei ebenfalls in Superoxid verwandelt und das basische Salz in ein neutrales iibergefiihrt werde. So verhalt sich in der That auch die Sache. Leitet man durch Bleiessig einen Strom stark ozonisirter und kohlensaurefreier Luft, so fallt zuerst eine rothlich gelbe Materie nieder, die ein Gemisch von Blei-Super- oxid und Oxid ist. Lasst man das Durchstromen der 81 ozonisirten Luft lange genug andauern, so wird diese Materie g^nzlich in braunes Bleioxid und das basische Salz in ein neutrales verwandelt. Rascher wird dieses Resultat erhalten, wenn man eine kleine Menge Blei- essigs mit dem stark (durch Phosphor) ozonisirten Luftgehalt einer Anzahl grosser Ballone schiittelt. Da aber eine solche Luft kohlensaurehaltig ist, so findet sich das erhaltene Bleisuperoxid mit einigem Bleicar- bonat gemengt, welches jedoch leicht durch verdiinnte 8alpetersaupe entfernt werden kann. Um die beschrie- bene Reaction in einfachster Form zu erhalten, braucht man bios Papierstreifen mit Bleiessig zu tranken und in einer kriiftig ozonisirten Luft aufzuhangen. Unter dieseu Umstiinden farben sie sich rasch gelb und gehen dann in ein Braun iiber. Dass volta'sches und electri- sches Ozon wie chemisches auf Bleiessig einwirken, brauche ich wohl nicht ausdriicklich zu bemerken. 7. Giesst man in Bleiessig Chlorwasser, so fallt anfanglich eine weisse Substanz (Ghlorblei) niedcr, welche aber beim Zufiigen einer weiteren hinreichen- den Menge Chlorwassers wieder verschwindet. Aus diesem Gemisch scheidet sich bald Bleisuperoxid aus und es bleibt in demselben neutrales, essigsaures Blei- oxid und Ghlorblei gelost. Bromwasser wirkt auf eine dem Chlor analoge Weise auf den Bleiessig ein. IV. Ueber eine eigenthumliche Bildungsweise der Ueberman- gansdure. Uebermangansaure nicht fiir eine eigenthiimliche Oxidationsstufe des Mangans, sondern fiir eine lockere chemische Verbindung der Superoxide des Mangans und Wasserstoffs (= 2 Mn Os + 3 H 00 und Ozon fiir 11 82 ein Wasserstoffsuperoxid haltend, habe ich mich be- miiht, jene Saure mit Hiilfe des Ozons und Mangan- superoxid zu erzeugen. Jn wieweit mir diess gelun- gen ist, wird aus folgenden Angaben erhellen, 1. Bedeckt man den Boden einer mit atmospha- fischen Luft gefiillten Flasche mit einer etwas ver- diinnten Losung schwefelsauren , salpetersauren oder salzsauren Manganoxiduls und legt man in diese Fliis- sigkeit ein Stiick Phosphor von reiner Oberflache in der Weise, dass dasselbe zur Halfte in die Luft ragt, so beginnt bei ib^ — 20° die Ozonbildung und nimmt die Salzlosung im Laufe weniger Stunden eine pracht- voUe colombinrothe Farbung an. 2. Lost man in etwas verdiinnter Phosphorsaure oder sogenannter phosphatischer Saure eines oder das andere der vorhin erwahnten Mangansalze auf, und schiittelt man eine solche Losung mit atmospharischer Luft, die durch Phosphor stark ozonisirt word en, so verschwindet das Ozon und farbt sich die Fliissigkeit um so tiefer roth, je mehr sie Ozon aufnimmt. 3. Die auf besagte zwei Weisen erhaltene rothe Fliissigkeit wird durch alle die Mittel entfarbt, welche die reine wassrige Uebermangansaure zerstoren und hiervon macht selbst die Kohle keine. Ausnahme. In der Dunkplheit verliert die Fliissigkeit ihre Farbe lang- sam, rascher in der gewohnlichen Tageshelle und noch schneller im Sonnenlichte. Auch durch Erhitzung wird die gleiche Veranderung bewerkstelliget. Ist die Fliis- sigkeit farblos geworden, so gibt man ihr durch Schiit- teln mit ozonisirter Luft die rothe Farbe wieder. Bei- fiigen will ich noch, dass man durch Vermischen Ton wassriger Uebermangansaure mit Phosphorsaure oder phosphatischer Saure eine Fliissigkeit erhalt, in alien 83 ihren Eigenschaften derjenigen ahnlich, deren unter §§. 1. 2. Erwahnung geschehen. Aus diesen Thatsachen darf daher wohl der Schluss gezogen werden, dass die rothe Farbung besagter Fliis- sigkeit von vorhaiidener Uebermangansaure herriihrt, mit andern Worten, dass bei Anwesenheit von Phos- phorsaure das Ozon mit einem Manganoxidulsalz Ue- bermangansaure bildet. Diese sonderbare Reaction wird zum Theil aus der oben angefiihrten Thatsache erklarlich, dass Ozon aus einer Manganoxidulsalzlo- sung Mangansuperoxid abscheidet. Die Uebermangan- saure diirfte nun dadurch gebildet werden, dass im Au- genblick der Abscheidung besagten Superoxides mit diesem letztern noch weiteres Ozon sich verbindet. Warum aber im vorliegenden Falle die Anwesenheit der Phosphorsaure eine wesentliche Bedingung fiir die Bildung der Uebermangansaure isi, weisB ich nicht zu sagen, Vielleicht hat diese seinen Grund darin, dass beide Sauren eine Verbindung bilden, in welcher das Wasserstoffsuperoxid inniger an das Mangansuperoxid gebunden ist als in der wassrigen isolirten Ueberman- gansaure *). Wie es sich aber auch hiemit verhalten mag, je- denfalls ist es eine eben so auffallende als merkwiir- dige Thatsache, dass in einer Manganoxidulsalzlosung, mit Luft und Phosphor in Beriihrung stehend, Ueber- *) Diejenigen, welche die Existenz von Manganoxidsal- zen annehmen, werden vielleicht die rothe Farbung der fraglichen FlUssigkeit der Anwesenheit eines solchen Sal- zes zuschreiben. Ich halte dafijr, dass es keine soldi e Salze gibt und bin mit Turner und andern Chemikern der Meinung, dass deren Losungen als Gemisch von Oxidulsjtl- aen mit Uebermangansaure anzusehen seien* 84 mangansaure sich erzeugt, also die Bildung einer emi- nent oxidirenden Verbindung bestimmt wird durch die Anwesenheit eines der oxidirbarsten StofTe, welche wir kennen. Eine solche Reaction miisste unbegreiflich erscheinen, wiissten wir nicht, dass der Phosphor un- ter gegebenen Umstanden die Bildung des Ozons ver- ursacht, einer Materie, deren Oxidationsvermogen das- jenige alter iibrigen oxidirenden Agentien iibertrifft. Freilich ist eben diese erste Thatsache noch durchaus geheimnissvoU, trotz aller Erklarungen, die man iiber dieselbe zu geben versucht hat. 4. Da das Ozon in so vielen Beziehungen das Chlor nachahmt, so steht zu vermuthen, dass umge- kehrt auch letzteres unter gegebenen Umstanden Ue- bermangansSure zu erzeugen im Stande sei. Bringt man in der Kalte conzentrirte Salzsaure mit Mangan- superoxidhydrat zusammen, so erhalt man bekanntlich eine braune Fliissigkeit , die als eine lockere Verbin- dung des Manganchlorides mit Chlor angesehen wer- den kann. Giesst man in diese Losung selbst sehr ver- diinnte Phosphorsaure oder phosphatische Saure, so entsteht eine rothe Fliissigkeit, die sich gerade so ver- halt wie die aus Ghlormangan mit Hiilfe des Ozons und der Phosphorsaure dargestellte. Ein Gemisch von Chlorwasser und der Losung ei- nes Manganoxidulsalzes in verdiinnter phosphatischer Siiure bleibt in der Dunkelheit farbelos, wird aber dasselbe der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt, so erscheint es schon nach wenigen Minuten lichtroth gefarbt. Eine tiefrothe Fliissigkeit kann man aber auf diese Weise nicht erhalten, was sich leicht aus dem Umstande begreift, dass das Sonnenlicht ziemlich stark entfarbend auf ein Gemisch von Phosphorsaure und 85 Uebermangansaure einwirkt. Es wird daher die unter dem Einflusse des Lichts vom Chlor erzeugte Ueber- mangansaure durch Inhalation wieder beinahe ebon so schnell zerstort als gebildet. Ein Gemisch von Brom- wasser, Phosphorsaure und eine MangansalzlOsung lie- fert im Sonnenlicht ziemlich rasch eine rothgefarbte Fliissigkeit. 5. Fiigt man zur Losung eines Manganoxidulsal- zes in verdiinnter Phosphorsaure oder phosphatischer Saure geschlemmtes Bleisuperoxid, so entsteht sofort eine colombinrothe Fliissigkeit, in ihren Eigenschaften iibereinstimmend mit derjenigen, die unter denselben Umstanden mit Hiilfe des Ozons erhalten wird. Dass auch die in den voranstehenden §§. gemach- ten Angaben zwischen Ozon, Chlor, Brom und Bleisu- peroxid eine schlagende Analogie begriinden, sieht man ohne Miihe. V. Neuere Versuche uber die Anwesenheit des Ozons in der atmospharischen Luft. Da Erfahrungsgemass immer Ozon sich erzeugt, wenn SauerstofT oder atmospharische Luft electrisirt wird und es eben so gewiss ist, dass in unsrerAtmos- phiire unaufhorlich electrische Entladungen stattfinden, so miissen in derselben auch fortwahrend Spuren von Ozon vorhanden sein. Und dass dem wirklich so sei, suchte ich schon vor Jahreii durch die Thatsache zu beweisen, dass Starkekle'^ter, vermischt mit Jodkalium, welches voUig frel yoj. jods&^^rem Kali oder Kalium- superoxid ist, in freier Luu sicn blaut, wahrend der gleiche Kleister Ia eingesclilc^seiier fenchter Luft, soUte sie auch stark kohleiisaurehaltig sem, vollkommen far- 86 belos bleibt. Der Kohlensaure und dem Sauerstoff darf deshalb die Zersetzung nicht zugeschrieben wer- den, welche das Jodkalium in freier Luft erleidet. Da die in der atmospharischen Luft stattfindenden electri- schen Ausgleichungen bald starker bald schwacher sind, so muss auch der Ozongehalt der Atmosphare zu verschiedenen Zeiten verschieden stark sein, also Jod- kaliumkleister , der Einwirkung frei zirculirender Luft ausgesetzt, in gleich grossen, aber verschiedenen Zei- ten ungleich stark sich blauen. Seit vielen Monaten beobachte ich taglich die Einwirkung der freien Luft auf Jodkaliumkleister , und wahrend dieses betrachtli- chen Zeitraumes babe ich mich auf das Geniigendste iiberzeugt, dass diese Einwirkung zu verschiedenen Zeiten auffallend verschieden stark ist. Der Ort mei- ner Beobachtungen ist der ziemlich grosse Hofraum des hiesigen Museums, in welchem die Luft so ziem- lich frei sich bewegen kann. Der Kleister wird auf Streifen weissen Filtrirpapieres gestrichen und an Stel- len aufgehangen, zu welchen die Luft ungehinderten Zutritt hat. Manchmal erscheint ein solcher Streifen nach mehrstiindiger Aussetzung schon so stark gebliiut, als er es zu andern Zeiten unter sonst moglich glei- chen Umstanden in eben soviel Tagen nicht wird und ich babe zu wiederholten Malen beobachtet, dass bei Schneefallen oder regnichten gewitterhaften Tagen die Blauung am raschesten stattfindet. Seit ich das merkwiirdige Verhalten des Ozons zu den Losungen der Manganoxidulsalze ermittelt, babe ich vielfaltige Beobachtungen mit Papierstreifen ange- stellt, die mit gelostem Mangansulphat getrankt waren. Als Ergebniss derselben hat sich herausgestellt, dass solche Streifen, eingeschlossen in mit Luft gefiillten 87 Flaschen, weiss bleiben, ob man die letztere im Dun- keln halte oder in das Sonnenlicht stelle, ob die ein- geschlossene Luft trocken oder feucht sei. Eben so verhalt es sich mit Streifen, die in wohl verschlosse- nen Zimmern aufgehangen werden. Streifen aber, frei strOmender Luft ausgesetzt, braunen sich nach und nach ganz so wie in kiinstlich ozonisirter Luft, natiir- lich aber viel langsamer. Ich besitze Streifen, die nach achttagiger Aussetzung schon merklich stark braun erschienen. Hangt man das Probepapier so auf, dass die eine Seite desselben Tom Winde mehr getroffen wird als die andere, so bemerkt man an jener auch eine starkere Braunung als an dieser. Ganz so ver- halten sich auch die mit Jodkaliumkleister behafteten Streifen und beifiigen will ich noch, dass das mit Man- gansulphat praparirte Papier in eben demselben Ver- haltniss rasch sich braunt, in welchem der Kleister sich blaut; kaum wird es aber nothig sein, ausdriick- lich zu bemerken, dass am letztern unter gleichcnUm- standen die Blauung viel friiher wahrgenommen wird als die Braunung am erstern. Dass das in freier Luft gebriiunte Mangansulphatpapier durch schweflichte Saure gerade so entfarbt wird wie solches, das durch che- misches, volta'sches und electrisches Ozon gebraunt worden, ist eine von selbst verstandene Sache. Da nun weder reiner Sauerstoff noch dessen Ge- meng mit StickstofF und Kohlensaure Jod aus dem Jod- kalium oder Mangansuperoxid aus dem Mangansulphat u. s. w. abscheiden kann, diess aber wohl das chemi- sche, volta'sche und electrische Ozon zu thun vermag, so schreibe ich auch die in freier Luft vor sich ge- hende Blauung des feuchten Jodkaliumkleisters und die Braunung des mit Mangansulphat behafteten Papiers 88 der Anwesenheit des Ozons in der Atmosphare zu, welches in Folge der in ihr stattfindenden electrischen Ausgleichungen g^ebildet wird. Bei der ununterbroche- nen Fortdauer dieser electrischen Vorgange mussten im Laufe einer langen Zeit merkliche Mengen Ozones in der Luft sich anhaufen, wiirde dasselbe nicht fort- wahrcnd entfernt durch die grossen Massen oxidirba- rer, die Erdoberflache bedeckender Substanzen, zu de- nen vor alien die organischen Materien gehoren, wel- che nach meinen Versuchen das Ozon rasch zerstoren. Zum Schlusse sei es mir gestattet, noch eine Bemer- kung beizufiigen, welche vielleicht einiges Interesse fiir Aerzte und Physiologen haben diirfte. Nach mei- nen an mir selbst gemachten und in neuester Zeit wie- derholten Versuchen verursacht das Einathmen ozoni- sirter Luft catarrhalische Affectionen, ahnlich denen, die das Chlor oder Brom veranlasst. Diese Thatsache liess mich schon lange vermuthen, dass das Einathmen grosser Mengen freier atmospharischer Luft, die den Jodkaliumkleister merklich stark -blaut, Bchnupfen und dergleichen nach sich Ziehen diirfte. Im Laufe des verflossenen Winters und heurigen Friihjahres stellten mein Freund, Herr Professor Jung und ich Verglei- chungen an zwischen der Blauung des Jodkaliumkleis- lers und dem Auftreten catarrhalischer Erscheinungen. Er zeichnete die Tage auf, welche sich durch die Hau- figkeit der Fiille catarrhalischer Erkrankungen auszeich- neten und ich diejenigen, an welchen meine Papier- streifen besonders rasch geblaut wurden. Bei der Vergleichung unserer Beobachtungsverzeichnisse konn- ten wir nicht umhin, ein auffallendes Zusammenlreffen beider Erscheinungsreihen zu bemerken: meinen stark blauenden Tagen folgten auffallende Schnupfen- und 89 Catarrhlage. Wiinschenswerth ware es, wenn auch anderwarts Shnliche Beobaclituugen lind Vergleichun- gen angestellt wiirden; denn nur auf diesem Wege vermogen wir zur Gewissheit zu gelangen: ob beiden erwiihnten Erscheinungen die gieichc Ursache zu Grunde liege. Ueber dne eigmthumliche sympathetisthe Dinte und die Anwendung des mangansiiperoxidhaltigen Papiers als Reagens fur schweflichte und sDass aber,* fahrt Herr v. Siebold in seinem Vortrage fort, )) diese Helminthen auf irgend einem Wege von aussen in den Menschen einwandern, diirfen wir wohl mit Bestimmt- heit annehmen, nachdem man dergleichen Wanderun- gen bei anderen Helminthen so deutlich hat erkennen konnen. Kein Helminth entsteht durch Urzeugung. Entschlagen wir uns nur erst dieses Gedankens, dann werden wir uns zu neuen Forschungen angeregt fiih- len, um jene in der Geschichte der menschlichen Hel- minthen zu unserem Bewusstsein gekommenen Liicken auszufiillen.** 128 In der Sektion fur Zoologie und Botanik machtc Herr Professor v. Siebold auf mehrere neue Falle von Hehninthen-Wandenmgen aufmerksam. Derselbe erin- nert an die Monostomen und Distomen, welche in Ge- stalt von Gercarien in Insekten-Larven aktiv einwan- dern, sich in der Leibeshohle dieser Thiere enkystieren und so hochst wahrscheinlich abwarten, bis ihre Wohn- thiere von Wirbelthieren gefressen werden, wodurch erstere alsdann Gelegenheit fmden, in den Darmkanal dieser Thiere passiv iiberzuwandern und sich hier wei- ter zu entwickeln. Ausser den im Wasser lebenden Larven der Libelluliden, Ephemeriden , Perliden und Phryganiden wird besonders noch Gammarus pulex von verschiedenen Helminthen zur Durchwanderung und voriibergehendem Aufenthalte benutzt. Herr v. Siebold beobachtete in dem genannten Amphipoden dreierlei hindurchwandernde Helminthen, namlich einen Echino- rhynchus, einen Trematoden und einen Cestoden. Diese Helminthen befanden sich immer in einem jugendlichen und geschlechtslosen Zustande, woraus nach Analogic ahnlicher bekannter Falle geschlossen werden musste, dass dieselben erst spater, nach einer anderweitigen Wanderung auf einen passenden Boden iibergepflanzt, das Ende ihrer Entvricklung erreichen werden. Der kaum eine Linie lange Echinorhynchus lag immer mit eingezogenem Riissel iiusserlich dicht neben dem Darm- kanale des Gammarus in einer ovalen Cyste einge- schlossen und verrieth seine Anwesenheit schon am lebenden Krebschen durch die pomeranzengelbe Farbe seines Leibes, welche durch den K5rper des Gammarus hindurchschimmerte *)• Es liess sich in diesem Echi- *) Auch in Astacus fluviatilis fand ich zuweilen einen 1^9 norhynchus niemals eine Spur von Geschlechtsorganen wahrnehmen, woraus geschlossen werden kann, dass unser Parasit sich wahrend seines Aufenthalts innerhalb des Gammarus pulex in einem jugendlichen und unent- wickelten Zustande befmdet*). Wahrscheinlich gelangt dieser Kratzer spater durch passive Einwanderung in den Darmkanal von Fischen oder Wasservogeln, wo derselbe alsdann sein Wachsthum voUenden und seine Geschlechtsreife erreichen wird. Yermuthlich gehoren die erwachsenen Individuen dieses Helmintiien dem ebenfalls orange gefarbten Echinorhynchus proteus oder polymorphus an. Der zweite trematodenartige Bewoh- ner des Gammarus pulex war die in einer runden Gyste abgeschlossene Cercaria armata, welche oft zu mehre- ren beisammen die verschiedensten Korpergegenden des kleinen Krebses besetzt Lielt und gewiss auf eine pas- sive Auswanderung harrte, um sich spater in ein Dis- tomum verwandeln zu konnen. Auffallend gross zeigte sich der dritte cestodenartige Parasit desselben Gam- marus, da er mehrere Liuien lang neben dem Darmka- nale des Krebses sich bin erstreckeud fast die ganze Leibeshohle dieses Thieres ausfiillte. Der Wurm glich einer ungegliederten Ligula, besass keine Spur von Ge- schlechtswerkzeugen und bewegte sich nach dem Zer- reissen seines Wohnthieres im Wasser sehr lebhaft abniichen enkystirten und orangegelben Echinorhynchus ausserlich am Darmkanale kleben. v. S. *) Der oben erwiihnte junge Echinorhynchus ist iibri- gens schon von Zenker (de Gararaari pulicis historia na- turali. Jenae 1832. pag. 18) beobachtet, aber unrichtiger Weise als eine selbststandige Species unter dem Namen E.ch. miliarius beschrieben worden. v. S. 17 130 umher, wobei seine Bewegungen oft an die des Caryo- phyllseus mutabilis erinnerten. Ein anderes Thier, welches von gewissen Hel- minthen zur Durchwanderung benutzt wird, ist nach Herrn v. Siebold's Angabe Arion empiricorum. Das Muskelparenchym dieser Wegschnecke wird haufig Ton einer Menge sehr kleiner, askarisartiger Ne- matoden bewohnt, w^elche trotz ihrer Kleinheit durch ihre milchweisse Farbe leicht in die Augen fallen. Nach dem Tode der genannten Nackt-Schnecke bahnt sich diese Nematoden-Brut einen Weg mitten durch die Haut und kommt besonders an der ausseren Ober- flache der Fusssohle dieses Gasteropoden oft zu hun- derten zum Vorschein. Sehr inleressant ist an dersel- ben Schnecke das Vorkommen einer jungen Taenia, welche von einer runden Cyste umschlossen im Lun- gen-Parenchyme des Arion empiricorum eingebettet liegt. Die Anwesenheit dieser Taenien verrath sich sehr leicht an den noch lebenden Schnecken, indem sie auf der inneren Oberflache der Lungen kleine runde Erhabonheiten bilden, welche man bei dem Hinein- blicken in die geoffnete Athemhohle schon mit blossem Auge leicht erkennt. Diese Taenien bestehen iibrigens aus cinem mit vier langlichen Saugnapfen und einem Riissel versehenen Kopfe, welcher nach hinten in einen ganz kurzen, schmachtigen und ungegliederten Korper- anhang auslauft. Der kolbige Riissel ist mit zwanzig gleich grossen Hackchen bewaflfnet, welche kreisformig den Cfipfel des Riissels umstellt halten. Der Kopf und Leib dieses jungen Bandwurms enthiilt ausser den be- kannten wasserhellen Gefassen nur noch eine Menge glasartiger Kalkkorperchen von rundlicher Gestalt. So lange die jungen Thiere in der Cyste eingeschlossen 131 liegen, erscheint der Kopl ganz und gar in den aus- dehnbaren Hinterleib zuriickgezogen, wodurch der letz- lere einen kugelformigen Korper von dem Durchmes- ser einer drittel Linie darstellt. Diejenige Stelle am Vorderende des Leibes , an welcher der Kopf in die- sen eingestiilpt ist und an welcher derselbe bei der Entfaltung des Wurms aus dem Innern des Leibes her- vortritt, bildet eine mit gefalteten Randern versehene Grube und hat das Ansehen einer sphinkterartigen Oeflf- nung. Dieser Grube gegeniiber befindet sich am Hin- terleibsende noch eine andere kleine Oeffnung, wie eine solche auch an derselben Stelle der Echinococcus- Brut angebracht ist. Diese jungen Taenien erinnern in ihrem eingezogenen Zustande auffallend an jene Tet- rarhynchen, welche Miescher in verschiedenen Seefi- schen angetroffen hat*), wobei sogleich der Gedanke rege werden muss, dass Miescher die in sich selbst zu- riickgezogenen Tetrarhynchen unrichtig aufgefasst habe, indem derselbe den durch den eingezogenen Kopf und Hals stark ausgedehnten Hinterleib des Tetrachynchus fiir ein besonderes , trematodenartiges Geschopf ange- sehen, in dessen Innerem sich ein Tetrarhynchus aus- gebildet habe. Indem jetzt dieser trematodenartige Wurm wegfallt, erhalt die Entwicklungsgeschichte des Tetrarhynchus ein bei weitem weniger complicirtes Ansehen, wodurch sich dieselbe um so leichler an die iibrigen mit aktiven und passiven Wanderungen ver- bundenen Fiille von Helminthen-Metamorphosen anreiht. *) Bericht iiber die Verhandlungen der naturforschen- den Gesellschaft in Basel vom August 1838 bis Juli 1840. pag. 3». Beilage X. Ueber die geographische Verbreitung der Saugelhiere, von Herrn Professor S. Schinz, Die Wichtigkeit einer zoologischen Geographie ist in mancher Beziehung erst in unsern Zeiten gehorig gewiirdigt worden, vorziiglich auch seit die Palaonto- logie sich zur Wissenscliaft erhoben hat. Beide Wis- senschaften reichen einander die Hand. Ebenso gibt sie uns sehr wichtige Andeutungen fiir die botanische Geographie und setzt die innige Verbindung des Pflan- zen- und Thierreichs erst recht ins Licht; sie giebt uns sehr wichtige Winke iiber die Ursitze und die Wan- derung der Menschenstamrae und namentlich die Ge- wissheit, dass die sogenannte kaukasische oder wenn man sie lieber adamische Menschenrace nennen will, ihren Ursitz in Mittelasien gehabt haben miisse, da sie uns zeigt, dass alle unsere Hausthiere sowie die meis- 133 ten alten Kulturpflanzen in diesen Gegenden ihren Ur- sprung gehabt haben. AVeniger deutet sie an, ob ur- spriinglich ein oder mehrere Menschenstamme vorhan- den waren, obschon fiir letzteres viele Griinde spre- chen. Wiirde z. B. Amerika von der sogenannten alten Welt aus, namentlich aus Asien bevolkert worden sein, so ware es nicht zu erklaren, warum die Einwanderer von da aus keines unserer wichtigen Hausthiere , wel- che dort doch so gut gedeihen, mitgenommen haben Oder wenigstens Saamen von den mehlreichen Friich- ten der Ceres, welche bei der Entdeckung Amerikas dort ganz unbekannt waren. Die zoologische Geographie giebt jedem Welttheil einen gewissen ausgezeichneten Charakter, selbst in den Arten der Gattungen, welche weit verbreitet sind. Wie verschieden sind nicht z. B. die Affen Amerikas von denen Afrikas und diese von denen Asiens, oder die Papageien alter Welttheile, so sehr sie auch im AUgemeinen dasselbe unverkennbare Geprage haben. Ueber wie viele Arten der Thiere war man im Dun- keln liber ihr wahres Vaterland, verursacht durch fal- sche Ansichten und Ideen, durch die Ungenauigkeit der Angaben eines Seba oder Molina, selbst eines Linne und Buffon. Letzterer, von der Meinung ausgehend, Amerika habe nicht die Kraft gehabt, grossere Thiere hervorzubringen , versetzt den machtigen Jaguar nach Afrika, er bezeichnete verschiedene geographische Grup- pen mit ihren charakteristischen Arten nur als einfache Varietaten. Hatte Buffon die fossilen Knochen , welche man in Amerika auffindet, gekannt, er ware gewiss von seiner Idee zuriickgekommen , da gerade die Ue- berreste des Mastodon, Megalonix, Megatherium, Mylo- don, Toxodon, Hydrarchus die antidiluvianische Fauna 134 Amerikas als eine sehr gigantische bezeichnen. Zu Linne's und Biiffon's Zeiten waren die Produkte Brasi- liens und aller spanischen Besitzungen in Amerika, die Produkte der Sundinseln und Molukken fast ganz un- bekannt. Fiir die Bezeichnung klimatischer Verhaltnisse und fur die physische Geographic der Vor- und Jetztwelt ist die zoologische voni grossten Werth. Sie zeigt an, welche Thiere durch die menschliche Kultur verloren gegangen, welche sich im Gegentheil durch dieselbe vermehrt und weiter verbreitet haben. Doch es ist unnothig, den Nutzen derselben auf viele Zweige des menschlichen Wissens weiter herauszuheben. Unsere gegenwartigen Kenntnisse der Thier- und Pflanzenwelt befahigen uns, viel weiter zu sehen, als noch vor we- nig Jahren. Eine Uebersicht aller Thierklassen wiirde aber zu weit fiir den gegenwartigen Zweck fiihren und daher beschaftige ich mich nur mit den Saugethieren und mit einigen Andeutungen iiber die Vogel. Die Zahl der fiir diesen Augenblick hekannten Saugethiere belauft sich auf 2134 Arten, welche in 242 Gattungen vertheilt sind. Ich nehme 10 Ordnungen an: 1) Vier- hander, Quadrumanen, 2) Handfliigler , Chiroptera, 3) Insektenfresser, Insectivora, 5) Wahre Raubthiere, Car- nivora, 5) Beutelthiere , Marsupialia, 6) Nager, Roden- tia, 7) Zahnlose, Edentata, 8) Dickhauter, Pachyder- mata, 9) Wiederkiiuer, Ruminantia, 10) Walle, cetacea. Ueber die letztern als Meerthiere, daher auf keinen Welttheil beschrankt, werde ich wenig Riicksicht neh- men. Ich mache mit Europa den Anfang. Europa ist in Beziehung der menschlichen BeyOl- kerung vcrhaltnissmassig seiner Grossc der reichste, in Hinsicht seiner Saugethiere dagegen der armste. 135 AUe seine Hausthiere , mit Ausnahme zweier, sind asia- tischen Ursprungs und bezeichnen somit, dass die Race, zu welcher seine Bewohner gehoren, aus Asien stamme mid zur kaukasischen gezahlt werden miisse, zu wel- cher auch die Juden, Araber, Mauren und Hinduh ge- horen, deren erste Ursitze durch die Genesis als in Ar- menien sich vorfmdend bezeichnet werden. Das Pferd stammt aus Asien. 6h es jetzt dort noch urspriing- lich wilde Pferde giebt oder ob die dafiir gehaltenen nur verwildert sind, ist ungewiss. Der Esel kommt ebendaher, ist aber sicherlich noch wild dort zufinden in Persien, Kaukasien, Arabien, Syrien. Ziege und Schaf kommen aus Kaukasien und sind seit den alte- slen Zeiten dort gezahmt. Die Stammrace des Rind- viehes, Ochsen und Bufifel kommen aus Ostindien und den Sundinseln, denn der Auer ist sicherlich nicht die Stammrace der Hausochsen. Der Hund lebt noch wild im Himalaja, sowie der Schakal in ganz Asien, und beide mogen wohl Urracen der Haushunde sein. Die Haus- katze stammt von einer Art, die noch jetzt in Asien und Afrika lebt. Das wilde Schwein als Stammrace lebt in Asien und Europa. Dieselbe Bewandtniss hat es mit den Hausvogeln, der Haushahn lebt wild in Ost- indien und auf den Sundinseln, der Fasan in Mingre- lien und dem altcn Kolchis, der Gold- und Silberfasan in China, der Pfau in Ostindien nnd den Sundinseln. Nur das Perlhuhn stammt aus Afrika und der Puter aus Amerika. Ausser den Hausthieren, welche ich nicht in Anschlag bringe, besitzt Europa gar keine ei- gene Gattung (genus) und nur 213 Arten, von denen die meisten auch Nordasien und wenige auch Nordame- rika gehoren. 136 Aus der Ordnung der Vierhander lebt eine Art, beschrankt auf die fast unersteiglichen Felsen von Gi- braltar, der ungeschwanzte oder tiirkische Affe (Inuus ecaudatus). Es ist ungewiss, ob diese Affen nur ver- wilderte sind oder Ueberreste jener vorgeschichtlichen Zeit, in welcher wahrscheinlich Gibraltar noch mit Afrika zusammenhing. Aus der in alien Welttheilen zahlreich vorkom- menden Ordnung der Handfliigler kommen in Europa 30 Arten vor, von welchen 29 Arten der eigentlichen Gattung Flederniaus angehoren und grosstentheils eigen scheinen. Eine Art gehort zu der sonst nur Ame- rika eigenen Gattung Gramler (Dysopes), soil aber auch in Afrika vorkommen (Dysopes Savii). Drei andere gehoren der Gattung Faltennase (Rhinolophus), wovon wenigstens eine auch in Afrika lebt. Von Insektenfressern besitzt Europa einen Igel, Erinaccus europaeus, 15 Spitzmause (Sorex), 2 Maul- wiirfe ( Talpa) , und eine ihm ganz eigene Bisamspitz- maus, Myogalea pyrenaica. Von eigentlichen Raubthieren hat Europa 2 Baren, den braunen und den Eisbar, beide aber mit Nordasien und Nordamerika gamein. Ein Dachs ist ihm eigen, aus der Gattung der Wiesel hat es den Haus- und Edelmarder, das Hermelin und den Zobel mit Nordasien und Nordamerika gemein, den Norz (Mustela lutreola) mit Nordamerika. Das sardinische Wiesel, M. bocca- mela, ist Europa eigen. Der Tigeriltis, M. sarmatica, kommt im stidlichen Russland vor. Das kleine Wiesel, M. vulgaris, soil auch in Sibirien vorkommen. Der Wolf ist in ganz Europa, England ausgenommen, aber auch in Asien und Amerika anzutreffen. Den Schakal hat das siidliche Europa mit Asien und Afrika gemein und 137 unser Fuchs kommt auch in Asien vor. Die wilde Katze, gewiss nicht die Stammutter der Hauskatze, wel- che aus Asien oder Afrika stammt, scheint Europa ei- gen. Den Luchs und den Hirschluchs, Felis Lynx und ceracia, von welchem Felis paidina kaum verschieden ist, hat Europa mit Asien gemein. Zwei Fischottern, Lutra roensis und L. nudipes soUen , der erste in Ir- land, der zweite in Danemark vorkommen, waren also Europa eigen, wemi es bestimmte Arten sind, der ge- meine Fischbtter soil auch in Sibirien sich linden. Von Seehunden linden sich 7 Arten, aber alle mit dem Nor- den anderer Weltlheile gemein, an den Kiisten des Mittelmeeres der Miinchseehund. In Spanien entdeckte man neuerlichst einen Ichneumon (Herpestes Widdring- toni), dort und in Siidfrankreich lebt auch die Givette, Viverra civetta, die auch in Afrika vorkommt. Beutel- thiere fehlen in der jetzigen Schopfung ganz, waren aber vor der Diluvialzeit auch in Europa zu linden. Von der so zahlreichen Ordnung der Nager hat Europa nur den Hamster, Cricetus vulgaris, das Alpen- murmelthier, Arctomys marmota, drei Arten der Schla- fer, Myoxus nitela, glis und muscardinus, die Dachratte und die schwarze Ratte , (diese beiden Thiere waren den Alten unbekannt und stammen wahrscheinlich aus Asien und Afrika) und das Kaninchen eigen, alle iibri- gen kommen auch in Asien vor. Die Ordnung Edentata fehlt ganz und von den Pachydermen ist nur Pferd, Esel und das Schwein vor- handen, alle drei Hausthiere, letztercs auch noch wild. Von Wiederkiiuern besilzt Europa eigen das Reh, den Steinbock der Centralalpen, den pyrenaischen, Capra ibex und pyrenaica und einen dritlen in Spanien, den sardi- nischen Mufflon und die Gemsc. Die letzte findet sich in den Pyreniien als Isard, ctwas veriindcrt. In Griecheu- 18 138 land findet sich noch eine wilde, wahrscheiniich nur Terwilderte Ziege. So besitzt also Europa nur sehr wenig eigene und charakteristische Thiere. Wie ganz anders verhielt es sich in der Vorzeit, da war es von Affen, ahnlich de- nen des warmen Asiens, von Elephanten, Nashornern, Mastodonten, Hippopotamen und andern solchen Thie- ren, welche jetzt nur die heissen Erdtheile bewohnen, bevolkert. Zahlreiche Arten Hirsche, Ochsen, aber audi Hyanen, Baren und grosse Katzen bewohnten es. Im Rheine vielleicht wohnte das Dinotherium, dessen Ueberreste Cuvier zuerst fiir einen Riesentapir hielt. bis Kaup zeigte, dass es ein dem Manati, der jetzt in den heissen Fliissen Amerikas und Afrikas lebt, ahnli- ches Thier gewesen sei, also zu den grasfressenden Wallen gehorig, den die riicktretenden Fluthen aufdem Trocknen sitzen liessen. In der Schweiz fand man seine Gebeine auch bei Elgg und Locle. Ueber die fossilen Thiere von Oehingen hat Herr Professor Heer in der naturforschenden Gesellschaft von Ziirich in mehreren Vorlesungen Nachricht ^ege- ben. Unserm Welttheile waren vor der Diluvialzeit auch die Hyanen und der Hohlenbar nicht fremd, das Pferd scheint aus jener Zeit sich in die unsrige geret- tet zu haben, da man seine Ueberreste allenthalben, selbst in Amerika findet. Noch naher unserer Zeit steht der Riesenhirsch , Cervus eurycerus, dessen un~ geheure Geweihe man fast in alien Gegenden von Europa gefunden hat , in Diluvialablagerungen und Torfgebilden , in welchen man iiberhaupt mehrere Hirschiiberreste findet. Ja der Riesenhirsch scheint sogar noch in geschichtlicher Zeit gelebt zu haben, wie auch das vom lebenden verschiedene fossile Elenn. 139 Goldfuss glaubt im ersten den grimmen Schelch, im zweiten den Elch des Niebelungen Liedes zu erkennen, da es h«isst von Hagen: ^er erlegte starker lire vier und einen grimmen Schelch. Der Untergang des Rie- senhirsches scheint in das 14. oder 15. Jahrhundert zu fallen. Aus eJnem Kiichenzedel des Klosters St. Gallen aus dem lOten Jahrhundert von einem Miinch Ekhart geschrieben, finden wir Thiere, welche damals noch in der Schweiz lebten. Es kommen darin vor Aueroch- sen und Wisonten *) (Urus et Wison), Steinbocke, Damm- hirsehe, Biber (nach der katholischen Naturgeschichte, wie der Fischotter, als Fisch aufgefiihrt). Auch das Pferd wurde damals gegessen, es heisst equi caro dulcis. Wiederholen wir kurz das Gesagte , so bewohnen Europa 1 Affe, 33 Handflugler, 19 Insektenfresser, 37 Haubthiere, 55 Nager, 1 Pachyderm, 12 Wiederkauer, im Ganzen nur 158 Arten ohne die Hausthiere. Wir gehen vom armsten Welttheile zum reichsten uber, namlich zu Asien. Asien hat 23 eigene oder Charaktergattungen und 566 eigene Arten. Alle eigenen Gattungen fallen auf den warmen Theil, im nordlichen Asien sind die Gattungen und Arten mit Europa undAmerika gemein. Man kann Asien in drei Regionen theilen. Die erste beginnt am Pol und Tvird im Westen vom Ural, im Siiden vom Altai begriinzt. Mittelasien begreift China, Japan, Ti- bet und die Ostkiiste des kaspischen Meeres. Die dritte •) Vom Wison oder Wisent soil das Dorf Wisendangen den Namen erhalten haben. Den Streit, ob Auer und Wi- senc verschieden gewesen, beriihren wir hier nicht, wahr- scheinlich sclieint es, dass es beide Geschlechter eines Thie- res waren, wie Slier und Kuh. 140 Region begreift ganz Ostindieu mil den Sundinseln und Molukken. In dieser letzten Region nun linden sich fast alle die Charakterthiere Asiens , welche wir wieder naeh den Ordnungen durchgehen woUen. Die erste Ordnung der Vierhiinder Iritt sehr zahlreich auf, zuerst in den Gattungen der ungeschwanzten Affen, dem Orang-Utan und den verwandten Langarmaffen auf (Simla und Hy- lobates). Die erste nur mit einer Art, dem beriihmten Orang-lltan, Simia Satyrus, welcher in seiner Jugend allerdings zu den intelligentesten Thieren gehort, durch korperliche Veranderungen aber, namentlich des Scha- dels, naeh bestimmten Beobachtungen im Alter zur wil- den Bestie, gleich den afrikanischen Pavianen wird. Er bewohnt nur die Inseln Sumatra und Borneo, Naeh einem ganz neulich erschienenen Verzeichniss eines englischen Offizicrs iiber die Thiere der Halbinsel Ma- lacka, soil in den gebirgigen Waldern im Innern dieser Lander auch der Chimpanse, Troglodytes niger, den man bis jetzt nur in Westafrika fand, und zwar in Trup- pen von hundert und mehr vorkommen; es bedarf dies aber noch der Bestatigung. Die in ihrer Schadel- bildung und dem giinzlichen Mangel des Schwanzes dem Menscben ahnlichen Langarmaffen sind Charakter- thiere Siidasiens und kommen in 8 Arten auf dem fes- ten Land und auf den Sundinseln vor. Weder Afrika noch Siidamerika hat Representanten dieser hochst merkwiirdigen und intelligenten Thiere, welche in et- was dem Hinduh sich nahern. Nun folgt die zahlreiche Gruppe der Schlankaffen, mit sehr langen Schwanzen und nur mit 4 voUkommenen Fingern an der Vorder- hand. Diese Gattung (Semnopitheus) hat 22 Arten und wird in Afrika durch die Stummelaffen (Colobus), in 141 Amerika durch die Klammeraffen (Ateles) representirt. Lebhaftigkeit und Intelligenz nahert sie in anderer Be- ziehung den Meerkatzen Afrikas. Eine vierte Charak- tergruppe bilden die Makaks , Macacus , mit 15 Arten, wovon eine in Japan vorkommt*). In Afrika represen- tirt sie der gemeine oder tiirkische Affe. Die Paviane Africa's haben nur auf Celebes einen Representanten, den schwarzen Pavian, Cynocephalus niger. Die Familie der Halbaffen oder Lemuren wird in Asien durch die Gattungen (Tarsius), Tarsier , mit einer Art, Lori (Stenops) mit 3 Arten und Fliegmakis (Galeo- pitheus) mit drei Arten, alle auf Inseln vorkommend, representirt. So hat Asien 54 Arten Vierhiinder, Die Ordnung der Handfliigler zahlt in Asien 113 Arten. Hier findet sich die weit grossere Zahl der so- genannten fruchtfressenden in den Gattungen Flughund, Pteropus und Harpye, Harpya in 27 Arten, dieeigentli- chen Fledermause, Vespertilio in 33 Arten und die grosste Zahl der Kammnasen (Rhinolophus) in 30 Arten, fer- ner .die Gattungen Mantelflatterer (Hypoderma), mit ei- ner, Schwirrmaus (Nycticejus) mit 4, Grabflieger (Tapho- zous) mit 4 und Ilohlnase (Nicteri) mit 1 Art. Insektenfresscr zahlt Asien 6 Igel, 11 Spitzmause, 2 Maulwiirfe und auf den Sundinseln die Gattungen Spitzhornchen , Gladobates, Waldspitzhornchen , Hy- iomys und Spitzratte, Gymnura, die erste mit 6, die andern nur mit einer Art, oder zusammen 27 Arten, wovon die drei letzten Gattungen ganz eigen sind. Aus der Ordnung der Fleischfresser linden sich yiele eigene Gattungen, wie der Katzenbar, Ailurus mit nur *) Der einzige Affe, der weit von den tropischen Ge- genden entfernt lebt. 142 em^r Art, das Spitzfrett, Helictis mil 14 Arten, der Rollmarder, Paradoxurus mit 11 Arten, der Mampolon, (Cynogale) mit einer Art, Marderbar, Arctictis mit einer Art, Stinkdachs, Mydaus mit 2 Arten, Urve, Urva mit einer Art. Aus der Gattung Bar sind Asien 4 Arten eigen, aus der Gattung Ratel 1 Wiesel (Mustela), 11 Fischotter, 7 Zibethkatzen, 5 Ichneumons (Herpestes), 6 Hunde, zwei Arten wilde Hunde, der Buansu in Nepaus und Japan, Canis primaevus und der Adiak, C. rutilans in Java, Borneo und Sumatra, Fiichse 8 und 1 Jakal. Japan hat eigen die Gattung Marderhund, Nyctereutes, mit zwei Arten. Aus der grossen Gattung der Katze findet sich der asiatische Lowe und der mahnenlose Lowe als zwei Varietaten, Asien eigen. Vorziiglich ist der Konigstiger, FeL Tigris, diesem Welttheil eigen. Seine Heimath erstreckt sich iiber ganz Hinterindien, Ostindien, Siam, Birma, Cochinchina, China bis zu den Granzen Sibiriens und Transkaukasiens; er bewohnt auch die Inseln Ceilon, Japan und Sumatra. Ferner leben in Asien die Arten Felis pardus, der Irbis, fel. uncia, der Nebelparder, F. macrocelis, die marmorirte Katze, F. marmorata, der Gepard, F. jubata, die Tarai- katze, F. viverrina, die Zwergkatze, Felis minuta und 7 andere Arten. Auf den Inseln leben annoch die gros- ohrige Katze (F. megolotis), die Hechtkatze, F. planiceps und die Fuchskatze, F. Temminkii in alien 22 Arten die- ser Gattung. In den Molukken treten zuerst die Beutelthiere mit 3 Arten aus der Gattung Phalanger auf. Die Nager sind iiberaus zahlreich, namlich mit 169 Ar- ten in Asien representirt , wovon viele der nord- lichen Zone angehoren. Einc Mausart, die Wander- ratte (Mus dccumanus), in Ostindien einheimisch, ist 143 ausgewandert und hat sich iiber ganz Europa ver- breitet. Die Gattung Maus, Mus, hat 41 Arten, Eich- horn 45, wovon 15 fliegende; Ziesel, Spermophilus, 11 Springmause (Dipus), 11 Hamster, 8 Hasen. Eigen ist die Gattung Pfeifhase, Lagomys, mit 7 Arten, Chter- noergus, Maulwurfsmaus mit zwei Arten, Rhizomys, Wur- zelmaus mit 5 Arten, Atherurus, Stachelschwanz mit zwei Arten. Aus der Ordnung der Zahnlosen findet sich nur die Gattung Schuppenthier, Manis, mit 5 Arten auf den Inseln, ist aber mit Afrika gemein. Die Ordnung der Dickhauter ist durch einen Ele- phanten, drei Nashorner, einen Taper, 8 Schweine und zwei Pferde representirt. Hier ist das Urland des Pferdes und des Esels, nur der letzte ist noch wild vor- handen. Wiederkauer hat Asien 2 Kameele, 9 Bisam- thiere, 24 Hirsche, 14 Antilopen, 9 Steinbocke, 8 Schafe und 6 Ochsen, als eigene Arten, aber keine eigene Gattung. Sehr merkwiirdig ist die reiche Fauna der in- dischen Inseln, auf welchen selbst die grossten Thiere wieder vorkommen, so der Elephant auf Ceilon, Java und Sumatra, vielleicht auch in Borneo, das Nashorn auf Java und Sumatra, der Tiger auf Java und Sumatra, der Orang-Utan nur auf Sumatra und Borneo. Viele Naturforscher sind daher auf die Idee gekommen, die Sundinseln haben einst mit dem festen Lande zusammen- gehangen und seien durch eine Versinkung der Zwi- schenliinder davon getrennt worden und die grossen Saugethiere haben sich retten konnen. Ob noch andere Andeutungen fiir ein solches Ereigniss zeugen, mu8- sen die Geologen uns sagen. Die Zeit hat jedenfalls auf Asiens zoologische Verhaltnisse grossen Einfluss gehabt. Der Konig der Thiere, der LOwe, war einst in Kleinasien, 144 am Hellespont, in Syrien, Palastina und Arabien ver- breitet, jetzt ist er in diesen Theilen Asiens nicht mehr und die noch vorhandenen Lowen in Ostindien stehen dem afrikanischen an Grosse, Kraft und Muth weit nach. Dass Asien einst auch Mastodonten, ja sogar Giraffen und Hippopotame zu Bewohnern hatte, zeigen die fos- silen Ueberreste dieser Thiergattungen, welche man am Himalaja gefunden hat. Einen allmahligen Uebergang von der asiatischen zur australischen Fauna machen die Molukken. Ganze, sonst weit verbreitete Gattungen, ja Ordnungen, verschwinden hier, so die Vierhander, von welchen nur noch einer, der gemeine Makak, Mac. cy- namolgus, auf Timor vorkommt. Von den Handfliig- lern kommen nur noch 19 Arten vor, aus den Gattun- gen Pteropus, Flughund, Herpyia, Harpye, Kammnase, Rhinolophus , Fledermaus , Vespertilio , von dieser nur zwei, dagegen treten zwei neue Arten Flughunde und 7 Kammnasen auf. Eine einzige Spitzmaus, Sorex myo- surus, findet sich noch auf Amboina und Timor, eine Viverra, die Zibethkatze auf Amboina und Timor hat eine eigene Katze, die grossohrige, F. megalotis und einen Rollmarder. Alle Nager, welche auf den Sund- inseln nach zahlreich sind, sind auf den Molukken verschwunden bis anf die Wanderratte, welche wahr- scheinlich auf Schiffen heruber kam. Ein Schwein (sus timorieusis), representirt die Pachydermen und einHirsch (cerv. timoriensis) die Wiederkauer. Dagegen treten die Beutelthiere in 3 Arten auf, alle aus der Gattung Pha- langer, Phalangista. Auf alien Inseln der Siidsee fand sich kein Saugethier als der Haushund und das Schwein, beide wahrscheinlich eingefiihrt. Diese Armuth scheint zur Menschenfresserei wahrscheinlich die Hauptveran- lassung gegeben zu haben. 145 Mit Neuguinea, welches wir noch zu Australien rechnen, beginnt die australische Fauna. Hier sind die Ordnungen der Vierhander, Handfliigler, Insektenfres- ser, Raubthiere, Nager, Wiederkauer verschwunden. Ein Schwein representirt die Pachydermen , dagegen treten neben ihm 7 Arten von Beutelthieren in 6 Gat- tungen auf und diese 8 Arten machen bis jetzt die ganze Saugethierfauna von Neuguinea aus. Diese Insel, das Vaterland der Paradiesvogel und herrlichen Papageien, hat eine ihr durchaus eigene Bevolkerung, nur ein flie- gender Phalanger , Petaurus sciureus, kommt auch zu- gleich in Ncuholland vor. Den natiirlichen Uebergang von Asien zu Austra- lien machen also die Molukken und Neuguinea und in Australien wird nun alles ganz anders. Zwar treten die in Neuguinea verschwundenen Handfliigler und Na- ger wieder in einigen Gattungen auf, aber alle iibrigen Thiere sind, mit Ausnahme eines Hundes, eines Seehundes und zweier Monotremen, Beutelthiere, welche in ande- rer Gestaltung die Carnivoren, Insectivoren und Nager wieder representiren. Australien hat einen fliegenden Hund (Pteropuspoliocephalus)und 4Fledermause, Ves- pertilio, dann zwei Hunde, C. Dingo und Novae Hiber- niae, 4 Seehunde, 12 Mause, diese aus der Gattung Maus, dann die Gattungen Diinnase, Hapalotis, den Springmausen sich niihernd, mit 3 Arten, Falschmaus, Pseudomys, nur mit einer Art, Wassermaus, Hydromys mit 2 Arten von Podarbus mit einer Art. Nun kommen die Beutelthiere, welche in 13 Gattungen getheilt wer- den konnen, alle Neuholland eigen. Zu den Raubthieren gehoren die Gattungen Beutelhund mit 1 Art, Thylacinus, Schw eifbeutler, Dasyurus mit 5 Arten, Beutelmaus, Phas- cogale mit 9 Arten. Zu den Insektenfressern zahlt man 19 146 den Ameisenbeuller, Myrmecobius mit einer, Fersen- fuss, Tarsipes mit einer, Perameles, Beuteldachs mit 11 und Spitzbeutler, Chaeropus mit einer Art. Pflan- zenfresser sind Kuskus, Phalangista, mit 10, Fliegphalan- ger, Petaurus, mit 8, Koala, Pbascolarctos mit einer, Potoruh, Hypsiprymnus mit 10, Kanguruh, Halmatu- rus mit 44 und Wombat, Phascolomys mit einer Art, also 96 Beutelthiere. Dazu kommen noch die zwei in ihrer Art ganz einzig stehenden Monotremen Schnabel- thier , Ornithorhynchus und Ameisenigel, Tachyglossus, jede nur mit einer Art. So bildet also Australien mit Saugethieren, Vogeln, Amphibien und Pflanzen eine durchaus eigene Welt, in welcher aber noch manches zu entdecken sein wird, Selbst sein ihn bewohnender Menschenstamm kann nicht leicht eingereiht werden, er ist weder Papu noch Ma- laje noch Neger. Die vorweltliche Schopfung ist fiir dieses Land noch sehr unbekannt, doch wissen wir schon, dass einst grossere Thiere daselbst gelebt ha- ben, Beutelthiere aber schon in der vordiluviauischen Periode dort vorhanden waren. Australien ist und bleibt aber ein ganz fiir sich bestehendes Land, das keinem andern auch nur anniihernd gieicht. Afrika, Neuholland ahnlich an Diirre und Armuth an Wasser, ist dennoch reich an eigenen Thieren, es ist ein schon im hohen Alterthum bekannter und doch bis jetzt in manchen seinen Theilen noch fast vol- lig unbekanuter Welttheil, da Ungesundheit, beson- ders seiner westlichen Theile, und Unduldsamkeit und Barbarei seiner menschlichen Bewohner bisher fiir die Europaer fast jeden Versuch vereitelten, vom Westen her einzudringen , nur die vom Cap ausgehenden Rei- sen hatten gliickliche Resultate und Nordafrika wurde 147 in neuern Zeiteii durch Bruge, Salt, Riippel, Ehrenberg, Schimper, Russegger und andere mehr durchforscht und durch die Besetzung von Algerien ward manches neue entdcckt oder Vergessenes wieder bekannt. Wenn wir nach den neuen Entdeckungen, welche uns meh- rere Arten der grossten Thiere kennen lernten, schlies- sen diirfen, so muss noch unendlich viel zu entdecken sein, da die kleineren Insektenfresser, Handfliigler, Na- ger, alles nachtliche Thiere sind, welche dem aufmerk- samsten Reisenden nur durch Zufall bekannt werden und selbst dem Ureinwohner unbekannt sind, so lasst sich erwarten, dass noch sehr yiel zu entdecken iibrig bleibe. Jetzt kennen wir 43 eigene Gattungen von Siiu- gethieren mit 422 Arten, welche mit sehr wenigen Ausnahmen nirgends anders vorkommen. Man muss aber die Fauna Afrika's wieder in zwei Theile theilen, in die Fauna des Festlandes und diejenige von Mada- gaskar, welche fast eben so verschieden ist wie dieje- nige Australiens von Asien, wahrend dort die Fauna der Sundinseln mit der des festen Landes sehr viel ge- mein hat Betrachten wir also das feste Land Afrika's, so finden wir zuerst eine Menge von Vierhandern, dem Orang-utan der Sundinseln gegeniiber erscheint hier der ebenfalls ungeschwanzte und dem Menschen noch ahnlichere Chimpanse, Troglodytes niger, von dessen Charakter im Alter wir noch wenig Geniigendes wis- sen. Bie Langarme Asiens haben keinen Representan- t«n in Afrika, wohl aber die vierfingerigen Schlankaf- fen in den Stummelaffen , Golobus, von welchen 9 Ar- ten bekannt sind. Zahlreich an Arten, den asiatischen Makaks gcgenubcr, treten die Meerkatzen, Cercopithe- cus in 25 Arten auf; unruhige, neckische, aber intcUi- 148 gente Thierc. Afrika eigen ist die Gattung der unver- schamten, bosartigen, nur in der Jugend zahmbaren, im Alter abscheulichen Paviane, Cynocephalus mit 9 Arten. Asien hat nur auf Celebes einen Representan- ten dieser Gattung, den schwarzen Pavian. Endlich noch ist der ungeschwanzte tiirkische oder gemeine Affe, Jnuus ecaudatus eines der wenigen Thiere, wel- ches Afrika mit Europa gemein hat. In allem zahlt Afrika 45 Arten Affen, Asien 53 in eben so vielen Gattungen. Die Familie der Halbaffen tritt auf dem festen Lande Afrikas nur mit der Gattung Galago, Oto- licnus mit 7 Arten und Poto, Perodicticus mit einer Art auf. Asien hat dagegen die Gattungen Lori, Tar- sius und Fliegmaki in 6 Arten. Die iibrigen Halbaffen linden sich alle in Madagaskar. Die Handfliigler wer- den in Afrika representirt durch 10 Arten der Gattung Flughund, Pteropus, welche Gattung es mit Asien ge- mein hat, 3 Arten Gramler, die Gattung mit Asien und Amerika gemein, 10 Arten Fledermause, 3 Schwirr- mause, Nycticejus, 4 Grabflieger, Taphozous, 6 Hohlna- sen, Nycteris und 7 Kammnasen, Rhinolophus, keine eigene Gattung. Insektenfresser sind eigene 6 Igel, 14 Spitzmause, ganz eigenlhiimlich die Gattung Springriissler, Macros- celides mit 8 Arten und Goldwurf, Chrysochloris mit 7 Arten. Die Fleischfresser zahlen nur einen Baren, Ursus Crowtheri aus Tetuan, 1 Ratel, Ratelus capensis, 2 Wiesel, 3 Otter, 11 Zibetthiere, 12 Ichneumons, 1 RoU- marder (Paradoxurus Nubiae), 9 Hunde, 2 Hyiinen, 13 Katzen ( unter diesen letzteren ist der majestatische Lowe in zwei Varietaten, dem barbarischen und sene- galischen). Nur einen Ohrseehund, Otaria pusilla, end- 149 lich eine Riisselmanguste , Crossarchus. Eigene Gat- tuiigen des festen Landes sind die Gattung Rhabdogale, Bandiltis mit einer Art, Schnurrlhier, Rhyzaena mit ei- ner Art, Loffellmnd, Otocion mit einer Art, Proteles, Zibethhyane mit einer Art. Die ganze Ordnung der Beutelthiere fehlt, die Ordnung der Nager ist representirt mit den Gattungen Eichhornchen, Sciurus mit 16 Arten, Flughornchen, Pteromys mit 4 Arten, Ziesel, Spermophilus mit einer Art, Schlafer mit 5 Arten, Springmaus, Bipus mit 3 Arten, Maus mit 26 Arten, Rennmaus, Gerbillu mit 6 Arjten, Wiihlmaus mit 2 Arten, Stachelschwein mit ei- ner Art, Stachelschwanz, Atherurus mit einer Art, Hase mit 8 Arten. Eigene Gattungen hat Afrika's Festland aus dieser Ordnnng die Gattung Springhase, Pedetes mit einer Art, NacJitmaus, Heterocephalus mit einer Art, Erdgraber, Georhychus mit 4 Arten , Sandgraber , Bathyergus mit einer Art, Felsenmaus, Petromys mit einer Art, Kamm- lemming, Gtenodactylus mit einer Art, Borstenferkel, Aulacodus, mit einer, Baummaus, Dendromys mit 3 Arten, Loffelmaus, Mystromys mit 2 Arten, Sandmaus, Psaramomys mit einer Art, Elfenratte, Euryotis mit 6 Arten, Dickmaus, Malacothrix mit 2 Arten. Zahnlose Thiere hat Afrika g^nz eigen die Gat- tung Ameisenscharrer, Orycteropus mit 3 Arten und mit Asien gemein, die Gattung Schuppenthier, Manis mit 3 Arten. Pachydermen kommen in Afrika vor. Ganz eigen Flusspferd, Hippopotamus mit einer Art, Warzenschwein, Phascochoerus mit 2 Arten, dann ein Elephant, 4 zwei- hornige Nasliorner , 3 Arten Klippschliefev , Hyrax, 3 Pferde und 2 Schweine. 150 Die Gattung der Wiederkauer ist in Afrika am zahlreichsten an Arten. Beide Arten Kameele hat es mit Asien gemein, dann ein Bisamthier, Moschus aqua- ticus und einen Hirsch nur in Algerian, den Dammhirsch, dagegen 63 Arten Antilopen, ein Steinbock, ein Schaf, 2 Ochsen. Als Gattung ist ihm eigen die Gattung Ka- meelparder, Camelopardalis mit einer Art, der Giraffe. Von Cetaceen endlich besitzt Afrika cinen Manati und etwa 5 Delphine. Von alien diesen Gattungen und Arten finden wir in Madagaskar keine. Es fehlen hier alle Affen ganz- lich und die Vierhiinder werden dagegen durch die ei- gentliche Makis representirt, namlich durch 15 Arten der Gattung Maki, Lemur und durch die Gattungen Katzenmaki, Chirogaleus, Rattenmaki, Myocebus, Schlaf- rattenmaki Scartes, Zwergmaki, Microcebus, nur mit 6 Arten zusammen, dann die Gattung Indri, Lichano- tus mit einer und Avahi, Habrocebus mit 2 Arten. Die Handfliigler zahlen nur sehr wenig Arten aus der Gattung Flughund, Pteropus, es sind hochstens 4 Arten bekannt. Dagegen kommen die Insektenfresser nur in den ganz eigenen Gattungen Igelchen, Ericulus mit 2 Arten, Borstenigel, Centetes mit 3 Arten, Sokina, Echinogale mit einer Art, Falanruk, Eupleres mit ei- ner Art. Es fehlen alle Gattungen der Raubthierc an- derer V^elttheile, dagegen treten auf die Gattungen Galidictis, Streifmarder mit einer Art, Galidie Galidia mit 3 Arten und Beutelfrett , Gryptoprocta mit einer Art und Hundsmanguste cynctis. Von Nagern lindet sich die Gattung Age - Age, Cheyromys mit einer Art, von alien andern Nagern finde ich keinc Gattung oder Art angefiihrt. Wenn man also die Behauptung aufstellt, dicse grosse Insel 151 sei nach einem ganz andern Typus geschaffen, als alle andern Welttheile , was sich auch bei den Vogeln und Reptilien zeigt, so zeigt sich dieses wohl aus dem An- gefiihrten als hinliinglich begriindet. Indess ist Mada- gaskar im AUgemeinen noch zu wenig bekannt, als dass man eine vollstandige Uebersicht seiner Fauna hatte. Nehmen wir es aber mit Afrika zusammen, so erscheint dieser Welttheil jetzt wenigstens viel armer an Sauge- thieren als Asien; ganz gewiss sind noch viele Thiere dort zu entdecken, und wenn wir nach den neuern Ent- deckungen grosserer Thiere wie der Nashorner und An- tilopen schliessen konnen, so muss die Fauna der Sauge- thiere viel zahlreicher sein, als wir jetzt wissen. Von seinen fossilen Thieren wissen wir soviel als nichts; es lasst sich aber vermuthen, dass auch dort ehemals eine andere Schopfung vorhanden gewesen sei. Viele gros- sere Saugethiere, welche ehemals in gewissen Gegenden in Menge vorhanden waren, linden sich da nur noch sel- ten Oder sind ganz verschwunden. Zwar ist der Lowe in Nordafrika nicht selten ; aber wenn wir lesen, dass Pom- pejus zu den Spielen im Circus auf einmal 600 Lowen, wovon 360 Mannchen, Ceesar 400 geliefert haben, so miissen sie damals viel haufiger gewesen sein. Sie nah- men aber auch schon unter den Kaisern sehr ab ; Marc Aurel konnte kaum noch 100 aufbringen, und die Lowen- jagd wurde sogar den Privatleuten verboten, damit dies Thier bei den Spielen nicht fehle. Dieses Verbot wurde erst unter Honorius aufgehoben. Dieses bezieht sich auch auf den Panther, von welchem Thiere Pompejus einst 410, Augustus 420 nach Rom sandte. Der Ele- phant ist aus Nordafrika diesseits des Atlas und der Sa- hara ganz verschwunden, und doch last sich geschicht- lich nachweisen, dass die Carthager und Romer ihre 152 Elephanten aus Afrika bezogen, wiewohl die Romer un- bezweifelt auch asiatische Elephanten batten, wie sich aus den Miinzen ergiebt, auf welchen beide Arten sehr deutlich abgebildet sind. Am Kap waren bei dem Auf- treten der Hollander Elephanten, Nashorner, Hippopo- tame und viele Antilopen so haufig, dass man der Sicher- heit wegen auf sie .Tagd machen musste. Jetzt sind sie alle nur noch ausser den Grenzen der Kolonie anzu- treffen, und fliehen immer mehr ins Innere vor der Kultur und dem Schiessgewehr , welch letzteres iiber- haupt die Fauna ganzer Welttheile verandert hat und verandern wird, denn die Kultur vertragt sich mit dem Wesen einer Menge vor Thieren gar nicht, und mit wachsender Bevolkerung werden ganze Gattungen ver- schwinden, wenn nicht die Natur der Gegenden, welche sie bewohnen, sie schiitzt. Gehen wir auf Amerika iiber, so fallt sogleich auf, dass, sowie die Natur diesen Welttheil in zwei Theile getheilt hat, auch die Fauna ganz verschiedenen Gharak- ter haben muss. Siidamerika ist so ganz von Nord- amerika verschieden, als von Europa. Nur wenige Sauge- thiere sind iiber beide Gontinente verbreitet, oder ziehen sich von einem zum andern iiber. Siidamerika enthalt in 65 Gattungen 395 eigene Arten, welche wir, wie bei andern Welttheilen, nach den Ordnungen durchgehen wollen. In zahlreichen, aber von denen der alten Welt durch- aus vershhiedenen Gattungen treten die Affen auf. Die dicke Nasenscheidwand , der Mangel an Backentaschen und Gesassschwielen unterscheidet sie schon hinlanglich von den afrikanischen und asiatischen Gattungen. Alle sind geschwanzt und haben mehr oder weniger lange Schwanze, die bei mehrern Gattungen in Greifschwanze 153 sich ausbilden, welche, gleichsam eiiie fiinfte Hand bil- dend, diese Gattungen zu ausschliesslichen Baumthieren macht, die den Boden nie freiwillig betreten. Darun- ter gehoren die Gattung Briillaffe, Mycetes, mit 9 Ar- ten. Trage, gutmiithige, furchtsame Baumthiere, welche von der Petulenz der Affen wenig an sich haben. Klammeraffe, Ateles, schlank, mit nur 4 Fingern an den Vorderhanden, langen Gliedern und Greifschwanzen. Sie representiren die Stummelaffen Afrikas und die Schlankaffen Asiens mit 10 Arten. WoUaffen, Lagothrix, mit 3 Arten. Rollaffen, Cebus, mit 12 Arten. Sie repre- sentiren in mancher Beziehung die afrikanischen Meer- katzen. Die iibrigen Gattungen haben lange, aber schlaffe Schwiinze, sie iihneln keiner Familie der alten Welt und bilden die Gattungen Springaffe, Callithrix, mit 7 Arten. Saimiri Chrysothrix mit 2 Arten. Nacht- affe, Nyctipithcus mit 3 Arten. Schweifaffe, Pitheciamit 8 Arten. Eine dritte Familie endlich nahert die Af- fen den Eichhornchen in etwas, namlich die Seiden oder Eichhornaffen mit 20 Arten. Die Vorderhand ist nicht mehr vollkommen. Aus der Ordnung der Vierhander hat also Amerika 74 Arten in 9 Gattungen. Ebenfalls zahlreich sind die Handflugler und Ame- rika ganz eigen die Gattungen Phyllostoma und Glosso- phaga und man kann sie unter dem Namen Blattnasen zusammenfassen ; sie ziihlen 47 Arten und sind als Blut- sauger eine Plage fiir Menschen und Thiere. Die Gat- tungen ohne Nasenblatt sind Gramler, Dysopes mit 38 Arten, Fledermaus, Vespertilio, mit 22 Arten, Schwirr- maus, Nycticegus mit drei Arten, Stummelschwanz, Emballonura mit drei Arten. Diese Gattung ist mit Asien gemein, dann die Gattungen Chilonycteris, Lippen- flatterer mit 3, Furia mit einer wahrhaft scheusslich 20 154 aussehenden Art und Hasenschartler, Noctilio mit 3 Ar- ten. Klappenschwanz, Diclidurus mit einer, Desmodus, Biindelzahn mit 2 und Brachyphylla mit 2 Arten, zu- sammen 166 Arten. Die Insektenfresser ziihlen nur zwei Gattungen, namlich eine Spitzraaus mid die Gat- tung Spitzriissler, Solenodon mit einer Art. Die Raubthiere sind zahlreich an Gattungen und Arten. Mit andern Welttheilen gemein hat Siidamerika Thiere aus den Gattungen Bar, Wiesel, Otter, Katze und Hund. Vom Bar kommen 2 Arten in den Anden vor, vom Wie- sel 3 Arten, von Ottern 8, von Hunden 9. Am stiirk- sten representirt ist die Gatlung der Katze, namlich mit 21 eigenen Arten, worunter der Jaguar, Felis onca, den asiatischen Tieger representirt und wie der Puma, Felis concolor oder amerikanische Lowe iiber fast ganz Amerika verbreitet ist. Es sind dicse zwei Katzen iiehte Charakterthiere Amerika's, beide, besonders der erste selbst dem Menschen gefahrlich, noch mehr aber den Heerden. Der Puma steigt hoch in die Anden hinauf, der Jaguar ist der Tjrann der Walder und Flussgebiete. Ganz eigene Gattungen sind die Nasenthiere, Na- sua mit 5 Arten, der Wickelbar, Cercoleptes mit einem Greifschwanz, mit zwei Arten, die Gattung Uron, Galic- tus, (ehemals Gulo) mit 3 Arten, die Gattung Pterurus, Saumotter mit einer Art, Cynalicus, eine ganz neue, den Hunden verwandte Gattung mit einer Art, Cynali- cus melanogaster. Mit Nordamerika gemein sind die Gattungen Stinkthier, Mephitis, von welcher Sudamerika 8 Arten besitzt und Waschbar, Procyon nur mit einer Art. Statt des Wolfes hat Siidamerika den rothen Wolf und 8 eigene Fiichse. Auch hat dieser Welttheil 8 ei- gene Seehunde. Beutelthiere sind zahlreich durch die Gattungen 155 der Beutelratte, Didelphis und durch den merkwiirdi- gen Schwimmhander, Chironectes representirt, aber durch- aus verschieden von den asiatischen und australischen Gattungen. Die Beutelratten zahlen 33 Arten, dagegen nur einen Schwimmhander. Die Nager sind zahlreich an Gattungen und Arten, Eichhornchen 14 Arten und Maus 68, Wiihlmause 3, Hasen nur 2. Charakterarten sind die Gattungen Viz- cacha, Lagostomus Vizcacha, als Representant der Spring- mause, Dipus und Pedetes in Afrika, Chinchilla, Erio- mys mit zwei Arten, Lagotis, Hasenohr mit 2 Arten Representanten unserer Murmelthiere und hoch aufden Anden. Habrocoma, Seidenmaus mit 2 Arten, Octodon, Strauchmaus, Galea, Wieselmaus, Schizodon, Grabmaus, Psammoryctes , Sandgraber, Plagiodontia, Schiefzahn, jede mit einer Art, Schweinsmaus, Capromys mit 3 Ar- ten, Lanzenratte, Loncheres mit 21 Arten, Kammaus, Ctenomys mit 3 Arten, Furchenmaus, Reithrodon mit 3 Arten, Warzenmaus, Akodon, Flussmaus, Myopotamus, jede mit einer Art, Coendu Gercolabes oder Wickel- ^chwanzstachelthier mit 7 Arten. Ganz eigen ist dann die Familie der Hiipfpfotler, Subungulata mit den Gat- tungen Meerschweinchen, Cavia mit 4 Arten, Aguti, Da- syprocta mit 12 Arten, Paka, Coelogenys mit 2 Ar- ten und endlich das Wasserschwein , Capybara, der grosste aller Nager. Im Ganzen 161 eigene Arten und 22 wohl bestimmtc Gattungen. Die zahnlosen Thiere gehoren durchaus eigenen Gat- tungen an. Die merkwiirdigen Faulthiere, Bradypus, wel- che ganz Baumthiere sind, mit 6 Arten, die ebenso merk- wiirdigen Giirtelthiere, Dasypus, welche die Schuppen- thierc representiren , mit 9 Arten, Schildtrager, Ghla- myphorus mit einer Art und als Representant der afri- 156 kanischen Ameisenscharrer, die Ameisenfresser, Myrme- cophagea mit 4 Arten. Die Pachydermen sind nur durch zwei Nabel- schweine, Dicotyles und zwei Tapire vertreten. Als neue Gattung tritt unter den Wiederkauern statt des Kameels die Gattung der Lama, Auchenia mit wenigstens zwei Arten auf. Die in Afrika fehlenden Hirsche erscheinen mit 8 Arten, die Antilopen, Och- sen und Schafe fehlen ganz, dagegen findet sich als cetaceum ein Manati in den Fliissen und die Gattung Inia in Bolivia. Zahlreiche Knochen-Ueberreste vorweltlicher Thiere zeigen, dass in ganz Amerika einst gigantische Thiere gelebt haben, welche den grossten der alten Gontinente nichts nachgaben, ja sie noch iibertrafen, wie die Me- gatherien, Megalonix, Mylodon, Toxodon, Mastodon, Hydrarchus, zum Theil den jetzt lebenden Thieren ahn- lich, aber gigantischer, zum Theil ganziich verschieden. Ja selbst Pferde bewohnten ehemals Amerika; sogar Giirtelthiere und Faulthiere, welche den Nashornern und Elephanten wenig nachgeben. Einen ganz entgegengesetzten Charakter zeigt Nord- amerika, es hat wenig eigene Gattungen und Arten und mit Siidamerika viel weniger gemein als mit Europa und Nordasien und ziihlt 213 Arten. Die Vierhander fehlen ganz. Die Handfliigler zah- len nur 17 Arten Fledermause , alle ganz eigen und 4 Schwirrmause, Nycticejus. Die Insektenfresser beste- hen aus 13 Arten Spitzmausen und den eigenen Gat- tungen Wasserwurf, Scalops mit 4 Arten, Sternnase, Rhinaster mit 3 Arten, beide als Representanten der europaischen und asiatischen Gattung Maulwurf und der afrikanischen Goldwurf (Ghrysochloris). 157 Von Raubthieren kommen vor die Gattungen Bar mit 4 Arten, nur eine Art, der schwarze Bar, eigen, Dachs, eine eigene Art. Wiesel 7 Arten, davon nur 4 eigen, die andern gemein mit Europa und Asien, ein Vielfrass, Gulo , gemein mit Europa und Asien, 3 Ot- ter, der Seeotter, Enhydris, gemein mit Nordasien. Mit Siidamerika hat es gemein die Gattung Stinkthier, Mephitis mit 8 eigenen Arten, Waschbar, Procyon mit 5 eigenen Arten, Hund mit 7 eigenen Arten und 2 ge- mein mit Europa und Asien, den Wolf und den Isatis, canis lagopus , Katzen 5, davon eigen 4. Der Puma ist in ganz Amerika von Canada bis Patagonien, See- hunde 6 mit dem Norden der alten Welt gemein, ebenso das Wallross, Trichechus. Ihm allein eigen hat Nordamerika in Mexico die Gattung Katzenfrett, Bas- saris. Beutelthiere hat Nordamerika 4 eigene aus der Gattung Beutelratte , Didelphis. Die Nager sind repre- sentirt durch 26 Eichhorner, 4 Backenhornchen, Ta- mias, 4 Flughornchen , Pteromys, 8 Murmelthiere , 12 Ziesel, 1 Schlafer, 9 Mause, 1 Hamster, 16 Wiihlmause, 1 Biber, 15 Hasen, 1 Pfeifhase, zusammen 101 Art ei- gen. Aber hier treten auf als eigene Gattungen Schen- kellhier, Meriones mit drei Arten, Taschenmaus, Asco- mys mit 2 Arten, Haufenmaus, Thomomys mit 1 Art, Sandratte , Geomys mit 7 Arten, Sewellel aplodontia mit einer Art, Urson, Erethyzon mit einer Art, Zibeth- maus. Fiber mit einer Art, Schlingzahn, Sygmodon mit einer Art, Bilchratte, Neotoma, 2, Taschenmaus, Pero- gnathus, 1, Sackmaus, anthophilus, 1, also 11 eigene Gattungen mit 21 Arten und eigene Nager 122. Die Ordnungen der Zahnlosen und Pachydermen fehlen, die Wiederkauer aber haben von Hirschen 8, davon eigen 158 6 Arten, Antilopen 2 eigene, Ziegen 1, Schafe 2, Och- sen 2. Nur das Rennthier und Elenn sind mit Asien mid Europa gemein, ebenso die Cetaceen. Ziehen wir nun nach dem Angefiihrlen iiber die Verbreitung der Gattungen Schliisse, so ergibt sich, dass unter alien Saugethieren nur ein einziges Welt- biirger ist, namlich der Hund, welcher vermoge seiner Organisation allenthalben da leben kann, wo der Mensch lebt, im kaltesten Gronland und im heissesten Afrika; doch hat jedes Klima und jeder Welttheil seine eige- nen Varietateu und die Geschichte zeigt uns, dass meh- rere Varietaten sich verloren haben, andere neu ent- standen sind. Die Griechen und Romer batten andere Racen als wir. Neben dem Hund haben unsere Haus- thiere Pferd, Esel, Schaf, Ziege und Schwein die meiste Verbreitung, gehen aber nicht soweit nach Norden und Siiden, als der Hund und sind in Amerika und Neuhol- land nur eingefuhrt haben sich aber besonders in Ame- rika in zahllosen Heerden fortgepflanzt und auf die Sitten und Kultur seiner Rewohner einen unermessli- chen Einfluss gehabt. Die allgemein verbreiteten Ordnungen sind die Handfliigler und Nager, welche ausser einigen Inseln, wie Neuginea, nirgends fehlen. Die zahlreichsten Gat- tungen sind Fledermaus mit mehr als 120 Arten, Maus mit 160, Eichhornchen mit 80. Von Jnsektenfressern die Spitzmause mit 60, von Reutelthieren die Kangu- ruhs mit 44, von Raubthieren die Hunde mit 45, die Katzen mit 70, von Wiederkauern die Antilopen mit 75 Arten, wovon Afrika allein iiber 50 Arten zahlt, Hirsche 36, davon Afrika nur eine Art, im nordlichen Theil, besitzt. Remerkenswerth ist die Armuth der Siidseeinscln, i 159 Neuguinea und Neu-Seeland an Saugethieren , da auf den Siidseeinseln nur der Hund und das Schwein ange- troffen werden und diese dort wahrscheinlich nur ein- gefiihrt. Sollte nicht diese Armuth die Ursache der Menschenfresserei, welche dort so allgemein herrschte, gewesen sein? Neuguinea hat indess wahrscheinlich mehr Saugethiere , als bis dahin bekannt sind , da sich der giinzliche Mangel an Nagern und Handfliiglern, wel- che doch in Neu-Holland, wenn auch sparsam, vorhan- den sind, kaum denken lasst. Das so allgemeine Vor- kommen dieser kleinen Thiere scheint anzuzeigen, dass sie eine wichtigere RoUe in der Schopfung spielen, als wir einsehen. Verminderung der Insekten und Ein- schriinkung des allzusehr wuchernden Pflanzenreichs scheint besonders durch sie erzweckt zu werden, wah- rend ihre allzugrosse Vermehrung wieder durch die Menge ihrer Feinde und durch die kurze Dauer ihres Lebens begranzt wird. Ein solcher Ueberblick der Ver- theilung der Thierwelt, besonders, wenn er auch die iibrigen Klassen des Thierreichs befasst, lasst uns tiefe Blicke in die Geheimnisse der Schopfung thun und die Mittel kennen, wodurch die Natur das Gleichgewicht und damit die ewige Ordnung der Dinge zu erhalten weiss, besonders da, wo der Mensch mit seinem Einfluss nicht hinreicht. Dieser aber wird, um sich selbst zu erhalten, gezwungen, yielfache Eingriffe in diese natiir- lichen Anordnungen zu machen. Der Schopfer gab ihm dazu die grosse Intelligenz. Nur da, wo er nicht herrscht, geht die Natur ihren ungestorten Gang und es wird dem Forscher klar, dass kein Geschopf unniitz vorhanden, sondern eines fiir das andere geschaffen ist, und somit alle zur Erhaltung des Ganzen beitragen und ihre Bestimmung erfiillen. Beilage XI. der im Canton Schaffhausen vorkommeiiden Thiere Yon Herrn A. Seller. So reich unser Canton an Ueberresten vorsiind- fluthlicher organischer Wesen ist, deren Bruchstiicke sich sowohl am tiefsten Punkte unsers Cantons, in un- serm Steinbruch linden, wie auf den hochsten Gegen- den unserer Berge und zwar dort in grosser Menge, wie Ihnen unser verehrte Prasident, Herr Laffon, in seiner Eroffnungsrede bereits mitgetheilt, — eben so arm ist dagegen das Verzeiehniss der jetzt lebenden Thierarten im Cantone im Vergleich mit andern Ge- genden der Schweiz. Wir mangeln ganz der reichen Alpentriften , die dem Sammler so reiche und eigen- thiimliche Schatze darbieten, sowohl an Pflanzen als an 161 Thieren aller Klassen. Die subalpine und alpine Region fallen ganz weg und mit diesen so viele, nur unserm Vaterlande eigenthiimliche Thiere. In Bezug auf Ho- henverhaltnisse bietet also unser kleine Canton nur 2 Regionen dar, die der Ebene, wozu ich die Umgebun- gen der Stadt, das Klettgau und einen Theil des Reiath rechne und die letzten Verzweigungen des Jura, unsern so interessanten und an Versteinerungen so reichen Randen, der sich durchschnittlich 500' iiber den Thal- boden des Klettgau und 2700' iiber das Mittelmeer erhebt. Beide Theile sind zudem wasserarm zu nennen, denn der Rhein mit seinen tief eingeschnittenen, scharfbegranzten Ufern, fast iiberall von cultivirtem Land eingefasst, bildet nirgends sumpfige Orte; — die wenigen Biiche, im Friibjahr oft verheerend die nie- deren Ufer iiberschreitcnd , trocknen meist im Sommer ganz aus, kein See, keine Teiche, keine Schilf- und Riethmoore sind zu untersuchen, so dass also die Zahl der Wasserbewohner ganz klein ist und wir auch da wie- der gegen mancli andern Canton zuriickstehen. End- lich hat der Botaniker wie der Zoologe eine Klage zu fiihren iiber das, ws(s sonst in anderer Beziehung Wohl- that fiir das Land ist, — das Fortschreiten der Cultur, nothwendig bedingt durch die immer stark zunehmende Bevolkerung, die sich jedes Fetzen Erdreiches bemiich- tigt und bebaut, keine sonnigen Abhiinge mehr brach liegen und keine Waldrander mehr unbeachtet lasst; denn mit der ausgedelmteren Feldwirthschaft geht auch das Forstwescn Hand in Hand und die Ausbeute fiir den Sammler naturhistorischer Gegenstande wird da- durch gewaltig geschmalert, und da ohnehin unser Can- ton nur klein ist, habe ich also nur ein kleines Feld 21 162 zu iiberblicken und habe da gar nichls nnr uns eigen- thiimliches Ihnen aufzuzahlen. Die jagbaren Thiere beschranken sich ungeachtet der vielen Jager doch immer noch auf einige Rudel Rehe, Hasen und Fiichse, selten kommt ein void Schwarzwald oder den Siegmaringischen Waldcrn her- iiber gejagter Hirsch oder Wildschwein zu uns, wahr- scheinlich von eben daher kam auch eine schone wilde Katze (Catus ferus), die vor 2 Jahren li/s Stunde von hier im Neunkircher Walde geschossen wurde und nun auf unserer naturhistorischen Sammlung steht. Dachse (Meles vulgaris) finden sich fast alle Jahre noch auf den Hohen hinter Stetten und an andern Or- ten des Reiaths, wo sie im Herbst ausgegraben wer- den. Igel (erinaceus europseus) sind nicht selten und finden sich selbst oft ganz nahe bei der Stadt in Gar- ten; — selten dagegen ist der Fang eines Fischotters (Lutra vulgaris), von dem friiher ein Paar an den Fel- sen unterhalb der Stadt wohnten, die aber nun ganz ausgerottet sind; das auf dem Museum stehende Exem- plar ist vor 2 Jahren oberhalb der Briicke geschossen worden und vermuthlich vom Untersee herabgekom- men. Von Nagern findet sich noch MyoxUs glis und muscardinus, wenn auch selten. — Die schwarze Haus- ratte (Mus rattus) war noch vor 20 Jahren eine wahre Plage, besonders in den hiesigen Miihlen, ist nun aber ganz vertrieben von der Wanderratte (Mus decumanus) und ist nun so selten, dass es mir selbst gegen Ver- sprechen eines Trinkgeldes noch nicht gelingen konnte, ein Exemplar fiir das Museum zu erhaltcn, der Tausch ist zwar keinesweges vortheilhaft ; dcnn wiihrend jene nur auf die Miihlen, das Schlachthaus und wenige an- dere Gebaude beschrankt warcn, sind diese nun iiber 163 die ganze Stadt verbreitet, wozu die neu angelegten unterirdischen Abzugskanale ihnen die bequemsten Zu- fluchtsorter darbieten. Mus musculus und silvaticus ist ebenfalls haufig, Hypudaeus terrestris in unsern Wiesen in den Thalern, selten jedoch auf dem Randen, bis wohin auch Talpa europaea kommt, und die gelbe Varietet nicht gar sel- ten ist. Von Spitzmausen kommt einzig Sorex araneus vor. Haus-, Edelmarder und litis sind im ganzen Can- ton zu treffen und trotz alien Nachstellungen nicht sel- ten die Plage von Hausfrauen, Mustela Erminea ist oft, besonders dem Rheine nach zu treffen, seltener dagegen das kleine Wiesel. Fledermause sind noch nicht genug beobachtet, mir ist bis jetzt nur Vespertilio murinus, auritus und discolor vorgekommen, Rhinolophus hipposideros ein- mal, doch soil auch nach Beschreibung von Landleu- ten die grosse Hufeisennase zuweilen gefangen werden. Ich hoffe mit der Zeit das Verzeichniss der Handfliig- ler noch vermehren zu konnen. lleber die Zucht der Hausthiere kann ich Ihnen nur wenig bemerken, Schaffhausen besitzt keine eigen- thiimlichen Racen. Unsere Pferde sind ein starker, kei- neswegs aber schoner Schlag, das Hornvieh ist meist klein, eine Mischung von Schweizer- und Schwaben- vieh, davon viel zu uns gebracht wird, Schafzucht wird fast gar keine getrieben; wichtiger dagegen ist die Schweinezucht, die besonders in den Gemeinden Sib- lingen und Beringen von Belang ist. Es werden zum Theil ungarische und bairische Schweine gemastet, mehr aber noch einc auch ausser 164 dem Canton gesuchte sogenarinte Land- oder Klett- gauer Race. Seit einigen Jahren kommt die sogenannte engli- sche Race in Credit und die ZuchJ derselben ver- mehrt sich. Hementhal und Merishausen, 2 in engen Randen- thalern gelegene Dorfer, zielien sehr viele Esel, die nicht nur als Zug- und Tragvieh benutzt werden, son- dern nach Ziirich und vielcn andern Orten werden Ese- linnen der Milch wegen vermietiiet. Die Zahl des Viehstandes ist laut letzter Zahlung: Pferde . . 1496 Stiick, Rindvieh . . 9632 „ Schafe . . 820 „ Ziegen . . 2374 „ Schweine, . . 856 „ Die Regierung sucht durch Pramien den Viehstand zu heben und gute Racen zu begiinstigen, aber ohne grossen Erfolg. Von Privaten wird wenig dafiir gethan. Eben so enge beschrankt wie bei den Saugethieren ist die Zahl der Vogel. Wasservogel inangeln uns fast ganz, nur ein ganz strenger Winter, wenn der Roden- see zugefroren ist, bringt diese Vogel auf den Rhein, wo sie aber sogleich wieder verschwinden , sowie der See wiederum offen wird. Carbo cormoranus und Co- lymbus glacialis ist unter diesen Verhaltnissen schon in der Nahe der Stadt auf dem Rhein geschossen wor- den, Mergus merganser ist weniger selten. Anas eruca und querquedula finden sich noch am hiiufigsten. Anas rufina, Rorchas und einige andere Arten kommen bis unterhalb Stein vor, Podiceps minor, findet sich oft. Larus ridibundus, hier Alebok genannt, kommt im 165 Winter oft in kleinen Truppen dem Rhein nach hinun- ter, Fulica atra unci Rallus aquaticus finden sich mehr noch im Miihlcnthalerbache als am Rhein. Seltener noch als Wasser- sind die Sumpfvogel. Storchen hat es keine mehr in unserm Canton. Vor wenig Jahren noch nistete ein Paar, das nun seine Rechnung auch nicht mehr findet. Numenius arquatus wird etwa auf dem Strich geschossen, Schnepfen ste- hen mit der Menge der Jager in keinem Verhaltniss mehr, Ardea cinerea zeigt sich bisweilen, selten, dass eine andere Art etwa auf dem Durchzug geschos- sen wird. Von Hiihnervogeln ist die Wachtel in Kornfeldern ziemlich haufig, selten jedoch kommt ein Rebhuhn vor, andere Arten gar keine. In unsern Waldungen findet sich Columba palum- bus jedes Jahr, Columba risoria wird auf dem Lande oft gehegt und hat gemeiniglich ihren Stand unter dem Ofen, weil der Glaube, dass sie manche Krankheiten an sich ziehe, bei dem Landvolke feststeht, Spechte sind im Ganzen selten, doch kommen alle in Schinz's Fauna helvetica angefiihrten Arten bci uns vor, mit Ausnahme des dreizehigen. Ein Widhopfparchen briitet alljahrlich in dem Wald- chen vis a vis vom Rheinfall, ist iiberhaupt im ganzen Canton, Tichodroma phoenicoptera , dieser zierliche Mauerliiufer, ist alle Winter zu finden ; an den Mauern des Munolhs und des Schiitzenhauses wird er oft ge- sehen, mehr noch an den Felsen und Ruinen von Ho- hentwiel. Caprimulgus punctatus, den ich mich erinnere als Knabe mehrmals lebend gesehen zu haben, ist mir al- 166 ler Nachfragen ungeachtet seit mehreren Jahren nicht mehr vorgekommen. Von kornerfressenden Vogeln sind besonders Ler- cheii bei uns haufig, man unterscheidet am Gesang ganz deutlich 2 Arten. Die Haubenlerche wurde die- sen Winter mehreremal in dcr Vorstadt bei den Miih- len von einem Fuhrmann mitPeitschenschlag gefangen, scheint sonst aber selten zu sein. Parus major, ater und coeruleus kommen oft vor, selten die Hauben- und Schwanzmeise. Nachtigallen finden sich hier keine vor, iiberhaupt sind die Sylviaarten nicht haufig und weder stark in Arten noch Mengezahl representirt, Zaun- konig und Goldhahnchen finden sich selbst in der Nahe der Stadt ziemlich oft. Von Turdusarten belebt einzig die Amsel unsere Walder , selten, dass andere Arten auf dem Zuge ge- fangen werden, Oriolus galbula zeigt sich oft mehrere Jahre nicht, dann kommen wieder mehrere Paare, die namentlich bei Stein nisten. Gleiche Bewandtniss hat es mit Nucifraga caryocatactes , dem Eichelhaher, der oft in grossen Fliigen ankommt und manche Jahre wie- der zu den Seltenheiten gehort. Von Corvusarten ist C. monedula haufig und nis- tet besonilers gerne auf dem Munoth und Oberthor- Thurme. G. pica schwarmt iiberall herum, nistet aber bei uns selten, C. cornix gehort zu den Seltenheiten. Strix otus und aluco sind nicht selten, Strix Bubo kommt bisweilen von Hohentwiel heriiber, andere Eu- lenarten sind mir keine bekannt. Adler und Geyer finden sich keine, wohl aber meh- rere Wether- und Falkenarten , auf welche zu wenig Jagd gemacht wird und die zum Theil auch schuld sind, dass in einigen Gegenden die kleioen Sangerarten 167 so stark abnehmen. Zu den seltensten gehdrt Milvus fusco ater und Buteo apivorus. Die in Schaffhausen verspeisten Fische kommen zum kleinsten Theil aus dem Canton, sondern werden meist aus dem Untersee, Forellen aber auch aus den Bachen des Schwarzwaldes und der Aa zu uns gebracht. Mancher seltene Fisch streicht wohl den Rhein hinauf, die Stromschnelle bei Laufenburg weist aber schon viele zuriick. Der Rheinfall setzt aber alien ein gebie- terisches »bis hieher und nicht weiter/^ Der Lachsfang ist dort Anfangs Winter bedeutend und eintraglich, man glaubte bisher, dass im Friihjahr alle wieder ins Meer zuriickkehren ; allein einige mit alien zum Fischfang dienenden Gerathschaften gut aus- geriistete Englander, die den Sommer iiber in der Nahe des Rheinfalls ein Gut bewohnten, haben bewiesen, dass Lachse zu alien Zeiten zu linden sind, im hohen Som- mer jedoch nur in der Nahe des Falls und in grosser Tiefe. Ebenso hat es dort ganz grosse Hechte und eine sehr gesuchte Delicatesse, den sogenannten Steinaal. Auch im Rhein sind iiberall grosse Hechte, na- mentlich zwischen den Felsen unten an der Stadt, wo vor einigen Jahren auch ein junger Wels (Silurus gla- nis) gefangen wurde, eine Fischart, von welcher sonst im Rhein keine Spur ist. Wenn Boden- und Untersee gefroren sind, so kom- men ganze Banke kleiner Fische verschiedener Art bei einander den Rhein hinab und halten sich dann an ru- higen Stellen, wo derZug des Wassers nicht gross ist,. auf, wo sie dann oft im eigentlichen Sinne nur geschopft 168 werden konnen und hier dann unter dem Namen Eis- fische pfuiidweise verkauft werden. Es soil die junge Brut von mindestens 10 Arten Fische des Boden- sees sein. Reptilien kommen im Ganzen sparsam vor, Colu- ber natrix bisweilen in Exemplaren von 4' Lange, die vielen kleinen Steinbriiche in der Niihe der Stadt sind ihnen ganz giinstige Aufenthaltsorte. C. austriacus kommt selten vor, Anguis fragilis ist haufig, von Ei- dechsen nur Lacerta agilis und muralis, Salamandra maculata fand ich schon in alien Grossen beisammen lebend 15 bis 20 Stiick. S. atra kommt nicbt bei uns vor. Welche Tritonarten, wage ich nicht mit Gewiss- heit zu bestimmen. Ich komme nun zu meinen Lieblingen, den Insek- ten. Hier besonders ist der Umstand bemerkbar, dass die Fortschritte der Gultur der Entomologie von gros- sem Nachtheil seien. Auf einer sandigen Anhohe nahe an der Stadt fand ich friiher jedes Jahr Ascalaphus lon- gicornis und auch einigemal Apalus bimaculatus, ein schones Gartoffelfeld hat diese nun ganz verdrangt. Wo ich sonst jedes Friihjahr an einem breiten Wald- bord am Randen Licinus depressus und Nebria brevicol- lis nur holen konnte , ist ein Kornfeld entstanden und von diescn Thieren keine Spur mehr. Friiher wurden beim Fallen der Eichen die Stocke im Boden gelassen und gaben einen giinstigen Aufcnthaltsort der Rinden- kafer, Cucujus bipustulatus und depressus fand ich meh- rere Mai, Brontes flavipes oft. Nun werden diese Stocke ausgegraben und zu Brennholz benutzt, und die Rindenkafer alle gehciren zu den Seltenheiten. Pap^ Jris in alien Varietiiten, Camilla und Populi waren auf der Strasse nach dem Klettgau haufig, die ^ 169 Waldrander zu beiden Seiten werden aber ausgeschla* gen und Ziehen sich zuriick, mit diesem verlieren sich die schonen freundlichen Schmetterlinge aber immer mehr. Gleiche Klage fiihrt auch der Botaniker, der manch' seltene Pflanze ganz vermisst und seiten findet, die friiher oft vorkam. Die Wechselwirthschaft der Felder, die nun betrieben wird, mag hiezu auch als Grund aufgefiihrt werden, auf den oft lange brach lie- genden Feldern konnte eben allerlei aufkommen, dabei manch' seltene Pflanze, was aber unter dem generischen Namen Unkraut zusammengefasst wurde. An solchen Orten fand ich z. B. Larinus Carlina und Cinara friiher an Disteln haufig, jetzt aber sehr seiten mehr. Der Unterschied der Fauna zwischen Ebene und Hohe ist nicht bedeutend in der Zahl der Arten, wohl aber in Bezug auf die Menge , besonders kommen un- ter den breiten Kalkschiefern am Randen die Cara- boden in Masse vor, von Anchomenus prasinus und Brachinus crepitans wiirden Tausende auf kurzen Strecken zusammenzubringen sein. Ich will Sie nicht mit Aufzahlung aller hier vor- kommenden Genus und Arten aufhalten, noch weniger die Zahlenverhaltnisse iiber Vorkommen der Menge beriih- ren, Entomologen, welche diese Verhaltnisse interessi- ren, steht meine Sammlung und Erfahrungen mit Ver- gniigen zu Diensten , ich beriihre hier nur wenige Ar- ten, welche ich fiir die seltensten halte. So zahlreich Cicindela campestris und hybrida sind, so seiten ist die kleine G. Germanica, wovon ich nur einen einzigen Fundort kenne, der nun durch eine neu angelegle Strasse noch zum Theil abgegraben ist. Stomis pumicatus, Ptcrostichus metallicus und pa- rum punctatus, Garabus gemmatus, Loricera pilicornis 22 170 mogen die seltensten hier sein. Eine auflfallende Er- scheinung war eine Clivinia arenaria in 2 Exemplaren unter Steinen auf der sonst diirren Hohe bei Griesbach zu finden, wohl 1/2 Stunde weit von allem Wasser, da dieser Kafer sonst feuchte Stellen, Bachrander liebt. Wasserkafer sind im ganzen selten, der Rhein zieht iiberall zu stark, als dass Schwimmkafer darin sich hal- ten konnen. Unten an der Fabrik von Ziegler-Pellis kommt Driops auriculatus vor, selten, dass ein Girinus erblickt wird. Ditiscen finden sich im Rhein keine, in Wassergraben und kleinen Sumpfstellen selten und meist nur kleine Arten. In einem einzigen zum Wei- chen des Hanf gegrabenen Wasserloch fand ich 7 Spe- cies, meist Hydrophorusarten , dabei aber auch Hyphi- drus ovatus in grossen und schonen Exemplaren; an gleicher Stelle aber auch und wohl 2 Fuss unter dem Wasser einen Riisselkafer, den Phytobius quadrituber- culatus an Schilf- und Bimsstangeln. Buprestiden sind selten, namentlich die grossern Arten, kleine, wie Nitidula laeta und punctata etc., wer- den im Friihjahr oft von dem Grase geschopft. So hau- fig Tachis minuta ist, so selten kommt die kleine Ta- chys pygmeea vor. Elater tummeln sich viele herum, murinus oft in so grosser Zahl, dass seine Larve vielleicht zu den schiidlichen gehort. Ganz grosse Exemplare von E. ferrugineus und aulicus kommen nicht selten vor, die klei- nen E. quadripustulatus und bimaculatus finden sich unter Steinen, vis a vis vom Rheinfall. Staphilinenarten haben wir recht viele, besonders scheinen mir die Stenusarten stark representirt, sovrohl in Bezug auf Arten, aber auch sehr oft auf Menge. In Ameisenhaufen fand ich bis jelzt nur 3 Arten, dabei 171 die sonst seltene Lomechusa strumosa. Andere Amei- sen liebendc Kafer sind mir sonst keine bekaimt aus- ser dem niedlichen Hister (Haterius) quadratus, von dem ich schon 2nial eine Colonic bei Formica nigra fand. Nicht ganz selten sind die Pirochroaarten rubeus und coccinea, bisweilen audi und zwar dann in Masse ist Cantharis vesica(oria, von Meloe haben wir 4 Ar- ten, dabei die niedliche kleine M. Sulla Hoffmegg. La- mellicornen sind massig vertreten, ich besitze von On- thophagus und Aphodienarten eine ziemliche Zahl, Me- lolontha vulgaris und solstitialis, auch Anisoplia hord- eola sind allbekannte verderbliche Gaste, und die Lar- ven der ersten Art sind dieses Jahr, besonders in Ger- stenfeldern eine grosse Plage und richten an einigen Orten bedeutenden Schaden an, der selbst die Halfte der Erndte betragt. Vereinte Maasregeln sind bis jetzt noch nicht genommen worden, die Regierung hat wohl das Einsammeln derselben empfohlen, in einzelnen Ge- meinden ist es obligatorisch , in andern geschieht aber gar nichts dagegen. Lucanus cervus ist in unserer Gegend sehr selten, wahrend er bei Stein oft und in ganz grossen Exem- plaren vorkommt. Da die Walder unserer Gegend aus vielen Baum- arten zusammengesetzt sind, so sind auch die Longi- cornen gut represcntirt, wenn auch keine Art bedeutend vorherrscht; aber merklich schadlich raochte ich fast die Larve mehrerer Rhagiumarten bezeichnen, Molor- chus dimidiatus kommt auch so oft vor in manchen .lahren, dass auch von dieser Larve mehr oder minder Schaden herriihren kann. Zu den sellensten gehoren Dorcadiuni fuliginator und bilinealum, Lamw curculio- noides, einige kleine Pogonocherusarlen. 172 Von den Rhynchophoren ist Bruchus granarius den Bohnen- und Erbsenfeldern ein grosser Feind und mir scheint selbst die Menge im Zunehmen, dagegen sind die eigentlichen Riisselkafer ohne bedeutenden Schaden, einzig die Anlhonomusarten den Apfelbliithen. An einer jungen Lerchenpflanzung verkiimmerten diess und das letzte Friihjahr viele junge Triebe, ich schreibe diess einer mir zur Zeit noch unbekannlen Larve zu. Borkenkafer haben wir manche Arten , doch seit langen Jahren traten sie nie mehr verderbend auf, weil wir wenig oder kein iiberstandiges Holz besitzen, viel- leicht dass auch klimatische Einfliisse dazu beitragen. Aus dem Heer der Chrisomeliden Coccinellen will ich keine Namen anfiihren, einzig den Eudomichus cocci- neus beriihren, der sonst mehr Alpin ist, welchen ich aber schon einigemal an Buchenstocken selbst in Tha- lern gefunden. Schmetterlinge haben wir, soviel mir bekannt, keine, die nicht auch in der ganzen iibrigen ebenen Schweiz vorkommen. Eigentliche Bergbewohner haben wir gar keine, der Randen ist sehr arm an Lepidop- teren, einzig noch die Zygaenaarten zeigen sich dort in Mehrzahl. Von schadhchen Arten sind mancherlei Wik- ler, besonders brumata , welche bedeutenden Schaden bringen. Das Vorkommen der Sphinxarten waren vo- riges Jahr bedeutend, wie noch selten in einem Jahr, mehrerc sonst selten vorkommende Arten fanden sich in Mcnge. Die Bienenziichter beklagten sich selbst iiber S. Atropos, so fing ein solcher vor seinem Bie- nenstand an einem Abend sieben Stiick und 2 Stocke gingen ihm fast zu Grunde in Folge von eingedrunge- nen, dann gestorbenen und in Verwesung iibergegan- genen Todtenkopfen. Dieses Friihjahr waren unserc 173 Walder besonders belebt durch Ph. Gau, deren ich auf einigen Excursionen eine Masse herumschwirren sah, alles aber nur Manner. Sonst scheinen mir die Noctuen dieses Jahr wie das vorige im Ganzen selten. Seidenzucht ist wohl hier schon versucht worden, doch bald wieder aufgegeben, noch nie aber im Gros- sen und mit Ausdauer betrieben worden, obschon un- serc Gegend dem Bau der Maulbeerbaume giinslig ist. Pap. Apollo war friiher nahe an der Stadt im Miihlen- thal haufig, auoh er gehort unter die Zahl der von der Cullur fortgescheuchten Insekten. Pap. Drorsa fand ich hier schon oft, noch nie aber sein 2tes Auftretea als P. Levana. Im Gebiet der Hymenoptern und 2 Fliigler wage ich nicht zu entscheiden, was allenfalls seltener in unserer Gegend vorkomme, da ich zwar wohl etwas davon ge- sammelt, im Ganzen aber solche zu wenig kenne, um das Seltene oder Eigenthiimliche herausheben zu konnen. Bienenzucht wird stark betrieben und ist in gliick- lichen Jahren ein artiger Nebenverdienst manches Landmannes, An Rhynchoten sind wir ziemlich reich , besonders an Waldsiiumen unserer Eichwalder fand ich schon manche, im Ganzen seltene Art, z. B. Arctocoris fulgi- nosus in sandigem Wege oben am Rheinfall einmal, Asopus custos, bidens und dumosus schon mehrere Mai, Alidus calcaralus, Syromaster quadratus, Ophalmi- cus grylloides, Geocoris ater, Pygolampis denticulatus gehoren zu den seltensten Wanzen. Cicada Orni kommt selten vor, unter den kleinen Arten ist die sonst wenig gefundenc Asiraca clavicornis in manchen Jahreu auf Esparsethfeldern noch oft zu treffen. 174 An Heuschrecken haben wir auf dem Randen man- che Arten, die griinen und rothen Schnarrheuschrecken sind haufig, der rosarothe Caloptenus italicus nur bei Stein am sogenannten Klingenberg. Libellen und Ephemeriden wenige, eine ganz kleine schwarze Ephemera kommt einzig oft wolkenweise aus dem Rhein. Raphidia ophiopsis findet sich an Tannen- rinde nicht selten. Die Arachniden sind hier noch von niemand gesammelt worden, doch weiSs ich von frem- den Sammlern so wie von Herrn Bremi in Ziirich, welche ich schon auf Excursionen auf den Randen be- gleitet, dass dort viele seltene Arten vorkommen , be- sonders an Phalangien. Noch weniger kenne ich die Wiirmer, 2 Arten Hirudo kommen in einemBach nahe bei der Stadl vor, ebenso Gordius aquaticus in ganz langen Exemplaren. Merkwiirdig, dass ich vorigen Sommer mehrere Locustenarten fand, mit noch leben- den Gordius im Leibe, ein solcher von 6" Lange lebte wohl 6 Tage in einem Glas mit Wasser, den ich aus einem Decticus verucivorus gezogen. Ich schreibe diess dem diirren Sommer zu, der unsere ohnehin seichten Bache auftrocknete, die junge Brut zog sich zwischen die Krauter und Graser am Ufer und von dort bohrten sie sich in die weichen Theile von andern, ihnen zu nahe kommenden Insekten. Ich erinnere mich wenig- stens, nie diese Erscheinung anders als in ganz trocke- nen Jahren beobachtet zu haben. Siisswasser^Conchilien haben wir keine bemerkens- werthe Art, Landschnecken nicht viele, indem die trocke- nen Kalkgebirge deren Vorkommen nicht giinstig sind. Clausilien sind auf dem Randen ganz selten, Bulimus detritus in verschiedener Farbung und Grosse an son- nigen Abhangen haufig. Die Variationen von Helix 175 hortensis sind selten, meist nur immer die 5bandrige, die braun- oder schwarzmiindige , H. nemoralis komml noch weit weniger vor. H. ericethorum und thymo- rum ist in alien seinen Abanderungen und Grossen in Unzahl an diirren Orten auf dem Randen und alien Ho- hen zu finden. Das nahe bei der Stadt sich ausmiin- dende Miihlenthal ist der Bildung von Scalariden sehr giinstig, 2 langgestreckte Exemplare, H. pomatia und 1 von H. hortensis sind, wie ich bestimmt weiss, schon dort gefunden worden, eine 4te, ganz frei gewundene, nun in unserer Sammlung sich findende H. pomatia fiitterte mein Vater 3 Jahre lang. Herr Blauner aus Bern fand in unserm Garten beim ersten Schritt in solchen eine links gewundene H. hortensis, wahrend mein Vater wie ich schon Jahre lang darnach suchte. Ueber die niederen Thierklassen , Wiirmer etc. weiss ich Ihnen nichts zu sagen, solche sind hier noch von niemand untersucht und gesammelt worden. Der Bandwurm kommt in unserm Canton sel- ten vor. V. -<»@^n ©e(Vllfd)afteu aU ©^^engtfcbfuk fiic Peitkfd)riften^ D^rljanljlungen unt> JHittljeilung^u. 1. Abhandlungen der Berliner Akademie aus dem Jahr 1844. 4. 2. Bericht der Berliner Akademie : Juli 1845 bis Juni 1846. 8. 3. Bulletins der naturforschenden Gesellschaft in Mos- kau. 1845. IV, 1846. I, II, III. 177 4. Nouveaux m^moires der naturforsch. Gesellschaft in Moskau. VIII. 1846. 4. 5. Memoires der k. Akademie zu Petersburg. Scien- ces naturelles. III. 1, 2. V. 3, 4. 6. — — — — Sciences malh. et phys. IV. 2. 7. Actes de la seance publique de I'Academie de Pe- tersbourg. 1843. 8. Verhandlungen der k. Leopold-Carolinischen Aca- demic. XIU. 2, 4. 9. Annalen der k. k. Sternwarte in Wien. Neue Folge. v., VI. und VII. 4. 10. Fiinfzehnjahrige Hygrometerbeobachtungen an der Sternwarte zu Wien. 1829—33, 1836—45. 4. 11. Meteorologische Beobachtungcn an der Wiener Sternwarte. 1840—45. 4. 12. Uebersicht iiber die Verhandlungen der Stockhol- merAcademie. 1845.Nro.8— 10. 1846.Nro.l— 6. 8. 13. Verhandlungen der Stockholmer Academic im Jahr 1844. 8. 14. Jahresbericht der Chemie u. Mineralogie. 1846. 8. 15. Nieuwe Verhandelingen des k. niederlandischen In- stituts in Amsterdam. XII. 3. 4. 16. Het Instituut of Verslagen en Mededelingen. 1845. 4tes Stuck, 1846 Istes, 2tes und 3tes Stiick. 8. 17. Abhandlungen der malhem. - physikal. Klasse der Academic in Miinchen. IV. 3. 4. 18. Almanach der Miinchner Academic fiir 1846. 8. 19. Biilletin der k. Academic in Miinchen. 1846. Nr. 6 bis 77. 4. 20. Prunner, die Ueberbleibsel der altagyptischen Men- schenrace. Miinchen. 1846. 4. fti. Lasaulx, iiber das Studium der griech. und rom. Alter thiimer. Miinchen 1846. 4. 23 178 22. Transactions of the Royal society of Edinburgh. Vol. XVI. Part. II. 4. 23. Proceedings of the Royal society of Edinburgh. XL Nr. 27 und 28. II. matt fd)miymfd)tn ^cfe\if6)afUn. 24. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. Nro. 79—101. 8. 25. Bulletin de la societe vaudoise des sciences natu- relies Nro. 11 — 15. 8. 26. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Ziirich. Nro. 1-^8. 8. 27. Denkschrift zur Feier des hundertjahrigen Stif- iungsfestes der naturforschenden Gesellschaft in Ziirich am 30. Nov. 1846. 4. 28. Memoires de la society des sciences nat. h Neucha- tel III. 4. 29. Schweizerische Zeitschrift fiir Medicin etc. 1846. II., III. und IV. Heft. 1847. I. Heft. 8. III. Mm Un gerrett l^nfafftvn. 30. Buhlmann, badarztliche Beobachtungen im GnonigeL A. 1842. 8. 31. Steiner, del baricentro di curvatura. Trad, dal tedesco dal S. L. Schlafli. Roma 1844. 8. 32. Brunner, de ratione quae inter fluidorum cohsesio- nem et Calorem aliasque vires moleculares inter- cedit. Berolini 1846. 4. 33. Miiller, botanisch-prosodischesWorterbuch. Pader- born 1841. 4. 34. Wolf, Konrad Gyger. Der physikalischen Gesell- schaft in Zurich zu ihrer Sacularfeier gewidmet. Bern 1846. 8. 179 35. Rau, iiber die Bedeutung und Aufgabe der Volks- medicin. Bern 1846. 8. 36. Trog, Tabula aualytica fungorum. Bernse 1846. 8. 37. Valentin, Grundriss der Physiologic. Braunschweig 1846. 8. 38. Valentin, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Zweite Aufl. Ersten Bandes erste Halfte. Braun- schweig 1846. 8. 39. Wydler, ein Beitrag zur Kenntniss der Gras-In- florescenz. 8. 40. Wydler, recherches entrepris dans le but de de- terminer Tordre qui preside au niouvement des 6tamines de la Rue (Ruta L.). 8. 41. Raabe, iiber die Anzahl und die Form der Bedin- gungsgleichungen, unter welchen eine Differential- gleichung der nten. Ordnung mit 2 Variabeln etc. 4. 42. Agassiz, nomenclator zoologicus. Fasc. 5 — 12. Soloduri 1847. 4. 43. Schinz, Emil, iiber die Schwingung des Reversions- pendels im widerstehenden Mittel. Aarau 1841. 4. 44. Marcou, reponse a une note de M.Ernest Royer. 1846. 8. 45. Studer und Durheini, Erwiederung auf den von Herrn Dufour an den eidgenossischen Kriegsrath gerichteten Rapport iiber die Bemerkungen gegen die neue Schweizerkarte. Bern 1847. Fol. 46. Loretan, die warmen Quellen des Leukerbades. Sitten 1845. 8. 47. Fischer, J. C, Notizen auf der Reise iiber Paris nach London etc. im Sommer 1845. Schaflfhausen 1846. 8. 48. Helferich, piidagogische Auffassung des Seelen- lebcns der Gretinen. Bern 1847. 8. 180 49. Ziegler, darstellende Geometrie. Winterthur 1843 — 1844. Atlas in Fol. 50. Lurati, le acque mineral! del cantone Ticino. Lu- gano 1845. 8. 51. Fellenberg, m6thode sure pour trouver et pour doser quantitativement Tarsenic dans des matieres empoisonnees. 1844. 8. 52. Escher von Berg, iiber die landwirthschaftlichen Interessen des Kantons Ziirich. 1836. 8. 53. Escher von Berg, iiber die Vertheilung des land- lichen Grundeigenthams mit besonderer Hinsicht auf den Kanton Ziirich. 1839. 8. 54. Biichi, ein Wort iiber Pestalozzis Leben und Wir- ken. Winterthur 1846. 8. 55. Blanchet, le lac Leman et ses divers niveaux. Ve- vey 1843. 8. 56. — — sur I'emploi des sels ammoniacaux. 8. 57. — — sur Fart de tailler la vigne et les arbres fruities. Lausanne 1844. 8. 58. Karakassi, die Erziehung der Kinder. Wien 1847. 8. 59. Mousson, Naturlehre fiir das Volk. Ziirich 1847. 8. 60. MoUinger, isometrische Projectionslehre. Solothurn 1840. 8. 61. Fellenberg, Analyse de Teau min6rale de I'AUiaz. Lausanne 1847. 8. 62. — — et Bischof, Expertise chimico - legale a Toccasion d'un cas d'empoisonnement. 8. 63. Marcou, notice geologique sur les hautes sommi- tes du Jura comprise entre la D61e et le Recu- lat. 8. 64. Wolf, die Lehre von den geradlinigen Gebilden in der Ebene, 2te vermehrte Aufl. Bern 1847. 8. 181 65. Mougeot, Considerations g6n6rales sur la v^g^ta- tion spontanee du D6partement des Vosges. Epi- nal 1846. 8. IV. Don §nxn fbilipp §o)>i fd. in Heaenburg, 66. Hiibner, Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. Augsb. 1816. 8. 67. — — Systematisch-alphabetisches Verzeichniss aller bisher bei den Fiirbildungen zur Sammlung europ. Schmetterlinge angegebenen Gattungsna- men. Augsb. 1822. 8. 68. Hiibner, Sammlung europaischer Schmetterlinge. 762 ilium. Taf. in 4. 69. — — Geschichte europ. Schmetterlinge. 437 il- ium. Taf. in 4. 70. — — Sammlung exotischer Schmetterlinge. 474 ilium. Taf. in 4. 71. — — Zutrage zur Sammlung exotischer Schmet- terlinge. 163 ilium. Taf. in 4. 72. Bonelli, Descrizione di sei nuovi insetti Lepidot- teri delta Sardegna. 4. V. "|l0n gerrn §^l)\xUUmxti) in pnn, 73. Report of the 15 meeting of the British Associa- tion held at Cambridge. London 1848. 8. 74. Waston, Geographical distribution of british plants. London 1845. 8. 75. Fraas, Synopsis plantarum florae classicae. Miin- chen 1845. 8. 76. Wiirtembergische naturwissenschaftliche Jahres- hefte. I. 1. 2. IL 1. Stuttgart 1845 und 1846. 8. 182 77. Roberts, History of Lyme regis and Charmouth. London 1834. 8. 78. Proceedings of the zoological society of London. Part. 1—9, 12 und 13. 1838—45. 8. (Wodurch diese Sammlung vollstandig geworden ist). 79. Proceedings of the commitee of science and cor- respondence of the zoological society of London. Part. 2. 1832. 8. 80. Bachmann, geognostische Tabellen und Abriss der Geognosie. Freiburg im Breisgau 1846. 4. 81. Debey, Beitrage zur Lebens- und Entwickelungs- geschichte der Riisselkafer aus der Familie der Attelabiden. Bonn 1846. 4. 82. Schmarda, kleine Beitrage zur Naturgeschichte der Infusorien. Wien 1846. 4. 83. Kurr, Beitrage zur fossilen Flora der Juraforma- tion Wiirtembergs. Stuttgart 1846. 4. 84. Dunker, Monographic der norddeutschen Wealden- bildung. Braunschw. 1846. 4. VI. tD0n §uvn pnd)l)mUn ^Mcv in ^cvn. 85. Emmert, Beitrage zur Pathologic und Therapie. 2. Heft. Bern 1846. 8. 86. Valentin, de functionibus nervorum cerebralium et nervi sympathici. Bernae 1839, 4. 87. Verdat, Essai sur la desarticulation de la cuisse. Berne 1846. 4. 88. Amsler, les bains de Schinznach en Suisse. Aa- rau 1846. 8. VII. "Uon tfcv pixd)\)anUmx^ guber in ^t ©atten. 89. Gemalde der Schweiz. Ziirich, 2ter Band. 8. 90. Gemalde der Schweiz. Waadt, von Vulliemin. 1. 183 VIII. l>0tt \kk pnd)i)anUnnQ Palp in pern. 91. Francoeur, voUstandiger Lehrcurs der reinen Ma- thematik. 4te Ausgabe, iibersetzt von Kulp. 2Bde. Bern 1843f-46. 8. IX. ^cn germ fraf. ^vtd)fd in ^tvn. 92. Eine Serie werthvoUer Autographen. 93. Zweites Supplement zum Catalog der Stadtbiblio- thek in Bern. Bern 1847. X. Don gftrn §anUxhnv^ in p^rit. 94. Voyage du monde de Descartes. Paris 1691. 12. XI. Von germ pibltotljekar gorner in ^Md). 95. Verzeichniss der 1842—45 auf die Ziircher^sche Stadtbibliothek geschenkten und angekauften Bii- cher. Zurich 1846» 8. 96. Lettre de M. Arrago a M, Alex. Humboldt. Pa- ris 1840. 8. 97. Jahresberichte der Ziircher'schen Kantonalschule. 1843—44, 45, 46. 4. 98. Escher von der Linth und Heer, Uebersicht der geologischen Verhaltnisse der Schweiz und iiber die Harmonic der Schopfung, zwei Vortrage. Zii- rich 1847. 8. XII. Don germ "Uulr. Wolf in pmx. 99. Gauss, disquisitiones arithmeticae. Lipsiae 1801. 8. 100. Tralles, Bestimmung der Hiihen der bekannteren Berge des Kantons Bern. Bern 1790. 8. 184 101. Jallabert, experiences sur Felectricite. Paris 1749. 8. 102. Catalogue de la bibliotheque cantonale. Lausanne 1792. Suppl. 3 und 4. Lausanne 1829—38. 8. 103. Cartesius, principia philosophiae. Amstelodami 1664. 4. 104. — — Dioptrice et meteora. Amstelodani 1664. 4. 105. — — Principia philosophiae. Pars I et II more geometrico demonstratae per Spinoza. Amstelod. 1663. 4. 106. Cheseaux, traits de la comete qui a paru J 743 bis 44. Lausanne 1744. 8. 107. Jacobi, iiber Decartes Leben. Berlin 1846. 8. 108. Escher, considerations sur I'hydropisie enkystee de I'ovaire. Montpellier 1808. 8, 109. Weiss, kurze Beschreibung der Schweiz. Ziirich 1835. 8, 110. Schinz, Verzeichniss der Thiere, welche die zoo- logische Sammlung in Zurich besitzt. 8. 111. Abhandlungen der okonomischen Gesellschaft in Bern. 1769—70. 8. 112. Miiller, Repertorium der mathem. Litteratur. 2ter und 3ter Theil. 113. Hopfner, Magazin fiir die Naturkunde Helvetiens. 4 Bande. Ziirich 1787—89. 8. 114. Schinz, Anleitung zur Pflanzenkenntniss. Mit 100 ilium. Taf. Ziirich 1774. Fol. 115. Ziegler, Bereitung kiinstlicher Mineralwasser. Zii- rich 1801. 8. 116. Haller, enumeratio plantarnm horti et agri Got- tingensis. 1753. 4* 117. Bericht iiber die Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte in Wien. 1832. 4. 1 18. Littrow, liber Hohenmessungen durch das Barometer. 185 119. Littrow, on double Object-Glasses etc. 4. 120. Haller, sur les parties irritables et sensibles des animaux, Traduit du latin. Lausanne 1755, 8. 121. Enke, Berliner astronomisches Jahrbuch fiir 1845 und 1846. 122. Neujahrsgeschenk der naturforsch. Gesellschaft la Ziirich auf 1847, 123. Fresenius, Anleitung zur quantitativen chemischen Analyse. Bonn 1841. 8. 124. Ficinus, Anfangsgriinde der Naturlehre. 2 Theile. Dresden 1815. 8. 125. Tralles, Physikalisches Taschenbuch. Gottingen 1786. 12. 126. Runge, Grundlehren der Chemie. Mit 82 Tafeln. Berlin 1843. 8. 127. Hirzel, Denkrede auf Heidegger. Ziirich 1778. 12, 128. Die Fortschritte der Physik im Jahr 1845. Iter Jahrgang. Ite Abtheilung. Berlin 1846. 8. 129. Anger, iiber den Einfluss der Projectionslehre auf die neuere Geometric. Danzig 1845. 8. 130. — — Erinnerungen an Bessel's Leben und Wir-* ken. Danzig. 8. 131. Historia et origo calculi differentialis a, G. G. Leibnitio conscripta, von Dr, Gerhardt. Hannover 1846. 8. 132. Verzeichniss der der medicinisch-chirurg. Gesell- schaft des Kantons Bern zugehorenden Schriften, Bern 1832 und 1841. 8. 133. Zanner, Elementa Geometriae. 1770, 8. 134. Steinmeier, Tirocinium arithmeticum etc. Friburgi Brisg. 1763. 8. 135. Bernoulli, Christoph, geognostische Uebersicht der Schweiz. Basel 1811. 8, 24 186 136. Azuni, Dissertation sur I'origine de la boussole. Paris 1805. 8. 137. Herschel, nouvelles decouvertes dans la lune. Paris 1836. 8. 138. Graffe, die Auflosung der hohern numerischen Gleichungen. Ziirich 1837. 4. 139. Galvaiii, Abhandlung iiber die Krafte der thieri- schen Electricitat auf die Bewegung der Muskeln. Prag 1793. 8. 140. Mesmer, memoire sur ses decouvertes, Paris 1826. 8. 141. Verhandlungen der schweiz, naturf. Gesellschaft. Jahrgange 1823, 1830, 1831, 1832 und 1838. 142. Des ballons aerostatiques. Lausanne 1784. 8. 143. Van Musschenbroek, elementa Physicae. 1741. 8. 144. Burdach, Anthropologie fiir das gebildete Publi- kum. Stuttgart 1837. 8. 145. Van Swinden, Analogie de lelectricite et du mag- netisme. 3 vol. La Hage 1785. 8. 146. Meier, Rud., die Geister der Natur. Konstanz 1820. 8. 147. Goldi, reine und angewandte Raumlehre. St. Gal- len 1837. 8. 148. Scheuchzer, Physica oder Naturwissenschaft. Zu- rich 1703. 8. 149. Adams, einige geometrische Aufgaben, algebraisch und geonaetrisch gelost. Winterthur 1847. 4. 150. CoUey, iiber den rothen Farbestoff des Sandelhol- zes und die neue Theorie der Pflanzenfarbstofife. Aarau 1847. 4. 151. Mossbrugger, analytische Bestimmung der gegen- seitigen Beziehungen raumlicher collinearn und 187 reciproken Systeme zu ihreii perspectivischen Pro- jectioiien. Aarau 1847. 4. 152. Schiuz, Emil, iiber die Schwingungen des Reversions- pendels im widerstehenden Mittel. Aarau 1847. 4. 153. Poggendorf, Annalen der Physik und Chemie. 1847 I, II, III und IV. 8. 154. Wenz, kurzc, doch vollstandige Einleitung zur ge- meinen Rechenkunst. Basel 1774. 8. 155. Gondorcet, Lobrede auf Daniel Bernoulli. Basel 1787. 8. 156. Liouville, journal math^matique. 12 cahiers de ranee 1846. Paris 1846. 4. XIIJ. Mm §nvn '^vofipx ^toer in pern. 157. Cantraine, Diagnose de quelques nouvelles espeees de Mollusques. 8. 158. -— — sur le genre Truncatella de Risso. 8. 159. — — . sur les grands linnacons d'lllyrie, 8. XIV. Von germ fvofeffov tHHoMer in pern. 160. Biumenbach, Beitrage zur Naturgeschichte I. G5t- tingen 1790. 12. 161. Car. Linnaei flora lapponica. Amstelodani 1737. 8. 162. Statuten des Seminars fiir Mathem. und Naturwis- senscbaften an der Universitat zu Freiburg im Breisgau. 1846. 8. 163. Lambert, Hygrometrie. Aus dem Franzosischen. Augsburg 1774. 8. 164. Zundel, de carcinomate diss, inaug. Ladishuti. 1807. 8. 165. Magnol, hortus regius raonspeliensis. Monspe- liensi 1697. 8. 188 166. Fabric! enumeratio plantarum horti medici helm- stadiensis. Helmstadii 1763. 8. 167. Bergen, flora francofurtana. Francofurti 1750. 8. 168. Sauvages, methodus foliorum etc. La Haye 1751, 8. XV. "Don §tvtn #r. v, Wi\tUnmr)i in pern. 169. Breithaupt, Handbuch der Mineralogie. 2 Theile. Dresden und Leipzig 1836 — 41. 8. XVI. ID0n germ ffarrtJikar ^uljn in l^ern. 170. Epistolarum medicinalium Gonr. Gesneri libri IIL Tigurini 1577. 8. 171. Conr. Gesner, de aconito primo Dioscoridis asse- veratio etc. Tiguri 1577. 8. 172. Caroli Clusii et Gonr. Gesneri epistolae ineditae. Lipsiae 1830. 8. XVII. "^on germ ^rieger in pern. 173. Mirabaud, System der Natur. Leipzig 1841. 8. XVIII. Han gerrn gamberger in pern. 174. Meier, Palaologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschopfe. Frankfurt 1832. 8. 175. Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon. Berlin 1824. 4. XIX. Hon germ #ifd)er-€)c»(ler in pern. 176. Delcros, description des barometres a niveau con- stant et a niveau variable. Paris 1841. 8. 189 XX. Hon gerrn ©b^rft Jlflai von ^nxtn in pevn, 177. Lebensgeschichte des Ghr. Schenk, Mechanikus in Bern. Bern 1811—16. 8. XXI. Won §mn ffaxvn ^d)mnt in pHp. 178. Annales de la societe d'emulation du Depart, des Vosges. Annies 1837, 1838. 1840—45. 8. 179. Kolreuter, einige das Geschlecht der Pflanzen be- treffende Versuche und Beobachtungen. Leipzig 1761. 8. 180. Rudolphi, Anatomie der Pflanzen. Berlin 1807. 8. 181. Treviranus. Beitrage zur Pflanzenphysiologie. Got- tingen 1811. 8. 182. Haller, iter Helveticum anni 1739 et iter Hercy- nium anni 1738. Gottingae 1740. 4. 183. Richard, Analyse der Frucht des Saamenkorns. Leipzig 1811. 8. 184. Gren, Grundriss der Naturlehre. Halle 1801. 8. 185. Bendavid, metaphysische Anfangsgriinde der Natur- wissenschaft. Wien 1798. 8. 186. Rapin, Esquisse de I'histoire naturelle des Planta- ginees. Paris 1827. 8. 187. Des Moulins , sur le Sisymbrium Bursifolium de Lepeyrouse. Bordeaux ^845, 8. 188. Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze, Heidelberg 1812. 8, 189. Godron, Monographie des Rubus qui croissentna- turellement aux environs de Nancy. Nancy 1843, 8. 190. — — Essai sur les Renoncules a fruits rides transversalement. Nancy 1840. 8. 191. Kirschleger, notices botaniques. 4. 190 192. Eschholz, Ideen zur Aneinanderreihung der riick- grathigen Thiere. Dorpat 1819. 8. 193. Hedtwig, Tremilla Nostoch. Lipsiae 1798. 4. 194. — — Observationum botanicarum fasc. prim. Lipsiae 1802. 4. ^ 195. Guiditsch, de pulvere antherarum. Lipsiae 1778. 4, XXII. Won §evxn Dr. ®u00«nbul)l anf >m ^h(n)>bctQt. 196. Fauconneau-Dufresne, du cretinisme, de ses causes, du traitement et de I'education des cretins , des etablissements de i'Abendberg et de Bicetre. Paris 1846. 8. XXIII. "Don germ ^u^Ut-^ilih in WinUxi\)nv. 197. Ziegler, Specimen physico-chemicum de digestore Papini. Basileae 1769. 4. XXIV. Don §$nnn purd)laud)t, trm germ iurflen ». Jl^etternid). 198. Hauer, die Gephalopoden des Salzkammerguts. Wien 1846. 4. XXV. Ian gerrn €ra0, later, in ^ii^nn, 199. F. J. Gall, sur les fonctions du cerveau. 6 vol. Paris 1822. 8. XXVI. 'Won germ |5rnnner, ^ol)n, in pern. 200. Steen, de vi et natura infiniti mathematici etc. Hauniae 1845. 4. II. e r i 4) t iiber die B i b 1 i o t h e k der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft* Ueber den Fortgang der Bibliothek ist auch dieses Jahr nur Erfreulicbes zu melden. Theils durch den Tauschhandel, theils durch eingelegte, freundliche Ge- schenke hat die Bibliothek seit der letzten Jahresver- sammlung wieder bedeutenden Zuwachs erhalten, wie das beigefiigte Verzeichniss der Geschenke ausweist. Die Zahl der in der Bibliothek aufgestellten Bande steigt nun auf ungefahr 1300. Als etwas Seltenes verdient Ehrenmeldung, dass Herr Philipp Lode sel. in Neuenburg durch testament- liche Verordnung der Gesellschaft die werthvoUen Werke von Hiibner iiber Schmetterlinge mit sehr vielen illu- minirten Abbildungen (freilich nicht ganz vollstandig) geschenkt hat. Ehre dem sel. Geberl Moge sein Bei- spiel Nachahmung linden 1 Auf den dringenden Wunsch des Harm Waif ist 192 ihm letztes Friihjahr das Amt eines Bibliothekars ab- genommen und dasselbe statutengemass einem Mitgliede der berner'schen Kantonalgesellschaft , dem Unter- zeichneten iibertragen worden. Die Gesellschaft er- fiillt nur eine Pflicht, wenn sie Herrn Wolf, dem bis herigen Archivar, den innigsten Dank ausspricht fiir die vielen Opfer an Zeit und Miihe , die derselbe dem Gedeihen der Bibliothek gebracht hat und ihm die ver- diente Anerkennung zu Theil werden lasst, dass der gegenwartige erfreuliche Zustand der Bibliothek yor- ziiglich seinen Bemiihungen um dieselbe zu verdanken ist. Von den Herrn Wolf bewilligten Crediten von L. 160 und L. 100 zur Erganzung unvollstandiger Werke sind L. 218. 10. von ihm bereits verbraucht, und der Rest von L. 41. 90. wird durch die von ihm gemachten Bestellungen zur Erganzung der von Herrn Lode ge- schenkten Hiibner'schen Werke vollstandig aufgezehrt werden, wahrscheinlich nicht einmal ganz hinreichen. Manche Liicke hat nun durch dieses Geld ausgefiillt werden konnen, indem Herr Wolf nebst dem im letz- ten Jahresbericht Aufgezahlten noch Folgendes ange- kauft hat: 1) Meier, Erfahrungen in der Naturlehre I. 3. und HI. 1. 2) Bericht iiber die Versammlung deutscher Naturfor- scher, 1828, 1836, 1837. 3) Bulletins de Bruxelles I, HI, IV, V. 4) Congres scientif : de France I, H, HI, IV, VI, VH, VIII, IX, XU, XHI. Aber es bleibt doch des Unvollstandigen noch mehr als genug, so dass ein neuer kleiner Credit (wenn auch nur von L. 100) fiir die Bibliothek hochst wiinschens- werth ware. Der Bibliothekar nimmt sich daher die Freiheit, auf einen solchen ehrerbietigst anzutragen 193 und glaubt diess urn so eher thun zu soUen, da die Bibliothek ziemlich benutzt wird, und zwar nicht nur von den berner'schen Mitgliedern, sondern auch von denjenigen anderer Kantone. Noch soil ich Sie pflichtgemass auf etwas aufmerk- sam machen. Die Eidgenossenschaft hat im Jahr 1846 aus Nordamerika ein naturhistorisches Werk zum Ge- schenk erhalten, das, wenn ich nicht irre, den Titel fiihrt: ))Beschreibung des Staates Connecticut/*^ Der damalige hohe Vorort beschloss, dasselbe fur emstwei- len auf die Kantonsbibliothek in Ziirich aufzustellen. Die natiirlichste Stelle fiir dieses Werk ware nun wohl ein Ehrenplatz in der Bibliothek der schweizerischen Gesellschaft fiir die gesammten Naturwissenschaften ; daher bin ich so frei, den Antrag zu stellen: es mochte der Vorstand der diesjahrigen Hauptversammlung in Schaffhausen beauftragt vrerden, den hohen Vorort zu bitten, obgenanntes Werk unserer Gesellschaft zur Auf- stellung in der Bibliothek zu iiberlassen. Schliesslich erlaube ich mir noch eine hofliche Bilte an sammtliche Mitglieder. Es fehlen niimlich in unserm Archiv ganzlich die Verhandlungen der schwei- zerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihren jahr- lichen Versammlungen bis zum Jahr 1840. (Auch von den Verhandlungen bei der Versammlung in Chur 1844 ist kein Exemplar mehr vorhanden). Und doch bedarf der Bibliothekar derselben hie und da, theils um den Gesellschaften , mit dcnen wir im Tauschverkehr ste- hen, ihre Sammlungen zu vervollstandigen*), theils um *) Eine seiche Vervbllstandigung der Verhandlungen ist schon vor langerer Zeit von der konigl. bayerischen Akademie gewiinscht worden. Der Archivar kann aber leider dem Wunsche wegen Mangel an vorrathigen Exem- plaren nicht enlsprechen. 25 194 mit andern Gesellschaften den Tausehhandel neu ein- zuleiten. SoUte daher Jemand aus unserm Verein im Fall sein, den einen oder andern Jahrgang dieser Ver- handlungen entbehren zu konnen, so wird er durch ge- legentliche Zusendung des Entbehrlichen an den Archi- var der Bibliothek einen nicht unwesentlichen Dienst leisten. Bern, den 26, Juni i847. Der Archivar: III. ^evfiotbene ^xtQiuKnev. gestorb. aufgen. gebor. Bern Schenk, Ulr., Mechan. Bern. 1786 1820 1847 Schnell, Beat Fr., M. Dr. >> 1783 1823 1847 Suter. Rud., M. Dr. >> 1827 1847 Genf Deluc, Jean, Andr. Genf 1763 1815 1847 Graubiindlen Pauli, Conr., M. Dr. Malans 1796 1825 1817 Luzern Fuchs, Chr., Prof. Luzern 1795 1833 1847 Schwyz Diethelm, J. C, M. Dr. Nuolen 1802 1841 1847 Solothurn von Roll, Oberammtm. Vigier von Steinbrugg, Solothurn 1773 1829 1846 Urs, RRath yf 1788 1822 1846 Thurgau Bninner, Bh., M. Dr. Diesenhof. 1786 1817 1843 Benker, Ulr., Dekan >* 1798 1824 1844 Waadt Mayor, Matth., M. Dr. Lausanne 1775 1818 1847 Zurich Escher, Hs. Casp. , alt Amtmann Zurich 1768 1815 1847 Hirzel, Job., M. Dr. ?> 1785 1841 1847 Schinz, Chr. Sal., M. Dr. yf 1764 1815 1847 IV. 1. €enU'al-€omxXi (General-Secretariat) [in Zurich). Herr H. R. Schinz, med. Dr., Prof., Prasident. )) H. Locher-Balber, med. Dr., Prof. J J. Siegfried, Lehrer, Quastor. 2. Jal)we-tHorft(nttr fiif 1848 (m Solothurn). Herr A. Pfluger, Apotheker, Prasident. Vicepras. und Secretare (sind noch nicht bekannt). 3. f tbliDtljehac (in Bern). Herr Chr. Christener (seit 1847). 4. C0wmi(yt0n fur ^erauo^ab^ >^r Penkfc^riften, Herr L. Coulon, Sohn, in^Neuenburg, Prasident (seit 1836). „ A. Mousson, Prof., in Ziirich » ^ G. Brunner, med. Dr., Prof, in Bern » y^ P, Merian, Prof, in Basel, Prasident )> )) L. Agassiz, Prof., in Neuenburg, abwesend » ^ 0. Heer, Prof., in Zurich (s. 1842). ,, C. Rahn-Escher, med. Dr., in Zurich (s.l836). 197 5. €0tufp0n\,enten (Geschaftsfiihrer) Aarg^au, Appenzell, Basel, Bern, Freiburg, St. Gallen, Genf, Glarus, Graubunden, Luzern, Neuenburg-, Schaffhausen, Schwyx, Solothurn, Tessin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, Wallis, Zurich, fiir die einzelnen Kantone. Herr » J. Frei, Dekan, in Trogen. » A. Frei, med. Dr.^ Secretar der basl. nalurf. Gesellsch. (seit 1847). » Job. Hamberger, Lehrer, Secretar der bern. naturf. Ges. (seit 1846). » Ed. Volmar, med. Dr., in Freiburg. » Sam. Meyer, Apotheker, in St. Gallen. » El. Bitter, Dr. es-sciences, secretaire de la soc. de phys. et d'hist. na- turelle de Geneve. » Gasp. Streiff, med. Dr., in Glarus. » J. A. Kaiser, med. Dr., in Chur. » Haas, med. Dr., in Luzern. » L. Goulon, Sohn, in Neuenburg. j> J. C. Laffon, Apotheker in Schaffh. » A. Kalin, med. Dr., in Einsiedeln. » Th. Daguet, Flintglasfabricant, in So- lothurn. » St. Franscini, Staatsschreiber, in Locarno. » S. Cappeler, med. Dr., in Frauen- feld (seit 1847). 0 M. DeSchwanden, in Stans. » Fr. Miiller, med. Dr., in Altdorf. ) I>. J. Bugnion, Banquier in Lausanne. ) Jos. Blanc, chanoine, St. Maurice, i Rion, chanoine, Sion (seit 1845). Jos. Uttinger, Apotheker, in Zug. J. Siegfried, Lehrer, in Hottingen bei Zurich (seit 1845). VI. Bericlite iiber die -o® Beaume, 4,200 litres Alcool von 36'' Cartier. Der Salz zurFiillung der Ziindhiitchen besteht aus 100 Th. Knallquecksilber und 50 Th. Salpeter. 8) Herr Prof. Schinz bespricht unter Vornahme dahin beziiglicher Versuche die von Boutigny in Paris naher untersuchten, unter dem Namen des Heidenfrost- schen Experiments bekannten Erscheinungen und de- ren moglichen Zusammenhang mit Dampfkesselexplo- sionen. 9) Herr Prof. Bolley weist mehrere Mineralien vor, darunter ein fiir Zeolith gehaltenes vom Ried unter dem Bristenstock bei Amsteg. Er crklart, dass dieses bloss Gyps sei. 10) Derselbe zeigt einen Manganit von Eisenbach bei Viilingen und faseriges Steinsalz von Hasmersheim am Neckar — neue Fundorte. 11) Derselbe berichtet, dass ihm verschiedene Sor- ten Selens vorgekommen seien, die einen nicht fliich- tigen Ruckstand von 5-9o/o aus Gyps, Thon, Eisenoxyd und Kalisalzen bestehend, enthalten. 12) Herr Prof. Bolley theilt seine Methode, Chrom- saure darzustellen , mit und bespricht eine von ihm gefundene chemische Verbindung, die nach der Formel SOa, Cr03, HO. zusammengesetzt ist. 13) Herr Prof. Zschokke zeigt einige aus den 201 Keupcr-Sandsteinbriichen bei Hamiken in Basellandschaft mitgebrachte seltenere Versteinerungen vor, ebenso ei- nige Bruchstiicke des Gesteines egyptischer Pjramiden und einen versteinerten Krebs aus dem Muschelkalk bei Rheinfelden, endlich ein Bruchstiick eines in Egyp- ten befindlichen, sehr machtigen Baumes, ficus si- comorus. 14) Herr Prof. Schinz halt einen Vortrag iiber Hy- grometrie und erlautert das neue Hygrometer von Reg- nault, welches er der Gesellschaft vorweist. 15) Herr Hauptmann Herzog erlautert unter Vor- zeigung des dahin beziiglichen Apparates die von Reg- nier erfundene hydrostatische Pulverprobe. 16) Herr Prof. Bolley referirt iiber seine Untersu- chung des Farbstoflfes des Sandelholzes. Ueber die na- hern Daten dieser Arbeit verweist man auf das Pro- gramm der Lehrerversammlung der aarg. Kantonsschule, 3. Januar 1847. 17) Herr Prof. Schinz macht die Gesellschaft mit Madler's Annahme einer Centralsonne naher bekannt, indem er dessen Schrift iiber diesen Gegenstand im Auszug vortragt. 18) Herr Prof. Bolley theilt seine in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Wydler angestellten Untersuchungen iiber den Farbstoff der falschen Alcanna, (Anchusa tinctoria) und dessen Verhalten respective Veranderlichkeit in seiner weingeistigen Losung mit, welche Veranderun- gen durch Angabe der Formeln erlautert werden. 19) Herr Prasident Frei-Herosc legt einige Exem- plare des in Hamburg unter der Nicolaikirche gefun- denen Struvit's (Guanil) vor und theilt dessen chem. Formel mit. 20) Herr Hauptmann Herzog theilt eine Zusam- 26 202 menstellung der Darstellungsmethoden und Elementar- Analysen der Schiessbaumwolle und der Resultate ei- niger Versuche iiber deren ballistischen Effekt, Entziin- dung und Feuchtigkeitsanziehung im Vergleiche mit dem gewohnlichen Schiesspulver mit. 21) Herr Professor Schinz gie{)t einen Abriss der Theorie der Gletscherbewegung von Forbes. 22) Derselbe verliest ferner Notizen iiber seine Beobachtungen eines am 2. Mai 1847 Vormittags 10 Uhr sichtbar gewesenen Sonnenringes. Der Secretair: 3. §m iiber unsere terrestri- schen Dinge.*^ Herr Prasident Meyer liest die zweite Halfte der Uebersetzung der Eroffnungsrede von De la Rive. Herr Wartmann weist eine frische Orchis bifolia vor, welche auf mehreren Unterlippen einzelne Staub- gefiisse tragt, deren getrennte Pollenmassen bei Beriih- rung grosse Reizbarkeit zeigen. 221 5. November. Herr President Meyer spricht iiber die Kartoffelseuche, die sich audi in dem Sommer die- ses Jahres wieder eingestellt habe. Herr Prof, Seelinger halt einen Vortrag iiber die von Prof. Schonbein in Basel entdeckte Schiessbaum- wolle. Sowohl in dem Versammlungszimmer als auch auf der Schiessstatte des Schiitzengartens werden mit diesem neu entdeckten Stoflfe viele Versuche gemacht. Herr Dr. ZoUikofer jun. liest eine Abhandlung uber die Kultur der Cacleen in Freien. St, Gallen, den id. Juli 1847. Aus Auftrag: Jakob mHartmann, Aktuar der naturwissenschaftl, Gesellschaft. VI. R 6 s u m 6 des travaux de la socUtS cantonale de Physique et d'histoire naturelle de Geneve. La Societe a eu 20 Seances depuis le 16 Juillet 1846 au 17 Juin 1847, Les principaux travaux qui lui ont ete presentes sont les suivants: /. Astronomie. Mr. le Prof. Plantamour a lu un memoire sur la CMnete d^couverte par Mr. Mauvais en 1844. Gette comete qui a et6 visible pendant une periode de 8 mois a parcouru plus de 200^ en longitude en de 45o en latitude. Le memoire contient les elemens de la comete et le calcul des perturbations causees par les planetes qui ont eu une action appreciable sur elle. II fera partie du volume des memoires de la societe qui est sous presse. JS. Physique et Meteorologie. Mr. Vartmann, Prof., a signale deux faits nouveaux qui se sont manifestes a lui dans ses recherches sur Fe- lectricit6. Le 1. est un mouvement de rotation qui 223 s'observe dans une solution de sulfate cuivrique dans la- quelle on plonge 2 cylindres de fer doux qui communi- quent avec les 2 p61es d'un aimant en fer k cheval. Le 2. qui ne s'observe que dans les solutions de certains sulfates du commerce consiste en ce que, lorsqu'on y plonge un cylindre de fer doux on voit se produire des filaments qui partent du cylindre et se terminent par des renflemens places sur une circonference de cercle. Mr. De la Rive a lu un memoire sur Tare Voltaique et sur I'influence que le magnetisme exerce sur lui. — Le m^me membre a expose sommairement les resul- tats d'un travail qu'il a presente a la soci^te royale de Londres sur la forme de Taction du magnetisme sur les corps qui se manifeste par le son qu'ils rendent lors qu'ils sont traverses par un courant discontinu. II a reconnu que Taction du magnetisme sur tons les corps pouvait s'exprimer en disant que lors qu'ils sont soumis a Taction d'un fort aimant ils sont tous quant au son qu'ils rendent lorsqu'un courant discontinu les traverse, dans un etat analogue a celui ou est habituel- lement le fer. Mr. De la Rive a presente un modele de telegraphe electrique dont le plan est tres simple et tres propre a faire comprendre le jeu de ces instruments. — 11 a mis aussi en experience une petite machine electromo- trice fondee sur un principe nouveau. Ces 2 appareils ont ete construits par Mr. Froment a Paris. Le m^me membre a rendu compte d'experiences qu'il a faites avec Mr. G. Bruuner fils pour s'assurer si les grenouilles vivantes sont magnetiques ou diamagne- tiques, ils ont reconnue que c'est ce dernier cas qui a lieu. Mr. Varlmann a decrit un commutaleur nouveau 224 dont I'effet est entr'autres de ne receuillir qu'un seul des deux courans a induction qui se produisent lors de Fetablissement et de I'interruption d'un courant principal. Mr. De la Rive a presente et lu par extraits un me- moire de Mr. Matthieson sur Taction des Telectroaimants sur la lumiere polarisee traversant certaines substances transparents. Les experiences de Mr. Matthieson portent sur 223 especes de verre dont 23 agissent plus energique- ment que le silicoborate de plomb de Mr. Faraday. Mr. Ritter a lu une note sur le calcul des expe- riences de Mr. J. Pierre sur la dilatation de I'eau. Cette note est accompagnee d'une table des volunaes fondee sur une formule differente de celle qu'on ad- met. — La temp, du maximum de densite qui resulte de cette formule est 3^908 C. Mr. Marcet Prof, a lu une note sur I'absence du rayonnement nocturne dans le grand froid qui s'est ma- nifeste a Geneve dans la nuit du 13 ou 14 Decembre 1846 malgre la complete transparence de I'athmosphere. Mr. Chaix a presente quelques objections contre les idees emises par Mr. de Versigny sur la destination des pyramides dEgypte; il resulte de leur inspection et de la forme de ce qu'on appelle la chaine libyque que Ton ne pent pas les considerer comme destinees a preserver I'Egypte de I'invasion des sables du desert. Mr. le Prof. Plantamour a presente le resume des observations meteorologiques faites a Geneve et au S. Bernhard de 1836 — 1846. Ce memoire est inprime dans le Nr. 15 des archives des sciences phys. et naturelles. 3. Chimie. Mr. le Prof. Plantamour a lu un memoire sur Tac- tion du Ghlore sur Tacide citrique. Get acide presente 225 rexception pas commune que le chlore ne lechan'-e pas contre un m^me equivalent dhvdrogene mais qu'^il entre dans la combinaison et y forme des corps nou- Teaux qui sont etudies de le memoire. Mr. Pvr. Morin a rendu compte de nombreuse«: ex- periences, quil a faites sur le fulmicoton et ^ur ses proprietes ballistiques. U signale en particulier ses proprietes electriques, qui peut-etre ne sont pas etran- geres aux nombreux accidens produits pour linflam- mation en apparence spontanee de ce produit. 4. Zoologie, Physiologie animale. Mr. Macaire prof, a lu une note sur les eflfets des poisons sur les animalcules microscopiques ; il a e*:^aye comme reactifs le sublime corrosif, lacide cyanhydri- que, lalcool, lacide sulfurique, le sel ammoniac, le chlo- nire de barium et le sel marin; il a observe un effet tres prompte dans tous les cas. U observait avec un grossissement de 800 fois. Mr. Chaix a presente des oeufs de crocodile trou- Tes dans le corps dune femeUe tres pres de Dendahrah et que des, pecbeurs lui ont vendue. II a donne quelques details sur I'anatomie de ce reptile quil a disseque avec le Dr. Preiss qui laccompagnait dans son voyage. 5. Botanique, Physiologie vegetale. Mr. De Candolle a presente la suite de ses prece- dens memoires sur les plantes rares observees en fleur au jardin botanique. 29 226 Mr. Macaire prof, a lu un memoire sur les nom- breuses observations qu'il a fails sur la formation des vrilles, en particulier sur celles du Thamus communis. Mr. De Candolle a lu un memoire sur les obser- vations qu'il a faits dans le but de s'assurer de la persis- tence de la faculte de germer dans les graines. II pense pouvoir conclure de ces experiences que cette faculte ne persiste pas aussi longtemps qu'on le croit g^neralement et que semblent I'indiquer quelques obser- vations dans les quelles on a neglig6 des precautions essentielles. Mr. Macaire prof, a presente successivement les differentes sections d'un travail 6tendu sur Taction de la lumiere sur les vegetaux. Dans une ire section il s'oc- cupe de la direction des tiges, ses experiences 6tablis- sent 1. que la direction n'est pas due a une attrac- tion directe de la lumiere sur les vegetaux et que 2. I'hypothese de De Candolle ne pent pas expliquer les cas qu'il a observes. Dans une 2de section il s'occupe de Faction de la lumiere sur la direction des feuilles. Dans une troisieme section il rend compte des experiences qu'il a faites pour s'assurer de la realite des idees de Dutrochet sur I'influence de I'endosmose sur la direc- tion des vegetaux. Ces experiences n'ont pas confirme la theorie de Dutrochet. 6. Mineralogie, Geologic. Mr. Marignac a lu une notice sur 4 especes mi- nerales qu'il a analyses et dont il a etudie la cristal- lisation et les proprietes physiques 1. une epidote, 2. I'humite du vesuve qui est un fluosilicate de magnesie, 3 la Pinnite qui est un silicate double a base d'alumine 227 et d'autres oxides parmi lesquels domine la potasse, 4. la Gigantholite qui est une Silicate d'alumine hydrate. Mr. le Prof. Macaire a lu un memoir sur la Geo- logie et I'agriculture des environs de Nice. Mr. Favre a presente une notice sur I'histoire des cartes geologiques anglaises en general et dans laquelle il insiste surtout sur la carte geologique de FAngle- terre dressee par le Geological Surwey qui a et6 re- cement addressee a I'academie par le gouvernement anglais. Mr. Pictet a lu un memoire ^tendu sur les mol- lusques des gres verts de nos environs. Ce travail qui comprend la description des coquilles trouvees dans le terrain albicen de la perte du Rh6ne et de ses envi- rons du Saxonnet, des Fiz, du Reposoir etc. est im- prime dans le volume des mem. de la societe actuel- lement sous presse, Mr. le Prof. Favre a lu un memoire sur les ter- rains des Alpes de la Suisse occidentale et de la Savoie. 7. Statistique. Mr. Mallet a lu une note sur la duree des gene- rations viriles c. a. d. sur Tintervalle qui separe I'homme du fils qui lui succ^de. II est arriv6 pour cette deter- mination au chiffre de 33 an. y, exactement le m^me que celui que donnait Herodote, il y a 23 siecles en dis- ant que 3 generations font le si6cle. Les calculs de Mr. Mallet se fondent sur le registre des naissances de la viUe de Geneve des annees 1834—35 et 36 qui onl donn^ des moyennes a peupres identiques. Mr. Despine a presents un tableau de la morta- 228 lit6 dans le Canton de Geneve pour la periode de 10 ans de 1836 k 1846. Ce Resume a 6t6 approuve par la society canto- nale de physique et d'hist. naturelle dans la Seance du 15 Juillet 1847. €iu mtUVf Secr^tair. vn. R e s u m ^ des travaux de la SociM Neuchateloise des Sciences Naturelles *). Section de IVeucbatel* Seance du 12 Novembre 1846. Mr. Ladane fait part a la societe, des idees, que lui suggera la decouverte des deux planetes astree, et oceanus. Mr. Sacc pr^sente un tubercule de lathyrus tube- rosus, qu'il voudrait voir employer comme succedane de la pomme de terre. Le m^me lit une note sur les moyens de reme- dier a la disette provenant de la maladie des pommes de terre. Seance du 26 Novembre 1846. Mr. Guyot lit deux lettres de Mr. Desor, sur les phenomdnes erratiques de la Scandinavie. *) La Society pul)liant elle m^iue^ le compte rendu de ses stances, se bornera a donner le titre des communica- tions, qui out 6t6 faites dont son sein. 230 Mr. Sacc cherche a prouver que le dorage 61ec- trochimique de Mr. Barral est le plus avantageux de lous. Le m6me presente k la Societe , et analyse le Nr. des Annales des Sciences Naturelles, qui contient le memoire de Mr. Harting sur la maladie des pommes de terre. Mr. Ladane fait une communication sur le dorage galvanique, dans laquelle U signale plusieurs des causes qui peuvent s'opposer a la reussite complete de ce genre de dorage, ainsi que les moyens de remedier aux inconvenients qu'il a presentes jusqu'ici. Seance du iO Decembre 1846. Mr. Theremin presente h la Societe Touvrage de Mr. Borbstsedt sur la representation graphique des rapports statistiques. Mr. Guyot commence Texpose du resultat de ses voyages dans les Alpes, pendant I'ete dernier. Mr. le President fait voir k la Societe des antiqui- t^s romaines trouvees aux Hants Genevays. Mr. Ladane presente quelques observations sur la dorure physico-chimique. Mr. Theremin apprend a la Soci6t6, la fondation k Berlin, d'un atelier de galvanoplastic , par Mr. le Ba- ron de Hackewitz. Mr. Schauss presente k la Soci6te plusieurs 6chen- tillons de poudre coton dont il indique et comnente la preparation. Seance de 24. Decembre 1S46. Mr. le President lit une lettre de remerciemant, qu'il a recue du Roi, pour renvoi du IIL volume de ses m^moires qu'elle vient d'inprimer. 231 Mr. Ladane presente a la Societe un instrument d'obtique avec lequel on determine par une seule ob- servation, la portee de la vue, et en explique le principe. Seance du 7 Janvier 1847. Mr. G. de Pury rend compte du m^moite de Mr. de Villarceaux, sur la theorie des routes. Mr. Sacc annonce a la Societe qu'il vient de trans- former par I'acide nitrique, le bois, en une goune, et lui presente des 6chantillons a I'appui. Mr. Guyot acheve 1' expose de quelques uns des resultats du voyage qu'il a fait l'et6 dernier, dans la partie la plus elevee, et la moins connue des Alpes Pennines, et dont le but principal etait la recherche des gites primitifs des roches erratiques du bassin du Rh6ne. Seance du 21. Janvier 1847. Mr. le Guyot lit une lettre de Mr. Agassiz, rela- tive, a ses travaux, en Amerique. Le m^me lit uue note de Mr. Desor, sur les rap- ports qui existent entre le phenomene erratique du Nord et les soul^vements de la Scandinavie. Mr. Sacc expose les proc^des de fabrication de la porcelaine, en France, et a Berlin. Seance du 4 Fevrier 1847. Mr. HoUard presente un microscope d'Oberhseuser et en donne la description. Mr. Ladane expose la theorie de cet instrument. Mr. Sacc communique de la part de Mr. There- min, une note sur les pluies torrentielles du 18 Decem- bre, dans le midi de la France. 232 Mr. Guyot donne quelques details sur le puits ar- t^sien fore k Montdorf, dans le Luxenbourg. Mr. Sacc presente un fort bel echantillion de s616- nium fondu. Le meme cherche a prouver dans une note que I'acide oxalique fait se transformer a acides malique et tartrique. Seauce du 18 Fevrier 1847, Mr. Ladane fait une communication sur les phe- nomenes electriques de Fair lors de certains etats par- ticuliers de I'atmosphere, et sur I'influence qu'ils exer- cent sur le jeu des machines electriques. Mr. de Castella presente un appareil construit a Lausanne, pour I'inhalation de Tether. Mr. Sacc entretient la Soci^te des fonctions du foie, qu'il envisage comme destine a secreter le car- bone solide, tedisque les pourons le separent gazeux. Seance du 4 Mars 1847. Mr. Guyot rend compte des travaux hydometri- ques de Mr. de Wildenbruch, dans la vallee du Jour- dain, le lac de Tiberiade, et le Mr. Morte. Mr. de Castella communique quelqnes observa- tions sur I'inhalation de Tether. Mr. Sacc fait une dissertation verbale sur Tepuise- ment des sols. Seance du 18 Mars 1847. Mr. Theremin remet une note sur le cassave, ou manioc, et sa preparation. Le m^me communique une note sur le voyage d' exploration du Dr. Leichardt, dans la Nouvelle HoUande. 233 Mr. le President lit la description d'un cas d'em- poisonnement par le eamphre, signale par Mr. le Dr. G. Dubois. Mr. Schauss presente la nouvelle Pharmacopee de Prusse. Mr. Ladane complete ses communications anterieures sur I'epuisement des sols par de nouvelles considera- tions sur ce sujet. Mr. de Castella parte dun cas d'anatomie patholo- gique observe a I'hdpital Pourtales. Mr. Charles Matthieu donne quelques details sur Tarsenic contenu dans les eaux ferrugineuses. Mr. Hollard presente quelques considerations sur la classification des mammiferes. Mr. Sacc communique une lettre dc Mr. Fresenius, sur la maladie des pommes de terre, et les moyens de la prevenir. Seance du 8 Arril 1847. Mr. de Castella fait voir I'appareil de Charniere, pour I'etherisation. Mr. Guyot donne quelques nouveaux details sur le voyage de Mr. Seicherett, dans la Nouvelle Hollande, et ajoute quelques considerations sur la structure ge- nerate de ce continent et la nature probable de son in- terieure. Mr. le Dr. Valentin fait un rapport sur un cas d'ana- tomie pathologique fort rare , observe a Thdpital Pour- tales, une excroissancc cornee sur la tele dune fenime. Mr. le President presente a la Sociele la base d'une defense d'eleplant contenant une balle, pour appuyer les observations de Mr. Flourens, sur la formation desos. 30 234 Mr. de Castella rappelle a cette occasion, de theoric de Duhamel, sur la regeneration des os, par le perioste. Seance du 22 Avril 1847. Mr. le Secretaire lit une note de Mr. Theremin, sur une nouvelle maniere de semer les pommes de terre. Mr. Guyot rend compte des remarques de Mr.Werne, sur la pretendue decouverte des sources du Nil Blanc, par Mr. d'Abbadie. Le m^me rend compte des travaux de Mr, Strze- leki sur I'orographie de Tile de Van Diemen. Mr. Ladame lit un rapport de Mr. Favre sur le dorage par la poudre d'or. Mr. Charles Matthieu rend compte de I'analyse des eaui minerales de Wiesbaden, par Mr. Figuier. Seance du 6 Mai 1847. Mr. Ladame fait quelques observations sur le m6- moire de Mr. Favre, lu, dans la precedente seance. Le m^me rend compte des experiences de Mr. Per- soz, sur la fumerie de la vigne. Le meme fait part a la Societe d'un travail sur la lumiere, dans lequel il analyse plusieurs fails, d'ou il tire des conclusions en faveur de la theorie de I'on- dulation. Seance du 80 Mai 1847. Mr. Guyot presente a la Societe, de la part de Mr, Souzel, une planche specimen gravee sur pierre par des proc^des qui lui sous propre, par lesquels il a appliqu6 a la lithographic le procede Colas pour la reproduction des m^daills et detous les objets en relief. 235 Mr. le Gte. L. A. de Pourtales pr6sente a la Soci6te Fouvrage, dont il est I'auteur, et qui a pour litre : j^Des qualites positives et negatives en geometrie/^ Mr. Ladane fait I'analyse de cet ouvrage, et y joint quelques remarques critiques. Pour extrait conform e aux Proces Verbaux de la Societe, Fun des Secretaires JVeuchatel en Suisse 2 September 1847, Professeur. Section de la Chaux-de-Fonds. Resume des travaux pendant Fannee iS^y+j, Seance du 12 Novembre 1846, Mr. Nicolet presente h la Section du coton-pou- dre qu'il a fabrique lui m^me; il indique sa prepara- tion ainsi que les differences que cette substance pre- sente avec la Xyloidine de Mr. Braconnot et le papier inflammable de Mr. Pelouze. Seance tenante, la section fait des experiences sur la force explosive de cette substance. Mr. L. Favre lit les observations qu'il avail failes sur un halo double qui apparut lo 19 May dernier a *ine heure de Fapres-midl 236 Seance du 26 Novembre 1846. La Section s'occupe de la discussion d'un nouveau reglement; elle entend ensuite le rapport de Mr. Pury Dr. sur un cas de mort arrive subitement, ensuite de convulsions epileptiformes, provoquees probablement par un coup de tonnerre, chez un individu convales- cent de fievre typhoide. M. M. Oscar Jacot, E. Savoye et Js. Ch. Ducom- mun font rapport des experiences qu'ils ont faites avec le fulmi-coton. Mr. Nicolet presente un exemplaire de I'Accenteur des Alpes (Accentor alpinus) tue a la fin d'Octobre sur les rochers de Moron. G'est la premiere fois que des chasseurs avaient vu cet oiseau dans le Jura Neucha- telois. Seance du 10 Decembre 1846. Mr. E. Savoye annoace qu'un particulier des en- virons de la Ghaux-de-Fonds, qui avait employe de la hrulee ou residu dc la combustion des mottes de ga- zon, pour planter des pommes de terre avait vu son champ totalement epargne par le fleau, tandis que les voisins qui s'etaient servis des procedes ordinaires pour la meme operation, avaient eu tous leurs tubercules detruits. Le Dr. Pury lit un memoire sur un calcul des fosses nasales determine par la presence dans cette cavite d'un noyau de cerise. Ge calcul fut enleve de la narine d'une vieiUe femme au moyen d'une pince a dissection. II avait la forme d'un croissant irregu- lier, pesait desseche 7 grammes, 67 cenlig. et etait forme de couches alternativement blanchatres et noires. D'apres I'analyse de Mr. Nicolet les couches blanch^- 237 tres etaient composees presqu'entierement de phos- phate et de carbonate calciques; et les couches noires contenaient outre ces deux substances une matiere animale soluble dans I'eau, une autre matiere animale repandant une forte odeur et soluble dans I'ether, et une matiere noire, pulverulente, insoluble dans I'eau et les acides etendus , dont quelques parties vues au microscope presentaient une structure analogue a celle du parenchyme des feuilles et qui ne pouvait gu6res etre autre chose que du tabac, dont cette femme pre- nait une grande quantite. Mr. Paul Courvoisier et d'autres personnes parlent des Eclairs et des autres phenomenes meteorolo- giques qu'ils ont observes les 29 Novembre, 4 et 8 Decembre. Seance du 29 Decembre 1846. La Section s'occupe de la lecture des proems ver- baux de Neuchatel et d'un memoire de Mr. le Profes- seur Ladame sur la dorure au galvanisme. Quelques membres font remarquer que la dorure au galvanisme ne pent pas encore lutter pour la solidite avec la do- rure au mercure. Seance du 14 Janvier 1847. Mr. Nicolet lit un memoire sur les ossemens de mammiferes fossiles trouves par Mr. Gressly dans le terrain tertiaire d'Egerkinden (Soleure). Les fragmens determinables apartiennent suivant Mr. H. de Meyer, h. un grand carnassier dont I'esp^ce n'a pu ^tre rigou- reusement determinee par I'examen d'un fragment de phalange ; aux Palaeothtriim magnum Cuv. Palaeoihe- rium medium Guv., Anoplotherium commune Guv., a un 238 nouveau mammifere represeute seulement par une deiil et auquel M. H. de Meyer a donne le noni de Tapir o- don Gresslyi, au Lophiodon medium Cuv. Deux frag- mens sont rapportes avec doute par M. H. de Meyer au Lophiodon cinquieme espdce d'Argenton de Cuvier et au Lophiodon Jsselense Cuv. Le Dr. Pury fait lecture de la note que MM. Schonbein et Bottger ont publie dans la gazette Uni- verselle d'Augsbourg sur le fulmi-coton et les differen- ces qu'il presente avec la Xyloidine de Braconnot. Mr. Pury Dr. rend compte de la visite officielle qu'il a faite chez les doreurs au feu de la Jurisdiction de la Chaux-de-Fonds. En 1846 il n'y avait plus que 33 atfiliers, occupant 89 ouvriers, tandis qu'en 1845 il y en avait 43 peuples par 120 ouvriers. Mr. Du Bois Dr. presente un polype qu'il avait extirpe des fosses nasales d'une jeune lille en le liant d'apres le procede Dubois et avec la sonde de Belloc. Ce corps etait muqueux, ovoide, d'une longueur de 52 millim. , d'une largeur de 30 millim. environ, et avait un pedicule plus consistant et long de 30 millimetres. Seance du 28 Janvier 1847. Mr. Cave presente plusieurs pieces de montre do- rees par application de poudre d'or, rendue adherente par un procede parti culier et par le bain electromag- netique dans une dissolution d'or. L'examen de ce mode de dorage est renvoye a une commission. Mr. Droz Dr. fait au nom d'une commission un rapport sur un vehicule destine a transporter des ma- lades, et dont le plan avait ete presente a la section par Mr. le Dr. Depierre et par d'autres Societaires du Locle. 239 Mr. Pury Dr. lit un resume du memoire historique sur la Societe Zuricoise des Sciences Naturelles, que cette Societe a public a I'occasion de son jubile cen- tenaise. Le meme lit un rapport sur le mouvement des malades de la Chambre de Secours (H6pital de la Chaux-de-Fonds) , pendant I'annee 1846 119 malades dont 83 hommes et 36 femmes ont ete traites pendant I'annee. De ces 119 malades 27 dont 24 hommes et 3 femmes etaient atteints de • maladies chirurgicales diverses. fievres typhoides. fievre bilieuse. rheumatismes divers, pleuro.pneumonies bi- lieuses etc. Avril, Juillet, Septembre et Octobre se sont dis- tingues des autres mois par un plus grand nombre de fievre typhoides et bilieuses. Le Dr. Pury annonce s'^tre servi plusieurs fois avec succes du moyen abortif des pustules varioliques propose par Mr. le Professeur Piorry, consistans [en un enorme vesicatoire a placer sur la face ou sur I'en- droit du corps ou les pustules sont le plus confluentes. Seance du il Fevrier 1847. Le Dr. Pury fait un rapport sur les classifications des mammiferes et sur une nouvelle division de ce groupe de vertebres proposee par Mr, Milne. Edwards. Seance du 25 Fevrier 18 47. II est fait lecture d'un memoire de M. Desor sur 26 )) 16 h. 10 f. » 23 » 16 » 7 » » 11 » 8 )> 3 » )) 6 » 1 » 5 ,> » 240 le soulevement dc la Scandinavie et sur la periode a laquelle on doit attribuer la formation des oesars , la submersion et I'exondation de cette peninsule. Mr. le Dr. Du Bois rend compte d'un empoisonne- ment par le camphre qu'il a ete appele a trailer chez un jeune homme de quinze ans, Les sympt6mes de cet empoisonnement qui etaient une angoisse invincible, des acces de suffocation et la crainte de la mort, sans autres accidens quelconques, ne cesserent que 16 heures de temps apres I'empoisonnement, ensuite de Tadministration d'un purgatif. Mr. le Dr. Droz ajoute qu'il avail donne des soins a une jeune iille hyslerique qui avalait chaque matin une certaine quantite de cam- phre, ce qui lui donnait des extases analogues a cel- les que FOpium produit sur ceux qui le fument. Mr. Nicolet presente Fappareil anglais pour I'inha- lation d'ether. Seance du IS Mars 1847, MM. les Drs. Pury et Landry presentent les pieces pathologiques dun individu affecte de cryptorchysme qui etait mort de la fievre typhoide. Mr. Favre presente une collection d'environ 130 especes de champignons hymenomycetes de nos mon- tagnes qu'il a peints a I'etat fraix. Mr. Nicolet presente a la societe plusieurs dons fails par Mr. Charles Jacob-Guillarmod et consistant en une collection d'insectes, une dite de mollusques ter- restres, une dite de roches: divers autres objets d'his- toire naturelle; une idole et plusieurs objets d'anti- quite , provenant du Departement Mexicain de Puebla. 241 Seance du 26. Mars 1847. Mr. Favre lit un rapport au nom de la commis- sion chargee d'examiner divers procedes de dorage*). Mr. Pury Dr. lit un resume des travaux scientifi- ques de feu Mr. Matthias Mayor. Mr. Jrlet Dr. annonce s'etre servi avec succes de Fappareil anglais d'etherisation pour faire plusieurs operations graves, sans que les malades ayent accuse le moindre sentiment de douleur. Seance du 4 Avril 1847. Mr. Pury Dr. expose les opinions qui se sont pro- noncees sur la simultaneite des memes animaux dans differentes epoques geologiques et que les travaux recents de MM. Agassiz, H. de Meyer, Al. Braun et Heer ont contribue a faire abandonner. Mr. Nicolet presente de la part de Mr. Numa Girard, des dents de plusieurs especes de squales provenant du terrain tertiaire de I'lle de Malte. Mr. Girard fait don de ces fossiles a nos collection. Seance du 22 Avril 1847. Mr. Pury Dr. donne I'analyse du memoire de Mr. le Prof. Mousson sur la formation de I'electricite par la yapeur d'eau. On lit un memoire de M. le Prof. Ladame sur le r61e des substances minerales dans les vegetaux. Les conclusions de son memoire sont appuyees par la ge- neralite des membres presents. Les Secretaires : ') Vols Bulletin de la Soci6t6 de Neuchatel 1846— i7. 31 VIII. Compte rendu (les travaux de la SocUtS cantonale des sciences naturelles du Canton de Vaud, Physique et Meteorologie. Bans la seance du 24 Juin 1846, Mr. Ellenberger lit quelques notes sur un meteore qui s'etait montre dans toute sa beaute le 30 Mai, et dont Mr, Wartmann avait tntretenu la societe dans la seance precedente. Mr, Wartmann continue la lecture de la 3e partie de son important memoire sur I'mduction. II conclut cette lecture par ces mots; ))Ces epreuves nouvelles, par la puissance des appareils qu'on y a employes, in- firment I'opinion de Ritter, de Fresnel, de Hansteen, de Muschman, de Ludecke, dc Murray, de FarcheY^que Rendu, de I'abbe Zantedescbi et d'Ampere, qui tous ont revendiqu6 pour les aimants une puissance chimi- que. EUes s'accordent, au contraire, avec les resul- tats opposes publics par Erdmann, Rerzelius, Wetzlar, Erdman, le marquis Ridolfi et le chevalier Nobili*). *) Bulletin T. II. p. 70. 243 Dans la seance du 8 Juin, Mr. le President fait part dun extrait d'une lettre que lui a adressee Mi*. Wartmann pere, a Geneve, relative aux rayons cr6- pusculaires du mois de Mai. Puis Mr. Wartmann lit la suite de son travail sur I'induction. Cettc quatrieme partie de son memoire, signale deux phenomenes interessants que les recher- ches auxquelles il s'est livre ont mis en evidence. L'un est une rotation qui se produit sous I'influence magnetique sur certains liquides; I'autre, qui n'est pas un effet d'induction, consiste dans des figures tres re- marquables qui se dessinent dans d'autres liquides par suite d'une action electro-chimique*). Mr. le docteur de la Harpe adresse a la society une note sur une chute de foudre a Paudex, le 29 Juin 1846. La place de la vigne frappee par la foudre est parfaitemant circulaire; le diametre du cercle est d'en- viron 10 metres, ce qui fait une surface de pr^s de 80 metres carres. D'apres I'etat des ceps atteints, I'ob- servateur conclut que la colonne electrique devint une monstrueuse aigrette, dont les filets etaient d'autant moins nombreux et moins puissants, quils etaient plus eloignes du centre de celle-ci**). Dans la seance du 5 Aout, Mr. le professeur Wart- mann lit une notice sur quelques points relatifs a Fhis- toire des eclairs. Dans cette note, il releve une er- reur du Dr. Lardner dans la partie de son manuel qui traite de la foudre, et il indique certains sujets de re- cherches sur I'eclair auxquels on n'a pas encore donn6 une attention suffisante; enfin il decrit quelques appa- rences electriques qui semblent n'^tre pas connues***). *) Bulletin T. II. p. 75. *') Bulletin T. 2. pag. 80. ***) Bulletin T. 2 pag. 93. 244 Mr. Wartmann communique ensuite la cinquieme et derniere partie de son memoire sur I'induction *). Dans la seance du 4 Novembre Mr. Wartmann an- nonce que la decouverte faite par lui de Vaction de I'electricite et du magnetisme sur les radiations calorifi- ques polarisees (Bulletin , T. 2 pag. 49) a ete confirme dernierement a Paris par Thabile artiste Mr. Kuhm- korff. — Dans cette meme seance, il revient sur I'ex- perience des coeurs dansants (fluttering hearts) dont il avail precedemment entretenu la societe, et donne k ce sujet I'opinion de Sir D. Brewster **). Le il Novembre, Mr. Wartmann presente I'histo- rique des travaux fails en Amerique, pour etablir des telegraphes electriques. II decrit I'appareil du profes- seur Morse, d'apres I'ouvrage de Mr. Alfred Vail. Le 6 Janvier 1847, Mr. L. Rivier place sous les yeux de la societe un echantillon de charbon de sapin reduit spontanement en iibrilles tres-fines, formees de vaisseaux spiraux et de trachees isolees et char- bonnees ***). Le 21 Janvier Mr. Wartmann communique un frag- ment de lettre de Mr. le pasteur Solomiac, sur un me- teore observe entre Duillier et GenoUier, le 17 De- cembre, entre 5 et 6 heures du soir. Ce meteore pre- sentait I'apparence d'une etoile filante d'un eclat et d'une grosseur extraordinaire****). Mr. Wartmann lit le 17 Fevrier un extrait d'une lettre de Mr. le professeur Svanberg, datee d'Upsal du 24 Janvier 1847, relative a des recherches sur la force ') Bulletin T. 2 pag. 98. ') Bulletin T. 2 pag. 133. ') Bulletin T. 2 pag. 161. *) Bulletin T. 2 pag. 164. 245 polarisante galvanique de I'hydrogene, quand, par la de- composition de Feau dans la pile, ce gaz se developp© sur la surface de differents metaux*). Dans la seance du 7 Avril 1847, Mr. Wartmann lit une note relative a un ouvrage de Mr. Zantedeschi intitule Recherches sur les proprietes physiques chimiques et physiologiques de la lumiere. Cette note porte essen- tiellement sur differentes questions relatives au spectre solaire**). U faut ajouter que Mr. Wartmann a depose, k leurs epoques, les tableaux de ses observations meteo- rologiques horaires , aux solstices et aux equinoxes***). C h i m i e. Dans la seance du 4 Novembre, Mr. le professeur de Fellenberg communique I'analyse de I'eau minerale de Weissenburg. Par cette analyse dont tons les pro- cedes sont decrits avec exactitude, I'auteur a trouve pour la composition de I'eau minerale de Weissenburg sur 10000 gr d'eau. sulfate de chaux 10,488 grammes.. » de magnesie 3,463 y, p de strontiane 0,142 » de sonde 0,375 ), y de potasse 0,179 » Phosphate de chaux 0,092 Carbonate de chaux 0,524 Carbonate de magnesie 0,398 „ Chlorure de sodium 0,069 15,730 grammes. *) Bulletin T. 2 pag. 194. "*) Bulletin T. 2 pag. 220. ***) Bulletin T. 2 pages 68, 120, 162, 217. 246 15,730 grammes. Silicate de soude 0,140 » Silice 0,209 Oxide de fer 0,018 Sels de lithine tiaces Jodures id. 16,097 grammes. Cette analyse ne tient pas compte des gaz conte- nus dans I'eau, que Mr, Brunner h determines avec beaucoup de soin*). Le 11 Novembre, Mr. Wartmann presente quel- ques echantillons d'un colon poudre, prepare par un procede du a ses recherches , dans le laboratoire de Mr. de Fellenberg. II indique le nom de pyrilepte (qui prend feu) , comme pouvant s'appliquer d'autant plus avantageusement a cette substance, qu'il previendrait toute confusion**). Le 17 Novembre, Mr. le Dr. Verdeil lit un me- moire de Mr. Fr. Verdeil son fils, sur la determination du soufre dans la composition de quelques substances or- ganiques , sur la bile cristalUsee et sur le rdle que le soufre joue dans la bile. Ce memoire est en partie une reproduction de deux brochures que Mr. Fr. Verdeil a presentees a la societe, et en partie un developpe- ment physiologique des fails constates par I'analyse chimique ***). Le 2 Decembre, Mr. le professeur de Fellenberg communique a la societe les resultats d'une analyse metal de cloches. II s'agissait de savoir si un fondeur avail ete fidele a ses engagemens, stipules lors de la *) Bulletin T. 2 pag. 115. **) Bulletins T. 2 pag. 139. '*) Bulletin T. 2 pag. 143. 247 commande qui lui avait et6 faite de deux cloches. L'a- nalyse a fait connaitre la probite de I'artisan*). Mr. le professeur Wartmann lit une seconde note sur le Pyrilepte. Dans ce memoire, apres un detail des proprietes diverses de cette substance, se trouvent les resultats des experiences faites par ordre du Gouver- nement Vaudois, a Echandens et kMorges, sur le rap- port de la puissance explosive du pyrilepte et de la poudre. D'autres essais ont en outre ete tentes au cabinet de physique de Lausanne et au tir de Mont- meillan pres de cette ville. Les conclusions de ce memoire sont que la force de projection du pyrilepte est a cellc de la poudre comme trois a im, dans une eprouvette lancant un obus de laiton-pesant 35 Kilog., sous Tangle de 45"; comme quatre a un dans le fusil; comme sept a un, et meme comme neuf a un dans des armes de courte dimension. Dans la seance du 16 Decembre, Mr. le professeur de Fellenberg lit une notice sur une expertise chimico- legale, faite par lui et Mr. H. Bischoff, pharmacien a Lausanne, sur une drogue suspecte, Celle-ci, d'apres Fanalyse exposee dans la notice, s'est trouvee compo- see d'urine fraiche, d'huile de Un et de 2,042 grammes de sulfate de cuivre**). Se 21 Janvier 1847, Mr. de Fellenberg lit un re- sume de I'analyse de I'eau de Pfdfers. Voici le tableau final qu'il en donne. Sur 10000 grammes, Chlorure de sodium 0,528 grammes. » de potassium 0,049 )> Sulfate de potasse 0,265 » 0,842 grammes. •) Bulletin T. 2 pag. 148. *) Bulletin T. 2. pag. 157. 248 0,842 grammei. Sulfate de magnesie 0,085 n ), de chaux 0,095 )> Carbonate de chaux 1,305 )» )) de magnesie 0,381 » Phosphate de chaux 0,055 » Alumine 0,015 » Silice 0,169 » Oxyde de fer 0,009 » Matiere organique 0,028 )) 2,984 grammes. Cette analyse se rapproche beaucoup, dans ses resultats, de celle de Mr. le docteur Lowig de Zurich *), Le 3 Fevrier, Mr. de Fellenberg communique I'a- na^yse de I'eau sulfureuse froide de VAlliaz. Nous en donnons les resultats pour 10000 grammes d'eau. Sulfate de chaux 15,824 grammes. Sulfate de strontiane 0,118 » Carbonate de chaux 2,236 y> Carbonate de magnesie 0,259 » Oxyde de fer, phosphate de chaux 0,036 » Sulfate de magnesie 1,996 » Sulfate de potasse 0,144 » Sulfate de sonde 0,133 » Chlorure de sodium 0,033 » Silice 0,223 » Sels de lithine traces. 21,002 grammes. Ces 10000 gr. d'eau minerale contiennent a la source, a la temperature de 6'',75 R. et sous la pres- sion Om, 674, les gaz suivants. *) Bulletin T. 2 pag. 173. 249 Acide carbonique libre 1456, 84 centin. cubes Azote 243, 14 , Hydrogene sulfur6 63, 79 D'apres ce travail, I'eau de I'AIliaz paraitserap- S;'r""' '^ ""' '" ''""'^^^ '' '^ '''' Dans la seance du 2 Mars, Mr. de Fellenberff lit MM T'^' '"' "''' '^^'''''' chimico-legale faite par MM. H,B,schoff et de Fellenberg, dans un cas d'em^ poisonuement par rarsenic. Dans la seance du 7 Avril, Mr. de Fellenberg com- munique une notice sur une incrustation plombifere Ces incrustations s'etaient formees sur un tuyau. de plomi, servant a la pompe aspirante d'un p Jts itue dans le jard,n de Mr. Ch. Major. Elles ^taient com- posees de 0,47 de sulfate de plomb et de 0.53 de car- bonate et de chlorure dc plomb. A la suite de cette recjerche, Mr de Fellenberg a analyse I'eau du ^ qua a trouvee tres-riche en sels mineraux solubles. II para.t resuller de ces recherches. qu'il faut eviter I on^'er'"'"; '"''"" "" '""""'• '""1"'"^ ""'vent plonger a demeure dans I'eau des puits. et qu'il faut employer de preference des tuyaux de fonte»»). Dans la stance du 21 Avril 1847, Mr. L. Rivier ht unenoHce sur une analyse du colon poudre. Ce co- Z.T •!^"'""' P'*"^""* P^-- »*■■• Wartmann. L'a- 6.1Z >" T"^^ ^" diffirentes methodes, et a donne le rcsultat suivant: "7 d",'/*^" T- 2 pag. 180. ) Bulletin T. 2 pa|. us. 32 250 Carbone 25,885 Hydrogene 3,185 Azote 19,630 Oxygene 51,300 100,000 A I'occasion de cette lecture, Mr. Wartmaiin an- nonce que Mr. Schonbein vient de faire connaitre le procede qu'il emploie pour la fabrication du pyrilepte. Celui sur lequel ont ete faits les essais communiques a la societe, a ete produit en plongeant du colon carde tres-propre et de premiere qualite dans un melange, k volumes egaux, d'acide sulfurique noir de Nordhau- sen et d'acide azotique fumant et tres-concentre *). Botanique, Dans la seance du 22 Juillet, Mr. EUenberger donne connaissance de ses recherches sur les zoocarpes, re- cherches qu'il avail precedemment indiquees. G'est sur les conferva lutescens et gracilis, Chantransia rivularis et glomerata, Vaucheria infusorium, que ces recherches ont ete etablies. L'auteur termine son memoire par la question suivante qu'il presente en lieu de conclu-* sion: ))De tout ce qui precede ne pourrait-on pas ti- rer la consequence que les conferves doivent faire suite aux eponges dans la serie animale , et que tons les 6tres qui presentent les characteres de I'animalite a une certaine epoque de leur existence, et qui par consequent offrent des phenomenes identiques a ceux des spongiaires, doivent naturellement se grouper au- pres de ces derniers ?^ **). ') Bulletin T. 2 pag. 248. *) Bulletin T. II. pag. 86. 251 Dans la m6me seance, Mr. EUenberger fait la lec- ture d'une notice sur les raphides. II conclut ainsi ))Ces resultats nous font penser que la formation du tissu utriculaire, n'est pas anterieur aux cristaux et ne se produit qu'apres leur developpement, de la m^me maniere que se forment aux depends du liquide nu- tritif contenu dans la cellule, les parois 6paississant la membrane exterieure de I'utricule <^ *). Zoologie et medeeine. Dans la seance du 11 Novembre, Mr. De la Harp e Dr. M. lit deux observations d'anatomie pathologique. La premiere a trait a I'autopsie d'un ivrogne con- somme, et la seconde rapporte un cas de tuberculosa generale **). Ges deux observations sont destinees a paraitre in extenso, dans le journal de medeeine et de chirur- gie de Zurich. Dans les seances du 6 et du 21 Janvier, Mr. le docteur de la Harpe communique les observations qu'il a recueillies en Valais dans I'ete 1846, en parcourant les vallees d'Herens et d'Anniviers. Ces observations sont varices; elles portent sur des mesures de hau- teurs d'apres le barometre, et sur des phenomenes geo- logiques; elles presentent aussi des details importants sur la race valaisane de I'espece bovine, et sur des lepidopt^res***). Mr. le docteur Gh. Mayor lit, dans la seance du 17 Fevrier, ime notice sur un procede pour Vadminis- iration de I'ether dans les operations chirurgicales. Ce ') Bulletin T. II. pag. 90. '*) Bulletin T. II. Pag. 138. ***) Bullelin T. II. pag 165 252 precede consiste dans la substitution d'un vase large et peu profond, aux appareils a tubes, Ce vase con- tient une dose suffisante d'ether, versee sur quelques chiffons. II est tenu sous le menton du malade, dont la t^te est entouree d'une serviette mouillee, et mieux, d'un voile vitre impermeable, dont Tauteur indique la construction. Ainsi le visage du malade est envi- ronne d'une athmosphere chargee d'ether que celui-ci respire par le nez et par la bouche. Gette notice se termine par diverses considerations sur ce mode d'ad- ministration de I'ether, ainsi que sur I'etherisation en general *). Dans la seance du 17 Mars, Mr. Aug. Chavannes Dr. M, lit un memoire sur deux coccus ceriferes du Bre- sil (coccus psidii et coccus cassiae). Outre des details int^ressants sur ces animaux et sur la cire qu'ils pro- duisent , I'auteur presente des considerations sur le jour qu'ils jettent sur la production de la gomme laque due h un coccus voisin de ceux la **). Dans la seance du 7 Avril, Mr. le docteur Ch. Ma- yor adresse un travail de feu Mr. Matthias Mayor qui en avait formule les conclusions dans la seance du 6 Avril 1846. Ce travail maintenant public h part et faisant suite aux nombreux travaux de notre celebre compatriote, a pour titre Principe fondamental du trai-- tement mecanique des gibbosites ***). Technologic. Dans la seance du 6 .Tuillet, Mr. L. Rivier lit une note sur un nouvel appareil pour le chauffage de I'air, *) Bulletin T. II. pag. 197. **) Bulletin T. II. pag. 209. ***) Bulletin T. II. pag. 225. 253 employe dans I'usine de Savoulte (Ardeche). Get ap- pareil simple et. ingenieux, est mis sous les yeux au moyen d'un dessin qui accompagne la note*). Dans la seance du 4 Novembre , Mr. le docteur Ch. Mayor lit un Essai sur un procede pour la distri- bution de I'eau potable. Ce moyen presente les avan- tages suivants, que Tauteur enumere a la fin de son essai. 1. Chaque particulier pourra avoir dans son do- micile, une provision, sans eesse renouvelee d'eau de bonne qualite et pouvant servir a tous les usages do- mestiques. 2. II y aura economic de temps pour les menages. 3. Plusieurs industries seront favorisees. 4. Les communes obtiendront une augmentation de revenu. 5. Le voisinage des Fontaines publiques ne sera pas encombre comme il Test maintenant a certaines heures. 6. En cas d'incendie, on trouvera partout de I'eau en abondance**). Mr. L. Rivier adresse, dans la seance du 11 No- vembre, une note sur un moyen d'utiliser les pommes de terre malades , employe par Mr. Zieclen, brasseur a Lausanne ***). Dans celle du 17 Novembre, Mr. Aug. Ghavannes entretient la societe des essais fails sur la culture du ver-d-soie (Bombyx mori) au Bresil. Ges details por- tent en particulier sur la culture du murier et sur I'influence du climat sur Feclosion de la graine de vers-a-soie ****). 0 Bulletin T. II. pag. 84. ') Builetin T. II. pag. 103. *) Bulletin T. II. pag. 136 *) Bulletin T. II. pag. 140. IX. B e r i c h t der Cantonalgesellschaft in Zurich, ¥om Juli 1846 bis dahin 1847. P h y s % k. Herr Professor Mousson erlauterte die faradai'schen Versuche iiber die Lichtablenkung durch Electrizitat mit sehr gelungenen Versuchen. Derselbe, iiber die Electrizitat der Dampfbildung. Derselbe, iiber eine thermoelektrische Erscheinung. Die Herren Professoren Schweizer und Kolliker, verschiedene Versuche und Bemerkungen iiber die Schiessbaumwolle. Herr H. Hofmeister, iiber die nieteorologischen Verhaltnisse von Lenzburg im Canton Aargau. Herr H. H. Denzler, iiber die ortlichen Erdbeben zu Eglisau. Herr Ingenieur Denzler, iiber die geographische Lage von Zurich und einige physikalisch-geographische llntersuchungen. Herr Professor W. Deschwandcn , iiber die Bewe- gung von Fliissigkeiten. 255 Herr Dr. Raabe, iiber den Werth eines bestimmten Integrals. Herr Professor H. Meyer, iiber Wachs-Modelle zur Embryologie. Physiologic. Herr Professor KoUiker, iiber die Structur und die Verbreitung der glatten oder unwillkurlichen Muskeln. Derselbe, iiber den Bau der Synovialhaute. Derselbe, iiber den Bau und die Verrichtungen der Milz. Herr Werner-Steinlin , iiber die Entwicklung der Graaf'schen FoUikel und Eier der Saugethiere. Herr Professor K. E. Hasse , Beobao-htungen iiber die Sarcina ventriculi Goods. Zoologie. Herr Professor Schinz legt als Einleitung zur Na- turgeschichte der Fische unserer Seen und Flusse die Naturgeschichte der Forellenarten, namlich der Fluss- forelle, Lachs- oder Seeforelle und der Rothforelle vor, welche fiir das Neujahrsstiick fur 1847 be- stimmt ist. Derselbe berichtet, dass man in neuester Zeit fos- sile Menschenknochen in Siidamerika in Knochenhoh- len entdeckt haben solle. Derselbe, iiber Erscheinung seltener, sonst nie bei uns vorgekommener Insekten in Folge des ausseror- denllich warmen Sommers, namentlich der Sphinx ce- lerio und der Sphinx Nerii in Ziirich und Biindten. Herr Professor Kolliker, iiber die Entozoengattung Gregarina. 