he * TE mp | > A # Sr ä PE Ca € ” _ *Verhandlungen wi 3 : ya | der ; , - Naturforschenden Gesellschaft _ . à x FH BASEL. > Le A à BER | N Ç = Neunter Ban Mit 17 Tafeln. r + RE + ar Basel k H. Georg’s Verlag. 1893. | | rn INHALT. +: Anatomie. M. v. Lenhossék. Hinterwurzeln und Hinter- stränge. 86. — Zur ersten Entstehung der Nervenzellen und Nervenfasern bei dem Vogelembryo. 379. Geologie. V. Gillieron. Ein Bohrversuch auf Steinsalz bei Bettingen. 363. — A. Gutzwiller. Beitrag zur Kenntniss der Tertiärbildungen der Umgebung von Basel. 182. — C. Schmidt und G. Steinmann. Geologische Mitteilungen aus der Umgebung von Lugano. 245. Mathematik. K. VonderMühll. Ueber die Anzahl der unab- hängigen Perioden von eindeutigen Functionen complexen Arguments. 78. Meteorologie. A. Riggenbach. Die unperiodischen Witter-- ungserscheinungen auf Grund 11ljähriger Aufzeichnungen der Niederschlagstage. 63. — Witterungsübersicht der Jahre 1888 und 1839. 124. — Id. 1890. 538. Zur Wolkenphotographie. 893. Mineralogie. C.Schmidt. Ueber ein zweites Vorkommen von dichtem Vesuvian in den Schweizer-Alpen. 327. Physik. E. Hagenbach-Bischoff und L. Zehnder. Die Natur der Funken bei den Hertzschen electrischen Sehwing- ungen. 509. — G. Kahlbaum. Studien über Dampfspann- kraftsmessungen. 573. — J. Weinmann. Vorlesungsversuch über die Flüssigkeitshaut. 243. Zoologie und Paläontologie. L. Rütimeyer. Uebersicht der eocänen Fauna von Egerkingen nebst einer Erwiederung an Prof. E. D. Cope. 331. — Neuere Funde von fossilen Säugethieren in der Umgebung von Basel. 420. — Bericht über das Naturhistorische Museum vom Jahre 1889. 173. — Id. vom Jahre 1890. 398. — F. Zschokke. Faunistische Studien an Gebirgsseen. 1. — Die zweite zoologische Exeur- sion an die Seen des Rhätikon. 425. 2427 Nekrologe. G.Kahl baum. Nachruf an Dr. Ludwig Sieber. 887. — L. Rütimeyer. Erinnerung an Prof. Albrecht Müller. 409. SU 1 | à Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. Elfter Bericht. 563. — Zwölf- ter Bericht. 567. — Dreizehnter Bericht. 896. Chronik der Gesellschaft. 905. Mitgliederverzeichniss. 908. Bestimmungen über die Publication von Arbeiten in den „Verhand- lungen“. 917. Verzeichniss der Gesellschaften im Tauschverkehr. 919. RR. 200 (re N Verzeichniss der Tafeln. . Verlauf der Temperatur in den Jahren 1888 und 1889 nach Pentaden zu pag. 152. 2. Profil von Blauen nach Basel zu pag. 240. 3. 4 Profile durch die Tessiner Alpen zu pag. 249 ff. 4. 3 Profile durch die Umgegend von Bettingen zu pag. 369 u. 372. 5. Barometercurven zu pag. 547. . Apparat zur Bestimmung des Kochpunktes des Wassers zu pag. 597. Apparat zur Bestimmung des Kochpunktes des Quecksilbers zu pag. 609. Apparat zum Füllen des Barometerrohres mit Queck- silber zu pag. 644. Apparat zum Füllen des en Sen zu pag. 648, Quecksilberluftpumpe zu pag. 654. . Apparat für Tensionsbestimmungen zu pag. 665. . Apparat für Kochpunktsbestimmungen bei Drucken über 10mm zu pag. 728. Automatische Quecksilberluftpumpe zu pag. 733. . Apparat für Kochpunktsbestimmungen bei Drucken unter 10"m zu pag. 743. Tafel A: Siedekurven der Ameisen-, Essig-, Pro- pion-, Butter-, Valerian-, Capron-, Heptyl-, Ca- pryl-, Pelargon- und Caprinsäure. BE | Ne Tafel B: Siedekurven der Isobutter-, Isovalerian:, Isocapronsäure, der Ameisensäure, Ameisensäure- und Wassergemische, Essigsäure- und, Wasserge- HT RUE Re se: misehe. Tafel C: Siedekurven der Propionsäure und Mono- a chloressigsäure, der Monochloressigsäure und Nor- ar malvaleriansäure, der molekularen Gemische von Essigsäure, Normalbuttersäure, Normalvalerian- säure und Isocapronsäure. Technische Schwierigkeiten machten es durchaus unmöglich die Tafeln A, B und C in dem im Texte ‚angeführten Maasstabe der vorliegenden Veröffentlichung beizufügen; es sind daher Abdrücke im verkleinerten Format beigegeben. Die Original-Tafeln können soweit der Vorrat reicht vom Verfasser bezogen werden. Von Tafel A wird eine Sonderausgabe unter dem Titel: „Die Siedekurven der Fettsäuren On Hen O2 an der Ameisen- säure bis zur Caprinsäure für Vorlesungszwecke zusam- mengestellt von Georg W. A. Kahlbaum“ erscheinen. x ; i Faunistische Studien an Gebirgsseen. Von F. Zschokke. Die Frage nach der oberen Grenze thierischen Le- bens im Hochgebirge, speciell in den Alpen, ist schon von den ältern Naturfreunden und Forschern, die die Gebirge wissenschaftlich und touristisch erschlossen, ge- stellt worden. Sehr bald kam man zur Einsicht, dass, abgesehen von jenen zahlreichen Insekten, welche vom Wind zufällig in die Höhe getragen werden, um auf den Gletschern und Schneefeldern zu verhungern, eine Anzahl von Thieren nahe oder in der Schneeregion ihre ständige Heimath aufgeschlagen hat. So fand im Jahre 1824 von Welden (68) die schwarze Erdspinne noch in einer Höhe von 9300° am Monterosa. Die Arbeiten von de Saussure, Schlagintweit (60), Desor, Heer berichten uns von manchem Fund lebender Thiere in bedeutender Höhe (Podurellen 10 000—12 000°). Für die Käfer findet Heer (23, 24, 25) in den Kantonen Glarus und Graubünden eine obere Grenze von 8000“. Colymbetes bipustulatus ist in allen Alpenseen von 6 200 bis 6400’ gemein, Hydroporus griseostriatus geht bis 6600”, H. … nivalis erreicht sogar 7 000° (25). In einer Höhe von über - 8500’ kennt derselbe Gewährsmann (26) im Jahre 1845 5 noch 32 Arten von Thieren, die als konstante Bewohner 1 der Schneeregion anzusehen seien. Es sind 18 Insekten, 13 Spinnenthiere und eine Schnecke. Während Insekten und Mollusken 9000° nicht überschreiten, finden sich noch fünf Arten Spinnen zwischen 9000 und 10000’. Opilio glacialis wurde sogar auf dem Piz Linard bei 10 700° Meereshöhe getroffen, er steigt überhaupt nie unter 7000° hinab. Schlagintweit (60) citirt als . höchstes Vorkommen von lebenden Insekten — allerdings verschlagenen Exemplaren — 12—14000° Ehren- berg (11) bildet auf Taf. XXXV B. seines Werkes sechs Bärthierchen, drei Räderthierchen und eine Anguillulide ab, die vom Weissthorpass (11 138’ Höhe) stammen. Er fügt bei: „Diese Massenansicht ist noch dadurch bemer- kenswerth, dass die Formen nach fast zweijährigem Fortleben in trockener Erde, vom August 1851 bis Mai 1853, in Berlin lebend beobachtet und vorgezeigt wor- den sind.“ !) | | Ueber die Bevölkerung hochgelegener Wasseran- sammlungen berichtet uns zunächst Vogt (66), der im August 1342 am Aargletscher in einer Höhe von 8500° einen kleinen, lebhaft roth gefärbten Krebs, seine Cyclop- sine alpestris, entdeckte. Das Thierchen lebte massenhaft in einem Schmelzwassertümpel, der wohl nie über 2° erwärmt wurde und überhaupt höchstens 3—4 Monate im Jahr eisfrei blieb. Perty (50) kennt aus den höhern Regionen der Alpen noch zahlreiche Rotatorien, Infuso- rien und Anguilluliden, die er am Gotthard, der Grimsel, dem Sanetsch, der Gemmi, dem Simplon, auf dem Stock- horn, dem Faulhorn und dem Sidelhorn gesammelt hat. 1) Nach Zusammenstellungen von Calloni sind aus den lepontischen Alpen heute 170 Thiere bekannt, die über 2500 m. leben. (8. Calloni: Fauna nivalis lepontica. Archives des sciences physiques et naturelles. Octobre—novembre 1889). RETTEN DRE TR: F : TARA VISE Sas = 3 TAN PES a u Sn ù > BET ER Er macht darauf aufmerksam, „dass die Formen der Ebene in den höhern Regionen (von etwa 6 000° Meeres- höhe an) zum Theil bedeutende Veränderungen in Form, Grösse, Aussehen und überhaupt dem ganzen Gebahren erleiden, so dass es, wenn man nicht Uebergänge sieht, nothwendig oft zweifelhaft bleiben muss, ob man bloss Varietäten, oder wirklich verschiedene Species vor sich hat.* | Die eigentliche faunistische Durchforschung der Hochgebirgsseen aber hat erst in den letzten Jahren begonnen. Der Anstoss dazu wurde gegeben durch die Studien über die Fauna der Süsswasserbecken über- haupt, die eine ganze Reihe bemerkenswerther That- sachen in helles Licht stellte. Besonders wurde durch die langjährige Arbeit Forel’s, der die Fauna der sub- alpinen Seen, speciell des Genfersees, einer gründlichen Untersuchung unterwarf und die Ergebnisse in den „Ma- teriaux“ (13) niederlegte, für weitere Forschungen die Bahn geebnet. Die von Forel (14) und Duplessis (10) gelöste Preisaufgabe der schweizerischen naturfor- schenden Gesellschaft behandelte die Tiefseefauna der Schweizer-Seen und schuf für ähnliche Studien eine breite und feste Basis. Inzwischen veröffentlichte schon im Jahre 1880 Asper (1, 2, 3, 4) seine ersten Mittheilungen über die Fauna der Alpenseen. Mit besonderem Eifer lag Imhof dem Studium der Thierwelt hochgelegener Wasserbecken ob. Er stellte sich zur Aufgabe (32), eine möglichst grosse Anzahl von Seen in einem weitausgedehnten Ge- e- biet zu untersuchen, und in der That ist die Liste der von ihm besuchten Lokalitäten eine sehr stattliche. Durch seine zahlreichen Mittheilungen (27 — 39) ist unsere Kenntniss von der Thierwelt der Gebirgsseen bedeutend _ erweitert worden. Für uns werden besonders interessant sein die von Imhof in Savoyen, den österreichischen und bayrischen Alpen, in den Vogesen, in der Schweiz, speciell im Kanton Graubünden erhaltenen Resultate. Auf Alpenseen beziehen sich auch theilweise die schönen Untersuchungen von Pavesi (49). Clessin (7) be- richtet uns über die Molluskenfauna hauptsächlich der bayrischen Gebirgsseen. Zerstreute Angaben, die unser Thema berühren, finden sich bei Lutz (44), Haller (21), Pictet (53) etc. Während so hauptsächlich die kleinen, hochgele- genen Wasseransammlungen der Alpen nach ihrer Lebe- welt durchsucht wurden, bemühten sich einzelne For- scher die entsprechenden Verhältnisse in andern Gebirgen. klar zulegen. So hat sich nach und nach ein allerdings noch nicht sehr umfangreiches, aber doch schon werth- volles Vergleichungsmaterial- angesammelt. Brandt (5) durchforschte die armenischen Alpenseen, Fric (19) die Wasserbecken des Böhmerwalds, Wierzejski (69) bearbeitete siebenundzwanzig Seen der hohen Tatra, von denen der höchstgelegene eine Erhebung von 1966 m. aufweist, und in denen er 96 verschiedene Thierformen traf. Zacharias (70, 71, 73, 75) hat uns bekannt ge- macht mit der Fauna der Teiche und Seen des Glatzer-, Riesen- und Isergebirges, sowie mit derjenigen der Maare, der Eifel (74). Richard (57, 58) wählte als Arbeits- feld die Gebirge der Auvergne. Alle diese neuern Arbeiten sollen in der folgenden Darstellung die gebührende Berücksichtigung finden. Als Gesammtresultat darf schon jetzt hervorgehoben werden, dass nicht nur die Landfauna, wie dies von früheren Forschern nachgewiesen worden ist, sondern auch die Thierwelt des Wassers in verhältnissmässiger Fülle von Arten und besonders von Individuen viel höher in die Gebirge emporsteigt, als man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Zur weitern Klärung der Frage über Zusammensetzung, Lebensweise und Ursprung der Thierwelt der Gebirgsseen mögen die folgenden Zeilen _ vielleicht etwas beitragen. Sie sollen nur der erste Theil einer weiter zu führenden Studie über die Thierwelt : einer bestimmten, engbegrenzten Lokalität der Alpen sein. : Die in dieser Arbeit niedergelesten Beobachtungen sind das Resultat einer dreiwöchentlichen zoologischen Excursion, die ich im August 1889, in Begleitung von drei Studenten der Medicin an hiesiger Universität — den Herren M. Bider, OÖ. Burckhardt und A. Breiten- ‚stein — unternahm. Sie beziehen sich auf die Bevöl- kerung von drei kleinen, hochgelegenen Wasserbecken des Rhätikons, der an landschaftlichen Schönheiten so reichen Grenzkette von Vorarlberg und Graubünden. Die Seen von Partnun und Tilisuna liegen eingebettet in die Flanken der Sulzfluh, einer Haupterhebung jenes _ Gebirgszuges, derjenige von Garschina etwas südlicher, “ unter dem Gipfel des Kühnihorns. Immerhin ist der RL Garschinasee in gerader Linie gemessen nur drei Kilo- …. meter von demjenigen von Partnun und dieser vom \ Tilisunasee wenig mehr als zwei Kilometer entfernt. 4 . So dürfen wir sämmtliche drei als Seen der Sulzfluh im _ etwas weiterem Sinne bezeichnen. Abgesehen von der ee relativ leichten Zugänglichkeit der gedachten Wasser- “ol _becken, veranlasste uns die geologische Vielgestaltigkeit ® des Rhätikons, die jedem der drei sich so nahe liegen- - den Seen einen andern Charakter aufdrückt, zur Unter- suchung der dort lebenden Thierwelt. Sodann war _ leicht zu konstatiren, dass alle drei Wasserbecken nicht x nur in geologischer Hinsicht verschieden gestellt sind, ng na sondern dass sie auch topographisch sehr von einander abweichen. Tiefen- und 'Temperaturverhältnisse endlich, Zufluss- und Abflussbedingungen, die Beschaffenheit des Untergrundes, die Bewachsung des Ufers mit Pflanzen, die Entwicklung der Vegetation im See selbst, die Höhenlage, die mehr oder weniger starke Besonnung, — kurz alle jene äussern Bedingungen, die entschei- dend einwirken können auf die Ausbildung einer be- stimmten Thierwelt, gestalten sich in den drei Sulzfluh- seen wesentlich verschieden. Diese Verhältnisse mussten einen nachweisbaren faunistischen Ausdruck finden. Es ist übrigens unsere Absicht die zoologische Un- tersuchung der drei Seen weiter fortzusetzen. Durch wiederholten Besuch derselben hoffen wir in den näch- sten Jahren nicht nur faunistisch, sondern auch biolo- gisch zu mancherlei Resultaten zu gelangen. Wir werden vom nächsten Jahre an auch den Lünersee an der Sce- saplana mit in den Bereich “unserer Untersuchungen ziehen und dieselben noch auf einige andere kleine Wasserbecken des Rhätikons ausdehnen. So soll die Seenfauna eines kleinen und begrenzten Alpenbezirks nach und nach gründlich festgestellt werden. Schon die erste Ausbeute ist trotz der ungünstigen Witterungs- verhältnisse viel reicher ausgefallen, als wir erwarten _ durften; es wird sich wol zeigen, dass in jenen hochge- legenen Gebirgsseen das thierische Leben sich noch viel mannigfaltiger entwickelt, als man bisher annahm. In den letzten zehn Jahren hat sich die zoologische Untersuchung der alpinen Wasserbecken sehr weit aus- sedehnt; eine grosse Zahl von derartigen Seen sind bis heute faunistisch mehr oder weniger bekannt geworden, und an manchen bemerkenswerthen Resultaten hat es nicht gemangelt. Durch genaue, mehrjährige Durch- forschung der Rhätikonseen sollen die faunistischen Id 2 à er à VOUS Se DA a ae + Fr > € ae AURRe Studien an hochgelegenen Seen vertieft und gleichzeitig eine weitere Basis für weitere ähnliche Bemühungen geschaffen werden. !) So wird denn auch die vorliegende Veröffentlichung nur der Anfang einer grössern Arbeit sein; da sie aber für die Sulzfluhseen in mancher Hinsicht schon zu be- stimmten Resultaten gelangt, glaubte ich sie dem Druck bereits jetzt übergeben zu können. Als Mittelpunkt unserer Excursionen wählten wir das kleine Gasthaus zur ,Sulzfluh* auf der Partnuneralp. Von dort aus ist der See von Partnun in zwanzig Minuten, die beiden andern in etwas mehr als zwei Stunden zu erreichen. Aeusserst ungünstige Witterungs- verhältnisse erschwerten unsere Arbeit bedeutend und verhinderten die Untersuchung des Lünersees gänzlich. Zwar erreichten wir die an seinem Ufer sich erhebende Clubhütte, doch machte ein sehr ausgiebiger Schneefall jede zoologische Arbeit unmöglich. Beim Fang und der nachherigen Gewinnung und Conservirung des faunistischen Materials folgten wir den Rathschlägen F. A. Forels (13, 14), die sich auch in diesem Fall als durchaus praktische erwiesen. Genaues Absuchen des Ufers, Anwendung des feinen Mousse- linenetzes für die Oberfläche und der Forel’schen Metall- dredge für die Tiefe gaben uns alle wünschbaren Re- sultate. 1) Wenn also z. B. Imhof (27 — 39) es sich zum Ziel gesetzt hat, eine möglichst grosse Anzahl über einen weiten Raum zerstreuter hochgelegener Wasserbecken faunistisch zu untersuchen und dabei eine Reihe bedeutungsvoller Thatsachen aufdeckte, möchten wir uns auf wenige, in einem engen Bezirk liegende Untersuchungspunkte beschränken, dieselben aber im Laufe der Jahre möglichst erschöpfend behandeln. Beiderlei Bestrebungen können sich nur ergänzen und unterstützen. Von Protozoen und Rotatorien wurde vorläufig nur das auf andern Thieren festsitzende, oder mit ihnen lebende berücksichtigt. Eine Ergänzung der Listen für diese beiden Gruppen bleibt dem nächsten Jahre vor- behalten. | Der See von Partnun liegt in einer Höhe von 1874 m.; seine Länge beträgt 450, die Breite 200 und die grösste Tiefe etwa 35 m. Der tiefe Einschnitt, in dem das Wasserbecken sich ausdehnt, wird im Westen flankirt von dem in kühnen Zügen zu einer Höhe von 2842 m. sich emporschwingenden Massiv der Sulzfluh. Im Osten erheben sich fast senkrecht die Wände der Scheienfluh (2630 m.), die grosse Schutthalden bis zum See hinunterschicken. Beide Gebirgsstöcke sind verbun- den durch ein 2240 m. hohes Felsjoch, das das Part- nunerthal im Norden verschliesst und von dem Gruben- oder Partnunerpass überschritten wird. So ist der See von drei Seiten vollkommen von hohen Felsschranken umschlossen und wird nur kurze Zeit des Tages direkt von den Sonnenstrahlen getroffen. Nur gegen Süden ist der Ausblick freier. Dort schliesst den Wasserspiegel eine felsige Thalschwelle von grauen Fucoidenschiefern ab, auf der eine alte Moräne liegt. In diesem Gestein, das den Flyschschiefern ähnlich sieht, nach Theobald (65) aber wahrscheinlich zu den Allgäuschiefern gehört und den ganzen südlichen Fuss der Sulzfluh und Scheien- fluh umlagert, liegt das tiefblaue Wasserbecken. Doch erstrecken sich von Osten und Westen gewaltige Trüm- merhalden bis zum Seespiegel. Besonders das Ostufer ist mit einem Wirrwarr von Blöcken bedeckt. Diese Trümmer entstammen den Kalkmassen der Sulzfluh und VIELEN RESTE SE NER) a N de ct ed A a x TEE SE SE A na Tr Mme . ME Scheienfluh; beide Gebirgsstöcke sind in ähnlicher Weise aus triasitischen und liasitischen Schichten aufgebaut. Denselben Formationen begegnen wir am Grubenjoch. (Für alle geologischen Einzelheiten siehe die u rungen von Theobald: 64, 65.) Der Seegrund besteht nur theilweise aus feinem Schlamm, überall sind-demselben grössere und kleinere Steinstücke beigemengt. An manchen Orten nehmen dieselben so überhand, dass an den Gebrauch der Dredge nicht gedacht werden konnte. Die Ufer fallen besonders östlich steil ab, im Westen und Norden, wo der See auch seine Hauptzuflüsse erhält, sind sie flacher. Während des weitaus grössten Theiles des Jahres wird der Part- nunersee von einer starken Eisschicht bedeckt. In der ersten Hälfte November schliesst sich nach zuverlässigen Angaben der Wasserspiegel, um erst Anfangs Juni wieder eisfrei zu werden. Später sollen noch beträchtliche Lawinen in den See stürzen. Im kurz andauernden Sommer sammelt sich im Seebecken fast ausschliesslich das Schmelzwasser des von den umliegenden Bergen, besonders der Sulzfluh, nur langsam weichenden Schnees. Viele kleine Rinnsale durchfurchen die Kalkmassen der Fluh, um sich endlich in den See zu ergiessen. Der Sporergletscher, der die Sulzfluh krönt, dürfte durch die zahlreichen Klüfte und weitverzweigten Höhlen des Berges dem See wol ebenfalls etwelchen Tribut zu- schicken. Daneben wird er allerdings auch von einer Anzahl von Quellen gespiesen. Ein Hauptzufluss strömt nördlich vom Grubenpass her in das Wasserbecken. Am Südende entspringt aus ihm der auch im Hochsommer ziemlich starke Schanielenbach. Alle Zuflüsse fliessen | über Trias- und Liaskalk. Die Temperatur des in dem Reservoir sich sam- melnden, nur kurz von der Sonne beschienenen Schmelz- ug wassers wird nie bedeutend sein. Wir fanden ein Maxi- mum von 10,5° Celsius und ein Mittel von 9,75° C. (Morgens um 11 Uhr). Die Vegetation am Seeufer ist noch verhältnissmässig reich; immerhin wird sie durch die grauen Trümmerzüge an manchen Stellen zurückge- drängt und kann sie über die Schutthalden den Sieg nicht davon tragen. Im Wasser selbst finden sich zahl- reiche grüne Algenteppiche, ein Umstand, der für die Entwicklung thierischen Lebens in hochgelegenen Seen : von grosser Bedeutung ist. Ueber 6000°, so berechnet Boussingnault (67), nimmt das Wasser wegen des geringen Luftdrucks nur noch so kleine Sauerstoffmengen auf, dass Fische nicht mehr leben können. Da treten, wie Weith (67) bemerkt, die grünen Wasserpflanzen als Hauptlieferanten von Sauerstoff auf und ermöglichen auch in manchen hochalpinen Seen die Existenz einer reichen Fauna und speciell die von Fischen (Engadiner- seen). | Für unsere faunistischen Betrachtungen haben die Thatsachen Werth, dass der kleine hochgelegene See von Partnun relativ tief ist, dass er sehr abgeschlossen in einem Kalkgebirge liegt. Sein Kalkgehalt wird wahr- scheinlich ziemlich bedeutend sein. .Dass der Seegrund starke Beimischungen von Geröll aufweist, dass der Wasserspiegel sehr lange geschlossen bleibt und dass das Becken auch im Sommer viel Schmelzwasser ent- hält. Dass endlich der See von Lawinen- und Stein- schlag heimgesucht wird, dass die Temperatur eine tiefe ist und dass die Vegetation am Ufer sich mässig, im Wasser selbst dagegen ziemlich stark entwickelt. Ein ganz anderes Bild entrollt sich vor unsern Augen, wenn wir den Partnunersee und seine düstere Felsscenerie im Rücken lassen und gegen Norden über die von frühern Gletschern glattgescheuerten Kalkbänke ES Le des Grubenpasses hinansteigen. Wir erreichen die Höhe des Joches bei 2240 m. und überschreiten gleichzeitig die Österreichische Grenze. Die todten grauen Fels- massen, die uns bis jetzt begleitet, treten zurück, vor uns dehnt sich eine grüne, sanft gewellte Fläche aus, und in ihrem Grunde zu unsern Füssen liegt der kleine smaragdene See von Tilisuna. Bei 270 m. Länge weist er eine Breite von 150 m. auf; seine Tiefe mag 10 bis 15 m. betragen. Er liegt circa 2100 m. über dem Mee- resspiegel. Das Seebecken von Tilisuna ist bei weitem nicht so eingeengt und der Sonne so unzugänglich wie dasjenige von Partnun. Allerdings ist auch es über- ragt von kühn geformten Berggipfeln, unter denen das Schwarzhorn bis zu einer Höhe von 2456 m. ansteigt; überall aber existiren Einschnitte und Uebergänge, die die fortlaufenden Bergzüge unterbrechen. Die grüne Alpweide, die bis zum Seeufer sich hinabzieht, liegt . nach Theobald (64, 65) auf Fucoidenschiefer, dann folgen verschiedene Glieder der tiefern Triasbildungen, endlich Casannaschiefer, der allmählig in Glimmerschiefer und Gneiss übergeht. So ist denn das Nordostende des Sees wenigstens in unmittelbarem Contact mit krystal- linischem Gestein. Dazu kommt noch, dass das westlich vom Deeufer sich erhebende Schwarzhorn aus Spilit- Diorit und Serpentin sich aufbaut. Die schwarzen Trümmerhalden dieser Gesteine erstrecken sich bis zum Wasserspiegel. Der Untergrund des Sees setzt sich aus sehr grobem und eckigem Geröll von Casannaschiefer, Glimmerschiefer, Gneiss und Serpentin, je nach der _ Stelle, wo man die Proben entnimmt, zusammen. Im grössten Theile der Wasseransammlung verhindern die Geröllmassen den Gebrauch der Dredge, nur da wo der Fucoidenschiefer an das Ufer tritt, finden wir sandige Bodenbeschaffenheit und theilweise sogar sumpfige See- le re ränder. Auch in Tilisuna wird das Schmelzwasser im Frühjahr und Sommer eine bedeutende Rolle spielen; daneben wird aber der See von zahlreichen Quellen gespiesen, die rings an den umliegenden Bergen ent- springen. Er wird auch von der Sonne mehr beschienen als der Partnunersee. So fanden wir denn trotz der höhern Lage für den Tilisunersee eine höhere Tempe- ratur als für den von Partnun (11,5° C.), und trotz der Höhendifferenz frieren beide Wasserbecken in Normal- jahren gleichzeitig zu und auf (erste Hälfte November und Anfangs Juni). Die Lawinenzüge, die im See ihren Abschluss finden, sind weniger bedeutend als die in Partnun, dagegen werden ihm von den umliegenden | Bergen, wie schon die Beschaffenheit des Untergrundes es beweist, bedeutende Massen grober Geschiebe zuge- führt. Eine Vegetation im Wasser wachsender, grüner Algen scheint fast ganz zu fehlen, während der den See umsäumende Pflanzenteppich ununterbrochener und dichter ausfällt als in Partnun. Ganz andere Verhältnisse endlich. bietet I dritte Wasserbecken, der See von Garschina. Seine Höhenlage beträgt 2189 m.; er ist umrahmt von äusserst lieblicher Alpengegend. Nach Osten, Süden und Norden vollkom- men frei liegend, oder doch nur von wenig bedeuten-- den, zum Seespiegel sanft sich herabneigenden Höhen- zügen begrenzt, wird er im Westen vom 2416 m. hohen Kühnihorn überragt, das bis zu seinem Gipfel vollkom- “men mit Vegetation überzogen ist. Die Sonne bescheint im Sommer das Wasserbecken fast den ganzen Tag. Nirgends in der Umgebung des Sees ist anstehender Fels sichtbar, eine dichte Pflanzendecke bekleidet die umliegenden, anmuthig gerundeten Erhebungen. Weit- hin ist das ganze Gebirge aufgebaut aus leicht zerfallen- dem Bündnerschiefer, der in der Nähe des Sees selbst = x 7 ans AR EME PP iger en viele wolerhaltene Fucoiden umschliesst. Das Seebecken hat bei einer Länge von 200 m. eine Breite von 100 und eine Tiefe von höchstens 3 m. Sein Grund besteht durchwegs aus einem äusserst feinen, graubraunen Schlamm, dem Geröllstücke sozusagen gar nicht: bei- gemischt sind. Wir waren sogar in Verlegenheit, die zur Beschwerung unserer Dredge nöthigen Steine zu finden. Nur am Südufer liegen einzelne Schieferplatten im Wasser. Der See wird, nachdem der Schnee einmal vom Osthang des Kühnihorns gewichen ist, ausschliess- lich von Quellen gespiesen, die in der Umgebung ent- springen. Das Schmelzwasser, das sich in denselben ergiesst, stammt aus einem eng begrenzten Bezirk, der zudem nirgends die Höhe von 2416 m., 227 m. über dem Seespiegel, überschreitet. Viel weitere Gebiete sen- den den Seen von Tilisuna und Partnun ihr Schnee- wasser zu; letzterer speciell erhält starken Zufluss von der 1000 m. höhern Sulzfluh mit ihrem Gletscher und der 750 m. höhern Scheienfluh. Aehnliches lässt sich, in allerdings etwas geringerem Grade, von dem Tilisunersee nachweisen. So stellt sich der See von Garschina auch in dieser Hinsicht bedeutend günstiger. Seine Schmelz- wasserquelle ist relativ gering und wird, weil nicht aus so hohen Regionen wie die der beiden andern Lokali- täten gespiesen, viel rascher versiegen. Allerdings bleibt der See von Garschina länger als die zwei andern vom Eis geschlossen, wol in Folge seiner bedeutenden Höhen- lage. Dafür wird das seichte Wasserbecken im Sommer viel gründlicher erwärmt. Erst Ende Juni soll die Eis- decke aufthauen; Mitte August betrug die Wassertempe- ratur Nachmittags 145 —16° C. Von Lawinen bleibt das Seebecken fast ganz, von Steinschlägen ganz ver- schont. Die umgebende Vegetation ist reich, und auch im Wasser gedeihen zahlreiche grüne Algen. So wird ET RO A ICE Eat GA LE a ES Fe Ga tr 5: Fo “ en a ee CR PL HN SR le id ve die hohe Lage des Sees von Garschina ausgeglichen durch eine Anzahl günstiger Verhältnisse, die auf die Entwicklung der Thierwelt nicht ohne Einfluss bleiben können. / ï Einen ersten Ueberblick über die gesammelten Thier- formen mögen die am Schlusse dieser Arbeit folgenden Tabellen gewähren. Es wurde nach besten Kräften darnach gestrebt, sämmtliche gefundenen Thiere in be- kannte Arten einzureihen. So spreche ich denn oft auch nur von Varietäten, wo vielleicht von anderer Seite neue Arten geschaffen worden wären. Im See von Partnun leben von Fischen Phoxinus laevis Ag. und Cottus gobio, L., beide in bedeutender Indi- viduenzahl; letzterer besonders ist nahe dem Ausfluss unter allen Steinen zu finden. Die grossen Hechte und die Forellen, die nach dem Glauben der Thalleute von St. Antönien zahlreich sind, konnten wir nicht nachwei- sen. An Amphibien beherbergt das Wasserbecken Rana temporaria, L. und Triton alpestris, Laur. Genaues und oft wiederholtes Nachsuchen liess uns als Uferbewohner zunächst zahlreiche Planarien entdecken. Es handelt sich um die Planaria abseissa, zuerst von Ijima be- schrieben, und um die Planaria subtentaculata, Duges. Beide leben zusammen unter den grössern Steinen des Ufers. Die Beschreibungen und Zeichnungen von Duges (8, 9) zeigen deutlich genug, dass die Planarie von Partnun zur Species .Pl. subtentaculata und nicht zur ver- wandten PJ. gonocephala gehört. Es mag hier noch die DE ur Bemerkung Platz finden, dass dieselbe hübsche und lebhafte Turbellarie in grosser Menge im Brunnen vor dem Gasthaus zur Sulzfluh, dessen Wasser kaum 6° C. überstieg, sich fand. Individuen mit entwickelten Ge- schlechtsorganen fehlten vollkommen, um so lebhafter ging die-ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Theilung vor sich. In kurzer Zeit vermehrten sich wenige im Brunntrog zurückgelassene Planarien ganz bedeutend. Die reichliche, aus allen möglichen Abfällen bestehende Nahrung, die zufällig in den Brunnen gelangte, mag diese Theilungsvorgänge wesentlich gefördert haben. Schon Duges (8, 9) hat übrigens gerade bei dieser Art eine starke Neigung zu -ungeschlechtlicher Vermeh- rung nachgewiesen und seine Beobachtungen sind in jüngster Zeit von Zacharias (72) bestätigt worden. Der letztgenannte Autor fand Quertheilung bei Planaria subtentaculata, die einen Bach bei Hirschberg belebte. Ende August aber trat Fortpflanzung durch, Eier ein. Das rauhe Alpenklima von Partnun hat also die unge- schlechtliche Vermehrung der Planarien nicht beein- trächtigt; unter günstigen Ernährungsverhältnissen geht sie sogar recht lebhaft vor sich. Wir werden weiter unten sehen, dass dagegen die parthenogenetische Fort- pflanzung der Cladoceren von den veränderten Lebens- bedingungen in den Alpen stärker beeinflusst wird. Ein ziemlich häufiger Bewohner des Ufers von Partnun ist Lumbriculus variegatus O. F. Müll., begleitet von einer Saenurisart, die von $. variegata Hoffm. höch- stens in der Färbung abweicht. Beide Anneliden wur- den übrigens durch die Dredge auch aus grössern Tiefen heraufgebracht. Limnaea truncatula, Müll., in zwei ver- schiedenen Farbenvarietäten, vertritt in jenem hoch- gelegenen Wasserbecken, mit einigen wenigen Exem- plaren von Z. ventricosa, Moq.- Tand., die Schnecken. 2 Aus bedeutenderer Tiefe stammen nur leere Gehäuse beider Arten. | Nahe dem Ausfluss des Sees, in schon etwas stärker. fliessendem Wasser, fanden wir einmal die schöne Larve von Rhyacophila vulgaris, Pictet, von unserer weitverbrei- teten Form der Ebene unterschieden durch reichere Zeichnung und lebhaftere Farbe von Kopf und Pro- thorax. Die Verwandlung der Larve geht im Hoch- sommer vor sich. An derselben Lokalität lebte auch eine Tipulalarve von sehr beträchtlichen Dimensionen. Ein starkes Contingent zur Bevölkerung des Sees von Partnun liefern die übrigen Dipterenlarven. Besonders häufig am Ufer und in der Tiefe lebt das Jugendstadium von Chironomus plumosus, L., dessen erwachsene Form in ganzen Schwärmen die Luft erfüllte. (Meigen, 45.) Mindestens fünf andere Arten von Chironomuslarven, jenen „vers polypes“, deren Struktur, Lebensweise, Rôhrenbau und Verwandlung in so trefllicher Weise schon von Reaumur geschildert worden ist (56, T. V. pl V. p. 30—39, T. IV. pl. XIV. p. 179—180), konnten in Partnun noch nachgewiesen werden. In der Tiefe leben undurchsichtige, oft lebhaft roth gefärbte, röhren- bewohnende Formen, am Ufer fanden sich durchsichtigere, wenig gefärbte Arten. An der Wasseroberfläche tum- melte sich in ziemlich bedeutender Anzahl die Larve einer Corethra, die bei unserer mangelhaften Kenntniss vom Zusammenhang der Dipterenlarven und der aus- gewachsenen Formen leider ebensowenig bestimmt wer- den konnte, wie die Tipula- und Chironomusformen. Theil- weise hatten sich die Corethralarven schon zu Nymphen verwandelt, ein Vorgang, der nach Reaumur gewöhn- lich in die Monate Juli und August fällt. Vom Ufer bis in alle Tiefen tummelte sich der weit verbreitete kleine Nematode Dorylaimus stagnalis, Duj. PET SE ER Der Reichthum an Hydrachniden war ein ganz beträchtlicher. Aus der Tiefe von etwa zehn Metern brachte der Schlammschöpfer regelmässig eine Menge von Individuen des Æygrobates longipalpis, jener Form zu der Könike (41) die von Lebert aus den Tiefen des Genfersees beschriebenen Campognatha Forei und C. Schnetzleri zog, zu Tage (13, Matériaux I, IV). Dazwi- schen tummelten sich einige Exemplare von Pachygaster tau-insignitus, Leber. Mehr an der Oberfläche und am Ufer wurden erkannt Limnesia histrionica, Bruz., und eine kleine Art von Arrhenurus (40), deren nähere Be- stimmung mir einstweilen nicht gelang. In der Tiefe des Sees waren nicht eben selten zwei kleine Pisidien, von denen das eine dem gewöhnlichen P. fossarinum, Cless., das andere woi dem P. Foreli, Cless., anzureihen ist. Immerhin muss hier ausdrücklich bemerkt werden, dass die in Partnun, wie in den beiden andern Seen gefundenen Muscheln nicht als typische Formen, sondern als lokale Varietäten aufzufassen sind. Es hat der Satz von Forel und Clessin (14) seine volle Gültigkeit, dass jeder See seine eigenen Pisidien differenzirt. Auf die Charakterisirung der alpinen Formen werden wir später zurückkommen. Ziemlich häufig scheint in den tiefern Wasserschich- ten und auf dem Grunde des Sees zu leben die zierliche und bewegliche Cypris compressa, Baird., die schon Zenker (76) in allen klaren Gewässern zu allen Jah- reszeiten gefunden und als klügste und lebendigste Cy- prisart in Flucht und beim Aufsuchen von Nahrung geschildert hat (siehe auch Liljeborg, 43, p. 112, tab, X). Von den übrigen Entomostraken sind in Partnun in grosser Zahl die Cladoceren Zynceus quadrangularis, O0. F. Müll., und Lynceus sphericus, O0. F. Müll., vertreten. Letztere Art wurde in Exemplaren mit gestreifter und 2 Set ungestreifter Schale gefangen, während Leydig (42) nur glattschalige, O. F. Müller (46) und Liljeborg (43) nur gestreifte Individuen kennen. Ueber die Fort- pflanzungsverhältnisse dieser hochalpinen Crustaceen folgen weiter unten einige Betrachtungen. Während die zwei Lynceusformen nahe dem Grunde in grossen Schwärmen sich aufhalten, bevölkern die oberen Schich- ten und die Oberfläche zahlreiche Individuen von zwei Arten des Genus Cyclops. Die eine, besonders ausge- zeichnet durch intensive ziegelrothe Färbung, ist der von Claus (6) beschriebene C. elongatus, die andere sehört zum Kosmopoliten ©. tennicornis, Ols. Da wir nicht speciell auf Protozoen fahndeten, fiel uns nur die Vorticella microstoma, Ehrb., in die Hände, die fast sämmt- liche Chironomuslarven in zahlreichen Kolonien überzog. Im ganzen würde sich die bisher festgestellte Fauna des Sees von Partnun aus der ziemlich bedeutenden Anzahl von 32 Arten zusammensetzen, von denen die meisten als durch viele Individuen vertreten bezeichnet werden dürfen. Als auffallend, und für unsere spätern Erwägungen wichtig, wäre jetzt schon zu bezeichnen: Die Abwesenheit von Bryozoen und Amphipoden, die starke Vertretung von Hydrachniden und Dipterenlarven, während Orthoptera, Neuroptera, Hemiptera und Coleop- tera ganz, oder fast ganz fehlen. | Viel spärlicher belebt ist der See von Tilisuna. Immerhin muss bemerkt werden, dass die Untersuchung durch die ungünstige Witterung stark beeinträchtigt wurde, und dass so wahrscheinlich die späteren Besuche noch einige Lücken in der faunistischen Liste dieses Wasserbeckens ausfüllen werden. Die Armuth an Arten 4 RS AT ES PE PT Re tn ae er ib a a he und Individuen fiel uns aber doch — besonders im Vergleich zum See von Garschina — vom ersten Au- genblick an auf. Von Fischen und Amphibien sind zu erwähnen: Cottus gobio, L., Phorinus levis, Ag., und Rana temporaria, L., alle in mässiger Individuenzahl. Am auf- fallendsten war uns das massenhafte Auftreten von Fre- dericella sultana, Gervais, die in flechtenartigen, weitver- zweigten -Kolonien fast sämmtliche Steine des Üfers überzog. Die Stateblastenbildung hatte bereits in wei- testem Masse begonnen, nicht nur die Stöckchen von Fredericella waren mit diesen Dauerkeimen erfüllt, auch im Schlamm, der mit der Dredge heraufgeholt wurde, waren sie zahlreich zerstreut. Der kurze alpine Sommer zwingt die Bryozoen die den Winter überdauernden Statoblasten sehr frühzeitig zu bilden. Am Ufer lebten ausserdem vereinzelte Exemplare von Limnea truncatula, Müll. Unter den Steinen, besonders an der Ausmündung der Zuflüsse, fand sich nicht selten die seiner Zeit von O. Schmidt (61) aufgestellte Art Planaria polychroa. Auch Sœnuris variegata war ziemlich häufig. An Indi- ‘viduenreichthum traten sehr stark hervor zwei Arten von Chironomuslarven, von denen die eine als Ch. plumosus sich erwies. Die andere, von bedeutender Grösse und prachtvoll roth gefärbt, erfüllte in ungezählten Exem- plaren den aus der Tiefe gehobenen Schlamm. Dieselbe Art wurde übrigens auch vereinzelt in Partnun kon- statirt. Daneben waren aber auch andere Ordnungen von Insekten vertreten, die Käfer durch den Hydroporus piceus, O. Heer, und die Neuropteren durch die Larve von Phryganea pilosa, Oliv., in sehr dunkler Varietät, die in den zahlreichen kleinen und kleinsten Steinchen des Ufers passendes Material zum Bau ihrer leicht gebogenen Gehäuse findet. Ph. pilosa ist sonst nach Pictet (53) eher eine Bewohnerin fliessender Gewässer der Ebene. Die Thatsache aber, dass sie eben zum Gehäusebau kleiner Steinchen bedarf und dass sie Ende Juni sich verpuppt, um Mitte Juli auszuschlüpfen — also ihre ‘Verwandlung gerade in den kurzen Alpensommer fällt — schliesst sie auch von der Fauna hochgelegener, klarer Gebirgsseen nicht aus. Chironomuslarven und Ay- droporus piceus waren auch hier wieder von Vorticella microstoma überzogen. Von Entomostraken fanden wir unter ähnlichen Verhältnissen wie in Partnun Cypris compressa, Baird., und Lynceus quadrangularis, O. F. Müll. Zu ihnen gesellt sich, den See am Ufer, an der Ober- fläche und in der Tiefe belebend, noch der Zynceus acan- thocercoides, Fisch. (Leydig, 42, p. 231— 232). Als in der Tiefe wohnend ist zu nennen ein Pisidium, das am passendsten dem P. nitidum, Jenyns, angeschlossen werden kann, d. h. also jener Form, von der nach Forel und Clessin (14) auch das P. Foreli, Oless. abzuleiten wäre. Erwähnen wir noch den überall vorkommenden Dory- laimus stagnalis, so ist vorläufig die siebzehn Arten zäh- lende Liste der Bewohner des Sees von Tilisuna er- schöpft. Verhältnissmässige Armuth an Arten und Indi- viduen, daneben starkes Hervortreten einzelner Formen — Bryozoen, Chironemuslarven — charakterisiren diese Thierwelt. Die im Vergleich zu Partnun grössere Man- nigfaltigkeit der Insekten wird durch die Armuth der übrigen Thiergruppen und die gänzliche Abwesenheit von Copepoden und Hydrachniden für das Gesammt- resultat wieder aufgehoben. Ein viel bunteres und belebteres Bild als die Seen von Partnun und Tilisuna bietet uns endlich der höchst- gelegene, der von Garschina. Schon der erste Blick in Li OL das klare Wasser zeigt uns ein äusserst bewegtes Leben und Treiben. Ganze Schwärme von Flohkrebsen, die von Gammarus pulex, L., nur durch geringfügige Unter- schiede abweichen, tummeln sich im seichten Wasser des Ufers. Zahlreiche Larven von Rana temporaria, L., in verschiedenen Entwicklungsstadien, und junge, noch mit den äussern Kiemen versehene Individuen von Triton alpestris, Laur, suchen ebenfalls die Ufernähe auf. Za- charıas (70) fand im grossen Teich des Riesengebirges Ende August und in den ersten Tagen September zwei noch mit Kiemenbüscheln versehene Larven von Triton alpestris (1218 m.). Die Fische sind wiederum ver- treten durch Cottus gobio, L., und Phoxinus laevis, Ag. Unter den wenigen Steinen des Ufers leben neben der Planaria abscissa, Jjima, zwei Clepsinen, die Clepsine bio- culata, Sav., und die Clepsine marginata, Sav., beide eine zahlreiche Brut überdeckend. Die in den See sich er- siessenden Wasseradern, wie überhaupt die Bäche, die vom Kühnihorn herabfliessen, beherbergen Polycelis nigra, 0. F. Müll., nach Schmidt (61) für einen grossen Theil von Europa die gemeinste Planarie in nicht zu schnell fliessenden Gewässern. In den Algenwiesen des Sees selbst fand sich vereinzelt dahin kriechend oder schwim- mend Microstoma lineare, Oe. Dass Dorylaimus stagnalis, Duj., im Schlamme von Garschina häufig ist, braucht kaum speciell hervorgehoben zu werden. Neben ihm leben Suenuris variegata, Hoffm., und der Lumbrieulus pel- tucidus, Dupl. Die Individuen der letztern Art sind aller- dings kleiner und zählen weniger Segmente als die von Forel (14) und Duplessis (14) aus dem Genfersee beschriebenen, stimmen aber sonst in allen Einzelheiten mit jenen überein. Zur eigentlichen Uferfauna gehört noch die Zimnaea truncatula, Müll., während dem Grunde — von einer „Tiefe“ darf hier kaum gesprochen wer- ne den — zwei Pisidien entstammen, das gewöhnliche P. fossarinum, Cless., in zahlreichen Exemplaren, und eine mit P. ovatum, Cless., identische oder ihr doch sehr nahe stehende Form. Mehr auf dem Grunde scheint sich in. seltenen Exemplaren auch Pachygaster tau - insignitus, Le- bert, und die Lömnesia histrionica, Bruz., zu halten. Von Entomostraken wurden in grosser Menge beobachtet die in den beiden andern Seen verbreiteten Lynceus qua- drangularis, O. F. Müll., und Oypris compressa, Baird. Da- neben treten aber auf lebhaft roth gefärbte Exemplare von Diaptomus castor, Jurine, und eine kleine Art von Cyclops, nach den Angaben von Claus (6, p. 101- 102. Taf. L IV. XL) und Liljeborg (43, p. 158. Taf. XV.) der weit im Osten und Norden Europas verbreitete C. serrulatus, Fisch. Dass wol auch die Protozoen in reichem Masse im See von Garschina sich entwickeln, beweisen die zufäl- ligen Funde von grossen Kolonien von Vorticella micros- toma, Ehrb., auf Notonecta lutea, Müll., und von Epystilis plicatilis, Ehrb., auf den meisten Exemplaren von Gam- marus pulex. Derselbe Krebs beherbergte an Kiemen- blättern und Beinen fast ausnahmslos das Räderthierchen Calidina parasitica, Gigl., nach Plate (51) überall sein ständiger Begleiter. Hauptsächlich reich entfaltet sich aber im re das Insektenleben und drückt der Thierwelt des kleinen Wasserbeckens vollends den Charakter einer Teichfauna auf. Diese alpinen Wasserinsekten sind in der Regel ziemlich lebhaft gefärbt. Nur für die Käfer gilt die von Heer (22) aufgestellte Regel von der dunkeln, schwar- zen oder braunen Färbung. Heer erklärt bekanntlich die dunkle Farbe der Alpenkäfer durch die Thatsache, dass sie den grössten Theil des Jahres von Schnee be- deckt, vom Licht abgeschlossen leben müssen. Häufig J à \ ee pe MAS N É : . ” ; PSE ' ù aisé dt Nec dé 5e Sal us alé cd Éd on En a dé dd PÉTER PT COR SU PSS RE TO NES NET TE OUT ENS NP ER in D OS SUR RE RS PM LU PE a a a ln in a a ni at he dec MS fé sd R age Sl à à a au SC ’ ’ a RE, war eine gelbsrüne Notonecta in allen möglichen Ent- wicklungsstadien. Die jungen Exemplare waren durch zwei rothgelbe Rückenflecke ausgezeichnet. Sie stimmt fast vollständig mit der N. Zutea, Müll., überein, die Fie- ber (12) aus Schweden, Böhmen, Oesterreich und Sibi- rien anführt. Zwei Arten von Hydroporus, H. nivalis, Heer, und AH. erythrocephalus, Heer, vertreten die Käfer, vier Formen von Chironomuslarven und die auch in Partnun häufige Corethra die Dipteren. Eine ächt alpine Form, die Perla alpina, war unter den Steinen der Zuflüsse des Sees von Garschina häufig. In Savoyen soll sie nach Pictet (54) in allen Bächen vorkommen, die nicht direkt von Gletschern ihren Ursprung nehmen. Vom Grunde der Alpenthäler steigt das Thier bis zur Schnee- srenze empor; so wurde es von Pictet (54) am Matter- horn noch in 7000° Höhe gefunden. Das geflügelte In- sekt fliegt im Juli und August; wir hatten in Partnun häufig Gelegenheit dasselbe zu beobachten. Eine in Garschina ziemlich verbreitete Ephemerenlarve, die ge- wöhnlich unter den Steinen lebt, gelegentlich aber auch leicht das Wasser durchschwimmt, scheint, nach Pictet (55), am ehesten der Gattung CZoë sich zu nähern. Auch die gewöhnliche Sialis lutaria, L., hat sich in unserem Alpensee eingestellt. Ihre Larven sind an diesem hoch- gelegenen Standort etwas dunkler und deutlicher ge- zeichnet als in der Ebene. Die Verwandlung findet im Thal im April, hier wol unmittelbar nach dem Schmel- zen der den See überziehenden Eisdecke statt. Damit stimmt, dass die im August gesammelten Larven sämmt- lich noch in sehr jungen Stadien sich befanden. Reich ist der See mit Phryganidenlarven bevölkert. Phryganea pilosa, Oliv., ist auch hier wiederum häufig, doch wird sie an Zahl weit von der Phryganea ruficollis übertroffen. Pictet (53) bezeichnet diese letztere als Dt eine Bewohnerin der kalten und klaren Berggewässer des Faucigny. Dort werden die Gehäuse meist aus lon- gitudinal gestellten Tannnadeln aufgebaut; in Garschina, über der Waldgrenze, werden in gänz genau derselben Weise kurzgeschnittene Grashalme verwendet. Während in tieferen Regionen das geflügelte Thier erst im Ok- tober erscheinen soll, muss hier der kurze Sommer zur Umwandlung und Befruchtung verwendet werden. Zahl- reiche gallertartige Laichmassen, die theilweise schon wieder junge Larven umschlossen, gehörten derselben Art an und bewiesen, dass von einem Theil der Indivi- duen die Metamorphose bereits ganz durchlaufen sei. Endlich ist in der Fauna von Garschina auch die seltene Phryganea varia, Fab., vertreten, deren grosse, schöne und äusserst regelmässig aus gleichlangen, spiralig an- geordneten Grashälmchen aufgebauten Gehäuse uns in mehreren Exemplaren in die Hände fielen. Einzelne waren bereits mit einem Deckel versehen, zum Zeichen, dass die Metamorphose begonnen habe. Es fällt dieselbe auch in der Ebene in den Monat August. Ph. varia ist nach Pictet (53) eine Bewohnerin von Teichen und Sümpfen. | So wäre denn die Thierwelt von Garschina schon nach den ersten Untersuchungen aus 39 Arten zusam- mengesetzt, und es ist sicher zu erwarten, dass die Liste in den nächsten Jahren noch bedeutend erweitert wer- den muss. Unsere Durchforschung des Sees kann nur als eine vorläufige Orientirung angesehen werden. Trotz- dem ergab sie einen viel grössern Reichthum an Arten und besonders an Individuen, als in dem viel genauer durchsuchten und bedeutend tiefer liegenden See von Partnun. Alle in den beiden andern Wasserbecken nach- gewiesenen Thiergruppen finden sich auch in Garschina und zwar meist in starker und eigenthümlicher Vertre- SACS, OS tung. Es fehlen nur die Bryozoen, deren Abwesenheit bedingt ist durch den Mangel an Geröll und Steinen, auf denen sich die Kolonien festsetzen könnten. Da- gegen treten neu auf: Rotatorien, Hirudineen, Amphi- poden, Hemipteren, Orthopteren, und in zahlreichen Formen die in Partnun und Tilisuna fast ganz fehlenden Neuropteren und Coleopteren. Im Lünerseee konnten wir einstweilen bloss nach- weisen: Planaria abscissa, Jjima, und Chironomus spec. So liest uns denn wirklich ein erster Beweis vor, dass in den drei einander so nahe gelegenen, aber so verschiedene äussere Verhältnisse bietenden Seen auch die Thierwelt eine wesentlich verschiedene ist. Es wird die faunistische Liste für die drei Wasserbecken durch unsere künftigen Untersuchungen noch manche Modifi- cation erleiden, dass aber der heute so stark hervor- tretende Unterschied gänzlich verwischt werde, ist nicht zu erwarten. Für alle drei Lokalitäten wurden von 61 Formen bis jetzt nur 9 Arten als gemeinsam nachgewiesen. Es sind dies: Vorticella microstoma, Dorylaimus stagnalis, Sae- nuris variegata, Lynceus quadrangularis, Cypris compressa, Limnaea truncatula, Cottus gobio, Phoxinus laevis, Rana tem- poraria. Je zwei der Seen sind gemeinsam 9 weitere Formen; und zwar finden sich in Partnun und Tilisuna gleichzeitig nur 2 Arten: Chironomus plumosus und Ch. spec. Mehr Aehnlichkeit in der Fauna zeigt Partnun und Garschina; folgende 6 Arten kommen an beiden Orten vor: Planaria abscissa, Limnesia histrionica, Pachy- gaster tau-insignitus, Corethra spec., Pisidium fossarinum, ‚Triton alpestris. Endlich findet sich zugleich in Tilisuna und Garschina Phryganea pilosa. Man könnte aus den letzten Zahlen schliessen, Tili- suna stehe in Bezug auf die Fauna am isolirtesten da, doch braucht man sich nur daran zu erinnern, dass mehr als die Hälfte seiner Thierformen auch in den beiden andern Seen lebt, um von diesem Schluss zurück- zukommen. Wichtiger ist es, die Zahl der für jede Lo- kalität typischen Thierformen zu ermitteln. Partnun zählt deren 15: Planaria subtentaculata, Lum- briculus variegatus, Lynceus sphaericus, Cyclops tenuicornis, C. elongatus, Hygrobates longipalpis, Arrhenurus spec., Rhya- cophila vulgaris, Chironomus, 4 spec., Tipula, spec., Pisidium Foreli, Limnaea ventricosa. iS Tilisuna besitzt: Planaria polychroa, Lynceus acantho- cercoides, Hydroporus piceus, Pisidium nitidum und Frederi- cella sultana, also 5 Arten. In Garschina allein finden sich 23 Formen: Æpistylis . plicatilis, Calidina parasitica, Microstoma lineare, Polycelis nigra, Clepsine bioculata, Ol. marginata, Lumbriculus pelluci- dus, Cyclops serrulatus, Diaptomus castor, Gammarus pulex, Perla alpina, Cloë, spec., Sialis lutaria, Phryganea varia, Ph. ruficollis, Notonecta lutea, Hydroporus nivalis, Hydroporus erythrocephalus, Chironomus, 4 spec., Pisidium ovatum. So steht denn der See von Garschina in Bezug auf seine thierische Bevölkerung weitaus am selbständigsten da. Er beherbergt nicht nur die an Arten und Indivi- duen reichste, sondern auch die von den andern Loka- litäten durch ihre Zusammensetzung am stärksten ab- weichende Fauna. Fast sämmtliche gefundenen Formen sind, wie wir noch auseinanderzusetzen haben werden, weitverbreitete Arten, treten aber in den drei einander so nahe liegenden Seen in ganz verschiedener Gruppi- rung auf, so dass grosse lokale Variationen entstehen. Es wird sich nun fragen, welches die äussern lokalen Bedingungen sind, die jenes verschiedene Auftreten und mb "ml Et, WG A a Ze RER IE er jene verschiedene Zusammensetzung der Fauna bewirken, und warum gerade der höchstgelegene See an Reichthum des Thierlebens die andern überragt. Eine ganze An- zahl günstiger Factoren treten zusammen, um im See von Garschina die Entfaltung eines reichen Thierlebens zu gestatten. Der Umstand, dass das Wasserbecken seicht und der Sonne stark ausgesetzt ist und dabei nur relativ geringe Mengen von Schmelzwasser zugeschickt _ erhält, erlaubt nach dem langen Winter eine rasche und ausgiebige Durchwärmung des Sees. Mit der verhält- nissmässig hohen Temperatur des Wassers ist eine erste und wichtige Bedingung zur gedeihlichen Entwicklung der Fauna gegeben. Die lebhafte Fortpflanzungsthätig- keit, der grosse Reichthum an Individuen dürfte im direeter Beziehung zu diesen Verhältnissen stehen. Auch wird es so manchen Bewohnern der warmen Teiche der Ebene — Clepsinen, Notonecten — ermöglicht, im Alpen- see sich anzusiedeln. Weder Stein- noch Lawinenschläge stören die sich entwickelnde Lebewelt. Die Temperatur des Wassers wird nicht herabgesetzt durch in den See stürzende Schneemassen. In dem kleinen Wasserbehälter finden nun die thierischen Wesen verhältnissmässig man- nigfaltisge Wohnstellen. Allerdings besteht der Unter- srund fast überall aus feinem Schlamm, in dem sich die Anneliden, Anguilluliden, Pisidien und Dipterenlarven, besonders die Röhrenbauer unter ihnen, wohl befinden werden. Aber auch die vereinzelten Schieferplatten des Südufers bieten zahlreichen Wesen Unterkunft. Ihre Unterfläche ist dicht bevölkert mit Clepsinen, Planarien und Sialislarven. Andere wieder finden eine ihnen zu- _ sagende Heimstätte unter den Steinen der raschflies- - senden, in den See sich ergiessenden Quellbächlein. Zu dieser Kategorie gehören Polycelis und Perla. Endlich ee halten sich zahlreiche Thiere in den üppigen Algen- wiesen auf; dort leben Microstomen, Insektenlarven und manche Crustaceen; auch Fische und Amphibienlarven suchen die Nähe der Sauerstoff spendenden Pflanzen auf. Der flache, sonnige Ufersaum bietet Limneen, Floh- krebsen und Wasserkäfern passende Wohnungsbedin- gungen. Die Entomostraken schwimmen entweder in der Mitte des Sees im freieren Wasser, oder halten sich endlich mit den Hydrachniden auf der Oberfläche des sandigen Grundes. So wird der See von Garschina in seiner geringen Ausdehnung allen möglichen Ansprüchen in Bezug auf Wohnungsverhältnisse gerecht. Mit der hohen Wassertemperatur und der geringen Tiefe steht in enger Beziehung die Entwicklung einer reichen Algenvegetation und damit ist eine weitere wichtige Bedingung zum Aufblühen thierischen Lebens erfüllt. Nicht nur wird im See selbst eine reiche Sauer- stoffquelle eröffnet, sondern es wird auch eine stärkere Vertretung von pflanzenfressenden Thieren ermöglicht. Das fleischfressende Raubthier spielt sonst in den höheren Gebirgslagen eine grosse Rolle. Heer (26) führt unter seinen 32 hochalpinen Thieren 24 Raubthiere auf. Auch in den Alpenséen finden wir meist Fleischfresser. Pfan- zenfressend sind nach Pictet (53) z.B. die Phryganeen- larven, wenn sie auch gelegentlich Fleischnahrung nicht verschmähen. Auf ihre reiche Vertretung in Garschina ist hingewiesen worden. So wird die Fauna durch das Hinzutreten neuer Elemente mannigfaltiger gemacht. Uebrigens können diese Larven während langer Monate hungern, was sie wohl noch besonders geeignet macht, den Winter des Hochgebirges zu überstehen. Sie gehen nach Pictet (53) die Metamorphose auch nach recht langer Hungerkur noch ein. Garschina bietet spät flie- senden Köcherfliegen alle nöthigen Lebensbedingungen. Die reiche Vegetation der Ufer ermöglicht es sogar O0 Arten wie Phryganea varia und Ph. ruficollis, die ihre Ge- häuse aus Pflanzenbestandtheilen aufbauen, sich in jener Hôhe anzusiedeln. Im See von Tilisuna, der von einer weit spärlicheren Vegetation umsäumt wird, lebt dagegen nur die steinerne Röhren bauende Ph. pülosa. Neben vegetabilischer Nahrung, die im See oder an dessen Ufern wächst, ist für thierische Nahrung in Hülle und Fülle durch die an Individuen so reiche Fauna selbst gesorgt. Auch Insekten der Ebene werden durch den Wind leicht in das fast von allen Seiten offene Wasser- becken getragen, um dessen Bewohnern zur willkom- menen Beute zu fallen. Nicht nur die Temperatur- und Wohnungsbedin- gungen, sondern auch die Ernährungsverhältnisse müssen also in Garschina als günstige bezeichnet werden. Endlich wird ein Import von Thieren in das leicht zugängliche, offene Wasserbecken nicht zu den Selten- heiten gehören. In seiner offenen Lage hat der See von Garschina gewiss manches voraus vor dem von Tilisuna, oder gar vor dem in tiefe Felsschranken eingezwängten Partnunersee. Neben der Einfuhr von Crustaceeneiern wird es sich hauptsächlich um leicht geflügelte Insekten, Orthopteren, Neuropteren, Coleopteren und Dipteren handeln, die vom Luftstrom ergriffen und in die Höhe getragen werden. Man findet solche verirrte Thiere ja zahlreich genug auf allen Gletschern und Schneefeldern. In einen günstig gelegenen Alpensee getragen, der die nöthigen Existenzbedingungen bietet und dessen Ufer noch eine genügende Vegetation aufweisen, werden manche Insekten der Ebene an die neuen Verhältnisse sich gewöhnen. So erklärt sich wohl theilweise der ‚Reichthum von Garschina an leicht geflügelten Insekten. Man könnte nun einwenden, dass alle die zur Ent- wicklung einer reichen Fauna so günstigen Factoren zum Theil wenigstens aufgehoben werden durch den strengen Winter, der eine längere Dauer hat als in Tilisuna oder Partnun. a Hier erhebt sich die allgemeine Frage, wie verhält sich die Thierwelt der Seen, speciell der hochge- legenen Gebirgsseen, während des langen Winters, d. h. während des grössten 'Theiles des Jahres. Unsere Be- obachtungen über diesen Gegenstand sind noch lücken- haft, erlauben uns aber immerhin einige Schlüsse von : Bedeutung zu ziehen. Gewisse Thiergruppen wie Bryo- zoen und Cladoceren überstehen die kalte Jahreszeit in Form von Dauerstadien — Statoblasten, Wintereiern —, andere, hauptsächlich Mollusken und Würmer, suchen sich durch Verkriechen im Schlamm vor der Kälte zu schützen. Im Ganzen aber scheint das thierische Leben auch unter der winterlichen Eisdecke fast unvermindert fortzubestehen. Die Lebensbedingungen werden aller- dings andere sein; im überfrorenen See wird beinahe vollkommene Ruhe des Wassers herrschen, die Verbin- dung mit dem Sauerstoff der Luft ist abgeschnitten; doch sind die eingetretenen Veränderungen nicht stark genug, um das Thierleben zu unterbrechen. Forel (14) machte im Winter 1879 Sondirlöcher auf dem seit 45 Tagen zugefrorenen Murtensee; eine Menge von Ento- mostraken näherten sich den Oeffnungen, wohl um das an Sauerstoff reiche Wasser zu geniessen. Nord- quist (48) konstatirte unter dem Eis des Lojo- und Kallavesisees in Finnland Corethra- und Chironomus- larven, sowie zahlreiche Crustaceen. Besonders wichtig aber sind für uns die Angaben von Imhof (32). Im See Cavloccio (1908 m.) fand sich eine an Individuen reiche Fauna, sowohl im August, als im December unter einer. doppelten Eisdecke. Die Untersuchung des zum grossen Theil noch zugefrorenen Diavolezzasees (2579 m.) ergab das Vorkommen einer Turbellarienart und von Insekten- larven. Der Seelisbergersee (753 m.) beherbergte am 12. Januar 1884 unter einer Eisdecke von ansehnlicher Dicke eine hervorragende Individuenzahl, im Klönthaler- see wurden unter denselben Verhältnissen zahlreiche Daphniden und Cyclopiden gefunden (828 m.) Aehn- liches wäre vom Lac des Brenets, sowie von den Seen bei St. Moritz, Silvaplana und Sils anzuführen. Im Cam- pfersee (1793 m.) war der Thierreichthum im December und Januar grösser als im August. Imhof ist sogar geneigt anzunehmen, dass ein frühzeitiges Zufrieren der Gebirgsseen von Bedeutung für die Erhaltung der Fauna während des Winters sei. Die Eisdecke soll der Thierwelt gewissermassen Schutz vor der Unbill der Witterung bieten. Es wird in dieser Hinsicht von Interesse sein, die Thierwelt der Sulzfluhseen nach verschieden strengen Wintern zu unter- suchen. | Von einem Erlöschen des Lebens im zugefrornen Bergsee kann also kaum die Rede sein; es dauert das- selbe vielmehr recht kräftig fort. Das frühe Eintreten des Winters in Garschina wird ohne grossen Einfluss auf die Zusammensetzung der Fauna bleiben, sobald nur im Hochsommer, zur Fortpflanzungszeit, das Wasser- becken rasch und genügend durchwärmt wird. Es wird nun kaum nöthig sein, die Analyse der Thierwelt der beiden andern Sulzfluhseen von den beim See von Garschina beobachteten Gesichtspunkten aus in alle Einzelheiten durchzuführen. Beim Partnunersee wirken. zum vornherein ungünstig die oben berührten und erklärten Temperaturverhältnisse und seine abge- schlossene und gleichzeitig schattige Lage. Von den Insekten sind denn auch einzig die in allen Gewässern der Ebene und des Gebirges häufigen Zweiflügler stark vertreten. Die zahlreichen Planarien finden passende Wohnung unter dem in Menge auftretenden Geröll. Die Schlamm- | bewohner sind entsprechend der Grundbeschaffenheit seltener als in Garschina, für Angehörige der Fauna seichter und warmer Teiche finden sich ebenfalls nicht die gewünschten Bedingungen. Der relative Reichthum an Mollusken steht vielleicht mit dem hohen Kalkgehalt des tief in Kalkgebirge ein- gebetteten Wasserbeckens in Beziehung. Schwerer zu erklären ist der Ueberfluss an Hydrachniden und der Mangel von Bryozoen, die doch hier die nöthige feste Grundlage zum Aufbau ihrer Stöcke überall finden würden. Die vorkommenden Ürustaceen sind meist Kos- mopoliten. Niedrige Temperatur, Abgeschlossenheit, Stein- und Lavinenschläge, nur mässige Bewachsung der Ufer dürften die Hauptmomente sein, die die Thierwelt des Sees von Partnun an Individuen- und Artenzahl unter diejenige des tausend Fuss höher gelegenen Sees von Garschina stellen. Wohnungs- und theilweise Ernäh- rungsverhältnisse — Pflanzenwuchs im See selbst — sind dagegen noch ziemlich günstig. Die offene Lage des Sees von Tilisuna, sowie der Umstand, dass seine Ufer einen ziemlich dichten Pflan- zenteppich tragen, gestatten die Entfaltung eines etwas mannigfaltigeren Lebens von Wasserinsekten als in Part- nun. Auch die höhere Temperatur des von der Sonne besser beschienenen Wasserbeckens wird der Fauna günstig sein. Dem treten aber feindlich entgegen der fast gänzliche Mangel von grüner Algenvegetation im Wasser selbst und die Einförmigkeit des Untergrundes. Die denselben bildenden Geröllstücke geben wohl Schlupf- winkel für die Planarien und solide Fixirungspunkte PRE TRE Nes > ? # En Se à DE ve ANR SR ER für die Bryozoen ab, gestatten aber nicht die Entfaltung einer reichen schlammbewohnenden Thierwelt. Die Ar- muth an Mollusken mag ihre Erklärung in der Lage des Sees am Rande des kalkarmen, kristallinischen Ge- birges finden. Von den Crustaceen sind wieder Kosmo- politen vorhanden, allerdings begleitet von der nicht ge- wübhnlichen Form Zynceus acanthocercoides, Fisch. Ento- mostraken gehören eben, wie wir sehen werden, zu den konstantesten und weit verbreitetsten Bewohnern der ver- schiedenartigsten Gebirgsseen. Sie scheinen sich viel leichter an alle möglichen äusseren Bedingungen anzu- sewöhnen als andere Thiergruppen. Für den See von Tilisuna dürfte die Untersuchung der nächsten Jahre noch einige Bereicherung der faunistischen Liste bringen. Der Reichthum der Thierwelt kleiner Alpenseen ist bis zu bedeutender Höhe an Arten und Individuen ein relativ grosser. Er nimmt nicht stufenweise von unten nach oben ab, wie dies etwa behauptet worden ist. Es können vielmehr eine Reihe von günstigen Fac- ‚toren sich combiniren, um in höhergelegenen Seen das Thierleben reicher zur Entfaltung zu bringen als in tiefer- liegenden. Je nach den herrschenden äussern Um- ständen können sich nahe liegende Seen eine sehr ver- schiedene Bevölkerung aufweisen. Die Bewohner der Hochgebirgsseen sind allerdings meist weitverbreitete Formen, doch gruppiren sich dieselben unter dem Druck der äussern Verhältnisse in sehr verschiedener Weise zu Lokalfaunen. Bestimmend sind in erster Linie Nahrungs-, Woh- nungs- und Temperaturverhältnisse; sodann die geolo- gische und topographische Lage des Wasserbeckens, 3 RS die Entwicklung der Flora im und am See, seine Lage in Bezug auf Lawinen- und Steinschläge, der Kalkge- halt des Wassers. k Weniger Bedeutung scheinen die Tiefenverhältnisse zu haben; in den kleinen Wasserbecken der Alpen kann zwischen littoraler und Tiefenfauna kaum eine Grenz- linie gezogen werden. | Es erübrigt nun noch einen Blick zu werfen auf die Verbreitung der gefundenen Thierformen und spe- ciell auf ihr Vorkommen in Seen der Alpen und an- derer Gebirge, soweit dies nicht schon im vorhergehen- den gethan worden ist. Die in der Ebene weitver- breitete Episiylis plicatilis, Ehrb., oder eine nahe ver- wandte Art ist von Asper (1, 2,3) ausser in manchen tiefer gelegenen Seen auch in demjenigen von Silva- plana (1794 m.) gefunden worden; es überzog das Infu- sorium hauptsächlich die Fredericellenkolonien. Ueber das Vorkommen der Vorticella microstoma, Ehrb., in hoch- gelegenen Wasserbecken fand ich keine Angaben. Pa- vesi (49) erwähnt aus dem Lago Ritom (1829 m.) eine Art von Vorticella, Imhof (31) eine andere aus bayri- schen Seen von 600—664 m. Höhe. » Derselbe Autor kennt eine Vorticella und Epistylis auch aus den Savoyer- seen, lac du Bourget und d'Annecy (27), sowie Vorticella spec. aus einigen Österreichischen Wasserbecken, wovon das höchste, der Gosausee, bei 908 m. liegt (34). Forel (15, Mat. I.) fand Epistylis- und Opercularia-Formen auf Tiefseecrustaceen des Genfersees. Calidina parasitica, Gigl., ist in höhern Regionen noch nicht beobachtet worden. Doch scheinen die Calidinen überhaupt sehr resistenzfähig zu sein; schon Ehren- berg (11) fand in 3334 m. Höhe drei Arten von ©, Ran E Microstoma lineare ist bis jetzt nicht als Bewohner - eigenthicher Hochgebirgsseen verzeichnet worden. Es findet sich das Thierchen nach v. Graff (20) weit ver- breitet in stehenden Süsswassertümpeln, im Winter sogar unter dem Eis. Am Ufer und in der Tiefe des Genfer- sees ist es nach Forel (13, Mat. serie VI. 14) stark ver- treten. Duplessis (10) gewann es vor Ouchy aus einer Tiefe von 150 m. Allerdings weicht die Tiefsee- form etwas von der littoralen ab. Auch im schottischen See Lochend ist M. lineare, Oest., nachgewiesen wor- den (20). Eine richtige Gebirgsform dagegen ist Pla- naria abscissa. Von Jjima zuerst in einem Bache bei Marienthal in Thüringen entdeckt, wurde der Strudel- 2 . wurm später von Zacharias (70) im kleinen Teich des = Riesengebirgs nachgewiesen. Der an Turbellarien über- haupt sehr reiche See liegt in einer Höhe von 1168 m. (73). Auch einen in der Nähe gelegenen Graben mit flies- sendem Wasser von 4° R. bewohnte dasselbe Thier. (Höhe 1368 m.) (70). In der Schweiz wurde die Pla- narie beobachtet von Imhof (30, 32) in der Uferzone des Lej Sgrischus in einer Höhe von 2640 m., im See Cavloceio, 1908 m., und Prünas 1780 m., sowie im Lago d’Emet, 2100 m. (33). Vielleicht gehören die von Asper (4) im Lago Ritom gefundenen Planarien eben- falls hieher. Die in der Ebene häufige Planaria poly- chroa, ©. $., ist wohl noch nie in Alpenseen aufgefunden worden. Ueber das Vorkommen von Polycelis nigra O. F. Müll., und Planaria subtentaculata, Duges, (— Dendrocoelum …. fuscum, Stimps) haben wir bereits einiges mitgetheilt. ES: Beide Formen waren bis jetzt aus den Alpen nicht be- - kannt. Die letztere Art findet sich ausser im Riesen- ” sces. (13, Mat. VI). … Dorylaimus stagnalis, Duj., ist überall gemein. Du p- ES PR RTE RIT N core: u 3 us PE RES sat Pt Hr ÿ EN N lessis (10) kennt ihn aus allen Tiefen des Genfersees, ebenso Forel (13,Mat. VI.,14). Seine@egenwartinhoch- gelegenen Seen wird allerdings nirgends ausdrücklich erwähnt, doch darf vielleicht die von Imhof (32) im Lej Sgrischus (2640 m.) und im Seealpsee (1142 m.) ge- fundene Anguillulide hieher gezogen werden. -Derselbe Autor führt Anguilluliden aus tiefer gelegenen, ôster- reichischen Südwasserbecken an (34). Die höchsten Standorte für Clepsinen, die bis jetzt bekannt waren, sind der Lac de Joux (1009 m.) (14) und der von Brandt (5) untersuchte Goktschaisee in den armenischen Alpen (6340). Die an diesen Lokalitäten gefundenen Exemplare sind nicht näher bestimmt worden. In den Gewässern der Ebene sind die Clepsinen bekanntlich häufig. (13, Mat. IL, 14). Arten von Tubifex (Saenuris) wurden von Forel (13, Mat. IL, VI, 14, 15, 16) im Genfersee, ın den Savoyerseen, im Neuenburger- und Bielersee gefunden ; ähnliches erwähnt Asper (3) aus dem Zürchersee. Auch aus dem Lac de Joux und aus dem Starnbergersee sind derartige Vorkommnisse bekannt (14). Die Tiefseeform von Saenuris variegata, Hoffm., un- terscheidet sich im Genfersee nicht von den littoralen Exemplaren (14). Auch der See von Hincowy in der hohen Tatra wird nach Wierzejski (69) von einem Tubifee bewohnt (1966 m.) Imhof (32) meldet sein Vorkommen aus dem Seealpsee (1142 m.) Kaum min- der verbreitet als Formen von Saenuris sind solche von Lumbriculus, doch fehlt leider auch hier sehr oft eine genügende Bestimmung. Asper (1, 2) erwähnt hieher gehörende Würmer aus den meisten von ihm unter- suchten Seen; darunter befinden sich der hochgelegene Klönthalersee (804 m.), sowie der Engadinersee von a Sils (1796 m.). In den Gotthardseen kommt nach dem- selben Autor (4) ebenfalls ein Zumbriculus vor (2114 m.) Dass Lumbriculus im Genfersee (Mat. VI.) und im Zür- chersee nicht fehle, war zu erwarten (3). Der zierliche Lumbriculus pellucidus, Dupl., wird von Duplessis (10) verzeichnet aus allen Tiefen und Loka- litäten des Genfersees, dann von Neuenburg, Zürich, Zug, Luzern, Wallenstadt, Como, Lugano, endlich aus dem Aegeri-, Klön-, Silser- und Silvaplanersee. Ueber die Entomostraken der Gebirgsseen, speciell über ihre Verbreitung, existirt eine lange Reihe von Aufzeichnungen; leider sind die Bestimmungen der ge- sammelten Formen oft nicht, oder nur theilweise durch- geführt, so dass das aufgehäufte Material an Werth ver- liert. Die erste Nachricht vom Vorkommen von Clado- ceren in Alpenseen verdanken wir P. E. Müller (47), der Bosmina longispina im See von St. Moritz fand (1776 m.). Lynceus quadrangularis, O. F. Müll., scheint im Ganzen eher eine verbreitete Form der Ebene zu sein. Lutz (44) erwähnt sie als sehr häufig in der Umgebung von Bern. Duplessis (10) und Forel (13, Mat. I, IV., 14) melden sie als Bewohnerin verschiedener Tiefen des Grenfersees. Doch steigt das Thierchen auch im’s Gebirge. Es wurde von Fric (19) aufgefunden im Böhmerwald, von Imhof (32) im Lej Sgrischus (2640 m.). - Eine grössere Rolle im Gebirge spielt der Zynceus sphe- ricus, 0. F. Müll. Nach Leydig (42) ist er überhaupt allenthalben auch in langsam fliessenden Gewässern die gemeinste Form. Dies bestätigt Lutz (44) für die Um- sebung von Bern; doch hat ihn derselbe Autor auch in den Gotthardseen und auf dem Giacomopass gefunden (2400 m.). Andere Gebirgsstandorte wurden für diese Art nachgewiesen durch Fric (19) in den meisten Böh- el merwaldseen, von Wierzejski (69) in den Seen der hohen Tatra (bis 1966 m.), durch Richard (57) in den Seen von Monteineyre und Bourdouze in der Auvergne und von Zacharias (70) im Riesengebirge (1368 m.). Auch diese Form ist häufig im Genfersee (13, Mat. I, IIT.). Seltener als die beiden vorhergehenden tritt der Lynceus acanthocercoides, von Fischer (42) in Russland entdeckt, auf. Ein Gebirgsfundort dieser Art ist mir nicht bekannt; im Genfersee gehört sie zur littoralen Fauna. ZLynceusarten ohne nähere Bestimmung wurden gefunden von Asper (1, 2, 3) im Zürcher- und Vier- waldstättersee, von Forel (14) im Neuenburger- und Untersee, von Frie (19) in den Böhmerwaldseen, von Imhof (34) im österreichischen Offensee (651 m.) Der letztgenannte Autor (31, 32) giebt überdies eine Reihe von Fundorten in den Alpen an, so den Laaxersee (1020 m.), den God Surlej (1890 m.), den See am Weis- senstein (2030 m.), den See Viola (2163 m.), den von Gravasalvas (2378 m.), die Wasserbecken von Motta rotonda (2470 m.) und Palü (1993 m.). Lutz (44) macht im Allgemeinen darauf aufmerksam, dass die obere Grenze für die Cladoceren sehr hoch liege, wahrschein- lich so hoch als es stehende Gewässer gebe, die nicht direct durch schmelzende Eis- und Schneemassen ge- bildet werden, und dass an dieser obersten Grenze die- selben Arten wie in der Ebene sich finden. Ueber die Ostracoden der - Gebirgsseen sind wir noch wenig aufgeklärt. Die Form unserer Sulzfluhseen, Cypris compressa, Baird, wurde mit Sicherheit nur beob- achtet von Wierzejski (69) in den Seen der hohen Tatra. Asper (1, 2, 3) fand Cyprisarten in den meisten von ihm untersuchten Gewässern, doch nicht in eigent- lichen Alpenseen. Dagegen berichtet Brandt (5) über Ostracoden aus den hochgelegenen Seen von Goktschai eo (6340) und Tschaldyrgül (6522) in Armenien. Als höchster Fundort einer nicht näher bestimmten Cypride ist wohl der von Imhof (32) durchforschte Lej Sgri- . schus (2640 m.) anzuführen. Daran schliessen sich drei andere Seen Graubündens, Silser, Nair und Cavloccio (1796, 1860, 1908 m.). Der Vollständigkeit wegen müs- sen noch genannt werden im Seealpsee (1142 m.) ge- _ fundene Ostracoden (32), sowie eine Cyprisart aus dem lac du Bourget (27), und eine weitere aus dem Seelis- bergersee (32), (753 m.). Der in Partnun häufige und in der Ebene nach Claus (6) weit verbreitete Cyclops tenuicornis, Cls. (siehe auch Forel: 14) bewohnt nach Zacharias (71) einige _ Lokalitäten im Riesengebirge: die Seefelder (2300 ‘), die beiden Isermoore (2400° und 2593‘), den kleinen _Koppenteich (3600), den Grossteich zu Buchwald. Auch in den Seen der hohen Tatra fehlt das Thierchen nicht (69). Einen vorher bekannten alpinen Fundort von C. tenwicornis konnte ich nicht nachweisen. Ebensowenig ist mir ein Gebirgsstandort von Oyclops elongatus, Ols., — ausser in Partnun — bekannt. Vielleicht gehören zu dieser Art die von Asper (1, 2) im Silsersee gefan- genen, durch grosse Oeltropfen roth gefärbten Cyclo- piden. Ein ächter Gebirgsbewohner dagegen ist Cyclops … serrulatus, Fisch. Pavesi (49) kennt ihn aus dem Lago di Alleshe (976 m.) und dem Lago Ritom (1829 m.), Wierzejski (69) aus den Seen der Tatra, Fric (19) — aus dem Stubenbachersee im Böhmerwald. Auch im Riesen, Glatzer- und Isergebirge ist er nicht selten (70, 71). Der Genfersee beherbergt ihn ebenfalls in grosser “Zahl (13, Mat. II, 14), Von den äusserst zahlreichen Gebirgsseen, in denen nicht näher bestimmte Cyclopsformen nachgewiesen wor- den sind, brauche ich nur einige für uns wichtigere her- a vorzuheben. Es wären das zunächst 17 von Imhof (34) durchsuchte österreichische Seen in einer Höhenlage von 422—930 m.; in den meisten leben gleichzeitig Diap-- tomusarten. Ebenso konstant ist Cyclops spec. und Diap- tomus spec. in den bairischen Seen von 600-800 m. Höhe (31). Auch in der Schweiz findet Imhof (31, 32, 29) fast überall unbestimmte Arten dieser zwei Gattungen. Die höchsten Fundstellen sind der Lej Lunghino 2480 m., Gravasalvas 2378 m., Nair: 2456 m., Motta rotonda 2470 m., Margum 2490 m., Materdell 2500 m., Tscheppa 2624 m., Sgrischus 2640 m., Furtschellas 2680 m., Prü- nas 2780 m., Tempesta 2500 m. Meist kommen Ver- treter beider Genera, seltener nur des einen vor. Ausser dem Kanton Graubünden wäre eine lange Reihe von Alpenseen in diese Liste aufzunehmen. Diap- tomus und Cyclops gehen mit am höchsten in die Alpen hinauf. In den Vogesen beleben Cyclopiden ebenfalls die hochgelegenen Wasserbecken Lac vert, 980 m. und Lac - blanc, 1054 m. (36, 37). Einen Diaptomus von zinnober- rother Farbe hat auch Zacharias (74) in den Krater- seen der Eifel entdeckt, und ebenso ist nach Brandt (5) eine carmoisinrothe Cyclopide das häufigste Thier im armenischen See Goktschai (6340). | So kann es uns denn nicht verwundern, dass der in : weiter Verbreitung häufige Diapltomus castor, Jur., auch in den Gebirgsseen vertreten ist. Im Genfersee tritt er als littorales, pelagisches und Tiefseethier auf (13, Mat. III, IV., 14). Pavesi (49) fand ihn in einer Höhe von 1829 m., im lago Ritom, Asper (3) traf ihn in fast allen untersuchten Seen. In den Böhmerwaldseen ist er ebenfalls verbreitet und soll sich dort, besonders im schwarzen See, durch eine lebhaft rothe Farbe aus- zeichnen. Das stimmt auch mit den von Richard (57, & é: ei ie 58) in den Seen der Auvergne gemachten Erfahrungen. Allerdings sind dort nur die nahe dem Ufer lebenden Exemplare von D. castor gefärbt, während die mehr ın der Mitte sich aufhaltenden farblos bleiben. Dass un- sere Exemplare von Garschina stark pigmentirt waren, ist schon bemerkt worden. | Der gemeine Gammarus pulex L. wurde von Asper (1, 2) im Silser- und Silvaplanersee, von Brandt (5) in den wiederholt genannten armenischen Alpenseen be- obachtet. Bei den Hydrachniden stossen wir auf das merk- würdige Verhältniss, dass in den kleinen, hochgelegenen Alpenseen einige Formen auftreten, die wir in der Ebene als Bewohner der grossen Seetiefen kennen. Hygrobates longipalpis, Könike, geht im Genfersee nach Duplessis (10) bis 300 m. tief, Pachygaster tau-insignitus, Lebert, findet sich nach demselben Autor in einer Tiefe von 45 m. Asper (3) kennt die nämlichen Arten aus dem Zürcher- und Zugersee bei 60 m. Tiefe. Auch Forel siebt für H. longipalpis eine Tiefenzone von 25—300 m. an (13, Mat. I., IV., VI, 14, 17), wärend P. tau-insignitus 15— 50 m. tief leben soll. In der Oberflächen- oder - Littoralfauna hat besonders die letztgenannte Form keine Verwandten. In den Savoyerseen fand sich Hygrobates longipalpis (15, 16) als Tiefenbewohner, ebenso im Boden- see. Littoral dagegen ist die ZLimnesia histrionica, Bruz, (14) und im Allgemeinen auch die Arrhenurusarten. Es hat nun schon Haller (21) darauf: hingewiesen, dass Limmesia histrionica und Hygrobates longipalpis am höch- sten ins Gebirge steigen. Beide erhielt der genannte Autor aus den Faulhornseen (2154 und 2335 m.). H. NSS ä longipalpis ist das in der Schweiz fast am häufigsten in 5 den Seetiefen lebende Thier. Es fehlt aber auch nicht à ganz in kleineren, seichteren Tümpeln der Ebene. Za- ds EN er pe Ce N doi charias (71, 75) hat H. longipalpis, P. tau-insignitus, L. hi- strionica und Arrhenurus emarginator an verschiedenen Punkten im Glatzer-, Iser- und Riesengebirge nachge-- wiesen. Von Pachygaster und Arrhenurus kenne ich ausser den Sulzfluhseen keine Hochgebirgsfundorte. Brandt (5) erwähnt nicht näher bestimmte Hydrachniden aus den armenischen Alpenseen, Imhof (82) eine Form aus dem Lej Sgrischus (2640 m.) und dem Seealpsee (1142 m.), Zacharias (70) aus dem kleinen Teich im Riesenge- birge (1168 m.). - Ueber die Verbreitung von Perla alpina, Piciet, ist bereits berichtet worden. Perlidenlarven hat Asper (1, 2) im Silsersee gefunden, ohne sie indessen näher zu bestimmen. Ueber das Vorkommen von Coëlarven in Alpenseen waren keine Angaben zu ermitteln; Asper (1, 2) spricht von Ephemerenlarven im Klönsee (804 m.). Sialislarven in grosser Zahl beobachtete Imhof (32) im See von Gravasalvas (2378 m.). Ob sie mit denjenigen von Garschina identisch sind, ist fraglich. Ausser dem über die Verbreitung der Phryganiden schon mitge- theilten darf angeführt werden, dass Köcherfliegenlarven noch angetroffen wurden von Asper (1, 2) im Silser- see, von Imhof (32) in Bosco della palza und in zwei Wasserbecken am Piz Corvatsch (2520 und 2610 m.) (38) und von Frie (19) im schwarzen See im Böhmerwald. Alle diese Formen sind nicht bestimmt worden. Rhyacophila vulgaris, Pictet, wird als Bewohner von Alpenseen nirgends erwähnt. Unbestimmte Neuropteren- larven citirt Asper (4) vom lago Ritom, 1829 m., den Gotthardseen, 2114 m., und dem Silsersee, 1796 m. Die Notonecta lutea, Müll, von Garschina stimmt vielleicht überein mit den von- Imhof (38) am Piz Cor- vatsch (2520 und 2610 m.) gefundenen, aber nicht be- stimmten Exemplaren. An derselben Lokalität konsta- dee tirte Imhof den Aydroporus nivalis, der nach Heer (24, 15) da und dort in den Alpenseen von 6000— 7000’ vorkommt. Auch der Silsersee soll reich an Aydroporus spec. sein (1, 2). Für H. piceus, Heer, und H. erythroce- phalus, Heer, scheinen die Sulzfluhseen der erste bekannte alpine Standort zu sein. ‘In der Ebene gehören beide ebenfalls nicht zu den gewöhnlichen Arten (25). Dipterenlarven gehören zu den regelmässigsten und zahlreichsten Bewohnern sämmtlicher Süsswasserbecken. Leider sind unsere Kenntnisse von der Zusammengehö- rigkeit der erwachsenen Zweiflügler und der Larven noch äusserst lückenhaft. In weitaus den meisten Fäl- len gelingt uns desshalb für die Jugendstadien höchstens die Bestimmung der Gattung, nicht aber die der Art. So ist es denn auch unmöglich, festzustellen, welche von uns gesammelten Formen schon früher aus Gebirgsseen bekannt waren. Wir müssen uns begnügen, die höch- | sten Fundorte von Dipterenlarven überhaupt anzuführen. In der Ebene beleben sie alle Wasserschichten vom Ufer und der Oberfläche bis zur grössten Tiefe (1, 2, 3, 10, 13, 14), hauptsächlich die Formen Chéironomus, Corcthra, Tanypus sind verbreitet. Im Gebirge sind sie nachge- wiesen worden von Forel (14), im Starnbergersee und im lac de Joux, 1009 m., von Asper (1, 2, 3) im Klön- see, 894 m., im Silser-, 1796 m., und im Silvaplanersee, 1794 m. Derselbe Forscher (4) führt auch gelbe Dip- terenlarven und pelagische Mückenlarven aus den Gott- hardseen an, 2114 m. Die Insektenlarven Imhof’s (32) vom Diavolezzasee, 2579 m., sind wohl auch auf Dip- teren zu beziehen. Zahlreiche Larven von Zweiflüglern werden aus dem Lej Sgrischus, 2640 m., und dem See- alpsee, 1142 m., gemeldet. Aus dem kleinen Teich im à Riesengebirge, 1168 m., verzeichnet Zacharias (70) … Chironomus, aus dem Goktschai Brandt (5) eine dem- Ben selben Genus zugehörende, in Röhren lebende Art (6340 ‘). In seiner Excursionsmolluskenfauna sagt Clessin von Pisidium fossarinum, Cless.: „Die Art ist eine sehr gemeine, die sich fast in allen kleineren Wasserbehäl- tern findet. In den Alpen geht sie bis 1800 m. Höhe.“ Clessin (7) selbst hat sie in manchen oberbayrischen Seen gefunden, so im Lautersee, 3115‘, im Schachen- see, 5114‘, im Plansee, 3009’. In der hohen Tatra kommt P. fossarinum in 21 Seen bis zu einer Höhenlage von 1900 m. vor. Im Zürchersee lebt die Muschel nach Suter-Næf (63) in einer Tiefe von 5—10 m. P. niti- dum dagegen etwas höher von 2—5 m. Uebrigens fühlt sich P. fossarinum auch in Wasserbecken wohl, die die Höhenlinie von 2000 m. zum Theil weit überschreiten. Imhof (38) verzeichnet das Thier aus dem Le] Sgri- schus, 2640 m., dann aus dem Schwarzsee oberhalb Tarasp, aus dem Bitabergo bei Maloja, 1862 m., aus dem obern Splügensee, 2270 m. Von Pisidium ovatum, Cless., waren Hochgebirgsstandorte bis jetzt nicht be- kannt. Clessin (7) traf es in einigen bayrischen Seen: Königssee 1857‘, Walchensee 2464’, Chiemsee 1578’, Simsee 1433‘. Es soll nach der Excursionsfauna bis jetzt nur in den Urgebirgsformationen Süddeutschlands beobachtet worden sein. Pisidium nitidum, Jenyus, end- : lich ist eine Form der bayrischen Voralpen, (Ammersee 1661 ‘, Alpsee 2211‘) (7). Der See von Tilisuna ist der erste eigentliche Gebirgsfundort für diese Art. Interes- sant ist die Verbreitung von Pisidium Foreli, Oless., das nach Clessin (7, 14) als Tiefseeform von P. nitidum zu betrachten wäre. In der That wurde diese Muschel zu- nächst in den Tiefen des Genfersees und des Bodensees aufgefunden. Forel (13, Mat. I, IIL, 14) konstatirte sie im Genfersee in allen Tiefen von 25—300 m., im er St te ee Untersee ebenfalls bei 20 m. Tiefe. (Siehe auch Du- plessis: 10). Nun ist dasselbe Thier aber auch als hochalpine Form bekannt geworden. Imhof (28, 32, 38) zog es nämlich im Lej Sgrischus (2640 m.) aus einer Tiefe von 25 m., dazu kommt nun noch der Fund im Partnunersee. Nicht näher bestimmte Pisidien nennt Asper (1, 2, 4) aus den Gotthardseen (2114 m.), dem Klönsee (804 m.), dem Silser- (1796 m.) und Silvaplanersee (1794 m.), Imhof (32) aus dem Seealpsee (1142 m.). Limnea truncatula, Müll., ist eine richtige Gebirgs- form. ÜOlessin sagt von ihr (Excursionsfauna): „Sie seht ebensoweit nach Norden, als sie im Gebirge auf- steigt, wo sie ihren Schwesterarten weit vorauseilt. Ich habe sie noch im Schachensee bei Partenkirchen bei circa 1800 m. Höhe getroffen.“ Auch aus anderen bay- rischen Seen führt sie Clessin (7) an. Imhof (38) fand sie noch bedeutend höher im See Mortels (2610 m.). Aus dem lago Tom (2023) erwähnt derselbe Autor zahl- reiche Limneen (38). Von der Varietät L. ventricosa, Moq. Tand., scheint bis jetzt kein Hochgebirgsstandpunkt bekannt gewesen zu sein. | Fredericella sultana, Gervais, ist in den stehenden Ge- wässern der Ebene stark verbreitet, sei es als littorales Thier, sei es in eigenthümlicher Tiefseemodification (1, 2, 3, 10, 14). Von höhern Standorten sind zu nennen der lac de Joux, 1009 m., und lac des Brenets (10, 14), der Klönthalersee, die Seen des Oberengadins, wo die Bryozoen besonders üppig gedeihen (1, 2, 3, 32) und der lago Ritom (4). Dass die vier gefundenen Wirbelthiere hoch in die Alpen steigen, ist längst bekannt (59), es ist kaum nöthig dafür Beispiele anzuführen. Aus der vorhergehenden Auseinandersetzung er- giebt sich, dass mehr als dreissig verschiedene Species von wirbellosen Thieren, die man bis jetzt gar nicht, oder doch nicht mit Bestimmtheit als Alpenbewohner kannte, an die verhältnissmässig ungünstigen Lebensbe- dingungen des Hochgebirges sich anpassen können. Spä- tere Untersuchungen werden die Listen der Alpenfauna noch bedeutend vermehren. Der Reichthum an thieri- schen Wesen, die die alpine Region dauernd bewohnen, erweist sich grösser, als man a priori annehmen möchte. Die Untersuchung der Sulzfluhseen hat also in Bezug auf vertikale Verbreitung der Thiere unsere Kenntnisse schon etwas vermehrt. Im Ganzen setzt sich die Fauna der drei unter- suchten Wasserbecken aus in der Ebene weit verbrei- teten, wenigstens für Centraleuropa gemeinen Thier- formen zusammen. Es bezieht sich das so ziemlich auf alle vertretenen Abtheilungen des Thierreichs. Für die Copepoden z. B. führt Claus (6) als weit verbreitete Arten speciell an: Diapiomus castor, Cyclops lenuicornis, Cyclops serrulatus. Cyclops, Diaptomus, Lynceus, Cypris sind überall vorkommende Genera. Immerhin sind der Thier- welt unserer Seen einige sonst nur sporadisch auftretende Formen beigemenst aus den Abtheilungen der Cope- poden, Cladoceren, Hydrachniden, Neuropteren, Hemip- teren, Coleopteren und Lamellibranchiaten. Auch speciell alpine Arten fehlen nicht. Die verschiedene Zusammensetzung der Fauna in den drei einander so nahe liegenden Seen, das Fehlen von sonst weitverbreiteten Formen in dem einen oder anderen haben wir wenigstens theilweise, aus den ver- schiedenen äussern Verhältnissen, die Partnun, Tilisuna und Garschina bieten, erklärt. Die Uebereinstimmung der Fauna der Sulzfluhseen mit der anderer in ähnlicher Höhe liegender, alpiner Wasserbecken ist eine bedeutende. Besonders zeigt sich manche Analogie mit der Thierwelt der Oberengadiner- seen, wenn auch einige dort characteristische Thierformen — Hydra rhetica, Asper, — in den Rhätikonseen nicht sefunden worden sind. Aber auch auf Analogien mit den entfernter liegenden Wasserbecken des Böhmer- walds, des Riesengebirges, der Auvergne, der hohen Tatra und sogar Armeniens konnte hingewiesen werden. Die Fauna der Hochgebirgsseen ist eben auf weite Strecken hin eine gleichartige. Ein eigenthümlicher Bestandtheil der Hochgebirgs- fauna sind gewisse Thierformen, die wir in der Ebene fast nur als Bewohner grosser Seetiefen kennen. Im speciell vorliegenden Fall handelt es sich um: Aygroba- tes longipalpis, Pachygaster tau-insignitus und Pisidium Foreli. Es leben diese Thiere in den Alpenseen viel näher der Wasseroberfläche als z. B. im Genfersee, wie ja über- haupt in den kleinen und relativ wenig tiefen Wasseran- sammlungen der Alpen kaum ein scharfer Unterschied gemacht werden kann zwischen Ufer- und Tiefenfauna. Die Existenz von Tiefseeformen, die gleichzeitig in den Hochgebirgsseen leben, von Thieren, die im süssen Wasser am tiefsten hinab und am höchsten hinauf stei- gen, setzt wohl voraus, dass an beiden Lokalitäten, den tiefen Schichten der Seen der Ebene und den Wasser- becken der Hochalpen ähnliche Lebensbedingungen herrschen. Es mag sich das in erster Linie auf die Tem- peraturverhältnisse beziehen. Der Genfersee hatte nach Forel (14) am 22. August bei Ouchy in: :20 m. Tiefe 12.7 DOTE Ti“, 10.5° 40 m. „ 7.60 eg am 21. Juli bei Morges in: ta: m. Tiefe 11.19 AB 9.40 Demselben Autor entnehmen wir noch folgende Zahlen: | Zürichsee, 3. August, bei 20 m. Tiefe 7.6° Murtensee, Ve: . 5 „2 9:68 Vierwaldstättersee, 16. » 7 5 „2.1008 Neuenburgersee, 17. Oktober, Sul ee Genfersee, 10% A 5 à sd 1268 Bielersee, 222, hs = sut Lac d'Annecy, 22. September , : A de Lac du Bourget, 21. ne 5 5 „lea Die Temperatur des Partnunersees schwankte im August (an der Oberfläche) zwischen 9 und 10°, d.h. auch im Hochsommer wird in jenem Alpensee der Wärmegrad der obern Tiefseeregion des Genfersees und der übrigen aufgezählten Seen nicht überschritten. Es herrschen in Partnun während des ganzen Jahres Tief- seetemperaturen. Nur während kurzer Zeit wird über- haupt die eigentliche konstante Temperatur der tiefsten Genferseeschichten, 5.2°, überholt werden. Aehnliche Verhältnisse herrschen in Tilisuna und Garschina. Es mag das Wasser sich gelegentlich etwas mehr erwärmen, bald wird die Temperatur wieder auf den Tiefseegrad zurücksinken. Dass die stärkere, wenn auch kurz an- dauernde Erwärmung des Garschinasees für die Ent- wicklung der Fauna übrigens bedeutungsvoll ist, hat bereits Erwähnung gefunden. Bezeichnend ist, dass ge- rade im kältesten der drei Seen, dem von Partnun, die Tiefseeformen an Arten und besonders an Individuen am reichsten vertreten sind. In Garschina handelte es sich um sehr vereinzelte Exemplare von Pachygaster tau- 1 insignitus. Auch die Ernährungsverhältnisse werden sich im Alpensee und in der Seetiefe der Ebene ähnlich ge- stalten. Der Mangel an Speise wird sich hier wie dort fühlbar machen, und auf die Zusammensetzung der Thier- welt nicht ohne Einfluss bleiben. Diesem Umstand schreibt Clessin (13, Mat. LIL) geradezu die Kleinheit der Tiefseepisidien zu, eine Eigenschaft, die sie, wie wir sofort sehen werden, mit den Alpenformen theilen. End- lich sind die kleinen, meist ziemlich abgeschlossenen Wasserbecken des Hochgebirges fast unbewegt, ein nen- nenswerther Wellenschlag lässt sich kaum nachweisen. Ruhe des Wassers ist aber auch bezeichnend für die Tiefsee. So lassen sich an zwei scheinbar so verschie- denen Lokalitäten eine Anzahl ähnlicher Verhältnisse nachweisen, die auch einer ähnlichen Fauna rufen. Frappant ist denn auch die Uebereinstimmung der Vertreter einer ganzen Thiergruppe, derjenigen der Pi- sidien, in den Tiefen der Gewässer der Ebene und im Gebirgssee. Nach Forel und Clessin (13, Mat. IIL, 14) sind sämmtliche Tiefseepisidien ausgezeichnet durch Kleinheit, durch dünne, durchsichtige, wenig gewölbte Schalen, mit wenig hervorspringenden Wirbeln. Die Schalen sind wenig bauchig und zeigen keine jährlichen Zuwachsstreifen. Das lässt sich fast ohne weiteres auch auf die vier Pisidienarten der Sulzfluhseen anwenden. Es sind kleine, zerbrechliche, durchsichtige, nur schwach gewölbte Muscheln. Die Differenzirung hat also hier ' denselben Weg eingeschlagen wie bei den Tiefseefor- men, da die umgebenden Verhältnisse wenigstens theil- weise dieselben sind. Immerhin weichen die Alpenpisi- dien nicht so sehr von der ursprünglichen Art ab, wie die der tiefen Wasserschichten. Viele auf dem Seegrund existirende Bedingungen — besonders Druckverhält- nisse — herrschen im Alpensee nicht. So fand denn 4 ET ER N 38 Bu EN Le für die Gebirgsformen keine ganz so durchgreifende Um- gestaltung statt, und konnten speciell in den Pisidien der drei Sulzfluhseen die allerdings nicht typisch entwickelten Arten P. fossarinum, P. ovatum und P. nitidum erkannt werden. Auch die rothe Färbung vieler Bewohner alpiner Wasserbecken (Crustaceen, Insektenlarven, Würmer) wiederholt sich in der Pigmentirung mancher Thiere der tiefen Wasserschichten. Dass die Alpenbedingungen umgestaltend auf die Thiere der Ebene wirken, haben für die Landfauna schon Heer (26) und Perty (50) hervorgehoben. Auch die Bewohner der Alpenseen zeigen meist mehr oder weniger tiefsreifende Abweich- ungen vom Typus der Ebene. Besonders sind es neben den Pisidien die Crustaceen und Insekten, welche oft als alpine Varietät einer Form des Tieflandes aufgefasst werden müssen. Das Entstehen dieser Varietäten und endlich eigener neuer Arten unter dem Drucke alpiner Verhältnisse zu verfolgen, wäre eine interessante Auf- gabe. Einen recht offenbaren Einfluss hat das Alpenklima auf das Eintreten der Fortpflanzungsepoche. Der spät beginnende Sommer hat eine Verschiebung der ganzen Vermehrungszeit zur Folge, die kurze Dauer der schö- nen Jahreszeit beschränkt die Epoche der Geschlechts- thätigkeit ganz bedeutend, und zwingt gleichzeitig ge- wisse Thiergruppen viel früher als in der Ebene die den Winter überdauernden Stadien — Statoblasten, Winter- eier — hervorzubringen. Auf das Auftreten von ganz jungen Frosch- und Salamanderlarven Ende August ist bereits hingewiesen worden. Viele andere Thiere, die zu jener Zeit in der Ebene die geschlechtliche Thätigkeit bereits beendet haben, waren in den Sulzfluhseen in starker Fortpflan- Er ae zung begriffen. Besonders in Garschina schien die Ver- mehrungsepoche gerade ihren Gipfelpunkt erreicht zu haben. Es wimmelte förmlich von sehr jungen Entwick- lungsstadien verschiedener Thiergruppen, wie wenn die kurze Dauer des Sommers durch vermehrte Fruchtbar-. keit aufgewogen werden sollte. Häufig waren besonders kaum dem Ei entschlüpfte Insektenlarven, jugendliche Crustaceen und Hydrachniden. Die Clepsinen bedeckten noch mit ihrem Körper die Nachkommenschaft. Ueber- all fand sich der Laich von Phryganiden und Schnecken. Während so die Fortpflanzungsepoche auf der einen Seite stark nach rückwärts verschoben erscheint, wird, wie schon bemerkt, der Eintritt der Dauerstadienbildung vorgerückt. Das gilt nun allerdings, wie früher ausge- führt wurde, nicht für die Turbellarien. Vollkommen geschlechtsreife Planarien wurden keine gefunden, und PI. subtentaculata war sogar noch in lebhafter ungeschlecht- lieher Vermehrung begriffen. Auch Mierostoma lineare be- sass keine Generationsorgane. Dagegen hatte bei Frede- ricella die Statoblastenbildung in weitestem Maasse be- sonnen und traten von sämmtlichen drei gefundenen Lynceusarten neben einigen Individuen mit Sommereiern zahlreiche mit Wintereiern auf. Gleichzeitig erschienen natürlich auch die zur Befruchtung der Dauereier nöthi- … gen Männchen. In der Ebene konnte Leydig (42, p.69) von keiner der zahlreichen Arten der Gattung Zynceus im Sommer und Herbst Männchen finden, aber auch nicht … ein Weibchen enthielt ein Winterei, alle trugen nur Sommereier. Ebensowenig beobachtete derselbe Autor im Alpsee bei Immenstadt Männchen von Polyphemus oder Weibchen mit Wintereiern, dagegen Ende Sep- tember beides im See von Maiselstein. Lutz (44) giebt an, dass ausnahmsweise schon Ende August Weibchen von Ceriodaphnia punctata mit Ephippien und Männchen BR derselben Species auftreten. Einst fand er ein Weib- chen von Simocephalus vetulus schon Ende April mit fast ausgebildetem Ephippium. Interessant ist, dass auch an andern Gebirgsstandorten, als den Sulzfluhseen, die Win- tereibildung früh eintritt. Zacharias (70) fand Männchen von Daphnia magna im grossen Teich des Riesengebirges (1218 m.) schon Mitte August, während sie nach Leydig (42) bei Würz- burg erst im September auftreten. Eine Daphniaart war nach Imhof (29) im Engstlensee (1852 m.) am 20. Sep- tember in männlichen und weiblichen Individuen ver- treten. So früh und so allgemein wie in den drei Rhäti- konseen ist aber das Auftreten beider Geschlechter bei Cladoceren wohl noch nicht beobachtet worden. Es wird nachgewiesen werden müssen, wie sich die Lynceiden der Sulzfluhseen in wärmeren Sommern, als der von 1889 war, verhalten. Tabelle I. (G. — Garschina, pu Partnun, T. — Tilisuna.) a. Intusoria: 1. Epistylis plicatilis. Ehrbg. (G.) 2. Vorticella microstoma, Ehrbg. (G. P. T.) b. Rotatoria : 3. Calidina parasitica, Giglioli (G). c. Turbellaria : 4. Microstoma lineare, Oerst. (G.) 5. Planaria abseissa, Jjma. (P. G.) 6. Planaria polychroa, O. 8. (T.) nel 7. Planaria subtentaculata, Duges, — Dendrocoelum fuscum. Stimpson (P.). 8. Polycelis nigra, O. F. Müll., (G.). . d. Nematodes: 9. Dorylaimus stagnalis, Duj. (G. P. T.). e. Hirudinei: 10, Clepsine bioculata, Sav. (G.) 11. Clepsine marginata, Sav. (G.) 1 _ Oligochaeta : 12. Saenuris variegata, Hoffm. (G. P. T.) 13. Lumbriculus variegatus, OÖ. F. Müll. (P.) 14. Lumbriculus pellucidus, Duplessis, (G.) g. Cladocera: 15. Lynceus quadrangularis, OÖ. F. Müll. (G. P. T.) 16. Lynceus sphaericus, O. F. Müll. (P.) 17. Lynceus acanthocercoides, Fisch. (T.) h. Ostracoda: 18. Cypris compressa, Baird. (G. P. T.) i. Copepoda: 19. Cyclops tenuicornis, Claus (P.) 20. Cyclops elongatus. Claus (P.) 21. Cyclops serrulatus, Fisch. (G.) 22. Diaptomus castor, Jurine (G.) k. Amphipoda: 23. Gammarus pulex. L. (G.) l. Hydrachnidae : 24. Hygrobates longipalpis, Könike (P.) 25. Limnesia histrionica, Bruz. (P. G.) 26. Pachygaster tau-insignitus, Lebert (G. P.) 27. Arrhenurus spec. Dug. (P.) m. Orthoptera: 28. Perla alpina, Pictet (G.) 29. Cloë, spec. Pictet. (G.) 2 a NT CA à ARENA ACL LS APE D SNA ET Sr ne re a A ker A US T4 S L = ARR PAR UT E PS ; x ; 2 ALP MNT en . Neuroptera : 30. Sialis lutaria, L. (G.) 31. Phryganea varia, Fabr. (G.) 32. Phryganea pilosa, Oliv. (G. T.) 33. Phryganea ruficollis, Pictet (G.) 34. Rhyacophila vulgaris, Pictet (P.) . Hemiptera: 35. Notonecta lutea, Müll. (G.) . Coleoptera: 36. Hydroporus nivalis, OÖ. Heer (G.) 37. Hydroporus piceus, O. Heer (T.) 38. Hydroporus erythrocephalus, O. Heer (G.) . Diptera: ; 39. Chironomus plumosus, L. (P. T.) 40—48. Chironomus Meig. spec. (5 P., 4 G., 1 T.) 49. Tipula, spec. Meig. (P.) 50. Corethra spec., Meig. (G. P.) . Lamellibranchiata : 51. Pisidium fossarinum, Cless. (G. P.) 52. Pisidium ovatum, Cless. (G.) 53. Pisidium nitidum, Jenyns (T.) 54. Pisidium Foreli, Cless., (P.) . Gastropoda: 55. Limnaea truncatula, Müll. (G. P. T.) 56. Limnaea ventricosa, Moq. Tand. (P.) . Bryozoa: 57. Fredericella sultana, Gervais (T.) . Pisces: 58. Cottus gobio, L. (G. P. T.) 59. Phoxinus laevis, Ag. (G. P. T.) . Amphibia : 60. Rana temporaria, L. (G. P. T.) 61. Triton alpestris, Laur. (G. P.) ‘TAN A 'O es ‘snotiouyds SnoouÂT ‘8 Se "TAN "AO ‘IN "AO ‘TN “A O $ ‘sraepndugapenb snoouÂrt 'q ‘srrepnsuvipenb snooukT ‘4 'srrepnöugapenb snoouÂrr "zT | © * ‘ *"I990PEI9 "3 "dag — — ‘snpronjfod snjnoriqwng ‘II Ë "ITEM ‘A ‘O = — ‘onyesotıeA SN[NOTIQUNT ‘9 — -wpop] ‘UJUSOTIUA sLinuoeg 'F |'UIJOF ‘VJUSOLIUA suinusug G -wyoy 'eyedoraea sranuaeg ‘OI | * ° ‘* J9UH208SIIO 3 x — — "ug "eyeunsigur oursderg ‘6 e: — — *ABQ ‘eyenoorg SUIS) "8 RE 2 AOC 9 iS “(x ‘sipeusegs snwrejkaog 'E “fnq ‘sıpeusegs snwrefkaoq ‘7 | [ner “sıreusegs snwrejkaog ‘4 * * * S9poJ UN P 7 Fe = TLUN ‘HO wadıu sooKfog ‘9 = — ‚‘Bgenowyuoggqns CHBUCIX ‘£ — _ ‘uy9g'O ‘voago rod eueuurq '% — — = — vwmlp ‘USSIOSQU erıeuelg ‘7 swılp ‘USSIOSQU BLaeuelg " G — — ‘8190 ‘OlBOUI] UUOSOIOIN ‘F "EP TOTAL DO Re > 1819 worsered eutprie) *g || * ‘°° ‘eII0,8J0Y "4 "AU BTUO4BOA101m BITOO1JIO À "I | "AUF ‘UWIOJSOTOIU U[[OOTIOÀ "I | "QI 'BWLOIKOA10TW BITOOTHIOA "% 3 | er = -Squyg ‘sıpgeond sırdgsidgg "7 tt + + BTIOSDFUL "uw 081% "uw 7481 Sm. 68T BUNSIILL unugıedg euryasıeny ee ‘EX 9I9ARL wer … n CAE EEE É un À ae À FRS : le, ‘ CA de AR 6 + Gr PIE TES PA ae Aer # ET a ee tes ge le AT, ac: Si}. . €, PORTO ET V5" 2 ? | ‘AIO “esofLd tours '8 “pareg ‘essorduoo studio *4 USTG: ‘SOPIO910904JuU898 snaauÄrT ‘9 ‚ogorq 'srawägna eprgdooeäyy ‘OT 4 ‘Sn '99ds 'snanueyaıy "GI aogorı ‘snyrusisur-ne} 19182808 ‘FI "zung ‘VOIUOTIISIY CISOUUIT ‘ET ROBE ‘srdredrSuor seyegoasAf ‘GI snepg 'snyesuofo sdopof9 ‘II ‘Snu1o ‘SIuioomue] SdOoÂS ‘OI ‘paeg “essoadwoo sudÂis ‘6 ‘99gorg 'SITjooyna woueskayg ‘Fe "AITO 'esoptd vouwskayd 'E% ‚age 7 ‘CIIUA VOUCSÂIUX ‘GG TT “erzegng SUIS ‘LS ‘Jopotq "ads ‘9019 ‘08 Y990Tg "eurdje eplog ‘GI OST ‘sSnyrusısur-ne} aoyseskyoeg "SI "znag ‘COIUOLIISIU eIsouwmrT ‘LI ‘TT 'xond snıewweng ‘OT "OuLImp ‘107889 snwogderg IT “UoS1H 'snyepnass SdopoÂ9 "FI ‘pare ‘essorduoo studio ‘er * * weJoqdoimen ‘u * * 1994010 "u OCPIUUICIPAH ' * epodıyduy ‘x m -epodadop :t * ®pooengso "U "w 0616 "w FLST "w 68Ie BUNSTILL unuJıed eury9asıey (Sunz98)10 4) "IE IISqgeL rg "eragiodweg eUey LT SV ‘SIAOUI SNUIXOUX ‘OT "rg ‘orqos 8n7309 ‘GT "STBAAIOK) ‘gueypns CI[20UOPOLT ‘PI -ITny “emmyeouna COUT ‘ET - -sufuog "wnpıru UN IPISTA "GI = "So 'oods ‘snwouoag "LI rg 'snsownjd snwouonyn ‘OI 10977 °O ‘snoord snaodoapAH ‘6 ‘ınerg ‘sıgsodje ua], "28 ‘TT "eraeaodwe? Buey ‘IS “SV ‘SIAOUT SNUIXOUT ‘UE ‘I ‘orgos sn7309 ‘68 ADIEU Dom "esoaLıyuaA VoUuurT "8% ‘ITA ernyeoung BOUUUIT ',% ‘SS010 “110,7 wnIpIstg ‘98 ‘88010 “UIMULLBSSOF WIMIPISIT ‘GA "Stop 'oods "eaygeaoy ‘7% “Stop ‘oods "eindr], ‘eg "Stop o0ds ‘snwouoatyg ‘HE —8I rg ‘snsownjd SnwWOUOItUy ‘LT “net ‘srsodie uogLıy, ‘TT ‘euvioduwo} eue “SV 'SIA9BT SNUIXOUX ‘LS rg ‘01905 sn}09 "98 IR "ernyaouna BOB "ge ‘88019 “umgeAo mmIpistg "TE "SSH "WNULIBSSOF WUNIPISIT "GE "Stop "Vods. Bayg910oN "Stopp oods 'snwouoatyg ‘HE —8% '199H ‘O "sn -eudoooaygAao snaodoapAH "1% "19977 ‘O ‘SITUAIU snaodoapAH "9% "II ‘Cain, UJoouU0JON ‘GS NT - ergrydury * 899814 OZOÂIT * epedonsen BYETTOURIAITTAUTET eısydıq - 8197d09109 19,9 H TA "n È Ss “I ‘b ‘d "0 10. 1% 12. 13. 14. Litteratur. . Asper, G.: Beiträge zur Tiefseefauna der Schweiz. Zool. Anz. Jahrg. III. 1880. ; — —: Die pelagische Fauna und die Tiefseefauna der Schweiz. Ichthyol. Mittheil. a. d. Schweiz zur internat. 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Köp- pen!) aufgestellten Gesichtspunkten ein mehr als locales _ Interesse haben, um so eher, als unlängst derartige ‘ Untersuchungen durch die verdienstliche Arbeit des Br Herrn Hugo Meyer?) eine neue Anregung erhalten haben. : D Wir beabsichtigen im Folgenden nur eine knappe _ Darlegung einiger Resultate und beschränken uns darum auf die zur Erläuterung der Tabellen unerlässlichen An- gaben. 1) Köppen. Repertorium für Meteorologie, Bd. 2. 1872. ?) Hugo Meyer. Die Niederschlags - Verhältnisse von Deutschland. Aus dem Archiv der deutschen Seewarte. Jahrg. 11. BEA N. 1. Aus dem Beobachtungsjournal erhält man durch einfache Abzählung, wie oft in dem betrachteten Zeit- raume 1, 2, 3 ete. Tage mit gleichartiger Witterung aufeinander gefolgt sind. Diese Zählung wurde für die Niederschlags- und die Trockentage gesondert durch- geführt. Es sei p, die Anzahl der r tägigen Perioden einer Art und P, die Summe dieser und aller längern, dann ist Wr —— en 1) die Wahrscheinlichkeit eines Wetterwechsels nach Ab- lauf von r Tagen gleicher Witterung. Tabelle 2 zeigt: 1. Der Umschlag vom RBRegenwetter zum Trocknen ist durchweg und besonders im W inter wahrscheinlicher als der entgegengesetzte. 2. Die Wahrscheinlichkeit eines Umschlags ist um so geringer, je länger die betreffende Wit- terung schon bestanden hat. 3. Die Wahrscheinlichkeit der Fortdauer trockner Witterung ist im Winter grösser als im Sommer, und entsprechend die Fortdauer regne- rischer Witterung im Winter kleiner als im Sommer. 2. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach Ablauf von . r Tagen gleichen Wetters der Umschlag gerade nach s weitern Tagen eintrete, ist w,® — a 2) demnach die Wahrscheinlichkeit, dass dieselbe Witterung noch mindestens s Tage anhalte | ir 1 weh tot.) 8) We — P, ES ons Diese Wahrscheinlichkeiten (Tabelle 3) geben an, mit welcher Sicherheit man unter der Annahme des Fortbestandes der augenblicklichen Witterung eine Prog- nose für den folgenden, zweitfolgenden u. s. w. Tag auf- stellen kann. Sie führen zu dem Resultat. 4. Geht man von einem Niederschlagstage aus, so ist es stets wahrscheinlicher, dass der nächste Tag auch Niederschläge bringen werde, als nicht; für den zweitfolgenden Tag ist dagegen ein Umschlag das Wahrscheinlichere. 5. Geht man aber von einem Trockentage aus, so kann man namentlich im Winter und, wenn schon mehrere Trockentage vorausgegangen sind, selbst auf den drittfolgenden Tag mit Wahr- scheinlichkeit die Prognose auf Andauer der Wit- terung stellen. 3. Ist N die Anzahl der Niederschlagstage und 7 die Anzahl der Trockentage innerhalb einer gegebenen Zeit, so sind | + N | ee T 4) SD ES WERE die Wahrscheinlichkeiten des Eintritts oder Nicht-Ein- tritts von Niederschlag an einem beliebigen Tage. Wenn nun die Witterung eines Tages ohne allen Einfluss auf die des folgenden Tages wäre, so müsste wie Köppen nachweist, die Zahl der Niederschlagsperioden und Trockenperioden betragen: Niederschlagsperioden: 77, = N ı?; n,—r,.n, n,—r,n"! |. A Trockenperioden : N ARS Bol Met Li (9) und dabei sein: NT ML. =‘ 97%, ..—JI1— Nr 6) BE NER Docs Werthe bezeichnen wir als theoretische Zahl der Perioden. Der Vergleich mit der wahren Perioden- zahl ergibt: 2 6. Trockenperioden unter 6, Niederschlags- perioden unter 4 Tagen sind seltener, längere häufiger, als wenn keine Beziehung zwischen der Witterung aufeinander folgender Tage bestände. 4. Ist P, die Gesammizahl der Niederschlagsperio- den und P; die der Trockenperioden, so gibt P, + P, die Anzahl der Bin im betreffenden Zeit- ne PE de We nn keit eines Wetterwechsels oder die sogenannte Verän- abschnitte an, mithin ist - ahrscheinlich- IT derlichkeit des Wetters, de theoretische N+T Wahrscheinlichkeit oder Veränderlichkeit. (Tab. 4b.) T \ Die Brüche — und — wo P die Gesammtzahl der Perioden einer Art, die für Niederschlags- und Trockenperioden sehr nahe dieselbe sein .muss, da sie zugleich die Anzahl der Wetterwechsel im einen oder andern Sinn darstellt, geben die mittlere Periodenlänge an. Setzt man für P die Zahl der beobachteten Perioden, so erhält man die wahren mittlern Längen L, und L,; führt man aber für P den Ausdruck von /7 (Formel 6) ein, so erhält man die theoretischen Periodenlängen de T 4,14 + und AIT + 16) Die wahren mittlern Periodenlängen sind durchweg grösser, als die theoretischen (Tabelle 1.), woraus her- vorgeht, dass die Witterung eine Tendenz zu ihrer Er- haltung in sich trägt. Als Mass derselben hat Köppen ee den sog. Index der Erhaltungstendenz eingeführt, der- selbe kann bezeichnet werden als das Verhältniss des Ueberschusses der wahren über die theoretische Perio- denlänge zur wahren, ist also gleich N N | D II P 8) Es liegt auf der Hand, dass sich für J derselbe Wert aus den, Niederschlags- wie aus den Trocken- perioden ergeben muss; nur weil bei der Zählung der Perioden der einzelnen Monate nicht immer mit einer ‚vollen und auch nicht immer mit einer der Anfangs- periode entgegengesetzten geschlossen wurde, kommt eine kleine Differenz zwischen beiderlei Werten zu Stande. Um das ganze Material auszunützen, setze man . in 8) statt P die Summe aller Niederschlags- und Trockenperioden und ebenso statt Z7...2 ZZ, man erhält dann die definitiven Werte des Index (Tabelle 4). . 5. Der Index der Erhaltungstendenz gibt an, in welchem Grade sich die wirkliche Witterung von jener _ unterscheidet, die bei gleicher Zahl der Trocken- und Niederschlagstage durch deren zufällige Abwechslung hervorgebracht würde. Sein jährlicher Gang zeigt: 7. Den Character grösster Beständigkeit trägt die Witterung im September, den geringster im August; März und April zeichnen sich durch rela- tiv grosse, die Sommermonate und etwas weniger auch der November durch geringere Beständig- keit aus. / Ob diese Beständigkeit in der Natur der trocknen oder der regnerischen Witterung liege, lässt sich, wie aus a a der Definition des Index erhellt, aus diesem allein nicht entscheiden. 6. Durch die Zahl der Niederschlagstage und der Niederschlagsperioden in einem gegebenen Zeitraum ist auch die der Trockentage und der Trockenperioden folglich auch ihre mittlere Länge mitbestimmt, nicht aber der durchschnittliche Wert der Abweichungen der ein- zelnen Perioden von der mittleren Länge. Um dies nachzuweisen, denke man sich eine Nieder- schlagsperiode von zwei die mittlere Länge L, über- steigenden Trockenperioden von 4, resp. (, Tagen um- rahmt, und es sei t, < 4» Zur Summe der Abweichun- gen liefern diese beiden Perioden den Beitrag lt — Li+t, — ee nel aie L ; Schiebt man nun die Niederschlagsperiode um u Tage rückwärts, so erhalten die Trockenperioden die Längen {, —u und t,—+ u, und wenn u so gross ge- nommen wird, dass I — us L; so ist jetzt der Beitrag der beiden Perioden zur Summe der Abweichungen L.— (ti —u)+t,+u— L=bh—tb+2u also hat diese Summe zugenommen um 2 CEE mu et) Damit ist erwiesen, dass bei derselben Anzahl von Trockentagen und Trockenperioden, die mittlern Ab- weichungen sehr verschiedene Werte haben können. Die mittlere Abweichung kann indess den Maximalwert DD Asch 1) D » nicht übersteigen. RENNEN Es ist nicht schwer, zu beweisen, dass bei zufälliger Abwechslung der Niederschlags- und Trockentage, die _ mittlern Abweichungen, d.h. das arithmetische Mittel aus den absoluten Beträgen der Einzelabweichungen die Werte hat | a, 2, A, 21 als 1 SA. ALUO GG 0 Or'0 690 LL 780 E50 Ly'0 490 y = 910 rev 460 6S'0 8 660 180 AA 99°0 g 3 10 60 960 090 ° 61'0 88 0 170 69°0 © Fe ST'O IG 0 G6'0 6G'0 L AT'0 98 0 66'0 69 0 I BE “1 9 UL WI 0 ‘19 WU O Q OU9I08 919JI0M Q um D OUOI0S 919JI0M Q um » U9 FBISSUIUISIOPOIN ? yoeu U9SUJU9MHDOIT, 0 ydeu | SuniIOMMEIM A9P JIONVUD)IOH A9P NOYTPTITLWOTWSAyge M ‘4 6 9IeqeL geh Tabelle 4a. Index |Index der Abweichung u Trocken- de. nn tendenz erloden Perioden I dt in Januanzı. in. 0.285 0.438 0.412 2.98 Bebruar....... 0.296 0.455 0.435 3.01 Moreno 0.310 0.480 0.439 2.96 Dr ee. 0.310 0.468 0.421 2.87 I EHE A ue 0.300 0.436 0.451 2.96 un At 0263 3 0.295 0.366 2.89 a, er ga 0.341 0.373 2.93 IAMSUSt ra. Seh 0.240 0.361 0.328 2.87 September . . . . 0.321 0.449 0.456 2.32 October 2.0 0508 | od Ou 2.89 November . . . . 0.281 0.422 0.410 2.96 December . . . . 0.300 0.451 0.415 2. 89 Erohlına. nee 0.308 0.464 439 2.93 "Sommer ar 0.253 0.376 0.378 2:07 Herbst. nm pe 0.303 0. 444 0.440 2.92 Pu Tabelle 4b. 17 N en theore- Januar 2.642 | 1.331 [1.486 | 0.781 | 0.3405 | 0.4761 Februar... | 2.485 | 1.482 | 1.354 | 0.836 | 0.3424 | 0.4866 März 2.571 | 1.505 | 1.336 | 0.844 | 0.3366 | 0.4878 April . 2.317 | 1.537 | 1.232 | 0.890 | 0.3407 | 0.4940 Mai . . . . | 1.959 | 1.728 | 1.106 | 0.949 | 0.3489 | 0.4987 Juni 1.582 | 1.713 | 0.957 | 1.087 | 0.3679 | 0.4991 Jule... 11856 . 1.435 F:1.211 | 0.900 [0.3743 | 0.4950 August . . | 2.016 | 1.289 | 1.287 | 0.865 | 0.3733 | 0.4910 September | 2.437 | 1.544 | 1.344 | 0.841 | 0.3307 | 0.4873 October . . | 2.566 | 1.408 | 1.376 | 0.827 | 0.3380 | 0.4851 November | 2.199 | 1.479 | 1.271 | 0.873 | 0.3538 | 0.4919 December. [2.660 | 1.354 | 1.460 | 0.792 | 0.3348 | 0.4783 | Frühling . | 2.279 | 1.594 | 1.223 | 0.894 | 0.3421 | 0.4944 Fommier. 21, 1.820:. 1.495. 7:88 °).0.939 7.0.3719 0.0.4979 Herbst 2.393 | 1.477 | 1.330 | 0.827 | 0.3408 | 0.4883 Winter . . | 2.599 0.802 | 0.3391 | 0.4804 Wahre der Periodenlänge. Theoretische mittlere Abweichunglmittlere Abweichung der Periodenlänge. Wahrscheinlichkeit eines Wetterwechsels. | N 1 k EE D EI TEE STE AL EI NU ER DL RCI 7 NEA EE SL SES RIRE EL CE CT TE PE LEP, EEE CARE EE 2 D VI DE ee Ueber die Anzahl der unabhängigen Perioden von eindeutigen Functionen complexen Arguments. Von K. VonderMühll. Zu der sechsten Auflage des elementaren Lehrbuchs der Differential- und Integralrechnung von Lacroix hat Hermite einen kurzen Abriss von der Theorie der elliptischen Functionen hinzugefügt.!) Im Eingang wird der Satz Jacobis bewiesen, dass eine eindeutige Func- tion einer complexen Veränderlichen nicht mehr als zwei von einander unabhängige Perioden haben kann. Dieser Beweis wird von Hermite rein algebraisch geführt, ?) hiebei aber ein Satz über das Minimum einer ternären quadratischen Form als bekannt vorausgesetzt, während im Uebrigen die Note mit dem ganzen Lehrbuch auf Leser berechnet ist, welche nur mit den Elementen ver- traut sind. Dagegen setzen die Rechnungen, durch welche Jacobi seinen Satz begründet hat, besondere zahlen- theoretische Kenntnisse nicht voraus; sein Verfahren ist 1) 8. F. Lacroix. Traité élémentaire de calcul différentiel et de calcul intégral. Sixième édition, revue et augmentée de notes par MM. Hermite et J.-A. Serret. Tome second. Paris 1862. — Note sur la théorie des fonctions elliptiques, par M. Hermite, p. 365—491. | 2?) L. c. Proposition de Jacobi, p. 369—372. NEE jedoch etwas weitläuftig und wenig durchsichtig.?) Hierin ist wohl der Grund zu finden, warum Hermite jenen andern viel kürzern Weg eingeschlagen hat, der für die meisten Leser nicht gangbar ist. Daher wird es nicht überflüssig erscheinen, von dem genannten Satze eine einfache und ganz elementare, allerdings nicht rein alge- braische, sondern auf geometrische Betrachtungen ge- sründete Ableitung zu geben. 1. Wir betrachten zunächst eine Function von einer reellen Veränderlichen. Die Werthe der Veränderlichen sind dargestellt durch die Punkte einer geraden Linie, eine Periode der Function durch eine Strecke von ge- gebener Länge auf der Geraden. Soll eine Function der reellen Veränderlichen x periodisch sein um a, wo a dargestellt wird durch die Länge MA, so hat die Func- tion an Stellen, deren Abstand ein ganzes Vielfaches von a beträgt, gleichen Werth. Wenn also die Function gleichzeitig periodisch sein soll um a und um b, so hat sie denselben Werth in dem beliebig angenommenen Punkt M, in A und in B, wenn MA a MED =; 1 M A B Daraus folgt weiter, dass die Function auch periodisch ist um AB, oder um BVZ n° MA — M0, won eine ganze Zahl bedeutet. Diese können wir immer so wählen, dass, wenn MA kleiner als MB ist, MC < MA. 3) C.G. J. Jacobi. De functionibus duarum variabilium qua- druplieiter periodieis, quibus theoria transcendentium Abelianarum innititur. Crelles Journal, B. 13, p. 55 ff. 1834. — Gesammelte Werke, B. 2, p. 25-31. Indem wir so weiter gehen, erhalten wir immer kleinere Perioden, und es sind nur zwei Fälle möglich. Eintweder findet nach einer endlichen Anzahl von Ope- rationen Gleichheit statt: NP—p.MN=.o, wo » eine ganze Zahl bedeutet; daraus folgt zwischen a und © eine Gleichung von der Form na == mb, wo m und n ganze Zahlen sind; d. h. die beiden Perio- den reducieren sich auf die eine a b M X Oder wenn a und b nicht commensurabel sind, so geht das Verfahren unbegrenzt weiter und führt zu immer kleineren Werthen der Periode. Da der Werth unter jede endliche Grösse sinkt, hat die Function in zwei beliebig nahe gelegenen Punkten der Geraden denselben Werth. Die Function wird also constant, wenn sie zwei von einander unabhängige reelle Perioden a und b haben soll. 2. Betrachten wir nun Functionen complexen Argu- ments, so werden die Werthe der Veränderlichen dargestellt durch die Punkte einer Ebene. Die Perioden haben im Allgemeinen complex imaginäre Werthe, dar- gestellt durch Strecken in der Ebene von gegebener Länge und Richtung. Soll also die Function periodisch sein um a—e@--.i8, wo «@ und f reelle Grössen bedeuten, und wird die com- plexe Grösse a dargestellt durch die Strecke MA, so a c EZ Es AT Er hat die Function denselben Werth in M und in A. Wird eine zweite Periode D=B-+ ip dargestellt durch die Strecke MB, so hat die Function denselben Werth auch in BZ. ÜConstruieren wir dann weiter das Parallelogramm MADDB mit den Seiten A D M B MA und MB, so giebt die Diagonale M D eine neue Periode der Function an, abgeleitet aus den beiden andern. Ferner muss die Function an den Stellen inner- halb des Parallelogramms alle Werthe annehmen, welche sie überhaupt erhält; denn wir können von jedem Punkt N der Ebene ausserhalb des Parallelogramms durch Fortschreiten um ganze Vielfache von a in der Richtung M A und um ganze Vielfache von 5 in der Richtung MB nach einer Stelle im Innern des Paralielogramms gelangen, wo die Function denselben Werth annimmt, wie in N. Wir können endlich statt der beiden Seiten auch die eine derselben und die Diagonale als Perioden der Function nehmen; das Periodenparallelogramm hat denselben Flächeninhalt und die Function erhält inner- halb desselben alle ihre Werthe. Um nun zu zeigen, dass in diesem Fall die Func- … tion nicht mehr als zwei von einander unabhängige Pe- _ rioden haben kann, nehmen wir an, sie habe die drei Perioden MA, MB und MC. Mit den Seiten MA und MB, welche MC einschliessen, construieren wir das … Parallelogramm M ADB; dann weiter mit der Diago- EIER 6 wre ee IE nale und der Seite, welche MC einschliessen, hier also M B, ein neues Parallelogramm MDEZ, u.s.f. immex AU DEAN Re M IB mit der Diagonale und derjenigen Seite, welche die Richtung MC einschliessen, ein neues Parallelogramm. Weil der Winkel des folgenden Parallelogramms um einen endlichen Theil kleiner ist, als der des vorher- gehenden, muss die Diagonale der Richtung MC näher und näher kommen. Und zwar sınd zunächst zwei Fälle zu unterscheiden: Entweder fällt nach einer endlichen Anzahl von Operationen die Diagonale mit der Richtung M C zusammen, oder dies findet nicht statt. | 3. Untersuchen wir zunächst den letztern Fall. Wir gelangen zu Parallelogrammen, deren Seiten die Rich- tung MC beliebig eng einschliessen; dabei muss die Länge von einer jeden der beiden Seiten über jeden endlichen Werth wachsen. Construieren wir dann ein Parallelogramm mit einer der beiden Seiten und mit MC, so erhält dieses Periodenparallelogramm einen beliebig kleinen Flächeninhalt. Denn dessen Verhältniss zu der endlichen Fläche MA D B ist kleiner, als das Verhältniss der endlichen Länge MC zu der Länge der anderen Seite, welche jeden endlichen Werth übersteigt. In umstehender Figur mögen MG und MH die Seiten andeuten, welche MC beliebig eng einschliessen. Dann ist das Verhältniss von dem Flächeninhalt des Parallelo- ae gramms MG GC zu dem Flächeninhalt des Parallelo- oramms MG J H kleiner, als MC: MH. € EL Be — M . EX Folglich muss die Function in einem Theile der Argumentenebene, dessen Inhalt beliebig klein kann gemacht werden, jeden ihrer Werthe mindestens einmal annehmen; sie hat dann überhaupt nur einen Werth, ıst also constant. 4. Wollen wir dies noch weiter ausführen und mit Jacobi nachweisen, dass im Fall von drei unabhängigen Perioden ein Index kann gebildet werden, dessen Modul kleiner ist, als jeder endliche Werth, so schliessen wir folsendermaassen : i Die Stelle @ liegt der Geraden MO beliebig nahe, ohne in diese selbst zu fallen; denn nehmen wir als Basis des Parallelogramms M G GC die Periode AC, so ist jener Abstand die Höhe desselben und damit kleiner, als jeder endliche Werth. Verlegen wir nun die Strecke G G* in ihrer Geraden um ein ganzes Vielfaches segen M hin, so gewinnen wir ein Periodenparallelo- sramm MG, GC, wo die Seite MG, kleiner als MC 6. G. G G M C ist, und wo entweder diese Seite oder die Diagonale @, C kleiner ist als = MC; denn @, liegt zwischen M | und © der Geraden MC beliebig nahe. Da sowohl Seite … wie Diagonale Perioden der Function darstellen, finden DNS EE wir immer einen Index MD, dessen Modul kleiner als — MC ist: MD < — MC. Denken wir uns nun dasselbe Verfahren wiederholt mit M D als mittlerer Periode und zwei andern, welche sie einschliessen, so folgt ein neuer Index, dessen Modul kleiner als — MD. ist, sw Das Verfahren lässt sich unbegrenzt fortsetzen; so- bald man drei von einander unabhängige Perioden wählt, fallen die Richtungen nie zusammen; also wird weder die Seite, noch die Diagonale jemals genau null. Wir können daher immer zu einem Index fortschreiten, dessen Modul kleiner ist als jeder endlich gegebene Werth. d. Betrachten wir schliesslich den andern Fall, wo nach einer. endlichen Anzahl von Operationen die Dia- gonale in die Richtung MC fällt. Die algebraische Be- dinguns dafür ist, wenn ey dr ee men wo m und n ganze Zahlen bedeuten. Die Function hat dann die beiden Perioden ce und ma + n b in der Rich- tung MC, und indem wir ebenso, wie bei der Function reellen Arguments schliessen, fragt es sich, ob die beiden complexen Grössen commensurabel sind oder nicht. Findet das Letztere statt, so muss die Function an allen Stellen der Geraden MC denselben Werth anneh- men; sie wird also constant. In dem erstern Falle da- gegen sind die drei Perioden nicht von einander unab- hängig, sondern sie reducieren sich auf zwei, indem eine Gleichung von der Form besteht: ma-tnd + pe= 0, gesetzt wird: wo m, n,p positive oder negative ganze Zahlen bedeuten, oder, wenn wir das Reelle und das Imaginäre sondern, Le | ee À Sn ET? n P* Ar D VE 00. Auf den besondern Fall, wo zwei von den drei 7 Richtungen BEA MB, MC Lo mentallen etwa M À D und MB, so nn die Determinante « #? — «@’ 8 ver- schwindet, braucht nun nicht weiter eingetreten zu werden. | Hinterwurzeln und Hinterstränge. Von Dr. Mich. v. Lenhossék. Die Hinterwurzeln und Hinterstränge des Rücken- markes beanspruchen in mehrfacher Hinsicht ein grosses Interesse. Bilden doch erstere laut der grundlegen- den Entdeckung des englischen Physiologen Charles Bell eine Strecke jener Bahn, die die sensiblen Er- regungen auf ihrem Wege von der Peripherie zu dem Centrum benützen, ein Satz, der angesichts zahlreicher Erfahrungen mit einiger Wahrscheinlichkeit auch auf letztere ausgedehnt werden kann und muss sich doch daher an eine genaue Erforschung ihres Verlaufs bezw. ihrer Zusammensetzung von vornherein ein grosses phy- siologisches Interesse knüpfen. Indess auch von patho- logischer Seite her verdienen diese Theile, zumal die Hinterstränge, eine erhöhte Beachtung. Eine der häufig- sten und heimtückischesten Erkrankungen des Markes: die Tabes dorsualis oder Rückenmarksdarre, ein Leiden, dem jährlich viele unserer Mitmenschen erliegen und dem die heutige Medizin noch hülflos als einer unheil- baren Krankheit gegenübersteht, hat in letzteren ihren constanten Sitz. Ein jeder Fortschritt in der Anatomie dieser Stränge muss die Hoffnung eines besseren Ver- ständnisses der mit dieser Krankheit einhergehenden Na. pathologischen Veränderungen und hierdurch auch des Wesens der Erkrankung selbst erwecken. So sehen wir, dass sowohl von theoretischem wie von medizinisch- praktischem Gesichtspunkte die Frage nach dem Aufbau der in Rede stehenden Bestandtheile des Rückenmarkes ein lebhaftes Interesse wachrufen muss. Wen sollte daher die emsige Thätigkeit Wunder nehmen, die in der letzten Zeit auf diesem Gebiet ent- faltet worden ist. Von allen Seiten her, mit allen Hülfs- mitteln der Forschung: mit den Methoden der morpho- logischen Disciplinen wie mittelst physiologischer Ex- perimente und pathologischer Beobachtungen trachtete man dem schwierigen Gegenstand beizukommen. Sowohl Anatomen wie Vertreter der praktischen Richtung be- theiligten sich an der Forschung und wenn wir heute mit einem gewissen Stolze auf die Summe der ermittel- ten Thatsachen blicken dürfen, so müssen wir anerken- nen, dass in der Feststellung derselben beiden Theilen ein gleiches Verdienst zukommt. Ich bin dem Gegenstande in den letzten Jahren selbst näher getreten (8. Lit. 27, 28), wobei ich haupt- sächlich den von Paul Flechsig in der Untersuchung nervöser Centralorgane eingeschlagenen Weg benützte: die verschiedenen Foetalperioden, in welchen die ein- zelnen Nervenfaserbündel markhaltig werden, zu deren Verfolgung zu benützen. Wenn indess Flechsig und seine Schüler zur Lösung der der Beantwortung harren- den Probleme sich ausschliesslich an das Centralorgan menschlicher Foeten wandten, so glaubte ich angesichts der grossen Resultate, die auf allen Gebieten der Mor- phologie der vergleichenden Methode entspriessen, meine Untersuchungen weiter ausdehnen und auch Vertreter anderer Wirbelthiergruppen, zunächst anderer Säuge- thierfamilien in den Kreis derselben ziehen zu sollen. ARS CRE NT HT ee AU PETER NN PA k vr BUS Fe FERN Ar Ei In der Ueberzeugung, dass die Combination dieser beiden Richtungen: der vergleichend-anatomischen und der ent- wickelungsgeschichtlichen auf dem Gebiete der Anatomie der nervösen Centralorgane das Meiste verspricht, ge- denke ich die von mir nun angetretene Bahn weiter zu verfolgen. Ich habe diesmal nicht die Absicht, mich ausführ- lich über meine Untersuchungen auszuweisen, sondern möchte mit Benützung eigener und fremder Erfah- rungen ein zusammenfassendes Bild vorlegen, wie man sich an der Hand des bisher Bekannten den Verlauf und die Endigung der sensiblen Wurzeln und den Aufbau der Hinterstränge: jener Bündel, in denen man wohl die weitere Fortsetzung ersterer erblicken darf, vorstellen könnte. Eine Schilderung der Hinterwurzeln muss naturge- mäss von den Spinalganglien ausgehen. Ist doch von His unlängst der gewichtige Nachweis erbracht worden, dass die sensiblen Wurzelfasern sich als centrale Aus- läufer der Nervenzellen dieser Ganglien anlegen und mit dem Rückenmark erst nachträglich durch Hinein- wachsen in dasselbe verbinden; der Complex dieser in das Mark eindringenden Fortsätze stellt die hintere Wur- zel dar. Sie haben also ihr anatomisches und setzen wir hinzu — wie dies die Waller’schen Versuche schon vor Jahrzehnten ergaben — auch ihr trophisches Cen- trum nicht im Centralorgane selbst, sondern in den kleinen neben demselben liegenden Nervenknoten. Frei- lich darf man damit nicht etwa die Vorstellung verbin- den, dass sie von vornherein etwas dem Rückenmarke fremdes darstellen, indem sich die Spinalganglien auch nur aus dem Rückenmarke abspalten, dessen Bestand- She, SE theile sie in einem frühen Stadium der Entwickelung bilden. — Die Nervenzellen der Spinalganglien sind zwar von den Amphibien herauf bei sämmtlichen Wir- belthieren ausschliesslich oder doch überwiegend unipo- lar, doch liegt hier im Sinne der Einschaltung derselben in den nervösen Apparat blos eine scheinbare Unipolari- tät vor, indem ihr Fortsatz nach Ranvier’s interessanter Entdeckung in gewisser Entfernung von der Zelle sich ausnahmslos in zwei Aeste spaltet, von welchen der eine zur Peripherie, der andere centralwärts zieht, so dass wir in dem Zellenfortsatz blos die zu einer einheit- lichen Nervenfaser zusammengeschmolzenen Anfangs- stücke der beiden Ausläufer erblicken dürfen. Ueber allen Zweifel erhoben wird diese Auffassung durch die von His ermittelte, neuerdings auch von Ramön y Cayal (36, p. 91) bestätigte merkwürdige Thatsache, dass die fraglichen Zellen bei Embryonen mit zwei ge- trennten Fortsätzen versehen sind: erst im Laufe der Entwickelung nähern und vereinigen sich dieselben zu dem unpaaren Zellenstiel. Die diesen Vorgang herbei- führenden Ursachen sind noch nicht festgestellt, doch möchte ich hiefür allerdings ohne einstweilen über di- _ recte Beobachtungen zu verfügen gewisse Rücksich- ten topographischer Natur, die Gruppirung der Zellen- haufen im Verhältniss zu den die Ganglien durchsetzen- den und zu letzteren in Beziehung tretenden sensiblen Fasern als maassgebend annehmen. Nur nebenbei möchte ich bei diesem Anlasse auf den, soviel ich sehe, noch von keiner Seite her betonten Umstand hinweisen, dass hier wieder einer jener Fälle vorliegt, wo vergängliche embryonale Einrichtungen bei höheren Wirbelthieren und dem Menschen an jene Verhältnisse anklingen, wie sie uns bei niederen, im vorliegenden Falle bei den Fischen, als zeitlebens bestehend entgegentreten. Bei letzteren EN LEE TROT EN A ea Tr)! Mei 1 5 NA EE Re ICT EE EN RN TE SA 4 RUE D Mir ? QU ee setzen sich nämlich die Spinalganglien vorwiegend aus bipolaren Zellen zusammen, ein Unterschied gegen- über den übrigen Wirbelthieren, der angesichts neuerer Ermittelungen wie wir sehen zu einem sehr nebensäch- lichen herabgesetzt wird. Wenn auch die dargelegte Art des Ursprunges für die überwiegende Mehrzahl der sensiblen Wurzelfasern gilt, so hat man doch Grund für eine beschränkte Zahl dieser Elemente eine Ausnahme zuzulassen. Neuere pa- thologische Erfahrungen — namentlich diejenigen J o- seph’s — ergeben nämlich, dass nach experimenteller Abtrennung der Spinalganglien eine im Verhältniss zu den übrigen allerdings sehr unbedeutende Gruppe sen- sibler Wurzelfasern von der sich bei sämmtlichen übrigen einstellenden Degeneration verschont bleibt, für welche daher eine Verbindung mit den Ganglien mit grosser Wahrscheinlichkeit auszuschliessen ist. Hiermit. treten nun die bei niederen Wirbelthieren, wie Myxine (Freud) leicht constatirbaren, für die höheren Vertebrata von Kölliker und Schwalbe seit langer Zeit verfochtenen, in letzter Zeit indess etwas in Schwanken gerathenen „durchtretenden Nervenfasern“, d. h. Fasern, die das . Ganglion durchsetzen, ohne mit dessen Zellen sich zu verbinden, wieder in ihre vollen Rechte. Wenn es aber auf den ersten Blick scheinen möchte, als ob deren Vor- handensein die durchgreifende gesetzmässige Geltung des His’schen Satzes von der centripetalen Entwickelung sämmtlicher sensibler Fasern etwas fraglich machen würde, so muss ich gleich betonen, dass für dieselben bereits eine zufriedenstellende Erklärung innerhalb des Rahmens dieser Lehre gefunden ist, auf die ich weiter unten zurückzukommen habe. IRRE, RN Rn Paar a Verfolgen wir nun die Fortsetzung der Hinterwur- zeln in’s Rückenmark hinein, so sehen wir zunächst, dass sie bald nach ihrem Eintritt in dasselbe kelchartig nach allen Richtungen auseinander weichen. Je nach den Hauptrichtungen, die ihre divergirenden Bündel in der Querebene des Rückenmarkes einschlagen, zerlegt man sie bekanntlich schon seit längerer Zeit in besondere Abtheilungen. Die am meisten gangbare Eintheilung ist diejenige in eine mediale und laterale Portion. Ich bin auf Grund meiner Untersuchungen dazu gekommen, im Anschluss an W. Krause (23, p. 390) diesen Por- tionen noch eine mittlere hinzuzufügen. Letztere zieht direct nach vorn, die laterale wendet sich nach aussen, die mediale lenkt zum Theil nach innen ab, zum Theil schliesst sie sich den Elementen der mittleren Gruppe von der medialen Seite her in gleichem Verlaufe an. Von diesen Portionen ist die mediale diejenige, die uns am Meisten zu beschäftigen hat und zwar nicht nur weil sie den Haupttheil der hinteren Wurzel, vielleicht 3/4 ihrer Elemente, für sich in Anspruch nimmt, sondern auch aus dem Grunde, weil ihr Verlauf und ihre Endi- sung die mannigfaltigsten, complieirtesten Verhältnisse darbietet. Diese starkfaserige Gruppe ist es, die zu den Hintersträngen Beziehungen eingeht, allerdings nicht in ihrer Gesammtheit, indem eine Abtheilung ihrer Fasern, die ich die Gruppe der geraden Fasern genannt habe, mit Vermeidung der Hinterstränge direct in den me- dialen Umfang der gelatinösen Substanz einströmt, um nach deren Durchsetzung weiter nach vorne zu zie- hen. Jene Fasern, die den „Hinterstrangtheil* der frag- lichen Portion darstellen, ziehen in bogenförmigem, dem hinteren und medialen Rand der gelatinösen Substanz sich anschliessenden Lauf nach innen und lenken im Bereich der Burdach’schen Stränge grossentheils in die Lt go 0 Längsrichtung hinüber. Die Umbiegung erfolgt zum über- wiegenden Theil nach oben, indess auch nach unten wendet sich eine beschränkte Zahl derselben, wie dies aus jenen von Westphal (50, p. 791), Kahler und Pick (20, p. 200), Strümpell (45, p. 694) und vor Allen von Schultze (40, p. 379) bekannt gemachten Beobachtungen hervorgeht, wo die Läsion der Hinter- wurzeln ausser der sehr beträchtlichen aufsteigenden secundären Degeneration auch eine allerdings sehr geringe absteigende zur Folge hatte, die in allen Fällen ein sehr charakteristisches, sich stets gleich bleibendes Gebiet innerhalb des Querschnittes der Burdach’schen Stränge einnahm. Da sie aber nie weiter als bis zu einer Tiefe von 2—3 cm. unterhalb der lädirten Wurzeln zu verfolgen war, so ergiebt sich von selbst der Schluss, dass die fraglichen Elemente sehr bald in die graue Substanz eindringen. Indem wir nun die Sehieksala der medialen Wur- zelfasern weiter verfolgen, sehen wir uns veranlasst, an dieser Stelle die Schilderung der Hinterstränge, die eine Fortsetzung derselben bilden, einzuschalten. Eine ge- sonderte Darstellung von Hinterwurzeln und Hinter- strängen kann nicht recht ausgeführt werden, ohne seinem Wesen nach Zusammengehöriges von einander zu trennen. An den Hintersträngen unterscheidet man seit Bur- dach Keilstränge und zarte Stränge, oder mit den von Kölliker vorgeschlagenen, in allgemeinem Gebrauch stehenden Bezeichnungen Burdach’sche und Goll’sche. Diese Eintheilung genügt indess heute nicht mehr. Bechterew (3) theilte die Burdach’schen Stränge auf Grund der verschiedenen Perioden, in denen die be- treffenden Theile ihre Markscheiden erhalten, in einen vorderen und hinteren-peripheren Abschnitt, für ersteren reservirte er den von Flechsig für die gesammten Burdach’schen Stränge eingeführten Namen der „Grund- bündel der Hinterstränge.“ Ich sah mich veranlasst, mit Rücksicht auf einige anatomische Merkmale, auf das Auftreten der Myelinscheiden, sowie auch auf die Ergebnisse der Pathologie, diese Eintheilung noch weiter fortzusetzen, indem ich Bechterew’s vorderen Abschnitt wieder in zwei Bezirke sonderte, so dass ich nun die Burdach’schen Stränge insgesammt in drei Zonen zerlege: eine vordere, hintere-periphere und mittlere. Für letz- tere habe ich die Bezeichnung „Einstrahlungszone*“ vor- geschlagen, aus dem Grunde, weil die bekannten, den hinteren, Wurzeln angehörigen Einstrahlungsbündei der Hinterhörner alle dieser Zone entstammen. Die Einstrah- lungszone zeichnet sich gegenüber den beiden anderen durch ihren Gehalt an zahlreichen in der Querebene des Rückenmarkes verlaufenden, dem medialen Rand der Hinterhörner zuströmenden Nervenfasern, durch das strahlenartige Convergiren ihrer Glia-septa nach der- selben Stelle hin und schliesslich durch die frühe Ent- wicklung ihrer Markscheiden aus. Die Myelinbildung seht in den drei Zonen in folgender Reihenfolge vor sich: zuerst (bei 28 cm. langen Foeten) erfolgt sie in der Einstrahlungszone, dann (36 cm. 1. F.) in der hin- teren und zuletzt (45 cm. L. F.) in der vorderen Zone. Ich darf es nicht unerwähnt lassen, dass diese Einthei- lung insoweit nicht Anspruch auf Neuheit erheben kann, als sich Andeutungen derselben bereits bei einigen an- deren Autoren finden, namentlich wird meine Einstrah- lungszone gelegentlich auch in anderen Arbeiten — am ausgesprochensten bei Strümpell (46, p. 742) und Westphal (51, p. 629) — unter dem Namen „Wur- zelzone“ oder „Wurzeleintrittszone“ als selbständiger Theil behandelt. CR EEE Las a a TG ri CACHE Fr, ou a % ü% AA QA ie Bei den engen Beziehungen der Hinterwurzeln zu den Hintersträngen muss es von vornherein wahrschein- lich sein, dass die dargelegte Gliederung durch die Art und Weise bedingt sei, nach welcher die in diesen Strängen aufgehenden sensiblen Fasern sich gruppiren. Wir müssen daher fragen: wie verhalten sich letztere zu diesen drei Zonen? — In dieser Beziehung ergab sich Folgendes. Die in die Burdach’schen Stränge ein- tretenden sensiblen Fasern lagern sich alle unter Um- biegung in die Längsrichtung der medialen Seite der Hinterhörner im Bereich der Einstrahlungszone an, be- haupten indess nicht lange diesen ihren Platz, indem sie theils schon nach kurzer Strecke ihren verticalen Lauf mit einem horizontalen umtauschend in die graue Sub- stanz einströmen, theils aber, insoweit sie sich auf längere Abschnitte des Rückenmarkes erstrecken, den analogen Stücken der nächst oberen Hinterwurzeln Platz machen müssen, wobei sie allmählig in die beiden an- deren Zonen der Burdach’schen Stränge und in die Goll’schen hinüberrücken, um daselbst fast bis zu ihrer Endigung zu verbleiben; verbinden sie sich noch inner- halb des Rückenmarkes mit der grauen Substanz, so müssen sie natürlich schliesslich wieder die Einstrahlungs- zone passiren. Letztere enthält demnach alle kurzen und die Anfangs- und zum Theil auch die Endstücke der längeren Hinterwurzelfasern, die beiden anderen Zonen nur den Haupttheil letzterer. Obgleich dieser Lauf schon durch die rein anato- mische Beobachtung nahegelest wird, so sind es doch hauptsächlich die Befunde bei der secundären aufstei- senden Degeneration der Hinterstränge, welche eine Feststellung desselben mit der in der Wissenschaft erforderlichen Sicherheit gestatten. Bei der Bedeutung, die dieser Erkrankung für die Anatomie des Rücken- SE NOT AAA markes und namentlich der Hinterstränge zukommt, er- scheint es gerechtfertigt, wenn ich sie hier etwas eim- lässlicher zur Sprache bringe. Die Entdeckung der- selben knüpft sich an den Namen Türck’s, der im Jahre 1851 die ersten hierhergehörigen Fälle anatomisch un- tersuchte und bekannt machte. Die seitdem bekannt gewordenen Arbeiten über diesen Gegenstand lassen sich ihrem Inhalte nach in zwei Kategorieen bringen. 1) Experimentelle Untersuchungen, d. h. künstlich, durch Durchschneidung der tea cn oder gewisser Theile des Rückenmarkes an Thieren, zumal an Hunden veranlasste Degenerationen: Schiefferdecker (1876), Singer (1881), Kah- ler (1882), Homén (1855), Löwenthal (1885 und 1888), Borgherini (1886), Oddi und Ros- si (1890). 2) Pathologisch - anatomische Beobachtungen an er- krankten menschlichen Marken: Bouchard (1866), Barth (1869), W.Müller (1871), Lange (1872), Schüppel (1874), Flechsig (1876), Kahler und Pick (1880 und 1881), Schultze (1883), Hofrichter (1883) u. A. Die belangreichsten und überzeugendsten Arbeiten auf dem in Rede stehenden Gebiet sind wohl — unbeschadet des Werthes der übrigen — diejenigen Türck’s (48), Schiefferdecker’s (39), Singer’s (43) und zumal Schultze’s (40). Alle diese Beobachtungen ergaben nun in Ach übereinstimmender Weise, dass die Hinterstränge — im Anschluss an eine Läsion, sei es eine Compression, sei es eine Zerreissung des Rückenmarkes oder auch an eine acute Myelitis — einer aufsteigenden Entartung an- heimfallen, die, wenn ihr zu ihrer Entwickelung die er- forderliche Zeit gegeben ist, allerdings unter allmähliger N OR Reduction, sich bis in das Gebiet des verlängerten Markes erstreckt, um in der Höhe der bekannten Hin- terstrangkerne ihr Ende zu finden. Hiebei nimmt das : Degenerationsfeld je nach der Höhe des Rückenmarkes ein verschiedenes Gebiet ein; über der Stelle der Be- schädigung entspricht es stets der Einstrahlungszone, weiter nach oben rückt es allmählig gegen die Mittel- linie zu und zwar ohne irgendwelche Berücksichtigung der Grenzen der Goll’schen Stränge: die Hinterstränge verhalten sich eben in dieser Beziehung als ein einheit- liches Ganzes. Einem jeden Nerven scheint hierbei für seine centralen Fortsetzungen ein bestimmtes Areal auf dem Querschnitte der Hinterstränge zuzukommen, frei- lich unter Zulassung gelegentlicher unbedeutender Ver- schiebungen. Bei Läsion der Ischiadicuswurzeln erkrankt z. B. ein Faserzug, der schon im Brustmark in den Goll’schen Strängen seine Lage hat, im Bereich des Halsmarkes aber sich völlig in den hinteren Theil der- selben zurückzieht. Es liess sich das gesetzmässige Ver- halten feststellen, dass die Fortsetzungen der in der Richtung von unten nach oben folgenden Nerven sich stets lateralwärts von einander ablagern und in dieser Weise dann in ihrer Gesammtheit den Haupttheil der Hinterstränge constituiren. Wenn auch die successive Abnahme der Degenerationsbündel in centripetaler Rich- tung auf eine Endigung der Mehrzahl ihrer Fasern im Bereich des Rückenmarkes hinweist, so bleibt immerhin noch eine Gruppe, die sich bis in das Gehirn hinauf verfolgen lässt und als centrale Bahn der Hinterwurzeln — allerdings mit der Beschränkung: blos bis in das Gebiet der Med. oblongata hinauf — aufzufassen ist. Wie überzeugend auch die geschilderten Beobach- tungen nach dieser Richtung hin sprechen, so ist den daraus gezogenen Folgerungen — namentlich bezüglich OEL des Bestehens der geschilderten centralen Fortsetzungen — der Widerspruch nicht erspart geblieben. Die Oppo- sition ist von Russland ausgegangen: Rossolymo (358, p- 301) und der hervorragende russische Neurologe W. Bechterew (4, p. 150) haben sich sehr entschieden segen deren Existenz ausgesprochen. Ersterer gründete seinen Widerspruch auf die Beobachtung eines Falles, wo im Rückenmarke eines Meerschweinchens, dem die Ischiadicuswurzeln durchschnitten wurden, die Goll’schen Stränge intact, die Burdach’schen aber blos in der Nähe der durchschnittenen Nerven und nur im Gebiet der Einstrahlungszone sich erkrankt fanden. Die Degenera- tionsbilder, über welche Rossolymo berichtet, decken sich also vollständig mit denjenigen, die man bei Mensch und Hund unmittelbar über der Läsionsstelle erhält und man kann nicht umhin zu vermuthen, entweder habe dieser Forscher nur die in der Nähe der lädirten Nerven befindlichen Partieen des Rückenmarkes untersucht, ohne auch dessen obere Abschnitte durchforscht zu haben — aus dem im Neurologischen Centralblatt erschienenen sehr knappen Referate erfährt man hierüber leider nichts Bestimmtes — oder ist in dem betreffenden Falle der Degeneration nicht die genügende Zeit gelassen worden, um sich auf die weiteren Fortsetzungen der erkrankten Fasern fortzupflanzen, wobei dann — angesichts der zwi- schen Läsion und Tod verflossenen Frist von 5 Mo- naten — für das Meerschweinchen ein ausnehmend lang- sames Fortschreiten dieses Processes anzunehmen wäre. - Schliesslich ist zu betonen, dass man in der Uebertra- gung derartiger Schlüsse von Thier auf Mensch unter allen Umständen sehr behutsam sein muss. Wissen wir doch, wie verschieden sich die Verhältnisse der Seh- ereuzung, des Verlaufs und der Mächtigkeit der Pyramidenbahnen g œestalten, viele Thiere, und zwar nicht fi EOS er gerade die niedrigsten, besitzen letztere gar nicht u. s. w. Es ist sehr leicht denkbar, dass jene centralen sensiblen Bahnen, die für den Menschen sicher nachgewiesen sind, dem Meerschweinchen in der That abgehen. — Bech- terew’s Ansicht, dass „alle Fasern der hinteren Waur- zeln früher oder später in die graue Rückenmarkssub- stanz treten“, wurde von diesem Forscher hauptsächlich mit Rücksicht auf jene Beobachtung ausgesprochen, der- zufolge der hintere-periphere Theil der Burdach’schen Stränge, sowie die Goll’schen Stränge in späterer Pe- riode mit. Markscheiden ausgestattet werden als die Bestandtheile der inneren, starkfaserigen Wurzelportion, daher also nach Bechterew’s Dafürhalten zwischen diesen Theilen keine Beziehungen statthaben können. Nun ist es von vornherein fraglich, ob man überhaupt derartigen Thatsachen, gegenüber den unzweifelhaft beweiskräfti- seren Ergebnissen der secundären Degeneration, nach dieser Richtung hin eine solche Bedeutung zuerkennen dürfe? Dass dieselben übrigens nicht gegen die fragliche Annahme sprechen, glaube ich sogleich beweisen zu können. Die Erscheinungen der secundären Degenera- tion sucht Bechterew durch Hinweis auf jene von meh- reren Seiten veröffentlichte Beobachtung zu erklären und ihrer Beweiskraft zu entkleiden, nach welcher die Degeneration der Nervenfasern mitunter nicht nur auf die Nervenzellen, mit denen dieselben zusammenhängen, sich erstrecken, sondern über letztere hinweg aut die Nervenfasern jenseits derselben übergreifen kann, ein Einwand indess, der im vorliegenden Falle, wo das Degenerationsbündel der grauen Substanz nicht nur nicht näher kommt, sondern sich allmählig von derselben entfernt, wo also eine Einschaltung von Nervenzellen geradezu undenkbar erscheint, schlechterdings von der Hand zu weisen ist, Auch die continuirliche Zunahme der Hinterstränge an Volumen macht die Annahme solcher aufsteigender Fortsetzungen sehr wahrscheinlich. Stilling, Flech- sig u. À. haben hierüber sehr genaue Messungen ange- stellt. Dem grossen Werke des letzteren (9, p. 550) ent- nehmen wir folgende Angaben. Setzt man den Quer- schnitt der gesammten weissen Substanz — 100, so bilden hiervon die Hinterstränge: in der Höhe des N. cerv. III — 396 N. dors. VI VII — 156 N. dumbs EVE V 212 Die Abnahme vom Lumbal- zum Dorsalmark beträgt 26,5 °/, erscheint also im Vergleich zur grossen Differenz in der Mächtigkeit der entsprechenden Hinterwurzeln viel zu gering, als dass man nicht eine Beeinflussung derselben durch den centripetalen Lauf eines Theiles der in die Lumbalanschwellung eintretenden sensiblen Wurzeln annehmen müsste. Noch beweisender in diesem Sinne ist aber der mächtige Zuwachs der Hinterstränge im Bereich der Halsanschwellung im Verhältniss zur Lendenanschwellung, sie sind in der ersteren fast um das Doppelte umfangreicher als in der letzteren, eine Thatsache, die angesichts des Umstandes, dass die Cervi- calwurzeln an Stärke hinter den unteren Wurzeln zurück- stehen, blos in der Anwesenheit diesen Theil passirender, zumindest die Hälfte der Hinterstränge ausmachender langer Bahnen ihre Erklärung finden kann. Wenn Bechterew seinen Widerspruch hauptsäch- lich darauf stützt, dass die Goll’schen Stränge später markhaltiger werden als die medialen Hinterwurzelfasern, deren Fortsetzungen sie demnach nicht bilden können, so müssen wir die Beweiskraft dieses Argumentes insofern in Abrede stellen, als es leicht denkbar, ja sogar wahr- scheinlich ist, dass die langen, aufwärts ziehenden Fa- — 10 — sern der Hinterwurzeln nicht in ihrer ganzen Ausdehnung auf einmal, sondern progressiv, in aufsteigender Richtung ihre Markscheiden erhalten, dergestalt, dass während ihre Anfangsstücke mit solehen bereits ausgestattet sind, ihre weiteren Fortsetzungen dieser Scheiden noch völlig entbehren. Haben wir doch ein Beispiel für eine solche Art der Myelinbildung in den Pyramidenbahnen, die nach Flechsig’s Entdeckung beim Menschen und laut meiner Befunde auch bei Säugethieren nicht auf einmal, sondern successiv in absteigender Richtung sich mit Myelin belegen. Wenn auch bisher beim Menschen be- züglich der Goll’schen Stränge hiefür sprechende Beob- achtungen nicht beigebracht sind, so gelang es mir bei der Maus durch Vergleichung verschiedener Ent- wickelungsstadien einen solchen Gang der Markbildung innerhalb der fraglichen Stränge nachzuweisen. Uebrigens ist bei Foeten der Unterschied in der Markhaltigkeit zwischen den einzelnen Abtheilungen der Hinterstränge in den meisten Fällen ein etwas verschwommener, durch Uebergänge vermittelter. Im Rückenmarke 28 cm. langer Früchte erscheint von letzteren blos die Einstrahlungs- zone markhaltig, doch zeigen sich schon auch in den beiden anderen Burdach’schen Zonen, sowie in den _ Gollschen Strängen die Anfänge der Markbildung. Nun folgt die vordere Zone, die bei 36 cm. langen Foeten mit der mittleren zu einem gemeinsamen, total mark- haltigen Felde zusammenfliesst; mittlerweile haben indess auch die übrigen "Theile beträchtliche Fortschritte ge- macht, doch findet der Process in denselben erst bei 45 cm. Länge, aber stets gleichzeitig seinen Abschluss. — Schliesslich möchte ich bemerklich machen, dass jene grosse Differenz bezüglich der Markbildung zwischen Hinterwurzeln und Goll’schen Strängen, wie sie Bech- terew angiebt, meinen Beobachtungen gemäss nicht vor- — 101 — handen ist. Bei 28 cm. langen Früchten lässt die mediale Portion erst eine ganz geringe Zahl von Markfasern erkennen, sie nimmt bei 36 cm. Länge in dieser Be- ziehung beträchtlich zu, doch stellt sie sich erst zur Zeit der Geburt als völlig myelinhaltig dar. Aus dem Dargelegten geht also hervor, dass der Gliederung der Hinterstränge in Burdach’sche und Goll’ sche Stränge nicht die ihr früher beigelegte systematische “ Bedeutung zukommt: die Elemente letzterer entstammen ebenfalls den Hinterwurzeln, allerdings sind es zumeist aus den Ichiadicuswurzeln herkommende und ausschliess- lich lange Fasern, während in den Burdach’schen Strängen mehr die Dorsal- und Halsnerven vorwiegen und ausser langen auch zahlreiche kurze Fasern vertreten sind. „Weder in physiologischer noch in pathologischer Hin- sicht besitzt eines dieser Gebiete eine Sonderstellung.