256 Herr Professor H. Meyer, iiber den Bau der Haul von Dasypus und der Stacheln von Raja. Geologic. Herr Professor Heer, iiber die vorweltlichen Ka- fer von Oeningen. Herr A. Escher von der Linth, Bemerkungen iiber das Molassengebilde der ostlichen Schweiz. Landw ir th schaft. Herr J. M. Kohler, iiber den Weinbau am Zii- richsee. Flora des Cantons Schaffhausen von ^. f£. §apn. 1847, Die Flora des Cantons Schaffhausen enthalt: /. Dicotyledones thalamiflorce 169 Arten. 11. Dicotyledones calyciflorce 366 ,> ///, Dicotyledones corolliflorce • 158 )> IV. Dicotyledones monochlamidece 96 )> V. Monocotyledones phanerogamce 243 y^ YL Monocotyledones cryptogamce 21 » zusammen 1053 Arten. Die mit * bezeichneten Arten werden kultivirt. 33 258 I. Dicotyledones tlialamiflorae* i. Ranunculacece. Clematis Vitalba. L. im Gebiisch an felsigen Orten, lib er all auf Kalkboden. Thalictrum aquilegifolium L. auf Waldwiesen, am Rhein bei Dorflingen. )) galioidis Nestler, daselbst. )> angustifolium Jacq. auf feuchten Wiesen, im Eschenheimerthal. Anem6ne Hepatica L- in Laubwaldern. )) Pulsatilla L. an trocknen, sonnigen Anhohen, auf Molasse. )) nemorosa L. auf Wiesen und in Waldern. y, ranunculoides L. auf feuchten Waldwiesen. Adonis aestivalis L. auf Aeckern. , flammea. Jacq. auf Aeckern, auf dem Randen und Reyath. y vernalis L. an sonnigen Stellen, auf dem Reyath. Ranunculus aquatilis L. in Wassergraben. » fluitans Lmrck. im Rhein. y Flammula L. auf Aeckern. )) reptans L. an den sandigen Ufern des Rheins, oberhalb der Rheinhalde. 1^ Lingua L. in Wassergraben, selten. yf Ficaria L. an Zaunen, auf Wiesen. ), Auricomus L. auf Waldwiesen. » aeris L. auf Aeckern. )) nemorosus D C. in feuchten Laubholzwal- dungen, Randen. j^ repens L. auf Aeckern. » bulbosus L. auf Aeckern, an Zaunen. 259 Ranunculus Philonotis Ehrh. auf Torfwiesen, Pfaffen- see bei Herblingen. y, sceleratus L. in Wassergraben, zwischen Gachlingen und Oberhallau, auch bei Ramsen. » arvensis L. auf Aeckern. Caltha palustris L. auf feuchten Waldwiesen. Trollius europeeus L. auf Waldwiesen, im Mosenthal, bei Bargen, Hementhal. Nigella arvensis L. auf Aeckern des Randen. Aquilegia vulgaris L. in bergigen Waldern. Aconitum Lycoctonum L. an Waldrandern, im Freu- denthal. Actaea spicata L. in Hohlwegen, hinter der Enge, Azheim. Delphinium Gonsolida L. auf Aeckern, Randen. 2. Berheridece. Berberis vulgaris L. in Hecken und Gebiischen. 8. Nymphwacece. Nymphaea alba L. in stehenden Wassern und in Tei- chen, Thayngen. u lutea L. ebenso, seltener als die vorige. 4. Papaveracece. Papaver Argemone L. unter dem Getreide auf dem Randen und bei Dorflingen. )) Rhoeas L. auf Aeckern, unter dem Getreide. » dubium L. daselbst, aber seltener. * » somniferum L. wird angebaut. Chelidonium majus L. an Hecken und Mauern. 5. Fumariacece, Corydalis cava Schw. auf Waldwiesen und Wald- randern. Fumaria officinalis L. auf Aeckern und im Gartenland,, . 260 Fumaria Vaillantii Lois, auf trocknem Kalkmergel, oberhalb Opfershofen und auf Griesbach. 6. Cruciferce. Nasturtium officinale Brw. in Bachen. ^ amphibium Brw. an Flussufern , Rhein und Wuttach. ^ sylvestre Brow, in feuchten Waldern, Herb- lingen. 55 palustre D. C. im Teiche bei Widlen. Barbarea vulgaris Brw. an Hecken. Turritis glabra Wb. auf Aeckern. Arabis hirsuta Sep. auf trocknen Hiigeln. Cardamine impatiens L. auf Wiesen bei Herblingen. , sylvatica Lk. auf Waldwiesen. j> hirsuta L. auf Aeckern bei Dorflingen. j^ pratensis L. auf Wiesen. ^ amara L. an feuchten Orten beim Schwei- zersbilde. Dentaria digitata Lmk. in Laubholzwaldern an den Ab- hangen des Randen, bei Beringen, Bar- gen und im Laufferberg, bei Guntma- dingen. Sisymbrium officinale Scop, auf Schutt, an Wegen. y, AUiaria Scop, an Hecken. ,1 Thalianum Gaud, auf alten Mauern. Erysimum cheiranthoides L. auf hochgelegcnen Aeckern, bei Griesbach, Wolfsbuck. ^ orientate Brow, auf Aeckern des Randen, beim Dalisbankli. *Brassica oleracea L. GemiXsekohl, kultivirt. ♦ ^ Rapa L. weisse Rube, ebenso. * )) Napus L. Kohlreps, ebenso, *Sinapis arvensis L. brauner Senf, selten angebaut. 261 *Sinapis alba L. weisser Senf, selten angebaut, auf dem Reyath. )) nigra L. schwarzer Senf, auf Aeckern des Lias haufig. Erucastrum obtusangulum Rchnbch. auf Aeckern, bei Dorflingen, selten. j> PoUichii Schimp. an Wegen, selten. Diplotaxis muralis D. G. auf Aeckern bei Dorflingen, selten. Alyssum calycinum L. an trocknen Hiigeln. Draba verna L. auf Aeckern und auf Mauern. *Cochlearia Armoracia L. Meerrdtig , wird kultivirt, wild auf Wiesen, bei Gachlingen. *Camelina sativa Crantz. Leindotter, wird kultivirt. )> dentata Pers. auf Aeckern. Thlaspi arvense L. auf Aeckern. ,) perfoliatum L. ebenso. J, montanum L. an Kalkfelsen, im Freudenthal, Gaisberg. Iberis amara L. auf den hochsten Platzen des Randens. *Lepidiuni sativum L. Gartenkresse, kultivirt. „ campestre Brow, auf trocknen Kalkhiigeln. * „ latifolium L. Steinkresse, kultivirt in Garten, wild an den Felsen des Rheinfalls. Capsella Bursa pastoris Monch. auf Grasplatzen, Feldern. Neslia paniculata Desv. zwischen der Saat, auf Aeckern. *Raphanus sativus L. Rettig, kultivirt. „ Raphanistrum L. unter der Saat. 7. Cistinece. Helianthemum vulgare L. an steinigen Anhohen. 8. Violariece. Viola hirta L. an Waldrandern. „ odorata L. in Hecken, auf Weiden. 262 Viola canina L. in Waldern. „ persicifolia M. etKch. auf Waldwiesen am Rhein. „ mirabilis L. auf Kalkboden, in felsigen Wal- dungen, Griesbach, Clus, Miihlenthal. „ tricolor L. auf Aeckern. 9. Droseracece. Reseda lutea L. an steinigen Orten, auf Jurakalk. „ luteola L. auf Feldern. Drosera rotundifolia L. in Torfgriinden , Pfaffensee bei Herblingen^ „ longifolia L. daselbst und bei Thayngen. Parnassia palustris L. auf feuchten Wiesen. 10. PolygalecB, Polygala vulgaris L. an bergigten Orten. „ amara L. in Laubholzwaldungen und Wald- wiesen. 11. Caryophyllece. Gypsophila muralis L. an sandigen Stellen, bei Buchberg. Dianthus prolifer L. an Bergabhangen der Enge. „ Armeria L. auf Waldwegen. „ Carthusianorum L. eben daselbst. „ Cfiesius Smith, auf Nagelfluhfelsen zwischen Wilchingen und Osterfingen. „ superbus L. auf Bergwiesen, Griesbach. Saponaria Vaccaria L. unter der Saat. „ officinalis L. auf rauhen Bergabhangen, in Hecken. Silene gallica L. auf Aeckern. „ nutans S. auf Felsen des Jurakalkes. „ otites Smith, auf Aeckern bei Genersbrunn. „ inflata Smith, an Hecken. „ noctiflora L. auf Aeckern, selten. Lychnis Floscuculi L. auf Wiesen. 263 Lychnis viscaria L. auf Wiesen bei Hofenaker. „ vespertina Sbthrp. in Waldern. „ diurna Spthrp, in Bergwaldern. Agrostemma Githago L. unter der Saat. Sagina procumbens L. auf sandigen Wegen, auf d. Enge. *Spergula arvensis L. Ackerspargel, selten kultivirt, auf Aeckern sparsam. Alsine tenuifolia Whlnb. auf sandigen Feldern bei Buchberg, Dorflingen. Moehringia trinervia Clairv. in feuchten Waldungen. Arenaria serpillifolia L. auf Feldern. Holosteum umbellatum L. in Sandboden und Kiesgruben. Stellaria nemorum L. in feuchten Gebiischen. „ aquatica L. daselbst. „ media Vill. an Graben, Wegen. „ Holostea L. an Wegen, auf Triften. „ graminea L. auf Wald wiesen. Cerastium brachypetalum Desport. auf trocknen Hii- geln, selten bei Herblingen, „ semidecandrum L, daselbst. „ triviale Link, ebenso. „ arvense L. ebenso. 12. Linece. Linum tenuifolium L. auf Jurakalkfelsen. * „ usitatissimum L. Flachs, wird angebaut. „ catharticum L. auf Wiesen und unter Hecken. 13. Malvaceae, Malva Alcea L. auf steinigen [Anhohen, zwischen Kalk- steinhaufen. „ moschata L. daselbst, bei Biittenhard, Lohn. „ sylvestris L. auf Grasplatzen. „ vulgaris Fries, daselbst. 264 14. Tiliacece. *Tilia grandifolia Ehrh. Linde, angepflanzt und hin und wieder in Waldern. ,^ „ parvifolia Ehrh. Linde, angepflanzt, sparsamer. 15. Hipericinece. Hypericum perfoliatum L. auf Aeckern. „ humifusum L. an feuchten Platzen. „ quadrangulum L. in Waldern. „ dubium L. in der Neuhauser Waldung ge- gen Hofstetten. „ pulchrum L. in Waldungen, gegen Gunt- madingen selten. „ montanum L. in bergigen Waldungen. „ hirsutum L. daselbst, seltener bei Osterfingen. 16. Acerinece. Acer Pseudoplatanus L. in Laubholzwaldern, bei Hem- menthal, Bargen. „ platanoides L. daselbst seltener. „ campestre L. in Gebiischen und Waldern. 1/'. Hipocastanece. *Aesculus Hippocastanum L. Rosskastanie , wird ange- pflanzt. 18. Ampelideae. *Vitis vinifera L. Rebe , wird kultivirt, verwildert bei Hemmenthal und Merishausen. 19. Geraniacece. Geranium sylvaticum L. in Bergwaldern haufig. „ pratense L. auf Waldwiesen. „ sanguineum L. auf Aeckern. „ pyrenaicum L. auf Nagelfluhfelsen im Miih- lenthal. „ pusillum L. auf Triften. dissectum L. auf Aeckern. 265 Geranium columbinum L. in Bergwaldungen. „ rotundifolium L. auf Triften. „ moUe L. daselbst. „ robertianum auf Kalkfelsen. Erodium Cicularium auf Aeckern. 20. Balsaminew. Impatiens noli tangere L. an feuchten Schutthalden des Jurakalkes, Miihlenthal, oberhalb Beggingen. 21. Oxalidece. Oxalis acetosella L. in Laubholzwaldungen. „ stricta L. in Grasgarten selten. 22. Hutacece. Dictamnus Fraxinella Pers. auf Jurakalk des Randen, oberhalb Beringen und Siblingen, Wir- belberg. II. Dicotyledones calycillorae. 23. Celastrinece. Staphylea pinnata L. in Gebiiscben, auf Jurakalk, im Miihlenthal. Evonymus europaeus L. in Waldern, auf Kalkboden. 24. Rhamneae. Rhamnus cathartica L. auf Kalkfelsen , in Gebiiscben, selten auf Gaisberg, im Miihlenthal und bei Bargen. „ Frangula L. in Waldern. 25. Papilionaceae. Genista tinctoria L. in Tannenwaldungen und auf trocke- nen Anhohen. „ germanica L. in Waldern, Gaisberg. Cytisus nigricans L. an Kalkschuttfeldern, in Waldern, „ sagittalis Koch, an trocknen Anhohen. 34 26e Ononis spinosa L. auf Aeckern. Anthyllis Vulneraria L. an sonnigen Anhohen, Berg- wiesen. *Me Lathyris L. an den Abhangen des Randen, oberhalb Siblingen. Mercurialis perennis L. unter Gebiischen, auf Kalkfel- sen, Guntmadingen. ^ annua. L. auf Aeckern, Buchthalen. 75. Urticeae. Urtica urens L. an Wegen, Mauern. ^ dioica L. auf Aeckern, in Graben. * Cannabis sativa L. Hanf, kultivirt. •Hamulus Lupulus L. Hop fen, kultivirt, wild auf Kalk- schutt im Hementhaler- und Merishauser- thal, bei Neuhausen. *Ficus Carica L. Feigen, im Garten kultivirt. *Morus alba L. Maulbeere, weisse, kultivirt, Schaflfhausen, Unterhallau. * » nigra L. Maulbeere, schwarze, kultivirt. Ulmus campestris L. Ruster oder Ulme in Waldern bei Bargen. )> effusa Wild. dto. daselbst. 76. Juglandeae. *Juglans regia L. Nussbaum, wird kultivirt. 77. Amentaceae. Fagus sylvatica L. ganze Walder. ♦Castanea vulgaris Lam. Kastanie, kultvirt im Walde bei Genersbrunn. Quercus pedunculata Ehrh. in Waldern. Corylus Avellana L. daselbst. Carpinus Betulus L. daselbst. Salix fragilis L. in Gebiischen gegen der engen Steig selten. 293 Salix alba L. haufig an Bachen. )) amygdalina L. an Graben, selten, Hementhaler- thal. )) cinerea L. daselbst, auf Griesbach. )) Caprea L. in Waldern. yy aurita L. an Abhangen. )) repens L. auf feuchten Waldwiesen, in Garten, selten, Gennersbrunn. Populus tremula L. in Waldern. )) pyramidalis Rozler. angebaut. )) nigra L. selten, in Waldungen. Betula alba L. in Waldern, sehr selten, am Oelberg. Alnus viridis D G. auf hochgelegenem Molasseboden, Enge, hinter dem Rieth, Haarbuck bei Buchberg. )) glutinosa Giirtn. in nassen Waldungen. 78. Coniferae. Taxus baccata L. im Mosenthal, sehr selten. Juniperus communis L. iiberall auf rauhen Platzen des Randen. Pinus sylvestris L. ganze Waldungen. )) Picea L. ebenso. » Abies L. im Walde sparsam, Dalisbankli auf dem Randen haufig. )) Larix L, kultivirt in den Waldern von Schaflf- hausen und Schleilheim. V. Monocotyledones phanerogamae* 79. Alismaceae. Alisma Plantago L. in Wassergraben. 80. Juncagineae. Triglochia palustre L. auf nassen Wiesen, Pfaflfensea, Herblingen. 294 81, Najadeae. Potamogeton natans L. in Teichen, Widlen, Euge. )) lucens L. daselbst. )) perfoliatus L. im Rhein. )) crispus L. daselbst. )) pusillus L. daselbst. )) pectinatus L. daselbst. )) densus L. in Bachen, Spitzwiesen. Zanichellia palustris L. im Rhein bei Schaffhausen. ,) pedicellata Wahlb. im Rhein, oberhalb der Miihle in LaufFen. Myriophyllum verticillatum L. in Bachen, bei Bibern, Herblingen. ,> spicatum L. im Rhein. Hippuris vulgaris L. an den Ufern des Rheins. Callilriche sessilis DC. in Bachen, Spitzwiesen, mit vielen Varietaten. Ceratophyllum submersum L. im Rhein. )) demersnm L. daselbst. 82. Lemnaceae. Lcmna trisulca L. in Teichen, Widlen und Buchthalen. )) polyrrhiza L. ebenso. » minor L. ebenso. 88. Typhaceae. Typha latifolia L. in Wassergraben, hinter Azheim, Thayngen. Sparganium ramosum Huds. in Wassergraben, Herb- lingcn. )) simplex Huds. in Teichen bei Widlen. » natans L. im Teiche auf der Enge. 84. Aroideae. Arum maculatum L. unter Gebiische, an Ceuchten Stellen. 295 85. Orchideae. Orchis fusca Jacq. auf trocknen Weidcn des Randen. )) militaris L. in Waldern und auf Anhohen. » Simia Lam. auf dem Randen, oberhalb Lohningen, )) variegata All. ebendaselbst und bei Stetten. » ustulata L. auf Wiesen bei Hemmenthal. » morio L. auf alien Wiesen. » pallens L. auf trockenen AnhOhen, Kalkboden^ Randen. )) mascula L. in Bergwaldungen. » laxiflora Lam. im Mosenlbal, auf nassen Wiesen. „ maculata L. auf trockenen Weiden. „ latifolia L. auf Wiesen. „ pyramidalis L. in Tannenwaldern, auf dem Sib- linger Randen. „ conopsea auf nassen und trockenen Bergwiesen. „ odoratissima im Tannenwald auf dem Lohninger Randen. „ bifolia L. in Tannenwaldern auf der Birch. „ virescens ZoUik. daselbst, sparsamer. „ hircina auf trockenen Weiden, Herblingen, Hof- stetten, Azheim, Biittenhard. Ophrys myodes Swartz. an schattigen Abhangcn, Enge, Randen. „ arachnites Reich, an sonnigen Schutthalden des Randen. „ antropophora L. auf dem Randen, oberhalb Lohningen. „ Monorchis L. in Tannenwaldern, selten, Enge. Epipactis pallens Sw. in Tannenwaldern auf dem Randen. „ rubra daselbst. „ latifolia All. in Laubholzwaldungen , Randen. 296 Epipactis atrorubens in Sandgruben, Herblingen, Buch- thalen. „ palustris Cranz. auf Sumpfwiesen, Thayngen. Neottia Nidus avis Rich, in feuchten Laubholzwaldungen, bei Griesbach, auf dem Randen. ovata Blf et Fgh. auf Waldwiesen, Merishausen. „ repens in Tannenwaldern des Randens, Riid- lingen. Spiranthes autumnalis Rich, aiif Wiesen hinter Azheim. Cypripedium Calceolus L. in Bergwaldungen, Clus, Herblingen. 86. Irideae, Iris Pseud -Acorus L. in Wassergraben, Thayngen. „ sibirica L. auf Waldwiesen am Rhein. 87. Amaryillideae. Narcissus Pseudo-Narcissus L. in Grasgarten, Buchthalen. Leucojum vernum L. auf Waldwiesen, Merishausen. Galanthus nivalis L. auf Wiesen, selten. 88. Asparageae. * Asparagus officinalis L. Spargel, angebaut in Garten. Paris quadrifolia L. in feuchten Bergwaldungen. Convallaria verticillata L. in feuchten Laubholzwaldun- gen, Bargen, Beringen. „ Polygonatum L. an feuchten waldigen Orten. „ multiflora L. in Bergwaldungen, Eschen- heimerthal. „ majalis L. in feuchten Laubwaldungen. „ bifolia L. in trockenen Waldungen. 89. Tameae. Tamus communis L. in Gebiischen, an den^AbhJlngen des Siblinger Randen, 297 90. Liliaceae. Lilium Martagon L. in Bergwaldungen , Mosenthal, Merishausen. Anthericum Liliago L. auf AnhOhen bei Schweizers- bild, Bremlen. )) ramosum L. auf Kalkfelsen, Stuhlsteig, Lengenberg. Ornithogalum umbellatum L. auf Feldern. » nutans L. in Weinbergen, Buchthalen, Hohlenbaum. )) arvense Pers. auf Aeckern. )) luteum Schult. auf Wiesen. Scilla amoena L. auf Wiesen, Schiitzenhaus , Hoh- lenbaum. Allium ursinum L. in feuchten Waldungen. „ angulosum Pollich. auf Felsen und Mauern. * „ sativum L. Knoblauch, cultivirt. * „ Porrum L. Lauch, cultivirt. „ spheerocephalum L. an sandigen Stellen, Buch- berg. „ vineale L. in Weinbergen. „ oleraceum L. auf Saatfeldern. * „ Schoenoprasum L. Schnittlauch , gebaut, auch wild am Ufer heim Rheinfall. * „ Ascalonicum L. Schalotte, cultivirt. * „ Cepa L. Zwiebel, cultivirt. * „ fistulosum L. Schnittlauch, cultivirt. Hyacynthus racemosus L. in Weinbergen. y, botryoides L. auf Wiesen, bei Biittenhard. 91. Colchicacece. Colchicum autumnale L. auf alien Wiesen. Tofieldia calyculata Whlbg. an feuchten Abhangen. 38 298 92. Jnncacece. Juncus congloraeratus L. an Wassergrabou. effusus L. auf feuchten Platzen. glaucus Ehrh. an Wassergraben. obtusiflorus Ehrh. ebenso. lampocarpus Ehrh. ebenso. compressus Jacq. ebenso. bufonins L. ebenso. Luzula pilosa Willd. in Waldern. albida DC. ebenso. campestris DC. auf trocknen Weiden. 98. Cyperacece. Cyperus flavescens L.inGraben, Herblingen, Thayngen. fuscus L. in Graben, Bibern. Schinus nigricans L. auf sumpfigen Wiesen, Scbleit- heim. ferrugineus L. daselbst, bei den Wezenhofen. Cladium Mariscus R, Br. auf sumpfigen Wiesen, bei Thayngen. Rhynchospora alba Vahl. ebenso, daselbst. Scirpus palustris L. Wassergraben. uniglumis Link, sumpfige Wiesen. pauciflorus Ehrh. im Thiiynger Rieth. acicularis R. Br. sandige Flussufer des Rheins. lacustris L. in stehendem Wasser. sylvaticus L. in Teichen, Widlen. compressus Pers. an Graben. Eri'ophorum latifolium Hoppe, sumpfige Wiesen, Me- rishauser Thai, gracile Koch, im Sumpf, auf der Enge. Carex Davalliana Sm. sumpfige Wiesen. disticha Huds. daselbst. vulpina L. daselbst. 299 Carex muricata L. Wiesen und Walder. „ teretiuscula Good, sumpfige Wiesen. „ paniculata L. daselbst. „ paradoxa Willd. daselbst. „ Schreberi Schrank. sandige Waldraine. „ remota L. unter feuchtem Gebiische. „ leporina L. auf Weiden. „ canescens L. im Sumpf, auf der Euge. „ stricta Good. Sumpfwiesen. „ cespitosa L. daselbst. „ acuta L. daselbst. „ tomentosa L. auf feuchten Wiesen. „ montana L. auf Anhohen, in Waldern. „ ericetorum Pollich. auf Kalkfelsen. „ praecox. Jacq. auf Weiden. „ polyrrhiza Wallrott. in Laubwaldern. „ humilis Leysser. auf sonnigen Anhohen. „ digitata L. an schattigen Abhangen. „ ornithopoda Willd. an freien Waldstellen. „ alba Seopol. in Waldern. „ pilosa Scopl. in Laubholzwaldern , Glokenhau, hinter der Enge. „ panicea L. auf Wiesen, „ glauca Sbopl. auf feuchten Waldplatzen. „ pallescens L. auf Wiesen. „ flava L. ebenso. ,, Oederi Ehrh. an sumpfigen Ortcn. „ Hornschuchiana Hoppe. auf feuchten Wiesen. „ distans L. daselbst. „ sylvatica Huds. in Laubwaldungen. „ Pseudo-Cjperus L. in Sumpfwiesen. „ ampullacea Good, ebenso. », vesicaria L. ebenso. 300 Carex paludosa Good, ebenso. „ riparia Curt, an Teichen. „ filiformis L. ebenso. „ hirta L. feuchte, sandige Stellen. 94. Graminece. *Zea Mays L. Mays, wird gebaut. Andropogon Ischsemum L. in Sandgruben, Buchthalen, Neuhausen, Panicum sanguinale L. in Weinbergen. „ ciliare Retz. auf Aeckern. Grus-galli L. in Grasgarten. * „ miliaceum L. Hirse, cultivirt, „ verticillatum L. auf Aeckern. „ viride L. ebenso. „ glaucum L. ebenso. Phalaris arundinacea L. in Wassergraben. Anthoxantum adoratum L. auf Wiesen. Alopecurus pratensis L. auf Wiesen, bei Merishausen, sehr selten. „ agrestis L. auf Aeckern. „ geniculatus L. an feuchten Stellen. „ fulvus Sm. in Waldsiimpfen. Phleum pratense L. auf Wiesen. Agrostis stolonifera L. auf Aeckern. „ vulgaris With, ebenso. „ Spica venti L. auf Aeckern. Calamagrostis lanceolata Roth, feuchte Wiesen. „ epigeios Roth, waldige Stellen. ,, sylvatica DC. ebenso. Milium effusum L. schattige Walder. Phragmites communis Trin. in Wassergraben. Sesleria coerulea Ard. auf Kalkfelsen. Kceleria cristata Pers. an Wegen, auf Weiden. 301 Aira flexuosa L. in Waldern. „ canescens L. auf Sandfeldern, Buchberg. Holcus lanatus L. Wiesen, Walder. „ mollis L. Walder. Arrhenaterum elatius M. et K. auf Wiesen. *Avena saliva L. Rispenhafer, cultivirt. * „ orientalis Schreb. Fahnenhafer, cultivirt. „ fatua L. unter dem vorig^en. „ pubescens L. auf unfruchtbaren Feldern. „ flavescens L. auf Wiesen. Melica uniflora Retz. in Waldern, an felsigen Orten, „ nutans L. in Waldern. Briza media L. in Waldern, auf Wiesen. Poa annua L. an Wegen. „ bulbosa L. auf Weiden. „ nemoralis L. in Laubwaldungen. „ trivialis L. auf Wiesen. „ pratensis L. ebenso. „ compressa L. in Waldungen. Glyceria fluitans R. Br. in Wassergraben. „ aquatica Presl. ebenso. Molinia coerulea Monch. auf sumpfigen Waldwiesen. serotina M. et K. feuchte Wiesen. Dactylis glomerata L. trockne und feuchte Wiesen. Cynosurus cristalus L. an Wegen und auf Weiden. Fesluca ovina L. auf Felsen und Anhohen. gigantea Vill. in Waldungen. arundinacea Schreb. auf feuchten Wiesen. „ elalior L. in Waldern. loliacea Huds. auf feuchten Wiesen, Beringen. Brachypodium sylvaticum R. et S. an steinigen Halden und Waldern des Randen. n pinnatum Beauv. daselbst. 302 Bromus secalinus L. auf trocknem Kalkboden , Herb- lingen. „ velutinus Schrad. unter der Saat. „ comutatus Schrad. ebenso. „ racemosus L. ebenso. „ mollis L. auf Aeckern. „ arvensis L. daselbst. „ asper Murr. in Mauern, Wegen, „ erectus Huds. auf Wiesen, unter der Saal. „ sterilis L. an Wegen, auf Schutt. ,, tectorum L. ebenso. *Triticum Yulgare L. Waizen, cultivirt. * „ turgidum L. Waizen Engl, ebenso. * „ durum Desf. Bart-Waizen, ebenso. * „ polonicum L. polnischer Waizen, ebenso. * „ Spelta L. Spelz, ebenso. „ glaucum Desf, in Hecken, auf Aeckern. ,. repens L. daselbst, „ caninum Schreb. auf Sandstellen, Herblingen, Buchthalen. *Secale cereale L. L. Roggen, gebaut. Elymus europeeus L. in Bergwaldern des Randens. *Hordeum vulgare L. Gerste, wird cultivirt, * „ hexastichon L. Gerste, ebenso. * „ distichum L. Gerste, ebenso. * „ zeocriton L. Gerste, ebenso. „ murinum L. an Wegen, Mauern. Lolium perenne L. an Wegen, Mauern. „ italicum Braun auf Triften. „ multiilorum Grand, ebenso. ,„ teraulenlum L. unter der Saat. 303 VI. Monocotyledones cryptog^ama*. EquisetacecB. Equisetum hyemale L. in Graben der Waldwiesen am Rhein. „ arvense L. auf Aeckern. „ pratense Ehrh. auf Waldwiesen. „ palustre L. auf sumpfigen Wiesen. „ limosum L. in Wassergraben. „ Telmateja Ehrh. an lehmigen, feuchten Halden. „ sylvaticum L. in feuchten Waldungen. Filices. Polypodium vulgare L. auf Kalkfelsen, Miihlenthal, Clus. „ Dryopteris L. auf Kalkfelsen, unter Laub- holz. Aspidium filix mas. Sw. in sumpfigen Tannenwaldern. „ spinulosum Sw. in feuchten Laubholzwal- dungen. „ Oreopteris Sw. in Tannenwaldern der Enge. „ Thelypteris Sw. auf sumpfigen Waldwiesen. „ fragile Sw. in Hohlwegen, an Mauern. „ filix foemina Sw. in Gebiischen, feuchten Wiesen. Asplenium Ruta muraria L. an alien Mauern. „ viride Huds. an schattigen , feuchten Kalk- felsen, selten im Loch. „ Trichomanes L. an Felsen. Pteris aquilina L. in Laubholzwaldern. Botrychium Lunaria Sw. an feuchten, waldigen Ab- hangen. Lycopodium clavatum L. in hochgelegenen Tannen- waldern, selten. ^' x^' \/\/\/\/\ ^-B)r^ Terhandlungen Her schweizerischen natnrforschenden Gesellschaft bei ihrer Ufrsommluitfl 3u ^ol0tl)Hnt, 18418. <'".jt:. :^< ^JZO/,Jl, DE LA r r SOGIETE HELVETIQUE DES SCIENCES NATIIEILES KEUNIE A SOLEURE les 24, 2;5j>.;2«,.jaillet 1848. Trente-troisieme Session. SOLEURE, tmprimerip de »/. Gassmann fits. Verha ndlungen der schweizerischen Maturfor§chendeii €}e^ell^chaf t bei ihrer Versammlnng zn Solothnrn den 24., 25. und 26. Heumonat 1848. 33. Versammlung^. Soiothurn^ Druck von J- Gassmanny Sohn. Inhaltsverzeichniss. Eroffnungsrede des Presidenten ..... Sitzung des vorberaihenden Comites .... Proiocolle : a) der allgemeinen Silzunfjen b) der Section fiir Mineralogie und Geologic c) der Section fiir Chemie und Physik d) der Section fiir Zoologie und Botanik . e) der Section tiir Medicin Beilagen I) Vcrzeichniss der anwesenden Milglicder 12) Vcrzeichniss der neu aufgenommenen Mit glieder ....... 3) Relation iiber das von Chorherr Berchtold in Sitten entdeckte Maas-Syslera der Natur v Prof. O. iMollinger .... 4) Ueber die laiigsame Oxydation der Korper in athmospharischer I.uft von Prof. Schonbein Pag. I 12 14 22 67 74 S7 IV 5; Ueber die Erzeugunjj dts Ozoiis durch I'hos- phor ill reiiiem Sauersloffgase . . .114 6) Auszii{{ aus dei AbljaMdluug iiber die Krlah- ruugea im (iebiele der Alpenwirlhschal't von Kasthofer 143 7) Methode den Einlluss zu condensiren, weltheii die Eiscnniassen eines Schifies in Folge der Vertheilung der magnelischen FlUssigkeiten durch den Erdrnagnetismus aut die (^ompas- iiadel ausiiben v. Jakob Amsler . .146 8) Nekrolog von Dr. Heinrich Zschokke .154 9) ^'olice necrologique sur Dr. A. Chavannes. 1«4 Berichte iiber die V erhandlungen der Kanionalgeselhchafteti. \) Basel 1^' 2) Bern 3) La Chanx-de-Fonds 4) Genf. h) Waadt 6} Solotburn 7) Zxirich 17.5 179 18;'. 188 1«8 202 Verteichniss der wahrend der Versammlung der C,c»ell- 20/ srJiaji eingegangenen Biichergeschenke . I iitrrvwviiBiii bei der 33^'^" Jahresversammlun^ der 9chweiserischen Gesellscha/t fiir die gesammten Naturwissenschaften von ^. Pfluger^ Prasidenten der Gesellschaft. Hochgeachtete, Hochzuverehrende Herren ! Werfen wir einen priifenden Blick auf die Ereignisse seit unserer letztjahrigen Zusammenkimft in Schaff hausen , so sehen wir eine ernste sturmhewegte Zeit an iins voriiber- rauschen, in welcher die Slande und die Staalen tobend an ihren engen Scbranken geriiUelt haben. — Aber mitten in diesen jetzt noch fortdauernden Brandungen der Gegenwart steht wie ein Eiland in stiirmischer See unser Alpengarten da, und in ihm entfalten sich die Bliithen des Friedens, Wissenschaft und Kunst zu erfreulichein Segen. Der zahlreiche Besuch dieser Gesellschaft , die gleich- zeitige allgemeine schweizerische Gewerbeausstellung in Bern , die frisch bethatigte Entsumpfung der Seegegenden, als ein grossartiges Seitenstiick zum Linthkanal, sind mir sprechende Zeugen , dass Gemeinniitziges bei uns stets Pflege und Unterstiitzung findet. Blicke ich von da auf die Erfahrungen , mit welchen die Naturwissenschaften wahrend der letzten Zeit sind be- reichert worden , so konnte ich Ihnen ein erfreuliches Bild vor die Augen fiihren, wenn ich die Fortschritte, die in den verschiedenen Zweigen gemacht worden sind , durchgehen wollte. — Ich brauche Sie nicht zu erinnern an die wohlthatige Anwendung der Naphta, des Chloroforms undAldehyd's zur Erleichterung chirurgischer Operationen, an die Schiess- 4 baiimwolle, deren schatzbare Entdeckung wir einem Col- legen verdanken , an die Verbesserungen in der Galvano- plastik, die in den schonen und niitzlichen Kiinsten zii interessanlen Resullalen fiihrt. Das sozusagen kostenfreie Raffiniren und Reindarslel- len der edlen Metalle, Platin inbegriffen, audi selbst in gusseisernen Gefassen, gehort zu den wichtigen, wenn eben auch nicht mehr neuesten Anwendungen der chemischen Kennlnisse. Agassiz, unser Mitglied, setzt in den vereinten Frei- staaten seine Forschungen und Mittheilungen mit ungemei- neni Erfolge fort. Humboldt wirdohneZweifel sein allumfassendesWerk ((K 0 s m 0 S)) in diesem Jabre mit dem dritten Bande voll- enden. Die Aufstellung magnetroelektrischer Telegrapbe in grossartigem Massstabe, wie in Nordamerika bereits auf 4000 Meilen , ermoglicbt nun , scbneller als das Licht , die Gedanken und den Willen der Menscben in die weitesten Fernen zu tragen. Ich will Ihnen nur noch die Entdeckung eines Central- Sonnensystems von Midler in Erinnerung bringen , — die Ermoglicbung zurBestimmungderParallaxen derFixsterne erwabnen, — die wichtigsten neuen Entdeckungen von Faraday iiber die Verbreitung des Magnetismus auf un- serm Erdkorper anfiibren , daniit Sie sich mit mir in freu- diger Begeisterung erheben konnen wegen der ruhmgekron- ten Erfolge wissenschaftlicber Bestrebungen. Mein Hauptaugenmerk bei meiner beutigen Betracb- tung sei aber auf unsere kantonalen Verbaltnisse gerichtet und es sei mir vergonnt, Ihnen einen kurzen Abriss iiber die Pflege der Naturwissenschaft in unserm Kanton zu ge- ben. — Da noch die Trommel unsere Jugencl auf fremdc Schlachtfelder fiihrte, da konnte die Wissenschaft nicht ge- deihen : Auch war die Hofiialtung franzosischer Ambassa- doren weder unserer geistigen noch sittlichen Entwicklung gar giinstig. Im Jahrel76S wurde eine okonomische oder landwirth- schaftliche Gesellschaft gestiftet , von Hermann , der ihr Se- kretar war. Gemeindammann Bys leitele sie als Vorsteher. Viele ihrer Arbeiten sind auch fiir die Naturwissen- schaft nicht ohne Werth : Besonders kraftig wirkte sie fiir praktische Landeskullur ; auf Mergel wurden Gruben er- offnet : Den Steinkohlen nachgespiirt, Torf gestochen : Man machteVersuche mitneuen Grasarten, neuen Friichten und deren verschiedenen Kulturmethoden. Die Gesellschaft wirkte bis die Revolution im Jahre i798 sie aufloste. Dass man nachher die Verbreitung der Naturkunde von gewisser Seite mit schnoden Augen ansah , dient zum Beweise, dass einer meiner Freunde im Jahre 1804, den 2ten Tag des Maimonats, des Landes verwiesen wurde, weil er in seiner Privat-Lehranstalt den naturhistorischen Un- terricht aufnahm. Die ehemalige okonomische Gesellschaft wurde durch die Herren Hugi , Pfluger und Roth , mehrere Aerzte und Naturfreimde , unter dem Namen der naturhistorischen Kantonal-Gesellschaft . wieder ins Leben gerufen, im Jahre i825. Hugi war ihr Vorsteher bis i856. \'on der Thatig- keit derselben geben mehrere gedruckte Jahresberichle Aufschluss; namentlich wichtig sind des Vorstehers Mil- theilungiMi iiber seine Alpenreisen in geologischerBeziehung und die schiilzbaren Beitrage von Roth iiber die Flora un- sercs Jura. 6 Unter dem spatern Prasidenten , Professor Schrceder , hat die Errichtiing einer Sonntagsschule fiir Gewerbtrei- bende von Seite der Regierung verdiente Anerkennung ge- funden : doch hat sie den gehofflen Erwartungen nicht ent- sprochen ; — bald nach der Abreise dieses Vorstehers hat dann die Gesellschaft einen ruhigen Schlummer von einem Decennium durchgemacht, ohne ein Lebenszeichen von sich zii geben. Am 25. Mai 1847, mit dem Auftreten mehrerer jungen strebsamen und wissenschaftlichen Krafte , die sich bereits enger an einander geschlossen hatien, schien der giinstige Zeitpunkt zu einer Rekonstituirung der Gesell- schaft gekommen zu sein. Ueber ihre Leistungen wahrend den Jahren 1847 und 1848 wird der Kantonalbericht na- here Auskunft geben. Sie besteht jetzt aus 20 ordentlichen Mitgliedern und zwei Correspondenten ; — der freudige Eifer derselben be- rechtigt zu alien Erwartungen, dass auch Solothurn in Zu- kunft wieder als ein thatiges Glied zum gemeinschaftlichen Werke beitragen werde. Gehe ich von dieser kurzen Skizze iiber das wissen- schaftliche Leben der solothurnischen Gesellschaft zur Be- trachtung der wissenschaftlichen Sammlungen iiber, so ha- ben wir voran das Stadt-Museum. Im Jahre 1820 hat Hr. Hugi angefangen , die verschie- denen Naturschatze des Kantons zu sammeln, die sich bald so mehrten, dass derselbe im Jahre 1827 die ganze Samm- lung der Stadt abtreten konnte , welche sich dazu verstan- den hat, demselben jahrlich 800 Schw.-Fr. zu verabfolgen. Durch die Einverleibung der Wallier'schen Sammlung, zu welcher ein Landvogt zu Gilgenberg schon in den 80ger Jahren den Grund legte , und die sehr reich an Seethieren und Versteinerungen war : durch die Schenkungen vieler und seltener Seethiere von Hrn. Doctor Beck im Wallis und andern Privaten, besonders aber durch die reiche Ausbeute, die Professor Hugi von seiner Reise niitbrachle, haben sich die Schatze des Museums sehr angehauft. Merkwiirdig sind bis jetzt 27 Species Schildkrolen , 9 Species Sphenosauros, der Protosauros Hugii nach Hermann v. Meyer, 2 Familien Pterodactylen, ein Saurier mit Enlenschnabel ohne Zahne, und noch viel anders mehr, wovon eine grosse Anzahl Exem- plare noch nicht genau beslimmt sind. Eine audi sehr reichhaltige geologische Sammlung iiber unsern Jura hat Hr. AmanzGREssLi aufgeslellt, dieselbe be- steht jetzt a us 6 bis 7000 Exemplaren und ist folgender- massen eingetheilt: Ersthch besleht sie aus einer vergleichend zoologischen Sammlung der niedern Thierklassen, Poliparien , Echino- dermen und Conchylien, sowohl der Jetztwelt als der frii- hern Schopfungen. — Die Reihen der Poliparien bediirfen noch der Vervollstandigung, besonders durch Arten und Gattungen der jetzigen Epochen ; die Echinodermen hin- gegen sind durch treff liche Abgiisse fossiler Arten und Gat- tungen, 700 an der Zahl , sehr vollstandig dargestellt. Die conchiologische Sammlung der ein- und zweischaligen Weichthiere darf in jeder Beziehung als reich bedacht da- stehen. Diese zoologische Zusammenstellung dient als Schliissel zu der zweilen Abtheilung der Sammlung, in welcher die Petrefakten nach geologischen Epochen geordnel sind, vom bunten Sandsteine bis zur Molasse-Periode. Unter den letz- tern ist, den Ortsverhaltnissen gemass, die Juraperiode zieni- lich vollstandig, sowohl durch Vollkommenheit der Exem- plare , als durch Reichhaltigkeit an Gattungen und Arten. Herr Gressli hat seine Resultate in den Denkschriften der Gesellschaft mitgetheilt, 2ter, 4ter und bter Band, unter wEssay geologique sur le Jura Solcurois.M 8 Ehrenmeldung verdient hier auch das gut geordnele geologische und conchiliologische Kabinet des Hrn. Pfarrers Cartier in Oberbuchsiten. Die im Jahre 1850 diirch Hrn. Daguet nach Solothurn verlegte Flint- und Kronglas - Fabrik fahrt mit bestem Erfolge fort, die Optiker in alien Theilen Europas mit Linsen und Prissmen zu versehen und zwar erstere von Dimensio- nen bis zum Werthe von 5000 Franken. Im Jahre 1834 wurde im ehemaligen Garten der Pro- fessoren unter Obsorge des Botanikers Studer, Kunst- gartner, ein botanischer Garten angelegt; derselbe wird beim Unterrichte an der hohern Lehranstalt beniizt, und aus ilim sind schon viele gute Futlergraser und Getreide- Arfen zu landwirthschaftlichem Anbau abgegeben worden. Ebenso muss als trostlicher Fortschritt begriisst wer- den, dass nicht nur die Volksschule des Kanlons im All- gemeinen einen schonen Aufschwung nahm , sondern auch bei uns des ehrwiirdigen Kaspar Zellweger's Grundlehre der Armenerziehung werkthatigen Anklang fand. Das stadtische Waisenhaus wurde aus den Mauren aufs Land verlegt und die landliche Arbeit mit verstandiger Einsicht in das Leben der Natur unter die Aufgaben der Anstalt auf- genommen. Die verlasscne Waise hat damit zugleich ein neues Mittel korperlicher und geistiger Erziehung und die segenreichste Aussteuer fiir das Leben gewonnen. INebst diesen rein wissenschaftlichen Anlagen sei mir vergonnt, Tit., Ihre Aufmcrksamkeit auf einige praktisch niitzliche Institute unsers Kantons zu leiten. Zu unsern hauptsachliclisten fndustrie-Zweigen rech- nen wir die Ausbeutung der Steinbriiche bei Solothurn und das Zugutmachcn der Eiscnerzc vom Matzendorfer- und Guldenthale. 9 Die Steinbriiche sind in sechs Gruben aiifgeschlossen, mit elwa ^0 bauwiirdigen Banken , welche, wegen dem sanften Ansteigen der Schicbten dieses Portlandkalkes , in grossen Qiiadern sich sprengen lassen , aiis welchen dann die weilbekannten Arbeiten verfertiget werden. Diese Gruben bescbaftigen das ganze Jabr iiber an 290 Arbeiter. Auch stammen namcnllich aus dein Mergellager bei der fiinften Schichte die wohlerbaltenen Schildkroten , die als Zierde imsers Museums zu recbnen sind. Gyps und Mergel werden an vielen Stellen des Kantons ausgel)eutet und mit grossem Nutzen zur Landwirtbschaft verwendet, erslerer aucb in Kiinsten und Gewerben. Die ausgebeutele Bon - Eisenerze werden in zwci Hochofen verschmolzen und das meiste erhaltene Roheisen in einem grossen Hammer- und \yalzwerk zu Gerlafingen in Stabeisen iibergefiibrt. — Das meiste Bonerz wird in der Niihe von Laubersdorf zu Tag gefordert, jahrlich an 3000 Kiibel und ausscbliesslicb mit Holzkohlen unter Zu- schlag von friscb gebrochenem Kalkstein gescbmolzen, unter Anwendung vonCylinder-Geblasen und erhizter Luft. — Diese Erze liefern 40 bis 42 Proz. eines ganz vorziiglichen Eisens, aus dem namentlich nach Untersuchungen von Ge- neral DuFouR, die zahesten und besten Drabtsorten ver- fertiget werden. Auch auf Salz ward schon mehrere Male gebohrt; nicht zu erwahnen der friihern fruchllosen Versuche bei Mel- tingen, Zullwyl und Kienberg, will ich nur der gegen- warligen Bohrung in der Arliken gedenken , ganz nahe an der Strasse iiber den untern Hauenstein , welche auf 500 Fuss Ticfc gehl und jclzt in einem Gypslager bis 150 F. eingedrungen isl und Salzkryslalle zeigt. ^ •Die Versuche zu Einfiihrung der Seidenzucht haben bis jetzl nicht zu den gewiinschten Resultaten gefiihrt. 10 Alls diesem gedrangten Abriss iiber unsere kantonalen Verhalinisse in naliirhistorischer Beziehung, mogen Sie ersehen, was zur Forderimg, sowohl zu rein wissenschaft- lichen Fortschritten , als auch zur praktischen Anwendung der Naturkenntnisse geleistet worden ist. Konnen auch diese Leistimgen im Verhaltnisse zu an- dern Kantonen sehr bescheiden genannt werden, so mogen Sie auch die Rleinheit der kantonalen Verhaltnisse erwagen. Die hohe Kantonsregierung und die wohliobliche Stadt- verwaltung haben zurForderung wissenschaftlicher Zwecke der allgemeinen Gesellschaft und zum freundlichen Empfang derselben, der Vorsteherschaft Beilrage zukommen lassen und iiberdem hat sich auf die diesjahrige Versammlung unter den Einwohnern ein freudiger Eifer kund gegeben. Wenig ist es und mit wenig Worten, was wir zu geben haben, aber aus gutem Herzen. So seid denn alle herzlich willkommen von nah und fern. — Geniessen wir die wenigen Stunden, die uns zum traulichen Willkomm dargeboten sind, auf dass sich die Bande der Freundschaft unter geistesverwandten Natur- freunden enger schliessen zur Aufmunterung fiir wissen- schaftlichen Fortschritt. Mein sehnlichster Wunsch ist : Reiner von Ihnen moge unbefriedigt unsere Stadtmauern verlassen, ohne mit freu- diger Erinnerung der verschwundenen Tage zu gedenken, in denen durch neu gewonnene Einsicht in den Zusammen- hang der Erscheinungen, der Geniiss der INatur vermehrt und veredelt worden. Gedenken wir zum Schlusse der Worte unseres Cori- phaen des 19. Jahrhunderts : ((Es gilt als Resultat des sinnigen Forschens, in der Mannigfaltigkeit die Einheit zu erkennen, von dem Indivi- duellen alles zu erfassen, was die Entdeckungen der let/ten 11 Zeitaller uns darbieten ; die Einzelnheiten priifend zii son- dern und doch nicht ihrer Masse zu erliegen, der erhabenen Bestimmung des Menschen eingedenk, den Geisl der Natur zu ergreifen, welcher unter der Decke der Erscheinungen verhiillt liegt. — Auf dieseni Wege reicht unser Bestreben iiber die engen Grenzen der Sinnenwelt hinaus, — und es kann uns gelingen , die Natur begreifend , den rohen Stoff empirischer Anschauung gleichsam durch Ideen zu be- herrschen. « Am spaten Abend eines vielbewegten Lebens bin ich zum dritten Male zur Vorsteherschaft der Gesellschaft berufen. Ich bilte Sie verehrteste Herren um gefallige Nachsicht -- und mit diesem Wunsche erklare ich die Gesellschaft fiir das Jahr i848 als eroffnet. I. Sitzung des vorberathenden Comite's im Gasthof zur Krone den 24. und 2b. Juli, Morgens 7 Uhr. x^nwesend: Herr A. Pfliiger, Prasident. » J. C. Laffon von Schaff hausen. )) Professor Dr. Schinz von Zurich. » Siegfried von Zurich, Quastor der Gesellschaft. )) Horner von Zurich. )) Professor Studer von Bern. » Simon, Landainmann, von Bern. » Meyer von St. Gallen. » Professor Peter Merian von Basel. )) Lardy von Lausanne. )) Chavannes von Lausaune. » De la Rive, Professor, von Genf. » BoUey, Professor, von Aarau. )) Volkel und Lang, Prof. u. Secretaire. 15 Die Vorschlage des diessjahrigen Jahresvorstandes wer- den, mit wenigen Abanderungen, gutgeheissen , sowie sie in den allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft ziir Genehmigung vorgelegt worden sind. Der Plan fiir die Sectionssitzungen wurde entworfen wie folgt : Diemtag. Miltwoch. 4) Section fiir Mineralogie und Geologie . . 8—10 Uhr, 8-10 Uhr. 2) w » Chemieu.PhysiklO— 1 » 8—10 » 3) » » Zoologie urid Bo- tanik . . . 10—1 » 8-10 » k) )) » Medicin . . . 8—10 » 8—10 » IX- ProtocoUe der allgemeinen l§itzungen. >*^# Erste SUzung. Monlags den 24. Juli, Vormillags 9 Uhr, im Sitzungslocale des Grossen Ralhes in Solothurn. i. Der Prasident der Gesellschaft , Herr A. Pfluger, begriisst die Versammlung mit einer Rede , in welcher er die geschichtlichen Verhaltnisse iiber die Pflege der Natur- wissenschaften im Kanton Solothurn naher beleuchtet und dann die 33ste Jabresversammlung der Gesellschaft unter seinem Prasidium zum dritten Male fiir eroffnet erklart. 2. Herr Professor P. Merian beantragt, der hohen Re- gierung und der Stadtbehorde durch eine Abordnung den Dank auszusprechen fiir die der Gesellschaft bewilligten Credite. Auf Vorschlag des Prasidiums werden hiemit die Herren Prof. P. Merian und Dr. A. Chavannes beauftragt. 3. Verlesung der Nekrologe von Professor Alexandre Chavannes von Lausanne und Dr. Heinrich Zschokke von Aarau. (Siehe Beilagen). i 15 4. Der Prasident legt 2 Schreiben von Herrn James Forbes, Professor in Edinburg und Ritter Joseph von Hauer inWienvor, in welchen dieselben ihren verbindliehsten Dank fiir die Aufnahme zu Ehrenmitglieder bei der lelzt- jahrigen Jahresversammlung aussprechen. 5. Herr Professor Mollinger erstattet Bericht iiber die Vorziige eines von Cliorherrn Berchihold in Sitten ent- decklen (cMasssystemes der Natur.)) (Siehe Beilage.) 6. Herr Pfarrer Schnyder von Menzberg, Kanton Lu- zern, halt einen Vortrag iiber einen noch wenig beachteten Fehler des Aiiges. Derselbe hat durch Blendungen an seinen Brillenglasern mit feinen horizontalen und senkrechten Spalten wahrgenommen , dass er sehr weitsichtig sei fiir horizontale Linien, dagegen etvvas kurzsichlig fiir senk- rechte. Zur Hebiing dieses Uebelstandes wurden hori- zontalstehende biconvexe Cylinderglaser mit gleichgestell- len, nicht kreuzweis laufenden Axen angewandt und dadurch die Fernsichtigkeit fiir horizontale Linien aufge- hoben. Dieselben liess er von einem etwas kiirzeren Focus machen als nothig gewesen ware und verband sie mit spah- risch geschliffenen biconcaven Glasern , wodurch er auch von derKurzsichtigkeit fiir senkrechte Linien befreit wurde. Die Glaser wurden von Ellenreich Bamberger in Ziirich be- zogen und des Reinigens wegen ein Paar dieser Glaser be- weglich gemacht. Das Mittel, um sich iiber einen solchen Fehler des Auges zu vergewissern ist das genaue und liinger andauernde Be- trachten eines 5-4 Linien breiten Kreuzes , Ringes oder einer Rahme mit feinen Strichen. Wer mit dem Fehler be- haftet ist , wird horizontale und senkrechte Striche nicht gleich dick und gleich schwarz sehen. Um die Brennweite der benothigten Glaser zu fmden probirt der fiir eine Richtung Weitsichtige gewohnliche 16 spharische Convexglaser bis er die bisher nicht deullich ge- sehene Linie in gewohnlicher Feme gut sieht; hiedurch be- stimmt er die Brennweite der convexen Cylinderglaser. Der fiir eine Richtung Kurzsichlige macht es ebenso mit spharisch biconcaven Glasern. Die convexen Glaser miissen um \ Oder 2 Nummer starker genommen werden. 7. Relation iiber die Jabresrechnung : 4) Rechniing des Quastors : Einnahmen: Rechnungsschiild vom Fr. Rp. 51. Dez. i84G . . . 1288 62 Eintrittsgebiibren .... 264 — Jahresbeitrage 1387 64 Zinse und Gewinn auf Miinz- sorten 12 10 2952 36 Ausgaben : Jahresversammlung in Winterthur .... 834 85 Bibbotbek 554 ~ Denkschriften 90 40 Postgebiihren , Geldverlust , Verscbiedenes ... 86 80 1566 05 2) Rechnung fiir die Bibliotbek : Recbnungsschuld und Einnahmen . 329 75 Ausgaben 192 95 3) Rechnung fiir die Denkschriften : Einnahmen 3272 48 Ausgaben 4047 98 17 Uebersicht des gesammten Vermogens der Gesellschaft am 31. Dezember 1847. Fr. Rp. Baar beim Quastor 1386 31 Baar beim Bibliothekar 436 80 d523 11 Schuld an Herrn Coulon 775 SO Betrag des \ orhandenen Vermogens . . 747 61 Es ergibt sich ein Riickschlag von . . 21)51 31 Die Rechnung wird von den Revisoren, Herr Professor B. Sluder in Bern, Pfleger in Aarau, Professor Peter Merian in Basel und Kaufhausdirector Koltmann in Sololhurn fiir richtig befunden und dem Herrn Siegfried von Zurich, Quastor der Gesellschaft , fiir seine grosse Bemiihung und ausgezeichnele Piinktlichkeit der bestverdiente Dank der Gesellschaft ausgesprochen. Zur Verbesserung des Cassabestandes werden die fol- genden Vorschlage von der Gesellschaft genehmigt: 1) Dem jeweiligen Jahresvorstande zu iiberlassen, soviet als thunlich die Jahresberichte abzukiirzen. 2) Die Denkschriftencommission zu beauftragen, dieses Jahr keine fernere Herausgabe der Denk- schriften zu veranstalten , bis zur nachsten Ver- sammlung den Stand ihrer Angelegenheiten genau zu berathen und dann der Gesellschaft die ge- eigneten Vorschlage zu hinterbringen. Dem Herrn Coulon, Prasident der Denkschriftencom- mission wird ein Credit von 1000 Franken bewilligt fiir die Herausgabe der noch zum Drucke vorliegenden Arbeiten und derselbe ersucht, noch ein Jahr das Prasidium be- nannter Commission beibehalten zu wollen. 8. Der Bericht des Bibliothekars uber den jetzigen Be- sland der Bibliothek wird verlesen. Dem Bibliothekar Chri- 2 18 stener wird der verbindlichste Dank fiir die bisherige Sorg- falt und Miihe ausgesprochen ; ein jahrlicher Credit von 400 Franken als Miethzins fiir ein neiies Local bewilligt; die Siimme von iOO Franken fiir Einbinden, Erganzen etc. bestimmt und 200 Franken fiir den Druck eines neuen Calaloges ausgesetzt. Herr Apolheker Fiieter von Bern beantragt, dem Herrn Prasidenten der Gesellschaft fiir seine giitigst gemachten Biichergesclienke an die Bibliothek den Dank der Gesell- schaft auszusprechen , was einstimmig gutgeheissen v^ird. iO. Die zu ordenilichen und Ehren-Mitgliedern vor- geschlagenen Candidaten werden angenommen H. Herr Professor Schonbein halt einen Vortrag iiber die langsame Verbrennung der Korper in atmospharischer LufL (Siehe Beilage.) HEweiie Siizung. Mittwoch den 26. Juli, Vormittags 10 Uhr. 1 . Das Protocol 1 der ersten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Herr Professor Bernhard Studer erslaltet Bericht iiber die Verwendung des Credites von 3000 Franken , der von unserer Gesellschaft zu Handen der eidgenossischen Militaraufsichtsbehorde fiir Herausgabe einer eidgenossi- schen topographischen Karte entrichtet wurde, unter Vor- weisung der bis dalo erschienenen Blatter. Um uns die laut Vertrag zukommende Befugniss zu benutzen, schlagt der Berichterstatter vor, der besagten Behorde unter Ver- sicherung unseres Dankes den Wunsch auszusprechen, uns einen Credit im Werth der entrichtelen Summe zu 19 Handen der Bibliothek zu eroffnen, damit Karten nach Bediirfniss des Tauschverkehrs vom Bibliothekar bezogen werden konnen. — Dieser Antrag wird genehmigt und die Besorgung der Angelegenheit dem Herrn Professor Studer und der Section Bern zugewiesen. 3. Ueber die Fortsetzung der Untersiichungen riick- sichtlich der Verbreitung des Cretinismus in der wesllichen Schweiz wird der Antrag der medicinischen Section gut- geheissen. \) Dassdie iniRiickstand gebliebenen Kan tone durch das General-Secretariat zur Krledigiing der Ar- beiten aufgefordert werden. 2) Dass an die Stelle des ausgetretenen Dr. Lebert, Herr Dr. Meyer-Ahrens als Mitglied in die Com- mission ernannt und demselben die beforderliche Erledigung dieser Aufgabe empfohlen werde. 4. Auf die Klage von Ilerrn Dr. Heer von Zurich, dass nur wenig Theilnahme sich zeige fur Ausfiillung der Ta- bellen iiber die periodischen Erscheinungen in der INatur, wird der Beschluss gefasst. ein Circular an alle Kantonal- Sectionen ergehen zu lassen , um neuerdings zur frischen Bethatigung der Angelegenheit aufzumuntern. b. Anzeigeder im Laufe des Jahresfiir dieGesellschaft eingegangenen, litterarischen Geschenke. Dem Herrn Qua- stor Siegfried wird die verdienstvolle Arbeit : die wichtig- sten Momente aus der Geschichte der Gesellschaft, ver- dankt. 6. Herr Ziegler-Pellis von Winterthur best eine Ab- handlung iiber die Beobachtungen, die sich ihm bei der Betrachtung der Mondsfmsterniss , den 1. Mai 1848 durch ein Frauenhofer'sches Fernrohr dargeboten haben. 7. Von Oberforster Kasthofer werden Versuche iiber Alpenwirthschaft verlesen. (Siehe Beilage.) 20 8. Die zwei sich im Austritt befindlichen Mitglieder des Central-Comite's werden ersucbt, ihre Stellen ferner bei- bebalten zu wollen. 9. In Betreff der Scbrift: la melrologie de la nature, decouverte par M. Jos. Anloine Berchtold, Chanoine aSion, wird der Vorscblag genebmigt, dem Verfasser ein verbind- licbes Dankscbreiben zukommen zu lassen und demselben anzuzeigen, dass ein Auszug des Werkes in unsere Ver- bandlungen aufgenommen werde. iO. Der Antrag von Professor Scbonbein , es mdchte jeder Aiiszuge iiber seine Mitlbeilungen dem Secretariat zu- scbicken, wird angenommen. \ \ . Der Bescbluss der pbysicaliscb-chemiscben Section, es mocbte die Reihe von astronomiscben Beobacbtungen zur Bestimmung der geograpbiscben Breile von Bern, an- gestellt durcb die Herren Oberst Henry, Commandant Del Croz und Professoren Trecbsel im Jabre ^812, der Denk- scbriftencommission zugewiesen und zu geeigneter Zeit in die Denkscbriften unserer Gesellscbaft aufgenommen wer- den, wird genebmigt, sowie derjenige, die eingesandte Ab- bandlung von Jakob Amsler den Jabresverbandlungen bei- zudrucken , welcbe eine Metbode angibt, den Einfluss zu condensiren, welcben die Eisenmassen eines Scbiffes in Folge derVertbeilungdermagnetiscben Fliissigkeiten durch den Erdmagnetismus auf die Compassnadel ausiiben. 12. Herr Pfarrer Gutmann von Greifensee bait einen Vortrag iiber die nacb seiner Ansicbt slattfindenden Ein- wirkungen des Mondes und der Planeten auf die Gestaltung der Witterungsverbaltnisse. 13. Vorweisung des Modelles eines elektriscben Tele- grapben nacb einerZeicbnung des Herrn Professor Mollinger, verfertigt vonMechanicus Kaufmann in Solothurn. Derselbe unlerscbeidet sicb von dem bekannten Wheatstone'scben 21 Telegraphen dadurch, dass die Miltheilung der Zeicben un- unlerbrochen mit Hilfe eines aus zwei Tasten bestehenden Tastatur vor sich gebt , wabrend der Zeicben empfangende Tbeil des Telegrapben eine solcbe Einricblung besitzt, dass er je nacb der Verbindungsweise der Leitdralbe die em- pfangene Mittbeilung entweder mit Hilfe eines Druckappa- rales (durcb die Wirkung von Elektromagneten) oder durch die cbemiscb-zersetzende Kraft des eleclriscben Stromes auf einen endlosen Papierstreifen iiberlragl. 14. Zum nacbslen Versammlungsort wird Frauenfeld auserseben und Herr Kantonsratb Kreis mit der Stelle eines Prasidenten betraut, 15. Herr Prasident A. Pfluger erklart hierauf die dies- jabrige Versammlung fiir beendigt. III. ProtocoUe der Sectionen M. SECTIOM de HINERAL06IE £T DE G^OLOGIE. Prasident: M. le Prof. Merian. Secretaire: M. F. de Watteyille. 1" Seance. Le 24 juillel a midi. M. le Prof. Favre lit un memoire, ayant pour litre: Essai siir la geologic des monlagnes situees enlre la chaine du Montblanc et le lac de Geneve. Pour en resumcr Tensemblc, M. Favre presente trois sections coloriees geologiquement. L'une de ces sections commence a I'Aiguille du Four et aboulil a Evian , I'autre est prise entre I'Aiguille du Midi (chaine du Montblanc) et les environs de Thonon; enfin la derniere represente le 23 pays conipris enlre le Montblanc et le Jura en passant par Geneve et la rive gauche de I'Arve. Les terrains qui sont indiques dans ces sections, sont les suivants en allant de la chaine du Montblanc au lac de Geneve. La formation de protogyne constitue une portion de la chaine centrale, niais la protogyne elle-meme occupe un espace pen large dans cette chaine; M. Favre en in- dique les liniiles. Les autres parlies de la chaine sont formees par les schistes cristallins qui plongent audessous de la protogvne. Ces schistes reposentsur une couchede cargneule etdegypse qui s'etend de Sierre en Valais jusqu'au fond de la vallee de Montjoie, et celte couche s'appuie sur le terrain juras- sique a Belemniles, qui repose sur le terrain anthraxifere. Tons deuv sont redresses contre la chaine des Aiguilles rouges et du Brevent qui s'etend depuis la Salanline jus- qu'a SK Nicolas de Veroce. Cette chaine differe essentielle- ment de la chaine du Montblanc ; la premiere est granitique, la seconde est protogyneuse. Sur le versant Nord de la chaine des Aiguilles rouges et de leur prolongement on trouve dans I'ordre qui a ele indique, le terrain anthraxifere, la cargneule et la formation jurassique. Seulement la cargneule qui forme une couche s'elendant de Saillens en Valais jusqu'en Tarentaise, est lei a la base de la formation jurassique, landis que sur le ver- sant Sud elle paraissait elre placee a sa parlie superieure. A la base du terrain jurassique se trouve un schiste argilo-ferrugineux rouge et vert. II est evident que les couches du versant Nord de la chaine des Aiguilles rouges sont le prolongement de celles placees sur le versant meridional, qu'elles ont forme autre- fois une grande voute qui a ele rompue et dont les debris 24 «e trouvent a I'etat de cailloux et de blocs erratiques dans les vallees dont la parlie superieure alteint cette cbaine. Quant a I'age du terrain anlhraxifere, il est indique par les reflexions suivantes : i) Le terrain est inferieur au terrain jurassique; 2) ce terrain est a stratification discordante sur les schistes cristallins; 3) la formation jurassique le recouvre a stratification discordante ; 4) dans le terrain antbraxifere on n'a jamais trouve aucun fossile (la celebre localite du Pelit Coeur etant exceptee) sauf des empreintes de plantes du terrain houiller. Cesquatre elemens indiquentque la formation antbraxi- fere est independante et les fossiles vegetaux I'idenlifient au terrain bouiller. ' Le terrain jurassique du versant septentrional de la cbaine des Aiguilles rouges est couronne par les terrains suivants: Neocomien, premiere zone de Rudistes, Gault et Gres vert, et Calcaire a nummulites. Plus baut dans la serie des terrains on trouve une vaste et importante formation que M. Favre nomme provisoire- ment: (de Calcaire du Cbablais,i) parcequ'il ne sait a quel terrain elle doit etre rapportee. La rocbe dominante est une brecbe ou un conglomerat noir associe a des calcaires scbisteux de couleurs bigarrees , a des ardoises semblables a eel les de Merzine et a des gres. Ce calcaire du Cbablais a 4500 metres d'epaisseur au minimum. 11 presente la forme d'un bassin limite au Nord et au Sud par des rangees de hautes montagnes. — La rangee du Sud est placee au Nord des Cols de Cour et de Golere, la rangee du Nord est formee par les montagnes remarquables de Marcels , de la poinle 25 dii Simman, de Chalonne, de Savache, du Roc d'Eiifer, de Grange, etc. Cetle formation contient deux couches de gypse. Un fait important est qu'elle repose du cole du Sud sur le Cal- caire a Nummulites et du cole du Word sur le jurassique superieur. Ce calcaire du Chablais differe lotalement par ses ca- racleres mineralogiques du Macigno alpin siliie sur la rive gauche de I'Arve. En continuant a examiner la section de la rive droite de I'Arve, on reconnait en se rapprochant du lac de Geneve, de haules montagnes jurassiques qui ne presenlent point de prolongement sur la rive gauche. Dans ces montagnes on reconnait le terrain jurassique superieur forme par un cal- caire schisteux a fucoides que I'on voit a Mieussy, a Val- lenet et a Abondance; plus has se trouve le Corallien, puis le terrain jurassique moyen que Ion pent subdiviser en Irois etages. Enfm au-dessus d'Evian se trouve une colline elevee recouverte de Diluvium; elle est formee par des gres a fucoides. La structure des montagnes situees sur la rive gauche de I'Arve est plus simple, car sauf de legeres exceptions les terrains sont de plus en plus anciens a mesure que I'on s'avance de Geneve au Monlblanc. On reconnait d'abord un district tertiaire, au milieu duquel le iVIont Saleve s'eleve isole comme une ile dans la mer; puis un district cretace dans lequel les cimes les plus elevees sont formees par la premiere zone de Rudistes sur- monlee quelquefois par le gault et le calcaire a nummulites. Le fond des bassins, formes par les ondulations de cette couche est forme par le macigno alpin. Le 3™« district est jurassique. 26 Le 4™® terrain que Ton rencontre est anthraxifere , il n'est separe des schistes cristallins que par une couche de terrain jurassique. M. Favre attire I'attention de la societe sur une mon- tagne qui presente un fait nouveau en geologie. Cette mon- tagne est celle des Anes dans la vallee du Reposoir; elle est isolee; toute sa- partie superieure est formee de calcaires contenant des Ammonites et des Belemnites. Ce calcaire repose a stratification concordante sur du gres de Tavi- glianaz et du Macigno alpin. Les roches reposent sur le Calcaire a Nummulites. Ainsi done dans cette localile les Ammonites et les Belemnites sont superposes aux Num- mulites et au Macigno alpin ! M. Favre ditquelques mots sur la structui-e de la chaine centrale des Alpes. 11 pense que les terrains de sediment sont coordonnes par rapport a la chaine des Aiguilles rouges et non pas par rapport a celle du Montblanc. M. le Prof. Studerfait observer que les schistes rouges et verts ou argilo-ferrugineux se retrouvenl tres frequem- ment dans les Alpes de la Suisse occidentale, au contact des schistes cristallins , mais il pense, que leur age doit rester indetermine vu leur nature metamorphique et le manque absolu de fossiles. Quant a cette formation vaste et etendue que M. Favre designe par le nom de Calcaire du Chablais, M. Studer la declare identique avec le terrain signale par lui depuis de longues annees sous le nom de Flysch, qui forme la chaine du Niesen, etc; il contient toujours des fucoides, mais par- fois aussi des Belemnites. Les roches qui le composent dif- ferent pen de celles que vient de decrire M. Favre, ce- pendant elles sont generalement plutot friables que com- pactes. 27 a™" Seance. Le 2S juillet a 8 heures. M. Ruttimeyer lit sur la geologie du groupe de mon- lagnes situees entre le lac de Thoune et TEmme un memoire dont void le resume: Die Gebirge zwischen dem Thunersee und der Emme enthalten in wenig ausgedehnlem Raum die Reihenfolge der alpinen Sedimentformationen und bielen daher ein ein- ladendes Feld ziir Unlersuchung. Sie bilden die aiisserste Reilie der alpiniscben Kalkkelten gegen das schweizerische Hiigelland, dessen Nagelfluh und Molasse auch bier wie anderwarts mit siidlicbem Fallen iiber dieselben sieb ein- senken. Eine ziemlicb machtige, den wBerra-Gesleinen)) analoge Reihe von Sandsteinen drangt sicb indess noch zwiscbenlNagelflub und Kalk. Es sind barte Sandsteine mit Siisswasserpetrefakten und Ligniten, andere mit Feldspath- und Quarzkornern , sogenannter (cGurnigelsandstein)), fer- ner Ralligsandstein und Taviglianazsandstein. Ueber diesen folgen, die Grundmasse des ganzen Gebirges bildend, die scbwarzen Kalkscbiefer mit Toxaster complanatus, Ag. in mebreren 100' Macbligkeit, dariiber der weisse dicbte Kalk mit den Rudisten der ersten Zone von D'Orbigny, undend- lich das ganze macbtige Nummulilenelage, das sich in eine unlere Abtbeilung von Kalk und in eine obere von Sand- stein Ibeilt, zwiscben welcben in der ganzen Ausdebnung des Terrains ein Steinkoblenlager mit Ceritbien, Neritinen und Austern liegt. Die Tbalausfiillungen zwiscben den vom Nummulitenkalk bedeckten Kelten bildet der meist facber- formig gestellte uMacigno alpinw; er enthalt in der Habkern die beriibmten kolossalen Conglomerate mit exotischen Graniten. Wo das Nummulilenterrain gegen den Tbunersee abfallt, hat es mebrere merkwiirdige Gesteinsbildungen k 28 unbedeckt gelassen, so als Basis des Gebirges am Vorgebirg der Wase einen schwarzen Kalk mit Ammonites Bucklandi und andern Liasspecies, beim INeuhaus einen hellen Kalk mit Juranerinneen und bei Ralligen den durch die uMono- graphie der Molassew schon bekannten , dem Coralrag an- gehorigen Chatelkalk, der in einem kleinen Riicken ansteht, dessen oberer Tlieil in Gyps umgewandelt, und daselljst vom Taviglianazsandslein bedeckt hi, der merkwiirdiger- weise Pflanzenreste und Ligniten enthalt gleich dem Rallig- sandstein. Es ist demnach die ganze Folge der Sedimentbildungen vom Lias bis zum Nummulitenkalk mit Ausschhiss der hier fchlenden zwei obern Elagen der Kreide, des Gault und der weissen Kreide, die indess sowohl in der ostlichen als westlichen Schweiz vertrelen sind. Die wichtige Frage iiber das Alter der so merkwiir- digen Wummulitenformation scheint durch die Specificirung der so zahlreichen Nummulinen nicht wesentlich gefordert zu werden. Ausser fiinf neuen Species finden sich noch solche aus denFormationen von Sudfrankreich,Lombardeiund Krimm, keine dagegen aus dem Parisergrobkalk. Merkwiirdig da- gegen ist das haufige Vorkommen von andern Foramini- feren aus alien Klassen mit Ausnahme der Monostegier. Viele derselben gehoren ausschliesslich terliaren Geschlech- tern an. Fraglich ist es, ob nicht der petrographische Charakter dieser Terrains mit zur Altersbestimmung derselben beniizt werden konnen; interessant ist jedenfalls das Auftreten einer diese Formation constant begleitenden Zone von Gyps- stocken und Eisenoxydulsilikaten ; der letztern namlich ver- danken der Ralligsandstein und der Taviglianazsandslein, selbst der Gault und INummulitensandstein ihre graue Far- 29 bung und die namliche Mineralsubstanz erscheint wieder in den mit dem iMacigno innig verbundenen Serpenlin- stoken. — M. le Dr. Brunner donne quelques details sur le me- moire qui vient d'etre Iii par M. Rultimeyer, et notamment sur les fossiles que contient le terrain a nummulites dans ' ce groupe de montagnes. Le genre Nummulites y est re- presente par cinq especes, dont plusieurs ont ele trouvees dans le iMidi de la France par iM. Leymerie et dans la Crimee par M. de Verneuil: N. globulus Leym. qui forme a elle seule des couches entieres; IN. polygyratus Desh. ; IN. regu- laris et N. mamillaris, deux nouvelles especes. Les Oper- culines aussi sont celles du Midi de la France et de Faudon. I D'autres especes de la famille des Foraminiferes dont les genres sont propres aux terrains tertiaires, y ont egale- ment ete trouvees, notamment differentes especes de Nodo- saires, une nouvelle Keterostegina (reticulata Rutt.), Quin- . queloculina (S*. Beali Rutt.) etc. K En fait d'Orbitulites, Ton a trouve I 1) 0. discus Rutt. i 2) 0. parmula Rutt. ■ 3) 0. partellalis Brunner. B 4) 0. stellaris Rutt. Cerithium ligatum. )) spmosum. JNeritina Fischeri, Brunner. Pour revenir sur les sujets traites dans la seance de la ^eille Sir R. Murchison, apres avoir fait quelques obser- vations sur la grande valeur du Memoire de M. Favre, a dirige I'attention de la Section sur une coupe naturelle qu'il a etudiee sur la rive gauche de I'Arve dans la vallee qui mene du Col du Reposoir par Grand Bournand a Thones, et qui ajoute, a ce qu'il pense, quelques chose aux connais- 50 sances actuelles siir la succession des terrains geologiques de cette conlree. — A Thones nieme et le long de la vallee de la petite riviere Noie, et sur sa rive droite, jusqu'a S*. Jean de Sixt, Ton observe line rangee de couches de calcaire neocomien, dont les assises superieures sont petries de Chama ammonea ; ces couches plongent au SS E sous un angle d'a peu pies 50 a 55o. La couche a Chama am- monea est immediatement recouverte par un calcaire de presque la meme composition, et d'une faible puissance; ni M. Murchison, ni M. Pillet de Chambery, son compagnon dans cette excursion n'y ont trouve de fossiles. — Viennent en suite en ordre ascendant des marnes noir atres schisteuses contenant dans leur partie superieure des calcaires impurs et des gres calciferes qui contiennent les grandes Terebra- tules lisses, et auxquels est superpose un gres calcifere jaunatre a grains verts et a Terebratules plissees, I'en- semble representant le gault et le agreen sand)) superieur des Anglais. La couche qui suit, est un calcaire pur blanc, grisatre ou couleur de creme, a silex et contenant de grands Inocerames, dont I'un est le Catillus Cuvieri. Par conse- quent, M. Murchison est del'avis que ce calcaire (occupant la meme place dans I'horizon geognostique que le Calcaire de Seewen de M. Studer) est prouve par ses fossiles etre le representant de la craie blanche. En passant de ce calcaire a Inocerames aux couches superieures qui descendent d'abord a I'Oratoire, puis au village de Thones, le calcaire change graduellement de couleur qui devient brune et se charge de petites nummu- lites; c'est a tons egards le terrain a nummulites des geo- logues suisses. — Dans leur examen MM. Murchison et Pillet n'ont pu trouver des nummulites descendant dans le Calcaire a Inocerames, mais dans I'ordre ascendant ces fos- siles occupent une plus grande etendue et au Nord de 51 I'Oraloire passent dans un Calcaire concr^tionne , a beau- coup de polipiers , qui est recouvert par un autre calcaire bleuatre. Tout ce sysleme est suivi par des psammites calciferes et micaces, et puis par des marnes, schistes et calcaires im- purs a ecailles de poissons qui representent dans leur en- semble sans doute le «Macigno des Alpes)) de M. Studer. En allant vers S'. Jean de Sixt, ces couches se trouvent elre recouvertes par des conglomerats assez grossiers, avec la meme inclinaison. Ces derniers plongent dessous une vasle epaisseur de molasse, qui occupe le centre de la vallee de la INoie et dont il existe apparemment sur la rive gauche des masses considerables, que M. M. n'a pas eu le temps de visiter. Ayant trouve les coupes de cette vallee et celles aux environs de Grand Bournand les plus claires qu'il ait vu dans ces regions pour demontrer la succession des couches secondaires a celles qui sont indubitablement d'age tertiaire, M. Murchison n'a offert ces observations d'un passant que dans I'espoir d'attirer davantage I'attention des geologues du pays. 11 n'y a pas de doute que la transition des couches secondaires aux couches terliaires y est completement de- veloppee. En general M. M. a la conviction intime que le terrain a nummulites doit etre range dans la serie des terrains ter- tiaires et separe entierement des terrains cretaces ; en effet le terrain a nummulites est le vrai representant de la for- mation eocene dans les Alpes; et Ton detruirait celle-ci en considerant comme cretace le terrain a nummulites. Relativement aux terrains soi-disant anthraxiferes de la chaine des Alpes, M. M. apres avoir visite la contree du Montblanc, est convaincu que ces terrains doivent etre coordonnes a la formation liasique, et si les vegetaux fos- 52 siles que Ton y trouve, sont identiques avec ceux de la for- mation houillere il pense avec M. Elie de Beaumont, que cela prouve uniquement, que la meme flore a regne durant ce long laps de temps. M. Dubois donne un resume sur la constitution geolo- gique des chaines de montagnes Taurique et du Caucase; et prouve que la aussi les terrains cretaces sont tres faciles a distinguer des terrains terliaires et notamment des ter- rains a nummulites qui dans certaines parties de ces con- trees sont tres remarquables par le prodigieux developpe- ment des fossiles (Ceritlies, Chames) qu'on y trouve. M. Favre en repondant aux observations de M. Mur- chison ne pense pas que Ton soit capable de diviser en plusieurs formations les terrains designes par aCalcaire du Chablais,» malgre leur puissance extraordinaire. Les roches sont trop intercalees et enchevetrees les unes dans les autres et les rares fossiles qu'on y trouve, ne facilitent pas davan- tage une pareille distinction; rien n'empeche d'ailleurs, que dans des circonstances favorables de grandes masses aient pu etre deposees dans un laps de temps comparativement court ; surtout lorsque ces masses portent le type de ter- rains de charriage, comme cela est le cas ici. M. Lardy donne un apercu sur la constitution geolo- gique du district d'Aigle, contree qui avoisine celle que vient de traiter M. Favre. II en resulte qu'on retrouve dans ce pays toutes les couches signalees par M. Favre dans les montagnes du Chablais ; Ton salt que les gypses y alteignent une puissance considerable, la couche de cargneule y regne egalement, ainsi que le fait observer M. Favre d'une ma- niere fort reguliere et non interrompue. M. le Prof. Studer ayant ete invite de se prononcer sur la veritable signification du nom de Flysch, communique les observations suivantes : 55 11 n'y a pas d'aulre exemple peut-etre dans I'histoire de notre science d'lin nom qui depiiis son introduction, ait cause plus de confusion que ce malheureux flysch, dont en effet je me suis servi le premier, mais des nombreux abus duquel je ne me reconnais pas coupable. Ce nom de Flyscli parut pour la premiere fois en \ST7 dans deux memoires sur la vallee de la Simme, inseres dans le journal de Leon- hard et dans les annales des sciences naturelles. C'etait une denomination locale que je proposai pour designer un ter- rain calcareo-schisteux assez complexe, qui dans le Sim- menlhal recouvre le calcaire portlandien. Des ce debut, M. Alex. Brongniart, a qui j'avais adresse des fossiles port- landiens du Simmenthal, fit la meprise de rapporter ces fossiles au terrain de Flysch, qui par la se trouva range dans les terrains jurassiques les plus superieurs L'annee suivante M. Keferstein (Teutschland. V. 559) s'empara de ce nom pour designer par une expression unique la presque totalite des Alpes calcaires, arenacees et schisteuses, qu'il crut devoir considerer comme formant un terrain unique, correspondant dans I'echelle geologique au terrain cretace inferieur du Nord de I'Europe, mais renfermant toute la serie des fossiles depuis le calcaire carbonifere jusqu'aux terrains tertiaires (Naturgeschichte des Erdkorpers 1. 276). Dans mon travail sur les Alpes occidentales suisses qui parut en i834, je reconnus entre les lacs de Thoune et de Geneve Irois zones de terrains marno-schisteux , composes de roches presque identiques et renfermant les memes fu- coides, mais dont le parallelisme cependant ne me parut pas evident. Afin de ne rien prejuger, je designai ces trois zones par des noms differens, en appelant aschistes et gres du Niesem) le terrain qui compose cetle chaine et qui parait plonger sous la chaine portlandienne des Spielgarten , en gardant le nom de Flysch pour le terrain du Simmenthal 3 54 snperieur a cette chaine et en appliqiianl Ic noni de gres du Gournigel au terrain snperieur an calcaire de (Uiatel oil oxfordien, qui forme la limite exterieure du pays alpin en observant ioutefois que rien ne s'opposait a regarder ces deux derniers terrains comme idenliques. Vers ce meme temps, en automne 1833, je fis ma premiere course avec M. Escher dans les montagnes de I'Entlibuch, sur laquelle je fis un rapport, insere dans le journal deLeonhard pour 1854. JNous reconnumes qu'un puissant terrain de schistes mar- neux et gres a fucoides, ne differant quant aux roches en rien du flysch du Simmenthal, recouvrait le terrain num- mulitique de la chaine cretacee du Niederhorn, desSchratten el du Mont Pilate , et a dater de cette epoque la confusion qui jusqu'ici etait restee etrangere ala geologic alpine Suisse, commenca a s'introduire dans nos propres publications. M. Escher donna au nom de flysch un sens geologiqiie precis, en le restreignant au terrain schisleux arenace a fucoides qui dans les Alpes et dans I'Appenin , recouvre le terrain a nummulites. De mon cote je sentis le besoin d'un nom petrographique pour designer I'ensemble des roches schisteuses et arenacees qui dans les Alpes s'etendent entre les diverses chaines calcaires et les massifs de gneiss et de protogine et dont la position geologique reste incertaine, parceqiie les fossiles qu'on y trouve , sont insuffisans, pour determiner leur age, comme en Maurienne, en Tarentaise, en Valais, dans les Grisons et en d'aulres parties des Alpes. Trouvant le terrain superieur aux nummulites decrit sous le nom de Macigno et Alberese par M. Parelo et d'autres geologues italiens, je proposal d'adopter ce nom avec I'epi- thete (calpiu)), et je nommai done amacigno alpim) ce que M. Escher appelait flysch, tandisque je cms devoir reserver ce dernier nom pour designer petrographiquement des 35 syslemes de roches tres seinblables au veritable iiiaclgiio, mais dont I'age et la position geologiqiie reste indecise. J'ai adopte cette derniere nomenclature dans tout ce que j'ai ecrit depuis ^8^0, tandisque dans le memoire sur les Alpes de Lucerne, insere dans les Memoires de la Soc. Geol. 1838, je m'etais conforme a la nomenclature adoptee par M. Escher. D'apres ma maniere de parler il pent y avoir des flyschs de tout age , on laissera tomber ce nom pour chaque groupe dont la position geologique est fixe d'une maniere definitive par 1 'accord des fossiles et du gisement, et s'il nous est possible d'atteindre ce but pour tous les groupes alpins, le mot de flysch sera a la fin raye de la ter- minologie geologique. M. Cartier d'Oberbuchsiten presente a la Societe des fossiles , et notamment des dents de poissons provenants de la formation siderolitique dEgerkingen. Le minerai de fer s'y trouve soit dans des fentes et cavites du Calcaire Port- landien soit en couches plus ou moins regulieres, reposant sur ce meme terrain. Ce nest que dans ce dernier cas qu'on y rencontre quelquefois des restes organiques. M. Laffon presente a la Societe des fossiles provenants de la Molasse du Buchberg, montagne situee sur la rive droite du Rhin presd'Eglisau, sur le territoire Schaffhousois. — Dans les carrieres ouvertes recemment, dans le flanc septentrional de cette montagne, on a trouve des dents de poissons de divers genres, (Carcharodon , Lamna, Noti- danus etc.), des ossemens de Dinotherium. S"**' Seance. Mercredi, le 26 juillet a 8 heures. M. le Professeur Hugi donne quelques details sur une localite fort curieuse, qu'il a observee en visitant 36 les Halites Calabres. 11 s'agit d'une niontagne granitique de la forme d'lin cone tronque, surmonte dun autre cone d'un diametre beaiicoup plus faible et de nature basaltique. La forme reguliere qu'affecte ce petit cone et sa position a regard de sa base granitique a de tons temps excite la cu- riosite des geologues italiens et en general des habitans de ce pays qui ont imagine les hypotheses les plus fabuleuses pour expliquer le fait. M. Murchison pense que cette monticule de composition volcaniquepourraitetre une oeuvre hiimaine, semblable aiix ((forts vitrifies)) des anciens, dont on trouve de nombreuses traces en Ecosse et en Irlande. Ce sujet etant epiiise , M. Murchison donne un apercii de la constitution geo- logique de la Scandinavie et du Nord de la Russie, contrees qu'il a etudiees en detail et sur lesquelles il a public un magnifique ouvrage, dont il donne un exemplaire en cadeau a la Societe M. le Prof. Bolley communique a la Section les re- sultats des observations, entreprises par M. F. Laue a Wildegg, C. d'Argovie, dans le but de determiner I'aug- mentation de temperature dans un puits , fore dans cette localite a 1*216 pieds audessous de la surface. M. Laue a trouve en resume que cette augmentation est en moyenne de 1" pour . . . . 70'90 mesure fede- rate ou de 65'50 pieds du Roi Tandisqu'a Neusalzwerk elle est de 1° pour 927 )) » » a Pregny pres Geneve . . 91 '84 )> » » a Grenelle 92'00 » » » a Mondorf 91 '10 » » » Cette anomalie s'explique d'ailleurs fort bien par le voisinage des thermes de Baden (^50°) et de Schinznach (36°). 57 M. Bolley presenle a la section un beau cristal de sel, trouve a Rheinfelden a une profondeur de 3^0', et des Pen- lacrinites, provenants d'une profondeur de d2i2' a Wildegg et apparlenanls au Lias. M. ie Prof. Merian constate que dans d'autres localites encore, on a trouve, en forant des puils, que raugmentation de temperature eta it en moyenne de 4" pour 90 a 400' de profondeur. M. le Prof. Meyer lit un menioire sur la constitution des organes des Echinites et le moyen qu'ils presentent pour distinguer entre eux les divers genres d'animaux de cet ordre. M. le Prof. Studer fait une communication verbale d'un grand interet, dont voici un extrait : Je me permets d'appeler I'attention de la section sur deux points de la geologic de notre pays, qui me paraissent demontrer que, dans des temps comparativement modernes, notre sol terliaire a dii eprouver des mouvemens lents d'affaissement et de soulevement, analogues a ceux que Ton observe de nos jours avoir lieu en Scandinavie, au Chili et en d'autres parties du globe. La grande puissance de 4000 a 4500 metres, que nous presente le terrain de la molasse a I'approche des Alpes, et la diminution progressive de cette puissance, a mesure que Ton s'en eloigne, cette forme de coin du sol tertiaire Suisse me semble prouver que pendant une partie du moins de la duree de la formation de molasse , il se fit un affaissement successif du fond de la mer ou des lacs molassiques au pied des Alpes. En effet, i'on n'a su trouver jusqu'ici une dif- ference specifique entre les fossiles marins ou d'eau douce, que nous trouvonsdans les couches superieuresetinferieures de la molasse, el Ton sail cependant que les memes especes de mollusques vivenl generalemenl a la meme i)rofondeur. 38 Ajoutoiis a cela que, dans presque tons nos gites de fossiies, nous avons des preuves du voisinage des coles el d'une eau peu profonde , el il en decoule facilemenl , que pour ex- pliquer la formalion du sol terliaire le long des Alpes , la supposition d'un affaissemenl lent el continu de ce sol est la seule admissible. — Cetle supposition est la seule aussi, qui puisse rendre raison des alternances et de I'enchevetre- ment des couches marines el d'eau douce, que Ton observe dans le terrain de molasse. Sous des eaux peu profondes, on concoit sans peine que des oscillations du sol peuvent changer un bassin marin en un bassin d'eau douce ou saumatre, et I'existence d'lm lac d'eau douce a cole d'un golfe de la mer n'a rien d'improbable, landisque nous Irou- vons de grandes difficulles a nous rendre raison de cet elat de choses , si nous admeltons au pied des Alpes des bassins de mille a quinze cents metres de profondeur qui auraient ete combles , dans les environs de Berne de mo- lasse marine, dans les Cantons de Vaud et de Zurich de molasse d'eau douce, dans le Canton de S^ Gall encore de molasse marine. II est clair du resle que, la supposition d'un affaissemenl lent et continu sur la lisiere des Alpes etant admise , nous sommes conduits aussi a reconnaitre I'existence d'une grande faille enlre le terrain de molasse et les terrains secondaires alpins , et cetle faille devra na- turellement etre consideree comme produile par un sou- levement du payvS alpin anterieur a la formalion de la mo- lasse. — Une autre serie d'observations se rapporle a uneepoque beaucoup plus recente el probablement a I'origine de Tetat actuel de noire pays. En considerant le cours de I'Aar aux environs de Berne, de la Sarine pres Fribourg el d'aulres de nos rivieres, Ion est frappe de les voir suivre des ser- pentines ou meandrines a I'instar de celles qui se forment 59 dans lea plaines basses, oii le moindre obstacle fait devier les rivieres presque stagnantes de la ligne droite et les force d'abandonner leur lit et de se jeler a droite ou a gauche. Et cependant nos rivieres sont en meme temps profonde- inent encaissees dans le sol plat ou ondule, qui forme la partie principalement cultivee et habitee de notre pays. Les berges de leur cours acluel atteignent des hauteurs de 50 a 40 metres, et des terrasses etagees lemoignent que le creuse- ment de ces courants d'eau s'est fait a diverses epoques et en alternant avec des intervalles, pendant lesquels le lit de la riviere restait a peu pres stalionnaire. En examinant les^ terrains que ces berges ont mis a decouvert, on trouve que la partie superieure et majeure du sol consiste en ce qu'on appelle I'alluvion ancienne, c. a. d. en graviers et sables a stratification horizontale peu distincte, mais que tres sou- vent la base de ce terrain, ou la molasse elle-meme est entamee et forme des escarpemens de dix metres et plus de hauteur. II est evident qu'un courant d'eau qui aurait la force de se creuser un lit de kO metres de profondeur et de couper a pic une roche telle que la molasse, qui aux en- virons de Berne et de Fribourg fournit une excellente pierre de taille, il est evident, dis-je, qu'un tel courant d'eau ne formerait jamais des serpentines et le cours lortueux de nos rivieres nous prouve qu'au commencement de notre epoque actuelle , nos rivieres coulaient a la surface supe- rieure de I'alluvion ancienne, dans des lits peu profonds, et que ce n'est qu'apres avoir creuse ces lits en serpentines, qu'elles ont du gagner la force necessaire pour creuser leurs lits actuels, en donnant plus de profondeur aux ser- pentines primitives. Mais la force des courants d'eau depend de leur vilesse et celle-ci de leur pente. II faut done neces- sairement admettre, que la pente de nos rivieres ail aug- mente depuis le depot de Talluvion ancienne, et cela nous 40 conduit a supposer que les bassins dans lesquels elles se jettent, aienl baisse leur niveaux, ou que le sol de leur cours moyen et superieur ait subi un soulevement. Cette derniere supposition est evidemment la plus simple et elle se trouve d'ailleurs supportee par d'autres fails, parmi les- quels je me borne a signaler les restes d'un puissant terrain de transport, qui comblait nos vallees alpines a plusieurs centaines de pieds au-dessus du lit actuel des torrents. Ce dernier soulevement de notre pays alpin doit avoir ete de la classe de ceux que j'appelerai conlinentaux et qui n'ont ete accompagnes d'aucun derangement notable dans la po- sition des couches, car les couches de notre alluvion ancienne sont par tout restees horizontals. 11 est done different et posterieur au mouvement qui , au pied des Alpes, a mis les couches de la molasse dans une position inclinee ou verti- cale en poussant par une force emanee de 1 interieur des Alpes , les terrains secondaires par dessus les terrains ter- tiaires. Ce soulevement de I'alluvion ancienne est meme posterieur au transport du terrain erratique , car le limon et le gravier non stratifie, enveloppant de gros blocs alpins, se trouvent coupes par les serpentines de nos rivieres, comme I'alluvion ancienne et la molasse , el jamais que je sache, ne voit-on des blocs erratiques dans le fond ou sur les terrasses des berges de nos vallees d'erosion qui en- caissent nos rivieres , si ce n'est peut-elre des blocs tombes den haul par suite de I'erosion. En resumant d'apres leur ordre chronologique les dif- ferenles epoques de I'histoire alpine, menlionnees dans cette notice, nous Irouvons : i) Soulevement du pays alpin, avanl le depot de la molasse ; 2) Affaissement du sol au bord des Alpes , pendant le depot de la molasse; 41 3) Soulevenient de la inolasse et redressemenl de ses couches; 4) Depot de I'alluvion ancienne dans les vallees alpines et molassiqiies ; 5) Depot du terrain erratiqiie ; 6) Soulevement continental du pays alpin et des pays environnans. M. le Prof. Favre lit une notice sur les montagnes des Voironspresde Geneve. Cette montagne presenle une couche de calcaire oxfordien , situee a peu pres a la moilie de sa hauteur : ce calcaire repose sur un calcaire marneux , qui parait devoir etre rapporle au terrain neocomien et qui contient des debris de poissons. Le calcaire oxfordien est domine par un calcaire blanc, qui est lui-meme reconvert par un gres ou conglomerat contenant des nummulites, associe a des gres marneux a fucoi'des. Comme I'arrangement de ces roches, qui est deja peu regulier, est encore complique par leur association avec des gres dont I'age est problematique, M. Favre nose presenter aucune theorie pour expliquer la disposition de ces couches et il termine son memoire en attirant I'attention des geo- logues sur cette montagne et en disant comme M. De Luc: ((Les Voirons offrent un vaste champ aux speculations.)) MM. S E C T 1 O M fiir Chemie und Physik. Prasident: Herr Prof. Sch(»:]nbein. Secretaire: Herr Apotheker Gruner. Dienslag den 2b. Juli, Morgens um iO Uhr, im chemischen Laboralorium. Herr Professor Voelckel weist eine Fliissigkeit vor, die bei der Neutralisation des in der Kottmann'schen Fabrik be- reiteten Holzessigs mittelst Kalks ausgeschieden wird , und theilt uns die Eigenschaften dieser fliichtigen, brenzlich- riechenden Siibstanz und die Resultate seiner iiber dieselbe angestellten Untersuchungen mit, woraus sich ergibt, dass diese Substanz ein Gemenge mehrerer ungleich fliichtiger Stoffe ist, die aber keine voUstandige Trennung zuliessen. Zahlreiche Analysen der bei verschiedenen Teniperaturen iiberdestillirenden Portionen zeigen jedoch, dass sammtliche Stoffe Zersetzungsprodukte der Essigsaure sind, entstanden auf die Art, dass in hoherer Temperatur aus den Bestand- theilen der Essigsaure, Wasser und Kohlenwasserstoffe sich ausschieden. 43 Professor Voelckel, verspricht die Resullale der Unter- suchung, sobald dieselbe beendigt sein wird, zu veroffent- lichen. Ferner zeigt Herr Voelckel einen bei Eparnay im Kreideboden gefundenen und fiir einen Meteorslein aus- gegebenen, polygonischen schweren Korper. Die innere Be- schaffenheit desselben jedoch , welcbe sich durcli eine centralstrahlige Slructur auszeichnet, und die chemische Analyse beweisen , dass dieser Korper reiner Strahlkies ist. Ein auf den Balmbergen bei Solothurn vorkommendes grauscbwarzes Keuper-Gestein fand Hr. Voelckel folgender- massen zusammengesetzt : Kohlensaures Eisenoxydul 53,94 Kohlensaure Magnesia . . . . . . 54, bS Kohlensaurer Kalk 0,67 Kieselsaure Thonerde 8,89 Organische Subslanzen und Wasser . . i,95 ^ 00,00 Auffallend ist die geringe Menge von kohlensaurem Kalk , obgleich das Gestein in und neben Kalkmassen vor- kommt. Endlich lasst Herr Voelckel uns eine gelbrothe, pulver- formige Substanz sehen, welcbe er durch Einwirkung von S H auf eine alkobolische Cyanlosung erhielt; sie hat eine dem Oxamid enlsprechende chemische Zusammensetzung, in welcher der 0 durch S vertreten ist. Herr Apotheker Laffon von Schaffhausen brachte einige Muster von sogenanntem ((Fischermelalb) mit. So wird nam- lich eine von Herrn Oberst Fischer in Schaffhausen ver- fertigte innige Verniengung, wenn nicht Legirung von Kupfer und Eisen benannt, welche praktisches Interesse 44 darbietet, Es isl Herrn Fischer gelungen, diese zwei Melalle in verschiedenen Gewichtsverhaltnissen zu vereinigen. Herr Professor Schonbein halt nun einen Vorlrag iiber die Verhaltnisse , durch welche die Ozonerzeugung miltelst Phosphor bedingt ist. (Siehe die Beilagen.) Hierauf weist derselbe durch einen Versuch nach, dass die den Superoxyden, dein Chlor, Brom, Jod und Ozon eigenthiimliche Eigenschaft, die Guajaktinctur zu blauen, auch einer noch nicht ermiUclten Substanz zukomme , die sich im Parenchym der Kartoffehi und anderer Wurzei- knollen, und zwar hauptsachlich in den Regionen des Cam- bium's befindet ; auf welche Weise jene organische Subslanz die auf Oxydalion des Guajakharzes beruhende Blauung hervorbringe , lasst Herr Schonbein noch unentschieden, macht aber aufmerksam , dass ihre Wirkungsw eise , wie beim Platinschwamm , auch nur eine vermittelnde sein konne. — Herr Dr. Brunner zieht , in Bezug auf den erslen Vor- trag des Herrn Schonbein, die Existenz des Ozon's in Zwei- fel, und gibt der Ansicht von De la Rive und von Bercelius den Vorzug, welche in dem ozonisirten Sauerstoff einen allotropischen Zustand des 0 erblicken, fiir welche Ansicht auch Drapers Versuch mit Chlor spreche; ferners weist Herr Dr. Brunner nach, dass nicht sammlliche Eigenschaften und Reactionen des Ozons mit denen des Thenard'schen Wasser- stolfhyperoxyds iibereinstimmen , worauf Herr Schonbein entgegnet, dass er diese beiden Korper nicht identifizirt wissen wolle, hingegen Drapers Experiment noch bezwei- feln miisse, und in der AUotropie nur Aggregats- und Coha- sionsverhaltnisse sehe, welche jedoch in Gasarten nicht denkbar seien. Er verlange die Umwandlung nur Einen Kubikzolls reinen Sauerstoff in Ozon , als Widerlegung sei- 45 ner Zweifel . trockenen 0 dnrch electrisclie Funken ozoni- siren zu konnen. Herr Professor He la Rive nimmt Vertrauen in die Ge nauigkeit seiner mit Herrn Marcet gemachten Experimente und stiitzt sich namentlieh auf die Thatsache. dass die Ozonerzeugung auf elektrischem Wege nicht mit der Cegenwart von Feuchtigkeit im VerhaUniss stehe. Kr er- blickt keine grossere Schwierigkeit , einen allotropischen Zustand des 0 anznnehmen, als die chemische Verschieden- heit eines Korpers in statu nascente und im isolirten Zu- stande. — Herr Professor Schinz von Aarau legt der Section eine von Herrn Dr. Amsler in Aarau eingesandte Abhandlun- «uber die Compensation der VVirkung der Eisenmasse eines hchiffs auf die BoussoIe» vor, mit dem Vorschlai? dieselbe m die diessjahrigen Verhandlungen aufzunehmen. JNacbdem Herr Dr. Stahelin und Herr Professor Kaabe iiber den in- teressanten Inhalt dieser Abhandlung sich ausgesprochen w,rd von Herrn Prof. Schonbein die Anempfehlung der- selben zur Aufnahme durch die allgemeine Versammlun^ beantragt, und durchs Handmehr beschlossen. Herr Prof. Wolf weist eine graphische Darstellung der Vertheilung der Fixsterne nach Bailv's Sterncatalog vor Herr Prof. BoUey halt einen Vortrag iiber eine neue Verbindung von Borsaure mit Natron und die wahrschein- liche Bildungsweise der natiirlichen Borsaure. Die Wahrnehmung, dass Boraxlosung mit Salmiak- losung gemengt, Ammoniakgas entwickle, wurde von ihm we.ter verfolgt, um zu entscheiden, ob sich auf diese V\ eise nichtsaure borsaure Salze, zunachst das in der Reihe der borsauren Natronsalze bisher vermisste vierfach borsaure M tron darstellen lasse. Die Untersuchung, bei welcher Herr Hagnauer, Bezirkslehramtscandidat, vielfach thatig 55,88 . . 53,^6 a BO, li,50 . . id, 92 i INa 5^1,61 . . 52,61 iOHO 46 war, lieferte den Beweis , dass obige Erwartnng gegriindel war. Durch Mengen von Salmiak und Borax, Koelien init viel Wasser, bis kein Ammoniak mehr enlwickelt wurde, Fillriren und Krystallisiren , warden Krystallkrusten er- halt en von dcr Zusammensetzung : berechnet: Borsaure Natron Wasser 99,99 . . . 99,99 Dieselben sind hart, weisslich-glasglanzend , reagiren auf Curcuma nicht, die Losung gibt in gewohnlicher Tem- peralur mit Sauren Niederschlage von Borsaure. Die Fal- lungen, welche mil einer Losung dei selben in den Losungen schwerer und erdiger Metallsalze hervorgebracht werden, verhalten sich jenen des Borax ganz ahnlich. Die Bildung natiirlicher Borsaure, aus dem Verhalten der borsauren Salze gegen Salmiak (Borazit und Datolith verhalten sich wie Borax) zu erklaren, erscheint weit urge- zwungener , als Payen's *) Erklarung , dass Schwefelbor — ein bis jetzt nicht als natiirlich vorkommend bekannter Korper — durch Eindringen von Meerwasser zersetzt werde. Die natiirliche Borsaure findet sich an zwei Orten bis jetzt, im Toskanischen und auf der Insel Volcano, beides vul- canische Gegenden, die bekanntlich die eigentlichen Fund- statten des Salmiaks sind; wenn nun nur angenommen wird, es finden sich dort gleichzeiiig borsaure Mineralien, deren es eine grosse Reihe iiberall gibt (Tinkal, Axinit, Boracit, Hydroboracit, Datolith, Botryolith, Turmalin, Rho- dizit etc.) so ist die Bildung freier Borsaure hiemit als noth- wendig gegeben. *) Anna! de Chim et Physique, HI Scr, J. 47 Diese Ansicht wird entschieden iinterstiitzl durch Payen's Walirnehnuing, dass die aiis den Lagunen am Vate rotondo etc. aufsteigenden, borsaurefiihrenden Danipfe un- ter andern audi Animoniakgas enthalten. Herr Rivier bemerkt hiezu, dass Payen in den Dampfen der Lagunen in Toscana keine Borsaure aufgefunden habe, was Herr BoUey jedoch aus der Schwierigkeit der Unter- suchung erklart. Herr Prof. Mollinger sucht durch einen Versuch mit einer Weingeistlanipe die Zweckmassigkeit des unlangsl entdeckten Solar- und Lunarlichts darzutbun, welches w^esentlich darin bestebt, dass man den Brenner mit Koch- salz und Kreide praparirt, wodurch der Flamme ein hoherer Glanz ertheilt wird. Ferners entwickelt derselbe eine neue mnemonische Ableitungsmetbode fiir einige Formeln der spbarischen Tri- gonometric. Herr Prof. R. Merian entwickelt dagegen fiir eine dieser Formeln eine allgemeine Deductionsmethode , die er in der Praxis als sehr zweckmassig befunden hat. Herr Prof. Schinz von Aarau halt nun einen Vortrag iiber die Elasticilat, fiir welche er eine bessere Definition und genauere Messungsmethode zu geben versuch t. Letztere stiitzt sich auf der Biegungsfahigkeit der Korper, welche durch die Messung des Winkels, den die normale Lage eines an einem Ende befestigten Stabs mit der gebogenen des be- lasteten Stabs bildet , bestimmt wird , und zwar beruht die Genauigkeit der Messung auf einer Axenverlangerung des Stabs mittelst eines durch einen zweckmassig angebrachten Spiegel zuriickgeworfenen Lichtstrahls. Einen besonderen Vorzug verleiht dieser Methode das Moment der Zeit, welches hiebei auch in Betracht gezogen werden kann. 48 Fndlicb findet Herr Schinz, dass man zweierlei Elasti- citatsgranzen zii unlersuclien imd zu bestimmen habe, und erwabnt mebrerer dabingeboriger Gesetze, welcbe zu klei- neren Discussionen zwiscben ibm und Herrn Prof. Raabe fiibren. Zweite Sitzunjy der Section. Den %. Juli, um 8 Ubr, in demselben Locale. Herr Prof. Scbonbein glaubt beweisen zu konnen , dass der Pbospbor an sieb ebenso gerucblos sei, als das Arsen ; denn nur in Gasarten, in welcben unter Ozonbildung eine langsame Oxydation der Pbospbordampfe staUfindet, wird der Knoblaucbgerucb des Pbospbordampfes wabrge- nonimen; hingegen z. B. in reinem oder aucb in mit Luft verdiinntem Leucbtgas erweist sicb der Pbospbordampf ge- rucblos. Herr Scbonbein scbreibl daber jenen Pbospbor- gerucb der pbospborigen Saure zu, welcbe bei erbobter Temperatur diesen Gerucb entwickle , dem sicb aber nocb der Ozongerucb beigesellt. Herr Prof. Voelckel bait den Pbospbor aucb fiir gerucb- los, glaubt aber, dass nicbt in der gleicbfalls gerucblosen pbospborigen Saure, sondern in dem Act der Oxydation selbst die Ursacbe des Gerucbs zu sucben sei, wie z. B. aucb bei den atberiscben Oelen. — Herr Scbonbein dagegen kann nicbt annebmen , dass der blosse Zustand eines Korpers die Gerucbsnerven afficiren sollte. Herr Prof. Bolley erwabnt einiger vortbeilbafter Be- nutzungsarten des schwefelsauren Bleioxyds, und schlagt nocb eine neue Metbode vor, die darin bestebt, dass man das scbwefelsaure Bleioxyd in eine Salmiaklosung bringt , und durcb Zinkstiicke zerlegt; man erhalt ein fein zertbeiltes Blei, welches sowolil diirch Plasticitat, als auch diirch die Eigenschaft, sehr rasch sich zii oxydiren, sich auszeichnel. Herr Prof, von Fellenberg schlagt die Anwendung dieses Bleis ziir Eudiometrie vor , und Herr Prof. Schon- bein hebt das praktische Inleresse dieser Zersetzungs- methode hervor. Herr Prof. Bolley l)erecl)iiel das Verhaltniss derKosten zuni Gewinn , wie i : 2 , indem von 1 Pfund Zink, 3 Pfund Blei erhalten werden , und sowohl der Zinkvitriol , als das Ammoniaksalz , stets verwerthet und verwendet werden konnen ; iiberdiess konne dieses porose Blei vortheilhaft zur Bleiweissbereitung gebraucht werden. — Herr Dr. Hermann Meyer wiinscht Aufschluss iiber das Doppeltsehen mit Eineni Auge, welches er unter ge- wissen Umstanden bemerki hat; es findet nanilich inimer dann statt, wenn das Auge gegen einen Gegenstand ge- richtet ist, ohne denselben zu fixiren, und zwar, ist der Gegenstand naher , als der Fixationspunkt , so erscheint jener in horizontaler Richtung doppelt; ist derselbe weiter, als der Fixationspunkt, so sieht man ihn in vertikaler Rich- tung doppelt. — Diese Erscheinung wird nicht im ersten Augenblicke w ahrgenommen , und beim langeren Schauen verschwimmen und verschwinden endlich die Bilder. Herr Dr. Meyer hat, um die Versuche beliebig anstellen zu konnen, zwei einfache Apparate erdacht und vorgezeigt. Herr Pfarrer Schnyder aus Luzern macht, in Bezug auf jene Thatsachen, auf seinen in der allgemeinen Sitzimg ge- haltenen Vortrag iiber die fehlerhafte Bildung seiner Augen aufmerksam, und auf den Zusammenhang, der zwischen beiden Erscheinungen stattfinden mochte. Herr Dr. Stiihclin aus Basel halt unsre Kenntniss des Auges noch fiir zu mangelhaft, um hieriiber eine geniigende Erklarung geben zu konnen. 4 50 Herr Prof, von Fellenberg theilt die Beschreibung sei- nes einfachen , leichl zu conslruirenden Ofens , behijfs der Schwefelsaurereclification , niit , imd empfiehlt aus Erfah- rung Mobr's Ventilator wegen seiner Einfacbbeit , Wohl- feilheit, Bequemlichkeit und aiisgezeichneten Wirksamkeit. Herr Dr. Brunner theilt interessante Resultate der Warmemessungen niit, die er mit Herrn Fischer-Oster bereils seit einem Jahre im Thunersee fortgesetzt hat; er bedient sich hiefiir eines Thermometers, welcher von schlechten Warmeleitern so umgeben ist, dass er die ausse- ren Temperaturunlerschiede erst nach zwei Stunden an-- zeigl. Aus den bisherigen Beobachtungen stellt sich heraus : i) dass bis zu einer Tiefe von 100' dieWarmeabnahme ungleichmassig ist, und zvvar je tiefer, um so ge- ringer ; 2) sind die Temperaturunterschiede in den Sommer- monaten am grossten ; 3) bei einer Tiefe von 2—300' fmdet sich das Minimum der Warme, namlich 4,b° C. ; U) in grosserer Tiefe steigt das Thermometer wieder um einen halben Grad, was auf eine doppelte Warme- quelle, die Sonnen- und Erdwarme, schliessen lasst. Herr Prof. Schinz glaubt, dass die in den Gletschern beobachteten, analogen Temperaturverhaltnisse auch einer- seits der Erdwarme zuzuschreiben seien. Herr Pfarrer Schnyder berichtet iiber einen heftigen Hagelschlag , welcher vor den ersten Regentropfen seinen Anfang nahm, wesshalb er die altere Ansicht, dass die Hagelsteine durch den zwischen zwei Wolken stattfinden- den eleclrischen Tanz gebildet werden, fiir die richtige halten muss. Schliesslich beschreibt er die Wirkungen eines merk- wiirdigen Blitzes. MIM. 18 E C T I O M fiir Botanik und Zoologie. Prasident: Herr Professor Schinz. Secretaire: (fiir Bolanik) Herr Prof. Wydler. (fiir Zoologie) Herr Meyer-Dijr. Monlag den 24. Jiili, im Obergerichts-Saal. Herr Prof. Perty hielt einen Vorlrag iiber die, in den letzten Jahren erfolgten Verbesserungen des Microscops und zeigte an den Schuppen von Hipparchia Janira die Leistungen eines ausgezeichneten Instruments von Plossl, dessen starkste Ocular-Linse eine 2400mabg€ Vergrosserung gewahrt. Derselbe zeigt und erlautert seine Abbildungen von 48 von ihm in der Schweiz neu entdeckten Formen von Infusorien, welche weder von Ehrenberg noch von Du- jardin bis jetzt beschrieben sind. Herr Bremy-Wolf (selbst nicht anwesend) sandte eine Sammlung von Erzeugnissen oder Gallenbildungen der so hochst interessanten und in ihren friihern Stadien noch so wenig gekannten Arten der Gallmiicken (Csecidomya 52 Meigen). IIlti- Breiwy erfreiite uns gleichzeilig durch seine, dem acliten Bande der Denkschriften bereits einverleibten uMonograpbie dieserDipleren Familien,)) vonwelcber unser griindiiebe and aufmerksame Forscber die Erzeugnisse von S7 Arlen iind 22 von ibni neu beobacbleten Galbniicken aufzahlt. Herr Pfarrer Scbarer zeigt eine sebr reicbhaltige und gill conservirte Sainmbmg von pyrenaiscben, an Ort und Slelle von ibm selbst gesammellen Pbanerogamen vor. Herr Prof. Hermann iMeyer ball einen Vortrag iiber die EntwickUing der innern Gescblecbtslbeile bei den Le- pidoptera. Er fand den Samen und die Speruiatozoen in den mannbcben Raupen scbon 10 — 14 Tagen vor der Puppenverwandlung ; den Grad der DeuUicbkeit dieser Entwicklung jedoch im Abnebmen, je mebr die Umwand- liing in das Sladium der CbrysaUde von da an fortgesetzt bat. — Herr Pfarrer Scbarer niacbl im Namen und aus Auf- Irag des Herrn Leon Dufour, dem beriibmten Enlomotomen von S\ Sever, eine Einladung an die sebweizeriscben Enlo- mologen, sicb mil ibrenWissenscbaftscoUegen im siidlicben Frankreicb in Verbindung su setzen und objekliven Tausch- verkebr mil ibm selbst einzuleiten; ein Vorscblag der mil Freuden aufgenommen wurde. Es bemerkte indess bei- laufig Herr Meyer von Burgdorf , es sei zwar ein scbmerz- licbes Gefiibl , zuerst durcb Aiislander an Collegialitat er- innert werden zu miissen, wabrend eine intimere Ver- briiderung und ein gemeinsames w issenscbaftlicbes Streben bis jelzt bei uns nicbt babe zu Stand gebracbt werden kon- nen, so dass aucb diesemUmstandeslediglicb ziizuscbreiben sei, dass die im erslen Bande unserer Denkscbriften be- gonnene scbweizeriscbe Fauna gerade bei der Klasse der o3 Insecten slehen geblieben ist, ja nicht aus Mangel an iMa- lerial oder an willigen unci thaligen Forschern, sondern eben aus Mangel gegenseitiger Verslandigung und eines gemeinsanien Hinstrebens nach Einem und demselben Ziele. Es wurde nun dieser Gegenstand vielseitig besproehen, und die Section kam dahin iiberein, dass eine Einladungan die Zoologen aller Abtheilungen ergehen solle, fur die Auf- stellung einer neuen Fauna forderlichst mitzuwirken , und alle dahin beziiglichen Arbeiten, INotizen und Lokal-Faunen zu diesem Zwecke an Herrn Prof. Schinz in Zurich einzu- senden, weichem einstimniig die LeitungdesUnlernehmens iibertragen wurde. Derselbe warf einen Blick iiber den gegenwartigen Stand der Enloniologie in derSchweiz und wies darauf hin, dass durch das eben ernannle leitende Organ, das mit allem Eifer auf Centralisation , namentlich der so vielseiligen en- tomologischen Arbeiten, hinwirken uiochte, die Aufstellung einer neuen schweizerischen Fauna, uui so leiciiter aus- fiihrbar sei, als jetzt in den letzten Jahren die Sannnlungen sich bedeutend vermehrt und iiberhaupt sich gar inanches Dunkel audi in wissenschaftlicher Beziehung gelichtet halle. — Herr Prof. Wydler halt einen Vortrag iiber die Bliithen- Conslruction von Aconitmii und Delphinium und begleitet ihn mit geometrischen Grundrissen an der Tafel. Er weist nach, dass diese beiden Gattungen normal 8 Petala be- sitzen, wovon die beiden CucuUi ^on Aconilum der gene- tischen Folge nach das 2te und 5te sind, wahrend die iibrigen 6 Petala meisl luir alskleineSchiippchen auflreten, manch- mal audi ganz fehlen konnen. Bei Delphinium sind gewohn- lich der genetischen Reihenfolge nach das 2ti', Ste, 7te und 8le Pclalum \orhauden, wahrend die iibrigen fehlschlagen. M — Von den vorhandenen verwacbsen meislenlheils das 2te und 7te und das 5te und 8te und nehmen zugleich unter sich eine symetrische Gestalt an. Der Vortragende gibt fer- ner den Grund der veranderlichen Stellung und Lage der Fruclitblatter bei diesen Pflanzen an und bespricht die eigenthiimlicbe Ordnungsfolge, nach welchen die Antheren derselben verstauben. — Kr schliesst an das Letztere einen zweiten Vortrag an iiber eine Reihe von symetrischen Ver- staubungsweisen und erortert die merkwiirdigen Gesetze, nach welchen dieselben erfolgen und zeigt , dass sie nicht nur in Beziehung stehen zu der Stelle , welche die Bliithe an der Axe einnimnnt , sondern dassj sie gleichsani von der eiymelrischen Bildung der Bliithe selbst beherrscht werden. Alle diese verschiedenen Verhaltnisse wurden durch schemalische Figuren an der Tafel erlautert. — Die Schwie- rigkeit des Gegenslandes erlaubi es nicht , hier in weitere Details einzutreten. Herr Studer, botanischer Gartner in Solothurn , liest einen Aufsatz iiber eine Pflanze von Inipatiens noli tan- gere. Er versichert reife Samen von Pflanzen erhalten zu haben, welche keine Bliithe batten und bei welchen die Narbe von einer eigenthiimlichen Hiille eingeschlossen war: er zeigt diese Hiillen an einem lebenden Exemplare vor und behauptet , dass sie den Pollen von der Narbe abgehalten hatten. Herr Prof. Wydler erklart diese Hiillen als die zu- samnienklebenden , vertrockneten Antheren , die zu ihrer Zeit ihre Function gethan haben , und die bei alien Arten dieser Gattung haufig auf der Spitze des Griffels in Form eines Miitzchens noch nach der Befruchtung eine Zeit lang stehen bleiben. 55 Zweite Sitziin^ der Section. Prasident: Herr Professor Schiinz. Secretair : Herr Meyer-Dur. Den :25. Juli , iin Obergerichts-Saal. Herr Nager von Ursern gibt interessante Notizen iiber das Vorkommen des Steinbocks in der Kette des Monte rosa. Er versicherl, dass diese Zierde der Alpen bei weitem nicht niehr so selten sei, als man bis jelzt geglaubt hatte und dass nach Aussage aller jagdkiindigen Gewahrsmanner jetzt ofter 12, 15 bis 20 Stiicke und noch starkere Truppen auf den wilden Piemonleser Alpen gesehen werden, so dass die Art uberhaupt eher im Zunehmen ols im Abnehmen be- griffen sei. Urn die Jungen zu bekommen, sagt Herr Nager, niiissen in der Gegend der Aufenthalte Jager zum bestandigen Beobachten aufgestellt bleiben , urn unmittelbar nach deni Wurfederselben habhaft zu werden; versauinl man diesen Moment, und ist das Junge nur einigermassen abgetrorknet, so springt es mit der Mutter iiber Stein und Kliifte, dass es keine Moglichkeit mebr ist, demselben naher zu kommen. Herr Studer, Apotheker von Bern, fugt diesen Be- richlen noch mancherlei Bemerkungen iiber das wilde , un- gestiime Treiben der , vor einigen Jahren auf der Schanze in Bern gehaltenen , Steinbocke bei, welchen Vortrag Herr Prof. Schinz mit einer Uebersicht der Verbreitung und der Artenzahl der Steinbocke iiberhaupt , beschliesst. — Es scheint fest, dass Europa drei unterschiedeiie Arlen besitzt. — Derselbe zeigt sehr schone Abbildungen neuer oder noch wenig gekannter Saugethiere, aus seinen Monogra- ^6 phien, und gibt ErUuiU'rung iiber deren gcographische Ver- breilung. Schliesslich erfreule der Redner die Section mil einein Bericht iiber die, seit 20 Jahren in Folge grosserer An- naherung der Volker diirch Eisenbahnen, Dampfscliiffe , Expedilionen u. s. w. staltgehablen Bereicherungen der Fauna, namenllich in Beziig auf die Saugethiere. — 1829 waren kaum dOOO Arten, 18^5 bereits 2070 und jelzt an 2300 bekannt, Zabien die fast an's Unglaubliche grenzen, wenn man das schwierige und meistens bloss zufallige Auffinden der kleinern Nager beriicksichtigt. Die Gattung Sciurus allein zablt jetzt 93 und Mus 118 Species. Die Zahl der bis jetzt bekannten Vogel schatzt er auf 8000. — Auch die Scbweiz hat seit der Herausgabe des ersten Bandes der Denkscbriften noch neuen Zuwachs an einheimischen Wir- belthieren erhalten. Die Arten sind folgende: Vespertilio minutissimus und discolor, beide von Ziiricb, Natereri vom Gotthardt, Hypudaeus nivicola, Nageri und rubescenti fus- cus, sammtliche vom Gotthardt, Mus leucogaster von Genf. An Vogebi: Vuitur cinereus, bei Pfeffers; Aquila pen- nata bei Schwyz; Anthus Kichardi bei Neuenburg; Otis honbara bei Zurich; Limosa tereck bei ^euenburg; Sterna fuliginosa und Dugaiii, beide bei Genf. Herr Bremy in einem durch Herrn Prof. Schinz vor- gelesenen Aufsatz, macht einen Aufruf an die Entomologen, der im Wesentlichen mit dem gestrigen des Herrn Meyer iibereinkommt und auf vereinigte Bearbeitung der ein- heimischen Fauna hinweist. — Er muntert auf, fiirohin auch der Lebensweise der Insecten mehr Aufmerksamkelt zuzuwenden , ganz besonders derjenigen der Phytophagen, welche so interessante Beobachtungen darbielen. Herr A. de la Harpe , Dr. in Lausanne , setzt in einem griindlichen Aufsatz die Veranderungen auseinander, welche 57 die Temperalur auf den Alpen, der lange Winter, die spate Entwicli.lung und die speciellen VVohnplatze nach den Re- gionen auf die Farben und Bekleidung der Schmetlerlinge bewirken. Auffallend ist, dass Haar- und Federlhiere (Saiige- thiere und Vogel) ein helleres Kleid erhalten , je hoher die Regionen sind , in denen sie vorkomnien , wahrend Fische und Insecten mit jedem hohern Grade dunkler werden, so dass eine Menge alpinischer Arten von ihren analogen Ge- nossen getrennt wordensind, die sich nach den Beobach- tungen des Herrn de la Harpe fast mit Gewissheit auf sub- alpinische F'ormen zuriickfiihren lassen. — Der hochst anziehende Aufsatz konnte leider wegen abgelaufener Zeit in der Section nicht mehr abgelesen werden , soil aber in den Mittheilungen der waadtl. naturf. Gesellschaft erschei- nen und wir begniigen uns, liier vorlaufig nur einige Facta herauszuheben. Lithosia Aurita und Ramosa sind eine und dieselbe Art. Aurita erscheint zuerst auf niedrigeren Alpen von circa 4000' Hohe ; verfolgt man sie hoher, so finden sich die schwarzen Punkte immer grosser, bis sie auf Alpen von 6000' sich in Streifen verlangern und die Lith. Ramosa bil- den. Auf noch bedeutenderen Hohen werden diese Strei- fen so stark, dass sie die Grundfarbe bilden und das Gelbe zuletzt nur noch in streifenartigen Spuren erscheint. — Dieser Fall ist analog bei Pontia Napi , die schon auf dem Jura auf 3400' Hohe rauchgrau vorkommt und noch hoher die ganz dunkle var. Bryoniae hervorbringt. — Bei den Melithen- und Argynnis - Arten nimmt diese Einwirkung einen andern Charakter an. — Das brennende Rolhgelb wird in hohern Regionen diisterer, matter , die hellen Stel- len mehr fahlgelb , daher will Herr de la Ilarpe audi zwi- schen unserer Artemis des Flachlandes ^ie zarteslen Ueber- gange bis zu der hochalpiniscben Meiope nachweisen. Noch m eine Menge angefiihrter Thatsachen bestatigen die Ver- muthungen , die hinsichtlich der Identitat mancher Arten hin und wieder gehegt worden. Meyer von Burgdorf untersuclit die Ursachen eines oft plotzlichen und massenhaften Auftretens gewisser , sons! nur sporadisch vorkommender Inseclen , ist aber bis jetzt zu keinem geniigenden Resullate gekommen. — Als Beispiel fiihrt er ein Dipteron aus der Gatlung Lonchoplera an, das sonst nur einzeln, im Jahr 18^6 aber in der Kirche zu Burgdorf in so ungeheurer Masse sich zeigte, dass in seiner Gegenwart die, auf dem Boden 1 Zoll hoch aufgehauften, sterbenden Thierchen, mit Schaufeln in Korbe gefasst und fortgetragen wurden. — Die zwei darauf folgenden Jahre kam die Art in dieser Umgegend nirgends mehr vor. MV. il E C T I O M fiir Medizin. Prasident ; Herr Prof. Jung. Secretaire: Herr Dr. Ziegler. Herr Dr. Christen. Den 2b. Juli von 8 bis l^Va Uhr Anwesend 25 Mitglieder. Herr Dr. Giesker aus Zurich handelt in einem Vor- Irage iiber gewisse Krankheiten der Muskeln , welche cine orthopadische Hilfe nothig machen. Ohne ins Detail der orthopadischen Mittel einzugehen , selzt er sich vor , vor- ziiglich iiber Tenotomie zii handeln, indem er nicht sowohl die dadurchbedingte mechanische Veranderung hervorhebt, als die dynamische Wirkung des Schnittes hochstellt. Er theilt hierauf folgende Falle von talipes equinus mit, welche er durch Vorlegung von Abbildiingen erlautert : a) Ein kleines Madchen mit complicirter Fractur des linken Unterschenkels oberhalb des Fussgelenkes. Es war hiebei ein Verlursl eines Stiickes der Tibia verge- 60 konimen und die Muskeln, welche sich in Folge dieses Knochenverlurstes iibermassig zusammengezogen, bil- deten einen pes equinus ; ist ein Fall , bedingt;;,durch Muskeltonus, der mil giinstigem Erfolge^operirt wurde. b) Linker pes equinus eines jungen Mannes, dessen Fuss- gelenk an podarthrocace scrophulosa gelitten hatte und gegen welche Excision mehrerer Fusswurzelknochen vorgenommen worden war. Hiebei ist[als Ursache des Uebels gestorter Muskularantagonismus ange- geben. — Die Operation, die in Gegenwart mehrerer dasigen Aerzle vorgenommen wurde , hatte giinstigen Erfolg. c) Ein junges Madchen leidet an podarthrocace des rech- ten Fusses; hiebei ist der astragalus nach Aussen lu- xirt, und der Schleimbeutel unter der Achilles-Sehne vereitert. — Der talipes in diesem Falle wird aufge- hobenem Muskularantagonismus und vorziiglich ent- ziindlicher Reizung der Flexionsmuskeln zugeschrie- ben. — Die Tenotomie wird an verschiedenen Sehnen mit Erfolg verrichlet. d) H. aus dem Kanton Zurich hatte wahrend der Denti- tionsperiode Gichter (convulsiones) , in deren Folge talipes equinus rechterseits im hochsten Grade sich ausgebildet hatte. Dabei war der astragalus fast voll- standig ausgebrochen. — Der Kranke kam erst im vorgeriicktern Alter zur Behandlung. Der rechte Fuss war blau, kalt , und der linke Fuss war in dieser Zeit durch aussergewohnliche Anstrengung ein pes equinus geworden. Als Ursache wird hier krankhaf- ler Nervenreilz auf die Muskeln angenommen. Beide Fiisse wurden mit glanzendem Erfolge operirt e) Eine Frau von 30 Jahren , welche 6 Jahre vorher am Kindbettfieber gelitten , war von Lahmung der Blase, 01 (les Masldarms und der Fiisse befallen ; es fand ^ oll- standige Paraplcgie von den Knieen an bis zii den Ze- henspitzen stall. Dabei waren die Fussspilzen slarr und die Unlerschenkel abgemagerl. In diesem Zii- slande halle Palienlin noch zweimal geboren Sie vvurde operirl und in der 6. Wocbe nach der Operalion ging sie zienilich sicher , und nach h^l^ JMonalen war selbe voUstandig geheill. — Dieser Fall wird als lalipes equi- nus parol} licus erklarl. f) Es wird nun ein Fall von spasmodischem lalipes equi- nus von einem vierjahrigen Knaben erzahlt. Je an- hallender und slarker derselbe lief, urn so mehr bilde- ten sich durch Krampfe in den Wadenmuskeln die Verkriimmungen der Fiisse. Dieser Krampf Irat nie in der Ruhe auf. An beiden Achilles-Sehnen wird die Tenolomie gemacht , nach k VVochen lief der Knabe normal und nach zwei Jahren war er noch im be- sten Zuslande. Das Leiden wird hier einer krank- haft erhohten Reizbarkeit der Muskelfaser zugeschrie- ben. — An diesen Fall kniipfl der Vorlragende seine Ansichten iiber die Verhaltnisse der Irritabilitat der iMuskeln zu der W irkung der JNervenfaser riicksichtlich der Falle vonFuss- verkriinunung , Iheill bei diesem Anlasse Falle > on Masern mil, wo voriibergehende Verkriimmung der Fiisse und Slrabismus plotzlich enlslanden und durch schweisstrei- bende Mittel ebenso schnell beseiliget worden waren. Zum Schluss des Vorlrages werden als Eigenschaflen der Muskel- fasern folgende aufgezahll: a) Elasliziliil; b) Tonus; c) Irri- labililal; d) Conlraktionsvermogen ; e) Expansionsvermo- gen; f) Muskularantagonismus; g) Muskelgefiihl. Herr Prof. Demme Iheill zwei Falle von Aneurismen mil , welche durch die Akupunklur und Galvanismus nach 62 der Melhode Pelrequiiis in Lyon geheilt wurden. Der eine Fall belraf die Arteria subclavia. Man stach sechs Nadeln ein, die durch eine Saule von zwanzig ziemlich starken Plattenpaaren gahanisirt in die Geschwulst eingestochen wurden. Bei der Silzung liorle die Pulsation nach 45 Mi- nuten , binnen welcher Zeit das Coagalum gebildet war, auf. INach einigen Tagen musste wegen neuerdings eintre- tender Pulsation die Operation wiederholt werden , worauf die Heilung dauerhaft blieb. Der zweite Fall betraf die Arteria radialis bei einem Knaben, wo das Aneurisma 10 Tage nach einer Verwun- dung mil einem Messer sichtbar wurde , und von Herrn Dr. Liithy in Bern operirt ward. Zur Verhinderung des nach der Applikation der ]Na- deln zeitweise beobachteten Brandschorfs geniigt es die ge- genseitige Beriihrung der JNadeln zu verhiiten. Zur Befor- derung der Coagulation scheint es nothig, den Galvanismus sehr stark einwirken zu lassen. Bei der Discussion kam man auf Crusell's Versuche, dem es gelungen war , miltelst Einbringung einer durch den Zinkpol galvanisirlen Nadel in das Auge durch Coagu- lierung der Linse Cataract zu bewirken , und durch Appli- kation einer am Kupferpol galvanisirten Nadel den Cataract aufzulosen. Versuche in Zurich lieferten dasselbe Resultat. Wahrend einerseits gefragt wird , ob es nicht gerathe- ner ware, die galvanische Kraft nur sehr schwach einwir- ken zu lassen , wird von mehreren Seiten zwar die Noth- wendigkeit vehementer Wirkung zur Beforderung der Gerinnung zugegeben, dagegen auf die Gefahren, bei Ein- bringung der INadeln einen Nerven zu verletzen (Laharpe), aufmerksam gemacht. — Herr Prof. Troxler bringt die Arbeiten der Kommis- sion zur Zusammenstellung der statistischen Tabellen iiber 65 das Vorkommen des Cretinismus in Erinnerimg. Wahrend die Arbeiten derostlichen Schwciz beendel und zusaninien- gclragen sind , fehlen diejenigen aus der westlichen niit Aiisnahme Solothurns. Die Versammlung beschliesst hier- auf , bei der allgemeinen Gesellschaft die VVirdervornahme der hierauf beziiglichen Arbeiten durchzusetzen und zii deni Ende darauf anzulragen : ^) dass die im Kiickstand gebliebenen Kantone durch das Generalsecretariat zur Erledigung der Arbeiten aufgeforderl werden ; 2) dass an die Slelle des ausgetretenen Dr. Lebert, Herr Dr. Meyer-Ahrens als Mitglied in die Kom- mission ernannt , und demselben , dem iiber die- sen Gegenstand eine sehr verdienstvolle Arbeit ver- dankt wird , die beforderliche Erledigung dieser Aufgabe enipfohlen werde. — Herr Dr. Kottmann erstattet iiber die Kretinen des Kantons Sololhurn summarisehen Bericht mit kurzem Ueberblick der aetiologischen Verhaltnisse. Herr Dr. Purry spricht von einem Fall von Kretinis- mus bei zwei Kindern mittelst langerer Einwirkung von Quecksilberdampfen , wahrend der Kretinismus im Kanton Neuenburg endemisch nicht vorkommt. — Herr Dr. Miescher aus Bern legt mehrere interessante Praparate vor ; von denen besonders das Herz eines 53jah- rigen Mannes die Aufmerksamkeit der Versammlung in An- spruch nimmt. Derselbe war 45 Jahre vor seinem Tode von einer Pleuritisexsudativa milPericarditis befallen worden, in Folge deren sich ohne Zweifel die pathologische Veranderung ^ ei- nes Herzens gebildet hatte. Die Ventrikel desselben waren namlich an einigen Stellen mil 2 bis 5 Linien hohen Kno- chenschichtcn umschlossen , so dass die Bewegungen der Venlrikel offenbar boeinlrikhligei werden musslen : die Ar- terien waren frei. Der Kranke war an Hydrops gestorben. Ferner zeigt er: a} Einen Fall von Verknocherung der Schleimhaute der Trachea. Das Scbleimhautgewebe war in ein fibroses glanzendes Gewebe uingewandelt , in welchem dann sich knocherne Massen abgelagert batten. b) Einen Fall von einem perforirlen Gescbwiire des Oeso- phagus nach hinten von der Bifurcation der Trachea. Das- selbe war in die beiden Bronchien eingedrungen und hatle somit den Tod herbeigefiihrt. c) Gescbwiire auf der innern Flache der Gallenblase, welche sich, wie die bekannten Gescbwiire des Magens verbalten. Eines derselben hatte die Schichten der Gallen- blase durchbohrt. d) Einen sebr interessanten Fall von einem Aneurysma der arteria coeliaca eines Pferdes, durch strongylus armatus bewirkt. Das Praparat zeigt, dass das Lumen der Arterie durch Verkalkung geschlossen wurde, und somit der spon- tanen Heilung entgegen ging Zweite Sitzunj>. Den 26. Juli , Morgens 8 bis IOV2 Uhr. Anwesend 20 Mitglieder. Herr Dr. Seller aus Langenthal tragt zwei Falle von Anwendung der Aelherinhalation gegen Gemiithskrank- heiten vor. Der eine betraf eine Selbstmord-Monomanie, der andere eine Melancholic; beide wurden geheilt. Herr Prof. Jung ist uberzeugt, dass der Aether in ahn- lichen Fallen Anwendung verdiene; doch mochte er aus seinen Versuchen kein Resultat deduziren . 65 Herr Prof. Demme verbreilet sich iiber die Anwendung der Aetlierinlialationen gegen Meningitis encephalo spinalis, die in Algier ein sehr giinsliges Resiiltat lieferlen. Herr Dr. Jung glaubt, dass die Aetherisation theilweise als antiphlogisticum zii betrachten sei. Herr Dr. La Harpe weist einige zinnerne Sonden vor, die er in einigen Fallen von Verengerung der urethra an- wendet: es gibt alte Verengerungen, wo die diinnen Son- den auf keine Weise durchdringen, der Calheterisme forc6. Mayor's gefalirliehe Folgen hat. Er entwickelt die Methode der Anwendung, die dabei zu beobachtenden Vorsichtsmass- regeln und die Vortheile dieser Sonden vor andern. Herr Prof. Jung berichtet iiber die Muskeln des ausse- ren Ohres im Aligemeinen mit besonderer Beriicksichtigung ihrer Functionen , nebst Darstellung eines von dem Vor- Iragenden entdeckten ]\Iuskels zwischen der Spina helicis und dem obern Rande des Tragus ausgespannt , von pyra- inidaler Gestalt — daruai pyramidalis auriculae genannt. In Bezug auf die Functionen der Muskeln wird folgen- des feslgeslellt: Die Kopfohr muskeln, (vorziiglich die Aufwarts-, Vor- warls- und Riickwart^zieher des Ohres) wirken gemein- schafllich zur Feslstellung des Ohres und zwar in der dia- gonalen Richlung zwischen Aufwarts- undRiickwartszieher, also nach hinten und oben. — Der -Vorwartszieher, unter- stiitzt durch das elastische Band des Ohres, ist bloss dazu bestimnit, anlagonistisch zu wirken. Wirkungen der einzelnen Muskeln finden in der Regel nicht Statl; mogen indessen bei einzelnen Menschen als Kunstfertigkeit oder angeborene Fahigkeit beobachtet wer- den. — Die Funktion der Kopfohrmuskeln ist absolut abhangig von einer gleichzeitigen Thatigkeil des M. Epicranius. 5 66 Was die kleinen Ohrmuskeln betrifft, welche der Vor- Iragende mil dem neuen M. pyramidalis bereicherl hat, so gilt von demselben folgendes : Sie wirken nie einzeln, immer gemeinscbaftlich, aber audi ibre gemeinscbaftlicbe Function wird nur dann slatt- finden, wenn sich die Kopfohrmuskeln in Spannung be- finden. Der Vorlrag wird mit Zeicbnungen erlautert. Herr Dr. Giesker findet in den Angaben des Herrn Dr. Jung den vollen Beweis des den Muskeln von ihni zu- geschriebenen Muskular antagonismus. >e«^^S"^s^3 iir. Beilagen der ProtocoUe. Beilaaie I. Verzeichniss der anwesenden Mitglieder der Schweizer. Natnrforschenden Gesellschaft iu §olot]uirii den 25., 24. and 25. Juli 18^8. Aargau. Herr Bolley , Professor in Aarau, )) Hodel , Bernhard , Ziegler in Olsberg. )) Merz, Johann Jakob, Lehrer in Lenzburg )) Pfleger,Gl., INegt. in Aarau. » Schinz , Emil , Professor in )) Basel. Herr Burkhardt, Chr., Dr. in Basel. » Burkhardt-Hiss, in » 68 Herr Frey, Alfred, Dr. med. in ^) Jung, C. G., Professor in Merian , Peter , Professor in Merian, Rud., Professor in Merian, Rud., Sohn, in La Roche, Deputat in Sclionbein , Professor in Stahelin , Chr. , Dr. in Vischer, W. , Professor in Basel. Bern. Herr Brunner, Docent , in )) Demme, Herrmann, Dr med., in « von Fellenberg, R., Dr. und Prof in » Fischer-Oster in )) Fueler , Dr. , in » Fueter, Apolheker in » Gibollet, Victor, in D Klemens, Friedr. Wilhelm, in » Lamon, Pasteur, in » Lanz, Dr. med., in » Manuel-Konig, Rud., in 1) Miescher, Frz., Dr med.. in » Meyer-Diirr, L. R. , INegt. in » Perty, Max, Professor in » Riitimeyer in » Scharer, L. Em., Pfarrer in )) Schlafli, L., Docent, in » Seiler, Dr. in » Simon, Ant., alt-Landammann in » Studer, Bernh., Professor in » Studer, Vater, Apothelier in » Studer, B., Sohn, Apetheker in Bern. Neuenstadt. Bern. Dieses. Biei. Bern. )) Burgdorf. Bern. » Belp. Bern. Langenthal. Bern » w )) 69 Herr Studer, Pfarrer in )) Trog, J. G., Vater, Apotheker in » Troxler, J. P. V., Professor m )) von Wattenwyl, Ingenieur, in >» Wolf, Mathematiker, in » Wydler, Professor in Freiburg. Herr Rauch, Dr. med., in Genf. Herr Favre, A. , Professor in » Marcel , Professor in » de la Rive, Auguste, Professor in Glarus. Herr Heer, S. , Luzern. Herr Schnyder, B. Jos. , Pfarrer in Neuenbiirg. Herr Dii Bois, Fred. , Frofessor in » Chappuis, Ls., Apolheker in » Coulon, Ls., fiis, in » Ladame, H., Professor in » de MonlmoUin , Aug. , in » Pury, Charles, Dr. med., in Vinelz. Thun. Bern. Gerlafingen. Bern. Romont. Genf. w )) Glarus. Menzberg. Neuenburg. Boudry. Neuenburg. » )> Chauxdefonds. Schaffhausen. Herr Im Thurm, J., Regierungsrath in » Laffon , J . C, Apotheker in Schaffhausen. >» 70 Si. Galleii IleiT Meyer, D., Apollieker in Tliurgaii. Herr Wehrly, J. J., Direclor, in Uri. Herr INager, in Waadl. Herr Audemars, G., Professor in )) Blanchel, Riid., in )) Chavannes, A., Dr. nied., in )) De la Ilarpe, Dr. med., in )) Lardy, C. , in )) Rivier, Ls. Th., Ingenieur, in Ziirich. Herr Giesker, Dr., in )) Gulmann , S , Pfarrer in » Horner, J. , Bibliotbekar in Meyer, Herrmann , Professor in Meyer- Ahrens , Dr. med., in Raabe, J. L., Professor in Schinz , Professor in )) Schmid, Dr. med., in )) Siegfried , in » Willlinger, J , Arzt und Zahnarzl in )) Ziegfer-Pellis, INegt. in Solothurn. Herr Ackermann, Jos., Dr. med., in. )) Arnold, Ciust., Dr. med., in St. Gallen. Kreuzlingen. Urseren. Lausanne. Ziirich. Greifensee. Zurich. Richlerschweil. Zurich. )) Winlerlhur. Solothurn. 71 Herr Cartier, Jos. , Pfarrer in Oberbuchsileii. » Christen, Victor, Dr. med., in Olten. » Daguet, Th. , Flintglasfaiirikant in Solothurn. )) Felber, Dr. med. , Regierungsratti in » Gruner, P. A., Apotheker in )) Hugi , F. J. , Professor in )» Koltmann, J. B., Vater, Dr. med., in » Koltmann, Jos., Kaufhausdirector in M Kotlmann, Karl, Sohn, Dr. med., in » Lang, Frz. , Professor in » Mollinger, Otto, Professor in )) Pfahler, W., Apotheker in » » Pfluger, Apotheker, Priisident, in » » von Roll, Frz,, [liitlendireclor in » » Schadler, Emil, Dr. med., in Dornach. )) Schlatter, G. , Professor in Solothurn )) Schmid, K., Obergerichtsprasident in )) Studer, Peter, Gartner in )) Vogtly, Victor, Dr. med. , in » Voelckel, Conr. , Professor in )) Ziegler, B., Dr. med. , in » Ziegler, K., Dr. med. , in Kriegstetten. ICIirefiiiiiitgHedei*. Herr Kochlin-Schlumberger, J., aus Miihlhaiisen. » Murchisson Roderick J., aus London. B e i I a g e II. Ver^eichniss der neii aufgenommenen ordentlichen und Ehrenmitglieder. Orclentliclie Mitglieder. Basel. Herr Burkbardt, Martin. Medizin. Physik. » JMerian, Rudolf, Sohn. Bern. Herr Midler, Job., Lehrer der Mathematik. Mathematik. » Dr. Perty, Marx, Professor der Natur- geschichte. JNaturgesch. Ereiburg. Herr Modoiid, Jean, Syndic in Romont. Solothurn. Herr Cartier, R., Pfarrer in Oberbuchsiten. Mineralogie u. Geologic. » Cbristen, Victor, M. Doktor in 01 ten. Medizin. y> Scbadler, Emil., M. Doktor in Dornacb. » » Scblatter, G., Professor in Solotburn. » Ziegler, C, Doktor in Kriegstetten. » 73 Schaffhausen. Herr Mosnian. G. Cheiiiie u. Physik. Waadt. Mons. Doxat, Eugene, Proprietaire Agricultur. » Ellenberger, Jacob, Insliluteur a I'ecole normale. Zoologie, Bolanique. w Pellis, Charles, Dr. med. Sciences medicales. M Perey, Louis, Dr. med. » » )) Veret, Jacques. Conseiller d'etat, Ingenieur civil. Physique. Math. Zurich. Herr hnfanger, Martin, M. Doktor von Fliielen. Medizin. » Dr. Meyer, Herrmann, Prosector von Frankfurt. Anatom. u. Physiol. Klireiiinitglieflei*. Sir. Murchisson. Roderick, Geolog aus England. Herr Nordmann, Alexander, in Odessa. )) d'Orbigny, Alcide. )) Schina, Professor in Turin. » Schmid, Doktor in Laibach. B e i 1 a g e III. IJeber die uierkwiirdigen Eijjensehalteii iind die Vorzujje eines von Herr Cliorherrii Bereht- Iiold in Sitten entdekte*n «Maas-Systemes der Natur» , nebst Vorschlajy zur PriilVnijj des- selben bebuis einer allg^emeinen Einfiihrunjj", gericbtet an die wahrend des 24. , 25. und 26. Juli 1848 in Solotburn versammelte naturtorscbende Gesellschaft der Scbweiz, von O. Mollinger, Professor. HochgeachleteHerren ! Unler den als Geschenkefiir die Bibliothek unserer Gesellschaft in diesem Jahre eingegange- nen Werken, befindet sich aiieh eine kleine Schrift , deren Titel aiif den ersten Anblick nicht wenig iiberrascht und bei jedeni Sachkundigen eine mlsstrauische INeugierde her- vorzurufen geeignet ist. Der Titel dieses Werkchens lautet : la nietrologie de la nature , decouverte par M. Jos. Ant. Berchthold , Chanoine de Sion etc. ouvrage approuve par plusieurs comites scientifiques ; ^.traduit de I'allemand par M. Jos. Nic. Hubert. Es wird also hier von eineni (cdurch die Natur selbst gegebeneu)) Maas- und Gewichtssysterae gesprochen , das der Veifasser nicht sowolil aufgestellt als vielmehr entdeckt haben will. 16 Ichnmssgestehen, dass als mich vor ungefahr 14Tagen der Hr. Prasident unserer Versammlungersuchle, einen ge- drangten Bericht iiber den Inhalt dieser Abhandl'ung abzu- statten, ich keineswegs die lloffnuug hegle, dass in dem- selben.ein neuer wissenschaftlieher Grundsalz oder gar ein solches Resultat niedergelegt sei , das unmitlelbar inFleisch und Blut des biirgerlichen Lebens iibergehen konnte. 1st es wohl Im entfernlesten wahrscheinlich , dachte ich , dass ein unbekannler Geistlicher aus den Wallisser- Bergen die Losung einer Aufgabe gefunden haben sollte, welche von einem Vereine der grossten Mathematiker Frankreichs , zu einer Zeit wo alle hoheren Geister fur denselben Zweck tliatig waren , vergeblich erslrebt wor- den ist. Wie istes moglich, dachle ich weiter, von einer (cinetro- logie de la natures zu spreclien, da selbst die zwischen den Wauptdimensionen der einfachsten Geslalten staltfmdenden Verhaltnisse wie z. B. dasjenige des Kreisumfanges und Durchmessers, irrationale Grtissen sind. Aus diesen Griinden begann ich die Lektiire des Werk- chens niit alien Vorurtheilen ausgeriislet , wozu uns vor- eilige Schliisse fiihren konnen. Meine Achlung vor den Ideen des Verfassers stieg jedoch mit jeder neuen Zeile die ich durchlesen iialte. Der Mann sprach so klar, war sich seiner grossen Aufgabe so vollkommen bewusst, enlhiillte und bezeichnete die Fehler unserer willkiihrlichen Maass- und Gewichtssysteme so scharf und Ireffend , dass ich ihn mit jedem Schritte vorwarls niehr bewunderle, bis ich end- lich durch die Losung der Aufgabe selbst auf das Hochste iiberrascht wurde. F:in grosses Rathsel lag nun gelost vor mir und wenn auch die Form dieser Losung keine klare, ungezwungene und slreng logische genannL werden kaim, so viel ist doch gewiss — die Losung ist gefunden. Es ejci- 76 stirt wirklich eine Maaseinheit ^ die uns von der Natur selbsl gkichsam in die Hdnde gegeben zu sein scheint, indeiii dieselbe in den einfachsten Beziehimgen steht: 1) zu der Rotalionsgeschwindigkeit der Erde; 2) zu der Grosse des niiltleren Erdmeridians ; 3) zu denjenigen Dimensionen des menschlichen Kor- pers , auf welche wir die anderen Dimensionen zu beziehen pflegen. Ja es ist die von Herrn Berchtold gefundene Linienein- heit als ein Crmaas zu betrachlen, da es Zeit und Raum zugleich ausniisst und auf dem allereinfachsten Wege die miltlern Grossen der Linien- , Flachen-, Korpermaase und Gewichte aller civilisirlen INationen des AUerlhums und der Gegenwart beslimmt. Hochgeachtete Herren! Erlauben Sie mir diese Be- hauptung zu rechtferligen und Ihnen mit wenigen Wo i ten den Weg darzulegen , auf welchem Herr Berchthold jenes Urmaass oder wie er es selbst genannt hat , adas iVIaas der Natur)) gefunden hat. Ich verspreche Ihnen , mich kiirzer und wie ich hoffe selbst deutlicher auszudriicken , als der Herr Verfasser selbst, der sich in der Aufsuchung des Na- turmaases eine kleine Unrichtigkeit zu Schulden kommen lasst, welche den Gegnern solcher Neuerungen eine schwere Angriffswaffe gegen seinen Vorschlag in die Hande geben diirfte, die aber , wie ich gefunden babe , durch eine ein- fache und streng logische Betrachtung voUkommen beseitigt werden kann. Ich wende mich nun zur Sache selbst. Durch die Lobpreisungen, welche Ch. Dupin in seinem Werke iiber die Anwendung der Geometrie und Mechanik auf dieKiinste, dem metrischenSystemeertheilthat, wurde der Verfasser , dessen klarem Verstande die Fehler dieses Syslemes nicht entgehen konnten , auf den Gedanken ge- fiihrt, ob sich vielleicht nicht aus der Grosse unseres Erd- 77 meridians ein anderes Maass als der Meier ableilen lasse, welches als Pendel gedacbt zugleich ein Theiler der Zeit sei , das sodann mil den gebrauchlichsten Maasen aller INationen moglichst iibereinslimnien und endlich bei alien diesen Eigenscbaften nocb die Yorziige einer konsequent diircbgefiihrlenDezimaltbeilung besilzen wiirde. DieScbon- beil und die bobe Wicbtigkeit dieses Gedankens ist unver- kennbar ; es scbien jedocb kauni moglich, dass er realisirbar sei. Vm zii enlscbeiden , ob ein solcbes Maas wirklich existire , berecbnele Herr Berchtbold das Verbaltniss zwi- scben der Grosse des mitlleren Erdmeridians und zwischen den Tagependeln verscbiedener Breitegrade, d. b. zwischen den Langen solcber Pendel , welcbe wabrend der Dauer eines nuttleren Sonnentages nur eine einzige Hin- und Her- scbwingung vollenden, Der Verfasser ging bierbei offen- bar Yon der unzweifelhaft ricbtigen Ansicbt aus , dass die Lange des Tagependels und diejenige des Erdmeridians un- ler alien natiirlicben Maasen : diejenigen seien , welcbe mil den pbysikaliscben Eigenscbaften und Erscbeinungen unseres Erdkorpers und daher auch mit der jMenscbheit selbst in innigster Beziebung steben. Da nun aber jedem Breitekreise aucb eine eigentbiimlicbe Pendellange ent- spricbt, so wablte Herr Bercblbold unter den verscbiedenen gegebenen Pendellangen diejenige aus, welcbe zu der Lange des Erdmeridians in deni einfacbslen Verhallnisse stand. Der Verfasser scbeinl bei diesem Punkte viel probirt zu ha- ben, bis ibn endlich der Zufall auf die Pendellange des 51. Breilegrades fiibrte, welcbe, wie er gefunden bat, in dem Erdmeridiane genau =^Vioooo m^l enlbalten ist, d. h. die Lange des Tagependels unter dem 51. Breitenkreise verhalt sich zu der Lange des Erdmeridians wie 10000 zu 54 oder wie 100000 zu MO. Ilier jedoch liegt die schwache Seite der neuen grossarligen Entdeckung des Verfassers. Denn 78 es entsteht die Frage : Besilzt das Tagependel des 54 . Brei- lekreises genau die vom Verfasser angegebene Lange , oder isl diess nur ein Psaherungswerth? Ware diese Pendel- lange nur ein ISaherungswerth, so konnle das Verhallniss von 10000 zu 54 gleichfalls nur ein annaherungsweise ricli- liges, nicht aber das wahre Verhallniss zwischen dem Tage- pendel und deui Erdmeridian sein; kann man nun aber die- ses wahre Verhallniss nicht auffinden , so wird auch das <(Maas der Natur)) nicht aufgefunden werden konnen. Es konimt hierbei gar nicht darauf an , ob der Meter selbsl richlig bestinimt ist ; denn fiir uns ist der vierzigmillionsle Theil des mittleren Erdmeridians das wahre Meter , und es handelt sich ganz allgemein nur darum , ob zwischen dem Tagependel und dem Erdmeridian ein ganz einfaches aber vollkommen richtiges Verhallniss existire? Die Beantworlung dieser Frage bleibt uns der Herr Verfasser schuldig, ja seine Rechnung selbst zeigt, dass das gesuchte Verhallniss nur annaherungsweise richlig sein konne. Zum Gliick lassl sich aber die Exislenz eines ganz ein- fachen Verhallnisses mathemalisch scharf begriinden. Man findet namlich aus der Lange des Sekundenpendels unter Qo 2Zj< 21" (= 991,111 Millionen) die Lange des Tagependels = 7598 Millionen 600,000 Meier, und aus der Lange des Sekundenpendels unter 79° 49' US" Breite , ergibt sich die Lange des Tagependels 745b Millionen 100,000 Meter. Berechnet man nun das Verhallniss des Erdmeridians zu dem ersten Tagependel, so ergibt sich die Verhaltniss- zahl 0,005^06 . . . . ; berechnet man hingegen die Ver- haltnisszahl des Erdmeridians zum zweiten Tagependel, so ergibt sich die Zahl 0,005589 .... Zwischen die- sen Zahlen liegen aber die drei einfachen Verhaltniss- zahlen: 0,00558, 0,00559 und 0,00540, welche ebensovielen 79 icirkUch exi stir en den TagependelnhtsWmmiGY, wenn auch un- bekannter Breilekreise entsprechen. Wahll man nun unter diesen drei Verhaltnisszablen die einfachsle , namlich 0,00540, so ergibl sich die Lange des dieser Zahl enl- sprechenden Tagependels = ^O^OQQQOQ = 7407 Millionen * " ^ 0,0034 407407,407407 .... Meier , d. ti. man erhalt eine perio- dische Dezimalzahl, welche wir aus einer wirklich beobach- teten Pendellange unmoglicb batten berleiten konnen. Hier- aus scbliessen wir, dass wirklich ein Tagependel existirt und zwar in dor Niihe des 31. Breitekreises , dessen Lange sich zu derjenigen des mitlleren Meridians wie 100,000 zu 540 verhalt. Mil dieser Verhaltnisszahl war der Grund zu dem na- liirlichen Maass\ stem des Verfassers gelegt. Indem er nam- lich den mittleren Sonnentag in 10 Stunden, die Stunde in 100 Minuten , die Minute in 100 Sekunden theilt und die Lange des neuen Sekundenpendels nach dieser Eintheilung berechnet, *) so ergibt sich ihm dieselbe = 0,740740 .... Meter, und siehe da — dieses Pendel , welches wahrend eines mittleren Sonnentages 100000 Schwingungen vollen- det und in dem Erdmeridian 54 Millionenmal enlhalten ist, es ist zugleich die mitllere Lange des menscblichen Scbrittes, es ist eine natiirliche Hauptdimension, einer sich unaufhor- *) Diess geschieht durch tolgende Proportion : /Die Lange des\ ^ /Lan«e des Sekun- \ / samiugun^^^^^^ \ : ^^Tagependels. J ^ denpendels. J y Sekun&npendels. J (Quadrat der Schwin-\ toiirr« A,^a <»«• ^""^%'endeU '^'^"j ^'^^^ ^^^''^^'^^^'^^^ ' ' ' ' kulfdenpendeU = (100,000; >: i. Es ist also ; Die Lange des Sekundenpendels == (^,7't0740 . . . Meter. 80 lich wiederholenden kOrperlichen Stellung , welcher weder der Meter noch das gew ohnliche sexagesimale Sekunden- pendel im entferntesten nahekommen. Diese Lange ist zu- gleich das angenaherteMitlel derElIenmaasseallerwichligen Lander der Erde, selbst Persien und die Tiirkei inbegriffen, indem sie sich von dem wahren Miltel niir urn S'/g Vo iinterscheidet, wahrend mehrere der willkiihrlich gewiihl- ienEllenmaaseselbsl iim50— bOProzent von einander ver- schieden sind. — Der Verfasser siellte sich nun die zweite Frage: In wie- viele Grade muss der miltlere Erdmeridian eingelheilt wer- den , damit die Lange des Sekundenpendels genau 100000 mal in einem Grade , d. h. ebenso oft darin enthalten ist, als die Zahl der Schwingungen betragt, welche dieses Pen- del wahrend eines mittleren Sonnentages vollendet. Die Antwort dieser Frage ergibt sich aus einer hochst einfachen Gleichimg*) woraus hervorgeht, dass der Erd- meridian nicht wie bisher in 6 x 60 , sondern in 9 X 60 Oder in 5^0 Grade getheilt werden miisse, damit ein solcher genau 400,000 mal grosser sei, als die Lange des Sekunden- pendels; da nun die Lange des Tagependels (100,000 X 100,000 mal) 10,000 Millionenmal grosser ist, als diejenige des Sekundenpendels , so ergibt sich hieraus der melrolo- gische Lehrsatz : dass der Meridiangrad die mitllere Pro- portionalgrosse zwischen der Lange des Tagependels und der Lange des Sekundenpendels bildet. Diese Grundeintheilung festgehalten , ergeben sich auf •) Es ist namlich : X Grade X 100,000 Sekundenpendellange ==» der Lange des Meridians, oder = der Lange des Tagependels X 0,0054. Es ist also X >< 100,000 X 0,740740 .... « : 0,0054 x 7407,407407,407 .... und daher X = 540. 81 dem einfachsten Wege die merkwiirdigsten Beziehungen und Uebereinstimmungen mit alien iibrigen Maasen iind zwar be! der konseqiienlesten Durchfiihrung des Dezimal- systemes. Wird z. B. ein Grad des {Meridians in \0 gleiche Theile gelheilt und werden diese Theile (cMeilen)) genannt, so stinimt die Lange einer solchen Meile vollkommen mit derjenigen einer geographischen Meile iiberein und der Erdumfang bleibt also wie bisher = S^iOO Meilen welche = M Millionen Pendellangen sind. Wird ferner \ Grad in iOO Bogenminuten und eine Minute in 100 Bogensekunden getheilt, so ergibl sicb die Lange einer Minute = 1000 und die Lange einer Sekunde = 10 Pendelmaasen. Mit 10 Schritten also habe ich den Weg einer Bogen- sekunde, mit 1000 Scbritten den Weg einer Bogenminule, und mit 10,000 Schritten den Weg einer Meile , d. h. des zehnten Theiles eines Grades zuriickgelegt. Wer von uns Allen, die wir stets an die umstandlich- sten Reduktionen gewohnt sind, hatte vorher an so ausserst einfache Beziehungen zvvischen dem menschlichen Schritte, dem Erdmeridian und des Dezimalsekundenpendels ge- dacht ! ? So interessant nun die bereits erwahnten Beziehungen schon an und fiir sich sind , so habe ich Ihnen , hochgeach- tete Herren , doch noch eine Reihe nicht weniger interes- sanler Resultate mitzutheilen, welche die grossen Vorziige dieses neuen Maassystemes vor 'alien bekannten Maassyste- men ausser alien Zweifel setzen. Indem sich namlich der Verfasser die Frage stellte, ob die Einlheilung des Tages in 100,000 gleiche Theile viel- leicht nicht ebenfalls von der Natur gegeben sei , so konnte er sicli auch diese Frage mit (cjaw beantworten , denn 400,000 ist die mittlere Zahl der taglichen Pulsschlage eines Menschen. 6 82 Ebenso rationell wie die Grundeintheilung des Tages und des Meridians ist die Beslimmungsweise der Grcisse eines Fusses, eines Klafters (Toise), eines Pfundes, und der im Lebensverkehr gebrauchlichen Hohl - und Fliissigkeils- maase. Dem Verfasser ist nicht entgangen, dass die Lange des menschlicben Fusses eine ebenso naliirliche als noih- wendige Maaseinlieit sei , wie scbon daraus hervorgebt, dass die Langeneinbeiten fast aller INalionen aFusse)) ge- nannt werden und nur wenig von dei' Lange des menscb- bcben Fusses differiren. El)enso baufig findet sicb in den Maassyslemcn fast aller bedeutender Volker eine grossere Maaseinbeil, die gewobnlicb da gebraucbtwird, wo es auf kleiae Diniensionsfebler nicbt so genau ankonimt. Diese Finbeit wird Toise, Faden , Klafter genannt. Indem nun der Verfasser die rationelle Bedingung feslselzt , dass die Liinge des Sekundenpendels , die mitllere Proportional- grosse des Fusses und des Klafters sein soli , und indem er ferner die Lange des Fussniaases gleicb der mitlleren Lange des menscblicben Fusses anninunt , so erball er zvvei neue Langeneinbeiten , von welcben der Fuss ^Yginal kleiner, das Klafter aber ^Yamal grosser als das Sekundenpendel Oder der mitllere menscblicbe Scbritt ist. Dieses neue Fussmaas ist = 28,188188 .... Centimeter und weicbt von dem Mittel fast aller gebrauchlicben Fussmaase nur um ein balb Frozent ab , ja es unlerscbeiden sicb unter 80 Fussmaasen , 60 nicbt einmal um Y^o ^^i^ diesem INormal- fusse. Das neue Klafter ist = 1,831851 .... Meter und unterscbeidet sicb von dem Mittel aller gebraucblicben Klaf- ter und Toisen nur um zwei Prozent ! Bedenken Sie, hoch- geacbtete Herren , dass bei der Bestimmung des Normal- fusses und des Normalklaflers nur die Lange des einen Maases willkvihrlicb bestimmt werden durfte , so ist die grosse Uebereinstimmung der beiden Maase mit den ge- 83 brauchlichen, sowie ihre hochst einfache und symmetrische Ableitung aus dem Urmaase , im hohen Grade auffallend und Erslaunen erregend. Uni die Einheit fiir die Gewichte herzuleiten , denkt sich der Verfasser das Gewicht des Wassers, welches einen Wurfel erfullt , dessen Seite gleich der Lange des Sekun- denpendels ist, in dOOO gleiche Theile getheilt, und benennt einen solchen Theil , welcher dem Gewichte von 415,224 Grammen gleichkonimt , mit dem Wamen ((Pfiind)); dieses Normalpfund unterscheidet sich von dem Mitlel aller ge- brauchlichen Pfunde nur um ^1000^ eineUebereinstimmung. die um so merkwiirdiger ist, als die Fesisetzungder Grosse des Normalpfundes aiif eine durchaus ungekiinstelte Weise mit konsequenter Durchfuhrung des Dezimalsyslemes ge- schah. Bin Normalkubikfuss Wasser wiirde demnach 64 Pfund wiegen. Dieses Normalpfund theilt der Verfasser in 10 Unzen (a 2,6 Loth, schweiz.), jede Unze in 100 Gramm, und jedes Gramm in 10 Gran. Als Einheit der Feldmaase niaunt der Verfasser ein Quadrat an , das 100 mittlere Schritte oder Pendellangen lang und breit ist, also 10,000 Quadratschrilte enthalt und einen Flacheninhalt von 5486 □ Meter oder 60955 schw. Quadratfussen einschliesst; auch dieses Feldmaas nahert sich dem Mittel aus den Feldmaasen der verschiedenen Mationen des Alterthums und der Gegenwart. Dasselbe ist um 80 Prozent kleiner als die Hektare, aber um 34 Pro- zent grosser als die schw. Juchart; sie ist um 20 Prozent kleiner als der flandrische Morgen und um 26 Prozent gros- ser als die englische Acre ; sie ist um 7 Prozent grosser als der franzosische Morgen oder arpent, dagegen um 5 Prozent kleiner als die osterreichische Juchart. Auch hier erstaunt man iiber die merkwiirdige Ueber- einstimmung des neuen Feldmaases, das auf die natiirlichste 84 und iingezwungensle Weise gebildel worden ist: denn ^00 mittlere Schritte bilden eine Lange , die man mit einiger Uebung auf zwei Fusse genau ohne alle fremde Hiilfs- mittel ini Marsche abmessen kann , und man begreift kaum , wie es moglich war , ein anderes Feldmaas aufzu- slellen als das obige Ich will mich iiber die Einlheiliing der Hohl- und Fliis- sigkeilsmaase , welche sich aus dem VVurfel des Urmaases und aus dem Gcwiehte des darin enlhaltenen Wassers eben so natiirlicii ableiten lassen , als die bereits angefuhrten Maase, nicht weiter verbreilen. Auch will ich dem Ver- fasser nichl auf dem gewaglen Wege folgen, auf dem er mit kiihner Fuhrung seines INaturmaases die mittlere Sonnen- parallaxe ^ 8,8657 Sekunden festselzt und ein neues Ge- selz fiir die Entfernungen der Planetcn von der Sonne ber- zuleilen zu konnen glaubt. uihr slreitel», ruft er den Astro- nomen zu , uiiber die wabre Grosse der Sonnenparallaxe; fruber nahmt iiir sie zu iO'/^, Sekunden an Delambre be- stimmte dieselbe = 8,8 und Sejour = S,8h Sekunden. W ohlan , setzet die miltlere Entfernimg der Sonne von der Erde gleich ^0 Tagpendein und berechnet daraus die Parall- axe so werdct ihr dieselbe = 8,8657" finden.)) Man muss eingestehen , auch bier findet wieder ein merkwiirdiges annaberndes Zusammenireffen statt; allein es ifet bekannt, dass die mittlere Ilorizontalparallaxe der Sonne von Encke nicbt zu 8,8657 sondern nur zu 8,5776 Sekunden berechnet und dieses Resultat von den Astrono- men als das riclitigere anerkannt worden ist. Die Begeiste- rung fiir die Vorziige des vom Verfasser entdeckten ^atur- maases hat ibn bei diesen Versuchen offenbar zu Vermu- Ihungen und zu Schlussen verleitet, die nur eine angenaherle meistens aber sehr schwache Uebereinstimmung mit der Wabrheit zeigen. Seiche Scbliisse waren vom Verfasser 83 besser nicht ausgesprochen worden. Denn annehmen zu wollen , jene unbegreifliche ewige Kraft habe in den Perio- den ihrer schopferischen Thatigkeit im ganzem Planeten- systeme einen nach der Grosse des Erdmeridians und des Tagpendels regulirten EUslecken angelegt, ware mindestens eine sehr gewagte Vermuthung. Durch diese kiihnen Uehcrgriffe des Verfassers verlierl jedoch der grosse Fund nicht im Geringsten an Werth; denn es ist als eine Erkennlniss zu betrachten: 1) dass die- jenige Lange, welche als scliwingendes Pendel gedachl, den miltleren Tag genau in 100,000 gleiche Theile Iheilt, in dem b40ten Theil des Erdmeridians genau ebenso oft enthalten ist und zugleich mit der mitlleren Lange des menschlichen Schriltes iibereinstimmt; es ist 2) als eine Erkenntniss zu betrachten : dass dieselbe Lange die mittlere Proportional- grosse zwischen dem annahernden iMitlel aller bekannten Fussmaase und denijenigen allcr Klaftermaase bildet, sowie dass sie auf dem natiirlichsten Wege und mit konsequenter DurclifiihrungdesDezimalsystems dieEinheitderGewichle, der Fussmaase und der Hohhnaase liefert. AUe diese scho- nen Resultate verdanken wir den Lnlersuchungen des nun 68jahrigen Verfassers, dem bereits die usociete de slatistique universelle)) in Frankreich durch die Veroffentlichung seiner Lebensbeschreibung in ihren galeries biographiques histo- riques ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Auf diesen Bericht niich stiilzend , richte ich an Sie, meine Herren, die Bitle, folgende Antriige Ihrer Berathung unlerziehen und giitigst unterstiitzen zu wollen. 4) die naturforschende Gesellschaft derSchweiz moge dem llerrn Verfasser der Metrologie de la nature ihren Dank und ihreAnerkennung seiner Verdienste aussprechen; 2) es mochte der ehemaligen Kommission fiir die Fest- 86 stellung der schweizerischen Maase und Gewichte, die Entdeckung des Herrn Verfassers zur Priifung und zur Berichlerstallung an das Centralkomile un- seres Vereines vorgelegt werden; 3) im Falle diese Kommission die Wiinschbarkeit einer allgemeinen Einfiihrung des neuen Maassystemes ausspricht, soil das Cenlralkomite der naturforschen- den Gesellschaft beauflragl werden , sich mit den Akademien oder slalistischen Vereinen der angren- zenden Staalen in Verbindung zu selzen und behufs einer allgemeinen Einfuhrung zur Priifung des neuen Maasystemes einzuladen. Meine Ilerren ! Ich misskenne nicht den grossen Um- fang dieser Antrage und die zahllosen Schwierigkeiten, welche sich ihrer Realisirung in den Weg stellen werden; es sind aber diese Schwierigkeiten keineswegs uniiberwind- lich und es ist leicht einzusehen , dass durch ein geiuein- sames Maassystem eine zahllose Menge von xMaas- und Ge- wichtsreduktionen wegfallen und dadurch ein unberechen- barer Zeilgewinn erzielt werden wiirde, ganz abgesehen von dem niilzlichen Einfluss auf alle diejenigen Wissen- schaften, Kiinste und Gewerbe , in welchen Berechnungen aufgestellt und Vorschriften erlheilt werden, wo die Landes- maase die wichligsten Faktoren bilden. JNur durch so hochst wichtige Griinde konnte ich mich zu obigen Antra- gen bewegen lassen , die ich jedoch , wenn sie nicht mehr- fache Unlersliitzung finden sollten , nur als unniassgebliche Ansichten gelten lassen mochle , damit Sie , meine Herren , baldmoglichst zu anderen Verhandlungen iibergehen kon- nen. — Beilage IV. Ueber die lang^same Oxydation der Kcirper in atmospharischer Luft. Von C. F. Schonbein. Einer der bedeutiingsvollsten Gegenstande der Wissen- schoft, auf welchen die Aufmerksamkeit der Naturforscher im Allgemeinen und die der Chemiker insbesondere nicht oft genug gerichtet werden kann, ist das Verhaltniss, in welchem die irdischenKorper zu deni iiberall gegenwartigen Sauerstoff slehen; denn man darf wohl behaupten, dass aus der chemischen Wechselwirkung, die zwischen deni sauerstoffhaltigen Luflmeer und der von ihm bedecklen Erde slattfindet, jeden Augenblick Erscheinungen hervor- gehen, welche die urspriinglichslen Lebensausseriingen unseres Wohnplalzes ausmachen und eben desshalb auch von der allgemeinsten Wichtigkeit sind. Der Oxydationsprocess ist nicht nur der iMittelpunkt der Chemie unserer Laboralorien , er ist es auch fiir den Chemismus der Erde und greift so allseitig in den Haushalt der Natur ein , dass wir demselben liei jedem Schrilt be- gegnen. Mit alleni Fug und Recht diirfen wir daher den Sauerstoff als die eigenlliche Lebensluft unseres Planeten bezeichnen und als die hochste chemische Gewalt betrach- ten, deren die Natur zur Erreichung der grossartigsten und mannigfaltigsten Zwecke sich bedient. Diese hohe Bedeutung erhalt der Sauerstoff vorzugs- weise durch das ihm innewohnende starke Bestreben, mit 88 den GPundstoO'en der Erde sich chemisch zu vergesellschaften. Alls hochst weisen Absichten isl jedoch diesem Sauerstoff das Vermogen versagt , in seinem ungebundenen Zustande und bei den auf der Erdoberflache herrsehenden Tempera- turen eine cheniische Verbindiing mil irgend einem elemen- taren Korper einzugehen; denn ware diesem nicht so und wiirde der Sauerstoff ohne fremde Beihidfe befahiget sein, auf jede oxydirbare Materie, mit der er zusammentrifft, sich zu werfen , so sieht man leicht ein , dass die dermalige Ordnung der Dinge nicht bestehen konnte; dass die Ober- flache der Erde, die jezt der Schauplatz einer so bunten Reihe von Veranderungen und der merkwiirdigsten Er- scheinungen ist, das Bild des Todes darslellen miisste; dass unter den angedeuteten Umstanden ein bestandiges che- misches Gleichgewichtt zwischen den oxidirbaren Materien und dem Sauerstoff eintrate, mit andern Worten alle Korper durch und durch oxidirl oder verbrannt sein und in diesem Zustande ewig verharren wiirden. Dass unter derartigen Verhaltnissen namentlich von denijenigem, was als die hochste irdische Erscheinung gelten muss, von dem orga- nischen Leben auch nicht entfernt die Rede sein konnte, braucht nicht gesagt zu werden. Jedermann weiss, dass das chemische Material der Thier- und Pflanzenwelt im Ganzen genommen einen oxydirbaren Charakter hat und ohne Zweifel haben muss , damit es mit dem Sauerstoff des Luftmeeres einen Gegensatz bilde und befahiget werde, mit ihm in einen Kampf zu trelen , dessen Statlfinden eine der wesenthchsten Bedingungen fiir das Zustandekommen der hohern Lebenserscheinungen ist, insofern die letztere in- nigst an eine ununterbrochene Stoffsveranderung der organi- sirten Materie gekniipft sind. Dieses sauerstoffgierige Material des Thier- und Pflan- zenreichs sleht somit als eine Art von Wunder , gleichsam 89 zum Trotz und zur Herausforderung inmitten des Lufl- nieeres da , das fort und fort Thierisches und Pflanzliches zu verschlingen drobt, wie der Ocean die ihm durch Damme abgewonnenen Lander, ohne dass es ihm aber je gelange das unablassig versuchte Zerslorungswerk zu vollenden. Der Sauersloff , trotz seiner grossen cbemischen Zieh- gewalt, vermag , wie scbon gesagt, ohne fremde Beihiilfe niehts iiber irgend einen einzelnen Stoff, wieallseitig dieser von jenem auch immer umlagert sein mag. Eine gewaltige Bundesgenossin fiir den Sauerstoff ist die Warme; damit dieselbe aber als solche sich erweise, ist glikklicber Weise in den allermeisten Fallen vonnotben, dass sie in ausser- ordenllicher Starke auftrete , in einer Starke, in der sie unter den gewolinlicben Umstanden nie durch die Sonne auf unserer Erde hervorgebracht wird. Kohlenstoff und Wasserstoff, also wesenlliche Bestandtheile der organischen Materien verbinden sich erst in der Gliilihilze mit freiem Sauerstoff, wesshalb dieselben in dem verhaltnissmassig kiihlen Luftmeer so ziemlich sicher bestehen konnen. Auch die Electricitat ist, wie wohl bekannt, im Stande den Sauerstoff zur Verbindung mit manchen oxydirbaren Materien zu bestimmen , wie uns diess das Knallgass zeigt, welches durch den electrischen Funken entziindet wird. Noch kann aber nicht mit Sicherheit dariiber entschieden werden, ob in diesen Fallen die Electricitat als solche, oder nur auf eine mitlelbare Weise diess thut, dadurch namlich, dass sie Gliihhitze hervorbringt. Wir werden spater sehen, dass die Electricitat allerdings auch in mittelbarer Weise auf andere Art als durch Warmeerzeugung den Sauerstoff zur cbemischen Verbindung mit andern Korpern bestimmen kann. — In gegebenen Fallen regt auch das Licht den Sauerstoff zur cbemischen Thatigkeit an und verursacht das Einwirken 90 dieses Elementes auf gewisse oxydirbare Materien; es kommt jedoch dieser chemische Lufteinfluss an Bedeulung und Umfang deinjenigen der Warme und Electricitat nicht gleich , obwohl nicht verhehli werden darf , dass der frag- liche Gegenstand noch lange nicht so genau untersucht ist, als er es zu sein verdienle. Die raschen Oxydationen, welche die Korper bei hohern Hitzgraden erleiden, wie wichtig sie auch an und fiir sich sind, werden in der Kegel nur durch kiinstliche Mittel ver- anlasst und miissen eben desshalb auch mehr ortlicher als allgemeiner Art sein. Aber es konnen auch langsame Oxydationen bei ge- wohnlicher Temperatur stattfinden und diese sind es ge- rade, welche fiir uns das grosste Interesse haben, weil die- selben in ausgedehnlesler Weise auf der Erdoberflache Platz greifen, sowohl in Bezug auf unorganische als haupt- sachlich organische Substanzen , wie uns die Oxydalion vieler Metalle, das Athmen der Thiere, die Verwesung thierischer und pflanzlicher Stoffe in atinospharischer Luft hievon Beispiele der schlagendstcn Art liefern. Und welches Kunstgriffes oder Mittels bedient sich denn die Natur, um den Sauerstoff zum Oxydationswerk bei gewohnlicher Temperatur fahig zu machen? Dasselbe ist, wie sich diess zum Voraus erwarlen lasst, hochsl ein- facher Art und besleht darin , dass der freie Sauerstoff in gewisse Verbindimgszustande gebracht wird. Eine Anzahl bereits sauerstoffhalliger Korper vermag unter gegebenen Umstanden noch weiteren Sauerstoff aufzunehmen und letztern in einen Zustand chemischer Erregtheit zu ver- setzen, in welchem dieses Element fahig ist, schon bei ver- haltnissmassig niedrigen Temperaturen mit einer Reihe oxydirbarer Substanzen sich zu verbinden, namentlich auch mit dem Kohlenstoff und Wasserstoff organ ischer Materien. 91 Unter diesen sauerstoffhalligen Verbindungen zelchnen sich besonders einige Oxyde aus, nach der Formel RO zu- sammengesetzt, wie z. B. das Wasser, Menganoxydul, Blei- oxyd und Silberoxyd. Diese Oxyde konnen^ sich noch mit einem Atom Sauerstoffes zu normalen sogenannten Super- oxyden vereinigen und indem sie diess Ihun steigern sie die chemische Ziehkraft dieses aufgenommenen Sauerstoff- atomes so sehr, dass dieses, um bildlich zu reden, nur auf die nachste beste Gelegenheit lauert, um seine Gesellschaft wieder zu verlassen und sich mit einem andern Korper zu vereinigen. Ich habe es fur zweckmassig gefunden, den durch chemische Vergeselischaftung hervorgerufenen er- regten Zustand des Sauerstoffs mil dem Worte Oxylisation zu bezeichnen und den so beschalfenen Sauerstoff oxylisirt zu nennen. Das wichtigste Oxyd der genannten Art ist unstreitig das Wasser, welches bekannllich aus einem iMischungsge- wicht Wassersloffes und einem M.G. Sauerstoffes besleht und noch ein Atom des lelzleren Elementes aufzunehmen vermag, um das Thenard'sche oxydirte Wasser zu bilden. Vondiesem Wasserstoffsuperoxyd ist nun wohl bekannt, dass es eines der ausgezeichnetsten Oxydationsmittel ist, welches die Chemiker besitzen, indem dessen zweites Sauer- stoffatom schon in der Kalte eine Anzahl unorganischer Korper oxydirt. Dass das gleiche Superoxyd auch kraftig oxydirend auf .organische Malerien einwirkt, beweist das ausgezeichnete Vermogen des oxydirlen Wassers , alle Pflanzenfarben ohne Ausnahme bei gewohnlicher Tempera- tur zu zersloren. Schon langst weiss man , dass in moglichst trockener Luft Oder trockenem Sauerstoffgase wasserfreie, oxydirbare Substanzen organischer und unorganischer Art bei gewohn- licher Temperatur keine Oxydation erleiden , auch viele 92 Korper von grosser Ox} dirbarkeit in luftfreiem Wasser un- verandertbleiben. Der Phosphor, das Eisen und Blei lie- fern fiir die Richligkeit dieser Angabe schlagende Beweise; denn wie lange man auch diese Korper in wasserfreier Luft Oder luftfreiem Wasser bei gewohnlicher Temparatiir ver- weilen lasst, so werden sie nicht oxydirt. Ganz anders aber verhalten sie sich in feuchter Luft oder lufthalligem Wasser, in denen die genannten Korper sich ziemlich rasch mit Sauerstoff verbinden. Uin sich den die Oxydation fordern- den Einfluss des Wassers zu erklaren, niinmt man an, dass etwas atmospliarischer Sauerstoff in dieser Fliissigkeit sich lose und der in dieser Weise fliissig gewordene Sauerstoff schon bei gewohnlicher Temperatur desshalb zu oxydiren vermoge, weil dessen Gasformigkeit beseitigetsei, die man als einen Zustand betrachtet, welcher der chemischen Affi- nitat entgegen wirke. Ueberdiess rufen die Chemiker fiir manche derartige Falle langsamer Oxydation auch noch die sogenannte pradisponirende Verwandtschaft des Wassers zu den sich bildenden Oxyden oder Sauren zu Hiilfe , um sich die in Rede stehenden Oxydationen zu erklaren. Wenn man das Thenard'sche Wasserstoffsuperoxyd als eine wirkliche chemische Verbindung des Sauerstoffes mit dem Wasser und nicht als eine blosse Auflosung des erstern in letzlerem betrachten muss, so konnte man viel- leicht geneigt sein zu vermuthen, dass der Sauerstoff, indem er im Wasser sich lost , mit diesem eine chemische Verbin- dung eingehe und Wasserrtoffsuperoxyd sich bilde , und dass eben diese Verbindung es sei, welche dem lufthaltigen Wasser sein oxydirendes Vermogen ertheile. Wie annehm- bar auch eine solche Vorausetzung erscheinen mag , so gibt es doch Thatsachen , welche die Richtigkeit dieser An- nahme sehr in Frage stellen und die es stark bezweifeln 95 lassen, dass bei der Beriihrung des Sauersloflfes init Wasser sich wirkliches Wasserstoffsuperoxyd bilde. In dieser Beziehung liefert der Phosphor ein ausserst lehrreiches Beispiel, das wir beniitzen wollen, um die oben geausserten Zweifel etwas umstandlich zu rechtfertigen. Wird dieser so leicht oxydirbare Korper in >A asser ge- bracht, das vorher mil reineni Sauerstoff geschiittelt wor- den und iiber dem man iiberdiess noch eine Almosphare dieses Gases von gewohnlicher Dichtigkeit stehen lasst , so oxydirt sich der Phosphor nichl einmal spurenweise , wie jange auch zwischen ihm und dem sauersioffhaltigen Was- ser Oder dem wasserhaltigen Sauerstoffgas die Beriihrung bei gewohnhcher Temperatur dauern mag. Ich babe ein- mal drei Monate lang Phosphorstiicke unter den eben er- wahnten Llmstanden gehallen, ohne dass sich hiebei auch nur die geringste iMenge Phosphorsaure gebildet hatle. Aus dieser Thatsache erhellt , dass der bios in Wasser geloste Sauerstoff, troiz des Verlusles seiner Gasformigkeit den so sauersloffgierigen Phosphor dennoch nicht zu oxydiren ver- mag. Da >¥asser, mit Thenard'schem Wasserstoffsuper- oxyd vermischt, den Phosphor oxydirt , [diess aber das mit reinem Sauerstoff geschiittelte Wasser nicht thut , so wird wohl der Schluss gestattet sein, dass letzteres kein Wasser- stoffsuperoxyd enthalte und der von ihm aufgenommene Sauerstoff nur einfach gelost sei. Wird das feuchte Sauerstoffgas bis auf einen gewis- sen Grad mit Hulfe der Luftpumpe verdiinnt, oder mit ge- wissen Gasen z. B. mit Stickstoff, W assers toff oder Kohlen- saure in gehoriger Menge versetzt, so Iritt in Beriihrung des Phosphors mit diesen luftigen Substanzen bei gewiihnlicher Temperatur das Ozon auf , welches hochst wahrscheinlich ein Wasserstoffsuperoxyd ist. Ein gleiches Ergebniss erhalt man aus Sauerstoff von gewohnlicher Dichtigkeit , wenn 94 man denselben bis wenigslens auf 24o erwarmt. Erst mit dem Auftreten des Ozons beginnt die langsame Verbren- nung des Phosphors, welches nie fehlende Zusammenfallen deutlich anzeigt , dass die Ozonbildung und die Oxydalion des Phosphors im engsten Zusanimenhang slehen und dass lelztere vom ersteren bedingt wird Unter dem Einfluss des Phosphors und Erfiillung gewisser physikalischer Bedin- gungen wird somit den oben gegebenen Andeutungen ge- mass der Wasserdampf beslimmt mit freiem Sauerstoff zu Ozon sich zu vereinigen und ist es dieses Wasser allein und nicht der freie oder in Wasser bios aufgeloste Sauerstoff, welches (durch den in ihm enthaltenen oxylisirten Sauer- stoff) den Phosphor schon bei gewohnlicher Temperatur oxydirt. Wenn nun der so leicht oxydirbare Phosphor es nicht vermag, mit dem im Wasser bios gelosten Sauerstoff bei ge- wohnlicher Temperatur sich zu verbinden und zu seiner langsamen Oxydation solchen Sauerstoffes bedarf , der durch chemische Vergesellschaftung vorher oxylisirt wor- den, so lasst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass auch die iibrigen Substanzen, welche sich bei gewohn- licher Temperatur in feuchter Luft oxydiren oder der lang- samen Verbrennung fahig sind, im gleichen Falle sich be- finden, d. h. dass deren langsame Oxydation ebenfalls durch oxylisirten Sauerstoff, namlich durch ein Wassersloffsuper- oxyd vermittelt wird. Ehe ich diese Vermuthung naher begriinde , erlaube ich mir wohl noch von den Umstanden zu reden , unter welchen sich dasjenige Wasserstoffsuperoxyd bildet , dem ich den Namen Ozon gegeben. Von der Electricitat ist wohl bekannt , dass , wie sie chemische Verbindungen zerlegen kann, sie auch im Stande ist, gewisse Stoffe zur chemischen Vereinigung zu bestim- 95 men, Unler ihrem Einfluss verbinden sich Wasserstoff und Saiiersloff zii Wasser und sie vermag auch Wasser- dampf mit Saiiersloff zu vergesellschaften. Lasst man diirch ein Gemeng von beiden letztern elect- rische Fiinken schlagen so vereinigen sich diese zu dem gasformigen Ozon , welches als das kraftigste oxydirende Agens gelten kann , welches wir bis jelzt kennen gelernt haben. Eine seiche Ozonbildung findet auch statt , wenn electrische Entladungen oder Ausgleichungen in der atmo- spharischen Luft Platz greifen , was nicht auffallen kann, da letzlere, wie wohl bekannt, neben freiem Saiiersloff auch Wasserdampf enthalt. Die Anwesenheit des Sticksloffes in der Lufl gibl jedoch noch Anlass zur Erzeugung kleiner Mengen von Salpelersaure, welche Saure aber, wie ich diess schon friiher darzulhun versuchle, nur auf eine millelbare VVeise gebildel werden diirfle , namlich durch den oxy- direnden Einfluss, welchen das Ozon im Augenblick seiner Enlslehung auf den atmospharischen Sticksloff ausiibt. Jedermann weiss nun , dass in der Almosphare unauf- horlich electrische Enlladungen slallfinden , aus welcher Thatsache mit JNolhwendigkeit folgt, dass in der atmospha- rischen Luft auch forlwahrend Ozon sich erzeugt , jeweilen mehr oder weniger , je nach dem Umfang und der Starke solcher electrischen Ausgleichungen. Die Anwesenheit des Ozons infreier Luft im Allgemeinen wie auch die wechselnde Menge desselben lasst sich iibrigens , wie meine Versuche gezeigt haben, durch mehrereReagenlien, namentlich durch den Jodkaliumkleister darlhun , welcher schon durch Spu- ren von Ozon deutlich geblaut wird. INach meinen Erfahrungen zerstoren die meislen Me- talle (selbst das Silber nicht ausgenommen) und viele an- dere oxydirbare Malerien unorganischer Art, wie auch die 96 meislen pflanzlichen und tbierischen Stoffe das kiinstlich crzeugte Ozon schon bei gewobniicher Temperatur sehr rascb, indem sie den in ihni entbaltenen oxylisirten Saiier- stoff aufnebmen ; es kann dessbalb aucb kein Zweifel dar- iiber walten , dass das unler electriscbem Einfluss in der Atmospbare erzeugle Ozon auf eine grosse Anzabl imorga- niscber und organischer Malerien, die der freien Luft aus- ceselzl sind, oxydirend einwirkt und hierdurcb wieder aus der Atmospbare entfernl wird. Eine anderartige von mir scbon vor geraunier Zeit entdeckte Erzeugung des Ozons ist die eleclrolytiscbe, d. b. diejenige, welcbe stattbndet bei der eleclrocbemiscben Was- serzersetzung, wobei bekannUicb das gasforniig riechende Wassersioffsuperoxyd gemeinscbaftHcb mil freiem Sauer- stoffgas unter gegebenen Umstanden an der positiven Elect- rode zum Vorscbein komnit. Wenn es aucb keinem Zweifel unterworfen ist, dass auf der Oberflacbe der Erde da und dort Wasser auf galvani- sebem Wege zersetzt wird , so darf man es docb als eine ausgemacbte Thatsacbe belracbten, dass das biebei erzeugte Ozon an den in der Atmospbare vor sicb gebenden lang- samen Oxydationen organiscber Substanzen nur einen aus- serst geringen wenn irgend einen Tbeil bat. Hocbst wicbtig und namenllicb in Ibeoretiscber Hin- sicbt vom grosstem Interesse ist nacb meinem Dafiirbalten die bereits erwabnte Erzeugung des Ozons durcb Pbospbor in feucbter atmospbariscber Luft. Icb babe von dem Augen- blicke an, wo icb so gliicklicb war, diese merkwiirdige Bil- dungsweise zu entdecken , dafiir geballen , dass wir in der- selben ein Fundamentalpbanomen gefunden baben, funda- mental namlicb mit Bezug auf die nacbste Ursacbe der langsamen Verbrennung oder Oxydation , welcbe so viele Korper und namentlicb aucb die Mebrzabl der organiscben 97 Malerien bei gew6hnlicher Temperatur in der otmospliarl^ schen Liift erleiden. Je langer je mehr werde ich in dieser Ansichtbeslarkt und bei der Wiciitigkeit, welche ich diesem Gegenslande beizulegen geneigt bin , wird es mir wohl ge« staltet sein , mich iiber denselben hier etwas umslandlich auszusprechen. Wenn auch die Art wie der Phosphor denWasser- dampf beslimnit, mit dem Sauerstoff zu einem Wasserstoff- superoxyd sich zu verbinden, fiir uns noch eben so rathsel- haft isl, als die Weise, in welcher die Electricilat die gleiche Verbindiing bewerkstelliget , so scheint doch gerade der UmsLand , von deni man glauben mochle , dass er das Auf- treten des Ozons verhindern anstalt verursacben sollte, die wesentlichsle Bedingung fiir die Bi dung dieser so eminent oxydirenden Materien zu sein, nainlich die hohe Oxydirbar- keit des Phosphors oder das starke Anziehungsbeslreben, welches dieser Korper gegen den Sauerstoff aussert. Wie gross auch an und fiir sich die Verwandtschaft des Phosphors zuin Sauerstoff ist , so kann letzterer ihrem Zuge bei gewohnlicher Temperatur dennoch keine Folge leisten , so lange er im freien Zustande sich befindet. Auf welchem Grunde ein solches Unvermogen des Sauerstoffes beruht, vermag ich nicht zu sagen ; jedenfalls riihrt dasselbe nicht von der Gasformigkeil des genannlen Elementes her, denn das Ozon ist ebenfalls luftformig und nichtsdestowcni- ger vermag es den Phosphor und eine Reihe anderer Kor- per schon in der Kaite zu oxydiren. Andererseits wissen wir , dass das oxydirende Ver- mogen des Sauerstoffs durch die chemische Vergesellschaf- tung dieser Materie mil gewissen andern Substanzen in einem ausserordentlichen Grade gesleigert wird , wie wir diess an den Superoxyden der Chromsaure , Uebermangan- saure, namentlich auch an der Salpetersaure sehen. 7 98 Die grosse chemische Ziehkraft , welche der Phosphor gegen den Sauersloff iiussert , ist nach meinem Dafiirhalien die nachsteUrsache, welche letzeren beslimmt in einen sol- chen Verbindungszusland zu Ireten , indem es ihm (dem Saiierstoff) moglich wird , schon bei gewohnlicher Tempe- raliir mit dem Phosphor sich zii vereinigen. Steht dieser mil vollkommen reinem Sauersloff in Beriihrung, so ist die Oxylyse des lelzlern durch chemische Vergesellschaflung immoglich und somil aiich die Oxydalion des Phosphors bei gewohnlicher Temperalur. Isl aber Wasserdampf mil die- sem Sauersloff vermengl und beiindet sich iiberdiess der lelztere noch im verdiinnten Zuslande , dann erfolgt unler dem Einflusse des Phosphors eine chemische Vereinigung beider Malerien zu Ozon und sobald diese slallgefunden, beginnl auch soforl die langsame Verbrennung des Phos- phors , indem der mil Wasser chemisch vergesellschaftele und oxylisirle Sauersloff seine Verbindung wieder verlasst, urn sich auf den Phosphor zu werfen. Die Thalsache , dass feuchler Sauersloff mit einer ge- wissen Menge Stickgases , Wassersloff gases oder Kohlen- saure vermengl sein muss , um unler Einfluss des Phos- phors Ozon erzeugen zu konnen, hat nichts mit sogenann- ten Contacts- oder kolalilischen Wirkungen zu Ihun. Wie ich diess an einem andern Orte zeigen werde , beruht die- selbe auf rein physikalischen Griinden. Die Annahme , dass die grosse V^erwandtschaft des Phosphors zum Sauersloff es sei , welche unler den geeig- neten Umslanden den lelzlern beslimme , mit Wasser zu Ozon sich zu verbinden , damit er zur Oxydation des Phos- phors befaniget werde, mag vielleichl auffallen; es will mir aber scheinen, als ob sie sich wenig von der Annahme einer pradisponirenden Affinitat unterscheide , von welcher die 99 Chemiker baufig geniig zur Krklarung gewisser chemi- scher Erscheinungen Gebraucli machen. Ich halte es nun nicht fiir unwahrscheinlich , dass alle Malerien, welche sich bei gewohnlicber Temperatur nur in feuchter , nicht aber in trockener Luft oxydiren oder die sogenannte langsame Verbrennung erleiden , auf eine dem Pbosphor ahnliche Weise wirken , d. h. in Folge ihrer ge- gen den Saiierstoff ausgeiibten Anziehung dieses Element zur chemischen Verbindung mit Wasser veranlassen. Mei- ner Ansicht zufolge ware es somit oxydirtes Wasser , wel- ches wir als die allgemeine und alleinige Ursache aller nur in der feuchten atmospharischen Luft staltfindenden lang- samen Oxydationen zu betrachten batten. Die Thatsaebe , dass nur beim Phosphor und keineni andern oxydirbaren Korper ein Theil des unter den er- wahnten Umstanden sich bildenden Ozones frei auftritt, liegt meinem Dafiirhalten nach, neben seiner hohen Oxydir- barkeit, in der Eigenschaft des Phosphors begriindet, schon bei gewohnlicber Temperatur merklich stark zu ver- dampfen. Wie der Versuch zeigt , erzeugt sich das Ozon in der Dampfatmosphare , welche sich bei gewohnlicber Temperatur unverweilt um einen in feuchter atmosphari- scher Luft liegenden Phosphorstab bildet. Insofern nun eine gegebene Menge Phosphordampfes in einer gegebenen Zeit mehr gasformiges Ozon erzeugt , als hievon dieser Dampf zuni Behufe seiner langsamen Verbrennung ver- zehrt, verbreitet sich ein Theil freien Ozones in die umge- bende Luft. Wiirde Arsen, Zink u. s. w. wie der Phos- phor bei gawohnlicher Temperatur verdampfen , so zweifle ich kaum daran , dass bei der Einwirkung solcher Metall- dampfe auf feuchle almospharische Luft ebenfalls freies Ozon zum Vorschein kame. Da aber die genannten Metalle bei gewohnlicber Tem- 100 peralur nicht verdampfen, so findet die Bildung des oxydir- ten VVassersnur an ilirer starren Oberflache stall und wird dasselbe im Augenblicke seiner Erzeugung wieder durch die Melalle desoxydirl. Gleiches diirfte aiis gleichen Griin- den auch bei der langsamen Oxydalion der organischen Substanzen in feuchler Luft geschehen. Einige Aehnlichkeil mil dem Phospliordampf haben indessen die Danipfe mehrerer organischen Verbindungen, welche die langsame Verbrennung zeigen bei einer Tem- peratur , bei welcher das Ozon sich noch nicht zersetzt. llieher gehort vor Allem der Dampf des gewohnlichen Aethers , von dem bekannt isl , dass er schon bei massig hoher Temperatiir in reinem Sauerstoffgas oder almospha- rischer Luft langsam verbrennt und hiebei neben andern Produklen auch eine Materie erzeugt iibereinstimniend mil derjenigen, welche man beim Zusammenbringen des Ozons mil olbildendem Gase erhalt und welche ich desshalb auch fiir Ozonelayl anzusehen geneigl bin. Belrachtet man den Aether als ein Elaylhydral , so lassl sich die Bildung des besaglen Ozonelayls leichl begreifen. Wird ein Gemeng von Aetherdampf und freiem Sauerstoffe einer gewissen Temperatur ausgeselzl , so bestimmt das Elayl das mil ihm verbundene Wasser , mil dem Sauerstoffgas sich zu Ozon zu vereinigen, welches letztere dann seiner Fahigkeit halber, wie Chlor , Brom und Jod mil dem Elayl zu eigenlhiimli- chen Verbindungen zusammenzutrelen , im Augenblicke seiner Bildung mil dem olbildenden Gas des Aethers sich vereiniget. Ein Theil des bei der langsamen Verbrennung des Aethers erzeugten Ozones wirkl aber auch oxydirend auf einen Theil des Elayles des Aethers jein , in Folge des- sen Aldehyd, Essigsaure u. s. w. entstehen. Hinsichtlich der Ozonbildung bestehl somil der Unter- schied zwischen Phosphordampf und Aetherdampf haupt- 101 s^chlich darin , dass ersterer schon bei gew6hn!icher Teni- peralur (wahrscheinlich seiner hohen Oxydirbarkeit halber) die Vereinigung von Wasserdampf mil Sauerstoff beslimmt, wahrend das dampfformige Elaylhydrat einer etwas hohem Temperatiir bedarf , damit das in ihm enlhaltene Wasser zu Ozon sich oxydire; wozii noch konimt, dass dieses Ozon als solches mit Elayl sich chemisch verbinden kann , wah- rend das durch Phosphor erzeugle Ozon Iheilweise zur Oxydation jenes Korpers verwendet wird. Wie meine Versiiche iiber das Ozonelayl diess vermuthen lassen, wirkt indess auch das in dieser Verbindung enlhaltene Ozon nach iind nach oxydirend auf die Bestandtheile des Elayles ein. — Wollten wir nun das bisher Gesagte kiirz zusammen- fassen , so wiirden wir sagen , dass die langsamen in der atmospharischen Luft stattfindenden Oxydationen verur- sacht werden Iheils diirch dasjenige Ozon , welches sich unter eleclrischem Einfluss in dieser Liift bildet, theils imd vorzugsweise durch Wasserstoffsuperoxyd , welches unler dem Einfluss der oxydirbaren und der langsamen Ver- brennungfahigen Stoffe selbst aus almospharischem Wasser und Sauerstoff erzeugt wird, so dass in letzerer Beziehung das Verhalten des Phosphors gegen feuchte Luft als das Vorbild alter in der Atmosphare erfolgenden langsamen Oxydationen zu belrachten ware. Wie wahrscheinlich aber auch fiir mich die im Vor- stehenden entwickelten Ansichten sind , so bin ich doch weit entfernt , sie fiir erwiesene Wahrheiten ausgeben zu wollen. Ich babe dieselben mitgetheilt in der Absicht, die Aufmerksamkeit auf eine Reihe chemischer Erscheinungen hinzulenken , die ihrer Allgemeinheit und tiefgreifenden Bedeutung halber es im hochsten Grade verdienen, Gegen- sland weiterer Forschungen zu werden. 102 Zuni Schlusse sei es mir gestaltei , noch einige Bemer- kungen zu machen iiber den Unifang der langsamen Oxyda- tionen , welche forlwahrend auf der Oberflache der Erde stattfinden , wie audi iiber einige der wichtigslen Zwecke, welche hierdurch erreicht werden. Unendlich viele pflanz- liche und thierische Wesen sterben laglich ab urn neuen ihresgleichen Pialz zu machen und liefern hierdurch ein ungeheures Material an lodler organischer Materie. Damit nun dasselbe in der so wohl eingerichietenHaus- hallung der Erde wieder zweckmassig verwendel werde, miissen dessen Elenienle in neue Verbindungen Ireten, muss namentlich der ihm nie fehlende Kohlenstoli" in Koh- lensaure verwandelt und in dieser Form durch die Atmo- sphare verbreilet werden , um aufs INeue der Pllanzenwelt als JNahrungsmiltel zu dienen. Eine solche Oxydalion vermag aber der ungebundene Sauerslolf der almospharischen Lull bei den Temperaluren, welche auf der Erdoberflaclie herrschen , nicht zu bewerk- slelligen. Durch die frulier angedeuteten Mittel fiigl nun die alles so weise berechnende Watur den allvorbereileten Sauerstoff zum ebenfalls iiberail gegenwartigen Wasser und machl hiedurch jenes Element fahig das Oxydationswerk an der erstorbenen organischen Materie zu verrichten. Dass das Bestehen der Thierwelt auf das Innigste an das Vorhandensein des Sauerstolfgases gekniipft ist, gehort zu den bekannlesten Thatsachen; auch wissen wir sehr wohl, dass der Sauerstoff desshalb diese grosse Bedeutung hat, well durch ihn eine ununterbrochene Stoffveranderung bewerkstelliget wird , von welcher das Thierleben wesent- lich bedingt ist. Diese Stoffsveranderung findet hauptsach- lich im Blute der Thiere statt , insofern demselben fort- wahrend Kohlenstoff und wohl auch Wasserstoff enlzogen werden muss , damit es zur Erfiillung seiner physiologi- 103 schen Aufgabe tauglich erhalten werde. Es findet somit im Innern der Thierwelt ununlerbrochen eine langsame Oxydation slaltund es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass dieselbe durch den almospharischen Sauerstoff gerade so bewerkstelliget werde, wie diejenige, welche die todte organische Materie in der almospharischen Luft erleidet. Indem der Sauerstoff durch das Athmen in das Innere des thierischen Organismus eingefiihrt und daselbst mit den oxydirbaren Materien des Blutes in Beriihrung gebracht wird , vereinigel er sich mit dort vorhandenem Wasser, oxylisirt sich hierdurch und wirkt dann erst oxydirend auf den Kohlenstoff u. s. w des Bhites ein. Es kann somit auch der in feuchter Luft langsam ver- brennende Phosphor mil einem in diesem Medium athmen- den Thiere vergUchen werden. Wie der Phosphor ver- moge seiner hohen Oxydirbarkeit Wasser und freien Sauer- stoff zur chemischen Vereinigung bestimmt, so thun diess auch die der Oxydation bediirftigen Bestandtheile des Blu- tes mit Bezug auf den eingeathmeten Sauerstoff , und wie im erslen Falle der durch chemische Vergesellschaftung oxylisirle Sauerstoff ,allein es ist, durch welchen der Phos- phor oxydirt wird, so wirkt der in ahnlicher Weise oxyli- sirle eingeathmete Sauerstoff oxydirend auf das Blul ein. Es diirfte kaum nothig sein , noch ein Wort zu sagen iiber die langsame Oxydation , welche sowohl einfache , als zusammengesetzte unorganische Subslanzen in feuchter almospharischer Luft erleiden , wie z. B. manche Melalle, Schwefelmelalle u. s. w. Ich halte dafiir , dass besagte Oxydalionen ganz in der Weise bewerkstelliget werden, wie diejenige des Phosphors , d. h. nie (einige Falle ausge- nommen) durch freien, sondern gebundenen Sauerstoff. 104 Die Einwirkung des Ozonn aitf gegldttefe Melallbleche. Eine uralte Erfahrung ist es, dass manche Metalle von glanzender Oberflache anlaufen , wenn man dieselben in almospharischer Luft oder Sauerstoffgas bis auf einen ge- wissen Grad erhitzt und jeder Chemiker weiss , dass diese Erscbeinung von Oxydhullen herriibrt , welche sich unter den angegei)enen Umstanden urn die Metalle heriini bilden; wessbalb aiich nur die leicbten oder direkt oxydirbaren, nicht aber die sogenannten edlen Melalle ein solches Ver- halten zeigen. Vom Ozon haben meine Versuche gezeigt, dass dasselbe die erstern Metalle und zwar nocli niit Einschluss des Sil- bers schon bei gewohnlicher Temperatiir oxydirt, d. h. der im Ozon enlhallene chemisch erregte Saiierstolf in der Kalte schon so wirkt, wie diess der gewohnliche Sauersloff erst unter dem Einflusse einer bedeutenden Hilze thut. Dieses grosse Oxydationsvermogen des Ozons liess daher niit Be- slimmiheit voraussehen , dass gewisse glanzende Metall- bleche in ozonisirter Luft schon bei gewohnlicher Tenipera- lur ziemlich rasch anlaufen wiirden. Ich hielt es indessen niclit fur uberfliissig , von einer solchen Wirkungsweise des Ozons mich durch den Versuch zu iiberzeugen undZweck dieserMittlieilung ist, iiber einige der erhaltenen Ergebnisse Bericht zu erstatten. Bevor- wortend will ich noch bemerken, dass die bei meinen Ver- suchen gebrauchte ozonisirle Luft nach der von mir schon oft erwahnlen Art, d. h. mit Hiilfe des Phosphors und feuch- ier atmospliarischer Luft bereitet worden. Platin und Gold. Da diese Metalle beini Erhitzen eben so wenig anlaufen als sie bei der Electrolyse des Wassers als positive Electrode 105 sich oxydiren , wohl aber an sich das Ozon frei auftreteii lassen, so darf man zumVoraus erwarten, dass sie in ozoni- sirter Luft imverandert bleiben , d. h. sich nicht oxydiren. So verhalt sich aiich die Sache; denn wie lange ich auch die glanzendsten Gold - oder Platinbleche in ozonisirter Luft verweilen liess, so konnte ich doch nicht die geringste Verandening an ihrer Oberflache und eben so wenig die geringste Gewichtsvermehrung derselben bemerken. Aus diescr Thalsache kann dahcr der Schluss gezogen werden, dass das Ozon gegen Gold und Platin chemisch gleichgiiltig sich verhalt. Silber. Wenn auch das Silber beim Erhitzen nicht anlauft, so wird dasselbe dennoch als positive Electrode bei der Electrolyse des Wassers etwas angegriffen und durch dass- selbe die Entbindung freien Ozones beinahe ganzlich ge- hemmt. Diese Thatsache allein reicht schon bin, die Oxydation des Silbers in ozonisirter Luft vorauszusehen. Meine eige- nen und auch die Versuche anderer Chemiker haben nach- gewiesen , dass das genannte Metall in fein zertheiltem Zu- stande das electrische, volta'sche und chemische Ozon rasch verschluckt und hierbei oxydirt wird. Ich durfte daher auch mit Sicherheit erwarten , dass polirtes Silberblech in ozonsirirter Luft anlaufen werde. Meine hieriiber angestell- ten Versuche haben zu folgenden Ergebnissen gefiihrt: Ein etwa 5 Zoll langes und ^1^ ZoU breiles Blech aus reinslem Silber verfertiget , dem man den hochsten Grad von Politur gegeben hatte, wurde an einem Platindraht in moglichst stark ozonisirter Luft aufgehangen. Schon eine halbe Stunde spater bemerkte man an einigen Stellen dieses Bleches grauschwarze Flecken und nach einigen Stunden 106 erschien das ganze Blech mit einer gleichbeschaffenen Hiille iiberzogen. Hatte das Silberstiick 24 Slunden in einer starken Ozonatmosphare verweilt , so konnten von dem- selben mil Hulfe eines Messers Blattchen der grauschwar- zen Materie in ziemlicher Menge abgelost werden. Lasst man die Einwirkung des Ozons auf das Silberblech lange genau andauern , so wird dieses ganzlich in die erwahnte schwarze Subslanz verwandelt. Was nun letztere iMalerie betrifft , so besitzt sie folgende Eigenschaflen : Schon bei massiger Erhitzung wird sie unter Entbindung voni Sauer- stolfgas silberweiss, Wasser iibt keine \\ irkiing auf sie aus, mil Clilorwassersloffsaure zusamniengebracht braust sie auf unler Enlwickelung von Chlorgas und Bildung blendend- weissen Chlorsilbers; ini moglichsl fein gepulverten Zu- sland mit frischer Guajaktinktur geschuttelt, farbt sie letz- tere tiefbiau. Die Thalsache, dass die grauschwarze Materie beim Erhitzen nur iSauerstoffgas und melallisclies Silber und mit Chlorwasserstoffsaure ausserdem Chiorsilber noch freies Chlor liefert, beweist, dass diese Substanz ein Silber- superoxyd ist , das hochst wahrscheinlich aus einem Atom Melall und zwei Alomen Sauerstoff besteht. Icii werde demnaclist die Zusammensetzung desseiben genau bestim- men. — Schon vor Jahren habe ich gefunden, dass das gewohn- liche Silberoxyd in ozonisirter Luft ziemlich rasch in Super- oxyd iibergefiihrt wird, welche Thatsache vermulhen lasst, dass m&lallisches Silber in Ozon auf einmal bis zu seinem Maximum sicb oxydirt , und in der That zeigen schon die ersten Spuren des erwahnten schwarzen Anfluges , welches sich in ozonisirter Luft um metallisches Silber bildet , alle Eigenschaften eines Superoxydes. 107 Riei. Moglichsl vollkommen geglatleles Bleiblech in stark ozonisirler Luft aufgehangen lauft schon in wenigen Minu- ten taubenhalsig an und unihiillt slch bei langerem Ver- weilen in einer solchen Atmosphare mit einer Schichte braunen Bleisuperoxydes. Dass die fragliche Hiille die genannte Substanz ist, erhellt aus seiner Farbe, aus seinem Vermogen mit Salzsaure unler Bildung von Chlorblei freies Chlor zu liefern , und die frische Guajaktinktur plolzlich tiefblau zu farben , welche lezlere Eigenschaft weder das rothe noch das gelbe Bieiox} d besitzt. Da ein Tropfen be- sagter Tinklur , den man auf das audi nur kurze Zeit in ozonisirler Luft gewesene Bleiblech fallen lasst , sich blaut, so folgt hieraus , dass wie das Silber, so auch das Blei vom Ozon unmittelbar bis zum Maximum oxydirt wird. Friiher schon ist von mir ermitlelt worden , dass Bleioxydhydrat in ozonisirter Luft rasch in das Superoxyd sich verwandelt, in diesem Falle aber nothwendigerweise durch Mennige hindurchgehend, indem das anfanglich sich bildende Super- oxyd mit einem Theil des Oxydes eine Verbindung eingeht ahnlich oder gleich derjenigen , welche wir im rothen Blei- oxyd haben. Zink. Polirtes Zinkblech iiberzieht sich in ozonisirter Luft ziemlich rasch mil einer weissen Kruste , welche sich in Chlorwasserstoffsaure ohne Chlorentwicklung zu Chlorzink auflost und die demnach Zinkoxyd ist. Kupfer und Zinn. Die polirten Bleche dieser Metalle oxydiren sich in ozo- nisirter Luft ausserordentlich langsam , so dass sie Tage lang darin verweilen miissen , bevor sie mit einer merk- lichen Oxydhiille bedeckt sind , wiihrend sie im fein zer- 108 theilten Zustand das Ozon sehr rasch unter Oxydation zer- »l6ren, wie diess meine friihern Versuche gezeigt haben. Obgleich Kupfer und Zinn als Metalle gelten , deren Verwandtschaft zum Sauerstoff viel grosser ist als diejenige des Silbers zum gleichen Elemente , so zeigen dennoch die erwahnten Thatsachen , dass polirtes Silberblech in Ozon unendlich rascher sich oxydirt, als diess ahnlich beschaffene Kupfer- und Zinnbleche Ihun , so dass mit Bezug auf das Ozon das Silber als das oxydirbarere Metall erscbeint. Wiirde man von der Raschbeil, mil welcber ein Melall in Ozon sich oxydirt , einen Sehluss machen durfen , auf die Grosse seiner Affinilat zum Sauerstoff, so miisste man das Silber als eines der oxydirbarsten Metalle ansehen ; denn es wird viel rascher in Silberoxyd verwandelt , als sich irgend ein anderes der bekannteren schweren Metalle in Ozon oxvdirt. I)as Ozon als Mittel zur Unter scheidung der Arsen- von den Antimonflecken. An der Seine pflegt man wissenschaftlichen Arbeilen des Auslandes keine grosse Aufmerksamkeit zu schenken, wenn dieselben nicht von der ausserordentlichsten Art sind. So haben die Pariser Chemiker bis jetzt auch vom Ozon so gut als keine Kenntniss genommen , woher es gekommen, dass von ihnen in neuester Zeit zu wiederhollen Malen ge- wisse Wirkungen den Dampfen des Phosphors zugeschrie- ben wurden , von denen wir doch auf das BeslimnUeste wissen, dass sie vom Ozon herriihren. Herr Cotterau hat neuerdings diesen Irrlhum dadurch begangen, dass er den genannten Dampfen das Vermogen beimisst , Arsen- und Antimonflecken zum Verschwinden zu bringen, und indem dieser Chemiker fand, dass jene friiher als diese verschwin- 109 den, beniilzte er dieses Verhalten als Millel zur Unterschei- dung des Arsens vom Antimon. Schon vor Jahren habe ich gezeigt , dass die meisten Metalle und narnenllich auch das Arsen und Antimon unler Oxydalion sowohl das chemische als volla'sche Ozon rasch zersloren, wenn man sic in Pulverform mil diesen schiillelt. Hieraus folgt mit Sicberlieit, dass auch Arsen- und Anlimon- flecken in ozonisirler Luft verschw inden miissen , indem unter diesen Umslanden das Arsen in Arsensaure, das An- timon in Antinionsaurebydrat verwandelt wird und zwar ersteres seiner grosseren Oxydirbarkeit halber rascher als das letzere. Da nun bekannlermaassen der Phosphor bei gevvohn- licher Temperatur in feuchter Luft immer Ozon erzeugt, so kommt natiirlich dieses machtig oxydirende Agens auch bei dem Cotlerau'schen Verfahren zum Vorschein und ist in der That diese Substanz die einzige Ursache der von die- sem Chemiker beobachteten Reaction. Folgende Angaben werden die Richtigkeit dieser Be- hauptung ausser Zweifel stellen. Mit iliilfe des Marsh'schen Apparates wurden um eine Glasrohre abwechselnd Ringe von Arsen und Antimon ge- legt und diese Rohre in einen grossen Ballon gestellt , des- sen Luftgehalt vorher in bekannter Weise moglichst stark ozonisirt, der hieiiir gebrauchte Phosphor entfernt und das Gefass rein gespiilt worden war. Schon nach einem vierlel- stiindigen Aufenthalt der Rohre in der Ozonatmosphare waren alle daran haftenden Arsenringe vollstandig ver- schwunden , wahrend diejenigen des Antimons noch keine merkliche Veranderung erlilten batten. Zwei Rohren, die eine mit Arsen- die andere mit Antimonringen versehen und gleichzeitig in eine Ozonatmosphare gebracht, gewahr- ten natiirlich das gleiche Ergebniss; d. h. erstere Ringe 110 waren schon nach etwa 15 Minuten vollig verschwiinden, wahrend die letzteren kaum angegriffen erschienen. Was die Schnelligkeit der Einwirkung des Ozons auf die Antiinonflecken belrifft, so hangt dieselbe nach nieinen Erfahrungen wesenllich vom Zusammenhangszustand be- sagter Flecken ab ; je lockerer diese, iim so schneller erfolgt die Oxydation des Metalles durch das Ozon , falls alle iibri- gen Umstande sonst gleich sind. Haben die Anlimonringe Oder Flecken ein stark metallisch glanzendes Aussehen , isl also deren metallische Masse innig zusammenhangend , so vergehen , selbsl bei Anwendung einer moglicbst stark ozonisirten Liift viele Tage, bis das Antimon vollig in Anti- monsaurehydrat verwandelt worden ist, d. h. bis die Uinge vollkommen weiss geworden sind. Anders aber verhalten sich die besagten Flecken , wenn sie matt sind , d. h. das dieselben bildende Metall im aufgelockerten Zuslande sich befindet, in welcher Beschaffenheit die Antimonringe bis- weilen, namentlich bei Anwendung kleiner Flammen er- balten werden. Haben die Flecken ein solches rauhes und vollig mattes Aussehen , so verwandeln sie sich in einer kraftigen Ozonatmosphare schon im Laufe von 15—20 Mi- nuten in das weisse Antimonsaurehydrat, je weiter sie sich aber von diesem lockeren Zusammenhangszustand enlfer- nen, d. h. je metallisch glanzender sie sind, desto mehr Zeit ist zu ihrer voUigen Oxydation erforderlich, ein Verhalten, das sich eigentlich von selbst versteht. Um vollkommen sicher zu sein , dass nicht der dampf^ formige Phosphor als solchen , sondern das unler seiner Vermittlung erzeugte Ozon es ist, welches die besagten Me- tallflecken zum Verschwinden bringt, braucht man nur den Phosphor unter Umstande zu versetzen , unler welchen die Erzeugung des Ozons nicht stattfmdet, wohl aber die Ver- dampfung des Phosphors erfolgt. Zu diesem Behufe bringe Ill man Phosphorsliicke in Flaschen mil reinem Wasserstoff«, Stickstoff- Oder Kohlensauregas gefiillt, in welchen liift- formigen jMeclien der Phosphor mil grosser Lebhaftigkeit schon bei gewohnlicher Temperatur verdampft , in denen aber natiirlich kein Ozon sich erzeiigen kann. Wie lange man nun aach Arsen- oder Antimonflecken einer solchen mil Phosphordamf beladenen Atmosphare ausselzen mag, so werden jene nie verschwinden. Bekannt- lich findet die Bildung des Ozons in atmospharischer Luft nicht stall, wenn diese auch nur kleine Mengen olbildenden Gases oder Aelherdampfes enlhalt und ich brauche kaum zu sagen, dass in so beschaffener Luft die erwahnlenMelall- flecken ebenfalls nicht verschwinden. Auch in reinem Sauersloffe von gewohnlicher Dichtigkeit vermag der Phos- phor bei gewohnlicher Temperalur kein Ozon zu erzeugen und ein so beumslandeler Sauersloff vermag das Ver- schwinden unserer Flecken gleichfalls nichl zu bewerk- slelligen. Die von mir ermittelte Thatsache , dass Arsenflecken in ozonhaltigem Sauersloff, der auf eleclrolylischem Wege dargestelll worden, gerade so verschwinden , wie in Lufl, die man mit Hiilfe des Phosphors ozonisirl hal , wahrend der gewohniiche Sauersloff oder die gewohnliche Luft nicht merklich auf besagte Flecken einwirkle, lieferl einen wei- tern Beweis fiir die Richligkeil der Behauplung , dass der Phosphor als solcher nichls mit dem Verschwinden der Ar- senringe zu Ihun hat und diese Wirkang einzig und allein durch das Ozon hervorgebracht wird. Obwohl ich den Versuch noch nichl angeslellt , so zweifle ich doch keinen Augenblick, dass feuchler und sonst reiner Sauersloff durch Funkeneleclricilal ozonisirl, diinne Arsenflecken zum raschen Verschwinden bringen wird. Ich habe mich indessen auf das Beslimmleste und zu wieder- 112 holten Malen iiberzeugl, dass das Ozon , welches beim so- genannten Ausslromen der Electricilat aiis Spilzen in die atmospharische Lufl sich erzeugt , die Arsenflecken iinter Zuriicklassung von Arsensaure zerstorl. Nichts kann leich- ter sein , als die Ausfiihrung dieses V^ersuches. Man er- zeuge in bekannter Weise aiif einem nioglichsl glalten und weissen Porzellanstiicke einen kleinen Arsenflecken von hin- reichender Deullichkeit und halle denselben nahe vor eine elwas stumpfe Melallspitze, aus welcher lebhafte Electrici- lat slromt. Bald wird man eine Verminderung des Flcckens bemerken und nach 10—12 Minuten wird er ganzlich ver- scbwunden sein , wenn derselbe zieinlicb diinn gewesen. Die Stelle des verscbwundenen Fleekens rolhet stark und augenblicklich Lackniuspapier und erregt auf die Zunge gebracht einen scbarf sauren Geschmack , beides Wirkun- gen, die von dori erzeugter Arsensaure herriihren. Aus Griinden , die ich bier nicbt naher auseinander setzen will, slehe ich nicbt an, dieses Verscbwinden des Arsenfleckens und dessen Umwandlung in Arsensaure der oxydirenden Wirkung des unler electrischem Einflusse ent- slebenden Ozones zuzuschreiben , obgleich ich nicht in Ab- rede slellen mochte, dass bieran aucb die Spuren von Sal- pelersaure , welche sich gleichzeilig mil dem Ozon erzeu- gen, einen kleinen Theil baben. Es vcrdient bier nocb des Umstandes Erwabnung ge- Ihan zu werden, dass das Verballen der Arsen - und Anti- irionflecken gegen das electrische Ozon ganz dasselbe ist, welches dieselben gegen das chemischezeigen, dass mit an- dern Worlen die Arsenflecken im electrischen Biiscbel viel rascber als die Antimonflecken verscbwinden. Selzl man zwei moglicbst kleine und gleicbe Flecken , den einen von Arsen , den andern von Antimon auf einem Porzellanstiick neben einander und unterwirft man dieselben gleichzeilig 115 der Einwirkung des Ozones , das urn eine Electricitat aus- stromende Spilze sich bildet , so wird des ersleren Flecken langst verschwunden sein , bevor an letzlerem irgend eine Veranderung wahrgenommen werden kann. Schliesslich noch einige Bemerkungen uber das Ozon als Mittel ziir Unterscheidung der Arsen- von Antimon- flecken. Wiirde es nicht einfacher und schneller zum Ziele fuhrende Mittel geben, besagte Flecken von einander mit Sicherheit zii unterseheiden, so miisste das Ozon hiefiir ein wiUkommenes Reagens sein. Bei dem Vorhandensein sol^ Cher iViiltel aber diirfte man wohl selten in den Fall kom- men, sich des Ozones zu bedienen. Wollte man diess den- noch thun , so miisste Folgendes beachtet werden : 1) Selbst die glanzendsten Arsenflecken verschwinden in moglichst stark ozonisirter Luft schon nach we- . nigen Minuten , wahrend gleicli beschaffene Anti- monflecken unter denselben Umstanden hiezu vieler Tage bediirfen. 2) Die Arsenflecken verschwinden fiir das Auge voll- standig, wahrend die des Antimons deutlich weiss werden. 3) An die Stelle der verschwundenen Arsenflecken tritt ein feuchter farbloser Deberzug, welcher scharf sauer schmeckt und Lackmuspapier stark und au- genblicklich rothet , wahrend an den Stellen der verschwundenen Antimonflecken diese Wirkungen nicht hervorgebracht werden. Beilage V. Ueber die Erzeu^ung des Ozons durch Phosphor in reinem Sauerstofljjase. Von C. F. Schonbein. Schon vor geraiimer Zeit ist von niir die Thalsache ermittelt worden, dass in reinem Sauerstoffgase von gewohn- licher Dichtigkeit, sollte dasselbe auch noch so reichlich niit Wasserdampf beladen sein, der Phosphor bei gewohnlicher Temperalur kein Ozon erzeugt and unter diesen Umstanden auch weder eine merkliche Menge Sauerstoffes verschluckt noch Phosphorsaure gebildet wird. Ich babe es aber bis jetzt versaumt , einige andere von niir aufgefundene Thatsachen bekannt zu niachen, die nicht ohne Interesse sind und welche unler Anderem bevveisen, dass auch der reine feuchte Sauerstoff in Beriihrung mit Phosphor reichUch Ozon zu erzeugen vermag. Diese Liicke soil durch folgende Angaben ausgefiillt werden. Aus den friihern Erfahrungen der Chemiker isl hin- reichend bekannt, dass der Phosphor in reinem Sauerstoff von gewohnlicher Dichtigkeit bei gewohnlicher Temperatur nicht leuchtet, diess aber in dem gleichen Gase thut, falls es bis auf einen gewissen Grad verdiinnt ist. Da nun nach meinen vielfachen Beobachtungen das Leuchtens oder die langsame Verbrennung des Phosphors mit der Bildung des Ozones so innig verkniipft ist, dass jene ohne diese nie statt 115 findet und fiir inich desshalb die beiden so unzertrennlich sich begleitenden Erscheinungen in dem Verhaltnisse von Ursache und VVirkung zu einander slehen und zwar so, dass die Ozonbildung der langsamen Verbrennung des Phosphors vorangehl , so musste ich vermuthen , dass auch beim Leuchten dieses Korpers in reinem verdiinnlen Sauer- stoffe Ozon zum Vorschein komme, und meine iiber diesen Gegenstand angestellten Versuche haben eine solche Ver- muthung vollkommen bestatiget, wie diess aus nachstehen- der Angabe erhellen wird. Bringt man in eine mit reinstem Sauerstoff von ge- wohnlicher Dichligkeit gefullte Flasche , deren Boden mit Wasser bedeckt ist , ein Stiick Phosphor von reiner Ober- flache in der Weise , dass dasselbe noch wenigstens zur Halfte iiber das Wasser ragt , hangt man einen mit Jod- kaliumkleister behafteten Papierstreifen in dem Gefasse auf und verschliesst dieses luftdicht, so wird besagter Streifen bei gewohnlicher Temperatur sich nie blauen, wie langeer auch in der Flasche sein mag, und ebensowenig wird das den Phosphor bespiilende W asser unter diesen Umstanden sauer werden. Stellt man aber diese Flasche mit etwas gelocker- tem Stopsel bei gewohnlicher Temperatur unter die Glocke einer Luftpumpe und verdiinnt man deren Luftgehalt, also auch den in der Flasche enlhaltenen Sauerstoff etwa bis zum Vierfachen , so fangt der Phosphor an im Dunkein zu leuchten und ist einmal dieses Phanomen eingetreten , so erscheint schon nach einer Minute der Kleister stark blau gefarbt und wird auch bald das den Phosphor beriihrende Wasser merklich sauern. Eine langst bekannte Thatsache ist es ferner , dass Phosphor in gewohnlich dichtem Sauerstoffgase leuchtet, wenn dieses auch nur schwach erwarmt wird und bei der innigen Verkniipfung, in welche ich das Leuchten des Phos- 116 phors mit der Ozonbildung seize, musste es fiir mich hochst wahrscheinlich sein , dass auch unter diesen Umstanden Ozon erzeugt werde. Dem ist in der That so. Phosphor in eine Flasche gebracht , die mit Sauerstoff von gewohn- licher Dichtigkeit gefiillt und deren Boden mit so viel Was- ser bedeckt ist , dass aiis diesem der Phosphor noch zur Halfte hervorragt , fangt nach meinen Erfahrungen bei W oben zu leuchten an und leuchlet bei 56o schon sehr lebhaft. Befindet sich in einer solchen Flasche ein mit Jodkalium- kleister behafleter Papierstreifen , so bleibt dieser so lange ungefarbt und das Wasser im Gefass so lange geschmack- los, als der Phosphor dunkel bleibt; kaum hat aber das Leuchten dieses Korpers begonnen , so fangt auch besagter Kleister an sich zu blauen und das Wasser wird saurehaltig. Bei einer Temperatur von 56" ist die Ozonbildung so reich- lich, dass schon nach wenigen Sekunden der Jodkalium- kleister schwarzblau ersclieint und das Wasser in wenigen Minulen wirklich stark sauer reagirt. Aus den erwahnten Thatsachen erhellt somit erstens, dass in gehorig verdiinnlem Sauerstoff der Phosphor schon bei gewohnlicher Temperatur und in Sauerstoff von ge- wohnlicher Dichtigkeit bei etwas erhohter Temperatur rasch Ozon erzeugt, ohne hiezu eines andern Gases zu bediirfen, und zweitens, dass, wie in so vielen andern Fallen, so auch in dem Vorliegenden mit dem Einlritt der Ozonbildung das Leuchten und die Sauerung des Phosphors beginnt. Die Frage , warum der Sauerstoff bis auf einen gewis- sen Grad verdiinnt sein muss , damit in ihm der Phosphor bei gewohnlicher Temperatur Ozon zu erzeugen vermag und warum gewohnlich dichter Sauerstoff einer gevvissen Erwiirmung bedarf , um zur Ozonerzeugung befahiget zu werden, lasst sich aus den vorhin angegebenen Thatsachen allerdings nicht beantworten ; es scheinen jedoch dieselben 117 der Vermuthung Raum zu geben , dass die beschriebene Ozonbildung in irgend einem Zusammenhangemitder Ver- dampfung des Phosphors slehe. Aus bekannlen physikalisehen Griinden muss unler sonst gleichen Umstanden die besagle Verdanipfung in ver- diinntem Sauerstoff rascher als im dichlernGase slattfinden, ebenso muss diese Verdampfung unler sonsl gleichen Um- standen in gewohnlich dichtem Sauersloff bei hohererTem- peratur rascher erfolgen, als diess bei gewohnlicher Tem- peratur gescliieht. \\'urde nun das Ozon nur unter dem Einflusse des Phosphordanipfes von einer gewissen Dichtigkeit gebildet werden konnen, wiirde mil amlern Worlen die Ozonbildung von einer ;:;ewis8en Raschheit und Reichlichkeit der Phos- phorverdampfuug auf irgend eine Weise bedingt sein , so liesse sich begreifen, wie eine Verdiinnung oder Tempera- turerhohung des gewohnlichen Sauersloffgases einen be- stimmenden Einfluss auf die Ozonbildung auszuiiben ver- mochte. Wie kommt es aber , dass in Gasgemengen von Sauer- sloff und Slicksloff , Sauersloff und Wassersloff , Sauersloff und Kohlensaure , alle von gleicher und gewohnlicher Ela- slicilal genommen , der Phosphor schon bei gewohnlicher Temperalur Ozon erzeugt , wahrend er in gleich dichtem und warmem Sauerstoff diese riechende Materie nichl her- vorzubringen vermag? Aus physikslischen Griinden mochte man geneigl sein anzunehmen, dass die Verdampfung des Phosphors in alien gegen diesen-Korper cheniisch indifferenten Gasen von glei- cher Elaslicilal und Temperalur auch mit gleicher Rasch- heit slaltfinde, oder in gleichen Zeilen und Raumen gleich viel Phosphordampf sich erzeuge. ^^'are diess wirklich der Fall, so diirfle , wie leicht zu 118 begreifen , in atmospharischer Luft die Verdampfung des Phosphors nicht rascher iind reichlicher erfolgen, als diess in Sauerstoffgas von gleicher Elasticitat und Temperatur geschieht, und es wiirde somit aus der Thatsache , dass in erslerer der Phosphor schon bei gewohnlicher Temperatur Ozon erzeugt und leuchtet, diess aber in gleich dichtem und warmem Sauerstoff nicht thut, die Folgerung gezogen wer- den miissen , dass Ozonbildung und eine gewisse Raschheit der Verdampfung oder eine gewisse Dichligkeit desDampfes des Phosphors in keinem ursachlichen Zusammenhange untereinander stehen. Oder sollte vielleicht die Annahme ungegriindet sein, dass der Phosphor in chemisch verschiedenen , hinsichtlich ihrer Elasticitat und Temperatur aber gleichen Gasen gleich rasch und reichlich verdampfe, und verhallen sich etwa verschiedene Luflarten gegen Phosphor verschieden, so dass in Wirklichkeit dieser Korper in den Einen rascher und reichlicher verdunslete, als in Andern? Meines Wissens sind iiber diesen Gegenstand noch keine genauen Versuche an- gestellt worden und ich selbst habe diess auch nicht ge- than , es scheinen aber folgende Thatsachen eher fiir als gegen die zuletzt geausserte N'ermuthung zu sprechen. Fiihrt man in Flaschen , mit reinslem Wasserstoff-, Stickstoff- oder Kohlensauregas gefiillt , Phosphorstangen von reiner Oberflache ein und lasst man diese auch nur kurze Zeit in den genannten Luftarten verweilen , so zeigen lelztere einen sehr starken Knoblauchgeruch , was die Anwesenheit von verhaltnissmassig viel Phosphordampf anzuzeigen scheint. Sind besagte Gefasse luftdicht ver- schlossen und die darin enthaltenen Gase ganzlich luft- oder sauerstoff frei, so bleiben diese voUkommen durchsich- tig, offnet man aber nur fiir einen Augenblick die Flaschen, so dass in sie ein wenig Luft eintreten kann , oder fiihrt 119 mtin in sie einige Sauerstoffgasblasen ein , so erfiillen sich die Flaschen augenblicklich mil einem dicken weissen Ne- bel , iind stellt man den Versuch im Dunkeln an , so be- merkt man im Augenblick des Eintritles von Luft oder Sauerstoff in den Gefassen eine leichte gelbe Flamme. Die erwabnten weissen Nebel sind obne Zvveifel nichts Anderes, als ausserst kleine Theilchen phosphoricbter Saiire und Phosphorsaure, welche sicb beim Zusammentreffen der Luft Oder des Sauerstoffes mil Phosphordampf bilden. Die glei- chen weissen Nebel enlstehen naliirlicb ebenfalls , wenn man den durdisichtigen, mit Phospbor zusammen geslan- denen Wassersloff, Stickstoff u. s. w. in eine mit atmospha- riscber Luft gefiillle Flnscbe eintrelen lasst. Aus der Heiclilichkeit der unter den angefiibrten Um- standen sich i)ildenden weissen JNebeln lasst sicb daber aiicb auf das Beladensein einer Luftart mit Pbospbordampf ein Scbluss zieben und wendet man ein solcbes Verfabren zur Beurtbeilung der Reicbbaltigkeit einer Luftart an Pbospbor- dampf an, so fmdet man, dass Wasserstoff, Stickstoff und Koblensaure sicb vor alien andern Gasen auszeicbnen durcb ihr Vermogen, dampfformigen Pbospbor in sicb aufzuneb- men. Wie mir scbeint , stebt unter diesen drei Luftarten der Wassersloff oben an. Die gleicben Gase sind es aber aucb , welcbe in bin- reicbender Menge mit Sauerstoff vermengt und Wasser- dampf beladen, dieOzonbildung, das Leucblen und die lang- same Oxydalion des Pbospbors mebr als die iibrigen Gase begiinstigen , aucb ist es eine bemerkenswertbe Tbatsacbe, dass unter sonst gleicben Umstanden der feucble sauerstoff- haltige Wasserstoff mit Pbospbor am meisten und rasche- sten Ozon erzeugt. W as das reine Sauerstoffgas von gewobnlicber Elasti- cilat betrifft , so scbeint in demselben der Pbospbor bei ge- 120 wohnlicher Tempera turlangsam zii verdampfen ; dennselbsl nach langerem Zusammenslehen solchen Sauerstoffes mit Phosphor riecht dieses Gas kaum nach Knoblauch und bil- den sich beim Einlritl desselben in alinospharische Luft so gut als keine der erwahnten weissen Nebel. Graham hat zu seiner Zeit gezeigt , dass manche Gase imdDampfe, wenn auch nur in kleinen Mengen der ge- wohnlichen Luft zugefiigt , das Leuchlen des Phosphors in einer so beschaffenen Almosphare bei gewohnlicher Tem- peralur verhindern, und von mir ist ermittelt worden, dass die namlichen Gase und Dampfe auch der atmospharischen Luft das Vermogen rauben , mit Phosphor Ozon zu erzeu- gen. Von der Annahme ausgehend, eine gewisse Raschheit der Verdampfung des Phosphors sei eine mitbedingende Ursache der Ozonbildung, musste ich vermuthen, dass be- sagte Gase und Dampfe viclleicht dadurch die Ozonerzeu- gung und das davon abhangende Leuchten des Phosphors verhindern, dass sie die Verdampfung des Phosphors, wenn auch nicht ganzlich hemmen , doch bedeutend verlang- samen. Unter den Gasen , welche die erwahnle Eigen- schaft besitzen, zeichnet sich ganz besonders das olbildende Gas aus. Lasst man in einer mit demselben gefiillten Flasche auch noch so lange Phosphor bei gewohnlicher Temperatur verweilen , so kann man an diesem Gase den so leicht er- kennbaren Knoblauchgeruch nicht wahrnehmen , auch bil- den sich nicht die weissen INebel, wenn man so behandelles olbildendes Gas mit noch so viel atmospharischer Luft ver- mengt. Werden auch nur verhaltnissmassig sehr kleine Mengen jenes Gases dem Wassersloff , Stickstoff oder der Kohlensaure zugefiigt , so verlieren diese Luftarten das Vermogen, wenn auch noch so lange mit Phosphor zusam- mengestanden , den Knoblauchgeruch anzunehmen , oder 121 mil atinospharischer Luft vermengl , weisse Nebel zu er- zeugen. Dem olbildenden Gase ahnlich verhalten sich die bei- den ersten Oxydationsstufen des Slickstoffes, wie auch die Dampfe der Unlersalpelersaure, des Aethers , Weingeisles und der atherischen Oele. Es konnte somit scheinen , dass die gas- und danipf- fopniigen Subslanzen mit Bezug auf den Phosphor in zwei Klassen sich theilten , in solche namlich , welche die frei- Avillige Verdampfung des Phosphors beschleunigen, und in andere, welche diese Verdampfung verlangsamen. Hienge nun wirklich die Ozonbildung und das damit verkniipfte Leuchlen des Phosphors von einer gewissen Raschheit und Reichlichkeit der Verdampfung des lelztgenannten Korpers ab und wiirde es Gase geben , welche diese Verdampfung enlweder forderten oder hemmlen , so liesse es sich auch begreifen , wesshalb gewisse Gase dem Sauerstoffe beige- mengt die Ozonbildung und die langsame Verbrennung des Phosphors enhveder einleiteten oder verhinderten. In rei- nem, gewohnlich dichtem, wenn auch feuchlen Sauerstoff wiirde desshalb kein Ozon entstehen und kein Leuchten des Phosphors bei gewohnlicher Temperatur stattfinden, weil in so beschaffenem Sauerstoff der Phosphor nicht mit der fiir die Ozonbildung erforderlichen Raschheit ver- dampfen konnte ; es miissten aber in einem Gemenge dieses Sauerstoffes mit Sticksloff , wie wir es in der atmosphari- schen Luft besilzen , die erwahnten Erscheinungen Plalz greifen, nicht desshalb, weil der Stickstoff den Sauerstoff verdiinnt, sondern weil der Stickstoff die Verdampfung des Phosphors mehr begiinstiget, als diess gleich elastischer und gleich warmer Sauerstoff thut. Ein gleiches miisste man auch vom Wasserstoff und der Kohlensaure sagen. Die entgegengesetzte Thatsache , dass die Anwesenheit 122 kleiner Mengen 61bildenden Gases, Aelherdampfes u. s. w. in atmospharischer Luft die Ozonbildung und die langsame Verbrennung des Phosphors verhindert , batten wir durch die Annahme zu erklaren, dass die erwahnten beigemengten Gase oder Danipfe , den vom Stickstoff ausgeiibten und die Verdampfiing des Phosphors begiinstigenden Einfliiss ihrer gegentheiligen Einwirkung auf diesen Korper halber wie- der aufhoben. Wenn nun aber auch der Phosphor in verschiedenen Gasen und Dampfen von gleicher Elasticitat und Tempera- tur verschieden rasch verdampfen und durch diesen Um- stand der verschiedenarligeEinflussbcstiinmtwerdensoUte, den diese Gase und Dampfe auf die Ozonbildung und das Leuchten des Phosphors ausiiben, so lasst sich iinmer noch fragen, warum unter den angefiihrten Umstanden der Phos- phor ein so verschiedenartiges Verhalten zeige und warum Phosphordampf von einer gewissen Dichtigkeit zur Ozon- bildung erford^rlich sei? Was den ersten Fragepunkt be- trifft , so ist es sehr wohl moglich , dass derselbe mit der bekannten Thatsache im Zusammenhange steht , gemass welcher verschiedene Gase von gleicher Elasticitat mit un- gleicher Geschwindigkeit sich durcheinander verbreiten. Unter ganz gleichen Umstanden vermischen sich z. B. 61- bildendes Gas und Wasserstoffgas , in zwei Gefassen ent- halten , die durch eine Rohre oder Oeffnung untereinander inVerbindungstehen, mit einer Geschwindigkeit, verschie- den von derjenigen , mit der sich olbildendes Gas und Sauer- stoff , oder Sauerstoffgas und Wasserstoff u. s. w. durch- dringen. Wenn nun die Gase mit verschiedener Geschwin- digkeit sich durcheinander verbreiten , so werden "diess wohl auch Gase und Dampfe thun. Wiirde also z. B. der schon gebildete Phosphordampf schneller im Wasserstoffgas sich verbreiten, als er diess im Sauerstoffgas thut , so folgte 123 hieraus, dass aiich um festen Phosphor, der in Wasserstoff- gas liegt , eine dichlere Atmosphare von Phosphordampf sich bildete, als die ist, welche sich unter gleichenUmslan- den und namentlich in gleicher Zeit um feslen Phosphor erzeugt, der sich in Sauerstoffgas befindet. Auf die Frage , warum Phosphordampf von einer ge- wissen Dichligkeit zur Ozonbildung nothwendig ist, ver- mag ich keine Anlwort zu geben. Eine schon friiher von mir hervorgehobene Thalsache muss ich auch hier wieder in Erinnerung bringen. A lie Gasarlen namlich , welche die Ozonbildung oder das Leuchten des Phosphors begiin- stigen , verhallen sich bei gewohnlicher Temperatur gegen ferlig gebildeles Ozon chemisch gleichgiiltig, wie z. B. Stick- stoff, W assersloff und Kohlensaure, wahrend dagegen die- jenigen Gase und Dampfe , welche die Bildung des Ozons hemmen, sich mil dieser riechenden Materie als solcher ver- binden, wie z B. das olbildende Gas oder die Untersalpeter- saure , oder vom Ozon eine oxydirende Einwirkung erlei- den, wie die Dampfe des Aethers odei; Weingeistes. Ich war desshalb auch geneigt , diesem Dmstande die negativen Wirkungen des olbildenden Gases , der Unter- salpelersaure u. s. w. zuzuschreiben , indem ich mir vor- stellte, dass bei Anwesenheit gasformiger oder dampformi- ger Ozonaufnahmen der Subslanzen in atmospharischer Luft eben so wenig freies Ozon zum Vorschein kommen konne, als z. B. freier Sauerstoff in einer Stickoxydatmosphare. Bei einigem JNachdenken siehl man aber leicht ein , dass wenn das olbildende Gas oder die Untersalpetersaure nur desshalb das Auflreten von Ozon verhinderle, well sie sich mit lelzterem im Augenblicke der Bildung chemisch verei- nigten , in dem einen Fall Ozonelayl , im andern Salpeter- saure zum Vorschein und olbildendes Gas und Untersalpe- lersauredampf verschwinden miissten ; Erfolge , welche 124 durchaus nichl eintreten. Diese negaliven Resultate liefern daher den Beweis , dass die Bildung des Ozones durch olbildendes Gas und Untersalpelersaure voUig gehindert wiirde. Anders verhalten sich in dieser Beziehung die Gase des Schwefelwassersloffes und der schweflichten Saure. Sie wirken zwar chemisch aiif das Ozon, ersleres dadurch, dass sein Wasserstoff oxydirt wird unler Ausscheidung seines Schwefels, letzteres dadurch, dass es mil Ozon sogenanntes Schwefelsaurehydral bildel. Wichtsdesloweniger verhindern diese Gase, wenn nicht zu reichlicli mitatmospharischer Lufl verniengt, weder die Bildung des Ozons nocli das Leuchlen des Phosphors ; das sich bildende Ozon wird aber theilweise zur Zerstorung des Schwefelwassersloffes , theilweise zur Oxydation des Phosphors in dem einen Falle , theilweise zur Umwandlung der schweflichten Saure inSchwefelsaure- hydrat , theilweise zur Oxydation des Phosphors im andern Falle verwendet , wesshalb unter diesen Umstanden kein freies Ozon erhalten werden kann. Hal der Phosphor einen Geruch ? Die Geruchs- und Geschmacksphanomenegehoren noch zu den am wenigsten verslandenen Erscheinungen und wir wissen iiber dieselben nichl viel mehr zu sagen, als dass zu ihrer Veranlassung gewichlige Materien nolhwendig sind. INoch isl nicht einmal mil Sicherheil ermiltell , ob solche Materien durchaus fliissig oder luflig sein miissen um auf der Zunge Geschmack oder in der Wase Geruch zu verur- sachen. Viel weniger sind uns die chemischen Bedingungen fiir die Erregung der Geruchs- und Geschmacksempfindun- 126 gen I)ekannt. Thalsache ist, dass es Korper gibt, die fliissig Oder in Wasser gelost sind , ohne zu schmecken und die Gasform haben , ohne zii riechen. Hieraus erhellt, dass die Coharenzzuslande der Korper als solche noch nicht bin- reichen , urn auf den Genichs- und Gescbmackssinn zu wirken und dass zu diesem Bebufe noch eine bestimmte Beschaffenheit der mil Nase und Zunge in Beriihrung ge- selzten Materien nolhwendig ist. Was nun die chemische Beschaffenheit der riechenden und schmeckenden Subslanzen betrifft , so ist es eine sehr beachtenswerlhe Thalsache, dass dieselben durchschnitth'ch nicht einfache Stoffe, sondern zusammengesetzte sind. Sauer- stoff, Wasserstoff, Stickstoff zeigen eineeben so voUstandige Geruchs- als Geschmackslosigkeit , auch treffen wir unter den iibrigen elementaren Korpern keine an , die merkb"ch riechen oder schmecken. Das Chlor, Brom und Jod schei- nen freilich eine auffallende Ausnahme von der Kegel zu machen, nach meinem Dafiirhalten ist aber die Einfachheit dieser Substanzen im hochsten Grade zweifelhaft, und sind dieselben sauerstoffhaltige Materien , fiir welche sie auch die friiheren Chemiker angesehen haben. Dass die einfachen Korper nicht schmecken , leitet man zunachst von ihrem festen Zustande oder ihrer UnauflosHchkeit in Wasser ab und nimmt wohl stillschweigend an, dass manche derselben auf den Gescbmackssinn wirken wiirden, wenn sie im fliis- sigen Oder gelosten Zustande mit der Zunge in Beriihrung gebracht werden konnten. Da aber fliissiges Quecksilber, Welches Selen und weicher Schwefel eben so wenig auf die Zunge, als der gasformige Sauerstoff, Wasserstoff und Stick- stoff auf die Nase wirken, Substanzen, die sich ihrer chemi- schen Natur nach so wesentlich von einander unterschei- den , so liegl die Vermuthung ziemlich nahe , dass kein einziger einfacher Stoff als sokher weder den Geruchs- noch 1^6 Geschmacksinn zu erregen im Slande ist, in welchem Zu- sammenhangszustand das Element sich auch befinden mag und dass somit jede Geruchs- und Geschmackswirkung einer zusammengeselzter Materie zuzuschreiben sein moclite. Es ist jedoch meine Absichl nicht , mich hier in allgemeine Betrachtungen iiber die chemischen Ursachen der Geruchs- und Gesehmackswirkungen einzulassen , ich will bloss die Frage zu beantworlen suchen , ob der Phosphor einen Ge- ruch habe. AUgemein schreibt man diesem Korper einen eigen- thiimlichen Geruch zu, den man mit demjenigen des Knob- lauchs vergleicht und halt dafiir , dass derselbe von Phos- phordampf herriihre , der sich selbst bei sehr niedrigen Temperaturen noch bilde. Friiher glauble man auch vom Arsendampf , dass derselbe Heche und zwar ahnlich dem Phosphor ; man ist jedoch von dieser Annahme zuriickge- kommen und schreibt den Knoblauchgeruch , der sich bei der Erhitzung des Arsens in der Luft zeigt , einer eigen- thiimlichen Oxydalionsstufe dieses Metalles , dem Arsen- oxyd zu. Schon die grosse Aehnlichkeit , welche zwischen den chemischen Verhaltnissen des Phosphors und Arsens be- steht , muss der Vermuthung Raum geben , dass reiner Phosphordampf eben so wenig als Arsendampf knoblauch- ahnlich rieche und der dem ersteren zugeschriebene Ge- ruch ebenfalls von einer Oxydationsslufe des Phosphors herriihre. Es giebt aber auch Thatsachen , welche es im hohen Grade wahrscheinlich , wo nicht vollig gewiss ma- chen, dass der Phosphor als solcher nicht nach Knoblauch riecht und iiberhaupt keinen Geruch hat. Vom Stickoxydgas wird mit Recht behauplet, dass man dessen Geruch nicht kenne und nicht kennen konne , da es als solclies nie in die INase zu gelangen vermag und immer 127 vorher in Untersalpetersaure sich verwandeln muss. Schein- bar riecht desshalb das genannte Gas nach dieser Saure. Da Arsendampf nur bei einer Temperatur beslehen kann, bei welcher derselbe in Beriihrung mit Luft theils zu arsenigter Saure, theils zu Arsenoxyd sich oxydirt und wir wissen, dass letzteres im dampfformigen Zustande knoblauch- arlig riecht, nicht aber die arsenigle Saure; so schreiben wir auch den Knoblauchgeruch , den die Nase bei der Er- hitzung des Arsens wahrnimmt dem Arsenoxyd zu, wel- ches sich nolhwendiger Weise unter diesen Umstanden bildet. — Was nun den Phosphor betrifft , so ist wohl bekannt, dass derselbe schon bei gewohnlicher Temperatur in Stick- gas, Wasserstotlgas u. s. w. verdampft; wir wassen aber auch, dass schon bei gewohnlicher Temperatur dieser Dampf mit feuchtem Sauerstoff nicht zusammen bestehen kann, ohne sich augenblicklich in phosphorichte Saure zu ver- wandeln, deren knoblaucharligen Geruch jeder Chemiker kennt. Da es eine offenbare Unmoglichkeit ist, Phosphor- dampf ohne atmospharische Luft d. h. Sauerstoff in die Nase zu bringen , so kann diese auch den Geruch des genannten Dampfes , falls er einen haben sollte , eben so wenig wahr- nehmen, als denjenigen des Stickoxydgases ; der Phosphor- dampf ist in phosphorichte Saure verwandelt , bevor er die Geruchswerkzeuge erreichthat, desshalb konnen wir auch nur diese Saure riechen und diirfen wir dem Phosphor eben so wenig als dem Arsen Knoblauchgeruch beimessen. Mit diesem sogenannten Phosphorgeruche verhall es sich also auch nicht anders, als mit dem Geruch , der bei der Er- hitzung des Schwefels und Selens in der Luft zum Vorschein kommt ; der einzige Unterschied besteht nur darin , dass der dampf formige Phosphor schon bei gewohnlicher Tem- peratur in der Luft zu riechender phosphorichter Saure 128 verbrennt, wahrend Schwefel und Selen hohere Tempera- tur erfordern , um zu schweflicbter Saure und Selenoxyd sich zu oxydiren. Es giebt indessen noch einige andere Thatsacben , welcbe zu der Folgerung fiibren , dass der Pbospbordampf nicbt riecbt und sein scbeinbarer Knoblauch- gerucb der pbospboricbten Saure allein zukommt. In atmospbariscber Luft, mi t elwas olbildendem Gase oder den Dampfen des Aetbers oder Weingeistes gemengt , ver- balt sicb nacb meinen vielfalligen Beobacbtungen der Phos- pbor vollkommen cbemiscb untbatig und erzeugt sicb unler diesen Umslanden bei gewobnlicber Temperatur aucb keine Spur weder von pbospboricbler Saure nocb Pbospborsaure. 1st nun unserer Annabme gemass die pbospboricble Saure wirklicb die einzige Ursacbe des dem Pbospbor zugescbrie- benen Knoblaucbgerucbes , so darf atmospbariscbe Luft, welebe die erwabnten Beimengungen entbalt, keinen Knob- laucbgerucb zeigen , wie lange aucb Pbospbor in derselben gestandenbabenmag. DerVersucbzeigt, dassdemso ist. Ich Hess Pbospbor in atmospbariscber Luft, etwa miteinembOstel olbildenden Gases , oder mit einigem Aetber- oder Wein- geistdampfe vermengt, Tage lang bei gewobnlicber Tempe- ratur steben, obne dass icb neben dem Gerucbe des besagten Gases oder der genannten Dampfe einen andern bemerken konnte. Nacb meinen Erfabrungen erzeugt sicb in Be- rabrung des Pbospbors mit reinem Sauerstoff bei gewobn- licber Temperatur keine Spur pbospborichter Saure; es riecbt aber ein solcbes Sauerstoffgas aucb nicbt nacb Knob- laucb. Da aber sowobl die mit olbildendem Gase, Wein- geist- oder Aetberdampfe beladene atmospbariscbe Luft als aucb das reine Sauerstoffgas beim Zusammensteben mit Pbospbor etwas Dampf dieses Korpers aufnimmt , was aus der ziemlicb rascben Entfarbung des in solcbe Luft einge- fiibrten, durcb Jod geblauten Sliarkekleisters sicb abnebmen 129 lasst, so sclieint aus derGeriichlosigkeit des phosphordampf- haUigen Saiierstoffgases u. s. w. zn erhellen , dass dieser Dampf als soldier keinen Geruch besilzt. Meine Untersuchungen haben gezeigt , dass Phosphor in der atmospharischen Liift neben der phosphorichlen Saure auch Ozon erzeugt iind zwar um so reichlicher , je feuchler und warmer die Liift ist , und von diesem Ozon wissen wir, dass es einen Geruch hat wesentlich verschie- den von demjenigen der phosphorichlen Saure. Hieraus folgt nun, dass der Geruch, den der Phosphor in der atmos- pharischen Luft zeigt, ein gemengler ist, d. h. gleichzeitig von Ozon und phosphorichter Saure herriihrt und derjenige des erslern um so mehr vorwaltet , je hoher dieTempera- tur und je grosser die Feuchtigkeit der Luft ist, in welcher sich der Phosphor befindet. Gelegentlich will ich bemerken, dass die eigenthiimliche Krankheit, von welcher die Arbei- ter in Ziindholzchenfabriken befallen werden , durch das Einathmen der phosphorichten Saure und des Ozones ver- ursacht werden diirfte. Fassen wir nun den Inhalt des bisher Gesagten kurz zusammen, so geht er dahin , dass der Phosphordampf als solcher geruchlos ist und der in der atmospharischen Luft am Phosphor wahrgenommene Geruch theils von phos- phorichter Saure, theils von Ozon herriihrt. Zum Schlusse nur noch eine kurze Bemerkung. Ausser dem bisher besprochenen Falle gibt es unstreitig noch viele andere , in welchen wir gewissen Substanzen einen eigen- thiimlichen Geruch zuschreiben , den dieselben als solche nicht besitzen und welcher von Materien herruhrt , welche sich aus jenen erst bei der Beriihrung mit der atmosphari- schen Luft bilden. Wenn nun auch solche Erscheinungen zuuachst denPhysiologen interessiren miissen, so haben sie 9 130 dennoch audi fiir den Chemiker eine nicht geringe Bedeu- lung ; denn wer weiss es nicht, wie wichtig oft die Geriiche in chemischer Ilinsicht , welclie beachtenswerlhe Finger- zeige siesind. Dem Umstande, dass ich meine Aufmerksam- keit aiif den eigenthiimlichen Geruch richtete, welcher bei electrischen Entladungen in der alniospharischen Luft , bei der Electrolyse des Wassers und bei der Einwirkung des Phosphors auf feiichte Luft zum Vorschein komnit , ver- danke ich es allein , dass ich das Ozon aufgefunden habe ; eine Materie, die in vieler Hinsicht zu den nierkwiirdigsten Substanzen gehort, welche wir bis jetzt in der Chemie ken- nen gelernt haben. Ich Irage desshalb auch die festeUeber- zeugung , dass eine genauere chemische Erforschung der Geruchsphanomene zu Ergebnissenund Entdeckungen fiih- ren muss , welche die Wissenschaft wcsenllich erweitern werden. Miltheilungen uber das Guajakharz. Fiir die genauere Kenntniss des Guajakharzes schien es mir wiinschenswerth zu sein , dass ermittelt werde , ob die Guajaktinktur-die Eigenschaft, sich durch gewisse che- mische Mittel blauen und wieder entblauen zu lassen , fiir immer beibehalte oder aber unter gegebenen Umstanden verliere. Meine zu diesem Behufe angestelUen Versuche haben zu folgenden Ergebnissen gefiihrt : i) Schiittelt man frisch bereilete, an Harz etwas arme Guajaktinktur mit stark ozonisirter Luft, so farbtsich, mei- nen friiheren Angaben gemass , die Fliissigkeit augenblick- lich blau unter Verschwinden des Ozons. Wartet man ab, 131 bis diese Tinktur ihre gewohnliche Farbung von selbsten wieder angenommen und schiiltelt man sie abermals mit ozonisirter Luft , so wird sie sich zwar aufs Neue blaiien, bei wiederholler Behandlung mil Ozon aber das Vermogen endlich verlieren , sich durch lelztgenanntes oder irgend ein anderes Mitlel z. B. durch Bleisuperoxyd, Chlor u. s. w. blauen zu lassen. Aber nichl nur das in Weingeist geloste, sondern aiich das feste Harz kann durch Ozon so verandert werden , dass es die Fahigkeit zum Blauwerden vollig einbiisst. Papier- slreifen mit frischer Guajaktinktur gelrankt und im luft- trockenen Zustande in stark ozonisirte Luft eingefiihrt, blauen sich anfanglich , bleichen sich aber im Laufe einiger Stunden ganzlich aus. So veranderle Streifen konnen durch keine Mitlel wieder geblaut werden, so wenig als die Tink- tur, welche man bei Behandlung dieser Streifen mit Wein- geist erhalt. 2) Selbst durch die gewohnliche Luft kann sowohl der Guajaktinktur als dem feslen Harze die Eigenschaft der Blauungsfahigkeit zerstort werden. Bedeckt man den Bo- den einer geraumigen farblosen Flasche mit frischer, an Guajak so armen Tinktur , dass diese nur schwach gelb gefarbt erscheint , und schiiltelt man dieselbe lebhaft , die Flasche gegen eine kraftige Mittagssonne haltend , so wird besagte Fliissigkeit schon nach wenigen Sekunden griin und nach einigen Minuten rein blau erscheinen. Die so geblaute Tinktur nimmt , wie die durch Ozon gefarbte nach und nach und von selbsten wieder ihre ur- spriingliche Farbung an , um beim abermaligen Schiitteln mit Luft im Sonnenlichte sich wieder zu blauen oder zu griinen. Setzt man diese Operation etwa eine halbe Stunde lang fort , so verliert endlich die Guajaktinktur das Ver- 152 mogen sich durch Luft unter Lichleinfluss blauen oder grii- nen zu lassen. Es kann indessen eine so beschaffene Harz- josung immer noch durch Chlor, Brom, Bleisuperoxyd u. s. vv. geblaut werden. Lasst man aber die gleiche Tinktur noch einige Slunden der Einwirkung der Luft und des Sonnenlichles ausgeselzt , indem die riiissigkeit haufig ge- schiiltelt wird , so gehl deren Fiihigkeit, durch irgend ein Miltel sich blauen zu lassen, vollig verloren und verhaltsich dann eine derarlige Tinktur ganz so wie diejenige Ilarz- losung , deren Blauungsfahigkeit durch Ozon zerstort wor- den. In gleicher Weise lasst sich auch das feste Harz ver- andern. Von fris( hem Guajakharze durchdrungene Papier- slreifen 'der Einwirkung des unmiltelbaren Sonnenlichles und der Luft ausgesetzt, griinen sich bekanntlich sehrrasch, werden aber bei kraftiger Sonne im Laufe einiger Tage schmutzig gelb. 1st diese Farbung eingetreten, so blauen sich die Strei- fen weder in Ozon noch chlorhaltiger Luft , auch lasst sich die Guajaktinktur, welche man bei Behandlung dieser harz- haltigen Streifen mit Weingeist erhalt , weder durch Ozon, Bleisuperoxyd, Chlor u. s. w. blauen; es verdient aber hier bemerkt zu werden, dass besagte schmutzig gelben Streifen in stark ozonisirter Luft nach und nach vollig weiss wer- den. — 3) Schiittelt man in gehoriger Menge und lange genug fein zertheiltes Bleisuperoxyd , Mangansuperoxyd , Silber- superoxyd u, s. w. mit frisch bereiteter Guajaktinktur, so erleidet diese eine Veranderung ganz gleicli derjenigen, welche das Ozon oder die atmospharische Luft in der be- sagten Harzlosung verursacht und es ist eine so behandelte Tinktur durchaus unfahig geworden , durch irgend ein iMittel sich wieder blauen zu lassen. 155 h) Chlor- oder Bromgas wirkt auf die frische Giiajak- tinklur ganz so ein, wie diess das Ozon thut, denn schiittelt man besagte Harzlosung mit einer hinreichenden Menge Chlorgases oder Bromdampfes , so blaut sich dieselbe , wie wohl bekannt , auf das tiefste Blau , vermag aber nach er- folgter freiwilliger Enlblaiiimg nicbt wieder aiifs INeue ge- blaut zu werden , weder durch die genannten Gase selbst, nocb durcb irgend ein anderes Miltel. Es verstebt sich von selbst , dass wassriges C.hlor oder Brom , der Guajaklosung jn geboriger Menge zugefiigt, wie das gasformige wirkt. Lasst man anfangbch nur einige Tropfen wassrigen Ciilores unler Scbutteln in frische Guajaktinktur fallen und wartet man ab , bis die eingetretene Blauung wieder von selbsten verschwunden ist , so wird beim Zufiigen neuen Chlorwassers eine abermalige Blauung erfolgen , urn aber- mals freiwillig zu verschwinden. In dieser Weise fortge- fahren, wird man bald dahin gelangen, dass neue Zuthaten von Chlorwasser keine weitere Blauung der Harzlosung verursachen. Dass auch luftlrockene von Guajakharz durch- drungene Papierstreifen in Chlor- oder Bromgas sich an- fanglich blauen und spater schmutzig gelb werden , ist be- kannt , vielleicht aber nicht , dass solche gelbe Streifen in einer Ozonatmosphare sich vollig ausbleichen. 5) Obgleich im Ganzen genommen das Jod ahnlich dem Ozon , Chlor und Brom auf die Guajaktinktur einwirkt , so zeigt es doch einige Eigenlhiimlichkeilen , welche der Er- wahnung verdienen. Tropfelt man unter Schiitteln geistige Jodlosung in die frische Guajaktinktur ein , so farbt sich diese sofort tiefblau , welche Farbung aber, wie von mir schon anderwarts erwahnt , wieder verschwinciet. Bei weiterem Zutropfeln von Jodlosung in die freiwillig ent- blaute Guajaktinktur, farbt sich diese aufs INeue blau , um abermals von selbsten sich zu entfarben. 134 So fortfahrend gelangt man bald aiif einen Piinkl, wo die Guajaktinkliir von Jodlosung nichl mehr geblaut wird. Eine solche Tinktiir besitzt aber immer noch die Eigen- schaft, diirch Ozon, Clilor, Brom, Bleisuperoxyd u. s. w. sich zu blauen , wie auch bei der Vermischung mit Wasser ein blaues Harz fallen zu lassen , wahrend die Guajaktinktur, die mit Chlor, Brom, Ozon ii. s. w. so lange behandelt wor- den, bis sie sich durch diese Sloffe nicht mehr blauen liess, ihreBlauungsfahigkeit voUkommen verloren halte und beim Vermischen mit Wasser ein gelblich weisses Harz lieferte anstatt eines blauen. Es darf indessen nicht unerwahnt bleiben , dass die besagte mit Jod behandelte Guajaktinktur schon nach einigen Stunden die beschriebene Eigenschaft verliert und sich dann wie eine mit Chlor u. s. w. behan- delte verb alt. / » Aus der oben angefiihrten Thatsache, dass der Guajak- tinktur ihre Blauungsfahigkeit durch Ozon , Luft u. s. w. entzogen werden kann , glaube ich den Schluss ziehen zu diirfen , dass die freiwillige Entblauung besagler Tinktur darin ihren Grund hat, dass der chemisch erregte Sauerstoff des in ihr enthaltenen blauen Harzes nurkurzeZeitals sol- cher mit demGuajakverbunden bleibt und dieser Sauerstoff schon bei gewohnlicher Temperatur, ja selbst bei 0° auf die oxydirbaren Bestandtheile des Harzes langsam oxydirend einwirkt und hiedurch die urspriingliche chemische Zusam- mensetzung des Guajaks vcriindert. Die spontane Veranderung des blauen Harzes findet nur dann statt , wenn dieses in VVeingeist , Holzgeist oder Aether gelost ist, nicht aber im feslen Zustande, in welchem es sich bei gewohnlicher Temperatur fiir unbestimmte Zeit unverandert zu erhalten scheint; was daraus erhellt , dass das aus der geblauten Guajaktinktur mit Hiilfe des Wassers gefallte Harz seine blaue Farbung beibehalt. ^ 155 Es wird hier wohl am Orte sein, noch einiger von mir gemachten Beobachtungen zii erwahnen , welche sich auf die Entblauung sowohl der Guajaklinktur , als auch des feslen blauen Harzes beziehen. Die niit Hiilfe des Blei- oder Mangansiiperoxydes auf das tiefste grblaiite Guajaklinktur hat einigeStunden nothig, uni vollslandig wieder ihre urspriingliche Farbung anzu- nehmen. Ein solches Verhalten zeigt die Tinktur bei ge- wohnlicher Temperalur ; wird aber die noch so tief geblaute Harzlosung bis zum Sieden erhitzt, so verliert sie ihre Far- bung schon nach wonigen Minuten. Wie bereits bemerkt, veranderl sich das fesle blaue Guajakharz bei gewohnlicher Temperatur und ini Schatten nicht merklich , ziemlich schnell aber beim Siedpunkte des Wassers. Legt man trockene mit Guajakharz behaflete und durch Ozon oder Chlor geblaute Papierstreifen in siedendes Wasser , so ver- schwindet deren blaue Farbung in wenigen Minuten , und ganz so verhalt sich Papier , das durch geblaute Guajak- tinklur erst gefarbt und dann lufttrocken gemacht worden. Vermischt man blaue Guajaklinktur bis zur volligen Aus- scheidung des Harzes mit Wasser und erhilzt das Ganze bis zum Sieden, so verliert unter diesen Umslanden das blaue gefallle Harz ziemlich rasch seine Farbe. Aus diesen That- sachen erhellt, dass bei hoherer Temperatur der oxylisirfe Sauerstoff des blauen Harzes rascher auf die oxydirbaren Bestandtheile des Guajaks einwirkt , als diess bei gewohn- Temperatur der Fall ist. Schliesslich kann ich nicht umhin , auf einige neue Aehnlichkeiten hinzuweisen, welche zwischen der wassrigen Jodslarke und der geblaulen Guajaklinklur bestehen. Selzt man erstere der Einwirkung des Sonnenlichtes aus, so ent- blaut sie sich rasch und wird farblos , sic lasst sich aber 136 durch Jod wiederblauen. Bewerkstelliget man in angegebe- ner Weise die Blauung und iMilljlauung zuwiederholtenMa- len, so gelangl man dahin, dass die entfarbte Fliissigkeit bei neuem Zusalz von Jod nicht mehr blau, sondern braunrolh wird , was beweist , dass die Starke unter den erwahnten Umstanden eine chemische Veranderung erlitten hat. Wahrscheinlich wird die wassrige Starke dadurch, dass man sie oft genug durch Jod blaut und durch Sonnenlicht wieder entblaut endlich so verandert , dass dieselbe ihre Eigenschaft, durch Jod sich blauen oder iiberhaupt farben zu lassen eben so verliert, wie das geloste Guajak bei wie- derhollem Behandeln mit Ozon nach und nach sein Ver- mogen einbiisst, durch Ozon u. s. w. blau gefarbt zu wer- den. Bekanntlich wird die wassrige Jodstarke in der Sied- hitze farblos, bei der Abkiihlung aber wieder blau; farbt man aber in Wasser geloste Starke durch Jodtinktur nur massig blau, und erhilzt man die Fliissigkeit bis zum Sieden, so wird die farblos gewordene Starkelosung beim Abkidi- len entweder gar nicht mehr oder nur schwach blau wer- den. 1st letzleres der Fall, so wird ein abermaliges Erhitzen bis zum Sieden , die blaue Farbung ganzlich zum Ver- schwinden bringen. Dass die erwahnte Entfarbung nicht der Verdampfung des Jodes zuzuschreiben ist, erhellt aus der Thatsache , dass die kalte farblose Starkelosung ;sich durch Ozon oder Chlor wieder blauen lasst. Bei der Er- hitzung wird ein kleiner Tlieil Jodes in Jodwasserstoffsaure verwandelt und in Folge hievon Sauerstoff ausgeschieden, der hochst wahrscheinlich verandernd auf die Zusammen- selzung der Starke einwirkt. Betrachtet man nun mit mir das blaue Guajak als eine lockere Verbindung des gewohnlichen Harzes mit Wasser- stoffsuperoxyd , und die Jodstarke als eine Verbindung der Starke mit Jodiumsuperoxyd, so muss man annehmen, dass 157 bei erhfihter Temperatur im ersleren Falle der oxylisirle Sauerstoff des Wasserstoffsuperoxydes , iind im letzteren Falle der ebenfalls oxylisirte Sauerstoff des Jodiimisuper- oxydes auf die oxydirbaren Bestandlheile des Harzes und der Starke geworfen wird , was e\j\e chemische Verande- rung von Harz und Starke, wie auch die Reduction des AVasserstoffsupcroxydes zu Wasserstoffoxyd und des Jo- diumsuperoxydes zu Jodiumoxyd zur nothwendigen Folge hat. — Uebei' einige chemische Wirkungen der Karloffcln. Schon vor geraumer Zeit machten Taddei , Blanche und einige andere Chemiker die interessante Beobachtung, dass beim Tropfeln der Guajaktinktur auf die Scheiben der frischen \A'urzeln oder Knollen mancher Pflanzen diese Fliissigkeit sich blaut , hiezu aber noch der Zutrilt der at- mospharischen Luft erforderlich ist. Wenn es auch schon an und fiir sich wahrscheinlich ist , dass die chemische Ur- sache besagter Blauung immer dieselbe sei , in welcher Weise letztere auch bewerkslelliget werden mag, so wolite ich mir hieriiber doch noch durch Versuche Gewissheit verschaffen und ich bediente mich der frischen Kartoffeln zum Behufe der Blauung der Tinktur. Obwohl nach meinen Erfahrungen durch die ganze Kartoffel hindurch die Sub- stanz \ erbreitet ist, welche das Vermogen besitzt, die Gua- jaklosung zu blauen , so ist dieselbe doch sehr ungleich ver- theilt und sie fmdet sich am reichlichsten an der Innenseite der Knollenhaut vor. Man wird sich von der Richtigkeit dieser Angabe sofort iiberzeugen, wenn man eine ungeschalte Kartoffel (ich 138 bediente mich bei meinen Versuchen der rolhhauligen Art) quer durchschneidet und die Schnittflache mil frischer Guajaktinkliir bestreicht. Die tiefste Blauung erfolgt augen- blicklich an den Randern und kommt erst etwas spater und minder stark auf den weiter einwarts gelegenen Stellen zum Vorschein. Ich habe ferner bemerkt, dass die Stellen der Kartoffeln, wo sich die sogenannlen Augen oder Keime befinden, durch ein besonders slarkes Blauungsvermogen sich auszeichnen, dieses aber am schwachslen da ist, wo die Schnittflache voU- kommen gleichartig und farblos erscheint, so dass biswei- len Minuten \ergehen , ehe hier die Farbung eintritt. Bei- fiigen muss ich noch die Bemerkung , dass auch die ini Keller ausgewachsenen Kartoffelkeime das erwahnte Blau- ungsvermogen in einem ziemlich ausgezeichneten Grade besitzen ; der von der Kartoffel abgetrennten Starke das- selbe durchaus abgeht; dasselbe also nur in der Haut, den Keimen und dem Paranchym der Knolle vorhanden ist. Dieses Vermogen wird bei der Siedhilze des Wassers ganz- lich zerstort , wesshalb dasselbe den gesotlenen Kartoffeln durchaus abgeht. Um mir die Guajaktinktur mit Hiilfe der Kartoffeln stark zu blauen , bediente ich mich moglichst diinner und frisch abgenommenerSchaalendieserPflanzenknoUe, welche zu diesem Behufe in eine Flasche gebracht und mit etwas frischer Harzlosung iibergossen wurden. Unter Schiitteln farbte sich lelztere so tief und beinahe ebenso schnell blau, als ware sie mit Mangansuperoxyd behandelt worden. Die in dieser Weise geblaute Tinktur zeigte alle die Eigenschaf- ten , welche die durch Mangansuperoxyd , Bleisuperoxyd u s. w. gefarbte besitzt: es vergehen einige Stunden , bis sie bei gewohnlicher Temperalur ihre urspriingliche Far- bung wieder vollig angenommen hat und nur wenige Minu- 139 ten, bis sie bei der Siedhilze wieder entblaul ist Durch Schiilteln mit zerlheiltem Phosphor , Eisen , Zinn u. s. w., Schwefelwasserstoff, schweflichter Same u. s. w. wird ihre blaue Farbung ebenfalls rasch zerslort und kaum mochle es der ausdriicklichen Angabe bediirfen , dass Wasser aus unserer geblauten Tinktur ein blaiies Harz abscheidet. Man kann daher wohl nicht daran zweifeln, dass die durch Kar- toffelschaalen geblaute Guajaklinkliir nicht von derjenigen sich unterscheidet , welche durch Braunslein u. s. w. ge- blaut worden. Wenn nun letzlere , nach meinem Dafiir- halten, ihre blaue Farbung einem Wasserstoffsuperoxyd- oder ozonhalligen IJarze verdankl, so muss diess auch mit der durch karloltelschaalen geblauten Tinktur der Fall sein. — Es ist von mir schon oft bemerkt worden, dass diejeni- gen Subslanzen, welche die Guajaklinktur blauen, es durch- schnittlich auch wieder sind , welche aus dem Jodkalium Jod abscheiden, wie z. B. das Ozon, Bleisuperoxyd u. s. w. Diess ist nun auch der Fall mit den Theilen der rohen Kar- toffel, welche die Guajaklosung blau farben. Legt man auf eine frische Kartoffelscheibe ein Stiickchen Jodkalium, letzteres etwas befeuchtet, so bemerkt man nach nicht sehr langer Zeit da , wo dieses Salz aufliegt, einen F'lecken , der immer grosser wird und bald tief schwarzblau erscheint. Diese F'arbung riihrt von gebildeter Jodstarke her , wie diess der Augenschein schon zeigt und durch die Thatsache ausser Zweifel geslellt wird, dass diese Farbung innerhalb schweflichtsauren Gases wieder verschwindet. Ich darf nicht unlerlassen , hier noch beizufiigen , dass die Wirkung des Jodkaliums da , wo ein Auge oder ein Keim sich befindet Oder an der Innenseite der Haut , viel rascher erfolgt , als auf andern Stellen der Kartoffelscheibe. Man sieht hieraus, dass es sich mit der Zersetzung des Jodkaliums durch die 140 Kartoffel gerade so verhalt , wie mit der Blauung der Gua- jaktinktur ; da wo diese am raschesten iind liefsten geblaut wird, da scheidel sich am ehesten iind reichlichsten Jod aiis dem Jodsalze ab. Aus diesen Thatsachen darf daher wohl der Schluss gezogen werden, dass die Blauung der Guajak- tinktur und die Zersetzung des Jodkaliums durch die rohe Kartoffel von einer und eben derselben chemischen Ursache herriibren. Dass die gesottene Kartoffel letztgenanntes Salz eben so wenig zerlegt , als die Guajaklosung blaut , werde ich kaum ausdriicklich zu versichern brauchen. Es fragt sich nun , wie die Guajaktinktur durch die Kartoffel oder ahnliche Pflanzengebilde geblaut werde. Mir will es scheinen , als ob die Erscheinung nur zwei Erkla- rungswoisen zulasse. Entweder enthalt die rohe Kartoffel eine Substanz, welche ahnlich dem Ozon , den metallischen Superoxyden u. s. w. chemisch erregten Sauerstoff zum Beslandtheil hat und diesen an die Guajaktinktur (in Form von Wasserstoffsuperoxyd?) abgibt; oder aber, es ist in der Kartoffel eine Materie vorhanden, welche auf den Sauerstoff der Luft so einwirkt , wie diess das fein zertheille Platin Ihut, das meinen Beobachtungen zufolge ebenfalls unsere Tinktur blaut, Jodkalium zerlegt u. s. w. Hat die Angabe Taddei's und anderer Chemiker Grund , gemass welcher zur Blauung der Guajaktinktur , ausser gewissen organi- schen Substanzen , auch noch die Anwesenheit der atmo- spharischen Luft oder des Sauerstoffes nothwendig ist, eine Behauptung, deren Richtigkeit ich selbst nicht gepriift habe, so wiirde meines Bedimkens diese Thatsache entschieden zu Gunsten der zweiten Ansicht sprechen ; es wenigstens wahrsclieinlich machen , dass gewisse organische iMaterien das Vermogen besitzen , den Sauerstoff in ahnlicher Weise zu oxylisiren , wie diess unter gegebenen Umstanden der Phosphor, das Platin und die Electricitat thun. 141 INach meinem Dafiirhallen wiirde diese Oxylise da- durch bewerkstelliget, dass die guajakblauenden, organi- schen Materien den atiiiospharischen Sauerstoff bestimmten, mit Wasser zu ^^'asserstoffsuperoxyd sich zii verbinden ; nach Berzelius'scher Betrachtungsweise dadurch , dass besagte organische Siibstanzen eine Allotropification des gewohnlichen Sauerstoffes bewerkstelligten , in ahnli- cher Weise , wie nach diesem Chemiker durch Phosphor nnd Electricital gemeiner Sauerstoff in Ozon verwandelt wird. — Sehen wir von allem Hypolhetischen ab, so ist gewiss, dass die Kartoffel und noch viele andere Pflanzengebilde Materien enthalten , welche in Berdhrung mit Luft und Wasser bei gewohnlicher Temperatur Oxydationserschei- nungen veranlassen, welche ohne die Vermittelung besagter Materien unter sonsl gleichen Umstanden nicht stattfinden wiirden. Schreibe man nun diese merkwiirdigen Oxyda- tionen einer katalytischen Thatigkeit oder irgend einer an- dern Ursache zu, jedenfalls sind sie von einer solchen Art, dass sie verdienen, die Aufmerksamkeit des Chemikers und Physiologen auf sich zu ziehen. Dass die alles so vorlreff- Hch berechnende iMatur eine so merkwiirdige und eigen- thiimHche Materie nicht zwecklos in so viele Pflanzenge- bilde gelegt habe , darf wohl als sicher angenommen und desshalb auch verniuthel werden, dass sie irgend eine phy- siologisch chemische Kolie zu spielen habe und namentlich bei der Keimung thatig sei. Wie dem aber auch sein moge , gerne wird man zu- geben , dass dem chemischen Forscher jede neue Erschei- nung willkommen sein muss , welche auch nur entfernt verspricht, auf das immer noch so dicke , auf den meisten Gebielen der organischen Chemie liegende Dunkel einiges Licht zu werfen. 142 Desshalb wiinsche ich auch sehr , dass voranslehende Angaben diejenige Beachtung finden, welche sie mir zu ver- dienen scheinen und dieselben Anlass zu weileren Unter- suchungen werden mochlen. Da das Vorhandensein des besprochenen oxydirenden Vermogens mit Hiilfe der fri- schen Guajaktinktur so leicht ennittell werden kann , so erscheint es niir wiinschcnswerth , dass zu allernachst iiber die Verbreitung der mit diesem Vermogen begabten orga- nischen Malerie in der Pflanzenwelt mit dem angegebenen Reagens zahlreiche Versuche angestellt werden. Beilage VI. Auszug- aus der Abhandlung^ , betitelt: «Versuche und Erfahriing^eu im Gebiete der Alpenwirth- schaft und der Alpenforstwirtlischaft» , mitg:e- theilt von Herrn Kastliofer. 4) Die sogenannle Verwilderung des Hochgebirges, d. h. die Schwachung des Pflanzenlebens , so wie die Zunahme der Schnee- und Erdlawinen und der Wasserverheerungen sind nolhwendige Folgen der fortschreitenden Zerstorung der Alpenwalder. 2) In den siidliclien und ostlichen Kantonen ist , mit weniger Ausnahine , noch nichts geschehen , wo- durch weder der weiteren Zerslorung der Gebirgs- walder Einhalt gethan , noch die Herstellung der bereils zerstorten bewirkt werden konnle. 3) Die Vegetationsgrenze verschiedener Waldbaume, z. B. der Arve, Larche, Rothtanne, Birke, Weiss- erle , des Vogelbeerbaumes etc. reicht im Gebirge weiter hinauf , als die vorhandenen , geschlossenen Waldbestande dieser Baumarten. Der Unterschied betragt 1000 bis 2000 Fuss. In dieser Zone , d. h. zwischen der wirklichen und der moglichen Wald- grenze sind die Walder zerstort worden und konnen 144 auf diesen schutzlosen Flachen niir durch kiinsl- liche Miltel niit grossen Schwierigkeilen und Kosten wieder hergestellt werden. li) Unier dem Schutze der Walder wiirde die Lebens- kraft der Pflanzen erholit , das ortliche Klima ge- mildert und selbst der Anbau mancher landwirth- schaftlichen Pflanzen moglich werden. Daruni soil- ten die Gebirgswalder sorgfaltig gepflegt und die zerstorten wieder angebaut werden. 5) Ursacben der Waldzerstorung sind die Unkennlniss, Oder die Missachtung der Regeln einer zweckmassi- gen Schlagfiihrung , namentlich aber die Kabl- schlage und die uneingescbrankte Viebweide , be- sonders die Ziegenweide. Die gleicben Ursacben, verbunden mit dem Umstande , dass die meisten Hocbalpen Gemeingut sind , verbindern die Her- stellung der zerslorlen Walder. 6) Durcb Forstpolizeigesetze kann weder der fort- scbreitenden Zerstorung Einbalt getban , nocb die Herstellung der verodelen Walder bewerkstelligt werden. Dieses kann nur gescbeben , wenn der Staat die devaslirten Flacben gegen Enlscbadigung an sicb ziebt, dieselben anbaut und sodann den Ge- meinden gegen Vergiitung der Auslagen wieder ablritt. 7) Die Forslbeamten des Staates , auf deutscben oder franzosiscben Forstscbulen gebildet, konnen in den Hocbgebirgskantonen nie popular , nie wobltbatig wirksam werden, so lange sie nicbt das Eigentbiim- licbe unserer Gebirgsnatur, unserer Volksokonomie und unserer Alpenwirlbscbaft sicb eigen gemacbt haben. Die scbweizerische Forstwirlbschaft muss 14^ sich niit der schweizerischen Landwirlhschaft , na- mentlicb mit der Alpenforstwirthschaft in Ueber- einstimmung zu setzen wissen. ((Nehmen Sie , — so schliesst der Verfasser — diese Mittheilungen des Greisen wohlwollend auf als Zeichen des ungeschwachten Eifers fiir vaterlandisches Wohl und als den Ausdruck seines Vertrauens und seiner Dankbarkeit. Mogen ihre verdiensllichen Bestrebungen , Kennlnisse der Naturwissenschaften zu verbreiten , immer unifassender auf die hohere Kultur der vaterlandischen Gebirge wirken konnen Im 40 Beilage VII. Methode den Eiafluss zu condensiren , welcheii die Eiseumassen eines Scliiffes in Foljye der Vertheilunjy der majjnetisehen Flussig^keiten durch den Erdmajj'nelismus auf die Compass- nadel ausiiben. Yon Jacob Amsler. in einem neulich unler die Denkschriften der schwei- zerischen nalurforschenden Gesellschaft aufgenommenen Aufsatze habe ich unter anderm gezeigt , dass die Compo- nenten der magnetischen Anziehung , welche durch eine magnetische Parallelkraft in einem beliebig gestalteten Eisenkorper inducirt wird, lineare Funetionen der Cosi- nussederjenigenWinkelsind, welche dieRichtung der ver- theilenden Kraft mit den rechtwinkligen Coord inalenaxen bildet. Hieraus lassl sich der fiir die INaulik ausserst wich- Uge Satz ableiten : ((Die Eiseninassen eines Schiffes lassen sich auf leicht (causfuhrbare Weise immer so in demselben verthei- (den, dass sie keine W irkung auf die Compassnadel (causiiben, welches auch die Richtung der Resultante «des Erdmagnetismus sei.» Dieses findet stall , mag der Magnelismus der Eisen- massen absolut beweglich sein , oder aber einen der Rei" 147 bung vergleichbaren Widerstand erfahren; d. h also das Schiff kann theils harles, theils weiches Eisen enthalten. Ich beschranke mich daraiif , hier die Principien der Methode auseinanderzuselzen, wodurch diess erreicht wer- den kann. Das Detail werde ich bei einem andern Anlass entwickeln. Nehmen wir ein reehtwinkliges Coordinatensystem an als X-axe die Verticale, als Y-axe die Millagslinie, als Z-axe die auf beiden Senkrechte; seien X, Y, Z die Co.nponenten der durcli den Erdmagnetismus inducirten Wirkung auf den Ulelpunkt der Nadel; a, ^, y die Winkel, welche die Resu lanle des Erdmagnetismus J mil den Coordinatenaxen b.ldet so ist nach dem angefuhrten Salze , wenn wir n.- nachst kemen der Reibung ahnlichen Induktionswidersland voraussetzen , X = J(acoso! + bcos^+c cos;.) V = J (a, cos « 4- b. cos ^ 4- c, cos y) -^ = J {a, cos « + b, cos /9 + c, cos y) T \'^'^: *'t """ ''"■ '^^^^''^ffenheit der Eisenmassen und der Lage der Nadel abhangige Grossen sind. Seien d, d„ d, die Componenten des festen Ma^netis- mus des Schiffes , „ der Winkel , den das Nordende tr Compassnadel mit der Y-axe bildet , so ist unter der bei d-eser Untersuchung immer statthaften Annahme dass man d-eLange der Nadel als unendlich klein gegen die T„tfer nung der zunachst gelegenen Eisenmassen belrac en lo" Tang u = •'('»» cos « + b, cos ^+c, cos r) 4- d,. 4- J cos v ^. ■• <'• '■"»« + B. cos ^ + c. cos ;., + d.+ J COS;? Die unbestimmten Coefficienten in dieser Gleicl.un" kann man durch Versuche «„de„. Namlich, man SS": 148 die Ablenkiing der Nadel u bei verschiedenen Azimuthen des Schiffes (die man mit Hiilfe eines entfernlen terrestri- schen Gegenstandes, oder eines Siernes bestimmt) so erhalt man eine Arzahl linearer Gleichungen, woraus man, J als bekannt gesetzt , as cos c) HeiT Wolf, Beobachlung eines Mondhofes. \0) Herr Brunner, Solin, Diamagnelismus des Eises. 44) Herr W olf, liber Bdrgi's Logaritlinien 42) Herr Brunner, Sohn , iiber die Wirkung , welclie verschiedene Substanzendurcb Beriihrung aiif nervenkranko Personen ausiiben. 43) Herr Wolf, Notiz zur Geschichte der Grade- messungen. 44) Herr Schlafli , iiber eine Verallgemeinerung des Legrangeschen Lehrsalzes , fiir die der Beweis noch gefor- dert wird. 45) Herr Fiseber-Ooster , iiber Vegetalionszonen und Temperalurverbaltnisse in den Alpen. 46) Herr Wolf, Beobachlung der totalen iMondstinster- niss am 49. Mikrz 48^8. 47) Herr Prof. v. Fellenberg, Deslillalion von Ffirsich- bl at tern. 48) Herr Prof. v. Fellenberg, Keinigung des kohlen- sauren Natrons vom scbwefelsauren Natron. 49) Herr Prof. Perty , Benierkungen iiber die Baccil- larien. 20) Herr Wolf, Sonnenflecken-Beobachtungen. 24) Herr Schlafli , iiber eine durch zerstreutes Licht bewirkte Interferenzerscheinung. 22) Herr Schlafli, iiber die einfachste Art die Differen- tialgleichungen ersterOrdnung, durch welche dieSlorungen der elliptischenElemente einer Planetenbahn bestimmt sind, auszudriicken. 23) Herr Prof. Perty , iiber die Entwicklung einiger Infusorien. Ueberdiess wurden noch folgende , Jlheils nicht fiir die Mittheilungen bestimmle, iheils noch nicht zum Abdrucke gelangle Vortrage gehalten : I 177 2^) Herr Wolf berichtet iiber die von ihm im Spatjahre i8i7 besuchten Slernwarlen in Bonn, Hamburg, Altona, Berlin, Leipzig und Miinchen und beschreibt namentlich die sich selbsl regislrirenden meteorologischen und mag- netischen Inslrumente von Lamonl in Miincben. 25) Herr Krieger legt mehrere Handstiicke vom Granite der Handeck vor, deren im Innern fleischfar- bener Feldspalh bis eine Linie tief unter der polirten Oberflache enlfarbt und weiss ist. 26) Herr Professor Demme berichtet iiber das Chlo- roform. 27) Herr Professor Brunner spricht iiber einige Ver- besserungen seines Phosphoreudiometers. 28) Herr Professor Brunner bait einen historischen Vorlrag iiber die kiinstliche Lichlerzeugung. 29) Herr Dr. Brunner, Sohn, spricht iiber die Slylolithen. 30) Herr Oberst Sinner weist ein von ihm construir- tes, sehr einfaches und portatives Instrument vor, das fiir militarische Aufnahmen den Messtisch voUkommen ersetzen kann, 3i) Herr Dr. von Erlach berichtet iiber seine me- teorologischen Wahrnehmungen in Meyringen. 32) Herr Wolf berichtet iiber einige Verbesserungen und Erweiterungen auf der Berner-Sternwarte. 33) Herr Wolf berichtet iiber seine Beobachtungen des von Hind im Ophiuchus enldeckten Sterns. 34) Herr Wolf berichtet iiber seine Bestimmungen mittlerer Langen und Gewichte von achtzig Knaben zwi- schen 40 und 47 Jahren. 42 178 Als neue Milglieder hat die nafurforschende Gesell- scbaft in Bern die Herren Maron, Ramsler, Prof. Perty. Oberst Sinner, Fiiri, Briigger, Kuhn, von Wattenwyl und Kiipfer aufgenommen , dagegen durch Abreise Herrn Apotheker Stern verloren. Aus Auftrag der naturforscb. Gesellscb. in Bern. Bern, den 1. September 1848. Rudolpli JlWolff Secretar. HI. RESUME des proces verheaux des seances de la societe d^histoire naturelle de Neuchdtel pendant Vannee 1847/48. Presidence de M. Wurflein. Section de la €Iiaiix-de-Foiids. Seance du 9. Decembre i847, Le Dr. Pury rend compte de noii\ eaux fails d'aslhme Ihymiqiie qu'il a observes depuis son premier rapport sur cet objet. U demeure constant pour liii que cette maladie a pour causes un etat maladif des parens, la maladie scrofuleuse et qu'elle se developpe par la vie intrauterine et la lactation. Mr. Favre rapporte qu'il a ete temoin le 29. Mai dernier a iOYs heures du soir d'un arc-en-ciel lunaire. A cette occasion il prie les membres de la societe de vouloir bien prendre note des localites ou se forment les orages. II a cru voir, par exemple, que pour les orages qui eclataient sur la Chaux-de-Fonds les nuages se formaient generalement au-dessus de la partie orienlale de Pouillerel, vers trois heures apres midi. 180 Seance dii 50. Decembre 1847. On donne lecture d'une lettre de M. Olivier Matthey indiquant plusieurs precedes de dorage et la composition de plusieurs poudres dont se servent les doreurs pour fixer I'or et la mise en couleur. Mr. Favre annonce qu'un chasseur de la Chaux- de Fonds elanta son poste pendant I'eclipse du 9. Octobre, a vu le givre d'un rocher voisin, qui s'etait fondu aux premiers rayons du soleil, se reformer pendant la duree de I'eclipse. Mr. J. C. Ducommun annonce que le regulateur que la commission de la lunette meridienne avail ete chargee de faire construire serait bientot termine. Seance du 13 Janvier 1848. Mr. Olivier Matthey lit un memoire sur la telegra- phic electrique et sur un de ces appareils de son inven- tion, qu'il fait fonctionner pendant la seance. M. G. Du-Bois, Dr., trace I'histoire d'un etranglement du rectum, causee par une bride qui naissant de I'epi- ploon, beaucoup plus etendu en longueur que dans I'etat normal descendait dans le petit bassin , ou elle avait conlracte de tres fortes adherences avec le bord supe- rieur du corps de la matrice; cette bride par son bord lateral gauche comprimait tellement le rectum sur le detroit superieur que toute defecation etait impossible. Vu le siege de la lesion les accidens d 'etranglement ont suivi une marche tres lente. Seance du 27. Janvier 1848. Mr. Pury Dr., lit un memoire sur la maladie causee par les emanations du phosphore en vapeur. 181 Mr. Irlet, Dr., entretient la section d'un cas d'her- maphrodtsme feminin chez un enfant age de sept semaines. Le meme annonce avoir employe avec succes Je chloroforme pour deux operations. Mr. Nicolet presenle differentes pieces de montre en cuivre pur ou allie aux-quelles il a donne une brillante couleur pourpre par le moyen de I'oxydalion enchauffanl ; il fait observer cependant que par le precede de Mr. Becquerel qui consisle a deposer des couches tres minces de peroxide de plomb sur certains metaux par le moyen de la pile, on obtient des couches colorees plus solides. Seance du 10. Fevrier 1848. Mr. Nicolet presente plusieurs jaseurs de Boheme (Bombicilla garrula Temmink) tues la semaine derniere dans les environs de la Chaux-de-Fonds. Mr. Pury, Dr., termine la lecture de son memoire sur les fabricans d'allumettes phosphoriques. Mr. Favre presente les figures d'un grand nombre de champignons peints par lui-meme et determines par Mr. Trog, pere de Thun. II lit ensuite la premiere par- tie d'un memoire sur ces cryptogames contenant des don- nees curieuses sur I'accroissement de ces vegetaux, leur intermittence et le role que joue sous ce rapport le mycelium. Seance du 24. Fevrier 1848. Mr. Favre continue la lecture de son travail sur les champignons de notre pays. II etablit une difference entre la flore des montagnes et celle du bord du lac; il indique les caracteres propres a distinguer les veneneux de ceux qui ne le sont pas, et termine par la nomencla- ture et le diagnostic de 20 especes comestibles. 182 Mr. 0. Matthey presente pi usieurs aiguilles demon tre en or, colorees par I'oxide de plomb, precipite de sa so- lution alcaline au moyen d'un courant electrique. Ces aiguilles d'un travail admirable, sont I'ouvrage de Mr. H. L. Jacot du Locle. Mr. Favre annonce que de grands vols de Sizerins ou Linottes boreales (Fringilla borealis Temm) ont ete ap- percus dans les environs de la Chaux-de-Fonds. Leur apparition a coincide avec celle des Jaseurs de Boheme. Les evenemens politiques dont le Canton de INeu- <".hatcl a ete le theatre, ont empeche la Section de se reunir posterieurement au 24. Fevrier. Les Secretaires Or. IPury. liOiii§i ff''avre. IV. RESUME des travaux de la Society cantonale de Physique et d'histoire naturelle de Geneve. Les principaiix travaux donl s'est occupee la societe dans les 20. seances qu'elle a eu depuis le lb. Juillet 1847 au 15. Juin 1848 sont les suivants: 1. Astronomie, Geographie. Mr. le prof. Plantamour a comnuinique les elemens de I'orbite de la comete decouverte a Paris \ek. Juillet 1847 calcules sur les observations de Geneve du 9,, du 10. et du 11. Juillet. Mr. Chaix a lu un memoire sur un nivellement ba- rometrique qu'il a effectue dans la Vallee du Nil au moyen du Barometre de Bunlen Nr. 548. Les observations conco- milantes ont ele faites a I'observatoire de Boulak d'lieure en heure; le barometre de cet observatoire est le JNo. 77 de Neumann. Les observations sur le niveau du Nil sont au nombre de 20. depuis Gizeh a 9,™2 au-dessus de la merjusqu'a Philae a 123,3. L'auteur a indique aussi les 184 cotes de quelques [localites environnantes. La pente qui ressort de ces observations varie de 1,"'46 par Kilometre entre Philae et Syenne jusqu'a O^'^OSS entre Gizeh et Damiette 2. Physique, MeUorologie. Mr. le Prof. Warlmann a presente un appareil des- tine a rechercher si I'electricite rayonne en suivant la meme loi que la luuiiere et la chaleur a I'egard de I'inclinaison des rayons emergens' sur la surface, qui emet. Les experi- ences de I'auteur qu'il a repetees en presence de la so- ciete lui ont prouve que sous une obliquite quelconque la quantite d'electricite emise etait toujours la meme. Mr. le Prof. Plantamour a lu nn memoire qui resume les observations meteorologiques faites a I'observatoire sous sa direction en 18^7 La temperature a ele observee deux fois par jour de plus-que precedemment, savoir a 6 heures du matin et du soir. La temperature moyenne en 1847 a ete d'une fraction de degre au-dessous de la moyenne anterieure; la quantite de pluie a ete de 693™™, inferieure de 151™™ a la moyenne. On a observe 8 fois par jour de Juillet a Novembre la temperature de I'air a 50 pieds au-dessus du sol. Mr. le Prof. \\ artmann a lu par extraits une note sur des experiences destinees a rechercher si I'induction electrique affecte les proprietes intestines des corps sonores; I'auteur a ele conduit a cet egard a des resultats negatifs. Le meme membre a lu un memoire sur les modifi- cations (pie I'electricite imprime au\ corps a I'etat spheroidal. 3. Zooloyie, Physiolugie animale. Mr. le Dr. Mayor a comnumique une serie d'observa- tions qu'il a faites dans le but de parvenir a une classi- 185 ficatioii plus in^thodique des eponges. II a reconnii Irois ^speces d'organisalions dans les cannaux des Sponges: i. Une anastomose de tous les cannaux qui en constilue un labyrinthe 2. une disposition telle que tous les petits cannaux se reunissent et aboutissent a un trou comniun. 3. Un systeme dans le quel les cannaux sont ranges sur les deux cotes de I'eponge. Mr. le Dr. Prevost a rendu conipte d'experiences qu'il a faites sur les globules du sang des grenouilles qu'il a fait jeuner depuis le 1. Janvier 1847. Dans I'ete de la meme annee la coloration qui avait ete belle en Mai et Juin s'est fanee et en novembre elle etait Ires faible; le nombre des globules du sang avait diminue ; les glo- bules eux memes s'etaient applatis 'et avaient pris une apparence chiffonnee. Mr. le Prof. Wartmann a reconnu par I'experience que les courans electriques ont la propriete de reveiller la sensibilite que I'inhalation de I'Ether a fait disparaitre. Mr. le Dr. Despine a lu un memoire intitule : Notice eliologique sur I'affection typhoide. 4. Botaniqiie. Mr. le Prof. Choisy a lu une notice sur la revision de la famine des Selaginees qu'il vient de preparer pour le Prodromus de Mr. de Candolle. Cette famille qui ne comptait que 32 especes en 1820 lorsque Mr. Choisy I'etudia pour la premiere fois en renferme maintenanl plus de iOO; il n'en est resulte cependant aucun change- ment dans les divisions generiques; un seul genre nou- veau (Walafrida) a ete introduit ; un autre genre (Gym- nandra) indique avec doute comme apparlenant a cette famille a etc place a la suite sous la meme reserve de 186 doute. Mr. Choisy ajoute dans son m^moire quelque§ observations de detail sur les genres Polycenia et Selago. Mr. le Prof, de Candolle a presente a la societe un ^chantillon du Licken esculentus qui se recolte en Algerie 6ur le revers meridionnal de I'Atlas et qui contieiit de la fecule qui le rend propre a la nourriture. Le meme membre a presente un memoire sur la famille des Globulariacees . II atrouve dansplusieursespeces un disque ou glande hypogine qui n'avait pas ete men- tionne par les auteurs. II considere le Globularia inca- nescens comme le type d'un ^enrenouveau, fonde sur ce que les deux lobes superieurs de la coroUe sont completement unis en un seul , et il propose pour ce genre le nom de Carradoria en I'honneur d'un ancien botaniste italien. Mr. de Candolle ne regarde pas le caractere de la longueur relative des deux levres dans les Globularia, comme suf- fisant pour etablir des sections. 11 attache plus d'impor- tance au mode d'inflorescence des especes. Enfin il appuie I'opinion deDeCandolle pere sur I'affinite desGlobulariacees pour les Verbenacees, Myoporacees, Selaginees etc. plutot que pour les Dipsacees. 11 combat cependant I'opinion de Mr. Lindley qui les reunit aux Selaginees. 5. Mineralogies Geologie, Paleontologie. Mr. Ant. Morin a lu une note sur le lignite d'Armoy pres de Thonon. La valeur calorifique de cette substance s'eleve a '1 800 calories perKil. en moyenne; les morceaux qui ont conserve I'apparence du bois ont une valeur double ou de 5600 calories. Les cendres sont tres abondantes et contiennent des silicates et du gypse. Mr. le Prof. Marignac a communique sommairement les resultats de ses analyses de quelques mineraux; en par- i 187 ticulier de celle dii Diaspore qui est un hydrate d'alumine qui se trouve dans les Dolomies du St. Gotthard avec le Corindon. Mons. le prof. Favre a lu un memoire qui a pour titre: Recherches geologiques faites dans les environs de Chamounix en Savoie. Ce memoire a ete imprime dans les Archives des sc. naturelles (4. d'Avril 1848.) Mr. le prof. J.J. Piclet a presente la seconde partie de son travail sur les mollusques des gres verts des en- virons de Geneve. Cette partie comprend les Gasteropodes. Mr. Pictet s'esladjointcomme collaboraleur Mr. leDr. Roux. Le nombre des especes nouvelles est considerable (pres de 50) et depasse beaucoup la proportion qu'en avaient fourni les cephalopodes, circonstance qui se lie avec les differens genres de vie de ces deux classes. Les Cepha- lopodes essentiellement navigateurs ont du avoir une patrie plus etendue, et dans un bassin special on observe en consequence moins d'especes qui n'aient pas ete etudiees ailleurs. Les Gasteropodes qui sont cotiers et stationnaires doivent varier d'avantage suivant leur position geogra- phique. — Toutes les especes sont figurees dans les planches du memoire a I'exeption de celles qui etaient suffisamment coniiues. Mr. le Prof. Favre a lu une notice sur la presence du terrain aptien en S uisse. 11 la trouve dans le Mormont pres de Lassaraz caracterise par sa position au-dessus de la 2°*^ zone de Rudistes et par le Nautilus requienanus, Cette espece suivant d'Orbigny caracterise le terrain neo- comien superieur ou terrain aptien. Le secretaire de la societe cantonale de Physique en d'histoire naturelle C:iie Hitter. V. RESUME des travaux de la Soci^t^ Vaudoise des Sciences Naturelles Pendant I'annee 4847—1848. Du 23. Juin 1847 au 21. Juin 1848, la societe s'est reunie 12 fois. Les diverses communications qu'elle a entendues, se trouvent reproduites dans les bulletins qu'elle public; le resume suivant est extrait des bulletins de I'annee, deja publies et de materiaux que doit contenir le bulletin Nro. 18 qui n'a pas encore paru. Mathemattque. 4. Aout 1847. Memoire de Mr. Frederic Chavannes renfermant la demonstration d'un lemme frequemment em- ploye, et pouvant etre utile dans I'enseignement des mathe- matiques elementaires. *) *) Bulletin torn. 11 pag. 28f). 189 Physique et MeUorologie. S. Avril i8A8. Mr. De Laharpe donne lecture d'un m^moire de Mr. Wartmann sur la non propagation par rayonnement de I'electricile dynamigue. Les experiences de I'auteur prouvent que la propagation rectiligne ne se verifie pas pour relectricite dynamique, qui par consequent ne possede point la faculte de se reflechir, de se refracter et de se polariser. *) 24. May. Mr. Wartmann communique ses experiences sur les relations de I'electricite avec les proprietes acoustiques de quelques corps elastiques. II en resulte que I'induction electrique ou magnelique n'a pas d'influence appreciable sur I'elasticite de divers corps sonores tels que le verre, le cuivre, le laiton, le fer doux et I'acier trempe ou re- cuit. Toutefoi I'emploi d'une induction plus energique et plus prolongee conduiroit peut-etre a d'autres resultats.") Mr. Wartmann litun memoire sur les relations de I'elec- tricite avec les corps a Vetat spheroidal et sur quelques proprietes de ces corps ; il rapelle les experiences qui ont ^te faites dans divers pays, puis il decrit celles aux- quelles il s'est livre et dont il resulte que lelectricite de tension projetle mecaniquement la goutte spheroidalisee si la temperature est tres elevee, et detruit cet etat spe- cial si elle est tres basse. Cette electricite ne traverse pas une goutte d'eau pure mais bien de I'eau acidulee. L'electricite dynamique en courants continus oudiscontinus n'apasd'action sur divers liquidesspheroi'dalises. Lacouche tres chaude et tres mince qui existe entre la capsule el *) Bulletin torn. IJ pag. 325. '*) Bullelin Nro. 18. 190 la goulelette qu'elle coniient n'est point conductrice, en- sorte que relectricile ne passe point de la goutelette a la capsule, meme lorsqu'on agit sur du mercure spheroi- dalise, qui ne passe a cet etat que lorsqu'il est en tres- petite quantite. Passant a quelques proprietes des corps liquides a I'etat spheroidal, Mr. Wartmann a trouve que les goutelettes agissent quant au colorique comme des toans, celui-ci ne-les traverse point en rayonnant puisque ces sorles de lentilles ne sont point le siege d'une re- fraction. L'auteur s'est assure que les vibrations sonores n'exercent aucune influence sur I'elat spheroidal; enfin il a reconnu que differens corps, par exemple le charbon, le deutoxide de cuivre, I'oxide de zinc disposes en une couche sur la surface de la capsule empecheraient I'etat spheroidal de se produire, cette observation pourrait con- duire a une application pratique imporlante si comme on le croit les accidents de chaudieres a vapeur sont quel- quefois produits par la gazeification subite de I'eau sphe- roidalisee a leur interieur.') Mr. Wartmann rend compte des recherches de Mr. de Senarmont sur la conduclibilite calorique des corps mineraux. L'auteur employe des disques des matieres a examiner, reconverts d'une couche de cire et perces dans leur centre, la fusion de la cire autour de ce centre , ou se trouve le calorique, indique par une courbe son action. Dans les corps a crystallisation cubique la courbe de cire fondue est un cercle, dans les autres formes de crystallisation la courbe est differente. La compression, le battage, la trempe determinent des modifications dans la maniere dont se propage le colorique **) *) Bulletin Nro. 18. *) Bulletin Nro. 18. 191 Chimie et Technologic. 7. Juillet 1847. Note de Mr. Clemens sur deux appa- reils nouveaux, I'lm destine a simplifier et rendre plus sure la preparation du potassium, I'autre est un siphon de son invention. *) 9. Fevrier 1848. On lit une note de Mr. Clemens sur un precede nouveau pour la preparation du phosphure de calcium.*') Mr. Bischoff presente un tableau comparatifdu resultat de ses recherches sur le taux et la valeur intrinseque de quelques monnaies Suisses. ***) Le meme chimiste presente a la societe le resultat de I'analyse de I'eau d'un puits creuse, pres de Lausanne, dans une coUine isolee et sablonneuse ; elle renfernie beaucoup de bicarbonates. \) 8. Mars 1848. Mr. Bischoff lit une note sur le soufre renferme dans le lignite dont fait usage I'usine a gaz de Lausanne; il trouve que ce lignite renferme du soufre pour % 7,15b dont un peu moins de moitie passe avec le gaz lors de la distillation. \Y) 5, Avril 1848, Mr. Bischoff lit une note sur ['ana- lyse de quelques mineral de fer des mines d'Ardon en Valais. La mine de Chamoson donne un mineral different de celul qu'on en retiroit en 1820 (Chamolsite de Berthler) 11 n'est plus magnelique etne contient plus que 21,5 y© de fer, au lieu de 40 7o qu'il renfermalt en 1820. Le •) Bulletin tome 11 pag. 282. **) Bulletin tome 11 pag. 293. "*) Bulletin tome 11 pag. 295. t) Bulletin tome 11 pag. 297. ft) Bulletin tome il pag 297. 192 reincrai de Chemin est magn^tique et-fournil 53,6 % de fer de bonne qualile. Enfin le mineral de la mine de Vence dixain deMariigny, recemment decouverte, est mag- netique et renferme 63 7o de fer metallique. ') Mr. Blschoff presente ensuite quelques observations sur la methode de Marguerite pour la determination du fer, methode qui consiste a transformer les oxydules de fer en peroxydes, au moyen de I'oxymanganate de potasse. II reconnait que cette methode suffit pour la determina- lion de la quantite de fer contenue dans le mineral, mais elle n'est pas d'une exactitude parfaite lorsqu'il s'agit de rechercher la composition de ce meme mineral, **) 24. May. Mr. de Fellenberg annonce qu'il a obtenu des feuilles du pechier une eau contenant une quantite assez grande d'acide prussique pour donner lieu a des empoisonnements; cette eau se conserve beaucoup mieux que celle du laurier-cerise. *'*) Mineralogie, Geologie, Paleontologie. b. Avril iShS. Le secretaire presente de la part de Mr. Lardy un exemplaire du Pecten Giganteum Swb., trouve dans le Lias de Bex, pecten qui caracterise le lias inferieur. -]-) 24. May iShS. Mr. E. Chavannes place sous les yeux de la societe une empreinte de palmacites Lamanonis dans la molasse du Jorat. -J-^) *) Bulltin tome 11 pag. 333. **) Bulletin Nr. 18. ***) Bulletin Nr. 18. t) Bulletin tome 11 pag. S35. It) Bulletin rsr. 18. 193 Zoologie, Physiologie et Teratotogie. 7. Juillet i847. 1) est fait lecture d'une note de Mr. Wartmann sur I'emploi des courants electriques in- duits pour retablir la sensibilite detruite par I'Etherisa- tion, et sur Taction des courants induits tres intenses, de sens alternatifs sur la coagulation de I'albumine, qui est alors acconipagnee de phenomenes lumineuxparticuliers. *) Mr. le Dr. A. Chavannes presente quelques cocons peu connus de Saturnies serigenes (Sat Bauhinia, Per- rotetii, ^ilene) ainsi que des echantillons de bourre de soie provenant de ce genre d'insectes. '*) 22. Mars 4848. Mr. le Ur. A. Chavannes met sous les yeux de I'assemblee des oeufs de requins, dont Tun ren- ferme I'embryon entierement developpe.***) 24. Mai 1848. Mr. Blanchet annonce a la societe qu'il existe cinq albinos appartenants a deux families dans le village d'Oppens, Canton de Vaud. -}*) 7. Juin 1848. Mr. le Dr. A. Chavannes lit une note sur les ravages, causes dans une foret du Pinus picea au Jorat I'Eveque par le Pissodes picese. II a fallu abattre 130 pieds plus ou moins attaques par ce Curculionile. -yj;) Botanigue^ Physiologie vegelale, art agricole. 23. Juin 1847. Mr. le Dr. Verdeil Ht au nom de son fils Frangois une memoire stir les engrais renjermants dei phosphates, consideres par rapport a la culture de la vigne; *) Bulletin loiue 11 pag. 276. ^*) Bulletin tome 11 pag. 297. •**; Bulletin tome 11 pag. 323. t) Bulletin Nro. 18. tt) Bulletin Nro. 18. 13 194 I'nuleiir demonlre que la vigne contenant peu ou point de phosphates les engrais aninianx, qui renferment une grande quaniile de ces sels; lui sont appliques mal a propos, il conviendrait de les reserver pour les plantes alimentaires et de les remplacer pour la vigne par des engrais con- tenant, beaucoup de potasses puisque ceile-ci est le prin- cipal element de la vigne. Mr. De Laharpe ajoute d'importantes observations sur les avantages qui resulteraient de ce nouveau mode d'engrais, et sur les precautions a observer pour etablir des essais comparatifs. *) 9. Fevrier 1848. On lit un memoire de Mr. Cle- mens sur I'etherisation des plantes ; plusieurs fragments en sont extraits pour le Bulletin. **) 24. Mai 4'848. Mr. Blanchet remet a la Societe le catalogue manuscrit redige par lui des cryptogames du Canton de Vaud. ***) Medecine et Chirurgie. 8. Mars 1848. Mr. le Dr. De Laharpe lit un memoire sur I'analyse organiquc du sang dans un but clinique ; il etablit que le procede analytique du Dr. PoUi, au moyen de I'areometre ne conduit point a des resultats exacts. Recherchant ensuite la proportion de I'albumine du serum, proportion tres variable suivant I'etat mala- dif contrairement a I'opinion de Wilbaux, il la determine au moyen de la precipitation par I'acide nitrique. Le serum doit d'etre dilue prealablement avec 49 fois son *) Bullciin tome H pag. 260. *♦) Rullelin tome H pa^r. 289. *•) Rnllelin Nro. 18. J 195 volume d'eau. L'albumine precipitee est ^valu^e d'apres son volume dans une eprouvette graduee, plusieurs heures seulement apres I'operalion, afin de laisser au precipit^ le temps le se tasser. Une partie d'aeide concentre sur dix de serum dilue est suffisante. Les resultats obtenus par cette methode monlrent quil n'existe point de con- cordance enlre la pesanteur specifique du serum et la quantite d'albumine qu'il contient; cette pesanteur est de- pendante essentiellement dessels contenus dans le serum.*) 22. Mars 1848. Mr. le Dr. Joel communique un fait de Daltonisme survenu chez un amaurotique par suite de la section du muscle petit oblique. **) 24. Mai 1848. Mr. le Dr. Joel lit une observation de seconde vaccine reguliere, obtenue sur le meme membre au moyen du virus des pustules regulieres de la premiere vaccine qui avait ete presque toute irreguliere. ***) 7. Juin 1848. Mr. Wartmann rapelle que lors de I'ap- plication de I'electricite a certains malades, ceux-ci ne sentent quelquefois pas les secousses, on pourrait etre tente d'aug- menter Taction electrique d'une maniere dangereuse. On s'assure que le courant passe bien a travers le malade, lors meme qu'il n'en a pas conscience, par la diminution d'intensite de I'etincelle dans une machine a commutateur a mercure, des que le malade ferme le circuit ; avec le commutateur a ressort le leger son rendu par c«lui-ci baisse de ton dans le meme cas. *"*) *) Bulletin tome 11 pag. 300. **) BuUetir tome 11 pag. 321. ■***) Piilletin Nro. 18. '**=') Bulletin Nro. 18. Etat actuel de la societe du Canton de Vaud, INous avons perdu pendant I'annee 1847 a 1848 qualre membres de la societe, ce sont : Mr. Delessert , Jules, Paul, Benjamin, Banquier a Paris, Botanique, ne en 1773, recu 1825, mort en 1847. Mr. Grand-d'Hauteville, Eric, Agriculture, neen 1786, re^u 1822, mort 1848. Eynard, Jaques, Astronomies ne en 1772, recu 1817, mort 1847. Six nouveaux membres ont ete recus ce sont : Mr. Audemars, Georges, Scien. nat. gen. en 1848. ^fe^ '^a; I .jcC ^: Verhandlungen 4« schweizerischen uaturforschenden Geisellschaft bei ihrer 34. Versammlung frauenfeld. 1§49. ^./Ii?/.A. ACTES de la iioeiete HelTCtlque des SCIENCES NATIRELLES reunie a Vrauenfelil les 2 3. et 4. aoiit 1849. Trente - quatrieme Session. FRAllEiXFELD. Imprimerie de Ch. Beyel. Verhaiidluii^eii der schweizerischen MTIIRFORSCHEPEN GESELLSCHAFT bei ihrer Versaniiiiltiiis in Fraiieiifeld den 2. 3, und 4. August 1849. 34. Versammlimg. FRAUENFELD. Buchdruckerei von Ch. Beyel. I II It a 1 t. Pag. Eroffnungsrede des Herrn Prasidenten t Vorberathendes Comite 21 ProtokoUe der allgemeinen Sitzungen • • • • . 22 Beilagen : 1. Verzeichniss der anwesenden Mitglieder ... 27 2. „ » neu aufgenommenen Mitglieder . . 30 3. ), n seit der Versammlung in Schaffliausen gestorbeneii Mitglieder ... 32 4. Uebersicht des Bestandes der Gesellschaft im Sept. 1849 33 5. Verzeichniss der Correspondenten , der Centralcomite's und Commissionen ........ 34 G. Verzeichniss der in Frauenfeld fiir die Gesellschaft ein- gogangenen Geschenke 3$ 7. Bericht iiber die Bibliothek 1848 36 8. » « ,, „ 1849 ..... 38 9. » der Denkschriftencommission .... 41 10. « iiber Cretinismus . . .... 46 11. Vortrag des Herrn Prof. Schinz iiber den naturwisseu- schaftlichen Unterricbt in Volksschulen .... 50 12. Vortrag des Herrn Kummer iiber den Vogelflug . . 59 13. Herr Blanchet: Essai sur la combustion dans les etres organise's eti norganise's ..... 68 14. 5, Prof. Heer: zur Geschichte der Insekten . . 78 15. „ „ Schonbein: iiber die chemische Theorie der Volta'schen Saule 98 I 16. Derselbe: das Bleisuperoxyd mit dem Ozon verglichen 116 17. « iiber einige'Oxydafionswirkiingen des Ozons 127 18. » Chemische 3Iittheiliingen ... * 136 19. Nekrolog des Herrn Med. Dr. Kochlin .... 171 VI «^*t.,..ic uuci uio veniaimiungen aer nantonaigesellscliaften : a) Basel b) Bern Pag 176 179 c) Genf d) Solothurn . 183 188 e) Waadt ! . . . 191 f) Zurich . . 196 Nachtrage zu der Schrift: die wichfigsten Momente etc. . Nachtrag: Correspondenzubernahme des Harm Curti 199 200 EROFFIHUNGSREDE bei der 34. Jahresversammlung der Scliwelzerlsclieii Geisellseliaft fiir die gesammten Naturwissenschaften •f. !$• liappeler Med. Dr. Prasidenten der Gesellschaft. Verehrteste Herren Naturforscher ! /urn ersten Mai seit der Griindung unserer Gesellschaft wird heule dem Thurgaa die Ehre , Sie in seiner MiUe zii empfangen und all des reichen Gewinns theilliaflig zu werden, welchen ein Verein von M'annern bietet, dem in alien Fachern hervorragende Krafte zu Gebote slehen. Mit welchen Erwartungen Sie sich hieher bemiiht haben — wir diirfen es vermuthen. Der Anblick des Versammlungsorles, den Sie so eben belreten , Ihre Kenntniss desselben , sowie des ganzen Landes, die Erfahrungen , die Sie von der Theilnahme der Mitglieder unsers Kantons gemacht haben — sie sagen es uns deutlich genug. Aber — ■ so haben wir uns billig selbst gefragt — wie durften wir es wagen Sie dennoch in unsere Milte zu rufeu? Ihr diesjahriger Vorsteher der Gesellschaft halt es fur Ptlicht , die Ansichten der Majorifat sowie der Minoritat der thurgauischen Mitglieder beziiglich dieser Angelegenheit Ihnen, wertheste Freunde , vorzutragen. Wenn wir nicht irren, so war schon mehrere Male die Rede davon , dem Grundsatze der Abwechslung gemass die Gesellschaft in Frauenfeld zu ver- sammeln. Gewichlige Gegenvorstellungen wurden gemacht — andere Schweizerstadte , so vor zwei Jahren Schaffhauseu , tralen fUr uns ein. Nach der 33. Sitzung in Solothurm hatte die Runde mit wenigen Ausnahmen alle Kantone passirt und zwar die 1* — 4 — bcdeu(endern , wie Zlirich , Genf, Basel, Bern etc., zu wieder lioHen Maleii. Das Direclions - Comile in Solotliurn wahlto Frauenfeld zum Versammlungsorl pro 1849 mil dem bcsonders beigefijgtcn Wunsche, einen landwirlhscliafnichen Kanlon zu besuchen. Die hiesigcn Milglieder, die sicb nun cndlich zu einem stehenden Kanlonalcomile constituirl baben , enlscblossen 8icb nacb mehrfach begriindeten Bedeukcn in ilirer Mebrbeil, rait Frcuden der Einladung Folge zu leislcn und zwar einmal, weil sie sich flir verpflicbtet bielten , schon oflers genossono Gastfreundscbafl, wenn sie nicbt abgelebnt wiirde, zu erwiedern ; dann aus dem erlaublea egoistischen Grundc , sich in den Gc- nuss dessen zu setzen , was sie sicb bis zur Stunde nicbl selber zu geben vermocblen , in den Gcnuss , an der Hand vielseiliger Bilduug und Anregung vom monolouen Tageslebeu weg wieder eine Weile ausscbb'esslich in den bebren Hallen der Wissen- scbaft zu wandelu , Friicble zu kosten, die, wenn aucb in slerilen Boden gelegt , dennocli einige Keime treiben werden. Die enlgegengesetzle Ansicbl, die audi wir , abgcseben von den Beziebuugen zur scbweizeriscben Gesellscbaft in alien Tbeilen unterscbrieben baben, ist mebr negaliver Nalur. Der Kanlon Tburgau isl nacb derselben mil Ausnabme der Landwirlbscbaft, der Industrie Ibeilweise, und der praktiscben angewandten Facher wenig geeignet Nalurforscber anzuzieben oder nacb der gegen- warlig berrscbenden Ricblung zu bescbafligen. In dieser Be- ziebung stellt er sicb wobl am ungiinsligslen Ton alien seinen scbweizeriscben Brudern , und eine Ebenbijriigkeit bierin , soweil sie moglicb isl , lassl sich fijr denselben ersl in spaler Zukunfl hoffen. Erlauben Sie , meiiie Herren , Ibnen einige bierauf beziigliche Nolizeu iiber unsere VerbiUlnisse zu geben, die dazu dienen mogen , unsere bisberigen sebr untergeordnclen Lei- stungen im Gebiele der Gesellscbaft zu enlscbuldigen. Die Formation des Landchens bietel weder einen auszeichnenden Charakter noch besondercs geognosliscbes Inleresse ; es wird zwar die -Zeit kommen , wo nacb Beseitignng noch schwebender Fragen von ungleich grosserer Bedeulung dem Forscbungsgeisle i — S — und dein Scharfsiun der Nalurforscher Limderparcellea wie die uusrige ein ebenfalls reichhaltiges Feld der Bescliafligung offiieu werdeu ; fur uns kann sie uocli nicht da seiu , weil wir jene Fuodamentalstufen hochstens durch Millheilung, nicht durch eigenes Studium kennen. Der Tliurgau besitzt zur Zeit weder naturhistorischc Cabinette , weder pbysikalische noch cheraische, er besilzt keiae AnsJaltea fiir diese Wissenschaften , und keinen eiozigen Nalurforscher sca-r' £^o;^»)y. Wohl finden sich fast uberali die gewohnlichen physikalischen und chemischen Apparate , kleinere mineralogische , botanische , enlomologische, oruithologische u. dgl. Sammlungen — erstere fast ausschliess- lich fiir das gewohuliche praklische Bedurfuiss , letzlere mehr das Ergebniss sog. Liebhabereien oder iislhelischen Siunes, als specieli wissenschafllicheu Slrebeus. Es fehlen dem Kanton auch die historischen Ueberlieferungen. Wenn man die Ge- schichte uusers Kantons durchliesl , so wird man unwillkurlich die Schwierigkeil gewahr, mil welcher der Verfasser zu k'am- pfen hatte , den Rahmen eines auch nur eiuigermassen in sicli abgerundelen Gemaldes zu fmden. Wenn sich ein solcher Uebelstand in einer Darslelluug polilischer Zustiinde herausstcUt, wie viel mehr muss das der Fall sein im Gebiele der Wissen- schaften ! Nicht dass damit dem einzelnen Geiste benommen geweseu ware , sich in die Tiefen derselben zu seuken, sich Gel- lung zu verschaffen in der grossern Republik der Gelehrlen und ihrer Freunde , welche die Arbeit der Eiuzelnen als Gemeingut aufzunehmen pflegl ; aber die Bedeuluug solcher Manner fiir das engere Vaterland ist nicht dieselbe, wenn dieses eiue eigeue Geschichle fiir die Schule und deren Orgaue — nicht besilzt. So bei zweien unserer JVlitbiirger , den beiden beriiiimlen Aerzlen des 17. Jahrhunderts , Conr. Brunner und J.J. Wcpfer , welche auf das Ausland verwiesen waren , da ihnen die Heimat keinen enlsprechenden Wirkungskreis bielen konnle. Nur Eiuem ihrer Nachfolger , dem ebenfalls hochverdienlen Melch. Aepli , war es unmiltelbat uach der Selbstslaudigkeit des Kanlons zuerst ver- giiunl, aus eigeuer Kraft sich im Laude selber Bahu zu brecheu imd den spatern Aerzlen weuigstens eioen Aohallspunkt fiir weilere Leistungen zu verscliaflen. Bis zu dieser Zeit war nichts zu erwarlen , von dem man h'alte sagen konnen , es gehore dem Lande eigenlliumlich ; und zwar wegen der provinziellen Verhaltnissc, die auf deraselben lasteten. Friiher unter ro- mischer, dann unter allemannisclier, spater fr'ankischer und zulelzl eidgenossisclier Herrschaft , stets dienstbar, nichl sich selbst, sondern Andern — es war kaum denkbar, dass sich uur die Elemeu(e einer selbststandigen Entwicklung bildeteo. Die herrscbenden Geschlecbler des MiUelallers, zum grossleu Theil nicht dem Lande selber ens prossen , verfolgten nur dy- iiastiscbe Inleressen ; ihre Geschicble wurzelt nicht im Lande des Ihurgauiscben Volkes. Die eidgenossische Herrschaft liess auch wenig Selbstslandigkeit aufkommen , bis sie selber im Slurme der Zeit gefalien. Ein periodischer Wechsel von sieben Herren , von denen jeder sich als solcher raehr oder weniger fiihlte, und die selbst oft unter einander liaderten, konnte einem ohnehin geriug geschatzfen Liindchen keine giinstige Perspective erofTuen. Die Geschichte bildete einen Anhangsel der Vormundschaftsstaateu , oder war hochstens eine solche der Gemeinde oder Familie. Das Wenige , was im Erziehungs- wesen gethan oder geduldet wurde , hatte man grosstentheils dem Ansehen und dem Wohlwollen Ziirichs zu verdanken ; wer sich aber im Gebiete der Wissenschaft oder der Kunst oder in irgend einem andern geltend machen wollte und konnte, der that am besten , wenn er in das Land seiner Gebieter oder in's Ausland zog und nach Ueberwindung oft unglaublicher Schwierigkeiten sich eine Carriere schatTte. Seit den letzten 50 Jahren der Selbstverwaltung. ist im Verhaltniss zu den uns an die Hand gegebenen hochst unbedeutenden Milteln sehr viel gethan worden ; aber noch mehr bleibt zu thun iibrig. In der Politik, ich weiss nicht, ob es leichter geht oder oh man es leichter nimmt , haben wir bei unsern Miteidgenossen die vollste Anerkennung gefunden. In den wissenschaftlichen Instituten sind wir aber noch weit zuriick und raiissen es auch sein (rolz — 7 — aller Bemuhungen strebender und einsichtsvoller Manner , die dieselben leiten. Es fehlt uns zur Zeit noch eine allgemein verbreitele klassische Bildung, die nach dem Zeugniss der auf hochster KuUur sleheuden Lander vorzugsweise und alier Ein- wenduugen ungeachlet zum Gelingen jedweden wissenschafllichen Slrebens befahigt. Das niedere Schulweseu ist zwar geordnet und so befriedigend , als in den raeisten andern Kantoneu, iibertrifft das mancher alfern noch ; aber es fehlt an alien hohern Anstalten, so dass wir im Durchschnitt unsere 12 — ISjahrigen Kinder schon in Privatunterricht nehmen oder aus- warls scliicken miissen. Nach grosser Anstrengung , nach hartem Kampfe ist es endlich in neuester Zeit , Dank den Manen hell- sehender Slaalsmanner, Dank den jetzt Wirkenden , vor Allen dem Chef des Erziehungswesens — Dank auch dem opfernden Sinne unserer Burgerschaft — es ist endlich gelungen , eine sog. Kantonsschule oder unteres Gymnasium der oberslen Landes- behorde beliebig zu machen, an das, so hoCfen wir, unsere nachsten Nachkommenden schon ein lioheres anzureihen die Freude haben werden. Von dieser Schule sehen wir heute noch nichls als die nackten Mauern , und schon regl sich dop- pelte Opposition : eine aussere schale , die selbst ein Minimum von Hochschule nicht dulden mag — • und eine innere, die Frucht der Jalousie , noch mehr einer edien Aemulation. Er- stere muss die Schule durch sich selbst beseiligcn — letztere kann nur beiden frommen. Diese Erscheinungen — eine grosse Einsicht und Eifer fiir die Sache — eine schwache Opposition und auch noch eine Indiflferenz lassen sich sehr leicht aus dem Charakler unseres Volkes und unserer kleiuen slaatlichen Ver- hallnisse erklaren. Das thurgauische Volk ist im Allgemeineu nicht unioleliigent , vielraehr aufgeweckt , fasst gut und lerut gerne ; aber es ist durch und dureh praktisch , alien abstracten Wissenschaften abhold; seine Speculallonen betrelTeu dasraoderne ))Soll« und ))Haben.« Zu diesem Nalurell geselleu sich die obwalleuden Verhallnisse. Besitz und holiere Bildung beanspre- chen ein Arat und erhallen es gewohnlich — das ist die Arena — 8 — der Bevorzuglen. lu erster Linie liegl diesem Streben nach luvestiluren aller Art das gewiss uoble Motiv zu Grunde , dass es der fast einzige Weg ist, fiir seiae Mitburger zu wirken ; in zweiter befriedigl es den Trieb nach Auszeichnung und in dritter gew'ahrt es auch malerielle Vortheile. Aber dem wissen- schaftlichen Sinne, derohnehin nichl durch eine inuere Geschichte und Tradition gegeben , sondern nur durch eine gewohnlich nicht lange Reihe von Jahren auf auslandischen Bildungsanstalten geweckt und angeregt worden , halt es eine gefahrliche Klippe enlgegen, und nicht Allen winkl der Leuchtlhurm in den Hafen rein gehaltener Anschauung und Erkenntniss. Wiirde bringtBiirde — ware sie nur stets eine entsprechende 1 Da zeigen sich aber h'aufig die Gebrechen unserer Instilutionen. Die Verhaltnisse sind zu klein, zu beschr'aukt , als dass sich eine konsequente Durchfiihrung rationell-praktischer Principien erzielen Hesse; das Gebiet der Rucksichten wachst in erschreckender Pro- gression , je methodischer verfahren wird ; der leider noch immer ubergrosseFormalismus absorbirt ungebiihrlich viele Kr'afte, fuhrt oft zum leidigen Doppelwesen und lahmt in der fluch- tigen Stickluft der Kanzleien den geisligen Scliwung. Und doch bei air dem ist sich der Staatsdieuer bewusst , zur Seltenheit VorzUgliches , in der Regel viel Gutes geschaffen zu haben. Er idenlifizirt sich allm'alig mil der Slelle, halt aus , die Be- sorgniss eine in der Volksanschauung zur Gewohnheit gewordene Anerkeunung der Auforifat zu verlieren fesselt ihn , so wie auch bisweilen die, einer sogenannten Existenz beraubt zu werden. In solcher Stellung finden ihn neu ankoramende Jiinglinge , ideen- angeregt, die sich auch berufen fuhlen das Wohl der Republik zu aufnen; es fmden ihn altere Manner, die auf einmal den urspriing- lichen Beruf verlassend , dem Slaatswagen sich zuwenden; es finden ihn die Erneuerungswahlen , die Verfassungs-Revisionen und hie und da auch eine Revolution, und nehmen ihm vorweg alle Zeit , die er den Wissenschaften hatte widmen wollen. Im Fall der Abberufung ist es fiir die Meisten zu spat zu den Musen zuruckzukehren , um sich in ihrem Schoosse, rait dem — 9 — alten Haim zu sprechen, in seioem Gott vergniigt eine hohere Welt zu oflfnen. Endlich kommea noch andere unglinstige Verlialtnisse dazu uDsere Wirksamkeit in wissenschafllichen Beschaftigungen zu beschranken. Die geographische Bescliaffenheit des Kantons — ein Laugedurclimesser von 14 Stunden bei einer milUern Breite von 4 — 5 Stunden — erlaabt unsern ohnehin rait Aemlern be- schwerten oder durch Berufsgeschafte in Anspruch genommenen Gelelirten lange nicht haufig genug, sich der Vorllieile einer gemeinschaftlichen Beruhrung und einesgesellschaftlichen Wirkens theilhaflig zu machen. Es fehlt uns vor Allem ein eigenllicher Cenlralpunkt , nicht der geometrische , aber der geistige. Anstalt unsere bescheidenen intellectuelien und materiellen Krafte zu- samraenzuuehmen , haben wir haufig aus iibelverslandener Spar- samkeit dieselben zerstreut und ihre Spannkraft geschwacht. Ohne ein kraftiges Herz kein ordenlliches peripherisches Leben, und wahriich, das unsrige leidel nicht an Ueberfiille, dass wir an Entziehung denken diirften. Bei solcher Sachlage kann die Diirftigkeit unserer wissen- scliaftlichen Institute nicht befremden. Aber dem Kanton steht unverkennbar eine bessere Zukunft bevor. Biirge dessen sind der bisherige, wenn auch etwas schwerfallige Entwicklungsgang, der doch schon die Incunabeln hinter sich hat; vorziiglich auch der Umstand, dass es ihra gelungen ist, zu einer Zeit der Negationen und des krassesten Materialismus und noch obendreia unter dem Gerausche der WatTen Hand zu legen an den Weiterbau seines Erziehungswesens. Noch einige Generationen und er wird sich, man darf es wohl annehmen, den Mittelbegiinstigten seiner eidgenossischen Briider anreihen konnen , und unsere Nachfolger in Stand setzen die Gesellschaft der scliweizerischen Naturforscher wiirdiger zu empfangen. Ausserdera wird im Kanton mit ungleich statigerm Erfolg als Politik, Ackerbau betrieben und Industrie, letztere jedoch nur so viel als gut thut, und nicht ganz ausschliesslich; fast alle Fabrikarbeiter besitzeu gleichzeitig etwas Laud , so dass sie — 10 — je nacli Umstanden in der Beschafligung zu ihrem Wohl alterniren konaen. Ein Proletariat im staatsgefalirlichen Sinne geliort bei UQS noch zu dea Unraoglichkeiten. Herr Ingeoieur Sulzberger kanii als Fachraana iiber die gewerbliclien Verhaltnisse die beste Auskunft geben ; und im Uebrigen sind die bedeutendsten Etablissements iu uuserer uurailtelbarea Nahe und werden Ihoea von deren Besitzern mit grosser Zuvorkommenheit geoffnet. — Die Landwirthschaft ist, so viel rair bekannt, im guten Zustande. Unser Boden hat die Eigenschaft, dass er ohne Arbeit fast nichts giebt ond daher weder Stillstand noch Tragheit duldet; dagegen lobnt er Miihe und Nachdenken reichh'ch. Es ist Veranstallung getroffen , Tit. , dass Ihnen iiber die Verhaltnisse unserer Landwirthschaft von sachkundiger Seite her die gewiinschten Mittheilungen gemacht werden ; mir ware es nichl moglich. Ueber den Weinbau im Specielleu, der in unserm Landchen eine grosse Rolle spielt, existirt aus der Feder eines allern sachverdienteu Staatsraannes, den wir noch in unserer Mitte besitzen, eine umfassende und alles erschopfende Arbeit, die wir zu beliebiger Einsicht in Bereitschaft halten. Am raeislen ist wohl ohne Zweifel fiir das Medicinalvvesen gelhan worden. Es ist dieses die entwickelsfe unserer Institutiouen, der von Anfang her eine besondere Sorgfalt gewidmet worden, und es wird dasselbe ununterbrochen gehandhabt, so gut als die in demokralischeu Sfaaten stets elwas schlafTe Polizei es geslatlet. Man hat vor drei Jahren die Forderungen an die Aerzle durch ein neues Priifungsreglement hoher gesfellt , wodurch es unmoglich geworden, dass Candidalen ohne ernslliche propadeulische und Fachstudien die Licenz zur Auslibung des Berufes erhallen. Dadurch verringerl sich die Zahl der handwerksmassigen Aerzle aus friiherer Zeit von Jahr zu Jahr immer mehr. Fiir die weitere Fortbildung derselben ist durch einen Lesezirkel gesorgt, welcher die meislen der bedeulernden Zeitschriften , sowie einzelne Werke enthalt; dann auch durch mehrere arztliche Gesellschaften, die sich periodisch versammeln , Aufsatze vorlesen , Krauke vorfiihren u. s. f. Das Wissenswerlheste, was auf diesem Gebiete — 11 — im Kanton vorkommt , enthall der durch den Sanilatsrath seit 6 Jaliren zum Druck beforderle Jahresbericht. Es sind audi fiir die diesjahrige Versammlung einige raedicinische Arbeiten in Bereitschaft, die Sie , wenu nicht interessanteres Material die Zeit in Anspruch nimrat, giitigst aufnehmen wolFen ; endlich wird in nicht langer Feme der Verfasser eiuer ausfiihrlichen topographisch-naturhistorischen und medicinischen Stalislik von Fraueofeld und seiner nachslen Umgebung , das Thur- und Murgthal eingeschlossen , wozu er seit 12 Jahren Stoff samraelt, Ihnen zur Erionerung dieselbe zu iibergeben ira Falle sein. Zum Schlusse , aber nur ungerne , erwahne ich noch des vor 9 Jahren errichteten Kantonsspilals. Durch einen offenbaren Fehlgriff, wobei iibelverstandene Oeconomie, kleinliche Rivalitat und audere Factoren das Ihrige thaten, wurde dasselbe, nachdem von der begutachtenden Behorde Umgang genommen ward, in ein einzelnstehendes 6 Stundeu vom Hauptort entfernles Kloster am obern Bodensee verlegt. Durch diese Isolirung des Instituts wie des Arzles, muss auch bei der sonsl gulen Einrichtung des erstern uud dera Eifer des letzfern der wissenschaflliche Gewinn fiir das Land sehr geschmalert werden. Eine 9jahrige Erfahrung hat es sattsam bewiesen. Nach dieser ist unser KanloDsspital auch heute noch vorzugsweise eine Versorgungsanstalt fiir selten heilbare Kranke, und es ist leider sehr zu bezweifeln, ob bei einer solchen Aussteuer , wie sie ihm zu Theil geworden, dasselbe es je nur annahernd zu solchen Leistungen bringen konne , wie wir sie an den meisten besser basirten Schwester- anstalten wahrzunehraen gewohnt sind. Aber Miinsterlingen, so lautet der gewohnliche Refrain , genijgt den praktischen Bediirfnissen, und es handelt sich gegenwarlig , nachdem durch Aufhebung des Kloslers bedeufende Raumlichkeilen gewonnen, wirklich darum , eine speciell genannte Versorgungsanstalt einzu- richten , wogegen sich gar uichts eiuwenden liesse, wenn wir dafur einen eigenliichen Spital bekamen , wenn auch eineu kleinern und am geeigneten Orte. Die Wissenschaft ist zwar im ueuen Vorschlage auch bedacht , und zwar durch Anstelloug >- 12 — eines zweilen, resp. Irrenarzfes. Aber audi diesmal verinochle die Fachbehorde , die obuebiii zur Zeit ebenso uobegriindeteu als unklugeo Angriflfen ausgesetzt ist, mit ihrera urspriiuglichen, das weitere Wohl des Laades umfassenden Gulachten nicht darchzudringea , und es muss mit einem gewissea Gefiihle der Bangigkeit gewarligt werden, ob das sanctiouirle Decret der Erweiterung der Kantonalanstalt deu gerecblen Forderungeu uq- serer Zeit enlsprechen werde. So viel , verehrteste Herrea und Freunde , iiber unsere Zustande , so weit sie in den Kreis unserer Betrachlungeu fallen. Ich glaube mich so ruhig und objecliv als moglich ge- halten zu baben. Es ist angemessener seine Mangel zu ge- stehen , als sie zu verbeimlichen ; nur der gerade Weg fiihrt zum Bessern. Wenn ich nun die ansebnlicbe Reibe von Prasidialreden durchgehe, so scbildern sie billiger Weise entweder das Erhebende fiir Geist und Gemiilh , wozu das Studium der Nalurforscbung fiihrt, oder sie geben uns eine anscbauliche Uebersicht der Fortschritle , welche die einzelnen Brancben derselben in ver- schiedenen Perioden gemacht , oder sie fiiliren uns in die Gescbicbte der Institute ein, deren sich die betreffenden Ver- sammlungsorte erfreuen. Ich bedaure sebr nicht bei der Kegel bleiben zu konnen. Wie sciion gesagt , unsere Geschichte ist noch neu und arm; die Fortschritte der einzelnen Wissenschaften zu scbildern , von Hrn. Prof. Brunner in Bern als Norm aufgestellt, hat er selber und sachkundige Collegen iibernommen, wovon die inhaltreichen Bande unserer Geselischaft bis zum jelzigen Momente sprechen. Oder wie ware es moglich , dass iiber dieses , sowie iiber die Segnungen der nalurhistorischen Studien iiberhaupt Gediegeneres, Tieferes gesagt werden konnte , als was meine Lehrer unvergesslichen Andenkens : Huber, Jung, die Merian, sowie andere auf der Hohe der Wissenschaft stehende Manner : Usleri , Schinz , Brunner , de la Rive u. a. m. gesagt haben! Diesem Uebelslande ist es auch mchr als den vorgeschobenen Geschafteu , die auch die iibrigen uicht frei lassen , zuzuschreiben, — 13 — dass melirere anserer engcrn Mitbiirger, darnnter anch eine lilerarisclie Autorilat, sich zur Anoatime des Prasidiaras nicht entscliliessen konnten. Nach unsern Statuten sollen die Vorlrage in den General- sitzungen, somit audi die Prasidialrede , die, beinebens gesagf, bei den reiclihalligen Specialarbeiten je langer je mehr eine nnlergeordnele Rolle spielt , nur Gegeuslande des allgemeinen Interesses beschlagen. Dieses allgcmcine Interesse suche ich in der Gesellschafl selbst. Wir sind bier versammelt: Geologeo, Zoologen, Bolaniker, Tecbniker, Landwirihe, Physiker, Cbemiker, Aerzte u. s, w. Seit alten Zciten sind wir gewobnt uns zusamraen- geborig^, in einem gewissen Verb'alhiiss der Waldvcrwandschaft stebcnd, zu betrachlen, selbst wenn wir uns nichl verhehlen konnen, dass je nach der specifischen Nalur der miindlicben Vorfrage Oder der schriftlichen Arbeilen , diese bald nur die einen , bald nur die andern angesprochen oder unbetheiiigl gelassen baben. Iramerbin ist die Korperscbaft durcb ein bald mebr, bald weniger bewusstes Band zusamraengebalten worden , nnd dieser Bund wird durch die Errungenscbaften der letzten Decennien nocb enger gescblossen werden. Als Arzt sei es mir erlaubt, eine kurze Skizze, deren weitere Ausfubrung, um Ihre Geduld nicht zu ermiiden, ich auf eine andere Gelegenheit verspare — zu enlwerfen iiher den S(andpunkt, auf den sich eine weit verbreifele medicinische Scbule — die sog. naturhistorische, gegeniiber den Naturwissenschaften gestelU bat. Bekanntlich sind die Reprasentanten dieser Schule: Autcnrieth, Stark uud Schonlein. Es ist nolbig , dass wir uns deren Ansichten ver- gegenwarligen. Nach denselben ist die Krankheit , wie Hippo- krates schon gelehrt bat, etwas Positives — nicht nur eine blosse Negation der Gesundheit. Eine gesunde Logik fiibrt den Beweis mit Leichtigkcit. Dadurch wird die Moglichkeit gegeben dieses Positive als Object zu betrachten, und ihm Eigen- schaften abzugewinnen wie dem Fossil , der Pflanze oder dem Thier. C. W. Stark geht nocb weiter und schildert die Krankheit geradeza als Parasil, ein abnormer Lebenszustand auf dem normalen — 14 — Organismus, zwar noch den allgemeiaeD Lebensgesetzen unler- worfen , aber seinera individuellen Wesen uach selbslst'aridig auf- Iretend ; sie ware somit auch im engern Sinn ein naturbistorischer Gegensland. Es ist, wie wir spater seben warden , fiir unsern Zweck ganz iiberflussig in eine Erorterung des Parasitismus eiuzutreten ; es genligt die Annahme des positiven Cbaralilers der Krankheit. Wie iiberbaupt bei alien Individaen unsers Planelen, so herrscbt auch unler den patbologiscben eine unendliche Mannigfaltigkeit. Daber das Bediirfniss der Clas- sificirung. Halten wir nur elwas der Gesundbeit Entgegen- gesetztes und fiir diese nur eine allgemeine vage Definition — eine Urascbreibuug des Wortes — wir verfielen wieder in die alien Fehler unserer Vorganger , mil Ausnahme der Heroen derselben , welcbe ein genialer Tact leitete , und wir wUrden je nach unserer individuellen Auffassungsweise oder der zeitlichen Anscbauung die divergirendsleu Bescbreibungen raacben. Wir haben aber die Aufgabe diese mannigfaltigen Formen von Krankbeitsindividuen zu ordnen , denn obne eine Uebersicbt und geborige Zusammenstellung wiirden wir uns in der Masse der Individuen verlieren. Hierin gebt die neuere Medicin mit der Entwicklung der Naturwissenscbaften Hand in Hand. Hier und da gab und gibt es nocb kiinstlicbe und naturlicbe Systeme, jene nur Ein willkijrlich berausgenommenes Merkraal zur Ein- Iheilungsbasis der zu classificirende Gegensfande berausuebmeud, diese ein Aggregat von Merkmalen , die mit dem ganzen Wesen des Individuums nicbt nur verbunden sind , sondern die Existenz desselben wesentlicb bediugen. Icb iibergebe all' die geraacbten Versucbe von unserm Landsraann Felix Plater bis zu Peter Frank und Pinel. In neuester Zeit bat Schdnlein dieses Sy- stem , wenn man es so nennen darf , den iibrigen Naturwissen- scbaften am adaquatesten ausgesponnen. Er bat wie Cuvier und Blumenbach in der Zoologie , wie Jussieu und Decandolle in der Botanik das Princip der Unterordnung in der Nosologic festgesfellt und ist somit ganz den gleicben Gang gegangen wie die Nalurforscher , insofern er den Gegenstand seiner Unter- — 15 — suclmng durcli Synthese (wodurch er sich von dem analytischen Naturforscher uulerscheidet) gefunden hat. Es kommt hiebei Diclit darauf an, welche Methode den Vorzug verdieue, dena wenn die Medicin wissenschaftlich begriindet sein soil , so ist nicht in Abrede zu stellen , dass sie die Priifung der einen wie der andern aushalten werde. Bei dem jetzigen Stande der natarhislorischen Wissenschaften ist , entgegengeselzt den friihern Kennlnissen , beides audi moglich geworden , uud es ist somit ganz gleichgiiltig und der Homogenitat der naturhislorischen Belrachtung unbeschadet, ob wir diese oder jene Methode ein- sehlagen. Die Medicin als Erfahruogswissenschaft ruft mehr der erstern. Nachdem nan wie in den Nalurwissenschaften eine allgcmein versfandlicbe Termiuologie und in Bezug auf die ver- schiedenen Formen eine Synonymik gesehaffen , geht man zur Bildung der Species , des Genus , der Familie , der Classe. Durch die ZusamnienstelluDg mebrerer Individuen , die unter alien Fallen Einstimraigkeit ihrer Phanoraene zeigen , wird die erstere erzeugt, durch das Vergleichen der Species und nach kritischer Sichtung der Symptome die zweite. Aus dem Vergleich der verschiedenen Gattungen ergibt sich der Begriff der Familie, deren Charakter durch dieMerkmale, welche bei den Gattungen iibereinstimmen , gebildet wird. Zur Classenbildung endlich nimmt man ein Moment , welches jedera darin enthaltenen In- dividuum zukommt , mithin den Grund aller iibrigen Momente enthalt , bier z. B. irgend ein Grundgewebe , bei den Pflanzen einen Saamenlappen u. s. w. Die Phanomene , welche die Basis zur Eintheilung legen , sind doppelter Natur — solche der Func- tion und der Organisation. Es lasst sich dieser Dualismus auf alle Objecte unserer Naturbetrachtung , in gewissem Sinne selbst auf die unorganische Natur anwenden. Kraft und Materie sind die iiberall wirkenden Potenzen. Wie der Physiker die Er- scheinungen in der Korperwelt auf gewisse Gesetze der Krafte zuriickfiihrt , der Mineraloge die Form seiner Krystalle aus dem Attractionsvermogen der Atome herleitet , so sieht der Phy- siologe und der Pathologe die normalen und anomalen Gebilde — 16 — nur im Gefolge vitaler Krafte. Weil Eines das Andere bedingf, Eines ohne das Andere niclil existiren kann , so ist es ge- ratliBD , die Gleichberecliligung Beider im ganzen Gebiete der Naturkunde sowie der Medicin feslzuselzen. Dadurch erhalten wir Gleichformigkeit in der Behandlung aller der verschiedenen Faclier, eine gewisse innere Verwandlscliaft. Jede Abweichung davon straft sich. Die Geschichle der Naturwissenschaften und der Medicin beweisl es deutlich. Alle die mannigfaltigen Sy- gteme, welcbe die verscbiedenen Zeiten geboren , waren uu- ballbar ; die einen zwar Zeugen nngewohnlichen Scbarfsinns, aber praktiscber Unhallbarkeit , andere nacb epheraerer Existenz dem Momos verfallen , keines fruchtbar fUr das Leben, Bis auf Reil herrschte die dynamisclie Ansicht vor — er , ebenso ge- wandter Anatom als geistreicber Beobachter, macbte auf die grosse Bedeutung der materiellen Veranderungen aufmerksam. Ihm folgten Meckel, Bichat u. a. und unsere ganze neae Schule, eine solche sogenannter Thatsachen. Es hat ganz den Anschein, als wolle man in das entgegengesetzte Princip verfallen , und auch die naturhislorische Schule hat den Fehler begangen , dass sie die von Sydenham und namentlich Reil eingeschlagene Bahn go zu sagen mil Dampfesschnelle verfolgt und den urspriinglichen Mechanismus iibereilt hat. Dennoch ist nicht zu verkennen und die jiingste Vergangenbeit legt bievon Zeugniss ab, dass diese Methode denn doch die einzige zum Ziele fiihrende ist , voraus- gesetzt, dass wir die Bedeutung jenes Dualismus nicht aus dem Auge verlieren. Dadurch ist schon unendlich gewonnen , dass sie eine gleicbformige Behandlung des Sloffs befolgt. Arzt und Naturforscher begegnen sich slets — jener, der die naturhisloriscbea Studien obnehin passiren muss , eulfremdet sich denselben weniger, und diesera bleibt die Medicin nicht mehr ganz eine tabula rasa. Die Kluft zwiscben den verscbiedenen Fachern bleibt allerdings noch lange unausgefulll, urn so mehr, als die Entwicklung der Einzelnen ins Unendliche geht; aber dennoch zieht sich ein bindender Faden durch sie bin. Eine solche Behandlung der Medicin hat den wesentlichen Vorzug , dass sie — . 17 — kein abgegranzles Machwerk menschlicher Reflection und sog. Sy- steme ist, sondern ein Versuch, die Unfersucbungsobjecte in ibren pbysiologiscben , aoatomiscben , pbysikaliscben und cbemischen Beziebuugen auf nalurgemasse , rationell-empiriscbe Weise zu enlwickeln, es isl keiue durcb den Verslaud abgemesseneTbeorie, welche durch jede enfgegengesetzte evidente Tbatsacbe oder Erfahrung iiber den Haufen geworfen werden kann , sondern sie macht nur Anspruch auf das Atlribut einer Art und Weise, e'mer Manier, die bezuglicben Gegensfande aufzufassen und zu beliandeln. In ihr liegt die Moglichkeit , wie in dem lebenden Organisraus, derfortdauerndenEntwicklungundVervollkonimnung. In gleicher Proportion, wie die verwandten Wissenscbaften sieh ausdehnen , ziebt sie die Friicbte dieses Wacbstbums in ibren Kreis ; jede neue Tbatsacbe reibt sich ibr an und vermehrt nur die Anzabl ibrer Merkmale , wabrend sie den Tbeoretiker in Verlegenbeit setzf , den tboricbten Versucb zu macben , die Natur meistern zu wollen; oder ibm den Verdruss verursacbt, sein Gebaude einsturzen zu seben. Nebmen wir daber einfacb, was jene , die allein ewige und wabre gibt, und beniitzen es als Basis unserer Forscbungen und unseres Naclidenkens ; abstrahiren wir , selber im Cyclus des zu Erforscbenden begriflfen , den Ur- grund erklaren zu wollen , der nur dem Scbopfer erklarbar ist, und bescbeiden wir uns die verliebeuen Geistesgaben nur da zu verwenden , wo sie unsere Erkenntniss wabrhaft mebren konnen I Der Maasstab des Gewichtes einer Wissenscbaft ist deren praktischer Gebalt. Wie im Staate nicbt die Form der Verfassung, sondern das Woblbefmden der Biirger den Ausscblag gibt, so aucb bier. Man fragt nach den praktiscben Resultaten. Es ist nicbt zu laugnen , dass diese nicbt in dem Verhaltniss glanzend genannt werden konnen, als die Zweckmassigkeil der Melhode anerkannt ist. Die bewabrteslen unter den alien Praktikern sind nicbt minder glijcklich gewesen, als unsere neuen natur- historiscben Aerzle. Aber zum mindesten muss das positive Verdienst der Schule eingeraumt werden, dass sie die alten 2 — 18 — Absurditatenweggeraumt, und das negative, dass sie keine neuen hat aufkommen lassen. Den Dograalikern gegenuber bleibt ihr immer der Vortheil einer klarern Anschauung, und der Tendenz uuserer Zeit, der Malerie die Alleinherrschafl einzuraumen, halt sie ein bedeutungsvoUes Veto entgegen. Zudem gibt sie in erster Linie nur die Erkenntniss der Krankheit — eine richfigere Diagnose. Wenn die Erfolge noch nicht befriedigen konnen, so liegt die Schuld nicht an der Schule , sondern an dem zur Zeit noch Ungeniigenden unserer Therapie. Aber es ist nicht moglich , dass wir uns auf einem andern Wege vervollkommnen konnen — ja in der gleichen Melhode selber ist die Bahn gewiesen , die wir zu belrelen haben , um auf dera Gebiete der Therapie zu derselben moghchen Gewissheit zu gelangen , wie auf dem der Nosologic. Die Erorterung hieriiber ist aber so specieller Natur , dass sie fiiglich in eine Section gehort. Dagegen diirfen wir die Gebrechen nicht verschweigen , an denen wir audi jetzt noch leiden. Die Richtung der Zeit — sie nennt sich auf Thatsachen gestiitzt — hat alle Philosophic der vorigen Jahrhunderte iiber Bord geworfen und halt nur an dem , was sie unmiltelbar durch die Sinne wahrnimmt. So ist es gekoramen, dass wir den Organisationsphanomenen eine iiberwiegende Bedeutung gegeben haben. Chemie, Mechanik, Akustik , Optik und andere Zweige der Naturwissenschaften, die fiir die theore- tische Medicin einen nolhwendigen und wesenllichen , aber fiir die praktische Medicin einen bedingten, mehr comparaliven Werth haben, sind in der Diagnose zu einer zu exorbitanlen Geltung gelangt. Man hat im Eifer deren Bedeutung iiberschatzt , oder sie vorzeilig und ohne nahere Krilik zu praklischen Zweckeu verwendet. Es liessen sich aus dera Gebiete der Stethoskopie, der Pathologic iiberhaupt, insbesonders auch der Chirurgie zahlreiche Beispiele auffuhren.*) Der Hauptfehler liegt meiner *) Die grossten Chirurgen operiren, je alter sie werden, desto weni'ger, nicht well ihnen Muth und Fertigkeit abgeht; sondern weil sie solider zu Iieiien gelernt haben. — 19 — Meinung nach darin , dass wir den obon berijhrlen zweiteo Factor, die Functions -Erscheinungen entweder gar nicht, oder nurals untergeordnete Potenz beriicksichtigt , dass wir das Leben, sei es in dieser oder jener Gestalt, eben nicht in seiner Totalilat erfasst haben. Es ist ein bedeutendes Verdienst der neuern Zeit, dass sie rait Hiilfe der so ausgebiideten Nalurwissenschaffen auch den Kreis medicinischer Kenntnisse in grossem Maasstabe erweitert hat; aber noch sind die Zeiten der endlichen Voll- kommenheit nicht da. Hiiten wir uns durch den Ueberreichthom des StofTes nicht einseitig zu werden , und trachten wir Thafsachen zu eruiren, die nicht nur die Krilik der Sinne, sondern auch die des Geistes bestehen , und bringen wir es dahin , dass uns neu auftretende Erscheinungen nicht in Verlegenheit und Staunen setzen, sondern dass wir sie za deuten verstehen durch die besitzenden Kenntnisse. Der denkende Mensch gibt sich nicht zufrieden, bis er den Zusanamenhang der Dinge erfasst hat. Vermag er diesen nicht durch Facta nachzuweisen , so bleibt ihm nichts iibrig , als die Analogieen zu Hiilfe zu rufen , diese heut zu Tage so verponten Analogieen. Bei der Unzulanglichkeit unseres Wissens miissen sie aber noch gestattet werden , und vorab dem Arzte , der noch weit haufiger in den Fall gesetzt wird , als der Chemiker, der Palaontolog und der Astrononi, Objecte zu deuten oder solche zu selzen , die der sinnlichen Wahrnehmung zur Zeit noch unerreichbar sind. Diese Technik bleibe aber die Ausnahme. Fahren wir ira Uebrigen fort auf der betretenen Bahn und hoffen wir, dass unserm Valerlande seiner Zeit der Erbe geboren werde unslerblichen Ruhmes, ein zweiler Haller , der die durch Tausende gesaramelten Schatze des Erkennens und Wissens zu einem Bilde vereine — einem lebendig geistigen — das Emblem und die Leuchte unseres Jahrhunderts ! Bis dahin wirken wir, jeder in seinem Bereiche; zum Bau eines grossen Gebaudes sind der Arbeiter viele noth- wendig. Verehrteste Herren , theuerste Freunde! Ich erlaube mir, Sie zum Schlusse noch auf einen Vortheil aufmerksara zu 2- — 20 — machen , den unser diesjahriger Versammlungsorl bietet , es ist der der Einfachheit , den Sie zu wiederholtenmalen gewunscht, der unserer Gesellschaft Bedurfniss, unsern Verhaltnissen ge- boten ist, und den Sie bereits wahrgenommen haben. Moge Ihnen unsere landliche Luft wohl behagenl Ich erklare die 34. Ver- sammlung der schweizeriscben Naturforscber eroffnet. I. Sitziing lies vorberatlieiitleu Comite's am 2. und 4. August in der Wohnung des Prasidenten. Anwesend: Herr Dr. Kappeler, Prasident* » Ingenieur Sulzberger, Viceprasideol. » Pfluger, Apotheker voq Solothurn. » Prof. Dr. Schinz. » » » Locher -Balber. » J. Siegfried , Quastor der Gesellschafl. » Prof. Bolley vou Aarau. » Oberst Fischer von Schaffhausen. » Dr. de la Harpe von Lausanne. » Prof. Heer von Zurich. » Ralhsherr Peter Merian von Basel. » Spilalarzt Dr. Merk in Miinslerlingen. » Meyer, Apotheker von St. Gallen. » Prof. Rau von Bern. » Ziegler-Pellis von Winterlhur. » Liithi, Apotheker, Seeretar. Die Vorschlage des Jahresvorstandes werden mit kurzen Abanderungen gutgeheissen und sollen den allgemeinen Ver- sammlungen der Gesellschafl vorgelegt werden , welche denselben spater die Genehmigung ertheilte. Die Eintheiluug der Sectionen wurde wie folgt festgesetzt : a) Physik, Chemie, Geologie. b) Zoologie , Botanik , Landwirthschaft. c) Medicin. II. Protokolle dei* allgeitielnen ^Itziiugeii* ERSTE SITZUNG. Donnerstags den 2. August, Morgens 9 Uhr, tm Grossrathssaale. 1. Der Prasident Herr Dr. Kappeler eroffaet die Versamm- lungmit einer Rede, in welcher er zuerst einen Ueberblick gibt iiber die gemeianlitzigen und wissenschaftlichea Bestrebungen im KantoQ Thurgau, dann eine Skizze iiber das Verhaltniss der neuen naturhistorisch-medicinischen Schule zu den Natur- wissenschaflen und hierauf die 34. Versammlung der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft fiir die gesamralen Naturwissen- schaften fiir eriifiFnet erlilart. 2. Uerr Ziegler - Pellis beaniragt , iiblicher Weise der h. Re- gieruDg durch zwei Abgeordnete den Danlt auszuspreclien fiir das der Gesellschaft gemachte Geschenk von 400 Schwz. Fr., und es werden vom Prasidium hiefiir bezeiclinet : der Herr Antragsteller und Herr Prof. Jung. 3. Die fiir die Gesellschaft eingegangenen Geschenke von Blichern und gelungenen Thonprodukten aus der Fabrik des Herrn Ziegler-Pellis werden angezeigt. 4. Herr Prof. Heer halt einen hochst interessanten Vortrag iiber die Resultate seiner Untersuchung iiber die vorweltlichen Insekten. (Siehe Beilage.) 5. Uerr Ziegler-Pellis weist Muster von Kron- undFlintglas aus dem Atelier des Herrn Daguel in Solothurn vor. — ^ 23 — 6. Herr Prof. Schinz von Zurich spricht iiber den mangel- haften Unterricht , welcher namentlich in Volksschulen iiber Naturwissenschaften gegeben werde und weist auf die Nachtheile bin, die dadurch namentlich dem Landwirthe erwachsen. (S. Beilage.) 7. Herr H. Kummer aus SchaflFhausen liefert eine Abhandlung iiber die bisherigen Leistungen im Gebiete der Luflschwimmkunst und gibt Erklarungen iiber den Vogelflug. Der Sprechende sucht durch ein Paar fliegende Autoraaten die interessante Arbeit zu versinnllchen. (S. Beilage.) Auf den Anlrag des Herrn Prof. Schinz von Aarau wird die Arbeit des Herrn Kummer in extenso in die Jahresverhand- lungen aufgenommen werden, und nach einigen Bemerkungen des Herrn Dr. Beer beschlossen , diesen Gegenstand in der physikalischen Seklion weiter zu besprechen. 8. Herr R. Blanchet von Lausanne theilt eine chemische Arbeit mit, betreflfend die Verbrennung organischer und unorga- nischer Korper, mit einer Einleilung iiber die Geselze, welche bei den wagbaren und unwagbaren Korpern berrschen. Er aussert die Idee, dass sich die wagbaren mit den unwagbaren Korpero in bestimmten Verbal tnissen verbinden. (S. Beil.^ ZWEITE SITZUNG. Samstags den 4. August, Morgens 9 Uhr. 1. Verlesung des Protokolls der ersten Sitzuug und Ge- nehmigung desselben. 2. Ebenso werden die Prolokolle der Sektioueu verlesen und zwar : a) das der zoologischen durch Herrn Escher von der Linlh. b) ,, ,, physikalischen ,, ,, Prof. Bolley. c) ,, ,, medicinischen ,, ,, Prof. Jung. — 24 — 3. Beziiglich der vorliegendea ziemlich umfangreichen Ar- beiten des Herm Prof. Schdnhein wird beschlossen, dieselben Dur beriihruDgsweise io die JahresverhaadluDgen aufzunehmen; dagegen sollea sie in dem nachsteo Baade der Denkschriftea ihre voile Aufnahme finden. 4. Die sammtiichen vorgeschlagenen Candidaten werdea nach vorher in Circulation geselzfer Liste einslimmig in die Ge- sellschaft aufgenommen. (S. Beil.) 5. Es folgt nun die Relation der Jahresrechnuug fiir 1848, welclie statutengeniass vor der Versammlung durch drei Mitglieder (die Herren Laffon, Em. Steiner und Gust. Scheillin) gepruft uud richlig befunden und auch von der Geseilschaft unter Verdankung an den Rechuungssteller genehmigt wurde. Das Gesammtvermogen der Geseilschaft betrug am 31. Dezember 1818: Baar belm Quastor Fr. 816. 1 Rp. » » Bibliothekar .... » 540. 35 » Fr. 1356. 36 Rp. Dagegen: Schuld an Herm Coulon . » 169. 75 » Vermogenssland am 31, Dec. 1848 Fr. 1186. 61 Rp. Derselbe betrug am 31. Dec. 1847 » 747. 16 » Mithin eiu Gesammtvcrsclilag von Fr. 439. 45 Rp. 6. Zum Versammlungsort fiir 1850 wird auf den Wunsch der aargauischen Kantonalgesellschaft , Aarau — ■ und zum Prasidenten Herr Bundesrath Frei-Herose gew'ahlt. 7. Es folgen nun Bericht und Aulrage der Denkschriflen- Kommission. (S. Beilage.) 8. Statutengemass fallt jahrlich ein Driltheil der Mitglieder der Denkschriftenkommission in ErneuerungsNvahl. Da aber dieses Gescliafl seit laugeru Jahren nicht vorgenommen wurde, beschliessl die Versaramlung eine Totalerneuerung. Wieder gewahlt werden die Herren Coulon, Peter Merian, A. Mousson, Rahn-Escher, 0. Heer , C. Brunner und statt des landesabwcsenden Herrn Agassiz , Herr August Chavannes von Lausanne. Herr Coulon, welcher bis jetzt die Stelle des — 25 — Prasidenten bekleidele, bat als solcher um Entlassung, welche unter Verdankung der vielen Verdiensle angenommen und Herrn Ralhslierrn Peter Merian iibergetragen wurde, 9. Der ubliche Credit von 1000 Franken fiir die Heraasgabe der Denkschriften wird bewilligt. 10. Der Berichl des flerru Bibliothekars Christener wird verlesen und der verlangte Credit von 200 Franken fur Miethe und Unterhaltungskosten genehraigt (s. Beilage.) 11. Im Namen der zurcherischen Kanlonalgesellschaft verlangt Herr Prof. Heer sofortige Vertheilung einer Zahl von den der Gesellschaft zukommendeu topographischen Karlen, an je eine Kanlonalgesellschaft ein Blatt. Die Mehrheit der Versammlung entscheidet fiir den abweichenden Antrag des Herrn Ralhslierrn Merian, diesen Gegensland bis zur nachsten Versammlung zu verschieben und unterdessen uber den Stand dieser Angelegenheit von Herrn Prof. Studer in Bern Bericht zu verlangen. 12. In BetreflF eines Antrages der zoologischen Section, dass es der Versammlung belieben mochte , eiuen Preis von 100 Schweizerfranken fiir die Bearbeilung einer popularen Naturgeschichte fiir Volksschulen auszusetzen, wird beschlossen, eine Kommission zu ernennen , welche hieriiber bis zur nachsten Versammlung in Aarau berichten solle. Als Mitglieder dieser Kommission werden die Herren Prof. Heer, Schinz von Ziirich und Ingen. Sulzberger bezeichnet. 13. Herr Prof. Jung erslattet den Bericht der medicinischen Seclion, betreffend Statistik des Cretinismus der Schweiz (s. Bericht). Die Versammlung spricht den Wunsch aus, Herr Dr. Meyer -Ahrens mochte auch ferners Malerialien fiber diesen Gegensland sammeln , und beziiglich des Wunsches , um Auf- nahme der Arbeit in die Denkschriften , wolle sich derselbe persoulich mil den Milgliedern der Denkschriftenkommission in Verbindung selzen. 14. Herr Dr. Ilccr berichtet iiber die uicht geniigende Theilnahme , welche die Beobachtungen iiber die periodischen _ 26 — Erseheinangen in der Natar getanden haben, und e""*" "^ Ne»e die Mi.gUeder der Gesellschatt, diesem Gegenstaade d.e verdiente Autoerksamlieit scheoken zu woUen. 15. Das PraBidiam erklart die diesjahrige Versammlang geschlossen. III. Beilageii zu den Protokollen der allgemeinen Sitzungen. B e i 1 a g e 1. Verzeiclinlss der Hitglieder, welche an der Versammlang der schweizerischen naturforschen- den Gesdllschaft in Frauenfeld den 2., 3. und 4. August 1849 Theil genommen haben. Aargau. Herr Dr. Amsler in Aarau. ,, Prof. Bolley in it ,, ,, Schinz in »> Basel. Herr Prof. Dr. Jung in Basel. ,, Rathsherr Merian in >i Bern. Herr Prof. Rau in Bern. St. Gallen. Herr Dr. Aepli in St. Gallen. ,, Dubelbeiss, Gartner in iy ,, Eisenring, Pfarrer in Rorschach. ,, Dr. Grob in Lichtensteig ,, Daniel Meyer, Apotheker in St. Gallen. ,, G. Scheillin, Apotheker in »» ,, Dr. Wegelin in »» — 28 Herr Dr. Wild in St. Gallen. ,, Zyli, Kaufraann iD }> Glarus. Herr Dr. Elmer in Neltslal. ,, ), Jeuni in Ennenda. Schaffhausen. Herr Fischer, Oberst in SchaflFhauseu ,, Dr. Freuler-Ringk in ,, Prof. Gotzinger in ,, Kummer, Mathematiker in ,, Apotheker Laffon in ,, Regierungsralh Sderlin in ,, Dr. SUerlin in ,, Pfarrer Stiickelberger io Solothurn. Herr Apotheker Pfluger in Waadt. Herr Dr. de la Harpe in ,, de la Harpe , Sohn in ,, Rud. Blanchet in Zurich. Buch. Solothurn. Lausanne. leri r Buchi-Haggenmacher, Er; ziehungsralh in Winterlhur. A. Escher von der Linth in Zurich. Prof, Giesker in 5» Pfarrer Gutmann in Greifensee. Prof. Heer in Zurich. Oberst Hegner in Winterlhur. Hirzel- Escher, all Regierungsralh in Zurich. Hofraeister in >> Horner in »» Huber, Lehrer in Winterlhur. Kronauer, Ingenieur in »> Locher - Balber , Prof, in Zurich. MuUer, Med. Dr. in Winterlhur. 29 Herr Pestalozzi, Ingenieur in Scheuchzer , Eaufmann in Dr. Schinz, Prof, in Dr. Schmid in Siegfried, V. D. M., Qu'astor der Gesell- scliaft in Steiner, Em., V. D. M. in Triimpler, Jul. in Wild , Ingenieur in Ziegler - Pellis in Ziegler- Steiner, zura Palmgarten in Thurgau. Herr Bachmann, Kantonsrath in Buhler, Arzt in Dietbelm, Dr. in Eappeler, Dr., Prasident in Keller, Regierangsrath in Rolb, Med. Dr. in Liilhi, Apotheker in Merk, Med. Dr. and Spitalarzt in Stein, Apotheker in Sulzberger, Ingenieur in ,, Lebrer in Scbuppli, Lebrer in Webrli, Seminardirektor in Wellauer, Lebrer an der landw. Scbule in Zingg, Lebrer in ZUrich. Ricbterscbweil. Zurich. Wintertbur. Uster Ricbterscbweil. Wintertbur. Stettfort. Frfiuenfeld. Erlen. Frauenfeld. »» Giittiugen. Frauenfeld. M&nsterlingen. Frauenfeld. 5» Biscbofszell. Kreuzlingen. Weinfelden. B e i 1 a g e 2. Verzelcliiiiss der neu aufgenommeneu Mitglieder den 4. August 1849. Aargau. Herr Dr. Arasler in Aarau. Physik. Basel. Herr August Riggenbacli , Apolheker. Chemie. Glarus. Herr Ballh. Marti, Apolheker in Glarus. Chemie. ,, Jak. Aebli in Ennenda. Malhemalik. Neuenburg. Herr George Guillaume in Neuenburg. AUg. Naturwissenschafl. Schaffhausen. Herr Komraer, Malhematiker. Malhemalik. St. Gallen. Herr Med. Dr. Grob in Lichlensteig. Medicin. Tessin. Herr Jos. Curti, Nationalrath in Lugano. Allg. Naturwissenschafl. Uri. Herr Jos. M. Schmid in Altorf. Zoologie. Waadt. Herr Charl. Dufour in Orbe. Malhemalik, Zurich. Herr Prof. Frei, Med. Dr. in Zurich. Medicin. , , Ingenieur J. Kronauer inWinlerlhur. Malhemalik. ,, E.Miiller, Med. Dr. inWinlerlhur. Medicin. — 31 — Thurgau. Herr A. Aramann, Med. Dr. in Sulgen» Medicin. ,, J. J. Bachmann, Kanlonsrath in Stettfort. Chemie. ,y Dr. Fl. Biihler in Frauenfeld. Medicin. ,, Fr. Brunner, Bezirksgerichtspra- sident in Diessenliofen. Entomologie. ,, Fr. Brunner, Apotheker in Dies- senhofen. Bofanik. ,, Dr. Diethelm in Erien. Medicin. ,, Prof. Follen in Liebenfels. Allg. Nafurwissenschafl. ,, Dr. R. Hanbart in Diessenhofen. Medicin. ,, Kolb, Med. Dr. in GiiUingen ,, ,, Kopp, Forslinspektor in Frauenfeld. Forslwlssenscbaft. ,, J. Krapf, in Frauenfeld. Zoologie* ,, Dr. Nageli in Ermatingen. Medicin. ,, Wallh. Miiller, Bezirksgericbtspra- sident in Frauenfeld. Geologie. ., Raucb, Forstverw. in Biscbofszell. Forstwissenschaft. ,, Rolb , Ingenieur in Frauenfeld. Matbematik. ,, Scbuppli, Sekundarlebrer in Bi- scbofszell. Mineralogie, ,, Scberb, Med. Dr. in Biscbofszell. Medicin. ,, Sulzberger, Sekundarlebrer in Frauenfeld. Bofanik. ,, Wellauer, Lebrerderlandwirlhsch. Scbule in Kreuzlingen. Landwirlbscban. ,, Zingg, Sekundarlebrer in Wein- felden. Bofanik. B e i 1 a g e 3. Verzeicliiiiss der seit dcr Versammlung in Schaffhausen 1847 vers(orbenen Mitglieder. Aargau, Zschokke, H., Med. Dr. Basel. Heimlicher, J., Architekt. Bern. Verdat, Med. Dr. . Freiburg. Landerset, P., Cons, d'fitat ,, Von der Weid , L., Juge d'appel St, Gallen. Scheillin, P., Kirclien rath and Professor . ,, Selinger, Prof. . . Genf. Naville, Fr.,Min. duSt.fivang. ,, Raichlen , Med. Dr. Luzern. Haas, Med. Dr. . . , Neuenburg. Schaus , L., Pharm. Tessin. D'Alberti, Prasident der Ge- sellschaft 1838 Thurgau. Scherb. J. Chr., Med. Dr. ,, Frei, Jos., Med. Dr. . Wallis. Burcher, Chorherr . ,, de Riedmatten, J. Zurich. Kochlin, J. R., Med. Dr. ,, Rahn, Med. Dr., Archiater Wohnort. Aarau Basel Delsberg 1771 1797 ^'^i Freiburg 1781 J » 1779 St. Gallen 1779 »5 Genf 1784 j» Luzern. 