“ (Kahler, 18, p. 230.) Diejenigen Forscher, die den Ergebnissen der sec. Degeneration ungläubig gegenüberstehen, müssen natür- lich eine andere Erklärung für die Herkunft der Goll’ schen Stränge heranziehen. So lässt Takäcs (47) deren Bestandtheile ausschliesslich aus den Clarke’schen Säulen entspringen, während Bechterew (4, p. 155) sie aus zwei verschiedenen Bezirken der grauen Substanz: aus den Clarke’schen Säulen und den „unmittelbar vor der Rolando’schen Substanz gelegenen kleinen sensitiven Zellen“ herleitet. Ich selbst habe mich in einer früheren Arbeit über das Mäuserückenmark (27, p. 118) allerdings mit grosser Reserve dahin ausgesprochen, dass „die Fasern der Goll’schen Stränge allem Anscheine nach aus der vor der Rolando’schen Substanz befindlichen grauen Substanz entspringen“ — eine Ansicht, von der ich mich, wie es aus meinen bisherigen Aeusserungen hervorgeht, nunmehr ganz losgesagt habe, wozu mich .einerseits die Verhältnisse der secundären Degeneration, mit denen ich mich erst in der letzten Zeit eingehender befasste, andererseits Untersuchungen am menschlichen Marke geführt haben. Aus den Clarke’schen Säulen beziehen die Goll’schen Stränge gewiss keine einzige Faser — dies musste ich bereits in der angeführten Arbeit bestimmt aussprechen. Als hauptsächliche Ursprungsquelle derselben wurden so- wohl von mir wie von Bechterew jene zarten Elemente in Anspruch genommen, die aus der hinteren Commissur auf dem Wege des Septum posterius direct nach hinten ziehen, um in die Goll’schen Stränge einzutreten. Diese Fasern lassen sich nun bei jenen Thieren, die eine an- sehnliche hintere Commissur aufweisen, wie z. B. die Maus, das Meerschweinchen, leicht beobachten, sind aber beim Menschen, wo die Commissur eine sehr schwache Entwickelung erkennen lässt, so spärlich, dass sie für den Aufbau der Goll’schen Stränge bei Weitem nicht zureichen würden, und höchstens einem ganz geringen Theile derselben als Ursprungsquelle dienen könnten. — Uebrigens setzt sich die hintere Commissur meinen neue- ren Untersuchungen zu Folge ebenfalls hauptsächlich aus Hinterwurzelfasern zusammen, so dass es sehr frag- lich ist, ob die in Rede stehenden Elemente nicht auch in diese Kategorie gehören. : Wenn wir nun zu den Hinten zurückkehren, so müssen wir vor allen Dingen auf den nicht unwesent- lichen Fortschritt hinweisen, der in der Erkenntniss . derselben durch den von Lissauer (30) gelieferten Nachweis angebahnt wurde, -dass die gröberen und feineren Fasern, die im freien Abschnitt der Hinterwur- zeln regellos vermischt sind, innerhalb des Rückenmarkes sich zu besonderen Bündeln gruppiren, eine Angabe, die von allen Forschern, von denen bisher Aeusserungen PEER — 13 — hierüber vorliegen, wie Bechterew (4, p. 126), Kah- ler (19, p. 194), Obersteiner (35, p 187) und Edin- ger (8, p. 121), in einstimmiger Weise bestätigt worden ist und die ich ebenfalls zu constatiren vermag. Die den grössten Theil der sensiblen Wurzeln ausmachenden breiteren Elemente wenden sich medianwärts und nach vorne und stellen die mediale und mittlere Portion dar, die spärlichen zarten lenken als laterale Portion nach aussen ab. Letztere zeichnet sich — wie ich in Ueber- einstimmung mit Bechterew angeben kann — durch das späte Auftreten ihrer Markscheiden aus, eine That- sache, die einen neuen Beleg jenes von mir (27, p. 98) ausgesprochenen Satzes darstellt, nach welchem die Reihenfolge der Markentwickelung in gesetzmässiger Be- ziehung geschehe zu der Dicke der betreffenden Axen- eylinder, dergestalt dass die breiteren sich früher mit Mark umscheiden als die schmäleren. Betrachten wir zunächst die Schicksale der feinfa- serigen lateralen Portion, die bei der hierüber bestehen- den Uebereinstimmung am leichtesten geschildert werden kann. Die hierher gehörigen Fasern versammeln sich zunächst an der Kuppe der gelatinôsen Substanz zu einem locker gefügten Längsbündel, der ,Randzone“ Lis- Ä sauer’s, oder der „Markbrücke* Waldeyer’s (49, p. 21), die je nach Höhen des Rückenmarkes von sehr verschie- denem Querschnitt ist: im Lendenmark erscheint sie saumartig, in querer Richtung ausgezogen, im Halstheil hingegen von rechts nach links zusammengeschnürt, sa- gittal-länglich. Ihre Zunahme im Bereich der Anschwel- lungen und Abnahme zwischen denselben weist auf eine kurze Bahn hin. Dem entspricht auch die Beobachtung, dass sie in demselben Maasse, als sie continuirlich neue _ Bestandtheile aus den Hinterwurzeln aufnimmt, auch stetig feine Fasern abgiebt, die durch den lateralen Ab- ” VS u Pan Ei Bl Wei Due Pa a Fe EPP RE Dar ab aha + AT — 104 — schnitt der gelatinösen Substanz hindurch nach vorne ziehen, um in das die Concavität dieser Substanz aus- füllende und von Lissauer als „spongiöse Zone der Hin- terhörner“, von Waldeyer (49, p. 20) als „Kern der Hinterhörner“, bezeichnete dichte Fasernetz einzutreten. Das Netzwerk beherbergt auch Ganglienzellen. Möglicher- weise gehen die Fasern auch zu dem, allerdings sehr ärmlichen, ebenfalls spärliche Nervenzellen enthaltenden Fasernetz im hintersten, durch eine besondere Beschaffen- heit sich auszeichnenden schmalen, halbmondförmigen Abschnitt der Rolando’schen Substanz (,/onalschicht#, Waldeyer) Beziehungen ein. Ueber die weiteren Schick- sale dieser Fasern lässt sich noch nichts Bestimmtes aus- sagen, im Besonderen ist es noch durchaus problema- tisch, ob sie innerhalb der genannten Fasernetze einfach frei endigen, oder wie es Bechterew mit wenig be- gründeter Positivität behauptet, mit den in dieselben " eingelagerten Zellen in Verbindung treten. Am besten sehen wir die Randzone beim Menschen entwickelt, bei Carnivoren ist sie viel schwächer vertreten und fehlt bei Kaninchen, Meerschweinchen, Maus ganz; bei Er- krankungen des Markes, zumal bei Tabes, kommt ihr laut den Erfahrungen Lissauer’s ein selbstständiger Cha- rakter zu, so dass sie nach allen Richtungen hin die Berechtigung eines eigenen Bündels der weissen Sub- stanz besitzt. Bechterew möchte ihr auch in physio- logischer Hinsicht einen solchen Charakter zuerkennen, indem er auf Grund eigener Thierversuche in den feinen lateralen Fasern und in der ihre Fortsetzung bildenden Randzone den eigentlichen sensiblen, zur Leitung sen- sibler Reize dienenden Theil der Hinterwurzeln erblickt, den übrigen‘gröberen Fasern hingegen blos die Leitung des Muskelgefühles zuspricht, eine Hypothese, der man von vornherein die Thatsache entgegenhalten muss, dass a 2 die hintere Commissur, in der ohne Frage theilweise das anatomische Substrat für die aus den Erfahrungen der Pathologie unabweislich hervorgehende Kreuzung der sensiblen Bahnen gegeben ist, ihre Elemente zum grossen Antheile aus der grobkalibrigen medialen und mittleren, und nicht aus der lateralen Portion bezieht. Die mittlere Portion lässt bei dem Menschen ver- hältnissmässig schwache Entwickelung erkennen, wäh- rend sie bei manchen Thieren, vor allen beim Meer- schweinchen eine sehr ansehnliche Gruppe darstellt, und ich gestehe, dass ich nur mit Berücksichtigung der Be- - funde bei Thieren dazu gekommen bin, sie auch beim Menschen als selbstständige Portion von der medialen abzutrennen. Sie betritt den mittleren Abschnitt der selatinösen Substanz, die sie in der Richtung nach vorn durchsetzt und biegt an deren vorderem Rande sowohl auf- wie absteigend, unter Bildung jener Bündel, die von Kölliker schon vor längerer Zeit (22, p. 262) als „Längsbündel der Hinterhörner* eingeführt worden sind, in die Längsrichtung um. Ueber den weitern Lauf ihrer Fasern liess sich Folgendes ermitteln. Sie lenken allmälig wieder in die horizontale Richtung ein; ein Theil betheiligt sich an der Bildung der hinteren Commissur, einige Fasern wenden sich direct nach vorn, um zum Theil schon im Gebiet der Hinterhörner zu endigen, zum Theil sich im Netzwerk der Vorderhörner zu verlieren, andere lassen sich schliesslich in den me- dialen Abschnitt der Seitenstränge verfolgen, wo sie sich der weiteren Beobachtung entziehen. Ueber den definitiven Verbleib all’ dieser Elemente lässt sich nichts Bestimmtes aussagen. Die Bestandtheile der mächtigen, starkfaserigen medialen Portion sondern sich, wie bereits angeführt, sogleich in zwei Gruppen: in einen direeten Hinterhorn- — 106 — antheil („gerade Fasern“) und einen Hinterstrangantheil. Erstere begeben sich durch den medialen Abschnitt der Rolando’schen Substanz in gestrecktem Lauf in die Hin-- terhörner, letztere werden in bereits geschilderter Weise zu Bestandtheilen der Hinterstränge, lenken aber zum grossen Theile nach kürzerer oder längerer Strecke aus ihrer aufsteigenden Richtung in die Horizontalebene hinüber und strömen in der Gestalt sehr charakteristi- scher, bogenförmig geschwungener Züge („Einstrahlungs- bündel*) in die graue Substanz ein. Der weitere Lauf der fraglichen Fasern ist ein ver- schiedener. Die Mehrzahl derselben schlägt die Rich- tung der Vorderhörner ein: die starken, nach vorn hin- strebenden Bündel weichen, bevor sie noch deren Grenze überschritten, kelchartig auseinander, um im centralen, durch ein Fasergewirr dargestellten- Theil, sowie zwi- schen den lateralsten Nervenzellen derselben sich auf- zulösen. Ein directer Uebergang in die grossen viel- strahligen Ganglienzellen ist, ob zwar von manchen Seiten mit grosser Bestimmtheit proclamirt, bis jetzt nicht nur nicht erwiesen, sondern in Ansehung neuerer Untersuchungen sogar unwahrscheinlich. Bei Läsion der Hinterwurzeln wurde allerdings mehrfach (z. B. in Rossolymo’s Fall) ein Lichterwerden des Vorderhorn- netzes beobachtet, an den Zellen selbst sind indess — soweit ich in die Literatur Einsicht genommen habe — bisher keine Veränderungen angetroffen worden, was indess eine indirecte, durch das Nervennetz vermittelte Verbindung noch nicht ausschliessen würde. Obwohl für eine Betheiligung der Hinterwurzel- fasern an der Bildung der vorderen Commissur viele und namhafte Forscher, wie Krause, Schwalbe (42, p. 359), Lissauer, Bechterew, Kahler, Oberstei- ner, Waldeyer (49, p. 12), eingetreten sind, so muss Fe PEN AE dr Be * RE re PS ES TU APT — 107 — ich mich doch auf Grund meiner Untersuchungen gegen dieselbe aussprechen. Dagegen bezieht die - hintere Commissur unzweifelhaft sowohl aus der medialen, wie auch aus der mittleren Portion einige Fasern. Laut Bechterew’s Befunden sollen sich an dieser Kreuzung blos die zarten Elemente der lateralen Gruppe bethei- ligen, eine Angabe, die Bechterew mit Rücksicht auf jene seine Beobachtung aufstellte, derzufolge die Com- missur bei Neugeborenen, wo die starken Wurzelfasern bereits so gut völlig markhaltig sind, noch ganz mark- los erscheine. Dem gegenüber möchte ich betonen, dass meine Erfahrungen ein anderes Verhalten ergeben: ich fand in der Commissur bereits bei 36 cm. langen Früch- ten einige myelinhaltige Elemente; dieselben nehmen bis zur Zeit der Geburt allmälig zu und gehören der mittleren und inneren Portion an; die feinen lateralen Elemente gehen zu ihr, soviel ich finde, keine Beziehun- gen ein. Bei keinem der bisher geschilderten Verlaufswege ergab sich also eine unmittelbare Verbindung mit Ner- venzellen; die Grenze der Beobachtung war bei allen ‚gegeben in der Bestimmung der Stelle, wo die Fasern sich der weiteren Beobachtung entziehen, des Netz- werkes, in welches sie eintreten. Nun aber kennen wir doch eine Endigung, die höchst wahrscheinlich eine di- rect celluläre ist: es ist das diejenige in den Clarke’ schen Säulen. Dieselben stellen unzweifelhaft sehr wich- tige Endigungskerne der sensiblen Fasern dar; sie neh- men im Bereich ihrer stärksten Entwickelung deren grössten Theil für sich in Anspruch. Schon ihre Ge- stalt weist auf eine innige Verknüpfung mit denselben hin, indem sie auf dem Höhepunkt ihrer Entfaltung von birnförmigem Querschnitt erscheinen mit konisch sich verjüngendem Anschluss an die in sie eindringenden — 18 — Bündel der medialen Portion, eine Form, die am aus- gesprochensten bei Foeten zur Auschauung kommt. Zuweilen begegnet man — zumal an foetalen Mar- ken -— dem sonderbaren Verhalten, dass sich einige Zellen aus dem Verbande dieser Säulen loslösen und vereinzelt zwischen den Fasern der medialen Portion, mit denen diese exquisit spindelförmigen Elemente stets parallel gelagert sind, im Bereich der Einstrahlungszone der Burdach’schen Stränge inre Lage haben; sie rücken zuweilen bis zur Stelle des Wurzeleintrittes. Ich führe diese auf den ersten Blick vielleicht an sich unbedeu- tend erscheinende Beobachtung an, weil ich einmal da- rin ebenfalls eine Stütze der soeben als wahrscheinlich erklärten direeten Verbindung erblicke, andererseits aber sie meiner Meinung nach geeignet scheint, auf die Be- deutung der Clarke’schen Säulen, bezw. der Spinal- ganglien einiges Licht zu werfen. In letzterer Beziehung ist zunächst vorauszuschicken, dass G. Rattone (37, p. 53) vor einigen Jahren die interessante Entdeckung ver- öffentlicht hat, dass die hinteren Wurzeln in ihrem freien Abschnitt und zwar in der ganzen Strecke zwischen Mark und Ganglion mitunter einige versprengte Nerven- zellen nach Art derjenigen der Spinalganglien beher- bergen. Nun könnte man in den soeben beschriebenen Zellen eine Fortsetzung dieser zerstreuten Elemente in das Rückenmark hinein erblicken, so dass man mithin den Eindruck einer fortlaufenden, allerdings von spär- lichen, in weiten Abständen von einander stehenden Zellen gebildeten Kette erhalten würde, durch welche sewissermassen der Zellhaufen der Spinalganglien mit den ÜOlarke’schen Säulen in Verbindung gesetzt wäre. Ist die Auffassung richtig, so erkennen wir hierin eine Andeutung der bei Petromyzon bestehenden Verhält- nisse, wo nach Freud’s Darstellung (12, p. 139) die NE VS Rte “2, > lt > er in re en ER PR She nn in al ma a un nn rn rt lo Zellen der Spinalganglien nicht alle ausserhalb des Markes liegen, sondern theilweise in zerstreuter. Anord- nung sich in dessen Hinterhörner erstrecken. Der Schluss, den ich aus vorliegender Beobachtung ziehen möchte, geht dahin, dass Clarke’sche Säulen und Spi- nalganglien homologe Zellenansammlungen darstellen, und dass letztere abgetrennte Theile ersterer repräsen- tiren. Lehrt doch die Entwickelungsgeschichte (Bal- four, Schenk), dass sich die Wurzelganglien aus dem Marke ablösen, ein Vorgang, der sich in der Phyloge- nese gleichsam abspiegelt: Amphioxus besitzt nämlich noch gar keine Spinalganglien, bei Petromyzon sind solche bereits in Erscheinung getreten, jedoch, wie wir hörten, noch nicht in ganz abgetrennter Form, gleich- sam einen Fortsatz des Rückenmarkes darstellend, erst bei höheren Gattungen erfolgt eine vollständige Ablösung und selbstständige Gruppirung derselben. Die Clarke’ schen Säulen würden demgemäss eine an ihrer ursprüng- lichen Bildungsstätte verbliebene Gruppe jener, ihrer Bedeutung nach zusammengehörigen, gegenüber den an- dern Nervenzellen des Medullarrohres genetisch eine selbstständige Stellung einnehmenden Ganglienzellen darstellen, aus deren centripetalen und centrifugalen Ausläufern die hinteren Wurzeln, bezw. peripherischen Empfindungsnerven sich aufbauen. Eine definitive Be- stätigung dieser als Hypothese hingestellten Auffassung dürfen wir von der directen, genauen Verfolgung der fraglichen Entwickelungsvorgänge am Marke erwarten. An dieser Stelle bietet sich der Anlass, auf die eingangs zur Sprache gebrachten „durchtretenden Ner- venfasern* der Spinalganglien, bezüglich deren eine Erklärung in Aussicht gestellt wurde, zurückzukommen. Obwohl direete Beobachtungen hiefür noch nicht beige- bracht sind, so glaube ich doch mit Edinger die NET SON ER TA TE TTS NE TR RER Ve RO Annahme als sehr wahrscheinlich hinstellen zu dürfen, dass man es hier mit peripherischen Ausläufern der Zellen der Clarke’schen Säulen zu thun habe. Sind- letztere wirklich den spinalen Ganglienzellen gleichzu- stellen, so müssen sie in derselben Weise wie diese mit einem centralen und einem peripheren Fortsatz ausge- stattet sein. Dass dies in der That der Fall ist, legt uns schon die directe Beobachtung als wahrscheinlich nahe. Die peripheren Ausläufer gesellen sich zu den sensiblen Wurzeln und stellen, da sie natürlich zu den spinalen Ganglienzellen keine Beziehungen einzu- gehen haben, die fraglichen durchtretenden Fasern dar. Auch hierin wird die Embryologie das letzte Wort zu reden haben; ist die Annahme zutreffend, so dürfen wir voraussetzen, dass einmal solche Fasern in grösster Zahl in jenen Wurzeln vertreten sind, die aus der mit Clar- ke’schen Säulen ausgestatteten Gegend des Rückenmar- kes ihren Ursprung nehmen, zweitens dass für einen Theil der sensiblen Fasern in diesem Gebiete embryo- logisch eine centrifugale Entwickelung sich nachweisen wird lassen. Aber auch die Pathologie kann ihr Schärf- lein zur Lösung der Frage ‘beitragen, indem sie etwa den Nachweis führt, dass nach Durchschneidung der Hin- terwurzeln die zu den Clarke’schen Säulen gehörenden sensiblen Fasern auf dem Rückenmarksquerschnitte in- tact bleiben. Auch die Form der in den Clarke’schen Säulen befindlichen Zellen lässt sich für die dargelegte Hy- pothese verwerthen. Diese Elemente lassen nämlich sehr häufig nicht jene unregelmässige rundliche Form erkennen, wie die Mehrzahl der übrigen Ganglienkörper des Rückenmarkes, sondern sind oft von länglicher, spin- delförmiger Gestalt, von derselben also, die die spinalen Ganglienkörper der Embryo’s nach His darbieten. Wäh- NT LT Zn ie un Fr Re NUE. En. 7 ES Hs PONT TPE te 4 N — 111 — rend letztere aber im Laufe der weiteren Entwickelung, wohl zu Folge mechanischer, in der Anordnung der Elemente begründeter Ursachen sich zu mehr rundlicher Form zusammenballen und ihre beiden Ausläufer zu einem einzigen verlöthen, bleiben die Clarke’schen Zellen in dieser Beziehung auf mehr embryonaler Stufe stehen, wobei sie andererseits durch Austreibung verzweigter Dendritenfortsätze sich dem Rückenmarktypus anschlies- sen. Um noch einige Besonderheiten dieser Zellen zu erwähnen, sei darauf hingewiesen, dass sie mit ihrer Längsachse in den meisten Fällen sagittal gestellt sind und dass ihr Körper sehr häufig, abgesehen von einigen seitlichen Protoplasmafortsätzen, nach vorne und hinten in je einen starken Ausläufer übergeht, die an Quer- schnitten mitunter noch eine Strecke weiter zur Beobach- tung kommen. Wenn eine Verbindung von Wurzelfasern mit den in Rede stehenden Zellen in der That besteht, so ist der hintere Ausläufer als derjenige zu bezeichnen, durch den dieselbe vermittelt wird. Der vordere Fort- satz kann ein protoplasmatischer sein, ist aber die eben angeführte Analogie richtig, so wird man nicht umhin können, ihn ebenfalls als Nervenfortsatz anzusprechen. Fragt man nach dessen Bedeutung und Verlauf, so bieten sich mehrere Möglichkeiten, die vielleicht alle realisirt sind. In erster Linie kann er sich fortsetzen — und dies ist zunächst am wahrscheinlichsten — in j ene, schon von Gerlach (13, p. 688) erwähnten und abgebildeten Bün- del, die von Flechsig (9, p. 295) als „horizontale Kleinhirnbündel* eingeführt worden sind. Dieselben entspringen mit convergirenden Fasern aus dem vorderen Umfang der Clarke’schen Säulen, machen aber bald eine plötzliche Schwenkung nach aussen, um in querem Ver- laufe sich in die Seitenstränge zu begeben. Sie treten bei 36—40 cm. langen Foeten durch ihre bereits völlig m Se angelegten Markscheiden mit um so überraschenderer Deutlichkeit hervor, als jene Theile der grauen Sub- stanz, die sie zu durchsetzen haben, um diese Zeit noch ganz faserlos sind. Flechsig hat sie bekanntlich mit voller Berechtigung als Ursprungsfasern der Kleinhirn- seitenstrangbahn in Anspruch genommen, wozu indess die Bemerkung hinzuzusetzen wäre, dass sie häufig, ja viel- leicht zum grössten Theile nicht bis in das Gebiet dieser Bahn zu verfolgen sind, sondern schon in mehr medialen Abschnitten der Seitenstränge sich dem Blicke entzie- hen, daher man — unter Zulassung ihrer ausgiebigen Beziehungen zu der Kleinhirnsuterstrangbahn — auch eine partielle Betheiligung derselben an der Bildung anderer Abtheilungen der Seitenstränge annehmen darf. Indess gewahren wir hier noch Fasern anderer Kate- gorie, deren Zusammenhang mit den fraglichen Fort- sätzen nicht schlechthin auszuschliessen ist. Prüft man an nach Weigert gefärbten Querschnitten die betreffende Gegend des Rückenmarkes Erwachsener, so wird man überrascht sein durch den Reichthum an längsverlau- fenden Nervenfasern, durch welchen die Clarke’schen Säulen in ihrer ganzen Ausdehnung ausgezeichnet sind; ja sie erscheinen an gut gefärbten Schnitten zuweilen dermaassen mit solchen überladen, dass man auf den ersten Blick wahrhaftig meint nicht Kerne, sondern com- pacte Faserbündel vor sich zu haben. Es handelt sich hier um durchweg feine Elemente, die die Zwischen- räume der Zellen in gedrängter Anordnung einnehmen und deren Verlauf insoweit ein nicht streng longitudi- naler ist, als sie sich untereinander vielfach geflechtartig verbinden. Am dichtesten sieht man sie im lateralen Abschnitt der Kerne angehäuft; sie halten die Grenzen letzterer nach allen Seiten hin streng ein, nur median- wärts sieht man einige Bündelchen den Kerncontour Le EE "er — 113 — unter allmähliger Auflösung ihres Gefüges ein wenig überschreiten. Woher stammen nun diese Längsfasern, deren Schwund nach Lissauer (29) die erste ana- tomische Veränderung des Rückenmarkes bei Tabes darstellt? Dieser Forscher hat ihre Herkunft auf die hinteren Wurzeln zurückzuführen versucht, eine Annahme, die meiner Meinung nach durch den Umstand geradezu ausgeschlossen wird, dass sie zur Zeit der Geburt, wo die sensiblen Wurzeln mit Ausnahme eines geringen, der lateralen Portion angehörigen Antheiles bereits so gut wie ganz markhaltig genannt werden können, noch durchaus vermisst werden. Ich meine, die einzige Er- klärung, die man einstweilen mit einiger Wahrschein- lichkeit bezüglich derselben aussprechen darf, wäre, sie als in die Längsrichtung umgebogene Nervenfortsätze der Zellen der Clarke’schen Säulen zu betrachten. Ueber ihren weiteren Gang fehlen uns zur Zeit alle Anhalts- punkte. Schliesslich wird man bei Bestimmung des Schick- sales der fraglichen Fortsätze noch jener, von Bech- terew erwähnten (4, p. 132), von Waldeyer consta- tirten und sehr anschaulich abgebildeten (49, Taf. 17, 7». Taf. 18, 9%) Fasern gedenken müssen, die aus den Clarke’schen Säulen ausgehend in das gleichzeitige Vor- - derhorn und durch Vermittlung der vorderen Commissur in dasjenige der anderen Seite eindringen sollen. Aller- dings gelang es mir bis jetzt nicht, diese Fasern beim Menschen sicher aufzufinden, indess vermochte ich bei der Maus Elemente nachzuweisen, die vielleicht hieher gehören; fast auf jedem Schnitt kommen nämlich bei diesem Thiere einige Fasern zur Beobachtung, die aus der von Stieda als „Oentralgruppe“ bezeichneten (44, . p. 159), allem Anscheine nach mit den Clarke’schen Säu- len in eine Kategorie gehörigen Zellenhäufung sich in die 8 — 14 — vordere Commissur begeben. Andererseits wird man — falls man an der Homologie zwischen Clarke’schen Säu- len und Spinalganglien festhält — von vornherein als wahrscheinlich bezeichnen können, dass die aus den ersteren entspringenden centralen Fasern in derselben Weise, wie die centripetalen Ausläufer der spinalen Gang- lienzellen, sich nicht mit einer Endigung begnügen, son- dern mehrere Punkte des Rückenmarkes hiefür bean- spruchen, und hierbei, wie letztere, auch in den Vor- derhörnern ihr Ende finden. Bevor ich auf den letzten Theil meiner Aufgabe übergehen könnte, erübrigt mir noch, auf die Angaben zweier Autoren, die in der letzten Zeit Arbeiten über die Hinterwurzeln veröffentlicht haben, einzugehen. Es sind das Edinger (8) und der spanische Histologe Ramön y Cayal (36). Edinger beschreibt und zeich- net Fig. 1 seines Aufsatzes und Fig. 102 der 2. Auf- lage seines bekannten Leitfadens ein ansehnliches Bündel von Nervenfasern, das, aus den Nervenzellen der Hinter- hörner entspringend, bogenförmig zur vorderen Commis- sur ziehen und durch selbe hindurch in den Vorder- seitenstrang der entgegengesetzten Seite gelangen sollen, . um sich dessen Längsfasern beizugesellen. Edinger | möchte nun auf diese Faserzüge insofern ein grosses Gewicht legen, als er in denselben eine hirnwärts ge- richtete, allerdings durch eingeschaltete Zellen unter- brochene Fortsetzung des Haupttheiles der Hinterwur- zeln erblickt. Hierzu möchte ich nun bemerken, dass ich diese Fasern sowohl bei den von mir untersuchten Säugethieren, als auch beim Menschen vergebens suchte; sie mögen vorhanden sein bei jenen niederen Wirbel- thieren, auf die sich die Untersuchungen Edinger’s wohl hauptsächlich beziehen, sind aber bei höheren, sowie beim Menschen und zwar sowohl bei Foeten wie beim Er- ee wachsenen, meinen Erfahrungen zu Folge nicht nachzu- weisen. Ich sehe nun einmal nicht ein, warum man um jeden Preis, selbst auf die Gefahr der Verlassung eines — hier mehr als auf allen andern Gebieten der Anato- mie zu wahrenden thatsächlichen Bodens hin — mit Rücksicht auf den Umstand, dass für einen Theil der sensiblen Wurzeln die Befunde bei secundärer Degene- ration in der That einen nach oben gerichteten Lauf ergeben haben, auch für die übrige Abtheilung unbe- dingt derartige centrale Fortsetzungen fordern müsse. Die Erregung ist schliesslich nach meiner Ueberzeugung in ihrem Fortschreiten hirnwärts nicht nothwendiger- weise auf geschlossene Bahnen hingewiesen, sondern kann im Nothfalle hierzu die graue Substanz in ihrer Gesammtheit benützen. Ich möchte mich demnach in Uebereinstimmung mit L. Auerbach (1) gegen Edin- sers Hypothese aussprechen. Ramön y Cayals, mit Hülfe der etwas modifi- cirten Golgi’schen Methode, an Hühnerembryonen ange- stellten Untersuchungen ergaben Resultate, die Vie- lem was man z. Z. als Feststehend annimmt, zuwider laufen. Zunächst führt dieser Forscher. einen neuen, bisher ungeahnten Factor in den Aufbau des Rücken- markes ein, nämlich die Theilung der Nervenfasern in- nerhalb der weissen Substanz, wie wir sie in den Spi- nalganglien kennen, der er im Marke eine grosse Ver- breitung zuweisen möchte. Eine jede sensible Faser N RAR CE spaltet sich im Rückenmarke sogleich dichotomisch in . einen auf- und absteigenden Ast, die Ramön y Cayal eine weitere Strecke in der Längsrichtung zu verfolgen - vermochte, ohne ihre Endigung ausfindig machen zu « können. Sowohl vom Stamme der sensiblen Faser wie … von deren beiden Aesten lösen sich zahlreiche feine - Beitenzweigchen ab, die in die graue Substanz eindrin- — 116 — gen, um zwischen deren Nervenzellen unter weiterer Verästelung frei zu endigen. Natürlich ist es, in Ermangelung eigener mit der- selben Methode ausgeführten Controlluntersuchungen, nicht angängig, ein abschliessendes Urtheil über Angaben solch fundamentaler Natur abzugeben. Immerhin scheint es sehr auffallend, dass die von dem spanischen Forscher angegebenen: Theilungen, trotzdem dass das Rücken- mark seit Alters her ein bevorzugtes Objekt der For- schung bildete und nach allen Richtungen hin, mit allen Methoden, Zerzupfung u.s. w. durchforscht worden ist, bisher, so viel ich weiss, noch nie zur Anschauung ge- langten. Sind doch die Theilungen in den Spinalgan- glien, deren Isolation zufolge des diese Knoten durch- flechtenden festen Bindegewebes eine ungleich schwerere sein muss, obzwar erst unlängst von Ranvier ge- nauer beschrieben, bereits in den 40° und 50° Jahren von Stannius, R. Wagner, Küttner, Schramm u. A. gelegentlich beobachtet worden; es ist schwer zu denken, wieso Niemand diese angeblich so verbreitete Erscheinung bisher,wahrgenommen hätte. Andererseits ist eine gewisse Vorsicht diesen vom Herkömmlichen so abweichenden Angaben gegenüber angesichts der be- kannten Unzuverlässigkeit des Golgi’schen Imprägna- : tions-Verfahrens jedenfalls gerechtfertigt, bei welchem man eigentlich nicht weiss, mit welchen Factoren man zu rechnen habe, so dass man vor eine Alternative ge- stellt bezüglich der Zuverlässigkeit den heutigen Fär- bungsmethoden, von denen wenigstens bekannt ist, was dabei gefärbt wird, und den damit gewonnenen Resul- taten den Vorzug geben würde. Indess handelt es sich hier um keine Alternative; eine Vereinbarung des Her- gebrachten mit dem von Ramön y Cayal Angegebenen ist meiner Ansicht nach im Falle seiner Bewährung recht — 17 — œut möglich. Es sollen auch diese Bedenken keine Negation bedeuten; wir müssen mit unserem definitiven Urtheile wohl bis zu dem Bekanntwerden weiterer Er- fahrungen zurückhalten. Ein zusammenfassender Ueberblick über den Ver- lauf der Hinterwurzeln lässt sich also im Folgenden ge- ben. Sie betreten das Rückenmark, ein kleiner Theil zieht unter Umbiegung in der Längsrichtung bis in die Hinterstrangkerne des verlängerten Markes hinauf, der übrige Abschnitt dringt sogleich oder nach kürzerem oder längerem auf- und absteigendem Lauf in die graue Sub- stanz ein; die hiehergehörigen Fasern verbinden sich zum Theil mit den Zellen der Clarke’schen Säulen, zum Theil zerstreuen sie sich über alle Theile der grauen Substanz, ohne hiebei eine directe celluläre Endigung deutlich zur Schau zu tragen. Eine solche Endigung ist auch angesichts der von His entdeckten Thatsache, derzufolge die sensiblen Fasern als centrale Ausläufer der Spinalganglienzellen ins Mark hineinwachsen, von vornherein unwahrscheinlich; die Achsencylinder der- - selben müssten sich secundär mit den hier befindlichen Zellen verbinden, was nicht sehr plausibel erscheint. Eine Verbindung mit den Clarke’schen Zellen giebt in- dess auch His zu. Auch Golgrs (14), Ramon y Cayals (36, p. 90) und Nansen’s (Myxine) (34, p. 152) Untersuchungen ergeben eine freie Endigung der sensiblen Fasern inner- halb der grauen Substanz des Rückenmarkes, wobei diese Forscher selbst die Clarke’schen Säulen als Endi- gungskerne derselben nicht zugeben. Einige zumal ältere Forscher haben freilich mit grosser Bestimmtheit eine Endigung in Zellen, besonders FEW ATS er ER ans SA à }, w F I) — 18 — bei niederen Wirbelthieren, beschrieben, so z. B. Kut- schin (24) und Freud (11) in den ,Hinterzellen“- des Rückenmarkes von Petromyzon, Klaussner ein. ähnliches Verhalten bei Proteus, doch sind diese und ähnliche Beobachtungen mit grosser Vorsicht aufzuneh- men. Es ist ein althergebrachter Leichtsinn (sit venio verbo !) in der Anatomie der nervösen Centralorgane, die Verbindung zwischen Zellen und Fasern mit einer Sicherheit zu proclamiren, die angesichts der grossen Schwierigkeiten, denen die Bestimmung eines solchen Zusammenhanges unterliegt, durchaus unzulässig ist. Wenngleich also eine freie Endigung bei dem jetzi- gen Stande unserer Kenntnisse auch die meiste Wahr- scheinlichkeit für sich hat, so sind die bisher vorliegen- den Erfahrungen noch immer nicht zureichend, um eine gesicherte Entscheidung in welchem Sinne immer zu gestatten; allein von vornherein müssen wir uns klar sein, dass der Frage, ob eine celluläre oder freie Endi- sung die Norm ist, in physiologischer Beziehung nicht die ihr vielfach beigelegte Wichtigkeit zukommt. Die feinen Endtheile der in die graue Substanz eingetretenen Wurzelfasern mischen sich jenem dichten Nervennetze bei, das sich über die ganze graue Substanz und zumal über die Vorderhörner verbreitet und hauptsächlich aus den Dendritenfortsätzen der hier befindlichen Nerven- zellen hervorgeht. Wenn nun aber diese fein verästel- ten Ausläufer einerseits untereinander, andererseits mit den sensiblen Fasern eng ineinander greifen und sich zu einem dichten Netzwerke verflechten, wie das in der That der Fall ist, so ist im Sinne der Leitung meiner Ueberzeugung nach dasselbe erreicht, als wenn ein con- tinuirlicher Uebergang zwischen diesen Elementen vor- handen wäre. Forel erinnert mit Recht daran (10, p. 165), dass auch Nervenendplatte und Muskelsubstanz es a miteinander nicht eigentlich verwachsen seien, sondern dass auch hier nur eine Berührung stattfinde, die aber zur Uebertragung von Reizen völlig genüge. Der Be- sriff der sensiblen Kerne, wie wir ihnen im Bereich des verlängerten Markes begegnen, ist bei der Annahme einer freien Endigung der sensiblen Wurzeln durchaus nicht aufzugeben : Letztere suchen innerhalb der oblon- sata distincte Zellengruppen auf, zwischen deren Ele- menten sie sich zu vertheilen haben und auf die sie die von ihnen geleitete sensible Erregung per contigui- tatem direct übertragen können. Worauf wir aber unter allen Umständen bedacht sein müssen, ist: unbefangene anatomische Beobachtung, die von vorgefassten physio- logischen Meinungen und Theorien unbeeinflusst, ohne Rücksicht auf die sog. „Postulate der Physiologie“ ihre Wege schreitet! Citirte Literatur. 1. Dr. L. Auerbach, Bemerkungen in Bezug auf die „Fort- setzung der hinteren Rückenmarkswurzeln zum Gehirn“ (L. Edinger). Anat. Anzeiger, 1889, p. 407. 2. Barth, Ueber secundäre Degeneration des Rückenmarkes. Archiv f. Heilkunde, 1869, p. 433. 3. W. 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Januar 1889 wurde der Regenmesser von seinem bisherigen Standort auf der Terasse des flachen Daches 13 m. über der Strasse heruntergenommen und in dem Hofe auf der Nordseite des Gebäudes aufgestellt, so dass die Auffangfläche ca. 1 m. über dem Boden sich befindet. Dass in der Tat durch diese Aufstellung nahe richtige Niederschlagsmengen erlangt werden, zeigt die Uebereinstimmung mit den benachbarten Stationen: — 125 — Station : 1889. Januar—Juni Juli—Dez. Jahr. _Bernoullianum . . . . 911 31T 748 Bernoullistrasse 20 . . 366 868 734 Irren-Anstalt..:. . . . 365 403 768 Riehenstrasse 23 . . . = 393 _ Botanischer Garten . . 429 414 843 Pianinsen........0..... 316 3106 752 Neue Welt... "7. 390 393 183 el ne Ni... 383 389 na Mittelexelus.Bot. Garten 374 38 757 Normalwerte. Für Häufigkeit und Menge des Niederschlags in seinen verschiedenen Formen wur- den aus dem gesammten verwendbaren Beobachtungs- material neue Normal-Mittel berechnet, welche von jetzt ab zur Bestimmung der Abweichungen dienen werden. Diese sind in Tabelle 1 enthalten. Ferner wurden neue Normal-Mittel für die Be- wölkung und die Temperatur abgeleitet. Die Be- wölkungsmittel sind nach dem Schema - (72 + 1P + 9») berechnet. Die Temperaturmittel nach dem Schema —- (7? +1? 2x9). Da jedoch die eben angeführten Beobachtungsstunden nicht in allen Jahrgängen inne- gehalten wurden, vielmehr von 1827—1833 um 92 12 3» 1834 — 1843 um 72 3P IP 1844 - 1888 um 72 Ip 9» abgelesen wurde, so musste eine Reduction vorgenommen werden. Zu dem Zwecke berechnete man aus den Genfer- Beobachtungen, !) für die einzelnen Monate die Werte der Differenzen 1) Plantamour, Nouvelles Etudes sur le climat de Genève, p. 12. | Tabelle 1. Monatssumme | _ | Zahl der Tage mit Normal- des - Sa Mittel. | Sas r ni un a 2 _ EE wahr- | messbar | mindest. a 59 en ee 8 & ES ER mm. nehmbar. nehmbar.| 20.1 | 1 mm. 0.1 1 mm. A Am > zZ re = = He DE ee | 25 rer | 112 ml a 112 | 35 | 48 | 14 | 63 | 63 | 63 | 112 Januar ... 36 13 14.0 | 12.1 1.3 ot 11.7 3:2 5.9 0.17 | 0.01 0213 0.05 | Februar... 42 9 15.5 11.8 | 79 Da lt 20) 4.3 0.16 0.03 0.13 0.05 co Marz ee 59 12 18.1 13.1 19.4 4.8 4.3 1.9 2.6 0.59 0.08 — 0.3 za April 2; ==; NOS 1 18.2 13.4 10.1 1.5 0.5 0.8 1.1 0.73 0.16 0.01 1.0 Mare 90 — 18.1 14.7 10.6 0.2 — 0.5 0.7 0.43 | 0.56 — 3.5 lm u re Bene een ulies. =: 85 — 18.1 13.9 11.0 | — 0.7 — 0.02 | 0.34 | — 4.8 August ... 88 — 15.2 15.4 10.7 — — 1.7 0.1 0.05 | 0.29 — 4.0 September . 84 — 16.0 | 12.6 9.6 — — 3.1 0.5 | 0.06 | 0.08 — 1.7 October . . . 80 1 16.9 12.8 10.7 0.3 0.1 6.6 2.2 0.25 0.01 0.01 0.4 November. . 68 7216 1768 13.1 10.0 2.8 3.9 5.1 2.0 0.17 == 0.10 0.1 December. . 57 14 17.0 12.3 922 4.9 10.4 4.1 4.2 0.17 — 0.21 0.1 Jahr „21 87 57 203.4 | 158.8 119.3 25.5 38.0 31.6 24.2 3.01 2.13 0.59 | 20.5 — 127 — ziel 2x0) — (OCR 12 | und — (7-14 2%x 9p) — — (7? +3? 42% 9) und brachte diese als Correctionen an den Jahrgängen 1827—1843 an. An den spätern Beobachtungen wurde noch eine nachträglich erkannte Nullpunktscorrection an- on nämlich für 1876—77:— 0.1 1878—79: — 0.2 1880—81 : — 0.3 so dass also die in Rechnung gesetzten Temperaturen dieser Jahre um die eben angegebenen Beträge niedriger sind, als die s. Z. in den „schweizerischen meteorologi- schen Beobachtungen“ publicirten. Die Rechnung basirt auf den von Herrn Dr. Schrö- der!) ermittelten Pentadensummen der Temperatur 1827 bis 1881 und den seither im Beobachtungsjournal des Bernoullianums aufgezeichneten Werten. Die Beträge der vorhin erwähnten Correctionen wur- den für die einzelnen Pentaden durch Interpolation aus den Monatsmitteln bestimmt und so die wahren Tages- mittel von Pentade zu Pentade erhalten (V. „beobachtet“ in Tabelle 2). Durch zweimalige Anwendung des Aus- gleichungsverfahrens 4 (@+2b+0) findet man die nachstehend unter „ausgeglichen“ ange- führten Pentaden-Mittel und aus diesen wurden dann durch einfache Interpolation der von einem Monat in den andern übergreifenden Pentaden die Mittel für die Ka- lendermonate gewonnen. Hätte man statt der „ausge- glichenen“ die „beobachteten“ Pentaden-Mittel zu Grunde 1) Dr. G. Schröder. Der tägliche und jährliche Gang der Lufttemperatur. Programm der Realschule zu Basel. 1882. — 128 — gelegt, so wäre man zu denselben Monatsmitteln gelangt, nur das des Dezembers wäre um 0°,1 niedriger ausge- fallen. Entsprechend der neuen Stundencombination für die Normal-Mittel, wurden auch die Monatsmittel der Tem- peratur für 1888 und 1889 nach dem Schema all.) gebildet. ‘Ueber die Anordnung der übrigen Tabellen ist noch folgendes zu bemerken. Temperatur. Das zur Bestimmung der Temperatur- extreme benutzte Six’sche Thermometer erwies sich als träg und gab zudem zu häufigen Ablesungsfehlern An- lass. Es wurden darum die bezüglichen Ablesungen fort- gelassen und als Maxima und Minima die höchste und tiefste Terminbeobachtung eingetragen. Als Frosttag wurde jeder gezählt, an dem eine Termintemperatur unter Null lag, als Tag ohne Auftauen, alle, bei denen keine der drei Termintemperaturen Null überstieg. Sonnenschein. Die Dauer des Sonnenscheins ist ledig-. lich nach der approximativen Ablesung, die täglich für die Wetterdepesche ausgeführt wird, ermittelt, die genaue Sonnenscheindauer wird in den Annalen der schweizeri- schen meteorologischen Central-Anstalt publicirt. Als Tage ohne Sonne sind alle die gezählt, für welche der Streifen des Sonnscheinautographen keine Brandspur erkennen lässt. Helle und trübe Tage sind wie bisher die mit der Bewölkungssumme <6 resp. > 24. Niederschlag, Sowol bei den Niederschlagssummen als bei der Zahl der Niederschlagstage wurden Schwellen- werte eingeführt. Die Monatssummen wurden ent- 129 Tabelle 2. Pentaden - Mittel der Temperatur 1827—1SS8. Febr. März “Jun: Jan. 1.— 5 6.—10 nier 16.—20. 21.—25. 26.— 30 : 31.— 4. . Febr.5.— 9. 10.—14. 15.—19. 202 2A, 25.— 1. . März 2.— 6. LS 1. 1276. 17.—21. 22.—26. 27.—531. . Apr. 1.— 5. A0: 11.—15. 16.—20. 21.— 25. 26.— 30. Mast. 5, 6.—10. 11.15. 16-20. 21.— 25. 26.— 30. 31.— 4 . Juni 5.— 9. 10.—14. 15.-—19. 20.—24. 25.—29. beob- achtet ausge- glichen —0,54 | — 0.44 137. Juni30.— 4. Juli —(,69 1—0.60138. Juli 5.— 9. —0.85 |—0.60]39. —0.33 |—0.36 |40. —0.11 | 0.08]41. 0.80 | 0.58 142. 1.01 | 0.941485. 1.28) 1.12/44. 0.83) 1.36|45. 2.02| 1.9246. 2.58) 2.67 47. 3.63 | 3.3348. 3.80 | 3.7849. 4,00 | +13/50. 4,551! ° 4.53151. -5.03| 5.03/52. 5,27 | 5.791585. 7.03| 6.88154. 8.22! 7.95|55- 8.89 | 8.6756 8.89| 9.2157. 9.88| 9.8558. 10.72 | 10.5659. 11.04 | 11.24160. 12.04 | 11.91 161. 12.59 | 12.57162 13.08 | 13.26 163. 14.06 | 14.08 164. 15.12 | 14.94 165. 15.60 | 15.7266. 16.69 | 16.35 167. 16.70 | 16.78]68 17.16 | 17.12169. 17.34 | 17.51 |70. 18.08| 17.93 [71. 18.39 | 18,29 |72- 13. Aug. . Sept. Oct. Nov. Dec. 102 2 15.— 19. 20.—24. 25.---29. 30° Aug. 4.— 8. 9.13. 14.—18. 19223: 24.—28. ae Sept. 3.— 7. 8.—12. 13.—17. 18.—22. 23:21. 28.— 2. .Oct. 3.— 7. 8.— 12. LS 18.— 22. 23 IR: 28.-— 1. . Nov. 2.— 6. nl 12.—16. 17.—921. 22.—26. 27.— 1. . Dec. 2.— 6. 7.—11. 12716, 17.—21. 22.—26. 27.—31. beob- achtet ausge- glichen 18.62 19.00 19.33 19.53 19,47 19.26 GLS 19.07 18.89 18.46 17.88 17.28 16,72 16.16 19.45 14.65 13.92 18:54 12.64 11.74 10.69 971 8.85 1.94 6.96 6.03 5.16 4.4] 3.92 361 3-06 2.17 1.36 0.91 18.30 19.37 19 08 19,88 19.60 19,05 19.16 19.04 19.19 18.47 17.89 17.25 16.64 16.30 15.61 14.46 13.93 13.19 12.93 11.82 10.61 9.58 8.87 8.20 6.67 6.16 5.08 433 3.53 SAS 3.51 | 1,9% 1.10 0.82 0.81! 058 0.10! 0.17 0.39 | —0.20 9 Tabelle 3. Januar . . Februar . Marre. =: April: Ma. . = Jung 2. Julie August... September October . November December Normal-Mittel. Zahl der Beobachtungs- jahre. Bewölkung. Temperatur. Mittel 1864—89 1827—1888 26 62 6.95 , — 0.2 6.98 1.9 6.67 5.0 6.21 9.6 5.94 13.8 5.85 17.4 5.28 19.2 5.30 18.3 5.25 14.6 6.90 9.6 7.52 4.5 7.34 0.9 6.35 9.55 Winterliche Erscheinungen. Erster Reif..... Erster Schneefall . Erste Schneedecke . Letzte Schneedecke Letzter Schneefall . Letzter Reif . . .. Frühling 2, . SOMME... Herbst... MNinter: 2. Zahl der Mittleres Beobachtungs- Datum. 3 Jahre. Oct. 13. 14 Nov. 19. 112 Nov. 26. 35 März 19. 35 April 8. 112 April 20. 14 Temperatur |Niederschlagsmenge 9,5 220 18.8 285 9.6 232 0.9 136 — 131 — sprechend dem früher festgestellten Genauigkeitsgrade') auf ganze Millimeter abgerundet. Electr. Erscheinungen. Die Unterscheidung zwischen den in der Nähe vorüberziehenden und am Beobachtungs- orte selbst ausbrechenden Gewittern wurde als undurch- führbar fallen gelassen. Unter „Donner“ sind alle Tage gezählt, an welchen von einem oder mehreren Gewittern der Donner gehört wurde. Dabei zählte man den Ge- wittertag wie den Niederschlagstag von 72 bis zur selben Stunde des folgenden Datums. Unter ,Gewitterzahl* ist die Anzahl der einzelnen von einander unterscheid- baren Gewitter angegeben. Erster Reif ‘den 16. October. Letzter Reif den 22. April. Erster Frost den 16. October. Letzter Frost den 8. April. Erster Schnee den 7. October. Letzter Schnee den 12. April. Erster liegenbleibender Schnee Letzter liegenbleibender Schnee den 7. November. den 7. April. Längster Zeitraum ohne messbaren Niederschlag: 14.— 51. October oder 18 Tage. Längster Zeitraum mit täglichem Regen: 9.—18. März oder 10 Tage. 1) Vgl. Die bei Regenmessungen wünschbare und erreichbare Genauigkeit. Diese Verhandl. Teil VIII, p. 579—590. 1838. Mittel. Extreme. Er Ren | LEO . ” A | ın Din | SD | Tag. a Tag. Osciliation Tag. | mittel. mum. mum. in 24 Stdn. | Januar... 744.47 744.31 744.64 744.47 128.2 28. 754.2 8. | 12.5 | 21.722 7h: | Februar . . 733.82 733.91 734.16 | 733.96 | 719.7 20. 745.6 5. 8.4 2. 21e a März... . 180.88 730.40 731.11 730.80 715.9 28. 745.4 de 12.8 21.20. 72h: Ge Aptıl res 734.68 134.55 734.48 | 734.55 727.1 4. 741.4 28. 8.723220, 25,0 Male. 189.18 738.98 139.36 | 739.36 728.9 28. 747.8 6. 11.2 DAN Beten | JUN. ..... 7137.36 736.97 736.94 737.09 728.4 30. 745.0 2. 1.82 15.10. Ich. ue 736.17 135.84 736.08 736.03 TES) 16. 741.7 2. SAR AS | August. .. 740.23 739.84 740.11 740.06 730.8 ER 745.2 9. 11.3 SERRES SET September . 741.06 740.59 740.77 740.81 726.6 30. 747.8 12. 10.1 29/80 7h. October .. 740.63 740.03 740.45 740.37 113.2 2 751.0 28. 11.5 2/2 Ich: November . 738.34 | 737.95 738.20 738.16 722.4 29. 750.9 23. OS 3024080 | Dezember . 740.96 740.77 741.29 741.01 722.7 22. 748.1 6. 16. 10.1 24./23.7-h. Jahr . . 738.19 mas | 737.87 | 738.13 738.06 715.9 128. März 754.2 | 8. Jan. 12.8 98 (1/22. Min 21./22. März | Lufidruck. | 1ÿ | 98 CET & 08 MR SOIT m ao | 4ETL 429 | “aa | 8 ve Al 48 "I D 0) 0 ROZ EEE Pe6 CIC 69T |. * {690 = I 1 L'OT ‘96 PO) TOI 61'4 194 S'y “ ‘AOquAON | sa 2 "08 GI "06 90 = 2.7989 61'9 SOI g9'6 °° * 2000900 Fe = 9 6°GG "06 84 88 PI ST'PI IL'8T 6661 “ aoqueydag = GE "GI —'OI 8'416 Ji OI | SO'LT 88 9T 8608 GL'ST °*" qenény : æ = "96 39% el 9'OT OS'9T SO'AT FL GT Oÿ GT N SEE == == ak 608 Tell 48 | 9841 og GI'TC GS'GT REC PE ALLER | = = "GI 8 46 "II LEA | LOT sel F9'8T PO'IT RER AN pre I v ‘68 a Ce ST oe a 06'9 98'6 88'G eh = 6: IT "46 O'9T ‘à 76 20V 098 4S°9 18% rt ZW | GT IG ‘CI 76 ‘6 CES) A SOUS" 20020 GG NEN: FI IG "8% 0'9 "18 Vals. nl NO ze 20 PER ln? en | à. ee à à _ “nu ‚Sy "nu -Toyyruu 2 a Ay L -IXUN L -TUTN da nt 4 RES = ‘oW9a41}X3 THIN 8881 abe] J9p Iyez snıspn anyeaoaodwdL Januar . . EE | Februar . = März. . April... Male | un 22. A = August . . September October . November December Relative Feuchtigkeit. Jahr... 5») 12.2 ss 83.4 Bewölkung. Niederschlag. = . | Dauer 3 : ne = 8 A | % = sa lee ee = 5 9h = SRE = = = E & S 5 = E m or A en = Stunden 3 I a en _ ee SE a 63 | À. 5.8 | 6.2 93 47 TA 29 15 8 6212292 05 57 | 12. 8.6 | 8.6 36 121 161 4188 | 15 | 1.1, 24 50 9, 7.6 | 7.6 76 2 | 19 | 91106 9 | 26 | 25. | 741 39: 5222: 7.7| 79 To 1:1 192.854. 9421214217902 932.028 24 29. 45: 49:262- 19 40 08) 11 1. | 4.7 29 4. 5,8 | 5.4 | 206 6 Tas A = 1219218 8 44 | 15. 6.6| 67| 163 | — | 11 | 722 =2782,802. 82 48 | 10. 5.0 | 5.6 | 198 6110! AI 80| — | 21 9, | 8.9 56 | 16. 4.0 | 5.4| 156 7 1223: 2:86: 2° 2595722521236 51 16. 4,9 | 4.7| 166 7 6| 61100! — | 45 Del: a PTE 8.7 | 84 5l 1122 110! 49 Seel 9459 65 | 3. 5.1 | 49! 100 I10 | 8! 6| 15 | — 6 | 26. | 3.0 ee A Re RE ee OT al Be 24 V 17.01 5.9 | 6.11 6.3 | 1580 | 56 | 146 | 75 | 827 | 78 | 45 X | 6.3 "uaqagpıq UOIPION -yoneruayoH HOXPUOAV pun -u9SIoN "uasoquasay *SULIPUON -ZuLIuguuog “Jdneqioqn . "1auuod "10JIM92) *2H23p99u9S siÈret "yosız] 142917 ‘U2JU9N9119999 M "sP3JeI9 ‘ISSN Zahl der Tage mit UISay A9LIOAFOH 'I793eH "aauy2s pun u259Y% "39uyog "wur CO '4sapuru Nieder- schlag | -Tosaıy | | | | uasay ‘ydueyioqn 29 | 15 | 16 26 | 15 | 23 10 2| 2 5 8 8 è | 13 1 20 | 17 | 20 28 | 17 | 28 se 9 TT 9 | 12 12 September October . . .. 17 | 12 | 16 1 2 November December... Anzahl und mittlere Stärke der Winde. | ae | 3:10), 4 lois | 12 22:15) 15.110) 5 ete 2.78 12 501 | Bebmar | Mg) 2.10 4.100090 #151 9 Lol 20/25 Los 10, 5 | Mana eh Vol 1 10a or 9 10) 22 lol 10 20 kt en Ani. 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Januar... 741.66 741.59 141.96 | 741.74 722.8 12. 753.8 Februar . . 134.53 734.49 734.44 734.49 1194 3. 750.7 März. —..% 737.09 736.88 737.28 737.08 720.9 21. 747.6 MDP es... 132.37 731.80 752.40 732.19 719.0 9% 745.3 Mai: 135.02 734.49 134.12 734.74 725.8 25. 739.7 JUNE. +. 737.06 736.56 736.95 736.86 729.9 10. 744.3 JUNE, 738.18 137.68 737.91 137.91 730.9 21. 744.1 August... 739.16 738.96 738.91 739.01 730.9 19: 746.0 September . 739.06 738.61 738.89 738.85 1238 25. 746.2 October . . 734.26 734.61 734.84 784.57 720.9 22. 741.1 November . 744.44 744.23 744.74 744.47 726.2 ae 754.2 December . 743.69 748.64 748.97 743.77 728.7 11. 752.8 Extreme. Grösste ns ae 2 27. 10.1 13./12..9ch: 18. 10.1 16./15. 7 h. 24, 14.7 22./21. 9 h. 19. 98 10,9: 30. 5.0 aa. [25 1 h.28./27.9h. 30. 8.8 4:73. 7... 1- 6.9 25./26. 7 h. 28. 8.0 18./19. I. 26. 13.3 26./25. 7 h. 115% 12.8 23.2 oh. 20. 12.0 24./25. 1 h. 1% 13.0 12/1 Sch, Jahr = 21.788.042 2 790.09 | 2758.08 7 790.94 HALO UNE ENT 754.2 | XI 17 1 | II 16./15. AV 96 ILA 9°68 IIX | sI LG "86 88 "6 I IT y JE: "06 ze: =: ‘4 T'OT ‘ST GI Fe = "I 69% "St LT I FR ‘GI I 9°LG "86 FE RS "oT 968 "46 SIE ZI ‘8 6.86 ‘7 = = ‘T6 696 "GI = CE ‘IG G'aT "6 G LA! ‘OT S'II QE IT 8T "GC 9°6 ‘GT FI 98 ‘18 8°9 au "uoneyynYy “Wu -TxeN ‘019 41}X 7 abe] Jap jUeZ 698 DL => LAN G0'6 GL'ET GS'LT 68 8T GS'8l y GI Gé'8 sec ol Bcaleze "7m -S08U snspg ‘ANUS M9 EL sr Il 50T ES) 89'TI 92/9T 66 08 GS IG 06 86 GT'GI FLTI 967 8rL 68 0 L6°9 (0 ST 09% 66 4 7801 Sy GT IL'9OT gell 7681 81'9 98'0 Sch = 16.055 AE * 194099] | * 104940 N * * 1940720 Joquejdog * + Jsnsny ‘mp ‘Iunf * IN tady ZIeN denıgag Tenue f | | | Januar . | Februar. März .. Noel Mair =. Jun... Juli... August . 0 September. . October . November. December. . Jahr . . Relative Feuchtigkeit. 95.6 93.7 94.4 84.0 85.0 84.5 83.7 83.3 87.9 95.3 92.4 98.0 89.8 92.2 85.6 81.5 60.3 65.5 71.9 61.0 61.3 64.3 era! 18.9 95.4 74.6 96.2 94.7 91.6 79.5 85.7 86.9 83.6 83.2 85.8 93.0 90.9 99.0 89.2 94.6 91.4 89.1 714.7 78.6 81.1 76.1 75.9 19.3 88.5 87.4 97.4 84.5 Minimum. al 31. [72 18. | 8.1 29. | 7.6 20. | 7.0 5. | 6.5 7. |: 7.0 12. |: 58 dj 53 16. | 4.9 1 79 || 27. | 8.9 IX | 6.9 Bewölkung. Dauer des Sonnen- scheins in Stunden. 5.8 5.6 6.2 61 el 1.3 7.5 59 6.5 71.2 7.1 83 5.7 6.0 6.2 126 1.2 6.7 6.8 151 Zahl der Tage. OR di mi © © © O0 ww mm om u 0111 ohne Sonne. m a -3 Qu Li En oo © © D © À Où à — CD Le) 89 |ge | ge |9ı | Ir lea 4 | tr | ré LF TT SAT IGIG] x | ce Les Gut | 807 | 8r4 | er DCR Oel EG II an en SI ° 49q40999(F Paz bre En pi) ce er ere tr cr PS ie ere) rer Me ne ee ae a ee re Te lee el nn. Bel Te TOT Tele en | = ot ce age 2 TEncne A ee er zer eo a ee age) SR SCHE | Rome eg 7 OR or | See 90, 0 ea oc Rent ee ee ee ee || ee | AE LAN ie Re. ko ESSONNE ee nn AE VE, F | — 16 + + « rudy = tre RTS cn on ne Pere cr 90 rer API 2; SE ZUR | (a ee ee ee ee ee en ° * AU DORE MES ee ee Sen pe oo AS I male OT ° * * aunuep JE IE Sn PA DIE POSE ARE RP ER ES EE | : = & % 1 |ro 4 | à E ne "0% | ‘WU OT É su SE S |0e gr) 01,9 | 1 T0) = | ;|82| 25) sugepum | £ Re usopuim = | | EIE| 83% a UOA 19pP à B ® E % 99UU2Q | :'UU SU2/$9pPUIU Fe uawwnssyeuon] 1 u Fa SUIHOSAOSDOIN Im OSULE I9p IUUZ *OSUO IQ - SSUIHOSIOPOIN & Zahl der Tage mit . le = 1889. REBEL. ee a Bläsls|8|2 SE > 52 5|3 > a ee LÉ sde Selen & Jana LU, —|—| 1/|2/|8/|6|1| —| —| 4) --I1—| 2 Bebruar 7.2... A 1 RS RETIENS TES on ee ess Marz Wr I RE RS LC PARTS PO AE A A 2 1 ADS ARENA 2l— —|—| 2|—| 2 |1 —| 313 |— Mans. —| 11 —| —| —| —| 2| 11116191 una NUE Zelle En En — 2, ee oa August ......|—| —| — — — — 1|—| 1)4| 712 |— September ... ee 51 —| —| —| 1|3]5 |— Beiober... —ı —| | —| — 5 4| —| — 1| —| —|— November .....,: |) —ı 227725 22 pp ee Deeember 1 - ya — |— COOP EEEEPPREECE 17 DEEE | Letzte Schneedecke den 3. April. Erster Reif den 16. September. Letzter Schnee den 4. April. Erster Frost den 13. November. Letzter Frost den 29. März. Erster Schnee den 20. October. Letzter Reif den 18. April. Erste Schneedecke den 27. Nov. Längste Trockenzeit: 6.—19. September oder 14 Tage, 11.—24. November oder 14 Tage. Längste Regenzeit: 13.—20. Mai oder 8 Tage, | 7.—14. October oder 8 Tage. Fer | PIC | 90% |&'1 | lon een Kr rer | pie Lt | IS IST | Set | “ mer 404. 0 Apt 107% & 107 C/O 76 or Pot Or | @ om nec ones Bor go lest oT T loi Tl BET | SE BET eee lon er OT er toner Bor ce (ar ser lo | 1 loc) O1 IT | 08 00007 | ce l'O | 07% IE cam Te Br er ler 1 bot 12 IE Se tar. ol ler 2 var equal 2 ko er er 9. =) ei IE ET SSL IT 08 OT CR oT lon RE cent ya ee 6 | Pi Tr (OL TE TUT 20700 ver. le Ts wer (era Er | De No 0 Ge loin ol 01 ng l'on = lo Fre 2 ler oe ran 4 zog NO Les dr | 90 KOT pt OL 20 107) 91 10075. 220 Tan = don do or. alters lot) 92 Mt one Ter Ver 7 MDI Rien or) Pot | 8 T0 Tr Or 62 Tr 67 HOT 10 bo ape arg, zn | = 07 Oo dorer Ip. 92101-722107) 6.1007 56 ee oe are 2e OL eo e 2 LOT ee On © (07.27 lé 106 |ST Co PT PSN pur 49P 9HARIS 91010 pun TUUZUY 144 Temperatur-Differenz |Tägliche Amplitude 1889 Temperatur, Celsius. Irrenanstalt — Bernoullianum. Mittel 1E — 7h Irren- ann | | Tages | | Tages ï | B li | En > 32 | a 2 | In: | nn | ir wi | an. “| Differenz, Janhmarı 2. 10 3.09 0.73 | — 1.93 | — 159 | — 0.35 0.50 | — 0.52 | — 0.21 DO 3.14 0.83 Februar .. |— 1.15 1.87 | — 0.35 0.01 0.18 0.39 0.24 0.27 3.02 2.81 0.21 Matrice 0.62 5.82 PE 2.83 0.36 0.86 | — 0.01 0.30 5.20 4,70 0.50 Annl 2. 6.09 12.41 1.24 8.25 | — 0.09 0.67 | — 0.49 | — 0.10 6.52 5.56 0.76 Mai. : 19.27 19.88 14,09 15.33 | — 0.67 0.73 | — 0.21 | — 0.09 6.61 5.21 1.40 Juni 16.87 | 22.63 1.515 18.44 | — 0.48 0.43 | — 0.79 | — 0.41 5.76 4.85 0.91 Jules 16.30 21.34 16.70 17.89 | — 0.41 0.02 | — 0.70 | — 0.44 5.54 5.11 0.43 Aust... ... 15.23 | 21.27 15.89 17.07 | — 0.20 0.34 | — 0.70 | — 0.52 6.04 5.50 0.54 September . 10.63 17.45 11.91 12.98 | — 0.21 0.69 | — 0.53 | — 0.14 6.82 5.92 0.90 October . 7.86 12.33 8.45 9.14 0.03 0.65 | — 0.16 0.09 4.97 4.35 0.62 November 2.36 7.07 3.09 3.90 | — 0.24 0.52 | — 0.02 0.06 4,71 3.95 0.76 December . 2.82 0.19 | — 1.95 | — 1.63 | — 0.02 0.54 | — 0.01 0.13 3.01 245 0.56 Jahr . 6.79 11.96 HUE 8.55 | — 0.16 0.53 5.17 4.46 0.71 | — 0.07 ed a A TU ap VE EEE DA EEE RER IN; va ER iR CRT ST" sr IE EA | ; — 145 — Abweichungen der Jahreszeiten. Mittlere Temperatur. Regenhöhe. Jahreszeit. Ä 0, 1888— 9. Normal. Dift. | 1888—9.|Normal.| Diff. Winter 1887/8 . . Frühling 1888 .. 8.6 9521 0.9 228 220 + 8 Sommer 1888 .. y à 18.3 | — 1.2 293 285 4-8 Herbst 1888 . . . 9.0 9.6 | — 0.6 235 232 + 3 Winter 1888/9 .. | — 0.6 0.9 — 1.5 93..2.136 43 Frühling 1589 .. 8.8 9.5 | — 0.7 137 220 | — 88 Sommer 1889 .. 18.2 18.3 | — 0.1 289 285 | +4 u Herbst 1889: : 8.7 9.6 | — 0.9 226 232 | —6 ‚Abweichung des Monatsmittels|des Monatsmittels| der monatlichen Regenmenge der Zahl der der mittleren des Luftdrucks | der Temperatur vom 25jährigen Mittel Regentage mit Bewölkung vom ' vom 1 mm. und mehr vom 54 jährigen Mittell62jährigen Mittel 1888 1889 25 jährigen mitteil26 jährigen Mittel 1888 | 1889 | 1888 | 1889 | mm. °/ mm. | 0j | 1888 | 1889 | 1888 | 1889 | Januar . . . 6.0 Do tt 10 De oa a 6 06 0 | Retours 20) 55) 290 2009) 1) 2 26 | * 62 1 5 1.6 0.5 de | Mars, 2... | 56 DTA 10 25 47 | | 6 1 0.9 0.4 So ee 0) 2351294 39 24 se Se 1.7 0.0 Mare as es 0.8 1.6 | 262 69) MAG ae 0.9 Em | a ol 00 5 29 26 44 40 7 seh 05), 008 ul 0e eo | | en el 1.4 0.0 || | August . . . | 21 70) 15312097 2. 2 9 2 12 |] 0.3 | — 0.4 | September . 2.6 0.6 | 15 2 oo | m Bar 004 | October. . . 28° 30150105 20 25 Br Pl 9 1— 22 0.3 | November . 1.2 71.5 11 07 19 0 a es) 009.16 | December . 2.1 AO 14,927 | 49 74) = 39 | —68 | 5 — 3 1—24 | — 0.2 Jahr 0 | 0.5 | | (ON eu | 5 1% | 11 | 8 | 0 0 | 0 — 147 — Verlauf der Witterung. 1. Temperatur. Wie das Vorjahr, so war auch das Jahr 1888 ganz beträchtlich zu kalt, seine Mitteltempe- ratur ist 191 unter der Normalen, und reiht sich damit den kältesten Jahren des Jahrhunderts an. Eine noch niedrigere Mitteltemperatur weisen nur auf 1887, 1879 und 1871. Zu diesem Ergebnisse haben fast alle Monate beigetragen, nur Mai und der einen herrlichen Altweiber- sommer bringende November waren zu mild, alle andern Monate zu kühl, in besonders hohem Grade der October, der nächst dem October der Jahre 1887 und 1881 der kälteste der ganzen Beobachtungs-Reihe ist. Weniger extrem, aber immerhin noch ungewöhnlich kalt war der Februar. Die absolute Abweichung des Juli ist weniger bedeutend als die der eben genannten Monate, aber re- lativ war jener Monat doch kühler, indem nur ein einzi- ger, der Juli 1879, ein niedrigeres Temperaturmittel besitzt als der Juli 1888. All dem entspricht, dass wir im Jahr 1888 nicht weniger als 18 Tage finden, deren mittlere Tagestemperatur unter das seit 1826 am näm- _ liehen Datum beobachtete Mittel herabsinkt, dagegen nur 3 Tage mit einem das bisher beobachtete höchste Mittel übersteigenden. Diese Tage sind: Kälteste Tage. Bisher 1888. Tagesmittel. kältester Tag. Jahr. Februar 24. — 6.6 — 3.5 1860 og a 1840 4 a 2.4 1881 5. 04 1.8 1839 6 2.09 je 1839 7 Pot 1.5 1837 uni a AB, 11.0 11.3 1884 Jul 419 191 13.5 1841 2 13. 12.0 14.0 1840 August 1 14.6 14.6 1860, 1866 { 2 11.7 14.6 1867 5 5. 13.1 14.1 1829 à 6. 2 14.5 1867 October 7 3.7 4.7 1881 à 8 44 4.8 1829 : 9. 4,9 4.4 1877 oh 2.8 29 001843 21. 27 3.3 1842 Wärmste Tage. Bisher 1888. Tagesmittel. wärmster Tag. Jahr. Juni 4. 25.1 24.3 1858 EA À 24.6 23.9 1849, 1858 6. 941 23.9 1849 Das Ungewöhnliche der Octoberkälte wird auch da- durch veranschaulicht, dass wenn man von drei ganz vereinzelten Schneefällen. im August und September früherer Jahre absieht, im Jahre 1888 der erste Schnee- fall früher eingetreten ist als je in den 111 Jahren, aus denen wir zuverlässige Angaben besitzen. Durchschnitt- lich haben wir den ersten Schnee am 19. November zu erwarten, der bisher frühste Fall trat am 8. October 1829, dem kalten Winter 1829/30 vorausgehend, auf, 1888 dagegen schon am 7. October. Da schon der October des Vorjahres 1887 durchaus winterlich war und dieser Zustand bis Mitte April 1888 andauerte, so wird mit Fug und Recht der Winter 1887/88 in der Witterungsgeschichte als der lange Winter par excellence denkwürdig bleiben. = oo Im Jahre 1889 dauerte die abnorme kalte Witte- rung fort, nur im Mai und Juni überstieg die Tempe- ratur den Normalwert, und besonders der Mai darf zu den warmen Monaten gezählt werden, wiewol er noch lange nicht.an die heissen Maimonate der Jahre 1841 und 1868 hinanreichte. Mit dem Juli trat jedoch wieder ein Rückfall zu mangelnder Wärme ein, und dieser hielt fast bis zu Ende des Jahres an, so dass das Wärme- deficit des Jahres 1889 nur weniges hinter dem des Vorjahres zurückblieb. Die Temperaturabweichungen der Jahreszeiten (pag. 145) bringen diese abnormen Ver- hältnisse sehr deutlich zum Ausdruck, indem vom Herb- ste 1887 an. bis ins Jahr 1890 hinein nicht eine einzige . Jahreszeit den normalen Wärmegrad erreichte. Unter solchen Umständen wundert es nicht, dass auch das Jahr 1889 wieder eine grosse Zahl, nämlich 10, Tage auf- weist, an denen das Tagesmittel niedriger ausfiel als je zuvor seit 1826, dagegen nur ein einziger Tag die Tem- peraturgrenze nach oben hin erweiterte. Es sind dies die Tage: Kälteste Tage. Bisher | 1889. Tagesmittel. kältester Tag. Jahr. Februar 27. —42 40 1858 März 16. — 9.9 — 4.0 1887 April 2 2.2 2.8 1881 September 16. 8.2 8.9 1548 : EL. 6.9 9.5 1870 ER 8, 75 10.0 1877 n 21. 9.1 9.3 1527 HOMMES LT 8.0 1887 October 2. 7.0 (or 1887 December 2. 5 — (6.1 — 5,5 1879 150 Temperatur. Mittel und Abweichungen vom Normalwert. Pentade. ana: 92-10. 114265; 16. — 20. 21. — 25. 26. — 30. 31.— 4. Febr Febr ae 0: 10... 17% 19. —.19. 200 2% 25, 2.4. Marz März 2. — 6. Ma Sl. Tor, A Dr Bar 20 DIE ONE April 1. — 5. 60; 14. — 215: 16 20% 2 5) 26. — 30: Mari, 20 62108 1.12.2419, 16.220: DRE JO 30: 31. — 4. Juni Juni 5. — 9. 10: —- 14. DEMO: DOVE 25. — 29. — 2.6 2.8 1888 SHereo OO © à C9 CO Qt ssnowm © À vom © 00 LP 1889 Mittel. | Abweichg Mittel. | Abweichg, | — 151 — Temperatur, Mittel und Abweichungen vom Normalwert. 1888 1889 | Pentade. | | Mittel. | Abweiche.) Mittel. a Abweichg. | | | 37. 3um150.2- 4. Juli 14.8 | = 39.1 2.177:%. 009% sarah 5.-— 9; 167.014 9.3.2..1199 0.2 39. 10 = 14 a | aa 4.1 40. 18.— 19... 168.272 231.15 16.5 3 41. 30 2 20.0 06 | 176 | —19 49, 2 28 18.500. 52.082. ET GE 236 43. 30. — 3. Ausg. 15.0 — ah 19.7 0.5 ar Aue A. 8; 14.3 rg 18.517206 45. ee 21.5 2.6 16.5.1794 46. DI] S: AO LO HENRI. 06 47. 19. — 23. 164, 2 17.9 0.1 48. DA. 96. 18.0 DS 1380095 49. 29.— 2. Sept. 13.90 2702 OS PO 7 3.0 507 Sep. 3.2 7. 16.7 0.6 16.8 0.7 51 8,19 a | 16.3 0.9 52 9, 16.5 1.8 DOS 00 53 Fee 14.3 0.3 9:68 43 54 93427, 15.8 2.4 93, 4 55. 26.9 Oct; 12.7 0.0 GA AIRES 9 56 Det. 18 °7. Tea. ER ANS IE 22208 57 39 SR DEN 9.1 — 16 58 135° 17 5.6 SA Tip ee, 59 180.299 4.1 Ne) 833.206 60 93 297 7.0 zus, 8.8 0.8 61. 28. 1 Nov: 7.5 05 | 9.9 2.9 } 62. Nov. :2. — 6 Se 7.5 1.4 63 el 2.1 2 13 2.2 64 19.216 4.6 0.2 3.0 re 65 Le ol 7.3 3.4 DA = NE 66 29,36 6.1 2.5 1.73, 67. D 12Dee, 7.0 N N a Ba! 68. Dee. 2.— À 0.3 = 19 | —47 | — 69 69. : HE 04 LEO LAN 26. Sen 70 Kern 38 1.247 1 0601013 pal Berg 2108 2 TAG) DES STD TL ARE 72 DRE TS 2.4 2.3 3.0 2.8 73 PA ARE à | 0.5 Pr DEL ir RE Rss Netz — 12 — Wärmste Tage. Bisher 1889. Tagesmittel. wärmster Tag. Jahr. Juli 12. 27.17 27.5 1832 Um diese ganz eigenartigen Kältezustände auf einen Blick übersehen zu können, geben wir im Folgenden eine Zusammenstellung der Pentadenmittel der Tempe- ratur (berechnet nach dem Schema - (711429) so- wie ihrer Abweichungen von den pag. 129 angeführten ausgeglichenen Normalwerten. Die Tabelle, sowie ihre graphische Darstellung (Tafel 1.) lässt erkennen, dass das Jahr 1888 mehr durch intensive, das Jahr 1889 mehr durch lang andauernde Kälte ausgezeichnet ist. Zweimal, Mitte März bis Mitte April und Mitte No- vember bis Mitte Dezember begegnen wir heihen von 8 aufeinander folgenden zu kühlen Pentaden und im Som- mer 1888 finden wir eine 7 Pentaden umfassende kalte Periode. 2. Niederschlag. Beide Beobachtungsjahre zählen hinsichtlich der Regenmenge zu den trocknen, 1889 stär- ker als das vorhergehende. Im Jahre 1888 war wesent- lich nur der Jahresanfang zu trocken, sowie der Mai, letzterer Monat in so ausserordentlichem Grade wie nicht mehr seit Mai 1868. Wesentlich zu nass war nur der März, der nahe an die bisher regenreichsten der Jahre 1866, 1867 und 1880 heranreichte. Im Jahre 1889 erstreckte sich die Trockenheit über 9 Monate und war im Januar, April und December besonders intensiv. Der Rhein wurde im Januar so niedrig, dass bei Laufenburg der berühmte Laufenstein sichtbar wurde, der Stand am Basler. Rheinpegel betrug am 28. bloss 7 Centimeter. Im Gegensatze hiezu steht der October, der hin- ‚Januar Februar September | October November Verlauf der Temperatur in den Jahren 1888 und 1889 we 7 I | | | | nach Penta den . für 1888 > VE C2 C2 Zn . Ê | | | | | | ı Il | | Pentade 5! | Is 2 215 30 35 4/0 415 15 55 60 | 65 70 Verhandlungen der Naturforschenden Ges. in Basel. Bd. 9. | Temp.Scala — 153 — sichtlich der Häufigkeit wie der Ausgiebigkeit der Nie- derschläge nur noch von dem des Jahres 1880 über- troffen wird. Tage mit mindestens 20 mm. Niederschlag brachte 1888 2, 1889 die für ein Trockenjahr sehr hohe Zahl von 7, nämlich: 1888. Tagesmenge des Ne Marz 329. en nee 220.8 Oelober 72.2, nm a. ,08.2 1889. | Mai Dee 20 Juni | i De me eo Juli ER ae RU) sus De a rn 27250 ser 4 0.00: %% 050 RE 24.2 3. Auch der Luftdruck lässt deutlich das Ungewöhn- liche der Witterungsverhältnisse der beiden Berichts- jahre erkennen. März und Juli 1888 und der Mai 1889 sind durch ausserordentlich niedrige Monatsmittel, Mai und August 1888 durch sehr hohe ausgezeichnet, und im November 1889 erreichte das Monatsmittel einen in sol- cher Höhe in der ganzen 1826 beginnenden Beobachtungs- reihe noch nicht vorgekommenen Wert. Ebenso weisen ‚ die Extreme eine Reihe bemerkenswerter Fälle auf, im ‚Juli 1888 lag das Minimum besonders tief, im Mai und October 1889 das Maximum, während September und October 1888, sowie November 1889 durch sehr hohe Maxima hervorstechen. 4. Von besondern Erscheinungen sind zu erwähnen: Der Rhein trieb Grundeis 1888, Januar 30. von Morgens an bis zum Abend des 31. schwach, dann stark am 1. Fe- — 14 — bruar, am 2. erlosch dasselbe gegen Abend. Im Jahre 1889 brachte der Rhein in der Nacht vom 13./14. Fe- bruar wieder viel Grundeis, um 4b Morgens war er fast- mit demselben überdeckt, gegen Abend wurde der Strom wieder eisfrei. Am 6. Januar 1888 machte Glatteis die Wettstein- brücke auf kurze Zeit unpassirbar. Im folgenden Jahre stellte sich fast am selben Datum, nämlich am 7. Januar, abermals ein starkes Glatteis ein und verursachte in den steilen Strassen der Stadt eine Anzahl von Unglücks- tällen. Blitzschläge: 1888. 20. Juni, 5p. In die Küche des Missionshauses ohne wesentlichen Schaden. 1888, Juli, fand in der Nacht vom 27./28. etwa von Mitternacht bis 1 Uhr ein starkes Gewitter statt, ihm folgte um 3h a. ein noch viel heftigeres; dasselbe zog niedrig über dem Boden hin, der Donner rollte ununter- brochen in der Art eines eigentümlichen Geknatters und es hatte den Anschein, als ob jeder Blitz einschlüge. Am nächsten Tage wurden denn auch eine ganze Reihe von Blitzschlägen bekannt, so im Hause Feierabendstrasse 52, wo er wieder genau den nämlichen Weg nahm wie einige Jahre zuvor. An der Ryffstrasse wurde ein Apricosen- baum, am Riehenteichweg eine Pappel getroffen, am Hause Elsässerstrasse 81 deckte der Blitz von der First bis zum untern Dachrande eine Reihe Ziegel ab und. ging dann, dem Rand des Daches folgend, durch einen Balken hindurch der Mauer entlang, ohne zu zünden, zum Boden. | Im benachbarten St. Ludwig schlug er in den Blitz- ableiter einer Fabrik, ferner in ein Bahnwärterhäuschen unterhalb des Bahnhofs und zertrümmerte die Thüre. Eben dort erschlug der Blitz in einer Stallung zwei — 155 — Pferde, ein drittes verlor nur das Eisen an einem Vorder- huf, die Stallung selbst brannte nieder. Näher bei Basel, am Entenweidgässli, wurde eine Telegraphenstange ge- troffen. Auf dem Strässchen von St. Ludwig nach Burg- felden, etwa 100 Schritt vom letztern Dorfe entfernt, an einer Stelle, wo sich offenbar stehendes Wasser gesam- melt hatte, wurde der deutsche Grenzwächter Ringwald vom Blitze getroffen und getötet. Der Tod scheint augenblicklich erfolgt zu sein, denn man fand den Un- olücklichen nachher noch den Stock des (mit Meerrohr- gestell versehenen) Regenschirms, mit dem er sich gegen das Unwetter einigermassen zu schützen suchte, fest ın der Hand haltend. Sein Gewehrschaft wurde zersplittert, der Rock an Aermel und Kragen zerfetzt, auch die Fuss- bekleidung ganz ähnlich wie bei andern solchen Un- glücksfällen beschädigt, Sohle und Hacken abgetrennt. Es bestätigt dieser Fall aufs neue die Gefährlichkeit von wasserdurchtränkten, also gut leitenden Stellen des Erd- bodens, namentlich bei niedrig ziehenden Gewittern. 1888, September 30, schlägt der Blitz in die Tele- graphenleitung am badischen Bahnhof und zerstört im Innern des Gebäudes den isolirten Leitungsdraht, ohne weitern Schaden anzurichten. 1889, Juli 1, schlug der Blitz im Soolbad Schweizer- hall ein, demolirte einen Schornstein bis zum Erdgeschoss, zerstörte verschiedenes Küchenmobiliar und betäubte eine Frau für längere Zeit. An der Telephon-Central-Station in Basel fielen bei 4 Blitzen die sämmtlichen Klappen; ausserdem wurden drei ins Birstal führende Leitungen beschädist. Bei dem nämlichen Gewitter schlug der Blitz auch in einen Schornstein des Hauses Elisabethen- strasse 5, jedoch ohne erheblichen Schaden anzurichten. Höhenrauch.. Am 26. Mai, Vm. 10 Uhr, erfüllte ein brenzlicher Höhenrauchgeruch die ganze Umgebung von nb Basel, ebenso am folgenden Tage. Der Himmel hatte ein weisslich trübes Aussehen. Die Sonne ging am 27. blutrot unter. Die Wetterkarten zeigten die für das Auftreten von Höhenrauch bei uns charakteristische Si- tuation, schon seit dem 21. Mai lag ein Druckmaximum über Grossbritannien, mit dem 24. nahmen die Isobaren auf und südlich der Nordsee jene meridional verlaufende Richtung an, welche eine directe Luftzufuhr aus den Gebieten der Moorbrände zur Folge hat. Am 25. be- gann das Barometer schwach, am 26. stärker zu fallen, so dass die in der Höhe schwebenden Rauchmassen zu Boden gezogen wurden. Ein leichter Regen am 28. schnitt die Erscheinung ab. Erdbeben. 1888. September 15. 11h 14m Nachts wurde in zwei verschiedenen Häusern am Olaragraben gleichzeitig ein Vibriren des Porcellanschirms einer Hängelampe gehört. 1889. Januar 7. 11" 52% Vormittags, also zur näm- lichen Zeit, da in der ganzen Ostschweiz heftige Erd- erschütterungen eintraten, wurde von 6 in den verschie- densten Quartieren der Stadt, Alban-Vorstadt, Malzgasse, Sternengasse, Claraschulhaus und Rheinsprung wohnen- den Beobachtern deutlich ein Erdstoss constatirt. Januar 19. 1b 25m Nachmittags zeigte das Seismometer im Bernoullianum einen leichten Stoss an. Mai 30. 85 56m Abends, ein offenbar mit dem Erdbeben bei Jersey und Cherbourg in Verbindung stehender Stoss.!) !) Vgl. für das Detail: Hagenbach-Bischoff. Erdbeben des 30. Mai 1889. Diese Verhandl. Bd. 8, p. 853. ‘69G ‘à ‘TITA ‘PA ‘TPUUUTO A osorp "TEA (x S'I09 | 6689 | 8'689 | 0'GEG | L'60G | S'68S | L'yre) G'egc | g'ore | r'eig | 9'606 | Koss] a — ren C'APS | 6768 | L'FT8 | 8'664 FE L'GLL | 9008 | 8468 | 8494 => = Gag ae | DE G'PT Gel a! 8'9T [NA LA A! OI GGT S'ET 9'AT L'ET > 4 bo Lo Zi er = Br D un 4 G LI El ei 5 = a = ® 3 © B BE Le & 22, (zi > © EN = * : tn zu = 8 A ® = Zahl der Tage mit mindestens 1 mm. Niederschlag. 2 8 =] El 3 a ne £ te = = 8 Sg 42 5 28 &D = à ; = a 5 1389. B EU < EB E Es 5) E = FE 5 à = Si ï AR de © oa a en rs) Er &n = sa SE Ss SH =) {=} < | d n tof0) & ‘© pe 5 © do D Fe © ‚| © © à = © = 8 3 er a en) 2 ra es) A Re F4 E < < je) n März. =. 11 11 11 12 12 12 = 11 10 13 13 = = Neil > 9 8 9 11 8 14 — 10 10 11 7 10 14 = Mars... 9 ul 12 12 11 13 = 13 14 13 11 14 15 : Jun. 0... 15 15 16 15 15 13 — 17 15 16 16 13 18 | Joue. | 10 12 10 10 14 10 10 12 12 10 11 12 16 August... | 10 9 9 11 12 11 bi 12 11 12 12 12 15 September . 7 7 9 8 10 9 7 9 9 8 9 9 10 : October .. | 20 18 18 18 16 16 19 18 18 16 18 18 15 | November . 8 7 7 7 7 6 7 8 6 10 7 10 9 December . 6 5 4 4. 4 4 4 5 4 8 4 6 7 Jahr .. | 119 117 120 124 124 | 122 58 152 | 125 154 114 136 119 | (6 Monate) | (9 Monate) Januar... 1 1 ] 1 1 1 == 1 1 3 3 3 — Februar . . 13 ar 14 15 14 13 = 16 15 14 9 16 en > Al SNS Ge I La — 161 — Registrirung des Niederschlags. Im Sommer 1888 wurde ein continuirlich regi- strirender Pluviometer aus der Werkstätte des Herrn Th. Usteri-Reinacher in Zürich aufgestellt. Das- selbe hat eine Auffangöffnung von 2,5 dm.” und ge- stattete während der Zeit, auf welche sich die nachfol- senden Tabellen beziehen, Niederschläge von der Inten- sität 0,1 mm. pro Stunde noch sicher zu messen, die Dauer der einzelnen Niederschläge konnte, sofern ihre Intensität nicht unter die genannte Grenze sank, bis auf wenige (2—3) Minuten sicher erhalten werden. Im Früh- jahr und Sommer 1889 war in Folge einer Störung die Empfindlichkeit eine geringere, und wir beschränken uns darum für diesen Zeitraum auf die Angabe der intensi- ven Niederschläge. | Nachfolgende Tabelle enthält alle vom 8. Juni 1888 bis 31. December 1889 beobachteten Niederschläge von A Te Er mindestens 5 Minuten Dauer und mindestens 20 mm. _ pro Stunde Intensität, und zwar nur so weit die Inten- sität innerhalb des angegebenen Zeitraumes merklich eonstant geblieben, andernfalls wurde die vom Instru- ment gezeichnete Curve in mehrere Teile von nahe con- stanter Neigung. zerlegt. (Vergleich den Platzregen vom 5. August 1889). Tägliche Periode des Niederschlags. Zur Ableitung der täglichen Periode konnten die Beobachtungen von 113 Niederschlagstagen verwendet werden, welche dem Zeit- raum vom 8. Juni— 30. September 1888, 12. December 1888 — 10. Januar 1889, 3. September —30. November und 11.— 31. December 1889, der im Ganzen 254 Tage umfasst, angehören. 11 ER A NT ES PART SR MAT LE — 162 — Dauer und Intensität von Platzregen. Datum. Beginn. Ende. | Dauer. | Menge. 8 85 == Minuten. mm. = = h m h m 1888. Juni 18. 10 1021410203 10 3.8 22.8 4 40p| 4 53p 13 6.3 29.1 20. 4 56p | 5 28p 32 he 28.5 26 l28/p 1. 38p 10 E71 66.6 Sept. 6. 2 16p| 2 24p 8 5.4 40.5 30 2500 23.90 10 6.0 | 36.0 1 1889. Mai 25. 196 pile 1op 40 16.4 24.6 June 00 br Sp 6 PPEp) v2 1a 38.0 19. #29 p #0 90p A 4.6 39.4 21 dura 102204 ar 9:7 34.2 28 10 52a|11 10a 18 12.8 42.7 June 964 80 Sp) 0 24op 5 5.2 62.4 27. 6.49pn| 650p 7 4.7 40.3 Aug. 5. 3.189 100,20. 9 3.4 22.7 121 pi Sep 8 18.4 | 138.0 13. 4 4p| 4 11p 7 4.0 34.3 In der Tabelle auf Seite 164 enthält die zweite Colonne die gesamte während der betreffenden Tages- stunde gefallene Niederschlagsmenge; die dritte Colonne gibt die Anzahl der Fälle, in welchen innerhalb der be- züglichen Stunde vom Registrirapparat ein Niederschlag aufgezeichnet worden ist, und die letzte Colonne gibt den Quotienten der beiden vorhergehenden Zahlen, Menge: Häufigkeit, d. h. die mittlere stündliche Menge, dieselbe ist wesentlich verschieden von der in den spätern Tabellen aufgeführten Intensität, als welche der Quotient Nie- NETTES ME NE en — 163 — derschlagsmenge: Dauer des Niederschlags bezeichnet wird. Da es nicht immer eine volle Stunde hindurch seregnet hat, so wird die mittlere stündliche Menge kleiner ‘ausfallen als die Intensität, in der Tat ist im Gesammtmittel die stündliche Menge 0,90 mm., die mittlere Intensität 1,36, also um die Hälfte grösser. Obgleich die Zahlen, welche die Stundenwerte dar- stellen, noch ziemlich unregelmässig schwanken, so tritt doch schon entschieden ein täglicher Gang hervor; im späten Nachmittag erreichen entsprechend dem täglichen Hauptmaximum der Gewitterfrequenz, Niederschlags- menge, -Häufiskeit und -Ergiebigkeit ihren grössten Wert, gegen Abend 7—9 Uhr erlahmen gleichzeitig alle drei. Die frühe Morgenstunde 4—5 zeigt für die Menge wie für die Häufigkeit ein deutliches Wiederanschwellen, bei der Ergiebigkeit tritt dieses auch, wenngleich lange nicht so scharf hervor. Ein zweites Minimum tritt zwischen 9 und 11 Uhr Vm. auf. Es weicht dieser tägliche Gang sehr erheblich von dem von Herrn Prof. Forster!) für Bern ermittelten ab, und es scheint die Discrepanz nicht blos durch den stark verschiedenen Umfang des Materiales (Bern 8140 _ Regenstunden, Basel blos 668), sondern mehr durch ört- liche Verhältnisse bedingt zu sein, wie denn auch die Kurven, welche das jetzt in Basel aufgestellte Instrument bei den Proben in Zürich aufgezeichnet hatte, hier niemals auch nur entfernt ähnlich sich reprodueirten. Allem Anschein nach dürfte die continuirliche Regenregistrirung *) Forster. Die stündliche Vertheilung des atmosphärischen Niederschlages, abgeleitet aus den Aufzeichnungen der selbstregi- strirenden Ombrometer der Sternwarte zu Bern. Schweiz. Meterolog. Beoh. Jahrgang 1872. — 164 — Tägliche Periode der Niederschläge. Beobachtungen von 254 Tagen. Nieder- | Zahl der | Mittlere schlags- | Nieder- | stünd- Menge. |schlags- | liche | stunden. | Menge. mm. pare) 20.1 28 0.72 8229 20.1 23 0.87 9— 10 22.3 21 1.06 102371 17.4 21 0.83 11 — Mittag | 24.6 26 0.95 Mittag — 1 18.8 22 0.85 mr 38.2 27 1.41 Bag 23.6 36 0.66 3 31.8 32 0.99 ARE 48.4 31 1.56 D RG 85.4 26 1.36 (A rs 18.5 27 0.69 Tan 15.0 22 0.68 Se ) 20.1 21 0.96 9 — 10 23.5 24 0.98 102 11 18.8 25 0.75 DAT > Mnt. 21.1 23 0.92 | Mnt. — 1 26.1 27 0.97 12 26.0 30 : 0.87 Das 22.8 33 0.69 N 22,0 32 0.69 An 33.4 39 0.86 5206 23.9 34 0.70 Br 30.1 38 | 0.79 Total 602.0 | 668 | 0.90 — 165 — besonders im vielgestaltigen Terrain der Schweiz zu recht bemerkenswerthen Ergebnissen führen. Zusammenhang zwischen Dauer und Intensität. Die ein- zelnen im oben erwähnten Zeitraume verzeichneten Niederschläge haben wir nach der Dauer, der Ergiebig- keit und der Intensität gruppirt, bei letzterer Gruppirung wurden 8 Niederschläge von wechselnder Intensität in zwei oder drei Teile zerlegt und 16 schwache Nieder- schläge von einer für sichere Intensitätsbestimmung zu kurzen Dauer fortgelassen. Die nachfolgende Tabelle gibt zunächst die Zahl der Niederschläge einer Gruppe, die Gesammtmenge, welche dieselben lieferten und ihre Gesammtdauer. Durch Division der beiden letztgenannten Zahlen durch die erste erhält man die mittlere Menge und Dauer des einzelnen Niederschlags, und die Gesammt- menge dividirt durch !/so der Gesammtdauer gibt die Intensität ausgedrückt in Millimeter pro Stunde. Aus der Tabelle liessen sich ohne weiteres eine ganze Reihe von Resultaten ablesen, wir wollen jedoch damit noch warten, bis reichlicheres Beobachtungsmaterial vor- liegt, und einstweilen nur darauf hinweisen 1) wie ausser- ordentlich die unter 1 Stunde dauernden, die unter 1 mm. ergebenden und die schwachen Niederschläge unter 5 mm. pro Stunde an Zahl überwiegen, 2) wie die heftigen Niederschläge über 5 mm. pro Stunde, obschon an Zahl nur !/ıı aller, an Menge !/s der Gesammtsumme ergeben, und endlich 3) wie durch die Zahlen der letzten Colonnen deutlich ausgesprochen ist, in welcher Weise mit längerer Andauer des Niederschlags eine Abnahme seiner Inten- sität vorhanden ist. In einer letzten Tabelle stellen wir die Ergebnisse der Registrirbeobachtungen für die einzelnen Monate zu- — 16 — Gruppirung der Niederschläge. Mitte Gesammt- | des Einzelnen Niederschlags. Zahl. | Menge. | Dauer. Mense| Dauer. Intensi- tät. mm. |Minuten.{ mm. |Minuten. mm./Std. = - ! big 10m ie ıs 10 u 41.1 5581 0.47 6.41, 4.19 es 10—30 x 53 30.1 11071 0.57 | 20.9 1.63 de 30—60 m 60 76.0 | 26941 1.27 | 44.9 1.69 1-26 49 .,109.4 | 4456| 2.23 | 90.9 | 1.47 schlags ! . He = über 2 65 | 345.4 | 178051 5.21 | 273.9 1.16 Summe 314 | 602.0 26620 205 67.8 = 0:83) 80912 102510 M | bis ] mm e 2289 | 13.0 mm 91.0! 52051 1.86 | 106.2 | 1.05 des in 8.1—5.0 mm 102.5 | 41511 3.80 153.7 | 1.48 5.1—10.0 mm 134.0 | 4371| 6.70 | 218.6 | 1.84 schlags uber 102m 206.7 | 48821 15.90 | 375.5 | 2.52 602.0 | 26620 Summe 150 114.6 | 14505 137 384.1 11637 15 : 23.9| 241 0.76| 96.7 | 0.47 2.80 | 84.9 | 1.98 1.59 | 16.1 | 5.83 5.57| 18.2 | 18.36 7.50 | 9.3 | 48.21 Intensi- bis 10 mm/Std. tät | 1-5 mm/Std. des (5-10 mm/Std. oi 10—30mm/Std. schlags | über 30mm/Std. | 55.7| 182 SAT 00 28 315 | 600.8 | 26593 Summe Ic i IE | M D © À | H> Oo © = © sammen; es bietet einiges Interesse dieselben mit den Werten zu vergleichen, die man aus Niederschlags- beobachtungen zur Zeit der Termine (7 1" 92) erhält. Colonne r gibt für die angegebenen Zeitabschnitte die Zahl der Niederschlagsnotirungen zur Zeit der Termin- rg beobachtung, daraus folgt in bekannter Weise die Ge- sammtdauer des Regens. De ke) | ferner die mittlere Regendauer an einem Niederschlags- . tag durch Division mit der Zahl d der Regentage en Be sodann die mittlere Intensität + aus der Menge q 1 i— -- $ endlich die Niederschlagswahrscheinlichkeit durch Division von r durch die dreifache Zahl der Beobachtungstage. Wie die entsprechend bezeichneten Colonnen der Registrirbeobachtungen nachweisen, ist für den einzelnen Monat die Uebereinstimmung zwischen den Ergebnissen der beiderlei Methoden keine sehr grosse; in der Summe der 8 Monate beträgt dagegen die Abweichung der Regendauer nur noch 14° und fällt, wie zu erwarten, grösser aus nach den auch ganz schwache Niederschläge berücksichtigenden Terminbeobachtungen, als nach der Registrirung. Ter LATE ns EEE RER Dauer und Intensität D PP CE Registrir- gi 2 er EP EE EEE MSC NICE PEINE PEU TRE EP PP Zahl der Regen- Gesammt- ' Mittel pro er 2 Regentag. à = Dauer. © Fe & dre 2 2 eye 3 ale de = = 5 | A = — B = = FA = BR À 8 q t i 4060 | 67h 40m | 126.6 | 3h 8 | 7.0 11.87 3349 | 55h 49 | 63.6 | 2. 5 | 2.9 [1.14 | Aug. 1.—31.| 9| 82| 38| 3336 | 55h36 | 88.51 6. 2 | 9.8 |1.59 Sept. 1.—30. | ı1 | 64| 37192219 | 3659 | 90.3 | 3. 4 | 8.2 [2.44/ Juni 8.—30. 18 | 105 Doc lool 3015 | 687 | 11h 27 9.5 | 3. 8 | 3.2 0.831 Juli 1.-31.| 22, 94/1 52 18839. Jan. 1.—10. 21 5 Sept. 3.—30. 9. 64| 26 Oct. 1.—31.| 24 |161| 61 Nov 42307110 5930.27 Dee 31. AO 560 | 9h20 6.2 | 4. 7 | 3.1 10.66 | 2500 | 41h 40 | 42.31 4. 6 | 4.7 |1.02 | 7056 [117 36 |132.5! 4. 9 | 5.5 11.13 1 | 2.9 [0.26 | 4 2.5 10.74 2033 | 33h 53 82.4 | 3. 820 | 13h 40 LOTUS: Herbst. . ..| 55 | 349 | 151 |13808|280h 8m) 92955 | 4. 2 | 5.4 11.29 | Minter-02re 9| 45] 21} 2067) 34h 27m) 25.8} 3. 8 | 2.9 10.75 | Sommer... 49 | 281 | 142 | 107451796 5m | 278.71 3.7 | 5.7 1.56 | | | 113 | 668 | 314 fasozolaass 40m 0020| 2 | 5.3 [56 re — des Niederschlags nach Beobachtungen. Termin-Beobachtungen. Mittel pr à RT Hg = 25 Bes. a 23. EEE à 23 Be 2:8 L aa SeS8 | ons es SE MESSE De, ses x . 12833 | 82Ensz | 35 |ESSE) 82 | 2SÉ= 3 Se a a | a ee AS = W T 3 t 1 Ww 13 | 2.4 | 0.123 10 80 4.4 | 1.58 | 0.145 1.07 401.2°8..0:075 11 88 4.0 0.72 | 0.118 1. 5 12.8 | 0.075 7 56 6.2 | 1.58 | 0.075 1.0 | 2.4 À 0.051 3 24 2.2 | 3.76 | 0.033 1. 9 | 1.6 | 0.024 2 16 | 5.3 |0.59 | 0.033 1. 9 | 1.2 | 0.039 2 16 8.0 | 0.39 | 0.067 1. 6 !1.6 | 0.062 2 16 1.8 | 2.64 | 0.024 1. 9 |2.2 | 0.158 17: 136 57. 1.0.9721 0.183 1.3 |1.2 | 0.047 6 48 4.4 | 0.68 | 0.067 1. 4 |1.0 | 0.028 3 24 6.0 | 0.42 | 0.050 1. 3 |2.0 | 0.088 28 | 224 4.6 | 1.24 | 0.110 1. 5 | 2.0 | 0.081 28 224 4.1 | 1.33 | 0.080 1. 6 | 1.2 | 0.029 7 ‚56 6.2 | 0.46 | 0.087 1. 4 | 1.9 | 0.073 63 | 504 |: 4.4 | 11 | 0.083 — 10 — Registrirbeobachtungen des Luftdrucks. Die Aufzeichnungen eines Registrir- Aneroids aus der Werkstätte von Herrn Th. Usteri-Reinacher in Zü- rich wurden mittelst der dreimal täglichen Termin- beobachtungen reducirt und die Monatsmittel der ein- zelnen Stunden in der üblichen Weise wegen der Differenz im. Stand um Mitternacht zu Anfang und zu Ende des Monats corrigirt!), auf diese Weise wurde folgender täglicher Gang erhalten: 1) Für die Berechnung dieser Correction siehe Angot, étude sur la marche diurne du baromètre. Ann. du bur. centr. met. de France. Mémoires. Année 1887, p. B 238. In: N 24 A >? a 08 —|94 | 93%, 83) °0q "AON ‘Ig—"T. RO F6I+ 948-4] 081 ‘des | = 8040 | \202+ 1: oc) 88 #r8—| ver et [ort 201 en —|re + ss] TON [ 291.0 68er, \aeıtlıeı lu —)98r —-| 86e —| 19 4 | Her Fu +| 9028 — | 281 — 968°0 || gr Frr lege+| Tor | 908— | 609 —| 497 | ger, Lset-| carie —| 244 — | Let) 202 +] 08 —"T 182.0 llecrez age 98&-+ 1811 + —|8% +| 1984| 6924| 18 +| 095 | 81a — 648 |E — 8160 || arser ges Le 4 | ser — | 119 — see—|98 +|sse+ 61888 —|0r — er60 Fern ler +1 688: | 119 — 817 — | 801 — | esse sert | 4984 18 +108 — THIN qOI 18 | u & “SIC | vor u 8 y 9 uF (aogoupm ToquosneT,) *SMONRADPIJNE SOp Zuey AOUOIISUE 64 +| 961 41 "1e— "78 ‘Sn "6881 46 | "N — 12 — Daraus ergeben sich für die Constanten der vier ersten Glieder der harmonischen Reihe Za, sim(px+A,) x=ofür Mitternacht folgende Werte August September October November December Mittel August „0... 3480 52° | 121° 3° | 900 45’ | 206° 31‘ September . . . 23 | 141 6 !310 55 16 October 0...» ) 14 ‚149 16 DAC November . . . 45,145. 78.0940 .29 December . . . 1 bn ile 1 51 Mittel. u. 142 17 39 Auch aus diesen auf so kurze Zeiträume sich be- ziehenden Zahlen tritt die bekannte Constanz von Am- plitude und Phase der halbtägigen Oscillation in be- merkenswerther Schärfe hervor. nd ——— Bericht über das Naturhistorische Museum vom Jahr 1889. Von L. Rütimeyer. Das Hauptgewicht der Jahresberichte des Natur- historischen Museums lag seit einer Anzahl von Jahren in den Klagen über Raumbeengung. Als einzige Aus- hülfe konnte bisher der Anschluss eines kleinen, bisher zu mineralogischen Vorlesungen benützten Zimmers an den daran stossenden Saal für Reptilien und Fische in Aussicht gestellt werden. In Folge von Zuweisung grös- serer, wenn auch nur provisorischer Räumlichkeiten an die Bibliothek wird dafür ein von letzterer zu Aufstel- lung von Doubletten benützter Raum im Hinterhof des Museums zu einem Hörsaal für Mineralogie eingerichtet werden können. — Auf diese Weise wird es möglich sein, die Fisch- und Reptilien-Sammlung, die ihr Lokal seit Langem bis zum Platzen füllte, mindestens vor der Hand vollständig unter Glasverschluss zu bringen. Für Aufstellung und Bedienung wird die Verminderung der Noth freilich eine sehr unmerkliche sein. Ein Ausweg anderer Art: dass sich die Energie des betreffenden Vorstehers auf eine allerdings in unserem Museum unbeachtet gebliebene Abtheilung von Thieren kleinen Volum’s geworfen hat, wird indes den nothwen- dig gewordenen Stillstand in den Thiergruppen grösse- ren Formates kaum verschmerzen lassen. Da überdies — 174 — dieser Ausweg auf anderweitigen Theilen des Museums- Inhalt nicht durchführbar ist, so bleibt dem diesjährigen Berichte keine Wahl, als das Kapitel der Wohnungs- 3 und Arbeitsnoth mit Resignation zuzudecken. In dem Zoologischen Theil des Museums hat die Abtheilung der Säugethiere und Vögel in Bezug auf Inhalt nur unbedeutende Veränderungen erfahren, indem nur eine Anzahl westafrikanischer Vögel neu aufgestellt wurde. Ein Geschenk an japanischen Vögeln von Herrn J. R. Merian in Yokohama wird erst im nächsten Jahr zur Aufstellung kommen. Nichtsdestoweniger hat sie nicht gerirge Arbeit gekostet in Folge der dringend ge- wordenen Nothwendigkeit, die Gesammtheit der Kasten des grossen Saales nebst deren Inhalt einer gründlichen Reinigung, nebst Vorkehr gegen Schimmel und Insekten- schaden zu unterwerfen. Da seit Jahren im Museum auf ständige Bedienung verzichtet wird, so blieb keine Wahl, als diese weitläufige, und in Folge der unglück- lichen Construction der Kasten geradezu halsbrechende Operation selber vorzunehmen. Unter tüchtiger Mit- wirkung des Personals der vergleichend - anatomischen Anstalt wurde denn auch diese Aufgabe so durchgeführt, dass zu hoffen ist, dass sie nicht so bald in gleichem Umfange werde wiederholt werden müssen. Gegen den einen Feind, Staub und Schimmel, wird zwar der Kriegs- zustand in Folge der durch und durch schlechten Qualität der Kasten ein permanenter bleiben und alljährliche Arbeit kosten. Von dem andern erwiesen sich, und zwar nach- weislich fast ausschliesslich in Folge von Aufnahme nicht sanz unverdächtiger Geschenke, nur zwei Vogelkasten angegriffen, aber der eine schwer genug, dass manche werthvolle Stücke zerstört werden mussten. Auch von dieser Seite steht also die Nothwendigkeit einer unab- lässigen Vertheidigung in Aussicht, die um so bedenk- licher ist, als bei diesem Anlass wiederum die verfehlte Bauart des ganzen Saales, dessen obere Hälfte die Ue- berwachung der einzelnen Objecte fast lebensgefährlich macht, in grellster Weise an den Tag getreten ist, und fraglich erscheinen lässt, ob sich der Verzicht auf einen ständigen Aufseher durch Sparsamkeitsrücksichten auf die Dauer rechtfertigen lasse. Erfreulicher lautet der Bericht des Herrn Dr. Fr. Müller über die von ihm besorgten und in Folge ihrer Aufbewahrungsart geschützteren Theile des Museums. Auch hier hat es zwar an ganz anderer als etwa wissen- schaftlicher Arbeit keineswegs gefehlt, indem die Auf- stellung zweier neuer Schränke im Saal der Reptilien und Fische eine vollständige Umräumung dieser gesammten Sammlung nöthig machte, was den Abschluss des Publi- cums von diesem Saal fast während eines halben Jahres zur Folge hatte. Nicht nur die Schäden der Ueber- füllung und der daherigen Schwierigkeit der Ueber- wachung haben sich dabei sehr fühlbar gemacht, son- dern überdies ist die Nothwendigkeit eines andern Glas- verschlusses, der der Winterkälte zu trotzen vermöge, an den Tag getreten. Mit Dank erkennt Herr Dr. Mül- ler an, dass seinem Arbeitszimmer durch freundliches Entgegenkommen des Baudepartements vermittelst Er- neuerung zweier Fenster mehr Licht zugeführt wurde. Der Zuwachs dieser Abtheilung beläuft sich auf 94 Stück Reptilien in 70 Arten, wovon 6 Schlangen, 22 Ei- dechsen, 7 Schildkröten, 1 Crocodil, 10 Amphibien neu waren, und auf 8 neue Arten von Fischen. Auf beiden Gebieten figurirt eine Anzahl von Geschenken, für deren Detail wir auf das Geschenkbuch verweisen. Wie bei dem Umfang der Sammlung und der Umsicht ihrer Pflege zu erwarten ist, sind die meisten Zuthaten Sel- tenheiten, so eine dem Aussterben nahe Eidechse, Meto- red. us poceros, und eine Schlange, Alsophis, aus Haiti, andere - | aus West-Afrika und Madagascar. Unter den Gliederthieren sind den Crustaceen 18 neue Arten aus Algerien, Haiti und China, wovon 10 für die Sammlung neu, alle geschenkt, en, worden, den Myriapoden eine ansehnliche Zahl en und exotischer Arten, alle geschenkt. Darunter befinden sich eine einheimische, die zum erstenmal hier constatirt worden ist, und zwei Tausendfüssler, die in Farbholz von Campeche-Bay lebend in Basel ankamen. Für die Aufstellung der Myriapoden und Scorpione ist von Herrn Dr. F. Müller ein besonderer Kasten geschenkt worden. Eine neue, bereits angedeutete Unternehmung von Herrn Dr. Müller besteht in der Anlegung einer Samm- lung der einheimischen Spinnen, wovon bis jetzt über 200 Arten gesammelt und etwa zur Hälfte bestimmt und aufgestellt worden sind. Das Ergebniss dieser mühsamen und grosse Ausdauer heischenden Untersuchung ist wie bei den andern von Herrn Dr. Müller besorgten Ab- theilungen in einem sehr sorgfältig durchgeführten Ca- talog niedergelegt, der mit der Zeit für die Kenntniss der Verbreitung dieser nicht allgemein so bevorzugten Thiere nicht nur in der Umgebung von Basel, sondern in der ganzen Schweiz viel Neues verspricht. An der nicht leichten Zusammenbringung des Materiales haben sich der junge Neffe des Herrn Dr. Müller, ferner der Custos unserer Käfersammlung, Herr Knecht, und Herr Dr. Leuthardt in Arlesheim mit besonderem Erfolge be- theiligt. Die ebenfalls von Herrn Dr. Müller besorgten Ab- theilungen der Corallen und der Fledermäuse haben keine besonders erwähnenswerthen Veränderungen er- fahren. | Der von Herrn Hans Sulger besorgten Schmetter- — He lingssammlung ist durch allerlei Geschenke, welche das Geschenkbuch verzeichnet, sowie durch Ankauf mancher Zuwachs zugefallen, und Herr Sulger hofft, einen seit einigen Jahren begonnenen Catalog über den Gesammt- bestand bis zum nächsten Jahr zu Ende führen zu können. Die palæontologische Abtheilung hatte sich wiederum der werthvollen Beihülfe der HH. Prof. Koby in Prun- trut und A. Gutzwiller in Basel zu Gunsten der Car- tier’schen Petrefactensammlung zu erfreuen. Der Erstere nahm die Versteinerungen aus den obern Schichten des Jura in Angriff und zwar das sogenannte Kimme- ridien, Astartien und das Terrain à Chailles. Die er- stere Schichtenfolge scheint in der Gegend von Ober- _ Buchsiten nur schwach entwickelt zu sein. Ungewöhnlich reich ist dagegen das Astartien vertreten und bereits in den Jahren 1880 und 81 Gegenstand einer sorgfältigen und von zahlreichen Tafeln Abbildungen .begleiteten Monographie von Herrn Percival de Loriol geworden, deren Originalien nunmehr grösstentheils unserm Museum angehören. Sehr reich ist auch das Terrain à Chailles vertreten; besonders reich durch Corallen, die ebenfalls schon eine eingehende Beschreibung und Darstellung in der Monographie des polypiers jurassiques de la Suisse von Herrn Prof. Koby 1880 —89 gefunden haben. Für die Vergleichung der Schichtenfolge des Aargauer Jura mit derjenigen des Berner Jura erwiesen sich diese bei- den Abtheilungen der Cartier’schen Sammlung von gröss- tem Werth, da sich in der Gegend von Ober-Buchsiten der Verknüpfungspunkt beider Faunen, sowohl während der Periode des Terrain à Chailles, als der darauf fol- senden des Corallien und Astartien befindet. Der schon im verflossenen Jahre von Herrn A. Gutzwiller bearbeitete Theil der Cartier’schen Samm- 12 — 18 — lung, die fossilen Pflanzen der Molasse aus der Umgebung von Ober-Buchsiten betreffend, hat demselben Veranlassung gegeben, seine Untersuchungen zu vervoll- ständigen und sie über die Tertiärschichten am Nordfuss des Jura auszudehnen. Da unser Museum bisher mit tertiären Pflanzen nicht besonders reich versehen war, so wurde zur Vergleichung eine von dem Freiherrn von Ettingshausen, dem Mitarbeiter Oswald Heer’s, angebo- tene Sammlung tertiärer Pflanzen aus den berühmten Fundorten Parschlug, Leoben etc. in Steiermark, Bilin im Böhmen, Radoboy in Croatien, Sagor in Krain, Häring in Tirol in etwa 300 Stücken und 105 Species, begleitet . von einer reichen Sammlung von Blattabdrücken leben- der Pflanzen käuflich erworben. Ausserdem hat Herr Gutzwiller eine von ihm angelegte Sammlung von 150 Stück fossiler Pflanzen aus der Umgebung von Basel dem Museum zum Geschenk gemacht und nach Control- lirung durch die Ettinghausen’sche Sammlung daselbst aufgestellt. Für die Molasse am Süd- und Nordfuss des Jura, sowie innerhalb desselben verfügen wir demnach nunmehr über eine wohlgeordnete und von einem schö- nen Vorrath von Belegstücken aus der klassischen Zeit des Studiums der tertiären Flora begleitete Sammlung. Eine anderweitige, aber ebenfalls zum Studium schweizerischer Palæontologie m naher Beziehung ste- hende Erwerbung. bestand in dem Ankauf einer von Herrn Prof. ©. Mayer-Eymar in Zürich angelegten und von diesem bewährten Kenner tertiärer Conchylien be- stimmten Sammlung von Petrefacten, in circa 160 Spe- cies, aus Unter-Egypten. An Geschenken sind der palæontologischen Abthei- lung des Museums ausser der ebengenannten Gabe von Herrn Gutzwiller eine Auswahl von Ueberresten fossiler Wirbelthiere aus dem Jura und aus dem Diluvium der — 179 — Umgebung von Basel zugekommen, welche das Ge- schenkbuch namhaft macht. Ein fast vollständiger Fuss des wollhaarigen Nashorns aus dem benachbarten Wyh- len, woher uns schon seit längerer Zeit Ueberreste von Mammuth zukommen, lässt schliessen, dass daselbst ganze Leichen von -Mammuth und Nashorn angeschwemmt worden sind. Auch die Säugethierfauna aus dem Bohn- erz von Egerkingen und Ober-Buchsiten ist Gegenstand fernerer Studien von Seiten des Unterzeichneten gewe- sen und hat wiederum eine Anzahl von unerwarteten Thierformen geliefert, welche es im höchsten Grad be- dauern lässt, dass diese Fundgrube nicht mehr unter fortwährender Aufsicht steht. Ein Abschluss dieser mit vielen Schwierigkeiten verbundenen Untersuchungen konnte indess noch nicht erreicht werden. Die immer wachsende Bedeutung dieser Fauna mag vor der Hand nur durch die Mittheilung in’s Licht gestellt werden, dass von Neuem ein Ueberrest gefunden wurde, der für eine fernere, bisher nur in dem untersten Tertiär von Neu-Mexico bekannt gewordene und daher als der Neuen Welt ausschliesslich angehörig gehaltene Ordnung der Säugethiere, der sog. Taeniodontia, die Anwesenheit in Europa nachweist. Mit Hülfe von neu erschienenen Specialarbeiten konnte ferner die sog. kleine Fauna aus unsern Vor- räthen an fossilen Säugethieren von Caylux in Süd- frankreich bestimmt werden, wobei sich diese Vorräthe um eine gute Zahl von bisher unbemerkt gebliebenen Formen reicher erwiesen. Endlich hat Herr Dr. V. Gilliéron mit einer Re- vision der Landconchylien unserer Petrefaetensammlung die Bestimmung der in der Cartier’schen Sammlung ent- haltenen Landconchylien verbunden. Durch Mitwirkung — 10 — verschiedener Fachleute steht dergestalt zu hoffen, dass in nicht ferner Frist die umfangreiche Ausbeute von Herrn Pfarrer Cartier wissenschaftlich gesichtet sein werde. Obwohl sie dabei an Ausdehnung erheblich ver- loren hat, so liegt doch so viel am Tag, dass sie in noch grösserem Maasse an innerem Werth zugenommen hat und in manchen Theilen zu dem bemerkenswerthesten Inhalt unserer Petrefaetensammlung gehören wird. Die mineralogische Abtkeilung hat laut Bericht von Herrn Prof. Albr. Müller theils durch Ankauf, theils durch Geschenke allerlei Zuwachs erhalten. Unter den Erwerbungen wird ein grosser farbloser Topas aus dem Ural besonders namhaft gemacht. Unter den Geschenken verdanken wir vor allem den uns durch Frau Merian- Bischoff übergebenen wissenschaftlichen Nachlass des Herrn Dr. Alfons Merian. Derselbe besteht aus mine- ralogischen Instrumenten, aus einer kleinen mineralogi- schen Bibliothek und vor allem aus einigen vortreff- lichen, drei Kasten mit 74 Schiebladen füllenden Sammlungen theils mineralogischer, theils geologischer Art, die ausdrücklich zum Gebrauch bei den Vorlesun- sen dienen sollen. Die von Herrn Dr. F. Müller geführte Jahres- rechnung weist ein Guthaben für 1889 von Fr. 6270.98 auf. Darin sind eingeschlossen ein Saldo vom vorher- gehenden Jahr von Fr. 1924.28 und ein Geschenk eines Freundes zur Anschaffung von Reptilien aus Haiti von Fr. 100. —, aber auch ein Rückgang des Zinsertrages des naturhistorischen Fonds von Fr. 100. — Die Ausgabensumme beträgt Fr. 4465. 92 und hin- terlässt somit für 1890 einen Aktivsaldo von Fr. 1805. 06. Einer der grössten Ausgabeposten betrifft einen Beitrag von Fr. 500. — für Anschaffung des nunmehr im Museum aufgestellten Simon’schen Jungfrau - Reliefs. Anderwei- — 131 — tige unvorhergesehene Posten beziehen sich auf die Rei- nigungsarbeiten im zoologischen Saal, deren öftere Wie- derholung allerdings aus vielen Gründen nicht zu wün- schen ist. Indem wir unsere Anstalt dem fortwährenden Wohl- wollen von Behörden und Publikum bestens empfehlen, unterzeichnen wir hochachtungsvoll im Namen der Natur- historischen Commission. 4 Beitrag zur Kenntniss der Tertiärbildungen der Umgebung von Basel. Von -A. Gutzwiller. Die Tertiärbildungen von Basel sind wiederholt Ge- senstand geologischer Erörterungen gewesen. Besonders war es Rathsherr Peter Merian der ihnen seine Auf- merksamkeit geschenkt hatte. Schon im Jahre 1824 ver- öffentlichte derselbe eine kleine Schrift, betitelt: „Einige Thatsachen über eine eigenthümliche Gebirgsbildung wo- rauf die Stadt Basel steht“; in welcher die geologische allgemeine Stellung unserer sogenannten blauen Letten und der darüberliegenden Sand- und Mergelbildung bei Binningen und Bottmingen festgestellt, d. h. als tertiär erkannt wurde. In seinem 2ten Band der „Beiträge zur Geognosie* im Jahre 1831 erfuhren unsere Tertiärab- lagerungen eine weitergehende Besprechung und zugleich auch eine Gliederung, gestützt einerseits auf die Lagerung der verschiedenen in unserer Umgebung zu Tage treten- den Schichten, anderseits auf die Fossilien, die in den- selben eetunder wurden. Zahlreiche kleinere Abhandlungen, lu, in den Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in. Basel vom Jahre 1835 bis 1870 niedergelegt, ergänzten ee ER — 183, — und erweiterten die erwähnten erstsemachten Beobach- tungen. | Nächst Peter Merian ist es Prof. Dr. Albrecht Mül- ler, der den Boden seiner Vaterstadt auch eingehender untersuchte und die gewonnenen Resultate besonders in den Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz Iter Band, und in der Festschrift der naturforschenden Gesell- schaft in Basel zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens 1867, niedergeschrieben hat. Ferner finden wir bei Prof. Fridolin von Sand- berger in seinen „Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens 1863", sowie in den „Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt 1870—1875*, Bemerkungen paläontologischer, wie stratigraphisch-geognostischer Art über unsere Tertiär- bildungen eingestreut, ebenso in den Arbeiten von Dr. J. B. Greppin, speziell in den Beiträgen zur geolo- sischen Karte der Schweiz, 8° Lieferung. Delbos und Köchlin-Schlumberger ziehen bei ihrer seologischen und mineralogischen Beschreibung des Departement du Haut-Rhin unseren Baslerboden nicht serade direkt in den Kreis ihrer Erörterungen, doch steht derselbe geologisch mit dem Ober-Elsass in direktem Zusammenhang. Dieses Ober-Elsass hat nun in neuerer Zeit eingehendere Untersuchungen erfahren, durch welche besonders die Stellungen einzelner tertiärer Horizonte ge- nauer präzisirt wurde. Es geschah dies speziell durch die Arbeiten von Prof. Dr. A. Andreae in Heidelberg und Dr. B. Förster in Mülhausen. Diese neueren Arbeiten sind es, die mich bewogen, meine seit einigen Jahren über unser Tertiärgebiet ge- sammelten Beobachtungen in den folgenden Zeilen nieder- zuschreiben. So unvollkommen dieselben noch sind, werden sie doch das bis jetzt Bekannte etwas vervoll- ständigen und z. Th. wohl auch richtiger stellen. Spätere — 14 — Resultate mögen nachfolgen und allfällige Irrthümer be- richtigen. | Es sei mir gestattet den Herren Prof. Fridolin von- Sandberger, Prof. ©. von Ettingshausen, Prof. K. Mayer- Eymar und Prof. L. Rütimeyer für ihre ‘mir freundlich sewährte Mithülfe meinen aufrichtigen Dank abzustatten. Wichtigste Literatur. Merian, Peter. Beiträge zur Geognosie. I. Bd. 1821. Einige Thatsachen über eine eigenthümliche Gebirgsbildung worauf die Stadt Basel steht. Meissner’s Annalen der schweiz. Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. I. Bd. p. 139. 1824. Beiträge zur Geognosie. II. Bd. 1831. Ueber die Verbreitung einer tertiären marinischen Formation im Kanton Basel. Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. 1835 — 1836. II. pag. 45. Ueber das Vorkommen von Süsswasserkalk bei St. Jakob. Bericht über die Verhandlungen etc. 1836 — 1838. III. pag. 39. Bericht über die Verhandlungen ete. 1844 — 1845. VI. pag. 62. (Steinbruch bei Aesch.) Ueber die Foraminiferen der Gegend von Basel. Bericht etc. IX. pag 48. (1849.) Bohrproben aus dem Rheinbett bei Basel. Bericht etc. X. pag. 158. (1851.) Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel. 1. Theil, 1. Heft, pag. 94. 1854. (Süsswassermergel im St. Albanthal.) Darstellung der geolog. Verhältnisse des Rheinthales bei Basel. Eröffnungsrede bei der 41. Jahresversammlung der allgem. schweiz. Gesellschaft für die gesammten Naturwissen- schaften. Verhandlungen der schweiz. naturf. Gesellschaft. 1856. hs Merian, Peter. Fischabdrücke von Pfirt. Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel. 1860. 2. Theil, 3. Heft, pag. 345. — Geologische und paläontologische Notizen. Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel. 4. Theil, pag. 553. — Ueber einige Tertiär-Versteinerungen von Therwil bei Basel. Verhandlungen etc. 5. Theil, pag. 252. (1868.) — _ Verbreitung tongrischer nase bei Basel. Verhandlungen etc. 5. Theil, pag. 390. Müller, Albrecht. Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. | 1. Lieferung. — Ueber die Grundwasser- und die Bodenverhältnisse der Stadt Basel. Festschrift der naturf. Gesellschaft in Basel zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens. 1867. Greppin, J. B. Notes geologiques sur les terrains modernes. — Matériaux pour la carte géologique de la Suisse. 8e liv. Andreae, A. Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs. I. Theil: Die ältern Tertiärschichten des Elsass. 1883. II. Theil: Die Oligoeänschichten im Elsass. 1884. — Ueber das Elsässer Tertiär und seine Petroleumlager. Be- richt der Senkenbergischen naturf. Gesellschaft. 1886— 1887. — Ueber Meeressand und Septarienthon. Mittheilungen der Kommission für die geolog. Landesuntersuchung von Elsass- Lothringen. I. Bd. 1888. Förster, B. Die oligocänen Ablagerungen bei Mülhausen. Mit- theilungen der Kommission für die geolog. Landesunter- suchung von Elsass-Lothringen. I. Bd. 1888. — Die Gliederung des Sundgauer Tertiärs. Mittheilungen der Kommission etc. I. Bd. 1888. : f En. — 16 — 1. Eocäne Ablagerungen. Die Tertiärbildungen der Umgebung von Basel!) sehören wesentlich dem Oligocän und Untermiocän an. Ablagerungen höheren, eocänen Alters zeigen sich nur an vereinzelten Punkten mit ungenügenden Aufschlüssen. Es sind dies ein Süsswasserkalk bei Hochwald und ge- ringmächtige Bohnerz- und Huppererdeablagerungen. Die. Huppererde findet sich an drei Stellen auf dem Bergrücken zwischen Hofstetten und Witterswil, -wo sie für die Thonwaarenfabrikation z. Th. schon aus- sebeutet wurde. Ihr Erscheinen ist insofern ein eigen- thümliches, als sie streng lokalisirt, nesterartig auf dem sogenannten Korallenkalk auftritt und aus ganz andern Bestandtneilen als dieser zusammengesetzt ist, nämlich aus Thonerde und Quarzkörnern. Letztere glashell bis milchigweiss, die grössern gerundet, die kleinern kan- tig, bilden stellenweise die Hauptmasse der ganzen Ab- lagerung; oft aber treten sie so sehr zurück, dass die Huppererde nicht als eine sandige, sondern nie plastische, thonige Masse erscheint. Die Bohnerze erscheinen meist vereinzelt in Form »erundeter Körner in röthlichbraunen, oft weiss gefleckten Thonerdemassen eingelagert, die selten den Jurakalk bedecken, häufiger die Spalten erfüllen. Der Süsswasserkalk von Hochwald. Folgt man der Strasse von Dornach an der Birs nach Hoch- wald (im Volksmunde Hobel genannt) und wendet sich vor dem Dorfe, sobald man die Höhe des Plateaurandes !) Da mir über die auf der rechten Rheinseite im Gross- herzogthum Baden gelegenen Ablagerungen tertiären Alters bis jetzt nicht genügende Beobachtungen zur Verfügung stehen, so werden dieselben hier nicht speziell berücksichtigt. RN RR N 27 0 4 nb 1 ENT TEE AT ET AR N ME RE 3 EHE Rah RR CR INRP ENT ET X ARR FE, EP ER SEE DES EEE NR A, Le ja PUS 4 3 «+ FR F4: JA + à ee ER 3 NR De j EN he ER ERS — 17 — _ überschritten hat, links, d. h. nordöstlich nach dem Wald- rand von Schönaich, (siehe Siegfriedkarte, Blatt Gempen) so findet man im Gebüsche vereinzelte Stücke von Süss- wasserkalk mit der grossen Planorbis pseudammonius Schloth. . Der Süsswasserkalk zeigt sich selbst-nicht an- ‚stehend; die einzelnen Kalkbrocken stammen aus den dem Wald anstossenden Aeckern und sind von den Bauern zusammengetragen worden. Unzweifelhaft liegt die ganze Bildung, die in horizontaler, wie in vertikaler Richtung gewiss eine sehr beschränkte Ausdehnung hat, unmittelbar auf den dort zu Tage tretenden Schichten des weissen Jura, welche Prof. Dr. Müller auf den geo- logischen Karten als Korallenkalk bezeichnethat. Aeusser- lich sind die mit einer leichten Verwitterungsrinde be- deckten Stücke von Süsswasserkalk nicht leicht und so- fort von den mit ihnen zusammenliegenden Trümmern -von Korallenkalk zu unterscheiden, sofern nicht eine Planorbis das Gestein verräth. Die Farbe derselben ist hellgrau, z. Th. schwach ockergelb, einzelne Stücke zeigen auch röthliche Flecken, welche mit gelblich- grauen wechseln; da und dort zeigt das Gestein auf der frischen Bruchfläche breccienartiges Aussehen. Der Bruch ist bei den hellgrauen Stücken flachmuschelig bis eben, bei den gelben und gefleckten meist uneben bis erdig. Zahlreiche kleine Hohlräume, Drusen, meist aber mit -glasig glänzenden Kalkspathkrystallen ausgefüllt, oft im Form von Adern, durchsetzen das Gestein; hin und wieder ist die Strucktur oolithisch. In Salzsäure löst sich der Kalk vollständig unter Ausscheidung einer Kiesel- gallerte. Planorbis pseudammonius Schloth. (siehe Schlotheim, : Petrefaktenkunde I, pag. 101; Sandberger, Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt, pag. 226 Tafel XIII; A. Andreae, Beitrag zur Kenntniss des Elsässertertiärs, — 18 — die ältern Tertiärschichten, Taf. II fig. 9— 13.) findet sich in Exemplaren bis 40 mm. Durchmesser. Sie ist nach Sandberger das Leitfossil der Süsswasserbildungen vom Alter des Pariser Grobkalkes, also ein Leitfossil für mitteleocäne Ablagerungen. Müller erwähnt sie in den Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz, 2te Auflage, einfach unter den tertiären Süsswasserkalken, ohne sie in einen bestimmten Horizont zu bringen. Greppin führt sie in seiner Etage delémontien (untere Süsswassermolasse) auf, bemerkt aber, dass sie eocän sein könnte. Nach Andreae, 1. ec. pag. 18, kommt auch Planorbis pseudammonius var. Leymeriei Desh. bei Hoch- wald vor. Mir ist diese Form nicht zu Gesicht gekommen, | doch hat sie Dr. J. B. Greppin seiner Zeit bei Hoch- wald mit hunderten von Exemplaren von Planorbis pseu- dammonius gesammelt. Ferner kommt bei Hochwald auch Helix (Nanina) occlusa Edw. vor; sie findet sich in der Sammlung von Herrn E. Greppin. Planorbis pseudammonius Schloth. aus der Gegend von Hochwald wird schon von Peter Merian in seinem ersten Band der Beiträge zur Geognosie 1821 erwähnt. Dort steht auf pag. 119 zu lesen: „Man sieht auch N den meisten Basler Versteinerungssammlungen mit Kalk- spath angefüllte Planorben in einem dem gewöhnlichen Süsswasserkalke ganz ähnlichen Gestein liegend, angeb- lich aus der Gegend von Hobel oder Angenstein; ich konnte indessen bis jetzt den wahren Fundort nicht ent- decken.“ In den Sammlungen des Basler Museums liegen einige Exemplare von Planorbis pseudammonius mit dem Fundorte Aesch. Wohl gestützt auf diese Angabe er- wähnen Müller, Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 1° Lieferung, 2° Auflage, pag. 90, und Sand- berger, Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt, pag. 221, die Planorbis pseudammonius als bei Aesch Ze ARE CURE TR DRASS RE REV NE PIE #3 DAS ARRET ER SE Weser EN SERA RER ESS Li tr SES A — 189 — vorkommend. Dort finden sich aber nur marine Kalksand- steine und Sande des Tongrien oder Mitteloligocän und nicht Süsswasserkalk. Ferner findet sich in der Museums-Sammlung ein schönes Exemplar von Planorbis pseudammonius von Wildenstein und mehrere Stücke von „gegen Reigolds- wil.“ Beide Localitäten liegen im obern Theil unseres Kantons; ob wirklich dort der eocäne Süsswasserkalk ansteht, soll eine genauere Erforschung zeigen, bis jetzt ist von. einem solchen aus jenen Gegenden nie gemeldet worden. Möglich wäre es, dass die betreffenden Stücke auf secundärer Lagerstätte gefunden worden sind, z. B. als Juranagelfluhgerôlle. Dass dies wohl sehr wahr- scheinlich ist, beweist die Thatsache, dass ein Geröll von Süsswasserkalk voll von Planorbis pseudammonius unter andern von Bohrmuscheln des tongrischen Meeres angebohrten Geröllen jurassischen Kalkes, bei Arlesheim am Rande der Oligocänbildungen sich fand. Die oben als von Aesch oder Angenstein stammend erwähnten Exemplare könnten auch auf ähnlicher secundärer Lager- stätte gefunden worden sein. Schliesslich sei noch erwähnt, dass unser Süsswasser- kalk von Hochwald gleichalterig und petrographisch theil- weise übereinstimmend ist mit demjenigen von Buchs- weiler im Unterelsass. (Siehe A. Andreae, Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs. Die ältern Tertiär- schichten. Inauguraldissertation 1883.) BR en 2. Oligocänbildungen. Die in der nächsten Umgebung von Basel abge- lagerten Tertiärschichten sind, wie oben schon erwähnt, vorzugsweise oligocänen Alters. Vergleichen wir die- selben mit denjenigen im benachbarten Elsass und im Mainzerbecken, so ergibt sich, dass unsere Oligocän- schichten dem Meeressand, dem Septarienthon und den Cyrenenmergeln angehören,‘) also mittel- und oberoligo- cänen Alters sind, während Schichten des Unteroligocän, entsprechend dem Melanienkalk von Mülhausen und dem Gyps von Zimmersheim, vollständig fehlen oder doch nirgends zu Tage treten. a) Die Schichten des Meeressandes. (Mittleres Oligocän. Tongrien. d’Orb.) Die dem Meeressande angehörenden Ablagerungen bestehen theils aus Schichten eines mehr oder weniger festen Kalksandsteines, theils aus Sanden und Mergeln, theils aus Geröllen, die selten zu einem festern Conglo- merat verbunden sind. Peter Merian erwähnt sie von Stetten, Dornach und Aesch. Nach Sandberger und An- dern kommen sie auch bei Schloss Rötteln hinter Lörrach vor. Ueberall liegen die Schichten des Meeressandes un- mittelbar auf dem Jura, bei Stetten nach Merian discor- dant auf dem Hauptrogenstein, bei Dornach und Aesch concordant auf dem Korallenkalk. An keinem der ge- 1) Sandberger: Die Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens, 1863 pag. 412. ’ A. Andreae: Ueber das elsässische Tertiär und seine Petro- leumlager. (Bericht der Senkenbergischen naturf. Gesellschaft 1886/87.) RE ee nannten Orte sind die Schichten heute deutlich blos- gelegt. Bei Stetten ‘erscheinen sie östlich und oberhalb dem Dorfe in den Reben, wo in Folge Bearbeitung des Bodens grössere und kleinere Stücke von Kalksandstein zu Tage gefördert und in Haufen zusammengetragen werden. Ä Bei Dornach und Aesch bestanden ehemals Stein- brüche auf dem Kalksandstein, heute sind sie vollständig überwachsen. Bei Aesch tritt in dem alten Steinbruch, der südlich dem Dorfe am Waldesrande 200 M. ober- halb der nach Grellingen führenden Strasse gelegen ist, das Gestein theilweise zu Tage, das gleich wie der unter- liegende Jurakalk ein mässig starkes (ca. 20°) Nordwest- fallen erkennen lässt. Bei Dornach ist neuerdings an der Strasse nach Hochwald, oberhalb den Reben bei Punkt 384 (Blatt Gempen der Siegfriedkarte) der Kalksandstein ange- brochen worden, und ebenso südwestlich dieser Stelle auf der Höhencurve 360, am Nordabhang des Hügels mit dem Rebberg genannt „im Graben“. Der Ausbruch des Gesteins ist gegenwärtig noch nicht so weit fort- geschritten, als dass ein deutliches Fallen und Streichen der Schichten zu erkennen wäre, doch scheinen letztere concordant mit dem zunächst anstehenden Korallenkalk “ nach Westen, gegen die Birs hin, einzufallen. Fossilien sind bis jetzt keine zu Tage gefördert worden, doch lässt das Gestein, ein hellgelber, z. Th. grobkörniger Kalksandstein, keinen Zweifel darüber aufkommen, dass derselbe nicht dem Meeressand angehören sollte. Eine spezielle Angabe von Fossilien aus den ehe- maligen Steinbrüchen von Dornach habe ich nirgends sefunden. Peter Merian erwähnt in seinem 2ten Band der Beiträge zur Geognosie 1832 pag. 241 einfach, „dass sich bei Dornach eine ähnliche Bildung finde wie bei — 12 — Lörrach. Die Kalksandsteinbreccie, auf welcher die Steinbrüche angelest sind, enthalten dieselben Haifisch- zähne und z. Th. dieselben Conchylien wie bei Stetten.“ Eine bis jetzt unbekannt gebliebene Stelle von Ab- lagerungen des Meeressandes liegt zwischen Ettingen und Hofstetten auf der sogenannten Stapflen am Südostabhang des Witterswilerberges (Blatt Blauen). Oberhalb des sogenannten Büttenloches zweigt sich von der Landstrasse Ettingen-Hofstetten ein Fahrweg ab, der nach den von der Ettingergemeinde im Jahre 1883 neu angelegten, daher auf der Karte noch nicht einge- tragenen Stapflerreben führt. Dieser Weg schneidet, schräg zur Streichrichtung der Schichten, den Bergab- hang auf der einen Seite ca. tJ—1 M. hoch an und entblösst so die tertiäre Ablagerung auf ungefähr 200 M. Länge. Die Schichten bestehen einestheils aus ziemlich harten gelben bis gelblich grauen Kalksandsteinen von mittelgrossem Korn, die in Säure heftig aufbrausen und zahlreiche, z. Th. ganz glashelle, durchsichtige bis 1 mm. grosse Quarzkörner, sowie eine Kieselgallerte hinterlassen, sanz gleich wie der Kalksandstein von Aesch, Dornach und Stetten. Diese harten Kalksandsteine finden sich be- sonders im untern, der Strasse zunächst gelegenen Theil des Weges, ihre Schichtköpfe ragen auch da und dort etwas höher oben aus der Vegetationsdecke des Waldes hervor; die grauen, durch die hervortretenden Quarz- körner rauh gewordenen Verwitterungsflächen lassen nur bei näherem Zusehen das Gestein von dem Jurakalk unterscheiden. Sandigthonige Mergel, schiefrige Stein- mergel, hellgelber, quarzreicher Kalksand, mit festern Kalksandsteinen wechselnd, bilden den mittlern und obern Theil der Ablagerung, welche concordant mit den Schiehten des Korallenkalkes unter einem Winkel von ca. 35° nach Südwest einfällt. Im obern Theil des Weges, etwas über halber Höhe des Bergabhanges, sieht man das von ferne schon durch seine hellgelbe Farbe auf- fallende Tertiärgebilde auf dem Korallenkalke aufliegen. Doch nicht der Kalksandstein oder die sandigen Mergel bilden die unterste und älteste Schicht, sondern eine Conglomeratbank von ca. 3 m. Mächtigkeit. Obwohl die- selbe nur unvollkommen entblösst, ist ihre Lage an der Basis des tongrischen Kalksandsteines eine unzweifel- hafte. Die Gerölle wohl gerundet, stammen von dem unterliegenden Korallenkalk, mit welchem dieselben so innig verbunden sind, dass eine deutliche Grenze, wenig- stens an jener Stelle nicht sichtbar ist. Die Mächtigkeit der gesammten Ablagerung lässt sich des ungenügenden Aufschlusses wegen auch nicht annähernd genau angeben, sie mag vielleicht 50 m. oder noch mehr betragen. Von Fossilien fand ich bis jetzt nur: Ostrea callifera Lam. Pecten compositus Goldf. — pectoralis Münst. Die beiden Pecten, von F. v. Sandberger bestimmt, _ sind für unsere Gegend neu. Sie fanden sich nur ın wenigen nicht gerade schön erhaltenen Exemplaren Häufiger und zwar durch die ganze Ablagerung findet sich Ostrea callifera in so grossen und schweren Exem- plaren, dass die Unterschale oft 2 Kilo und mehr Ge- wicht erreicht. Diese Auster hat sich auch bei Aesch, Stetten und . Rötteln gefunden, bei Dornach aber wie es scheint, bis jetzt noch nicht. Bei A. Andreae, Beiträge zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs, II. Theil, pag. 83—85, findet sich das Verzeichniss aller bis jetzt bekannten Fossilien des Meeressandes von Rötteln, Stetten und Aesch, doch fehlt für Aesch die Angabe von Ostrea callifera, sowie 13 Be von ZLamna cuspidata Ag., deren Zähne sich im Basler Museum befinden. Gegen Westen von der obgenannten Aufschlussstelle am Weg nach den Stapflenreben, senkt sich das Terrain rasch zu einer mit Aeckern bedeckten muldenartigen Vertiefung, die gegen Hinterbuch und Hommelrüti wieder ansteigt. Im Süden, gegen die Strasse, ist diese Mulde durch einen kleinen Hügel begrenzt, der durch horizon- tal liegende Korallenkalkschichten gebildet wird. Er trägt auf der Karte die Zahl 468 und ist durch einen Steinbruch aufgeschlossen. Die Tertiärschichten erscheinen nun in ihrer Fortsetzung gegen diese Terrainmulde wie abgeschnitten, doch die Beschaffenheit des Ackerbodens lässt vermuthen, dass dieselben bis gegen Hommelrüti hinauf in der Tiefe noch anstehen. Einzig die an der Basis der tongrischen Sandsteine liegende Conglomerat- schicht erscheint in ihrer westlichen Fortsetzung am Südabhang des Witterswilerberges in den Séapflen- und Hinterbuchreben. Die Gerölle sind hier in Folge Bear- beitung des Bodens zu Haufen zusammengetragen worden; die grössten erreichen einen .Durchmesser von einem Meter. Sie sind im Allgemeinen wohl gerundet, selbst auch die grossen, blockartigen; die kleineren nuss- bis faustgrossen erscheinen oft fast kugelrund, meist sind sie ellipsoidisch; flache Geschiebe, wie sie in Flussanschwem- mungen häufig sind, fehlen. Alle entstammen dem weissen Jura, solche, die dem braunen Jura, dem den Rücken des Blauen bildenden Rogenstein angehören könnten, habe ich bis jetzt nicht gefunden. Zwischen den Jurakalk- seröllen finden sich da und dort nur faustgrosse, graue, hin und wieder weiss gebänderte Jaspis, wie solche ja im anstehenden weissen Jura vorkommen. Die meisten Gerölle zeigen, wenn auch nicht tiefe, so doch deutliche Eindrücke und Rutschstreifen. Letztere sind offenbar die ar — 19 — Folge einer gegenseitigen Reibung der Gerölle während einer spätern Dislocation. Wie oben schon erwähnt liest das ganze Tertiär- gebilde, so gut es der nicht gerade sehr deutliche Auf- schluss zu sehen erlaubt, concordant auf dem unterliegen- den Korallenkalk. Dieser bildet am Witterswilerberg ein Gewölbe, dessen Schichten ungefähr von N.-W. nach 8.-O. streichen und mit 30°—35° einfallen. Am Hügel 468 liest der Korallenkalk wieder horizontal und die geneigten Tertiärschichten scheinen an demselben abzu- stossen, was wohl die Folge einer kleinen Verwerfung sein mag. Wie wohl ich bis jetzt in dem soeben erwähnten Conglomerat keine Fossilien gefunden, so glaube ich doch dasselbe als eine Strandbildung dem Meeressand, resp. der tongrischen Stufe zutheilen zu dürfen. Aehnliche Küstenconglomerate finden sich im ganzen Elsass längs den Vogesen bis in die Pfalz, sowie im Badischen längs des Schwarzwaldes. (A. Andreae: Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs, Il. Theil, pag. 199 #. Ueber das elsässische Tertiär und seine Petroleumlager. Bericht der Senkenbergischen naturf. Gesellschaft 1886/87.) Aller- dings fand ich an einer Stelle eine Anzahl schöner, slänzender Bohnerze, so dass man geneigt sein könnte dieses Conglomerat der Bohnerzbildung, d. h. dem Eocän zuzutheilen, und Greppin (Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 8te Lieferung pag. 155) erwähnt ähnliche im Berner Jura. Doch gestützt auf ein paar Bohnerze ist es wohl nicht erlaubt auf das Alter einer Ablagerung zu schliessen, da Bohnerze sich zu jeder Zeit bilden konnten. Von Bohrmuscheln angebohrte Gerölle habe ich nicht finden können; Löcher zeigen die Gerölle häufig, — 1% — doch ist ihr Vorhandensein andern Ursachen: Verwitte- rung, Pflanzenwurzeln ete. zuzuschreiben. ' Gerölle mit Bohrlöchern finden sich zahlreich auf dem Korallenkalk aufliegend bei Arlesheim. In der Nähe des Schlosses Birseck, unmittelbar ob den Reben und am Wege der am Schloss vorbei nach Rengersmatt führt, sowie südlich dieser Stelle in der Nähe der Hollenreben am Waldesrand, liegen die Gerölle gemengt mit Trümmern des Korallenkalkes, welchem die ange- bohrten Gerölle ebenfalls angehören. In keinem der Bohrlöcher fanden sich die Schalen der Bohrmuscheln, sie enthalten hin und wieder das kalkig sandige Material des tongrischen Kalksandsteines, wie er z. B. bei Dornach ansteht und die Gerölle scheinen somit auch hier an der Basis der Tertiärbildung zu liegen. Aus der Form der Bohrlöcher zu schliessen, will Herr Prof. Dr. Karl Mayer folgende Arten erkannt haben: Lithodomus cf. delicatilus. Desh. Pholas ef. subtripartita. Desh. Jouannetia semicaudata. Des Moul. (Kurze runde Löcher mit engem Ausgang.) Dass die Gerölle als solche angebohrt wurden, be- weist der Umstand, dass die vollständig gerundeten Ge- steinsstücke auch vollständige Bohrlöcher enthalten und rinssum angebohrt sind. Wohl sieht man häufig an einem Geröll nur das untere Ende von Bohrlöchern; dies rührt aber von der Abreibung während des Rollens her, doch zwischen diesen z. Th. verschwundenen Löchern finden sich wieder vollständig erhaltene, die einer spätern Ein- bohrung zuzuschreiben sind. Am Nordfuss des Witterswilerberges, unmittel- bar ob dem Dorfe Witterswil, stehen tertiäre Sandsteine in erheblicher Mächtigkeit an. Der Contact mit dem Jura — 11 — ist hier nicht sichtbar, auch habe ich bis jetzt noch keine Fossilien gefunden, doch darf die Bildung gewiss auch der tongrischen Stufe eingereiht werden. Die Sandsteine fallen concordant mit dem Jura 30° gegen N.-O. ein; sie bilden eine nach Osten und Westen bald sich verlierende terrassenartige Vorstufe des Berges, in welche unmittel- bar hinter dem Dorfe ein Hohlweg, genannt „Steinhollen“ eingeschnitten ist. Auf der Terrasse, von Wald umgeben, liegt ein kleiner Steinbruch (Hôhencurve 380), aus wel- chem das tertiäre Gestein zur Beschotterung der Strassen gewonnen wird. Dasselbe ist hier nicht von gelber, son- dern von grauer Farbe, z. Th. sehr feinkörnig, hart, und in diesem Fall einem Jurakalk sehr ähnlich; z. Th. aber auch sandig, grobkörnig, in ächtes Conglomerat übergehend. Die Gerölle, hier durchschnittlich klein, (die grössern nuss- bis eigross) entstammen dem weissen Jura und sind theilweise sehr fest vermittelst eines kalkig sandigen Bindemittels verkittet; sie bilden hier als wenig mächtiges Conglomerat das Dach der Schichten. Sämmtliche Sandsteine, auch die feinkörnigen, dicht aus- sehenden, lösen sich in Salzsäure leicht auf und hinter- lassen nebst einer Kieselgallerte zahlreiche Quarzkörner von 0,1 mm. bis 1 mm. und mehr Grösse. _ BeiBättwil,am Westende des Rebberges und ober- halb der Linie der Birsigthalbahn, beim äussersten Haus an der alten Strasse nach Flühen auf der Höheneurve 390, stehen tertiärer glimmerreicher Sand und Sandstein in kleinen Gruben an, die vom aufliegenden Gebirgs- schutt oft verdeckt werden. Die Schichten fallen hier, wie dies besonders an einer festen 30 cm. dicken Sand- steinschicht zu sehen ist, mit ca. 70° nach Süden, also gegen den Berg ein, oder mit andern Worten, sie hangen nach Norden über. Aber auch diese Lagerung ist eine mit den Schichten des Jura concordante, denn 300 Meter — 198 — westlich dieser Stelle sind an der Station Flühen durch die Bahnarbeiten die Schichten des Jura am Fuss des Berges blosgelegt worden. Auf massige Korallenkalke, deren steiles mit 65°—70° nach N.-N.-O. gerichtetes Ein- fallen nur schwer zu erkennen ist, folgen deutlich ge- schichtete blaugraue und gelbliche Mergel, sowie dünnere Bänke von Kalk, ebenfalls steil aufgerichtet, ja z. Th. nach Norden überhängend; doch betrifft dieses Ueber- hangen nur den obern Theil eines verhältnissmässig gering mächtigen Schichteomplexes, während der un- tere Theil, sowie die weiter folgenden Schichten wie- der steil nach Norden einfallen, gleichwie auch eine Schicht von gelbgrauem, glimmerlosem tertiärem Kalk- sandstein, der am gleichen Profil noch zu sehen ist und durch einige Meter Schutt vom anstehenden Juragestein getrennt wird. Da bei Bättwil das- tertiäre Gestein nur wenig tief (1'—2 m.) aufgeschlossen ist, so wäre es möglich, dass das südliche Einfallen auch nur den obern Theil der steil aufgerichteten Schichten betreffen könnte. Trotz etwas abweichender petrographischer Be- schaffenheit (die Kalksandsteine von Witterswil, Ettingen (Stapflen), Aesch, Dornach ete. enthalten keinen Glimmer) sind die Sande und Sandsteine von Bättwil auch zum Meeressand zu zählen, vielleicht bilden sie aber den obern Horizont desselben, indem nicht weit von dieser Stelle gegen Norden hin, an der Bahnlinie blaugraue, lettige Mergel angeschnitten wurden, die schon dem nächstfolgenden Horizont, dem Septarienthon zuzutheilen sind... Der harte gelbgraue Sandstein, der theilweise knauerartig in dem gelben glimmerigen Sande eingebettet ist, theils fortlaufende Bänke bildet, enthält Pflanzenreste, besonders Blätter, die aber in Folge schlechter Spalt- 4 — 199 — barkeit des Gesteins schwierig erhältlich sind. Es fanden sich besonders Eichen- und Zimmtblätter, von welchen einzelne Exemplare schon seit Jahren in unserem Museum liegen, die aber irrthümlicherweise als von Hofstetten kommend bezeichnet sind. Die Arten sind folgende: Quercus chlorophylla Ung. Derbe, lederige Blätter, an der Basis meist breit, rasch in dieselbe zulaufend ; Ränder eine Strecke weit fast parallel; Spitze schlanker als die bei Unger Chloris protogaea Taf. 31 fig. 1 abgebildete Form. | | Quercus elaena Ung. Zahlreich und in verschie- denen bald grössern, bald kleinern Formen, die theils mit fig. 4 Taf. 31 in Unger Chloris protogaea, theils mit fig. 11 und 14 Taf. 75 in Heer Flora tert. helv. übereinstimmen, oder aber auch ebenso sehr einem Quercus chlorophylla als Quercus elaena gleichen, so dass man sich fragen muss, ob nicht beide von Unger aufgestellten Arten in eine zu vereinigen wären. Cinnamomum polymorphum A. Br. Nicht voll- ständige, doch deutliche Blattreste. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Z. Th. schöne, srosse Formen, die durch ihre schlanke Gestalt der folgenden Art sich nähern. | Cinnamomum lanceolatum Ung. Weniger häufig, doch in typischen, schlanken Formen. Daphnogene Ungeri Heer. Sehr schlanke, weiden- blattartige Form von 12 em. Länge bei nur 11 mm, srösster Breite; derb, mit 2 deutlichen, bis ungefähr auf ein Drittel der Länge hinaufsteigenden basilären Secundärnerven. Die obern Secundärnerven sind ver- wischt und ein Mittelstück eines solchen Blattes one könnte leicht für einen Blattrest von Echitonium Sophiae gehalten werden. Dieses Blatt gehört wohl einer neuen Art Daphnogene an. (?) Diospyros myosotis Ung. Gleicht im Umriss fig. 15 Taf. 43 in Unger Foss. Flora von Sotzka, nur ist bei unserm Exemplar die Spitze etwas schlanker. Die Secundärnerven sind vollständig verwischt. Cassia phaseolites Ung. Nur ein einziges, nicht sanz vollständiges Blatt. Die obengenannten Pflanzen, resp. deren Blätter finden sich nach Heer durch die ganze schweizerische Molassebildung; sie können uns also keine bestimmte Antwort auf die Frage nach dem Alter einer tertiären Ablagerung geben. Doch auffallend ist das Vorherrschen von schlanken Zimmtblättern, wie das auch noch in der nächstfolgenden Stufe, dem zum Septarienthon gehôren- den‘ blauen Letten der Fall ist, und ferner das häufige Auftreten von ovalen, ganzrandigen Eichenblättern. Ein. Blatt von Quercus chlorophylla fand ich auch in den zwischen den Gypsschnüren liegenden Thonschiefern von Zimmersheim, welche dem Unteroligocän angehören. b) Die Schichten des Septarienthones. -(Oberes Mitteloligocän. Blauer Letten.) Ueber den oben beschriebenen Schichten des Meeres- sandes liegt in der Umgebung von Basel eine Gebirgs- bildung, die allgemein als blauer Letten bezeichnet wird. In der Stadt und deren nächsten Umgebung ruht derselbe überall unter einer mehr oder weniger mäch- tigen diluvialen Kiesdecke. Im tiefern Theil der Stadt, zu beiden Seiten des Birsig, stehen die Fundamente der Häuser in demselben, ebenso diejenigen der drei Rhein- \ — 201 — brücken innerhalb der Stadt und der Eisenbahnbrücke bei Hüningen, während die Verbindungsbrücke der beiden Bahnhöfe auf jüngern tertiären Bildungen zu ruhen scheint. Ausserhalb der Stadt tritt der blaue Letten bei St. Margarethen an den Ufern des Birsig zum Vorschein; bei der Thonwaarenfabrik Allschwil, südwestlich der Stadt, am Nordfuss der die Rheinebene begrenzenden Hügel, wird er zu technischen Zwecken abgebaut. Bei Therwil im Dorfe liegt er überall in geringer Tiefe (3—6 m.) unter der Bodenfläche; auf ihm fliesst wie in der Umgebung der Stadt das die diluvialen und jungen tertiären Bildungen durchsetzende Wasser ab. Die Quellen der laufenden Brunnen sind an zwei verschiedenen Stellen im Osten des Dorfes, ungefähr auf der Höhencurve von 320 m., an der Grenze der Cyrenenmergel und des blauen Lettens gefasst worden. Am Fuss des sogenannten „Dtutz*, zwischen Therwil und Ettingen bildet er die Basis der Cyrenenmergel ; bei Benken am Fussweg nach der Egg und in absolut gleichem Niveau wie an der so- eben erwähnten Stelle, liegt er unmittelbar unter dem dort kaum 1 m. mächtigen diluvialen Lehm; ebenso bei Fislis im Oberelsass, nicht weit von Pfirt. Ferner hat Ihn die Birsigthalbahn bei Witterswil und Bättwil an- geschürft. Nirgends sieht man den blauen Letten auf den dem Meeressand angehörenden Schichten direkt aufliegen, doch das relativ steile Einfallen der letztern am Rand des Jura lässt schliessen, dass sie den blauen Letten unterlagern. Schon in geringer Entfernung vom Jura zeigen sämmtliche Tertiärschichten eine schwache Nei- sung gegen N.-O. Die blaugrauen Letten an der Bahn- linie von Witterswil zeigen einen Neigungswinkel von kaum 10°. In der Nähe der Stadt und in ihr selbst scheint die Lage eine etwas gestörtere zu sein, indem — 202 — am Birsig bei Binningen die Schichten mit 16°—170 gegen N.-N.-O. einfallen, während sie innerhalb der Stadt bei der Turnhalle, sowie am Rhein auf der Klein- - Baslerseite, wo bei niederem Wasserstand die Schicht- köpfe von grauem Sandstein zu Tage treten, mit 15° 0.-8.-0. einfallen. Die Mächtigkeit der ganzen len scheint eine sehr bedeutende zu sein, denn bei einem Bohrversuch am sogenannten Binninger Schutz, unterhalb St. Marga- rethen im Jahre 1770 hat man bei 192 Schuh Tiefe (ca. 57 m.) das Ende des blauen Lettens nicht erreicht; ebenso nicht in Kleinbasel zwischen der Rhein- und Utengasse bei 200 Fuss (60 m.), und im St. Albanthal, hart am Rheinufer, hat man bei Anlass einer Brunnen- bohrung im Winter 1888/89 in der Papierfabrik des Herrn Oser-Anker bei 57,4 m. den blauen Letten nicht durchsenkt. Das Gestein erscheint nicht durchwegs al blauer Letten, sondern häufig treten graue Sandsteine, die ge- wissen Abänderungen der mittelschweizerischen Molasse zum Verwechseln ähnlich sehen, an seine Stelle,, oder Sande, die dann wieder durch Aufnahme von Thonerde in die eigentlichen Letten übergehen. Schwefeleisen in Form von Pyrit und Markasit sind häufig im Letten wie im Sandstein eingeschlossen. Treten die blauen Letten an die Erdoberfläche, so werden siein Folge Einwirkung von Wasser und Luft gelblichgrau. Ist der Letten fett, also wasserdicht, so. wird nur eine äussere dünne Schicht verändert, ist er aber sandig, leichter Wasser durchlas- send, so geht die Farbenveränderung tiefer. Ueber die Stellung unserer blauen Letten im Oligo- cän herrschte bis jetzt etwelche Unsicherheit. Peter Merian (Darstellung der geologischen Verhältnisse des Rheinthales bei Basel) betrachtet sie als eine Facies des — 203 — Meeressandes, als den feineren Schlamm, der weiter von der Küste abgesetzt worden, ebenso Greppin (Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 8te Lieferung). Beide ziehen dann eine viel höher gelegene Schicht grün- srauen Lettens mit Ostrea cyathula, die entschieden den Cyrenenmergeln angehört, zu den blauen Letten des Septarienthones. Umgekehrt stellt Greppin!) die blätter- führenden Sandsteine bei der obern Rheinbrücke (W ett- steinbrücke) am sogenannten Harzgraben zur untern Süsswassermolasse, zu seinem Delémontien, zu Schichten, die über den Cyrenenmergeln liegen. Albrecht Müller (Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 11° Liefe- rung pag. 43, und Ueber das Grundwasser und die Boden- verhältnisse der Stadt Basel) betrachtet die blauen Letten als Süsswasserablagerungen, gestützt auf die gefundenen Pflanzenreste und das Vorkommen von Helix rugulosa Mart. im. St. Albanthal, bemerkt jedoch, dass gestützt auf den Fund einer Serpula auch marine Letten vorzu- kommen scheinen. Im Frühjahr 1887 entdeckte ich in den obern Schichten unseres blauen Lettens südwestlich der Stadt zahlreiche Schuppen eines häringartigen Fisches, dem Genus Meletta angehôrend. In der Nähe des Allschwilerweihers, un- mittelbar rechts vom Wege, der nach Neuwil führt, auf der Hôhencurve 290 haben die benachbarten Ziegelhütten unter dem verschwemmten diluvialen Lehm, in jetzt z. Th. wieder verschütteten kleinen Gruben blaugrauen Letten ausgegraben. In der trockenen Luft spaltete sich derselbe in zahlreiche dünne, leicht zerbrechliche Blätt- chen, auf deren Spaltflächen die Melettaschuppen in grosser Zahl sich fanden. Ausserdem fanden sich eine srössere Ctenoidschuppe und zwei Blättchen von Banksia 1) Observations géologiques, historiques et eritiques. 1879, — 204 — Deikeana Heer. Dieselben Melettaschuppen fand ich später in der westlich dieser Stelle gelegenen Lehm- grube der Thonwaarenfabrik Allschwil, wo die blauen Letten überlagert von diluvialem Kies und Löss, _ wie oben schon erwähnt, abgebaut werden. | Die Melettaschuppen finden sich im Elsass an verschiedenen Punkten. Sie behaupten einen ganz bestimmten Horizont, denjenigen der Fischschiefer, in welchen sich nebst andern Fossilien auch eine Fistula- ria genannt Amphisyle Heinrichi Heck. gefunden hat, daher sie auch Amphisyleschichten genannt wurden. Sie ‘ finden sich aber auch in Oesterreich, Bayern, Hessen ete. und sowohl durch die Fauna wie die Lagerung sind sie als gleichalterig mit dem Septarienthon des Mainzer- beckens erkannt worden. Andreae hat das Wichtigste über dieselben in einem besondern Kapitel, betitelt: „Die Amphisyle-Schichten im Elsass und am Oberrhein“ zu- sammengefasst und ich verweise auf dasselbe. (Siehe Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs. II. Theil. Die Oligoeänschichten im Elsass, pag. 149.) Im benach- barten Habsheim fand ich im blaugrauen Letten ge- nau dieselben Melettaschuppen wie hier bei Basel. Schon Delbos und Köchlin-Schlumberger (Description géologi- que et minéralogique du Département du Haut-Rhin, pag. 73) erwähnen dieselben und bezeichnen sie als Meletta longimana Heckel. Mir scheinen sie z. Th. eher mit den bei Heckel fig. À und i Taf. XXV., Denkschrif- ten der k. Akademie der Wissenschaften, I. Bd., abge- bildeten Schuppen der jetzt lebenden Meletta Thrissa Valene. und mit denjenigen von Meletta sardinites Heck. übereinzustimmen. In grosser Zahl finden sich die Melettaschuppen in blaugrauen bituminösen thonigen Schiefermergeln nördlich vonBrislach, an einem Weg, der auf das „äussere Feld“ — 205 — führt, zwischen den Höhencurven 400 und 410. Der Schieferletten, 5°—8° südwärts einfallend, wird hier seit langer Zeit abgebaut um als Düngmittel für Wiesen und Felder verwendet zu werden. Hier liegt Ostrea callifera unter den Schiefern mit Meletta und auf dem Jura, der von Bohrmuscheln angebohrt ist. Doch nicht nur Melettaschuppen, sondern auch zwei Kopfstücke von Amphisyle habe ich vergangenen Sommer dort gefunden. Sie stimmen vollständig mit den in unserer Sammlung liegenden von Buchsweiler im Oberelsass stammenden und als Amphisyle Heinrichi Heck. bestimmten Exem- plaren überein, sind aber grösser als das bei Heckel abgebildete österreichische Exemplar, was Andreae für diejenigen von Buchsweiler und Froide-Fontaine eben- falls bemerkt. Ausserdem finden sich eigenthümliche, über 3 cm. lange, ungegliederte, nadelförmige Stacheln, am untern Theil umgebogen, mit schaufelartiger Basis; genau dieselben fand ich bei Habsheim. Es sind dies wohl die gleichen etwas räthselhaften Gebilde, die an verschiedenen andern Orten gefunden worden und die bei Andreae (l. c. pag. 156) als charakteristische unge- theilte Flossenstrahlen und radii branchiostegi von Palae- orhynchum erwähnt werden. Meines Wissens ist Amphisyle bis jetzt bei Brislach nicht gefunden: worden. Peter Merian (Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel 1860, 2! Theil, 3tes Heft pag. 345) erwähnt bei Anlass einer Vorweisung von Fischabdrücken aus den bituminösen Mergelschiefern von Pfirt, „dass die Sammlung in Basel Fischgräte von eigenthümlicher Gestalt aus ähnlichen Mergelschiefern von Brislach besitze und dass die fischführenden Mergel- schiefer sich demnach bis in das Birsthal auszudehnen scheinen.“ Diese eigenthümlichen Fischgräte sind, wie ich mich überzeugt habe, jene ungegliederten Flossen- a strahlen oder radii branchiostegi. Auch Greppin erwähnt Amphisyle und Meletta nicht. Auf Seite 166, Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 8t° Lieferung werden von Brislach eine Anzahl Selachier aufgeführt (wahr- scheinlich sind deren Zähne gefunden worden) und Cy- cloides (es sind wohl die Melettaschuppen gemeint). Erst Andreae (Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Ter- tiärs, IL Theil pag. 159) erwähnt von Brislach die ty- pischen Fischschiefer mit Meletta crenata Heck. und spricht die richtige Vermuthung aus, dass dort die Am- phisyle-Schiefer wie anderwärts über dem Meeressand liegen. Melettaschuppen finden sich auch in einem blau- grauen Letten südlich Laufen an einem Hügel genannt Rebacker, auf 370—375 m., wo seit 1886 für die Cement- fabrik in Laufen die Mergel abgebaut werden, und eben- so finden sich Melettaschuppen in gleicher Höhe wie an vorhin erwähnter Stelle in Letten und ln En Sandsteinen am Wahlenbach. Ueber all diesen Schichten mit Melettaschuppen und Amphisyle liegt westlich Brislach, am Weg nach dem Fichtenhof auf der Höhencurve von 400 m., ein Kilo- meter südwestlich der südwärts fallenden Fischschiefer von Brislach, in grünlich grauem Letten die dem Cy- renenmergel angehörende Ostrea cyathula Lam. Es bleibt somit über die geologische Stellung der blauen Letten von Basel und die marine Herkunft der- selben kein Zweifel. Die Letztere wird aber auch noch dargethan durch die Foraminiferen, die ich aus einer Reihe von Mergelproben verschiedener Orte aus- seschlemmt habe, nämlich vom Fundament des rechten Strompfeilers der Wettsteinbrücke, von der Schifflände, vom Marktplatz vor dem Rathhause, vom Birsig in der Steinenvorstadt, von der Thonwaarenfabrik Allschwil, sowie eh — 207 — von Benken am Weg nach der Egg. Sie finden sich häufiger in den sandigen Letten als in den fetten an Quarzkörnern armen; aber auch in ersteren erscheinen sie relativ spärlich. Auch sind die Foraminiferen nur mit dem Mikroscop und nicht mit der Loupe sichtbar, da sie selten die Grösse von 0,2 mm. übersteigen. Leider fehlte mir die Zeit und das nöthige Vergleichungsmaterial um diese Foraminiferen näher zu bestimmen, doch glaube ich aus einer Vergleichung mit den bei Andreae abge- bildeten Arten, die den folgenden Genera zugehörende Formen erkannt zu haben: Textilaria, Bolivina, Trunca- tulina, Pulvinulina, Rotalia; ferner ist überall häufig Glo- bigerina bulloides d’Orb. Viel reicher an Foraminiferen als unser blauer Letten sind die Mergelschiefer von Brislach. Andreae (l. c.) er- wähnt eine Anzahl aus denselben. Ich sah in einer ein- zigen Schlammprobe: Rotalia Soidanii d’Orb. Pulvinulina Kiliani Andreae. Nonionina Buxovilliana Andreae. Truncatulina amphisyliensis Andreae. Textilaria inflata Andreae. Weniger zahlreich, ähnlich wie in unserm blauen Letten, fanden sich die Foraminiferen in dem blaugrauen Letten südlich Laufen am sogenannten Rebacker. Ausser den oben angegebenen Melettaschuppen und Foraminiferen fanden sich in unserem blauen Letten am Birsig bei Si Margarethen mehrere Steinkerne einer Cor- bulomya, in der Form zwischen ©. elongata und C. sphe- noides Sandberger stehend, mit ziemlich starken An- wachsstreifen. Sandberger hält sie für eine neue Art. So wäre denn die marine Herkunft unserer blauen Letten, die sich früher durch ein am Spalenberg gefun- denes Bruchstück einer Serpula nur vermuthen liess, — 208 — ausser allen Zweifel gesetzt und wohl ebenso ihre Stel- lung zu den übrigen tertiären Ablagerungen. Die uns zugänglichen Schichten in der Umgebung der Stadt mögen etwas jünger sein als die Fischschiefer von Bris- lach, die unmittelbar auf den Schichten des Meeressand aufruhen, sie werden einem obersten Horizonte der Septarienthone angehören, also alleroberstes Tongrien repräsentiren. Die im St. Albanthal gefundene Helix rugulosa Mart. (Peter Merian, Verhandlungen der naturf. Gesellschaft Basel, 1ter Band, 1° Heft 1854, pag. 94.) gehört einer viel jüngern Bildung an; wie wir später sehen werden ist in der Umgebung der Birsmündung und von hier nordwärts gegen Riehen, wie südwärts gegen Dornach, das ganze Tertiärgebilde tiefer gesunken als im Wes- ten der Birs, im Gebiet des Birsigs. Die in die blauen Letten eingelagerten Sandsteine enthalten nicht selten Blattreste und Stengelstücke. Beim Bau der Wettsteinbrücke im Jahre 1878 hat Greppin (Observations géologiques, historiques et eriti- ques) folgende Arten gesammelt: Sabal haeringiana Ung. Puya Gaudini Heer. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Echitonium Sophiae Web. Vom Birsigbett ausserhalb der Stadt bei St. Marga- rethen sind mir von Prof. Dr. F. Burckhardt und seinem Sohne Dr. Rudolf Burckhardt eine Reihe von Blatt- resten zugekommen, die ich folgenden Arten. zuge- theilt habe: Podocarpus eocaenica (?) Ung. Eine Nadel, wel- che fig. 14 Taf. 23 Ung. foss. Flora von Sotzka nahe steht, doch geht bei unserem Exemplar die Blatt- M es fläche rasch in den Stiel über und läuft nicht allmälig in denselben hinunter. Cinnamomum polymorphum A. Br. = spectabile Heer. 5 - Scheuchzeri Heer. | lanceolatum Ung. Binkria longifolia Ett. Heer Fl. tert. helv. T. 99 fig. 2. Echitonium Sophiae (?) Web. Blattrest. Eucalyptus oceanica Ung. Carya Heeri Ett. „ integriuscula(?) Heer. Ein Blattrest, der aber gut mit fig. 18 Taf. 131 Heer Flora tert. helv. stimmt. Eine ziemlich reiche Flora lieferten die schon wieder- holt erwähnten blauen Letten der Thonwaarenfabrik Allschwil, auf der Karte Ziegelhäülte genannt. Die Letten sind dort nördlich dem Wäldchen, genannt „Möslı“, auf der Höhencurve 290 m. angeschnitten. Dieselben gehen nach oben in graue, sandige Mergel über und diese enthalten Sandsteinplatten und Knauer in nicht zusammen- hängender Schicht, reich an Blättern, sowie zahlreichen Kugeln von Markasit, die z. Th. ganz in Eisenoxyd- hydrat sich umgewandelt haben. Ueber dem blauen Letten liegt kein jüngeres Tertiärgebilde, die diluvialen Ströme haben alles abgetragen und es ruht daher auf demselben eine Kiesschicht von 2—3 m. Mächtigkeit. Diese Kiesschicht: steht in keinem Zusammenhang mit der tiefer liegenden, welche die obere Terrasse der eigent- lichen Rheinebene von Basel bildet. Sie steht von ihr, in verticaler Richtung gemessen, wohl um 20 m. ab. Die obere Kiesschicht ist darum die ältere, die tiefere ist die jüngere und nicht umgekehrt. Dasselbe gilt auch für die noch höher gelegenen Kiesschichten der benach- barten und oberelsässischen Hügel. 14 — 210 — Ueber dem Kies der Thonwaarenfabrik Allschwil folgt eine ziemlich mächtige Lehm- und Lössbildung, in welcher eigenthümlicherweise Lehm und Löss wechselt. - Das Profil jener Stelle ist folgendes: | 1) '/a m. oder auch weniger, brauner Lehm (Ackererde). 2) 3-4 m. hellgrauer feinsandiger Löss, reich an Schnecken, in Säure stark brausend. Wird zur Ziegel- fabrikation nicht verwendet. | 3) 3 m. brauner Lehm ohne Schnecken oder doch an solchen sehr arm; braust in Säure äusserst schwach ; wird zur Ziegelfabrikation verwendet. 