1796 Neuenburg 1819 Bischofzell 1771 Herdern Silten. 1794 >> 1763 Zurich 1783 *t 1769 1816 1835 1816 1840 1824 1817 1847 1827 1845 1833 1844 1833 1819 1846 1829 1829 1816 1817 1848 1848 1848 1849 1848 1848 1849 1849 1848 1849 1848 1849 1847 1847 1849 1848 — 33 — IJeberslcIit des Bestandes dep Oesellschaft im Herbstmonat 1849. Appenzell, Schwyz, Unterwalden , Zug, jeder Kanton 3 = 12 Tessin Y Glaras, Luzern, Uri, jeder . . 11 = 33 und 3 abwesend. Wallis ^^ f '"^^°^° 24 und 2 abwesend. Graubunden u. SchaflFhaasen, jeder 25 = 50 St. Gallen and Thurgau, jeder 30 = 60 Basel ^ oo ^'^^'^"'S 42 und 2 abwesend. ^^*"»^" 48 und 1 abwesend. ^""^°^"^g 53 und mehrere abw. Waadt 7n — SA (jg^^ 70 — 80 „ ,, „ 87 und einige abwes. . . •♦••♦.... 98 und 4 abwesend. ^""^'^ 107 und 4 abwesend. 756 anwes. Mitglieder. B e i 1 a g e 4. i. CentralTorf^tand (Oeneral - Secretariat) in Zurich. Herr H. R. Schinz , Med. Dr. Prof. , Prasident. ,, H. Locher-Balber, Med. Dr., Ppof. , , J. Siegfried , Lehrer , Quastor. 9. JahresTorstand fiir tS50. Herr Frei-Herose, Bundesrath, Prasident. Viceprasident und Secretar noch nicht bekannt. 3. Bibliotliekar in Bern. Herr Chr. Christener, Lehrer. Correspondeiiten (Gescliaftsfiilirer) fur die einzelDen KaDtone. ^Aargau. Herr Emil Schinz, Ph. Dr., Prof, in Aarau. Appenzell. Herr J. Frei , Dekan in Trogen. Basel. Herr Albrecht Miiller, Secrel'ar der na(urforschenden Ge- sellschaft in Basel. Bern. Herr C. Christener, Bibl. der Gesellschaft. Freiburg. Herr Ed. Vollmar, Med. Dr. St. Gallen. Herr Daniel Meyer, Apotheker. Genf. Herr EI. Ritter, Ph. Dr., Secretar der nafurforschenden Gesellschaft daselbst. Glarus. Herr Gasp. SIreif, Med. Dr. Graubiinden. Herr Kaiser, Med. Dr. in Chur. Luzern. Neuenburg. Herr L. Coulon, Sohn. — 35 — Schaffhausen. Herr C. Laffon, Apotheker. Schwyz. Herr A. Kalin , Med. Dr. in Eiosiedeln. Sololhum. Herr Th. Daguet, FlintglasfabrikaDt. Tessin. Thurgau. Herr H. Lulhi , Apotheker in Fraaenfeld. Unterwalden, Herr Deschwanden in Stans. Uri, Herr Franz Miiller, Med. Dr. in AUorf. Waadt. Wallis. Herr Jos. Blanc, Chanoine a St. Maurice. ,, ,, A. Rion, Domherr in Sitten. Zug. Herr C. A. Kaiser , Stadtarzt. Zurich. Herr J. Siegfried in Hottingen bei Ziirich. Winlerthur. Herr E. Sfeiner, Bibliothekar. 5. Comiiiissioneii. a) fiir Herausgabe der Denkschriften, neu gewahit in Fraaenfeld 1849. Herr P. Merian, Prof» in Basel, Pr'asident. ,, L. GoQion in Neaenbarg. ,, C» Brunner, Med. Dr., Prof, in Bern. ,, 0. Heer, Ph. Dr., Prof, in Ziirich. ,, A. MoQSson, Ph. Dr. und Prof, in Ziirich. ,, C. Rahn-Escher, Med. Dr. in Ziirich. ,, Aug* Ghavannes in Laosanne. ^ b) fiir Klimatologie. Herr O. Heer, Dr. und Prof, in Ziirich. c) in Angelegenheiten des Kretinismus. Herr Dr. Meyer -Ahrens in Ziirich. d) fur Heransgabe der vaterlandischen Fauna (Solothurn 1848). Herr Rud. Schinz, Med. Dr. und Prof, in Ziirich. B e i 1 a g e 5. Verzeicliiiliss der fiirdie Gesellschaft, in Frauenfeld eingegangenen, Geschenke. 1. Franscini , Nuova Stalistica della Svizzera ; 2 Bande. 2. Brukmann , Theorie der arlesischen Brunnen. 3. Bernasconi, 6r., Lezioni d'Orlicoltura per le scuole Ticiaesi. 4. Lavizzarif L., Instruzione popolare sulle principali rocceetc. del Cant. Ticino. 5. Blanchet, Rod., Principes generaux d'analyse grammaticale et d'analyse logique etc. 6. ,, Les champignons comestibles de la Suisse. 7. ,, Memoire sur reducalion du pore. Berielit jiber die Blbliothek. Juli 1848. Ueber die Bibliolhek ist dieses Jalir wieder sehr Erfreuliches zu berichten. Der Tauschhandel mit auswarligen Akademien und andern gelehrten Gesellschaflen ist nicht nur in gewohnter Weise fortgeselzt, sondern auch bedeutend erweitert worden. An Geschenken ist dieses Jahr so viel eingegangen, wie wohl noch in keinem andern seit dem Bestehen der Gesellschaft. Die Anzahl der grossern und kleinern geschenkten Werke betragt, wie das Verzeichniss nachweist, uber 400. Indera ich hiemit ira Namen unserer Gesellschaft samratlichen Gebern den verbindlichslen Dank ausspreche, kann ich nicht umhin, des grossarligen Geschenkes zu erwahoen , das unser allverehrter -? — 37 — diesjahriger Prasident , Herr Pfluger in Sololhurn , im Laufe des letzlen Winters der Bibliothek geraacht hat. Derseibe hat namlich in vier verschiedenen Sendungen die Bibliothek um nichl weniger als 1273 Bande bereichert. Die Bemerkung, dass sich unter den geschenkten Werken ))Agassiz, Recherches sur les poissons fossiles; Lionet y Anatomie de ia chenille de Saule etc. 4 Vols. 1760; ^M^on'jf naturhisforische Werke, durch Sonini , 127 Bde. SwammerdairCs Bibel der Natur und Historia-Inseclorum 1733 Schaffer's Papierversuche 1765; Froriep's Notizen 54 Bde. Lichtenbcrg's und Voigt^s Magaz'm der Naturkunde 17 Bde.; die deutschen chemischen Zeitschriften seit 1778 in 167 Bdn., als die von Crell , Scherer, Gehlen und Schweigger ; Kas tner's Archiy der Naturlehre 27 Bde.« befinden, wird genijgen , um zu zeigen, wie werthvoll dieses Geschenk fur unsere Bibliothek ist. — Auch des Herrn Prof. Agassiz soil nicht vergessen werden , der , fern von seinem Vaterlande, in treuer Auhanglichkeit an dasselbe und an unsere Gesellschaft , uns durch seine giitige Verwendung das Prachtwerk wNatural- History of Nevv-York« verschafft hat. Durch alle diese Geschenke hat sich die Bibliothek nun so vermehrt, dass die Anzahl der Bande nunraehr uber 2600 betriigt. Auch die Benutzung derselben ist immerfort im erfreulichen Zunehmeu begriffen. Noch grosser aber wiirde diese sein , wenn ein vollsfandiger gedruckter Katalog vorhanden ware. Ein solcher ist dringendes Bedurfniss , wenn das Vorhandene nicht fiir die meislen Milglleder ein verborgener Schatz hleiben soil. Wenn Sie, verehrleste Herren, Ihre Einwilligung dazugeben, so soli im nachsten Jahre diesem Bediirfnisse entsprochen werden. Ueber den Credit der L. 100, den Sie das letzfe Jahr zur Ergauzung unvoUstandiger Werke bewilliglen , kann ich noch keine Rechnung ablegen , weil noch nicht alles Bestellte angelangt ist. Da indessen jetzt raanches Schatzbare noch zu erganzen ist, so bitte ich, zu diesem Zwecke wiedcr L. 100 bewilligen zu wollen. Schliesslich erlaube ich mir die Bemerkung, cs mochte in Zukunft, wo raoglich der Druck der Verhandlungeu etwas mehr — 38 — beschleanigt werden , da das Interesse an denselben wesentlich durch ihr fruheres oder sp'ateres Erscheinen bedingt ist. Bern den 30. Jani 1848. Der Archivar der schweiz. naturforscbenden Gesellscbaft : Chr. Christener, Berlclit liber die Bibllotliek. Juli 1849. Die Theilnahme, die raein Vorg'anger, Herr Privatdocenl Wolf, in so bohem Grade fiir die Bibliothek zu erwecken wasste, ist derselben aucb im verflossenen Jabre in voliem Masse erbalten worden. Ausser den vielen Gesellscbaflen , deren Scbriften uns tbeils gescbenkt, tbeils tauscbweise zugesendet worden sind, baben die Bibliotbek durch Beitrage bereichert, dieHerren: Adams in Winterlbur, Prof, de la Rive in Genf, Forbes in Ediuburg, Prof. Grunert in Greifswalde , Dr. Bailer in Bern , Buber , Bucbbandler in Bern, v. Morlot in Wien, Murchison in Edinburg, Dr. Meyer in St. Gallen , Pfarrer Munch in Basel , Oberst Miiller in Bern, Pfluger in Solotburn , Prof. Perty in Bern , Prof. Pictet in Genf, ElieRilter in Geuf, Prof. Raahe in Ziiricb, RuUimeier in Bern, Regierangsralb Schneider in Bern, Prof. Steiner'm Berlin, Shuttle- iDorth in Bern , Trog in Thun , Prof. Trechsel in Bern , Thurmann in Pruntrut , Prof. Valentin in Bern , Privatdocent Wolf in Bern, Prof. Wydler in Bern. Durch die politischen Sliirme rings berum ist zwar der Tauscbbandel etwas in's Stocken geratben, indessen sind bereits Einleitungen getroflFen worden, die Sache so bald als moglich wieder in regelmassigen Gang zu briogen. Wegen der Unzu- verlassigkeit im Verkebr , durch die uns im letzten Jabr mebreres Werthvolle verloren gegangen ist, bat die berniscbe Kantonal- gesellschaft iiber die vorbandenen Blatter der schweizerischen — 39 — topographischen Karte bis dahin zu Gunsten des Tauschhandels in keinerlei Weise verfiigt. Die Benufzung der Bibliolhek isl in forlwahrendem Steigen begriflFen; es sind im letzlen Jahre mehr Biicher ausgeliehen worden, als friiher im dreifachem Zeitraume. Die moisten Biicher sind ausgegeben worden in die Kantone Bern, Zuricli, Luzern, Solothurn und Waadt. Am neuen Kalaloge , der die Benutzung noch um vieles erleichtern und vermehren wird , wird fleissig gearbeitet; da der Bibliolhekar indessen uur die Muse- stunden , die seine Berufsgeschafte ihm ubrig lassen , auf diese Arbeit verwenden kann, so geht dieselbe etwas langsam von Statten, jedoch hoflft er, um's kiinftige Neujahr den Katalog an die Kantonalgeselischaflen versenden zu konnen. Nocb muss icb einen Irrthum berichtigen , der sich an der letztjahrigen Hauptversammlung in Solothurn in BetrefT der fur die Bibliolhek bewilligten Credile eiugeschlichen bat. Es sind namlich damals fur Einbinden , Fracht, Porti und Ergdnzungen L. 100 bewiliigt worden. Nun sind aber die Ausgabeu , die fiir Einbinden, Fracht, Porti u. s. w. gemacht werden, von denjenigen fur Erganzung unvolistandiger Werke wohl zu unter- scheiden. Die erstern bilden die durch §. 5 des Reglements fiir die Bibliolhek schon bewilligten Unterhaltungskoslen , ihre Grosse ist durch den jeweiligen Zuwachs der Bibliolhek bedingt; die letztern hingegen mussen jahrlich bewiliigt werden , lassen sich aber gar fuglich nach dem jedesmaligen Bestand der Kasse einrichten. Weil nun der Kassabestand gegenwarlig nicht sehr glanzend ist, so hat der Unterzeichnete mil den Ausgaben fur Erganzungen bis dahin etwas zuriickgehallen, so dass noch eine kleine Surame von L. 50 — 60 disponibel ist, die bei sorgsamer Sparsamkeit fur das kiinftige Jahr ausreichen wird. Die Aus- gabeu fiir die Bibliolhek bis zur nachslen Hauptversammlung wiirden also bestehen: 1) in dem Miethzins fiir das Lokal . . . L. 100. 2) in den nolhwendigen Unterhaltuogskoslen, Uebertrag L. 100. — 40 — Uebertrag L. 100. deren Betrag sich zwar uicht genau angeben lasst , die sich aber ungefahr belaufen wer- den auf » 100. Summa L. 200, Fiir Erganzungen unvollstandiger Werke wird dieses Jahmichfs gefordert, Schliesslich nehme ich die Freiheit , sammtlichen Mifgliedern unserer Gesellschaft die Bibliothek angelegentlich zu empfehlen, damit dieselbe ihrem Ziele , eine schweizerische Bibliothek fiir die Naturwissenschaften zu werden , immer naher rUcken moge. Bern den 21. Juli 1849. Der Bibliothekar der schweiz. naturforschenden Gesellschaft: Chr, Christener, B e i 1 a g e 6. Bericht der Denkschriften - Kommission. Tit. I Es hat die Generalversammlung in Solothurn der Denk- schriftenkommissioQ den Auftrag gegeben : »bis zur nachsten Versammlung den Stand ihrer Angelegenheiten genau zu berathen und der Geselischaft die geeigneten Vorschlage zu hinterbringen.a Diese Berathung hat im Laufe des Jahres stattgefunden , und wir legen Ihnen hiemit die aus derselben hervorgegangenen An- trage vor. Die Kommission hat einmiithig gefunden , dass die ununter- brochene Fortsetzung der Denkschriften hochst wiinschenswerlh sei. Der Hauptzweck der schweizerischen naturforschenden Ge- selischaft ist Forderung der vaterlandischen Nalurkunde durch Wort und Schrift. Fiir Ersteres sind die Hauptversammlungen und die an denselben gehaltenen Vortrage bestimmt; fiir Letz- teres hingegen die Denkschriften , durch welche die Geselischaft ihre wissenschaftliche Thatigkeit und Ihre wissenschaftliche Be- deutung bleibend vor der Welt beurkundet. Sie bieten nicht allein dem schweizerischen Naturforscher eine angemessene Ge- legenheit, die Resultate seiner Untersuchungen dem wissen- schaftlichen Publikura vorzulegen , sondern enthalten fast die einzigen vollslandigern Beweise des geistigen Strebens , das die Geselischaft beseelt , sowie des Standes , den die vaterlandische Wissenschaft , der Stufe anderer Staaten gegeniiber, einnimmt. Fiir unser Vaterland sind die Publikalionen um so wichtiger, weil wir keine Akademien haben , welche wie in andern Staaten — 42 — die Wissenschaft zu pflegen and durch ihre Scliriften zu fdrdero die besondere Aufgabe habeu. Wie auf so vielen andern Ge- bietea , hal auch auf diesem ein gemeinsames freies Zusammea- wirken der Burger ein Inslilul geschaflfen , das in andern L'andem nur vom Staale gegriindet und auf die Lange getragon werden konnte. Wir miisslen es fiir eioe sehr bedauerliche Erschei- nung, fiir ein Aufgeben ihrer sclionsten Tliatigkeit , fiir ein Zeichen des Verfalles ansehen , wenn die Geselischaft die schone Reihe ihrer Arbeiten , nichl elwa aus Mangel an wissenschafl- lichem Stoffe, sondern aus rein maleriellen Griinden abbrechen 'wiirde. Wir wolien uns indess keineswegs verbehlen , dass auch dieser letztere okonomische Punkt die sorgfaltigste Beriicksich- tigung verdient , indem^die Denkschriften in ihrem gegenwarligen Umfange kaum fortgesetzt werden konuten, wenn es nicht ge- lingt, die vorhandenen Eulfsquelien vollslandiger als bisher zusammenzufassen , dieselben durch Ersparnisse nach andern Seiten bin zu vermehren oder ganz neue zu erolTuen. Wir konnen bierbei einen doppelten Wunsch nicht unterdrlicken : Erstens , dass es kiinflig der Geseilschaft gefallen moge , bei der Anweisung von Geldern fiir neue wissenschafliiche Unter- nehmungen , welche die Garantien fiir den Erfolg nicht zum Toraus in sich tragen , mit dem grossten Riickhalt zu verfahren, indem jede auf andere Zwecke verwendete Summe unsern Pu- blikationen entzogen wird ; einem Uuternehmen also , das bereits im schonslen Flore sleht und reiche Friichte getragen hat. Zwei- tens sollle mit Strenge an dem durch Beschlusse und friihere Uebung festgesetzten Grundsatz gehalten werden , demzufolge die von der jeweiligen Regierung der allgemeineu Versammlung zur Verfiigung gestellte Summe in die Gesellschaftskasse fliessen und nicht , wie es leider bereits geschehen ist , fiir die orllichen laufenden Ausgaben der Versammlungen verbraucht werden soUen. Diese beiden Punkle der Geseilschaft in Erinnerung gebracht zu habeu, mag geniigend sein , da ihre Angemessen- heit wobl Jedermann eiuleuchten muss. Hingegen haben wir — 43 — geglaubt , nuch einer andern Seile bin weiler eintreten und der Gesellschafl eine Reihe beslimmter Antrage iiber die Miltel , wie nach unserer Ueberzeugung der Absatz unserer Denkschriften wesenllich geboben und dadurch hiawieder fiir die Herausgabe derselben vermebrte MiUel gewonnen werden konnen, zur Ge- nehmiguDg vorlegen zusollen. Diese Antrage sind die folgenden: 1) Mil dem X. Bande , welcher diesen Fruhling erscbienen ist, wird die erste Serie der Denkschriften abgeschlossen. Es beginnt von nun an eine neue Reihenfolge mit folgendem etwas verandertem Titel: Neue Denkschriften der allgem. schweizeriscben Gesellsciiaft. Zweite Decade. 1. Band. 2) Es wird ein Circular an alle Gesellschaftsmitglieder ge- sendet , denselben darin die Bedeutung dieses Unterneb- mens ans Herz gelegt und sie zur Forderung desselben durcb Subscription auf die neue Decade aufgefordert. In diesem Circular wird zugleich ein Verzeichniss der Ab- handlungen der ersten Decade gegeben und angeboten, dieselbe unter ermassigten Preisen zu erlassen , n'amlich : Band I zu 4 franz. Fr. statt 6. II „ 4 „ 6. III „ 8 „ 12. IV „ 8 „ 12. V „ 8 „ 12. VI „ 8 „ 12. VII „ 5 „ 8. VIII „ 7 „ 10. IX „ 7 „ 10. zusammen aber zu franz. Fr. 50 statt 88. , wenn sie zur Subscription auf die neue Decade sich verpflichten wollen. 3) Ein ahuliches Circular wird an die Kantonalgesellscbaflen 8elbst gerichtet und dieselben eingeladen, sich ebenfalls fiir eine Zahl Exemplare zu verpflichten , wobei ihnen mit Bezug auf die friihern Bande dieselben Vergiinstigungen der Erm'assiguDg wie den einzelnen Mitgliedern bewilligt werdeu. — 44 ~ 4) An Nichtmitglieder der Gesellschaft oder an MUglieder und Gesellschaften , welche sich fur die neubeginaende Decade nicht verpflichtea wollen , werden die friihern Bande um die folgenden Preise Uberlassen : Band I zu 7 franz. Fr. slalt 12. „ II „ 7 12» „ III „ 14 24. „ IV „ 14 24. „ V „ 14 24. „ VI „ 14 24. „ VII „ 9 16. „ VIII „ 11 20. „ IX „ 11 20. und zusammen um 90 fr. Fr. stall des bisherigen Preises von 176 fr. Fr. 5) Die Eommission der Denkschriflen wird beauflragt, nach Erscheinen jedes Bandes eine kurze Anzeige des Inhalls nebst Angabe des Bezugsortes und Preises , in geeignete oflFentliche Blatter einzurucken. Dabei wird gleichzeitig auf die friihern Bande hingewiesen. 6) Es wird etne von der Eommission zu bestimmende Zahl von Exemplaren iiber die den Subscribenten zukommenden gedruckt und dieselbe einem Buchhandler zum Verkauf iibergeben. Die Eommission ist ermachtigt, mil ihra die Bedingungen festzusetzen. 7) Der Betrieb der Denkschriflen im Kreise der Gesellschaft wird von der Denkschriftenkommission durch die Hand des Qu'astors der Gesellschaft , der zu dem Ende Mitglied der- selben wird , besorgt. Ihm liegt es ob , gegen eine enl- sprechende Entschadigung die Subscriptionen bei den ein- zelnen Mitgliedern aufzunehmen , die erscheinenden Bande an die Subscribenten zu versenden , die Bezahlung dafiir einzuziehen , endlich der Eommission jahrlich iiber den ganzen Absalz Rechnung abzulegen. — 45 — Wir hoffen durch diese Besdmraungen den Verkauf so weit zu heben , dass aus dem Erios die Herstellungskosfen voll- standig gedeckt werden konnen. Genehmigen Sie, Tit. I die Versicherung vorzuglicher Er- gebenheit. Naraens der Denkschriftenkommission : Der Prasident derselben. B e i 1 a g e 7. B e r i eta t fiber den Fortgang der Aufnahme der Statistik des Cretinismus in der Schweiz im Jahre 1848/49. Abgelegt von Dp. meycp - Alipens , President der fiir diese Angelegenheit niedergesetzten Commission. Bald nach der Zuriickkunft der Versammlung der schweiz. naturforscheadea Gesellschart in Solothurn im Jaiir 1848 traf der Unlerzeichnete, in dessen Hande die fernere Leilung der Anfnahme der Sfatislik des Cretinismus in der Schweiz gelegt worden war, die nothigen Vorkehrungen , um die noch fehlen- den Materialien zu erhalten, Es wurde daher an die Sanitats- behorden derjenigen Kautone , die noch keine Millheilungen eingesandt halten , das Gesach gerichtet , das allfaUig Gesammelte einzusenden und im Falle noch keine diessfalligen Schritte ge- than worden sein soIKen , sofort die hiezu nolhigen Einleitungen zu treffen. Um diesen Gesuchen mehr Gewicht zu geben , wurden auch die betreffenden Regierungen angegangen , diese Angelegen- heit ihren resp, Sanitatsbehorden zu empfehlen, und endlich wurde an den hohen Vorort, wie beim Beginn der Arbeiten, auch jetzt wieder die Bitte gerichtet, von seiner Seite die an die Regie- rungen gerichteten Gesuche zu unterstutzen. Der Unlerzeichnete ging bei diesen Massnahmen von der Ansicht aus , dass es nicht wohlgethan ware, alle Eantoue, die noch oichts eingeliefert — 47 — hatten, von vorneherein mit neuen Tabellen and Anieitangen ZQ liberschwemmen , bevor er sich mit dem Stande der Angelegen- heil in den einzelnen dieser Kantone bekannt gemacht hatte. Es zeigte sich auch in der That , dass darch den Drack neuer Tabellen ganz vergebliche Kosten verursacht worden w'aren, in- dem in mehrern der fraglichen Kantone die Materialien bereits, wenigstens theilweise, gesammelt worden waren. Die auf obige Weise zur Einsendung von Materialien aaf- geforderten Kantone waren: Luzern , Schwyz, Zug, Freiburg, Schaffhausen, St. Gallen , Aargau , Tessin, Waadt, Wallis, Neuenburg und Genf. Da der Unlerzeichnefe wasste, dass unter der Leitung des Herrn Regierungsrath Schneider in Bern Untersuchungen uber die Verbreitung des Crelinismus im Kanton Bern angestellt wor- den waren , so zog er es vor , sich in Bezug auf den Kanton Bern an diesen Herrn privatim zu wenden und ilin zu ersuchen , die unter seiner Leitung gesammellen Materialien bald moglichst nach Ziirich zu seoden, was derselbe auch versprach. — Ebenso war es unnothig , sich an die Behorden von Solothurn zu wenden, da Herr Dr. KoUmann, Vater, die von ihm gesammellen Materialien auf das Gesuch des Unterzeichneten sogleich einsendete. — Der Sanitatsrath des Kaotons Luzern sandte ebenfalls die im Kanton Luzern gesammelten Materialien ein. — Der Herr Prasident des Sanit'atsrathes des Kantons Schwyz zeigte an , dass er sofort alle Ansfalten treflFen werde, um dem gestellten Ansuchen zu ent- sprechen und die nolhigen Untersuchungen einzuleiten. Es wurde daher vom Unterzeichneten dem Herrn Prasidenten eine gehorige Anzahl Anleitungen ubermacht. Diese Anleitungen hatten im Wesentlichen denselben Inhalt , wie die friiher vom [Zurcher Comite versendeten, nur muss ten natijrlich bei vera nder ten Ver- haltnissen Eingang und Unterschrift ver'andert werden , wesshalb auch neue Exemplare gedruckt werden mussten. Der Unterzeichnete hielt es fiir zweckmassig , die alten Fragen beizubehalten , da es sich ja nur um Erganzung der bereits gesammelten und zum Theil schon zum Druck benutzten Materialien , nicht aber um eine ganz neue Aufnalime in der ganzen Schweiz handelle, man also bei dem alten Plane bleiben musste , um etwas auch nur einigermassen Gleicbforraiges zu erhalten. Auch der Sanitatsrath von Zug bat ura Anleitungen, die ihm sofort iibersendet wurden. — Der Sanitatsrath des Kantons Freiburg sandte ein Heft ein , worin die Taubstummen , Crelinen etc. im Kanton Freiburg namenllich verzeichnet sind und anerbot sich, sofern es gewiinscht werde, neue Forschungen anzuslellen, zu welchem Behufe von dem Unterzeichneten auch nach Freiburg die nothigen Anleitungen gesandt wurden. Spater sandte Herr Lebert noch ein Heft Tabellen ein , die ihm friiher von Freiburg iibersendet worden waren. — Die Staatskanzlei Schaffhausen berichtete , dass Herr Bringolf die gewiinschten Mittheilungen einsenden werde. — Die Sanitatskommission Appenzell I. Rh. erklarte ebenfalls ihre Bereitvvilligkeit , an dem Unternehmen mitzuwirken , und ersuchte um Anleitungen ; ebenso die Sanitats- kommission von Appenzell A. Rh.; beiden Behorden wurden Anlei- tungen iibermacht. Die Sanitatskommission von St. Gallen machte die Anzeige, dass nur die Materialien fiir den Bezirk Sargans noch fehlen, aber Einleitungen getroffen werden sollen, um diese Ma- terialien zu erhalten. Das Conseil de sante des Kantons Waadt sandte ein Resume der in seinem Archive liegenden Statistik des Cretinismus im Kanton Waadt ein» Wirklich eingegangen sind somit Materialien aus den Kan- tonen Luzern , Freiburg , Solothurn und Waadt. Die Kantone Aargau , Tessin , Wallis , Neuenburg und Genf antworteten gar nicht, und von Herrn Regierungsrath Schneider in Bern, den Behorden von Schwyz, Zug, Schaffhausen, Appenzell A. Rh. und Innerrhoden und St. Gallen ist ungeachtet der gemachten Versprechungen wenigstens bis heute noch nichts eingegangen. Unter diesen Umstanden konnte sich der Unterzeichnete nicht veranlasst finden , schon jetzt an eine Ausarbeitung der aus Luzern, Freiburg, Solothurn und Waadt eingegangenen Mate- rialien vielleicht vergebens Zeit und Miihe zu wenden , sondern glaabte noch erwarten zu diirfen, ob auch von den andern — 49 — Kantonen Materialien eingesendet wiirden. Er gibt dieHoffnung nicht auf, die fehlenden Materialien noch zu erhalten und halt es desshalb nicht fiir geeignet , diessfalls schon jetzt auf weitere Schritte anzutragen, und zwar um so weniger, als es moglich ist, dass bis zur Versararalung der Gesellschaft in Frauenfeld noch Etwas eingehen kann, wesswegen er erst dannzumal im Falle sein wird , einen bestimmten Antrag zu stellen. Zurich den 26. Mai 1849. Mit besonderer Hochachtung: Dr. Meyer- Ahr ens. B e i 1 a g e H, V o r t r a ^ iiber den naturwissenschaftlichen Unterricht in Volksschulen. Von Prof. Schinz. Bei der Versammlung der Gesellschaftin Schaffhausen herrschle grosse Klage iiber den Schadeo , welchen die Eogerlinge in jenea Gegenden damals anrichleteD. Dieses bewog die Gesellschaft, eine eigene Kommission zu beauflragen , sich mil diesern Gegen- stand zu beschaftigen uod Mittel vorzuschlagen , dieses schadliche iDsekl moglichst zu vermindern. Das Hauplmitlel sclieiut der Kommission nebst Schonung und Vermehrung der Thiere, welche die Kafer und Larven verfolgen , das Sammein der Kafer zu sein. Man wird einwenden , dieses Mittel sei langst angewendel "worden, ohne dass man davon grossen Erfolg bemerkt babe. Dies isl allerdings unbestreilbar, aber der Hauptgrund scheint darin zu liegen, dass dieses Mittel fehlerhaft angewendet wird. Der Landmann scheint das Eiosammeln der Kafer als eine ihm auferlegte Last anzusehen und iibt dasselbe nur nachl'assig und zur unrechten Zeit. Um ein, jedem Gutsbesitzer nach der Grosse seines Besitzes auferlegtes Quantum zusammenzubringen , wartet er mit dem Sammein , bis die Kafer in der grossten Zahl schwarmen , sammelt dann soviel er liefern muss, und lassl es nun geben wie es geht, Damit werden zwar viele tausend, vielleicbt bunderttausend Kafer vertilgt , aber bei weitem nicbt die Brut aller. Der Kafer begattel sich sehr bald nach seinem Auskommen und legt Eier , fliegt aber dann noeh einige Tage. — 51 — Wartel man nun mil dem Einsammeln bis die Zahl der Kafer gross ist , so haben viele tausend Kafer schon Eier gelcgt. Man muss das Einsammeln mil dem ersten Erscheinen der Kafer anfangen und laglich fortfahren, audi die Kafer noch verfolgen, wenn sie schon die Buchen- und Eichenwalder besucht haben! Seitdera Herr Prof. Heer die Jahre bekannt gemachl und auf der Karle bezeichnet hat , wenn sie an jedem Orte erscheinen, kann man fruh geuug auffordern und zu rechter Zeit einsammeln und so den Zvveck eher erreichen, Wenn aber uberhaupl von den um uns lebenden Thiereu Nulzeu gezogen oder Schadeu gewendet werden soil, so muss besonders in den Landschulen daruber Unlerricht erlheiU werden , welche Thiere wir schutzen, welche dagegen verfolgt werden sollen. Man ist in unserer Zeit uber den Nutzen der Naturgeschichle und ihr Eingreifen in's gemeineLeben einverstanden, daher der Unlerricht daruber fast allgemein eingefiihrt ist. Allein man fehlt meisf oder fast immer darin, dass er nicht zweckmassig ist. Fur hohere Schulen, Sekundarschulen u. s. w. mag es allerdings nothig sein, eine allgemeinere Uebersicht uber alle drei Nalurreiche zu geben Allein da, wo der Unterricht am meisten in's Leben eingreifen sollte, da sollte er besonders auf die Umgebungen beschrankt werden, und dies sind die Landschulen. Wo herrschen mehr Aherglauben und schadliche Vorurlheile, als auf dem Landed Man wahnt in unsern Zeiten der allgemeinern Bildung, solche Kenntnisse seien allgemeiner verbreilet ; aber wer Gelegenheit hat, mit unsern Landleuten, selbst mit gebildet scheinenden umzugehen, wird sich bald von der Wahrheil des Gesa'^ten uberzeugen. Sehr haufig werden die Sammlungen in Ziirich von Landschulen besucht und bei dieser Gelegenheit kann man sehen Wie diirftig der Unterricht und ebenso oft wie verkehrl er sein muss. Einen Tiger, einen Lowen, einen Pfeflferfresser, selbst emen Paradiesvogel erkennt der Schuler sehr oft, aber einen Kukuk kann er nicht von einem Sperber unterscheiden , einen Sperling verwechselt er mit einer Ammer, eine Spitzmaus mit einer Maus, einen Frosch mit einer Krote, von der Verwandlung 4- — 62 — der Maikafer hat er keinen recliten Begriff und von der Lebensart der schadlichen Baumraupen weissl er gar nichfs, er halt die Fledermaase fur schadlich , die Weihen fiir gefahrliche Raubvogel u. s. w. Natlirlich der Schullehrer weisst es nicht besser und kann ihn nicht belehren. Der Unterricht, den der Lehrer im Seminar erhalten , war zu allgemein , zu wenig in's Leben eln- gehend, zu hoch. Nach meiner AnsichtsolHe naraentlich in Landschulen der Un- terricht in derNaturgeschichte besonders auf die Umgebungen ge- richtet sein. Zuerst sollte dem Schiiler eingepragt werden, dass der Begriff von nutzlichen und schadlichen Thieren nur ein relaliver sei. Jedes Thier, jede Pflanze in der freien Natur ihre Stelle erfiille und ein gewisses Gleichgewicht herrsche , welches , wenn auch fur kurze Zeit aufgehoben , sich immer wieder herstelle. Nur der Mensch mache durch seine Eultur einen Eingriff in diese Ordnung, und was diese Kultur store, das sei fiir ihn schadlich und miisse von ihm entfernt werden , was sie fordere , das musse er beschutzen. Jedes Klima , jede Gegend babe Eigenheiten. Das Dasein gewisser Thiere oder Pflanzen verlrage sich mit der Kulfur des Menschen durchaus nicht und miisse entfernt werden. Diese Gegenslande sollten nun in jeder Schule den Schiilern bekannt gemacht werden. Freilich vermag oft der Mensch mit aller seiner Vernunft nicht allein die nolhige Vertilgung oder Verminderung zu bewirken , er muss z. B. zur Verminderung der schadlichen Mause Katzen anstellen , Igel , Wiesel , Eulen und kleine Tagraubvogel schonen und ihre Vermehrung befordern. Gegen die Vermehrung schadlicher Inseklen stehen dem Menschen allein sellen hinlangliche Mittel zu Gehote, er muss auch bier viele Thiere zu Hiilfe nehmen. Hier aber hilft die Natur sich oft am besten selbst. Den Ziigen verheerender Heuschrecken Ziehen eine Menge Vogel und andere Thiere nach , welche Tausende todten und verzehren ; hauset der Borkenkafer in unsern Forsten, so Ziehen sich die Spechtmeisen , Spechte und andere Vogel dahin. Vermehrt sich irgend ein schadliches Insekt und richtet grosse Zerslorung im Pflanzenreiche an, unsere Verlilgungsmittel reicheo — 53 — nicht hia, diese Myriadea zu mindern uud wir denken , weon die VermehruDg so forlgehe , miisseD alle Pflanzeti zu Gruode gehen , so enlsteht eine pestartige Krankheit, welche die Raupen zu tausenden anfallt und todtet , so dass ira folgenden Jahre nur Doch sehr wenige erscheioen. Als unbedingt nulzliche Thiere rechne ich unler den Saugethieren die Fledermause, alles was inaa ihoen audichlet , das Speckfressen in den KamiueD , das Fliegen in die Haare , das Vergiflen durch ihren Urin , ist alles nicht wahr. Wahr ist's, dass es in ibrer Art bose, bissige und hassliche Thiere sind, welche aber nichts als Insekten fressen und eine Unzahl vertilgen. Blutsaugende oder Friichle fressende hat Europa keine. Die Spitzmause fressen Aas , Insekten, Regenwiirmer und Schnecken , sind daher sehr nutzlich und wohl von den Mausen zu unterscheiden , welche als Nagelhiere sehr schadlich sind. Der Igel verlilgt besonders Feld- und Waldmause, das grosse und kleine Wiesel. Ihre Hauplnahrung besleht la Mausen, Ratten, Wanderratten , Feld- und Waldmausen. Aller- dings kann dem Hermelin oder grossen Wiesel etwa einmal ein junges Haschen oder ein kleiner Vogel zur Beute werden , aber das ist kein Schaden und doch werden diese Thierchen vom Jager sehr verfolgt. Mehr schadlich als nutzlich fur unsere Oeconomie ist der Hausmarder, der zwar auch Mause und Ratteu frisst , wenn er eben nichts anders haben kann , allein Buhner, Tauben , Enten und Ganse lieber hat , und Kirschen , Trauben und Pflaumen raubt. Der litis ist weit mehr auf Mause und Ratten angewiesea und weniger schadlich. Der Fuchs ist ein arger Rauber und muss wenigstens von den Hausern und Dorferu nioglichst fern gehaltea werden. Da er gerne Hasen frisst, Reb- huhner und andere Vogel fangt, so verfolgen ihn die Jager grimmig und nicht ganz rait Unrecht. Auch befallt ihn nicht sellen die Hundswuth. Den Fischotter mochte ich nicht zu dea sch'adlichen Thieren z'ahlen , ausgenommen da , wo es etwa Fisch- weiber gibt, die er wohl enlvolkern kann. Schadlich sind mehr und minder alle Nager, Hausmause, Feldraause, Waldraause, Ratten, Wanderratten , Siebenschlafer, selbsl Eichhornchen und — 54 ^ Hasen , wcdq sie sich zu sehr vermehren , dass dies aber bei den letzten nichl geschelie , dafur sorgen unsere Jager. Als V^ertilger von Eugerlingen und andern Insektenlarven und Puppeu und vorziigllch der Regenwiirraer sind die MaulwUrfe nicht schadlich , sondern niitzlich, da sie nichl von Wurzeln leben. Rings um ihre Haufen wtichst das Gras iippiger und ersetzt so den alifalligen Verlurst ; verrechel man im Friihjahr die Maul- wurfhaufen , so diingt die Erde den Boden. Von den Mausen sind die Spitzraause leicht zu unterscheiden, jene sind schadlich, diese aber niitzlich , als Vertilger von Insekten. Unler den Vogein gibt es viel mehr nijlzliche als schadliche. Nur die grossen Raubvogel Lamraergeier und Adier sind schadlich und Feinde junger Lammer und Ziegen , konneu unter gewissen UmsCanden selbst den Kindern gefahrlich werden, daher Aussetzea von Schussgeldern auf sie zweckm'assig. Der grossle Feind unserer Haustauben und Hijhner ist der Habicht, diesen muss man moglichst verfolgen , auch wohl noch den Wanderfalken, der aber zu selten ist. Alle iibrigen Raubvogel, die unter dem Namen der Weihen, Gabelweihen, Moosweihen, Hiihnerdieben, Hiihnergeier bekannl sind , sollten nicht verfolgt werden , mogen auch einige zuweilen ein krankes Haushuhn angreifen ; dagegen verzehren sie Tausende von Feld- und Waldm'ausen, wie man sich bei Untersuchung ihres Magens leicht uberzeugen kann. Ich fand einst im Magen einer Weihe die Ueberreste von 16 Mausen ; viele fressen auch Insekten. Namentlich sollte man das Verfolgen alter Nachleulen , als vorziigliche Mausevertilger, verbieten, statt Schussgelder auf ihre Einlieferung zu setzen. Nur etwa der Uhu greift zu der Zeil, wenn er Junge hat, Hasen, Feldhiihner , auch wohl Igel an (ich fand bei vier verschiedenen Uhu Igelreste mit Slacheln im Magen). Schadlicher als die eigentlichen Raubvogel sind , zur Zeit des Nislens der kleinen Singvogel, Haher, Elstern und Krahen, da sie dannzumal haupt- sachlich von Eiern und jungen Vogein sich n'ahren. In Gegenden, wo es viele Elstern und Krahen hat , wird nicht leicht ein kleiner Vogel aufkommen , daher solle man diese Vogel auf Promenadeo, -- 65 — in Baamgarten und Lastwaldchen nicht dulden und besonders nicht nistea lassen. Die Elsler ist sogar jungen Hiihnern gefahrlich, dagegen lodten sie auch eioe Menge Insekten. Alle insekten- fressenden Vogel sind unbedingt niilzlich, wie Wurger, Schwalben, Bachstelzen, Pieper, Meisen, Baumlaufer; ihr Fang und vorziiglich das Ausnehmea der Nester sollten besonders der Jugend ganz verbotea werden. Auch die kleinen kornerfressenden Vogel sind in der Kegel auf Pflanzen angewiesen , welche der Mensch wenig anpQanzt; nur der Haus- und Feldsperling, besonders der ers(e, welcher unter unsern Dachern mehrmals im Jahre nislet und sich zu stark vermehrt, kann grossen Schaden an Feld- und Gartenb'aumen anrichten, und ist daher schadlich in hoherm Grade zu nennen und seiner allzugrossen Vermehrung Einhalt zu tbun. Seine Jungen nahrt er zwar auch, wie alle kornerfressenden Vogel, mil Insekten und ersetzl einigermassen den Schaden in etwas. Staare, Amsein, Drosseln sind nur zur Herbstzeit schadlich , da sie in die Weinberge einfallen , ausser dieser Zeit ergotzen sie durch ihren Gesang und vertilgen Insekten. Die sogenannte Goldamsel und der Kernbeisser schaden den Kirschbaumen , und der Gimpel (Gugger, Rolbgugger, DompfafTe) schadet besonders durch Abbeissen von Knospen in unsern Garten bei grossem Schnee sehr. Der Kukuk ist durchaus niitzlich und zerstort eine grosse Zahl schadlicher , haariger Raupen , die kein anderer Vogel beruhrt , zum Sperber wird er nie und todlet auch keine Vogel, wie man falschlich angibt, daher darf er nicht verfolgt werden. Die ganze Ordnung der Sumpf- und Wasservogel ist fUr unsere Oeconomie ohne Einfluss und nur dem Jager als willkommene Beute theilweise wichtig. Selbsl der Storch ist in Beziehung auf Nutzen oder Schaden gleichgiiltig; er frisst allerdings Frosche, Eidechsen , Schlangen , aber diese sind fur uns gleichgultig und unschadlich ; Forellen und andere Fische sindihm aber lieber als Frosche. Insekten vertilgt er in Menge, besonders speist er gerne Maikafer , Eugerlinge, Regenwlirmer, Mause und Maulwiirfe. Die Spechte vertilgen die Larven und Kafer, welche onter derBaumrinde sich aufhalten und die Baume — 56 — zerstorcn , uie gehen sie einen gesundeu Baum an , und werden daher mil Unrecht zu den schadlichen Vogeln gezahlt. Die ganze Klasse der Replilien oder Amphibien uuserer Gegenden , rait einziger Ausnahme der beiden Arten der Vipern, welche theils in gebirgigen Gegenden , theils im Jura vorkommen ist voUig unschadiich , durchaus nicht giflig und wirklich sehr uiitzlich und verdienen keine Art der Verfolgung. Es ist wahr, fast alle Menschen haben einen Eckel und Abscheu vor ihnen und sie sind bei manchen in unverdientem Rufe giftig zu sein , allein die Giflschlangen ausgenoramen , sind sie es gar nichl. Das unheimliche des Aufentballs der Kriiten , ihr hassliches Ansehen, ihre Langsamkeit, ihre nachtliche Lebensart, der Schleim den sie bei Beruhrung von sich geben und die traurigen Tone, machen sie gerade nicht zu angenehmen und lieblichen Thieren , aber sie sind niilzlich. Ihre Nahrung besteht in Regenwiirmern, nackten Schnecken und Raupen , welche sie im Dunkel der Nacht, wenn die Thiere herauskoramen , aufsuchen und verschlucken , daher soil man sie nicht verfolgen ; diese Verfolgung gibt haufig Anlass zu Thierqualereien. Lasse man sie doch ruhig in den dunkela Winkeln unserer Garten und verpflanze sie lieberdainn, wenn uns die kleinen nackten Schnecken Pflanzen beschadigen. Dieselbe Bewandtniss hat es auch mit dem braunen Grasfrosch, der den Sommer durch in Hecken , Wiesen und Waldern lebt, und mit dem andern kleinen Laubfrosch ; auch der gemeine Wasserfrosch vertilgt sehr viele Insekten. Keines dieser Thiere ist giftig, wohl aber hat der Schleim der Kroten und Salamander einige Scharfe; wenn er auf von der Oberhaut enlblossten Stelle kommt, so verursacht er einiges Brennen. Die Eidechsen n'ahren sich nur von lebenden Insekten und sind freundliche muntere Thierchen, welche aber an Menschen, Katzen und vielen Vogeln Feinde haben und nur ihre Schnelligkeit reltet sie oft. Auch Biiodschleichen und Natlero sind fiir den Menschen vollig unschadiich, doch muss man in Gegenden , wo es Vipern gibt, sie von diesen wohl unterscheiden, was bei beiden leicht ist. Die Hauptnahrung der Natter besteht in Friischen, auch frisst sie Fische, daher Irifft — 57 — man sie haufig au Wassern und in Wassern an , im Wasser aber leben sie gewohnlich nicht. Ben grossten Schadeu in unsern Feldern , Magazinen und selbst in unsern Hausern richlen die Insekten an. Diesem Schaden kann der Mensch , wenn aucb nicht immer abheifeu , doch oft vorbeugen und denselben mindern. Die Insekten scheinen haupt- sachlich da zu sein, der zu grossen Ueppigkeit des Pflanzenreichs Einhalt zu thun , faulende Stoffe schnell zu zersetzen und andern Thieren, selbst andern Insekten zur Nahrung zu dienen. Ihre grosse Vermehrung macht sie oft zur Landplage und kann Miss- wacbs und Theuerung hervorbringen. Gross ist das Heer der scbadlicben Insekten , klein die Zahl uns mittel- oder unmittelbar nlitzlichen. Diese und die Mittel die Vertilgung der scbadlicben zu bewirken oder die Zucbt und Schonung der niilzlichen , sollte ein allgemeiner Unterricbtsgegenstand ganz vorziiglicb in Laud- scbulen sein. Man unterrichte die Kinder iiber die Lebensart, Verwandlung und Fortpflanzung der taglicb erscbeinenden. So sage man ihnen, dass die meisten Scbmetterlinge die Miitter der scbadlicben Baum- und Koblraupen seien, dass daber, wenn sie in Menge erscbeinen, unsern Koblfeldern und Obstbaumen grosser Nacbtbeil drobt. Man lasse sie spielend diese Scbmetter- linge eiofangen und todten , man zeige ihnen, dass die an den Obstbaumen nach dem Abfallen der Blatter noch im Winter bJingen bleibenden Nester von Baumraupen seien , dass man mit ibrer Wegnahme und Verbrennuug oder anderweitigen Zerstorung ganze Bruten t(3dten und den Baum vor weiterra Schaden ganzlich chiitzen koune. Man zeige ihnen auf den Koblfeldern die leicbt zu entdeckenden Eierh'aufchen der Koblraupen und lasse sie durch sie ablesen. Man erklare ihnen die ganze Forlpflanzungsgeschicbte der Maikafer, der Bienen , Wespen, Gummeln , Ameisen, Blalt- lause U.S. w., kurz der Thiere , welche die Kinder auf dem Lande taglicb sehen und beobachten konnen. Wie viele Irrthiimer wiirden dadurcb aufgeklart , wie viel Gutes bewirkt und die Naturgeschicbte wiirde kraftig in's Leben eingreifeu und ibr Nutzen aucb von dem eingeseben werden , der diese Wissenscbeft als eine — 58 — Spielerei mussiger Menschen ansieht , den Sammler und Uiiler- sucher von Insekten beinabe bemilleidet. Aber ungeachtet der vielen Handbucher febll es an einer popularen Schrift iiber diese alllaglich vorkommenden und doch unbeachleten und unbekannten Dinge. Ein gehorig vorbereiteter und kenntnissreicher Lehrer konnle grossen Nutzen stiflen. Ohne eine Sammlung ware der Unterricht gar wohl zu betreiben , wenn die merkwurdigsten Gegensl'ande deuUich abgebildet wurden , was obne grosse Kosten wohl geschehen konnte. Leicht konnte auch ein Landschulmeisler sich eine solche Sammlung anschaflfen, wenn er bei etwaigen Wanderungeu auch im Dorfe und der Umgegend Acht gabe und das leicht Aufzubewahrende sammeln wiirde. Dieser Gegenstand scheiut mir einer weitern Beralhung einer nalurforschenden Gesellschaft wurdig, da er von grosser Wichtig- keit fiir das praklische Leben ist. B e i 1 a g e 9. Beitra^e zur Erganzung der Theorie des Vogelflugs. von H. HLuniiiier. Schon oft wurde die Frage aufgeworfen , ob der Mensch durch kiinslliche Fliigel ira Stande ware , sich in die Luft za erheben, um nach Art der Vogel zu fliegen , und es fehlt eben nichl an Vorschlagen , wie dies auszufiihren ware; ja mau ist noch weiter gegangen und bat sich bereits mil der Erbauung von Flug- maschinen beschaftigt , welche sich aber bekanntlich als ganz unzureichend erwiesen. Ehe man sich jedoch an diese schwere Aufgabe wagt, sollte man jedenfalls mit der Theorie des Flie- gens im Reinen sein und die Fingerzeige , welche die Natur in dieser Beziehung gab , sorgfallig erforschen , um all' den Miss- griffen zu enlgehen , welche den bisherigen Erbauern von Flug- maschinen mil Recht zugeschrieben werdeu. In Folgendem will ich versuchen , ein Bild von dem zu geben, was ich iiber dea Flug selbst beobachtet , gepriift und ausgefiihrl babe , ohne be- anspruchen zu wollen , dass Alles durchgangig neu und bisher Vollig unbekannt war, und beginne mit der Erklarung des hori- zonlalen Fluges , da ohnedem die iibrigen Richtungen aus er- sterm erklarlich werden. Alle in der Natur vorkommenden Fliigel (auch die Flossen der Fische) habeu das Eigenthumliche , dass sich ihre Ebenen beim Auf- und Niederschlage abwechselnd gegen den Horizon! — 60 — ueigen und erheben und zwar gescliieht dieser bestandige Wechsel gauz ohne ZulhuQ des Tliieres. Der Verslandlichkeit wegen werde ich einstweilen die eiufachen Fliigel des Schmellerlings zu meiner Betrachlung w'ahlen. Jeder Fliigel ist an der Vorderseite durcli Slabchen oder Sprossen hinlanglich ges(eift, wahrend der Flugel am hiotern Rande bei Weilem leichter nachgibt und da- mit eine elastische Fahne bildef. Die Folge hievon wird nun seiu , dass bei einem Flijgelniederschlage der Vorderrand des Flugels wegen seiner grossern Sleifigkeit zuerst unten ankomraen muss , wahrend der biegsame Hiuterrand dera Widerslande der Luft nachgibt und somit eine nach vorn geneigte Ebene biidet. Untersucht man die Eigenschaflen dieser von oben nach unten bewegten schiefen Ebene, so ergibt sich daraus die Nothwendig- keit des Vorschiebens oder der Vorwartsbewegung. Geschieht ferner der Fliigelschlag nach oben , so werden die vordern Fliigeltheile fruher oben anlangen, als die hintern und zwar aus dem ahnlichen Grunde wie beim Niederschlage , namlich der Hinterrand bietet der obern Luft beim Aufschlage nicht den Widerstand, wie der Vorderrand. Es wird aber dadurch eine von hinlen nach vorn schief erhobene Fliigelebene gebiidel, welche ebenfalls die Vortheile einer Vorwartsbewegung gewahrt, wie die friihere. Um die Sache noch raehr zu versinnlichen, so denke man sich einen horizontalen Keil , dessen schiefe Flachen oben wie unten zwischen Frictionsrollen so getragen werden, dass diese Rollen , gegenseitig sich nahernd , diesen Keil zum Ausweichen zwingen , etwa wie ein Kirschkern zwischen den Fingern durch Zusammenkneipen der letztern vorwarts geschnellt werden kann- Die obere schiefe Kante dieses Keils veranschaulicht die nach vorn erhobene Ebene des Fliigels beim Aufschlage, in welchem Falle die Oberluft auf den schiefen Flugel ebenso vorwarts trei- bend wirkt, wie die Frictionsrollen auf den Keil. Drebt man die Vorrichtung um, so dass die obere schiefe Kante des Keils nun nach unten kommt, so wird der Keil nach Anwendung des Drucks der Frictions - Rollen von unten nach oben ebenfalls — 61 — nach vorn ganz me vorher ausweichen , und hiermit ist der Fliigelaiederschlag auf die unfere schiefe Luftschichl reprasenlid. Die Hohe des horizontalen Keils ist demoach der Raura , wel- cheQ der Flugel be! seinera Auf- und Niederchlage seukrechi durchlaufl , wahrend die L'ange des Keils den Weg andeutet, den der Fliigel und somil das Thier beim Auf- oder Nieder- schlage durchflog. Nimmt man z. B. an, dass die Hohe des Keils sich zur Keillange wie 1 zu 10 verhalle , so wird auch bei jedem Fiiigelschlage das Tliier urn die zehnmalige Grosse dieses Fliigelschlages fortgetragen und es ist daher leichl er- klarlich , warum das Thier bei seinen verhaltnissmassig wenigea Fliigelschl'agen so weit vorwarts geschncllt wird. Je geringer nun diese Fliigelebenen sich gegen den Horizont erheben oder neigen, urn so grosser wird ofTenbar auch der Raum sein , welcher wah- rend eines Fliigelschlages horizontal durchflogen wird. Hier konnte man in Versuchung kommen zu glauben , dass eiu ausserst spitzer Winkel am vorlheilhaftesten sei ; aber schoa im vorliegenden Falle , wo sich die Keilhohe zur Keillange ver- lialt wie 1 zu 10, diirfte es nicht leicht sein , den Keil mittelst verlikalem Drucke zur Vorwartsbewegung zu bringen , indem die erzlelte Horizontalkraft zehnmal schwacher sein wird , als der senkrechte Druck auf die schiefen Kanten des Keils ; (hierbei ist naliirlich die Friction , die bei dem ziemlich spitzen Keil schon betr'achllich sein wird , ganz bei Seile gesetzt.) In der hochst fliissigen Luft wird der Winkel der schiefen Fliigelebenen allerdings noch kleiner sein konnen , als der eben erwahnte, daher es auch erklarlich ist, warum dieser Wechsel der Fliigel- ebenen im Fluge selbst bei grossern Vogeln dem Beobachter meist entgeht. Die Fliigelgeschwindigkeit , wie gesagt , wiirde bei stets kleinern Winkeln eine immer beschleunigeude sein, wenn nicht beim Fluge wie beim senkrechten Falle der Korper die Luft selbst, welche das Thier durchschneiden muss, ein Hinderniss ware, welches zuletzt den Flug nothigt, eine sich gleich bleibende Schnelligkeil anzunehmen. Was bisher von der Structur des Schmetterlingfliigels gesagt -^ 62 — warde, gilt audi fiir die Fliigel des Vogels. Der Fliigel des letztera besteht zwar nicht aus einer so ununterbrochenen Flache wie beim Schmetlerlinge , aber die einzelnen Federn am Fliigel (naraentlich die laogsten) bieten durch ihre breiten Fahnen an den hiotem Kanten beim Auf- und Niederschlage des Flijgels dieselben EigenschafteD zum Vorwarlsschieben , wie der un- getrennte Schmellerliogsflugel , so dass man sich den Vogelflugel als eine Zusamraensetzung aus lauter kleinern Fliigeln zu denken hat. Die vordere Fahne jeder Fliigelfeder ist im Vergleich zu der hintern Fahne sehr klein , schmal und wenig biegsam ; sie dient nur zur bessern Anlage der Nachbarfeder und ibrer brei- ten Fahne beim Fliigelniederschlage ; die Federn liegen namlich im ausgespannten Zustande des Flugels dergestalt neben einander, dass sich die grosse Fahne der vordern Feder stels unler der kleinen Fahne der hintern Nachbarfeder befindet. Betrachlet man den Querschnilt des Flugels und seiner liingern Federn und deren Fahnen, so wird dieser Querschnilt beim Flugelnieder- ^chlage die Geslalt von c/ijformigen ineinandergreifenden Dach- ziegeln haben , also eine unuulerbrocheue Ebene darslellen , den Vogel sonach heben und nur verraoge der ungeschijlzten Spilzen der aussersten langsten Federn wird ein Vorwarlsschieben durch deren schiefe Flachen veranlasst. Beim Fliigelaufsclilag werden sich hingegen die Federfahnen von einander trennen , ahnlich den geoffneten Streifen der Jalousieladen, und die nun verh'allniss- massig grossen scharfen Flachen werden das Vorwarlsschieben des Vogels weit mehr begunsligen , als dies beim Niederschlage moglich war , wozu noch die kiirzern , dem Korper nahersilzen- den Flugelfedern bei ihrer parallelen Lage mil der Flugrichtung das Ibrige beitragen , indem diese kurzen Federn in Folge ihrer fast gleichbreiten Fahnen ihrer L'ange nach sich ebenso auf und nieder biegen , als ein zusammenh'angender Schmetterlingsfliigel. Aus allem ist ersichllich , dass der Vogelflug nicht mil dem Rudern im Schiffe verglichen werden darf, denn der Vogel be- wegt die Fliigel nicht ruderartig von vorn nach hinlen , um sich vorw'arts za schwingen, sondern hier wirkt einzig und allein — 63 — der seukrechte Auf- uad Niederschlag vorwarlsschiebend , wah- rend das Ruder horizontal nach liinten bewegt werden und ohne Wirkuug fiir das Fahrzeug zuriickgefiihrt werden muss. Da der Vogel durch seine Flugel , welche auf die Lufl driicken, getragen wird, so wiirde derselbe ohneliin, wenn er die Flugel ruderartig nach hinten bewegen wolUe , vorn der Unlersliitzung entbehren und kopriiber herabsturzen. Der gerade Flug oder das Yorw'artsfliegen in horizonlaler Richtung ist nun wohi hin- langlich erklarlich und es sollen daher nur noch einige Bemer- kungen liber die Direction des Fluges folgen. Man glaubt meislen- theils, dass die wilikiirliche Richtung beimFiuge in dem Schwanze des Yogels zu suchen sei, aber dies ist nur bis zu einem ge- wissen Grade richlig, indem die Fiiigel nothigenfalls allein schon hinreichen , die Richtung zu bestimmen. Der rechte wie der linke Fliigei hat , wie ich bereits bewies , die Eigenschaft , den Vogel vorwarts zu ziehen ; wird diese Vorwartsbewegung im rechten Flugel beschleunigt, so muss sich der Vogel nach links wenden, diese Beschleunigung des rechten Fliigels kann entweder dadurch erreicht werden, dass derselbe grossere Fliigelschlage macht, oder dass der linke Flugel verkiirzt oder mehr am Korper angelegt und damit dessen Wirkung vermindert wird. Beide Umstande zagleich miissen die doppelte Wirkung thun , und durch die ungleiche Fliigellange wird sich der Vogel nach der linken Seite herab neigen, wodurch dem Vogel die Wendung noch be- deutend erleichtert wird. Bei der Flugrichtung nach unlen oder oben mag der Schwanz in Geraeinschaft mit dem Kopfe und dem verlangerten oder yerkurztea Halse, (wodurch der Schwerpunkt des Vogels bald mehr nach vorn oder hinten verlegt wird und daher ein Sinken oder Steigen bewirkt) einigen Nutzen haben, aber das Meiste thun auch bier die Flugel , denn diese gestatlen ausser ihrer senkrechten Bewegbarkeit beim Fliigelschlag auch noch eine horizontale , so dass die Fliigelspilzen entweder dem Kopfe oder Schwanze genahert werden konnen. Geschieht die Fliigelhaltung nach dem Kopfe zu , so muss nothwendig ein Steigen des Vogels Stall fmden, indem der Schwerpunkt des — 64 — letzlern durch die mehr nach vorn gehaltenen Fliigel nicht mehr getragen werden kann uod so ohne Unterstiitzung hinten herab- sinkt. Durch die entgegengesetzte Haltung der Fliigel nach hin- ten wird auch eine enlgegengesetzle Wirkung hervorgebracht, D'amlich ein Herabsinken des Vorderkorpers. Der Schwanz dient ausserdem durch seine horizontale Lage, die Schwankungen nach vorn Oder hinten zu mindern , wenn der Vogel beim Auffluge die hefligsten FlUgelschlage macht , ohne noch den zum gleich- fdrnaigen Fluge nothigen Grad der Schnelligkeit erlangt zu haben ; im fortgesetzten Fluge legt der Vogel den facherformigen Schwanz zusammen und nur , wenn er sich seinem Ziele nahert , breitet er die Schwanzfedern wieder aus und bringt ausserdem seinea Korper mittelst der Fliigel und dem nach riickwarts gebogenen Halse und Kopfe in eine mehr senkrechle Lage , wo nun durch die Fliigel und Schwanzfedern bei dieser Hallung das schnelle Vordringen und Durchschneiden der Luft gehemmt und der Sloss beim Niedersetzen des Vogels gegen die Fusse gemindert wird, Uebrigens sieht man ziemlich oft, dass Vogel, namentlich Tau- ben , die durch irgend einen Zufall die Schwanzfedern einbussten, sich noch ganz geschickt im Fluge wenden , und es ist kaum zu bemerken, dass ihnen der Mangel der Schwanzfedern sehr laslig ware. Nur beim Schweben der grossern Vogel kann man leicht beobachten , dass die nun ausgebreitete Schwanzflache oft eine veranderliche ist und nach Art der Windmiihlenfliigel eine Drehnng des Vogels nach rechts oder links zur Folge hat. Was das anhaltende Schweben ohne merklichen Fliigelschlag betrifft , welches nur grossern Vogeln moglich ist , so wirkt hier der vorhergegangene active Flug mit dem Winde und ein nach- heriges Drehen gegen denselben , wodurch das Thier , nach Art des Drachen an der Schnur, steigt ; ohne Wind und vorherige Fliigelschlage ist kein Schweben moglich. Die Luftsacke , welche diese Vogel enthalten und die man oft als arostatische Hebe- mittel anfuhren hort , dienen sicherlich mehr zur Respiration und keineswegs , um damit einzig and allein das Schweben zu ermoglicben. — 65 — Wie weit ein geschickt geworfener flacher Teller, ein Steiu von der Luft getragen werden kano, ist allbekannt; aber nur bei einer gewissen Geschwindigkeit Iritl dieses Tragen der Luft ein. Ebenso bedarf der Vogel zum leichten Fluge eine gewisse Geschwindigkeit , welche anfangs nicht nur durch hochst kraftige Fliigelschlage erzielt wird , sondern durch einen Sprung in den Flug ; schlechte Flieger, wie die Hausganse, dieTrappen, bediirfen sogar eines anfanglichen Laufs , verbunden mil starken Fliigel- schlagen , um sich in den zum Fluge nothigen Schuss zu bringen. Um das Obengesagte so viel als moglich auch zur direkfen Anschauung zu bringen , habe ich ein kleines Schiff von an- derthalb Fuss Lange gemacht , in welchem eine Uhrfeder , die in einer gezahnten beweglichen Trommel eingeschlosseu ist, auf ein kleines gezahntes Rad wirkt. Am aussern Boden des SchifTcIiens sind zwei Fiugel rechts und links angebracht , welche indess nur eine senkrechte Auf- und Niederbewegung gestatten ; durch zwei kleine Eurbeln am Wellbaume des kleinen Zahnrads werden die Fiugel miltelst zweierZugstangelchen so auf und nieder gestossen, dass die Fliigel, welche zusamraen nur 8 QuadratzoU Flache haben, besfandig ihre Fliigelschlage unter dem Wasser thun. Jeder Fliigel besteht aus einem Fischbeinstabchen , welches durch eine gespannte Sehne von seidenen Faden in einer horizontalen Kriimmung gehalten wird. Der Raum zwischen dem Fischbein- bogen und der Sehne ist mit ausgespanntem Taflft versehen und bildet eine kiinstliche Feder, welche alien den erwahnlen noth- wendigen Bedingnissen zum Vorwartsschieben entspricht. Das Triebwerk vermag etwa 50 Fliigelschlage zu erzeugen und dabei wird das Schiffchen mit solcher beschleunigter Geschwindigkeit trotz der bloss senkrechten Fliigelschlage 60 bis 80 Fuss fort- bewegt, dass zuweilen auf sonst ganz ruhigem Wasser die Wellen vorn iiber das Schiffchen herein schlagen. Der Mechanismus ist ausserdem noch so getroffen , dass bald der rechte, bald der linke Fliigel grossere Flugelschlage macht und man sieht hicmit, wie entschieden diess auf die Drehung des Schiffes nach links oder rechts wirkt. — 66 — Nicht zufrieden , den Versuch ira Wasser angestellt zu haben, erbaute ich auch einen Automalen , um in der Luft nach Art der Vogel zu fliegen ; er gleicht einem Schmetterling , ist von einer Fliigelspilze zur andern l| Fuss breil und IJ Fuss lang. Die Gesammtflache belragt 72 QuadratzoU und das Gewicht 8| Loth (AUes in schweiz. Mass und Gewicht). In der Milte , gleiclisam den Korper bildend , befindet sich eine sehr slarke Taschenuhr- feder in einer unbeweglichen Trommel. Der Welibaum , auf welchen die Feder vor dem Fliegen aufgewunden wird, endigt sich ausserhalb der Trommel in zwei kleine Kurbeln milFriclionsroUen, welche zwischen zwei Coulissen die Fliigel zum Auf- und Nieder- schlagen zwingen. Da die Feder nur 7 Uradrehungen geslattet, so geschehen auch nur 7 Fliigelschlage. Jeder Flugel enthalt 5 Federn von Fischbein und Tafft ganz in der Art , wie bei dem erwahnten Scbiffe. Die Schwanzflache besteht aus einem aus- gespannten Stiick Tafft und kann vor dem Fluge etwas auf- oder niedergestelltwerden , damit ein Sleigen oder Siuken beim Fluge einlrete. Um den Flug eiuzuleiten, ist vorher uoch der anfangliche Sprung, den ich beim Vogelflug erwahnte , nicht zu umgehen ; ich bediene mich dazu einer gespannten cylindrischen Spiralfeder in einem Rohre , das ich in der Hand halte; dasEnde der Spi- rale bildet einen Zapfen, auf welchen ich den Automat leicht anstecke ; beim Abdriicken ohne Flugelschlage wirft diess den Apparat um einige Schrilte vorwarts auf den Boden. Noch muss einer kleinen Vorrichtung gedacht werden , welche in einer kaum 3 QuadratzoU haltenden Flache von gespanntem Tafft besteht, die sich anfangs senkrecht auf der Richtung des Fluges be- findet, aber wahrend des Stosses der Spiralfeder sich durch den Luftwiderstand nach hinlen niederlegt und hiemit die Uhrfeder frei macht , so dass nun die Fliigelschlage beginnen. Da wah- rend dem Fluge des Automats kein Steuermann vorhanden ist, um jeden Vortheil, den Wind und Schwerpunkt bieten, zu be- nutzen , so gelingt nicht jeder Flug gleich gut und tragi nicht gleich weit, aber dennoch ist es iiberraschend, zu sehen, dass, trotz des schwachen anfanglichen Stosses durch die Spirale und — 67 — bei nur 7 Fliigelschlagen , der Apparal nicht selten 20 bis 30 Fuss horizontal fliegt und dann erst ia schiefer Richtung herab schwebf. Diese Resaltafe, so mangelhaft sie auch zu nennen sind, zeigen indess geniigend , dass die mitgetheilten Beobachtungen und Erfahrangen iiber das Fliegen den richtigen Weg bezeichnen, den die Natur hierin vorschreibt und auf welchera man allein Dur hoflfen darf , zum Ziele zu gelangen , wenn man einraal im Ernst an die Verwirklichung des Menschenflugs denken wird, *) *) Der Verfasser hatte am 2. August d. J. in Frauenfeld die Ehre, sowohl seine Ansichten uber den Vogelflug der verehrten natur- forschenden Gesellschaft vorzutragen, als auch die eben begchriebenen Automaten in ihrer Wirkung zu zeigen. 5* B e i 1 a g e 10. sur la combustion dans les etres organises et inorganises par Rod. Blancliet, Vice - president du Conseil de I'instruction publique du Canton de Vaud. H est deux points fondamentaux sur lesquels il est necessaire de s'expliquer avant tout. Sans vouloir entrer dans tous les details de distinction entre la physique et la chimie, nous en signalerons un des resultats principaux. — On donne le nom de solution a I'acte par lequel les corps se melangent entre eux physiquement, sans que, pour cela f leurs particules soient modifiees dans leur nature intime : ainsi, le sel, le sucre se liquefient, entrent en solution dans I'eau ; la resine se liquefie dans I'alcool ; le chlore entre en solution daus I'eau ; I'eau , I'acide carbonique entrent en solution dans Tatmosph^re ; la nature de ces corps n'est pas changee par le changement d'etat. Nous croyons de plus que la chaleur et la lumiere peuvent se rencontrer en solution dans tous les corps ponderables, solides, liquides ou gazeux. On donne le nom de dissolution a I'acte par lequel les corps se melangent d'une maniere intime entre eux en perdant leurs caracteres distinclifs : ainsi le fer se dissout dans Tacide nilrique ; mais en evaporant les parties aqueuses, on ne retrouve plus du fer et de I'acide nitrique, mais un corps nouveau, le nitrate de fer, qui a des caracteres particullers. Si on dissout de Thy- drogene dans de Toxigene, on obtient de Teaa, qui a des — 69 — proprietes nouvelles. La lumiere et la chaleur peavent se rencontrer en dissolution dans lous les corps. 1) Le calorique peut se trouver dans les corps sous deux 6lals, a I'elat physique ou de solution et a I'etat chimique ou de dissolution. a) A I'etat physique, on lui donne le nom de calorique latent; il change alors I'etat apparent, la forme des corps, sans en modifier la nature intime. Nous citerons pour exemple la glace , Teau et la vapeur, qui ne sont que des formes de la combinaison d'un alome d'oxigene et de deux atdmes d'hydrogene. b) A I'etat chimique. La plupart des chimlstes ont decrit les phenomenes du calorique qui accompagnent toutes les decompositions ou dissolutions chimiques. On sait aussi qu'il y a un rapport entre le poids atomique et le calorique specifique; mais rien n'a ete arrete a cet egard, el en general on fait rentrer le calorique specifique dans les proprletes physiques des corps. Nous pensons que, outre le calorique specifique, la chaleur peut encore etre combinee chimiquement avec les corps ponderables a I'etat de me- lange intime ou de dissolution. Lorsqu'elle est dans cet etat, elle ne peut etre separee du corps sans changer la nature intime de ce corps et sans etre remplacee im- mediatement par un corps ponderable. Nous formulerons notre idee de la maniere suivante: Les corps ponderables peuvent se combiner entre eux dans des proportions deter- minees; les travaux recents de la chimie ont fait connaitre la plupart de ces proportions , qui sont mathematiques. Nous croyons de plus que les corps ponderables peuvent se combiner avec les corps imponderables (la chaleur, la lumiere) et former alors de verilables combinaisons chimiques dans des proportions delerminees, comme on I'a trouvi pour les corps ponderables. De cette maniere tons les corps pon- derables et imponderables seraient soumis a une seule loi. II est possible aussi que les corps imponderables se — 70 — combinent en(re eux dans des proportions determinees, cela est probable ; et un jour peut-etre nous arriverons a trouver qu'une parlie des corps que nous appelons im- ponderables, relectricite et le raagnetisme, ne sont que descombinaisons cbimiques des corps imponderables simples. 2) Nous croyons qu'il n'existe pas de corps simples dans I'acception ordinaire de ce raotj ils sont simples si on ne les considere que comme elemens ponderables : ainsi I'oxigene, le potassium , le fer sont formes d'atomes simples ponderables. Mais nous croyons que dans cet etat ils sont toujours combines chimiquement , en proportion determinee, avec les corps impon- derables. Ainsi , d'apres celte maniere de voir, le phosphore, corps simple, est combine avec une certaine quanlile de lumiere el de chaleur. Ce qui nous porterait a le croire, c'est que lorsqu'il se combine avec I'oxigene , les corps imponderables sont mis a nu ; il y a grand degagement de lumiere et en moindre quantite de chaleur. Le zinc de meme degage sa chaleur et sa lumiere, lorsqu'il se combine avec I'oxigene de I'air. Tons les corps simples abandonnent done une partie de leurs principes imponderables, lorsqu'ils se combinent entre eux. Aussi comprenons-nous pourquoi la preparation de ces corps a lieu a une temperature souvent tres elevee. Cette temperature est necessaire non-seulement pour separer les corps ponderables (par exemple le metal de I'oxide), raais surtout pour fournir I'element imponderable qui doit prendre la place du corps ponderable devenu libre. Ainsi nous croyons que dans le phos- phore, corps simple, la lumiere est combinee dans des pro- portions analogues a la quantite d'oxigene qui se trouve dans I'acide phosphorique. Le zinc, corps simple, se combinerait aussi avec la lumiere dans des proportions analogues a la quantite d'oxigene qui se trouve dans I'oxide de zinc. La lumiere et la chaleur se combineraient avec les corps dans des proportions determinees, comme tout autre corps. L'eclat et la beaute des melaux et de la plupart des corps qui se rapprochent des corps simples, seraient-ils dus a la I — 71 — presence en grande proportion de la lumiere el de la chaleur? Cela est probable; car on voit que des qu'ils sont combines avec des corps ponderables, ils perdent leur eclat primitif. Nous ne croyons pas d Vabsence lolale de lumiere et de chaleur dans les corps composes ponderables; non, la proportion seulement en est moins considerable ; ainsi , dans le carbonate de chaux, la proportion de cbaleur et de lumiere combinees est raoins forte que dans la chaux (oxide de calcium). Pour avoir I'oxide de calcium, la chaux vive, il faut chasser par la chaleur I'acide carbonique ; I'oxide de calcium se combine chi- miquement alors avec one portion du calorique physique quj I'entoure; cela forme la chaux vive. Si vous mettez cette chaux vive en contact avec de I'eau, il y aura formation d'hydrate d'oxide de calcium, et une partie de la chaleur et de la lumiere de I'oxide de calcium seront mis a nu. C'est comme lorsque dans les ponderables on verse de I'acide sulfurique sur du carbonate de chaux: I'acide sulfurique se combine avec la base et Vacide carbonique est degage et se repand sous forme gazeuse dans le milieu environnant. C'est un phenomene analogue qui se passe encore lorsqu'on melange de I'acide sulfurique et de I'eau: I'acide sulfurique a une grande tendance a se convertir en hydrate d'acide sulfurique ; Tacide sulfurique anhydre, qui se trouve toujours en certaines proportion, dans I'acide du commerce, abandonne son calorique pour passer a un etat plus compose, a I'elat d'hydrate. Ainsi done, plus les corps ponderables se trouvent en grand nombre dans une combinaison , moins cette combinaison contient de corps imponderables et vice versa. II n'est pas facile de trouver des exemples ou le phenomene soil simple, et pour la lumiere, et pour la chaleur; ces deux corps se rencontrent presque toujours ensemble. Certains corps degagent une couleur parliculiere ; le cuivre donne une flamme verte ; le strontiane, une flamme rouge, le soufre, une flamme bleue. II serait possible que ces corps se combinassent chimiquement avec certaius rayons lumineux; la couleur visible serait celle des rayons qui ne seraient pas absorbes. -^ 72 — Le thermometre nous fait coonailre la qaanlile de chalenr physique qui est en solution dans I'atmosphere. Nous n'avons pas d'appareil pour nous assurer de la quantite de lumiere physique qui peut se trouver dans Fair eciaire. La presence el Taction de la lumi6re ne peuvent elre raises en doule ; I'oeil est habitue i en mesurer approyimativement la quantite. Le reveil des plantes et des animaux nous en montre une des principales actions. A I'aide de la lumiere factice, on a trouve moyen de faire dormir des plantes pendant le jour et veiller pendant la nuit ; on eclairait durant la nuit les plantes qu'on avait placees dans une cave. La lumiere est la cause du reveil des animaux. En general lis ne peuvent dormir lorsqu'ils sont dans un milieu eciaire. Nous attribuerons le reveil a la presence de la lumiere en so- lution dans I'air. Cette lumiere penetre par la respiration dans la masse du sang et par les pores de la peau, dans toutes les parties exierieures du corps, elle y determine la vie active. La chaleur est une des conditions de la vie, mais la lumiere en est la cause determinante et donne le principe d'action. II est admis par tons les naturalistes que I'acte de la vege- tation transforme I'acide carbonique en carbone , I'oxigene est rejete dans Tair et le carbone est fixe dans le vegetal. II est admis aussi que la lumiere et la chaleur sont des conditions indispensables pour les diverses periodes de la vege- tation, comme elles le sont aussi pour les divers phenomenes de I'animalisation. Ainsi , prenons la vigne pour exemple. Une temperature determinee est necessaire pour obtenir I'epanouis- sement des bourgeons de la vigne ; toutes les autres circon- stances peuvent se rencontrer favorablement; si la temperature exterieure ne s'eleve pas de 16 a 20 centigrades a I'ombre, la vigne ne pousse pas, et nous avons vu en 1837 les boutons ne s'epanouir qu'apres le 18 mai, epoque a laquelle la tempe- rature s'est elevee suffisamment. La vigne ne fleurit que lorsque — 73 — la temperature qui entoure la jeune grappe est A 30 ou 40 centigrades ; telle est rindication du thermometre que nous avons expose au soleil et suspendu dans la \igne a cote de la grappe. La maturalion du bois, celle du raisin exigent aussi une cbaleur determinee, soit pour les phenomenes physiologiques, soit pour les phenomenes chimiques. II en est de meme dans le regne animal , ou les phenomenes de fecondation , d'incubation et de developpement pour les divers ages de la vie ont lieu sous une temperature determinee. Reprenons I'acte cbimique de la vegetation. La seve arrive dans les feuilles , chargee d'acide carbonique : Id , -par Vaction de la lumiere solaire , Voxigen e est rendu a Vair , le carbone lihre se combine dans des proportions determinees avec la lumiere, la chaleur et I'eau, et forme ainsi certains principes, comme le ligneux, I'amidon. le sucre, la gomme. Les memes elemens, plus I'azote, forment la fibrine, I'albumine, la caseine ; ces substances sont fixees plus specialement dans les parties vertes et dans les fruits. Les acides vegetaux, les alcaloides, et les huiles essen- tielles ont probablement une origine differente ; il est possible qu'a Taction cbimique soit venue se joindre Taction physiolo- gique; ce ne sont plus des elemens simples combines avec de Teau, de Tbydrate de carbone, ce sont des combinaisons de plusieurs elemens. Nous croyons que le vegetal forme, cree, s'il est permis de se servir de ce mot, tons les elemens necessaires pour la vie des animaux. Les dififerents actes qui, dans les animaux, sont destines a preparer Tassimilation des aliments sont des actes physiques qui tendent a diviser la substance pour permettre la sortie des matieres nutritives , ou pour les rendre solubles dans un vehicule quelconque. Les alimens se divisent en deux grandes classes : les alimens azotes et les alimens carbones. Les premiers, qui, outre Tazote, renferment de plus les elemens de la chaux, du phosphore, du soufre, du fer, sont destines a Tentretien, au renouvellement de toutes les parties de notre corps. Les seconds sont formes — 74 — de carbone combine soil avec les eleraeus de I'eau, comme le Sucre, ramidon, ou bien avec Vhydrogenc, comme dans toutes les liqueurs fermentees : tous sont destines a maintenir la chaleur dans le corps des animaux. Voici comment le phenomene se passe d'apres notre point de vue. Le sang est forme d'eau el d'alimens azotes et car- bones ; le sang veineux noir arrive a la surface des poumons et y rencontre fair exterieur. Nous aliens indiquer le role des alimens carbones. 1) S'ils sont composes de carbone el d'eau, on les repre- sentera par cette formule : Carbone -f- eau I oxigene -|- azote ) . + lumiere -\- chaleur. \ -}- lumihre -\- chaleur, -j- luniiere -f" chaleur ) Le trait indique la surface du poumon, sur laquelle le contact des gaz a lieu, soil pour les substances qui viennent de I'exterieur, soil pour celles de I'interieur. Le carbone du sang se combine avec I'oxigene de I'air pour former de I'acide carbonique qui se degage; les elemens de lumiere et de chaleur, qui etaient combines soil avec le carbone, soil avec I'oxigene , sont mis a nu, et constituent les sources de la chaleur des animaux : le sang ainsi rechauffe est envoye par le coeur a toutes les parties du corps pour y maintenir la temperature voulue pour les diverses fonctions. 2) La formule pour les alimens composes de carbone et d'hydrogene serait la suivanfe : Carbone + hydrogene I oxigene + azote ) . '{•lum. -^ chal.y -^lum. •\- chal. \-\-lum. -\- dial., -^lum. -\- clial.^ On voit que le resullat est le meme que precedemment. II y a formation d'acide carbonique el d'eau ; la lumiere el la chaleur sont mises a nu de la meme maniere. Quant aux alimens azotes, leur somme est augmentee a chaque mouvemenl de respiration par I'elimination du carbone; mais, d'un autre cote, a chaque pulsation, toutes les fois que ces principes azotes arrivent dans les diCfereules parties de notre — 75 — corps, ils deposenl les elemens necessaires a chaque organe; ainsi, pour que I'equilibre soil coraplet, pour qu'il y ail sanle, il faul que le sang coolienne loujours une cerlaine proportion d'aiimens azotes et d'alimens carbones; il faut encore que I'acte de la respiration le debarasse d'une quantite de carbone pro- porlionelle a la quantite dont les diflferenles glaudes el les autres organes le debarassent des autres elemens. Nous ferons remarquer ici combien il etait neccessaire que I'air atmospherique fut un simple melange de deux gaz simples el non pas une combinaison; car si I'air athmospherique passait a I'etal chimique el devenait une combinaison de gaz, il ne serait plus un reservoir de cbaleur et de lumiere suffisanl pour les eires actuels ; lous les etres crees disparaitraient, les con> dilions d'exislence venanl a etre modifiees. Resume. Notre maniire de voir s'applique done a tous les corps. Les applications sont plus faciles a saisir pour les corps dits simples que pour les corps dits composes. Pour l€s corps organises , nous citerons quelques exemples. La decomposUion lente des corps restitue d'une raaniere insensible au reservoir comraun, I'air et la lerre, les elemens lerreux, liquides, gazeux et imponderables. Pour quelques corps la restitution se fait d'une maniere sensible; ainsi, nous pouvons saisir facilement la cbaleur degagee par la decomposition des engrais. Nous observons aussi la restitution de la lumiere dans le bois pourri. La fermentation vineuse qui degage de I'acide carbonique est aussi accompagnee de chaleur mise a nu. Nous avons observe que dans les grands tonneaux celle temperature variail de 24 a 26 centigrades. Dans la panification le degagement d'acide carbonique est aussi accompagne de chaleur. Dans racetification , ou oxidation de TalcGol, la cbaleur degagee est Ires-sensible. — • 76 — Dans la transformation des chifTons en pate a papier , il y a aussi on degagemenl de chaleur. La dkomposition rapide nous montre dans la combustion un degagemenl considerable de chaleur et de lumiere; c'est ce que Ton observe lorsque le bois, les huiles, les resines abandonnent rapidement par la combustion, la chaleur et la lumiere com- binees au carbone ou a Thydrogfene. Le terme des decompositions vegetales est Tacide carbonique, qui est la base de ralimentalion des vegetaux. Le terme des decompositions animates est le carbonate d'ammoniaque , qui, apres I'acide carbonique, est I'element le plus necessaire a la vegetation. D'apres ce que nous avons vu, ces deux corps contiennent le moins possible de calorique combine. La lumiere est le corps qui determine la combinaison des principes dans le vegetal , la chaleur n'agil que comme moyen ; elle obeit a la lumiere. Tous les phenomenes de degagement de chaleur dans le domaine de la zoologie rentrent aussi dans notre point de vue general; la respiration et tout ce qui 's'y rattache, en par- ticulier le depot de graisse dans les animaux qui dorment durant I'hiver. Nous ne croyons pas que I'air entre par les poumons dans la masse du sang. L'operation se passe a la surface , et la vivification du sang n'est autre chose que la separation du carbone du sang, sa combinaison avec I'oxigene de I'air; et par suite de la combinaison , la mise en liberie de la chaleur et de la lumiere en dissolution ; enfm I'expiration determine I'expulsion de I'acide carbonique. II est certaines circoustances ou le carbone est rejete des poumons sans etre brule: ainsi dans les inflammations de poi- trine , les mucosites rejelees de la poitrino sont quelque fois impregnees de particules noires qui sont du charbon. L'azole a I'etat naissant peut se combiner soit avec I'hydro- gfene soit avec I'oxigene. Sa combinaison avec I'hydrogene ne peut avoir lieu qu'en I'absence de la lumiere; il forme alors 77 rammoniaque dont aucune des decompositions ne donne de degagement de lumidre. Sa combinaisoQ avec I'oxigene ne pent avoir lien qu'en presence de la lumi^re. II forme alors des nitrates dont toates les decompositions donnent un degagement de lumiere. L'ammoniaque a fort peu d'affinite pour les corps impon- derables, cependant , au moyen de la pile, il pent se convertir en ammonium. Voici comme nous pensons que le phenomene se passe : CMonw*. dcmrnw'numiv cicicle Zmo +L+C 1^. au cuA/vre +L+C ricjue Lors de la formation du sulfate de zinc , du sulfate de cuivre dans la cuve, ces metaux abandonnent la lumiere et la chaleur qu'ils possedent a Tetat de corps simples ponderables; ces corps imponderables se portent sur Taramonium, qui peut alors se separer du chlore et se constituer corps simple en se combinant avec les imponderables ; les conducteurs ramenent le cblore qui remplace les corps imponderables en se combinant avec les metaux. Telle est la maniere dont nous rendons compte de toutes les redactions de corps simples au moyen de la pile. Lorsque la lumiere voyage avec la cbaleur , jusqu' a present on est convena de I'appeler electricite. D'apr6s notre maniere de voir, les corps imponderables seraient soumis a la meme loi des proportions que les corps ponderables et une seule loi regirait tous les phenom^nes de la combustion. B e i 1 a g e 10. Zur Geseliiclite ilei* Imsekten. V 0 r t r a g des Herrn Prof. Heer. Tit.! Sie haben gewiss mit hoher Verwunderung von den Ent- deckungen gelesen , welche vor wenigen Jahren Layard in Ninive gemacht hat. Sie haben den Genuss mitgefiihlt, den dieser Mann gchabt haben muss , als ein Zeuge alter , langst vergangener Grosse und Herrlichkeit um den andern aus dem Schutte hervorkam, in welchem er wahrend mehreren Jahrtau- senden begraben lag. Welch' unaussprechlich grossen Genuss muss es gewahren, wenn die Erzeugnisse eines grossen, von dem Schauplalz der Weltgeschichte schon langst abgetretenen , ja in das dunkle Nebelgewand der Mythen eingehiillten Volkes uns vor Augen treten ; wenn wir die Werke der Kunst, in welchen sich die asthetische Bildung des Volkes wie seine Geschichte in mannigfachen Bildern abgepr'agt hat ; wenn wir die Gegen- stande, die dem olTentlichen und hauslichen Leben gedient haben, vor uns sehen , und wir uns so plotzlich in die Mitte eines Volkes , von dessen Geschichte wir nur einzelne Fragmente ken- nen , zugleich aber auch in die Uranfange menschlicher Kultur versetzt fiihlen. Nun , V. H. I einen ahnlichen Genuss kann sich Jeder von ons verschaffen I Denn wahrlich nicht weniger merkwiirdig als jene assyrischen Alterthiiraer sind die Monumente , welche die — 79 — Felsen unserer Berge einschliessen. Sie erzahlen uns von eioer nocli gar viel altern Geschichle , von derGeschichte unserer Erde, und von den Zeilen , welche weit , weit iiber alia Menschen- geschichle zuriickgehen. Ja furwalir , es gewahrt einen wunder- samen Genuss das Herausgrabeu dieser Bilder vorweltlicher Scho- pfung, indem wir uns unwillkiihrlich, wie wir solche vorweltliche Wesen aus dem Sleine Iierausarbeilen, in jene alien Zeiten zuriickversetzl fiihlen und uns von einer fremdartigen Schopfung umgeben sehen. Jene Ausgrabungen raenschlicher Erzeugnisse geben uns auf der einen Seile ein lebendiges Bild des Lebens untergegangener Volker, auf der andern aber die wichligsten Beilrage zur Aus- railllung der Geschicbte der Menschheit. Und gerade so geben uns die vorwelllichen Wesen, welche die Felsen unserer Berge uns aufbewahrt haben, auf der einen Seile ein Bild vom damaligen Aussehen des ganzen Landes , von seiner Bescliaffenheit , Kiima, Pflanzendecke und Thierwelt ; auf der andern Seile aber die Millel zur Erforschung der Geschichle der Nalur. Sie zeigen uns , in welcher Slufenfolge der Schopfer die Pflanzen und Thier- typen erschaffen hal, und enlfallen so vor uns den ganzen Plan, nach welchem die organische Nalur vom Anbeginn der Scho- pfung bis zum Menschen hinab gestaltel worden ist. Von diesem keonen wir freilich zur Zeil erst einzelne kleine Parlhien, und es mogen noch Jahrhunderte vergehen , bis der Mensch den ganzen Schopfungsplan Goltes zu iiberschauen und zu erfassen verraag. Allein die Moglichkeit dazu isl gegeben , der Weg dahin geebnet und es wird gegenw'arlig mil grossen Kraflen daran gearbeilel, so dass dies Ziel dem menschlichen Geisle er- reichbar erscheinen muss, wenigslens so weit jener Schopfungs- plan nur den Stern beschlagl , welcher uns Menschen zum vor- iibergehenden Wohnsitze angewiesen ist. Die meisten Arbeiten , welche uns bis jetzt mit der organi- schen Schopfung der Vorwelt und der gescliichtlichen Enlwick- lung derselben bekannt zu machen suchen, beschlagen die Pflanzen, die Riickgrallhiere und Mollusken. Die kleine Welt — 80 — der Insektea ist bis jetzt wenig beachtet worden, well diese Thiere Uieils nicht so gut erhaUea siud , theils auf dec ersten Blick keine so abweichenden und bizarren Formen zeigen und dadurch zur UotersuchuDg anreizen. Da indessen die Insekten in der jelzigen Schopfung circa ^ aller Thiere ausmachen , wurde uns gerade dies artenreichsle Glied der Thierschopfung fehlen, wennwir dielnsekten der Vorwelt unberlicksichtigt lassenwollten. Darum babe ich seit einigen Jnhren den Yersuch gemacht, die Vorwelt mit Insekten zu bevolkern , und bin so frei, Ihnen einige von denjenigen Resullaten meiner Untersuchungen vor- zulegen , welche auf die Geschiclile der Insektenschopfung Bezug haben, wobei ich mich aber auf Hervorhebung der allgemeinen Verhaltnigse beschranken will, da im Speciellen dieser Gegen- stand nur unter Entomologen besprochen werdeu kann. Die grosse Klasse der Insekten zerfallt zunachst in zweiHaupf- abtheilungen. Bei der eiuen haben wir eine unvollkommene, bei der andern eine vollkommene Verwandlung , d. h. die Er- stern haben keinen ruhenden Puppenstand und die Metamorphose ist mit keiner so ganzlichen Formanderuug verbundeu; bei den Letztern haben wir eine ruhende Puppe , welche keine Nahrung zu sich nimmt und eine so totale Form'anderung , dass man an den Jungen das ausgewachsene Thier erst nach beobachfeter Verwandluugsgeschichte erkennt. Diese Insekten (man nennt sie die metabolischen, jene die ametabolischen) entsprechen gleich- sara den Bluthenpflanzen, die Ametabolen den Bliithenlosen. Sehr beachtenswerth ist nun, dass, wie bei den Pflanzen die Bliithenlosen , so bei den Insekten die Ametabolischen zuerst auf unserer Erde auftreten. Die Walder der altesten Zeilen unserer Erde wurden von Farrenkrautbaumen , baumartigen Barlappen und Equiseten gebildet und in ihnen lebten von Insekten zuerst Heuschrecken und Blattinen. Von andern Insektenordnungen ist in der Kohlen- und Triasperiode zur Zeit noch nichts ge- funden worden, das mit einiger Sicherheit auf sie gedeutet werden konnte. Auch von jenen Orthopteren kennt man gegen- wartig erst 6 Arten aus jeneo altesten Zeiten, in welchen die — 81 — InsekJeuform noch aussersl sellen gewesen zu sein scheiut. Wir werdeo uns daruber nicht wunderii , wenn wir bedeukeo, dass auch jefzt unsere Barlappeu und Equiseten keioe und die Farren- krauler nur ausserst weuige Inseklen beherbergen. Das grosse Heer vou Inseklen , das auf den Blulhen , von Blumenbonig oder Friichten und Saamen lebt , konnfe daraals naturlich noch nicht auf der Erde erscbeinen , da der Pnanzenwelt jener Zeilen Blu- raen- und eigenlliche Fruchlbildung noch versagl war. Diese Insekfen mit unvollkommener Verwaiidlung spielen auch in der Juraperiode noch die HauplroIIe. Sie trefen in dieser auf a!s merkwurdig grosse Heuschreckcu und Libellen, welche letzfere sanimdich zu den Aeschniden (mil Einschluss der Gomphiden) *) und Agrioniden gchoren , in ein paar Termifen und einer ganzen Reihe von SchnabelinsekJen. Neben diesen erscbeinen aber im Jura auch einzelne Forraen derzweiten'Abtheilung, namlicheinigeFliegen, eineAmcise-)uDd eine Zahl vou Kafern. wogegen die Blulheninsekteu (wie Bienen und Scbmetterlinge)-*) auch dieser Periode gefehit zu liaben scheinen. Dasselbe ist auch der Fall in der folgenden Periode, in der der Kreide , in welcher weder Schraetlerlinge noch Bieuen, noch iJberhaupt Hymenopleren gefunden worden sind. Dagegen Ire- ten die Kafer verhaltnissmassig etwas starker auf. •') Die Libellula Brodiei Bruckm. in „Brodie»s a history of the fossil Insects m the secondary rocks of England" ist otfonbar auch eine Aeschna. **) Fiir eine solche halte ich, des gestielten Hinterleibs wegen, die Apiar.a lapidea Germ., welche auch in der Tracht vie! mehr einer Ameise als einer Biene gleicht ***) Die Tineites Iithophik.s Ger™. Miinst. V. 88. ist nach meiner Ansicht em Termit; nicht nur die Grosse spricht gegen eine Motte, vie! inehr noch die kurze Brust, die kurzen, stachellosen Beine, vvorin das Th.er mit den Termiten iibereinkommt, eben so in den langen schmalen, uber den Leib gelegten Fliigeln, mit den gabhg sich the.lenden Adern. Eben so rechne ich zu den Termiten die Apia. r.a antiqua Germ. nov. act. XXII. 2. Ein Blick auf das Flugel- geaderzeigt, dass diess Thier unmoglich zu den Bienen, wie uber- 6 — 82 — In dieser Kreidezeit waren die IdscId, welche aas dem Meere sich erhoben , vorherrschend mil Nadelholzern bewaldet, mit Palmen , Dracheobaumen und baamartigen Lilien besetzt, neben welchen die ersten Laubbiiume auffreteD. Diese scheineu aber auch sehr sellen gewesen zu seia und werden erst in der folgenden Periode, in der Terli'arzeit , haufig, und nehmen von nun an einen wesenHichen Antheil an der Waldbiidung der Erde. Erst in dieser Zeit scheint, wohl in Verbindung mit der Erschaf- fung der LaubbSume und der krautarligen Phanerogaraenvege- talion , die Insektenwelt in alien Ordnungstypen und in grosserer Formenmannigfalligkeit erscbaffen worden zu sein. Wahrend wir aus den frubern Erdperioden im Ganzen gegenwartlg erst 126 Insektenarten kennen , sind mir allein von den beidcn tertiaren Localilalen Oeningen uud Radoboj 443 Species be- kannt geworden. Unter diesen finden sich alle 7 Inseklen- ordnungen der jetzigen Schopfung; doch in andern Zahlenverhalt- nissen, als in der Jetztwelt. In dieser machen die Amefabolen ctwa j-Qf die Metabolen y% aus. Von den Oeuinger- und Ra- doboj-Arlen gehiiren 124 Species zu den Amelabolen und 319 zu den Metabolen , also machen jene mehr als ^ aus. Wir sehen daher, dass auch in dieser Periode noch die Ametabolen verhallnissmassig viel zahlreicher waren , als die Metabolen, obwohl allerdings nicht mehr in dem Masse, wie in friihern Zeiten der Erdbildung. Als neue HaupKypen treten in die Scho- pfung die Schmellerlinge und die Bienen ein ; doch erscheinen sie erst in einzelnen wenigen Forraen und erst in der Jetztwelt haben diese Insektentypen sich in ihrem vollen Formenreichtbura und Farbenpracht entfaltet, was wohl daraus zu erklaren sein diirfte , dass in der Terti'arzeit die feste Erdrinde vorherrschend haupt den Hymenopteren gehoren konne ; dagegen stimmt das Geader, so welt es keniitlich ist, mit dem der Termiten iibereln. Die Fliigel sind wohl nicht in ihrer ganzen Lange erhalten, daher die auffallende Kiirze derselben. Das als Sphinx Scbroteri abgebildete Thier von Solenhofen ist so schiecht dargestellt (Schroter neue Li- teral. I. Taf. III. 16), dass damit nichts anzufangen ist. — 83 ~ nail baumartlgen Gewachsen , also mit Walt] , bedeckl war und nur eine kleioe Zaiil krautartiger Blumeiipnanzcn besass, welcbe den Schmetterlingen und Bienen vorziiglich zur Nalirung an- gewiesen wurden , die sie mit der jelzt lebeudeti Schopfung erhieUen. Betrachten wir die einzelnen Ordnungen der Insekten , so ist allerdiugs das Material, welches mir gegenwarlig zu Gebote steht, noch viel zu wenig umfangreicb, urn daraus die Schopfungs- Geschicbte jeder Abtheilung nachweisen zu konnen , docli sind uns wenigstens dadurch einige Blicke in diess fruher gauz un- bekannte Gebiet eroflfnet. Beginnen wir rait den amelabolischen Insekten , so treten uns hier die Schnabelinseklen in zahlreicben Arteu entgegen. Schon im Jura erscheinen einige grosse Wasserwanzen , einige Land- wanzen und Cicaden. In der Kreidezeit treten dazu die Blatt- lause und in der Tertiarzeit sind es vorzuglieb pracblige Cicaden und grosse Cercopisarten , welcbe diese Rbyncboten-Fauna aus- zeichnen ; aber auch zahlreiche Wanzeuarten treten auf den Scbauplatz und zwar zum Theil Arten, welcbe jetzt Lebenden sehr abnlich sind. Von der zweiten grossen Ordnung ametaboliscber Insekten, den Gymnognathen, babe ich besonders die Libellen und die Termiten bervorzuheben, welcbe beiden Familien eine bobe geo- logiscbe Bedeutung haben. Sie beginnen scbon im Jura und fmden sicb in zahlreicben Arten durch die Kreide- und Tertiar- zeit bis auf die gegenwarlige Scliopfung berab , obwobl sie gegen- warlig nicbt raehr dieselbe Rolle spielen wie fruher. Die Jura- Libellen sind alles grosse, prachtige Thiere und zwar alles Aesch- niden und Agrioniden ; acbte Libellen treten zuerst in der Kreide auf. Neben der Gattung Aeschna tritt auch Gompbus und eine eigentburaliche, nur im Jura bis jetzt beobacbtele Gattung (He- terophlebia) auf. Die Agrioniden, welcbe ijbrigens viel sel- lener sind als die Aeschniden , gehoren grossentbeils zur Gruppe von testes, welcbe durch ein viel- und feinzelliges Fliigelnetz sich auszeichnet ; aber auch eine eigenthumlicbe Gruppe (Sterope) 6' - 84 - Irilt schon im Lias auf und findet sich in Oeningen wieder, ist dagegen in der jetzigen Schopfung verschwunden. Ausser Sterope leblen in der Tertiarzeit von Agrioniden ebenfalls vorziiglich Lestesaden, ebenso treten Aesclioen in Arlen auf, welche jelzt lebenden sehr ahnlich sehen und eigenlliche Libellen. Diese waren in Oeningen so haufig, dass ihre Larven zu den gemein- sten Tbieren Oeningens gehoren. Wir sehen daher, dass in dieser Familie die Aeschniden und Agrioniden zuersl auflrelen und von letztern wieder die vielzelligen vor den ubrigen ; dass ferner in der Kreidezeit die Galtuug Libellula , welche gegen- warlig die meisten und haufigslen Arten besitzt, zuerst erscheint, doch erst in der folgenden Tertiarzeit sich in zahlreichern Arten entfalfet. Noch merkwiirdiger aber als die Libellen sind die vorwelllichen Terraiten ; jene sonderbaren Thiere, welche in derjelzigen Scho- pfung in den Tropen so haufig vorkommen und eine der grossten Landplagen heisser Lander bilden. Sie leben bekanntlich, ahn- lich wie die Ameisen , in grossen Gesellschaften beisammen, bauen sich kunstliche Wohnungen und ernahren sich von POanzen- stoffen. Diese Termilen erscheinen schon im Jura (zwei Arten), finden sich in der Kreide und im Terliaren. Aus diesem sind mir bereits neun Arten bekannt geworden , von denen mehrere durch ihre Grosse sich auszeichnen; eine Art ist grosser als irgend eine der Lebenwelt. Am zahlreichsten finden sich diese Termifen in Radoboj, doch sind mirzwei Arten auch aus Oeningen und drei aus dera Bernstein bekannt geworden. Ein Paar Arten dieser Tertiar-Termilen ahneln brasilianischen Arten, die meisten aber stellen eigenlhiimliche , untergegangene Formen dar. Ihre Grosse und ihr zahlreiches Vorkommen lasst uns auf eine reiche Vegetation zuruck schliessen , an deren Zerstorung und Umwand- lung sie gearbeitet haben werden. Dass die Orlhopteren die allesten bekannten Insekten ein- schliessen , wurde schon fruher erwahut. Es ist sehr beachtens- werth, dass die Blatten in der Kohlenperiode schon auflreten und dann durch alle Perioden bis auf unsere herab sich finden, — 85 — uud zwar in sehr ahnlichen Formen. Dasselbe gilt audi von den Acridien und Locusten , mil welchen der Heuschreckentypus begiunl und dann sicli bis zur Lebenwelt forlselzt. Die raeislen Heuschrecken der Tertiarzeit gehorlen zu den Oedipoden, doch Iral merkwiJrdiger Weise auch die gegenw'arlig nur in Indien lebende Galtung Gryllacris auf. Wenden wir uns zu den Insekten niit vollkommener Ver- wandlung, werden uns zuerst die Fliegen entgegentreten. Diese erscheinen in der jetzigen Schopfung fast in demselben Zahlen- verhaUnisse , wie die Aderfliigler, nur dass letztere nocli etwas artenreicher sind. In einera ahnlichen Verh'altnisse treten die Fliegen auch in der Tertiarzeit auf. Ich habe n'aralich bis jetzt 80 Fhegenarten und 87 Hymenopteren von Radoboj und Oeningen kennen gelernt.*) Die Ordnung der Fliegen zerfallt zunachst in zwei grosse , natiirliche Ablheilungen , die langJwrnigen oder miickenartigen Fliegen und die Kurzhorner (Brachyceren). In der jetzigen Schopfung macheu die erstern etwa y, die letztern ^ der Arten aus (man kennt n'amlich 1161 Langhorner und 7100 Kurzhorner). Ganz anders verhielt sich dies in derVorwelt. In der Schopfung der Fliegen treten zuerst die Langhorner, zuerst die Miickenartigen auf, und erst spater erscheinen die Kurzhorner, welche in Oeningen nur j, in Radoboj an |, in Aix ebenfalls etwa J , im Bernstein circa ^ ausraachen , wahrend sie , wis oben bemerkt, in der Lebenwelt ^ der Fliegen bilden. Der Umstand , dass an alien Localitaten , von welchen uns bisher fossile Fliegen zugekommen sind , die Langhorner so entschieden vorwiegen, diirfte wohl beweisen, dass dies nicht allein von *) Ich bemerke fiir diejenigen, welclie mein Werk «die Insektenfauna der Terliiirgebilde von Oeningen und Radoboj" besilzen, dass ich nacb dem Abdruck desselben wieder eine nicht geringe Zahl von neuen Arten erhalten habe, welche in einera Nachlrag beschrieben werden; die in dieser Abhandlung angegebenen Zahlen beziehen sich auf sammtliche mir bis August 1849 bekannt geveordene Arteu. — 86 — localen Ursachen herriihre , sondern , dass wirklich die Fliegen- schopfung mil den Laoghornern begonnen hat. Damit stimmt denn sehr schon ubereiD , dass alle bekanuten Fliegen der Rreidezeil (12 Arlen) zu den Langhornern gehoreo, keine eiuzige zu den Kurzhorneru. Die weoigen Fliegen, die uns aus dem Jura bekannt geworden , sind Icider so erhalten , dass keine nahere Bestimmuug zulassig ist. Dass die miickenartigen Fliegen zuerst auftrelen und bis zur jelzigen Schopfung herab die Hanplmasse der Fliegenarleu aus- geraachl haben , durfle nicht schwer sein zu erklaren. Die Kurzhorner leben vorberrschend auf Blumen , namenllich kraut- arliger Gew'acbse ; wir seheu sie in ganzen Massen auf den Bliilben der Dolden und Synanlheren sich sonneo , wogegen die miickenartigen Fliegen in Waldern und Gebuschen und besonders gerne an feuchten , wasserreichen Localilaten sich umherfreiben. Ihre Larven leben theils ira Wasser , Iheils in feuclitem Wald- boden oder faulem Holz und in grosser Zahl in Fleischpilzen, wahrend die Larven der Kurzljorner, der Mehrzahl nach, in Blumen, Friichten, Saamen und Wurzeln verschiedeoer, besonders krautartiger Gewachse , sich aufhalten. Alies weist aber darauf bin , dass in der Terliarzeit das Laud vorziiglich mit baumartigen Pflanzeu bedeckl war und zwar weisen wieder die vielen Weiden- und Pappelarten , wie die Sumpfcypressen (Taxodien) aufgrosse Siimpfe und Moraste bin. Denken wir uns einen weit ausge- dehnten, dunklen , feuchten Wald , der von kleinen Bacben durchzogen und von Morasfen unlerbrochen war, haben wir ganz die Bediogung fur das Vorkommen jener mlickenarligen Fliegen. Von den mir von Oeningen und Radoboj bekannt gewordenen miickenartigen Fliegen , haben drei Arten als Larven jm Wasser gelebt, zehn aber in Fleischpilzen, daher wir mit voller Sicherheit das Vorkommen von solchen Fleischpilzen in diesen Urwaldern aussprechen konnen , obwohl noch keine fossil vorliegen; 47 jener Fliegenarten aber leblen als Larven ohne Zweifel im feuchtem Waldgrund und faulem Holz; also weilaus die Mehrzahl. Solche feuchten Waldgriiude waren aber sehr — 87 — wahrsclieinlich auch die LiebliDgsaufenlhaltsorle fiir die \ielen Dickhauler jener Zeit. Noch jetzt Irifft man die Tapire und wilden Schweioe besonders gem an solchen Localilalen ; diese aber, wie die Mastodonten , Elephanten, Rhioocerosse und einige untergegangene , diesen alinliche Thiergallungen gehoren zu den haufigsten und verbreitetslen hohern Thieren der Terliarzeit, die damals die dunklen Walder unserer Gegenden belebt haben. Von den Fiiegenarten , deren Larven in der Erde leblen, sind es die Bibionen , welche in einer erstaunlicheu Menge auf- treten. Es sind mir schon 34 Arlen soldier Bibionen bekannt geworden, wahrend man gegenwarlig aus ganz MiMeleuropa nur 44 Arlen kennt. Es ist sehr bemerkenswerth dabei , dass von jenen 35 Arlen, 22 allein auf die Gatlung Bibio komraen, von welcher man bis jefzt nur 18 europaische und 11 amerikanische Arlen kennt ; 2 Arlen geboren zur brasilianichen Gatlung Plecia und 11 Arlen zu zwei neuen, sehr eigenthiimlichen Gatlungen, welche in der jetzigen Schopfung sich nicht mehr vorfinden. Sehr iiberraschend war es mir auch unler den Aixer Petrefakten eine dieser neuen Gatlungen , die in Uadoboj , in Oeuingen und den Braunkohlen von Orsberg vorkommt , wieder zu finden, wie denn auch die Gatlung Bibio dort zahlreich vertreten ist. Wir sehen daher, dass bier in der Gruppe der Bibionen der Mittel- punkt der terli'aren Fliegenschopfung zu suchen sei. Slechmiicken , Bremen , Bremsen und Lausfliegen , wie also uberhaupt parasilische Fliegen, die warmes Blut trinken, sind mir noch keine fossil vorgekomraen und diirften wohl erst der Jetztwelt angehoren. Dagegen finden sich Asiliden , welche auf andere Fliegen Jagd machen und ihr Blut aussaugen und ohne Zweifel diese Lebensart schon damals gehabt haben. Dass die Schmetlerlinge erst spat auflraten , und noch in der Terliarzeit sehr selten gewesen , wurde schon friiher bemerkl. Es sind mir im Ganzen erst 7 Arlen von Radoboj und 2 von Oeningen bekannt geworden ; ebenso kennt man von Aix erst ein paar Arlen und wenige aus dem Bernstein. Merkwiirdig ist, dass von diesen Schmetterlingen 2 Arten grosse Aehnlichkeit — 88 — mit ostiDdischeu Arlen liaben , wahrend eioe mit unserm Dislel- faller, eine andere mil uuserem Grassacktrager zu vergleicheo ist. Werfen wir eineu Blick auf die Aderflijgler der Vorzeit , so wird uns der erslaunliclie Reichlliura an Anieisen auffallen, welcher in der Terti'arzeit erscheint. Es siud mir 66 Ameisenarten allein von Oeningen und Radoboj bekannt geworden ; viele aber giebt es in Aix und viele auch im Bernstein , so dass die Zahl der tertiaren Ameisenarten wohi bald auf hunderl ansteigen diirfJe. Bedenken wir nun , dass wir jetzl aus Europa our etwa 40 Ameisenarten kennen , muss uns in der That dieser Artenreich- thum sebr iiberrascben. Dies wird noch mehr der Fall sein, wenn wir dabei wahrnelimen, dass unler diesen tertiaren Ameisen fast alle Genera der Jetzfzeit sich finden , dass aber iiberdies noch eine eigenthiimliche Gatlung (ich nanate sie Imhoffia), welche in der Jetztwelt nicht erneuert worden ist, sich darunter befmdet, so dass der Ameisentypus in der Vorwelt sogar in reichern Formen sich enlfaltet zu haben scheint, als in der jelzigen Schopfung. Besonders haufig waren diese Ameisen in Radoboj , wo sie weifaus die Mehrzahl der fossilen Thiere aus- machen. Ich babe von da Steine , welche ganz mit Ameisen bedeckt sind und zwar liegen merkwiirdiger Weise oflers mehrere Arten, sogar bis auf | Dutzend verscbiedene Arten durchein- ander auf demselben Steine. Was muss dies fur eine reiche, iippige Vegetation gewesen sein, welche eine solche Masse von Ameisen , so viele Termiteu und Heuschrecken zu ernahren ver- mochte und was fiir ein Gewimmel und Leben in diesem Urwald ? Wahrend die Walder der Terti'arzeit, wenigstens stellenweise, von Ameisen miissen gewimmelt baben , waren dagegen die iibrigen Familien der Aderfliigler nur sparlich vertreten. Von Grabwespen sind mir bis jetzt erst zwei Arten, von denen aber die Eine eioe riesenhaft grosse, merkwiirdige Form darstellt , vor- gekommen, und von Scblupfwespen , welche in der Jetztwelt die Hauplmasse der Aderfliigler ausmachen, erst 9 Arten. Dies hangt mit dem schwachen Auflreten der Schmetterlinge zusammen. Sehr viele Scblupfwespen sind auf diese Insektenordnung angewiesen, — 89 indem s,e .hre Jugend im Raupenleibe, in welchen sie l.ineingele^t vurdep, vere e„. Da es „„„ sehr wenige Sch™e„erli„ge gab w r ir r " •' ""' """''' S^h'-Pfwespeo gebeo , L L erhal en, dass d,e Sch™e..erlinge einer spa.era Schepfnogszei. 1 le "rh," f^^""""^""'" ■•'• -''--"- dass neben den e^gen,- KlenSchlnpfwespen auch jene fossil vorkon,me„, seiche wfeder TJcZ" ™"«^';'"Pf-^P-'-ven leben. So slechen die Ar.eo der Gaunng Hen,„eles die Schlupf.espenlarven an, welcbe in, a open e.be d„n leben nnd legen ihre Eier in diese Scblupf. wespenlarven h.neiu. Diese Ga.lnng He^i.e.es fndel sich al m Radoboj ,n emer An, daber dieses merkwiirdige und com- Pl.e.r.e Verbaliniss schon in der Ter.iarzei, bes.anden bat. Wie die Schlnpfwespen sind aucb die Bienen nnd BlaClxyesnen und e,gen,.ieben Wespen wenig zablreicb nnd Ireleo g Jen d " A,ne,sen gan. in deu Hio,ergr„„d. Von eigen, lichen Wespen sln^ ers. e,n FlUge, von Parching in S.eyer.ark .ngeko^^en; von B,enen e,ne Hummelarl , einige Blumenbienen und eine sel.r schone Holzbiene. m der grossenlnsekleo-Ordnnng der Kafer sind es die Pflanzenfressenden, welche zuers. erscheinen und zwar sind e leRnsselkafer, Bockkafer und S.ernoxen, welche in der Juraze' do^,n,ren. ,n der Kreideperiode sind die Riisselkafer, S.erno. nnd Palp,cornen ana zahlreichsten. In der Ter.iarzeiUre.eo die S oxen ,n d,e ers.e Linie, dann kon,men die RUsselkafer, die k ';T' ""'''"' •'-'-'■--. Palpicornen und Lanf- kafer „„ den me.slen Ar.en. Sehr beacb.enswer.h is., dass von den S.erno.en es besonders die Prach.kafer sind, ;e.che ■ese unr. durch alle frUhern Erdperioden hindurch so eh vo™al,en.achen Diese Bnpresiiden finden .ir schon in, Jura, dann ,n der Kreide und in einer Menge von prach.ioen und grossen Ar.en in der Tertiar7ei( w ^ Pracn"=en yerden , uud das um so mehr, je mehr das Festland an Umfang und verschiedenartiger Bildung zunahm. Je weiler also die Ausbiidung der festen Erdrinde forlschritt, desto coraplicirter wurden in Folge dieser Ausbiidung die Erdverhaltnisse ; es entstanden die verschiedenartigen Boden- verhaltnisse (durch Humusbildung, Verhaltniss von Wasser zura Boden , durch verschiedene Gesfeinarten etc.) und durch die fortschreitende Abkiihluug der Erdrinde die verschiedenen kli- matischen Verhaltnisse. Je mehr nun diese Ausbiidung der fe- sten Erdrinde und zugleich die Ausscheidung der Klimate nach den verschiedenen Erdbreiten fortschritt, desto reicher und mannigfaltiger wurden die Lebensbedingungen fiir die organische Natur. Mit der weitern Ausbiidung und Differenzirung der Erd- oberflache und der Klimate geht also parallel die Vervollkomm- nung und Differenzirung der organischen Natur — es fand also eine Uebereinstimmung slatt zwischen der Ausbiidung der uu- organischen und der organischen Verhaltnisse unserer Erde, daher eben die Vervollkommnung der Erdverhaltnisse eine immer rei- chere und schonere Gestaltung der POanzen- und Thierformeu unserer Erde bedingt hat. In der Entwicklung jedes Einzel- wesens nehmen wir eine fortgehende Differenzirung wahr , und — 93 _ damn wird sein Leben reicher und mannigfaltiger. Gerade so- verl.all es sich im grossen Ganzen mit der EnhvickluDg der Erde, indem im Laufe der Zeiten die Bildung ihrer Oberflache immer differenter wurde, ebenso die klimatischen Verhalloisse derselben, und Hand in Hand damit die gesammie organische Nafur. Dass diess auch fiir die Insekten gill , beweist das fruher besprochene Verhallniss zwischen den ametabolischen und me- fabolischen Inseklen, indera die Insekten mil unvollkommener Verwandlung, also die niedriger organisirlen , zuerst auflrefen und in den ersfen Zeiten unserer Erde uber die metabolischen dora.nirt baben. Meeresinseklen gibt es keine, daher dieser Thierlypus ersl mil der Bildung des Festlaudes auftrelen konnte, und uuler den gegliederJen Thieren , zu welcben die InsekJen geboren , die liefersfebenden Crustaceen zuerst erschienen und in den erslen Zeiten der Erdbildung, besonders durch die Tri- lobiten, dominirten. Aucb innerbalb der einzelnen Ordnungen der Insekten lasst sich schon jetzt in einzelnen aulTallendeD Beispielen nachweisen, dass die unvoUkommeneren Formen vor den bober organisirten erschienen sind , worauf wir schon im Fruhern bingewiesen haben. Eine Ausnabme dagegen scheinen die Hyraenopteren und Fliegen zu machen. Bel den Fliegea rang! man bei den Kurzhornern, als den unvoUkommeneren, an und steigt von diesen zu den Langbornern auf, und ebenso werden bei den Hymenopferen die Bienen liefer geslelU, als die Ame.sen und Schlupfwespen. Allein wir miissen gesleben , dass UDs diese Anordnung nicht naturlich scheint. Die Bienen schei- nen mir an die Spitze der Hymenopteren zu geboren und die Ichneumoniden eine untergeordnelere Slellung einzunehmen Den Bienen analog sind unter den Fliegen die Musciden, den scblupfwespenartigen aber die muckenartigen Fliegen, so dass diese tiefer zu stehen scheinen als jene , wofur auch ihre un- vollkommenereFliigelbildungsprecbendurfte. Es durflen daher wohl die Hymenopteren und Fliegen dera allgemeinen Gesetze, dass d.e Erde, wie in der Bildung ihrer Oberflache, so auch — 94 — ia alien iliren Bewohnern im Laufe der Zeifen sicli vervoll- koramnet habe , nicht widersprechen. Dabei darf man sich in- dessen den Gang der Enlwicklung der Natur nichl so vorstellen, dass je ein vollkommeneres Glied auf ein uuvoUkommeneres gefolgt sei , denn es findet auch da eine merkwiirdige Analogic stall zwischen der Geschichte der Erde und der Gescichle der Mensch- heit. In dieser findel bekaonllich keine gleichmassig forlschrci- tende Enlwicklung stall. Wir sehen ja, dass geniale Menschen aus dem lunern ihres Geistes oft eine ganz neue Welt schaffen, plotzlich neue Ideen in die Menschheit hineinbringen und sie um einen ganzen Uuck weiler lieben , indem sie iliren Gesichts- kreis weilen , ibre Fesseln sprengen und hobere , edlere Ideen in ibr zur Enlwicklung und Blulbe bringen. Und gerade so ist es in der Natur. Aucb bier trat im Laufe der Zeilen nicbt eine edlere, vollkomraenereForm um die andere in regelraassiger Folge auf; aucb bier folgle eine vollkoramenere , bbbere Scbopfung auf die andere , nacbdem diese wabrend langen Zeitraumen ihre Beslimmung erfullt halte. Und wie im Menschenleben das Eiulreten neuer Ideen in die Geisferwelt und das Werden neuer Lebensformen rait befligen Slurmen begleitet , so stebl aucb in der Natur dieses Auftreten neuer Gedanken, die in neuen Pflanzen- und Tbierforraen sinnlich sich auspragten undGestalt annabmen, mil grossen Umwandlungen in Verbindung, welcbe der Erdrinde zum Tbeil eine andere Geslalt gegeben haben. Und so seben wir , dass der Gang der Menscbengescbicbte und der Geschicble der Natur von Einem Punkle aus gelcilel wird, und in einer Hand das Werden , Sein und Vergehen der Mensch- heit wie der Natur liegt. Wir Ziehen also aus unsern Untersucbungen den Scbluss, dass auch in der Insektenwelt , wie der gesammlen organischen und unorganiscben Natur, eine fortscbreilendeDifferenzirung und zugleich auch Polenzirung staKgefunden habe. Dabei kann ich aber die Bemerkung nicht unterdriicken, dassunsere Pbilosophen, (so auch ein sonst ausgezeichneler Denker, in seiner jiingslhin erschienenen Metaphysik) dieses ResuUal der geologischen For- — 95 — schungen sehr unrichlig aufgefassl haben , wenn sie sagen, die fruhern Schopfungen haben als Vorstudien zur hochsten Produk- tioD , zu der des Menschen gedient, der Schopfer babe das grosse Wort der Menschbildung in der Produklion der minera- liscben , pflanzlicben und Ihieriscben Natur durchbuchslabirl und syllabirl , bis es ihm endlich gelungen sei, es in die gegenwartige Schopfungsperiode herein auszusprecheu, und wie ahnlicbe Ans- driicke mehr lauten. Solche Ausdrucke sind nicbt allein der Gottes-Idee ganz unwiirdig , sondern auch unrichlig, denn Al- les , was Gott schaffl, ist volllioramen in seiner Art und seinem Zwecke vollkomraen enlsprechend. Die Schopfung der ersten Periode unserer Erde war den damaligen Verhaltnissen ebenso adjiquat , wie die lebende Schopfung den jefzigen , und es ist sehr unpassend , wenn man von Versuchen spricht oder von manquierten Bildungen. Jedes Wesen hat seinen beslimmten Lebenszweck und fiillt eiue Stelle irn grossen Reiche der Natur aus, ist somit eine nothwendige Erscheinung. Allein die einen haben holiere Zwecke zu erfijllen als andere und sind dazu hoher und complicirter organisirt. Wenn nun auch mil der Umbildung der Erdrinde immer mehr solche hoher organisirle Wesen auftraten , verschwanden darum die niedern nicht , diese sind auch in der jetzigen Schopfung vorhanden und haben auch jcfzt noch , wie in den erslen Zeilen der Erde , ihren bestimmten Zweck zu erfiillen. Warum aber unsere Erde eine solche Ent- wicklung durchmachen mussle und nicht gieich von Anfang so aus der Hand des Schopfers hervorging , dass sie die hochsten und edelsten Lebensformen aufnehmen konnte — konnlen wir erst dann beantworten , wenn wir iiberhaupt wiissfen , warum auf Erden beim einzelnen Individuum , wie im grossen Ganzen in der geistigen und sinnlichen Welt , nur ein Werden und kein ruhendes Sein gefunden wird. Ein zweiles Hauptresullat, das ich aus raeinenUntersuchungen Ziehen zu konnen glaube , ist, dass je alter ein Thierlypus sei, deslo mehr die lertiaren Thiere denen der Lebenwelt verwandt seien. Jeder Typus beginnt also mit eigenthiimlichen Formen — 96 — und Dahert sich dann allraalig denen der Jelztwelt. Diess zei- gen uos schon die Riickgralthiere. Von diesen treten die Fisclie zuerst auf und zwar anfanglich (in den devonischen Schichten) in liochst eigenlhiimlichen, der Lebenwell ganzlich fremden Formen, wogegen die Fische der Terli'arzeil den je(zt lebenden sehr alinlich sehen. Die Saugelhiere treten in dieser Tertiarzeit zuerst, wenig- stens ganz entschieden auf, und als neue Thierklasse beginnen sie wieder mit sehr bizarren Formen. Daher denn eben die Sauge- thiere der Tertiarzeit , als neue Bildungen , so sehr verschieden sind von denen der Lebenwelt , wahrend die Fische derselben Zeil oft nur mil Muhe von jetzt lebenden zu unterscheiden sind. Ebenso verhalt es sich bei den Insekten. Die tertiaren Libellen, Heuschrecken, Blatten, Pilzmiicken, Tipulen, Limnobien u. s. w. sind den jetzt lebenden sehr ahnlich , weil diese Thierformen schon sehr friih auflraten und schon durch mehrere Schopfungs- zeiten hindurch gegangen waren , wogegen die Protacliden und auch die Bienen , welche in der Tertiarzeit zuerst erscheinen, eigenlhiimliche Formen zeigen Drittens scheinen die allesten Thiertypen der Jetztwell auch die grosste Verbreilung auf unserer Erde zu haben , so dass die Grosse der Verbreitungsbezirke jetzt lebender Wesen wenig- stens einzelue geologische Winke geben kann. Als Beispiele fur meinen Satz will ich anfiihren : dass die Pilzmiicken schon im Jura erscheinen , und dass wieder von diesen eine Art (My- cetoph. pulchella) in der Tertiarzeit vorkam, mil welcher eine in ganz Europa (M. 4- notata) und eine andere in Nordamerika (M. cinctipes) vorkommende Art sehr ahnlich ist; dass von der Gattung Syrphus eine lerliare Art sehr ahnlich ist dem S. scalaris, der durch Europa , einen Theil von Amerika und Asien verbreitet ist; dass von Limnobien tertiare Arlen vorkommen , die jetzt lebenden sehr verbreiteten Arten ausserst nahe stehen u. s. w. So ahnlich aber auch manche vorweltlichen Arten Jetzlleben- den sind , so sind doch alle ohne Ausnahme verschieden , so dass die ganze Insektenschopfung der Tertiarzeit vor der ErschaCfungder Jelztlebenden uutergegangen ist und nur die Fragmente derselben, _ 97 — die uns die Felsen aufbewahrt haben , uns Kunde geben von diesem eigenthiimlichen Leben der Vorwelt. Eine grosse und wuQdersame Welt von Geschopfen ist daher in die Tiefen der Erde verschlossen , und wo wir sind, wandeln wir iiber uuter- gegangene Schopfungen , welcbe die Erde wieder in ihrenScbooss aufgenommen hat. Unser geisliges Auge dringt aber hinab in dieses Dunkel der Erde und vor ihra erslehen wieder die Wesen, welche die Erde belebt haben Jahrtausende und Jahrtausende, bevor der Mensch erschaflfen war. An ihra ziehen voriiber all' die SchopfuDgszeifen und Schopfungsformen, und er vermag, Irotz dieser unendlichen Mannigfaltigkeit der Gestallungen , die Einheit uod die wunderbare Harmonie zu erkennen, welche nicht allein die lebendige Schiipfung , sondern alle Schopfungen von Aobeginn der Welt an durchdringt und zu einem unendlich grossen Ganzen verbindet. Unwillkiihrlish wird er in diese Be- trachtungen versunken — hingerissen zurAnbetung des unendlich grossen Wesens , das nicht allein unsere Erde, dieses Fiinklein anter den unzahligen Welten , die am Himmel kreisen ^ sondern Alles, was da ist und lebt, erschaffen hall B e i I a g e 11. Ueber die chemische Theorie der Volta'schen Saiile. Von C» F. Sclioiibeln. Haufig ist von der chemischen Theorie des VoUaismus be- haoptet worden ,♦ dass sie eine ausserst merkwiirdige , an der offenen hydro -elektrischen Saule auftretende Erscheinung nicht zu erklaren vermoge, und desshalb alleio schon gegen die Conlacts- Hypolhese, welche iiber das fragliche Phanomen genugeode Red* und Anlwort zu geben wisse, ira enlschiedeoslen Nachtheil slehe. Diese Erscheinung isl das Zunehmen der sogenannleu elektrischen Spannung mit dem Wachsen der Zahl der Elemente der Saule. Eine derarlige Behauplung diirfte nicht ganz un- begriindet sein, wenn sie bezogen wird auf die chemische Theorie, "wie dieselbe von de la Rive, Becquerel und Andern aufgestellt ■worden ist ; ich muss aber entschieden in Abrede stellen , dass der gemachte Vorwurf auch diejenige Ansicht treffe , welche ich uber die n'achste Ursache der hydro - elektrischen Erscheinungen hege, und die von rair in einer eigenen kleinen Schrifl , »Bei- trage zur physikalischen Chemie ,« schon vor geraumer Zeit ziem- lich umsfandlich enlwickelt wurde. Da der verehrungswurdige Senior der Elektriker, Herr Pfaff, und rait ihm andere Physiker dennoch meiner Theorie die Fahigkeit abgesprochen haben, uber die stalisch- elektrischen Erscheinungen der Saule Rechenschaft abzulegen, so halte ich es nicht fur uberflussig, die Grund- losigkeit einer solchen Behauplung darzulhun und zu zeigen, dass die mit dem Wachsen der Zahl der Plaltenpaare einer Saule — 99 — einlreleude Steigerung der elekfrischen SpannuDg von raeiner Hypothese gerade so nolhwendig , wie von der Contactslheorie gefordert wird. Bekannllich bin ich selbst mit den slrengsten Contactisten ijber die Richligkeit der Annabme einverslanden, dass es viele hydro -elektrischen Kellen gebe , welche vollaisch wirksam sind, ohne dass in ihnen vor bewerkslelligler Schliessung irgend eine, enlweder durch Verbindung oder Zerselzung sich aussernde, chemische Thaligkeit sfalt finde, z, B. ein Metall der Kede oxydirl und deren feuchler Leiler zerlegt werde. Kelten dieser Art sind Zink , Plalin und reines Wasser ; Zink , Plalin und Ziukvitriollosung, Wasserstoff, Plalin und reines Wasser; Blei- superoxyd , Plalin und Wasser; Chlor, Plalin und Wasser u. s. w. Nichlsdesloweniger suche ich aber die Ursache der in solchen Kellen auflrelendeu eleklrischen Erscheinungen gar nicht in ei- nem blossen , von allem Chemismus unabhangigen Contacle ver- schiedenartiger Malerien , z. B. zweier Metalle , sondern in einer allerdings durch Beriihrung bedinglen chemischen Anziehung, welche ein Beslaudlheil der Kelle , z. B. das Zink, der Wasser- stoff, das Chlor oder der Sauersloff eines Superoxydes enlweder gegen den Sauersloff oder den Wasserstoff des Wassers , oder uberhaupt gegen das Anion oder Kathion einer zur Kellenbildung aogewendelen eleklrolylischen Flussigkeil ausiibt. Der chemischen Anziehung z. B. einer sauersloff- oder wassersloffgierigen Sub- slanz gegen das eine oder andere Ion des Wassers schreibe ich eine Slorung des urspriinglichen chemischen Gleichgewichls- zuslandes eines Wassermolekiiles zu, welches mit einer Subslanz der augedeulelen Art in Beriihrung geralh , ohne dass aber hie- durch die Verbindung der Beslandtheile des Wassermolekiiles aufgehoben zu werden und einer seiner Beslandtheile mit der anziehenden Subslanz sich in der Wirklichkeit chemisch zu ver- einigen brauchl. Eine solche Slorung des chemischen Gleich- gewichtes hat nach raeinem Dafiirhallen auch diejenige des eleklrischen Gleichgewichtes des besaglen Wasser -Molekiiles Oder denjenigen Zustand zur Folge, welchen ich eleklrische — 100 — Polarisation zu nennen pflege. Die Wassersloffseite unsers elek- Irolytischen Wassermolekiiles wird posiliv elektrisch, dessen Sauerstoffseile negativ. Zieht eiae Siibstanz den Sauerstoff des Wassers an , was der haufigere Fall ist , so wird die ihr zu- gewendete Seite des Wassermolekiiles negaliv , also die Sauer- stofTseite sein ; iibt die Substanz eine chemiscbe Anziehung gegen den Wasserstoff des Wassers aus , so kebrt sich ihr die posi- tive Oder die Wasserstoffseite des Wassermolekiiles zu. Befindet sich auf einer Seite unsers Wassermolekiiles eine Sauerstoff anziebende, auf der andern Seite eine Wasserstoff begierige Materie, so ist klar, dass unter diesen Umstanden zwei cheraisch-elektro-motorischeEinfliJsse auf das Wassermolekiil ausgeiibt werden, ^YeIche nofbwendiger Weise mil Bezug auf die einlretende elektrische Polarisation oder die Spannung starker wirken miissen, als nur ein einziger , weil dieselben das Wasser- theilchen in gleichem Sinne polarisiren. Stellt man an die enl- gegengesetzten Seiten des Wassertheilchens Substanzen , welche eine gleich starke chemische Anziehung entweder nur gegen den Sauerstoff oder nur gegen den Wasserstoff des elektrolytischen Molekijls ausiiben , so sieht man leicht ein , dass keine elek- trische Polarisation desselben erfolgen kann, weil in diesem Falle die vvirkenden chemischen Zugkrafte das Wassermolekiil mit gleicher Starke im entgegengesetzten Sinne zu polarisiren suchen. Stehen an entgegengesetzten Seiten des Wassermole- kiiles Substanzen , von denen ebenfalls jede entweder nur den Sauerstoff oder den Wasserstoff des Wassers anzieht, sind aber diese gegen den gleichen Bestandtheil des Eleklrolyton gerich- teten chemischen Auziehungen an Starke einander ungleich, so trilt zwar unler derartigen Umstanden auch noch eine Polarisation des Wassermolekiiles ein; es wird aber die Intensitat derselben nur dem Unterschied der Grosse der von beiden Substanzen gegen das gleiche Ion des Wassers ausgeiibten chemischen An- ziehungcn proportional sein konnen. Was im Voraiistehenden von der Polarisation des Wassers gesagt worden , findel leicht seine Anwendung auf die durch chemische Ziehkrafle zu bewerk- — 101 — slelligeDde Polarisalion aller elektrolytischen FliissigkeiteD. Nach dieser kurzen Darleg4ing meiner Ansicht iiber die nachste Ursaclie der eiektrischen Polarisation eleklrolylischer Korper durch che- miscbe Zielikrafte werde ich dud auch leichl zeigen kooDen, dass die zwischcD der SUirke der eleklrischen SpanouDg und der Zahl gleichartiger Elemeote einer Saule beslehende Pro- portiooalilat eiDe Dolhweodige Folge der ebcD entwickelteo An- sicbt ist. Wablen wir zum Behafe einer soichen Beweisfiihrung den Fall , wo Wasser die elektrolylische Verbiodung und Ziok der Sauersloff anzieliende Korper ist, und denken wir uns ein Mo- lekiil dieses Metalles und ein Molekiil der Fliissigkeit in un- mitlelbare Beruhrung gesetzt. — Geraass dem Gesagten wird unter diesen Umstandeu zunacbst das Wassermolekul elektrisch polarisirt , und zwar so , dass seine dem Zink zugewendele Seile in den negativen , die enlgegengesetzle Seite aber in den po- fiiliven Zustand trilt, und dauert dieser Zustand der Polarilat des Wassermolekiiles so lange an, als die Ursache zu wirken ■wahrt , die ibn hervorgerufeo , also so lange, als das Zink in unmitlelbarer Beriihrung mit dem Wasser bleibt. Auch verstebt es sich von selbst , dass die Intensifat der Polaritat dieses Wassermolekiiles abbangig ist von der Starke der vom Zink gegen den Sauersloff des Wassers ausgeiibten cberaischen Anziebung, d. h. von dem Grad der Oxydirbarkeit dieses Me- talles. — Setzen wir die Inlensilal der im Wassermolekiil durch das Zink bervorgerufenen Polarilat zu 1 , und lassen wir rait jenem (dem Wassermolekiil) ein zweiles Wasserlheilclien in Be- riihrung treten , so wird letzleres durch Induklion ebenfalls polarisirt, und zwar in dem gleichen Sinne, in wclchem es das crsle Wasserlheilchen durch die chemische Ziehkrafl des Zinkes geworden ; wobei es sich von selbst verslehl, dass die Slarke der eiektrischen Polarilat oder Spannung dieses zweilen Wasser- molekiiles uicht grosser sein kann , als die des ersten , d. h. nicht grosser als 1. Ein drittes Wasserlheilchen dem zweilen angereiht , erlangt unter dem iuducirendefl Einfluss des letzlern — 102 — ebeofalls eine SpaonuDg von 1 uud mau sielil leicht ein, dass jedes eiozelue Glied ciner stefigen Reihe von Wassertheilchen, deren eines Ende in Berlihrung stehl mit einem Wasserraolekiil, welches sich uuter dem Einfluss der chemischen Ziehgewalt eines Ziuklheilchens befindel : durch eine von Molekul zu Mo- lekul gehende Induktion in eleklrische Spannung treten mus6) dem Sinne und der Starke nach gleich der Polarisation des ersten Wassermolekiiles. Es bedarf wohl kaum der ausdrijck- liclien Beraerkung, dass auch unser Zinkfhellchen durch das mit ihm in unmittelbarer Beriihrung stehende Wassermolekiil in der Weise elektrisch gespannl wird , dass die gegen das Wasser gekehrte Zinkseite positiv und die entgegengesetzte Seite negaliv elektrisch ist. — Begrenzen wir nun das vom Ziok abstehende freie Ende einer stetigen Reihe polarisirler Wassertheilchen durch einMolekiil einer Materie, die gegen den Sauerstoff oder Wasser- stoflf des Wassers sich so gut als clieraisch indifferent verhalt, z. B. durch ein Platinmolekiil , so wird auch dieses Melall voo dem angrenzenden polarisirten Wassertheilchen durch Induktion polarisirt werden , eine Spannung von 1 erhalten und dessen vom Wasser abgekehrte oder aussere Seite -j- E zeigen. Wiirde man an dieses Platintheilchen eine zweite stetige Reihe von Wassermolekiilen grenzen lassen, so sieht man leicht ein, dass jedes Glied dieser Reihe durch die inducirende Wirkung des Platintheilchens in gleichem Sinne und gleicher Starke elektrisch gespannt werden miisste , in welchem das besagte Metalltheilchen es selbst ist, es miisste somit die Spannung der zweiten Reihe von Wassermolekiileu ebenfalls gleich 1 sein. Brachten wir unser polarisirtes Platintheilchen mit dem einen Ende einer stetigen Reihe von Zink- oder andern metallischen Molekiilen in Berlihrung, so wiirde auch die Spannung der Glieder dieser Reihe nur 1 betragen und keine Zunahme der elektrischen Polarilat erfolgeu konnen , wie viele einzelne Reihen von Metalltheilchen gleicher oder verschiedener Art wir auch in Beriihrung mit dem polari- sirten Platinmolekiil hintereinander aufstellen mochten, denu die Spannung dieser Reihen wird nur durch Induktion und — 103 — nicht durch ueu hinzukommende elektro-motorische Krafte hervor- gerufen. Ganz anders aber verhalt sich die Sache , wenn das am Ende einer stetigen Reihe polarisirter Wassertheilclien stehende PlatinmolekiJl mil eineraZinktheilcheD und dieses daDii mit eioem Wassermolekul in BerUhrung gesetzt wird. Durch Induklion erhall dieses WasSertheilchen eine Spannung von 1, wie dies der Fall ware mit irgeud einem Theilchen irgend einer leicht indacirbaren Materie ; dann kommt aber auch der oben besprochene elektro- molorische Einfluss unsers zweiten Ziuktheilchens auf das an- granzende Wasserraolekiil in's Spiel, welcher Einfluss dieses Wassertheilchen in gleicher Weise eleklrisch spaunl , in welcher es schon durch Induktion polarisirt werden ; es rauss somit die Spannung des in Rede stehenden Wassermolekliles doppelt so gross werden, als sie es vorher war. FUgt man an das Wasser- theilchen von doppelter Spannung eine zweite stelige Reihe vou WassermolekiJien, so werden nothwendiger Weise alle Glieder derselben durch Induktion ebenfalls polarisirt werden und eine Spannung von 2 erlangen. Aber das Wassertheilchen mit doppelter Spannung iibt seinen Einfluss nicht nur in der Richfung der zweiten Wassermolekiilreihe , sonderu auch nach der entgegengeselzlen Richtung bin aus , und steigert daher auch die Polarisation aller der in dieser Richtung liegenden Wasser- und MetalKheilchen von 1 auf 2 ; so dass alle stetig zusammenhangenden Molekiile unserer Vorrichtung ira gleichen Zustande elektrischer Entzweiung sich befinden. Wird unsere zweite Wassermolekiilreihe an ihrera freien , vom zweiten Zinktheilchen absfehenden Ende wieder von einem Plalinlheilchen begrenzt , so erlangt auch dieses eine Spannung von 2, ebenso ein weiter angefugtes ZinktheilchcD, wie auch ein mitletzterem in Beriihrong geselztes W'assermolekUI. Da aber letzteres durch die chemisch-elektromotorische Thatigkeil des mil ihm in Beruhrung stehendeu dritten Ziuktheilchens eine Spannung von 1 erh'alt und das fragliche W^asserraolekiil durch vorangegangeue Induktion schon. eine Spannung von 2 hatte, so muss dieselbe auf 3 erhoben, dann aber aus den vorher — 104 — aagegebeDca Griinden in jedem Theilchea unserer Vorriclitung die Starke der Polarisation um 1 verraehrt werden. Die beschriebeoe Vorrichtuog ist nun ofTeobar nichts anders als eine Volta'sche Saule, uad man begreift leicbt , dass in eben dem Verbiiitniss , in welchem wir die Zabi der erwahnten Cora- binationen vergrossern, wir auch die Spannung einer solchen Saule steigern, so also, dass, wenn die Spannung einer eiuzelnen Combination gleich t ist, die Spannung von n Combinationea derselben Art =z=. n t sein wird. Was nun die Grosse von t in jeder einfachen Kette betriflft , so richtet sich dieselbe , "wie bereits angedeutet, nach der chemischen Beschaffenheit ibrer Bestandtheile und verandert sich mit der Veranderung eines oder alter Kettenglieder. Haben wir z. B. in einem Falle eine Combination von Zink, Wasser und Platin , in einem andern Fall eine Kette von Zink, Wasser und Kupfer, so wird die Spannung der ersten Combination grosser als die der zweiten sein , weil in der ersten der Unterschied der Oxydirbarkeit der angewandten Metalle grosser als in der zweiten Combination, und die Starke der elektrischen Polarisation der Wassertheilchen immer diesem Oxydirbarkeits- Unterschied proportional ist. Aus voranstehender Erorterung erhellt, dass der zwischen der Ansicht der Conlactisten und der Meinigen bestehende Unterschied wesentlich darauf hinauslauft, dass ich den Sitz der elektro-motorischen Kraft der besprochenon Kette oder Saule ausschliesslich an die Beriihrungsstelie von Zink und Wasser setze, und diese elektro-motorische Kraft in der chemischen An- ziehung suche , welche das Zink gegen den SauerstoflF des Wassers ausiibt; wabrend der Contactist die elektro-motorische Kraft vor- ziiglich an den Beriihrungsstellen von Zink und Platiu thalig sein lasst und von den chemischen Beziehungen des Zinkes und Platins zu den Bestandtheilen des Wassers ganzlich absieht. Wiirde es sich nun um nichts weiteres als um die Erklarung der Thatsache handeln, dass in einer oflfenen Saule die Spannung mit der Zahl der Elemente wachst, so liegt am Tage , dass es vollig gleichgultig ware, ob man in einer solchen Saule den -— 105 — Sitz der elektro-motorischen Kraft dorthin oder daher schobe und ob maQ diese Kraft voq cbemischea Affinifaten oder von elwas anderm ableitete, dena dieeiae uod die andere Hypothese fordert, dass die Spannung der Saule mit der Zahl der Elemente zunehme. Es triffl somit meiue Hypothese der ihr gemachte Vorwurf, welcher als der wichtigsle bezeichoet wurde, in keinerlei Weise, und steht dieselbe in voUkominenera Einklang mit den Ergebnissen der genauesten, an deroflfenen Sauie angestellten elektrostatischen Messungen ; wesshalb ich auch hofien will, dass die Behauplung aicht werde wiederholt werden : es vermoge die chemische Theorie des Voltaismus die Spannungsverhaltnisse der Saule nicht zu erklaren. Unter den von Herrn Pfaff gegen meine Hypothese erhobeuea Einwiirfen findet sich auch der, dass ihr gemass in gegebenen Fallen ein ganz anderer VoKa'scher Erfolg eiotreten solite , als der ist , welcher in der Wirklichkeit erhalten wird. Ein solcher Fall ist fiir den Kieler Physiker folgender : ein Trog sei an eineni seiner Enden mit einer Zinkplatte a, am andern Ende mit einer Plalinplalte c begrenzt , und werde das den Trog fiillende Wasser durch eine Zinkplatte h in zwei Halften getrennt. Herr Pfaff raeint nun, dass nach meiner Iheorie beim Herstellen einer leilenden Verbindung zwischen der Zinkplatte a und der Plalinplalte c kein Strom auftreten diirfle, weil die beideu Zink- platten eine gleich starke chemische Anziehung gegen den Sauerstoflf des zwischen sie gestellten Wassers ausiiben , das Wasser somit nicht polarisirt werden und desshalb auch keinen Strom liefern konne. Der Versuch zeige aber, dass ein Strom von der Plalinplalte c zu der Zinkplatte a und von da durch die beiden Wasserhaiften gehe. Herr Pfaff hat voUkommen Recht , wenu er behauplel, dass die beiden Seilen der Zinkplatlen, welche dem zwischen a und b slehenden Wasser zugekehrt sind , auf lelzleres keinen polarisirenden Einfluss ausiiben konnen , da ihre gegen den Sauerstoff dieses Wassers gerichteten Anziehungeu, gleich slark aber eiuander enlgegengesetzt sind , sich somit auf- heben und das Wasser nicht zu polarisiren vermogen ; der Kieler — 106 — Physiker hat aber vergesseu , an die Seile des Zinksluckes b za deuken , welclie gegen das zwischen ihr uod dem Plalin gelegcoen Wasser steht. Diese Ziukseite polarisirt zuu'achst die mit ihr in uomillelbarer Beriihrung slehendeii Wassermolekiile, diese wieder durch Induktion die zunachsl liegenden Wasser- theilchea und diese von Wassermolekiil zu Wassermolekiil ge- hende Induktion polarisirt endlich auch die Theilchen der Plalin- plalle. Es ist aber klar, dass die durch besagte Ziuliseite uomittelbar polarisirten Wassertheilchen auch nach der enlgegen- gesetzlcn Seile, also zunachst auf die Theilchen der Zinkplatte 6 und vou da aus durch das hinten ihr iiegende Wasser auf die Molekiile der Zinkplatte a ioducirend wirken. Gemass den oben entwickeKen Grundsatzen muss in der besprochenen Vorrichlung die Polarisation alter ihrer Theilchen so sein, dass die Ausscd- seiten oder die vom Wasser abgewendeten Seilen der Theilchen der Zinkptatte a negative, die Aussenseiten der Theilchen der Platinplatte c aber positive Polaritat haben , was erfahrungs- gemass ist und die vorhin erwahnte Stromerscheinung voUkommen erklarl. iNach dieser Erorterung halte ich es fiir iiberfliissig, die weiteren Einwurfe Pfaffs zu widerlegen , welche sich auf die Ergebnisse noch anderer mit seiner Vorrichtung angestellten Versuche stiitzen ; denn bei ricbtiger Anwendung der obersten Grundsatze meiner Theorie auf die angefiihrten Falle wird man leicht fmden , dass auch letztere ganz einfache Consequenzen dieser Theorie sind. Eine Einwendung ganz anderer Art, die der verdienstvolle Kieler Naturforscher gegen einen Hauptsatz meiner Theorie ge- macht hat, kann ich jedoch nicht mit Stillschweigen iibergehen, da dieselbe, wenn gegriindet, sicberlich das Gauze dieser Theorie unzulassig machte. Herr Pfaff ist der Meinung, es sei den Leilungsgesetzen der Elektrizilat entgegen, dass die Theilchen so vollkomraener Leiter, wie die Metalle sind, in den von mir vorausgesetzten elektrisch -polareu Zusland za treten vermogeu. Bei der Wichtigkeit dieses Streitpuoktes sei es mir gestattet, etwas umstandlich niich dariiber auszusprcchen. — 107 — Ich theile gaoz und gar die Meinung Faraday's ^ gemass welcher es unmoglich ist , dass irgend ein Theilchen irgend einer Materie entweder bloss posiliv oder bloss negaliv elek- (risch werden koDDC. Ein Korpertiieilchen elektrisiren heisst: iQ ihm eioe Thatigkeit hervorrufen, welche each entgegengesefzten Richtungen bin entgegengesetzt wirkt, oder es ist ein solches Theilchen nach der gewohnlichen pbysikalischen Redeweise auf eiuer seiner Seitea positiv, auf der andern negaliv. Diese gleichzeilige Doppelfhatigkeit oder Polaritat ist ein Grundcharakter dessen, was man den elektrischen Zusfand eines Korperlheilchens oder schlechtweg Elektrizilat heisst. Hienach kann von der Anhaufung nur einer Elektrizilat auf einem Molekiii oder Korper ebensowenig, als von der fortschreilenden Bewegung einer ein- zigen Elektrizifat iiber oder durch einen Korper die Rede sein, d. h. davon , dass Elektrizifat wie Wasser etwa in einem Be- balter angeh'auft und von da aus zum Abfliessen gebracht werden konne. Ein positiv geladener Ronduktor z. B. ist fiir micb nichts anderes, als ein Korper, dessen Oberflachetheilchen auf ihren der Luft zugekehrten Seiten positiv , auf ihren ein- warts gerichteten Seiten negativ sind. Dieser polare Zustand der Oberflachetheilchen ubt einen inducirenden Einfluss aus, theils auf die einwarts liegenden Theilchen des Konduklors selbst, theils aufdiebenachbarten Theilchen der umgebenden Luft u. s.w., so dass von der Oberflache des Konduktors aus durch alle mit ihr stetig untereinander zusammenhangende gewichtige Molekiile eine Induktionwirkung geht. Dieser Vorstellung gemass bestande somil die positive Ladung unsers Konduktors darin , dass so- wohl seine eigenen Theilchen als diejeuigen der ihn umgeben- den Korper in einem bestimmten Sinne elektrisch polarisirt oder gespannt w'aren. Falls die Anordnung der elektrischen Pole alter dieser Theilchen die umgekehrte von derjenigen ist , die eben erwahnt worden, nennen wir den Konduktor negativ geladen. Entladung eines solchen Konduktors oder irgend eines irgend- wie elektrisirten Korpers ist vollig gleichbedeutend mitAufhebung der elektrischen Polaritat seiner Theilchen. Wie man aus dem — 108 — Gesagteu leicht begreift, komint die Fahigkeit der Korperlheilclieu, sich elektrisch polarisiren und depolarisiren zu lassen, bei alien eleklrischen Vorgangeu ins Spiel uud ist das , was man stafiscbe Elektrizilat eines Korpers nennt, der bipolare Zustand seiner Theilchen. Die sogenannte stromende Elektrizilat hat man als den Zustand zu betrachten , in welchem die Korpertheilchen sich befinden , wahrend diedurch irgend eine Ursachein ihnen hervor- gerufenen elektrischen Poiarilaten wieder verschwindeu. Leitungsfahigkeit eines Korpers fur Elektrizilat ist gleich- bedeutend mil der elektrischen Polarisirbarkeit seiner Theilchen, und die Leilung der Elektrizilat selbst durch einen Korper hin- durch betrachle ich .iIs zwei der Zeit nach unendlich nahe zusammenfalleude Th'atigkeiten . narolich als Polarisation und Depolarisation der aoeiuander gereihelen Theilchen eines solchen Korpers, wobei erslereThatigkeit der letztern nothwendig voran- geht. Je schwieriger die Theilchen eines Korpers durch In- duction oder auderweitige Einfliisse sich polarisiren lassen, um so schwieriger findet in ihnen , einmal polarisirl, auch die De- polarisation stall, und es sind desshalb gute Leiter solche Korper, deren Theilchen sich leicht , und schlechte Leiter solche Ma- terien , deren Theilchen sich schwierig polarisiren und depola- risiren lassen. Mag es sich aber mil der Richtigkeit der voran- slehenden Ansichten verhalten , wie da will , so gibl es einige wohl bekannte Thatsachen, welche zur Annahme eines elektrisch- polaren Zustaudes des Korpertheilchen fiihren , dessen Moglich- keit von Herrn Pfa/f , als mil den Leitungsgesetzen der Elek- trizilat im Widerspruch stehend , bestrittcn wird. Eine Thatsache dieser Art ist der Zustand , in den ein isolirter raetallischer Korper trill, wenn unler dem inducirenden Einfluss z. B. eines positiv geladenen Konduklors geslellt. Die stalisch elektrischen Erscheiuungen , welche unler diesen Umslanden an dem besagten isolirlen Korper auftreten , konncn meines Bedunkens nur durch die Annahrae erklart werden , dass die Seiten der Theilchen dieses Korpers, welche dem Konduktor zugekehrl sind, im uegaliven Zuslande , die von dem Konduktor abgewendelen Seiten — 109 — der gleichen Theilchen im posiliven sich befioden. Trolz der grossen LeituQgsfiihigkeit des isolirlen metallischenKorpers dauert in lelzterem der Zustand elektrischer Enfzweiung fort, so laoge der inducirende Einfluss des Konduklors wahrl. Es ist iiber- haupt klar , dass das , was man »EIektrisiren durch Verthei- lung« neunf, gar nicht moglich ware, wenn nichtMetalltheilcheQ an eolgegengesetzt eleklrischen Polen sich berijliren konnten, ohne dass zwischen diesen eine Ausgleichung slatlfaQde. Auch die offene bydro-elektrische Kette oder Saule lieferl einen scbla- genden Beweis von der Polarifat eines Systemes in einer be- slinnmten Ordnung sich beriihrender Theilchen gul leitender Korper , und vollends endiich der von den Conlactisten so viel besprochene sogenannte Fundamentalversuch VoUa's! Lasst maa denn nichl in demselben zwei gul leilende Metalle sich innig beriihren und wird nicht versichert, dass dessen ungeachtet das eine Melall positiv, das andere negativ werde? Warum gleichen sich denu bier trotz der vorlreffiichen Leilungsfahigkeit der in Beriihrung gesetzten Korper die hiedurch hervorgerufenen elektrischen Gegensatze nicht sofort wieder aus , oder vielmehr, warum treien iiberhaupt unter solchen Umstanden dennoch an den sich berijbrenden Metallen solche elektrischen Gegensatze auf? Sollle diess nicht auch den Leitungsgesetzen der Elektri- zilat entgegen sein? Wenn nun der Contactist zur Erklarung dieser Erschelnung behauptet: seine elektro- motorische Kraft briuge zwei Wirkungen hervor , sie trenne nicht nur die ia den Metallen vereinigten Eleklrizit'aten , sondern halte diese, eiumal getrennt, auch auseinander , so wird man roir erlauben, auch fiir nieine elektro-motorische Kraft die gleiche Wirkung in Anspruch zu uehmen. Von zwei Sachen die eine: entweder trifft der von Herrn Pfaff erhobene Einwurf meine Hypothese oder er triflt sie nicht. Ist ersteres der Fall , so konnen die vom Kieler Physiker den Leitungsgesetzen der Elektrizitat entnom- menen Griinde gerade so gut gegen die Contacts -Hypolhese, ais gegen die von mir aufgestellte Theorie geltend gemacht werden. Es set mir gestattet, noch eine Thalsache zur Sprache zu — 110 — bringen , welche von den Cootaclisten zu Ungunsten der che- mischen Theorie ausgelegt worden ist. Aogestellten Messungcu zafolge bleibt sich die Grosse der elektro-rnotorischen Kraft zweier Metalle z. B. von Zink und Platia merklich gleich , wel- ches auch die oxyelektrolylische Fliissigkeit sei , rait der sie zur Kette verbundea werden, ob z. B. mit reinem Wasser oder mit wasserhaltiger Schwefelsaure, Salpetersaure, Kalilauge u. s. w. Da nun derartige Fliissigkeiten in sehr von einander abweichen- der Weise auf ein Mefall des erwahnten Plattenpaares chernisch eiuwirken, bevor die Kette geschlossen ist, z. B. das Zink gar Dicht Oder lebhaft angegriffen wird , so wurde aus der unter so verschiedenen Umstauden sich zeigenden Veranderlichkeil der Grosse des elektro-rnotorischen Vermogens des Plattenpaares der Schluss gezogen, dass der Hauptsilz dieses Vermogens an den Beriihrungspunklen der Metalle und nicht an den Gontactsstellen des oxydirbaren Metalles und der oxyelektrolylischen Fliissigkeit der Kette sich befinde und sorait die cheraische Theorie des Voltaismus unrichtig sei. Man sieht leicht ein , dass die vorhin erwahnte Thalsache mit raeinen Ansichlen iiber die Natur und den Sitz der elektro-rnotorischen Kraft einer hydro -elektrischen Kette nicht nur nicht im geringsten Widerspruch steht, sondern eine einfache Consequenz derselben ist. Die Grosse der elek- tro-rnotorischen Kraft, welche zwei Metalle in einer oxyelektro- lytischen Fliissigkeit zeigen , ist fur raich, wie oben schon er- wahnt, gleich dem Unterschied der Grade ihrer Oxydirbarkeit, Oder noch genauer ausgedriickt , gleich dem Unterschied der Starke, mit welcher diese Metalle den Sauersloff des Wassers oder irgend eines andern oxyelektrolylischen Korpers anziehen. Ob nun die Metalle eines Plattenpaares in entgegengesetzten Rich- tungen ihre Anziehung ausuben gegen den Sauerstoflf des reinen Wassers oder gegen den SauerstotT von Wasser , das mit Schwefel- saure , Kali u. 8. w. vergesellschaftet ist, iraraer bleibt der zwi- schen der Starke dieser Anziehungen besteheude Unterschied gleich, folglich auch die Grosse der elektro-rnotorischen Kraft der Metalle uoveraodert. Wie also dem Conlactisten in seioen — Ill — KeHencombinationen mit gleichbleibenderi zwei Metallen und -wechselDden oxyelektrolytischen Fliissigkeiten die Grosse seioer elektro-raotorischen Kraft sich unverandert erhalten muss, so auch mir die Grosse raeines elektro-motorischen Verniogens ; ihm bleibt der Contact des gleichen Metallpaares , mir der Unterschied der Oxydirbarkeit der Metalle unverandert. Dass dieselben zwei Metalle mit verschiedenen oxyelektro- lytischen Fliissigkeiten zur Kette verbunden denuoch verschiedene Stromintensit'aten zeigen, erklare ich naturlich wie die Contac- listen, d. h. aus dera verschiedenen Leilungswiderstand dieser Flussigkeiteu , oder um meine eigene Sprache zu reden , aus dem verschiedenen Einfluss, den die mit Wasser vergesellschaf- teten Sloffe auf die Polarisirbarkeit der Wassermolekijle ausiiben. Alle Substanzen, welche die Polarisation der Wassermolekiile erleichtern, erhohen auch die Strominlensiliit, indem, wie be- reits angedeutet, der Grad der Leitungsfahigkeit oder des Leitungswiderstandes einer Materie nichts anderes ist, als der Grad der Leichliekeit oder Schwierigkeit, d. h. der Schnellig- keit Oder Langsarakeit, mit der die Theilcheo dieser Materie sich polarisiren oder depolarisiren lassen. Aus Grunden , die nns noch viillig uubekannt sind, werden die Theilchen des reinen Wassers schwieriger polarisirt und deporalisirt, als die- jenigen des saure- oder kalihaltigen Wassers. In einer z. B. aos Zink, Platin und reinem Wasser zusaramengesetzten Kette wird desshalb auch eine kleinere Menge der beiden Elektrizi- taten erst in Spannung treten and dann zur Ausgleichung kom- men, als die Menge der Elektrizitalen betragt, welche zu gleicher Zeit zur Entzweiung und Wiedervereinigung gelangen in einer Kette ebenfalls aus Zink, Platin und Wasser besfehend, welches Ictztere jedoch mit einem sauren , alkalischen , salzigen Korper u. s. w. vergesellschaftet ist. Unterschied der Stroraintensifaten zweier Kelten ist aber gleichbedeutend rait dem Unterschied der Mengen der Elektrizi- talen , die in diesen Ketten in gleichen Zeiten zur Spannung und Ausgleichung kommen. — 112 — Nachdem ich gesuchl habe zu zeigen , dass die an liydro- eleklrischen Kelten und Sauleii auftrelenden elektrischen Span- nungs- und Stromungserscheinungen , wie auch die Gesetze, nach welchen dieselben statt finden, nach raeiner Hypolhese eben so geniigend , als durch die Ansichten der Conlactisten erklart werden konnen , so bleibt mir nur noch iibrig , die Grunde anzugeben , welclie mich bestimmen , an die Slelle der Volta'schen Lehre eine andere zu se(zen. Moglichst viele Erscheinungen aus moglichst wenig Ursachen abzuleilen , ist mil Recht ein auf alien Forschungsgebieten be- folgler Grundsatz. In Uebereinslimmung mil demselben darf man daher keine eigenlhiimliche Kraft fiir das Hervorrufen der Volta'schen Erscheinungen annehnaen , wenn es moglich ist, letztere auf eine Kraft zuriickzufiihren, die schon bekannt ist, d. h. deren Annahroe dazu dient, ganze Reihen anderartiger Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen. Als eine solche Kraft sehe ich das Elwas an, \Nas verschiedenartige Malerien bestimmt, zu anscheinend gleicharligen Korpern zusammen za treten und was manchemische Anziehungskraft zu nennen beliebt hat. Die beiden Gebiete der chemischen und Volta'schen Er- scheinungen fallen in der Wirklichkeit so nahe zusammen, dass der unbefangene Forscher nicht umhin kann , zwischen denselben die innigsle Verkniipfung , d. h. ein Verh'altniss zu vermuthen gleich demjenigen , das zwischen Ursache und Wirkung besteht. Eine solche Vermuthung ist in der That auch schon friih aus- gesprochen worden , was eben Anlass zu dera so lang iiber den Quell der Volta'schen Elektrizit'at gefiihrten Streit gegeben. Nie- mand kann die Verdienste , welche der Griinder der Contacts- hypothese um die Wissenschaft sich erworben hat , hoher an- schlagen , als ich es thue ; diess verhindert mich aber nicht, der Meinung zu sein , dass der italienische Physiker viel za wenig Cheraiker, oder vielmehr, dass die Chemie zur Zeit VoUa's Doch nicht weit genug vorgeriickt war , als dass er oder seine Zeitgenossen eine richtige Einsicht hatten gewinnen kiinnen in den Zusammenhang , welcher zwischen den chemischen und -- 113 — VoKa'sclien Ersclieioungen bestehl. Die von dem gliicklichen Naturforscher aufgestellte Theorie der Saule konnte daher, trotz des ausgezeiclineleii Scharfsinnes ihres Urhcbers , nichl anders als unvollkoramen , liickenhaft und theilweise irrig sein. In eben 60 grosse Irrthiimer verfielen indessea audi diejenigen , wclclie, deu Melallen die Fahigkeit absprechend , durch gegeuseilige Beriihrung in enlgegengese(zt elektrische Zustande sich zu ver- sefzen , beliaupleten: es liege die Ursacbe des hydro -elektri- schen Stromes in der chemischen Verbindung eines der Metalle der Kelte oder Saule mil einem Bestandlheil des feachten Lei- ters derselben , z. B. in der wirklichen Oxydation eines solchen Mefalles, welcbe Oxydation der Zeit nach dem Auflreten des Stro- mes vorausgehe und vom Schliessen der Kelte unabhangig sei. Die Conlactislen haften Unrecht , dass sie die chemische Anziehung nicbt als electro -raotorische Kraft anerkannfen und die Ver- theidiger der chemischen Theorie des Voilaismus fauschen sich schwer, indem sie behaupleten , dass der Storung des elektri- schen Gleichgewichtes eiuer Kelte oder Saule iramer ein chemischer Act chemischer Verbindung oder Trennung iunerhalb dieser Vor- richtungen der Slromerscheinung vorausgehen musse, und dass die in der geschlossenen Ketle oder Saule wirklich stattfinden- den chemischen Vorgange nicht die Wirkung, wie diess die Conlactislen mit Recht annehmen , sondern die Ursache des Stromes sei. Ich glaube, dass die Zeit zura Abschluss eines Vergleichs zwischen den beiden Rivallheorien des Voilaismus gekommen ist ; denn es liegen jetzt den Streiteuden so viele klar redende Thatsachen vor, dass ihrer Autoritat jeder Forscher sich gerne unterwerfen wird , dem es mehr um den Besilz der Wahrheit, als um die Aufrechthallung seiner bisherigen Meiuung zu Ihun ist, der, mit andern Worten, mehr Wahrheitsliebe als Eilelkeil und Eigenliebe hat. Was mich selbst belrifft, so stehe ich gar nicht an, offen und unverholen zu bekennen, dass ich in frii- heren Zeiten Manches im Sinne der chemischen Theorie ver- Iheidigte, was ich jetzl als Irrlhum Preis gebe und umgekehrt 8 __ 114 — gewisse Annahmen der Conlaclislen als irrig belrachlele , welche ich nuQ fiir vollkommea begriindet halte. Nach dieser Abschweifung komme ich endlich zur summa- rischen Beantworlung der vorhin geslelUen Frage: warum ich Irotz des sogenannlen Volta'schen Fundamenlalversuches und an- derer Vorzuge der Conlaclslehre dennoch der von mir auf- gestelllen cbemischen Theorie den Vorrang einraume ? Auf diese Frage antworte ich , wie folgt : 1) Weil die Conlaclshypolhese absiehl als von einer elekfro- motorischen Ursache und absehen muss von alien cbemi- schen Beziebungeu der Stoffe zu einander, welche in die Zusammensetzung einer hydro -elektrischen Kelte oder Saule eingehen, wabrend anderseits die Erfabrung lehrt, dass in alien bis jelzt beobacbleten Fallen zwiscben den voKa'schen Erscbeiuungen bydro-elektrischer Vorricblungen und dem cbemischen Verbalten ibrer Bestandlheile zu ein- ander eine inuige Beziehung stall fmdet; 2) weil aus den cbemischen Beziehungen der Bestandlheile hydro* eleklrischer Combinationen zu einander immer mil Sicherheit vorausgesagl werdeu kann , in welchera Sinne die Polarisation oder Spannung dieser Combinalionen er- folgen, welche relative Starke sie haben, in welcher Bichtung der Strom in gescblossenen Kellen sich bewegen werde u. s. w. , wahrend die Coutactshypothese keine solcben Anballspunkte bal und die eben bezeichnelen Verbaltnisse in neu konslruirten Kellen immer ersl durch den Versuch ermilteln muss ; 3) weil endlich die letztgenannte Hypolhese zum Behufe der Erklarung der Volta'schen Ercbeinungen eine neue Kraft vorausselzl und zwar eine Kraft, derea Wirkungsgrosse in gar keinera endlichen Verb'altniss zur Grosse der Mas- sen der Materien stehl, tn denen man sie (die Kraft) wirksam seinlasst, eine Kraft also, welcher man ununler- brochene Arbeit zumutbel , ohne dass ibr geslaltel ware, sich je zu erschSpfen , wahrend dagegen die chemische — 115 — Tlieorie aus einer schon durch anderweitige WIrkungen bekannten Kraft audi die Volta'schen Erscheinungen ent- springeQ und dieselbe nach bekannten Geselzen wirken lasst. Aus dies en Griinden ziehe ich meine Erkl'drungsweise der Contactshypothese Volla's und seiner Nachfoiger ganz entschieden vor und bin der Meinung, dass jene dera jetzigen Stande der Wissenschaft mebr genuge, als diess die von mir bestrittene Theorie thut. Indem ich aber eine derarlige Meinung hege, gebe ich nicht nur gerne zu , sondern bin sogar auf das Leb- hafleste davon iiberzeugt , dass auch der von mir unternommene Erklarungsversuch noch selir weit von einer geniigenden Theorie des Voltaismus enlfernt ist; denn nur zu deutlich sehe ich ein, dass vor Allem das Wesen der Eleklrizilat und deren Bezie- ziehungen zum Cheraisraus viel genauer gekannt, noch viel tiefer erforscht sein raiissen , ehe wir an die Aufslellung einer solchen Theorie ernslhaft denkea konnen. 8* B e i 1 a g e 12. Das Bleisuperoxyd mit dem Ozon verglichcn. Von e. F. ISiclftonbeiii. Im nacbstehenden Aufsatze sind einige ErgebQi'sse milgelheiK, zu welchen raich vergleichende , mit Bleisuperoxyd und Ozon angestellte Versuche gefiihrt haben. Scbon friiber ist von mir gezeigt worden , dass beide Substanzen den gleicben eleklro- motoriscben Charakter baben , das Jodkalium unter Jodausscbei- dung zerlegen, das gelbe Blutlaugensalz in das rotbe Cyansalz uberfiibren , die Guajaklinktur blauen , und das Ozon mit Unter- salpeler- und scbweflicbler S'aure in Salpetersaure und Scbwefel- saurebydrat sicb urasetzt, wie das Bleisuperoxyd mit den beiden erstgenannten Sauren zu Bleinilrat und Bleisulfat zusaramenlrilt. Weitere zwiscben Ozon und Bleisuperoxyd sicb zeigende Aebn- licbkeiten sind folgende : 1. Das Ozon zerstort bekanntlicb die organiscben Farbstoffe mit cblorabnlicber Energie; das Bleisuperoxyd enlblaut die In- digolosung augenblicklicb , bleicbt aber aucb die in Wasser oder Weingeist geloslen Pflanzenpigmente. So z. B. verliert ein wass- riger Auszug des Campescbenbolzes, wenn aucb nur kurze Zeit mit besaglem Superoxyd in der Kalte gescbiittelt , seine Farbe eben so vollstandig , als durcb Cblor oder Ozon. Merklich laogsamer erfolgt die Enlfarbung der Lakmustinklur. Es ist mebrslijndiges Scbiillein erforderlicb , urn Wasser durcb die er- wabnte Tiuklur merklicb slark blau gefarbt ganz farblos za erbalten, wabrend jedocb das gleicbe Wasser in der Siedbitze seboD in wenigen Minulen vollig entblaut erscheint. Leicht wird — 117 _ audi durcli Bleisuperoxyd der durch Alkannawurzel gerothete Weingeist in der Kalle entfarbt. Aus dem von den gebleichteu Fliissigkeiten abfiltrirten und mil Wasser wohl ausgewaschenen Rijckstand niramt verdunule , von aller Untersalpetersaure ganz- lich freie Salpetersaure merkliche Mengen Bleioxydes auf, welche Tbalsache zeigt , dass die erwahnten Eolfarbungen durch einen Theil des ira Bleisuperoxyd enthallenen Sauerstoflfes bewerk- stelligel werden. 2. Das Ozon , ahnlich dem gewohnlichen Wassersloffsuper- oxyd Oder dem Manganwasserstoffsuperoxyd (Uebermangansaure) wird durch Kohle selbs( in der Kalle rasch zerstort. Aus einem Gemeng von vollkommen reinem Bleisuperoxyd und feingepul- verter Holzkoble oder Cokes nimmt reine, sehr stark, z. B. zebnfach mil Wasser verdiinnle Salpetersaure beim Schutteln in der Kalle rasch Bleioxyd auf , und bei Anwesenheit einer ge- horigen Menge von Kohle und Saure gelangt man durch lan- geres Scbiilteln dahin, alles vorhaudene Superoxyd in Bleinilral zu verwandeln. 3. Das Ozon oxydirt schon in der Kalte die meisten Me- (alle, und in ahulicher Weise wirkt auch das Bleisuperoxyd auf diese Korper ein. Wird letzteres mit verhallnissmassig viel Zinnfeiie und Wasser etwa 24 Stunden lang anhallend geschulleU, so verwandelt sich ein Theil des Melalles in Zinnsaure , und alles Bleisuperoxyd in Bleioxyd , beide Substanzen zu dem sog. zinnsauren Bleioxyd sich vereiuigend. Fein zertheiltes , auf Volla'schem Wege bereiteles Blei in ijberwiegender Menge langere Zeil rait Bleisuperoxyd und Wasser geschiillell, fiihrt uuter eigener Oxydalion das Superoxyd auf das Oxyd zuruck , indem das in gedoppelter Weise entstandene Bleioxyd mit Wasser zu einem Hydrat sich vereiniget, welches im Wasser verbreitet, Seidenglanz zeigt und somit krislallinisch ist. Auch das fein zerlheilte raetallische Arsen enlzieht bei Anwesenheit von Wasser dem Bleisuperoxyd die Halfte seines Sauersfoffs , hiedurch in Arsensaure sich umwandelnd , welche rail dem gleichzeilig enlslandenen Bleioxyd basisches Arseniat — 118 — bildet. Es findet jedoch diese Reaction nocli viel laDgsamer als die vorhia beschriebene stall , deim es ist tagelanges , un- unterbrochenes Schiitteln nolhwendig , urn bei einem solchea Versuch alles vorhandene Bleisuperoxyd in Oxyd zu verwandeln. Gelegentlich will ich bemerken , dass die friscli bereilete Guajaktinktur das bequemste Mittel ist , sich von der ganzlichen Zersetzung des bei den erw'ahnten Versuchen angewandten Super- oxyds zu iiberzeugen. Zu diesem Behufe ubergiesst man einen kleinen Theil des zu untersuchenden Gemenges mit besagler Tiuktur ; nimmt diese eine blaue Farbung an , so findet sich noch Superoxyd vor , wenn nicht, so ist dieses ganzlich ver- gchwunden. Ausser dem Zinn , Blei und Arsen babe ich noch keine an- dern Metalle gepriifl ; ich zweifle aber nicht, dass auch Zink, Kadmium a. s. w. sich durch Bleisuperoxyd in der Kalte und bei Anwesenheit von Wasser oxydiren lassen. Fugt man bei derartigen Versuchen dem Wasser eine Substanz bei , welche enlweder das Bleioxyd oder das Oxyd des mit dem Superoxyd behandelten melallischen Korpers oder beide Oxyde zu losen vermag, so wird hiedurch die Oxydation des Melalles wesent- lich beschleunigt. Ein Gemeng von fein zertheiltem Kupfer und Bleisuperoxyd gibt schon in der Kalte Bleioxyd an Kalilosung und Kupferoxyd an wassriges Ammoniak ab , welche Reactionen durch die Warme bedeutend gefordert werden. Zink, Kadmium, Eisen , Kupfer, Silber u. s. w. und Bleisuperoxyd mit noch so verdiinnter reiner Salpelersaure geschiitlelt , liefern schon in der Kalte rasch die Nitrate dieser Metalle nebst Bleisalpeter. 4. Das Ozon wird schnell durch die in Wasser geloste ar- senigte S'aure zerstorl, unter Umwandlung der letztern Ver- bindung in Arsens'aure. In gleicher Weise verhalt sich auch das Bleisuperoxyd. Beira Schiitteln einer wasserigen Losung der arsenigten Saure entfarbt sich dieses schon in der Kalte ziem- lich rasch , und enlsteht ein graulich weisses , aus mikroskopisch kleinen Prismen bestehendes, in Wasser unlosllches, in ver- diinnter Salzs'aure oder Salpelersaure sich iosendes Bieiarseniat, ~ 119 — welches wahrscheinlich halbarsensaures Bleioxyd ist , gebildet gemass der Gleiclmng sPbO^ + AsO^rz: ^PbO -j- AsO^. Das im Wasserbad gelrocknete Salz verliert bei slarkerer Er- liitzung gegen 4 Proc. Wasser, wodurch es weisser wird , ohne seioe kristalliuische Beschaffenheit einzubiisseQ. 5. Ozon erzeugt milMangaosuperoxydbydrat und verdunnter Salpetersaure , Scbwefelsaure u. s. w. die sogenannte Ueber- mangansaure. Ein Gemeng der Superoxyde des Bleies und Man- gans mil verdunnter Salpetersaure bis zum Sieden erhilzt, liefert eine prachtvoU roth gefarbte Flussigkeit, welche ausser der Ueber- mangansaure noch Bleinitrat enlhalt. Bei Anwendung verdiinnler Schwefelsiiure wird Uebermangansaure und Bleisulfat erhalten. Fiir mich ist die wasserige Uebermangansaure = 2M n 0^ -j- 3H0^, das Salpetersaurebydrat = N 0^ +H0^, das Schwefel- saurehydrat = SO^ + HO^, das Bleinitrat ^NO'^ + PbO^, das Bleisulfat = S 0^ -j- P b 0^; ich nehme daher an , dass bei den lelzlerwahnten ReacUonen ^MnO^ -j- sPbO^ mit ^(NO'* + HO^) Oder 3(8 0^ -|- HO^) sich in jMnO^ -f sHO^ und in 3(N04+PbO^ Oder 3(S0^+Pb02) uir.selzen und somit weder eine Desoxydation des Bleisuperoxydes noch eine Oxy- dation des Mangansuperoxydes statt finde. Die herrscheude Theorie muss natiirlich das Mangansuperoxyd Sauerstoff aus dem Bleisuperoxyd aufnehmen und das hiedurch entstandene Blei- oxyd mit Salpetersaure sich verbinden lassen. 6. Eine schone Analogie zwischen Ozon und Bleisuperoxyd zeigt sich in der Wirkung beider Subslanzen auf die Mangan- oxydulsalze. Bekanntlich konimt nach raeinen Erfahrungen beim Zusaramentreffen des Ozons sowohl mit dem festen salzsauren, salpelersauren und schwefelsauren Manganoxydul als rait den wasserigen Losungen dieser Salze Mangansuperoxyd zum Vorschein, indem die Sauren derselben frei werden. Hat man Bleisuperoxyd mit einer kallen Losung des Mangan- muriates oder Nitrates auch nur wenigc Augenblicke zusammen- geschuttelt, so wird schon eine Verdunkelung der Farbe des Superoxydes kenntlich sein und in der abfiltrirlen Flussigkeit — 120 — ziemlich viei salzsaures oder salpelersaures Bleioxyd angetroffeii werden. Wendet man hiebei das Superoxyd im Verhaltniss zum Mangansalz in iiberwiegender Menge an , so fiudet sicli nach kurzem Schlitleln von letzlerem auch nicht die geringsle Spur raelir in der Fliissigkeit vor , soodern nur Chlorblei uud Blei- iiitrat. Versteht sich, dass bei der Siedhitze diese Reaction rascher als bei gewohnlicher Teuiperalur stall findel. Versetzl man Bleisuperoxyd mil so viel Mangannitrat- oder Manganchlorlirlosung , dass selbst nach mehrsliindigem Kochen beider Subslanzen mil einander in der Losung neben dem gebiideten Bieiuilrat oder Chlorblei imraer noch unzersetztes Mangansalz sich findet , so wird ein schwarzbraunes Pulver erhalten , welches nach sorgfalligem Auswaschen mil kochendem Wasser in verdiinnler und erhilzter Salzs'aure gelost, unler reich- licher Chlorenlbindung Chlormangan und Chlorblei lieferl. Dieser braunschwarzen Malerie kann durch wiederholles Erhitzen rail Mangan- oder Mauganchlorurlosung noch weileres Bleisuperoxyd entzogen werden ; beim ofleren Wiederholen dieser Behandlung gelangt man endlich dahin , dass erwahnle Saizlosuug auch noch fio lange mil bcsagtem Pulver digerirl , als lelzleres keine Spur von Blei mehr aufniramt. Die so beschaffene Substaiiz aus- gewaschen und getrocknel erscheint vollkomraen schwarz, lost sich in verdiinnler und erwarmter Salzsaure leicht auf unler reichlicher Chlorenlwicklung und Bildung von Chlormangan und Chlorblei und verhall sich sorail als eine Verbindung der Super- oxyde des Mangans uud des Bleies. Nach welchem Verhaltniss die beiden Superoxyde in unserm schwarzen Pulver verbunden sind, habe ich noch nicht ermittelt , vielleichl isl die Verbindung r= MnO^ 4" P"^^^ ^^^^ ^^^' ^^^ ^'^ heutige Theorie als mangansaures Bleioxyd ansehen uud rail der Formel PbO + M uO^ bezeichnen wiirde. Mir scheinen einige Griiode fiir die Vermuthung vorhanden zu sein, dass es mehrere Verbindungen dergenannlen Superoxyde gebe, namenllich auch die von ^Mn 0^ -|- sPbO^, welche dem jMnO^ -{- sHO^ (Uebermaugausaure) eolsprechen wiirde. — 121 — Wie (Jem aber audi sein mag, siclier ist, dass das Blei- superoxyd , wie das Ozoo , rait Manganoxydulsalzlosungen zu- sammengebraclit , schoQ in der Kalle Mangansuperoxyd zuni Vorschein bringt und somit in dieser Beziebung eice vollkommene Analogie zwiscben Ozon und Bleisuperoxyd beslebt. Dass bei ^'em bescbriebenen Versuclie nicbt, wie diess beira Ozon mil dem Bleisuperoxyd der Fall ist, blosses Mangansuperoxyd, son- dcrn eine Verbindung desselben erhalten wird , tbut der gelteod geraacblen Analogie keinen Einlrag. Diese Abweicbung erklart sich einfach aus der Verwandlscbaft beider Superoxyde zu ein- auder , welcbe Substanzen unler den obwaltenden Umstanden eine giinstige Gelegenbeit zur Vereinigung finden, in dem Augen- blicke niimlich , wo das nascirende Mangansuperoxyd mil vor- handenem freiem Bleisuperoxyd in Beriihrungkommt. Das letztere einmal rail Mangansuperoxyd cbemiscb vergesellscbaftet , besilzt nicbt mebr das Vermogen , auf Manganoxydulsalzlosungen zer- setzend einzuwirken , wie das freie Bleisuperoxyd , wessbalb wir auch das gebundene nicbt raebr aus unserm Doppelsuperoxyd zu enlfernen vermogen. Kaum werde ich zu sagen braucben , dass Bleisuperoxyd mil Mangansulfallosung bebandelt , Bieisulfat und Manganblei- superoxyd liefert. Mangannitrat fiir NO"*^ -|" MnO^, Mangan- fiulfalfijr S0^-[~^^°0^ ballend, nebme ich an, dass in den vor- bescbriebenen Reacfionen Bleisuperoxyd ganz einfach an die Stelle vonMnO^ Iritt , und alsoauch biebei weder eine Desoxydalion des Bleisuperoxyds noch eine Oxydation des Manganoxydules zu Mangansuperoxyd , soudern eine Umsetzung der niibern Be- glandlbeile der rait einander in Reaction geselzlen Verbindungen statt findet. Das Mangancblorur , welches ich gemass der altera Theorie als muriumsaures Manganoxydul betracbte , lasse ich allerdiugs durch Bleisuperoxyd so zersetzt werden , dass die Saure des Salzes mil Bleioxyd und das zweite Sauerstoflfalom des Bleisuperoxydes rait Manganoxydul zusanimentrilf. 7, Ozon rait den Losungen der Eisen- oder Zinuoxydulsalzo geschiittelt , wird augenblicklich zerslort unler Umwandlung dor — 122 — Oxydule in Oxyde. Ebenso das Bleisuperoxyd. Losungea des salzsaurei) , salpefersauren und schwefelsauren Eisenoxydules zersloren scliori in der Kiilte das Bleisuperoxyd sehr rasch unler Bildutig von Biei und Lasisclien Eisenoxydsalzen. Aehnliche Reactionen bringen die gelosteu Zinnoxydulsalze mil dera be- saglen Superoxyd hervor. 8. Der vveisse , durch Vermischen luflfreier Losuugen des Kaliumeisencyaniirs und schwefelsauren Eisenoxyduls erhallene Niederschlag zerslorl das Ozon augenblicklich , indem es sich blaut. Bleisuperoxyd wird durch den gleichen Niederschlag sofort zu Oxyd reducirt , ebenfalls unter Bildung besagler Cyan- verbindung. Aus voranstehenden Angaben erhellt, dass Ozon und Blei- superoxyd in ihrer Volta'schen und chemischen Wirkungsweise sich so ahnlich siud , als dies nur iramer zwei so verschiedene Subsfanzen sein konnen , und sicherlich wiirde diese Aehnlichkeit noch schlagender ausfallen , wenn anstalt fest, das Bleisuperoxyd flussig Oder gasformig ware , es wiirde dann ebenso rasch wie das Ozon die FarbslolTe zersloren , Melalle oxydiren u. s. w. In beiden Substanzen ist es in der Thai auch die gleiche Ursache, welche die besagten volla'schen und chemischen Wirkungen hervorbringt , namlich den im Bleisuperoxyd und Ozon enlhaltene oxylisirte oder chemisch errcgte SauersloCf. In dem aber das Ozon durch sein VoUa'sches und chemisches Verhalten so eng an das Cblor, Brom und Jod sich auschliesst, wird auch das Bleisuperoxyd diescn fiir einfach und sauersfofflos gehaltenen Kiirpern nahe geriickt, und wirklich sind die Umsfande, unler welchen das Bleisuperoxyd voltaisch und chemisch Ihiilig wird , sehr ahnlich denen, unler welchen das Chlor u. s. w. die gleichen Wirkungen hervorbringt. Wie oben angegeben, isl die Anwesenheil von Wasser nolh- weudig, damit das Bleisuperoxyd bei gewohnlicher Temperatur die mil ihm in Beruhrung geselzten Suhslanzen: Farbsloffe, Melalle u. s. w. bleiche oder oxydire. Das anwesende Wasser begiinsligl diese Oxydationeu oder erhohl das oxydirende Vermogen — 123 — des Bleisuperoxyds offeubar durch sein Beslreben mil PbO zu einem Hydrat sich zu verbindeu , und das zweite Sauersloff- atom des Superoxydes abzutrennen. Koramt diese Substanz z. B. mil Blei und Wasser in Beriihrung, so Iritt letzteres rail PbO zu Bleioxydbydrat zusammen und vereinigt sich das zweile Sauerstoffatom des Bleisuperoxyds mil einem Atom mefallischen Bleies zu Bieioxyd , welches im Augenblick seiner Bildung mil Wasser ebenfalls zu Hydrat sich verbindet. Wird die wasserige l.osung eines organischen Farbsloffes stall eines oxydirbaren Metalles mit Bleisuperoxyd in Beriihrung gebrachl, so enlsteht ebenfalls Bleioxydbydrat , wahrend die Halfle des in Superoxyd enthallenen Sauerstoffes sich auf die oxydirbaren Beslandtheile des Pigmentes wirft und hiedurch dieses zerstort. Ware das Bleisuperoxyd bis jetzt noch nicht zerlegt und wie das Chlor fiir einen einfachen Korper gehalten worden , so wiirde man ira Einklange mit der heutigen Chlorlheorie , die unter dem Einlluss des Wassers von dera Superoxyd hervorgebracbten Oxydalious- wirkungen dem Sauersloff des Wassers zuschreiben und anuehmeu, dass dessea Wassersloff mit dem vermeintlichen Elemenfe sich verbinde, und diejenige Verbindung bilde, \'on der wir mit Beslimmlheit wissen , dass sie Bleioxydbydrat ist. Aber eben die genaue Kenntniss , welche wir von der chemischen Natur besagter Verbindung uns erworben haben , raacht es auch fiir uns gewiss , dass der SauerstofT des Wassers nichts mil der erwahnlen Oxydation zu thun hat und dieselbe einzig und alleiu durch den SauerstofT des Superoxyds unter dem Eiufluss der pradisponirenden Verwandtschaft des Wassers zum Beioxyd bewerkstelligl wird. Jeder Chemiker weiss , dass alle vom Chlor hervorgebrachlen Oxydationswirkungen ebenso geniigend durch die Berlhollet'sche, als durch die Davy'sche Hypolhese erkliirl werden konnen ; es isl Thalsacbe, dass Chlor, Ozon und Bleisuperoxyd Ueiben Volta'scher und chemischer Wirkungen veranlassen , die sich einander voUkommeu gieichen ; auch isl wohl bekannt , dass Wasser, Kali, Natron u. s. w. die iunigsteu SauersloITverbiudungen — 12,4 — tier gaiizeii Chemie sind , welche aber die herrschende Theorie jeden Augeiiblick zerselzl werden lassen muss, um die oxydirenden Wirkungen des Clilores , als auf eiue sekuadtire Weise hervor- gebrachl, erklarea zu konnen. Endlich kana es niclils Unahnlicheres geben, als die Ueiheu der Verbiudungea , welche das Chlor und der Sauersloff mit deu gleicben MelalleD bilden, wahrend dagegen eine schlagende Aelinlicbkeit bestehl zwiscbea den sogenannlen Chlormetallen und den ibneu enlsprechenden Sauerstoffsalzen. Wie verscbiedeu z. B. das Eisenoxydul vom Eisenchlorijr , wie abnlich das letztere dera schwefelsauren Eisenoxydul ! Man bat freilich gesucbt, die durcli die Cblortbeorie gewallsam auseinandergerisseuen Haloid- und Sauerstoffsalze dadurch zu verkniipfen , dass man ein Heer von Veibindungen ersann , welche Chlor, Brom und Jod ahnlich, d. h. Salzbilder sein sollten , wie z. B. Oxysulfiou, Oxynilrion u. s. w. ; noch ist es aber bis jetzt Niemand geluugen, auch uur einen einzigen dieser ersonneuen Korper darzustelleu , was seinen Grund wohl einfach darin baben diirfle , dass dieselben abnlich den organiscben Radikalen : Aelbyl, Acetyl u. s. w. nur in den Kopfen der Gheraiker, nicht aber in der Wirklichkeit besteben. Da die beulige Cblortheorie, wie ihre unmittelbare Vorgaugeria nur auf Analogien sicb stutzt, so fragt es sich, auf welcher Seite die grossere Surame und das grossere Gewicht derselben liege. Ich Irage keinen Augenblick Bedenken , sie auf Seite der altern Hypolbese zu stellen und ziebe diese dessbaib der Davy'schen vor. Nacb meiiiera Dafiirbalten hat man viel zu fruh die Ber- Ihollet'scbe Tlieorie verlassen und den Meinungen des engliscben Ghemikers ausscbliesslicb gehuldigt , eiue Voreiligkeif, die schon desswegen zu beklagen ist , weil das langere Nebeneinander- besteben von Rivallbeorien auf wissenschaflliche Forschungen in der Kegel einen sebr wobltbaligen Einfluss ausiibt. Solche Kivallbcorieu veranlasseu die vielseiligsten Untersuchuogcn eines und eben desselben Gegenstandes und fiihren zu den verscbieden- arligsten Experimentationsweiseu , dadurch aber nicht seKen zur — 125 — Erniiltlung neuer uud wichtiger Thatsachen , walirend bei der ausschliesslichen Herrscliaft einer Theorie Gedaukeo und Vcrsuclie immer in dem von ihr vorgeschriebenen Zauberkreis sich bewegeo. Bei diesem Aulasse will ich uur an die schouen Ergebnisse erinnern, welcbe wir dem so lange gefiibrteu und iramer noch nicht ganzlich beendigten Streile liber die Na(ur des Lichtes und den Ursprung der Volla'schen Elektrizitat verdanken. Der Theorie, ich bin dessen iiberzeugt, hatle es grossen Nulzen gebracht , ware die Berthollel'sche Theorie langer als geschehen gegen die Davy'sche vertheidigt worden , die Wissenschaft wiirde dadurch sicberlich um viele Thatsachen reicher geworden und wahrscheinlich auch urn nianche nulzlose Hypolhese armer geblieben sein. Es lag auch etwas Verfijhrerisches in einer Lehre, welclie auf einmal allcs ganz anders , als es bis dahiu geschehen, zu erklaren vermochte und Thatsachen , welche als die unmittelbarsten Beweise fiir die SauerslofThalligkeit des Chlores gegolten batten, gerade zu Gunsten der Einfachheit dieses Korpers geltend zu niachen ; es musste der veranderungliebenden Einbildungskrafl eine Theorie zusagen, welche die der Zersetzung am starksten widerstrebenden Ver- bindungen, wie das Wasser, Kali u. dgl. auf das Geschwindesto und mit der grossten Leichligkeit zersetzt und deren Sauerstoff entweder frei werden oder auf Substauzen sich werfen liess, viel weniger oxydirbar als Kalium , WasserstofT u. s. w. Zwar fiihlte die cheraische Welt anfanglich geringe Lust, mit den Ideen Davy's sich zu befreunden , aber der Reiz der Neuheit und der grosse Ruf des brittischen Naturforschers iiberwanden diese Abneigung. Vorerst wollte man gleichsam nur versuchsweise in den neuea Vorstellungskreis eintreten , freule sich dann aber bald, dass alles so \ortrefflich und wider Erwarlen nach der modernen Lehre erklart werden konnte, man driickte die Augen iiber die grossen Vorzuge der Berthollet'schen Ansicht zu, und liess sich ijber den grossen Widerspruch , in welche die mehr geislreiche als wahrscheinliche Ilypothese des Kalium -Entdeckers mit den augenralligslen Analogien gerieth, durch welche die willkuhrlichslen Annahraen iiber die chemische Natur der Sauren und Saize oder — 12G — (lurch die Einfuhrung neuer Worle fiir alte Dinge (Salzbilder, Halogenia u. s. w.) leicht beschwicliligen. Der grosste Chemiker des Jahrhunderts , das Gewicht der Analogien fiihlend , welche durch die Davy'schen Lehren so stark verietzt wurden, widerstand diesen langere Zeit, und verwendele alle die reichen HUlfsmitlel seines Genies , urn die alte bedrolite Theorie aufrecht zu erhalten ; aber auch er wiirde endlicb des Kampfes miide und gab raerk- wiirdiger Weise die von ihm so lange und so hartnackig verlbeidigte Behauplung der Zusammengesetztheit des Chlors auf, weil eio wJrklich zusammengeselzter Korper entdeckt wurde , der einige Aehnlichkeit mit der oxydirten Salzsaure hat. Und so ist es gekommen, dass heuligen Tages die Sauerstofflosigkeit des Chlors fur eine so sicher ermiltelte Wabrheit gilt, dass der Chemiker, welcher noch ein Wort zu Gunsten der alten Theorie zu sagen wagte , sicherlich ebenso mitleidig belachelt wiirde , als derjenige dem es einfiele, noch eine Lanze fiir das Phlogiston einlegea zu "wollen. Dieses Mitleidslacheln wird auch mir zu Theil werden, was mich aber wenig kiimmert und keinen Falles davon abhalten wird, der Berthollel'schen Theorie auch fernerhin das Wort zu reden und unler ihrer Anleilung experimentelle Vergleichungen anzu- slellen zwischen dem Volta'schen und chemischen Verhallen der sogenanuten Superoxyde und einfachen Salzbilder; denn eine vieljahrige Erfahrung hat mich iiberzeugt , dass dieser Boden fiir physikalische und chemische Untersuchungen ein hochst fruchtbarer, obwohl viel weniger bearbciteter ist, als er zu sein verdienfe. B e i 1 a g e 13. Ueber einige Oxydationswirkiingen des Ozons. Von C. F. Sclioiftliein. Gleich beira Beginn meiner Untersuchangen iiber das Ozon fand ich , dass dasselbe durch die meisten metallischen Korper schon in der Kjilte zerslort wird und die niedrigern Oxydations- sfufen vieler Metalle, mil Ozou in Beruhrung gesefzt, in die hohern sich verwandeln, z. B. die basischen Oxyde des Kobalts, Nickels, Mangans, Bleies und Silbers in die Superoxyde dieser Metalle. Ich fand ferner, dass aus den wasserigen Losungen basischer Bleisaize und der gewohnlichen Mangansalze die Super- oxyde des Bleies und Mangans durch Ozon gefallt werden. Hieraus Hess sich schliessen , dass die oxydirbaren Metalle in Beruhrung mil Ozon bei gewohnlicher Temperafur bis zum Maximum sich oxydiren und hieruber angestellle Versuche haben dargelhan, dass dem wirklich so ist. Einige mit Silber, Blei und anderen Melallen erhaltene Ergebnisse Iheille ich schon vor einem Jahre der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Sololhurn mit und da ich seilher diesen Gegenstand weiter verfolgt babe, so stelle ich hier einige der hierauf sich beziehenden von rair unlerdessen ermittelten Thatsachen zusaramen. I. Oxydation des Silbers Auf Volta'schem Wege erbaltenes Silberpolver wird durch eine etwa drei Fuss lange Glasrohre gleichformig vertheilt und dariiber langere Zeit moglichst stark ozonisirte Luft geleitet, — 128 — nachdem diese vorerst durch Kalilosung, dann durch Chlorcalcium gegangen und somit von Siiuren und Wasser befreit worden war. Ich ozonisire die zu diesem Versuche dieoende Luft in grossen Ballonen in der von rair schon oft angegebenen Weise und beraerke noch, dass ich den Phosphor ira Gefasse imraer so lange verweilcn lasse , bis ein in dasselbe eingefiihrfer, mil Jodkaliurakleister behafteter Papierslreifen augenblicklich blauschwarz sich fiirbt. Bei einer Temperalur von 18 — 20*^ und Anwendung zvvei Zoll langer Phosphorstiicke , die zur llalfte im Wasser liegen , sind etvva 8 Stunden nolhig, um die Luft eiucs 30 — 40 Liter fassenden Ballones bis zum Maximum zu ozonisiren. Um ohne Unterbrechung derartige Luft iiber Silber stromen lassen zu konnen , beniitzo ich 6 — 8 Ballone , von denen jeder, sobald dessen ozonisirte Luft iiber das Silber getrieben ist, sein Phosphorsliick und Wasser wieder erhjilt zum Behufe der Erzeugung neuen Ozones* Wer mit diesem oxydirenden Ozon arbeiten will , dem rathe ich die Anwendung der erwahnten Erzeugungsmethode an, da sie meiner vieljahrigen Erfalirung zufolge die beste ist, welche wir bis jelzt kennen. Das Stromen der ozonisirten Luft iiber das Silberpulver dauert nicht lange , ohne seine oxydirende Wirkung durch die eintretende Farbung des Met.illes zu aussern, welche anfanglich braunlich ist, bei hinreichend lange dauernder Operation aber eudlich sammetschwarz wird. Da die Luft, welche iiber das Silber gegangen, immer noch einiges Ozon enthalt, so benutze ich dieselbe zum Oxydiren anderer StolTe, lasse ich sie z. B. durch eine Losung des gelben Blutlaugensalzes gehen, um das rothe Cyanid zu erhalteu u. s. w. Wegen der verhaltnissmassig kleinen Menge des in unserer Luft vorliandenen Ozons , wie auch des Umstandes halber, dass ein raerklicher Theil dieses Ozons unverwendet iiber das Silber wegstriimt, wird es leicht begreiflich, dass die vollsfandige Oxydation selbst unbedeutender Quantifaten dieses Metalles zieralich viel Zeit erfordert. Um z. B» nur zwei Gramme Silbers bis zum Maximum zu oxydiren , war ein vierzehntagiges Stt-iimen — 129 ~ ozonisirter Lufl iiber das Melall nothwendig. Bemerken will ich noch , dass das Silberpulver durch feachte ozonisirte Luft ein wenig rascher als durch trockene oxydirt zu werden scheint. Das einfachste Mittel zu erkennen, ob das Silberpulver voll- standig oxydirt set , besteht darin , dass ein wenig der schwarzen Materia auf ein Uhrglas gebracht und mit einigen Tropfen reiner Salzsaure iibergossen wird. Waudelt sich besagte Materie augenblickiich in eine blendend weisse Substanz urn, die sich in wasserigem Ammoniak vollsfandig auflost , so enthalt die schwarze Materie keine Spur metallischen Silbers mehr und darf dieses Metall als vollsfandig bis zuna Maximum oxydirt an- gesehen werden. Etwas rascher und bequemer gelangt man zu diesem Ziele, wenn das Silber im compacten Zustande der Ein- wirkung des Ozons ausgesetzl wird , welche Thatsache man sich nicht versehen sollte. Ich pflege Bleche reinen Silbers von 6"Lange, i" Breite und 1'" Dicke an Platindrahten in raoglichst stark ozonisirte, von Saure gereinigte und luftdicht verschlossene Ballone aufzuhangen und fmde , dass dieselben schon nach einer halben Stunde einen merklich starken grauschwarzen Anflug zeigen und nach 4 — 5 Stunden ailes in dem Gefasse vorhandene Ozon zerstoren. Wenn diess geschehen , so ist das Silberblech mit einer grau- schwarzen Materie bedeckt , welche sich haufig mit Hiilfe eines Messers in zolllangen Blattchen von der Breite des Bleches ab_ sch'alen lasst. Sonderbarer Weise fmdet bisweilen die Bildung der grauschwarzen Materie am Silberblech so langsam statt, dass derselbe Tage lang ira Ballon hangen kann , ohne dessen Ozon- gehalt ganzlich zu zerstoren , in welchera Falle dann auch die Menge des erzeugten Oxydes gering ausfallt und dieses nicht in Blattchen vom Metallblech sich ablosen lasst. Auf welchen Ursachen diese Verschiedenheit des Verhaltens des Silbers be- ruht , habe ich noch nicht zu ermittein vermocht. Findet die Einwirkung des Ozons auf das Silberblech in ge- wohnlicher Weise statt, so erhalte ich von jedem der oben erwahnten Stiicke, das den Ozongehalt eines einzigen Ballons 9 — 130 — erschopfl hat, ein Decigramm besagler schwarzer Malerie, woraus erhellt, dass man von derselben rait Hiilfe einigerBal- lone und Silberbleche in wenigen Tagen schon merkliche Mengeo erhalten kann. Die Eigenschaften dieser Subslanz sind folgende : Sie ist sammtschwarz , wenn aus feinem Silberpulver er- halten, grauschwarz, wenn aus Silberblech gewonneu, ohne krystallinische Textur, anfanglich geschmacklos, bald aber auf der Zunge einen widrigen Metallgescbmack entwickelnd ; mit Wasser geschuttelt erlheilt sie demselben den gleichen Gesehmack und scheidet sich aus dieser Losung im Sonnenlicht ein schwarzes feines Pulver ab , welches ich noch nicht uaher unfersucht babe und melallisches Silber sein diirfte. Ein solches Metallgescbmack zeigendes Wasser blaut rascb schwachgerothetes Lackmuspapier und farbt Veilchensaft grun. Wasser durch Indigolosung geblaut Oder durch Campeschenholz gerotbet, wie auch Weingeist durch Alkannawurzel gerolhet, werden, mit unserm Pulver geschiiUelt, schon in der Kalle eolfarbt» Die schwarze Materie mil Chlor- wassersloCfsaure iibergossen , verursacht eiue slurmische Chlorgas- entwicklung unter Bildung blendend weissen Chlorsilbers. Mit Bromwassersfoffsaure liefert sie freies Brom und Bromsilber, mit Jodwassersloffsaure freies Jod und Jodsilber. Mit Jodkalium- losung geschuttelt bildet sie sofort Jodsilber, ohne dass sich hiebei Sauerstoffgas enlwickelt , es wird die Losung viel alkali- scher , als es die reine Jodkaliumlosung ist und erlaogt zu gleicher Zeit die Eigenschaft, wenn man Jodsilber abfdtrirt , durch noch so stark verduunle Salzsaure, Schwefelsaure u. s. w. , Jod aus sich abscheiden zu lassen. In ahnlicher Weise, jedoch weuiger rascb , wirkt das schwarze Pulver auf Brorakaliumlosung ein und selbst gelostes Ghlorkaliura erleidet noch eine merkliche Veranderung ahnlicher Art und wird alkalisch. Ueber die hiebei staltfiudenden chemischen Vorzuge werde ich an einem audern'Orte reden. Wasser , so wenig des gelben Blutlaugensalz entbaltend , dass die Losung farblos erscheint, wird durch Schultela mit dem schwarzen Pulver rasch gelb, — 131 — was VOD der Bildung des rollien Cyanides herrijlirt. Wie durch die melallischen Superoxyde die frische Guajakliiiklur rasch ge- blaut wird , so auch durcli unsere Substanz. Bei einer Tern- peralur, die noch weit unler der Holhglul is(, >vird die schwarze Materie weiss, d. h. in melallisclies Silber ubergefiilirt unter Entbindung eines Gases, das sicb in jeder Beziehung wie reines SauerstoCTgas verhiilt uud in dem auch nicbt eine Spur Unter- salpetersaure enlhalten isl. Ilundeit Theile unserer Malerie lic- ferten mir als Miltel aus drei Analysen 87 Proc. melallischen Silbers, ein Ergebniss ^ das mil der ForraelAgO^ zusammen- slimml, und sorail zu der Annahme bercchtigct , dass unser schwarzes Pulver ein normales Silbersuperoyyd isl. Es fragl sich noch , ob das mil Ozou in Beriihrung gebrachle Silber anfanglicU in basisches Ozyd verwandell wcrde und aus diesem dann ersl das Superoxyd entslehe? Folgende Angaben beanlworten diese Frage verneinend und bcweisen , dass das Silber durch Ozon auf einmal bis zum Maximum oxyJirt wird. Hat man iiber Silberpulver eben nur so lange Ozon gelien lassen, bis das Melall elwas gebr'aunt erscheint , und iibergiesst man nun das Pulver mil Salzsaure, so werden schon deutliche Spuren freien Chlores zum Vorscbein koramen , was offenbar nichl ge- schehen wiirde , wenn das Silberpulver nur Silberoxyd und nicbt schon Superoxyd enlhielle. Ein gleiches Ergebniss wird erballen, wenn man Silberblech , in ozonisirler Lufl aufgehangen, abschabt, sobald es wirklich angelaufen isl. Das Geschabsel rait Salzsaure iibergossen verwandell sich in Chlorsilbcr unler Eulbindung von Chlor. II. Oxydation des Sttckstoffes. Wenn die Leichtigkeit , mil welcher selbst das Silber durch das Ozon schon in der Kalte bis zum Maximum oxydirt wird, das Oxydationsvermogen dieses Korpers in auffallender Weise beurkundel , so gibl es cinige andere Thalsachen, welche das gleiche Verraogen in einem noch hohern Grade zeigen. Jeder Chemiker kennt die Abneigung des Sticksloffes , mit den iibrigen Elementen chemische Verbindungen einzugehen, 9- — 132 — eine Abneigung, welche in der That so gross isl , dass mit ihm selbst der so verbindungsbegierige Sauerstoff nicbt auf uomittel- barem Wege chemisch vergesellschaftet werden kann. Dass das Ozon unter gegebeuea Umsfanden den Slicksloff zur Salpeter- saure zu oxydiren vermoge, babe ich schon vor Jahren darzulhun versucht , und nachstebende Miltheilungen , denke ich , werden uber die Richligkeil meiner friihern Angaben keinen Zweifel raehr iibrig lassen. Bei der Einwirkung des Phospbors aaf feucbte atmospbarische Luft entstebt bekaiintlicb Ozon , das sicb tbeilweise in die Um- gebung zerstreut, tbeils und zwar vorzugsweise den Phosphor in die sogenannte phosphotiscbe Saure verwandelt. Merkwiirdig ist nun , dass unler diesen Umslanden aucb ein kleiner Theil des alniospbarischen Slickstoffes zu Salpeters'aure oxydirt wird, welche Verbindung sicb neben der pliospbotiscben Saure in dem von Phosphor umgebenden Wasser lost. Die Anwesenbeit der Salpeters'aure in der erwuhnten Flussigkeit erbellt aus folgenden Angaben: Eine raerklich grosse Menge der bei der Ozonbereilung ge- legentlich erhaltenen, ziemlich stark mit Wasser verdiinnlen phospbotiscben Saure wurde durch Kalkhydrat vollkommen gesatliget , das Ganze durchgeseibt , das Filtrat auf ein kleines Volumen abgedampft und die hiebei erhaltene Fliissigkeit so lange mit einer Losung kohlensauren Kalis versetzt , als jene durch diese nocb gelriibt wurde. Die Fliissigkeit abermals fiilrirt und nocb weiter eingedampft , lieferte Salpelerkrystalle , deren Menge freilicb im Verbaltniss zur Quantifat der verbraucbten phospbo- tiscben Saure sehr klein ausfiel. Der in beschriebener Weise erbaltene Kalisalpeter beweist zur Geniige die Ricbtigkeit der oben gemacbten Angabe , dass sicb bei der Einwirkung des Phospbors auf feucbte atmospbarische Luft neben der phospbo- tiscben Saure aucb Salpeters'aure erzeuge. Die Bildung dieser S'aure konnte nun moglicber Weise auf zweierlei Art erfolgen : Der Stickstoflf verbindet sicb entweder mit dem freien Sauerstoff <3er Luft, wie man friiher glaubte und es wohl nocb glaubt, — 133 — dass diess auch der Phosphor bei gewohnlicher Temperalur thue, Oder mil dem Sauerstoffdes Ozons , wie ich aunehme, dass diess mil dem Phosphor bei seiner langsamen Verbrennung der Fall sei. Es ist in neuerer Zeit nicht sellen die Behauptung als Eifahrungssatz ausgesprochen worden: es vermoge eiu StoflF den andern chemisch gleiehsam anzuslecken , es konne z. B. ein iu Oxydation begrilTenes Metall eiii mil ihm in Beriihrung slehen- des minder oxydirbares zur Aufnahme von Sauersloff beslimmeu. Diejenigen , welche diese Behauplung fUr richtig hallea , werden wohl geneigt sein , anzunehmen , dass im vorliegenden Falle die Oxydalion des Sticksloffes durch diejenige des Phosphors vermittelt werde. Was mich betrifft , so vermag ich der che- mischen Ansteckungslheorie nicht beizutreJen und noch weniger die in Rede stehende Salpetersaurebildung daraus abzuleilen. Ich nehrae an , dass es das Ozon ist , welches unler den an- gegebenen Umstanden einen Theil des atmospharischen Slick- stotfes zu Salpetersaure oxydirt und sliitze diese Meinung auf folgende Thatsachen : Der Luftgehalt eines Ballons bis zum Maximum in gewohnler Weise ozonisirt und durch Waschen mit Wasser von alien Saure- theilchen gereinigt , wurde mit 4 Unzen Kalkhydrates und einem Pfund deslillirlen Wassers so lange geschiitlelt, bis das Ozon merklich verschwunden war. Die gleiche Kalkmilch brachle ich nacheinander in eine Anzahl ozonisirter Ballone , diese mit jener immer so lange schiittelnd , bis die Gefasse beinahe geruchlos waren. Nachdem 24 Ballone in der angegebenen Art ihres 0«ons durch die Kalkmilch beraubt worden waren , wurde diese lillrirt, zum Filtrat so lange gelostes kohlensaures Kali gefugt, als noch Trubung erfolgte , abermals filtrirt und die Fliissigkeit bis zur nothigen Concentration eingedampft. Aus dieser Losung erhielt ich, obwohl kleine , doch deutliche Salpeterkrystalle. Da man keiuen Kalisalpeter erhalt, wenn anstatt ozonisirter die gewohnliche atmospharische Luft angewendet wird , so sieht man, dass das Ozon bei der erwahnten Nitrification eine wesent- liche Rolle spielt , welche wohl in nichts Anderem bestehea — 134 — kann , als in der von ilim bewerkstelligten Oxydalion des Slick- sloffes, vermitlell durch die pradisponirende Verwandlschaft des Kalks zur Salpelersaure. Der in der Geschichle der Chemie so wichlig gewordene Versuch Cavendish's uber die Bildung der Salpetersaure aus Stick- gloff und Sauerstoff uuler Mithulfe eleklrischer Funken hangl hochst wahrscheinlich auf das Genaueste mil der Yorhin erwahntea Erzeuguugsweise der glelchen Saure zusammen. Bis jelzt hat raan angenommen , dass unter elektrischem Einfluss Stick- und Sauersloff unmillelbar zu Salpetersaure vereiniget wiirden. Eine solche Annahme halte ich gerade fur so irrig als diejenige, welche dem Phosphor das Vermogen beimessen wollte, die un- miltelbare Vereinigung des SlickstofTes mil dem Sauerstoff zu bewerkslelligen. Auf eine fur uns noch ganzlich unerklarliche Weise bestimrut die Elektrizilat wie der Phosphor die Bildung des Ozons in feuchtera Sauerstoffgas ; findet sich nun in letzterem audi Slickstoff vor, so vird ein Theil dieses Elemenles durch Ozon ini Augenhlick oxydirt, wo dasselbe unter den vorhin erwahnten Umsfanden zum Vorschein kommt. Phosphor und Eleklrizifal bewerkslelligen denigemass die Bildung der Salpeter- saure nur auf eine rniltelbare Weise, d. h. dadurch, dass sie das so kraflig oxydireude Ozon erzeugen helfen , welches dann einen Theil des vorhandenen SlickstofTes in Salpetersaure ver- wandelt. Auf diese Weise erfolgt hochst wahrscheinlich auch die von Davy zuerst beobachtele Salpetersaurebildung am po- sitiven Pol einer Saule , deren Strom durch slickstoffhalliges Wasser geleilet wird ; es entsteht am besagten Pole Ozon und dieses oxydirt den im Wasser gelosten SlickslofT zu Salpelersaure. in. Oxydafion des Jodes. Obgleich dieser Korper wenig Neigung hat, sich mil Sauer- stoff zu verbiodcn , so ist er doch viel oxydirbarer, als der StickstofT, wesshalb zum Voraus erwartet werden darf, dass durch das Ozon das Jod noch leichter zu Jodsaure , als der Slickstoff zu Salpetersaure oxydirt werde. Schlittelt raan eine — 135 — tvasserige Jodlosung mit einer hinreichendea Menge ozonisirert Luft , so verschwindet die braungelbe Farbung derselben voll- slaodig und erhalt man cine Lakmus rolhende Fliissigkeit , die alle Beaktionen der Jods'aure zeigt und welche als Riickstaud reine weisse Jodsaure lasst. B e i la ge 14. Chemische Mittheilungen von C. F. ISclionbein. Versuche , in der Absicht angestellt , den Einfluss naher ken- nen zu lernen, welchen gewisse chemische Vergesellschaf(ungen des Sauersloffs sowohl auf das Oxydalionsvermogen als das Voltaische Verhalten dieses Korpers ausuben , haben mich zur Ermiltlung einer Reihe von Thalsachen gefiihrl , welche meines Wissens neu und nicht ohne alles Interesse sind, wesshalb auch einige derselben in nachstehenden Aufs'atzen beschrieben werden sollen. Ueber die Zersetzung des Jodkaliums auf trockenem Wege. Dieses Salz wird auf frockenera Wege unter Jodausscheidung durch folgende Subslanzen zerlegt : 1. Durch die Metallsauren mil fiinf Atomen Sauersloffes. a. Arsensdure. Schon beim Zusararaenreiben der wasser- freien Saure mil dem Irockenen Jodsalz wird einiges .Tod frei, indem sich die Masse braungelb farbt, und reichlichst entbinden sich Joddampfe aus dem Gemeng bei erhohter Temperatur unter Bildung arsensauren Kalks und arsenigler Saure, gemass der chemischen Gleichung 3AsO^+2KJ= 2kAs+ As 0^ + ^J- Erreicht die Temperatur nicht den Verdampfungsgrad von As 0^, so sublimirt sich nur Jod , sonst noch arsenigte Saure. Uebri- gens zersetzt auch die wasserige Losung der Arsensaure in der ~ 137 — Warme ziemlich lebhaft das Jodkalium , naturlich ebenfalls unter Jodentbindung und Bildung von arsensaurem Kali and arsenigter Saare. b. Antlmonsdure. Ein wasserfreies Gemeng dieser Saure und des Jodkaliums stosst bei hoherer Temperatur dicke Joddampfe aus , ohne Zweifel unter Bildung antimonsauren Kalis und An- timonoxyds. 2. Durch die Metallsauren mit drei Atomen Sauersfoflfes. a. Chromsdure. Schon in der Kalte scheidet sich beim Vermengen der trockenen Saure mit Jodkalium Jod ab, und bei massiger Erhitzung werden dicke Jodqualme entbunden unter Bildung von Kalichromat und Chromoxyd. b. Kalibichromat. Dieses Salz wirkt wie die freie Chrom- saure auf das Jodkalium ein , denn ein inniges Gemenge beider Substanzen lasst schon in der Kalte eine merkliche Meoge Jodes fahren , und es qualmen aus demselben bei einer Temperatur, die noch weit unter der dunkeln Rothglut liegt , die dickslen Joddampfe auf. .KCr^+gKJ setzen sich hiebei in ,±'& -j- C r^ 0 + 3J am, wesshalb drei Gewichlslheile des Bichromates vollig hinreichen, um das in zwei Gewichtstheilen Jodkaliums enlhaltene Jod abzutrennen. Der bei dieser Reaction erhaltene Rucksland ist eine schmutzige griine Masse, welche an das Wasser emfach chromsaures Kali abgibt unter Zurucklassung von Chromoxyd. Im Kalibichromat besitzen wir somit ein ebenso einfaches als netles Mitfel, Jod auf trockenem Wege aus dem Jodkalium zu gewmnen. Wie man leicht begreift, ist diese zierliche Me- thode der Joddarsfellung keineswegs kostspielig , da der voile Werth des angewendeten Bichromals wieder in dem einfach chromsauren Kali und Chromoxyd gewonnen wird. c. Molybddnsdure. Die trockene Saure scheidet schon in der Kalte aus dem gleichbeschaffenen Jodsalz einiges Jod und re.chhch bei massiger Erwarmung ab, ohne Zweifel unter Bil- dung raolybdansauren Kalis und Molybdanoxyds. — 138 — d. Wolframsaure. Diese SubsJanz verhalt sich wie Molybdau- saare. e. Vanad- und Tantalsdure. Ich habe zwar mit diesen Saaren, welche mir in diesem Augenblick oicht zu Gebote stehen , noch keioe Versuche angestelH, zweifle aber nicht , dass sie aus dem Jodkalium das Jod abscheiden werden unter Blldung vanad- und lantalsauren Kalis und Erzeugung niedrigerer OxydaUonsstufen des Vauads und Tantals. 3. Durch die Metallsauren mit zwei Atoraen Sauerstoffes. a. Zinnsdure. Sowohl die beiden kunstlich bereitelen iso- meren Modifikationen der Zinnsaure , als audi der in der Natur vorkommende Zinnslein, innig mit Jodkalium geraengt, sclieiden aus diesem Salz in der Hitze Jod ab, wahrscbeinlich unter Bil- dung von Kalistannat und -^innoxydul. b. Titansdure, Wie voransteht* c. Uransdure. Ebenso. 4. Durch Sauren mit metalloidischen Grundlagen. a. Phosphor sdnre. Beim Eintragen vollkommen trockenen und feingepulverten Jodkaliums in geschmolzene wasserfreie Phos- phorsaure fmdet eine stlirmische Jodentwicklung slatt, und wird diese Arbeit im offenen Plalintiegel vorgeuommen , so kommt dabei eine Flamme zum Vorschein, welche, durch die gleichzeitig sich enlbindenden Joddampfe gesehen , eine car- moisinrolhe Farbung hat und nur kurze Zeit audauert. Auch das geschmolzene Phosphorsaurebydrat (HO-|-PO^) scheidet reichlich Joddampfe aus dem Jodkalium ab, unter der oben erw'ahnten Flammenerscheinung, wobei jedoch auch ziemlich viel Jodwasserstoff auftritl. WUrde die wasserfreie Phosphorsaare wie die ihr ahuliche Arsens'aure auf Jodkalium einwirken, so setzten sich in der Hitze gPO^ + jKJ in ^KP + POS + ^J um , und ruhrte die im Platintiegel erscheinende Flamme von der Verbrennung der entstandenen und in der Hitze dampfformig gewordenen phos- phorichten Saure her. — 139 — b. Kieselsdure. Ein inniges Gemeng chemisch reiner Kiesel- saure und Jodkaliums enlbindel bei hoherer Teraperatur sichlbare Joddampfe, vorausgesetzt jedoch , almospharische Loft oder Sauerstoffgas slehen mil der erhitzlen Masse in Beriihrung. Ohne Erfullung dieser Bedingung keine Jodentwicklung. Von der Richtigkeit dieser Angabe iiberzeugt man sich, in- dem man durch eine Glasrohre , gefullt rait dem besagten Ge- menge Kohlensaure , Wasserstoff oder Slicksloff slromen lasst, wahrend die Rohre stark erhitzt wird. Unter diesen Umsfanden kommt keine Spur freien Jodes zum Vorschein ; verwechselt man aber die genannten Gase mil atmospharischer Luft oder Sauerstoffgas , so wird Jod um so lebhafler ausgeschieden , jo hoher die Temperalur des Gemenges ist, und es wird kaum der ausdrucklichen Bemerkung bediirfen , dass sich unter diesen Umstanden ein Ralisilikat bildet. c. Borsdure. Sie verhalt sich ahnlich der Kiesels'aure. Aus diesen Thatsachen erhelit, dass freie Kiesels'aure oder Borsaure in Beriihrung rait Jodkalium und Sauerstoffgas bei ho- herer Teraperatur den letztern bestiramt, sich rait dem Kalium des Jodsalzes zu verbinden, um ein Siiikat oder Boratzu bilden; wie umgekelirt freies Kali in Beruhrung mit Maogan oder Chrom und Sauerstoffgas die Umwandlung dieser Melalle in Sauren verursacht. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass alle die obengenannten Metallsauren nebst der Phosphorsaure auch bei volligem Luft- abschluss das Jodkalium unter Jodabscheidung und Bildung von Kalisalzeu zerlegen , woraus sich ergibt , dass das Kalium des Jodsalzes durch einen Theil des in diesen Sauren enthaltenen Sauerstoffes oxydirt wird , wie diess iibrigens auch schon das Auftreten der niedrigeren Oxydationsstufen der metallischen Ra- dikale besagter Sauren , z. B. der arseuiglen Saure , des Chrom- oxyds u. s. w. zeigt. 5. Durch Eisensalze. a. Eisenchlorid. Aus einem wasserfreien Gemeog dieses Sal- zes und Jodkaliums wird schon in der Kalte ziemlich viel Jod — 140 — frei und entbinden sich bei massiger Erwarmung die dickslen Joddampfe uuter Bildung von Eisenchloriir und Chlorkalium. Eine moglichsl concentrirle Eisenchloridlosung fallt aus einer gleicbbeschaffenen Jodkaliumlosung einen grossen Theil des Jodes in krystallinischer Beschaffenheit aus , wobei naturlich ebenfails Eisenchloriir und Chlorkalium entsteht, geraass der chemischen Gleichung F e^ C 1^ + K J = ^F e C 1 + K G 1 + J. Nach diesen Angaben ist die Bemerkung fast iiberfliissig , dass ein Eq. Eisen- oxydes rait einem Eq. Jodkallums vermengl und mil drei Eq. Salzsaure iibergossen, bei hinreichend langer Erwarmung in zwei Eq. Eisenchlorurs ein Eq. Ghlorkaliums und ein Eq. freien Jodes sich umselzen. b. Eisenoxydsulfal. Das trockene sogenannte neulrale schwefel- saure Eisenoxyd Fe -\- S^ macht schon in der Kalte aus dera Jodsalze einiges Jod frei, und aus einem inuigem Gemenge beider Salze sleigen bei massiger Erwarmung dicke Jodqualme auf, ohne dass hiebei schweflichte Saure sich entbande. Ein Gemeng von einem Eq. Eisenoxydes und einem Eq. Jodkaliums mil drei Eq. Schwefelsaure iibergossen , die zuvor stark mil Wasser ver- diinnt worden und fiir sich allein kein Jod mehr aus dem Jodkalium auszuscheiden vermag, enlbindet bei der Siedhiize reichliche Joddampfe, und horen diese auf zu erscheinen, so enthalt der Ruckstand nur schwefelsaures Eisenoxydul und Kalisulfat. Hier- auserhellt, dass Fe^O^ -|- 3S 0^ -j- K J sich in aFeS + KS -j- J umsetzen und zum Behufe der Jodabscheidung des Jodes aus dem Jo/Jkalium eben so gut Eisenoxyd als Braunstein an- gewendet werden kann. c. Eisenoxydsalze ilberhaupt. Alle von mir bis jetzl gepriiflen Eisenoxydsalze , wie z. B, das Phosphat, Arseniat, verhalteu sich gegeu Jodkalium ahnlich dem Eisenchlorid oder Eisenoxyd- sulfal, d. h. sie alle machen aus dera Jodsalz in der Warme reichlich Jod frei unter Bildung von Eisenoxydul- und Kalisalzeu. d. Kaliumeisencyanid. Ein inniges Gemeng des trockencn Cyanides und gleichbeschalTenen Jodkaliums dampfl schon in — 141 — der Ralle eiuiges Jod aus , und entwickelt bei der Siedhitze des Wassers siclitbare Jodd'ampfe. Bei merklich hoherer Tem- perafur wird kein Jod mehr frei und finden Reaklionen stall, die ich noch nichl n'aher ermiltelt liabe. lonerhalb gewisser Temperaturgrenzen diirfte das Cyanid auf das Jodsalz so ein- wirken, dass sich sKCy + Fe =^C y^ -|- Ky in 2 (sKCy + FeCy) -{-J umsetzen. 6. Durch Kupferoxydsalze. Es ist bekannl, dass in Wasser geloste Kupferoxydsalze durch K J so zerselzt werden , dass Kali- salze nebst Halbjodkupfer entsfehen und Jod frei wird. Nach meinen Erfahrungen scheiden auch die wasserfreien und fasten Kupferoxydsalze, wovon selbst das Carbonat keine Ausnahrae macbt, schon in der Kalte Jod aus dem trockeoen Jodkalium ab , wie diess das Blauwerden des Sl'arkekleisters beweist , den raau an Papierslreifen in Gelasse aufhangt, worin sich das Gemeug irgend eines Kupferoxydsalzes und Jodkaliums befindet. Aus derarligen Gemeogen enlwickein sich bei der Siedhitze des Wassers sichtbare Jodd'ampfe, uud dicke Qualme desselben bei einer Temperatur, die noch zieralich weit von der dunkeln Rothgluth entfernt ist. Kupferchlorid und Kupferoxydsulfat eignen sich zu diesen Versuchen am besten. Die hiebei gewonnenen Ruckslande babe ich noch nicht n'aher untersucht. Es bedarf wohl kaura der ausdriicklichen Angabe , dass es ausser dem Jodkalium noch manche andere Jodmetalle gibt, welche sich durch die oben angegebenen Mittel unler Jodabscheidung zerlegen lassen ; ebenso ist nicht daran zu zweifelu, dass auch noch andere als die erwahnten metallischen Sauerstoffverbindungen zersetzend auf das Jodkalium einwirken , wie ich diess in Bezag auf einige Oxyde in einem Nachtrag zeigen werde. Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Da fiir mich das Jod- kalium eine kalihaltige Verbindung und das Jod ein Superoxyd ist, so muss ich natiirlich die oben angefiihrten Thalsachen anders erklaren , als diess die herrschende Theorie thut und als ich es selbst im voranstehenden Aufsatze gethan. Ueberall wo diese • Theorie das Kaliura oxydirt werden lasst , findet nach der altern — 142 — Hypothese , die ich fiir die richlige balte , eine Oxydalion dcs Jodiumoxydes zu Superoxyd , oder zu dem stall , was wir heule Jod nenneD. II. Ueber die Zersetzung des Bromkaliums auf trockenem Wege. Da die Zerselzungsverhallnisse dieser Verbiiidung denjeoigen des entsprechenden Jodsalzes sehr ahDlich sind , so kann ich mich kurz fasseu in den Angaben iiber die Umslande, unler welchen aus dem Bromkalium auf trockenem Wege Brora ab- gescbieden wird. AUe oben genannlen Melallsauren und Salze enlbinden raehr oder minder reiclilich Brora bei Anwendung von Warme , und da dieser Korper inniger als das Jod an die melalliscben Radikale gebunden ist, so folgt bieraus, dass die Bromenibindung aus den Brommetallen durcb die oben angegebenen Millel nicbl so leichl bewerkslelbgt wird, als die Jodenlwicklung aus den Jodmelallen. Als die bequemslen Millel zur Ablrennung des Broms vora Bromkaliura auf Irockenem Wege dienen das Kalibichromal und das Eisencblorid, welcbes letzlere auch ira aufgeloslen Zuslande dazu beniitzt werden kann, aus Bromkalium das Brom durch Deslillalion zu gewinnen. Was das geschmolzene Phospborsaurebydral belrifft , so ent- wickelt dasselbe aus dem genannlen Bromsalz wenig freies Brom und viel Bromwassersloff; und mil Kiesel- oder Borsaure das Bromkalium unler Beisein von Sauerstoffgas auch noch so slark erhilzt , vermochle ieh kaum Spuren von freiem Brom zu erhallen. III. Ueber die Zerselzung einiger Chlormetalle auf trockenem Wege. Da unler den drei sogenannten Salzbildern , Jod , Brom und Chlor das letzlere mil den Melallen die innigsten Verbiuduogen eingeht , so folgt bieraus , dass diese Chloride ibrer Zersetzung auf trockenem Wege auch den grossern Widerstand enlgegen- setzen werden. Chlorkalium oder Cblornalrium mil irgend einer der oben genannlen , das Jod - und Bromkalium zerselzenden — 143 — Substanzeu gemeogt , lassen selbst bei starker Erhitzung kein Cblorfahren, wohl aber die Chloride des Bariums, StroDliums, Calciums, Magnesiums und wahrscheinlich oocli eioiger anderer Metalle. Zu einer solchen Chlorabsciieidung eignet sich nach meioen Erfahruogen am besten das Kalibichromat. Aus einem inoigeo und vollkommen trockeuen Gemeng dieses Salzes und Cblorcalciums enlwickell sich bei hoherer Teraperalur eine merk- liche Menge Chlorgases unter Bildung einfach chromsaureu Kalis und Kalkes, nebst Chromoxyd. Wie es scheint, zeigen ein solches Verhalten alle diejenigen Chloride, welche an der Luft erhilzf, einiges Chlor fahren lassen , indera ein Theil ihres Mefalles durch den Sauers(off der atmospharischen Luft oxydirt wird. IV. Ueber einige desoxydirende Wirkungen der Kohle. 1. Schiitten man auch nur einige Augenblicke gewohnliches Kohlenpulver mil einer wasserigen Losung vollkommen reinen Eisenchlorides , so wird diese , wenn fiHrirt, durch Kalium- eisencyanid auf's Tiefsfe geblaut, was beweisl, dass unter den angefiihrten Umstanden Eisenchlorur ensteht. Behandell man eine gegebene Menge besagter Chloridlosung lan-e genug mil hin- reichend viel Kohlenpulver, so wird alles Chlorid in Chlorur vcrwandeK. Je feiner die Kohle zertheilt ist , desto rascher erfolgt diese Veranderuog, wesshalb gegluhfer Kienruss viel wirksamer sich verhalt als gewohnliches Kohlenpulver. Es verdient bemerkt zu werden , dass selbst gepulverte Koaks eine gleiche Wirkung auf das Eisensalz hervorbringen. 2. In Wasser gelostes schwefelsaures , salpetersaures und essigsaures Eisenoxyd werden durch Schutleln mil Kohlenpulver vollstandig in Oxydulsalze verwandelt, woraus wohl zu schliessen 1st, dass alle in Wasser oder irgendwie gelosten Eisenoxydsalze schon m der Kalte sich durch Kohle in Oiydulsalze uberfUhren lassen. — 144 — Hinsichllich des Verhaltens der Kohle zu der Eisenoxyd- nilrallosung diirfle noch folgeade Angabe am Orle seiu. 1st die Losung so verdiinnt , dass sie hellgelbbraun erscheint und hat man dieselbe einige MiDuten mit Kohlenpulver gescbiittelt, so sieht das Filtrat viel dunkler aus , als die ursprijngliche Lo- sung. Nach einer abermaligen kurzen Behandlung mit frischer Kohle failt die Farbung der Losuug noch dunkler aus und nach einer drilten oder vierlen Operation der gleichen Art wird die Fliissigkeit beinahe farblos erscheinen , in welchem Falle sie dann keine Spur von Eisenoxydsalz mehr , sondern nur Oxydul- salz enlhalt. Diese Verdunkelung der Farbe riihrt davon her, dass die Kohle der Eisenoxydsalzlosuug nicht nur Sauerstoff, sondern gleichzeilig auch elwas Salpetersaure entzieht , was Bil- dung von basisch salpetersaurera Eisenoxyd , d. h. besagte Ver- dunkelung zur Folge hat. 3. Wird die Losung des Kaliumeisencyanids auch nur ei- nige Augenblicke mit gewohnlichem Kohlenpulver geschijtlelf, so blaul sich die filtrirle Fliissigkeit mit Eisenchlorid oder irgend einer andern oxydulfreien Eisenoxydsalzlosuug schon merklich stark. Die gleiche Cyanidlosuog lauge genug mit einer hin- reichenden Menge Kohlenpulver geschiiltell, verandert sich so, dass sie mit gelosten Eisenoxydsalzen reichliche tiefblaue Niederschlage liefert oder bei ihrer Verdampfung einen reichlichen Riickstand lasst, den ich noch nicht naher untersucht babe, der aber dera grossten Theile nach aus Kaliumeisencyaniir zu bestehen scheint. Betrachtete man das geloste Kaliumeisencyanid als ein Doppel- salz, aus blausaurem Kali uud blausaurem Eisenoxyd zusammen- gesetzt , und das gelosle Kaliumeisencyaniir als blausaures Eisen- oxydulkali , so wiirde die erwahnte Wirkung der Kohle aus der Annahme einer Umwandlung des Eiseuoxyds in Eisenoxydul sich erklaren lassen. 4. Quecksilberchloridlosung lange genug mit einer hinreichen- den Menge Kohlenpulver geschiitlelt , wird geschmacklos und unfahig, mit Kali Quecksilberoxyd zu liefern. Es verwandelt sich unter diesen Umst'anden das Quecksilberchlorid in Chloriir. — 145 — 5. Eine verdiionle Losung voUig oxydulfreien Quecksilber- oxydulnitrates audi nur einige Augenblicke mit Kohlenpulver geschiillelt und dann filtrirt, triibt sich, mit Salzsaure oder Koch- salzlosung verselzt , schon ziemlich stark , was von geralltem Quecksilberchloriir herriihrt und welche Thatsache beweist, dass die Kohle selbst in der Kalte einen Theil des salpetersauren Quecksilberoxyds augeublicklich in Oxydul verwandelt. Indem ich die gleiche Quecksilberoxydnitratlosung drei oder vier Male mit frischen Portionen Koblenpulvers rasch hintereinander schiit- telle, gelangte ich dahin, ira Laufe einer Viertelstunde ein von Oxyd vollig freies Oxydulsalz za erbalten. Diese Eigenschaft der Kohle lasst sich dazu benutzen , losliche Quecksilberoxydul- salze von einer etwaigen Beimischung von Oxydsalz zu befreien. 10 IV. Protokolle der Seetloiien* SECTION fur Geologic, Mineralogie, Physik und Chemie. Den 3. August 1849. Prasident: Herr Rallisherr Merian. Sekrefar: Herr Prof. Dr. Bolley. 1 . Herr Prof. Escher von der Linlh : Ueber die Lagerungs- verhaltaisse der Kalkscbichlen am Nordabhang der Alpen mil Vorweisung von Profilen und Karteu. 2. Herr Prof. Dr. Bolley zeigt eine neue Melhode der Silberreduklion, vermiUelst welcber sebr rasch sicb Silberspiegel auf Glas erzeugen lassen , und welcbe dienen kann , ganz schnell Feinsilber aus kupferhaltigen Losungen auszuscbeiden. Sie be- steht darin, dass die salpelersaure Silberlosung mit Ammoniak verselzt , und mit einer Losung von gemeinera Zucker in Aetz- kali kurze Zeit gekocbt werde. Aus reinen Silberlosungen im verdiinnten Zustande setzt sicb das Silber als diinner spiegelnder Ueberzug im Kocbglase ab. Der aus kupferhaltigen Losungen gleichzeitig gefallle scblammige, bumusarlige , zuweilen kupfer- oxydbaltige Absatz liisst sicb mit warmer Essigs'aure leicht ent- fernen und reines Silber in ganz nabe dem wabren Gebalt entsprecbender Menge bleibt auf dem Filtrura zuruck. 3. Derselbe gibt Bericbt iiber eine organiscbe slickstoffhaltige kryslallisirbare, im Bad Scbinznach iiber dem Erwarmungskessel — 147 — an den unfern Wanden der Dachziegel von Herrn F. Lauc in Wildegg beobachtete Saure. 4. Herr Prof. Dr. Emil Schinz aus Aarau. MiUheilung der ResuUate einer theoretischen Untersuchung iiber die grosste Spannweile in Drahlen. Die Grundziige derselben sind folgende: Es seien beispielsweise die beiden Aufli'angepunkte auf glei- chem Niveau, und sei: F die Spannun gin den Aafhangepunklen aasgedriickl durch eine beliebige Gewiclilseinbeit. Sie ist dort starker als in irgend eiuem andern Punkt des aufgeliangten Drahtes. H diese Spannung im tiefsten Punkt des Drahtes, wo sie ana schwachsten ist ira Vergleich mit den ubrigen Punkten der Curve, in welche sich der Draht krummt, ausgedruckt durch dieselbe Gewichtseinheit, p das Gewicht von 1 Meter langem Stuck des angewen- detenDrahts, Kette u. s. w., ausgedriickt durch dieselbe Gewichtseinheit. jj h =^ ~ werden dann die Verhaltnisse der Spannungen H P und F zu dem Gewicht eines 1 Meter langen Draht- f = — stucks, also unabhangig von der beliebig ange- P nommenen Gewichtseinheit. Sie beziehen sich dagegen auf die Langeneinheit des Meters. — Man kann sie in der That darstellen : als die Langen von Drahtstucken , in Metern ausgedruckt, deren Gewichte den Spannungen H und F gleichkommen. Diese Drahtsliicke haben gleichen Querschnitt und gleiches speciflsches Gewicht , wie der aufgehangte Draht. Ferner sei ebenfalls in Metern ausgedruckt : I die Lange des ganzen Drahts zwischen den beiden Auf- h'angepunkten. 6 die halbe Spannweile oder die halbe Distanz der Auf- hangepunkte. 10' 148 — a die Senkung des tiefsten Punkles der Drahtcurve unter den Aufhangepunkten. DieserPunkt befmdet sich m der Verlikalen durch die Mitte der gauzen Spannweile. a> eodlich bedeute den Wiokel , den die Drabtcurve in ih- ren Aufhangepunkten mil der Horizonlalen bildet. Setzt man nun zur Abkiirzung a — -a a — a -= a e + e z=ri e — e = S ^0 e die Basis der natiirlichen Logarithmen, und woraus sich ferner ergibt: a —a dn „ Qw da da so «geben sich .. n.hereo Be— , de. Ke.aUon uo.er deu obigen sechs GrosseD, namUch f, k, «, 6, «. *. » • ,venn ^ir « =4 «nd seiae Fuaklionen n and & eintUhren, unter (, «, ^ *, «. * f<>'S«»-'« * Gl«'*"»'«° = I n HI IF Denkt ma\ sich z. B. aos II und If die GrSsse « dimi- nir. , so erhalt man eine Relation z»ischen !, 6 «nd A ""d ">=>■>. Uan^ nun, bei gegebenem A den Wer.h von 6 "ufsuel^en der ein Maximum ist ; oder eigenmeh , indem --«;-"" „nd IF als auch aus III und IF eliminirt denken, d.e .usammen- gehorigen Werlhe von a und ! so bes.immen, dass b em Ma- ximum wird. tg. 0) = » ^ 2a 6 — ^ >I-2 a ■ — 6 2a I = & a — 149 — In der That fuhren ^ = o und ^^= oaufdieselben Werihe von a und I und somit von b. Da namlich 6 nicht direkt als Funktion von a oder I gegeben werden kann , so verwandein sich die beiden BedinguDgsgleichungen in : da da da ^ welche beide darch db jt ^ = 0 erfullt werden, oder da: — = 2f ^ "^ "^y da '' r^2 durch die Bedingang: y „ a, Ausdieser(ranscenden(enGleichungbestiramt man a, woraus sich die Werthe von I und a beslimmen lassen, welche, fiir das gegebene f, b zu einem Maximum machen. Die Gleichungen W, /// und IV zeigen ubrigens, dass diess fur jeden beliebigen Werth von f Statt findet. Die Auflosung der Gleichung V ergibt fur a den Wer(h a = 1.1996786 Daraus folgl: y = 3.6203410 ^=: 3.0177588 b -= 0.3559144 ^-= 1.6671132 -i = 1.2577864 j~~ 0.8951364 _- =: 0.3376632 Ig. ^ = 1.5088794 0) = 56027'25"00 ay — ay , ~&~ T" Die Gleichung dieser Curve hi x =: b ^ + V Wir haben also nur fur f denjenigen Werth der Endspannung emzusetzen, welchen wir dem Draht geben wollen , so haben — 150 — wir die Form und Dimensionen der Hangcurve des Drahles, fiir welche er — ohue diese Endspanoung zu uberschreiten — den grossten Horizontalabsland iiberspannt. Nehnien wir z. B. Eisecdraht, so kaun man deoselben span- nen , wenn er dunn geuiig ist , bis auf lOOKilogr. per 1 Qua- drat Millimeter Qiierschnitt , ehe er bricbt. Das specifiscbe Gewicht des Eisens =z 7.5 gesetzt , wiegt Im langes Draht- stiick derselben Art von 1 Quadrat-Millimeter Querscbnitt: «.^« ,,.... . F 100000000 40000 7500 Milligramm. , somit f = — = — — =■ —- — = p 7500 3 13333m 33. Fur diesen Fall wiirde : 2b = (26666ni 7) (03559144) = 8836m 5. Um aber dem Drabt eine ia alien Fallen hin- reichende Festigkeit zu geben , muHiplizire man diese Granze fiir f mit dem gewohnlichen Sicherlieitscoefficienten ^ , so sviirde dann die Spannweite : 26 = 2945m. — Das Verhaltniss der Senkung a und der Lange I zur Spannweite bleibt bier un- verandert dasselbe. Einige Belracbtungen ijber die Anwendung dieser Resultate auf elektriscbe Telegraphie , sowie eine Notiz iiber sebr scbnell njitzutbeilende telegrapbische Briefe, scblossen diesen Vortrag. 6. Herr Apolbeker Za/Tbn in ScbaCFhausen : Vorweisung von Hornstein vera Randen ira Kanton Scbaffbausen aus der Schicbte des Oolitbgebirges , in welcher die terebratula lacurosa sich fin- det , und eines Saurierzahns aus der namlichen Scbicbte. 7. Herr Kummcr aus ScbafTbausen : Ueber eine Recben- maschine von seiner eignen Erfindung. An die Vorweisung und Erklarung dieser kleinen zum Zuz'ahlen und Abzablen sebr taug- licben Vorrichtung kniipft Herr Ingenieur Obrist Pestalozzi die Bemerkung, dass schon vor langerer Zeit in Frauenfeld durcb Herrn Geometer Oppikofer ein von der franzosischen Akademie belobtes Instrument construirt sei , das zur scbnellen Ausfiibrung von Reebnuogen diene. Das berbeigebolte Instrument wird in Abwesenbeit des Erfinders durcb Herrn Ingenieur Wild aus Ziiricb genau erklart. Dasselbe, ursprijnglich zum Ausmessen von FlJi- cben beslimmt , wurde von einem Franzosen Leoji Lalannes auf - 151 — Ausfiihrung von Multiplicalionen , Divisionen, Potenzirungen und Wurzelausziehungeu angewendel. Dass es audi zu Ausrechnung graphisch dargeslellter niit dem Dynamomeler gewonnener ECfecte dienen konne, wird vou Heirn Ptof. E. Schinz bemerkt, uod von Herrn Obrist Hegner wird angefiihrt , dass die schone und fruchlbare Idee des Herrn Oppikofer eine vereinfachfe und darum woliifeiler gewordene Construcliou des Inslruraenls durch einen ziircherischen Techniker gefuuden habe. Herr Kummer macbt ein Exemplar seiner Rechenraaschine der Gesellschaft zum Gescbenk. 8. Herr Prof. Heer legt die zweite Ablheiluog seines Wer- kes iiber die Inseklenfauna der Terliargebilde von Oeningen und Radoboj in Croatien vor, in welcber die Heuschrecken, Florfliegeu, Aderflijgler, SchmeUerlinge und Fliegen dieser Locali- faleo beschrieben und abgebildet sind. Er erw'abnt dabei rub- mend die Liberalilat , mit welcber sein Unlernehraen vou Seile der Aufsichlsbeborden der Museen zu Wien und Gratz unterstiitzt worden ist, indem ibm das reicbe Material des k. k. Hofkabinetles, des k. k. raontanistischen Museums zu Wien, wie des Jobanneums zu Gratz zur Untersuchuug anvertraut wurde. Ein Blick auf die 17 Tafeln dieses Werkes zeigt, dass diese sebr scbwierig dar- zustelleuden Gegenstande von Seile der lilbograpbischeu Anslalt [Wurster u. Comp. in Wintertbur) mit grosser Sorgfalt bebandelt worden sind , so dass wir uus gratuliren konnen , in der Scbweiz eine Anstalt zu besilzen , welcbe in diesera Gebiete so Aus- gezeichnetes zu bieten im Stande ist. Um den Anwesenden ein Bild von dem Zustande, in welcbem die fossilen Inseklen auf uns gekommen sind , zu geben , legt Herr Prof. Heer die fossilen Termiten von Radoboj, Oeningen uod in Bernstein vor, und vergleicbl dieselben mit denen der Lebenwelt. 9. Herr Stud. Meyer aus St. Gallon: Uebersicbt der Mo- lasseversteinerungen der Scbweiz , Vergleicbung vieler derselben mit den Versteinerungen der Tertiargebilde iu der Niibe von Bordeaux und Turin , Vorweisung vieler neuer , von ibm be- stinimtcr nud benanntcr Arlen. — 152 — Die Herren Escher von der Linlh und P. Merian knupfen au diesen Vortrag die Bemerkung, wie lohnend das ResuUat isl, das Herr Meyer fand , fiir die Einreihung der Schweizermolasse unter die Tertiarbildungen , und driicken den Wuasch aus, das Werk mochle bald im Druck erscheinen , wozu vielleicht die Gedenkschriften geeigneten Anlass geben. 10. Herr Dr. /. Amsler weisst an einem Beispiele nach, dass die Verschiedenheit der specifischeu Warme unter constantem Druck von der specifischen Warme bei constantem Volumen einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Gesetze der Fortpflanzung der Warme im Innern der festen Korper ausiibt. Es hangt uaralich die Temperalur eines Punktes merklich von der Spannung ab, welche er in Folge der uugleichraassigen Erw'arraungerleidet. Die Beriick- sichtigung dieses Umstandes complicirt die analytische Theorie der Warme bedeulend , da alsdann die parlielle Differeulial- gleichung, woraus sich nach Fourier die Temperatur beslimmt, einen Coefficienlen enlhalt , der selber nur durch eine partielle Differenlialgleichuug zweiter Orduung gegeben ist. — Die Be- stimmung des Verhaltnisses der beiden specifischen Warmen ist desshalb von Wichtigkeit , da sich ohne Kenutniss desselben die Gesetze fiir die Fortpflanzung der Warme durch Leitung nicht genau angeben lassen. Herr Amsler stellt , auf theoretische Betrachtungen gestiitzt, den Salz auf, und sucht ihn durch die wenigen bis jetzt gemachten Beobachlungen zu unterstiitzen , dass die specifische Warme der Korper bei constantem Volumen sich aus einigen andern physi- kalischen Eigenschaflen ableilen lassen. Namlich : sei k der Elaslicifatsmodul , a der Warraeausdehnungscoefficient , p das specifische Gewicht, o die specifische Warme eines beliebigen Korpers , so findet zwischen diesen vier Griissen folgende ein- fache Relation statt : es ist ^" = c pG) wo C fiir alle Korper (feste, tropfbar flussige und gasformige) dieselbe Constante. Hiebei wird vorausgesetzt, dass ft, a, p und o — 153 — fijr eineo bestimmten Korper sich auf denselben Drack und dieselbe Temperatur beziehen. — Nimmt man Pariser Linie, Gramme und Centesimalgrad als Einheiten , so ist sehr nahe C = 787. 11. Herr Ingeniear J. M. Ziegler aus Winterthur: Nach Mitlheilungen des Herrn Bauinspectors Hartmann iu St. Gallen uber die in den Monaten April bis Juii 1849 gemachten Pegel- beobachtungen am Rhein und Bodensee (Stalionen: Rheineck, Ror- schach , Uttwyl , Konstanz , Gotllieben und Stein a. R.) geht hervor, dass die diassjahrige Wasserhohe diejenige von 1817 nicht erreichte (z. B. bei Konstanz um 2'2 unter letzterm stehen blieb). Herr Ziegler zeigt in graphischer Darslellung durch sechs Curven die verschiedenen aufeinanderfolgenden Pegelquoten, aus welchen anschaulich wird , wie das rasche Steigen und Fallen des Rheines bei Rheineck nur allmalig in der Oberflache deS Sees sich bemerkbar macht, wie jedoch die Pegelquoten auf Unregelraassigkeilen in dem Wasserstande jenes Beckens hin- weisen und wie erst eine iibereinstimmende Gleichmassigkeit an den Abflussstationen Gottlieben und Stein bemerkbar wird. Die DifTerenzen in den Wasserstanden von Rorschach und Uttwyl raochten auf jene Erscheinung des Seiches , welche Vaucher im Genfersee beobachtete und dariiber eioiasslich berichtet hat, auch fiir diesen See hinweisen , weil gerade von den Tagen , an denen jene Differenzen sich ergeben , das Beobachtungsjournal von ruhiger Luft berichtet , also fiir diese Falle die Wirkuug des Wiodes bei den ilachen Ufern des Bodensees nicht als primitive Ursache anzunehmen ist. — Leider fehlt zu den Pegelbeobach- tungen die Angabe der gleichzeitigen Barometersfande , und es mochte nicht uninteressant sein , die Anordnungen des Bau- iuspectorates des Kantons St. Gallen durch diejenige der Gesell- schaft zu erganzen. Herr Ziegler stellt den Antrag, dass von der Gesellschaft an das Cenlralquastorat die Weisuug geschehe, dahin zu wirken, um am Bodensee und Rhein einige meteorologische Stalionen moglich zu machen. — 154 ~ Nach gepflogener Discussion wird dieser Antrag einsfimmig genehmigt. Die Herren Obrist Pestalozzi, Sulzberger , Kummer und Blanchel berichten , an den Vortrag des Herrn Ziegler aukniipfend , ahn- liche von ihnen beobachfete Niveaubebungen und Senkungeu an Meeresufern und Binnenseen. 12. Von Herrn Prasident P. Merian werden meleorologische Beobachtungen, die an die Gesellschafteingegangensind, vorgelegt. a) Von Herrn Apotbeker Gruner in Solothurn. b) Von Herrn liaumann , Arzt in Lenzingen. 13. Herr Professor Escher von der Linth: Vorweisung einiger geradlinig in die Lauge gezogener Belemnilen und anderer Ver- sleinerungen von der Windgelle und andern Fuudorten und Er- klarung dieses hochst raerkwiirdigen Pbanomens. 14. Herr B/anc/iefaus Lausanne: Vorlage einer geologiscbeu Karle des Herrn Gmjot aus Neuenburg , auf welcher die Ver- breitung der erraliscben Blocke der Scbweiz nach den verschiedeneu Bassins dargeslelU isL 15. Herr Ziegler-Steiner aus Winterthur : Vorlage zweier IMusterblaUer einer geologisch-mineralogiscben Karte der Scbweiz und dazu geborender Malerialiensanimlung, vornebmlich nach den Arbeilen der Hrn. Escher von der Linlh und Prof, Sluder in Bern. 16. Herr Ingenieur Sulzberger von Frauenfeld : Vorlage der Origiualzeicbnung seiner Karle des Kantons Thurgau. 17. Anzeige des Herrn Sekrelars Bolley , dass ibm von Herrn Prof. Schonbein, der verbindert ist die Versammluug zu besucben, 4 Abhandlungen zugestellt worden , zu deren Vorlrag die nothige Zeil nicbt mebr verfijgbar war. Diese Abhandlungen siud : a) Ueber die chemische Theorie der Volla'schen Saule. b) Das Bleisuperoxyd mil dem Ozon verglichen. c) Ueber einige Oxydationswirkungen des Ozon. d) Verschiedene chemische Millheilungen. Derunver'anderte Abdruck derselben im Jahresbericlil erscheiul wegeu zu grosser Ausdehnung nicbt zulassig. Es wird der Wunscb — 155 — ausgesprocheo und von der Gesellschaft genehmigt, Herr Schonbein moge diese Abhandlungen in dem im Drack befindlichen HefJe der Gedeukschriften veroffentlichen.*) *) Da sowohl der Raiim dieses Jahresberichfes als der Bestand der Kasse die vollstandige Aufnahme dieser Arbeiten gestattete, so erlaubte sich der Vorstand, im Interesse einer starken Minderheit zu Gunsten der nicht anwesenden zahlreichen Milglieder, nach vorausgegangener personlicher Besprechung von Seite des Jahres- prasidenten mit dem Herrn Verfasser , die Abhandlungen, wie solche eingerelcht worden, mitzutheilen. SECTIOIN fiir Zoologie, Botanik und Landwirthschaft. Den 3. August 1849. Prasideni : Herr Prof. Dr. R. Schinz. Sekrelar: Herr M. Scheuchzer. Herr Prof. Dr. Schinz aassert allervorderst den Wunsch, dass die bereifs angefangene Fauna helvetica, besonders derjenige Theil davon , der die Insekten umfasst, fortgesetzt und beendet werden mochte. Herr Prof. Heer , der diesen Wunsch ebenfalls theilt, macht aber durch seine griindliche Auseinanderselzung auf die grossen Schwierigkeiten aufmerksara, die sich der Ausfiihrung dieses Planes entgegensetzen , und diese bestehen hauptsachlich darin , dass , wenn es in der Schweiz auch nicht an Fachm'annern fehlt, diesen doch mehrentheils Muse und Lust mangelt, die einzelnen Facher mit derjenigen Grundlichkeit zu bearbeiten, die ein seiches Werk durchaus besilzen miisse, wenn es eine Grundlage fiir eine sp'atere umfassendere Fauna werden solle. Herr Prof. Schinz wunscht nun , dass wenigstens die vor- handenen Materialien gesammelt und zu diesem Zwecke benutzt ■wurden; und zu diesem Ende bin wurde beliebt, ein Central- Comite von drei Mitgliedern zu ernennen , das die einzelnen Materialien in Empfang nehmen solle , um sie den betrefTenden Fachmannern zu behandigen , wobei genaue Controlle zu fiihren sei, damit die Einsender jederzeit wissen, wo ihre Arheiten sich befinden und sich rait dera Benutzer derselben in direkte Verbin- dung setzen konnen ; dieses wurde auf den Vorschlag Hrn. Dr. Stierlin's bin auch auf unbekannfe oder dubiose Exemplare von In. sekten selbst ausgedehnt; daaber denjenigenEntomologen, die ihre Zeit und Arbeit einer Fauna helvetica auf solche Weise opfern, nicht auch noch zuzumuthen sei , pecuniare Opfer zu bringen, so sollle — 157 — dem Central-Comite von der eidgen. naturforschenden Gesellschaft aus ein augemessener Credil eroffnet werden, urn allfallige Porti etc. hestreilen zu koonen , uod diese darum angegangen werden. In das Central-Comile wurden sodaon gewalilt : Herr Professor Dr. Schinz, » « » Heer, » » » Bremi, sammllich von Zurich , und zwar absichtlich aus dem gleichen Wohnorte, damit die nothige Versfiindigung unter den Mitgliedern des Comiles mogliclist erleichlert und vereinfacht werde. Herr Dr. de la Harpe von Lausanne machle Mittheilungen iiber seine gegenwartigen enlomologischen Arbeiten ; er beschafligt sich nun hauptsachlich mit dera Studium der Phalanen und Microlepidepteren ; er beklagt sich , dass fur die geographischen Beslimmungen , auf welche er ein grosses Gewicht legt, noch 2u wenig Hulfsquellen sich darbieten , so fur Wallis, Graubunden und hauptsachlich Tessin, wo bis auf jungste Zeit fur Lepidepteren uberhaupt noch beinahe gar nichts gethan worden sei. Herr de la Harpe ist noch uneins mit sich selbst, auf welche Weise er den Catalog anfertigen woUe , ob nur einfach mit dem Namen und demjenigen des friihern Bestiramers , mit Bezeichnung der Fundorte, Jahreszeit und allenfails kieinen Notizen , oder aber mit einer fdrmlichen Diagnose; er macht zugleich aufmerksam, wie schwierig es sei, bei der heutigen grossen Zersplitterung die Genera auf eine einfache Weise festzusetzen , und zeigt, wie nothig es sei, die bis zur Unzahl angewachseuen Genera zweckm'assig auf eine geringere Zahl zuruckzufuhren. Herr Prof. Heer empfiehlt hiebei seine sichere , aber freilich sehr muhsame Methode , die darin beslehe, sammtliche Genera von neuem zu durchgehen , mit einander zu vergleichen und frisch zu gruppiren, empfiehit fur Lepidepteren das System von Scheffer, als eines der vorzuglichsten, als Leitfaden; und glaubt, es soile in den Catalogen keine Diagnosen gegeben werden, indem kurze zu schwer verslandlich seien, besonders ohne Ab- bildungen und fiir Anfanger, lauge dagegen zu weidaufig und — 158 — auf unnothige , dera Zwecke einer Fauna helvetica nicht ent- sprechenden Weise die Cataloge volumioos vergrossere ; stellt dagegen als wiinschenswerth dar, einfach den Namen mit dem- jenigen des Bestiramers hinzusetzen , begleitet vom geographischen Vorkommen und Lebensweise; und nur neue Arten, oder zweifel- hafte mit Geognose und zugleich Abbildungen zu begleilen. Herr Prof. Schinz liesst eine Abhandlung vor, iiber die Fort- schritte in der Ornithologie , worin er unter anderra zeigt , dass nun nahe an 6000 Vogel beliannt sind, wahrend noch vor wenigen Decennien kaura die Halfte bekannt war. Er erwahnt die neueslen Enldeckungen iiber das einslige Dasein des Vogels Dodo Oder Dudo auf jVIaurilius und Rodrigo, und setzt die Zeit seines Untergangs ungefahr auf die ersten Decennien des 17. Jabrhunderts ; ferner die Auffindung der Knochen und Eier des Riesenstrausses (Dinornis) auf Neuseeland, dessen Untergang vielleicht auf dieselbe Zeit fallt , und endlich auch der Entdeckung von Gould, dass ein kleiner biihnerartiger Vogel in Neuholland seine Eier in von ihm selbst aufgeworfene Erdhaufen lege und durch die Erdwiirmer ausbriiten lasse , er beisst Megapodius tumulus. Herr lugeuieur Sulzberger, aufmerksam gemacht auf eine populare Naturgescliichte fiir Landscliulen , durch den Vortrag des Herrn Prof. Dr. Schinz, stellt die Frage auf, ob es nicht zweckmassig ware, wenn die eidgen. naturforschende Gesell- schaft eine Pramie von etwa L. 100 auf die beste Naturgeschichte dieser Art aussetzen wiirde , wobei hauptsachlich nur solche Gegenstande beriihrt werden durften , die unmittelbar mit dem Landmann in Beriihrung kommen ; und 2) ob nicht , in Nach- ahmung der italienischen nalurforschenden Gesellschaft , die onsrige etwas fur das Landvoik in der Wiesenbewasserung, diesem noch lange nicht genug benulzten Hebel der Landoconomie than konne. Nach hieriiber gepflogener Discussion wurde beschlossen, beide Motionen in der allgemeinen Sitzung der eidgen. nalur- forschenden Gesellschaft in Anregung zu bring en. SECTION fiir Medicin. Den 3. und 4. August 1849, Prasidenl: Herr Dr. Jung, Prof. Sekretcir : Herr Dr. Dielhelm. Die ArbeiJen wurden Morgeos 9 Uhr eroffnet, Gegenwart.v I)r. Merk, Dr. Elmer, Dr. Ao/6, Dr. Jenm, Dr. Buhler , Dr und Prof. Ju«^, Dr. Dielhelm , Dr. Marp., Prof. Dr. Locher-Balber Dr. ifapp./er. Dr. Sckmidt , Dr. FF^^rf, Dr.^.p/^, Dr. Wegelin, Dr. blierlm u. s. w. ^ » Sogleich wurdehieraafzumBeginn der Arbeilen geschriflen Herr S,,Ualar.( Merk .rug z„ers. eioe wei.laufige und umfasseod; Ablmndluug uber den (hierischen Magnelismas vor. Der Vor- tragende beginnt mi, einer gesohicbllichen Uebersicbl seiner Anga e. Er s„cb. darzu.hun , dass der Magne.ismus schon den fruheslen Volkern bekannl geweseo und dass er bis ^n den Ze, en der Juden zurUckreiche. Die SjbiI.en seien mague(ische S hla ,„ge gewesen. Ob der Magnelismus bei den Griechen und ,hrenTen,pelheilungen geiib. worden sei, darilberlasse uns d.e Gescb,cb,e ,m Dunkein , aber dennocb durflen wirannehmen, d ss s,eb d,e aKeslen Veiker jenes g.eichsa™ unbewuss. bedienl laden, da der Magne.isn.us als eine Na.urerscbeinung immer da gewesen sei nnd a.s so.cher auch i.mergewirk. habe. Ers. •m 18. Jahrbunderl sei der Magne.ismus dnrch i)/«m,r , der sich auch einige Jahre in Frauenfe.d aufgebai.en babe, wieder gehoben „„,jen Anfanglicb habe sich *W.des minera.iscben MagneKsmus bed.ent; spa.er aber habe er mi, blossen Handendie — 160 — Betreffenden bestricheD. Nachdem Mesmer eiuen vergeblichen Versuch gemacht habe, dem thierischen Magnetisraus in Paris GeltuDg zu verschaflFen , sei er nach Deulschland und habe dann rait mehr Gluck seiner Lehre Eingang verschafft. Eine Erklarung des thierischen Magnetisraus lasst sich on- moglich geben. Wir konnen nur hier zu Stande kommen, wenn wir die Erscheinungen, unter welchen er sich zeigt , beschreiben und aus analogen Zuslanden auf ihn selbst schliessen. Wir unter- scheiden einen spontanen und kiinstlich zu Stande gebrachten Magnetisraus. — Die Spitze des Magnetisraus sei der magnetische Schlaf, der von einer Stunde bis 30 Tage lang dauern kann. Im magnetischen Schlafe sind alle Sinneslhatigkeilen aufgehoben. Wenn auch das Ohr thatig zu sein scheint bei der Unterhaltung des Magnelisirten rait dem Magnetisirer, so geschieht diess doch auf eine so beschrankte Art , so abgeschlossen und ausschliess- lich nur in Bezug auf den Magnetisraus , dass uns die Erklarung des Schlafenden , dass sie nicht gerade durch das Ohr , sondern miltelst der Nerven des Kopfes horen , nicht ohne Bedeulung sein darf. Am entschiedensten ist die Erapfindung durch die Hautnerven aufgehoben ; die Magnetisirten hahen durchaus kein Schmerzgefiihl. Zu diesen somatischen Erscheinungen kommt nun noch eine Reihe von geistigen Erscheinungen und unter diesen vorziiglich die Diptychie , die doppelte Personlichkeit , das doppeite Gedachtniss, das doppelte Erinnerungsverraogen, der Visionszustand , die Eksfase , das Ahnungsverraogen im magne- tischen Schlafe. Hier werden einige Falle von Heilungsversuchen des eigenen kranken Zustandes von Magnetisirten angefiihrt. Eine Weibsperson verordnete sich eine Tasse vol! Erde aus einem frischen Grab in zwei Mai zu nehmen und gesundet ; eine andere verschreibt sich ein Pulver aus Menschenknochen, und verbietet recht dringend , ihr doch ja ira wachen Zustande nichts hievon zu sagen , weii sie dann zu sehr eckeln wiirde. Zuletzt kommt der Vortragende auf die Frage: Was ist thierischer Magnetisraus und worin besteht er? wieder zuriick und erklart, dass er nicht im Stande sei, iiber das Wesen ~ 161 — desselben weitern Aufschluss zu ertheileo ; dass er neben der genauea Aufzahlung der Erscheinungen nur noch auf eine mehr negative Weise nachweisen konne , wodurch sich der Ihierische Magnelismas von andern ahnlichen Erscheinungen, z. B. vom Schlaf und Traum , unlerscheide. Ennemoser erklare den thie- rischen Magnelisraus fUr eine Naturkraft ; diesem konne er nicht beistimmen und er sehe sich eher veranlassf , der Ansicht Rom- bergs beizustimmen , nach welcher der thierische Magnetismus eine Neurose des Gangliensystems, eine durch polare Ablosung desselben von den neulralen Organen des Nervensystems gebil- dete und bedingte Erscheinung sei. Hierauf lasst der Vorlragende folgende Beraerkungen in Be- treff des therapeutischen VerhaKens bei dem (hierischen Mag- netismus folgen. Balionell, sagt er , konne unmoglich gegen den Ihierischen Magnetismus eingewirkt werden. Er habe die Erfahrung gemacht, dass alle Arzneimittel in diesem Zustande racist eine ganz entgegengesetzte Wirkung haben , dass auch die einfachslen oft die nachtheiligsten Folgen h'atten. Besser ware es , die Kranken sich selbsl zu iiberlassen , um dass sich dann dieselbcn oft auf die unbegreiflichste und iiberraschendste Weise zu helfen wijsslen. So habe er Kranke gehabt, die sich rait einem kalten Wasserbad , mitMohn u. A. geholfen batten. Eine Kranke habe durchaus inr wachen Zustande keine Melalle beriih- ren konnen und im Schlafe habe sich dieselbe Queeksilber in einer Holzkapsel auf der Herzgrube zu Iragen verordnet und sich hiedurch geheilt. Manchmal koramen die sonderbarsten Umslande bei solchen Verordnungen vor. Eine Kranke habe eine Venaesection sich verordnet , die er selbst ausfiihren soUte. Er habe aber seinem Assistenten die Verrichtung derselben iiber- tragen. Hierauf seien heftige Krampfe bei der Kranken aus- gebrochen und diese nur dadurch geheilt worden , dass er sich endlich entschlossen habe, die Operation selbst an der Kranken zu verrichten. Am Schlusse seines Vortrages handelt der Vor- tragende iiber die nothwendige Stellung des Ihierischen Mag- netismus in dem medicinischen Systeme. Er verweisl die 11 — 162 — Erscheinung auf das Gebiet der Palhologie und zwar in die Fa- milie der Neurosen. Herr Dr. Jenni spricl»t iiber das Chloroform. Zunachst zieht er dasselbe der Anwendung des Schwefelathers vor, weil die Kraoken aus der Narkose viel leichler und angenehmer erwachen, als nach der Anwendung des Aethers , und weil er die Erfah- rung gemacht habe, dass dasselbe schneller wirke. Aber vor- sichtig mijsse man das Mittel gebrauchen und in die Ilande von Ignoranten gehore es durchaus nicht. Es sei ihm ein Fall be- kannt , wo das Chloroform voile zwei Tage gewirkt und die behaudelnden Aerzte in nicht geringe Verlegenheit versetzt habe. Jedenfalls hege er die Ueberzeugung, dass man mit der An- wendung des Mitfels langsam und \orsichlig zu Werke gehen miJsse. Ofl sei schon eine kleine Dosis hinreichend , um sehr Starke Wirkungen zu Slande zu bringen. Man thue gut, nie raehr als 2 Quenlchen zu verbrauchen und zwar in kleinen verlheilten Dosen. Ueber diesen Gegenstand wird nun die Discussion eroflfnet. An derselben belheiligen sich die Herren Dr. Giesker, Jenni, Merk, Kolb , Jung. Als Resultat derselben isl Folgendes beizufijgen : i) Das achte, nicht verdunnle Chloroform wird in einem Quantum von 2 — 3 Quentchen in der Kegel hinreichen , um eine voUslandige Bewusstlosigkeit und Empfindungslosigkeit zu bewirken. Bei Alten und Kindern tritt die Wirkung schneller ein. Bei Individuen, welche sich lange Zeit dem Trunke er- geben haben , wirken oft noch viel starkere Dosen durchaus nicht. 2) Es ist zweckraassig , das Chloroform mittelst einer ein- fachen Maschine von Sammt oder einer ahnlichen beizubringeo. Bei Anwendung von Compressen geht oft zu viel Chloroform durch Verdiinstung verloren, und oft geschiehl, dass bei Men- schen mit zarter Haut die Lippen und Nasenspitzen entziindlich gereizt und rail Blasen besetzt werden. Das Chloroform wirkt bei weitera nicht so heflig , narkolisirend , berauschend auf den Menschen ein, wie der Aether — ebenso ist seine Einwirkung auf den Kreislauf langc nicht so heftig , wie die des Aethers, I — 163 — wahrend dessen Anwenduog eine heftige Verniehrung des Puls- schlages ailgeraein beobachlet werden kann. Auf Muskein uQd Nerven ist die Wirkuug des Chloroforms dieselbe , wie die des Aethers. 3) Bedienl man sich des Chloroforms , ura die Kraoken zu Operationen vorzubereiten, so ist bei lange dauernden Opera - tiotieo zweckmassig, die Kranken einige Stunden vorher gleich- sam auf Probe mit dem Chloroform zu narkotisiren. Bei der ersten Anwendung wirkt das Mittel um so eulschiedener und rascher. Auf diese Art hat Herr Dr Ecklin die Eraokea zu grossern Operationen im Easier Krankenhause offer mit Erfolg vorbereitet. In der Regel kann man eiuen Kranken eine halbe Stunde lang unbeschadet der Einwirkung des Chloroforms iiberlassen. Es ist nothwendig, dass der Kranke sich mit fast leerenii Magen des Mitlels bediene. Hat er vorher etwas genossen, so wird er oft genothigt, mitten ira Zustande der Narkose den Magen zu entleeren. Will man einen Kranken eine Stunde lang Oder noch langer chloroforrairt erhalteu , so ist es noth- wendig , dass man die Anwendung des Mittels einem erfahrenen Assistenten iiberlasse , der ununterbrochen den Puis des Kranken beralhe und Liq. ammon. caustic, in der Nahe babe, um mit demselben dem Eiutreten vollstandiger Asphyxie zu begegnen. Auch ist es hiebei nichl nothig , dass man den einmaligen Zu- stand mit Anwendung grosser Dosen unterhalt, sondern mehr als hinreichend ist es, wenige Tropfen nur von Zeit zu Zeit auf die Maschine fallen zu lassen. 4) Nach Anwendung des Mittels und wenn der fernere Zu- gtand der Narkose nicht mehr nothig ist , wird es gut sein, den Kranken durch Anrufen , Aufriitteln , Aublasen zu wecken, was in der Regel leicht geschieht. Man gibt ihm hierauf etwas Zuckerwasser oder Wasser und Wein zu trinken und uberlassl ihn der Ruhe. Dauert der Zustand der Narkose einige Stunden fort , so wird die Anwendung des Liq. ammon. caustic, unler die Nase gehalten , oder einige Tropfen in Zuckerwasser nothig if — 164 — sein. 1st hiogegen bei einera noch liiDfiUligen Zuslandc der Puis giiFistig, so uberlasst man den Kranken ohneNachlheil sichselbst. 5) Was die Anwendung des Chloroforms als Arzneimittel betriflt , so haben mehrere der anwesenden Herren dasselbe mit schonem Erfolg gegen Krampfe , hysterische Zufalle, Hernien, Incarceratlonen , gegen Neuralgien , enfzundliche Rheamatismen, wenn der ersle Sturm des Uebels durch die Antiphlogose be- seitigt war, angewendet. Indessen ergibt sich noch kein sicheres Resultat. Ebenso sind die Beobachtungen am Geburlsbette noch ganz schwankend. Das Chloroform sollte durchaus nicht, so wenig wie der Schwefelather , bei geringfijgigen Operationen, wie z. B. Zahn- ausziehen angewendet werden. Durchaus soli dasselbe mit aller miiglichen Vorsicht und derstrengsten Aufsicht von Seiten des Arztes gebraucht werden. Noch ist die Untersuchung und Beohachtung iiber dieses wichtige Arzneimittel nicht geschlossen und darura ist immerhin Vorsicht nothwendig , wenn gleich Falle mitgetheilt werden, bei denen das Chloroform ofter hintereinander, z. B. 7 Mai in einigen Wochen bei einera Falle von fraclura com- minut. , der mit Amputation endigte, angewendet worden ist. In einem Vortrage iiber dienervose Scliwerhorigkeit und derea Localbehandlung raacht Herr Prof. Rau aus Bern zun'achst auf die Schwierigkeit der Diagnose aufmerksara , und lasst als nervos nur diejenige Form gellen , welche ohne materielle Hindcrnisse der Schallleitung besteht. Aber auch in diesem Falle ist die rein dynamische Natur der Kraukheit nicht unbedingt anzunehmen, da es sehr haufig bei Benutzung der diagnostischen Hiilfsmittel gelingt, materielle Veranderungen nachzuweisen. Ohne die ursprijngliche nervose AtTection iiberhaupt zu leugnen , bemerkt Herr Rau , dass die nervose Schwerhorigkeit analog der Amaurose haufig nichts anderes sei , als das Residuum vorausgegangener Organisations -Krankheiten des mitlleren und inneren Ohres. Die Causalcur und die verschiedenen innerlich sowohl , als in dem Gehorgang anzuwendenden mehr direkt wirkenden Heilmiltel ubergehend , hebt Herr Rau die Wichtigkeit der Localbehandlung — 165 — nailtelst des Calheferismus der Euslachischen Trornpete hervor, beschreibt eineu vou ihm construirteQ , durch eiue Zeichnung erlaulerlen Apparat, und gibl die naliern Indicationen fur die niiUcIs't desselben auzuwendenden Darapf- und gasfdrmigen Stoffe an. Bei der torpiden Scliwerhorigkeit bedient er sich besouders der Dampfe des Essigathers, selfener des SchwefelaHiers mil Erfoig, indem er diese Substanzen durch einen Strom comprimirler, durcli einen erhitzfen Glaskolben geleiteter Luft verflucbligeh lass't. Den Elektromagnelisraus kanii er weniger ruhmen. Campherddmpfe hiDgegen scheinen nach den wenigeu damit angeslelUen Versuchen ein gunstigeres Resullat zu versprechen. Bei der erefhischen Form werden bauplsachlich die mil Bilsenkraut-Extract oder Kirsch- lorbeerwasser gesclmaagerlen VVasserdampfe, vorziiglich aber die in dem Apparate entwickelfen Chloroformdampfe empfohlen. Zu wenigen Tropfen verdampfj, zeigt das Chloroform eineenlschiedeue Einwirkung auf das Sensorium, so dass bei laugerer Anwendung voJlige Anasthesie zu besorgen ware. Bei einer Besoiligung der aufgeregten Sensibililiil der Gehornerven erhebt es desseu Function so bedeutend, dass eine raerkliche Zunahme der Horweite mil der Verminderung des Ohrensausens zusammenfallt. Bei reiuerem Hervortreten der Nervenschwache siud Dampfe vou einfacher Ca- storeumlinclur, spafer mit einigen Tropfen Essigather versetzl, aogemessen, wahreud endlich auch bier letzteres Mittel fur sich vorsichtig zu beuutzen ist. Nach diesen generellen Andeutuugen iiber die Behaudlung hebt Herr Prof. Rau besonders die oft ubersehenen Combinationen hervor, namentlich die mit der erethischen Form verbundenen Congestivzufalle, als haufige Grundlage des Ohrensausens, und den Catarrh der Tuba und des mittleren Ohres. Die Congestiv- zufalle erfordern eine besondere Berucksichtigung, ohne eine eigenlhumliche Localbehandlung nothig zu machen. Im Gegen- theile 1st sogar oflers ein Aussetzen der letztern das Geelgnetste. Be, dem Catarrh der Tuba und des mittlern Ohres ist anfangs die Luftdouche indicirt , wahrend bei zaher Bcschaffenheit des an- gehauften Schleims die VVasserdampfe, bei nUssiger Beschaffeuheil — 166 — <1esselben die Harzdampfe uacli Hubert- Vallcroux rationelle An-^ wendung finden. Von letzleren benulzt Herr Rau vorzugsweise Mastix und Benzoe, welche selbst nachgehobener Verscbleimuog for(geselz( , eine gelind erregende, durch Zusatz einiger Tropfen Aethers vorsichlig zu steigerode Wirkung auf den GehSrnerven ausuben. Erst nach Beseid'gung aller Combinatiooen tritt die oben erwabute, dem lorpiden oder erethischen Charakter enlsprecbende Behandlungein. Als praklischen Grundsalz hebt Herr JJau vorzijg- lich hervor, keine Schwerhorigkeit als nervose zu bebandeln, so lange malerielle, entfernbare, wenn audi scbeinbar zufallige Ver- anderungen vorhanden sind , welche fiir sich eine Gehorslorung bedingen konnen. Herr Dr. Gicsker iiber Mastdarmslricluren uud die Heilfahigkeit derselben. Bemerkungeu iiber Mastdarmkrankheiten Uberhaupf. Fissuren kommen sehr haufig vor , und wie ihm scheine, faaufiger als friiher. Am meisten liabe er sie bei Frauenspersonea gesehen , enlweder nach dem Kindbette oder bei solchen, welche an Leukorrhoe lei den. 1) Die Fissuren bewirken Verslopfung und haben einen oft Jalire langen Besland ; 2) die Fissuren bewirken einen Aflerkrampf, der bald slar- ker bald gelinder, je nach der Grosse der Fissur ist ; 3) Alle Fissuren sitzen immer an derselben Stella und zwar nach hinten , nach dem os coccygis bin gerichtet. Die Therapie besteht nach dem Vorlragenden hauptsachlich aus Aetzmitteln. Die Durchschneidung wird in alien und vielen Fallen , die er beobachtel , nie nolhig. Gegen katarrhalische und dysenlerische Leiden der Schleimhaut des Mastdarras lassl er mittelst €ines langen Rohres Amylumklysliere mit 'fr. opii eiosprilzen. Bei Entziindungen , die heftig werden , gibt es oft Darm- verschluss, und es trill ein Zusland ein, den man leicht fiir brandiges Leiden erklaren kann, der aber sich ofter durch Ein- legung von laogen elastischen Rohren beseitigcn lasst. Die Stricturen des Mastdarms sind verschiedener Art. Meist sind es carcinomatose Enlartuugen, aber nicht alle. Die car- — 167 — ciDomalosea Stricturen hat der Vorlragende nie hoch oben im Mastdarm silzen sehen; sie gehen nie iiber das Promonlorium hinauf — Alle , die erbeobachtet hat, waren im kleinenBecken. Die carcioomatosen Entarlungen hat er nie mil dem Messer behandelt ; er suchte dem Kranken so viel als moglich den Zustand ertr'aglich zu machen. Nur einmal hat er einen Versuch gemacht, die Resorption des Krebses durch Driicken zu Slande zu bringen. Der Erfolg war ungiinslig , da sich eine Carcinoma in der Leber entwickelt hatte. Die heilbareu Stricturen werden durch dysenterische und blenorrhoische Narben hervorgebracht. Die dysenterischen sitzen meist im beweglichen Theil des Mastdarms, sind halbkreisforraig, wahrend die blenorrhoischen tief unten im Mastdarm vorkommeu und ringformig sind. Bei diesen Stricturen beobachlete der Vortragende , dass die Stuhlausleerungen sich hauptsachlich wah- rend der Nachtzeit einstellen , also analog den Erscheinungen bei den Stricturen der Harnrohre. Dass der Mastdarm oberhalb der Strictur erweitert sei, hai der Vortragende nicht bestatigt gefunden ; im Gegentheil zeigle sich oberhalb der Strictur derDarm durch vermehrte peristaltische Thatigkeit liypertrophisch und im Humen verengt. Hingegen unlerhalb der Strictur, wohin keine peristallische Thaligkeil mehr reicht, ist der Darm paralylisch ausgedehnl. Diese heilbaren Stricturen sucht der Vortragende durch Ein- fiihrung eines zinnernen Catheters durch Druck zu heilen. Seine Instrumente sind von verschiedener Dicke und Lange , je nach den Umsfanden. Alle haben die Beckenbiegung. Bei einigen der weitesten kann noch eine elastische Rohre eingebracht wer- den , raittelst welcher der Zustand der Darraschleimhaut recht gut explorirt werden kann. Die Catheter werden zur Nachtzeit beigebracht ; anfanglich lasst man sie ^ Stunde , spater stunde- lang liegen. Mit der Einlegung der Calheler werden Klystiere zugleich angewendet. Dieselben miissen von verschiedener Mi- schung , meisl erweichend sein. Audi dienen Suppositorien von Speck mit Calomel beslrichen. — 168 — Herr Dr. Bilhler^ den wir selber sprecben lassen, gibl einige bistoriscbe Bemerkuugeu iiber die Gaumenoabt und Erfindung eines neuen lechnischen Mitlels zu Verschliessung widernatiirlicber OeffnuogeQ im weicheu Gaumen. wDie ErfinduQg der Gauraenaaht (Slaphylorapbie) fallt in die ueuere Zeit. Sie wurde zuersl im Jahr 1816 von Grcefe in Berlin ausgefiihrt und ist sein wahres und bleibeudes Verdiensl. Sonderbar isl es, wie es ira Journal der Chirurgie und Augenbeilkunde (Bd. I. S. 4) beisst , dass kein einziger Schriftsleller der alleren wie der neueren Zeit, dass kein Arzt Deutschlands , Frankreichs, Englands und Ifaliens die Anomalien des Gaumensegels isolirl behaudelt bat. Unmoglich bann biezu die Seltenbeit solcber Falle beigelragen baben. Nacb Groefe hahen sicb in diesem Gebiele der operaliveu Cbirurgie besonders Roux, Dieffenbach und Stromeyer ausgezeicbnel. Demungeaclilet wird selbst von den ersten Cbirur- gen unserer Zeit nicbl in Abrede gestellt , dass nicbt selten Falle vorkommen, wo durcb operatives Einscbreilen eine voUsfandige Verscbliessung angeborner Gaumenspalten niemals gelingen kann, wie diess z, B. bei sehr weit auseiuanderslehendeu calloseu Randern solcber Spallen , oder bei kacbekliscbeu ludividuen der Fall ist. »Um aber den unter solcben Umslauden unheilbar gewordenen Uebelstanden wenigstens Ibeilweise abzubelfen , kam man auf mecbaniscbe Ersatzmittel , die sogenannten Obturatoren, welcbe bald in grosser Anzahl und meist auf sehr complieirle Weise verferligl wurden. Diejenigen von Pare, Bourdet, Velabarre, Carabelli etc. passlen nur bei Defeclen im barten Gaumengewolbe; andere bingegen, besonders die aus Gurami elasticum verferligten, die zuerst in Paris wegen Substanzmangel im Gauraensegel in Anwendung kamen , und trotz des oftern Umtausches gegen neue immer cinen iiblen Gerucb im Munde verbreitelen , waren stets mangelhaft, bis endlicb der Zufall es wollle, dass ich im Jabr 1844 in Basel einen neuen, ebenso solideu als einfachcnmelallenen Obturator zum Ersatz von Defecten im weicben Gaumen erfand. Dieser diirfte mil vollem Rechte als bisher der einzige augeseben werden, welcber, verraoge seiner Construction, dem beabsicbtiglen — 169 — Zwecke, namlich Wiederherstellung des erschwerten Schliogens und Wiedergewinaung einer vorher undeullichen oder ganz unver- slJindlichen Sprache , genugend zu enlsprechen im Stande ist. Dass dem aber auch wirklich so sei, bezeugen mehrere (der nalur- forschenden Gesellschaft vorgelegte) Zeugoisse voq beriilimtea Professoren der Chirurgie, wie z. B. von Wallher , Slromeyer, Schuh, Dumreicher , Hagenbach , die sich sowohl hiosichtlich der Neuheit als Einfacbheit und Zweckmassigkeit meines Mechanismus aufdiegiinsligsfe Weiseausgesprochenhaben. Die mir urspriinglich eigenthiimliche Idee zu desseu Construction babe icb gemeinschaft- licb mit dem seitber verslorbenen Med. Dr. Olio von Basel weiter verfolgt, und bald war unser Bemiihen mit dem glanzendsten, ja auffallendsten Erfolg gekront , wie sicb obige Herren Professoren an einer ibnen vorgestellten, von mir bebandelten und gegen- wartig noch lebenden Person mit eigenen Augen uberzeugt batten. Slromeyer glaubt sogar, dass , wenn mein Apparat bekannt gemachl werde, sich die Cbirurgen veranlasst fiiblen diirften, in Fallen, wo eine vollsfandige Verscbliessung angeborner Gaumeuspalten durch die Nabt nicbt gelingen kann , eine partielle Verbindung der getrennten Halften des weicben Gaumens durch eine modificirte Gaumennabt zu versuchen, um auf diese Weise eine organische, mit Muskelkraft begabte Briicke zu bilden , mit deren Hiilfe der Apparat auch in diesen leider sebr baufigen Fallen vortreffliche Dienste leisten wiirde , der iiberdiess geeignet sei , zu neuen Fortschritten in der operativen Chirurgie die Bahn zu brechen. Prof. Slromeyer hat , wie icb inzwischen horte , durch Ausfiihruug der modificirten Gaumennabt bei Wolfsrachen , als vorbereitende Operation zur nachberigen Anwendung des lecbnischen MittelSi seit ein paar Jabreu bereits mehrere gliicklicbe Resultate in diesem neuangebahnten Felde erzielt. Sein daheriges Verfahren bat namlich den Zweck , die friiber vorhandene Spaltung des weicben Gaumens in eine einfache OeCFnung umzugestalten , die alsdann mittelst meines Apparates vollsfandig geschlossen werden kann. — Zwei Exemplare nieiner Erfiudung wurden schon im Jahre 1847 durch Prof. Slromeyer der Academic des sciences in Paris — 170 — vorgelegt, deren Organ, die Gazette raedicale, (XVII annee, 3. Serie , nr. 21 , 21 mai) folgeode kurze Beschreibung davoo gibt : DL'appareil consiste en deux plaques, dont Tune est fixee A quelques dents, et I'autre mobile, est raue par une charniere a la plaque fixee et soutenue par une vis , dont Taction sert a la tenir toujours en opposition avec le voile du palais, et a ceder facilement aux mouvements du palais et de la langue.« »Als Erlauterung hiezu fiige ich noch bei, dass die beigegebene Zeichnung den Gegensland meiner Erfindung noch genauer ver- anschauliclit. Der Apparat besleht aiis drei Hauplbestandtheilen : 1) Aus einer diinnen Goldplalte , die mittelst Goldfedern an die Zahne befestigt wird und am Gaumengewolbe genau an- schliesst; der hinlere Theil derselben bildel einen schmalen Streif , welcher bis /um hintern Rand des harten Gaumeus reicht. 2) Aus einem ovalen Goldplatlchen, das mittelst eines Charniers am hintern Endstreif der Platte eingeleukt und daher be- weglich mit ihr verbunden ist , es dienl zur Verschliessung der Oeffnung. 3) Aus einer dijnnen, elastischen und schmalen Goldfeder, die an der unteren Flache der Platte (Nr. 1) nach vorn zu angenietef, uach hinten zu aber frei ist und das Goldplatlchen (Nr. 2) beriihrt, und dessen Bewegungen so reglirt, dass solche alien Bewegungen des weichen Gaumens beim Schlingen und Sprechen vollkommen enfsprechend nachzugeben im Stande sind, so dass die Oeffnung in demselben jeden Augenblick zugeschlossen erhallen werden muss und zwar ohne die mindeste Beleidigung der benachbarlen Weichlheile. »Wo aber bei Wolfsrachen , ohne Anleguug der modificirten Gaumennaht, ein Obturator, mit Ersatz des fehlenden weichen Gaumens, angebracht werden soil, ist es zweckmassiger, letzt- genannte Goldfederan die o&ere Flache der gewolblen Platte (Nr. 1) zu befestigenund mit ihrem hinleren Ende an einen an der oberen Flacbc des Goldplattchens (Nr. 2) hervorragenden Vorsprung ein- greifen zu lassen.« Mekrologr des Herrn Kochlin, Med. Dr. von Zurich. (Nach Angaben von seiner eignen Hand.) Johann Rudolph Kochlin, geboren 1783, besuchle die Schuleo seiDer Vaterstadt, wurde nach dera fruheo Tode seines Valers auf Verlangen einer Grossmutler nebst einera altern Bruder im Waisenhause unlergebracht und erhielt ausser dem gewohnlichea UnlerriclUe in dieser Anslalt, seiner vorzliglichen Anlagen we- gen, Privalunterricht in den alien Sprachen. Im Jahr 1799 enlschied er sich fiir den arztlichen Beruf und tral, nacli der UebuDg jener Zeit , als Lehrling der Wundarzneikunst bei Hrn. Chirurgus Schreiber in Goldbach ein , von wo es ihm zugleich moglich war, die Analomie in Zurich zu besuchen. 1802 icehrle er wieder in die Stadt zuruck , um den theorelischen Studien am damaligen medicinisch-chirurgischen Kanlonalinslitut ob- zuliegen und sich auf den Besuch der Hochschule vorzubereiten. Zur Forlselzuog seiner Studien wahlle er die Universilat Halle, weiche damals besonders im Flor stand , und hatte das Giiick, die Vorlesungen der ausgezeichneten Professoren Reil , Loder, Sprengel , Froriep und Anderer zu horen Ein kurzer Aufenthalt in GoUingen und Wurzburg , an welch' letzterem Orte er sich nach beslandenen Priifungen den Grad eines Doctors der Me- dicin und Chirurgie erwarb , voUendete seine wissenschaflliche Bildung. Nach seiner Riickkehr in die Heimat nahm Herr Kochlin^ in der Absicht , mit einem Wirkungskreise auf dem Laude zu beginnen , im Jahr 1806 das Schloss Marthalen nebst zugeho- rigen GiJtern In Pachl. Von dem ziircherischen Sanilatscollegio zur freien Ausiibung der Medicin , Chirurgie und Geburtshulfe — 172 — autorisirl, wirkle er daselbst mehrere Jahre mit Erfolg uud erfreute sich in der ganzen Gegeud einer nicht unbedeulendeD Praxis. 1810 war der Pacht jener Guter abgelaufen ; seiu re- ger , des geistigea Verkehrs bediirfliger Geist zog ihu in seine Vatersladl zuriick, wo fiir ihn ein an wissenschafllicher und prak- tischer Thaligkeil reicheres Lebeu begann. 1817 ward er zum Adjunkten des Bezirksarzles fur Zurich erw'ahlt. 1818 machte er sich durch die Erfindung und Auwendung des Kupfersalmiak- liquors (seither als Tinctura anlimiasmatica Kochlini officinell gebraucht) zuerst in einem weitern wissenschaftlichen Publikum bekannt. Gleichen Jahres ward er zum Lehrer am medicinisch- chirurgischen Kantonalinslitute ernannt und hielt von da an bis zur Aufhebung des Institutes, welche im Jahr 1833 in Folge der Griindung der neuen Hochschule eintrat , ununterbrochen Vortrage und Examinatorien iiber allgemeine Pathologie und Therapie , uber Pathologie und Therapie der chronischen Krank- heiten, iiber syphilitische Krankheiten u. s. f. Wahrend der- selbeu Zeil erfullle er die Verrichtungen eines ersten Seliretars des Sanilatscollegiums und eines Arztes an der Kanlonalstraf- anslalt. Nach der Umwalzung des Jahres 1830 behiell er die erste dieser Stellen unter dem Titel eines Regierungssekretars des Gesundheitsralhes , wurde Mitglied der Veterin'arsection dieser Behorde und thatiger Theilnehmer an den Arbeilen ver- schiedener anderer, seiner Kenntnisse bediirfender Behordeu* uud Kommissionen. Als praklischer Arzt nahm Herr Kochlin stets eine wurdige Stellung ein. Sein natiirlicher Scharfblick und sein klares, prufendes Urtheil Irieben ihu zur Praxis bin, besonders aber zu denjenigen Krankiieiten , die von den Aerzten mehr ver- nachliissigt zu werden pflegen; doch hinderte seine eigenthiim- liche Personlichkeit, die Verbindung eines kleineu , elwas miss- gestalteten Korpers mil einer oft rucksichlslosen caustischen Sprache, sich eines aligeraeinen Modebeifalles zu erfreuen. Besondere, durch seine offiziellen Anstellungeu uuterslutzle Renntnisse und Erfahrungen besass er in der gcrichllicheu und — 173 — Staafsmedicin. In den wissenschafllichen Vereineu , deren Mit- glied er war — (dahin gehorten die schweizerische gemeinniitzige und naturforscliende Gesellscliafl , die correspondirende Gesell- schaft der schweizerischen Aerzte und Wundarzte , die Gesell- schaft der schweizerischen Thierarzte, welche er von 1819 bis 1822 prasidirJe, die gemeinniilzige und nalurforschende Kan- fonalgesellschaft u. s. f.) — bewahrte er sich bei alien Gegen- standen , die in die Medicin einschlugen , als einen Ihatigen, kennlnissreichen Mitarbeiter , bei Fragen anderer Art als einen vielseilig gebildeten Theilnehmer, besonders geschickt, eigen- Ihiimliche Ansichlen und Gesichtspunkte geltend zu machen. Gegen Freunde und KoUegen war er ein ungenieiu beiterer, wilziger , unlerbalfeuder Gesellschafter und behielt seine frische, fast jugendliche , bisweilen scharfe Laune bis in seine letztea Jahre. Einem weitern wissenschaftlichen Publikum wurde Hr. Dr. Kochlin durch verschiedene Publikationen bekannt , deren Verzeicbniss hier beifolgt , und in denen sich dieselbe oben- bezeichne(e Geisfesrichfung kund gibt. Seine Renntnisse fanden auch in weiterem Kreise Anerkennung. 1832 wurde er, auf die Einladung der HH. Prof. Grcefe und Wailher, Mitarbeiter ihrer Journale fiir Chirurgie und Augenheilkunde ; 1837 endlich erhielt er, seiner anerkannten Erfahrung wegen, ein Diplora als Mitglied des Vereines grosslierzoglich badischer Medicinal- beamten zur Beforderung der Staatsarzneikunde. So war Uerrn Dr. Kochlin's Leben stets ein niitzliches and thatiges, von wissenschaftlichen und praktischen Inferessen viel- fach in Anspruch genomraen. Er starb den 16. Marz 1849 in Folge eines allmalig zunehmenden Marrhasmus in seinem 66, Lebensjahre, ohne verheirathet gewesen zu sein. — 174 — Verze ichniss der im Druck erschieneneu Scbriften des Herru Dr. Kochlin. 1) Beobachtung und BehandlungeinerPhagedaBDa. Zurich 1814. 2) Zuruf an die Aerzte Helvetiens zur Wiederherstelluog der correspoQdirenden Gesellschafl schweizerischer Aerzle und Wundarzte. St. Gallen 1819. 3) Die Anoraalie der Reproduction. Zurich 1817 und 1822. 4) Pathologic oder Lehre von den Krankheiten des Menschen. Die Krankheiten der Safte und Faser. Zurich 1822. 5) Ueber das Apothekerwesen und die nolhwendige Verbesse- rung und Umgestaltung desselben im Kanton Zurich. Zu- rich 1830. 6) Ueber die Cholera oder den Brechdurchfall und die dagegen gerichteten Schutz- und Hulfsmittel. 2. Aufl. Ziirich 1831. 7) Volksschrift iiber die asiatische Cholera. Zurich 1831. 8) Ueber die zur Erlernung und Ausiibung der Wisssenchaft uod Kunsl des Arzles erforderlichen Eigenschaften und Kennt^ nisse. Zurich 1832. 9) Von den Sauren als Heilmilteln. Berlin 1833. 10) Ueber die in unsern Zeiten unter den Fiichsen herrschenden Krankheiten etc. Zurich 1835. 11) Von den Wirkungen der gebrauchlichsten Metalle auf den menschlichen Organisraus iiberhaupt und als Heilmittel von dem Kupfersalmiakliquor. Zurich 1837. 12) Die in der Schweiz bestehenden Wahrschaftsmangel der nlitzlichsten Hausthiere etc. , mit dem Entwurf eines gemein- eidgenossischen Wahrschaftsgesetzes begleitet. Eine ge- kronte Preisschrift. 1840. 13) Die Jahresberichte des Sanit'atscollegii und Gesundheitsrathes wahrend 12 Jahren allein , nachher in Verbindung mit Andern. 14) Aufs'atze und Abhandlungen in der medicinisch - chirurgi- . schen Zeitung in Hufelands Journal der praktischen Heil- kunde ; in den Annalen der allg. schweiz. Gesellschaft fur — 175 — die gesammten NaturwisseuschafteD ; in von Grcefe's und WaU ther's Journal fur Chirurgie und Augenheilkuude; in von Pommer's scliweizerischer Zeilschrift fUr Natur- und Heil- kunde; im Archiv fur Thierheilkunde von der Gesellschaft schweizerischer Thierarzte, dessen Hauplredaklor Dr. Eochlin vom 2. Hefl des 2. Bandes bis zura 10. des 3. Bandes der neuen Folge war, 15) An die lernbegierige zurcherische Jugend , Neujahrssfuck der Chorherrenstube auf das Jahr 1827, das Leben seines seligen Grossvaters behandelnd. 16) Nekrologe: auf Herrn Dr. Sladlin von Zug im Archiv fur Thierheilkunde ; auf Hrn. Pfr. Rordorf von Seen in den Verhandlungen der allg. schweiz. Gesellschaft fur die ge- sammlen Naturwissenschaften ; auf Hrn. Dr. Baumgartner von Cham , Kanton Zug , ebenda und im Archiv fur Thier- heilkunde. V. B e r I cli t e uber die Verhandlungen der Kantonalgesellschaften. BERICHT liber die Verhandlungen der iiatiirforNclfteiiden Oesellschaft in Basel 1848—1849. Vom Juli 1848 bis Juli 1849 warden 14 Sitzungen gehalten. Die Vortr'age und Mitlheilungen sind ira Kurzeu folgende : Erste Sitzung. Herr Prof. Schonbein: Ueber das analoge VerhaUen von Guajakharz und Jodkaliumsfarke zu verschiedenen oxydirenden Subslanzen. Herr Rathsherr P. Merian : Ueber Bohrversuche auf Kochsalz durch Kochli bei Gellingen und Wiesen. Zweite Sitzung. Herr Prof. S(h6nbein: Ueber den Geruch des Arsens und des Phosphors. Dritte Sitzung. Herr Rathsherr P. Merian: Ueber Vorkommen und Ent- stehung des Bohnerzes. Herr Prof. Schonbein: Ueber die Erzeugung des Ozons in reinem SauerstoflF und iiber die Verdampfung des Phosphors in verschiedenen Gasarlen. — 177 — Vierte Sitzung. Herr Prof. Schonbein : Ueber die Oxydation des Silbers und auderer Metalle d«rch das Ozon. Fiinfte Sitzung. Herr Prof. Ecker: Ueber die Entwicklung der Coryna und des gewohnlichen Armpolyps. Herr Prof. Meissner : Ueber die Musa Gavendishir. Sechste Sitzung. Herr Prof. Jung: Ueber das fiioffe Nerveopaar und Fall einer Heiluug des Gesichtsschmerzes. Siebente Sitzung. Herr Ralhsherr P. Merian und Prof. Schonbein: Ueber die Ealstebuog des Treibeises. Herr Ralhsherr P. Merian: Ueber fossile Foraminiferen der Baslergegeod. Achte Sitzung. Herr Leuba , Sohn, Uhrenmacher: Vorzeigen einer von ihm verfertigten und verbesserfen elektromagnetischen Maschine. Herr Ralhsherr P. Merian : Ueber den ungewohnlichen Barometerstand vom 24. Januar. Herr Prof. Schonbein : Ueber das desoxydirende Verhaltett der Kohle gegen Chlorid-, Cyanid- und andere Salze. Neunte Sitzung. Herr Prof. Schonbein : Ueber das Verhalten der Kohle gegen Chlorgas , Quecksilberchlorid , salpetersaures Eiseuoxyd und Salpetersaure. Zehnte Sitzung, Herr Ralhsherr P. Merian : Ueber den hohen Barometerstand vom Februar. Herr Prof. Meissner: Ueber die aussereurop'aische Lileralur fiir Botanik. 12 — 178 — Eilfte Sitzung. Herr Prof. Ecker : Beobaclilungen iiber die Erzeagung der Infusorien. — Ueber die Beziehungen zwischen Bandwurmern und Blasenschwanzen im Innern der Katzeo und Mause. Zwolfte Sitzung. • Herr Ralhsherr P. Merian: Meteorologische Uebersichl des vorigen Jahres und der zwei letzten Decennien. Herr Prof. Schonbein : Ueber die oxydirenden Eigenschaften des doppeltchromsauren Kali und verschiedcner Oxydsalze. Ihr Verhalten gegen Jodkalium. Dreizehnte Sitzung. Herr Prof. Schonbein: Ueber die oxydirenden Wirkungen der Melallsauren , der Phosphorsaure , Kieselsaure und Bors'aure. Vierzehnte Sitzung. Herr Prof. Schonbein : Ueber das analoge Verballen von Ozon und Bleisuperoxyd in Bezug auf ihre oxydirenden Wirkungen. BERICHT der natiirforscltenden Gesellschaff in Bern. Vom 4. November i848 bis zum 21. Juli 1849 versammelte sich die Gesellsehaft zehn Mai unci fiihrte ihre Millheiluogea von Nr. 135 bis Nr. 159 fort, sie wie in fruhern Jahren alien constiluirlen Kantonalgesellschaften zusendend. Von den gehallenen Vortragen wurden folgende in dea Mittlieilungen wieder- gegeben : 1) Herr Wolf, iiber die neae Gestaltung der Sternwarte in Bern. 2) Herr Wolf^ Ausziige aus Briefeu an Albrecht v. Haller mil literarisch-historischen Nolizen. Brief 206 — 220. 3) Herr Wolf, Erinnerungen an Johann I. Bernoulli aus Basel. 4) Herr Wolf, Slernschnuppeubeobachtungen vom 8. bis 11. August 1848. 5) Herr Wolf, der Merkurdurchgang und der November- Sternschnuppeustrom. 6) Herr Wolf, Beslimmung raiUlerer Langen und Gewichte. 7) Herr v. Erlach, meleorologische Nolizen aus Meyringen^ 8) Herr Brunner, Sohn , Bemerkungen zu Herrn v. Erlach's MiltheiluDg. 9) Herr Prof. Studer, miucralogisch« Bemerkung. 10) Herr Wolf, Michael Zingg iiber den Koraelen voo 1661. 11} Herr Wolf, Sonneafleckenbeobachlungen im Jahre 1848. 12) Herr Wolf, verschiedene astronoraische und meteorolo- grsche Beobachtungen im Jahre 1848. 1 3) Herr Prof. Perly, iiber vertikale Verbreiluug mikroskopischer Lebensformeo. 12* — 180 — 14) Herr Pfarrer Schdrer , Lichenum EuropaBorum genera ex utraque methodo , arlificiali et naturali. 15) Herr Wolf, iiber eiuige Erscheinungeu aus der meteoro- logischen Optik. 16) Herr Prof. Sluder , iiber den Bohrversuch auf Steinsalz oberhalb Wiedlisbach. 17) Herr Prof. Fellenberg, Analyse der Schwefelquellen des Gurnigelbades. 18) Herr Prof. Brunner, iiber das gediegene Gold von S. Franzisco in Californien. 19) Herr Prof. Brunner, iiber quantitative Beslimmung des Goldes bei Analyse von Legirungen dieses Metalles. 20) Herr Wolf, Versuche zur Vergleichung der Erfahrungs- wahrscheinlicbkeit rait der mathematiscben Wahrscheinlicbkeit. 21 ) Herr Wolf, iiber die alteste Koraetenliteratur der Schweiz. 22) Herr Brunner, Sobn, iiber den Einfluss des Magnetismus auf die Cohasion der Fliissigkeiten. 23) Auszug aus eiuem Bericbte des Herrn Brunner, Sohn, an die Direktiou deslnnern iiber den landwirthschaftlichen Werlli Ton Mergein , welche in der Nahe des grossen Mooses gefunden warden. 24) Herr Brunner, Sohn, iiber ein Kalklager im Torf bei Kirchdorf im Kanton Bern. 25) Herr Prof. Perly, iiber eine physiologische Eigenlhumlich- keit der Rhizopodensippe Arcella Ebr. Ueberdiess wurden noch folgende , theils nicht fiir die Mit- (heilangen bestimmte , theils noch nicht zura Abdrucke gelangte Vortrage gehallen: 26) Herr Prof. Studer berichtet iiber die von seiner Reise zur Vervollstandigung des Berner Museums mitgebrachten Petrefacten. 27) Herr Brunner, Sohn, spricht iiber elektrische Telegraphie. 28) Herr Brunner, Sohn, spricht iiber eine Quelle von brenn* barem Gase im Thunersee. 29) Herr Dr. Lutz liesst eine Abhandlung: Fabricius van Hilden , iiber den Gebrauch der Thermen von Leuck vom Jahre — 181 — 1626, -. verglichen mil den Darslellungen und Erfahron^en UDserer Zeit. ' 30) Herr Brunner, Sohn , berichfet iiber eine bei Gerzensee gefundene weisse Erde. 31) Herr Clemens sprichl uber die Verrichtungen der Blut- tteoT ""' ''"' '"' ''''''''° '''^ ^'''^""'^ Athmungs- 32) Herr Shutlleworth sprichl iiber den Dodo. 33) Herr Prof. Perly berichtet uber eiue im Februar 1849 Podu'ra."^'''"""'" "''"'''"' '" ^^^'^«^^ M^-ge erschienene 34) Herr Dr. firwnn.r sprichl von den Ergebnissen seiner in Verbmdung mil Herrn Fischer-Oosler vorgenommenen Unter- suchungen uber die Temperaluren des Thunersees in verschiedenen liefen und Jahreszeiten. 35) Herr Obersl Sinner (heill die vod ihm „i, dem beslea Erfolge angewandlen praklischen PrufuigsmiKel des Salpelers und der Holzasche mil. 36) Herr Apolheker Studer spricht uber die Berei.ung des Knpferamalgams uad seine Aawendung zur Ausfullung carioser 37) Herr Prof. VaUntin sprichl uber die kiinsdiche Enl- wicklung der Fische. 38) Herr Prof. Studer weisi seine geologische Kar.e des Kanlons Bern vor. 39) Herr Brunner. Sohn, spricht fiber ein merkwiirdiges Vorkommen von gediegenem Kupfer zu Zwickau in Sachsen. 40) Herr Prof. Talcntln spricht fiber den Einfluss der Elektricuat auf einzelne pnanzliche und Ihierische Bewegangs- erschemungen. ^ 4i; Herr Wolf berichlel uber seine Sonnenfleckenbeobach- tungen im erslen Semester des Jahres 1849 42) Herr Wolf sprichl Uber die veranderlichea Sterne. 43) Herr Wolf legl einen Versuch vor. die Melhode der kleinslen Quadrate geometrisch zu begriinden — 182 — AlS neue Mitglieder hat die natarforschende Gesellschaft in Bern die Herren Anlener, Schumacher und May von Rued auf- genommeu , dagegen darch Auslritt die Herren v. Greyerz und Tscharner von Bellerive verloren. Bern, den 23. Juli 1849. Aus Auflrag der naturforschenden Gesellschaft in Bern: Rudolf Wolf, Sekrefar. RESUHE des travaux de la Societe caDlouale de Physlq[He et d'Histoire natitrelle de Geneve en 1818—1849. La soclele a lenu 19 seances depuis le 20 juillet 1848 au 7 juin 1849. Les principaux travaux qui lui ont 6le soumis sont les suivans : I. Astrouomie. Mr. ie prof. Planlamour a presente le resullat de ses ob- scrvatioDs du passage de Mercure du 9 novembre. L'iiistanl du contact a ete de 3' et | en retard sur le calcul et pendanl la duree du passage Mr. Planlamour a fait plusieurs observa- tions de la position relative des deux asfres qui ont manifesto une erreur des tables qui s'eleve a 18''5 en AR. Le ineme membre a lu un second raemoire sur la comete Mau- vais (1844). II a utilise dans ce second travail les observations du Cap. Leur comparaison avec les positions determinees dans le premier raemoire ont montre que les elemens fixes d'abord representaient avec la meme exactitude ces nouvelles observa- tions. L'auteur en conclut la confirmation de la nature elliptique de I'orbite. Mr. Planlamour a presente les observations faites a I'obser- vatoire en 1847. Ce receuil fait partie comme supplement des memoires de la societe. U. Physique — Meleorologie. Mr. Amslcr a lu un memoire sur la theorie analytique du magnetisme. L'auteur est parvenu a etendre a des cas plus gene- raux les solutions donuees par Weber, Neumann et Gauss. Son — 184 — *Tieraoire contieul la demonstration de quelques proprieles nou- velles des fonctions que Gauss nomme polenlielles. Mr. Ch, Brunner de Berne a presente a la societe un baro- raetre porlalif d'une construction nouvelle. L'observation consiste a emprisonner une masse d'air dans un volume constant, a com- primer eel air d'une fraction du volume toujours la raeme, et a mesurer Taugmentation de pression due a cette compression. Comme on est oblige de conclure du petit au grand I'erreur de l'observation se trouve amplifiee dans un rapport qui varie sui- vant les dimensions de I'instrumenl. Dans I'appareil presente Mr. Brunner evalue a Omm^S I'erreur possible d'une determi- nation. Mr. De la Rive a lu un memoire qui contient la suite de ses recherches sur les modifications qu'un courant produit dans un fil qu'il traverse et dans un fil place au centre d'une belice qu'il traverse. Ces experiences ont confirme Ic fait que Mr. De la Rive a reconnu depuis longtenips et qui est maintenant generalement admis, que le son produit est le resultat de modifications mole- culaires dans le fil. EUes ont montre que I'effet du courant Iransmis par le fil est de placer les molecules transversalement a la direction du courant , tandis que I'aimantation les place longitudinalement. Mr. Cellerier a lu un memoire sur le degre d'exactitude qu'on peut obtenir dans festimation des moyennes dans les observa- tions du pbenomenes periodiques soumis a des causes cons- tantes. Mr. De la Rive a lu un memoire etendu sur les causes de la variation diurne de I'aiguille aimantee et des aurores boreales. Le merae membre a presente une pile voltaique qui otfre sur celles qui sonl en usage I'avantage de Teconomie et de I'ab- sence d'acide uitrique dont les emanations ne sont pas sans danger. L'un des elemens est un cylindre massif de charbon que Ton place dans I'axe d'une auge poreuse qu'on remplit de poussiere de charbon pressee legerement. On place I'auge dans un vase qui contient de I'acide sulfurique dans lequel plonge I'autre — . 185 — element qui est de zinc amalgame. Cetle pile est employee dans riuduslrie de la dorure a Geneve. ^ Mr. RiUer a lu une note sur le calcul de la clialeur utile a la vegetation. Mr. le prof. GauHer a continue a faire depuis une dixaiue d'annees des observations barometriques dans le but special d'e- tudier les variations diurnes regulieres et leurs changeraents de valeur et d'epoque suivant les saisons. 11 a communique a la socieie les resultats de la reduction de 4 premieres annees pour faire suite a une notice sur le meme sujet lue en 1839 (B. U. T. xxiv). L'auteur a elimine reflfet perturbateur des grandes va- riations accidentelles en ue tenant compte dans les moyennes que des valeurs correspondent a des jours ou il y a eu une va- riation diurne reguliere. II est arrive ainsi a une valeur moyenne de 1mm, 4 pour I'amplitude de la variation diurne ; le maximum ayant lieu a 9^ du matin et le minimum a 4h et § du soir. L'amplitude de la variation et I'heure du maximum ne restent pas constant dans I'annee. Le maximum du matin a lieu a 10h,2 en fevrier des lors il arrive de plus tot en plus tot jusqu'en juin et juillet ou il a lieu vers 7h,8 ; depuis cette epoque il retarde graduellement. Le minimum du soir a lieu a 2h,7 en Janvier a 5h,7 en juillet. L'amplitude de la variation diurne est de lmni.,1 en decembre et de 1mm, 8 en juillet. L'ascension du soir a efe trouvee en moyenne de Imm^ un peu plus grande en hiver qu'en ete. Mr. Marignac a lu un memoire de Mr. Ch. Brunner de Berne sur les temperatures du lac de Thoun. Ce travail fait partie du T. XII des meraoires de la societe qui est sous presse. Mr. Warlmann, professeur, a fait plusieurs communications a la societe sur des observations de physique atmospherique. Ces communications ont efe publiees dans la Bibliotheque uni- verselle. Mr. Plantamour a lu une notice sur I'observatoire raeleoro- logique du grand St. Bernard, qu'il a visite cet et6. Le baro- m^lre est en tr6s-bon etat et a conserve son niveau. Le — 186 — m^moire contlent des observations sur la temperature du lac qui s'est trouvee, (en juillet) plus elevee que celle de I'air. III. Chimie. Mr. le docteur Gosse a presente a la societe uu plalre en- duit de Slearine qui a ete ainsi preserve de loute influence almospberique apres 9 mois d'exposiliou. Mr. Marignac a presente un raemoire sur les combioaisous de I'acide uitrique avec le protoxide de mercure. L'auteur a etudie ces combinaisons sous le rapport de leur composition el gurtout de leur cristallisation. (Le memoire est imprime dans le tome xii des memoires de la societe, i^e partie.) IV. Zooiogle — Physiologic animale. Mr. le docteur Prevosl a lu un raemoire sur la fibre muscu- laire telle qu'oQ I'observe chez les verlebres , les mollusques, les cruslaces, les vers et les insectes. Ce memoire est accom- pagne de plancbes. Mr. le prof. Wartmann a lu un second memoire sur le Dal- tonisme. Ce memoire coutient des rechercbes recentes sur la frequence de cette imperfection , uu essai de sa slalislique et le resume de quelques experieuces tendaut a confirmer I'opiniou emise par l'auteur dans son premier memoire que le Daltonisme resulte d'un etat elastique particulier de la retiue (imprime dans le tome XII de nos memoires, Ire partie). Mr. Anloine Morin a presente un travail sur le sang ; il a reconnu que les matieres grasses y sont melees a du pbosphore qui se couvertit en acide phosphorique et explique la presence de phospbates alcalius dans le sang arteriel. Mr. le docteur Gosse a lu un memoire etendu sur I'usage des sauriens dans la Iberapeutique. V. Botaniqiie. Mr. le prof. Choisy a lu un memoire sur la famille des Nycta- ginees. L'auteur dirige ses considerations 1** sur la nature du ^ 187 — perianthe des Nyctaginees, 20 sur la place de cetle famille dans I'ordre nafurel, 30 sur qaelques genres donl trois nouveaux sont signales: Nyctaginia, Quamoclidion, Leacaster. Mr. De Candolle a lu par extraits un memoire de Mr. Gueb- hard sur la bolanique de la Moldavie. Le meme membre a presenle un memoire etendu sur la configuration des limites des habilations des especes vegetales. Mr. De Candolle a lu quelques fragments d'un memoire dans lequel il etudie les effets calorifiques des rayons du soleil sur les vegelaux. VI. Mineralogie — Geologie — Paleontologie. Mr. Marignac a lu un memoire de Mr. Delesse sur la pro- togine ; ce travail contient des recherches nouvelles sur cette roche donl I'etude a ete un pen abandonnee depuis le progres de la paleontologie. Mr. Favre a lu un memoire sur la geologie du Tyrol et sur I'origine de la Dolomie. (II est inprime dans les Archives des sciences naturelles.) Le meme membre a presente une carte et trois coupes geo- logiques qui Iraversent la vallee de Geneve; la premiere depuis Evian aux Aiguilles de la Tour, la seconde d'Anthy pres Thonon aux Aiguilles rouges, la troisiemc de Gex au Mont-blanc. Mr. Piclet a lu un travail etendu sur les poissons fossiles du Liba^, etudies sur les echantillons envoyes par le vice-consul de France sur la demande de M. Ed. Boissier. II signale comma devant etre separees deux especes reunis avec doute sous le nom de Rhinellus furcalus par M. Agassiz qui n'avait pu consulter que des echantillons incomplets. Les deux especes ont toutes deux un corps grele et un bee allonge et se distinguent par des ecussons qui manquent dans Tune el que Ton observe dans I'autre qui seule fait partie du genre Rhinellus. Approuve par la societe dans sa seance du 17juillet 1849. Le secretaire Elie Ritier. BERICHT der iiatiirforschendeii Gesellscliaf't in Solotharn 1848 — 1849. Vom 4. Juoi 1848 bis 20. Juni 1849 wurden 10 Silzungen abgehalten , wovon eiae deii Vorbereitungen zum Empfang der allgemeinea Gesellschaft und 9 den speciellen Zwecken der Gesellschaft gewidmet waren. In diesen Sitzungeu wurden iiber folgende Gegenslande Vorlrage vernommen : Physik. Von Herrn Prof. Mollinger iiber eine neue von Calland construirte elektrische Balterie ; iiber einen in Amerika neu eingefiihrlen eleklromagnetischen Telegraphen ; iiber eine ihm eigenthumliche Methode , Sternkarten mit Hulfe des galvauischen Stromes zu erhalten. Herr Apolheker Pfluger machle auf die Wichtigkeit des eleklro- magnetischen Telegraphen zur Bestimmung der Lange der Orle aufmerksam ; theilte Interessantes iiber die Construction rauch- verzehrender Oefen mit ; las die Ansichten einiger alterer JJatur- forscher iiber die Erscheinung des Nordlichtes. Herr Apotheker Gruner weist verbesserte Tabellen fiir WilteruQgsbeobachtungen vor. Chemie. Herr Prof. Volkel theilte Versuche von Woliler und Frerichs mit iiber die Veranderungen organischer und unorganischer StolTe beim Uebergange in den Harn. — Derselbe fiihrte die neuesten Resultate der Untersuchungen der Ochseugalle an , gibt Notizen iiber das Vorkommen von Blei und Kupfer im Blute ; — 189 — Darslellung wasserfreier Salpetersaure ; die Zusammensetzung des Bienenwachses ; ferner Iheilte derselbe die Analyse eines sehrmag- nesiahalUgenMinerales ausdera Salzbohrlochezu Wiedlisbach rait. Herr Prof. Mollinger eriauterte die Vorlheile der Mnemo- technik nach Olio Revenllow fiir den Cheraiker zum Behallen clieraischer Formein , der Alorae und specifischen Gewichte. Herr Dr. Kollmann , Vater , beleuchlele die Melhode der Anwendung thierischer Kohle zur Verbesserung des Trinkwassers; gab Data tiber die Verheerungen der Bleipraparate in Fabriken und raachte aufmerksam auf den Ersatz des Bleiweisses durch Zinkoxyd ; eriauterte die Vortheile , wenn die unter der Stadt durchfliessenden Quellen als Trinkwasser fiir die Einwohner benutzt werden konnten. Herr Pfluger las iiber die Anwendung des Steinols bei Cholera- kranken durch die Kosaken und gab Notizen iiber das Vorkommen desselben. Derselbe iiber Bereitung eines zweckmassigen Zahn- kittes. Herr Gruner wies die Unrichligkeit des Berthollet'schen Ge- setzes durch Versuche nach. Mineralogie und Geologie. Herr Amanz Gressli gab einen Ueberblick der geologischea Formationen von der Jelztzeit bis auf die tiefsten Gebilde des Jura unter Vorzeigung entsprechender Petrefacten. Herr Prof. Hugi erwahnte die Resultate seiner neuesten Unter- suchungen in biesiger Gegend iiber das Verhaltniss der oberslen Juraformationen , nach welchen das Portland zum Koralienkalk zu rechnen ware. Herr Pfarrer Carlier iibersandfe einen Bericht iiber die von H. V. Meyer bestimmten Petrefacten vom Weisseustein , Hauen- stein und namenllich aus der Umgebung von Egerkingen. Unter denselben befindet sich eine Klytia ventrosa aus dera Portland des Weissensteins, eine Glyphea Hauensleinensis aus dem Oolith des unlcrn Uauensleius; ein Bruchstiick des liuken Unterkiefers — 190 — des Microtlierium Cartieri und 2 Krokodilz'ahue aus der Susswasser- Molasse von Oberbuchsitea. In einem mergeligen Zwischenlager des Portlands zu Egerkingen , in dem auch Eisenkorner ein- gesprengt sind , fanden sich Backenz'ahne von Lophiodon , sowohl vom Unter- als Oberkiefer ; Backenzahne von Palaeotherium (Aureliense?) vom Ober- und Unlerkiefer ; sieben Kieferstiicke, wovon sechs linke Unterkieferhalflen und nur eines ohne Zahne von einem Oberkiefer. Diese gehoren einem Genus an und er- innern an Cuvier's Dicbobane leporina und Anaplolherium raurinum. Am selben Fundorte wurden aufgefunden melirere MiKelfuss- knocben , das untere Ende eines Scbulterblaltes, zwei Wirbel, eine Speicbe, das untere Ende einer Tibia, zwei Kreuzbeine, eine Ellenbogenrohre, der untere Tbeii eines rechten und linken Humerus. Herr Prof. Lang zeigte mehrere mefamorpbosirte Gesteine der Vogesen vor , die durch Umanderung des bunten Sandsteines entstanden sind in Folge der das Sedimeulgeslein durcbsetzenden Porphyrgange. Derselbe bielt einen Vortrag iiber das Vorkoramen des Koblenstoffs in geologiscber Beziebung und erlauterle die Ansichten von Biscbof iiber diesen Gegenstand. Derselbe relalirte iiber das Vorkoramen des Steinsalzes im Jura und iiber die Bohrversuche bei Wysen und Wiedlisbach. Botanik. Herr Prof. Hugi Ibeille seine Beobacbtungen fiber die Ent- stehung eines Puffsebwammes mit. Physiologie. Herr Prof. Lang bielt eine Abhandlung iiber die Entwicklung des Gebirns bei den verscbiedencn Thierklassen und beim mensch- licben Foetus. Solothurn, den 20. Juli 1849. Aus Auftrag der naturforschenden Gesellscbafl in Solothurn : Der Sekrelar, Fr. Lang, Professor. RAPPORT AeiEl de la Soeiete des sciences naturelles du canton de Vaad. La societe s'est reunie quatorze fois depuis le 21 juio 1848 au 20 juin 1849 inclusivemenf. ballelms. Nous nous bornons ici a une simple iodication. Astronomie — Mathematiques. Mr. Burnier, professeur a Morges, lit une notice sur deux moyens s.mples et techniques de determiner le meridien ou midi vrai de chaque localite. a la „„de de dea. pom.s e. lear difference en loogi.ade, on pent c louler raz™„U. de Tun d'eux snrri,onzon de TauTe ; i. fa . ors ,en,r oon,p,e de I'ap.a.isse.en. de la .erre e. avoir deux po.nis de visec pour la veriticalion du calcnl oeui rajons de lum.ere solaire; rinferieur est refleclii par I'eau ,«. oceupe ,e fond de,a M,e; ,e sup^rieur arrive dirLTelen au co,e „pp„,,. L-appareil es. dispose de maniere a ce oae e r yon d.rec. e. le rayon reilechi se reneon.ren. sur le m*! Poinl a I'lnslanl du midi vrai. Mr flu^our fait leclure d'on meraoire sur le weme suiel la lut """"" "'*' "" '*' »"""«'■•»"" "- «•<"•'<■» P« — 192 — Chimie — Technologie. Mr. Bischoff fait une lecture sur une nouvelle analyse des eaux meres de Bex, deja analysees en 1841 par Mr. Morin wichtigsten Momente am der Geschichle der schweizerischen nalurforschenden Gesell- schaft. Zurich t848.« Seile 7 und 8. Ueber H. Boissier, A. De Luc and Th. De Saussure findea sich Nekrologe in Mem. de la soc. de phys. de Geneve. Tom. 11. part. 2de. Seife 85. 1834. pag. 23. Annonce d'un des principaux resullats des recherches de Mr. Venetz sur I'etat actuel et passe des glaciers du Valais, Vorgelesen von Charpentier. (Vgl. dazu Frobels und Heers Miltheiluugen Zijrich etc. 183 .) Einige kleine Aenderungen und Zusalze aus dem Jabresberichte von SchafT- hausen (1847), der beim Drucke obiger Scbrift noch nicht voll- endet war, betreffend daselbst gehallene Vorlrage (zu S. 83 Chemie ; S. 95 Medicin ; S. 104 Bolanik) konnen aus diesera selbst hergenommen werden. S. 113, unten , jetzt dahin zu berichtigen , dass die dem Beitrage der Gesellschaft von 3000 Schw. Fr. entsprechende Zahl Exemplare der trigonometrischen Karte der Schweiz wirk- licb an die Gesellschaft von dem eidgenossischen Kriegsralh ab- geliefert wird. (Verhandl. Sololh. 1848. S. 18.) S. 125. Blanc, Jos., Examen de I'apologie des Iravaux du glacier du Gietroz. Lausanne 1825. S. 136. Von den »Neuen Denkschriftenw ist der 10. Bd. 18i9 erschienen und mil demselben diese ersle Folge (Serie) abgeschlossen. S. 130, oben, 1. Physik, stall: Physiologie. — 200 — N a cli 1 1* a §:. Herr J. Curti in Lugano hat fur den Kanlon Tessin die Correspondenz iibernomraen. '# '>^';s^ fry ■ <=-■■•/ ;:-h;^* 0.f'^ VERHANDLUNGEN DER SCBWEIZERISCHEW BEI IHRER 35''- VERSAMMLUNG A A M A U 9 SAMMT DEB m\m BITGIIEDER-VERZEICHNISSI fur i860 -61. CI COMPTE RENDU DE LA SOCIiTE HElViTiPE SCIENCES NATl'REllES BEUNIE CV QJXdCIXjCCW le 6. 6. 7. Aotit i860. r^rente cmaumiie b^e^iio-n. --6^a««©4«H»-o- rlPl* IlVlPRIMERIE DE J. J. ChRISTEN. VERHANDLUNGEN DER SCHWEIZIRISCHEN MTmORSCHMl GESEllSCHAFT IHRER VERSAMMLUNG IN AARAU 6. 6. 7. August 1850. ^S^ ^ ly&rk(/veiz erischen Gesellschaft fur erofFnet. — 25 Sitzung des vorberathenden Comite's am 5. August im Grossrathsgebaiude. Anwesend sind die Herren Frey-Herose, Prasident, von Aarau. Dr. Bolley, Vizeprasident, „ Oberst Fischer, von Schaffhausen. Dr. Kappeler, von Frauenfeld. Professor Schinz, von Zurich. Oberst Pestalozzi, „ Siegfried , „ Ziegler-Pellis, von Winterthur. Dr. Wild, von St, Gallen. Schnyder v. Wartensee, von Luzern. Professor P. Merian, von Basel. Apotheker Pfluger, von Solothurn. Professor Studer, von Bern. Lardy Forstmeister, von Lausanne. Der Jahresvorstand erstattet Bericht iiber die fiir die Gesellschaft eingegangenen Geschenke und Zuschriften, iiber das Rechmingswesen, die topograhische Aufnahme der Schweiz, iiber die Herausgabe der Denkschriften, den Ziistand der Bibliothek, die Preisaufgabe einer popularen Naturgeschichte. Die Versammlung bereitet alle auf diese Fragen beziiglichen Vorschlage fiir die allgemeine Sitzung vor, so wie auch die- jenigen iiber Eintheilung der Sektionen und den Vereinigungs- ort fur 1851. 26 II. Allgemeine Sitziingen im Grossrathssaale. A. ProtokoU der allgemeinen Sitzung vom 6. August, 1. Der Prasident, Herr Frey-Herose, erofFnet die Ver- sammlung mit einer Rede, die zuerst das ewige innere Fort- schreiten der Natur, das noch schnellere des Geistes, der Wissenchaften hervorhebt, und sodann auf den Zusammen- hang der verschiedenen Zweige hinweist , die in bestandiger Wechselwirkung sich gegenseitig den Weg zura Ziele bah- nen. Auf dem speciellen Gebiete der Chemie zeigt sie diesen Zusammenhang in grossern Umrissen, indem sie nach iiber- sichtlicher Darstellung der neuern Leistungen der organischen Chemie das Verhaltniss derselben zur Thier- und Pflanzen- physiologie entwickelt; sie schliesst damit, dass in den ge- wonnenen Resultaten selbst die machtigste AufForderung zu weiterm Fortschritt liege. 2. Die Geschenke an die Gesellschaft werden unter Ver- dankung angenommen und in die Bibliothek deponirt. (S. Beil.) 3. Es werden zugewiesen a) der zoologischen Sektion: der Bericht des Herrn Bremi uber die schweizerische Insektenfauna. b) der medicinischen Section: eineAufforderung der schwei- zerischen gemeinniitzigen Gesellschaft betreffend das Ir- renwesen und der Bericht des Herrn Mej^er - Ahrens iiber den Gretinismus. (Siehe Beilage.) c) der botanischen Section : die ZuSchrift des Herrn Thur- inann nebst seinem Geschenk. 4. Herr Leopold v. Buch halt einen Vortrag iiber einige Riesenthiere der Vorwelt, namentlich iiber die in Neuseeland aufgefundene Dinornis und einige verwandte Vogelgenera. (Siehe Beilage.) 5. Die Jahresrechnung der Gesellschaft wird unter Ver- dankung an den Rechnungssteller genehmigt. (Siehe Beilage.) 27 6. Der ubliche Credit von Franken 1000 an die Denk- schriftenkommission , ebenso der gewohnliche Credit voti Franken 200 fur die Bibliothek , sowie ein ausserordentli- Cher von Franken 100 fiir die Completirung unvollstandiger Werke wird bewilligt. 7. Bezuglich der topographischen Karte wird der Antrag des vorberathenden Comite von den dreissig der Gesellschaft zukommenden Exemplaren, je eines dem Archiv jeder der bestehenden Kantonalgesellschaften, eins dem Bibliothekar, und eins dem Quastor der Gesellschaft, als Anerkennung ihrer Verdienste zu verabreichen, die iibrigen aber in die Biblio- thek der Gesellschaft zu deponiren, angenommen. 8. Der Antrag des Herrn Apotheker Pfluger von Solo- thurn, der hohen Regierung des Kantons Aargau, sowie dem Stadtmagistrat von Aarau durch eine Deputation von zwei Mitgliedern den Dank der Gesellschaft auszusprechen, wird genehmigt, imd der Antragsteller mit Herrn Ziegler-Pellis von Winterthur dazu aufgefordert. 9. Herr Professor Schonbein halt einen Vortrag iiber den Einfluss des Sonnenlichtes auf die chemische Wirkung des Saiierstoffs; er weist die oxydirenden Wirkungen des beleuchteten Sauerstoffs namentlich auf Schwefelbley nach, und zeigt deren Anwendung auf Photographie. (Siehe Beilage.) 10. Herr Professor Brunner, Sohn, von Bern, durch die- sen Vortrag veranlasst, fordert die Gesellschaft auf, sogleich Versuche iiber die chemische Wirkung der verschiedenen " Strahlen des Spectrums vorzunehmen, und es wird beschlos- sen, dieselbe wo m#gHch morgen, vermittelst eines Helio- stats und eines Prismas oder auch nur mit farbigen Glasern anzustellen. 11. Herr Professor Mollinger zeigt und erklart ein Instrument, um grosse Kreise zu construiren, wenn der Durchmesser die disponible Ebene ubertriflft. (Siehe Beilage.) 12. Die hohe Regierung des Kantons Aargau zeigt durch Zuschrift an, dass sie die Herren Landammann Wieland und R.R. Schaufelbiihl als Abgeordnete an die Versammlung er- nannt habe. 28 13. Eine Zuschrift des Herrn I_/aharpe von Lausanne wird an die zoologische Section, eine Sammlung von Same- reyen aus Westguinea des Herrn Pfarrer Bossard an die bptanische, und eine Himmelskarte von Herrn Hauptmann Michaelis an die ph5rsicalische Section gewiesen. 14. Es werden folgende Sectionen gebildet : 1. Chemie, Ph5rsik, Technologic. 2. Medicin. 3. Geologie und Mineralogie. 4. Zoologie und Botanik. 15. Auf Antrag des vorberathenden Comite's wird be- schlossen, die Frage liber Bearbeitung einer popularen Na- turgeschichte fallen zu lassen. 16. Der Nekrolog des Herrn Professor Trechsel von Bern wird verlesen, die iibrigen Nekrologe dem Jahresbe- richte zugewiesen. B. Protokoll der allgemeinen Sitzung vom 7. August. 1. Das Protokoll der Sitzung vom 5. wird verlesen und genehmigt. 2. Das Generalsekretariat ( Centralkomite) in Zurich wird seiner gegenwartigen Zusammensetzung nach bestatigt. 3. Ziim Versammlungsort fiir das Jahr 1851 wird auf Vorschlag des vorberathenden Comite's Glarus und zum Prasidenten der Gesellschaft auf Antrag des Herrn Ziegler- Pellis, Herrn Dr. J. J. Jenni in Enneda bestimmt. 4. Herr Professor Mousson halt einen Vortrag iiber eine, durch den anwesenden Herrn Dr. Whewell aus Cam- bridge entdeckte Erscheinung aus dem Gebiete der Licht- interferenzen. Diesel be besteht in farbigen quer durch das Gesichtsfeld laufenden Streifen, welche das Bild eines Lich- tes zeigt, wenn es in einem behauchten Spiegel aufgefangen wird. Die Gesetze dieses Phanomens werden entwickelt. Herr Dr. Whewell selbst fiigt einige Notizen bei. 5. Der President zeigt an, dass in Zukunft alle Jahre ein neues Mitgliederverzeichniss gedruckt werden soil. Er 29 legt sodann noch mehrere Geschenke (siehe Beilage) und An- zeigen vor, namentlich diejenige eines in Genf iinter der Redaktion des Herrii G. Mortillet neu erscheinenden natur- wissenschaftlichen Journals : leS Alpes; ferner einen Brief von Herrn Quiquerez aus Bern, 3er eine Denhschrift iiber die geologischen Thatsachen des Berner Juras begleitet. Die Bildung einer naturforschenden Gesellschaft im Kan- ton Uri wird angezeigt. 6. Zii neuen Mitgliedern der Gesellschaft werden auf- genommen : (siehe das neue Mitgliederverzeichniss.) 7. Es werden die Sektionsberichte abgestattet durch : Herrn Professor von Fellenberg iiber die Arbeiten der che- misch-physikalischen Section und Herrn Dr. Volger iiber diejenigen der geologischen. Nachdem beide bestens ver- dankt liest Herr Dr. Menzel das Protokoll der zoologisch- botanischen Sektion, welche folgende Antrage bringt : a) Es solle unterLeitung des Herrn Dr. Nageliein schweize- risches Herbarium angelegt werden. Auf Vorschlag des Herrn Dr. Wieland wird derselbe zur Ausfiihrung ein- geleitet, indem ein zu Beitragen aufforderndes Circular an die schweizerischen Botaniker beschlossen wird, b) Es mochten alle schweizerischen Entomologen aufge- fordert werden, an Herrn Bremi Materialien zu einer schweizerischen Entomostatik einzusenden. Wird zum Beschluss erhoben. c) Einen Antrag betrefiFend die Wiederaufnahme der Preis- aufgabe einer Naturgeschichte fiir Volksschulen. Unter- stiizt durch die Herren Seminardirektor Wehrli und Professor Schinz wird dieser Vorschlag vom Prasidium theils widerlegt, theils erlautert und endlich beschlossen : es sei die Frage an die Naturforschende Gesellschaft in Zurich zu weisen , damit sie unter Zuzug von Pa- dagogen die vorhandenen Lehrmittel priife und sodann 1851 hieriiber Bericht und Antrage bringe. Nachdem der Rai)port dieser Section ebenfalls verdankt, verliest Herr Dr. Bertschingcr das Protokoll der medicini- schen Section, welches ebenfalls zwei Antrage bringt : 30 a) Wegen vielseitiger Beschaftigung des Herrn Dr. Meyer- Ahrens mochte die Kretinenangelegenheit dem Herrn Dr. Hans Locher iibertragen werden. b) Die Gesellschaft mochte die zur Bildung einer irren- arztlichen Section nothigen Kosten bewilligen. Beide Antrage werden zum Beschluss erhoben. 8. Nachdem das Protokoll dieser Sitzung noch verlesen, fordert Herr Schnyder v. Wartensee in launigen Worten die Gesellschaft auf, sie moge an Herrn Fre5r-Herose ihren Dank aussprechen. Dies geschieht durch Ahklamation, wo- raiif Herr Prasident von den Anwesenden Abschied nehmend die Sitzung schliest. III. Beilagen zu den Protokoll en der all- gemeinen Sitziingen. Beilage I. Verzeichniss der in Aarau fIXr die Bibliothek ein- gegangenen Geschetike. Dr. Fury, Tableau des reformes pour infirmite du canton de Neuchatel. J. Naegeli, Erziehung der Kinder. Dr. E. Miiller, das Bandwurmmittel Kousso. J. Thurmann, Observations des phenomenes periodiques dans le Jura bernois. J. Thurmann, Essai de Ph3''tostatique applique au Jura, 2 Vol Dr. Papon, der Weinbau in Graubiinden. M. Sandmeier, Naturkundlicher Anschauungsunterricht. F. J. Pietet, Description d'un veau monstrueux. F. J. Pietet, Description de quelques poissons fossiles duLiban. Jablonowskische Gesellschaft zu Leipzig, das Quadergebirge in Sachsen von Geinitz. 31 Dr. V. Fellenberg, Analyse der SchwefeKvasser des Gurnieel bades. ^ . Dr. A. Braun, Betrachtung liber die Verjungung in der Natur. Michaelis, Proben von verbesserter Gebirgszeichnung. Mortillett, Les premiers N^" du journal „les Alpes". Ziegler-Pellis, Thonabguss der Lintheschermedaille. Beilage 2. Auszuff aus der XXII. Rechnung Uber das Vermdyen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft im Jahr 1849. Einnahmen. A. Geschenk der Regierung von Frauenfeld . L. 4-12. 50 B. Aufnahmsgebiihren 138 10 C. Jahresbeifage .■;.■; " ,g^,; ^^ u. Verachiedenes 9 7c E. Aktivsaldo vom 31. Dec. 1848 .... " 816 1 Total L. 3215. 56 A II s g a b e n. A. Jahresversammlung in Frauenfeld . L ^'^'^ S7i/ B. Bibliothek • . i-. 55^. 87i/2 C. Denkschriften .... • • » - — iJ. Lommissionen . . E. Portis ... " ^' ^ P -rr , . , » 20. 63 1*. Verschiedenes ....... Aktivsaldo am 31. Dec. 1849 .* .* .' .* .* ^ ^^^[ ,ly^ rio. r Total L. 3215. 56 31 D.. ^;;;""'^T""""^"" ^'' OeseHschaft belief sich a,n 31. Dec. 1849 auf L. 1721. 13 bestehend aus 1) dem Aktivsaldo der Centralcasse (s. oben) L. 386. 63 2 der Baarschaft der Denkschriftenkasse . . „ 846.45 ^ " " ^^^^ Bibliothekar . . . . „ 488. 5 Total L. 1721. 13 \ 32 Die von Herrn Quaestor Siegfried aiisgestellte General- rechnung wurde von den Herren Prof. P. Merian, Apothe- l;er Pfluger und Prof. Studer gepriift und in Aarau mit be- stem Dank gegen den Herrn Piechnungssteller auf Vorschlag des vorberathenden Comite's von der allgemeinen Versamm- lung gutgeheissen. Beilage 3. Bericht iXber die Bibliothek. Der neue Katolog der Ihnen nun endlich vorgelegt wer- den kann und der nachstens an die Correspondenten der Kan- tonalgesellschaften versendet werden wird, ist wohl der beste BeWeis iFiir den guten Fortgang, dessen sich die Bibliothek immerwahrend zu erfreuen hat. Auch im lezten Jahr sind die Geschenke reichlich geflossen. Der Tauschverkehr geht wieder seinen regelmasigen Gang und mit drei Gesellschaf- ten, einer italienischen und zwei amerikanischen, ist derselbe neu eingeleitet worden. Sie werden sich erinnern , dass ich das lezte Jahr zur Schonung der Kasse um keinen Kredit fiir Erganzung unvoll- standiger Werke eingekommen bin; jezt sind abier der Lii- cken so viele, dass ich Sie ersuchen muss, zu diesem Zwecke wieder etwa Frank. 100 bewilligen zu wollen. Nehmen Sie es nicht libel, meine Herren, wenn ich Thneii unsere junge Bibliothek, in Beriicksichtigung des Spruches: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so Werdet Ihr findenj klopfet an, so wird euch aufgethan", immer und immer wie- der angelegentlich empfehle. Bern, den 2. August 1850. Der Bibliothekar der schweizerischen naturforschenden Geselischaft : Chr. Christener. 33 Beilage 4. Bericht des Hefrn Br, Mayer^Ahrens iXber die Cretinenangelegenheit. Dcr Prasident der ziir Leitung der Cretinenangelegenheit niedergesetzten Commission an die Schweizerische Natiirforschende GescUschaft. Herr Prasident! Hochgeehrte HerrenI Wie der Unterzeichnete in seinem vorjalirigen an Sie gerichteten Schreiben zu bemerken die Ehre hatte, waren zur Zeit der lezten Versammhing der schweizerischen natur- forschenden Gesellschaft auf die neuen im Jahre 1848 erlas- senen Aufforderungen bin Materialien aus den Kantonen Luzern, Solothurn, Freiburg und Waadt eingegangen. Riick- standig waren noch die Materialien aus den Kantonen Bern, Zug, Schaffhausen, Appenzell, St. Gallen, Aargau, Tessin, Wallis, Neuenburg und Genf. Neue Schritte, die der Unter- zeichnete zu thun sich verpflichtet fuhlte, hatten zur Folge, dass von der Sanitats-Commission des Kantons St. Gallen ein sorgfaltiger Generalbericht iiber die Verbreitung des Crelinismus in jenem Kantone eingesendet wurde und die Direktion des Innern des Kantons Neuenburg die Mitthei- lung inachte, dass sie der von Herrn Dr. Borel in Neuen- burg privatim eingesendeten Tabelle, die der Unterzeichnete in seinem in Haser's Archiv niedergelegten Berichte abdru- cken liess, nichts weiter beizufiigen habe. Alle Schritte, die der Unterzeichnete that um auf priva- tem Wege aus dem Kanton Wallis Materialien zu erhalten, blieben erfolglos und die deshalb an einen dortigen Arzt und einen dortigen Geistlichen wiederholt gerichteten Briefe blie- ben unbeantwortet. Auch Herr Regierungsrath Schneider in Bern hat die im Kanton Bern gesammelten Materialiert 3 34 noch nicht eingesendet , ungeachtet ihm nach seinem Verlan- een das Versprechen gegeben worden war, dass ihm diesel- ben nach davon gemachtem Gebrauche wieder xugestellt werden sollen. So liegen denti gegenwartig zur Benutzung bereit Mate- terialien aus den Kantonea Luzern, Freiburg, Solothurn, St. Gallen und Waadt, wahrend hingegen die Materialien aus den Kantonen Bern, Schwyz, Zug, Schaffhausen, Appenzell, Aargau, Tessin, Wallisj, Genf noch fehlen. Der Unterzeichnete glaubte, dass es, abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, das die Veroifentlichung der noch nicht benuzten Materialien bieten kann , gegeniiber den Behorden und Privaten, welche die Giite gehabt haben, der Gesellschaft derartige Mittheilungen zu machen und au£ de- ren Sammeln Zeit, Miihe und Kosten verwendet hatten, Pflicht sei, diese Materialien nicht mehr langer brach liegen zu las- sen. Da es ihm aber wegen mannigfaltiger anderweitiger wissenschaftlicher sowohl als amtlicher Beschaftigungen un- moglich gewesen ware, diese miihevolle imd sehi* zeitraubende Arbeit auch noch selbst zu xibernehmen, ohne deren Beendi- gung in zu weite Feme stellen, so hat er einen jungen Arzt und Gelehrten in Zurich, den Herrn Doktor Hans Locher ersucht, dieselbe zu iibernehmen, und Herr Dr. Locher hatte die Gefalligkeit, seinem Ansuchen zu entsprechen. Es ware jedoch, Herr Prasident, Hochgeachtete Herren ! Herrn Dr. Locher unmoglich gewesen, schon auf die gegenwartige Ver- sammlung einen solchen Bericht auszuarbeiten ; ein solcher wird Ihnen dagegen unfehlbar im Jahre 1851 vorgelegt wer- den. Hoffen wir, dass wir bis dahin auch aus den iibrigen Kantonen die gewunschten Mittheilungen erhalten werden. Der Unterzeichnete lebt der angenehmen Hoffnung, dass Ihnen die von ihm getroffene Anordnung in Betreff der Be- rifehterstattung uber die neueingegangenen Materialien ge- nehm sein werde ; da es jedoch sowohl im Interesse der Gesellschaft als des Verfassers des Berichtes selbst, wie auch der Wissenschaft liegt, dass derselbe auf zwecKmassige Weise bffentlich mitgetheilt werde, so hat der Unterzeichnete den 35 durch seine Schriftiiber den Cretinismus und andeiweitipe li- te-rarisclie Arbeiten riihmlichst bekannten Herrn Dr. und Ober- amtsarzt Rosch zuUrach ersucht, den Bericht des Herrn Locher in die von ihm und dem Herrn Dr. Kreis, Hausarzt der Heilan- staltMariaberg, ^um Besten und aufKosten dieser letzteren An- stalt herausgeoebene Zeitschrift: „Beobachtungen iiber den Cretinismus" aufzunehmen, welchem Ansuchen Herrn Dr. Rosch hereits zum Voraus gutigst entsprochen hat. Der Unterzexchnete ist iiberzeugt, dass auch diese Anordnung Ihnen genehm sein werde, da der Bericht wohl auf keine zweckdienlichere Weise z„r Kenntniss desjenigen Theiles des wissenschaftlichen Publikums, der sich fiir den Cretinis- mus mteressirt, gebracht werden konnte, als auf diesem Weoe zumal, da Hasers Archiv, in welchem der Bericht des Unte^r- zeichneten enthalten war, zu erscheinen aufgehiirt hat. Mit besonderer Hochachtung Dr. Meyer-Ahrens. Zurich, den 3. Juli 1850. Beilage 5. Vorerag des Herrn Leopold von Buck: Ueber einige Riesenthiere der Vorwclt. ^ Es hat eine Zeit auf der Erdflache gegeben ehe Menschen lebten i„ welcher iiberall Thiere diese Oberflache bewohn- ten, die zwar den gegenwartigen ahnlich, allein urn Vieles grosser waren, so wie wir sie jezt nie wieder sehen, Diese Zeit ist gleich nach der Periode erschienen, die man die Periode der Tertiair- Formation zu nennen gewohnt ist. In dieser Zeit haben sich die Continente aus dem Grunde des Meeres hervorgehoben ; nicht bloss Bergketten, wie in alteren Perioden ; auch Ebenen und weite und grosse Flachen erschie- nen ,ind Fliisse waren gencithigt lange uber diese Flachen ^u laufen, ehe sie wieder das Meer erreichen konnten. Das hat eme machtige Wirkung auf Entstehung und Verbreitung 36 der organischen Welt gehabt. Alles Lebende zerspaltete sich nun, bei viel zusammengesezteren und zusa^lmen^vi^kenden Lebensbedingungen, und bei der Ausbreitung iiber viel grdssere Raume zu einer unendlichen Menge verschiedenartiger For- men; es individualisirten sich ganze Klassen die bisher auf die wundeibarste Art in einer einzigen Form vereinigt ge- lebt hatten. Dass diese Veranderung , Zerspaltung des Lebens nicht auf einmal und plotzlich geschehen sei, liegt in der Natur der Sache, welehe nothwendig eine Reihenfolge in dem Er- scheinen der Thiere verlangt. Denn Liiwen und Tiger wer- den dort weder leben, noch erschaiFen werden, wo nicht schon andere Thiere ihnen, die ihnen zukommende Nahrung und dies in reichlichem Maass , vorfiihren. Daher hat man schon lange sehr richtig bemerkt, dass die Arche Noa wohl schwer- lich die reissenden Thiere ernahrt habe, die sogleich auf pflanzenfressende gefallen und sie ganzlich zerstdrt ha- ben wiirden. Zwar hat man darauf geantwortet , dass wenn auch Tiger und Lowen Schaafe und Rehe gefressen haben mogen so waren diese wahrscheinlich von ihnen, mirakel- weis nicht verdaut worden, sondern lebendig und unversehrt xum weiteren Gebrauch wieder hervorgekommen. Diese Wahrscheinlichkeit will aber doch Wenigen einleuchten. Man wird immer eher glauben, reissende Thiere wiirden je- derzeit das Dasein pflanzenfressender Geschopfe voraussetzen die sie nicht bloss fressen, sondern auch verdauen. Daher wei^den sie auf der Erde erst lange nach diesen erschienen sein. Auch meint der ehrwiirdige bischofgleiche Probst von Westminster , Buckland, es sei die spatere Erschaffung der reissenden Thiere auf das Neue ein Beweis der wohlthatigen Absicht der Vorsehung, die bei der granzenlosen Vermeh- rung von Thieren, die sich von Fflanzen ernahren, ihnen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts , die zahnekraftigen reissenden Bestien entgegengeschikt habe, sie wieder diinne zu fressen. In der That ein etwas despotisches Mittel, in dem man nicht sogleich die gottliche Wohlthat erkennen wiirde. Es ist wirklicli das Fleischfressen nur ein hoheres Aufstei- 37 gen zur Individualitat, daher ein Fortschritt in der Natur. Es ist jezt namlich ziemlich erwiesen, dass ein Thierleben ohne Pflanzen gar nicht moglich ist. Diese Pflanzen miissen den Thieren erst die Stoffe darbieten, welche zu ihrer Ernahrung dienlich sind, und wenn Fleischfresser riicksichtslos Wiesen und Blatter und Friichte zertreten, iim zwischen ihnen ein schuldloses Thier hervorzuholen, das sie zerreissen, so ge- schieht es nur allein, weil dieses pflanzenfressende Geschopf ihnen das Ernahrende aus den Pflanzen gleichsam schon vor- gekaut und bearbeitet hat. Die Pflanzenfresser sind nur die Trabanten und Zutrager der hoher stehenden Fleischfresser. Wenn daher Carnivoren iiber andere ihres Gleichen herfal- len, so mogen sie auch wohl aiisnahmsweise solche Thiere zerreissen und fressen, allein ganz ohne Nutzen. Sie werden dadurch nicht ernahrt, und wollten sie ein solches widerna- tiirliches Treiben einige Zeit lang fortsetzen, so wurden sie sicherlich sehr bald an der Auszehrung sterben. So geht es auch den Menschen ; und aus dieser Ursache entspringt der natiirliche Widerwille gegen das Verspeisen von Carnivoren. Ein Mensch zwischen getodteten Tigern wtirde eher Hunger's sterben, ehe er solches widerwartiges Tigerfleisch, und konnte er es auch braten und rosten, anriihren sollte; und ware es moglich, dass der Hunger zu solcher Ernahrung treiben kbnnte, so wiirde hierdurch das Leben doch nur auf sehr kurze Zeit erhalten werden. Die Erfahrung, vielfaltige Beobachtungen in den weit- verbreiteten Friedhofen der Natur, in welchen die Gerippe vorweltlicher Thiere aufbewahrt iiegen, haben uns gelehrt, dass im freien Naturstande und da, wo wilde Bestien ganz fehlen, oder doch nur sparsam gelebt haben, die Pflanzenfresser sich unglaublich in Arten, in neue Geschlechter zertheilen, und zu erschrecUender Grdsse und Ausdehnung anwachsen, nicht aber an Geist, denn ohne Ausnahme sind die Fleischfresser iiberall um Vieles geistreicher als die Pflanzenthiere. In Asien wie in Europa, die seit ;der Tertiairzeit wohl nie ausser Zusammenhang gewesen sind, haben sich von den Ufern des grossen sudlichen Oceans bis zum atlantischen 38 Meere grosse Pachydermen, Elephanten, Mastodonten, Rhi- noceros in solcher Menge verbreitet, in Waldern imd Mo- rasten, dass man wohl vermuthen muss, sie haben lange Zeit keine Feinde gefunden, die wesentlich auf ihre Zerstdrung und Aiisrottung hatten einwirken kdnnen. Dass sie aber in England wie in Deiitschland, im hdchsten Norden von Sibi- rien wie in Nordamerika wirldich gelebt haben, und nicht von tropischen Gegenden in Ivaltere Landstriche hingefiihrt worden sind, ist jezt vollig erwiesen, durch die Ueberreste von Tannen- und Fichtenspitzen zwischen den Hohlungen der Zahne und sogar audi im Magen der wenig veranderten Thiere ; eine Nahrung die sie wohl in hoheren nicht in nie- deren Breiten finden konnen. InSiidamerika dagegen erschei- nen Faulthiere und Panzerthiere , das ungeheure Myto- don imd Megatherium, Thiere die kaum eines erfolgreichen Widerstands fahig sind, von Baumen und Wurzeln ab- hangig leben, und nur niiihsam sich auf dem Boden bewegen. Ihre Zertheilung in Arten, die nur hier sich finden, ist von der grosten Mannigfaltigkeit, und viele davon erhal- ten sich auch noch jezt lebend, wenn gleich auch nicht an- nahernd von der Grosse wie sie ehemals lebten, wahrschein- lich ehe Onzen, Jaguare und Menschen erschienen, und sie auf ihrem AusLildungswege wieder zuriickwarfen. Neu- Holland, ganz von anderen Landern getrennt, wird den Beutelthieren, den Marsupialien ein Entwicklungsparadies ; es entstehen immer neue Arten, und die alteren werden, wie gewohnlich, riesenmassig vorgrossert. Aber auch hier tritt ihnen der Mensch entgegen. Mit seiner Erscheinung ver- sehwindet die Entwickelung zum Colossalen, und die Beutel- ratte, das ehemals furchtbare Kanguru schrumpft zn einem kleinen Hausthier zusammen. Nichts aber ist erstaunungswiirdiger , als was uns aus dem kleinen Continent Neu-Seeland vorgefiihrt worden. Was soil man von einem Vogel denken, der hdher ist, als die hdch- sten Sale eines gewohnlichen Hauses, der ein ganzes Stock- werk hoch auch nicht eine Spur von Fliigeln besitzt, der auf drei Zehen geht, ^denen nie ein Vierter zur Unterstiitzimg 89 und schnellem Lauf behiilflich ist, dem dieser Mangel durch keine Schwimmhaut zwischen den Zehen ersetzt ist, der vorn einen Schnabel tragt, dessen Halften wie Scbiffsboote oder wie gehdhlte und geglattete Baumstamme aufeinanderliegen und dessen Hinterkopf durch die Zusammenfiigung seiner Theile eher an einen Crocodilkopf als an den Schadel eines Vogels erinnert!! Ein Vogel der nicht singen kann, nicht fliegen, nicht schwimmen, und schwerfallig und miihsam geht, und ein Eidechsengehirn tragt, und doch zu einer so erstau- nungswiirdigen Grosse anwachsen kann ! Der beriihmte Ana- tom Richard Owen in London hat im Hunter'schen Museum einen solchen Vogel aufgestellt, und einen Strauss an der Seite, der neben ihm steht wie ein Kind neben seinem Vater. Die- ser Vogel hat aber nicht einsam auf der Insel gelebt, viele sehr viele Arten sogar Geschlechter sind nach derselben Grundform gebaut, und wenn auch nicht immer gleich gross, ja oft nur in Entengrosse, so finden sich ihre Reste so haufig, in ganzen Schichten, dass es ofFenbar ist, dass vor Ankunft des Menschen , vor dem alles flieht und versinkt und verschwindet , was ihm nicht unterthan sein will, ganz Neuseeland nur als ein Vogelhaus angesehen werden kann. Von Saugthieren hat man bisher in diesem Lande auch noch nicht eines entdecken konnen , daher auch kein die Vogel zerstorendes Raubthier ausser dem Menschen. Die Entdeckung dieser ausserordentlichen Erscheinung ist nicht alt, doch ist sie sogleich auf eine hochst iiberra- schende Weise bis in die grossten Einzelheiten verfolgt worden, eine glanzende Erforschung der wenige ahnliche an die Seite zu setzen sind, und deren kurze Entwikelung um so mehr auch hier einige Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, da die Nachrichten dariiber, so viel ich weiss, bisher nur auf sehr unvoUkommene und auf sehr unzuverlassige Art ihren Platz in deutschen Blattern gefunden haben. Vor zehn Jahren (1839) kam ein Herr Rute zu Owen, und brachte ihm das Bruchstiick eines Knochens, eines Femur, das nach der Meinung der Eingebornen von Neu-Seeland einem, jezt voUig untergegangenen Vogel gehore. Er hatte 40 iiber dieses Knochenstiick schon viele Londoner Naturforscher befragt; alle waren der Meinung, der Knochen konne nur einem Ochsen gehiirt haben. Owen unterwarf das Bruch- stiick einer genauen und griindlichen Untersuchung, und, sagt Gideon-Mantell der beriihmte Zoolog, ware ich aufge- fordert aus den vielen, wichtigen Entdeckungen in der Pa- laontogie, das aufFallendste und siegreichste Beispiel einer scharfsinnigen Anwendung der vom unvergesslichen Guvier aufgestellten Gesetze der Correlation der Theile in organi- schen Korpern zu bestimmen, ich wiirde ohne Bedenken Owens Erlaiiterung dieses Knochenfragments nennen , ein glanzendes Beispiel der gliicklichen Vorhersagung eines, durch tiefe ausgebreitete wissenschaftliche Kenntnisse geleiteten Genies. Owen iibergab am 12. November 1839 das Ergebniss seiner Forschungen, der zoologischen Gesellschaft in London. Mit der grosten Bestimmtheit erklart er das Knochenbruch- stiick fiir einen Theil eines riesenmassigen, dem Straussen- geschlecht nahe verwandten Vogels. Alle, welche Verbindun- gen in Neu-Seeland batten, wurden nun von ihm aufgefordert, ihre Freunde und Bekannte jenseits des Meeres anzutreiben, nach grosseren und bestimmteren Resten dieses Vogels zu suchen. — Die AuiForderung war nicht vergebens. — Schon am 28. Februar 1842 sandte der Missionar Wilhelm Wil- liams dem Probst von Westminster einen Bericht mit einer grossen Kiste von Knochen. — Es sind nun schon drei Jahre, sagte er, dass bei einer Reise an der Kiiste siidlich vom Ostcap, die Eingebornen mir viel von einem in den Bergen lebenden Ungeheuer erzahl- ten, dessen Knochen in Menge im Bette der Bache gefimden wurden. Durch das Versprechen einer Belohnung erhielt ich bald eine §rosse Menge dieser Knochen, und erkannte so- gleich, dass sie einem grossen riesenmassigen Vogel gehd- ren miissen. Ich iiberzeugte mich durch die Art des Vor- kommens dieser Reste, nur in Bachen, nicht in Erdschichten, dass die Vogel nur seit kurzer Zeit ausgestorben seyn konn- ten, dass sie aber, wahrend des Lebens, in grosser Zahl die Insel bewohnt haben miissen, denn man hatte mir wohl dreis- 41 sig Thiere, von sehr verschiedener Grosse, daher auch wohl von verschiedenem Alter gebracht, und nach der Lange des Tibia, von mehr als zwei Fuss, muss der Vogel eine Hohe von vierzehn bis sechszehn Fuss gehabt haben. — Ich glaube^ fahrt Herr Williams fort, Ihnen noch berichten zu miissen, wie vor wenigen Tagen ein Amerikaner mir erzahlte, diese Vogel fanden sich noch lebend , in der Umgebung von Cloudy-Bay, auf der grossen Insel in der Cooksstrasse. Die Eingebornen batten einem englischen Wallfisch jager er- zahlt, am Abhang der Berge erscheine ein solcher Riesenvo- gel, aber nur des Nachts. Er begab sich mit einem andern Englander nach diesem Berge und wartete lange vergebens. Plotzlich sahen sie das Ungeheuer sechszehn Fuss iiber ihren Kopfen. Langsam wandte es sich wieder zuriick gegen die Berge, da es sich beobachtet sah. — Diese Williams'sche Sendung ward vom Dr. Buckland dem Herru Owen tibergeben. Es waren 47 verschiedene Knochen, welche jezt Herrn Owen zu der vortrefflichen Ab- handlung veranlassten, die er am 28. November 1843 der zoo- logischen Gesellschaft ubergab. Fast der ganze Vogel konnte nun wieder hergestellt, seine Eigenthiimlichkeiten untersucht werden, und nun ward er als Dinornis in unseren natur- historischen Lehrbiichern eingefiihrt. Seine drei Zehen ent- fernten ihn weit von den Straussen, die nur auf zwei Zehen laufen ; die Kiirze des Metatarsus vom Emeu, denn er ist nur halb so lang als die Tibia, dagegen bei diesem von gleicher Lange. Aber Herr Owen begniigte sich, diesen Knochen zufolge , nicht mat der Aufstellung einer ein- zigen Art, er bewies, dass hier wenigstens fiinf verschiedene Arten von Dinornis vereinigt seyn miissen. Immer noch fehlte der Kopf, und begierig sah man jeder Sendung von Neu-Seeland entgegen, um auch noch iiber diesen Haupttheil des Vogels belehrt werden zu konnen. Diese Erwartung ward endlich am 14. Dezember 1847 befriedigt. Herr Man tell erhielt an diesem Tage von sei- nem Sohne Walter Man tell aus Wellington an der Cooks- strasse, nicht weniger als achthundert verschiedene Knochen, 42 die mit grossem Fleisse in mehreren Theilen der Insel ge- sammelt waren. Dem Herrn Owen ubergeben, veranlassten siedie dritte, am 11. Januar 1848 der zoologischen Gesellschaft vorgetragene Abhandlung. Kopfe Waren nun auch zwischen dieser Knochenmenge vorhanden, tmd mit Erstaunen sahe Herr Owen nun, dass der Hintertheil dieser Kopfe nicht wie bei anderen Vogeln, sondern weit mehr wie bei Eidechsen und andern Pieptilien gebildet war. Wesentliche Untcrschiede in dieser Bildung verlangten nun wieder die Trennung nicht allein zu Arten, sondern sogar auch zu ganz andern Geschlech- tern. Es entstanden die neuen Geschlechter von Palapterix, Aptornis und Notornis. Was kann doch auf dieser Flache fiir ein Zauber ver- breitet sein, fragt Herr Owen, welcher diese fliigellosen Drei- zeher so machtig und so mannigfaltig entwikelt: Er kann nur in der Nahrung liegen , und daher nur in der Pflanzendecke der Oberflache. In der That hat das feuchte, nebelreiche und doch fast tropische Klima von Neu-Seeland Farnkrauter und Farnbaume in solcher Menge iiber die Insel verbreitet, dass andere Pflanzen unter ihnen kaum bemerkt werden. Graser konnen nirgends gedeihen. Die Farren treiben kraftige Wurzeln, die so viel Nahrungsstoff liefern, dass man schon oft von den Neu-Seelandern bemerkt hat, sie wurden, bei sol- chem Piiickhalt, nie haben in Hungersnoth gerathen konnen; und wenn sie Menschen gefressen haben, so hat der Hunger in ihnen diese liebenswiirdige Begier nicht erregt. Die Dreizeher scheinen aber recht eigentlich zu Wurzelgrabern gemacht. Dahin deutet die ganz ungewdhnliche Starke des Halses, die dem Schnabel eine schwerere Arbeit anzuweisen scheint, als bloss nur Saamen, Friichte oder Krauter zu picken, und die machtige Starke des so auffallend kleinen und dicken Metatarsus im Verhaltniss der librigen Glieder, ist wohl schwerlich bestimmt gewesen, nur allein den Korper zu tra- gen, sondern vielmehr auch noch den Boden aufzureissen und nach Wurzeln zu suchen. — Fiir Antilopen und Gazel- len ware dies nie eine Heimath geworden, daher auch nicht fiir Hyanen und Tiger. — 43 Nahere Nachrichten iiber die Art, wie diese Vogel sich finden , gibt ein Brief von Walter Mantell, an seinen Vater von Wellington am 18. Juni 1847. Er hatte sich nach der Westkiiste begeben, am Ausfluss des Waingongors, etvvas siidlich vom Egmontsberg einem hohen Vulkan, den Dr. Tief- f en bach bestiegen imd beschrieben hat. An der Miindung dieses Fliisses findet sich eine ganze Schicht von Knochen, unter vulkanischem Tuff von mehr als 50 Fuss Hohe. Ich liess tiefe Locher in dem Sande graben, in dem diese Kno- chen liegen, sagt Herr Mantell, und brachte von ihnen eine grosse Menge hervor, in sehr weichem und zerfallendem Zu- stande, so dass ich gendthigt war, sie zxim Trocknen umher zu verbreiten. Unglucklicherweise sahen dies die Einwohner, die in einer Festung auf der Hohe wohnten. In Masse stiirz- ten sie herab auf meine Knochen hin und aller Bitte, allerFiir- sprache ohnerachtet wurden sie alle zerstort und zu Pulver zerstampft. Jeder Knochen, den man hervorbrachte ward so- gleich von ihnen geraubt und zerchlagen und die Grabenden ge- waltsam verjagt. Ich beobachtete von F'erne diese Nieder- lage, sagt Herr Mantell, ohngefahr mit dem Gefiihle, welches ein alexandrinischer Philosoph mag gehabt haben, als er die Bibliothek brennen sah. Wunder genug, dass ich noch etwas behielt. Eyer fanden sich selten unter diesen Knochen, doch einige, deren Halften einen Hutkopf ausfiillten, wie ein Huh- nerey einen E5rerbecher. Wer mochte hier zweifeln, dass Vogel, in einem Lande in dem sie Alleinherrscher waren, im Verlaufe der Zeiten, aus einem gemeinschaftlichen Urkeim zu so vielen Arten zer- fallen imd zerspalten sind. Hatten sie durch Sprache sich mittheilen konnen, so ware diese Artenzertheilung nicht ent- standen. Denn nur die Sprache, die Mittheilung des Geistes fiihrt stets auf eine Grundform zuriick und verhindert die Menschen in verschiedene Arten auseinariderzugehen. Der Geist beherrscht den Trieb der Mannigfaltigkeit in der Natur. 44 Beilage 6. Ueber den Einfluss des Lichts auf die chemische Thd- tigkeit des Sauerstoffs. Von C. F. Schoenbein. Vermuthungen eigenthumlicher Art, die ich schon langst iiber den Ursprung der Wolkenelectricitat hege , liessen es fiir wahrscheinlich halten, dass be leuchteter Sauerstoff zum Oxydiren geneigter sei, als dies der dunUle ist, und dass jener in chemischer und voltascher Hinsicht den durch Elec- tricitat veranderten SauerstofF, nemlich das Ozon nachah- men werde. Von solchen hypothetischen Ansichten geleitet, musste ich darauf bedacht sein , durch entscheidende Versuche dar- zuthun, dass beleuchteter Sauerstoff wirklich Oxydationswir- kungen hervorbringe, welche der dunkle unter sonst gleichen Umstanden nicht z,u bewerkstelligen vermag, und da sich nicht erwarten lasst, dass seiche Oxydationen sehr augenfal- liger Art seyn werden, so erachtete ich es fiir angemessen zur Anstellung meiner Versuche gefarbte unorganische Substan- zen zu wahlen, welche bei ihrer Oxydation weiss werden. Zu diesem Behufe mussten sich mir manche Schwefelmetalle empfehlen, und weil das Schwefelblei eine sehr dunkle Ver- bindung dieser Art und das schwefelsaure Bleioxyd eine vollkommen weisse Substanz ist, so begann ich mit dem genannten Schwefelmetall die Reihe meiner Versuche. I. Schwefelblei. Um einer kleinen Menge dieses Schwefelmetalles eine moglichst grosse Oberflache zu geben, tauchte ich Streifen ungeleimten Druckpapiers in Wasser ein, das ein Hundertel Bleinitrates oder Bleizuckers gelost enthielt und brachte sie in trockenem Zustande unter eine Glasglocke, in welche vorher einiges Schwefelwasserstoffgas eingefiihrt worden war. Sobald das Papier eine merklich Starke braune Farbung angenommen hatte, wurde es zur Auf- bewahrung in dunkle Ptaume gebrafiht Streifen so zubereiteten Papiers schloss ich zur Halfte in lufthaltige und verdunkelte Gefasse ein und liess die an- 45 dere Halfte in die freie Luft ragen und von der Sonne be- scHeinen. Eine vierstiindige kraftige Jiini- oder Julibeson- nuug von 10 bis 2 Uhr reicht hin, um die braune Farbung des beleuchteten Theiles unseres Streifens in das voUkom- menste Weiss iiberzufiihren , d. h. alles darin enthaltene Schwefelblei in schwefelsaures Bleioxyd zu verwandeln. Es wird der Bemerhung nicht bediirfen, dass der in der Flasche eingeschlossene Papiertheil seine Farbung nicht verandert hatte. Dunnes ungeleimtes Postpapier im Ganzen schwach aber doch noch deutlich durch Schwefelblei gebraunt und 15 Mi- nuten lang dem Einfluss einer kraftigen Mittagssonne im Juni oder Juli ausgesetzt, erschien vollstandig gebleicht, Stellt man die beschriebenen Versuche in reinem Sauer- stoffgas anstatt in atmospharischer Luft an, so werden die gleichen Ergebnisse erhalten : der dunlile SauerstoiF wirkt nicht merldich ox5^dirend auf das Schwefelblei ein, wahrend der stark beleuchtete Sauerstoff dasselbe ziemlich rasch in Bleisulfat verwandelt. Nicht nur das unmittelbare, sondern auch das zerstreute Sonnenlicht wirkt in der angegebenen Weise auf das Schwe- felblei ein ; denn wird ein hiervon gebrauntes Papier theilweise in volliger Dunkelheit, theilweise in zerstreutem Lichte ge- halten, so nimmt man schon nach zwolf Stunden einen merk- lichen Unterschied zwischen der Farbimg beider Papiertheile wahr und wird bei hinreichend lange ausdatiernder Einwir- kung des zerstreuten Lichtes das Schwefelbleipapier ganz- lich gebleicht. Um zu sehen, ob die FeuchtigUeit zum Hervorbringen der beschriebenen Oxydationswirkungnothwendigsei, bedeckte ich den Boden farbeloser, sauerstoffgas - oder lufthaltiger Flaschen mit concentrirter Schwefelsaure, hing in ihnen trockenes Schwefelbleipapier auf, das Ganze der Einwirkung des unmittelbaren Sonnenlichtes iiberlassend und fand, dass auch unter diesen Umstanden das Papier voUig weiss wurde. Hieraus erhellt, dass der wasserfreie Sauerstoff oder die trockene atmospharische Luft das Schwefelblei unter Licht- einfluss in weisses Sulfat iimwandle unci das Wasser bei dieser Ox5rdation unmittelbar keine Rolle spiele. Die verhaltnissmassig grosse Schnelligkeit mit der das Schwefelblei in stark beleuchteter Luft sich oxydirt, macht das von jener Substanz durchdrungene Papier fiir Licht- zeichnungen geeignet und man begreift leieht, dass nach Be- lieben auf braunem Grunde weisse, und auf weissem Grunde braune Umrisse erhalten werden konnen. Will man leztere erhalten, so legt man Rletallbuchstaben , schwarze Silhouetten u. s. w. auf das praparirte Papier ; soUen erstere hervorge- bracht werden, so hat man dasselbe mit sohwarzeni Papier, Stanniol u. s. w., in welchem die abzubildenden Buchstaben u. s. w. eingeschnitten sind, zu bedeeken. Bei starker Be- sonnung wird schon nach einer Viertelstunde ein deutlicher Umriss, Buchstaben u. s. w. zu bemerken sein und durch eine mehrstiindige Insolation erhalt man die scharfsten und deutlichsten Lichtzeichnungen. Durch Auflegen von Kupfer- stichen, Steindriicken u. dergl. auf Schwefelbleipapier und anhaltende Besonnung ist es mir gelungen, ziemlich deutliche Abbilder derselben hervorzubringen ; auch habe ich artige Ergebnisse erhalten mit Zeichnungen auf halb durchsichtigem Papier ausgefiihrt, die iiber unser praparirtes Papier gelegt wurden. Die schonsten photographischen Bilder miissten er- halten werden mit Hiilfe von Zeichnungen, die man auf mog- lichst diinnes und durchsichtiges Glas machte. Wegen der Schwache der Wirkung des zerstreuten Lichtes kann man in der Camera obscura von dem Schwefelbleipapier kei- nen Gebrauch machen. Bei der Vollkommenheit , welche heutigen Tages die Kunst der Lichtzeichnung erreicht hat, lege ich jedoch keinen grossen Werth auf das neu aufgefun- dene photographische Mittel, obwohl ich es nicht fiir unmog- lich halte, dass dasselbe einiger Anwendung fahig sei, ich bin aber geneigt zu glauben, dass das Schwefelbleipapier fiir photometrische Zwecke dienen konne. Wenn man nehmlich annehmen darf, dass eine gegebene Menge von Schwefelblei eine bestimmte Lichtmenge erfordert, um in farbeloses Sul- fat verwandelt zu werden, so ist es wohl auch gestattet, die 47 durch Licht in Sulfat libergefiihrten Mengen des Schwefel- metalles als Mass fiir das hiebei in Wirksamkeit gekommene Licht zu nehmen. Streifen von Schwefelbleipapier nach ei- ner bestimmten Vorschrift bereitet , wiirden bei gleicher Oberflache gleiche Mengen von Schwefelblei enthalten xmd somit zu ihrer vollstandigen Bleichung gleiche Lichtmengen erfordern, vorausgesetzt alle librigen Umstande waren sich gleich. II. Schwef elarsen. Streifen ungeleimten Druckpapie- res wurden in eine ammoniakalische Losung des Opermen- tes getaucht und dann getrocknet. So ziibereitetes Papier ist lebhaft gelb, wird aber unter dem Einflusse des unmittel- baren Sonnenlichtes sowohl in atmospharischer Luft als rei- nem Sauerstoffgas vollkoinmen weiss , wahrend das in der Dunkelheit gehaltene Papier seine gelbe Farbiing beibehalt. Die vollstandige Bleichung dieses Papieres erfordert jedoch eine Insolation merklich langer als die ist, durch welche das gleich stark gefarbte Schwefelbleipapier gebleicht wird, ob- wohl eine mehrstiindige Besonnung schon eine sehr auffal- lende Wirkung hervorbringt. Dass auch das Weisswerden des Schwefelarsenpapiers auf einer Oxydation des in ihm enthaltenen Schwefelmetalles beruhet , ist iiberfliissig zu be- merken, wohl aber darf ausdriicklich gesagt vverden, dass diese Farbenverauderung auch in trockenem Sauerstoffgas Oder trockener Luft statt findet. III. Schwefelantimon. Ungeleimtes Druckpapier wurde in Wasser getaucht, das ein Fiinfzigstel Brechwein- steines gelost enthielt, getrocknet in eine schwefelwasserstoff- haltige Glocke eingefuhrt und so lange darin gelassen, bis es eine stark rothlich gelbe Farbung atigenommen hatte. Solches Papier verhalt sich ganz ahnlich dem Schwefelarsen- papier : im Sonnenlichte und Sauerstoffgas oder atmosphari- scher Luft wird es vollstandig gebleicht, jedoch etvvas lang- samer als das Schwefelarsenpapier. IV. B lei ox yd. Feuchtes, in einer sauerstoft- oder luft- haltigen, aber kohlensaurefreien Flasche verschlossenes Blei- oxydhydrat dem unmittelbaren Sonnenlichte ausgesetzt, farbt 48 slch bald hellgelb, nimmt dann eine Farbimg an , vollkommen derjenigen des Platinsalmiakes ahnlich , wird hierauf roth- gelb und wahrscheinlich bei hinreichend lang andauernder Besonnung braun. Diese leztere Farbung hat zwar das von mir behandelte Hydrat, welches erst seit einigen Wochen iinfer den eben erwah nten Umstanden sich befindet, noch nicht angenommen ; aber ich habe aus dem rothlich gelb geworde- nen Ox5^d, indem ich es mit chemisch reiner und stark ver- diinnter Salpetersaure behandelte, Bleisiiperoxj'^d erhalten, und mich hiedurch iiberzeugt , dass die rothlich gelbe Materie eine Art von Mennige ist. Aus dieser Thatsache erhellt, dass der Sauerstoff durch das Sonnenlicht bestimmt wird mit dem Bleioxyd schon bei gewohnlicher Temperatur sich zu verbinden und ein Oxyd- superoxjrd zu bilden , was hochst wahrscheinlich bei hinrei- chend lang andauerndem Lichteinflusse zu ganzlichem Super- ox5''d verwandelt wird. Vergleichen wir nun die Wirkungen, welche der beleuch- tete Sauersloff auf Schwefelblei-, Schwefelarsen-, Schwe- felantimonpapier imd Bleioxydhydrat hervorbringt, mit den- jenigen, welche das Ozon in den gleichen Materien veran- lasst, so konnen wir nicht umhin, zwischen denselben die vollkommensteUebereinstimmung wahrzunehmen. Wie nehm- lich die genannten Schwefelmetallpapiere durch beleuchteten Sauerstoff gebleicht, d. h. die in ihnen enthaltenen Schwefel- metalle oxydirt werden und das Bleioxyd in Oxydsuperoxyd sich iiberfiihren lasst, so auch durch Ozon und der hiebei sich zeigende Unterschied besteht nur darin, dass lezteres rascher als der beleuchtete Sauerstoff wirkt und diess ganz- lich unabhangig vom Licht thut. Was die Einwirkung des beleuchteten Sauerstoffs auf das Bleioxydhydrat insbesondere betrifft, so gleicht sie derjenigen des Ozons bis auf das Einzelnste hinaus. Hangt man feuch- tes an Papierslreifen haftendes Bleiox5rdhydrat in ozonisirtem Sauersloff oder ozonisirter Luft auf, so wird es erst licht- gelb, dann an Farbe dem Platinsalmiak ahnlich und geht durch rothoelb in's Braune iiber. Wird das durch Ozon rothgelb 49 gefarbte Bleioxydhydrat mit reiner verdiinnter Salpetersaure behandelt, so gibt es an dieselbe Bleioxyd ab unter Zuriick- lassen von braunem Superoxyd. Die anfangliche Wirkung des Ozones auf das Bleioxydhydrat besteht somit in der Er- zeugung eines Oxyd-Superox5'^des, wie dies auch die anfang- liche Wirkung des beleuchteten SauerstofFes auf das besagte H5'drat ist. Ausser den genannten unter Lichteinfiuss bei gewohnli- cher Temperatur durch reinen SauerstofF oder atmospharische Luft bewerkstelligten Oxjrdationen habe ich noch einige an- dere Ergebnisse merkwiirdiger Art erhalten, die aber zur Mittheilung noch nicht geeignet sind. Die erwahnten That- sachen reichen aber, denke ich, zur Geniige hin, den Beweis zn liefern, dass in einer Anzahl von Fallen das Licht, unab- hanoig- yon der dasselbe be^leitenden Warme die chemische Thatigkeit des Sauerstoffes erhoht und diesem Elemente eine ozonartige Wirksamkeit verleiht Wenn es aber von einer Anzahl verschiedenartiger Ma- terien nun erwiesen ist, dass mit ihnen der beleuchtete Sauer- stofiF sich chemisch vereiniget, wahrend unter sonst gleichen Umstanden der dunkle dies nicht thut, so diirfte die Annahme dass das Licht im Allgemeinen die AfFinitat des Sauerstoffes zu den oxydirbaren Substanzen steigern, eine nicht allzu ge- wagte sein. Und ist eine solche Annahme statthaft, so dUr- fen wir auch dem Licht als solchem einen wesentlichen An- theil zuschreiben, an der langsamen Oxydation, welche eine Reihe oxydirbarer Korper xmorganischer und organischer Art bei gewohnlicher Temperatur auf der Oberflache dec Erde erieidet. Zu dieser Klasse von chemischen Lichtwir- kungen gehort natiirlich das Erblassen der organischen Farb- stoffe im Lichte und der Luft und somit das gewohnliche Bleichen. Wie durch Lichteinfiuss der atmospharische Sau- erstofF zur Oxydation des Schwefelbleies u. s. w. bestimmt und hiedurch die Bleichung des mit diesem Schwefelmetalle behafteten Papiers bewerkstelligt wird, so treibt auch das Sbnnenlicht den atmospharischen SauerstoflF an, oxydirend auf die Bestandtheile der z. B. die Linnenfaser umhiillenden 4 50 gefarbten Substanz einziiwirken \ind hiedurch die chemische Beschaffenheit durch die Farbiing derselben zu verandern. Dass die Befeuchtung niit Wasser das Bleichen be- schleuniget, hat seinen Hauptgrund wohl nur darin, dass das Wasser einer innigen Beriihrung zwischen dem atmosphari- schen Sauerstoff und der zu bleichenden Materie vermittelt. Verhalt es sich doch ganz so mit dem Bleichen der organi- schen FarbstofFe oder der Oxjrdation fester unorganischer Korper in ozonisirter Luft oder ozonisirtem Sauerstoff: feuchtes Lackmus - oder Indigopapier wird darin rascher als trockenes gebleicht, befeuchtetes Silber schneller als das tro- ckene Metall oxydirt, wohl aus keinem andern Grunde, als dem, dass durch die Feuchtigkeitshiille zwischen dem gas- formigen Ozon und der ox5'^dirbaren Materie eine innigere Beriihrung bewerkstelligt wird, als sie ohne Wasser stattfande. Beifiigen will ich noch, dass auch die Bleichung des Schwe- felbleipapieres u. s. w. in feuchtem belexichteten Sauerstoff- gas oder feuchter atmospharischer Luft schneller als in den trockenen insolirten Gasen erfolgt. Eben so kommt es mir wahrscheinlich vor, dass noch anderweitige chemische Veranderungen , welche das todte Material der Fflanzen- und Thierwelt in der Luft erleidet, wie z. B. die Verwesung, theilweise wenigstens von dem Einflusse bestimmt werden, welchen das Sonnenlicht auf das Oxydationsvermogen des atmospharischen Sauerstoftes aus- iibt. Die wohlbekannte Thatsache, dass in den tropischen, d. h. eben so stark beleuchteten als erwarmten Gegenden, die Zersetzung todter organischer Materien so rasch statt- findet, mochte wohl eine solche Ansicht unterstiitzen. Hie- mit soil natiirlich nicht gesagt sein, dass die Warme keinen Theil an diesen Veranderungen habe. Wie schon friiher bemerkt worden, hege ich die Mei- nung, dass von dem gleichen Lichteinfluss aus die Entste- hung der Wolkenelectricitat abhange ; da ich mich aber anderwarts iiber diesen Gegenstand aussprechen werde, so beriihre ich ihn hier nicht weiter. Wie es sich aber auch mit dieser und andern hier aus- 51 gesprochenen Ansichten iiber die Rolle verhalten mag, welche dieselben den beleuchteten Sauerstoff im Haushalte der Na- tur spielen lassen, gewiss ist, dass dieser Gegenstand ia voUem Maasse verdient, die Aufenerksamlxeit des Naturfor- schers in Anspruch zu nehmen. Der Sauerstoff ist eine Weltsubstanz ; seine Wirksamkeit breitet sich nach alien Richtungen bin aus; er steht mit tau- senden Erscheinungen des organischen und unorganischen Lebens im innigsten Verbande , nnd hat mit einem Worte eine so grosse Bedeutung fiir die Erde, dass wir ihn mit Fug und Recht als den Mittelpunkt der terrestrischen Ele- mentarwelt ansehen diirfen. Alles, was dahin zu fiihren ver- spricht uns eine tiefere und erweiterte Einsicht in das Wir- ken und Wesen des Sauerstoffes zu gewahren, das muss dess- halb auch der von acht wissenschaftlichem Geist erfullte Che- miker, welcher mehr das Allgemeine als das Besondere der Erscheinungen seines Gebietes zu erforschen sucht, mit Gierde ergreifen, um an dem ihm gebotenen Faderi weiter und tie- fer sich leiten zu lassen. 