4) 1,5—2 m. hellgrauer sandiger Löss mit Schnecken ; in Säure brausend; wird zur Ziegelfabrikation nicht verwendet. | 5) 4 m. brauner Lehm ohne Schnecken; braust in Säure sehr schwach oder nicht; wird zur Ziegelfabrikation verwendet. | 6) 2-3 m. Kies; oben sandig; an der Basis fliesst Wasser ab. 7) ca. 10 m. angeschnitten: blauer Lett, oben gelb- lichgrau, z. Th. sandig, mit blätterreichen Sandsteinen und Melettaschuppen, tiefer blaugrau mit Meletta- schuppen ohne Sandsteine; in Folge Einfliessen von ‘ Wasser und Abbau von unten her ist das ganze Terrain stark verrutscht und die genannten blätter- führenden Sandsteine zeigen oft Rutschflächen. Es sei noch bemerkt, dass die Grenze zwischen Lehm und Löss jeweilen eine haarscharfe ist und dass | nicht ein allmäliger Uebergang stattfindet. Obige Ver- hältnisse habe ich nun seit drei Jahren beobachtet und sie sind trotz starkem Abbau gleich geblieben. Die Flora, welche ich aus einzelnen Gesteinsstücken erhalten habe, zeichnet sich vor allem durch den grossen Reichthum von Cinnamomumblättern aus und besonders er Pr nn — 211 — sind die schlanken Formen C. Scheuchzeri und C. lan- ceolatum äusserst häufig und oft schwer zu trennen. Ausser diesen Zimmtblättern erscheinen die Legumino- siten, besonders die dem Geschlechte Cassia angehören- den Formen in grosser Zahl. Von den im Aquitan der mittelschweizerischen Molasse häufig erscheinenden Arten von Rhamnus, Cornus und Acer hat sich kein sicher be- stimmbarer Rest gefunden. Die bis jetzt gefundenen Arten sind folgende: Podocarpus eocaenica Ung. Sabal oder Chamaerops. Blattfetzen. Salix angusta A. Br. Häufig; in langen schmalen Formen, theils mit geraden, scharf zulaufenden, theils umgebogenen Spitzen. Einzelne breitere Stücke, welche die charakteristische Salixnervatur hin und wieder erkennen lassen, gehören vielleicht einer andern Art, S. longa oder $. elongata an. Mysica salicina Ung. Selten. Unger Sylloge plant. foss. Taf. 39, fig. 7. Quercus elaena Ung. Kleine, derbe, lederige Blätter, die im Umriss auch Cassienarten gleichen. Heer Flora tert. helv. Taf. 70 fig. 19. (?) Quercus apocynophyllum Ett. Zweifelhafte Blattreste, ohne sichtbare Secundärnerven. Im Um- riss übereinstimmend mit: Ettingshausen Tertiärflora Steiermarks Taf. II. fig. 15, Sitzungsberichte 60 Bd., I. Theil 1870. Ettingshausen Foss. Flora von Sagor I. Theil Taf. 4 fig. 19, Denkschriften 32 Bd. 1872. Ettingshausen Foss. Flora von Leoben Taf. III. fig. 11—12, Denkschriften 54 Bd. 1888. Diospyros brachysepala A. Br. Heer Flora tert. helv. Taf. 102 fig. 2. Cinnamomum polymorphum A. Br. Blatt und Frucht. Sehr häufig; einestheils in schönen ovalen, — 212 — zwar nicht grossen, doch typischen Formen; andern- theils aber auch in schlanken dem Cinn. Scheuch- zeri Heer. sich nähernden Gestalten oder auch in solchen, die an Cinn. Buchi Heer. erinnern. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Sehr zahlreich in schlanken und stumpfen Formen, bald klein, bald gross; Uebergänge nach allen andern Formen. Ein- zelne besitzen ihre grösste Breite unterhalb der Mitte, ihre basilären Secundärnerven reichen kaum bis zur Mitte, die kürzere oder längere Spitze ist stets gleichmässig zulaufend. Diese letztern dürften vielleicht auch ©. polymorphum zugetheilt werden. Cinnamomum lanceolatum Ung. Zahlreich, in typischen Formen mit schlanker Spitze, oft aber auch in Formen, die schwer von der vorigen Art zu trennen sind. Cinnamomum Buchi Heer. Seltener; dem C. polymorphum nahe stehend. Heer Flora tert. helv. Taf. 95 fig. 7. Cinnamomum retusum Fisch. Selten; etwas un- gleichseitig entwickelt. Daphnogene Ungeri Heer. Häufig, doch in schlan- kern Formen als das bei Heer Flora tert. helv. Taf. 153 fig. 53 abgebildete Blatt; 7—8 cm. lang bei 9—10 mm. grösster Breite; oft sichelartig gekrümmt; basi- läre Secundärnerven schwach, oft kaum sichtbar, nicht bis zu !/s der Blattlänge aufsteigend. Daphnogene sp. n. Häufig; schlanker als die vorige Art, basiläre Secundärnerven sehr schwach; über dem rasch zulaufenden Blattgrund die Ränder eine Strecke weit beinahe parallel laufend, 6 mm. breit, 8 cm. lang; oder schmäler und dann kürzer, selten breiter und dann länger. Sind die basilären Secun- därnerven verwischt, so sieht das Blatt ähnlich Eu- tik — 213 — calyptus haeringiana Ett. Foss. Flora von Haering Taf. 28 fig. 2—25; Heer Flora tert. helv. Taf. 154 fig. 15; Heer Braunkohlenpflanzen von Bornstädt Taf. 4 fig. 14. Die kleinen Formen sehen den Callis- ‘ temonblättchen Ettingsh. Foss. Flora von Haering Taf. 27 fig. 13—14 im Umriss sehr ähnlich. Banksia Deikeana Heer. .Selten; aus den schief- rigen Letten beim Allschwilerweiher mit Meletta. Bumelia Oreadum Ung. Selten. Ettingsh. Foss. Flora von Sagor ll. Taf. 13 fig. 13. Denkschriften 37 Bd. 1887. (?) Apocynophyllumangustum Ett. Nur der obere Theil des Blattes ohne sichtbare Secundärnerven, daher schwer bestimmbar; gleicht Ettingsh. Foss. Flora von Sagor Il. Taf. 12 fig. 13. (?) Labatia salicites Web. Nicht selten; besonders die schlanke Blattbasis, die auch an Echitonium cus- pidatum Heer. Flora tert. helv. fig. 5 Taf. 154 er- innert; das ganze Blatt hat viel Aehnlichkeit mit L. salicites Web. Palaeontographica VI. Taf. 28 fig. 2 und 3, mit dem Unterschiede, dass unsere Exem- plare etwas breiter sind. | Echitonium Sophiae Web. Schmale, derbe Blätter und Blattstücke, die bei mangelnden sichtbaren Secundärnerven schwierig richtig zu deuten sind. Eucalyptus oceanica Ung. Nicht selten, leider ist die charakteristische Randnervatur der Eucalypten- blätter nicht sichtbar, gleicht aber den in verschie- denen Floren abgebildeten Arten. Ung. Foss. Flora von Sotzka Taf. 57 fig. 1—13. Ettingsh. Foss. Flora von Sagor I. Taf. 17 fig. 10--18. Ettingsh. Foss. Flora von Sagor II. Taf. 32 fig. 16. Celastrus Andromedae Ung. Selten. Heer Flora — 94 — tert. helv. Taf. 122 fig. 2. Unger Foss. Flora von Sotzka Taf. 51 fig. 2—10. Ilex stenophylla Ung. Syllog. plant. Foss. Taf. 3 | fig. 20. Chloris protogaea Taf. 50 fig. 10 u. 11. Rhamnus sp. Ein nicht näher bestimmbarer Blattrest. (?) Robinia Regeli Heer. In der Form ganz gut mıt fig. 20—26 Heer Flora tert. helv. übereinstimmend, doch derber, vielleicht eine Banksia oder Quercusart. Cassia lignitum Ung. Nicht selten, doch oft schwer von andern Cassia-Arten zu unterscheiden. Cassia Berenices Ung. Nicht häufig. Heer Flora tert. helv. Taf. 137 fig. 42—56. Unger Foss. Flora von Sotzka Taf. 64 fig. 4—10. Cassia Fischeri Heer. Selten Cassia hyperborea Ung. Selten. Cassia phaseolites Unger. Ungemein häufig und oft schön erhalten. Ung. Foss. Flora von Sotzka Taf. 63 und 64. Heer Flora tert. helv. Taf. 137 und 138. Da- zu stelle ich eine schmale Form, die bis jetzt nir- sends abgebildet. | Leguminosites Proserpinae Heer. Häufig, doch. nicht immer mit der ausgerandeten Spitze deutlich erhalten, gleicht dann einer Cassia lignitum. Grösse sehr verschieden. Heer Flora tert. helv. Taf. 138 fig. 50—55. Acacia parschlugiana Ung. Hülse nicht selten, aber meist nur in Bruchstücken. Heer Flora tert. helv. Taf. 139 fig. 45—59. c) Die Schichten der Cyrenenmergel. (Oberes Oligocän. Aquitanien.) Die dieser Stufe angehörenden Schichten finden wir an den Abhängen der Hügel zu beiden Seiten des Birsigs, — 215 — südlich der Stadt Basel, bei Bottmingen, Oberwil, Ther- wil, Biel, hin und wieder blosgelegt. Sie bestehen theils aus Mergeln, theils aus Sanden und Sandsteinen, die bald im Süsswasser, bald im Brackwasser oder im Meere nieder- geschlagen wurden. Die Brackwasserbildungen scheinen vorzuherrschen. Einen ganz bestimmten Horizont behauptet eine Schicht von graugrünem Letten 2—3 m. mächtig, reich an Ostrea cyathula Lam. Sie lässt sich vom sogenannten Stutz zwischen Therwil und Ettingen bis nach Bottmin- gen auf eine Länge von ca. 4 Kilometer verfolgen. Vom südlichsten Punkte am Stutz bis Bottmingen senkt sich die Schicht um ca. 30 m., was einem Neigungswinkel von kaum ‘/2 Grad entspricht; doch gibt dieser Winkel nicht das richtige Fallen an, da letzteres nicht ein nörd- liches, sondern nordöstliches ist. Unter dieser Lettschicht mit Ostrea cyathula sind an verschiedenen Stellen die Tertiärschichten mehr oder weniger gut entblösst, sie enthalten die Fossilien der Cyrenenmergel. Am Stutzweg, der sich von der Landstrasse Therwil-Ettingen bei Punkt 315 abzweigt und in südöstlicher Richtung auf das sogenannte Hochfeld hinauf- führt, lässt sich das tertiäre Gestein am Südrand des Weges, welchem entlang ein kleines Wässerlein fliesst, beobachten. Unten liegt von herabgeschwemmtem Sand und Lehm bedeckt, blauer Lett, gleich demjenigen von Basel. Höher, ungefähr von der Hôhencurve 330 m. an, folgen bis zu 340 m. gelbe Sande und Sandsteine. Aus ihnen konnte ich erhalten: Cerithium plicatum Lam. Corbulomya sp. Corbula ef. Henkeliusiana Nyst. Syndosmya elegans Desh. Cyrena Brogniarti Bast. Die Schalen sämmitlicher Fossilien sind sehr zer- brechlich und schwierig zu erhalten. Sie bilden im Sand _ oft weisse Streifen, doch bei der Berührung zerfallen sie. Ueber diesen Sanden und Sandsteinen folgen, z. Th. von Vegetation bedeckt, Süsswasserkalke und Mer- gel ca. 2 m. mächtig. Die Süsswasserkalke, die auf dem Wege herumliegen und z. Th. weit hinunter verschleppt sind, zeigen meist graue Farbe, enthalten zahlreiche Poren und Löcher, sind oft sehr hart, dann reich an Kieselerde, die sich beim Lösen mit Salzsäure als Gal- lerte ausscheidet. Aus diesem Süsswasserkalk konnte ich folgende Fossilien erhalten: Limneuspachygaster Thom. z. Th. etwas schlanker als die bei Sandberger abgebildeten. Planorbis cornu Brogn. Hydrobia ventrosa Monf. (= Litorinella acuta Drap.) gleich den bei Sandberger Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens, Taf. VI, fig. 9, 94 und 9, abgebil- deten Formen. Cyrena Brogniarti Bast. Cyrenasemistriata Desh. Var. major Sandb. Conchy- lien des Mainzer Tertiärbeckens, Taf. 26, fig. 3. Dreisseniacf.unguiculus Sandb. Einzelne nähern sich dureh ihre Form und durch ihre mit ziemlich diekwandigen , deutlichen Anwachsstreifen versehenen Schalen der D. Basteroti Desh.; Schloss undeutlich entblösst. | Reich ist dieser Süsswasserkalk an Charasamen, die mit Chara petrolei Andreae, Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs, Taf. 5, fig. 11, am besten überein- stimmen. Ueber diesem Süsswasserkalk folgt dann die Lett- schicht mit Osfrea cyathula, welch’ letztere auf den Aeckern, besonders beim Umgraben der Bäume gefunden Ba wird. Das obere Niveau dieser Schicht mag in der Nähe der Höheneurve von 350 m. sich finden. Ueber derselben zeigt sich kein anstehendes tertiäres Gestein mehr, diluvialer Lehm bedeckt dasselbe. Geht man von dieser Stelle aus nordwärts, so findet man die Ostrea eyathula eingebettet in graugrünen Leiten in einem Hohlweg am sog. „Löli“ auf der Höhencurve von 340 m. Der Weg führt von der Strasse Therwil- Reinach über das sog. Hochfeld nach Laufen. Es ist dies die Stelle, an welcher Ostrea cyathula schon seit langer Zeit gefunden wurde und von welcher all’ die Exemplare mit dem Fundort Therwil bezeichnet, stammen. In früheren Zeiten hat man die Letten hier abgebaut. Unter denselben liegen, kaum entblösst, glimmerige Sande und Sandsteine, in welchen ich bis jetzt keine Fossilien gefunden; über denselben ähnliches Gestein; auf der Hôhencurve von 350 m. aber erscheinen Süsswasserkiesel mit Limneen und Planorben, den wir andern Ortes auch wieder begegnen. - Unmittelbar östlich dem Dorfe Therwirl, oberhalb der beiden äussersten Häuser, am Weg des sog. Fichten- rains, sind die Cyrenenmergel auch blosgelegt. Wir treffen da zunächst, ca. 10 m. mächtig, gelbe glimnier- reiche Sande, hin und wieder mit Sandsteineinlagerun- gen, stellenweise reich an Fossilien, die wir weiter unten anführen. Ueber diesen Sanden liegen ca. !/2 m. mächtig, gelbgraue, thonige Mergel mit: weissen Kalk- coneretionen. An der Basis dieser Mergel, also auf den Sanden, liegt ein dünnes Band bituminöser Kalkschiefer mit zerdrückten Planorben und denselben Charasamen wie im Süsswasserkalk vom Stutz. Diese Mergel sind als das Aequivalent des letztgenannten zu betrachten, denn wenig höher folgen graue und graugrüne Letten mit Ostrea eyathula. Ueber diesen Letten folgen dann — 218 — fossilfreie, glimmerreiche, graue und gelbe Sande und schieferige Sandsteine, wohl 10 und mehr Meter mäch- tig und auf der Hôhencurve von 360 m. im Fichten- rainholz liegen die Süsswasserkiesel mit Limneen und Planorben. | In den zuerst erwähnten Sanden, also unter den Letten mit Ostrea eyathula, finden sich hin und wieder grauweisse, unregelmässig verlaufende, Fossilien führende Sandstreifen, besonders reich an zerbrechlichen Schalen: von Gasteropoden, welche sämmtlich stark gerollt er- scheinen, indem die Sculpturen mehr oder weniger ver- wischt sind. Es fanden sich: 1) Zahlreiche Schälchen von Ostracoden (Cypris?) von kaum 1 mm. Grösse; die einen hellbraun, glatt, andere braun, durch Grübchen fein punktirt, wieder andere, seltener als die vorigen, schwarz, mit grossen und tiefen Gruben, so dass die Oberfläche netzartig sculptirt erscheint. 2) Nematura Pupa Nyst. 3) Cerithium Lamarkii Desh. 4) N plicatum Lam. 5) : conjunctum Desh. 6) à submargaritaceum A. Braun. 7) 5 Boblayei Desh. 8) Scalaria pusilla Phil. 9) ».....n. sp. Mit weniger, höchstens acht und stärkern quer auf die Windungen ver- laufenden Rippen als an voriger Art. 10) Sandbergeria cancellata Nyst. 11) Turbonilla subulata Merian. 12) Bullina minima Sandb. 13) Corbulomya nitida Sandb. 14) Corbula sp. 15) Sphenia sp. — 219 — Nördlich, ca. ‘/2 Kilometer von der soeben beschrie- benen Stelle, im sog. Kaibhölzli,!) an einem Fahrweg der auf das Bruderholz führt, sind die Tertiärschichten auch blosgelegt. In halber Höhe des Weges, auf ca. 335 m., liegt die Lettschicht mit Ostrea cyathula ca. 3 m. mäch- tig. Höher folgen fossilleere glimmerreiche Sande mit Mergelknauern und Kalkconcretionen, welche oft ganz mehlig aussehen. Ganz oben finden sich wieder die Süss- wasserkiesel. Unter der Schicht mit Ostrea cyathula liegen ähn- lich wie am Fichtenrain Sande und Sandsteine, letztere etwas schiefrig. Die Mergelschicht mit dem Süsswasser- kalk konnte ich hier nicht mehr beobachten. Doch ca. 3 m. unter der Lettschicht liegt eine wenig mächtige linsenartige Einlagerung von thonigem Kalksandstein, der in einen compacten, weissgrauen, thonigen Kalk übergeht. In dem Kalksandstein fanden sich die folgen- den Fossilien: 1) Unterkiefer eines acrodonten Reptils; 16 mm. lang, hinten mit grossem stumpfem Zahn, vor diesem 10—11 kleine spitze Zähnchen. Diese Unterkiefer zeigen Aehnlichkeit mit Dracaenosaurus: Oroizeti Gerv. (Zool. et Paléontolog. francaise. Pl. 64, fig. 5—8) aus dem untern Miocän der Limagne (Puy de Dome). Mit den Unterkiefern kommen zahlreiche braune Hautfetzen vor, die ebenfalls einem Reptil angehört haben müssen. Dieselben Hautfetzen finden sich auch in dem bituminösen Kalkschiefer am Fichtenrain über 1) Auf der Karte (Blatt Therwil) ist das Kaibhölzlı nordöst- lich von Therwil unrichtig angegeben. Das Kaibhölzlı ist der kleine Waldeomplex, in welchem die Buchstaben ,Hint“ des Wortes Hinterbergholz stehen und am Südrand dieses Waldes führt der obgenannte Fahrweg auf die Höhe. ONE BE RENNEN — 20 — den Sanden und unter dem Letten mit Ostrea cya- thula. Sie zeigen sehr kleine, in Reihen geordnete, ovale Schuppen. É 2) Cerithium plicatum Lam. Var. pustulatum A. Braun. 3) 4 plicatum Lam.Var. multinodosum Sandb. 4) a arcuatum Sandb. 5) 2 Lamarkıi Desh. 6) Turbonilla subulata Merian. 7) Hydrobia ventrosa Monf. (= Litorinella acuta Drap.) 8) Modiola angusta A. Braun. Von Pflanzen fanden sich: 1) Chara ähnlich den oben angegebenen vom Fichten- rain und Stutz. (Uhara petrolei? Andreae.) 2) Aspidium cf. elongatum Heer. 3) Myrica salicina Ung. 4) Cinnamomum Scheuchzeri Heer. 5) Banksia helvetica Heer. In den Sanden, in welchen dieser Kalksandstein mit den soeben erwähnten Fossilien liegt, fand ich auch eine Ostrea cyathula. Ihr Vorkommen scheint sich also nicht ganz allein auf die höher liegende Lettschicht zu be- schränken. Im Jahre 1868 habe ich Herrn Rathsherr Peter Merian eine Anzahl Fossilien von den beiden erwähnten Lokalitäten, Kaibhölzli und Fichtenrain übergeben. Peter Merian hat darüber in den Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel, 5te Theil, 2tes Heft, pag. 252 ff., eine kleine Notiz veröffentlicht und hat, gestützt auf die Fossilien, die betreffenden Schichten den Cyrenmergeln eingereiht, ohne aber zu wissen, dass die Lettschicht mit _ Ostrea cyathula höher liegt. Er stellte darum Ostrea cyathula von Bottmingen, wo ausser Cerithium plicatum andere Fossilien der Cyrenenmergel nicht gefunden. wurden, hinunter in die Schichten des Meeressandes. Was die bei Peter Merian (1. ec.) angegebenen Fossi- lien betrifft, so ist die von ihm erwähnte Bullina exerta Desh., nach brieflicher Mittheilung von F. von Sandberger, welcher die Originale gesehen, als Bullina minima Sandb. zu bezeichnen und ferner sind die Kinnladen kleiner In- sektenfresser, nach genommener Einsicht von Herrn Prof. Rütimeyer, die oben erwähnten Reptilunterkiefer, von welchen ich besser erhaltene neuerdings gefunden habe. Am Rütiacker bei Oberwil, 600 m. nördlich vom Kaibhölzli, am Westabhang des Bruderholzes, wenige Schritte von der Landstrasse Therwil-Bottmingen ent- fernt, ist eine Sandgrube eröffnet. Hier zeigen sich die- selben Verhältnisse wie an voriger Stelle. Unten sind auf ca. 8 m. gelbe, glimmerige Sande angeschnitten. Diesen Sanden sind eingelagert Sandsteine, knauerartig oder dünne Bänke bildend, ferner graugrüne Mergel- knollen und weisse Kalkconcretionen, die aussen oft ganz mehlig sind, während sie innen einen festern kristalli- nischen Kern besitzen; sie bilden unregelmässige Lagen. In den Sandsteinen fanden sich: Cinnamomum Scheuchzeri Heer. & lanceolatum Ung. A retusum Fisch. Ueber den Sanden auf der Höhencurve von 330 m. liegen graugrüne Mergel, in ihrer untern Parthie mit gelbem Sand wechselnd; sie enthalten Ostrea cyathula Lam. in grösserer Zahl. Eine solche fand ich auch hier gleichwie am Kaibhölzli in den untern Sanden. Die höher liegenden Schichten sind mit Vegetation bedeckt. Ganz oben, auf der Höhencurve von 340 m. liegt dilu- — 22 — vialer Kies mit Lehm bedeckt. Es ist dies eine Kies- schicht, die sich von hier, immer in gleicher Höhe lie- send, bis Binningen, oberhalb dem Hause genannt Wald- eck, verfolgen lässt und an welche sich dort eine etwas tiefer gelegene, diejenige von St. Margarethen, anlehnt. Von Oberwil bis Binningen ist das tertiäre Gestein nirgends ordentlich aufgeschlossen; Sande und Mergel lassen sich nur hin und wieder beobachten. Bei Bottmingen hat man in frühern Zeiten, viel- leicht schon im vorigen Jahrhundert, einen grauen Letten abgebaut und dabei ist Ostrea cyathula in grösserer Zahl zum Vorschein gekommen. Schon in Bruckner’s Merk- würdigkeiten der Landschaft Basel vom Jahre 1761 . ist sie sehr gut abgebildet; die Originale liegen noch im Basler Museum. Knorr hat sie dann in seiner Natur- geschichte der Versteinerungen 1768 schlecht nachge- zeichnet. Wir finden später bei Goldfuss!) auch Bottmin- ger-Exemplare sehr gut abgebildet; er nannte sie Ostrea -crispata. Peter Merian bezeichnete gewisse Varietäten mit verlängertem und gebogenem Schlossfeld Osirea arca. Die Lettengruben von Bottmingen befanden sich, wie ich durch Nachfragen erfahren konnte, nordwestlich vom Dorfe, auf der linken Seite des Birsig, oberhalb der Strasse Oberwil-Binningen, am Eingang in den sog. Fuchshag auf 320 m.; noch heute heisst die Stelle „in den Lettengruben*; sie ist mit Wald bewachsen, doch die Bodenoberfläche lässt die ehemaligen Gruben noch erkennen. Es besteht kein Zweifel, dass die Letten von Bottmingen mit Ostrea cyathula derselben Schicht ange- hören wie diejenigen von Oberwil und Therwil, und dass sie daher wie jene den Cyrenenmergeln und nicht 1) A. Goldfuss, Petrefacten Deutschlands, II. Theil, Taf. 77, fig. 1. — 223 — dem Meeressand, wie bisher immer angenommen wurde, zugetheilt werden müssen. Die ganze Mächtigkeit der Cyrenenmergel zwischen dem blauen Letten (Septarien- thon) und der Schicht mit Ostrea cyathula beträgt bei Therwil ca. 20 m. Nehmen wir als obere Grenze des blauen Lettens bei Binningen die Höhencurve 290, wie dies z. B. bei der Thonwaarenfabrik Allschwil der Fall ist, so liegen die Letten mit Ostrea cyathula bei Bott- mingen 30 m. über jenem, und bei gleichbleibender Nei- gung der Schichten ergibt sich wieder eine Mächtigkeit von 20 m. für die Oyrenenmergel in der Gegend von Bottmingen und Binningen. Ausser der Ostrea cyathula führt Peter Merian von Bottmingen noch an: Cerithium plicatum Lam. Balanus miser Lam. Mytilus acutus Mer. Letzterer, in unserer Sammlung liegend, zeigt nur die Aussenseite der linken Schale und ist etwas zerdrückt, so dass es fraglich ist, ob er vielleicht nicht einer schon be- schriebenen Artangehört. Das Gestein, in welchem derselbe liegt, ist ziemlich dunkel blaugrün, so dass es unserm blauen Letten in der Farbe sehr ähnlich sieht, doch enthält es zahlreiche Trümmer von Cerithien, Hydrobien und Zweischalern, was im blauen Letten nie der Fall ist. Von Pflanzen fanden sich: Myrica salicina Ung. Quercus chlorophylla Ung. Ilex stenophylla Ung. Gestützt auf all’ die genannten Fossilien, wäre man durchaus nicht gezwungen, wenn auch die stratigraphi- schen Verhältnisse nicht so klar liegen würden, ein höheres Alter für die Letten von Bottmingen, als das der Cyrenen- mergel, anzunehmen. — 224 — Auch an andern Orten kommt Ostrea cyathula in den Cyrenenmergeln vor, wie z. B. bei Kolbsheim bei Strassburg u. a. m. (Sandberger, die Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens, pag. 379); sie ist also durchaus kein Leitfossil des Meeressandes, insbesondere für unsere Gegend, wo meines Wissens weder bei Stetten, noch Dornach, noch Aesch etc. eine Ostrea eyathula gefunden wurde. Auch bei Brislach liegen die Letten mit Ostrea eyathula, wie früher schon erwähnt, derart, dass sie die Fischschiefer überlagern. Ausser bei Bottmingen ist die Ostrea cyathula auf der Westseite des Birsigthales nirgends mehr gefunden worden, doch treten in der Nähe von Biel auf der Höhen- curve 340 m. graugrüne Letten auf, welche genau im Niveau der Austern führenden Letten von Therwil liegen; ich nehme sie als denselben angehörend an, wiewohl bis jetzt die Ostrea cyathula nicht darin gefunden wurde. Gegen das Birsthal und in diesem selbst tritt die Ostrea cyathula an verschiedenen Stellen auf. So z. B. südöstlich vom Schlatthof, am Südostrand des Hügels, in einem Rebberge, ca. 1 Kilometer westlich von Aesch auf 330 m. Sie liegt hier wie bei Therwil im grauen Letten eingebettet und ist überlagert von diluvialem Kies. 300 m. nördlich dieser Stelle treten am Fuss des Hügels auf 320 m., also unter der Schicht mit Ostrea cyathula, grauer Sand und Sandsteinknauer zum Vor- schein. Letztere enthalten viele Blattreste, besonders Cinnamomum Scheuchzeri Heer. und Cinnamomum lan- ceolatum Ung., ferner die Steinkerne von Zweischalern, wahrscheinlich Corbulomya und Thracia angehörend. Weitere 500 m. nördlich letztgenannter Stelle an der Nordostecke des Hügels vom Schlatthof und süd- westlich Reinach stehen in einer kleinen Sandgrube dieselben Sande und schieferigen Sandsteine mit Ceri- Ah Vpn SR RON LS PE RENE EL Er EUR: — 225 — thien und Blattresten (Cin. Scheuchzeri Heer.) wie bei Therwil und Oberwil an und wenig hôher gegen Westen hin im sog. Leu (sollte heissen Lei = Lett oder Lehm( liegt in graugrünem Letten mit kleinen, weisslichen Kalk- eoneretionen Ostrea cyathula auf 320 m. Bei Dornachbrugg am linken Ufer der Birs, un- mittelbar unter der Wuhrbaute, liegt Ostrea cyathula am Flussniveau, bei hohem Wasserstand nicht sichtbar, in srauem, weichem Sandstein auf 280 m., eine ächte Bank bildend. Ueber derselben liegen ca. 7 m. hoch ent- blösst Schichten von Sand, Sandsteinen und Knauern mit ca. 10°N.-O. fallend, reich an Pflanzenresten, Stengeln, und Blättern, wie übrigens schon die an der Basis lie- sende Austernbank solche enthält. Es ist dies die vieler- orts erwähnte Blättermolasse von Dornach, die als Süss- wasserbildung zur untern Süsswassermolasse gestellt wurde. Möglicherweise ist die über der Austernbank gelegene Parthie eine Süsswasserbildung und gehört wie viel- leicht auch die an andern Orten über der Ostrea cya- thula gelegenen fossilleeren Schichten zum obersten Oli- gocän oder Untermiocän, (nach Mayer oberes Aquitan,) also vielleicht zu Sandbergers Cerithien- und Land- schneckenkalk oder Blättersandstein. Die bis jetzt ge- fundenen Pflanzenreste sind folgende: Sabal major Ung. Salix angusta A. Br. Cinnamomum polymorphum A. Br. Scheuchzeri Heer. = lanceolatum Ung. (?) Labatia salicites Web. Rhamnus Rossmässleri Ung. Cassia ambigua Ung. Vergleicht man die Höhenlagen der Schicht mit. Ostrea cyathula am Stutz bei Therwil, am Leu (Lei) bei 15 ni — 226 — Reinach und bei Dornachbrugg untereinander, so ergibt sich, dass die Schicht in östlicher (genauer in nordöstlicher) Richtung, gegen das Birsthal unter einem Winkel von beinahe 4° sich senkt. Dieses ôstliche Einsinken der ter- tiären Schichten zwischen Birsig und Birs lässt sich auch bei Therwil beobachten, es zeigt sich dasselbe noch stärker bei Bottmingen, gegenüber den vorhin erwähnten Lettgruben, im sogenannten Gemeindeholz, wo gelber Sand und grauer Sandstein von diluvialem Kies über- lagert mit ca. 10° gegen N.-O. einfallen und von grün- srauen Letten unterlagert sind. Am Schlusse unserer Betrachtungen über die Üyrenen- mergel angelangt, will ich noch erwähnen, dass sich die Ostrea cyathula auch nördlich von Arlesheim ob den Reben in der Rüti,am Wege nach dem Reichensteiner- schloss auf 380 m. in gelbem, thonigem Sand vorfindet. In der thalartigen Mulde, südlich dieser Stelle, hat sich eine gerollte, abgeschliffene Ostrea callifera gefunden. Der Meeressand scheint demnach auch hier in der Tiefe und höher oben gegen den Berg hin sich vorzufinden. In den Arlesheimer Reben steht da und dort graue Molasse an, wie wir sie weiter im Westen zwischen Birs und Birsig über der Schicht mit Ostrea cyathula finden. Die ter- tiären Bildungen scheinen demnach hier östlich von der Birs noch mit erheblicher Mächtigkeit vorhanden zu sein und unter: ziemlich starkem Winkel gegen die Birs hin einzufallen. | an 3. Miocäne Ablagerungen. Wie schon wiederholt erwähnt liegen über den Letten mit Ostrea cyathula graue Sande und Sandsteine, in welchen bis jetzt keine andern Fossilien als Blattreste (Dornach) gefunden worden sind. Ihr Alter ist daher unbestimmt. Vielleicht gehören sie z. Th. noch zu den olisocänen Ablagerungen (Üyrenenmergel); möglicher- weise sind sie aber schon untermiocän. Sie erreichen oft eine erhebliche Mächtigkeit, wiez. B.am Rebberg westlich Reinach 40 m.; bei Therwil 20 m. Hiezu rechne ich auch die grauen, glimmerreichen Sande mit weissen Kalkconcretionen und einzelnen Knauern von Sandstein ob Biel und Benken. Wohin die Mergel, Sande und Sandsteine von Liebenz- weiler, Hagenthal, Neuwil, Hägenheim gehören, habe ich bis jetzt nicht ergründen können. Jedenfalls nicht zum Meeressand, wie Delbos und Köchlin (Description géol. et mineralog. du départ. du Haut-Rhin) annehmen und wie Andreae (Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs) auch glaubt. Mir scheint dies Gestein den Cy- renenmergeln anzugehören. Ueberall fallen die Schichten an den letztgenannten Orten schwach gegen Norden oder Nordosten. Von Fossilien konnte ich bis jetzt nur ein- _ zelne Blätter, die bezüglich des Alters eben nicht viel zu sagen haben, aufinden. Solche fand ich oberhalb Liebenzweiler auf der Höhe von 395 m. am Südrand des „Eichwaldes“ in einem mürben grauen Sandstein. Es sind dies: | Alnus cf. nostratum Ung. Cinnamomum polymorphum A. Br. 5 „ Scheuchzeri Heer. 5 Buchi Heer. ” spectabile Heer. Salix sp.? — 23 — Auffallend ist das Vorherrschen der breiten und das Zurücktreten der schlanken Zimmtblätter. Es scheint _ mir dieser Umstand auf ein jüngeres Alter als Meeres- sand und Septarienthon, also als Mittelolisocän hinzu- deuten, in welchen eben genannten Ablagerungen, wie wir gesehen, Cinnamomum Scheuchzeri und Cinnamomum lanceolatum entschieden dominiren. (Vergleiche auch Andreae, Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs, = I. Theil pas. L15) Als oberste und jüngste Bildung der tertiären Ablagerungen finden wir südlich von Basel Süsswasser- kiesel von Faust- bis Kopfgrösse, braun, grau, oder auch röthlich gefärbt, z. Th. porös, z. Th. compact, mit slattem, ebenem oder flachmuscheligem Bruch. Sie ‘ werden von der Landbevölkerung als Feuersteine be- zeichnet und enthalten Limneen und Planorben. Von letztern fanden sich in unserer Museums-Sammlung be- stimmt: | | | Planorbis declivis A. Braun. 5 cornu (?) Brong. Diese Süsswasserkiesel finden sich besonders zahl- reich bei Therwil auf dem südlichen Theil des Bruder- holzhügels, im sog. Fichtenrainholz, im Hinterbergholz, im Froloh und in der Allmend; ferner auch südlich von diesen Stellen auf dem Hochfeld im sog. Löli und dann oberhalb Benken ob den Reben gegen Neuwil. Von Albrecht Müller (Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, it Lieferung) werden sie auch von Kloster- fichten (auf der Bruderholzhöhe südlich Basel) erwähnt. Sie würden dort, sofern sie wirklich anstehend sind, wohl 30-40 m. tiefer liegen als bei Therwil, was aber nicht befremdend ist, da sich die Schichten in nordöst- licher Richtung einsenken. Die Süsswasserkiesel scheinen in gelben bis grauen — 29 — thonigen Mergeln eingebettet zu sein; ein deutlicher Aut- schluss zeigt sich leider nirgends. Sandberger stellt sie in den Horizont der Helix Ramondi und Helix rugulosa wie den Süsswasserkalk von Tüllingen, also in das untere Miocän, in den Landschnecken- und Cerithienkalk. Die Süsswasserkiesel finden sich vielfach zerstreut in jüngern tertiären und in diluvialen Bildungen. So fand ich sie nicht selten in der Nagelfluh vom Steinbühl ob Breitenbach, sowie in der Nagelfluh bei Girlang (Girlend) zwischen Erschwil und Beinwil. Sandberger (die Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt, pag. 449) erwähnt Süsswasserkiesel bei Breiten- bach, wo sie in Blöcken auf den Feldern liegen. Diese Süsswasserkiesel stammen wie viele andere Geschiebe der Felder von Breitenbach-Brislach ohne Zweifel aus der Nagelfluh, welche die Anhöhe zwischen Breitenbach und Meltingen wenigstens theilweise deckt und welche wie das unterliegende tertiäre Gestein nordnordwestlich einsinkt. Sie steht nicht weit ob Breitenbach an der. Strasse nach dem Steinbühl auf490 m. an und enthält dort wie bei Steinbühl Süsswasserkiesel mit Planorben gleich denjenigen vom Bruderholz südlich Basel. Ohne einer eingehenderen Untersuchung der ter- tiären Geröllablagerungen im Gebiete unseres Jura vor- greifen zu wollen, will ich hier nach meinen bis jetzt über dieselben gemachten Beobachtungen nur kurz Fol- sendes hervorheben: Die Nagelfluh von Steinbühl-Breitenbach, sowie von Girlang enthält nebst den Süsswasserkie- seln auch Gerölle von Buntsandstein, welche auf einen Transport von Norden hinweisen. Sie enthält aber auch alpine Kalke, Gerölle, die dem Urgon und Seewerkalk entstammen, wie sie typisch in der Gegend des Vier- waldstättersee’s anstehen (Mittheilung von Prof. Dr. C. — 230 — Schmidt). Diese deuten auf einen Transport von Süden. Ausserdem kommen Quarzporphyre vor, welche dem Schwarzwald oder den Vogesen entstammen können; ähnliche finden sich aber auch in der subalpinen Nagel- fluh. Dass Gerölle von Jurakalk vorhanden sind, wird nicht befremden. In der Nagelfluh von Sorvilier fehlen die Süss- wasserkiesel und Buntsandsteine, einzig ein Porphyr der bis jetzt nur in wenigen Exemplaren gefunden, zeigt Ueber- einstimmung mit dem „Porphyr brun“ (Elie de Beau- mont) wie er in den Vogesen am Rothhüttl ob Ober- burbach vorkommt und deutet möglicherweise auch auf Zufuhr von Norden. Jurakalksteine (weisser Jura) und tertiäre Süsswasserkalke aus der Stufe von Greppin’s Del&montien stammend, von Pholaden häufig angebohrt, sind entgegen Studer (Geologie der Schweiz, 2. Band, pag. 360) nicht selten; doch im Ganzen zeigt die Nagel- fluh in Uebereinstimmung mit Studer bezüglich ihrer Zusammensetzung grosse Aehnlichkeit mit der subalpinen. Die Geröllablagerung vom Bois de Raube hinter Delsberg besteht wesentlich aus Vogesengesteinen. Wir haben also im Jura, erstens tertiäre Geröllab- lagerungen, die zum grössten Theil vom Norden, den Vogesen hergebracht wurden (Bois de Raube), zweitens solche, die wesentlich vom Süden, aus dem Gebiet der Alpen stammen (Sorvilier), drittens solche, die sowohl vom Norden als vom Süden her zusammengetragen wurden (Steinbühl-Girlang) und endlich viertens solche, die nur im Jura ihren Stammort haben (Kalkconglome- rate der Bohnerzstufe und des Tongrien). Greppin (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz, Ste Lieferung) lässt mit Ausnahme der Kalkconglomerate, die Nagelfluh des Jura von den Vogesen und dem 5 a CS 2” NG — 231 — Schwarzwald herkommen und Früh!) spricht es ihm " getreu nach, trotzdem Studer für Sorvilier dunkle Alpen- kalksteine erwähnt. Studer sagt aber nicht, diese Alpen- kalksteine seien in auffallend geringer Anzahl ver- treten, wie Früh falsch eitirt und dann den Stammort dieser angeblich wenigen dunkeln Kalke im Purbeckien des mittlern und südlichen schweizerischen Jura sucht. Ausser den Süsswasserkieseln gehören zum Unter- miocän graue Mergel mit Helix rugulosa Mart., die beim Graben eines Brunnens im St. Albanthal (P. Merian, Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel, Iter Band, 1tes Heft, pag. 94) zum Vorschein gekommen sind; ferner der Süsswasserkalk zwischen St. Jakob und Brügglingen (P. Merian, Bericht über die Verhand- lungen-der naturf. Gesellschaft in Basel IT, 1836— 1838, pag. 39) mit Chara Meriani A. Br. Auch an der Birs, zwischen Mönchenstein und Dornach, westlich der Hofmatt, steht Süsswasser- kalk an, der mit 10° N.-O. einfällt und der wahrschein- lich auch dem Horizont der Helix rugulosa angehört. Bei seinen Untersuchungen für den Bohrversuch bei Bettingen hat Herr Dr. V. Gilliéron am rechten Ufer des Rheines in der Nähe vom Hörnli, gegenüber vom Birsfeldhof, in beinahe horizontaler Lage einen Süss- wasserkalk entdeckt, der petrographisch durchaus mit dem von Tüllingen übereinstimmt. Auch sah ich aus demselben Gestein in seiner Sammlung eine Helix cf. phacodes Thom., die an andern Orten im gleichen Hori- zonte vorkommt, sowie zahlreiche Samen von Chara Me- riani A. Br. Nach all dem Gesagten scheint der Boden im Ge- biet der Birs von Dornach bis Birsfelden und vielleicht . 1) Beiträge zur Kenntniss der Nagelfluh der Schweiz, pag. 116 ff. nn. SEE — 232 — noch weiter nördlich bis Lörrach tiefer gesunken zu sein, als westlich der genannten Linie. Doch deutet nichts auf . eine Verwerfung, sondern blos auf ein stärkeres Einsinken. Das Vorkommen von Helix rugulosa im St. Alban- thal scheint dafür zu sprechen, dass im östlichen Theil der Stadt Basel die obern Tertiärschichten dem Unter- miocän angehören, während die Fundamente der Wett- steinbrücke noch auf dem blauen Letten, dem Mittel- oligocän stehen, wie die in demselben liegenden Fora- miniferen beweisen. Die Fundamente der Eisenbahn- verbindungsbrücke an der Birsmündung scheinen auf Süsswassermergeln zu ruhen, wie die im Museum liegen- den Gesteinsproben zeigen. Peter Merian (Verhandl. der naturf. Gesellschaft, 5ter Band, pag. 390. Vorarbeiten für die Eisenbahnverbindungsbrücke) erwähnt graue, z. Th. gelbe und röthliche Mergel, also nicht blaue Mergel. Auf ein tieferes Einsinken gegen die Birs hin deuten ja auch die früher erwähnten Sandsteinbänke im Rhein unterhalb der Wettsteinbrücke, die mit 15° gegen O.-8.- O. einfallen und ebenso, wenn auch nicht so deutlich, die bei der Birsigkorrektion in der Steinenvorstadt zu Tage getretenen Schichten, die mit 15° gegen 0.-8.-0: sich einsenken. Interessant sind die Aufschlüsse an den beiden Ufern des Rheines in der Gegend vom Hörnli, die aber nur bei ganz niedrigem Wasserstande sichtbar sind. (Siehe V. Gillieron: Sur un sondage de sel gemme. Compte rendu des travaux présentés à la soixante-dou- zième session de la société helvétique des sciences natu- relles réunie à Lugano. Archives des sciences physiques et naturelles. Octobre-Novembre 1889, und Dr. V. Gillie- ron: Ein Bohrloch bei Basel. Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Basel, IX. Bd.) Man sieht dort Muschel- kalk, Keuper, Lias vertical stehend. Nach einer kleinen i ; Unterbrechung folgt das Tertiär ebenfalls vertical ge- stellt, das dann später (nur auf dem rechten Ufer sicht- bar) in beinahe horizontale Lage übergeht. _ Ueberall im Birseck, wo das Tertiärgestein in der Nähe des Jura zu Tage tritt, zeigt sich eoncordante Lagerung ; nirgends zeigt sich wirkliche Verwerfung der Schichten, sondern eine Verwerfung ohne Bruch, eine Abbiegung, eine sog. Flexur. Alles deutet darauf hin, dass in nieht grosser Entfernung von der Abbiegungs- stelle die Schichten auch in der Tiefe wieder in mehr oder weniger schwach geneigte Lage übergehen. — 234 — 4. Jungtertiâre Ablagerungen. (Pliocaen ?) Gibt es in unserer nächsten Umgebung tertiäre Ab- lagerungen, die jünger sind, als die oben beschriebenen, die dem obern Miocän oder dem Pliocän angehören, Abla- serungen, diekurzweg als praeglacial bezeichnet werden dürften ? Auf den Tertiärhügeln des Oberelsass, südwestlich von Basel, liegen Geröllmassen, die schon Elie de Beau- mont als zum Obertertiär gehörend bezeichnet hat. Del- bos und Köchlin in ihrer Description géologique du Départ. du Haut-Rhin, stellen dieselben wie die der Rheinebene zum Diluvium rhenan. Die höchst gelegene dieser Geröllbildungen findet sich auf dem Bergrücken zwischen Oberhagenthal und Bettlach auf 520—525 m. Die Ablagerung, 4—5 m. mächtig, ruht auf tertiären gelben Mergeln; sie enthält kein einziges Kalkgeschiebe, die Feldspathgesteine sind derart verwittert, dass es unmöglich ist, sie zu erkennen; einzig erkenntlich sind Gerölle von Buntsandstein; die Hauptmasse der ganzen Kiesschicht bilden Quarzite und Quarzsandsteine verschiedenster Art. Auffallend sind zahlreiche, zersetzte Gerölle von weissgrauer oder gelb- licher fein spongiöser Masse, welche aus Kieselerde be- steht. Diese Gerölle zeigen eine gelbliche glatte Ober- fläche, sind sehr leicht, und erhalten, wenn sie feucht sind, durch den Schlag mit dem Hammer ein Loch ohne zu zerfallen. Das Bindemittel der Gerölle ist ein reichliches, lockeres, gelbes, thonig sandiges. Die grössern Gerölle erreichen in der Länge, Breite und Höhe 25, 20 und 15 Centimeter. Sämmtliche sind gut gerundet, einzelne sanz flach wie ächte Flussgeschiebe. — 29 — Ungefähr auf gleicher Höhe dieser Kiesablagerung, getrennt durch das breite Leimenthal, findet sich südlich der Landskrone, auf dem St. Annafeld bei Maria- stein und auf dem Berg zwischen Hofstetten und Bäti- wil im „Unter-Eichwald*, aut 510-515 m., ein Rest einer ähnlichen Geröllbildung. Gut gerundete Quarzite und Buntsandsteingerölle liegen auf den Aeckern in ziemlich beschränkter Verbreitung. Beide Stellen sind getrennt durch das tief eingeschnittene Thai Mariastein- Flühen. Es ist für mich keine Frage, dass dieser Rest einer einst bedeutendern Geröllbildung, die hier auf Korallen- kalk aufliegt, zur gleichen Zeit abgelagert wurde, wie diejenige von Oberhagenthal und vielleicht ein und dem- selben Flussbett angehörte. Unten im Leimenthal liegen auf den Feldern über- all vereinzelt gut gerundete Quarzite von Faust- bis Kopfgrösse, die unzweifelhaft diesen hochgelegenen Kies- ablagerungen entstammen. Im Bahneinschnitt bei Witters- wil liegst unter dem diluvialen Lehm und über dem ter- tiären Letten eine kleine Geschiebebildung, bestehend, in Folge kurzen Transportes, aus schlecht gerollten Jura- gesteinen; vereinzelt finden sich aber darin die stark serollten Buntsandsteine und Quarzite von Hofstetten und Mariastein. Bei Oberwil, im Stallen, liegt auf 330 m. eine Kiessrube in ächtem diluvialem Rheinkies mit alpinen, jurassischen und Schwarzwald-Gesteinen. Die Decke die- ser Kiesschicht wird gebildet durch eine 1—1'/» m. mäch- tige Schicht von Jurakalkgeschieben, die meist nur nuss- gross und weniger gerundet sind, als die untenliegenden Rheingeschiebe. Unter diesen Jurageschieben finden sich wieder ganz vereinzelt die Quarzite und Buntsandstein- serölle der oben erwähnten Ablagerungen von Hofstetten Ba und Mariastein. Das höhere Alter dieser letztern gegen- über der das Bruderholz südlich Basel bedeckenden Kiesschicht (denn zu dieser gehört der Kies bei Ober- wil) ist somit ausser Zweifel. 30 m. tiefer als bei Oberhagenthal, nämlich auf 490 m. liegt bei Bettlach eine zweite Geröllbildung von gleicher Beschaffenheit wie die erst beschriebene. Auch hier sind sämmtliche Feldspathgesteine vollkommen ‚zersetzt, auch hier jene zersetzten Gerölle mit spongiöser Struktur, keine Kalkgeschiebe, doch wieder ächter Bunt- sandstein und die vielen Abänderungen von Quarziten und Quarzsandsteinen. Unter den Quarziten finden sich solche mit muscheligem, fast ebenem Bruch von grün- licher Farbe und fettglänzend; ferner mattschwarze, die von ferne einem dunkeln alpinen Kalk ähnlich sehen. Diese Kiesschicht von Bettlach tritt auch westlich Ober- hagenthal, am Wege nach Bettlach, auf derselben Höhe von 490 m. am Waldessaum zu Tage. Eine dritte, weit ausgedehntere Kiesschicht als die beiden vorhin genannten und wieder 30 m. tiefer gelegen, nämlich auf 460 m., erstreckt sich von Volkensburg über Cäsarhof nach Werenzhausen. Bei Volkensburg ist oben ım Dorfe eine Kiesgrube eröffnet. Die Erschei- nungen sind hier genau dieselben, wie an den früher genannten Orten. „S’isch olles fül“ (es ist alles faul) sagen die Arbeiter, wenn man in einer solchen Kiesgrube die Gesteine zerklopft. Endlich eine vierte Ablagerung gleicher Art findet sich bei Neuwil (Neuweiler), sowohl gegen Benken als gegen Schönenbuch sich erstreckend und auf dem Tertiär aufruhend. Diese liegt aber 60 m. tiefer als die- jenige von Volkensburg; sie findet sich nämlich nur auf 390—400 m. Hier ist die Erscheinung um so auffallender, indem in geringer Entfernung bei Schönenbuch und — 231 — _ Wenzweiler auf 360 m. Kies mit alpinen und jurassischen Kalkgesteinen, Schwarzwaldporphyren und -Graniten an- steht, ganz gleich wie an der oben erwähnten Stelle bei Oberwil auf 330 m. Wenn auch einzelne Feldspathge- steine verwittert sind, wie das ja auch in den tiefer ge- legenen Geröllablagerungen der Rheinebene vorkommt, so sind doch sehr viele gut erhalten. Von den vier genannten Geröllablagerungen ist offen- bar die oberste die älteste und die unterste die jüngste. Die Verticaldistanz beträgt für die drei obersten Schichten je 30 m., für die unterste und für die zunächst über ihr selegene 60 m. Die Mächtigkeit der Schichten varirt von 4-5 m. Ueberall sieht man sie auf Tertiärgestein, Sandstein oder Sand und Mergel aufliegen. Wenn auch die Auflagerung nicht direkt sichtbar ist, wie z. B. bei Bettlach und Volkensburg, so ist das Gestein doch in nächster Nähe anstehend. Auch nach dem Grade der Zersetzung der Gesteine erscheint die oberste Ablage- rung bei Hagenthal als die älteste und die unterste bei Neuwil als die jüngste. Während man bei Neuwil oft noch erkennen kann, dass das Feldspathgestein ein Por- phyr, ein Gneiss oder Granit war, ist dies für Hagenthal nicht mehr möglich. Ob die nordwestlich von Volkensburg bei Rnör. ringen, Berenzweiler, Hundsbach, sowie im Illthal bei Roppenzweiler, Hirsingen, ferner bei Feldbach, Heimers- dorf vorkommenden Geröllablagerungen, deren Höhen- lage eine tiefere ist als diejenige bei Volkensburg, ja theilweise als bei Neuwil, zu derjenigen von letzterm Orte, sowie von Volkensburg -Werenzhausen gestellt werden müssen, bin ich nicht sicher. Es wäre möglich, dass eine spätere Dislocation jene Geröllbildungen in eine etwas tiefere Lage gebracht hat; denn verfolgt man die unzweifelhaft dem Rheindiluvium angehörenden Kies- — 238 — bänke in den kleinen Thaleinschnitten, die südlich Hä- singen, Hägenheim, Allschwil in die Rheinebene aus- münden, so will es scheinen, als ob die Geröllschichten von Süden nach Norden, also gegen das Rheinthal um Weniges sich einsenken würden. Im Thal der Ill ist die Erscheinung eine ähnliche wie auf den Höhen östlich demselben; doch findet man dort hin und wieder ein Kalkgeschiebe, so bei Roppenz- weiler, bei Feldbach, bei Heimersdorf (weiter westwärts bin ich bis jetzt nicht gekommen). Besonders auffallend sind gelblich graue Kalke mit sich kreuzenden Spalt- flächen, die an der Oberfläche elliptische Figuren bilden; es sind dieselben, die ich auch in der ostschweizerischen subalpinen Nagelfluh beobachtet habe. Als Gesteine, die ebenfalls in der subalpinen Nagelfluh vorkommen, sird noch zu erwähnen: blutrothe Hornsteine und rothe Ver- rucanoartige Gesteine, die nach Früh!) dem alpinen Buntsandstein des Vorarlbergs entstammen sollen. Die- selben letztgenannten Gesteinsarten kommen aber auch bei Hagenthal, Bettlach, Volkensburg, Neuwil vor, so- wie in dem tiefer gelegenen ächten Rheindiluvium. Ver- rucano des Sernftgebietes finden sich nur in letzterem. Nach Delbos und Köchlin scheinen bei Nieder-Sept (Seppois le bas) die Kalkgeschiebe häufiger zu sein als an den östlich gelegenen Orten. Dass dieselben auch an diesen ursprünglich nicht fehlten, sondern durch die Ein- wirkung der Atmosphärilien verschwunden sind, obwohl in viel ältern Geröllablagerungen (Steinbühl, Sorvilier) die Kalkgesteine noch vorhanden sind, will ich nicht be- zweifeln, daraufhin deuten die vollkommen zersetzten Feldspathgesteine, sowie gewisse ausgefressene Quarzite, 1) Dr. J. J. Früh: Beiträge zur Kenntniss der Nagelfluh der Schweiz, pag. 33. — 239 — die Kalkspath führten. Thatsache aber ist, dass wir westlich und südwestlich von Basel zweierlei durch ihre segenwärtige Zusammensetzung verschiedene Geröllab- lagerungen haben. Die eine kalkarme oder sogar kalk- freie mit stark zersetzten Feldspathgesteinen, wesentlich nur aus Quarziten bestehende, behauptet den höhern Theil der oberelsässischen Hügel und zieht sich von Neuwil (390 m. unterstes Niveau) westwärts über das Thal der Ill bis Montbeliard (Delbos und Köchlin); die andere, an Kalkgeschieben und unzersetzten Feldspath- gesteinen reiche, geht nur bis 360 m. (Wenzwil) und zieht sich von dort nordwärts in der Richtung des jetzigen Rheinthales gegen Blotzheim-Bartenheim. Auf der ge- sammten Hügelfläche zwischen den drei Punkten Barten- heim-Altkirch-Mülhausen findet sich keine Geröllabla- gerung, immer liegt der Lehm oder Löss unmittelbar auf dem Tertiärgestein. Die beiden, mit gegenwärtig in ihrer Zusammen- setzung verschiedenartigen Geröllmassen bedeckten Ge- biete sind somit, wenigstens theilweise, durch ein mit Geröllen unbedecktes Gebiet geschieden. Es muss also vor der Erosion der Thäler des ober- elsässischen Hügellandes eine Strömung, ein Rhein be- standen haben, der von Basel westwärts über Pfirt nach dem Saönegebiet sich bewegte und der erst später seinen heutigen Weg nach Norden genommen hat. Das letztere geschah in der Diluvialzeit und dass das erstere vor der Diluvialzeit geschehen, dafür haben wir allerdings keine positiven Beweise, keine Fossilien, doch sprechen so viele Erscheinungen dafür, dass Niemand daran gehindert wird, die Annahme zu machen. Dass die beiden Ablagerungen in ihrer Zusammen- setzung mehr quantitativ als qualitativ sich unterscheiden, a MAN PORN nr I 7 SET CRE MON, Fa LA Ken FA up RE D: Ts) A ALTER Sas UE CN Dhs US TL EN LC LS ie LA, ATEN API AE FO à Toy L' LANE ERS > it PP 2 FR RN SRE à RUE à gl Ir RE RU KW FL PE BR BR ER Ka PIE: À Fe dr is ee a PR OU ONE AAN ' Re CS DENE és Re Ve SET AR ; RTE AR TRE PESTE ter N x Ï L — 240 — kann nicht befremden, da der Ursprungsort für beide offenbar derselbe war. 5 Von der Obermioeänzeit an durch das ganze Pliocän war unser Gebiet Festland und warum könnten die ältern, so stark zersetzten Ablagerungen nicht der einen oder andern dieser Epochen angehören? Weitere Untersuch- ungen, die vielleicht positivere Resultate zu Tage för- dern, mögen diese Frage entscheiden. Bemerkungen zur Profiltafel. Das beigegebene geologische Profil soll eine Ueber- sicht über die Lage und Stellung unserer Tertiärschichten, sowie .derjenigen des anschliessenden Jura südlich von Basel, geben. | Der Massstab beträgt 1:25000 sowohl für die Höhen wie für die Längen. Das Profil beginnt links, an seinem südlichen Theile mit dem Dorfe Blauen und führt in nahezu nördlicher Richtung nach Basel. Da das Einfallen der Schichten, besonders der tertiären, eher ein nordöstliches als nörd- liches ist, so mag der eingezeichnete Neigungswinkel etwas zu schwach sein. Einzig von der „Ziegelei All- schwil* an läuft die Profillinie in nordöstlicher Richtung, ansonst der Rhein in allzu grosser Entfernung erreicht worden wäre. | | Die dargestellte Parthie des Jura habe ich der geo- : 4e logischen Karte des Kantons Basel, aufgenommen von | Prof. Dr. Alb. Müller, entnommen; einzig die Neigungs- winkel der betreffenden Schichten wurden, so gut dies | möglich war, nachgemessen. | 14 Von den zwischen der Rheinebene und dem Leimen- — 241 — Uebersicht der Tertiärbildungen in der Umgebung von Basel, \ Geröllablagerungen von Hagenthal, Bettlach, Volkens- 9 Plinrän ) E Pliocän. burg, Neuwil, Mariastein, Hofstetten. " Ober. fehlt. Mittel. fehlt. Miocän. Süsswasserkiesel von Therwil, Benken, Klo- | sterfichten. Süsswasserkalk und -Mergel | von Tüllingen, St. Jakob, St. Alban, am Rhein beim Hôrnli. Unter. Sande und Sandsteine über der Schicht mit Ostrea cyathula: Blättersandsteine von Dornach. Cyrenenmergel. Letten mit Ostrea cyathula. Süsswasserkalk mit Limneus, Hydrobia, Dreissenia, Chara. Sande und Sandsteine mit Ce- rithien, Sandbergeria, Tur- bonilla, Nematura, Scalla- ria, Corbulomya, Cyrena etc. Cinnamomum, Myrica etc. Ober. - Septarienthon. Blaue Letten mit Meletta, ae ] Foraminiferen, Amphisyle Oligocän. | (von Brislach); Blättersand- steine. Meeressand. Kalksandsteine und Conglo - merate von Stetten, Dornach, Aesch, Ettingen, Witterswil, Bättwil, mit Ostrea callifera, Cinnamomum,Quercus, Daph- nogene etc. Mittel. Taten: fehlt. (Gyps von Zimmersheim, Me- lanienkalk von Mülhausen.) Ober. Bohnerzthone und Huppererde von Hofstet- ten und Witterswil. a: Süsswasserkalk von Hochwald (Hobel) mit Limneus pseudammonius. 16 thal eingetragenen Kiesschichten entspricht die zweit- höchst gelegene derjenigen von Schönenbuch -Wenzwil (360 m.); sie ist an der Durchgangsstelle der Profillinie nirgends blosgelegt, doch deuten an einzelnen Orten zahlreiche Geschiebe auf ihr Vorhandensein. Diese Schicht ist die höchst gelegene mit leicht erkennbaren und häufig auftretenden Gesteinen der Alpen, des Jura und des Schwarzwaldes, sie ist somit die höchst gelegene unzweifelhaft diluviale Kiesablagerung. Die oberste Kiesschicht des Profils, diejenige von Neuwil und der Anhöhe nördlich von Biel- Benken - _ (390—400 m.), ist die unterste jener vielleicht pliocänen, vielleicht aber auch noch diluvialen Flussablagerungen mit fehlenden Kalkgeschieben und vollständig zersetzten Feldspathgesteinen; diejenige von Volkensburg (460 m.) liest um 60, m., jene von Bettlach (490 m.) um 90 m. und endlich die von Oberhagenthal (520—525 m.) um 120 m. höher. a ar. <4 Re > ER VIFS 4 a 7 u ; Süd Blauen Nord rare nt Kuine Fürstenstein Witferswilerberg IL Se U Ho, OO EU N 780m Blauen Dort) Hofsteiten Witterswil Eckfeld Biel Neuwil Thonwaarenfabrik Basel 500m Allschwil Birsig an Neu Allschwil Kannenfeld Schlachthaus Rheir Mecresniveau Maïisstab 1. 25000 fur Hohen à Lanyen Furbenerklanıny? FE Lehm Loss [EI Weeressand (UntererMitteloligocän) BE Diluvialer Kies EI Geattenkak N Pliocaen? meer Profil von Blauen nach Basel. Weisser.Jura EEE xiocaen BEER coran ) {0b Oligocan) Verlandl: der Natur! Ges: zu Basel Bd IX Es Blauer Lett (Septartenthon (Ob. Mitteloligocan) À, Öutzwiller 1890 Vorlesungsversuch über die Flüssigkeitshaut. Von Joh. Weinmann. Wesen und Wirkung der Flüssigkeitshaut dürften durch folgenden einfachen Versuch sehr anschaulich dar- gethan werden. In irgend eine Flüssigkeit von genügen- der Viscosität, um einige Zeit haltbare Blasen oder Membranen bilden zu können, taucht man den weiteren Theil eines Glastrichters von 10 —15 cm. Weite und zieht ihn vorsichtig so heraus, dass eine Flüssigkeitshaut die Triehteröffnung überspannend hängen bleibt. Diese Haut beginnt nun bei ruhiger, senkrechter Haltung des Trich- ters alsbald gegen die Verengung hin in demselben auf- zusteigen in successive beschleunigtem Tempo, den be- kannten Verdickungstropfen in der Mitte — oft von er- heblichem Gewicht — mit sich ziehend. Am Eingang der Verengung bleibt die Haut dann stehen. Wenn die Haut etwa 2 cm. vom Rande emporgestiegen ist, gelingt es leicht eine zweite Membran anzubringen und dieser in genanntem Abstand selbst eine dritte nachfolgen zu lassen; mit vereinten Kräften steigen dann alle drei auf- wärts, bis die oberste Haut in der Verengung angelangt durch ihre beträchtliche Gegenspannung Stillstand ge- bietet. Hebt man Letztere auf durch Zerstörung der obersten Haut, so bewegen sich die unteren Membranen u wieder aufwärts unter en der eben wensniten Erscheinung. Verbindet man das engere Ende des Trichters, nach- dem eine Flüssigkeitshaut am weiteren Theil angebracht ist, mit einem kleinen, Sicherheitsrohr-artigen Manometer, so lässt sich leicht der Druck der eingeschlossenen Luft und damit die Kraft veranschaulichen, mit der die Membran aufwärts strebt. Es empfiehlt sich Anfangs den Trichter inwendig mit der Flüssigkeit zu benetzen, da sonst die ersten Membranen hiefür zu viel Flüssigkeit abgeben müssen und platzen. Zusatz einer stark fluorescirenden, aber wenig gefärbten Substanz (z. B. Fluorescein) macht die Membran durch den stärker leuchtenden Flüssigkeitsrand auf grössere Entfernung hin sichtbar. Als geeignete Flüssigkeiten empfehlen sich u. a. verdünnte Eiweiss- lösung oder mit Glycerin versetzte Lösung möglichst reiner Oelseife (ölsaures Natron), wie z. B. Terquem’s Flüssigkeit. Da die Flüssigkeitshaut in cylindrischen, weiten Röhren nicht aufsteigt, in verschieden stark conischen Gefässen sich mit verschiedener Geschwindigkeit der Schwere entgegenbewegt, lässt sich der Versuch manig- fach variren und so die Erklärung erleichtern, welche sich übrigens durch Zusammenstellung bereits bekannter Thatsachen ergiebt. Br apalspne Mittheilungen aus der Umgebung von Lugano. Exeursionsgebiet der schweizerischen geologischen Gesellschaft vom 9. bis 15. September 1889. Mit 1 Tafel. Von C. Schmidt und G. Steinmann. I. Verzeichniss der wichtigsten geologischen Literatur des Exceursionsgebietes. Von - C. Schmidt. (Ausführlichere Literaturverzeichnisse finden sich bei Hauer [cit. 20] und bei Taramelli [cite 35])- 4. 1827. Buch, L.v. Ueber einige geognost. Erscheinungen in der Umgebung des Lugano-$Sees. — Leonhard, Zeitschrift f. Min., p. 289-- 300. — Abh. d. kgl. preuss. Ak. d. W. Bd. V. (mit geol. Karte). 2. 1827. Buch, L. v. Ueber die Lagerung des Melaphyrs und Granits in den Alpen von Mailand. — Abh. d. kgl. preuss. ad W.,.p. 205. 16 A —_ u 3. 1827. Buch, L. v. Sur quelques phénomènes que pré- sente la position relative du porphyre et des calcaires dans les environs du lac de Lugano. — Ann. Sc. nat., T. X, p. 201. 4. 1829. Buch, L. v. Carte géologique des pays compris entre les lacs d’Orta et de Lugano. — Ann. Se. nat., T. XVIII. 5. 1830. Buch, L. v. Geognostische Karte der Gegend zwischen Orta- und Lugano-See. — Leonhard und Bronn. Jahrb., p- 320. 6. 1855. Studer, B. Nouvelles recherches sur les cantons de la Valteline et Tessin. — Bull. Soc. géol. France, 1re ser., bt. IV, D. 54. %. 1833. Hoffmann, Fr. Observations faites avec M. Escher fils sur les porphyres du bord méridional des Alpes dans le can- ton du Tessin. (Observations de Rozet, Beaumont, Boué.) — Bull. Soc. géol. de France, 1° sér., t. IV, p. 108. Ss. 1851. Girard, H. Ueber die Varietäten der Ter. vici- nalis aus dem Brocatello d’Arzo. — Leonhard und Bronn. Jahrb., p- 316—319. 9.2 1891.,G ırardy H. Briefl. Mittheilung an Prof. Bronn. — Leonhard und Bronn. Jahrb., p. 331. 10. 1851. Studer, B. Geologie der Schweiz, Bd. I, p. 441 —443, 458—484, Bd. II, p. 472. 11. 1852. Brunner, C. Aperçu géologique des environs du lac de Lugano (avec carte et 3 coupes géol.). — Neue Denkschr. Schweiz. Gesellsch. Naturw. XII, p. 1—18. 12. 1853. Escher v. d. Linth, A. Geologische Bemer- kungen über das nördliche Vorarlberg und einige angrenzende Gegenden. (Ufer des Comersee’s, p. 87—108.) — Neue Denkschr. Schweiz. (resellsch. ,Naturw. XIII, p. 1—155. 13. 1855. Renevier, E. Sur le calcaire rouge des environs de Como. — Bull. vaud., sc. nat., t. III, p. 211— 214. 14. 1854. Merian, P. Flötz-Formationen in der Umgeb. von Mendrisio. — Verhandl. der nat. Ges. in Basel. p. 71—84. 15. 1854. Merian, P. Muschelkalkversteinerungen im Do- lomite des Monte $. Salvatore bei Lugano. — Verhandl. d. naturf. Ges. in Basel, p. 84-90. 16. 1854. Stabile, G. Dei Fossili del terreno triassico nei ne dinterni del lago di Lugano, I. — Verhandl. Schweiz. Ges. Naturw., _ St. Gallen, p. 153—164. 17. 1855. Hauer, Frz. v. Ueber einige Fossilien aus den Dolomite des Monte S. Salvatore bei Lugano. — Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien, Bd. XXIV, p. 149—154. 18. 1855. Stabile, G. Petrefacten aus den Dolomite des Monte Salvatore. — Verh. d. naturf. Ges. in Basel, II, p. 318. 419. 1855. Stabile, G. Dei Fossili del terreno triassico nei dintorni del lago di Lugano, IL — Verhandl. Schweiz. Ges. Naturw., Basel, p. 141. 20. 1858. Hauer, Frz. v. Erläuterungen zu einer geol. Uebersichtskarte der Schichtgebirge der Lombardie, 1 : 432,000, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt IX, p. 445. 21. 1859. Stoppani, Ant. Sulla Dolomia del monte S. Salvatore presso Lugano. — Atti Soc. it. sc. nat., II, p. 233. 22. 1860—1865. Stoppani, Ant. Géologie et paléonto- logie des couches à Avicula contorta en Lombardie, etc., avec 60 pl. (Paléont. lombarde, 3° série.) 23. 1861. Stabile, G. Fossiles des environs du lac de Lugano. — Atti della Soc. Elvetica di Sc. nat., Lugano. Sessione 44a, p. 135. 24. 1867. Meneghini, M. Monographie des fossiles appar- tenant au calcaire rouge ammonitique de onhardie et de l’Apen- nin. — Stoppani, Pal. lomb., 4e série. 25. 1569. Negri e Spreafico. Saggio sulla geologia dei : dintorni di Varese e di Lugano. Con tre tavole.. — Memorie R. Ist. Lomb. di Sc. e Lett. — Classe di Sc. Mat. e Nat. vol. XI . della Serie III, fasc. IL, p. 1—22. 26. 1875. Rütimeyer, L. Ueber Pliocen und Eisperiode auf beiden Seiten der Alpen. 27. 1875. Studer, B. Porphyre des Luganer-Sees. — Zeit- schrift d. deutsch. geol. Ges., Bd. 27, p. 417. 28. 1875. Fellenberg, R. v. Analysen zweier Porphyre aus dem Maroggia- Tunnel im Tessin. — Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Bd. 27, p. 422. 29. 1875—1876. Michel-Lévy. Note sur les roches por- phyriques des environs de Lugano. -- Bull. Soc. géol. France, Biol, p. 111, — 218 = A 30. 1876. Kor rien. E. bons du Pliocène et de le ciaire aux environs de Côme. Lettre à M. Tournouer. — Bull. Soc. géol. France, 8° sér., LATIN pe IST: 31. 1876. Mayer, Ch. La vérité sur la mer el au pied des Alpes. — Bull. soc. geol. France, 3° ser., t. IV, p. 199. 32. 1877. Curioni, G. Geologia applicata delle provincie lombarde, 2 vol. e Carta geologica. 33. 1877. Heer, O. Flora fossilis Helvetiæ. 34. 1879. Sordelli, F. Le filliti della Folla d'Induno presso Varese e di Pontegana tra Chiasso e Balerna, etc. — Atti della Soc. It. d. Sc. nat. di Milano, vol. XXI, p. 877- 899 (Ref. Neu. Jahrb. 1880, II, p. 249). 35. 1880. Taramelli, Torq. Il canton Ticino meridio- nale ed i paesi finitimi. Spiegazione del foglio XXIV. Duf. colo- rito geologicamente da Spreafico, Negri e Stoppani. — Mat. Carta geologica della Svizzera, vol. XVII. -36 1880. Gümbel, C. W. Geognostische Mittheilungen aus den Alpen VII, 546ter Sitzungsbericht d. math. - phys. Klasse der k. bayr. Ak. d. Wiss. X, p. 542. (Ref. Neu. Jahrb. 1881, I p. 408.) 37. 1880. Mojsisovics, E. v. Ueber heteropische Ver- hältnisse im Triasgebiet der lombard. Alpen. — Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, XXX. Bd., 1880, p. 695. (Ref. Neu. une 1881, I, p. 41.) 38. 1882. Harada Toyokitsi. Das Luganer Eruptivge- _ biet. (Mit geol. Karte u. Don) — Neues Jahrb. Beil., Bd. I, p. 1—48. 39, 1834. Benecke, EB. W. engen zu einer geo- logischen Karte des Grigna-Gebirges. — Mit geol. Karte u. 20, filen. — Neues Jahrb. Beil., Bd. III, p. 171—251. | 40. 1884. Parona. Brachiopodi liassici di Saltrio e Arzo nelle Prealpi lombarde. Memor. R. Istit. Lomb. AL. 1885. Deecke, W. Beiträge zur Kenntniss der Raibler- Schichten in den lombardischen Alpen. Neues Jahrb. Beil., Bd. III, p. 429—521. 42. 1889. Parona. Studio monografico della Fauna Rai- bliana di Lombardia, con trediei tavole. — Pavia. Verhandl.d. naturf. Ges.zu Basel. Band IX Taf IL W 7 Kofdl NManno - Lägano - Salto S - Arosio Manno PianodAgno __ Lugano San Salvatore Carona Morcote Poncione d'ArzoSaltrio Clivio né | du ao rn nt en À: tie: Meeresniveau W VA Frofil Vrese VÜlgana - 22 uno $ Voldomino Montegrino Monte Nave Cunardo Bedero Valgana Jnduno Crantola 1 LsJ c Aurel II SS sem Meeresniveau NV MU Kol Monte Galbiga S Ph He ARE N < RAA : Pi CimalaCrona Bene Monte Galbiga Disasco Porphyrit Quarzporphyr. Porphyr Krystallinische -Luffe Schiefer ss VE ME Res Carbon. Verrucano Muschelkalk Raibler Bunisandstein und Esinokalk Schichten. zb GE Meeresniveau Hi] pres ı I Le N I Jofil Menaggio u AL, S Hauptdolomit. Rhät. Unterer Lias. Oberer Lias Menaggio Buco della Monte Crocione Sala J DEEE (6222 Pl 0 Rotella Bonzani = res ET € eo ! Jura. Kreide. Pliocaen Quarternar eeresniveau Maasstab = 1:100000 t TE) ” ME Schmidt gex. een * De rs II. Allgemeine Darstellung der geologischen Verhältnisse der Umgegend von Lugano. Von C. Schmidt. Die geologische Lage von Lugano ist äusserst charakteristisch: es berühren sich hier die südlichste der krystallinen Centralmassen, das Seegebirge und die Kalk- sebirge der südlichen Nebenzone der Alpen. — Diese südlichen Kalkalpen bilden weiter im Osten, in den Bergamasker Alpen, eine über 10 Meilen breite Zone, die aber gegen Westen allmählig schmäler und niedriger wird. Am Ostufer des Sees von Lecco erhebt sich das Grigna-Gebirge bis zu 2400 m., zwischen Comer - und Luganer-See liegen die durch das Val Intelvi von einander getrennten Bergmassen des Monte Galbiga und des Monte Generoso, deren Höhe nur noch 1600 — 1700 m. beträgt. Am Ostufer des Lago maggiore endlich hat sich der Gebirgszug fast ganz aufgelöst in vereinzelte Kalkmassen, die von quartären Ablagerungen ganz um- hüllt sind. Noch weiter gegen Westen, schon vor Biella, ist das Kalkgebirge verschwunden, und die krystallinen Gesteine der Centralalpen treten direkt an die Po- Ebene heran. Das Seegebirge stellt eine langgestr eckte Zone gefalteter, meist steil gestellter krystalliner Schiefer dar, deren centrale Haupterhebung der Monte Cenere zwischen Bellinzona und Lugano bildet. Am Südrand der Alpen sinken dieselben rasch in die Tiefe und werden discordant von den jüngern Bildungen überlagert. Gegen Norden * croyais Das krystal- line See- gebirge. Carbon. en ehe a srenzt das Seegebirge an die Masse der Tessineralpen. Die Grenze gegen dieselben ist gegeben durch eine von West nach Ost hinziehende muldenförmige Einlagerung jüngerer Gebilde, die bei Locarno als Hornblendeschiefer und grüne Schiefer, bei Dubino zwischen dem Lago di Mezzola und dem Lago di Como auch als Verrucano und Triasdolomit entwickelt sind. Diese Mulde fällt nach Norden ein, das Tessinermassiv scheint also über das Seegebirge überschoben zu sein. Während in den Tessineralpen typisch entwickelte Zweiglimmergneisse und Glimmerschiefer herrschen, treten im Seegebirge weniger vollkrystalline, wahrscheinlich jüngere Gesteine auf. Studer charakterisirt dieselben als Uebergänge zwischen Chloritschiefern, Hornblendegesteinen, Glimmer- schiefern, Gneissen, aus welchen keine dieser Formen sich rein und bleibend herauszubilden vermag. Ganz charak- teristisch sind die Schiefer, welche in der Umgegend von Lugano in den Einschnitten der Gotthardbahn sich zeigen. Es sind phyllitartige Gesteine, welche aus einem innigen Gewebe von Chlorit und Sericit bestehen, in welchem dichter Quarz in Form von gewundenen Linsen und Streifen auftritt. Eigentliche Glimmerschiefer mit individualisirten elastisch biegsamen Glimmerblättchen erscheinen nur untergeordnet als Zwischenlagen. Linsen- förmige Einlagerungen von Hornblendeschiefern beobach- tet man sehr schön an der Uferstrasse von Cassarago nach Castagnola östlich von Lugano. Als Bestandtheil des Seegebirges ist auch das älteste durch organische Ueberreste seinem Alter nach sicher zu bestimmende Sediment unserer Gegend zu betrach- ten, nämlich das carbonische Conglomerat von Manno, nördlich von Lugano (vgl. Prof. I). Am Berg- hang westlich oberhalb Manno finden sich concordant den circa 45° nach N— NW einfallenden glimmerigen Phyl- liten, Bänke eines groben Conglomerates eingelagert, dessen Mächtigkeit circa 100 Meter beträgt. Das vor- herrschende Gestein des Conglomerates ist weisser Quar- zit, daneben finden sich zweiglimmerige Gneisse und Granite. Porphyrgerölle fehlen vollständig. Wenig mäch- tige Schichten feinkörniger glimmeriger Sandsteine und Schiefer treten vereinzelt zwischen den Bänken des groben Conglomerates auf. In grosser Menge enthält diese Ablagerung schlecht erhaltene Pflanzenreste, nicht selten sind Stämme, deren Länge über 1 Meter beträgt. Es gelang Heer unter den Pflanzenresten Sigillaria tes- tulata Brgn. und elongata Brgn., ferner Calamites Cisti Brgn. zu bestimmen (Flora fossilis Helvetiæ, p. 41, 42 und 47). Nach diesen Funden würde der Ablagerung ein mittelearbonisches Alter zukommen. — Die Conglomerate von Manno stimmen in jeder Beziehung mit den bekannten Valorcineconglomeraten überein, wel- che bei Vernayaz das Rhonethal durchqueren und die Basis der Dent de Morcle bilden. In gleicher Weise wie dort sind die carbonischen Ablagerungen beinahe coneordant den krystallinen Schiefern eingeschaltet und werden discordant von jüngern Sedimenten überlagert. Wir treffen also auch hier, am Südrande der Alpen, die Spuren einer ältern, postcarbonischen Faltung. Es mag hervorgehoben werden, dass in. dieser Hinsicht. das See- gebirge nicht übereinstimmt mit den übrigen südlichen Centralmassen, bei welchen wir in der Regel, wie besonders Lory betonte, die archaeischen und palaeozoischen mit den darüberliegenden mesozoischen Ablagerungen in voll- ständiger Concordanz finden. In der Umgebung der westlichen Arme des Luganer- Sees bis zum Lago Maggiore sind als Liegendes der triadischen resp. dyadischen Sedimente Porphyrmas- sen ausgebreitet. Da Porphyrgerülle in den Conglo- Die Porphyre. Sea meraten von Manno fehlen, da ferner die Porphyrdecken horizontal den steilstehenden krystallinen Schiefern auf- liegen und da eine im Liegenden des Muschelkalkes auf- tretende Sandstein- und Conglomeratbildung Porphyr- gerölle in grosser Menge enthält, muss die Eruption des Porphyrs nach der postearbonischen Faltung, vor Ab- lagerung des Buntsandsteins stattgefunden haben. Nach Analogie mit andern, ähnlichen Porphyren in den süd- lichen Alpenländern, kann der Porphyr von Lugano wohl als dyadisch betrachtet werden. Die Porphyre von Lugano haben seit alter Zeit die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen. Seit den ersten Arbeiten von Leopold von Buch im Jahre 1827 sind bis in die neueste Zeit eine grosse Zahl von Abhandlungen erschienen, welche sich mit den Lagerungs- verhältnissen und der petrographischen Natur dieser Gesteine beschäftigen. | Wir finden eine ganze heihe verschiedenartig ge- ' färbter und struirter Gesteine, deren Classification nach mineralogischer Zusammensetzung und geologischem Auf- treten keine ganz leichte Aufgabe ist. Lediglich nach der Farbe unterschied man zwei Unterabtheilungen : Rothe und Schwarze Porphyre. Die geologischen und chemischen Untersuchungen Studer’s und von Fellenberg’s legten zuerst die wichtige Thatsache fest, dass der rothe Porphyr gangförmig den schwarzen durchsetzt, also jünger ist, ferner, dass der rothe Porphyr circa 15° mehr Kieselsäure enthält als der schwarze. Michel-Lévy unterzog die Luganer -Porphyre zuerst einer mikroskopischen Prüfung. Er unterschied drei Typen, schwarze, rothe und braune Porphyre, die er alle mit französischen Vorkommnissen in Parallele stellte. Wichtige Beiträge zur Kenntniss der Porphyre von Lu- gano lieferte Gümbel im Jahre 1880 und zwei Jahre EI FT AA TE NE EEE ES 2 — 258 — später erschien eine Monographie des Luganer Eruptiv- _ gebietes von T. Harada. | Die Porphyre sind einerseits den Quarzpor- phyren, anderseits den Porphyriten zuzurechnen. Die Porphyrite oder schwarzen Porphyre sind die ältern; deckenförmig breiteten sie sich über den ab- rasirten Falten der Glimmerschiefer aus. Die Quarz- porphyre oder rothen Porphyre bilden einerseits Gänge in den krystallinen Schiefern und in den Porphyriten, anderseits treten sie als ausgedehnte Decke auf. Das Hauptverbreitungsgebiet der Porphyrite ist die nächste Umgebung der südlichen Arme des Luganer- See’s, wo sie, meist mit Wald bedeckt, jenerundlichen Berg- formen bilden, welche so scharf mit den Steilabstürzen des sie bedeckenden Kalkgebirges contrastieren. Weiter west- lich in der Gegend von Valgana sind die Porphyrite meist von rothen Porphyren bedeckt und treten nur gelegent- lich, so bei Brinzio und am Monte Pianbello zu Tage. Die Farbe der Porphyrite ist graugrün, blaugrau bis schwarz, bei beginnender Zersetzung wird das Gestein röthlich- braun. Grobkörnige Varietäten sind sehr selten. Unter dem Mikroskop macht sich in Form von Ein- sprenglingen vor allem der Oligoklas geltend. Er ist ausgezeichnet durch typischen zonaren Aufbau, die rand- lichen Zonen sind meist noch frisch, während der Kern der Krystalle zersetzt ist. Die Hornblende ist immer in grüne Zersetzungsprodukte umgewandelt, Biotit tritt nicht so häufig auf, ist aber meist weniger zersetzt als die Hornblende, gelegentlich findet sich auch Quarz als Einsprengling. Die Grundmasse besteht in einigen Varietäten aus einem mikrokrystallinen körnigen Gemenge von Feldspath und Quarz, in anderen Fällen treten in ' derselben scharfbegrenzte, fluidal angeordnete Oligoklas- leistehen und schlierenförmig sich anhäufende Magnetit- — 254 — körnchen auf, welche ın einer Glasbasis eingebettet sind. Bei den Quarzporphyren haben wir die Gang- facies und die Deckenfacies zu unterscheiden. — Bei - Maroggia finden sich mehrere Gänge von rothem Porphyr, die Porphyrite durchsetzend. Dieses, von Fellenberg ana- lysirte Gestein, ist ziegelroth; als Einsprenglinge erkennt man in demselben Feldspathleisten und grosse, durch magmatische Resorption gerundete Quarzindividuen. Die Grundmasse ist mikrokrystallin und enthält in grosser Menge Pseudosphaerolithe, welche sich kranzförmig um die Einsprenglinge herumlegen. — An der Uferstrasse Melide- _ Morcote tritt unter der Porphyritdecke des Monte Arbos- toro Glimmerschiefer zu Tage. Zahlreiche, ebenfalls seit langem bekannte und mehrfach beschriebene Quarzpor- phyrgänge, welche eine Mächtigkeit bis zu 20 m. erreichen, durchsetzen hier ın allen Richtungen die krystallinen Schiefer, welche an den kuppenförmig abschliessenden Enden breiterer Gänge gestaut und gefältelt sind. Das Gestein dieser Gänge ist grau gefärbt und enthält gerun- dete Quarzkrystalle, grüne Glimmertafeln und bis 15 mm. lange wohlausgebildete Orthoklaszwillinge mit den Flä- chn-o@ Bo, ab @or30Rr,2Po, Polo) und -— P. Sehr schön lässt sich bei allen diesen Gängen die symmetrische Verdichtung des Porphyrs von der Gangmitte gegen die Saalbänder hin beobachten. Der deckenförmig sich ausbreitende rothe Por- phyr stellt eine zusammenhängende 15 km. lange und beiläufig 5 km. breite Masse dar, welche bei Carona, südlich vom San Salvatore beginnend, den Nordwest- abhang des Monte Arbostoro bildet, dann westlich des Luganer - Sees die Berggruppen des Pianbello und Mar- tica zusammensetzt und schliesslich gegen Süden unter den mächtigen Kalkmassen des Campo dei Fiori und des Sasso della Corna verschwindet. (Vgl. Prof. I und IT.) Durch Erosion, namentlich aber in Folge von Ver- werfungen, welche zur Zeit der Alpenerhebung sich bildeten, sind von der erwähnten Hauptmasse des Quarz- porphyrs kleinere Stücke losgetrennt worden. Das aus- sedehnteste derselben finden wir am Monte Nave zwischen Marchirolo und Grantola. Dieser Porphyreomplex, mit der Hauptmasse ungefähr parallel verlaufend, liegt auf steilstehenden krystallinen Schiefern und wird auf der Höhe des Monte Nave von einem aus Verrucano und Muschelkalk bestehenden Erosionsrelict bedeckt. Eben- falls in Begleit der tiefsten Glieder der triadischen Se- dimente treffen wir den rothen Porphyr mit seinen Tuffen eingesenkt zwischen die krystallinen Schiefer am Nord- abhange der Tresaschlucht bei Voldomino. . Dass der rothe Porphyr einst ein weit grösseres Verbreitungsgebiet hatte als heute, beweisen ferner die isolirten Vorkommnisse desselben oberhalb Manno südlich von Arosio und am Monte Bre. An letzterem Orte tritt der Porphyr ausserhalb des Dorfes Ru- viana in wenig mächtigen Lagen zwischen den krystal- linen Schiefern und den Sedimenten des Verrucano und Muschelkalkes zu Tage. —- Von besonderem Interesse ist das Vorkommen von rothem Porphyr (Felsophyr) an der Uferstrasse südlich von Melano. Diese wenig aus- gedehnte Porphyrmasse steht in keinerlei Zusammenhang mit den weiter nördlich von Melano bis Campione und den am rechten Ufer des Sees herrschenden Porphyren und wird anormal von rhätischen Schichten überlagert. In den centralen Theilen der grossen Porphyrdecke, bei Figino am Luganer-See und in der Gegend von Valgana trifft man Gesteine, welche vollkrystallin ent- wickelt und als Granite zu bezeichnen sind. Diese rothen Granite, meist glimmerarm, sind durch zahlreiche kleine Drusenräume charakterisirt, in welche der Gesteins- Trias. bildende Feldspath mit frei auskrystallisirten Enden hineinragt. Bei mikroskopischer Untersuchung fällt vor Allem in die Augen, dass der grösste Theil des Quarzes innig mit dem Feldspath (Orthoklas und Plagioklas) ver- wachsen ist, wodurch die Structur schriftgranitartig bis sranophyrisch wird. — Diese vollkrystallinen Gesteine stehen überall in ununterbrochenem Zusammenhang mit porphyrisch ‘sich entwickelnden Typen, welche die rand- lichen Partieen der Porphyrmasse bilden. Solche Ueber- gänge werden von Harada [eit. 37, p. 26 u. f.] eingehend beschrieben. Dadurch, dass die Grundmasse sich immer mehr verdichtet, der Gegensatz zwischen Einsprenglingen und Grundmasse sich immer deutlicher ausprägt, bilden sich jene Varitäten heraus, welche Michel-Lévy als „por- phyres bruns“ bezeichnete und die durch eine fluidal- struirte felsitische, an Sphaerolithen reiche Grundmasse, sowie durch sanidinartige, Feldspatheinsprenglinge cha- rakterisirt sind. In diese Serie von Gesteinen gehören auch die schwarzen Pechsteine (Vitrophyre) von Grantola, deren Grundmasse vollkommen glasig ist und die als Einsprenglinge Oligoklas, Sanidin, Olivin und Augit enthalten. Bemerkenswerth ist namentlich das Vorhandensein des Olivin, eines Gemengtheiles, den wir- in der Regel nur in basischeren Gesteinen finden. — An verschiedenen Orten, so bei Grantola, ferner in der Tresaschlucht lagert der rothe Porphyr auf einer Tuff- masse, deren Mächtigkeit gelegentlich über 100 m. beträgt. An der Basis des triadischen Schichtsyste- mes finden wir in unserm Gebiete an manchen Orten eine Conglomerat- und Sandsteinbildung, welche aus rothen Quarzeonglomeraten und Breccien mit Porphyr- stücken, schiefrigen, glimmerreichen Sandsteinen und vereinzelten dolomitisch-sandigen Bänken besteht. Am Fusse des San Salvatore bei San Martino ist diese For- Dre mation prachtvoll aufgeschlossen. Es ist eine typische Strandbildung. Man mag zweifelhaft sein, ob diese Ab- lagerung als Verrucano zu bezeichnen und der Dyas zuzurechnen ist, oder ob sie mit den Werfener-Schichten identificirt werden und als Aequivalent des Buntsand- steins angesehen werden kann, eventuell sind beide For- mationen in ihr vertreten. Jedenfalls ist sie von dem car- bonischen Conglomerat durchaus zu trennen und bildet die corcordante Unterlage der marinen Triasbildungen. Die eigentlichen Triasbildungen sind in dem west- lichsten Theile der südlichen Nebenzone, vom Comersee bis zum Lago maggiore, nur sehr unvollständig ent- wickelt und zudem lange nicht so sorgfältig untersucht, wie in den ôstlicheren Gegenden. Wie überall in der alpınen Trias zeigt es sich, dass die tiefsten, dem Muschelkalk angehörenden Glieder noch einen ge- wissen Anklang an ausseralpine Verhältnisse zeigen, während die obern Abtheilungen durchaus eigenartige Entwicklung besitzen; erst die rhätischen Bildungen lassen sich wieder, zum Theil wenigstens, mit ausser- alpinen Vorkommnissen vergleichen. Charakteristisch für die Gesteinsentwicklung der I _ bardischen Trias ist der mehrfache Wechsel von Dolo- _ mitmassen mit mergeligen und tuffartigen Bildungen. Sowohl die verschiedenalterigen mergeligen, als auch die dolomitischen Ablagerungen lassen sich petrogra- phisch nur schwer von einander. unterscheiden, zumal auch Fossilien in denselben keineswegs allgemein ver- ' breitet sind. Die von Hauer im Jahre 1858 gegebene klare Gliederung der lombardischen Trias hat sich für eine normale Entwicklung derselben bewahrheitet. Bei Vergleichung einer grossen Zahl typischer Localitäten ergeben sich folgende Stufen der Trias und des Rhät ASS in den südlichen Alpenländern, speciell in der Lombardei: 17 — 258 — LE 2. Oberer Dachsteinkalk (Megalodus) Kalk. ne 1. Kössener Schichten (Avicula con- Ar torte) urn. Mergel. nc 2. Hauptdolomit (Gervillia Te Tor Bis, Karnische | bo.solttartusyp er 0" 32.0.2. Dolomit, Stufe. | 1. Raiblerschichten ( Trachyceras { aonoides, Gervillia bipartita) Mergel. Tuffe. Sandsteine. 3. Esinokalk (Chemnitzia Escheri, | Natica monstrum ete.) . . . Dolomit. Norische |2- Wengener Schichten (Daonella ; Stufe. Tommeh) = 2.0... . Mergel. Tuffe. 1. Buchensteiner Schichten (Trachy- ; | ceras Reitzi). . . . . . . Kalke mit Kie- selknollen. | Pietra verde. Muschel- Alpiner Muschelkalk ( Ceratites kalk. trinodosus u. Cer. binodosus). Kalke u.bitumi- _ nôse Schiefer. Buntsand- | Werfener Schichten (Tirolites Cas- stein. | Sanus)y alu Sandereme An keiner Stelle im Gebiet der südalpinen Trias treffen wir eine zusammenhängende Schichtreihe, welche obiger Tabelle genau entsprechen würde Es kommt vor, dass eine kalkig-dolomitische Bildung, welche in ihren tiefsten Abtheilungen Muschelkalkversteinerungen enthält, sich ohne Unterbrechung durch mergelige Schichten bis zum Hauptdolomit fortsetzt, — ander- seits kann z. B. die dolomitische Bildung der norischen Stufe, der Esinokalk,- vollständig fehlen: mergelige, bi- - tuminöse Schiefer vom Alter des Muschelkalkes werden überlagert von Schiefern mit Daonella und Raibler- schichten; als erste zusammenhängende Kalk- und Dolo- mitmasse tritt der Hauptdolomit auf. Durch das ganze Triasgebiet treffen wir in annähernd gleichartiger Ent- wicklung als durchgehenden festen Horizont den karni- schen Hauptdolomit mit Gervillia exilis. Bis in dieses — 259 — Niveau zeigen die einzelnen Bildungen den manigfaltig- sten Wechsel ihrer Facies: gleichalterige Ablagerungen sind in verschiedenen, oft ganz benachbarten Gebieten, bald als Dolomite, bald als Schiefer entwickelt. Die schiefrigen Kalke und Mergel sind normale marine Ab- lagerungen, während die Dolomite theils massig, theils geschichtet, als Riffbildungen aufgefasst werden, ent- standen durch die Thätigkeit von Korallen und derer Kalkbildner, wie Kalkalgen, die zu der Gruppe der Siphoneen gerechnet werden. Dieser Facieswechsel der Triasablagerungen bis zum Hauptdolomit ist in den Umgebungen von Lugano mehr- fach sehr scharf ausgeprägt. So weit es nach unsern heutigen Kenntnissen möglich ist, werde ich im Folgenden versuchen, die Entwicklung der Trias vom Comer- bis zum Langensee zu skizziren. Die Ausbildung der Trias am Ostufer des Comersees, im Gebiete der Grigna, wurde eingehend von Gümbel (eit. 35), Mojsisovies (cit.36) und Benecke (cit. 38) beschrie- ben. Es sind hier wohl beide Unterabtheilungen des Muschelkalkes (Binodosus- und Trinodosuszone) meist als dunkle, dünnplattige schiefrige Kalke mit Mergelein- lagerungen vertreten (Marmor von Varenna, Fischschiefer von Perledo); ausserdem liess sich die Zone des Trachy- ceras Reitzi nachweisen, bestehend aus dünnbankigen schwarzen, mit Kieselknollen erfüllten Kalken (Buchen- steinerschichten) und einem eigenthümlichen tuffartigen Gestein der Pietra verde.!) Ueber den dunkeln, plattigen Kalken des Muschelkalkes und der Buchensteinerschichten liegen meist massige, seltener geschichtete Kalke und Dolomite, die stellenweise sehr reich an Fossilien (Ar- cestes, Arpadites, Chemnitzia, Natica, Diplopora) sind und mit dem Namen Esinokalk bezeichnet wurden. ‘ 4) Vgl. Dölter. Neues Jahrb. f. Mineralog. etc. 1873, p. 572. — 260 — Die Mächtigkeit dieser Ablagerung beträgt bis zu 500 m. Da die thonigen Sedimente der Wengenerschichten !) fehlen, so haben wir die Riffbildung des Esinokalkes wohl als das Aequivalent des mittlern und obern Theiles der norischen Stufe zu betrachten. Ueber dem Esinokalk liegen die Rablers chi ch- ten, deren tieferer Horizont, graue plattige Kalke mit schwarzen Hornsteinlagen, in ziemlich gleichartiger Aus- bildung sich annähernd durch das ganze Gebiet ver- folgen lässt. Mergelige Einlagerungen in diesen Bänken enthalten in der Nähe von Esino einzelne Zweischaler. Hier fand Escher das Leitfossil, die Gervillia bipartita. Die obere Abtheilung der Raiblerschichten besteht aus bunten Tuffsandsteinen und Mergeln, denen dünn ge- schichtete Kalke und zu oberst Gyps mit Rauchwacken eingelagert sind. Die Raiblerschichten stellen einen sehr wichtigen Horizont der südalpinen Trias dar, ihr Auf- treten zwischen zwei mächtigen Dolomitbildungen, dem Esinokalk nach unten und dem Hauptdolomit nach oben, ist für eine richtige stratigraphische Gliederung der ganzen Trias von grösster Bedeutung. Die einförmigste Bildung der alpinen Trias ist der Hauptdolomit, welcher, wie bereits erwähnt wurde, in gleichartiger Ausbildung weit über die Grenzen unseres Gebietes hinaus entwickelt ist, und so eine Epoche grosser Ruhe und Gleichförmigkeit kennzeichnet. Das Gestein ist ein kurzklüftiger Dolomit, meist ohne deutliche Schich- tung. Die Fossilien, immer nur als Steinkerne erhalten, sind nicht allgemein verbreitet, sondern häufen sich nester- artig an gewissen Stellen. Als Leitfossilien gelten Ger- 1) Das Leitfossil der Wengenerschichten, Daonella Lommeli, kennt man zwar noch nicht aus dem Esinokalk, denn eine Daonella, welche am Nordwestabhang des Moncodeno häufig sich findet, ge- hört nach Mojsisovics einer neuen Art an (cf. cit. 38, p. 231). Ds, À: Bi en villia exilis, Turbo solitarius, Megalodon Guembeli und die Kalkalge Gyroporella vesiculifera. Die Triasbildungen der Grigna finden ihre westliche Fortsetzung in jenem Gebirgszuge, welcher sich nördlich der Linie Menaggio-Lugano von Ost nach .West erstreckt. Längs des Comersees von Menaggio bis San Abbondio ist ein vollständiges Querprofil zu beobachten. Vor allem fällt hier im Vergleich zu den in der Grigna herrschenden Verhältnissen eine ganz bedeutende Re- duetion in der Mächtigkeit der Triasgebilde bis zum Hauptdolomit auf. Ueber den Conglomeratbänken des Verrucano liegt in grosser Mächtigkeit lichtgrauer, fein- körniger und klüftiger Dolomit, welcher in den tiefern Lagen dem Muschelkalk, in den höhern dem Esinokalk entspricht. Ablagerungen, die sich petrographisch mit den dünnbankigen, dunkeln Gesteinen von Varenna und Perledo vergleichen liessen, fehlen vollständig: der ganze Muschelkalk und die norische Stufe sind hier durch eine untheilbare Riffbildung vertreten. Darüber erreichen die Raiblerschichten eine Mächtigkeit von circa 150 m. Sie treten als gelblich - graue Kalk- und Mergelbänke auf und enthalten in ihrem obern Theile bei Nobiallo ein mächtiges Gypslager. Die rein dolomitische Entwicklung der untern und mittlern Trias lässt sich durch den ganzen Gebirgszug bis zum Sasso grande nordöstlich von Lugano verfolgen. Die wild zerklüfteten, zackigen Massen der Cima la Grona, des Monte Piantaggio und der Berge im Hinter- grund der Valsolda gehören dieser Formation an. (Vgl. Prof. III). Es ist schon mehrfach auf das Vorhanden- sein der Raiblerschichten in diesem Gebirgszuge hingewiesen worden, doch wurden dieselben noch nie- mals in ihrem ganzen Verlaufe verfolgt. u, Am Sasso grande erreicht die besprochene unter- triadische Dolomitmasse plötzlich ihr Ende. Wir treffen Ablagerungen vom Alter des Muschelkalkes in mäch- tiger Entwicklung wieder am Monte Bré, aber mit Ausnahme einiger weniger dolomitischen Zwischenlagen herrscht hier durchaus die thonig - kalkige Entwicklung, !) sehr verbreitet sind dünnbankige Kieselknollenkalke vom Charakter der Buchensteinerschichten. Wir begegnen also zum zweiten Male einem abrupten Facieswechsel im Muschelkalk. Der dem Monte Br& gegenüberliegende Monte San Salvatore besteht wiederum aus Dolomit. Nur die tiefsten Horizonte desselben, welche direct dem Verrucano auflagern, sind geschichtet; die ganze Masse stellt eine rings denudirte Synelinale dar (Vgl. Prof. I). In dem wohlgeschichteten Dolomit an der Basis, welchem an einer Stelle (bei Carabbia) Kieselknollenkalke ein- gelagert sind, z. Th. auch in dem höher gelegenen, massigen, zuckerkörnigen Dolomit finden sich typische Muschelkalkfossilien. Ausserdem sind aus diesem Dolomit Gastropoden und Diploporen bekannt geworden, welche für den norischen Esinokalk charakteristisch sind. Ko- rallen vom Charakter der Lithodendren, welche sich in dem Dolomit auf der Höhe des Berges finden, weisen vielleicht auf noch höheres Niveau hin. — In ähnlicher Weise wie in der Gebirgskette im Hintergrund der Val Solda haben wir am Salvatore wiederum eine rein do- lomitische Ausbildung der untern und mittlern Trias vor uns. — Der Südschenkel der Salvatore - Synclinale er- scheint als Nordschenkel einer Anticlinale, deren Süd- schenkel erhalten ist in den dem Porphyr aufliegenden ‘) Durch diesen Umstand ist es wohl zu erklären, dass auf Blatt XXIV der Schweizerkarte die Hauptmasse des Monte Bre fälschlich als Contortaschichten und Dachsteinkalk bezeichnet wurde. TEE ro Triasschichten des San Giorgio oberhalb Riva San Vitale (Vgl. Prof. I). Es tritt hier in dem nach Süden geneigten Sedimentcomplex deutlich eine Dreitheilung der Trias hervor. Eine untere und eine obere Dolomit- masse, Muschelkalk und Esinokalk einerseits, Haupt- dolomit anderseits, werden durch kalkig thonige Bil- dungen der Raiblerschichten getrennt. Die Raibler- schichten, obwohl fossilleer, sind typisch entwickelt bei Meride; sie enthalten hier ein Gypslager') und bestehen in ihrer Hauptmasse aus dünnbankigen, grauen Mergel- kalken, in welchen 2—3 mm. breite und circa 1 cm. lange Gypskrystalle eingestreut sind, welche sich häufig zu Büscheln vereinigen. — Auf der kurzen Strecke von Riva San Vitale bis Besano ändert sich der Charakter der tiefern Triasbildungen vollständig. Am Westabhang des Poncione d’Arzo werden Porphyr und Verrucano überlagert durch ein mächtiges System bituminöser Dolo- mitplatten und schwarzer schiefriger Kalke, welche in ihren tiefern Theilen ein vollkommenes Analogon mit den Schiefern von Perledo am Comersee darstellen. ?) In diesen Schiefern wurden Ceratites trinodosus und Luganensis nachgewiesen, wodurch die Zugehörigkeit derselben zum Muschelkalk erwiesen ist. Im Hangen- den des Muschelkalkes finden sich weiter ähnliche grau- blaue Bänderkalke und Schiefer bis zum Hauptdolomit, welcher einen schroffen Felsabsturz bildet. Aus diesen höhern Theilen des Schiefercomplexes sind eine grosse Zahl von Fossilien bekannt geworden, welche alle auf Wengener - und Raibler- (St. Cassianer) - Schichten hin- !) Die Angabe von Deecke (cit. 41, p. 508), dass nämlich westlich vom Comersee unter dem Hauptdolomit Gypslager fehlen, ist also zu berichtigen. ?) Vgl. Curioni. Sui giacimenti metalliferi e bituminosi nei terreni triasiei di Besano. (Memorie del R. Ist. Lomb. Bd. IX, 1863.) © Se e > weisen. Bassani!) beschrieb von hier eine Reihe von Sauriern und Fischen; im weitern erwähnt er neun Am- moniten, darunter Trachyceras Mandelslohi und Trachye. Aon, ferner sind vorhanden die Zweischaler Daonella Lommeli und Daonella Moussoni. Aus den Lagerungs- verhältnissen geht in Uebereinstimmung mit den Fossil- funden mit vollster Sicherheit hervor, dass wir bei Besano eine schiefrige, kalkig-thonige Entwicklung der ganzen Trias bis zum Hauptdolomit vor uns haben. Die Riffbildung des Muschelkalkes und Esino- kalkes fehlt hier vollständig. Die Fortsetzung der besprochenen Poncione d’Arzo- San Giorgio-Gruppe bilden die Berge des Sasso della Corna und des Campo dei Fiori. Die tiefe Schlucht der Margorabbia, in welcher eine prachtvolle‘ Kunst- strasse von Induno nach Valgana führt, durchquert diesen Gebirgszug und erschliesst ein vollständiges Profil vom Verrucano bis zur Kreide. Wir treffen hier zwischen Lias und Verrucano eine einzige sehr undeutlich ge- schichtete Dolomitmasse, welche in den tiefern Horizon- ‘ten an zwei Stellen nur wenige Meter mächtige Ein- lagerungen von harten, dünnplattigen Kalken und in höherem Niveau gelbliche Mergelkalke enthält. Diese letztern gehören vielleicht schon zum Rhät. Das ganze System ist sehr arm an Fossilien. Muschelkalkpetrefacten sind in dem Dolomit der Margorabbia-Schlucht selbst noch nicht gefunden worden, wohl aber in dem benach- barten Olonathale bei La Rasa, dagegen sind die Esino- schichten durch das Vorhandensein von Diploporen und 1) Bassani. Sui Fossili e sull’ Età degli schisti bituminosi triasici di Besano in Lombardia. (Atti della Soc. Ital. di scienze naturali vol. XXIX 1886.) ; Ferner W.Deecke. Ueber Lariosaurus und einige andere Saurier der lombardischen Trias. (Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges. 1886, p. 170.) À Re a? er Noa 32 5 ne = 6 — Gastropoden wohl sicher nachgewiesen. Wir erblicken in der Ausbildung der Trias in der Margorabbia-Schlucht ein vollkommenes Analogon zu den früher als abnorm geltenden Verhältnissen am Monte Salvatore: sämmt- liche Glieder der Trias vom Muschelkalk bis zum Rhät treten in der Rifffacies auf. Etwas weiter nach Osten scheint sich dies Verhält- niss insofern wieder etwas zu ändern, als am Ostabhang der Val Cuvio, z. B. zwischen Cunardo und Ferrera, die Raibler-Plattenkalke wieder in mächtiger Ent- wicklung auftreten. Am Ostufer des Lago maggiore bei Laveno erreichen die triadischen Ablagerungen ihr Ende. Den Hauptdolomit, welcher im Grigna-Gebirge die jüngste Triasbildung repräsentirt, treffen wir in ganz gleicher Ausbildung wieder am westlichen Seeufer von Malgrate bis zur Punta di Bellagio, ferner am westlichen Ufer des Comersees, die schroff abfallende, kahle Fels- masse des Buco della Rotello zwischen Menaggio und Tremezzo bildend. Hier wird derselbe aber überlagert von den mächtig entwickelten rhätischen Schichten. Als ein zusammenhängendes Band lassen sich dieselben längs des Sees von Lecco und von der Tremezzina aus längs des Ost- und Nordabhanges des Monte Crocione . und Monte Galbiga verfolgen; wir treffen sie wieder am Nordufer des Sees von Porlezza bis zum Monte Boglia und Monte Bré; die Mächtigkeit der ganzen Abtheilung beträgt 200—400 Meter. In der rhätischen Stufe ver- treten ‘sich und wechseln vielfach mit einander ab thonige und kalkige Sedimente. Eine vollständige Schichtreihe ist an den Abhängen des Monte Crocione oberhalb der Tremezzina entblösst. Ueber dem Hauptdolomit mit Megalodonten treffen wir ein System schwarzer Mergel- schiefer, welche erfüllt sind mit kleinen Zweischalern und Bactryllium (Schwäbische Facies); dunkle Kalke, Rhät. — 266 — Terebratula gregaria enthaltend und mit Schiefern wech- sellagernd (Karpathische Facies) folgen darüber. Das Hangende dieser Schichten bilden mächtige Bänke von _ grauen Kalken, deren Masse oft grösstentheils aus ästi- gen Riffkorallen (Lithodendren) besteht und die stellen- weise zu Hunderten grosse Megalodonten (Conchodon infraliasicus Stopp.) enthalten. Während Stoppani (cit. 22, p. 236) glaubt, dass auf den Conchoden - Schichten der Lias direct auflagert, weist Ourioni (cit. 31, Bd. I, p. 239) nach, dass über denselben noch einmal eine Serie von Kalk- und Mergelbänken auftritt, in welchen Avicula contorta und Terebratula gregaria sich finden. — Ein zweites schönes Rhätprofil ist am Nordabhang des Monte Galbiga in dem sogenannten Benetobel aufgeschlossen, wo die Gesteinsfolge des genauesten von A. Escher stu- dirt wurde. Es erlangt hier namentlich die Pelecypoden- facies eine grosse Mächtigkeit. Ungefähr in der Mitte des Profiles treten über einem System von Mergeln mit Avicula Escheri, Gervillia inflata, Baetryllien ete., zwei ca. 30 Meter mächtige, wiederum durch Mergel von ein- ander getrennte Bänke von Lithodendronkalk auf, die ebenfalls Megalodonten enthalten. Darüber folgen von - Neuem dünnbankige Kalke und schwarze Mergelschiefer reich an den bezeichnenden Zweischalern, auch eine Bank mit Terebratula gregaria findet sich hier. Die grauen, Hornstein-führenden Kalke des Lias sind dunkel- grauen Mergeln mit Cardita crenata direct aufgelagert. In der Valsolda, wo die rhätischen Ablagerungen wohl ebenso mächtig auftreten, wie am Comersee, macht sich eine Aenderung der Facies geltend, insofern, als hier das kalkige Element viel grössere Ausdehnung er- langt; immerhin lassen sich Mergelschiefer mit Bactryl- lien und Zweischalern noch mehrorts nachweisen. Ge- nauere Angaben fehlen hier leider vollständig. — Unsere er oe kurze Betrachtung der rhätischen Formation im Gebiete vom Comersee bis nach Lugano zeigt, dass die Litho- dendronkalke mit Megalodonten in beliebigen Horizonten und mit wechselnder Mächtigkeit zwischen den fossil- reichen Mergeln auftreten können, dass also die Riff- bildung des Hauptdolomites in die rhätische Zeit sich fortsetzte. Am östlichen Ufer des Luganersee’s finden sich im Liegenden des Lias vom Monte Generoso rhätische Schichten, welche denjenigen der Valsoda ent- sprechen, auf der Westseite des See’s hingegen, am Südabhang des San Giorgio fehlen dieselben voll- ständig: der Lias lagert transgredirend auf einer untheil- baren Dolomitmasse, welche den Raiblerschichten von Meride aufliegt. Diese Erscheinung weist vielleicht darauf hin, dass die Bildung des Hauptdolomites ohne irgend- welche Modification bis in die rhätische Zeit fortdauerte. Das Vorherrschen der Kalk- und Dolomit-Facies im Rhät ist in gleicher Weise charakteristisch für die Ge- gend zwischen Luganer See und Lago maggiore. In dem bereits erwähnten Profil der Margorabbia- Schlucht bei Induno trifft man im Liegenden des Lias circa 20 Meter mächtige grauschwarze Kalke, welche durchaus an die rhätischen Conchodon-Kalke vom Comer- Dee erinnern. In der That erwähnt Stoppani (eit. 22, p. 235) von dem benachbarten Santa Maria del Monte das Vorkommen von Conchodon infraliasicus. Unter diesen dunkeln Kalken liegt eine Masse von gelblichem Dolomit mit Megalodon (Dachsteinkalk), welche von dem tiefern, zusammenhängenden Dolomitcomplex des Hauptdolomites und der Esinoschichten nur durch einige gelbliche Mer- gellagen getrennt ist. Diese Mergel enthalten Kalk- knollen, die nach Steinmann (vgl. unten p. 306) aus Litho- thamnien und Brachiopodenbruchstücken bestehen. — Das Profil der Margorabbia-Schlucht ist desshalb von Jura. besonderem Interesse, weil wir hier, am westlichen Ende des Gebietes der ostalpinen Trias, sämmtliche Glieder der- selben vom Muschelkalk bis zum Rhät zu einer einzigen, fast untheilbaren Riffmasse verschmolzen sehen. | Da sich in dem besprochenen Triasgebiet mancher- orts, namentlich in den westlichen Theilen, der Mangel an genügenden Detailuntersuchungen unliebsam fühlbar macht, so mag der vorliegenden Schilderung manche Unvollkommenheit anhaften. Es tritt jedoch deutlich hervor, dass von der Grigna bis zum Langensee ein mehrfacher Facieswechsel in der Ausbildung der ver- schiedenen Triasglieder statt hat. Je weiter wir ge- gen Westen vorrücken, desto mehr verringert sich die Mächtigkeit der Bildungen, aber trotzdem lassen sich, sei es in der normalen Ausbildung, sei es in der Riff- facies, überall noch Anzeichen des Vorhandenseins sämmt- licher für die Lombardei charakteristischen Abtheilungen der Trias nachweisen. Wie mehrfach betont wurde, ist der karnische Hauptdolomit der am wenigsten sich ver- ändernde Horizont. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass seine stratigraphische Bedeutung nicht immer die- selbe ist; nach unten mag er oft als Rifffacies zeitliches Aequivalent eines Theiles der Raiblerschichten sein und ebenso nach oben die Koessener-Schichten vertreten, in welch letzterem Falle er sich dann mit dem rhätischen Dachsteinkalk vereinigt. In Beziehung auf die ältesten he Ab- lagerungen unseres Gebietes können ‚wir zwei gesonderte Bezirke unterscheiden, deren Grenze bezeichnet wird durch eine in der Riehtung Lugano-Mendrisio von Nord nach Süd verlaufende Linie. Aus Lias bestehen jene zusammenhängenden Berg- massen, welche zu beiden Seiten des Sees von Como gegen Westen und Norden bis an den Luganersee, gegen ae Osten bis zur Val Assina und gegen Süden bis an den Rand der Ebene sich ausdehnen und.die Gipfel des Monte Generoso, des Monte Galbiga, Crocione, S. Primo und Palanzolo tragen. — In vollkommener Concordanz lagert hier über den rhätischen Bildungen ein System dünn- bankiger, grauer Kalke mit Hornsteinlagen, dessen Mäch- tigkeit circa 800 Meter beträgt. Diese höchst einförmige Ablagerung ist fast fossilfrei, Escher führt Terebratula variabilis und Lima succincta an; wir haben eine typische Tiefseebildung vor uns. Mit den liegenden, rhätischen Ablagerungen ist der Lias eng verbunden, eine scharfe Trennung ist oft kaum möglich. Die Natur des Rhät deutet auf Oscillationen des Meeresgrundes hin, Korallen- bildungen des seichten Meeres wechseln mit Sedimenten aus tieferem Wasser ab, doch ist unverkennbar eine posi- tive Bewegung der Strandlinie, welche hinüberleitet zu der Tiefseeablagerung des untern Lias. Ganz anders liegen die Verhältnisse im Westen des Luganersee’s. Hier treffen wir die jurassischen Schichten als ein schmales Band den nach Süden unter die Ebene einsinkenden Triaskalken angelagert, selbstständige Berggruppen bilden sie hier nicht mehr. — Gleich westlich von Mendrisio stossen wir auf die berühmten fossilreichen Liasbildungen von Arzo, Saltrio und Viggiù Innerhalb der kaum 4 Km. betragenden Strecke von Mendrisio bis nach Arzo und Saltrio hat sich der petrographische und faunistische Charakter des untern Lias vollständig geändert. Die fossilleeren, grauen Kalke mit Hornsteinen sind entweder ganz verschwunden oder bilden, nur wenige Meter mächtig, an einzelnen Stellen die Basis des Lias. Der Lias von Saltrio und Viggiu besteht aus grauen und gelblichen, feinkörnigen oder oolithischen Kalken, welche in regelmässige etwa 40° nach S— SW — 270 — einfallende Bänke abgetheilt sind. Die in grossen Stein- brüchen abgebauten Kalke sind an einzelnen Stellen reich an Fossilien, welche alle für untern und mittlern Lias bezeichnend sind. Es lassen sich drei Horizonte unterscheiden: zu unterst treffen wir eine Ammonitenfauna (Nautilus striatus, Arietites bisulcatus, stellaris etc.) da- rüber folgen Bivalven und Gastropoden (Gryphaea ar- cuata, Cardinia hybrida, Pleurotomaria expansa und araneosa etc.), den Schluss bilden Bänke, die eine grosse Zahl von Brachiopoden enthalten, welche von C. F. Parona bearbeitet worden sind. Die Liasbildung von Saltrio erstreckt sich gegen Osten nur wenig über die italienisch- schweizerische Grenze hinaus, bei Arzo erscheint eine ganz andere Facies, welche nach ihren Fossilien, vor- herrschend Brachiopoden, den obern Saltrioschichten, also dem mittlern Lias angehört. Es sind undeutlich geschichtete rothe, weissgefleckte, marmorartige Kalke, welche stellenweise von Terebrateln, Pecten und Lima sanz erfüllt sind, ferner treten dunkel-braunrothe, san- dige Kalke auf, die von grossen Crinoidenwurzeln durch- zogen werden. Nicht selten ist das Gestein eine förm- liche Breccie, bestehend aus rothem, compactem und sandigem Liaskalk, welcher graue Dolomitstücke von ganz verschiedenen Grössen verkittet. Der liegende Hauptdolomit (Dachsteinkalk) besitzt eine sehr unregel- mässige Oberfläche, die Furchen und Taschen desselben sind ausgefüllt von den meist roth gefärbten Liassedi- menten. In Beziehung auf die Fauna sowohl als auch auf die Art des Auftretens ist der Lias von Arzo als ein vollkommenes Analogon zu den Hierlatz-Schichten des Dachsteingebirges und der Salzburger Alpen aufzu- fassen. Es fällt nicht schwer eine Erklärung für die Entstehung der ganzen Ablagerung zu geben. Das Riff des Hauptdolomites ragte zu Ende der rhätischen Zeit — 211 — und zu Anfang des Lias aus dem Meere empor, die ursprünglichen Unregelmässigkeiten seiner Oberfläche wurden in Folge der Erosion noch verschärft, Terra rossa sammelte sich zwischen den Felsklippen an. Als nun zur Zeit des mittlern Lias das Riff allmählig wieder unter das Meer versank, entstanden auf seiner schrun- digen Oberfläche in Folge der Brandung die erwähnten Breccien. Die ersten Liassedimente, durch die abge- spülte Terra rossa roth gefärbt, mussten naturgemäss erst alle die Unregelmässigkeiten des Untergrundes aus- gleichen, d. h. sie bildeten häufig taschenförmige Ein- lagerungen im Hauptdolomit. Nach Westen zu lassen sich die Saltrio-Schichten weiter verfolgen als nach Osten; ähnliche graulich- ‘grüne Kalke, freilich in bedeutend geringerer Mächtig- keit finden wir an den Bergabhängen nördlich von Induno über den Triasdolomiten. Am Ausgange der Margorabbia-Schlucht, wo dieselben Kalke viele Ammo- niten enthalten, liegen sie in vollkommenster Concordanz auf den oben beschriebenen rhätischen Schichten, eine Unterbrechung in der Sedimentbildung zwischen Rhät und Lias hat hier nicht stattgefunden. Während der untere und mittlere Lias zwischen * Comer- und Langensee in sehr verschiedenen Meeres- tiefen sich ablagerte, also in nahe bei einander liegenden Gebieten total verschiedene Facies zeigt, stellt der obere Lias eine über das ganze Gebiet in durchaus gleichartiger Ausbildung sich verbreitende Ablagerung dar: in den östlichen Theilen hatten die mächtigen Sedimente des untern Lias den Meeresboden allmählig erhöht und im Westen waren die Riffe immer tiefer unter den Meeresspiegel versunken. Fossilreichthum und charakteristische petrographische Beschaffenheit zeichnen diesen Horizont aus; von Alters her wurde derselbe von ng den Italienern als Calcare rosso ammonitico be- zeichnet, in den Adnether-Schichten der Salz- burger- Alpen erkennen wir eine durchaus analoge Ab- . lagerung, auch in den Central-Apenninen erlangt der Ammonitico rosso eine grosse Verbreitung. Der rothe Ammonitenkalk, immer concordant den tiefern Lias- schichten auflagernd, erreicht in unserm Gebiete eine Mächtigkeit bis zu 80 m. Er besteht aus regelmässig -, meist dünngeschichteten, oft thonigen oder sandigen Kalken. Neben Harpoceras bifrons, serpentinum, Aalense etc. finden sich darin Phylloceras, Lytoceras, und weniger häufig auch Terebrateln. Die fossilreichste Localität dieses Horizontes ist Erba, östlich von Como, ferner trifft man denselben in der Gebirgsmasse des Monte Generoso bei der Alpe di Salorino und Baldovana. In schönster Ausbildung findet sich dieselbe Ablagerung am Südabhang des Poncione d’Arzo bei Arzo, Besazio und Clivio, von wo aus sie sich über Induno längs des Campo dei Fiori bis in die Val Cuvio verfolgen lässt. Ablagerungen, welche vielleicht dem Dogger zu- gerechnet werden können, finden wir in dem zu be- sprechenden Gebiete nur in geringer Ausdehnung (vgl. unten p. 310), dagegen sind dem Malm zugehörige Schichten sicher zu erkennen. Sowohl am Südabhang des Poncione d’Arzo (zwischen Ligornetto und Clivio), als auch bei Erba lagert auf dem rothen Ammoniten- kalk des obern Lias ein System rother, dünnbankiger Kalke und Hornsteine, welche in Folge des Vorkommens zahlreicher Aptychen als „Aptychenschiefer* bezeichnet worden sind. Aequivalente dieser Bildung fehlen im den ôstlichen Alpen, dagegen besitzen solche eine be- trächtliche Verbreitung in den centralen Apenninen.!) 1) Vgl. Zittel, Geologische Beobachtungen aus den Central- Apenninen (Benecke, Geognost.-palaeontolog. Beiträge. Bd. IT, p. 140). — 2793 — — Oberhalb Ligornetto beträgt die Mächtigkeit der Aptychenschiefer wohl über 30 m. Aptychen sind hier nicht selten; die Hornsteinschichten, ebenso wie der damit wechselnde rothe Kalk sind erfüllt von Radio- larien. Die ganze Ablagerung zeigt die typischen Charaktere einer Tiefseebildung. — In höherm Niveau werden die Hornsteinlagen und damit auch die Radio- larien seltener, die rothbraune Farbe verschwindet, es treten röthliche und weisse, compacte Kalke auf, die, Biancone auch Majolica genannt, wohl das Tithon und die untere Kreide repräsentiren. Eine scharfe Trennung von Jura und Kreide ist in unserem Gebiete kaum möglich. Die Kreidebildungen treffen wir in reicher Ent- wicklung in dem Hügelland der Brianza, südöstlich von Lecco, sowie in der Umgebung des Sees von Varese. Das vorherrschende Gestein ist die „Scaglia“, graue, gelbliche Mergelschiefer, welche an der Luft in eckige Stücke zerfallen. Diese Ablagerung erinnert in ihrem Habitus wohl an den nordalpinen Flysch. Allgemein sind in der Scaglia jene Algenreste verbreitet, welche man als Fucoiden bezeichnet; andere Fossilien, wie Ammo- niten, Inoceramen, Seeigel etc. die Anhaltspunkte zu genauerer Altersbestimmung liefern könnten, sind im All- gemeinen selten. Wichtig ist das Vorhandensein einer auf die Brianza beschränkten Conglomeratbildung inner- halb dieses Mergelcomplexes. Da dieselbe bei Sirone Hippurites cornu vaccinum und Actaeonella gigantea etc. enthält, entspricht sie den Gosauschichten der östlichen Nordalpen, gehört also der ‘obern Kreide, dem Turon an. Durch dieses Conglomerat wird die ganze Masse der Scaglia in zwei Hälften getheilt: in eine untere, welche zugleich mit den harten Biancone-Kalken die untere Kreide vertritt und in eine obere, bedeutend mächtigere Abtheilung, deren Analogon wir in den ober- 18 Kreide. Tertiär. en. cretacischen Seewenschichten der Nordalpen erkennen. — In der Gegend von Induno und Varese fehlt in der Scaglia das Conglomerat mit Hippuriten; Steinmann- (vgl. unten p. 311) erblickt hier in dem Auftreten von sröbern Sedimenten, wie allothigenen Kieselknollen und Kalkstücken, innerhalb der homogenen Scaglia die An- zeichen einer Transgression, somit die Grenzschicht zwi- schen unterer und oberer Kreide, der Neocom- Scaglia einerseits, der Turon- und Senon - Scaglia anderseits. — Gut bestimmbare Leitfossilien sind in der untern Sca- glia kaum gefunden worden, Hauer erwähnt einen an Am. heliacus d’Orb. erinnernden Ammoniten aus der Gegend von Mombello am Langensee, Steinmann (vel. unten p.311) führt von Induno ein Ammonitenbruchstück an, welches vielleicht auf Barrême - Stufe schliessen lässt. Die obere Scaglia hingegen ist in der Brianza an ein- zelnen Stellen reich an Fossilien, aus der Gegend von Brenno und Merone werden Inoceramen und Acantho- ceras Rhotomagense angeführt. — Die von Hauer mehr- fach geäusserte Ansicht, dass die Scaglia der Südalpen mit den Seewenschichten der Nordalpén zu parallelisiren sei, erhält ihre Bestätigung durch den Nachweis einer ent- sprechenden Foraminiferenfauna. Steinmann (vgl. unten p.312) fand in den flyschartigen Mergeln, die sehr schön längs der Olona, südwestlich von Induno aufgeschlossen sind, manche Bänke ganz erfüllt von einkammerigen Lagenen, daneben treten auf Textillaria globosa und Globigerina cretacea. Alle diese Formen hat Kaufmann aus den nordalpinen Seewerschichten nachgewiesen. Eocäne Ablagerungen finden wir ebenfalls in der Brianza, ferner westlich von Varese um den Lago di Comabbio !J,, wo sie eine zusammenhängende Hügel- 1) Vgl. T. Zollikoffer. Géologie des environs de Sesto Calende. Bull. soc. Vaud. d. Sc. nat. T.IV. 1853—1855. p. 72. = 219 7. gruppe bilden. Die untere Abtheilung besteht aus Nummulitenkalken, darüber lagert eine Conglomerat- und Sandsteinbildung. Unter den Geschieben, welche letztere zusammensetzen, herrschen körnige und schief- rige Amphibolgesteine, seltener sind Granite, Gneisse, Quarzite und Dolomit. | Aequivalente der am Nordrand der Alpen so weit verbreiteten miocänen Nagelfluh und Molasse er- langen auf der Südseite nur geringe Verbreitung. Der kaum 10 Km. lange und etwa 350 m. hohe Bergrücken des Monte Olimpino bei Como ist ein schwaches Nach- bild der Bergmassen vom Rigi, Rossberg und Speer Die Nagelfluhbänke, mit Molassesandsteinen wechsel- lagernd, sind bis zu 60° steil aufgerichtet und fallen nach Südwesten ein. Das Material derselben besteht vor- zugsweise aus krystallinen Gesteinen, Gerölle des dun- keln Liaskalkes sind vereinzelt. Es mag hervorgehoben werden, dass die als Miocän gedeuteten Conglomerate und Sandsteine grosse Aehnlichkeit zeigen mit jenen eocänen Schichten, welche sowohl in der Brianza als auch bei Varese concordant die Nummulitenkalke über- lagern. Das gegenseitige Lagerungsverhältniss von Eocän und Miocän ist nirgends zu beobachten, da der Monte Olimpino fast allseitig von Diluvium umgeben ist. Auf der Strecke von Chiasso nach Como, sowie bei Stabbio treten die steil aufgerichteten Nagelfluhbänke längs einer Verwerfung in Berührung mit den Kalken des _untern Lias. Während die bis jetzt besprochenen eruptiven und sedimentären Bildungen bei der Entstehung des Alpen- gebirges alle in hohem Maasse dislocirt worden sind, haben die Ablagerungen aus der Zeit des jüngsten Ter- tiärs und des Diluviums weit mehr ihre ursprüngliche Lagerung beibehalten, wenn auch Dislocationen des — 276 — Pliocäns noch mancherorts nachzuweisen sind; die da- malige Configuration des Landes war bereits von der heutigen nur wenig verschieden. In dem Auftreten von marinen Ablagerungen des Pliocäns am Südfuss der Alpen erblicken wir einen : charakterischen Zug gegenüber der Nordseite; als gleichzeitige Bildungen sind dort wohl die mancherorts weit verbreiteten Geröllablagerungen zu deuten, welche die Basis des eigentlichen Moränenterrains bilden. Die durch Erosion leicht zu zerstörenden Mergel des Pli- ocäns finden sich in unserem Gebiete nur an verein- zelten Punkten (Folla d’Induno bei Varese, Pontegana bei Chiasso und Paradiso bei Lugano), weiter westlich bei Masserano in der Nähe von Biella treten sie hin- gegen in zusammenhängenden Massen auf. Die geogra- phische Verbreitung dieser Erosionsrelicte zeigt uns, dass das pliocäne Meer die ganze lombardische Ebene einnahm und auch den vorhandenen Thaleinschnitten folgend nach Norden fjordähnlich vordrang. Der höchste Plioeänpunkt unseres Gebietes liest circa 380 m. über dem Spiegel des Mittelmeeres, weiter westlich am Ober- laufe des Po in den Meeralpen finden sich Pliocänab- lagerungen in der Höhe von 500 Meter.!) Ueberall wo die pliocänen Ablagerungen einigermassen gut entblösst sind, beobachten wir in den tiefern Horizonten das Vor- herrschen von graublauen, fetten Mergeln (argille az- zurre). Darüber lagern dünngeschichtete, gelbe oder braune Mergel (sabbie gialle), welche durchweg etwas sandig und sehr glimmerreich sind. Diese Mergel, namentlich die argille azzurre sind fast überall reich an marinen Conchylien; Taramelli führt 33 Species, Gastro- 1) Sacco. Sull’ Origine delle Vallate e dei Laghi Alpini etc. Atti d. Real. Acad. di sc. nat. di Torino 1885. Vol. XX. de poden und Lamellibranchiaten an, wovon 21 im Mittel- meer und im atlantischen Ocean noch lebend vorkommen. Die Sabbie gialle enthalten eingeschwemmte Kohlen- stücke und auf den Schichtflächen trifft man häufig Pflanzenabdrücke. Nach den Angaben von Sordelli fanden sich bis jetzt 26 Species (Pinus, Sequoia, Laurus, Cinnamomum, Populus, Platanus ete.), welche alle in ihrem Gesammthabitus eine nahe Beziehung zu ober- miocänen Floren erkennen lassen, also auf tropisches oder subtropisches Klima hinweisen. — Als zeitliches Aequivalent des marinen Pliocäns finden wir mancher- orts in Italien terrestrische, respective Süsswasser - Ab- lagerungen, die reich an Ueberresten von Säugethieren sind. Am Rande der Alpen sind solche Bildungen sehr vereinzelt, namentlich bekannt sind die Lignite von Leffe bei Gandino, in einem Seitenthale der Val Seriana nörd- lich von Bergamo, wo die mit Seekreide und Mergeln wechsellagernden Kohlenschichten Säugethiere enthalten, die theils der Fauna von Val d’Arno, theils derjenigen der Val di Chiana, d. h. sowohl der ältesten als auch der jüngsten Stufe des subapenninischen Pliocäns ent- sprechen. Während sowohl in Piemont, als auch in Venetien und in Friaul die eigentlichen Moränenbildungen von dem jüngsten Tertiär durch mächtige Geröllmassen, fluviatilen Ursprunges geschieden sind, lagern die Mo- ränen unseres Gebietes direct auf den Pliocänmergeln, aber immer ist eine scharfe Trennung beider vorhanden. Mehrere Geologen glaubten an einigen Stellen eine Ver- mengung von pliocänen und glacialen Ablagerungen zu _ sehen, und machten in Folge dessen die Annahme, dass die. Gletscher bis an die Küste des pliocänen Meeres herabgestiegen seien. Wenn auch jene Beobachtungen sich als irrthümlich erwiesen haben, so erscheint es uns Diluvium. EN doch nicht unwahrscheinlich, dass zur Zeit, als ın den obern Theilen des Veltlin, des Tessin- und Dora-Baltea- Thales Gletscher lagen, das Ufer des Pliocänmeeres nicht allzu weit vom Rande des Gebirges entfernt ge- wesen sein mag; hat doch Sordelli in den quartären Ablagerungen von Leffe und von Pianico in der Provinz Bergamo eine Flora nachgewiesen, welche zur Hälfte aus Pflanzen besteht, die heute in Nordamerika, in Klein- und Mittelasien sich finden, also ein wärmeres Klima erfordern. Die von Hochstetter eingehend geschilderten Verhältnisse auf Neu-Seeland geben uns vielleicht ein Bild des damaligen Zustandes der Südseite der Alpen. Die Moränen am Südfuss der Alpen zeichnen sich mehr durch locale, mächtige Entwicklung, als durch weite horizontale Verbreitung aus. Vor den Ausgang eines jeden, grösseren Thales legt sich eine Reihe scharf umgrenzter, mächtiger Moränen, welche dicht gedrängt die Orographie der betreffenden Gegend bedingen. Es entstehen jene Moränenamphitheater, welche auf einen engen Raum begrenzt, gewaltige Zeugen der Thätigkeit der alten Gletscher sind. — Die hauptsächlichsten gla- ‘cialen Transportlinien sind bezeichnet durch den Lago . maggiore, den westlichen Arm des Luganersees mit dem Thal von Arcisate, ferner durch das Thal von Mendrisio und die beiden Arme des Comersces. Südlich von Como sind die Endmoränen wohl am schönsten entwickelt, es folgen sich hier in nahezu concentrischen Kreisbogen drei Moränenzüge, welche jeweilen eine Höhe von 60 bis 80 Meter erreichen. Die östlich daran sich anschlies- senden Moränen der Brianza sind weit weniger zusam- menhängend. Nach Süden zu finden sich Anzeichen alter Gletscher bis in die Nähe von Monza. — An mehre- ren Orten, wo die Gletscher grössere Mächtigkeit er- reichen konnten, waren die einzelnen Gebiete durch En EEE] EEE — 279 — Seitenarme mit einander verbunden. An den Abhängen des Monte Crocione und ebenso an dem gegenüber- liegenden Monte San Primo finden sich glaeiale Ab- lagerungen bis in die Höhe von 600—700 Meter über dem Niveau des Sees von Como. Ein dem entsprechend mächtiger Gletscher konnte desshalb mit seinen Seiten- zweigen sowohl das Thal von Menaggio bis Lugano, als auch die Senke zwischen Monte Galbiga und Monte Ge- neroso, die Val Intelvi, erfüllen. Bei Lugano treffen wir eine grosse Moräne auf der Höhe des Monte Bré, un- sefähr 600 Meter über dem Seespiegel; der Nordabhang des Monte San Salvatore besteht in seinem untern Dritt- theil ebenfalls aus zum Theil erodirten Moränen. An letzterem Orte kann man eine untere und eine obere Moräne unterscheiden, welche verschieden zusammen- gesetzt sind und durch eine ca. 2 Meter mächtige Bank von Seekreide von einander getrennt werden (vgl. unten p. 294). Da die meist schön gekritzten Gerölle dieser Moränen alle auf östlichen Ursprung hinweisen, central- alpine Gesteine hingegen gänzlich zu fehlen scheinen, so darf wohl die Annahme als erwiesen gelten, dass einst: vom Comersee her ein Eisstrom sich über Porlezza bis nach Lugano erstreckte und hier den im Agnothale von : Norden heranrückenden Gletscher staute. Nachdem in obigen Zeilen der Versuch gemacht worden ist, die im Excursionsgebiet entwickelten Forma- tionen gemäss unseren heutigen Kenntnissen in chrono- logischer Reihenfolge kurz zu charakterisiren, bleibt noch die Aufgabe, die wesentlichsten Züge der Geotektonik zu skizziren. Es wurde bereits Eingangs darauf hingewiesen, dass die gefalteten, steil gestellten krystallinen Schiefer und Geotektonik. — 280 — carbonischen Conglomerate des Seegebirges gegen Süden immer tiefer sinken und discordant von den jün- gern Bildungen bedeckt werden. Wir finden also auch - auf der Südseite der Alpen, allerdings ausnahmsweise, gerade so wie im Gebiet der nördlichen Centralmassive die Spuren eines postcarbonischen Gebirges. Die Sedimente von Trias, Jura, Kreide und Eocän bilden ein im Grossen und Ganzen concordantes Schicht- system; geotektonisch sind damit zu vereinigen jene Por- phyrdecken, welche in der Gegend der südlichen Arme des Luganersees und weiter nach Westen hin die Basis derselben bilden. Es mag schwer zu entscheiden sein, ob die mehr- fach erwähnten positiven und negativen Bewegungen der Strandlinie, namentlich zur Zeit der Trias und des untern Lias und dann wieder zwischen älterer und jün- gerer Kreidezeit, von Dislocationen der festen Erdrinde begleitet waren, durch welche Discordanzen innerhalb der mesozoischen Schichten bedingt wurden. Die erste in unserem Gebiete allerdings nicht sehr deutlich her- vortretende Discordanz besteht zwischen Eocän und Miocän. Die Hebung der Alpen hatte schon vor der Mioeänzeit begonnen und am Fusse des werdenden Ge- birges häuften sich jene Conglomerate, welche den Monte Olimpino zusammensetzen. Die heutige orographische Gestaltung unseres Gebietes ist das Resultat der nach- miocänen alpinen Gebirgsbildung und der fortgesetzt, thätigen Erosion. | | Die Sedimente am Südrand der Schweizeralpen zei- gen im Grossen und Ganzen, namentlich im Vergleich zu den Verhältnissen auf der Nordseite keine grossen Lagerungsstörungen. Der ganze Complex derselben bil- det eine gegenüber dem Centralmassiv des Seegebirges tiefer gesunkene von Nord nach Süd geneigte Tafel, — 281 — deren einfacher Bau gelegentlich durch das Auftreten von Anticlinalen, Verwerfungen, auch wohl Ueberschieb- ungen und Blattverschiebungen sich complicirt. — In Beziehung auf die Art der Anlagerung der sedimentären Zone an das gefaltete Grundgebirge lassen sich deutlich zwei Typen erkennen. Westlich von Lugano, längs der Linie Paradiso-Laveno-Monte Nave-Grantola bis San Pietro am Lago maggiore, beobachten wir die Auf- lagerung der Sedimente auf die meist steil gestellten, krystallinen Schiefer; noch südlich dieser Linie tauchen jedoch in tiefen Thaleinschnitten oder längs Verwerfun- gen die Glimmerschiefer mehrfach unter der Porphyr- decke und den Triaskalken wieder hervor (vgl. Prof. I u. II). Gegen Osten, von Lugano bis San Abbondio am Comersee, hingegen sind die Sedimente an der Grenze gegen die krystallinen Schiefer steil aufgerichtet, sie erscheinen denselben angelagert und bilden eine nach Süden abbiegende Flexur, in welcher der östliche Arm des Luganersees, sowie der Lago del Piano liegen. Ein erneutes Auftauchen der krystallinen Schiefer süd- lich der Contactlinie findet hier nicht mehr statt. (Vel. Prof. IL.) Den Bau des Gebietes westlich des Meridians von Lugano erläutern die Profile I und II. Am Nordabhang des Salvatore treffen wir zuerst die Sedimente in zu- sammenhängender Masse auftretend. Dass aber die- selben sich einst weiter gegen Norden erstreckt haben, beweist eine kleine Scholle von Buntsandstein und Felsit- porphyr, welche oberhalb Manno discordant den krystal- linen Schiefern aufliegt. Der Buntsandstein (Verrucano) am Fuss des San Salvatore ist gegen dieselbe um den Betrag von ungefähr 500 m. gesunken. Der Salvatore selbst stellt eine steile Synclinale dar; daran schliesst sich ein flaches SW-— NO streichendes Gewölbe. Als a ea dessen entblössten Kern erkennen wir die Porphyre der Vorgebirge von Morcote und Brusin Arsizio, als dessen Südschenkel sind die Trias- und Juraschichten des San. Giorgio und Poncione d’Arzo zu betrachten. In dem Süd- schenkel tritt bei Clivio eine kleine Secundärfalte auf und dann verschwinden die jurassischen Schichten unter der Decke quartärer Ablagerungen. Doch sehr bald er- hebt sich aus der Ebene von Neuem ein Felsrif. Auf der kurzen Strecke von Stabbio bis Gaggiolo taucht nämlich, den äussersten Südrand des alpinen Gebirges darstellend, eine steilstehende Scholle von Hauptdolomit und Lias empor, an welche sich dann die nach Süden geneigten Conglomeratbänke der Molasse anlehnen. So- wohl gegen Norden als auch gegen Süden ist also das Felsenriff von Stabbio von den anliegenden Gebirgs- gliedern durch Verwerfungen getrennt. (Vgl. cit. 35, Taf. IV, Prof. 5.) — Auf einem Querschnitt, welcher “ etwas weiter im Westen, dem beschriebenen Profile parallel verlaufend durch das Gebirge gelegt ist, treffen wir bis zu einem gewissen Grade analoge Verhältnisse. (Vgl. Prof. IL) Auch hier bildet die Porphyrdecke von Valgana "mit den gelegentlich darunter empor- tauchenden krystallinen Schiefern den Kern einer flachen Anticlinale, deren Südschenkel von den aus der Ebene emporsteigenden Sedimenten des Sano della Corna und des Campo dei Fiori gebildet wird. Der Nordflügel der Anticlinale aber ist abgesunken längs einer Verwerfungsspalte, die der Anticlinalenaxe parallel. von Cabgaglio über Bedero nach Brusimpiano und Figino am Luganersee verläuft.!) Der versenkte Porphyr mit 1) Gümbel.(eit. 36, p. 578) nimmt an, dass diese Verwerfung sich noch weiter nach Osten fortsetzt und auch die Dolomite des Salvatore in zweı Hälften theilt. — 283 — den concordant darauf liegenden Sedimenten steigt nun nach Norden wieder empor und bildet auf der Höhe des Monte Selva und Monte la Nave eine schwach nach Süden geneigte Decke über den krystallinen Schiefern. — Noch weiter nördlich treffen wir auch hier Ueber- reste der einst eine grössere Verbreitung besitzenden Porphyre und Sedimente. Allein dieselben liegen nicht wie oberhalb Manno normal auf dem gefalteten Grund- gebirge, sondern bilden eine an mehreren Stellen steil- stehende Scholle, welche beiderseits von krystallinen Schiefern eingefasst ist und sich vom Nordabhang der Tresa-Schlucht bis an den Lago maggiore hinzieht. — Aus den beiden beschriebenen Profilen ersehen wir, dass innerhalb der südlichen Sedimentzone der Alpen SW —- NO verlaufende Verwerfungen häufig zu constatiren sind, bei der Alpenerhebung müssen hier die in schwache Falten gelegten Gesteinsmassen häufig in annähernd verti- caler Richtung an einander verschoben worden sein. | In der Gegend östlich von Lugano erreichen die Sedimente eine viel mächtigere Entwicklung; es fehlen die Porphyre. Der geologische Bau ist bedeutend ein- facher. Die im Hintergrund der Valsolda nach Süden steil einfallenden, Ost-West streichenden, Schichten der untern Trias verschwinden unter der Thalsohle des Sees von Porlezza. Die Berge am südlichen Ufer werden aufgebaut von schwach nach Süden geneigten Lias- kalken, an deren Basis noch rhätische Schichten zu Tage treten, welche zweifellos in der Tiefe concordant auf ältern Triasbildungen auflagern. (Vgl. Prof. IIL) Die Gesteinsschichten der Valsolda einerseits, des Monte Cap- rino und Monte Galbiga anderseits sind im mittlern Theil des Sees von Porlezza durch eine nicht sehr bedeutende Ost-West verlaufende Verwerfung von einander ge- trennt, weiter östlich jedoch, in der Gegend des Lago a del Piano verflachen sich einfach in der Thalsohle die am Abhang der Cima la Grona steilstehenden Schichten und fallen unter den Monte Galbiga ein. Die ganze Berggruppe des Monte Galbiga und Monte Crocione bildet eine flache Synclinale, in deren Mitte eine kleine Anticlinale sich bemerkbar macht. (Vgl. Prof. III und IV.) Bei Dizasco in der Val Intelvi tauchen die rhätischen Schichten unter der mächtigen Liasdecke wieder empor. Durch die Val Intelvi läuft eine Ver- werfung. und südlich derselben erheben sich die Lias- kalke von Neuem und bilden in flachen Wellen die einheitliche Gebirgsmasse des Monte Generoso, Palanzolo und‘ 5. Primo. (Vek eu. 35, Dat IV. Prof ML VIE IS X, XIL) Nördlich und östlich der beiden letzt- genannten Berge gelangen die rhätischen Schichten bis zum See von Como und Lecco zu mächtiger Entwick- lung. Die nach Süden einsinkenden Liaskalke des Monte Palanzolo bilden, bevor sie unter der Ebene verschwin- den westlich von Erba noch eine kleine Synelinale, in welcher die fossilreichen Schichten des obern Lias, so- wie Jura und Kreide liegen. Die dritte geognostische Einheit unseres Gebietes bildet die Grigna, deren geologischer Bau durch die Untersuchungen von Benecke klargelegt worden ist. (Vgl. eit. 39.) Das Gebirge zerfällt in zwei Hälften: die nördliche besteht aus muldenförmig gelagerten Muschel- kalk-, Esino- und Raiblerschichten, die südliche aus einer regelmässig aufeinander liegenden, nach Norden ge- neigten Schichtserie vom Muschelkalk bis zum Haupt- dolomit. Von den beiden Gipfeln der Grigna besteht demgemäss der nördliche, Moncodeno, aus Esinokalk, der südliche, Monte Campione, aus Hauptdolomit. Die Grigna meridionale ist gegenüber der nördlichen Grigna abgesunken und wird von letzterer längs einer Ost-West — 29 — verlaufenden Verwerfungslinie überschoben, so dass von Norden her Muschelkalk und Bundtsandstein an den Hauptdolomit der Südhälfte anstossen. Ausser dieser Ost-West verlaufenden Störung beobachten wir noch eine Nord-Süd gerichtete Dislocationslinie: die dem See von Lecco benachbarten Gebirgstheile sind gegen- über der Hauptmasse in horizontaler Richtung nach Süden verschoben. Das Gebirge südlich von Lecco ist nach Untersuchungen von Gümbel durch eine Verwer- fung von der südlichen Grigna geschieden. (Vgl. Gümbel cit. 36, p. 566, und Geologie von Bayern, 1. Theil, p. 711.) Wir begegnen hier einem in vollständig überkippter Lagerung nach Norden einfallenden Schichtsystem, in welchem die Rauchwacke der Raiblerschichten zu oberst und die Neocomschichten zu unterst liegen. | Interessant ist es nun den gegenseitigen Bezie- hungen der drei gesondert betrachteten Systeme nach- zugehen. Die hauptsächlich aus Lias bestehenden Ge- birge zwischen Comer- und Luganersee stellen die am meisten versenkte Scholle dar, worauf schon das steile Einfallen der Trias in der Valsolda hinweist. Der See von Lecco im Osten erscheint als eine Spalte, längs welcher nach der Annahme von Benecke nicht nur ein Absinken der westlichen Theile, sondern auch eine Hori- zontalverschiebung in der Nordsüdrichtung stattgefunden “hat. — Da längs einer Nord-Süd verlaufenden Linie von Mendrisio bis etwas östlich von Campione Rhät und Lias theils an den permischen Porphyr anstossen, theils in gleichem Niveau mit Muschelkalk liegen, ist auch hier eine Absenkung der grossen Liastafel gegenüber dem westlichen Gebirge anzunehmen. Auch hier ist ausserdem eine meridiane Blattverschiebung zu consta- tiren, welche sich besonders schön in dem plötzlichen Aufhören des steilstehenden Muschelkalkes am Sasso Thal- u. See- bildung. — 286 — grande nördlich von Lugano zu erkennen gibt. Als die Folge einer mit dieser Horizontalverschiebung verbun- denen Schleppung mögen die complicirten Lagerungs- - verhältnisse des am Monte Bré im Allgemeinen Nord- Süd streichenden Muschelkalkes, sowie die nach Süd gerichtete Umbiegung der rhätischen Schichten in den westlichen Theilen der Valsolda gelten. — Eine analoge meridiane Verschiebung aber ohne nachweisbare Ab- senkung scheint auch weiter im Westen längs der Val Cuvio stattgefunden zu haben. ‚Der nordwestlich von Cuvio sich hinziehende Bergzug, welcher die Gipfel des Sasso del Ferro, Monte Nudo und Monte San Martino trägt, bricht gegen Osten plötzlich ab und entspricht der südöstlich von Cuvio sich erhebenden Bergkette des Campo dei Fiori, welche ihrerseits gegen Westen plötzlich aufhört. Nach den gegebenen Auseinandersetzungen lässt sich der geologische Bau der lombardischen Alpen von der Grigna bis zum Lago maggiore in kurzen Worten folgender Maassen charakterisiren: Die im Grossen und Ganzen flach nach Süden sich senkende, etwas gefaltete Sedimenttafel wird durch Sprünge, welche einerseits der alpinen Streichrichtung parallel, anderseits senkrecht da- zu verlaufen, in einzelne Schollen zerlegt, welche sowohl in verticaler, als auch in horizontaler Richtung an einan- der verschoben, in seltenen Fällen sogar überkippt sind. Das besprochene Bergland ist von Thälern durch- zogen, deren Richtung vorherrschend eine nord - südliche, seltener eine ost- westliche ist. Innerhalb dieser Thal- systeme liegen die grossen, alpinen Randseeen, der Lago maggiore, der Luganer- und Comersee u. a., deren — 297 — Entstehung enge verknüpft ist mit der Bildung der Thäler, welchen sie angehören. Einige Bemerkungen über Thal- und Seebildung auf der Südseite der Schweizer- alpen mögen den Schluss der vorliegenden Darstellung bilden. Leider macht sich gerade hier, trotz der grossen Literatur über diesen Gegenstand, der Mangel an Special- studien besonders fühlbar. Die Entstehungsgeschichte der alpinen Thalsysteme kônuen wir zu verfolgen versuchen bis über die Mio- cänenzeit hinaus. Von den Rinnsaalen der Ströme, welche. aus den miocänen Alpen jene Geröllmassen hinausführten, die uns heute als bunte Nagelfluh entgegen treten, sind wohl bis auf die heutige Zeit noch Spuren erhalten geblieben. Alle Versuche, die Entwicklungsgeschichte unserer Fluss- läufe zu erklären, müssen naturgemäss mit der Reconstruc- tion solcher alter „Stammthäler* in dem Gebiete der Alpen und des Vorlandes beginnen.!) Da die miocäne Nagelfluh auf der Südseite der Alpen viel weniger dis- loeirt ist, als auf der Nordseite, war wohl die nach- miocäne Gebirgsbildung jenseits der Alpen weniger ener- gisch als diesseits, und in Folge dessen werden die Stammthäler im Süden eher erhalten geblieben sein als im Norden. Eine Eigenthümlichkeit vieler Thäler des Südabhanges, welche vielleicht als solche Stammthäler gelten können, ist es, dass sie am Rande der Ebene in tiefe Seen ausmünden, von denen einige keinen ober- - irdischen Abfluss besitzen wie Lago d’Orta, Lago di Como und Luganersee, während aus dem Lago di Lecco und dem Lago maggiore Adda und Ticino ausfliessen. Es ist von Bedeutung die Tiefe dieser Seen sich zu vergegenwärtigen: 1) Vgl. Rütimeyer. Thal- und Seebildung (Karte). a Lago Lago di Lago di maggiore Lugano Como ee, NN ST Im. 279m. 414 m. Höhenlage des Spiegels . 17, 271, 218, Tiefe unter Meeresniveau 178, 8 ZOLS Die geringere Tiefe des Luganersees gegenüber den beiden andern Seeen erklärt sich, wenn wir bedenken, dass derselbe kleinern, weniger tief erodirten Thälern angehört, während letztere in grossen, stark vertieften Thalsystemen liegen. Gehen wir von der Anschauung aus, dass die heuti- gen Flussläufe mit ihren Seebecken in Beziehung zu miocänen Stammthälern zu bringen sind, so können wir einer keihenfolge von Vorgängen nachspüren, welche successive den Stand der Dinge änderten und uns zur Jetztzeit hinüberleiten.!) Die erste Modification erlitten die alten Thäler durch die nachmiocäne Gebirgsbildung ; quer zu ihrer Richtung bauten sich Riegel auf, welche die Wasser zu Seeen stauten. Der Monte Olimpino bei Como ist das typische Beispiel eines solchen Felsriegels. — Zur Pliocänzeit wurde das Land zwischen Alpen und Apennin vom Meere überfluthet. Durch die in die Ebene ausmündenden grossen Thäler mit ihren Seebecken waren demselben die Pfade vorgezeichnet, auf welchen es fjord- artig nach Norden vordringen konnte. Das Vorkommen von pliocänen Mergeln am Nordrande des Luganersee, 90 m. über dessen Spiegel, ist der sicherste Beweis da- für, dass das Pliocänmeer die Becken der oberitalieni- schen Seeen einst erfüllt hat.) Am Ende der Pliocän- zeit trat eine Periode negativer Strandverschiebung ein 7) Vgl. Sacco, Sull’ Origine delle Vallate e Laghi alpine etc. (Atti R. Acc. Sc. di Torino, vol. XX, 1885), p. 26: Quadro rias- guntivo. *) Durch diese Thatsache werden naturgemäss die betreffenden — 289 — das Land erhob sich bis zu 400 m. über den einstigen Meeresspiegel, der Südfuss der Alpen wurde trocken selest. In wie weit die oft erwähnten Ueberreste von marinen Faunen unserer Seeen für die Relictennatur der- selben beweisend sind oder nicht, ist für uns ohne Be- lang, da die geologischen Verhältnisse zur Genüge be- weisen, dass die drei grossen oberitalienischen Seeen in der That einstmalige beckenförmige Vertiefungen des Meeresbodens darstellen, aus welchen das Meer infolge negativer Verschiebung der Strandlinie zurückwich.!) Nach der erneuten Hebung des Landes begann die Erosion wieder mächtig zu wirken, die alten Stamm- thäler, theilweise von den jüngsten Meeresabsätzen er- füllt, wurden weiter vertieft, theilweise änderten sie wohl auch ihre Richtung, immer mehr den heutigen Verhält- nissen sich nähernd. 5 Einen mächtigen Einfiuss auf die Thal- und See- bildung in unserem Gebiete muss der Thätigkeit der srossen Gletscher zugeschrieben werden. In Beziehung auf die Entstehung der Seeen ist diese Einwirkung nach zwei Richtungen in Betracht zu ziehen. Einer- seits wurden aus den alten Flussthälern und pliocänen Fjorden die pliocänen Mergel und Sande, sowie die altglacialen Schotter ausgeschürft, es fand eine Re- excavation statt, erloschene Becken wurden wieder von neuem ins Leben gerufen, — anderseits häuften sich im Vorlande die glacialen Trümmermassen am Rande der Gletscher an und bildeten so eine Schwelle, durch welche die Wasser in den dahinter liegenden, ausgekolkten Thal- strecken noch mehr gestaut wurden. Ausführungen von R. Credner hinfällig. (Vgl. R. Credner. Die Re- lictenseeen. Peterm. Mitth. Ergänzungsband XIX, II. Th. p. 14 u. f.) 1) Vgl. R. Credner ibid. I. Th. p. 51, II. Th. p. 35. 19 290 ‘(oudwaquan ‘ounfuo} -UOM) VEUDUS 'mıggpuwoy ‘02QQ03$ ‘Q 004 fon Sg sıq owudwurQ oruom :ouob -NT 209 owmudyng ‘ossviyf) 109 wunobajuoT ‘ounpuf 129 NEE EI ATI ET ZTNNTET -oupbnT 199 010220 -0229WA4L, 90 077910! 09507 "msa4L, 0A ‘989404 - ounp -up “ouuaaug - mıbbrg ‘usa DT ‘OUT ‘I ‘94070070 'S ‘OUDÉNT 199 27040880) IDUL ‘Ouby;p OouviT uon ‘U9)IINUUNN ‘U 99819Wo]JUuo/) pun ouragspues ‘oyfeyy [9919 pun uroIspueg u ungfesen "0e ıddıtyg -0p-U09994 “TIANTIP edıy ‘UBUNTU vorge ‘ue -144 UIIUPISSUO JIU (o1INZZU OIILSIV) Tozıop 9997 aneıg ‘019 WNWOWBUUT) SAUEIELT SNINET yıw (offer arggeg) Tesaap o81pues ‘oypreııomuns 24101) ApI91408$ ajeıdejh.ueyu] . . 0 e DO . . o . e e e UAUPION ‘JPIHUIS "9 UOA J9)S0SUOUUE8NnZ | UB907 UBIOIN = H er Eu ©» H (q | UB90i]d E (D (9 © WNIAU|IG 5 Co “ 0 =. ® H > 5 7 UNIANIY ‘UOUOTJUUIO TI UOPU9)9AJJNE I91QISUOISINIXYT WI AOD IQDISAOqON 9UOSHAUIIOQUE ‘XII 291 '080.19Ua) ‘JU “DbrgpH "MW ‘2UOWO4T "WM "Oz4AP 7yanıy>S' -miggvuobupy ap uw Buob ui ‘ounpur ‘mBbrA‘o11706 ‘DQUT ‘ounp -U] ‘ozıp ‘o120s9T ‘on "OUNDUT ‘DQUT oa) mn oMausohrT "DZUD € LE bb % ug “oanp-nabbıy ‘ounpur *"DAUDILT AL2P Ur gUouıg| ounpur ‘à ‘JPNS (AUOLITY mn OUUILT) Pzumug E | | h | em “SITIQUEIGA B[NIBIQOME], “eOUTONE eur] TU UOSU[UIOMSUIOFT JU OU osıyuequunp ‘eonvin (4 (5) snurooïdy qu OU eSIpues euJ0x : "970 lie epnyeagaaoyj, JU uemooesg ‘onfey oywurey -08 SSIOM Hugorg ‘(SOIOUFZJUIIOIFT) ozıy,p offogeoong (J "949 1110078 M\ Aofrardg "eyendae veydäkıg ‘"epragÄy SE) ‘UoI[SUB BHUWOJOINO[ ‘SU[LNEN ‘snyeoinstq ‘Y ‘SIIUITOJZS S9JJOUV JU 9H[UY OU9SIU} -I[00 ‘onuis quoi ‘ouorqunas ‘OSSI AÀ :UOJUOIHOSOTIIEQ (9 : SOT0UX ‘POIUOSIOA ur sei] ‘JUN pun ‘IIN ‘00 eısedsy wepnjuiqouo Tr, ‘8U1900)ÂT ‘sB1ro9offAyg ‘OsuaTey H ‘wnunuodıes ‘H ‘suoayıq serooodaery Mur IUT 0 STpuus oygoy "(us4yoryostoggoeupy "OOTMUOLLTUB 08801 0180) "Se17 "40 ‘U9PIOON,T ‘U autoeIspueg pun [esıom eyung -uoyoKydy 'n UOTIUIOIPUMT JUL UOSU[UI978 -UIOH pun oyfeyy 9J07orosesuunp 'oygoy "18491y9suayaArdy / ‘ouoouvig pun elfeos a4equn "BOJUESTS UI[OU0%J0Y 'n wnur -OUA MILIOO Kogranddıpyp JU easwo]suon "uayysıyasneson -HRUHFBWOIOUN SUI9904JU89Y (SNUGIOOOUT ur ayfeyy pun [OHION oneıg "eıBeag 919q0 (q (D (> (q DR | —_— a — 19660q eanf “d0 ‘plaiÿ "Nun 9PI91Y "40 : TBInL 'OpIoıy Riff-Facies. 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Die pliocänen' und glacialen Bildungen am Nordabhang des Monte San Salvatore. Von C. Schmidt. Der Abhang des Monte San Salvatore, welcher Lu- gano zugekehrt ist, besteht aus zwei verschiedenen oro- graphischen Elementen. Im untern Dritttheil ist die Böschung verhältnissmässig wenig steil, eirca 8°, der Boden ist srösstentheils bebaut, es liegen hier die Ortschaften Calprino und Pazzallo. Oberhalb Pazzallo wird der Bergabhang plötzlich bedeutend steiler, die Böschung beträgt nun bis zum Gipfel eirca 27%. Wo nicht der nackte Fels zu Tage tritt, verbreitet sich niederes Strauch- werk. In dem sockelartig vorspringenden, weniger steilen Theil finden wir als Untergrund steil stehende krystalline Schiefer, auf welchen Pliocän, sowie diluviale Fluss- ablagerungen und Moränen lagern. Am Steilabsturz des Berges tritt überall der Triasdolomit zu Tage, aus welchem die Hauptmasse des San Salvatore besteht. Durch den Bau der neuen Drahtseilbahn wurden diese jüngern Bildungen an der Basis des Berges z. Th. in tiefen Einschnitten durchquert. Das beistehende Profil ‘gibt ein Bild der Verhältnisse, wie sie längs der Bahn- linie beobachtet werden konnten. Gleich oberhalb’ des Stationsgebäudes Paradiso ist ein ziemlich tiefer Einschnitt in den steilen Abhang segraben. Hier ist eine fiuviatile Geröllablagerung entblösst, welche in typischer Weise Deltastruetur zeigt. Unter den Geröllen bemerkt man sehr bald zahlreiche bis Hühnerei-grosse eckige oder kantengerundete Kalk- ‘000‘08 : I = 9SUUT '000°01: I = 9y9H JaaW'qn "W00Z au "FLWOTO(T-9104BATBS ‘9 N oO LA *OPIOIHOOQ OJUIOUTSIOQUI "G 2 ER QUVION ‘F | ‘UHIOITA ‘8 ee 0 2e 0 ee mé en no mo ne de om [nn nn *"SUNIOSEIAUSENT I "o -oTfezzeg "BUBJUO T ‘IJOTU0S ourpegskiy "I "90 Q-LOUBSILT nn... .N "GL6 "OLOJUAISQ UO17UIQ + : "N "DBIOPWATES "U SOA -+- en stücke, welche in ausgezeichneter Weise Glacialkritze besitzen; wir haben offenbar das Abschwemmungsproduct einer benachbarten Moräne vor uns. Hinter der besprochenen ersten Böschung liegt die Gotthardbahnlinie, welche, häufig den Abhang anschnei- dend, horizontal um die Südostecke des Salvatore herum- läuft. An vielen Punkten treten längs derselben die krystallinen Schiefer, welche das eigentliche Fundament des Berges bilden, zu Tage. Die erst besprochene Fluss- ablagerung muss als eine locale Bedeckung dersel- ben gelten. Die abrasirten Falten des Grundgebirges werden überlagert von Pliocän, braungelben, sandigen, glimmer- reichen Mergeln, welche dünngeschichtete Lagen bilden. Das ganze System erreicht eine Mächtigkeit von circa 40 m. und liegt fast vollkommen horizontal. Die absolute petrographische Identität mit den typischen pliocänen Sabbie gialle der Folla d’Induno bei Varese lässt uns kaum im Zweifel über die Natur dieser Ablagerung. Auf der Excursion der Soc. géol. helv. wurden in den Mergeln Blattabdrücke gefunden, das besterhaltene Stück, welches Herr Collot aus Dijon auffand, dürfte, nach freundlicher Mittheilung, den Abdruck eines Buchen- blattes darstellen. Herr Professor Steinmann, welcher zuerst diese Mergeln als Pliocän erkannt hat, konnte in denselben Foraminiferen nachweisen. Das beschriebene Pliocän ist das am weitesten nach Norden vorgeschobene, es liegt circa 360 m. über Meer, also 90 m. über dem Spiegel des Luganersees. Die benachbarten südlichen Pliocänablagerungen liegen bei Pontegana nördlich von Chiasso circa 300 m. und bei der Folla d’Induno, nördlich von Varese circa 380 m. über Meer. Weiter im Westen in den Meeralpen finden sich, wie Sacco angibt, Pliocänschichten bis in die Höhe 1 3 # 4 E à | — 297 — von 500 m. — Diese Verhältnisse weisen auf eine gross- artige negative Strandverschiebung seit der Pliocän- zeit hin, die wohl verursacht wurde durch weiter fort- schreitende Hebung der Alpen. Die Differenzen im Niveau des Pliocäns erklären sich durch örtlich wech- selnde Intensität dieser Hebung. Am Salvatore treten die Pliocänmergel oberflächlich selten zu Tage, da sie sehr leicht zerfallen und mit dichter Vegetation sich bedecken. Am schönsten auf- seschlossen treffen wir sie in einem Thälchen, welches südlich von der Drahtseilbahnlinie in den Bergabhang einschneidet. Durch die Bahnarbeiten wurde der Contact des Pliocäns mit der hangenden Moräne aufgeschlossen. Wie an allen Stellen, wo dieser Contact direct zu beob- achten ist (Pontegana, Folla), treffen wir auch hier eine scharfe Trennung und keineswegs eine Vermengung von Plioeän und Glacial. Die glacialen Bildungen bestehen aus einer untern Moräne, einer Bank Seekreide und aus einer obern, mäch- tigeren Moräne. Ueber den sandigen, wohl geschichteten Mergeln des Pliocäns lagert die 30 m. mächtige untere Moräne. Die Hauptmasse derselben besteht aus einem blauschwarzen, fetten Thon, in welchem zerstreut recht reichlich Gerölle von schwarzen, seltener hellen Kalken liegen, die alle schön gekritzt sind, ganz vereinzelt finden sich krystalline Gesteine. Die schwarzen Kalke entstam- men wohl theils dem untern Lias, theils den Raibler Plattenkalken. Ueber dieser Moräne liegt, am obern Ende des Viaductes aufgeschlossen, eine deutlich geschichtete, sehr wenig gegen den Berg hin einfallende, circa 2 m. mäch- tige Ablagerung einer graugelben, sandigen Masse, in welcher zahlreiche Kohlenstücke und viele kleine Muschel- schalen liegen. Gegen die liegende Moräne ist diese — 298 — "Bildung scharf abgegrenzt. Bei näherer Untersuchung erwies sie sich als Seekreide, deren Lage 100 m. über dem Spiegel des Luganersees allerdings sehr bemerkens- werth ist. Eine Probe enthielt 84,41% in Salzsäure lösliche Substanzen (Carbonate). Der unlösliche Theil bestand aus 11,05 °%/ anorganischer und 4,09 °/ organischer Substanz. Der in Salzsäure unlösliche braune Rück- stand wird durch Glühen entfärbt; unter dem Mikros- kop lassen sich in demselben Quarzkôrner, Glimmer- blättchen, sowie Kieselnadeln von Spongillen und Schalen von Diatomeen nachweisen. In Beziehung auf ihre Mikrofauna zeigt die See- kreide am Salvatore die grösste Aehnlichkeit mit einer entsprechenden, pliocänen oder altglacialen Ablagerung von Leffe in der Val Gandino, aus welcher Bonardi und Parona ebenfalls eine grosse Zahl von Diatomeen und Spongillen beschrieben haben.!) In den vorliegenden Proben vom Salvatore sind die Diatomeen häufiger als die Schwammnadeln; es finden sich besonders reichlich die von Ehrenberg aufgestellten Arten Epithemia, Eunotia, Gallionella; etwas seltener sind vorhanden Navicula und Pinnularia. Alle diese Arten ge- hören vorzugsweise dem süssen oder brackischen Wasser an und zwar finden sie sich sowohl lebend als auch fossil in jüngern Ablagerungen; Gallionella ist in Gewässern der höchsten Alpenregionen nachgewiesen. — Die Schwamm- nadeln sind glatt und dürften zu Spongolithis aci- cularis Ehr gehören. Ein analoges Vorkommen von Schwammnadeln in diluvialen Süsswasserablagerungen wurde von J. H. Carter beschrieben.?) 1) Bonardi e Parona, Ricerche micropaleontologiche sulle argille del Bacino lignitico di Leffe in Val Gandino. (Atti d. Soc. it. di Sc. Nat. Vol. XX VI.) 2) Vgl. J. H. Carter, Spicules in the Diluvium of the Alt- — 299 — . Die in der Seekreide reichlich vorhandenen Muschel- schalen sind alle sehr zerbrechlich, die grössern gehören Unionen an, die kleinern wurden durch Schlemmen isolirt. Nach einer freundlichen Mittheilung von Herrn Prof. Dr. Andres in Heidelberg liessen sich darunter er- kennen: 1.BythiniatentaculataL.sp., nur Deckel, alle von kleinen Individuen stammend. 2. Valvata (Tropidina) cf. macrostoma Steen. sp., alles sehr kleine Exemplare. Ausserdem fanden sich noch ganz unbestimmbare Embryonalenden von Valvaten und andern Gastropoden. Die qualitative und quantitative Dürftigkeit dieser Molluskenfauna findet wohl ihre Er- klärung in der interglacialen Lage der Seekreide.!) Ueber der Seekreide lagert eine zweite 70 m. mäch- tige Moräne. Als die Wände des Bahneinschnittes noch nicht vermauert waren, zeigte es sich, dass hier im Ge- gensatz zu der untern Moräne, Gerölle vorherrschen. Es sind, theilweise in grossen Blöcken, helle und dunkle Kalke, sowie rothes Verrucano-Conglomerat und krystal- line Gesteine vertreten. Grosse Findlinge von Granit, Diorit und Gneiss sind in demselben Niveau links und rechts der Bahnlinie am Bergabhang verbreitet. — Da mühl Valley. Bavaria. (Ann. and Mg. Nat. Hist. Ser. 5, t. 15, f. 18. 1883, p. 329—333. — Ref. Neues Jahrb. 1885, II, p. 207.) 