52 Beilage 7. Vortrag von Herrn Professor MoUinger iiber eine zweckmdssige Verbesserung des gewOhnlichen ZirkelSj damit er zur Konstruktion von Kreiscn und KreisbOgen mil beliebig grossen Radien beniltzt warden kann, Bei der Konstruhtion stereographischer Projektionen §e- wisser Theile der Erd- oder Himmelshugel , hat man sehr baufig Kreise und Kreisbogen zu ziehen, deren Kriimmungen ausserst gering sind, so dass die Mittelpunkte derselben weit iiber die Grenzen der Konstruktionsebene hinausfallen. Hat man deu Halbmesser der Kugel ziemlich gross angenommen, so rei- chen schon die grossten Stangenzirkel nicht mehr aus, und auf die Anwendung des gewohnlichen Zirkels muss man ganz Ver- zicht leisten, Wer sich immer mit der Konstruktion solcher Projektionen abgegeben hat, der wird schon von vornherein auf die graphische Bestimmung der Mittelpunkte solcher Kreise ganzlich Verzicht leisten, und es vorziehen fiir einen jeden auszufiihrenden Kreisbogen die Lage dreier Punkte auf dem Wege der Rechnung zu bestimmen und zur Pi iifung des Resultates noch einen vierten hinzuzufugen. Es handelt sich also darum durch irgend drei gegebene Punkte, ohne alle weitern Hilfskonstruktionen so schnell als moglich auf rein mechanischem Wege einen richtigen Kreisbogen zu konstrui- ren. Anfanglich loste ich diese Aufgabe mit Zugrundelegung eines sehr bekannten Erzeugungsprinzipes des Kreises, wel- ches sich auf folgende Weise ausprechen lasst : Wenn sich ein unveranderlicher Winkel zwischen zwei festen Punkten so bewegt, dass seine Schenkel stets durch diese Punkte gehen, so beschreibt der Scheitelpunkt des Win- kels einen Kreisbogen. So oft ich nun durch drei gegebene Punkte einen Kreis- bogen zu konstruiren hatte, dessen Mittelpvinkt ausserhalb der Konstruktionsebene lag, verfertigte ich mir aus diinnem Karton oder aus dickem Papier einen Winkel , dessen Schei- 53 tel mit dem mittlern der drei Punkte zusammenfiel und des- sen Schenkel durch die zwei aussern Punkte gingen, und de- ren Lange, einzeln betrachtet, gerade so gross war, als die Entfernung der zwei aussern Punkte. Diesem Winkel gab ich nun nach und nach verschiedene Lagen zwischen den aussern Punkten und bezeichnete bei jeder neuen Lage die gleichzeitige Lage seines Scheitels durch einen Bleistiftspunkt. Diese schon langst bekannte Konstruktionsmethode fiihrt jedoch nicht zu guten Kreisbogen, sondern nur zu Polygan- stiicken, welche sich den Kreisbogen ziemlicii nahern; sie befriedigt daher nicht und erfordert ausserdem einen sol- chen Aufwand an Zeit, dass ich mich veranlasst sah, iiber einen Mechanismus nachzudenken, wodurch die Konstruktion solcher Winkel erspart und die Kreisbogen durch eine ste- tige Bewegung hervorgebracht werden kiinnten. Nach einigem Nachdenken ist es mir gelungen, einen Zirkel zu konstruiren, mit dem man Kreise von alien moglichen Piadien konstruiren kann und welcher daher mit Recht ein Universalzirkel ge- nannt werden diirfte , zumal da sich die Dimensionen seiner Schenkel nicht nach der Grosse der Piadien, sondern bios nach der grdssten Dimension der Konstruktionsebene richten. Die Aufgabe war eigentlich sehr einfach : „Das Instrument musste ein veranderlicher Winkel sein; „der Scheitelpunkt des Schenkels musste zugleich die j,Drehungsaxe werden; diese Drehungsaxe musste mit „der Axe eines senkrechten und hohlen Zylinders zusam- „menfallen, damit in der Hohlung ein Bleistift, eine Na- „del Oder einePi eissfeder eingesteckt werden konnte ; die „Axe des Cylinders oder der Scheitel des veranderlichen „Winkels musste ferner genau iiber einen gegebenen „Punkt gebracht werden konnen; die Schenkel des Win- „kels endlich mussten nach vollendeter Einstellung des- „selben so befestigt werden konnen, dass das ganze Sy- „stem ein unverriickbares Ganze bildete." Bei dem ersten Versuche diese Aufgabe zu losen, kam ein Instrument zum Vorscbein, das den oben festgesteilten Bedingungen nur theilweise entprach und alle Unvollkom- 54 meriheiten eines ersten Versuches an sich trug; aber schon ein kurzer Gebrauch desselben deckte seine Uebelstande aiif, welche vorziiglich darin bestanden, dass dep Winkel leicht beim Festtellen seine Gestalt veranderte, dass die Drehungs- axe des Winkels nur miihsam iiber einen gegebenen Punkt zu stellen war, und dass er sich nicht leicht fiihren liess; ein zweiter Versuch, bei welchem das Instrument fiir eine Konstrulitionsebene von 14 Zoll Lange und Breite dienen sollte, gelang, so gut als voUkoramen , so dass ich den neuen Zirkel mit Recht empfehlen darf ; allerdings muss man sich mit sei- ner Fiihrung etwas vertraut machen, damit die Kreise voU- kommen scharf durch die gegebenen Punkte gehen; aber das giebt sich sehr bald.- Dieser Zirkel kann, wie gesagt, auch als ein gewcihnlicher Zirkel dienen und ich werde bei der folgenden Beschreibung desselben zeigen, wie er ferner als Parallellineal , als rechter Winkel, als ein ausserst genauer Transporteur und wenn man will, selbst als ein Sextant beniitzt werden kann. Die Einrichtung dieses Instruments ist nun folgende : Zwei, je nach Bediirfniss 10 bis 15 Zoll lange, 3 Linien dicke und 3 bis 6 Linien breite, Stabe, welche der Leichtigkeit wegen aus Holz verfertigt und auf der einen Seite moglichst geradlinigt abgerichtet und scharfkantig hergestellt sind, bil- den die Schenkel eines veranderlichen Winkels, in dessen Scheitelpunkt sich die Drehungsaxe befindet, diese Axe fallt mit der Axe eines hohlen Z5^1inders zusammen, durch wel- chen ein anderer Zylinder, der oben mit einer Spitze und iinten mit einer Bleistiftriihre versehen ist, leicht ein- und ausgeschoben werden kann. Das Charnier ist auf folgende Weise hergestellt. Auf dem rechten Schenkel oben und auf dem linken Schenkel unten sind 1*72 "' dicke Messingplatten um ihre ganze Dicke so eingesenkt, dass wenn man die Schen- kel des Winkels neben einander legt, die untere Platte un- mittelbar von der obern bedeckt wird ; beide Flatten lasst man soweit iiber die Holzschenkel vorstehen, dass man aus ihnen einen Zirkelkopf bilden kann, dessen aussere Flache 3 Viertheile einer Zylinderflache von 6 Linien Durchmesser oo darstellt; legt man die geradelinigten Kanten der Schenkel dicht neben einander, so dass sie nur eine gerade Linie zu bilden scheinen, so muss die Axe des Zylinders genau auf dieser Linie liegen; langs dieser Axe mrd der Zirkelkopf mit einer Oeffnung von IV4'" durchbohrt, und in diese OefFnung ein Rohrchen so befestigt, dass sich um dieses die Flatten wie um eine Axe drehen lassen. Dasselbe Rohrchen ist zu- gleich bestimmt, das Ideine Zylinderchen in sich aufzuneh- men , das zugleich als Beistift-Einsatz und als Centrirstab- chen dient, wodurch der Scheitel des Winkels genau liber einen gegebenen Punkt gebracht werden kann; darum muss das Rohr wenigstens eine Lange von 51/2 bis 6 '*' besitzen, also um 3 Linien iiber die Schenkel hervorragen. Die schie- fen aussern Kanten des Winkels werden nun unter einem Winkel von 45 0 so abgeschnitten, dass die Schnittebene gleich- falls durch die Drehungsaxe geht. Auf der obern Platte wird eine Stahlfeder aufgeschraubt, welche das Bleistift hinrei- chend stark gegen das Papier presst, dass die Kreislinie deut- lich erscheint. Damit der Winkel in jeder beliebigen Lage festgestellt werden kann, bedient man sich zweier nebenein- ander laufenden Bogen aus Messing, von welchen der erste im rechten, der zweite im linken Schenkel des Winkels durch eine Schraube festgehalten oder vielmehr angezogen wird. Jede Schraube geht namlich durch ein auf dem betrefFenden Schenkel aufgeschraubtes Messingplattchen und greift in die mit einer Mutterschraube versehene Oeffnung seines Bogens ein, diesen auf solche Weise nach oben ziehend, neben jeder Schraube hefindet sich ein Schenkel im Einschnitt, damit die Bogen mit der Oberflache der Schenkel biindig sind und sich iiber diesen hin und her bewegen konnen. Eine bewegliche Hiilse, in welche die Bogen leicht eingeschoben und bewegt werden konnen, ist mit einer Druckschraube versehen; diese wirkt zunachst auf ein Messingplattchen und dieses letztere presst die Bogen in ihrer jeweiligen Stellung so fest, dass sie sich nicht mehr neben einander verschieben lassen, und somit der Winkel eine unveranderliche Stellung erhalt. Wird der aussere dieser Bogen in halbe Grade eingetheilt und auf 56 dem zweiten ein Nonius angebracht, auf welchem 9 halbe Grade in 10 gleiche Theile getheilt sind, so kann man ganz, bequem mit freiem Auge beliebige WinUel auf 3 bis 4 Mi- nuten richtig auftragen ; stellt man die Schenkel des Winkels auf 90 0, so hat man einen sehr genauen rechten WinUel. Wollte man das Instrument auch als gewohnlichen Zirkel ge- brauchen, so ware es zweckmassiger dem Schenkel nur eine Lange von 8 Zoll zu geben, und die iibrige fiir grossere Kreisbdgen nothwendige Lange durch Ansatztsiicke zu er- zielen. Dass man das Instrument auch ganz aus Messing ver- fertigen kann, ergiebt sich von selbst. Wie endlich der gewohnliche Zirkel verandert werden miisste, um ihn in ei- nen Universal zirkel umzuwandeln ist gleichfalls klar ; man hat nur die Einrichtung des Charniers zu andern ; die GriJsse des Kopfes kann die bisherige bleiben, die alten Einsatzstiicke wiirden bleiben, die beiden oben beschriebenen Bdgen waren mit zwei neuen Einsatzstiicken zu verbinden ; diese Bogen und Einsatzstiicke wiirden dann : 1) zur Konstruktion ver- langter Winkel und 2) zur Konstruktion von Kreisbogen mit sehr grossen Kriimmungshalbmessern beniitzt werden. In alien gewohnlichen Fallen wCirde man sich der bisher gebrauch^ lichen Einsatzstiicke bedienen. 57 Beilage 8. Vortrag des Herrn Professor Mousson. XJeber die Whewell'schen oder Quetelet'schen Streifen. Schon im Jahre 1829 entdeckte Herr Whewell, indem er zufallio neben einer Lichtflamme durch in einen triiben Spiegel blickte, eine Reihe farbiger Streifen die das Spieoel- bxld des Lichtes umgaben. Auf dessen Einladung untersuchte Herr Quetelet diese Erscheinung naher, beschrieb in iiand V seiner Zeitschrift (Corresp. math, itnd phys. V, 1829, 394) die Hauptziige und Hauptbedingungen derselben' «nd forderte die Physiker auf, eine Erklarung des rathsel- haften Phanomens z« suchen. Wie es scheint blieb diese Aufforderung, obgleich in mehrere andere Zeitschriften uber- gegano^n, unbeantwortet. Erst im Jahr 1838 findet man die i-rscheinung in einer Abhandlung des Herrn Babinet iiber ms^'ttV^'IT''''^ Richer PIatten(Compte. reced. VII. 1838, 697) ebenfalls aufgefuhrt. Neue Thatsachen werden zwar keine beigebracht, hingegen wird in dieser Abhandluno- auf eine Erldarung hingedeutet, die grosse Wahrscheinlich! keit fxir sich hat, indessen ohne theoretische oder experi- mentelle Begrundung gegeben wird. Andere Arbeiten wa- ren Hr Mousson nicht bekannt, als er zufallig, 1846, beim Hinbhoken auf einen behauchten Spiegel auf das Phanomen aufmerksam wurde und sie zum Gegenstand einer Reihe ge- nauerer Messungen machte. *) Wenn man neben einer Lichtflamme durch auf einen Spxegel bbckt der mit Staub oder irgend einem feinzertheil- ^en Korper uberstreut ist, so gewahrt man zwei optische Phanomene von verschxedenem Ursprung: 1) Vorerst farbige stStio^nl^^nl '^ bekannt gemacht hatten. Eine Be- 5S Ringe, deren man unter giinstigen Umstanden etwa 4 bis 5 Ziahlen kann, das Licht coocentrisch unischliessend, innen blaulich, aussen rothlich gefarbt, — es sind dies die bekann- ten Frauenhofer'schen Pdnge, welche man eben so gut beim Durchsehen durch das bestaubte Glas erblickt und die im Grossen als Lichthofe iim Sonne und Mond erscheinen ; 2) zweitens, die Whewell'schen Streifen, gieichfalls mit far- bigen Piandern, aber guer das helle Feld durchschneidend, in welchem das Spiegelbild des Lichtes liegt. Beide Erscheinungen unterscheiden sich in folgenden Punkten : a) Die Frauenhofer'schen Ringe sind von alien Seiten her sichtbar tmd xeigen sich auch mit Strahlen die sehr schief auf den Spiegel fallen; die Whewell'schen Streifen verlangen hingegen, dass der Beobachter sich beinahe auf der Richtung des Lichtes finde, dass also die einfallenden und zuriickge- worfenen Strahlen einen kleinen Winkel (bis 10 oder 12 ") mit einander bilden. b) Die Frauenhofer'sche Erscheimmg besteht immer in um das Spiegelbild concentrisch geordneten kreisfdrmigen oder schwachelliptischenRingen, die Whewell'schen in geraden Oder schwachgekriimmten Streifen, welche mit dem Orte des Auges ihre Pdchtung andern. Sie stehen namlich immer senk- recht zur Einfallsebene und drehen sich daher ganz herum, wenn das Licht um das stillbleibende Auge oder dieses um das feststehende Licht im Kreise herum bewegt wird. c) Die Frauenhofer'schen Ringe hangen einzig von der vordern Spiegelflache ab, denn Spiegel von schwarzem Glase oder Metall konnen ebensogut zu ihrer Erzeugung benutzt werden als Glassjiiegel. Anders verhalt es sich mit den Whewell'schen Streifen, welche unbedingt ein undurchsich- tiges Glas voraussetzen , so dass jedenfalls die hintere Glasflache irgend wie im Spiele ist. d) Die Frauenhofer'schen Ringe entwickeln sich um so vollkommener und zahlreicher als die Staubtheilchen regelmas- siger und gleichartiger sind ; dabei steht ihr Piadius im im- sekehrten Verhaltniss mit dem Durchmesser der Staubkor- 59 net. Sehr schon z. B. erscheinen sie bei Anwendung von Lycopodiumstaub ; weit ausgedehnter, und darum kaum mehr erkennbar, mit neun mal feinerem Bovistastaub. Die Whe- well'schen Streifen hinwieder hangen weder von der Grosse noch von der Gleichartigkeit der Korner ab und konnen von verschiedenen gan/. ungleichartigen feinzertheilten Substanzen in gleicher Pieinheit hervorgebracht werden. Um die Erscheinung genauer zu priifen, wurde der Spie- gel an einem eigenen Stativ mittelst Schrauben vertical ge- stellt, in gleicher Hohe mit der Lichtquelle, die bald aus ei- ner OefFnung im Fensterladen eines dunkeln Zimmers, bald axis der Flamme einer gleichbrennenden Moderatorlampe be- stand. Ein Theodolith wurde so aufgestellt, dass beim voU- standigen Drehen der Alidade auf dem horizontalen Limbus, erst die Mitte der Oeffnung, dann die Mitte des Spiegelbil- des auf das Fadenkreuz des Fernrohres gebracht werden konnte. Man war dann versichert, 1) dass OefFnung, Bild und Auge sich in einer gleichen horizontalen Ebene befanden, 2) dass diese Ebene, die Einfallsebene des verticalen Spiegels sei. So hervorgebracht, erscheinen die Streifen vertical und ihre Breite wird gemessen, indem man den verticalen Faden des Theodolithen von Mitte zu Mitte der hellen Streifen fort- riicken lasst und vor- und zuriickgehend den Winkel abliest. Die Hauptunsicherheit dieser Messungen hat ihren Grund in der Schwierigkeit die Mitte der unbestimmten Streifen ge- nau zu treffen. Mit kleinerer Oeffnung erscheinen sie unge- mein lichtschwach , mit grosserer haben sie mehr Helligkeit, verscbwimmen aber fiir kleinere Entfernungen des Spiegels bald in einander. Durch Anwendung von Sonnenlicht, das von dem Brennpunkte einer grossen Linse divergirt, erhalt man eine Erscheinung, welche zu den glanzendsten der Optik gehort; allein ohne einen Heliostaten lasst sich dieselbe zu Messungen nicht benutzen. Zur Bestimmung der Entfernung befanden sich das Licht und die zum Bilde dienende Spiegelstelle auf einer langen moglichst genau getheilten Latte. Die Stellung des Theodo- lithen wurde durch die beiden Coordinaten parallel und senk- 60 recht zur getheilten Latte bestimmt. Das Verhaltniss dieser beiden Goordinaten war zugleich die Tangente des doppel- ten Einfallswinkels. So lange man gewohnliche Spiegel an- wandte, deren beide Flachen nie genau parallel sind, war es unmoglich einige Uebereinstimmung in den Messungen zu erhalten ; indem die kleinste Veranderung der zur Spieglung beniitzten Spiegelstelle, — eine Veranderung, welche bei ab- geanderter Aufstellung der Apparate beinahe unvermeidlich war — bedeutende Abweichungen hervorbrachte. Spater ge- lang es einige, mit besonderer Sorgfalt zuschliessende Plat- ten vonSoleil in Paris zu erhalten, welche den Anforderun- gen besser entsprechen. Die gewonnenen Ptesultate beziehen sich theils auf die Rolle, welche der Glasspiegel spielt, theils auf den Einfluss, denn die Entfernungen des Lichtes und des Auges und ihre gegenseitige Stellung ausiiben. 1) Einfluss des Spiegels. a) Der Spiegel wirkt, wie schon bemerkt wurde, sowohl mit seiner zweiten als seiner ersten Flache zur Erzeugung der Erseheinung ein, doch ist die Piolle beider eine ganz ver- schiedene. Wahrend die Bedeckung der ersten Flache mit feinen Theilchen, gleichviel ob dieselben an Grdsse gleich oder ungleich, fein odp.r grob, hell oder dunkel , gleich oder ungleichmiissig vertheilt fest oder flUssig seien, wesentliche Bedingung ist, andert die Bestaubung der zweiten Flache durchaus nichts. Selbst die Belegung oder Nichtbele- gung des Spiegels hat einzig auf die Starke, die im er- sten Falle merklich grosser ist, nicht aber auf die geo- metrischen Verhaltnisse der Streifen Einfluss. Es folgt daraus, dass der Ursprung des Phanomens jedenfalls in die Wirkung der ersten Flache zu suchen ist, die zweite aber, kaum anders als durch einfache Picflexion dazu beitragen kann. In der That gelang es auch die zweite bestaubte Flache, wirksam zu machen, wenn man hinter ihr eine zweite Glas- platte aufstellte, die zuriickwerfend wirkte. Bei Bestaubung 61 beider Flachen konnten auf diese Weis« sogar zwei unab- hangige Systeme von Streifen hervorgerufen werden. b) Zur Erzeugung regelmassiger Streifen sind Flatten mit genau parallelen Flachen nothwendig. Jene stehen dann auch genau senl ,? ten e fieMt er de„ i„ der vorjahrigen SitLung Z Dr Kappeler vorgewi«e„en , als einfach und xweckmassi^. "j glaubt dass das Chloroform hauptsachUch a„f ailtZTLnf nerven und d.e Medulla oblongata wirte; «hr gute D „! e hat e, >hm noch in einigen speciellen Fallen geleUtet b Augenoperauonen an Kindern, so bei Geistesk/anken v'elehe 71 2. Protokoll der Sektiou f ii r Zoologie, Botanik iind Landwirthschaft. den 6ten August 1850. Prasident: Herr Professor Schinz. Sekretar: Herr Dr. A. Menzel. Mit hohem Interesse vernimmt die Sektion die im Aus- zug folgende Zuschrift des Herrn Thurmann, Pruntrut den 28. Juli 1850, welche bezwcUt, die Sektion mit den Gesichts- punkten seiner in einem Exemplare der G^sellschaft einge- sandten Arbeit ; Essai de phytostatique applique a la chaine dii Jura & aux contrees voisins & c. bekannt zu machen. Die Hauptfactoren des Zustandes der Vegetation und der Flora sind: das vorziiglich von dem Breitegrade und der Hohe abhangige Klima, ferner in gleichen Klimaten die me- chanischen Eigenschaften der unterliegenden Felsarten mit den Folgen, welche hinsichtlich der Hj'^groscopicitat, der Dichte und des Lockerheitsgrades des Bodens daraus ent- springen. Neben dem Klima bedingen diese mechanischen Ei- genschaften die Vertheilung der Arten. Nach ihrer Zerfal- lungsweise und ihrem Aufsaugungsvermdgen im Kleinen und ihrer Durchdringlichkeit im Grossen zerfallen die unterlie- genden Felsarten in 1) leicht und 2) schwer Erde erzeiigende, eugeogene und dysgeogene, von denen die ersten einen reichen, die zweiten einen schvvachen Detritus veranlassen, dessen wei- tere Natur dort entvveder pelisch (thon- oder mergelartig) oder psammisch (sandig) oder pelopsammisch, hier fast immer pelisch ist und hiernach dort a) feuchte uud oft iiberschwemmte, b) lo- ckere und fast immer frische Standorte, c) solche mit gemisch- ten Eigenschaften, hier in jedem Fall trocknere Standorte er- zeugt. Den eu- oder dj^sgeogenen Bodenarten entspricht die Gegenwart besonderer Pflanzenkategorien, jenen die der Hy- grophikn, diesen die der Nerophilen, von denen die erstern 12 wieder in pelische und psammische zerfallen. Wahrend die pelischen Hygrophilen bisweilen zerstreut auf d)^sgeogene Bo- denarten iibergehen, die psammischen Hygrophilen aber im Allgemeinen plotzlich aufhoren, wo sie solche antrefFen, ge- hen die Nerophilen zerstreut an alien Stellen auf eugeogene Bodenarten iiber, wo diese eine passende Trockenheit bieten. In hohern Breiten begnugen sich die Hygrophi- len mit mehr dysgeogenen Bodenarten, weiter nach Sii- den erheischen sie einen mehr eugeogenen Boden , wah- rend die Nerophilen weiter nach Norden die eugeogene Bodenarten ofter vermeiden, weiter nach Siiden aber in minder d5rsgeogene sich's gefallen lassen. Unfruchtbar sind die absolut dysgeogene Bodenarten wegen ihrer Unver- anderlichUeit, die perpelisch eugeogene in Folge ihrer Dieh- tigkeit und Undurchdringlickeit , die perpsammischen vor- ziiglich wegen ihrer Beweglichkeit; erzeugungsfahig werden die ersten durch Zerfallen, die zweiten durch Zertheilung, die dritten durch Festhalten; wesentlich trocUen sind die ersten, wesentlich feucht die zweiten, wesentlich zertheilt und mehr oder minder troken je nach ihrer Beweglichkeit, mehr Oder minder feucht, je nachdem sie festgehalten werden, die dritten. Feuchter, frischer, bewasserter imd vermuthlich hal- ter ist im Allgemeinen ein eugeogener Bezirk, seine Vege- tation, besonders wo sie eine Wasservegetation ist, unabhan- giger von den Breite- und Hohegraden, allgemeiner, nordli- cher, gesellschaftlicher, artenreicher im Allgemeinen, reicher an niedern mehr krautartigen Pflanzenarten mit tiefen ge- theilten Wurzeln im Besondern; wahrend die entgegenge- setzten Erscheinungen den dysgeogene Bezirken zukommen; die auf Steinen wachsenden Arten der letztern charakterisi- ren am Besten das Klima. — In einer massig ausgedehnten Gegend stehen die jahrlichen Lufttemperaturen mit der Grup- pirung der sudlichsten, der nordlichsten und der alpinischsten Arten in constantem Verhaltniss ; die namlichen Hohenregio- nen bieten nur in sofern den namlichen Vegetationscharakter dar, als sie ohngefahr gieichmassig eugeogenen oder dysgeo- genen Strichen angehoren, wahrend die Region der Ebenen I 73 fast nie mit hohern Ptegionen gleichgestellt vverden kann. Aus- ser den im Vorhergehenden bezeichneten Hauptfaktoren der Vertheiliing kommen noch in Betracht die zufallige, die to- pographische und die durch die ausserste Sociabilitat gewis- ser Arten bedingte Grenze, als Ursachen, welche den Raum der Arten im Allgemeinen und gewisser Arten im Besondern umschreiben, die Leichtigkeit der mechanischen Uebertragung» als Ursache, welche neben andern den Raum der Vertheilung erweitert. Diese Ursachen bedingen gewisse, nicht aus- schliesslich von den Forderungen der Breite, der Hohe und der Bodenarten abhangige Dispersionsfakta, welche indess die Physiognomie der durch die drei genannten Hauptfaktoren bedingten Generalitaten nicht eingreifend zu verandern ver- mogen. Somit kann die Flora reich sein bei armer Vege- tation und umgekehrt, und bei der Vergleichimg zwischen zwei Gegenden bildet die RoUe der nach ihrer Vertheilung; aufgefassten Art das hauptsachlichste Element, nicht die Zah- len der Arten jeder Familie ; eine sehr verbreitete charak- teristische Art modificirt das Vegationsbeet mehr als eine grosse Anzahl seltener Arten. Nach Hohenregionen charakte- ristische Artengruppen ktinnen die relative Composition des Vegetationsbeetes in verschiedenen Distrikten ziemlich gut charakterisiren. — So weit unser Auszug. Herr Thurmann ladt schlieslich die Botaniker ein, die neuen in seinem Werke niedergeleg- ten Folgerungen, zu denen er gefiihrt wurde, durch Darle- gung der Aechtheit der Thatsachen zu verificiren. t)ie Sektion, in der Ueberzeugung, dass durch die Arbeit des Herrn Thurmann ein Gebiet der wichtigsten und inter- essantesten Forschungen erofFnet sei, spricht gegen densel- ben in anerkennender Weise ihren Dank aus und erklart sich bereit, nach Kraften seinem Wunsche zu entsprechen. An die Diskussion iiber den eben erwahnten Gegenstand schliesst sich eine solche iiber Begriindung, Aufstellung und Zuganglichkeitssicherung eines schweizerisches Harbariums. Es ist bereits bei einer friihern Versammlung der Wunsch ausgesprochen und in einen Sektionsbericht aufgenommen 74 worden, es mochte ein schweizerisches Herbarium angelegt werden, gebildet durch freiwillige Pflanzenbeitrage von Mit- gliedern aus sammtlichen Kantonen, die sich mit Botanik be- schaftigen, um eine solche Sammlung als Eigenthum der Ge- sellschaft zu wissenschaftlichem Gebrauche derselben an ei- nem beliebigen Ort aiifbewahrt zu wissen. Da aber seither weiter nichts in der Sache geschah, so glaubt Herr Pfarrer Miinch genauer in den Gegenstand eintreten zu sollen. In der Begriindung, Auftsellung und Zug anglichkeitssicherung eines schweizerischen Herbariums, erkennt er ein Unterneh- men, Welches in mehrfacher Hinsicht die vollste Beaehtung verdient. Durch die bereitvvillige Handbietung der bethei- ligten Mitglieder wiirden sich diese gegenseitig genahert und befreimdet, jedem Mitglied wxirde Veranlassung gegeben, zu eigener Belehrung im Gebiete des Wissens seine Umgebun- gen wieder naher ins Auge zu fassen, die Abfassung von Local- und Gesammtfloren wiirde erleichtert und auf den Reichthum der schweizerischen Flora im erfreulichsten Sinne des Wortes hingewiesen werden. Herr Pfarrer Miinch beantragt : 1) Es solle ein schweizerisches Herbarium durch frei- willige und grossmiithige Beitrage von Mitgliedern der Ge- sellschaft, welche sich mit Botanik befassen, gebildet werden. 2) SammtlichePflanzenreprasentantenmiisstenin mciglichst vollkommenen und zwar von jeder Art in mehreren Exempla- ren eingesammelt und, sorgfaltig getrocknet, eingeliefert wer- den, versehen mit richtiger Bezeichnung des Namens und sorfaltiger Angabe des Fundorts. 3) Fiir Anlegung und Aufbewahrung der so entstehenden Sammlung miisste weiter ein Ort bestimmt, fiir die Aufstel- lung derselben und fiir ihre Zuganglichkeit zur freiesten Be- niitzung Fiirsorge getroffen werden. Herr Dr. Wieland erweitert diesen Antrag des Herrn Pfarrer Miinch noch dahin, es mogen: a) sammtliche Mitglieder, welche sich nach den vorhan- denen gedruckten TabelJen fiir Botanik eingeschrieben haben, 75 durch ein freundschaftliches Kreisschreiben zur Betheiligung eingeladen iind b) zur Gewinnung eines sichern Anhaltspunktes , damit die Unternehmung in's Leben eingefiihrt werde, ein auf dem Gebiete vertrauter und zur Ausfuhrung bereitwilliger Kollege eingeladen tverden, sich dieser Aufgabe zum Nutzen aller Mit- glieder gefallig zu unterziehen. — Als solchen bezeichnet Herr Dr. Wieland, nachdem er, von den misslichen Gesund- heitsumstanden des Herrn Professor Dr. Heer belehrt, den diessfalligen Vorschlag zurdchgezogen, Herrn Professor Dr. Nageli in Ziirich. Die Antrage der Herren Pfarrer Miinch und Dr. Wieland werden zum Sektionsbeschluss erhoben. Herr Bremi erfreut die SeUtion mit einer Ideinen Ab- handlung, betitelt: Einige allgemeine Grundziige zu einer Darstellung der scliweizerischen Entomostatik , deren Mit- theilung den allgemeinen Wunsch veranlasst, es miige die Abhandlung in extenso in die Verhandlungen aufgenommen werden. Auch wird der Wunsch ausgesproohen , es moge Herr Bremi sowohl von Seiten der Entomologen, als insbe- sondere auch von Seiten der Botaniker mit mogUchst vielen Beitragen unterstiizt werden , uni seine Untersuchungen iiber das Wechselverhaltniss zwischen der Pflanzen- und Insek- tenwelt moglichst ausdehnen zu ktinnen. Die Sektion erkennt in dieser Unterstiitzung nicht allein eine Pflicht gegeniiber der Wissenschaft, sondern auch eine Pflicht der Anerken- nung der vielfachen Beweise reger Thatigkeit und Theilnahme von Seiten des Herrn Bremi fiir die Interressen der Ge- sellschaft. An diese Abhandlung schliesst sich ein Bericht des Hrn. Bremi als Beitrag zur Frage der Herstellung einer schwei- zerischen Insektenfauna, begleitet von einer Probe der Bear- beitimg des von ihm behandelten Gegenstandes, sowie von einer Einladung an die schweizerischen Entomologen und Freunde der Entomologie zur Unterstiitzung seiner betref- fenden Thatigkeit. Herr Professor Dr. Perty aussert iiber den Umfang der Arbeit Bedenken, da dieselbe, verglichen mit 76 dem Stephen'shen Catalog der britischen Insekten, welcher bei elwa gleichem Artenreichthum Englands und der Schweiz. (namlich zehn Tausend und einige Hundert fiir jedes dieser Lander) und bei blosser simpler Aufzahlung der Namen mit den nothwendigsten Synonymen ohne Beinerkungen liber Aufent- halt, Sitten etc., schon einen sehr starken Band in gross Octav von 900—1000 Seiten fiillt, die von Herrn Bremi angenom- menen Grenxen weit iiberschreiten miisste und mochte, so wiinschenswerth und forderlich fiir die Wissenschaft er es halt, die Arbeit in ihrem ganzen Umfang verofFentlicht zu sehn, den Antrag stelle: Herrn Bremi im Namen der Gesell- schaft zu ersuchen, vor Allem den Catalog der Genera und Species auszuarbeiten und zu verofFentlichen, als das Wesent- lichste und Dringendste, — und dann in einer Reihe unab- hangiger Supplemente die iibrigen Aufgaben auszufiihren, welche Herr Bremi in seinem , der Gesellschaft vorgelegten Programm sich gestellt hat. Die Sektion erkennt die Richtigkeit der Bemerkungen und Wiinsche des Herrn Professor Perty an, mochte indess doch jetzt schon Herrn Bremi in seiner Thatigkeit nach alien Richtungen unterstiitzen und stellt den Antrag es moge der allgemeinen Gesellschaft belieben, die Einladung des Hrn. Bremi drucken und an die schweizerischen Entomologen und Freunde der Entomologie gelangen zu lassen. Es gehen in Bezug auf die gleiche Frage der Herstellung einer schweizerischen Insektenfauna d rei Schreiben ein, von Herrn Meyer-Dur, Burgdorf d. d. 8. Juli, von Herrn De la Harpe, Lausanne d. d. 16. Juli, und von Herrn Pro- fessor F. W. Pictet, d. d. 1. August, deren wesentlichen Inhalt wir hier folgen lassen. Herr Meyer-Diir hat durch einen ungiinstigen Zufall den grossten Theil seiner Rhynchotensammlung und somit auch das wichtigste Material zu einer monographischen Bearbei- tung der Rhynchotenfauna verloren. Dieser Umstand ver- bunden mit der Abgeneigtheit der Verlagsbuchhandlung, bei welcher vor mehreren Jahren die Monographic der Familie der Capsinen erschien, die andern Theile seiner, mit Aus- 77 nahme der Hj'drocoren, im Manuscript vorhandenen mono- graphischen Bearbeitung der iibrigen Wanzen zu iiberaeh- men, hat Herrn Meyer dem Stadium der Rhjnchoten enlzo- gen und demjenigen der Schmetterlinge zugefiihrt, welche er in Verbindung mitHrn. De laHarpe fiir die Fauna bearbeitet. Der von ilim gevvahlte Theil, die Tagfalter, \vird mit allem Eifer behandelt; besonders nehmen die genauern Ercheinungs- perioden, die Dauer der Flugzeit , je nach den Gegenden, horizontale und verticale Verbreitung, Einwirkung der Kli- mate, Bodenverhaltnisse, Vegetation etc., der Fliigelschnitt, die Farben, die Ahweichungen der verschiedenen Generatio- nen , Aufzahlung aller bei uns vorkommenden Modifikationen und Varietaten , endlich die Vergleichungen unserer Tagfal- ter mit den analogen aus niirdlichen und siidlichen Landern wozu bereits reiches Material gesam melt ist, seine Aufmerk- samkeit in Anspruch. Diese Ausfuhrlichkeit und die Noth- wendigkeit, noch xiber die Sommergenerationen mehrerer Pon- tien und JLycanen Beobachtungen zu machen und iiber die Selbstandigkeit vermeintlich er Varietaten in den Alpen Er- fahrungen zu sammcln , wie iiber Mel. Merope , Asteria, Hipp. Eryshj'^le etc. hindern Herrn Meyer, seine Arbeit auf die Versammlung in Aarau ausgefertigt einzusenden und diese selbst zu besuchen ; doch glaubt er , noch im Laufe dieses Jahrs damit zu Ende zu sein. SoUte Herr Bremi geneigt sein, der Rh5'^nchoten sich anzunehmen, so wiirde ihm Herr Meyer gerne sein Manuscript, sowie seine noch brauchbaren Vorrathe iiberlassen. Herr De la Harpe hat den Catalog der ihm bekannten schweizerischen Phalanen vollendet ; derselbe enthalt 320 Ar- ten, von denen einige neu sind fiir die Schweiz, andere fiir die Wissenschaft. Die Bestimmimg derselben geschah mit der iiussersten Sorgfalt nach den in Deutschland lihlichen Namen und im Allgemeinen in der Herrich-Schafer'schen Reihenfolge. Der Catalog ist von einer grossen Anzahl kritischer Bemer- kungen und beschreibender Entwiklungen begleitet, wird eine kritisch-methodische Einleitung erhalten und ^e^^en Ende die- ses Jahres erscheinen, worauf Herr De la Harpe wahrschein- 78 lich zu den Bombyciden und Sphingiden iibergehen wird. Definitionen der Gattungen und Arten sind nicht gegeben. Die Mustersammlung des Herrn De la Harpe , etwa 300 Ar- ten Phalanen enthaltend, wird zur Vergleichung im Museum von Lausanne stehen bleiben. Herr Professor F. W. Pictet, angegangen um Anferti- gung eines Catalogs der Neuropteren und Gjnnnopteren der Schweiz, fiirchtet, es diirfte dieser Catalog sehr unvollstan- dig ausfallen, da seines Wissens Graubiinden, Tessin etc. von keinem Samit^ler in dieser Hinsicht hinreichend studirt worden seien und in den meisten librigen Kantonen nur ober- flachliche Beobachtungen und unvollstandige Sammlungen vor- liegen diirften. Nichtsdestoweniger wird er unter folgenden Bedingungen den Catalog bearbeiten : 1) wenn in dem Bande der Denkschriften , in welchem derselbe aiifgenommen wird, die Zugabe einiger colorirter Tafeln fiir die nicht unbedeutende Anzahl neuer Arten ?;u- gestanden wird ; 2) wenn das mit der Direktion des allgemeinen Catalogs betraute Comite die Sammler vevanlasst, ihm, was sie besit- zen , mitzutheilen und iiber die Existenz dieser Sammlungen Kunde einzieht. Werden diese Bedingungen erfiillt, dann bedarf Herr Professor Pictet nur weniger Sommermonate, um die Arbeit zu Stande zu bringen, da die Materialien zum grossen Theile vorbereitet sind. Sobald er im Besitze einiger Localsamm- lungen ist, wird er an die Ausarbeitung gehn. Kann er die- selben diesen Sommer erhalten, so wird er die Arbeit Mitte Winters vollenden und den Friihling und Sommer dazu ver- wenden, durch Bemerkungen iiber die Kosten und durch Rei- sen die zweifelhaft gebliebenen Punkte aufzuhellen. Somit kann die Arbeit bei der nachsten Versammlung der Gesell- schaft, 1851, vorgelegt werden. Jedenfalls wird aber der Ca- talog eine provisorische Arbeit sein, da in den kleinen Al- penthalern wohl noch unbekannte Arten vorkommen durften. Indess wird er der Ausdruck unscrer Kenntnisse und jetzi- gen Sammlungen sein. . 79 Herr Professor Schinz, glaubt die durch Beschhiss bereits fallen gelassene Frage der Begunstigung und Forderung der Volksschule, beziiglich Hebung des Unterrichts iiber das Wis- senswiirdigste aus der Naturkunde, fiir welchen Zweck die Gesellschaft dem bestgeeignesten Lehrmittel eine Pramie von 100 Franken zuerkannt hatte, wieder aufnehmen zu sollen. Er beleuchtet besonders die Wichtigkeit der Beziehungen des Nutzens und Schadens der Geschopfe und macht auf die hohe Bedeutung dieser Beziehungen fiir das Wohl und Wehe des Volkes aufmerksam. Er halt eine sichere und genauere Kenntniss der betreffenden Geschopfe unserer nachsten Um- gebungen fiir unumganglich nothig, zahlt eine Reihe von Bei- spielen iiber die Unsicherheit und Unwissenheit der Lehrer auf, durch welche der gleiche Uebelstand in der Volkschule gepflanzt, gehegt und vererbt werde, beklagt sich insbesondere noch dariiber, dass Lehrer und Schiiler bei weitem mehr von Lowen, Tigern, Affen etc. zu berichten wissen, als von den wichtigsten der nachstgelegenen Gegenstande, dass da- rum nicht selten die niitzlichsten Geschopfe verfolgt, die schadlichsten geschont werden, and macht schon hier eine Reihe der interessantesten Mittheilungen iiber die nutzliche Gefrassigkeit einiger Thiere. Er halt die Aufmunterung zur und bei Abfassung eines brauchbaren naturgeschichtJichen Lehrbuches von Seite der Gesellschaft fur ein Bediirfniss, und wiinscht dieses Lesebuch in der Hand des Schiilers zu wissen. Schliesslich last er die erste Abtheilung der zweiten Auflage von Herrn Sandmeier's „Methodisch -praktische Anleitung zur Ertheilung eines geist- und gemiithsbildenden Unterrichts der Naturkunde in Volksschulen" cirkuliren und spricht sich in anerkennendem Sinne iiber diese Arbeit aus. Herr Pfarrer Munch wunscht ebenfalls, dass fijr den naturgeschichtlichen Unterricht in Volksschulen zu Stadt und Land Etwas geschehe , der Redner halt sich vorziiglich an die religiose, asthetische und ethische Seite und wiinscht, dass zur Abfassung eines geeigneten Handbiichleins in fass- licher Sprache, etwa nach folgendem Plane Anregimg gege- ben werde : 80 Das Handbiichleln sollte mit einer Darstellung der Werke Gottes im AUgenieinen beginnen und dann im Besondern iibergehn zu demjenigen, was die Natur in ihren einzelnen Theilen nach Fiille und Mannigfaltigkeit bietet, iiberall auf die Grosse, Allmacht, Weisheit und Fiirsorge des Schdpfers als des allgiitigen und liebevollen Vaters der Menschen und der Gescliopfe hinweisen, hinvveisen auf das geoflenbarte Wort Gottes aus den Psalmen (Ps. 103, 104 fF), hinweisen auf die diesfalligen Weisungen in seinein Evangelium als der treflElichsten Anweisung beim Unterricht im Hause, in der Schule und in der Kinderlehre, sie sollte dem JLehrer und Jugendbildner einen Anhalt gewahren beim Unterricht auf den Wanderungen in der Natur als herrlicher Gottes- welt, ihm die Mittel bieten, den Weg zeigen, um in der Ju- gend einen lebendigen Sinn fiir alles Schone, Grosse, Erha- bene und Gcittliche zu pflanzen und heranzubilden , den Sinn fiir Gemiithlichkeit, FrommigUeit und Tugend zu wecUen und festzustellen und sollte darauf hinweisen , wie der grosse Schopfer Alles tragt, fiir Alles liebend sorgt, wie seine Weis- heit jeglicher Einrichtung, jeglichem Geschdpfe fiir die Natur oder fiir den Menschen Bedeutung verliehn, so dass Nichts gering zu achten ist, wie hoch endlich der giitige Schopfei* uns selbst gestellt. — Ein Handbiichlein, indiesem Sinne bear- beitet, wiirde sein Gutes nicht verfehlen, der Unterricht, in die- sem Sinne ertheilt, vor vielem Schadlichen und Bosen bewahren, namentlich auch eine unmerkliche Fernhaltung von Thierquale- rei erzielen, Liebe zum Leben erzeugen, zu weiser Benutzung desselben befahigen, eine menschenfreundliche und christliche Piichtung sichern und Liebe pflanzen zum Schopfer, zu El- tern, Erziehern und Mitmenschen, so wie zum Vaterland, das uns so Vieles und so Herrliches gegeben. Herr Seminardirektor Wehrli stimmt den beiden vo- rigen Rednern bei und beleuchtet den Gegenstand weiter in padagogischer Beziehung, sowie in seiner Bedeutung zum Volksleben. Der Unterricht in der Naturkunde trage einen unabsehbaren Kreis der wohlthatigsten Beziehungen zur Bil- dung und Veredlung der Jugend sowie zur allraahligen He- 81 bung und Begliickung des Volkes in sich ; er bilde ein noth- wendiges Glied eines geist- und gemiithbildenden Unterrichts in der Volksschule, indem er die Sinne iibe und scharfe, ihren richtigen Gebrauch lehre, den Gedanken wecke, zum richti- gen Ausdruck desselben durch die Sprache fiihre, Liebe zur Thatigkeit pflanze, den Willen, was geschehen soil, auch recht zu thun, erzeuge, mit einem offenen Sinn und zum Theil schon mit Fertigkeiten fiir die kiinftige Stellung im Leben ausriiste, und dadurch Zufriedenheit und mit Begliickung in dem spatern Berufe begriinde. Aus diesen und den friiher anaefUhrten Griinden halt Herr Wehrli die Wiederaufnahme der Frage wunschennwerth und die Stellung bestimmter An- trage an die Gesellschaft am Platze. Nach dieser Erdrterung erlaubt sich der Berichterstatter, einen Blick zu werfen auf die Bedeutung der Natureindriicke fur die Weckung und Uebung der im Kinde schlummernden Krafte und Fahigkeiten, fiir die Bezeichnung der R.ichtung seiner Neigungen und Thatigkeit. Er findet eine der wich- tigsten und ersten Grundlagen fiir die friihere oder spatere, die gleich- oder ungleichmassige Entwicklung, fiir ihren mehr oder minder erfreulichen Gang in der Beniitzung oder Nicht- beachtung und dort insbesondere in der richtigen oder un- passenden , geregelten oder ungeregelten Beniitzung dieser Eindriicke. Ungeachtet der unlaugbar wohlthatigen und mach- tigen Einvvirkung dieser Eindriicke auf die erste Entwick- lungsperiode des Kindes, bleiben dieselben im Hause wie in der Schule allzuwenig beachtet; genug, dass vorzugsweise unter ihrer Einwirkung das Kind zu einer gewissen Ausbildung der Sinne, zu einem begrenzten Besitz der Sprache kam. Die schbnere Seite ihrer Einwirkung, die Hebung und Veredlung der iibrigen geistigen Fahigkeiten, namentlich aber der Ge- miithsanlagen, des Sinnes fiir das Schone und Erhabene, fiir's Rechte, Wahre und fiir's Gute wird gewohnlich vernachlas- sigt. Wo aber fiir das Verstandniss der so iiberaus wich- tigen und erhabenen, wenn schon so einfachen und klaren Sprache der Natur weiter Nichts geschieht, da wird sie leicht fremd, da geht der Sinn fiir Gottes stets erneute, und ewig 6 82 frische Offenbarung in seiner vvundervollen Schopfung leicht verloren, seine aus tausenden und tausenden der herrlichsten Gaben und Einrichtungen sprechende Giite bleibt leicht un- erkannt, seine Weisheit leicht iinbewusst und nur allzuleicht wendet sich der Blick des Kindes dem Eileln zu, dem wir- ren Treiben des gemeinen Lebens mit seinen tausend Lei- denschaften und Unschdnheiten, und saugt aus diesem Gift fiir seine Zukunft. Lehren wir's die Sprache der Natur ver- stehen, lehren wir es, ihre Gaben z,u erkennen und zu beniit- zen, lehren wir es, Schaden und Gefahren zu vermeiden, lehren wir es, seine Thatigkeit nach den Gesetzen der Na- tur zu regeln; — und es wird ein Grund gelegt werden zu seinem dauerhaften Gliicke. Dass eine grosse Liicke in der Volksschule gerade in der Nichtbeachtung oder der geringen Beachtung des machtigsten Erziehungsmittels, das eben die Natur uns bietet, zu suchen sei, scheint ausser Zweifel, aus- ser Zweifel, dass die Volksschule mehr und segensreicher fiir die Dauer wirken konnte, wenn eben dieses Erziehungs- mittel aufgenommen und beniitzt wiirde. — Referent halt daher die Einfiihrung des Unterrichtes in der Naturkundt* nicht bios der Naturgeschichte, an der Volksschule fiir noth- wendig. Was die Altersstufe betrifFt, welche an naturkund- lichem Stoffe zu bethiitigen sein diirfte, so glaubt er, dass der Unterricht schon beim Eintritt des Kindes in die Schule beginnen kdnne und solle, da die Natur fiir jedes Alter Pas- sendes und Verstandliches bietet; riicksichtlich der Dauer halt er die Fortsetzung desselben durch die ganze Schulzeit fiir moglich und zweckdienlich , zumal bei sorgfaltiger Ver- theilung des Stoffes kein anderer nothwendiger Unterrichts- zweio Beeintrachtigung erleiden diirfte. Ein Buch zur Grund- la»e fiir diesen Unterricht scheint ihm unentbehrlich und die o Form und Bestimmung desselben, ob fiir den Schuler oder fiir den Lehrer , scharf in's Auge zu fassen. Die von Herrn Professor Schinz mitgetheilte Reihe von Beispielen iiber die Unwissenheit oder Unsicherheit von Lehrern der Volksschule konnte wohl von jedem der anwesenden Mitglieder, welches Gelegenheit hatte, mit Lehrern oder Schiilern der Volksschide 83 iiber G-egenstande der Naturkunde zu sprechen, vermehrt wer- den ; es diirfte sich also zunachst um ein Buch fiir den Lehrer handeln, nicht um ein Lesebuch oder Handbiichlein fiir den Schiller, zumal die Auswahl des Stoffes und die Art der Be- handlung hier neben Kenntniss, Wahrheit und Sicherheit Haupterfordernisse sein mochten. Solch' ein Lehrbuch fiir den Lehrer miisste mit sorgfaltigster Oekonomie und passend- ster Auswahl das Wichtigste und unter diesem besonders das Nachstgelegene aus der Naturkunde, nicht in wissenschaft- licher, sondern in schulgemasser Ordnung und Gliederung vorfiihren, zahlreiche Beispiele des zweckmassigsten Lehr- verfahrens geben, und iiberall einen reinen Sinn des Verfas- sers, eine Begeisterung fiir den Gegenstand, sowie fiir die Volksjugend und das Volk beurkunden. Von einem solchen Buche verspricht sich Referent viel, und er glaubt eine der schiinsten Betheiligungen der Gesellschaft an irgend weiteren Interessen sei die Betheiligung fiir die Gewinnung und An- erkennung eines derartigen Lehrbuches zum Frommen der Volkschule und des Volkes. — Aus diesen Griinden erlaubt sich Referent den Antrag an die Sektion, in der allgemeinen Versammlung den Wunsch auszusprechen, es moge der Ge- sellschaft belieben: 1) Die Frage der Betheiligung an der Volksschule in dem dargelegten Sinne wieder aufzunehmen ; bei giinstiger Ent- scheidung 2) die Priifung entsprechender [naturkundlicher Lehrmit- tel fiir die Lehrer der Volksschule, darunter auch die Arbeit des Herrn Sandmeier in Wettingen, durch Sachkenner unter Zuziehung von Padagogen zu veranlassen, und 3) Demjenigen dieser Lehrmittel, welches den bezeich- neten Anforderungen am meisten entspricht, die Pramie von 100 Franken zuzuerkennen. Die Sektion erhebt den Antrag des Referenten zu dem ihrigen und Herr Professor Perty stellt, damit die Sache in's Leben trete, den Zusatzantrag : Es moge eine Kantonal gesellschaft und zwar, weil die Wiederaufnahme der Frage und die Stellung des Antrags 84 von Mitgliedern der xiircherischen aiisgegangen sei, diese eingeladen werden, a) unter Zuziehimg durch sie beliebter Padagogen die Priifung zu veranstalten, b) die Kesultate derselben den iibrigen Kantonalgesell- schaften vor der nachsten Versainmlung der allgemeinen Ge- sellschaft mitzutheilen, und c) zur Erledigimg der Sache die betrefFenden Antrage bei der letztern zu stellen, welcher Ziisatzantrag gleichfalls genehmigt wird. Hr. Dr. Volger theilt einige Ergebnisse seiner palaon- tologischen Forschungen viber die Beziehungen der Zahn- iind Hautgebilde, besonders der Horner, Schuppen, Federn und Haare unter den leztern mit, weist bei denselben auf den Antheil der Epidermis und Cutis bin und legt bei die- ser Gelegenheit einen Hahnenfuss mit ausgezeichnet ent- wicUeltem Sporen vor; derselbe zeigt auch eine Sammlung von Unionen, meist aus Nordamerika, zum Theil auch aus Deutschland, um auf die Bestandigkeit der Gattungscharak- tere beim Wechsel des Charakters der Arten aufmerksam zu machen. Herr Pfarrer Bos shard macht eine Vorweisung von Naturalien, besonders Pflanzen von der Goldkiiste ; auch liegt eine ausgezeichnet schoneund reichhaltigeKryptogamensamm- lung von den canarischen Inseln vor, vvelche, wie die Schmet- terlingsammlung des Herrn Pfarrer Hagnauer die Auf- merksamkeit der Mitglieder fesselt. Besonderes Interesse gewahrt noch die Vorweisung von Reprasentanten des Mumienweizens , welche Herr Forstrath Gehret mit Mittheiluhgen iiber die Erfolge seines Anbaues begleitet, Herr Prof. Perty spricht unter Vorweisung instruk- tiver Abbildungen von den Lebens - und Entwicklungsstadien des Chlamydomonas nivalis s. Chi. haematococcus. Das Thier zeigt ein animalisches und ein vegetabilisches Lebensstadium^ im Laufe der Entwicklung eine Reihe von Formanderungen vom Spindel- bis zum Kugelformigen , das Vorhandensein 85 qder den Mangel zweier Bpvvegungsfaden, ebenso einer Kry- stallhiille, verschiedene Grosse und eine von den Warme- iind Luftverhaltnissen zum Theil abhangigen Farbenwechsel. Im ersten Lebensstadium ist das Thierchen griin gefarbt, sparsam vorhanden und fallt daher nicht in die Aiigen; spa- ter erscheint im Griinen ein rother Punkt, wie bei Euglena viridis, der jedoch nicht beschrankt bleibt, wie bei dieser, sondern sich allmalig ausbreitet, und das Thierchen ist dann wegen der Verinehrung durch Keime und Theilung in so bedeutender Menge vorhanden, dass der Schnee mehr oder weniger intensiv roth erscheint. Es lasst sich aus dem Gesagten erklaren, wie es kommt, dass das Thier im ruhenden vegeta- bilischen Lebensstadium fiir eine Pflanze gehalten wurde und das Shuttleworth, welcher seine Beobachtungen liber den rothen Schnee nur wenjge Stunden hindurch vorzuneh- men Gelegenheit hatte, aus den verschiedenen Entwiklungs- formen des Thieres verschiedene Arten machte. Vogt ver- muthete zuerst den Zusammenhang der verschiedenen For- men des rothen Schnees, wahrend dieser Zusammenhang nun durch Hrn. Prof. Perty's Beobachtungen an dem Chlamydo- monas nivalis und dem hochst wahrscheinlich mit Chlamy- domonas nivalis identischen Haematococcus pluvialis Flotow durch alle Formwechsel beider Lebenstadien ausser Zweifel gesetzt ist. Sowohl die von Flotow als die von Hrn. Prof. Perty beobachteten Exemplare des Haematococcus pluvialis fanden sich in Hohlungen von Granitblocken, von denen der eine den Hohen des Harzes, der andere denen der Alpen angehorte und eine Erhaltung des Lebens, sofern die Um- stande nicht allzuungiinstig sind , erscheint bei der Versetz- ung der Thiere in andere, hier tiefer liegende Gegenden nach ahnlichen Vorgangen nicht unmoglich ; zudem stimmen vol- lends die Entwicklungsformen der Chi. nivalis mit denjeni- gen des Haematoc. pluv. Fl. wesentlich tiberein. Herr Prof. Schinz fiihrt seine Mittheilungen iiber die niitzliche Gefrassigkeiteiniger Thiere weiter aus. Er er- zahlt, wie eine fruhfliegende Fledermaus, Vespertilio noctu- la, bei hellem Tage in einer Stunde 8 Laubkafer verzehrte. 86 Am folgenden Tage gab er ihr 16 Stiicke, und da sie auch diese nach einander frass, 24, dann 36 ; endlich frass sie ia- nerhalb 24 Stunden liber 40. Daraus folgt die grosse Niitz- lichkeit dieser durchaus unschadlichen und doch so sehr ver- folgten Thiere, welche zwar allerdings nichts Angenehmes fiir den Menschen haben, ungemein bissig und unzahmbar sind, am Tage aber nur selten erscheinen und jedenfalls ge- schont werden sollten. Alles was man ihnen zur Last legt, z. B. daas sie in die Haare fliegen , den Speck in den Ka- ininen fressen, einen giftigen Ham besitzen, gehort ins Reich der Fabeln. — Eben so niitzlich durch Vertilgung der Insek- ten ist der Kukuk, der hauptsachlich haarige Raupen frisst, Ein junger Kukuk frass in einem Tage 60 fast ausgewach- sene Raupen der schadlichen Liparis dispar. Dieses Jahr mag er in den Eichwaldern sehr niitzlich gewesen sein, wo sich die schadliche und giftige Processionsraupe in grosser Menge zeigte. Schwerlich wird ein anderer Vogel die Raupe fressen, deren Vertilgung ihrer gefahrlichen Haare we- gen dem Menschen so wichtig ist; nur imter den Insekten hat sie am Puppenrauber, Calosoma S5rcophanta, einen wich- tigen Feind, sowie an mehreren Schlupfwespen. — Sodann erwahnt er noch die Entdeckung eines fiir die Schweiz un- zweifelhaft neuen Raubvogels , der im Jahr 1846 bei Schwyz geschossen wurde. Er kann ihn fiir nichts Anderes, als den Zwergadler, Aquila penata, halten, doch ist er zu gross, da er die Grosse eines Schreiadlers, Aquila naevia, hat, der Zwergad- ler in der Sammlung des Hrn. Prasidenten aber die Grosse ei- nes Bussard noch nicht erreicht ; daher bleibt die Art noch zwei- felhaft. Thienemann, der ihn sah, hielt ihn fiir den Bonel- lischen Adler, was er aber ge wiss nicht ist. — Endlich spricht er noch iiber die verschiedenen Arten der Steinbocke unter Vorzeigung der Abbildungen, welche zu der entsprechenden Monographic des Herr n Vortragenden gehoren. Den Schluss der Verhandlungen bilden einige Mitthei- lungen iiber eine Hybridenform zwischen Cytisus laburnum und purpureus, Cyt. Adami. 87 Beilage ziim Protokoll der zoologisch-botanischen Sektion. Einige allgemeine GrundzUge zu einer Darstellung einer schweizerischen Entomostatikj von Herrn Bremi. Ein vollstandiges Gemalde des Artenreichthumes der schweizerischen Insekten in der grossen Mannigfaltigkeit ihrer Lebensweise, der verschiedenen Verhaltnisse und Beziehungen unter sich, zu der iibrigen Thierwelt, der Flora, und der verticalen Verbreitung nach dem Einfluss der Verschiedenheit des Bodens und Climas — zu entwer- fen, dies ware eine Aufgabe, welche vollstandig und griind- lich zu losen — wohl noch sehr lange Zeit nicht moglich sein wird. Selbst nur einen allgemeinen Umriss zu geben, unterliegt grossen Schwierigkeiten , und darf nur als ein ungefahres annaherendes Bild dargeboten werden. Denn nicht nur steht man noch der blossen oberflachlichen Kenntniss aller wirk- lich in der Schweiz vorhandenen Insektenarten — fern, und es liegt von einem weit grosseren Theil die spezielle Kennt- niss ihrer Lebensweise, die Bedingniss und Granzeu ihrer Verbreitung — noch in tiefes Dunkel gehiillt; sondern das Ganze ist so vielseitig und erstaunenswiirdig unter sich ver- flochten, und in den Verhaltnissen und Eigenthiimliclikeiten der Lokalitaten, z. B. der Walder, Wiesen und Alpen — finden gewohnlich so allmahlige Uebergange statt, dass keine scharfe Granzlinie zu ziehen ist. Oder diese Lokalitaten sind bei allgemeiner Aehnlichkeit, doch unter sich so verschieden, dass ihre Faune eine ganz andere wird, wie der Nadelholz- wald voriiber dem Laubholzwald ; und diesen entgegengesetzt, der Jungholzschlag mit seiner fiir wenige Jahre eingewander- ten Flora und noinadisirenden Insektenhorden. Ferner ist die Monophagie, Polyphagie und Fantophagie sowohl der In- 88 sekten mit animalischer als vegetabilischer TSfahrung 30 sehr untereinander gemischt, dass keine scharfen Granzen, oft nicht einmal fiir die Genera noch minder fiir die Familien zu Ziehen sind ; ja sie wechseln zuweilen nach den Jahres- Zfsiten, wie z. B. bei den Pilzmucken, deren Larven iiber Winter und Friihjahr in faulem Holz , wahrend dem Spat- sommer aber in Schwammen leben. Und endlich giebt es eine ganze Anzahl solcher Insekten, welche ebensowohl thie- rische als Pflanzenkost geniessen, wie von den Ameisen all- bekannt ist, Ohngeachtet aber all' dieser Verwickelungen, und der doch mir scheinbaren Regellosigkeit, welche aus der einst- weiligen Oberflachlichkeit der Erkenntniss hervorgeht, diirfte es doch nicht ohne allgemeines Interesse sein, einige Umrisse des Ganzen darzulegen, und ich wage dieses um so mehr, weil ich hoffe, dadurch auch andere Entomologen zu entomo- statischen Forschungen anzuregen. Die mir einstweilen bekannte Gesammtmasse von iiber 10,700 Arten schweizerischer Insekten vertheilen sich aut" die angenommenen Klassen in folgender Weise : 3158 Coleoptera, bei diesen sind die von Raub- und uber- haupt von Animalien sich nahrenden , vorherr- schend. Sie sind in der Alpenregion mit den meisten und eigenthiimlichsten Arten fiir jene Hohen vertreten; und zahlen unter den Phyto- phagen die, fiir die Pflanzenkultur besonders der Walder schadlichsten Arten auf. 1635 Hymenoptera , von welchen an 1200 von Raub, vorzugs- weise als Inquilinen, und nur 420 von einer Pflan- zenkost sich nahren. Die Hymenopteren sind sowohl in Beziehung auf ihre physische Ent- wickelung, als nach ihrer Aufgabe, die Bilanz in Entfaltung der Individuenmenge andrer Klassen zu erhalten, die merkwiirdigsten und wichtigsten Insekten. 1739 Lepidopteren, die Farbenbliithe und Poesie des Insek- tenreichs, die fast ausschliesslich von Vegetabi- 89 lien und zwar vorzugsweise dem Blatterschmuck Mono- und Dicotyledomischer Pflanzen ihre Nah- rung Ziehen. Einzelne Arten treten unterweilen fiir die Oekonomie des Menschen auch in sehr empfindlichen Massen auf. 2255 Diptera, die Hauptweide der Carnivoren Arten Ih- resgleichen und der aller iibrigen Klassen ; ihr Fortpflanzungs - Vermogen ist deswegen auch ausserordentlich, und libersteigt bei vie- len Arten geradezu alle BegrifFe und Zahlen. Ihre Verbreitung geht vom tiefsten Thalgrund, bis an die Hohengranze alles thierischen Lebens, im Verhaltniss nach demselben numerischen Do- minium. Ein grosser Theil derselben, ist durch die ausgelassenste Panthophagie durch die schmut- zigsten Sitten und durch unscheinbare Kleidung zum Ptibel der Insekten signiert. Von einer an- dern Seite betrachtet werden sie durch eine vor- zugliche Entwickelung der Sinne und sehr eigen- thumlichen Organismuss ihrer Werkzeuge, so wie durch die Wiederholung aller Typen der Meta- morphose in ihrer Glasse, hochst merkwiirdig und interessant. 321 Neuroptera — zu mehr als 3/4 Raubinsekten, durch die Struktur ihrer Bewegungswerkzeuge ebenso ausge- zeichnet, als durch die heterogenen Formen in ihren Personlichkeiten wie sie in keiner andern Klasse auftreten. ?72 Orthopteren — unter diese hat die Systematik die dispa- ratesten Gegensatze zusammengezogen ; die eine Halfte lebt als Parasiten xmter den Haaren und Federn der Saugethiere und Vogel — und ihre Arten gehtiren meist zu den allerkleinsten Insek- tenformen ; wahrend die andre just als die gross- ten Kerfe in hervorragender Individuenmenge die Grasflachen bewohnt und mit oft schadlicher Gefrassigkeit die Krauter abwaidet; bei diesen scheint auch der Tonsinn am meisten entvvickelt. 90 733 Hemipteren grosserntheils — auf Planzenkost angewie- sen ; und da sie nur Safte saugen , — mit sehr wenig Lebensthatigkeit — voriiber alien andren In- sekten hervortretend — dagegen durch ihre Menge, welche durch das allerstarkste Fortpflanzungs- vermogen und die schnellste Generationenfolge bedingt wird, oft sehr schadlich ; in einer andern Sektion dieser Hemipteren ist gerade das Zii- riicktreten des Vermehrungsvermogens auffallend, da bei diesen zuweilen ein Weibchen nur 6 — 10 Eier ablegt, wahrend ein Schmetterling oder eine Miicke gleicher Grosse die zehnfache Anzahl ge- , biert. Die kleine Klasse der M3rriapoden, mit nur ohngefahr vierzig Species und wurmformigem Korper, ist als Verbindungsglied einer andern Thierklasse zu betrachten, und bewohnt, von Raub lebend, die feuchte Erde. Bei einer so bedeutenden A rtenmenge, mochte es befrem- den, dass im Allgemeinen und nach Verb altniss so wenige Larven und Raupen derselben in die Aug en fallen. Das er- erklart sich aber dadurch: dass eine sehr grosse Zahl Arten ihre Jugendperiode in der Erde , im Wasser oder in Holz versteckt zubringen. Von jenen 10,700 Arten sind dadurch mindestens — 5000 — dem Blick entzogen, und andre 1400 Arten als Inquilinen in andern Insekten verborgen. Bei diesen Vergleichungen ist der Aufenthalt und die Nahrungsart der Larve zum Grunde gelegt, weil dieses Sta- dium ihres Lebens nicht nur am langsten dauert sondern auch der meisten Nahrung bedarf. Wenn die Gesammtmasse — in die mit animalischer und vegetabilischer Nahrung getrennt wird, so zeigen sich auf die erste 4855 — auf die andre 5296 Arten, somit scheint die Horde der Phytophagen die Mehrzahl zu haben ; sondert man von diesen noch Diejenigen, welche sich von den in Zersetzung begrifFenen Pflanzentheilen nahren, mindestens 500 Arten , so bleiben gegen 4800, die auf lebende Pflanzentheile 91 gehen. Vergleicht man damit die bekannten 2106 rein schwei- zerischen Phanerogamischen Pflanzen , so trafen durchschnitt- lich 298/351 Insektenarten auf jede Pflanzenspezies ; allein in der Natur verhalt sich dies ganz anders, (die Kryptogamen, von denen im Verhaltniss zu ihrer grossen Artenzahl nur eine geringe Partie als Insektenfutter bis dahin beobaclitet ward — ziehe ich fiir diesmal nicht in die Vergleichung.) Es stellt sich eine iiberraschende, ausser alles Verhaltniss tretende Bevorzugung einzelner Pflanzenarten — voriiber andern Arten, und ganzer Familien heraus — , (es kann jedoch einstweilen im Speziellen nur von den, iiber der Erde ste- henden Pflanzentheilen , und nicht von den unterirdischen — den Wurzeln, die Rede sein.) Das merkwiirdigste Beispiel giebt die Eiche gegen die ganze aus 47 Spezies bestehenden Familie der Orchideen — , denn wahrend ich von jener schon mehr als 200, unter denen sogar 68 ei genthiimliche , sich von ihr nahrende Insektenarten beobachtet habe, so fand ich erst drei Mai auf Orchideen Minnen von Insekten, und auch diese offenbar nur abnorm ! Ueberhaupt tre ten als Wirthe der In- sekten, die Monocot yledonen sehr zuriick, und dagegen die Dicotyledonen in Vordergrund, an dessen Spitze die Amen- taceen stehen; — auf (17 Spz., gegen 400 Kostganger); an diese schliessen sich zunachst die Salicinneen, dann die Coni- feren und Caloph}- ten an. Bemerkenswerth ist dabei : dass ob- schon die sammtlichen Species einer Pflanzenart gewohnlich eine betrachtliche Zahl von Insektenarten unter sich gemein haben, doch die Polyphagie innerhalb der Pflanzenfamilie be- schrankt bleibt; und dass Polyphagie grosstentheils nur den Phjrllophagen zukommt, nicht aber den Xyj^lophagen. Merk- wiirdig ist auch der Umstand : dass scharfe, narkotische Pflan- zen bei den Kerfen weit mehr beliebt sind als siisse und weiche. Notizen iiber die Vertheilung der Insekten auf die Alpen- Wald-Wiesen und Wassergebiete — und weitere Ausfiih- rung des Vorhergehenden — behalte mir auf das kiinftige Jahr vor, und wunsche nur : dass Mehrere meiner Kollegen ihre Beobachtungen und Studien diesem Gesichtspunkt zu- wenden muchten. 92 3. Protokoll der Sektion fiXr Geoloyie und Miner aloyie. Prasident: Herr Professor Stud er. Sekretar: Herr Dr. Otto Volger. 1) Nachdem der Herr Prasident die Sitzung eroffiiet hatte, hielt zuerst Herr Professor Hugi einen Vortrag iiber die Salzbohrungen am siidlichen Abhange des Jura, zu Lu- cheren bei Wangen, mit deren Leitung derselbe beauftragt sei, und bei welcher sich sehr eigenthiimliche geognostische Verhaltnisse gezeigt haben, aus denen der Redner von kun^ digen Mitgliedern der geologischen Sektion ein giinstige^ oder ungiinstiges Prognostikon gestellt zu sehen wiinschte. Da die Salzbohrungen fiir die Schweiz iiberhaupt von hoch- ster Bedeutung erscheinen, in's Besondere aber die in Rede Stehende sehr wesentlich in materielle Interessen des Kantons Bern eingreift, so wurde hiedurch nicht minder, als durch die vorliegenden wissenschaftlichen Schwierigkeiten die Auf- merksamkeit der Sektion angesprochen. Nach Herrn Hugi's Mittheilung habe man in oberster Teufe einen etwa 10 Schuhe machtigen Kalkstein angetrofFen, welchen man nach seiner petrographischen Beschafienheit glaubte fiir Muschelkalk hal- ten zu sollen ; doch fand man erst unter demselben einen bis 60 Schuh machtigen Keupermergel , unter diesem G3'^ps, dann thonige Schichten, darauf Dolomit (mit 45% kohlensaure Talkerde) in Wechsellagerung mit Gyps, dann zahen Thon und endlich entschiedenen rauchgrauen Muschelkalk mit cha- rakteristischen Crinoidenfragmenten , der in seinen tiefe- ren Theilen zellig, blasig, fast schwa mmig erschien. Alle ge- nannten Schichten mit sammt diesem Muschelkalk bildeten einen Schichtenverband von nur 250 ' Machtigkeit, der Mu- schelkalk selbst besonders zeigte sich so geringmachtig, dass ein Vergleich mit seiner gewohnlichen, im ganzen Jura ver- breiteten Machtigkeit den auffallendsten Unterschied ergab. Jedoch finde sich bei Giinsberg eine Localitat, woselbst die- ser Kalk in noch geringerer Ablagerung auftrete. — Unter dem Muschelkalke wurde schwarzer Letten erbohrt , welcher 93 teich war an Bitumen iind an Kiesen iind bis zu einer Teufe von 566 anhielt. Die Kiese nahmen nach der Teufe zu eben so regelmjissig ab, als ein Salzgehalt , welcher sich bei 150' zuerst zeigte, regelmassig zunahm. Bald enthielt das Schmand- wasser (es wurden wegen der Trockenheit der Bergart bei jeder Bohrung, welche 11 Zoll betrug, 70 Maass Wasser eingegossen) l^/j Vb Kochsalz. — Tiefer fand man Gyps, wel- cher in Lagen und Schweifen mit Thon vermischt lag, dann aber viele Knauern und Kugein von sehr hartem Anhydrit, von 4—5 " Durchmesser. Proben von solchen wurden zur An- sicht vorgelegt. Anhydrit und Thon wechselten dann in re- gelmassigen Schichten, bis reiner Salzthon eintrat, welcher das Schmandwasser (in obigem Verhaltnisse) 2'/2% Salz ent- haltend zuriickgab. Darauf traf man Anhydritin Schichten wech- sellagernd mit sehr salzreichem Thone, diese Schichten schei- nen nach den Wahrnehmungen, welche man am Bohrer ma- chen konnte, wagerecht zu liegen. Herr Professor Hugi er- bat sich den Ptath der Sektion iiber die Zweckmassigkeit, unter obigen Verhaltnissen die Bohrung fortzusetzen. Zugleich theilte derselbe ein sehr sinnreiches und ein- faches Verfahren mit, um die beim Durchbohren des sehr feinen und zartgeklufteten Thongebildes durch dessen unauf- horliches Nachstiirzen entstandenen Schwierigkeiten zu iiber- winden. Da eine Eisenfutterung zu kostbar erscheinen wollte, so fiihrte man in einer eigenthiimlichen mit Klappen verse- henen Biichse hydraulischen Mortel ein , welcher beim Herauf- ziehen der Biichse austrat, und in die Kliifte des Gesteins eingestrichen wurde, wodurch eine feste Verkittung entstand. Harr Prof. Peter Merian von Basel stimmte in der geognostischen Deutung obiger Schichten ganz mit Herrn Hugi iiberein. Uebrigens solle man bei Salzbohrungen sich nicht irren lassen, wenn die Verhaltnisse mit den currenten Theorien nicht ganz iibereinstimmen. So habe sich z. B. nach den bei Wimpfen wahrgenommenen Verhaltnissen durch v. Albertis Auffassung die Theorie gebildet, dass man mit den Bohrungen moglichst weit vom Ausgehende der Schichten entfernt beginnen mUsse, um Erfolg zu haben — eine Theo- 94 rie, welche sich in Baselland gar nicht bestatige, indem man gerade an jener Theorie vollig ungiinstigen Localitaten be- deutende Salzablagerungen erbohrt habe. — Derselbe Redner theilte eine Anzahl interressanter Verhaltnisse iiber verschie- dene Bohrlocher im Juragebirge mit. Dr. Volger, hieran ankniipfend, fiihrte mehrere analoge Verhaltnisse aus dem nordwestlichen Deutschland vor. Die Deutung des Hrn. Hugi, dass der bei Luchern zuerst ge- trofFene Kalk iiber dem Keuper eine Wiederholung einer mu- schelkalkartigen Bildung im Keuper sei, unterstiitzte derselbe vollkomLmen. Herr von Dechen habe im Osnabviikischen an einer Localitat eine zwolfFache Wiederholung von Mu- schelkalkschichten im Keuper aufgefunden. In den die Insel Helgoland in der Nordsee umgebenden Klippen trete iiber den Muschelkalk sehr geringmachtiger Keuper und iiber die- sem eine neue petrefactenreiche und dolomitische Muschel- kalkschicht auf. Die Lagerung der Schichten sei iiber Salz- stocken keiner bestimmten Kegel zu unterwerfen, sondern im Gegentheile stets ganz irregular. In den subhercynischen Gebirgsgegenden sei Zerriittung des Schichtenverbandes in der Niihe von Gypsstocken und den stets von diesen beglei- teten Salzlagern so sehr in der Kegel , dass vollkommene Zerriittungen im Gebirge sogar zur Auffindung letzterer anleiten konnten. 2) Der Herr President legte eine handschriftliche Denk- schrift, betreffend die Bohnerze des Juragebirges , betittelt i Recueil sur les terrains siderolitheiques etc. par Ab. Aug- guste Quiquerez ancien prefet dans le Jura Bernois, und von dem Herrn Verfasser eingesandt, zur Einsicht vor. Dieselbe war begleitet von trefflichen geognostischen Aufnahmen und schonen Zeichnungen. Der Herr President verlas auf den Wunsch der Secktion die ubersichtliche Einleitung dieser verdienstvoUen Arbeit, fiir welche dem Herrn Quiquere25 der Dank der Sektion ausgesprochen wurde. Herr Prof. PeterMerian, gab eine Darstellung der La- gerungsverhaltnisse des Jura, wie er dieselben auf einem Profilwege von Basel iiber die Schafmatt gegen Aarau be- 95 beobachtet habe. Der gegen das Rheinthal sich ausbreitende Theil des Jura ist mehr horizontal gelagert, die gegen das Aarethal absinkende Hauptkette dagegen stark aufgerichtet. Die Thaler in jenem ersten Theile haben verschiedene, ur- spriinglich von den Zerkliiftungen des Gesteins bestimmte Pdchtungen, wogegen im letzteren Theile scharf ausgeschnit- tene Langenthaler auftreten. Dabei ist die geognostische Constitution so, dass iiber dem Muschelkalke Keuper, Lias und die Oolithe abgelagert sind und die Berggrathe zu beiden Seiten jener Thaler den Great Oolithe anzugehoren pflegen. Wenn man sich aber der hcichsten Kette nahert, so tritt axif dieser plotzlich der Muschelkalk wieder auf. So ist es be- sonders auch beim Dorfe Oltigen auf obigem Wege, wo sich obendrein das merkwiirdige Verhaltniss findet, dass gegen den Fuss einer Muschelkalkwand die obere Lagerfolge das Great Oolithe einschliesst. Ueber dem Muschelkalke , dessen Schichten weiter gegen den Abhang der Kette senkrecht ste- hen, finden sich, theils vorliegend und anlagernd, theils wirk- lich auflagernd wieder Keuper, Lias etc. Die Erklarung die- ser auf den ersten Blick so sehr befremdenden Lagerungs- verhaltnisse findet sich in der Annahme eines wahrend und nach der Hebung, durch welche die Langenthaler entstanden geschehenen Zuriicksinkens der jezt am Fusse liegenden Schich- tentheile. 3) Herr Pfarrer Schmidii von Gansingen theilte Be- obachtungen aus der Umgegend seines in der Nahe von Lau- fenburg gelegenen Pfarrortes mit. Bei Laufenburg erscheint Urgebirge; gegen Gansingen an der Rheinstrasse liegt dar- auf Muschelkalk ; gegen Sulz findet man Keuper, im Gansin- ger Thale Lias. Herr Pfarrer Schmidii zeigte eine Suite ausgezeichneter Petrefacte als Belegstiicke aus den iiber dem Lias auftretenden jurassischen Bildungen, zumal vom Gais- berge. zur Ansicht vor. 4) Herr Buchi las ein Memoire iiber die in den Mollas- sesandsteinen der siibalpinischen Gegenden, insbesondere bei Winterthur vorkommenden Fossilien und gab hauptsach- lich die interessante Nachricht von einem, durch ihn in dem 96 zum Baue des dortigen neuen Schulhauses betriebenen Stein- bruche aufgefundenen Mastodontenskelette. 5) Herr Ziegler von Winterthur legte der Sektion zur Ansicht vier Blatter einer, im Maassstabe von * ''25000 entwor- fenen Karte des St, Gallischen Oberlandes vor , welche sich bis an das Glariser Kleinthal erstreckt. Derselbe gab eine Erklarung der bei Anfertigung dieser Karte beobacHteten Hauptgriindsatze. Da er aber zu der Ueberzeugung habe kommen miissen, dass zu einer voUkommeneren Veranschau- lichung der Terrainverhatnisse die Bezeichnung der geognosti- schen oder vielmehr petrographischen BeschafFenheiten noth- wendig erforderlich sein wiirde, so wiinschte derselbe iiber die Moglichkeit der Bezeichnung der verschiedenen Gebirgs- formationen den Pvath der Geologen zu horen. Die ausge- zeichnete Karte, zum Theil noch Handzeichnung, nahm das ungetheilte Interesse der Sektion auf langere Zeit in Anspruch und rief Mittheilungen iiber die geognostischen Verhaltnisse des betrelfenden Landestheiles sowohl von Seiten des Hrn. Ziegler, als auch vori Seiten mehrerer anderer Mitglieder der Sektion hervor. 6) Herr v. B u c h aus Berlin eriniierte an die ungeheuren soaenannten erratischen Blocke in der Gemeinde Steinhof bei o Herzogenbuchsee, welche Herr v. Charpentier aus dem Wal- lis herleite , wahrend Herr v. Buch sich zu der Ansicht ge- meigt finde, dass jene Blocke nicht erratische, sondern Theile von in der Nahe unmittelbar anstehenden Gesteine sein moch- ten. Herr Professor Studer von Bern woUte dieser Ansicht nicht beipflichten, bemerkte jedoch, dass dieselbe auch schon von Herrn Hugi friiher einmal ausgesprochen worden sei. 7) Mr. Gabriel Mortillet, redacteur dii Journal „Les Alpes" de Geneve, rendit compte de ses etudes sur les ter- rains les plus recerits du Dauphine , de 1^ Savoie et de la Suisse occidentale. Jl les divise en quatre parties tres-dis- tinctes. Ce sont a partir d'en bas : a) L'alluvion ancienne, composee de marnes, de calcaires, de gypses, d'argiles , de lignite, de sables et de cailloux en strates horizontales. Les matieres tenues occupent les grandes vallees et ont ete de- 97 pose'es par des lacs. Les vallees etroites sont remplies par les cailloux et les sables, depots fluviatiles. Ce terrain ren- ferme de nombreux fossiles, vegetaux, bois et cones d'arbres resineux, feuilles de buis, cyperacees, bois de bouleau. On y trouve des coquilles fluviatiles et terrestres analogues aux vivantes entre autres la Paludina irapura. Les restes de co- le'opteres y sont nombreux et bien conserve's ; ils appartiennent h des especes eteintes de Carabus, Agonum, Donaria, Ghry- somela. C'est dans ce terrain que sont les debris de grands mamiferes, elephants, rhinoceros etc. b) Le terrain cataclj^smique compose' essentiellement d'un melange de terre et de cailloux. Sans aucun fossille, stratifie's seulement au contact de deux valle'es, c) Le terrain d'ecoulement : sables, argiles, et cailloux ien couches, suivent souvent les inclinaisons du terrain, peu compactes, a texture lache ce qui les distingue de I'alluvion ancienne qui a toujours une texture tres-serree qui a subi une forte pression. Point de cailloux stries, point de fos- siles. d) Enfin les blocs erratiques qui ne se trouvent jamais dans I'alluvion ancienne , ni dans le cataclysmique. On en voit dans le terrain d'ecoulement, mais habituellement ils sont poses sur ou contre ce terrain. Mr. Rodolphe Blanchet membre du conseil de I'instruc- tion publique a Lausanne, ne croyait pas que Ton pouvait grouper ces terrains distinctement d'une maniere aussi ab- solue. II divise toutes les terrains en question en deux par- ties, primo : d'alluvion-stratifie, secundo : erratique-non stratifie. 8) Dr. Volger hielt einen Vortrag iiber die Organisa- tion der Belemniten. Derselbe betrachtet den mit Kammern versehenen Theil dieser Geschopfe als vdllig analog dem Gehause des Nautilus, der Ammoniten und der Orthocerati- ten, somit als eine den Rumpf des Thieres ausserlich um- schliessende Schale. Den Knochenkegel betrachtet derselbe daher keineswegs als Analogon der Sepienschulpe , welche sich innerhalb der Mantelmuskulatur eingebettet befinde, son- 7 dern vielmehr als eine eigenthiimliche Bildung. Die Cypraen umhiillen mit den lappenformigen Ausbreitungen ihres Man- tels ihr ganxes Gehause bis zum Riicken und bedecken das- selbe mit einem Exsudate jener umgeschlagenen Lappen der- massen, dass man die alten Gehause kaum fiir verwandte jiingerer Exemplare ansprechen wollte. Nautilus pompilius besitzt nach Richard Owen an seinem dem Gewinde z,uge- kehrten (von Hrn. v. Buch in seiner Abhandlung iiber die Ammoniten friiher fiir die Bauchseite des Thieres angespro- chenen) R.uckentheile einen Mantellappen , welchen derselbe iiber einen Theil des letzten, vor der OefiFnung dieses Ge- hauses befindlichen Windung zuriickschlagt und mit dessen Exsudate das Thier eine hornartige Lage iiber der Kalkschale jener Windung bilde. Die Belemniten, deren gekammerte Schale jedenfalls im Verhaltniss zum Knochenkegel sehr gross, aber im Verhaltniss zu ihrer Grosse so zerbrechlich war, dass fossil nur Spuren derselben vorhanden sind, besasjsen vermuthlich im Nacken einen analogen aber viel langeren Mantellappen, welchen sie iiber ihre Schale abwarts zuriick schlugen imd mit dessen, bei jedem Fortwachsen des Thie- res schichtenweise wiederholt abgesetzten Exsudate sie die zerbrechliche hohle Spitze des Gehauses verstarkten. So war also der Knochenkegel ein Schutzkegel. Die Form des Mantellappens bedingte die Falten, Furchen imd Spalten, welche sich an der Spitze sowie an der Bauchseite des Ke- gels zu finden pflegen. Herr v. Buch war der Ansicht, dass die von Voltz gegebenen Erklarungen zur Verdeutlichung der Organisation dieser Organismen geniigen, sowie dass die Untersuchungeu von Valenciennes die Beobachtungen Owens iiber den Nau- tilus theilweise beseitigt hatten. &) Der Herr President legte sodann einige Blatter d?r geognostischen Kartc der Schweiz vcr, welche derselbe im Vereine mit Herrn Prof. E s c h e r v. d. Linth und anderen schweizerischen Geologen zu bearbeiten unternoramen habe. Diese so viel versprechende und alien Geologen so sebr er- m wiinsehte Arbeit nahm das fnteresse der Versammlung duf tangere Zeit in Anspruch. 10) Sennor Villa nova von Madrid legte Petrefacte aus der Umgegend von Madrid vor, welche das unerwartete Vor- koinmen des Oxfordien in jener Gegend mit Sicherheit darthun. 11) Herr Prof. B runner jun. von Bern hielt einen Vortrag iiber die geognostische Konstitution der Stockhorn- kette im Kanton Bern , sowie iiber die in derselben vorkom- inenden Petrefakte. Auf einem Profile vom Gurnigelbade durch den Ganterisch trifFt man zuerst Mollasse, dann Ma- cigno (Fucoidenflysch), dann Schiefer, welcher oberem Lias- schiefer entspricht, dann eine andere Lagerfolge des Lias, dann weissen Jura (Chatel-)Kalk, dann Kreideformation (Neo- comien), welche den Grath bildet — am andern Abhange dann wieder weissen Jura. Die Kreideformation, sehr eigenthiim- lich zwischen den weissen Jura eingekeilt, ist in petrogra- phischer Beziehung von letzterem nicht unterschieden. Wei- ter hinab am andern Abhange findet sich absteigend grauer Schiefer (Portlandien) undamFusse angelagert wieder Flysch. Diese ganzen Verhaltnisse sind erst in den neuesten Wochen erkannt worden. Es entspann sich hieriiber eine Discussion, besonders von Seiten der Herren Merian, Blanchet und Studer, deren Resultat die Anerkennung der von Herrn Brunner beigebrach- ten sehr charakteristischen Petrefacte und die Bestatigung obiger Verhaltnisse auch durch Beibringung vieler Beispiele analoger Lagerungsverhaltnisse war. Herr Prof. Studer machte darauf aufmerksam, dass HerrFavre am Voiron ganz ahnliche Verhaltnisse gefunden habe, ohne die Verof- fentlichung derselben zuwagen, da sie alien Regeln der Geo- gnosie zu auffallend zu widersprechen schienen. Solche La- gerungsverhaltnisse seien iiberhaupt keine locale, sondern schienen sich mindestens vom Genfersee bis nach Thun gleich zu bleiben. Herr Prof. Merian fand die Erklarung dieser Verhalt- nisse in einer Umstiirzung der Schichten. Herr Blanchet 100 machte auf die Gefahr aufmerksam, bei der petrographischen Aehnlicheit zwischen gewissen Molassegesteinen und Fucoiden- %schen beide zu verwechseln, zumal bei vervvicUelten La- gerungsverhaltnissen und Mangel an Petrefakten. Derselbe bemerkte, dass er seit Jahren beschaftigt sei mit dem Ent- wurfe einer Karte der Molasse des Waadtlandes und legte Petrefakte aus derselben von La Moliere vor, besonders eine interessante Biberkinnlade und einen Gaumen von Z5'^gobates. Hierauf schloss der Herr Prasident die Sitzung der Sektion. 101 Beilage zum Protokoll der geologischen Sektion. Lettre a M. le Baron Leopold de Buch sur la montayne de la Cher^soletaz de la chaine des Verraux pr^s de Vevey ecrite par Monsieur Colomb , Ministre du St. Evangile a Vevey. Monsieur! Lorsque j'eus I'honneur de vous voir, il y a quelques jours a Vevey , je vous promis de verifier I'origine des 4 crioceres qui avoient attire votre attention , au milieu d'autres fossiles provenant de nos Alpes. Je viens aujourd'hui me liberer de ma promesse et vous rendre compte d'une petite excursion entreprise uniquement dans le but de constater si ces crioceres sont erratiques ou indigenes. Je commen^ai par les representer au paysan de Blonay qui me les a vendus, il y a quelques annees ; il les reconnut a I'instant et n'hesita pas a me repondre qu'ils provenaient, comme d'autres que je tiens de lui, (Ammonites poly- plocus, quadrisulcatus, Belemnites semi-hasta- tus) de la Gheresoletaz, I'une des cimes des Verraux. Pour nous rendre sur les lieux, nous franchimes le Col peu ele've qui domine I'Alliaz, (voir la carte federate). J'aurais voulu explorer en passant les roches qui encaissent le Pateglio, ruisseau qui se jette dans la Baie de Glarens, immediatement au dessous des Bains, car je sais qu' elles renferment des fossiles, mais le tems ne me permit pas de Txiy arreter. Sur le col meme, je reconnus quelques bancs de cargneule. Leur presence sur ce point, Concorde assez bien, si je ne me trompe avec I'existence de sources soufrees dans le voisinage. Nous ne tardames pas a descendre dans la vallee supe- rieure de la Veveyse : Celle-ci se forme de deux branches qui se reunissent sous Chatel- St. -Denis, non loin du pont de Fingire: L'une et I'autre ont leur source dans le massif 102 de la flent de Liys. Un chainon qxii s'en detache et se ter- mine aux Corbettes (voir la carte federale) partage tout le bassin en deux vallees paralleles qui s'ouvrent a I'ouest. Nous n'avons a nous occuper aujourd'hui que de la vallee meridionale. Ce n'est d'abord qu'une gorge etroite oil la Veveyse (branche de gauche) se precipite entre les rochers des Corbettes et les pentes abruptes des Pleiades. Mais bien- tot elle s'elargit, et se prolonge, sur une etendue d'environ deux lieues , tantot a travers de rians paturages , tantot a travers de sombres forets. Elle se termine a Test par la chaine des Verraux qui la separe du bassin de la Sarine. Les observations que j'ai recueillies ne portent que sur la partie superieure de la vallee, qui est la seule oil les ro- ches se montrent a nu. Elles se limitent meme a !a section de la chaine comprise entre la dent de Lys et la Cape au Moine. (Voir la carve federale.) On donne dans le pays le nora general de Verraux, a I'areteaigue, dentele'e, qui s'etend de J a man ^ la dent de Lys. C'est la partie septentrionale et le versant occidental de cette arete que je viens d'explorer. Quelques limitees que soient les observations que j'ai I'honneur de vous soumettre , elles ofirent pourtant quelque inte'ret puisqu'elles peuvent servir a determiner la constitu- tion generale d'un rameau des Alpes occidentales qu'il vaut la peine d'^tudier avec quelque soin. En effet, ce rameau, qui commence au Mo les on et qui se termine au lac Leman par le massif de Naie, ou plutot a la Grande Eau, car les monts d'Arvel et de Rocie, les Tours d' Ai et de May en s'y rattachent necessaire- ment, ce rameau, dis -je, est le plus occidental de la chaine. Dtt cotfc de I'ouest, il est en contact immediat, sur une eten- due de plusiears lieues avec le terrain tertiaire dont les rap- ports avec le soulevement alpin sont encore imparfaitement determines. Enfin, ia direction generale de ce rameau, qui est du nord au sud et qui par consequent ne concorde pas avec celle de la chaine centrale, merite encore de fixer I'attention du ^eologue. 103 Des chemins faciles conduisent aux paturages de C a u- don et des Guedres qui s'etendent jusqu'au pied occiden- tal des Verraux. Mais ici la tache de I'observateur devient plus difficile. Partout les pentes sont excessivement roides, ou memes coupees a pic. On ne peut guere etudier que de loin les couches dont sont formees ces apres montagnes. Heureusement, les avalanches et les torrents qui en descen- dent, creusent de profonds ravins et amenent une quantite prodigieuse de debris ; et malgre la hauteur des chutes, mal- gre les chocs et les accidents de toute espece qui en resultent, ces debris sont encore assez riches en fossiles. Nous avons remonte, non sans peine, presque tous ces ravins, jusqu'aux parois verticales qui les dominent. La section de chaine qui s'etend depuis I'endroit marque sur la carte federale en Lys jusqu'au col de Gaudon et a la cape au Moine se releve d'une maniere tres sensible, dans la partie centrale et atteint une hauteur au moins egale a celle de la dent de Jaman (1878 metres). Ge sont les rochers de laGheresoletaz ainsi nommes d'un paturage qui s'etend a leur pied. Les deux extremites de la section qui paraissent a peu pres de niveau, sont plus basses d'environ 400 metres et presentent une ligne continue, uniforme, un plan semblable a celui que Ton observe depuis Vevey, entre Naie et JamaH. La configuration du sol tendrait a faire supposer qu 'il y a eu denudation et que les couches superieures ont ete emportees aux deux extremites. Gette hypothese semble confirmee par les faits suivans : 1. Cest dans un eboulement qui atteint presque la ligne de limite que j'assigne a I'oolite inferieure qua ete trouvee la belle Ammonites Humphresianus dont je vous ai parle et comme il n'y a pas de couches superieures en cet endroit, il est permis d'en conclure que le Lias et I'oolite constituent a eux seuls toute cette portion de la montagne. 2. Les couches inferieures (Lias et oolite) ne semblent pas en stratification concordante, av^c les couches superieures 104 du grand escarpement. Elles m'ont paru plus relevees , elles forment un angle que j'ai estime a I'oeil etre d'environ 20 degre's et elles plongent a Test -sud- est. Les couches superieures (inaccessibles) m'ont paru plus horizontales. Je crois cette disposition assez, generale dans nos Alpes, et je la considere comme un caractere propre k determiner la limite du Lias. Mais je ne voudrais pas I'e'ta- blir en principe avant d'avoir recueilli un plus grand nombre de faits. Toute la base de la montagne m'a paru composee de Lias. Des que le roc est a decouvert, il se montre tantot sous forme schisteuse, tantot sous forme solide. II alterne avec le gres alpinmal apropos nomme Ftysch gres sur lequel j'ai recon- nu au pied meme de la Cheresoletaz, des empreintes de fucoides identiques a celles que Ton trouve dans le lias de Meillerie. Je ne me prononcerais pas avec autant d'assurance, sur I'existence, ou meme sur le predominance du Lias dans nos Alpes, si je n'avais des faits positifs k alleguer a I'appui de cette assertion. Et d'abord, quiconque a vu le gres alpin a fucoides et le lias de Meillerie, n'aura besoin que d'un peu d'attention pour les retrouver sur I'autre rive du Leman. A ceux qui ne se contenteraient pas de cette preuve, je puis presenter. a) 1* Ammonites bisulcatus ou costatus, trouve en place par mon fils au dessus d' Avent, dans un des contre- forts des Verraux. b) L' Ammonites Conybeari ) q^e j'ai detaches du . T 1 • ^ • f rocvif sur la route des c) Le plagiostoma giganteum Qrmonts (rive droite d) La terebratula tetraedra J de la Grande-Eau.) e)Le pecten textorius recueilli dans la baie de Montreux. f) Deux fragmens recueillis dans ma course a la Chereso- letaz. Selon toute apparence, I'un appartient a 1' Am- monites radians et I'autre au Conybeari. 105 g) Un ammonite fort petit et fort mince , trouve aussi a la Cheresoletaz, dans des schistes et que je crois etre le planorbiformis. Je laisse de cote quelques autres faits moins authentiques, et je ne dis rien des gryphees arquees et d'autres fossiles caracteristiques troiive dans le Lias de Bex, puisque Ton ne conteste point la presence de cette roche dans cette localite. Quand, apres avoir remonte les ravins, on arrive aux parois verticales de la Ch er esoletaz , on a devant soi des couches d'un calcaire compact brun, minces et alternant avec des schistes en decomposition, circonstance qui occasionne de frequens eboulemens. Ces couches paraissent constituer toute la montagne jusqu'a une hauteur considerable, comme le prouvent leur homoge'neite et Tuniformite de leur inclinaison. Ge calcaire appartient-il au Lias superieur? Ou bien faut-il le consider er comme oolithique? Je pencherais pour cette derniere opinion , soit a raison de I'apparence qui n'est pas celle de notre Lias, soit surtout a cause de la presence dans le voisinage et a une hauteur correspondante de 1' Am- monites humphresianus. *) Ce calcaire est souvent carbonifere. S'il faut en croire mon guide, il renferme une couche mince de lignite ou d'anthracite dont un amas de neige ne m'a pas permis d'approcher. J'ai pu recueillir cependant quelques fragments, et j'ai rapporte des schistes qui portent des empreintes de vegetaux carbonises et souvent meme des debris de ces ve- getaux encore adherens au calcaire. II serait temeraire de prononcer sur la nature des cou- ches superieures inaccessibles de la Cheresoletaz, si les fos- siles qui les caracterisent ne se trouvaient en assez grand nombre dans les debris entasses pele mele sous les yeux de *) Je regrette de n'avoir pas visite I'eboulement pres duquel a ete trouve ['Ammonite s, Humphresianus qui est maintenant entre les mains de M. Ed. Couvreu. J'ai trouve un autre exemplaire du meme fossile, sur les pentes de Sonchoz. au dessus de Chillon. 106 I'observateup. Partout on rencontre ies ditferentes varietes du calcaire alpin, caicaire schisteux ou fossile, calcaii-e com- pact; calcaire bitumineux ou carbonifere , calcaire impregne de silice, calcaire forme de debris poules, comme on en ren- contre a Jaman, calcaire designe par Ies geologues italiens et par M. Murchisson sous le nom d'ammonitico rosso, common a Naie et connu sous le nom de Marbre de la Tinicere etc. etc. L'aramonites polyplocus est le fossila le plus commun. S'il est assez rare de ie trouver entier partout on en rencontre Ies debris, ou Ton en reconnait I'empreinte. Les trois ou quatre exemplaires que vous avez pu voir dans ma petite collection proviennent de la Chere'soletaz. Jl n'est pas rare non plus a la partie de Jaman qui avoisine les Verraux. — Puis vienent I'Ammonites biplex, et le belemnites semi-hastatus : Ces fossiles suffisent pour caracteriser I'oxfordien. L'Ammonites plicatilis a ete trouve sur les flancs du Niremont, au dessus de la carriere superieure de Ch^- tel. Je crois qu'il appartient au Cor allien. Get etage me parait encore caracterise a le Cheresoletaz par la presence de plusieurs Belemnites, entre les quelles je crois avoir reconnu le Glavatus, ou le sub-clavatus. Quelques auteurs, a ce que je crois, rapportent aussi ces va- rietes auLias. Denue de livres, je suis reduit a conjecturer c'est a dire a me tromper sans cesse. Vous voudrez bien relever impitoyablement toutes mes heresies geologiques. Je vous envoie le dessin tres exact de deux belemnites que je n'ai pas encore rencontrees dans nos Alpes. Ces iossiles se trouvent dans un caicaire bieuatre tres compact et tres dar. Ce calcaire est quelque fois revetu (probablement dans I'entre deux des bancs) d'un espece de placage tres dur aussi, forme d'une multitude de pieces de rapports, cailloax roules, coraux etc. fortement soudes les uns aux autres pa? de la silice bieuatre. Celle ci les recouvre par fois coaune d'un email et se montre dans I'interieur en gros rognons. Quand on parcoiu't nos Alpes, on s'ctonne de 1G7 ia quantite de sUice que Ton rencontre ej«patee dans le cal- caire. Peut-etre y aurait-il quelque conclusion a tirer de ce fait. Quoiqu'il en soit, c'est dans ce placage, que se trou- vent en tres gv^and nombre !es belemnites, tantot entieres, tantot en debris avec d'autres corps marins ditficiles a de- terminer. J'arrive au nocud meme de la question; Les Grioceres sont-ils erratiques? Je n'hesite pas a repondre non. L'un a ete trouve dans le lit meme de laVeveyse, tres pres ds I'en- droit oil elle se forme par la reunion des petits cours d'eau qui descendent de la Gheresoletaz^ de Caudon etc. Les deux autres ont ete tires par mon guide, homme tres digne de confiance d'un bloc qui ressemble a mille autre blocs, des- cendus ccmme lui des cimes voisines. C'est un calcaire ar- gileux d'un gris noiratre, qui a I'oeil se distingue difficile- ment de certains schistes du Lias, quoiqu'il n'ait et ne puisse avoir aucun rapport avec ce dernier. Maintenent quel est ce calaire ? Pour prononcer avec connaissance de cause, il faudrait escalader les cimes de la Cheresoletaz, oii il est sans doute en place. Je me pro- posais en effet d'explorer le revers oriental de la montagne qui est, dil-on plus accessible, mais charges de pierres et presses par le tems, nous diimes, quoique a regret, ajourner cette course qui aurait exige trois ou quatre heures de marche. Le moment n'est pas loin oii je pourrai reprendre ce projet et completer mes observations. Dapies les faits que j'ai recueills jusqu'ici, il demeure prouve, a mes yeux du moins 1) que le rameau occidental des Alpes que je designerai sous le nom de chaine du Mo- le son appartient a la formation cretacee et non a la forma- tion jurassique, comme quelques geologues ont ete tentes de le croire. La presence des crioceres suffit pour ie demontrer. L'ammonites bicurvatus et rammonites bisul- c a t u s , tr ouves , I'un a J a m a n , I'autr e a la C h e r e s o 1 e t- taz, fournisstnt une nouvelle preuve a I'appui de cette as- sertion. 108 On pourrait citer encore l' Ammonites Mantelli aussi de Jaman , a moins que I'exemplaire que je possede ne doive etre rapporte plutot au Duncani de I'Oxfordien. 2) Le Lias et I'oolite inferieure s'elevent a la Ghere- soletaz, a une hauteur de 1400 metres environ et constituent ainsi le massif de la montagne. Jl n'y aurait pent etre pas de temerite a generaliser cette assertion et a fixer pour toute la chaine, la limite du lias a une hauteur de 14, a 1500 metres. 3) Les dents et les cimes de'nudees qui depassent cette hauteur moyenne, semblent formees d'abord d'oxfordien et de Gorallien, mais surtout d'oxfordien. Cependant, celui ci descend assez has (8 a 900 metres) aux environs de Chatel et probablement sur toute la limite occidentale du soulevement. 4) Rien jusqu'ici n'indique la presence du Portlandien, ni dans les couches superieures de la Cheresoletaz ni ailleurs. 5) II est possible que le calcaire a crioceres qui cou- ronne sans doute celle montagne appartienne au Neocomien, toutefois, les faits recueillis jusqu'ici ne permettent pas encore de trancher la question. Point de traces de nummulites. II reste a constater I'origine du quatrieme Criocere qui vient des environs de Chatel (Grioceras Duvalii). II differe des trois autres, exterieurement du moins, par la nature du calcaire, mais fut il er ratique, ce fait n'infirmerait en rien les conclusions que je viens de tirer. Parmi le butin geologique fait a la Gheresoletaz, je dois mentionner une Ammonite f ort aplatie que je serais tente de prendre pour le quadrisulcatus, mais dans I'etat oil elle est, et sans moyen de comparaison, je n'ose prononcer. Vous trouverez ci-inclus le dessin exact d'une autre Am- monite, elegante et bien conservee. Jusqu'a ce que les habi- les aient decide, je ne permetrai pas d'emettre une opinion sur le terrain auquel il faut la rappor ter. Dans son etat actuel, elle est encore a demi enveloppee dans un schiste ar- gilleux blanc, mais j'en ai vu une empreinte dans un schiste noir. Du reste , elle doit etre facile a determiner. Quelqu'un 109 a vouhi me persuader que ce n'etait qu'un polyplocus aplati: mais, sans parler de la difference de forme deja assez sensible, les grandes cotes de cette Ammonite sont beaucoup plus rapprochees que celles du Polyplocus et les bifurcations bien plus elegantes, commencent plus bas. Je n'ai vu ni 1' Ammonites tatricus ni la variete voi- sine de The t crop hylus que Ton rencontre a Jaman. Enfin, pour ne rien omettre, je citerai encore une belemnite qui, si je ne me trompe, pourait bien etre le mucronatus. J'ai rapporte aussi de jolies empreintes vegetales qui ne sont pas des fucoides, et qui proviennent probablement des schistes du Lias. Voila, Monsieur les resultats de ma course a la C he re- sole taz. Je voudrais que ces details pussent vous inte'res- ser et contribuer en qiielque chose aux progres de la science. Agreez etc. Vevey, 5. Aout 1850. Observations sur la communication pricidente par M. C. Brunner fils, M. de Buch m'a engage a accompagner la communication de M. Colomb de quelques mots, afin de faire ressortir son interet general et son importance pour la geologic des Alpes. G'est toujours une grande acquisition pour la connaissance geologique d'un pa3''S que d'avoir precise un nouveau terrain qui etait inconnu au paravant, et il n'y a pas de doute d'apres les fossiles provenant de la Montague de Cheresoletaz que dorenavant il faut y admettre la presence du terrain neo- comien la, oii jusqu' apresent on ne voyait que du calcaire jurassique. Mais ce fait devient d'un interet plus ge'ne'ral lorsqu'on le lie a la decouverte faite cet ete dans la chaine no dii Stockhorn qui deja par M. St!ider a ete signalee comme la prolongation des couches in welchem ihn die Ptegierung mit der trigonometrischen Auf- nahme des Kantons Bern beauftragte. Er vollzog dieselbe bis 1818 theils in eigener Person unter vielen Miihen und Beschwerden, theils durch die unter seiner Leitung stehenden Ingenieurs Liithard und Frey. **) Damit traf gleichzeitig Ueber die Verbindung der Naturwissen- schaft mit der Mathematik. Rede gehalten bei dem Antritte des Prorektorats an der Akademie zu Bern den 22. Okt. 1832, von F. Trechsel, Prof. d. Mathem. und Physik. Bern 1832. *) Bericht iiber die P e st a lozzische Erziehungs- Anstalt zu Yverdon an Se. Exz. den Herrn Land- ammann imd die H. Tagsatzung der Schweiz. Eidgenos- senschaft. Gedruckt auf Befehl der Tagsatzung. Bern 1810. **) Nachricht von der im Jahr 1811 angefangenen trigonometrischen Aufnahme des Kantons Bern, von Prof. Trechsel. (Lit. Archiv der Akad. zu Bern, Bd. 3. H. 3. S.424ff.) Vergl. „Sur la comparai- son de deux Theodolits etc. Ex trait d'une lettre de Mr. Trechsel, Prof, de Mathem. a Berne, an Prof. Pictet." (Bibliotheque Britanique Vol. 59.) und ,^Notice sur la triangulation exec u tee dans le Canton de Berne, extraite de la correspondance de Mr. le Prof. Trechsel, Directeur en chef de ce travail, avec le Prof. Pictet; accompagnee du trace des principaux triangles et d'un tableau de la position geographique et des hau- 163 and passend die astronomlsche Ortsbestimimmg voa Bern zii- sammen, welche er 1812 in Verbindung uiit den fran/.osischen Ingenieurs-Geographes Oberst Henry und Cap. Delcros vor- nahm. Diese mit grosser Sorgfalt und trefflichen Instrumen- ten ausgefiihrte Operation *) hatte die GrUndung eines Obser- vatoriums zur Folge, welchem Trechsel von da an vorstand, iind welches in Beriichsichtigung seiner genau bestiinmten Lage zum Centralpunht der kantonalen und schweizerischen Vermessungen erhoben wurde. "*) In den Jahren 1816 — 1817 wiirde er zur Leitung des Nivellements der Jura-Gevvasser berufen, deren h)rdro-technische Korrektion damals als drin- gend nothwendig zur Sprache kani; damit inusste zugleich eine genaue Aufnahme des betreffenden Flussgebiets verbun- den werden. Diese Arbeit war fiir ihn urn so schwieriger, weil er seine Gehulfen und Mitarbeiter erst noch selbst heran- bilden rausste; auch fiel sie nothwendiger Weise gerade in den Herbst und Winter, und der Aufenthalt in den nassen Sumpfgegenden bei Sturm, Kalte , Piegen und Schneegestober war es ohue Zweifel , was seiner sonst felsenfesten Gesund- lieit den ersten euipfindlichen Stoss gab. ***) Nach der be- teurs des stations principales.'' (Biblioth. universelle de Geneve, sciences et arts, Vol. 10. p. 77 ss.) *) Die daherigen Beobachtungen , von Trechsel noch kurz vor seinem Tode bearbeitet, sind so eben im 11. Bande der N. Denkschriften der Schweiz. Gesellschaft fiir die Naturwissenschaften erschienen. **) Nachricht von der in den Jahren 1821 und 1822 in Bern errichteten Stern wart e. Aus einer am 22. Juli 1822 in der allg. Versammlung schweiz. Natur- forscher vorgelesenen imd bereits in der Bibl. univers. Sept. 1822 abgedruckten Abhandlung von Prof. Trechsel. (Lit. Arch. Bd. 5. Heft 1. S. 94 fF.) ***) Notice sur un grand nivellement execute dans une partie du bassin de la Suisse occidentale sous la direction de Mr. Trechsel, Prof, de Phys. et de Mathem. a Berne; et sur les donnees preparatoires a un pro jet d'abaissement du niveau du lacs de Morat, de Neuchatel et de Bienne au moyen d'une rectification de I'Aar et de quelques rivieres adjacentes. (Bibl. univers. sciences et arts. Nouv. ser. Vol. 6. p. 180 ss.) 164 kannten Katastrophe itn Val-de-Bagne erhielt er von der Re- gierung des Kantons Wallis die Einladiing, mit den Herren Escher von der Linth, von Charpentier und Venetz die phy- sikalisehen Verhaltnisse jenes Thales zu iintersuchen und Mittel zur Abwendung und Verhiitung fernern Ungiiicks durch Wasserfluthen vorzuschlagen. *) Auch an der Aufstellung und wirklichen Einfiihrung des nenen schweizerischen Maass- und Gewichts systems nahm er theils im Namen seiner Regie- rung, theils in vortirtlichein Auftrage sehr wesentlichen und thatigen Antheil, nachdem er sich schon friiher zu Arbeiten dieser Art durch Untersuchungen iiber die alten bernischen Maasse und Gewichte vorzugsweise befahigt hatte. **) Obgleich nicht Burger der Stadt Bern, war doch Trechsel langst daselbst heimisch geworden und hatte sich in mannig- faltigen Verhaltnissen sovvohl bei der Stadt- als bei den Regierungsbehorden grosses Zutrauen erworben. Schon friihe gelangte er in die Direktion des stadtischen Waisenhauses, in welchem er langere Zeit als Lehrer gewirkt hatte und welchem er bis kurz vor seinem Ende eine ganz besondere Liebe und Theilnahme zuwandte, so dass er einmal die Lei- tung und Verwaltung des Knabenhauses wahrend mehrerer Monate selbst iibernahm. Ebenso wurde er auch Mitglied der Stadt-Bibliothek-Kommission und zuletzt seit 1830 Ober- Bibliothekar. Ein noch erfreulicheres und werthvolleres Zei- Notice sur les travaux pr eparatoires a un projet de redress ement du cours de I'Aar et en particulier sur la mesure de la vitesse de cette riviere dans un grand nombre de ses sections, extrait de la correspondanee du Prof. Trechsel de Berne avec le Prof. Pictet etc. Avec fig. (Ebend. p. 258 ss.) *) Bericht iiber die Sicherheitsmaasnahmen gegen den un- tern Getroz-Gletscher, von Escher, TrecHsel und Char- pentier. Zurich 1821. 8. **) Beschreibung und Vergleichung bernischer Maasse und Gewich te. Gedruckt auf Befehl der Re- gierung. Bern 1821. Auch die amtlichen Tabellen zur vergleichung der neuen schweizerischen Maasse und Gewichte mit den bisherigen bernischen — sind von Trechsel berechnet und bearbeitet. 165 ehen allgeineiner Aphtung und Anerkennung seiner dem Vater- lande geleisteten Dienste erhielt er im Jahr 1822 durch die Aiifnahme in's bernische Stadtbiirgerrecht, die ihm ungesucht und unentgeldlich, auf die zarteste und schmeichelhafteste Weise zu Theil wurde. Bald darauf trat er durch Wahl in den Vorstand seiner Zunft und beUIeidete dies Ehrenamt* zuletzt als Vizeprasident, bis fast an's Ende seines Lebens, Kurz vor der Staatsveranderung vcyi 1831 endJich wurde er zum Mitgliede des Kirchen- und Schulrathes des Kantons ernannt; die Zeit war jedoch zu kurz, als dass er in dieser Stellung viel zu wirken verinocht hatte. Das letztgenannte Jahr bildet wiederum einen Abschnitt in seinem Leben. Seiner neuen Vaterstadt von ganzer Seele zugethan, mit den ersten Magistraten des restaurirten Berns, die zum Theil noch seine Schiiler gewesen waren, eng be- freundet, oder durch Dankbarkeit und Hochachtung verbun- den, durch die Erfahrung belehrt, konnte er von einer aber- maligen Revolution kein Heil hofFen. Nicht die Formen, wohl aber die Manner, die an der Spitze standen, deren erprobte Redlichkeit ihm eine bessere Garantie darbot als jede papierene Charte, diese waren ihm werth und theuer. Er stand auf Seite der alten Ordnung der Dinge in Gliick und im Ungliick, Irug das letztere redlich mit und suchte als Mitglied der ober- sten Stadtbehorden wenigstens die schwersten Schlage von der hart angefochtenen Biirgerschaft abzuwenden. Victrix causa Diis placuit, victa Catoni! — so hiess damals sein Wahlspruch. Er sollte es biissen. Als im Jahre 1834 die Akademie zu einer Universitat erhoben und reorganisirt vvurde, beraiihte man sich von einer Seite, um die er es am allerwenigsten ver- dient hatte, imd zwar rein aus politischer Unduldsamkeit, seine Wiederanstellung zu verhindern, und bloss dem Edel- sinne des nachherigen Schultheissen Neuhaus hatte er es zu danken, dass er seine Professur, freilich mit dem Minimum des Gehaltes fiir beinahe dreissigjahrige Dienste, beibehielt. Obschon die Regierung nachher durch Beweise von Zutrauen das begangene Unrecht zu vergiiten suchte, obschon seine 166 CoUegen auf alle Weise, namentlich durch Verleihung der philosophischen Doctorvviirde , ihm ihre Achtung und ihr Wohhvollen an den Tag legten, so trug doch die erlitlene KranUung dazu bei, seine Gesnndheit und Lebensfreiidigkeit zu erschiittern ; Hj'^pochondrie, Schlaflosigkeit, Nervenspan- nung und Abspannung nahmen zu, wurden zwar durch Bade- huren teiriporar gemildert, aber nie gehoben; seine Vorlesun- gen setzte er noch eine Reihe von Jahren fort, aber mit imnier wachsender Beschwerde; bis zuletzt sein Arzt ihm das Auf- geben derselben zur Pflicht und Bedingung machte. Er ent- schloss sich dazu im Herbste 1846, und die Piegierung, wel- cher er seine Resignation einreichte und seine Anspriiche auf Pensionirung zu wiirdigen anheimstellte, entliess ihn im Friih- ling 1847 ehrenvoll und unter Zusicherung eines sehr anstan- digen Piuhegehalts. Wirklich schien sich Trechsel von da an zu erholen; seine alten Uebel liessen mcrklich nach , sein Gemiith wurde heiter und zufrieden , Alles schien ihm noch einen langen imd heitern Lebensabend zu versprechen. Seine Musse widmete er grcisstentheils der Stadtbibliotheh und der Vollendung einiger Ideinerer Arbeiten, theils astronomischen, theils biblio- graphischen Inhalts ; daneben beschaftigten ihn fortwahrend die Bewegungen sowohl auf dem wissenschaftlichen und ))oli- tischen, als auch besonders auf dem Idrchlich-religiosen Ge- biete. Indessen hatte er bald neue Angriffe auf seine Gesund- heit auszuhalten. Der Tod eines Sohnes ergriff ihn aufs Tiefste; dazu kamen vviederholte Lungenentziindungen , welche seine sonst sehr starke Brust schwachten, endlich meldete sich ein Herziibel, welches freilich voriibergehend geheilt wurde. Obschon noch im Vollbesitz aller seiner Sinne, so dass er z. B. die feinste Schrift ohne Brille las, kiindigte doch sein allgemeiner Zustand und seine Haltung eine merkliche Abnahnie seiner Lebenskrafte an. Im Herbst 1849 befand er sich scheinbar besser als lange zuvor; eine Erkaltimg aber, die er sich bei einem Besuche auf dem Lande zuzog, fiihrte eine katharrhalische Affektion herbei, welche seine erschtipfte 167 Natur nicht mehr z.u iiberwinden vermochte. Nach kurzer Krankheit entschlief er den 26. November 1849 friih um 7 Vhv im 74sten Lebensjahre. Er hatte sich, nach seinem eigenen Ausdrucke, nie vor dem Tode, sondern nur vor dem Sterben, d. h. vor den damit verbundeaen Kampfen und Aengsten ge- fiirchtet; diese fiihlte er nicht, er starb sanft und fast unbe- merkt. Kurze Zeit vor und nach ihm schieden auch mehrere seiner altesten und theuersten Freunde , so unter anderm sein Schul- und Jugendfreund Dr. Samuel Schnell, der Volks- dichter G. J. Kuhn, der treffliche Pater Gregor Girard und Joh. von Muralt in St. Petersburg. Trechsels aussere Erscheinung war der Spiegel seines innern Wesens. Seine hohe Gestalt und kraftige Haltung verrieth Charakterfestigkeit und Willensstarke, sein mildes, blaues Auge Geist und Herzensgute, seine freie Stirn und sein freundlicher Mund zeugte von Offenheit und Biedersinn. Jeder erkannte in ihm den Mann im vollen Sinne des Wor- tes, den Mann von altem Schrot und Korn, den Typus achter, gung und Ausdauer; was er ergriff, das ergriff und betrieb er mit ganzerSeele; die Treue in jeder Beziehung gait ihm fiir das Hiichste im Leben und er hat sich geiibt wie We- nige an Glauben, Vaterland, Beruf, Ueberzeugung, gegen Freunde, Schiiler, Kinder und Kindeskinder. Obschon reizbar und zur Heftigkeit geneigt, bewies er sich doch in hohem Grade edelmuthig und verstihnlich ; Menschen, die ihn auf's Tiefste gekrankt, leistete er gleichwohl bei Gelegenheit viel- faltige Dienste, und seine Giite und Zuvorkommenheit wurde von Bekannten und Unbekannten , Fremden und Einheimischen oft und nicht umsonst in Anspruch genommen. Als Lehrer zeichnete sich Treclisel aus durch seltene Lebendigkeit, Klar- heit und Fasslichkeit des Vortrags, durch unermiidliche Geduld, auch die Schwacherbegabten in die Tiefen der Wissenschaft einzufiihren, durch ein eigenes Geschick im Experimentiren und Demonstriren, sowie besonders in Vortragen vor einem 168 und oratorischen Schwung der Sprache. AIs Gelehrter war er vorwiegend praktisch, mehr Mann der That als der Feder; Schriften von ^rosserm Umfange hat er keine hinterlassen ; aber nichts destoweniger wurde er auch in dieser Hinsicht vom In- und Auslande gebiihrend anerkannt; mit Mathema- tikern und Ph5^sikern des ersten Ranges, wie z. B. Arago, Ampere, Quetelet, W. Herschel, Littrow, von Zach u. A. stand er in Bekanntschaft und Verbindung; die konigl. astro- nomische Gesellschaft zu London und die Akademie der Wissenschaften zu Palermo ernannten ihn zu ihrem auswar- tigen Mitgliede. Der Schweizerischen Naturforschenden Ge- sellschaft gehorte er an fast von ihrem Ursprunge hinweg, und hat sich in ihr besonders wahrend der Periode, als die ihm nahe befreundeten Manner Pictet, Horner u. s. w. an der Spitze standen, mannigfach — namentlich durch Leitung und Berechnung der correspondirenden Barometerbeobachtungen in den Jahren 1826 — 1836 bethatigt. '*) Auch die bernische Kantonalgesellschaft hatte an ihm friiher einen eifrigen Theil- nehmer , der ihre Sitzungen imd Verhandlungen durch manche zum Theil gedruckte Beitrage belebte. '^*) Wir kdnnen das *) Mittel und Hauptresultate aus den meteoro- logischenBeobachtungen in Bern von 1826—1836, von F. Trechsel. N. Denkschriften der Schweiz, Gesell- schaft fur die Natur wissenschaften, Bd. 2. S. 27 ft. ') Bemerkungen iiber Blitzabl eite r und iiber Blitzschlage, veranlasst durch einige Ereignisse ina Sommer 1819, von F. Trechsel, Prof, zu Bern. Vor- gelesen am 19. Juni 1819. (Naturwiss. Anzeiger der allg. schweiz. Gesellschaft fiir die gesammten Naturwissen- schaften 1819. Nr. 2. S. 1. ff. Gilbert Annalen d. Physik, Bd. 64. S. 227. ff. Bibl. univ. sciences et arts, nouv. serie T. 11. Nr. 4. p. 300. T. 12. Nr. 2. p. 104. ss. T. 15. Nr.l. p. 19 ss.) Bemerkungen iiber LapostoUe's Blitz- und Hagelab leiter aus Strohseilen. Vorgelesen am 10. Marz 1821. (Naturw. Anz. 1821. Nr. 1. Lit. Archiv der Akad. zu Bern. Bd. 4. H. 4. S. 351 ff.) 169 Bild des gewiss Vielen nah und fern unvergesslichen Mannes wohl nicht trefFender schliessen, als mit dein an seinem Grabe mit vollem Rechte auf ihn angewendeten Bibelworte: „Sein Leben ist hcistlich gewesen, denn es ist lauter Miihe und Ar- beit gevvesen.* F. T. Ein Vortrag yiiber farbige Schatten^' mit Bezug auf H. Zschokke's Schrift — uurde nach seinen Ver- suchen und Andeutimgen von seinem Sohne weiter aus- gefiihrt. (Bibl. univ. '"sciences et arts. Vol. 31. p. 3. ss. Uebersetzt im Edinburgh new philosophical Journal by Jameson. Vol. 16. p. 32. f.) AB RAH A 31 ZIMMERMANN. Nekeolog, Noch steht in lebendigen Ziigen vor den Augen der Aar- gaiiischen Mitglieder der naturforschenden Gesellschaft das Bild eines Mannes, zu welchem auch die entfernter woh- nenden schweizerischen Freunde der Naturwissenschaften gewiss nur mit der warmsten Theilnahme hingefiihrt werden. Herr Abraham Zimmermann , Handelsgartner in Aarau, ein Mitglied , welchem das Gedeihen der schweize- rischen naturforschenden Gesellschaft immer am Herzen §e- legen, ist vor einigen Wochen uns durch den Tod entrissen worden. Derselbe ward geboren den 8, Januar 1787 zu Oberflachs im Bezirk Brugg, und brachte, der einfachen Dorfschule ent- wachsen, in welcher er, wie eine von ihm aufbewahrte, zur Zeit der Griindung des Kantons Aargau gepragte , von den Schulbehbrden ihm geschenkte Gedenkmiinze mit der Inschrift „dem Fleiss zum Lohne* beweist, sich durch Fahigkeit, sitt- liche Gediegenheit und Strebsamkeit friih ausgezeichnet haben musste, beinahe sein ganzes Leben, dem Berufe der Gartnerei gewidmet, in Aarau oder dessen nachster Umgebung auf dem Kirchberg hin. Gewiss wird es in der Schweiz keinen Gar- tenfreund geben, welchem nicht das schone, ausgedehnte Etablissement bekannt ware, das von dem Schwiegervater des Dahingeschiedenen, Pfarrer Niisperli, gegrundet, spater von ihm selbst iibernommen wurde, und welchem er mit be- wundrimgswerther Ausdauer, mit bekannter Redlichkeit und mit einer ungewohnlichen Geschaftskenntniss bis zum Schlusse seines Lebens vorstand. Er hatte sich aber, wie alien Jenen bekannt ist, mit welchen er durch seinen Beruf in Verkehr gekommen war, nicht bios den Takt und die Umsicht des sondern sich nach Tiefe 171 und Ausdehnung viel weiter greifende Kenntnisse zu eigen gemacht. In einxelnen Parthien der angewandten BotaniU, wie der Pomologie, der Kenntniss der Ziergewachse , des Weinbaus, des AcUerbaus, hatte er diirch angestrengtesten Fleiss, diirch unermiidliches, bis in sein spatestes Leben nicht unterbrochenes Studium sich auf einen sehr hohen StandpunUt theoretischer und praktischer Einsicht gebracht. Mit alien Theilen der Botanik bekannt, konnte man an ihm leicht er- fahren , dass ihm auch andere Zweige der Naturwissenschaft nicht fremd geblieben waren. Und AUes, was er konnte imd wusste, die ganze Grundlage seines geistigen und korper- lichen Lebensgliicks hatte er sich selbst geschaffen; denn seine anfanglichen aussern Hiilfsmittel waren so gering, dass sie kaum nennenswerth sind , und seine Jugend war auf manche harte Probe des Entbehrens gestellt. Er hatte vermiige seiner bescheidenen Umganglichkeit auch unter den gelehrten Naturkundigen sich nicht bios Ach- tung vor seinem Wissen, sondern auch wahre Freundschaft erworben, und wer mit ihm naher bekannt war, darf sich gestehen, manchmal von den reichen Erfahrungen des Man- nes, die eine so ruhige freudige Naturbeobachtung verriethen, liberrascht gewesen zu sein. Und seinem Streben hatte fiir ihn selbst wie fiir seine Umgebung der I'echte, wiirdige Erfolg nicht gefehlt. Der stille hinpebende Umoans, mit der Natur, welchem die Frucht wahrer Herzensveredlung nie entgeht, hat auch ihm das Auge offen erhalten, fiir die schonern Lebensreize wie fiir die Ge- brechen der Gesellschaft und deren Linderung. Er war, dies ist das unbestrittene Zeugniss AUer, die ihn kannten, ein oft gesuchter und nie ermiideter Rathgeber in den mannichfachsten Fragen des Lebens , ein Mann, dem das ofFentliche Vertrauen auf keiner Seite fehlte. Er trat in die Aargau'sche naturforschende Gesellschaft im Jahre 1817, und ward ini gleichen Jahre in die allgemeine schweizerische naturforschende Gesellschaft aufgenommen. An seinen Namen kniipft sich in den Verhandlungen der Kantonalgeseilschaft manche werthvolle Mittheilung, die alle, 172 mochten sie auch das Kleinste betreffen^ den selbstandigen genauen Beobachter beweisen. Vielmehr eingreifend und wahrhaft segensreich musste sein Wirhen fiir die, der Anwendung weit naher liegende Aufgabe der Aargau'schen landwirthschaftlichen Geselischaft werden. In dieser war er seit ihrem Bestehen eines der tha- tigsten und einsichtvollsten Vorstandsmitglieder, dem die Geselischaft einen wesentlichen Theil ihrer Bliithe verdankt. Beide Gesellschaften bewahren ihm liebevoUe und dank- bare Erinnerung. Er starb an den Folgen eines Nervenschlagflusses den 5. Juli 1850. Seiner Asche sei Friede! 173 VINCENTIUS D' ALBERT!. Nekkologische NOTIZ. Vincent Anton Emanuel d'Alberti wnrde geboren den 20. Hornung 1773. Seine Eltern, zwar arm, aber recht- schafFen und brav, stammten aus Olivono, einem Dorfe am Loco Magno, das damals eine Landvogtei der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden war. D'Alberti brachte jedoch seine Jugendjahre in Mailand zu und genoss audi hier seine Vorstudien. Nach deren Vollendiing widmete er sich dem geistlichen Stande, zu dem er schon fruh Neigung zeigte xmd der sich auch am besten mit seinem scbwachen und krank- lichen Korperbau vertrng und ihm mehr Gelegenheit darbot, seinenEifer zu den Wissenschaften zu befriedigen; ubrigens hatte er sich schon friih entschlossen , nie eine ecclesiastische Wurde zu bekleiden, sondern stets, nach damaliger Aus- drucksvveise, einfacher Abbe zu bleiben. Er beschafdgte sich mit alien Schriftstellern, die im 18ten Jahrhundert zu Wichtigkeit gelangten, wurde aber bald in seinen Studien unterbrochen durch ein langwieriges Fieber, das ihn in Folge seiner allzugrossen Anstrengungen iiberfiel und dem Rande des Grabes nahe brachte. Doch auf dem Wege der Besserung und in der HofFnung seine so arg mit- genommenen Krafte wieder zu erholen , entschloss er sich zu seinem ersten Besuch in's Land seiner Voreltern. Er hatte sich nicht getauscht, denn wirklich hatte er bald die Freude, wieder wohl gestarkt nach Mailand zuriickkehren zu konnen. Das Jahr darauf ging er neuerdings nach Olivono, wo ihn der Zufall zum ersten Mai in eine Landsgemeinde fuhrte. Dieser Akt machte einen solchen Eindruck auf seinen lebhaf- ten Geist, dass er sich entschloss hier zu bleiben, um fortan seinem Vaterlande allein seine Dienste zu widmen. 174 Ganz. frei, von jeder Stoning entfernt, widmete er sich hier den Studien. Die Philosophic iind Rechtswissenschaften bildeten die stete Nahrung seines Denkens, der unerschopf- liche Grund seiner Betrachtungen, vermittelst deren es ihm gelang, die Quelle jener Kenntnisse zu ergriinden, welche, vervollhommnet und weislich angewendet, in der Folge sei- nem Namen so grossen Ruhm, seinem Vaterlande so vielen Vortheil bringen sollten. Auch das Feld der Dichtkunst blieb von ihm nicht iinbe- riihrt. Durch Joseph Parini in der Schule dev klassischen Schrifts teller, besonders des Petrarca's auferzogen, bewegt sich sein Wirken in dieser Richtung besonders in Sonetten, die er im Druck seinen Freunden und der Nachvvelt iiber- machte, in denen iiberall die Reinheit seiner Denkxmgsart, seine Liebe zum Vaterland und die Einfachheit seiner Sprache durchblickt. Diese zuriickgezogene Lebensart, die piinktliche Erful- lung aller seiner Pflichten als Geistlicher und die Weisheit seiner Piathe , die er gerne einem Jeden ertheilte, verschafften ihm eine besondere Achtuno; und Zuneigung seiner Mitbiirger. — Als im Jahr 1797 beim Einriicken der franzosischen Trup- pen in die Lombardei seine Fremide ihn baten, dass er sich doch nach Mailand begeben mtichte, schlug er es aus, indem er es vorzog, im Lande seiner Voreltern die schone Freiheit zu geniessen, als den Prahlereien jener Fremden Gehor zu geben, die er als Patrioten der Klasse, die eher nach Ebreti- stellen imd Gewinn trachten als nach Freiheit, ansah. Anfangs 1798 begann die Revolution auch in unserm Lande; selbst imter diesen Verhaltnissen wollte D'Alberti die vaterlandischen Gebirge nicht verlassen, denn das Wohl des Landes seiner Ahnen lag ihm zu sehr am Herzen, als dass er die Wirkungen der Pievolution auf unser Thai nicht hatte erwarten vvoUen. — Zu dieser Zeit sandten die drei Kantone ihre Abgeordneten zu uns, um ims den Eid der Treue schvvd- ren zu lassen; Magistrate wurden gewahlt, die uns vvahrend mehrerer Monaten auf die tollste Weise regierten, bis vvir als selbststandiges Glied in die schweizerische Eidgenossenschaft 175 aufgenommen wurden. Dies brachte manche Veranderung in luiser Thai ; so musste auch Olivono nun aus der Zahl seiner Mitbiirger einen Wahler zur Ernennung seiner Abgeordneten stellen: die Wahl traf D'Alberti, allein die damalige Stellung der Geistlichkeit, kein politisches Amt bekleiden 2,u durfen, liess ihn die Stelle nicht annehmen. Ein fernerer Beweis der hohen Achtung, die man vor ihm hegte, ist, dass der National-Prafekt Rusconi, der die Beamten des Distrikts zu ernennen hatte, sich an ihn wandte um aus seinem Munde die solcher Aemter wiirdigen Manner der Gemeinde zu erfragen und in der Folge jede Wahl laut dessen Vorschlag vollzo£. Die Winter von 1798 und 99 brachte er in Mailand zu, wo sein Wort und seine Meinung von V^ielen, deren Einfluss zu jener politischen Zeit bedeutend gait, angehort und ge- nehmigt wurde. Er kehrte dann wieder nach Olivono zuriiek und blieb da, so lange die Oestreicher und Russen die Lom- bardei besetzt hielten. Wahrend dieser Zeit hatte auch er, wie so mancher rechtschafFene Burger, der die guten Rechte vertheidigt und ofFen gegen das Unrecht kampft, das abwech- selnde Loos, bald gelobt, bald getadelt zu vverden. Nicht nur wahrend dieser Zeit wahrer Anarchic, sondern auch nach Einfiihrung der konstitutionellen Regierung hatte er mit der Rache gewisser Patrioten zu kampfen, deren republikanischer Geist einzig darin bestand , in ihrer unbeschrankten Gewinn- sucht nur nach dem Gut Anderer zu trachten. Der Anfang des 19ten Jahrhunderts war auch fur ihn der Anfang seines ofFentlichen Auftretens , seiner politischen Lauf- bahn, der Anfang der Gefahren und Ehren, — aus dem be- scheidenen Prediger wird ein Staatsmann. Ira Jahr 1801—02 ist er Mitglied der Central-Tagsatzung. Das Jahr 1803 ruckt heran. Napoleon giebt unserm Lande erne andere, eine giinstigere politische Stellung; imi sie ims aber fiir immer zu erhalten und die Vortheile der Mediation allgemein fiihlbar zu machen, waren entschlossene, verstan- dige Manner am Staatsruder nothwendig, die von wirklicher Liebe zur Freiheit durchdrunsen, den einzisen Wunsch 176 hegten, deni oiFentlichen Wohl niitzlich zu werden. — Auch unser D'Alberti war uriter dieser Zahl von Mannern. Von den Olivonern schon als Abgeordneter in den Grossen Rath gewahlt, wurde er nun noch Mitglied des Kleinen R.athes, dem eine hohere Macht den Mann zu erkennen gab, dei* in solch schwiei'igen Verhaltnissen der ganzlichen Pieorganisation des Landes, der Gesetze, im Stande war, den Vorsitz mit Erfolg zu fiihren. Er bekleidete diese Stelle bis 1814, war wahrend dessen sechs Mai Prasident des Grossen Raths (1805, 8, 9, 1812, 13, 14) und 1807 Prasident des Tribunals, einer neuen Gerichtsbarheit, die eingefiihrt wurde, um die Ge- meinden von den schweren Schulden zu befreien, in die sie in Folge von oftern StreitigUeiten und sehr kostspieligen und langwierigen Prozeduren verfielen. Die Truppen Napoleons iiberfielen am 31. Ohtober 1810 den Kanton und hielten ihn bis zum Dezember 1813 besetzt. Inzwischen hatte sich di6 Meinung verbreitet, dass der Kan- ton dem Konigreiche Italien einverleibt werden wiirde, und dass man, um diese Vereinigung zu befordern, sich Stimmen dafiir erkaufe. Es wurde ruchtbar , dass sogar Personen von hohem Stande sich solcher Niedertrachtigkeiten schuldig machten. D'Alberti wollte diese niemals einer solch schimpf- lichen Verratherei fahig glauben, und kampfte deswegen 6f- fentlich gegen jene Intriguen, da er nie an die Moglichkeit einer Vereinigung, die nach seiner Ansicht ja die Ehrenhaf- tigkeit des Mediators selbst antasten wiirde, denken konnte. Im Februar 1812 wurde er zur Vereinigung nach Solo- thurn gerufen, um Erlauterungen liber die Lage und den Stand des Kantons zu geben. Im October 1813 vom Kleinen Rath zur Abfassung eines neuen Salzvertrags mit dem Mi- nister Prina abgesandt. 1813 — 14 war er Abgeordneter an der Tagsatzung. — Dankbarkeit von Seite der Obern, Ach- tung der Minister fremder Machte, ein immer mehr auF- bliihendes Vaterland bewiesen hinlanglich, wie er bei diesen wichtigen Missionen gewirkt und gearbeitet hatte. In Folge von Unruhen musste im September 1814 der Kleine Rath und mit ihm unser D'Alberti, sich eiligst in den 177 benachbarten Kanton Graubiinden fliichten; die Insurgenten sandten den Fliichtigen aber bald zvvei Abgeordnete nach, um die Sache auszugleichen, und D'Alberti erhielt den ehren- voUen Auftrag, den FriedensaUt, der den Rathsmitgliedern den We£ nach Bellenz, wieder often stellte, aufzustellen. Oberst Sonnenberg von Luzern renovirte dann den Kleinen Rath, der sogleich eine Versauimlung zusammenberief , um eine neue Verfassung vorzuschlagen, und zu seinem Stell- vertreter dabei D'Alberti erwahlte. Im Jahr 1815 zu einem Wahlmann erhoben, begab er sich zum Wahlcollegium nach Blenio, das ihn zuerst als sei- nen Prasidenten, und dann zum Candidaten ernannte; im glei- chen Jahr war er unter denen, die mit der Uebergabe des Staatsruders an die neue Piegierung beauftragt waren. Gegen das Ende der ersten konstitutionellen Periode war unser Kanton in Gefahr seiner Freiheit beraubt zu werden. Jedermann kennt die zu deren Aufrechthaltung so erfolgrei- chen Schritte des Generals F. C. La Harpe bei seinem Zdg- linge, dem russischen Kaiser. Nicht so bekannt ist vielleicht aber das freundschaftliche Verhaltniss zwischen La Harpe und D'Alberti, noch das anhaltende Dringen dieses letztern in seinen so einflussreichen Freund, kein Mittel unversucht zu lassen , unser Vaterland von dem Sturze , der dasselbe bedrohte, zu retten. Vom Februar 1815 an zog er sich von alien offentlichen Geschaften zuruck und lebte nur seinen Privatstudien, bis ihm im Juni 1817 die Stelle des Staatsschreibers zu Theil wurde. Dass er auch in diesem neuen Amt den Erwartungen des Vaterlandes entsprochen, zeugt die Ehren-Medaille, die ihm der Staatsrath, Namens des Grossen Raths im Dez. 1819, als Erkenntlichkeit seiner dem Vaterland geweihten Dienste, schenkte; und diese Erkenntlichkeit, dieses schone Vertrauen folgte ihm, so lange er jene Stelle bekleidete, bis 1830. In diesem Jahr wurde das allgemeine Gefiihl einer Verfassungs- revision herrschend, und wirklich beauftragte dann der Staats- rath D'Alberti, einen Prospect zu entwerfen. Mit allem Eifer machte er sich an's Werk und brachte es nach kurzen Tagen 12 178 zu Ende. Nach erfolgter Vorlesung im Grossen Rathe wurd^ seine Arbeit einer Kommission, der er selbst vorstand, zur Priifung angewiesen. Die Ver fas sung fand Anklang und D'Alberti wurde damit an die Tagsatzung gesandt, um sie daselbst vorzubringen und genehmigen zu lass en. — Ihm g<;- hort also auch hierin die Ehre, den Biirgern ihren Wunsch erfiillt, ihr Gliick begriindet und dem Vaterlande grosse Vor- theile gebracht zu haben. Im September 1830 wurde er von seinem Distrikte zum Deputirten an den Grossen Rath, im October darauf zum Mitglied und bald hernach zum Prasidenten desselben er- nannt. Bis zum Mai 1837 war er Staatsrath, entschloss sich dann aber, von nun an alle und jede Stellen abzuschlagen und sich vom dffentlichen Leben zuriickzuziehen. Doch die- ser Entschluss sollte von kurzer Dauer sein; das Vaterland forderte fernere Dienste von ihm. 1839 wurde ihm neuer- dings die Stelle des Staatsschreibers iibertragen, und er nahm sie an, obschon er wusste , dass seine schon gesunkenen phy- sischen Krafte den Miihen und Arbeiten dieses Amtes nicht mehr lange gewachsen sein konnten. — Seine letzte Ernen- nung war im August 1842 als Abgeordneter seines Distrikts in den Grossen Rath. Man darf nicht iibergehen, dass der unermiidliche Patriot neben den grossen und wichtigen Beschaftigungen noch sei- nen eigenen nicht geringen Privatstudien oblag. So hat er z. B. sehr viel beigetragen zu dem wirklich patriotischen Werke der j^Societa cantonale Ticinese d'utilita publica*, ja er war 1829 sogar der erste President der Gesellschaft. Ihm ist es ferners zu verdanken, wenn der Kanton Tessin sich riihmen kann, im Juli 1833 die gelehrten Mitglieder der Schweizerischen Naturf orschenden Gesellschaft empfangen und bewirthet zu haben; ihm, den diese Gesell- schaft ein Jahr vorher, bei ihrer Versammlung in Genf, zum Prasidenten bei der Zusammenkunft im Tessin, einstimmig ernannt hatte. Er war ebenfalls Verfasser der Sammlung de« offentlichen Blattes mit dem Auszug der von 1803 bis 1830 veroffentlichten Gesetzesakten. — All' sein Trachten I 179 und Wirken , alle seine Wohlthaten auf politischer Laufbahn finden sich iibrigens iui Archive der Regierung aufbewahrt. Wir wollen hoffen , dass man sie noch wohl versorgt dort finden werde, wenn einst die Zeit kommt, wo unparteiische Manner jenen R.echt verleihen werden, denen es gebiihrt. Nachdem D'Alberti wahrend 40 Jahren zwischen Neid, Leidenschaften, ja Verlaumdungen und Gefahren, wie es eine imEntstehen begriffene Republik mit sichbringt, seine Dienste nach besten Kraften demVaterlande geweiht hatte, kehrte er in sein Privatleben zuriick, und zwar mit dem trostenden Gefiihl, seine Aufgabe redlich erfiillt zu haben. Er betrat es, wie er es verlassen, namlich arm; und das ist der deutlichste Beweis seiner, von Eigenniitzigkeit freien, reinen Absichten, der beneidenswertheste Ruhm eines Mannes, der wahrend einer Reihe von Jahren die hochsten Stellen im Staate bekleidet hat. — Obschon von den oifentlichen Geschaften entfernt, hing sein Herz doch immer am gemeinen Wohl , und keinen Anlass liess er unbenUtzt, wo er seinen Mitbiirgern niitzlich oder behiilflich sein konnte. Ein schoner Beweis seiner lebhaften Vaterlandsliebe sind die Voti d'Olivono, die uns jederzeit als ein wahres Muster biirgerlicher Wissenschaft dienen kon- nen. — Die Gemeinden Olivono, Campo und Largario wer- den den Ausspruch D'Alberti's nie vergessen, welchen er ungefahr einen Monat vor seinem Tode, in Bezug auf ver- schiedene Punkte, die in seinen Augen die Ursachen der, diese Gemeinden schon seit vielen Jahren untergrabenden Unruhen waren, that. D'Alberti stand in Briefwechsel mit ausgezeichneten Man- nern jener Zeit, me mit Francesco Villardi, Giovanni Labus, Carlo de Rosmini und Pietro Custodi. Diesem Letztern, seinem Busenfreunde, einem offentlichen Beamten und grossen Gelehrten, leistete er hiilfreiche Hand zu einem sehr beriihm- ten Werke „Indice agli Economisti Italiani^*, einem sehr lehr- reichen Werke vol! Verstand , voll Ausarbeitung, das dem Verfasser ausser dem Ruhm der Sachkundigen auch die Ehre verlieh , im Jahr 1817 in die schvveizerische wissenschaftliche Gesellschaft aufgenommen zu werden. — Von seinen Cor- 180 respondenzen sind von besonders grossem Interesse die mit La Harpe und Usteri, welch letztere einen Zeitraum von 25 Jahren in sich fassen und , wenn sie einmal an's Tageslicht kommen, gewiss liber Vieles bis jetzt nocli Unklares, Auf- schlnss geben und zur Geschichte unserer Republik reichen Stoff liefern werden. Mit einer ausserordentlichen natiirlichen Fassungskraft begabt, reich an sehr ausgedehnten theoretischen und praktischen Kenntnissen, ein tiichtiger Menschen- und Zeitkenner wusste er sich das WobhvoUen, die Achtung und Liebe des Volkes stets geneigt zu erhalten. Als Staatsmann den gehdrigen Takt, die gehorige Wiirde beobachtend, zeichnete er auf der Rednerbiihne sich nicht durch stiirmischen Vortrag oder prunkvolle, leere Worte aus, sondern sprach ruhig und einfach, ebenso frei und kraftig, als vvahrhaft, gerecht und anstandig. Als unbescholtener Burger, jedem Parteigeist fremd, unbestechlich, eifrig, hat er alle wichtigsten Stellen der Magistratur mit jener reinen Liebe zum Vaterland, jener Festigkeit in seinen Maxiinen bekleidet, die lebenslang seine untrennbaren Gefahrten waren. Seinem Wahlspruch ^Gerech- tigkeit und Wahrheit'* (Giustizia e Verita) blieb er stets treu und verier ihn nie aus den Augen. Seine Sitten waren ein- fach, bescheiden, misstrauisch gegen sich selbst, sehr xuvor- kommend und hoflich , als Fr^und war er offenherzig und bestandig. Sein Haus war jedem offen, der Trost, guten Rath und Hiilfe nothig hatte. Er starb den 6. April 1849 an einer Luftrohrenentziindung im Alter von 86 Jahren. Doch sein Andenken und seine V^erdienste gehn nicht imter. (Nach Dr. G. Piazza von Olivono.) Druckfehler. P Ungeachtet der Miihe, die sich das Sekretariat gegeben, haben sich manche Druckfehler in den Jahresbericht einge- schlichen. Die anstossigsten sind folgende : Seite 6, Zeile 21 von oben, statt Baeterium Thermo , lies : Bacterium Termo. - - - Anthrozit, 1. Anthrazit. - unten - Dubois de Montreux, 1. Dubois de Montpereux. - F.J.Pietet, 1. F.J.Pictet. - - - Rappeler, lies Kappeler. - oben - das, lies den. - - - Ftysch, lies Flysch, - - - des 12fen Grades, lies: des nte" Grades. - - - Tlavescens, l.FIavescens. - unten - anumule, 1. accumule. ci , 1. a. 20, - 26 23, - 1 30, „ 4 65, - 12 95, - 15 104, - 13 125, - 3 134, _ 5 136, - 7 136, - 13 Verzeichniss der Milglieder der Scliweizerisclien Naturforschenden Gesellschaft und der Versammlungsorte. Mud) f Druck von Orell, Fiissli und Comp. 4850. GenVass dem io Aarau gefassten Beschlusse soil nunmehr all- jahrlich mil deii Verhandlungen der Jahresversammlung ein neues Verzeichniss derMilglieder gedruckt werden. Das voiiio- gende gibt den Bestand der Gesellschaft ira October 1850. — Dabei wird in Erinnerung gebracht, dass, wer den Jahresbeitrag audi nach zweimaliger Aufforderung nicht enlrichtet, damit (nach §.19 der Slatuten 1846) aufhort, Milglied der Gesellschaft su scin ; als Austrittserklarung wird audi die Riickweisung der Jahresberichte angesehen. — Mitglieder , weiclie ihren Aufenthaltsort verandern, zumal diejenigen , welche in einen andern Kanton ziehen, sind ersucht, dera Correspondenten des betreffenden Kantons Anzeige davon zu machen. Eintrittsgebiihr 4 Schw.-Frk. , Jahresbeitrag 2 Schw.Frk. (Neu Einlretende haben daher das ersle Mai immer 6, nicht nur 4 Frk. zu erstatten.) Die Mitglieder, welche der Versammlung in Aarau beige- wohnt haben, sind mil a bezeichnet. En suite des resolutions prises dans I'Assemblee d'Aarau on impriraera chaque annec, en meme temps que les Actes de la Sociele, un Catalogue desesmembres. Le present Cata- logue otfre I'etat de la Societe jusqu'en Octobre 1850. — On rappelle en raeme tenaps que tout membre, qui sur deux avertisse- menls successifs , neglige de payer sa quote-part annuelle , est envisage par cela meme (en vertu du §. 19 des statuts) comme cessant de (aire partie de la Societe ; le renvoi des Rapports est de meme en- visage comme une declaration que Ton renonce a en faire partie. Les raembres qui changent de domicile, surtout ceux qui se rendent dans un autre Canton , sont pries d'en avertir le corre- spondant du Canton respectif. L'entree est de 4 Frcs. de Suisse , la quote-part annuelle de 2 Frcs. (Les nouveaux merabres doivent par consequent 6 Frcs. de Suisse non pas seulement 4 Frcs.). On a designe par la lettre a ceux des membres qui ont assiste a I'Assemblee generale d'Aarau. I. Ordentliche Mito-lieder. Aargau- 81 anwesend. — i abwesend. a Baumann, Lehrer, Aarau. Becker, A., Apolheker. LaufcDbrg. a Be lard, Med. Dr. Brugg. a Berts chin ger, Eag.,M.D. LeDzburg. a Bertschinger, Th., Apoth. Lenzburg. a Bo I ley, Pompejus , Prof. Aarau. a Borni, T. A., Apotheker. Bremgarf. a Bosshard, R.B.,a.Zur.,Pfr. Mandach. Brogli, Jos. Paul, Arzt. Merenschw a Dreyer, Lehrer. Baden. a Ehrismann, Adolf, Apoth. Reinach. a Feer, Carl, Med. Dr. Aarau. a Feer-Herzog, Carl, Fabrik. Aarau. a Fisch, Herm., Med. Dr. Kollikon. a Frikart, Carl, Lehrer. Zofingen. a Gehret, Goltlieb, Forstinsp. Aarau. a Gersbach, Lehrer. Wegenslatten Hager, Apotheker. Baden. aHagnauer, Jak., Pfarrer. Auenstein. a Hagnauer, Lehrer. Aarburg. Hauser, Franz Jos., M. D. Leuggern. a Hausler, Rud., M. D. Lenzburg. aHausler, Carl, Pfarrer. Lenzburg. a Heramann, M. D. Birr. aHerosc, Carl, Fabrikant, Aarau. a Herzog, Gotll., Manufakt, » a Herzog, Joh., Stabshptm. Aarau. a Herzog-Baily, Gottl.,Fabr. Aarau. a Ho del, Bernh., Lehrer. Olsberg. Fachwissenscliaft. Nalurw. Chem. Med. Med. Chem. Chem. Chem. Pefref.Ent. Entom. Nalurw. Med. Min. Med. Bot. Techn. Med. Nalurw. Forslw. Bot. Chem. Enlom. Nalurw. Med. Med. Nalurw. Med. Chem,ie. Techn. Chem. Techn. Bot. Geb.- Jahr. A,,f- nahme. 1850 1850 1850 1850 1810 1850 1839 1794 1813 1850 1834 1841 1809 1791 1850 1835 1817 1850 1807 1850 1825 1800 1829 1842 1795 1850 1819 1850 1782 1799 1802 1817 1823 1832 1774 1792 1850 1833 1817 1819 1845 1814 1850 1835 a Imhof, Gottlieb, M. Dr. a Imhof, Ferd., M. D. Imhof, Eduard, Pfarrer. a Karrer, Heinr., M. D. Keller, Aug., Seminardir. Keser, Rud., Strasseninsp. a Laue, Joh. F., Fabrikant. Merz, Lehrer. a Merz , Lehrer. a Muhlberg, Fabrikant. Muller, Joh., Fabrikant. a Neuburger, Apotheker. a Neuhaus, Apotheker. a Oehler, C, Fabrik., Schulr. a Pfleger, Gotll., Kaufmann. a Rahn, Pfarrer. a Ri n g i e r , Rud., Oberrichter. a Roder, Apolheker. a Rohr, Alph., M. D. a Rothpletz, Emit, Stadlrath. a Ruepp, Apolheker. a Rylz, David, Professor. a Sandmeyer, Seminarlehrer. Schinz,Em.,a. Zurich, Prof. Schraid, M. Dr. a Schmidlin, J. B., Pfarrer. Schmidt in, Theod., Chem. Schmiel, Joh.Nep., Oberst. Schulthess, v. Zurich, Pfr. Sevin, M. D. Stapfer, Albr., M. D. S taublin, Jos., Bezksamtm. a Stephani, Pfarrer. a V. Stokar,v.Scha(rh.,Apofh. a St oil, Apotheker. a Strauch, Lehrer. Suter, Wilh., Apotheker. Thut, Melchior, M. D. a Urech, Friedr., Pfarrer. a Urech, Fr.,M-D.,Spitalarzt. a Volger, Otto, PhiL Dr. a Wieland, Fridolin, M. D. Aarau. Med. 1797 1823 » Med. 1850 Schoftland, , Nalurw. 1850 Teufenlhal . Med. 1850 Wettingen. Nalurw. 1850 Aarau. Malhem. 1790 1816 Wildegg. Techn. 1795 1817 Lenzburg. 1847 Reinach. 1850 Aarau. Techn. 1850 Zofingen. Chem. 1803 1840 Aarau. Chem. 1850 Aarburg. Chem. 1850 Aarau. Chem. 1797 1829 » Ornith. 1792 1824 Zofingen. Phys. 1805 1850 Lenzburg. Agric. 1797 1835 » Chem. 1850 Brugg. Med. 1846 Aarau. Nalurw. 1850 Muri. Chem. 1850 Aarau. Malh. Asl7 •. 1801 1829 Wettingen. Nalurg. 1846 Aarau. Phys. 1817 1844 Staufberg. Med. 1850 Gansingen. Pelref. 1802 1844 Aarau. Chem. 1810 1839 \i Malhem. 1774 1816 Schinznach . Bot. 1795 1835 Zofingen. Med. 1850 Birrlauf. Med. Bol. 1792 1823 Rheinfeldn. Nalurg. 1801 1835 Griinichen. Bol. 1802 1836 Brugg. Chem. 1805 1830 Baden. Chem. 1850 Muri. Malh. 1850 Reinach. Chem. 1806 1835 Entfelden. Med. 1815 1840 BirwyL Bot. 1818 1841 Konigsfldn. Med. 1850 Muri. Geol. 1850 Schoftland. Med. Bot. 1804 1832 — 5 — a Wieland, Jos., M. D. Land- ammanu. Aarau. Med. iSOl 1835 Wirz, Joh. Rud., Hauplm. Schoftland. Ornith. 1808 1836 a Wy dier, Ferd., Apotlieker. Aarau. Cheni Conch .1792 1817 a Wydler, Ferd., M. D. » Med. 1850 a Wydler, Willi., Apotheker. » Ckem. 1816 1844 a Zimraermaiiu, Fr. , Hau- delsgartner. )) Bol. 1850 a Zschokke, Th.,M.D.,Prof. » Med. 1806 18-29 Zschokke, Eug., M. D. » 1846 a Zschokke, Achill., Pfarrer. Gonleu- schwyl. Zool. 1850 a Zschokke, Olivier, Ingen. Aarau. Malh. 1850 Abweseud : Fiiclislin, Rud., v. Brugg. Englaud. Nalurw. 1809 1833 Correspondent: E. Schinz, Professor, ia Aarau. iLppenzell. (3.) Frey, Joh., Dekaa. Corre- spondent. Trogen. Bol. 1789 1817 Rechsteiner, J. Conr., aus Speicher, Pfr. Eichberg. Naturg. 1798 1830 Zellweger, Joh. Caspar. Trogen. Nalurw. 1768 1820 Basel. 41 anwesend. — I abwesend. a Ballmer, Jac. Basel. Bernoulli, J. Jak., Ph.Dr., Apotheker. » a Bider, M. D. Langenbrugg. Med. Bischoff- Respinger , Hier, , Stadtprasident. Basel. B o 1 g e r , Marcus. » Brenner, Friedr., M. D. » B ii r g e r , G. » B u r k h a r dt , Aug. , M. D. » 1825 1847 Pharm. 1802 1827 Med. 1850 Dot. 1795 1838 Pkys. 1817 1841 Med. 1850 Naturg. 1850 Med. 1808 1838 Burkhardt, Christoph, M.D. » Med. Geol. 1810 1837 6 — Burkhardt-Burkhardt, R. Med. Dr. Burkhardt-His, M. Ecker, Alex., Professor. Fischer, Frd., Ph. Dr., Prof. a Frei, Alfr., M. D. Geigy, Wilh., Oberst, log. Hagenbach, Friedr., Apoth. Ham merlin, Mich., Gart- ner. a Iselin, H., M. D. Jung, Gust., M. D., Prof. a La roc he. Germ., all Ralhsh. Meisner, Carl Fr., M. Dr. Prof, aus Bern. aMerian, 'Peler, Phil. Dr., Prof., Ralhsherr. Merian-Burkhardt , J. Jak. a Merian, Rud., Prof. Merian, Rud., Sohn. Mi eg, J. Jak., M. D., Prof. Miescher, M. D., Prof. Mil Her, Albr. a Miinch, Christian, Pfarrer. Oswald- Hoflfmann, Ludw., Fabrikant, Preiswerk, Carl Rudolf, Cand. Theol. Raillard, Eman., M. D. a Riggenbach, Aug., Apoth. Sarasin, Felix, Biirgerm. a Schonbein, Christ. Frd., M. D., Prof. Stahelin-Bischoff, Bened. Slahelin-Vischer, Aug. » Strekeisen , C, M. D. » Streuber, C. Wilh.,Ph.Dr. » Vischer, Wilh., Prof. » De Wette, Ludw., M. D. » Abwesend : S la he 1 in, Christoph, Ph. D. Correspondent: Albr. Mil Her, Seer. asel. Med. 1812 1841 » Med. 1817 1848 » Anal. 1816 1845 » Phys. 1801 1838 » 1820 1847 » Math. 1800 1827 )) Chem. Zool . 1804 1835 )) Gartenbau. Bot. 1806 1843 )) Med. 1814 1815 )) Anal. 1795 1827 y> Math. Phys. . 1776 1817 » Bot. 1800 1820 )) Phys.Geogn . 1795 1823 )) Phys. 1798 1823 » Math. 1797 1827 » Phys. 1823 1848 » Zool. Anat. 1795 1821 » Physiol. 1811 1837 » Min. Gcol. 1850 » Bot. 1792 1836 )) Zool. 1800 1842 » Bot. 1810 1842 » Med. 1797 1835 » 1849 » Phys. 1797 1838 )) Phys. Chem. 1799 1833 )) Entom. 1796 1838 Mechan. Zootom. Chem. Nalurw. Med. 1812 1838 1811 1838 1780 1817 1808 1841 1812 1838 Chem. 1804 1830 d. naturf. Ges. in Basel. .— 7 -^ Bern. 400 anwesend. — 4 abwesend. aAodrea, Apotheker. Anker, Matlh., M. D., Prof. der Thierarzueikunde. a Bekh, Gotll. Lebrecht, Berg- bausiuspektor. Be n o i t , Dan. Gottlob, M. D. Bourgeois, Eug., aus Mor- ges, M. D. a Brunner, Carl, M. D., Prof. a Bruuner, Carl, Prof. Buchw alder, A. J., Inge- nieur-Oberst, B lib 1 mainly Friedr., M. D. Ghristener, Chr., Lebrer. CI emens, Demme, Herm., aus Sach- sen, M, D., Prof. Dietrich, M. D. DUr r, Eman., Arzt. Emm err, C, M. D. En gel, M. D. V. Erlach, C, M, D., Arzt. a V. Fellenberg, R., altProf. V. Fis cher-Ooster, Carl. Fischer, M. D. Fliigel, M. D., eidg. Ober- feldarzt. Franscini, Stef,, a. Bodio, Bundesratb. a Frei-Herose, Friedr., aus Aarau , Bundesratb. Fueter, Eman., Negotiant. Fueter, A. Carl, Apolb. Fueter, Ed., M. D., Prof. Gerber, Fr. , M. D. , Prof. der Tliierarzneikuude. a Gib olle t, Victor. Gouvernon, P., Pbarmac. Biel. Bern. Tbuu. Bern. Delsberg. Bern. » Muri. Burgdorf. Biel. Twanu. Koppigen. Bern. Tbun. Bern. Bol. Anal, 1836 1822 Mill. Geol. 1810 1839 Med. 1780 1816 Med. Chem. 1815 1841 1796 1816 1846 Geod. Malh. 1822 Med. 1819 1842 1847 Chir. Med. Med. Med. Med. Chem. Bol. Med. Med. Geogr. 1800 1833 1839 1844 1812 1839 1839 1846 1809 1836 1826 1843 1836 1833 » Chem. Orn. 1801 1823 » Meleorol. 1775 1816 )) Chem. 1792 1816 » Med. 1801 1827 )) Anal. 1832 Neuveville. Bol. 1839 Bois. Chem. 1840 — 8 V. Grafenried, Rad. Em. Forstmeister. Guggenbiihl, J. Jak., v. Meilen , M. D. Guthnik, Apotheker. Haller, Friedr., M. D. Bamberger, Job., aus Zu- rich, Lebrer. Hermann, J., M. D., Prof. Hopf, Job. Gabr., M. D. jgr. Isenschmid, Dav. Rudolf, M. D., gew. Prof. Jaggi, Rud., Pfarrer. Kas tbofer, Albr., a.Reg.R. Krieger, Carl, Lebrer. Lamon, J. Frd., Pasteur. Lanz, Josepb, Arzt. Leuch, Aug., Apolbeker. Lohner, Carl, allLandamm. Lory, Job., M. D. Lutz, Frd. Bernb., M. D. a L iilbi, Jak., M. D. Manuel, Rud. Marcband, Oberforster. V. May, E., M. D. V. May, H., Ingen. geogr. Meyer, L. R., Negotiant. a Miiller, Fr. Sam. Eman., Ingenieur, Oberstl. a Miiller, Cbr., Apolbeker. Miiller, Job., Lebrer. Otz, Carl, Mecbauiker. Pagenstecber, Job. Sam. Friedr., gew. Apolbeker. a Perty, M., Dr., Prof, a Rau, Wilb., M. D., Prof. Ratzer, Rud., Pfarrer. Riitimeyer, Ludw., M. D. Ryser, M. D. Sailer, Fr., M. D. Schatzmann, Pfarrer. Scharer, Ludw. Em., Pfr. Bern. Forstw. 1793 1816 Interlaken. Med. 1841 Bern. Chem. 1835 » Bot. 1828 » Nalurg. 1821 1845 » Anal. 1839 Tbun. Med. 1813 1840 Bern. Med. 1783 1816 Krauchlhal. Enlom. 1792 1821 Bern. Forstw. 1777 1816 » Nalurg. 1817 1841 Diesse. Bot. 1822 Biel. Med. 1844 Bern. 1845 Tbun. Meteorol. 1786 1823 Miinsingen. 1845 Bern. Med. 1785 1816 » Med. 1815 1841 » Med. 1846 )) Forstw. 1839 )) Med. 1813 1839 )) Math. 1847 Burgdorf. Entom. 1839 Bern. Entom. 1787 1817 » Chem. 1845 » Math. 1848 » Phys. 1839 » Chem. 1783 1816 )) Naturg. 1848 » Arzneik. 1835 Tburnen. Entomol. 1796 1817 Bern. Geol. 1847 » Med. 1814 1839 Langentbal I. Med. 1839 Guttannen. 1850 Belp. Bot. 1785 1815 V. Schiferli, Moriz , M. D. S c h 1 a f 1 i , Ludw. , Privatdoc. Schneider, Rud., M. D., alt Reg.-Rath. Schoel I, Joh., M. D., gew. Professor Sh ut tie worth , R., Esq., aus Lancashire (England). a Simon, A., gew. Landamm. Stern, Heinr., Apotheker. Straub, J. C, M. D., aus St. Gallen. a Studer, Bernh.,Ph.Dr.,Prof. a Studer, Frdr., Apotheker. Studer, Sara., Pfarrer. Studer, Goltl., gew. Sekret. Studer, Bernh., Apoth. Theile, Frdr., M. D,, Prof. Thurmann, Jul., anc. Dir. de Tecole norraale. T r e c h s e 1 , Friedr. , Pfarrer. Tribolef, Albr., M.D.,Prof. Trog, Jak.Gabr.,altRathsh. a Trog, Joh. Gabr., Apoth. Troxler, P. Vit., i\Ied. Dr., Prof., ausMunster(Luzern). Tschan n-Zeerleder, Vict,, aus Solothurn. Tscharner, Carl Ludwig , Oberst. Tscharn er, Fr., alt Reg. -R. Valentin, M. D., Prof. Verdat, E., M. D. Vogt,Ph.F.W.,M.D.,Prof. Volz, Frdr., M. D., Arzt. V. Wagner, C. Fr. , Apoth. V. W a 1 1 e n w y 1 - Wattenwyl, Friedr. V. Wattenwyl, Friedr. Wild, Carl, M. D. a Wolf, Rud., a. Zurich, Lehrer a. d. Real- u. Hochschule. Bern. Med. 1839 » Math. Phys . 1814 1840 » Bot. 1828 Burgdorf. Nalurg. 1793 1816 Bern. Bot. 1810 1834 » Min. Geol. 1790 1839 Biel. Munchen- Buchsee. Chem. 1816 Bern. Geol. 1794 1815 » Zool. 1790 1816 Vinelz. Bot. 1793 1816 Bern. Geogr. 1839 » Chem. 1845 » Anat. 1835 Porrentrui, . Bot. Geol. 1832 Vechigen. Naturw. 1804 1823 Bern. Arzneik. 1794 1820 Thun. Bot. 1781 1816 » Bot. 1807 1838 Bern. Med. 1780 1816 » Naturw. 1802 1825 » Min. 1787 1816 » Landw. 1829 )) Physiol. 1810 1837 Delemont. 1845 Bern. Arzneik. 1835 Interlaken. Bot. 1814 1841 Bern. Chem. 1791 1832 » Naturw. 1799 1839 Gerolfingen. Forslw. 1845 Bern. Arzneik. 1827 » Math, Phys. 1816 1839 — 10 — Wydler, H. , von Zurich, M. D., gew. Prof. Zehnder, Eman. Zurcher, C, M. D. Abwesend : Gruner, Eman., ingen. des mines. Gygax, Rud. , aus Herzo- genbuchsee. Mo riot, Adolf. Wyttenbach, J., M. D. Correspondent : Clir. Chrislener, Bern. Bol. GoUstatt. Bol. Neuveville. Med. Privas. Chem. 1800 1823 1791 1816 1845 1815 1836 Java. Mineral. 1839 Wien. Geogn. 1846 Amerika. Med. 1810 1839 Lehrer in Bern, Bibliolbek. d. Ges. Preiburg- 40 anwesend. — 2 abwesend. Blanc, Joseph, Prieur. Bochud, Pierre, M. D. B r e m 0 n d , Fabric, de verre. Bus sard, Marc, Dr. Juris. Gas tell a, Ernest, IVl. D. Cast el la, du Grand -Con- seil, directeur de police, Challamel , Caplan. Charles, Hubert, anc. Con- seiller d'Etat. Clerc, Max, M. D. Corminboeuf, J. B., Rec- teur du clerge de Notre-Dame. Gosandey, Claude, M. D. Prefet. Daguet, Jos., Archiviste. Diesbach, de, Phil., d'Agy. Du crest. Franc. Jos., M. D. En gel hard t, Jean Fred., M. D., Prefet. Engelhardt, Oscar, M. D. Folly, J. Th., Juged'Appel. Glasson, Xav., M. D. Goltrau, Andre Ign., cha- noine de la coUegiale. Broc. Geol. 1809 1840 Romont. Scienc. med. 1810 18iO Semsales. Techn. 1840 Fribourg. Plujs. 1800 1827 Romont. Sc. med. 1811 1837 Fribourg. Geol. 1805 1840 St. Loup. Ornith. 1807 1839 Fribourg. Agric.geogr . 1793 1840 Riaz. Sc. med. 1832 Fribourg. Agric. 1788 1829 Surpierre. Sc. med. 1779 1823 Fribourg. Agric. 1786 1833 )) Agric. 1805 1840 » Sc. med. 1792 1837 Morat. Sc. med. 1782 1840 » Sc.med.Bot. . 1822 1846 Fribourg. Agric. 1788 1840 Bulle. Sc. med. 1809 1846 Fribourg. Gcogr. 1809 1840 -- 11 — Gotz, Louis, Pharmacien. Fribourg. Griset d e Forel, Charl., aoc, Couseiller d'Etat. » Kolly, Jos., Juge d'Appel. » Lagger, Frdr. Jos., M. D. » Longchamp, Marcel, M. D. de Boftens (Vaud). » Luthy, Dav,, Pharmacien. » Michel, Denys, de Bulie, Prof. Chatel. Monnerat, Frang., Pharm. Eslavayer. Miiller, Igo., Pharmacien. Fribourg. Perrier, F., Commissaire- ingenieur d'Estavayer. » Rauch, Joseph, M. D. Piomont. Reynaud, Cure. St. Aubin. Robadey, Frang., Pharm. Romont. Ruffieux, Jos., Pharm. » So ha Her, J. L., M. D. Scheuermann, Jean Ad. M. D. Thorin, Charl., M. D. Chim. Agric. Agric. Bot. Sc. med. Chim. 1803 1827 Fribourg. Meyriez. Viliars- sous-Mont. Fribourg. 1787 1783 1799 1796 1785 1799 1784 1785 1812 Sc. med. 1801 Geol. Chim. Phys. 1804 Chim. 1797 Sc.med.Bot. 1808 Chim. Chim. Math. 1829 1840 1827 1828 1818 1845 1824 1827 1843 1840 1840 1846 1840 1845 Sc. med. 1814 1840 Vol mar, Ed., M. D. Von-der-Weid, Philippe, tresorier d'Etat. » Week, Alb., Lieut.-Colon. » de Welz, M. D. Bulle. Abwesend ; Bernard, Franc., Pharm. Pantilliou, juge de paix. Montillier. Correspondent: Ed. Vol mar, Med. Dr Sc. med. 1796 Bot.Sc.med. 1802 Agric. 1784 Bot. 1789 Zool. Conch. Strasbourg. Chim. 1820 Geogr. 1804 . in Freiburg. 1824 1828 1829 1832 1840 1840 1840 St- Gallen- 26 anwesend. — ^1 abwesend. Aeppli, Theod., Med. Dr. St. Gallen. Med. Be met, Dan., Kaufmann. » Landw. Busser, Joh. Bapt., Prof. » Math. Deike, Joh. Carl, v. Braun- schweig, Prof. ,) Chem, 1814 1841 1803 1835 1813 1842 1802 1834 — 12 — Med. a Dubelbeiss, Job. Jakob, Gartner. St. Gallen. Bol. Eise nring, Jos., a. Pfarrer. Rorscbach. Eniom. Forrer, Job. Ulr., Arzt. Auboden. handle. Girtanuer, Carl, M. D. St. Gallen. Bol. Gonzenbacb, C.A., Kan- tonsricbter. » Bol. Grob, M. D. Lichtenslelg. Gsell, Job., M. D., Pras. des Sanifatsratbes. St. Gallen H a r t m a n n , Wilb. , Kupfer- stecber. » Kessler, GeorgPaul, M. D. » Mayer, Job. Jak., Banquier. » Meyer, Dan., Apotbeker. » R a u , J. G. , Direktor der Mad- cbenscbule. » Rbeiner, Herm., M. D. » Riiscb, Gabr., M. D., aus dem Speicber. » a Scbeitliu, G. Ad., Apotb. » Scblatter, Stepb., Kaufm. » Warlmann, J., Lebrer. » Wegelin, Hieron., M. D., Stadtarzt. » a Wild, Casp. Baltb., M. D. Sanifatsralb. » Zollikofer, Paul Ernst, jgr. M. D. » Zuber, Job., Mecbaniker. » Zyli, Georg Leonb, Kaufm. » Abwesend : Sinz, M. D. Neapel. Correspondent: Dan. Meyer, Apotbeker, in St. G 1810 1841 1782 1817 1785 1817 1802 1827 1779 1819 1849 1798 1819 Conch. Ent. 1793 1816 Med. 1803 1830 Nalurg. 1790 1819 Bot. 1778 1816 Med. 1847 1795 1822 Med. 1794 1819 Min. 1804 1841 Bol. 1805 1834 Nalurg. 1803 1826 Med. 1790 1817 Pelref. Med. 1799 1844 Med. 1806 1839 Meleorol. 1773 1824 Orn. Conch. , 1774 1817 alien. Genf. 87 anwesend. — 4 abwesend. Bedoc, Ch., pasteur. Berna rd -Cbaix, Jacq. Bizol, J. Fr., M. D. Boissier-Fabri, Jacq. Germ. Geneve. Phys. Agric. Sc. nied. Agric. 1804 1845 1800 1845 1804 1845 1773 1827 13 Boi ssier, Edra. Bonijol, Louis. Bort, Min. du St. Evang. de Boss i, Benoil. Bruderer, de Trogen, Burkel, Ed. Ceard, R. L. A., Colonel. Cellerier, J. El., Prof. Cellerier, Ch. Chaix, Paul. Ghana 1, M. Dr. Choisy, Jacq. Denys., Prof. Chossat, Charles Etienne, M. D. Coindet, Charl., M. D. Colladou,D., anc.Prof. d'e- cole cent, des arts etc. C oil ado n, Maire d'Avully. David, Min. du St. Evang. DeCandolle, Alph., Prof. D e C rue , David. De la Rive, Aug. Arthur, Prof. D e la Rive, Eug. Deleiderier, Jul., Archit. DeRoches-LombardjM. Dr., Cons. d'Elat. D'Espine, J. M., M. D. Duby, Jean Et., Pasteur. Dufour, H. , General. Fatio, adm. du musee. Fauconnet, Ch. Is., M. D. Fa V re-Riga ud, Alph., Prof. Fazy-Pasteur, Marc. Ant. Figuieres, Ch. El., M. D. Ga utter, Alfr., Prof. Gosse, Andre Louis, M. D. Herpin, Th. J. D., M. D. Julliard, Et. Fr., M. D. Lasserre, Henri, Juge. Leroyer, A., Pharraacien. L h u i 1 i e r , Jacq. F. , A vocat. Geneve. Bot. 1840 » Phys. 1796 1840 » Geol. 1808 1845 » Agric. 1788 1845 » Astron. 1817 1845 » Chim. 1801 1845 » Agric. 1782 1845 )) Agric. 1786 1845 » Phys. 1818 1845 )) Phys. 1809 1843 » Sc. med. 1816 1845 )) Bot. 1799 i820 » Phys. anim . 1796 1823 » Anal. 1797 1820 )) Phys. 1803 1824 » Bot. 1772 1828 » Paleont.Bot . 1816 1845 » Bot. 1807 1825 » Phys. Math . 1806 1843 » Phys. 1801 1823 » Agric. 1804 1843 » Geol. 1807 1843 )) Agric. 1781 1827 » Sc. med. 1804 1845 )) Bot. 1797 1819 » Math. 1787 1820 » Zool. 1807 1845 » Sc. med. 1810 1845 » Geol. 1815 1837 » Agric. 1779 1827 » Sc. med. 1814 1845 Geneve. Astron. 1793 1818 )) Hist. nat. 1791 1817 )) Sc. med. 1800 1845 » Sc. med. 1804 1845 )) Agric. 1804 1827 » Chim. 1793 1821 » Entom. 1798 1820 — u Linder, Jaq. Henri, pre- parateur du musee. Geneve. Ornilh. 1785 1820 Lombard, Henri Cierm. , M. D. » Med. 1803 1830 M a c a i r e , Isac Fr. , Prof. )) Chim. 1795 1819 Marcet, Frang., Prof. » Chim. 1804 1823 de Marignac, Prof. )) Chim. 1815 1842 Martin-Fazy, Ch. » Agric. 1790 1832 Maunoir, Th., M. D- » Sc. med. 1806 1845 Mayor, Fran?., Dr., Chir. » Anal. Zool. 1780 1815 Melly, Andre, de Liverpool. » Enlom. 1802 1845 Moricand, Stefano, Negot. )) Bot. 1780 1815 Morin, Ant., Pharmacien. » Chim. 1800 1827 M 0 r i n - Deriaz , L-, Negoc. )) Techn. 1769 1832 M 0 r i n, Pyrame, Pharmacien. )) Chim. 1815 1838 Munier, D. Frang., Prof. » Geogr. 1798 1829 Musy, Th. )) Horlic. 1845 Naville, J. Ed., anc. Synd. )) Agric. 1788 1827 Naville, Jul., a. Cons, d'etat. )) Agric. 1790 1845 Naville, Aug. Jul. » Agric. 1816 1845 Odier-Kaulacre, J. Ant. » Agric. 1779 1834 Peschier, Ch. G., Dr. Chir. » Anal. 1780 1827 Pi cot, Dan. » Agric. 1778 1827 Pictet-Baraban, P., Pre- sid. du Trib. civil. )) Phys. 1777 1815 Pictet-Cazenove, Adolphe, Major federal. » Bot. 1799 1819 P i c t e t - de la Rive, Jul. , Prof. )) Entom. 1810 1829 Pictet, Ch. » Zool. 1823 1845 Pictet-Martin, J. Fr. » Agric. 1797 1845 Plantamour, Emile, Prof. » Aslron. 1815 1839 Plantamour, Phil. )) Chim. 1817 1842 P r e v 0 s t-Duval, Pierre Louis, Negociant. » Enlom. 1789 1820 Prevost, Ch. Andre David, Medecin veteriuaire. » Agric. 1795 1827 Prevost, Jean Louis. » Geol. 1796 1843 Prevost, Alex. )) Phys. anim . 1821 1845 R e u t e r , Guill. Fr., Graveur. » Bot. 1832 Rilliet- Pictet, Alb., Cons. d'Etat. » Agric. 1785 1827 Rilliet, M. D. » Sc. med. 1814 1845 — 15 Rilter, Elie, Docteur-es-sci- ences. Roux, M. D. Senn, M. D. Sordet, Louis, archiviste. Venel , d'Orbe , Instit. Viguet, J. P. G., Pharm. Viridet, Marc Dav. Wallner , J. C, Plainpalais. Wartmann, Louis Francois. Wartmann, El. Franc., a. Prof, a Lausanne. Absents : Colladon, Fr., M. D. Gaberel, Pasteur. Necker, Louis Alb. Vaucher, H. Marc, pasteur. Correspondent : E. R i 1 1 e r , Geneve. Phys. 1801 1840 )) Geogn. 1813 1845 » Sc. med. 1800 1845 )) Enlom. 1795 1821 CbanjpeL Sc. nalur. 1780 1819 Geneve. Chim. 1798 1832 » Sc. natur. 1810 1834 » Agric. 1782 1827 )) Astron. 1793 1831 Chim. Phys. 1817 1838 Paris. Bot. Florence. Phys. Angleterre. Min. Min. 1792 1821 1845 1786 1815 1807 1819 Secret, d. nalurf. Ges. in Genf. Glarus. 11 anwesend. — 4 abwesend. Aebli, J., Kaufmann. Blumer, Othraar, M. D. Elmer, Josua, M. D. Jenni, Job. Jak., M. D. Martin, Ballh., Apotbeker. Glarus. Schindler, J. H. Scbindler, Georg, M. D. Streiff, Casp., M. D. Streiff, Cbristopb, M. D. Triimpi , Jak., M. D. Zwicki, Pfarrer. Abwesend : Tscbudi, Jak., Phil. Dr. Enneda. 1849 Glarus. Med. 1791 1819 Nettslall. Med. 1815 1841 Enneda. Med. 1812 1840 Glarus. 1849 Mollis. Bot. 1796 1820 )) Med. 1808 1841 Glarus. Med. 1784 1821 » Med. 18)!5 1840 Schwanden. Med. 1816 1841 Glarus. Nalurk. 1820 1845 Zool. 1813 1847 Correspondent: Casp. Streiff, M. Dr. in Glarus. Graubiinden. ( 3.) Amstein, J. R., Major. Malans. Enlom. 1770 1819 Boss hard, J. J., Arzt. Ilanz. Med. 1797 1844 — 16 — Brosi, Jak., Bundesstatth. Conters. BoL 1803 1844 Buol, G., Buadeslaudamm. Parpau. Landw. 1786 1826 Cape Her, Mart., Biirgerm. Chur. Pharm. 1797 1826 Conrado v. Baldenstein, Thomas. » Ornith. 1784 1823 Gen gel, Cypriau, ObersU., » Enlom. 1797 1844 Kaiser, J. A., M. D. » Bain. Med. 1792 1817 Lanicca, Richard, ObersU., Ingenieur. » Mathem. 1794 1826 Mo Her, Ernst, Prof. » Nalurw. 1808 1844 Oggioni, Pietro, v. Misocco, M. D. » Med. 1807 1844 Papon, J., Ph. Dr. » Chem. 1850 V. Planta, Ulr., Oberst. Reichenau Forslw. 1791 1826 y. PI an I a, Andr., Dr. Jur. V. Samadeo. Chur. Nalurw. 1817 1844 V. Planta, Peter Conradin, aus Cernez. » Nalurw. 1816 1844 V. Rascher, Jakob Martin, Stadtarzt. » Med. Phys. 1806 1841 V. SaHs, Ulysses. Marschlins .Bol. 1795 1840 Tester, Christian, Prof. Chur. Phys. Math. 1784 1826 Thormann, Friedr., M. D. » Med. 1797 1844 V. Tscharner, Carl. )) Bol. 1812 1844 Vonwyller, M. 1). Malans. Med. 1820 1844 Wassali, Fr., Stadtrichter. Chur. Min. 1819 1844 Wegmann, Kantons-Forst- inspector. » Forslw. 1846 1846 Correspondent: J. Papon, Phil. Dr. in Chur. ZiUzern. 40 anwesend. — 1 abwesend. Attenhofer, Ludw., M. D. Sursee. Med. 1783 1817 Attenhofer, Carl, M. D. » Med. 1811 1835 Bucher, M. D. St. Urban. Med. 1794 1833 Elmiger, Joseph, M. D. Luzern. Bot. Med. 1790 1817 a Fischer, K. A., Arzt. Dagmersellen. Med. Bot. 1802 1833 a Schnyder, B. Jos., Pfr. Meuzberg. Nalurg. 1810 1841 Schnyder, Jos., Bezksarzt. Sursee. Med. 1801 1835 Stauffer, M. D. Munster. Med. 1797 1833 — 17 — Steiger, Jak. Rob., M.D., , Luzern. Med. 1801 1833 Suidter, M. D. » Med. 1803 1833 Schnyderv. Wartensee, X. Frankfurt. Nalurw. 1846 Correspondent : Neuenburg. 52 anwesend. . — \hr abwesend. Bassewitz, Herm. , M. D. St.-Imier. Anal. comp.iSW 1845 Berthoud, Alfred. Neuchatel. Zool. 1802 1837 B 0 r e 1 , Jacq. Louis, Docteur. )) Med. 1795 1822 Borel, James, M. D. » Sc. med. 1812 1846 Bo vet, Charles. Boudry. Chim. 1811 1837 Bovet, Fraug. Louis, M.D. Neuchatel. Med. 1812 1843 Brandt. Auvernier. Bat. 1837 de Buren, Charl. Alb. Vaumarcus . Dot. 1791 1816 de Castella, de Fribourg, Docteur, pere. Sc. med. 1786 1820 C h a p p u i s , F. L. A., Pharm. Boudry. Bot. 1801 1845 Couleru, Louis. Neuveville. Enlom. 1784 1837 Coulon, P. L. A., pere. Neuchatel. Bot. 1777 1815 Co u Ion, Louis, fils. » Zool. 1804 1828 Coulou, Fred., Docteur. » Sc. med. 1806 1837 Depierre, Ch. L., M.D. » Bot. 1790 1845 Droz, M. D. Chauxdefds. Med. 1794 1839 Dubois, Georges, M. D. » Sc. med. 1812 1838 Du Pasquier, H. Cortaillod. Chim. 1815 1837 DuPasquier, Jean Georges. Neuchatel. Sc. nat. 1802 1844 Favre, Ch. Ad., M. D. » Sc. med. 1814 1840 Favre, Louis, Prof. » Techn. 1822 1844 Godet, Ch., Prof. )) Bot. 1797 1826 Guillaume, G. » 1849 Humbert, Louis, Pharm. » Chim. 1804 1837 Irlet, Gust., M. D. » Med. 1800 1844 Jaquet, Fred. Paul. » Zool. 1814 1842 Jeanjacquet, Gust. Fran?, » Entom. 1813 1840 Jurgensen, Jul., du Locle. » Math. 1808 1837 Ladame, Henri, Prof. » Math. 1807 1834 Landry, L. Flor., M. D. » 1821 1847 Lerch, Jules. » Zool, Bot. 1818 1838 — 18 Le Roy, Ulysse, Pharra. Matthieu, Pharm. Matthieu, Ch. H., Pharm. Mercier, Jules, M. D. de Montmollin, Frang. de Montmollin, Auguste. Nicolet, Celest., Pharm. Otz, H. L., Ingenieur. de Perrot, Louis. de Pury, Charl., M. D. de Pury, Gustave, Ingeni- eur en Chef. Reynier, Docteur. de Rougemont, C. Fred. de Rougemont, Alfred. Roy, Charles. Sacc, M. D. Sacc, Frederic, Prof. Schaufelberger, H.Aug. Touchon, Doct. en Med. Vouga, Aug. Claude. Wurflein , J. Laur. Absents : Agassiz, L., d'Orbe, anc. Prof, a Neuchatel. Andrie, J. F. D., a. Pasteur au Locle. Atlee-Falconer. D e s 0 r. Dietrich, Ingen. Favarger, F. A., a. Chan- celier. Godet, L. Guyot, A. H., a. Prof. Ibbetson, Capit. Joannis, H., a. Prof. Lesquereux, L. Nicolet, Achille, Lilhogr. Persoz. Touchon, J. H., Pharm. Correspondent : L. C o u 1 o Locle. Chim. 1809 1835 Neuchatel. Chim. 1787 1834 » 1821 1847 » Med. 1815 1842 » Geogr. 1802 1837 » Geol. 1808 1837 Chauxdefds. . Chim. Geol 1803 1835 Cortaillod. Phys. 1845 Geneve. Hist. nat. 1785 1815 Chauxdefds. , Zool. 1818 1838 Neuchatel. Phys. 1845 )) Sc. med. 1808 1834 » Geog, Phys. . 1808 1835 » Zool. 1840 Landeron. Chim. 1838 Neuchatel. Med. 1783 1837 » Bot. 1818 1838 » Sc. forest. 1804 1843 » Med. 1792 1837 Cortaillod. Ornilh. 1795 1828 Neuchatel. Sc. nat. 1783 1846 Philadelph. Zool. Geol. 1807 1830 Berlin. Hist. nat. 1792 1837 Angl. Geogr. 1802 1837 Amerique. Phys. 1811 1830 Bresil. Math. 1814 1841 Berlin. Geogr. 1799 1837 Pologne. Entom. 1800 1830 Philadelph. Ent. Geogr. , 1800 1830 Angl. Geol. 1830 France. Math. 1799 1834 Amerique. Bot. 1837 Paris. Math. 1801 1837 » Chim. 1805 1830 Italie. Chim. 1816 1841 n, fils, a ] ?^euchatel. — 19 — Schaffhausen. (26.) Bringolf, Adam, M. D. Biirgin, Joh. Jak., Pfarrer. Endris, C, Lehrer. a Fischer, J. Conr., Oberstl. Fischer, Ed., M. D. Frei, B., M. D. Freuler, Joh. Jak., alter, M. D. Freuler-Ringk, H., jiioger, M. D. Imthurn - Oschwald , J., Reg. -Rath. a Kummer, aus Dresden. Laffon, Joh. Conr., Apoth. V. Mandach, F., M. D. Mosmann, Dr. Phil., Prof. iu Chur. Neher, Bernhard. Neukomm, M. D. Peyer- Keller, Strasseninsp. Peyer- Neher, Natioualrath, Rahm, M. D. Ringk V. Wildenberg, Ferd., M. D. Ringk-Keller, E. C, Apolh. SpleisSjDav., Ant. u.Dekan. Spleiss, M. D. a Stickelberger , Pfarrer. Stierlin, Georg Michael, alt Reg.-Rath. a Stierlin, W. G., M. D. Stotzner, Fr., Buchhandl. Correspondent: C. Laffon Unt.Hallau. Med. i788 1824 Schaffhaus. Bot. 1787 1823 )) Math. 1804 1847 » Techn. 1773 1817 » Med. 1801 1839 » Med. 1814 1847 » Med. 1798 1824 » Med. Forstw. 1818 1846 » Landw. 1813 1846 » Math. 1849 » Nalg. Chem .1801 1836 )) Phys.vgLA .1821 1846 C/iem.P/iys. 1825 1848 Neuhausen. Min.Huttek. 1S16 1841 Unt.Hallau. Med. 1812 1847 Schaffhaus. Math. 1814 1847 » Techn. 1817 1846 Unt.Hallau. Med. 1800 1847 Schaffhaus. Med. 1800 1826 )) Chem. Min. 1818 1846 » Phys. 1786 1824 » Med. 1800 1847 Buch. 1818 1847 Schaffhaus. Mineral. 1786 1815 » Med. 1822 1847 » Techn. 1807 1846 , Apotheker, in Schaffhausen. Schwyz. KaliD, Aloys ) Bezirksarzt. Einsiedela. Med. 1802 1841 20 Solothurn. 26 anwesend. — 4 abwesend. Ackermann, Jos., M. D. Solothurn. Med. Arnold, Gust., M. D. » Med. a C artier, Rob., Pfr., Oberbuchsiten. Min.Geogn. a Chris ter, Vict., M. D. Olten. Med. Daguet, Th.,Flintglas-Fabr. Solothurn. Chem. Tech. a Diirrholz, Apotheker. » Chem. Gressly, Am. v. Lauffen, im Kt. Bern. » a Gruner, Aug., Apoth. » a Hugi, Franz, a. Prof. » Jaggi, M. D. Kriegstetten. Med. Kottmann, J. Bapt., M.D. Solothurn. Med. 1816 1844 1814 1845 1810 1848 1804 1848 1798 1836 1850 Kottmann, Jos., Salzkass. Koltmann-Munziuger, C, D. Med. a Lang, Franz, Prof. a Mollinger, Otto, Prof. Pfahler, Wilh.,v. Cansladt Apotheker. a Pfluger, Ant., gew. Apoth. V. Roll, Biiltendirektor. Schadler, Emil, M. D. Schlatter, Georg, Prof. Schmid, C, Oberger.-Pras. S t u d e r, Peter, Kunsf g'arlner. Vogtli, Victor, M. D. a Volkel, Carl, Prof. Ziegler, Balthasar, M.D. Ziegler, Carl, M. D. Abwesend : Falkcnstein, Oberbiblio- thekar. Dresden. Min Correspondent: Th. Daguet in Solothurn. Nat. Geol. 1814 1836 Chem. 1817 1847 Min. Geogn. 1791 1819 1789 1825 1777 1822 Tech. am.l803 1825 Med. Nalurg. Phys. Math. Chem,. Chem,. Min. Med. Geol. Naiurw. Bot. Med. Chem. Phys » Med. Kriegstetten. Med. » » i. d. Klus. Dornach. Solothurn. » » )) 1810 1836 1821 1847 1814 1836 1815 1846 1779 1816 1796 1825 1823 1848 1812 1848 1792 1825 1797 1830 1794 1825 1819 1844 1797 1825 1821 1848 1801 1825 Curti, Jos., Nationalrath. Lavizzari,P.,Cons.distato Tessin- (5.) Lugano. Sc. nalur. Sc, nalur. 1849 1846 — 21 — L e 0 n i , Bernardo , M. D. Lugano. Fisica. 1833 V. Mentlen, G. R. Bellinzona. Sc. nat. 1827 Peri, Pietro, giudice del trib. d'appello. Lugano. Sc. nat. 1833 Correspondent: J. Curti in Lugano. Thurgau. (31.) a Ammann, M. D. Sulgen. 1849 Bachmann, Kantonsrath. Stettfurt. 1849 a Bins wan ger, L., M. Dr., Spitalarzt. Miinslerling. Med. 1850 Brenner, M.D., Spitalarzt. Med. 1846 B r u n n e r , Fr. , Bezirksge- richtsprasident. Diessenhofeu. 1849 Brunner, Apotheker. » 1849 Buhler, H., Arzt. Frauenfeld. 1849 Diethelm, M. D. Erlen. 1849 FoUen, Phil. Dr. Liebenfels. 1849 Hanhart,M. D. Diessenhofen. 1849 a Kappeler, SaL, M. D. Frauenfeld. Med. 1810 1841 Keller, Joh.,M.D.,Reg.R. » Med. 1802 1841 Kolb, M. D. Gultiogen. 1849 Kopp, Forsfinspector. Frauenfeld. 1849 Krapf, Secrelar. » 1849 Kreis,Georg, Nationalrath. Zihischlacht. Zool. 1803 1840 Lu t hi, H., Apotheker. Frauenfeld. 1846 Merk, Wilh , M. D. Pfyn. Med. 1790 1841 Miill er, Bezirksgerichtspras. Frauenfeld. 1849 Nageli,M. D. Ermaliogen. 1849 Puppikofer,J.Ad.,Diakon. Bischofzell. Geogn.Phys. 1797 1824 Rauch, Forstverwalter. » 1849 Roth, Ingenieur. Frauenfeld. 1849 Scherb,M. D. Bischofzell. 1849 Schuppli, Lehrer. » 1849 a Stein, C, Apotheker. Frauenfeld. Bot. Chem. 1795 1838 Sulzberger, Jak., Ingen., Oberstl. » Math. 1802 1830 Sulzberger, Lehrer. » 1849 a Wehrii, Seminardirector. Kreuzlingen. Landw. 1846 — 22 — Wellauer, Lehrer. Kreuzlingen. 1849 Zingg, Lehrer. Weiofeldea. 1849 Correspondent: H. Liithi, Apotheker, in Frauenfeld. tJnterwalden. (3.) Christen, Aloys, M. D. Slans. Med. 1790 1842 Deschwanden, Melchior, Correspondent. » Techn. 1800 1834 Deschwanden, Constantin, M. D. » Med. 1805 1842 Uri. (11.) Auf der Mauer, Pfarrer. Christen, Jos., M. D. Denier, Aloys, Med. Pract. Infanger, Mart., M. D. Lusser, Carl Franz, M. D. Miiller, Carl Eman,, luge- nieur, alt Reg. -Rath. Miiller, Franz, M. D. Miiller, Vine, Landamm. a Nager - Donazians , Franz Joseph, Thalammann. Renner, Jos. Mart., M. D. S ch m i d , Jos. Marx , Finanz- schreiber. Correspondent : F. M ii 1 1 e Sisikon. Bot. 1807 1842 Audermatt. Med. 1808 1842 Biirglen. Med. 1812 1842 Fliielen. Med. 1848 Altorf. Geogn. Med . 1790 1816 » Mathem. 1804 1830 » Med. 1805 1830 » Mathem. 1802 1834 Ursern. Ornith. 1803 1834 Audermatt. Med. 1815 1842 Altorf. 1849 r, M. D., in Altorf. Waadt. 62 anwesend. — ii abwesend. Auderaars, G., Lausanne. Sc. nat. Barraud, Michel Louis, » Bot. Baup, JeauLouisSam., M. D. Nyon. Sc. med. Baup, Jean Sam., a. Direc- Vevey. teur des Salines. Chim. Baup, Henri, Pharm. » Chim. Beranger, Marc, Pharm. Lausanne. Chim. Bischoff, Henri, Pharm. » Chim. 1846 1795 1821 1783 1820 1791 1816 1799 1828 1803 1838 1813 1836 — 23 — Bischoff, Ch., M. D. a Blanchet, Rodolphe. Bridel, Phil. Louis, Pasteur. Bugnion, Ch. Juste Jean. Burnier, Dan. Henri Frang., M. D. Buttin, Henri, Pharm, Campiche , M. D. C e n t u r i e r, Louis Fred. , Mi- nistre du St. Evang. deCharpentier, Jean, Directeur des Mines. Chavaunes, Ed. Louis. Chavannes, J.Aug., M.D. Collomb, Ed. Cordey, Emile, M. D. Curchod, M. D. ©avail, Edm. Davall, fils. De pier re, Ch. Maur.,M.D. Doxa t, Eug. Dufour, Ch., Prof. Fayed, Henri, M. D. Forel , Alexis. Gay, Jean. Gillieron, Louis, de Gin gins, Fred. G u i s a n , Frang. Louis, M. D. Heer, Sam., de Claris. Joel, Fred. Julien. Kinkelin, Ch. Jaq. Sam., Ingenieur. de La Harpe, JeanJaques Charles , M. D. a Lardy, Ch. , a. Directeur general des forets. Leresche, L. Frang. Jules Rod., Pasteur a St. Cierges. Levrat, Marc Fran^., med. veterinaire. de Loys , Jean Louis. Matthey, JonasDan., M.D, Ziirich. Med. 1845 Lausanne. Bot. 1807 1832 » Bot. 1788 1819 » Entom. 1811 1817 » Sc. med. 1799 1832 Yverdon. Chim. 1810 1834 Ste. -Croix. . Med. 1850 Tourd.Peilz . Bot. 1811 1840 Bex. Geol. 1787 1815 Lausanne. Bot. 1805 1832 » Entom. 1810 1832 Geol. 1845 Yverdon. Scienc. med I. 1813 1843 Med. 1845 Vevey. Art. forest. 1793 1818 » 1850 Lausanne. Ornith. 1812 1841 Agric. 1848 » Math. 1849 » Sc. med. 1820 1841 » Entom. 1787 1819 » Math. 1845 » Phys. 1784 1818 » Bot. 1790 1824 Vevey. Sc. med. 1836 Lausanne. Phys. 1846 » Sc. med. 1821 1843 ») Math. 1796 1835 » Bot. Geol. 1802 1828 » Art. forest. 1780 1815 Moudon. Bot. 1808 1832 Lausanne. Art. vet. 1791 1821 » Agric. 1827 » Sc. med. 1791 1818 Mercier, Jean Ant. Dan., M. D. Mestral, Louis, Pasteur. Monnard, J. Pierre, Past. Muret, Henri, M. D. Muret, Jean Louis, Juge d'Appel, Nicati, No6G.Fran(?.,M.D. Nlcati, Jean Marc Const., M. D. 0 1 1 0 z, Henri G. Louis, M. D. Pellis, Ch., Dr. Perey, Louis, Dr. Rapin, Dan, Pharm. Recordon, Fred., M. D. Rivier, Th., Ingen. civil. Salloz, Med. Veterinaire. de Saussure, Hippolyte, Inspecteur des Routes. de Saussure, Ad., Inspec- teur forestier. Thomas, Abr. Em. Venetz, Ign., Ing., deSion. Venetz, Greg. Fran?., fils, de Siou. Verdeil, Aug., M. D. Veret, Jacq. , Ingen. civil. Cons, d'etat. Absents : Ellenberger. a. Prof, a I'ecole norraale. Favrod de Fellens, J.Pierre Sam., de Vevey, Pasteur. Fraisse, H. Will., Ingen. Gay, Jacq., de Crans, Secre- taire du grand referendaire de la Chambre des Pairs. Hollard, H. L. G. M., anc. Prof, a Lausanne. Lebert, Herm., M. D. Perdonnet, Aug., de Ve- vey, Prof a recole centrale. Morges. Moudon. Mont. Morges. Lausanne. Vevey. Aubonne. Lausanne. RoUe. Lausanne. Moudon. Yverdon. Lausanne. Bex. St.-Legier. » Lausanne. Sc. med. 1788 1833 Entom. 1840 Bot, 1791 1820 Sc. med. 1830 Bot. Sc. med. Sc. med. Sc. med. Sc. med. Sc. med. Bot. Sc. med. Chim. Min. Art vet. Math. 1799 1837 1773 1818 1798 1823 1784 1833 1848 1848 1799 1832 1811 1839 1845 1820 1801 1828 Art forest. 1807 1832 Bot. 1788 1817 Bot. Entom. 1788 1816 Entom. 1845 Sc. med. 1794 1818 Phys. Math. 1848 Paris. Zool. Bot. 1848 Hollande. Marseille. Bot. Math. 1766 1822 1803 1829 Paris. Bot. 1790 1817 Paris. )) Zool. Sc. med. 1801 1828 1838 )> GeoL 1801 1828 — 25 — Perrottet, Sara., deCosso- nay , Voyageur de la Ma- rine et des Colonies. Paris. Ricou , Emanuel. » Ruchet, L., a. Cons, d'etat. » Secret an, Marc, a. Prof, a Lausanne. » Bot. 1822 Agric. 1794 1830 Art forest. 1805 1829 Math. 1843 Correspondent: H. Bischoff, Pharna. a Lausanne. Wallis. (17.) Beck, Charl. Franc., M. D., a. Chirurg. Major. St. -Maurice. Med. Berchtold, Domherr. Sillen. Math. Biselx, Frz. Jos., Chanoine. St. -Bernard. Meteorol. Blanc, Jean Jos., Chanoine. St. -Maurice. Phys. Bonvin, Isac, M. D. Sitten. Med. Bonvin, Bonavent, M. D. » Med. Chervaz, Pierre, Chanoine. St. -Maurice. Geogr. Claivaz, Maurice, M. D. Martigny. Med. D'Alleves, Ant., Chanoine. St.-Beruard. Meteorol. Sitten, Phtjs. Min. Med. Med. Med. Med. 1785 1834 1780 1827 1791 1819 1791 1829 1804 1829 1779 1832 1799 1834 1799 1828 1802 1843 1845 1845 1808 1843 1806 1846 1845 Elarz, Et., Abbe. Grilliet, Hyac, M. D. » Joris, Gasp. Eman., M. D. Orsieres. Lore tan, Aloys, M. D. Brig. Mengis, Ferd., M. D. Leuk. Mo rand, Phil., anc. Cons. Martigny. d'etat. Rion, Alph., Domherr. Sitten. Zenruffinen, Gasp.,avocat, Presid. du Conseil d'etat. Sion. Correspondenten : Fiir das obere Wallis: Alph. Rion in Sitlen. » » untere Wallis: J. Blanc in St.-Maurice. Landw. 1827 Bot. Entom. 1809 1840 Min. 1803 1829 Kaiser, Ferd., M. D. Keiser, Casp. Ant., M Stadtarzl ; Correspondent. a Wyss, Job. Fid., Apoth. Zug. (3.) Zug. Med. 1811 1842 . D. tt. » Med. 1808 1842 1. » Chem. 1812 1842 Zurich. \U anwesend. — 4 abwesend. Ah egg, Ant., Arzt u. Wuiid- arzt. Zurich. Med. 1792 1827 Amsler, Jac. , aus Schinz- nach, Privatdocent. » Phys. 1823 1849 a Autenheimer, Lehrer. Wjnterthur. . Math. 1850 Billeter, J. Friedr., M. D. Ob.Meilen. Mad. 1810 1841 a Bremi, Jak. Ziirich. Enlom. 1791 1827 Brunner-Aberli , J. J. Winterthur. Mech. Tech .1802 1846 Brunner, M. D. Kiissnach. Med. 1850 a Buchi-Geilinger, J. J., Leh- rer an der Gewerbsschule. Wintertbur. Chem. 1805 1846 Cornetz, Friedr. Wipkingen. Chem. 1802 1826 aDenzler, H. , gew. Ober- lehrer. Zurich. Conch. 1798 1844 Deschwandeu, M. , aus Slans, Prof. Hottingen. Tech. Math . 1819 1846 Eichelberg, Frd. Audr., a. Osnabruck, Ph. Dr., Prof. Zurich. Nalurg. 1808 1841 Escher-Zollikofer, H., im Belvoir. Enge. Entom. 1776 1816 Escher, Casp.,im Felsenhof. Zurich. Mechan. 1775 1817 V. Escher, Georg, Laud- wirlh. Berg. Landw. 1793 1827 Escher V. d. Linth, Arnold, Ph. Dr., Privatdocent. Ziirich. Gcogn. 1807 1834 V. Escher, Gottfried, gew. Prof., Oberlehrer. )) Phys. 1800 1840 Escher, H., Kantonsapotb. » Pharm. 1814 1841 Escher, J. J., Dr. Jur.,Be- zirksrichter. » Bot. 1818 1844 Felber, aus Solothurn, Dr. Med., a. Reg.-Rath. )) Med. 1804 1825 Finsler, J. J., M. D. » Chem. 1796 1822 Frey, J., a. Frankfurt, M.D., Prof. )) Enlom. 1849 a Giesker, H. , aus Braun- schweig, M. D., Prof. Riesbach. Med. 1808 1841 Goldschmid, Jak.,Mecha- niker. Zurich. Malhem. 1815 1841 — 27 — Golds ch mid-Peter, J.,Ing. Winterthur. Math. 1817 1846 Graffe, aus Braunschweig, Ph. Dr., Prof. Ziiricb. Math. 1801 1828 Gutmann, Sal., Pfarrer. Greifensee. Meteorol. 1792 1817 Heer, Oswald, aus Glarus, Ph. Dr., Prof. Zurich. Nalurg. 1809 1832 Hegetschweiler, Jakob, M. D., Stalthalter. RilTersweil. Bot. Enlom .1796 1823 a Hegner, Sal., eidg. Oberst. Winterthur. Math. 1789 1830 Herzer, Eug., M. D. » Med. 1809 18*6 Hess, Jak., alt Biirgermstr. Ziiricb. Naturw. 1791 1825 Hirzel-Escher, Casp., alt Reg.-Rath. » Min. 1793 1816 Hirzel-Schinz,H.,M.D. » Med. 1806 1841 a Hofme ister, H., Lehrer an der Kantonsschule. » Phys. Math . 1806 1840 Horner, Jak., Bibliothekar, Oberlehrer. » Math. 1804 1830 a Huber, J., Lehrer. Winterthur. Nalg. Math . 1814 1846 HubschmanUjFrd.Theod., Apotheker. Sliifa. Pharm. 1806 1841 Huni, H., altReg.-Ralh, am Zeltweg. Holtiugen. Phys. 1790 1827 Kaufmann, H., M. D. Zurich. Med. 1808 1841 Keller, Leonh., gew. Prof. )) Phys. Math, . 1778 1818 Keller, Ferd.,Ph. Dr., Pre- sident d. antiq. Gesellsch. » Phys. 1800 1834 Kleiner, Job., M. D. Schoneubg. Med. 1841 Kohler, J. Mich., Semiuar- Naturg. lehrer. Kiissnacht. Phys. 1812 1841 Koller, Jak., M. D. Winterthur. Med. 1808 1846 Kronauer, Ingenieur. » Math. 1849 Kunzli, Oberst, Stadlpras. » Chem. 1803 1827 Kiinzli, Abr. G., Apoth. Ziiricb. Chem. 1803 1827 Lavater, Carl, M. D. » Med. 1804 1827 a Lavater, Hans, Apoth. » Chem. 1812 1836 Locher-Balber,Hans, M. D., Prof. » Med. 1797 1824 Locher-Zwiugli, H., M. D. Prof. » Med. 1800 1824 Lowig, C. Jak., aus Kreuz- nach, Ph. Dr., Prof. Fluntern. Chem, 1804 1841 — 28 — Liining, Fr. Aug., M. D. Martin, Em., aus Grossh. Baden, M. D. Matlhiae, Ed., M. D. a Menzel, Aug., Ph. D., Leh- rer a. d. Kantons- u. Thier- arzneischule. Meyer, Ludw., Kirchenralh. Meyer, Ludw., M. D., alt Spilalarzt. Meyer v. Knonau , Gerold, Archivar. Meyer-Ahrens, Conr.,M. D. Meyer -Hoffnaeister, Conr., M. D. Meyer, Herm., aus Frank- furt, M. D., Prosector. a Mousson, Alb.,Ph. D.,Prof. Muller, H., M. D. a Muller, Emit, M. D. V. Muralt, Leonh., M. D. Nageli, Carl, Ph. Dr., Pri- vatdocent. Niischeler, Dav., Kaufm., alt Stadtrath. Niischeler, Arn., Rechen- schreiber. Oken, Laur., M. D., Prof. V. Orelli, Carl Ad. , eidg. Arlilleriehauptm. ()ri, G., Mechaniker. aPestalozzl, H., Slrassen- inspeclor, Oberstl. Pestalozzi, Ad., Kaufm. Pfau-Schellenberg, Guslav, gew. Opt. u. Mechaniker bei Frauenfeld. Pfenninger, Rud., Lehrer a. d. Kantonsschule. Raabe, Jos. Ludwig, aus Brody, Ph. Dr., Prof. Rahn-Escher, Conr., M.D. Riischlikon. Med. 1841 Ellikon. Med. 1812 1842 Wiilflingen. Med. 1846 Zurich. Naiurg. 1810 1841 » Nalurg. 1782 1816 » Med. 1782 1817 » Geogr. 1803 1830 )) Med. 1813 1836 » Med. 1807 1841 » Anal. 1815 1848 )) Phys. 1805 1829 )) Med. 1801 1841 Winterthur. Med. 1849 Zurich. Med. 1806 1841 Riesbach. Bol. 1817 1841 Zurich. Math, 1792 1817 )) Bol. 1811 18i4 )) Nalurg. 1779 1832 » Math. 1828 1841 » Phys. 1789 1827 » Malh. 1790 1816 » Nalurw. 1806 1846 Phys. 1810 1841 Ziirich. Min. 1804 1845 » Malh. 1801 1834 » Med. 1802 1824 — 29 — R e g e 1 , Ed. , aus Golha, Ober- gartner. Zurich. Rordorf, Rud,, im Seefeld. Riesbach. Riiegg, H.,M.D., Nationalr. Enge. Scheuchzer, Math.jKaufra. Zurich, a Schinz, H. Rud.,M.D ,Prof. » Schmid, Job., M. D. Richtersweil, Schweizer, Ed., Ph. Dr., Prof. Ziirich. a Siegfri ed, Jaii.,amZeUweg. Hottingen. Staub, M. D. Tlialweil. Steiner, Emil, Bibliolhek. Winterthur. Steiner, Ed., Maler. » S tockar-Escher, Casp., am Zeltweg. Hottingen. Toggenburg, Hartm. , M. D. Winterthur. Troll, H., M. D. » a Triimpler, Jul., Mechan. Uster. Wackerling, J.,Bez.-Arzt. Regensdorf, Weiss, H., Zeughausdirect. Ziirich. Werdmuller, Otto Rud., Kaufraann. » a Wild, Joh., Ingenieur. » Wiser, Dav. Friedr. » Witllinger, J. Chr., aus Goppiugen , Zahnarzt. » Zeller, Joh. » Z e 1 1 e r - Klauser, Jak. , in der Walke. Unterstrass. Zeller-Tobler, Jak. Chr. » Zeller-Zundel , August, im Stampfenbach. » a Zeller -Meyer, H. , in der Walke. » a Ziegler-Pellis, Jak. Winterthur. Ziegler-Sulzer, Jak., M. D., eidg. Divisiousarzt. » Ziegler-Ernst, imSteinberg. » Zieg ler-Hirzel , H, do. » a Ziegler - Steiner, M., im Palmengarteu. » Zollinger, H., Seminardir. Kussnacht. Bot. 1815 1842 Malh. 1788 1841 Med. 1801 1827 Ent. Conch. 1790 1844 Zool. 1777 1816 Med. 1841 Chem. 1818 1841 Natg. Med. Phys. Geogr . 1800 1835 1787 1841 1810 1841 1811 1846 Min. 1812 1839 Med. 1838 Med. Bot. 1812 1846 Mech. 1805 1841 Med. 1802 1841 Math. Phys. 1798 1841 Nalurw. 1807 1838 Malhem. 1814 1841 Oryktogn. 1802 1834 Med. Chem. Chem. Chem. Landw. Chem. Chem. Orn. Med. Chem. Chem. Math. Nalurg. 1808 1846 1777 1816 1806 1836 1814 1841 1817 1846 1814 1850 1775 1816 1798 1827 1809 1833 1818 1846 1801 1846 1841 — 30 — Abwesend ; Koch, H. , Director d. zool. Museums. Triest. Zool. 18i5 1845 Ko Hiker, Alb., Med. und Ph. Dr., Prof. Wurzburg. Zool. 1817 1841 Nageli, H., Oberarzt a. d. Mililarakademie. Breda. Med. 1784 1850 Schwerzenbach, Hartra. Friedr. Aegypten. Chem. 1815 1838 Correspondenten : Fiir Wioterthur : Era. Stein er. Fiir Zurich und iibrigen Kanton : J. Siegfried. Jahresvorstand in Glarus fiir 1851. J. Jenni, M. D., in Enneda. Vice -President und Secretare noch unbekannt. Central- Gomite (General- Secretariat) in Ziirich. H. R. Schinz, Prof. H. Locher-Balber, Prof. J. Siegfried, Lehrer ; Qudstor. Bibliothekar (in Bern). Chr. Ghristener, Lehrer. Gommissionen. a) Fur Herausgabe der Denkschrifien, neu gewahlt in Frauenfeld 1849. P. Merian, Prof, in Basel, Prdsidenl. L. Coulon in Neuenburg. C. Brunner, M. D., Prof., in Bern. 0. Heer, Prof, in Zurich. A. Mousson, Prof, in Ziirich. C. Rahn-Escher, Med. Dr. in Zurich. Aug. Chavannes in Lausanne. J. Siegfried in Zurich. b) Fur Climatologie. 1844. 0. Heer, Prof, in Ziirich. — 31 — Verzeichniss der noch nicht angezeigten, vor oder seit der Versammlung in Frauenfeld 1849 verstorbenen Mitglieder. Wohnort. ,^,,^ nahrae. storben. Aargau. Zimmermann, Haudelsg'artner. Aarau. 1787 1817 1850 Bern. Trechsel, Fr., Professor. Bern. 1776 1816 1850 Freiburg. Girard, Greg., Prof.; Pr'asident der Gesellschaft 1840. Freiburg. 1769 1817 1850 St. Galleu. Custer, Gottl,, Med. Dr. Rheineck. 1789 1817 1850 Ebneter, Herm., Med. Dr. St. Gallen. 1797 1830 1850 Genf. Prevost, J. L., Med. Dr. Genf. 1790 1820 1850 Graubiinden. Felix, J. Fr., Pfarrer. Nufenen. 1796 1844 1850 Klinghardt, Edm. Chur. 1815 1844 Moritzi, A., Professor. » 1806 1829 1850 Neuenburg. Dubois de Montpereux , Fred. Peseux. 1798 1830 1850 d'Osterwald, J. Fred., Ingen. Neuchatel. 1777 1822 1850 Waadt. Delessert, J. P. Benj., Banq. Paris. 1773 1825 Eynard, Jacq. Rolle. 1772 1817 1847 Gottofrey, P. Pi., Med. Dr. Echalleus. 1765 1825 Grand d'Hauteville , E. M. L., a Hauteville pres de Vevey. 1786 1822 Vuitel, Gh., Pasteur. Ranees. 1787 1817 1847 Uebersicht des Bestandes der Gesellschaft ira Herbstmonat 1850. Schwyz 1 Appenzell, Unterwalden , Zug, jeder 3 = 9 ,Tessiu 5 Luzern 10 und 1 abwesend. Uri 11 Glarus 11 und 1 abwesend. 32 — Wallis . . . , 17 Graubiioden 23 Schaffhausea 26 Solothurii 26 und 1 a St. Gallen 26 )) 1 Thurgau 31 Freiburg 40 » 2 Basel 42 Neuenburg 52 » 14 Waadt . 62 » 11 Aargau . 82 )) 1 Geuf Bern 88 )) 3 97 » 4 Zurich . HI » 4 770 » 41 11. Ehrenmitglieder. (148.) Ad e rsbach, M. D. V. Alberli, Salinendirector. V. Althaus, Salinendirector. An tin 0 ri , Chevalier. Arfwedson, August. Bauragartner, Hofralh, Prof. Beaumont, Elie de, Ingen. des mines. Beelschneider, Mitglied der Generalslaaten. Berard, Professeur. Bertini, M. D. Bertoloni, Ant., Prof. Beudant, membre de I'lnstituf. Biot, membre de I'lnstilut. Bonafous, membre de I'Acad. Bonjean, Pharmacieu. Bonjean, Sohn. Botto, Professor. Boue, M. D. Bouvard, membre de I'lnstilut. Brandes, Adolf, M. D. Auf- nahme. Polen. 1822 Rothweil. Geol. 1824 Diirrheim. Geol. 1824 Flore nz. 1821 Stockholm. 1819 Freiburg. Phys. 1838 Paris. Geol. 1822 Gouda. 1824 Montpellier. 1823 Turin. 1846 Bologna. Bol. 1833 Paris. Min. 1817 Paris. Phys. 1820 Turin. 1829 Chambery. Chem. 1818 » 1846 Turin. Phys. 1846 Wien. Geol. 1827 Paris. 1818 SalzufelQ (Lippe). 1823 — 33 ~ Braun, Alexander, Prof. Brechet, Professeur. Brewster, Professor. Brochand, membre de I'lnstit. Brongniart, Alex., membre de rinstitut. Bruckmann, Dr. a V. Buch, Leopold. Buquoi, Graf v. Capelli, Professore. Ghamousset, Domherr. Gogs we 11, G. G 0 1 1 a , Aloys , membre de I'Acad. de Collegno, seer, de la Soc. geol. G 0 m 0 1 1 i , Professor. Gonfigliacchi, Prof, Daubuisson, lugen. des mines. De Carro, M. D., de Geneve. De la Beche. D e 1 c r 0 s s , Ingenieur-geographe. D'Hombres-Firraas, Chevalier. Doll fuss, Pras. d. Industrie-Ges. Dommergue, Michel. Dobereiner, W., Hofrath, Prof. Dufresnoy, Ing. en chef des miu. Engelhard, Moritz. Fischer, Pras. d. nalurf. Ges. Forbes, James , Prof. Forget, Professor. Fournet, Ingenieur des mines. Fournet , Professor. Frank, Giuseppe, Professore. Frommherz, Professor. Fuchs, Professor. Gazzori, Professore. Gil let de Laumont, Professeur. Girod de Chantrans, President de la Soc. d'Agriculture. Greenough, Pras. d. geol.- Ges. Grogner, Professeur. Hamel, M. D., Hofrath. Freiburg. Bot. 1847 Paris. Anal. 1820 Edinburg. Phys. 1820 Paris. 1818 Paris. Bot. 1823 Radolfzell. 1847 Berlin. Geol. 1827 Prag. 1820 Turin. Bot. 1820 Annecy. 1846 Boston (Ver. Staaten). 1818 Turin. 1833 Paris. Geol. 1838 Como. Bot. 1825 Pavia. Phys. 1819 Paris. Geol. 1821 Wien. 1822 London. Geol. 1820 Avignon. Math. 1823 Alais(Gard;. 1827 Miihlhausen. Techn. 1838 Clermont en Piera. 1818 Jena. Chem. 1822 Paris. Geol. 1836 Strasbourg. Geogr. 1841 Moskau. 1820 Edinburg. Geol. 1848 Strasbourg. 1837 Paris. Geol. 1822 Lyon. 1846 Como. 1833 Freiburg. Chem, 1836 Miinchen. Chem. 1822 Florenz. Chem. 1821 Paris. 1818 Besan^on. 1825 London. Geol. 1820 Lyon. 1827 Petersburg. 1820 34 — Hauer , Viceprasid. d. k. k. Hof- kammer. Hausmann, Professor. Hennemann, Hofralh. Herschel, William. V. Hoffmannsegg, Graf, Prof. Hooker, Guill. Jackson, Prof. V. Humboldt, Alex., Barou. Insov, General. Kam tz, Professor. Keferstein, Hofralh. Keller, Max., Apotheker. Kochlin, Jos. Jj a d a m u s , Prof. Landerer, Hofapotheker. Leeoq, Professor. Le jeune, chef de bataillon du genie. Leon hard. Professor, Lichtenstein, Professor. L i n d e n a u , Baron v. , Staatsmin. Link, Professor. Loh rman n. L o r I e t. Lupin , Baron v. Macculloch, Pres. de la Soc. geolog. Mackenzie, Pres. de la Soc. royale. Martins, Ch. , Professeur. V. Marti us. Professor. Mayer, Prof. Meyer, Carl, M. D. Meyer, Georg, Professor. Meyer, Hermann v. Michaud. Minuloli, Graf v.. General. Mite hill, M. D., Prof. Mo qui n-Tandon,de Geneve, Prof. Murchison, Bod., Prof. Muther, Pastor. V. Miihlenbeck, M. D. Wien. 1847 Gottingen. Min. 1816 OfTenburg. 1824 London. Astron. 1822 Dresden. 1820 Glasgow. 1818 Berlin. Phys, 1817 Bessarabien. 1822 Halle. Phys. 1833 » GeoL 1825 Freiburg. 1836 Muhlhausen. Techn. 1850 Karlsruhe. Math. 1819 Nauplia. 1834 Clermont-Ferrand. 1846 Metz. 1836 Heidelberg. Min. 1818 Berlin. Zool. 1824 Dresden. 1819 Berlin. Bol. 1825 Dresden. Aslron. 1825 Lyon. 1846 Illerfeld. 1821 London. Geol. 1820 Edinburg. 1818 Paris. Phys. 1846 Miinchen. Bot. 1826 Bonn. Anal. 1815 Petersburg. 1824 Gottingen. 1820 Frankf.a.M. Geol. 1838 Paris. Bol. 1829 Lausanne. 1824 Neuyork. 1826 Toulouse. Bol. London. Geol. 1848 Koburg. 1819 Muhlhausen. 1838 — 35 — Naumann, Friedrich, Nees V. Esenbeck, Prof. Nicollet. Nordmann, Alexander. d'Orbigny, Alcide. Owen, Robert. Orstedt, Professor. Parandier, Ing. des ponts et chaussees. V. Partsch, Mus.-dir. Pel e tier. Petersen, de. Plana. Pouchat, Professor. Rapou, Med. Dr. Reichenbach, Professor. Ridolfi, Marquis de. Robert, directeur dn jardin bot. Ro der. Roper, J. A. Chr., M. D., Prof. Savi , Gaetano, Prof. Sayve, Auguste. Schimper, C. Fr., M. D. S c h i ra p e r , Wilhelm , aus Stras- bourg. S china. Prof. Schraid, Dr. Schmidt, M. Dr., aus Sachsen. Schmidtberger, Joseph. S c h 0 1 z , Professor. Seguin, L., Med. Dr. de Selys-Longchamp, Baron. Seringe, Dir. du jardin botan. Sevrigt, John, Med. Dr. Siebold, Dr., Prof. S i s m 0 n d a , Professor. Skrodsky, Professor. Soulange, Rodin, pepinieriste. St, Martin, Michel, Prof. Tern mink, J. Conr., Director d. Leydner Museums. Ziebigk (Au- haltKothen). 1819 Bonn. BoU 1819 Amerika. Aslron. 1819 Odessa. 1848 Paris. Geol. 1848 London. 1818 Kopenhagen. 1821 Besaucou. Math. 1838 Wien. Geol. 1841 Paris. Cliemie. 1822 Husum (Schleswig). 1819 Turin. Aslron. 1822 Rouen. 1841 Lyon. 1827 Dresden. Bot. 1829 Florenz. 1821 Toulon. Bol. 1835 Hauau. Rostock. Bot. 1817 Pisa. Zool. 1820 Paris. 1822 Mannheim. 1836 Abyssinien. 1838 Turin. 1848 Laybach. 1848 Hofwyl. 1822 St. Florian (Oesterr.) 1830 Wien. 1826 Paris. Luttich. 1841 Lyon. Bot. 1815 London. 1816 Freiburg. 1847 Turin. Min. 1841 Warschaa. Pfujs. 1816 Paris. Bot. 1825 Chambery. 1825 Amsterdam. Zool. 1818 — 36 — Thibaud de Bernaud, Anselme. Paris. 1822 Thilo, Professor. Frankfurt. Math. 1817 Treviranus, M. D., Prof. Bonn. Physiol. Vanmons, Professor. Lowen (Bel- gien). Bot. 1821 Viviani, Professor. Genua. Bot. 1819 Vogel, August, Prof. MUnchen. 1818 Wahlenberg, Prof. Upsala. Bot. 1817 Wallich, Nathanael. Calcutta. Bot. 1830 Weiss, Ch. Sam., Prof. Berlin. Min. 1820 Wied, Priiiz Maximilian von. Neuwied. Zool. 1818 Wild, Apotheker. Hessen-Cassel. 1825 Zipser, G. A., Prof. Neusohl (Ungarn). 1822 Zuber, J., v. Muhlhausen. Rixlieim. 1823 Auswartige Gaste, die in Aarau anwesend waren. V. Babo, Phil. Dr., von Freiburg. Daub re, Professor, von Strassburg. Eggers, Med. Dr., von Braunschweig. Hogard, Henri, d'Epinal (Vosges). Jaquet, Jos. Florent, de Gerarrae. Schimper, Professor, von Strassburg. Tseczoe, Med. Dr., aus Ungarn. Villanova, Professor, von Madrid. Whew ell, Professor, von Cambridge. III. Versainmlungsorte. 1) 1815 - 5. 6. 7. October. Genf (1). 2) 1816 ■ - 2. 3. 4. October. Bern (1). 3) 1817 - - 6. 7. 8. , October. Zurich (1). 4) 1818 ■ — 27. 28. 29. Juli. Lausanne (1). 5) 1819 - 26. 27. 28. Juli. St. Gallen (1), 6) 1820 - 25. 26. 27. Juli. Genf (2). 7) 1821 — 23. 24. 25. Juli. Basel (1). 8) 1822 — 22. 23. 24. Juni. , Bern (2). 9) 1823 - 21. 22. 23, Juli. Aarau (1). — 37 — 10) 1824 — 26. 27. 28. Jali. Schaffhausen (1). 11) 1825 — 27. 28. 29. Juli. Sololhurn (1). 12) 1826 — 26. 27. 28. Juli. Chur (1). 13) 1827 — 20. 21. 22. Aug. Zurich (2). 14) 1828 — 28. 29. 30. Juli. Lausanne (2). 15) 1829 — 21. 22. 23. Juli. St. Bernhard. 16) 1830 — 26. 27. 28. Juli. St. Gallen (2). 17) 1832 — 26. 27. 28. Juli. Genf (3). 18) 1833 — 22. 23. 24. Juli. Lugano. 19) 1834 — 28. 29. 30. Juli. Luzern. 20) 1835 — 27. 28. 29. Juli. Aarau (2). 21) 1836 - 25. 26. 27. Juli. Sololhurn (2). 22) 1837 — 24. 25. 26. Juli. Neuenburg. 23) 1838 — 12. 13. 14. Sept. Basel (2). 24) 1839 — 5. 6. 7. August. Bern (3). 25) 1840 — 24. 25. 26. Aug. Freiburg. 26) 1841 — 2. 3. 4. August. Zurich (3). 27) 1842 — 25. 26. 27. Juli. Allorf. 28) 1843 — 24. 25. 26. Juli. Lausanne (3). 29) 1844 — 29. 30. 31. Aug. Chur (2). 30) 1845 — 11. 12. 13. Aug. Genf (4). 31) 1846 — 31.Aug.,1.2.Sept. Winterthur. 32) 1847 — 26. 27. 28. Juli. Schaffhausen (2). 33) 1848 — 24. 25. 26. Juli. Solothurn (3). 34) 1849 — 2. 3. 4. August. Frauenfeld. 35) 1850 — 5. 6. 7. August. Aarau (3). 36) 1851. Glarus. Preise der von der Gesellschaft herausgegebenen Denkschriften (Memoires). 1) Von den altern Denkschriften Zurich 1829 und 1833, 2 Bde. 4. sind noch einige Exemplare bei den Verlegern Orel!, Fiissli und Comp., von welchen der einzelne Band zu 4 Schwfrk. 80 Rpn. erlassen wird. 2) Neue Denkschriften etc. Nouveaux Memoires etc. Nenen- burg, Petitpierre, 1837 — 1849. 4. 10 Bde. Fiir Mitglieder und Kantonalgesellschaften : Bd. I und II, jeder 4 Schwfrk., Bd. Ill, IV, V, VI, jeder 8 Frk.; Bd. VII 5 Frk.; Bd. VIII und IX, jeder 7 Frk.; Bd. X 10 Frk. Alle 10 Baude zusammen zu 60 Schw.-Frk. — 38 -- Einige Abhandlungen sind gesondert zu haben ; so die Fauna der Wirbellhiere von Prof. Schinz, die der Kafer (3 Lief.) von Prof. Heer, jede Abb. einstweilen 2 frz. Frk. 3) Neue Denkschriften etc. Nouveaux Memoires etc. XIr Baud Oder der zweiten Dekade Ir Bd. Zurich , Ziircher u. Furrer 1850, 12 frz. Frk. fiir Mitglieder und Kantonalgesellschaften. Fur den Bezug der Denkschriften 2 und 3 ist man ersucht , sich an J. Siegfried, Quastor der schw. naturf. Ges., am Zeltweg bei Ziirich , in frankirteu Briefen zu wendeu ; fiir Nro. 2 auch an Hrn. L. Coulon, fils, a Neuchatel. ^^no/, A T^erhandiungen der SCHVVEIZERISCHEN nat[]rforsche™n gesellschaft bei ihrer 36*'*" Versammlitiig Olarus. m7 . t^%% %^ ^ Vcrhandliing:eii der schweizerischen 11 at 111- for schenden G e s e 1 1 s c h a f t in ®lrtru0. $,lt6)-A^> fB Acted de la §oclete Helvetique des SCIENCES NATURELLES reunie les 4, 5 et 6 Aout 1851* TRENTE SIXIEME SESSION. Imprimerie dc H. E. Tscmudi. W^erhandiungen der schrveizerischen Mrtttttftfrfdjett^en #e(Hl(*dl)ttft , bci ihrer Versammlung in Glarus, I>tn 4v ». tinJi 6. ^ii0u|l 1851. 36sle Versammlung. Glarus 9 tffbrndit bet ^. €. ®f4)ttli{. 1 11 h a 1 t. Eioffriuuf?srvesen derSchweiz, von Hrn. Dr. L. Binswanger 111 B. Ueber Associationsgruppen und Milbewe- gungen willkiilirlicher Muskeln, von Herrn Emil Muller 118 II. Section fiir Zoologie und Botanik ... 127 Beilagen: A. Bericht iiber den Erfolg des von der schweiz. naturf. Gesellschaft erlas- senen Einladungsschreiben an die Entomo- gen etc., von Herrn J. J. Bremi-Wolf 132 B. Uebersicht der gegenwiirtig in der Schweiz vorhandenen Insektensammlungen, von Hrn. J J. Bremi-Wolf 141 HI. Section fiir Chemie, Physik und Geologic . 177 Beilage: Commissional- Bericht zur Unter- suchung des Plattenberges im Kanton Glarus 183 V. Berichte iiber die Verhandlungen der Kan- ton alge sells chaf ten 190 I. Basel 190 II. Bern 193 III. St Gallen 198 IV. Genf 201 V. Graubiinden 20G VI. Waadt 208 Eli®FFr«Ur¥GSIiEI>E bel der r$6sten Jahresversammluiig der Schweizerischen Na tiirforschenclen Gesellschafi ^. ^, l?^Sf^r^^ Med. Dr. Priisidenten der Gesellschaft. S chw eizerischc NaUirforscher! Thcuerstc Freundc iind Collegeii! Ihre letztjahrige Versammlung in Aarau hat Glarus zu ilirem kiinftigen Festorte gewiihlt, unci lioute Avird uns die hohe Ehre zu Theil, Sie in demselben Saale, wo vor acht Jahren die sehweizerische gemeinniilzige Gesellschaft ihre Verhandlungen pflog, zu begriissen. Ich heisse Sie im Namen unserer h. Regierung und des glarnerischen Volkes herzlich und freundlich willkommen ; vor allem aber nehmen Sie den warmen Handedruck der hiesigen Mitglieder, welche Ihrem Vereine anzugehoren die Ehre haben, enlgegen. Dass wir so lange gezogert, Gastfreundschaft gegen Sie zu iiben, nachdem Sie bereits die nieisten Hauptorlc der Sclnveiz mit Ihrer Gegenwart beehrt, daran liegt die grossle und erklarliche Schuld in dem Bewusstsein, dass unsere schwachen Krafte selbst beim besten Willen nicht ausreichen diirften, so werthe Giiste auf geziemende Weise empfangen zu konnen. Wiihrend Ihnen bisher anderswo bei Ihren jahrlichen Zusammenkiinften als that- siichliche Beweise ernsler naturwissenschaltlicher Sludien reichhaltige Samnilungen aus alien drei Roic hen der \a- liir vorgoviesen A^erdeu kunnlcn , konnen \vir Ihnen zur Slunde, trolz der Reichhaltigkeit unserer Berf^e und Thaler, nur schwache Anfange von nalurhistorischeii Bestrebungen zeigen, die noch lange nicht auf den Na- men von eigentlichen Sammlungen Anspruch machen diirfen. Mochten Sie den besten Ersatz dafur finden in der grossartigen Herrlichkeit unserer Gebirgsnatur , die selbst wie ein Jileiner Sammelplatz aller Anmuth und Hoheit der Schopfang, bald in wundervoUen Formen vielkantig zum Himmel steigt, bald als fruchtbar mildes Thalgelande um ilirc Berge sich windet ; die auf griinen Alpen zahlreiche Heerden nahrt, und in ihren Ebenen durch tausende wasscrreieher Quellen den industriellen Fleiss eines emsigen Volkleins fordert. Es freut sich der Glarner seines kleinen Vaterlandes, das er im Ganzen auch ein in Wohlstand gesegneles, vielfach gliickliches nennen mag — , wovon Sie, verehr- teste Herren, in diesen Tagen sich durch den Augen- schein iiberzeugen und ein freundlich Bild in die engere Heimath mitnehmen mogen. — Auch was die aussere Anordnung des Festes betrifft — wenn schon ich hier des grossmiithigen Entgegenkommens unserer hohen Re- gierung, sowie der gastfreundlichen Bewohner des Haupt- orts, nicht weniger der thatigen Hiilfe der verehrlichen hiesigenVereinsniitglieder dankbarst zu erwiihnen babe — , werden Sie bei uns nur die bescheidensten Erwartungen hegen. Wir konnen Thnen bei unsern in allweg kleinen Verhaltnissen nicht bieten, was Ihnen an grossern Haupt- orten unsers gemeinsamen Vaterlandes geboten worden jst. Aber die Herzlichkeit wird zu ersetzen suchen, was dem Glanz gebricht, und Ihre Nachsicht unsern gulen Willen freundlich erganzen. Besonders aber hat Sprccher dieses Ibr schonendes Irtheil slark in Anspruch zu nchmen, und er thul es hieiuit in aurridiligsler Weisc mil wonig Worleii. Mil dem Stolz , auf die dem theuren Heimathkanton gewor- dene Ehre, Ihre diesjahrige Versammlimg innert seinen Marken abhalten zu wollen, ging schon lange das Ge- fiihl eigener Unzulanglichkeit, fiir die mir durch Ihre giilige Wahl gewordene, eigenem Verdienst nicht zu- kommende Stellung der Prasidialleitung, einher. Nicht ein ganzer Fremdling auf dem Gebiete der AVissenschaf- len, deren Meister ich hier so Viele vor mir sehe, bin ich doch nur einer ihrer schwachsten Jiinger, wenn auch nichts desto minder grosser Verehrer. Wohl in friiher Jugend mit Liebe dem Studium der Naturwis- senschaften, besondcrs der Botanik zugethan, und meine damaligen ihnen gewiedmeten Wanderungcn durch Ge- birg und Thai, im schonen Ziirichgebiet und spater in den I'reundlichen Umgebungen Heidelbergs zu meinen gliick- lichsten Erinnerungen ziihlend, sind ihre beschcidenen Erfolge noch in kleinen Sammlungen aufbewahrt. Aber die Jahre des praktischen Berufslebens, fiir den Landarzt so zeitraubend, liessen nicht Raum mehr fiir fortgesetztc griindlichc naturwissenschaftliche Studien , wenn auch das Tnteresse dafiir unvermindert geblieben , dem es aber oft kaum vergonnt ist, in stiller Studierstube von Feme den grossen Entdeckungen und Fortschritten auf diesem reich- haltigen Gebiete menschlichen Wissens zu folgen. Dar- um lassen Sie mich , in bescheidener Scheu eines Laien vor den Ohren Eingeweihtcr , das reiche Feld bald Wiirdigern zu tieferem Eingehen in Einzelnes iiberlas- send, nur vvcnige fliichtige Blicke dorthin >yerfen — und Sie dann mit Land und Volk, das Sie beherbergt, und mit einigen Ziigen aus seinem Haushalte bekannt niachen, wie ein erfreuter Wirth edlen und nachsichtsvollen Gii- slen \or Allem gcrn sein Hauswesen zeiiil. 6 J)er heutige festliche Tag ware wohl geeignet lluud- schau zu halten — den Wissenden zur Bclriedigung, den Slrebenden zum Sporn — iiber die Fortschrittc der INatur- wissenschaften in der ersten abgelaufenen Hiilfte dieses Jahrhunderts ; aber bei dem iiberschwenglichen Material, der Kiirze der Zeil, den vielen unser harrenden Geschallen mogen nur fliichlige AndeuUingen an die Stelle eines erscbupfenden Ganzen trelen. Wahrend wir zwar zu Anfang dieses Jahrhunderts viele Theile der Naturwissenschaften , namentlich auch in unserm Vaterlande einer ausgezeichneten Pllege sich er- freuen und eine andern Zweigen des menschlichen Wissens adaquate Stellung einnehmen sehen, wie z. B. die Zoolo- gie, Botanik, Physik, Astronomic, Medicin — erblicken wir hinwieder andere — , die gegenwiirtig einen nicht geahnten Grad von Volikommenheit erreicht, wie Geo- logic, verglcichcnde Anatomic, Physiologic und Patho- logic, Ophthalmiairik, besonders aber die in den Bercich des praktischen Lebens so tief eingreifer.de Chemic und deren Anwendung fiir Technologic, Agricultur u. s. w. in ihrcr ersten Kindhcit ; und namentlich hat sich in der zweiten Hillftc des 19tcn Jahrhunderts das Bestreben: die der Natur abgelauschten , friiher kaum odcr in ganz andcrcr Richtung geahnten und gesuchten Kriifte zuuj Nutzcn der Mcnschhcit zu \erwendcn, auf scgensrcichc Weisc kund gegcbcn. Wclchen Aufschv»'ong, wclchc Kegsamkeit in Gewcrb und Handel und im ganzen Wclt- vcrkchr hat z. B. die friiher wohl bckannte aber unbe- uutztc Gewalt des zu Dampf crhitzten Wassers zur Folgc gehabt. Was noch vor Kurzem ins Gebiet der Fabcl \erwicsen worden ware : mittelst der Benutzung der elcklro-magnelisclicn Kraft dem der Scclc entsliegcncn Gcdankcn mil dem Zcilauiwand wcnigcr Sekundcii in wcitostor Forno Worte zu loihon, hat sich als der jfrossle Triiinipli, den die Physik jc gcfeiort, vorwirklicht , iind sloht ijborliaiipt als cine dor gliinzensten Erruna^enschaf- ten auf dem Gebiete dor Naturwissenschafton fast oin- zig dar. Und welch' wundersame Welt hat sich dem mensch- lichen Forsrhungstriebe in dem Studium der vorweltlichen fossilen Schopfungen erschlossen ! Der unsterbliche Ciivier. und nach ihm vor Allen unsere Agassiz und Heer haben uns die Scbliissel geboten zu den Geheimnissen einer Ijingst dahin gegangenen Zeit. Was Jahrtausende hindurch in der Erde Schooss begraben lag , ist dem mensch- lichen Geiste zuganglich und ihm damit der Einblick in jene weit hinter seiner eigenen liegenden Sehopfungs- periodc geworden. Tausende von organischen Bildun- gen aus der Pflanzen - und Thierwelt, die alle vor dem Menschen waren und lebten, zum Theil in den fremdartig- sten, von den Schopfungen der Jetztwelt grosstentheils abweichenden Formen, werden aus dem tiefen Schacht der Erde gehoben, um auch fiir ihre Zeit und die Schopfer- weisheit, die iiber ihnen gewaltet, Kunde zu geben. Wenn es aber, verehrteste Freunde! aus den oben angefiihrten sprechenden Griinden meine Absicht nicht sein kann, auf die mannigfaltigen Entdeckungen und Fortschritte des 19ten Jahrhunderts im Gebiete der Naturwissenschaften niiher einzugehen, mochte ich Sie hingegen auf die grossere Verbreitung und die regere Theilnahme aufmerksam machen, deren dieselben in neuerer Zeit aller Or ten sich zu erfreuen haben. Man lernt allgemach die hohe Bedeutung begreifen, welche naturwissenschaftliche Kenntnisse fiir die Jugendbildung im Allgemcinen und fiir spateres Berufsleben im Beson- dern ausiiben. Noch ist cs nicht gar lange her, dass nur 8 selteii in hohern Schulanstallen naturwissenschaftliche Fachcr obligatorisch erkliirt wurden; noch ist die Zeit nachzurechnen , wo in den sogenannten gelehrten Schu- len vornehm auf naturwissenschaftliche Studien herab- geschaut und das wahre Heil nur in der Philologie gesucht wurde. Wie ganz anders jetzt I Es ist wohl kein Gymnasium, kein Lyceum, keine geordnete hohere Biirgerschule in unserm Vaterlande nachzuweisen, wo nicht Vortrage iiber Naturgeschichte, Physik u. s. yv. ge- halten werden ; ja selbst in den bessern Elementarschulen dringen aUmahlig, ignoranten Eiferern zum Trotze, die ersten Anfange der Naturkunde in den Unterricht ein. In der Bauernstube, wo gewohnlich nur der Kalender als einziges Bibliotheksstiick zu finden war, treffen wir nicht selten unsers sel. Baumanns ))Naturgeschichte fiir das Volk^^ Wenn durch gute, wahrhaft brauchbare Volksschriften eine noch grossere Verbreitung natur- wissenschaftlicher Kenntnisse angestrebt wird , muss der ausgestreute Same gewiss auf dankbaren Boden fallen. Unserer Gesellschaft ware auch in dieser Beziehung ein reiches Feld des Wirkens geoffnet, auf welchem die ziircherisch-naturforschende Gesellschaft in ihren freund- lichen Neujahrsblattern fiir die Jugend schon erfreuliche Bahn gebrochen. Wenn dem wissbegierigen Knaben in der Dorfschule ein kurzer, klarer Begriff beigebracht wird von dem wundervoU geregelten Laufe der Gestirne , von der ge- doppelten Bewegung unsers Erdballs, so weiss er sich die Ab - und Zunahme der Tage und Nachte , den Wech- sel der Jahrszeiten, die zeitweise Verdunklung der Sonne und des Mondes leicht zu deuten , und in seiner auf die h()chsten Wunder der Schopfung hingelenkten Seele wird dadurch die immer hohere Ehrfurcht vor der AllmachI und Grosse seines Schopfers gepflegt. Und mit den erslen Anfangsgriinden der Naturlehrc vertraut, sind ihm Blitz und Donner, das Fallen desMeteorsleins, der Gang des Ko- meten u. s. w. nicht mehr Erscheinungen, die dem Aber- glauben dienen; er lernt Ursache und Wirkung unter- scheiden; er versteht die Sprache der Natur in ihren wcchselnden Lauten ; er lernt verslehen , tn ie der freund- liche Regenbogen sich bildet, warum vermittelst des Thermometers die Temperatur der atmospharischen Luft bestimmt werden kann — und so viele andere Dinge, die in jeder Lebensstellung dem kiinftigen Weltbiirger, dem Burger eines dem Selfgouvernement angehorigen Frei- staales aber zum voraus zu Einsicht und Nutzen dienen. Was yermochte mehr dem immer noch im Volke wuchernden Aberglauben, der, wie ich mich tiiglich zu iiberzeugen nur zu viel Gelegenheit habe, welt hoher hinauf reicht, als man gewohnlich glaubt, den vielen mit der Mutlermileh eingesogenen Vorurtheilen wirksamer zu begegnen, als ein klarer, moglichst gedriingter, dem jugendlichen Fassungsvermogen entsprechender Unter- richt in der Nalurgeschichte ? Wie viele niitzliche und unschadliche Thiere werden nicht verfolgt, weil die von Belehrung nicht gelichtete Unwissenheit das Gcgentheil von ihnen glaubt! Ware dem Gemiith und Verstand des Primarschiilers und seiner geistigen Enlwicklung nicht besser gedient, wenn derselbe wenigstens mit den Thieren und Pflan- zen seiner nachsten Umgebung, mit der Formation und Beschaffenheit seiner heimathlichen Berge , nach denen er tagtaglich gedankenlos hinblickt, vertraut gemacht wiirde, statt dass man so viel schone Jugendzeit und Jugend- krait an mechanisch-gramatikalische Uebung verwendet und verschwendet, die of( ausser dem Gesichts- und 10 Anschauungskreis der Jugend licgen, und an denen sie nichi so selten geistig stumpf und siech wird? Doch ich komme von meinem Thenia ab, das ich^ wenn ich meiner Neigung hatte folgen diirfen, aus dem umfangreichen Gebiete der mir zunachst stehenden Fach- wissenschaft gewiihlt hiitte. Gerne htitte ich Ihnen, mit dem Buch der Geschichte in der Hand, nachgewiesen, wie die extravagantcn Richtungen in der Medicin, die sich z. B. in der Homoopathie, in der Hydropathic (besser Hydromanie), im Broussaiismus , in der poelisch- philosophischen sogehcissenen naturhistorischen Schule u. s. f. geaussert, nicht mehr den rechten Verfang fin- den wollen, eben weil der in der Medicin einzig gel- tende Priifslein der Erfahrung ihre Einseitigkeit, Ueber- treibung, Oberflachlichkeit und Willkiihrlichkeit evident nachgewiesen. Gerne hatte ich Sie an das iicht rationelle, alter vagen Hypothesen und phantasiereichen Schmuckes baare Streben erinnert, das gegenwartig, wie nocli nie, in der Medicin zur Geltung gekommen; wie der Weg, der schon ein Bagliv, Boerhave, Sydenham, Peter Frank u. a. geahnt und zum Theil gefunden haben, wieder betreten worden ; wie absoluter Autoritatenglauben und spitzfindige, in verderblichen Doctrinarismus ausartende Systemsucht, welche einer naturgemassen Entwicklung der medicinischen Wissenschaft Jalirhunderte hindurch sich entgegen stemmten, ihre Maclit eingebiisst, weil man immer mehr zur Erkenntniss kommt, dass die Krankheit nicht wie das Thier, die Pflanze, das Gestein eine von der Natur geloste und isoHrte Erscheinung ist, sondern nur einc ihrer abnormen Aeusserungen, und als solche hinwieder im engsten und unzertrennlichen Verbande mit dem Individuum stehend, je nach der suhjectiven Auffassung aueh wieder verschieden aufpe- 11 lasst uiul einregistrirt werJeii kann; wie weiter audi das Bestreben auf eigenen Fiissen zu steheii, die Vergangen- heit und ihre Materialien zu sichten und mit den nack- teiT, vorurtheilsfreien Thatsachen, gesammelt am Kran- kenbett, am Sektionstische, im Laboratorium, zu verglei- chen — um das Gauze fiir das Heilobjekt, den Kran- ken, zu benutzen, — sich immec entschiedener gellend macht. Ich mochte Sie ferners daran erinnern, wie ein lieferes Eingehen in die friiher zu wenig benutzten na- turwissenschaftlichen Hiilfsmittel , wie Sie uns nament- lich in der vergleichenden Anatomie und Physiologic, der Chemie, besonders der organischen, in der Physik, in der physikalischen Diagnostik u. s. f. geboten sind, die Medicin einen grossen Schritt vorwarts gebracht; wie dadurch nothwendig der unerquickliche Dualisraus in der Physiologic und Pathologic zum Schweigen ge- bracht wurde, indem man nothwendig zur Einsicht kom- men musste, dass beide Doctrinen unzertrennlich sind, gegenthcils, aus cinander hervorgehend, dem Hallcr- schen pathologia physiologiam illustrat entsprechend, sich gegenseitig zu ergiinzen haben; wie bei solcher einzig richtigen Auffassung die rationcUe Theorie und die Er- fahrung auch keinc Gegensiitze mchr bieten, keine Tren- nung und Scinderung zulassen — , eben weil die wahre Wissenschaft, d. h. die Theorie, richtig verstanden nur dann bleibenden Werlh haben kann, wenn sie der Pra- xis als Lcuchtc vorangeht, und hinwieder der wahre Praktiker von seinen gesammcKen Erfahrungen und Thatsachen nur diejenigcn in den Bcrcich seiner wis- senschaftlichen Beobachtungen hiniiberzieht, welchc cine ausdaucrnde Priifung als matur erklart hat. — Aber ich miisstc befiirchten, Sic mit eincm solchen Yortrage zu crmudcn. Die Medicin, wenn auch einc trcuc Tochtcr 12 dor INaturwissenschaft, bietet doch so viel Abslractes und Abgeschlossenes, dass nur dem eigentlichen Fachmannc M irkliches Interesse an naherii Auseinandersetzungen zu- gemuthet werden kann. So lessen Sic mich denn lieber noch ein paar Au- genblicke bei nnserm in so mancher Beziehung; eigen- thiimlicben Landchen verweilen; lassen Sie mich unler- suchen, ob und Avelcher Pflege sich die Naturwisscn- schaften bei uns zu erfreuen batten , und ob wir in Be- zug auf wissenschaftlicbe Bestrebungen iiberhaupt zeit- entsprechende Fortschritte gemacbt u. s. f. Vielleicht ist es Ihnen nicht unangenebm, wenn ich iiber einige glarnerische ZustJinde ein in Licht und Schatten mog- lichst naturgetreues Bild yorzulegen wenigstens den Ver- such wage. Eine naturhistorische Beschreibung unsers Kanlons werden Sie mir gerne erlassen, nachdem be- reits im 7. Bande ))der Gemitlde der Schweiz^^ alle drei Reicbe der Natur in erschopfender A^ollstandigkeit ihre ausgezeicbneten Bearbeiter gefunden. Was aber in un- serm Kanton auf naturwissenschaftliche Leistungen Be- zug hat, kann ich aus sprechenden Griinden kurz zu- sammenfassen. Das meteorologische Tagebuch, welches der wiirdige Dr. Johannes Marti sel. in Glarus, der Ent- decker der Stachelberger-Schwefelquelle, unausgesetzt wahrend 45 Jahren — von 1774 bis 1818 — fortge- fiihrt, und dessen Resume ebenfalls in der yjStatistik des Kantons Glarus ^^ enthaltcn ist, steht aus friiherer Zeit ganz vereinzelt da. Der Abgang alter hohern Lehran- stalten und literarischen Iliilfsmittel jeglicher Art, die eigenthiimlich abgeschlossene Lage und der geringe Wohl- stand noch am Ende des vorigen Jahrhunderts in un- serm Kanton, traten wissenschaftlichen Bestrebungen iiberhaupt hindernd in den Weg, und mit dem Aufbliihen 13 von Handel und Industrie im Anfang dieses Jalirluinderts, absorbirte das Ringen um materielle Giiter die meislen und besten Kriifte. Die wenigen kleinen Sammlungen, welche etwa von wenigen bescheidenen Dilettanten an- gelegt wurden, sind, mit Ausnahme der Mineralien- und Gonchyliensammlung des sel. Chorrichters Blumer in Gla- rus , gegenwartig im Besitze seines Sohnes , Herrn Land- ammann Blumer, von hochst unwesentlichem Belange. Erst im Jahr 1840 wurde, durch den xVnkauf des reich- baltigen Mineralienkabincts des verstorbenen Bergwerk- verwalters Konlein in Utznach, der Grand zu einer grosscrn Sammlung gelegt. Durch einen kleinen jiihr- lichen Slaatsbeitrag, nodi mehr aber durch den cinge- leiteten Tauschhandel mit Pctrefakten unsers Plattenbergs, deren derselbe einen unerschopflichen Schatz in sich birgt, und die laut einer Baths verordnung vom Jahr 1843 alle in unser Kabinet abgeliefert werden sollten(?), ist es moglich geworden, die nach KobelFs chemischem Sy- steme geordnete oryctognostische Sammlung, innerhalb ihres zehnjiihrigen Bestehens wesentlich zu erweitern. — Besonders mochte ich Sie auf unsere sehenswerthen fos- silen Fischabdriicke, welche wir in ziemlicher Vollstiin-- digkeit besitzen, und die Herr Prof. Escher von der Linth nach Agassiz Anleitung zu ordnen und zu bestim- men die verdankenswerthe Giite hatte, aufmerksam ma- chen. Um in weiten Kreisen, namentlich in der Schule, Sinn und Interesse fiir naturwissenschaftliche Kenntnisse zu wecken, sind nebst diesen grossern zwei separate Filialsammlungen von Mineralien eingerichtet worden: die einte enthalt das technisch ^'ijtzliche und bei jedeni einzelnen Mineral die verschiedenen daraus gewonnencn Kunslprodukte, welche in Fabriken oder sonst im prak- lischen Lebon Anwendung linden; in der andern werden 14 sanimtlichc Mineralien , welche in uiiserm Kanton bisher gefunden worden, zusammengestellt. — Noch mehr Lebensluft steht unsern bescheidenen An- fangen fiir die nachste Zukunft in Aussicht. Wie im Jahr 1843 die schweizerische gemeinniitzige Gesellschaft einer ),glarnerischen gemeinniitzigen Kantonalgesellschaft^^ den Lebenskeim eingehaucht, wird hoflfentlich die gegen- wiirtige Festfeier zu einer glarnerischen naturforschenden Kantonalgesellschaft den Impuls geben. Ihre anregende Gegemvart wird bei Manchem die guten Geister auf- wecken und die Lust zuni Studium der Naturkunde stei- gern, und das wird nicht die kleinste Frucht sein, welche die diesjahrige Versammlung ernten.wird. Habeich das denZweckeii unserer Gesellschaft zuniichst liegende wie billig zuerst beriihrt, so erlauben Sie mir noch einen Blick zu werfen auf unser kleines aber wohl- geordnetes Staatsleben, das sich in seinen streng demo- kratischen Formen denjenigen der Urkantone anschliesst, aber auch in iicht demokratischem Geiste alle regeneri- renden Elemente der Neuzeit in sich aufgenommen hat. Wir tagen noch alljahrlich unter freien Hiinmel, wo unsere Vater getagt; wir erlassen oder verwerfen unter freiester einlasslichster Diskussion der Landleute alter Stande unsere vom Landrath vorberathenen und begut- achteten neuen Gesetzcsvorschliige; wir dekretiren un- sere Steuern nach Grundsiitzen, die dem Bcmittelten vielleicht oft schwer erscheinen, hingegen den Unbemit- telten schonen ; wir reguliren unsere Einnahmen und Aus- gaben (letztes Jahr betrug die Besoldung unserer sammt- lichen administrativen Behorden fl. 1200) und wiihlen mit freiem Ilandmehr, ohne jeglichen Amtszwang, alle unsere meist unbesoideten Landesbeamten ),je die Wag- Bten und Besten^^ nach der Viiter Wort und Weise, — 15 iind wenn Viele, oft mil Ilintansetzung von Privatin- teressen, grosse Opfer an Zeit unci Kraften zu bringen haben, so hat es uns gleichwohl nie an patriotischen Biirgern gefehlt, die sic zu leisten willig sind. Beispiele waren anzufiihren, dass das 30 Louisd'or betragendc Honorar des Standeshaupts wieder zuriick in die Landes- armenkasse ge^andert ist. An politischer Bildung und Kennlniss seiner land- lichen Angelegenheiten steht unser Volk wohl keinem der andern Kantone nach — , und ist der Glarner eifcr- siichtig auf seine yon den Viitern bei Nafels erkampften Hoheitsrechte und heimathlichen Institutionen , so ist er dennoch stets zu Opfern an die Eidgenosselischaft bereit. Die neuen Bundeseinrichtungen sind wohl nirgends im Vaterlande aufrichtiger begriisst worden, haben wohl in keinem der kleinen Kantone mehr zuverlassige Freunde und bereitwillige Vertheidiger gefunden, als im Glarner- lande. — Zu unsern iibrigen Zustanden noch kiirzlich iiber- gehend, habe ich allervoderst zu beklagen, dass die ex- clusive industrielle Richtung jede gedeihliche Pflege der Wissenschaften, wenn nicht ganz verdriingt, doch unge- mein erschwert. Leider fehlt uns zur Stunde noch jede hohere kantonale Schulanstalt; und doch wiire nament- lich eine gute Gewerbsschule in einem Lande , dass nur von der Industrie lebt, hochstes und dringendstes Be- diirfniss. Die Eltern miissen ihre Sohne in auswiirtige Schulen schicken, wenn sie dieselben iiber den Sekun- darunterricht hinaus bilden zu lassen wiinschen, was, beim Abgang von Stipendien, nur den Wohlhabendern ermoglicht wird. Aber, abgesehen von den grossen pe- kuniiiren Opfern , fehlt den jungen Leuten die so nothige elterliche Aufsicht und Leitung, die eben die besten 16 Stellvcrtreter kaum ganz ersetzen; und doch fchllc es, bei allseitig gutem AA^illen, nicht an Kriiften, einc Kan- lonsschule, wie sie die ineisten Kantone bereits besilzen, /u Standc zu bringen. Wohl besitzt der Hauptort seit 1835 cine gute Sekundarschnlc , an der vier tiichtige Lebrer 45 bis 50 Knaben und 15 bis 20 Madchen Unterriebt er- Iheilen; al)er die boben Scbulgelder erschweren den Armen ihrc Benutzung, wenn auch in jiingster Zeit die Zahl der Freiplatze auf sechs vermehrt worden ist. So gebt der kiinftige Handwerker meistens leer aus, und bringt bochslens diirftige Rudera aus der Primarscbule in sein kiinftiges Berufsleben. ErfreulichCres lasst sicb von der Volksschule berich- ten. Die Dreissigerjahre haben auch bei uns die Kinder aus den engen dumpfen Scbulstuben crlost und ibnen belle luftige Raume angewicsen. Tiichtige, in den Semina- rien Ton Kiissnach und Kreuzhngen gebildete, voni Kan- tonsschulratb gepriifte Lehrer sind an die Stelle der friiber nur nolhdiirflig, oft gar nicht gebildctcn ))Scbulmeister<< getreten; die in den Scbulen des Kantons Ziirich iiblicben Lebrmittel auch bei uns eingefiihrt; der Scluilunlerrichl bis nach zuriickgelegteni zwolflem Altersjahr obligato- risch erkliJrt; sowie fUr spatern wochentlichen Repetir- unterricht bis zur Confirmation gesorgt worden ist. Viele Hindernisse zu bekiimpfen, manchen Ucbel- stiinden abzuhelfen, bleibt auch bier noch iibrig; na- mcntlich die Lebrerbesoldungen (durcbschnittlich 425 alte Franken) sind in manchen mit Schulgiitern schwach dotirten Ortschaften noch allzukarg, wo dann durch lastige Scbulgelder oder direkte Gemeindesteuern nach- geholfen werden muss. Der Kantonsschulrath kann beim besten Willen mit jiihrlichen (1. 1500, die ihm aus der Slaatskasse zufliessen , kaum dem Drin^endsten steuern. 17 Dass beim Abgang^ hoherer Bildung^sanstalten wissen- schaftliche Bildung bei uns nicht senders verbreitet ist, werden Sie mir wohl glauben , doch findet mancber an auswiirtigen Schulen gebiJdete Jiingling anch in spatern Jabren noch Zeit, neben seinen Fabrik- und Handels- geschaften, einige freie Slundon don stillon Musen zu widmen. Die im Jahr 1759 aus Priyalniilteln gestiftele, im historischen Facbe zienilich reichhaltige Kantonsbiblio- thek wird in neuerer Zeit etwas (leissiger benutzt, als hinwieder durch etwclcbe freiwiUige und einen jahrli- cben Staatsbeitrag von 15 Louisd'or untersliitzt. Ncbst dem bestehen in den grossern Gemeinden Leseyereine, tbeils allgemeine zur Unterhaltung nnd Belehrung, theils besondere fiir Theologic, Medicin, tecbnische Cbemie, Staatswissenschaftslehre n. s. w. Die im Jahr 183i gegriindeto, gegenwartig 11 Mit- glieder ziihlende medicinischeKantonalgcscllscbaft, wclcbe auchbereits einerkleinen aber inhaltreichenBibliolheksich erfreut, biilt jabrlich zwei obligatorische Sitzungen, in welcben Vorlesungen gehaUen werden iibcr in diagnosti- scber oder therapeulischcr BeziehungSdiwierigkeiten bie- tende und zum voraus bezeichnete Krankheiten ; dariiber gemachte Beobacbtungen werden allsoitig ausgetauscht und verglichen; ebenso werden einzelne interessanCe Kranke vorgestellt, Erfahrungen iiber neue ompfohlene Arznei- mittel besprochen u. s. w. Damit ist ein Lcsezirkel, der die besten deutsohen medicinischen Zeitscbriften enlbalt, ver- bunden. Seit 1836 ist aucb die jeweilen berrschende Witterungs- und Krankheitskonstilution unsers Kantons slehender Artikel der Ciesellscbaft. Gerauschlos und obne Ansprucb aul' grosse Gelehrtbeit hat dieselbc schon man- i hes Gute bewirkt, namenllich die bessern Aerzte niiher 3 18 zusammongefuhrt mid dem traurigen medicus medicum odit cntschieden cntgegon gearbeitct. Als eineii Fortschritt in imsercr Culturgeschichte darf auch die Erstellung einer bessern Saiiitatsordnung be- zeichnet werden. Wahrcnd bis zuni Jahr 1837 ein Hcer von Quaksalbern und )^Wasserkennern^^ beiderlei Gc- schlechts unangefochten dem hiilfsbediirftigen Publikum, gestiilzt auf das ewig wahre ^mmidus vult decipi^^ seine Kiinste nicht ohne Erfolg anpries, ist seither mit diesem Geniiss so ziemlich aufgeraumt worden, und erst nach bestandencm rigorosem Examen wird dcr Candidal der Medicin zur arzUichen Praxis bcrechtigt. Seit vier Jahren ist auch das obligatorische Impfen eingefiihrt und unter Aufsicht der Sanitatskommission gestellt. Wenn Sie un- sere staallichen Verhaltnisse und unsere demokralische Verfassungsform bcriicksichligen , die nicht so selten wohlthatige Reformen erschweren, sind diese Fort- schritte sehr erfreulicher Natur. Auch im Gehiete der offentlichen WohlthJitigkeit ist in den Jctzlen Jahren Wesentliches gethan worden. — Die im Jahr 1843 gestiftete, aus dem Kantonsschulverein hervorgegangene gemeinniitzige Gesellschaft, wenn auch iiber wenige Mittel gebietend und grosstentheils auf die Privatwohlthatigkeit angewiesen , hat wilhrend ihres acht- jahrigen Bestandes manche Frucht gezeitigt. In der 1816 von ihr gegriJndeten Madchen-Armenanstalt sind bereits !5 verwahrlosfe Madchen geistig und leibhch versorgt. In dem der grossten Noth ausgesetzten und wegen Man- gel an geniigender Reschaftigung ganzhcher Verarmung entgegen gehenden Sernfthal erstellte der Verein mit- telst Aktien ein grosses Fabrikgebiiude fiir Weberei far- biger Baumwollenstoffe. Die seit 1813 bestandene evan- gelische Hiilfsgesellschaft , die edle Stifterin der Linth- 19 coloiiie, hat sich letztes Jahr mit der gemeiiinutzigen vereinigt, urn eine zweite Anstalt fur arme Knabeii zu grunden. Dem Riif urn Hulfe anlwortete das Publikuni innerhalb weniger Tage mit fl. 30,000, so dass die Er- stelliing der Anstalt in niichster Aussicht steht. Inter der Aegide eines Fraiienvereins sind sclion seit ciner Reihe von Jahren Madchenarheitssclmlen in meh- rern Gemeinden in's Leben gerufen worden; andere weibliche Vereine nehinen sich der Armen- imd Kran- kenpflege in zweckmassigen Unterstutzungen und Haus- besuchen thatig an; weit mehr aber hat die Privatwohl- Ihiitigkeit ziir aUmahligen Aeufnung der Schulgiiter -e- Ihan. ^ Neben der gemeinniitzigen Gesellschaft hat sich vor vier Jahren ein landwirthschafflicher Verein konsliluirt, dem ein reiches Feld segenreichen Wirkens geoffnet ist. Bereits hat derselbe durch zweckmiissige , auf Ver- besserung der Wald- und Alpenkultur hinzielende Ge- setzesvorschlage, die , vom hohen Gewalt « sanktionirt wurden, Erspriessliches geleistet; und er wiirde noch mehr leisten, wenn ihm nicht so viel Vorurtheil, Egois- nius, iibelverstandene Gemeindesouveranitat u. dgl. in die FiJsse liefe. Bei einer eigenthiimlichen Erscheinung auf dem Felde gemeinsinnigen Wirkens kann ich nicht voriibergehen, um so mehr, als sie ihrer besondern Gestaltmig nach noch vereinzelt auf schweizerischem Boden steht: es ist diejenige der Auswanderung — im vorliegenden Falle die einer gemeinsamen organisirten Auswanderung — und ihre Frucht: die Tochtercolonie Neu- Clamp's in Nordamerika, im Staate Wiskonsin. \on einem Vereine gemeinniitziger Manner wurde die Idee angeregt, die Anstalten getroflen, die Ausfiibruug 20 iibernommen, von der Mehrzahl der Gemeinden unsers Kantons thatig unterstiitzt, von der h. Regierung iiber- wacht und beschiitzt. Ein bedeutender, zum Theil aul Aktien gegriindeter Fond, Avurde sowohl von jenem Ver- ein als von Gemeinden und dem wohlhabendern Theile der Colonisten zusanimengebracht; Experten zur Auf- ijuchung, Untersuchung und zum Ankauf eines geeigneten Landstrichs in den fernen Westen entsendet, die noth- wendigsten Anstalten zur xVufnahme der Ansiedler ge- troffen, und im Friihjalir 1845 traten gegen anderthalb hundert derselben: Manner, Weiber und Kinder die Reise in die neue Heimath an, denen spater noch Einzelne folgten, so dass gegenwartig die Colonic bereits 64 Familien zahlt. Wohl hatte die kleine Ansiedlung mit Schwierigkeiteu aller Art auch so noch zu kampfen, doch zuriick wiinschtc sich keines ihrer Glieder, und schon das erste Jahr brachte sie es soweit, durch den Ertrag ihrer noch miih- sam bestellten Felder vor Mangel gesichert zu sein. Eine Anzahl eingegangener und interessanter Berichte liber die Schicksale der jungen Colonic liegen seit jencr Zeit bis dato , thcils in den Handen des Vereinsvorstan- des, thcils der wclthchen und geistlichcn Behorden, welche zeigen, wie sich diesclbc aUmiihlig zu einem ordentlichcn klcinen Gemeinwesen gestaltet, das mit dem Mutterlande in steter Verbindung, sich auch stetsfort, besonders zur Ordnung seiner kirchliciien und Schul- einrichtungen des treuen und versorghchen Beistandes desselben zu crfreuen hat. Eine kurzlich in unsern Kirchen aufgenommene Steuer fiir neuglarnerische Kir- chenzwecke ertrug nahe zu fl. 600. Ein Schulhaus und ein Kirchlein, wie primitiv auch beides, sind bereits erstellt, der Schuluntcrricht ist geregelt, der Gottesdicnst orga- 21 uisirt; eiii Irefllicher juiiger Geisllicher, durch die hie- sigen Kirchenbehorden fur diese schwere Aufgabe ge- wonnen, waltet als Seelsorger, Schullehrer, Arzt, Freund und Rathgeber vaterlich in der kleinen Gemeinde; eine gute Amtsbehorde Ihut nach Kraften das ihrige, und einzelne Familien erfreuen sich bereits eines keimenden Wohlstandes; einer gesicherten Existenz AUe, die Arbeit woUen und dieselbe nicht selbst durch Leichtsinn ver- scherzen. — Die Schattenseiten der jungen Colonie her- vorzuheben, die sie denn auch haben mag, ist hier nicht der Ort; das im Ganzen gelungene gemeinniitzig-vater- landische Streben Ihnen in wenigen Ziigen vorzufiihren, allein meine Absicht. Weniger, zu wenig, ist bis jezt ab Seite des Staates und der Gemeinden fiir Institute uffentlicher Wohlthatigkeit geleistet worden ; die im Jahr 1835 errichtete Landesersparnissanstalt , in welch er Ende letzten Jahres 1542 Theilnehmer fl. 153,700 deponirt batten, steht in dieser Beziehung fast vereinzelt da, da die in fast alien Gemeinden bestehenden, so wohlthati- gen Krankenkassen Privatinstitute sind. Noch besitzt erst die Gemeinde Nafels ein Armenhaus, und doch haben Sie, Verehrte Herren! bei Ihrer Herreise bemerken miissen , wie ein stattliches Dorf sich an's andere reiht. Oeffenthche Kantonalanstalten : Kranken-, Waisen-, Straf- und Correktionshauser werden wohl lange noch pia desideria bleiben miissen — ; wiihrcnd doch kiirz- lich das arme Ob>Yalden dem industriereichen Glarus thatsachhch gezeigt, was man AUes bei gutem Willen zu leisten vermag. — Jene kolossalen Gebiiude, denen Sie in jedem Orte von der Landcsgrenze weg begegnet, sind keine Staats- anstalten; es sind die Werkstiitten der glarnerischen Baumwollenindustrie. Industrie und Handel, Handel unci 22 Industrie, das ist das A und das 0, die Axe, um die sich so zu sagen die aussere Existenz unsers Volkleins dreht, und von deren besserm oder stillerm Gauge das Wohl Oder Weh Tausender von Familien bedingt ist. Nur was die Industrie fordert, greilt so reclit ins Mark und Bein unserer Bevolkcrung. AUe Schliige des Welt- marktes Miederhallen in unsern Bergen. Achttausend Individuen, also mehr als der vierte Theil unserer Ge- sammtbevolkerung, fmden direkt ihr leidliches Auskom- men in den BaumwoUenspinnereien und Kattundrucke- reien. Und wenn Sie bedenken, dass diesen achttausend Personen, von 4 zu 4 Wochen, bei geregeltem Gang der Geschiifte, fl. 70 — 75,000 baares Geld zufliesst, wer- den Sie den Einfluss begreifen, den unsere Fabriken nicht bios auf die zunachst betheiligten Arbeiter, son- dern fast auf jeden Stand und Beruf, besonders auch auf den Handwerker, riickwirkend ausiiben. Seit An- fangs der Dreissigerjahre hat die glarnerische Industrie eine Ausdehnung erreicht, welche die gliinzendsten Er- wartungen iiberstieg. Nach alien Gegenden des Erdballs wandern unsere Kattunen; Reisende aus Rio, Calcutta, Sidney u. s. w^. machen bei uns ihre Einkaufe; Nieder- lagen glarnerischer Fabrikate sind in Nord- und Siid- amerika, im Orient und bis an die Grenzen des himm- lischen Reichs vorgeschoben; selbst in englisch Ostindien concurrirt unsere Industrie neben der brittischen. Dem Muselmann liefern wir das bunte oft niit Spriichen aus dem Koran verzierte Tuch zu seinem Turban; die In- dianerin am Missisippi , die Negerin auf Madagaskar, wic die braune javanische Schonc schmiicken sich mit unsern nach ihrem Liebhngsgeschmack verfertigten Tiichern; der Kroat und Pandur tragen auf Ihnen den mailiin- dischcn Marmordom, gelreulich abconterfeiet, in ihre 23 fernen hoiraischen Dorfer. Carlo Alberto , ziir Zeit seines Glanzes, dicnte der glarnerischen Industrie, die sicli niit der italisclien kiirzen Begeisterung in Einklang zu setzcn wusste, und Massen yon CoUis mit der Danebrog-Hvmno warden fiir die danischen Krieger fortspedirt. Neben der Industrie nimnit der Grosshandel unserer auswarts etablirten Kautleute, die unter jedem Himmels- striche zu treffen sind, eine bedeutende Stellung ein. Mancher arme ungeschulte Jiingling ist ohne Hiilfsmittel, als einen offenen Kopf, ein frisches Herz und warmes (iottvertrauen in die weite Welt hinausgezogen — und hat spiiter den Grund zu einem grossen Hause gelegt. Die voriges Jahr aufgenommene Volkszahlung ergab 3112 Individuen, also der lOte Theil der Bcvolkerung, ausser der Schweiz niedcrgelassen. Aber fern von sei- nen Bergen vergisst der Glarner seine Heimath nicht. Wenn in verdienstlosen oder theuren Jahren der Ruf um Hiilfe zu ihm dringt, darf man sicher auf ihn zah- len; — und nicht selten ist es, dass die alte Liebe zur Heimath gar Viele am Abend ihres Lebens aus dem Glanze grosser Weltstadte wieder heimruft, dahin wo ihre Wiege gestanden , wo sie die harmlosen Jahre einer gliicklichen Jugendzeit verlebt, und wo sie einst ruhen wollen an der Vater Seite. Es ist die goldene Freiheit der Keimath, in der sie sich's noch einmal mochten wohl werden lassen; es ist die frische freie Alpenluft, die um unsere Berge weht; es ist die ungeschwiichtc Treue am theuren schweizerichen Vaterlande, welche diesen gewaltigen Zauber auszuiiben vermogen. Es ist wohl hohe Zeit, dass ich zum Schlusse kommc, um so mehr, als ich Sie , Verehrteste Freunde ! mit kei- nem naturwissenschaftlichen belehrenden Thema unter- halten kann. Seien Sie Alle nochmals herzhch und 24 freundlich von uns willkommen geheissen am Geburts- orte des grossten schwcizerischen Geschichtschreibers. Mochlen Sie sich wenigstens iiberzeiigen , dass das We- nige, was wir Ihnen bieten komien, aus warmem eid- genossischem Herzen kummt; mochten die wenigen Tage, die Sie in unserer Mitte verleben, recht angenehme and freundliche Erinnerungen in Ihrer Aller Herzen ziirtick- lassen; moge Ihre ermimternde Gegenwart bei uns bald Friichle zeitigen, und uns in den Stand setzen, Ihnen am kiinftigen Jahresfeste die Constituirung einer glar- nerischen naturforschenden Kanto nalgesell- s eh aft anzeigen zu konnen; moge der hohe Genuss, den der belebende Umgang mit Geistesverwandten auf so wundersame Weise in sich birgt, uns AUe immer mehr befahigen, durch die aussere Schalc des Wissens in das Innere der Natur zu dringen. — Ich erklare die 36ste Versammlung der schwcizeri- schen naturforschenden Gesellschaft fiir eroffnet. 25 I SITZINGEN des vorberaihenden Comiie im Regierungsgebaude. Pfti 4. unlJ 6. 5l«gufl 1851, urn 7 llbr iMi>r0fn5. ^^©^ Anwosend: Tlcrr Dr. J. J. Jenny, President, von Enncnda. » Dr. Casp. Streiff, Vizeprasident, \. Glarus. yy Prof. P. BoUey, von Aarau. )) )) R. V. Fellenberg, von Bern. ,) Sanitatsr. Dr. Sal. Kappeler, v. Frauenfeld. )) Prof. Dr. Hans Locher-Balber, v. Zurich. ), Rathsherr und Prof. Pet. Merian, v. Basel. )) Apotheker Daniel Meyer, v. St. Gallen. „ Dr. Franz ^luller, von Altorf. ,> Apotheker Ant. Pllugcr, v. Solothurn. )) Dr. C. Rahn-Escher, von Ziirich. )) ), Gabr. Riiscli, v. Speicher, in St.Gallen. » Prof. Dr. Rud. Schinz, von Zurich. ), J. Jak. Siegfried, Quiistor, von Ziirich. » Jak. Ziegler-Pellis, von Winterthur. ^, Apotheker B. Marti, Secretair, v. Glarus. 4 26 Der Jahresvorstand macht Mitlheilung von den er- haltenen Geschenken, sowie von den eingegangenen Be- richten iiber die Abfassung einer popularen Natiirge- schichte, das Irrenwesen, die Krelinenangelegenheit, die Bibliolhek, die Herausgabe derDenkschriften, dasRech- nungswesen, die Griindung einer Zeitschrift fiir die Na- turwissenschallen und Feststellung einer schweizerischen Entomostatik. Das Comite begulachtet die fiir die all- gemeinen Sitzungen bestimmten Gegenstiinde und ver- einigt sich noch zu Vorschlagen iibef die Bildung der Seclionen und den Wiedervereinigungort fiir 1852. 27 n. PROTOCOLLE der allgemeinen Sitzungen im Landrathssaale. A. frotokoU Ux aUflemctnfn ^i^ung t)0m 4. ^mj 100rmittiTfl0 urn 9 1KI)r. mt®^ 1. Der Prasident, Herr Dr. Jenny, eroffnet die Ver- sammlung mit einer Rede, in welcher mit kurzen Ziigen der Fortschritte gedacht wird, welche die Naturwissen- schaften im Allgemeinen und die medicinische Wissen- schaft im Besondern in der abgelaufenen Halfte dieses Jahrhunderts sich zu erfreuen hatten; namentlich erin- nert er an das immer grosser werdende Interesse am Studium derselben, an den Einfluss, den sie auf Handel und Verkehr aussern ; an den praklischen Nutzen, welche naturwissenschaftliche Studien auf den Bildungsgang der Jugend, wie auf den spiitern Berufsmann auszuiiben vermogen. Dann entwirft er noch ein Bild iiber Land und Volk des Kantons Glarus; er gedenkt der bisheri- gen wenigen Leistungen dieses Kantons im Gebiete der Naturwissenschaften und der wissenschaftlichen Bestrebun- gen iiberhaupt; der Leistungen im Schul- und Armen- wesen und der bcdeutsamcn Ausbrcitung der glarneri- 28 schea Industrie und deren Kuckwirkung auf die glar- nerische Bevolkerang \i. s. f. 2. Auzeige des Prasidiums, dass die hohe Regierung von Glarus, theils zu einem freundlichen Empfang, theils zu wissenschaftlichen Zwecken der Gesellschaft ein Ge- schenk von 600 alten Franken gemacht habe. Ebenso hiilten die medicinische Kantonalgesellschaft und die lobl. Casinogesellscbaft von Glarus jede 80 Franken fiir den Empfang der werthen Gaste zur Verfiigang gestellt. Auf den Antrag des Herrn Ziegler - Pellis von Win- terthur soil der hohen Regierung durch eine Deputation von zwei Milgliedern dafiir der Dank ausgesprochen wer- den , und es wird der Antragsteller mit Hei-rn Apotheker Pfluger von Solothurn dazu aufgefordert. Ebenso sol- len der medicinischen Gesellschaft, sowie der Casino- gesellschalt in Glarus auf geeignete AVeise die gemach- ten Geschenke verdankt Averden. 3. Die hohe Regierung des Kantons Glarus zeigt durch Zuschrift an, dass sie die Herren Rathsherren Tschudy, Hecr, Wild, Becker, Brunner und Gallati be- zeichnet habe, als Abgeordnete den Verhandlungen bei- zuwohnen. 4. Auf den Antrag des vorberathenden Gomite's wcrden folgende Sectionen gebildet: 1. Chemie, Physik, Geologic. 2. Zoologie, Botanik. 3. Medicin, Chirurgie. Denselben vrerden zugewiesen : a) Der zoologischen Section : eine Zuschrift der Haus- haltungskonimission des Kantons Glarus, in Betreff des bcssern Abbaus des Plattenberges. b) Der zoologischen Section: 1. Eine Abhandliuii; von Herrn Bremi iiber die ge- 29 genwiirtig in der Schweiz vorhandenen Offent- lichen und Privat-Sammlungen von Insekten. (Siehe Beilage.) 2. Bericht von Deraselben iiber den Erfolg der von der Gesellschaft bei ihrer Zusammeukunft in Aarau erlassenen Einladungsschreiben an die Entomo- logen und Freunde der Entomologie im Vater- terland. (Siehe Beilage.) 3. Die Zuschriften von den Herren Georg Frauen- feld und Sinoner in Wien, iiber Anbahnung eines Tausehverkehrs in zoologisch-botanischen Ge- genstanden. c) Der raedicinischen Section : 1. Der Bericht von Herrn Privatdozent Dr. Hans Locher in Zurich iiber die Kretinenangelegen- heit. (Siehe Protokoll d. medic. Section.) 2. Der Bericht von Herrn Spitalarzt Dr. Binswan- ger in Miinsterlingen iiber das Irrenwesen. (Siehe Beilage.) 5. Herr Professor Bolley halt einen Vortrag iiber die Sammlung von Trinkwasser in London, dessen Rei- nigung und sanitarische Aufsicht , welcher dasselbe un- terworfen ist. — Nach einleitenden Bemerkungen iiber neun Anstalten , welche sich gegenwiirtig in London be- linden, und 94 % der Bevolkerung mit Wasser verse- hen , erkliirt Hr. Bolley die Reinigungsmethode des Was- sers, die Bedeutung, die man in England weichem oder hartcm Wasser beilegt und wie endlich daselbst die Frage iiber letztere Eigenschaften bei Beurtheilung eines Was- sers in Vordergrund trete. Mit kurzen Umrissen wird am Schlusse noch gezeigt, mit welchen Hiilfsmitteln die Hartc Oder Weiche des Wassers auf kurzem AVege an- niiliernd b- sung dieser Aufgabe nocb niebt klar vorliege, und an- derscits er selbsten sicb norb nicht babe entscbliesson konnen, dieselbe zu iibernehmen. Uebcrdiess seien damit 33 i^rosse Schvvierigkeilen verkiiupll, indcm iiHch dor An- legung^ die Besor^ung folge, die eine ungelheille Aut- merksamkeit fordere. Hr. Niigeli tragi auf einstweilige Verschiebung an, welcher audi beigestimmt wird. 10. Herr Professor R. Schinz erstatlet Namens der ziircherischen naturforschenden Gesellschaft Bericht iiber die ihr voriges Jahr iibertragene Begutachlung der Frage iiber die Abfassung einer Naturgeschichte fiir Volksschu- ien und bemerkt, dass es gegenwartig durchaus an sol- chen Schulbiichorn nicht fehle und diese Aufgabe melir in das Gebiet der Padagogen gehiire, als in den Kreis der Bestrebuugen unserer Gesellscbafl. Sodann fehle es mehr an praktischer Ausbildung der SchuUehrer und folglich auch an praktischem Schulunterricht. Hr. Schinz tragt daher auftragsgemiiss auf wiederholte Ablehnung dieses Gegenstandes an , was auch zum Beschluss erho- ben wird. 11. Wird der Denkschriftenkommission die Fesl- stellung der Preise einzelner Abhandlungen und der Druck derselben, nach eigenem Gutfinden, iiberlassen, und ebenso dem Wunsche des Centralcomite's gegeniiber dem Bibliolhekar beigepflichlet. 12. Das vorberathende Comite beliebt, es mochte >on dem Drucke des jahrlichen Verzeichnisses der Ge- sellschaftsniitglieder fiir dieses Jahr abstrahirt werden, weil vom letztjahrigen Yerzeichniss noch sehr viele Exemplare vorriithig seien, was genehmigt wird; hin- gegen soil das Namensverzeichniss der neu aufgenonime- nen IMitglieder den diessjiihrigen Verhandlungen beige- druckt werden. 13. Zum kiinftigen Correspondenten im Kanlon Lu- zern wird Hr. Dr. Suidter in Luzern gewiihlt. 14. Werden di<' Auslagen von fl. 11 36 Kr., welohe 5 34 fiir den Untersuch des schweizerischen Irrenwesens auf- g-elaufen sind , gut geheissen und das Quastorat zur Be- zahlung derselhen angewiesen. 15. Auf den Vorschlag des vorberathenden Comite's wird zum nachsten Versammlungsort fiir 1852 Sitten be- stimmt, und zum Priisidenten der Gesellschaft Herr Alph. Rion, Domherr in Sitten, durchs freie Handmehr er- wahlt. 16. Herr Professor Schonbein bcantragt, dass an den kunftigen Versammlungen immer je am ersten oder zweiten Tage der kiinftige Vereinigungsort bestimml werde, was gutgeheissen wird. 17. Die angeregte Frage iiber den Wiedereintritt in die Gesellschaft wird dahin entschieden, dass solche Personen, die friiher Mitglieder der Gesellschaft gewe- sen, sich wieder den statutengemiissen Aufnahmsbedin- gungen zu unterziehen haben, namentlich die Eintritts- gebiihren zu bezahlcn hiitten, um wieder Mitglieder zu werden. — 18. Das Priisidium theilt mit, dass bis jetzt nur von drei Kantonalgeschaften namlich Basel, Bern und Waadt die Berichte eingelangt seien und spricht gegeniiber den Mitgliedern der iibrigen Kantonalgesellschaften den Wunsch aus, fur baldige Einsendung derselben besorgt sein zu woUen. 19. Nach Verlesung dieses ProtokoUs, triigt Herr Professor R. Schinz an, dem Herrn Priisidenten fiir die gute Leitung der Geschafte durch Aufstehen das Zeichen des Dankes zu erkennen zu geben, welches geschieht, worauf derselbe die diessjahrige Versammlung mit einem kurzen Abschiedsworte schliesst. 35 m. BEILAGEN ZU DEN PROTOCOLLEN der aUgemeinen Siizungen. ^>©^ B e i 1 a g e I. Verzeichniss der Mitglieder und Gaste, welche der merfnmmlttno Ut fd)uin3mfd)eit flitturforfdj^r m Glarus, I»«n !i., 5, unlr 6, ^ufliift 1851, beigewohnt haben. Aargau. (10.) Herr Eug. B ertschinger , Med. Dr. von Lenzburg. „ Pomp. BoUey, Professor von Aarau. „ R. B. Bosshard, von Zofingen , Pfarrer in Mandach. ,, Jak. Hagnauer, Pfarrer von Auenstein. „ Bernh. Hodel, Lehrer von Olsberg. „ Heinr. Karrer, Med. Dr. von Teufenthal. „ Emil Schinz, a. Zurich, Professor von Aarau. 36 Herr Fr. Urecli, Med. Dr., Spitalarzt von Ivonigsfelden. „ Ferd. Wydler, Med. Dr. von Aarau. „ Th. Zschokke, Med, Dr., Professor von Aarau. Appenzell. (1.) Herr J. Gonr. Rechsteiner, a. Speicher, Pfarr. in Eichberg^. Basel. (5.) Herr Burkhardt, Studiosiis von Basel. „ Hindermann - Zaslin von Basel. „ Imhof, Med. Dr. von Basel. „ Peter Merian, Phil. Dr., Prof., Rathserr von Basel. „ Ch. Frd. Schonbein, Med. Dr., Prof, von Basel. Bern. (4.) Herr L. R. von Fellenberg, Professor von Bern. „ von Morlot von Bern. „ Perty, Med. Dr., Professor von Bern. „ W. Ran, Med. Dr., Professor von Bern. St. Gallen. (6.) Herr J. Carl Deike, Professor von St. Gallen. „ Ellinger, Med. Dr. , Spitalarzt von St. Pirminsberg. „ Jos. Eisenring, a. Pfarrer, von Rorschach. „ Daniel Meyer, Apotheker von St. Gallen. „ Gabr. Riisch, Med. Dr., aiis dem Speicher, von St. Gallen. ,, Fr. Tschudy aus Glarus, a. Pfarrer, v. St. Gallen. Graubijnden. (2.) Herr von Valer, Hauptmann von Reichenau, „ Vonwyller. Med. Dr. von Malans. SOLOTHITRN. (2.) Herr Rob. Cartier, Pfarrer von Oberbuchsiten. „ AnI. Pflnger, gew. Apotheker von Solojhurn 37 Thurgau. Co.) Herr L. Biiiswanger, Med. Dr., Spitalarzt v. Miinsterlingen. „ Joh. Carl Heinecke, Rentier von Frauenfeld. „ Sal. Kappeler, Med. Dr., Sanitatsarzt v. Frauenfeld. „ Conr. Kolb, Med. Dr., Bezirksarzt v. Giittingen. „ H. Liithi, Apotheker von Frauenfeld. Uri. (1.) Kerr Franz Midler, Med. Dr. von Altorf. Waadt. (1.) Herr J. J. de la Harpe, Med. Dr., Spitalarzt v. Lausanne. ZiJRicH. (27.) Herr Jak. Bremi-Wolf von Zurich. „ Denzler, Ingenieur von Ziirich. „ H. Denzler, gew. Oberlehrer \on Ziirich. „ Arn. Escher von der Linth, Ph. Dr. von Ziirich. „ Frick, Phil. Dr. von Zurich. „ H. Giesker, Med. Dr., Professor von Zurich. „ Graffe, Phil. Dr., Prof, von Ziirich. „ C. E. Hasse, Med. Dr., Prof, von Zurich. „ 0. Heer, Phil. Dr., Prof, von Zurich. „ Hepp, Med. Dr., a. d. Rheinpfalz, von Ziirich. ,„ J. Huber, Lehrer von Winterthur. „ Kronauer, Ingenieur von Winterthur. „ H. Landolt von Ziirich. „ Joh. H. Lavater, Apotheker von Zurich. „ H. Locher-Balber, Med. Dr., Prof, von Zurich. „ Lud. Meyer, Kirchenrath von Zurich. „ Emil MuUer, Med. Dr. von Winterthur. „ Carl Nageh, Philos. Dr., Prof, von Ziirich. „ G. Oeri, Mechaniker von Ziirich. „ J. Lud>v. Raabe, Philos. Dr., Prof, von Zurich, „ (lonr. llahn-Escher, Med. Dr. von Ziirich. 38 Herr Rud. Schinz, Med. Dr., Prof, von Zurich. „ J. Jak. Siegfried, Lehrer von Zurich. „ G. H. Otto Volger, Phil. Dr., Prof, von Ziirich. „ Vogeli, Professor von Ziirich. „ Jak. Zeller von Ziirich. „ Jak. Ziegler-Pellis von Winterthur. Glarus. (22.) Herr J. Jak. Biibler, Sekundarlehrer von Glarus. „ 0. Blumer, Med. Dr., Sanitatsrath von Glarus. „ Heinr. Brunner, von Glarus. „ Josua EUmer, Arzt von Netstall. „ Kasp. Gallati, Med. Dr., Rathsherr von Nafels. „ Fried. Heer, Arzt von Glarus. „ Hil. Jenni von Schwanden. „ J. Jak. Jenni, Med. Dr. von Ennenda. „ J. Rud. Luchsinger, Med. Dr. von Glarus. „ Balth. Marti, Apotheker von Glarus. „ Rudolf Marti, Chemiker von Ennenda. „ Georg Schindler, Med. Dr. von Mollis. „ J. Jak. Stager, Apotheker von Glarus. „ J. Heinr. Studer, a. Wipkingen, von Ennenda. „ Christ. Streiff, Med. Dr. von Glarus. „ Kasp. Streiff, Med. Dr. von Clarus. „ Jak. Triimpi, Med. Dr. von Schwanden. „ Joh. Triimpi, Med. Dr. von Glarus. „ Fried. Tschudy, Arzt von Nafels. „ Joach. Tschudy, von Schwanden. „ Nikl. Tschudy, Arzt, Rathsherr von Glarus. „ Lebr. Zwicki, gew. Pfarrer von MoUis. 39 Ehrenniitglieder. Herr Leopold von Buch von Berlin. G a s t e. Herr Mortillet, Mineralienhiindler von Genl. „ Gust. Zschatzsche, a. Meissen, Prof, von Ziirich. Anzahl der Mitglieder aus andern Kantonen . . 6A „ „ „ „ dem Kanton Glarus . 22 „ „ Ehrenmitglieder und Giiste .... 3 89 40 Beilage 11. Verzeichiiiss der neu aufgenommenen A. ordentliche Mitglieder, ikmtm Jiorgau, Horr Emil Frei-Herose in Aarau. ;^tinton <5Vppen3eU, )) Frohlich, Apotheker von Teufen. Chemio. ,) Joh. Ulrich Meyer, Med. Dr. und Sanitatsrath in Trogen. Botanik. Canton l^astl, ), Bruch, Med. Dr., Professor in Basel. Medicin, )) Burkhardt, Studiosus in Basel. )) Hindermann-Zaslin in Basel. Gheniie. Canton ^nn. )) Friedrich Henzi in Bern. Mathematik, )) Rudolf Lindt, Apotheker in Bern. Pharmacie. )y A. V. Morlot in Bern. Geologie. Ronton iFreiburfl. ,; .lean-Baptiste Jul. Thurler, Med. Dr. in Freibur*?. Medicin. 41 Canton ^t. (3aiUn. Herr Elling:er, Med. Dr., Spitalarzt in St. Pirminsberg. Medicin. ), Renatus Hogger, Kuiistmaler in St. Gallen. Technologic. )) Fried. Tschudy, gew. Pfarrer, a. Glarus, in St. Gallen. )) Joh. Coaz, Kantonsforstinspector. Forstws. u. Math. ), V. Valer, Hauptmann in Reichenau. Allg. Naturwiss. ), Ed. Cornaz, Med. Dr. in Neuchatel. Medicin. ), August De Pierre, Apoth. in Locle. Botanik. ), Charles August Vouga, Med. Dr. in Neuchatel. Medicin. Ionian ®|)nr0ttii. » Joh. Carl Heinecke, v. Bremen , in Frauenfeld. Latidwirtiischatt. )) Reifer, Med. Dr. in Frauenfeld. Medicin. Mantan Hrr. ), Joseph Jauch, Med. Dr. Medicin. Canton WaaitU )) Frederic Biirnier, Prof, in Morges. Phys. u, Mathcni. ), Eugene Renevier, Rentier in Lau- sanne. Geologic. „ Francois Verdeil von Lausanne, Prof, in Paris. Chemie. ^aaton 3iirid>. ), H. Denzler, Ingenieur in Zurich. Matheniatik. „ Frick, Phil. Dr. in Ziiricli. Geologic. 42 Herr Carl Ewald Hasse, Med. Dr., Prof. in Zurich. Medicin. ), Hepp , Med. Dr., aiis d. Rheinpfalz, in Ziirich. Botanik. ,, Heinr. Landolt in Ziirich. Chemie. ), .1. Jak. Bablcr, Sekundarlehrer in • Qljjj.yg Mathematik. ), J. Melchior Bhimer, Obrist in Thon. Chemie. „ Heinrich Brunner in Glarus. Chemie. „ Kasp. Gallati, Med. Dr., Rathsherr in Niifels. Medicin. ,, Frid. Heer, Arzt in Glarus. Medicin. ,) Hilarius Jenny in Schwanden. Chemie. „ J. Rud. Luchsinger, Med. Dr. in Glarus. Medicin. ), Rud. Marti, Apolheker in Ennenda. Chemie. ,, J, J. Stager, Apotheker in Glarus. Chemie. „ J. Heinr. Studer, von Wipkingen, in Ennenda. Chemie. „ Joh. Triimpi, Med. Dr., Criminal- gerichtsprasident in Glarus. Medicin. )> Frid. Tschudy, Arzt in Nafels. Medicin. ,, J. Tschudy, Major in Schwanden. Chemie. „ Nikl. Tschudy, Arzt, Rathsherr in Glarus. Medicin. B. Ehrenmitgiieder, Herr Professor Bernard in Paris. )) Professor Vrolick in Amsterdam. -,, Professor Whewell in Cambridge. 43 IJcila-e m. Verzeichiiiss tier seit der Versammlung in Aarau 1850 bis August 1851 verstorbenen Mitglieder. Wohnort. 1 3 ?3 Aargau. Schmiel, J. Nep., Obrist Aarau. 1774 1816 Freiburg. Gotz, L., Pharmacien. Freiburg. 1803 1827 y, AVeck, Alb., Lieut. Col. Freiburg. 1789 1832 St. Gallen. Gonzenbach, G. A., Kantonsrichter . St. GaUen. 1779 1819 Genf. Mellv, Andre, v. Liverpool. Genf. 1802 1845 )) Morin-Deriaz, L., Negot. Genf. 1769 1832 )) Naville, J. Ed., anc. Synd. Genf. 1788 1827 Neuenburg. Humbert, L., Pharm. Neuchatel. 1804 1837 Solothurn. Schmid, C, Oberge- richtsprasident . Solothurn. 1792 1825 Wallis. Blanc, J. Jos., Chanoine. St. Maurice 1791 1829 » Morand, Phil. anc. Cons. d'etat .... Martigny, 1827 Ziirich. Hirzel-Escher, Kasp. alt Reg.-Rath. . . Ziirich. 1793 1816 ,) Oken, Laur., M. D., Prof. Zurich. 1779 1832 )) Pfenninger, Rud. , Lehrer a. d.Kantonsschule. Ziirich. 1804 1845 44 der seit der Versammlung inAarau ausgetr e tenen Mitglieder. Freiburg: Daguet, Jos., Archiviste a Fribourg. )) Engelhardt, Job. Friedr., Med. Dr. in Murten. Graubiinden: Gengel, Cyprian, Oberstl. in Ghur. y^ von Planta, Peter Conradin, aus Cer- nez, in Chur. Schaffhausen: Peyer-Neher, Nationalratb in Schaff- hausen. 45 Beilage IV. Uebersicht des Bestandes der Gesellschaft Abwe- K a n t 0 n. Anwesend. send. Total. Aargau 794- 1-= 80 2 82 Appenzell 3-1- 2= 5 — 5 Basel . . . 41-1- 3= U 1 45 Bern . . . 100-f- 3=103 4 107 Freiburg . . 35-1- 1= 36 3 39 St. Gallen . 25-1- 3= 28 1 29 Genf . . . 84-1- 0= 84 4 88 Glarus . . 11-1-14= 25 1 26 Graubunden 21-1- 2= 23 — 23 Luzern . . 10+ 0= 10 1 11 Neuenburg . 51-1- 3= 54 14 68 Schaffhaiisen 25+ 0= 25 — 25 Schwyz . . 1+ 0= 1 — 1 Solothiirn . 25+ 0= 25 1 26 Tessin . . 5+ 0= 5 — 5 Thurgau . 31+ 2= 33 — 33 Unterwalden 3+ 0= 3 — 3 Uri ... 11+ 1= 12 — 12 Waadt . . 62+ 3= 65 11 76 Wallis . . 15+ 0= 15 — 15 Ziig . . . 3+ 0= 3 — 3 Ziirich . . 109+ 5=114 4 118 750+43=793 47 840 Khrenmitglieder — — — — 151 46 Beilage V. Verzeichniss der in den Kantonen im August 1851. * A. Cojnmissionen, 1* CIi(theiiiingen((. 50 Boil age VII. Aiisziig aus cler XXIII. Rechnimg dber das Vermogen tret fd)wn}mfd)en na\nv^0vfd)m'if(n ©efeilfdjrtft im Jahr 1850. Fr. 400 — , 208 — , 1,739 40 „ 1,370 82 3 5 , 386 63 , 1,846 45 Einnahmen A) Geschenk der Regierung v. Aargau Fr. B) Aufnahmsgebtihren . . . C) Jahresbeitrage D) Denkschriften E) Verschiedenes F) ActivSaldob.Quastorv.31.Dez.l849 G) „ der Denkschriftenkasse . Fr. 5,954 35 Rp. Ausgaben: A) Jahresrechnung Fr. 468 52 y^ B) Bibliothek „ 304 — C) Denkschriften „ 2,230 94 D) Commissionen „ 2 30 E) Porti „ 22 19 •/, F) Verschiedenes „ 166 70 G) Activ Saldo vom 31. Dez. 1850 . „ 2,759 69 Fr. 5,954 35 Rp. 51 Das Gesammtvermogen der Gesellschaft belief sich am 31. Dez. 1850 auf Fr. 2,813 44, bestehend aus: 1) Dem Anleihen b. Hrn. Tobler-Stadler in Ziirich Fr. 1,600 — 2) Der Baarschaft beim Quastor . . „ 1,159 69 3) „ „ „ Bibliothekar „ 53 75 Total Fr. 2,813 44 Rp. Bericht iiber die Bibliothek 1851. Die Bibliothek isl fortwahrend im schonsten Wachs- thum begiiffen. Sowohl von Privaten, als von Vereinen ist dieselbe audi im letzten Jahr reichlich besdienkl worden. Da es fiir die Bibliothek eine Hauptaufgabe sein muss, die Schriften naturhistorischer Gesellschaften so vollstiindig als moglich zu sammeln, so wurde dem Tauschverkehr besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mii zwolf Gesellschaften wurde derselbe neu anzukniipfeu versucht; die meisten derselben haben bereits zugesagt. Aber auch die Benutzung der Bibliothek hat bedeu- lend zugenommen. Bald nach Versendung des neuen Katalogs langten aus vielen Kantonen Begehren zur Ver- abfolgung von Biichern ein. Nur seit dem letzten Ok- tober sind iiber 200 Biinde ausgeliehen worden, eine im Verhaltniss zum Umfang der Bibliothek gewiss nicht unbedeutende Zahl. Die meisten Biicher wurden in die Kantone Ziirich, Bern, Luzern, Uri, Solothurn, Schaff- hausen, Aargau, Waadt und Neuenburg gesendet. In Besorgung der vermehrten Geschafte und der nicht unbedeutenden Correspondenzen hat mir Herr Henzi, Mitglied der bernischen Kantonalgesellschaft , auf sehr freundliche Weise Hiilfe geleistet, wofiir ich demselben fiipinit meinen verbindlichen Dank abstatte. o3 Bei deiii g^egenwarligeii Gang dor Bibliuthek ^Tagp ich es herzhafl, Sie fiir dieses Jahr wieder um einen Credit von etwa Fr. 50 zur Erganzung un\ oUstiindiger Werke zu bitten, so dass sich das Budget fiir 1852 also gestalten wiirde: 1) Miethzins fiir das Bibliotheklokal . . . Fr. 100 2) Kosten fiir den Tauschverkehr und Ein- band der Biicher, wenigstens. . . „ 150 3) Fiir Ergaozungen „ 50 Summa Fr. 300 Mit Hochachtung! Bern, den 26. Jul! 1851. Cur. ChristeM£K, Bibliothekar. 54 B e i 1 a g e IX. Mebet trie |jert0tiifd)ett ^vfd)nmxn$en der P f 1 a n z e n w e 1 1 in Ma d e i v a von Ewige Dauer ist nur in dem Reiche des Geistes ; in den sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen ist ein un- unterbrochenes Spiel des Werdens und Vergehens. Doch ist dieses nicht regellos, sondern folgt ewig geltenden Gesetzen. Es gilt diess nicht allein von der Art der Entwicklung, sondern auch von der Zeit, in welcher sie erfolgt. In der ganzen Natur nehmen wir einen regelmassig verlaufenden Wechsel wahr, und dieser iibt einen machtigen Einfluss auf unser ausseres und mittel- bar auch auf unser inneres Leben aus. Jedermann steht unter demselben und folgt daher im grossen Ganzen seinem Gauge. So bekannt er aber auch im AUgemeinen ist, so wenig ist er, wenigstens was den periodischen Verlauf der organischen Natur betrifft, wissenschaftlich untersucht und fest gestellt. Dazu gelangen wir nur auf dem Wege vieljahriger , sorgfaltiger Beobachtung. Die grossle Reihe derselben haben wir von Glarus. Der selige Dr. Marti hat wahrend 45 Jahren derartige Beob- achlungen gemacht, wclche als Marksteinc, als Haupt- 55 wendepimkte I'iir die wichtigsten Veranderungen dieses Ortes dienen konnen, daher ich dieselben in der Be- schreibung des Kanlon Glarus zusammengestellt und be- rechnet habe. Sehr wichtig ware es, von recht vielen Punkten der Schweiz ahnliche Beobachtungen zu er- halten; es wurden daher Tabellen in alle Theile der Schweiz vertheilt, welche diess bezwecken. Wirklich sind auch in Folge dessen hier und da solche Unter- suchungen gemacht worden und werden noch gemacht, allein lange nicht in dem gehofflen Umfange und wenige an den Orten die uns die wichtigsten Aufschliisse geben konnten. Ich habe daher bis jetzt noch nicht den Muth gehabt, die eingegangenen Tabellen zusammenzustellen und zu berechnen, um Ihnen ihr Resultat mitzutheilen ; ich ziehe es daher vor, Ihnen heute einige Beobach- tungen iiber die periodischen Wechsel in der Pflanzen- welt von Madeira vorzulegen, die ich im vorigen Winter dort anzustellen Gelegenheit gehabt habe. Vorher aber miissen wir noch einen Blick auf die klimatischen Ver- haltnisse der Insel werfen , so weit sie wenigstens zu unserm Gegenstand in naherer Beziehung stehen. Madeira hat ein recht insulares Klima mit einer sehr gleichmassigen Temperatur. Der kalteste Monat istnuB etwa H^ C kalter als der warmste; wahrend in Ziirich (Mittel von drei Jahren, 36 bis 38) 22, 7°. Noch grosser ist natiirlich der Unterschied in den Extremen der Tem- peratur. Rechnen wir die mittlere Temperatur der Mo- nate November bis und mit Marz des laufenden Jahres zusammen, so erhalten wir ein Mittel dieser Monate von 16, 2''C. Das Mittel der fiinf Monate, Mai bis und mit September in Ziirich gibt 16, 3'^; somit haben die Mo- nate von November bis Miirz fast genau dieselbe Tem- peratur in Madeira, wie die von Mai bis und mil 56 Soptember in Zurich. Die* Sonimernionale siiid naliir- lich warmer , als die zu Zurich , doch keineswejjs ver- haltnissmassig, indem die der drei Sommermoiiale in Ma- deira 20, 1" betragt; in Ziirich 18, 1". Der wJirmste Monat in Madeira ist nur etwa 3" warmer als der wiirmste zu Zurich. Vergleichen wir Madeira mit andern siid- lichen Gegenden, so linden wir, dass die Wintermonate selbst etwas warmer sind (1 — 2'^), als die von Kairo, wiihrend die Sommermonate 5 — 6'^ kalter. Von noch p^rosserer Bedeutung liir die Vegetation , als die Warmc, ist in siidlichen Landern das Wasser. Es fehll im Becken von Funchal den Monaten Juni, Juli und August der Regen fast ganz; (letztes Jahr fiel wahrend derselben kein Tropfen Regen) und auch im September und Okto- ber sind die Regen selten. Eine eigentliche Regenzeit, wie unter den Tropen, haben wir auch in den iibrigen Monaten nicht. Wohl fallt vom Oktober bis zum April von Zeit zu Zeit Regen, doch immer sporadisch und in den einen Jahrgangen mehr im November oder Dezember, in andern mehr im Februar oder Miirz und April; in manchen fiillt aber auch in diesen Monaten derselbe hochst sparlich; so fiel im Jahre 1849 auf 50 fast gar keiner, so dass grosse Prozessioncn veranstaltet wurden, urn diesen Segen des Himmels zu erflehen, da die Win- terregen die Fruchtbarkeit des Jahres bcdingen. Im vorigen Winter hatten wir im Dezember 7, im Februar 6 Regentage , im Oktober , November , Januar und Marz aber keine. Nur einzelne voriibergehende Regen- schauer zeigten sich von Zeit zu Zeit und doch waren die Landleute iiusserst zufricden und erwarteten eiu fruchtbares Jahr. An den eigentlichen Regentagen kom- men dann freilich ungeheure W^assermassen zur Erdc, wie ich boi uns bei don beftigsleii Gewitlern uie gesehen 57 habe. Abet- schon am folgenden Tage zeigt sich ge- wohnlich wieder der dunkelblauc Himmel und neu er- frischt steht die Pfianzenwelt yor uns da. Schnee wird nicbt alle Winter gesehen, und wenn er kommt, immer nur in der Feme, auf den Hohen der Berge. Letzten Winter zeigte er sich zweimal auf denselben, am 25. Dezember und 2. Februar, wo er bis 4000' hinabreichte und auf den hochsten Bergen H Tage lang liegen blieb. — Was hier iibcr Regen- und Temperaturverhaltnisse gesagt ist, gilt indessen nur von deni, am Siidabhang der Gebirge gelegenen, Geliinde von Fiinchal. Die Berge sind sehr oft in Wolken gehiillt, aus denen hau- lige Regen niederstromen , welche den Bergbachen das Wasser liefern, das durch kiinstliche Leilungen durch die untern Theile der Insel verbreitct wird und die Kulturfahigkeit derselben wesenllich bedingt. — Gehen wir nun zu unserm Hauptgegensland iiber, werden wir am besten thun, wenn wir zuntichst die periodischen Erscheinungen der in Madeira einheiraischen Pflanzen, zweitens die der nordlichen Breiten, drittens die der tropischen Lander und viertens die der siidlichen Hemisphere einer nahern Unlersuchung unterworfen. — I. (!Einl)ctmif^e iVitt^itxenfex |^flttn3en. Madeira ist, wie jede weit vom Lande entfernte Insel, nicht reich an indigenen Pflanzen. Die Zahl belauft sich aul etwa 500 phaneroganie Arten. Darunter finden wir 13 Baum- und 18 grossere Straucharten. Die Biiume haben alle immergriines Laub. Bei diesen immergriinen Pflanzen geht bei den Einen die Bewegung des Lebens- prozesses das ganze Jahr hindurch gleichmassig fort; es bildet sich Blatt um Blatt, Bliithe um Bliithe und Frucht um Frucht. Diese Pflanzen sind ilicht nur immer S 58 jjfleich griin, sondern audi immer mil Bliilhon und Friich- tcn versehen. Bei andern dagogen erlblgt die Bewo- tfung stossweise. Sio sind zwar immergriin, wie die vorigen, stossen aber die Blatter zii bestimmten Zeilen ab, docli sind die iieucn da, ehe die alten abgestorben und auch in der Bliilhe und Fruchlbildung werden be- stimmte Zeiten eingebalten. Zu der erslern Klasse ge- horen von Maderenser Biiumen die pnicbiigen Lorbeer- arten, wekhe ich, wenigstens Yom Herbst bis zum Friib- ling, immer in Bliithe und Frucht sab. Der Til Lorbeer (Oreodaphne foelens N.) war Anfangs November in, voUer Bliithe, zugleich hingen aber die eichelformigen Friichte an den dunkelgriinen Zweigen; aber auch im Januar und im Friibling sab ich dieselben Biiume noch in Bliithe stehen. Dasselbe gilt vom canarischen Lorbeer (Laurus canariensis). Am 13. November waren die Biiume um Funchal voUer Friichte, zugleich bhckten die weis- sen Blijlhenrispen aus dem Laube; aber auch am Alt- jahrabend und ebenso im Januar sah ich bliihende Baume. Am 22. Marz kam ich, aui" einer Reise nach dem Oslen der Insel, bei St. Antonio in einen wunderschonen biiihenden Lorbeerwald,durch welchenkleine, von priichtigenFarren- krautern umwucherle Bachlein rauschten, wiihrendaufden Zweigen sich eine Menge Canarienvogel wiegten und durch ihren frohen Gesang die Stille des Waldes unterbrachen. Auch die Barbusana (Phcrbe Barbusana W et B) scheint sich ahnhch zu verhalten , wie die beiden ge- nannten Lorbeerarten, indem ich sie Mitte Dezember (19. Dez.) und ebenso Mitte Marz (19. Marz) in Bliithe sah, zugleich aber auch mit einzeJnen reifen Friichten. Der Vinhatico (Persea indica Spr.) dagegen bliiht im Herbst und reift seine Friichte im April und Mai, ge- hort also zu der zweiten der obgenannten Klassen. 59 Dasst'lbc gilt voii dem so merkwiirdigeu, luid die canarischen Inseln so sehr characterisirendcn, Drachen- baum (Draca?na Draco L), welcher im Dozember seine wohlriechenden Bliithen entfaltet und auf Ende Marz und Anfang April seine Friichte reift, welche rothen, spargelartigen Friichte, die in grosser Menge in sparri- gen Rispen zwischen den raiichtigen Blatrosclten stehen, das sonderbare Anssehen dieser Biiume noch sehr er- hohen. Zu derselben Klasse gehoren ferner die Clethra ar- borea L., die Mitte Dezember (15. Dez.) zu bluhen an- langt; Ilex Perado, den ich Mitte Januar vol! junger Friichte sah; die Myrica Fay a, welche Ende Februar (22. Febr.) zu bluhen beginnt und Mitte ISIarz iiberall in YoUster Bliithe stand; die canarische Weide (Sa- lix canariensis Sm), die mit Ende Januar ihre Bliithen- katzchen entfaltete; die Erica arborea, welche An- fangs Marz zu bluhen begann und gegen Ende Marz in den hohern Gegenden ganz mit Bliithen bedeckt y*ar. Aehnlich wie die Baume verhalten sich die Strau- cher. Die Solaneen, so die Judaskirsche (Solanum pseudocapsicum), die Lycien und ebenso die Malvaceen, (so Sida canariensis) bluhen das ganze Jahr hindurch, wahrend bei andern die Bliithezeit auf den Spatherbst Oder Winter, die Fruchtreife auf den Friihhng (allt, — so beim Vaccinium madercnse Link (28. Januar in rol- ler Bliithe, 24. Miirz in Frucht; nur wenige inehr blii- hend; alle Bliiller gelbend, aber junge Triebe am Ent- falten). Letzteres ist namentlich auch bei den kleinen strau chart igen und bei Schlingpflanzen mit holzigem Sten- gel der Fall. Der prachtvoilo Kuscus androgynus bliiht im Herbst Hud reifl seine Friichlc iin ^Fiirz und Anfangs April, 60 und ahnlich verhalt es sich mit Asparagus scoparius, Lowe, Globularia longifolia, Micromeria thymoides Sol. u. A. Einige indessen entfalten ihre Bliilhen im Friih- ling und reifen im Herbst die Frucht; so die Erica scoparia (Anfangs April im Blust) die Euphorbia pisca- toria Ait. (22. Mai) und die Bystropogon Arten. Aus dieser Zusammenstellung der Bliithezeit der holz- artigen Pflanzen springt gleich in die Augen, dass bei der Mehrzahl derselben die Bliithezeit entweder iiber den ganzen AVinter gleichmassig sich fortsetzt, oder aber auf den Spatherbst fallt, wahrend die Fruchtreife auf den Friihling; ein Verhaltniss, das unverkennbar an die Tropen erinnert. Im sogenannten Sommer, also in der trockenen Jahreszeit, ist der Stillstand der Vegetation zwischen den Wendekreisen ; im Winter, d. h. in der nassen Jahreszeit, aber die Zeit der Bluthen, iiberhaupt die Zeit, wo das Leben sich wieder in seiner ganzen Fiille entfaltet. Bei den krautartigen Pflanzen ist diess in Madeira weniger deutlich ausgesprochen, als bei den holzartigen, doch immerhin noch sehr leicht wahrnehmbar. Als ich Anfangs Oktober in Funchal anlangte, brannte ich vor Begierde die Pflanzenwelt der nahe liegenden Berge kcn- nen zu lernen. Allein meine ersten Ausfliige gewahr- tcn mir eine ausserst kleine, sehr unbefriedigende Aus- beutc. AUes war vertrocknet, die Abhange kahl und verbrannt, nur an den Felsen am Meer, wo eine feuch- tere Luft, kamen eine Zahl von Pflanzen neu in Bliithe, (Sonchus ustulatus, Lavandula pinnata; auch in den Ribeiren, diesen tief eingeschnittenen Schluchten, wo das Madeiraveilchen von Anfang November an seine wohlriechenden Bluthen geoffnet hatte, hatte noch eini- ges Leben sich erhalten. Derselbe Charakter blieb bis ^1 Anfang Dezember; wie aber in diesem einige reichlichen Regengiisse gefallen , fingen die krautartigen Gewachse an zu treiben ; noch mehr war aber diess von Mitte Februar an der Fall, wo das Hervorquellen des frischeren Griins, in welches ein immer bimterer Bliilhenschmuck einge- woben wurde, lebhaft an unsern Friihling erinnerte. II. Vetifaiten li^r ans noxWd)tn ^reitcn tin^ef^tUn |J|lan3en. Einen merkwiirdigen Gegensatz zu den Maderenser Baumenund Strauchern bilden, hinsichtlich ihrer periodi- schen Entwicklung, die aus nordlichen Breiten einge- fiihrten : Die Europaer , Nordamerikauer und Nord- asiaten. a. Europaer. Von den Nord-Europaern heben wir besonders die Eiche und die Buche hervor, welche erstere (und zwar unsere gewohnliclie Sommer-Eiche , Quercus pe- dunculata), haufig in Anlagen und Spaziergangen , letz- tere hie und da in Garten gepflanzt wird. Als wir An- fangs Oktober anlangten, waren die Eichen noch griin, wie wir sie auch in England 14 Tage friiher noch in ihrer voUen sommerlichen Belaubung gesehen batten. Gegen Ende Oktober fingen sich an einzelne diirre Blatter zu zeigen; diese nahmen wiihrend des Novembers zu; doch erst urn's Neujahr waren sammtliche Blatter abge- storben, die aber bis in den Januar theilweise noch an den Baumen blieben. Schon am 10. Januar fingen ein paar Baume der Stadtanlagen an zu treiben , doch zeigten sich erst einzelne griine Zweige; bis Anfangs Februar (6. Februar) waren diese, wie ein paar Baume in Garten, ganz belaubt, wahrend die ijbrigen alle noch kahl blieben. Auf Ende Februar folgten aber auch diese nach und am 20. Februar sah ich iiberall urn Fun- 62 chal die Eiclien in frischer Belaubung; wogegen in dem 1800' lib. M. gelegenen Gordon- Garten sie erst einen Monat spater folgten. Die Bug he fmg in demselben Garten schon am 28. Oktober an zu gelben, wahrend bei Funchal (im Renton- Garten) 10 Tage spater (am 8. November); Mitte des Monats waren alle Blatter gelb ; allein die diirren Blatter blieben meist am Baume bis die neuen austrieben. Diess fand bei Funchal erst Anfangs April Statt; am 8. April waren erst die Gipfelknospen entwickelt, alle Seiten- knospen aber geschlossen und zu selber Zeit war in dem hoher gelegenen Gordon - Garten dieselbe noch ohne frisches Laub. Wir sehen aus dem Verhalten dieser Baume, dass sie in Madeira W interruhe lialten , gerade wie in ihrer europiiischen Heimath, obwohl der Winter hier so warm ist, wie bei uns der Sommer. Sehr beachtenswerth ist, dass bei der Buche die Zeit latenten Lebens in Madeira 149 Tage gedauert hat, wahrend sie bei Glarus im Durclt- schnitt 194 Tage betragt, so dass also die Buchen in Madeira nur etwa 45 Tage langer belaubt sind , als bei uns. Bei der Eiche dagegen betragt merkwiirdiger- weise der Vegetationsstillstand nur 50 Tage , da er doch bei uns fast so lang ist, als bei der Buche; ein Unterschied, der vielleicht dadurch zu crkliiren, dass die Eichen aus Portugal eingefiihrt wurden, wo durch langjahrige Kultur allmalig die Zeit des Vegetationsstill- standes verkiirzt sein diirfte, was bei der aus England kommenden Buche nicht der Fall ist. Einc andere bemerkenswerthe Thatsachc ist, dass das Absterben der Blatter im Hcrbste, wie der Blaltfall und ebenso die Frondescenz im Friihling, viel langsamer und allmiiliger erfolgen , als bei ua«. Im Hcrbste ent- 63 farben sich die Biiume bei uns hiiufig in wenigen Tagen, ineist in Folge von Frosten oder rauhen Welters und alle Blatter des Baumes vergelben ziemlich gleichzeitig; ebenso stehen im Friihling die Baiime geMOhnlich in Zeit von wenigen Tagen in ihrem neuen , sommerlichen Kleide da. Ganz anders in Madeira, wo das Absterben der Blatter sehr alhiialig erfolgt und dabei am Baiime sich ein sonderbares Gemisch lebbaft griiner und diirrer BljiKer zeigt. Und ebenso ist es im Friihling. h. N o r d as i a t e 11. Ganz wic diesc europiiischen Biiume vcrhalten sich auch die Nordasiaten und manche Orientalen , von wel- chen manche bei uns das Biirgerrecbt erhallen haben. Ich meine unsere Obstbiiume. Die A p f e 1 - und B i r n b ii u m e verlieren in der Mehr- zahl bis Anfangs Dezember das Laub, oder es hiingt doch vergelbt und vcrdorrt an den Zweigen. Noch Ende Mairz sah ich auf einer Beise durch den ostlichen Theil der Insel keinen einzigen bliihenden Baum der Art. Erst am 7. April ging bei Funcbal allgemein das Blust der- selben auf, also nur etwa 20 Tage friiher als im Durch- schnitt hier in Glarus. Die Fruchtreife dieser Baume soil in der Begel auf den August fallen. Von dieser Begel kommen indessen sehr auffallende Ausnahmen vor. Es gibt ntimlich einzelne Birn- und Aepfelsorten, welche zweimal im Jahr, im Friihling und im Ilerbst, bliihen und Frucht tragen, und eine Sorte von Aepfeln, welche das ganze Jahr hindurch in Bliithe und Frucht steht, wobei die Baume immer belaubt bleiben. Ich habe selbst einen solchen Baum im Garten des Consul Veitsch ge- sehen. Birnen von erstgenannten Baumsorten kamen schon Ende Fobruar (die erslen sah ich schon am 6. 64 Februar) auf den Markt uiid ebenso Mitte Marz reife Aepfel. Jedoch sind diess, ich wiederhole es, Ausnah- mcn, und weitaus die meisten Birn- und Aepfelbaume halten Winterruhe, wie bei uns. Diese Aiisnahnien zei- gen aber, dass doch diese Baume nach und nach dem Kliraa sich anpassen konnen, denn auf diese Weise glaube ich dieselben erklaren zu miissen, dass sie namlich von Baumen herriihren, die durch viele Generationen hin- durch auf der Insel fortgepflanzt wurden. Natiirlich konnen diese Varieliiten nun durch das Impfen fixirt und leicht vermehrt werden. Aehnlich verhalt es sich mit dem Feigenbaum. Im Dezember waren fast alle Baume entblattert und sahen mit ihren gewundenen, knorrigen und verschlun- genen Aesten recht hiisslich aus. Ende Miirz aber wur- den sie griin und trieben die Fruchtboden. Einzelne Baume blieben indessen den ganzen Winter durch grihi, s»dass man Anfang April wieder frische Feigen hatte. Zwetschen baume werden ziemlich viel kultivirt; diese verlieren ihr Laub im Spatherbst und fingen diess Jahr am 8. Marz zuerst zu bliihen an ; Mitte dieses Mo- nats war das Blust allgemein und gegen Ende des Mo- nats auch in der Hohe von 2,000' ii. M. Bei der Weinrebe, welche um Funchal einen be- triichtlichen Theil des Landes eingenonimen hat, waren Ende Oktober (24. Oktober) die Blatter vergelbt und theilweise gefallen. Vom November an sahen die Wein- berge ganz eigenthiimhch aus. Der Boden war stellen- weise bedeckt mit bliihenden Pflanzen, namenthch der zierlichen rothen Oxalis speciosa (vom Cap) und der Acker Bingelblume (Calendula arvensis). Aus diesem bunten Bliithenteppich erhoben sich die kahlen, blatt- losen Weinreben. Tm Januar wurden die Beben ge- 65 schnitleii und aul'gcbunden, und mil den letzten ragen Marz (31. Marz) zeigten sich die jungen Blatter; am 8. April sahen die Weinreben schon ziemlich grun aus und die Bliithentrauben fingen an sich zu entfalten. Doch sah man noch nirgends Bliithen. Die Blulhezeit sei, wie man mich versicherte, in der Begel Ende April Oder Anfangs Mai, die Weinlese aber im September. Die Zeit des Vegetationsstillstandes dauerte also 157 Tage. Eigenthiimlich ist das Verhaltcn des Pfirsichbau- mes, welcher natiirlich in ]\Iadeira nirgends an Spalie- ren gezogen wird. Bei uns verliert er bekanntlicli im Spatherbst die Blatter, treibt im Miirz die RliUhen und erst nach dem Verbliihen erscheint das junge Laub. In Madeira waren im Oktober und November noch alle Pfirsichbaume griin. Schon Anfangs November (4. Nov.) sah man hie und da Bliithen zwischen dem griinen Laube und diese Bliithezeit dauerte nun zu unserm Erstaunen fort bis zu Anfang April, so indessen, dass im Dezem- ber und Januar dieselbe zu culminiren schien. Eigen- thiimlich war nun das Verhalten des Laubwechsels zum Blust. Die ersten Biiume bliihten also noch bei voiler. alter Belaubung, dann starben aber die Blatter allmiihg ab und helen vom Baume, und zwar die obern Zweigblatter vor den untern. Da sah man Biiume mit Bliithen und junger Frucht und theilweise entblattert (namenthch im Januar) ; spater fielen die alten Blatter alle ab und manche Baume waren dann blattlos, aber voU junger Friichte, wiihrend bei andern sich schon die jungen Triebc entfaltet hat- ten, ehe alle alten Blatter gefallen waren, wodnrch wir einen Uebergang zu den immergriinen Bitumen erhalten. Sonderbar aber sahen im Februar die blattiosen Biiume aus, an deren Zweigspitzen hiiufig noch Bliithen waren, wiihrend an den unlorn Zweigtheilen schon ziemlich 66 grosse Friichte sassen. Der Klattfall fallt also hier in die Zeit der Entwicklung der Friichte. Wie die Blii- thenzeit dehnt sich natiirlich auch die Zeit der Frucht- reife iiber einen grossen Zeitraiim aus. Die ersten rei- fen Pfirsiche batten wir am 23. Februar; von da an liat man welche bis Ende Sommer ; die Hauptfruchtreife soil aber Anfangs Sommer sein. Der PfirsichbamTi, der aus Persien stammt, verhalt sich also ahnlich wie die Mehrzahl der indigenen Ma- derenserbiiume, indem er vom Herbst bis zum Friih- ling bliiht und im Spiitsommer seine Ruhezeit hat. So gut in Madeira der Pfirsichbaum gedeiht, so schlecht dagegen der Mandelbaum, welcher auch schon im Spalherbst bliilit, aber keine Friichte ansetzt, wofiir ich keinen Grund anzugeben wiisste. Die Castanie (Castanea vesca Gartn.) gedeiht vor- trcfflich, daher namentlich im Gebirge formliche Wal- der davon geptlanzt wurden. Ende Oktober wurden (in der Hohe von 1800 — 2000' ii. M.) die Friichte einge- sammelt; die Baume waren noch griin; Mitte Novem- ber aber waren sie blattlos (19. Nov.) und waren es noch durchgehens, als wir (10. April) die Insel verlies- sen. Dasselbe gilt vom Wallnussbaum, der zu sel- ber Zeit sein Laubwerk verlor (14. November im Palheiro blattlos,) und bet unserer Abreise ebenfalls noch blatt- los war. c. Nordamerikaner, Gehen wir von diesen asiatischen Baumen zu den Nordamerikanern iiber, werden wir auch bei ihnen dieselben Erscheinungen wieder finden. Am sorgfal- tigsten konnte ich diess bei den Platan en, (Plantanus occidentalis) beobachten. Als wir am 14. Okt. anlang- 67 ten, waren dieselben ganz buntscheckig. Die Mehrzahl der Blatter war zwar noch lebhaft griin, dazwischen aber viele abgedorrte und von braunschwarzlicher Far- bung, nicht wenige lagen am Boden. Dieses Absterben der Blatter soil aber schon mit Anfang Oktober begon- nen haben. Dieser Prozess ging nun langsam fort, so zwar, dass bei alten Biiumen bis Ende des Monats viel- leicht etwa die Hiilfte der Blatter verdorrt oder abgefallen war; wahrend die jungen grossentheils , und die in der Nahe des Meeres stehenden vollstandig, entblUttert wa- ren. Bei den ubrigen Baumen schritt das Absterben der Blatter so allmalig vorwarts, dass erst um Weih- nachten die Baume allgemein ihre griinen Blatter ver- loren batten. Die diirren blieben theilweis© an den Baumen, bis die heftigcn Februarstiirme sie von den- selben abstreiften. Der Blattfall hiingt daher von zu- falligen Umstanden ab. Die Zeit der volligen Buhe dau- erte nun wahrend des Januar und Februar und bis zur letzten Woche Marz. Da fingen sich die jungen Blatter an zu entwickeln und mit Anfang April batten die Biiume eine lichtgrune Farbe bekommen. Die Zeit der volli- gen Buhe hat daher 87 Tage gedauert. Viel langcr dauert aber die Buhezeit bei dem Tul- penbaume, der in riesengrossen Exemplaren um Fun- chal gesehen wird. Bei diesen war Ende Oktober das Laub schon vergelbt und fiel wahrend des Novembers herunter, so dass sie vom Dezember an ganz blattlos waren; das Entfalten der Blatter erfolgte in der ersten Woche April. Die Ruhezeit dauerte daher 151 Tage. Von der Robinia pseudacacia L. habe ich das Abster- ben der Blatter nicht beobachtet, das Entfalten der Blu- then und Blatter aber beganu mit den ersten Tagen April; bei unserer Abreise slanden sie in vollem Blust; dasselbe beiiierkten wir aber drei Ta^e spater auch in Cadix iind fiinf Tage spater in Sevilia; so dass in dieser Zeit das siidliche Spanien Madeira in der Friihlingsentwick- lung beinahe eingeholt hatte. — Bei dieser Untersuchun* der Entwicklung der Pflan- zen haben wir die Baimie und Straucher des nordli- chen Theils der gemassigten Zone der alten und neuen Writ allein ini Auge g^ehabt, — etwas anders verhalten sich die des siidiichen Theils dieser Zone; die Pflanzen der Mittelmeerlander , >vie die des siidiichen Japans und eines Theiles von China; es zeigen die einen eine offenbare Anniiherung zum Verhalten der in Ma- deira einheimischen Gewachse, wiihrend die andern in ihrer Entwicklung mit denen der nordlichen Gegenden iibereinkommen , was ich noch an einigen Beispielen nachweisen will. Zu den erstern gehort das siideuropaische Viburnum Tinus. Es fing Ende Oktober (27. Okt.) an zu bliihen und ich sah bis Mitte Marz bliihende Baume. Auch bei uns bliiht diese Pllanzc, in den Zimmern gehalten, wah- rend des Winters. Ebenso bliiht die kleinasiatische Therebinthe von Ende Oktober an. Die My r the dage- gen, welche sehr hiiufig verwildert ist, und in den ho- hern Bergegenden mit Ericen und Ginster zusammen ganze Abhange uberzieht, kam erst Ende Marz in Bluthe, wiihrend ich sie Ende Oktober voll reifer Friichte gc- sehen hatte. Ebenso kommt der Judasbaum (Gercis siliquastrum L.) im Miirz, aber Anfangs dieses Monats, in Bluthe und wahrend dieses ganzen Monats sind die grossen, baumartigen Straucher mit ihren rothen Blumen iiberdeckt ; Anfangs April aber waren sie am Abbliihen. Aus China und Japan haben wir sehr viele Zier- pflanzen erhallen, von welchen die einen ini I'reien m Lande aushalten, die anderii aber bei uns in Gewiichs- hausern iiberwintert werden miissen. Die erstern stem- men aus dem nordlichen Theile dieser Lander, die ein dera unsern ahnliches Klima haben, die andern dagegen aus dem siidlichen Japan und den mittleren Theilen Chinas, die unter gleichen Breiten wie Madeira liegen. Die ersteren Gewachse verhalten sich bei uns, und in Madeira, wie die des mittleren Europa's (so z. B. die Sterculia plalanifolia , Kerria japonica und Deutzia scabra Thbg), wahrend die letztern immergriinen grossentheils im Herbst oder Anfangs Winter zu bliihen begannen. Die Camellien beginnen Mitte November zu blii- hen und sind um Weihnachten und Neujahr in voUster Bliithe , um Funchal , wie in den Berggarten bis zu 2500' ii. M. Diesc Bliithenzeit dauert bis Ende Marz, obwohl sie allerdings vom Februar an abzunehmen beginnt. Es ist ein eigentbiimliches Geliihl, um Weihnachten sich zwischen Camellienbiiumen und machtigem Gamellienge- biisch zu ergehen, aus deren dunklem, gliinzenden Laube unzahlige bunte Blumen schauen! Zu gleicher Zeit mit der Camellia japonica bliiht auch die CameUia drupifera, der Oelbaum China's. Der chinesische Thee (namlich Thea viridis und Bohea) bliiht Ende Dezember. Als ich am 10. Dezember die ansehnliche Theepflanzung des englischen Consuls Veitsch besuchte, waren alle Stauden schon abgebliiht; nur eine Art machte eine Ausnahme , welche das ganze Jahr hin- durch in Bliithe und Frucht steht. Diese Theepflan- zung liegt in einer Hohe von 2500' iib. M. und es ist bemerkenswerth, dass alle japanischen und mittel- chinesischen Pflanzen in der Hohe von 1500 — 2500' iib. M. viel uppiger und besser gedeihen, als im Tief- landc, Avahrscheinlich weil da oben die Luft fcuchter 70 uud die Kegeii viel haufiger sind. Diese Theepflanzung liefert ein trellliches Produkt, wie ich selbst bei Herrn Veilsch, der uns wahrend drei Tagen beherbergte, mich zu iiberzeugen Gelegenheit hatte. Von iibrigen Japanesen und Chinesen hebe ich noch den Aenisbaum (lUicium anisatum) , die so aus- serst wohlriechende Olea fragrans, die japani- sche Mispel ( Chamsemelis japonica) hervor, die alle Ende Oktober oder Anfangs November aufbliihen, im Friihling aber ihre Friichte reifen, wogegen der Cam- pherbaum (Camphora officinarum N.) der in machli- gen Exemplaren vorkommt, in der zweiten Woche Marz zu bliihen begann und Ende des Monats mit unzahligen Bliithenrispen bedeckt war. Doch wir verlassen die baumartigen Gewachse die- ser Zone, um noch einen BHck auf die krautartigen derselben zu werfen. Von diesen zeigen namentlich die einjahrigen ein anderes Verhalten als die holzartigen Gewachse. Auch bei den einjahrigen Pllanzen miissen die Samen eine Zeit lang ausruhen, ehe sie keimen. Es miissen noch gewisse Veranderungen im Innern des Samens, auch nachdem er von der Mutterpflanze los- getrennt worden, vor sich gehen, ehe die junge Pflanze sich entwickeln kann. Daher eben die meisten einjah- rigen Pflanzen bei uns nicht im Herbst, wenn dieser noch so giinstig , sondern erst im darauf folgenden Friih- linge sich entwickeln. Wie aber diese Bedingungen er- fiiUt sind, wird der Same zu jeder Zeit keimen, wenn er unter giinstige Verhaltnisse gebracht wird und die junge Pflanze wird sich daraus entwickeln. Wenn man daher in Madeira im Herbste ein- und zweijahrige Pflan- zen aussaet, werden sie bei der sommerlichen Tempe- ratur und den warmen Regen, die dann fallen, aufge- 71 hen uiul sich entwickeln, wio bei uiis im Friililing. In der That kultivirt man um Funchal, wahrend des Win- ters, fast alle unsere Geniiise. Erbsen und Bohnen, Sa- lat und Kohlarten aller Sorten, wie kiirbissartige Ge- wiichse in Masse, kommen wahrend des ganzen Win- ters in Funchal auf den Markt und konnen taghch fiir den Tisch angekauft ^yerden. Der Waizen wird meist im Dezember gesaet, und solchen sahen wir in der ersten Woche April (5. April) in gijnstigen Lagen in Bliithe; also in 110 Tagen, vom 15 Dezember bis 5. April gerechnet. Die Gerste aber am 28. Marz. Den Kulturpflanzen folgen iiberall bin die Unkrau- ter, wie den Thieren die Parasiten, und der Mensch kann sie nicht vertilgen, so sehr er sich auch darum bemiihen mag. Die Unkriiuter der Getreidefelder sind iiberall die gleichen, wahrend in den Weinbergen und Garten, und ebenso auf Schutt um die Hiiuser herum und liings den Strassen in Madeira sich zwischen die Europaer auch manche Biirger der siidhchen Zone ein- gedrangt haben. Die europaischen Unkriiuter nun blu- hen auch wahrend des Winters. Schon nach den ersten Herbstregen fangen sie an sich zu entfalten und vom Dezember bis zum Friihling sahen wir auf den Feldern Massen von Ringelblumen , Rapistrum, Ackersenf u. s. w. in Bluthe. Im Sommer sterben ohne Zweifel alle diese Pflanzen ab und fiir sie fallt also die Zeit latenten Lebens in diese Jahreszeit. Wir sehen daher, dass einjiihrige Gewachse sich sehr schnell acchmatisiren , wahrend holzartige, deren Lebensdauer zum Theil auf Jahrhunderte hinaus sich erstreckt, nur innerhalb eines sehr laiigen Zeilraumcs. 12 III. Vet\;)aiUn tut ^taytn^^mien, Doch wir wollen den Blick noch weitcr nach Siiden, nach den Landern, welche zwischen den Wen de- li reis en liegen, richten; also nach jenen Landern, welche das ganze Jahr hindurch fast dieselbe hohe Tem- peratur haben und nur zwei Jahreszeiten, die trockene und nasse , unterscheiden lassen , wobei die ersterc hinsichtlich ihres Einflusses auf die organische Natur mit unserem Winter, die letztere mit unserm Sommer ver- glichen werden kann. In den Garten und Anlagen von Madeira finden wir eine solche Masse von Tropengewachsen, dass ichfiirchten miisste, sie allzusehr zu ermiiden, wollte ich auch nur alle Baume durchgehen. Ich will mich daher auf An- fiihrung einiger der wichtigsten beschranken. Die Regenzeit tritt in der Kegel unter den Tropen in der Zeit ein, wenn die Sonne durch den Zenith die- ser Lander geht. Im tropischen Afrika fallt sie also auf unsern Sommer, ebenso auch in Westindien und einem Theile des indischen Festlandes, wahrend in einem andern Theile Indiens auf unsern Winter; ebenso auch in Rio in Brasilien, wo wenigstens die Monate vom Mai bis September als die der trockenen Jahreszeit zu be- zeichnen sind. Bei der Mehrzahl der Pflanzen fallt nun der Vegetationsstillstand auf die trockene Zeit, die Zeit der Bliithe und Vegetation auf die nasse, wenigstens in den- jenigen tropisehen Landern , wo diese beiden Jahreszeiten scharf von einander geschieden sind. Es lasst sich daher erwarten, dass die meisten brasilianischen Gewiichse in Madeira im Winter bliihen, die tropisch - afrikanischen dagegen im Sommer. Diess ist auch in der That der Fall. Doch ehe wir diess nachweisen kcmnen, miissen 73 wir daraut aul'merksam machen, dass wir die Tropcn- gewiichse nach ihrem Verhalten zur periodischen Ent- wicklung wieder in drei Klassen zii vertheilen haben, von welchen wir die zwei ersten schon bei den Made- renserbaimien kennen gelernt haben. Namlich : 1. Immergriine Pflanzen , die immerwahrend im Triebe sind, oder deren Bliithezeit doch vom Herbst bis zuni Friihling fortsetzt. 2. Immergriine , bei welchen BUithe und Frucht- reife bestimmte Zeiten einhalt. 3. Pflanzen mit fallendem Laub. Wir gehen zunachst zur Untersuchung der Pflanzen der ersten Klasse iiber. Von afrikanischen Arten verdient voraus der Kaf- f e e der Erwahnung , welcher in Madeira einen ein- triig lichen Kulturzweig bildet. Anfangs Oktober waren die Kaffeebiiume voller schneeweisser, herrHch riechen- der Bliithen; die Bliithezeit hatte schon mit dem Sep- tember begonnen und dauerte bis Ende Oktober fort. Anfangs April waren die Fruchte am Grunde der Zweige reif und rothbraun, wie unsere Kirschen , und die Kaffee- ernte begann, die bis zum August fortgehen soil. Wie die Friichte an den Zweigspitzen ausgereift , fangen schon wieder neue Bliithen an sich zu zeigen; daher dieser Baum keine Ruhezeit hat, wie er auch das ganze Jahr sein prachtig gliinzendes, dunkelgriines Bliitter- kleid trilgt. Aehnlich verhalt es sich mit den aus Indien slam- menden Orangen- und Citronenbiiumen. In Siid- italien fallt die Hauptbliithezeit auf den Anltuig FriihUng, die Hauptfruchtlesc ist aber um Weihnachten. Um Fun- chal haltc man zwar schon mil Anfang November reife 10 74 Apfelsinen, doch erst nach Neujahr wurden sie siiss iind blieben an den Baumen bis in den Januar, ja in den Berggarten bis Ende Marz. Schon Mitte November sah man einzelne Baume in Bliithe und im Januar war dieselbe ganz allgemein. Zu gleicher Zeit trugen sie aber noch Friichte. In der That ein schoner Anblick, solch' grosse saftiggriine Baumo, vol! weisser Blumen und goldener Aepfel. Da der Sommer nicht so warm, wie der siiditalische , wird die Fruchtreife verspatet; da der Winter aber viel warmer, ist der Anfang der Bliithezeit friiher, wodurch Bliithezeit und Fruchtreife so in einander geschoben werden , dass die Ruhezeit wegfallt. Von andern indischen und Iropisch-chinesischen Pflan- zen, die immer in Bliithe stehen, heben wir noch die Theerosen, die Monatsrosen, die Rosa multiflora und nivea hervor, wie den priichtigen Hibiscus Rosa sinen- sis, die in alien Garten stehen. Auch die B a nan e, die der ganzen Tropenwelt angehort und zu den eintriig- lichsten Obstpflanzen Madeiras gehort, kann hier ange- ftihrt werden. Von den tropisch-amerikanischen Gewachsen heben w ir zunachst die Datura a r b o r e a hervor , die viel- fach verwildert in den Ribeiren und hie und da auch wie Unkraut auf Schutt steht. Sie ist immerfort in Bliithe; die heftigen Stiirme Anfangs Februar batten freilich die grossen Bliithen zerrissen, aber schon nach wenigen Wochen waren ganze Massen neuer da. — Der sonderbare Melon enbaum (Carica papaya) triigt an den Spitzen des dicken , cylindrischen Stammes , zwi- schen den grossen handfiirmigen Blattern immerfort Blii- then und Friichte und dasselbe gilt von der Duranta Elysii , von der Polygala myrtifolia , dem Schinus 75 moUe, der Eugenia Michelii, von den Cassien, Vache- lien, Lantanen, Cobaeen und den verschiedenen Arten von Passionsreben , von denen zwei essbare Friichte tragen. Gehen wir iiber zur zwei ten Klasse, so haben wir unter den Afrikanern die Gardenia Florida zu nennen, welche im Sommer bliiht, im Winter aber bluthenlos dastand. Die Dattelpalme fing, wie in Aegypten undMarocco, Anfangs Februar an zu bliihen, doch vermag sie ihrc Friichte nicht voUig auszureifen, und sie miissen zwischen Kissen oder Tiicher gelegt werden, wie diess aber auch in Marocco nordlich und westlich vom Atlas der Fall sein soU. Von ostindischen Pflanzen bliiben die meisteu vom Spiitherbst oder Winter an. Die Rosenapfel, (Jambos vulgaris Dec.) indess entfalteten Anfangs Miirz zuerst ihre weissen Bluthen, und waren in Mitte des Monats in voUer Bluthe, die Fruchtreife aber fallt auf den November. Friiher schon, nemlich schon im Dezember, beginnt die Tamarinde zu bliihen, wahrend die priichtige Poinciana pulcher- rima zu Anfang Dezember. Ein Strauchwerk mit ausserst zierlichem , doppeltge- fiedertem Blattwerk, hangt an gar vielen Stellen uber die hohen Mauern in die tiefen Schluchten herab. Ich war ansserst begierig, seine Bliithen zu sehen. Ende November wurde mir diese Freude zu Theil und nach kurzer Zeit war das machtige Buschwerk ganz mit gold- gelben Bluthentrauben bedeckt. Es war die Caesal- pinia Sappan L., deren Bluthezeit bis Ende Februar fortdauerle. In der zweiten Woche April erhielten wir die ersten, reifen Fruchte. 76 Dieselbe Bliilhezeit halt der Pandaiius odoratis- simus ein, der bis Anfangs Mai seine Friichte roift. Das Zuckerrohr trieb erst mit Anfangs Januar seine grossen, seidenglanzenden Bliithenrispen , triigt aber niemals Frucht, da man es immer schon zur Bliithe- zeit schneidet und die Vermehrung nicht durch Samen, sondern durch Rohrstiicke bewerkstelligt wird. Von Pflanzen des tropischen Amerika miis- sen in diese Klasse gebracht werden : Die Guajaven, welche von Mitte Februar bis zum Marz bliihen, und von Mitte Oktober an ihre essbaren Friichte reifen, um deren Willen sie haufig kultivirt v^erden. Wahrend diess wichtige Nutzpflanzen sind, ist die P o i n- settia pulcherrima wohl die prachtvollste Schmuck- pflanze der Maderenser Garten, die daher in keinem fehlen darf. Denken Sie sich einen 10 — 15 Fuss hohen, buschigen, dunkelblattrigen Strauch, der ringsum mit ungeheuer grossen, brennendrothen Bliithendolden be- setzt ist. Diese Bliithendolden sehen aus, als waren es cinfache Blumen und schauen wie feurige Sonnen aus dem schonen Laubwerke heraus. Wir trafen sie schon Anfangs Oktober in den Garten in Bliithe, und es dauerte diese Bliithezeit bis Ende Februar; Anfangs April aber erhielten wir die ersten Friichte. Fine andere hieher gehorende, ebenfalls merkwiirdige Pllanze ist dieFurcraea gigantea Vent. Auf einem cylindrischen Stamme steht eine Rosette von 4 — 5 Fuss langen, saftiggriincn Blattern, die so gestellt sind, dass sie zusammen fast eine Kugel bilden. Mitten aus dieser machtigen Blattkrone erhebt sich der 15 — 20 Fuss hohe Bliithenstengel, der an seinen Verastelungen hunderte von Blumen triigt, die im Dezcmber sich entfalton. 77 J)ic (Iritte Klasse bilden die Trop tMibaume mit fallendem Laube. Von denen des tropischcn Amerikas ist voraus die Anona muricata zii ervYahneii , welche die beste Frucht der Insel liefert, die in der That an Wohlge- schmack alle europaischen iibertrifft. Es standen diese Baume wahrend des ganzen Winters in ihrer Yollen Belaubung und trugen vom November bis Marz reife Friichte. Anfangs April aber fmgen die Blatter an zu gelben, und in Mitte des Monats fallen sie von den Baumen. Doch bleibt der Baum nur kurze Zeit kahl; es erscheinen wieder junge Blatter und damit auch Bliithen. Das Absterben der alten Blatter fallt daher in dieselbe Zeit, in welcher die europaischen Biiume sich mit frischem Laubwerk bekleiden. Im Mai beginnt die trockne Jahreszeit in Rio, daher wahrscheinlich dort, in der Heimath des Baumes, der Blattwechsel auf den Anfang der trockenen Jahreszeit fallt. Anders verhalt sich der brasihanische Baumwollbaum (Bombax erianthos Cav.). Er war von Mitte November bis Mitte Dezember mit seinen grossen, weiss en Bliithen bedeckt ; im Januar aber verlor er die Blatter und erst Ende Marz (31. Marz) fing das junge Laub wieder an sich zu zeigen ; wahrend Bombax ceiba zu der Zeit noch nackt und blattlos dastand. Es muss auffallen , dass der Blattfall dieser Baume zu dieser Zeit, also mitten in der brasilianisehen Regenzeit , erfolgte und ebenso , dass auch der Seifenbaum (Sapindus saponaria) und die Cecropia palmata mit Ende Dezember die Blatter verloren und bis in den April kahl geblieben sind. Von indischen Baumen dieser Klasse ist beson- ders der sonderbare Gorallenbaum (Erythrina crista galli L.) zu erwahnen, der Endo Oktober v(dl rother 78 Blumen war. Bis Ende Marz verier er das Laub und trieb erst in der ersten Woche April wieder aus, die gewundenen Aeste mit frisehen Blattern und Bliithen bekleidend. Die Erythrina enneandra Dec. ver- ier schon im November das Laub und nun erst erschie- nen die brennendrothen Bliithen. Erst nach dem Ver- bliihen, im Friihling, erschien das neue Laub. IV. tJerljnltnt 'bet ^flanien ^ev 0xililtd)en ^attis|)|)ttrc, Gehen v^ir von den Tropen noch weiter nach Siiden , kommen wir in Lander, in welchen unsere Jahreszeiten wiederkehren, nur in umgekehrter Ordnung. Es kommt hier besonders das Cap und NeuhoUand in Betracht, welche die Maderenser Garten mit einer Menge von Pflanzen bereichert haben. Die Gapstadt und ebenso die Umgebungen von Sidney in NeuhoUand, aus welchen weitaus die meisten neu- hoUandischen Pflanzen unserer Garten stammen, liegen unter selben Breiten, und zwar entspricht dieselbe auf der siidlichen Hemisphare fast ganz derjenigen von Ma- deira auf der nordlichen. Leicht begreiflich daher war- um diese Gewachse so vortrefflich in Madeira gedeihen. Sehr beachtenswerth ist nun , dass von den Neuhol- landern die einen in Madeira im Friihling zu bliihen beginnen, also zur Herbstzeit ihres Vaterlandes, somit entsprechend der Mehrzahl der Maderenserbaume , wah- rend andere dagegen im Herbste, also zur Friihlings- zeit ihrer Heimath. Zu den ersteren gehoreri die Pittosporen (P. Tobira L. und undulatum Andr.), welche von Mitte Miirz an zu bliihen begannen , die prachtvoUe Melaleuca 79 t'ulgens Dec. (15 Marz), die Acacia longifolia, Callisla- chys lanceolata, Frenulen u. s. w, Zu den letzteren haben wir dagegen die Eucalypten zu zahlen, von wel- chen der E. robusta machtige Biiume bildet, welch e schon Mitte Oktober ihre starkriechenden Blumen entfaltet batten, die in den Berggarten bis Mitte Marz zu sehen waren. Ebenso verhielt sich der E. pilularis, E. pul- vigera und die Banksia serrata. Andere NeuhoUander dagegen fingen erst im Dezember an zu bliihen , so die Callistemon-Arten ; andere erst im Januar, wie die iiber- aus zierliche Acacia dealbata, bei der im blaugriinen, fein- zertheilten, federarligen Laubwerk damals tausende von goldenen Bliithen gliinzten. Die Capenser, die man in den Madeiragarten an- trifft , sind der Mehrzahl nach Fettpflanzen , welche wohl in ihrer Heimath wiihrend des dortigen Sommers bliihen. Es kann uns daher nicht befremden, dass sie in Madeira im Winter, also zur selbenZeit, wie in ihrer Heimath, in Bliithe stehen. Das gilt von den prachtigen Aloen, von welchen die A. distichaw. kleine Baumchen bildet, die vom November an mit grossen, rothen Bliithentrauben geschmiickt sind ; noch schoner aber ist die Aloe arborescens, welche nicht allein in Garten, sondern hie und da auch verwildert zwischen den Felsen ungeheure Biische bildet , die ganz mit glanzendrolhen , langen Bliithentrauben be- deckt sind. Auch die sogenannte Calla ( Bichardia aethiopica ) war vom November an in schonster Bliithe und bildete, wo sie in grossern Massen beisammen stand, fiir kleine Teiche und Waldbiichlein eine gar hiibsche Einfassung. Einen nicht geringen Schmuck gewahren den Gar- ten die Strclitzien , von welchen drei Arten ^Slr. augusta, 80 regia und ovata) von Endc Oktober an ihre sonderba- ren Blumen zur Schau tragen. Von Schlingpflanzen verdienen besonders die Big- nonia capensis Thb. und Plumbago capensis L. hervor- gehoben zu werden, >velche in keinen Garten fehlen und von Ende Oktober bis nach Neujahr voller Blii- then waren. Hicr babe ich eine Auswahl von in Madeira leben- der Pflanzen nacb den verschiedenen Gesichtspunkten, die sie uns in ihrer Entwicklung darbieten, auseinan- der gelegt, wodurch aber das Gesamnitbild verloren geht. Dieses bekommt man erst, wenn man sich in diese Garten und Anlagen hinein begibt , wo die Pflan- zen aller Zonen auf einen kleinen Raum zusammenge- drangt sind. Ich bitte Sie noch um einige Minuten Zeit, um Sie in einen solchen Garten, (icb will den des Herrn Stoddart wiihlen) bineinzufiihren und bitte Sie dabei , sich in den Dezember zu versetzen. Frost wird Sie dabei nicht anwandein, denn wir haben, obschon es der 19. Dezember ist, eine Temperatur von 20 ^ C. Glcich beim Eintritte in den Garten fallt unser Blick auf eine ganze Wand von dunkelgriinen Jambosbau- men, zwischen welchen cine Masse von schneeweissen Blumen des Trompetenbaumes hervorschauen. Im Vor- dergrunde aber stehen hohe Aloebiische mit rothen Bliithenstraussen , eine Menge . Rosen und Ilibiscen. Auf der andern Seite des Weges wincken uns zierliche Straucher der Melia azedarach voller Bliithen, merk- wiirdige Plumerien, Plukneatien und Brunfelsien, hinter welchen langnadlige canarische Fohren und der son- derbare Drachenbaum sich erheben. Wir gehen einige Schritte weiter und stehen vor einem machtigen Bombaxbaume, dessen Stamm ganz dicht mit dickcn 81 Slacheln liberkleklet , wiihrend hodi obeii an den Aeslen Tausendc von weisswoUigen Bltithen liangen. Neben ihm erheben sich die dunklcn Cyprcssen, von denen die Cupressus glauca Lam. (aus Indien) durch die ausgespreizten Aestc und blau angelaufenen Blatter uiid Friichte so sehr von der gewohnlichen sich auszeichnet, dailfl dunkellaubige Manimeen und die Duranten, welclie voller blauer Bliithen und zugleich rotlier Friichte sind. Unter diesen Baumcn stehen feinlaubige Acacien, zwi- schen steifen Euphorbien und mannigfachen Cactusfor- men, von welchen die Opuntia brasiliensis zum eigent- lichen Baume geworden ; priichtige Biische von gold- bliithigen Cassien wechsehi mit rothbliithigen Salvien und Hibiscen. Noch mehr aber fesseln unser Auge die iiberaus priichtigen Poinsetlien, wiihrend die Rosen, Volka- merien, Vachehen, Olea fragrans und der Heliotrop uns die herrlichsten Wohlgeriiche hringen. Wir gehen langs einer Mauer, die ganz mit Ficus scandens tapezirt ist, zu einer tieferen Terasse hinab. Hier stehen neben Feldern von Arrowroot und einer Pflanzung von Pisang und Kaffec eine Menge von Baumen auf einer Art von Rasenplalz. Da sehen wir grosse Magnolienbaume, die verschiede- nen Lorbeerarten, Psidien, Anonen mid Tamarinden und wissen nicht, soUen wir mehr den schonen Wuchs und die dunkle Belaubung der erstern, oder das feinzer- theilte Blattwerk der letztern bewundern. Doch was sleht dort fiir ein wunderbares Gew^iichs? Man weiss nicht, soil man es Baum oder riesengrossen Strauch nennen! Es ist der Pandanus odoratissimus, dessen gliinzender, geringeltcr Stamm von unten aus seine >iel- fach sich welter gabelnden Aeste aussendet. An jeder Astspitze sitzt eine ungeheuer grosse Rosette langer schwerlformiger BliiUer, und zwischen denselben bre- 11 82 chen die gelbweissen Blutlienrispen hervor, welche weit von den Aesten herabhangen und geschiittelt eine ganze Wolke von Blumenstaub ausschiitten. — Neben diesen Baumen, die in vollsten Bliithen oder doch in prachtvollster Belaubung vor uns stehen, er- blicken wir einige Eichen, Plantanen und Celtis; und diese alle sind kahl, sind blattlos und verwundert Tba- gen wir uns, wie kommt es, dass diese starren , so win- terlich aussehenden Baume mitten in diese Bliithen welt hineingekommen sind; was ist es, das ihr Leben bin- det, wiihrend die Marmen Regen und die heisse Luft iiberall neues Leben geweckt haben? Doch aus solchen Betrachtungen reisst uns schnell wieder der Blick auf die Hecken, welche diesen Baum- garten einfassen. Er ist aus Buschwerk von Hortensien, Fuchsien und Pelargonien gebildet, welche letztern auch jetzt noch in voller Bllithe stehen. Von ihnen aus schlingen sich Bignonien , Thunbergien und Ipomoeen zu den Baumen hiniiber und bilden die buntesten Blu- mcngewinde. Wir bewundern diese so schon gebauten, rothen und blauen Blumen, die in so uberaus grosser Zahl uns von da entgegen leuchten und doch vermogen sie unsere Blicke nicht so lange zu fesseln, als das hohe Bambusgebiisch das den Garten nach der andern Seite bin abschliesst. Dcnken Sie sich glanzende Rohre von 20 — 30 Fuss Hohe , aus deren Knoten iiberall Aeste entspringen, die nach alien Seiten auseinander laufen. so dass diese Rohre ein baumartiges Aussehen bekom- men. Die Blatter sind breiter, als wir's bei Grasern zu sehen gewohnt sind und gerne ruht das Auge auf der sanften, mattgriinen Farbe derselben. Gehen wir in diess Bambusgebiisch hinein, ist der Himmel stellen- j- 83 weise ganz von deni dichten Graslaube bedeckt, stellen- weise aber sehen wir durch das feine Blattgitter hin- durch, dessen Griin sich lieblich von des Ilimmels dunk- lem Blau abhebt. So gewahren uns diese Garten, wenn wir sie bei Tage besuchen, viel Belehrung und Unterhaltung ; aber wir diirfen nicht versaumen, auch am Abend, bei Mond- schein, ihnen einen Besuch abzustatten, indem sie dann wieder ganz andere Saiten unseres Gemiithes in Bewe- gung setzen. AUes ist auf den Strassen stille gewor- den; man hort nirgends das wiiste Geschrei und Lar- men der Gassenjungen unserer Stadte , aber auch kein Zeichen ihres frohen, bewegten Lebens. Alles Leben hat sich in die Hauser, oder in die, von hohen Mauern umgebenen, Garten zuriickgezogen. — Tritt man in diese Garten ein , wehen uns die herrlichsten Wohl- geriiche entgegen ; von der Mauer duftet die Vanille (Heliotropium peruvianum), welche die gauze Wand mit Blumen iiberzogen hat; aus den Baumgruppen aber stromt uns der Duft der Orangen - und Citronenbaume entgegen. Eine ernste Stille ist iiber alles Land aus- gebreitet ; sie wird nur durch das Schrillern der Heim- chen unterbrochen und durch das leise Gelliister des nahen Bambusgebiisches, durch welches die milde Nacht- luft sauselt; droben aber am Himmel glanzt der Mond, funkeln die Sterne in nie gesehener Pracht und wer- fen ihr Silberlicht auf die Tausende von Bliithen des Gartens und auf die Wellen des die Stadt umfliessen- den Meeres. ^eci M B e i 1 a g f X. Mebev ^i\$ li^erljrtlteu cv^a\md)n £avbfiof(e zur s c h ^v e f 1 i c h I e 11 S si ii r e , von Dass Sauerstofl'gas unter den chemisch-erregendeii Einfluss des Sonnenlichtes oder einer Reihe oxydirbarer Materien, z. B. des Aethers, Terpenthinoles, der schwef- lichten Saure, gestellt, den in Schwefelsaure gelosten Indigo zerstiire und diese Indigozerstorung noch rascher erfolge, wenn die beiden Einfliisse gleichzeitig auf den Saiierstoff einwirken, ist unlangst von mir gezeigt worden. Hinsichtlich der schweflichten Saure babe ich ge- funden , dass ein Granim derselben unter den erwahnten Umstanden 125 Gramme meiner Normalindigolosung zu zerstoren vcrmochte, eine Menge, welche zu ihrer Ent- blauung zwei voile Gramme der slarksten Salpetersaure erfordert haben wiirde. Dass die schweflichte Saure hiebei nur mittelbar wirkt, erhellt schon daraus, dass durch sie allein die Indigolosung nicht zerstort wird, und hiezu durchaus noch Sauerstoffgas nothwendig ist. Die Veranderung, welche der in Schwefelsaure geloste Indigo, unter den 85 angegebenen Umstanden , crleidet, ist gan/ dieselbe, welche in ilini diirch Ozon, beleuchteten Sauerstoff, Wasserstoffsuporoxyd , oxygenirtes Terpenthinol u . s. w. verarsacht wird. Wenn daher mit Indigolosung gefarbte Leinwand in einem Gemengc gasformiger schweflichter Saure und atmospharischer Luft sich bleicht, (ziemlich rasch im Sonnenlichte, langsam in der Dunkelheit), so ist diese Erscheinung ganz anders zu deuten, als das Weisswerden einer rothen Rose u. s. w. im gleichen Genienge, wie diess spater umstandlichst dargethan werden soil. Die so auffallende mittelbare Bleichwirkung der schweflichten Saure auf die Indigolosung veranlasste mich, das Verhalten anderer organischer Farbstoffe zu dieser Saure niiher zu priifen , und icb bin durch diese Untersu- chungen zuErgebnissen gefiihrt worden, welche mir der Mittheilung nicht ganz unwerth zu sein scheinen. Bekanntlich ist die meiste robe Seide gelb, welche Farbung von einem Pigmente herruhrt, welches dem so- genannten Baste, der die Seide zu ungefahr 25 % um- hiillt, beigemengt ist. Dieser gelbe Farbstoff wird nach meinen Erfahrungen gerade so, wie der in Schwefelsaure geloste Indigo, schon durch beleuchteten Sauerstoff allein zerstort, viel rascher jedoch durch ein beleuchtetes Gemeng gasformiger schwef- lichter Siiure und Sauerstoffgases oder atmosphiirischerLuft. Hiingt man befeuchtete Strange tiefgelber roher Seide in weisse Flaschen auf, die das erwahnte Gasgemeng enthalten, und stcllt sie in vollige Dunkelheit, so bleicht sich die Seide nur ijusserst langsam aus und es vergehen Monate, bis sie weiss geworden. Anders im Sonnenlichte. Die Seidenfaden, welche von letzterm unmittelbar ge- troflfen werden, erscheinen schon nach wenigen Stunden 86 merklich stark und nach einigen Tagen voUkommen gebleicht, wahrend die innern, d. h. im Schatlen lie- genden Faden, noch ihre urspriingliche gelbe Farbung zeigen. Ich habe in der angegebenen Weise ziemlich grosse Strange so gebleicht, dass sie schoner, natiirlich weisser Seide glichen. Es ist kaum nothig zu bemer- ken, dass die gelbe Farbe der gebleichten Seide durch kein Mittel wieder hergestellt werden kann, woraus er- hellt, dass der Farbstoff nicht bios verhiillt, sondern wirklich zerstort ist. Frische Blumen verschiedener Arten von Cactus, z. B. G. speciosus, C. Ackermannii, u. s. w., bleichen sich, unter dem Einfluss einer kraftigen Junisonne, in besagtem Gasgemenge wahrend 4- — 5 Stunden vollstan- digst aus; ebenso in der Dunkelheit, jedoch weniger rasch. Die verschwundene Farbung der Blumen lasst sich durch kein Mittel wieder hervorrufen. Zieht man den rothen Farbstoff aus den Blumen des Cactus speciosus mit Hiilfe essig - oder salzsaure- haltigen Wassers aus, und vermischt man diese pracht- voU blaurothe Fliissigkeit mit wasseriger, schweflichter Saure, so tritt keine Farbenveranderung ein; schiittelt man aber das Gemisch in der Sonne mit atmosphari- scher Lull, so wird dessen Farbung allmahlig blasser und verschwindet endlich ganz. Die gleiche Entfarbung erfolgt auch im Schatten, jedoch minder rasch. Es versteht sich von selbst , dass die rothe Farbung der so gebleich- ten Cactustinctur ebenso w^enig als die der gebleichten Blumen sich wieder herstellen lasst. Ohne Zweifel gibt es noch andere organische Farbstoffe, welche dem In- digoblau, Seidengelb und Cactusroth gleichen; bei wei- tem die grosste Zahl der von mir untersuchten Blu- m«npigmenle verhalt sich indessen ganz anders. 87 Ich habe Hunderle von blauen und rothen Blumen und Friichte, z. B. Campanulen , Salvien , Rosen , Nelken, Mohne, Dahlien, Violen, Himbeeren, Erdbeeren u. s. w., der Einwirkung der gasformigen, schweflichten Siiure ausgesetzt und gefunden , dass sie darin alle mehr oder weniger rasch sich entfarben. Dass das Bleichen dieser Blumen und Friichte an- ders als dasjenige der mit Indigolosung gelarbten Lein- wand, der rohen Seide u. s. w. bewerkstelligt wird, lasst sich schon aus dem Umstande abnehmen, dass es durchschnittlich sehr rasch erfolgt, kein Sauerstoffgas hiezu nothig ist, und in der Dunkelheit ebenso rasch als im Sonnenlichte stattfindet; ausser alien Zweifel wird aber diese Verschiedenheit durch die Thatsache gestellt, dass die Farben besagter gebleichter Blumen und Friichte durch eine Reihe von Mitteln sich wiederherstellen lassen, wahrend diess, wie schon bcmerkt, mit dem durch schweflichte Siiure gebleichten Indigoblau , Seidengelb und Cactusroth durchaus nicht der Fall ist. Die Mittel zur Herstellung der Farben der durch gasformige schwef- lichte Saure gebleichten Blumen und Friichte sind fol- gende : 1. Ozon. Hangt man gebleichte Rosen, Mohne, Himbeeren u. s. w. in stark ozonisirter Luft auf, so fangen deren Blatter an den Randern an bald sich zu farben, und schon nach einer Stunde prangen die Blu- men wieder mit ihrem sehonsten Roth, sind die Him- beeren gefiirbt u. s. w. 2. Beleuchteter Sauerstoff. Die Thatsache, dass in manchen Fallen beleuchteter Sauerstoff wie Ozon wirkt, ist schon vor einiger Zeit von mir beobachtet worden. Ich habe seither gefunden, dass besonneter Sauerstoff auch darin dem Ozon gleicht , dass jenor wie 88 dieses die Farbe der durch schweflichte Saure gebleidile Blumen u. s. w. wieder herstellt, Eine gebleichte Rose u. s. w. mit ihrem Stiel in's Wasser gestellt und der Einwirkung der atmosphiirischen Luft ausgesetzt, rothet sich in der Dunkelheit ausserst langsam, wahrend sie diess im Sonnenlichte zwar uicht so schnell als in ozonisirter Luft, aber doch ungleicb rascher als im Schatten thut. Im Laufe eines sonnen- reichen Tages ist die Farbe einer Rose, Campanula u. s. w. in Sauerstoffgas oder atmospharischer Luft wieder her- gestellt, wahrend, unter sonst gleichen Umstanden, die im Dunkehi gehallenen Blumen in derselben Zeit noch keine merkliche Farbung zeigen. 3. Mit Aether- oderTerpenthinol beladenes, beleuchtetes Sauerstoffgas. Hangt man in weis- sen mit Sauerstoffgas oder atmospharischer Luft gefiillten Flaschen, deren Boden mit reinstem Aether, Terpenthinol, Citronenol u. s. w. bedeckt ist, gebleichte Rosen u. s. w. auf, und halt man die Gefiisse in der Dunkelheit, so erscheinen die Blumen nach 24 Stunden noch unveran- dert. Lasst man aber die Flaschen von der Sonne be- scheinen, so werden die vom Licht unmittelbar getrof- fenen Blumentheile zuerst und bald sich larben und nach wenigen Stunden die Rosen u. s. w. gerade so gerothet sein, als ob sie dem Finlluss der ozonisirten Luft ausgesetzt worden waren. 4. Das bei der langsamen Verbrennung des Aethers entstehende oxydirende Princip. Bekanntlich entsteht nach meinen Beobachtungen bei der langsamen Verbrennung des Aetherdampies in Sauer- stoffgas Oder atmospharischer Luft eine ozonartige Materie von hohem oxydirendem Vermogen, welche auch die Eigenschaft besitzt , die Farbe gebleichter Blumen rasch wieder herzustellen. 89 Bringt man in eine litergrosse lulthaltigc Flasche mil weiter Miindung etwas Wasser und einige Gramme rein- sten Aethers, und hangt man im Gefasse gebleichte Ro- sen, Violen, Erdbeeren u. s. w. aiif, so werden Blu- men und Friichte (im Schatten) selbst nach langerer Zeit noch weiss sein. Fiihrt man aber in die mit Aether- dampf beladene Luft eine nicht ganz bis zum Glii- hen erhizte Platindrahtspirale zu wiederholten Malen ein (zum Behufe des Anfachens der langsamen Ver- brennung des Aetherdampfes] , so larben sich Blumen und Friichte wieder, und stellt man den Versuch ge- schickt an, so kann in weniger als einer Minute die ganze urspiingliche Farbenfiille einer Rose u. s. w. wie- der hervorgerufen werden. 5. Oxygenirte aetherische Oele oder oxy- genirter Aether. Nach meinen neu ern Erfahrungen lassen sich Terpenthinol, Gitronenol u. s. w., so wie auch der gewohnliche Aether, mit Sauerstoff beladen und dadurch in kriiftigst oxydirende Agentien verwan- deln. So beschaffene Oele u. s. w. stellen auch die Farben der durch schweflichte Siiure gebleichten Blumen und Friichte sehr rasch wieder her und zwar in volli- ger Dunkelheit eben so schnell als im Licht. Da das im Handel vorkommende Terpenthinol (oder Gitronenol) schon mehr oder weniger oxygenirt ist, so dient das- selbe auch zur Erreichung des besagten Zweckes, ohne einer weitern Oxygenation zu bediirfen. Taucht man gebleichte Rosen, Nelken, Campanulen u. s. w. in voUkommen sauerfreies, aber stark oxyge- nirtes Terpenthinol u. s. w., so werden die Blumen schon nach wenigen Minuten wieder gefarbt erscheinen. Da der Aether nicht in gleichem Maasse wie das I'erpenthinrd u. s. w. mil Sauerslofl" sich beladen liisst, 12 90 so wirkt jener auch nicht ganz so rasch wie die oxy- genirten aetherischen Oele auf die gebleichtenBlumen ein. 6. Oxydirtes Wasser. Dasselbe verhalt sich gegen gebleichte Blumen gerade so wie oxygenirtes Terpenthinol u. s. w. 7. SchAveflichte Saure und Sauerstoff. Hangt man eine gebleichle Blunie, z. B. die Gichtrose in einer Flasche auf, die ein feuchtes Gemenge von gasformiger schweilichter Saure und atmospharischer Luft enthiilt, so farbt sich die Blunie nach und nach wieder roth und zwar rascher im Sonnenlicht als in der Dunkelheit. Hiemit hangt die scheinbar auffallende Thatsache zusammen, dass die meisten blauen und rothen Blumen in besag- tem Gasgemenge erst sich bleichen und dann wieder farben. 8. Chlor, Brom und Jod. Dass diese drei Kor- per in vielen Fallen ahnlich dem Ozon wirken, habe ich zu wiederholten Malen hervorgehoben. Gebleichte Blumen und Friichte in atmospharischer Luft aufgehangen , die mit Chlor-, Brom- oder Joddampf beladen ist, nehmen gerade so wie in ozonisirter Luft ihre Farbung wieder an. Bei langerem Verweilen der Blumen in solchen Atmospharen werden dieselben na- tiirlich wieder gebleicht, d. h. deren Pigmente wirklich zerstort. Dasselbe geschieht in ozonisirter Luft. 9. Schwefelwasserstoff. Gebleichte Rosen u. s. w. in diesem Gase aufgehangen, erlangen ziemlich rasch ihre urspriingliche Farbe wieder. Diese Wirkung erhalt man schon in Flaschen, deren Boden mit wasseri- gem Schwefelwasserstoff bedeckt ist. 10. D i e W a r m e. Hangt man eine gebleichte Viola tricolor, Campanula, Nelke u. s. w. in die Miindung einer Kochflasche, in welcher Wasser siedet, so farben 91 sich die Blumen augenblicklich , werden aber wieder weiss , wenn man sie aus dem Dampf entfernt , d. h. sich wieder abkiihlen lasst. In dieser Weise kann man eine Blume im Laufe einer Minute viele Male weiss und blau erscheinen lassen, Haufiges Einfiihren der gebleichten Blumen in den Wasserdampf oder langeres Verweilen- lassen in demselbeu stellt jedoch deren Farbe dauernd wieder her, so dass sie beim Abkiihlen Jiicht wieder weiss werden. Ein Farbeauszug der rothen Rose, mit Hiilfe essig- saurehaltigen Wassers gemacht, wird, bei Zusatz wasse- riger schweflichter Saure, augenblicklich entfarbt, rothet sich aber wieder bei der Erhitzung, um bei der Ab- kiihlung abermals farblos zu werden. Alle die von §§1 — 8 angegebenen Mittel, welche die Farben der durch schweflichte Saure gebleichten Blumen und Friichte wieder herzustellen im Stande sind, haben das Vermogen mit einander gemein, die oben genannte Saure in Schwefelsaure zu verwandeln. Dieser Umstand scheint mir den Schliissel zur Erklarung der Erscheinung zu geben, dass so viele Blumenpig- mente durch schweflichte Saure weiss werden, d. h. die Ansicht zu bestatigen, welche Berzelius und andere Chemiker iiber die Ursache dieses Phanomens angestellt haben. Nehmen wir an , dass die meislen blauen und rothen Blumeupigmente mit schweflichter Saure zu larbelosen Verbindungen sich vereinigen, mit den kraftigern Mi- neralsiiuren, z. B. Schwefelsaure, aber gefarbte bilden, so erklart sich die Wiederherstellung der Farben durch die von 1 — 8 bezeichneten Mittel ganz einfach aus der Annahme, dass dieselben die schweflichte Saure in Schwefelsaure , d, h. die I'arblosc schwenichtsaure \ er- 92 bindung in die gefarbte schwefelsaure einfiJhren. Dass das Ozon, das oxygenirte Terpenthinol , das bei der lang^samen Verbrennimg des Aetherdampfes sich crzeii- a^ende oxydirende Princip, die schweflichte Siiure au- genblicklich in Schwefelsaure verwandeln, habe ich friiher schon gezeigt, iind dass oxydirtes Wasser , was- serigos Chlor, Brom und Jod dasselbe thun, ist wohl bekannt. Die Thatsache, dass das Licht in einigen der oben angefiibrten Fallen auf die Farbung der gebleichten Blu- men einen so bedeutcnden Finfluss ausiibt, kann nicht mehr in Verwunderimg setzen, nachdem uns bekannt geworden, dass die chemische Thiitigkeit des Sauer- stoffgases durch Insolation erhoht wird imd noch mehr so, wenn besagtes Gas mit den Dampfen des Aethers, Terpenthinoles u. s. w. beladen ist. Unter solchen Umstanden muss die in den gebleichten Blumen und Friichten enthaltene schweflichte Saure rascher in Schwefelsaure umgewandelt werden , als diess geschieht in reiner dunkler Luft oder in reinem dunklem Sauer- stoffgas. Dass gebleichte Blumen in einem Gemenge von schwef- lichter Saure und atmospharischer Luft sich wieder fiir- ben, riihrt natiirlich ebenfalls davon her, dass sich un- ter diesen Umstanden die farblosen schweflichtsauren Pigmente in gefarbte schwefelsaure Verbindungen ver- wandeln. Was die Wiederherstellung der Farbe gebleichter Blumen durch Schwefelwasserstoff betrift, so beruht dieselbe ohne Zweifel auf dem wohl bekannten Ver- halten dieser Verbindung zur schweflichtcn Saure, wo- nach sich beide zersetzen und, unter Wasserbildung, der Schwefel der einen imd andern Verbindung aiisgeschieden 93 wird. Insolern also der Schwefelwasserstofi" die schwef- lichte Saure in der gebleichten Bliime zerstort, wird deren Farbstoff frei, und es erscheint dieser wieder in seiner urspriinglichen Farbung. Der Thatsache, dass bei erhohter Teraperatur die durch schweflichte Saure gebleichte Illume oder Rosen- linctiir sich wieder fiirben und bei der Abkiihlung aber- mals weiss werden, stehen manche analoge Erscheinungen zur Seite. Wie wohl bekannt, zeigen mebrere feste und fliissige zusammengesetzte Substanzen bei verschie- denen Temperaturen auch verschiedene Farben , wie z. B. das Quecksilberoxyd und das einfach chromsaure Kali. Schon vor Jabren suchte ich wahrscheinlich zu ma- chen, dass manche derartige Farbenveranderungen darin ihren Grund haben diirften, dass bei hoherer Tempe- ratur die Bestandtheile einer Verbindung andcrs sich stellen , als sie in der Kaite geordnet sind , dass z. B. das Braunen des rolhen Quecksilberoxydes und das Roth- werden des gelben Kalichromates in der Hitze davon herriihre , dass erstere Verbindung in Quecksilberoxydul und Sauerstoff, die letztere in Kalibichroniat und Kali sich umsetzt und bei eintretender Abkiihlung der durch die Warme ausgeschobene Sauerstoff oder das ausge- schobene Kali wieder in den friihern Verbindungszu- stand zuriicktrete. Moglich ist nun, dass Aehnliches auch bei den farb- losen schweflichtsauren Blumenpigmenten stattfmdet, d.h. in der Warme die schweflichte Saure vom Pigmente sich absondert, ohne aber raumlich von diesem sich zu trennen , und in der Kalte wieder inniger mit dem Farb- stoff sich verbindet. Dass bei Ijingerer Einwirkung des Wasserdampfes auf die gebleichten Blumen leJzlere wieder dauernd 94 sich farben , mochte davon herriihren , dass unter dieseii Umstanden die schwetlichte Saure nach und nach vom Pigmente raumlich entfernt, d. h. durch den Wasser- dampf fortgefiihrt wird. Wohl bekannt ist die Thatsache, dass ein durch schweflichte Saure gebleichte Rose sich wieder rothet, wenn man sie einige Zeit in Wasser getaucht sein lasst, das mit Schwefelsaure versetzt worden. Eine Reihe anderer kraftiger Sauren, z. B. Salzsaure, Phosphor- saure, Kleesaure u. s. w. , bringen dieselbe Wirkung hervor. Auch dieses Verhalten spricht zu Gunsten der Annahme, dass das Bleichen so vieler Blumen durch schweflichte Saure auf der Bildung eines farblosen schwef- lichtsauren Pigmentes beruht und die Wiederherstellung der Farbe durch starkere Sauren darauf, dass letztere die schweflichte Saure vom Pigment abtrennen. Der Gegenversuch hievon besteht darin , dass Rosen, die man von schwefelsaure- oder salzsaurehaltigem Was- ser sich hat durchdringen lassen, in einer Atmosphare von schweflichter Saure , wenn auch noch so lange ver- weilend, sich nicht bleichen. Die schwachere Saure ver- mag die starkere nicht aus ihrer Verbindung mit dem Farbstoff zu trennen. Einige Chemiker haben wahrscheinlich zu machen gesucht, dass das Bleichen der Blumen u. s. w. durch schweflichte Saure auf einer Desoxydation des Farbstoffes und einer Umwandlung der genannten Saure in Schwe- felsaure , die Herstellung der Farbe aber auf einer Min- deroxydation des Pigmentes beruhe. Diese Ansicht scheint mir durchaus unhaltbar zu sein und schon durch die einfache Thatsache widerlegt zu werden, dass eine durch schweflichte Siiure gebleichte Blume Oder die in gleicher Weise entfarbte Rosen- 95 linctur mit Hiilfe von Schwefelsaure , Salzsaure sich wieder farben lasst. Die Thatsache, dass Ozon, oxydirtes Wasser, oxy- genirtes Terpenthinol u. s. w. die gebleichten Blumen wieder farben , liesse sich allerdings mit der erwahnten Ansicht in Uebereinstimmung bringen: denn man konnte sagen , dass diese oxydirenden Agentien das durch Des- oxydation entfarbte Pigment wieder oxydiren und da- durch dessen Farbe wiederherstellen. Wie will man es aber erklaren, dass der Schwefelwasserstoff die ge- bleichten Blumen wieder farbt, dass diess die Salzsaure auch bei voUigem Ausschluss des Sauerstoffes thut, dass eine gebleichte Blume oder die durch schweflichte Saure entfarbte Rosentinctur bei erhohter Temperatur sich farbt und in der Kalte wieder farblos wird ? Ich wenig- stens vermag nicht einzusehen, wie diese Thatsachen in Uebereinstimmung gebracht werden konnen mit der An- nahme, dass das Bleichen der Blumenpigmente durch schweflichte Saure auf einer Desoxydation dieser Pig- mente und das Wiederhervorrufen ihrer Farben auf einer Oxydation der Farbstoffe beruhe. Was die gelben Blumenpigmente betrifft, so unter- scheiden sie sich sehr wesentlich durch ihr Verhalten zur schweflichten Saure von den blauen und rothen. Unter den vielen gelben Blumen, mit denen ich Ver- suche angestellt , ist mir bis jetzt auch noch keine ein- zige vorgekommen, die durch besagte Saure gebleicht worden ware. Sie zeigten noch ihre gelbe Farbung, nachdem man sie ganze Tage lang in gasformiger schwef- lichter Saure hatte verweilen lassen. Diese Unveranderlichkeit der gelben Blumenpigmente gibt uns ein einfaches Mittel in die Hand zu erkennen, oh die Farbe gewisser Blumen von nur einem Pigmente 96 Oder aber von mehreren herriihre. llangt man das Kapuzinerhiitlein, den Goldlack und manche andere gelb- rothe Blumen in gasformige schweflichte Saure, so wer- den sie bald rein gelb , erhalten aber ihre urspriingliche rothgelbe Farbung wieder durch alle die Mittel, die oben von 1 — 10 angefiihrt sind, d. h. welche die ge- bleichten blauen und rothen Blumen wieder fiirben. Diese Thatsache zeigt, dass die gelbrothe Farbe der genannten Blumen von einem gelben und rothen Pig- mente herriihrt, und lasst vermuthen, dass diess, wenn nicht mit alien, doch mit den meisten gelbrothen Blii- then der Fall sei. Wie wohl bekannt , ist in manchen Blumen das Gelb schon ortlich von dcm Blau oder Roth derselben ge- sondert, wie z. B. in der Viola tricolor (Stiefmiitterchen) ; flihrt man nun die Blume dieser Pflanze in gasformige schweflichte Saure ein, so bleibt das Gelb unverandert, wahrend die iibrigen Farben verschwinden. Die Ergebnisse , zu welchen meine bisherigen Unter- suchungen iiber das Verhalten organischer Farbstoffe zur schweflichten Saure gefiihrt haben , lassen sich in folgende Siitze zuzammenfassen : 1) Die Farbstoffe der meisten blauen und rothen Blumen , Friichte u. s. w. , gehen mit schweflichter Saure farblose Verbindungen ein. 2) Die Pigmente der gelben Blumen verhalten sich gleichgiiltig gegen die schwefllichte Saure, d. h. werden durch letztere nicht merklich verandert. 3) Das Indigoblau, das Cactusroth und das Seiden- gelb werden von schweflichter Saure gebleicht dadurch, dass letztere den mit ihr vermengten freien Sauerstoff zur Oxydation , d. h. Zerstorung der genannten drei Farbstoffe, bestinnnt. Man darf daher ganz allgemein sagen , dass das ver- mittelst schwefllichter Saure bewerkstelligfe Bleichen der mit organischen Farbstoffen behafteten Materien auf zwei wesentlich von einander verschiedenen Griinden beruht: in den meisten Fallen auf einer blossen Ver- hiillung des Pigmentes, in einigen wenigen Fallen aber auf einer wirklichen Zerstorung des Farbstoffes. 13 98 B e i 1 a g e XI. ^tt03tto rtu^ "item munbltdjeu H^ovtva^e des Herni Prof. P. Bolley iiber das Trinliwasser in London*)* Dr. Bolley hielt einen Vortrag iiber die Wasserver- haltnisse der Stadt London und iiber einige in England geltende Ansichten von den nolhwendigen Beschaffen- heiten eines guten Trinkwassers, sowie endlich iiber die dort eingefiihrten chemischen Priifungsmelhoden zur Ermittelung gewisser Bestandtheile eines siissen Wassers. Derselbe hebl hervor, dass kaum zu einer andern Zeit eine so giinstige Gelegenheit sich bieten mochte, diese Verhaltnisse kennen zu lernen als in diesem Augenblick, wo die Frage um Herbeischaffung eines bessern Trink- wassers fiir die brittische Hauptstadt von Behorden und Sachkundigen mit einem erstaunenswerthen Aufwand von *) Wegen zu spiiter Einsendung des Manuscripts konnte das- selbe nichl niehr fur das bereits gedruckte Prolokoll der allgemeinen Silzung, wo es, der eingehaltenen Form wegen, eigentlich hingehorte, benutzt werden. 99 Griindlichkeil imd Geldmitteln behandell werde. Er gibt zuerst in wenig:en Ziigen statislische Angaben iibcr die Londoner- Wasserlieferungs-Compagnien, die Quel- len , woher es bezogen wird, die Quantitaten, die An- zahl der Consumenten , die wesenllichsten mechanischen Einrichtungen , die Reinigungsmethoden, die Kosten u. s. w. Diese Thatsachen sind sammtlich, ausser der Selbst- anschauung, erhoben aus dem an das konigl. Parlament erstatteten Berichte des brittischen Gesundheitscollegiums iiber diese Angelegenheit. Es werden die in England an gutes Trinkwasser gestellten Forderungen aufgezahlt, und besonders namhaft gemacht: die Temperatur, Klar- heit, Abwesenheit organischer Materien und Weich- heit des Wassers. Namentlich wird letztere Eigenschaft aber ausfiihrlicher besprochen , weil ihr in England , zum Unterschied von andern Landern , eine bedeutend gros- sere Wichtigkeit beigelegt wird. Es wird gezeigt, wie in England die harten Wasser allgemein fiir die Gesund- heit nachtheilig gehalten werden, und wie, wenn auch nach dieser Richlung bin die Resultate der Forschung noch schwankend sind, die lechnischen Wirkungen der Anwendung barter Wasser in der Kiiche und beim Wa- schen in ihrer ganzen Schadlicbkeit hochst genau er- mittelt seien. Es gelte als ausgemachte Thatsache, dass Theeaufguss mit hartem Wasser weniger scbmackhaft sei als, unter iibrigens gleichen Umstanden, mit weicbem Wasser gefertigter. Der Verbrauch der Seife , bei Mangel an weicbem Wasser zum Waschen, sei, wie aus vielen Berechnungen hervorgehe, erstaunlich viel grosser, als da, wo weichos Wasser vorbanden sei. So gross sei diese Einwirkung harten Wassers auf den Seife verb ranch, dass bei den gegenwiirtigen WasserveJhaltnissen Lon- dons 25 % der jahrlich verbrauchten Seife niir wcgen lOQ den Wassereigeuschaflen verscliwendet werdeii miissen, eine Menge, die einem Geldbetrage von 150,000 Pt'd. Sterling entspricht. Er macht die Versammlung hauptsachlich auf eine vom Chemiker Clark angegebene Priifungsmethode fiir die sogenannte Hiirte der Trinkwasser aufmerksam, und erlauterl ihr Princijf durch Versuche. Unter Hiirte versteht man den Gehalt eines Wassers an solchen, besonders erdigen Salzen, die im Stande sind, die Seife zu zerlegen. Weil der kohlensaure Kalk und r\!agnesia durch Kochen theihveise gefallt werden, Iheilt man die Harte ein in bleibende und voriiberge- hende. Schwefelsaure Erdsalze geben also z. B. blei- bende Harte. Clark's Mittel der Priifung besteht in einer titrirten weingeisligen Seil'enlosung, die einer vor- geschriebenen Menge des Wasser allmiilig zugesetzt wird, so lange, bis nach wiederholtem Schiitteln die Seife zu schaumen beginnt. Diess ist dann erst der Fall, wenn alle die Seife zerlegenden Salze in seifensaure Salze um- gewandelt und gefallt sind. Die Seil'enlosung ist so ge- wahlt, dass einem Wassertheil desselben ein Grain solcher Salze (auf kohlensauren Kalk reducirt) entspricht. Man sagt in England : ),l)as Wasser hat 20 Grad Harte «, wenn in der Gallone — , d. i. 70,000 Grain, zwanzig Grain solcher Salze, oder besser gesagt, soviet derselben ent- halten sind , dass sie eine Wirkung anf die Seife hervor- bringen, die 20 Gran kohlensaurer Kalkerde entspricht, dass also 20 Wasserlheile der Seifenlosung gebraucht werden. Es wird hervorgehoben, dass Gegenwart von grossern Magnesiamengen, verglichen mit dem Kalk, zu einer kleinen Modilication der Probe nothigen, die darin besteht, dass man das Wasser auf die Hiilfte verdiinnen muss und rlas erhaltene Rcsultat dann verdoppelt. 101 In England seien, nach der Angabe des Vortragen- den, Seifelosung, graduirte Rohre und was zur Probe gehort, kauflich zu haben; allein alles das passe nicht, wegen der Verschiedenheit des Masses und Gewichtes fiir unsere und iiberhaupt die continentalen Verhaltnisse. Er habe vor, nach vorausgegangenen genauen experi- mentellen Ermittelungen , Hartegrad zu nennen , die Menge solche Seife zerlegenden Salze, die in einem Liter einem Centigrain koiilensaurem Kalk in ihrer zer- legenden Wirkung auf alcoholische Seifenlosung ent- spricht; also, anstatt wie in England, /7o,ooo der Wasser- menge, Vi 00,000. Es wird nun noch die Meinung wider- legt, die einige franzosische Chemiker theilen, als zer- legte der in Kohlensaure Ueberschuss geloste kohlensaure Kalk die Seife nicht, und angegeben, wie man sich eine Seifenlosung am sichersten titrire. Diess sei wenigsten fiir den Sprechenden, der sich bemiihen woUe , die Me- thode auf unser Masssystem anwendbar zu machen, am besten dadurch erreicht worden, dass er durch Ein- leiten von Kohlensaure in Kalkwasser, und gesatigt er- halten mit Kohlensaure , sich eine Normalfliissigkeit dar- stellte, die einerseits durch Abdampfen in der Platin- schale auf den Gehalt an trockner kohlensaurer Kalkerde genau gepriift wurde, und anderseits gebraucht worden, um sie mit Seifelosung zu behandeln. Die Letztere wurde nun so lange verdiinnt, bis ein Cubikcentimeter Seifenlo- sung einem Milligramm kohlensaurenKalkes entsprach ; d. h. fand man durch Abdampfen, dass in 100 Gramm = Vio Liter des Wassers 30 Milligramm kohlensaurer Kalk als Ruckstand blieb, so wurde die Seifenlosung so verdiinnt, bis von ihr eine Spur mehr als 30 Cubikcentimeter gebraucht wur- den, um beim Schutteln einen wenigstens 10 Minuten lang steheu bleibenden Schaum zu erzeugen. 