1) Nach Mittheilungen von Sordelli (Atti della Soc. It. di Sc. Nat. Vol. XXI, p. 228 und p. 894) fand Taramelli bei Calprino in einer lacustren Ablagerung, die allmählig in reine Moräne übergehen soll, folgende Pflanzen: Abies excelsa, Fagus silvatica, Buxus sempervirers, Carpinus betulus, Acer pseudoplatanus. Bei dem Mangel an genauerer Ortsangabe und petrographischer Be- schreibung des Gesteins mag man im Zweifel sein, ob diese Bil- dung mit den von uns als Pliocän gedeuteten Mergeln identisch ist, oder in Beziehung zu der interglacialen Seekreide gebracht werden muss. Es scheint mir das Erstere der Fall zu sein. DNS wo der Weg nach dem Salvatore die Bahnlinie kreuzt, 500 m. über Meer, erreichen die glacialen Ablagerungen ihr Ende, es tritt der Dolomit zu Tage und damit be- ginnt der Steilabsturz des Berges. — Unter den Ge- röllen, welche in den beschriebenen Moränen sich finden, fehlen durchaus ächte alpine Gesteine, wie Tessiner- gneisse oder Gotthardprotogine. Die vorherrschenden Kalke entstammen, soweit sich etwas über ihre Natur aussagen lässt, der Trias und dem Lias und haben eben- so wie die rothen Verrucano-Conglomerate ihre Heimat auf der Südseite der Alpen. Aequivalente der vorhan- denen krystallinen Gesteine finden wir am Nordende des Comersees und im Veltlin. Die von Taramelli ge- äusserte Ansicht, dass die Moränen am Monte Salva- tore, ebenso wie diejenige auf dem Monte Bre, von einem von Osten her in dem Thale von Porlezza heranrücken- den Gletscher abgelagert worden seien, findet also ihre Bestätigung. | | Die geschilderten Verhältnisse lassen sich wohl fol- gender Massen genetisch erklären: Nachdem die in einem weit nach Norden vorgedrängten Arme des Pli- ocänmeeres abgelagerten Mergel längere Zeit trocken gelegen und sich verfestigt hatten, rückte von Osten her der Gletscher heran und bildete die untere Moräne, deren vorherrschend thoniges Material wohl als Aufar- beitungsproduct der liegenden Mergel betrachtet werden kann. Durch diese Moräne wurden die Wasser am Bergabhange gestaut: ein kleiner See entstand mitten in der Gletscherlandschaft, auf dessen Grunde lagerte sich die Seekreide mit den Ueberresten einer spärlichen Fauna ab. — Bei einem erneuten Vorstoss der Eis- massen wurde die Seekreide von einer zweiten, mäch- tigeren Moräne eingedeckt. — Alle diese an dem Berg- abhang angelehnten Gebilde fielen theilweise der Erosion — 301 — anheim und in der zuerst erwähnten Flussablagerung erkennen wir die Odeon re der höher liegenden Moränen. V. Bemerkungen über Trias, Jura und Kreide in der Umgebung des Luganer Sees. Von G. Steinmann. 1. Trias. Die faciellen Verschiedenheiten der alpinen Trias sind schon in der nächsten Umgebung von Lugano in ausgezeichneter Weise zu beobachten. Der in der Lite- ratur vielfach behandelte Monte Salvatore tritt uns als ein typischer Dolomitberg entgegen. Nur die tiefsten Schichten der Trias, die untersten Lagen des Muschel- kalks wohl mit umfassend, sind geschichtet;!) alles Höhere bis zur Spitze ist ungeschichteter Dolomit. Die sefundenen Fossilien deuten auf Muschelkalk, Esino- Schichten und Hauptdolomit hin. Korallen vom Charakter der Lithodendren trifft man am Wege, der von Lugano zur Spitze führt, dicht ehe man das Hochplateau er- reicht. Die Vermuthung, dass hier Dolomite verschie- denen Alters durch eine Verwerfung neben einander sebracht seien, findet in der deutlich muldenartigen Lagerung der älteren Triasschichten keine Bestätigung; 1) Bei Carabbia, an der W.-S.-W.-Seite des Monte Salvatore fand Herr Dr. Schmidt Kieselknollenkalke, nicht hoch über der kry- stallinen Unterlage der Trias. Ich selbst sah solche, aber nur als Gerölle am N.-Abhange des Berges zwischen Paradiso und Calprino. NP ea wir kônnen auch in einer durchgehends dolomitischen Ausbildung der Trias vom untern Muschelkalk an bis zum Rhät um so weniger etwas Auffälliges sehen, als“ das später zu erwähnende, vollständig ungestörte Profil der Valgana-Schlucht bei Induno die gleiche Art der Entwickelung zeigt, wie wir dieselbe hier annehmen. Der bis zu seiner Spitze cultivirte, den Monte Salvatore an Höhe noch überragende Monte Bré im O. von Lugano steht im auffälligen Contraste zu seinem unwirthlichen Gegenüber. Ueber den krystallinen Schiefern, welche an der Strasse nach Castagnola erschlossen sind, folgt, wie am oberen Ausgange des Dorfes Ruviano beobach- tet werden kann, nicht sofort der Verrucano, sondern es schiebt sich dort noch eine, auf Bl. XXIV der schweizer geologischen Karte übersehene Lage von rothem Por- phyr ein.) Ueber dem schlecht sichtbaren Verrucano folgt bis zur Spitze des Berges ein ziemlich mächtiger, aber wegen der mannigfachen Faltungen schwer in seiner richtigen Mächtigkeit zu schätzender Complex grauer, feingeschichteter Mergelkalke und schwarzer splittriger Hornstein-reicher Kalke, letztere in einem Steinbruche am südlichen Aufstiege entblösst. Fossilien sind keineswegs häufig, aber schon in den Wegmauern sieht man hier und dort Blöcke mit meist verkieselten Encrinus-Gliedern und Terebratula-Schalen, die auf Muschelkalk schliessen las- sen. Anstehend sind die Terebratelbänke in einem kleinen Anbruche, westlich der Spitze des Berges dicht unter der Höhe zu beobachten. Die Kieselknollenkalke be- sitzen den Charakter der Buchensteiner-Schichten, das ein- zige darin gefundene makroskopische Fossil, Pentacrinus dubius, ist zur Feststellung des Alters nicht brauchbar. Nach der schweizer Karte mussten wir beim Auf- !) Auch von Taramelli (l. e., p. 137 ff.) erwähnt. M. — 303 — stieg zur Spitze des Monte Bré nur ein kleines Stück Muschelkalk, aber mächtig entwickelte Contorta-Schichten (K. K.), und schliesslich auf der Höhe „Keuperdolomit* (= Dachsteinkalk) antreffen, was aber keineswegs der Fall ist. Denn nur wenige Meter unter der Spitze findet sich, wie oben erwähnt, Terebratula vulgaris im an- stehenden Gestein. Die Lagerungsverhältnisse der Trias am Monte Br& lassen sich ohne genauere Begehung nicht aufklären. Bemerkenswerth, weil in jener Gegend nur local anzutreffen, sind die Schichtenstauchungen, welehe man am Südabhange des Berges am Wege zwi- schen den Dörfern Br& und Ruviano beobachtet. Der Kieselknollenkalk enthält ausser den nicht sel- tenen Stielgliedern von Pentacrinus dubius Gf. zahlreiche mikroskopische Fossilreste, die schon auf der grau ver- witterten Oberfläche unter der Lupe als rundliche oder lineare Aushöhlungen hervortreten. Unter dem Mikros- kop erweisen sich sowohl die Kalk- als auch die Horn- steinmasse überaus reich an Spongiennadeln, die in den Hornsteinen kieselig, in den Kalken kalkig sind. Das Gestein besteht etwa zur Hälfte aus Schwammnadeln, zur andern Hälfte aus kalkiger bezw. kieseliger Gesteins- masse. Die Axencanäle der Nadeln treten auf Quer- und Längsschliffen deutlich hervor. Im Schliff scheinen die Nadeln zwar zum grössten Theile einfach stab- förmig zu sein und Monactinelliden anzugehören; doch beweisen die gelegentlich sehr deutlich zu beobachten- den Zwei- oder Dreitheilungssstellen, dass auch Tetrac- tinelliden-Elemente darunter sind. Vielleicht stammen sogar alle Nadeln von Tetractinelliden ab.) 1) Die Knollenkalke von Buchenstein selbst zeigen u. d. M. nebst zahlreichen Durchschnitten einer dünnschaligen Muschel ähnliche Durchschnitte, wie die Knollenkalke des Monte Br&; doch Der gleiche Unterschied, der in der Ausbildung . der Muschelkalkschichten zwischen den beiden nahe benach- barten Bergen bei Lugano sich zu erkennen gibt, tritt auch gegen O. zu deutlich hervor. In der Valsolda zwischen Lugano und Porlezza folgen unter den mächtig entwick- elten rhätischen Schichten fast ausschliesslich Dolomite von bedeutender Mächtigkeit, die dem Salvatore-Dolomit dem Alter nach entsprechen. Mergelige Zwischenlagen, wohl als Raibler- Schichten anzusprechen, sind nur in ganz geringer Mächtigkeit der oberen Abtheilung der Dolomitmasse (vor der Alpa di Dasio) eingeschaltet. Die Dolomit-Facies des Muschelkalkes, wie sie im Norden der Valsolda entwickelt ist, keilt sich aber gegen den Monte Bré zu aus; nur an dem nördlichen Aufstiege von Lugano zum Dorfe Bré treten noch wenig mächtige Dolomitlagen in den Mergelkalken auf. In ähnlicher Weise wie am Monte Salvatore sind die vorrhätischen Glieder der Trias in der durch die neue Strasse von Induno nach Valgana erschlossenen Schlucht der Margorabbia entwickelt.!) Während es nach den am Monte Salvatore herrschenden Lagerungs- verhältnissen und nach den von dort bisher bekannt: gewordenen Fossilien nur als wahrscheinlich gelten kann, dass daselbst die Rifffacies continuirlich vom Muschelkalk bis in die karnische Stufe fortsetzt, so kann man sich hier an einem bequem zugänglichen, vom Porphyr bis in die konnte ich keine deutliche Nadelform an denselben erkennen und es wäre nicht unmöglich, dass an Stelle von Kieselschwammnadeln Radiolarien vorhanden gewesen wären. Form und Grösse der Durchschnitte würde mit dieser Annahme nicht im Widerspruche stehen; das vorliegende Material reicht zur Entscheidung der Frage aber nicht aus. !) Taramelli L c. p. 150. & > 2 an ” De LS ER Kreide erschlossenen Profile davon überzeugen. Vom Ge- birge herkommend treffen wir über dem Verrucano bezw. den Werfener-Schichten eine sehr mächtige, ununter- brochen aufgeschlossene Masse von Dolomit, der fast durchgängig massig und leider auch fast fossilfrei er- scheint. Nur an zwei Stellen konnte ich deutlich plattige, harte, aber nur wenige handbreit mächtige Kalklagen beobachten, die auf kurze Unterbrechungen der Riffbil- dung schliessen lassen. In der Dolomitmasse, welche von diesen beiden Lagen eingeschlossen ist, finden sich (unmittelbar vor dem Ausgange des ersten Tunnels) schlecht erhaltene, aber als solche erkennbare Diplo- poren und Gastropoden, die wohl auf Esino -Schichten hinweisen. Hiernach könnte man die oberen plattigen Kalke vielleicht als den Vertreter der Raibler-Schichten (Plattenkalke) betrachten, die weiter gegen Osten sich als gesonderter Horizont abheben. Auf die Dolomite folgen die rhätischen Schichten, aus welchen Taramelli (l. e., p. 150) Korallen, Muscheln und Schnecken citirt. Wie am gleichen Orte angegeben, ist eine Zweiglie- derung der rhätischen Stufe bemerkbar: der Hauptdo- lomit wird vom Dachsteinkalk (in welchem Dr. Schmidt ein Megaladon fand) durch gelbliche, geschichtete Mergelkalke getrennt. Bemerkenswerth ist aber immer- hin das fast vollständige Zurücktreten des thonigen Elementes in der untern Abtheilung gegenüber den mächtigen Massen von Mergeln und Mergelkalken in den Rhätprofilen am Comer See. Schon in der Val- solda im Norden vom Luganer See beginnt das merge- lige Element zurückzutreten, um gegen S.-W. fast ganz zu verschwinden. Die untere, aus geschichteten Kalken und Mergelkalken bestehende Abtheilung der rhätischen Schiehten in der Margorabbia-Schlucht enthält zwei, je kaum 1 m. an Mächtigkeit erreichende Mergellagen, 20 — 3506 — welche voll von gerundeten oder unregelmässigen, zwischen = Nuss- und Kindskopf-Grösse schwankenden Kalkknollen sitzen. Während der „Mergel“, der diese Knollen ein- schliesst, in der einen Schicht aus Kalkkarbonat, Dolomit- und feinem Quarzsand mit ganz geringen Beimischungen von Thon besteht, in der andern Schicht ein grünlicher mit Kalkspathkrystallen erfüllter Thon ist, lösen sich die grauen Kalkknollen in Essigsäure auf, bis auf kleine Reste von Eisenkies. Ihrer knolligen Gestalt und der an Cystocarpien erinnernden, mit durchsichtigem Kalk- spath erfüllten Hohlräume wegen, denkt man in erster Linie an Lithothamnien. Die für dieselben charakteri- stische Zellstructur lässt sich in Schliffen auch noch nachweisen; ebenso treten die Cystocarpien auf der angewitterten Oberfläche als kreisrunde Löcher hervor. Bruchstücke anderer Fossilreste, insbesondere von Brachio- poden sind von den Kalkalgen umwachsen. Wir haben demnach hier das Auftreten einer Brachiopodenfacies der rhätischen Schichten unter dem Dachsteinkalk vor uns. Dass dieselbe nicht deutlicher zur Entwicklung gelangt ist, scheint mit dem Zurücktreten des rein mer- seligen Sediments zusammen zu hängen. | Es muss zugegeben werden, dass das Triasprofil der Margorabbia-Schlucht eine doppelte Deutung zulässt. Eine durchweg riffartige Ausbildung der vorrhätischen Glieder tritt uns hier entgegen, aber wegen der Fossil- armuth derselben, insbesondere wegen des vollständigen Fehlens jeglicher Cephalopodenreste kann ein Zweifel daran aufkommen, ob auch alle Glieder bis zum Muschel- kalk hinunter in dieser Riffmasse vertreten sind. Es wäre ja denkbar, dass ein Theil der Schichtenfolge ganz fehlte und dann läge es am nächsten, an die Abwesen- heit des Muschelkalks, vielleicht auch eines Theiles der norischen Stufe zu denken. Befinden wir uns doch hier — 307 — in dem westlichsten Theile des südalpinen Triasgebietes, wo man an ein allmähliges Auskeilen dieser Formation denken könnte. Ich vermag aber einer derartigen Auf- fassung nur einen geringen Grad von Wahrscheinlichkeit zuzuerkennen, besonders in Hinblick auf die bemerkens- werthe Aehnlichkeit, welche zwischen dem Triasprofile der Margorabbia-Schlucht und dem des Monte Salva- tore besteht. Vom letztgenannten Punkte sind Fossilien des Muschelkalks, der norischen und karnischen Stufe bekannt geworden. Wie ferner Mojsisovics zutreffend hervorgehoben hat, liegen keinerlei Anhaltspunkte für die Annahme einer Verwerfung am Monte Salvatore vor, man sieht vielmehr nur eine einfach muldenförmige Lagerung. Die Fossilfunde von Besano und La Resa (im obern Olona Thale), über welche Mojsisovics (l. c. p. 716) berichtet, beweisen ja auch, dass in nächster Nähe der Mar- gorabbia-Schlucht der Muschelkalk noch vertreten ist. Die Verschmelzung des Muschelkalks, der norischen und kar- nischen Stufe zu einer beträchtlich reducirten, nur hier und dort durch geschichtete Einlagerungen unterbrochenen Riffmasse, zeichnet die Triasentwickelung zwischen Lu- ganer- und Langensee an vielen Punkten aus. Trotz seiner Fossilarmuth dürfte das Profil der Margorabbia- Schlucht dieses interessante Verhalten am klarsten zum Ausdruck bringen. Nur die tieferen Theile des Muschel- kalks sind zum Theil verdeckt. Das Zurücktreten der Mächtigkeit, insbesondere die Reduction der Mergelmas- sen, erstreckt sich hier aber auch auf die rhätischen - Schichten. 2. Jura und Kreide. Die Oberfläche des Dachsteinkalkes war in der Ge- send zwischen dem Luganer- und dem Langensee auf keinen Fall eine gleichmässige, als die Kalke des untern — 308 — Lias sich darauf ablagerten. Während in dem Profile der Margorabbia-Schlucht am untersten Tunnel helle und dunkle Kalksteine, dem Saltrio-Kalk ähnlich, der Trias ganz normal aufzuliegen scheinen, ja man sogar im Zweifel sein kann, an welche Stelle man die Grenze zwischen beiden Formationen legen soll, beobachtet man in den Marmor-Brüchen östlich von Arzo eine sehr un- regelmässige, taschenförmige Einlagerung des Lias im Dachsteinkalk. Die eisenreichen Lias-Kalke heben sich scharf von der grauen Unterlage ab, und dadurch wird es möglich die Unebenheiten der letzteren auch auf wei- tere Entfernung hin zu verfolgen. In den Brüchen sowohl als im Bachbette tritt die tiefe Zerfurchung des Dachsteinkalkes zu Tage. Die ältesten Liassedimente bestehen an manchen Stellen aus einer gröberen oder feineren Breccie, die aus der Zer- störung des Dachsteinkalkes hervorgegangen ist. Die eckigen Dolomitstücke wurden durch geringe Mengen des rothen, zum Theil auch weissen Liaskalkes verkittet; sie erreichen zum Theil eine beträchtliche Grösse und verdienen den Namen Blöcke. Die Hauptmasse des hier sichtbaren Lias wird durch röthlichen Marmor gebildet, den man in grossen Mengen gewinnt. Er ist durch seinen Reichthum an Brachiopoden, Crinoiden und Pharetronen ausgezeichnet. Meist sind die Orinoiden zerfallen, aber gelegentlich finden sich in intensiv roth und (von Mangan) bräunlich gefärbten sandigen Lagen dicke Wurzelstücke und runde Stielglieder, die man bis zur Auffindung von Kronen zu Apiocrinus stellen muss. Die jungen Wur- zeln gleichen den Wurzeln des ausgewachsenen Encrinus liliiformis. Hier erscheint also zur ältern Liaszeit Apio- erinus gesteinsbildend neben Pentacrinus. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir in diesen Lagerungsverhältnissen eine Analogie zu dem mehrfach an discutirten Auftreten des Lias in den Ostalpen erblicken. Hier wie dort müssen wir annehmen, dass die Dachstein- kalke, welche als Kalkriffe schon eine ursprünglich un- ebene, schrundige Oberfläche dargeboten haben werden, zeitweise an gewissen Stellen über den Meeresspiegel hervorragten, dass sie auch wohl erodirt wurden und mit terra rossa sich bedeckten. Als sie dann in Folge einer, zunächst wohl kaum beträchtlichen, positiven Strandver- schiebung zur Zeit des unteren Lias vom Meere allmäh- liger wieder bedeckt wurden, konnten sich gleichzeitig in geringer Entfernung von einander sehr verschieden- artige Sedimente bilden. Gröbere und feinere Dolomit- breccien entstanden am Fusse der Riffe, reinere Kalke in einiger Entfernung davon. Die abgespülte terra rossa bedingte die intensiv rothe Farbe gewisser Kalke. Ooli- thische und kieselknollenreiche Kalke entstanden an Stellen, wo Riffe sich nicht in unmittelbarer Nähe be- fanden. Solche Sedimente zeigen eine viel regelmässigere Schichtung, als die Taschenausfüllungen. Erst der rothe Ammonitenkalk des mittleren und oberen Lias tritt uns als ein überall gleichförmig ausgebildetes Gestein ent- gegen: die Riffe waren in unserer Gegend zu dieser Zeit vollständig vom Meere bedeckt. Es liegt aber, meine ich, kein zwingender Grund vor, irgend einen dieser Absätze der älteren Liaszeit als eine Tiefseebil- dung aufzufassen. Das reichliche Vorkommen von man- ganhaltigen Eisenoxyd, welches hier wie an manchen Stellen der Ostalpen die Fossilien überrindet, kann in ungezwungener Weise auf die Einführung der terra rossa von den Koralleninseln erklärt werden. Auf das Vor- kommen der inhomogenen Kieselknollen im unteren und mittleren Lias werden wir später zu sprechen kommen. Während sich der mittlere und obere Lias in der Gegend zwischen Langen- und Comer-See durch eine — 30 — reiche und gut leitende Fauna, charakteristische Be- schaffenheit der im allgemeinen mächtigen Gesteins- massen und weite horizontale Verbreitung auszeichnen, hat man bisher nur sehr dürftige Spuren des Doggers kennen gelernt. Als Vertreter des Doggers muss man die bunt gefärbten, an Keuperschichten erinnernden Mergel ansprechen, welche bei den obersten Häusern von Induno auf den rothen Kalken des obern Lias lagern und nicht mit den jüngeren Aptychusschichten verwech- selt werden dürfen. Weniger gut aufgeschlossen als an dieser Stelle sieht man sie auch am Ausgange der Mar- gorabbia- Schlucht unterhalb der Strassentheilung, dort wo die westliche Strasse zu steigen beginnt, ferner im Bachriss bei Clivio, an beiden Stellen über dem oberen Lias. Bei Induno enthalten die bunten Mergel dünne Zwischenlagen von festeren, grösstentheils kalkigen Bän- ken, welche die Fundstelle von unerkennbaren Pflanzen- schmitzen und einer Orbitoides-artigen Foraminifere sind. Eine derartige festere Bank hinterlässt beim Auflösen in Säure eckige Quarz- und Dolomitstückchen in grosser Menge. Die Beimischung gröberen Materials kenn- zeichnet die Doggerbildung hier wie auf der Nordseite der Alpen. Die Aptychus- oder Kieselknollenkalke haben mehr- fach zur Altersbestimmung brauchbare Reste geliefert: sie deuten sämtlich auf Malm. Die dünnplattigen, Apty- chus-führenden Knollenkalke, welche zwischen Ligornetto und Clivio in Steinbrüchen gebrochen werden, sind über- aus reich an wohlerhaltenen Radiolarien. Wenn sich überhaupt ein Gestein früherer Perioden mit den Radio- larien-Absätzen der heutigen Tiefsee vergleichen lässt, so ist es dieses. Nicht allein die Kieselknollen, sondern auch die kalkigen Schichten sind durch und durch ge- spickt mit den Kieselpanzern; mechanisch zugeführtes RE Ss Brei" TR 2 DS MST: FA vr — 311 — Sediment fehlt vollständig, wenn man von der Beimisch- ung des rothen Thones absieht. Nach oben zu wird die Farbe des Gesteins heller, die Radiolarien und Kiesel- knollen werden sparsamer, und so gelangen wir ohne scharfe Trennung durch das Tithon in die hier weissen Kalke der untern Kreide. Eine Abgrenzung der ältern Schichten dieser Formation vom Jura, sowie eine Glie- derung der Kreide selbst, ist natürlich nur mit Hülfe der im Allgemeinen recht spärlichen Fossilien möglich. Chon- driten, vom Charakter der Flyschformen sind in den Kreideschichten weit verbreitet, aber Funde von Cephal- opoden oder Jnoceramen gehören zu den Seltenheiten. Herr Sayn aus Valence fand auf einer gemeinschaftlichen Exeursion an der Strasse, welche von Induno nach der Margorabbia - Schlucht führt, und zwar schon innerhalb des Thales selbst, ein schlecht erhaltenes Ammoniten- Bruchstück, welches auf ältere Kreide, vielleicht Bar- rême-Stufe schliessen lässt. Es kam dort auch in den tieferen Lagen der Scaglia zum Vorschein. Einen be- merkenswerthen Horizont bilden in den schönen Auf- schlüssen des Olona-Thals bei Induno solche Bänke der im Allgemeinen sehr homogenen Scaglia - Schichten, welche gröberes mechanisches Sediment eingelagert ent- halten. Man trifft derartige Bänke an der Einbiegung der Strasse von Induno in die Margorabbia - Schlucht, sowie am Westufer der Olona nahe des Wehres neben der Fabrik. Fragmente eines weissen Kalksteins, eckige Stücke eines grauen Feuersteins, sowie Quarzsand sind theils unregelmässig, theils schichtweise der Scaglia ein- gelagert. Da dieser Horizont ungefähr in der Mitte des gesammten Kreidecomplexes auftritt und die Beimisch- ung gröberen mechanischen Sedimentes zu dem hoch- marinen Sediment auf eine Verschiebung der Strand- linie schliessen lässt, so darf man diesen Horizont wohl — 312 — mit Recht an die Grenze zwischen unterer und oberer Kreide versetzen; denn die gleiche Erscheinung tritt ja bekanntlich zu dieser Zeit in den verschiedensten Ge- genden Mitteleuropas auf. Ebenso zeichnen sich aber auch die jüngsten Schichten der oberen Kreide durch abweichende petrographische Beschaffenheit aus. An dem Zusammenfluss der Olona und Margorabbia sind sie als bräunliche, sandige Mergelkalke, zum Theil auch wohl mit dolomitischen Beimischungen, aufgeschlossen. Fossilien scheinen hier nicht vorzukommen; der Lager- ung nach aber haben wir es hier mit den obersten Schichten der oberen Kreide zu thun, deren abweichen- der Gesteinscharakter durch den zu jener Zeit sich voll- ziehenden Rückgang des Meeresspiegels hinreichend er- klärt wird. KR Das normale Gestein der Kreide, insbesondere der oberen Abtheilung derselben, besitzt ganz und gar den Charakter der Seewer-Schichten der Nordalpen und der reinen Pläner - Schichten Norddeutschlands. Makrosko- pische Fossilien gehören im Allgemeinen zu den Selten- heiten, wenn man von den Chondriten absieht, aber die mikroskopischen Einschlüsse sind hier wie anderwärts für die Kreide ausserordentlich charakteristisch. Radiolarien wurden nur vereinzelt beobachtet, Spongienreste gar nicht und damit erklärt sich das Fehlen von authigenen Feuersteinen in diesen Schichten. Dagegen sind manche Schichten ausserordentlich reich an Foraminiferen, be- sonders an kleineren Formen. Unter diesen besitzen Textilaria globulosa Ehrb. und Globigerina cretacea d’Orb. eine ausserordentlich weite Verbreitung, treten aber an Häufigkeit doch sehr zurück gegen die ein- kammerigen Lagenen-Reste, welche manche Bänke. in unzählbaren Mengen erfüllen. Die hier vorkommenden — 313 — Formen kann man mit den von Kaufmann!) für die For- men des Seewerkalks gebrauehten Namen: L. sphaerica und ovalis bezeichnen, da sie nur durch geringere Grössen, dünnere Wandungen und stark erweiterte Oeff- nungen von den Seewer-Formen abweichen. Das massen- hafte Auftreten dieser Lagenen-Formen wurde von Kauf- mann in den Seewer-Bildungen der Nordschweiz und in der Kreide von Rügen nachgewiesen. VI. Ueber die Natur der Hornsteine in den meso- zoischen Schichten der lombardischen Alpen. Von G. Steinmann. Das häufige Vorkommen von Hornsteinen in den besprochenen mesozoischen Gesteinen, und die Thatsache, dass sich dieselben in Ablagerungen von offenbar sehr verschiedenem Charakter finden, lassen eine zusammen- fassende Besprechung des Vorkommens und der Ent- stehung der Horn- und Feuersteine wünschenswerth er- scheinen. | Man kann die Hornsteine, welche in normalen, ma- rinen Sedimenten auftreten, bei deren Bildung also aussergewöhnliche Verhältnisse, wie die Nähe kiesel- säurereicher Quellen, vulcanischer Ausbrüche oder lo- cale Concentration der im Wasser gelösten Kieselerde nicht mitgespielt haben, in zwei Gruppen sondern und ‘) Heer, Urwelt der Schweiz, II. Aufl. 1879, p. 215 ff. — 314 — dieselben als Spongien-Hornsteine und als Ra- diolarien-Hornsteine bezeichnen. In den Spon- gien - Hornsteinen findet man in der Mehrzahl der Fälle - Reste von Kieselschwämmen, sei es in der Form isolirter Nadeln von Tetractinelliden, Monactinelliden und lyssa- ciner Hexactinelliden, sei es in der Form vollständiger Gerüste von Lithistiden oder dietyoniner Hexactinelliden. Oft sind die Kieselnadeln vollständig erhalten, oft nur noch als Hohlräume vorhanden oder pseudomorph durch andere Minerale ersetzt. Sehr häufig fehlen aber auch Spongienreste gänzlich in den Hornsteinen und die Kie- selmasse umschliesst andere Fossilien, wie Mollusken, Echinodermenreste oder dergleichen, in manchen Fällen auch gröberes mechanisches Sediment. In beiden Fällen kann man aber doch meist in demselben Sedimentcom- plexe, z. B. in den Kalken oder Mergeln, in denen die Hornsteine vorkommen, Gerüste oder isolirte Nadeln von Kieselschwämmen nachweisen, die dann aber ganz oder zum Theil in Kalkspath, Limonit u. dergl. umge- wandelt oder durch Hohlräume ersetzt sind. Fast über- all, wo man solche Vorkommnisse genauer untersucht hat, — eine nicht geringe Anzahl wurden von mir selbs; studiert — ist es möglich gewesen, in den Skeleten von Kieselschwämmen die Kieselsäure - Quelle zu finden, so in den carbonischen Chert-bets von Grossbritannien (Hinde), in den ähnlichen Vorkommnissen Spitzbergens, die dem Perm zugezählt werden (v. Dunikowski), in den Knollenkalken des Muschelkalks von Monte Bre (siehe oben), im unteren Lias des Schafberges (v. Dunikowski), im untern Hornstein-führenden Lias des Balmberges bei Solothurn (Verf.), im unteren und mittleren Lias des oben besprochenen Gebietes ete. Bekannt ist ja ferner das häufige Zusammenkommen von Hornsteinen und Feuer- steinen in verschiedenen Horizonten des mitteleuropäi- — 315 — schen weissen Jura’s, sowie der oberen Kreide. Diesen Spongien-Hornsteinen kommt zumeist eine geringe Homo- genität zu; schon die gröberen Skeletelemente der Spon- gien, ebenso auch die Beimischung anderer Fossilreste und gröberen mechanischen Sedimentes verleihen ihnen jenen Charakter. Radiolarien lassen sich meist nur in geringer Menge in diesen Hornsteinen oder in dem sie einschliessenden Gestein nachweisen. Im Gegensatz hierzu kommen die Radiolarien- Hornsteine vorwiegend in rein kalkigen und homo- genen Gesteinen vor, welche sich zudem durch die Ar- muth an anderen Fossilien auszeichnen. Als Steinkerne erhaltene Cephalopoden oder Aptychen, seltener uach dünnschalige Seeigel, charakterisiren zuweilen die Ab- lagerungen, in denen die Radiolarien -Hornsteine sich finden; häufig fehlen aber Fossilreste sowie gröberes mechanisches Sediment völlig. Nur äusserst feiner Thon- schlamm und authigene Kieselmasse bleibten beim Auflö- sen in Säure zurück. Daher unterschied Rüst solche „Jas- pisse“ von den eigentlichen Hornsteinen, die verhältniss- mässig wenig Radiolarien, dafür aber meist Spongien- reste enthalten. Die Hornsteine, ebenso aber auch die umgebende Gesteinsmasse, sind gewöhnlich überreich an Radiolarien, deren Erhaltungszustand allerdings meist zu wünschen übrig lässt. In den Hornsteinen pflegen sie am besten erhalten geblieben zu sein und hier haben sie auch meist ihre ursprüngliche kieselige Beschaffenheit bewahrt. Es hält aber nicht schwer, in einem und dem- selben Hornstein - Schliffe alle Uebergangsstadien vom wohlerhaltenen Radiolar mit allem Detail bis zu den runden Durchschnitten zu verfolgen, welche nur noch durch kräftigere Polarisation der Kieselmasse und grös- sere Durchsichtigkeit derselben sich vom Gestein abheben. In der Kalkmasse sind die Kieselschalen oft durch Kalk- spath ersetzt, in anderen Fällen sind sie mit krystalliner Kieselerde erfüllt und lassen sich durch Säure frei her- ausätzen. In dem Maasse, als der Kalkstein an Masse über die Hornsteine überwiegt, nimmt auch der Gehalt derselben an Radiolarienresten ab; wo die Hornsteine in dichtgedrängten Lagen das Gestein füllen, sind beide durch und durch mit Radiolariengehäusen durchspickt. Hier, wie bei den Spongien - Hornsteinen, liegt der Zu- sammenhang zwischen dem Vorkommen der kieselscha- ligen Fossilien und dem Auftreten der Hornsteine klar zu Tage. Rüst hat uns zahlreiche Vorkommnisse der Radio- larien - Jaspisse aus verschiedenen Horizonten des Jura und des Miocäns der alpino-karpathischen Region kennen gelehrt; was den Reichthum an Radiolarien anbelangt, so stellen sich die Aptychus - Schichten von Ligornetto- Clivio den reichsten Vorkommnissen in den Nordalpen (Algäu) und Ungarn ebenbürtig an die Seite. Weitere Veröftentlichungen Rüst’s werden noch weiteres Licht über das Vorkommen der Radiolarien-Hornsteine in vorjurassi- schen Formationen werfen. Wir möchten hier nur noch da- rauf hinweisen, dass Radiolarien-Hornsteine auch in der oberen Kreide vorkommen. Die rothen Seewenschichten, welche an einigen Punkten der nordöstlichen Schweiz, z. B. auf der grossen Mythe und in der Gegend von Iberg verbreitet sind, enthalten rothe Jaspisse mit einer reichen Radiolarienfauna. Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass die Jaspisse der Rigi-Nagelfluh z. Th. aus zerstörten Kreideschichten und nicht, wie man bis- her angenommen hat, ausschliesslich aus dem alpinen Jura stammen. Echte Radiolarien-Hornsteine besitzen auch in der griechischen Kreide eine weitere Verbrei- tung; mir liegen eine Anzahl von rothen, grünen und fast ungefärbten Hornsteinen aus der Gegend von Patras RER $ EN FERN , du # Be A d'A — 317 — vor, welche, wie die Vorkommnisse im Alpengebiete, fast ganz aus Radiolarien bestehen. Wenn man nun unter Zugrundlegung der heutigen Verbreitung kieselschaliger Organismen die Brauchbar- keit der Hornsteine zur Bestimmung der Meerestiefe, in welcher die betreffenden Schichten gebildet wurden, fest- zustellen versucht, so muss man zugestehen, dass Horn- stein-führende Schichten in jeder Tiefe sich haben bilden können. Erst wenn man die Organismen kennt, aus deren Skeleten die Hornsteine sei es ganz oder nur zum Theil entstanden, ist unter Anwendung der nöthigen Vorsicht ein Rückschluss auf die Meerestiefe gestattet. "Dabei ergibt sich etwa nachstehende Reihenfolge: Horn- steine, die vorwiegend aus Monactinelliden, Lithistiden und Tetractinelliden entstanden sind, deuten auf Absatz in geringer Meerestiefe; solche, die aus Hexactinelliden sich bildeten, entstanden wohl in mittleren Tiefen (ca. 2000 Faden); die Radiolarien - Hornsteine können ihrer Entstehung nach nur mit dem Radiolarienschlamm der heutigen Tiefsee verglichen werden, der bis jetzt nur aus sehr bedeutenden Tiefen bekannt geworden ist. In allen Fällen dürfte sich aber eine gewisse Vorsicht bei der Verwerthung dieser Scala empfehlen, da es noch keineswegs ausgemacht erscheint, ob die Meerestiefe allein oder auch die Entfernung vom Festlande, das Fehlen der Zufuhr von mechanischem Sediment und Meeresströmungen auf das Gedeihen bez. die Anhäufung der Schwämme und Radiolarien von Einfluss sind. Beide Thiergruppen sind auch insofern ungleichwerthig, als die = Schwämme an den Boden gebunden, die Radiolarien aber Freischwimmer sind, letztere mithin auch in geringen Meerestiefen in grösserer Masse sich ansammlen können, wenn mechanisches Sediment und andere Thierreste sich nieht gleichzeitig mit ihnen ablagern. nen VII. Bericht über die Excursionen der schweizerischen geologischen Gesellschaft in der Umgebung von Lugano. |) Von C. Schmidt. Da für die Excursionen der schweizerischen geolo- gischen Gesellschaft in den Umgebungen von Lugano ein detaillirtes Programm, welches im Allgemeinen zur Ausführung gelangte, bereits in den Eclogae Geologicae Helvetiae N° 5, p. 385-—396, publicirt wurde und ausser- dem die hauptsächlichsten das Gebiet betreffenden wissen- schaftlichen Daten in den oben stehenden Aufsätzen ein- gehend besprochen worden sind, kann ich mich bei Ab- fassung des Excursionsberichtes auf wenige Angaben beschränken. | Montag den 9. September. Die versammelten Geologen betheiligten sich an der allgemeinen Rundfahrt auf dem See bis Morcote, wo sie ausstiegen, um längs der Ufer- strasse nach Melide die prachtvoll aufgeschlossenen krystal- linen Schiefer, sowie die darin aufsetzenden Quarz- porphyrgänge und die darauf. lagernde Porphyritdecke zu beobachten. (Vgl. Progr. p. 395.) Prof. Renevier brachte die schwierige Frage betreffs Schichtung und Schieferung in den stark gefalteten und veränderten Schiefern zur Diskussion. 1) An den Excursionen nahmen Theil die Herren: Baëff, Ber- trand, Bodmer, Collot, Dupare, Du Pasquier, Fischer-Siegwart, von Fellenberg, Gillisron Vater und Sohn, Renevier, Sarasin, Sayn, Schmidt, Steinmann, Ulrich, de Vogdt. ey Dienstag den 10. September. Während die übrigen Theilnehmer an der Naturforscherversammlung nach Ligornetto fuhren, um dort das berühmte Atelier des Bildhauers Vela zu besuchen, benützten die Geologen den Nachmittag, um die krystallinen Schiefer von Manno mit der Carbonmulde zu besichtigen. (Vgl. Progr. p. 396.) Man bewunderte die riesigen Sigillarienstämme mit ihrer verkohlten Rinde und — fand ebenfalls keine Porphyr- gerölle in dem Conglomerate. Die Differenz im geolo- gischen Baue der beiden Thalseiten, das plötzliche Auf- hören des Kalkzuges der Valsolda am Sasso grande liess sich von dem erhöhten Standpunkte aus prachtvoll über- sehen. Auf dem Wege von Manno nach dem Bahnhof Taverne constatirte man, wie bereits Gümbel (cit. 36, p- 575) hervorgehoben, dass die Hügel von Grumio und Lamone nicht aus Verrucano, wie die schweizerische geologische Carte angibt, sondern aus dem hier überall herrschenden, quarzreichen Glimmerphyllit bestehen. Mittwoch den 11. September. Am Morgen übernahm Herr Prof. G. Steinmann die Führung einer im Programm nicht vorgesehenen Excursion nach dem Monte Bré. (Vgl. oben p. 304.) Bei Castagnola waren an der Strasse linsenförmige Einlagerungen von Hornblendeschiefern ın den mannigfach gewundenen Glimmerschiefern sehr schön zu beobachten. Am Wege unmittelbar vor und nach Ruviana findet sich überall in Blöcken und auch an einzelnen Stellen anstehend rother Felsitporphyr und Verrucano-Conglomerat. Darüber folgen bis zur Spitze des Berges graue, dünngeschichtete Mergelkalke mit Einlagerungen von Kieselknollenkalken, welche nach den spärlichen Fossilien dem Muschelkalk angehören. Die Lagerungsverhältnisse sind nicht leicht zu übersehen, doch scheint das allgemeine Streichen des ganzen Com- plexes Nord-Süd zu sein bei steilem Einfallen nach — 320 — Osten. — Von der Spitze des Berges hat man einen schönen Ueberblick über die gewaltige Moräne, welche sich am Sasso rosso und am Monte Boglia hinaufzieht. Mittags, nach dem Schlussbanquet der allgemeinen Versammlung, wurden die geologischen Verhältnisse längs der Drahtseilbahn auf den Salvatore besichtigt. (Vgl. Progr., p. 392, und oben p. 294.) Leider war der un- mittelbare Contact des Pliocäns mit der untern Moräne, ebenso wie die Zusammensetzung der obern Moräne in Folge des vorgeschrittenen Bahnbaues nicht mehr gut sichtbar, während der Aufschluss in der Seekreide auf unsere Bitte von der Bahndirection mit grosser Zuvor- kommenheit erhalten worden war. Von einem südlich der Bahnlinie, seitwärts im Walde liegenden Muschel- kalk-Bruche stiegen wir, einem kleinen Thälchen folgend, wieder nach der Seestrasse hinunter. In den tiefern Theilen des Thälchens sind an den steilen Seitenwänden die feingeschichteten Sabbie gialle des Pliocäns aufge- schlossen; es wurden auch Blattabdrücke darin gefun- den. — Man folgte nun der Uferstrasse über San Mar- tino nach Melide, um das prachtvolle Profil, welches man bereits am Montag vom Dampfboot aus bewundert hatte, im Einzelnen zu studiren. (Vgl. Progr., p. 393.) Donnerstag den 12. September. Das erste Dampfboot brachte die Gesellschaft nach Bissone. Bei Maroggia besichtigte man die berühmten Gänge von rothem Por- phyr in dem schwarzen Porphyrit. Besondere Aufmerk- samkeit erregte der in die Augen fallende Unterschied der beiden Thalseiten von Melano bis Mendrisio: Auf der Westseite die Porphyrite, normal überlagert von Verrucano, dessen nach Süd einfallende Bänke über Riva San Vitale am Bergabhang schön hervortreten, darüber die untere, Muschelkalk und Esinoschichten . — 321 — entsprechende Kalk- und Dolomitmasse !) — gegen Osten am Westabhang des Monte Generoso die gewaltige Ent- wicklung des untern Lias mit den im Liegenden auf- tretenden Schichten des Rhät den Porphyr direct be- rührend. Die isolirte kleine Masse von blasigem, fluidal struirtem Felsophyr, welche südlich von Melano an der Strasse aufgeschlossen ist, wurde genau besichtigt. Mit dem naheliesenden Porphyr steht dieselbe in keinerlei Zusammenhang, ihr nächstes Aequivalent ist die Porphyr- decke von Carona. — Wenn auch die Verhältnisse noch keineswegs bis ins Einzelne klar zu übersehen sind, so dürfte doch sowohl die geologische Differenz der beiden. Thalseiten, als auch die anormale Anlagerung des Rhät und Lias an Porphyr als die Folge geotektonischer Processe zu betrachten sein. Am ehesten scheint die Annahme einer Blattverschiebung längs der Linie Lugano- Mendrisio, verbunden mit einer Senkung der östlichen Scholle berechtigt zu sein. — Da man auf den im Pro- gramm vorgesehenen Besuch des Moränenterrains und des Pliocäns von Balerna und Pontegana verzichtete, wandte sich die Gesellschaft von Mendrisio aus nach Ligornetto, wo Herr Prof. Pavesi aus Pavia uns in seinem Landsitze in liebenswürdiger Weise begrüsste und be- wirthete und nachher in das Atelier des Herrn Vela führte. — Längs der Strasse nach Clivio wurden in den !) Herr Prof. Renevier machte darauf aufmerksam, dass man neulich auf der Höhe des Berges, direct nördlich unter dem Gipfel des San Giorgio Saurier-Reste in schwarzen, schiefrigen Kalken gefunden haben soll, was darauf hinweisen würde, dass die thonige Muschelkalkfacies von Besano (vgl. oben p. 263) sich recht weit nach Osten erstreckt. Eine genaue Untersuchung dieser Verhält- nisse wäre sehr zu wünschen. 21 — 322 — jurassischen Aptychenschiefern Radiolarienhornsteine und Aptychen gesammelt; unter der Brücke von Clivio fand sich Gelegenheit, in prachtvollen, fossilreichen Auf- schlüssen den für die lombardischen Alpen bezeichnen- den Ammonitico rosso der obern Lias kennen zu lernen. Nachdem man hierauf die in obigen Zeilen (vgl. p. 269 und p. 307) eingehend geschilderten Liasschichten von Arzo und Sailtrio, sowie deren interessanten Abbau in unterirdischen Steinbrüchen (cave) besichtigt hatte, er- reichte man gegen Abend Viggiu, wo man die Wagen bestieg und bei tiefer Nacht durch die Moränenlandschaft nach Induno fuhr. — Nach dem Abendessen eröffnete unser Präsident eine Sitzung, in welcher er einen Ueber- blick über unsere bisherige Thätigkeit gab — allein man war müde und sehnte sich zur Ruhe nach dem heissen Tagewerke. Freitag den 13. September. Die frühe Morgenstunde des herrlich anbrechenden Tages galt der Besichtigung des Juraprofiles am Waldrande oberhalb der Häuser von Induno. Als mächtigstes Glied des ganzen Profiles er- kannte man die am vorigen Tage in identischer Aus- bildung bei Clivio beobachteten Schichten des Ammo- nitico rosso. Darüber lagern bunte Mergel mit dünnen Sandsteinbänken wechselnd, welche vielleicht zum Dogger gehören. (Vgl. oben p. 310.) Besonders fiel die geringe Mächtigkeit der dem Hauptdolomit auflagernden Saltrio- schichten auf. — Auf dem Wege nach der Margorabbia- Schlucht traf man die tiefern Schichten der fossilarmen „Scaglia“, in welchen Herr Sayn ein Ammonitenbruch- stück fand. Am Eingange der Schlucht wurde das Vor- handensein des untern Lias in Gestalt grünlicher, dünn- schiefriger Kalke, die von schlecht erhaltenen platt- gedrückten Ammoniten erfüllt sind, constatirt. Hierauf besichtigte die Gesellschaft die Dolomite der Margo- — 323 — rabbia-Schlucht bis zum zweiten Tunnel, d. h. vom Dach- steinkalk bis zu den Esinoschichten, kehrte von da zu- rück, um noch die Pliocänschichten der Folla d’Induno zu besuchen. Man überzeugte sich von dem Petrefacten- reichthum dieser Ablagerung und namentlich von der Identität der hier in den obern Horizonten des Pliocäns auftretenden Sabbie gialle mit denjenigen am Nord- abhang des San Salvatore. Nach dem Frühstück standen die Wagen, welche uns über Valgana nach Luino führen sollten, bereit (Pro- gramm p.395). Nachdem man die Schlucht von Mar- gorabbia durchquert hatte, erweiterte sich das Thal. Die langgestreckten, abgerundeten Porphyrberge zu bei- den Seiten, mit niedrigem Gebüsch bewachsen, zwischen welchem hie und da das rothe Gestein zu Tage tritt, die von Süden her darüber gelagerten Kalkmassen mit ihren steilen, kahlen Felswänden, bedingen ähnlich wie am Luganersee die Physiognomie der Landschaft. Campo dei Fiori und Sasso della Corna sind die getreuen Nach- bilder des San Giorgio. Es fand sich mehrfach Gelegen- heit den drusigen, rothen Granit, welcher hier das Cen- trum der Porphyrmasse bildet, in frischen Stücken zu sammeln. Zwischen Valgana und Bedero beobachtete man eine ganze Reihe verschiedenartig struirter Porphyr- varietäten und in geringer Entfernung von Bedero hatte man wieder das Gebiet der Sedimente betreten. Wir sahen, dass hier der Muschelkalk nicht in normaler Weise den Porphyr überlagert, sondern in gleichem Niveau an denselben anstösst, was auf das Vorhandensein einer Ver- werfung zwischen beiden hinweist (vgl. oben p. 282). Die von Harada an dieser Stelle zwischen Porphyr und Muschelkalk beobachteten, krystallinen Schiefer, deren Auftreten das Vorhandensein einer Verwerfung am sicher- sten beweist, konnten nicht aufgefunden werden (vgl. cs de) 0,7. OR — 924 — cit. 88, p. 2 und Taf. II). In der Meinung nach den An- gaben des Kutschers Zeit zu gewinnen, liessen wir Cu- nardo rechts liegen, um über Ferrera nach Grantola zu gelangen. Zu beiden Seiten der steil in die Val Cuvio hinunterführenden Strasse herrschen blaugraue, mergelige Kalke, die offenbar den Raibler Plattenkalken angehören. Bei dem vergeblichen Versuche eine fahrbare, directe Strasse nach Grantola zu finden, gelangte man an einen Bach, durch welchen die Pferde mit den Wagen hin- durchgetrieben wurden und dann blieb nichts Anderes übrig, als auf der grossen Strasse möglichst rasch nach Voldomino zu gelangen. Bei Mesenzana erreichten wir das Gebiet der krystallinen Schiefer, in welchen etwa ein Kilometer vor Germignaga dicht an der Strasse eine steilstehende eingeklemmte Muschelkalkmasse sehr schön beobachtet werden konnte. Dieses auch auf Blatt XXIV der schweizerischen geologischen Karte verzeichnete Band bildet die Fortsetzung der oberhalb Voldomino beiderseits von krystallinen Schiefern eingefassten, steil aufgerichteten Platte von Muschelkalk und Porphyr (vgl. Prog. p. 395 und Prof. II) Es wäre vielleicht noch Zeit gewesen diesen interessanten Punkt zu besichtigen, allein man zog es vor, am Ufer des Lago maggiore in Luino den Abgang des Zuges nach Ponte Tresa zu erwarten. Samstag den 14. September. Die Zahl der Theilnehmer an dieser letzten Excursion, deren Ziel der Comersee . war, hatte sich auf acht reducirt. (Vgl. Prog. p. 396). Im Rhät des Benetobels konnten die Leitfossilien der schwä- bischen Facies, sehr schön namentlich Bactryllien ge- sammelt werden. Längs der mächtigen Bänke von Litho- dendrenkalk, welche zweimal über einander in dem Profil auftreten, führte uns der Pfad am Berghang hin bis nach der Alpe Nave. Auf der Höhe des Buco della UE | — 929 — Rotella genossen wir den Ueberblick über den im duf- tigen Glanze der Mittagssonne vor uns liegenden Comer- see. Wenn auch die Beleuchtung keine sehr günstige war, so liess sich doch der Bau des Gebirges am Ost- ufer des Sees, vom Monte Legnone über die zwei- gipfelige Grigna bis oberhalb Lecco in seinen Haupt- zügen klar erkennen. — Wir selbst standen auf Haupt- dolomit, der mit tief durchfurchten Felswänden steil in den See abfällt. In dieser Dolomitmasse finden sich Zerklüftungen, welche an die Dolinen des Karstes er- innern; die Tiefe eines solchen Schlotes liess sich er- messen an dem langandauernden, dumpfen Gepolter, welches hineingeworfene Felsstücke verursachten. An mehreren Stellen sind auf der kahlen, angewitterten Oberfläche des Dolomites Megalodontendurchschnitte dicht gedrängt zu beobachten. Die rhätischen Bildungen erreichen am Abhang des Monte Crocione, über der Alpe Nave eine bedeutende Mächtigkeit. Die schwarzen Mergel und Kalke fallen steil nach Südwesten ein, die Mergel sind erfüllt von kleinen, weissen Zweischalern. Auf den Schichtflächen derselben führte uns ein mühseliger Pfad nach Viano hinunter. Von da aus gelangte die Gesellschaft, beinahe das ganze rhätische System noch einmal durchquerend, nach Bonzanico. Dort wurden Lithodendronkalk und die berühmten Sassi degli Stampi besichtigt. Nament- lich Prof. Renevier betonte, dass nach der orographi- schen Gestaltung eine Fortsetzung des Rhät über den Conchodon - Schichten vermuthet werden könnte, entge- gengesetzt den Angaben von Stoppani. Diese Annahme erweist sich gemäss der Darstellung von Curioni als berechtigt (vgl. oben p. 266). In Tremezzo, im „Garten der Lombardei“, am Ufer des herrlichen Sees erfolgte der Schluss der offiziellen # BE C'EST TE RE SER es BE ir Excursionen. — Die Herren Bertrand, Collot und Schmidt besuchten an den zwei folgenden Tagen unter der Füh- rung des Herrn Dr. Ulrich aus Strassburg noch die nörd- lichen Theile der Grigna. Anmerkung. Die auf der beigegebenen Tafel dargestellten Profile, welche bereits in den „Eclogae geolog. Helv. 1889, N° 5, Pl. 5“ publicirt worden sind, wurden nach den Angaben von Stop- pani (cit. 22), Taramelli (cit. 35) und Harada (cit. 38), sowie nach eigenen Beobachtungen entworfen. Inhalt: ; Seite 1) Verzeichniss der wichtigsten geologischen Literatur des Excursionsgebietes. Von C. Schmidt . . . . . . . . 245 2) Allgemeine Darstellung der geologischen Verhältnisse der Umgegend von Lugano. Von C. Schmidt . . . . . . 249 . 8) Tabellarische Uebersicht der im Excursionsgebiet auftreten- den Rormationen.. Von C: Schmidt . . ce Re 4) Die pliocänen: und glacialen Bildungen am Nordabhang des Monte San Salvatore. Von €. Schmidt. . . . . . 294 5) Bemerkungen über Trias, Jura und Kreide in der Um- gebung des Luganer-See’s. Von G. Steinmann . . . . 301 6) Ueber die Natur der Hornsteine in den mesozoischen Schichten der lombardischen Alpen. Von G. Steinmann . 513 1) Bxeursionsbericht. - Von &..Schmidt. 1270/0000 RSS Ueber ein zweites Vorkommen von dichtem Vesuvian in den Schweizeralpen. Von C. Schmidt. Im. neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. 1889, Bd. I, pag. 103, beschreibt Edm. v. Fellenberg das Vorkommen eines dichten, grünen Gesteines, welches von Borgo novo in Graubünden stammen sollte und von F. Berwerth in einer vorläufigen Mittheilung') als Jadeit bezeichnet worden war. Nach Fellenberg bildet die betreffende Felsart linsenförmige Einlagerungen und Trümer in den Serpentinen des Piz Longhin (nordwestlich ober- halb Maloja, Bergell). Diese Einlagerungen sind nicht gleichmässig durch die ganze Serpentinmasse vertheilt, sondern finden sich ausschliesslich am Contact mit den liegenden schwarzen Triaskalken. — In einer spätern Arbeit gab F. Berwerth?) eine eingehende Beschrei- bung des, wie sich zeigte, fälschlich für Jadeit gehal- tenen Gesteines; dasselbe erwies sich nach genauerer chemischer und mikroskopischer Untersuchung als ein Vesuvian-Pyroxen-Fels, und zwar tritt der Vesu- vian als ursprünglicher Gemengtheil, der Pyroxen (Salit) !) Annalen des k. k. naturhist. Hofmuseums Wien, Bd. II, 1887. Notizen p. 94. 2?) Annalen des k. k. naturhist. Hofmuseums Wien, Bd. IV., 1889, p. 87. a als Zersetzungsproduct auf. — Weitere Angaben über diesen Fund, sowie weitere quantitative Analysen des Gesteines, ausgeführt von v. Gümbel, Rammelsberg und. Schüepp, publicirte Killias in dem XXXIL. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens (p. 65). Vgl. ferner Rammelsberg, N. Jahrb. f. Min. 1889, 1. Bd., p. 229. Nach mikroskopischer Untersuchung einer ganzen Reihe von Stücken des in Rede stehenden Gesteines, welche ich der Güte des Herrn von Fellenberg ver- danke, kann ich zu den Ausführungen von Berwerth nur wenig mehr hinzufügen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass das relative Mengenverhältniss von kör- nigem Vesuvian und faserigem Salit in den verschie- denen Varietäten ein sehr wechselndes ist. Die rein grün gefärbten Varietäten bestehen fast vollständig aus feinkörnigem Vesuvian; Pyroxeniasern sind nur ganz vereinzelt zu beobachten. Es lassen sich nun alle Zwischenstadien nachweisen bis zu den weiss gefärbten Abarten, in welchen oft der Vesuvian vollständig ver- schwunden und durch faserigen Salit ersetzt ist. Solche Varietäten zeigen naturgemäss eine vollständige Ueber- einstimmung des mikroskopischen Bildes mit demjenigen ächter Jadeite. Ferner möchte ich noch erwähnen, dass der Pyroxen sich gelegentlich in Form von Aggregaten srösserer, stengeliger Individuen als Ausfüllungsmasse von ca. 0,3 mm. breiten Klüften findet. — Alle diese Erscheinungen weisen darauf hin, dass ein Salit-artiger Pyroxen als Zersetzungsproduct von dichtem Vesuvian auftritt und dass der wechselnde Habitus der Stücke be- dingt ist durch die mehr oder weniger vorgeschrittene Umwandlung des primären Vesuvians. Am Schlusse seiner Mittheilung weist Edm. von Fellenberg (das besprochene Gestein für Jadeit haltend) darauf hin, dass die prähistorischen Jadeitartefacte der — 329 — Schweiz in dem Gebiete des alten Rhonegletschers ge- funden wurden, dass also ein entsprechendes endemisches Vorkommen von Jadeit vor Allem in den Walliser- Alpen zu suchen sei, zumal da „der Jadeit* am Piz Longhin wohl erst vor Kurzem denudirt worden sein könne. Das Vorkommen einer ähnlichen Felsart in den westlichen Schweizer Alpen erscheint Fellenberg nicht unwahrscheinlich, da wir dort mancherorts ähnliche geologische Verhältnisse finden, wie am Piz Longhin, d. h. Kalkmassen, welche in Berührung treten mit Gabbro oder aus solchem entstandenen Serpentin. Diese Vermuthung Fellenbergs hat nun in der That ihre Bestätigung gefunden, indem mir kürzlich einer meiner Studenten ein Gesteinsstück übergab, welches er in der Nähe des Sees von Mattmarck im Saasthal (Wallis) unter Geröllen gefunden hatte und welches dem grünen, dichten Vesuvianfels vom Piz Longhin auf- fallend ähnlich ist. Eine nähere Untersuchung zeigte denn auch die vollständige Uebereinstimmung der beiden Vorkommnisse. Das spezifische Gewicht des Vesuvianes von Mattmarck beträgt nach pyknometrischer Bestim- . mung 3,31. Splitter schmelzen vor dem Löthrohr sehr leicht unter Aufschäumen und werden nach dem Schmelzen unter Ausscheidung gallertiger Kieselsäure leicht zer- setzt. — Im Dünnschliff erscheint der Vesuvian farb- los in gewöhnlichem Licht; matt gelblichgrün durch- scheinend bei gekreuzten Nicois. Körner von 0,05—0,1 mm. Durchmesser sind dicht gedrängt zu Aggregaten ver- einigt; seltener finden sich grössere, faserige Vesuvian- Complexe, welche einheitlich senkrecht und parallel zur Faserung auslöschen. Salitfasern beobachtet man vereinzelt, eingestreut zwischen den Körnern oder ge- legentlich sich anschmiegend an die grössern, fetzen- artig auftretenden Partieen des Vesuvians. — Zufolge — 330 — dieser Angaben unterscheidet sich also das grüne Grestein von Mattmarck in keiner Weise von den Salit-armen Varitäten des Vesuvian-Pyroxenfelses vom Piz Longhin. Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die verschie- denen Abarten der beschriebenen Vesuvian-Pyroxenfelse in ihrem ganzen Habitus mit Jadeit zeigen, erscheint es mir nicht als unwahrscheinlich, dass bei näherer Unter- suchung einer grossen Zahl prähistorischer „Jadeite“ aus der Schweiz sich Repräsentanten finden würden, welche kein Natron enthalten und sich dann wohl als aus Vesu- vian entstandener Salit erweisen, dessen primäre Lager- stätte in den Alpen unzweifelhaft nachgewiesen ist. Meine diesbezüglichen Untersuchungen haben bis jetzt. zu keinem sichern Resultat geführt. Die Jadeit-Proben aus der Schweiz, hauptsächlich vom Bieler-See stammend, welche im ethnographischen Museum der Universität Freiburg i. B. aufbewahrt werden,!) zeigen v. d. L. durchweg das Verhalten des ächten Jadeites; dasselbe Resultat erhielt ich bei der Prüfung von Jadeiten aus den Museen von Bern und Basel. 1) Schötensack. Die Nephritoide des mineralog. und ethno- graphisch-prähistor. Museums der Universität Freiburg i. B. (Zeit- schrift f. Ethnologie 1885, p. 181.) Uebersicht der eocänen Fauna von Egerkingen nebst einer Erwiederung an Prof. E. D. Cope. Von L. Rütimeyer. Schon seit längerer Zeit hat die fossile Säugethier- fauna der Bohnerze des schweizerischen Jura mit allem Recht die Aufmerksamkeit erst der Geologen, später die- jenige der Palaeontologen auf sich gezogen. Die Auf- findung von Palaeotherium- und Anoplotherium -Zähnen in Spalten des Südfusses des Jura, zunächst bei Ober- Gösgen und bei Ballstal durch den Pfarrer Strohmeier in Gösgen und A. Gressly, und in den Spalten der Solothurner Steinbrüche durch J. Hugi deckte zuerst die Anwesenheit von Festlandbildungen vom Alter des Parisergypses am Rand der grossen Sandsteinablagerun- sen aus der Miocänzeit zwischen Alpen und Jura auf. Ein fernerer Fundort in den Steinbrüchen zwischen Eger- kingen und Ober-Buchsiten wurde dann von 1844 an während Jahrzehnden durch Herrn Pfarrer Cartier in Ober-Buchsiten ausgebeutet, aber lange Zeit ohne dass — 932 — davon viel bekannt wurde. Eine kleine Probesendung . war zwar auf Antrieb von L. Agassiz an Herm. von Meyer in Frankfurt abgegangen, der darin ebenfalls Repräsentanten der Thierwelt des Parisergypses, haupt- sächlich Lophiodonten nachwies.!) Später kam dieselbe Fauna im bernischen Jura bei Moutiers zum Vorschein, wo zuerst Pagnard, nachher Ed. Greppin ähnliche Ueberreste sammelten. Eine erste einlässliche Unter- suchung wurde ihr dann bekanntlich zu Theil durch die zwei ausgezeichneten Monographien, welche F. J. Pictet der Ernte aus den seit 1852 von Ph. Dela- harpe, Gaudin und Morlot ausgebeuteten Stellen in der westlichen Schweiz, bei Mormont und St. Loup widmete. ?) Die weit reicheren Vorräthe, die inzwischen Herr Pfarrer Cartier mit erstaunlichem Fleisse in einem sehr dunkeln Zimmer seines Pfarrhauses aufgehäuft hatte, waren dabei immer noch wenig beachtet geblieben. Nicht etwa weil sie unbekannt gewesen wären; aber Herr Cartier brachte seine Sammlungen, die sich auf die Versteinerungen des gesammten Jura- und Sand- steingebietes seiner Nachbarschaft bezogen, und die ihm selber in seinem Hause immer weniger freien Platz übrig liessen, nicht gern aus ihrer Ordnung, und in dem dunkeln Raum liess sich mit dem besten Willen nichts anfangen. Erst nach vielen Besuchen in Ober-Buchsiten gelang es, mindestens einen Theil der Säugethierüberreste an’s Licht 1) H. v. Meyer. N. Jahrb. für Mineral. etc. 1846, p. 470, 1849, p. 547. ?) Pietet. Mém. sur les animaux vertébrés trouvés dans le terrain siderolith. du canton de Vaud. Matériaux pour la Paléonto- logie suisse. 1855—57 und 1869. a; 5 9 E PS ROIS D Lip dé à — 333 — und nach Basel zu bringen, wo sie den Gegenstand meiner Monographie vom Jahre 1862 bildeten.!) Trotz vieler Uebereinstimmung mit den Ergebnissen von Pictet traten bekanntlich schon damals allerlei bemer- kenswerthe Abweichungen von der Fauna von Mormont an den Tag. Das Auftreten dieser oder jener Species am einen Orte, das Fehlen derselben an dem andern konnte zwar nicht von Bedeutung erscheinen, da an beiden Or- ten die Ausbeute grösstentheils aus vereinzelten Zähnen oder Zahnreihen bestand, und also der Grad der Volistän- digkeit der Sammlung an beiden Orten sehr viel vom Zu- fall abhing; freilich mit dem wichtigen Vorbehalt, dass Herr Cartier seine Fundorte, die nahe an seiner Wohnung lagen, während Jahrzehnten mit der scrupulosesten Ge- nauigkeit überwacht hatte, während Mormont nicht so systematisch untersucht werden konnte. Von vornherein war also von der Cartier’schen Sammlung ein zuver- lässigeres Bild der Fauna zu erwarten als von Mor- ment. Um so bemerkenswerther war, zumal mir Herr Cartier nur einen Theil seiner Ausbeute in Egerkingen anvertraut hatte, dass schon damals Egerkingen an Palaeotherien und Anoplotherien ärmer, dafür aber an Lophiodonten viel reicher erschien als Mormont. Wiederum schienen die Carnivoren in Egerkingen schwächer vertreten zu sein als in Mormont u. s. £. Noch auffallender war, dass Egerkingen einige wenige Säugethiertypen ausschliesslich aufwies, welche sich in der ganzen damals bekannten europäisch-eocänen Thier- welt wie Fremdlinge ausnahmen. 1) Rütimeyer. Eocäne Säugethiere aus dem Gebiet des Schweizerischen Jura, 1862, mit 5 Tafeln. Neue Denkschriften der Allg. Schweiz. Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften, Band XIX. me Dahin gehörte einmal die Erscheinung eines schon damals von mir als Maki angesprochenen Thieres, die um so mehr Aufsehen erregen konnte, als zu jener Zeit der im Jahre 1822 von Cuvier nach Unterkieferzähnen "aus dem Parisergyps beschriebene Adapis noch allgemein als Pachyderm beurtheilt wurde, und erst der im Jahre 1873 von Delfortrie in den Phosphoriten von Quercy gemachte Fund von vollständigen Schädeln mit ähnlichen Oberkieferzähnen wie in Egerkingen auch für den Adapis den Gedanken an Maki’s aufkommen liess. Gleichzeitig folgten dann bekanntlich zahlreiche ähnliche Funde in N. Amerika. Zweitens ein Raubthier, das ich als eine Stammform der Viverrenfamilie glaubte ansehen zu dürfen und daher Proviverra nannte, und wofür sich auch erst nach einem . Jahrzehnt (1872) die nächsten Analogien in einer Reihe von Fossilien aus dem Eo- cän von Nordamerika vorfanden, wo ähnliche Gebisse aus Wyoming von Cope unter dem Titel Stypolophus beschrieben und ähnlich beurtheilt wurden. Für beide Fälle erwies sich trotz vieler‘ Anfechtungen mein an- fängliches Urtheil als richtig, indem noch in der neuesten Zeit zwei der berufensten Palaeontologen an der Hand eines ausserordentlichen Vergleichungsmaterials, an dem es mir in peinlichstem Maasse gefehlt hatte, demselben beistimmten. Von Lydekker ist Proviverra zum Ty- pus einer Familie von primitiven Carnivoren gewählt worden, und auch bezüglich des Caenopithecus von Eger- kingen ist von M. Schlosser der Verdacht, dass er — obwohl allerdings ein Maki — doch schlisslich mit Adapis zusammenfallen möchte, aufgegeben worden.!) 1) Lydekker. Catal. of fossil Mammalia. V. p. 307. M. Schlosser, d. Affen, Lemuren etc. des europäischen Tertiär’s, 101 P.203: — 939 — Im Jahre 1885 wurde uns die Ueberraschung zu Theil, dass Herr Pfarrer Cartier seine gesammte Samm- lung von Egerkingen dem Basler Museum zum Geschenk machte. Dass ich, auch abgesehen von meinem per- sönlichen Interesse an der Sammlung, es als eine Pflicht der Dankbarkeit betrachtete, mich sofort mit der Bear- beitung des noch nicht untersuchten Theils derselben zu befassen, ist selbstverständlich. Wie zu erwarten war, erwies sich indes die Untersuchung als eine sehr schwie- rige, da auch dieser Nachtrag, der an Umfang das früher Untersuchte um Vieles übertraf, Zahnreihen von einiger Vollständigkeit nur selten enthielt, sondern zum weitaus grössten Theil aus ganz vereinzelten Zähnen bestand. Sehr bald sah ich mich auch bei dieser Arbeit ge- nöthigt, eine wenn auch kleine Anzahl von Stücken, die mir im Vergleich mit allem Uebrigen so fremdartig erschienen, wie früher der Maki und die Proviverra, bei Seite zu legen in der Hoffnung, dass eine Vervollstän- digung irgend welcher Art sich im weitern Verlauf der Arbeit noch ergeben möchte. Immer und immer wurden sie zwar von Neuem geprüft, aber immer mit demselben Ergebniss, und ihre Erscheinung in Egerkingen blieb mir ein häthsel. Erst nachdem die Sammlung soweit gesichtet war, dass die Hoffnung auf ferneren Aufschluss aufgegeben werden musste, entschloss ich mich, als ersten Nachtrag zu der Arbeit von 1862, vorläufig nur diesen Fremd- lingen eine kleine Monographie zu widmen.!) Auch unter den Hufthieren von Egerkingen waren nämlich Formen 1) Rütimeyer. Ueber einige Beziehungen zwischen den Säugethierstämmen Alter und Neuer Welt, mit Tafel. Abhandlungen der schweiz. palaeontolog. Gesellsch. Vol. XV. 1888. Bu ey ee zum Vorschein gekommen, deren nächste Parallelen ich nur in Erscheinungen glaubte erkennen zu können, die mittlerweile in Amerika aufgedeckt und von den dortigen Palaeontologen, vor allen durch Prof. E. D. Cope nicht nur als der Neuen Welt ausschliesslich angehörige Ge- schlechter, sondern sogar als Vertreter einer nach Gebiss und Locomotion von Allem, was die Alte Welt bisher an fossilen Hufthieren hatte kennen lehren, verschiedenen Thierordnung bezeichnet worden waren. Noch einige an- dere Fossilien aus Egerkingen, die ich ebenfalls nur mit angeblich ausschliesslich amerikanischen Parallelen zu- sammenzubringen wusste, wagte ich nur abzubilden in der Absicht, mir darüber die Meinung der Fachgenossen zu erbitten.!) Das fremdartige Licht, das in dieser Weise von zwei Seiten auf manche Beziehungen zwischen alt- weltlicher und neuweltlicher Thierwelt überhaupt, ander- seits auf so schwerwiegende angebliche Eigenthümlich- keiten grosser Categorien amerikanischer Fossilien fiel, machte es dabei unausweichlich, bei diesem Anlass meine eigenen Anschauungen bezüglich der in Amerika allem Anschein nach zum Durchbruch gekommenen W erthung von Merkmalen von Gebiss und von Lokomotion an Säugethier-Fossilien im Allgemeinen auszusprechen. !) Obwohl das Pfarrhaus von Ober-Buchsiten von Geologen und Palaeontologen viel besucht worden ist, so konnten dieselben dort in der Regel nicht viel Belehrung finden, weil es an Raum und Licht gebrach. Die Säugethierüberreste sind daher von wenigen Fachleuten gesehen worden. Einlässlich nur von W.Kowalewski, der wiederholt dort war und Vieles auch bei mir in Basel gesehen und besprochen hatte. Auch A. Gaudry und G. Capellini konnte ich in Basel einiges zeigen und in neuerer Zeit Herrn W. B. Scott aus Princeton, aber lange nicht einlässlich genug, um mich ihres Rathes zu getrösten. Die Durchsicht der Cartier’schen Sammlung ist end- lich der Hauptsache nach vollendet, und ich hoffe, das Neue in einem zweiten Nachtrag zu den Darstellungen von 1862 und 1888 mit der nöthigen Zuthat von Ab- bildungen zur Veröffentlichung zu bringen. Da dies aus allerlei Gründen leider noch von vielen Schwie- riekeiten umgeben ist, so scheint es mir am Platz, das Ergebniss meiner Untersuchung vor der Hand nur in der Form eines Register’s mitzutheilen. Obschon ich nicht gewiss bin, dass ich nicht bei neuer Revision in Bezug auf unwichtigere Punkte, wie etwa Werthung von Species-Merkmalen, meine Ansichten etwas modi- fieiren könnte, und vor allem etwa insofern, dass die Analyse, die bisher billiger Weise den Leitfaden abgeben musste, etwas weniger streng gehandhabt werden dürfte, — so denke ich doch nicht, dass ich in wichtigen Din- sen zu anderem Urtheil kommen werde. Es wird also ein solches Register doch schon jetzt insofern lehrreich ‘ sein können, als es die Beziehungen der Fauna von Egerkingen nicht etwa nur zu derjenigen von Mormont, sondern auch zu den so zahlreichen sonstigen eocänen Landfaunen Europa’s in’s Licht stellen wird. Zudem kann sich daraus ergeben, in welcher Art von Gesellschaft sich die nach bisheriger Anschauung dem Continent von Ame- rika — und was nicht unwichtig ist, vorwiegend seiner W esthälfte — ausschliesslich zugeschriebenen Säugethier- formen in Europa vorfinden. Es kann ja dies aufmuntern, einerseits in Europa auf derartige americoide Erscheinun- gen mehr als bisher aufmerksam zu sein, andererseits die 22 — 338 — weittragenden Schlussfolgerungen, welche.in Amerika auf gewisse Merkmale dortiger eocäner Säugethiere ge- baut worden sind, einer neuen Abwägung zu unterwerfen. Von allen Seiten ist zu wünschen, dass trotz des vielen Lichtes, das einstweilen hauptsächlich durch Lydekker und M. Schlosser auf die Parallelen zwischen ameri- kanischer und europäischer Tertiär-Fauna geworfen wor- den ist, in nicht zu ferner Zeit dies auch von Amerika.aus seschehen möge. Allem Anschein nach wird die Liste europäoider Thiere dort nicht spärlich ausfallen, und wird es gelingen, eine Menge von Namen trotz noch so guter provisorischer Dienste allmählig wieder entbehrlich zu machen. Wo ich, wie das ja bei solchen vorläufigen Aufzeich- nungen unvermeidlich ist, mich selber neuer Namen be- dienen musste, so bin ich natürlich gefasst, die Verant- wortung dafür zu übernehmen, und wünsche nichts sehn- licher, als mich dieser Verpflichtung sobald als möglich entledigen zu können. Mit Absicht wählte ich einst- weilen in Fällen, wo nur Grössenunterschiede den Aus- schlag für Unterscheidung gaben, Ausdrücke von blos relativem Sinn, die keinen Schaden hinterlassen werden, wenn sie sich bei besserer Einsicht als entbehrlich er- weisen sollten. Wie Filholfür Quercy, so bin ich auch für Egerkingen geneigt, recht grosse Schwankungen von Körpergrösse innerhalb einer und derselben Species an- zuerkennen, namentlich bei Hufthieren. Da zu dem vorliegenden Zweck scrupulose matik, die ja eine möglichst vollständige Kenntniss der betreffenden Thiere voraussetzt, nicht erforderlich ist, so benütze ich als Leitfaden in dieser Richtung den doch voraussichtlich für lange Zeit einen Stützpunkt versprech- enden Catalog des Britischen Museums von Lydekker. Immerhin mit allerlei Abweichungen, für welche ich — 339 — mich im Einverständniss mit den von Max Schlosser vertretenen Ansichten befinde.!) Die wenigen Abweichungen von den in der Arbeit von 1862 niedergelegten Ansichten (völlige Unterdrückung des Genus Chasmotherium und dgl.) glaube ich hier nicht besonders motiviren zu müssen; es wird dies Auf- sabe der Schlussarbeit sein; die seit 1862 neu gefun- denen Formen sind daher den damals angemeldeten gleich gestellt worden. Nur die bis jetzt als ameri- coid zu betrachtenden, in Europa anscheinend zum ersten Mal aufgetretenen Formen sind mit gesperrter Schrift gedruckt. Als Fundorte ausserhalb Egerkingen sind nur die wichtigeren und bezeichnenderen angemerkt, und zwar für die Schweiz (in besonderer Colonne) nur Mormont mit Mm., für Frankreich hauptsächlich Quercy mit Q. Paris mit P., andere Fundorte in Frankreich mit Fr, England mit E. u. s. £. 1) M. Schlosser, Stammesgeschichte der Hufthiere, sowie dessen umfassende Arbeiten über Unguiculaten. — Eine trefiliche Unterstützung ist dem Fachmann auch wohl bekannt in dem „ Ver- zeichniss der bisher bekannten fossilen Säugethiere,“ von O. Roger, 1857. Auf directe Belehrung hin berichtige ich gerne den Irrthum, der in p. 5 meiner frühern Schrift über Egerkingen Ausdruck fand, dass diese so verdienstliche Arbeit zum Theil auf dem Lydekker’- schen Catalog fusse. — 340 — Verzeichniss der bis jetzt bekannt gewordenen Glieder der eocänen Fauna von Egerkingen. Primates. Lemuroidea (Pseudolemuroiden Schlosser). Caenopitheus lemuroides Rütim. — pygmaeus Rütim. Adapıs "Duvernoyi Gew... 2... 02. 0% Q. etc. Necrolemur antiquus Filh. . . . . . . . Mm.Q.. — Cartieri Rütim. — minor Rütim. ? Pelycodus spec. Wasatch-Eocän, Neu-Mexico. ? Hyopsodus spec. Bridger-Eocän, Wyoming. Puerco-Eocän, Neu-Mexico. Chiroptera. Vespertiliavus Schlosser sp. . . . . . . . Mm. d®. Insectivora. Neurogymnurus Cayluxi Schloss. (Cayluxotherium Hi) ee 0. Amphidozotherium Filh. sp. . . . . . . . (. - Dimylus ? Cordylodon sp. ? Carnivora. Creodonta. (Carnivora primigenia Lyd.) Proviverra typica Rütim. Genus Proviv. Wasatch-Eocän, Wyoming. ? Q.? — 341 — ? Cynohyaenodon. (= Stypolophus?) Bridger-Eocän. _ Quereytherium tenebrosum Filh. Cynodictis spec. . Pterodon dasyuroides Gerv. — spec. — spec. Hyaenodon spec. White-River-Miocän, Wyoming. . 0. ?.Mioclaenus spec. Puerco-Eocän, Neu-Mexico. Cynodon helveticus Pict. (Viverra angustidens Eilh. 29,228 20-20, Mm>\0- Prorhizaena Egerkingiae Rütim. o9© Carnivora vera. Pseudaelurus Edwardsii Gerv. . . . . . . 0. Emplieyan spec. . ... . . ...... . Mm.0Q Rodentia. Plesiarctomys Schlosseri Rütim. Sciurus spectabilis F. Major. Seiuroides siderolithicus F. Major . . . . Mm. Q.? (Theridomys siderol. Pict.) — Brdasıı Major sonne Ulm. D? — Rutimeyeri P.Mayor . . 4: + Mm. — spec. | Unbekannter Seiuroid. Cricetodon incertum Schloss. . . . . . . Q. Ungulata. Artiodactyla. Tragulida. Bachitherium curtum Filh. (Gelocus) . Haplomeryx spec. le — 342 — Dichodontida. Dichodon cuspidatus Cuv. -. — Cartier: Rütim. Tetraselenodon Kowalewskii Schloss. Lophiomeryx Gaudryi Filh. . Anopiotherida. Mixtotherium cuspidatum Filh. Xiphodon gracile Cuv.. . Dacrytherium Filh. spec. . Cainotherida. Dichobune leporinum Cuv. (— Dacryther. ?) — Mülleri Rütim. | — Campichii Kowal. — Suillum. Gerv. — Robertianum Gerv. . — Langii Rütim. Plesiomeryx sp. . Anthracotherida. Hyopotamus crispus Gerv. — Gresslyi Rütim. — minor Rütim. — Renevieri Pict. . — pygmaeus Rütim. _ Rhagatherium valdense Pict — majus Rütim. — minus Rütim. Suina. Acotherulum saturninum Gerv. Choeromorus helveticus Pict. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. . Mm. Fr. Q. etc. BE; Cebochoerus minor Gerv. Hemichoeras Schloss. spec. Sus spec. — spec. — _— 343 — Q. Q. Perissodactyla. Lophiodontida. Lophiodon rhinocerodes Rütim. Genus Loph. Bridger-Eocän, Wyoming. Mm. tamroıdes COUV: 22... wire. Mn SFr. parisiensis CUVE LU no 0, P: huxovillanug Cuv: .... 2 2.2.0, Fr. isselensis Blainv. . .. . 2% Fr. meltus Bevor... Sea Mm: Er: Cartieri Rütim. annectens Rütim. (Verbindung zu Protapirus.) Lophiotherium cervulum Gerv. Genus Loph. —— Bridger-Eocän, Wyoming Fr. elegans Rütim. . . d. Pachynolophus (Hyracotherium) de lot Pic. Mm. minor Rütim. minimus Rütim. = (Lophiodon) Duvalii Gerv. EI P. — (Anchilophus Pict.) Gaudini Pict. P. Propalaeotherium isselanum Gerv. . . . . Fr. — - jurense Rütim. minutum Rütim. anceps Rütim. Palaeotherida. Palaeotherium magnum Ouv. . . . . . . Mm. P.ete. eo medium Ogre rt a MmecP'ete. LE crassun CU En de Mn P'etc: — curtum Cu. TE PB RE EP à CTP ARCHE: f 9 5 Br 2 zo Enr tr" 0 td En er — 34 — Paloplotherium magnum Rütim. — codiciense Gaudry. 141100 Fr. — annectens Oui VOUS) SR Fr. E- — minus CUV. 2 22... 220.0. Mm. elec, Anchilophus Desmaresti Gerv. . . . . . . Q. Ungulata Trigonodonta. (Condylarthra ?) Phenacodus europaeus Rütim. Genus Ph. Puerco-Eocän, Neu-Mexico. — minor Rütim. ? Protogonia sp. Genus P. Puerco-Eocän, Neu- Mexico. ? Periptychus sp. Genus P. Puerco-Eocän, Neu- Mexico. Meniscodon sp. Taeniodonta. Calamodon europaeus Rütim. Genus C. Wasatch-Eocän, Neu-Mexico. Ausser Säugethieren sind endlich in Egerkingen wie in Mormont etc. auch eine Anzahl von Reptil- Ueberresten von geringer Grösse vertreten, Crocodile, Schildkröten, Eidechsen, worunter der auch in Quercy vertretene Placosaurus, | Die von mir an der Hand der in Lausanne deponir- ten Ueberreste revidirte Liste von Mormont weist ausser den oben angemerkten Formen nur sehr Weniges Bar — 34) — auf, was in Egerkingen nicht vertreten wäre, so das zu den Suiden gehörige Hyracotherium Quereyi Filhol, und zwei von Pictet zu Plagiolophus gestellte Palae- otheriden (Pl. siderolithicus und Valdensis Piet.), die wohl sehr wahrscheinlich sich mit dem wohlbekannten Plagioloph. minor werden vereinigen lassen, endlich ein Lophiotherium, das sich wohl ebenfalls an L. cervulum anschliessen wird. Die Fossilien aus dem Bohnerz von Moutiers und Delsberg sind grösstentheils zerstreut worden. Was da- von in Basel liegt oder von Greppin mir seiner Zeit zur Untersuchung zugestellt worden ist, enthält nichts, was nicht in der Egerkingerliste aufgezählt wäre. Diese letztere repräsentirt also, wenn Hyracotherium Quercyi aus Mormont hinzugezählt wird, die Fauna aller andern schweizerischen Localitäten vollständig. Auf die Zusammensetzung dieser Liste noch be- sonders einzugehen, scheint überflüssig zu sein. Trotz der überaus schlimmen Erhaltung der Fossilien, die hinter derjenigen in Quercy und gar in der Mehrzahl der amerikanischen Fundorte so ausserordentlich zurücksteht, weist sie bei hundert unterscheidbare Formen auf. Davon ist etwa ein Viertheil auch in Mormont, und die Hälfte auch in den Phosphoriten von Quercy und an allerlei andern Fundorten in Frankreich und England vertreten. Als Fremdlinge erscheinen amerikanische Pseudolemu- rinen, Creodonta, und unter den Hufthieren einige sogenannte Condylarthra, nebst der in ihrer Beziehung zu den übrigen Säugethieren noch so wenig bekannten Ordnung der Taeniodonta. Ob diese relativ starke, und besonders auch mannigfaltige Beimischung von bisher als nur amerikanisch angesehenen Formen trotz aller Vorsicht, zu welcher mich die sehr grossen Bedenken aufforderten, die ich lange Zeit diesen so unerwarteten — 346 — # Erscheinungen entgegensetzte, doch noch auf Irrthum von meiner Seite beruhen möchte, mögen am besten die amerikanischen Palaeontologen selber beurtheilen. Sie sind dazu schon jetzt durch die in meinem ersten Nachtrag (1888) gegebenen Abbildungen in ähnlicher Weise in Stand gesetzt, wie ich es war für Orientirung in den Heerschaaren amerikanischer Funde. Nur für den seltsamsten aller dieser Fremdlinge, für Calamodon, füge ich hier nach dem vollständigst erhaltenen aus einer Anzahl von Zähnen noch eine Abbildung bei, welche die in der Schrift von 1888 gegebene Tafel für den ameri- coiden Antheil der Egerkingerfauna vervollständigt. Frag- mentäre Ueberreste ähnlicher Art werden sich der Schluss- arbeit beifügen lassen. Auf die amerikanischen Paral- lelen, in Cope Tert. Vert. p. 189, Pl. XXIV P und Extinct Vert. of New Mexico p. 162, Pl. XLI, brauche ich die Fachgenossen nicht aufmerksam zu machen. ii ) Calamodon europaeus Rütim. Nat. Grösse. gd, re SRE + N ET a Ba Aussenkante. Innenkante. Calamodon europaeus Rütim. Nat. Grösse. Ohne auf die allem Anscheine nach so schwierige Parallelisirung der stratigraphischen Aequivalente in den eocänen Ablagerungen Alter und Neuer Welt einzu- sehen, !) ergiebt sich also in erster Linie, dass die Fauna von Egerkingen mindestens einer ungewöhnlich langen Suecession von Thierwelt entsprechen muss, indem sie neben Formen, welche bis in die obersten Lagen des Eo- cän’s auszuhalten pflegen, auch solche enthält, welche bis in die untersten bis jetzt bekannt gewordenen Lagen dieser Periode reichen. Das unerwartetste Licht würde aber ohne allen Zweifel auf diese Thierwelt von Seite der Ver- !) Siehe darüber von americanischer Seite Cope, Relations of the Horizons of extinet Vertebrata of Europe and N. America. Bullet. U. 5. Survey of the Territories, V. 1, 1879. Von europäischer Seite die Arbeit von Filhol, Relation des Horizons renfermant des Vertébrés fossiles en Europe et en Amérique. Ann. Sc. géolog., XIV, 1883. — 348 — treter der neu-mexikanischen Puerco-Fauna fallen. Viel weniger, weil dieselbe bisher als ausschliesslich der Neuen Welt angehôrig galt,') als deshalb, weil dieselbe nach den Mittheilungen von Cope (American Naturalist, XXII, 1888, p. 161) in der Neuen Welt selber so isolirt dazustehen und überdies an mesozoische Thierwelt so nahe anzustreifen scheint. Von 93 Säugethieren dieser Fauna soll ja nach Cope keine einzige Species einer frü- heren oder späteren Epoche zugleich angehören, und ein einziges Genus, Didymictis, die Puerco-Bildung überleben. Anderntheils würden in ihr zwei ganze Familien von Hufthieren aussterben, die Periptychiden und Pantolamb- diden, von welchen beiden ich Spuren in Egerkingen vermuthe, sowie die in Egerkingen allerdings bisher durch Nichts angedeutete, wohl aber in Rheims durch die Arbeiten von Lemoine aufgedeckte und der Puerco- Fauna eine mesozoische Physiognomie gebende Gruppe der neuerlich den Monotremen zugetheilten Multitu- berculata. | Die nicht unwichtige Frage, ob in Egerkingen diese so sehr an die Puerco -Fauna anstreifenden Formen in einem andern Niveau als die übrigen Fossilien abgelagert waren, lässt leider durchaus keine Lösung erwarten, da alles in der Ausfüllungsmasse der Juraspalten zusammen- 1) Bei solchen sich immer mehrenden Andeutungen über sehr alte und von gegenwärtigen Thatsachen vielleicht nieht so ent- fernte Parallelen zwischen alt- und neuweltlicher Thierwelt kann man sich kaum erwehren, der Analogie zu gedenken, welche zwischen solchen Verhältnissen und den in neuester Zeit in so ausgezeich- neter Weise von Prof. J. Geikie (The Evolution of Climate, Adress R. Phys. Soc. 1889/90) zusammengestellten Schlüssen über die Stabilität der geographischen Beziehungen zwischen Alter und Neuer Welt liegen würde. un seschwemmt oder ohne irgendwelche Sichtung in Haufen von Bohnerzhaltigem Bolus eingebettet ist, die dem Jura- kalk oberflächlich aufliegen oder zwischen dessen Lager eingedrungen sind.!) Immerhin bleibt es bezeichnend genug, dass nach der wohl durchaus berechtigten An- nahme von Cope auch der placentale Antheil der Puerco- Fauna, dem die Paar parallelen Formen aus Egerkingen angehören, den Charakter von Stammformen für die Däugethierwelt der späteren Epochen an sich trägt. 1) In einer in neuester Zeit zu diesem Zweck eröffneten neuen Grube von geringem Umfang bestand die Ausbeute aus Ueberresten (allerdings gutentheils nur einzelne — aber gut erhaltene Zähne) von folgenden Formen: Primates: Adapis Duvernoyi, Necrolemur eine oder zwei Spe- cies, ? Hyopsodus sp. ? Pelycodus sp. Carnivoren: Proviverra. Ungulata : Dichodon sp. Dacrytherium sp. Dichobune Mülleri. Plesiomeryx. Hyopotamus crispus und Gresslyi. Rhagaiherium majus. Acotherulum saturninum. Choeromorus helveticus. Lophiodon rhinocerodes und tapiroides. Lophiotherium cer- vulum. Pachynolophus (Hyracotherium) siderolithicus, Gau- dini und minimus. Propalaeotherium isselanum und minu- tum. Paloplotherium codiciense und minus. Palaeotherium .curtum. Anchilophus spec. Also allerdings eine ebenso reiche als bunte Mischung von Dingen, die wohl trotz der nur auf wenige Meter anzuschlagenden Mächtigkeit des Fossilien haltenden Gesteins auf überaus lange Andauer des eocänen Thierlebens am Südfuss des Jura und vor allem in Egerkingen hinweist. — 30 — Zu eigener Beruhigung sah ich mich bei der An- meldung so ganz americoider Säugethiere in Egerkingen im Jahre 1888 genöthigt, mir selber über die Haltbarkeit so befremdlicher Ergebnisse genaue Rechenschaft zu ge- ben. Meinerseits hatte ich ja nur eine kleine Anzahl von Zähnen vor mir, die allerdings Eigenthümlichkeiten an sich trugen, die mir an europäischen Fossilien sonst ähnlicher Art vollständig neu erschienen. Gerade diese Eigen- thümlichkeiten sollten aber nach den Angaben der ameri- kanischen Forscher, welchen ganze Skelete von seltener Vollständigkeit vorlagen, und vor allem nach den An- gaben von Prof. Cope, mit nicht minder eigenthümlichen Merkmalen im Bau von Hand- und Fusswurzel so combi- nirt sein, dass darauf völlig neue Categorien von Syste- matik, wie Condylarthrie, Amblypodie u. s. f. gegrün- det wurden. Dies nöthigte mich, einmal den angeb- lichen Verband der an europäischen Hufthieren so befremdlichen Gebissmerkmale mit den in Amerika am Fussskelet wahrgenommenen auf seine Stärke zu prü- fen, und führte des weitern zu der Frage, in wie weit der von Prof. Cope vorgenommene Ersatz von Olassificationsprineipien, die den Merkmalen des Gebisses entnommen waren, durch solche, welche sich auf Eigen- thümlichkeiten in dem Bewegungsapparat stützten, be- rechtigt oder gar unvermeidlich wäre, und welchen von diesen zwei Categorien von Olassificationsprincipien grössere Stärke zukomme. Endlich konnte ich nicht vermeiden, den Werth der in Rede stehenden Merkmale am Gebiss von Hufthieren mit den Ergebnissen, welche À ms > ; — 391 — ich schon im Jahre 1863 in einer einlässlichen Arbeit über das Gebiss von Hufthieren!) gewonnen hatte, in Vergleich zu bringen. Für europäische Palaeontologen war es ja gutentheils geradezu eine Art von Lebens- frage, zu erfahren, ob sie mit Demjenigen, was ihnen in den meisten Fällen europäische Fossilien darboten, weiter arbeiten dürften, oder ob sie sich der von Seite ihrer viel günstiger gestellten amerikanischen Mitarbeiter ausgegangenen neuen Legislatur zu unterwerfen hätten. Dieser Untersuchung war die erste Hälfte meiner Abhandlung vom Jahre 1888 gewidmet. Für den Lo- comotionsapparat musste ich mich nothgedrungen nur an europäische Thierwelt halten, da amerikanische Fos- silien bis auf den heutigen Tag in europäischen Museen so viel als ganz fehlen, und absichtlich wählte ich die zugänglichsten Formen. Die Schlussfolgerungen, zu wel- chen ich kam, wurden absichtlich so bestimmt als mög- lich formulirt und auf pag. 62 und 63 der genannten Schrift zusammengefasst. Diesen Schlussfolgerungen hat nun Prof. Cope seiner- seits im American Naturalist, September 1888, Ein- wendungen entgegengestellt, auf welche ich bei diesem Anlass einiges erwidern möchte. In erster Linie spreche ich gerne Herrn Cope meinen aufrichtigen Dank aus für die sehr freundliche Form seiner Entgegnung und nament- lich für die volle Anerkennung, dass die von mir im Jahre 1863 durchgeführte Darstellung der Homologien : des Hufthiergebisses den zu gleichen Resultaten ge- langten Arbeiten von ihm selber und von Kowalewski 5 Rütimeyer, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Pferde - und zur vergleichenden Odontographie der Hufthiere überhaupt. Verhandl. d. Naturf. Ges. in Basel, III, 4, 1363. a um volle 10 Jahre zuvorgekommen sei. Dabei gebe ich unumwunden zu, dass ich, — in vollem Bewusstsein, dazu nicht über das nöthige Material zu verfügen, — es damals absichtlich vermied, die Uebersicht über andere Ordnungen der Säugethiere als über die Hufthiere so weit auszudehnen, dass ich damit an die Oeffentlichkeit hätte treten dürfen. Einlässliche Versuche, die mich theilweise nahe an die in neuster Zeit von Herrn Osborn gewon- nenen Generalisationen führten,!) sind manuscript ge- blieben und jetzt vollständig entbehrlich geworden und in mancher Richtung überholt. Immerhin würde ich mir gegenüber den Darstellungen von Osborn heute noch allerlei Vorbehalte wahren, die namhaft zu machen überflüssig ist, da Niemand mehr als ich zu der Aner- kennung geneigt sein kann, dass gegenüber dem so ausserordentlich reich gedeckten Tisch, an welchem unsere amerikanischen Mitarbeiter sitzen, unsere Hülfs- mittel nur wie Brosamen erscheinen. Von meinen Schlussfolgerungen bespricht Prof. Cope a. a. O. nur N° 1 und 2, die sich auf den classificatori- schen Werth von carpalen und tarsalen Gelenkverbin- dungen und auf die Bedeutung von trigonodonter An- ordnung der Krongipfel von Backzähnen bei Hufthieren beziehen. | Was den ersten Punkt betrifft, so musste ich mich allerdings für Beurtheilung von Carpal- und Tarsal- gelenk bei sogenannten Condylarthra ausschliesslich an die Abbildungen in den grossen Kupferwerken von Cope halten und auch heute bin ich nicht in besserer 1) Osborn, Evolution of Mammalian Molars to and from the trituberculate type. Amer. Natur. 1888. —: 399 — Lage. Doch kann ich bei der Trefflichkeit dieser Ab- bildungen kaum annehmen, dass mich dieselben zu so grossen Missverständnissen führten, wie Herr Cope a. a. O., p. 833, vermuthet. Was ich bestritt, war die An- wendung nicht etwa der Modificationen von Bewegungs- Mechanik im Grossen, wohl aber der Articulationsgrenzen, — ich will sagen der Varianten in dem Détail von Mosaik in Carpus und Tarsus — zu Zwecken von Classification an fossilen Thieren. Nicht nur wegen der seltenen prakti- schen Anwendbarkeit solcher Verhältnisse in so ausser- ordentlich vielen Fällen, sondern weil mir die von Herrn Cope aufgestellten Categorien im Detail keinerlei aus- reichende Greifbarkeit zu besitzen schienen. Noch mehr endlich, was ja sehr bestimmt ausgesprochen wurde, weil ja überhaupt bei allen terrestrischen Thieren Hand und Fuss von vornherein so verschieden ausfallen, dass unter allen Umständen ein und derselbe Titel niemals Merkmale von Hand und Fuss gleichzeitig enthalten kann. Schon hierin lag also doch von vornherein ein grosser logischer Uebelstand, der Categorien von solchem Rang nicht anhaften sollte. Aber noch mehr. Je mehr ich die von Herrn Cope mir gemachten Einwendungen erwäge, desto mehr fange ich an, mich selber zu. fragen, ob ich wirklich den Sinn von Begriffen wie Taxeopodie, Condylarthrie, Diplarthrie u. s. f. nicht zu packen vermochte. Wenn ich die Dia- snosen von Cope richtig gelesen habe, so handelte es sich ja dabei absolut nicht um die geometrische Gestalt von Carpal- und Tarsalknochen, sondern ausschliesslich um ihre gegenseitigen Gelenkberührungen. Und da sehe ich noch jetzt unter Hufthieren so wenig Schwankungen, dass mir die Diagnosen von Cope immer neu an den Ob- jeeten, die ich vor mich stelle, jeden sichern Griff zu versagen scheinen. Wie ich a. a. O. einlässlich durch- 23 — 854 — seführt habe, sehe ich unter noch lebenden Thieren, vom Elephant bis zum Pferd (es war ja nur von Mesaxo- nia die Rede), also von relativ isopoden und isodactylen bis zu den heteropodesten (d. h. heterocarpalen und hetero- tarsalen) Hufthieren Carpus und Tarsus ihrer verschie- denen Function gemäss so verschieden angelegt und so verschieden ausgeführt, dass ich kein Wort zu er- finden wüsste, das die Merkmale beider zugleich an- deuten könnte. Beides sind eben, — in weit höherem Grade als etwa bei den wenigen noch fast isopod ge- bliebenen Batrachia caudata und Reptilien, — wenn schon aus ideal und vielleicht bei wenigen allerprimitivsten For- men ursprünglich wirklich gleichartigen Bausteinen auf- gebaut, doch ihrer Function nach vollkommen verschie- dene Structuren. Brauchbare Classificationstitel lassen sich dabei höchstens noch dem viel einfacher und varia- tionsfähiger, insofern also primitiver gebliebenen Carpus entnehmen, während der Tarsus durch seine einförmige Function an viel einförmigeren Bau gebunden ist und einige Variation seiner Architektur höchstens noch bei weitgehender Iso- und Poly-dactylie erlaubt, die dann äusserlich den Eindruck von Plantigradie zu erzeugen pflegt. Mit Aufstellung des Fusses und Reduction der Zahl der functionirenden Finger wird aber der Spielraum für Variation in den Gelenkberührungen sofort so knapp, dass letztere für Ulassificationsbegriffe irgend höhern Ranges keinen Griff mehr bieten. Wozu gar noch kömmt, wo- rauf ich auch schon früher hingewiesen habe, dass diese Verschiebungen zwischen den Bestandtheilen der Ge- lenkmosaik an Carpus und Tarsus so leise sind, dass sie “unter allen Umständen erst im erwachsenen Alter Flächen von so scharfer Begrenzung schaffen, dass sie sich in ein oder wenige Worte fassen lassen. Ich kann also immer noch, was übrigens auch schon — 355 — M.Schlosser hie und da angedeutet hat (Stammesge- schichte der Hufthiere, p. 5—10), Condylarthrie nur als etwas Relatives ansehen, dessen Gradationen sogar an lebenden Thieren kaum zu fixiren wären. Einerseits wird sich voraussichtlich bei sorgfältiger Untersuchung ein Uebergang von Condylarthrie zu Diplarthrie sowohl in der geologischen Reihenfolge der Geschöpfe, als in der ontogenetischen Reihenfolge der Altersstadien nach- weisen lassen. Andererseits lässt sich die Structur des Elephantenfusses als condylarthrisch im Superlativ be- zeichnen. Bei Phenacodus und Hyrax hört Taxeopodie auf, und beginnt das Cuboid zum Zwecke festerer Füg- ung eine Facette am Astragalus, oder auch das Navicu- lare eine solche am Calcaneus zu gewinnen, wie im er- wachsenen, aber noch nicht im jugendlichen Tapir. Ueberall handelt es sich nur um progressiv festere Füg- ‚ung der Bausteine der Fusswurzel für Hufthiere, im Gegensatz zu der losen und daher oft innerhalb eines und desselben Genus schwankenden Fügung derselben bei Raubthieren oder Unguiculaten im Allgemeinen. Für Condylarthrie des Tarsus, wie sie von Cope definirt wird, in p.377 seines grossen Werkes, finde ich keinen Platz.') Condylarthrie wird von Cope selber in seiner Ent- gesnung (Americ. Naturalist, Septb. 1888, p. 833) be- zeichnet als Verbleiben eines Unguiculaten-Fussgelenkes innerhalb des Hufthiertypus. Dies ist meines Erachtens einfach Ausdruck von Fünffingrigkeit an einem relativ noch indifferenten Fussgelenk. Das geringe Ueberwiegen 1) Der Druckfehler, der doch sicherlich der von Schlosser (p.5 der Stammesgeschichte der Hufthiere) gegebenen Definition von tar- saler Condylarthrie anhaftet, ist recht geeignet, die durch dieses unglückliche Wort angestellte Verwirrung ins Licht zu setzen, — 356 — von Finger III erzeugt ein schmales Naviculare und einen schmalen Astragaluskopf, und lässt gleichzeitig, ähnlich wie bei dem lockern Unguiculaten -Fuss, eine convexe Fläche des Astragaluskopfes und eine concave Ober- fläche des Naviculare bestehen. Der Astragalus steht daher wie bei Unguiculaten in Verbindung mit dem Cu- boid, wie dies gelegentlich auch bei Hyrax und bei dem Tapir zu finden ist, und auch bei Proboscidea eintreten würde, wenn sich nicht das breite Naviculare dazwischen sehöbe. Nach den Abbildungen scheint mir Phenacodus auf der Stufe von Hyrax zu stehen. Für den Hinter- fuss steht also unter den noch lebenden Hufthieren der Elephant (wenn der Name Hufthier ihm gebührt, wofür ich auf p. 11 meiner Schrift verweise) allein, in Betracht seines ausserordentlich breiten Naviculare. Unter den übrigen Hufthieren steht das Cuboideum mit dem Astra- galus in Verbindung: a) reichlich bei Breitfüsslern (Amblypoda) : b) kaum bei relativ isodactylen Schmalfüsslern mit schmalem Astragaluskopf (Phenacodus, Hyrax, und auch bei Unguiculaten) und bei Imparidigitata mit dominirendem Mittelfinger, — sehr stark dagegen bei Paridigitata mit dominirendem Doppelfinger ILI-+-IV. Wie denn auch die zwei Categorien, die Cope (Vertebr. of the Tert. Form. of the West, p. 378) factisch für die Gelenkweise des Carpus aufstellt: a) Naviculare getragen vom Trapezoid (Taxeopoda, Proboscidea, Amblypoda), mit der Unter-Categorie für letztere, dass hier das Unciforme mit ‚dem Magnum das Lunare trägt, b) Naviculare getragen vom Magnum (Diplarthra), in hohem Grade anfechtbar sind; insofern als bei Probos- — 9391 — cidea und Hyrax — und Wer weiss, ob nicht noch in man- chen andern Fällen — das Naviculare getragen ist vom Centrale und nicht vom Trapezoideum, und bei Dip- larthra von Magnum plus Trapezoideum, seltener nur vom Trapezoideum. Und auch insofern, als der zweite Ge- sichtspunkt, der in diese Categorien hineingelegt ist: œ) Os Magnum nur in Verbindung mit Lunatum (Taxeopoda, Proboscidea), 8) Os Magnum plus Unciforme das Lunatum tragend (Amblypoda, Diplarthra), anfechtbar ist für Tapir und Rhinoceros, wo Lunatum nur auf Uncinatum ruht, aber auch für andere Fälle unter Diplarthra, wo Unciforme ausser aller Verbindung mit Lunatum steht (Anchitherium, Hipparion) u. s. £.!) Meinerseits muss ich daher nochmals, ganz abgesehen von der fatalen praktischen Unbrauchbarkeit der Cope’- schen Classifikationsbegriffe auch deren theoretische Ver- wendung zu Fundamenten der Systematik ablehnen und mich mit dem schon früher gemachten Zugeständniss begnügen, dass ja im Allgemeinen diese Reihenfolge von Begriffen von Taxeopodie bis Diplarthrie uns eine in der Schöpfung verwirklichte Reihenfolge von Modifi- cationen des Bewegungsmechanismus vor Augen führt; dass sich diese Reihenfolge aber innerhalb eines viel zu engen Rahmens bewegt und viel zu undeutliche Spuren schafft, als dass sie für Classification der Heerschaaren von 1) Eine Zusammenstellung einer Anzahl zuverlässiger Abbil- dungen, welche auf diese Verhältnisse zum Theil Bezug haben, findet sich in der vor kurzem von meinem langjährigen Assistenten, Dr. Leuthardt, veröffentlichten Schrift über Reduction der Fin- gerzahl bei Ungulaten. Spengel’s Jahrbücher für Zoolog. Abtheilung für Systematik. V. 1, 1890. — 38 — Geschöpfen, mit welchen die Palaeontologie zu thun hat, praktische Dienste leisten könnte. Ein Uebelstand fernerer Art, der den Cope’schen Bewegungs-Categorien anhaftet, erwächst aus der noch offenen Frage, ob und in wie weit Veränderungen in der Bewegungsmechanik mit solchen in der Kau-Mechanik Schritt halten, oder ob je zu erwarten ist, dass uns ein Zahn — doch unter allen Umständen ein zugänglicheres, lesbareres und inhaltreicheres Document, als die für die Cope’sche Systematik nöthige Zahl von Fussgelenk- flächen — in Stand setzen kann, über Gelenkmechanis- mus eines fossilen Thieres zu urtheilen. Dass in einer schliesslichen Uebersicht über die Ge- schichte der Thierwelt den von Cope so stark in den Vordergrund gestellten Gesichtspunkten, sobald dieselben an den einzelnen Geschöpfen vollständig genug eruirt sein werden, eine nicht unwichtige physiologische, ich möchte fast lieber sagen malerische Rolle einzuräumen sein werde, wird Niemand bestreiten können. Nur möge man uns nicht zumuthen, palaeontologische Arbeiten mit der Feststellung solcher Verhältnisse zu beginnen. Wir werden froh genug sein müssen, wenn sich am Schluss derselben in dieser Richtung etwas Greifbares ergeben wird. | Ob endlich wirklich gewisse Bewegungsformen nur in der Neuen Welt zur Verwirklichung kamen, ist eine Frage zoogeographischer Art, die natürlich nur auf em- pirischem Wege zur Beantwortung kommen kann. Dass eine derartige Isolirung für grosse terrestrische Hufthiere nicht gerade wahrscheinlich erscheint, schliesst die Mög- lichkeit derselben für organisch so isolirte Typen, wie vielleicht Toxodontia und dergleichen, noch keineswegs . aus. Jmmerhin scheint aber das Genus Coryphodon Amblypodie auch für Europa anzumelden, und ist auch et altweltliche Condylarthrie durch den Phenacodus von Egerkingen sehr wahrscheinlich geworden. Ich muss also von den auf pag. 62 meiner Schrift von 1888 zusammengestellten Schlussfolgerungen auch Punkt 1 immer noch festhalten. Von den übrigen Punkten ist von Hrn. Cope nur noch N° 2 angefochten worden, und nur insofern, als der Aus- druck „Trigonodontie“, den ich für einen an europäischen Hufthieren mir neu erschienenen Bauplan oberer Mo- laren verwendete, ihm entbehrlich erschien. Ich bin ganz darauf gefasst, dass sich derselbe mit der Zeit als entbehr- lich erweisen werde, und werde ihn dann gerne preisgeben. Einstweilen aber darf ich Herrn Cope, der uns eine so srosse Anzahl von neuen Begriffen viel weniger un- schuldiger Art anempfohlen hat, wohl bitten, diesen harm- losen Ausdruck so lange gelten zu lassen, bis wir eben in Europa über den morphologischen und phylogenetischen Werth dieser für uns an Hufthieren so neuen Zahnform ins Reine gekommen sein werden. Obwohl ich nicht zweifle, dass schliesslich der Begriff „Trituberkulie“ den Sieg gewinnen werde, schien mir einstweilen der Titel Trigonodontie für „Trituberkulie an Zygodonten“ doch sehr Gutes zu leisten. In Bezug auf zwei von Cope hervorgehobene Miss- verständnisse in meiner Schrift halte ich es für möglich, dass ich irgendwo unrichtig las, wenn ich Diplarthrismus - von Cope als ein primitives Merkmal bezeichnet glaubte. Weniger kann ich an ein Missverständniss glauben, wenn ich aus pag. 378 (unten) des grossen Cope’schen Werkes schloss, dass Cope Hyracoidea und Condylarthra als gleichwerthige Subordines der Taxeopoda betrachte, während das Tableau auf pag. 382 die Hyracoidea als eine. Modification der Condylarthra hinzustellen schien. Die Palaeontologie hat ihre Kinderjahre in der PRE AN MS LOIET ADR MAROAME PAPA ONE ARE, 2 un Alten Welt durchlebt. Unter allen Gebieten der Natur- geschichte ist kein einziges, das mit so viel Zutrauen auf lange Jugend zählen darf und Sättigung und deren - Folgen noch lange nicht zu fürchten hat, wie die Palaeon- tologie. Seit einigen Jahrzehnten ist der Schauplatz palaeontologischer Entdeckungen, und also das Schwer- sewicht palaeontologischer Arbeit auf den Boden der Neuen Welt verlegt worden. Amerika steht in dem Zeit- alter seiner palaeontologischen Conquista. Wir altwelt- liche Palaeontologen könnten nichts besseres thun, als ge- meinsam für einige Zeit nach der Neuen Welt überzu- siedeln und uns dort von Neuem an die Arbeit zu setzen. Ich muss fürchten, dass mir eine solche Ver- jüngung nicht mehr zu Theil werden könne. Um so mehr habe ich Grund zu der Hoffnung, dass unsere Mitarbeiter drüben es sich angelegen sein lassen möch- ten, ihre an so überaus vollkommenerem Material gewon- nenen Ergebnisse mit den bis jetzt für die Alte Welt bewährten in Uebereinstimmung zu bringen. Sie haben lange Zeit von uns gelernt. Nichts kann uns erwünsch- ter sein, als von ihnen zu lernen. Nur mögen sie nicht eine neue Sprache von uns verlangen. Keine Erwar- tung ist berechtigter als die, dass die bisherige palaeon- tologische Sprache so gut wie die Alltagssprache sich mit der Zeit auch den neuen Bedürfnissen gewachsen zeigen werde. Nachschrift. Unmittelbar nach Abschluss des Obigen erhalte ich die freundliche Zusendung der Herren W. B. Scott. und H. F. Osborn in Princeton über die Säugethiere der an Uinta-Formation.'!) In dem Capitel IV dieser überaus wiehtigen Abhandlung wird von Herrn Osborn unter dem Titel „The Evolution of the Ungulate Foot“ mit Hülfe eines Materiales, wie es eben nur in Amerika zu finden ist, und unterstützt durch vorzügliche ‚Zeich- nungen wesentlich dasselbe Thema besprochen, das ich in der ersten Hälfte meiner Arbeit über die Säugethierstämme Alter und Neuer Welt zur Anregung brachte und in dem Obigen noch mehr befestigt zu haben glaube. Es ist also unerlässlich, mich auch über diesen Aufsatz von Herrn Osborn auszusprechen. Es kann dies um so kürzer geschehen, als Herr Osborn unter Verwendung eines Reichthums von Hülfsmitteln, gegen welchen die meinigen fast verschwinden, meinen Einwendungen gegen die Anwendung der von Herrn Cope vorgeschlagenen Classification im Grossen und Ganzen beitritt. Er kommt dabei zu dem Ergebniss, dass trotz aller Widersprüche in der von Cope vorgeschla- senen Classification doch bestimmte Linien von Modi- fication der Fussstructur in den verschiedenen Reihen von Plantigradie bis Digitigradie erkennbar seien und dass in dem Auftreten von Zwischengelenken kein Zufall walte. Dass immerhin eine Unterscheidung zwischen Constantem und Variablem, wovon allerlei mitgetheilt wird, zu treffen sei, und dass also scharfe Grenzlinien nicht erwartet werden dürften. Das sind nun allerdings wohl erwogene Aussprüche, welchen jeder Anatom beitreten muss, und ich gestehe sern, dass ich meinerseits jedem Wort von Herrn Osborn auf pag. 557—558 beistimme. (Nur mit Ablehnung der Kowalewski’schen Begriffe von Adaptivität und Inadap- 1) Scott und Osborn, The Mammalia of the Uinta-Forma- tion. 1889. Se tivität, gegen welche ich die von mir a. a. O. Note zu pag. 16 gemachten Einwendungen festhalte.) Auf diesem Fuss kann also die von mir angehobene Controverse als- geschlichtet angesehen werden, da ja Herr Osborn selber gewiss nicht die Absicht hat, die von ihm auf pag. 559 gegebene Modification des Cope’schen Tableau’s als ein Classificationsgerüst zu empfehlen, sondern dieselbe wohl vielmehr als ein vermuthlich mit der Zeit noch allerlei weiterer spezieller Eintragungen bedürftiges Corollarium über diesen Gegenstand, — als ein physiologisches Schluss- capitel, und nicht als einen Leitfaden für Dalaran | Museumsarbeit einführt. Im nämlichen Sinn begrüsse ich auch das ebenfalls im Wesentlichen physiologische Schlusscapitel V. der nämlichen Abhandlung „The principles of displacement“, das eine Menge von Erwägungen behandelt, die den Pa- laeontologen so gut wie den Anatomen ja fort und fort beschäftigen müssen, und das allerlei Probleme aufstellt, die einer speziellen Untersuchung in hohem Grade be- dürfen. Obschon ich annehme, dass diese letztere wohl am besten vorerst an lebenden Geschöpfen und vor allem unter Berücksichtigung ihrer verschiedenen Altersstadien durchzuführen wäre und hieran zu erstarken hätte, be- vor sie sich auf palaeontologischen Boden wagte, so scheinen mir doch auch hier die auf pag. 568 zusammen- gestellten Gesichtspunkte die grösste Aufmerksamkeit zu verdienen und sehr nützliche Prospecte für eine solche Untersuchung abgeben zu können. | a + Ein Bohrversuch auf Steinsalz bei Bettingen von Dr. V. Gilliéron. Im Anfang des Jahres 1887 wurde im Grossen Rathe Basels von der Budgeteommission die Frage aufgeworfen, ob es nicht der Mühe und Kosten werth wäre, bei der Eisenbahn -Verbindungsbrücke, an der Birs oder im Ge- meindebann von Riehen Bohrversuche auf Salz anzu- stellen. Aus geologischen und ökonomischen Gründen Vorstehende Arbeit fand sich im schriftlichen Nachlass von Dr. V.Gillieron. Er hatte dieselbe zum Drucke in unsern Verhand- lungen bestimmt. Leider ereilte ihn der Tod bevor das Manuscript vollendet war. Ein letzter Abschnitt betitelt: „Geologische Be- merkungen “ war nur mit wenigen Zeilen begonnen. Dessenunge- achtet bildet das Vorhandene sammt einer Profiltafel und einem ge- schriebenen Bohrprofil ein Ganzes, das der Publikation werth ist. Die Herren Prof. Dr. C. Schmidt und A. Gutzwiller haben die Ar- beit durchgesehen und nur wenige unwesentliche Veränderungen vorgenommen. Die Redaktion. — 364 — fand diese Anregung im Grossen Rathe keinen Anklang. Nichtsdestoweniger hörte man bald nachher, eine Ge- sellschaft beabsichtige die vorgeschlagenen Bohrversuche zu machen, sobald sie günstige Concessionsbedingungen seitens der Regierung erlangen könne. Dieses Ausein- andergehen der Ansichten über die geologischen Ver- hältnisse unserer nächsten Umgebung bewog mich die bessern jetzigen topographischen Karten zu einer.neuen geologischen Aufnahme zu benützen, um, wenn möglich, mehr Licht in die Sache zu bringen. Die erhaltenen Resultate will ich jetzt mittheilen, und hoffe dadurch den Beweis zu leisten, es sei einerseits gerechtfertigt gewesen, einen Bohrversuch vorzunehmen, aber das Miss- lingen desselben mache anderseits die Hoffnung, auf stadtbaslerischem Gebiet Salz zu gewinnen, so verschwin- dend klein, dass es nicht angezeigt ist, weitere Bohrun- gen anzustellen. Daneben hoffe ich einen Beitrag zu der geologischen Kenntniss unserer Umgebung zu liefern. Das kleine Gebiet des Kantons Basel-Stadt besteht aus zwei Theilen, von denen der eine der Rheinebene, der andere der südwestlichen Ecke des Dinkelbergs an- gehört. Die Bodengestaltung dieser Gegend ist am besten auf vier Blättern des topographischen Atlas der Schweiz dargestellt: Basel- Allschwil, Therwil, Basel- Riehen und Muttenz, die auch zu einer einzigen Karte vereinigt wurden; zum Verständniss gegenwärtiger Ar- beit genügen die zwei letztern Blätter. So viel als möglich werde ich nur die darauf angegebenen Ort- und Flurnamen verwenden. Die Rheinebene. Wie bekannt, besteht überall der Boden der terras- senförmig abgestuften Ebene aus alluvialem und diluvi- alem Rhein-, Birs- oder Wiesenkies, welcher von einer — 36 — mehr oder weniger sandigen oder schlammigen Schicht bedeckt ist. An den tiefern Theilen der Ufer des Rhei- nes und des Birsig, sowie überall da, wo man die Kies- schicht tief genug abteuft, trifft man auf blauen Mergel (gewöhnlich blauer Lett genannt), auf molassenartigen Sandstein, seltener auf Süsswasserkalk. Diese Schichten gehören in ihrem obern Theile zum Untermiocän und in ihrem untern zum Oligocän. Sie sind horizontal, oder nur wenig und verschiedenartig geneigt. Auskunft über ihre Mächtigkeit hat man nur durch drei Bohrungen erhalten. Im Jahre 1770 wurde bei Binningen mit einem Bohrloch von ungefähr 58 m. Tiefe (192°) diese Formation nicht durchsenkt.') In Klein-Basel hat man im Jahre 1852 unter 6 m. Kies 61 m. Letten durchbohrt.?) Im St. Albanthal ist im Jahre 1888 ein Bohrloch bis 57 m. in Letten und Sand- stein getrieben worden. Nach den anderswo im Rhein- thal gemachten Erfahrungen dürfen wir nicht glauben, man sei bei diesen Bohrungen nahe daran gewesen, die Unterlage des Tertiärs anzutreffen. Um Wasser, Kohle, Petroleum aufzufinden, hat man im Rheinthal viele Boh- zungen ausgeführt, von denen ich die tiefsten hier an- führen will. In Nieder-Sept, westlich von Basel, nur 5 Kilometer vom jurassischen Rande der Ebene Be ee er 20 Mm. 1) P. Merian. Notizen im Bericht über die Verh. der Naturf. Ges. in Basel, Bd. 10, $. 158. ?) A. Müller. Ueber das Grundwasser und die Bodenverhält- nisse der Stadt Basel. $. 101. 3) Andreae. Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs. Abhandl. zur geolog. „pe ztalkarte von Elsass - Lothringen. Bd. Il, S. 100 und 102. — 366 — Umgebungen von Mülhausen; Maximum von vielen Bohrversuchen !) . . 240 m. Müllenbach bei Bühl (Crossherzostium x Baden) nur ungefähr 1300 m. von anstehendem Granit entfernt?) . . 246 m. Oos bei Baden, ace 1600. m. von an- stehendem Lias und Buntsandstein entfernt.) . 257 m. Haglenau, mitten in der Ebene’) . . 297 m. Sulz-unter-Wald, zahlreiche Bohrlöcher in einigen Kilometer foi ane vom anstehen- den Vogesen-Sandstein, Maximum‘) . . . . 300 m. Keines dieser Bohrlöcher hat die dortigen Tertiär- schichten durchsenkt, obgleich mehrere nicht weit von dem Rande des Gebirges angelegt waren. | Die Annahme, man werde in Basel auf andere Ver- hältnisse stossen, müsste also begründet werden. Wenn man Bohrversuche auf Salz in der Ebene anstellen will, stellt man sich wahrscheinlich vor, ent- weder der Muschelkalk der Salinen Schweizerhalle- Wyhlen setze nach Westen zu unmittelbar ‚unter dem Tertiär fort, oder derselbe finde sich, wenn durch eine Spalte abgebrochen, wieder in ungefähr horizontaler Lage unter dem Tertiär. Um die Begründung dieser Annahmen zu prüfen, 1) a) Zündel et Mieg. Notice sur quelques sondages aux environs de Mulhouse. Bull. de la soc. industr. vol. 47, p. 635. b) Mieg. Note sur un sondage exécuté à Dornach. Bull. de la soc. géol. de France, ser. 3, vol. 16, p. 256. 8) Sandberger. Geolog. Beschr. der Gegend von Baden, Be le ®) Daubrée. Descr. géol. et miner. du dép. du Bas-Rhin, p. 337. | *) Andreae. Elsäss. Tertiär, $. 100. — 867 — müssen wir das Verhalten der ältern und jüngern Bil- dungen gegen einander am Rande der Ebene unter- suchen. : Südlich und südwestlich von Basel, von Aesch bis Pfirt, auf eine Länge von 20 Kilometer, wird die Rhein- ebene von oberjurassischen Schichten begrenzt') Die gleiche Formation bildet mit einer kleinen Unterbrech- ung den östlichen Rand der Ebene von Angenstein bis Mönchenstein. In grösserer Entfernung von Basel, bei Istein und Efringen, taucht, der obere Jura aus dem Tertiär wieder hervor. Diese Daten scheinen anzudeu- ten, dass die Juraformation in voroligocäner Zeit als Tafel gesunken sei; sie erlauben ebenfalls zu behaupten, dass man bei einem Bohrversuch westlich einer von Mön- chenstein bis Efringen gezogenen Linie eher oberjuras- sische Schichten als Grundlage der Tertiärformation an- treffen würde, als irgend ein anderes Gebilde. Nördlich von Mönchenstein, der Birs entlang, schei- nen die Verhältnisse günstiger zu sein, weil der Ober- Jura nicht mehr zum Vorschein kommt. Die Mönchen- steinerbrücke ist auf einem kleinen Riffe von Haupt- rogenstein gebaut, dessen Schichten dem östlichen Rande der Ebene nicht parallel laufen ; sie fallen 64° W.S.W. ein. Wenn wir diesen Aufschluss als Ausgangspunkt und Grundlage für ein muthmassliches Profil nehmen wollten, so würde dasselbe ausserhalb des stadtbasleri- schen Gebietes durchstreichen. Erst in der Neuen Welt finden wir günstige Aufschlüsse um die muthmasslichen Verhältnisse im südlichen Theile des städtischen Gebietes zu ermitteln. Die Birs hat dort ihr Bett im Keuper gegraben, welcher im Mittel mit 25° westlich einfällt. 1) Siehe die geolog. Karten von Prof. Albr. Müller, a Man könnte erwarten, der östliche Hügel bestehe aus Muschelkalk; das ist jedoch nicht der Fall: man trifft da Lias an. Es ist eine Verwerfung vorhanden und der Muschelkalk ist hier nur in der Tiefe, vielleicht 100 m. direct unter dem anstehenden Keuper zu finden. Er wird wohl*gleich einfallen wie dieser. Wenn die ziem- lich geringe Neigung der Schichten bis zum stadtbasleri- schen Gebiete in 1300 m. Entfernung anhält, so würde da der Muschelkalk 600 m. tiefer liegen, als bei der Neuen Welt, wozu wir noch 40 —70 m. hinzufügen müssen, weil dort die Meereshöhe um eben so viel grösser ist als an der Birs. Demnach würde ein Bohr- versuch in dieser Gegend den Muschelkalk erst bei 740 m. Tiefe erreichen. Wir haben keinen Grund an- zunehmen, das Fallen des Muschelkalkes sei geringer als 25 Grad; wir dürfen vielmehr vermuthen, das Ge- fälle sei noch grösser, weil wir in diesem Theil des Stadtgebietes, zwischen Mönchenstein und Efringen das Vorhandensein aller jurassischen Formationen voraus- setzen dürfen. Von der Neuen Welt aus erstreckt sich die Ebene weiter nach Osten, es tritt Quaternär-Kies überall zu Tage. Nur bei dem St. Jakobs-Schänzli kommt ein Riff von Hauptrogenstein vor; durch den Betrieb eines Steinbruches ist ein kesselartiges Becken entstanden, welches auf der Karte verzeichnet ist. Die Schichten fallen steil, ungefähr 80° westlich ein. Demnach hat sich der Muschelkalk von Schweizerhalle schon vor der Birs in die Tiefe gesenkt; westlicher, gegen Basel hin, kann man also unter dem Tertiär nichts anderes als das Vorkommen des obern Doggers und des Malms ver- muthen. Südöstlich vom badischen Dorf Hôrnli, beim Aus- tritt aus dem Trias-Gebiet des Tafellandes zwischen — 369 — Jura und Schwarzwald, finden sich am Rheinufer Auf- schlüsse, die man nur nach lang anhaltendem trockenem Wetter begehen kann, wenn die Höhe des Stromes we- niger als 0,260 am Basler Pegel beträgt. Bis jetzt sind diese Stellen ohne Beachtung geblieben (vgl. Taf. 4, Fig. 3). Muschelkalk, Keuper und Lias folgen aufein- ander in:verticaler oder überkippter Stellung und dann, nach einer Unterbrechung von 18 m. kommt Tertiär, und zwar zuerst blaue Mergel, die man nur im Wasser sehen kann, sodass die Lagerung nicht direct ermittelt werden konnte. Darauf folgt, mit vielen Unterbrech- ungen, Sandstein immer in verticaler oder überkippter Stellung, concordant den secundären Bildungen. Am linken Ufer nehmen diese aufgerichteten Bänke einen Raum ein, der eine Mächtigkeit derselben von mehr als 150 m. voraussetzt. Wie dieselben in ihrer Fort- setzung sich flacher legen, sieht man dort nicht. Am rechten Ufer sind die entsprechenden Schichten des Ter- tiärs auf einer viel kürzeren Strecke aufgeschlossen. Erst in einer Entfernung von 210 m. von den zuletzt anstehenden Schichten trifft man wieder beim Hörnli (bei einer Salmenfischerei) Sandstein, der noch ziemlich stark einfällt, aber in einer etwas veränderten Richtung. Nach einer neuen Unterbrechung von beinahe 100 m. kommt Süsswasserkalkstein zum Vorschein, dessen La- gerung ungefähr die gleiche ist. Westlich vom Hörnli endlich zeigen sich Mergel und Süsswasserkalk, die schwach und nach verschiedenen Richtungen fallen. Die Mächtigkeit der wenig geneigten Schichten kann nicht genau geschätzt werden, weil man nicht weiss, wo die- selben ihren Anfang nehmen; sie mag wohl 100 m. be- tragen, was die Gesammtmächtigkeit der Tertiärforma- tion am Rande des eigentlichen Rheinthales auf 250 m. brinst. 24 30 Südlich vom Wenkenhof am Abhang des Ausser- berges sind Aufschlüsse, die auf Taf. 4, Fig. 2, verzeich- net sind. Der obere Dolomit des Muschelkalkes fällt da zwischen 60° und 70° Der Keuper ist nur in einem Hohlweg aufgeschlossen, aber die überkippte Lagerung ist deutlich zu beobaehten. Der Dogger besteht aus Unterrogenstein, wovon man nur Trümmer im Wein- berge sieht, und aus Hauptrogenstein, der in einem kleinen Steinbruche gut aufgeschlossen, aber so zer- klüftet ist, dass ich glaubte, die Lagerung könne nicht sicher bestimmt werden. Herr Professor Steinmann hat mir gezeigt, dass der Verlauf von Lumachell-Zonen ein steiles, östliches Fallen sicher andeutet. Dieses Profil zeigt uns, dass die Verhältnisse am Rhein sich gegen Norden fortsetzen und dass die Trias- und Juraschichten nicht abgebrochen, sondern umgebogen sind. Aus dieser Reihe von Beobachtungen an der Grenze der Ebene gegen das Gebirge kann man über die Ver- hältnisse in der Tiefe derselben begründete Annahmen aufstellen. Die erwähnte Lücke von 18 m. zwischen den Ter- tiärschichten und dem obern Lias, am linken Ufer des Rheines, kann ausgefüllt sein durch Tertiär selbst, durch Dogger oder durch Lias. Ohne Gefahr zu laufen sich eines namhaften Irrthums schuldig zu machen, darf man annehmen, die Tertiärformation ruhe hier auf Lias. Aus den bisherigen Erörterungen lässt sich mit Sicherheit schliessen, dass in der Ebene von Basel das Tertiär allen Stuten des Jura, vom Lias aufwärts, aber nicht direct der Trias aufliegen kann. Wenn diese Auseinandersetzungen einen zu Bohr- versuchen geneigten Unternehmer veranlassen würden, die Hoffnung aufzugeben, das triasische Steinsalz in — 911 — einer nicht zu grossen Tiefe in der Ebene zu erschliessen, so möchte er vielleicht fragen, ob es nicht möglich wäre, dass sein Bohrloch in der Tertiärformation selbst auf Steinsalz stossen könnte. Diese Möglichkeit kann nicht absolut verneint werden, aber die Aussicht auf Erfolg ist überaus klein. Süsswasser- und brackische Schichten spielen nämlich eine grosse Rolle im Tertiär unserer Gegend. Im ganzen Becken zwischen den Vogesen, dem Jura und dem Schwarzwald, wo verhältnissmässig viele Bohrversuche stattgefunden haben, ist Steinsalz nur bei Mülhausen in schwachen Schnüren zugleich mit Gyps angetroffen worden!) Bei Sulz im Unter - Elsass wurde früher eine schwache Soole benützt, die wahr- scheinlich dem Tertiär entstammt.”) Auf so schwache Andeutungen kann man keine Hoffnung gründen. Ein Bohrversuch auf Petroleum hätte schon mehr Berech- tigung, weil ein ausgedehntes Asphalt- und Petrolgebiet sich im Unter-Elsass findet, und bei Altkirch auch Spu- ren von bituminösen Substanzen vorkommen. Das Plateau von Bettingen. Mit diesem Namen kann man hier den kleinen Theil des Dinkelberges bezeichnen, welcher zum Kan- ton Basel-Stadt gehört. Aus einer einlässlichen geolo- sischen Aufnahme, ergibt es sich, dass eine fast un- unterbrochene Decke von Hauptmuschelkalk, welche stellenweise Keuper trägt, den Hauptantheil an dem geologischen Aufbau hat. Wie Fig. 3 auf Taf. 4 zeigt, 1) Zündel et Mieg. Bulletin de la soc. industr. de Mul- house, vol. 47, pag. 635. — Mieg. Bulletin de la soc. géol. de France, ser. 3, vol. 16, p. 256. | ?) Daubrée. Deser. géol. et miner. du département du Bas- Rhin, p. 208. — .8902 — sinken am westlichen Rande die Schichten stark ein. Nördlich vom Wenkenberg, ebenso unterhalb Inzlingen ist die Fortsetzung dieser Tafelabbiegung fast ganz ero- dirt. Die Anhydritgruppe erscheint unter dem Haupt- muschelkalk an dem östlichen Abhang der Tafel. Südlich hat der Rhein ziemlich steile Abstürze ge- schaffen, wodurch er den Hauptmuschelkalk und die Anhydriteruppe bloslest. Im Innern des Plateau’s bemerkt man zwei kurze Thäler, welche man Längsthäler nennen könnte, weil sie dem westlichen Rande der Tafel parallel laufen. Sie sind nicht etwa.durch muldenförmige Biegung des Haupt- muschelkalkes entstanden, sondern durch merkwürdige Senkungen mit Bruch und Schleppung der Schichten. Beide sind somit Grabenversenkungen. Das eine, das Thal von Grenzach, beginnt an der deutsch -schweizeri- schen Grenze, wo der Keuper oder die Lettenkohle regelmässig auf dem Hauptmuschelkalk liegt. Die öst- lich und westlich den Thalrändern annähernd parallel Nord -Süd laufenden Verwerfungslinien sind ungefähr - 500 m. von einander entfernt. Im obern Theile, im Len- zen, ist die Sprunghôhe der Verwerfung beiderseits eine geringe, indem der gesunkene Keuper in gleicher Höhe mit den obern Horizonten des stehengebliebenen Muschel- kalkes liegt. (Vgl. Taf. 4, Fig. 2.) Nach dem Ausgange des Thales zu wird der Betrag der Verwerfung bedeu- tender. Der Keuper findet sich hier im Niveau des Wellenkalkes, welch’ letzterer durch den Schacht des Emilienbades, westlich von Grenzach, aufgeschlossen wurde. (Vergl. Fig. 3, Taf. 4) | Die Structur des Längethales von Bettingen ist nicht so sicher zu ermitteln, weil die Lössdecke fast ununterbrochen ist. Nördlich vom Dorfe sind die bun- ten Keuper-Mergel in einer solchen Lage aufgeschlossen TEE ERSEHE % ai ud Rn X pe PSV UL’ SON: JumeN JD PRO | 00835 :[ 9T1JOIg Toyaıpwures qeISSEPIY “UT UY yfeyptpsapy dy SEIT; ern JEND], an ( SAUEIUU S9P AUOF ) Ta QUI 97 ne oddnaßyripAyuy. jee 2 SODJ | MN pequarprurrg wur Ba ON SFOT = — re HUIOH > = Yyseyag LONIBUONOIM “a day 5601 ME UDENIN 9AU9LDSIPURTT Joy Pgnurgpz a i 1 dns : aoßßo __ S2P[UEUY DD TR / ALES Ns "gs aodney! addun.ıbyupAyuy BG, SCHE an ssor] 0 En 3 Spjoyosn a Er Joyuaygua My TPRS | Ö.19QI9SSHY MoitMN | | UOZU9"T ULP JQNET JO ogn MO pZ Sn; ; appsn APNSTOANOG put Sao Bell Ir um. DE joyuoygue M. — | LT EL EU N Éroquayuo OSO0 91 en baagqsur 'JOSIEy] gg (Fig. 1), dass man annehmen muss, sie seien vom Haupt- muschelkalk durch eine Verwerfung getrennt. Südlich vom Dorfe konnte ich ein solches Vorkommen unter dem Löss gelegentlich constatiren, an einer Stelle, wo man eine Baumwurzel ausgegraben hatte. An beiden Orten ist aber der Abbruch des Hauptmuschelkalkes deutlich zu beobachten. Bettingen liegt in der grössten Senkung dieses geo- tektonischen Thales und zugleich in einem Erosionsthal, welches das erstere kreuzt. | Für die Aufsuchung von Steinsalz erwies sich gleich der grösste Theil des Plateau’s als sehr ungünstig, weil man nicht voraussetzen durfte, dass eine allfällige Ab- lagerung gegen Auswaschungen geschützt worden sei. Nur zwei Orte schienen mir für Bohrversuche geeignet, Im Jahre 1888 wurde durch Vermittlung eines Freundes eine von mir verfasste „Untersuchung über die Möglich- keit auf stadtbaslerischem Gebiete Steinsalz zu erbohren “ dem Finanzdepartement des Kantons und von diesem der Regierung vorgelegt. Diese Eingabe enthielt Ausführun- gen und Zeichnungen, die hier nicht wiedergegeben wer- den, weil sie blos dazu dienten die Sache auch für Nicht- Geologen verständlich zu machen. Ich will das wieder- holen, was auf die Stelle, wo gebohrt wurde, Bezug hat: „Oberhalb Bettingen schneidet das Thal in den im grossen Ganzen horizontal scheinenden Muschelkalk ein; in den Steinbrüchen bemerkt man nur sanfte, wellen- förmige Biegungen. Es ist sicher, dass ein in der Thal- sohle angesetztes Bohrloch, gleich unter den Trümmern der Oberfläche, oder etwas tiefer, die Anhydriteruppe antreffen wird. Nach den Angaben über die Bohrungen in der Rheinebene hat man das Steinsalz in einer Tiefe erreicht, die zwischen 40 und 80 m. unter dem Muschel- kalk schwankt. Man darf also annehmen, ein Bohrloch — 314 — von 100 m. werde darüber Gewissheit verschaffen, ob hier Steinsalz vorhanden ist oder nicht. Wenn die An- hydritsruppe wenig mächtig ist, so wird diese Gewiss- heit vor 100 m. erlangt werden: man wird nämlich auf Wellenkalk stossen; das ist eine petrefactenreiche Stufe, die ziemlich leicht zu erkennen sein würde, wenn die Art der Bohrung es erlaubt, Stücke davon zu bekommen. Wir müssen aber jetzt zwei Fragen prüfen: Ist da Steinsalz abgelagert worden, und in bejahendem Falle, ist dasselbe immer vor Auswaschung geschützt gewesen? Eine bestimmte Antwort auf die erste Frage kann man nicht geben. Ein Bohrversuch wird sicher diejeni- sen Schichten durchsetzen, die am Rheine Salz ent- halten; es ist zwar unwahrscheinlich, dass das Steinsalz- lager Wyhlen - Schweizerhalle sich bis dorthin erstreckt; aber eine andere Ablagerung kann daneben stattgefunden haben; die Salinen von Schweizerhalle und Rheinfelden œchôren ja zwei verschiedenen Becken an;!) ein drittes kann bei Bettingen vorhanden sein. Wenn man eine Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Gelingens dieses Bohrversuchs nach all’ den geglückten und den miss- slückten Bohrungen im Muschelkalk in unserer Nähe anstellen wollte, so würde diese Wahrscheinlichkeit eine kleine sein. Sie würde eine grosse werden, wenn man alle Unternehmungen ausschliessen würde, denen man zum voraus ein schlechtes Prognostikon hätte stellen können, weil sie in sehr gestörtem Gebirge stattfanden. Es muss aber anderseits zugegeben werden, dass nach dieser Ausschliessung die Anzahl der Bohrlöcher so klein wird, dass man keine Wahrscheinlichkeitsberechnung 1) 1867. Güntert. Eröffnungsrede bei der Jahresversamml. der schweiz. naturf. Ges, in Rheinfelden. Verh. der Ges. 8. 8. Ta darauf gründen kann. Wir dürfen also nur von einer Möglichkeit des Vorkommens eines Steinsalzlagers in Bettingen reden. Was die zweite Frage betrifft, so kann man als ziemlich sicher annehmen, ein allfälliges Steinsalzlager sei nicht den Auswaschungen ausgesetzt gewesen. Im jetzigen Zustand der Gegend ist es nicht wahrscheinlich, dass Wasser durch thonige Schichten in die Tiefe drin- sen und unterhalb Bettingen einen Abfluss finden könne. In der Kreidezeit ist der Schutz ein noch grösserer ge- wesen, als er es jetzt ist: die Gegend war nämlich nicht nur mit Muschelkalk und Keuper bedeckt, sondern auch mit wenigstens einem bedeutenden Theile der Juraforma- tion, was Ueberreste derselben beweisen. Hauptrogen- stein ist schon lang in St. Chrischona bekannt. In bei- liegender Karte sind zwei neue Vorkommen dieser Formation aufgezeichnet, nämlich in den Reben beim Wenkenhof und am Niederberg, nordwestlich von Gren- zach. Das Gestein dieser Aufschlüsse ist mit demjenigen des Hauptrogensteins im Jura identisch; seiner Natur nach muss es in einem offenen Meer abgelagert worden sein, und die drei erwähnten Vorkommen sind'nur übrig gebliebene Fetzen einer früher continuirlichen Decke, die in der Kreidezeit wohl noch vorhanden war. Aus diesen Auseinandersetzungen folgt, dass man mit etwelcher Aussicht auf Erfolg einen Bohrversuch oberhalb Bettingen wagen darf. Ich finde im stadtbaslerischen Gebiete keinen Ort, der für eine solche Unternehmung günstigere Verhält- nisse bieten würde.“ Diese Eingabe und eine begleitende kleine geolo- gische Karte wurden von einer Kommission in Basel und von den Herren Professoren O. Fraas in Stuttgart und G. Steinmann in Freiburg i. B. geprüft. Der letztere a TS, EE. 2 ist Ri ey Fachmann beging mit mir das Ufer des Rheines und das Plateau von Bettingen. Nachdem beide Experten sich völlig zustimmend geäussert hatten, beschloss der Re- x gierungsrath die Bohrung vornehmen zu lassen. Die Arbeit begann am 1. Februar 1889 mit dem Bau der Hütte und gleichzeitigem Treiben eines Schachtes. In 1670 Tiefe konnte man das Wasser, das in der Grundlage des Hauptmuschelkalkes erwartet wurde, durch Schöpfen mit dem Kübel nicht mehr bemeistern. Sechs Tage später war der Wasserstand nur wenig höher. Da die Dampfmaschine aufgestellt war, probirte man den Schacht durch Pumpen zu leeren. In mehreren Stunden konnte man das Wasser kaum merklich ver- mindern und man musste darauf verzichten es auszu- pumpen. Am 15. März wurde mit dem Meisselbohrer das eigentliche Bohren angefangen und mit grosser Schnellig- keit gefördert. Weil die andern Bohrwerkzeuge sehr langsam ausgebessert wurden, wurde erst in 3033 Tiefe mit dem Zapfenbohrer die Arbeit fortgesetzt und damit die völlige Gewissheit erlangt, man befinde sich in der Anhydritsruppe. Oft musste man das Abteufen aus- stellen um Verröhrung vorzunehmen; der Zähigkeit des Thones und des Mergels wegen war es fast immer un- möglich schon eingesetzte Röhren weiter hinunter zu treiben, man musste mit der Verwenduns von kleineren Vorlieb nehmen. Bei dem Aufhören der Arbeit konnte man kein Rohr herausziehen, ein Umstand, der die Kosten namhaft vermehrt hat. In 70 m. Tiefe schien das Gestein Wellenkalk zu sein; da die weitere Bohrung diese An- nahme bestätigte, wurde die Arbeit definitiv eingestellt, ohne dass man im Wasser namhafte Spuren von Stein- salz gefunden hätte. Das genaue Profil des Bohrloches lautet; Mächtigkeit Tiefe in Metern in Metern. von 0 bis 1) 1,34 Dammerde mit Muschelkalktrümmern 1,34 2) 1,03 Löss mit kleinen Kalkbrocken ver- mischt 2,37 3) 3,53 Muschelkalk in Tania : 5,90 4) 1,85 Anfang des untern Encrinitenkalkes. Schichtung nicht erkennbar 7,15 5) 2,50 Encrinitenkalk geschichtet 2.2095 6) 7,95 Fortsetzung des untern Theiles des Muschelkalkes. en meist verwischt . . 18,20 7) 5,75 Muthmasslicher Anfang des weissen Mergels der Anhydritgruppe 5 23,95 8) 6,83 Das Durchbohren des weissen Mergels wird durch Brocken und am Ende durch einen erweichten Klumpen immer sicherer . 30,78 9) 4,27 Verschiedenfarbiger Thon und Mergel mit zwei dünnen Schichten von Gyps und unten Dolomit . 35,05 10) 3,42 Dolomit oder dolom. Kalkstein u. Mergel 38,47 11) 6,53 Bald grünlicher Thon vorherrschend, bald dolomitischer Kalkstein mit Kieselparthien . 45 12) 3,60 Schwärzlicher u. grauer Mergel it Ein- lagerungen v. Gyps u. Gypserystallen 48,60 15) 0,65 Weisser Gyps. +. . 49,25 14) 3,10 Mergel verschieden be 'oben cn Einlagerung von Gyps . . 52,35 15) 1,85 Mergel mit Gypserystallen und einer Einlagerung von Gyps . . . 54,20 16) 1,50 Grünlicher Mergel, weisser und hell- gelber Dolomit mit Kiesel Ë 55,70 17) 2,60 Verschiedenfarbiger Mergel mit Ein- . lagerungen von Gyps 58,30 18) 2,10 Mergel mit Einlagerungen von blauem Thon und Gyps (0,30m) x 60,40 19) 1,60 Dolomitischer Mergel und Dolomit 62 20) 5,40 Schwärzlicher grauer a Kalk und Mergel. . 67,40 21) 2,60 Oben blauer und gelber Mergel, nach- her dolom. Mergel wie N° 19 ) 22) 5,40 Bläulichgrauer mehr od. weniger schief- 910 — Profil des Bohrloches bei Bettingen. riger Kalk und Mergel. Jüngere Bildungen 2,37m Muschel- kalk 15,832 beziehungs- weise 21,58m Anhydrit- gsTuppe 51,80m beziehungs- weise 46,05m | Wellenkalk 75,40 | 5,40m 4? — 9178 — Die Oberfläche des in der Grundlage des Haupt- muschelkalkes erwarteten und gefundenen Grundwassers blieb ziemlich constant in 15 m. Tiefe. Es scheint ein gutes Trinkwasser zu sein und könnte vielleicht bei Bedarf durch eine Syphonvorrichtung benützt werden. In der Umgebung Bettingens sind noch einige Lo- calitäten, wo Steinsalz vorhanden sein könnte, aber die gewonnene Erfahrung vermindert so sehr die Wahr- scheinlichkeit dieses Vorkommens und im Falle des Ge- lingens einer Bohrung wäre das Ausbeutungsfeld ver- muthlich so klein, dass ein neuer Versuch nicht mehr empfohlen werden kann. Zur ersten Entstehung der Nervenzellen und Nerven- fasern bei dem Vogelembryo. Von Mich. v. Lenhossék. Unter obigem Titel hielt ich den 6. August 1890 in der anatomischen Section des Berliner internat. mediz. Congresses einen durch Abbildungen erläuterten Vor- trag. Da die Veröffentlichung der Congressverhand- lungen unerwartete Verzögerung erfährt, andererseits aber derselbe Gegenstand den Vorwurf einer unlängst erschienenen verdienstvollen Arbeit von Ramön y Cayal!) bildet, deren Ergebnisse mit meinen Befun- den z. Th. in erfreulicher Uebereinstimmung stehen, so halte ich es für angezeigt, den wesentlichen Inhalt meines Aufsatzes nebst genauer Reproduction der damals vorge- legten Zeichnungen unverändert zu veröffentlichen. Die Fussnoten sind neu hinzugefügt worden. 1)8.Ramön y Cayal. A quelle époque apparaissent les expansions des cellules nerveuses de la moëlle épinière du poulet. Anat. Anzeiger. Jahrg. V. 1890, pag. 609 u. 631. — 380 — Die Untersuchung wurde mit Hülfe der von Ramôn y Cayal modificirten raschen Golgi’schen Methode an sehr jungen Hühner- und Entenembryonen angestellt. „Schon am 3.—4. Tage der Bebrütung gelingt die Gol- gi’sche Reaction, allerdings nicht so leicht wie später, und es sind hauptsächlich diese Stadien — bis zum 6. Tage — die berücksichtigt wurden. * | „Den Ausgangspunkt der histologischen Differen- zirung bildet jenes bekannte Stadium, wo sich das eben zur Abschnürung gelangte Medullarrohr an gewöhnlichen Karmin- oder Haematoxylinpräparaten unter dem Bilde eines mehrschichtigen Epithels darstellt. Thatsächlich aber liegt ein einfaches Epithel vor, indem die centralen und peripheren Theile sämmtlicher Zellen unter sehr starker Verdünnung bis zu dem Centralkanal resp. der Oberfläche des Markes heranreichen, um hier wie dort mit kleinen Verdickungen zu endigen. Es steht ausser allem Zweifel, dass diese Elemente mit den späteren Nervenzellen nichts zu thun haben; sie stellen vielmehr die ersten Stützzellen dar. In dem Maasse als das Rückenmark an Breite zunimmt, verlängern sich auch diese Zellen mehr und mehr nach der Peripherie hin- Berücksichtigen wir ein Stadium, wo sich der von ihren kernhaltigen Abschnitten gebildeten Kernzone (,„In- nenplatte“ His) eine Lage grauer Substanz (, Mantel- schicht“ His) aufschichtet, so sorgen diese Siützzellen dafür, dass die sich aus der Kernzone ablösenden N euro- blasten nicht aus dem Verbande des Rückenmarkes heraustreten, indem sie Hand in Hand mit deren Ab- lösung ihre peripheren Theile nach aussen hin vorschie- ben und so die Grenzen des Rückenmarkes allmählig erweitern. Dann stehen wir einem System langer, vom Centralkanal ausstrahlender „Radiärfasern“ ge- senüber, einem primitiven Stützsysteme, wie es nach 15 OS N, = 2 AR . Saal Rhode’s!) und Nansen’s?) Untersuchungen im Rückenmarke des Amphioxus als zeitlebens bestehend uns entgegentritt und die gesammte, definitive Neuroglia dieses Thieres darstellt.°) Das Aussehen dieser Fasern, die sich beim Hühnchen schon am 3. Tage imprägniren lassen, ist ein sehr charakteristisches und ermöglicht bei einiger Uebung leicht eine Unterscheidung von den Aus- läufern der Nervenzellen. Sie erscheinen gewöhnlich etwas dicker und steiter als letztere und sind von An- fang an mit zahlreichen ganz minimalen, unter rechtem Winkel abgehenden Fädchen und Unregelmässigkeiten besetzt, die in einer späteren Phase grössere Entfaltung gewinnen, indess nur an deren innerem, der grauen. Substanz angehörendem Abschnitt ob den sind. Thei- lungen treten früh auf, und zwar erfolgen sie aussen, im Bereich der weissen Belegschicht, oder nahe zu der- selben, erscheinen zuerst in Form einfacher dichotomi- scher Spaltungen, um sich allmählig complicirter zu ge- _stalten. Die centralen Fortsätze sind stets ungetheilt. Ein von dem geschilderten abweichendes Verhalten zei- 1) Rhode, Histologische Untersuchungen über das Central- nervensystem des Amphioxus. Schneider’s Zoologische Beiträge. Bd. II, 1888, p. 169. JC T of Nansen, The Structure and Combination of the Histological Elements of the Central Nervous System. Bergens Museums Aarsberetning. Bergen 1887, p. 152. ®) Imprägnationen, die ich vor einiger Zeit am on vorgeschrittener Salamanderlarven ausgeführt habe, ergeben auch bei Amphibien ähnliche Verhältnisse, indem, wie dies zuerst von R. Burckhardt (Histologische Untersuchungen am Rückenmarke der Tritonen, Archiv f. mikrosk. Anatomie, Bd. 34, 1889, p. 142) er- kannt wurde, die gesammte Stützsubstanz hier von einer einfachen Schichte ausserordentlich verzweigter, mit ihrem kernhaltigen Kör- per stets am Centralkanal stehender Zellen gebildet wird. * — 382 — sen anfangs die Zellen der Bodenplatte, deren periphe- rische Abschnitte am 3.—4. Tage nicht verdünnt, sondern im Gegentheile ansehnlich verbreitert erscheinen; am 5. Tage nehmen diese Verdickungen das Aussehen un- regelmässiger, häufig durchlöcherter protoplasmatischer Massen an, schrumpfen aber mit der zunehmenden Breite der Bodenplatte allmählig zusammen, um sich vom 8. Tage an dem Typus der übrigen Radiärfasern anzu- schliessen. | Eine Complication dieses einfachen Stützsystems lei- tet sich’am 6. Tage durch!das Auftreten deriDeiters’schen Zellen ein, die zunächst — dem bei Cyclostomen zeit- lebens [bestehenden {Verhalten entsprechend — in der Umgebung des®'Centralkanales auftauchen und nichts anderes?als”herausgerückte, ihres centralen' Ausläufers verlustig”gewordene, mit ihren peripheren Theilen hin- sesen bis zur "Oberfläche des Markes vordringende Radiärzellen?darstellen (Ramön vi Cayal, Kôlliker). Am | 12. Tage findet man bereits zahlreiche freie Neuroglia- zellen, doch erscheinen sie nun schon zum grossen Theile von etwas abweichender, charakteristischer Form und erreichen mit ihrem äusseren‘fAusläufer nicht mehr immer die Peripherie. Diese später entstandene Sorte von®Neurogliazellen® geht wohl nicht mehr aus einer Umwandlung und Herausrückung der primitiven Radiär- zellen, sondern direct aus den Mitosen der Keimschichte hervor. Die Entstehung der Neinenzeilen gehört einer sehr frühen Periode an und lässt sich vermittelst der Golgi’schen Methode in allen ihren*Phasen mit grosser Genauigkeit verfolgen. Ich möchte meiner Darstellung den wichtigen, zu- erst von His nachgewiesenen Satz;vorausschicken, dass die Nervenzellen des Medullarrohres nicht aus Umge- — 383 — staltung bereits angelester Elemente (Radiärzellen), son- dern direct aus den Mitosen der Keimschichte hervor- gehen und zu dem primitiven Stützsysteme als etwas Neues hinzutreten. Am schönsten lässt sich die Art und Weise ihrer Bil- dung an den motorischen Neuroblasten der Vorder- hörner (am 4.—5. Tag) beobachten. Als erstes Stadium bemerkt man (Fig. 1) an gelungenen Golgi’schen Präpa- raten in der Nähe des Centralkanales mitten in der dicht gefügten Kernzone eine schwarz imprägnirte, mit hellerem Kernfleck versehene Zelle, die die übrigen hier gelegenen an Grösse übertrifft, von länglicher Birnform ist, und deren auf der gelblichen Grundlage scharf her- vortretender peripherer Fortsatz die Grenzen des Medul- larrohres überschreitet und in der Bahn der Vorder- wurzeln schon jetzt weit in den embryonalen Körper hinein zu verfolgen ist. Der Fortsatz erscheint an seinem Ursprunge dicker, wird dann allmählig zarter und ist von glatter Beschaffenheit und mässig welligem Verlauf. TER \ Fig. 1. Aus dem Rückenmarke eines 5tägigen Hühnerembryo. a—c. Bil- dung der motorischen Nervenzellen der Vorderhörner. — 384 — Auf einem zweiten Stadium sehen wir den Neuro- blasten auf der Wanderung begriffen nach aussen; es ist, als ob der sich mächtig entfaltende Ausläufer einen Zug auf seine Zelle ausübte. Diese Herauswanderung erfolgt nicht einzeln; zahlreiche Neuroblasten verlassen gleichzeitig die Keimschichte. An gewöhnlichen Karmin- serien treten mitunter die Kerne dieser Zellen durch ihre lebhafte Färbung deutlich hervor und man findet an solchen Präparaten den ventralen Abschnitt der Kern- zone wie infiltrirt mit lebhaft tingirten, zerstreut liegen- den Kernen. Das Medullarrohr erscheint schon sehr früh von einer feinen Haut: Membrana prima (Hensen) oder M. limitans externa (His) umgeben. Sie entsteht aus der mosaikartigen Vereinigung der Endplatten der Radiär- zellen und gewährt daher der aus dem Marke hervor- wachsenden Nervenfaser durch Auseinanderweichung zweier Zellen leicht Durchlass. Der wichtigste Moment für die innere Umgestaltung des Markes ist unstreitig derjenige, wo der Neuroblast aus der geschlossenen Gruppe der Kernzone frei hervor- tritt. Noch an deren Grenze finden wir ihn unipolar, blos mit dem Nervenfortsatz ausgerüstet, sobald er sich indess aus der Zone vollständig ablöst und nun Raum zu freier Bewegung gewinnt, streckt er sogleich seine protoplasmatischen Ausläufer aus: der Neuroblast wird zur Nervenzelle. Die Entstehung dieser Forieize gehört einer viel früheren Phase an, als man es bisher angenommen hat; die Dünne der gewöhnlichen Mikrotomschnitte, die Un fähigkeit der gangbaren Färbungen, derartige zarte Aus- breitungen zur Anschauung zu bringen, verhinderten bis dahin einen Einblick in diese Verhältnisse. Die Golgi’sche Reaction enthüllt schon am 3.4. au Tage der Bebrütung eine Anzahl solcher Ausläufer, allerdings noch bei Weitem nicht in der Complication - einer spätern Periode. Betrachten wir dieselben etwas genauer, so gewahren wir zunächst, dass sie hauptsäch- lich nach zwei Richtungen hin die Zelle verlassen: nach der ventralen Seite hin, etwas gegen die Bodenplatte geneist und mehr dorsalwärts nach der Gegend des späteren Seitenstranges hin. Durch das Vorherrschen dieser beiden Richtungen sehen wir sehr oft die Ge- stalt der Zelle in entsprechendem Sinne beeinflusst, sie erscheint nun länglich, mit der Axe beinahe sagittal ge- stellt, mit dem ventralen Ende etwas gegen die Boden- platte hin gewendet. Immerhin ist hinzuzufügen, dass man mitunter schon in den ersten Stadien Nervenzellen von mehr rundlicher Beschaffenheit begegnet, die sich also mehr an die definitive Form dieser Elemente an- schliessen; denn offenbar stellt die Spindelform blos ein Uebergangsstadium dar und wird sich ändern, sobald die weitere Ausbildung des Rückenmarkes den Dendritenfort- sätzen Raum zu mehr gleichmässiger Ausbreitung gewährt. Das Aussehen der verzweigten Ausläufer ist von An- fang an ein sehr charakteristisches. Am 3.—4. Tage sind ihre Theilungen noch sehr einfach, allein schon am 5. Tage selingt es, Zellen mit schönen, reiserförmigen V erästelun- sen zur Anschauung zu bringen. Diese Verästelungen ragen zumeist in die weisse Belegschicht hinein und wir sehen sie häufig bis an die Peripherie herantreten. Die 'embryonale weisse Substanz besitzt in den frühesten Sta- dien an diesen Ausbreitungen ihren wesentlichsten Be- standtheil.') Soweit ihre zarten Endästchen in der grauen 4) Bei Salamanderlarven gehören die Protoplasmafortsätze mit- sammt ihrer ausserordentlich reichen Verästelung ausschliesslich dem Gebiet der weissen Substanz an. 25 Bi . E ne dat ee Substanz liegen, sind sie von gleichmässiger, glatter Be- schaffenheit, innerhalb der weissen Substanz hingegen erscheinen sie mit rundlichen Knötchen besetzt, die ihnen wie Beeren aufsitzen und endigen auch mit einer ver- hältnissmässig starken terminalen Verdickung. — Der Nervenfortsatz entspringt entweder direct — mit oder ohne Ansatzkegel — vom Zellkörper selbst, oder von einem dickeren Aste, der sich in einiger Entfernung von seinem Ausgangspunkte in einen protoplasmatischen und den Nervenfortsatz theilt. | Mit der beginnenden Herauslösung der Neuroblasten ist auch die Gliederung des embryonalen Markes in seine bekannten Schichten eingeleitet. Indem sich auf der Oberfläche der Kernzone in der Gegend der vorderen Wurzeln mehr und mehr Zellen ansammeln, kommt es bald zur Bildung eines rundlichen, sich gegen die aus- tretende Wurzel etwas zuspitzenden Zellenhaufens, der ersten Anlage des Vorderhorns („primitives Vorderhorn“), aus der die feinen motorischen Axencylinder unter pin- selförmiger Convergenz entspringen. Sehr bald erscheint auch die Zellgruppe auf der Oberfläche von einer dün- nen Lage weisser Substanz überzogen, welch’ letztere sich an Golgi’schen Präparaten sehr klar in ihre Be- standtheile: Radiärzellen, Längsfasern und Dendritenfort- sätze zerlegt. Das feine, continuirliche Netzwerk, das uns an gewöhnlichen Tinctionspräparaten entgegentritt, ergibt sich hierbei als ein Trugbild. Die motorischen Wurzeln beziehen beim Hühnchen ihre Fasern ausschliesslich aus den Vorderhornzellen der- selben Seite. Ueber die Entwickelung jener von mir schon am 4. Tage nachgewiesenen!) Vorderhornzellen, die ihren 1) Ueber Nervenfasern in den hinteren Wurzeln, welche aus dem Vorderhorn entspringen. Anat. Anz. — 387 — Fortsatz in die hinteren Wurzeln senden, stehen mir keine Erfahrungen zur Verfügung. In den von mir be- obachteten Fällen fand sich die Zelle stets schon inner- halb der Vorderwurzelgruppe, lsuinss abgelöst aus der Kernzone. Hand in Hand mit der Anlage des primären Vorder- horns sehen wir ein System von Bogenfasern in die Er- scheinung treten, durch welches die Kernzone von der Deckplatte bis zur Bodenplatte herunter halbkreisförmig eingefasst und gegen jene Zellgruppe hin sehr scharf abge- grenzt wird. Die Gruppe dieser Commissurenfasern — sie kreuzen sich alle in der Bodenplatte — ist be- reits von Remak beobachtet, von Hensen als halb- kreisförmiges Stratum, von His als Bogenschicht, for- matio arcuata eingeführt worden. Sie erscheinen schon am Ende des 3. Tages und umsäumen anfangs in ganz oberflächlicher Lage das Medullarrohr. Die Neuroblasten, denen diese Elemente als Nervenfortsätze angehören, schliessen sich am 3.—5. Tage genau dem Rande der Kernzone an und sind über die ganze Tiefe des Medul- larrohres von vorn nach hinten vertheilt. Treten wir näher auf deren Entstehung ein (s. Fig. 2), so erkennen wir als erste Entwickelungsstufe ein ähn- liches Bild, wie es vorhin für die motorischen Zellen Jahrg. V, 1890, p. 360. — Die Geschichte der Auffindung dieser Fasern ist folgende: Ramön y Cayal entdeckte im vorigen Jahre, dass die hinteren Wurzeln des Hühnchens Fasern führen, die in das Rückenmark eingetreten weder einer Theilung unterliegen, noch in die Längsrichtung umbiegen nach Art der übrigen, sondern unge- theilt die Richtung der Vorderhörner einschlagen. Mir gelang der Nachweis, dass diese Fasern, die ich mit den „durchtretenden Fasern “ der Spinalganglien als identisch erkannte, Fortsätze moto- rischer Vorderhornzellen darstellen, eine Angabe, die zu meiner Freude unlängst auch von Ramön y Cayal bestätigt wurde. — 88 — geschildert wurde. Inmitten der Kernschichte, in der Nähe des Centralkanales, gewahren wir einen Neuro- blasten von der für diese Gebilde charakteristischen Birnform, eingezwängt zwischen die übrigen Elemente, häufig mit einem kurzen centralen Ausläufer versehen. Der. schwarz imprägnirte Nervenfortsatz geht quer aus der Zone heraus, setzt aber, an deren Grenze angelangt, diesen Verlauf nicht fort, sondern wendet sich plötzlich ventralwärts um, um in stetem Anschluss an die Kern- zone bis zur Bodenplatte herunterzulaufen und selbe als Brücke für den Uebertritt auf die andere Seite zu be- nützen. Diese Lage des Neuroblasten ist natürlich keine definitive, gleich seinem motorischen Kollegen wandert er in der Folge aus der Kernzone heraus, wobei der innerhalb dieser Zone liegende Abschnitt des Ausläufers allmählig kürzer wird. Schon auf diesem Stadium zwei- gen sich ab und zu von dem freien Stück des Nerven- fortsatzes einige protoplasmatische Ausläufer ab. — Er- scheint die Zelle bis zur Peripherie der Kernzone heraus- gerückt, so sehen wir oft den Fortsatz unter rechtem Winkel von dem Zellkörper abgehen. Darauf erfolgt nun der Austritt. | Begegnet man auch diesen Commissurenneuroblasten wie erwähnt in allen Tiefen des Rückenmarks, so ge- ‚hört doch die Mehrzahl derselben ihrer Entstehung nach den mittleren und dorsalen Abschnitten des Querschnittes an. Selbst die Deckplatte lässt in ihren seitlichen Theilen solche Neuroblasten aus sich hervorgehen und es ge- währt ein überraschendes Bild, wenn eine ganz oben befindliche, noch in die Decke des Markes eingeschaltete Zelle unter rechtem Winkel eine Nervenfaser entsendet, die von einer räthselhaften Kraft geleitet, den langen Weg von der Deckplatte zur Bodenplatte herunter und — 389 — darüber hinweg nicht scheut, um sich an der Kreuzung zu betheiligen. È 3: su u, ‘\ N) N I ) N) 7 IN) | / nn WA) 7 7 700) É a 7 Fig.2. Rückenmark eines Hühnchens vom 6. Tage der Bebrütung. a—e. Commissurenzellen, in der Bildung begriffen. f— Vorderhornzelle, die ihren Nervenfort- satz in die hintere Wurzel sendet. Nach vollständiger Ablösung aus der Kernzone nimmt der Neuroblast zunächst eine ausgesprochene Spindel- form an mit sagittaler Lage und directem Auslaufen in den Nervenfortsatz, dann wiederholt sich das bei den motorischen Neuroblasten geschilderte Phänomen: die Bildung verzweigter Ausläufer leitet sich ein, allerdings in weniger energischer Weise als dort. Betrachten wir diese Fortsätze, wie sie sich in der ersten Phase ihrer Entwickelung darstellen, so werden wir je nach den Lo- calitäten ein verschiedenes Verhalten erkennen. An den spindelförmigen Neuroblasten der Deckplatte und ihrer nächsten Umgebung ist ein hinterer Ausläufer am con- a stantesten, sehr oft erreicht derselbe die Peripherie des Rückenmarkes, ein Verhalten, welches mitunter für die Zelle selbst zutrifft, die mit ihrem dorsalen, dem Nerven- pol entgegengesetzten Ende bis zur Oberfläche herauf- rücken kann. Die etwas weiter vorn, in der Gegend des Hinterwurzeleintrittes gelegenen Zellen weisen schon sehr früh ausser dem hinteren, oft sehr langen, eine An- zahl kurzer, seitlicher Dendritenfortsätze auf, die sich von dem Zellkörper gewöhnlich unter rechtem Winkel abzweigen; die medialen drängen sich zwischen die peri- pheren Lagen der Kernschichte hinein, die lateralen streben gegen die Oberfläche des Markes hin, wobei sie oft das Gebiet des „primären Hinterstranges“ (His) be- treten, ja die ganze Zelle kann gelegentlich mitsammt ihren Verästelungen in den ovalen Umriss dieses Bündels hineingerathen. Auch den weiter ventralwärts befindlichen Commis- surenzellen kommt zumeist die charakteristische Spin- delform zu, doch sind sie hier oft von mehr rundlicher Gestalt. Ihre zahlreichen Dendritenfortsätze ragen mit ihrem Endgeweih in Seiten- und Vorderstrang hinein, z. Th. senden sie ihre Verästelung zur vorderen Com- missur. Auch hier begegnet man an den Dendriten- ästehen. den vorhin beschriebenen Knötchen. Anfangs schliessen sich, wie erwähnt, sämmtliche Commissurenzellen genau dem Contour der Kernzone an, indess schon auf früher Stufe unterliegt dieses Ver- halten einer Aenderung, indem sie sich durch den Nach- schub neuer analoger Zellgenerationen mehr und mehr nach aussen hin verlagern, wodurch sich allmählig eine Lage grauer Substanz (Seiten- und Hinterhornanlage) auf der Kernzone aufschichtet. Die ventralsten Com- missurenzellen rücken ebenfalls heraus und vermischen sich nun mit der bereits früher angelegten Anhäufung va; OR er Dr + — 391 — motorischer Zellen zu einer einheitlichen Gruppe, dem definitiven Vorderhorn (das primäre Vorderhorn begreift nur die ersteren). Mit der Lageveränderung der Zellen muss natürlich auch eine Aenderung des Verlaufs ihrer Nervenfortsätze einhergehen. Allmählig lösen sich die zierlichen con- zentrischen Bogen der formatio arcuata auf, indem durch das Herausrücken der Zellen die Ausläufer vom Rande dieser Zone abgetrennt werden, was zunächst nicht ihrer ganzen Ausdehnung nach, sondern nur in ihren Anfangs- stücken erfolgt, die dann mit den übrigen, den Anschluss noch behauptenden Abschnitten unter Bildung eines Win- kels zusammentreffen. Später verlässt der Fortsatz völlig die Kernzone und nun senden die fraglichen, über alle Gebiete der grauen Substanz vertheilten Nervenzellen ihren Fortsatz direct, auf dem kürzesten Wege der Com- missur ZU. Eine Kategorie feiner, dieser Zellengruppe ange- hörenden protoplasmatischer Fortsätze betritt die Kern- zone, läuft eine Strecke zwischen deren Elementen in sagittaler Richtung nach vorn, um dann plötzlich umzu- biegen und an der Lichtung des Kanales zwischen den innersten Epithelzellen frei zu endigen. Am häufigsten begegnet man diesen sonderbaren Fädchen im Bereich der Bodenplatte. In Betreff des Verlaufs und der weiteren Schicksale der Commissurenfasern glaube ich mich kurz fassen zu dürfen, da eine genaue Verfolgung des Faserverlaufs nicht im Plane vorliegender Untersuchung steht. Die meisten betreten die vordere Commissur ohne vorher Seitenäste abzugeben oder einer Theilung zu unterliegen. Sie gesellen sich auf der anderen Seite einfach oder in zwei Aeste gespalten zu den Längsfasern der weissen Substanz, und zwar zumeist zu denjenigen der Vorder- — 3592 — und Seitenstränge. Doch lassen sich manche unter lan- gem, die ganze Tiefe des Rückenmarkes durchkreuzenden Verlauf bis in den Hinterstrang verfolgen. Seltener ist die Theilung des Nervenfortsatzes noch vor der Kreu- zung in zwei Aeste, von denen dann einer hinübergeht, der andere auf der Seite des Ausgangspunktes verbleibt und sich in die weisse Substanz einsenkt. Die ersten Vertreter jener ansehnlichen Kategorie von Nervenzellen, die die physiologische Verknüpfung verschiedener Segmente derselben Markhälfte zur Auf- gabe haben, und die von Ramön y Cayal!) und v.Kölliker?) als „Zellen der Stränge“ bezeichnet worden sind, sehe ich am 6. Tage auftauchen, doch sind sie an den von diesem Tage stammenden Präparaten noch ausserordentlich spärlich, erst am nächstfolgenden erscheinen sie zahlreicher imprägnirt. Es handelt sich um sternförmige, nach allen Richtungen gleichmässig entfaltete Elemente, die sich durch sehr reiche proto- plasmatische Verästelung auszeichnen. Sie entstehen zuerst im Vorderhorn, eingesprengt zwischen die moto- rischen Zellen und im mittleren Gebiet des Querschnittes ; ihre Dendritenfortsätze erstrecken sich in Vorder- und Seitenstrang. Der Nervenfortsatz lässt oft einen eigen- artigen Verlauf erkennen, indem er erst eine kurze Strecke nach hinten zieht, um sich plötzlich schlingen- förmig nach vorn umzubiegen; gewöhnlich durchkreuzt er bogenförmig mit nach innen gewendeter Convexität 1) 8. Ramön y Cayal, Sur l’origine et les ramifications des fibres nerveuses de la moëlle embryonnaire. Anat. Anzeiger, Jahrg.V, 1890; p.111. | 2?) A. v. Kölliker, Ueber den feineren Bau des Rücken- markes. Sitzungsberichte d. Würzburger Phys.