102 [V. PROTOCOLLE DER SECTIOffl. -m^m^m- I. Section fiir Medicin and Chirurgie, tim 5, itii0U0t 1851. Prasident : Herr Professor Dr. W. Rau. Secretar : Herr Dr. L. Binswanger. Eingegangen sind: a) Ein Schreiben des Herrn Privatdocenten Dr. Hans Locher in Ziirich, betreffend die Gretinenangele- genheit. b) Bericht der im vorigen Jahre zu Aarau gewahl- ten Commission fiir das Irrenwesen der Schweiz, erstattet von Herrn Dr. Binswanger. c) Ein Schreiben des Herrn Dr. Ducrest in Freiburg iiber den Gretinismus und iiber Errichtung von Lei- chenhausern. d) Ein Schreiben des Herrn Dr. Lusser in Altorf iiber das Irrenwesen des Kantons Uri. 1. Das Schreiben des Herrn Dr. Locher wird ver- lesen. In demselbcn bemerkt der Herr Briefsteller, dass er nach langem Schwanken , ob er als Nichtmitglied der schweiz. naturforschenden Gesellschaft die Wahl eines 103 Berichlerstatters , von welcher er iiberdiess keine aiidcre Anzeige , als durch die offentlichen Blatter erhalten habe, annehmen Oder ablehnen soUe , sich endlich fur ersteres entschieden, und die ihra von Herrn Dr. Meyer- Ahrens zugestellten Acten iiber den Cretinismus untersucht habe. Er habe aber gefunden , dass es zur Zeit nicht moglich sei, einen Gesammtbericht zu liefern, da jedes Ein- theilimgsprincip zu mangelhaft sei. Die ungeahnten Re- sultate der geologischen Forschung beschranken sich nur auf die unorganische Welt, geben iiber die Erscheinungen des Cretinismus keinen Aufschluss. Ebenso sei Herr Dr. Locher von einer topographischen Beschreibung abge- standen, obgleich eine solche des Herrn Dr. Meyer- Ahrens iiber einen Theil des Vaterlandes bereits exi- stire, weil ihm die hiefiir zu verwendende Zeit nicht im Verhaltnisse zu dem davon zu erwartenden Gewinn stehend erscheine. Zu einer solchen Beschreibung fehlen Spezialkarten und Spezialschilderungen eines jeden Fle- ckes, an welchem sieh der Cretinismus zeige. Wo die Literatur im Stiche lasse , da soUte der Augenschein dem Mangel abhelfen. Die topographische Beschreibung eines Kantons, mit Riicksicht auf den Cretinismus , niitze ferner darum sehr wenig, weil die natiirliche Terrain- markationshnie nicht mit der politischen Grenze zusam- men falle. Erst wenn die Berichte aus alien Kantonen vorliegen (zur Zeit fehlen diese noch aus Wallis, Aargau u. s. w.) konne man, auf gute Spezialkarten gestiitzt, von der hindernden politischen Grenze der Kantone absehen und nur von einem Cretinismus der Schweiz sprechen. Das Beste, was fur jetzt hatte geschehen konnen, ware gewesen , Ausziige aus den Berichten der einzelnen Kan- tone zu liefern, und der ))Schweizerischen Zeitschrift fiir Medicin*^ zur heftwoisen Aufnahme einzusenden. Herr 104 Dr. Locher halte aber nicht gewagt, eigenmachtig iiber das Eigenthum einer ihm fremden Gesellschaft zu ver- fiigen, darum hatte er auch dieses unterlassen und die ihm iibergebenen Papiere , faktisch iinbenutz, vor einem Monate dem Tit. Prasidium der naturforschenden Gesell- schaft eingesendet. Zum Scblusse des Schreibens driickt Herr Dr. Locher den Wimsch gegeii die Gesellschaft aus, dass der Eifer fiir das Cretinenwesen , nicht der schwarmerische , dessen Epoche voriiber , sondern der besonnene, nicht erkalten, und die Gesellschaft nicht nachlassen raoge, bis alle Kantone ihre Berichte ein- gesendet, und nicht zu ermiiden, wenn die Angelegen- heit sich auch noch Jahre lang fortschleppen sollte, bis endlich ein Gauzes zu Stande kame. Inzwischen moch- ten die eingegangenen Berichte gedruckt werden , damit das Publikum sehe, dass die Sache im Gauge sei. Wenn Niemand aus der Gesellschaft das Redactionsgeschaft iibernehmen woUe , so erklare er sich hiezu bereit, und man moge ihm die Dokumente mit der nothigen In- struction wieder zusenden. Dieses Schreiben veranlasst Herrn Dr. Giesker, seine Geschaftsfiihrung von vorigem Jahre in Schutz zu neh- men. Er verweisst auf das letztjahrige Protocoll, nach welchem Kerr Dr. Locher mit eigener Zustimmung durch Herrn Dr. Meyer-Ahrens als Nachfolger in der Bericht- erstattung iiber den Cretinismus vorgeschlagen worden sei, und die Gesellschaft diesen Vorschlag adoptirt habe. Um Berichterstatter iiber den Cretinismus sein zu kon- nen, brauche man nicht nothwendig Mitglied der Ge- sellschaft selbst zu sein, seien ja auch nicht alle Bericht- erstatter aus den einzelnen Kantonen Mitglieder der Ge- sellschaft. Wenn ein Formfehler vorliege, dass Herr Dr. Hans Locher von dem Gesellschaftsbeschlusse nicht in Kennlniss geselzt worden sei, so liege dieser an eiuem Versehen des Secretariats der naturforschenden Gesfll- schaft zu Aarau. nicht an der medicinischen Section. Auf die Sache eingehend, halte er zur Erlangung einer Uebersicht iiber die topographische Verbreitung des Cre- tinismns fiir zweckmassig, eine der vorhandenen guten Karten der Schweiz an den Stellen, wo der Gretinisraus endemisch herrsche, scharf zu zeichnen; dann konne man auch finden, ob die Behauptung Schonleins, dass der Cretinismus an der Siidseite der Berge weniger als an deren Schattenseite vorkomme, sich bestiitige. Herr Dr. Urech beantragt, das Anerbieten des Herrn Dr. Hans Locher anzunehmen und ihm dasselbe zu Terdanken. Was die Cretinenstatistik Aargau's anlange, so ware diese bereits geliefert worden , wenn nicht der damit betraute Herr Dr. Imhof inzwischen erkrankt ware. Der Kanton Aargau besitzt bereits eine solche Karte, wie sie von Herrn Dr. Giesker fiir die ganze Schwei/ gewiinscht werde, und aus dieser sei ersichtlich, dass die Siidseite der Berge — und gerade der Siiden des Jura — von Cretinen besonders heimgesucht sei. Herr Professor Locher-Balber erklart , als ehemaliger Prasident des Comites iiber die Cretinenangelegenheit, die Arbeit des Herrn Dr. Meyer-Ahrens iiber diesen Gegen- stand als eine ausgezeichnete, und man hatte keinen Grund, diesem Manne die weitere Fiihrung der Geschiil'te zu entziehen. Es herrsche hier offenbar ein Missver- stiindniss : Herr Dr. Meyer-Ahrens woUte nicht die Leilung, sondern nur die Berichterstattung an Herrn Dr. Hans Lo- cher abgeben, und diess sei sehr am Platzc, da man jiingeren Mjinnern solche miihevoUe Arbeiten iiber- tragen solle. Herr Prasident Dr. Jenny: Der Formfehler sei wie- 14 106 dcr fi;iit zu niachen; or stolle den Antrag, beide Herren: den Herrn Dr. Meyer-Ahrens und Herrn Dr. Hans Locher einzuladen, sie mochten sich gemeinsam niit der Cre- tinenangelegenheit befassen. Namentlich sollen dieselben an die mit ihren Berichton noch inimer im Riickstande befindlichen Kantone nocbmals Rechargen ergehen lassen, damit endlich im nachsten Jahre ein Generalbericht der Gesellschaft vorgelej^t warden konne. Dieser Antrag wird von der Gesellschaft genehmigt luid dann einstiinmig beschlossen, es solle durch das Secretariat der naturforschenden Gesellschaft dem Herrn Dr. Hans Locher der Dank fiir seine bisherige Bemiihung ausgesprochen werden. 2. Das Schreiben des Herrn Dr. Ducrest in Freiburg wird im Auszuge verlesen. Nach Besprechimg der Aetio- logie des Cretinismus schlagt er der naturforschenden Gesellschaft vor, die Regierungen der Kantone einzula- den , durch die Gesetzgebung , durch Geistliche und Er- zieher dahin zu wirken: 1 ) Dass der Trunksuchl , als ergiebiger Quelle des er- orbten Cretinismus, soviel moglich gesteuert werde. 2) Dass in den Thiilern, wo der Cretinismus herrsche, die Gebiiudc moglichst hoch und gegen die Mit- tagssoite errichtet wiirden. Gelegentlich bemerkt der Herr Briefsteller, dass noch immer die Fiille einer zu friihen Beerdigung gar nicht selten vorkamen, und die vaterliindischen Blatter noch sehr oft solche traurige Ereignisse zu melden batten. Darum driicke er den Wunsch aus, die verehrliche Ge- sellschaft woUe auf gleichem Wege durch Schreiben an die Kantonsregierungen aufmuntern : 1 ) [iass die Beerdigung Verstorbenor nur nach gesetzlidi 107 vorgcnommener Todtenschau (lurch lilxpertosi gc- schehen konne. 2) Dass in den Friedhofen Leichenhauser errichtet werden mogen, iihnlich wie in Deutschland. Das Schreiben wird den Acten iiber die Crelinenan- gelegenheit beigelegt, damit die Commission hievon ge- eignete Notiz nehnien konne. 3. Das im Auszug verlesene Schreiben des Herrn Dr. Lusser iiber das Irrenwesen des Kantons I ri Avan- dert an die Commission fiir die Irrenangelegenheit. ^. Der Secretar tragi den Bericht der irreniirztli- chen Commission vor. (Siehe Beiiage.) Der Herr Prasident glaubt, dass, da der Gegenstand noch nicht erschopft sei, man ihn heule noch nicht zur Verhandlung bringeu soUe. Dagegen spricht lierr Dr. Giesker; er beantragt, den Bericht, wenn er sich auch noch nicht iiber die ganze Schweiz erstrecke, schon jetzt drucken zu lassen, urn die noch ausstehenden Kan- tone zur Einsendung aufzumuntern. Herr Dr. Bertschinger wiinscht, dass der Couimission der Dank der Gesellschaft fiir ihre muhevolle Arbeit ausgedruckt und dieselbe zur Fortsetzung der Arbeilen wieder bestellt werde. Herr Dr. Urech, IMitgiied der Commission, erklart, dass er dem Berichterstalter, Herrn Dr. Binswanger, zu fern wohne, als dass er sich mit Nutzen an der Arbeit hiitte niiher belheiligen konnen. Auch das dritle Mit- glied, Herr Dr. Amman, sei der Arbeit fremd geblie- ben. Er wiuische, dass ein dem Thurgau niiher woh- nendes Mitglied fiir ihn in die Commission eintrele, und schlagt hiezu den Direktor der St. Galler Heil- und Pflegeanstalt auf St. Pirminsberg: Herrn Dr. Ellinger, \or. H«Tr \\\\ Kllinger isl drr Ansic hi , dass die Kill- 108 feruuhg keinen Grund ziim Austritle des Herrn Dr. Urech abgebe. St. Pirminsberg sei Miinslerlingen nicht naher als Konigsfelden. Er halte iibrigens, nach Anhorung des diesjahrigen Berichts der Commission , aus welchem man ersehen konne, dass in der Schweiz durchschnitt- lich auf 500 Seelen ein Geisteskranker komme, fiir welche im Allgemeinen bis jelzt noch so wenig gesche- hen sei, die Angelegenheit so weit gediehen, dass man jetzl schon Antriige iiber das Irrenwesen stellen diirfe, und will, dass dieses durch die Schweizerische Natur- forschende Gesellschaft an die Regierungen der einzelnen Kantone geschehe, was dem Gegenstande eine bedeu- tende moralische Kraft und Nachdruck verleihen wiirde. Der Antrag selbst moge dahin zielen, dass immer meh- rere benachbarte Kantone zu einem Concordate zusam- menlreten mogeu , theils um eine schon bestehende offentliche Irrenanstalt gemeinsam beniitzen zu konnen, theils zur Griindung neuer gemeinsamer Anstalten. — Herr Prof. Locher-Balber wiinscht, dass fiir's erste ein kurzes Resume des Berichtes der Commission den dies- jahrigen Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft einverleibt , der Bericht selbst aber in extenso in der )^Schweizerischen Zeitschrift fiir Medicin^^ abgedruckt werden moge. Der von Herrn Dr. EUinger gestellte Antrag moge durch die naturforschende Gesellschaft nicht an (lie Kantonsregierungen, sondern an deren Sanitatsbe- borden gerichtet werden, damit Letztere ihn ihren resp. Regierungen empfehlen mochten, was der Sache for- derlicher ware. Herr Dr. Rahn-Escher ist mit letzterem Antrage einverstauden. Herr Dr. Binswanger erinnert, dass nach dem Wun- sche der Schweiz. Gemeinniitzigen Gesellschaft, welche den Gegenstand unserer Gesellschaft empfohlen habe. 109 die irrenUrztliche Commission zur Motivirung ihrer An- triige einen umfassenden raissonnirenden Bericht als Er- gebniss ihres Untersuchs noch zu liefern und der Oeffent- lichkeit zu iibergeben habe, daher moge der heulige vorlaudge Antrag nur als das dringendste Poslulat be- trachtet und adoptirt werden; der neu zu waiilenden irrenarztlichen Commission aber moge Herr Dr. Urech erhalten und dieselbe durch eine neue Kraft, in der Person des Herrn Dr. Ellinger, verstarkt werden. Der Antrag des Herrn Dr. Ellinger, modificirt durch die genannten Unterantrage , wird zum Beschlusse er- hoben und die Formulirung dem Biireau iibertragen. (Siehe ProtocoU d. allgem. Sitzungen, pag. 31.) Die irrenarztliche Commission wird neu bestatigt und durch die Wahl des Herrn Dr. Ellinger erweitert. 5. Herr Dr. Elmer halt einen humoristischen, durch originelle Bemerkungen gewiirzten, Vortrag tiber die Arzoeimittel im AUgemeinen. 6. Herr Prasident Dr. Bau zeigt einen von ihm con- slruirten Apparat, zur Anwendung der Kohlensaure bei Gehorkrankheiten, vor. Er demonstrirt die Zusammen- setzung und die Vortheile dieses Apparats, wodurch verhiitet werde, dass ein Theil der Kohlensaure, wie diess bei andern Apparaten der Fall sei , absorbirt werde Oder unbenutzt entweiche. 7. Herr Dr. Christof Streiff theilt seine Beobach- tungen iiber die Wirkungen des Stachelbergerbades von den Jahren 1847—50 mit. 8. Herr Dr. Emil Miiller aus Winterthur ret'erirt iiber seine Arbeit : ))Ueber Associationsgruppen und Mit- bewegungen der willkiihrlichen Muskeln;^^ er beschrankt sich, bei der Kiirze der Zeit, die wichtigsteu Muskel- 3ssociationcn einzelner Korperpartieen (der oberen und 110 der imleren Exlremitaten mid des Rumples) iiud dersd- ben unter einander zu Associationen liber den ganzeu Ktirper bin darzustellen. (Siebe Beilage.) 9. Endlicb tbeilt Ilerr Dr. Giesker die cbemiscbe Analyse der Incrustation eines bereits in der vorjabrigen Versammlung zu Aarau (Siebe Jabresverbdlg. v. J. 1850, pag. 68.) bcsprocbenen, durcb langeres Vcrweilen in der Nase eines Menscben also gewordenen , Kirscbkernes mit. Dieselbe riibrt von Nicolet ber, und ist ini Bul- letin de la societe des sciences naturelles de Neucbatel, Tom. II, pag. 144, allwo aucb die betreffende Kranken- gescbicbte erziiblt ist, entbalten. Hiernach besteht das Concrement aus: Thieriscber Materie in Wasser loslicb . . 3, 75 Tbieriscber Materie in Aetber loslicb . . 1, 25 Scbwarzes Pulver (unloslicb in Wasser, Alko- bol, Aetber und verdiinnten Sauren) (Scbnupftabak ?) 7, 50 Pbospborsauren Kalk 85, 00 Koblensauren Kalk 2, 50 100, 00 Herr Dr. Herrmann Meyer in Ziiricb, der briellich, im Auftrage des Herrn Direktors der anatomiscben An- stalt in Ziiricb, fiir das Gescbenk dankt, bemerkt biezu: ),Wenn aucb Falle, in welcben fremde Korper, in der Nase lange verweilend, incrustirt worden sind, scbon ofters beobachtet wurden , so sind dieselbeu docb selten genug, um ein Exemplar eines solcben Korpers in einer Sammlung hocbst willkomraen zu heissen, namentlicb, wenn der Werth eines solcben Stiickes , wie in dem vor- liegenden Falle, durcb bedeutende Griisse der Concre- tion noch wesentlich erhobt wird.^^ Ill BEILAGEN ZUM PROTOCOLL der medicinischen Section. ^®m A. Berichl iiber das Irreiiweseii der Schweiz ; der Sch^veizerischen Natnrforscherver- sammliing zii Glariis erstattel von ^nxn Dr. Wiwmm^ix, HerrPriisidentl HochgeehrteHerrenl Die medicinische Section unserer Gesellschaft hat bei der vorjahrigen Versammlung: in Aaraii die Unterzeich- neten zu einer vorberathenden Commission in genannter Angelegenheit erwiihlt. Wir entledigen uns dieses ehren- den Auftrags , so viel es an uns iiegt, wie Sie aus Fol- gendem geneigtest ersehen mochten. Angeregt durch die verdienstvolle Schrift des Herrn J. M. Hungerbiihler, Regierungsraths in St. Gallen: „Ueber das offentliche Irrenwesen der Schweiz« vom Jahre 1846, und auf dessen Antrag, hatte die Schweizerische Gemein- niitzige (icsellschafl ini gloichen .lalire beschlossen: ,,Es 112 habe die Directionscommission das Offentliclie Irreuwe- sen im Vaterlande in einer geeigneten Zuschrift an das Generalsecretariat der Schweizerischen Nalurforschenden Gesellschaft, zn Handen derselben, in doni Sinne drin- gend zu empfehlen, dass vorlaufig: 1) Im Schosse derselben eine irrenarztlichc Section gebildet, und diese zuniichst mit Behandlung der Irrenangelegenheit beauftragt werde. 2) Dass diese Section, um zu moglichst genauen Er- gebnissen iiber den Stand und Zustand der Irren in den einzelnen Kantonen zu gelangen , nach einem gleichformigen Schema entsprechende Fra- gen iiber die Geisteskrankheiten in pathologischer, cetiologischer , therapeutiseher und statistischer Eeziehung mit moglichster Klarbeit und Einfach- heit entwerfe und auf passende Weise fiir deren Beantwortung sorge; 3: Dass einzelne Mitglieder und Freunde der Psy- chiatric genaue Monographien iiber den Zustand der jetzigen Anstalten in den Kantonen, in welchen die Geisteskranken versorgt werden, iiber die Be- handlung der Patienten, iiber die Sonderung der Heil- baren von den Unheilbaren, iiber die Heilmethode und Heilmittel, iiber die Vcrpflegung und deren Kosten, iiber die Lage und Beschaffenheit der Gebaulichkeiten , iiber die Leitung und Aufsicht, iiber das Wartpersonal, die Besoldungen u. s. w. liefern, und dass endlich A) Die Ergebnisse des also gepflogenen , umfassenden Untersuchs in einem erschopfenden, raissonnirenden Berichte iiber das Irrenwesen in der Schweiz , ver- bunden mit geeigneten Reformyorschlagen, gc- druckt und der Oefl'enllichkeit iiberffeben werden. 113 Dieser sehr sach - and zeitgemasse Beschluss der Schweiz. Gemeinniitzigen Gesellschaft ruble 4 Jahre lang ira Archive dieser Gesellschaft, bis endlicb im Jahr 1850 eine neue in Function getretene Directionscommission sich mit einem Schreiben an das Tit. Prasidium unserer Gesellschaft in Aarau wendete und den hier angefuhr- len Antrag gesuchsweisc einreichte. Wie aus den vorjahrigen Verhandlungen unserer Ge- sellschaft hervorgeht, wanderte dieses Schreiben an die inedicinische Section. Nachdem diese, in ihrer Sitzung voni 6. August, dem Gegenstande ihr grossteslnteresse gewidmet, wurde, eingedenk der Erfahrungen , welche die Gesell- schaft beziiglich der Cretinenangelegenheit gemacht, fiir rathsam geftmden, erst eine vorberathende Commission zu ernennen, um zu erforschen, welches Interesse die Sani- tiitsbehorden der einzelnen Kantone nehmen, und wel- chen Beistand sie diesem Gegenstande gewahren wiirden. Nachdem der Beschluss der medicinischen Section in der dritten allgemeinen Sitzung \on der Gesellschaft ge- nehmigt worden, traten die drei hieftir ernannten Mit- glieder noch in Aarau zu einer Berathung zusammen. Wir glaubten unserem Auftrage am besten dadurch nach- zukommen, dass wir uns in einem Kreisschreiben an die Sanitatsbehorden der Kantone , nach Mittheilung des Gesellschaftsbeschlusses , mit dem Ersuchen wendeten, folgende drei Fragen, je nach den bestehenden Verhalt- nissen, beantworten zu wollen: 1) Welches ist beilaufig die durchschnittliche Zahl der Geisteskranken im Yerhaltnisse zur Einwohnerzahl des Kantons? '2) Erfreuen sich diese einer geordneten Behandlung in bereits bestehenden offentlichen und privaten 1^ 114 Irrenheil- und Pfleganstallen oder nicht? — Werden die Geisteskranken in einem allgemeinen Hospitale untergebracht, oder miissen sie bei Hause ver- sorgt werden? — Geht der Zug der verraoglichen Geisteskranken ins Ausland oder in die Anstalten benachbarter Kanlone? — Geht die Behorde da- mit um, eine Anstalt zu errichten, oder eine be- stehende zu erweitern? 3) Wie sind die kantonalen und privaten Anstalten beschaffen in Bezug auf Bauart, Geraumigkeit, Lage und Umgebung? — Welches ist die durchschnitt- liche Zahl der in der Anstalt behandelten Irren? — Ist die Anstalt Heil- oder Pflegeanstalt oder bei- des? — Welches ist die artzliche und die okono- mische Leitung, welches die Verpflegungstaxe ? — Die Schriftfiihrung wurde dem Commissionsmitgiiede : Dr. Binswanger, iibertragen. Bis zu Ende Mai d. J. wa- ren Antwortsschreiben eingelaufen ( chronologisch ge- ordnet) aus den Kantonen Glarus , Neuenburg, Solothurn, Graubunden, St. Gallen , Waadt. Freiburg, Nidwalden, Luzern und Bern. Hiezu kommen Aargau und Thurgau, iur welche Kantone die Commissionsmitglieder die Be- richterstattung iibernommen ; im Ganzen also aus zwolf Kantonen. Bei einer zweiten Berathung in Miinsterlingen, zu Ende Mai d. J. , wurde das eingegangene Material un- tersucht, und die erfreuliche Beraerkung gemacht, dass die eingelaufenen Berichte wesentlich zur Losung un- serer Aufgabe beitragen, und dass die Tit. Sanitatsbe- horden genannter Kantone grosstentheils sich alie Miihe gegeben, genaue statistische Untersuchungen und Nach- richten iiber das Irrenwesen ihrer resp. Kantone zu lie- fern. Neuenburg hatte iiberdiess die grosse Giite, die 115 prachlvoll lithographirteii sechs Ansichten des )>Maison de Sante de PvMarg'icv, Paris 1849^ die hier beiliegen, der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft als Geschenk zu iibermachen. Dess-leichen sandte St. Gal- len zu dem gediegenen Berichte drei Broschiiren, die Vn- stalt St. Pirminsberg: betreffend, als Geschenk fur die Bibhothek der Gesellschaft ein. So erfreulich nun auch die Theilnahne g-enannter Kantone war, so durften wir nicht vergessen, dass un- sere Au%abe bisher erst zur Hiilftc gelost war, da zur Zeit noch die Berichte aus der andern Halfte der Kan- lone mangelten. Es wurde beschlossen, die let/tern durch ein neues Schreiben zur Unterstiitzung aufzmuun- tern. Insbesondere lag- daran, wenigstens eine Irren- statistik des gesammten Valerlandes zu erlangen Um nun den noch ausstehenden Kantonen dieses Geschaft im Smne der bereitseingelaufenen Berichte, zu erleich- tern haben wir, das vorhandene Material benutzend ein gleichformiges Schema fur alle Kantone entworfen • labelle A: fur Aufnahme der Irren in den einzelnen Bez.rken; Tabelle B: Zusammenstellung der Irren des Kantons durch die Sanitatsbehorden -, und dieselben mil dem Ersuchen abgesendet, dass die Statistik wo moe- hch noch bis Ende des Monats Juli d. J. aufgenommen, und Tabelle B ausgefullt an den Schriftfiihrer ein^^e- sendet werden mochte. Wenn jedoch dieser Termin'zu kurz erschemen sollte, so mochte gleichwohl die Irren- zahlung emstweilen eingeleitet werden, da zweifelsohne die naturforschende Gesellschaft auch fernerhin dem Ge- genstande alle Aufmerksamkeit schenken werde. Aufd^sesneue Circular sandte Nidwalden sehr bald d.e rabello B mit der erbetenen Statistik ein. Frei- 116 burg und Luzern versprachen dieselben baldmoglichst auszufiihren. Ebenso sandte Schwyz eine allgemeine Stalistik; von Uri lief eine solche wahrend der Sitzung ein. So liegen nunmehr die Berichte aus 13 Kantonen uns vor , aus welchen wir der Kiirze halber die Haupt- resultate in folgender Tabelle zusammenstellen. Wir lassen dabei die einfachste chronologische Ordnung, nach dem Eintreffen der Berichte, walten: 117 Mit diesem wollten wir Ihnen Kenntniss geben, wie vvir uiisere Aufgabe erfasst haben, und wie weit wir dieselbe zu losen im Stande waren. Leider fehlen nodi 8 Ringe in unserer Kette ; es sind diess die annoch aus- stehenden Berichte iiber die Leistungen der Kantone Zurich, Genf und Basel, die schon Irrenanstalten be- sitzen, und iiber das Bestreben der Kantone Appenzell, Schaffhausen , Tessin und AVallis, entweder selbstandige Anstalten zu erlangen, oder sich an schon bestehende anzuschliessen. Moge die ueue von Ihnen zu wahlende irrenarzt- liche Commission so gliicklich sein, Ihnen im kommen- den Jahre ein Ganzes vorlegen zu konnen. Hoffen wir, dass, da einmal gliicklich begonnen, die Sache auch gliicklich zu Ende gefiihrt werde ; und moge diese Com- mission das Irrenwesen des Vaterlandes ibrem sorgfal- tigen Studium unterziehen, das bisher vernachlassigte Gesammtinteresse der schweizerischen Psychiatric zur wissenschaftlichen Geltung bringen, und der Segen die- ses Unternehmens iiber alle Gauen des Vaterlandes, be- sonders jene , die einer schiitzenden Staatsfiirsorge ihrer ungliicklichen , geisteskranken Mitbiirger noch entbeh- ren, sich verbreiten! — Mit vorziiglicher Hochachtung ttatn£n0 Ir^r C0mmt00t0n, Der Schriftfiihrer : Dr. L. BiNSWANGER, Vorstand der Thurgauer Heil- und Pflegeauslall Munsterlingen. Munsterlingen , den 1. August 1851. 118 B. Ueber Associationsgriippeii uiid Mitbewe- gimgeii willkiihrlicher Muskeln. (Im Auszuge mitgetheilt von Emiel Muller, Arzl und Turnlehrer in Winterthur.) Die nachfolgenden Mittheilungen iiber Associationen im Bereiche der willkiihrlichen Muskeln , besonders der Extremitaten und des Rumpfes des Menschen, sind das Resultat vielfaltiger Beobachtungen beim Turnen. Die neuere Physiologie hat bereils gewisse Associa- lionsgruppen , z. B, der Athemmuskeln , der Bauchpresse u. s. w. festgesetzt; sie hat audi von Mitbewegungen gesprochen, jedoch ohne bestiiifmtere Gesetze aufzu- stellen. Sie hat den Grund dieser Erscheinungen , wie der Mitempfindungen und Reflexerscheinungen, in die Querleitung der Nerven in den Centralorganen und in eine bestimmtc anatomische und mechanische Organi- sation und Gliederung der Nervencentren verlegt. Diese Untersuchungen sollen weitere Associationsgruppen fest- stelien. Bei den Associationen ist iiberall zu unterscheiden zwischen der Associati onsbewegung (im engcrn Sinne), die als vereinigte Wirkung alter Muskeln cntsteht, die zur Vollziehung einer intendirten Bewegung beitragcn, und zwischen dor a s s o c i i r t c n oder M i I b c w e g u n g , 119 als einem Ueberspringen der zunachst fiir ein Gelenk intendirten Bewegung aiich auf benachbarte Gelenke, ohne dass die Intention vorhanden gewesen ware , auch I, ^390mtimm ttn obevm (ittvtmxtaUn, i. Associationsbewegung alter zu einer Bewegung moglicherweise beitragenden Muslieln. Bekanntlicli tre- ten ja zu jeder einzelnen Bewegung eines Geienkes zwei Oder nocti mehr Muskeln zusammen, die meist auch anatomisch nach der Vorder- oder Riickseite geschieden sind: die Antagonisten. Selten associiren sich einzelne Antagonisten : Abduction und Adduction der Hand. 2. Association der Muskelgruppen benachbarter Ge- lenke zur gleicharmigen Mitbewegung der Flexion oder Extension zwischen Ellenbogen-, Hand- und Fingerge- lenken und zwischen Hand - und Fingergelenken. Diese Mitbewegung erfolgt nur von oben nach unten, abcr hier sehr constant. 3. Flexion des Vorderarmes mit leichter Pronation als Mitbewegung, Extension mit Supination. 4. Adduction der Hand (Richtung gegen die Radial- seite) mit leichter Flexion des Vorderarmes, Abduction der Hand mit Extension desselben als Mitbewegung — eine Mitbewegung von unten nach oben. 5. Mitbewegungen der Rotatoren des Oberarmes nach innen und der Pronatoren, der Rotatoren nach aussen und der Supinatoren, — von oben nach unten und von unten nach oben sich auslosend. 6. Hebcbewegungen des Oberarmes nach vorn ha- ben als associirte Bewegung Flexion des Vorderarmes, Hebcbewegungen nach hinten Extension. Dahin gehoren die Pondolschwingungen der Arme beim Gehen. 120 7 Abduction des Oberarmes und Extension des Vorderarmes, Adduction des Oberarmes und Flexion des Vorderarmes sind haufige associirte Bewegungen, namentlich deutlich von unten nach oben, wenn m ir- gend welcher Abductionslage Flexion und Extension vor- genommen wird. 8 Feststellung des Schulterblattes als associirte Be- wegung von unten nach oben bei jeder starkern Arm- bewegung. Es stehen somit im AUgemeinen in naherer Bezie- hun- die Flexion, Pronation des Vorderarmes , die Vor- wartshebung, Adduction und Rotation nach innen des Oberarmes ; Muskeln der Vorderseite des Armes und des Schulterblattes, und hinwieder die Extension, Su- pination, Abduction, Ruckwartshebung und Rotation nach aussen; Muskeln der Ruckseite des Armes und des Schuterblattes. 9 Svmmetrische Association. Sie zeigt sich nicht solten, obgleich die Arme darin von alien Korpertheilen den freiesten Spielraum haben. Die Bewegungen des oberen Giirtels erfolgen leichter in Association als in Dissociation. Es ist schwierig, mit beiden Extremitaten gleichzeitig entgegengesetzte Bewegungen auszufuhren; iede Kraftentwicklung erfordernde Bewegung eines Armes ruft im freien Arme wenigstens einc allgememe Muskelspannung hervor. II. as0octtttionen rftt nnieten (Btttmxtaten. Es sind wesentlich dieselben wie die oberen Extre- mitaten. 1. Associationsbewegung alter zu e i n e r Bewegung moglicherweise beitragenden Muskeln. 121 2. Association der Muskelgruppen benachbarter Ge- lenke zu gleichnamiger Mitbewegung der Flexion oder Extension, zwischen Knic-, Fuss- und Zehengelenk und zwischen Fuss -und Zehengelenk, nur muss hiebei die sogenannte Beugung des Fusses als Streckung, Erhe- bung, die Streckung des Fusses als Beugung, Senkung gerechuet werden. 3. rsicht ganz selten treten zur Streckung des Kniees Adduction des Fusses, bisweilen mil Rotation desselben nach innen ; zur Beugung des Kniees, Gerad- stellung des Fusses und leichte Rotation des Kniees nach innen. 4. Sehr ausgesprochene Mitbewegungen von oben nach unten und umgekehrt sind wieder : Rotation des Schenkels nach innen und Adduction des Fusses ; Rota- tion nach aussen und Abduction des Fusses. 1st aber das Knie gebeugt, so verbinden sich Rotation nach in- nen mit Drehung des Kniees nach innen und Adduction des Schenkels, und Rotation nach aussen mit Drehung des Kniees nach aussen und Abduction des Schenkels. 5. Abduction und Adduction des Schenkels erfolgt gewohnlich ohne Mitbewegungen; war jedoch bei begin- nender Abduction der Unterschenkel gebogen , so asso- ciirt sich sehr leicht die Strekung desselben, und wird bei beginnender Adduction der Unterschenkel gebogen, so hebt sich gleichzeitig der Oberschenkel leicht nach vorn. 6. Hebung des Oberschenkels nach vorn hat als Mitbewegung Streckung des Unterschenkels und Erhe- bung des Fusses, jedoch bleibt leicht eine kleine Beu- gung des Kniees zuriick; und Streckung oder Hebung des Oberschenkels nach hinten hat Beugung des Unter- schenkels und Senkung des Fusses , jedoch bleibt leicht 16 122 eine kleine Hebung des Oberschenkels nach vorn zii- riick. Diese Milbewegungen erfolgen von oben nach unten uod umgekehrt. Die verschiedene Thatigkeit der Beine bei der Geh- und Laufbewegung entspricht die- sen Combinationen. 7. Eigentliche Beugung des Oberschenkels hat als Mitbewegung Beugung des Kniees , mOglichste Strekung des Schenkels aber Streckung des Kniees. Im Allgemeinen also verbinden sich Muskeln der Vor- derseite als Strecker des Unterschenkels, Heber des Ober- schenkels nach vorn, Adductoren und Rotatoren nach innen des Schenkels, und dagegen Muskeln der Ruck- seite ; alle Antagonisten der ersteren. Durch alles hin- durch aber zeigt sich als sehr ausgesprochene Associa- tion Flexion von Ober - und Unterschenkel und deren Extension. 8. Symmetrische Association; ganz wie bei den Ar- men , nur dass das Dissociationsvermogen der Beine viel geringer ist. III. ^SBociationtn ties 1ilumpff«. Bald als Associationsbev^egung, bald als Mitbewegung verbinden sich alle Muskeln der Vorderseite zur Beu- gung, alle der Riickseite zur Streckung, alle nur einer seitlichen Halfte zur Seitbiegung, und endlich alle Ro- tatoren zur Rotation des Rumpfes. Kopf und Halstheil sind noch am freiesten, treten jedoch meist und bei jeder starkern Bewegung mit dem iibrigen Rumpfe in Association. IV. ^Bsadatimen iet ^ttttmitaUn nnit its l!lumpfe0. 1. Associationsbewegung zu grossern Gruppen, die gleichzeitig Rumpf, obere und untere Extreniitaten in 123 gleicharliger Bewegung urafassen iind durch Ausschei- dung aUer Muskeln derselben in vordere, hintere und seitliche die Auslosung der Vorwarts - , Riici^warts - und Seitwartsbewegung vermitteln. Den Impuls gibt eine aUgemeine und einfache WiUensvorstellung; die Bewe- gung, so zusammengesetzt sie ist, erfolgt auf einen Guss. Dahin gchoren : das Vor- und Riickschwingen .mHangen Oder Stiifzen; das Ziehen, eine Kombination aUer Flexoren und Muskeln der Vorderseite ; das Stossen Kombination aller Extensoren und Muskeln der Riick- seite; der Sprung vorwarts oder riickwarts ; die Geh- bewegung vorwarts oder ruckwarts. Bei der Seitwarts- bewegung verbinden sich die Abductoren der Extremi- taten mit der entsprechenden Seite der Rumpfmuskeln. 2. Mitbewegungen zwischen oberen und unteren Ex- tremitaten, als Auslosung der gleichnamigen und gleich- artigen Bewegung von der einen auf die andere, nament- lich als gleichzeitige Beugung oder Streckung, oder Ab- duction Oder Adduction. Sie gehoren zu den constan- testen und regelmassigsten. Bei ktinstlichen Armbewe- gungen im Hangen oder Stiitzen reflectirt stets genau die Armbewegung auf die entsprechenden Beine, so besonders auch in den Hiipf- oder Zuckbewegungen. Jeder gebogenen Armstellung eutsprechen gebogene jeder gestreckten Armstellung gestreckte Beine; gehen die' Arme aus einer SteUung in die andere iiber, so bewe- gen sich die Beine in genau entsprechender Weise mit. 3. Mitbewegungen zwischen Rumpf und Extremi- mitaten als Vereinigung entweder vorderer oder hin- terer Muskelgruppen , jedoch auch in Verbindung mit dem Gesetze der gleicharligen Bewegung oberer und unterer Extremitaten. Diese streifen naturlich alle an die oben angofiihrlen Asso(•iationsbo^^egunoen /u ..nis- 124 sern Gruppeii. Aus dem natiirliclien Leben sind die Bewegungsarten : der Sprung, das Gehen und Laufen, Klettern, Schwimmen zu vergleichen. Die Fortbewe- guiig geschieht durch das VViderspiel der Antagonisten. Jede grosse Antagonistengruppe zeigt ziigleich iiber den ganzen Korper Uebereinstimmung der Beweguugen der einzelnen Theile. 4. Associirte Bewegung erfolgt in der Langenrich- tung von oben nach unten und von unten nach oben, und meist auch in symmetrischer Association. Geschieht eine intendirte Bewegung einseitig rechts oder links , so ist auch die Mitbewegung einseitig. 5. Muskelgruppen, die sich gern verbinden, sind: Flexoren der Arme und Beine; ibre Extensoren; ihre Abductoren ; Adductoren der Arme und Adductoren und Heber nach vorn der Beine ; Flexoren und Adductoren der Arme mit Flexoren und Hebern nach vorn der Beine, und wieder die Antagonisten mit einander ; Extensoren und Adductoren der Arme mit Streckern der Beine ; — Muskein der Riickseite des Rumpfes mit Hebern nach hinten und Beugern der Beine , ferner mit Riickenadduc- toren der Arme ; Muskein der Vorderseite des Rumpfes mit Hebern nach vorn und Streckern der Beine, ferner mit Beugern und Brustadductoren der Arme. Bewegungen, durch Wechselwirkung der Antagoni- sten entstanden, rufen als Mitbewegung dasselbe Wider- spiel der Antagonisten (Hiipf-, Zuckbewegung). V. JJk a$$0cxittt ali^emeim MXtxsheh^anmxn^. Sie tritt besonders bei ruhiger Kraftentwicklung als gleichzeitige Anspannung aller Antagonisten, mit oder ohne Ueberwiegcnlassen einzelner Antagonistengruppen, auf. So als zweckmiissige Mitbewegung, uni benachbart<^ 125 Gelenke oder Gelenkgruppeii zu einem festeii Stiilz- punkte fiir auszufiihrende Bewegungen in ein Ganzes zu verbinden; als Associationsbewegung oder als Mit- bewegung bei jeder Muskularaction , die ein grosseres Mass von Kraft erfordert, und in dieser Form dann die friihern Associationsbewegungen und Mitbewegungen ersetzend. Das Bild der Ruhe , welches hierdurch ent- steht, ist daher nur ein scheinbares. Je grosser der Kraftaufwand und je mehr Gelenke an einer intendirten Bewegung Theil nehmen, um so weiter die Associationen in der Form der allgemeinen Muskelspannung. So kann selbst der ganze Korper in eine einzige Gruppe ver- einigt sein. VI. ^it (!^UxAi^(md)UbetDtQnn!itn. Auch sie sind Folge von Muskularthatigkeit; sind sie auch nach mechanischen Gesetzen erkliirlich und noth- wendig, so entstehen sie nicht mit Bewusstsein, sondern rein unwillkiihrlich , als instinktive Bewegungen im ei- gentlichsten Sinne. Mit den Associationsgesetzen stehen sie selten im Widerspruche ; meist bilden sie eine spe- cielle Anwendung derselben, indera sie dieselben Be- wegungsbahnen benutzen oder in denselben sich gel- tend machen. So die Pendelschwingungen der Beine beim Gehen und des Korpers beim Schwingen in den hiingenden oder stiitzenden Armenj so bei der Anord- nung der Korpertheile zur Erhaltung des Gleichgewichtes um die jeweilige Schwerpunktslinie, wenn diese durch Bewegungen verriickt wurde; und so in noch einigen Gleichgewichtsbewegungen mehr kiinstlicher Art. VII. <§4)lnss6at5e. A. Die Haufigkeit und Intensitiit der Associationen richtet sicb : 126 1) Nach der Entwicklungsperiode : je jiinger, desto leichter Mitbewegungen, je alter, desto weniger; dagegen desto mehr die allgemeine Muskelspaii- nung. 2) Nach der Contract! oiisfahigkeit der Muskeln, was man ))Kraft^^ nennt : je geringer diese , desto leich- ter Mitbcwegungen; daher bei Kindera , Schwach- lichen, beim weiblichen Geschlecht mehr Mitbc- wegungen. 3) Nach der Intensitat der Bewegung in den durch die Intention betroffenen Muskelgruppen. — Die Associationen richten sich somit nach der Starke des Reizes und dem Grade der Erregbarkeit , aber ihr eigentlicher Grund beruht im organischen Me- chanismus. B. Die Hauptgruppen des Korpers sind : Association der Beuger, der Strecker , der vorderen, der hinteren, der seitlichen Muskeln , alter Antagonisten und symmetri- sche Association, in bald engern bald weitern Kreisen. C. Die durch Mitbewegung hervorgerufene Gelenk- abweichung durchlauft einen geringern Weg, als das von der Willensintention bewegte Gelenk. D. Die Dissociation dieser natiirlichen Associationen gelingt bald, jedoch meist durch das Mittel der allge- meinen Muskelspannung. E. Der Grund zu dieser Association kann nicht in der Vertheilungsart der peripherischen Nerven gefunden werden, sondern ist, neben der Querleitung, in einer bestimmten anatomischen Construction der Centralorgane des Nervensystemes , wahrscheinlich des Riickenmarkes, zu suchen. 127 II. Section fiir Zoologie imd Botaiiik. Prasident: Herr Professor Dr. R. Schinz. Secretar: Herr Professor Dr. Perty. Von dem vorberathenden Comite isl ein Schreiben an die Section gelangt, welches verlesen wird und einige fiir die Section interessante Gegenstande betrifft, wie sich aus den Beilagen ergibt. Letztere bestehen nam- lich aus von Herrn Bremi an das Prasidium der allge- meinen schweizerischen Gesellschaft eingesendeten Ab- handlungen und zwei Schreiben von den Herren Frauen- feld und Sinoner in Wien. Zugleich werden der Section die zu haltenden Vortrage von Herrn Professor Perty von Bern und Herrn Hepp von Zurich angezeigt. Herr Professor Perty legt 17 lithochromische Tafehi vor, auf welchen mikroskopische Lebensformen der Schweiz dargestelt sind , und begleitet sie mit Bemerkun- gen liber die Beschaffenheit und Systematik dieser Ge- schopfe. Herr Professor Nageli von Ziirich macht dar- auf aufmerksam , dass die Feststellung der Begriffe von Thier und Pflanze immer eine Hauptaufgabe sei, und glaubt, dass der Besitz oder Mangel des Contractilitats- vermogens, die chcmische Beschaffenheit und das Vor- komnien freiwilliger oder unfreiwilliger Bewegung, oder 128 der ganzliche Mangel der Bewegung, eiitscheidende Kri- terien bei der BeaiUwortung der Frage , ob ein Weseii Thier Oder Pflanze sei , bildeten. Herr Professor Niigeli fiihrt zugleich an, dass die kleinste Pflanze der Pilz der Weingahrung sei, deren einzelne Zellen nur Vaooo'" im Durchmesser haben. Herr Professor Perty erwiedert, dass z. B. bei den jiingern und kleinern sogenannten Schwarrasporen von Protococcus pluviaiis einc, wenn auch schwache , Contractilitiit vorkomme ; dass ferner von den so contractilen Astasien und Euglenen sich eine ununterbrochene Bildungsreihe durch die Monaden , Vol- vocinen etc. zu Chlamydomonas und Protococcus fort- zielie; dass alien diesen Wesen, so wie den bewimperten Infusorien , Spiralbewegung, d. h. Fortbewegung unter Drehung um die Langenachse , eigen sei ; dass die Grenzen zv^ischen willkiihrlicher und automatischer Be- wegung schwer zu ziehen seien; dass manche zweifel- hafte Geschopfe in gewissen Lebensstadien eine chemi- sche Beschaffenheit ihrer Substanz zeigen, weiche sich den Proteinverbindungen der Thiere nahert oder mit ilmen iibereinstimmt; wahrend sie in andern sich mit einer starren, stickstofffreien Gellulosamembran uniklei- den etc.; dass somit die bisher aufgestellten Kriterien nicht in alien Fallen zur Unterscheidung von PHanzen und Thieren hinreichten. Herr Dr. Hepp legt eine sehr reichhaltige und schon getrocknete Sammlung von Flechten des Kantons Zurich vor, und gibt Notizen iiber ihr Vorkommen und ihre Zahlenverhaltnisse. Die von Herrn Dr. Hepp im Kanton Zurich bis jetzt nicht gefundene Cetraria islandica kommt, nach Herrn Bremi , beim Schnebelhorn vor. Herr Prof. Nageli spricht seine Anerkennung iiber die verdienstlichen Bemuhungen des Herrn Dr. Hepp aus. 129 Vou Herrn Bremi von Zurich sind vorgelegt wordcn: 1) Siebcn Bogen vom ersten Heft seiner Beitrage zur nUhern Kenntniss der schweizerischen Tnsektenfauna. 2) Bericht iiber den Erfolg der von dor schweizerischen naturforschenden Gesellschaft , bei der Versammlung in Aarau, erlassenenEinladungsschreiben an die Entomologen und Freunde der Entomologie im Vaterlande. 3) Ueber- sicbt der gegenwartig in der Schweiz vorhandenen offent- lichen und Privatsammlungen von Insekten. Herr Prof. Heer will die Bemiihungen des Herrn Bremi sehr ver- danken, macht aber auf die Unmoglichkeit aufmerksam, dass ein Entomolog allein ein Generalverzeichniss der schweizerischen Insekten abzufassen vermoge, bevor nicht die Spezialverzeichnisse der einzelnen Ordnungen und Familien voUendet seien ; und hinwcisend auf die Arbeiten Laharpe's iiber Geometra) , Ghavannes iiber Noctuelita? , Meyer's von Burgdorf eben vorgeleglc Arbeit uber Tagschmetterlinge , Charpentier's , Pic- tet's, Imhofs Leistungen und Zusagen, triigt er darauf an, dass die Section Herrn Bremi, unterVerdankung seiner verdienstlichen Bemiihungen, den Wunsch ausspreche, dass derselbe vor allem die Verzeichnissc der Dipteren, ais seiner Spezialitiit, und etwa auch der Rynchota, vol- lenden moge , welcher Antrag zum Beschluss erhoben wird und Herrn Bremi mitgetheilt werden soil. Herr Prof. Heer legt ein Verzeichniss der Pflanzen des Kantons Unterwalden von Herrn Dr. Dcschwanden in Stanz vor. Diese dankenswerthe Zusammenstellung fiihre 1072 Spezies auf. Die Flora slimme am meislen mit der von Appenzell und der Kalkregion des Kantons Glarus iiberein. Gemeinschaftlich mit Glarus habe Unter- walden: Lunaria rediviva, Pctrocallis pyrenaica, Coro- uilla Kinerus und vaginalis, Valeriana saxalilis, Hiora- 17 130 cium j?laucum, Staphylea pinnata, Evonyinus latifolia, Sedum hispanicum, Crepis monlana, Campanula rhom- boidalis, Swertia, Physalis, die Globularien , Pedicula- ris versicolor, Viele hochalpinischen Pflanzen fehlen; da- gegen sind, mil dem Getreidebau, audi die dcm Kanton Glarus fehlendeii Ackerunkrauter vorhanden ; ebenso Sumpf- und Torfpflanzen, wie manche in Glarus nicht vorkoramende Pflanzen der ebenern Schweiz. Sonst fin- den sich in Unterwalden von seltencn Pflanzen z. B. Orchis laxiflora, Listera cordata, Papaver alpinum, Eryn- gium alpinum , Saxifraga Cotyledon, Pedicularis rostrata. Herr Professor Schinz legt seine Monographie der Steinbocke mit schonen Abbildungen vor, und theilt er- liiuternde Bemerkungen iiber die verschiedenen Spe- cies mit. Herr D. Meyer von St. Gallen zeigt Schmetterlinge und verschiedene andere Korper vor, welche von Herrn Maler Hogger in St. Gallen fixirt, d. h. so prtiparirt worden waren, dass sie nicht leicht verAvischt oder in ihrer Oberflachenschicht veriindert werden konnen, so- mit Erschiitterung und Transport leicht zu ertragen ver- mogen. Herr Dr. Hepp glaubt, dass diese Priiparation durch in Aether aufgeloste SchiessbaumwoUe (CoUodium) geschehe. Eine von unbekannter Hand auf den Tisch gelegte Enveloppe enthielt eine Flechte, welche, der Aufschrift zufolge, in England einen Handelsartikel bildet. Herr Dr. Hepp erkliirt diese Flechte fiir Umbilicaria vellea. Herr Dr. Imhof von Basel theilt der Section seinen Prodromus einer Monographie von Anthrena mit. Er charakterisirt die beiden Geschlechter dieser Insek- ten, die Haarvertheilung , Fiirbung der verschiedenen Species , gibl Nolizen iiber Leben und Erscheinungs- 131 zeit, Beherberguiig des Stylops. Die Zahl der Species sei bedeutend zu reduciren, indem namentlich oft die beiden Geschlechter fiir verschiedene Species gehalten wurden. Herr Dr. Imhof will 6 — 7 Subgenera bei An- threna bilden und die von Latreille aufgestellten Ab- theilungen der bienenartigen Insekten Anthrenida? und Apiari« nicbt anerkennen, weil es Uebergange von der langen zur kurzen Zunge gebe. Herr Pfarrer Bossard legt einen Pfeifenkopf vor, in welchem sich ein Insekt, wahrscheinlich eine Maurer- biene, angebaut hat. Schliesslich werden der Section noch zwei Schreiben vorgelegt, das eine mit gedruckten Statuten begleitet von Herrn Georg Frauenfeld in Wien, Secretiir des zoo- logisch - botanischen Vereins daselbst, worin von der Griindung desselben der naturforschenden Gesellschaft der Schweiz Kenntniss gegeben und Anbahnung gegen- seitigen Verkehrs gewiinscht wird; das andere von Herrn Sinoner in Wien , welches die Begriindung einer zoolo- gischen Tauschanstalt anzeigt und von gedruckten Pro- grammen begleitet ist. Die Section findet, dass sie auf diese beiden Schreiben nicht als solche eintreten konne, sondern dieses den einzelnen Mitgliedern zu iiberlas- sen sei. 132 BEILAGEN ZUM PROTOCOLl der zooiogisch'boianischen Section. A. Bericht u])er den Erf'olg des von der schweizerischeri natui^forscbendeii Ge- sellschaft, bei ihrer Zusammeiiltnrift in Aaran, erlassenen Einladungsschreibens an die Entomologen and Freiinde der Entomologie ini Vaterlande, vou (Siehe Verhandlungen von Aarau pag.-7().j Tit! Mit lebhaftem Vergniigen erfiille ich die Pflicht, iiber den Erfolg des von Ihnen, auf meine Wiinsche bin erlassenen Einladungsschreibens an die schweizerischen Entomologen und Freunde der Entomologie Bericbt zu erstatten : denn wenn auch mehrere der bis dahin eingegangenen Beitrage manches zu wiinschen iibrig lassen, sind mir dieselben ein orfrculicher Beweis von Zulraiion, da, mil drei einzigen Ausiiahnicn, ich albn iibrigen , welche rair solche einsandten , ganz unbckannt war. Sowohl dieses freundliche Entgegenkoinmen, als der vop vielen Seiten raeinem Unternehnien ausgespro- cheiieii Beifall, siiid mir fiir die miihevolle und schwie- rige Arbeit eine wohlthuende Ermunterung. Aargau, 1 . Herr H a g n a n e r , Pfarrer in Auenstein, lieferte mir : a) EiK Verzeichniss der schweizerischen Schmetter- liRge seiner Sammlung, mil genauer Angabe ihrer Fiindorte und Erscheinungszeit. b) Zahlreiche Mitlheilungen seltener Coleopteren, Hymenopteren, Neuropteren, Hemipteren und Dipteren aus den Kantonen Wallis, Bern, Aar- gau und Appenzell. c) Brahm's Insektenkalender, mit vielen von Herrn Pfarrer eingetragenen biologischen Notizen. 2. Herr Ach. Zschokke, Pfarrer in Gontenschwyl, arbeitet noch fur mich an einem Katalog der aargaui- schen Coleopteren, mit Zusatzen sebr seltener Arten dieser Klasse aus dem Kanton Tessin. 3. Herr Urech, Pfarrer inBirrwyl, hat mir einen reichhaltigen Katalog der Lepidopteren-Fauna aus der Umgebung des Hallwylersees angefertigt, und auch solche aus dem aargauischen Jura und dem Randen beigefiigt. Seine Sammlung der iibrigen Klassen hat mich besonders mil der Fauna von Lenzburg bekannt gemacht und merkwiirdige Novitaten dargeboten. 4. Herr Bj. Bossard, Pfarrer in Mandach, hat mehrere Nachtrage zu friihern Mitlheilungen der Hy- menopteren, Hemipteren uud Arachniden des Aargaus 134 eingesandt; so wie derselbe schon seit einer Reihe Yon Jahren Ausgezeichnetes durch Beitrage an die Dipteren- Fauna geleistet hat. 5. Herr Eml. Frey, Mechanicus in Aarau, sandte ein (zweites) reichhaltiges Heft seiner Beitrage zur Kunde schweizerischer Coleopteren ein , welche derselbe haupt- sachlich in den Kantonen Biinden, Aargau und Zurich selbst beobachtet und gesammelt hat. 6. Herr J. Wullschlegel, Lehrer in Oftringen, hatte schon vor zwei Jahren einen Nomenklator der in seiner Umgebung aufgefundenen Schmetterlinge und dies Jahr sein Tagebuch eingesandt, das, neben den Synonymen und dem Fundorte, auch die Angaben der Nahrungspflanzen und viele andere biologische Notizen enthielt. Es ist eine sehr erfreuliche Wahrnehmung, dass im Aargau viel mehr intensives Leben fiir die Entomologie bliiht, als in andern Gegenden, obgleich der Aargau hierin nicht den Ruf hat. Bern. 1. Herr Dr. Greppin in Delemont sandte mir, so- bald ihm das Einladungsschreiben bekannt geworden, zwei Quartbande sehr schoner und werthvoUer Manu- scripte aus dem Nachlasse des sel. Dr. Verdat, in wel- che dieser fleissige Naturforscher die Schatze seiner vieljahrigen Beobachtungen iiber alle Gliederthiere auf- bewahrt hatte. Von einer Menge derselben sind aus- fiihrliche Beschreibungen gegeben, so wie auch von seltenen und merkwiirdigen Erscheinungcn in dieser kleinen Thierwelt. 2. Herr Med. Dr. Perty, Professor in Bern, hat 1^5 mir einen umstandlichen Bericht uber die dortige en- tomologische Universitatssammlung mitgetheilt. 3. Herr R. [Meyer-Diirr in Burgdorf iiberliess mir alle Manuscprite seiner vortrefflichen Bearbeitung der Rhynchoten, da er selbst leider die Herausgabe dieses Theils der schweizerischen Insektenfauna nicht fortsetzen will. Ferner Berichte uber den Bestand seiner eigenen reichhaltigen Insektensammlung und derjenigen von den HH. Dr. Imhof in Basel , J. Rothenbach , Lehrer in Schii- pfen, Fr. Heusser in Burgdorf und Wolfg. Anderegg in Gamsen (Wallis). 4. Herr R. Wolf, Professor in Bern, lasst sich fortwahrend und unermudlich die Herbeischaffung von Material angelegen sein. Derselbe hat mir bis dahin eingesandt : a) Literarische Notizen von seiner Hand. Fiir mich ganz besonders werthvoU, und leider bisanhin die einzigen, welche mir von der durch schweizerische Entomologen verfassten Literatur Kunde geben. b) Fine kleine Beschreibung der Insektensammlung im Stadtmuseum; von Herrn Apotheker Studer. c) Drei Quarthefte, welche den schriftlichen Nachlass von Herrn Heifer Konig iiber Entomologie bilden. d) Fin Manuscript von Meissner aus dem Gesellschafts- archiv. e) Fin Fxemplar von Fiissli's ))Verzeichniss«, mit hand- schriaiichen Bemerkungen von Professor S. Studer und Pfarrer Wyttenbach. f) Fin Katalog der Schmetterlingssammlung von Herrn Slettler. g) Bericht von der Sammlung des Herrn Obrist Miiller. 130 5. Herr P. Guillebcau in Laupen orstattete, diirch Vermitllung von Hrn. Professor Perty, Bericht von Wer- ken rranzosischer Gelelirten, in denen die neuentdeck- len Arten schvveizerischer Kafer bei^chrieben sind. 6. Herr J. Thurmann in Porrentroui, selhst zwar nicht Entomolog, erfreute mich mit der Zusicherung moglichsten Mitwirkens zur Erreichung meines Zweckes, vnd fiigle cinige enlomostatische Notizen iiber den Jura bci. 7. Herr Professor Paroz, ebendaselbst, gab, auf Anregung von Herrn Thurmann , yorliiufig einige P»eob- achlungen iiber die Schmelterlinge des Jura. Genf, 1. Herr Ls. Sordet, Staatsarchivar in Genf, eiU- warf einc Relation der daselbst existirenden Insekten- sammlungen. Ueberdiess unterstiitzt mich derselbe seit einigen Jahren eifrig durch Mittheihmg von Dipteren, welche, da sie aus der siidwesUichen Schwciz slammen, ein besonderes entomostatisches Interes.^e haben. Grauhundeiu 1. Herr G. Am stein, Med. Dr. in Luzein, er- freute mich mit einer monographischen Darstellung der vom ihm in einrgen Theilen Graubiindens beobachteten Myriapoden, Herr Major Amstein in Malans und Herr Professor Kriechbaumer in Ghur theilen mir — jener schon seit mehr als 30 Jahren, und dieser schon so lange er in Chur lebt — unausgesetzt alle Friichte ihres eifrigen Samnielns und Forschens mit. Neuenhurg, \. Herr Ls. C outer u in Neuenstad(, Kantons Bern, hat eingesandl: 137 a) Ein sehr reichhaltiges Verzeichniss der Schiiietter- linge aller Farailien, welche derselbe in seiner Um- gebung, bis auf die Hohe des Chasseral, gesam- melt hatte. bj Ein gleichfalls reichhaltiges Verzeichniss der ge- saramten Goleopteren-Sammlung des Museums in Neuenburg , in welchem alle in diesem Kanton ge- fundenen Arten angemerkt sind; es ist von Herrn C. Jeanjacquet angefertigt worden. c) Ein Katalog von neuenburgischen Dipteren; einst gesammelt und bestimmt von Herrn Godet, nun dem Museum iibergeben. d) Ein dessgleichen der Schmetterlingssammlung des Herrn Lehrer Roth in Schiipfen, Kantons Bern. 2. Durch Vermittelung von Hrn. Ls. Goulon, Sohn, ein Katalog der Hemipteren und Neuropteren des Mu- seums in Neuenburg. Ein solches iiber die Hynienop- teren ist mir ebenfalls zugesichert. Sell affh ausen, 1. Herr Dr. Stierlin ist mit Bearbeitung einer sehr griindlichen und moglichst vollstiindigen Darstel- lung der Kaferfauna seines Kantons llir mich beschaftigt. Waadt, 1. Herr Ingenieur Venetz, Sohn. Sobald dieser Ihatige Naturforscher Kunde von meinem Vorhaben er- hielt, begann derselbe mit wahrer Begeisterung mich auf alie ihm mogliche Weise zu unterstiitzen ; er setzt seine Mittheiiungen unermiidlich fort. Er hat fiir mich einen roichhalligen Katalog von Coleopleren aus den Kantonen Waadt und Wallis angefertigt und schon zwei Supplemente nachfolgen lassen. Ferner viele selJene 18 138 Goleoptcren zur kritischenUnlersuchungeingesandt,und ~ was mir besonders wichtig — ausser biologischen Bemer- kungen auch viele Melamorphosen-Objekte mitgetheilt. In dieser Beziehung steht Herr Venetz noch einzig da, und verdient um so dankbarere Anerkennung. Auch gab er mir Bericht von seiner eigenen und den Sammlun- gen von A^evey. 2. Herr Dr. dcLaHarpe in Lausanne gab Be- richt iiber die ihm bekannten ini Kanton Waadt exi- stirenden Sammlungen. Ueberdiess hal derselbe auf freundschaftliche Weise in kritischer Bestimmung von Lepidopteren wichlige Dienste geleistet. Aiis den Kantonen Appenzell, Basel, Freiburg, St. Gallen, Glarus, Luzern, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Wallis und Zug sind mir keine Beitrage eingesandt worden, obgleich ich ver- sichert bin, dass die Entomologie auch dort, wenigstens in einigen derselben, Gcinner und Freunde ziihlt, deren Naraen ich aber aus den meisten dieser Kantone nicht erfahren konnte; und da eine Zeitschrift fiir vater- landische Naturkunde uns immer noch mangelt, sind mir dieselben bis jetzt unbekannt geblieben. Die Armuth an Entomologen ist in mehreren der letz- tern Kantone um so starker zu beklagen, als dieselben gewiss bei dem Reichthum ihrer Natur eine grosse Ausbeute lie- fern wiJrden. Gliicklicher Weise sind von einigen der- selben ihre Faunen, zum Theil wenigstens, durch an- dere schweizerische Entomologen bekannt geworden. Von Basel, in dem seit langem schon ausgezeichnete Entomologen arbeiten, ist namentlich durch J. J. Hagen- bach und Dr. L. Imhof Vieles bekannt gemacht worden. Von St. Gallen hatte mir einst Herr Hartmann, Litho- graph, eine Anzahl Insekten aus der Umgebung seiner 139 Vatersladi zur Unlersiichung und Besliminung eiiige- saudt. Yon Glarus ist eiii Theil seiner B'auna durch Herrn Professor Heer mit der ausgezeichnetsten Griindlichkeit bekannt gemacht worden. In Luzern solleu, nach Be- richt von Herrn Pfarrer Schnyder in Menzberg, zwei Herren sich mit Coleopterologie beschaftigen. Aus Tessin ertheilte mir Herr Standerath Curti einige Nachricht iiber die Zucht der Seidcnraupen ; von den HH. Prof. Heer und Pfarrer Achil, Zschokke sind viele Coleoptera dort gesammelt worden. In Lri hat ebenfalls Herr Prof. Heer sehr viel beobachtet, und ich selbst auch einige Theile durchsucht. Die Schatze an seltenen und schonen Schmetterlingen des Wallis sind durch Herrn Anderegg in ganz Europa bekannt geworden , und eine Menge in- und auslandischer Insektensammler durchstreifen all- jahrlich dieses Land. Zurich, Die Namen aller der geschatzten Conner und Freunde, mit welchen ich in bestandigem personlichem Verkehr lebe , und die in immer reger Theilnahme auf die nian- nigfaltigste Weise mich in meinen Arbeiten unterstiitzen, werde ich in der Einleitung zu dem ersten Hefte mei- ner Beitrage aufzahlen. Zum Schlusse erlaube mir noch einige Bemerkungen iiber das Resullat des Einladungsschreibens. Durch Mittheikmg von Kalalogen ist meinen Wiin- schen am meisten und grosstentheils nach besten Kraften entsprochen worden; an biologischen und entomostati- schen Beobachtungen hingegen herrscht fiihlbarer Mangel, was wohl wesenthch dem Umstande zuzuschreiben ist, dass nur wenige meiner CoUegen diesem Theil der En- trmiologic ihre Aufmerksamkeit zuwonden; fiir <'nto- 140 mologische Botanik scheint der Sinn vollends ganz zu fehlen. Mittheilungen einzelner neuentdeckter oder beson- 'ders seltener Arten, durch Beschreibung oder auf an- dere Weise , sind einzig von Herrn Ingenieur Venetz eingegangen ; und, well ich jeder Zudriuglicbkeit fremd bleiben mochte, unterlasse ich einstweilen jede wei- tere Bitte in diesem Sinne, ruhig gewiirtigend, ob meine Collegen hiezu sclbst sich angeregt fiililen wcrden. Nur die Bitte mochte ich aufs Dringendste wieder- holen: mir von aller und jeder entomologischen Lite- ra(ur, die von Schweizern herstammt, gefallige Anzeige zu machen, wenn es auch nur kurze, selbststiindige oder in andern Werken eingeriickte Aufsatze oder Ab- handlungen waren. Ich wiinsche namlich die entomo- logische Fauna, nach dem im Einladungsschreiben be- zeichneten Plane, mit einem Verzeichnisse aller mir be- kannten entomologischen von Landsleuten verfassten Schriften zu versehen. Indem ich Ihnen Herr Prasident! Verehrte Herren! fiir die Zusicherung der Uebernahme einer entomolo- gischen Fauna unseres Vaterlandes, so wie alien Den- jenigen, die bisanhin durch Mittheilung von Beitragen meine Arbeit forderten, meinen verbindlichsten Dank ausspreche, und Sie ersuche, dieselbe fernerhin unterstiitzen zu woUen, darf ich auch meinerseits Sie versichern, dass ich fortwiihrend der Weiterfiihrung und Vollendung der aus Liebe zur Wisscnschaft unternom- mcnen Arbeit meine Musse und meine Krafte, so lange sie mir GoU erhalt, widmen werde. 141 B. Uebersicht der gegenwartig in der Scliweiz vorhandenen off'entlicheii iind Privat- sammhingen yon Inseklen, von ^mn J. J. ^remi-Woif *]. Obgleich die nachlolgende Darstellung der mir bis dahin bekannt gewordenen schweizerischen InseMen- sammlungen -) noch sehr unvoUstandig ist, indem die Mehrzahl der eingegangenen Berichte nur allgemein ge- halten ist, so scheint mir gleichwohl die Veroffentlichung der einslweilen bekannten - und zwar nach meiner Mei- nung m vielfacher Beziehung - niitzlich zu sein. Erstens urn uberhaupt eine allgemeinere Bekanntschaft der schwei- n Veryollstandigende Berichte uber die nachfolgend ange- fuhrten, sowie uber andere dem Verfasser gegenwarlig uoch mcht belcannten schweizerisclien Insektensammlun- ^^ gen, erbitfetsichderselbemilbesondererAngelegenheit.- "') Eine Aufzahlung der naturwissenschafdiclien Samnilungen und Vereine ini Kanton Zurich ist bereits in der 1848 mit den Verhandlungen an die Mitglieder ausgetheilten «Ge- schichle der drei ersten Jahrzehende der schweizerischen naturforschenden Gesellschafl» versuclit worden; es war der Plan, dieselbe uber alle Kantone unseres schweize- rischen Vaferlandes auszudehnen : sic isl aber soKher nichl nichr for(«pso(z( >\ordon. 142 zerischen Entomologen unler einander, besonders fiir den Taiischverkehr , zu vermitteln. Zweitens und haupt- siichlich, um den Bearbeitern von Monographien neue Quellen zu eroffnen, aus denen sie fiir die Artenkennt- niss und die geographische Verbreitung Materialien scho- pfen konnen. Drittens, um Alle zu ermuntern, ein wichtiges Hiilfsmittel zur Forderung der Wissenschaft , wie unbestritten jede wohlgeordnete und gut bestimmte Sammlung, sowolil fiir den Besitzer, als fiir Andere ist, mit regem Fleisse zu vervollkommnen , oder doch mit Sorgfalt aufzubewaliren, darnit so viele Opfer an Zeit und Miihe, voraus aber die individuellen Beobachtungen, auch spaterhin fiir Andere noch Friichte tragen. Vier- tens, um auch auswiirtigen die Schweiz bereisenden Entomologen einen Wegweiser an die Hand zu geben. Verlassen wir Schweizer das hohle, zuriicksetzende Alleinstehen , und vereinigen wir uns in lebendiger Mit- theilung und zu gemeinsinnigem Zusammenwirken , — so vermogen wir Grosses zu leisten; der besondere Reichthum der Schweizernatur wird sich erst dannzu- mal bewundernswerth entfalten. Ich gebe mich der HoiTnung bin, dass meine Colle- gen, um die eben angedeuteten Zwecke zu erreichen, mir mehr ins Einzelne eingehende Darstellungen ihrer Sammlungen mitlheilen werden. Richlige Bestimmung ist die erste Bedingung fiir wissenschaftliche Niitzlichkeit einer Sammlung. Diese Fiibigkeit ist aber nicht Jedermanus Saehe, so wenig in Beziehung auf individiieBe Gabe, als auf die nothige Musse und literarische Hiilfsmittel. Die Mehrzahl der schwcizerischen Insekteusammlungen leidet mehr oder weniger nocii an UnvoUstiindigkeit in der Bestimmung; desshalb ware <'s sehr wiiuschenswcrlli , A>enM, nach dem m Vorbild des Stettiner entomologischen Vereius, sich die Fachmanner in den verschiedenen Klasson vereinten, um den in Bestimmung ihrer Sammlungen zuriickstc- henden CoUegen nachzuhelfen. Ich habe mehrerer Sammlungen erwahnt, welche vielleicht andere Berichterstatter mit Stillschweigen iiber- gangen batten ; desswegen erlaube icb mir den Massstab zu bezeicbneu, nacb welchem icb den AVertb einer Sammlung bestinime. Es berubt dieser nicbt auf der Zabl der Arten und Stiicke einer Sammlung, sondern auf dem Grad des Fleisses im Forscben und der Beob- achtungsgabe des Sammlers. In dieser Beziebung kann die Besicbtigung einer kleinen Sammlung dem Mono- grapben mebr niitzen, als die einer grossen, besonders wenn die kleine Sammlung eine reirfl Lokalsammlung ist. Ja sogar — icb muss bei diesem Anlass darauf aufmerksam macben — wer, durch mebrere Jabre fort- gesetzt, vom Marz bis in den November einen und den- selben Baum , dieselbe kleine Waldstelle etc. durcb alle Monate fleissig untersucben, beobacbten , abschopfen und die gewonnenen Insekten separat ziisammenstecken wiirde, der gewanne dadurcb eine Sammlung, welche die Wissenscbaft viel weiter fordern wiirde, als einige Tausende von allerlei Orten zusammengetragene Insek- ten. Und zudem ist es mir angelegen, die isolirten Beobacbter und Sammler auf der Landscbaft in Verbin- dungen und Bekanntscbaft mit Andern zu bringen, da gegenseitiger Austauscb von Objekten, Beobacbtungen und Ansicbten das absolute Beforderungsmittel zur Er- weiterung von Einsicbten und Kenntnissen , wie zur Be- lebung des Fleisses und Eifers ist. Aber wie mancber junge Sammler gibt nacb weni- gen .Tabren seine Liebbaberei auf, dessen Interesse fur 144 Enlomologie lebenlang gefesselt worden ware , wenii er zum Erfasseii wissenschaftlicher Zweckc und zu eiiiein selbstdenkenden Beobachten angeleitet und ermunlerl Tvordenware, oder wenn auch nur ein Mann von Fach desselben allfallige Mittheilungen mit Theilnahme und Wiirdigung aufgenommen hatte. Wie in Zurich, wer- den auch an den iibrigen Hauptorten, an denen sich offentliche Sammlungen fmden, auch eine Anzahl sol- cher von jugendlichen Liebhabern existiren; ja selbsl an solchen Orten, an denen jene anregenden Anstalten fehlen. Wie viel konnte gewonnen werden, wenn ju- gendlichen Kraften eine aufmunternde und von der Tiln- delei zum Ernst leitende Hand geboten wiirde ! Noch grosser aber ware der Gewinn fiir die Wissenschaft, wenn, mindesteilt an den Orten, an denen sich Hoch- schulen befmden, vor Antritt der Ferien, denjenigen Studenten, welche Entomologie iiben und Alpenreisen vorhaben , von der naturforschenden Kantonalgesellschaft AuftrJige ertheilt wiirden, irgend welche Ordnung, Fa- milie oder auch nur Gattung von Alpeninsekten moglichst umfassend zu beobachten und zu sammeln und nachher der Gesellschaft das Gesammelte vorzuweisen^ und die gemachten Beobachtungen mitzutheilen. Kanton Aargau, Aarau. — 1. Oeflfentliche Sammlung (Museum). Die Insektensammlung soil nur schwach und nicht gut con- servirt sein. 2. Sammlung der Kantonsschule. Von dem ento- mologischen Theile derselben habe ich keine Kenntnisse. 3. Samlg. von Herrn Med. Dr. Th. Zschokke, Prof. Diese alle Insektenklassen umfassende Sammlung soil erst 145 im Enlstehen sein und hauptsachlich Kerfeii aus der Umgebung von Aarau enthalten ; nur imter den Goleop- teren ist eine Collectur aus Unteriigypten , Cairo und Ale- xandrien. Diesen Theil der Samnilung habe ich gese- hen; die Species derselben sind meistens bestimmt, sy- stematisch geordnet, sehr gut conservirt, elegant und reinlich in kloinen Pappkastchen mit Charnierdeckel auf- gestellt. 4. Samlg, von Hrn. All'r. Zschokke. (Bericht von Hrn. Em. Frey.) ))Schweizer Lepidopteren, nach Ociisen- heimer und Treitschke geordnet und bestimmt ; Tagfal- ler und Schwarmer nahczu voUstandig; Nachtfalter sehr zahlreich. Schone Conservation und aussere Ausstattung/*^ 5. Samlg. von Hrn. Leo Baumgarlner. ( Bericht von Hrn. Em. Frey.) „ Coleopteren ; ansehnlich an solchen aus Frankreich, besonders aus dem Elsass. Diese Collectur ist aber Hrn. Pfarrer Zschokke iibergeben.^^ 6. Samlg. von Hrn. Em. Frey, Mechanicus. Ob- gleich erst seit wenigen Jahren in der Anlage auf Co- leopteren fortgefiihrt, doch schon sehr reichhaltig, haupt- sachlich an schweizerischen aus den Kantonen Aargau, Graubiinden und Ziirich; von dem Besitzer selbst mit ausgezeichnetem Fleiss gesammelt ; theils von Europaern und Exoten in einer Auswahl der merkwiirdigslen und schonsten Arten : Amerikaner aus Brasilien ; Afri- kaner vom Cap, aus Natal und Aegypten; Asiaten aus Bengalen, und Neuhollander. Mit dieser Samnilung ist ferner diejenige des Hrn. ScheuchzeF aus Ghur, welche aus alien Klassen in 38 soliden Kastchen an 2,366 Arten Insekten aus Graubiinden , und darunter erste Sel- tenheiten, enthalt, vereinigt. Auenstein. — 7. Samlg. von Hrn. Hagnauer, Pfarrer. Gegonwartig nur noch Lepidopteren enfhal- 19 146 tend , iind zwar nur europiiische , vorzugsweise schwei- yerische. Die ungefahr 600 Species sind in einer ele- ganten Spinde mit 27 grossen, soliden, mit Glas be- deckten Srhiebkasten, nach Ochsenheimer und Treitschke geordnet und beslimmt, aufgestellt imd sehr sorgfaltig conservirt. Von den meisten Tagfaltern sind mehrere Exemplare und Varietaten aufgesteckt; jedes Exemplar fragt eine besondere , seinen Fundort bezeichnende Eti- quette. Pie Lycapniden sind in einor besonders sinn- reicben und instructiyen Weise aufgestellt: jede Reihe hat namlich nur Exemplare derselben Art, und zwar stets die Miinnchen rechts, die Weibchen links gesteckt, so dass also die Miinnchen und Weibchen aller Species unter einander zu slehen kommen, was die kritische Vergleichung ungemein leicht und klar macht. Birrwyl. — 8. Samlg, von Hrn. Urech, Pfarrer. Insekten aller Klassen; Yorzugsweise Coleopteren iiber- haupt, und von den Lepidopteren die Noctuiden. Alle sind nach Ochsenheimer und Treitschke geordnet und beslimmt, und sind in entomostatischer Beziehung von Werth, weil sie nur aargauische Arten enthalten, von denen jedoch die Microlepidopteren nur schwach ver- treten sind. Audi die Coleopteren und Dipteren ent- halten viel Interessantes, besonders aus der Gegend von Lenzburg. Die ganze Sammlung, die einstweilen 3,000 Species enthalten mag, ist wohl geordnet, sehr rein- lich und gut conservirt, und wird noch fortgesetzt. Die Schachteln, von verschiedener Grosse, sind alle mit Glas bedeckt. Gontens chwyl. — 9. Samlg. von Hrn. Ach. Zschokke, Pfarrer. Nur auf Coleopteren angelegt, von denen die deutschen Arten bei Bonn unb Berhn , die schweizerischen aber in den Kantonen Aargau (vorziiglich 147 reichhaltig vertreteii), Basellaiid, Wallis imd Tessiii ge- sammelt wordeii. Mit Geiiauigkeit sind die schweizeri- schen Arten iiach Heer's Fauna, so weit diese reicht, bestimmt. Von den Seltenheiten dieser selir schou conservirten Sammlang verdienen erwahnt zu werden : Leistus ca?ruleus , Treclms discus und eine mcrkwiir- dige Monstrositiit von Carabus monilis (von Aaraii), To- xotus Cursor, Chlffinius nigricornis, Argator nanus (vom Weissenstein) , Carabus irregularis, Pterostichus melas, Hagenbachii, picimanus (ab der Schafuiati), Polystichus fasciolatus, Sjsiphus Schafferi, Purpuricenus Kohleri (von Liestal). Diese Sammlung ist in etwa 30 kleinen, einfachen Holzkastchen, deren Inneres rein weiss ist, streng syslematisch und zierlich aufgesteckt. Lenzburg. — 10. Samig. von lirn. Hausler, Pfr. Eine kieine , aber gut unterhaltene Sammiung von Insek- ten, meist Lepidopteren aus der Umgebung- des Besitzers, der seine beschrankte Musse mehr der Beobacbtung der Raupen , als der Vergrosserung seiner Sammlung widmet. Mandacb. — 11. Samlg. von Hrn. Bossard, Pfr. Eine anfangiich aul" die gesammte Insektenfauna ange- legte , spater aber nur auf Coleopteren und Ilemipteren zuriickgefiihrte , theilweise in erstgenannter Klasse reich- baltige Sammlung, in der die Rhjnchophori vorziiglich stark vertreten sind. Sic enlhalt aus den aargauischen Gegenden von Rued und dem Jura , bei Mandacb , viel Sellenes und Merkwiirdiges ; ferner aus Biinden, und von Exoten einige Gruppen aus Pensylvanien und Man- galore. Die Beslimmung ist nur tbeilweise durcbge- fuhrt , und die Fortsetzung flndet nur gelegentlicb statt ; aber liir ihrc Erhaltung wird Sorge getragen. Die iius- sere Einricbtung der Spindc, so >vie die Construction der mit Glas bedeckten Schachtein, ist sebr gefalbg. 148 Ot'tringen. — 12. Saiulg. von Hrn. Wullschlegel, Lehrer, Eine, unter einer Masse von Berufsarbeiten, mit grossem Fleisse und Liebe angebaute Sammlung. die als Lokalsammlung noch besondern Werth hat, und allein die Lcpidopteren aufnimmt; er erzieht auch die Raupen, und fiihrt iiber den Fundort, die Nahrung, Flugzeit und anderc Deobachtungen ein Tagebuch. Wie viele Arlen diese erst heranwaehsende Sammlung ent- hiilt, ist mir nicht bekannt. Rheinach. — 13. Samlg. von Hrn. Boll, Apotheker. Erst im Stadium der Anlage, und zwar einstweilen aus- schliesslich auf Microlepidopteren, aber viel versprechend durch den Ernst im Beobchten und Erziehen , wie den Fleiss im Sammeln und die technische Sorgfalt im Con- serviren. Zofingen. — 14. Samlg. von Hrn. Frikart, Lehrer der Naturkunde, welcher zum Zv^eck seines Lehrfaches nicht eine grosse, aber instructive Insektensammlung anlegte und fortfiihrt, und durch's Beistecken von Ge- genstiinden aus der Metamorphose ihr vielen Werth gibt. Kanton Basel, Basel. — Von daher sind mir noch keine direkten Berichte eingegangen , und ist mir nur die Existenz von folgenden Sammlungen bekannt: 1. Samlg. von dem neu errichteten Museum, die sehr reichhaltig sein soil. 2. Samlg. von Hrn. Dr. Tmhof. Von dieser gab mir Hr. Meyer -Diirr von Burgdorf vor ^ Jahren folgende Notiz: ))Eine reichhaltige gut und genau determinirte Sammlung aus alien Ordnungen und aus alien Weltthei- len. Die Sammlung verrath ganz den achten Forscher, dem es einzig um die Wissenschatt /.w thun ist. Diese 149 Sammlang ist besoiiders reichhallig an Coleopteren und Hymenopteren, und enthalt eine Menge Typen von Dahlbom u. a. Autoritaten, mit denen Imhof in wissen- schaftlichem Verkehr steht/^ 3. Samlg. von Hrn. J. J. Mieg, Prof. Sehr reiche Sammlung in Coleopteren und Lepidopteren aller Welt- theile; von ersteren besonders die Familie der Ster- noxii, von welchen Hr. Mieg eine Monographic bear- beitet hat. Es befmden sich in Basel noch mehrere Sammlun- gen, von welchen Kenntniss zu haben sehr wiinschbar ware , wie z. B. diejenige der HH. Professor Meisner, Dr. Labran, Werthemann etc. Kantoji Bern, Bern. — 1. Samlg. der Hochschule in Bern; en- tomologischo Partie der zoologischen Sammlung. (Be- richt von Hr. Prof. Perty.) >,Die zoologische Sammlung unserer Hochschule wurde von mir bios fiir Unterrichts- zwecke angelegt ; bei meiner Hieherkunft war keine Spur einer solchen Sammlung vorhanden. Sowohl die Beschrankheit der Lokalitilt , als die nicht grossen linan- ziellen Mittel geboten, besonders in den obern Thier- klassen, Beriicksichtigung nur des Nothwendigsten — der Typen — ; und es konnte dieses urn so leichter geschehen, als ja durch den Besuch des Stadtmuseums Gelegenheit gegeben Avar , respeklive Liicken auszufiillen. Von An- fang her legte ich es darauf an, vorziiglich in Insek- len und Conchylien die Sammlung reicher zu gestaiten, weil bier in einem wenigcr umfangreicheu Baume und mit geringern Geldmitteln doch etwas mehr zu leisten war. Schon im Jahr 18.34 wurde eine Anzahl brasilia- iiischor Insekten, spater noch oino kloine Parlie aus 150 Yerschicdenen Laudern, 1846 meine eigene Sammluug; fiir die Hochschule aiigekauft. Diese bildet bei weitem die Hauptmasse der ganzen entomologischen Partie, indem das friilier Vorhandenc sich grosstentlieils als Doublet- ten auswies und meist wieder zam Eintausch verwendet wiirde. Gegenwartig mag diese entomologische Samm- lung wohl zwischen 11 — 12,000 Species in einigen 20,000 Exemplaren enthalten, und zwar: Coleoptera circa 6,000, Orthoptera circa 200, Neuroplera circa 150, Hymenop- tera circa 1,700, Lepidoptera circa 800 , Heniiptera circa 1,300, Diptera circa 1,200, Aptera mit Crustaceen und Arachniden (in Weingeist) circa 500; zusammen: 11,850. Den Grundstock dieser Sammlung bilden die von mir nun seit einigen 20 Jalircn in Baiern, Tyrol, Oberita- lien und der Schweiz gesammelten Articulata; durch Kauf und Tausch wurden zahlreiche Galtungen, nament- licb auslllyrien, Dalmatien, Spanien, Griechenland; ferner aus Brasilien, Nordamerika, Nordalrika, Nubien und dem Cap, aus Ostindicn, einige auch aus NeuhoUand, erworben. Es ist Grundsalz, immer nur zwei Exemplare aufzunehmen , ausgenommen wo Geschlechtsuntersciiiede und Varietiiten mehrere nothig machen. Die Aufstellung dieser Sammlung in neue, vertikal stehende Cadres, welche vor einigen Jahren begonnen wurde, beschiif- tigt mich fortwahrend. Bis jelzt sind die Schmctter- linge (verhaltnissmassig der iirmste Tiieil der Sammlung), die Orthoptera, Neuroplera, und von Kafern die Lamel- licornia, Heteromera und Cerambycina aufgestellt. Die Schwierigkeit, sich bier die so weitlaufige und kostbare Lileratar zu verschaffen, tragi hauptsiichlich die Schuld, dass manche Ordnungen und Familien noch geraume Zeit im provisorischeu Zustande bleibcii miissen. Es sind in dieser Sammlung, ^volcbe an auslandiscben Speci<'s 151 ungefahr so reich sein mag als an deulschen und schwei- zerischen, verhaltnissraassig keine so grosse Zahl defec- ter Exemplare ; doch war es seit jeher — unbekiimmert um die Manier der gewohnlichen Sammler — mein Grund- saiz, auch defecte Exemplare, so lange sie mir noch die Erkennlniss der Species gestatteten, beizubehalten, bis sie durch bessere ersetzt wurden, da ich nie eine blosse Schau- nnd Prachtsammlung , sonderu eine fiir wissenschaftliche Studien anzulegen beabsichtigte/^ 2. Samlg. des Stadtmiiseuras. (Bericht von Hrn. Apo- theker Studer.) ))Nicht lange nach Griindung des ber- nerischen naturhistoriscben Museums schenkte Herr von Bonstetten von Valleyres demselben eine Scbmetterlings- sammlung, die von einem, damals langst verstorbenen , Gymnasiarchen, Scharrer, gesammelt worden. Es waren nur schweizerische Schmetterlinge , jeder in einem be- sondern glasernen Gehause sorgfaltig verwahrt, und die ganze Sammlung in einem eigens dazu verfertigten Kasten aufgestellt. Mehrere kleine Schmetterlingssamm- lungen erhielt das Museum von einzelnen Liebhabern, jedoch waren dieselben nicht bedeutend genug, um als eigene Sammlungen aufgestellt zu werden; auch in den von der Stadt angekauften naturhistoriscben Sammlun- gen des sel. Hrn. Pfr, Wyttenbach war die Entomologie nicht besonders reichhaltig; indessen waren mehrere seltene auslandische Kafer und Schmetterlinge dabei ; die bedeutendste Vermehrung aber erfolgte im Jahr 1835 durch die Sammlungen des sel. Hrn. Decan Studer, die von seinen Erben hieher geschenkt wurden. Dieselben umfassten alle die verschiedenen Familien der losekten- kunde, und es fmden sich Lepidoptera , Coleoptera, Hy- menoptera, Orthoptera, Diptera und Arachniden vor. Diese Sammlung zeichnet sich sowohl durch ihren Reich- 152 thum an scliweizerischen Arten, als dann ganz beson- ders durch die schone, aber vielleicht nur allzwsebr in's Kleinlichte gehende Art der Ausstellung aus. Entomologie und Conchyliogie waren die Lieblings- studien des Hrn. Decan Studer, und so iange es ihm Alter und Gesundheit gestatteten , war er stels eifrig auf die Vermehrung und Anordnungen seiner Sammlungen bedacht. Das Meiste sammelte er selbst; indessen er- hielt er aucb Einiges von auswartigen Freunden, Er war mit den meisten schweizerischen und auswartigen Enlomologen: Jurine, Escher, Clairville, Schellenberg, Schrcber, Blumenbach, Miinch u. s. w. in Correspon- denz und Tauschverkehr; und seine noch vorhandene entomologische Correspondenz weist nacb, dass er in vielfachen freundschaftlichenVerhaltnissenmit den meisten Entomologen seiner Zeit stand, Diese Sammlung wird als ))Schweizerische Insektensaramlung^^ in den rait derselben geschenkten Schranken besonders aufbewabrl, und es werden die verdorbenen Exemplare jeweilen, so weit sie erhaltlich sind, durch frische ersetzt. Eine zum Theil von Schenkungen, zum Theil you Ankauf her- riihrende Sammlung ausliindischer, meistens brasilianischer Insekten, ist in einem besondern Schranke aufgestellt/^ 3. Samlg. von Hrn. Stettler. Diese soil, zufolge Ka- talog, an 500 Species von schweizerischen Schmetter- lingen enthalten. 4. Samlg. von Hrn. Nikl. Konig, Heifer. Die Samm- lung der Schmetterlinge , welche dieser langst verstor- bene Entomolog angelegt hatte, ist noch vorhanden und unter billigen Bedingnissen verkauflich. 5. Samlg. von Hrn. Augsburger. Soil sehr reich- haltig an Coleopteren und Lepidopteren sein, doch ist mir da^on kein specieller Bericht eingegangen. 153 6. Herr Hamberger, Lehrer, soil ebenfalls eine Co- leopteren - Sammlung besitzen. 7. Samlg. von Hrn. Miiller, Ingen. In der Schweiz eine der grossten und schonslen Sammlungen euro- piiischer Schmelterlinge. Die Glaskasten sind an der Wand aufgestellt, die Reihen nach Treitschke systema- tisch geordnet, und dabei die Einrichtung getroffen: dass an die Stellen der noch fehlenden Arten Etiquet- ten mit den Namen der betreffenden Species gesteckl sind. Burg d or f. — 8. Samlg. von Hrn. Meyer-Diirr. (Be- richt von demselben.) ))Sie ist in drei grossen lackirten Spinden, jede von 38 bis 40 Ziehkastchen, 3 kleinen Spinden , jede von 12 Kastchen, und in 20 besondern Pappkastchen , zusammen also in 176 Kastchen, alle in Folioformat, aufgestellt. Diese Kastchen sind durchweg alle mit feinen Korkblatten ausgelegt und mit weissem Papier innwendig iiberzogen. Systematisch geordnet und bestimmt sind: a) Die Goleopteren (europaische) ; gegen 4,000 Arten in etwa 30,000 Exemplaren ; alle sehr sauber und hiibsch gehallen; Auslander sind dabei auch in einzelnen Hauptformen repriisentirt. b) Rhynchoten. Die Wanzen sind besonders reichhal- tig (gegen 400 Arten Europaer und 200 Exoten); die Gicadarien in circa 200 Arten , Psylloden etwa 20 Arten und Coccinen und Apsidien uber 100 Ar- ten. Dieser Theil dor Sammlung hat durch feuchte Lokalitiit gelitten. c) Die Orthopteren und Dermatopteren ; weniger zahl- reich: 90 Europaer, 40 Exoten. d) Die Libellulinen; sehr schon in ausgevvahlten Exem- plaren: 54 Europaer, 20 Exoten in inehr als 300 Exemplaren. 20 154 f) Die Lepidoptercn. Der schonste und jiingste Theil der Sammlung: circa 1,700 Arten Europaer, nach Boisduval geordnet, in elwa 10,000 Exemplaren; die Tagfalter der VoUstandigkeit nahe , und mei- stens in langen Reihenfolgen von climatischen und Lokalitatsabweichungen und sehr seltene Arten aus alien europaischen Landern enthaltend. f) Die schweizerischen Neuropteren in ziemlicher VoU- standigkeit, zumal die Hemerobiden und Perliden. Die Hymenopteren und Dipteren sind noch grossten- theils unbestimmt und ungeordnet. Die ganze Insekten- sammlung enthalt gegen 9,000 Arten in ungefahr 50 bis 60,000 Exemplaren , ohne die vielen Doubletten , die in besondern Schachteln aufbewahrt sind/^ 9. Samlg. von Hrn. Fr. Heuser, Drechsler. (Bericht von Hrn. Meyer-Durr.) ))Hat eine Sammlung von nur schweizerischen Lepidoptercn, die, mit Ausnahme der Noctuiden und Microlepidopteren, in ziemlicher VoUstan- digkeit vorhanden und sauber gehalten sind. Am reich- haltigsten sind die Geometriden vertreten, fiir welche er eine besondere Vorliebe hat.^^ Delemont. — 10. Samlg. des verstorbenen Hrn. Dr. Verdat. Diese Sammlung, welche ausschliesslich nur Tnsekten, aber aus aUen Klassen, auch Crustaceen und Araneiden des Jura, bei Delemont, enthiiU, ist zwar, im VerhaUniss zu dem wirklich Vorhandenen und dem Massstabe unserer Tage , nur klein , indcm sie nur etwa 1,600 Arten aufzahlt; den noch ist dieselbe Sammlung von besonderm WerJh; einerseits dadurch , dass sie einstwei- len noch die einzige Reprasentation der Insektenfauna eines wichtigen Theiles des Jura enthalt; anderseits, weil der grosste Theil der Species die Typen zu den Be- schreibungen sind, welche Hr. Dr. Verdat entworfen 155 halle. Derselbe hat niimlich in zwei Quarlbandcn zier- lichen Manuscriptes alle Species seiner Sammluug ver- zeichnel, alle mit Synonymen iind schr viele mit aus- fiihrlichen Beschreibungen — einige auch mit Zeichnun- gen — erlautert. Es ist in diesem ]Manuscript ein Schalz inerkwiirdiger Beobachtungen , vorziiglich liber die Spin- nen, niedergelegt, welche der Ver<3ffentlichung sehr werlli waren. Laupen. — 11. Samlg. des Hrn. Fr. Guillebeau aus Lyon. Besitzt cine reichhaltige Collectur \ou Co- le opt era , besonders den kleinen Arten. Die schwei- zerischen Species sind yorziiglich bei Bern und Freiburg, wo derselbe langere Zeit wohnte, gesammell; und da unter diesen viele sind, welche in Heers Fauna noch nicht vorkommen , so werden wahrscheinlich seine Ent- deckungen in den von Heer noch nicht beschriebenen Ordnungen noch wichtiger sein. Viele der ueuen Ent- deckungen des Hrn. Guillebeau sollen von Mulsant und Mellier beschrieben sein und sich in den : ))Annales de la Societe entomologique de France^^ befinden. Porrentrui. — 12. Samlg. des Hrn. Paroz, Prof. Diese ist erst in der Anlage begriffen, dabei auch vor- liiufig nur auf Schmetterlinge Bedacht genommen, und soil wahrscheinlich eine offentliche Sammlung begriinden. Schiipfen (bei Aarberg). — 13. Samlg. von Hrn. Ro- thenbach, Lehrer. (Bericht von Hrn. Meyer-Diirr.) )>Be- sitzl eine bedeutende Sammlung europiiischer Lepidop- teren, circa 1,600 Arten in etwa 6,000 Exemplaren; sio wurde schon in den Zwanzigerjahren angelegt, seilher sowohl durch kiiufliche Erwerbungen , lebhaften Tausch- verkehr, als auch durch eigenes unermiidliches Sam- meln in Schiipfen's sehr reicher Umgegend auf den jetzi- gen Slandpunkt gebrachf, hat abor durch feuchtcs Lokal 156 '•elillen. Mit besonderer Vorliebe vvidmet sich der Bc- sitzer dem genaiien Studium der Geometriden und Mi- crolepidopteren , an welchen die Sammlung besonders worthvoll und interessant ist. Zu bedauern isl nur, dass dieser Ihiitige, brave und freundliche Mann von so mancherlei biirgerlichen- und Berufsgeschaflen in Anspruch genomraen ist, dass er der Entoniologie nur sptirliche Mussestunden zuwcndcn kann. Kanton St, Gallen, St. Gall en. — 1. Von der am Hauptorlc wirklicfi existirenden offentlichen Sammlung ist niir noch kein Bericht cingegangen. 2. Samlg. von Hrn. Beck. Von dieser ist mir Be- richt zugesagt. Kanton Genf. Genf. — 1. Samlg. auf dem Museum. (Bericht von Hrn. Archivar Sordet.) ))Der entomologische Theil der- selben ist noch nicht vollstiindig organisirt, aber man arbeitet mit Erfolg daran, indem man verschiedene Se- paratsammlungen vereinigt; diese sind: a) Samlg. des verstorbenen Prof. Boissier, welche besonders an Lepidopteren reich ist. b) Samlg. des Hrn. Chorherr Tewers, der in Turin gestorben und sie dem Genfcr Museum vermacht hat ; sie ist vorziiglich an europaischen Insekten reich. <• ) Samlg. des Hrn. Jurine , welche von dessen Erben dem Genfer Museum geschenkt wurde. Sie ist be- sonders merkwiirdig durch die grosse Anzahl gut conservirler exotischer Insekten, unter welchen sich einige prachtigc Coleoptercn befinden , welche selbst in dem Pariser Museum fehlen. 157 Die Coleopteren sind beinahe alie j,^eordnct und iialie an 11,000 Arten vorhanden. Nachst diesen sind in dor Anordnung am weitesten die Lepidopleren und Hemip- teren vorgreriickt ; iinter jenen bilden besonders die Pa- piliones diurna^ eine prachtige Reihenfolge. Dagegen sind die Neuropteren und Dipteren nur schwach'' ver- treten; die Hjmenopteren stammen grosstentheils aus der Sammlung des Hrn. Prof. Jurine, vvorunler sich auch die Typen der in seinem Werke beschriebenen Arten befinden. VoR verschiedenen Genfern wurden der entomolo gischen Sammlung des Museums zahlreiche Geschenke gemacht, besonders von Hrn. Melly, welcher kiirzlich in Afrika umgekommen ist, als Opfer seiner Leiden- schaft fiir die Naturgeschichte. Hr. Moricand hat vor kurzer Zeit dem Museum den Hypocephalus armatus geschenkt, aus der Provinz „des Mines" in Brasilien, welcher erst seit 1840 bekannl ist.« 2. ))SamIg. von Hrn. Lasserre. Reichhaltig an Go- leopteren und bemerkenswerth durch die Vollstandig- keit der Alpen-Coleopteren, besonders der Garabici.« 3. >,Samlg. von Hrn. Myard aus der Dauphine, in Genf etablirt. Eine besonders an Auslandern sehr reiche Coleopteren-Sammlung,die mindestens 10,000 Arten ziihlt. Hr. Myard hat die originelle Manier, jeden Kafer, den grossten wie den kleinsten, auf ein besonderes mil weis- sem Papier uberzogenos Korktafelchen ausgebreitet auf- zukleben und dann die Tafelchen mil einer oder meh- rcren Nadeln an den Boden der mit Glas bedeckten Schachtcln zu befestigen. 4. Samlg. des Hrn. Buez in Champbel (Bericht von Hrn. Prof. Kriechbaumer in Chur vom Jahr 1848.^ ).BoichhaI(ige Sammhmg aller Ordnuniien von Tnseklen, 158 besonders aus der wesllichen Schweiz , in grosstentheils selbst gesamraelten, gut erhaltenen, zum Tlieil mit Zet- telchen, wo Zeit und Ort des Fanges angegeben sind, verseheiien Exemplaren. Geordnet sind nur die vorzugs- weise artenreich reprasentirten Dipteren, und diese noch nicht ganz; die iibrigen sind grosstentheils nach Fami- lien zusammengesteckt. — Fiir eine Schweizerfauna wiirde diese Fauna wichtiges Material bieten/^ 5. ))Samlg. des Hrn. Pictet de la Rive , Prof. Ausge- zeichnete Neuropteren-Sammlung, welche die Materialien zu seinen schonen Werken geliefert hat/^ 6. ))Samlg. des Hrn. Sordet, Staatsarchivar. Schone Samnilung von Coleopteren und vorziiglich Dipteren aus der Umgebung von Genf. Diese Samlg. wird seit einigen Jahren mit erneuertem Eifer fortgesetzt und enthalt schon iiber 4,000 Arten. Mit Bedauern muss bemerkt werden, dass die vor- treffliche Sammlung des Herrn Banquier Ghevried, die ein Muster von Eleganz, Fleiss und Genauigkeit war^ und besonders die Microptercn in seltener Vollstandig- keit enthielt, verkauft und aus der Sebweiz gewandert ist. Kant on Grauhunden, Ghur. — 1. Samlg. von Hrn. Dr. Kriechbaumer , Prof. Dieselbe ward vor 7 Jahren angelegt und ver- sprichl, bei dem ausserordentlichen Fleiss und den streng wissenschaftlichen Zwecken des Sammlers, verbun- den mit besonderer Beobachtungsgabe, mit der Zeit eine ausgezeichnete, fiir die Wissenschaft sehr wichtige zu werden. Derselbe bat sie nunmehr auf alle Klassen an- gelegt; ihre Griindung gcschab auf Coleopteren, an die sich zunaclist Hymcnopteren anschlossen, welcbe beide Ordnungen einshveilen noch allein systeniatisch geordnel 159 und bestimmt siiid. Seine Sammlung ist in drei Spindeii mit Schiebkastchen von 13 y/' Lange und 9 %" Breite aufbewahrl. Die erste Spinde enthalt 24 Kastchen mit Glasrahmen , in welchen die nach den besten deutschen Autoren bereits bestimniten 3,000 Arten von Coleopteren iu 11,000 Exempl. , nach Dejean's und Sturm's Katalog geordnet, aufgestellt sind; die zweite enthalt in eben- soviel Kastchen die Supplemente und die noch nicht bestimmten Arten und Doubletten der Coleopteren. In der dritten Spinde endlich befinden sich 24 Kastchen, wo- von 12 die systematisch geordneten (d. h. nur in einzelnen Familien, und diese zum Theil von Dahlbom bestimmt) Hymenopteren, 700 Arten in 4,000 Expl. , enthalten, wah- rend in den iibrigen Kastchen die Anlagen zu den Hemipte- ren , Lepidopteren und Gymnognathen aufbewahrt werden. Man muss diese Sammlung selbst sehen, um einen Begriff zu erlangen von der Vollstandigkeit und glan- zenden Reinlichkeit der Priiparation, sowie von der horizontalen und vertikalen gleichmassigen Genauigkeit in eleganter Aufstellung. Jedem Insekt wird eine fort- laufende Nummer angesteckt, welche mit einer solchen in seinem Tagebuch correspondirt, zu v^elcher der Tag des Fanges , der Fundort und biologische Beobachtungen notirt v^erden. 2. Samlg. von Hrn. Mengold , Ingen. Seit 5 Jahren auf Coleopteren und Lepidopteren der biindnerischen Fauna angelegt; enthalt schon sehr Vieles und Schones, das gut conservirt, nett und sauber gehalten und systema- tisch geordnet, theilweise auch schon bestimmt ist. Das Erziehen der Raupen iibt Hr. Mengold mit besonderer Sorgfalt und Fleiss ini Beobachten. Luzein (im Prattigau). — 3. Samlg. von Hrn. Dr. G. A mstein. Erst seit ein paar Jahren und allein auf Crusta- 160 teen gegriindet; desswegen kaiin dieselbe nur klein sein, aber dagegen von besonderem wissenschafllichem Werlhe, weil sie gegenwartig noch einzig in der Schweiz mil dieser Ivlasse der Gliederthiere dasteht, und Hr. Amstein diese noch so wenig bekannten Thierchen mil beson- derem Fleisse monographisch bearbeilet MaJans. — 4. Samlg. von Ilrn. Major Amstein. Be- sitzt nur biindnerische Insekten aus alien Ordnungen, die in 76 grossen, soliden Kiislchen mil Glasdeckeln aul" eine originelle Weise mil besonderer Nettigkeit und Rein- lichkeit aufgeslellt sind. Die Schachleln slehen in einem Glasschrank aul lleposilorien wie Biicher. Hr. Amstein hatte sehr viel gesammelt, aber auch viel verscbenkt, und hat besonders mir manches Tausend von Dipteren zugesandt. Wegen seinem sehr hohen Alter und ge- schwachten Augen kann er die Sammlung nichl mehr fortsetzen, sondern sorgt nur fiir ihre gute Conserva- tion; auch lebt sein Interesse fiir Entomologie noch in jugendlicher Frische. Nach seiner bescheidenen Angabe enthalt seine Samm- lung nach den einzelnen Ordnungen ungefahr: in 15 Kisl- chen 3,410 Exempl. von Goleopteren , wovon 473 Arten bestimmt sind ; in 5 Kistchen 965 Exempl. von Hymenop- tercn , wovon 257 Arten bestimmt sind ; in 36 Kistchen 2,171 Exeml. von Lepidopteren , wovon 540 Arten be- stimmt sind; in 4 Kistchen 251 Exempl. von Orthop- teren, wovon 39 Arten bestimmt sind; in 14 Kistchen 2,075 Exempl. von Dipteren , wovon 557 Arten bestimmt sind; in 2 Kistchen 361 Exempl. von Hemipteren, wo- von 160 Arten bestimmt sind; zusammen 9,232 Exempl., wovon 2,026 Arten bestimmt sind. Amstein besitzt viele Seltenheiten in Unika , darunter besonders auch merkwiirdige Varietaten von Tagfaltern. 161 Eine bedeutende Anzahl von Insekteii hatte er ausfiihr- lich beschrieben und viele davon mil Meisterhand a la Schellenberg gezeichnet und gemall. Nufenen (ini Rheinwald). — 5. Samlg. von Hrn. Felix, Pfar. Enthalt nur Coleopteren des Rheinwaldes, und ist daher von besonderem entomostatischeni Inter- esse, um so raehr, da die Species von Prof. Heer be- stimmt sind. Hr. Felix beschaftigte sich besonders viel mit Sammeln von Kafern zum Verkauf. Leider starb er dieses Friihjahr; doch isl zu hoffen, der Sohn werde die Sammlung^ fortsetzen. Kanton Luzern, Luzern. — 1. Samlg. von Hrn. Nikl. Pfeiffer. (Bericht von Hrn. Dr. Stierlin.) ^Eine nicht unbedeutende Samm- lung von Coleopteren, in der sich der besondere Reich- thum des Pilatus an Insekten herausstellt; leider wird sie aber nicht mehr fortgesetzt.^^ 2. Samlg. von Hrn. Dr. Reber , Prof. Ist schon vor vielen Jahren auf Coleopteren gegriindet worden und wird in neuester Zeit wieder fortgesetzt. Kanton Neuenburg, Neuchatel. — 1. Samlg. im Museum. Wohl eine sehr ansehnliche, wie aus den mir von vier Klassen der Insekten eingegebenen Katalogen erhellt; nach den- selben zahlen die Coleopteren circa 4,748, die He- mipteren 644, die Orthopteren 156, die Dipteren 310; zusammen 5,858 Arten. Die drei ersten Klassen sind ganz Oder doch grosstentheils bestimmt, von der vier- ten aber nur etwa die Hiilfte der Species. Diese Dip- teren hatte Hr. Godet dem Museum iibergeben; auffal- lender Weise enthalt aber diese Dipteren-Sammlung von 21 162 der gaiizen iiberaus artenreichen Abtheilung Tipularien nicht einen Repriisentanten ; ebenso audi nicht von deii Microclipteren. Uebrigens habe ich von der Gesammt- heit dieser offentlichen Sammlung noch keinen Bericht. 2. Samlg. von Hrn. Gust. Frc Jeanjacquet. Coleop- teren-Sammlung, von der ich iibrigens nichts weiler als ihre Exislenz kenne. 3. Samlg. von Hrn. Godet. Ihr Inhalt ist mir nicht bekannt. Neu veville. — A. Samlg. von Hrn. L. Couleru. Eine reichhaltige und sehr schone Sammlung der Schmetter- linge , welche Hr. Couleru in der Umgebung von Neuve- ville und bis zur obersten Hohe des Chasserals selbst gesammelt hat ; der genau dariiber ausgefertigte Katalog zahlt 1,121 Species! Ka/zto/i Schaffhausem Schaffhausen. — 1. Samlg. des Museums. Ueber den Speciesinhalt dieser von Hrn. Seller beim Wegreisen mit wahrhaft exemplarisch - praktischer Zweckmassigkeit angeordneten Sammlung kann ich noch nichts angeben, als dass sie aus Europa , Slid - und Nordamerika und der Goldkiiste viel Schones und Interessantes enlhalt, indem Hr. Seller seine ansehnliche, viel Seltenes enthaltende Privatsammlung damil vereinigte. Die zahlreichen Schach- teln mit Glasrahmen sind alle in zusammenhiingenden Reihen durch die Mitte der Glastische vertikal aufge- stellt, so dass mit einem Blick eine ganze Klasse von Insekten iiberschaut werden kann, und ebenso die sy- stematische Folge der Familien und Genera, weil die Etiquetten in einer geraden Kette fortlaufen. Alle Schach- teln haben genugsames Licht , und der Zutritt ist so nahe, (bsR das Lesen der Etiquetten und jede heliebige Be- 103 Irachtutig und VergleichuQg der Objekte gauz bequem ist. Wie lehrreich und anregend der Anblick dieser Insektensammlung , besonders fiir die Jugend, sein miisse, ist einleuchtend. 2. Samlg. von Hrn. Dr. Stierlin. Ausschliesslich nur europaische Coleopteren vereinigend , und , obgleich erst seit einigen Jaliren angelegl, doch schon gegen 4,000 Species zahlend, die mit Sorgfalt bestimmt und syste- matisch in 36 grossen Kastchen mil Glasrahmen reinlich und zierlich aufgeslellt sind. Da Hr. Slierlin mehrere Sammler in den Alpen beschiifligt und einen lebhaften Tauschverkelir in mehrere Lander Europas fiihrt und daneben mit grossem Fleisse selbst sammelt, so ver- spricht diese Sammlung Grosses. Kanton Waadt. Concise. — 1. Samlg. von Hrn. Mellct, Pfarrer. (Bericht von Hrn. Dr. de la Harpe.) >, Eine grosse und schone Sammlung von Kiifern, von denen aber die Mehr- zahl in das Museum iibergegangen ist; Hr. Mellet sammelt nicht mehr." Lausanne. — 2. Samlg. des Museums. Eine schone Sammlung von Kafern aus alien Welttheilen, und soil noch reicher werden. Desgleichen eine angefangene Sammlung von Lepidopteren , welche bald doppelt wer- den soil, namlich eine schweizerische und eine allge- meine ; — die Materialien dazu sind vorhanden. Dip- teren, Hymenopteren und Neuropteren sind noch zu wiinschen. 3. Samlg. des Hrn. Dr. J. J. de la Harpe. Schone, reichhaltige Sammlung von den schweizerischen Geo- metren und Microlepidoptcren, die nach und nach in das .Museum iiborgohon sf>ll. 164 4. ))Sanilg. von Hni. Bugnion, Banquier. Coleopteren nn«] Lepidopteren; erstere ist an das Museum liberge- gangen, Ictztere, ehemals sehr schon und reichhaltig, ist nun fast zerslort/^ 5. ))Saralg. von Hrn. Dr. Chavannes, Prof. Sehr grosse; schone Sammlung von in - und auslandischen Schmetter- lingen; nun dem Museum iibergeben/^ St. Legier. — 6. ))Samlg. von Hrn. F. Venetz, Sohn, Ingenieur (Bericht von dem Besitzer.j. ))Erst seit weni- gen Jahren in der Anlage, hauptsachlich nur auf euro- paische Coleopteren, von denen bereits 2,377 genau be- stimmte Species aufgeslellt sind, in einer grossen An- zahl von Exemplaren, und zwar in 37 Schiebkastchen von 1' 1" Dec.-M. in's Quadrat, mit Glasrahmen gedeckt, und nach Dejean geordnet. Daneben enthalt diese Samm- lung noch mehrere unbestimmte Species , viele Doublet- ten und auch Reprasenlanten aus den iibrigen Klassen.^^ Herr Venetz benutzt jeden Augenblick, den sein Beruf ihm iibrig liisst, um mit angestrengtem Fleisse zu sam- meln; dabei unterstiitzt ihn ein besonderes Gliick im Auffinden der seltensten Arten. Auch biologischen Beob- achtungen und dem Samraeln von Objekten aus der Metamorphose hat er seinen Fleiss zugewendet. Morges. — 7. ^^Samlg.von Hrn. Alex. Gersin, Lehrer. (Bericht von Hrn. Dr. de la Harpe.) >> Derselbe hat an- gefangen eine Sammlung von Neuropteren anzulegen.^^ 8. ))Hr. Alexis Forell errichtet keine Sammlung, ist aber ein sehr fleissiger Beobachter, der von Zeit zu Zeit interessante Arbeiten ijber die Lepidopteren liefert. ^^ Moudon. — 9. ))Hr. Mestral hat friiher Lepidop- teren und Coleopteren in Aegypten , Griechenland u. s. w. gesammelt; jetzt hort man nichts mehr von ihm.^^ erne 165 Veve^ — 10. ),Ifr. Davale, junker, besilzt Sammlung yon Kafern; ist gegenwartig viel mit Forst wesen beschaftigt." 11. Samlg. von Hrn. Gautard. (Bericht von Herrn T. Venetz.) ,, Die Kafersammlung des Hrn. Gautard mag ungefahr 4,000 Arten enthalten, unter denen ein grosser Theil auslandische sind ; sie ist in kleinen Kastchen von Carton von 7-8'' Lange und 5 - 5 V.'' Breite , die sich wie ein Buch offnen, klassificirt/< Kanton Wallis. Gams en. — 1. Samlg. von Hrn. Wolfg. Anderegg. (Bericht von Hrn. Meyer -Durr.) ^^Derselbe hat keine wissenschaftlich geordnete Sammlung, wohl aber als In- sekt^nhandler von Beruf immer sehr bedeutende Vor- rathe von musterhaft rein gehaltenen europaischen Le- pidopteren, zumal seltenen undneuenArten, die er durch seinen ausgebreiteten Tauschhandel aus Norden und Siiden sich verschafft, und solchen, die er durch seinen bewun- derungswurdigen Scharfbhck im Auffinden der verbor- gensten Raupen alljahrlich zu entdecken das Gliick hat. Boisduvars ),Index methodicus« liefert den erfreuhchsten Beweis von Anderegg's zahlreichcn Entdeckungen. Die ungemein giinstige Lage seines Wohnortes setzt ihn in den Stand, sowohl die Fauna des Walliser-Thalgelandes, als die des Hochgebirges in nachster Umgebung, hart an seinem Hause , auszubeuten. Seine Raupenzucht betreibt er mit ebensoviel Aufmerksamkeit als Erfaiiruug; und es ist bios zu bedauern, dass er, seinem spekulativen Verkehr zu lieb , so viele Kenntnisse und Erfahrungen uber die ersten Stande noch unbekannter Arten der Wissenschaft vorenthalten muss, die wahrscheinhch mit sfinem Ende auch zu Grabe gefragen werden.^^ 166 »Aiideregg entdeckte im Wallis die Falter: Sebrus Donzelii, Sphinx vespertilioides, Bombyx simplonica; die prachtigen Eulen Deaurata, Mya und Laadetti, und eine grosse Zahl neuer Arten aus alien GiUlungen. Bei sei- nem Alter unterstiitzen ihn sein Sohn und zwei Enkel in seinen ausdauernden Einsammlungen/^ Sit ten. — 2. ^^Samlg. von Hrn. Domherr Alf. Rion. (Notiz von Prof. Kriechbaumer. ) )) Derselbe ist zwar hauptsachlich Bolaniker; er besitzt ein sehr reichhalti- ges, sorgfaltig geordnetes, gut conservirles und mit grossem Fleiss bestimmtes und durchstudirtes Herbarium, hauptsachlich von Schweizerpflanzen , sammelt aber ne- benbei auch ziemlich viele Kafer, wohl auch Orthop- teren, da er sich ganz besonders fiir ihre Geschichte interessirt. ILanton Zurich. Engi. — 1. Samlg. von Hrn. Escher-Zolhkofer. (Bericht von Hrn. Prof. Dr. Heer.) ))Ist unstreilig die grossle und wichtigsle Insektensammlung der Schweiz. Sie verbreitet sich iiber alle Ordnungen, doch sind die Kafer und Schmetterhnge am starkslen vertreten und allein geordnet. Die Kafersammlung befindet sich in sehr soliden und eleganten Schachlein, wclche mit Glas- deckeln versehen sind und in vier Schranken aufbewahrt werden; es wurde dieselbe durch Hr. Prof. Heer bc- stimmt und geordnet. Sie besteht aus 14,000 bis 15,000 Species , von denen die Mehrzahl durch mehrere Indi- viduen vertreten ist, indem besondere Riicksicht auf alle Varietiitenbildungen und klimatische Abanderungen genommen wurde. Um auf den efsten Blick das Vater- land jedes Stiickes kenntUch zu machen, hat jedes einen jjanz kleinen farbigcn Papierstreifen erhalten, dessen Farbe das Vaterland bezeichnet. Niiher ist dieses , nebst anderwartigen Nolizen, in einem sorgfaltig ausgearbei- teten Kalalog der ganzen Sammlung angegeben. Die Sammlung besteht aus zwei Hauptabtheilungen, von denen die eine die Europaer und Nordasiaten , die andere die Amerikaner, Afrikaner, Neuholiander und die Arlen des Iropischen Asiens enlhalt. Unter den Eu- ropaern finden sich alle von Dahl seiner Zeit in Oester- reich, Ungarn, Dalmatien und Oberilalien gesammelten Arten; ebenso die von Kindermann, Frivaldsky u. a. verbreiteten Arten; eine Masse Sicilianer, franzosische und Pyreniien Species; viele Norddeutsche , besonders durch Sturm; dann eine interessante Sammlung von schwedischen, lapplandischen und fmnlandischen Species von Zettersledt und Graf Mannerheim ; von Gronlandern von Westermann; von russischen , caucasischen und si- birischen Arlen von Henning, Faldermann und Evers- mann. Da die schweizerischen Arten, welche Hr. Prof. Heer wahrend einer Reihe von Jahren in den Alpen gesammelt hat , mit der Sammlung vereinigt sind , finden sich in derselben die meisten neuen Arten, welche in der ))Fauna Coleopterorum helvetica^^ beschrieben sind. Unter den Exoten sind am reichsten vertrelen die Neu-Georgier, indem wahrend einer Reihe von Jahren der beriihmle Sammler Abbot fiir Hrn. Escher in Neu- Georgien gesammelt hat; viele Arten der Vereinigten Staaten wurden auch von Hrn. Escher selbst gesam- melt. Zahlreich sind auch die Brasilianer und die von Rengger aus Paraguay ; ebenso von den La Plata Staaten von Lacordaire ; von Chili , Peru und Mexico von Lebas, Poppig und Andern. An afrikanischen Arten sind die von Aegyten, vom Senegal und vom Cap am stiirksten vertreten ; darunter viele der interessantesten von Lep- 168 neur , Prebs und Drege entdeckten Arten. Zum beson- dern Schmuck der Sammlung dienen circa 900 Sliicke aiis Madagascar, die durch Gaudat gesammelt worden. Von indischen Arten sind die der Sundainseln am stark- slen vertreten, weniger die vom Festlande. Von der so merkwiirdigen Fauna NeuhoUands ist eine ziemlich betrachtliche Zahl da. Auch die schweizerischen Co- leopteren sind in seltener VoUstandigkeit repriisentirt. Bei den Schmelterlingen sind die Europaer und Exoten ebenfalls zahlreich. Die erstern belinden sich in hol- zernen, wohlverschlossenen Schachteln, ohne Glasdeckel. Die europaischen Arten sind , mit Ausnahme der Micro- lepidopteren , fast voUstandig, und es fehlen auch die seltenen russischen Arten nicht. Bei den Exoten sind auch vorziiglich diejenigen Lander vertreten, die vor- hin bei den Kafern genannt wurden/^ Hottingen. — 2. Samlg. von Hrn. Frey, Prof. Diese Sammlung, erst seit wenigen Jahren angelegt, ist noch nicht sehr zahlreich, aber ausgezeichnet durch Schonheit, VoUstandigkeit und Reinlichkeit aller Exem- plare; dabei sehr genau bestimmt und griindlich durch- studirt. Diesem innern Gehalte entspricht auch die iius- sere Eleganz und Soliditat: die Kastchen sind von brau- nem, polirtem Holz, mit feinen Glasdeckeln, innen rein weiss; iiberdiess liegt jedes Kastchen in einem beson- dern Ueberkastchen mit Schiebdekel, damit der Zutritt von Licht und Staub ganzlich abgehalten und bei Trans- lokation keine weitern Vorkehrungen nothig werden. 3. Samlg. von den Hrn. Gebriider Zeller, Kunst- maler und Zeller, Seidenfabrikant im Balgrist. Lepi- dopteren; vorzugsweise die ihrer reichen Umgebung, die mit grossem Fleiss und grosser Begeisterung eingesammelt und auch sorgfaltig aus Raupen erzogen werden. Diese 160 Herreu stelleu, welches eia wahres Gliick fur die VVisseii- schaft zu nennen ist, die, von den Schweizern bisher so vernachlassigten , Microlepidopteren voran ; es werdeii indessen auch Europaer iiberhaupt und Exoten aufge- nommen. In Italien hat der beruhmte Maler Zeller auch raanches Schone und Seltene gesammelt. Einstweilen ist diese Gollectur in 50 Kiistchen mit Glasschiebdeckein , im Innern grun lapezirt, sehr rein- lich und nett aufgestellt und streng nach Ochsenheimer und Treitschke geordnet und bestimmt, und enthalt be- reits liber 1,250 Arten in mehr als 3,400 Exemplaren, was bei der sehr beschrankten Musse dieserHerren viel ist! Mettmenstetten. — 4. Samlg. von Herrn J. J. Stutz, Sekundarlehrer. Auf alle Ordmingen der Insekteu, doch mitBevorzugung der Coleopteren und Lepidoptercn! angelegt, und zwar erst im Laufe von 4-5 Jahren,' neben einem nur wenige Musse gestattenden Berufe! gleichwohl treten darin schon etwa 1,500 Species auf, welche in 16 mit Glas bedeckten Kastchen, von 18" Lange und 16'' Breite, sehr reinlich und syste- matisch aufgestellt sind. Diese Sammlung ist auch als Lokalsammlung eines sehr begiinstigten Landstriches von Werth. Winter thur. — 5. Samlg. der Stadtschule. 1st in Beziehung auf Tnsekten nur schwach besetzt. 6. Samlg. von Hrn. Em. Steiner im Briihl, Kaufmann. Eine zierliche Lepidopteren- Sammlung, welche haupt- siichHch die schweizerischen beriicksichtigt , und, mit Zuzug von etwa 50 Exoten, gegen 900 Arten in 1,700 Exemplaren aufzahlt, die nach den bekannten Kory- phaen dor deutschen Lepidoptereologie geordnet, be- stimmt, auch gut conservirt und in 18 Schiebkastchen mit Glasdeckeln aufgestellt sind. Die italienischen Species 2-2 170 sind Yon dessen Bruder, Ifrn. Steiner, Maler, gesam- melt worden. Zurich. — 7. Samlg. von Hrn. Prof. Heer. Besitzt eiiie Sammlung europiiischer Insekten, von welchen aber erst ein Theil der Kafer geordnet ist. Sie um- fasst besonders schwcizerische und deutsche Arten, welche von dem Besitzer selbst gesammelt worden sind. 8. Samlg. im zoologischen Cabinet, im Hinteramt. Enthalt Kerfen aus alien Ordnungen und alien Welt- theilen, und ist hauptsachlich durch die Vereinigung von zwei Sammlungcn gegrundet worden : 1) derjenigen des Hrn. Prof. Dr. R. Schinz, dessen Schopfung das ganze herrliche Cabinet ist; und 2) der Sammlung der ziir- cherischen naturforschenden Gesellschaft. Diese enthielt hauptsachlich Exoten, wahrend jene nur Schweizer um- fasste. Die A^ervollstandigung dieser Sammlung geht nur langsam vorwiirts, weil die ohnehin beschranliten finan- ziellen Mittel grosstentheils auf die hohern Thierklassen verwendet werden, und Mitbiirger, welche im Aus- lande leben, diesen Theil der Sammlung im Ganzen wenig bedenken, obgleich, welcht?s dankbar anerkannt wird, schon mehrere schatzbare Geschenke ihr zugeflossen sind, so dass mehrere der schonsten, merkmiirdigsten und grosstcn Insekten der heissen Zone sie schmiicken. Gegenwartig zahlt diese Sammlung an Coleopteren- Arten ungefahr 2,340, an Hymenopteren 424 , an Lepi- dopteren 1,533, an Hemipteren 310, an Orthopteren 166, an Neuropteren 80, an Dipteren 247, an Myria- poden etc. 50; im Ganzen 1,150 Species in mindestens 8,000 Exemplaren. 9. Samlg. von Hrn. Dr. Oken, Prof. Diese ist in zwei Spinden mil kleinen Schiebkastchen mil Glasdeckein 171 aufgestellt, uiid zahlt in ungefahr 5,000 Species die Reprasentanteu aller Ordnungen der Kerfen. Am arten- reichsten von diesen sind die Coleopteren vertreten^ welche dadurch einen besondern wissenschaftlichen Werth erhielten, dass vielen der exotischen Arten ihre Larven beigesteckt sind. Fortgesetzt wird diese Sammlung nicht mehr. Nach Oken's seither erfolgtem Tode ist dieselbe von Hrn. Nabholz, Kanzellist in Ziirich, angekauft worden. 10. Samlg. von Hrn. Dr. Hess, gew. Lehrer. Eigenl- lich die Sammlung des verstorbenen, einst als Lepidopte- reolog und Raupenerzieher beriihmten , Pfarrers Rohrdorf in Seen; zahlt an schweizerischen Schmetterlingen iiber 1,000 Species in 2,200 Exemplaren, die, nach Ochsen- heimer und Treitschke gut bestimmt und geordnet, in einer Spinde mit 16 grossen mit Glas bedeckten Schieb- kasten aufgestellt sind. Urspriinglich waren es durch- weg sehr reinlich behandelte und ausgesuchte Original- exemplare, von Rohrdorf grosstentheils selbst erzogen; am vollstandigsten waren die Noctuiden dargestellt (nach der Scala der Kenntnisse in Rohrdorf s Zeit), am schwach- sten die Tineaceen. Herr Dr. Hess vervoUstandigte die- selben mit den neuern Entdeckungen. Gcgenwartig ist diese Sammlung im zoologischen Cabinet aufgestellt. 11. Samlg. von Hrn. Dr. Menzel, Lehrer. Diese Sammlung ist erst im Entstehen , und wird mit achter Wissenschaftlichkeit auf alle Ordnungen angelegt; jedoch sind die Hymenopteren sein Hauptfach , und ziihlen schon mehrere ausgezeichnete und einzige Arten. Da aber Hr. Dr. Menzel seine sparlichen Mussestunden vorzugs- weise biologischen und metamorphologischen Reobach- tungren und Studien widmet , so macht der quantitative Zuwachs einstweilen nocli keine schiiollen Fortschrittc , und die sysloniadscho Zusanunenslellung der Species isl 172 der Zukunfl vorbehalten ; der Gesainmtinhalt der Arten kann daher iioch nicht mit Zahlen angegeben werden. 12. Samlg. von Hrn. Ed. Graffe, Stud. Gehort mit zii den Sammlungen die erst auftauchen und erst im jugendlichen Alter ihres Erbliihens sind ; aber nichts deslo minder ist sie schon der Erwahnung werlh; zeichnet sich riihmlich aus, und berechtigt zu den schonsten Hoffnungen, durch den Fleiss und Geist ihres Sammlers. Herr Graffe interessirt sich fiir alle Ordnungen, doch vorzugsweise , was mir besonders erfreulich scheint , fiir die Hymenopteren ; er steckt jeder Species eine fort- laufende Nummer bei, und fiihrt dariiber ein Journal, in dem, neben Ort und Zeit der Erscheinung, auch biologische und metamorphologische Beobachtungen uotirt sind. 13. Samlg. von Hrn. Vogeli, Vergolder. Eine schon vor raehreren Jahren begonnene und seither rait immer steigendem Eifer fortgefiihrte Sammlung, in der alle Ordnungen repriisentirt sind, die Lepidopteren aber den begiinstigten Theil bilden. Mit dem Sammeln wird auch eine sorgfiiUige und beobachtende Zucht der Raupen verbunden, und neue Entdeckungen hierin werden mit geschickter Hand abgebildet. Seine Insektenspinde um- schliesst 30 grosse, mit Glas bedeckte, Schiebkastchen. Fiir den fleissigen und stark beschaftigten Mann ist eine schnelle Vermehrung an Arten und Stiicken um so weni- ger moglich, als er sich auch eine reinliche und sorgfaltige Praparalion der Exemplare angelegen sein lasst; gleich wohl zahlt seine Gollectur schon ein paar tausend Arten, und enthall unter den Lepidopteren Seltenes und Scho- nes ; auch verdient das riihmlicher Erwahnung , dass schon ein paar Kastchen mit Gegenstanden aus der Me- tamorphose gefiillt sind. 173 14. Samlg. von J. J. Bremi, Drechsler. Die Aiilage begann im zweiten Decennium dieses Jahrhunderts und wird immer noch fortgesetzt. Da die fast zahllosen Stiicke in der weit iiberwiegenden Mehrheil selbst ge- sammelt wordcn sind , umfasst sie hauptsachlich schwei- zerische Arlen, obschon auch eine Anzahl europaischer und exotischer Arten darin aullreten. In einem zwei- Ihiirigen Schranke sind 100 Kastchen der verschieden- sten Art und Grosse in Bibliothekform aufgesteilt, in- dem jedes Kastchen mit einem convexen Riicken ver- sehen ist, an dem oben der Titel und unten die Num- mer angeschrieben sind. Der Arteninhalt mag gegen- wartig ungefahr folgender sein : Coleoptera 3,500, Hymenoptera 1,700, Neuroptera 240, Orthoptera 176, Lepidoptera 1,530, Diptera 2,400 (mein Hauptfach), Hemiptera 846 Species, zusammen 10,192 Arten, mit etwa der doppelten Zahl der eingeordneten Stiicke. In wissenschaftlicher Beziehung diirfte diese Sammlung be- sonders dadurch von etwelchem Werthe sein, dass sie eine Menge der allerkleinsten Insektenarten aufweist. Ein zweiter Schrank enthalt 30 verschiedene Kast- chen, in welchen die Supplemente und noch nicht ge- sichteten Vorriithe aufgehoben sind, z. B. an 200 Glas- tubi, in welchen Massen von kleinen Insekten von be- sondern Lokalitaten (als Material fur eine Entomostatik) conservirt werden. Der dritte Schrank umschliesst den eigenthiimlichsten Theil meines Cabinets: die Metamorphosen - Sammlung, die — in solchem Umfange — einstweilen wohl noch einzig dasteht. In einem kleinen Schrank mit Glasthiiren und acht Kastchen mit Glas bedeckt, in fiinf Schubladen und neun Fascikeln in Folioformat etc., sind nahe an 2,000 Gegenstande aus der Naturgeschichfo der Insekten, /. B. 174 Eier , Larvcn , Galleii , Baue von Hymenopteren , minirte Blatter etc. etc., aufgestellt. Endlich ist noch einer Sammlung von schweizerischen Grustaceen , Acariden und Spinnen, nebst dazu gehori- gen Eiersiicken und Geweben zu erwahnen, die iiber 200 Species enthalten diirfle, deren grosster Theil in Weingeist conservirt wird. Von alien den noch nicht publicirlen und neu enl- deckten Arten, deren Beschreibung ich in meinen ))Bei- tragen^^ zu geben beabsichtige , befinden sich auch die Typen in raeiner Sammlung. Ob es mir, dem alternden Manne, vergonnt sein wird, die voUslandige systematische Zusammenstellung, hauptsachlich aber die Bestimmung aller Species, zu ver- arbeiten, bleibt dahingestellt. Die statistische Uebersicht der angefiihrten 77 schwei- zerischen Insektensammlungen zeigt 9 offentliche Samm- lungen: in Aarau , Basel, Bern, St. Gallen, Genf, Neuen- burg, Schaffhausen , Lausanne und Ziirich; 1 Universi- tatssanimlung : in Bern; 2 Schulsammlungen : in Aarau und Winterthur. Von den 65 Privatsammlungen sind nur 15, die nicht mehr fortgesetzt werden ; unter den 50 fortgesetzten be- finden sich 27 ganz neue, erst in der Anlage stehende, und zwar von diesen 8 auf der Landschaft. Sehr er- freulich ! 19 Sammlungen umfassen alle Ordnungen der Insekten; Coleoptera allein enthalten 20 Saralg. u. 6 vorzugsweise, Lepidoptera » >, 18 ), >, 7 >, Hymenoptera » >, keine >, » 3 „ Diptera „ >, keine » >, 3 >, Neurop(<'ra ,, >, 2 >, ,, I „ 175 Wenn auch noch zu iiuserer Zeit, wie seit jeher, die Coleopteren und Lepidopteren so allgemein bevor- zugt werden , so liegt der Grund davon zwar allerdings hauptsachlich bei den erstern in der grossen und in- teressanten Mannigfaltigkeit ihrer Formen und ihrer Dauerhaftigkeit in Sammlungen ; fiir die letztern in ihrer bunten Schonheit. Aber die vielen Hiilfsmittel, welche man zur Bestimmung der Arten und zum Sta- dium ihrer Naturgeschichte besitzt, legen doch auch ein starkes Gewicht in die Wagschale, und ich besorge, dass auch gegenwartig noch die hohern und niedern Lehranstalten grosstenlheils , anstatt diesem Missver- haltnisse entgegen zu arbeiten, dasselbe unterhalten, wo nicht gar ndhren, wahrend doch wahrlich die Hy- menopteren und Dipteren, die Hemipteren und Orthop- teren in ihren Eigenschaften nicht minder mannigfaltic^ und merkwiirdig und fiir die Oekonomie und Technik des Menschen, wie fur die aUgemeine Oekonomie der Natur, so wichtig sind als jene. Bei einer Uebersicht der Insektensammlungen der Schweiz, wird es wohl nicht unpassend sein, noch der schweizerischen Insektenhandler zu erwahnen; ich habe aber nur von folgenden Kunde: 1. Der oben schon erwahnte, seit vielen Decennien allbekannte und ausgezeichnete Schmetterlingssammler. Wfg. And ere gg zu Gamsen, im Wallis. 2. Hr. Blauner in Bern; neben andern Naturalien auch Tnsekten. 3. Hr. Karl Kasermann, Sohn, in Muri, bei Bern ; Schmetterlinge. 176 4. Hr. J. 0th, Privatlehrer in Meyringen , Kantoiis Bern; Schmetterlinge. 5. Hr. Tschann, Oberlehrer in Hilterfingen, bei Thun. 6. Hr. Prevost-Duval, Negot. in Genf; Insek- len iiberhaupt. 7. Hr. Borel in Gouvet. 8. Hr. Wydler, Lehrer in Aussersihl, bei Ziirich ; Schmetterlinge ; selbstgezogene, scbone unci seltene Arten. 9. Hr. J. Widmer, Praparator im Museum in Zu- rich; selbstgezogene, schone und seltene Schmetterlinge; vorziiglich gut conservirt und sehr billig. 10. Hr. J. Hi mm el, Lehrer in Andelfingen; in- landische Insekten aller Ordnungen. 11. Hr. Bachmann, Lehrer in Turbenthal; Schniot- terlinge. 177 III. Section fiir Chemie, Physik und Geologie , ten 5. iinanp 1851. Prasident: Herr Prof. Dr. P. Meriax. Secretar: Herr Prof. Dr. E. Schinz. 1. Ein Schreiben der glarnerischen Haushaltungs- Commission spricht den Wuiisch der hohen Regierung aus, dass die Gesellschaft einige Sachkundige ziir Besich- tigung des Plattenberges, im Sernftthale , abordnen moge, zur Beantwortung der Frage, ob dor gcgenwartige Aus- bau dieses Bergwerkes dem Gebirge entspreche, oder ob eine bessere Benutzung desselben moglich sei. Diesem Auftrage unterziehen sich bereitwillig die dazii vorgeschlagenen HH. Prof. Dr. P. Merian , A. Escher von der Linth imd A. v. Morlot. (Siehe Beilage.) 2. Hr. Pfr. Bossard von Mandach, bei Brugg, re- ferirt iibcr seine Lokalsaramlung von Petrefacten aus dem braunen Jura des Wasserborgs und besonders aus dem Portlande des Geissberges bei Mandach. An dem letztern kommen an dem Hauptfundorte (westlicher Theil des Geissberges) 46 Schichten, von 1',^'— -4' Machlig- keit, zu Tage, von welchen alien er sich Handstiicke verschafft babe , um durch Vergleichung derselben unter sich und mil den daselbst gefundenen Petrefacten irgend ein Resultat zu gewinnen. Es ergebe sirh, dass dieselben •i3 178 sammtlich der PorQandsgruppe angehoreii, was aucii die Ansicht der mitgebrachten Petrefacten bestatige. Er weist eine ansehnliche Suite derselben vor, aus den Gattungen Ostrea, Pecten, Perna, Pinna, Modiola, Tri- gonia, Cardium, Venus, Tellina (Thurni), besonders incerta, Corimya Studeri (?) Agas. Arcomya (helvetica ?), Gercomya sib'qua, Gresslia, Terebrat. vicinalis — Hinnites oder Spondylus Defr. etc.; besonders macht er aufmerksam auf die Galtung Goniomya Ag. , von welcher er ausgezeich- nete Exemplare, z. B. von Gon. constricta und sulcata, vorlegt. Auch erwiihnt er eines in Ezgen, bei der Miihle, kiirzlich (von Ilr. Dr. Griinacher in Gansingen) aufge- fundenen Lagers von Muschelkalk , in welchem aber er, der Referent, vieler Miihe ungeachlet, ausser Lima (sul- cata, striata), Plagiost. lineat., Pecten und Ostrea weiter noch Nichts gefunden babe. Auch von diesen Petre- facten werden schonc Exemplare vorgewiesen. 3. Hr. Prof. Deike von St. Gallen beschreibt die Lage- rung und Machtigkeit der Molasseschichten in St. Gallens Nahe , namenllich der Sitter eiitlang. Ihrem Inhalte nacb, an Pflanzen- und Thicrresten, thcilen sie sich in drei iiber einander gelagerte Gruppen; 1) eine mit wenigen Pflanzenabdriicken und einigen Siisswasserthieren ; 2) eine mitMeerespetrefacten; 3) eine mit Siisswasser und Land- schnecken angebaufte Gruppe. Die axiale Linie, d. b. diejenige, in welcher die Schicbtung vertikal ist, die zu beiden Seiten liegenden aber in entgegengesetzter Richtung abfallen, enthalt hier nur Molasse. 4. Hr. Prof. Fellenberg in Bern theilt die Methode und die Resultate mit von einer Analyse der Mineral- quellen zu Blumensteiu, bei Thun. Von drei Quellen in der Wiese, im Keller und im Sodbrunnen ergibt sich, dass sie sowohl an Eisengehalt, als an Kohlen- 179 saure uni so reicher sind, je tiefer sie zu Tage treten Die Temperatur der Quelle des Sodbnmnens betragt — 8",75 R, das specifische Gewicht =^ 1,000632. In 10,000 Theilen Wasser sind enlhalten: Kohlensaure Kalkerde , . . 3,251 Kohlensaure Magnesia . . . 0,377 Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,122 Phosphorsaure Magnesia . , 0,024- Schwefelsaure Kalkerde . . . 0.192 Schwefelsaure Magnesia . . . 0,170 Schwefelsaures Kali .... 0,088 Scswefelsaures Natron . , . 0,088 Ghlornatrium 0 047 Kieselerde 0 129 4,488 Das Wasser enthalt an Gasbestandtheilen bei 8^75 R. und o'",694 atmospharischem Druck ; SauerstoflFgas . . . 24,57 Kubikcentimeter. Stickstoffgas . . . 173,84 . Kohlensiiuregas . . 1528,60 5. Herr Prof. Bolley von Aaraii macht mehrere chemisch-technische Mittheilungen : a) Ueber die Bestimmung des Ilartegrades der zum Hansgebrauche oder in der Farberei zu rerwendenden Wasser. Eine nahere Ausmhrung der in der allgem. Sitzung angedeuteten Methode. (Siehe Beilage XL) ^ b) Ueber die Verdichtung, welche ein, bei 60'^ R., in erne Aetznatronlosung von 30° Beaume getauchtes Stiick Banmwollenzeug erieidet, welche auch die Farben viel ^ntensiver erscheinen lasst. Mit jener Losung bedruckte Stellen zieben sich so zusanimen, dass die angrenzenden rcgelinassige Fallen zeigen. 180 c) Ueber das mil den englischen Zinnerzen brechende Wolfram. Durch Hinzufiigung von C Na und Schmelzen der gerosleten Erze wird leicht Wo Na abgeschieden, so dass jetzt W pfundweise zu haben ist. Es entsteht die Frage, ob nicht die woiframsauren Salze in der Farberei statt der Zinnsalze ( Sn Na) angewendet werden konnteu, da erstere jetzt ohne Werth sind. d) Alaun fand sich stark rothlich gefarbt, urn ihm das Ansehen des romischen zugeben; die Untersuchung zeigte, dass er mit Gyps, dem ein rother organischcr Farbstoff beigemengt war, verfalscht sei. 6. Hr. Ingenieur Denzler macht auf die nahe Ueber- einstimmung alter Meeres-Niveaux aufmerksam , welche sich namentlich durch die Verbindung der italienischen Triangulation mit der franzosischen und deutschen durch die schweizerischen Arbeiten fiir das Mittelmeer und die Nordsee ergeben. Die Fluthgeschwindigkeit in verschiedenen Gewassern zeigt, dass die Geschwindigkeit der Ausgleichung an- nahernd proportional der Tiefe derselben ist. — Die Pegelbeobachtungen langs dem Rhein und Bodensee, so wie die von Hrn. Obrist Pestalozzi citirten Beobach- tungen am Ziirchersee, weisen die Schnelhgkeit der Niveau - Ausgleichung in gross em Wassermassen nach, welche man offenbar als eine Druckwirkung , wie in communicirenden Rohren, nicht als ein Nachfliessen ^ zu betrachten hat. Beim Mittelmeer schwanken die Angaben von 4 — 5 Untersuchungen zwischen 1 — 7 dm., um welche es tiefer lage als die Nordsee. Diese Grossen sind so klein, dass sie nicht aus der Fehlergrenze heraustreten. Aber das rothe Meer ist um 7 — 12 Meter hoher als das Mittelmeer. ^ 181 Der grossere Salzjfehalt und die geringere Erwar- mung des letztern geniigen nach Herrn Denzlers An- sicht nicht, diese Differenz zu erklaren, sondern es muss eine besondere Stauung des arabischen Busens statt- finden. 7. Herr Ingenieur Kronauer von Winterthur weist die vier ersten Blatter (Sarganserland) von der Karte der Kantone St. Gallcn und Appenzell vor, welche die St. Galler Regierung in 16 Blattern im Steinstich ver- offentlicht. Sie ist im Massstabe von 1 : 25,000 aufge- genommen, und wird in eben diesem gestochen. Zu der Darstellung der Umgebungen wurden Mittel von ver- schiedener Giite benutzt: die Ziiricher Aufnahme im gleichen Massstabe, einige Blatter der eidsgenossichen Karte aus dem Massstabe 1 : 50,000 , in's Grosse ge- zeichnet, und die grossere von Herrn Ing. Sulzberger gelieferte Karte des Thurgaus. Die Horizontallinien von 100 m zu 100 «». finden sich in derselben eingetragen. — Die Beleuchtung ist zwar im Allgemeinen eine senkrechte, doch sind bisweilen zur Hervortretung des Reliefs verschiedene Schattenseiten angenommen. Herr Escher v. d. Linth macht namentlich auf die herrliche Darstellung der Felspartieen aufmerksam, welche eine geognostische Unterscheidung , z. B. zwischen Kalk und Schiefergebirge , zulasse. 8) Herr Prof. Schonbein von Basel erweitert den in der allgemeinen Sitzung gehaltenen Vortrag iiber die Einwirkung des erregten Sauerstoffs (Ozons) auf die Zer- storung (Oxydirung) der Pflanzenpigmente (Siehe Bei- lage Nr. X.) , und erlautert namentlich die von ihm ent- deckte Eigenschaft der atherischen, sauerstofffreien Oele (deren Reprasentant das Terpenthinol ist), den Sauer- 182 stoff in eiuer andern Weise aufzunehmen , als zur bis- her bekannten Harzbildung. Diese wird namlich vor- zugsweise durch eine hohere Temperatur begdnstigl, wahrend dagegen 0 oder Lull in vielfacher Beriihrung- mit Terpenthin, also damit geschiittelt, und unter Ein- wirkung des Sonnenlichles , bei niedriger Tempe- ratur, von diesen Oelen aiifgenommen , und zugleich in jenen Zustand versetzt wird, in welchen der Ph das 0 der Luft iiberfiihrt, in welchem es Ag in Superoxyd verwandelt, das Indigoblau zerstort, mit Stiirkekleister und JK gelranktes Papier blau oder braun farbt, d. h. das K im J K oxydirt, die S (unter Warmeent- wicklung) in S verwandelt, den RosenfarbstofT ganzlich zerstort, in einigen (Capuciner und Dahlien) rothgelben Blumen den rothen Farbstoff beseitigt , iiberhaupt Eigen- schalten zeigt, welche denen des Chi Br J Fl analog sind. — Das Terpenthinol erhalt dadurch einen ver- starkten Geschmack und Geruch, und die Pfropfen der Flaschen werden angegriffen. — Auf analoge Weise ladct sich auch der Schwefelather mit diesem erregten 0 und empfangt dadurch jene oxydirende Eigenschaft. 9) Herr Prof. MoUinger in Solothurn sendet eine Abhandlung iiber die Construction stereographischer Pro- jectionen gegebener Theile einer Kugeloberfliiche, iiber welche Hr. Prof. Raabe aus Ziirich referirt. 10) Herr Pfarrer Rechsteiner von Eichberg, Kanlons St. Gallen , weist eine in der Nahe der Fahnern gefun- dene Ostrea , aus der untern Lage der Nummuliten, und einen Barenzahn vom Wildkirchli vor. 183 BEILAGE ZUM PROTOCOLL der Section fUr Chemie, Physih und Geologie. Der Commissional - Bericht zur Uiiter suchung (les Plattenberges im Kanton Glarus. Tit! Die lobl. Haushaltungs - Commission des Kantons Glarus hat, laut Schreiben vom 28. Juni 1851, den Priisidenten der sclnveizerischen naturforschenden Ge- sellschaft, Herrn Dr. Jenni von Ennenda , aufgefordert, dahin zu wirken, „ dass von ein paar sachkundigen Mit- gliede^n der geologischen Section der Plattenberg unter- sucht werde, urn zu erfahren, ob nicht durch eine kunstreichere Betreibung des Bergbaues einerseits fur dieArbeiten selbst vermehrte Sicherheit erzielt, ander- seits dasselbe in der Folge nicht etwa auf vortheiihaftere Art und Weise betriebcn werden konnte.«— Die Sache kam in der geologischen Section am 5. August zur Sprache, und es wurdcn in Folge dessen die HH. Prof. Dr. Merian von Basel, Arnold Escher v. d. Linlh und A. V. Morlol von Bern als Commission ernannt, um 184 dem Ansuchen der Regierung zu entsprechen. Auf deu Vorschlag des Hrn. Escher wurde noch an Hrn. Caspar Stocker , Bergrath in Zurich , geschrieben , um ihn bei- zuziehen; und es ist sehr zu bedauern, dass dieser vor- ziigliche Techniker abgehalten wurde , sich einzufmden. — Am 9. August begab sich die bezeichnete Commis- sion, unter gefalliger Leitung des Hrn. Rathsherr Peter Jenny von Schwanden , und begleitet vom Plattenberg- Verwalter und dessen Gehiilfen, an Ort und Stelle. Der Vormittag wurde zur genauen Besichtigung des Bergbaues, der Nachmittag zum Besuche des Magazins und den verschiedenen dazu gehorenden Werkstatten , zur Einsicht in die Rechnungen und zur gemeinsameu Besprechung des Gegenstandes verwendet. Auf letztero hin erlaubt sich die Commission folgenden Bericht zu erstatten : Die Nachtheile und Schwierigkeiten des Bergbaues haben, wie bekannt, ihren Grund darin, dass seit der im Jahr 1848 eingetretenen Handelsstockung die Ar- beiter bei geringerm Verdienste sich das gehorige Weg- raumen des Schuttes ())Ghiider^^) weniger angelegen sein liessen, so dass sich dieses nun an manchen Stellen hindernd aufgehauft hat; dazu kommt noch, dass die Arbeiter, da wo das Gestein gut ist, es so weit sie konnen gewinnen, ohne auf Sicherung durch Ausspa- ren von Stiitzpfeilern gehorig Riicksicht zu nehmen, daher an manchen Stellen der Abbau je langer je miss- licher wird. Bei dem gegenwartigen Stande der Dinge glaubt die Commission, dass es am zweckmassigsten ware, mit der bisherigen Abbauweise fortzufahren, da- bei aber eine scharfere Aufsicht zu fiihren, um sowohl die gehorige Wegraumung des Schuttes, als auch das Aussparen von Pfeilern /u erzielen. Zu diesem Ende 185 wiire die Einfiilirung eines eigentlichen Steigerdienstcs, wie er iin deutschen Bergbau allgemein iiblich ist, zu empfehlen. Ein sogenannter j^Steiger-^ ist namlich cin Vorgesetzter aus der Klasse der Arbeiler, der die Baue regelmassig, gewohnlich tiiglich, besucht, wenn sie nur gering sind , zuweilen selbst mitarbeitet und die unmillelbare Aufsicht und Controle dariiber fiihrt. — Endlich ist zu bemerken, dass das Verwenden von nam- haften Summen zum Abraumen grosserer Schuttpartiecn nicht rathsam erscheint, indom es ein nicht weit rei- chendes Palliativmittel ware. — Ein Mitglied der Commission, Herr v. Morlot, ob- schon im AUgemeinen mit Obigem einverstanden, iius- serte iiberdiess eine Meinung, welche er aufgefordert wurde zu entwickeln ; er macht dabei aber aufmerk- sam, dass er bier nur nach der Theorie spreche, und dass man jedenfalls seinen Vorschlagen erst dann Folge geben diirfte, wenn sie von einom praktischen Berg- manne, wie z. B. von Herrn v. Charpentier, Salinen- Director in Bex , gepriift worden ; es ist auch nur unter dieser ausdriicklichen Verwabrung, dass Herr V. Morlot es wagt, seine Meinung bier auseinander zu setzen. — Der bisherige Abbau am Plattenberg kann als ein Tagbau betrachtet werden; wenn man auch an man- ehen Stellen unter den liberhangenden Felsen hinein gearbeitet hat, so hat man sich doch nirgends weit ge- nug gewagt, um der kiinstHcben Beleucbtung zu be- diirfen. Nun ist aber der Dachschiefer langs dem ganzen bekannteu und zuganglicben Ausbeissen *) der Schichten ') )) Ausbeissenw einer Schichte heisst das zu Tage treten derselben ; der Strich, langs welcFiem die Schichte an die Erdoberflache Irlll. 2i 186 so ziemlich abgebaut, namlich soweit dieses durch Tag- bau mogilch ist. llier und da stehen wohl noch brauch- bare Mittel ( Partieen ) , die man nachholen konnte ; es ware diess aber nur eine Nachlese, die je langer, je schwieriger und gefahrlicher wiirde; — zu einemschwung- haften Abbau reicht dieses auf die Dauer nicht aus; ein solcher kann durch Tagbau nicht fortgefiihrt werden: denn das Entblossen (Abdecken) der Schichten, durch Wegriiumen der aufliegenden Masse, ist bei der Steil- heit des Abhangs so gut wie unmoglich. Ungemein giinstig gestaiten sich hingegen die Ver- haltnisse fiir den Grubenbau. Das Streichen der Schichten *) geht senkrecht auf der Thalrichtung gerade in den Berg hinein, so dass hier also ein ungeheurer Vorralh des abzubauenden Materials liegt; ferner macht die Art des Gesteins, bei gehorig ausgesparten Stiitz- pfeilern, jede Zimmerung enlbehrhch, so dass sich kaum eine andere Mehrausgabe als fiir Beleuchtung ergeben wiirde. Wie sich diese aber stellt, zeigt die Angabe, dass in den Salinen von Bex auf den Mann per Monat, Oder fiir 26 Arbcitstage, a 8 Stunden Arbeitszeit, 3% bis 4 Pfund (das Pfund zu y> Kilogramme) Oel kommt, je nachdem mehr oder minder Luftzug ist. Diess ware eine Mehrausgabe, welche durch die bekannten Vor- theile des unterirdischen Baues aufgewogen wiirde, namlich durch den vollstandigen Schutz gegen Wit- terungseinfliisse und dadurch bedingte grossere Gleich- formigkeil und Regelmassigkeit in den Arbeiten. Wo man nicht daran gewohnt ist, herrscht ein starkes Vorurlheil gegen miterirdische Arbeiten: man fiirchtet ) Die Richtiing der horizontalen Linie, welche in jede genelgle Ebene oder Schichte gelegt werden kann, lieisst das »Strei- chenw dieser geneigten Ebene oder Schichte. — 187 «ich davor, unci halt sie unter anderm fiir sehr kost- spielig; allein man bedenke, dass nicht nur Gold und Silber, sondern auch Gips — und selbst gewohnliche Bau- steine — , z. B. in Paris , unterirdisch gewonnen werden. — - Daraus ergibt sich folgender Plan : — An einem mit be- sonderer Riicksicht auf Zugang und auf Haldensturz *) zu wahlenden Punkte des Ausbeissens der Schiefer, mit 4 bis 6 Mann im Taglohne, oder in einem eigenen , den besondern Verhaltnissen angepassten , Geding, unter ge- horiger Aufsicht eines als Steiger functionirenden Vor- gesetzten, gerade in den Berg liinein arbeiten zu lassen, und zwar auf eine hinreichende Lange, z. B. 100 Meter, um dann von da aus aufwarts nach dem Steigeu der Schichten einen Pfeilerbau im Innern des Berges treiben zu konnen. 1st man einmal weit genug in's Innere ge- kommen, um den Pfeilerbau angreifen zu konnen, so haben sich die Leute schon an den Grubenbau gewohnt, und man kann wieder, statt im Taglohne, im Geding, ungefahr wie bisher, arbeiten. So wie man weiter in den Berg hineinriickt, gewinnt man mehr Felder, die man den Arbeitern zum Ausbeuten zuweisen kann; dadurch zieht man sie nach und nach von dem alten Tagbauen zuriick, und lasst diese endlich eingehen. — P. Merian. EscHER V. d. Linth. V. MORLOT. Bern, 7, September 1851. '^) ))Ha tdensturzK , Raum zum Aussliirzen des Schuttes; natiirlich nach unten und vor dem Ausgang der Grube. 188 Nachtrag. Til.! In dem Gutachten iiber den Plattenberg, welches ich am 22. August Herrn Merian nach Basel schickte, habe ich meine cigenthiimliche Ansicht dariiber zu enl- wickeln gewagt, obschon ich meinem Urtheile in dieser Sache sehr misstraute. Ich habe seither Gelegenheit gehabt, einem Iheoretisch ebenso ausgezeichneten als praktisch tiichtigen Bergmanne , meinem Freunde, Henri Pache von Morges, den Gegenstand auseinander zu setzen. So weit er aus meiner Darstellung schliessen konnte, billigte er meine Ansicht voUkommen, hinzu- fiigend, dass sich bei den grossen Schieferbriichen von Antwerpen, deren Umsatz iibrigens jahrlich zwei Mil- lionen Franken aus mache, gerade derselbe Fall sich ereignet habe. Nachdem man namlich Jahrhunderte lang den Schiefer durch Tagbau gewonnen hatte, fand man sich durch den iiberhandnehmenden Abraum ver- anlasst , den Bau unterirdisch fortzufiihren. Herr Pache bemerkte noch, dass man in Frankreich die Beleuch- tung per Mann auf 5 Centimes taglich rechnen konne, was so ziemlich auf 3 bis 4 Pfund Oel monatlich hinaus komme; nur konne man haufig mit einem Licht fiir zwei Arbeiter auskommen. Am Plattenberg konnte man dann wohl mit zwei Lichter fiir drei Mann auskommen, indem das Zerspalten und Zurichten am Tageslichte ge- schehen wiirde ; man miisste natiirlich die vorgeschlagene Gallerie gerade in den Berg hinein mit einem Schie- nenwege versehen, wie diess nun allgemein iiblich wird, so dass man die gebrochenen, d. h. gewonnenen 189 Massen alle sogleich vor den Eingang hinausschaffen konnte, um sie hier am Tageslicht weiter zu ver- arbeiten, Entschuldigen Sie, dass ich dieses, als nachtrag- liche Bemerkung zu meinem Gutachten, mittheile. A. V. MORLOT. 190 V. BERICHTE iiber die I. B c r i c h t iiber die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Vom Juli 1850 bis Juli 1851 wurden in 14 Sitzun- gen folgende Vortrage gehalten; 1. Hr. Prof. Schonbein : Vorzeigen von pbotographi- schen Versuchen auf mit Schwefelbleiiiberzogenem Papier. 2. Hr. Rathsherr P. Merian* Ueber die Wasser- Terhaltnisse der warmen Quellen von Baden (Aargau). 3. Hr. Dr. Imhof: Ueber den Goliathus giganteus. 4. Hr. Prof. Schonbein: Ueber die Oxylisation des Aethers im Sonnenlichte. 5. Hr. Prof. Meissner : Reiseberichte iiber die Flora Gr ossbritanniens . *) Die Zusendung der Verhandlungen der ztircherischen na- turforschenden Gesellschaft ist unterbheben, weil dieselbeu jeweilen vollstandig in den ))Mittheilungen« und in den Pro- tolcollausziigen jener Gesellschaft abgedruckt werdeu. 191 6. Hr Dr. Imhof : Ueber verschiedene exotischc Kafer aus der Familie der Longicornien und der La- meJlicornien. t, !'■■"'■■ "^l"" """"•■ ^'""^ «»«S«^«'«hnefe COlestin- kryslalle aus dem Lias der Kantone Basel und Aargau. 8. Hr. Ralhsherr P. Merian: Ueber den Windstoss m der Nacht yom "/„ Dec. 1850. . v!- ^I' ''n°'^' ^"''""''•''"= Ueber das Auftreten eines oxydirenden Prmcips bei dem Terpenthinol n„d an! S»t[:Tr'''™' '•—•'«' '^-o'^e.scba.en. ,J^\ *•.''"''"""■'■ ^- "^"^"^ Ueber den aargaui- hen J„a ,„ Vergleichung mit dem Jura der angren- zenden Kantone. ® Allgeme,nen besonders des Muskelgewebes des Herzens. H,-. n ■ ■ ■ ■ ^<=''""''<''"- Weitere Versuche iiber U. Derselbe: Ueber, dem Muschelkalk und der St. Cassian-Formauon angehorende, Pefrefaclen aus der Ge- gend von Jiergamo und der Seesaplana. lo. Hr. Dr. Ballmer: u'eber die Conslrucliou der EII.vpse bloss mit Hilfe des Zirkels, und iiber e"ne an e.nem Haare beobaeh.ete In.erferenzerscheinung m„/ ; , .■ ^"''■'^""^^■- Ueber eine der Giandnla Thy- mus ahnliche accessorische Halsdriise 17. Derselbe: Ueber das Vorkommen eines iiber- hl^en R,ppenpaars bei einer alten Fran, und aber 192 18. Hr. Prof. Miescher: Beobachtungen iiber di« Trichina spiralis in den Muskeln eines Katers. 19. Hr. Prof. Schonbein: Untersuchungen iiber die Oxygenation des Terpenthinols , des Leinols , des Wein- geistes, des Holzgeistes, der Essigsaure, der Weinsaure, des Aethers u. a.; ferner der schweflichten Saure, des Schwefelwasserstoffgases , des Arsenwasserstoffgases u. dgl. — Beschleunigende Wirkung des Sonnenlichtes. 20. Hr. Rathsherr P. Merian: Ueber fossile Wein- trauben und Kerne von Vitis teutonica aus den Braun- kohlen von Salzhausen, bei Giessen. 21. Derselbe : Ueber die Bohrproben aus dera Rhein- bette unter der Rheinbriicke. 22. Hr. Prof. Miescher : Ueber eine beim Menschen ge- fundene Trichina , ahnlich der Trichina spiralis der Katze. 23. Hr. Prof. Meissner : Biographische Notizen iiber vier in den letzten Jahren verstorbene thatige Mitglie- der unserer Gesellschaft , namlich: HH. Dr. Lud. Mieg, Dr. F. Tripet, Dr. Franz Bernoulli und Cand. Rud. Preis- werk; desgl. iiber Hrn. Dr. Miihlenbeck in Miihlhausen. 24. Hr. Prof. Schonbein: Ueber die durch das Son- nenlicht bewirkte Oxygenation der schweflichten Saure, der Essigsaure, des Weingeistes und der atmosphiiri- schen Luft fiir sich allein. 25. Derselbe : Ueber die iibereinstimmenden Reak- tionen des oxygenirten Sauerstoffes in den atherischen Oelen und andern Substanzon init denen des Ozons, der Superoxyde und der sogenannten Salzbiider. 26. Derselbe: Ueber dasVerhalten verschiedener or- ganischer, besonders vegetabilischerFarbstoffe zur schwef- lichten Saure und den oxygenirten Substanzen, welche letztern die meisten durch schwefliehte Saure gebleichlen Pflanzenfarben sanz oder Iheilweiso wiedcrherslellen. 193 II. Boric Ii t uber die Verharidlungen der naturforschenden Gesellscliafl i 11 B em. Vom 2. November 1850 bis ziini 26. Juli 1851 ver- sammelte sich die Gesellschaft li Mai, und fiihrte ihre Mittheilungen von Nr 182 bis Nr. 215 fort, sie, wie in fiihern Jahren, alien constituirten Kantonalgesellschaften zusendend. Von den gehaltenen Yortriigen wiirden fol- gende in den ))Mitlheilmigen^^ wiedergegeben : 1. Hr. Wolf: Der Jiili- August -Slernschnuppenslroni von 1850. 2. Derselbe: Ueber die Ltinge dor Berner-Steru- warte. 3. Derselbe: Verschiedene Bemerkungen. ^. Derselbe: Der November - Sternscbnuppenstron) von 1850. 5. Derselbe: Samuel Konig aus Bern. 6. Hr. Prof. Wydler: Die Knospenlage der Blatter in iibersichllicber Zusammenstellung. 7. Hr. Prof. Perty: Ueber den gefiirbten Schnee des St. Gottbards, vom 16. — 17. Februar 1850. 8. Hr. Prof. Brunner, Sobn: Thatsachen zur Beur-^ Ibeilung des gefiirbten Schnees, welcber im Februar 1850 in unsern Alpen siehtbar war. 9. Derselbe: Aphoristische Bemerkungen iiber die Productionskrafl der Natur. 25 194 10. Hr. Wolf: Vierte Versuchsweise zur Verglei- chung der Erfahrungswahrscheinlichkeit mil der mathe- matischen Wahrscheinlichkoit. Nachlrag. 11. Derselbe: Zusatz zu der friihern Bestimmung der mittlern Kraft in Druck und Zug. 12. Hr. Prof. Brunner : Beilrage zur Analyse eini- ger Metalllegirungen. 13. Hr. Wolf: Fiinfte Versuchsweise zur Vergleichung der Erfalirungswahrscheinlichkeit mit der mathemati- schen Wahrscheinlichkeit. 14. Derselbe: Ein verloren geglaubter Brief Lam- bert's an Johannes Gessner. 15. Hr. Prof. Thurmann: Sur une chance defavo- rable que certaines structures orographiques offrent, dans les chaines du Jura , a la recherche du sel gemme. 16. Hr. Wolf: Zwei Briefe von Christoph Jezler's Correspondenz. 17. Hr. Prof. Brunner: Beitrag zur Eudiometrie. 18. Hr. Prof. Thurmann: Fleuraison a la Chaux- defonds d'apres les notes des freres Gentil. 19. Hr. Prof, Fellenberg: Vergleichende Untersu- chung der Aschen von gegipstem und ungegipstem Klec und Esparsette. 20. Hr. Prof. Perty : Ueber Diastrophie. 21 « Derselbe: Ueber die Podura Nicoleti. 22. Hr. Wolf: Sonnenfleckenbeobachtungen in der zweiten Halfte des Jahres 1850. 23. Derselbe : Auszug aus Johann H BernoulU's Reisejournal vom Jahre 1733. 24. Hr. Prof. Fellenberg: Darstellung aschenfreier Filter. 25. Hr. Prof. Thurmann: Les terrains tertiaires du 195 ▼al de Delemont mis en rapport avec ceux de Lauffen par MM. Bononomi et Greppin. 26. Hr. Wolf: Ein Brief Johannes 1 Bernoulli's. 27. Derselbe : Ueber die Vertheilung der Fixsterne. 28. Hr. Fischer -Ooster: Noch Einiges iiber die Theorie der absoluten Warme und die Forrael fiir die Schneegrenze. 29. Hr. Wolf: Anna Barbara Reinliart von Winterthiir. 30. Derselbe: Fernerer Beitrag zur Kenntniss alter Schweizerkalender. 31. Hr. Prof. Perty: Metabolie der Infusorien. 32. Hr. Prof. Thurmann: La flore de la frontiere berno-alsatique d'apres les observations de M. Montandon. 33. Hr. Wolf: Ueber den Oppikofer'schen Planimeter. 34. Derselbe : Nachtragliche Notizen iiber Johannes Gessner. 35. Derselbe: Ueber eine am 10. August 1850 in Aachen und Bern gleichzeitig beobachtete Feuerkugel. 36. Derselbe: Ueber das Sehen der Sterne beiTage aus tiefen Schachten. Ueberdiess wurden noch folgende, theils nicht fiir die ),Mittheilungen« bestimmte, theils noch nicht zum Abdrucke gelangte, Vortrage gehalten: 37. Hr. Morlot: Ueber die Geologie der ostlichen Alp en. 38. Hr. Prof. Brunner, Sohn: Geschichtliche Zu- sammenstellung iiber die Entdeckung und die bisheri- gen Untersuchungen des Ozons. 39. Hr. Apotheker Miiller : Ueber das Schonbein'sche Ozonometer. 40. Hr. Landammann Simon: Ueber das im gold- fiihrenden Sandc der Emme und ihrer Zufliisse sich be- findende Eisen. 196 41. Hr. Morlot: Ueber seine Untersuchungen der (ieschiebe. 42. Hr. Apotheker Miiller: Ueber die verschiede- nen Mittel die Verfalschungen der Kuhmilch (namentlich mil Wasser] za erkennen. 43. Hr. Dr. Custer : [ eber die Legirung; der iieuen Billonmiinzen. 44. Hr. Prof. Perty: Ueber die Arachniden , und spezieil iiber die auf dem Menscben and auf Thieren lebenden Acariden. 45. Hr. Wolf: Ueber das mikroskopische Institut von Menzel und Comp. in Zurich. 46. Hr. Prof. Brunner, Sohn : Ueber Plateau's Versuch. 47. Hr. Oberst Sinner: Ueber die Bereitung des Knallquecksilbers. 48. Hr. Prof. Valentin: Ueber seinen neuen Appa- rat, um die Dauer der Sinneseindriicke zu studiren. 49. Hr. May : Ueber die Vertheilung der Fixsterne. 50. Hr. Landammann Simon : Vergleichende Ueber- sicht des Goldsandes von Kalifornien und vom Ural. 51. Hr. Prof. Wydler: Ueber die Ordnungsfolge des Verstaubens der Antheren. 52. Hr. Prof. Perty : Ueber Ascomorpha und Pro- lococcus pluvialis. 53. Hr. Prof. Brunner , Sohn : Ueber Foucault's Pendelversuche. 54. Hr. Prof. Wydler: Ueber die symmetrische Ver- zweigungsweise dichotomer Inflorescenzen. 55. Hr. Dr. Schneider : Ueber die Mortalitatsver- haltnisse der Schweiz. 56. Hr. Prof. Valentin und Hr. Prof. Perty : Ueber die neuern mikroskopischen Apparate des optischen Tn- i)1i(ules von Menzel und Comp. in Zurich. 197 57. Hr. Wolf: Ueber seine Beobachlungen des Zo- diakallichtes im Friihjahr 1851. 58. Hr. Wolf: Ueber seine Sonnentteckenbeobach- lungen im ersten Semester 1851. 59. Hr. Prof. Brunner, Sohn : Ueber die neuern Bereicherungen des Berner- Museums, mit besonderer Beriicksichtigung der von dem Hrn. Meyrat aufgefun- denen Petrefacten. 60. Hr. Prof. Studer : Ueber den Kalk des Chablais. Als neue Mitglieder hat die naturforschende Gesell- schaft in Bern die HH. Prof. Wydler, Dr. Custer, W. Fetscherin, Dr. Tscharner, Fr. Henzi, Steinegger und Ingenieur Lauterburg aufgenommen. Bern, den 30. Juli 1851. Gesellschaft in Bern : H. Wolf, Secretar. 198 III. B e r i c h 1 liber die Verhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in St. Gallen. Vom 24. Januar 1848 bis 28. No-vember 1850 wur- den in 8 Sitzungen folgende Vortriige gehalten: 1. Ilr. Prof. Selinger halt einen Vortrag iiber Elek- trizitat und elektrische Telegraphen. 2. Hr. Vize-Prasident Dr. Wild spricht iiber geo- graphische und geologische Verhaltnisse , und beriihrt namentlich die Schweizermolasse; zugleich weist er viele Versteinerungen vor, um seine Ansichten zu belegen. 3. Hr. Dr. E. ZoUikofer zeigt KartofTeln vor, die er aus Samen gezogen, und theilt die Bemerkung mit, dass sich an diesen die Krankheit spater gezeigt hatte, als an denen, die aus KartofTeln gezogen wurden. 4. Hr. Sanitatsrath Dr. Rheiner liest eine Abhand- lung iiber die Saline Hallein, bei Salzburg, und die Salz- soolen, bei Ischl, vor. 5. Hr. Prasident Meyer legt Abbildungen iiber das Rhinoceros vor, und begleitet dieselben mit naturwis- senschaftlichen Bemerkungen ; zugleich macht er mit einigen naturwissenschaftlichen literarischen Novitaten bekannt. 6. Hr. Prof. Deike halt einen Vortrag iiber die Inductions -Erscheinungen, erklart mehrere hierauf be- ziiglicho Apparafc, und macht orlauterndc Experimente. 199 7. Hr. Prasident Meyer zeigt vor und erlautert : a) Den Areometer von Alexander. b) Blitzverglasungen. c) Belemniten, von Kalkspath diirchsetzt, und solche, die in der Richlung der Achse auseinander ge- rissen wurden , und deren eigentliche Substanz durch Kalkspath ersetzt worden. 8. Hr. Prof. Delabar: ))Ueber den Nutzen und die Bedeutung der JMathemalik fiir die iibrigen Wissenschaf- ten iiberhaupt und die Nalurwissenschaften insbesondere.^^ 9. Hr. Dr. Riisch liest eine Abhandlung iiber die Heilquellen von Pfiifers vor. 10. Hr. Prasident Meyer theilt Ausziige mit aus den Briefcn von Dr. Wilhelm Hofmeister. 11. Hr. Prof. Delabar gibt die Fortsetzung seiner Abhandlung: ))Ueber den Nutzen und die Bedeutung der Malhematik u. s. w.^^ 12. Hr. Prasident Meyer macht Versuche mit einem grossartigen eleklromagnetischen Apparate, und halt als Einleitung hiezu einen Vortrag iiber die Entwicklung der Elektrizitatslehre. 13. Hr. Prof. Doike erlautert die Fallmaschine von Atword an einem vorgewiesenen Instrumente dieser Art. 14. Hr. Actuar Wartmann zeigt verschiedene , dera Museum durch Herrn Guido Gonzenbach geschenkte, Reptilien, und begleilet die vorgewiesenen Gcgenstande mit naturgeschichtlichen Notizen. 15. Hr. Prof. Deike halt einen Vortrag iiber Pho- tometer; zugleich zeigl er mehrere Apparate dieser Art vor. 16. Hr. Actuar Wartmann liest einige, durch Hrn. Guido Gonzenbach aus Smyrna der Gesellsrhaft mitge- theihe, ornilhologische Notizen vor. _200_ 17 Hr Actuar Wartmaim tragi eine Abbandlung vor uber die Verbreitung der Saugethiere. 18 Hr. Prof. Delabar: ,Ueber den Schall im All- gemeinen und die Tonverbaltnisse im Besondern. St. Gallen, Anfangs September 1851. 3ak. Wartmann, Actuar der naturwissenschamichen Gesellschalt 201 W, Res u in e des travaibx de la Societe cautonale de physique et d'histoire naturelle dc Geneve. La societe a tenu 20 seances depuis le 18 Juillel 1850 au 19 Juni 1851. Les principaux travaux don( elle s'est occupee sont les suivants. I. Astronomie, Cosmographie, Geographic. Mr. le prof. Plantamour a presente les elements de la comete decouverte par Mr. Mauvais a Paris le 9 Sep- tembre 1850; il en a deduit une ephemeride d'ou resulte pour elle une courte yisibilite. Mr. le general Dufour a presente un travail dans lequel 11 etudie par la geometric descriptive le mouve- ment apparent du plan d'oscillation du pendule dans I'experience de Mr. Foucault. Les experiences sur ce mouvement ont ete faites a robservatoire et dans le temple de Saint -Pierre au moyen dun pendule long de 62 pieds. — Les resultats auxquels Mr. Dufour a ete conduit sont que la deviation du plan d'oscillation est differente suivant Tazimuth initial de ce plan. — Les experiences ont semble confirmer ce resultat. Mr. C h a i X a rendu compte par ecrit de I'atlas du Vicomte de Santarera qui se compose d'un grand nonibre de cartes anciennes reproduites avec beaucoup de fide- lite dans Telat oii elles se trouvenl dans les recuoils originaux. 2() 202 Lc m^me membre a presente un panorama des Alpes vues de Celignv , lilhographie par Mr. Smidl sur ses dessins. Le mcmc nunibrc a presente un Iravnil de geogra- phic hislorique sur la decouverle du ^Fississipi allribuee generalemenl aux Francais en 1673. 11 resullc du tra- vail dc >Ir. Cliniv que celle decouverle reuionLe a i'an- nee 1527 el opparliennc a un Portugais, Tun des com- pagnons dc Pamphile Narvaez. II. Physique, Met eor olog i e. Mr. le Dr. Lombard a lu la seconde parlie de son travail sur lc cliinal dc rienevo etudle au polnl do vue medical. Gelte parlie du menioire conlienl une com- paraison enire Ics donnees meleorologiques obtcnues dans la premiere parlie el Felal sonitairo conslale soil par le nombre des deces, soil par la praliquo de qucl- ques docleurs, soil par le releve des ordonnances dans quelques pharmacies. Mr. le professeur Plantamour a presente des tables hypsomelriques calculees d'apres les memes principes que cellos dc Bessel, mais en parlanl des donnees four- nies par RegnauU, soil pour calculer le coefficient de- pendant de la densile du mercuj-e, soil pour la correc- tion due a Thumidile de Tair el a sa temperature. La hauteur s'obtienl au moyen de 4 logarithmes. Le memo membre a lu par exlrails un memoire Ires developpe sur les observations meleorologiques faites a Geneve et au Gd. St. Hornard, Ce memoire fait partie du XIII volume dc la Societe qui est sous presse. Mr. le professeur Wartmann a lu un memoire sur la theorie j^enerale de la vision. L'auleur altribue cette 203 sensation a I'elasticite de la retine. 11 signale le fait de la Constance du rapport eutre les nombres des vi- brations de deux coaleurs complementaires ; ce rapport est egal a 1,289. m. G h i m i e. Mr. le professeur Warlmann a rendu compte d'ex- periences qui (endent a elablir contrairement a I'opiniou de quelques pholographes que le foyer chimique des lenlilles est le memo que leur foyer lumincux. II a trouve que les rayons chimiques se polarisenl exacte- ment comnie les rayons de luniiere. Mr. Ant. Morin a lu une note sur la recherche de Farsenic appliquee a la medccine legale. Les Iravaux de Tauteur I'onl amene a conslaler la presence de trace d'arsenic dans Tacidc chlorhydrique repute pur. 11 en couclut la couYenance de subsliluer Tacide sulfurique a I'acide chlorhydrique dans la carbonisation des sub- stances a analyser. IV. Mineralogie, Geologic. Mr. le general Dufour a annonce la decouverte dans le canton des Grisons d'une carriere de tres beau marbre statuaire superieur a celui de Carrare et dont il a pre- sente un echanlillon. Mr. le professeur F. J. Piclet a lu un troisieme nie- moire sur les moUusques des gres verds des environs de Geneve. Ce memoire a pour objet les Lame Hi branches ou acephalcs. II conlicnt la description de 65 especGs nouvelles. Ce memoire fera parti du tome XIII des memoires de la Socieie, V. Botanique, Physiologic vegetale. Mr. le professeur Choisy a lu un memoire sur les 204 Guttiferes de Tlnde recueillis par le Dr. Wallich et sur quelques Guttiferes peu connus de FAmerique. La des- cription de ces plantes est precedee de considerations generates sur leur constitution organique et leur classi- fication. Le travail est accorapagne de planches dessi- nees par Mr. le professeur Thury, Tune d'elle est re- lative a Tanalyse microscopique du Clusia Lhotzkyana. (Imprime dans le tome XTI des raemoires de la Societe.) Mr. de Candolle a communique le resultat de re- cherches qu'il a entreprises pour reconnaitre s'il y a eu une alteration de Tespece des pomraes de terre par les efforts qu'ont fails les cultivatcurs pour augmenter les produils. La description la plus ancienne, celle de Clusius, date de 1601, elle presente exactement les memes caracteres que Tespece actuelle, sauf que les tubercules etaient moins gros et moins hatifs. Le meme membre a lu quelques extraits d'un travail etendu sur Torigine de quelques especes vegetates. Mr. le professeur Wartmann a presente un qua- trieme memoire sur ses recherches relatives aux phe- nomenes physiques de la vegetation. 11 a examine les proprietes que presentent les tissus vegetaux, lorsqu'on les faits traverser par des rayons de lumiere et de cha- leur. Ces tissus se divisent en deux grandes classes; les uns a cellules arrondies , unirefringens et d'une trans- parence uniforme en tons sens, les autres a cellules allongees ont une direction de maximum de transpa- rence el une direction de minimum de transparence a angle droit sur la premiere. Le memoire presente I'enu- meration d'nn grand nombre de vegetaux dont Tauteur a examine les organes Iranslucides depuis les racines jusqu'aux fleurs et aux fruits. Mr. le professeur Choisy a presenle un rapport ecrit 205 i8ur un ouvrage allemand de Mr. le professeur Braun sur les renouvelleraents et les rajeunissemens de la vie. Cet ouvrage renferme de nombreux details sur la phy- siologie et la classification des Algues d'eau douce; on rencontre egaloment dans cet ouvrage des discussions generates et philosophiques d'un grand interet. (Imprime dans la B. U.) YI. Physiologic animate. Mr. Ant. Morin a lu un memoire sur Texamen qu'il a ete charge de faire pour s'assurer si un fragment de cheveu trouve adherent a une hache appartenant a un prevenu d'homicide etait un cheveu de la victime. Mr. Morin rend compte de ses observations microscopiques soit sur le fragement soumis a son examen soil sur d'autres cheveux et sur des poils d'animaux. Les con- clusions auxquelles Tout conduit ses recherches sont: que les cheveux humains sont constamment trans- parents, et que les poils des animaux sont presque constamment opaques. Les observations ont ete fai- tes au moyen d'un microscope d'Amici et le memoire est accompagne des dessins de tous les cheveux ob- serves. Approuve par la societe dans sa seance du 17 Juil- let 1851. Le Secretaire: Elie Hitter. 20G V. Bcricht uber die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft Graub linden's. Vom 29. October 1850 bis zum 5. Juni 1851 hielt die Gesellschaft 18 Sitzungen, auf vvelche sich folgende Vortriige verlheilcn : 1. Hr. Kaiitonsforstinspcctor J. Coaz: Ueber das Thai Fox in lopograpbischcr, geologischer und forst- wissenschaftlieher Hinslchl. 2. Hr, J. U. Riuiggcr: Ueber Behandlung und Ver- mehrung des Dungors. 3. Hr. Dr. Papon: Ueber die Wahl der Nahrung und Kleidung nach klimatischen Verliiiltnissen, mit be- sonderer Berticksichtig^ung der Nahrung- und Kleidung^ des blind nerischen Landvolkes. 4. Hr. Dr. Kaiser, Sohn: Ueber die Entziindung nach physikalischen Gesetzcn. 5. Hr. Dr. Mosmann : Ueber die Physiologic der Er- nahrung des Menschen , in drei Vortragen. Erster Vor- trag: ))Die Aufnahme der Nahrung und die Verdauung.^^ G. Derselbe; Zweitcr Vortrag : » Ueber den Kreislauf des Blutes, den Ernahrungs- und Athmungsprocess.^^ 7. Derselbe; Dritler Vortrag: ))Ueber die Erzeugung der Korperwiirme und die verschiedenen Nahrungs- mitlel." 8. Hr. Dr. Cassian : Ainerikanische Reisenotizen. 207 9. Hr. Bundesprasident P. C. Planta: Ueber Pola- ritat. 10. Hr. Biirgormeister Fr. Wassali: Beitriige zur Diingerlehre. 11. Hr. Dr. Mosmann: Ueber die Anwendung der Wasserdampfe in der cbemischen Tecboik, unler Vor- zeigung cines anf der Londoner Indaslrieaustellung aus- geslelKen Dampfapparates. 12. Hr. Dr. Kriechbauraer: Ueber die Befruchlung der Bliilbenpllanzen. 13. Hr. Dr. Papon: Ueber den Einfluss der Wal- der auf das Ivlima und die Bewobnbarkeil der Lander. 14. Hr. Forsladjuncl Mani : Beilriige zur Naturge- schicble der Gemse und deren Jagd. Aus Auftrag der naturforschenden Gesellschaft Ciraabundens: J. Papon. 208 VI. Rap p o r t de la Societe des sciences naturelles dii canton de Vaud pour I'annee 1850 — 51. Depuis la derniere reunion de la Societe Helvetique des sciences naturelles la section Vaudoise n'a eu que huit seances. G 0 0 1 o g i e. Mr. le Dr. Campiche place sous les yeux de la So- ciete une serie d'echantillons d'ammonites recueillis dans le Neocomien des environs de Sainte-Groix: en partant du deuxieme etage inferieur pour s'elever jusqu'au Gault superieur. II lit une notice sur ces differents fossiles qui sont au nombre de 47 especes; 14 appartiennent au Neoco- mien et 33 au Gault; de ces di verses especes deux sont inedites. Suivant Mr. le Dr. Campiche, les ammonites de celfe localite caracterisent parfaitement les divers etages d'un m^me terrain: il en est de meme des Oursins, des Gasteropodes et des Acephales. Mr. Renevier lit un memoire sur la place que doit occuper la molasse du Jorat dans les terrains tertiaires; de ce travail il conclut : 1. Que la molasse d'eau douce doit ^tre separee du gres marin; 2. Que la premiere appartient h ]>poque Miocene et le second au Pliocene; I 209 3. Que la molasse a du etre deposee dans im lac qui aurait couvert une grande partie de la Suisse occi- denlale et que le soulevement des Alpes occidentales aurait amene les eaux de la mer sur la plaine Suisse et depose la molasse marine. Mr. de La Harpe met sous les yeux de la societe quelques fragmens d'Ostrea de petites especes recueillis dans la molasse au-dessus de Lausanne. La meme couche renferme beaucoup de debris de vegetaux lerrestres. Physique. Mr. le professeur Gay lit une notice sur les pro- prietes geometriques du centre de gravite : il donne les moyens de le trouver et d'en faire la demonstration par la geometrie. Mr. Burnier, professeur a Morges, fait part dun moyen simple de determiner par un trace sur le terrain la direction du mouvement des nuages. Le meme membre envoie une liste de diverses hau- teurs du Jorat determinees au moyen du barometre. La Societe continue a recevoir de Mr. Burnier, les bulletins mensuels des observations meteorologiques qu'il lait et publie a Morges. Mr. R. Blanchet rapporte verbalement un fait de mirage sans renversement observe durant I'hiver par Mr, C. Dufour au moyen du telescope dirige sur la Jung- frau. Z o o 1 o g i e. Mr. Auguste Chavannes lit un memoire sur les fu- migations par Tacide hydro-sulfurique quMl a appUquees aux collections de Coleopteres du musee de Lausanne. Le succes a ete tres satisfaisant ; les insectes destructeurs 2.7 210 et leurs larves ont 6tc detruits sans que les cadres, les cpingles, ni les objets conserves aient eu a souffrir de cette operation. Mr. le Dr. de la Harpe presente mi resume ou Sy- nopsis des Phalenes suisses, prepare pour la Faune Helvetique. II enurnere 323 especes dont quelques-unes sont nouvelles. Mr. Auguste Chavannes rapporle quMl s'est fort bien trouvc de Temploi du Chloroforme pour faire perir des insectes destines aux collections, qui auraient ete alte- res par Taction de la therebentine , de Tesprit de vin ou de I'acide sulfureux. Le meme membre a lu une notice sur des larves de Distome quMl a observees sur la Fera, (Corregonus Fera), II cite les recherches antecedentes , les decou- vertes de Nitzsch, de Steenstrup et de Siebold sur ce sujet. Mr. le Dr. Jurine de Geneve est le premier qui ait mentionne, sans en connaitre la nature, les Kystes larvigenes de la Donne chez la Fera. Apres avoir decrit ces Kystes et leur contenu, M. C. propose de designer par Tepithete dc cy cliques les especes qui offrent ces transformations que Ton ne peut assimiler aux metamorphoses. C h i m i e. Mr. S'. Baup lit une notice sur quelques produits dc Faction de I'acide nitrique de Tacide citraconique et specialement sur un nouvel acide que vient de de- crire le professeur Gottlieb, dans le numero de Mars dernier des annales de chimie de Liebig. Mr. Baup qui Favait deja trouve de son c6t6 , il y a quelque temps, et nomme Citracartique, presente son travail comme une continuation de celui de Mr. Gottlieb. 211 En faisant reagir I'acide nitrique concentre sur Tacide citraconique , Mr. Baup a obtenu entre autres produits un liquide oleagineux qui a fourni deux nouvelles sub- stances qu'il appelle provisoirement nitrocitracines, I'unp culyte, Tautre dyslyte; il donne les caracteres differen- tiels de Tune et de Tautre. Mr. Bischoff communique a la Societe : 1. Un echantillon d'ether chlorhydrique monobhlore, donte il indique le mode de preparation. 2. Un sel crystalise dont la composition est encore indeterminee et qu'il a obtenu par Faction de Tether chlorhydriquc bichlore sur la chaux. 3. Du Sesqui-chlorure de carbone (specifique contre le cholera) obtenu en preparant Tether chlorhydrique monochlore. Quelques echantillons de crystaux cubiques de sel marin, provenant des salines de Bex, sont presenter par Mr. R. Blartchet. Certifie conforme au proces verbal J. DE LA Harpe, Dr., Secretaire. D r 11 c li f e h 1 e r. Seite 1, Zeile 12 von oben, statt tausende, lies: Tausende. Studierstube lies: Studirstube. glanzensten lies: gliinzendsteii. gramatilialische, lies: grammali- kalische. der, lies: den, dass, lies: das. Quaksalbern, lies: Qiiacksalbern. Genuss, lies: Genus. Arbeit, lies: arbeiten. jezt, lies: Jetzt. zoologischen, lies: geologischeii. Bosshard, lies: Bossard. Ralhserr, lies: Rathsherr. Sanitatsarzt, lies: Sanitatsratli, ordentliche, lies: Ordentliche. 36 bis 38, lies: 1836 — 1839, nach die, lies: Milteltemparatur, fallt, lies: ist. Chamaemelis, lies: Enobotrya. Elysii, lies : Ellisia, dislichaw, lies: disticha W. regia, lies: Reginae. wincken, lies: winken, Plukneatien, lies: Pluknetien. Cellulosa, lies: Cellulose, iibrigen , lies : Uebrigen. solches, lies: solcher. 1,150, lies: 5,150. Arbeiten, lies: Arbeiter. dasselbe, lies: derselbe. „ 5, „ 11 „ unten, „ 7, „ 3 „ oben. . 9, „ 2 „ unten , „ 10, „ 14 „ „ 15, . 9 „ ", „ 18, „ 6 „ oben , V 18, „ 10 „ „ 21, „ 7 „ ,, 21, „ 13 „ „ 28, „ 5 „ unten , r, 35, „ 5 „ '1 „ 36, „ 10 „ oben, . 37, „ 4 „ ^^ „ 40, „ 5 „ ,^ „ 55, „ 9 „ unten , „ 56, „ 3 „ oben , „ 56, „ 13 „ unten, „ 70, „ 8 „ oben. „ 74, „ 1 „ unten, „ 79, „ 13 „ ,^ n 80, „ 1 „ oben, „ 80, „ 7 „ unten , „ 80, „ 5 , „ 128, „ 12 „ ., 133, „ 2 „ oben , „ 137, ,, 15 , , unten, ,, 170, ,, 4 , > ,, 183, ,, 7 „ ,, „ 183, , 6 , ,, nstaHeii 3Sdeii. - Es ist in u-ichsler ZukuiHl ^le -^[elancliolie ist fonneii An schoner und gesuiuler Gegend: "7^^"' ^'«^^-t -bau( in ;i«en 'Chieciifer und Formen, mil GaHen >nd Pnegeanstalt; hal 23 UeanUe und i- Masse o% Biz. JI. Klasse 2 Franc 140-'"^.. "»'J n»angeihan. Anne eriialJen • jahrlich, Oder COO - 4000 Fr fiir eiue Ileil- und PnegeansJalt fiir Mil ^^ '"'"»' /«^^<^"'-»^^'teii Theile desselben, M tBelnen. Der staat leislet armen Pfle<- ^"n, fl. CO (B.W.) janriiCen Beia^:. »Ji lassen zu konnen. ^^- ^^denHH. alislik T'Vonwy- md Seitz It. Gallen 5—20. ZiJRi|63 !gt erne StundTW Bad^fl^JTllJ Lirca btheilungeu fiir GeschJechler, Formen usverhaltnissen; Raum fur 108 P/leif- lauden; ist zweckmiissig eingerir-hte^ einen Director (Oberarzt) und einen fcr Oder eine Warferin. Taxe : a; Nor- 'cho 20 kr., Diedergelassene 30 kr . iremden. 1 - i ., n. taulidK 7 *^^^ ^unch, die in eiuem wenig ge- 73.ern keine Hufe Landes besitzt, und ' gewahrt, welche von einera Arzte, en. Fur die grosse Zahi der Unlieil- bgeseheu Javon, dass im s. g. alien en, audi Geisleskranke sicli beflnden firrenanstall zu griinden, baben sicb ^"I" fd^dtatjed, i>et (gtt)genoffcnf4)aft fd)tacijcrifd)en SSiiii&c#ratl)c#, ('cauftraotcn *poft= unb Boafaffcn. (SSom 20. gefcniar 1852.) pet f(\)wdicdfd)c pinxiKsvatl) , in Solljichuiifl be!> 9(rt. 1 1 bts< mnm^tUm iibcr £»ais ciDfleuoffifri)f a«iin,5roefcn vom 7. S)}ai 1850, I srtt. 1. Sen fibgenofiiWen .f>nupt5oU= uiiD fircidpopireftioiiStaffen (ieflt Me ajcivflicfttuiifl ob, jciBcKen fcf)iiicijcrifct)e ^iUoW' unti JJupffimiinjeii fleflen @ilbfifi)itcii ciii3iiipect»fcln, jeDoct) ni(l)t in Sftrdgcn unter fiinftig granten. 9tit. 2. lIcDfv ndfdUigc BLnfcbiiiTc unb ben 9lH6t(iuftf) bcv cinflcmcrftfelten SBiUon^ nnb .flnpfevniiinjfn flcfifn Me gcnannti-n Jiaffen mit bcr eibgenbfflfdjcn ^taatotafTc in SBerbinbuug. «lrt. 3. ajlit ber dbgcnbf|1fd)en ©taaWtnffc trctcn and) bic ©tnaWfnffcn ber Sttntonc, bic fur fid) obcr 9(nberc son Mcfer ©cfcje8bcftiminunfl Slnipcnbuug moct)en iDoUen, in uiunittelboicn SBftte^r. S(rt. 4. ®icfc Sfvovbnung tritt in bcnjcnigen finntoncn, in n)£lcf)cn baS ncue SOiiinjfDfieni bcrcitS in8 ScDen getrctcn i|l, fofoit in «rnft, in nUcn iibrigcn finntonen mit ber ginfuDrung be8felben. @ic foU Dadct aiif iiblicf)c 2Bcifc Defnnnt gcmad)t inib in bic amtlid)c eanimlung bcc gibgcuDffcnfdtaft aufgcnommen rtcrben. 8 em, ben 20. Sekuat 1852. S)ev SunbcSprdpcnt : D'- 'S'uvtet. ®er Sanjlfr ber ®ibgeni)ffenf*aft: 2!^=* Preise der von der allgemeinon schweize- rischen Gesellsc haft fiir die gesammtenNatu r- wissenschaften herausgegebenen Denkschriften (Memoires). 1) Von den aitern Denkschriften, Zurich 1829 und 183S, 4°. 2 Bde. (mehr 1st nicht erschlenen), sind noch einlgeExem- plare bel denVerlegern Orell, FiissU & Comp. vorhanden, von welchen der einzelne Band zu 7 neuen Frk. erlassen wird. 2)Neue Denkschriften etc. (nouveaux memoires etc.) Neuchatel, Petitpierre, 1837 — 1849. 4*'. 10 Bde. Fur Mitglieder und Kautonalgesellschaften : 11. Bd. 4 neue Frk.; Bd. Ill, IV, V, VI jeder 8 Frk. ; Bd. VII 5 Frk.; Bd. VIII und IX jeder 7 Frk. ; Bd. X 10 Frk. AUe 10 Bande zu- sammen genommen 60 neue Franken. Der erste Band wird einzeln nicht mehr verkauft. Einige Abhandlungen sind gesondert zu habeu: so die Fauna der Wirbelthiere , von Prof. Scliinz, und die der MoUusken , von J. Charpentier, fur 2 neue Frk.; die Kiifer (4 Lieferungen ) , von Prof. O. Heer, fiir 3 Frk. 3) Neue Denkschriften etc. (nouveaux memoires etc.) XI. Bd. Oder der 2. Dekade I. Bd. Zurich, Zurcher und Furrer, 1850, 12 neue Frk. ; immer fur Mitglieder und Kautonalgesell- schaften. Der XII. Band ist unler der Presse. Fur den Bezug der Denkschriften der 2. und 3. Abth. sind die Mitglieder ersucht, sich an Urn. J. Siegfried, d. Z. Quastor der schweiz. naturf. Gesellschaft, am Zeltweg, bel Zurich, in frankirlen Briefen zu wenden; fur Nro. 2 auch an Herrn L. Coulon, fils, a Neuchatel. Den Verkauf fur das Ausland hat gefalllgst die Buchhand- lung W. Engelmann In Leipzig ubernpmmeii.