- med. Gesellschaft, 1890, 8. März. EN; SS a “ASS = EE = das Vorderhorn. Schon im Bereich der grauen Substanz sehen wir ihn fast immer einer Theilung in zwei oder drei Axencylinder unterliegen, wobei sich an der Thei- lungsstelle stets eine kleine Verdickung findet. Die Aeste gehen in den Vorder- und Seitenstrang ein. Wenn auch bezüglich der Entwickelung dieser Elemente keine directen Erfahrungen gesammelt werden konnten, so lässt es sich doch annehmen, dass sie sich in dieser Hinsicht an die Commissurenzellen anschliessen, mit abweichen- dem Verlauf des vordringenden Nervenfortsatzes. Die hinteren Wurzeln entstehen nach der His’schen fundamentalen Entdeckung als centrale Ausläufer der Zellen der Spinalganglien, welch’ letztere in der Embryo- nalperiode bipolare, spindelförmige Elemente darstellen, während sie im entwickelten Zustande bei allen Wirbel- thieren mit Ausnahme der Fische unipolar sind, aller- dings mit T-förmiger Spaltung des aus der Verschmel- zung der beiden primitiven Fortsätze hervorgegangenen Ausläufers. Schon am Ende des 3. Tages gelang es mir, an einigen dieser Zellen sowohl den centifugalen wie den centipetalen Fortsatz zur Anschauung zu bringen, doch sind sie in diesem Stadium jedenfalls noch sehr spärlich. Insoweit es sich also um die Anlage der ersten Fasern handelt, scheinen die hinteren Wurzeln zeitlich nicht hinter den vorderen zurückzustehen, womit natür- lich ein ähnliches Verhalten bezüglich ihres Auftretens in Form stärkerer Bündel nicht gesagt werden soll. Die gegen das Mark vordringenden Fasern sam- meln sich bekanntlich an letzterem zu einem zierlichen Längsbündel, das von His, seinem Entdecker, als „ovales Bündel“ oder „primärer Hinterstrang “ bezeichnet wor- den ist. Dasselbe ist dem hinteren, ansehnlich verbrei- terten Theil der Kernzone seitlich angeheftet und be- sitzt anfangs auf dem Querschnitte die Form einer — 394 — biconvexen Linse mit vorderer und hinterer Zuspitzung. Mit der Zunahme der Bestandtheile geht eine allmählige Abplattung der beiden Bündelchen einher, gleichzeitig vollzieht sich eine Ortsveränderung, indem sie sich mit ihren medialen, zugeschärften Rändern allmählig der Mittellinie nähern, zur Vereinigung gelangen, und sich sogar von dieser Stelle aus in Gestalt eines Vorsprunges in der Mitte etwas nach vorne zu entwickeln. So wird der ursprünglich einheitliche hintere Abschnitt der grauen Substanz in die beiden Hinterhörner getheilt, die schon jetzt aus zwei Theilen bestehen: aus eigentlicher, nervö- ser grauen Substanz und einer abgeschnürten Partie der Kernzone, in welcher wir die Anlage der Rolando’schen Substanz erkennen. — Die mediane Vereinigung der ovalen Bündel erfolgt, soviel ich sehe, am 7. Tage; das ist zugleich der Zeitpunkt, wo meiner Erfahrung nach die Collateralen der hinteren Wurzeln zuerst zur An- schauung gelangen.“ | Ein Vergleich des vorstehenden Aufsatzes mit der Arbeit Ramön y Cayal’s ergiebt, dass die Erfahrungen dieses letzteren Gelehrten in Bezug auf die Entwicke- lung der Nervenzellen weiter gehen als die meinigen. In den mir damals vorliegenden Präparaten fand ich die Neuroblasten nicht unmittelbar an dem Centralkanal liegend, sondern in der Umgebung desselben, in der Lage, wie es die beiden Figuren erkennen lassen; ein kleiner centraler Fortsatz war nur ab und zu ausge- prägt, die unipolare Zelle erschien gewöhnlich von läng- licher Birnform. R.y C.’s Befunde ergeben nun — und ich kann ihm darin auf Grund meiner seitdem fortge- setzten Untersuchungen vollkommen beistimmen —, dass- diesem Stadium noch ein früheres vorausgeht, wo der ee Neuroblast eine ausgesprochene Spindelform aufweist und stets mit einem an die Lichtung des Centralkanales heranreichenden inneren Fortsatz versehen ist. Die Ent- wickelung der Neuroblasten liest nun klar zu Tage. Aus den Mitosen der Keimschichte gehen in einer be- stimmten Phase der Entwicklung Zellen hervor, deren peripherer Fortsatz abweichend von dem Verhalten der übrigen Zellen der Kernzone rasch in einer gegebenen Richtung zu einer Nervenfaser auswächst. Die Zelle liegt anfangs gleich den benachbarten Elementen am Centralkanale, dem sie nach Art dieser letzteren einen kleinen Fortsatz zusendet. Doch nicht lange behält sie diese Lage; in einer zweiten Phase erfolgt ein all- mähliges Herauswandern derselben aus der Kernzone, wobei der centrale Fortsatz eingezogen und zur Ver- grösserung der Zelle aufgebraucht wird und die Zelle selbst mehr und mehr die ihr durch die dicht gefügten Elemente der Kernzone aufgenöthigte Spindelform mit einer mehr rundlichen Birnform (His) vertauscht. Ist sie einmal aus dem Verbande der Kernzone vollständig abgelöst, so leitet sich der dritte Vorgang, die Anlage der protoplasmatischen Ausläufer, ein: der Neuroblast wird hiermit zur Nervenzelle. R. y ©. bezeichnet die I. Phase als epitheliale und nennt die „Nervenzellen herausgerückte Epithelzellen *. („La plupart des cellules nerveuses primitives sont des éléments épithéliaux déplacés.“) Ich kann mich dieser Ausdrucksweise nicht anschliessen, da der Bezeichnung „Epithelzelle“ schon früher von His eine besondere Be- deutung beigelegt worden ist, an der festzuhalten wir im Interesse eines klaren Verständnisses allen Grund haben. His bezeichnet die Radiärzellen (Hensen) als Epithelzellen. Die Zelle, die eine Nervenfaser aus sich hervorgehen lässt, kann mit diesen Stützzellen, trotz od aller Aehnlichkeit der Form in den ersten Stadien, un- möglich als gleichwerthig betrachtet werden. Jener formelle Anschluss erscheint uns blos als die nothwendige Folge der mechanischen Bedingungen, unter denen sich der eben entstandene Neuroblast in der dicht gedrängten Kernzone befindet, die Spindelform ist vorübergehender Natur und weicht einer rundlichen oder birnförmigen Ge- stalt, sobald die Zelle in die äusseren, lockerer gefügten Schichten der Kernzone herausrückt. Das Interesse einer exacten Darstellung erheischt es, diese Zellen vom ersten Momente ihrer Entstehung an, sie seien geformt wie sie wollen, als Neuroblasten zu bezeichnen und die Be- zeichnung , Epithelzellen“ nur für die epithelartig an- geordneten Elemente des radiären Stützsystems zu re- serviren. Bilden diese Bedenken blos eine Frage sprachlicher Verständigung, so besteht zwischen den dargelesten Be- funden und denjenigen R. y C’s. in einer anderen Hinsicht ein wesentlicher Widerspruch. R. y C. spricht sich $. 612, im Gegensatze zu der von His aufgestellten principiellen Scheidung zwischen Neuroblasten und Epithelzellen, für die Möglichkeit einer Entstehung ersterer aus der Um- wandlung und Ortsveränderung letzterer aus, der Art, dass der periphere Ausläufer der Radiärzellen zu dem Nervenfortsatz, der centrale zu dem ersten Dendriten- tortsatz der Neuroblasten werden soll. Meine Unter- suchungen, die mit derselben Methode, an demselben Objekt angestellt wurden und wie es scheint ein glei-. ches technisches Ergebniss lieferten (auch mir gelang die Imprägnation schon am 3. Tage der Bebrütung), er- gaben eine volle Bestätigung der His’schen Neuroblasten- lehre. Ich finde zwischen den beiden Fasersorten (Ner- venfortsatz und Radiärfasern) von Anfang an sehr bestimmte histologische Unterscheidungsmerkmale, die BE.) 2 — 39 — meiner Ansicht nach eine solche Umwandlung geradezu ausschliessen. Die Radiärfasern lassen, wie erwähnt, schon sehr früh zahlreiche seitliche Unregelmässigkeiten erkennen, die man an den Axencylinderfortsätzen ver- misst, sie zeigen schon am 4. Tage häufig periphere Theilungen in gleichstarke Aeste, zumal diejenigen in der Gegend der primären Vorderhornanlage, die sich also bei der Cayal’schen Annahme wieder zu einer ein- zigen Faser vereinigen müssten, was doch unwahrschein- lich erscheint. Es ist allerdings zu betonen, dass diese histologischen Differentialkennzeichen nur an jenen Prä- paraten deutlich zur Anschauung kommen, die durch die einfache Golgi-Cayal’sche Imprägnation gewonnen wur- den, — wendet man die combinirte Methode KR. y Cs an (und bei sehr jungen Vogelembryonen wird man wohl in den meisten Fällen zu dieser greifen müssen), so werden sämmtliche Fasergebilde des Medullarrohres in derart energischer Weise imprägnirt, dass jene feinen Differenzen sich der Beobachtung völlig entziehen. Basel, den 29. November 1890. Bericht über das Naturhistorische Museum vom Jahre 1890. —_ Von L. Rütimeyer. Durch allerlei Verhältnisse ist das Naturhistorische Museum im verflossenen Jahre vor einen Wendepunkt gestellt worden, der je nach seinen noch nicht absehbaren Folgen auf dessen fernere Gestaltung von grösserem Ein- fluss sein kann als irgend ein Ereigniss, von dem es seit seinem Bestande betroffen worden ist. Zunächst sind der leitenden Commission zwei Mit- glieder entrissen worden, welche beide, in der Schulung. Peter Merian’s aufgewachsen, dem Museum in dessen Tradition die treusten Dienste geleistet hatten. Am 26. Februar starb Herr Dr. V. Gilli&ron, der seit seiner Ansiedlung in Basel, 1866, mit dem Museum in Beziehung getreten und seit 1884 Mitglied von dessen naturhistor. Commission gewesen war. Mit Anfang April trat in Folge von Demission aus Altersgründen Herr Prof. Albr. Müller aus der Commission, der er seit Eröffnung des Museums, 1849, angehört hatte. Bald darauf, am 3. Juli erfolgte sein Tod. Von der Anhänglichkeit Beider an die ihnen anvertraute Anstalt bewahrt dieselbe bleiben- des Zeugniss in Form von Schenkungen, von welchen später die Rede sein soll. Die Ergänzung der Commis- ae sion geschah zunächst durch die Nachfolge von Herrn Prof. C. Schmidt an die akadem. Lehrstelle von Prof. Albr. Müller und des Weitern durch die Wahl des Herrn Dr. Theod. Engelmann, Apotheker, und des Herrn A. Gutzwiller von Seiten E. E. Regenz. Letzterem ist bald darauf von der philos. Facultät in Mit-Anerkennung seiner in frühern Berichten erwähnten Verdienste um das Museum der Titel eines Dr. Phil. verliehen worden. Sowohl diese Veränderungen, wie der Umstand, dass im Verlauf der Zeit auch nach allen andern Richtungen in den Verhältnissen des Museums vielfache Aenderun- gen stattgetunden hatten, veranlassten die Commission zu einer Revision ihres von der Regenz zuerst 1822 aufgestellten und seit 1837 unverändert gebliebenen Re- glementes. Der E. E. Regenz vorgelegte und von ihr gutgeheissene Entwurf einer neuen Ordnung ist mit einer aus formeller Rücksicht von dem Erziehungs - Rath vor- genommenen Abänderung von diesem am 11. Dezember genehmigt worden. Ganz anderer Art als die Personalveränderung in der Commission ist die Unsicherheit, vor welche das Museum bezüglich seiner fernern Entwicklung in Folge des Projects des Neubaus einer Bibliothek gestellt ist. Mindestens für den Fall, dass es in Folge hievon für die ihm so dringlich nöthige Erweiterung auf Räum- lichkeiten angewiesen würde, die seinen Bedürfnissen noch schlechter angepasst sein könnten als ein Theil der bisherigen, oder dass es einem langjährigen Provi- sorium unter den von den Berichten fort und fort be- klagten Verhältnissen entgegensehen müsste. Nicht wenig complieirt wird die Sache dadurch, dass bekanntlich die für eine rationelle Einrichtung auf längere Zeit unvermeidliche Vereinigung der umfang- . reichen und ebenfalls raumbedürftigen zoologischen Un- EA terrichtsanstalt mit dem Museum, sowie die in neuester Zeit ihrer billigen Rolle an unserer Universität entgegen- reifenden Einrichtungen für Mineralogie und Geologie, und noch allerhand andere Perspectiven von vornherein den Gesichtskreis für die Zukunft weit über den bis- herigen Umfang zu erweitern nöthigen. Nichtsdestoweniger glauben wir nicht, dass die über- aus grossen Uebelstände, unter welchen wir seit langer Zeit leiden, und die Schwierigkeiten, welche wir noch vor uns gehen, auch für den Fall von blos provisorischer Fürsorge unüberwindlich seien. Allein der einzige Weg dazu kann darin bestehen, dass man uns nicht nöthigt, uns vorübergehend oder bleibend in Räumlichkeiten einzuhausen, welche von vornherein die gegenwärtigen Zustände noch verschlimmern müssten, und zweitens darin, dass, was wir durchaus nicht für unmöglich hal- ten, das Mobiliar, ohne welches ja die Besetzung neuer Räume nicht denkbar wäre, der Art eingerichtet würde, dass es für alle weitern Eventualitäten Brauchbarkeit verspräche. Alle diese Fragen haben uns bereits durch einen guten Theil des abgelaufenen Jahres vielfach beschäf- tigt, und es ist darüber ein reichlicher Verkehr mit der Baubehörde geführt worden. Dieselbe befindet sich im Besitz einer Anzahl von Gutachten und Uebersichten, die wir ihr von verschiedenen Gesichtspunkten aus ein- reichten, und wir getrösten uns der Hoffnung, dass die- selben bei der Erwägung der ferneren Gestaltung unserer Anstalt zur Orientirung dienen möchten. Ueber die naturhistorischen Sammlungen selber be- richten wir für das Jahr 1890 folgendes: RE — 461 — A. Mineralogisch - Geologische Abtheilung. Durch Vereinbarung in der naturhistorischen Com- mission ist die während vielen Jahren hauptsächlich von P. Merian und Prof. A. Müller besorgte Aufsicht über diese Abtheilungen, für Geologie und Palaeontologie mit Ein- schluss der Conchyliologie, sowie der dem Professor der Mineralogie und Geologie unterstellten speciellen Unter- richtssammlungen Hrn. Prof. Schmidt, für Mineralogie Herrn Dr. Engelmann, und für die fossilen Wirbel- thiere wie bisher dem Unterzeichneten zugewiesen worden. Das im abgelaufenen Jahre von der Baubehörde im Hinterhof des Museums eingerichtete und anfänglich für einen Hörsaal in Aussicht genommene Zimmer ist gleich nach Fertigstellung mit geologischem Arbeits - Material und Doubletten besetzt und als Arbeitszimmer verwendet worden. Für die Vorlesungen wurde aus triftigen Grün- den der schon bisher benützte Hörsaal im Universitäts- Gebäude beibehalten. Durch Zuschüsse von Seiten der naturhistorischen . Commission, der Akademischen Gesellschaft und des Er- ziehungs- Departements, im Gesammtbetrag von circa Fr. 2200. —, ist laut beigelegter Special - Rechnung ein ansehnliches Unterrichtsmaterial angeschafft worden, das bisher fehlte, bestehend aus Crystallmodellen und Prä- paraten verschiedener Art, sowie von Tabellen, Wand- tafeln und Karten, und aus einer aus dem Büchernach- lass von Herrn Dr. V. Gilliéron erworbenen Auswahl von geologischen Schriften und Karten. — Vermehrt wurden diese Lehrmittel durch folgende geschenke und weitere Anschaffungen. Aus dem Nachlass von Hrn. Prof. Alb. Müller sind von dessen Hinterlassenen dem naturhistorischen Museum geschenkt worden: 1) ein kleines Mikroskop, 2) eine An- 26 — 402 — zahl von einigen Hundert mineralogischen und geologi- schen Schriften, worunter ein beinahe vollständiges Exemplar der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, mit 24 Kartenblättern. Nebst den aus dem Nachlass von Hrn. Alfons Merian stammenden und aus dem Nachlass von Hrn. Gilliéron angekauften Schriften bilden diese Lehrmittel einen willkommenen ersten An- fang zu einer Handbibliothek, über welche ein Katalog zu führen sein wird und welche unter Aufsicht der natur- historischen Commission stehen wird. Ebenfalls zu Lehrzwecken schenkte Herr Prof. Schmidt eine von ihm angelegte Sammlung von Ge- birgsarten von 2—3000 Stück, herstammend aus den östlichen Schweizer - Alpen, sowie aus der Bretagne und den Pyrenäen. Für Aufstellung derselben haben wir uns um das nöthige Mobiliar an die Museumscommission gewendet. Ein Betrag von 250 Fr. für Dünnschliffe an dieser Sammlung ist von der naturhistorischen Commis- sion vergütet worden. Ebenso ist von derselben der Ankauf von Gypsabgüssen von Meteoriten bewilligt worden. Ein ansehnliches Geschenk ist der geologischen Ab- theilung von den Hinterlassenen des Herrn Gillieron zu- gefallen durch Uebergabe von dessen geologischen Samm- lungen. Dieselben enthalten Versteinerungen und Ge- birgsarten aus Jura, Alpen und Molasse. Mit der Sichtung derselben haben sich bereits die Herren Dr. Greppin, Gutz- willer und Prof. Schmidt beschättigt. Obschon sich bei Ausscheidung des Entbehrlichen der Umfang dieser Samm- lung sehr verkleinern wird, so wird doch daraus dem Mu- seum namentlich an Versteinerungen aus der untern Kreide des Jura von Bern und Neuchâtel so viel Werthvolles zufallen, dass mit den früher von Herrn Gillieron dem Museum überlassenen Versteinerungen aus den Alpen ! L b \ 3 À 1 — 43 — von Freiburg und Bern, dessen sorgfältige Original- arbeiten eine ansehnliche Stelle in unseren wissenschaft- lichen Sammlungen einnehmen werden. Eine Serie von nahezu 100 Originalien zu den wichtigen Publicationen von de Loriol (Etage argovien de Landeron) und Mösch (Pholadomyen) sind dabei von besonderm Werth. Einzelne Geschenke sind dieser Abtheilung des Mu- seums noch zugekommen von Herrn Prof. Schmidt, von Herrn Alb. Hoffmann-Burckhardt und von Herrn Dr. Theod. Schneider-Preiswerk. Eine tiefgreifende und noch in voller Bewegung befindliche Umräumung hat die unter die Obhut des Herrn Dr. Theod. Engelmann gestellte Mineralien - Samm- lung erlitten. Eine umfangreiche Vorarbeit hiezu be- stand schon in der Ausräumung des seit dem Tode von Herrn Schönbein von Prof. Albr. Müller benutzten und nunmehr an die Reptiliensammlung abgetretenen, sowie in der Einrichtung des für den Dienst der Mineraliensamm- Jung nun einzig überbleibenden Zimmers von Peter Me- rian, in welchen beiden sich seit dem Bestand des Mu- seumsgebäudes Alterthümer aller Art angesammelt hatten. ‚Unter Leitung des Herrn Dr. Engelmann, der bei dem gänzlichen Mangel an Museumsbedienung das nöthige Dienstpersonal stellte und auch allerlei anderweitige Erfordernisse deckte, und unter dankenswerther Mithülfe der mit der Mineraliensammlung wohlvertrauten Herren : Hans Sulger und Studiosus Lang wurde diese missliche Arbeit so durchgeführt, dass dieser einzige mit den Samm- lungen in directer Verbindung stehende Arbeitsraum vor der Hand den allerlei Bedürfnissen, welchen er zu dienen haben wird, einigermassen wird entsprechen können. Weit umfangreicher war die von dem Custos dieser Abtheilung unternommene Aufgabe, die Sammlung sel- _ ber, so weit es die gegenwärtigen Verhältnisse gestatten, ee gleichzeitig in die vor Staub am meisten geschützten und doch der Beschauung zugänglichen Theile unseres Mobiliars unterzubringen. Es hatte dies nothwendig Verschiebungen anderer Sammlungs - Abtheilungen und Uebelstände zur Folge, welche sich erst heben lassen werden, wenn dem auch hier bestehenden schreienden Mangel an Raum und Mobiliar abgeholfen sein wird. Auch für diese, genaue Sachkenntniss erfordernde Ar- beit verdanken wir dem langjährigen Gönner und ge- nauen Kenner unserer Mineraliensammlung, Herrn Hans Sulger, die ausdauerndste Beihülfe. Die definitive Auswahl der auszustellenden Minera- lien, die Etikettirung und Catalogisirung derselben sind die Arbeiten, die für das folgende Jahr in Aussicht ge- nommen sind. Die Untersuchung der fossilen Säugethiere aus der Oartier’schen Sammlung konnte endlich von dem Unter- zeichneten der Hauptsache nach vollendet und über das Ergebniss eine vorläufige Uebersicht veröffentlicht wer- den. Hiernach beträgt die Zahl der bisher daselbst aufgefundenen Arten von Säugethieren nicht weniger als etwa 100, wovon etwa ein Viertheil in der Schweiz (Mauremont) bisher bekannt geworden war. Wie schon der letzte Bericht erwähnte, erhält aber die Egerkinger Fauna ein überaus merkwürdiges Gepräge durch das Vorkommen von allerlei Formen, welche bisher nur im Eocän von Nord-Amerika gefunden worden waren. Mit um so lebhafterer Freude ist es daher zu begrüssen, dass die Sammel-Arbeit von Herrn Cartier, Dank einem hiezu bestimmten Geschenke der treuen Gönner unseres Museums, der Herren Sarasin, wieder ins Leben ge- rufen werden konnte. | Ueber die in unserem Museum aufbewahrte Samm- lung fossiler Säugethiere aus Caylux wurde ein Catalog N — 405 — angefertigt, der die Zahl von 105 Arten von diesem _ Fundort aufweist. Auf dem Tauschweg wurden den Gypsabgüssen von Fossilien einige werthvolle Modelle aus den Mu- seen von Bologna und von Lausanne beigefügt. B. Zoologische Abtheilung. Von den grossen Schwierigkeiten, mit welchen die Abtheilung der ausgestopften Vögel und Säugethiere stets- fort zu kämpfen hat, ist im letztjährigen Bericht so viel die Rede gewesen, dass wir diesmal auf eine Wie- derholung gern verzichten, obschon die Anstrengungen gegen die von dem schreienden Zustand unseres Mobi- liares herrührende Schädigung unablässige Arbeit koste- ten. Mit Absicht ist daher in den hievon am meisten betroffenen Partien nichts verändert worden. In den übrigen hat trotzdem eine nicht unbedeutende Bewegung stattgefunden. Zu der im letzten Bericht erwähnten Schenkung von japanischen Vögeln, welche erst in diesem Jahre aufgestellt werden konnten, ist in diesem Jahre eine weit ansehnlichere der Herren Dr. Sarasın gekom- men, von nicht weniger als 65 Arten (110 Stück) Vö- geln aus Ceylon, nebst einigen Säugethieren von eben- daselbst. Mit einem Mal hat hiermit die Vogelwelt dieser Gegenden, die uns bisher so viel als gänzlich fehlte, eine sehr ansehnliche Vertretung erhalten. Durch Ankauf erhielt die Familie der Paradisvögel Zuwachs und wurde die um Basel einheimische Vogelwelt theil- weise erneuert. Ein fernerer Ankauf von Vögeln aus dem Congogebiet vervollständigt unsere im Grossen zwar nicht schlecht vertretene afrikanische Fauna. Von der Verwaltung des Thiergartens sind uns eine Anzahl sehr schön erhaltene Thiere zum Geschenk gemacht — 406 — worden, ein Leopard von Malabar, zwei amerikanische Strausse, alt und jung, ein sehr schôner im Garten ge- borener und daselbst gross gewordener Steinbockbastard, und zwei werthvolle Arten von Fasanen. : In den zahlreichen von Herrn Dr. F. Müller be- sorgten Abtheilungen hat die Vereinigung der für Auf- stellung der Fische und Reptilien benützten Räume mit dem daran stossenden, bisher von Prof. A. Müller be- nutzten und für den neuen Zweck mit den nöthigen Schränken versehenen Zimmer zwar gestattet, unter Neu- ordnung von nicht weniger als etwa 2000 Gläsern, diese beiden Sammlungen besser als bisher getrennt zu halten. Immerhin erwies sich der Gewinn an Raum für die Fische als unmerklich und ist auch für die Reptilien nur einzelnen Familien zu Gute gekommen. Eine grosse Abtheilung der letztern, der Familie der Scinke, wurde bei diesem Anlass an der Hand eines neuen Cataloges des Britischen Museums neu durchbestimmt. Eine ansehnliche Schenkung an Reptilien aus Mara- caibo ist dieser Abtheilung zugekommen von Herrn Dr. Th. Engelmann, schöne Präparate über die ceylonische Blindwühle von den Herren Dr. Sarasin, interessante Amphibien aus Birma durch ein Geschenk eines Freun- des. Im Ganzen beträgt der Zuwachs der Reptilien 107 Stück in 59 Arten, wovon 22 für uns neu (9 Schlan- sen, 7 Eidechsen, 6 Amphibien). Als Curiosität ist zu erwähnen eine Schlange (Leptodeira annulata), welche lebend in Campèche-Holz nach Basel gelangte und uns von Herrn Fel. Cornu übergeben worden ist. Der Fischsammlung wurden durch Hrn. Prof. Bunge einige aus Wladiwostock stammende Arten zugewendet. Die Crustaceen wurden durch 7 Arten, wovon 5 neue, die Myriapoden durch zwei Arten vermehrt. Die im letzten Bericht erwähnte, von Herrn Dr. de Müller neu angelegte Sammlung einheimischer Spinnen ist einstweilen in dessen Arbeitszimmer in einem neuen Schrank aufgestellt worden. Trotz den sehr grossen Schwierigkeiten, mit welchen die Bearbeitung des im- merfort sich mehrenden Materials verbunden ist, konnten etwa 60 wohlbestimmte Arten beigefügt werden, sowie einige exotische Arachniden. In der entomologischen Sammlung konnte laut einem einlässlichen Bericht ihres Vorstehers, Herrn Riggen- bach-Stehlin, der Abtheilung der Coleoptern von ihrem Custos, Herrn Knecht, nur die nöthigste Aufsicht zugewendet werden; vermehrt wurde dieselbe durch Zu- wendungen aus Para in Brasilien von Herrn Leonhard Haag dahier, aus Ceylon von den Herren Sarasin in Berlin. Dafür ist von Herrn Hans Sulger die grosse Aufgabe der Neuordnung der ihm unterstellten und unter seinen Händen namhaft angewachsenen Schmetter- lingssammlung der Hauptsache nach zu Ende geführt und ein Catalog über dieselbe angelegt worden, wel- cher einen grossen Fortschritt dieser Sammlung im Ver- gleich zu deren Inhalt beim Beginn der Mitwirkung von Herrn Sulger beurkundet. An Geschenken sind auch hier zu verzeichnen verschiedene seltene thibetanische und _ madagassische Schmetterlinge von Herrn Oberthür in Rennes, eine erhebliche Anzahl ceylonischer von Herrn Prof. Courvoisier, afrikanische von Hrn. Rogenhofer in Wien, brasilianische von Herrn L. Paravicini in Basel, Exoten verschiedener Herkunft von Herrn Sul- ger. — Von den viel schwieriger zu bearbeitenden übri- : gen Insecten- Ordnungen konnten durch Zusendung an Specialisten bisher nur eine Anzahl von Familien der Bienen, Wespen und Ameisen theilweise bearbeitet wer- den. Für eine Anzahl anderer Familien steht die Bearbei- tung noch aus, doch hofft der Vorsteher der Sammlung — 408 — auch für diese nach und nach die nôthigen Fachmänner sewinnen zu können. Unsere Jahresrechnung verzeichnet an Activen,;unter welchen ausser den normalen ein Geschenk eines Freun- des von Fr. 30. — erscheint, Fr. 5960. 86; an Passiven Fr. 2971.56, wovon Fr. 808. 62 für Naturalien, Fr. 542. 52 für Anschaffung von Lehrmitteln für die mineralogische Abtheilung, der Rest Fr. 1620. 42 für laufende Bedürf- nisse. Der ansehnliche Activ-Saldo auf 1891 mit Fr. 2989. 30 rührt her von der Beschränkung im ‘Ankauf von Naturalien und ist somit Ausdruck der uns aufer- legten Hemmnisse aller Art. Erinnerung an Professor Albrecht Müller. Von L. Rütimeyer. Trotz einer Anzahl von warmen Dankes- und An- erkennungsworten, die bei dem am 3. Juli 1890 erfolgten Hinschied von Prof. Albr. Müller in den Tagesblättern zur Publication gekommen sind, gehört ein Nachruf an diesen Mann in allererster Linie in die Verhandlungen der Basler Naturforschenden Gesellschaft, der er während Jahrzehnden in verschiedenen Functionen, vornehmlich als Sekretär und als Verwalter ihres Schriftenverkehrs, in vorragendem Maasse aber auch als wissenschaftlich thätiges Mitglied die ganze Fülle seiner Treue als Be- amteter und seiner Hingebung als Naturforscher zuge- wendet hat. | Von Hause aus nichts weniger als auf den Gelehrten- Stand hingewiesen, sondern dem typischen Handelsstande von Basel entsprossen und lange Zeit in diesem thätig, ist Müller, ein prägnantes Vorbild, wie die mindestens in frühern Zeiten an den relativ kleinen Hochschulen der Schweiz — und an der Jahrhunderte alten Hochschule in Basel weit mehr als anderwärts verwirklichte innige — 40 — Verschmelzung eines durch und durch bürgerlich ange- legten Gemeinwesens mit einer Universität es vermag, segensreiche Säfte aus scheinbar weit abgelegenen Krei- sen anzuziehen. Zeitlebens fühlte sich denn auch Müller ebenso sehr als Basler-Bürger wie als akademischer Lehrer und bildete wie so viele andere, selbst aus dem . Ausland Eingewanderte unserer Universitätslehrer eines der starken Bindeglieder zwischen Bürgerschaft und Hochschule. Geboren ist Albr. Müller am 19. März 1819. Sein Bildungsgang war der in den baslerischen Bürgerkreisen übliche. Eine sehr bestimmte Vorliebe für Steine und für Experimentation von allerlei Art auf physikalischem Gebiet soll ihm aber, wie wir hören, von früh an eigen- thümlich gewesen sein. Wohl ohne allen Zweifel eine Ueberlieferung von seinem Gross-Onkel, dem in der Ge- schichte der Basler-Universität so vorragenden Physiker und Mathematiker, Prof. Daniel Huber. Thatsache ist mindestens, dass dies Verhältniss unsern Freund früher als dies sonst möglich gewesen wäre, in ‘Verkehr mit dem damals im Falkensteinerhof etablirten naturhisto- rischen Museum brachte, dessen Vorstand Prof. Huber von der Beziehung des Falkensteinerhofes an, 1821, bis ‚zu seinem Tode, 1829, gewesen war, sowie mit der ôffent- lichen Bibliothek, welcher Prof. Huber sein astronomi- sches und physikalisches Cabinet, eine Sammlung von Mineralien, Gebirgsarten und Versteinerungen, sowie namentlich seine sehr bedeutende Privatbibliothek, nebst einer Sammlung geographischer Karten zum Geschenk semacht hatte.!) . Reichliche Nahrung fand überdies !) In einem Beizeddel zu dem Testament von Prof. Huber (12. November 1829), findet sich folgender Passus: Sollte der Fall eintreffen, dass der Sohn eines meiner Neffen oder Niece sich in EN Ra er — 41 — sicherlich diese Neigung durch einen längern Aufent- halt Müller’s in dem kaufmännischen Geschäft seines Bruders in Görlitz, der ihm vielfache Wanderungen im Erzgebirg und in Böhmen erlaubte. Dies erklärt denn auch leicht, dass Peter Merian, Vorsteher des naturhistorischen Museums seit 1830, bei den Vorarbeiten zu dem im Jahre 1848 und 1849 be- werkstelligten Umzug des Museums aus dem Falken- steinerhof nach der Augustinergasse, an Albr. Müller die bereitwilligste und kundigste Aushülfe fand, was dann zu dessen bleibender Verbindung mit dieser Anstalt, wie mit der Universität im allgemeinen führte. 1852 wurde ihm von der philosophischen Facultät der Doctortitel honoris causa ertheilt, 1854 wurde er zum Privatdocenten, 1861 zum ausserordentlichen und 1866 zum ordentlichen Professor für Mineralogie und Geologie ernannt. Schon viel früher, 1846, war er überdies der natur- forschenden Gesellschaft beigetreten und sofort mit dem Amte eines Secretärs betraut worden, das er denn auch nebst der damit verbundenen Aufgabe der Besorgung des Schriftenverkehrs mit auswärtigen wissenschaftlichen Gesellschaften bis Ende 1880 mit einer Ausdauer und Gewissenhaftigkeit besorgt hat, die den Handelsmann im besten Sinn des Wortes erkennen liess. 1849 war er den Fächern der Physik, oder Mathematik oder Astronomie be- sonders umzusehen willens sein würde, und als ein fähiger Kopf sich darthun könnte, so sollten einem solchen Subyekt einige Vor- theile in Bezug meiner Bücher gestattet werden, und zwar in der Anzahl der nach den gewöhnlichen Gesetzen der Bibliothek be- stimmten Bände, in Ansehung der Zeit, wie lange die Bücher können behalten werden, etc. etc. Die Vergünstigung auf noch einen Grad weiter auszudehnen, erlauben nun die sich mehrenden Schwierigkeiten nicht, jedoch wäre es mein sehnlichster Wunsch, dass davon so viel als möglich könnte fortgesetzt werden. — 42 — zudem durch Wahl der akademischen Regenz Mitglied der Commission des naturhistorischen Museums gewor- den, der er bis zu seinem freiwilligen Rücktritt ins Pri- vatleben, 1890, angehörte, und von welcher ihm die be- sondere Pflege der mineralogischen Sammlung anvertraut wurde. | Kein Zweifel, dass von dem Moment seiner Ver- - bindung mit dem naturhistorischen Museum der unwider- stehliche Einfluss von Peter Merian, mit dem er von da an fast in täglichem Verkehr lebte, vor allem bestim- mend auf seine wissenschaftliche Thätigkeit wirkte. Um so mehr tritt aber die Tüchtigkeit des Mannes darin ans Licht, dass Müller die Auswahl Merian’s in so hohem Masse zu rechtfertigen wusste. Wie als Beamte- ter hat er sofort auch als Vertreter und Förderer seiner Wissenschaft in ehrenhaftester Weise seinen Mann zu stellen gewusst. Von 1854 bis 1884 erschien selten ein Heft der Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft ohne Mittheilungen von ihm, und nicht selten Mit- theilungen von ansehnlichem Umfang, Früchte von durch Jahre fortgesetzten Studien, die ihm bald einen sehr ehrenwerthen Platz in der Gelehrtenwelt sicherten. We- sentlich concentrirten sich diese Studien auf zwei Ge- biete, ein geologisches und ein zunächst mineralogisches. Das erstere war die Detailuntersuchung des Basler- Jura. In den Fussstapfen Peter Merian’s, der schon im Jahre 1820 als Ergebniss der Anwendung seiner inten- siven Petrefactenkenntniss auf die Stratigraphie des Jura eine kleine geologische Uebersichtskarte des Kantons Basel veröffentlicht hatte, lieferte Müller in den Ver- handlungen der Naturforschenden Gesellschaft von 1856 bis 1875 eine grössere Anzahl monographischer Abhand- lungen über einzelne Gebiete des Jura, welche die äl- tern Beobachtungen Merian’s auf die Höhe der durch en — 43 — Thurmann, Gressly, Marcou, Greppin, Lang und Môsch erweiterten Jura-Geologie brachten und einen tüchtigen Grundstock für alle künftigen Forschungen bilden. Zahl- reiche Durchschnitte begleiten als Beleg fast alle diese Abhandlungen, und eine Zusammenfassung erfuhren diese Arbeiten schon im Jahre 1860 durch Vorlegung einer geologischen Karte des Kantons Basel auf Grundlage der kurz vorher erschienenen Karte von A. Kündig im Massstab von 1:50,000. Dieser Karte, nebst zuge- hörigem Text und einlässlichem Verzeichniss der haupt- sächlich im Basler Museum deponirten und von P. Me- rian bestimmten Versteinerungen, wurde die Ehre zu Theil, als erste Lieferung der auf Kosten der Eidge- nossenschaft veröffentlichten und seither zu einer statt- lichen Reihe von Bänden angewachsenen Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz zu erscheinen (1862). Nachträge und Vervollständigungen dieser Arbeit er- folgten wie gesagt bis 1875. Das andere Thema, das Müller mit nicht weniger Beharrlichkeit eine Reihe von Jahren hindurch verfolgte, und in welchem er durchaus selbständig vorging, war zunächst mineralogischer, weiterhin freilich auch in hohem Masse geologischer Art, die Untersuchung der mineralo- gischen und mechanischen Structur der erystallinischen Gesteine des Gotthardgebirges. Vorbereitet war diese Aufgabe durch eine Reihe von Beobachtungen, welche Müller auch schon vom Beginn seiner Thätigkeit an der naturforschenden Gesellschaft über einzelne Pseudomor- phosen von Mineralien mitgetheilt hatte. Fast wie ein erster Flugversuch in solche für Müllers Constitution anscheinend nicht leicht zugängliche Gebiete sieht sich der hübsche im Jahrbuch des Alpenclub von 1865 ent- haltene Versuch an, das Panorama der Alpenkette, wie es sich von Höhenschwand aus darbietet, geologisch zu — 44 — coloriren. Von 1865 wendete er dann diese Beobach- tungen an erst im Gebiet des Maderaner-, Etzli- und Fellithals, später in der Umgebung des Crispalt und nachher des Susten. Ueber die allerdings sehr frühen Vorgänger in diesen Gebieten, Jıusser, Lardy ete., weit hinausgehend, und die Erfahrungen der neuern Minera- logie zu Rathe ziehend, kam er dabei, gleichzeitig mit einer ganzen Menge von Forschern auf solchem Boden, zu den wichtigen Schlussfolgerungen, dass ein guter Theil der erystallinischen Gesteine. der Gotthardmasse sedimentären Ursprungs, hauptsächlich aus der devoni- schen und der ältern Kohlenperiode sei und ihre jetzige, Structur einer Pseudometamorphose, d. h. einem lang- samen Umwandlungsprocess und zwar wesentlich auf nassem Wege, verdanke. Als Belege dieser Alters- schätzung gelang es ihm auch, directe Spuren von An- thraeit und von devonischen Versteinerungen nachzu- weisen. Selbst die Granite, nach alter Anschauung Eruptivgesteine par excellence, versuchte er in eruptive und in solche von sedimentärem Ursprung einzutheilen. Dieser langsamen Crystallisirung in Folge der chemischen Umwandlung der Gesteine wurde ein starker Antheil an den Kräften, welche die Hebung der Alpen zu Stande brachten, zugeschrieben. Dagegen — ein vielsagender Beleg für Müllers Freiheit von Schulanschauungen — war er geneigt, die Gestaltung des jetzigen Reliefs des Gebirges, seiner Thäler, Gipfel und Gräte grossentheils der Wirkung der Gesteinsverwitterung und des Wassers zuzuschreiben, wobei er allerdings ursprüngliche Spalten und Einsenkungen als Wegweiser der Erosion nicht aus- schloss. Dass dabei auch den so wichtigen Contactver- hältnissen zwischen Kalk und Gneiss, die an mehrern Stellen des Gotthardgebietes, wie am Fuss der Wind- RD De 77 e\ F N ) Ss gelle, im Meyenthal ete. zur Anschauung kommen, alle Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ist selbstverständlich. Ohne andere Hülfsmittel, als die ausserordentliche Ausdauer und Genauigkeit, mit welcher Müller selbst in den Alpen mit ihren zahllosen und oft höchst un- merklichen Veränderungen von Gesteinsstructur Stein um Stein untersuchte und auch jedes Körnchen prüfte, gelangte er dazu, viele Eigenthümlichkeiten alpiner Fels- arten mit blosem Auge aufzufinden und in ihrer Erschei- nungsform richtig zu erfassen, deren vollständige Be- stätigung und genauere theoretische Deutung seither vielfach nur der mikroskopischen Methode gelungen ist. Fügen wir diesen zwei Hauptaufgaben von Mül- lers wissenschaftlicher Arbeit noch die anderweitigen Gebiete bei, welchen er seine Aufmerksamkeit zuwandte, so gehört dahin einmal die Erscheinung der erratischen Blöcke, welchen er, sei es auf den Höhen des Jura, sei es am Nordrand desselben, sorgfältige Beachtung schenkte. Und wie es von einem so typischen Altburger Basels zu erwarten war, galt er überall als erfahrener und sach- kundiger Berather für Private und Behörden, wo es sich um Aufschluss über locale Fragen des Untergrundes handelte. Seine Gutachten über Steinkohlenbohrungen, über Grundwasserverhältnisse u. dgl. sind Muster sorg- fältiger und besonnener wissenschaftlicher Berichterstat- tung. Endlich darf nicht vergessen werden, dass Albr. Müller, wie er überall zu finden war, wo es sich um Verwendung seiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit im Dienste seiner Vaterstadt handelte, auch den von dem srössten Theil des Publicums kaum in billigem Maasse sewertheten Anstrengungen zu Gunsten öffentlicher Vor- träge in ehrenhafter Weise seinen Dienst zuwandte, in Form einer Reihe von wohlerwogenen Bernoullianums- — 46 — vorlesungen, „über die ältesten Spuren des Menschen in Europa, über den Gebirgsbau des Gotthard, über Meteorsteine, über das Wachsen der Gesteine“ u. s. f., die auch nachträglich ihren billigen Platz in der für die Schweiz publicirten Sammlung öffentlicher Vorträge ge- funden haben. Dass die nämliche Gewissenhaftigkeit und Treue, welehe Müller in seiner wissenschaftlichen Arbeit, wie in den ihm anvertrauten Leistungen an das naturhisto- rische Museum und an die naturforschende Gesellschaft kennzeichnet, auch in seinem Lehramt, während einiger Zeit an der Realschule, während fast vier Jahrzehnden an der Hochschule geltend machte, braucht kaum her- vorgehoben zu werden. Wenn es seinem Unterricht theils in Folge der Natur des Gegenstandes, theils von Hause aus an rednerischen Vorzügen gebrach, so verstand er es dafür vortreflich, durch sichere Beherrschung des Mitgetheilten und für den Zuhörer unmissverständliche Hingabe an seine Wissenschaft, demselben hohe Ach- tung sowohl für diese, wie für den Lehrer abzugewinnen. Auch in den öffentlichen Vorträgen gelang es ihm voll- ständig, den Anforderungen, welche das Verständniss- vermögen des Publicums zu stellen berechtigt ist, ge- recht zu werden, ohne dass deshalb das Vorgetragene an wissenschaftlicher Bedeutung Einbusse erlitten hätte. Namentlich aber darf Müller die Hingabe nicht ver- gessen werden, mit welcher er während langen Jahren — hierin ein Vorbild ehrenwerthester Art — es sich nie verdriessen liess, die von ihm angebotenen Lectionen durchzuführen, auch wenn sich dafür nur ein Paar Zu- hörer meldeten. Die Treue gegen sein Amt und gegen seine Wissenschaft ann immer seine Zuhörer fest- zuhalten. Von den Leistungen Müllers an das Gemeinwesen — 47 — soweit dieselben wissenschaftlicher Art waren, ist schon die Rede gewesen. Dass es bei einer so ächten Alt- Basler Natur auch an bürgerlichen nicht fehlte, bedarf kaum der Erwähnung. In jeder Richtung führen uns also die Leistungen des Verstorbenen ein höchst ehrenvolles und tröstliches Beispiel vor Augen, wie weit es tüchtige persönliche An- lage und eingeborner Impuls ohne grosse Unterstützung von Aussen, nicht etwa nur in bürgerlichen Leistungen, sondern auch — mindestens für gewisse Gebiete — und sogar ohne den ganzen Apparat vonäSchule und von vieljähriger akademischer Dienstzeit, auf streng wissen- schaftlichem Boden zu bringen vermag. So himmelweit auch Müllers Art von englischer oder amerikanischer Denk- oder Handlungsweise entfernt war, so steht er doch vor uns als Repräsentant der auf dem alten Con- tinent im Verschwinden begriffenen Race von self-made men, die sonst nur noch aus angelsächsischem Safte Blüthen treibt. Vor allem für Adepten aufirgendwelchem Wissensgebiet, die es so vielfach ohne unablässige Hand- reichung und Fingerzeig von Lehrern nicht mehr machen zu können vermeinen, ein ermunterndes Vorbild, und für die Bürgerschaft, aus deren Bereich irgendwie hinaus- zutreten er niemals begehrte, eine Aufforderung zu dank- barstem und achtungsvollstem Angedenken. Wissenschaftliche Pablicationen. (Niedergelegt, wo nicht andere Angaben gemacht sind, in den Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel.) 1849. Bemerkungen über das tesserale Crystallsystem. Ueber eine Eisenkiesdruse von Bretzwyl. 1850. Ueber Coelestincrystalle. 1854. Eisen- und Manganerze im Jura. Chlorkalium am Vesuv. 27 1855. 1856. 1857. 1859. 1860. 1862. 1863. 1864. 1865 1866. 1867. 1869. 1870. 1871. 1873. 1874. 1875. 1876. 418 — Pseudomorphosen vom Teufelsgrund im Münsterthal. Ueber die Kupferminen am Obern-See in Michigan. Geo- logische Beobachtungen ‘über das mittlere Baselbiet. Mit Profilen. Ueber einige Pseudomorphosen und A Anormale Lagerungs -Verhältnisse im Basler-Jura. Vorlegung der geognostischen Karte des Kantons Basel und der angrenzenden Gebiete. Mit Profilen. Geognostische Skizze des Kantons Basel, 49, mé Karte. Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Ueber die Wiesenberg-Kette im Basler-Jura, mit 6 Durch- schnitten. Ueber Saurierreste im bunten, Sandstein von "Riehen bei Basel. — Ueber neue Erwerbungen der Mineraliensamm- lung. und 1866. Ueber die crystallinen Gesteine der Umgebungen des Maderanerthales, mit Durchschnitten. — Alpen-Pano- rama von Höhenschwand, geologisch erläutert. Mit Pano- rama. Jahrbuch des 8. A. C. | x Catalog der schweizerischen Baumaterialien an der Aus- stellung in Olten. Eisensteinlager am Fuss der Windgelle. — Grundwasser und Bodenverhältnisse der Stadt Basel, mit Profilen. (Fest- schrift bei der Feier des 50jährigen Bestandes der natur- forschenden Gesellschaft in Basel.) Ueber die Umgebung des Crispalt, mit Tafel. — Ueber einige erratische Blöcke im Kanton Basel. Die Cornbrash-Schichten im Basler-Jura. Die Gesteine des Göschenen-, Gornern- und Maienthales. — Aelteste Spuren des Menschen in Europa. (Oeffentliche Vorträge.) Neue Erwerbungen der mineralogischen Sammlung. — Ueber Gesteinsmetamorphismus. Das Wachsen der Gesteine. (Sammlung öffentlicher Vor- träge.) Kleinere Mittheilungen über Granit von Fellithal, Gesteine der Vogesen, erratische Blöcke um Basel u. 8. f. — Der Steinkohlenbohrversuch bei Rheinfelden. — Der Gebirgs- bau des Gotthard. (Oeffentliche Vorträge.) Ueber Meteorsteine. (Oeffentliche Vorträge.) tg 1878. Anormale Lagerungsverhältnisse im westlichen Basler-Jura, A mit 6 Profilen. | 1880. Die Erzgänge. (Oeffentliche Vorträge.) 1884 Erwerbungen der mineralogischen Sammlung. Neuere Funde von fossilen Säugethieren in der Umgebung von Basel. Von L. Rütimeyer. Da es am Platze scheint, von Zeit zu Zeit als Er- gänzung früherer Zusammenstellungen !) von den Funden von fossilen Säugethieren in unserer Umgebung Notiz zu geben, so mögen hier folgende Erwähnung finden: Ueber den reichen Zuwachs zu der eocänen Säuge- thierfauna der Schweiz im Vergleich zu meiner frühern Arbeit über die fossile Fauna von Egerkingen (Neue Denkschriften der Schweiz. Naturf. Ges. Vol. XIX, 1867), gibt der vorstehende Aufsatz: „Uebersicht der eocänen Fauna von Egerkingen, * hinlänglichen Bericht. XXI. Mittel - Tertiär. 1886. Bei Court im Münsterthal, ein Astragalus von Dinotherium bavaricum aus den sogenannten Dino- 1) Ueber die Herkunft unserer Thierwelt, eine zoogeographi- sche Skizze. Basel, Georg. Mit einem Verzeichniss (pag. 52 u.f.) der fossilen und lebenden Säugethiere der Schweiz. 1867. Die Veränderungen der Thierwelt in der Schweiz seit An- wesenheit des Menschen. Basel, Schweighauser. 1875. 1890. 1886. 1887. 1889. — 421 — therium-Sanden der Jura-Molasse, von Herrn L. Rollier in St. Imier zugesandt. Aarau (Ochsen) und Erzgraben bei Küttigen (Kt. Aargau), Molasse. Palaeomeryx, mehrere Ar- ten, vorwiegend P. Scheuchzeri. Cainotherium commune. Rhinoceros minutus. Hyotherium Meis- neri? Steneofiber (Chalicomys) minutus. Plesictis sp. Amphicyon etc. in Gesellschaft reichlicher Ueberreste von Schildkröten verschiedener Art, von Crocodil, Dracaenosaurus, etc. Zugesandt von Herrn Prof. Mühlberg in Aarau. II. Kiesablagerungen und Höhlen. Riehen. Ein guter Theil eines Skeletes von Bos primigenius. Im Thallehm', etwa 3 Meter unter der Oberfläche. Leopoldshöhe. Zähne von Rhinoceros ticho- rhinus, im Kies bei Anlass des Bahnbaues Leo- poldshöhe - Schopfheim wiederholt gefunden von dem Grossherzoglich Badischen Ingenieur Herrn - Kern. Basel. In der Kiesgrube vor dem Steinenthor (Erdbeerengraben) ein vollständig erhaltener Un- terkiefer eines jungen Mammuth, vom löblichen Bau-Collegium übergeben. Wiehlen. Aus Lehmschichten überhalb des Steinbruchs sind seit Jahren von Zeit zu Zeit Mammuthknochen gebracht worden, von welchen oft mehrere so zusammenpassten, dass man schlies- sen durfte, dass dort ganze Skelete begraben waren. Von derselben Stelle ist 1889 ein ganzes Skelet eines Vorderfusses vom Rhinoceros ticho- rhinus, alle Knochen der Handwurzel noch in bester $ 1890. 1890. — 422 — Ordnung zusammenhängend, gebracht worden, was also für das Nashorn denselben Schluss ziehen lässt, wie für das Mammuth. In einer Hôhle des Kaltenbrunnenthales sammelte Herr Stud. Phil David Zähne von Renthier und Steinbock, wie sie bekanntlich in vielen Jurahöhlen vorkommen. Kiesgruben bei Olten-Hammer. Knochen von Renthier. Herr Dr. Christen in Olten. Kies am Rheinufer bei der Gasanstalt Basel ın 8 Meter Tiefe. Ein Atlas von Rhinoceros ticho- rhinus. (Baucollegium Basel.) In einem keineswegs erheblichen Vorrath von grösstentheils zerschlagenen Knochen, die aus einer Spalte des Jura bei der Ruine von Thierstein bei Büsserach zu Tage gefördert wurden, fand sich die folgende nicht unansehnliche Thiergesell- schaft vor. Den Knochen lagen Feuersteine, wo- von etliche wohl ohne Zweifel künstlich zuge- schlagen, bei, und auch einzelne Knochen zeigten unzweifelhafte Spuren von Bearbeitung durch den Menschen. Die Knochen gehörten zum grössten Theil dem Steinbock an, wovon namentlich auch zwei Schädel, der eine von ungewöhnlicher Stärke vorhanden waren. Von andern Thieren waren vertreten Renthier, Edelhirsch, Wildschwein, Bär, (brauner nicht Höhlenbär) Wolf, Fuchs, Luchs, :Wildkatze, Fischotter, Marder, Wiesel, Hase, Zie- sel (Spermophilus superciliosus, ein in der Höhlen- fauna von Frankreich und Deutschland wohl be- kanntes, dagegen vielleicht in der Schweiz zum ersten Mal gefundenes Thier, von merklich be- deutenderer Grösse als der in Ost-Europa noch weit verbreitete Ziesel). Endlich eine Anzahl — 4123 — von Vogelknochen, allem Anschein nach vornehm- lich von Raubvögeln, sowie einige wenige Knochen, ‘wohl späterer Zuthat, von Hausthieren, Ziege, Schwein etc. Auch Menschenknochen fehlten nicht, und namentlich war eine Fibula von ungewöhn- licher Stärke zu einem Pfriem zugespitzt. Auffallend kann erscheinen, dass der Stein- bock an dieser Fundstelle am stärksten vertreten war, das Renthier und allem Anschein nach nicht durch Zufall, in einem einzigen Stück. Ob hier- aus, wie aus der Anwesenheit des braunen statt des Höhlenbären auf eine spätere Periode dieser wohl hauptsächlich durch die Raubthiere besorg- ten Knochenablagerung als die der eigentlichen Höhlenfauna des Jura — in welcher sich sonst Höhlenbär, Renthier und Steinbock ungefähr das Gleichgewicht halten — sowie auf ein längeres Ausharren des Steinbocks im Vergleich zum Ren- thier geschlossen werden darf, mag dahin gestellt bleiben. !) 1) Während der Steinbock in den Alpen mindestens noch in vielen Ortswappen eine Rolle spielt (Graubünden [Kantons- und eine Anzahl von Orts-Wappen, Unter-Vatz, Val Tasna, Zizers etc.], Interlaken und vielleicht von daher auch Iseltwald, Gsteig, Ober- hofen, ferner Entremont, Anniviers etc.), scheint im Jura trotz dessen einstiger starken Vertretung daselbst, die Erinnerung an ihn nicht bis in die Wappenzeit gereicht zu haben. In jurassischen Orts- wappen figurirt nur noch selten der Bär (Bärenfels, St. Ursanne ete.), das Wildschwein (Pruntrut), das Reh (Thierstein, Farnsburg etc.) Am ansehnlichsten wusste sich unter wilden Thieren durch die ganze Schweiz in der Wappenchronik der Bär Platz zu schaffen (Bern, Ober-Simmenthal. Orsieres im Wallis etc., und vor allem reichlich im Appenzellerland, wo er in wenigen Ortswappen fehlt). Viel spärlicher erscheint der Wolf (Wolfhalden, Kt. Appenzell, Wülf- I RR PT, pe se lingen, Kt. Zürich, Courgevaux [Gurwolf], Kt. Freiburg); der Biber (Männedorf, Kt. Zürich ?), dazu aber bekanntlich sehr häufig in vielen Orts- und Fluss-Namen; die Gemse (Gambs, Kt. St. Gallen, —- Wiesendangen, Kt. Zürich, obgleich der Dorfnamen vom Wisent oder Bison „Wisanteswangen“ entlehnt ist); der Hirsch (Heiden, Reute, Anwyl, Kt. Appenzell, Glattfelden, Kt. Zürich); das Wild- schwein (Ebersberg, Kt. Zürich, Berg am Irchel) u. s. f. Wie ver- dächtig die Heraldik als Thierchronik sein kann, beweist freilich vor allem der Steinbock, der selbst im Wappen von Interlaken je nach dem Zeichner wie ein zottiger Geissbock erscheint, obschon die im Stadthaus von Untersee’n prangenden Steinbockhörner ge- nügend Zeugniss ablegen, dass ersterem und nicht letzterem die Ehre zukömmt, Wappenthier zu sein. Zuverlässigere als diese heraldischen Documente über das Hinschwinden der einst in der Schweiz einheimischen Thierwelt suchte ich zusammenzustellen in der „Untersuchung der Thier- reste aus den Pfahlbauten der Schweiz“. (Mittheilungen der anti- quar. Gesellschaft in Zürich, Vol. XIII. 1860. Seite 35 u. ff.) r x K à ie N à % à % pe dre Be na nn Bell cn dada ete 2 aka à. Le dE he ar nuit N q | | . 1 l i ; Die zweite zoologische Excursion an die Seen des Rhätikon. 23. Juli bis 15. August 1890. Von F. Zschokke. Die Fortsetzung der im Sommer 1889 begonnenen faunistischen Studien führte uns im Juli und August 1890 wieder an die stillen Hochgebirgsseen des Rhätikon, der als gewaltige Felskette, bald zu stolzen Basteien sich aufthürmend, bald zu tief eingeschnittenen Scharten sich niedersenkend, das österreichische Montafun vom schwei- zerischen ‘Prättigäu trennt. Meine Begleiter für die zoologische Ferienfahrt in die Alpen waren die Herren A. Bischoff, W. de Coulon, H. Karcher, W. Schiess, A. Staehelin, F. Suter und E. Veillon, sämmtliche Stu- denten der Medizin an der Universität Basel. Der erste Theil der Excursion war der wiederholten Untersuchung der drei kleinen Sulzfluhseen gewidmet, die schon im vergangenen Jahr unsern Besuch erhalten hatten; der zweite Theil galt dem hochgelegenen Wasserbecken des Lünersees, das am Nordhang der Scesaplana in einer Alpenlandschaft von wilder und ernster Schönheit sich ausdehnt. Verhältnissmässig günstige Witterung förderte unsere Arbeit, so dass die Ausbeute diejenige des Vorjahres « < > — 426 — quantitativ und qualitativ weit übertraf. Hatten wir 1889 etwa sechzig Thierformen als Bewohner der Rhätikon- seen kennen gelernt, so fiel uns diesmal die doppelte Artenzahl in die Hände. Der ungewöhnlich zeitig ein- tretende Frühling, der in jenem Gebirgsabschnitt nach einem relativ milden Winter die Seen schon im April und Mai ihrer Eisdecke entledigte, mag auf die besonders auch an Individuen auffallend reiche Bevölkerung unserer Wasserbecken nicht ohne Einfluss geblieben sein. Es liegt in der grossen Bereicherung der faunistischen Listen der Rhätikonseen ein neuer Hinweis darauf, dass es wiederholter und gründlicher Untersuchung bedarf, um die Thierwelt einer auch noch so eng begrenzten Loka- lität erschöpfend kennen zu lernen. Ist so die rein faunistische Seite der Excursion sehr befriedigend aus- gefallen, so haben sich auch neue Ausgangspunkte für biologische Fragen ergeben. Alles ist geeignet, uns das ursprüngliche Programm aufrecht erhalten zu lassen und uns zu bestimmen, die Seen des Rhätikon zu zoologischen Zwecken in den nächsten Jahren zu verschiedener Zeit wiederholt aufzusuchen. Die am Schlusse dieses Berichtes. beigefügten Listen mögen unsere im Sommer 1890 er- worbenen Kenntnisse von der Zusammensetzung der Thier- welt der vier untersuchten Seen wiedergeben; für jeden einzelnen mögen die folgenden Zeilen ein gedrängtes faunistisch-biologisches Bild bieten. Das Nöthige über Lage und äussere Verhältnisse der Sulzfluhseen findet sich in den früheren Publikationen (100, 101, 102). Den Herren Dr. A. Poppe in Vegesack und F. Könike in Bremen bin ich zu besonderem Dank verpflichtet, da von ihnen in zuvorkommendster Weise die gesammelten Copepoden und Hydrachniden bestimmt wurden. | — 427 — Der in tiefen Felsschranken liegende See von Partnun verlor im Frühjahr 1890 die zusammenhängende Eis- decke ausnahmsweise schon Mitte April; gegen Ende desselben Monats war er vollkommen eisfrei, ein Zustand, der gewöhnlich erst Ende Mai oder Anfangs Juni ein- tritt. Es scheint sich der Wasserspiegel im November 1889 geschlossen zu haben; das Niveau des Sees sinkt zu dieser Jahreszeit in Folge des Gefrierens und Ver- siegens der Zuflüsse so tief, dass auch der Ausfluss während der ganzen kalten Jahreszeit unterbrochen bleibt. Schnee lag im Winter 1889/90 in Partnun sehr wenig. Alle günstigen Umstände — frühes Frühjahr, wenig Schmelzwasser — traten also zusammen, um den See rasch und ausgiebig zu durchwärmen. Dass die Entwicklung organischen Lebens dadurch gefördert wurde, bewies uns schon die reiche Vegetation grüner Algen, die viel üppiger als im Vorjahr besonders den seichten Nordabschnitt des Sees erfüllte. Von höheren Wasser- pflanzen war häufig der Ranunculus Drouetii, Schultz. Die Temperatur, im Mittel höher als 1889, schwankte immerhin in ziemlich weiten Grenzen. Als Minima wurden beobachtet im See selbst 7° und 8° C.; im Maximum wurde erreicht 13° C., am Abend des warmen gewitterigen ersten August. Die zahlreichen Aufzeichnungen ergeben einen Mittel- werth von 11° C. (Maximum 1889: 10,5° C., Mittel 9,75° ©.) Im Allgemeinen waren die nördlichen Theile des Sees immer etwas kälter als die südlichen. Nach unten scheint die Temperatur ziemlich rasch abzunehmen, schon 3,5 Meter unter der Oberfläche sinkt sie um einen Grad. Sehr rasch erwärmen sich die beiden grösseren, west- lichen, von den Flanken der Sulzfluh herströmenden Zuflüsse. Für den einen lagen die Temperaturgrenzen bei 5 und 9,5° C., für den andern bei 5 und 13%. Der — 428 — am Grubenpass entspringende Bach, der sich am Nordende in den See ergiesst, versiegte wenige Tage nach unserer Ankunft, nachdem seine Temperatur von 8 auf 11° gestiegen war. Der dem See entstammende Schanielenbach erreichte Minima von 9, Maxima von 12,5° C. Mit den Wassermessungen gleichzeitig aufge- nommene Bestimmungen der :Lufttemperatur bewegten sich von 7 bis 17° C. | Mit Fischen erwies sich der See von Partnun relativ reich bevölkert; Cottus gobio, L., und Phoxinus laevis, Ag., fehlten nirgends. Von ersterem wurden häufig auch Eier und kaum dem Ei entschlüpfte Junge gefangen. Das Wasserbecken sollnach Planta-Reichenau (77) zwei- mal mit Forellen besetzt worden sein und der zweite Ver- such ein günstiges Resultat ergeben haben. In der That beobachteten wir wiederholt schöne Exemplare von Trutta fario, L., die bis nahe an die von der Sonne bestrahlte Oberfläche emporstiegen. | Wenige ausgewachsene Frösche (Rana vomporandt, 1) vertraten die Amphibien. Viel reicher und mannigfaltiger als im nasskalten August 1889 war diesmal das Gestade belebt. Besonders stellten sich zahlreiche Insekten ein, die wir früher nicht gefunden. Immerhin übertrifft die Insektenwelt des hoch, aber offen und sonnig gelegenen Sees von Gar- schina an Arten — und vorzüglich an Individuenreich- thum — Partnun noch bedeutend. Auf dem Wasserspiegel liefen vereinzelt Hydrometra paludum, Fab., und Hydrometra thoracica, Schml., erstere nach Herrich-Schäffer (36) und Burmeister (14) eine weitverbreitete und gemeine Art, letztere nach den- selben Autoren und Fieber (24) vereinzelter vorkom- mend. Es steigen die behenden und räuberischen Wasser- läufer überhaupt hoch in’s Gebirge. Frey-Gessner DE Sat ae Inland nn une TE zu im a a … — 429 — (26) bemerkt speziell in Bezug auf bündnerische Ver- hältnisse: „Wo nur immer in den Alpen ein Tümpelchen sich findet, gleiten gewiss solche Hydrometren darauf herum.“ Bei Sedrun fand unser Gewährsmann die Hydro- metra Costae, H. $., im Juli und August bis zu 2100 m. Höhe. Unter den Steinen des Ufers, besonders da, wo Zu- flüsse in den See sich ergiessen, wohnen zahlreiche In- sektenlarven. Da haust mehr vereinzelt die schöne Larve von Heptagenia longicauda, Vayss., mit deren Entwicklung uns Vayssiere (89) bekannt gemacht hat, neben zahlreichen Jugendstadien von Nemura nitida, Pictet, N. variegata, Oliv., und Capnia nigra, Pic. Häufig ist auch die weitverbreitete Gebirgsbewohnerin Perla alpina, Pict., die nach Pictet (75) in den Alpen von den tiefsten Thälern bis zum ewigen Schnee emporsteigt. Das aus- gewachsene Thier fliegt im Juli und August. Eine sehr bewegliche Eintagsfliegenlarve, die im klaren Wasser des Ufers sich lebhaft tummelte und bei Verfolgung als- bald unter dem Geröll schützende Verstecke aufsuchte, scheint der nach Pictet (76) wohl in ganz Europa ver- breiteten Chlo& Rhodani, Pict., nicht ferne zu stehen. Auch Rhyacophila vulgaris, Pict., zeigte sich wieder in mässiger Verbreitung hauptsächlich in den Zuflüssen. Es ist diese Art im Allgemeinen den Hochthälern nicht fremd (72). . Ausser den Larven, die in Zeichnung von Kopf und Prothorax von den typischen Exemplaren etwas abwichen, fielen uns wiederholt die leeren Nymphen- gehäuse in die Hände. Von eigentlichen Köcherfliegen ist hauptsächlich verbreitet die Phryganea pilosa, Oliv. _ Anfangs August beherbergte der Partnunersee ihre Larven und zum Ausschlüpfen bereiten Nymphen, während in der Ebene das geflügelte Insekt schon Mitte Juli sich HU an den Ufern von Bächen und Teichen tummelt. Seltener waren Chaetopteryx villosa, Fab., die erst im September fliegt, also für Hochgebirgsverhältnisse geeignet ist, und Goniotaulius flavus, Klti. Alle diese Phryganiden bauen ihre Gehäuse vorzugsweise aus mineralischen Bestand- theilen auf. Der Untergrund des Sees von Partnun bietet ihnen erwünschtes Baumaterial in Hülle und Fülle, während rein auf Pflanzenbestandtheile angewiesene Arten hier schwerer befriedigt werden könnten. Phryganea pilosa, Oliv., scheint sich speziell im Hochgebirge wohl zu fühlen. Sie wurde von uns auch erbeutet in Brunnen am Schollberg (1962 m.) und am Plasseckenpass (2250 ın.) in rasch fliessenden Bächen, begleitet von Heptagenia longicauda, Vayss., Nemura variegata, Oliv., und nicht näher bestimmbaren Käferlarven. Von Wasserkäfern liessen sich nur sehr vereinzelte Exemplare eines Hydroporus, der vielleicht mit dem nach Heer (34) im Lac de Joux sehr selten vorkommenden H. castaneus, Heer, zu ver- einigen ist, fangen. Diese verhältnissmässig reiche In- sektenwelt des Partnunersees wird noch vermehrt durch ein stattliches Contingent von jungen Dipteren. Vom Ufer bis in die grösseren, nur der Dredge zugänglichen Tiefen tummeln sich wenigstens drei Arten von Chiro- nomuslarven. Die beweglichen, oft bunt roth gefärbten Thierchen leben frei oder in selbst gefertigten Röhren; einzelne hatten sich bereits zu Nymphen umgewandelt. Mehr littoral scheinen zwei Formen von Tanypus ver- breitet zu sein; auch die letztes Jahr schon sporadisch gefundene grosse Tipulalarve war diesmal unter den vom Wasser gerade noch bespülten Steinen des Ufers recht häufig. Endlich seien noch erwähnt verschiedene ganz unbestimmbare Larven und Puppen von Dipteren. Ein recht interessanter Fund ist die Entdeckung von Sperchon glandulosus, Könike, jener eigenthümlichen Hydra- — 41 — chnide, in den Seen von Partnun und Tilisuna Kö- nike (55) fand das Thierchen zuerst in wenigen Exem- plaren in der grossen und kleinen Iser, kalten Berg- flüssen des Riesengebirges. Später traf Barrois (7) dieselbe Form wiederholt in schäumenden, steinigen Bergbächen der Azoren, deren Temperatur 14,5 bis 15,5°C. betrug. In den wärmeren Kraterseen fehlte die Wassermilbe vollkommen. Sie steigt auf den Azoren vom Meeresspiegel an bis zu 800 m. Höhe. Wie das zarte, gegen jede Temperaturerhöhung so empfindliche Thier auf die Azoren gelangt ist, bleibt einstweilen eine offene Frage, die auch von Jules de Guerne im einer note additionnelle zu seiner schönen Schrift über die niedere Thierwelt jener Inselgruppe nicht beant- wortet wird (27). Das Material von Partnun und Tilisuna enthielt nun nach der gütigen Mittheilung von Könike, einzelne Exemplare von Sperchon, so dass die kalten Hochgebirgs- seen des Rhätikon als dritter Fundort der wenig be- kannten Hydrachnide zu verzeichnen sind. Lebertia tau-insignitus, Lebert, belebt besonders häufig den sandigen Seegrund des Südendes, in der Tiefe von einigen Metern. Als regelmässige Uferbewohner müssen noch genannt werden die Limnaea truncatula, Müll., und die seltener sich findende. Varietät Z. ventricosa, Mogq. Tand. L. truncatula ist bekanntlich die einzige richtige Hochgebirgsform unter den Limnaeiden. Am Stein (1) kennt für sie eine ganze Reihe bündnerischer Standorte; in der Nähe unseres Gebietes speziell die Umgebung von Klosters und einen Brunntrog des Sprecherischen Gutes zu Luzein. Die zwei Pisidien des letzten Jahres wurden diesmal etwas häufiger gesammelt, Pisidium fos- sarinum, Cless., längs des Ufers, P. Foreli, Oless., gewöhn- lich etwas tiefer. Letztere Form zeigte in einzelnen In- — 432 — _ dividuen leichte Anklänge an P. nitidum, Jenyns. Die freilebenden Nematoden sind in Partnun durch Trilobus pellucidus, Bast., und durch die von Bütschli be- schriebene Monhystera crassa (15) vertreten. Erstere Form ist ein gewöhnlicher, sich lebhaft bewe- sender Bewohner des süssen Wassers (15, 19). Von ‘ den halbparasitischen Fadenwürmern fanden wir ein schönes Exemplar von Gordius aquaticus, Duj., der nach Villot in ganz Europa und wohl auch in Nord- amerika zu Hause ist (91). Die verschiedensten Tiefen des Sees bewohnt Mermis aquatilis, Duj., die einzige Wasserform dieser Gattung. Im Genfersee kennt sie Bugnion (13) aus Tiefen von 2 bis 80 m. An Dip- terenlarven, die sehr wahrscheinlich eine Rolle als Wirthe der jungen Mermis spielen, ist bekanntlich in Partnun kein Mangel. Einer schriftlichen Mittheilung von Za- charias entnehme ich, dass M. aquatilis auch in den Seen des Riesengebirges vorkommt, deren Fauna mit der Thierwelt der Rhätikongewässer überhaupt mehr als eine‘ Aehnlichkeit aufweist. Be Wie dort findet sich auch in Partnun sehr häufig die dunkle Planaria alpina, Dana, (Pl. abscissa Jjima), und beide weit von einander abliegenden Lokalitäten haben den eigenthümlichen Monotus lacustris, Zach., ge- meinsam. Ueber faunistische und biologische Eigen- thümlichkeiten beider Turbellarien soll weiter unten ge- handelt werden. Planaria alpina sucht Schutz unter den Steinen des Ufers, wo sie oft massenhaft vorkommt, hin und wieder begleitet von der Planaria subtentaculata, Dug., während Monotus hauptsächlich die grüne Algenwiese des nördlichen Seeabschnittes aufsucht. Er findet dort die Gesellschaft verschiedener anderer rhabdocoeler Tur- bellarien, die leider noch nicht definitiv bestimmt werden konnten. Häufig ist besonders ein grünlich gefärbtes he PR a nn Fi rt ine ag Mesostoma, Dug. Aber auch zahlreichen Vertretern anderer Thiergruppen, die uns im Sommer 1889 voll- kommen entgangen waren, begegnet man in den Algen- massen. Neben Macrobiotus macronyx, Duj., nach Plate (78) der einzigen Süsswasserform unter den Tardigraden, finden dort hauptsächlich Rotatorien zusagenden Auf- enthalt. Es sind speziell die Formen Euchlanis dilatata, Ehrb., Eosphaera elongata, Ehrb., Notommata aurita, Ehrb. und Monocerca bicornis, Ehrb., die sich in jenem See- ende wohl befinden. In dem Werk von Ehrenberg (22), wie auch in der schönen Arbeit von Hudson und Gosse (40) werden diese vier Arten als weitverbreitet und nicht selten bezeichnet. Sie scheinen recht resistenz- fähig zu sein und sich so als Gebirgsbewohner gut zu eisnen. Æosphaera digitata, Ehrb., die wir in Tilisuna fanden, geht in Sibirien bis nach Tobolsk, Euchlanis di- latata fand Ehrenberg (22) bei Danzig und Berlin zu allen Jahreszeiten, auch im Winter unter dem Eise zwischen Conferven und Lemna. Notommata aurita kennt derselbe Forscher als sehr gemein in England, bei Kopen- hagen und Berlin, zwischen Conferven und Meerlinsen, besonders häufig im März und April, auch im Februar unter dem Eise. Dieselbe Art bewohnt übrigens auch den sehr kalten Brunnen vor dem cn zur Sulzfluh auf der Partnuneralp. Doch damit ist der Reichthum des Sees von Partnun an Rotatorien noch nicht erschöpft. Seine Oberfläche ist besonders Nachts belebt von zahlreichen Individuen der weit verbreiteten, eigenthümlich gestalteten Arten Anurea cochlearis, Gosse, und Notholca longispina, Kellicott. In ihrer Gesellschaft tummeln sich nächtlich unzählbare Schaaren der Daphnia longispina, Leydig, des Cyclops strenuus, Fisch., und des Diaptomus baccillifer, Kölbel. Alle diese pelagischen Crustaceen waren nur theilweise ge- 28 — 434 — schlechtsreif; vom. Diaptomus, der sich durch schöne rothe Färbung auszeichnete, zeigten sich besonders wenig voll- kommen reife Weibchen und Männchen und auch die Cyelopiden waren, nach der gütigen Mittheilung von Poppe fast nur jugendliche, vor der letzten Häutung stehende Exemplare. Daphnia longispina machte die Gross- zahl der pelagischen Heerschaaren aus, ihre. Weibehen trugen zum Theil: bereits Wintereier. Auch Dinobryon sertularia, Ehrb., stellt sich in dieser schwimmenden und schwebenden Thierwelt von Partnun ein, die so nach Arten ziemlich mannigfaltig, nach Individuen ausser- ordentlich reich ausfällt. Nach wenigen Zügen bildete sich im Grunde des feinen Netzes eine gelatinöse, nur aus pelagischen Organismen bestehende Masse. Nach der übereinstimmenden Ansicht von Poppe und Richard, die die Güte hatten das Copepoden- material aus den Rhätikonseen anzusehen, ist der Part- nuner Diaptomus, den wir auch im Lünersee wiederfinden werden, D. baccillifer, Kölbe. Der Fortsatz am dritt- letzten Glied der weiblichen ersten Antenne sei, so schreibt Poppe, bei den Rhätikonexemplaren etwas kürzer, als bei den typischen Individuen von D. baccillifer. Doch varürt dieser Fortsatz nach der Mittheilung von Richard. An einem männlichen Exemplar von Diap- tomus fand Poppe eine interessante en: Miss- bildung. Auf seinen Wunsch erhielt auch O.E. Imhof Co poden aus dem Rhätikon zugesandt. Er hält die soeben besprochene Form für seinen Diaptomus alpinus. Ufer- und grundbewohnend sind in Partnun zwei Ostracoden: die lebhafte und räuberische Cypris com- pressa, Lilljeb., und in geringerer Zahl die Cypris candida, Zenker, ausgezeichnet durch den schönen Perlmutterglanz der trockenen Schalen. Zenker (99) führt sie als weit- — 45 — verbreitete Schlammbewohnerin an. In grösster Menge vom Ufer bis in die tieferen Gründe sich wagend, treibt sich der Kosmopolit Chydorus sphaericus, O. F. Müll., herum, häufig begleitet vom verwandten Zynceus rostratus, Lälljeb. Letztere Art ist 1889 unrichtig als Zynceus quadrangularis, O0. F. Müll., bezeichnet worden. Als Dritten im Bunde muss man den hübschen nur in wenigen Exemplaren erbeuteten Acroperus leucocephalus, Koch, anführen. An anderen Lokalitäten ist letztere Form durchaus nicht selten. Fischer fand ihn sehr häufig in Russland, Leydig (58) massenhaft im Bodensee. In der Nor- mandie gehört Acroperus leucocephalus nach Moniez (62) mit Cypris candida, C. compressa, Anurea cochlearis, Daph- nia pulex, D. longispina und Chydorus sphaericus zu den gemeinsten Bewohnern des süssen Wassers. Dieselbe Thiergesellschaft ungefähr, vermehrt durch die Gegen- wart von Niphargus puteanus, Koch, belebt auch die Ge- wässer der Umgebung von Lille (61). In Deutschland wurde Acroperus z.B. von Zacharias (94) in den Seen des Riesengebirges gefunden. Die Anneliden sind im See von Partnun nicht selten. Die beiden weithin bekannten Schlammbewohner (38) Lumbriculus variegatus, O. F. Müll:, und Saenuris variegata, Hoffm., beleben Ufer und Grund des Wasserbeckens. Eine seltener hier wie in Tilisuna vorkommende Zum- briculusart konnte nicht näher bestimmt werden. Ver- einzelte Exemplare von Bythonomus Lemani, Grube, scheinen alle Tiefen des Sees zu bewohnen. Besonders bezeich- nend aber ist der Umstand, dass in Partnun, wie in allen untersuchten Rhätikonseen, Saenuris velutina, Grube, ein typischer Bewohner der tiefen und tiefsten Schichten der subalpinen Seen, in grosser Zahl das Ufer bevölkert. Von Infusorien wurden wiederum nur. festsitzende Arten bestimmt. Vorticella microstoma, Ehrb., überzog — 436 — häufig die verschiedenen Chironomuslarven; Opercularia nutans, Ehrb., war ausserdem auch auf Hydrachniden angesiedelt, während Cothurniopsis vaga, Schrk., sich mehr : vereinzelt von Zynceus rostratus umhertragen liess und einzelne Exemplare von Cyclops strenuus mit einer nicht näher bestimmbaren Art von Cothurnia behaftet waren. Die Zahl der im Sommer 1890 im Partnunersee auf- gefundenen Thierarten beträgt 65, während im Vorjahr kaum die Hälfte, nämlich 32 Formen erbeutet wurden. Von diesen 32 wurden 1890 neun mit Sicherheit nicht mehr nachgewiesen. Für das kleine im Felskessel zwi- schen Sulzfluh und Scheienfluh liegende Wasserbecken sind also über 70 Arten thierischer Bewohner bekannt. Und noch dürfte die Liste nicht erschöpft sein; Unter- suchungen zu verschiedenen Jahreszeiten werden wohl auch kleine Abweichungen in der Zusammensetzung der Fauna ergeben. Von Seite der Protozoen, Rotatorien und rhabdocoelen Turbellarien ist noch manche Bereiche- rung zu erwarten. Die Individuenzahl vieler vorkommender Arten ist eine sehr bedeutende. Von grösseren Gruppen, die in. anderen Rhätikonseen vertreten sind, fehlen in Partnun vorläufig ganz: Amoebina, Helioza, Archhydrae, Hiru- dinei, Amphipoda, Neuroptera, Bryozoa. Nur schwach ‚angedeutet sind die Käfer, während die übrigen Insekten, sämmtliche Wurmgruppen, die Entomostraken und In- fusorien sich einer verhältnissmässig reichen Vertretung erfreuen. Die genaue Höhenlage des Sees von Tilisuna beträgt 2102 m., seine Länge etwas über 300, die Breite circa 150 m. Das Seebecken hat sich, wie dasjenige von Part- nun, im Herbst 1889 Ende Oktober oder spätestens in — A3T — den ersten Tagen November geschlossen und im Früh- jahr 1890 ganz ausnahmsweise früh, nämlich schon Ende Mai, wieder geöffnet. Meist wird der Seespiegel erst Ende Juni von seiner Eisdecke befreit und noch im Juli schwimmen oft Eisstücke auf ihm herum. Das späte Auffrieren gegenüber dem Partnunersee erklärt sich durch den Umstand, dass auf dem gefrorenen See von Tilisuna gewaltige Schneemassen zusammengeweht wer- den. Nach der Mächtigkeit dieser Schneemassen richtet sich die Epoche des Auffrierens, die nach dem schnee- armen Winter von 1889/90 verhältnissmässig früh ein- trat. Am 24. Juli betrug die Temperatur des Sees an verschiedenen Stellen 10 bis 12° O., während sie am 31. Juli und 1. August bereits auf 13 bis 15° ange- stiegen war. Die Zuflüsse, deren der See ‚besonders von Süden her drei stärkere erhält, zeigten 14 und 15° C., die Luft- temperatur gieng von 14 bis 17,5° C. .Die Wärme des Wassers übertraf also wiederum die im Partnunersee constatirte und war viel bedeutender als letztes Jahr. Der See von Tilisuna durchwärmt sich rasch und leicht, ein Umstand, der wie die Wärmedifferenz zwischen Partnun und Tilisuna seine Erklärung in der im letzten Bericht (100) geschilderten topographischen Lage beider Lokalitäten findet. Diesem Bericht wäre etwa noch bei- zufügen, dass ein grosser Theil des Südufers, dort wo die Zuflüsse sich in den See ergiessen, wegen sumpfiger Beschaffenheit unzugänglich ist. Im nördlichen Theil ist das Wasser reichlich mit Characeen durchwachsen. Die Bevölkerung des Sees setzt sich aus ziemlich zahl- reichen Arten zusammen, von denen aber nur wenige in bedeutender Individuenfülle auftreten. Eine starke Uebereinstimmung mit der Fauna von Partnun lässt sich nicht leugnen, indem nicht weniger als vierzig Formen — 438 — beiden Lokalitäten gemeinsam sind. Im Gegensatz zum relativ thierarmen See bieten seine sonnigen Zuflüsse zahlreichen Planarien und einem Heer von Insekten- larven, die rasch fliessendes Wasser lieben, passende Unterkunft. Die Wirbelthiere finden in Tilisuna eine an Indivi- duen reiche Vertretung in Rana temporaria, L., Cottus gobio, L., und Phoxinus laevis, Ag. Mit der vielfach im- portirten Forelle gehen die beiden ebengenannten Fische in der Schweiz am höchsten ins Gebirge. Nach Fatio (23) kommen sie zwischen 2200 und 2500 m. noch allein vor. Von Fredericella sultana, Gerv., die wir in der zweiten Hälfte August 1889 in so üppiger Entwicklung den See durchwachsen sahen und bei der damals die Statoblasten- bildung in vollem Gange war, trafen wir bei unserem Besuche im Juli 1890 nur die ersten schwachen Anlagen der Stöckchen. Am ersten August war die Kolonien- bildung schon wesentlich weiter geschritten. Offenbar geht die Bryozoenentwicklung im Hochgebirgssee sehr rasch vor sich. Spät baut sich aus den Statoblasten der Thierstock auf, der sehr bald die definitive Form an- nimmt, um früh wieder die Dauerstadien zu bilden, die nun ein langes latentes Leben führen. Am häufigsten leben unter dem Ufergeröll des Sees noch gewisse Anne- liden; es sind Saenuris velutina, Grube, Bythonomus Lemani, Grube, Lumbriculus variegatus, O. F. Müll., und selten der auch in Partnun gefundene, unbestimmbare Lumbriculus. Planaria subtentaculata, Dug., und PI. alpina Dana ver- treten auch hier die dendrocoelen Turbellarien. Be-. sonders letztere ist im See und den Zuflüssen massenhaft verbreitet. Wir fanden sie überhaupt in allen Bächen, Tümpeln und Seen des Rhätikon, je nach der Färbung des Untergrunds in weisser, brauner, grauer, schwarzer\V arietät. Die jungen Thiere zeichneten sich im Allgemeinen durch — 439 - hellere Farbe und schwache Entwicklung der Augen- flecke aus. Von rhabdocoelen Formen erkannten wir nur ein Mesostoma, spec., Dug. Es dürfte ihre Zahl übri- sens bedeutender sein, haben doch diese Thiere nach Zacharias (95) gerade in Hochseen eine reiche Ver- tretung. Mermis aquatilis, Duj., kommt mässig häufig vor; neben ihr lebt vereinzelt im Sand Trilobus gracilis, Bischli. eine Form, die nach den Kennern freilebender Nematoden, Bastian, De Man und Bütschli (9,15,19) im Schlamm fliessender und stehender, süsser und brakischer Ge- “wässer nicht selten ist. Schwach vertreten sind in Tili- suna die Rotatorien; neben der Euchlanis dilatata, Ehrb., konnte einzig noch Be digitata, Ehrb. ‚nachgewiesen werden. | Auch in Tilisuna lebt vereinzelt der seltene een glandulosus, Könike, begleitet von der für unsere Hoch- seen geradezu typischen Zebertia tau-insignitus, Lebert. Besonderes Interesse verdienen, nach einer gütigen Mit- theilung von Könike, sechsfüssige Hydrachnidenlarven, die in Tilisuna und am Lünersee an einer Phryganiden- larve schmarotzend aufgefunden wurden. Junge Wasser- milben sind bis jetzt als Parasiten nur an Wasserkäfern, Hemipteren und Mückenlarven (Chironomus) nachgewiesen worden. Leider können nach dem heutigen Stand un- serer Kenntniss der Hydrachnidenentwicklungsgeschichte die sechsfüssigen Larven nicht bestimmt werden. Ein Exemplar von Trombidium plancum, C. L. Koch, das sich mit unter dem Material vom Tilisunasee befand, ist wohl nur zufällig ins Wasser und nahe dem Ufer in’s Netz gerathen. Als Fundort werden für diese Form feuchte Bergwiesen angegeben. Solche Funde sind übrigens nicht vereinzelt. Moniez (66) traf zwei Arten von Land- — 40 — acariden in sieilianischen Gewässern und Trombidium fus- cum in Brunnen von Helgoland und England. Die pelagische Thierwelt ist in Tilisuna nur schwach entwickelt. Ihre Arten- und Individuenzahl scheint ge- ring zu sein. | Nach dem Ergebniss unserer nächtlichen Netzzüge war sie im Juli und August nur zusammengesetzt aus Dinobryon sertubaria, Ehrb., wenigen ganz jungen Exem- plaren von Daphnia longispina, Leyd., und zahlreicheren ebenfalls noch unreifen Cyclops strenuus, Fisch. Aus dem vielgestaltigen Heer der Entomostraken bewohnen Ufer und Grund des Sees von Tilisuna die wohlbekannten Lynceus rostratus, Lilljeb., ®hydorus sphaericus, O. F. Müll., und Cypris compressa, Lilljeb., alle nur in mässiger Zahl. Dazu kommt in der Tiefe des Sees verhältnissmässig häufig die sonst seltene Macrothrix laticornis, Lilljeb. Poppe (79) kennt diese Form als ziemlich seltene Be- wohnerin des Grundes klarer Gewässer im nordwestlichen Deutschland; auch in Frankreich kommt sie nach Mo- niez (62) und Richard (81) nur in spärlicher Zahl an vereinzelten Lokalitäten vor. Eine verwandte Art, M. hirsuticornis, bewohnt den Silsersee im Oberengadin. Jurine eitirt unsere Form aus der Umgebung von Genf, Fischer von Zarskoje-Selo, Lilljeborg (59) aus Skandinavien, während Leydig (58) sie nicht aus eigener Anschauung kennt. Macrobiotus macronyx, Duj ist in den Charamassen von Tilisuna nicht selten. Genau dieselben Orthopteren wie in Partnun beleben auch die Bäche und theilweise den See von Tilisuna. Es sind Nemura variegata, Oliv., N. nitida, Pictet, Perla alpina, Pictet, Capnia nigra, Pictet, Heptagenia longicauda, . Vayss., und Chloö Rhodani, Pictet (2). Mit Partnun ge- meinsam ist auch Rhyacophila vulgaris, Pictet, die Kole- nati (54) als ,arctica et alpina“ bezeichnet und die in di fast ganz Europa sehr häufig sein soll. Die Hochthäler scheint sie mit Vorliebe aufzusuchen (72). Zwei Phry- ganeenlarven mit Steingehäusen, P. pilosa, Oliv., und P. mixta, Pictet, finden in den klaren, raschfliessenden Bächen von Tilisuna, und wohl auch am Seeufer, pas- sendes Material zum Röhrenbau. Da sie erst im Juli auszuschlüpfen pflegen, ist eine weitere Bedingung zu ihrem Gedeihen im Hochgebirge erfüllt (72). Ausser Chironomus plumosus, L., fanden sich im Tilisunersee noch fünf andere Larvenarten desselben Genus, die zusammen mit zwei Larven von Tanypus, einer von Tipula und einer unbestimmbaren Puppe, die sehr starke Ver- tretung der Dipteren ausmachen. Eine der Chironomus- larven ist bemerkenswerth durch ihre pelagische Lebens- weise und ihre pelagischen Eigenschaften. Neben dem Pisidium fossarimun, Cless., beherbergt der See von Tili- suna P. nitidum in der Varietät lacustris, Cless., sowie P. ovatum, Cless., das letztes Jahr von uns, zum ersten Mal für die Schweiz, wie Suter-Naef mittheilt, im See von Garschina gefunden wurde. Aus der Klasse der. Schnecken fanden wir nur Limnaea truncatula, Müll., und auch diese selten. Vom nicht gewöhnlichen Hydroporus piceus, Heer, (34) wurden nur wenige Exemplare erbeutet. Endlich seien noch erwähnt die auf anderen Wasser- thieren festsitzenden Infusorien : Opercularia nutans, Ehrb., Vorticella microstoma, Ehrb., Cothurniopsis vaga, Schrk. Während wir uns im Jahre 1889 für den See von Tilisuna mit dem Nachweis von nur 17 Thierarten be- gnügen mussten, hat uns die zweite Excursion an diesen österreichischen Alpensee mit nicht weniger als 54 Arten bekannt gemacht. Nur drei der früher aufgefundenen Arten fielen diesmal nicht mehr in unsere Hände. Trotz des relativen Artenreichthums hat doch das Wasser- becken von Tilisuna den Charakter eines wenig belebten — 42 — Sees. Die Individuenzahl ist meist gering, das pelagische Leben nur dürftig entwickelt. Stattlich an Arten und Individuen treten einzig die Insekten auf; die anderen Gruppen stellen allerdings zum Theil noch eine beträcht- liche Artenzahl, ohne dass indessen die einzelne Species reich vertreten wäre. Gar nicht nachgewiesen wurden bis jetzt: Amoebina, Heliozoa, Archhydrae, Hirudinei, Amphipoda, Neuroptera, Rhynchota, d.h. mit einer ein- zigen Ausnahme diejenigen Gruppen, die auch in Part- nun fehlen. Die näheren Beziehungen der Thierwelt von Tilisuna zu der vom Lünersee und von Partnun sollen weiter unten besprochen werden. Ueber das Zu- und Auffrieren des hochgelegenen Sees von Garschina konnten keine zuverlässigen An- gaben gesammelt werden, doch soll auch er im Frühjahr 1890 viel früher als gewöhnlich von seiner Eisdecke be- . freit worden sein. Bei unserem Besuche waren die Quellen und kleinen Bäche, die den See speisen, zum grössten Theil versiegt; auch die Wasseradern der nahe liegenden Berghänge waren meist ausgetrocknet. Trotz tiefer Lufttemperaturen — 8 bis 13° C. — sank die Wasserwärme nie unter 15 bis 16° hinab. | Auf den ersten Blick zeigte sich das Wasserbecken wieder von einer nach Arten vielgestaltigen, nach Indi- viduen überaus reichen Thierwelt belebt. Es entwickelt sich in diesem seichten, schlammigen, sich rasch durch- wärmenden Hochalpenteich, der sonnig inmitten grüner Alpweiden liegt, eine eigentliche Teichfauna, die wesent- lich von der Thierwelt der Felsenseen von Partnun und Tilisuna abweicht. Füglich stellen wir als einen der wichtigsten Be- — 43 — standtheile der Thierwelt von Garschina die Insekten voraus, da sie in nicht weniger als 26 Arten jenen See beleben. Während in den andern untersuchten Wasseransamm- lungen die Käfer zu den grössten Seltenheiten gehören, schwimmen hier munter eine ganze Anzahl von Ver- tretern der Genera Colymbetes und Hydroporus. Es wur- den von diesen gewandt in grosser Zahl sich tummelnden Insekten gefangen: Colymbetes congener, Heer, Hydroporus erythrocephalus, Heer, H. nivalis, Heer, H. palustris, Heer, H. nigrita, Heer, und H. planus, Heer. | Colymbetes congener ist ein richtiger Bewohner des Hochgebirges, den Heer im Berglisee, auf der Frug- matt, aus dem Wiedersteinerloch, auf der Alp Prunella im - Oberengadin und im Rheinwald kennt (34). Aubé (6) be- zeichnet ihn als eine ziemlich gewöhnliche nordeuropäische Art. Hydroporus palustris ist in der Schweiz, wie in ganz Europa, gemein; ebenso gehört H. erythrocephalus nicht zu den Seltenheiten (6, 34). ZH. plunus scheint nach Heer (34) ziemlich hoch in den Jura und die Alpen hinaufzusteigen, während H. nigrita nicht gerade häufig die Gräben und Teiche der Ebene bevölkert. Ueber die Verbreitung von H. nivalis ist schon im letzten Bericht gesprochen worden. Wir fanden dieselbe Art in einem Brunnen im Gafienthal bei 1742 m. Höhe. Imhof (47) traf H. nivalis noch in kleinen Seen am Piz Corvatsch (2500—2600 m.), begleitet von Phryga- nidenlarven und einer Notonecta. Als höchsten Fundort für Schwimmkäfer bezeichnet derselbe Autor den“2680 m. hoch gelegenen See Furtschellas, wo er Helochares lividus konstatirte. Alle die angeführten Käfer nähren sich räuberisch von andern Insekten; ihr Tisch ist in Gar- schina ein reich besetzter. Sie theilen ihn mit den ge- wandten ebenfalls vom Raube lebenden Hemipteren. — 44 — Ziemlich häufig läuft auf dem Wasser die uns von Partnun her bekannte Hydrometra thoracica, Schml.; viel häufiger war in den verschiedensten, besonders jungen Entwicklungsstadien die flinke Corixa cognata, Fieb., die Fieber geradezu als me für die Schireirerilose anführt. Das Genus Corixa Deal überhaupt nie Gegenden (24). Eine nur in jungen Exemplaren seltener auftretende Notonecta bin ich geneigt, nicht der N. lutea, Müll., zuzutheilen, wie das letztes Jahr geschehen ist, son- dern als unausgefärbte N. glauca zu betrachten. Nach einer brieflichen Mittheilung von Killias findet sich dieses Thier auch im Tarasper See und in ne der Lenzer Haide (über 1500 m.) : Zahlreiche gewandt schwimmende Larven von Sialis lutaria, L., vertreten in Garschina die Neuropteren, wäh- rend die Orthopteren in weit grösserer Formenfülle und ebenso reicher Individuenzahl den See und seine Zu- flüsse bewohnen. Hier sind zunächst anzuführen die weithin im Gebirge vorkommenden Nemura variegata, Oliv., Nemura nitida, Pictet, Perla alpina, Pictet, und Hep- tagenia longicauda, Vayss. Auch die Chloe Rhodani,. Pictet, fehlt nicht. In der Ebene pflegt sie sich (76) im ersten Frühjahr zum geflügelten Insekt zu entwickeln; im Hochgebirge ist offenbar die Umwandlungszeit bedeutend nach rückwärts verschoben. Von anderen Eintagsfliegen wurden zwei sehr jugendliche Larvenformen gefangen. Die nahe dem Uferrand im Wasser liegenden Schiefer- platten bieten all’ diesen Ephemeriden schützende. Ver- stecke, von denen aus. sie das klare Wasser durch- schwärmen können, um auf Raub auszugehen. Der See von Garschina giebt Köcherfliegen, die mineralische oder vegetabilische Bestandtheile zum Ge- häusebau verwenden, passende Herberge. Erstere sind Ti — A4 — durch den Goniotaulius flavus, Klti, repräsentirt, der in stillem, wenig tiefem Wasser sich wohl befindet und von Pictet (72) auch auf dem Gipfel des Salève gesammelt wurde. Die Verwandlung erfolgt für diese Art im Juni. Treffliche Existenzbedingungen findet in Garschina die Trichostegia variegata, Klti. (Phryganea varia, Pictet.) Die Pflanzentrümmer des Ufers bieten ihr reichen Stoff zum Aufbau ihrer regelmässigen, schönen Gehäuse; die späte Flugzeit — im August — sichert ihr Fort- kommen auch im Hochalpensee. Ende Juli und Anfangs August war der See von Garschina von ihren ausge- wachsenen Larven und in die Röhren eingeschlossenen Nymphen zum Theil förmlich erfüllt; Mitte August 1889 fanden wir vereinzelt ihre leeren Köcher, häufiger ihren Laich und ihre mit dem ersten Gehäusebau beschäftigten ganz jungen Larven. / Selbstverständlich fehlen auch nicht zahlreiche, ver- schieden lebende Dipterenlarven. Chironomus plumosus, L., nebst zwei anderen Arten desselben Genus und je einer Form von Tanypus und von Corethra besiedeln Ufer und Grund des Sees, während eine weitere Chironomusart, die auch in Tilisuna und im Lünersee vorkommt, mit den Nymphen von Corethra plumicornis, Fabr., sich pelagisch herumtreibt. Das übrige pelagische Leben setzte sich zusammen aus zahlreichen Kolonien von Dinobryon sertularia, Ehrb., nicht gerade häufigen, meist jugendlichen Exemplaren von Daphnia longispina, Leyd., vielen, ebenfalls zum grössten Theil unreifen Cyclops strenuus, Fisch., und einer schönen Art von Diaptomus, die sich in ganzen Schwärmen an der Oberfläche tummelte, nach dem übereinstimmenden Urtheil von Poppe, Richard und Imhof aber leider nicht bestimmt werden kann, da geschlechtsreife Exem- plare durchaus fehlten. Dazu kommt noch in grosser — 46 — Menge, meist reife Eier tragend, das pelagische Räder- thierchen Anurea cochlearis, Gosse. So erschien das kleine Wasserbecken von Garschina, das kaum mehr als den Namen Teich verdient, von einer relativ reichen freischwimmenden Thierwelt belebt. Der Diaptomus von Garschina, wie auch D. baceillifer, Koelbel, von Partnun und vom Lünersee, wies die schöne lebhaft rothe Farbe auf, die die Copepoden des Hoch- gebirges und der tiefen Süsswasserschichten oft aus- zeichnet. Blanchard (10) fand in Alpenseen von 1800—2500 m. Höhe, in der Nähe von Briangon, im seichten Uferwasser so zahlreiche rothe Diaptomiden, dass sie einen vollkommenen Carmingürtel um den Wasserspiegel bildeten. D. baccillifer spielte dabei eine Hauptrolle. Das Pigment ist nach dem eben angeführten Forscher eine Art von Carotin, d. h. eine Substanz, die in den Phanerogamen und Farrenkräutern regelmässig vorkommt. | Wie es Vernet (90) für Gebirgsformen schon fest- gestellt hat, erschien mir der Cyclops sirenuus, Fisch., des Rhätikon etwas kleiner und schmächtiger als die Indi- viduen der Ebene. Vernet schreibt diese Thatsache dem Nahrungsmangel in den kleinen, raschfliessenden und wenig organische Substanz enthaltenden Bergbächen zu. Als richtige Teichbewohner sind von Garschina Clep- sinen und Gammariden anzuführen. Erstere gehören den Arten Ol. bioculata, Sav., und besonders (I. complanata, Sav., an, nicht der Cl. marginata, Sav., wie letztes Jahr aus Versehen geschrieben wurde. Sie halten sich in grosser Menge unter den wenigen Schieferplatten des Ufers auf. Mit ihrem Leibe überdeckten sie Eimassen oder eine zahlreiche Brut. Der Gammarus unseres Alpensees ist sicher zu G. pulex, Degeer, zu zählen, wenn auch Hosius (39) als — MI — ausschliesslichen Aufenthaltsort dieser Art starkfliessende, nicht sehr tiefe, oft nur einen Zoll haltende Bäche an- führt. Er ist begleitet von der Callidina parasitica, Gigl., die nach den Angaben von Hudson und Gosse (40) übrigens auch an Asellus aquaticus parasitirt. Als weiterer Vertreter der Rotatorien fand sich Notommata aurita, Ehrb. Längs des Ufers konnten als Schlammbewohner .meist in grosser Individuenzahl gesammelt werden: Saenuris velu- tina, Grube, $S. variegata, Hoffm., Lumbriculus variegatus, O. F. Müll., Mermis aquatilis, Duj., Dorylaimus stagnalis, Duj. und Trilobus pellucidus, Bast. Häufiger in den nahe- liegenden Bächen, unter dem Geröll versteckt, als im See, der weniger gute Wohnung bietet, hält sich P/a- naria alpina, Dan., gemäss der dunkeln Schieferunterlage in fast schwarzer Varietät. Auf den See selbst be- schränkt ist dagegen das auch an den andern Lokalitäten von uns angetroffene Mesostoma. Ebenso weit im Rhätikon verbreitet sind die in Garschina nicht seltenen Macrobiotus macrony&, Duj., die Lebertia tau-insignitus, Lebert, und von den Entomostraken Cypris compressa, Lilljeb., und Lynceus rostratus, Lilljeb. Die Molluskenvertretung weicht nicht wesentlich von der der übrigen Rhätikonseen ab: Zimnaea truncatula, Müll., und L. ventricosa, Mogq. Tand., für die Schnecken, und Pisidium nitidum, Jenyns, in seiner reinen Form und in der Varietät Zacustris, Oless., für die Muscheln. Auch hier stossen wir wieder auf die beiden hoch in’s Gebirge steigenden Fische, Phoxinus laevis, Ag., und Cottus gobio, L., beide in bedeutender Individuenzahl. Die Kaulquappen von Rana temporaria, L., belebten in verschiedenen Entwicklungsstadien schwarmweise den See. Triton alpestris, Laur., in jungen und jüngsten Exemplaren, war keine seltene Erscheinung. Von Protozoen fand sich im Schlamme des Grundes — 448 — Difflugia pyriformis, Perty, auf anderen Wasserbewohnern — Krebsen, Insekten, Hydrachniden — festgewachsen Epi- stylis plicatilis, Ehrb., Opercularia nutans, Ehrb., Vorticella MICTOSOMA, Ehrb., ud Cothurniopsis vaga, Schrk. Die Fauna von Garschina ist ausgezeichnet durch reiche Arten- und besonders Individuenvertretung. Der charakteristische Stempel wird ibr aufgedrückt durch das blühende Insektenleben, das alle wasserbewohnenden Abtheilungen jenes Thierstammes in sich begreift, und durch das Hinzutreten zahlreicher teichbewohnender Amoeben, Hirudineen, Amphipoden, Neuropteren und Coleopteren. Der schlammige Untergrund des Sees wird günstig auf reiche Individuenentwicklung von Nematoden und Anneliden wirken, während er gleichzeitig die fest- sitzenden Hydren und Bryozoen ausschliesst. Die Gesammtzahl der 1890 in Garschina gefundenen Arten beträgt 61 — 1889: 39. Sie bleibt um etwas hinter derjenigen von Partnun — 65 — zurück. Doch ist zu bemerken, dass auf die Durchsuchung des Partnunersees viel mehr Zeit als auf die Studien in Garschina ver- wendet worden ist. Etwa acht 1889 gefundene Formen wurden im Sommer 1890 nicht angetroffen. . Hält man alles zusammen, so ergiebt sich für den hochgelegenen See von Garschina ungefähr derselbe Artenreichthum und eine reichere Individuenvertretung, als für den viel tieferliegenden See von Partnun. Im Gebiete der Sulzfluh wurde im Sommer 1890 auch damit begonnen, den thierischen Bewohnern klei- nerer stehender Wasseransammlungen, Tümpel, Brunn- tröge ete., und speciell der zahlreichen schäumenden und rasch fliessenden Bergbäche nachzuspüren. Es durfte a gehofft werden, so nach und nach ein richtigeres Bild von der Verbreitung und speciell auch der oberen Grenze mancher seebewohnender Arten zu gewinnen und viel- leicht auch über die Herkunft gewisser Elemente der Bevölkerung der Rhätikonseen Aufschluss zu erhalten. In der That scheinen manche in den Seen lebende Thiere, speciell Insektenlarven, vielleicht auch gewisse Hydra- chniden und Planarien, ihre wirkliche Heimath in den Wasseradern zu haben, die die Abhänge der Berge durch- furchen. Sie würden den Seen nur passiv und zufällig zugeführt. Vielleicht lassen sich auch Arten feststellen, die wohl im schäumenden Bergbach ihr Leben fristen können — wie der Sperchon glandulosus, Könike, der Azoren —,in den See geschwemmt aber nicht im Stande sind, sich den neuen Lebensbedingungen anzupassen. Die Nachforschungen über den Zusammenhang und die Verbreitung der Fauna der verschiedenartigen Ge- wässer des Rhätikon, der stehenden und der fliessenden, hat erst begonnen; die wenigen Resultate aber, die ge- wonnen worden sind, muntern unbedingt zu einer syste- matischen Fortsetzung der Arbeit auch in dieser Hin- sicht auf. Auf einiges ist schon hingewiesen worden: auf den Reichthum der meisten Seezuflüsse an verschiedenartigen Insektenlarven, auf die weite Verbreitung der Planaria alpina, Dana, auch im fliessenden Wasser. In Brunnen im Gafienthal (1742 m.) lebte Phryganea pilosa, Oliv., neben Hydroporus nivalis, Heer, in ähnlicher Lokalität am Scholl- berg (1962 m.) Phryganea pilosa, Oliv., und Phryganea mixta, Pictet. Die kalten Bäche am Plasseckenpass (2250 m.) be- herbergten Planaria alpina, Dana, Nemura variegata, Oliv., Heptagenia longicauda, Vayss., Phryganea pilosa, Oliv., und eine unbestimmbare Käferlarve. | 29 LS 450 ER : Die reichste Fundgrube aber bot der kleine Brunnen vor dem Gasthaus zur Sulzfluh auf der Partnuneralp, dessen Wasser die Temperatur von 6° C. nicht übersteigt. Diese ‚kalte Quelle beherbergte wie 1889 die. Planaria subtentaculata, Dug., von der eine Anzahl Exemplare isolirt wurden und sich ungeschlechtlich durch Quer- theilung vermehrten. In ihrer Gesellschaft waren Notom- mata aurita, Ehrb., Macrobiotus macronyx, Duj., nicht näher bestimmbare Dipterenlarven und als interessantester Fund der blinde Amphipode Niphargus puteanus, Koch., in ganz pigmentlosen, durchscheinenden Exemplaren. Dieses eigen- thümliche Geschöpf bewohnt lichtlose oder lichtarme Ge- wässer: tiefe Brunnen und Wasserleitungen, Höhlen und endlich die tieferen Schichten der Süsswasserseen. An solchen Lokalitäten vorkommend, ist es sporadisch. über ganz Europa zerstreut. Wir kennen es aus den Höhlen und Grotten von Kärnthen, Schwaben (Falkensteinhöhle), Hessen, Hilgershausen ete., aus Brunnen in der Schweiz (Genf, Neuenburg, Basel), Savoyen, Frankreich, Deutsch- land, Belgien, England, Helgoland, Sylt, Italien. Forel (25) fand eine Varietät davon in den Tiefen des Genfersees von 30—40 Metern an abwärts. Sie wurde von A. Hum- bert beschrieben und mit dem-Namen Niphargus puteanus Koch, var. Forelü, Al. H., belegt. Sen auch Dup- lessis, 20). . Nach um ert wäre de Diese Nipharens nicht och von den littoral lebenden Gammariden als viel- mehr vom gewöhnlichen Niphargus puteanus, Koch, der unterirdischen Gewässer abzuleiten. Die Tiefseeform ist unter ähnlichen Verhältnissen wie im Genfersee seither gefangen worden im Neuenburger-, Vierwaldstätter-, Walen-, Zürcher-, Comer-, Starnberger- und Zirknitzer- see, sowie in einigen permanent user u Höhlen Kärnthens. ARE — 451 — Der Amphipodenkatalog des britischen Museums führt vier Arten von Niphargus an (86). De Rougemont (83) sucht zu beweisen, dass sechs bisher beschriebene Formen nur verschiedene Entwicklungsstadien ein und derselben Art seien. Die geographische Verbreitung von Niphargus scheint ihm nicht mit derjenigen von Gammarus pulex und G. fluviatilis zusammen zu fallen; ein genetischer Zusam- menhang zwischen den gewöhnlichen Flohkrebsen und dem Niphargus sei also unwahrscheinlich. Moniez (69) dagegen hält für seine unterirdischen Gammariden Nord- frankreichs an einem Berenschen Band mit den ober- irdischen fest. Für uns erhebt sich die Frage: wie kommt der N phargus puteanus in den Brunnen von Partnun? Der Ab- schnitt des Rhätikon vom Cavelljoch bis zum Plasseken- pass besteht nach Mojsisovics (70) der Hauptmasse nach aus Kreidekalk; Theobald allerdings (100) nimmt ihn als triasitische und liasitische Bildung in Anspruch. Dieses ganze Kalkgebirge ist reichlich von Höhlen und Gängen durchsetzt, die sich bald zu schmalen Stollen verengern, bald zu hohen Hallen erweitern. Viele da- von sind wasserführend. Bäche und Quellen versinken oben, hoch am Berge, in trichterförmige Oeffnungen, wie das an der Plassecken sehr schön beobachtet werden kann, um am Fusse der Felsen wieder hervorzusprudeln. Eine grosse wasserhaltende Höhle liegt im Westtheil der mächtigen Drusenfluh (siehe Ed. Imhof, 41); die Höhlen der Sulzfluh bilden ein ganzes System. Sie sind zum Theil schon längst touristisch bekannt worden (77). Im Allgemeinen sind sie als Verwitterungs- und Auswasch- ungsarbeit früherer Gletscherbäche anzusehen; sie liegen in einer Höhe von 2200 bis 2300 m. Eine derselben, die Seehôhle, umschliesst eine kleine Wasseransammlung, deren Niveau nicht unbedeutenden Schwankungen unter- — 42 — worfen ist. Die Wassertemperatur soll dort ziemlich konstant 2° R. betragen. Auch die benachbarte Scheien- fluh, an deren Abhang eben die Partnunerquelle liegt, ist durchzogen von Höhlen und Gängen, die zum guten Theil noch heute von Wasser durchrieselt werden. So liegt denn die Vermuthung nahe, dass jene unterirdischen Lokalitäten eine specielle Thierwelt beherbergen, von der einzelne Vertreter, wie die im Partnunerbrunnen, durch die Quellen zufällig zu Tage gefördert werden. Dass die Brunnenplanarien von Partnun ebenfalls zum Theil blind sind, lässt die Annahme von der Existenz einer specifischen Thierwelt der Hochgebirgshöhlen im Rhätikon nur noch gerechtfertigter erscheinen. Die nächste Ex- cursion soll auch über diesen Punkt mehr Licht ver- breiten. | Gammarus pulex oder fluviatilis, von denen der N:- phargus abstammen könnte, wurde in jener Gegend nicht gefunden. Der nächste Fundort für @. pulex ist der See von Garschina, der hoch oben am Kühnihorn ganz auf der anderen Thalseite liegt. Ä Am Nordhang der Scesaplana, in einer Gegend von wilder und ernster Schönheit, baar des Baumschmuckes, liegt in einer Höhe von 1943 m. die Perle des vorarl- bergischen Landes, der Lünersee. Der Wanderer, der von Bludenz südwärts durch das an landschaftlichen Reizen reiche Branderthal hinansteigt, gelangt nach mehrstündigem Marsche, der ihn mitten in die Hochge- birgswelt versetzt hat, vor eine etwa 500 m. hohe Fels- schwelle, den „bösen Tritt“. Ist auch diese erklommen und ihr oberster Rand, der passend den Namen Seebord erhalten hat, erreicht, so bietet sich ein unerwartetes Bild dar. | — 455 — Zu den Füssen dehnt sich ein weites Wasserbecken von in solcher Höhe ungewohnten Dimensionen aus. Hat doch der Lünersee etwa einen Quadratkilometer Oberfläche. In seinen blauen Fluthen spiegelt sich die Schneekuppe der Scesaplana wieder. Im Norden und Nordosten fallen ungemein steil hohe Dolomitfelsen zum _ Wasserspiegel nieder, der westlich und südwestlich Trüm- mer- und Geröllhalden bespült. Südlich reicht die grüne, sanft gewellte Fläche der Lüneralp bis zum Seespiegel. Im Hintergrund ragen empor blasse Kreidekalkklippen, in phantastisch verwitterter Form, die die Hauptkette des Rhätikon zwischen Cavelljoch und Schweizerthor bilden. Seiner geologischen Lage nach gehört der Lünersee vollkommen der Trias an, die hier vom Vorarlberg aus weit hineingreift bis gegen die Hauptkette des Rhätikon Das Seebord ist grauer, klüftiger Dolomit; ebenso bildet Dolomit das Nordostufer, während mehr nach Süden Arlbergkalk auftritt. Ist der Lünersee horizontal ungewöhnlich ausge- dehnt, so überschreitet auch seine Tiefe bei weitem das für Alpenseen gewöhnliche Mass. Er wird von Süden nach Norden schreitend allmählig aber stetig tiefer, um das Tiefenmaximum unweit des Seebordes mit 102 m zu erreichen. Der Entstehung nach soll der Lünersee, nach der Arbeit von Löwl (60), der wir hier folgen, aus zwei grundverschiedenen Theilen, einem nördlichen und einem südlichen bestehen. Aeusserlich ist die Grenze zwischen beiden gekennzeichnet durch den Kreuzbichel, einen am Westufer in den See vorspringenden Sporn, hinter dem die Douglashütte, während mehreren Fast unser gastliches Obdach, liegt. Der Nordtheil verdankte seinen Ursprung einem Einsturz, bedingt durch die Auflösung und Auswaschung u eines tiefliegenden Gypslagers, das hoch oben am Rells- thalsattel senkrecht ansteht, um westwärts unter den Dolomit einzufallen. Die Südost- und Südwestbucht des Sees dagegen muss aller Wahrscheinlichkeit nach in An- spruch genommen werden als das Resultat glacialer Ar- beit. Diese Theile wurden gebildet durch die entspre- chenden Zuflüsse des ehemaligen Lünergletschers, von denen der eine herabströmte von der Scesaplana, der andere aus der Gegend des Cavelljochs. Im und am Südabschnitt des Sees lässt sich die Gletscherarbeit überall erkennen. Das Felseneiland selbst, das dort dem Wasser- spiegel entsteigt, ist nichts als ein plumper Rundhöcker. Für unsere zoologischen Betrachtungen von höchster Bedeutung sind die eigenthümlichen Abflussverhältnisse und die dadurch bedingten starken Wasserstandsschwan- kungen des Sees. Es besitzt derselbe keinen oberirdischen Abfluss; die tiefste Kerbe des Seebords liegt immer noch zwölf Meter über dem höchsten Wasserstand. Gegen Norden aber, etwa 50 Meter unterhalb des Seebords, springt der Alvierbach in mächtigem Strahl aus der Wand des bösen Tritts, um in schäumenden Fällen zum Branderthal niederzueilen. Das ist der Abfluss des Lü- nersees. a Je nachdem nun der unterirdische Weg des Wassers mehr oder weniger geöffnet oder geschlossen ist, füllt sich auch das Seebecken in verschiedenem Mass Im Sommer 1879 konnte man im Kahn über die Insel hin- wegfahren, die im Juli 1887 5,5 m. über das Wasser emporragte. Damals liess sich ein sehr deutlich abge- setzter Strandgürtel von mehr als sieben Metern Höhe nachweisen; zur Zeit unseres letzten Besuches Poor seine Höhe etwa vier Meter. Nicht weniger als elf Uferlinien können am Strand gezählt werden; von unten nach oben gerechnet ist die — 455 — 2., 7., 8. und 9. am stärksten ausgeprägt. An den Felsen des Nord- und Nordostufers verwandelt sich die neunte _ Uferlinie zu einer förmlichen, ein bis zwei Meter breiten Randleiste; offenbar stand also der See längere Zeit in dieser Höhe. Neben den unregelmässig sich folgenden, durch Oeffnung und Verstopfung des Abflusses zu er- klärenden Niveauschwankungen ist die Höhe des See- spiegels übrigens auch bedeutenden Saisonveränderungen unterworfen. Im Frühjahr und der ersten Sommerhälfte füllt sich das Wasserbecken mit gewaltigen Mengen von Schmelzwasser, zu dessen Wegleitung der sich gleich- bleibende Abflusskanal nicht genügt. Ein Steigen des Wasserspiegels wird die Folge sein.‘ Im August und September versiegen die Zuflüsse mehr und mehr, es wird mehr Wasser abgeleitet als zugeführt; der nahende Winter, der die Quellbäche des Sees zudem noch er- starren macht, trifft einen tiefen Wasserstand an. Während unseres Aufenthaltes im August wurde der See, abgesehen von kleineren Quellen und Bächen, die übrigens zum Theil fast versiegt waren, von zwei Haupt- zuflüssen, einem südwestlichen und einem südöstlichen gespeist. Der südwestliche stammt von der Scesaplana her und führt sehr bedeutende, grobe Geröll- und Ge- schiebemassen, während der andere, am Cavelljoch “und den Kirchlispitzen entspringende, nur kleinere Steinstücke und sehr viel Sand in den See schwemmt. Zwischen der Insel und dem Einfluss des südöstlichen Baches besteht denn der Seegrund auch zu gutem Theil aus Schlamm, untermischt mit feinem Geröll, während er sonst überall von groben Geschiebemassen bedeckt ist, oder von anstehendem Fels gebildet wird. Nur allzuoft kehrte die Dredge leer, oder nur mit wenigen Stein- stücken beschwert an die Oberfläche zurück. Sehr spär- lich ist der Pflanzenwuchs :im See.‘ Ausser grösseren — 456 — Massen von Characeen und Ansammlungen von braunen Algen existiren nur geringe Mengen grüner Algen. Diesem Pflanzenmangel muss vielleicht das Misslingen des Versuches zugeschrieben werden, den sonst an Nah- rung reichen See mit Saiblingen zu besetzen. Auch die Flora des Ufers ist arm und wenig entwickelt; auf weite Strecken wird sie durch Geröllhalden und Felsen ganz verdrängt. Zudem schiebt sich zwischen den Seespiegel und den mehr oder weniger stark ausfallenden Pflanzen- teppich der breite, durchaus nackte Strandgürtel. Die Temperatur in diesem grossen und tiefen alpinen Wasserbecken scheint, nach den zahlreichen vorgenom- menen Messungen, viel weniger zu schwanken als in den kleinen, seichten Wasseransammlungen des Hoch- gebirges, die sich rasch erwärmen, um sich ebenso rasch wieder abzukühlen. Das Temperaturmaximum betrug 11,75, das Minimum 10° C., während die Luft gleich- zeitig 8 bis 14° mass und die Temperaturen der Zuflüsse zwischen 5 bis 11° schwankten. | Der Lünersee schliesst sich selten vor Mitte Oktober; doch kann dieses Ereigniss auch noch viel später ein- treten. So fror im Winter 1889 und 1890 der Wasser- spiegel erst im December zu. Ende Mai oder Anfangs Juni verschwindet gewöhnlich das Eis, in ungünstigen Jahrgängen kann dieses Datum sehr hinausgeschoben werden. Der Process des Auffrierens geht rasch vor sich und ist in der Regel nach acht Tagen vollkommen vollendet. Von Lawinen und Steinschlägen wird der Lünersee nur wenig heimgesucht. Die Farbe seines Wassers ist, besonders in den tiefen nördlichen Theilen, ein prachtvolles Tiefblau. | Es liess sich in diesem verhältnissmässig offen und sonnig liegenden Wasserbecken, mit seiner bedeutenden horizontalen und vertikalen Ausdehnung und reichen — 57 — Gliederung der Küsten eine nicht eben dürftige thie- rische Lebewelt zum vornherein vermuthen, entgegen einer alten Volkssage, die den Lünersee als todt und thierlos verruft. Die starken Niveauschwankungen aller- dings, sowie die ungünstige Grundbeschaffenheit und die ärmliche Flora des Sees und seiner Ufer werden thie- risches Leben nicht gerade begünstigen. Unerwartet spärlich entwickelt ist die rein Hitorele Thierwelt. Häufig war unter den Steinen des Ufers nur die Planaria alpina, Dana, und auch sie nur an gewissen Stellen des Sees. Dafür trat sie in den mannigfaltigsten Farbenvarietäten, fast weiss, grau, braun, röthlich, gelb, schwarz auf. Die Exemplare des Sees waren im allge- meinen heller als die sehr zahlreich in den Zuflüssen sich aufhaltenden. Junge und jüngste Thiere fanden sich in Menge. Eine lebhafte, ungeschlechtliche Vermehrung durch Quertheilung schien stattzufinden. Zählen wir zu dieser Uferbevölkerung noch sehr vereinzelte Exemplare von Limnaea truncatula, Müll., und Limnaea ventricosa, Moq. Tand., vom Ufer und der Insel, seltene Insektenlarven und den sich überall einstellenden Cottus gobio, L., so ist ihr Reichthum bereits erschöpft. In der Nähe des Ge- stades trieb sich ein Laubfrosch herum, der seine erste Jugend wohl auch in den Fluthen des sus verlebt haben wird. Die Armuth der uferbewohnenden Thierwelt erklärt sich wohl am besten durch die bedeutenden Niveau- schwankungen des Seespiegels, die die littorale Bevöl- kerung stets mit Austrocknung bedrohen. Darum finden sich auch die festsitzenden Hydren und Bryozoen, die dem sinkenden Wasserspiegel nicht zu folgen vermögen, hier ausnahmsweise in einer bedeutend tieferen Zone des Sees. Dasselbe gilt von den schwach beweglichen litto- ralen Würmern. =. — ‘Nur an einer Stelle des Ufers, wo immer neue Zu- fuhr von Thieren stattfindet, entwickelt sich reges thie- risches Leben: an der Mündung des grossen südöstlichen Quellbaches, in: dem im Gegensatz zum südwestlichen Zufluss zahlreiche und verschiedenartige Insektenlarven ihr Leben fristen. Von da aus haben sie sich theilweise auch in den benachbarten Abschnitten des Sees angesie- delt. Wir stossen auf viele alte Bekannte, meist in bedeu- tender, oft in sehr grosser Irdividuenzahl. Die Haupt- masse machen aus: Phryganea mixta, Pictet, Chloe Rhodani, Pictet, (2), Nemura nitida, Pictet, N. variegata, Oliv., zwei Larven von Tanypus, Puppen und Larven verschiedener Chironomusarten. Seltener sind Capnia nigra, Pictet, die auch in Partnun gefundenen Tipulalarven und verschie- dene nicht näher zu bestimmende Dipterenpuppen. Die littorale Insektenwelt ist also nur in einem Winkel des Sees nach Individuen gut vertreten, da wo sich der Sand und feines Geschiebe führende Bach, der zudem die grüne und blühende Lüneralpe durchströmt, in das Wasserbecken ergiesst. Hier finden Insektenlarven und ausgewachsene Insekten günstige Nahrungs- und Woh- nungsbedingungen; vom Bach aus gelangen sie leicht in den See. Die übrigen Zuflüsse, die grosse Mengen groben und schweren Gerölls herabführen und an ihren Ufern keine Vegetation besitzen, werden den Insekten keine passenden Existenzverhältnisse bieten. | An einer Phryganidenlarve parasitirten die eigen- thümlichen, schon früher erwähnten jungen Hydrachniden. Als nur zufällige Bewohner des flüssigen Elements haben wir wohl auch hier die Trombidinen: Damaeus genicu- latus, €. L. Koch, und Trombidium, spec., O. F. Müll., zu betrachten. A Mit der Armuth des Ufers an ue En est kontrastirt scharf der Reichthum einer. etwas. tieferen — 459 — Wasserschicht. Sobald wir in Tiefen gelangen, die von den Niveauschwankungen des Wasserspiegels nicht mehr beeinflusst werden, deren Boden nie blossgelegt wird, stellt sich auch reiches thierisches Leben ein, zusammen- gesetzt zum guten Theil aus Formen, die sonst unmittel- bar am Ufer wohnen. Die littorale Fauna ist zu einer sublittoralen geworden, sie hat sich nach unten geflüchtet, ist durch die Schwankungen des Wasserspiegels sozu- sagen um ein Stockwerk nach unten verrückt worden. Dieser grössere Thierreichthum begann etwa fünf Meter unter dem damaligen Wasserspiegel und verbreitete sich über eine Schicht von etwa zwanzig Metern Tiefe. | Hier erschienen festsitzende Littoralformen, Kolonien von Fredericella sultana, Gerv., die man in Tilisuna am Ufer sammeln kann, besonders aber eine prachtvoll rothe Hydra in bedeutender Zahl, die Hydra rhaetica, Aspers., wol eine Varietät der bekannten Hydra fusca, L. Wie in den Engadinerseen, wo er von Asper (4) am Ufer entdeckt wurde, lebt der Polyp auch im Wasser- becken der Scesaplana nur an der Unterfläche der Steine. Das egelartige Kriechen, das Asper auffiel, konnten wir auch beobachten, ebenso das durch Knospung be- dingte. Entstehen kleiner Thierstöcke. Hydra rhaetica, Asp., wurde von Imhof (48) auch im Lago d’Emet (2100 m, am Madesimopass) in Gesellschaft des intensiv ziegelroth oder rothbraun gefärbten Diaptomus baccillifer, Koelbel, gefunden. Sie scheint ein richtiger Hochgebirgs- bewohner zu sein, der auch in pflanzenarmen Wasser- becken sich wohl befindet. Von anderen Uferbewohnern sind im Lünersee tiefer hinabgezogen Limnaeus truncatulus, Müll., Pisidium niti- dum, var. lacustris, Oless., Dorylaimus stagnalis, Duj., Sae- nuris variegata, Hoffm., und Lumbriculus variegatus, O0. F. Müll., während die Tiefenbewohner Saenuris velutina, Grube, a © und Bythonomus Lemani, Grube, von unten bis in die sub- littorale Schicht emporsteigen. Letztere von Grube (33) beschriebene, der marinen Gattung (litellio nahe- stehende Form ist übrigens schon von Forel als Be- wohner der Uferregion aufgefunden worden (25). In einer Tiefe von zehn Metern sind im Lünersee auch Hydrachniden nicht selten. Es handelt sich um die in den Rhätikonseen überhaupt häufige Lebertia tau-insignitus, Lebert, und den Arrenurus maculator, O. F. Müll., den Könike (55) auch aus dem Harz und Thüringen kennt. Lebertia tau-insignitus ist übrigens auch in den grössten Tiefen des Sees heimisch; sie ist ja geradezu eine Tief- seebewohnerin. Wie in den übrigen Rhätikonseen leben auch hier Geschöpfe, die sonst nur in tiefen Schichten vorkommen, nahe dem Ufer. Die Tiefseefauna ist im Lünersee nach oben, die littorale nach unten gerückt. Als alle Schichten belebend sind für den Lünersee zu verzeichnen die Entomostraken: Zynceus rostratus, Lilljeb., Chydorus sphaericus, O. F. Müll., Cypris compressa, Lilljeb., und Cypris candida, Zenker. Die ufer- und grund- bewohnenden Rotatorien sind vertreten durch Euchlanis dilatata, Ehrb., E. triquetra, Ehrb., und Eosphaera digitata, Ehrb. E. triquetra ist nach Ehrenberg (22) und Hud- son und Gosse (40) eine nicht ungemeine Form. In die sublittorale Zone gehört auch Macrobiotus macrony:, Duj., und Actinophrys sol, Ehrb., während die festsitzenden Infusorien Vorticella microstoma, Ehrb., Cothurniopsis vaga, Schrk. und Lagenophrys vaginicola, St., mit den sie tragenden Thieren verschiedene Wasserschichten erreichen werden. Vereinzelt wurden gefunden jüngste Larvenstadien von Ephemeren (Ohlöe) und Käferlarven. | Chironomus stellt sich auch hier wieder in zahlreichen Arten und Individuen ein. Eine Form speciell ist cha- rakteristisch für die grössten Tiefen von 80 bis 100 2e 1 — Metern. Dort hinab steigen auch viele der eben aufge- zählten sublittoralen Thiere. Es treten dazu Pisidium Foreli, Cless., und verschiedene rhabdocoele Turbellarien, besonders eine häufige Art von Mesostoma. So beherbergt denn die Tiefe des Lünersees eine ziemlich: individuen- reiche und. durch verschiedene specielle Formen charak- terisirte Thierwelt, im Gegensatz zu den übrigen weniger tiefen Alpenseen. Immerhin lässt sich diese alpine Tief- seefauna lange nicht so scharf umschreiben und abgrenzen, wie diejenige der grossen Seen der Ebene, da ja im Hochgebirgssee zahlreiche Tiefenbewohner des Flach- landes die nöthigen Existenzbedingungen schon am Ufer verwirklicht finden, und so eine starke Vermischung von littoraler und profunder Fauna stattfinden muss. Ob die Turbellarien der tieferen Wasserschichten im Lünersee dieselben Veränderungen durchmachen, wie sie von Duplessis (21) im Genfersee für die von littoralen Formen abstammenden Strudelwürmer beobachtet wur- den, konnte einstweilen nicht entschieden werden. Der Lünersee mit seiner weiten Oberfläche wird der Ent- wicklung einer pelagischen Thierwelt günstige Beding- ungen bieten; die freischwimmenden Geschöpfe können zudem während des Tages in bedeutende Tiefen hinab- ‚sinken. So ist denn auch das pelagische Leben nach Arten und Individuen sehr reich entwickelt. Während des Tages war die Oberfläche des Sees unbevölkert, doch schon in einer Tiefe von fünf bis fünf- zehn Metern tummelten sich zahlreiche, meist junge Exemplare von Diaptomus baceillifer, Kölbel, und Cyclops strenuus, Fisch., beide Arten durch intensiv rothe Fär- bung ausgezeichnet. Nachts steigen diese Copepoden an die Oberfläche, die sie nun in gewaltigen Schaaren be- ‚leben, begleitet von der Daphnia longispina, Leyd., und besonders zahlreichen Individuen von D. pulex. Leyd. pa Letztere Art ist weit verbreitet. Leydig (58) fand sie im südlichen Baiern, nicht aber um Tübingen und am Bodensee. Die Männchen sollen in der Ebene im Ok- tober und November erscheinen. Siehe auch Lillje- borg (59). Auch in Frankreich fehlt sie nicht; wenig- stens führt sie Richard (81) mit folgenden Entomo- strakenformen als gemein an: Cyclops strenuus, Fisch., D. longispina, Leyd., Acroperus leucocephalus, Koch, Alona rostrata, Lilljeb., Chydorus sphaericus, O0. F. Müll. Jules de Guerne (27) citirt D. pulex, Leyd., von den Azoren, Poppe (79) aus Helgoland und endlich Asper als Bewohnerin des hochalpinen Grimselsees (3). Auch an pelagischen Rotatorien ist der Lünersee reich. Häufig sind die so weitverbreiteten Anurea coch- learis, Grosse, und .Notholca longispina, Kellicott, [siehe Hudson und Gosse (46) ]; viel seltener Anurea testudo, Ehrb., die schon ihr Entdecker nicht häufig antraf. Alle drei tummeln sich Nachts an der Oberfläche des Wassers. Endlich sind als freie Schwimmer noch zu erwähnen: Dinobryon sertularia, Ehrb., in mässiger Zahl, und Jugend- stadien einer Corethra- und einer- Chironomusart. — Nach dem vorläufigen Stande unserer Kenntniss setzt sich die Fauna des Lünersees aus 58 Thierformen zusammen. Im Gegensatz zu den anderen Rhätikonseen sind hier vertreten die Heliozoa und Archhydrae, während die Amoebina, Hirudinei, Amphipoda und von den Insekten die Neuroptera, Rhynchota und Coleoptera einstweilen keine Vertreter stellen. Der Individuenreichthum kann nur theilweise als ein bedeutender bezeichnet werden. Vergleichen wir nun die Fauna der vier untersuchten Rhätikonseen nach ihrer Zusammensetzung, so ergiebt sich, dass von 120 im Sommer 1890 gesammelten Thier- — 463 — species nur 21 allen Lokalitäten gemeinsam sind. Es betrifft dies: Dinobryon sertularia, Vorticella microstoma, Cothurniopsis vaga, Planaria alpina, Saenuris velutina, Meso- stoma, spec., Lumbriculus variegatus, Daphnia longispina, Lynceus rostratus, Cypris compressa, Cyclops strenuus, Lebertia tau-insignitus,. Macrobiotus macronyx, Nemura variegata, Nemura nitida, Chloë Rhodani, Chironomus 2 spec., Tanypus spec., Limnaea truncatula und Cottus gobio. | Diese Zahl wird natürlich noch ansteigen; schon jetzt kennen wir nach dem Resultate von 1890 17 Arten, die je in drei, 23 die je in zwei der Seen vorkommen; doch stehen diesen immerhin 55 Formen gegenüber, für die wir nur einen Fundort verzeichnen können. Die. grösste Zahl selbständiger sonst nicht vorkommender Arten weist auch diesmal Garschina auf. Es sind folgende 21: Difflugia pyriformis, Epistylis plicatilis, Callidina parasitica, Olepsine bioculata, Cl. complanata, Diaptomus spec., Gammarus pulex, Ephemerenlarve II, Sialis lutaria, Trichostegia variegata, Corira cognata, Notonecta glauca, Corethra plumicornis, Colym- beies congener, Hydroporus eryihrocephalus, H. palustris, H. nivalis, H. nigrita, H. planus, Pisidium nitidum, Triton _ alpestris. Diese specifische Vertretung entspricht nach ihrer Zusammensetzung genau den früher ausführlich geschilderten Verhältnissen des offen liegenden, warmen und seichten Hochalpenteichs (100, 101, 102). Der Lünersee beherbergt 14 für ihn charakteristische Formen, nämlich Actinophrys sol, Lagenophrys vaginicola, Hydra rhaetica, Euchlanis triquetra, Anurea testudo, Daphnia pulex, Arrenurus maculator, Trombidium spec., Damaeus geniculatus, Ephemerenlarve Le Dipterenpuppe II und III, Käferlarve II, Hyla arborea. Unter ihnen scheinen für die gegebenen Verhältnisse besonders günstig organisirt mehrere rein pelagische Thiere und die Hydra, die im geröllreichen See passende Wohnstätten findet. —_ #1. — Gemäss den ziemlich mannigfaltigen äusseren Be- dingungen ist auch die specifische Fauna des Partnuner- sees aus verschiedenen Typen zusammengesetzt. Immer- hin sind hauptsächlich die Bewohner der Algenmassen, die im Sommer 1890 im See so üppig wucherten, nach Arten reich vertreten. Für Partnun waren charakte- ristisch 14 Formen: Cothurnia, spec., Monotus lacustris, Monhystera crassa, Gordius aquaticus, Monocerca bicornis, Eosphaera elongata, Acroperus leucocephalus, Chaetopteryx villosa, Hydrometra paludum, Dipterenpuppe I, Dipterenlarve I und II, Hydroporus castaneus, Trutta fario. Tilisuna endlich zählt nur 6 typische Arten: Trilobus gracilis, Macrothrix laticornis, Trombidium plancum, ren puppe IV, Hydroporus piceus, Pisidium ovatum. Von den 21 in allen Seen vorkommenden Formen sind die meisten als weitverbreitete in Anspruch zu nehmen; kosmopolitische pelagische Geschöpfe, überall gemeine, aktiv oder passiv leicht verschleppbare Ento- mostraken, Tardigraden und Insekten spielen die Haupt- rolle. Sie bequemen sich den verschiedenen Beding- ungen aller vier Wasserbecken an. Dazu kommen einige, zum Theil wenigstens in den Alpen häufige, schlamm- bewohnende Würmer und zwei nicht seltene Tiefsee- thiere der Ebene, die ebenfalls in allen vier Seen ihr Fortkommen finden. Folgende Zahlen mögen eine weitere Venere der vier Lokalfaunen gestatten: Nur in Lün und Tilisuna finden sich 5 Arten, DE „ Garschina „ BR A er er) „ Partnun n nad, „u, Pilisuna à ER à Partnun‘ .„...Garschma.'», EU A „4. Lilisuna 7, " x rn — 465 — Ausschliesslich in Garschina, Partnun, Tilisuna leben 6 Arten, | „ Partnun, Tilisuna und Lün leben 6, „ Garschina, Tilisuna und Lün leben 2 Arten, | A „ Garschina, Partnun und Lün leben 3 Arten. Endlich haben im Ganzen gemeinsam: Tilisuna und Lün 34 Arten, 4 , Partnun 40 .°?, Lün 5 “ sr, x 5 Garsehina 29,75 Partnun „ ; 33, Tilisuna „ a5 DI Aus diesen Zahlen, sowie aus der vorangehenden Schilderung und den dieser Arbeit beigegebenen Ta- bellen ergiebt sich, dass von den vier untersuchten Rhätikonseen derjenige von Garschina in faunistischer Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt, die sich durch die in ihm gebotenen Lebensbedingungen zwanglos er- klären lässt. Viel näher stehen sich im Gegensatz zum Alpenteich von Garschina in ihrer Bevölkerung die drei Felsenseen der Hauptkette des Rhätikon. Besonders haben die vielfach analogen Verhältnisse von Tilisuna und Partnun in einer sehr ähnlichen thierischen Bevöl- kerung Ausdruck gefunden. Der Lünersee dagegen zeigt manche neue Elemente, deren Auftreten aus den eigenthümlichen Verhältnissen erklärt werden kann, die dieses weit ausgedehnte und tiefe hochalpine Wasser- becken bietet. Der Arten- und Individuenreichthum ist auch in höher gelegenen Bergseen ein bedeutender, sofern nur eine Reihe für das Thierleben günstiger Faktoren, wie in Garschina, zusammentreten. 30 — 466 — Allerdings muss zugegeben werden, wie dies spe- ciell Imhof (50) in richtiger Weise betont, „dass die Lebenszähigkeit der niedern Süsswasserorganismen unter sehr verschiedenen Existenzbedingungen eine ganz an- sehnliche ist“ und dass in Folge dessen ein und dieselbe Thierform in Seen, die ganz verschiedene physikalische Verhältnisse darbieten, leben kann. Neben diesen überall und unter jeder Bedingung vorkommenden Thieren, die ja auch in den Rhätikonseen nicht fehlen, giebt es aber andere, die nur unter ganz bestimmten Umständen ihr Leben zu fristen vermögen. Sie gehören zum guten Theil allerdings auch weitverbreiteten Arten und Gat- tungen an, doch treten sie von Ort zu Ort, eben nach den herrschenden Verhältnissen, in verschiedener Grup- pirung auf und verleihen so den kleinen Lokalfaunen ihr specifisches Colorit. Die Aehnlichkeit der äusseren Bedingungen bringt es mit sich, dass der See von Partnun faunistisch den entlegenen Wasserbecken des Riesengebirges näher steht, als dem nahen Teich von Garschina. Dieser zeigt un- -bedingt die deutlichsten Anklänge an entfernte, viel tiefer liegende Wasseransammlungen der Ebene von ähn- lichem physikalischem Charakter. Der Lünersee steht nicht nur nach seinen äusseren Verhältnissen, sondern auch nach seiner Thierwelt, den fernen Seen des Ober- engadins nahe. Ein schönes Beispiel davon, dass in ganz nahe liegenden Wasserbehältern eine wesentlich verschiedene Fauna sich entwickeln kann, führt Kennel (53) an. Er kennt bei Würzburg zwei Tümpel, die unmittelbar nebeneinander liegen. Sie trocknen jeden Sommer aus; trotzdem aber ihr Bodensatz künstlich und natürlich vermischt wurde beherbergt der eine immer nur Daph- niden und Asplanchna, der andere Cypris, Culiciden und TE ie — 47 — Fliegenlarven. Aehnliches weiss derselbe Autor von sich naheliegenden aber verschiedene Bedingungen bie- tenden Pfützen und Wassergräben der Rheinebene zu melden. Die zwei nebeneinander liegenden Flüelaseen sind nach Imhof (49) von zwei verschiedenen Diaptomus- arten bewohnt. Heuscher (37) fand, dass ganz ähnlich wie in unseren Rhätikonseen auch in der Seengruppe der Grauen Hörner die Fauna von Wasserbecken zu Wasserbecken in ihrer Zusammensetzung nach den verschiedenen äus- seren Bedingungen variirt. Auch hier sind Wasseran- sammlungen vom Charakter des Sees von Garschina am reichsten belebt. Ihre Thierwelt weist fast genau die- selben Formen auf wie die des entfernten Garschina, die unter ähnlichen Verhältnissen steht, während ganz in der Nähe liegende, anderen Bedingungen ausgesetzte W asser- becken eine andere Thierwelt beherbergen. In seinen sehr lesenswerthen hydrobiologischen Unter- suchungen an 92 Seen Westpreussens betont Seligo (85) stark die Beeinflussung der Entwicklung thierischen Lebens durch äussere, physikalische Verhältnisse. Von Wichtigkeit für das Gedeihen der Thierwelt ist zunächst die Gegenwart von Pflanzen im See. Sie bereiten die Nahrung für niedere Thiere vor, die selbst wieder den Fischen zum Opfer fallen. Die Uferpflanzen gewähren zudem den Thieren Schutz vor dem Wellenschlag. Auf die Pflanzenentwicklung selbst ist von Einfluss die Durch- sichtigkeit des Wassers, die Art und Menge der im Wasser gelösten mineralischen Stoffe, sowie Wärme und Witterungsverhältnisse. Flächeninhalt der Wasserbecken, Tiefe, Uferentwicklung, Wasserhärte, sind nach Seligo die Elemente, die in letzter Linie die Fruchtbarkeit der Seen bedingen und bei hydrobiologischen Studien zu- nächst zu berücksichtigen sind. — 468 — Dass die Fauna der Hochgebirgsseen unter gleichen Umständen eine gleichartige sei, ist schon im letzten Bericht hervorgehoben worden. Die Aehnlichkeit der Thierwelt der Rhätikonseen mit derjenigen der Ober- engadiner Wasserbecken wird durch die Gegenwart von Hydra rhaetica, Asp., im Lünersee noch erhöht. Die äusseren Bedingungen scheinen an beiden Orten ähn- liche zu sein. Silvaplaner- und Silsersee erreichen mit 77,4, resp. 83 m. Tiefe annähernd den Lünersee (102 mn). Gammarus, Neuropierenlarven, Hydroporus, Hydra, Limnaeen, Phryganiden, Perliden, Lumbriculus, Fredericellen, Pisidien, rothe Cyclopiden, Daphniden, Epistylis kommen an beiden Lokalitäten vor. Bei einer Nachtfahrt auf dem Silsersee fand Asper (4) bei 7° und bewegtem Wasser massen- haft eine rothe Cyclopide und eine kleine Daphnia. Specielle Anklänge scheint die Thierwelt der Rhä- tikonseen an diejenige der Seengruppe der Grauen Hörner bei Ragaz zu haben. Heuscher (37), der diese 1902 bis 2436 m. hoch gelegenen Wasserbecken im Auf- trage der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in St. Gal- len untersucht, fand dort im August u. A. Larven von Rana temporaria, Hydroporus nivalis, Chironomus plumosus, Pisidien, Anurea cochlearis, À. longispina, Gammarus pulex, Phryganiden, Clepsinen, Planarien, Cyclopiden, Difflugia, Hydro- porus- und Chironomusarten, Anguilluliden, Daphnia lon- gispina etc. Einer weiteren Bearbeitung dieser Seen darf mit Interesse entgegengesehen werden.. Auch die von Asper und Heuscher (5) schon früher unter- suchten Gebirgsseen St. Gallens und Appenzells beher- bergen viele dem Rhätikon nicht fremde Thiere. Die Uebereinstimmung der Rhätikonfauna mit der der Wasserbecken des Riesengebirgs ist schon wieder- holt betont worden. Zacharias (97) hat neuerdings darauf aufmerksam gemacht. Von den dortigen Wasser- — 469 — ansammlungen liegt der grosse Teich 1218, der kleine 1168 m. hoch; ihre Temperatur beträgt 10—12° R., Mitte Mai sind sie vollkommen frei von Eis. Ausser den schon als gemeinschaftlich genannten Thierformen gehören dem Riesengebirge wie dem .Rhätikon an Cyclops strenuus, Chydorus sphaericus, Lebertia tau-insignitus, Mesostoma und Planaria alpina, über deren Vorkommen weiter unten noch einiges folgt. Am bemerkenswerthesten bleibt aber das Auftreten von Monotus lacustris, Zach., auch im See von Partnun. Diese rhabdocoele Turbellarie, die der marinen, nordischen Gattung Monocelis nahe steht, wurde von Duplessis (20) im Genfersee von einigen Metern Tiefe an bis in die tiefsten Gründe gefunden. Reife Exemplare existiren zu allen Jahreszeiten. Das Thier findet sich auch im Neuenburger- und Jouxsee (1009 m. hoch, im Jura) und wahrscheinlich noch in verschiedenen anderen grossen Wasserbecken der Schweiz und Ober- italiens. Forel (25) bestätigt sein häufiges Vorkommen in den tiefen Schichten des Genfersees; littoral ist Mo- notus durch eine bedeutend grössere, stärker gefärbte Varietät vertreten. Derselbe Autor kennt das Thier aus Seen von Zürich, Neuenburg, Biel, Annecy etc. Za- charias (93, 97) erwähnt es wiederholt aus den Wasser- becken des Riesengebirges, Braun fand dieselbe Form im Peipussee. Monotus lacustris bewohnt im allgemeinen kalte Ge- birgsseen, oder die tieferen, kühleren Schichten der grossen subalpinen Wasseransammlungen. Zacharias glaubt annehmen zu dürfen (97), dass die Turbellarie zur Fauna der postglacialen Schmelzwasserseen gehörte, die unter sich wie mit dem nördlichen Meer durch ein System von Kanälen verbunden waren. Sie wäre aus dem Meer von Norden her in das süsse Wasser eingewandert und — 410 — hätte sich an vereinzelten ihr zusagenden Oertlichkeiten, d. h. in kaltem Wasser, auch später noch gehalten. Dass Sperchon glandulosus, Könike, im Rhätikon, dem Riesengebirge und auf den Azoren heimisch sei, ist be- reits besprochen worden.- Aber auch sonst sind die Kraterseen der Azoren von manchen uns wohlbekannten Geschöpfen bewohnt. Jules de Guerne (27) ver- zeichnet in seiner schönen Arbeit aus ihnen Chydorus sphaericus, Difflugia, Nematoden, Mesostoma viridatum, Sae- muris variegala etc. etc. und macht darauf aufmerksam, dass die Süsswasserfauna jener Inselgruppe vorzüglich europäischen Charakter trage. Die häufigsten dort hei- mischen Thiere haben eine ungemein weite Verbreitung. Fast alles sind leicht zu verschleppende Arten, die meist die Fähigkeit haben, Dauerstadien zu bilden. In diesen Thatsachen sieht J. de Guerne eine Stütze seiner An- sicht vom passiven Transport kleiner Thiere, hauptsäch- lich durch Zugvögel. Siehe für die Azoren auch Bar- rois und Moniez (8), sowie für passive Verschleppung kleiner Süsswasserthiere J. de Guerne (28). So können wir denn auch dieses Jahr darauf hinweisen, dass die Thierwelt der Rhätikonseen im allgemeinen in ihrer Zu- sammensetzung derjenigen näherer und fernerer Hoch- gebirgsgewässer, mit entsprechenden Bedingungen, ziem- lich ähnlich ist und sogar durch gewisse Formen, die theils kosmopolitisch, theils nur lokal vorkommen, mit der Fauna sehr weit abliegender Wasserbecken verbun- den wird. Die Hauptelemente, die zur Thierwelt der Rhätikon- seen zusammentreten, sind weitverbreitete littorale und pelagische Geschöpfe der Ebene; zu ihnen gesellen sich seltener vorkommende Formen desselben Ursprungs. Daneben finden sich Tiefenbewohner der grossen sub- — 41 — alpinen Seen, die im Hochgebirge meist auch littoral werden, eine Anzahl reiner Hochgebirgsarten und Varie- täten und endlich nordische Elemente. Ueber die Verbreitung einiger, besonders pelagischer Geschöpfe des Rhätikon mögen hier Notizen folgen. Manches wurde schon auf den vorangehenden Seiten oder im letztjährigen Bericht besprochen. Dinobryon sertularia, Ehrb., ist eine in und ausserhalb der Schweiz wohl überall vorkommende Form. Im- hof (49) kennt sie von verschiedenen Lokalitäten. Er fand das Genus Dinobryon bis 2500 m. hoch. Moniez (66) verzeichnet unsere Art aus dem Lago di Lentini in Sicilien. Weitester Verbreitung erfreuen sich die pelagischen Rotatorien Anurea cochlearis, Gosse, und No- tholca longispina, Kellicott. Erstere wird von Hudson und Gosse (40) als Bewohnerin klarer Teiche und Seen bezeichnet, letztere wurde zuerst im Niagara bei Buffalo beobachtet. Ausser manchen schon angeführten verdienen folgende Fundorte dieser Rotatorien specielle Beachtung. Süsswasserseen in Grönland, von woher J. de Guerne und J. Richard (30) sie in Gesell- schaft von Daphnia longispina, Acroperus leucocephalus und Chydorus sphaericus erhielten. Rabot (82) fischte diese Thierchen in den sehr kalten Gewässern der Halbinsel Kola, die sieben bis acht Monate mit Eis bedeckt blei- ben. Sie leben dort in einer mannigfaltigen Gesellschaft von Cladoceren, Copepoden, Hydrachniden, Spongien und Protozoen. Moniez kennt sie aus Sicilien (66), Crisp (18) aus England und Schottland, Imhof aus den Seen Sa- voyens (42), des Schwarzwalds (51), aus dem Bodensee — 472 — (52), dem Comer-, Langen- und Luganersee; Richard (80) traf sie in den Wasserbecken der Auvergne mit den sie so häufig begleitenden Entomostraken Daphnia longispina, Acroperus leucocephatus, Chydorus sphaericus und Cyclops strenuus. Aus Deutschland citirt sie Zacharias (98). Er macht darauf aufmerksam, dass bei Anurea longispina und A. cochlearis je nach den äusseren Lebens- bedingungen Querschnitt und Stachellängen wechseln. Die Rhätikonexemplare trugen meist viel längere Stacheln als die typische Form. In der Schweiz wurden beide Formen zuerst von Imhof (43) aufgefunden und als neue beschrieben, ein Irrthum, der von Crisp (18) berichtigt wurde Sie. scheinen in den alpinen und subalpinen Wasserbecken sehr verbreitet zu sein. Auf das massenhafte Auftreten von Anureen in Alpenseen machen Asper und Heu- scher (5) aufmerksam. Das Vorkommen der zwei in Frage stehenden Arten von Anurea in den Bergseen St. Gallens und Appenzells ist bereits hervorgehoben worden. | Nicht minder verbreitet als diese beiden Rotatorien ist die ebenfalls pelagische Daphnia longispina, Leyd., über deren Vorkommen dieser Bericht schon manches ge- meldet hat. Es sei höchstens noch erwähnt ihre Häufig- keit in Norwegen (31), wo sie von Chydorus sphaericus und Cyclops strenuus begleitet ist, und in Frankreich und Holland in Gesellschaft von Ch. sphaericus und Cypris compressa (67). Moniez fand sie auch in dem von Dollfus gesammelten Material aus dem Silsersee (1800) und dem Haidensee in Tyrol (1450 m.) (68). Letztere Lokalität bewohnt sie gemeinsam mit Candona candida, . einer Form, die übrigens am Stilfserjoch bis zu 2400 m. ansteigt (68). Gebirgsstandorte für Daphnia longispina sind ausserdem wiederum die Seen der Appenzeller- — AT — und St. Galler Berge. Als Kosmopolit im vollsten Sinne des Wortes darf Chydorus sphaericus, O0. F. Müll., betrachtet werden, den ja schon Leydig (58) als die gemeinste Cladocerenart bezeichnet. Seine für uns wichtigeren Fundorte sind im letzten und im vorliegenden Bericht aufgeführt worden. Fügen wir nur noch bei den sicilia- nischen Lago di Lentini (66), die Gewässer des Hable d’Ault (64) und den Vogesensee lac de Gerardmer (63). An den beiden letzten Lokalitäten ist er wiederum von der ja ebenfalls weitverbreiteten Cypris compressa, Baird., begleitet. Asper und Heuscher (5) wiesen den Ch. sphaericus in den von ihnen durchsuchten Bergseen nach. Bezeichnend für diesen Weltbürger ist seine Gegenwart im Titicacasee, die Moniez (65) feststellte. Auch Zyn- ceus rostratus, Lälljeb., scheint nach Leydig (58) keine gerade seltene Form zu sein. | Als besonders geeignet hochgelegene Wasserbecken zu bewohnen müssen uns die Copepoden erscheinen. In der Auswahl ihrer Nahrung sind sie nicht wählerisch. Abgestorbene Bestandtheile grösserer Thiere werden von ihnen eben so gerne verzehrt, als kleine lebende Beute aus den Gruppen der Infusorien, ‘Rotiferen, Turbellarien. Sie verschmähen nicht ihre eigenen Larven und Nach- kommen und begnügen sich zur Noth sogar mit pflanz- lichen Stoffen. Claus (16) kann mit Recht von ihnen sagen: „Der Einfluss, den die Differenzen der Tempe- ratur und des Klimas im Zusammenhange mit den ver- änderten Bedingungen der Ernährung auf unsere Ge- schöpfe ausüben, scheint der Ausbreitung derselben über sehr verschiedene Regionen keine Grenze zu setzen.“ Dieser Satz lässt sich ohne weiteres durch das Vor- kommen der Copepoden im Hochgebirge illustriren. Cyelopiden und Calaniden steigen so hoch in’s Gebirge, als sich überhaupt noch bewohnbare, wenn auch nur | À ee während kurzer Zeit eisfreie Wasseransammlungen finden. Davon sind im letzt- und diesjährigen Bericht eine ganze Reihe von Beispielen aufgezählt. Speciell über den im Rhätikon so sehr heimischen Cyclops strenuus, Fisch., haben wir schon manches erfahren. Er ist auch in wenig ab- weichender Form in Chegga, 51 Kilometer südlich von Biskra, aufgefunden worden (11). | Die geographische Verbreitung und die biologischen Verhältnisse der Calaniden sind in jüngster Zeit Gegen- stand eingehender Studien geworden. Nordquist (71) prüfte in einer schönen Arbeit den Einfluss der äusseren Lebensbedingungen auf dieselben. Jules de Guerne und J. Richard (29, 32) machen auf die äusserste Resistenzfähigkeit des Genus Diaptomus aufmerksam, der es seine sehr weite Verbrei- tung an Lokalitäten verdankt, die ganz verschiedene Lebensverhältnisse bieten. Die Halbinsel Kola und die Azoren besitzen z. B. dieselben Formen. Nordens- kıöld sah in Spitzbergen in schmelzendem Schnee Calaniden. Das erinnert uns an Vogts Fund (92) am obern Aargletscher. G. O. Sars zog zwei Diaptomus- arten aus australischen Schlamm, der zwei Jahre aus- setrocknet war. In den algierischen Choots findet sich Diaptomus salinus, wenn diese Teiche auch den ganzen Sommer wasserleer bleiben. Gegen Temperaturschwan- kungen, Austrocknung, verschiedene Zusammensetzung des Wassers sind diese Entomostraken sehr wenig em- pfindlich. So erklärt sich auch ihre weite Verbreitung im Hochgebirge. Mindestens drei Arten sind (29) für die Gebirgsregionen Centraleuropas specifisch. Diapto- mus baccillifer, Koelbel, findet sich ausser in den Schwei- zeralpen in Skandinavien, Oesterreich, Frankreich, Si- birien. Wollten wir mit Imhof den Diaptomus des Rhä- — 45 — tikon als D. alpinus, Imh., auffassen, so hätten wir damit für jene Bergkette die Gegenwart eines häufigen Be- wohners schweizerischer Alpenseen festgestellt. Im- hof (48) kennt ihn aus dem Silsersee (1796 m.) bis hinauf zum Furtschellas (2680 m.), und später bis zum Prünas am Piz Languard (2780 m.) (49). Mit ihm soll identisch sein der D. montanus, Wierz., der hohen Tatra. Ueber das Vorkommen von Pisidium fossarinum, Oless., in Graubünden findet sich auch eine Notiz bei Am Stein (1); er fand die Muschel im Teichausfluss von Vetan, wo sie von Phryganidenlarven häufig zum Bau ihrer Gehäuse verwendet wurde. Einer gütigen brief- . lichen Mittheilung von Suter-Naef entnehme ich, dass seine Sammlung diese Art enthielt aus den Gotthard- seen, vom Simplon, Grimselsee, Ritomsee, lac Champey, nebst vielen tiefer gelegenen Fundorten. Pisidium ova- tum, Oless., das zwei der Rhätikonseen bewohnt, ist für die Schweiz neu. Ueber die Verbreitung der im Rhä- tikon gefundenen Mollusken in den Bergseen Baierns giebt Clessin (17) schätzenswerthen Aufschluss. Besondere Beachtung verdient die geographische Verbreitung der Planaria abscissa, Jjima, oder wie sie wohl richtiger genannt wird P/. alpina, Dana. (Vergl. den Bericht von 1889). Ueber dieses in mancher Hinsicht interessante Thier hat Kennel (53) in jüngster Zeit eine treffliche Arbeit veröffentlicht, der wir zum Theil die folgenden Angaben entnehmen. Dana fand dieses Hoch- gebirgsthier schon in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts in den Bündner Alpen und belegte es mit dem. Namen Hirudo alpina. Er hielt es als giftig für Mensch und Vieh. Genaue Beobachtungen über das- selbe stellt Carena an; Dalyell beschreibt es aus kalten Brunnen Englands unter dem Namen Planaria arethusa. Lieydig beobachtete die Planarie bei Würz- A burg und wahrscheinlich im Rhöngebirge, Jjima in Gebirgsgegenden Thüringens, Zacharias im Riesen- gebirge, Imhof in den Bündner Alpen, Kennel in einer kalten Quelle bei Würzburg mit konstanter Temperatur von 10—120 C., ich selbst in kalten Bächen des Schwarz- walds, im Jungholz oberhalb des Bergsees von Säckingen. Aus Graubünden, wo sie ja von Dana entdeckt wurde, erhielt Kennel typische Exemplare der Pl. alpina durch Egger zugesandt. Letzterer sammelte sie im Quell- gebiet von Plessur und Davoserlandwasser; so im Schwel- lisee, der 1919 m. hoch liegt. Das Wasserbecken wird von Quell- und Schneewasser gespiesen, bleibt vom November bis Mai geschlossen und mass 2,8° C. Unter den Steinen der benachbarten Quellen war die Tur- bellarie ebenfalls häufig, sie fehlte auch nicht im Aroser Wasser (1770 m.) bei 4° C., und im Chaltbrunn am Abhang der Mayenfelder Furka (2400 m.) bei 2° C. Im Rhätikon gehört nun Planaria alpina unter den Steinen aller Quellen, Bäche, Seen zu den allergewöhn- lichsten Vorkommnissen. Sie findet sich oft in grosser | Menge in verschiedenen Farbenvarietäten. Die unge- schlechtliche Vermehrung durch Theilung scheint häufig vor sich zu gehen. Wie auf natürlichem gelingt sie auch auf künstlichem Wege. In den Alpen, speciell im Hoch- gebirge Graubündens, scheint also der Strudelwurm eine weite und gleichmässige Verbreitung zu besitzen, da- neben kennen wir ihn einstweilen von einer gewissen Zahl sporadisch zerstreuter, weit auseinanderliegender Lokalitäten Deutschlands. Ueberall aber ist er streng gebunden an kaltes Wasser, eine Temperaturerhöhung bis über 15° ©. wird ihm bald verhängnissvoll. Mit Recht macht Kennel darauf aufmerksam, dass an eine aktive oder passive Wanderung dieses empfind- lichen Thieres von den Alpen aus nach seinen verein- — ATT — zelten Wohnstätten in Deutschland unter keinen Um- ständen gedacht werden könne. Vielmehr wird man richtiger annehmen, es sei die Planarie in den kalten Gewässern am Schlusse der Eiszeit ein häufiges Thier sewesen. Als die Temperatur stieg starb sie an den meisten Orten aus, nur in den Quellen und Bächen der Alpen fand sie noch günstige Bedingungen zu ihrem Fortkommen, sowie in einzelnen sehr kalten, sporadisch zerstreuten Gewässern Deutschlands. Mit dieser Hypo- these lässt sich auch ungezwungen das Vorkommen der Planaria alpina in England erklären, das zur Eiszeit mit dem Continent verbunden war. PI. alpina ist unter allen Umständen ein gutes Beispiel für thierische Wesen, die nur unter ganz bestimmten äusseren Verhältnissen ihr Leben fristen können. Weder Kennel noch Egger konnten nal Ei- cocons der in Frage stehenden Turbellarie sehen, so dass Kennel sich geradezu die Frage vorlegt, ob das Thier nicht vielleicht im Gegensatz zu seinen Ver- wandten vivipar sei. Dies scheint mir nun ziemlich wahrscheinlich. Eier oder Eicocons bekam ich niemals zu Gesicht, wohl aber zeigten sich im Glasgefäss, in dem alte Planarien gehalten wurden, nach einiger Zeit . ganz jugendliche Thiere. Sollte diese Viviparität durch spätere Beobachtungen bestätigt werden, so hätten wir den merkwürdigen Fall zu verzeichnen, dass ein der sonst oviparen Thiergruppe der Turbellarien angehörendes Ge- schöpf im kalten Wasser und unter dem Drucke der ungünstigen Hochgebirgsbedingungen die Brutpflege ein- führt, und vivipar wird. Es wäre dies ein schlagendes Beispiel von der Beeinflussung der Fortpflanzungsweise durch äussere physikalische Verhältnisse und zugleich ein Analogon zum Verhalten mancher Geschöpfe der marinen Tiefsee, die im Gegensatz zu ihren in höheren — 48 — Wasserschichten, unter günstigeren Bedingungen leben- den Stammesgenossen für ihre Brut ebenfalls Vorsorge treffen müssen und vivipar werden. Wenig günstig sind im allgemeinen die Lebensbe- dingungen des Hochgebirges für die Mollusken. Heer (35) zieht die obere Grenze für Schnecken bei 9000’; Suter-Naef schreibt mir, dass er die Vitrina Char- pentieri noch auf dem Gipfel des Monte Prosa (9241) gefunden habe. Die einzige Schnecke seiner Sammlung von so hohem Fundort.‘ Von Wassermollusken steigen nur Limnaea truncatula, Müll., und verschiedene Pisidien hoch ins Gebirge. Beide kommen in den Rhätikonseen überall vor, ohne irgendwo häufig zu werden. Nach der Eiszeit wanderten die Mollusken in die Alpenseen ein, und zwar unterliegt es für Clessin (17) keinem . Zweifel, dass sie durch passiven Transport mit Wasser- vögeln in die neue Heimath versetzt wurden. Ob das für die kleinsten und höchsten Wasserbecken, die jeden- falls nur äusserst selten von Vögeln besucht werden, auch gültig sei, möge dahingestellt bleiben. Alle mög- lichen feindlichen Einflüsse stellen sich dem Mollusken- leben im Gebirgssee entgegen. Mit vollem Recht hebt Clessin (17) „den Mangel an geeigneten Wohnorten in den mit zunehmender Höhe kleiner werdenden Was- serbecken, deren Zuflüsse bei dem starken Fall und der Menge der Geschiebe ohnedies völlig von Mollusken leer sind“ als verhängnissvoll hervor. Neben dem Woh- nungsmangel, der Abwesenheit ausgedehnterer seichter Stellen, tritt dem Molluskenleben wohl auch der Nah- rungsmangel und der Sauerstoffmangel hindernd entgegen. Allerdings ist der 10,000° hoch liegende Titicacasee reich STE U TEE — 49 — an Mollusken, doch eröffnet sich für ihn in seinen ge- waltigen Algenmassen eine reiche Nahrungs- und Sauer- stoffquelle. Am Lünersee, und in weit geringerem Masse an den Seen der Sulzfluh, werden auch die Ni- veauschwankungen des Wasserspiegels die auffallende Armuth an uferbewohnenden Schnecken mit erklären helfen. Der Wellenschlag des Lünersees ist gleichzeitig stark genug, um Muscheln ans Gestade zu werfen und Uferschnecken zu zertrümmern. Auch die starke Ge- schiebezufuhr, Stein- und Lawinenschlag arbeiten gegen das Gedeihen der Mollusken. Nur besonders bevor- zugte, ausdauernde Formen werden endlich den langen und harten Hochgebirgswinter überstehen. Gerade unsere Alpenmollusken sind nun, nach Clessin (17), am resistentesten gegen die Kälte. Die Zömnaeen graben sich so tief in den Schlamm, als es die Weichheit des Bodens gestattet, ihr sonst so ausgeprägtes Sauerstoff- bedürfniss hört auf. Cycladeen sammelte Clessin im tiefsten Winter unter dem Eise ebenso reichlich als im Sommer. Pisidien, die ın einem warmen Zimmer in Wasser gebracht wurden, stiessen nach zwei Tagen junge Muscheln aus, die sofort munter umherkrochen. Doch hat auch die Widerstandsfähigkeit dieser Bivalven eine Grenze. Einfrieren in Eis tödtet sie in kürzester Frist; das Wasser in ihrem Körper sprengt gefrierend ihre Gehäuse. Im allgemeinen haben die kleinen Wasserbecken des Hochgebirgs keine speciellen Molluskenformen aus- geprägt, wie das der Fall ist für die grossen Seen der Ebene und der Voralpen. Dort besitzen einander auch noch so nahe gelegene Wasseransammlungen ihre spe- ciellen Varietäten und Arten. Die Hochseen sind nach — 40 — Clessin (17) zu klein, zu seicht, zu wenig bewegt und zu geschützt, um in der Ausbildung einer Mollusken- fauna eigene Wege zu gehen. | _ Bezeichnend für sie ist der Tiefseecharakter ihrer Pisidien, ein Punkt, auf den wir noch zu sprechen kom- men werden. Eine andere Beobachtung sei hier einge- schaltet. Am Ufer und in geringer Tiefe des Lünersees lebt Pisidium nitidum, Jenyns, in typischer Form. Dredge- züge aus zwanzig bis dreissig Metern Tiefe brachten dieselbe Muschel zu Tage; immerhin zeigten die hier gewonnenen Exemplare schon leichte Abweichungen vom Typus. Bei vierzig bis fünfzig Metern waren Schalengestalt, Schalenbau und Bau des Schlosses so weit verändert, dass die typische Form P. nitidum ver- wischt erschien und eine unverkennbare Annäherung an P. Foreli, Cless., konstatirt werden konnte. In den gröss- ten Tiefen des Lünersees endlich wohnt nur noch das durchaus wohl charakterisirte P. Forei. Beide Formen aber, das littorale P. nitidum und das P. Foreli der tiefen Wasserschichten sind verknüpft durch eine lange Reihe von Uebergängen. In dem Masse als wir tiefer hinab- steigen, verändert sich die Muschel langsam und un- merklich unter dem Drucke der langsam anders wer- denden äusseren Bedingungen. So erhalten wir eine Reihe, deren End- und Anfangspunkt durch verschiedene Arten gebildet wird, deren mittelste Glieder aber Cha- raktere beider tragen und weder der einen noch der anderen mit Sicherheit zugetheilt werden können. Schon Clessin (17) stellt es, auf anatomische Merk- male gestützt, als wahrscheinlich hin, dass P. Foreli die Tiefseeform des P. nitidum sei. — 41 — Viel besser geeignet unter den Hochgebirgsbeding- ungen zu leben als die Mollusken sind viele Insekten- larven, besonders die der Orthopteren, Neuropteren und Trichopteren. Nahrungs- und Wohnungsverhältnisse ent- sprechen diesen räuberischen Wesen durchaus. Den langen Winter verbringen sie in lethargischem Todes- schlafe; zur Flugzeit des erwachsenen Insekts genügt der kurze Alpensommer vollauf. So sind denn auch stehende und fliessende Gewässer der Hochalpen immer belebt von vielen Arten und sehr zahlreichen Individuen jener Insektenlarven. Ueber ihre Lebensweise und be- sonders die Zeit ihrer Verwandlung im Gebirge liegen nur vereinzelte Beobachtungen vor. Jeder weitere Bei- trag muss hier erwünscht sein. Das Auftreten des ge- flügelten Insekts hat nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse oft viel räthselhaftes. So schreibt mir Kil- lias, dass er einmal am Tarasper See Schwärme einer Hydropsyche getroffen habe, die er seither während dreis- sig Jahren nicht mehr finden konnte. Auf der Höhe der Flüela stiess er ein anderes Mal auf tausende von Exemplaren von Acrophylax cerberus, viele in Copula, trotzdem die Seen noch zugefroren waren und fusshoher Schnee lag. Seither suchte er dieses seltene Insekt um die nämliche Zeit dort umsonst. Meyer-Dür hat die- selbe Art unter ähnlichen Umständen auf der Grimsel beobachtet. Wie gelangten die geflügelten Thiere unter der Eisdecke hervor, wo fanden sie Nahrung und Schutz für die Eier? Die Larven der Perliden und Ephemeriden suchen ihre Wohnung unter den Steinen; sie sind äusserst räuberisch, können aber auch, wie diejenigen der Phryganiden, eine längere Hungerkur ohne Schaden aushalten. Die Larven- zeit dauert Monate und Jahre, während die Lebensdauer des ausgewachsenen Insekts sich nach Wochen und 31 — 482 — Tagen bemisst. Anhaltende Kälte versenkt die Larven in lethargischen Schlaf. Aehnliche für das Leben im Hochgebirge passende Gewohnheiten und Eigenschaften besitzen die Jugendstadien der Phryganiden und Sialiden. Siche die Arbeiten von Burmeister (14) und Pictet (72 bis 76). Ueber das Vorkommen dieser Larven ver- gleiche neben dem letztjährigen Bericht die Arbeiten von Heuscher und Asper (4, 5, 37). So waren denn die Alpenseen des Rhätikon im Sommer 1890 im allgemeinen von einem regen littoralen und pelagischen Leben erfüllt. Dass mit dem Vorjahr in Bezug auf Vertretung an Arten und Individuen manche Unterschiede existiren, ergiebt sich leicht durch Vergleichung der Berichte und Listen der beiden Ex- cursionen. Es scheint auch nach den Jahreszeiten die Thierwelt der Gebirgsseen eine wesentlich verschiedene zu sein; die Untersuchung muss also in möglichst ver- schiedenen Epochen des Jahres vorgenommen werden, um die Aufeinanderfolge der verschiedenen Thierformen festzustellen und den gesammten faunistischen Reich- thum der Wasserbecken zu erschöpfen. Wie sich ver- schiedene Rotatorien, Protozoen und Algen im Spannegg- see ‘ablösen, und so die Zusammensetzung von Fauna und Flora stets wechselt, schildert uns Asper und Heuscher (4). | Der milde Winter 1889/90 und das frühe Frühjahr 1890 scheinen die lebhafte Entwicklung thierischen Lebens in den Rhätikonseen begünstigt zu haben. Im Juli und Anfangs August schickten sich die meisten Thiere an sich fortzupflanzen; der Gipfel der Geschlechts- — 483 — thätigkeit war noch nicht erreicht, oder gar überschritten, wie in der zweiten Hälfte August 1889. Von den Cope- poden waren ausgewachsene Exemplare schwer oder nicht erhältlich, die Bryozoen hatten die Kolonienbildung kaum begonnen, die Olepsinen waren mit der Eiablage beschäf- tigt. Trichostegia variegata befand sich in der Verwand- lung zum geflügelten Insekte. Ganz junge Tritonen und Frösche fanden sich in Garschina, Eier und jüngste Sta- dien von Cottus gobio in Partnun. Zahlreich waren auch junge und jüngste Larven von Hydrachniden. Von Gam- marus pulex waren einzelne in Copulation. Sialis, Corixa und Notonecta tummelten sich meist in ganz jungen Ent- wicklungsstadien im Wasser, während viele Phryganiden- larven eben in den Nymphenzustand übergiengen. Die überwinterten Chironomuslarven hatten meist noch nicht ihre Maximalgrösse erreicht. Für die meisten der eben genannten Geschöpfe ist der Eintritt der Fortpflanzungs- epoche ganz bedeutend nach rückwärts verschoben. Der späte Alpensommer lässt die Geschlechtsthätigkeit erst im August ganz erblühen. Manche Thiere leiteten eben ihre Fortpflanzung ein, die Nachkommen anderer waren in den jüngsten Stadien, viele endlich hatten die Meta- morphose, die sie zum geschlechtsreifen Individuum um- wandeln sollte, noch nicht oder kaum begonnen. Aehnliche Verschiebungen der Zeit geschlechtlicher Thätigkeit beobachtete Zacharias (98) im Riesenge- birge. Ueber verspätetes Laichen von Rana temporaria ‚und Bufo vulgaris in Gebirgsseen berichten Asper und Heuscher (5). Wenn so die ungünstigen Hoch- gebirgsbedingungen die Zeit der Vermehrung stark nach rückwärts verlegen, verursachen dieselben Verhältnisse eine frühere Bildung der Dauerstadien, die den Winter zu überstehen bestimmt sind. Darauf wurde schon im letztjährigen Bericht hinge- — 44 — wiesen. Die Bryozoen allerdings waren im Juli 1890 noch weit von der Statoblastenbildung entfernt; dagegen trugen zahlreiche Weibchen von Daphnia longispina und D. pulex Wintereier, während andere noch Sommereier producirten. Auch bei Zynceus sphaericus und L. rostratus hatte die Bildung der Dauereier theilweise begonnen, trotzdem die Temperatur im Durchschnitt höher war als 1889. Von den vier eben aufgezählten Cladoceren, so- wie von Macrothrix laticornis, wurden auch die sonst nur im Herbst auftretenden Männchen vereinzelt beobachtet. So stehen also auch hier wieder Fortpflanzungszeit und Fortpflanzungsmodus stark unter dem Einflusse äusserer physikalischer Bedingungen. Ausser den schon im letzten Bericht angeführten Beispielen von früher Bildung von Wintereiern bei Cla- doceren wären etwa noch zu erwähnen die Beobach- tungen von Asper und Heuscher (5), die am 27, Juli 1886 die Ephippien einer Daphnia, wahrscheinlich Daph- nia longispina, in gewaltiger Menge im Fählensee fanden. Bei D. magna aus den Seen der Grauen Hörner wies Heuscher (37) am 3. August den vereinzelten Beginn von Ephippienbildung nach; Moniez (66) erhielt im April Daphnien mit Wintereiern aus dem sicilianischen lago di Lentini. Trotz der geringen Tiefe mancher, speciell alpiner Wasserbecken beherbergen sie doch eine pelagische Thierwelt, die auch im Winter nicht ganz ausstirbt. Darauf hat schon Imhof aufmerksam gemacht (45, 46, 50). Dagegen fehlt ihnen eine eigentliche, wohl charak- terisirte Tiefenfauna. [Siehe auch die Mittheilungen von Moniez (67), Seligo (84, 85), Asper (4, 5) und Heuscher (37)]. | “Hé — 485 — Das lässt sich ohne weiteres auch auf unsere Rhä- tikonseen anwenden, mit Ausnahme des sehr tiefen Lünersees, der eigentliche Grundbewohner beherbergt. Doch wird auch dort die Grenze zwischen littoraler und profunder Fauna stark durch den Umstand verwischt, dass manche Tiefseethiere der Ebene im Hochgebirge Bewohner des Ufers werden können. Wie schon letztes Jahr gezeigt wurde (100, 102), herrschen in den tieferen Schichten der grossen Seen der Ebene und in der Ufer- zone der kleinen Alpenwasserbecken theilweise analoge äussere Bedingungen, die auch eine theilweise gleiche Fauna an den zwei so weit voneinander abliegenden Lo- kalitäten schaffen. Aehnlich sind an beiden Orten die tiefen Temperaturen, ähnlich die ungünstigen Ernährungs- verhältnisse, die Ruhe des Wassers, der Sauerstoffmangel. Sämmtliche auch im Jahr 1890 littoral und in geringer Tiefe im Rhätikon gesammelten Pisidien tragen den durch- aus charakteristischen Stempel, den sonst nur die Tiefsee diesen Muscheln aufdrückt. Clessin (17) hat bekannt- lich die Gruppe der Tiefseepisidien durch anatomische Merkmale umschrieben. Es sind Kümmerformen, die wohl kräftig ins Leben treten, in Folge der ungünstigen äusseren Bedingungen aber in der weiteren Entwicklung zurückbleiben. Aehnliches gilt für die Pisidien des Hoch- gebirges. Sie sind im ganzen nicht so durchgreifend, immerhin aber in der gleichen Richtung verändert, wie ihre Verwandten der Tiefsee. So können sie theilweise noch auf littorale Formen der Ebene — P. fossarinum, P. nitidum, P. ovatum — bezogen werden. Daneben findet sich schon am Ufer der Alpenseen die reine Tief- seeform der Ebene P. Foreli. Im Lünersee tritt sie am Ufer nur vereinzelt, in der Tiefe dagegen häufig auf. Littoral wurde auch dies Jahr wieder der Tiefen- bewohner der grossen subalpinen Seen ZLebertia tau-in- — 486 — signitus erbeutet. Endlich haben wir den Fund eines weiteren typischen Bürgers der tiefen Wasserschichten am Ufer der Rhätikonseen zu verzeichnen. Es ist dies Saenuris velutina, Grube, ein schöner, wohl charakterisirter Ringelwurm, der in den grossen Tiefen des Genfersees von Forel (25) und Duplessis (20) häufig getroffen wurde. Nie gelang es aber diesen Forschern das Thier am Ufer zu entdecken. Unter ähnlichen Umständen fand ihn Asper (4) in mehreren grösseren Schweizerseen. In Partnun, Tilisuna, Garschina und am Lünersee lebt Saenuris velutina häufig unter den Steinen und im Schlamm des Ufers. Die eigenthümliche Uebereinstimmung zwischen Tief- seeformen und littoralen Alpenthieren wird uns einst einen Rückschluss auf die Bedingungen gestatten, die bei der Entstehung der Tiefseefauna hauptsächlich formbildend wirkten. Auch die Tiefenbewohner der Oceane nähern sich gegen die kalten Pole hin mehr und mehr der Ober- fläche, ein Gegenstück zu unseren in den Alpen gesam- melten Erfahrungen, auf das mich W. Marshall noch specieller aufmerksam machte. Durch die Excursion vom Sommer 1890 sind wir unserem Ziele um einen guten Schritt näher gekommen, die Zusammensetzung der Fauna der Rhätikonseen zu bestimmen und ihre allfällig von Ort zu Ort sich zei- sende Verschiedenheit als durch äussere Ursachen be- dingt zu erklären. Auch die biologische Seite unserer Aufgabe ist neu beleuchtet worden. Sie lässt sich in weitem Sinne so fassen: wie wird Thiergestalt, Thierbau und Thierleben von den so eigenthümlichen physika- lischen Bedingungen des Hochgebirgs beeinflusst. — 47 — Thoulet (88) in seinem an die französische Regie- rung erstatteten Bericht über das Seenstudium in der Schweiz stellt den Satz auf: „Un animal ou une plante sont de véritables instruments de physique dont les in- dieations, pour être compliquées, n’en sont pas moins très précises. Si un thermomètre se borne à indiquer des variations de température et un aréomètre des varia- tons de densité, l’être vivant, animal ou végétal, marque et mesure un ensemble complexe de circonstances par le fait seul de sa présence. Au cas où l’ensemble des conditions n’est pas celui qui leur convient, l'animal, doué du pouvoir de locomotion, s’enfuit ou meurt, et la plante, privée de la faculté de se mouvoir, perit.“ Diese Messung ünd Wiederspieglung der äusseren Verhältnisse im Thierkôrper und in der Thierentwick- lung festzustellen ist die Endaufsabe der an den Rhäti- konseen begonnenen Arbeit. Thoulets Satz unserer Publikation als Devise vorangestellt, hätte gleichzeitig Richtung und Gesichtspunkt der unternommenen Studien angedeutet. Es wird nun noch langen und eifrigen Suchens und Sammelns und fleissiger Durcharbeitung des gewonnenen Materials bedürfen, bis sich ein fauni- stisches und biologisches Gesammtbild der Hochgebirgs- seen der stolzen Rhätikonkette herausgestalten kann. In den blauen Seen, den raschen, klaren Wasserläufen, den dunkeln Höhlen des Gebirges, werden wir zu ver- schiedener Tages- und Jahreszeit den thierischen Wesen nachzugehen haben. Sollte aber auch das Endresultat nur theilweise er- reicht werden, eines ist schon heute gesichert. Es sind die Excursionen in den Rhätikon zu einem starken Quell lebendigster und schönster gegenseitiger Anregung für meine Begleiter und mich geworden. Unsere nächtlichen Netzzüge, die der vom pelagischen Leben wimmelnden EEE EEE ATRE — 488 — Oberfläche galten, die Erbeutung der Geschôpfe der tieferen Wasserschichten, sind ebensoviele bleibende Illu- strationen für Verhältnisse, die sich durch blosse akade- mische Vorlesung nie und nimmermehr in ihrer ganzen Bedeutung und Tragweite schildern lassen. Die Freude und das Interesse, die meine Begleiter für unsere ge- meinsame Arbeit zeigten, war für mich stets eine neue, frohe Aufmunterung. So werden uns die in täglichem engem Verkehr im Hochgebirge zusammen verlebten Ferienwochen eine dauernde schöne Erinnerung bleiben und zudem für beide Theile, Schüler wie Lehrer, ihre Früchte zeitigen. a RE BE Se 2 NO VEN PER < Tabelle I. Verzeichniss der im Sommer 1890 in den Rhätikonseen gesammelten Thiere. Standorte: Partnun (P.). . . . . 1874 m. s. m. Pilisuna (Ey; un. 222102 Te, Garschina (G.) - 2621890 2 5 Lünersee (L.) . . . . 1943 „nn Brunnen von Partnun. . 1772 , , , . „Gallen vs DATES EN Sue . am Schollberg. 1962 „ , », Bäche von Plassecken ca. 2250 „ , , I. Amoebina : 1. Difflugia pyriformis, Perty. (G.) II. Heliozoa: 2. Actinophrys sol, Ehrb. (L.) III. Flagellata : 3. Dinobryon sertularia, Ehrb. (L. P. G. T.) IV. Ciliata : . Epistylis plicatilis, Ehrb. (G.) . Opercularia nutans, Ehrb. (G. P. T.) . Vorticella mierostoma, Ehrb. (P. G. T. L.) . Cothurniopsis vaga, Schrk. (P. G. L. T.) . Cothurnia, spec., Ehrb. (P.) . Lagenophrys vaginicola, St. (L.) V. Archhydrae : 10, Hydra rhaetica, Asper. (L.) VI. Turbellaria : 11. Monotus lacustris, Zach. (P.) 12. Mesostoma, spec., Dug. (P. T. G. L.) 13. Planaria alpina, Dana (P. T. G. L., Bäche von Plass- ecken). 14. Planaria subtentaculata Dug. (P. T. Brunnen v. P.) So Non à — 9 — VII. Nematodes : 15. 16. 17. 18. 19. 20. Trilobus pellucidus, Bast. (P. G.) Trilobus gracilis, Bütschli. (T.) Monhystera crassa, Bütschli. (P.) Dorylaimus stagnalis, Duj. (G. L.) Mermis aquatilis, Duj. (G. L. T.) Gordius aquaticus, Duj. (P.) VIII. Rotatoria : IX. XI. XII. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Callidina parasitica, Gigl. (G.) Euchlanis dilatata, Ehrb. (P. T. L.) Euchlanis triquetra, Ehrb. (L.) Monocerca bicornis, Ehrb. (P.) Eosphaera elongata, Ehrb. (P.) Eosphaera digitata, Ehrb. (T. L.) Notommata aurita, Ehrb. (P. G. Brunnen v. P.) Anuraea testudo, Ehrb. (L.) Anuraea cochlearis, Gosse. (L. G. P.) Notholca longispina, Kellicott. (P. L.) Oligochaetae : 31. 32. 33. 34. 35. Cladocera : 38. 39. 40. 41. 42. 43. Saenuris velutina, Grube. (P. G. L. T.) Saenuris variegata, Hoffm. (P. G. L.) Bythoromus Lemani, Grube. (P. L. T.) Lumbriculus variegatus, OÖ. F. Müll. (P. G. T. L.) Lumbriculus spec., O. F. Müll. (P. T.) . Hirudinei: 36. 37. Clepsine bioculata, Sav. (G.) Clepsine complanata, Sav. (G.) Daphnia pulex, Leydig. (L.) Daphnia longispina, Leydig. (P. L. G. T.) Lynceus rostratus, Lilljeb. (P. G. L. T.) Chydorus sphaericus, O. F. Müll. (P. T. L.) Acroperus leucocephalus, Koch. (P.) Macrothrix laticornis, Lilljeb. (T.) Ostracoda : 44. 45. Cypris compressa, Lilljeb. (P. G. T. L.) Cypris candida, Zenker (P. L.) — 41 — XII. Copepoda: 46. Cyclops strenuus, Fischer. (P. G. T. L.) 47. Diaptomus, baccillifer, Koelbel. (P. L.) 48. Diaptomus, spec., Claus. (G.) XIV. Amphipoda: 49. Gammarus pulex, Degeer. (G.) 50. Niphargus puteanus, Koch. (Brunnen v. P.) XV. Acarina: 51. Sperchon glandulosus, Könike. (P. T.) 52. Lebertia tau-insignitus, Lebert. (P. T. G. L.) 53. Arrenurus maculator, O. F. Müll. (L.) 54. Hydrachnidenlarve an Phryganidenlarve parasitirend. (L. T) 55. Trombidium air, O. F. Müll. (T.) 56. Trombidium spec. O. F. Müll. (L.) 57. Damaeus geniculatus, C. L. Koch. (L.) XVI. Tardigrada: 58. Macrobiotus macronyx, Duj. (P.L. T. G. Brunnen v. P.) XVII. Orthoptera : 59. Nemura variegata, Oliv. (P. T. G. L. Bäche v. Plasseck.) 60. Nemura nitida, Pictet. (P. T. G. L.) 61. Perla alpina, Pictet. (G. T. P.) 62. Capnia nigra, Pictet. (L. P. T.) 63. Heptagenia longicauda, Vayssière. (P. T. G. Bäche v. Plassecken.) 64. Chloë Rhodani, Pictet (?) (G. L. P. T.) 65. Chlo& spec. L. (? larvula) (L. G.) 66. Ephemerenlarve I. (L.) 67. Ephemerenlarve II. (G.) XVII. Neuroptera: 68. Sialis lutaria, L. (G.) XIX. Trichoptera : 69. Rhyacophila vulgaris, Pictet. (P. T.) 70. Trichostegia variegata, Klti. (G.) 71. Phryganea pilosa, Oliv. (T. P. Brunnen a. Schollberg u. v. Gafien, Bäche v. Plasseck.) — 492 — 72. Phryganea mixta, Pictet. (T. L. Brunnen am Scholl- berg.) 73. Goniotaulius flavus, Klti. (?) (G. P.) 74. Chaetopteryx villosa, Fab. (P.) XX. Rhynchota : 75. Hydrometra thoracica, Schml. (P. G.) 76. Hydrometra paludum, Fab. (P.) 77. Corixa cognata, Fieb. (G.) 78. Notonecta glauca, L. (G.) XXI. Diptera: 79. Chironomus plumosus, L. (T. Gr.) 80. Chironomus spec. I. Meig. (T. L.) 81. Chironomus spec. II. Meig. (T. P, G. L.) 82. Chironomus spec. III. Meig. (T. P.) 83. Chironomus spec. IV. Meig. (T. G. P. L.) 84. Chironomus spec. V. Meig. (G. L. T.) 85. Tanypus spec. I. Meig. (P. G. T. L.) 86. Tanypus spec. II. Meig. (P. T. L.) 87. Corethra plumicornis, Fabr. (G.) 88. Corethra spec. Fabr. (L. G.) 89. Tipula spec. Fabr. (P. T. L.) 90. Dipterenpuppe I. (P.) 91. Dipterenpuppe II. (L.) 92. Dipterenpuppe II. (L.) 93. Dipterenpuppe IV. (T.) 94. Dipterenlarve I. (P. Brunnen v. P.) 95. Dipterenlarve II. (P.) XXII. Coleoptera : 96. Colymbetes congener, Heer. (G.) 97. Hydroporus erythrocephalus, Heer. (G.) 98. Hydroporus palustris, Heer. (G.) 99. Hydroporus nivalis, Heer. (G. Brunnen v. Gafien.) 100. Hydroporus nigrita, Heer. (G.) 101. Hydroporus planus, Heer. (G.) 102. Hydroporus piceus, Heer. (T.) 103. Hydroporus castaneus, Aube. (?). (P.) 104. Käferlarve I. (Bäche v. Plassecken.) 105. Käferlarve II. (L.) XXUl. XXIV. XXV. XX VI. XX VII. . 117. Rana temporaria, L. (P. T. G.) — 493 — Lamellibranchiata : 106. Pisidium fossarinum, Cless. (P. T.) 107. Pisidium ovatum, Cless. (T.) 108. Pisidium Foreli, Cless. (L. P.) 109. Pisidium nitidum, Jenyns. (G.) 110. Pisidium nitidum, var. lacustris, Cless. (G. L. T.) Gastropoda: 111. Limnaea truncatula, Müll. (G. P. T. L.) 112. Limnaea ventricosa, Moq. Tand. (G. P. L.) Bryozoa: 113. Fredericella sultana, Gerv. (L. T.) Pisces: 114. Phoxinus laevis, Ag. (P. T. G.) 115. Cottus gobio, L. (P. T. L. G.) 116. Trutta fario, L. (P.) Amphibia : 118. Hyla arborea, L. (L.) 119. Triton alpestris, Laur. (G.) Partnun Tilisuna . Lünersee . Garschina ; Brunnen von Partnun N 1 Bäche von Plassecken . 65 Species DA Pa Horus 61 n 5 » Gafien u. Schollberg 3 5 “But ‘eurdje BLıeueLg “Sn ‘sods "BWwoIsosom “Jodsy ‘eorjoeya eıp£y ‘epoorurSea sAaydousser] 48] = “xiqgog'‘esea sisdotuiny}00 LOLICE BULOFSOIOTUL B[[901)10 À 494 Au "eıden}a9s uoÂxqour( "gay ‘108 sArydoumgoy "w gp6I 99sıoung ‘TTUOSN A STTTOULS SNgOTLLL, ‘5nq ‘eyendgyuojgqns CIIBUEI ‘BU "eurdje CLIBUCIY ‘Snq ‘sods ‘ewioysoso y “xayogteSea srsdoruany309 "gIUH "BWLOISOIOTUL BITOITIIOA “QI ‘susynu erıepndaadg LOU “eLrein}Ios UOÂIQOUI(T "u GOIG TUnSTITL -Tyosma "B88810 BIOISÄyuUoM “188q ‘snpronjjed snqofLL], -önq “BIeTnowyusIqns CLBUBI “eut "eurdje erıeuelg Ing ‘sods ‘Bmogsoso ‘U987Z ‘SIIJSNOUT SNYOUoM ‘qiy ‘oods "eruıny4on "yayog'aseiA sısdorumygon ga ‘gWOISOAITW BITSITIIOA “gay 'sueynu eLıepnaa0dQ "qu “eLreng198 uoÂIQOUIG |: “ur FLST unuIIe I — “3884 'snpronjjed SOL T, “eut "eurdje BrIeue]g Ing ‘20d8 ‘EWOJS089 “198 ‘8.584 sısdorumy4og “qu _ BULOFOLITW BITEOTNIOA ‘gay ‘sueynu erI8[n010dQ ‘qu ‘stueorrd sıpägerdg “qu *errejn419s UOÂIQOUI( — Ayo g'sturioprkd eränggtq "u 6818 euryasıey : SIPOIEUION : @IICITOQIN ], : 9UIPÂUUI1Y : erento : IRIS EL | :20ZOIOH : gurggouy ‘IX 919 Q8L -Sıpkarg ‘xoqnd eruydeq — "MM AO ‘8nJUS0LIUA SNINOLIQUENTT ‘oqnit) ‘TUBWerT snwouoygÄg "pop 'eye3orıea stınuoug | ‘quan ‘gurmoA srınuoug HOOMIOY "surdstSuof 8OJoy4oN *98801) BIIUOT{009 BOBINUY | "gay ‘Opnisez vorinuy 495 “Qi 'eyersip eaoeydsoy “qua eayonbrı4 stuejyong "QU ‘erBgB]Lp STUBLyony ‘na ‘sıreusegs snurtefkaog “TON AO “oods "snjnoraquumrg a ‘AH ‘O ‘8NJ8S0UUA SNINOIIQUENTT "oqn1n) ‘TUBWOrT snwouoygig *oqnir) ‘BUTNIOA sLınuaeg ‘qu ‘eyeté tp vrovydsoy "gay “UJUUTIP SIUUTYONT “aq ‘srrenbe stur TION "TO “oods ‘snpnoriqunry “TON ‘HO ‘SNJUSOTIBA SNINOTIQUENT "oqnıd ‘TuBwor] Snwouoy}Âq "wpoH ‘US LEA STINUIBEQ -oqnın "wurrnfoa SIINUIUQ A AUD ‘seurdstSuof BOTOUJON "OBBOHN'BLIBITLIO00 BO8INUY ‘Qi ‘UJINB BYewWwogoN “qaud'eesuore Bıouydsoy ‘QI ‘STULO9 1 BILO00UOM "gay "ereye]p SIUBTONT "faq ‘snoryenbe snrpion ‘faq ‘sııgenbe stuao gg "Aug ‘Bjeuur duo outsdors "aeg ‘@JBINo01q aursderg m LONG Le) ‘SNJUSETIA SNTnOLLgunT “UJJO FT U}USOTIUA sLInUyeg ‘oqnir) ‘EUTINTOA SIIMUOBQ *28801) STIUATU209 BOBINUY "gay ‘JUNE BJUUIULOO N ‘1819 ‘eonsered BuTpIITU) "(na ‘sııygenbe stuo y ‘ha ‘sıpeusegs SNUIBTAIO( :e1990peIg :OUPnITH :98998090.0110 : BLIOJEIOY 496 pusamseL -8d oArsjuopıueskıydg ug ‘OAIG[UOPIUUIUIPÂTI TION ‘HO ‘10Je]nIBU SRINUOIIY eq “SNJUUSISUT - NE} BIJIOQONT ‘194780 ‘ioytirto0vq snwogderg “Lot, J'snnuaas sdojokg -aoyuoz 'epıpued suıdAy -goftgr] ‘essaadwoo suudAg ‘TON Er fe) ‘snotoeyds sniopÄyg -qalittT'snyerysoa snoouÂry ‘Sıpkar] ‘eurdsisuor eruydegq "PUOIINISBI -ed oAIejuoprueskıyg us oArejuopruyosıpiy ‘HeqoT ‘SnJUUSISUT - NU} BIO] "XTu0 M ‘snso[npus[$ uoydıodg — -aayosı g'sunuaays sdoJokg -golfie essoadwor suıdAg “qefTIUT (SIUAOOTJUL XLIUIOAOBM “TON ‘HO ‘enorio8qds snıopÄyg "qofittT'snyeıgsoı snoouÂrr “SrpAerg ‘“œurdstsuor etuqdeq 2aqarT Sngeusisur-ne} BNaogerg ‘TU ‘snsopnpue]3 uoyoiode 1641805 ‘aoyıp[looeq snwogIderg “I049814 ennueugssdojoAy ‘ı9yuoz ‘epipuvo sidi -qofittT‘esseadwo9 srxd {9 O0 ‘snçeqdesooner snxodo19y ‘TIOK AO ‘snoro8qds sn10pAyN -gaffteT'snyea}soi suoouÂrT *StpAort ‘“urdsrsuor eruydeq ‘H9qe'T ‘SNJUUSISUT - NU) VIENT “10080 ‘xand snıwuwueg ‚snep) ads ‘snwoyderg “104981 J'snnuoas sdoJokg "qafttt] ‘esserduwoo sLıdAy golf Tengeasorsnaoufr ‘Sıpkor] ‘surdsıZuof etuydeq : BULIVOY :epodıyduy :epodadog :2Po9814sQ “399014 ‘UJXIUT Cours ÂIUX ‘IT 9AIU[UoIoOUd | -(epnAae] 5) T 90d8 90149 (a) ‘197914 "Tuepoyy 2014) 497 Jopıq 'eısıu etude ‘0Td "epipu eaınwoNn "AO ‘UJUSOLIUA eınwoN ‘nq XAUOIDUUL SNJOIQOIIUIN A AUD PAM Re) ‘SNJUINOIUOS SNOW] "TINO “00ds WNIPIIWOLT, "499914 ‘UJXIU Bougskaydg "AO "esopLd BouBskaydg ‘99914 (STABSINA eptydooeiyy (8) ‘307014 ‘TUBpPO 90149 "OXQISS AE À ‘@pneorSuor utuoSedorx “Jogor4 "easıu etude i “199014 "eurdje efaod "Y9pIg "epıpru eınwoNn "AT[O ‘UJUSOTIUA BınwaN | ‘înq (XAUOIIUUL SNJ014O108T ‘TN A O “wnouejd WNIPIQUOLT, ‘AO ‘USorid voueskayg 97914 ‘staespnAa errydoowAyy (8) 999014 ‘Tuepoyy 2014) "OLQISS AB À ‘“épneorsuo eruosudo pr “Jojo "ersıu etude). ‘9014 eurdfe 104 40Id ‘BPHIU BINUWON *ATIO ‘UJUS0TAUA BINULO N ‘ng AUOT SNIOTIOAOBN. 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Es haben diese bedeutenden Arbeiten das grösste Aufsehen erregt, da dadurch der längst gesuchte Zusammenhang von Licht und Elek- trieität eine ganz bestimmte Form erhielt, und der Unter- schied von Lichtstrahlung und elektromagnetischer Strah- lung wesentlich auf die verschiedene Grösse der Schwin- gungszahlen zurückgeführt wurde. Wir haben uns die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, ob die Erscheinungen der elektrischen Schwingungen, so weit sie dem Versuch und der Messung zugänglich sind, uns mit Notwendig- keit zur Annahme der neuen Anschauungen zwingen, oder ob sie nicht aus den bekannten allgemein anerkann- ten Gesetzen der Induction in volikommen befriedi- gender Weise sich erklären lassen. — 510 — Vorerst wiederholten wir den höchst interessanten Versuch mit den parabolischen Spiegeln genau nach der Angabe von Hrn. Hertz!), und während wir in man- chen Punkten seine Resultate genau bestätigt fanden, stiessen wir doch auch auf Erscheinungen, welche die Analogie von Lichtstrahlung und elektromagnetischer Strahlung nicht erwarten liess. So fiel es uns z. B. sehr auf, dass bei mehreren unserer Versuche eine Blechtafel ebensowohl die Funkenbildung im sekundären Leiter aufhob, wenn sie in der Längsstellung, als wenn sie in der Querstellung dazwischen geschoben wurde. 2 Cas Querstellung Längsstellung Wir kamen bald zu der Ueberzeugung, dass ein richtiger Einblick in die Vorgänge beim primären und beim sekundären Leiter nur möglich ist, wenn die Beob- achtung des Funkens durch Versuche mit elektrischen Messapparaten controllirt wird. Für diese Untersuchungen benützten wir zuerst eigens zu diesem Zwecke construirte Elektroskope mit dünnen Aluminiumblättchen, deren Aus- schläge vermittelst eines mit Ocularmikrometer ver- sehenen Mikroskopes abgelesen wurden. Obschon diese Beobachtungsart uns manche gute Dienste leistete, unter Anderem auch den von verschiedenen Forschern unter- suchten Einfluss der Verlängerung der sekundären Leitung auf die periodische Zunahme und Abnahme der Induc- tionserscheinung zu untersuchen gestattete, haben wir 1) H. Hertz. Ueber Strahlen elektrischer Kraft. Wied. Ann. XXX VI, S. 769. — 5ll — dieselbe dennoch wieder verlassen, da mannigfache stö- rende Einflüsse die Resultate trübten, und uns den ge- wöhnlichen allgemein angewandten Messinstrumenten, dem Elektrometer und dem Galvanometer, zugewandt; unsere Hoffnung, dass auch diese reagiren, hat sich in vollem Grade erfüllt. Elektrische Vorgänge im primären Leiter. Bei unseren Versuchen gaben wir den beiden Hälf- ten des primären Leiters, zwischen welchen die Funken "übersprangen, genau die von Hrn. Hertz angewandte Form und Grösse. Als Erreger wandten wir ein Ruhm- korff’sches Inductorium an, dessen Inductionsspule eine Länge von 35 cm. und einen Durchmesser von 15 cm. hatte; die Unterbrechung des von drei Accumulatoren gelieferten etwa 20 Ampère starken Stromes besorgte ein Deprez’scher sehr schnell hin und her schwin- gender Interruptor. | Obwohl die Theorie dieser grossen Inductorien im Allgemeinen bekannt ist, fanden wir es doch nötig, durch Versuche unseren Ansichten über den Vorgang im pri- mären Leiter einen sicheren Halt zu geben. Extrastrom, Condensator und Interruptor bewirken, dass der durch die inducirende Spule laufende Strom langsam ansteigt, möglichst kurze Zeit constant bleibt, plötzlich auf Null abfällt, um dann sofort wieder langsam anzusteigen und so weiter, wie dies durch die obere Curve der nächsten Seite angedeutet ist, bei welcher die Abseis- sen die Zeit und die Ordinaten die Stromintensitäten S darstellen. Nun ruft jede Aenderung dieser Stromstärke in der Inductionsspule einer elektromotorischen Kraft E, welche der Grösse dieser Aenderung dS/dt proportional ist. Es zeigt das die untere Curve, bei welcher die Abscissen die gleiche Zeit und die Ordinaten die den — 512 — Differentialquotienten der oberen Curve proportionalen Werte von E darstellen, wodurch die Flächen A und B gleichen Inhalt bekommen. Wenn nun die Inductions- spule durch einen leitenden Draht geschlossen ist, so wird derselbe entsprechend der Schliessung und Oeffnung des indueirenden Stromes von entgegengesetzt gerichteten Inductionsstrôomen durchflossen, deren Intensitäten wir J nennen wollen; da die den Werten /Edt entsprechen- den Flächen A und B gleich sind, so haben bei con- stantem Widerstande auch die nach beiden Richtungen gehenden Integralströme /Jdt gleichen Wert, das heisst, es fliesst im Ganzen nach links und nach rechts die gleiche Elektricitätsmenge. Es zeigt deshalb die Nadel eines eingeschalteten langsam schwingenden Galvano- meters, wenn man durch Schluss und Oeffnen des Haupt- stromes mit der Hand gesondert nur den einen oder nur den andern der beiden inducirten kurze Zeit andauern- den Integralströme einwirken lässt, genau gleiche Aus- schläge nach links und nach rechts. Folgen jedoch bei Einschaltung des Interruptors die Unterbrechungen hin- länglich schnell auf einander, so kann die Nadel des — 513 — Galvanometers den entgegengesetzten Stössen nicht fol- gen und bleibt deshalb auf dem Ruhepunkt stehen; nur am Anfang zeigt sich ein Ausschlag nach der einen und am Ende ein solcher nach der entgegengesetzten Seite. Sehr verschieden sind jedoch, wie die Curve zeigt, die beiden Ströme in Bezug auf die Spannung, die sie zur Ueberwindung eines. Widerstandes aufbieten können; der Inductionsstrom, welcher der Oeffnung des Haupt- stromes entspricht, ist der stärker gespannte, und, der, welcher der Schliessung entspricht, der schwächer ge- spannte; so war z.B. bei unserem Apparate der Oeffnungs- strom im Stande eine Funkenstrecke von 40 mm., der Schliessungsstrom aber nur eine solche von 0,13 mm. zu überwinden. Wird deshalb in den Inductionsstrom nach dem Schema links eine Funkenstrecke eingeschaltet, so zeigt das Galvanometer eine der Richtung des O eff- nungsstromes entsprechende Ablenkung an, welche mit Einführung der Funkenstrecke eintritt, bei Erwei- terung derselben erst zunimmt, ein Maximum erreicht und dann wieder auf Null herabsinkt, wenn die Funken- strecke so weit wird, dass keine Funken mehr springen. Eine Wirkung des entgegengesetzt gerichteten schwach gespannten Schliessungsstromes auf das Galvano- ‚meter erhält man durch eine Anordnung nach dem 33 — 514 — Schema rechts, bei welcher sich der Oeffnungsstrom zum Theil durch die Funkenstrecke entladet, und des- halb der Schliessungsstrom im Galvanometer vorherrscht;. es versteht sich von selbst, dass dieser Versuch nur ge- lingt, wenn die Funkenstrecke klein und der Widerstand im Nebenschluss des Galvanometers gross ist. Bei dem für unsere Versuche angewandten primären Leiter war der Abstand der Elektroden in der Funken- strecke nahezu 4 mm.; wir sind also berechtigt an- zunehmen, dass nur der Oeffnungsstrom dieselbe über- winden konnte, und dass somit nur in diesem einen Sınn die Elektrieität überging. Dieser einseitige Elek- trieitätsübergang gibt sich auch sehr deutlich an den bekannten durch Substanzüberführung und Oxydation hervorgebrachten Priestley’schen Figuren zu er- kennen, da nur die positive Seite die schwarzen Höcker und Löcher und nur die negative Seite die farbigen Ringe zeigte. | Jeder Oeffnung des Hauptstromes entspricht also ein in ganz bestimmtem Sinn überspringender Funke, der jedoch, wie die folgende Betrachtung zeigt, sich unter Umständen aus mehreren schnell auf einander folgen- denPartialentladungen zusammensetzen kann. Gibt man nämlich bei gegebener Funkenstrecke den beiden Hälften des Leiters solche Capacitäten, dass die von dem einmaligen Oeffnungsstrome zufliessende Elektrieität ge- rade zur Ladung auf das zur Ueberwindung der Funken- strecke nötige Potential ausreicht, so wird nur ein Funke springen. Bringt man dann von dieser Stellung aus die beiden Elektroden in einen kleineren Abstand, so braucht es nur eine kleinere Potentialdifferenz und somit auch nur eine kleinere Elektrieitätsmenge bis der Funke springt; die von dem Oeffnungsstrom gelieferte Elek- trieitätsmenge wird also ausreichen, um mehrere Male — 515 — hinter einander die beiden Hälften des primären Leiters bis zum Ueberspringen des Funkens zu laden. Die Anzahl dieser Partialentladungen wird mit der Ver- kleinerung: der Funkenstrecke wachsen, und es würden dieselben in gleichen Zeitintervallen auf einander folgen, wenn die elektromotorische Kraft der Inductionsspule, unter deren Druck die Conductoren geladen werden, constant wäre; das findet aber höchstens während der kur- zen Zeit der Maximälwirkung statt; so lange die elektro- motorisehe Kraft wächst, werden die Intervalle abnehmen, und so lange dieselbe abnimmt, werden die Intervalle wachsen; die beistehende Figur mag diese veränder- lichen Zeitintervalle andeuten. DANS ILL Der Umstand, dass durch die vorangegangenen Partialentladungen die Funkenstrecke besser leitend wird, kann zur Folge haben, dass für die weiteren Partial- entladungen eine kleinere Spannung nötig wird, und dass auch besonders bei kleiner werdender Funkenstrecke von der nachgelieferten Elektricität immer mehr direct abfliesst und deshalb nicht zur Steigerung des Poten- tiales beiträgt. Hiedurch kann die Art der Zerlegung noch wesentlich beeinflusst werden. Auch wird ausser- dem die Selbstinduction dabei eine Rolle spielen. Wir wollen nun nicht darüber streiten, in wie fern man solche auf einander folgende Partialentladungen, in welche durch die beschränkte Capacität des primären Leiters der dem Oeffnungsstrom entsprechende Funke zerlegt wird, mit dem Namen „Schwingungen“ be- zeichnen kann; wir erlauben uns nur die Bemerkung, dass, so weit wir die diesbezüglichen Untersuchungen — 516 — kennen, für die primäre Funkenstrecke durch unmittel- bare Versuche ebensowenig das Hin- und Hergehen der Elektricität, entsprechend den Ausschlägen nach entgegen- gesetzten Seiten, als die Gleichheit der Zeitintervalle nachgewiesen ist, beides Voraussetzungen, die man ge- wöhnlich bei Schallschwingungen und Lichtschwingungen als selbstverständlich anzusehen pflegt. Die Zerlegung des Funkens in Parfglenilakus en spielt, wie wir vermuten, eine Hauptrolle bei den Er- scheinungen der sogenannten Resonanz; da wir diesen wichtigen Punkt erst noch näher zu untersuchen beab- sichtigen, treten wir darauf einstweilen nicht näher ein. Elektrische Vorgänge im sekundären Leiter. Betrachten wir nun die Inductionswirkung, welche eine einseitige Funkenentladung im primären Leiter nach den allgemein anerkannten Gesetzen der Induction hervor- bringen muss. Wir sehen dabei der Einfachheit wegen vorläufig von der besprochenen Zerlegung des Funkens in Partialentladungen ab und nehmen ein einmaliges Ueberspringen der Elektricität an. Die Intensität J dieser Funkenströmung wird innerhalb einer ausser- ordentlich kurzen Zeit zu einem Maximum anwachsen und gleich darauf wieder auf Null zurücksinken; dJ/dt bekommt also einen sehr grossen Wert und wird deshalb auch in einem sekundären Leiter eine verhältnissmässig grosse elektromotorische Kraft e hervorrufen; dem Wachs- tum der Intensität J, das heisst dem Entstehen des Funkens, entspricht eine elektromotorische Kraft + e, welche einen entgegengesetzt gerichteten Strom zu er- zeugen sucht, der Abnahme der Intensität J, das heisst dem Vergehen des Funkens, entspricht eine elektro- motorische Kraft — e, welche einen re Strom zu erzeugen sdb — 517 — Bei den oberen Curven stellen die Abscissen die Zeit t und die Ordinaten die Intensität J dar, sie geben also das Gesetz, nach welchem mit der Zeit die Stärke der Funkenströmung sich ändert; bei den unteren Curven haben die Abscissen die gleiche Bedeutung, und die [LA .;... # *, SEA \ = a ‘ L = =, 2 > . N \ Ä 4 I \ Ë / 1 = KL 3 Ë / \ = (=. 4 s nei à EE < 4%, Gier Be = wire =. 5 CAEN Ela B a Pi = B Va x Sun "4 u x = = = Q » \ z s x 1 7 > + cs b = Ä b 1] % S 1 n Ve 18 1 I L a 1 [| 1 a RE | N ] 1 I 1 | n a [| | 1 ! 1 a Ordinaten stellen die durch Induction im sekundären Leiter hervorgerufenen elektromotorischen Kräfte e dar. Bei der ausgezogenen Linie haben wir angenommen, dass J symmetrisch wächst und abnimmt, es werden des- halb die entsprechenden + e und — e gleich. Gewöhnlich wird dies nicht der Fall sein und J'entweder nach Art der punktirten Linie schnell wachsen und langsam ab- nehmen oder nach Art der gestrichten Linie langsam wachsen und schnell abnehmen, was dann entsprechende Aenderungen im Verlauf von e nach sich ziehen wird. Dabei sind alle möglichen Gestalten der Curven denkbar; ie immerhin bleiben die den + e und — e entsprechenden Flächeninhalte a und 5 sich stets gleich. Jeder primäre Funke ruft also in irgend einem. Leiter der Umgebung zwei solche entgegengesetzt wir- kende ausserordentlich schnell auf einander folgende elektromotorische Kräfte hervor; in Folge dessen wird in jedem sekundären Leiter, wenn darin nirgends Funken springen, genau gleich viel Elektricität in der einen wie in der andern Richtung sich bewegen; und da je zwei solche genau gleich grosse entgegengesetzt wirkende Integralströme in ausserordentlich kurzer Zeit auf ein- ander folgen, so ist es ganz begreiflich, dass Mess- instrumente nach Art des Galvanometers oder des con- stant geladenen Elektrometers, bei welchen entgegen- gesetzte Ströme entgegengesetzt wirken, nicht die ge- ringste Wirkung nachweisen lassen. Ganz anders gestaltet sich jedoch der Vorgang, so- bald eine Funkenstrecke eingeschaltet wird, die unter Umständen wie ein Ventil wirkt und stark gespannte Ströme leichter als schwach gespannte überspringen lässt. Bei unseren in sehr grosser Zahl angestellten Ver- suchen haben wir zuerst wie Herr Hertz einen sekun- dären Leiter aus Kupferdraht angewandt, dann aber den- selben durch zwei 0,5 mm. dicke Messingbleche von > cm. Breite und 50 cm. Länge ersetzt; zwischen den beiden Hälften war die Funkenstrecke eingeschaltet und mit: den nach innen gekehrten Enden der Leiterhälften durch je 37 cm. lange Kupferdrähte verbunden; die Dimensionen sowohl des Leiters als der Verbindungen mit der Funkenstrecke sind, wie Herr Hertz gezeigt hat, der Resonanz wegen von wesentlichem Einfluss; wir haben deshalb durch den Versuch günstige Bedingungen ausgesucht und besonders darauf gesehen, dass zu beiden Deiten der Funkenstrecke alles genau gleich war. Be- — 519 — sondere Sorgfalt wurde auch auf eine möglichst voll- kommene Isolation aller Teile des sekundären Leiters - verwendet, so wie auf die nur lineare Leitung von den Messingblechen zu der Funkenstrecke. Auch bei dieser wurde die beidseitige Symmetrie beobachtet, und während wir bei den Vorversuchen, wie Herr Hertz, einerseits eine abgerundete Fläche und anderseits eine Spitze anwandten, haben wir bei den definitiven Ver- suchen zwei 2,2 mm. dieke nach Form der beistehenden Figur abgerundete Platindrähte einander ge- genübergestellt und mit einer von der Lei- JE tung durch Isolation getrennten Mikrometer- schraube die Distanz dieser Elektroden verändert und gemessen. Bei unseren Versuchen standen sich entweder pri- märer und sekundärer Leiter frei in verschiedenen Di- stanzen gegenüber, oder sie waren in die sechs Meter von einander abstehenden Fokallinien zweier parabo- lischer Cylinderspiegel aus Zinkblech gebracht, welche die gleichen Dimensionen wie die von Hrn. Hertz an- gewandten hatten. In beiden Fällen war der Charakter der Erscheinung im Wesentlichen gleich; nur machte sich die Verstärkung durch die Spiegel deutlich geltend, indem bei Anwendung derselben in einer Distanz von sechs Metern die Erscheinung ungefähr gleich stark war als ohne Spiegel in einer Distanz von einem Meter; die grösste Distanz, bei der wir ohne Anwendung der Spiegel noch deutliche Messungen anstellen konnten, betrug 2,35 m. | Wir besprechen nun zuerst die Beobachtungen über die Spannungen oder Potentialdifferenzen. Zur Messung derselben diente das bekannte von Carpentier nach der Angabe von Mascart construirte Thom- son’sche Quadrantelektrometer. Dasselbe wurde bald so — 520 — eingeschaltet, dass man der Aluminiumnadel eine con- stante Ladung gab und die beiden Hälften des sekun- dären Leiters mit den Quadranten in Verbindung brachte _ (in diesem Fall gab ein Volt Potentialdifferenz in den Quadranten eine Ablenkung von etwa 6 Skalenteilen), oder dass man die Quadranten mit einer constanten Säule lud und die Aluminiumnadel mit der einen Hälfte des sekundären Leiters in Verbindung brachte (in diesem Fall bewirkte ein Volt in der Nadel eine Ablenkung von etwa 12 Skalenteilen). Die erste Methode war, vielleicht in Folge der mehr symmetrischen Anordnung, in so fern günstiger, als schon bei grösseren Distanzen Funken übersprangen und Ausschläge eintraten; die zweite bot den Vorteil, dass die beiden Hälften des sekundären Leiters gesondert untersucht werden konnten. Bei allen mit dem Elektrometer angestellten Ver- suchen traten Ablenkungen ein, sobald ein Ueberspringen der Funken in der Funkenstrecke bemerkbar wurde. Während, wie wir oben gesehen haben, bei den primären Funken die Elektrieität stets in dem gleichen Sinne übergeht, springen im sekundären Leiter die Fun- ken bald in dem einen bald in dem anderen Sinne. Zu dieser Ansicht nötigt uns schon das Aussehen der ab- gerundeten Enden der Platinelektroden, indem die durch Oxydation gebildeten Figuren auf beiden Seiten ganz genau gleich sind; da die Bemühungen, irgend einen Unterschied wahrzunehmen, erfolglos blieben, so dürfen wir annehmen, dass im Durchschnitt nahezu gleich viel Elektrieität in beiden Richtungen übersprang. Wenn die Distanz der Elektroden in der a Funkenstrecke so eingestellt war, dass die Funken regel- mässig übersprangen, so ergab die Ablesung an dem nach der ersten Methode eingeschalteten Elektrometer folgende Erscheinung: — 521 — So wie der Hauptstrom geschlossen wurde, der Inter- ruptor zu spielen anfieng und die primären Funken kräftig sprangen, so zeigten sich auch die deutlich sichtbaren Fünkchen in der sekundären Funkenstrecke und zugleich bemerkte man eine merkliche Ablenkung, die je nach Umständen sehr verschiedene Werte annahm; diese Ablenkung war jedoch durchaus nicht constant, sondern die Nadel schwankte fortwährend um 10 bis 20 und noch mehr Skalenteile hin und her; wir bestimmten des- halb nur Mittelwerte der Ablenkung, und um dieselben besser erhalten zu können, wurde die Dämpfung des Elektrometers durch Anbringung eines kleinen durch die Schwefelsäure sich bewegenden Platinbleches vermehrt. Im Allgemeinen war die Nadel um so ruhiger, je regelmässiger der Interruptor spielte und je gleich- förmiger die primären Funken übersprangen, was man besonders an der Art des Zischens und Knallens des primären Funkenspieles merken konnte. So lange nun der Inductionsapparat in Tätigkeit ist, bleibt diese schwankende Ablenkung ungefähr auf dem gleichen mittleren Werte. So wie man aber den zum Inductorium führenden Strom unterbricht, erhält die Nadel eine ganz constante Ablenkung, die, sowohl was Grösse als was Richtung betrifft, von der früheren schwankenden Ablenkung ganz unabhängig ist und unter Umständen bis über die Skale hinausgeht, was etwa 40 Volt entsprechen mag. So kam es z.B. bei einem unserer Versuche vor, dass, so lange das Inductorium in Tätigkeit war, die Ablenkungen nach rechts zwischen 10 und 20 Skalenteilen schwankten, und dass dann beim Unterbrechen des Hauptstromes sogleich die Nadel nach der linken Seite bis über 200, d. h. bis über die Skale hinausging und nur ganz langsam, entsprechend dem ee durch unvollkommene Isolation bewirkten Elektricitäts- verlust wieder zur Ruhelage zurückkehrte. Um diese Erscheinung zu erklären, müssen wir vor Allem in Betracht ziehen, dass die Zeit, während welcher der primäre Funke überspringt und die elektromotorischen Kräfte + e und — e tätig sind, verschwindend klein ist im Vergleich zu dem Zeitintervall zwischen zwei auf einander folgenden Funken. Bei der Ablenkung der Nadel werden also nur die Ladungen in Betracht kommen, welche das Elektrometer in den Zeitintervallen zwischen zwei auf einander folgenden Primärfunken besitzt. Untersuchen wir also vorerst, wie und unter welchen Umständen die durch einen primären Funken inducirten elektromotorischen Kräfte die Hälften des sekundären Leiters und das damit in Verbindung gebrachte Elektro- meter laden können. In der beistehenden schematischen Zeichnung bedeutet I den primären Leiter, Il den sekun- dären Leiter und Q das Quadrantelektrometer. In der I er ID primären Funkenstrecke F lassen wir die positive Elek- trieität von oben nach unten springen, in Folge dessen wird in der sekundären Funkenstrecke f zuerst durch + e die positive Elektrieität von unten nach oben und dann unmittelbar darauf durch — e von oben nach unten — 523 — getrieben. Dieser letztere Antrieb wird unterstützt durch die unter Wirkung von + e schon entstandene Ladung; es wird also, wenn + e schon ein Ueberspringen bewirkt hat, — e um so leichter den Funken in umgekehrter Richtung zum Springen bringen; und das noch um so mehr, da durch das Ueberspringen des ersten Funkens die Funkenstrecke besser leitend wurde, und damit gleich- sam der Weg für den unmittelbar darauf folgenden zweiten in entgegengesetzter Richtung überspringenden Funken gebahnt ist. Es wird somit die positive Elek- trieität, ganz abgesehen von den Grössen + e und — e, im sekundären Leiter leichter von oben nach unten als von unten nach oben springen; immerhin unter der Vor- aussetzung, dass + e zuvor ein Ueberspringen bewirkt hat. Jeder primäre Funke erzeugt also durch die beiden im sekundären Leiter inducirten sehr schnell auf einander folgenden elektromotorischen Kräfte + e und — e eine Ladung des Elektrometers, deren Grösse und Zeichen je nach den Umständen von Funke zu Funke ganz ver- schiedene Werte annehmen kann. Erweist sich die obere Hältte des Leiters als positiv geladen, so lässt das mit Sicherheit darauf schliessen, dass + e grösser war als — e und deshalb die Funkenstrecke leichter überwand; während aus der positiven Ladung der unteren Hälfte nicht notwendiger Weise folgt, dass — e grösser war als 4 e; es kann auch daher rühren, dass aus den oben angeführten Gründen die positive Elektricität leichter von oben nach unten überging als umgekehrt. Um diese durch den einzelnen Funken inducirten Ladungen zu beobachten, haben wir am Inductorium den Interruptor ausgeschaltet, nur mit der Hand einen Quecksilberschluss unterbrochen und die dadurch am Elektrometer hervorgebrachten Ablenkungen beobachtet. Wir erhielten auf diese Weise ganz unregelmässig bald — 524 — nach links bald nach rechts verschieden grosse Ablenk- ungen; es war das auch ganz begreiflich; da nämlich die Stromstärke des primären Funkens in Folge der nie ganz gleichen Unterbrechung des Hauptstromes und des veränderlichen Widerstandes der Funkenstrecke in der mannigfaltigsten Weise sich gestalten muss, so war auch bei den elektromotorischen Kräften im sekundären Leiter keine Regelmässigkeit zu erwarten; es würde sich darum auch kaum lohnen, hier für de einzelnen Fall die massgebenden Ursachen aufzusuchen. Wir gehen nun über zu dem gewöhnlichen Fall, wo nicht nur ein einmaliger Funke überspringt, sondern der Interruptor spielt und die Unterbrechungen schnell auf einander folgen lässt. In diesem Fall ändert jeder überspringende primäre Funken durch Inductionswirkung die Ladung des sekundären Leiters und des damit in Verbindung gebrachten Elektrometers; die auf die Nadel wirkende Kraft bleibt also nur constant während des kurzen Zeitintervalles von einem Funken zum nächsten, um dann plötzlich einen anderen bald grösseren, bald kleineren, bald auch entgegengesetzten Wert anzunehmen. Da das Zeitintervall zwischen zwei Funken jedenfalls klein ist im Vergleich zu der Schwingungsdauer der Nadel, so kann dieselbe den von Funke zu Funke sich ändernden bald grösseren, bald kleineren, bald von der einen, bald von der andern Seite kommenden Stössen nicht folgen, sie wird ins unregelmässige Schwanken geraten, und der mittlere Stand wird uns anzeigen, ob bei der resultirenden Wirkung, die wir als Differenz- wirkung bezeichnen können, eine bestimmte Richtung überwiegt. Erst beim Unterbrechen des Stromes kommt: die gerade stattfindende Ladung zu ihrer vollen Geltung und bewirkt eine constante Ablenkung der Nadel. | | : | | on Wir konnten deshalb zwei verschiedene Dinge messen, entweder den mittleren Stand der schwankenden Ablenkung, während der Interruptor spielte, oder die constante Ablenkung in dem Momente, wo der Haupt- strom unterbrochen wird; wir reden zuerst von der letzteren. Zur Messung der constanten Ablenkungen haben wir das Elektrometer nach der zweiten Methode an- geschlossen, den Interruptor einige Sekunden spielen lassen, dann plötzlich unterbrochen und möglichst schnell die Nadel zuerst mit der einen und dann mit der andern Hälfte des isolirten sekundären Leiters in Verbindung gebracht.und die entsprechenden Ablenkungen abgelesen. So wurden einige Beobachtungsreihen angestellt, und wir teilen beispielsweise in der folgenden Tabelle die Ab- lesungen für 9 solche hinter einander unter Anwendung der parabolischen Spiegel angestellte Versuche mit. Ablenkung in Skalenteilen | für die obere Hälfte des die untere Hälfte des sekundären Leiters sekundären Leiters 2 | a. A A — 40 Hp: in Tel a + 34 . | Bar ol | le 72 | 2240 WW re Die beiden Hälften zeigen bei dem gleichen Ver- suche, wie zu erwarten war, stets entgegengesetzte Zei- — 526 — chen; dass die Ablenkungen nach beiden Seiten nicht genau gleich waren, rührt offenbar von dem verschie- denen Verluste in Folge der trotz aller Vorsicht nicht _ sanz vollkommenen Isolation her. Bei dieser Versuchs- reihe sind die negativen Werte in der oberen Hälfte vor- herrschend und auch im Durchschnitt grösser, es ging also mehr positive Elektricität von oben nach unten als umgekehrt; bei einer andern Reihe von 20 Versuchen ergab sich das Gleiche, aber weniger stark ausgesprochen ; wir wollen jedoch daraus nichts Allgemeines schliessen, da die folgenden Versuche uns besser darüber Aufschluss geben können, ob und unter welchen Umständen eine bestimmte Entladungsrichtung in der sekundären Funken- strecke im Durchschnitt überwiegt. Wir wenden uns nun zu den Beobachtungen der schwankenden Ablenkungen, die so lange dauern als der Interruptor in Tätigkeit ist. Hier ist, wie wir bald bemerkt hatten, die Grösse der Funkenstrecke mass- gebend; um diesen Einfluss näher zu untersuchen, haben wir die Elektroden zuerst so weit von einander entfernt, dass keine Funken sprangen, und sie dann in kleinen Intervallen nach und nach einander bis zur vollkommenen Berührung genähert und so die den verschieden grossen Funkenstrecken entsprechenden Ablenkungen erhalten. Wir geben drei solehe unter Anwendung der para- bolischen Spiegel angestellte Beobachtungsreihen ; + deu- tet an, dass die obere Hälfte des sekundären Leiters positiv geladen war, und somit mehr positive Elektricität überging in der Richtung, nach welcher + e treibt; das Umgekehrte bedeutet —. — 527 — Funkenstrecke in Mittlere Mikron (u) Ablenkung in Skalenteilen 20 ee 18 a 70 olen 16 TR AB 6 14 Bert 12 . u een 10 a joe Ch 5 8 — 13 — 21 — 19 6 See 4 — 14 — 29 — 20 2 la 0 0 0 0 Bei der grossen Funkenstrecke bis etwa zu 16 u herunter waren die Schwankungen sehr gross, und es entsprach das dem Umstande, dass auch das Funken- spiel noch nicht gleichförmig, sondern zeitweise unter- brochen war. | Ein ganz regelmässiger Gang in den Zahlen ist hier überhaupt nicht zu erwarten, da es sich um die Gesammt- wirkung einer grossen Zahl verschiedener Ladungen handelt, deren Grösse und Zeichen sich in einem fort ändert und von allen möglichen Umständen abhängt. Bei dieser Gelegenheit sei noch die Bemerkung bei- gefügt, dass die Aenderung, welche die Funkenstrecke bei dem Gebrauch wohl hauptsächlich durch Oxydation erleidet, wesentlich auf das Resultat einwirkt, und dass deshalb vor jeder Versuchsreihe die abgerundeten Enden der Platindrähte beiderseits aufs Sorgfältigste gereinigt worden sind. Immerhin ist eine Gesetzmässigkeit in den obigen Zahlenreihen nicht zu verkennen. Bei den grös- seren Funkenstrecken geht mehr positive Elektrieität über von unten nach oben, d. h. in der Stromrichtung, die + e bewirkt, bei einer Distanz von etwa 10 u geht — 528 — nach beiden Richtungen ziemlich gleich viel über, und bei kleineren Funkenstrecken überwiegt der Uebergang der positiven Elektricität von oben nach unten. Es er-_ klärt sich dies nach den oben erörterten Anschauungen leicht, wenn wir annehmen, dass im Durchschnitt die Spannungen 4 e etwas grösser sind als die Spannungen — e, und somit der primäre Funke schneller entsteht als vergeht. Es erreichen dann bei grosser Funken- strecke die + e öfter die zur Ueberwindung des Wider- standes nötige Grösse als die — e, während bei kleinen Funkenstrecken sowohl + e als — e im Stande sind, den Widerstand zu überwinden, ausserdem aber, wie wir gesehen haben, die von + e hinübergetriebene Elek- trieität mit der von — e bewirkten Strömung teilweise wieder zurückfliesst. Wir gehen nun über zu den Messungen der Strom- stärken im sekundären Leiter; es diente dazu ein Wie- demann’sches Galvanometer von etwa 15,000 Win- (dungen, welches so gut astatisirt war, dass ein Strom I I < + von 10% Ampère eine Ablenkung von etwa 3 Skalen- teilen gab. Bei der Beobachtung wurde das Galvano- meter bald mit den inneren, bald mit den äusseren Enden a der sekundären Leiterhälften verbunden; ein wesentlicher Unterschied ergab sich dabei nicht; wir begnügen uns deshalb mit der Mitteilung der Resultate, welche uns die Verbindung nach dem beistehenden Schema gab, wo ganz analog wie bei den Beobachtungen mit dem Elektro- meter das Galvanometer G angeschlossen ist und einen Nebenschluss der Funkenstrecke f bildet. Es mag viel- leicht auffallen, dass hier überhaupt Funken springen, während doch die beiden Hälften leitend mit einander verbunden sind. Allein schon bei den Versuchen mit dem Inductionsstrom des Ruhmkorff’schen Appa- rates haben wir gesehen, dass ein als Nebenschluss der Funkenstrecke angeschlossenes Galvanometer Ströme zeigt, sobald Funken springen; es war also auch hier eine Wirkung zu erwarten, obschon die Verhältnisse in so fern anders liegen, als wir es mit zwei isolirten Hälften zu tun haben. Sogar wenn ein kurzer Leitungsdraht einen Nebenschluss zur Funkenstrecke bildet, geht das Funkenspiel ruhig weiter, eine Erscheinung, auf die Herr Waitz!) aufmerksam gemacht hat, und auf die auch wir bei der Anordnung unserer Versuche gestossen waren, bevor wir seine Arbeit erhalten hatten. Diese Erscheinung wird nur erklärlich, wenn die elektromoto- rischen Kräfte e in ausserordentlich kurzer Zeit an- wachsen, was wir ja auch aus andern Gründen anzu- nehmen genöthigt sind. Die Wirkung auf das Galvanometer erklärt sich nun leicht aus der folgenden Betrachtung: | Das ganze System des sekundären Leiters ist isolirt, es muss also im Ganzen eben so viel Elektrieität von der untern auf die obere als von der obern auf die untere 1) K. Waitz. Ueber die Wellenlängen elektrischer Schwin- gungen. Wiedemann Annalen. Bd. XLI. S. 455. 34 0 Hälfte fliessen. Geht nun mehr positive Elektricität durch die Funkenstrecke von unten nach oben, so geht der gleiche Ueberschuss durch das Galvanometer in der umgekehrten Richtung; wir können also aus der Ab- lenkung der Galvanometernadel auf die Richtung schlies- sen, nach welcher in der Funkenstrecke der Ueberschuss der positiven Elektrieität geht. Auch bei den Galvano- meterbeobachtungen wurde die Abhängigkeit der Ab- lenkung von der Grösse der Funkenstrecke studirt, und wir geben als Beispiel die drei folgenden Versuchsreihen mit Spiegel, wobei das. positive Zeichen bedeutet, dass in der Funkenstrecke ein Ueberschuss von positiver Elek- trieität in der Richtung von unten nach oben ging. Funkenstrecke = Mittlere #7 in Mikron (u) Ablenkung in Skalentheilen 22 aa 20 Ge as eo > 18 ee en 16 Er oe 14 or 2 à os 12 Re Met 10 Mol. on. iD 8 Jon Li 20 6 A le 4 — 2 — 3 — 2 2 — 9 — 2 — 12 0 0 0 0 Diese Resultate stimmen in der Hauptsache mit denen überein, welche uns das Elektrometer gegeben hat; bei grosser Funkenstrecke geht mehr positive Elek- trieität über in der Richtung, nach welcher die elektro- motorische Kraft + e treibt und bei kleiner Funken- strecke mehr im entgegengesetzten Sinn. Nur ‚machen { Er Sc an en Z sich bei den angeführten Galvanometerversuchen die Hi negativen Zeichen weniger geltend; es gilt dies jedoch durchaus nicht allgemein, da bei anderen Versuchen, be- sonders auch bei solchen ohne Spiegel, die negativen Ablenkungen vorherrschten. Wir haben bei unseren Betrachtungen angenommen, dass nur ein einheitlicher primärer Funke überspringe, während wir es selbst als wahrscheinlich bezeichnet haben, dass der Funke in eine Anzahl Partialentladungen zer- legt wird. Es ist leicht einzusehen, dass auch in diesem Falle in der Hauptsache genau das Gleiche gilt, da wir ja unsere Betrachtungen auf jede Partialentladung an- wenden können, und es wird dann nur die grosse Mannig- faltigkeit in der Wirkung der einzelnen Funken noch leichter begreiflich. Auch bei der sekundären Funken- strecke können, wenn dieselbe kurz ‚wird, möglicher Weise fernere Zerlegungen des Fünkchens in einzelne Partialfünkchen eintreten und dadurch den Vorgang noch weiter compliciren. Aus den mannigfachen von uns angestellten Ver- suchen, von denen wir nur einige Beispiele näher her- vorgehoben haben, ergibt sich für uns vor Allem, dass die durch Induction hervorgerufenen sekundären Funken ganz anderer Natur sind als die primären. Jeder stets in gleicher Richtung stattfindenden Entladung in der primären Funkenstrecke entsprechen zwei unmittelbar auf einander folgende Entladungen nach den beiden ent- gegengesetzten Richtungen in der sekundären Funken- strecke, und von diesen beiden überwiegt bald die eine, bald die andere, indem sowohl das allen möglichen Zu- fälligkeiten unterworfene Entstehen und Vergehen des primären Funkens als die Beschaffenheit und Weite der sekundären Funkenstrecke bestimmend einwirken. Mit — 532 — Hülfe der bekannten Gesetze der Induction kann man über den wesentlichen Charakter dieser sehr verwickelten Erscheinung sich vollkommen Rechenschaft geben, wenn - es auch nicht wohl möglich ist, bis in alle Einzelheiten hinein mit der Rechnung den Vorgang zu verfolgen. Schwerlich wird aber die Mannigfaltigkeit sich erklären lassen, wenn man mit Herrn Hertz die primären Fun- ken als einfache ganz gleichartige Schwingungen auf- fasst, deren Energie, entsprechend den Anschauungen Maxwell’s durch das Medium des Dielektricums fortge- pflanzt, in dem sekundären Leiter wieder ähnliche ebenso einfache Schwingungen erregt. | Ueber die Erklärung der Resonanz, über die Art der Fernwirkung und deren Beeinflussung durch Leiter und Dielektrica und die damit zusammenhängende Bil- dung von Maxima und Minima der Wirkung sprechen wir uns einstweilen nicht aus, da wir vorerst darüber noch durch weitere Versuche Aufklärung zu finden hoffen. | Ä Basel, Ende März 1891. Witterungs - Uebersicht des Jahres 1890. 2. NoOR Albert Riggenbach. Instrumental-Correctionen. Eine Controle der Eispunkte, vorgenommen am 13. Januar 1891, bestätigte die Rich- tigkeit der bisher verwendeten Correction von —0°,4 für die Ablesungen am trocknen wie am feuchten Thermo- meter. Auch das Thermometer am Barometer zeigt 0%.4 zu hoch, Die Instrumente, sowie ihre Aufstellung erlitten im Berichtjahre keine Aenderung, so dass wir für die be- züglichen Angaben und ebenso für die Art der Berech- nung der folgenden Tabellen auf die Uebersicht der Jahre 1888 und 1889!) verweisen können. 7) Diese Verhandl. Bd. IX. p. 124 u. ff. Luftdruck. Mittel. | Extreme. ee a = ie Januar. 141.58 741.40 742.23 41.74 722.2 23. 754.1 16. 7. 15.1 30./29 Ih. Februar . . 741.26 |. 740.99 741.23 | 741.16 734.7 13. 747.5 23. 7.8 24./25. 9 h. Mat 2210790653 7135.83 736.18 736.11 718.4 | 18. 749.2 11. 13.9 26./25. 1 h. Dal 21° 299.58 132.19 733.04 733.14 197 | 17: 744.9 21. 10.1 24./25. 1 h. Mai. ....| 734.10 | 733.46 733.61 133.12 719.0 12. 742.8 15. 12.9 14./13. 7 D. Juni . . . . | 740.46 739.96 739.97 740.13 729.2 30. 746.1 15. 9.1 29./30. 9 h. Julie. 1717/0047 07/5891 738.44 50.01 728.0 1. 743.6 22. 9.1 2./1. 1 D. August. . .| 737.85 737.40 Ta 737.07 Talle au Ad 022% 8.5 23./24. 7 h. September . | 743.47 | 748.13 743.13 745.24 736.2 28. 750.5 26. GS 23.22.59 1h. October . . | 741.54 741.18 741.30 741.33 725.7 26. 149.229. 13.0 25./26. 1 h. November . | 736.37 736.30 736.98 736.55 120.7 | 24. 750.2 20. 12.8 23./24. 1 h. December . | 736.90 130.592, Mana 736.91 726.0 3. 743.9 91. 7.6 20.1927 hl: Jahr ..| 738.49 738.10 138.43 738.34 | 718.4 II. 754.1 I. 15.1 I. 30./29. Ly 48 IIIA 466 IIX Pole | 6q°8 10'8 IFIL c9g9 CFA 98 183 "06 0% "GT 7817 9777 68'977 | 6667 | 809 | * 194099 G 9 "LT gel "LG 867 LOT LT C6 G | 08% “ dequaAoN = 9 “I 9°GG "66 OF ITA 649 Gr OT 117 °° 4940790 FR Er ‘IG 846 A oh GG'&T IF 81 5081 F60L * oqueydag ar SE ‘8T 466 "18 v8 GL'AT POI GY'IG IFA ° enany ER = za I4uS "cl TI Ic LT (AAA 41806 AL Re ir en] Sr ‘90 946 es 48 goal PGI IG GT 444! LE EH LA 3 == "Ge „VE "66 0'6 O9'YI LAST &O'8T TS'GI HP OI Sr I "oc 9J'8T "ST 0.0; 04'8 18 0OF’cL 119 adv 1 L "66 661 71 6617 vo l'a Fr8 80% N 6 66 JT F9 "6 JS gel ev a dE LE (ON CARS PARC LI CA: ü gl "os sel y L “nu "QU |——— Le || “#0 TENTE: D = B BL A L 3 GAS cire pe de y 6 ul y4 E = 2 À "EN "EIN || Toggrumosey, B 5 TERRES ‘oW91}X3 Jo} ‚abe op IyeZ np) ‘ANIU49 MO EL ’ un fui L O8 ni EX PR SA ET DES ee Er 3 Re ES ST RE ER LT a ia Heine des rt F FR Relative Feuchtigkeit. ‘ Bewölkung. _ | Zahl der Tage. : Dauer 5 = | - are = E E u en rar zn = = = 5 = ee) © m S ın = Stunden.. = Ss Januar . . .| 88.9 80.1 Jahr . .| 88.6 | 72.7 | 88.3 | 83.2 39 IV | 6.6 5.7 5.5 5.9 1728.51 65 | 117 64 14. 891. 86.0) 521.26 722% 65.598063 19.1 4 13 8 Februar ...| 97.1 | 89.6 | 96.4 | 94.3 | 67 111.20.) 56 | 43 | 40 | 46 | 195.6 9 gas Mérz | 8853 72044640 | 814. 88 | 28 | 68! 56 | 5.6 10.0 1267 5 11 8 Ans ar 108 85 14 (54 55 2.002 56, 1662 5 7 3 Mar 1394626; 81976611: 394981260756 572 058 | 1741 A 10 3 dan | Sao 012 | 222 70642 10,151 | 50 | 5050 ade 8 2 — Ru 1809 762.1: | 88:4. 75.2 "149 1. | 5.4 954 2.17 52.1.9998 7 5 3 Malsust, D 848 10660 884 : 797 | 45: | 1.19. 51 |50 | 53 | 512 0003 5 4 3 September.| 90.8 | 65.3 | 88.1 | 814 | 40 | 21. | 6.6 | 43 | 8.8 | 49 | 180.7 8 6 3 October . .| 91.3 | 74.0 | 90.4 | 85.2 || 54 81, | 7.1 | 59 5.0 60 1433 7 13 6 November . | 92.1 | 84.3 | 948 | 90.2 | 66 | 13. | 9.7 | 8.6 | 8.2 | 88 AO Gr = 23 9 December .| 99.9 | 98.0 | 98.6 | 98.8 | 75 | 20. | 8.8 | 65 | 7.0 | 74 53.9 1 15 13 | ‘ | sr |e 07 | 6 ME f r ie son osulssı| à 9% | rè | 26 208 PAT ; RC le A ONE NE RAR ee Poe) de) 81 Ne AI 19qQU1999(T Bag on pro pe) rt ve setze Noe re al 9 = BE ON TOQU9AON Ole nt te No) Te 6 PS CL pe ol CT I u a es, "104090 gr ee ende Tr OS Ge Ve 6 a ee ee! 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Letzter Schnee: 12. April. Erster Frost: 22. October. Letzter Frost: 13. April. Erster Schnee: 23. October. Letzter Reif: 27. April. Erste Schneedecke: 26. November. Längste Trockenzeit: 2.—17. September, und 19. December bis 3. Januar 1891, jedes- mal 16 Tage. Längste Regenzeit: 31. October bis 14. November oder 15 Tage. ° [OT & DAT 76 ee DA I T'I GI LT | 9ÿ OT G O'T ST “, 494099 I [GT 6T LT GT |rI L O'T | GI JOT £a [TT | 4 an Er TONI GI | ‘ ISAWOAON I |OT I SI 66 [STI F OA O'T | €£ |OT jee OA & GI g a 404070 & OT 9 TT | 6 0°G I 01 cl ITI 18 OT | st [OT G LVL GT |‘ «oquojdog GET 4 CL: AO OO G TI 6 O'T es IT GT OT 9 TI 6 ° * "snany | 4 [GT 6 OT 62 I RL SCT AT) OT TL SEREET GT |O'T © O'T G EE TIER u »IoT | PI |O'T | pe [OT | GI OT ©& OT | OI JOT | F1 [OT © TI 8 a LIU ge) I OT € |T'I Io Kol. O'T & OT 8 OT | GI [OT | 7 TI FI NUE REIN SI OT ıTı | Le AT | OT |e1 9 O'T 0° [OT | 4 O'T © DT 8 EN: | FAlOE "6 GTI LT OT 9 O'T | 0% JO'T GTS NON 15.0. 223.2 KOT GT °° °° ZAPN TT [OT L O'T 6 Nm O TL 6 O'I GI JOT 6& | — 71021 Gé * * Uno eh! © LT SONT eZ LT 2,0% 20081 Op |OT | 4 OT | & LA L ec LLC E H Q a B © {es} pur A9P OHayıs HAayrım pun [yezuy BT N ld ST nn in a Cid nl © Gr 1890 Temperatur - Differenz Tägliche Amplitude Temperatur, Celsius. Irrenanstalt — Bernoullianum. Mittel 1b — 7h Irren- | Anstalt. Tres. a an on ae en on Le D 1/n (7.12,9) Januar... 2.05 |: 5.60 2.32 ‘8.07 0.10 0.54 | — 0.28 0.02 3.55 3.11 0.44 Februar . . | — 3.48 1.89 — 1.68 | — 1.24 | — 0.30 0.76 0,25) = 0.01 | 5.37% 4.81 1.06 März. ... 2.33 802 166) 5241, 010, 048 02 0.00 | 6.59 6.21 0.38 Aou: 5.35 | 12.77 7.86 8.46 | — 0.76 087 2028| 0982| 749. 1.6529 1.13 Mai ....ı 1932| 1800| 1308| 1412| 0.49 2.0.08 | 0.692) = 048 12 5.68 5.22 0.46 juni... 13.95) 1945| 1451| 15.60. — 0.51 0.24 | 0.73) —0.43} 5.52 4.77 0.75 Julia: 15.79 | 20.25 | 15.28 | 16.65 | — 0.45 | — 0.12 | — 0.94 | — 0.61 | 4.46 4.13 0.33 August .. 1058: 21.34.21085 |. 17.73 7 - 0.08 0.39 | — 0.19 | — 0.02 | 5.46 4.99 0.47 - September. | 10.50 | 18.52 | 12.74 | 13.62 | — 0.44 0.49 | — 0.67 | — 0.33] 8.02 7.09 0.93 October . . 4.68 | 11.36 6.14 7.08 | — 0.03 0.87 | — 0.58 | — 0.08 | 6.68 5.78 0.90 November . 3.04 6.73 4.10 4.49 0.22 DEL 0.07 1.029 3.00 3.10 0.59 December . | — 6.46 | — 2.77 | —452| — 4.57 | — 0.38 0.22.2018 | 011 | 3,69 3.09 0.60 Jahr .. 6.37 11.88 7.57 8.35 | — 0.25 0.42 | 5.51 4.84 | 0.67 | — 0.17 Abweichungen der Jahreszeiten. Mittlere Temperatur. Jahreszeit. ..1889--90. ı Winter 1889/90 0.0 Erühlme.. ...: 43 Bemmer- . ... 17.0 Herbei.%........ 8.5 Winter 1890/91 ee 0:94%-0:9[": - Normal. Diff, 9.5 0.0 18.3 | —1.3 HO | 2, 2 Regenhöhe. 1839-90. |Normal. | Diff. 71 | 136 | =.eol 145 320.4 22.75 314 285 29 1938 232 | —.99 36 150 4 100 Januar . . Februar März . April... Mai.. JUN Jul August . . September October November December Jahr des Monatsmittels des Luftdrucks vom 54 jährigen Mittel. | 62jährigen Mittel, } des Monatsmittels der Temperatur vom der monatlichen 25jährigen Mittel. Abweichung der Zahl der Regentage mit 1 mm, und mehr vom Regenmenge vom mm. | 0/0 25 jährigen Mittel. der mittleren Bewölkung vom 26 jährigen Mittel. ee Verlauf der Witterung. 1. Temperatur. Das Jahr 1890 ist mit seinem nied- rigen Jahresmittel von 8°.5 das vierte in einer Reihe zu kalter Jahre, es kommt in seiner Ahweichung dem vor- ausgegangenen Jahre gleich, steht aber noch 0°.4 höher als das exquisit kalte Jahr 1887, dessen Mitteltemperatur nur 80.1 betrug. Das niedrige Jahresmittel rührt zum Theil von einigen kurzen intensiv kühlen Perioden her, aber mehr noch von langen mässig kalten Zeiten, nament- lich im Sommer und Herbst. | Durch strenge Kälte bei hellem Himmel zeichneten sich aus der Anfang Februar und dann hauptsächlich die strenge Frostperiode vom letzten Februar bis 5. März, während welcher die Temperatur auf das im März bis- her noch nie erreichte Minimum von —12° sank. Recht kühl war auch der Anfang September und kalt der Schluss des Jahres vom 26. November ab. Diese letzte Periode sticht weniger durch intensive Kälte hervor — ein December-Minimum von —13°5 wird durchschnitt- lich alle 3 bis 4 Jahre einmal erreicht — als vielmehr durch gänzlichen Mangel an mildern Tagen oder auch nur Tagesstunden, die Kälte war mehr hartnäckig als scharf. ‘Deutlich spricht sich dies Verhalten in den Tagesmaxima aus: noch nie!) ist im December die Tem- peratur im ganzen Monat, wie dieses Jahr, nicht über 29.0 hinausgekommen. Wir könnten diese Kälteperiode — mit noch mehr Recht, wenn wir ihre Andauer in’s neue Jahr hinein mit berücksichtigen, — füglich auch zu den langen kühlen Zeiten zählen, welche den grössten Theil des Sommers 1) Diese Angabe, wie auch alle ähnlichen folgenden, beziehen sich auf die Zeit seit Beginn der Beobachtungen im Jahre 1826. und den ganzen Herbst einnahmen. Der Sommer des Jahres 1890 zählt zu den 7 kältesten, deren Wärme- ausfall 1.2 übersteigt, und kommt denen von 1829, 1841, _ 1869 und 1883 ziemlich gleich, noch etwas kälter war der von 1888 und nahe noch 0°.5 kälter der kühlste von allen, der Sommer 1882. Während aber in allen eben genannten Jahren, 1829 ausgenommen, der Herbst wie- der einigermassen einbrachte, was der Sommer versäumt, so dauerte im vergangenen Jahre die Kälte erst recht noch an, so dass von Ende Mai an das Jahr aus, nur ganz . sporadisch einige etwas zu warme Tage aus der allge- meinen Temperaturdepression auftauchten; bis kurz vor Schluss in der zweiten Novemberhälfte ein zwar nebelgrauer, aber doch warmer Altweibersommer unserm Gefühle eindrücklich machte, wie anders es zu dieser Jahreszeit sonst sein kann, und die nachfolgende Kälte um so wirksamer contrastirte. (Vgl. Jährlicher Gang der Temperatur in Pentaden.) | Den acht zu kalten und zwei nahe normalen Mo- _ naten stehen nur zwei zu warme gegenüber, der Januar und der Mai. Letzterer ist durch das gänzliche Fehlen von Kälterückfällen ausgezeichnet; noch nie ist das Mi- nimum der Temperatur so hoch geblieben wie im Mai 1890 (92.0). Der Vergleich der einzelnen Tagesmittel mit denen der Vorjahre ergibt, wie zu erwarten, eine beträchtliche Zahl bisher noch nicht erreichter niedrigster Mittel, da- gegen nur zwei das bisherige Mass übersteigende höchste. Diese sind: u Wärmste Tage. : = 1Bister 1890 Tagesmittel wärmster Tag Jahr Januar 23. 10.6 10.4 1834 März. 29;:. 13% 13.4 1862 a Jährlicher Gang der Temperatur in Pentaden. Mittel und Abweichungen vom Normalwert. 1890. 1890. Pentade. Mittel. ee Pentade. Mittel ae 1. Jan.. 1.— 5. —1.0 | —0.6 | 37. Juni 30.— 4. Juli | 15.3 —3.3 2 6.—10. 2.2) 2.8138.Juli 5.— 9. 2152136 3 LÉ An. 3.4| 4.0139. 10.14: 160 33 27.2.1620, 2.9) 3.3] 40. 15 219. 19.8| 03 5. 21. 295, 6.9| 6.9] 41. 20.—24. 16.1 | —3.3 6 26.—30. 44 | 3.9142. 25200; 19.0 | —0.3 7 31.— 4.Febr.|—3.5 | —4.4 | 43, 80.— 3.Aug.| 20.6| 1.5 8. Febr. 5.— 9. — 3.1 | —4.2 | 44. Aug. 4.— 8. 18.2] ==1.0 9 16.18. 20.9! 22.3145. 913: 06.1217 10. 15.—19. 2112021462, 14,18, 19.8| 13 ame 20.—24. 0.0 | —2.7 | 47. 19/95; 18:0. 204 12. 24.— 1.März | —3.0 | —6.3 | 48. 4.98 14.4 | —2.9 13. März 2.— 6. —4.6 | —8.4| 49, 29.— 2.Sept.| 10.8 | —5.9 14. et 42 | 0.1|50. Sept. 3.— 7. 13:01 34 15. 12.16; ar Er N 310: 142.2 71.9 16. 17 21. 6.6 | 1.6158. 13.217. 13.3 | —1.4 17. 22.—26. 82 94153, 18.—22. 16.6| 2.7 19 97-31: 17.92. 5.01.54. 23.— 27. 130 501 19. April 1:— 5. 8.3} ,0.,5155.. 298 —"9"Oct | 14.8... 2.2 20. 619; ol =14156.0eb: 827; 10.6 | —1.1 21. 1115 6.6 | —2.6 | 57. 8.—12. 8.7 | —2.0 | 22. 16.—20. 10.7! 0.8|58. I. 9.4 | —0.3 23. 21. 95. 10.6! 0.0159. 18.—22. 4.6. | —4.3 24. 26.—30. 80295660: 93.297. 4.4 | —3.6 25. Mai ll 5. 12.2, 0.81.61: 28.— 1.Nov.| 2.7 | —4.3 26. 62-10. 12:3). 1.3162. Nov. 2 6. 6.6| 0.6 a. 21° 19. 13.6| 0.3168. FEN, 4.2110 29.416: 00. 17.0| 2.9 | G4. 12.—16. 6.8| 2.4 05, 17.4| 2.51|65. 17.2297, RT 30. BR 20 0 74613205) 66. 22.—96. 43,20% 31. 31.— 4.Juni| 14.5 | —1.9 | 67. 37.— 1. Dee. 1—6.4 | -—9,5 Jun 5-9 .1:15.5|-1.3|68. Dee. 2. 6. 2160-37 33. 170 ME 14.3 | —2.8 | 69. 741: —9.6 | —4.0 34. 15.19, 14.4 | —3.1| 70. 12.16. OURS 135. 20.—24. 18.5 | .0.6 | 71. 170 4,9 |-_4.8 36. 25-99. 19.1| 0.8172. 22.206 gl Ne I. 73. 97.—31. 26-65 iS Kälteste Tage. Bisher 1890 Tagesmittel wärmster Tag Jahr März 1: —1.6 —4.9 1853 À el 167 1877 x a) 55 1843 Juli 1. 13.9 14.3 1882 August 25. 12.1 12.1 1864 Der A0 12.0 12.5 1839 091. 9.1 11.5 1870 Dept. 9. 11.3 11.4 1831 Oct. 1221: 1.9 2.7 1888 0 0.2 1.7 1842 24. 1.2 Le 1880 2. Niederschlag, Auch hinsichtlich des Niederschlags ist das Jahr 1890 das vierte einer gleichartig zu trocke- nen Jahresreihe und sticht in dieser Eigentümlichkeit noch stärker hervor, als durch seine Temperaturab- weichung, indem es in der ganzen 1864 beginnenden Beobachtungsreihe die drittkleinste Jahressumme auf- weist mit 658 mm., kaum niedriger ist die von 1887 mit 657 mm., das Jahresminimum hatte 1884 mit 564 mm. Neun Monate weisen eine zu geringe Regensumme auf, Februar und März waren fast regenlos, der Februar stellt mit 4 mm. das Minimum der in diesem Monat schon beobachteten Niederschläge dar, der März über- steigt mit 8 mm. Regensumme den bisher trockensten kaum (März 1884 mit 6 mm.). Excessiv trocken waren ferner September und December. Von den übrigen drei Monaten waren der Januar etwas weniges zu nass, der Mai normal, der August dagegen durch häufige und ergiebige Gewitterregen so ausserordentlich niederschlags- reich, wie noch keiner der frühern, seine Menge 175 mm. übertrifft die bisher grösste Augustmenge (169 mm. im ER LÉ TRIER = + XIPH SEY NZ ’SOg men P IPUBIEON su Jess EE SRE are see RÉ DATES NH „EEE ai HAS = «9 ud ar u6 il Sen IN ‘1 I Ol Alfa A DH DA PAtHnt 02 Aombn 06e WA) -J9}JUT OI 4 Gael u August 1831) noch merklich, sie beträgt nahe das Dop- pelte der normalen Menge. In den beiden gewitter- reichsten Monaten finden wir auch einzig Tage mit über 20 mm. Niederschlag, nämlich: 1890 - Tagesmenge des Niederschlags NEA SLR Se uv 225 D DU ee ve Aususı Lo. msn. JET RAR AA : 23.8 3. Beim Luftdruck ist das hohe Septembermittel von 743.2 bemerkenswerth, es übertrifft das bisherige hôchste Mittel von 743.0 des September 1854. Auch der October zeichnete sich durch hohen, wenn auch nicht gerade abnormen Barometerstand aus. 4. Von besondern Erscheinungen ist zu erwähnen der Sturm vom 27. August 1890. Abends 6 Uhr brach ein heftiger von einem Gewitter begleiteter Sturm aus West los, riss allentnalben grosse Aeste von den Bäu- men; im Nachtigallenwäldehen wurden drei Pappeln ent- wurzelt, an der Riehenstrasse ein Nussbaum und zwei Ulmen umgestürzt, und auch die Obstbäume rings um die Stadt litten ziemlich Schaden. Mit Eintritt des Sturms sprang das Barometer in der für Böen charak- teristischen Weise plötzlich um über 2 mm. in die Höhe, die von einem Usterischen Barographen aufgezeichnete Kurve ist auf Tafel 5 reproducirt. Noch grossartiger waren die Barometerschwankungen am 20. August, dem Tage, da ein heftiger Cyclon die Gegenden im französischen Jura verheerte; auf Tafel 5 ist diese Kurve ebenfalls wiedergegeben. 5. Erdbeben. Am 4. Februar Nachmittags 2h 19m 35° Berner Zeit zeigte das Seismometer einen leichten Vertikalstoss an. Monatssummen des Niederschlags der Stationen um Basel, Bernoullianum. zur i 2 £ Hof SN à = E = 2 ; 1890. Grosser | Kleiner 23 < FE & a = = = E S & 5 5 SE a) ss | à ë = 5 Dr en 3 ep 5 Regenmesser 9 En 58 s = = a & OR © 3 & = ee} ne) ra pe) zZ = < < en) ea m as. m2 5 “Seehöhe. 284 m. | 270m. | 271m. | 275m. | 286m. | 267m. | 310m. | 320 m. | 274m. | 260m 5 370m. | 305m. | 525m. = | ; Januar. . .| 49.91 — 59.7 | 56.9 | 63.7! 63.7| 54.4| 57.6| 51.0| 33.9| 65.7| 45.1 | — | 49.0| 135 | Februar. . 3.5 | — 3.9 2.6 4.4 4.5 4.4 4.4 5.0 6.0 4.7 202 4.5 10 © März. 2... 8.0| — 8.8 9.1| 10.4 9.6 | 11.0 8.7 | 11.0 JS 2112 7 13.5 2° = 17.0 64 = April ...]| 45.5| 45.0| 44.4 | 45.8| 44.1| 39.1| 44.7| 47.1| 50.4 | 52.6| 44.5 | 45.8| — 66.0 | 126 Mai . . . .| 91.1| 95.3! 97.8 | 91.7 104.9 | 99.5 | 96.8) 95.8 103.8 | 93.5 | 112.1 | 117.3 | — /1085| 114 Juni. ...| 66.4| 65.7 | 66.3| 66.2! 68.6 | 71.81 66.4) 86.7 1125.8| 83.81 68.7| 76.1| — 83.0 | 129 Juli ....ı a7 7240| 714) 7b.6) 70.1 | 6094| 68.2 | 75.9 | 876 | 9241 76.9 709 — 97.0 | 161 August . .. [175.2 | 175.1 | 166.9 | 163.5 | 165.3 | 141.9 | 158.9 | 193.9 | 155.6 | 152.2 | 165.0 | 159.0 | 165.3 | 163.0 | 194 September. | 18.2| 17.0 | 18.8 | 16.8) 20.5] 17.1) 20.6| 21.3 | 245 | 17.3 20.4 | 19.8 | 25.0 | 13.5 9 October . . | 68.9| 69.0! 67.3] 69.5 | 72.6 | 62.4| 69.8 | 73.3 100.4| 63.9 | 70.4| 61.1| 69.7] 76.5| 231 November . | 45.8 | 43.9 | 45.2 | 48,5 | 48.4 | 46.0 44.0 | 59.5 | 57.5| 41.2 | 50.4) 41.5 | 42.5 | 58.0| 184 December . | 12.3 | 12.5 | 11.5| 10.7| 13.4 | 12.4 85| 11.4| 11.0 7.0.| 13.5 | 12.6 9.4 | 11.5 26 Jahr . . | 657.5 | 657.6 | 661.0 | 656.9 Io 4 | 657.4 | 647.7 Er 183.6 | 653.6 | 703.6 QE | — rar | 1383 IST | sıt | sor | FIT | SOI | LOT | 811 | &ITI | OII | 801 | 801 | 601 | 60T |‘ ayep g g 12 12 g g F ° g v g iz 2 * "zoqueoag LT OT 6 GT GI GI GI FI &ı IL ST gl GT |‘ ‘1oqueao OI GT TL gl A OT GI SI TI CT TT QT I | °° ‘140790 8 g v F g F G g F 2 y g F * aoqueydag On EG GT OT 91 el AT GT OT GT OT OT 9T | °°"Jsn8ny GT A II A LL el a GIE GI IT GI GT 1. ren GT PI ST GT FI OT PI GT GT FI GT GT en INC NS STUNT FI el eT OT 8. 6 8 L 8 6 OT 6 6 es Tall, OT A ST OT 8 II FI OT gl IL OT | OI (RS ee LA A 8 9 G y y g 2 F 12 F Frs ar ENST 8 I I I g I I I I T T I L * * ‘em IT OT 6 6 6 TI 6 OT TI IL 6 6 6 “0 genuep dm En 2 BP B > H 2 br ee =: go 7 2 ee 3 = © st R B *SUIMOSAOPOIN "IE T SU9ISOPUTUL JEUX P5eL A9D IUez — 550 — Registrirung des Niederschlags. Die Niederschlags-Registrirung wurde mit dem im vorjährigen Berichte erwähnten Instrumente fortgesetzt, dasselbe functionirte ununterbrochen bis zum December, dagegen konnten die übrigens wenig häufigen und wenig ergiebigen Schneefälle dieses Monats nicht aufgezeichnet werden. Diese Niederschläge wurden darum bei der Bearbeitung der folgenden Tabellen ausser Betracht ge- lassen; die bezüglichen Zahlen des December in der Ta- belle „Dauer und Intensität des Niederschlags“ beruhen auf Notirungen für das Journal der Station. Im Folgenden geben wir zunächst ein Verzeichniss aller Platzregen von mehr als 20 mm. pro Stunde, so- dann die dem letzten Berichte conformen Tabellen über die tägliche Periode und die Dauer und Intensität des Niederschlags. Endlich lassen wir eine Tabelle folgen, in welcher angegeben ist, wie oft nach den Registrir- aufzeichnungen im Momente der vollen Stunde ein Nie- derschlag stattfand, die Monatssummen zeigen schon, wie zu erwarten, einen engen Anschluss an die aus der ge- nauen Abmessung sich ergebenden Werthe der Nieder- schlagsdauer. Dauer und Intensität von Platzregen. Datum 1890. Beginn. | Ende. Dauer. | Menge. | mm, pro Stunde, Minuten. mm. 8h 30p | 8h 40p 10 3.6 21.6 6% -0p4767 15h 15 M9 SE 47.6 8 .18p ,8..21p 3 1.0 20.0 8 32a |8 40a 8 OO | 218 6 55p|6 58p 8 5.7. 1.1140 INA 4 DL Tägliche Periode des Niederschlags. Zahl der Niederschlags- stunden. Mittlere stündl. Menge. | 1890. | 1838-90. Niederschlags- Menge. 1890. | 1883-00. 133 Tage. | 387 Tage. | 133 Tage. | 387 Tage. 1890. | 1888—90. eg 30.3 | 51.0 45 73.1 0.69%) 0:70 3,9 24.5 | 44.6 34 57 | 0.72 | 0.78 962719 16.4 | 38.7 32 Bal O0BL 20078 10 = T1 86.5 | 53.9 7. 58 | 0.99 | 0.93 11 —Mittag | 24.6 | 49.2 | 38 64 | 0.65 | 0.77 Mittag — 1 20.8 | 39.6 34 56 | 0.61 | 0.71 1228 32.3 | 705 42 69 | 0.77 | 1.02 ng 30.2 53.8 40 161-076, 0741 SE À 21.8 | 58.6 36 68 | 0.61 0.79 N 22.3 10.7 31 62 | 0.72 1.14 96 21.0 | 56.4 33 59 | 0.64 | 0.96 GE 7 43.1 61.6 317.258 1.39 1.06 GR 24.9 | 39.9 30 52.1 063 10:77 8-49 29.2.1042 3 31 5971107241 20.81 92-10 81.4 | 549 26 50 | 1.21 1.10 10 11 26.5 | 45.3 32 57 | 0.83 | 0.79 11 — Mnt. 29.0 50.1 36 59 | 0.81 0.85 Mal 31.8 57.9 33 60 | 0.96 0.97 12:08 18.5 : | 48.5 36 66 | 0.51 0.73 22.3 21.0 | 43.8 34 67 | 0.62 | 0.65 ee: le! 39.1 36 68 0.47 0.58 4 5 12.6 | 46.0 30 69 | 0.42 | 0.67 BG 77:32. 2419 30 64 | 0.58 | 0.64 6:17 25.4 | 55.5 41 79 | 0.62 | .0.70 io | 828 1406 0.73 | 0.80 Total | 602.1 Registrir- Zahl der Regen- Gesammt- en 28 Dauer. = Re 5 = = 1890. = £ = E Stunden. = 5 | 5 SE als a. d a Ss s q i Januar . 12 | 93 | 3813845 | 64h 5m| 59.71 5h83 | 5.0] 0.93 Februar... 42 719.) LI 55 3.01 3.0 | 0.8] 0.25 März b | 23 711060 | 17 40 6.91 3.5 | 1:4F 0.39 April 111 55 | 3611846 | 30 46 | 38.7| 2.8 | 3.5| 1.26 Man. 2% 12 | 90 | 26 14108 ! 68 28 | 91.5| 5.7 | 7.61 1.34 Jana 16 | 93 | 4913582 | 59 42 | 59.41 37 | 3.7| 0.99 Jar 2.0. 16 | 76 | 5112330 | 38 50 | 66.9| 2.4 | 42] 1.72 August‘... 121130: 62 [4927 | 82 77:|15801 48.957 1.02 September .| 4| 82 | 1311384, 23 4 | 16.1] 5.8 | 4.0! 0.70 October . . .| 14 1105 | 4714175 | 69 35 | 62.3] 5.0 | 4.5 | 0.90 November. .| 22 | 114 | 53 | 4390 | 73 10 89.31 3.3 | 1.8] 0.54 December. .| (8) | (?) | (5)] — |(ca.18. 5)|(11.5)| (6.2) |(3.8)| (0.60) Winter . . .] 16 1110 | 47 | 4560| 76 0 | 62.71 4.8 3.9 | 0.83 (Jan. Febr.) Frühling . .| 28 168 | 69] 7014| 116 54 |137.1| 4.2 4.91 1.19 Sommer. . .| 49 299 |162|10839| 180 39 |284.81 3.7 | 5.81 1.57 Herbst 40 251 [113 | 9949 165 49 |117.7| 4.1 2.9 | 0.71 Total . . 1133 26 391 [92392 539h 22 |601.3| 4.06 | 4,5 | 1.12 (Jan.—Nov. L ee: u des Niederschlags nach Beobachtungen. Mittel pro Regenfall. Nieder schlags lichkeit. = Wahrschein- 723. 25 0410 1.8 |1.2 | 0.032 1.5 |1.5 | 0.094 1.4 |0.7 | 0.102 — — | 0.025 1.6 |1.3 | 0.054 1.7 |2.0 | 0.053 17. 1.8 | 0.082 1.5 [1.0 | 0.076 »ı 5 &D = = 38045 35 Mo. AS = nee TT € BIZSN = 2 g = = aN © HE = Re Es mm NN à mi .E 1 à s 7 5 3 5 10 9 5 12 4 10 80 12 96 4 32 12 96 18 144 26 208 26 208 82 | 656 Mittlere Regendauer pro Regentag. = EEE mm remet” Termin - Beobachtungen. £ = D ı mo» 55 5 ms So |TSe4 22 123=2= ee} m 5 Es [73353 Fe = w Januar. . Februar. . März. . April . Mai . Jun 2.2, Juli . August September. October . November . December . Jahr . Vormittag Niederschlag beim Stundenschlage 1890. Vormittag gen- zn Nachmittag E a8 ne By Br 25er Ir De2e 5 420 = = 988 Abd bb 45 3 85092 97101. 1.8.58 9. 18 7.260.043, 20 ee ee ee ea ae 0.1 ie, 12 00 0 3. 2 D LL el er ae BB DL Sn pendeln ae ee een D de 9 2 D 8 ee bed) 224 DD D D 2 Sd, "D 1 1 je 04 ee bebe De DR D 0 D de 0 10 SN Le LL. Le leo 0) 00 ee Do A u A 50.5. 009 ab ae 90 44 3 den) OA 4.9 2 Te LD le ele ol rer Dot host 0.9 10 D 2 98 4 D 0 01 0:41.53 9.2 5.99 3. 95:92 175127922096 2.4 ee ee A A made Besen Te 3.8 27 28 22 26 22 20 22 21 25 13 18 28 24 20 19 21 19 23 22 22 21 19 20 25 | 527 ||539.4 |— 12.4 70 63 56 7) 59 67 60 — 555 — Registrirung des Luftdrucks. Das Usteri’sche Aneroid-Barometer war das ganze Jahr durch ununterbrochen in Tätigkeit; die Einrichtung des Instrumentes gestattet, die Registrirtrommel mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten laufen zu lassen, ent- weder so, dass wöchentlich, oder so, dass täglich eine volle Umdrehung vollführt wird. Im Jahre 1889 wurde vorwiegend die langsamere, im Jahre 1890 ausschliesslich die schnellere Bewegung benützt. Die Ablesungen wur- den, wie im vorjährigen Berichte schon angegeben ist, mit Hilfe der dreimal täglichen Termin-Beobachtungen reducirt und die Monatsmittel der einzelnen Stunden wegen der Differenz im Stande zu Anfang und Ende des Monats corrigirt. Die folgende Tabelle gibt den täglichen Gang für die einzelnen Monate, dabei ist zu bemerken, dass der 31. Januar und der 1. März dem Februar beigezählt worden sind. % Täglicher Gang des Luftdrucks. Abweichungen vom Mittel in Tausentel Millimeter. Jahr. Stunde. Aug. | Sept. | Oct. | Nor. | Dec. April. | Mai. | Juni. | Juli. Jan. | Febr. | März. = 1 103 83 | 212 83 282 175 | 147 291 15 142 44 71 137 : 20 49 77 128.02 13 220 | 107. 28 178 95.) 40 12 71 65 E 3 120 259) 0.55.58 169 12 70 23 |—109 — 161 |— 140 | — 18 | — 49 4 2900 140 06 #54 162 8 4 | —24 | —-196 —-220 | — 236 |— 166 I— 102 : 5 — 330 | — 151 |— 109 65 259 107 91 |, — 181-186 2253 278 | -- 3141| 985 5 6 = 955.04 24 330 417 196 161 125 | 77.120341 954. —- 336 16 | 7 tir 40 201 518 | 501 328 244 222 337 | 3 221 = 990. 007 8 — 141 198 337 562 590 417 383 245 583 256 3.211314. 379 9 part 305 434 617 543 426 382 236 726 492 175 98 | 370 = 10 195 359 444 | 545 491 338 275 291 06 521 | 296 | 240 | 392 Ne) les 210 | 373 | 410 | 393 346 300 191 111 565 517 |: 254.) 189] 821 Mittag — 88 180 | 210 110 114 112 Dee 332 257 15 | — 91 98 | 1 950.299 110 2137 251180 2.592.133 9583 58 70.997 361 72191 2 € |_an|- 322 |— 357 —_417 | 328 216 3 4000 494 547. 2565 | 615 |—_378 005 | 559 | 476 | 436 305 5151-459 4 281 |—503 |—690 |— 733 |_773 —542 |—-380 |— 558 |—603 | — 541 \— 248 |— 208 | 501 5 — 97 |— 866 |— 654 |—729 —909 |—670 |— 532 |— 584 —636 |— 439 |—-157 | — 66 |— 487 6 115 |— 189 |— 451 |— 597 |__828 | 584 — 488 __ 522 |__577 |— 227 10 98 | 354 7 — 424 |— 325 __350 | —35 | 155. 248 |_-183 8 270 | — 14 —224 |— 386 |__-641 |——475 415 100 29 | — 42 |— 357 — 296 — 201 — 2 | — 150 80 236 345 15 9 440 200 |; . 142 106 |— 057 56 12 811 | —11 188 317 356 if He 10 422 181 219 137 085 171 168 373 39 207 334 363 225 11 377 149 245 122 175 234 203 448 32 147 299 357 232 Mitternacht 305 155 238 143 272 246 216 445 38 156 193 212 | 217 Amplitude .| 911 | 876 | 1134 | 1850| 1499 | 1096 | 915 | 1032| 1362 | 1062 | 639 | 795 | 893 — 957 — Mittel des Decenniums 1881—1590. In den nachfolgenden Tabellen sind die characte- ristischen Daten jedes Jahres im Decennium 1881—1890 zusammengestellt. Um völlig vergleichbare Werthe zu erhalten, mussten an den in den früheren Jahresüber- sichten publieirten Zahlen hin und wieder einige nach- trägliche Correctionen angebracht werden, nämlich: 1. Temperatur. Alle frühern Temperaturangaben für 1881!) wurden noch um 0°3 erniedrigt, in Rücksicht auf eine erst später erkannte Nullpunktscorrection. — Die Maxima und Minima sind den Terminbeobachtungen entnommen und für die Jahre 1881—1887 neu ausge- zogen worden. — Als Frosttag ist jeder gezählt, an dem eine Termintemperatur unter Null vorkommt, als Tag ohne Auftauen jeder, bei dem keine Termintemperatur Null übersteigt. — Die Jahresmittel sind durchweg das arithmetische Mittel der 12 Monatsmittel. 2. Luftdruck. Die für 1881 bis 83 früher publicirten Barometerstände wurden alle um 0.4 mm erniedrigt, um den Fehler der früher zu gross angenommenen Null- punktscorrection der Scala gut zu machen. Letztere Correction beträgt 40.3 mm. Sodann wurden sämmtliche Barometerstände zur Reduction auf die Schwere in 45° im Meeresniveau um 0.13 mm. erhöht. Zur Ableitung der Seehöhe der Cuvette des Baro- meters wurden folgende Daten benützt: 1) Diese Verhandl. Bd. VI. p. 7. eng Nach dem bei Eröffnung der Station im Bernoullianum ausgeführten Nivellement be- trägt die Höhe des Spiegels der Cuvette über dem Nullpunkte des Rheinpegels . . . . 33.23 Laut , Nivellement de Précision suisse“ p.105 Höhe dieses Nullpunkts über N.F.39 —-5.70 Laut id. p. 166 N. F. 39 über Pierre u Nuon. ne Re oe 12397 Laut Geogr. Jahrbuch XII. p. 110. | Pierre du Niton über Normal Null. . . . 373.22 Also Cuvette über Normal-Null 276,78 m. 3. Dauer des Sonnenscheins. In den Witterungsüber- sichten der einzelnen Jahre wurde die Dauer des Sonnen- scheins auf Grund der für die tägliche Wetterdepesche ausgeführten Abschätzung der Länge der Brandspur an- segeben. Die genaue von der schweizerischen meteoro- logischen Central-Anstalt vorgenommene Ausmessung der Streifen ergab für die einzelnen Monate folgende Dauer des Sonnenscheins in Stunden. 1889. | 1890. ait Februar . . | 121.4 | 146.3 36.2 56.3 | 123.4 96.7 März... ....71, 178.2. 115.1 040.4 78.5 | 125.7 | 114.8 April. 1.174.881 1870 72.8 | 122.8 | 161.9 | 143.9 Mai... | 253.8.) 197.6 |. 262.4. 2475/1727 | 192.8 Juni... ...1.128.8:1.297:1.) 206.4, ..154,3.\ 212.23 2720.8 Juli ....| 265.9 | 251.0 | 162.5 | 223.1 | 219.7 224.4 198.1 | 208.2 | 201.0 | 208.5 156.4 | 157.1 | 181.0 | 169.5 166.0 67.1 | 141.9 | 115.1 50.7 | 110.2 40.2 66.1 100.0 29.7 53.4 51.2 August .. | 184.4 | 250.6 September . | 204.0 | 148.9 October . . | 123.6 | 77.1 November . 70.1 59.3 December . 25.4 47.6 Januar . . . | 36.6 81.7 93.0 58.8 68.9 67.8 9881 | v7 8881 | #094 | FSST | L'TIL Seh | 88 0'8 pe |'' em ‘68/08 I II ı OT \ O4 | St im | G'8T g'8 9'8 88 9'8 0681 ers PL De) 08 IX eye | SAL || Tel 1'8 88 6'L 88 6881 à are | Se |'8 I | ge | ‘88 III | og &'8 g'8 0'8 g'8 8881 SENDE DID (eur te D fric GT 9'LT 9'8 L'8 v8 L'8 LSST ‘9 ‘4 II pre |'8 m | 9'eg |'e IIX | El g'L v4 io g'L 9881 = OA IX | 89T. | OL TIX | 608 | ‘OI X | SAT El FL 077 g'L CSST Oo UxX- 00a. | TEL POirg | ‘08 Ix | LIT 0'6 0'6 WS 86 FSST 2 Rex Ger. Br 600 | BE AT Me gs | 9'e 88 9'8 SSST > ce I yore LT 009 E21 0M L'8 6'8 g'8 68 G88I ‘08/16 I De | 28 1%. 070. | [LT 0061 0'8 0'8 gu. 08 ISST .g "org | Sex "wunw SL | "unw ç 6 I ’ SOI) PEN um ol, ; 3 | “004 owouyxz Zr, 084 19H ‘068L—188L ‘(AIISTIIO0 9IOMUOQ any) MONIPIRNT 891% :eu0u00Q Temperatur, Celsius. Mittel. Extreme. 1881-1890. x Tagesmittel | Mini- Maxi. as a ë 9h THIHR2XS, ne Tag. a Tag. a = £ & 4 < ö 1881 7.5 12.4 8.9 9.4 190 | 128, 34.7 | VIL19.| 57 26 2 a 1882 31.12.2191 9.7 19. 18 a | ie 17 ; = 1883 DR 12.3 8.8 9.4 21355 XI 9. 29.7 |VIIL14.| 53 19 | 1884 7.9 13.2 9.5 10.0 85x]. | 339: | VITA161 20 11 : 1885 14 | 10,5 8.8 9.4 — 154 | XII 12. | 296 NI 7. 65 31 3 1886 7.6 12.5 9.0 9.5 — 13.6 | TI 12. 81.4 |VIIL 10. 78 31 : 1887 6.3 11.2 77 8.2 — 16.6 | XII 27. 30.3 | VII 30.| 9 40 à 1888 - 6.6 11.4 7.9 8.4 130 I 31. 30.2 VI. 4. 86 41 1889 7.0 11.4 8.0 8.6 — 12.0 | XII 9. | 29.6 | VII 10. 96 47 er 6.6 | 115 8.0 8.5 = 134 XILIS. 29.7 | VIII 18. 87 47 Mittel . aa. lue lon | 861 où es so | sr | son Ho DT 8.6 | — 19.3 | - 1881 34.7 1881 72,2 31,0 04 AA! Ar |9'OSIT} F9 6 G 69 Gh G88T Ice | 968 | 718 | S'eL | 788 | ‘ * HM © ON RSR i | co a 9. | ALT | €9 (oo) aa | ea | 2e | 9'o Iwı An cc '7e8 lPesge | 02 rag 0681 es | evr | ze Igermı| e9 | Ta | 09 | 89 l'or x1| 1e ars | es | 971 | 868 6881 cu | 9p1 | 90 Jeoscı| 89 | 19 | selon |'ee À | ve |lr'es | ss | des | 668 8881 #9 | cer | or Igor) go | ae | 6e | Ta l'es AL | 98 lors | 8798 901 | g'es 1881 a al eo |0Mo/t) do | 80,09 |. 22 EA. Sevde Ti lp a 9881 | zo 0 oo) 50) 04 Fra Le 608 ce mr, 808 c88T — |sıl# | — e9.| se | 09 | on |'e ITA | 8 |s'os | ges | 649 | aus FORT = — E00) oo) co | 09) 9% :|0%.A1| ce 078 01e.) nu 7.88 CSI nn ep 150.19 20/1 Te | Er AL 00.000 cest ee ae zssI | = rot on | 7109,66 | 09 6% 02 MAL de ë ë ë ISSI ; = "uapungg E a cn = e | 8 2 | | © [wum| © | 46 | ul | u4 | ‘Sex | E sn non | Fu = à AE -S91Ue FE : De LA S *SUL9U9S B : "06811881 : -U9UU0Q sop Renz | Re LE SR aoneq "oe 10p IUUZ JunyloAog NONIHNONSH SANBION S Zehnjährige Mittel der Zahl der Tage. | . 1881— 1890. | hell. | trüb. A ohne | 1881-1890. mit ohne Auftauen. Frost. |Auftauen. Januar... ... 2.7 13.0 21.5 ES ‚Winter +. 7.6 41.5 54.3 27.1 | Februar . . .. 3.2 11.5 14.6 97 ı Brühlime 2 14.2 34.8 10.7 3.1 à Matze... © 4.1 13.1 10.0 3.0 | Sommer .... 15.9 25.0 — — co Anal. 0.001. 44 10.9 0.7 0.1 4 Herbst. .... 9.8 40.8 72 0.8 D Du 0) 5,7 10.8 a | Juni......| 42. 9.9 = = Jahr .. | 47.0 | 142.1 | 72.2 | 31.0 ue... 5.6 8.1 _ — Ausust -... 6.1 1.0 — — September... . 5.0 9.5 — — October -... 2.6 14.8 2.2 — November . .. 17 16.5 5.0 0.8 December . . . 1.7 17.0 18.2 10.1 Elfter Bericht über die Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. ‚Der stets zunehmende Mangel an Platz in den Sälen der Universitätsbibliothek veranlasste die Kom- mission, sich nach einem Lokale umzusehen, in wel- chem die Kartensammlung passend untergebracht werden konnte. Ein solches fand sich denn auch im Neben- sebäude der Lesegesellschaft zu ebener Erde. Die Ein- richtungen für die Aufnahme der Sammlung, wie auch für deren fortdauernde Erweiterung und Ergänzung sind getroffen durch Erstellung von drei Schränken mit je 10 Schiebebrettern, denen sich noch ein vierter anschlies- sen wird, so wie eines breiten und langen Tisches, welcher die Benützung möglich machen wird. Wer sich um Karten interessiert, findet jetzt Gelegenheit jeden Samstag Nachmittag von 2—4 Uhr, wozu Jedermann freundlichst eingeladen ist. Die Sammlung hat im Laufe des Jahres 1889 fol- gende Vermehrung erfahren: I. Geschenke. a) Von Herrn Prof. Kinkelin: 1) Plan der Stadt und Gegend von Bern, von Bollin. 1807. Fol. 1 Blatt. 2) Plan von der Stadt und dem Stadtbezirk Bern durch R. J. Bollin. Bern 1811. Fol. 1 Blatt. 3) Karte der Umgebungen von Bern, von E. Beck. 1857... 1 Blatt: — 564 — 4) Plan des Corrections projetées à Lausanne (dessiné par Ch. Kinkelin). Fol. 1 Blatt. 5) Plan de la ville de Lausanne, par Berney. Lausanne 1838. Fol. 1 Blatt. 6) Carte de Lausanne et de ses ‘environs, par Berney. Lausanne 1838. Fol. 1 Blatt. 7) Plan de la ville de Genève, par C. B.Glot. 11777 et 1793. Fol. 1 Blatt. 8) Plan topographique de la ville de Genève, par J.R. Mayer. 1835. Fol. 1 Blatt. | 9) Plan von Paris. 1 Blatt. 10) Plan des Linthkanales, von J. G. Tulla 5 Blätter. | ; b) Von den Erben des Herrn Benedict Meyer-Kraus: 11) Grasset, François, Carte de la Suisse. Lau- sanne 1769. 1 blatt. c) Von Herrn Dr. Ludwig Sieber: 12) Ancient map of the world, preserved in Hereford Cathedral. 1 Photographie mit 1 Blatt | | Erklärung. 2 Blätter. | d) Von Herrn Dr. K. Burckhardt- Burckhardt: 13) A new American Atlas, Geogr. of the U. 8. of North America. Philadelphia 1826, published by Anthony Finley. Fol., geb. e) Von Herrn Alb. Hoffmann - Burckhardt: 14) Plan der Stadt Iglan und Umgebung. 1 Blatt. Indem wir den verehrlichen Gebern den besten _ Dank aussprechen, empfehlen wir die Sammlung auch fernerhin dem Wohlwollen der Kartenfreunde. IT. Anschaffungen. 1) Roblet: Carte de Madagascar, 1:100,000. Paris. ar. Fol. 3 Blätter. ee 2) Le Monnier: Sprachenkarte von Oesterreich - Ungarn, 1:1,000,000. Wien 1888. Fol. 4 Blätter. 3) Neue Generalkarte von Mitteleuropa ed. k. k. milit. geogr. Institut. Wien. Lief. 1 u. 2. 10 Blätter. 4) Handtke: Generalkarte von Südamerika, 1: 13,000,000. 1 Blatt. 5) 0. Herkt: Karte der Nilländer, 1: 600,000. 1 Blatt. 6) Topographischer Atlas der Schweiz (Siegfried-Atlas). Lief. 34. 12 Blätter.. 7) Leuzinger: Neue Reliefkarte des Kantons Glarus, 1:50,000. 2 Blätter. 8) Verhandlungen des 8. deutschen Geographentages zu Ber- lin. Ibid. 1889. 1 Band. Es sei uns gestattet, an dieser Stelle noch besonders aufmerksam zu machen auf die unter Nr. 12 der Ge- schenke aufseführte Ancient map of the world, welcher in der Geschichte der Geographie und Kartographie eine grosse Bedeutung zukommt, und deren Studium für alle Kartenfreunde von höchstem Interesse sein dürfte. Aus der beigefügten Rechnung ergiebt sich, dass die Zahl der Subscribenten noch 58 beträgt mit einem Jahresbeitrag von Fr. 541 gegenüber 61 mit Fr. 576 im Jahre 1888. Die grossen Mobiliaranschaffungen, welche nöthig waren, um die werthvolle Sammlung benützbar zu machen, bewirkten, dass in dem verflossenen Jahre das Vermögen nur eine kleine Zunahme erfahren konnte; um so drin- sender erwünscht wäre es desshalb, wenn die alljährlich eintretenden Lücken im Verzeichniss der Beitragenden durch Nachwuchs ausgefüllt würden. — 566 — J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. 10. Rechnung vom 1. November 1888 bis zum 31. October 1889. Einnahmen. | 1.- Saldo: voriger Rechnung ... : . 2 2.1r.0052. 22 2.98. Jahresbenräse für 1888. ee 511 3. Zins der Hypothekenbank für 1888 . „ 217. — 4. 3. Zahlung von Herrn B. Schwabe . .. „ 160. — Re | Fr. 6970. 24 Ausgaben. 1. Anschaffunsen.. 1. Roblet, Karte von Madagaskar . . . Fr. 10. 50 2. Generalkarte v. Mitteleuropa, Lief. 1,2 „ 16. — 3. Le Monnier, Sprachenkarte von Oester- er reich- len er. er a Verhandlungen des 8. Geographentagen 5 6. 70 Handtke, Süd- Amerika . . . 5 1. 35 Herkt, Nilländer er en 1 38 rate Reliefkarte von Glen: en 8. — Siegfried - Atlas der Schweiz, Lief. 34 „ 12. 50 à Fr. 706.40 II. Diversa. 1. Einzug und Druckkosten Fr. 42. 30 2. Schreinerarbeiten :. . . „590. 87 - 3. Schreibmaterialien u: del 46/19 , 03322 Summe der Ausgaben ‘. . Fr. 125. 22 Saldo’ auf. neue Rechnung‘ "4 x... 002452 Fr. 6970. 24 Mit vollkommener Hochachtung zeichnen N amens der Kommission zur J. M. Ziegler’schen Kartensammlung Der Vorsteher: Prof. Fr. Burckhardt. Der Schreiber: Dr. Rud. Hotz. ‘ Basel, im November 1889. Zwôliter Bericht über die Dr. J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. Die Sammlung hat sich im Laufe des Jahres 1890 vermehrt um folgende I. Geschenke. | a) Von Herrn Dr. Theod. Kündig-vonSpeyr: 1) Panorama des Rigi-Berges von Ludw. Pfyffer v. Wyher. Luzern 1818. 1 Blatt. b) Von Herrn Franz Kaufmann: 2) Handatlas der neueren Erdbeschreibung für Schule und Haus. (Beigabe zu O. Spamer’s illustr. Conversationslexikon.) Leipzig und Berlin 1875— 1880. 4°. 34 Blätter. c) Von den Erben des Herrn Dr. Ad. Burckhardt - Burck- hardt: 3) Sammlung von Karten und Plänen (früher im Besitz von David Hess in Zürich), in Folio-Mappe, nebst Verzeichniss derselben. 46 Blätter. 4) Nachtrag dazu. 7 Blätter. - d) Von Herrn Dr. Fr. Tschopp: 5) Grundriss des Hofes Schönenbuch, verfasst durch Joh. Ludw. Erb, Burger und Feldmesser in Solothurn. 1740. Gr.fol. 1 Blatt. e) Von Herrn Dr. Rudolf Wackernagel: 6) Europa gezeichnet von J.M.F. Schmidt, Berlin 1828. Auf Leinwand. 1 Blatt. kn 2 7) Amerika gezeichnet von J.M F. Schmidt, Ber- lin 1820. Auf Leinwand. 1 Blatt. f) Von Frau Prof. M. Steffensen - Burckhardt: 9) h) 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) Phys.-statist. Atlas des deutschen Rei- ches von Richard Andree und Os. Peschel. Bielefeld und Leipzig 1876 und 1878. Geb. 2 Bände. 9) Kartem und Pläne zur Topographie des alten Jerusalem von ©. Zimmermann. Basel 1876. Querfol. in Mappe, mit Begleitschrift. 4 Blätter. Von den Erben des Herrn Dr. Ed. Heussler: 10) Georg Hoffmann, Panorama des Maderaner- thales im Kanton Uri (gez. 1852) nebst Führer. Basel 1865, in Mappe (1 Bd.) und 2 Blätter. Von Herrn Ed. Greppin: 11) Originalkupferplatte zu A. J. Buchwalders Carte de l'ancien évêché de Bâle, levée de 1815/19, gravée p. Michel à Paris. 1 Blatt. II. Anschaffungen. C. Flemming’s Generalkarten. 29 Blätter. : Engelhardt und Wensierski: Karte von Central- und Ostafrika, 1 : 3,000,000. Berlin 1889. 1 Blatt. Nouvelle carte de l'Egypte et de ses dépendances, 1:3,000,000. Berlin 1889. 3 Blätter. Berghaus physicalischer Atlas, Abth.5. Atlas der Pflan- zenverbreitung von Osk. Drude. Gotha 1887. Fol. geb. — Abth. 6. Atlas der Thierverbreitung von William Marshal. Gotha 1887. Fol. geb. Generalkarte von Mitteleuropa. Lief. 1, 3, 4. 20 Blätter. Noë, Franz: Geologische Uebersichtskarte der Alpen mit Einleitung von E. Suess. (Mappe.) 1 Blatt. — 569 — 8) Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse. Berlin 1889. Mit Atlas. 2 Bände. 9) Emilio Valverde y Valvarez: Mapa general de la Pen- insula Ibörica ete. 1:250,000. 1881. 6 Blätter. 10) Borel, Maurice: Carte du Canton de Neuchätel, 1:50,000. Neuchâtel 1889. 4 Blätter. 11) Lannoy de Bissy: Karte von Afrika. Schluss. 18 Blätter. 12) Andrée und Scobel: Karte von Afrika, 1: 10,000,000. Bielefeld und Leipzig. 1890. 1 Blatt. 13) Fischer, Hans: Karte von Palästina, 1 : 700,000. 1 Blatt. 14) Stieler Handatlas. Lief. 1—26 mit 6 Namenregister. Gotha, Perthes, 1889. 78 Blätter. 15) Kiepert: Spezialkarten vom westlichen Kleinasien, 1:250,000. Lief. 1. 5 Blätter. 16) Siegfried-Atlas der Schweiz. Lief. 35 u. 36. 24 Blätter. 17) Dufour: Topographische Karte d. Schweiz, 1: 100,000. Geb. 25 Blätter. 18) Generalkarte der Schweiz, 1:250,000. 4 Blätter. 19) Eisenbahnkarte der Schweiz, 1: 250,000. 4 Blätter. 20) Spezialkarten der Schweiz. 24 Blätter. Als ganz besonders werthvolles Geschenk unter den zahlreichen, welche unserer Sammlung dieses Jahr zu- geflossen sind und -für welche wir den Gebern hiemit bestens danken, heben wir hervor die Originalkupfer- platte der Karte des alten Bisthums Basel von Buch- walder, welche wir der Güte seines Großsohnes ver- danken. Wir entnehmen der Arbeit von Rudolf Wolf: Ge- schichte der Vermessungen in der Schweiz, folgende Notiz über diese Karte: „Mit einem ihm durch Oberst von Bonstetten an- vertrauten Theodoliten und im Anschluss an das ihm = 0 von Trechsel kommunizierte Dreieck Bern - Chasseral - Röthi begann Buchwalder die Triangulation des Bisthums, und führte darauf gestützt in den Jahren 1816 — 19 auch die Detailaufnahmen durch, für welche er den Maßstab 1 : 96,000 der Osterwald’schen Karte des Kantons Neuenburg gewählt hatte. Im März 1820 war die Zeich- nung fertig, welche dann auf Empfehlung des Generals Guilleminot, der damals für die Grenzbereinigung ab- geordnet war, dem geschickten Kartenstecher Michel zu Paris übergeben wurde und 1822 konnte die „Carte de l’ancien évêché de Bâle“ etc. ausgegeben werden — ein schönes Blatt von 68 auf 61 cm., mit sorgfältiger, wenn auch leider unter zenithaler Beleuchtung und ohne Beigabe von Höhenquoten gegebener Terrainzeichnung, das grossen Beifall fand und noch später von Dufour für die betreffenden Parthien seines Atlasses benützt wurde.“ Die Rechnung unserer Kasse zeigt, dass die Zahl der Beitragenden wiederum um 3 abgenommen hat und nun auf 55 gesunken ist; möge dem wiederholt aus- gesprochenen Wunsche um Nachwuchs eine freundliche Gewährung zu Theil werden. Alle Freunde der Kartographie machen wir darauf aufmerksam, dass das im Nebengebäude der Lesegesell- ‘schaft sich befindende Zimmer, welches die Karten- sammlung enthält, jeweilen Samstag Nachmittag zwischen 2—4 Uhr geöffnet ist. Der Vorsteher: Prof. Fr. Burckhardt. Basel, im November 1890. 11: re ee CR ns A Aa — 571 — J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. Rechnung vom 1. November 1889 bis zum 31. October 1890. Einnahmen. Saldo voriger Rechnung 55 Jahresbeiträge für 1889 Zins der Hypothekenbank für 1889 Geschenk eines Freundes (W. 8.) Ausgaben. I. Anschaffungen. Flemming’s Generalkarten, 29 Blatt . Karte von Central- u. Ostafrika . Nouvelle Carte de l'Egypte . Drude, Atlas der Pflanzenverbreitung Marshall, Atlas der Thierverbreitung Generalkarte von Mitteleuropa, Lief. 1,3, 4... Noë, le dche Hebersichtelurte der Alpen Der Rheinstrom u. seine : -Nehenflüsse, Textfund Atlas . Valverde, Karte v. Spanien u. Pornos] Borel, Maurice, Karte des Kantons Neuchätel . Lannoy de Bissy, Ks, von Mn (Schluss) . . Andrée und Scobel, Roue von Afrika Fischer, Hans, Karte von Palästina . Stieler, Handatlas, Lief. 1—21 mit 6 Namenregistern EL HS | Uebertrag Fr. 6244. „2.4926, VAE. 5 20. Fr. 7011 Fr 42, a >: - D. & 15: > 16 = 44. à 13. 5 60. z 12. n 10. : 6. 2 6. > à. 5 54 Fr. 291. A) 99 15. 16. 17. 18. 19. 20. RON Em Uebertrag Kiepert, Karte des westl. Klein-Asiens, 1. Lief. Siegfried - Atlas der us De 35 und 36 . Dufour- Atlas der Schrei, bd Generalkarte der Schweiz, 4 Blatt Eisenbahnkarte der Schweiz, 4 Blatt Spezialkarten der Schweiz, 24 Blatt Il. Diversa. Einzug der Beiträge . . Fr. 15. — Schreinerarbeiten „..181. OÙ Buchbander tr se. Buraken u. del: 219.30 Summe der Ausgaben Saldo auf neue Rechnung #r..291, 35 : 13. 222. 39 . 10 90 628. 6383. . 7011. Dr. L. Sieber, Quästor Basel, am 27. November 1890. 40 97 97 Studien über Dampfspannkraftsmessungen. In Gemeinschaft mit Paul Schröter und anderen Mitarbeitern von Georg W. A. Kahlbaum. Vorbemerkung. Die nachfolgenden Blätter bringen neben anderem . die Lösung einer Frage, die durch frühere Arbeiten des Verfassers von neuem angeregt wurde und die trotz einer Reihe von Abhandlungen für und wider ihre end- gültige Erledigung bisher nicht gefunden hatte. Dass die Entscheidung nicht schon früher erfolgte, wie das wohl mit Recht durfte erwartet werden, hatte seinen Grund darin, dass teils andere Arbeiten den Verfasser verleiteten, teils aber der Mangel an geeig- neten Mitarbeitern ihn zwang in seinen experimentellen Untersuchungen eine vielmonatliche Unterbrechung ein- treten zu lassen, so dass erst in den letzten anderthalb Jahren eine Wiederaufnahme der Arbeiten ermöglicht wurde; es mag dies die Verzögerung erklären und ent- _schuldigen. Der Anteil der Herren Mitarbeiter an den folgenden Untersuchungen ist ein sehr verschiedener; es erschien deshalb ungerecht, sollten die hervorragenden Verdienste, die sich Herr Studiosus Paul Schröter durch seine exacte 36 A — 574 — und umsichtige Art zu arbeiten, um die Lösung der ge- stellten Aufgabe erworben hat, dadurch, dass sein Name als der des hervorragendsten Mitarbeiters auch auf dem Titel ausdrücklich genannt wurde, nicht noch besonders hervorgehoben werden. Die Namen der anderen Herren Mitarbeiter sind jeweilen unter den bezüglichen Abschnitten mit ange- geben. | Es ist neuerdings vielfach Brauch geworden, sich bei Veröffentlichungen einer fast lapidaren Kürze zu befleissigen; so löblich solch Bestreben an sich auch sein mag, so ist es doch nicht in allen Fällen unbedinst zu loben und dies ganz besonders dann nicht, wenn es sich um die Beschreibung von angestellten Versuchen handelt. Für den Leser und vorzüglich für den urteilenden Leser genügt es nicht, etwa nur das Prinzip eines ange- wandten Apparates, etwa nur schematisch den Gang eines Versuches kennen zu lernen; um urteilen zu können, ist in solchen Fällen epische Breite notwendig. Es muss verlangt werden, dass zum wenigsten an einem Beispiel genau ersichtlich ist, wie ein bestimmtes Resul- tat erreicht wurde, welche und in welcher Art Correc- turen anzubringen waren und angebracht wurden. Aus diesem Grunde und nicht an Freude an Weit- schweifigkeit sahen wir uns veranlasst, Methoden, Ver- suche und Rechnungen in der folgenden Arbeit bis in alle Einzelheiten mitzuteilen, nicht nur die Beurteilung als solche, auch ein etwaiges kritisches Wiederholen der Versuche sollte dadurch erleichtert werden. Basel, den 31. Mai 1891. Kahlbaum. Einleitung. Vor einer Reihe von Jahren hatten wir bei einer grösseren Reihe von Stoffen, die den verschiedensten chemischen Typen zugehörten, die Wechselbeziehung zwischen Siedetemperatur und Druck untersucht.!) Den Ausgangspunkt dieser Arbeiten, deren erste Resultate mit voller Absichtlichkeit als „Studien und Vorarbeiten“ bezeichnet wurden, bildete das sogenannte Dalton’sche Gesetz,?2) nach welchem allen Substanzen bei Tempera- turen, welche um eine gleiche Anzahl von Graden über oder unter dem Siedepunkt bei gewöhnlichem Druck ‚liegen, die gleiche Dampftension zukomme.°) Dieses Gesetz haben auch wir, wie das schon vielfach sonst vorher geschehen, als unrichtig nachweisen können‘) Sehr viel früher, im Jahre 1868, hatte Herr H. Lan- dolt die Spannkräfte der gesättigten fetten Säuren Cı— Os auf die Gültigkeit dieses Gesetzes hin unter- _ sucht) und hatte dabei nachweisen können, dass für 2) Siedetemperatur und Druck in ihren Wechselbeziehungen. _ Studien und Vorarbeiten von Georg W. A. Kahlbaum,. Leipzig, Barth, 1885. | ?) Experimental essays on the constitution of mixed gases; on the force of steam or vapour from water and other liquids in different temperatures, both in a Torricellian vacuum and in air; on evaporation; and on the expansion of gases by heat. By John Dalton. Manchester, Phil. Soc. Mem. Bd. 5, 1802, pes. 5357 602. ®) Dalton a.. a. O. pag. 550. #) Eingehende Nachweise darüber siehe die bre Schrift von Kahlbaum, Historischer Theil, pag. 1—51; was sonst in neuerer Zeit darüber geschrieben, z. B. G. C. Schmidt, Untersuchungen über die Dampfdrucke homologer Verbindungen. Zeitschrift für phys. Chem. Bd. 7, 1891, pag. 433 u. 434 sind nur mangelhafte Auszüge daraus, ohne Angabe der Quelle. 5) Landolt, Liebig, Annal. Supplbd. 6, 1868, pag. 129. | Tabelle 1. | 7 < SE : . s à 5 Siedepunkte für den Druck von — = 11604) 4 1960| 4 19604) 4 | 5604) 4 | 8604] 4 |1604| 4 | 604) 4 | 80+| 4 % CH CE || CH CHa CH CHa CHa CHa a | | 2 | | = Ameisensäure | — a 1000 900 yo ‘ 560 330. 190 | | = = 190 || 190 | 190 170 150 120 : > Essigsäure 1320 1260 1190. 1090 | 960 ie 480 310 œ . | 200 200 200 . [910 210 290 210 200 { Propionsäure || 152° 146° 1592 1300 1170 058 15.690 510 = | 230 220 290 210 200 170 130 _ [100 Buttersäure 1750 1680 161 1510 1370 1120 820 610 130 130 130 130 120 110 90 80 Valeriansäure || 1880 181° ‚| 1740 1640 | 1490 123° 91° 690 — 571 — diese homologen Säuren Daltons Regel zwischen 1160 mm und 360" Druck eine recht annähernde Geltung habe, wie das die vorstehende Tabelle 1, die Herrn Landolt’s Arbeit entnommen ist,!) zeigt. Dagegen zeigen die Zahlen, dass für niedere Drucke _ etwa von 360mm abwärts auch von einer nur annähern- den Gültigkeit des Gesetzes nicht wohl mehr wird ge- sprochen werden können. Bei einem Vergleich der für die gleichen Stoffe von uns festgestellten Zahlen wies es sich aus, dass Herrn Landolt’s Beobachtungen für tiefere Drucke besonders, sehr wesentlich von den unseren abwichen, wie das aus der unten folgenden Tabelle 2 - ersichtlich. Durch diesen Vergleich wurde die Frage nach der Gültigkeit von Dalton’s Regel für die fetten Säuren, wie sie Herr Landolt wieder aufgeworfen, in das Hinter- treffen gerückt. Dass sie eine allgemeine Gültigkeit nicht habe, war gezeigt; zu entscheiden, ob ihr an- näherndes Gelten für diese Säuren auch auf tiefere Drucke noch könnte ausgedehnt werden, musste ver- schoben werden bis auf eine Zeit, in welcher die Ab- weichungen der Zahlen des Herrn Landolt von den von uns beobachteten eine genügende Erklärung sefunden hatten. Ein Vergleichen der beiden Resultate ergiebt aber nicht nur sehr erhebliche Differenzen, Differenzen, die innerhalb der Beobachtungsgrenzen bis auf 40° für den gleichen Druck steigen; der Vergleich lehrt auch, dass diese Differenzen kein willkürliches Hin und Her, kein Schwanken oder Zucken zeigen, dass dieselben vielmehr durch eine ganz bestimmte Bewegung charakterisiert werden, die darin zum Ausdruck gelangt, dass die Dif- 1) Landolt a. a. O., pag. 179. 37 Tabelle _ Normalbuttersäure Isovaleriansäure. in | mm. || Kahlbaum | Landolt | Dif. || Kahlbaum | Landolt | Dif. elle Landolt | Dif. || Kahlbaum | Landolt Diff. : | 10 2 — a bee = 28.92 ue 71.8 847 | 37.1 Es 15 = = == = 340 0 68.7 40.8 | 2719| 78.5 46.8 | 31.7 : 20 19.9 11.6 | 8.3 | 55.4 21.1: 1483 750 49.8 | 23.7|| 83.7 56.0 | 27.6 25 22.0 15.7 | 6.3 | 59.0 46.5 | 12.5| 76.9 55.8 | 21.1] 88.4 63.2 | 25.2 © 30 23.7 19.2 | 45 62.8 | 510 | 11.8| 80.5 61.3 | 19.2): 91.6 | 69.1 | 22.5 1 35 25.6 Aal: | as 1 265.7 55.0 | 10.7| 883.2 66.5 | 16.7] 94.6 739 | 21.0 es 40 27.3 24.7 | 2.6 68.0 58.3 9.7|| 85.9 70.0 | 15.9) 97.0 18.2 | 18.8 | 45 29.1 27.9 | 1.9 70.0 61.4 8.6|| 87.8 13.5 | 143|| 99.8 82.0 | 178 50 30.7 29.3 | 1.4 71.6 64.2 7.4|| 90,3 76.7 | 13.6 || 100.7 85.9 | 14.8 N | !) In dieser Tabelle sind dieses Mal die extrapolierten Zahlen, die sonst durch Ausrufungszeichen (!) gekenn- zeichnet wurden, ganz fortgelassen worden. — 579 — ferenzen einmal bei der gleichen Säure mit der Druck- abnahme wachsen und zweitens bei verschiedenen Säuren sowohl bei gleichen Drucken als bei gleichen Temperaturen betrachtet mit dem Kohlenstoffgehalt der Säuren ebenfalls wachsen, wie das die folgende Tabelle 3 belegt. Tabelle 3.') | C1 | Ce | C3 | Ci | C5 Bruce ee 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm Temperatur . . 11.6 | 21.3 41.1 49.8 56.0 Differenz. . . . 8.3 9.8 148 23.7 27.6 Den est 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm Temperatur . . 29.3 43.2 64.2 16.7 85.9 Differenz. . . . APN 4.7 7.4 13.6 14.8 Temperatur 34 Differenz C1 C2 Os Ca C5 der Methoden 1.1 6.8 17.6 30.0 36.2 Worin finden diese so bedeutenden und in so regel- mässiger Bewegung auftretenden Differenzen ihre Er- klärung, sind dieselben auf mangelhafte Untersuchungen zurückzuführen, oder ist der Grund ein innerer, ein ge- botener? Wir halten uns unter allen Bedingungen nicht für berechtigt, Resultate anderer Forscher aus dem einzigen Grunde, weil sich dieselben mit unseren eigenen nicht !) Um die, ganze Reihe der Säuren von C1— C5 zu vervoll- ständigen, sind der Tabelle 3 die Zahlen für Essigsäure, die einer Arbeit des Herrn Richardson: „Determination of vapour pressures of organic alcohols and acids, Bristol 1886“, entnommen worden sind, eingefügt. — 580 — decken, kurzer Hand für falsch zu erklären. Wir ziehen den sehr viel weniger bequemen Weg vor, zu prüfen, ehe wir entscheiden. So lange bis wir uns durch eigne Beobachtung nicht von dem Gegenteil überzeugt haben, sehen wir solche Differenzen, wie die oben mit- geteilten, wenn sie sich aus den Ergebnissen ernster Forschung ableiten, als zu recht bestehend an. Wir haben von dem Werte wissenschaftlicher Ar- beit eine zu hohe Meinung, als dass wir einer vorge- fassten theoretischen Ansicht zu liebe über nicht pas- sende Ergebnisse exacter Untersuchungen einfach zur Tagesordnung übergehen könnten. Wir mühen uns des- - halb vielmehr unsere Ansichten den Thatsachen anzu- passen, als Thatsachen nach unseren Anschauungen zu modeln. Somit war es, so lange die Differenzen zwischen den Resultaten der beiden Experimental-Untersuchungen nicht aus der Welt geschafft waren, durchaus unsere Pflicht, das Warum zu ergründen, nicht aber war es erlaubt, die Thatsache selbst dadurch abzuläugnen, dass wir kurz und gut die Resultate des Herrn Landolt für falsch erklärten. EN Was aber konnte ein Abweichen der beidseitigen Resultate bedingen ? Herr Landolt hatte seine Untersuchungen in der Weise angestellt, dass er in der Barometerleere die Spannkraft des Dampfes bestimmte, wir hatten im luft- verdünnten Raum destillirt. Es war also nach zwei ver- schiedenen und zwar wesentlich verschiedenen Methoden untersucht worden. Hierin, in der Anwendung der zwei verschiedenen Methoden, konnte eine Erklärung der ab- weichenden Resultate gesucht werden. Das eine Mal durch Herrn Landolt war der Druck gemessen worden, den die von der Oberfläche, d. h. von einer unter be- eg © stimmten und besonderen Ausnahmszuständen sich be- findenden Schicht, !) einer Flüssigkeit ausgehenden Mole- keln auf eine Quecksilbersäule ausüben, das andere Mal durch unsere Arbeiten war die Temperatur bestimmt, die, um es möglichst kurz und prägnant auszudrücken, nothwendig ist die Cohäsion und die sonstigen Konstanten der Siedegleichung | = S=D+FCFAFOTHTZTZ?) in allen Schichten der Flüssigkeit zu überwinden. Nun ist, wie bekannt, der Vorgang beim Kochen in der That ein durchaus anderer als bei dem Ver- dampfen von der Oberfläche; zudem verdampfen alle Flüssigkeiten innerhalb sehr weiter Temperaturgrenzen, - Quecksilber z. B., wie Faraday°) nachgewiesen hat, noch 350° unter seinem Kochpunkt bei gewöhnlichem Druck in beträchtlicher Menge, sie kochen dagegen stets, sleichen Druck vorausgesetzt, nur bei einer für jede ganz bestimmten Temperatur; demnach ist auch die An- nahme von Maximalspannkräften bei niedreren Tempera- turen als diejenigen sind, unter denen die Flüssigkeiten … beim gleichen Drucke kochen, nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Es führte Beobachtung und Ueberlegung somit zu der gleichen Frage, geben die beiden Methoden der Dampfspannkraftsmessung überein- stimmende Resultate oder nicht ? | Kahlbaum. 2 !) Hagen, Ueber die Oberfläche der Flüssigkeiten, Berlin, _ Abhandl. 1845 (Math.) pag. 41 u. 1846 pag. 1. : 2?) Pless, „Ueber das Lösungsgesetz und das Sieden der Flüssig- keiten“ u.s.w. Wien. Akad. Sitzgsber. Bd. 54 (Abth. 2), 1866, _ pag. 75. rx a 5) Faraday, „On the vapour of mercury at common tempera- D -tures.‘ Quart. Journ. of Sic. Bd. 10, 1821, pag. 354. Theil I. Die statische und die dynamische Methode der Spannkraftsmessung. Historisches. Die Frage, ob die beiden Methoden der Dampfspann- kraftsmessung übereinstimmende Resultate oder nicht ergäben, hat die Wissenschaft seit langem beschäftigt. Zum ersten Male überhaupt wurden, soweit unsere Kennt- niss geht, beide Methoden für denselben Stoff, nämlich für Wasser 1797 und 1798 von John Southern!) ange- wandt, der für hohe Drucke bis zu 8 Atmosphären die Spannkraft in einer Art papinianischem Topfe mass, während er für niedere Drucke bis 0.5®%% in einem Apparat, der dem Watt’schen nachgebildet war,?) die Tensionen bestimmte, da aber beide Methoden von ihm nicht für die gleichen Temperaturen und Drucke ange- 1) Es werden in der Arbeit auch Bestimmungen von Creighton erwähnt und mitgetheilt. Creighton assistirte Southern bei seinen Versuchen. Vergleiche auch Creighton, Formula for caleulating the Force of Steam. Tilloch, Phil. Mag. Bd. 53, 1819, pag. 266. ?) Schon früher wurde (Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 9) darauf hingewiesen, dass von James Watt der später so vielfach angewandte Tensionsapparat herrührt. Näheres über die 1764 — 65 angestellte Arbeit siehe Robinson, Mech. Phil. Bd. 2, pag. 29. — 58593 — wandt wurden, so ist er auch auf die uns beschäftigende Frage nicht eingetreten.') 5 Im Jahre 1802 veröffentlichte John Dalton?) seine berühmte Arbeit über die Expansivkraft der Dämpfe verschiedener Flüssigkeiten, in welcher er seine im Watt’schen Apparat ausgeführten Messungen mitteilt, die sich über Aether, Alkohol, flüssiges Ammoniak, Quecksilber u. s. w. erstrecken. Aus seinen Versuchen leitet er folgende zwei wichtigsten Schlüsse ab: 1) Die Spannung des Wasserdampfes nimmt bei gleichmässiger Temperaturzunahme fast in geo- metrischer Progression zu. 2) Bei gleichen Temperaturunterschieden ist der Unterschied der Expansivkraft des Dampfes aller Flüssigkeiten gleich, sofern von Temperaturen an gerechnet wird, bei welchen beide Dampf- sorten dieselbe Expansivkraft haben. Dies sind die beiden so ausserordentlich wichtigen Gesetze Dalton’s über das Siedephänomen, deren Nach- wirkung noch bis heute verspürt wird und die als er- regende Ursache all’ der bisher aufgestellten Siedegesetze, die sich mit der Wechselwirkung von Siedetemperatur und Druck beschäftigen, betrachtet werden müssen. Beide sind falsch und wurden als falsch früh genug schon er- kannt; beide aber sind auch in ihrer Einfachheit so wunschrecht, dass 90 Jahre nicht genügt haben, sie völlig verschwinden zu machen. !) Die Originalarbeit war nicht erhältlich, nur ein Bericht: „Mr. John Southerns Experiments on the Density, Latent Heat and Elasticity of Steam. By John Taray. Phil. Mag. Bd. 30, 1847, pag. 113. 2) Versuche über die Expansivkraft der Dämpfe von Wasser und anderen Flüssigkeiten, sowohl im luftleeren Raum als in der Luft, von John Dalton. Gilbert Annal. Bd. 15, 1815, pag. 1 u. 122. a Es mag hier als interessante historische Korrektur eingeschaltet werden, dass Alessandro Volta!) in einem Brief an Prof. Vassalli, vom 24. Oktober 1795, ganz den gleichen, wie den zweiten Dalton’schen Satz aufgestellt hat. Er belegt denselben mit seinen Beobachtungen über Wasser, Alkohol und Aether. Diese Arbeit ist bei früheren historischen Studien stets übersehen worden; deshalb mag sie hier ausdrücklich erwähnt werden; auch soll in der Folge, was bei dem vielerlei von Dalton ge- leisteten, der Deutlichkeit nur förderlich, mit Rücksicht auf die historische Gerechtigkeit, deshalb stets vom Volta- Dalton’schen Gesetz gesprochen werden, nach welchem allen Stoffen beim gleichen Abstand vom Siedepunkt die gleiche Spannkraft zukäme. In einem Vortrage vom 6. April 1819 kommt Dalton noch einmal auf sein Gesetz zurück; die Stelle ist, wie wir schon früher darauf aufmerksam gemacht haben, ?) recht dunkel ausgedrückt; ein Missgeschick, das das Volta-Dalton’sche Gesetz und seine Ableger, wie es scheint, auch noch in der neuesten Zeit verfolgt.) In diesem Vortrage*) spricht Dalton die für uns wichtige Bemerkung aus: „dass der Siedepunkt, d. h. der Punkt der Temperatur, in welcher der Dampf des Aethers die Kraft erreicht hat, dem Druck der Atmosphäre das D lereto cui zu halten, ein anderer ist, ob man den Körper siedet oderob manihnin der Barometerleere einer !) Volta, Opere, Firenze 1816, Bd. 3, pag. 381. 2) Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 30, vgl. auch Meinecke, Schweigger Journ. Bd. 28, 1825, pag. 364. 3) Vgl. Mejer Wildermann. Deutsch. chem. Ges. Ber. Bd. 23, 1890, pag. 1254. *) Schweigger Journ. Bd. 28, 1820, pag. 370. — 585 — Temperatur aussetzt, beiwelcher sein Dampf eine Quecksilbersäule von 760m trägt.“ | Hiermit ist denn zum ersten Male das ‚Bestehen einer Differenz zwischen den Resultaten beider Metho- den behauptet worden, allerdings ungenügend und falsch begründet, aber doch deutlich und bestimmt ausge- sprochen. Trotzdem wurde die doch zweifelsohne äus- serst interessante Bemerkung Dalton’s wenig beachtet. In den ausführlichsten Berichten über diesen Gegenstand findet sich nichts darüber angegeben, so weder von Muncke,!) der Dalton so heftig zu Leibe geht, noch von Kämtz,?) dessen Zusammenstellung an Vollständigkeit sonst nichts zu wünschen übrig lässt. Die eigentümliche Einfachheit, die in der Volta- Daltor’schen Regel ausgesprochen war, vereinigte so ausschliesslich das Interesse aller Forscher auf sich, dass nur sehr wenige auf die Frage nach der Differenz der beiden Methoden eintraten. Unter diesen ist zuerst zu nennen James Forbes), der aus dem Nichtübereinstimmen seiner Kochpunkte mit den Tensionsbestimmungen Daltons ableitete: „dass es zweierleisei, dieSpannkraft des Dampfes von grösster Dichte zu bestim- men, den Wasser von einer bestimmten Tem- peratur geben kann, oder aber zu messen, unter welchem Luftdruck Wasser Dampf von bestimmter T emperatur geben wird,“ der sich also deutlichst im Sinne einer Differenz ausspricht. Auf die Frage selbst, wie es sich mit der Ueber- 1) Muncke in Gehlers physikalischem Wörterbuch. Bd. 2, 1826, pag. 279. Bd. 10, 1841, pag. 196. ?) Kämtz, Untersuchungen über die Expansivkraft der Dämpfe. Halle, 1826. 3) Edinb., Roy. Soc. Trans. Bd. 15, 1841, pag. 409, — 586 — einstimmung der nach beiden Methoden erhaltenen Re- sultate verhält, geht zwar der nun zu nennende Magnus bei seinen Versuchen „Ueber die Spannkräfte des Wassers“ nicht ein,!) doch ist auch ihm völlig klar, dass die Vorgänge beim Kochen und die beim Verdampfen einer Flüssigkeit durchaus verschiedene sind. Er fügt sei- nerigenannten berühmten Arbeit eine besondere Abhand- lung bei unter dem Titel: „Ueber die Kraft, welche zur Erregung von Dämpfen erforderlich ist,“?) in der er sagt: , Es bleibt deshalb nur übrig anzu- nehmen, dass die Kraft, welche zur Erzeugung des Dampfes erfordert wird, deshalb grösser seialsseine SpannkraftoderdieKraft,welche _er zu seinem Bestehen nöthig hat, weil die Cohäsion der Flüssigkeit, auf welcher ihr tropfbarer Zustand beruht, überwunden wer- den muss.“°®) Magnus betont dann weiter, dass die Cohäsion nicht für alle Teilchen der Flüssigkeit gleich sein könne, „weil an der Oberfläche...... wo Sie mit Lust in Berührung ist, ıhre Theile nicht mit ebenso grosser Kraft zurückge- halten werden, als im Innern, wo jedes Theil- chen von allen Seitenmitgleichartigen Theil- chen umgeben ist.“°) Eslehnt demnach auch Magnus keineswegs die Divergenz beider Methoden von vorn herein ab, vielmehr macht er ausdrücklich auf die beim Kochen zu überwindende Cohäsion und ihren Einfluss als unterscheidend aufmerksam. Nach James Forbes ist es erst wieder Regnault‘) !) Poggend. Annal. Bd. 61, 1844, pag. 225. ?) Poggend. Annal. Bd. 61, 1344, pag. 248. ®) A. a. O., pag. 249. t) Paris, Mém. Acad. Sei. Bd. 26, 1862, pag. 340. a gewesen, der auf die Frage, ob die beiden Methoden, für die er die Namen statische und dynamische vor- ‚schlug,!) übereinstimmende oder abweichende Resultate säben, ausdrücklich eintrat. Seine Versuche, die er für Wasser und andere Flüssigkeiten anstellte, führten ihn dahin, anzunehmen, dass beide Methoden durchaus coin- cidierende Resultate ergäben, jedoch nur dann, wenn absolut einheitliche Stoffe angewendet würden, d. h., wenn auch die letzten Spuren von Verunreinigungen aus den zu untersuchenden Stoffen entfernt seien, doch fügt auch er ausdrücklich hinzu, dass die beiden Methoden theoretischihrem Wesennach wohl unterschieden sind.’) Regnault hat jedoch seine Versuche über de Identität beider Methoden nicht bei sehr tiefen Drucken, bei denen die Differenzen nach den vorliegenden Zahlen ja erst recht deutlich zu Tage treten müssten, vorge- nommen. Dagegen weist er ausdrücklich darauf hin,°) dass während bei höheren Drucken die Temperatur der Flüssigkeit selbst sich von der im Dampfe gemesse- nen nicht unterscheidet, sich eine solche Differenz, die mit sinkendem Drucke wächst, bei niederen Drucken sehr wohl nachweisen lässt und dass dieselbe bei Wasser beim Drucke 160" und der Temperatur 42°C. schon 0.7° beträgt. Da nun ausserdem Regnault bei unterschiedlichen Stoffen wie Chloroform, Benzol) u. s. f., recht wesent- liche Differenzen bei der Ausführung der Spannkrafts- messung nach den verschiedenen Methoden erhielt, so !) Regnault, a. a. O., pag. 341. 3?) Théoriquement, les deux méthodes présentent une différence essentielle, a. a. O., pag. 341. 5) Paris, Mém. Acad. Sci. Bd. 21, 1847, pag. 524. *) Paris, Mém. Acad. Sci. Bd. 26, 1854, pag. 403 u. 416. Be erscheint sein Zeugniss nicht in dem Maasse schwer- wiegend, wie das sonst wohl der Fall sein müsste. Es lässt sich vielmehr seine Beobachtung, dass die Tem- peratur des flüssigen von dem dampfförmigen Wasser bei den gleichen niederen Drucken verschieden sei, auch im Sinne der gegentheiligen Anschauung verwerten. Regnaults gewaltiger Aufwand an Scharfsinn und Arbeitskraft bei den hieher gehörigen Untersuchungen hat in den erlangten Resultaten offenbar ein Aequivalent nicht gefunden. Das führte dahin, dass seine Arbeiten einen eigentlichen Schlusstein bilden. Dieses Gebiet der Wissenschaft wird so gut wie aufgegeben. Aeusserst spär- lich nur finden sich noch Arbeiten, die sich mit der Mes- sung der Spannkräfte der Dämpfe beschäftigen. Neben einer älteren, mit der Regnault’schen ungefähr gleichzei- tigen von Bendix,!) sind da zu nennen die Arbeiten von y. Babo?) und Wüllner, 3) die besonders die Spannkräfte des Wassers über Salzlösungen behandeln und eine wenig 1) Bendix, Versuche die ‚elastische Kraft des Quecksilber- x dampfes bei verschiedenen Temperaturen zu bestimmen. Breslau, Lucas, 1853. 2) v. Babo, Ueber die Spannkraft des über Salzlösungen be- findlichen Wasserdampfes. Freiburg, Berichte. Bd. 1, 1858, pag. 18 1. 20%. 3) Wüllner, 1. Ueber die Spannkraft des Dampfes von wässe- rigen Salzlösungen. Poggend. Annalen, Bd. 103, 1858, pag. 529. 2. Versuche über die Spannkraft des Dampfes aus Lösungen von Salz- gemischen. Poggend. Annal., Bd. 105, 1859, pag. 85. 3. Versuche über die Spannkraft des Wasserdampfes aus Lösungen wasserhalti- ger Salze. Poggend. Annal., Bd. 110, 1860, pag. 564. 4. Ueber die Spannkraft des Dampfes von Flüssigkeitsgemischen. Poggend. An- nal., Bd. 129, 1866, pag. 353. 5. Einige Beobachtungen über die Spannkraft des Dampfes einiger organischer Flüssigkeiten. Bonn, Sitz. Ber. Niederrhein. Gesell. 1866, pag. 66. — 589 — wichtige von Dittmar, !) bei welchen sämmtlich nur die statische Messungsmethode zur Anwendung kam. Vor allem aber müssen wir der schon mehrfach genannten Arbeit von Landolt?) gedenken und einer eben- falls recht eingehenden „Ueber Dampfspannung homologer Ester“ von Otto Schumann.’) Herr Lan- dolt hat ebenfalls nur statisch beobachtet, Herr Schumann statisch und dynamisch. Auf die uns hier zumeist interessirende Frage ist jedoch keiner der genannten Forscher eingetreten. Während Herr Landolt auf alle Einzelheiten seiner Versuche und Apparate genau eingeht, kann nur der Teil der Arbeit des Herrn Schumann, der sich auf die dynamische Methode bezieht, auf das gleiche Lob An- spruch erheben; der Teil, in dem die statische Methode auf wenigen Zeilen abgemacht wird, ist etwas stiefmütter- lich behandelt, so ist aus den mitgeteilten Daten nicht ‚wohl ersichtlich, wo nach der einen und wo nach der anderen Methode beobachtet wurde; so dass uns seine Arbeiten auch für ein nachträgliches Studium der Frage kein Material bieten. Zum Schluss sei noch eine Arbeit von Konowalow erwähnt, der die Spannkräfte von Flüssigkeitsgemischen statisch untersuchte, eine Arbeit, die, wie später gezeigt werden wird, wenn auch Konowalow selbst die schwe- bende Frage nicht berührte, für die Erklärung der Dif- ferenzen von massgebender Wichtigkeit ist. !) Dittmar, Ueber die Dampfspannung des ameisensauren Aethyls und des essigsauren Methyls. Liebig Annal. Supplbd. 6, 1868, pag. 363. ?) Landolt, Untersuchung über die Dampftension homologer Verbindungen. Liebig Annal. Supplbd. 6, 1868, pag. 129. 3) Schumann, Ueber Dampfspannung homologer Ester. Wiede- mann Annal., Bd. 12, 1881, pag. 40. — 590 — . Die ganze Frage war also gewissermassen latent. Seit Regnault war sie nicht mehr berührt, bis sie durch das schon erwähnte Resultat eines Vergleiches der Zah- len Landolts mit den unsrigen, von neuem in den Vor- dergrund des Interesses getragen wurde. | Die endgültige Lösung erschien uns von vornherein nur auf einem Wege möglich: Neuprüfung sowohl der von Herrn Landolt als von uns aufgestellten Zahlen. Das letzte geschah zuerst. Eine eingehende Prü- fung unserer Zahlen ergab ihre vollkommene Berechti- sung.!) Die auf die verschiedenste Weise immer von neuem geprüften Zahlen zeigten ein besseres Ueberein- stimmen, als für solche Beobachtungen bisher je erreicht worden war. Neben der Verifizirung der früher erhaltenen Zah- len konnte in einer weiteren Abhandlung,?) im Gegen- satz zu allen bisherigen Untersuchungen, der experi- mentelle Nachweis erbracht werden, dass die aus Salz- lösungen aufsteigenden Wasserdämpfe eine erheblich höhere Temperatur als 100° erreichen können und dass Theorie und Experiment darin vollkommen übereinstim- men, dass die Temperatur des aus siedenden Lösungen sich entwickelnden Dampfes ausser vom Luftdruck noch von der Temperatur der Lösungen, aus welchen er sich entwickelt, direkt abhängt. Dieser Beweis war für die vertretene Auffassung von ganz besonderer Wichtigkeit, da aus ihm heraus sich eine Differenz beider Methoden sehr wohl erklären liess. Es war nur nöthig mit Tomlinson zu definiren: „Eine Flüssigkeit, welche ihren Siedepunkt ganz oder beinahe erreicht hat, ist eineüber- !) Diese Verhandlungen Bd. 8, 1887, pag. 363. ”; Diese Verhandlungen Bd. 8, 1887, pag. 418. — 591 — sättigte Lösung ihres eignen Dampfes“') und dazu die Magnus’schen Ansichten?) zu halten, um eine etwaige Differenz, welche die Folge der Einwirkung der Cohäsion sein müsste, fast vorauszusehen. Da die Zahlen des Herrn Landolt vordem mehrfach direkt geprüft oder zu Rechnungszwecken verwendet worden waren, wie von Winkelmann, *) Schumann, *) Ko- nowalow *) u. a. m., ohne zu erheblichen Bemängelungen Veranlassung gegeben zu haben, so ging aus der ersten Prüfung der dynamisch erhaltenen Zahlen die Ansicht von der grundsätzlichen Verschiedenheit der Resultate beider Methoden durchaus gekräftigt hervor, und das um so mehr, als eine Anzahl von Veröffentlichungen der Herren Ramsay und Young‘) und des Herrn Richardson, ’) die für den wirklichen Entscheid der Frage ohne irgend welchen Belang, bei der ausgesprochenen Absicht, die „Wertlosigkeit“ unserer dynamisch erhaltenen Zahlen nachzuweisen, gerade das Gegentheil, nämlich vollkommene Bestätigung derselben erreichten, wie das aus der nachfolgende Tabelle 4 ersichtlich: t) Roy. Soc. Proc. Bd. 17, 1869, pag. 242. 3) Poggend. Annal. Bd. 61, 1844, pag. 249. 3) Winkelmann, Wiedemann Annal., Bd. 1, 1877, pag. 436. #) Schumann, Ebenda, Bd. 12, 1881, pag. 63. 5) Konowalow, Ebenda, Bd. 14, 1881, pag. 44. 5) Ramsay und Young, Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber., Bd. 18, 1885, pag. 2855. Bd. 19, 1886, pag. 69 u. 2107. Bd. 20, 1887, pag. 67. Diese sonst zweifellos als wichtigste anzusehenden Arbeiten konnten nicht ernst genommen werden wegen der Eigentümlichkeit der Herren Verfasser, stets gegen Zahlen, die mit den ihren völlig übereinstimmten, anzurennen und dieselben wiederholt „wert- los“ zu nennen. Dieses Vorgehen, mit dem sie ihre eignen Zahlen disereditirten, konnte naturgemäss auch- ein Vertrauen in ihre sonstigen Behauptungen nicht aufkommen lassen. 7) Richardson, On the determination of vapour pressures of organic alcohols and.acids. Inaugural. Dissertation. Bristol, 1886. Propionsäure. Isobuttersäure. „Tabelle 4.!) Normal- buttersäure. Isovaleriansäure. De Dynamische Methode. | Dynamische Methode. | Dynamische Methode. Dynamische Methode. 27.8 40.9 48.4 53.8 58.1 61.5 64.6 67.4 69.6. ale 55.8 60.8 65.4 69.8 13.8 16.9 79.0 81.4 83.0 43.7 54.8 61.5 65.7 70.8 74.3 77.0 80.0 82.3 84.4 63.6 68.7 13.0 76.9 80.5 83.2 85.9 87.8 90.3 49.5 60.2 69.0 13.9 78.0 81.6 84.8 87.6. 90.1 92.3 Temp. °C. 62.5 12.4 79.6 85.1 89.5 93.2 96.1 98.6 100.9 103.0 1) Die Zahlen für Ameisensäure sind wie in der Veröffent- lichung Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber., 19, 1886, pag. 2863, auch hier wieder nicht aufgenommen worden, weil die für diese Säure erhaltenen Resultate nicht mit genügender Sicherheit erhalten wer- den konnten, t öffentlichung wie das bereits in der aller ersten Ver (dieselben Berichte B. d. 16, 1883, pag. 2583) ausdrücklich her- vorgehoben wurde. Die Zahlen zeigen eine Uebereinstimmung, wie sie gar nicht besser erwartet werden konnte; für die Frage selbst bringen sie jedoch keine Lösung. Sie bestätigen die früher gemachten Beobachtungen und konnten nur in diesem Sinne verwendet werden, ebenso wie ein Vergleich der von Herrn Landolt einerseits und Herren Ramsay und Young andrerseits nach den ver- schiedenen Methoden gewonnenen Zahlen für Essigsäure, deren Abweichung genau in die Bewegung der früher beobachteten Differenzen hineinpasste, nur in diesem Sinne hätte verwendet werden können, wie die folgen- den Zahlen lehren: Tabelle 5. Essigsäure. Dynamische Statische Druck | Methode. || Methode. = | Ramsay. || Landolt. mm. || —— Temp. °C. || Temp. °C. 5 5.0 — 10 17.2 6.0 15 24.8 14.8 20 30.1 21.3 25 84.2 26.5 30 37.4 30.8 35 40.3 34.5 40 43.0 301 45 45.5 40.6 50 47.9 43.2 Nachdem die Frage so in Fluss gerathen war, hat sich Herr Schumann!) mit derselben noch im beson- derem beschäftigt. !) Deutsch. Chem. Gesellsch. Berl., Bd. 18, 1885, pag. 2085. 38 — 594 — In einem eigens hiezu konstruirten Apparat er- mittelte er sowohl, die Tension als auch den Siede- … punkt der normalen Buttersäure. Der Apparat bestand im wesentlichen aus einem Barometerrohr, an dem ein Kolben seitlich angeschmolzen war. Nachdem Hr. Schu- mann das Barometerrohr mit Quecksilber gefüllt, brachte er luftfreie Buttersäure in den Apparat und mass die Erniedrigung, welche das Quecksilber bei der be- treffenden Temperatur erfahren hatte. Darauf erhitzte er die Buttersäure in dem Kolben und beobachtete die Siedetemperatur bei dem betreffenden Druck. Als Tension ergab sich bei 15,8° ©. ein Druck von 6,5 mm. Herr Landolt hatte bei 15° C. eine Tension von 6,2 mm. ge- funden. Der Siedepunkt wurde bei 36 mm. Druck mit 84°C. beobachtet, während unsere frühern dynamischen Bestimmungen für den gleichen Druck, den Kochpunkt zu 83,7° ©. ergeben hatten. Auch diese Zahlen zeigen also eine Uebereinstimmung wie sie besser nicht hätte er- wartet werden können; desshalb schliesst denn Hr. Schu- mann: dass in der That zum Sieden eine höhere Tem- peratur erforderlich ist, als diejenige sein würde, welche dem Drucke des auf der Flüssigkeit ruhenden, gesättigten Dampfes entspricht. Der Dampf tritt desshalb über- hitzt aus der Flüssigkeit aus, kann sich dann nicht so schnell verdichten, als dem herrschenden Druck ent- spricht und bleibt desshalb eine Zeit lang überhitzt, | bis er allmälich mit der Entfernung vom Siedegefäss durch Wärmeverlust in den gewöhnlichen Zustand über- geht. Es muss mithin die Temperatur des Dampfes mit der Entfernung vom Siedegefäss abnehmen, trotzdem sein Druck keine Aenderung erleidet'). | So war die Sachlage als zur Inangriffnahme der nun vollendet vorliegenden Arbeit geschritten wurde. 1) Schumann, a. a. O. pag. 2087. de Be Als Ergebniss sowohl der historischen Studien, als auch der experimentellen Neuprüfung durch eigene Un- tersuchungen, wie durch solche anderer Forscher, ist demnach Folgendes festzuhalten: Es erscheint nicht unwahrscheinlich und ist theoretisch unschwer zu begründen, dass die Resultate der Dampfspannkraftsmessung auf dynamischem und auf statischem Wege übereinstimmende Resultate nicht ergeben. Dies und nichts anderes konnte das Resultat sein,') und auch nur diese Anschauung konnte bei der An-die- Handnahme der Arbeit massgebend sein. Wie aber konnte die Frage entgültig gelöst werden ? Das konnte nur auf folgendem Wege geschehen: Erstens mussten für solche Stoffe, deren Spannkräfte mit genügender Genauigkeit statisch bestimmt waren, die Kochpunkte bei niederen Drucken festgelegt werden. Zweitens mussten die gleichen Stoffe, die Herr Lan- dolt statisch untersucht hatte, die gesättigten fetten Säu- ren Cı bis C5, in ganz der gleichen Weise ebenfalls statisch auf ihre Spannkraft hin noch einmal geprüft werden. | Damit war der Plan der Arbeit fest vorgezeichnet. Zeigte es sich, dass beide Methoden übereinstim- mende Resultate nicht gaben, so war die Grösse der !) Wenn es also in einem jüngst erschienenen Lehrbuch (vgl. Kraft, Anorganische Chemie, Leipzig und Wien. Deuticke, 1891, pag. 28) heisst: „Die Bestimmung des Siedepunktes einer Flüssig- keit unter einem gegebenem Druck oder die Messung der Spann- kraft ihrer Dämpfe für eine gegebene Temperatur führen, wie man seit geraumer Zeit weiss, zu vollkommen übereinstimmenden Resultaten,“ so ist das nur ein Zeichen mangelnder historischer Kenntnisse, für die sich allerdings, da Herr H. Kopp diese Frage nicht behandelt, (vgl. Kraft a. a. O., pag. 3) der gelehrte Herr Verfasser vorher Indulgenz ausbedungen hat. Differenz und ihre Beziehungen zu Druck, Temperatur und chemischer Zusammensetzung festzustellen, und der Möglichkeit in ihr ein Mass für die Grösse der Cohäsion zu finden, nachzugehen. Bestätigte sich dagegen die vorausgesetzte Diver- genz der Resultate beider Methoden nicht, so musste der Grund, das Warum der konstatirten Differenz bei den fetten Säuren und die Erklärung für den eigentüm- lichen in zwiefacher Beziehung regelmässigen Gang der- selben, was bisher im Ernste noch von keiner Seite versucht war, gegeben werden. Da für homogene Flüssigkeiten in diesem Falle die ‘einfache dynamische Methode die ausserordentlich um- ständliche und schwierige statische zu ersetzen im Stande wäre, müsste dann weiter versucht werden, letztere Me- thode in der Weise auszuarbeiten, dass sie auch für die Bestimmung der Kochpunkte von Lösungen und Ge- mengen sich eignete und würde als letztes Ziel zu er- streben sein, die Anwendung der dynamischen Methode noch über die mit Hülfe der Wasserluftpumpen zu er- reichende Druckgrenze auszudehnen. Nachdem die Entscheidung in dieser oder jener Weise gefallen, wird dann in eine Prüfung der Resultate auf ihre theoretische Bedeutung hin in besonderer Be- rücksichtigung der Siedegesetze einzutreten sein. Aus diesem Standpunkte heraus ist die vorliegende Arbeit erwachsen, ob, wie weit und in welcher Richtung das ausgesteckte Ziel erreicht put ist, mögen die folgenden Blätter lehren. Kahlbaum. ( (il | là iR) Ro un Verhandl. d. Naturf Ges. zu Basel. Ba.IX. Tufel 6. aılumz mz— ur, RAR Von all den früher vorgenommenen Bestimmungen konnten nur die für zwei Stoffe erhaltenen Resultate als durchaus einwandsfrei angesehen werden, weil ein- mal die Messungen von einer Reihe von Forschern mit grosser Sorgfalt ausgeführt sind, und übereinstimmende Resultate ergeben haben, und weil weiter beide Stoffe sich leicht und in grosser Menge chemisch rein be- schaffen lassen. Diese beiden Körper sind Wasser und Quecksilber. = So mussten denn auch Wasser und Quecksilber diejenigen Stoffe sein, an denen zunächst das Ver- halten beider Methoden geprüft werden konnte. Wir beginnen zunächst mit dem Wasser, Um die Spannkräfte des Wassers nach der dyna- mischen Methode zu ermitteln, diente der in Tafel 6 gegebene Apparat. Das Prineip, nach dem derselbe aufgebaut ist und functionirt ist so einfach, dass es nicht nötig erscheint darauf noch besonders einzutreten. In den Hals des mit drei Tubuli versehenen, eirca 9 Liter fassenden grossen Glaskolbens A, der durch den Brenner 5b erhitzt werden konnte, war das nach dem Prinzip des doppelten Dampfmantels konstruirte Siederohr S S gutschliessend eingepasst. Vom Siederohr führte das seitlich angeblasene engere Rohr r in den dem Schlangenkühler KK vorgelegten Vorstoss V. Dieser Vorstoss, der durch den einen Tubulus von A geleitet war, tauchte in seiner Verlängerung unter die Oberfläche des siedenden Wassers. Das die Dampftemperatur angebende Thermometer {” befand sich in dem inneren Siederohr, dem durch zwei Oeffnungen bei o der Dampf zu und bei o’ wieder abgeführt wurde. Durch den zweiten Tubulus tauchte das Thermometer ?’ bis in das Wasser, um die Temperatur desselben anzugeben. Das heftige Stossen zu vermeiden, das beim Kochen luftfreier Flüs- sigkeiten stets stattfindet, wurde durch eine Capillare cc, die fast bis auf den Boden von À reichte, eine geringe Menge Luft in die Flüssigkeit eingeleitet. Um die Luft- zufuhr genau regeln zu können, war der Capillare eine mit dem Hahn h versehene Regulirflasche T vorgelest. Vom Schlangenkühler K führte ein doppelt gebogenes Rohr einmal zu einem System von Sprengel’schen W asser- luftpumpen, während ein weiteres Rohr zu dem Baro- meter B, das den Druck im Apparat angab, führte. Das- selbe auf Glas in mm. getheilt, war frei aufgehängt und tauchte in einen grösseren Cylinder mit Quecksilber. Zur Messung des Atmosphärendrucks diente ein Wild- Fuess’sches Stationsbarometer. Ausgesaugt wurde der Apparat durch ein System von drei Wasserstrahlpumpen, die so angeordnet waren, dass alle drei Sauger an derselben Stelle mündeten, weil nur in diesem Falle der höchste Effekt erzielt werden kann. Da die Pumpen stets das Bestreben haben, bis .zum Maximum ihrer Leistungsfähigkeit die Luft abzu- saugen, so war, um den Druck verändern zu können, zwischen Pumpen und Apparat eine in der Tafel nicht angegebene zweite Regulirflasche eingeschaltet. Dieser Regulator bestand aus einer halb mit Wasser ge- füllten, mit doppelt durchbohrtem Kork verschlossenen Flasche. Durch die eine Bohrung reichte ein spitz aus- 'sezogenes Glasrohr in das Wasser, während durch die andere ein mit einem Hahn versehenes Rohr zu dem Apparat führte. War es nötig nur eine geringe Luft- verdünnung zu erzeugen, so wurde durch den Regulator 600 Luft zu den Pumpen geleitet, deren Menge durch die Zahl der das Wasser durchstreichenden Luftblasen deut- - lich gemacht, mittelst des Hahnes leicht verändert wer- den konnte.) Das zur Ablesung der Dampftemperatur dienende Thermometer ?’ war von Geissler in Bonn bezogen, von 5°-50°C. reichend, auf Milchglas in 0,2° C. geteilt, so dass die Temperatur bis auf 0,1° ©. genau geschätzt wer- den konnte. Die Temperatur des Wassers wurde an einem einfachen in ° C. geteilten Thermometer abge- lesen. Sollte ein Versuch angestellt werden, so wurden die Pumpen in Gang gesetzt, während gleichzeitig durch die Capillare cc eine geringe Menge Luft durchgeleitet wurde. Da die Pumpen eine recht beträchtliche Masse davon abzusaugen vermögen, so ist es für den im Inneren herrschenden Druck von geringer Bedeutung, ob mehr oder weniger Luft durch den Apparat streicht. Anders ist es mit den Temperaturangaben, diese werden, wenn viel Luft hindurchtritt und die kältere Luft die - Thermometerkugel beständig umspült, nicht unwesentlich Bi. beeinflusst, so dass Schwankungen deutlich beobachtet werden können. Um diese Schwankungen nach Môglich- keit einzuschränken, wurde durch Regulirung des Hahnes h an der Trockenflasche 7 nur grad so viel Luft durch den Apparat geleitet, dass ein Stossen der Flüssigkeit nicht stattfand.?) !) Vergl. hierzu Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 57. ?) Ueber den Einfluss der Luft oder anderer durchgeleiteter Gase auf die Siedetemperatur vergl. Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 56, und diese Verhandlungen, Bd. 8, pag. 404, Hatte sich das Barometer eingestellt, so wurde . die Flamme des Brenners 5 entzündet und die Tem- peratur, sobald sie konstant war, an den Thermometern ” und (” abgelesen. Die Genauigkeit der ben am Barometer B war für die beiden Quecksilberkuppen nicht die gleiche, an der oberen Kuppe konnte ohne Schwierigkeit bis auf 0,1 mm. genau geschätzt werden, während an der unteren, wegen der grösseren Oberfläche, nicht die a Ge- nauigkeit erreicht werden konnte. Zur Berechnung des Druckes war an den Beobach- % tungen eine Correctur anzubringen, nämlich die Reduc- tion der Quecksilbersäulen auf 0°C. Ebenso war für die thermometrischen Angaben eine Correctur nötig, die Reduction der abgelesenen Temperaturen des Queck- silberthermometers auf ein Normalthermometer. Zu dem Zweck wurde das die Dampftemperatur angebende Instrument seiner ganzen Länge nach mit einem auf der physikalischen Reichsanstalt in Berlin kontrollirten Normalthermometer verglichen. Die Temperaturangaben beziehen sich also auf das Gasthermometer in Berlin.') Die Genauigkeit und Berechtigung so angestellter Temperaturen und Druckmessungen, wie sie in dem beschriebenen Apparat vorgenommen wurden, ist, wie schon oben bemerkt, von uns?) in unserer Arbeit über 1) In den „Prüfungs-Bescheinigungen“ der Physikalisch-Tech- nischen Reichsanstalt, Abtheilung II, heisst es: „die auf das Gas- thermometer bezogenen Prüfungsergebnisse“ u. 8. w., es darf wohl angenommen werden, dass darunter ein Wasserstoffthermo- meter verstanden ist, gemäss den Beschlüssen des internationalen Komites. (Comité international, Procès-Verbaux 1887, pag. 85.) Vergl. auch Bureau international, Travaux et Mémoires Bd. 7, 1890, pag. 125. Prototypes métriques. 2) Kahlbaum, diese Verhandlungen Bd. 8, 1887, pag. 363 u. f. £. ou — Dampftemperaturen bei vermindertem Druck auf das eingehendste geprüft worden und wird sich des weiteren noch aus dem Vergleich der erhaltenen Zahlen mit den von Regnault bestimmten ergeben. Die Anwendung der kleinen Wasserluftpumpen ge- stattet eine Luftdruckverminderung der jeweiligen Ten- sion des Wasserdampfes entsprechend, d. h. bis auf etwa 10 mm. In freundlicher Zuvorkommenheit gestattete Herr Prof. Hagenbach noch die Benutzung der vorzüglichen me- chanischen Luftpumpeneinrichtungen der physikalischen Anstalt im Bernoullianum. Leider konnten trotzdem die Versuche nicht wesentlich ausgedehnt werden, da einmal die hohe Temperatur der umgebenden Luft nicht ge- stattete bei tieferen Drucken noch Messungen vorzuneh- men, und weiter das, trotz Luftdurchleitens in diesem Apparat nicht mehr zu verhindernde, Stossen der Flüssig- keit ein genaues Ablesen der Siedepunkte hinderte. In den folgenden Tabellen sollen zunächst die Re- _sultate der directen Messungen mitgetheilt werden. Tabelle 6. Beobachtungsreihe a. Druck i. Bar. Zimmer- iR | LAS E. Apparat. Fuess. | temperatur aq. Dampf | Barometer. 734,0mm | 743,00mm | 10:02. 6.217.12,90.02737.0%0C; |: 10,52€ 134,0 743,00 | 10,0 13,0 11,2 10,5 733,3 743,00 10,0 14,0 11,9 10,8 732,1 743,00 9,8 14,5 12,9 10,3 731,2 742,75 14008 15,0 13,7 10,3 731,0 742,75 9,8 15,0 14,0 10,3 730,2 742,50 9,8 15,8 LA Sir 10,8 129,5 742,50 9,6 16,5 15,5 10,3 729,0 741,60 9,6 16,0 15,1 10,3 726,5 741,60 9,8 19,4 18,2 10,3 715,5 741,55 10,0 30,0 27,2 10,0 122,5 741,10 10,0 24,0 21,8 10,0 Se Beobachtungsreihe b. Druck ı. |. Bar. Zimmer- IE | Tr Le: Apparat. Fuess. temperatur aq. Dampf | Barometer. 730,2mm | 741,90mm 7,90 C.. | 47,00 ©. | 1440 0 |. 8800. 730,2 741,90 7,8 17,0 14,2 ét 129,2 741,90 7,8 17,5 15,6 8,8 728,8 741,80 18 19,0 16,8 8,8 . 729,2 741,80 7,8 19,5 16,7 8,8 729,2 742,05 A) 195.5 167 8,8 728,4 74160. 1,29 20,0 17.1 9,5 126,2 741,60 8,2 21,0 18,6 9,5 726,5 741,60 8,5 21,5 19,4 9,5 123,6 741,60 8,7 23,0 21,4 3.90 7al,l 741,65 8,5 26,5 23,4 IB: 718,6 741,55 8,5 950 951 9,0 717.2 741,55 8,7 28,0 26,1 9,0 716,0 741,65 8,6 28,5 26,8 9,0 710,3 743,05 9,1 32,0 30,7 10,2 700,5 743,05 9,8 37,5 35.4 10,2 702,5 743,05 9,8 37,0 34,7 11,5 706,8 743,05 9,9 34,0 32,6 11,6 686.0: | 743.10 10,5 40,6 40,6 117 Beobachtungsreihe c. Druck i. | Bar. | Zimmer- T,. | T, | T, Apparat. Fuess. | temperatur aq. Dampf | Barometer. 728,0mm | 739,20mm 9,0°C. | 17,0°C.| 14,300. | 9,500. 126,8 739,20 9,0 17,0 148" 01.095 126,0 | 739,20 9,0 18,0 15,8 9,5 125,2 139,20 9,0 19,0 17,3 9,5 123,7 739,20 9,0 20,0 17,8 9,5 122,0 739,50 9,0 22,0 21,0 9,5 120,9 139,25 9,0 23,0 22,0 9,5 719,0 2025 a 295 24,0 22,8 9,5 717,2 139,25 | 9,5 | 25,0 24,2 9,5 — 603 Druck 1. Apparat. 715,7mm 714,7 714,7 713,7 711,7 707,5 707,3 705,5 703,0 701,6 701,4 698,6 693,2 689,3 684,3 677,2 677,7 Bar. Fuess. 739,30mm 740,50 739,20 739,20 139,20 739,20 139,20 139,20 739,20 739,20 139,20 139,20 739,00 739,00 739,00 739,00 739,00 Zimmer- temperatur 9,50 C. 10,0 10,0 11,0 11,0 11,0 11,0 11,0 11,0 11,0 12,0 12,8 13,0 13,3 13,5 13,5 : 13,5 m. | aq. 26,0% C. 28,0 27,5 28,0 29,5 31,0 33,5 33,0 33,2 34.0 34,5 36,0 37,0 39,0 40,2 42,5 42,9 Nachdem die oben erwähnten Druckes und der Temperaturmessungen auf 0° resp. auf das Berliner Gasnormal angebracht waren, wurden aus den Beobachtungen die folgenden Zahlen abgeleitet. Tabelle 7. Beobachtungsreihe a. 10e Dampf 25,30 C. 26,6 26,2 26,6 | 28,4 30,2 30,4 31,5 32,5 33,2 33,8 34,5 36,3 37,8 39,7 42,0 41,9 “ sis Barometer. 9,50 C. 11,0 11,0 11,0 11,1 11,3 11,5 11,8 12,0 12,5 11,5 11,5 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 Correcturen des T. Dampf | T. aq. | Druck 10,7°C. | 12,5°C. | 8,98mm 10,9 13,0 8,98 11,6 14,0 9,68 12,6 14,5. 10,88 „13,2 15,0 11,23 13,5 15,0 11,53 13,8 15,0 11,73 T. Dampf | T. aq. | Druck 14,6°C. | 15,8°C. | 12,28mm 14,9 16,5 12,58 15,3 16,0 12,98 18,0 19,4 15,08 21,6 24,0 18,58 27,0 30,0 25,95 Be E . Beobachtungsreihe b. T. Dampf 13,900. | 14,1 15,4 16,5 16,5 16,6 16,9 18,4 19,2 21,2 T. aq. | Druck T-Dampt}=.T.'ag: Druck 17,0°C. | 11,68 mm || 23,200. | 26,5°C. | 20,50 mm 17,0 11,68 24,9 27,0 22,91 17,5 12,68 25,9 28,0 24,31 19,0 12,58 26,6 28,5 25,60 19,5 12,82 80,5 32,0 32,64 19,5 12,98 32,4 34,0% 21.290,20 20,0 13,17 34,5 37,0 40,49 21,0 15,37 35,2 37,5 42,89 21,5 15,07 40,5 40,6 57,00 - 23,0 17,97 Beobachtungsreihe C. 14,10 C. 14,6 15,6 17,0 17,6 20,8 21,8 22,6 24,0 25,2 26,1 26,4 26,4 28,2 T. Dampf | T. aq. | Druck | T. Dampf | T. aq. | Druck 17,00 C.| 11,18 mm | 80,000. | 31,000. | 31,64 mm 170 12,38 30,2 31,5 31,84 18,0 | 13,18 31,3 33,0 33,64 19,0 13,98 32.3.0, 882 3012 20,0 15,48 33,0 34,0 37,54 22,0 17,48 38,3 34,5 37,72 23,0 18,33 34,3 36,0 40,52 240. | 20,21 30.1 37,0 45,72 25,0 22,01 37,6 39,0 49,62 26,0 23,56 39,5 40,2 54,60 27,5 25,45 41,7 49,5 61,17% 28,0 25,45 41,8 42,9 61,68 28,0 25,45 29,5 27,45 Um über die zu lösende Frage, nach der Ueber- einstimmung oder Nichtübereinstimmung der Resultate der statischen oder dynamischen Methode der Spann- > 0 kraftsmessung Aufschluss zu gewinnen, mussten die er- haltenen Zahlen mit den von Regnault aus seinen sta- tischen Beobachtungen abgeleiteten, verglichen werden. \ Zu dem Ende wurden die gefundenen Werte in ein Coor- dinatensystem eingetragen, und durch die beobachteten Punkte eine Curve geschlagen, das Resultat dieser gra- phischen Interpolation zeigt die in der Curventafel bei- segebene Siedecurve des Wassers. In dieser Zeichnung entspricht ein cm. einem mm. Druck und einem °C. In der Tabelle.8 sind die Drucke von Grad zu Grad C., wie sie aus der Curve abgelesen wurden, mit Regnault’s Zahlen verglichen. „T. Dampf“ ist wiederum die Temperatur des Dampfes, „Druck“ ist der von uns nach der dynamischen Methode beobachtete, „Druck n. Regn.“ ist der auf statischem Wege von Regnault bestimmte Druck, in der letzten Reihe sind die Differenzen angegeben. In der Tabelle 9 sind die den Drucken ent- sprechenden Temperaturen von mm. zu mm. aufgeführt. Die erste Colonne giebt den Druck; „T. Dampf“ ist die Temperatur des Dampfes, wie sie mittelst der dynami- schen Methode, „T.n. Regn.“ wie sie nach der statischen Methode von Regnault beobachtet wurde. Die letzte Colonne giebt auch hier wiederum die abgeleiteten Dif- ferenzen. Tabelle 3. T. Dampf | Druck | Druck n. Regn. | Differenz. 10°C. | 9,36mm 9,20mm 0,16mm 11 9,89 9,77 0,12 12 10,46 10,43 0,03 REGEN at te ZELL 14 11,89 11,88 0,01 Be 15 12,69 ER RE 0,02 16 13,49 13,51 — 0,02 ne À T. Dampf | Druck. | Druck n. Regn. | Differenz. 17°C. | 14,40mm 14,39mm 0,01mm 18 15,35 15,33 0,02 19 16,31 16,32 50:08 20 17,31 17,36 — 0,05 21 18,35 18,49.» | 220.19 22 19,49° 7, 19,63% 021 23 20,61 20,86 — 0,25 24 21.90, | 22,15 0,25 25 23,23 23,52 — 0,29 26 24,61 24,96 — 0,35 27 26,20 26,47 20:97 28 27,80 28,07 027 29 29,65 29,74 — 0,09 80 31,58 31,51 0,07 31 33,55 33,37 0,18 32 35,64 35,32 0,32 33 37,80 37,37 0,48 34 40,20 39,52 0,68 35 42,36 41,78 0,58 36 44,67 44,15 0,52 ST AT 10 46,65 | 0,55 38 49,65 49,26 0,39 39 52,30 52,60 0,30 40 55,01 54,86 0,15 41 57,75 57,87 0,12 42 60,60 61,02 0,49 Die vorstehende Tabelle zeigt schon, dass die sta- tische und dynamische Methode der Spannkraftsmessung für Wasserdampf durchaus gut übereinstimmende Resul- tate ergiebt. Die mittlere Differenz der nach beiden Methoden gemessenen Spannkräfte beträgt 0,3 mm., sie steigt im höchsten Falle auf 0,7 mm. und sinkt mit 0,01 mm. auf ihren geringsten Wert. Zur richtigen Schätzung dieser Grössen mag dienen, dass die mittlere SE RE SERRES) ER — 607 — Differenz zwischen den von Magnus und Regnault für ' Wasser bestimmten Zahlen 0,04 beträgt. Die Zahlen von Regnault wurden den „Physi- kalisch- chemischen Tabellen“ von Landolt und Börn- stein resp. den „Melting and Boiling Point Tables“ von Carnelley entnommen, die mm. sind auf Hundertstel ab- gerundet. Tabelle 9. Druck | T. Dampf |T-nach Regn. | Differenz, 10mm | 11,200. 11,400 C. | — 0200. 11 LS 12,86 — 0,06 12 14,15 14,15 0,00 13 15,41 15,41 0,00 14 16,55 16,55 0,00 15 17.71 17,71 0,00 16 18,68 18,68 0,00 1% 19,69 19,70 001 18 20,66 20,60 0,06 19 21,61 21,49 0,12 20 22,49 22,30 0,19 21 23,30 23,10 0,20 22 24,10 23,89 0,21 23 24,85 24,63 0,22 24 25,57 25,36 0,21 25 26,23 _ 26,07 0,16 26 26,87 26,72 0,15 27 27,48 27,35 0,13 28 28,06 27,96 0,10 29 28,62 28,53 0,09 30 29,18 29,10 0,08 31 29,30 29,30 0,00 32 30,23 30,23 0,00 33 30,72 30,72 0,00 34 31,21 31,30 -- 0,09 35 31,69 31,81 ED) 36 32,27 92,94 — 0,07 ne Druck | T. Dampf | T.nach Regn. Differenz. gymm! 32630 0.| 8328400. | -o2rc. * 38 33,09 33,30 Ba} 39 33 54 33.70 916 40 33,98 34,21 __ 0,23 41 34.49 Sr 2085 42 34,85 35,10 0,25 43 35.30. | 35,51 pe 44 35,71 35.93 __ 0,22 45 36,13 36.34 — 0,21 46 36,55 36.73 —_ 0,18 47 36,96 37,10 0.12 48 37,35 37,50 2045 49 37.75 37,89 gr 50 38,13 38,30 ou 51 38.50 38,69 29,19 52 38,89 39,00 ol 53 39,26 39,39 20.13 54 39,62 39,72 — 9,10 55 40,00 10.08 … | 0,08 56 40,38 40,40 _—_ 0,02 57 40,73 40,73 0,00 58 41,10 41,10 0,00 59 41,48: 41,38 0,05 60 41,80 41,6% 0,13 ei 42,14 41,99 0,15 62 42,50 42,29 0,21 63 42,81. 42,58 0,23 Die gegebenen Zahlen zeigen also, wie das auch aus der Curventafel ersichtlich, eine recht gute Ueber- einstimmung mit Regnault’s Beobachtungen. Für die Frage, ob die statische Methode in allen Fällen überein- stimmende Resultate mit der dynamischen giebt, sind sie jedoch insofern noch nicht absolut beweisend, da, wie wir das aus den Zahlen von Landolt glaubten ableiten zu können, bei Stoffen mit niederem Siedepunkt die - Verhandl. d. Naturf Ges. zu Basel. Bd. IX. Tafel 7 I >T Dampf ||| zur Pumpe <— =— = — 609 — Differenzen so wie so nur geringe seien; zeigt doch z. B. ein Vergleich der Ameisensäure mit dem Siedepunkt von ebenfalls 100° C., dass die Differenz der nach beiden Methoden bestimmten Zahlen im höchsten Falle 8° C. ‚beträgt, während für Isovaleriansäure bei demselben Drucke die Differenz bis auf + 70° wächst. Viel besser müsste also die Antwort auf die Frage zum Ausdruck gelangen bei einem Vergleich der nach den verschiedenen Methoden für das Quecksilber zu erhaltenden Zahlen. Kahlbaum und Schmidt. Quecksilber. a. Der Apparat. Es ist einleitend bemerkt worden, dass die Aufgabe vorlag, die Temperatur des unter einem bestimmten Drucke kochenden Quecksilbers zu messen. Hiervon ausgehend musste die Frage gestellt werden, wie ist es am sichersten zu erreichen, dass der Druck, unter dem das Quecksilber tatsächlich kocht, nun auch wirklich gemes- sen wird. Nach Massgabe früher von uns angestellter Versuche war auch die Antwort gegeben;') wenn es gelingen konnte, das Quecksilber in der Vaeuumkammer eines Barometers zum Kochen zu bringen, und dort auch die Temperatur der Dämpfe zu messen, so musste offenbar dieses Barometer selbst einwandlos den Druck, 1) Vergl. Kahlbaum, Deutsche chem. Gesellsch. Ber. Bd. 19, 1886, pag. 944, und diese Verhandlungen, Bd. 8, 1887. pag. 390. 39 unter dem das Quecksilber tatsächlich kochte, angeben. Sollte eine grössere Menge Quecksilber in der Vaeuum- kammer des Barometers gekocht werden, so musste das Barometer an seinem oberen Teil erweitert sein, was wiederum ein genaues Ablesen der Höhe ‚erschweren musste. Diese einfache Ueberlegung führte dahin, dass die Vacuumkammer zu erweitern und an ihr ein seit- liches Rohr abzubiegen war, welches, mit dem Baro- meter kommunicirend, in den gleichen Weitenverhält- nissen wie dieses gehalten, eine genaue Ablesung mit- telst des Kathetometers gestattete. Diese grundlegen- den Gedanken -führten zur Ausführung des unten im einzelnen beschriebenen Apparates. | Die Frage zu lösen, bei welcher Temperatur das (Quecksilber unter vermindertem Drucke koche, also eine dynamische Methode zur Messung anzuwenden, ist seit Regnault, dessen Beobachtungen genaue Resultate nicht ergaben, nie mehr versucht worden. Bevor also definitive Messungen gemacht werden konnten, mussten die ungefähren Bedingungen, unter welchen der Versuch verlief, festgestellt werden. Es ist darüber in der Disser- tation des Herrn Schmidt eingehend berichtet worden, !) wir können demnach hier davon absehen und wenden uns sogleich der Beschreibung des endgültig angenom- menen Apparates zu. Das Princip, nach dem wir den Apparat haben herstellen lassen, ist in den oben an- gegebenen Grundgedanken zur Genüge gekennzeichnet. Im Einzelnen war dem auf Tafel 7 abgebildeten Apparat ; die folgende Anordnung gegeben. In den Hals des circa 1 Liter fassenden Glaskolbens 1) Ueber die statische und dynamische Methode der Spann- | kraftmessung organischer und anorganischer Stoffe. Inaugural- Dissertation von G. ©. Schmidt. - Basel 1892. pag. 27 bis 32. REA Te CR UE MR AMIE 7% 60 K, der dem U-förmig gebogenen Manometerrohr- BA _aufseblasen war, war das nach dem Prinzip des doppel- ten Dampfmantels konstruirte Siederohr Sa - Si mittelst Glasschliffes Sche eingepasst. Da es eine der zu lö- senden Aufgaben war, das Quecksilber in möglichst weit setriebenem Vacuum zum Kochen zu bringen, so iag es nahe den Versuch zu machen, den ganzen Apparat zu einem Stück Glas zusammen zu blasen. Dieser Auf- gabe stellten sich jedoch Grösse und Complicirtheit des _ Apparats entgegen. Es konnte desshalb nicht in allen Fällen, wie das schon aus dem Gesagten ersichtlich, Um- gang von Schliffstellen genommen werden. Solche finden sich drei, einmal für die beiden Thermometer 7’ fi. und T Dampf die Schliffstellen Sci und Schs, und dann für das eben erwähnte Siederohr Sa - Se die Schliffstelle Sche. Alle diese Schliffe waren durch Herrn K. Kramer in Frei- burg i/B. ausserordentlich sorgfältig ausgeführt. Zudem waren dieselben so konstruirt, dass in bekannter Weise Quecksilber als Sperrflüssigkeit an den Einsatzstellen verwandt werden konnte. Es gelang denn auch auf diese Weise, ohne Anwendung von Fett vollkommene Dichtungen herzustellen. Das Rohr, an dem die Druckmessungen vorgenommen wurden, zweigte sich bei E vom Barometer ab um bei m wieder in den Kolben X zu münden. Vom Siederohr führte das seitlich angeblasene Rohr & in die Vorlage V, in die das überdestillirte Quecksilber floss. : Das die _ Dampftemperatur anzeigende Thermometer 7 Dampf war an dem mit einem Haken versehenen Glasstöpsel 77, der auch wie schon bemerkt mittelst Quecksilberverschluss _ gedichtet war, so aufgehängt, dass die Thermometerkugel - möglichst in der Mitte des doppelten Dampfmantels sich EG befand, während die Skala durch die einfache Wan- dung des Siederohrs abgelesen werden konnte. Dem ie inneren Siederohr Si wurde durch zwei Oeffnungen bei o der Dampf zu und bei o’ wieder abgeführt. Durch den Glasschliff Schı tauchte das Thermometer Tl bis in das kochende Quecksilber, die Temperatur desselben anzu- geben. Um etwaigen kleinen Druckschwankungen vor- zubeugen war zwischen Vorlage und Barometer BP eine grosse WoulfPsche Flasche 7 als Regulator einge- schaltet. Bei den Vorversuchen hatte es sich herausgestellt, dass die Messungen der Höhe des Quecksilbers in den Barometern nicht mit dem gewünschten Grad von Genau- igkeit ausgeführt werden konnten, weil die Barometer nicht genau senkrecht standen. Diese Schwierigkeit wurde beiseitigt, und zwar durchaus, dadurch, dass sowohl das Barometer BP oben an seinen horizontalen Armen, als auch der ganze Apparat BAK an einer mittelst einer Metallschelle um Sc gelegten Achse A A frei- schwebend aufgehängt war. Um nicht genötigt zu sein, sobald viel Quecksilber übergegangen war, den Apparat ganz auseinander zu nehmen, trug die Vorlage V unten den spitz ausgezogenen Fortsatz v, durch den das über- destillirte Quecksilber leicht abgelassen werden konnte; nachgefüllt wurde Quecksilber durch den kürzeren offenen Schenkel von 5A. Im Ganzen wurden 180—190 Kilo- sramm Quecksilber überdestillirt. Um das Quecksilber in der Kugel X zu ni wurde ein ringförmiger Brenner rr bis dicht unter X seschoben. Vor Abkühlung wurde sowohl X, als auch der untere Teil des Siederohrs Sa durch Umwickeln mit Asbest, der bei E abzweigende Teil von BA dagegen vor der Einwirkung strahlender Wärme vom Brenner sowohl, als von der heissen Kugel X durch mehrere Asbestschirme geschützt. Um die Temperatur des Quecksilbers in den verschiedenen Höhen von BA — ua und die des Barometers B P zu messen, waren eine Reihe Thermometer 71, T2, Ts, Tı angebracht, deren Lage die Zeiehnung angibt. Die Thermometer waren durch Schnur- spulen fest mit dem Glase verbunden, so dass die so eingehüllten Thermometer die Temperatur des Queck- silbers in den Barometern angaben. Wie weit das tat- sächlich der Fall, darauf wird noch später zurückge- kommen werden. . Zur Messung der Dampftemperaturen wurden teils Thermometer von K. Kramer in Freiburg, teils soge- nannte Thermometer nach Anschütz, auf Milchglasskala in 0,2° ©. geteilt, benutzt, dieselben wurden auf der physikalischen Reichsanstalt in Berlin verglichen, so dass die Temperaturangaben sich auf das Berliner Gasther- mometer beziehen. !) | Das die Temperatur der kochenden Flüssigkeit an- zeigende, auf Milchglasskala in 0,5° C. geteilte Thermo- meter war ebenfalls von K. Kramer in Freiburg ı/B. hergestellt. Der Atmosphärendruck wurde wiederum mit dem Wild-Fuess’schen Stationsbarometer gemessen.?) Zum Ablesen der. Barometerstände wurde ein vortrefflich ge- arbeitetes Kathetometer aus der Werkstatt der ,Société 1) Ob das Bestreben absolut genaue Temperaturangaben zu erzielen, auch dann, wenn die Messungen mit den von der Abtei- lung II der physikalisch - technischen Reichsanstalt kontrollirten Thermometern selbst vorgenommen wurden, wirklich erreicht worden ist, muss leider zweifelhaft bleiben. Wir bedauern es ausserordent- lich lebhaft, können aber nicht umhin bemerken zu müssen, dass die Abteilung II des genannten Institutes bei der Prüfung von Thermometern nicht immer mit der für solche Arbeiten durchaus und unbedingt nötigen Sorgfalt zu Werke geht. Kahlbaum. ?) Angaben wie Skala des Wild-Fuess’schen Barometers wurden zu wiederholten Malen mit anderen Instrumenten verglichen und stets ausreichend richtig befunden. genevoise pour la construction d’instruments de physique“ in Genf benutzt, das eine Genauigkeit der Messung von 0,02 mm. zuliess. Um jegliche, durch Bewegung des Beobachters hervorgerufene Schwankung zu vermeiden, war dasselbe mittelst Eisenkonstruction an der Decke des Zimmers frei aufgehängt, so dass dasselbe vom Fuss- boden vollständig isolirt war. Te er Kahlbaum. b. Die Beobachtungen. Nachdem B P und B À mit Quecksilber gefüllt und der Apparat möglichst luftleer gepumpt war, wurde mittelst des Rundbrenners r r das Quecksilber in der Kugel erhitzt. Das Quecksilber destillirte teils in das Manometerrohr B A zurück durch das seitliche Rohr À E, teils in die Vorlage V über. Bei der sehr grossen Volumänderung, die beim Uebergang des flüssigen Queck- silbers in dampfförmiges stattfindet, war zu erwarten, dass bei starker Destillation Reibungen und Stauungen des Dampfes an einzelnen Stellen des Apparats, besonders sowohl bei den Oeffnungen o des Siederohrs, als auch am Verbindungsrohr R, eintreten würden, die den auf dem Barometer .B A lastenden Druck beeinflussen mussten. Da aber stets an dem Barometer BA genau der Druck gemessen wurde, unter dem das Quecksilber tatsäch- lich kochte, so war es, so lange Temperatur und Druck konstant blieb, für die zu erhaltenden Resultate gleich- siltis, ob der Druck durch Stauungen und Reibungen vergrössert wurde, oder ob allein Luft und Dampf den- selben verursachten. Die dureh Reibung und Stauung verursachte Erhö- hung des Druckes musste sich je heftiger das Queck- silber kochte, desto deutlicher geltend machen, konnte ee jedoch auf den Stand von BP Einfluss nicht haben. Es war damit ein Regulativ für die Stärke der Erhitzung gegeben und wurde danach gestrebt die Differenz zwi- schen den Angaben beider Barometer stets möglichst gering zu gestalten. Die Beobachtungen wurden in der Weise vorge- nommen, dass, sobald die Temperatur des Quecksilber- dampfes sich konstant zeigte, mindestens 3 Ablesungen der Höhe der Quecksilbersäule in 5 A vorgenommen wurden. Während dieser Zeit destillirte so wenig über, dass ein Fehler bei der Kathetometerablesung hierdurch nicht entstehen konnte. Nachdem der atmosphärische Druck durch drei Ablesungen bestimmt war, wurde die Höhe der Quecksilbersäule in 5 P gemessen und darauf wieder der atmosphärische Druck abgelesen, hatte der- selbe sich geändert, so wurde das arithmetische Mittel aus den Beobachtungen der Berechnung des Druckes im Apparat zu Grunde gelegt. Nachdem darauf noch 71, T2, 75, Ta und die Temperatur des Quecksilbers des Stations- barometers bestimmt worden war, wurde nochmals die Temperatur des kochenden Quecksilbers und die des Dampfes abgelesen. Trotzdem diese ganze Reihe von Ablesungen mindestens 45—50 Minuten in Anspruch nahm, blieb die Temperatur des Quecksilberdampfes doch in fast allen Fällen ganz konstant. Stieg oder fiel sie während dieser Zeit, so betrug die Differenz zwischen der ersten und letzten Ablesung selten mehr als 0,2° C. Als Siedepunkt wurde in diesen Ausnahmsfällen das . arithmetische Mittel aus allen Beobachtungen genommen. Die folgende Tabelle giebt die direct beobachteten Zahlen wieder. Tı, Te, T3, Ta sind die Temperaturen der Thermo- meter Tı, 72, Ts, Ta. ,T Fuess“ ist die Temperatur des Quecksilbers im Wild-Fuess’schen Stationsbarometer ; ER FRE A A LOT APR A ET EPX re 7 oh: ESS ERROR ETES ER E hen : 2 — 616 — „Barometer Fuess“ giebt den an demselben abgelesenen Luftdruck an. Unter BP und 5A stehen die katheto- metrischen Messungen, wie sie an den oberen und unteren Quecksilberkuppen direct gemacht wurden. „Z Dampf“ giebt die im Quecksilberdampf, „7 Flüssigk.“ die im Quecksilber selbst gemessenen Temperaturen an. Es mögen nun in Tabelle 10 die Beobachtungen selbst folgen. | VIE pag, 0979 09'764 OS'TE DA) 0879 sc’ogr, OG'LE Peg), cry FG'CG/ OCT g'geT QL'TE 09'292, c8'£9 6 C6 0066, 08.1 2 era >06 98/061 08'816 80967 O0'FC6 98061 OL'8T6 OF 96 00'726 | O'8PI O'EST 98/06T OL'8T6 80.961 POTTER 09662 || LS oe 0'S8T 98'TF Fl 00°%9 sc'}6L | Jar e6'1F aa) r0°C9 0958, | x C'TCT O'GET CO Tr ern Ie 0009 0G'F6/, 00'T£2 06 CE (té ST 67 = p'RCI OTOF 9829 9979 99/62 | R'acr OF'OF 78192 9979 F9'€6/, 5 0'OCT vec 80/07 8'192, 52,0 EG. GL'6CL Où Je 0 FO ESC PA | LOTS 09862 | : © 0957 FI'RC), = 997% F9'8G), | D | gern | Ogre Od’ | | | rd 89/5 86/20 | | STer rc 00'642 | | | G'OFT 9'ECT 31'027 96662 OF 00'208 gr/ce2, BEI 08.6 Se 9'GCE RS'TGT 72'056 09'G6T 8'766 Ol Fe'T6T 59006 9G/C6T 8'776 0'9F] ga) | Fe'l6r 9/06 RC'C6T ra Fc6 ce'6eL PR A A EE Der |'O0P2TE || wwugE‘g97 | wwzygo6 | wwueo2cr | wwe 068 | uU06662 10005 |"Dor& |"909% |"000% | "Do6T N I cesd NS 249 uaqun uaq0 = SSon ssonT ‘JL eL ëL IL VAI aaf JOULOABE el: en | ‘OT 2I1048XL O0'FST 02'806 02.008 OPFGG || | | 00‘FST 79'806 90 008 Fr CG | | ER) | VOGr 00'F8T y!'806 87'008 88'506 0g'2c/, 0G 96 | 28 1e.| 6b 23 | F9'98r 00'816 F9'6CT 09'T68 ee Fe ce'98r 00816 py'6CT 89'T68 c'ECT O'LFT 02/987 F0'8T6 09'6CF FC'T68 CO GRR ar er a T'9PT OC'CST | FS'606 96 008 CU'FG6 | FAT AG'C8T ÿS'606 98'008 GC rc6 a G'ACT 9'OFT FG'EST 78'606 08'007 Farce GT 202 06 G£ 9% A 61 Ye CGT 08'976 0G'008 gg’ Fc6 | | SCH 99267 | 9T9T6 97'008 09'776 = | 09T O'GYT 0R'GGT GC T6 Fc'O06 QC'FC6 0098, (once Fc | a) Eee O'EFT 08187 PTT 68008 CL'FCE | O'EFT QE'2RT gETI6 98 00€ )2'Fc6 | O'CCT F'SFT AIO D see | O0 00 zei) 42'962 Où | ÿ£ 98 Al GL OR'681 OT'RTE OT'UGL 88'206 22) 08'681 OT'8T6 RO'CGF 88'7c6 G'zCT G'YFI C8'681 FT'eT6 FO'C6F rares 00'082. 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A . = 2] IL 2 V d 4 A9J9AWOIBT dE ss -(Zunz308}107) OT 2TII8 ACL eg: 0'297 0'697 mE go O'E9T G'T9T & 6GT Sat 07191 96197 95197 99'GLT FACLT O2'CLY OT'ALT 86 IT 80'927 gL'AL R9'9LT 89'927 86'917 SOLL T er 22T F6 22T 00'82T 80'R/T 9E'LLT OS'LLT CY'LLT OC'e2T 9FRLT OF'eLT CG CRT 80'98T 00'98T 04268 FL'268 82'168 9'606 6! 606 YL'606 SC'T6 RC'ST6 09'216 06 FT6 86 TT6 00'716 G6 GT6 06.416 FG6'GT6 06216, ce LT 76.116 78916 72'916 _ YR'OT6 OT'RT6 OT'8TE SO'RTE 08'876 YERTE 97'816 Fo LUT Fo LET OC GT 92'90T Q!'QCT OL'9GT ON LET 26907 OFZCT G'ACT 94 907 66 OCT FG'AGr 95 OCT 8G'9CT 90'9CF 96'CGT &6'GCT ggccı c6 CCT O8'GGT F9 CUT 99'GGT p9'CCT Gp 6CT F'60T Sr'6GT 20'868 RO'E68 00'£68 77'568 gress FC'C6e 99'F68 89568 _0LF63 96'868 F6 668 10768 08768 GE F6R SE 763 09'FG8 02'768 02'768 61.568 89 L 96 86 768 c6 F68 { ‘ 4 1! 6T 6T 6F 6l 6} 66 LE 06 02097 09'068 ir 02'097 09'068 Be: 0'067 OR 99'097 09'068 een. ger: oe Gt A QT 3 00.091 wi68 | Fe 96'268 | Ä & sT’09T 77'168 | 0% 97 96'268 | à c'e8r 0'987 &0'091 77'168 aa) 76.068 ea ar 8 x x © ni: OT'6CT 08'168 | 00'797 SE FOR . i FT'6CT G8'T68 | O0 08'768 ('ERT 0'887 08'661 82'768 &T'&9T SE'768 gel | CRI GA 10 Planer 9JL'SOT 8'968 09'80T OL'T68 0797 67'968 99'8cT 72'163 | oval 8'T8T Gr CT AIR |. 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Dass dieselben nicht den erwünschten und erreichbaren Grad von Vollkommenheit zeigen, wie eine solche bei dem für solche Bestimmungen besonders geeigneten Material, Quecksilber, und unter Anwendung so guter Instrumente möglich gewesen wäre, erklärt sich daraus, dass die Libelle des Kathetometer - Fernrohres, eine Erscheinung, die bei Libellen wie bekannt im Laufe der Zeit stets eintritt, nicht mehr mit genügender Em-- pfindlichkeit functionirte. Dieser Umstand war dem Herrn Beobachter trotz der vielen Versuche entgangen. Wenn dennoch die Beobachtungen nicht verworfen wur- den, so wird das dadurch entschuldigt, dass der Apparat als solcher nicht geeignet ist zu absoluten Werten zu führen, wie das aus dem folgenden den anzubringenden Correctionen gewidmeten Abschnitt ersichtlich. c. Die Correctionen. Den an den beobachteten Dampftemperaturen aus- geführten Correctionen und Reductionen ist Besonderes nicht hinzuzufügen, nur zu bemerken ist, dass aus äusser- lichen Gründen nicht alle Dampftemperaturen mit dem gleichen Instrument gemessen werden konnten. Bei Benutzung der Anschütz’schen Thermometer war die Correction durch die Prüfungsbescheinigungen der Reichsanstalt direct gegeben. Waren die Tempera- turen mit einem anderen Instrument gemessen, so wurde dasselbe zunächst mit einem Anschütz’schen Thermo- meter verglichen und dann die auf das Berliner Normal bezogene Correctur angebracht. Im Allgemeinen befand sich bei diesen Messungen stets die ganze Scala in Dampf, nur für einzelne Fälle musste auch auf Correction des herausragenden Fadens Bedacht genommen werden, — 624 — * und auch dann war dieselbe nur gering, sie betrug im höchsten Falle 0,3°C. Alle diese Correeturen wurden ebenfalls von Herrn G. C. Schmidt vorgenommen und sind dieselben aus einem Vergleich der bezüglichen Zahlen in Tabelle 10 und 14 ersichtlich. Um zu prüfen wie weit die mit BA durch Faden- _ spulen verbundenen Thermometer 73 — T4 die Tempera- tur des Quecksilbers in B A genau angaben, wurde nach Abschluss der Versuche ein Thermometer, das mit- telst Schliff und Quecksilberverschluss gedichtet war, bei A so eingepasst, dass die Quecksilberkugel genau mit der Stelle eorrespondirte, an der 74 befestigt war und wurde so die Temperatur des Quecksilbers in BA mit der aussen durch 71 gemessenen nz Es wurde dabei folgendes gefunden: : Tabelle 11. Temp. des kochenden | Eingeschliffenes Tu. Quecksilbers. Thermometer. 130,00 C. | 30°C. 332.0. 150,5 32 35 160,0 34 38 171.0 36 40 180,0 38 43 190,0 ‘ 39- 44 201,0 40 46 209,5 41 : 47 221,0 2 49 Es ist aus der Tabelle ersichtlich, dass innerhalb der für das kochende Quecksilber beobachteten Tem- peraturgrenzen von 140°—220°C. (siehe Tabelle 10, Kolonne 12) die Temperatur je nach ihrer Höhe von dem an T4 gemessenen Teile von EA = 55 mm. um —7° ©. zu nieder angegeben wurde. Dieser dadurch als notwendig erwiesenen Correctur musste bei der Re- ” mr? duction dieser Quecksilbersäule auf 0° C. Rechnung ge- . tragen werden. Von den anderen Thermometern 7% und Ts käme nach Massgabe von Tabelle 11, da nur in vier Fällen durch 75 die Temperatur von 30° C. überschritten wurde, auch nur in diesen Fällen eine Correctur von höchstens 0,1mm. in Betracht, dieselbe konnte deshalb, da die einzelnen zu corrigirenden Höhen nur annähernd geschätzt werden konnten, vernachlässigt werden. Die nach dem Vorstehenden notwendigen Correcturen an 74 sind bereits durch Herrn Schmidt in Tabelle 10 angebracht worden. Grössere Schwierigkeiten und einige den Wert der Resultate beeinträchtigende, jedoch leider nicht zu um- gehende Willkür bot die Reduction der in B A gemes- senen Quecksilberhöhen auf 0°. Während B Pin seiner ganzen Länge die durch 71 angezeigte Zimmertempera- ‚tur besass, also auch nur einer für die ganze Säule gül- “tigen Correctur bedurfte,!) mussten für P À eine ganze Reihe von Temperaturen verschieden hoher Quecksilber- säulen in Rechnung gebracht werden. Wir glauben den der Wahrheit am nächsten kommenden Ausdruck in folgender Form gefunden zu haben: 400 mm. wurden aus der Temperatur 7% reduzirt 100 „ aus der mittleren Temperatur 7: und 73 200 „ aus der Temperatur 73 35 , aus der Temperatur 74 735 mm. Der horizontale Arm kommt bei der Höhenreduction 1) Diese Annahme hat sich später als unrichtig erwiesen und ist darauf bei nachfolgenden Beobachtungen Rücksicht genommen worden. 40 tte nicht in Betracht. Es wurden in allen Fällen also 735 mm. Quecksilber auf 0° reducirt. Die Höhe des Queck- silbers in BA betrug jedoch keineswegs stets 735 mm., sie wechselte vielmehr beständig innerhalb des Inter valls 739 mm. und 708 mm. Der wechselnden Höhe hätte daher in allen Fällen Rechnung getragen werden müssen, da aber eine Rück- sichtnahme darauf mit erheblichen Umständlichkeiten verknüpft gewesen wäre, und da weiter im ungünstigsten Falle der Fehler doch nur 0,13 mm. betragen würde, so wurde in Anbetracht der bei dieser Reduction herr- schenden schon gerügten Willkür der dadurch hervor- gerufene Fehler vernachlässigt. Diese Mängel der Reduction, für die wir aber eine Abhilfe zu finden nicht vermochten, sind es gewesen, die uns veranlassten, den Beobachtungen des Herrn Schmidt in unserer Arbeit Aufnahme zu gewähren. Da die Teilung des Kathetometers auf Silber gravirt war, so musste die Temperaturcorrection der gemessenen Quecksilberhöhen auf eine Silberscala bezogen werden und zwar sowohl die an BP als die an B A gemessene. Es geschah das mittelst der Formel') bt (P—Pı) in welcher b die abgelesene Quecksilberhöhe, t die Tem- peratur, 8 — 0,0001815 den Ausdehnungs - Coëfficienten des Quecksilbers, #1 — 0,00001921 den linearen Aus- dehnungs-Coëfficienten des Silbers?) bedeutet. Nach dieser Formel und ihren Werten berechnen sich die folgenden Tabellen. 1) Physikalisch-chemische Tabellen von Landolt & Bôrnstein, Berlin 1883, pag. 26. 2?) Fizeau, Comptes hendun Bd. 68. 1869. pag. 1125, und Poggend. Annal. Bd. 138. 1869, pag. 30. = 621 — : _ Correction für die Ausdehnung des Quecksilbers, gemessen auf Silberscala. 5. Tabelle 12. Correction für B P: = 705 | 710 | 115 | 720 | 725 | 730 | 735 | 740 | 18°C. | 2,06 | 2/07 | 2,09 | 2,10 | 2,12 | 2,13 |:2,15 | 2,16 ; 19 217-1219 | 290: 2,22 2,24 | 295 | 2,27 | 2,28 20 2.29 | 2,30 | 2,32 | 2,34 | 2,35 | 2,37 | 2,39 | 2,40 21 | 2,40 | 2,42 | 2,44 | 2,45 | 2,47 | 2,49 | 2,51 | 2,52 22 | 2,52 | 2,54 | 2,55 | 2,57 | 2,59 | 2,61 | 2,62 | 2,64 Tabelle 13. Correction für B A. 1, 400mm. ee 100 mm. | Ts — 200 mm. | 1160 110: -2000. 0,32 !! -240C. |. 0,78 18 av 21 0,34. 28 0, 081 19 1,23 22 036. 12.96.20 084 20 1,30 23 0.37. | 27 0,88 21 1,36 24 0,39 28 0,91 22 1,43 25 0,41 29 0,94 23 1,49 26 0,42 302. 1 0,97 24 1,56 27 0,44 31 1,01 25 1,62 281 > ..0,45 32 1,04 29 0,47 33 1,07 30 0,49 34 1,10 | | ae AL as ER AS on Dar mel Te 35 mr 3000. 0,17 3900. 0,22 480€. 0,27 51. 0,18 40 | 0.23. ||, 49 0,28 32 0,18 41 0,23 | 50 0,28 33 0,19.-| 42 0:22 IK 51 0,29 a 81.50.19 43 | 0,24 52 0,30 35 0,20 44 1720251, a8 0,30 36 0,20 45 0:26 | 54 0,31 37 0,21 46 0,26 | 55 0,31 38 0,22 47 13 0:07 | 56 0,32 2 a D da Ne ca à ET ; - Ze EN . : — 628 — £ Bei der Berechnung der vorstehenden Tabellen, wie in allen folgenden Rechnungen, ist stets 0,499 auf 0,0. und 0,500 auf 1,0 abgerundet worden. Das Nichtübereinstimmen unserer Zahlen mit den von Herrn Schmidt!) gegebenen erklärt sich daraus, dass einmal Herr Schmidt nicht immer im gleichen Sinne abgerundet hat, dass er weiter die Correetion von BP nicht auf Silber bezogen, und dass er endlich die Correc- tion für 74, wie ersichtlich nicht wirklich berechnet hat; ein Vorgehen, das nach dem Satze: „so wurde eine Correctionstabelle für die einzelnen Quecksilber- säulen berechnet“?) trotz der geringen mi nicht statthaft ist. In Folgendem sei an einem Beispiel gezeigt, in welcher Weise die Reductionen vorgenommen wurden. Es wurde abgelesen: 1) Dissertation, pag. 45. ?) ebenda, pag. 44. 629 *900'9FI "ASTSSNLA "Do9'88T 009881 due Do 9PT Ur CT OA CT “ASISSNLA due q il ‘d'4 v’q L a ST g9e1 67 LEL sro =.f4.'1 (2 10181 987 ru, 8'684 'D008 Fond L sand ‘ 000 NB uoyanpay 1'981 OL‘ ‘UUL GG 04% GI'O — Fr “ gg —="L C8 881 vg 780 — 90.7 000 =") 6 ‘ wo= 8 “ wı — TO'481 Lt ey (YA OST = ‘9008 "wu 00F = 3L = 'V ‘4 'I00 me uoronpey 08 684 “d'A 908 = ‘PDo6l "IL uw 9% 684 ‘d'A ‘900 ae uoonpoy es, = ‘VA 98684 = ‘d'A APM TEussoTesgg FOOT G8'TGI 19'086 8G"G6T 8706 = PH RSS TEL FT OER “ 09G6T “ Ge‘rè6 “ Fl °* 79086 © 9G'GGT “88'786 ww PRTI6I ww 79'066 wur ge'agI wu Ferse wu 08'664 9008 DoF& 09% uoyum u9gqo uoyun uaq0 song Ssony ——— nn nn i: £L vg | 1099wowg L L ıL t ‘dd u gp%o ‘9008 ‘9 061 &L EL — 630 — An diesen Resultaten musste dann noch die schon erwähnte Correctur für die Thermometer angebracht werden. Nachdem dies geschehen, ergaben die Beobach- tungen, die in der folgenden Tabelle 14 zusammenge- stellten Werte. _ Tabelle 14. T. Dampf. | BA. | BP. = Flüss. 119,40. | O0,87mm | 0,99mm | 141,50C.° 124,7 1,37 0,48 =: 1465 125,9 1,26 0,13 146,5 131,1 2,11 0,68 150,0 134,1 1,66 1,39 151,5 135,0 -| .1,82 1,24 148,0 138,6 2,20 1,86 . 152,0 140,2 2,65 0,83. 32 1.1595 141,7 2,35 2,03 151,5 144,3 2,00 2,22 152,5 115,2 2,86 2,22 155,0 147,1 BR 1,76 160,0° 1482 2,97 2,84 156,5 149,0 3.102: 21.203,11 153,5 151,5 3,28 3,18. |. .158,5 154,2 3,48 3,52 157,5 159,1 4,23 4,26 165,0 161,1 4,39 4,54 167,0 162,6 4,63 4,83 168,5 165,1 5,12 544° 1,168 168,7 6,02 6,18 174,0 173,1 7,58 ° 6,01 179,0 175,2 7,83 7,76 180,0 1165. 7,86 8,01 178,5 176,8 8,18 8,23 181,0 176,9 7,89 8,19 179,0 179,6 8,80 7,60 186,0 180,9 9,47 9,46 183,0 181,6 9,39 9,67 184,0 183,0 10,57 10,52 185,0 T.Dampt.| BA. | BP. | T. Flüss. 185,9 11,45 11,56 188,5 187,9 a 12,19 190,0 191,1 13,48 13,28 193,0 ° 193,1 | 14,00 14,42 196,0 194,8 es 15,24 198,5 196,7 16,59 16,43 199,5 199,4 17,49 17,40 202,0 201,8 19:12. 27.419,38 | 204,0 204,8 21,04 | 20,92 207,0 205,9 21,48 21,86 209,0 208,9 23,23 23,99 211,0 210,6 25,18 25,65 211,5 214,3 28,77 29,04 216,0 216,6 30,88 81,27 219,5 219,8 34,30 34,65 | 223,0 Beide, sowohl die in der Natur des Apparates begründeten Fehler, als die Mängel der Beobachtungen sind in der obigen Zusammenstellung ausgeprägt und zeigen, dass es nicht gelungen ist absolute Werte für die Kochpunkte des Quecksilbers bei vermindertem Drucke zu gewinnen. Ehe wir jedoch auf die weitere Betrachtung derselben eintreten, sei auf eine andere in die Augen springende Tatsache aufmerksam gemacht, deren Bedeutsamkeit durch die Mängel der Zahlen ganz unwesentlich beeinflusst wird und die daher, was von Herrn Schmidt in seiner Dissertation versäumt ist, besonders hervorgehoben zu werden verdient. Vergleichen wir die Temperaturen des Quecksilbers bei gleichen Drucken im Dampf und in der Flüssigkeit gemessen, so zeigt sich das Bild, wie es die folgende Tabelle darstellt. Um nicht alle Zahlen noch einmal wiederholen zu müssen, ist nur je die zweite Beobach- tungsreihe herausgehoben worden. — 632 — Tabelle 15. Druck A Te E in: mm. | Dampf. | Flüssigk. nen 0,87 mm | 119,400. 141,900. 22,10C. 1,26 125,9 146,5 20,4 1,66 134,1 151,5 16,4 2,20 138,6 152,0 13,4 2,35 141,7 151,5 9,8 2,86 145,2 155,0 9,8 2,97 148,2 156,5 8,3 3,28 151,5 158,5 7,0 4,23 159,1 165,0 5,9 4,63 162,6 168,5 5,9 6,02 168,7 174,0 5,3 7,83 175,2 180,0 4,8 8,18 176,8 181,0 4,2 8,80 179,6 186,0 6,4 9,39 181,6 184,0 2,4 11,45 185,9 188,5 2,6 1348/2101 193,0 1,9 17,49 | 199,4 202,0 2,4 21,04 204,8. 207,0 22 23,23 208,9 211,0 21 28,77 214,3 216,0 1.7 In allen Fällen ist, wie die Zahlen zeigen, die Temperatur der Flüssigkeit höher als die des Dampfes, die Differenz ist aber bei den verschiedenen Drucken keineswegs die gleiche, sie verhält sich, abgesehen von einigen Schwankungen, die aus den Mängeln der Beob- achtung erklärlich sind, umgekehrt wie die Drucke unter denen das Quecksilber kocht, sie wächst von 1,7°C. beim Drucke 28,77 mm. bis auf 22,1°C. beim Druck 0,87 mm. Wir haben hier dieselbe Erscheinung, auf ee die schon Regnault,!) wie wir früher”) betonten, aufmerk- sam gemacht hat, ohne jedoch dafür eine Erklärung zu geben. Wie haben wir nun diese Erscheinung zu deuten, deren Regelmässigkeit doch die Annahme zufälliger oder willkürlicher Ueberheizung von vornherein ausschliesst? Gehen wir auf die von Pless?) aufgestellte Siede- gleichung zurück und bedenken wir dabei, dass der Einfluss der gleichen Druckabnahme auf den Siedepunkt ein um so grösserer ist, je niederer der absolute Druck, unter dem die Flüssigkeit kocht, so wird sich uns die Erklärung ohne Weiteres darbieten. | Das die Flüssigkeitstemperatur anzeigende Thermo- meter tauchte etwa 20 mm. unter die Oberfläche der Flüssigkeit, d. h. es mass die Temperatur einer Queck- silberschicht, die ausser durch den Luft- und Dampf- druck noch durch die über ihr befindlichen etwa 20 mm. Quecksilber belastet war, während das die Dampftem- peratur angebende Thermometer die Temperatur der an der Oberfläche aus dem Flüssigkeitsverbande sich lösenden Molekeln der obersten Quecksilberschicht an- gab. Da also die tieferen Flüssigkeitsschichten unter einem erheblich höheren Drucke stehen, als die an der Oberfläche des Quecksilbers sich bewegenden Mole- keln, so hätte jenen um sie bis zum Sieden zu erhitzen, eine wesentlich höhere Temperatur zugeführt werden müssen als diesen; mit anderen Worten, bei Erwärmung auf die gleiche Temperatur oder bei Steigerung der 1) Paris, Mém. Acad. Sci. Bd. 21, 1847. pag. 524. 2) Vergl. diese Abhandlung. pag. 587. ?) Pless, Wien. Akad. Sitzgsber. Bd. 54. Abth. 2. 1866. pag. 77, ee lebendigen Kraft um die gleiche Grösse wird es den an der Oberfläche befindlichen Molekeln ohne Weiteres selingen sich aus der Anziehungssphäre ihrer Nachbar- molekeln zu entfernen und frei den Raum zu durchmes- sen, während die im Innern der Flüssigkeit befind- lichen Molekeln durch den Druck, der auf ihnen lasten- den, dasselbe Ziel noch nicht erreichen werden. Es wird also von der Oberfläche abwärts bis zum Angriffs- punkt der Wärmequelle die Temperatur wachsen müssen. Da weiter, wie bekannt und wie wir schon oben bemerk- ten, der Einfluss der gleichen Druckabnahme auf die Siedetemperatur bei sehr niederen Drucken ein sehr viel bedeutenderer als bei höheren Drucken, so wird die gleiche Quecksilbersäule auf die Temperatur der x unteren Schicht bei sehr niederen Drucken ebenfalls einen wesentlich höheren Einfluss haben müssen, als bei höheren, es erklärt sich daraus, dass in unserem Falle die Differenz zwischen der Temperatur der Flüssigkeit und des Dampfes bei höheren Drucken eine verhältniss- mässig Geringe ist, während sie bei dem Niedrigsten mit 22°C. einen recht erheblichen Wert erreicht, sie ist bedingt durch Luft- und Dampfdruck einerseits und anderseits durch den Höhendruck der. Flüssigkeit auf sich selbst und muss einen regelmässigen Gang zeigen, wie ein solcher in der Tat aus der Tabelle 15 ersicht- lich‘ ist Aus dem Gesagten geht aber noch weiter hervor, dass ein Kochen des Quecksilbers unter dem gemessenen Druck auch bei Anwendung dieser zweifellos dynamischen Methode nur an der Oberfläche stattfinden kann und dass in Folge dessen sich ein Unterschied in den Resultaten der beiden fraglichen Methoden nicht zeigen darf. Die in Tabelle 10 mitgeteilten und in Tabelle 14 zusammengestellten Beobachtungen wurden wie die En > früheren in ein Coordinaten - Netz eingetragen, in wel- chem je 1 em. 1°C. und 1 mm. entsprach und alsdann graphisch interpolirt. Aus der auf diese Weise erhaltenen Siedekurve des Quecksilbers wurden die unten stehenden Werte abgelesen, die in Tabelle 16 nach mm., in Tabelle 17 nach °C. geordnet sind. Tabelle 16. Dampfspannkraft des Quecksilbers nach mm. geordnet. Druck Temp. | Druck Temp. | Druck Temp. Druck Temp. Done Temp. | — —- mm. C. | mm. (C. || mm. °C. | mm. me 6 1 121,0 -6 |167,8| 11,|185,5 || 16 [196,6] 21 | 204,9 2 138,2) 7 11783 12 |187,9|| 17 |198,4|| »22 |206,3 3 |149,0| 8 |176,2|| 13 |190,3|| 18 |200,2| 23 |207,6 4 1156,35 | »9 179,61 14 1925) 19 |201,8|| 24 | 208,9 5 162,5 10 182,7 15 |194,6| -20 |203,4 | 25 ‚210,1 Druck Temp. euch Temp. EN 0. mm. © 26 2113| 31 |216,7 27 1212,4|| 32 | 217,7 28 |213,5|| 33 [218,6 29 |214,6| 34 |219,5 30 |215,6| 35 | 220,4 6 u Tabelle 17. Kochpunkte des Quecksilbers nach °C. geordnet. Temp. Druck || Temp.| Druck | Temp. | Druck emp. | Druck | neue | Druck Ben. Druck GC: mm. || °C. mm. mm. 1C. mm, 120 | 0,95 || 153 | 3,54 ns 125 | 1,22 || 154 | 3,68 || 171 WG mm. 6,49 || 187 | 11,61 || 204 | 20,40 6,70 || 188 | 12,01 || 205 | 21,08 130 | 1,49 || 155 | 3,80 || 172 | 6,93 || 189 | 12,44 | 206 | 21,80 135 | 1,79 | 156 | 3,95 | 173 | 7,18 || 190 | 12,87) 207 | 22,54 140 | 2,13 || 157 | 4,10 7,43 || 191 | 13,40 || 208 | 23,30 141 | 2,20 || 158 | 4,25 | 175 | 7,70 || 192 | 13,75 || 209 | 24,09 142 | 2,29 | 159 | 4,41 || 176 | 7,97 || 193 | 14,21 || 210 | 24,92 148 | 2,39 || 160 | 4,58 || 177 | 8,23 || 194 | 14,70 | 211 | 25,79 ° 144 | 2,49 || 161 | 4,74 | 178 | 8,52 || 195 | 15,20 | 212 | 26,62 145 | 2,58 || 162 | 4,90 || 179 | 8,81 || 196 | 15,70 || 213 | 27,52 146 | 2,68 || 163 | 5,08 || 180 | 9,12 || 197 | 16,21 | 214 | 28,43 147 | 2,79 || 164 | 5,27 || 181 | 9,47 || 198 | 16,77 || 215 | 29,88 148 | 2,90 || 165 | 5,45 || 182 | 9,78 || 199 | 17,32 | 216 | 30,25 149 | 3,00 | 166 | 5,64 || 183 | 10,10 || 200 | 17,89 | 217 | 31,33 150 | 8,12 | 167 | 5,83 || 184 | 10,48 || 201 | 18,49 | 218 | 32,35 151 | 3,26 | 168 | 6,03 || 185 | 10,83 || 202 | 19,10 || 219 | 33,42 152 | 3,40 || 169 | 6,26 || 186 | 11,22 || 203 | 19,73 || 220 | 34,49 | Schon an anderer Stelle!) haben wir Gelegenheit : sehabt uns über den Wert der graphischen Methode der Interpolation im Vergleich zu der mathematischen zu verbreiten und sie damals beide als gleichberechtigt erklären können. Wir brauchen also an dieser Stelle nicht noch einmal darauf zurückzukommen, auch werden die in der Folge mitgeteilten Kurven zur Genüge Aufschluss darüber geben, bis zu welchem Grade von Genauigkeit die graphische Methode der Interpolation sich guten Beobachtungen anzuschliessen im Stande ist. 1) Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 69. ff. par Nur dies Eine sei noch bemerkt: So wenig jede beliebige mathematische Formel für die Interpolation geeignet ist, ebenso wenig ist jedes beliebige Kurven- lineal für eine richtige, graphische Interpolation zu verwenden. Wir haben deshalb in allen Fällen für die betreffenden verschiedenen Bewegungstypen besondere Kurvenlineale construirt und dann mit Hilfe derselben die graphische Interpolation durchgeführt. Dabei sind wir allerdings bis zu einem gewissen Grade von der Hand des Fabrikanten, der nach unseren Zeichnungen die Lineale reissen liess» abhängig gewesen; nicht immer gestattete das spröde Material vollkommene Stetigkeit in der Krümmung zu erreichen. Es findet sich das auch in den oben angegebenen Zahlen, besonders da, wo die Drucke für einzelne °C. angegeben sind, an einzelnen Stellen ausgedrückt. Solche Äusserlichkeiten können aber den Wert einer Methode keineswegs beeinträchtigen. Die mathematische Formel, und ihrer wie viele sind für denselben Ausdruck der Abhängigkeit des Siede- punkts vom Druck aufgestellt worden, die mathematische Formel, sagen wir, das beste Beweismittel gegen die Lehre von der Freiheit des menschlichen Willens, bildet einen Schienenstrang, der nicht verlassen werden kann, das Kurvenlineal gibt dagegen dem, der es richtig hand- habt, Gelegenheit, ohne die Stetigkeit der Bewegung zu unterbrechen, sich den Beobachtungen auf das engste anzuschmiegen und das ist doch gewiss die Aufgabe einer Interpolation! Es zeigt also nur vollkommenes Verkennen der Tatsachen, wenn Herr Schmidt!) sagt, dass: „die mathematische Methode der Interpolation viel genauer ist, als die graphische.“ 1) Dissertation, pag. 52, Wie wenig solche Behauptung zudem in diesem besonderen Falle berechtigt ist, mag der folgende Ver- gleich der von Herrn Schmidt graphisch und der mathe- matisch interpolirten Werte nach Tabelle 12 und 14 seiner Dissertation, lehren: er Tabelle 18. Temp. Druck in mm. Differenz, r CS math. graph. | mm. | 210 25,11 24,99 | — 0,12 200 18,01 17, — 0,04 190 12,84 || 12,87 —+ 0,03 _180 9,09 9,11 | + 0,02 170 6,40 6,40 0,00 160 4,47 4,48 + 0,01 150 3,11 3,20 —+ 0,09 140 2,14 2,14 0,00 130 1,47 1,44 — 0,03 120 1,00 | 1,00 0,00 Halten wir dagegen die beiderseits sowohl von Herrn Schmidt, als von Herrn Hertz mittelst mathe- matischer Interpolation erhaltenen Werte, allerdings hat Herr Hertz eine andere Formel angewandt, so finden wir folgendes: Tabelle 19. Temp. | Hertz. Schmidt. | Differenz. 210°C. | 25,11 mm.| 25,12 mm.| — 0,01 200 18,25 18,01 — 0,24 190 13,07 | 12,84 | — 0,23 180 9,23 9,09 — 0,12 170 6,41 6,48 — 0,01 160 4,38 4,47 —+ 0,09. 150 2,93 Ne 0,08 2. - Wie die Tabellen zeigen bleibt in beiden Fällen die Differenz weder gleich noch ändert sie sich stets in dem gleichen Sinne, sie wird bald kleiner, bald grösser, bald ist sie negativ, bald positiv. Zwischen den beiden aus mathematischer Interpolation gewonnenen Reihen zeigen die Differenzen folgende Bewegung: sie steigen, sinken, wechseln das Vorzeichen und steigen, sinken dann wiederum um gleich wieder zu steigen und dann ‘endlich noch einmal zu sinken! und da wird behauptet | die mathematische Methode sei viel geusner als die ‚graphische! : | Wir selbst sehen an des Stelle von einer mathe- matischen Behandlung der Beobachtungen ab, wir werden später, wenn wir in der zweiten Abteilung dieser Arbeit unsere gesammten Resultate der technerischen Prüfung unterwerfen, dazu noch Gelegenheit finden, da wir aber die graphische Methode der Bearbeitung unserer Resul- tate durchgehends zu Grunde gelegt haben, so schien es. uns am Platz an dieser Stelle schon unberechtigte Angriffe zurück zu weisen. | | Es bleibt uns, unsere Resultate, die wir auf dyna- mischem Wege erhalten haben, mit denen einiger an- . derer Forscher, die sich der statischen Methode bedien- ten, zu vergleichen, wir wählen dazu die schon betrach- teten Versuche von Hertz, !) die der Herren Ramsay & Young’) und die von Regnault, *) die wir in der tol- senden Tabelle 20 mit den unseren zusammenstellen. t) Berlin, physik. Ges. Verhandl. 1882. Nr. 10 u. Wiedemann Annal. Bd. 17. 1882. pag. 193. ?) London, Chem. Soc. Journal. Bd. 49. 1886. pag. 37. 8) Paris, Mem. Acad. Sci. Bd. 26. 1862. pag. 520. — 640 — Tabelle 20. °C. || Regnault. un . Hertz. | Kahlbaum. Young. 120 | 1,554mm.' 0,719mm.| 0,779mm.| 0,95 mm. 130 || 2,175 1,137 1,24 1,49 140 -|| 3,059 1,754 1:95 2,13 150. || 4,266 2,680 2,93 3,1% 160 || 5,900 4,013 4,38 4,58 170 || 8,091 5,904 6,41 6,49 180 11,00 8,535 _ 320 9,12 190 14,84 12,137 13,07 12,87 200 |119,90 17,015 18,25 17,89 210 126,35 23,482 25,12 24,92 220 134,70 31,95% 34,90 34,49 Die Zahlen liefern einen vollgültigen Beweis für unsere oben ausgesprochene Behauptung, dass für das Quecksilber die nach beiden Methoden ge- wonnenen Werte übereinstimmen müssen; um das noch deutlicher zu machen, stellen wir in der fol- senden Tabelle 21 die Differenzen zwischen den Zahlen von Hertz und Ramsay einerseits und den von Hertz und uns ‘erhaltenen anderseits neben einander. æ 1) London, Chem. Soc. Journal. Bd. 60. 1891. pag. 633, wer- den von Herrn Young neuerdings berechnete Zahlen mitgeteilt, die noch mehr von denen des Herrn Hertz abweichen. = HA — Tabelle 21. Differenzen. Hertz- Hertz- Ramsay. | Kahlbaum. 12000 0060 1.10% 130 — 0,103 | + 0,25 140 — 0,176 + 0,20 150 — 0,250 | —- 0,19 160 067 221020 170 — 0,506 — 0,08 180 — 0,695 — nl 190 — 0,933 — 0,20 200 PE — 0,36 210 — Te — 0,20 220 — 2,943 — Mittel | 0,81 | 0,22 Nach dieser Tabelle weichen also die, allerdings berechneten, doch aber auf statischen Beobachtungen sich aufbauenden Resultate der Herren Ramsay & Young, um ein Beträchtliches mehr von den statischen Beobach- tungen des Herrn Hertz ab, als unsere auf dynamischem Wege gewonnenen Werte. Es geben demnach die statische und die dynamische Methode für das Quecksilber übereinstimmende Kesultate. Für unsere Hauptfrage aber ist damit, wie wir gezeigt, die endgültige Lösung nicht gewonnen. Kahlbaum. 4l — 642 — Wir haben in dem vorstehend abgeschlossenen Teil das, was wir mit den Worten: ,erstens mussten “für solche Stoffe, deren Spannkräfte mit genügender Genauigkeit statisch bestimmt waren, die Kochpunkte bei niederen Drucken festgelegt werden“ als unsere nächste Aufgabe hingestellt hatten, erledigt, jedoch ohne dass wir dabei zu einer vollauf befriedigenden Antwort auf unsere Frage gelangt wären. Wir werden uns also dem zweiten Teile unserer Aufgabe zuwenden müssen, wir werden zunächst: „die gleichen Stoffe, die Herr Landolt statisch untersucht hatte, in ganz der gleichen Weise noch einmal prüfen“, und erst von dem Ausfall dieser Prüfung wird es abhängen, ob wir anzunehmen haben, dass die statische und die dynamische Methode übereinstimmende Resultate liefert oder nicht. Wir schen also über zur Besprechung der Dampfspannkrafts - Messungen mittelst der statischen Methode. Ein Grundgedanke ist uns ganz allgemein für alle unsere Untersuchungen massgebend, nämlich der, Metho- den zu ersinnen, die geeignet scheinen, in den mit den gewöhnlichen Hilfsmitteln ausgestatteten Laboratorien wiederholt zu werden. Wir wollen es versuchen, prak- tische Methoden und praktische Apparate anzugeben, denen nach Beendigung der Untersuchung nicht nur ein historisches Interesse nachgerühmt werden kann, sondern solche, mit denen genaue Resultate erzielt werden de à u BT ee. können, und nach denen, und mit denen auch von andern Forschern gearbeitet werden kann, eine Eigenschaft, die wir nicht wohl allen bisher für derartige Unter- suchungen angewandten Methoden und Apparaten, wir denken z. B. an diejenigen Regnault’s, zusprechen können. Dieser Grundgedanke war auch für das Folgende mass- sebend. So wenig wir über die zahllosen Versuche berichten werden, die zu den von uns endgültig angenommenen Verfahren geführt haben, so wenig werden wir einen historischen Ueberblick über die zur Erreichung des gleichen Zweckes angestellten Untersuchungen anderer Forscher geben, weil dadurch bei dem Bestreben nach nur einiger Vollständigkeit, und nur eine solche hätte etwelchen Wert, die schon an sich ausgedehnte Arbeit noch ganz ungebührlich in die Länge gezogen würde. Wir wenden uns deshalb sogleich zur PE pee der . schliesslich angenommenen I. Apparate und Methoden. Bei der Ausführung der statischen Methode, wie sie von Herrn Landolt angewandt wurde, kömmt es darauf an, ein Barometerrohr vollkommen mit luftfreiem Queck- silber zu füllen, und nachdem dasselbe auf diese Weise yorgerichtet ist, in das Rohr die zu untersuchende Flüs- sigkeit luftfrei einzuführen. Demnach zerfiel auch unsere nächste Aufgabe in zwei Teile, das Einführen der Flüssigkeit in das Barometer, und a) das Füllen des Barometerrohres mit Quecksilber. Das Prineip, nach dem wir vorgingen, war, das luft- leer gemachte Rohr durch Destillation mit Quecksilber zu füllen. Die Hauptschwierigkeit, die zu überwinden — 644 — ist, liegt nicht sowohl darin, die in dem Rohr etwa noch befindliche freie Luft durch Quecksilber zu verdrängen, als vielmehr darin, die an den Glaswänden adsorbirte Luft vollkommen von diesen zu lösen, eine Aufgabe, die, sagen wir es von vornherein, trotz der energischsten Versuche nicht völlig zu erfüllen gelungen ist, ja die, wie wir meinen, überhaupt nicht zu erfüllen sein dürfte. | | Dem genannten Zweck diente der, Tafel 8, Fig. 1, abgebildete Apparat. Das auf dem Glas in 1 mm. geteilte Barometerrohr A B, von lichter Weite 1,5 cm. und der Länge 1 m, verjüngte sich hinter 5 zur Stärke eines gewöhnlichen Biegerohrs und setzte sich, nachdem es dicht hinter PB bei a eine knieförmige Biegung gebil- det hatte, in die zur Pumpe führende Kundt-War- burg’sche Feder b, c, d, e, f fort. In dieses Rohr mündete zwischen « und D bei à ein gleich starkes Glas- rohr, das aus dem Hals des Kolbens X auslief; X trug bei % einen Tubulus, der wiederum in den Hals des zwei- ten Kolbens X1 führte, von dem bei kı ebenfalls ein Tu- bulus ausging, der in das senkrecht nach unten gebogene etwa 900 mm. lange Rohr bı auslief, welches Rohr in dem Gefässe G unter Quecksilber tauchte. Wie der sanze Apparat zu einem Stück Glas zusammen geblasen war, so war derselbe auch bei f an die Pumpe ange- schmolzen, so dass jede Schlauchverbindung vermieden war. ADB war seiner ganzen Länge nach in der mit Magnesia gefüllten Asbestrinne S S1 gebettet und konnte wiederum seiner ganzen Länge nach durch das Flam- menrohr CD gleichmässig stark erhitzt werden. Zu besonderem Zwecke war am unteren Ende A dem Baro- meterrohr noch eine kugelförmige Erweiterung, die auf einem engeren bei v noch weiter verengten kohr auf- sass, angeblasen. + Ve erhandl. d Naturf Ges. zu Basel. Bd. IX. Tafel 8. ‘a fig Ex] | S a Zur Pumpe bec ee 3 fi PP Y ” Mr — 645 — War der ganze Apparat zusammengeschmolzen, so wurde derselbe, und mit ihm die Pumpe, durch eine Wasserpumpe nach Möglichkeit evakuirt. Natürlich war zwischen Apparat und Wasserpumpe eine Trocken- vorrichtung angebracht. Es wurden dann die Flammen an C D entzündet, durch welche A B etwa auf 300° erhitzt wurde, und nun über Schwefelsäure, Kalı und Phosphorsäureanhydrid getrocknete Luft in sehr lang- samen Strome in den Apparat gelassen; auf diese Weise wurde derselbe etwa 30 mal evakuirt und mit trockner Luft gefüllt. Alsdann wurde die Verbindung zwischen der noch später zu beschreibenden Quecksilberpumpe und der Wasserpumpe gelöst, die erstere mit Quecksilber sefüllt, und mittelst derselben der ganze Apparat bis zum weitest erreichbaren Vakuum ausgepumpt. Wie weit die Luftverdünnung gebracht werden konnte, auch da- rüber wird an späterer Stelle berichtet werden. Das unter das Quecksilber in G tauchende Rohr bı stellte einen Barometerverschluss dar; wurde in @ mehr Quecksilber eingefüllt, so stieg das Quecksilber in bı und gelangte auf diese Weise, ohne dass irgendwie Luft in den Apparat eintreten konnte, nach Äı. Während der Apparat fortwährend evakuirt blieb, und während zudem noch fortdauernd gepumpt wurde, wurde das Quecksilber von Kı nach X überdestillirt, um auf diese Weise etwa im Quecksilber absorbirte Luft auszutreiben. Die ganze Zeit hindurch blieb A B auf etwa 300° erhitzt. War alles Quecksilber nach X gelangt, so wurden die Flammen an C D gelöscht, die Asbestrinne S Si ent- fernt und durch einen Eisenblechschirm ersetzt, während gleichzeitig unter AB mit Asbest umwickelte, von den beiden Statifen gehaltene Träger geschoben wurden, die Flammen CD wurden wieder entzündet und unter fortwährendem Pumpen das Quecksilber sehr langsam — 646 — von K nach A B destillirt; nicht genug an der Erwär- mung durch das Flammenrohr C D, wurde A B noch mit dem das Rohr langsam füllenden Quecksilber fort- schreitend, durch eine Bunsenflamme direct stark erhitzt. Die ganze Operation, vom ersten Füllen von Æ1 mit Quecksilber an gerechnet, nahm etwa drei Tage in An- spruch. Die so hergestellten Barometer hatten ein vorzügliches Aussehen, gaben einen hellen, metallischen Klang und liessen, wenn sie umgestülpt wurden, das Quecksilber nur schwer von den Wandungen los, bei tieferem Eintauchen in das Gefäss oder beim Beugen zeigte sich auch nicht die Spur eines Luftbläschens; den- noch war, wie das noch später gezeigt werden wird, die adsorbirte Luft von den Wandungen keineswegs völlig losgelöst. War auf die oben beschriebene Weise ein Baro- meterrohr gefüllt und sollte zur Verwendung gelangen, so wurde es durch einen Feilenstrich zwischen a und à von dem Apparat abgeschnitten; es brauchte dann nur an der gleichen Stelle ein neues Barometerrohr ange- schmolzen werden, und der Apparat war wieder für eine neue Operation bereit. | | b) Das Barometergefäss. Den Grad der Luftleere der Vakuumkammer eines Barometers zu prüfen ist bekanntlich das beste Mittel das Volumen derselben zu ändern; das geschieht am einfach- sten durch Aenderung des Quecksilberniveaus in dem Barometergefäss. Da solche Bestimmungen für uns von srösster Wichtigkeit waren, so lag es nahe dem Gefäss eine Gestalt zu geben, welche eine Niveauänderung in ausgiebigster Weise gestattete, dazu war die geeignetste Form die cylindrische. Auch musste das Getäss, wir werden später noch sehen warum, erhitzt werden, es konnte _— 647 — also dazu nicht wohl ein Standeylinder, wegen Gefahr des Zerspringens des dicken Bodens, beim Erhitzen ver- wendet werden; bei einem Cylinder mit dünnem Boden lag dagegen die Befürchtung nahe, dass derselbe durch das schwere, quecksilbergefüllte Barometerrohr zerstossen werden könnte, zudem sollte auch das Barometergefäss geeignet sein im luftleeren Raum durch Destillation mit Quecksilber gefüllt zu werden. Diese Ueberlegungen führten dazu, dem Gefäss die besondere Form zu geben, wie sie Fig. 2, Tafel 9, zeigt. Das etwa 5 em. im Durchmesser weite und 25 cm. hohe Rohr @ war bei ee zu einem etwa 2 cm. weiten und 7 cm. langen Rohr e,i,e ausgezogen; dieses Stück war an beiden Seiten bei e’e’ zusammengekniffen, so dass sich an der Stelle zwei nach innen gekehrte Wülste bildeten, auf denen das einzuführende Barometerrohr ruhen konnte, ohne dass dasselbe den Boden bei 2 berührte; am oberen Ende war @ halsförmig zusammen laufen gelassen und bildete dort den Stempel eines Schliffs Sch, auf welchem der Helm HZ in Fig. 3 der Tafel 9 aufgeschliffen war; aus dem Schliff Sch war ein Schlitz «a, b,c ausgeschnitten. ‘Da es schwer ist, so weite Schliffe, und gar wenn sie zum Teil ausgebrochen sein müssen, vollkommen luft- dicht schliessend zu machen, so wurde bei »g dem Ge- fäss ein weiter, etwa 3 cm. hoher Gummiring überge- schoben und über denselben ein Becherglas »,p, 9,9 mit abgesprengtem Boden gestülpt; wurde dann 4 auf Sch aufgepasst, so konnte #,p, q,g bis über den unteren Rand von 7 mit Quecksilber gefüllt werden und bildete so einen vollkommen dichten Quecksilberverschluss. Diese Art einfacher Wuecksilberverschlüsse, die auch bei gewöhnlichen Korkzapfen Verwendung finden können, sind von uns des öfteren angewendet worden und E können durchaus empfohlen werden. — 648 — c) Das Füllen des Barometergefässes, sowohl mit Quecksilber, als mit der zu untersuchenden Flüssigkeit, geschah in dem Apparat Fig. 1, Tafel 9, bei dem leider das Anwenden von Schlauchverbindungen, Schliffen und Stöpselverschlüssen nicht ganz vermieden werden konnte. Von dem Hals des Kolbens X führte das Rohr s, Si, ss durch einen Liebig’schen Kühler und durch den Stutzen { des Helmes 7 in den obersten Teil des Gefässes G; in dieses Gefäss war das Trichterrohr 1, v, dessen oberer Rand erweitert war und wenig über den Hals von @ hervorragte, so hineingehängt, dass /’ fast den Boden von @ bei ö berührte; in dieses Trichterrohr mündete s, si, ss ein. Dadurch, dass. das Quecksilber beim Destilliren in /,t herabfallen musste, war erreicht, dass dasselbe sich an die Wandungen von @ beim Auf- steigen fest anleste und sich nicht etwa, was sonst un- vermeidlich, zwischen Quecksilber und Wand Blasen bil- deten. @ tauchte mit seinem unteren Ende in ein Sand- bad. s, sı, ss musste in dem Stutzen { mittelst eines Korkstöpsels eingepasst werden, da das gleichzeitige Evakuiren und Erhitzen die Verwendung von Kautschuk- zapfen verbot. Um den Korkstöpsel vollkommen luftdicht zu machen, war derselbe in der oben geschilderten Weise durch Quecksilberverschluss gedichtet. Vom Helme H führte ein weiterer Stutzen, der bei f knieförmig nach unten gebogen und bei k zu einer Kugel auf- gebiasen war, initteisı die!-wandigen Gummischlauches zu dem Schlangenkühler 5 S, von dem aus weiter wiederum ein dickwandiger Schlauch zu einem Dreiwegehahn, 5 W, leitete, dessen zweiter Stutzen zur Quecksilberpumpe und dessen dritter Stutzen zu Trockenapparat und Was- serpumpe führte, Nach der anderen Richtung ging von “= ei ji Verhandl. d. Naturf: Ges. zu Basel. Ba.IX. Fig.2. Tafel 9. Ik | | à NN | NUN an 4 L h à R Va À REN 4 Ÿ I Al! = 8 IS IR SS IN 2 Ss A Call, SS S2 (2 Sy xx ce N NS CO) Ël = = Fa, = es Zur Hg Pumpe & u (( ()) NR | 3W CRE Me P) — 649 — K der Stutzen T aus, der in den Schliff endete, in welchen das Rohr 7, rı,ra einpasste, das bei r senkrecht nach unten gebogen mit r2 in G2 unter Quecksilber tauchte; dasselbe war mittelst des Stutzen A2 durch den Helm Æ2 in G2 geführt. He war auf G: aufgeschliffen und führte mit /% zu einem Chlorcalciumrohr. Der Schliff des Stutzen T konnte mit Quecksilber in bekannter Weise gedichtet werden. Nachdem, wie das schon oben beschrieben, der Apparat auf das Sorgfältigste getrocknet war, wurde 5 W so gestellt, dass die Wasserpumpe ausgeschaltet und der Apparat direct mit der Quecksilberpumpe verbunden war; es wurde nach Möglichkeit evakuirt und Æ in gleicher Weise, wie das ebenfalls oben beschrieben, durch r, rı, rz aus G2 mit Quecksilber gefüllt. In @ war schon vorher ein wenig Quecksilber eingeführt worden, und das Gefäss in dem Sandbade erhitzt. Unter fortwährendem Pumpen wurde aus Ä soviel Quecksilber nach @ destillirt, dass das Gefäss etwa zu einem Drittel sefüllt war; alsdann wurde wiederum trockene Luft in den Apparat geleitet, 7 wurde von @ gelöst und statt des Trichterrohres /, /’ ein gleichartiges, jedoch um so viel kürzeres, so eingeschoben, dass dessen Spitze nur eben unter die Oberfläche des in @ befindlichen Quecksilbers tauchte, nach Art wie das in Fig. 1 auf Tafel 9 ange- geben ist. Auf das Quecksilber in G2 wurde von der zu untersuchenden Flüssigkeit getan, Ze und Æ wurden wiederum aufgepasst, letztere mit Quecksilber gedichtet und der ganze Apparat von Neuem nach Môglichkeit evakuirt. Dann wurde G2 so weit gesenkt, dass v2 eben über das Niveau des Quecksilbers hervortauchte und die zu untersuchende Flüssigkeit durch #2, rı, r nach K gelangte, der Liebig’sche Kühler wurde in Tätigkeit — 650 — gesetzt, 8 $ mit einer Kältemischung scharf gekühlt und die Flüssigkeit im luftleeren Raum nach @ destillirt. Auf diese Weise wurde das Barometergefäss mit Quecksilber und der zu untersuchenden Flüssigkeit beschickt; wiederum wurde trockene Luft in den Apparat gelassen und der Helm 7 gelöst, das Trichterrohr ent- _fernt, s, sı, s2 mit dem Zapfen aus dem Stutzen £ ent- fernt und der letztere durch einen gewöhnlichen Kork, jedoch ebenfalls unter Quecksilberdichtung, verschlossen. Indessen war auch G aus dem Sandbade entfernt worden; wiederum wurde À aufgepasst, von neuem nach Mög- lichkeit evakuirt und die Flüssigkeit in @ erhitzt. Das nur durch einen Gummischlauch mit S verbundene Gefäss war nun frei beweglich und konnte durch Neigen und Drehen so gewendet werden, dass die heisse Flüssig- keit an allen Stellen mit den bisher von Quecksilber be- deckten Glaswandungen in Berührung kam; dabei zeigte es sich, dass, obwohl das Quecksilber in das luftleere und heisse Gefäss hineindestillirt worden war, doch noch ganze Ströme von adsorbirter Luft von den Wänden sich lösten, sobald dieselben mit der heissen Flüssigkeit in Berührung kamen. Das Gefäss wurde so lange in der Weise be- behandelt, bis nirgends mehr Luftblasen sich zeigten, dann wurde dasselbe wieder aufrecht gestellt und die Flüssigkeit noch mehrfach bis zum Aufkochen erhitzt. d) Das Einführen des Barometers. Vorher schon war das Barometerrohr von ‘dem Destillationsapparat (Tafel 3) abgeschnitten, nun wurde durch einen sorgfältigen Feilenstrich der Fortsatz des Barometerrohres gerade an der Biegung a so absprengt, dass eine Oeffnung parallel der Längsachse des Baro- meterrohres sich bildete. Wiederum wurde trockene Luft ın das Gefäss 6 — 651 — eintreten gelassen; um dabei ein Zurücktreten von etwa nach S überdestillirter Flüssigkeit in @ zu verhindern, war dem Stutzen f am Helm 7 die Kugel k vorge- blasen. War @ mit Luft gefüllt, so wurde wiederum H gelöst, das für den Quecksilberverschluss dienende abgesprengte Becherglas entfernt und @ in der Weise geneigt, dass der Schlitz a,b, ce nach unten gerichtet war; die Verengung am Halse von @ verhinderte ein Aus- fliessen des Quecksilbers und der darauf schwimmenden Flüssigkeit. Das Barometerrohr, das man auch aussen vorher auf das sorgfältigste gereinigt hatte, wurde in fast wagerechter Lage in das Gefäss eingeschoben, was durch den Schlitz a, b, ce erleichtert wurde. Die durchsichtige Flüssigkeit erlaubte es, genau zu beobachten, ob etwa Luftbläschen noch an der Oeffnung des Barometers haf- teten; zum Ueberfluss wurde das Quecksilber im Baro- meter noch leicht erwärmt, so dass dasselbe eine Kuppe bildend aus der Oeffnung heraustrat; war das geschehen, und lehrte der Augenschein, dass keine Bläschen hafteten, so wurde das Barometer weiter, und bis unter das Queck- silber, geschoben und beides, Gefäss und Barometer aufgerichtet. Noch einmal wurde die Flüssigkeit bis zum Sieden erhitzt, worauf das Barometer soweit gehoben wurde, dass seine Oeffnung eben über das Niveau des Queck- silbers emportauchte, und auf diese Weise langsam und vorsichtig die gewünschte Menge Flüssigkeit in das Rohr eintreten gelassen. Diese Art des Füllens bietet den - Vorteil, dass das Barometer weder mit Luft in Berührung kommt, noch dass in irgend einer Weise ein zum FEinfüllen der Flüssigkeit nötiges Glasrohr, das immer Luft mitführen kann, unter dasselbe geschoben zu werden braucht; und weiter besitzt man an der in dem __ Gefäss zurückbleibenden Flüssigkeit, die mittelst eines — 62 — Hebers abgenommen wird, solche, die absolut identisch mit der auf dem Barometer befindlichen sein muss. Die in der Beschreibung sich etwas umständlich aus- nehmende Methode bietet in der Ausführung keinerlei Schwierigkeiten und lässt sich einfach wa und sicher handhaben. Man hätte sich wohl der Hoffnung hingeben können, dass auf diese Weise absolut luftfreie Barometer herzu- stellen gelungen wäre, und dennoch war das, wie wir schon bemerkten, nicht der Fall; nicht etwa mit einge- führte Luft, auch nicht vom Quecksilber oder von der Flüssigkeit absorbirte Luft war es, die sich störend geltend machte, sondern die an den Glaswandungen des Barometerrohrs haftende, die adsorbirte Luft, konnte auch mit der grössten Mühe nicht entfernt werden, trotzdem die Röhren nach Angaben von Warburg und Ihmori') vorher auf das Sorgfältigste mit Wasser aus- sekocht waren. Es war bemerkt worden, beim Durchleiten des electrischen Stromes sich stets ein Teil der an den Wandungen haftenden Luft löste, deren Auftreten bei der angewandten Quecksilberpumpe aufs deutlichste zu bemerken war; es wurde deshalb versucht auf diesem Wege diese adsorbirte Luft vollkommen zu entfernen; zu dem Zweck wurde in das Barometerrohr eine Elec- : trode eingeschmolzen und als zweite die eine, eines der Pumpe aufgeschmolzenen Geisler’schen Rohres benutzt, und dann durch den evakuirten Apparat, in dem sich etwas Quecksilber befand und der seiner ganzen Länge nach auf 300° erhitzt war, ein starker Strom geleitet. Sowie der Strom geschlossen war, traten Luftbläschen 1) Warburg und Ihmori, Wiedemann Annal. Bd. 27. 1886, pag. 487, av Ve 4 4 Rs auf, die in dem Fallrohr der Pumpe sichtbar wurden; bei andauerndem Pumpen wurden sie allmählich geringer und verschwanden endlich ganz, das Pumpen wurde unterbrochen und der Strom geöffnet; nach einiger Zeit wurde von Neuem geschlossen, und wieder zeigten sich die Luftblasen, ohne dass nach mehrtägigem Vorgehen auf diese Weise eine Aenderung erzielt werden konnte. Durch einen besonderen Umstand veranlasst, hing ein Mal ein solches Rohr mehr als sechs Wochen be- ständig evakuirt und auf 300° Grad erhitzt an der Pumpe, täglich wurde einige Male gepumpt, ohne dass sich irgend welche Blasen, die auf eine kleine Undich- tigkeit hätten schliessen lassen, zeigten. Als nach dieser Zeit wiederum der Strom durchgeleitet wurde, traten ganz in der gleichen Weise die Luftbläschen wieder auf; es hatte also die so lange fortgesetzte Erhitzung auf 300° wie auch das immer wiederholte Pumpen nicht senügt, die Luft völlig von den Wandungen zu lösen. Wir vermögen natürlich nicht zu sagen, ob unsere Auffassung, dass diese Erscheinung auf adsorbirte Luft zurückzuführen sei, die richtige ist; auf die vielen Ver- suche, die wir nach der Richtung hin gemacht haben, ein- zugehen, ist hier auch nicht der Platz. Wir müssen also die Frage zunächst offen lassen und wollen nur behauptet haben, dass nach unseren Erfahrungen die gegebene Erklärung das Meiste für sich zu haben scheint. Soviel aber darf doch mit Sicherheit als aus dem Gesagten hervorgehend angesehen werden, dass es auf diese Weisenichtmöglichist, völlig luftfreie Baro- meter zu machen. Da es uns also nicht gelungen ist, die adsorbirte Luft vor dem Einführen der zu unter- suchenden Flüssigkeit aus dem Barometerrohr zu entfer- nen, und da sich dieselbe bei Berührung der Wandungen | | mit der Flüssigkeit — wir haben schon oben darauf hinge- _ EEE SSD RE MR TR PL ET a ee 3 BET SR N ET at À en wiesen, sei es nur zum Teil oder sei es ganz, das wissen wir nicht — löste, und alsdann eine Fehlerquelle für die Messungen abgab, so musste darauf Bedacht genommen werden, dieselbe noch nach dem vollständigen Beschicken der Barometer aus der Vakuumkammer zu entfernen. Um das zu erreichen, war dem Barometerrohr der schon oben beschriebene kugelförmige Fortsatz u angeblasen worden. War das Barometer mit Quecksilber und Flüssig- keit gefüllt, so wurde dasselbe etwa 24 Stunden stehen gelassen, um den an den Wänden langsam heraufkrie- chenden Luftbläschen Gelegenheit zu geben, in die Kammer zu gelangen. Zeigten sich keinerlei neue Bläs- chen mehr, so wurde das Barometer so weit geneigt, dass die Flüssigkeit fast bis an die Verengung v ober- halb « stand, so dass damit der grösste Theil der ange- sammelten Luft nach « gedrängt wurde; darauf wurde mit einer feinen Stichflamme «, bei v, von A B abge- schmolzen, und damit die Hauptmasse der nachträglich noch eingedrungenen Luft aus der Vakuumkammer ent- fernt, ohne dass dieselbe noch einmal hätte geöffnet werden müssen. Auf diese Weise wurden die Barometer für die Messungen endgültig hergestellt. e) Die Quecksilberluftpumpe. Weiterer Auseinandersetzung bedarf es wohl nicht, dass die Erfindung der hahnlosen Töpler’schen Pumpe auf diesem Gebiet einen Fortschritt bedeutet, der nicht wohl geringer angeschlagen werden darf, als seiner Zeit Hermann Geisler’s Erfindung der Quecksilberluftpumpe gegenüber den bis dahin allein gebräuchlichen Stiefel- luftpumpen. Die verschiedenen und von verschiedenen Seiten angebrachten Verbesserungen, wie das Vermeiden der Schliffe, oder das zuerst von Bessel-Hagen !) auf 1) Bessel-Hagen, Wiedemann Annal. Bd. 12. 1881. pag. 425. Tafel 10 S zu Basel. Ba.IX. M ? es. A Verhandl. d. Naturf 6 — BR r m Ges EN l N EI ASS v CI), ns SE er) N JL || Ss e Ÿ | Ÿ = EE Sem ==} se — 655 — die Töpler’sche Pumpe übertragene, die Kugel seitlich _umklammernde Rohr, das die Stösse des luftgetragenen Quecksilbers wesentlich bricht, und nicht weniger die neuerdings, wir wissen nicht auf wessen Angabe hin, am oberen Ausgang der Kugel angebrachte Erweiterung, haben zwar der Pumpe einen wesentlichen Teil ihrer Zerbrechlichkeit genommen; immerhin ist dieselbe auch noch in heutiger verbesserter Gestalt ein Instrument, das man ungeübteren, jüngeren Fachgenossen nur mit einer gewissen Zaghaftigkeit anvertraut, zumal die Pumpe, wenn sie einmal zerbrochen ist, meist nur von der kun- digen Hand eines geübten Glasbläsers und nicht im Laboratorium selbst geflickt werden kann. Aber auch für den Geübteren bietet das Arbeiten mit der Pumpe mancherlei Unbequemlichkeiten; das Heben und Senken des schweren Quecksilbergefässes mit dem ununterbrochenen Drehen der Kurbel, das Klappern der Sperrvorrichtung u. s. w. machen das Arbeiten unerfreulich. Dazu klemmt sich beim Herun- terlassen des Quecksilbers gern der weite Gummischlauch, so dass man denselben meist in Akrobatenstellung mit einem Fuss zu winkelloser Rundung dirigiren muss. Ekenso ist das Reinigen, und nur bei makelloser Rein- heit kann die Höhe der Leistungsfähigkeit erreicht wer- den, ein langwieriges und für den Bestand der Pumpe nicht unbedenkliches Geschäft; auch macht die Menge des anzuwendenden Quecksilbers, wie der Preis des Apparates selbst das Arbeiten damit kostspielig; und weiter nimmt das Evakuiren jedes einigermassen grösseren Apparates ziemlich lange Zeit in Anspruch. Alle diese aus dem täglichen Gebrauch mehrerer Exemplare geschöpften Ausstellungen besagen ja über den tatsächlichen Wert des Instrumentes nichts — der- 600 = selbe bleibt dadurch ganz unangefochten — sie bezeich- nen nur kleine Mängel, die in ihrer Gesammtheit es aber doch wünschenswert erscheinen lassen, ein anderes Instrument zu besitzen, das bei gleicher Leistungs- fähigkeit die gerügten Mängel nicht zeigt. Neben dem Verdrängungsprincip, wie es in der Geisler’schen und der Töpler’schen Pumpe zur Anwen- dung gelangt, ist seit längerer Zeit schon ein anderes, das des eigentlichen Aussaugens durch fallende Flüssig- keiten, in Gebrauch, wie dasselbe in der bekannten Bunsen’schen!) kleinen Filtrirvorrichtung, wo die fallende Säule einer zu filtrirenden Flüssigkeit direct am Trichter selbst saugt, oder das aus einer hoch in eine tieferstehende Flasche fallende Wasser zum Saugen benutzt wird, angewendet wurde. Für die Herstellung von eigentlichen Luftpumpen ist dieses Princip, und zwar schon vorher von Sprengel?), sowohl-für Wasser als auch für Queck- silber benutzt worden. | Die Vorzüglichkeit der Sprengel’schen?) Wasserluft- pumpen ist allgemein anerkannt, wir haben hier von diesen nicht weiter zu sprechen; anders ist es mit der Quecksilberluftpumpe. Wie Bessel-Hagen‘) das ganz richtig sagt, gestattet zwar die Sprengel’sche Queck- silberluftpumpe der Theorie nach jede beliebige Ver- dünnung zu erreichen, jedoch hat sie einen grossen Uebelstand, den übrigens Sprengel’) selbst schon betont; bei dem Versuch nämlich, auch nur einigermassen schnell zu arbeiten, staut sich das Quecksilber im Fallrohr, und 1) Bunsen, Liebig, Annal. Bd. 148. 1868, pag. 269. 2) Sprengel, London, Chem. Soc. Journ. Bd. 3. 1865, pag. 9. ®) Sprengel, Annal. Chem. u. Pharm. Bd. 167. 1873. pag. 62. #) a. a. O. pag. 426. 5) London, Chem. Soc. Journ. Bd. 3. 1865, pag. 15. : — 657 — damit ist die Wirksamkeit der Pumpe unterbrochen; um dies zu vermeiden, muss stets sehr langsam gearbeitet werden, wobei das Evakuiren so langsam nur fort- schreitet, dass die Pumpe für die Praxis nicht wohl verwendbar ist. Von Babo!) und Gimmingham ?) haben nicht ohne einigen Erfolg versucht, diesen Uebelstand zu heben, jedoch dabei ihren Apparaten einen so hohen Grad von Zerbrechlichkeit erteilt — Gimmingham z. B. erreicht seinen Zweck durch Anwendung mehrerer Fallrohre — dass auch der verbesserte Apparat für die Praxis sich wenig eignet.) | Bei dem Apparat, den wir weiter unten eingehend beschreiben werden, sind die Mängel sowohl der Töp- ler’schen als auch der Sprengel’schen Anordnung zu vermeiden versucht worden. Die Pumpe ist klein und handlich, wenig zerbrechlich und billig, gebraucht sehr wenig Quecksilber und ist so einfach konstruirt, dass jeder nicht ganz ungeübte Praktikant, etwa mit Ausnahme des Luftfanges, den man besonders beim Glasbläser beziehen kann, sie sich selbst vor der Lampe blasen kann, und arbeitet bei richtig gewählten Ver- hältnissen noch dazu erheblich schneller wie die Töp- ler’sche Pumpe. Das Prineip ist das der Sprengel’schen. Pumpe, durch fallendes Quecksilber wird die Luft mitgerissen. 1) v. Babo Ber. d. Naturf. Ges. z. Freiburg i/B. Bd. 7. 1880, pag. 350. 2) Gimmingham, Roy. Soc. Proc. Bd. 25. 1877. pag. 396. #) Eine nicht unvollständige, wenn auch etwas gefärbte Ge- schichte der Quecksilberpumpen giebt Sylvanus P. Thompson, The developement of the Mercurial Air-Pump. London 1888 E. and F. N. Spen. \ 42 268 2 Dem Zuflussrohr des Quecksilbers ist ein Rohrstück ein- seschmolzen, dessen Durchmesser um ein weniges gerin- ser als der des Fallrohrs gewählt ist; dadurch wird es vermieden, dass das Quecksilber im Fallrohr sich staut, es kann also beliebig schnell gearbeitet werden und ist damit der hauptsächlichste der in der Sprengel’schen Anordnung bedingten Fehler, das langsame Fortschreiten des Evakuirens, gehoben. | Die Pumpe, Tafel 10, ganz aus Glas gefertigt, besteht aus dem eigentlichen Pumpenkörper Æ, vom äusseren Durchmesser 24 mm. bei etwa 1,5 mm. Wandstärke und 95 mm. Gesammtlänge ; etwa 60 mm. über dem unteren Ende desselben mündet spitzwinklig bei ce das knieförmig gebogene Zuleitungsrohr cd’ ein, das aus gewöhnlichem Biegerohr von + 9 mm. äusserem Durchmesser herge- stellt ist und bis zur Biegung eine Länge von etwa 100 mm. hat; demselben ist etwa 40 mm. von der Aus- mündung bei d das schon erwähnte engere + 30 mm. lange, etwa 2 mm. im Lichten weite Einströmungsrohr d, f eingeschmolzen; a, bträgt oben bei b das rechtwink- lig abgebogene Rohr g,h, an welches bei À der auszu- pumpende Apparat angeschmolzen werden kann. Ober- halb g ist noch ein abgekürztes Manometer M aufge- setzt und weiter seitlich noch ein Geisler’sches Rohr $, das als Vakuumprüfer zu dienen bestimmt ist; letztere beiden Vorrichtungen sind natürlich nur von nebensäch- licher Bedeutung. Bei « führt aus % das 1250 mm. lange, etwa 3,5 mm. im Lichten weite, Fallrohr in die weithalsige etwa 45 mm. im Durchmesser haltende Vor- legeflasche k,/, die bei m das nach unten gebogene Ab- flussrohr m, n trägt. Das Rohr c, d’ ist mittelst eines dickwandigen Gummischlauches mit dem Durchmesser 12 mm. bei 4 mm. Wandstärke (sog. Pumpenschlauch) mit dem etwa 300 ccm. haltenden Quecksilberreservoir ed — von bekannter Form verbunden, welches auf einem be- weglichen Holzschlitten aufsitzt. Das ist die ganze Pumpe. | Von welcher ausserordentlichen Bedeutung für die Schnelligkeit des Evakuirens die Länge des Fallrohres ist,!) möge die Mitteilung der beiden folgenden Versuche lehren; es wurde in beiden Fällen ein Kolben von 250 ccm. ausgepumpt und in beiden Fällen das Reservoir R auf der gleichen Höhe gehalten, nur die Länge des Fallrohres war durch Anschmelzen eines Glasstückes ver- ändert worden. Versuch IL Länge des Fallrohres 920 mm. 4h 8m Apparat Luft gefüllt 5h 35m Barometer oben 744,5 » unten 5,0 Luftdruck 739,2 739,5 Zeitdauer 87 Min. Druck im Apparat 0,3 mm. Versuch II, Länge des Fallrohres 1240 mm. 2h 47m Apparat Luft gefüllt 3h 09m Barometer oben 745,0 5 unten 6,0 Luftdruck 739,2 739,0 Zeitdauer 22 Min. Druck im Apparat 0,2 mm. Bei einer Verlängerung des Fallrohres um 320 mm. wurde die Leistungsfähigkeit des Apparates in Betreff der Zeitdauer also um das Vierfache gesteigert, bei 1) Es ist diese Tatsache verwunderlicher Weise bisher immer übersehen worden, wir fühlen uns um so mehr veranlasst dieselbe hier zu betonen und mit Beispielen zu belegen. einer noch weiter gehenden : Verlängerung kann zwar noch etwas an Zeit gewonnen werden, jedoch verliert der Apparat dabei so viel an Handlichkeit, dass der Vorteil dadurch aufgewogen wird. Wie wir schon oben sagten, macht Bessel - Hagen !) die richtige Bemerkung, dass der Theorie nach bei Pumpen nach dem Sprengel’schen Prineip jeder be- liebige Verdünnungsgrad zu erreichen sei, vorausgesetzt nur, dass das Quecksilber, welches stets von Neuem das Fallrohr der Pumpe durchfliesst, nicht ‘selbst etwa kleine Mengen von Luft aus der Atmosphäre mitfortreisst und in die zu entleerenden Räume zurückführt. Diese Bemerkung ist vollauf berechtigt.?) Das Queck- silber, das beim Pumpen stets von einer %k, | vorgelegten Flasche in das Reservoir À zurückgegossen werden muss, ist stets etwas lufthaltig, und es würde nicht möglich sein einen sehr weitgehenden Verdünnungsgrad a 4. 0. pas. 426. ?) Das Gleiche gilt bis zu einem gewissen Grade übrigens auch für die Töpler’sche Pumpe. — Die von Bessel-Hagen ange- gebene Anordnung, nach der das Ausflussrohr erweitert und wieder nach oben umgebogen wird, können wir auch nicht für besonders glücklich halten, zum Mindesten wird durch diese Einrichtung, bei der das Quecksilber recht eigentlich mit der ausgetriebenen Luft durchwaschen wird, die Operation des Auspumpens erheblich verlangsamt. Wir haben diese Anordnung seit Langem durch eine Vorlegeflasche, von der auch bei unsern Pumpen gebrauchten Form, ersetzt und giessen das Quecksilber durch einen spitz ausgezogenen Trichter, der unter das Quecksilber des Reservoirs taucht, in dasselbe zurück, etwa nöthige Trockenvorrichtungen sind leicht anzubringen. Diese Anordnung hat den weiteren Vorteil, dass das Quecksilber das Ausflussrohr immer nur in einem Sinne durch- strömt und nicht Gelegenheit findet, wie das sonst bei hochgradiger Verdünnung so gern der Fall, bei rückläufiger Bewegung die letzten kleinen Luftbläschen wieder mit in die Pumpe zurückzu- reissen. | | 4 bo zu erreichen, wollte man die Pumpe in der Form, wie wir sie bisher beschrieben haben, anwenden. Es musste also dahin gestrebt werden, Einrichtungen anzubringen, die nach Möglichkeit ein Berühren des Quecksilbers mit Luft ausschliessen. Diese sollen in Nachstehendem be- schrieben werden. Zunächst wurde dem Einflussrohr c, d’ noch ein Luft- fang vorgesetzt; dieser Luftfang !) Z, dessen Gesammt- länge 0, p + 150 mm. beträgt, besteht ebenso wie der Pumpenkörper aus einem etwa 24 mm. weiten Glasrohr, dessen oberes Fünftel etwas aufgeblasen ist und seitlich bei gein engeres etwa 4 mm. im Querschnitt messendes, zur Spitze ausgezogenes dünnwandiges Rohr q,r trägt, die beiden anderen Fünftel sind behufs Ueberstreifen des Gummischlauches erheblich zusammenfallen gelassen, doch nicht mehr als bis zur Weite des Zuleitungsrohres. In dem oberen, weiteren Theil von / ist conaxial ein eben- falls der Weite des Zuleitungsrohres entsprechendes Rohr eingeschmolzen, das etwa 75 mm. lang ist und an seinem unteren Ende bei s rund hakenförmig nach oben gebogen ist. Durch diese Einrichtung wird das Quecksilber ge- zwungen auf seinem Wege eine rückläufige Bewegung zu machen, wodurch ihm Gelegenheit geboten ist, sich von der mitgeführten Luft, soweit es sich nicht um !) Die angegebene Form des Luftfanges rührt nicht von uns her, dieselbe wurde uns auf der Heidelberger Naturforscher- Ver- sammlung von einem unserer, wenn wir nicht ivrren, russischen Freunde empfohlen und hat sich durchaus bewährt, die früher von uns angewandten Formen waren entschieden minderwertig, ebenso _ die von Crookes gebrauchten; leider vermögen wir nicht mehr den Namen desjenigen zu nennen, der uns denselben angerathen hat und bedauern wir es lebhaft den Ruhm diese wirklich vorzügliche Anordnung zuerst empfohlen zu haben nicht dem zuweisen zu können, dem er gebührt. — . 662 ce absorbirte Luft handelt, zu trennen; da die erstere meist an den Wänden entlang kriecht, so wird dieselbe in dem oberen, weiteren Teil aufgehalten und gesammelt. Neben dem Anbringen des zum Vermeiden des Ein- dringens der mitgeführten Luft dem Pumpenkörper vor- geblasenen Luftfanges war noch darauf Rücksicht zu nehmen, dass auch sonst das Quecksilber möglichst wenig mit Luft in Berührung kam, was an zwei Stellen ge- schehen konnte, einmal beim Uebergang von %,! in die vorgelegte Flasche 7, und zweitens beim Uebergiessen aus dieser Flasche in das Reservoir R. Es war deshalb auf À ein Trichterrohr £, u aufgesetzt, dessen unteres Ende unter das Quecksilber tauchte und bei «u hakenförmig so umgebogen war, dass es sich seitlich öffnete. Wäre es einfach gerade nach unten auslaufend gelassen, so wäre zu befürchten gewesen, dass etwa mitgerissene Luft besonders leicht in den Gummischlauch und damit in den Luftfang gelangen konnte; so aber floss das eingegossene Quecksilber mit einer geringen Richtung nach oben an die Wand von BR und hatte dabei Gelegenheit, die Luft abzugeben. Das Ausflussrohr m,» der vorgelegten Flasche %,l war so lang gewählt, dass es wiederum zur Verhütung von Luftzutritt bis auf den Boden von 7, also ebenfalls unter Quecksilber, tauchte. Dadurch wurde aber, da man des schnelleren Arbeitens wegen stets mit zwei Vorlege- flaschen 7 arbeitete, das Wechseln derselben erschwert; um diesen Mangel zu heben wurde 7 nicht auf den Boden, sondern auf eine bewegliche Klappe gestellt, die um eine Achse drehbar auf der andern Seite einen Dorn trug, auf dem als Gegengewicht ein bewegliches Blei- gewicht festgeschraubt werden konnte; dasselbe wurde so gestellt, dass es der mit Quecksilber gefüllten Flasche T eben das Gleichgewicht hielt, in ze nme ne pcs RR Dee RN — 663 — Sollte die Pumpe in Tätigkeit gesetzt werden, so wurde, nachdem die Pumpe gut getrocknet war, Queck- silber in das Reservoir getan, der Luftfang bei r geöffnet und der Schlitten, auf dem R sass, so weit als möglich in die Höhe gehoben; À wurde dann mit freier Hand noch weiter angehoben bis fast alle Luft aus dem Luftfang durch > ausgetrieben war. Um das möglichst vollkommen zu können, darf das Rohr q r nicht höher reichen als die Biegung des Zuflussrohrs bei d’, wie das in der Zeichnung der Glasteile auf Tafel 10 dargestellt ist. — In der Hauptansicht der ganzen Pumpe auf derselben Tafel ist das unrichtig angegeben. — Dann wurde der ver- bindende Gummischlauch mit einer Klemme geschlossen, R wieder auf den Schlitten gesetzt und der Luftfang bei r zugeschmolzen. Auf die gleiche Weise wird auch, wenn sich bei längerem Gebrauche zu viel Luft ange- sammelt hat, dieselbe wieder aus dem Luftfange entfernt. Ist der Luftfang mit Quecksilber gefüllt, so kann man entweder mit einer Wasserpumpe vorpumpen, oder direkt mit der Quecksilberpumpe selbst arbeiten. Soll das Erstere geschehen, so ist vorher zwischen g und h ein Stutzen anzublasen, der einen Hahn!) trägt, welcher, hat die Wasserpumpe ihren Dienst geleistet, geschlos- sen wird; dann ist nur nötig die Klemme am Gummi- schlauch zu lösen, und das Spiel der Pumpe beginnt von selbst. Soll der Gebrauch einer Wasserpumpe vermieden werden, so muss, wenn der Luftfang gefüllt ist, À wieder mit freier Hand möglichst hoch gehoben werden; dann wird die Klemme am Schlauch geöffget, und das Queck- silber strömt mit grosser Gewalt in den Pumpenkörper und reisst beim Fallen so viel Luft mit, dass bei nicht 1) Ueber absolut dichte Hähne mit Quecksilberverschluss wird weiter unten noch Mitteilung gemacht werden, On zu grossen Apparaten ein etwa zweimaliges Ueberschütten des in 7’ gesammelten Quecksilbers genügt, ein Vakuum zu erreichen, das dem mit der Wasserpumpe erzielten entspricht. Das Reservoir À wird wieder auf den Schlitten gesetzt und nun so regulirt, dass die Pumpe ihre grösste Leistungsfähigkeit erreicht; dieselbe ist nicht für alle Apparate ganz gleich, sie hängt ab von dem Druck, mit dem das Quecksilber durch das eingeschmolzene Rohr d, f fiesst, ist aber für jedes Exemplar leicht festzu- stellen; der verschiebbare Schlitten erleichtert die Auf- gabe. Ist der Punkt gefunden, so wird in der Weise weiter gepumpt, dass, wenn die eine Vorlegeflasche 7 gefüllt ist, der Pumpende dieselbe mit der einen Hand festhält, mit der andern Hand die zum Wechseln bereite, zweite Flasche ergreift und mit derselben einen leisen Druck auf die bewegliche Klappe ausübt; dieselbe giebt nach, senkt sich, und erlaubt, die gefüllte Flasche ohne sie zu neigen, unter » fortzuziehen; gleichzeitig wird die zweite Flasche unter n geschoben, was durch den löffel- f‘rmigen Fortsatz v am Hals derselben erleichtert wird, die gefüllte Flasche wird langsam gehoben, die Klappe giebt wiederum nach, und ohne dass das Pumpen unter- brochen worden ist, und ohne dass ein Kügelchen Queck- silber dabei verloren gegangen, ist der Wechsel geschehen. T wird durch t,« in R entleert und ist zu neuem Aus- tausch bereit. Die ganze Operation kann vollzogen werden, indem der Pumpende auf einem Schemel vor dem Apparate sitzt. | Mit dieser Pumpe sind die früher beschriebenen Apparate und Barometer luftleer gepumpt worden, es war deshalb von Interesse zu erfahren, ein wie weit getriebenes Vakuum mit dieser einfachen Vorrichtung erreicht werden konnte; wir wählten dazu die volume- trische Methode, Das zusammen zu pressende Volumen a N IR IR LER pere Verhandl. a. Natuf: Ge zu Pret BaIX. Tafel 11. (en On creer) R ES = = Se = | x ZB - betrug 300 ecm. ; dasselbe wurde bis auf 0,01 cem. zusam- mengepresst; der Druck, unter dem dasselbe dann stand, betrug 0,5 mm. Bezeichnen wir mit P den unbekannten zu ermitteln- den Druck, der in dem Apparat herrschte, mit p den abgelesenen Druck von 0,5 mm., mit v das zusammenge- presste Volumen von 0,01 cem., mit V das ursprüng- liche Volumen von 300 cem., so ist offenbar: EV mo É a 05 P = 50. 300 0,5 I 30000 Es war also mit der Pumpe eine Verdünnung bis auf 0,000015 mm. — !/so Milliontel Atmosphäre erreicht worden. Bei den Bestimmungen der Dampfspannkraft mittelst der statischen Methode ist es eine der Hauptaufgaben, darauf zu denken, dass die Barometerkammern in ihrer ganzen Länge vollkommen gleichmässige Temperatur haben, das zu erreichen wurde in dem, in Folgendem beschriebenen f) Apparat für Tensionsbestimmungen versucht. Bei physikalischen Arbeiten ist es in neuerer Zeit, und das mit Recht, gebräuchlich, bei Herstellung eines Apparates, in dem irgend ein Körper einer möglichst gleichmässigen Temperatur ausgesetzt werden soll, darauf Bedacht zu nehmen, dass nicht der Körper selbst = direkt durch Erhitzung, sondern dass vielmehr in einem Vorheizkasten Flüssigkeit auf die gewünschte Tempera- tur gebracht wird, und durch Strömung dann die Wärme dem Untersuchungsobjekt zugeführt werde; derart haben z. B. Henrichsen ,') Roth?) und Chappuis*) gearbeitet. Auch der von uns angewandte, in Tafel 11 dargestellte Apparat, war nach dem gleichen Prineip konstruirt und bestand im wesentlichen aus 2 Teilen, dem Vorheiz- kasten N° 1 und dem kupfernen Wasserbade N° 2, welche beide durch eine doppelte, mittelst Messing ver- schraubung zusammengehaltene, kupferne Rohrleitung Rı und Re von je dem Durchmesser 5 cm. und einer Länge von etwa 140 cm. verbunden waren. Den Vor- heizkasten N° 1 stellte ein oben und unten geschlossener Cylinder a,b,c,d vom Durchmesser 35 cm. und der Höhe 70 cm. dar, in dessen Achse ein offenes Heizrohr e,f vom Durchmesser 6 em. eingelötet war, das nach doppelter Biegung bei g in den umhüllenden Blech- mantel A, ë, k,l mündete, um bei m als Abzugsrohr den- selben wieder zu verlassen. Auf dem oberen Deckel c,d des Cylinders waren 2 Stutzen aufgelötet, von denen der weitere o einen Thermoregulator r, der weiter unten noch zu beschreiben ist, und das Thermometer s trug, während durch den zweiten Stutzen p ein weiteres Glas- rohr q bis fast auf den Boden geführt war. Ausserdem trug der Cylinder noch einen Wasserstandsanzeiger 2 und, einen Abflusshahn w, dazu noch am Boden zum völligen Entleeren den Ablauf v. Rı verlässt oben, vorn, rechts bei w, 2 unten, hinten, links bei x N° 1, und mündet Rı wiederum oben, vorn, rechts und Rs unten, hinten, 1) Henrichsen, Wiedemann Annal. Bd. 8. 1879, pag. 87. 2?) Roth, ebenda. Bd. 11. 1880, pag. 8. *) Chappuis, ebenda. Bd. 12. 1881, pag. 167. — 667 — links in N°2; Rı und 2 trugen noch in je einem aufge- löteten Stutzen die Thermometer 71 und 72. N° 2, das kupferne Wasserbad, wurde in zwei ver- ‚schiedenen Formen, « für die Vorversuche, 8 für die definitiven Bestimmungen, angewandt. Der Einfachheit wegen haben wir, da die Dimensionen bei beiden die gleichen waren, beide auf einer Zeichnung vereinigt. N° 2 «@ war eine kupferne Säule von quadratischer Grundfläche mit der Seitenlänge 18 cm. und der Höhe 40 cm., von allen Seiten geschlossen, die oben und unten an angegebener Stelle die festgenieteten Rohrlei- tungen Rı und Re trug, dazu auf der rechten und linken Seite je 3 Stutzen zum Einführen von 6 Thermo- metern. Diese Stutzen waren in der Weise angeordnet, dass die Temperatur nicht nur, wie aus der Zeichnung ersichtlich, in verschiedenen Höhen, sondern auch durch wechselständige Anordnung von tı, ts, 45 wie von te, tı, ts, sowohl im vorderen als im hinteren Teile des Apparates je an 3 Stellen gemessen wurde. Bei den endgültigen Bestimmungen mit N° 2 $ fehl- ten die sechs seitlichen Stutzen mit den Thermometern, die vordere und die hintere Kupferwand war durch zwei zwischen Messingrahmen und Gummipackung — letztere war, um ein Ankleben derselben beim Erwärmen an die Messingrahmen zu verhindern, von denselben durch Packpapiereinlagen getrennt — je mit 20 Flügelmuttern festgehaltene Spiegelscheiben ersetzt. In der Diagonale der Decke waren drei ebenfalls zur Einführung von Thermometern dienende Stutzen angebracht, während der Boden in der von rechts nach links laufenden Halbie- rungslinie deren zwei weitere, zur Einführung der Baro- meter bestimmte, trug. Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass wir das Prineip strömender Flüssigkeit, um im ganzen Beobach- — 668 — tungsraum eine gleichmässige "Temperatur zu erzielen, anwandten; die folgenden aus einer grösseren Reihe von Versuchungen gewählten Beispiele mögen beweisen, dass das Strömen allein nicht genügt, den gewünschten Zweck zu erreichen. | Die 6 Thermometer zeigten des Morgens, nachdem der Apparat während der Nacht mit Wasser gefüllt gestanden hatte, folgendes an Zeit: 8h 03m 2. TL. 4 -— 19,600! ie — 15,8 „ ts — 15,6 „ u — 15,6 „ a 15,6 m 6 =. Es war also genügend gute Uebereinstimmung an den Thermometern und gleichmässige Temperatur im ganzen Apparat vorhanden. Von den innerhalb der nächsten 24 under erhal- tenen Beobachtungsreihen wollen wir nur 3 mitteilen: Zeit: 9h 30m s in N’ 1 = 32,2°C. 5h 20m s in N°0 1 — 68,3°%C. 2 11T. —) 90,5 012. 11% 4 — 01,8, Bi 20,90 le — 60 a 128.9 5% ts — 66,6 „ ar 21,0, a —.66:, Hi 20%; tn 66,914 ie — 28,25 te — 66,2 » : Zeit: 98.30% sin; NP 1 —:23,810: 3. III. Hi ARTE ia — 29,.07,, 3 Bei u = 22,4 „ 5 = 288» MANU — 669 — Die Zahlen zeigen uns, dass durch Strömen alleın _es nicht gelingt, dem ganzen Apparat eine gleichmässige Temperatur zu erteilen. Neben dem, dem obigen Apparat zu Grunde liegen- den Gedanken, das Strömen der Flüssigkeit zum Aus- gleich der Temperatur zu verwenden, wurde früher besonders der gleiche Zweck durch Anwendung soge- nannter Rührwerke zu erreichen gesucht. Dieselben haben aber den wesentlichen Nachteil, dass sie, da sie im Bade selbst angebracht und am besten durch ein mechanisches Triebwerk in Bewegung gehalten werden, beim Beobachten durch die fast unvermeidliche Er- schütterung stören, es wurde also von der Anbringung eines solchen abgesehen. Die gesammten Beobachtungsreihen zeigten sehr viel besser, als das aus den wenigen mitgeteilten Daten ersichtlich, dass mit Zunehmen der Temperatur die Differenzen von # und is geringer wurden. Es war . leicht zu schliessen, dass auch durch eine mechanische ‚ Verstärkung der Strömung das Gleiche erreicht werden könnte, und in der Tat gelang es bald mit sehr ein- fachen Mitteln, die Temperaturunterschiede vollkommen auszugleichen. Durch den Stutzen p in N° 1 der Tafel 10 wurde das etwa 10 mm. im Lichten weite Glasrohr g bis fast auf den Boden des Vorheizkastens derart geführt, dass die “ untere Oeffnung sich in nächster Nähe der Ausströmungs- öffnung x von Aa befand. Das obere Ende des Rohres wurde mit einem, sonst für die Glasbläserlampe benutz- ten Wassertrommelgebläse in Verbindung gesetzt und Luft hindurch gepresst. Die im Wasser aufsteigenden Luftblasen genügten vollständig, die Strömung soweit zu verstärken, dass nun eine gleichmässige, einheitliche Temperatur im ganzen Apparat erzielt wurde, wie das die folgenden Zahlen beweisen. — 670 — Vor dem Durchleiten von Luft: Zeit: 4h Om 4 — 48,50€. 27. II. & = 484 „ 15149597; ta 48; 2%, A082 te — 48,1 „ Nach dem Durchleiten von Luft: Zeit: 4b 80m ı — 48,4 °C. 93h 30m 4 — 78,900. 27.11. = 48,5 „ At. Ill = 74,07, ts — 48,5 „ tz = 74,0, la — 48,4 „ tai. 1407) t5 — 48,5, ta MIE te — 485 „ ts — 74,0 „ Zeit: 12h 30m ı — 38,70. 28.17 a 388. ia == 108 00 Br 09,14 5. — 90,80 te — 88,8 „ Die hierbei benutzten 'Thermometer waren sog. Geisler’sche Normalthermometer mit ?/ıo Teilung auf Milchglasscala; diese Art Thermometer hat neben dem Vorteil leichten und schnellen Ablesens bei feineren Temperaturbestimmungen doch recht erhebliche Nach- teile, welche auch das Schwanken der Ablesungen erklären. | Zu bemerken bleibt noch, dass die durch den Luft- tritt hervorgebrachten Erschütterungen bei den von uns gewählten Verhältnissen des Apparates nicht in dem Masse starke sind, dass sie den Ablesungen auch mit dem Kathetometer hinderlich wären. Um Temperaturen auch über 100° noch mit in den Bereich unserer Untersuchungen ziehen zu können, haben 4 wir auch die Wirksamkeit des Apparates bei einer re Füllung mit Leinöl untersucht, jedoch trotz langer und eingehender Versuche mit durchaus unbefriedigendem Erfolg. Neben der Aufgabe, die Barometerkammer ihrer ganzen Ausdehnung nach auf eine gleichmässige Temperatur zu bringen, tritt aber an den, der sich mit Tensionsbestimmungen abgiebt, noch die weitere heran, die gleiche Temperatur in dem ganzen Ap- parat eine Zeitlang konstant zu halten. Dazu dient ein g) Thermoregulator. Thermoregulatoren, die sich für solche Zwecke eig- ‚nen, sind unter anderem besonders von Kemp,') Bunsen,?) Reichert,°) Andreae,‘) und Lothar Meyer,’) angegeben worden; sie beruhen auf dem Princip, dass sie sich in der die Wärme abgebenden Materie selbst befinden, und dass durch das mit wechselnder Temperatur sich ändernde Niveau der regulirenden Flüssigkeit, Queck- silber, die Gaszufuhr, und damit die Wärmezufuhr, geän- dert wird.®) Der von uns construirte Thermoregulator, Tafel 8, Fig. 2, beruht noch in Besonderem auf dem Andreae’schen Prineip und schliesst sich auch der Form, die derselbe ‚wählte, eng an; seinen Platz im Tensionsapparat giebt 1) Kemp, Chem. Gazette. London 1850. N° 182. 2) S. Desaga, Dingler’s polytechn. Journal. Bd. 143. 1857. pag. 342. | 5) Reichert, Poggend. Annal. Bd. 144. 1872. pag. 467. *) Andreae, Wiedemann Annal. Bd. 4. 1878. pag. 614. 5) Lothar Meyer, Deutsch. chem. Gesell. Ber. Bd. 16. 1883. pag. 1087. | $) Eine sehr verdienstvolle und in hohem Grade vollständige - Zusammenstellung aller bisher construirten Thermostaten giebt H. Hammer], Carl’s Rep. Bd. 18. 1882. — 67 — r,r,r Tafel 11 an. Ein U-förmig gebogenes, beiderseits offenes Glasrohr trägt an seinem längeren Schenkel ein kurzes Ansatzstück, das Gasableitungsrohr g; dieser Schenkel ist an seinem oberen Ende durch eine Messinghülse M geschlossen, durch welche ein engeres, knieförmig gebogenes Glasrohr C D führt, das auf der oberen Hälfte seines lotrechten Schenkels eine willkür- liche, gleichmässige Teilung trägt, die auf die Marke a,b am oberen Ende des längeren Schenkels des weiteren Rohres eingestellt werden kann. Längs der Teilung trägt C D eine Zahnstange, in die ein in der Messing- hülse befindliches Zahnrad einpasst, das, durch die Kur- belscheibe À in Bewegung gesetzt, erlaubt, C D in jeder beliebigen Höhe leicht und genau einzustellen. Am unteren Ende trägt die Zahnstange einen mit Leder umwiekelten Stempel St, der das U-förmige Glasrohr luftdicht abschliesst; unter demselben ist in das Gaszulei- tungsrohr C D ein kleines Loch gebohrt, damit die Gas- zufuhr auch bei völligem Abschliessen der unten schiefge- schliffenen Öffnung bei D nicht völlig abgeschnitten wer- den kann, wie das bei vielen der erwähnten Apparate auch Gebrauch. Eine federnde Falle /, die an der Messing- a SR ES MA N ae au ef hülse M in die Zahnlücke einpasst, hält C D in jeder 4 sewünschten Stellung durchaus fest, so dass auch bei den 4 . fortwährenden Erschütterungen des ganzen Tensionsap- | parates die einmal gewählte Stellung inne gehalten wird. Fig. 3, Tafel 8, giebt die Vorderansicht des pP | rates wieder. Der obere Rand des kürzeren chen, am U-för- migen Rohr ist ein wenig umgestülpt und wird an dieser Stelle von einem oben gewulsteten Gummiring « der … . Fig. 4, Tafel 8, umschlossen. Am besten wählt man da- zu den unteren Teil eines Saugpfropfens für Kinder- flaschen. Um denselben bewegt sich frei eine kräftige, w 100 mit nach unten stehendem, vorspringendem geripptem Rand versehene Messinghülse, Tafel 3, Fig. 4. m, die aussen ein Gewinde trägt, über welches ein oben mit gleichartigem Rande versehener Messinghut #2 geschraubt werden kann. Von Vorteil ist es noch zwischen beide Schenkel des U-Rohres ein, ein wenig zu grosses, an beiden Seiten rund eingefeiltes Stück Kork einzuklemmen und an dieser Stelle die Schenkel mit einem Bindedraht kräftig zusammen zu binden. Der ganze Apparat ge- winnt dadurch bedeutend an Festigkeit. Soll der Apparat in Gebrauch genommen werden, so wird derselbe bis etwa 4 cm. unter dem umgestülpten Rand mit Quecksilber gefüllt und darauf noch etwa 2 cm. der Flüssigkeit, deren Dampfspannkraftsänderung den eigentlichen Regulator abgeben soll, aufgefüllt. Das Rohr wird schräg gestellt, so dass es randvoll erscheint und in dieser Stellung ein gut passender Kork ebenfalls etwa 2 cm. weit hineingetrieben; derselbe wird am Rande gerade abgeschnitten und der Hut fest über die Messing- hülse geschraubt. Dieser Verschluss hält, wie leicht einzusehen, sehr gut dicht, löst sich ohne Schwierigkeit und ist wegen des trennenden Kautschukringes für das . Glas ungefährlich. Wie ersichtlich, muss ein solcher Regulator fast für die ganze Temperaturscala zwischen dem Schmelzpunkt und dem Siedepunkt des Quecksilbers verwendbar sein. Man hat nur nötig mit den betreffenden Flüssigkeiten zu wechseln, was bei der einfachen Art des Verschlusses weder Mühe noch Zeit erfordert. Bedacht zu nehmen ist darauf, dass durch die vorliegende Quecksilbersäule der Verdampfungspunkt je nach der Ausdehnung, die man dem ganzen Apparat gegeben hat, mehr oder minder erhöht wird; es ist daher nötig, Flüssigkeiten zu wählen, deren Siedepunkt unterhalb der festzuhaltenden Tempera- 43 Cd tur sich befindet, weil sonst nicht die Aenderung der Dampfspannung, vielmehr die Ausdehnung der Flüssig- keit reguliren würde. Ist der Apparat ordnungsmässig beschickt, so gelinst es auch bei grösseren Flüssigkeitsmengen — wir arbei- teten mit 35 Ltr. Wasser — die Temperatur stundenlang auf 0,1°C. konstant zu erhalten. Die auf dem Gaszuleitungsrohr angebrachte Teilung bietet einmal den Vorteil, dass man mit dem Wechsel der Temperatur in möglichst gleichmässigen Intervallen fort- schreiten kann; und weiter, dass man unschwer eine ein- mal gewonnene Temperatur, was für manche Unter- suchungen von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, wieder gewinnen kann, indem man einfach auf denselben Teilstrich wieder einstellt. Wie weit das gelingt, möge folgende Stelle aus unserem Tagebuche zeigen, die gleichzeitig für die zu erreichende Konstanz der Temperatur die Belege beibringt. 28. Juli. 11% 10% — Temperatur 84,5°C. Teilstrich 14. 22 220 — ä 84,5 °C. ; 14. AUDE — 5 84,500. ; 14. Der Apparat wurde ausser Tätigkeit gesetzt, ne Gasleitungsrohr auf den 0-Punkt gestellt und am andern Morgen beim Ingangsetzen des Apparats wieder auf Teilstrich 14 eingestellt. | 29. Juli. 10h Om Temp. 84,4°C. Teilstrich 14. 11h 10m , 844°0. a 14. Es konnte also bis auf 0,1° die gleiche Temperatur durch Einstellung des Gaszuleitungsrohres mittelst Zahn- stabes, Teilung und Marke wieder erhalten werden, ein bei der rohen Art der Einstellung recht befriedigendes N k : ey Resultat; vorauszusetzen ist dabei natürlich, dass in bei- den Fällen der Gasdruck ziemlich der gleiche ist. Von dem Einfluss des wechselnden Luftdruckes ist jedoch auch dieser Regulator nicht völlig unabhängig. Wir haben in dem Vorstehenden über die Methoden und Apparate berichtet, die uns für die Tensionsbestim- mungen gedient haben, und wollen nunmehr II. die Beobachtungen mitteilen, die in diesen Apparaten ausgeführt wurden. Die Säuren, deren Tension nach der Methode des Herrn Landolt zu prüfen waren, sind Ameisensäure, Propionsäure, Buttersäure und Isovaleriansäure. Die sämmtlichen Säuren, wie auch alle anderen später ver- wendeten Stoffe, wurden in bester Qualität von C. A. F. Kahlbaum in Berlin bezogen und nach scharfem Trock- nen — allerdings wurden dabei Gewaltmittel, wie Phos- phorsäureanhydrid für Ameisensäure’), vermieden — noch einer besonderen, für jede passende Reinigung unter- zogen. Ueber die Art derselben wird in jedem Falle be- sonders berichtet werden. Die Ablesungen am Tensions- Barometer geschahen bald mit blossem Auge, bald mit, sei es mit Fernrohr, sei es mit Augenspiegel, bewaffnetem. Die Barometerrohre waren auf dem Glase selbst geteilt, und wurde die Teilung jedesmal nach dem Gebrauch mit dem Kathetometer verglichen. Thermometer wurden eine ganze Reihe verschiedener angewandt, und auch diese stets besonders mit den auf das Berliner Gasnormal bezogenen verglichen, so dass sich die endlichen Temperaturangaben stets darauf be- ziehen; auch über diese Korrektur wird bei jedem Stoffe besonders berichtet werden. 1) Vergl. hierzu Perkin, Chem. Soc. Journ. Bd. 45, 1884, p. 480 . und G.C. Schmidt, Untersuchungen über die Dampfdrucke homologer Verbindungen. Zeitschrift f. physikal. Chemie. Bd. 7, 1891, p. 445. — 676 — Doch wollen wir an dieser Stelle schon die Korrek- tionstabelle für die 14 verschiedenen angewandten Ther- mometer, die teils zu den Messungen selbst, teils für den Vergleich gebraucht wurden und mit denen sämmt- liche folgende Temperaturmessungen ausgeführt wurden, geben. Tabelle 22. Thermometercorreetions - Tabelle. N. Th. 1386. N. Th. 817. N. Th. 818. 0€. | 0,06 || 5000. | = 0,11 || 100 €. | 1.0.10 5 — 0,06 || 55 — 0,10 105 + 0,05 10 — 0,06 || 60 — 0,09 110 0,00 15 — 0,07 || 65 — 0,08 ||115 _ 0.05 20 0071.70 — 0,07 || 120 > 0,10 25 = 0:08 |) 75 — 0,06 | 125 — 0,15 30 — 0,08 || 80 — 0,05 || 130 — 0,20 35 | — 0,09 | 85 — 0,05 | 135 005 40 — 0,09 || 90 20,02 140 06 080 45 — 0,10 | 95 — 005 115% | 03 50 — 0,10 || 100 — 0,02 || 150 21040 N. Th. 1396. N. Th. 827. N. Th. 821 1500 C. | — 0,40 || 2000 C. | + 0,19 || 250° C. | + 0,74 155 — 0,37 || 205 + 0,19 || 255 +0,67 160 — 0,34 |!210 + 0,20 || 260 + 0,56 165 081 | 215 —- 0,20 || 265 — 0,44 170 — 0,28 | 220 — 0,21 || 270 + 0,32 175 — 0,25 ||225 1 0,22. 1275 0,21 180 — 0,22 || 230 — 0,22 || 280 — 0,09 185 — 0,19 ||235 + 0,23 || 285 — 0,03 190 — 0,16 || 240 -1- 0,23 || 290 =.015 195 — 0,13 || 245 + 0,24 || 295 — 0,26 200 — 0,10 || 250 + 0,24 || 300 | — 0,38 — 617 — Tabelle 22 (Fortsetzung). DH KV. Th. K. VI. | Th. 2076. 0° C 0,00 | oc.|+to1| oc. | — 0.10 5 — 0,02 | 50 08 — 0,09 10 004 | #5 ne an __ 0,08 15 —" 0,06 || 60 _010| 15 __ 0,07 20 __0,08 || 65 —_0,05 | 20 0.06 25 0.10 | 70 0,01 | 25 —_ 0,05 30 Puis TE 40,04 | 30 3.0.04 35 “015 |. 80 1.0,09 | 35 __ 0,03 40 Dir. 85 42018 || 40 — 0,02 45 01 20 1017 | 45 901 50 020 | 95 +0,22 | 50 0,00 100 | —0,20 || 100 03% ss 0,00 Th. 49 Th. 50. 00 C 0,00 | oc. | + 0,30 100 —_0.35 || 150 + 0,40 105 —_ 0,29 || 155 +0,47 110 — 0,22 || 160 0,55 115 —_ 0,16 || 165 1.0,55 120 0,10 || 170 1.0,52 125 —.0,02 | 175 10,49 130 10,07 | 180 10,45 135 10,12 | 185 10,42 140 + 0,16 || 190 + 0,39 145 + 0,20 || 195 -L_ 0,35 150 + 0,24 || 200 -1.0,32 — 678 — Tabelle 22 (Fortsetzung). Th KT Th: Ke Th. 2080. 50°C, | 0,81.) 8000.) = 0,22 | 1000 C. | 0,40) 55 — 0,30.) 408 -— 0,25 || 105 +- 0,36 60, 1029 00 — 0,27 || 110 1.0.32 65 — 0,28 | 95 = 0,28 2115 1 0,28 70 — 0,27 || 100 —. 080 120 RE 004 75 == 0,25 105 etre 105 + 0,20 80 — 0,21 | 110 — 0,94 130 0,16 85 0,17.) 115 001,135 20,13 90 — 0,13 || 120 — 0,18 || 140 - 0,08 95 — 0,09 || 125 — 0,15 || 145 —- 0,04 100 — 0,05 || 130 032, 150 > 0,00 105 — 0,01 || 135 — 0,09 || 155 = 0,03 110 + 0,02 || 140 006 | 160 | 0.06 115 + 0,07 || 145 0,03 || 165 — 0,09 120. —- 0,11 || 150 0,00 | 170: 012 125 0,15 175 015 130 -L 0,18 | 180 018 135 104 169 0001: 140 — 0,24 or 190 024 145 1027 19,00% 150 1 0,30 200 — 0,30 155 220,33 205 — 0,33 Die Beobachtungen wurden wiederum in allen Fäl- len in ein Koordinatennetz eingetragen, in dem 1°C. und 1 mm. durch je 1 cm. der Zeichnung ausgedrückt waren; das Papier, auf dem die Originalzeichnung aus- geführt wurde, war sog. Papier Quadrillé von L. Guiguet in Paris und erlaubte unter Anwendung einer Lupe, die Beobachtungen mit einer Genauigkeit von 0,2 mm. einzutragen, was nach den gewählten Verhältnissen einer Ablesungsgenauigkeit von 0,02 mm. entspricht. In den beigegebenen Kurventafeln sind die Zeichnungen wieder- À gegeben. Es sei noch besonders betont, dass stets 1 M date Li u oi uch BI” Ve 1 ” ae ee AR A TEST 2 alle Beobachtungenmitgeteilt sind und nicht etwa nur ausgesuchte. Der Luftdruck wurde an einem Barometer von Kramer in Freiburg 1. B. abgelesen, dessen Scala und Angaben wiederholt geprüft, zu einer Korrektion keinen Anlass gaben. Gehen wir nun zu einer Einzelbesprechung der Versuche über. i Ameisensäure. Die zu diesen Versuchen angewandte Ameisensäure wurde so oft umkrystallisirt bis sich der Schmelzpunkt nicht mehr veränderte, er lag dann bei 8,3°C. nach N. Th. 1386. Der Siedepunkt der Säure wurde bei 740 mm. und 16°C. nach N. Th. 817 zu 100,1 bis 100,3° C. !bestimmt. Nach den Prüfungsbescheinigungen ist N. Th. 1386 bei | 0° um 0,06 zu hoch bei 50° um 0,10 zu hoch, das ergiebt als Schmelzpunkt der Ameisensäure 8,2% C. Normalthermometer N. Th. 817 zeigt bei 50°C. um 0,11 zu hoch bei 100°C. um 0,02 zu hoch. 740 mm. bei 16° — 738,1 bei 0° giebt für den Siede- punkt bei 760 mm. eine Correction!) von -- 0,82°; Mittel der Beobachtung 100,2 + 0,82 — 101,02. Es war also angewandt Ameisensäure vom Siedepunkt 101,0 und Schmelzpunkt 8,2. Als beste bisherige Bestim- mung ist die von Perkin?) anzusehen, der den Siede- punkt der Ameisensäure mit 101,0°C. und den Schmelz- punkt mit 8,0°C. angegeben hat. . 4) Vergl. Kahlbaum, der Einfluss des atmosphärischen Druck- wechsels auf den Kochpunkt der Körper. Deutsch. Chem. Gesell. Ber. Bd. 29, 1886, pag. 3100. 2) Perkin, London, Chem. Soc. Journal. Bd. 45, 1884, pag. 480, — 680 — Bei der Prüfung der Glasteilung des Barometers entsprachen 699,95 mm. des Kathetometers 700 Teil- strichen der Glasscala, so dass eine Korrektion dafür zu vernachlässigen war. Das Tensionsbarometer befand sich während aller Versuche bis zum Teilstrich 630 mm. im Apparat; bei der Reduktion auf 0° wurde in Folge dessen für den unteren Teil der Quecksilbersäule bis 630 mm. die Temperatur T. K. als massgebend angenommen, während für den Teil über 630 die Temperatur des Apparates für die Korrektion zu Grunde gelegt wurde. Das Barometer erwies sich bei einer Prüfung mit grosser und kleiner Kammer als völlig luftfrei, es war also eine Korrektur für nz Luft oh anzu- bringen. In der folgenden Tabelle 23, in der wir zunächst die Originalbeobachtungen ohne jede Korrektur geben, zeigt: Tı. = Temperatur des Wassers in Rı (Vergl. | Tafel 11). T2. — Temperatur des Wassers in Rz (Vergl. ebenda). a Ba. o. — Stellung der oberen Kuppe im Tensions- barometer. Ba. u. — Höhe des Quecksilbers im Gefäss, abge- lesen am Tensionsbarometer. Temp. — Temperatur des Dampfes, gemessen in No 2, Tafel 11. B2R.2— den Tuftdrack: T. K. = Temperatur des den Luftdruck anzeigen- den Quecksilbers. Ä B. K. red. — den auf 0° reducirten Luftdruck. Ba. red. — die auf 0° reducirte Quecksilberhöhe im 4 Tensionsbarometer, RENTE ENT RE EL BAD x N ae RD EEE RS ERDE : A NER ER SE U De de , À AU APE TT EU AU ER Age À Frans HR © 681 — Druck — den im Tensionsbarometer gemessenen Dampfdruck der Flüssigkeit. Tabelle 23. Ameisensäure (flüssig). BE .Temp.|B.K. | TER. ned. 00. mm. 0C mm. 15,6 |747.0| 14 |745,3 17,1 |746,7| 14 | 745,0 16,2 |7455| 15 | 748,7 18,2 |745,1| 15 | 748,3 19,7 ||744,9| 17 |742,9 21,3 |7447| 18 |742,5 25,0 |744,7| 19 | 742,4 14,8 |7450| 15 | 743,2 22,6 |748.1| 16 | 746,2 24,3 ||749,1| 16 | 747,2 87,1 | 748,2| 14 | 746,5 36,5 |749,3| 16 | 747,4 35,1 7495| 17 | 747,4 34,5 |749,5| 17 | 747,4 38,9 \749,9| 18 | 747,7 82,1 1750,9| 14 |749,2 41,4 ||735,4| 15 | 733,6 22,7 |731,4| 14 | 729,7 28,5 | 724,7| 15 | 722,9 27,4 ||725,3| 16 | 723,4 26,3 |725,8| 16 | 723,9 30,6 || 726,3| 16 | 724,4 11,2 |7334| 9 | 732,3 1,8 |733,81 9 | 738,7 6,5 | 734,2] 10 | 733,0 8,7 |736,0| 10 | 734,8 9,7 \737.0| 12 | 735,6 0,4 | 7320| 8 |731,1 0,3 1732,01 8 |731,1 3,1 |731,5| 8 | 730,6 4,5 |7327| 9 | 731,6 5,2 ||7333| 9 | 732,2 5,8 |733,9| 9 | 732,8 6,4 17347| 9 |733,6 29,8 || 7480| 13 | 746,4 29,0 |748,8| 13 | 747,2 23,3 |749,9| 17 |747,8 Ba. red. mm. 717,6 715,0 715,3 711,7 708,9 706,3 698,7 716,3 707,0 705,0 671,4 673,7 678,6 680,0 681,2 689,0 643,1 690,4 671,2 674,8 677,1 667,5 709,6 713,8 715,3 714,9 714,4 718,1 718,1 715,5 715,5 715,7 715,7 715,9 691,5 693,8 707,5 Druck — 632 — Die Ameisensäure gab Gelegenheit, auch den Unter- schied zwischen der Dampfspannung desselben Stoffes im festen und im flüssigen Zustand zu studiren. Um das zu können, wurde der Tensionsapparat entleert, um den die Ameisensäure enthaltenden Teil des Barometers ein beiderseitig offener Glascylinder mit einem Kautschuk- | stöpsel befestigt, und derselbe mit einer Kältemischung gefüllt. War die Ameisensäure erstarrt, so wurde aus dem Gefäss Quecksilber entfernt, so dass die feste Ameisen- säure einen zwischen die Glaswandungen des Barometer- rohres festgeklemmten, freischwebenden Kuchen bildete. Der Apparat wurde dann mit Eiswasser von 0° gefüllt und die winterliche Temperatur der umgebenden Luft gestattete es, die Wärmezufuhr so zu regeln, dass die Temperatur nur äusserst langsam wuchs. Die folgende Tabelle 24 zeigt die ermittelten Zahlen. 089 Tabelle 24. Ameisensäure (fest). IE no Ba. u. | Temp. 3. | TK 5 Ba. | Druck 3 red. | red. °C, °C mm. mm. 06, mm. TG, mm. mm, mm. 1,0 | 1,0 | 784,2 | 53,1 | 1,0 |740,1| 4 |739,6| 730,7|| 8,9 1.251.252 = 7,3 || 1,2 ||7402| 4 |739,7\730,9|| 8,8 1,4 | 1,4 |7341 | 3,0 | 14 |740,1| 4 |739,6|730,7|| 89 CAT N 733,4 3,0 | 2,8 [7410| 7 | 740,2 | 729,5 || 10,7 351351730 311 351741,0, 9. |7399/7288 | 111 47, 4270020) 5414772418) 9, | 7402/7278) 12,4 1,8 | 18 | 740,6 | 7,5 | 20 ||7a2,9| 4 |742,4|732,7|| 9,7 2,8 | 2,8 | 739,7 | 7,5 | 29 |742,8| 7,5 | 741,9 | 731,3 | 10,6 1152 14380 77) "54.748401 )|7498)7902 13,1 37 | 5,2 181,2 | 7,8 | 59.748,38). 7,5 |749.4|728,5 15,9 65 | 65 | 736,7 4 7,9 | 66 17488] 11 | 742,5. 727,5 || 15,0 7,35 | 7,3 |736,0 | 7,9 | 74 |744,2) 12 |742,8| 726,7 || 16,1 74 | 24 |785,8 | 7,9 | y6 |743,7| 7 | 742,9| 726,5) 16,4 6,1 | 6,1 = 3,1 | 6,3 |743,3| 6 | 742,6 | 728,5 || 14,1 5,2 | 5,2 [7855 | 8,0 | 54 7437| 7 742,9 | 729,6 | 13,3 5315511489 | 8,1 57 743,4) 7 742,6 728,9 13,7 !) Das sehr gute Uebereinstimmen der Tension bei der ersten und zweiten Beobachtung, bei welchen wie ersichtlich das Lumen der Vakuumkammer wesentlich verschieden, geben den Beweis da- für, dass nur Spuren von Luft noch in dem Barometer vorhanden sein konnten, — 684 — Wir stellen die Beobachtungen noch einmal, nach ihrer Grösse geordnet, in den folgenden Tabellen 25 u. 26 zusammen. Die Höhe der Ameisensäuresäule auf dem Tensionsbarometer betrug 10 mm., es entspricht das einem Druck von 1 mm. Quecksilber. Dieser Korrektion ist in der nachfolgenden Tabelle 25 Rechnung getragen worden. oe ee ee ITR 1 si Tabelle 25 . 1 Ameisensäure (flüssig). Temp. Druck. Temp. | Druck. 0,39 C. 12,0 mm 22,60 C. 38,2 mm 0,4 12,0 Do 38,3 a 14,1 23,3. 39,3 4,5 15,3 24,3 41,2 5,2 15,5 25,0 AI 5,8 16,1 - | 26,3 45,8 6,4 16,7 PTE 48,1 - 6,5 16,7 28,5 50,7 7,8 479 29,0 52,4 8,7 18,9 29,8 53,9 9,7 20,2 30,6 55,9 11,2 21,7 "821 59,2 14,8 25,9 33,9 64,5 15,6 26,7 84,5 66,4 16,2 27,4 35,1 67,8 17,1 29,0 36,5 De ‚18,2 30,6 37,1 74,1 19,7 31. 33:0 41,4 89,5 21,3 35,2 | ee Dr ge NER == TE EEE ‘ * — 685 —. Tabelle 26. Ameisensäure (fest). Temp. Druck. Temp. | Druck. 1,00 C.| 89mm| 35400.| 13,1mm 1,2 8,8 5,4 13,3 1,4 8,9 5,7 13,7 2,0 9,7 5,9 13,9 2,8 10,7 6,3 14,1 2,9 10,6 6,6 15,0 3,5 11,1 7,4 16,1 4,7 12,4 7,6 16,4 Aus diesen, in den beiden vorstehenden Tabellen mitgeteilten Zahlen wurden die Kurven in Tafel A konstruirt und aus diesen nach Einführung der Thermo- meterkorrektur die nachstehenden Werte abgelesen. Es wäre zweifelsohne richtiger gewesen, die Thermometer- korrektion an den Beobachtungen direkt anzubringen, und erst aus den korrigirten Werten die Kurven zu konstruiren. Wenn das nicht geschah, so musste ein schwerwiegendes Bedenken vorliegen, und das war fol- gendes: Es war für uns erster Grundsatz, alle Beobachtungen, und diese ganzunverändert, für die Konstruktion der Kurve zu benutzen, um die Kontrolle zu erleichtern, wir wollten nicht veränderte, wir wollten die beobachteten Werte zur Darstellung bringen. Da zudem die Thermometer- korrektion eine stetig sich ändernde Grösse ist, so konnte sie beim Ablesen aus den Kurven leicht nachträglich eingeführt werden, wenigstens dann, wenn bei den Be- obachtungen nur ein Thermometer zur Verwendung kam. Da wo mit 2 Thermometern gemessen wurde ist das Anbringen der Korrektion allerdings erschwert; doch glaubten wir mit Rücksicht auf die erstrebte leichtere ‚Kontrollirbarkeit und darauf, dass die Anwendung mehre- rer Thermometer seltener nur der Fall war, dieses Uebel als das geringere wählen zu sollen. Tabelle 27. Dampfspannkraft der flüssigen Ameisensäure | nach mm. geordnet. Druck. | Temp. || Druck. | Temp. | Druck. Temp. 12 mm 0,4°C. 34um| 20,3°C. 56mm | 30,6 13 1,8 35 20,8 57 30,9 14 3? 36 214 58 31,3 | 15 4,4 814 010 59 31,7 16 5,6 38 22,5 60 32,1 17 6,7 39 23,0. 19.61. 82.5 | 18 7,8 40 23,5 62 32,8 | 19 88% |..41 240 || 63 33,2 20: | 97 |. 48 24,5 64 33,6 1 21 10,7 43 24,9 65 33,9 4 22 11,6 44 25,5 66 34,2 23 12,5 45 25,9 67 34,6 24 13,3 46 26,4 68 34,9 1 25 14,2 41 26,8 69 35,3 | 26 14,9 || 48 27,2 70 35,6 | 27 15,6 49 27,7 71 35,9 | 1 28 16,4 50 281 70 36,2 à 29 17,1 51... 9815 73 36,5 | 30 17,8 52 28,9 74 36,8 31 18,4 53 | 29,3 75 37,1 32 19,1 54 29,8 33 19,7 55 30,2 Kochpunkte der flüssigen Ameisensäure geordnet nach °C. 2.68% — Tabelle 28. Temp. œc. | © OO oa À © D - mi mi © Druck. 11,8 mm 12,4 13,1 13,9 14,7 15,5 16,4 19.3 18,3 19,2 20,3 21,3 22,4 23,6 24,8 26,1 27,4 28,8 30,2 Temp. 198€; 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 39 36 37 Druck. 31,8 33,4 35,1 36,9 38,8 40,8 42,9 45,1 47,8 49,5 51,9 54.4 56,9 58,5 62,1 64,9 67,8 10,8 74,0 ER Tabelle 29. Dampfspannkraft der festen Ameisensäure geordnet nach mm. Druck. Temp. 9 mm 1,20 C. 10° 2,3 11 3,4 12 4,8 13 5,1 14 5,9 15 6,6 16 7,3 17 8,0 Tabelle 30. Dampfspannkraft der festen Ameisensäure geordnet nach °C. Temp. || Druck. 8,8 mm. 9,7 10,6 11,6 12,8 14,1 15,5 17,0 » © = O So up» Kahlbaum und Schröter. — 689 — Propionsäure. Die Propionsäure aus Cyanaethyl wurde aus einer srösseren Menge, die zwischen 139,0°C. und 140,5°C. siedete, herausfraktionirt und gab den konstanten Siede- punkt, 139,9° C., gemessen wurde mit Thermometer N° 2080, es war nach Tabelle 22, also für den Siede- punkt eine Thermometerkorrektur von -+0,08 anzubringen. 139,9° C. war gemessen bei 743,9 mm. und 23° C., dem entspricht 741,1 mm. bei 0°C., giebt für 760 mm. eine Korrektion von +0,70°0. — 140,6°C. + 0,08, es war also angewandt Propionsäure vom Siede- punkt 140,7°C. Als beste bisherige Bestimmung ist die von Linnemann !) anzusehen, der als Siedepunkt der Propionsäure 140,67° C. angiebt. Der Schmelzpunkt der Propionsäure wurde nach Beckmann’s Methode, aus dem Gefrierpunkte in einer Mischung von fester Kohlensäure und Aether, gefunden zu — 249C.; Pettersson?) fand — 23 bis — 24°C. Das Thermometer, mit dem die Messung vorgenommen wurde, war ein Schwefelkohlenstoffthermometer. Die Bestimmungen sind alle etwas unsicher, teils wegen des mangelhaften Thermometers, teils weil Überkaltung nicht wohl zu vermeiden war. Es gilt das für alle die folgenden Bestimmungen bei sehr niederen Tem- peraturen, es darf deshalb auch nur gesagt werden, der Schmelzpunkt der Propionsäure liegt um — 24° 0. In ihrem Aussehen erinnert die feste Propionsäure mehr an die höheren Fettsäuren als an feste Ameisensäure oder Essigsäure. Die Temperaturangaben im Tensionsapparat wur- den bis 50°C. mit N. Th. 1386 gemessen, über 50° mit 16.&.6. 1) Liebig, Annal. Bd. 160. 1871, pag, 218. ?) Pettersson Journ. prak. Chem. 2. Ser. Bd. 24, 1870, pag. 295. 44 — 690 — N. Th. 1986; N.-Ihr 887. | bei -0%0. 0,06 zu hoch “bei 30%. C. 0.17 zuhoeh 50 N 0, 1 1 1 00 ” 0,02 ” N. Eh. 817. Th. K. 6. = 62,0° ©. 62,0° ©. 13,077, | 749 „ Es war also für das Temperatur-Intervall 15° C.—700C. eine Korrektion von —0,1° C. anzubringen. Dieser Kor- rektur ist in den Spannkraftstabellen Rechnung getragen worden. | | Die Hôhe der Propionsäure im Barometer betrug 16 mm., was einem Quecksilberdruck von 1,2 mm. entspricht. Luftkorrektur: Druck in der Barometerkammer bei grossem Volumen bei kleinem Volumen 15,000. — 2.0 mm. "519,100 = 28mm, 19,0»... 2,2 15,8 8 14,7 — 20 15,0 — 2,6, Mittel — 2,1 mm. Mittel — 2,7. mm. Differenz 0,6 mm. srosses Volumen kleines Volumen Stand des Hg. 751,3 Stand des Hg. 859,8 756,4 860,0 752,6 864,8 Mittel 753 Mittel 862,0 Differenz 109 Raumteile. Ws Höhe des Barometers 1015 mm. 753 262 Raumteile — 691 — Bezeichnen wir mit vı und v2 die Volumina und mit pı und p2 die entsprechenden Drucke, so ist I cle Var pi lea db Eee IP de P2=>P1 Vi pP? Woraus p2 = eh SEN | Vi — v2 Nun ist pa — pı = 0,6 "m Vi — va — 109 m vr 202 C0 0,6 1 EINES au mn also P2 — = 09 : 262 =D pr 15106 210m d. h. Luftkorrektur für das grosse Volumen 1,5"m und 2,1mm für das kleine Volumen. Die Prüfung der Glasteilung ergab, dass 700 Teil- striche der Glasscala 700 mm. des Kathetometers ent- sprachen, demnach war eine Korrektur anzubringen nicht nötig. Die folgende Tabelle gibt wiederum die Original- _ beobachtungen ohne jegliche Korrektur. Bei den ersten 22 Beobachtungen hatte das Tensions- barometer bis 630 mm., die Temperatur von BA bei den späteren Versuchen bis 640 mm. Die Reduction auf 0°C. ist in der gleichen Weise wie bei der Ameisensäure durchgeführt, ebenso ist in der Tabelle die Bedeutung der Kolonnen hier wie für alle folgenden Stoffe, die auf Seite 680 angegebene. ge | Tabelle 31. Ä 4 Propionsäure. ; Ar: Te. | Ba. o. |Ba. u. | Temp. B. K. EEK B-K. | Ba. Druck-- | red. | red. °C, UC. mm. mm. °C, mm. 00. mm. mm. mm. 16,3 | 16,0 | 751,3) 11,9|| 15,7 ||742,4| 12 |74A1,0| 737,8|| 3,2 38,5 | 38,3 | 745,1| 12,5|| 38,5 |742,4| 13 | 740,8 | 730,8! 10,5 36,3 | 36,1 |746,9| 12,4 || 35,3 || 742,7| 18 |741,1|732,3|| 8,8 34,2 | 34,0 |748,0| 12,3] 83,5 ||743,0| 13,5) 741,4 733,5 || 7,9 33,2. | 35,0. | 748,4 | 12,3], 32,5 | 745,8) 14 1741,6\ 2539| tr 32,3 | 32,1 1749,1| 12,L|| 31,5 |743,7| 15 |7419 5547) 72 31,7 | 31,4 |750,0| 12,1|| 30,8 | 744,4! 16 |742,5| 7355) 7,0 39,0 | 38,7 | 752,2] 11,9] 38,3 |750,0| 15 |748,2 | 737,8) 10,4 36,9 | 36,7 | 753,6| 11,8] 36,4 | 750,6! 17 | 748,5 |739,2| 9,3 35,1 | 35,0 | 754,7| 11,7] 35,2 ||751,8| 18 |749,1|740,3|| 8,8 25,0 | 24,8 |758,8| 11,3] 24,7 |752,0| 14 |750,3,7454| 4,9 24,0 | 23,7 | 759,0| 11,3] 28,8 | 752,1| 15 |750,3 745,5] 4,8 22,1 | 21,9 | 758,9| 11,3] 21,8 ||751,7| 17 |749,6|745,3|| 43 38,0 | 37,6 | 753,6] 11,8|| 37,0 | 750,9] 19 |748,6 738,9) 9,7 33,8 | 33,1 |755,2| 11,7|| 33,0 | 751,0) 17% |7489 7409. &0 15,9 | 15,8 |756,4| 11,5 || 15,6 1748,2| 16 [746,2 742,8) 3,4 19,1 | 18,9 |756,3) 11,6|| 18,2 | 748,8] 17 |746,2 742,5 | 3,7 26,6 | 26,2.|754,2| 11,7. 25,8 747,7) 17 \7as,6 7401| 55 28,1 | 27,8 [753,2] 11,8) 27,6 747,1] 17 |745,0 | 739,0 29,4 | 29,2 | 752,9| 11,9) 28,8 ||747,1| 19 |744,8 738,3) 6,5 31,0 | 30,7 | 753,2| 11,9) 31,5 ||748,1| 21 |7456/ 7384) 72. 1514801626) 11810147 1743.91. 27 17419 188,7 16,0 | 15,8 | 859,8| 119,4 || 15,7 1 744,8) 17. | 742,3 738,3 || 4,0 16,1: | 15,8 | 860,0 | 119,4 || 15,8 | 744,6) 18 |742,5 738,5|| 4,0 13,5 | 13,8 | 864,8 | 119,0 || 13,0 ||749,7| 16 |747,8|743,9|| 3,8 - 41,0 | 40,6 | 856,4 | 119,8|| 40,2 | 748,0| 19 | 745,7 | 733,4 || 12,3 54,0 | 53,7 | 828,0 | 122,1 | 53,5 |728,8| 19 | 726,6. 702,4] 24,2 64,0 | 63,7 | 818,0 | 122,9|| 63,3 | 732,9] 21 | 730,4 | 691,2!\ 39,2 68,0 | 67,6 | 823,9 | 122,5 || 67,4 | 747,1| 17 |745,0 697,8 || 47,2 72,1 | 71,8 | 814,8 | 123,8 || 71,4 | 747,6] 18 |745,4| 687,2 || 58,2 70,9 | 70,6 | 818,t | 128,0 || 70,0 | 747,4] 18 | 745,2| 691,3) 53,9 53,0 | 52,7 | 844,9 | 120,7) 52,8 | 745,8| 15 | 743,5 | 721,0 || 22,5 57,2 | 57,0 | 830,0 | 122,0 || 56,5 || 734,2| 16 | 732,3 | 704,7|| 27,6 15,0 | 14,6 | 853,2 | 119,9|| 14,5 || 786,9) 16 |735,0|731,3|| 3,7 — 693 Tabelle 31 (Fortsetzung). Temp. °C, 64,8 65,9 65,2 63,9 55,5 49,4 63,5 40,3 44.4 45,2 46,2 50,6 46,5 43,3 49,1 53,5 54,0 68,7 71,7 61,1 62,4 59,7 59,2 15,9 58,2 64,7 66,9 71,2 19,2 74,8 17,0 B.K. | TR, 740,1| 16 136,4) 20 736,4| 20 136,9] 21 1313| 22 746,4| 19 30,31, 19 181,0. 21% 740,2| 16 139,81. 15 139,3| 20 738,3| 18 137,2) 20 136,8| 18 19139; 18 137,2| 18 ONE ke 1483| 19 748,0| 19 743,1, 16 740,1| 17 139,6) 17 139,8| 18 751,5| 16 753,4| 17 741,8| 18 742,2| 17 Ay Dr 22 747,6| 21 747,1| 20 753,1 9 B.K. red. mm. 138,2 Ba. red. mm, 659,9 734,0 | 698,5 134,0 734,4 | 785,8 744,1 748,0 748,9 138,3 138,0 736,9 736,1 134,8 154,6 135,3 135,0 735,0 746,0 145,7 741,8 | 738,1 137,6 137,6 749,6 751,3 139,6 740,2 744,8 745,1 745,3 752,6 691,2 693,9 708,6 124,8 708,6 136,9 123,3 122,4 720,4 715,6 718,1 720,4 722,1 711,0 710,3 695,5 687,0 706,7 700,9 705,1 705,8 689,2 721,5 697,9 639,7 687,4 663,3 677,8 148,7 Druck mm, 49,3 44,5 42,8 40,5 26,7 19.8 39,4 12,0 15,0 15,6 16,5 20,5 16,7 14,2 15,2 24,0 24,7 50,5 58,4 35,1 37,2 32,5 31,8 60,4 29,8 41,7 46,5 57,4 81,8 67,5 3,9 DER NL Die folgende Tabelle 32 bringt die Beobachtungen noch einmal, dieselben sind der Grösse nach geordnet, und ist bei denselben der Luftkorrektur wie dem Gewicht der Propionsäure Rechnung getragen worden. Tabelle 32. Propionsäure. Druck. | Temp. || Druck. | Temp. Druck. | Temp. 0,4 mm | 14,50C.| 6,1mm| 35,2°C.| 23,4 mm| 55,50 C. 0,5 13,0 6,1 35,3 24,3 56,5 0,5 14,7 6,6 36,4 26,5 58,2 0,5 15,7 7,0 37,0 28,5 59,2 0,6 17,0 TR 0.89,3 29,2 59,7 0,7 15,6 7,8 38,5 31,8 61,1 0,7 15,7 8,7 40,3 33,9 62,4 0,7 15,8 9,0 40,2 35,9 63,3 1,0 18,2 3,9 42,1 36,1 63,5 1,6 21,8 10,9 48,3 37,2 63,9 2,1 23,8 1.7 44,4 38,4 64,7 2,3 24,7 125. 45,2 39,0 64,8 2,8 25,8 13,2 46,2 39,5 65,2 939 27,6 13,4 46,5 41,2 65,9 3,8 28,8 16,0 49,4 43,2 66,9 4,3 30,8 17,2 50,6 43,9 67,4 4,5 31,5 19,2 52,3 47,8 68,7 4,5 31,5 20,7 53,5 50,6 70,0 5,0 32,5 20,9 53,5 54,1 71,2 5,2 33,5 21,4 54,0 54,9 71,4 | 2,3 33,0 i Aus diesen, in der vorstehenden Tabelle mitgeteil- ten Zahlen, wurde die Kurve in Tafel A konstruirt, und nach Einführung der Thermometerkorrektur aus derselben die nachstehenden Werte abgelesen, on Tabelle 33. Dampfspannkraft der Propionsäure nach mm. geordnet. en Druck. | Temp. | Druck. | Temp. | Druck. | Temp. 0,5mm| 14,100 | 23 mm | 55,300 | 50 mm | 69,6 °C ji 18,1 24 56,0 51 70,0 1,5 21,0 25 56,7 52 70,4 2 23,3 26 57,4 53 70,8 2,5 25,1 27 58,1 54 71,2 3 26,9 8 58,8 55 71,6 3,5 28,4 29 59,4 56 71,9 4 29,9 30 60,0 57 12,3 4,5 31,3 31 60,6 58 ET 5 32,5 32 61,2 59 73,0 6 34,8 33 61,7 60 13,3 De | 36,9 34 62,2 61 73,7 8 38,8 39.2.0028 62 74,0 9 40,5 36 63,3 63 74,3 10 42,0 37 63,8 64 74,7 11 43,5 38 64,3 65 75,0 12 44,8 39 64,8 66 75,4 13 46,0 40 65.3 67 75,7 14 47,2 RR IG. 68 76,0 15 48,2 42 66,2 69 76,3 16 49,2 43 66,7 70 76,7 D? 50,2 44 67,1 71 77,0 18 51,2 45 67,6 72 77,3 19 52,1 46 .| 68,0 73 77,6 20 52,9 47 68,4 74 779 ' 21 53,7 48 68,8 75 18,2 22 54,5 49 69,2 — 696 — Tabelle 34. Kochpunkte der Propionsäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck. Temp. | Druck. || Temp. | Druck. 180 0. | O,4mm|ı 36°C. | 6,5mm| 5900. | 28,1 mm 14 0,5 37 7,0 60 29,7 15 0,6 38 ° 7,5 61 31,4 16 0,7 29 00 62 33,2 17 0,8 40 8,6 63 35,0 18 1,0 41 9,2 64 37,0 19 1,1 42 9,8 65 | 39,0 20 1,8 43 10,5 66 41,1 21 1,5 44 11,2. 67 43,8 22 17 45 12,0 68 45,6 | 23 1,9 46 425. | 69 48,0 24 2,1 47 13,7 70 50,5 25 2,4 48 14,6 He 53,2 26 2 49 15,5. 72 55,9 RATES 0 50 16,5 73 58,9 28 33, | 51 17,6 74 61,9 29 36 5,52. 18,7 75 64,9 30 4,0 53 19,8 76 68,1 31 4,3 54 201 77 71,2 32 4,7 55 22,4 78 74,5 33 5,1 56 23,7 79 77,9 34 5,5 57 25,1 80 81,4 35 6,0 58 26,6 ee Normal - Buttersäure. Die ersten ‚Studien, die wir überhaupt zur Lösung der behandelten Frage angestellt haben, wurden mit Normal -Buttersäure ausgeführt, weil Herr Schumann!) in der Arbeit, die ihn dahin führte, unsere Ansicht über die Divergenz beider Methoden zu unterstützen, ebenfalls Normal-Buttersäure verwandt hatte. Die Buttersäure, die ebenfalls von C. A. F. Kahlbaum bezogen war, ist aus Holzdestillationsprodukten fraktionirt worden, und war das besondere Produkt für uns aus dem Aether dargestellt worden. Ueber die Reinheit der Säure hatte sich ein Streit erhoben zwischen den Herren Ramsay & Young’) einerseits und Herrn A. Bannow*) andererseits, indem die Herren Ramsay & Young wenig berechtigt die Rein- heit eines Präparates angriffen, das sie einer genauen Untersuchung nicht unterworfen hatten, während Herr A.Bannow mit Erfolg für die Reinheit des aus dem Aether dargestellten Präparates eintrat, soweit chemische Untersuchung hierüber Aufschluss zu geben vermochte. Bei den von uns hergestellten und mit der auf das sorgfältigste gereinigten Buttersäure beschickten Baro- metern zeigte sich die eigentümliche Erscheinung, dass die Flüssigkeit in der Vakuumkammer sich nach zwei Tagen etwa zu trüben begann. Die Trübung nahm zu, und endlich fiel eine nicht ganz unbeträchtliche Menge eines weissen Körpers flockig aus. 1) Schumann, Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber., Bd. 18, 1885, pag. 2088. ?) Ramsay & Young. Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber., Bd. 19, 1886, pag. 2108. ®) Bannow, Deutsch. Chem, Gesellsch. Ber., Bd. 19, 1886, pag. 2552, — 698 — Um von diesem Körper eine beträchtlichere, zur Unter- suchung hinreichende Menge sich zu verschaffen, wurde aus dem Aether dargestellte reinste Buttersäure in eine Glaskugel gefüllt und das Gefäss evakuirt zugeschmolzen, und da bemerkt worden war, dass Sonnenlicht die Aus- scheidung begünstigte, dem direkten Sonnenlicht aus- gesetzt. In dem Moment fast, in dem direkte Sonnen- strahlen die Kugel trafen, fand die Ausscheidung statt. Das Produkt wurde abfiltrirt und das Filtrat in gleicher Weise behandelt, es fand wohl noch eine Trübung statt, jedoch kaum noch ein eigentliches Ausfallen von festem Stoffe. Bei einer dritten derartigen Behandlung blieb auch die Trübung aus. Es wurde nun zunächst eine Analyse der aus dem Aether dargestellten, nicht weiter behandelten Butter- säure vorgenommen. 0,2710 gr. Substanz gaben mit Kupferoxyd verbrannt 0,2248 H> O, entsprechend 0,02497 H — 9,21°% H und 0,5409 gr. OC O2 — 0,1475 C = 54,43% C für Buttersäure: berechnet gefunden!) H. 93.0906. 2 HS. 920), C. 54,54 %/o C. 54,43 %/o O. 36,37% O. 36,36 %0 Es wurde hierauf eine Dampfdichte Bestimmung der gleichen Substanz ausgeführt nach Victor Meyer’s Methode. 1) Die Verbrennung wurde von Herrn G. C. Schmidt aus- geführt, und auf das Ausführen der Analysen beschränkte sich Herrn Schmidt’s ganze Thätigkeit; es befremdete daher einiger- massen, dass in seiner Arbeit (Zeitschrift £. physik. Chemie, Bd. 7, 1891, pag. 459) unser Name als derjenige des Auffinders der Ver- unreinigung sowohl als dieses eigentümlichen Weges zur Reinigung _ der Buttersäure gar nicht erwähnt wird. Kahlbaum. RER RE 000 Im Dampf von Aethylbenzoat wurden übereinstim- mende Resultate nicht erzielt. In Diphenylamindampf gaben 0,0727 gr. Substanz 21,2 ccm. Dampf, Barometer- stand 743 mm., Lufttemperatur 23,5° C. Temperatur des Wassers 19° C. Die Dichte wurde berechnet nach der Formel p. (1-0,00366 t) 587780 m (B—w) V worin p — Gewicht der Substanz t = Temperatur des Wassers B — dem auf 0° C. bezogenen Barometerstand w— Tension des Wassers bei t° V = dem abgelesenen Luftvolumen. Daraus ergibt sich D — 3,0746, also das Molekulargewicht — 88,92 Ca Hs Où — 88. Verbrennung und Dampfdichte gaben also für Butter- säure sehr gut stimmende Zahlen. Es wurde nunmehr untersucht, welche Fraktion ge- wöhnlicher Buttersäure die grösste Menge des weissen Körpers gab; dazu wurden 7 Kugeln der Sonne aus- gesetzt, und ergab sich folgendes Resultat: Kugel 1, 4,63gr. Sdp. 152° C.— 160° C. gab 0,13 gr. — 2,81°/, AE) 5 1602 21608601 09 20° 415 te 40S „ 1612 161,6 , 0,24 = 5,97 CHAN 4 49 168 9%, 109,400 Wal 27,0 52.528 ea rear. 5.08 RE GA MGR De BRON 00 LL) en 1,7 die siebente Kugel, mit dem Rückstand gefüllt, trübte sich im Sonnenlicht nicht. Die in Prozenten angegebenen Zahlen sind, da die weisse Substanz nicht sorgtältis getrocknet wurde, jeden- falls zu hoch; immerhin bleibt bestehen, dass die beste — 1700 — Fraktion !) 162,20 C.— 162,40 C. mit 7° die höchste Aus- beute ergab. Um die Wirkung der Sonnenstrahlen noch etwas ge- nauer zu studiren, wurden an beiden Enden eines Rohres Kugeln angeblasen, dieselben von dem wagerechten Rohr senkrecht nach unten gebogen, beide mit der gleichen Fraktion Buttersäure beschickt, evakuirt zugeschmolzen und, nachdem die eine stark berusst war, das ganze Sy- stem direkten, starken Sonnenstrahlen ausgesetzt. In der durchsichtigen Kugel fand sofort starkes Trüben und Ausfallen statt. Die berusste Kugel war noch nach zwei Tagen wasserhell durchsichtig. Auch nach dem Ueber- fliessenlassen einer geringen Menge der getrübten Butter- säure in die unverändert ne Masse fand keine Ausscheidung statt. | Ein zweiter Versuch wurde derart angeordnet, dass eine evakuirte geschlossene Kugel in einen orangegelben Cylinder, wie solche für photographische Zwecke herge- stellt werden, gehängt wurde; auch hier fand eine Aus- scheidung bei Einwirkung des Sonnenlichtes nicht statt. Alle diese Beobachtungen liessen offenbar darauf schliessen, dass man es mit einer Polymerisation zu tun hatte. Der erste Gedanke, dass es sich hier um eine po- lymere Buttersäure handelte, war aufzugeben, da es sich ja gezeigt hatte, dass die Ausscheidung und Trübung begrenzt war, dazu kam, dass von andern Firmen (Troms- dorff, Finzelberg, Merck) bezogene Säure (Gährungs- buttersäure) diese Eigentümlichkeit nicht zeigte. Der weisse Körper ist in allen indifferenten Lösungs- mitteln unlöslich; er quillt im Wasser zu einer schleimi- gen, gummiartigen Masse auf, die sich nach Zusatz einer 1) Nach Linnemann ist der Sdp. der Normal - Buttersäure . 162,32° C. (Liebig, Annal. Bd. 160, 1871, pag. 228.) 2, Ja a geringen Menge einer mineral oder organischen Säure leicht löst; in Alkohol unlöslich, wird er auch darin unter den gleichen Bedingungen löslich und scheidet sich bei Zusatz ‘von Aether als weisser, flockiger Niederschlag wieder ab; in concentrirter Schwefel- und Salpetersäure gelöst, wird er durch Wasser zunächst wieder gefällt, um sich nach Zusatz von mehr Wasser wieder zu lösen; er ist leicht löslich in Ammoniak. Stark erhitzt, zer- setzt er sich ohne zu schmelzen. Analyse des weissen Körpers: !) 1. 0,211 gr. mit Bleichromat verbr. gaben 0,4537 C O2 u. 0,1417 Ha O 2. 0,1921 , e : „0,3962 „ 0,1233 3. 0,2063 „ 2 < „0,4237 „ 0,1383 4.0.1999 >, x h 3 04110 „ 0,1320 Berechnet für Methaerylsäure __ Gefunden C —= 55,82% 56,08 °%/0 56,25 %/ 55,88 %/ und 56,07 %/o FE 7.00% 7,45°%% 7,13% 7,44 °/o 1,347, Die ammoniakalische Lösung zur Trockene verdampft, liefert eine glasartige, durchsichtige Masse. Stickstoffbestimmung:!) 1. 0,1984 gr. Substanz gaben 18,4 ccm. N. Druck 757,5 mm. Tem- peratur d. H2 O. 15°C. — 10,54 /o N. 2. 0,2139 gr. Substanz gaben 20,6 cem. N. Druck 741,0 mm. Tem- peratur d. Hz 0. 15°C. = 10,57 °/o N. Verbrennung:!) 1. 0,1649 gr. Substanz bei 120° getrocknet gaben 0,1377 gr. Hs O. — 0,015350 H 3,27°/6 H = und 0,2709 gr: € Oz — 0,07377 € = 44,74 0/0 C. 2. 0,1957 gr. Substanz bei 140° getrocknet gaben 0,1575 gr. He O. — 0,01750 H = 9,04°/o H und 0,3172 gr. C O2 = 0,0865 C — 44,66 °/ C. !) Die Analysen wurden von Herrn G. C. Schmidt ausgeführt. ee Schreiben wir die Analysen zusammen, so gibt das: 1. 2. C — 44,74% C = 44,66% H— 927% H— 904% N = 10,54% N = 10,57% O = 35,45% O — 35,73% Trotzdem die beiden Arabe unter sich gut über- einstimmen, lässt sich doch eine einfache Formel nicht ausrechnen, weil vermutlich das Ammonium Methacrylat ebenso wie das Barium- und das Calciumsalz noch Wasser enthält. Nach dem Ausscheiden der Methacrylsäure wird der Siedepunkt der Buttersäure in folgender Weise erniedrist. Beim Druck 747,6 mm. war eine Probe Buttersäure zwischen 161,3° C. und 162,5° C. übergegangen ; nachdem dieselbe in der vorbeschriebenen Weise behandelt und dadurch die Methacrylsäure ausgeschieden war, siedete dieselbe beim Druck 747,9 in folgender Weise. — 159,9° ©. waren übergegangen 100 cem. von 159,9 — 160,2° „ s ee „ 160,2 —160,5° „ De 5 200°, ” 160,5 ARE 160,8° 2) 9 » - 250 „ 10058 16122, .., Be 9300 , ) 161,2 7 161,5° ” » le ‚350 » » 161,8 163,0° m » 400 „5 Der Rückstand von 10 ccm. enthielt 2 gr. der poly- 5 meren Methacrylsäure. Es wurde noch versucht, die Polymerisation und Ausscheidung der Methacrylsäure im Dunkeln und nur durch Wärme vorzunehmen, das gelang auch bis zu einem gewissen, jedoch sehr unvollständigen Grade; ebenso findet Polymerisation auch unter gewöhnlichem Luftdruck statt, jedoch ebenfalls nur in geringerer Mengen. Herr LE k — 103 — Dr. Bannow hatte noch die Güte, uns eine Probe eines ebenfalls weissen Kôrpers zu überlassen, der bei der Fraktionirung des Rohmaterials ausgefallen war; der- selbe erwies sich identisch mit dem von uns untersuch- ten, war also auch polymerisirte Methacrylsäure. Es ist klar, dass bei so naheliegenden Siedepunkten, nach Fittig !) siedet die Methacrylsäure bei 160,5° C., die Buttersäure bei 162,32°C., nach Linnemann ?) es nicht möglich ist, durch Destillation die Buttersäure völlig zu reinigen, und sehen wir darin eine weitere Bestätigung für unsere Ansicht, dass die Versuche der Herren Ram- say und Young, über die Reinheit der Buttersäure nur durch fraktionirte Destillation sich Aufklärung zu ver- schaffen, unzulänglich waren. Die geringen Zusammensetzungsunterschiede um nur 2 H erklären auch, dass weder die Elementaranalyse, noch die Dampfdichtebestimmung über die Verunreini- gung Aufschluss geben konnten. Dass Stoffe im Sonnenlicht polymerisiren ist bekannt’), und im Besonderen auch von der Methacrylsäure; neu dagegen scheint uns zu sein, dass die Polymerisation durch Evakuiren so ausserordentlich befördert wird. Es lag nahe, auch noch eine Reihe von anderen Stoffen, in der gleichen Weise behandelt, dem Sonnen- licht auszusetzen; das geschah mit Ameisensäure, Essig- säure, Propionsäure, Isobuttersäure, Capronsäure, Heptyl- säure, Caprylsäure, Pelargonsäure, dann mit Acetessig- ester, mit buttersaurem Methyl- und Aethyl mit Butylalko- 1) Fittig, Liebig Annal. Bd. 187, 1877, pag. 42. ?) Linnemann, a. a. O. Wir fanden, wie aus dem unten fol- genden ersichtlich, den Sdp. der Buttersäure um etwas höher. *) Vergl. dazu Kahlbaum, Ueber polymere Akrylsäuremethyl- ester. Deutsch. chem. Gesell. Ber. Bd. 13, 1880, pag. 2348. —- 104 — hol und Buttersäureanhydrid, jedoch stets ohne Ka end welchen Poe Kahlbaum. Die für die Tensionsbestimmungen verwendeten Säuren wurden aus einer grösseren Menge, in der oben beschriebenen Weise behandelter Buttersäure, die eben- falls von Kahlbaum bezogen war, jedoch Methacrylsäure nicht mehr enthielt, heraustraktionirt. Die beste Portion siedete zwischen 163,6° C. und 163,9° © nach N. Th. 1396. Die Thermometerkorrektur betrug — 0,32° C., semessen wurde bei 749,5 mm. und 17° C., dem en spricht 751,6 bei 0°C., giebt für 760 mm. cine Korrektur von 1.093100, , — 163, 7° C., es war also angewandt But- tersäure vom de 163,70 C. Der korrespondierende Siedepunkt wurde von Linne- mann!) zu 162,3, von Zander?) zu 162,30 — 162,4 C. ange- geben, also nicht unerheblich niederer; der Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt der von uns angewandten Säure wurde bei —8,5°C. gefunden; dagegen giebt Linnemann den Schmelzpunkt seiner Säure zu — 2° bis + 2°C., den Erstarrungspunkt fand er erst bei — 19 C.; Zander findet den Schmelzpunkt bei — 4,5° bis — 2°C. Das genaue Zusammenfallen von Erstarrungspunkt und Schmelzpunkt und die Einheitlichkeit des letzteren sprechen für die Reinheit unseres Präparates. Auch nach Behandlung mit P2 Os wurde der Schmelzpunkt unverändert bei — 8,5° C. gefunden. 1) Liebig Annal. Bd. 160, 1871, pag. 228. ?) Ebenda. Bd. 224, 1884, pag. 63. — 105 — Die Temperaturen im Tensionsapparat wurden mit den Thermometern N. Th. 1386 und N. Th. 817 gemessen. Die Hôhe der Buttersäure im Barometer betrug _ 14 mm., was einem Quecksilberdruck von 1 mm. entspricht. Die Luftkorrektur betrug 0,8 mm. für das kleine Volumen. | Die Prüfung der Glasteilung ergab wiederum Ueber- einstimmung, es war also keine Korrektur anzubringen. Bei allen Beobachtungen hatte das Tensionsbarometer bis 670 mm. die Temperatur von 5A. Die Reduction auf 0°C. geschah wie früher ;!) ebenso ist die Bedeutung der Colonnen in der folgenden Tabelle 35 die frühere,?) in der wiederum die Originalbeobachtungen ohne jede Korrektur gegeben werden. 5 à 1) Vergl. pag. 680. 2?) Vergl. ebenda. Ts Te. | Ba.o. |Ba. u 68 BC: mm. mm 16,5 | 16,0 | 754,8] 2,0 16,0 | 15,5 | 753,9| 2,0 21.0: | 21;0.1183,9 2,0 24,5 | 24,5 |753,8| 2,0 26,5 | 26,5 |754,1| 2,0 49.0 743,0. 177493: 2% 52,0 | 52,0 1748,4 |. 2,9: 49,0 | 49,0 | 749,1| 2,8 - 46,0 | 46,0 | 747,0| 3,0 38,0 | 38,0 | 745,5 | 3,4 42,0 | 42,0 | 744,6 | 3,4 46,0 46,0 | 742,5 | 3,6 55.02] 25,0-12.139.21.93,9 60,0 | 60,0 | 737,2| 4,1 60,0 | 60,0 | 738,1] 4,0 61-53.1..61,0: 17758,9. 28,9 64:0..1.:63,8..:.79052 | 4,1 64,0 |-63,0 | 737,0| 41 69,5 | 69,5 |733,5| 4,5 61,0 | 61,0 | 738,4| 3,9 57,0 | 57,0 | 740,9| 3,8 70:9: | 70,0. | 736,2 | -4,7 12,0 79/0 113481: 4.9 75,0 75,0 731,3 5,1 40,0 | 40,0 | 747,3 3,D 919 |.81,9. 1, (44,91, 08,5 35,0 | 35,0 | 748,0 3,8 34,0 | 34,0 | 748,1| 3,5 33,0 |. 33,0 | 748,2] 3, 32,0 32,0 | 748,5! 3,4 29,0 29,0 | 749,1| 3,4 271,8 27,5 | 749,6 3,9 76,0: (se oe Sea) 10171, 125.51 6,2 Tabelle 35. Normal - Buttersäure. . Temp. ud, 15,3 14,8 194 23,2 47,1 50,7 48,2 44,6 35,5 40,3 44,7 54,8 59,6 58,4 60,8 63,5 62,8 68,2 61,2 56,4 69,0 71,0 74,0 39,0 36,8 34,1 Soi 32,3 31,0 28,6 26,5 74,8 77,0 lue | B.K TK E red. mm 0C. mm. 754,1 | 17,5 | 752,0 753,2| 15 |751,4 753,4). 17,5 | 751,3 753,6| 18 |751,4 153,8 | 16,5 | 751,8 152,01 18 | 749,8 751,9) 17 |749,8 753,018. 1498 148,8| 17,5 | 748,8 745,0) 17 | 743,0 745,0| 18 |742,8 TAB 178 Al 743,3| 17,5 | 741,2 74331 17.5 | 141,2 TASTE LT ALT, 745,6 | 15 | 743,8 745,8| 15,5 | 744,0 145,3) 16 743,4 745,4|.17., 48 4 545-6170 19486 Hate ct 7185417 147405 748,5| 18 |746,8 148,3 | 19,5 | 746,0 147,518 : | 445,1 147.8 18,5. MAS 747,8 | 18,5 | 745,1 747.3 18. 7431 GAS US A 745.1 747,4| 18,5 | 745,2 747,9! 19 | 745,6 148,8| 20 |745,9 146,5 | 18,5 | 744,3 20,5. | 742,6 10,8 10,2 11,6 13,4 13,0 17,1 {Le 9,2 10,8 19,4 22,6. 4,0 3,8 Sa 8.1 2,9 2,7 2,5 2,3. 23,6 26,3 < LE EN, + PRET ES RS TS EL ST a fe METRE nn — 107 — Tabelle 35 (Fortsetzung). re | Te. | Ba. o. | Ba. u. ei KARTSR, = = Druck red. | red. 16,5 | 76,0 | 726,7| 6.0.1 75,8 ‘744,9 21,5 | 40,3 717,6|| 24,7 13,0 | 73,5 | 730,5| 5,7 || 72,3 1 745,0 | 22 742,4| 721,5 || 20,9 55,0 | 55,0 | 741,5| 4,4 || 54,5 || 744,9 | 18 742,71 734,3 || 8,4 19,0 18,5 | 746,0] 4,0 || 17,8 | 743,2| 17 741,2| 739,4|| 1,8 74,5 | 75,0 |732,1| 6,0 || 73,4 |747,3| 20 | 744,9 123,0 21,9 80,0 | 80,5 |728,2| 6,5 || 78,4 | 748,8| 21,5 | 746,2| 718,2 || 28,0 84,0 | 83,5 | 722,0 | 7,0 || 82,7 ||749,4| 21 | 746,9| 711,8|| 35,1 85,0 | 84,5 | 720,6| 7,3 || 84,2 | 750,5 | 21,5 | 747,9 | 710,0 || 37,9 70,0 | 69,5 |740,3| 5,9 || 69,5 ||751,8| 16 < | 749,9 | 731,7 || 18,2 79,5 | 80,0 | 732,5! 6,7 || 77,6 ||751,8| 18 | 749,6 | 712,8 | 26,8 83,0 | 83,5 | 726,8| 7,2 || 81,7 |751,5| 20 |749,1| 716,5 || 32,6 83,5 | 84,0 | 726,0| 7,3 || 82,2 | 751,8| 20 | 748,9 | 715,6 || 33,3 86,0 | 85,5 |721,0| 7,9 || 85,0 751,1] 20 |748,7| 710,0 | 38,7 88,0 | 87,0 |718,0| 8,3 || 86,7 || 751,8| 18,5 | 749,6 | 706,8 | 42,8 86,0 | 85,5 | 721,2| 8,2 || 85,2 ||751,4| 17 |749,3 | 710,3 || 89,0 87,0 | 86,5 | 719,9| 8,3 || 86,0 ||751,4| 18 | 749,2 | 708,7 || 40,5 86,0 | 87,0 | 719,1| 9,5 || 86,2 || 751,4 | 20, | 749,0 | 707,5 || 41,5 71,0 | 71,0 |739,8| 6,6 | 70,1 |751,4| 20 | 749,0 | 780,0 | 19,0 53,0 | 53,0 | 749,7| 5,6 || 52,5 ||751,4| 20 | 749,0 | 741,1|| 7,9 48,5 | 485 |751,2| 5,4 || 47,8 | 751,2| 19 |748,9|742,9| 6,0 39,0. | 39,0 | 753,6| 5,1 || 38,0 || 752,0| 18 |749,8| 745,8|| 4,0 43,0 | 43,0 | 747,9| 6,3 || 41,8 || 745,8) 18 |743,6| 738,9|| 4,7 41,0 | 41,0 | 748,1| 6,3 || 40,5 ||745,7| 18 | 743,5|739,1|| 4,4 87,0 137,0 | 7483| 6,2 || 36,2 | 745,2 | 18 | 743,0| 7395| 3,5 34,5 | 345 | 748,3| 6,2 || 33,8 || 745,0| 18 |742,8| 739,5|| 3,3 31,0 | 31,0 | 748,4| 6,2 || 30,2 | 744,7! 19 |742,41739,6| 2,8 93,0 1)| 92,5 | 742,5 | 55,6 || 92,0 || 740,2| 18 | 738,0 | 683,6 || 54,4 93,0 . | 92,5 | 742,0 | 55,6 || 92,2 || 740,0 | 17,5 | 737,9 | 683,1|| 54,8 91,5 | 91,5 | 744,9 /55,1 || 90,8 | 739,9 | 19 | 737,6 | 686,4|| 51,2 93,0 | 92,5 | 739,61 55,8 || 92,4 738,3! 21 |735,8 | 680,2! 55,6 90,5 | 89,5 | 746,0 | 55,0 || 89,4 | 738,2] 21,5 | 735,6 | 687,3 || 48,3 89,0 | 88,5 | 748,0] 54,8 || 88,5 || 738,3] 22 |735,7| 689,6 || 46,1 85,5 | 85,0 | 754,3 | 54,3 || 85,0 738,3] 22 |735,7| 696,2|| 39,5 84,0 | 84,0 | 756,8 | 54,0 | 83,4 138,2 | 22 135,6 | 699,1 36,5 1) Von dieser Beobachtung an ist in der verkürzten Barometer- kammer gemessen worden. en Ar NER 7 ee ih À ri Ru 1 ‘ # Er 5 2 q { — 108 — Tabelle 35 (Fortsetzung). Ti. | Te. |Ba.o.|Ba. u. Temp. BK. [TK B.K.| Ba | Druck red. | red. 83,0 | 83,0 | 758.2| 53,9 | 82.4 |7381| 22 | 735,5 | 700,61) 34,9 82,0 | 82,0 |759,4| 53,8 || 81,7 ||738,3| 22 | 735,7 | 701,9!\ 33,8 78,0 | 78,0 |764,9| 53,0 | 77,6 ||rss4| 22 | 735,8 | 7os,2|| 27,6 16,5 | 16,5 | 785,2| 51,6 || 15,6 || 735,7! 15 Ù|7339|%317) 22 145 | 15,0 | 785,5 | 51,6 || 15,7 | 735,7| 15 |7339|7320| 19 Die folgende Tabelle 36 bringt die Beobachtungen noch einmal. Dieselben sind nach der Grösse der Ten- sion geordnet und ist bei denselben der Luftkorrektur wie dem Gewicht der Buttersäure Rechnung getragen worden. Tabelle 36. Normal- Buttersäure. Druck |Temp. Druck | Temp. Druck Temp. Druck | Temp. Druck | Temp. mm. 0C. mm CO, mm. 10, mm. (C. mm. (€, 051 1°19,% || 2,3 12841) 0,6 50,7.118.02,701 331,884 0,3. 15,92, 2.5 2235,53. 6,9% 52,5 IS AN ET ON) SEINS 0,4 | 148,2) 86,2 ||.74 54.5. 19,9 1723 1184708384 0,4.1 19,0. 2,8 | 36,8 || 56. 54,8 120,97) 75,4 186.0 1848 0,7 | 19,1 | 3,0 | 38,0 | 8,2 | 56,4 || 21,6 | 74,0 || 37,7 | 85,0 0,8 | 181 3,0 | 39,0:|| 9,2 1,584 || 22,6 | 74,8 || 38,0 85.2 1,0 | 23,2 | 3,3 | 40,3 | 9,8 | 59,6 | 23,7 | 75,8 || 39,5 | 86,0 1,0 | 25,7 | 3,4 | 40,5 |\10,6 | 60,8 || 25,3 | 77,0 || 40,5 | 862 1,3.|.26,5 13,7 41,8 10,8 |.61.2 25,8 1:70.60 | 41.8 oo 1,5 | 28,6 || 4,4 | 44,6 ||12,0 | 62,8 || 25,8 | 77,6 || 44,3 | 88,5 1,8 | 30,2 | 44 | 44,7 112,4 | 63,5 || 27,0 | 78,4 || 46,5 | 89,4 1,7 | 31,0 | 5,0 | 47,7 112,7 | 63,6 || 31,6 | 81,7 || 49,4 | 90,8 1,9 | 32,3 | 5,0 | 47,8 | 16,1 | 68,2 || 32,0 81,7 || 52,6 | 92,0 2,1 | 33,1 || 5,2 | 48,2 |16,8 | 69,0 || 32,3 | 82,2 || 53,0 | 92,2 2,9: |.33,8 1462169 53,8 | 92,4 Aus diesen in der vorstehenden Tabelle mitgeteil- ten Zahlen wurde die Kurve in Tafel A konstruirt, und nach Einführung der Thermometerkorrektur aus derselben die nachstehenden Werte abgelesen. — 109 — Tabelle 37. Dampfspannkraft der Normal-Buttersäure nach mm, geordnet. EEE Er EEE Eh Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. | Temp. Hmm 29,400, 19 mm} 71,4°C. 31 mm) 84,6°C. 1 23,1 20 72,4 | 38 85,2 2 32,1 21 73,4 39 85,1 3 38,0 22 74,3 40 86,2 4 43,1 23 75,1 41 86,7 5 47,3 24 76,0 42 87,2 6 50,6 25 76,8 43 87,7 7 53,9 26 77,6 44 88,2 8 55,9 27 78,4 45 88,7 9 57,9 : +28 79,1 46 89,2 10 99,1 29 79,8 47 89,6 A | 61,5 30 80,4 48 90,1 12 62,8 31 81,1 49 90,5 15 64,2 32 81,7 50 90,9 14 65,6 33 82,3 51 91,3 15 66,9 34 82,9 52 91,8 16 68,0 35 83,5 53 92,2 17 69,2 36 84,1 54 92,5 18 70,3 55 92,9 Sn D sé BA Ba Tabelle 38. Kochpunkte der Normal - Buttersäure nach Temp. 13°C. 14 15 16 17 Druck. 0,1 mm! 0,2 0,3 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 2 1,3 1,4 1,6 1,7 1,8 2,0 2,1 2,3 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 °C. geordnet. Temp. 400 C. 41 42 45 44 45 46 47 48 49 50 D1 52 53 DA 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 Druck. 3,4 mm 3,5 3,8 4,0 4,2 44 4,6 4,9 5,2 5,5 5,8 6,1 6,4 6,8 Temp. 6 Druck. 15,1 mm 15,9 16,8 17,7 18,6 . 19,5 20,6 21,6 22,8 24,0 25,2 26,5 27,8 29,3 30,8 32,4 34,0 35,8 37,6 39,5 41,5 43,5 45,6 47,8 50,1 52,6 55,3 Kahlbaum und Schröter. Isovaleriansäure. Die letzte der noch in Betracht zu ziehenden Säuren war die Isovaleriansäure aus Amylalkohol, die trotz ihrer Heterogenität nach Hrn. Landolt’s Beispiel gewählt wer- den musste. Auch diese wurde aus einer grössern Menge Säure fraktionirt, die zwischen 174,1°C. und 175,82 C. überging. Die Temperatur wurde mit N. Th. 1396 ge- messen, und betrug die Thermometerkorrektur —0,2° C.; gefunden wurde der Sdp. 175,1 bei 751 mm. und 15° O., das gibt korrigirt und auf 760 mm. und 0° C. bezogen als Sdp. der angewandten Säure 175,3. Nach den An- gaben von Perkin!) ist der Sdp. derselben 175,5 bis 176,5. Der Schmp. wurde zu —36° C. bestimmt und fiel mit dem Erstarrungspunkt zusammen. Die Temperaturen im Tensionsapparat wurden mit N. Th. 1886 und Th. K. 6 gemessen. Den nötigen Kor- rekturen ist wiederum in den Spannkraftstabellen Rech- nung getragen worden. Die Höhe der Isovaleriansäuresäule auf dem Baro- meter betrug 13 mm., was einem Druck von 0,9 mm. Quecksilber entsprach. Die Luftkorrektur war in diesem Falle aussergewöhnlich gross, sie betrug 2,6 mm. . Auch in diesem Falle ergab ein Vergleich voll- kommene Uebereinstimmung der Glasskala mit der Kathe- tometerskala, es war also hiefür keine Korrektur anzu- bringen. Bei allen Beobachtungen hatte das Tensions- barometer bis 640 mm. die Temperatur von B. A. Die Reduktion auf 0°C. wurde wie früher ausgeführt ?), ebenso bleibt die Bedeutung der Kolonnen in der folgenden Ta- belle 39 dieselbe”), in der wiederum die Originalbeob- achtungen ohne jede Korrektur gegeben werden. 1) Perkin, London. Chem. Soc. Journal. Bd. 45, 1884, pag. 488. 2) Vergl. pag. 680. LA PR RE TA ES OU LAURE " DEE IR SEM Tabelle 39. Isovaleriansäure, Ti | Ta |Ba.o.|Ba.u. Temp. mx r a Be Fes Druck red. | red. (C2 1C. mm. mm. ıC. mm. (C: mm. mm. mm. 14,5 | 14,8 | 848,4) 109,9| 14,1 |736,9| 16 |735,0|731,5| 3,5 13,4 | 13,3 | 843,5 110,2| 13,0 | 736,9| 16 |735,0| 731,3|| 3,7 15,9 | 15,6 | 846,2 109,9) 15,4 ||739,9| 18 | 737,7 7341) 3,6 90,5 | 90,4 | 818,3 | 113,2|) 90,1 | 739,9| 18 | 737,7. 700,6|| 37,1 91,4 | 91,3 |817,0|113,3| 91,1 ||739,9| 18 | 737,7 | 699,2|| 38,5 92,2 | 92,0 | 815,5 | 113,4!| 91,9 | 739,9| 18 | 737,7.| 697,7|\ 40,0 93,0 | 92,8 | 814,8 113,4) 92,4 | 740,0) 18 |737,8| 697,0|| 40,8 93,5 | 93,4 | 813,2 | 113,6 | 93,3 | 740,0| 18 |737,8| 695,2|| 42,6 94,3 | 94,2 | 812,2 113,87 93,9 | 740,1| 19 |737,8| 693,9|| 43,9 95,9 | 95,2 . 810,4 | 114,0) 95,0 | 740,1! 19 |737,8 | 691,9] 45,9 66.0 | 65,9 | 5404 110,5 | 65,7 |7401| 16 |738,2 |725,8|| 12,4 87,4 | 87,1 | 822,7 | 112,6| 87,0 |740,3| 19 | 738,0 705,7|| 32,8 86,5 | 86,2 | 824,0 112,8| 86,0 | 739,8| 19 | 737,5 | 706,8 || 30,7 88,6 | 88,2 821.0| 112,9 88,1 11739,8| 19 | 737,5 | 703,6|| 33,9 89,5 | 89,3 | 819,4) 113,0|| 89,1 || 739,8| 19 | 737,5 | 701,9|| 35,6 67,4 | 67,3 | 836,1 | 111,1| 67,2 ||736,4| 20 | 734,0 720,8) 13,2 66,3 | 66,2 | 886,5 | 111,0| 66,1 ||736,4| 20 | 734,0 | 721,4]! 12.6. 65,6 | 65,5 | 837,5 111,0|| 65,2 ||786,9| 21 |734,4| 722,38|| 12.1 57,0 | 56,7 | 841,3 | 110,6|| 56,7 |737,9| 22 | 35,3 | 726,7|| 8,6 50,0 | 49,7 | 850,5 109,6 || 49,4 | 746,4| 19 | 744,1|737,4|| 6,7 64,6 | 64,3 | 850,1) 109,7|| 64,1 |750,3| 19 | 748,0 | 736,4!| 11,6 40,5 | 40,4 | 856,5 | 109,0| 40,3 |751,0| 17 |748,9|744,2|| 4,7 43,4 | 43,2 | 846,0 | 110,0| 43,0 | 740,3| 16 |738,4| 733,01 5,4 45,5 | 45,3 | 845,6 110,0| 45,0 | 739,8| 15 | 788,0) 732,5! 5,5 45,9 | 45,7 | 844,7 | 110,2|| 45,6 | 739,8| 20 | 736,9 |731,1|| 5,8 50,8 | 50,6 | 843,2| 110,3|| 50,5 |788,5| 18 |736,3| 729,4|| 6,9 46,2 | 46,0 | 842,8| 110,4| 45,9 | 737,8| 20 | 734,9 | 729,0|| 5,9 45,8 | 45,7 | 842,9 | 110,3|| 45,5 |737,2| 16 |735,3|729,6|) 5,7 42,9 | 42,7 |843,0| 110,4|| 42,6 786,8] 18 |734,6|729.4|| 5,2 42,3 | 42,2 840,5 | 110,3|| 42,1 \737,5| 18 |735,3|730,2|| 5,1 52,7 | 52,6 | 841,6| 110,5 | 52,5 |737,2| 18 | 735,0 |797,6|\ 7,4 54,8 | 54,1 | 841,3) 110,5|| 54,0 |737,2| 18 |7550 7273| 7,7 65,3 | 65,1 ue 64,9 | 741,8| 18 | 739,6 | 727,6|| 12,0 ne UT PT Le SAT EN STE UE we — 713 — Tabelle 39 (Fortsetzung). °C 67,4 68,8 72,3 61,5 62,8 60,0 58,9 76,4 76,9 718,7 57,3 71,6 79,8 80,9 81,8 83,1 84,0 85,3 75,2 38,0 36,3 34,4 30,7 27,6 24,6 20,8 18,3 17% 17,5 ıC, 67,2 68,5 12,0 61,2 62,6 59,7 58,7 76,1 17,2 78,4 57,1 71,3 79,4 80,7 sb Ta Be 0. | 81,6 82,9 83,6 85,0 75,1 37,9 36,1 34,1 30,5 27,4 24,5 20,7 18,2 17,5 17,3 mm. 841,6 846,3 844,1 845,3 841,9 842,2 842,5 844,9 843,7 842,5 855,6 843,6 838,1 836,8 835,8 834,5 833,5 832,0 841,8 853,0 853,0 853,0 853,1 853,2 853,2 853,2 851,8 851,9 852,0 Ba. u. mm 110,5 110,1 110,3 110,1 110,5 110,5. 110,4 110,2 110,4 110,5 109,1 110,3 111,0 111,2 111,3 111,4 111,6 111,7 110,6 109,3 109,3 109,2 109,2 109,2 109,2 109,2 109,3 109,3 109,3 Temp. 00. 66,9 71:7 61,1 62,4 59,5 58,5 57,0 71,2 79,2 80,5 81,5 83,8 85,1 74,8 37,8 36,0 34,1 30,4 27,2 24,4 20,5 18,1 17,6 17,3 68,4 | 75,9 | 77,0 78,4 | 32 B.K. | ER, mm. 'C. 7422| 17 748,3) 19 748,0| 19 743,7| 16 740,1| 17 1189,6| 17 |739.8| 18 1314912216 751,5| 16 7515| 16 FES ANT 17 1747,5| 22 747,6| 21 747,6\ 21 747,6| 21 547,6| 21 747,5| 20 747,5| 20 747,7| 20 747,7| 20 747,6| 19 747,6| 19 141,5| 18 747.5 | 18 747,5| 18 747,5| 18 746,0| 17 746,0| 17 746,0 | 17 BK. red. mm. 140,2 746,0 745,7 741,8 738,1 737,6 737,6 749,6 149,6 749,6 751,3 744,8 745,1 745,1 745,1 745,1 745,1 745,1 145,3 745,3 745,3 145,3 745,3 745,3 745,3 745,3 744,0 744,0 744,0 Ba. red. mm. 727,2 132,1 729,6 731,6 727,5 728,0 128,4 130,5 729,1 127,8 742,6 128,8 122,4 721,0 719,9 718,4 717,1 715,5 126,8 740,5 740,6 740,8 741,1 741,3 741,5 741,6 740,3 740,4 740,5 ei 114 ee Die folgende Tabelle 40 ue die beobachteten Zahlen noch einmal; dieselben sind wiederum nach der Grösse der Tension geordnet und ist bei denselben der Luftkorrektur sowie dem Gewicht der Hlünsigkeitssäule Rechnung getragen worden. Tabelle 40. Isovaleriansäure. Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. | Temp. 0,0 mm | 14,10C.| 3,2 mm| 49,40 C.| 15,6 mm | 75,90 0. 0,0 175 3,4 50,5 140 RN) 0,1 15,4 8,9 - 52,5 18,3 78,4 0,1 17,6 4,2 54,0 19,2 79,2 0,2 13,0 5,1 56,7 20,6 80,5 0,2 18,1 5,2 57,0 21% 81,5 0,2 20,5 5,7 58,5 23.2 82,7 0,3 24,4 6,1 59,5 24,5 83,8 0,5 2743 6,7 GEL 26" 85,1 0,7 30,4 Ze! 62,4 Da 786,0 1,0 34,1 8,1 64,100 | "288 87,0 1,2 36.0.0. 85 649% PS0 88,1 1,3 37,8 8:07 I 65,2 32,1 89,1 1,2 40,3 | 8,9 65,7 33,6 90,1 1,6 42,1 9,1 66,1 35,0 91,1 1,7 42,6 9,5 66,9 36,5 91,9 1,9 43,0 9,7 67,2 37,3 92,4 2,0 45,0 10,4 68,4 || 39,1 93,3 2.8 45,6 12,5 7159 4020070859 22 45,5 12,6 71,7 42,4 95,0 247,1, 45,00 15,0 74,8 u wi Te et RE, ir a Far hi ae iin ae a 7 = A É RÉ SRE ge > re Ko — 715 — Aus diesen in der vorstehenden Tabelle mitgeteil- ten Zahlen wurde die Kurve in Tafel B konstruirt und nach Einführung der Thermometerkorrektur aus derselben die untenstehenden Werte abgelesen. Tabelle 41. Dampfspannkraft der Isovaleriansäure nach mm. geordnet. Druck | Temp.| Druck| Temp.|| Druck | Temp.| Druck, Temp.||Druck | Temp. mm. °C. mm. 'C. mm. ıC. mm. °C, mm. (102 0,5 | 24,9 6 1591| 16 | 75,9 | 26 | 85,1 || 36. | 91,8 1 83.1 FE 61 IE 10740 2111858 31119028 1,5 40,0 8:1"693,9 182.780 28 | 86,5 381-| 1029 2 43,7 9 | 66,0 19,790 29/1672 39.2) 984 23.2405 67,8 20 | 80,0 30 | 87,9 402050 3 48,9 11 ,.694.|°27.| 80,9 31 | 88,6 41 | 94,4 Boot 12 | 708 | 22 | 81.6. 32. 89,3. 4277949 4 53,1 1327062 23: | 82,1 331 |:90:0 43 | 95,4 4,5 54,8 a) 24 | 83,5 || 34 | 90,6 ANA 5 56,3 Lo 25 | 84,3 SN Re 45 | 96,4 pi © — 716 — Tabelle 42. Kochpunkte der Isovaleriansäure nach 0€. geordnet. | | | 15°C. O,1mm|) 5800| 5,6mm) 7700.| 17,0 mm Temp. | Druck. || Temp. | Druck. | Temp. | Druck. 20 0,1 . 59 6,0 78 18,0 25 0,3 60 |. 6,4 79 19,0 30 0,5 61 6,8 80 20,1 35 1,0 62 1,2 SE: 001,9. 40 1,5 63 71,6 82 22,3 45 2,2 64 8,0 83 23,4 46 2,4 65 8,5 84 24,6 47 2,6 66 9,0 85 25,9 48 2,8 67 9,5 86 27,8 49 3,0 68 10,1. 87 28,6 50 3,3 69 10,7 88 30,0 51 3,5 70 11,4 89 31,6 52 3,7 71 12,1 90 33,2 53 4,0 12 12,8 91 34,7 54 23 le 13,6 92 36,4 55 4,6 74 14,4 98.380 56 4,9 75 15,2 94 40,0 57 5,2 76 16,1 95 42,0 Kahlbaum und Schröter. Vergleichen wir nun die mittelst der statischen Me- thode erhaltenen Zahlen mit den von Herrn Landolt seiner Zeit erhaltenen und mit den früher von uns veröffent- lichten, durch wechel letztern die uns beschäftigende Frage in neuen Fluss geraten war, so werden wir aus dem Vergleich die Antwort ablesen können. Dazu soll die folgende Tabelle 43 die Gelegenheit bieten. In der- selben haben wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen, nach den Drucken geordnet, zusammengestellt. — T1 — Die erste Kolonne unter L bringt die durch Herrn Landolt festgestellten Werte, die Kolonne Kı zeigt die früher von uns veröffentlichten, mittelst der dynamischen Methode gewonnenen, K2 die eben von uns mitgeteilten Zahlen, die wie diejenigen des Herrn Landolt aus stati- schen Bestimmungen abgeleitet sind. Tabelle 43. Spannkräfte der fetten Säuren C1 C3 Cu Iso ©. Statisch (L. u. Ko.) und dynamisch (K:.) gemessen. Ameisensäure Propionsäure 25 15,7 | 92,0 | 142 3 46,5 | 59,0 | 56,7 30 192 | -237-| 17,8 ||: 30 51,0 | 62,8 | 60,0 35 22,1 | 25,6 | 20,8 | 35 55,0 | 65,7 | 62,8 40 247 | 27,8 | 235 || 40 58,3 | 68,0 | 65,3 45 | 9279 | 997 | 959 | 45 61,4 | 70,0 | 67,6 50 293 | 30,7 | 28,1 50 64,2 | 71,6 | 69,6 760 | 100,5 | 100,6 | 101,0 | 760 | 139,6 | 139,4 | 140,7 Druck. BR a Ke. | Druck. | L. | Kı. | Ke. mm. °C. C ae mm. ‘C. 'C. "©. 5 Ha 32,5 10 5 24,1 42,0 15 44 | 15 | 34,1 48,2 D 16 199 | 97 | 20 | 411 554 | 52,9 Se Tabelle 43 (Fortsetzung). Buttersäure Isovaleriansäure _ Druck. | L. | Kı. | K2 | Druck. | Hi. | Ki. | Ra. mm. °C. (C: en mm. °C. C. °C. 5 47,3 5 56,3 10 28,9-| 63,6 | 59,7 10 327. 8 07:86 15 40,8 | 68,7 | 66,9 15 416,8). 85 7A 20 49,3 | 73,0 | 72,4 20 56,0 | 83,7 | 80,0 25 55,8 | 76,9 | 76,8 25 63,2 | 88,4 | 84,3 30 61,3 | 80,5.| 804 30 69,1 | 91,6 | 87,9 35 66,5 | 83,2 | 83,5 35 73,9: 94,6 |. 919 40 70,0 | 85,9 | 86,2 | 40 58,2. 1 :97:0.| .93,9 45 13.5 | 878 | 887 45 82,0 | 99,8 | 96,4 50 76,7 | 90,3 | 90,9 50 85,9 | 100,7 760 | 162,8 | 161,5 | 163.7. |: 760 | 175.6 | 737 353 Die Lehre, die wir aus der vorstehenden Tabelle ziehen müssen, ist die: die statische und die dyna- mische Methode der Dampfspannkraftsmessung geben übereinstimmende Resultate. Die grossen von uns festgestellten Differenzen von 40 und mehr Grad, die wir in der Tabelle 2 noch ein- mal vorgeführt haben, schrumpfen zu nur kleinen Werten zusammen, die ihre Erklärung finden in dem verschieden- artigen Material, das zur Beobachtung benutzt wurde, Die Erklärung der Differenz selbst ist also darin zu suchen, dass die von Herrn Landolt beobach- teten Zahlen unrichtige waren, nur die von uns früher gegebenen Zahlen für Ameisen- säure waren in der Tat, wir wiederholen es, mit schweren Fehlern behaftet. Ueber den Wert unserer neuen Beobachtungen wollen wir später, wenn wir alle beobachteten Zahlen im Zusammenhange SEE Ye betrachten, uns aussprechen; hier sei es zunächst ver- sucht, eine Erklärung für die früher beobachteten, so grossen und in ihrem Gange so durchaus regelmässigen Differenzen zu geben, ein Versuch, der bisher im Ernste doch noch von keiner Seite gemacht ist. Die Herren Ramsay & Young!) haben angenommen, dass die Differenzen sich aus „einer ziemlichen Quantität _ Luft, die die Landolt’schen Barometer enthalten haben müssen“, erklären lassen, und auch Herr Schmidt?) schliesst sich dieser Erklärungsweise an. Dabei haben aber die Herren erstens den regelmässigen Gang, nach dem die Differenzen für die gleichen Temperaturen mit dem Molekulargewicht der Säure wachsen, übersehen, was zwar bequem, aber doch nicht einwurfsfrei ist; denn bei Inbetrachtziehen dieses Umstandes führt die gegebene Erklärungsweise zu der spasshaften Annahme, dass mit dem Kohlenstoffgehalt die Masse der in der Vakuumkam- mer enthaltenen Luft zufällig auch immer gewachsen sein müsse. Zweitens spricht gegen diese Annahme die Ueber- einstimmung der Beobachtungen Landolt’s mit denen Konowalow’s für Ameisensäure und denjenigen Regnault’s für Wasser; denn die Annahme: „in diesen Fällen müssen die Barometer zufälligerweise luftfrei gewesen sein,“ ?) die Herr Schmidt macht, darf doch wohl nicht seriös ge- nommen werden. Ohne auf die Frage direct einzugehen, kommt Herr Tammann in seiner Arbeit: „Ueber den Einfluss geringer Beimengungen auf die Dampfspannungen von Flüssig- keiten“, der Erklärung nahe; denn in der Tat haben wir aus solchen die Erscheinung zu erklären, nur muss es eine ganz bestimmte Beimengung sein. 1) Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber. Bd. 19. 1886, pag. 2110. ?) Zeitschrift f. physikal. Chem. Bd. 7, 1891, pag. 437. — 720 — Den rechten Schlüssel aber zu der offenbar sehr auffallenden Regelmässigkeit in dem Wachstum der Differenzen und damit die Erklärung des ganzen Phänomens finden wir in der Beobachtung des Herrn Konowalow, dass die Tensionen der fetten Säuren in verschiedenem Masse durch den Gehalt an Wasser be- einflusst werden und das in folgender Weise. Bei gleichem Wassergehalt werden die Tensionen der höheren Fettsäuren stärker erhöht, als die der nie- deren, und ausserdem wächst für jede Säure die Tension mit der Temperatur. Aus diesem doppelten Einfluss resultirt eine Bewegung, die sich genau mit derjenigen der von uns beobachteten Differenzen deckt: bei glei- chen Drucken sowohl als bei gleichen Tem- peraturen müssen die Differenzen mit dem Kohlenstoffgehalt wachsen, wenn die Säuren etwa in gleichem Masse feucht sind. Ist eine geringe Menge einer Säure in der Vakuum- kammer eines Barometers eingeschlossen, und enthält diese Säure etwas Feuchtigkeit, so wird zwar während des ganzen Verlaufes an diesem Verhältnis nichts ge- ändert, der Einfluss aber der gleichen geringen Menge Feuchtigkeit wird bei der Aenderung des Lumens der Barometerkammer, wie sie durch die Aenderuns der Tension der Säure bedingt ist, sehr wesentlich geändert werden können, und zwar so, dass bei niederen Drucken, d.h. also bei geringer Ausdehnung der Kammer, der- selbe mehr zur Geltung kommen muss; es wird demnach der Einfluss der Feuchtigkeit auch in diesem Sinne ein Verhalten zeigen, das genau demjenigen der von uns beobachteten Differenzen entspricht. Dass der Einfluss der gleichen Menge Feuchtigkeit auf die Tension der Säuren mit der Molekulargrösse wächst, hat Geltung für die Säuren von der Essigsäure at an aufwärts. Anders bei der Ameisensäure. Hier wird . im Gegenteil durch einen geringeren Gehalt an Feuchtig- keit die Tension vermindert. Da nun die Barometer des Herrn Landolt zweifellos _ nicht absolut luftfrei waren, so wird die in der Vakuum- kammer enthaltene Luft wie bei allen, so auch bei der Ameisensäure, die Tension in geringem Masse erhöht haben; der Wassergehalt der Säuren dagegen erniedrigte sie, und es resultirte alsdann eine Tension, die der wahren ungefähr gleich kam. Diese Unschädlichkeit oder gar Nützlichkeit eines seringen Feuchtigkeitgehaltes der Ameisensäure erklärt es auch, warum bei Konowalow’s!) Beobachtungen über die Tension von Säuregemischen, die von diesem erhal- tenen Zahlen mit denjenigen Landolt’s stimmten, und ebenso, warum bei den Versuchen von Emden?) über die Tension der Salzlösungen verhältnissmässig leicht eine Uebereinstimmung mit den Zahlen Regnault’s für das Wasser erzielt wurde; nieht die in den Barometern eingeschlossene Luft ist es, die zu schweren Fehlern bei der Bestimmung der Tensionen Anlass gibt, vielmehr ist es die Unmöglichkeit, gewisse Stoffe vor jeder Wasser- aufnahme zu schützen. Die Annahme, dass der Grund der Differenzen, wie auch ihre regelmässigen Bewegungen, in der Anwendung nicht absolut trockener Säuren seitens des Herrn Landolt zu suchen sei, wird also durch die Tatsachen vollauf be- stätigt und erklärt auch die dem Herrn Schmidt so „räthselhafte * Uebereinstimmung der Tensionszahlen Landolt’s für Wasser mit denen von Magnus & Regnault, da Feuchtigkeit das Wasser ja nicht verunreinigt; aller- 1) Wiedemann Annal. Bd. 14, 1881, pag. 34. ?) Wiedemann Annal. Bd. 31, 1887, pag. 148. 46 eo dings konnte Herr Schmidt, da wir den wahren Grund dieser Erscheinung ihm noch nicht mitgeteilt hatten, denselben auch nicht entdecken. Die Zahlen haben erwiesen, dass in der Tat beide Methoden übereinstimmende Resultate ergeben, und doch sind, und das nicht von uns allein, für die Divergenz beider Methoden schwerwiegende theoretische Gründe ins Feld geführt worden; wir sagten das eine Mal, bei der statischen Methode wäre für die an der Oberfläche befindlichen Molekeln nur eine Partialkohäsion zu lösen, das andere Mal, bei der dynamischen Methode müsse für die Molekeln im Innern der Flüssigkeit die Gesammt- kohäsion gelöst werden, und dieser Unterschied müsse sich in den Resultaten beider Methoden geltend machen. Gegen diese Auffassung dürfte ein begründeter Ein- wurf wohl kaum gemacht werden können, und doch wider- sprechen die Tatsachen diesen Anschauungen. Wie ist das zu erklären ? Grove!) gelangt zu dem Schluss, dat noch niemand habe reines Wasser sieden sehen. Tomlinson 2) hat diesen Schluss einen ,erschreckenden“ genannt; wir haben uns dieser Ansicht früher?) angeschlossen. Und doch ist Grove im Recht, wenn man unter Sieden ein Kochen aus dem Inneren der Flüssigkeit heraus, mit dem Auftreten von Dampfblasen, versteht. Um das Siedephänomen zu erzeugen, müssen die ‚kleinsten Teilchen, die Molekeln der Flüssigkeit, soviel an lebendiger Kraft gewinnen, dass sie sich aus der Anziehungskraft ihrer Nachbarmolekeln befreien kön- nen; ein solches Befreien ist aber nur an einer Ober- = ') London, Chem. Soc. Journal. Ser. 2 Bd. 1, 1863, pag. 265. 2?) Phil. Mag. IV. Serie, Bd. 37, 1869, pag. 161. _ 5) Kahlbaum, Siedetemperatur und Druck, pag. 127. fläche der Flüssigkeit möglich. Haben wir eine voll- kommen reine Flüssigkeit, so wird man die lebendige Kraft der Molekeln im Innern der Flüssigkeit beliebig weit steigern können; und doch wird es denselben nicht gelingen, sich aus der Anziehungssphäre ihrer . Nachbarmolekeln frei zu machen, denn wohin immer sie sich wenden mögen, werden sie auf gleichartige Molekeln stossen und zu denselben in ein gleiches Abhängigkeits- verhältniss treten müssen wie zu denen, die sie eben verlassen haben. Ein freies Durchmessen des Raumes ist nicht möglich, weil ein freier Raum nicht vorhanden ist. Befinden sich aber, seien es Luftbläschen, seien es andre Fremdkörperchen, die alle stets auch Luftträger sind, in der Flüssigkeit, so ist einmal die Flüssigkeit keine absolut reine mehr; und zweitens finden sich an den Stel- len, an denen diese Körperchen sich befinden, Oberflächen im Innern der Flüssigkeit, und von diesen Oberflächen aus gelingt es denn tatsächlich auch den im Innern befind- lichen Molekeln, einen Raum zu erreichen, den sie nun - freı durchmessen können. Hier findet also eine Verdam- pfung statt, aber eben doch auch nur an einer Oberfläche. Wir haben oben nachgewiesen, dass bei der zweifel- los dynamischen Methode, nach der wir die Kochpunkte des Quecksilbers bei niederen Drucken bestimmten, doch nur ein Verdampfen von der Oberfläche stattfand. Nach dem eben Gesagten hat das auch für alle anderen von uns bestimmten Flüssigkeiten Geltung. Wir haben in allen Fällen Luft durch die Flüssigkeit treten lassen, die in kleinen Bläschen in den Flüssigkeiten aufstieg. Die Grenzflächen dieser Bläschen stellten die Oberflächen dar, von denen aus die Flüssigkeit verdampfen konnte; nur an solchen, und etwa noch an einigen anderen Stellen, an denen lufttragende, das Sieden erleichternde Körperchen sich fanden, war Dampfentwicklung zu beob- a achten. Bei den später zu beschreibenden dynamischen Versuchen bei sehr niederen Drucken konnte das auf das deutlichste beobachtet werden; die kleinen Bläschen äusserst verdünnter Luft, die in beobachtbaren Intervallen in der Flüssigkeit aufstiegen, wuchsen dabei auf das Vieltausendfache ihrer Grösse an, und nur, und allein nach ihnen hinein fand das Verdampfen statt. Daraus folgt also, dass auch bei Anwendung der dynamischen Methode, wie wir sie handhaben können, ein Verdampfen nur an Oberflächen stattfindet, nicht aber wird die Gesammtkohäsion für im Innern der Flüssigkeit befindliche Molekeln gelöst, deshalb müssen auch die beiden Methoden übereinstimmende Resultate geben. Gelänge es uns die dynamische Methode so zur Anwendung zu bringen, dass ein Sieden wirklich aus dem Innern der Flüssigkeit heraus stattfände, so würde das Gegenteil der Fall sein, die dynamische Methode müsste, von der statischen Methode verschiedene, Resultate geben; denn, so sagen wir mit Regnault: ,Théoriquement les deux mé- thodes présentent une différence essentielle.“ Wir haben oben darauf hingewiesen, welchen, und einen wie regelmässigen Einfluss mitgeführte. Feuchtig- keit auf die Tensionsbestimmungen der Stoffe aufzuüben vermag. Es ist aber gar nicht möglich, die Stoffe absolut trocken in die Barometer einzuführen. Das unvermeidliche Berühren mit atmosphärischer Luft wird stets Gelegenheit zu neuer Wasseraufnahme bieten. Während aber die Feuchtigkeit auf die Bestimmungen nach der statischen Methode von sehr erheblichem Ein- fluss ist, wird dieselbe bei den dynamischen Bestimmungen kaum nennenswert in Betracht kommen. Handelt es sich um Stoffe, die höher sieden als Wasser, so werden die — 725 — letzteren schon bei längerem Sieden, oder gar schon beim Hängen im luftleeren Raum, so gut wie ganz frei von Feuchtigkeit werden, wogegen das geschlossene Vakuum bei der anderen Methode eine Minderung des Wassergehaltes ausschliesst. Es wird infolgedessen ausser- ordentlich schwer, ja unmöglich sein, vollkommene über- einstimmende Resultate nach beiden Methoden zu erzielen. Da nun, wie wir weiter gezeigt haben, sich auch theore- tisch eine Divergenz beider Methodeu sehr wohl begründen lässt, so war es absolut notwendig, sich einmal der nicht geringen Mühe zu unterziehen, für eine Reihe von Stoffen beide Methoden nebeneinander auszuführen, um die Frage endgültig aus der Welt zu schaffen. Ein blosses Ausführen dynamischer Bestimmung, wie das durch Herrn Richard- son!) geschehen ist oder wie es Herr Schmidt?) ohne unsere Unterstützung ausgeführt hat, liess das Ganze der Frage, wir wiederholen es, völlig unberührt. Da nun aber unsere Untersuchungen nachgewiesen haben, dass in der Tat die Resultate beider Methoden identisch sind, so darf fürder die dynamische Methode die statische ersetzen. Da- mit wird eine der schwierigsten Aufgaben der gesammten messenden Physik aus dem Arbeitsfelde derselben ausge- schlossen, indem die Spannkraftsmessungen bei gegebener Temperatur durch die Messungen der Kochpunkte bei ge- gebenen Drucken ersetzt werden; dass das erlaubt ist für homogene Stoffe zeigen die mitgeteilten Zahlen, ob es aber für alle anderen Stoffe auch erlaubt sein wird, z. B. für Lösungen und Mischungen, das bleibt noch zu untersuchen. Um sich von dem Einfluss, den die Adhäsion auf den Kochpunkt ausübt, frei zu machen, wird ausnahms- los die Siedetemperatur jeder Flüssigkeit im Dampf ge- !) Richardson, Dissertation, Bristol 1886. ?) À. a. 0. Zeitschrift für physik. Chemie. — 726 — messen; das aber ist unmöglich, wo es sich um die Be- stimmung der Siedepunkte von Lösungen oder Gemischen handelt, dabei muss in allen Fällen die Temperatur in den Flüssigkeiten selbst gemessen werden. Es wird sich also für uns zunächst darum handeln müssen, nach- zuweisen, dass unter gewissen Vorsichtsmassregeln die Temperatur, in der Flüssigkeit gemessen, mit der im Dampf gemessenen vollkommen übereinstimmt, dass man _ also, anstatt im Dampf, auch in der Flüssigkeit selbst den Siedepunkt messen kann. Soweit nicht grosse, maschinengetriebene Luftpumpen zu Gebote stehen, besitzen wir bis heute noch kein Mittel, bei dynamischen Bestimmungen das Vakuum, in dem eine Flüssigkeit kocht, wesentlich weiter als etwa 10 mm., das ist die durch die Tension des Wasserdampfes bedingte Grenze der Leistungsfähiskeit der Wasserluft- pumpen, auszudehnen. Sollte also die dynamische Me- thode die statische vollkommen ersetzen, so müsste auch das zu erreichen erstrebt werden; in welcher Weise uns das gelungen ist, mag der folgende zweite Teil unserer Arbeit lehren. Nach unseren vorstehenden Entwicklungen haben wir also im folgenden zweiten Teil unserer Arbeit fol- gende Aufgaben zu lösen. Erstens: eine Methode zur Anwendung zu bringen, die gestattet, den Kochpunkt einer Flüssigkeit nicht im Dampf, sondern in dieser selbst zu messen. Und zweitens: einen Apparat zu ersinnen, der gestattet, solche Messungen auch bei den allermedrigsten Drucken vorzunehmen. Nach den schönen und so ausserordentlich zweck- entsprechenden Arbeiten von Beckmann, über die prak- tische Anwendbarkeit der Raoult’schen Methode der Be- stimmung der Molekulargrösse aus der Aenderung des chin: Siedepunktes, war es nicht schwer, einen geeigneten Weg zur Lösung der ersten Aufgabe zu finden; es handelte sich nur darum, zu versuchen, ob Beckmann’s Methode auch bei vermindertem Druck anwendbar sei. Dass das in der Tat der Fall ist, zeigen die folgenden Zahlen. Ein Glasbirne wurde, in geeigneter Weise mit einem Schlangenkühler verbunden, ‘an eine Wasserpumpe ge- hängt, nach Beckmann’s Angaben zur Hälfte mit Siede- erleichterern gefüllt, und wegen des nicht einheitlichen Charakters der Säure mit Isovaleriansäure aus Amylal- kohol beschickt, ein Thermometer tauchte in die Flüssig- keit selbst. Aus einer Reihe von Versuchen wurden die unten m Tabelle 44 unter „Flüssigkeit* mitgeteilten Zahlen gewonnen, wir vergleichen dieselben, ohne auf die Einzelheiten dieser von Herrn Dr. A. Puff angestell- ten Vorversuche weiter einzutreten, mit den gleichzeitig im Dampfe gemessenen Temperaturen. Tabelle 44. Kochpunkte der Isovaleriansäure gemessen in: Druck. Flüssigkeit. | Dampf. | Differenz. mm, 1C REC (C 10 715,5 15,5 0,0 15 80,1 80,1 0,0 20 85,2 85,2 0,0 TEA 88,6 88,6 0,0 30 92,8 92,6 0,2 35 95,0 95,0 0,0 40 97,8 97,8 0,0 Diese Zahlen zeigen eine ganz vorzügliche Uber- einstimmung und weisen aus, dass die Methode durch- — 128 —. aus anwendbar ist, d. h. also, dass es gestattet ist, die Temperatur, statt im Dampfe der Flüssigkeit, in dieser selbst zu messen, wenn nur eine genügende Anzahl von - Siedeerleichterern angewendet wird. Wir gehen nun zu einer Beschreibung des te über, wie wir denselben für die Ausführung der end- . gültigen Bestimmungen angewandt haben. Apparat zur Bestimmung des Kochpunktes, gemessen in der Flüssigkeit selbst, unter Anwendung der Wasserluftpumpe. Der Apparat Fig. 1., Tafel 12, besteht aus der eigent- lichen Beckmann’schen Siedebirne 5, die, vergl. Fig. 2, zwei niedere Stutzen a und b trägt und dazu an ihrem Hals h bei 2 den rechtwinklig nach oben gebogenen Vor- stoss 2,k. Stutzen a ist zum Einfüllen der Flüssigkeit bestimmt. Stutzen db trägt die bis auf den Boden der Birne reichende dickwandige Kapillare c‘,c. Durch den Hals h führt das etwa 1 em. unter die Oberfläche der Flüssigkeit tauchende Thermometer {‘, #. In den Vorstoss i,k mündet, Fig. 1, das als Rückflusskühler wirkende Schlangenrohr À À, das in seinem oberen Ende in einen Stempelschliff mit Quecksilberverschluss Sch endet. Auf diesen Stempel passt das Glasrohr 7, das einerseits über einen Gummischlauch zu dem freihängenden Barometer Bh führte. Das andere Ende des Rohres war mit einer zum Teil mit Schwefelsäure gefüllten, etwa 10 Liter fassenden Vorlegeflasche V verbunden; diese Flasche diente teils als Vakuumregulator, teils auch als Ab- sorbtionsgefäss für etwa übersteigende Dämpfe. Aus V heraus führte ein anderes Rohr zu einem T-stück, an welches das Heberbarometer 5 v angeschmolzen war; . auch dieses war frei aufgehängt. Der dritte Weg des T-stückes leitete zu einem Dreiwegehahn, dessen einer . ENT, Verhandl. d. Naturf Ges. zu Basel. Ba.IX. Tafel 12 T Fig 1. Te SH X cn > | 4 ee H | | (/ R Li L Be Zu den Pumpen Bh \ / ie — 2 U, PN $ _ | ER 7, JE \ B \ \\ fl \ \ l / ] / = || Wr W2 7 |. — 729 — Arm mit der Woulfe’schenflasche W2 verbunden war, durch welche in früher geschilderter Weise!) die Leistungs- fähigkeit der Pumpen regulirt werden konnte. Der dritte Arm des Dreiwegehahnes führte über einen zweiten Dreiwegehahn in die Trockenflasche Wı, deren zweiter Tubulus über die notwendigen Trockenvorrichtungen zu den drei Wasserpumpen leitete. Der Kapillare war, mit- telst Pumpenschlauch verbunden, noch eine schwefel- säuregefüllte Trockenflasche vorgelegt, so dass nur trockene Luft in den Apparat eintreten konnte. Um die Luftzufuhr durch die Kapillare genau regeln zu können, trug der verbindende Atmosphärenschlauch eine Schrau- benklemme, die das auf das beste gestattete. Um das schwierige Ablesen des Quecksilberstandes im Barometergefäss entbehrlich zu machen, war für das eine Barometer Bv die Hebertorm gewählt; das andere bh tauchte in ein sehr weites Glasgefäss @ @, dessen Durchmesser so gewählt war, dass auch die grösste Höhen- differenz des Quecksilbers im Barometerrohr selbst einen merkbaren Einfluss auf die Höhe des Quecksilbers in @G nicht hatte, und somit eine einmalige mit grösster Genauigkeit ausgeführte Ablesung genügte. Die Teilung der Barometer in 1 mm. auf dem Glas selbst war ebenfalls kontrolirt. Für genaue senkrechte Stellung der Queck- silbersäulen war, wie gesagt, durch freies Aufhängen der Barometer Sorge getragen; zwei daneben gehängte Lothe l,! gestatteten die Unveränderlichkeit fortdauernd zu kon- troliren. Jedem Barometer war ein Thermometer bei- gegeben, das die Temperatur des Quecksilbers mass. Als Druck im Apparat wurde, da zuweilen kleine Ungleich- heiten der Ablesungen sich herausstellten, stets das Mittel beider Angaben angesehen. Die Ablesungen geschahen +} Vergl. pag 598, — 0 — wie früher, bald mit bewaffnetem, bald mit unbewaffnetem Auge. Bei einigen Versuchen wurde statt des Heber- barometers ein Gefässbarometer wie Bh angewandt; es ist das jeweilen aus den Tabellen ersichtlich. Die Tem- peraturmessungen in der Flüssigkeit wurden mit den gleichen Thermometern, wie bei den bisher beschriebenen Versuchen, vorgenommen. Ueber die Art und Weise, in der ein einzelner Versuch ausgeführt wurde, soll in fol- sendem berichtet werden. War der ganze Apparat auf das socle ge- trocknet worden, was am besten durch Hindurchleiten von trockener Luft geschah, so wurde der Zapfen des Tubulus « der Siedebirne gelöst, und durch denselben so viel Flüssigkeit in dieselbe gegossen, dass das Thermo- meter bis über die Kugel von derselben umspült war, die Siedebirne durch Asbestmantel und Asbestschirme, wie sie ebenfalls Beckmann angiebt, geschützt, und der ganze Apparat nach Möglichkeit evakuirt. Die sehr fein regulirbare Flamme wurde entzündet, und nun in der Weise beobachtet, dass entweder die Pumpen in fort- währender Tätigkeit blieben und so bei äusserst lang- samem sich minderndem Luftdruck beobachtet wurde —. die Dauer des Evakuirens konnte sowohl durch die Regulirflasche We, als auch durch Einschalten von noch anderen grossen Vorlegeflaschen äusserst genau gehand- habt werden, — oder aber es wurde in der Weise bei wachsendem Druck beobachtet, dass der bis zur Wirkungs- srenze der Wasserpumpen evakuirte Apparat, dessen Gesammtlumen durch Ausschalten der Vorlegeflaschen verringert werden konnte, sich langsam durch die in die Siedebirne eintretende trockene Luft wieder füllte. Es wurde also sowohl bei sinkendem, als bei steigendem Drucke beobachtet. Die Druckänderung gieng in allen a - Fällen so langsam vor sich, dass sie auf die Ablesungen keinerlei störenden Einfluss haben konnte. Abgelesen wurde in der Weise, dass zunächst der Stand des einen Barometers notirt wurde, dann der Siede- punkt, darauf das den Luftdruck anzeigende Barometer, darauf das zweite Barometer am Apparat, die Temperatur des Quecksilbers in den Barometern, und zum Schluss noch einmal der Siedepunkt der Flüssigkeit. Das Sieden fand fast ausnahmslos so ruhig statt, dass der Siedepunkt sich völlig konstant zeigte; war das nicht der Fall, so wurde die Bestimmung verworfen. Auf diese Weise an- gestellt, nahm die Ausführung einer Bestimmungsreihe für einen Stoff etwa 10 Tage in Anspruch. Ausgeführt wurden auch alle diese Messungen, aus- . nahmslos, können wir sagen, von Herrn Schröter. Kahlbaum. Nicht so leicht wie die erste uns gestellte Aufgabe, war die zweite zu lösen, einen Apparat zu ersinnen, der mit einfachen Mitteln erlaubte, die Luftverdünnung trotz ständiger Luftzufuhr auf das äusserste Mass zu steigern. Wie wir schon betonten, waren Vorarbeiten in der Rich- tung noch nicht gemacht, denn das Aufstellen grosser mechanischer Pumpen, die in der Tat eine Verdünnung bis zu 2 mm. etwa erlauben, musste der hohen Kosten wegen als ausgeschlossen betrachtet werden, sahen wir doch, wie wir sagten, es als unsere Aufgabe an, für mit gewöhnlichen Mitteln ausgestattete Laboratorien Brauch- bares zu schaffen. — 132 — Die Wirkung der Wasserluftpumpen bleibt der Ten- sion des Wasserdampfes wegen beschränkt. Die An- wendung automatischer Quecksilberluftpumpen, wie sie. bisher bekannt, schien wegen des langsamen und durch Heben und Senken discontinuirlichen Arbeitens nicht wohl anwendbar; es musste also versucht werden, die kleine, früher beschriebene Handquecksilberpumpe, die von diesen beiden Mängeln frei war und sich zugleich durch die Einfachheit ihrer Konstruktion auszeichnete, für automatischen Betrieb einzurichten. Bei der kleinen Pumpe wird das in der Vorlege- flasche sich sammelnde, übergeflossene Quecksilber von Hand in das Quecksilberreservoir übergeschüttet; das musste fortfallen, und dafür das Quecksilber automatisch in das Reservoir gehoben werden. Quecksilber kann mechanisch oder durch Luftdruck gehoben werden; ersteres setzt besondere, durch eigene Triebkraft in Bewegung gesetzte Vorrichtungen voraus, das war von vornherein auszuschalten; es blieb also das Heben mittelst atmo- sphärischer Luft. Aus dem Reservoir gelangt das Queck- silber durch Luftdruck in Luftfang- und Einflussrohr, das Reservoir durfte desshalb nicht evakuirt werden, um dadurch das Quecksilber aus dem Sammelgefäss in das- selbe zu heben; wohl aber konnte in das Reservoir ein Rohr eingeführt werden, das als Barometer dienen konnte; gelang es, bis in die Kammer desselben hinein das über- gelaufene Quecksilber zu heben, so musste dasselbe, unten abfliessend, das Reservoir immer von neuem füllen. Damit war die Aufgabe zur folgenden einfacheren geworden. Das Quecksilber musste über die, durch das spezifische Gewicht desselben und den Atmosphärendruck gegebene Grenze gehoben werden; die erste Möglichkeit, das zu tun, wäre die Anwendung von Druckluft, diese setzt aber einen geschlossenen Apparat voraus. Es schien ENT Er Tafel 13. Verhandl. d. Naturf Ges. zu Basel. Bd.IX. Zum Apparat Q SN W, = Zur Wasserpumpe ZT = AR RL e = —& - NS = D RD : a - DR Ar > = _ u mm NEBEN | ma = 2 É \r\ ET STE ES: EEE GEGEN) À] { < UN se | NN nm |. ù PA I y }! pet | LL LAN ü \\ BE HA Il Fig. ©. 5 Ber DEE 3 ia “hr MERS ne ou wa TS — 17883 — daher einfacher, dasselbe auf anderem Wege zu ver- suchen. Oft genug, und nicht immer zur Befriedigung, war beobachtet worden, dass beim Messen der Leistungs- fähigkeit der kleinen Wasserluftpumpen mittelst der Baro- meterprobe, durch vorzeitiges Fortziehen oder unruhiges Halten des Quecksilbergefässes Luft in die Messröhren gelangend, das Quecksilber weit über 760 mm. in die Wasserpumpen gerissen wurde. Diese unerwünschte Leistung beigemischter Luft wurde in Dienst zu stellen versucht, und in der Tat gelang es sehr bald, durch Zu- führung von Mischluft das Quecksilber weit über die ge- wohnte Grenze von 760 mm. zu heben, ohne Anwendung von Druckluft oder Ventilen irgend welcher Art. Damit war die Aufgabe gelöst. Nur auf möglichstes Ausscheiden der beigemengten Luft und richtige Wahl der Mengen- verhältnisse war noch Rücksicht zu nehmen. Die nach diesen Grundsätzen ausgeführte Pumpe hat sich auch für rein physikalische Zwecke und in der Elektro- technik für die Glühlampen - Fabrikation wohl bewährt. Für diese besonderen Zwecke sind eine Reihe von Mo- _ difikationen und Verfeinerungen notwendig geworden, die hier zu beschreiben nicht am Platze wäre; es genügt, auf den folgenden Seiten die Pumpe zu beschreiben, wie wir sie angewendet haben, und wie sie auch mit unwesent- lichen Modifikationen in der chemischen Industrie Ein- gang gefunden hat. Automatische Quecksilberlufipumpe. Der auf Tafel 15 dargestellte Apparat besteht natur- gemäss aus zwei Teilen, der eigentlichen Pumpe, und dem Quecksilberhebeapparat. Die Pumpe ist die früher beschriebene. In dem Pumpenkörper X mündet das Quecksilberzuleitungsrohr €, d’, dem das engere Einfluss- Le, rohr d eingeschmolzen ist; vom Pumpenkörper führt bei a dasFallrohr in die vorgelegte Flasche %, I, der bei m ein nach unten gebogener Stutzen angeblasen ist. Dem Luftfang N ist eine etwas andere Form gegeben worden; in das pilzförmige Glasgefäss n taucht das Rohr p, das dem Zuleitungsrohr d’,c beid‘ angeschmolzen ist, fast bis auf den Boden; gerade im andern Sinne führt das Rohr r dicht bis unter die Wölbung des, das seitlich abge- bogene Rohr z tragenden Stutzens; das zugeführte Queck- silber fliesst beim Pumpen aus r innerhalb des luftver- dünnten Raumes in N über und wird am unteren Ende des Luftfanges wieder fortgesogen. Die ihm dadurch er- teilte Bewegung ist geeignet, es möglichst von Luft zu . befreien. 7 ist von seinem unteren Ende aus mittelst des Atmosphärenschlauches Ds mit dem Quecksilberreservoir R verbunden; demselben ist eine besondere Form, wie sie die Zeichnung zeigt, gegeben worden; der Vorteil derselben besteht darin, dass es nicht nötig ist, auf die Einstellung der Höhe des Reservoirs besondere Sorgfalt zu verwenden, da das der grossen Kugel angeschmol- zene weite Rohrstück selbsttätige Einstellung gestattet. Bei b mündet das zum Apparat führende Rohr g in den Pumpenkörper X; dasselbe trägt, als Nebenapparate wiederum, das Manometer M und den Vakuumprüfer 5; dazu den Hahn H. Das ist die Pumpe. Der Hebeapparat ist auf dem beweglichen Schlitten F angebracht, der auch das Reservoir R auf einem durch- lochten Konsol trägt, welches leider auf der Zeichnung anzubringen vergessen ist. Zusammen setzt sich der Hebeapparat aus der Quecksilbersammelflasche Q, die durch den Schlauch G mit k, I verbunden ist, dem Heberohr 3 H, und dem Barometerrohr B. Das Sammelgefäss ist ın Fig. 8 der Tafel noch besonders gezeichnet; N°3, Fig. 3, zeigt die Form des eigentlichen Sammelgefässes, in dessen ausgestülpten oberen Teil der Cylinder N°2 passt, dessen ‚Boden nach innen gezogen und oben abgeschnitten ist; N°1, mit zwei Tubuli versehen, passt in den oberen um- gefalteten Rand des erweiterten Teiles von 3. Durch den oberen Tubulus von 1, und den abgeschnittenen Boden von 2, führt das Heberohr 7 Fig. 1 bis fast auf den Boden von Q; etwa 2 cm. über seinem unteren offenen Ende trägt H bei O eine kleine kreisrunde Oeffnung von + 0,5 mm. Durchmesser; das oberste Ende von AH ist mittelst gut passenden Gummischlauches mit dem aus der Erweiterung des Barometerrohres B abführenden, nach unten gebogenen, gleichweiten Rohr h verbunden. Der untere engere Teil von 5, der bei « hakenförmig nach oben gebogen ist, taucht bis in den untersten Teil von À. Oben an P ist ein knieförmig gebogenes Rohr angeschmolzen, das bei ! zur Kugel aufgeblasen ist, und an seinem anderen Ende den Dreiwegehahn 3 Wı trägt; die beiden noch freien Wege desselben tragen Atmo- sphärenschläuche, von denen der eine D2 zu dem Hahn H des Rohres g und somit zur Pumpe zurückführt. Der andere Schlauch D führt zu einem zweiten Dreiwege- hahn 3 Wa, der in einer mit Phosphorsäureanhydrid ge- füllten Flasche steckt, von der ein zweites Rohr über einen Trockenapparat zur Wasserpumpe führt. An allen Stellen, wo das Quecksilber mit Luft in Berührung kommen kann, sind Uhlorcaleiumröhren vor- gelegt. Um die durch o mitzureissende, zum Heben des Quecksilbers zu verwendende Luft möglichst rein einzu- führen, wird dieselbe durch Watte filtrirt. Das geschieht, indem man dieselbe durch einen !/» Litr. Kolben, dem unten ein Rohr angeschmolzen ist und der mit Watte Lagenweise angefüllt ist, durchsaugt; diese Luft wird noch besonders durch einen guten Trockenapparat ge- trocknet und der letzten Spuren Feuchtigkeit dadurch 7 beraubt, dass No. 2, Fig. 3, der Einsatz des Sammelge- fässes Q, mit Phosphorsäureanhydrid gefüllt wird. Um. den Eintritt anderer Luft in Q zu vermeiden, wird der umgefaltete Rand des unteren Teiles mit Mor als Sperrflüssigkeit gefüllt. Dass für guten Verschluss aller Kauischükstöpeel und Schlauchverbindungen Sorge getragen werden muss, ist selbstverständlich und braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Ds darf nicht gefettet werden, bei D und De hat das jedoch keinen Anstand. Von Vorteil ist es beim Ueberstülpen sowohl, als bei etwaigem Lösen der Kautschukschläuche vom Glas, dieselben etwas anzu- wärmen; solch Erweichen der diekwandigen Schläuche erleichtert diese sonst immer Gefahr drohende Operation wesentlich. Der vorhesehriebene Apparat ist in Deutschland, Oesterreich, der Schweiz, England und Frankreich dutch Patent geschützt; für Amerika das gleiche zu erreichen, sind die Vorbereitungen getroffen.!) Ist der Apparat und auch der Luftfang, wie das bei der Handpumpe beschrieben, mit Quecksilber gefüllt, und durch die Klemme X7 der Schlauch 23: ver- schlossen, so wird 4 so gerichtet, dass eine Verbindung der Pumpe mit 3Wı hergestellt ist; 3Wı steht so, dass der ganze Hebeapparat ausgeschaltet, und D» mit D 14 ; 8W2 vermittelt, unter Abschluss der äusseren Luft, über die Trockenflasche Pr O5 die Verbindung mit der Wasserpumpe, dieselbe wird ange- verbunden ist: 1) Mit der Ausführung des Apparates ist Herr Carl Kramer in Freiburg i/B. seitens des Patentinhabers betraut worden; wir haben es daher auch nicht nötig befunden, die Grössenverhältnisse näher anzugeben. — 1737 — stellt und Pumpe und Apparat bis zur äusserst möglichen Grenze, also bis auf einen Druck von etwa 10 bis 15 mm, evakuirt. Ist das geschehen, so wird Hahn 7 geschlos- sen, 3Wı derart umgeschaltet, dass D2 ausgeschlossen bleibt, und nun die Verbindung zwischen Wasserpumpe und dem Quecksilberhebeapparat hergestellt ist. Tauchen H und B unter Quecksilber, und wäre bei © die kleine Öffnung in H nicht vorhanden, so würde in B wie in 4 das Quecksilber entsprechend der Wirkungsgrösse der Wasserpumpe gehoben werden und somit Stillstand ein- treten. Durch die kleine Öffnung bei O wird aber neben dem von unten eintretenden Quecksilber auch etwas Luft in 7 hineingesogen, es bildet sich infolgedessen eine, übrigens in lebhafter Bewegung befindliche, Säule von abwechselnd Luft und Quecksilber, die natürlich in ihrer Gesammtheit wesentlich höher als 760 mm. gehoben werden wird. Das so gehobene Quecksilber gelangt in die Er- weiterung des Barometers D, hat hier Gelegenheit sich von der Luft zu trennen, und fällt auf die Kuppe des aus R in B gehobenen Quecksilbers; das Mehrgewicht wird durch Austreten von Quecksilber aus 5 bei « aus- geglichen und auf diese Weise À gefüllt, so lange noch in Q genügend Quecksilber vorhanden ist. Wird wäh- rend der Zeit dieses Spieles die Klemme Ä! geöffnet, so strömt aus d das Quecksilber in X, gelangt, Luft mitreissend, durch das Fallrohr in k, ! und fliesst von dort aus m durch G nach Q über; hier wird es wieder gehoben, gelangt auf diese Weise wieder in À, um nach K, k,l und Q zu gelangen, d. h. es setzt so, in bestän- digem Kreislauf, im Fallen stets Luft mitreissend und in k, | wieder abgebend, das Spiel fort. Die Schnelligkeit des Betriebes hängt, sonst gleiche Bedingungen vorausgesetzt, wie wir schon bei der Be- 47 — 188 — sprechung der Handpumpe betonten, allein von der Höhe von d’ über dem Niveau des Quecksilbers in À ab; dieses Niveau wird aber, je nachdem mehr oder weniger Queck- silber aus Q nach B gehoben wird, sich höher oder tiefer einstellen, dazu eben giebt das an die grosse Kugel von R angeschmolzene weitere Rohr den nötigen Spiel- raum her, d. h. also, die Schnelligkeit des Betriebes hänst in allen Fällen von der jeweiligen Leistung der Wasserluftpumpe ab. Schafft dieselbe gut, und zieht sie viel Luft, so wird mit derselben viel-Quecksilber gehoben, das Niveau steigt in À, das Quecksilber strömt in kräf- tigem Strahle über, und der Apparat wird sehr schnell funktioniren. Verlangsamt sich die Leistung der Pumpe, so findet das Umgekehrte statt, und der Apparat wird auch langsamer ‘arbeiten. Hört durch einen Zufall die Wasserpumpe zu arbeiten ganz auf, so läuft das Queck- silber so weit ab, bis der Niveauunterschied À nach d’ den Atmosphärendruck erreicht hat, dann steht die Pumpe still. Damit beim wieder in Gang setzen nicht etwa durch « Luft nach B gelangen kann, ist der röhren- förmige Fortsatz von R so lang gewählt, dass selbst nach erreichtem Tiefpunkt noch genügend Quecksilber zum Füllen von B bis zur Barometerhöhe vorhanden ist. Beginnt die Wirkung der Wasserpumpe von neuem, so tritt auch alsbald die Quecksilberpumpe wieder in Funktion. Ist etwas zu viel Quecksilber in dem Apparat ent- halten, so dass bei zu starkem Ueberströmen © end- lich durch Steigen des Quecksilbers in Q verschlossen wird, so bildet sich in Æ ein einfaches Barometer, das Quecksilber läuft wie vorhin noch bis zum Tiefpunkt in R ab, und die Pumpe steht wiederum still. In allen Fällen findet also selbsttätiger Ausgleich statt und bedarf die Pumpe keinerlei ängstlicher Beaufsichti- u gung, da sie im äussersten Falle einfach zu funktio- niren aufhört, ohne dass damit irgend welche Gefahr für den Apparat verknüpft ist. | Neben diesem Vorteile selbsttätiger Regulirung und einfachster Konstruktion, welch letztere noch ein ge- ringes Mass von Zerbrechlichkeit mitbedingt, zeichnet die Pumpe noch die grosse Schnelligkeit des Arbeitens vor allen anderen vorteilhaft aus. Zur Illustration dieser letzteren Eigenschaft diene folgendes. Es wurden neben einander folgende Versuche angestellt: a) mit der vor- züglich arbeitenden, automatischen Verdrängungspumpe System de Khotinsky, gebrauchte Quecksilbermasse 26 K., b) mit oben beschriebener Pumpe, gebrauchte Queck- silbermasse 7 K., es wurden ausgepumpt 4 Glühlampen à 100 cem. und ein Volumometer von 300 cem., zusam- men 700 cem. a) de Khotinsky b) Kahlbaum ce) Kahlbaum II. Versuch nach 56 Min. pumpen nach 20 Min. pumpen nach 20 Min. pumpen Verdünnung !/s. am Verdünnung !/soo mm Verdünnung !/ırco mm nach 60 Min. pumpen nach 30 Min. pumpen Verdünnung !/sr0 mm Verdünnung !/ısso mm Ein in Wien im September 1892 angestellter ver- gleichender Versuch mit der Raps’schen Pumpe ergab, dass mit derselben in 4 Stunden noch nicht der gleiche Verdünnungsgrad erreicht war, wie ihn die oben beschrie- bene Pumpe in 40 Minuten erzeugte. | Es wurde in diesen Fällen eine Pumpe mit 2 Luft- fängen angewandt, und handelte es sich natürlich bei diesen Versuchen um geschlossene Apparate. Bei den von uns veranstalteten Siedeversuchen ist die Verdünnung selbstredend eine wesentlich geringere, doch gelang es dabei in fast allen Fällen dieselbe so weit zu treiben, dass am Manometer ein Druck nicht mehr abzulesen war, derselbe wurde dann mit 0 mm. bezeichnet. Kahlbaum. ea Schliffe und Hähne. Die an Pumpen und Apparaten angebrachten Schliffe leiden, wenn die hergebrachte Form für den Queck- silberverschluss gewählt wird, an einem erheblichen Mangel; bekanntlich werden sie in der Weise hergestellt, dass an das obere Ende der Scheide ein Glasbecher angeschmolzen wird, der, wenn von oben der Stempel hineingepasst ist, mit Quecksilber als Sperrflüssigkeit be- schickt wird. Soll nun aus irgend welchem Grunde der ' Stempel wieder gelöst werden, so muss das Quecksilber vorher abgesogen werden, was jedoch niemals vollkom- men gelingen kann, so dass, wenn dann der Apparat geöffnet wird, stets etwas Quecksilber, ihn verunreinigend, in denselben gelangt; dass das immer vom Uebel braucht nicht betont zu werden; und doch kann das auf die einfachste Weise vermieden werden, wir haben dazu nur nötig, dem Schliff folgende Form zu geben: anstatt der Scheide wird der Stempel auf den festen Teil des Apparates aufgeschmolzen und dieser trägt dicht unter seinem unteren, weiteren Ende den zur Füllung mit Quecksilber bestimmten Glasbecher ange- schmolzen. Ueber den Stempel wird dann die Scheide sestülpt und darauf der Becher mit Quecksilber gesperrt. Fig. 2 auf Tafel 13 zeigt einen solchen Schliff. N° 3 stellt den Stempel mit Becher dar, N° 2 die Scheide und N° 1 den geschlossenen und mit Quecksilber ge- sperrten, luftdichten Verschluss. Es ist klar, dass bei dieser Anordnung niemals Quecksilber in den Apparat gelangen kann, zudem lässt ein solcher Schliff sich besser reinigen, da der feststehende Teil desselben nur von aussen und nur der freie, der also immer mit seiner Oeffnung nach unten gehalten werden kann, innen zu reinigen ist, was bekanntlich bei den nach dem alten Be System hergestellten Schliffen zum Schaden derselben, in entgegengesetzter Weise der Fall ist. Bei dem Hahn ZH, der in der automatischen Pumpe die Verbindung zwischen der Wasserpumpe und der eigentlichen Quecksilberpumpe beim Vorpumpen ver- mittelt, ist stets die Gefahr einer Undichtigkeit zu be- fürchten; vermieden kann der Hahn nur durch eine nicht ganz einfache Anordnung werden; es war deshalb darnach zu streben, auch hier einen möglichst vollkommenen Ver- schluss zu erzielen. Da lag denn wieder die Anwendung von Quecksilber als Sperrmittel nahe. Hähne mit Quecksilberverschluss sind auch wohl schon konstruirt worden, doch ist uns eine praktische Form bisher noch nicht zu Handen gekommen, wir glauben daher mit Angabe einer solchen einigermassen einem Bedürfniss entgegen zu kommen. Ein solcher Hahn sei in folgendem beschrieben. Der Hahn, den wir für die Pumpe verwenden, hat _ zunächst nur einen Arm, der den Verbindungsschlauch nach dem Dreiwegehahn und der Wasserpumpe trägt; der andere Arm ist statt an der gebräuchlichen Stelle, an dem unteren, engeren Teile des äusseren Hahn- kükens angeschmolzen, so dass dadurch die eine Oeff- nung desselben fortfällt. Der innere, bewegliche Hahn- körper ist hohl und trägt nur eine einfache Durchbohrung. Zwischen dem Wirbel und dem Konus ist um den letzte- ren ein so weiter Glasbecher geschmolzen, dass derselbe auch das äussere Hahnküken noch frei umspielt; dieser Becher ist bestimmt, das sperrende Quecksilber aufzu- nehmen und muss infolge dessen, wenn der Hahn am Apparat sitzt, nach oben geöffnet sein; daraus folgt, dass der Hahn stets in umgekehrter Lage befestigt ist wie das bei wagerechten Leitungen sonst gebräuchlich. Ist der Hahn geöffnet, so nimmt die Luft ihren Weg eo durch den hohlen Körper und die Durchbohrung des- . selben in den freien Arm. Soll der Hahn geschlossen werden, so kann derselbe, was einen weiteren Vorteil darstellt, um 180° statt nur um 90° gedreht werden. Der Zutritt der äusseren Luft wird durch das sperrende Quecksilber gehindert, und somit ist der Zweck, einen absolut diehten Hahnverschluss zu haben, erreicht. Diese Anordnung erlaubt zugleich noch eine reiche Variation in Drei- und Vierwegehähnen, ohne dass es dabei notwendig ist, dem Hahnkörper Röhrchen ein- zuschmelzen, es kann das alles durch entsprechende An- ordnung der Durchbohrungen erreicht werden; jedoch ist darüber hier nicht zu berichten, das soll an anderer Stelle geschehen. Kahlbaum. Der weiter oben beschriebene Apparat zur Bestim- mung des Kochpunktes, gemessen in der Flüssigkeit selbst, wurde nur, wie schon gesagt wurde, bei An- wendung der Wasserluftpumpen gebraucht; für sehr viel geringere Drucke ist derselbe nicht wohl zu verwenden,') weil einmal ein Ueberhitzen sich schwer würde vermeiden lassen, und weil weiter, und besonders bei länger währen- dem Erhitzen unter so tiefen Drucken, so viel, auch von den hochsiedenden Flüssigkeiten, selbst bei energischster Kühlung durch Verdampfen verloren gehen würde, dass nicht wohl genügend einheitliches Material hätte be- schafft werden können. Es musste also ein anderer Apparat und zwar ein solcher zur Anwendung gelangen, bei dem für jeden bestimmten Druck, der schnell varurt werden konnte, die Flüssigkeit besonders bis zu einem 1) Um seine Brauchbarkeit zu prüfen, ist derselbe gleichwol, wie aus dem folgenden noch ersichtlich, bei een Gemengen auch für tiefere Drucke angewendet worden. = 17 K , AC Ka rage Fe DRM ER er à a ’ Pr I ‘0 ; f un 1e N h - ENT Th f f f ! : È PLAIN ' e Y A LA 1 ll gr "IH à ie ; d an ve an = [ 0 : i nn: ré ie Verhandl. d. Naturf. Ges. zu Basel. Ba IX. Tafel 14. (ll lm | | | | | Ë zur Pumpe } C1 2 a 1 1 ee bestimmten Punkt, eben dem Siedepunkt unter diesem ‚Druck, erhitzt wurde. Der für diese Bestimmung ver- wendete Apparat ist auf Tafel 14 abgebildet. Apparat zur Bestimmung des Kochpunktes, gemessen in der Flüssigkeit selbst unter Anwendung der Quecksilberluftpumpe. Der mit Siedeerleichterern wohlgefüllte Rundkolben K trug einen seitlichen Stutzen S., auf dessen Schliffstelle Sch die Capillare c, c‘ eingepasst war, dieselbe reichte bei c‘, wenig nach oben gebogen, bis fast auf den Boden von X, an ihrem oberen Ende war über dieselbe ein dickwandiger Gummischlauch gestülpt, der eine Klemme Kl trug und zur Trockenflasche T führte. An den Hals 7 des Kolbens X war das Rohr À angeschmol- zen, das bei Sche auf die Vorlage V aufgeschmolzen war. Der Teil des Rohres À, der in die Vorlage reichte, war verengt nach unten gebogen und trug an seiner ‘oberen Wandung eine Öffnung, durch die die aus c, c‘ in den Apparat gelangende Luft abgesogen wurde. Der Hals Æ war oben durch den Schliff Schs geschlossen, der einen Haken trug, an dem das, die Temperatur der Flüssigkeit angebende, Thermometer ? aufgehängt war. Auf den Hals Æ1 der Vorlage V war ein Schlangenkühler Z bei Schi aufgeschliffen, derselbe führte über das Barometer B, das wie die anderen früher benützten frei aufgehängt war und in das weite Gefäss G tauchte, zu den zwei grossen, je etwa 10 Ltr. haltenden Vorlegeflaschen Vı und V2. Die Ver- bindung dieser Flaschen mit dem Schlangenkühler wurde durch je einen Dreiwegehahn vermittelt, damit dieselben nach Bedürfniss ein- oder ausgeschaltet werden konnten. Da, wie wir schon sagten, auch bei stärk- stem Kühlen immer etwas von den Flüssigkeiten ver- — 14 — dampfte, war zum Schutz der Pumpe zwischen dieser und V2 noch eine Reihe von Absorbtionsschlangen, wie wir dieselben schon früher anwandten, die mit konzen- trirter Schwefelsäure oder mit Kaliumhydrat gefüllt waren, eingeschoben. Da es darauf ankommt, einen ganz bestimmten Punkt als Siedepunkt festzuhalten und es schwer, ja unmöglich ist in jedem Falle zu sagen, jetzt gerade siedet die Flüssigkeit, so war R zunächst nicht nach unten, sondern nach oben gerichtet, um erst bei P den Weg nach unten zu nehmen. Als Siedepunkt wurde dann in allen Fällen die Temperatur gewählt, die ab- gelesen wurde wenn die, die kalten Wandungen be- netzende Schicht condensirten Dampfes, deren Aufsteigen immer das erste Zeichen wirklichen Siedens ist, und deren Bewegung auf das Genaueste verfolgt werden konnte, bis an den Wendepunkt des Rohres gelangt war und hier als erster fliessender Tropfen Flüssigkeit über- gehend nach unten sich bewegte. Es bietet diese An- ordnung neben dem Vorteil in allen Fällen einen bestimm- ten Punkt, und einen für alle Flüssigkeiten und Drucke entsprechenden Punkt als Siedepunkt festzuhalten, den weiteren Vorteil, dass bei den Bestimmungen nur sehr wenig Flüssigkeit überdestillirt, und infolgedessen mit der- selben Füllung des Apparates eine sehr grosse Reihe von Bestimmungen ausgeführt werden kann. Die geringe Menge des Destillats bürgt auch dafür, dass eine Aen- derung der Homogenität der Flüssigkeit nicht stattfindet und dass auch sonst immer unter m Umständen beobachtet wird. | Es soll nicht bestritten werden, dass diese Art der Beobachtung eine gewisse Willkür in sich schliesst; dass dieselbe aber nicht von einschneidender Wirkung war, sing auf das deutlichste aus dem Gange der Temperatur während des Aufsteigens der Dampfsäule hervor, der — 15 — lehrte, dass die Temperaturschwankungen zu vernach- lässigend geringe waren, und geht weiter noch deutlich daraus hervor, dass die Beobachtungen, die in den ver- schiedenen Apparaten gemacht und in einander über- greifen, keine Differenzen zeigen, und noch weiter daraus, dass auch die Kurven von ihrer stetigen Krümmung nichts einbüssen, wenn sie aus dem Beobachtungsmaterial, das mit dem einen Apparat gewonnen wurde, in das mit dem andern erzielte übergehen. Für höhere Drucke ist jedoch der Apparat nicht wohl geeignet. Wie weit die Uebereinstimmung der Beobachtungen, die in den zwei verschiedenen Apparaten angestellt wurden geht, möge die folgende kleine Tabelle 45 lehren, die wir aus den später noch mitzuteilenden Versuchen mit der Normal-Heptylsäure und der Caprinsäure zusam- mengestellt haben. Wenn auch die Bestimmungen nicht immer in gleichem Masse günstig ausgefallen sind, wie es diese Tabelle zeigt, so ist dieselbe doch jedenfalls be- weisend für die Zulässigkeit der von uns gewählten Me- thode zur Festlegung eines bestimmten Siedepunktes. Tabelle 45. Normal - Heptylsäure. Art der Pumpe. : Druck. | Temperatur. Quecksilber 23,3 mm 127,90 C. Wasser 23,1 127,8 Quecksilber | 20,0 125,6 Wasser 19,5 124,3 Quecksilber - 18,8 124,2 Wasser 18,0 122,8 Wasser 14,5 118,6 Quecksilber 12,1 116,3 — 146 — F Caprinsäure. Art der Pumpe. . Druck. Temperatur. Wasser . 11,8 mm 154,20 C. Quecksilber 11,6 154,6 Wasser 12,4 155,8 Quecksilber 12,8 156,6 Wasser 13,2 156,8 Quecksilber MG 157,8 Wasser 13,8 1001907 Quecksilber 14,2 158,4 Wasser 14,4 158,6 Quecksilber 26,0 160,7 Wasser 16,4 RAP Die Bestimmungen in dem oben beschriebenen Appa- rate wurden in allen Fällen von zwei Beobachtern ge- meinschaftlich ausgeführt und die Stellung der Kuppe des Barometers stets mit dem Fernrohr abgelesen. Ge- siedet wurde sowohl aus dem Oelbad, als über freiem Feuer. | Während der eine Beobachter das Erwärmen leitete, meldete der Andere wann eben der erste Tropfen bei P überging, der eine Beobachter notirte nun die Temperatur, während der andere den Druck ablas; dann wurde von dem einen der Atmosphärendruck bestimmt und vom anderen die Temperatur des Quecksilbers. Beobachtet wurde, wie das auch die Tabellen zeigen, bald bei sın- kendem, bald bei steigendem Druck, bald im Apparat mit sehr grossem Lumen, d. h. mit beiden angehängten Vor- legeflaschen, bald mit nur einer solchen, oder mit kleinem Lumen, in welchem Falle beide Flaschen ausgeschaltet waren. Die Luftzufuhr durch die Kapillare wurde auch bei diesem Apparat mit Hilfe der Klemme auf das Sorg- fältigste geregelt. — NM — Sämmtliche Flüssigkeiten siedeten meist nach ein- maligem, nicht zu heftigem Stossen, bei jeder einzel Beobachtung, durchaus ruhig, im Allgemeinen bei den niedrigen Drucken ruhiger, als bei den höheren. Bei den Bestimmungen in diesem Apparat konnte die Beobachtung gemacht werden, auf die wir schon früher angespielt haben. Bei den allerniedrigsten Drucken war genau zu beobachten wie nur an den Oberflächen das Verdampfen stattfand, die aus der Kapillare in ein- zelnen Blasen aufsteigende Luft gab dazu so gute Ge- legenheit, dass sich ein solcher Versuch geradezu als Vorlesungsversuch empfehlen lässt. Beim Auf- steigen in der erhitzten Flüssigkeit gewannen die Luft- bläschen, die schon, was wohl zu bemerken, beim Ein- tritt in die Flüssigkeit unter dem im Apparat herrschen- _ den Druck standen, ganz gewaltig an Ausdehnung, so zwar, dass die zuerst etwa Stecknadelknopf grossen beim Austritt den ganzen freien Raum des Apparates, also etwa 20 ccm. ausfüllten, während die ganze übrige Flüssig- keitsmasse unbewegt und ruhig erschien. Dabei führten die Blasen soviel Dampf mit, dass in der Tat die Wan- dungen von 7 und À, was wir als Kennzeichen des eigentlichen Siedens betonten, von einer Schicht con- densirten Dampfes völlig benetzt waren. Es scheint uns damit der experimentelle Beweis für unsere Auffassung erbracht zu sein, dass in der Tat alles Sieden nur an Oberflächen sich abspielt. Auch bei diesen, wie bei den mit der Wasserluft- pumpe angestellten Versuchen tauchte die Thermometer- kugel in die Flüssigkeit und gab somit die Temperatur dieser Schicht, nicht aber des Dampfes an; wäre die Flüssigkeit vollkommen unbewegt, so würde auch hier der Einfluss des Höhendruckes auf diese Flüssigkeits- schicht, so wie es sich um sehr tiefe Drucke handelt, I El nicht zu vernachlässigen sein, beträgt doch bei der Pelar- gonsäure z. B. die Temperaturdifferenz für den letzten mm. nach unseren Bestimmungen etwa 16°; da aber die Flüssigkeit beständig bewegt war, und dabei die Thermo- meterkugel stets von Dampf umspült wurde, so glauben wir von einer Berücksichtigung dieser Fehlerquelle ab- sehen zu dürfen, zumal es uns an einem Maasse für die wirkliche Grösse derselben gänzlich mangelt. Gehen wir nun zur Mitteilung der mit Hilfe dieser beiden Apparate angestellten Versuche über. Kahlbaum. Die Beobachtungen. 1. Normale fette Säuren Cn Han Oz. Die sämmtlichen Säuren wurden von C. A. F. Kahl- baum, Berlin, bezogen und nach scharfem Trocknen einer sorgfältigen Reinigung, sei es durch mehrfaches Aus- frieren, sei es durch fraktionirte Destillation im luftver- dünnten Raum mit Hilfe des Schulz’schen Apparates, !) unterzogen. Aus der besten Fraktion wurde ein Teil zur Bestimmung des Siedepunktes, ein anderer Teil für die Füllung der Apparate benützt, dazu wurden stets etwa 50 cem. benötigt. Nach beendeter Versuchsreihe wurde der Siedepunkt noch einmal kontrollirt; waren besondere Reinigungsmethoden notwendig, so sind dieselben an der betreffenden Stelle mitgeteilt. Ameisensäure. Bei der Ameisensäure verbot der niedere Siedepunkt die Bestimmungen mit. der Quecksilberpumpe, sie wurde ') H. Schulz, Deutsche chem. Gesell. Ber. Bd. 23. 1890, pag. 3068. — 149 — also nur unter Zuhilfenahme der Wasserpumpe geprüft. Bei den Messungen bei ganz niederen "Temperaturen wurde gar keine Flamme verwandt, sondern es der lang- sam steigenden winterlichen Temperatur des ungeheiz- ten Beobachtungsraumes überlassen, das Geschäft des Heizens zu übernehmen; dass dieses Vorgehen sich durchaus bewährt hat, ist aus den Zahlen ersichtlich. Die angewandte Säure war die gleiche wie sie bei der statischen Methode zur Anwendung gelangte, sie hatte den Siedepunkt 100,0°C. und den Schmelz- punkt 82°C. Die Temperaturmessungen wurden mit dem "Thermometer Th 2076 ausgeführt. In der folgenden Tabelle, die zunächst wieder die Originalbeobachtung ohne jede Korrektur bringt, haben die Ueberschrift der Kolonnen folgende Bedeutung: T. = Temperatur des Quecksilbers in den Baro- metern Bv und Bh. Bv. o. — Stellung der obern Quecksilberkuppe im vorderen Heberbarometer. By. u. = Stellung der Quecksilberkuppe im kürzeren Schenkel des gleichen Barometers. Bh. — Stellung der oberen Kuppe im Getässbaro- meter, hiervon mussten 8,9 mm. als der Höhe des Quecksilbers im Gefäss abge- zogen werden. Temp. — Temperatur der siedenden Flüssigkeit. B.K. = äusserer Luftdruck am Kramer’schen Baro- meter. T.K. — Temperatur desselben. B.K.red. — der auf 0° reducirte Quecksilberhöhe dieses Instrumentes. > Az 9 red. — die auf 0° redueirten mittleren Höhe der Barometer Bv und Bh. Druck — der im Apparat herrschende Luftdruck. Tabelle 46. Ameisensäure flüssig. Wasserluftpumpe. TI, nn Bv.u.| Bh. [Temp B.K. | T.K. nn 0, mm. mm. mm. "C: mm. 1C. | mm. mm. 7 |957,9 237,0 | 730,0 | 1,0 | 733,0! 12 |731,6| 720.1 7 958,1 286,8 | 730,41) 0,5 173281 11 2315| 7005 8 |9540 | 241,2 | 722,0 || 10,9 || 733,9) 11 |732,6| 711,9 8 |9538,5 241,8 720,9 19,1 |734,8| 11-7380. 7108 | 8 | 958,0 | 242,4 | 719,9 | 12,9 | 734,8 | 11 [7330]: 7103 | 8 |952,1|243,3|718,1|| 14,1 734,3 | 11 7330| 708,0 | 8 | 951,6 | 244,0 | 716,9) 15,1 |784,4 | 11 |7331| voss | 8 |950,7 | 244,9 |715,1|| 16,5 | 734,4| 11 \733,1| 705,0 | 8 | 950,0 | 245,5 | 713,8 || 17,5 | 7844) 11 |733,1 | 703,6 8 1949,6 246,0 | 712,9 || 18,1 ||734,6 | 11 7333| voa,s | '10 | 951,2 | 244,2 | 716,3 || 15,9 | 784,7 | 11 |733,4| 706,0 10 | 950,6 | 245,1 | 714,8 || 17,1 ||735,0| 11 |7337| 704,5 10 | 950,0 | 245,9 | 13,4 || 18,2 [735,2 | 11 |7339| 7031 7 | 949,8 | 245,7 | 713,4) 19,0 | 730,8 | 13 |735,3| 703,4 8 | 949,0| 246,5 | 711,8 20,3 , 737,2) 13 |735,7| 701,7 8.1,948,.0,247,7| 709,6 215 787,2 12. |755,0 0995 10 | 946,9 248,9 | 707,2| 23,0 ,737,2| 13 |735,7| 696,9 10 | 946,3 | 249,8 | 705,8 | 23,8 | 787,2| 13 |735,7| 695,5 10 |945,6| 250,6 | 704,3|| 24,6 ||737,2| 13 |735,7| 694,0 10 |944,8 | 251,5 | 702,8 || 25,5 737,3] 13 |735,8| 692,5 10 | 943,9 | 252,1 | 701,1| 26,4 | 737,4] 13 !735,9| 690,8 10 |948,1 | 253,0) 699,4] 971 ||737,4| 13 |735,9| 689,1 10 |942,2 | 253,9 | 697,6] 28,0 | 737,6] 13 |736,1) 687,3 10 |941,2 254,8 | 695,6|| 288 ||737,7| 13 |736,2| 685,3 10 |940,1 | 256,0! 693,4] 098 |737,8| 13 |736,3| 683,1 10 |939,2 | 257,0 | 691,5) 30,6 |737,8| 13 |736,3| 681,2 10 |938,1|258,0) 689,5] 314 | 738,2] 13 |736,7| 679,1 11 | 936,3 | 260,2 | 685,4] 33,0 | 7385| 12 |737.1| 675,0 11 | 935,0 | 261,5 | 83,8 |7387| 12 |737,3| 672,3 12 |934,5 | 261,9 681,9 34,2 | 738,8| 12 |737,4| 6714 | 10 | 960,0 | 235,3 123,9 121 741,8|'13 7402 a5 Tabelle 46 (Fortsetzung). 4h} Bv.o. | Bv.u. ICH mm. mm. 10 | 961,0 | 234,3 10 | 961,8 | 233,6 10 | 962,3 | 233,2 11 | 962,6 | 233,0 11 | 962,3 | 233,3 11 | 961,1 | 234,7 11 | 960,5 | 235,1 11 | 958,9 | 237,0 11 | 957,9 | 237,9 Bh. mm. 736,0 737,2 738,5 738,6 738,0 135,4 134,3 731,0 293 Temp. (et D 2 es PRISES > mm. er 741,8| 13 741,8| 13 741,9| 13 741,3| 13 741,2| 13 741,3| 13 Se 7413|. 18 741,4| 13 Bike red. mm. 740,2 740,2 740,3 139,7 139,6 139,7 139,7 139,7 139,8 | ed. Druck. mm. || 18,3 Nach ihrer Grösse geordnet, geben wir nachstehend die beobachteten Drucke nebst den dazugehörenden Koch- punkten noch einmal wieder, wie dieselben zur Kon- struktion der Kurve auf Tafel B benutzt wurden. Tabelle 47. Ameisensäure flüssig. Druck. | Temp. || Druck. mm. 0C. 11.02.08 1154 10 1 LS RE 120.720 ete 0 13:56 14,6 | 5,0 14:51 15,7 | 6,3 16,7 | 7,2 mm. 19,1 20,7 21,1 22,2 25,0 26,3 97,4 28,1 29,2 29,5 Temp. || Druck. ue mm. 9,8 30,5 10,9 30,8 11,2 a 12,1 34,0 14,1 36,2 15,1 38,8 15,9 40,2 16,5 41,7 17,1 43,3 17,5 | 45,1 Druck. | Temp. Temp. HU 18,1 13,2 1340) 20,3 21,5 23,0 23,8 24,6 25,5 26,4 °C, 27,1 28,0 28,8 29,8 30,6 31,4 33,0 33,8 34,2 eine Thermometerkorrektur war nicht anzubringen. — 19 — Aus der konstruirten Kurve wurden die in den beiden folgenden Tabellen zusammengestellten Werte abgelesen, Tabelle 48. Dampfspannkraft der Ameisensäure, nach mm. geordnet. Druck. | Temp. | Druck. | Temp. | Druck. | Temp. mm. | NG: mm. CO, mm. vC. 107 27,0 25 14,3 3%. 17.938 11 = 0,6 26 15,0 40 23,7 a) a I 24,2 13 | 3,2 28 | 16,4 | 42 | 24,8 aa, a4 29 ei 04 25,3 15 #55 30 17,8 44 | 25,8 16 | 6,6 31 | 184 45 | 26,2 ra, 166 33 19,1 46 26,7 180: 85 33 19,7 47 27,1 jo 94 34 | 20,3 | 48 | 27,6 20 | 10,3 35 | 20,9 49 | 28,0 9 UE 36 | 215 50 | 28,5 22, 11,0 3.29 a 2 23.312397 38 22,6 52 29,3 24 | 13,5 53. | 297 Druck. Druck, | Temp, Temp. mm. | 07 54 | 30,1 55 | 30,5 56 30.9) 57 31,2 58 31,6 59 32,0 60 32,3 61 32,6 62 32,9 63 33,3 64 33,6 65 Sa) 66 34,2 67 34,5 Tabelle 49. Kochpunkte der Ameisensäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck. | Temp. | Druck. || Temp. | Druck. | Temp. | Druck. °C, mm. I®. mm. BE mm. EC mm. 0 10,6 |: 9 18,6 18 | 30,4 SAGE 1 11,3 10 19,7 19 32,0 28 49,0 2 12,1 11 20,9 20 33,5 29 51,3 3 12,9 12 22,1 21 35,1 30 53,9 4 13,7 13 23,4 22 36,9 31 56,5 a 14,5 14 24,7 23 38,7 32 59,2 6 15,4 15 | 26,0 24 40,5 33 62,1 Hl 16,4 16 27,4 25 42,5 34 65,2 8 17,5 17 28,9 26 44,5 35 68,5 Kahlbaum und Schröter, Essigsäure. Die Säure wurde eine grosse Anzahl von Malen umkrystallisirt !), und zeigte die zur Anwendung gebrachte ‚Portion nach N. Th. 1386 den Schmelzpunkt 16,2° C., das giebt nach angebrachter Korrektur von 0,07 = 16,1°C.; der Siedepunkt wurde mit N. Th. 818 bei 740 mm. und 17° C. zu 118,0 gefunden, d.h. es wurde für die Bestim- mungen angewandt Essigsäure vom Schmelz- punkt 16,1° C. und Siedepunkt 118,7° C. | Als beste bisherige Bestimmungen sind die von Petterson ?) anzusehen, der 117,1°C. bei 749 mm. fand, 1) Allerdings nicht „während einiger Jahre“ wie das seitens der HH. Ramsay & Young geschehen ist (vergl. Deutsch. Chem. Gesellsch. Ber. Bd. 19. 1886, pag. 69), ein Vorgehen, das wir auch durchaus nicht empfehlen möchten. ?) Petterson, Journal f. pract. Chem. Bd. 24. 1881. pag. 293. 48 = TEN RUE A ER Se das wäre — 117,50C. bei 760 mm. als Siedepunkt, als Schmelzpunkt giebt er 16,55°C. an. Die folgenden Temperaturangaben beziehen sich auf N. Th. 1586. Bh. tauchte bis 10,5 mm. in das Gefäss, diese Grösse ist also stets von den Angaben unter Bh. abzuziehen; sonst bleibt die Bedeutung der Kolonnen die gleiche wie bei der. Ameisensäure. Auch die Essigsäure gestattete mit einem Koch- punkt von nur 18,1° bei 10 mm. Druck nicht die An- wendung der Quecksilberluftpumpe, es musste also bei den Bestimmungen mit Hilfe der Wasserluftpumpe ver- bleiben. Es folgen in der Tabelle 50 die Originalbeobach- tungen. Tabelle 50. Essigsäure. Wasserluftpumpe. Bye 0 Br, u. | Bh. |Vemp. BK. ER. 2 pe Druck DCE mm. mm. mm. LE. mm.-| °C mm. mm. mm. 17 924,5 | 206,5 | 728,6 || 28,8 | 736,4 | 18 134,3 715,9 18,4. 16,5 | 923,0 | 208,0 | 728,0 || 30,9 \\r36,6| 18 |7345| 713,0 || 21,5 16 916,7 214,5 | 713,1 239,6.1750.4.1 1% 734,7 700,4 34,3 12 1918,4 211,9 717,6 | 36,5 | 7861! 15 |7343| 7052 || 291 12,5 | 922,1 | 208,0 | 724,9 | 31,1 |735,9| 15,5 |734,1| 712,6 | 21,5 13 |923,3 | 207,1 | 726,8 || 29,3 ||735,9| 15,5 |734,1| 714,6 || 19,5 12,5 | 923,9 | 206,5 | 728,0 || 28,0 || 735,9 | 15,5 [734,1 | 715,9 || 18,2 12,5 | 924,1 | 206,0 | 728,9 || 27,4 || 736,0 | 16 |734,1| 716,7 | 17,4 13 |9248 | 205,6 | 730,0 || 26,4 | 786,11 16 |7342| 717,7 || 165 13 925,8 | 205,0 | 731,2 | 25,2 || 736,2 | 16 194,3 718,8 15,5 13 |925,8 | 204,5 | 732,1 | 24,3 ||736,3| ı6 |734,1| 719,8 || 14,6 12 |926,1 | 203,8 | 733,1 | 23,0 |736.,6| 17 |734,6| 7209 || 13,7 12,5 | 928,3 | 201,6 | 737,0 | 17,7 |736,7| 17 |734,7| 725,0 9,7 sg = Tabelle 50 (Fortsetzung). 1 He Bv.u. | Bh. |Temp.| B.K. | T.K. ee ps En red. | Druck 0 €: mm. mm. mm. IC mm. er mm. mm. mm. 13 928,5 | 201,7 | 737,2 || 17,6 || 736,8 | 17 134,8 725,1 SAT 12 927,9 | 202,1 | 736,3 || 21,6 || 738,2 | 13 736,7 724,8 12,4 12 928,3 | 201,7 | 736,9 || 20,7 || 738,2 | 13 136,7 725,0 14,7 12,5 | 928,7 |201,5 137,1|| 19,8 || 738,2 | 13 136,7 725,6 110 13 929,0 | 201,3 | 738,1|| 18,9 || 738,1| 13 136,6 126,1 10,5 12,5 | 929,3 |200,9 | 738,9 || 17,5 || 737,9| 13 |736,4 | 726,8 9,6 12 922,7 | 207,6 | 725,8.|| 31,9 || 737,7 | 15 136,2 113,6 22,6 12,5 | 922,4 | 207,9 | 725,0 || 32,4 || 737,7 | 13 736,1 712,9 23,8 12,5 | 921,5 | 208,8 | 723,2 || 33,4 || 757,8 | 14 736,1 ASE 25,0 12 920,8 | 209,4 | 722,2 | 34,6 || 737,8 | 14,5 | 736,1 709,8 26,3 12 917,1 | 213,4 | 714,6 || 39,2 || 737,7 | 14 736,0 102,3 33,1 12 916,5 | 214,0 | 713,7 || 40,0 || 737,8 | 14 736,1 701,2 34,9 12,5 | 916,5 |213,9 | 713,6 || 38,4 || 734,8 | 13 133,3 701,2 32,1 13 915,7 214,8 711,8 || 39,3 || 734,6 | 13 733,1 699,4 ‚33,1 14 914,3 | 216,2 | 708,9 || 40,6 || 734,0 | 13 132,5 696,4 501 17,5. | 916,0. 215,6 | 711,5 37,8 || 751,2 | 16 129,4 698,5 30,9 18 917,5 |213,9 | 714,9 || 35,6 || 731,2 | 16 29,4 701,7 27,7 18 918,5 |212,7 | 716,8 || 34,0 || 731,1, 16 129,2 103,7 25,5 18 921,0 210,1 | 721,7 || 30,0 || 731,0 | 16 729,1 708,7 20,4 17,5 | 924,7 | 206,4 | 728,8 || 22,0 || 730,6 | 16 128,7 11651 12,6 UT 925,9 | 204,9 | 731,4 || 18,0 || 730,4 | 15,5 | 728,6 718,8 9,8 15 915,6 | 215,0 | 711,5 || 36,7 || 730,0 | 14 128,3 698,9 29,4 15 905,8 | 225,8 | 692,0 || 47,2 | 730,2 | 14 728,5 679,0 49,5 16 908,5 | 227,8 | 687,3 || 49,0 || 730,0 | 14,5 | 728,3 674,1 54,2 16 907,5 | 223,6 | 695,6 || 45,6 || 730,3 | 14,5 | 728,6 682,4 46,2 16 908,1 | 223,0 | 696,8 || 45,1 || 730,1 | 14,5 | 728,4 683,6 44,8 16 910,5 | 220,8 | 701,2 || 45,0 || 730,1 | 15 128,3 688,1 40,2 16,5 | 912,3 |218,3 | 705,0 || 40,9 || 730,2 | 15 128,4 691,8 36,6 17 904,8 | 226,8 | 689,8 || 48,1 |, 730,2 15 128,4 676,4 52,0 17 909,9 | 221,3 | 700,1 || 43,5 || 730,3 | 15 128,5 686,9 41,6 17 911,8 |219,5 | 703,6 || 41,7 | 730,4 | 15 128,6 690,5 38,1 17 922,5 | 208,5 | 724,9 || 26,9 || 731,0 | 15,5 | 729,2 712.0 17,2 Nach der Grösse geordnet geben wir nachstehend die beobachteten Drucke, nebst den dazu gehörigen Koch- punkten, wie sie zur Konstruktion der Kurve auf Tafel A benutzt wurden, noch einmal wieder. Tabelle 51. Essigsäure. Druck |Temp. Druck Temp. Druck Temp. mm. u: mm. 0, mm. Ce 9,6 | 17,5 || 18,2 | 28,01 32,1 | 38,4 9,7 |17,6 | 18,4 | 28,2 || 33,7 | 39,2 9,7 | 17,7 || 19,5 | 29,8 | 33,7 | 39,8 9,8 | 18,0 | 20,4| 300 | 34,3 | 39,6 10,5 | 18,9 || 21,5 | 30,9 | 34,9 | 40,0 112 139,5. 215 3110| 501 | duc 11,7 | 20,7 || 22,6 | 31,9.| 36,6 | 40,9 12,4 |21,6 || 23,2 | 32,4 || 38,1 | 41,7 12,6 | 22,0 | 25,0 | 33,4 || 40,2 | 43,0 15,7. 23,0. 23,5 | 34.0) 41,6 | 43,5 14,6 | 24,3 || 26,3 | 34,6 | 44,8 | 451 15,5 | 25.2 || 27,7 | 35,6 || 46,2 | 45,6 16,5 | 26,4 || 29,1 | 36,5 || 49,5 | 47,2 17,2 | 26,9 || 29,4 | 36,7 || 52,0 | 48,1 17.4 27,41 30,9 1.3258 114549 140920 Nachdem die Thermometerkorrektur angebracht war, wurden aus der Kurve auf Tafel A die folgenden Werte als Dampfspannkräfte der Essigsäure abgelesen. — 7157 — Tabelle 52. Dampfspannkraft der Essigsäure nach mm. geordnet, D T Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck, | Temp. | Druck. | Temp. mm. CG mm. eV. mm. °C. mm. 0 C. Lt 1821 22 | 31,2 34 | 394 46 | 45,4 ML -10.5 33 >| 33,1 35 | 400 | 47 | 45,8 12 21,0 24 32,9 36 40,5 48 46,3 13 22,3 25 33,7 37 41,0 49 | 46,7 14 23,5 26 84,4 38 | 415 50 47,2 15 24,6 27 35,1 3 42,0 D 47,6 16 305.7 28 35,7 | 40 425 | 52 48,1 17 26:7..1,..29 364 Al 430 | 53 48,5 18 27,1 30 371.1 919 43,5 54 48,9 19 28,6 31 37,7 43 | 440 55 49,3 20 29,5 32 38,3 44 | 445 21 30,4 33 RS art 44,9 Tabelle 53. Kochpunkte der Essigsäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck. || Temp. | Druck. | Temp. | Druck. | Temp. | Druck. u mm. °C. mm. °C. mm. eG. mm. 17 9,2 26 16,2 35 26,6 44 | 42,6 18 9,8 27 17.1 86 | 28,1 45 | 447 19 |- 10,5 28 18,1 37 | 29,6 46 | 46,9 20 11,2 29 19,2 BBA? 47 | 49,2 21 11,9 30 20,3 39 33,0 48 | 51,5 22 19% | 31 21,4 40: | 34,8 49.5) 38,8 23 13,5 32 22,6 41 36,7 50 | 56,2 Ba) 113 | 33 | 23,9 42 | 38,6 2 le-:15,2 34 | :25,2 43 40,6 Kahlbaum und Schröter. — 158 — Propionsäure. Diese aus Cyanaethyl hergestellte Säure zeigte einen sehr guten Siedepunkt; nach Th. 2080 kochte dieselbe unter 738,9 mm. und 14°C. bei 139,8 —140,0°0.; das | gibt korrigirt als Siedepunkt der angewandten Propionsäure 140,8°C. d. h. 0,1°C. höher als die zu den statischen Bestimmungen benützte Säure. Der Schmelzpunkt wurde wiederum zu — 24°C. gefunden. Bei diesen Versuchen, die erst später zur Prüfung der auf statischem Wege gewonnenen Kesultate an- gestellt wurden, ist von der Anwendung der Quecksilber- luftpumpe abgesehen worden, weil auch hier unter 10 mm. Druck der Siedepunkt der Säure so tief sinkt, dass ein gedeihliches Beobachten nicht wohl möglich ist. Die Druckmessungen wurden an zwei Gefässbaro- metern vorgenommen, so dass die Reihe „Bv. u.“ in Fortfall kommt; dagegen ist bei allen Beobachtungen von Bv. 12,2 und von Bh. 8,2 abzuziehen. Die Tempera- turen wurden durchgehends mit N. Th. 817 gemessen. Tabelle 54. Propionsäure. (Wasserluftpumpe.) B.K.|,v+h IF Bv. | Bh. |'Temp.|B.K. | BK B. as red. || Druck | | red. 2 B. mm. mm. 'C. mm. °C mm. mm. mm. 17 | 743,1 |738,9 || 46,2 | 743,7| 15 [741,9 725,1 13,2 17 |749,3|738,0|| 47,2 \743,7| 15 |741,9| 727,9 | 14,0 17 |741,1|736,8|| 48,9 17437] 15 |741,9| 726,7 | 152 17 |740,01735,7 || 50,2 | 743,9] 15 |742,1| 725,6 | 16,5 17 |739,0 17348 | 51,2 | 7441) 15 |742,3| 7246 | 17,7 17 |738,1|733,8 || 52,4 17441) 15 |742,3| 723,7 || 18,6 a Sean. PU NT ER... re RT ER re LE mA Er PS RE Le \ EIER ER - + — 159 — Tabelle 54 (Fortsetzung). A on ne Keane: , red. 2 306; mm mm °C. mm. 00. mm. mm. mm. 17 756,8 | 732,3 || 53,5 || 744,0! 15 | 742,2 122,4 1955 17 | 735,1|730,9 || 54,9 | 744,0! 15 | 742,2 720,8 21,4 17 |734,01729,8 || 55,9 | 7440! 15 |742,2 SAT, 22,5 17 | 733,0 | 728,8 || 56,7 | 744,0| 15 | 742,2 LOT 23,5 17 |732,0|727,8 || 57,7 | 744,9] 15 |742,4 IT 24,7 17 |731,0|726,8 || 58,5 || 7442] 15 |742,4 716,7 25,7 17 | 750,0 |725,8 || 59,3 | 744,8] 19 |742,5 715,7 26,8 17 |728,9| 724,7 || 60,2 | 744,8] 15 |742,5 714,6 21,9 6 7240241725,0|-619 | 74455) 16 | 742,6 712,9 29,7 12 0023.117209:| 62,6 | 744,6 |. 16 17427 710,8 31,9 D 00254 ,7119,2| 63,6. | 7446 | 16 |7427 709,1 33,6 17 1721,.4, 717,1 || 64,9 || 744,6! 16 | 742,7 707,1 35,6 17 | 719,8 | 715,6 || 65,8 || 744,6 16 742,7 705,5 37,2 19 |720,7|1716,6 || 67,0 | 747,6| 16 | 745,7 706,2 339 19 | 718,9 714,8 || 68,0 ||747,6| 16 | 745,7 704,4 41,3 19 | 716,5 | 712,4 || 69,0 ||747,6| 16 | 745,7 702,0 43, 19» | 714,6 | 710,5 || 69,8 || 747,6 | 16 |745,7 700,1 45,6 19 | 712,5 | 708,8 || 70,7 747,6) 17 | 745,6 698,0 47,6 792 21°71055..706,2.11.71,6 747,5 | 17..1745,5 695,3 49,7 73.779351 |702,0.72,4.|747.5.|. 17:01 745,5 693,6 51,9 109028200,921,701,9: 78,2. | 747.5. 41% | 745,5 691,5 54,0 19 | 704,1 | 700,1 || 74,0 || 747,5| 17 | 745,5 689,7 55,8 20 | 701,8 |697,8 || 74,9 | 747,4| 17 |745,4 687,3 3 21 |696,9 | 692,8 || 76,2 || 746,2] 18 | 744,0 682,2 61,8 21 | 694,4 | 690,2 || 77,0 || 746,2! 18 |744,0 rei 64,3 21: 1691,9 1687,7.| 77,8 1,746,0| 18 | 743,8 677,2 66,6 32% 1 688,1 | 684,0) 78,8 745,9 |: 19 | 743,6 673,3 70,3 22 | 685,9 681,8 | 79,5 |745,8 19747749, 671,7 72,4 21 | 746,4 142,4 44,7 745,3 | 19 |748,0 131,5: 11,5 Nachstehende Tabelle 55 bringt die beobachteten Drucke mit den dazugehörigen Temperaturen nach der Grösse geordnet noch einmal wieder, wie dieselben zur Konstruktion der Kurve auf Tafel ©. benutzt wurden, _ 760 — Tabelle 55. Propionsäure. Druck | Temp. |Druck| Temp. Druck | Temp. mm. DC? mm. °C. mm. | °C. 11,5 | 44,7 ||25,7 | 58,5 | 47,6 | 70,7 13,2 462 ||26,8 |59,8 | 407 | 71,6 14,0 | 47,2 || 27,9 | 60,2 | 51,9 | 72,4 15,2 | 48,9 || 29,7 | 61,2 ||54,0 | 73,2 16,5 | 50,2 || 81,9 | 62,6 | 55,8 | 74,0 17,7 | 51,2 || 33,6 | 63,6 || 58,1 | 74,9 18,6 | 52,4 | 35,6 | 64,9 || 61,8 | 76,2 19,8 | 53,5 || 37,2 | 65,8 || 64,3 | 77,0 21,4 | 54,9 || 39,5 | 67,0 || 66,6 | 77,8 22,9 | 55,9 || 41,3 | 68,0 70,3 | 78,8 23,5 | 56,7 || 43,7. | 69,0 | 72,4 | 79,5 24,7 | 57,7 | 45,6 | 69,8 Nachdem noch die Thermometerkorrektur in Betracht gezogen war, wurden aus der in Tafel C gegebenen Kurve die nachstehenden Werte abgelesen. B — 161 — Tabelle 56. Dampfspannkraft der Propionsäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. Druck Temp. Dies eu Druck | Temp. | Druck | Temp. mm. °C. mm. DO mm. °C. mm. oC. mm. EC 10 |a1,8 || 23 |56,3 || 36 | 65,0 |, 49 |71,2 | 62 | 76,1 11 [433 | 24 |57,1 || 37 | 65,6 || 50 |71,6 | 63 |-76,5 12 |4as || 25 |57,9 || ss |66,1 | 51 | 73,0 | 64 | 76,8 13 |46,1 | 26 158,7 || 39 | 66,6 | 52 .| 72,4 | 65 | 77,2 14 | 473 | 27 |594 | 40 |67,1 | 53 |72,8 | 66 | 77,5 15 | 48,5 232 601 41 | 67,6 54 | 73,2 67, :|410,8 16 .\49,6 || 29 | so, | 42 | 681 | 55 |73,6 | 68 | 78,1 17 150,6 | so |e14 || 48 |68,6 | 56 | 74,0 | 69 | 784 rs 31 62,1 | 4a |69,1 | 57 | 744: W 786 19 |52,6 | 32 |627 || 45 |69,5 || 58 | 74,8 | 71 | 79,0 20 | 53,6 39: 163,3 46 | 69,9 59 75,1 12 19,3 21 54,5 34: [63,9 are 0,28 SUR Ss) 73 79,6 22 |554 | 35 |64,4 | 48 I70,8 | 61 |75,8 | 74 | 79,9 75 | 80,2 Tabelle 57. Kochpunkte der Propionsäure nach 0C, geordnet. Temp. Druck! Temp. Druck Temp. Druck Temp. Druck Temp.| Druck MS: mm. °C. mme. 17.00: mm. || °C. mm. °C, | mm. 44 am 11,5 1 2.127,35 59 | 26,5 66 | 37,8 74 | 56,0 45 | 12,2 SPAS GONE ONG SE 39:5 FA a Es Tr 46 | 13,0 | 53 |19,3 | 61 |29,4 | 68 | 41,7 | 76 \e16: 47 | 13,7 54 | 20,4 62 - | 30,9 69 | 43,9 77 | 64,6 48 | 14,6 59.2.1050 63 | 32,5 70 | 46,1 TANGER 49 |15,4 56 |22,7 64 | 34,2 71 | 48,5 192-080 50 | 16,3 57 | 23,9 6331| 36,0% 10.72, 21.909 80 | 74,5 aa OL 13 | 53,5 | Kahlbaum und Schröter, u nn ee Normal - Buttersäure. Die Schwierigkeiten, die sich der Herstellung absolut reiner Buttersäure entgegenstellten und die völlig zu heben uns nicht gelungen ist, gaben die Veranlassung, auch die Spannkraft der Buttersäure noch einmal dyna- misch zu prüfen, da geringe Verunreinigungen auf die Re- sultate der dynamischen Methode von merklich schwäche- rem Einfluss als auf die statisch erhaltenen Resultate sind. Es wurde als chemisch rein bezeichnete Buttersäure von den verschiedensten Firmen bezogen. Ein ver- gleichendes Studium derselben führte dahin, eine von C. A. F. Kahlbaum gelieferte Säure, die nach der von uns früher beschriebenen Methode!) von Methacrylsäure befreit war, zu verwenden. | Diese nun von uns für die dynamischen Bestim- mungen gebrauchte Buttersäure kochte korr. bei 163,5 C. und schmolz bei —6,7°C. Unsere früheren Beobachtungen *) hatten ergeben: Siedepunkt 163,7° C., Schmelzpunkt — 85°C. Zu den Temperaturmessungen wurden benutzt N. Th. 817 und Th. 2076. Die Thermo- meterkorrektur ist bereits bei der Konstruktion der Kurve. in Betracht gezogen worden. Die folgende Tabelle 58 giebt die Originalbeobach- tungen. Die Bedeutung der Kolonnen ist leicht verständ- lich oder aus der Zeichnung des Apparats ersichtlich. Von Bv. ist bei den ersten 39 Beobachtungen 15,1 mm. _ abzuziehen, von Bh. 19,0 mm.; von den übrigen für Bv. 15,0 mm., von Bh. 19,2 mm. Bei der Buttersäure konnte auch die Quecksilberpumpe verwendet werden. !) Vergl. pag. 697 ff. 2) Vergl. pag. 704. Tabelle 58. 763 Normal-Butiersäure. (Wasserluftpumpe.)- | 3 BURN {us By. Bb. Temp BR. LT. K- de B——— rod. Druck 00. mm. mm. °C, mm. 1C. mm, mm. mm. 14 | 745,1 |749,0|| 62,6 ||738,6| 11 |737,3| 728,2 9,1 14 | 744,7|748,6 || 63,6 |738,6| 11 |737,3| 727,6 9,5 14 |743,3 |747,1|| 65,8 | 738,6 | 11 |737,3| 726,3 || 11,0 15 | 742,6 |746,5|| 66,8 || 738,6 | 11 |737,3| 725,6 || 11,7 15 |741,5|745,2|| 68,4 | 738,6| 11 |737,3| 7244 || 12,9 15 | 740,5 |744,2|| 69,6 | 738,6) 11 |737,3| 7234 | 13,9 16 0733.61 742,2| 71,9 1738,5| 19 17371) ‚721,322 15,8 16 | 737,0 | 740,8 | 73,2 || 788,4| 12 |737,0|: 719,8 | 17,2 17 |736,0|1739,9 || 74,2 ||738,4| 12 |7370| 718,8 | 18,2 10 |755.0,138,9 75,2 7384| 12 7370.) 117,8, |192 17 | 734,0. 737,9|| 76,0 | 738,3| 12 |736,9| 716,8 || 20,1 17 | 733,0 | 736,9 | 76,8 7382| 12 |736,8| 715,8 21,0 18 731,1 |755,0|| 78,1.1\737,9| 12 |736,5| 713,8 | 22,7 18 | 730,0|733,9 | 78,9 |737,9| 13 |736,4| 712,7 || 23,7 18 |729,0|732,9 || 79,7 ||787,9| 13 |7364| 711,7 || 24,7 18 | 727,6|731,8 | 80,6 ||7s37,9| 13 |736,4| 710,6 || 25,8 19 | 726,6 | 730,5 || 81,4 ||737,0| 13 |736,4| 7092 || 27,2 19 |725,2|729,1|| 82,2 |737,9| 13 |736,4| 707,8 || 28,6 19 | 724,3 728,2 | 82,8 ||737,8| 13 |736,3| 706,9 || 29,4 19 | 722,9 | 726,8 | 83,8 ||737,8| 13 |736,3| 705,5 || 30,8 19 | 721,2 | 725,1 || 84,7 |737,8| 18 |736,3! 703,8 || 82,5 19 |719,9|723,9|| 85,4 |737,8| 14 |736,2| 702,6 || 33,6 19 |718,7|722,6 || 86,2 |737,6| 14 |736,1| 701,3 || 34,8 19 | 716,6 720,5 || 87,2 11737,8| 14 |736,1| 699,2 || 36,9 19 |715,0|718,9|| 88,0 |737,8| 14 |736,1| 697,6 || 38,5 19 | 713,6 |717,5|| 88,7 ||787,7| 14 |736,0| 696,2 || 39,8 19 | 712,0 |716,0|| 89,4 | 737,7| 14 |736,0| 694,7 | 41,3 19 |710,1|714,1|| 90,2 |737,7| 14 |736,0| 692,8 || 43,2 18 | 708,8 712,2 91,0 |737,7| 14 |736,0| 691,0 || 45,0 18 |706,3|1710,2 || 91,9 |737,7| 14 |736,0| 689,7 || 40,0 18 | 704,3 | 708,0 || 92,8 |737,7| 14 |736,0| 686,9 || 49,1 — 764 Tabelle 58 nn Ahr By Bi. Lemp.. DK D.S. \ Fa pl de al Druck 1C,. mm. mm. °C, mm. 'C, mm mm. mm. 18 | 702,1) 706,1)\ 93,6 |737.7| 14 |736,0| 685,0 || 51,0 18 | 700,2 | 704,0 || 94,4 ||737,7| 14 |736,0| 682,9 | 53,1 18 | 697,9 | 701,8 || 95,8 |\737,8| 14 |736,1| 680,7 || 55,4 18 | 695,3 699,2 || 96,2 ||7s7,8| 14 |736,1| 6781 || 58,0 18 | 692,6 | 696,5 || 97,2 | 737,8 14 |750;1 675,4 60,7 18 |689,8 | 693,8 || 98,0 | 737,8) 14 |736,1| 672,7 | 63,4 18 |686,1 | 690,0 | 99,2 | 737,9 14 | 736,2 668,9 67,3 18 | 681,7 | 685,6 100,6 | 738,0 14 |736,3 664,5 14,8 19 |747,8 | 751,9 || 62,4 | 740,9) 14 |739,2| 730,3 8,9 19 | 746,6 |750,8| 64,4 ||740,9| 14 |739,2| 729,2 | 10,0 19 | 744,4 | 748,6|| 67,5 7409| 14 |739,2| 7270 || 12,2 19 | 741,8 | 746,0 || 70,6 | 740,9) 14 [739,2 724,4 14,8 19 |738,8 748,0 || 73,4 || 740,6) 15 |788,8| 7214 | 17,4 19 |735,4| 739,7 | 76,6 ||7a0,6| 15 |738,8| 718,1 20,7 19 |732,5| 736,8 || 78,9 | 740,6] 15 |738,8 715,2 23,6 19 |729,3 733,6 || 81,1 || 740,6) 15 |738,8| 712,1 | 26,7 19 |726,9 | 731,1|| 82,7 || 740,5) 15 |738,7| 709,6 || 29,1 19 |728,8 | 728,0 || 84,6 ||740,5, 15 |7387| 706,5 || 32,2 19 |720,0 724,2 || 86,7 |740,5| 15 |738,7| 027 || 36,0 Tabelle 59. Normal-Buttersäure (Quecksilberluftpumpe). B. K. du Bo. Bu. ||Temp.|B.K. | DER, ei D red. Druck (C2 mm. mm. tes mm. °C. mm. mm. || mm. 17 \753,0| 11,3 | 30,0 |7a1,3| 15 |739,51739,4| 0,1 17 |752,2| 11,1 | 35,5 |741,2| 15 |739,4|738,8| 0,6 DA 751.7 |,11.1 | 40,5 9411 11517808 68881100 17 \751,0| 11,1 || 43,7 |7a1,0| 15 |739,2|737,6|| 1,6 17 |750,1| 11,1 | 46,7 ||741,0) 15 |739,2|736,7|| 2,5 17 |749,4| 11,1 | 49,7 ||7409| 15 |739,11736,0 || 8,1 Tabelle 59 (Fortsetzung). "751,3| 11,8 || 35,8 739,5) 18 |737,4|737,1|| 0,3 Fr = | | | B.K. | à - 0. | Bu. |Temp.| B. K. | PER: | En Bered Druck ‘C. mm. mm. °C. mm. (CSI mime | mm, mm. 13.7759. 11.1 5158.||740,8| 15 | 789,0 7355| 3,5 -ı8 |748,0| 11,1 || 53,7 ||740,8| 16 |7838,9|734,6|| 4,3 18 |747,1| 11,1 | 55,4 |740,8| 16 | 738,9 |733,7|| 5,2 18 |746,5| 11.1 | 56,9 | 740,8! 16 |788,9|733,1 || 5,8 18 |746,0| 11,2 | 58,5 | 740,8] 16 |738,91732,5|| 6,4 18 |745,1| 11,2 |,59,8 | 740,7| 16 |738,8|731,6|| 7,2 18 |744,4| 11,3 || 61,5 |740,7| 16 |738,81730,8| 8,0 18 |743,9| 11,4 || 62,8 | 740,6] 16 |738,7,730,2| 8,5 18 |743.0| 11,4 || 63,9 |740,5| 16 |738,6|729,3|| 9,3 18 |742,5| 11,5 || 64,9 ||740,5| 16 |738,6|728,7|| 9,9 18 |742,0| 11,6 || 65,8 ||740,5| 16 | 738,6 |728,1 || 10,5 12 1741,31 11,7 |\.66,7 |\740,5| 16. | 738,6 727,1|-11,5 18 |740,6| 11,7 || 67,6 || 740,5] 16 | 738,6 | 726,6 || 12,0 18 |740,0| 11,8 || 68,5 | 740,5| 16 | 738,6 |725,9 || 12,7 ıs |738,1| 11,8 || 69,6 ||740,0| 16 | 738,0) 24,0 | 14,0 18 |737,7| 11,8 || 70,4 ||7399| 16 |738,0 723,6 || 14,4 18 |736,2| 11,8 || 71,8 | 739,9) 16 | 738,0 | 722,1 || 15,9 18 |735,1| 11,8 || 73,1 |\739,9| 16 |738,0|721,0|| 17,0 18 |739,0| 11,8 || 68,8 |739,7| 17 |7837,7|724,9 || 12,8 ıs |740,9| 11,8 || 66,4 ||739,7| 17 |737,7|726,8 || 10,9 18 |7424| 11,8 || 63,8 |739,7| 17 | 787,7|728,3|| 9,4 18 |744,0| 11,8 || 61,1 |739,7| 17 |737,7|729,9| 7,8 en 118 ,1058,4 1789| 17 7877/7810) 6,7 18 |745,1| 11,8 || 58,9 ||789,7| 17 |737,7|731,0| 6,7 18 |746,9| 11,8 || 55,4 || 739,6] 17 |737,6|732,8 || 4,8 182 :.747.91-°11,8 51,71 730,6 17 737,6. 733,8.0 3,8 18 |748,8| 11,8 || 49,6 |739,6| 17 |737,6|734,7|| 2,9 19 |749,7| 11,8 || 46,0 |739,6| 18 |737,51735,5| 2,0 19 |750,4| 11,8 || 41,2 || 739,5| 18 |737,4|736,2|| 1,2 19 |750,7| 11,8 || 41,0 ||789,5| 18 |737,41736,5| 0,9 19 |751,0| 11,8 || 39,0 ||739,5| 18 |737,4|736,8|| 0,6 — 166 — Die folgende Tabelle 60 bringt die Beobachtungen noch einmal nach der Grösse geordnet wie dieselben zur Konstruktion der Kurve auf Tafel A benutzt wurden; in denselben ist der Temperaturkorrektion wie gesagt bereits Rechnung getragen. Tabelle 60. Normal-Buttersäure. Druck |Temp. Druck|Temp. Druck|Temp.!Druck|Temp.|Druck | Temp. mm. 00. mm. u mm. O. mm. 0, mm. VCH 0,1 |30,0 | 6,4 |58,5 || 11,5 | 66,6 || 20,1 | 75,9 | 34,8 | 86,1 0,3: | 35,8 | 6,7 | 58,4 ||11,7 | 66,7 | 20,7 | 76,5 || 36,0 | 86,6 0,6 1355| 672 589 | 12.0 67,5 21,0 | 76,7 36.9 801 0,6 | 39,0 | 7,2 | 59,8 || 12,2 | 67,4 | 22,7 | 78,0 || 38,5 | 87,9 0,9 [41,0 | 7,8 | 61,0 || 12,7 | 68,4 | 23,6 | 78,8 | 39,8 | 88,6 1,0 |40,5 | 8,0 | 61,4 | 12,8 | 68,7 ||23,7 | 78,8 || 41,3 | 89,3 1,2 |41,2 | 8,5 | 62,7 || 12,9 | 68,3 ||24,7 | 79,6 || 48,2 | 90,1 1,6 |43,7 | 8,9 | 62,8 | 13,9 | 69,5 | 25,8 | 80,5 | 45,0 | 90,9 2.0 146,0 | 9,1 | 62,5 | 14,0 | 69,5 | 26,7 | 81,0 | 47,0 | 91,8 2,50 1.46.77 63.8 114,4 703 1292 813.491. 99% 2,9 49,0 | 9,4 | 68,7 | 14,8 | 70,5 ||28,6 | 82,1 | 51,0 | 93,5 51 497 95 |e35 158 71,8 >01 826 5317| 945 35 | 51.8 9,9 | 64,8 | 15,9 | 71.7 ||29,4 | 82,7 | 55.4 | 95.2 3,8 | 51,7 || 10,0 | 64,3 || 17,0 | 73,0 | 30,8 | 83,7 | 58,0 | 96,1 43) 38,0 | 10,5.1.05.7 102. 08,1 1392| 845 GO OI 4,8 | 55,4 || 10,9 | 66,3 || 17,4 | 75,5 || 32,5 | 84,6 | 63,4 | 97,9 52 55.4.1110 65,7 182 74,1 >36 809 623. 091. 5,8 | 56,9 19,2 | 75,1 71,8 [100,5 oo & — 167 — Tabelle 61 und 62 bringt die Dampfspannkräfte der Normal-Buttersäure nach mm. und nach °C. geordnet wie dieselben sich aus der Kurve auf Tafel A ergaben. Tabelle 61. Dampfspannkraft der Buttersäure nach mm. geordnet. Druck Temp. Druck|Temp. Druck| Temp. mm. 'C. mm (KDE mm. GE 0,5 | 35,5 | 21 | 76,6 | 46 | 91,4 1 2,896" 09 | 774) a7 | 918 1,5 | 427 | 23 | 782 | 48 | 92,3 2 |453 || 24 | 790 | 49 | 92,7 2,5 | 47,3 | 25 | 798 | 50 | 93,1 3 |491|| 26 | 80,5 | 51 | 93,5 250 37 |sLı|| 52.980 4 |522|| 98 | 81,8 | 53 | 943 4,5 | 53,6 || 29 | 82,5 || 54 | 94,6 5 | 54,9 | 30 | 83,1 | 55 | 95,0 6 57,3 | 31 | 83,7 | 56 | 95,4 i 59,4 || 32 | 84,8 | 57 | 95,7 8 61,4 | 33 | 84,9 | 58 | 96,1 9 63,1 | 34 | 85,5 | 59 | 96,5 10 |64,7 | 35 | 86,1 || 60 | 96,8 11 66,1 | 36 | 86,6 | 61 | 97,2 12 67,4 ||: 37 | 87,1 | 62- | 97,5 13 68,6 | 38 | 87,6 || 63 | 97,8 14 | 69,8 || 39 | 88,1 | 64 | 98,2 15 | 70,9 | 40 | 88,6 | 65 | 98,5 16 | 72,0 || 41 | 89,1 || 66 | 98,8 17 | 73,0 | 42 | 89,6 | 67 | 99,1 18 |73,9 | 43 | 90,0 | 68 | 99,4 19 | 749 || 44 | 90,5 || 69 | 99,8 20 |%5.8 | 45 | 91,0 | 70 |100,1 Tabelle 62. Kochpunkte der Buttersäure nach °C. geordnet. Temp. Druck Temp. Druck |Temp. Druck Temp. Druck|/Temp.| Druck CC: mm. °C, mm. (C. mm. °C, mm. (C. mm. 32.1304. || 48 | 240) 61 2078. 75.1 1011| 8a 38% 350,6 | 49 Sn 621x838. | 76 12003 89: 208 3771.07. || 50 1083 .||..03.) 89. 72. are 00 128 58 | 0e |: 51.136. 614 | 961.78 |-226 91 251 39 | 0,9 | 52 | 39 | 6 |10,2| 79 | 240 | 92 | 47,4 410 | 10 | 53 | 43 | 66 | 10,9 | 80 | 25,8 || 93 | 498 41, | 49 |) 5a | 46 | 67 | 11,7 | 81 | 968) 004 | 598 190114 | 55 | 50 | 68 125) 891) 983 05 1548 29 150166 | 54. || 69 | 133: 83.299 96 | 54% an aa 570 56 | 70 | id) 84 | 315. on 605 an 19 el dsl 85 | a Be As 21:59 ı 68 ıı 72,160, 86 | 349 |, gg) 063 ar aA 60:75 | 73 | 1701 87, | 369100 7093 74 | 18,1 Kahlbaum und Schrôter. Normal-Valeriansäure. Die Normal-Valeriansäure war in ziemlich en Zustande von C. A. F. Kahlbaum bezogen, sie siedete zwischen 183,4° ©. und 185,4 C. Nach mehrfacher Fraktion wurde mit N. Th. 1396 bei 748,7 mm. und 13°C. der Siedepunkt der gereinigten Säure zu 184,0 bestimmt, daraus ergiebt sich naclı Anbringung aller Korrekturen, dass eine Normal-Valeriansäure vom Siede- punkt 184,80 C. benutzt wurde. Der Erstarrungspunkt der normalen Valeriansäure wurde im Vakuum mit Koh- lensäure und Äther bei etwa —100°C. gefunden. Bei der Abkühlung beginnt die Säure von —60°C. an dick- — 169 — flüssig zu werden, jedoch bei —100°C. erst war die Er- starrung so weit gediehen, dass die Säure am Thermo- meter fest haftend mit diesem aus dem Gefriergefäss gezogen werden konnte. Die besten bisherigen Untersuchungen von Lieben - und Rossi ') geben als Siedepunkt bei 736 mm. 184,0°C. bis 185,0°C. an, dem entspräche 185,4°C. bei 760 mm. Das spezifische Gewicht der Säure wurde zu 0,9644 bei 4°C. und zu 0,9494 bei 21°0.?) bestimmt; Lieben und Rossi !) geben an 0,9577 bei 0° C. und 0,9400 bei 30°C.; Zander) fand 0,9562 bei 0°C. und 0,9377 bei 30°C. Nach Lieben und Rossi ist die Säure bei —16°C. noch flüssig. Durch Aufnahme unserer Angabe in die be- kannte Tabelle von Baeyer“) über Regelmässigkeit im Schmelzpunkt homologer Verbindungen erhält dieselbe ein etwas anderes Gesicht, indem nunmehr die Schmelz- punkte der unpaaren Fettsäuren nicht von Cs an, son- dern erst von C5 an regelmässig steigen. Zu den Temperaturmessungen wurde benutzt bei Anwendung der Wasserluftpumpe Th. K. I.; bei den Bestimmungen mit der Quecksilberluftpumpe bis 50°C. N. Th. 1386, über 50°C. N. Th. 817. : Die Anwendung dieser verschiedenen Thermometer machte, wie wir nicht verfehlen wollen zu betonen, die Korrektur schwierig und einigermassen illusorisch ; doch konnte dieselbe nicht vermieden werden. Die Gründe für nachträgliche Korrektur haben wir bereits früher auseinander gesetzt. Tabelle 63 bringt zunächst die Originalbeobach- tungen. 1) Lieben & Rossi, Liebig Annal. Bd. 159. 1871, pag. 58. ?) Bestimmt durch G. C. Schmidt. ®) Zander, Liebig Annal. Bd. 224. 1884, pag. 66. *) Baeyer, Deutsch. chem. Gesellsch. Ber. Bd. 10, 1877, p. 1287. 49 — MO — Tabelle 63. Normal-Valeriansäure. (Wasserluftpumpe) 7..#,Bv.o. | bwu.| bb: En BR SR, e. de, Druck 00. mm. mm. mm. 10% mm. 1C. mm. mm. mm. 8 |943,7| 208,8 | 743,8|| 85,6|| 7484| 12 |747,0| 733,9 13,1 8 | 942,6 | 209,8 741,5|| 88,3 748,4] 12 |747,0| 731,8 15,2 11 |941,0| 211,9 | 738,0|| 92,0||748,0| 12 |746,6| 727,7 18,9 11 |939,9| 212,9 | 785,8] 98,8 748,0| 12 |746,6| 725,6 || 21,0 10 .\ 938,1 | 214,9 | 732,0|| 97,01748,2| 12 |746,8| 721,9 24,9 10° | 937,3. 215,7 750,8 98,1|,7482| 12. | 746,5 720,5 26,3 6 |919,0| 234,1 | 693,7/1415,4/748,7| 12 |747,3| 6842 63,1 11 | 944,0 | 208,9 | 744,0) 83,2 746,5| 11 |745,2| 733,7 11,5 10 | 940,4 | 212,5 | 736,8] 91,6 746,3| 11 |745,0! 726,6 18,4 10 |9398| 213,6 | 734,9] 98,5/17464| 11 |745,1| 724,6 || 20,5 7 1940,9 | 211,7|737,9|| 81,41 739,7| 11 |738,4| 728,3 10,1 7 |940.0 | 212,2 | 736,4|| 83,01739,3| 11 |738,0| 726,8 11,2 1 |939,3| 212,9 | 735,1|| 84,41739,0| 11 |737,7| 725,5 12,2 7 | 938,7 | 213,8| 733,8|| 86,0 |738,8| 11 |737,5| 724,0 13,5 7 |922,3 | 230,7 | 700,7||108,5 |738,0| 13 |736,5| 690,9 || 45,6 7 | 921,3 | 231,6 | 698,7] 109,4/738,2| 13 |736,7| 689,0 || 47,7 7 | 920,3 | 232,7 | 696,5||110,3 |788,4| 13 |737,9| 686,8 50,1 7 \919,2|233,9| 694,3 111,2||738,5| 12 |737,1| 684,6 || 92,5 7 |918,2|234,9| 692,31 112,2, 738,8| 12 |737,4| 682,6 54,8 8 |942,9 | 207,3 | 746,2|| 81,8|1748,4| 11 |747,1| 736,5 10,6 8 |944,2 | 207,9] 745,0] 83,6!748,4| 11 |747,1| 735,3 11,8 8 |99229 | 230,8 | 701,9] 111,6, 745,7| 12 |744,3| 691,8 52,5 8 | 921,3 |231,9 | 698,4) 112,6 745,0! 11 |743,7| 688,5 55,2 13 | 938,9 | 214,8 | 733,0|| 96,7 747,9) 11 |746,6| 722,5 24,1 13 | 937,1 | 216,4) 729,5|| 99,0.\747,7| 11 | 7464| 719,1 27:3 13 | 936,1 | 217,5 | 727,5)1100,3||747,6| 11 |746,3| 717,0 || 29,3 13 | 935,2 | 218,4 | 725,7|1101,41| 747,6) 11 | 746,3] 715,2 31,3 13 | 934,6 | 219,0 | 724,5| 102,1 | 747,6] 11 |746,3| 714,0° || 82,3 13 | 933,5 | 220,1 | 722,2||103,4 |747,6| 11 |746,3| 711,8 | 345 13 | 932,7 | 221,0 | 720,6 [104,38 |747,6| 11 |746,3| 710,1 36,2 13 |931,41222,3 | 718,1|)105,6 |747,6| 11 | 746,3) 7046 38,7 NT (Ne Tabelle 63 (Fortsetzung). T. |Bv.o.|Bv.u.| Bh. dan B.K. | T.K. = = ati Druck 0C. mm. mm. mm. 0C. mm. °C. mm. mm. mm. 14 | 930,9 | 223,0 | 716,911 106,2 747,6! 11 |746,3| 706,2 40,0 14 |929,9 | 223,9 | 714,91 107,2 747,6 | 11 |746,3| 704,3 42,0 14 |929,0 | 224,8 | 713,411108,0 1|747,7| 11 |746,4| 702,7 43,7 14 |922,9 | 231,2 | 700,6||113,2|))747,8|) 11 | 746,5 | 690,0 56,5 14 | 921,7| 232,6 | 698,1] 114,2 |747,8| 11 |746,5| 687,5 59,0 14 | 920,5 | 233,9 | 695,51 115,1 |747,9| 11 |746,6| 684,9 61,7 14 | 918,1 | 236,4 | 690,5 || 116,8 | 747,9| 11 |746,6| 680,0 | 14 | 942,0) 209,7 | 741,0|| 89,35 |747,9| 11 |746,6| 730,5 1151 14 |941,4| 210,2 | 740,0|| 90,3||747,9| 11 |746,6| 729,4 17.3 14 |939,1 | 212,5 | 735,4|| 94,6747,9| 11 |746,6| 724,8 21,8 14 | 938,5 | 213,0| 734,3|| 95,5||747,9| 11 | 7466| 723,7 22,9 Tabelle 64. Normal -Valeriansäure. (Quecksilberluftpumpe.) | | re il T B. o. | B. u. ||Temp. B.K. | T.K ned B.red. Druck Tabelle 64 (Fortsetzung). | — 172 B. u. |Temp.| B. K. T. ED IC, mm. mm. 19 |730,0| 32 19 |7304| 3,3 19 |7309| 33 19 |731,0| 3,3 19 |731,5| 33 20 |735,3| 0,0 20 |736,0| 0,0 20 | 736,0) 0,0 20 |737,0| 0,0 18 |738,0| 02 18 |738,0| 02 17 |732,9| 0,0 18 1734117 18 |735,0| 1,8 14% 7547.10 15 193230713 16 |733,0 LS 17 \732,9| 1,9 16 |732,0| 19 16 |731,6| 2,0 17. |731,1| 2:0 16 7302| 1,9 15 |780,0| 2,0 15 |7297| 2,1 16 |729,2| 2,2 729022 17 |7282| 2,2 16 |727,0| 2,0 18 |720,0| 2,2 18 |719,2| 2,3 | } mx 15 B.K. red. mm. 727,7 127,7 127,7 127,7 127,8 134,7 735,1 135,2 135,2 135,5 135,5 131,2 131,4 731,5 731,5 131,6 732,1 132,2 132,2 132,2 132,2 132,2 132,3 132,3 132,5 132,3 132,2 732,1 733,1 | 788,3 ». red. mm. 124,4 124,7 125,2 125,3 125,8 732,8 133,5 133,5 134,5 135,5 135,5 130,2 730,1 130,9 131,3 131,1 129,2 128,8 728,1 727,6 726,9 126,3 126,1 125,7 125,0 724,7 123,9 128,0 715,6 714,7 Druck 9,1 17,5 18,6 173 Die in beiden Apparaten gewonnenen Werte stellen wir, nach ihrer Grösse geordnet, in der folgenden Tabelle 65 zusammen, aus welchen dann die Siedekurve auf Tafel A konstruirt wurde. Druck |Temp. mm, °C. 0 35,0 0 36,0 0,2 | 37,8 0,5 | 42,0 0,6 45,6 0,7 | 52,0 10:99: 1,3 | 59,4 1,6 | 59,2 1,71 59,6 1,9 | 59,5 20... 61,1 2,4 | 62,4 2,5 | 63,6 | 2,9 | 62,9 3,0 | 64,8 3,3 | 66,3 Tabelle 65. |Druck Temp. mm. u 3,4 .| 65,4 3,7 | 67,4 4,1 | 67,5 4,1 | 68,0 4,4 | 69,4 | 4,6 | 69,4 Bel DSL 0 5,6 | 72,4 Dale 6,2 | 73,8 6,3 | 74,2 123° 210,6 1.9): 210,2 7,6 | 77,4 Sont 7/00 2 MARNE Druck | Temp. | mm. U: 10,1 | 81,4 10,6 | 81,8 11,2 | 83,0 11,5 | 83,2 11,8 | 83,6 11,9 | 83,5 12,2 | 84,4 12,4 | 84,2 13.1 | 85,6 13,5 | 86,0 14,4 | 86,7 15,2 | 88,3 15,3 | 87,8 16,1 | 89,3 17.2 | 90,3 17,5 | 90,6 12.3 90,9 Druck FRS mm. °C, 18,67. 91,6 18,9 | 92,0 20,5 | 93,5 21.0) 93,8 21,8 | 94,6 21,9 | 94,2 22,9 | 95,5 24,1 | 96,7 24,9 | 97,0 26,3 | 98,1 21,3. | 99,0 29,8 | 100,3 31,1 | 101,4 32,3 | 102,1 34,5 | 103,4 36,2 | 104,3 38,7 | 105,6 Normal-Valeriansäure. Druck | Temp. mm. 40,0 42,0 43,7 45,6 47,7 50,1 52,5 52,5 54,8 55,2 56,5 59,0 61,7 63,1 66,6 °C. 106,2 107,2 108,0 108,5 109,4 110,3 111,2 111,6 112,2 112,6 113,2 114,2 115,1 115,4 116,8 — 14 — Aus der mittelst der obenstehenden Zahlen konstru- irten Siedekurve wurden, nachdem die Thermometer- korrekturen angebracht waren, die in den beiden fol- SET he a LES NA ROUE TETE F x EN RR IL wis Fi Er JO h FEN Ha NES RAP EIERN N EN senden Tabellen 66 und 67 angegebenen Spannkräfte und Kochpunkte der normalen Valeriansäure abgelesen. Tabelle 66. Dampfspannkraft der Normal -Valeriansäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. Druck Temp. Druck Temp. Druck| Temp. mm. °C. mm. 0C, mm. °C, mm. o | 349 | ı2 | 840|| 27 | 98,7|| 42 0,5 | 50,4 | 13 | 854 || 28 | 99,4) 43 1 | 55,0 | 14 | 86,6 | 29 |100,1|| 44 1,5 | 58,8 | 15 | 87,8 || 30 |100,7| 45 2 |60,7|| 16 | 88,9 | 31 |101,3| 46 2,5 | 62,9 | 17 | 90,0 | 32 |101,9|| 47 20462718 01033 109,5|| As 4 | 67,9 19 | 920 || 34 |103,1| 49 5 |%70,5 || 20 | 93,0 | 35 [103,7 || 50 72,9 || 21 | 93,9 | 36 |104,2 | 51 °C. 107,1 107,5 108,0 108,4 108,9 109,3 109,7 110,1 110,5 110,9 111,3 111,7 112,1 112,5 112,8 Las Tabelle 67. Kochpunkt der Normal-Valeriansäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck. || Temp. | Druck. | Temp. | Druck. || Temp. | Druck. eG, mm. NC: mm. OA me ec. mm. 35 0 70 4,8 || 84 12,0 98 | 26,0 45 0,1 71 SA RSS PR Pe 1 50 0,5 72 5,6 | 86 | 13,5 || 100 | 28,9 55 1,0 73 6,0 8% nal 101 | 30,4 60 1,8 74 6,5 88 15,2 1021958921 61 2,0 75 6,9 89 16,1 103 | 33,8 62 2,3 76 7,4 90 17,0 104 | 35,6 63 2,5 77 7,8 91 18,0 105 | 37,6 64 2,8 18 8,4 92 19,0 106 | 39,6 65 8,1 79 8,9 93 | 20,0 107 | 41,8 66 3,4 8021...955 94 al 108 | 44,0 67 ET: 81 10,1 95 22,2 109 | 46,3 68 4,0 82 10,7 96 23,4 110 | 48,6 69 4,4 83 11,4 97 24,7 ITA 52,0 Kahlbaum und Schröter. Normal- Capronsäure. Als Material für die reine Capronsäure stand uns nur ein unreines Produkt von C. A. F. Kahlbaum zur Verfügung; die zur Reinigung angewandte Methode be- ruht darauf, dass die Baryumsalze der höheren Fett- säuren in Wasser schwer löslich sind, und etwa noch in Lösung vorhandene Anteile sich in Form saurer Salze durch eingeleitete Kohlensäure niederschlagen lassen. Demgemäss wurde die Lösung des rohen Baryum- capronates, nachdem der aus den Salzen der höheren Fettsäuren bestehende Rückstand abfiltrirt war, mit Kohlensäure gesättigt. Der sich bildende Niederschlag wurde von Neuem durch Filtration von der Lösung ge- trennt und endlich das Filtrat mit Salzsäure versetzt, wobei die Capronsäure ausfiel. Die so erhaltene Capronsäure siedete sofort iyridehen 204,8 und 205,5° C., abgesehen von einigen wenigen ccm. Vor- und Nachlaut Die Ausbeute betrug auf 100 gr. des Rohprodukts etwa 70°/o dieser Säure. Die so gereinigte Säure wurde noch mehrmals aus- sefroren und zeigte dann bei 751,5 mm. und 15° C. nach dem N. Th. 827 den Siedepunkt 205,1° O.; das ergiebt, dass nach Anbringung aller Korrekturen eine Normal- Capronsäure vom Siedepunkt 205,7° C. ange- wendet wurde. | Lieben und Janecek!) geben für 761,2 mm. den Siedepunkt zu 204,5—205° C. an. Der Schmelz punkt unserer Säure wurde bei —5,2° C. ge- funden. Derselbe erweist sich demnach erheblich tiefer als der von Fittig?) zu —1,5° C. angegebene. Zu den Temperatürmessungen dienten Th. K.I und Nah 817. Von Bh. ist bei den Bestimmungen mit der Wasser- luftpumpe 8,9 mm. als Stand des Quecksilbers im Ge- fäss abzuziehen, ebenfalls die gleiche Grösse von B. bei Anwendung der Quecksilberluftpumpe. Tabelle 68 und 69 bringen die Originalbeobachtun- gen, wie sie unter Anwendnng der Wasserluftpumpe und dann der Quecksilberluftpumpe erhalten wurden. !) Lieben und Janecek, Liebig Annal. Bd. 187. 1877, pag. 126. ?) Fittig, Liebig Annal. Bd. 200, 1880, pag. 49. BET I 2 DRC : à IIND © Bv. o. mm. 914,2 913,7 912,0 911,4 910,1 909,7 909,1 908,6 907,9 907,0 906,7 900,1 899,1 894,1 893,7 892,5 891,7 891,2 890,0 888,2 887,2 885,5 894,3 893,3 892,0 879,3 875,9 877,5 970,8 961,9 961,5 ee Tabelle 68. Normal - Capronsäure. (Wasserluftpumpe.) Bv.u.| Bh. se DB, PIE mm, mm 0C. | mm. °C. 183,7|739,4|| 97,81 740,5| 13 184,4 | 738,2 98,211 739,3 | 14 186,3 | 734,5 |100,1||786,8| 15 187,0 | 733,2 |101,4|1|736,8| 15 188,0 | 731,1 |103,8||736,0| 15 188,6 | 730,1 || 105,111 735,9 | 15 189,1 | 728,9 | 106,2|| 785,7| 15 190,0 | 727,41 107,5 |785,5| 15 190,8 | 726,2 108,8|735,4| 15 191,3 |724,7|110.0735,1| 15 192,0 | 723.,61110,8| 735,0! 15. 198,0 | 711,3 118,4 | 731,7) 14 198,9 | 709,4] 119,6 731,4| 14 204,1 | 699,2||124,8|| 730,2 | 14 204,9 | 698,0 | 125,5 730,2 | 14 205,9 | 695,8.| 126,5 730,2 | 15 206,8 | 694,11 127,2 730,0| 15 207,3 | 692,9 || 127,8 730,0 | 16 208,5 | 690,7 |1128,4 |729,8| 16 210,3 | 687,1||129,9||729,7| 17 211,4 | 685,0|| 131,0 |729,8|. 17 213,1 | 681,5||132,6 730,0 | 18 203,1 | 700,2||121,1||724,9) 15 204,2 | 698,3 || 122,2||725,0| 15 205,7 | 695,5||123,5||724,9| 15 219,0 | 669,211134,67247| 15 222.8 | 662,0 136,8 724,9! 15 221,0 | 665,7 || 135,7|\724,8| 15 236,0 | 743,8 11100,0||746,7| 15 245,3 | 725,8||116,8|7450| 16 246,0 | 724,3 || 117,8 745,0! 16 nu B. aa red. 2 mm. mm, 138,9 | 729,4 137,6) 728,0 135,0| 724,3 134,5| 723,0 134,2| 720,7 7341| 719,8 7339| 718,7 733,7) 7172 1336| 715,8 733,3| 714,3 7332| 713,3 730,0! 701,0 729,7| 699,1 128,5| 688,8 128,5| 687,6 1284| 685,5 128,2| 683,7 128,1| 682,6 1279| 680,3 127,1| 676.8 127,8| 6747 7279| 671.3 123,1| 690,4 123,2| 688,5 123,1| 685,8 122,9| 659,6 123,1] 652,4 123,0) 6559 144,9| 731,2 1432| 715,9 714,6 10,7 11,5 13,5 14,3 15,2 16,5 17,8 19,0 19,9 29,0 30,6 39,7 40,9 42,9 44,5 45,5 47,6 50,9 53,1 56,6 32,7 34,7 37,3 63,3 70,7 67,1 10,7 27,3 28,5 Tabelle 63 (Fortsetzung). — 118 — T. |Br.o.|Br.u.| Bh. |Temp.|B.K. | T.K. Se ehren Druck ıC. mm. mm. mm. 00. mm. °C, mm, mm - mm. 8 | 959,7 | 247,7 720,8||120,6 744,9| 17 |742,8| 711,0 || 81,8 9 916,6 | 181,2 | 744,3 |102,8|| 748,8 | 16 | 746,9 734,3 12,6 9 !916,5| 181,5 | 748,8 103,7749,1| 16 |747,2| 733,9 || 13,3 9 |916,1| 181,8 | 743,2 104,6 749,4| 17 |747,3| 733,2 | 14,1 9 |915,3| 182,8 | 741,5/1105,8 7482| 14 |746,5| 731,4 || 15,1 9 |913,7\ 1841| 738,7||109,2||748,8| 16 |746,9| 728,6 || 18,3 9 |912,9| 185,0| 736,7||111,a|749,1| 16 |747,2| 726,8 || 26,4 9 |912,6| 185,4 | 736,3 |112,0'749,3| 17 |747,2| 726,2 | 21,0 9 |911,7|186,1| 734,7||113,7|749,5| 17 |747,4| 724,6 | 22,8 9 |910,7|187,4| 732,5|115,4||7495| 18 |747,3| 722,3 || 25,0 9 !911,0| 186,9 | 735,1 ||114,8||749,5) 17 |vara| 723,0 | 24,4 Tabelle 69. Normal - Capronsäure (Quecksilberluftpumpe). 1 B. Temp. || B.K. | DRK. | ur Ê red. || Druck ai mm. (Ce mm. nm. mm. mm. mm. - 22.0 | 748,4 || 92,2 | 745,8 | 22 143.2 | 736,6 | 6,6 22,5 | 749,8 | 89,5 || 745,8 | 22 143,2 | 739,7 | 5,3 225 | 750,8 || 86,5 || 745,8 | 22 743,2 | 738,9 | 4,8 225 | 752,0 | 83,0 || 745,7 | 22 743,1 | 740,1 3,0 23,0 153,9 75,0 745,7 22 748,1 741,5 1,6 23.0 | 754,0 || 78,0 | 745,7 | 22 548.1 | 742,0 || 1,1 235 | 754,2 || 69,0 || 745,7 | 22 743,1 | 742,2 || 0,9 235 | 754,4 || 67,0 | 745,7 | 22 1481 .| 742,4 || 0% 235 | 754,8 | 62,5 || 745,6 | 22 743.0 | 742,8 || 0,2 23,5 | 748,0 || 90,4 | 744,3 | 928 741,5 | 736,0 | 5,5 240 | 749,8 | 85,4 || 744,8 | 23 741.5: 7973711. 38 24,0 | 750,6 || 82,2 || 744,3 | 23 741,5 | 738,5 3,0 240 | 751,0 | 78,4 | 744,2 | 93 741.4 738.9 012,5 — 119 — Tabelle 69 (Fortsetzung). B. Temp. || B.K. | TR. mm. 752,0 752,8. 753,1 158,3 743,0 744,2 745,1 746,0 747,0 745,8 751,5 mm. 23 23 24 BER red. mm, 741,4 741,4 741,2 741,2 741,8 741,3 741,2 741,1 740,9 741,1 741,1 à | B. red. mm. 139,9 740,7 740,9 741,1 731,3 132,5 133,3 | 734,2 735,2 134,0 139,7 Druck Die sämmtlichen Beobachtungen in einer Reihe nach den Drucken geordnet, wie dieselben zur Kon- struktion der Kurve auf Tafel A Verwendung fanden, lassen wir in Tabelle 70 noch einmal folgen. Tabelle 70. Normal - Capronsäure. ‚Druck. mm. 0,1 0,2 0,3 0,7 0,7 0,9 1,1 1,4 1,5 Temp. 0C. 62,5 62,5 64,0 67,0 67,0 69,0 71,0 74,0 74,0 Druck. mm. 1,6 2,5 3,0 3,0 3,8 4,3 5,3 5,5 5,7 Temp. || Druck. °C. mm. 75,0 6,6 78,4 6,9 82,2 4,1 83,0 7,9 85,4 8,8 86,5 95 89,5 9,6 90,4 10,0 91,4 10,7 Temp. 10: 92,2 93,8 94,8 95,5 97,0 97,8 98,2 98,7 100,0 Druck. mm. 10,7 11,5 12,6 13,3 13,5 14,1 14,3 15,1 15,2 Temp. °C, 100,1 101,4 102,8 103,7 103,8 104,6 105,1 105,8 106,2 NET RER 5 TEN — 180 — Tabelle 70 (Fortsetzung). Druck. | Temp. || Druck. | Temp. Druck. | Temp. mm. 16,5 17,8 18,3 19,0 19,9 20,4 21,0 22,8 °C. 107,5 108,8 109,2 110,0 110,8 111,4 112,0 113,7 mm. 24,4 25,0 27,8 28,5 29,0 30,6 31,8 32,7 Fe mm. 114,8 | 34,7 115,4 || 37,3 116,8 | 39,7 117,8 | 40,9 118,4 | 42,9 119,6 | 44,5 120,6 | 45,5 121,1 | 47,6 Druck. °C. mm. 122,2 50,9 123,5 53,1 124,8 56,6 125,5 63,3 126,5 67,1 127,2 70,7 127.8 112..18,7 128,4 Temp. tC. 129,9 131,0 132,6 134,6 135,7 136,8 137,8 Aus diesen in der vorstehenden Tabelle gegebenen Beobachtungen wurde die Kurve konstruirt und aus die- ser die nachfolgenden Werte, bei denen die Thermo- meterkorrektion angebracht ist, abgelesen. Tabelle 71. Dampfspannkraft der Normal-Capronsäure nach mm. geordnet. Druck |Temp. Druck |Temp.| Druck | Temp. mm. °C. mm °C. mm. °C. 0,5 | 65,4 9 97,41| 22 |113,0 1 70,8 || 10 99,0. 728 113,8 1,5 | 74,5 | 11: |100,5.| 24 |1146 2 715 || 12 101,9|| 25 |115,5 259 |, 80,0°213 2) 103.3 2.26 71 116,3 3 82,2 | 14 |104,6 | 27 117,0 3,5 | 84,8 || 15 |105,8|| 28- |117,8 4 86,1 | 16 /107,0| 29 |118,5 4,9. | 860. 10» 108,1 20%.|119,2 5 89,2. .18,,2091,,.088 119.9 6. 191.7 | 19.1102) 32.1100,6 1 93,8 | 20 1111| 33 |121,2 8 95,7 112.21.) 112,1 1,54.7 121,8 Druck| Temp. Druck Temp. mm. 0. mm. VC: 35 |122,4 || 48 1|129,0 36 |125,0|| 49 |129,5 37: 1123,6 |, 50. 129,9 88 11242 | 51 |130,4 39 |124,7 || 52 |130,8 40 |125,2 || 53 |131,3 41:1 525,81: 54. Si 42: 126,2 55. 13921 43 1126,7 || 56 | 132,6 44 |127,1|| 57 |133,0 45 |1127,6| 58 |133,4 46 |128,1|| 59 |133,9 ° 47 |128,6 || 60 ‘ 134,3 9 h Sl — Tabelle 72. Kochpunkte der Normal-Capronsäure nach 0C. geordnet. Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck 10. mm. DCE ii mm. 0C. mm. 0C. mm. 60 0,2 94 7,1 || 108 16,9 || 122 34,7 65 . 0,4 95 262.109 9a 105 36,4 70 0,9 96 8.2.5210 18,9 124 38,2 75 1,5 97 88 AL 19,9 125 | 402 80 2,5 98 9,4 || 112 21,0 || 126 42,3 85 3,6 99 10,0 || 113 22,1 19% 44,4 86 3,9 100 10,6 || 114 23,4 || 128 46,6 87 4,2 101 11,3 || 115 24,6 || 129 48,8 88 4,5 102 12.0 | 116 25,9 || 130 51,0 89 4,9 103 Pr 31.21, 151 53,3 90 5,3 104. 21.13.6118 38:8... 138 55,6 9 5,7 || 105 14,4 || 119 80,0 || 133 58,0 92 6,1 106 159120 31,4 || 134 60,3 33,0 || 135 62,6 93 6,6 107 16,0 121 Rabat end Schröter. Normal-H eptylsäure. Die Heptylsäure wurde aus einem bei 220,5 °C. bis 221,8 ° C. siedenden reinen Produkt von C. A. F. Kahl- baum heraustraktionirt und kochte dann nach N. Th. 827 unter 744,3 mm. und 22°C. bei 220,9° C. Nach An- bringung aller Korrekturen wurde somit eine Normal- Heptylsäure vom Siedepunkt 221,8°C. benutzt. Grimshaw und Schorlemmer !) und ebenso Franchimont *) 1) Grimshaw und Schorlemmer, London, chem. Soc. Journ. Bd. 26, 1873 pag. 1076. 2) Franchimont, Deutsch. chem. Gesell. Ber. Bd. 5. 1872 pag. 786. à ie BAR, HELLE Ver RE MES ’ EAN RE Be Ra on geben den Siedepunkt zu 223—224C. bei 763 mm. Druck an. Der Schmelzpunkt wurde gefunden zu —9,0° C. Nach Angaben von Franchimont’) ist die, in der Kälte- mischung von —18°C. erstarrende, Säure bei —8°C. wieder völlig flüssig. Grimshaw und Schorlemmer fanden den Schmelzpunkt bei —10,5° C. Die Temperaturmessungen wurden mit dem Th. K. I. ausgeführt. Bei dieser Säure wurden für die Druckmessungen Barometer, die in weite Gefässe tauchten, angewandt. Bei Anwendung der Wasserluftpumpe ist sowohl von Bv. als von Bh. jedesmal 10,0 mm. abzuziehen, für B. bei den Messungen mit der Quecksilberluftpumpe da- gegen 2,2 mm. Es folgen in Tabellen 73 und 74 die Originalbeob- achtungen. | Tabelle 73. Normal-Heptylsäure. (Wasserluftpumpe.) T. | Bv. | Bh. [Temp Le DS an ne red. 2 (D! mm. mm. °C, mm. (C. mm. mm. m. 26 | 740,1| 740,0 118,5 |744,1| 26 |741,0| 726,7 14,3 25 | 739,4) 739,3\l119,2]]744,1| 26 |7410| 726,1 || 14,9 23 |739,0| 740,0)1120,5||745,5| 23 |7427| 7269 ||15,8- 23 |739,1| 739,4||121,3||745,7| 23 |7429| 7264 |16,5 23 |737,6| 738,0/1122,8||745,7| 93 |7429| 724,9 |!18,0 23 |738,0| 738,4||122,2|7a5,6| 24 |7427| 725,3 ||174 23 | 738,7 | 733,0\|126,3||745,0| 23 |742,2| 720,0 |22,2 23 | 734,2) 734,2\|125,6||745,0) 23 |v422| 7213 | 209 23 |735,6| 735,8|1124,3||745,2) 23 |7423| 722,8 ||19,5 1) Franchimont, Deutsch. chem. Gesell. Ber. Bd. 5. 1872 à pag. 786. — 13 — Tabelle 73 (Fortsetzung). mar vx Lee BT Druck red. 2 'C. mm. mm. BR mm. 0. mm. mm. mm. 20 | 732,3 |732,7||127,9|745,7| 20 |743,3| 720,0 || 23,3 20 | 730,0| 730,3|1129,711745,7| 20 |743,3) 717,7 || 25,6 o1 |728,7|729,0||128,5\\ra5,6| 21 |vas,ıl 718,9 |24,2 22 |727,2|727,6 131,6 745,6! 22 |748,0| 714,7 || 28,3 22 | 729,6 | 729,8)| 129,7 \745,5 | 22 742,9 717.0 125,9 aa 250728 311807171454 | 99 : 7498 | 27715,6 | 272 22 |725,0 | 725,0||132,9||745,5| 22 ns 712,3 || 30,6 pa 81845) 745,7|. 21 7432| 7102|) 33,0 19 | 728,0 | 728,0||1132,1||747,0| 19 |744,7| 715,6 || 29.1 19 |712,5| 712,9|\140,7||746,9| 19 |744,6| 700,4 || 44,2 20 | 714,0 | 714,4||140,0||746,9| 20 |744,5| 701,8 || 42,7 21 | 707,6 707,8 11142,8|746,8| 21 |744,3| 695,2 || 49,1 22 | 713,4 | 713,8,|139,7)|745,9| 22 |745,3| 700,9 | 42,4 22 721,8 |721,9|135,2||745,9| 22 |743,3|) 709,2 || 34,1 20 |724,2| 724,3|1134,0| 746,2) 20 |743,8| 711,8 || 82,0 21 [715,9 | 716,0||138,8||746,1| 21 |743,6| 703,4 || 40,2 21 |719,2 | 719,4|136,8||745,9| 21 |748,4| 706,7 || 36,7 22 | 720,7 | 720,81135,5||745,3| 22 |742,7| 708,1 | 34,6 23 | 716,6 | 716,8||137,9||745,3 | 22 | 742,7| 703,9 || 38,8 23 | 693,6 | 693,7 1147,9||745,2| 22 |7424| 681,0 || 61,4 23 |701,0|701,1|145,2745,2| 23 | 7424| 688,3 || 541 21 | 705,6 | 705,811143,6 |745,7| 21 |743,2| 693,2 || 50,0 22 | 697,3 | 697,71146,8|/745,5| 22 |742,9| 685,2 || 97,7 21 | 700,1|700,51145,8||745,7| 21 |7432| 687,8 || 55,4 23 | 687,0 | 687,5 1149,5 |745,4| 23 |742,6| 677,3 | 65,8 24 | 706,9 | 707,2|1142,38|1|744,5| 24 |741,6| 694,0 | 47,6 24 | 702,8 | 702,9|144,21|744,4| 24 |741,5| 690,0 | 51,5 24 | 740,1| 739,9)\118,6))744,4| 24 |7415| 727,0 || 14,5 23 |739,1|738,9||119,9||744,3| 23 |741,5| 726,1 || 15,4 23 | 736,3 | 736,01123,2||744,5| 23 |741,7| 723,2 || 18,5 GT, mm. 16,5 | 732,0 16,5 | 733,7 7° 7351 17,5 | 736,2 19 07/4100 19 à 748,0 19. | 7400 19 | 749,4 19 | 750,5 18,5 | 751,1 18,5 | 751,6 19, 782.0 19 152,3 19 0083 19 752,5 17 741,0 17,5 | 742,0 17,9 745,1 17,5 | 746,0 18,5 745,5 18,5 | 745,1 19: 746,0 19 747,0 19,5 | 747,4 19,5 | 748,8 20 | 751,2 20 | 752,4 20,5 | 753,0 20 | 753,8 20 | 754,3 20 | 754,9 20,5 | 755,8 m ———————————————————————…—" —————…——…—……— —… _ ——…—.…."…."…" .…" _… _… …’…"’…’…"’ —’—_ .… | Tabelle 74. Normal-Heptylsäure. _ (Quecksilberluftpumpe.) B.K. red. mm. 731,1 ati 731,0 130,8 729,6 129,3 129,3 129,3 129,8 129,3 7294 129,4 129,6 129,6 129,7 132,3 132,3 132,2 132,2 132,0 132,0 731,6 731,5 731,2 731,2 731,2 731,2 731,2 731,3 731,4 731,5 131,6 | B. red. mm. 08,0 709,5 711,0 712,0 717,5 123,6 124,6 725,0 726,1 726.8 127,8 727,6 127,9 137,9 128,1 716,9 717,8 718,9 721,8 721,2 120.8 721,6 722,6 123,0 724,4 725,7 727,9 128,4 729,3 129,8 130,4 131,2 15,4 14,5 13,3 10,4 10,8 11,2 10,0 8,9 8,2 6,8 5,5 3,3 2,8 2,0 1,6 1,1 0,4 15 Temp. || B.K. | DSK mm. 756,0 749,2 750,5 751,8 753,0 754,0 755,0 155,9 757,7 158,0 158,9 759,2 (CE 79,8 114,3 112,5 110,7 107,6 105,2 103,0 99,8 92,0 90,2 85,1 80,6 mm. 133,9 737,9 137,9 138,0 738,0 138,0 138,0 138,0 737,8 137,8 737,7 137,6 15 15 15 15 16 16 16 16 16 0,4 10,8 9,5 8,4 7,2 6,3 | 5,3 4,4 2,4 2,1 1,2 0,8 Die in den beiden vorstehenden Tabellen mitgeteil- ten Werte stellen wir in der folgenden Tabelle 75 noch Aus diesen Beobachtungen einmal geordnet zusammen. wurde die Kurve auf Tafel A konstruirt. Tabelle 75. Normal-Heptylsäure. uns Temp. Druck. | Temp. | Druck. | Temp. ‚Druck. Temp. mm. ASE mm. °C. mm ZUR: mm. 6} 0,4 79,8 1,8831: 350 4,3 99,0 8,2 | 110,0 0,4 81,7 2,0 89,4 4,4 99,8 8,4 | 110,7 0,8 | 80,6 2,1 90,2 410 EL) MIE 85,6 2,1 92,0 5,3 | 103,0 9,5 | 112,5 1,2 85,1 2,4 92,0 5,5 | 104,5 10,0 | 112,6 1,6 87,6 2,5 94,3 5,7 | 105,4 10,4 | 113,5 1,6 88,0 2,8 93,8 6,3 | 105,2 10,8 | 114,3 Le 91,0 3,2 96,6 6,8 | 107,0 10,8 | 114,5 1,7 91,5 3,3 96,3 2e |. 40746 11,2 | 114,8 ee “ Tabelle 75 (Fortsetzung). Druck.) Temp. Druck. | Temp. Druck. | Temp. Druck. | Temp. mm. ae mm QC mm. 00. mm, OR 12,11 116,3 | 18,0. (192,8 | 25.6 1295 |; 40,2 | 1388 19,3 118,4 18,5 123,2 25,9 1297 42,4 Tas 14,3 | 118,5 || 18,8 | 124,2 || 27,2 | 130,7 || 427 | 140,0 14,5 | 118,6 | 19,5 | 124,3 || 28,3 | 131,6 | 442 | 140,6 14,5 | 119,4 || 20,0 | 125,6 || 29,1 | 132,1 || 47,6 | 142,3 14,9 | 119,2 || 20,9 | 125,6 || 30,6 | 132,9 | 49,1 | 142,8 15,4 219,9 21,4 127,0 32,0 134,0 50,0 143,6 15,4 | 120,4 || 22,2 | 126,8 || 33,0 | 134,5 || 51,5 | 144,2 15,8 | 120.5 || 25,1 | 1978| 541 | 185054141450 16,5 | 121,3 | 23,3 | 127,9 || 36,7 | 136,8 | 55,4 | 145,8 17,4 | 122,2 | 24,2 | 128,5 || 38,8 | 137,9 | 61,4 | 147,9 65,3 | 149,5 Aus der Kurve wurden die folgenden Werte abge- lesen, die wir nach Anbringung der Thermometerkorrek- tur in den folgenden Tabellen 76 und 77 zusammen- stellen. Tabelle 76. Dampfspannkraft der Normal-Heptylsäure nach mm. geordnet. | | Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. | Temp. mm. NEE mm. BC mm. IC; 1 89,9 11 114,8 21 126,1 2 90,6 12 116,2 22 127,0 3 95,3 13 117,5 23 127,8 4 99,1 14 118,7 24 128,6 5 102,3 15 | 119,8 DIEU 89,9. 109,1 16 121,0 26 130,1 7 107,4 17 122,1 27 130,8 8 109,5 Sue 123.1 28 131,5 9 111,4 19 124,1 29 132,2 10 115,2 20 125,1 30 132,9 Druck. | Temp. Tabelle 76 (Fortsetzung). mm. 1e: 31 133,6 32 134,2 39° 134,8 34 135.7 35 E56,1 36 136,7 37 137,2 38 137,8 — Tabelle 77. Kochpunkte der Normal-Heptiylsäure 187 — Druck. | Temp. mm. °C. 39 138,3 40 138,8 41 139,3 42 139,8 43 140,3 44 140,8 45 141,3 . 46 141,8 | Druck. | Temp. mm. IC 47 142,4 48 142,9 49 143,3 50 143,8 öl 144,3 52 144,8 53 145,3 54 145,8 nach °C. geordnet. Temp. | Druck. °C. 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 mm. 0,7 0,7 0,8 0,9 +4 1;2 1,3 1,4 1,6 1,7 1,9 2,0 2,2 2,4 2,6 2,9 3,1 VISE 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 ram. 3,4 3,7 4,0 4,3 4,6 4,9 5,2 5,6 6,0 6,4 6,8 7,2 7.7 8,2 8,8 9,3 9,9 °C. 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 mm. 10,6 11,3 12,0 12,8 13,6 14,4 15,3 16,2 17,1 18,1 19,2 20,2 21,3 22,5 23,7 25,0 26,4 Temp. | Druck.) Temp. | Druck. || Temp. | Druck. °C. 151 132 133 134 135 136 137 158 139 140 141 142 145 144 145 mm, 27,8 29,2 30,7 32,3 34,0 35,7 37,5 39,4 41,2 43,3 45,3 47,8 49,4 51,4 53,5 Kahlbaum und Schröter. Normal-Caprylsäure. Die Säure wurde aus reiner von C. A. F. Kahlbaum bezogener Normal-Caprylsäure, die zwischen 235,0 und 237,8° ©. kochte, herausfraktionirt. Siedepunkt bei 739,2 mm. und 18° C., 236,5°C. nach N. Th. 827, d. h. es wurde - Normal-CaprylsäurevomSiedepunkt237,5°C. angewandt. Der Schmelzpunkt wurde gefunden bei + 15,1°C. Renesse!) fand den Schmelzpunkt bei 16,5° C. Zincke?) giebt an, dass die Säure bei 12 °C. erstarrt und zwischen 16°—17°C. wieder schmilzt. Als Siedepunkt bei 761,7 mm. giebt Renesse !) 236—237° C. an. Die Temperaturmessungen wurden mit Th. K. I. bis 150° C. und über 150° C. mit Th. 50 ausgeführt. Auch bei dieser Säure wurden bei Anwendung der Wasser- luftpumpe die gleichen Barometer wie bei der Normal- Heptylsäure angewandt, es ist also von Bv. und Bh. 10,0 mm. als unterer Quecksilberstand abzuziehen. Tabellen 78 und 79 bringen die Originalbeobach- tungen. !) Renesse, Liebig Annal. Bd. 171, 1874, pag. 580. 2), Zincke, Zeitschrift f. Chem. II. Bd. 5, 1869, pag. 56. 23,5 Tabelle 78. 189 Normal- ‚aprylsäure. 138,7 138,5 134,6 135,7 136,7 736,1 135,0 734,2 730,2 731,6 130,2 735,3 734,2 723,1 719,3 122,9 727,8 132,0 732,2 719,1 123,6 122,2 726,0 729 4 715,0 715,9 08,0 709,4 706,9 103,9 701,5 (Wasserluftpumpe.) Bh. |Temp.|B.K. | T. a = ar red. « 2 mm °C. mm. ıC, mm. mm. mm 138,611130,0||743,0| 23 I7402| 7258 | 144 738,4|1130,4||743,0| 23 |740,2| 725,6 14,6 734,5|1133,1||741,5| 22° 7389| 721,9 || 17,0 735,6|1132,1/741,8| 22 |739,2| 723,0 16,2 736,6 |\1131,5||742,2| 22 739,6 | 723,9 15,7 736,0|\133,5||743,4| 23 |740,6 | 723.2 17,4 735,1)|134,6||743,3| 23 | 740,5| 722.1 18,4 734,3|\135,6||743,5| 23 |740,7| 721,3 19,4 780,31 136,61743,7| 23 |740,9| 720,3 || 20,6 731,7|1138,0||743,6| 23 |740,8| 718,7 22,1 730,3 |\140,9||745,4| 23 | 742,6 717,3 || 25,3 735,411138,51|747,7| 22 |745,0! 722,5 || 22,5 734,3||139,3||747,5| 22 |744,8| 7214 | 23,4 123,0||147,0||746,9| 22 |7442| 710,4 | 33,8 719,31149,5 |746,9| 23. |7441| 706,5 || 37,6 722,9||147,0|\746,7| 22 |7440| 7102 33,8 728,0||144,3||747,1| 23 |7443| 714,9 29,4 732,0||141,3||747,3| 22 | 744,6| 719,2 25,4 732,2||142,1||748,3| 20 |7459| 719,7 26,2 719,0|1150,2|11747,9| 20 745,5 | 706,6 38,9 123,5 |1147,011747,3|. 21 |744,8| 711,0 || 83,8 72233 1148 1:14,21 91° 1714 2 27036 35,1 725,9||145,6||747,2| 21 |744,7| 713,4 || 31,3 729,8|1143,3|\747,2| 21 |7447| 716,8 |} 27,9 715,011151,4|745,9| 18 |743,7| 712,8 || 40,9 715,9|| 150,4 ||744,9| 19 |742,6| 703,6 || 39,0 708,0||154,4||744,7| 20 |742,3| 695,6 || 46,7 709,211153,71744,6| 20 | 7422| 697,0 . || 45,2 706,911154,9||744,7| 20 |742,3| 694,5 || 47,8 703,8!1156,4|744,8| 20 |742,4| -691,5 || 50,9 101,5|| 157,5 Be 19 |742,7| 689,2 53,5 790 Tabelle 78 (Fortsetzung). Bh. |Temp. ‚7\\ 158,7 102 157,6 159,6 160,4 || 162,7 161,5 163,5 164,2 155,4 152,4 149,6 146,7 Tabelle 79. (Quecksilberluftpumpe.) B.K. TR Normal-Caprilsäure. 'C. Temp. 128,4 125,4 123,8 121,8 108,1 98,0 96,7 98,0 95,5 89,0 87,8 B.K. mm. 132,6 032,0 732,5 732,4 730,7 730,3 780,2 729,9 729,8 129,7 PAT DK IE 16 16 16 17 1077 17 18 18 18 18 wi B. red. Druck 18, 2 120,1 21,1 722,1 125,9 726,8 726,9 726,3 726,7 127,8 727,5 N FE Na Druck 2 : mm, mm. 689,3 53,8 684,4 58,4 686,3 56,3 682,1 60,4 674,2 67,0 677,5 63,7 672,1 69,1 669.6 71,6 688,8 48,6 694,5 42,8 699,6 37,6 704.1 33,0 0,1 Tabelle 79 (Fortsetzung). 791 T | Bo. 0 C. mm. 19 | 746,0 19 - | 746,8 19 |747,4 19 | 748,4 18,5 | 750,9 17,5 | 744,3 18 | 745,0 18 | 746,0 18 [746,5 18 | 746,9 a 747.0 21,5 | 748,5 21,5 | 751,4 21,5 | 752,0 22 |752,9 dan pet 19,5 | 752,9 19,5 | 754,5 21: 705.8 21,5 | 755,4 22,5 | 753,2 23,5 | 753,2 24 | 754,9 24 | 755,3 24 | 756,0 a2 | 756,4 23,5 | 756,8 Bu. Temp. °C, 115,7 113,8 111,2 106,8. 90,5 113,5 111,2 106,0 103,0 101,2 118,8 115,0 103,4 100,5 95,6 99,4 100,8 103,9 96,5 100,0 110,8 108,4 101,0 96,5 93,0 90,8 88,7 . Druck mm. 5,9 5,0 4,3 3,3 0,6 4,7 3,9 2,8 2,2 1,7 6,7 5,2 2.2 1,5 0,7 1,4 3,9 2,3 1,3 147 4,0 ‚3 1,7 1,3 0,6 0,3 0,0 Die beiden vorstehenden Tabellen 78 und 79 sind in der folgenden Tabelle 80 wiederum vereinigt, und darin die Beobachtungen für die Konstruktion der Kurve auf Tafel A nach der Grösse geordnet. 792 Tabelle 80. Normal-Caprylsäure. Druck | Temp. | Druck mm. 0,0 0,1 0,3 0,3 0,6 0,6 0,7 1,0 1,3 1.3 1,3 1.4 1,5 1,5 1,5 1,7 17 Di 2,2 2,2 2,3 “ Aus der Tabelle 80 wurde die Kurve auf Tafel A konstruirt und aus dieser nach Einführung der Ther- mometerkorrektur die in Tabelle 81 und 82 gegebenen 'C, 88,7 87,8 89,0 90,8 90,5 93,0 95,6 95,5 96,5 96,5 96,7 99,4 98,0 98,0 100,5 100,0 101,0 -101,2 103,0 103,4 103,9 106,8 108,1 110,8 111,2 110,8 Werte abgelesen. mm. 4,3 4,3 4,7 5,0 5,2 5,9 6,7 8,4 9,5 10,5 12,6 14,4 14,6 15,7 16,2 17,0 17,4 19,4 20,6 22,5 23,4 25,3 25,4 26,2 27,9 stehe 22,1 Temp. || Druck vd, mm. 1119 |. 29,4 119,2 128105 _118,5-|| 33,0 113,8 | 35,8 115,0 || 33,8 115,7 || 34,2 118,8 || 35,1 121,8 | 37,6 123,8 || 37,6 125,4 || 38,9 128,4 || 39,0 130,0 || 40,9 130,4 || 42,8 131,5 || 45,2 132,1 || 46,7 133,1 || 47,8 133,5 || 48,6 134,6 || 50,9 135,6 || 53,5 136,6 || 56,3 138,0 || 58,4 138,5 || 60,4 139,3 || 63,7 140,9 || 67,0 141,3 || 69,1 142,1 || 71,6 143,3 Temp. | 0C. 144,3 145,6 146,6 147.0 . 147,0 147,3 148,1 149,5 149,6 150,3 150,4 151,4 152,4 153,7 154,4 154,9 155,4 156,4 157,5 158,7 159,6 160,4 161,5 162,7 163,5 164,2 ET LR RE RE : re SAS uk nn JE da ah bc ES FRERES — 193 — Tabelle 81. Dampfspannkraft der Normal-Caprylsäure nach mm. geordnet. * Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. Use mm. 0C. mm. ıC. | mm. 'C. 0 87,1 || 13 128,9 | 31 145,6 || 49 155,9 0,5 91,7 || 14 130,1 || 32 146,3 | 50 156,4 1 96,6 || 15 131,3 || 33 147,0 | 51 156,9 1,5 99,6 || 16 132,5 ||. 34 147,7 || 52 157,3 2 10222. ||: 17 133,6 | 35 148,3 | 53 157,8 Bag 18 | 1347 || :3 148,9 | 54 | 158,2 3 107,0 | 19 135,7 || 37 149,5 | 55 158,6 35 | 109,0 | 20 136,6 || 38 150,1 | 56 159,5 4 110,8 || 21 137,6 || 39 150,7 || 57 159,9 4,5 | 112,4 | 22 138,5 | 40 | 151,3 | 58 160,3 114,0 || 23 139,8 | 41 151,9 59 160,7 116,6 | 24 140,2 | 42 152,5 || 60 161,1 141,1 43 153 Ta GI 161,4. | 9 | 7 119,1 || 25 8 1201 | 26. | 1419 | 44 | 1535 | 62 lit | I 122,9 | 27 142,7 | 45 154,0 || 63 162,0 do 1246 | 408 || 14856 | 46 | 1545 | 64 | 1023 11 126,1 | 29 144,2 || 47 154,9 || 65 162,5 | 30 144,9 | 48 155,4 | 66 | 162,8 Tabelle 82. Kochpunkte der Normal-Caprylsäure nach °C. geordnet. Temp. Deu Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck 1€. | mm. °C. mm. 1C. mm. °C. mm. 87 0,0 93 0,5 99 1,4 || 105 2,6 88 0,05 94 0,6 100 1,6 106 2,8 89 0,1 95 0,8 101 1,8 107 3,0 90 0,2 96 0,9 102 2,0 108 3,3 91 0,3 97 1,0 103 2,2 | 109 3.5 92 0,4 98 1,2 104 2,4 110 3,8 — 7194 — Tabelle 82 (Fortsetzung). Temp. | Druck || Temp. | Druck. Temp. | Druck. | Temp. | Druck. 0C mm. °C, | mm. °C. mm. ec, mm. 9,8 137 | 20,9 150 39,0 ° 112 4,4 125 10,5 138 | 22,0 151 40,8 113 4,8 126 HT 139 23,1 102 Aa 114 5,1 127 11,8 140 | 24,3 153 44,6 115 5,4 128 12,6 || 141 25,6 154 46,8 116 5,8 129 154 1.142.068 155 48,9 117 6,2 130 14,2 143 | 281 156 51,1 118 6,6 131 15,0 || 144 29,6 157 53,5 119 Tl 132 15,9 145 31,0 158 55,9 120 7,6 || 183 16,8 146 32,5 || 159 58,3 121 8,1 134 156 || 14% 34,0 160 | 61,0 122 8,6 || 135 18,8 | 148 35,7 161 63,6 123 9,2 136 19,8 || 149 37,3 162 66,0 Kahlbaum und Schröter. N ormal-Pelargonsäure. | Pelargonsäure von C. A. F. Kahlbaum wurde frak- tionirt und der Siedepunkt der besten Portion mit N. Th. 821 unter 744,1 mm. und 26°C. zu 252°0. gefunden; daraus ergiebt sich, dass Normal-Pelargonsäure vom Siedepunkt 253,4°C. angewandt wurde. Nach den Angaben von Franchimont und Zincke!) ist der Siedepunkt 253,6°C. bei 760 mm. Der Schmelzpunkt wurde gefunden bei 12,6° C. Zincke und Franchimont!) und ebenso Krafft?) geben denselben zu 12,5°C. an. Die Temperaturmessungen 1) Zineke und Franchimont, Liebig. Annal. Bd. 164. 1872. pag. 333. 2) Krafft, Deutsch. chem. Gesellsch. Ber. Bd. 15. 1882. pag. 1692. — 195 — wurden mit den Thermometern Th. 49, Th. 50 und Th. K. II, das letztere bei Anwendung der Quecksilber- ‚pumpe, ausgeführt. | Vom Barometer Bh. ist 8,9 mm. abzuziehen, von B. in Tabelle 84 9,0 mm. Tabelle 83 und 84 bringen die Originalbeobachtun- gen. Tabelle 33. Normal -Pelargoensäure (Wasserluftpumpe). B.K. el T. |Bv.o.|Bv.u.| Bb. |Temp.|B.K.| T.K.| |, pro Druck. °C, mm. mm. mm. (C mm, 0C. mm. mm. mm 11 |964,2| 238,2 | 735,0 152,6 || 7as,s| 12 |747,8| 724,6 || 22,7 11 |05s3,8| 238,9| 733,9 153,6 ||va8,8| 12 |747,8| 723,5 | 23,8 11 |963,2| 239,5 | 732,9|| 154,4 |vas,8| 12 |var,s| 722,4 | 24,9 11 |962,1| 240,7 | 730,7||156.2||748,8| 12 |7473| 7202 || 27,1 9 |968,5| 233,5 | 744,0||141,1748,1| 12 |746,6| 733,9 | 12,7 10 |968,1 | 2340 | 743,1 142,4 748,0| 12 |746,5| 732,8 || 13,7 10 |967,9| 234,8 | 742,2 |143,a|var,s| 12 |746,3| 781,9 | 14,4 14 | 970,2| 232,8 | 746,5 |134,5||746,1| 13 |7445| 735,7 8,8 _ 15 | 969,9] 233,2 | 745,7 \135,8||745,9| 13 [7443| 734,8 9,5 15 |969,1| 234,0 | 744.0||137,6||745,5| 14 |743,8| 7332 || 10,6 15 |968,4| 235,0 | 742,5 | 140,1 745,4| 14 |7437| 731,6 || 12,1 15 |966,1| 237,2 | 737,8 146,0 745,2) 14 |7435| 727,0 || 16,5 14 | 965,0 | 238,2 | 735,8||1a8,2|| 745,2) 14 |7435| 725,0 - || 18,5 12 |9442 | 258,9 | 694,5 173,2 7439| 12 |742,5| 684,0 || 58,5 13 |941,5 | 261,9| 689,01175,0 743,8) 12 |742,4| 678,3 || 64,1 14 | 939,5 | 264,0 | 684,91 176,3 743,7| 13 |742,1| 6740 | 68,1 15 |9ss,7 | 265,2 | 682,8|\177,0||743,2| 13 |741,6| 672,0 || 69,6 21 | 965,0 | 239,7 | 734,4||134,8||733,6| 18 |731,5| 722,8 8,7 16 |963,3| 240,0 732,3||136,8||733,2| 15 Ivs1,4| 721,3 | 10,1 18. | 962,2 | 242,1 729,3 ||141,2|\732,8| 17 |730,8| 718,0 || 12,8 21 !959,0|245,8| 722,2) 148,9 |731,7| 18 |729,6| 710,6 || 19,0 21 !948,0| 256,8 | 700,0 |166,0||731,6| 18 |729,5| 6885 || 41,0 21 | 946,8| 258,0 | 697,6||167,1!\731,6| 18 |729,5| 686,1 || 43,4 — 196 — Tabelle 83 (Fortsetzung). Bv.o.|Bv.u. | Bh. |Temp.|B.K. |T.K. ja red. mm. mm. mm. mm. mm. ıC, mm. mm. 945,6 | 259,3 | 695,1||168,2||731,6| 18 |729,5| 683,6 944,5 | 260,5 | 693,0|1169,1||731,6| 18 |729,5| 681,5 942,9 | 262,0 | 689,71170,4\|731,6| 18 |729,5| 678,3 941,4 | 263,4 | 686,8 || 171,5|731,6| 18 |729,5| 675,4 940,0 | 264,8 | 684,011 172,6 |781,6 | 18 |729,5| 672,6 953,8 | 251,2 | 711,7||158,11\731,4 | 18 |729,3| 700,2 952,2 | 252,7| 708,8 ||1160,3|| 731,5 | 18 |729,4| 697,2 951,0 | 254,0 | 706,51 161,8|| 731,5 | 18 | 729,4| 694,8 949,9 | 255,0 | 704,2||163,3 || 731,6 | 18 |729,5| 692,6 948,8 | 256,2 | 701,7 |\165,1||731,6 | 18 |729,5| 690,2 962,4 | 241,2 | 730,2||141,7||7354,2| 17 | 732,2 719,0 961,3 | 248,0 | 727,31 145,6 734,0) 17 |732,0| 715,8 959,8 | 245,0 | 724,0] 149,21 738,7] 1% |731,7 712,3 959,3 | 245,7 | 722,8||150,2||733,5| 17 |731,5|) ‘711,1 960,7 | 244,3 | 725,5|1147,2|| 7335| 17 |781,5| 713,9 958,8 | 246.2 | 721,6 151,4 733,5! 17 |731,5| 710,0. 956,5 | 248,4 | 717.11158.411738,5| 17 |731,5| 705,5 955,5 | 249,4 | 715,1||157,1|| 733,5) 17 |731,5| 703,5 954,2 | 250,7] 712,5 159,21 733,5| 17 |731,5| 700,9 Tabelle 84. Normal - Pelargonsäure. (Quecksilberluftpumpe.) TV. B. |Temp.| B.K. | TER. | nn ia: Druck | | red. | ıC, | mm. 'C, mm, °C, mm mm. mm. 24 ,751,8||113,5||744,3| 23 }741,5|739,7|| 1,8 24 |752,0||113,2|744,3! 23 | 741,5 | 739,9 || 1,6 24,5 | 751,0|1118,3|1|744,8| 93 |741,51789,8| 1,7 24,5 | 752.7 107,3 1744,21 237 741,4 1 740,6 ..0,8 24 |753,0|102,5 aa | 23 141,4 740,9 0,5 v—-h B. NER red. Druck — 191 — _Tabelle 84 (Fortsetzung.) T. | B. Temp. B.K. [TK |B-K- |B. real Druck | | red. | 23 |741,3|7411| 0,2 | 23 |741,8| 7412| 01 25,5 |745,91183,4 |744,3| 24 |7a1,4|733,8|| 7,6 734,8|| 6,6 25,5 | 748,111127,8|744,3| 24 | 741,4 | 736,0|| 5,4 25,5 | 749,1 125,0 |744,8| 24 |741,4|737,0|| 4,4 25,5 |750,0 |121,8 7442| 24 | 741,3|737,9|| 3,4 25,5 |751,1/|117,4 |744,3| 95 |741,8| 738,8! 2,5 744,5| 25 |741,3|739,7|| 1,6 26 1752,7|108,5 |744,3| 25 |741,3| 740,4|| 0,9 26 |753,01104,0|744,4| 25 |741,4|7407| 0,7 26 |753,5| 98,4 7444| 95 |741,4| 741,2) 0,2 26 1753,8| 94,51 7444| 25 |741,4|741,4| 0,0 26 746,0 133,9 | 7444| 25 |741,4|758,7|| 7,7 26,5 | 747,111131,2|744,5| 25 |741,5|734,7| 6,8 26,5 | 748,5|| 128,2 744,5) 25 | 741,51 736,1|| 5,4 26,5 | 749,8|| 123,4 744,5 | 25 |741,5| 7374| 41 26,5 | 751,0|120,4 |744,5| 25 |741,5|7384| 31 26,5 | 752,0 116,0 \744,8| 25 |741,8|739,4| 2,4 26,5 | 752,511113,6 745,0! 25- | 742,0| 739,9|| 2,1 26,5 | 753,61107,2 |745,0| 25 | 742,0| 741,01 1,0 26,5 | 754,0 1104,011745,1| 25 |742,1|7414| 0,7 mm. C: nim. mm. mm. oo Qt ox =? > D (Me) pi © pd D 5 7 FB Um ©) rie) > ER > bd = Die in beiden Tabellen 83 und 84 mitgeteilten Zah- len haben wir in der folgenden Tabelle 85 vereinigt, nach der Grösse des Druckes geordnet und aus denselben die Kurve auf Tafel A konstruirt. a Tabelle 85. Normal-Pelargonsäure. Druck.| Temp. mm. 1@, 0,0 94,5 0,1 95,5 0,2 98,4 - 0,2 99,2 0,5 102,5 0,7 104,0 0,7 104,2 0,8 107,3 0,9 | 108,5 1,0 107,2 1,6 111,4 1,6 113,2 12 119% 1,8 112,5 2,1 113,6 2,4 116,0 2,5 117,4 3,1° | 120,4 Aus den oben mitgeteilten Zahlen wurde die in Tafel A gegebene Kurve konstruirt und aus derselben Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. mm. "C mm. 'C. mm 3,4 121,8 13,2 | 141,7 || 29,1 4,1 123,4 13,7 | 142,4 30,6 4,4 125,0 14,4 | 145,4 32,2 5,4 127,8 16,2 | 145,6 34,6 5,4 128,2 16,5 | 146,0 || 35,7 6,6 131,2 17,6 | 147,2 36,9 6,8 131,2 || 18,5 | 148,2 || 39,3 7,6 133,4 19,0 | 148,9 41,0 17. 133,9 19,4 | 149,2 || 48,4 8,7 134,3 20,4 | 150,2 || 45,9 8,8 134,5 || 21,5 | 151,4 48,0 9,5 135,8 22,7. | 152,6 ||; 51,2 10,1 136,8 23,8 | 153,6 54,1 10,6 157,6 || 24,9 | 154,4 || 56,9 12,1 140,1 26,9 | 155,4 || 58,5 12,7 141,1 271,12.| M 64,1 12,8 | 141,2 28,0 | 157,1 68,1 69,6 TEEN EM ER DU) PUS Temp. _ 1C. 158,1 159,2 160,3 161,8 162,8 163,8 165,1 166,0 167,1 168,2 169,1 170,4 171,5 172,6 173,2 175,0 176,3 177,0 die weiter unten zusammengestellten Werte abgelesen. Tabelle 86. Dampfspannkraft der Normal-Pelargonsäure nach mm. geordnet. Druck. | Temp. mm. (6e 0 92,1 0,5 102,2 1 107,8 1.30 1134 mm. 0. mm Ir mm 2 1145 || 4 123,6 | 7 25 | 117,4 || 4,5 | 125,3 || 8 3 119.6 || 5 126,8 | 9 35 4121,91. 6 129,3 || 10 Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. °C, 131,5 133,5 135,3 136,9 Tabelle 86 (Fortsetzung). 199 — Druck. | Temp. Druck | Temp. || Druck. mm. 11 12 13 14 Temp. | Druck. Temp. | Druck. GG: 95 100 105 110 115 120 125 130 131 132 133 : 134 155 °C. 138,6 140,1 | 141,5. 143,0 144,2 145,5 146,7 147,9 149,0 150,0 151,1 152,1 153,1 N { mm. 24 25 °C. 154,0 154,9 155,8 156,6 157,4 158,2 159,0 159,8 160,5 161,3 162,0 162,6 Tabelle 87. mm. 36 37 38 39 40 41 42 Temp. 1C, 163,2 163,8 164,4 165,0 165,5 166,0 166,5 167,1 167,6 168,1 168,6 169,1 Druck. | Temp. mm. BC 48 169,5 49 169,9 50 170,3 51 170,7 52 171,1 53 171,5 54 171,9 55 172,3 56 ÉTAT 57 173,1 58 173,4 59 173,8 60 174,1 Kochpunkte der Normal-Pelargonsäure nach ‘°C. geordnet. mm. 0,1 0,3 0,7 1,2 2,0 3,0 4,4 6,3 6,8 7,3 7,8 8,4 9,0 °C. 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 mm. 9,6 10,2 10,9 11,6 12,2 13,0 13,7 14,5 15,2 16,1 16,9 17,8 °C. 148 149 150 151 | 152 155 154 155 156 157 158 159 mm. 18,6 19,6 20,5 21,5 22,6 23,7 24,8 26,0 27.2 28,4 29,7 31,0 1e 160 „+64 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 Temp. | Druck. || Temp. | Druck. mm, 32,5 34,0 35,5 37,1 38,8 40,6 49,5 44,5 46,7 49,1 51,5 54,6 56,9 Kahlbaum und Schröter. — 800 — Caprinsäure. | Nach Angaben von Guthzeit!) wurde die ange- wandte Säure aus normalem Oktylalkohol durch Acet- 'essigestersynthese gewonnen. Die nachstehenden Glei- chungen veranschaulichen die Reaktionsfolge. Cs Hr OH + JH = Cs Hr J + H> OÖ Oktylalkohol + Jodwasserstoff — Oktyljodid + Wasser Cs Hır J + CH» COCH C00% Hs — CH; COCH COOC+ Hs + Na CeHır |NaJ Oktyljodid + Natracetessigester — Oktylacetessigester + Natrium- | | [jodid CH; CO CH COOC: Hs + 2KOH = Co Hıs COOK + CH; COOK Cs Hır [+ C2 Hs OH Oktylacetessigester 4 Kaliumhydroxid — Kaliumcaprinat + Ka- [liumacetat + Alkohol Co Ho COOK + HCl — Co Hıs COOH + KCI Kaliumcaprinat + Chlorwasserstoff — Caprinsäure + Kaliumchlorid Die so dargestellte Säure zeigte den korr. Siede- punkt 268,40 C. und schmolz bei 31,380 C. Nach Angaben von Grimm *) kocht die Säure unter teilweiser Zusetzung bei 268—270° C. und hat ihren Schmelzpunkt bei 30°C. Krafft*) fand denselben übereinstimmend mit unseren Beobachtungen bei 31,3°—31,40 C., den Siede- punkt giebt er zu 268—269° C. an. Die Temperaturmes- sungen wurden mit Th. K. Il. und N. Th. 1596 ausge- führt. Von Barometer Bv. ist 15,1, von Bh. 18,8 zu sub- trahiren. Die Tabellen 88 und 89 bringen die Originalbeob- achtungen. | 1) Guthzeit, Liebig Annal. Bd. 204, 1880, pag. 1. 2) Grimm, Liebig Annal. Bd. 157, 1871, pag. 264. 3) Krafft, Deutsch. chem. Gesellsch. Ber. 15, 1882, pag. 1696. | Tabelle 88. 51 Caprinsäure. (Wasserluftpumpe.) Te Br. | Bh. a BK: TR. De | Th Druck | red. | 2 °C, mm. mm. G. mm. IC. mm. mm, mm, 11 | 752,2 | 756,0|1151,01|745,9| 9 |744,8| 735,8 9,0 11 |751,2| 755,0||152,8|| 745,9) 9 |744,8| 734,8 10,0 11 |750,7| 754,411158,7||745,9| 9 |7448| 734,2 10,6 12 | 750,1 | 753,9|/154,6||745,9| 9 |744,8| 733,5 11,3 12 | 749,6 | 753,3/155,4||745,9| 9 |744,8| 733,0 11,8 12 |749,0| 752,8)1156,21|745.9| 9 |744,8| 732,4 12,4 12 | 748,2 752,0|1157,211745,9| 9 |7448| 731,6 13,2 12 | 747,5 | 751,5\158,1|| 745,9) 10 |744,7| 730,9 13,8 12 | 746,9 | 750,6||159,0|\745,9| 10 |744,7| 730,3 14,4 12 | 746,2! 750,0|159,91|745,9| 10 !744,7| 729,6 15,1 12 |745,7|749,5|1160,5 || 745,5| 10 |744,6| 729,1 15,5 ı2 |744,7| 748,5||161,6|1745,7| 10 |744,5| 728,1 16,4 12 | 743,6 | 747,4|\1162;7||745,7| 10 |744,5| 727,0 17,5 13 | 742,5 | 746,1|164,0||745,6| 10 |744,4| 725,8 18,6 13 |741,3| 745,0||165,2,|745,6| 10 | 7444| 724,6 19,8 13 | 740,0 | 743,9|| 166,3 745,6! 10 |744,4| 723,4 21,0 13 | 739,1 | 743,0| 167,2| 745,5| 10 |744,3| 722,5 21,8 13 | 738,1| 742,0||168,2| 745,5| 11 7442| 721,5 22,7 14 | 737,0 | 740,8||169,3|| 745,4) 11 |744,1| 720,2 23,9 14 | 735,7|739,3||170,5||745,3| 11 |744,0| 718,9 25,1 15 | 734,3 | 738,0||171,2|| 744,9) 11 \743,6| 717,3 26,3 15 | 733,0 | 736,9||172,0||744,9| 11 |743,6| 716,1 27,5 15 |731,7| 735,5)1173,0| 744,9) 11 |743,6| 714,8 28,8 15 | 730,3 | 734,01|173,9|| 744,9| 12 |745,5| 713,3 30,2 15 |728,7|732,5||174,9| 7448| 12 |7434| 711,8 || 31,6 15 | 727,0 730,8||176,11744,8| 12 |743,4| 710,1 33,3 15 | 725,5 |729,1||177,1)| 744,8] 12 |743,4| 708,6 || 34,8 15 | 723,5 |727,0|11178,3| 744,8| 12 |7434| 706,5 | 36,9 15 |721,5 | 725,1|1179,3||744,8| 12 |743,4| 704,6 38,8 15 [719,3 | 723,1|1180,6))744,8| 12 |7434| 702,4 41,0 15 | 716,1 | 720,0||182,2|| 744,8) 12 |7434| 699,3 44,1 We SE EN N $ ER REN EL EEE N be DANS = D F an Tabelle 88 (Fortsetzung). Br. TB: Temp BR ee er red. 9 mm. mm. °C, mm. °C. mm. mm. mm. 714,2 | 718,01 188,1, 744,8| 12 |743,4| 697,3 | 46,1 712,0 | 715,91 184,0 744,8) 12 |743,4| 6951 | 48,3 710,0 | 713,7 185,0 744,8| 12 |743,4| 693,0 | 50,4 708,0 | 711,7||185,9|| 744,8) 12 |748,4! 691,0 | 52,4 705,0 | 709,0 || 187,2 vu | 12 743,5 | 690,1 55,3 Tabelle 89. Caprinsäure. (Quecksilb —— e). B. red. | u | Bv. | Bh. SE K. a K. Ir u, [me mm mm. 'C mm. mm 753,0| 11,5 |1210 | 741,7 \ 1401 139,7 0,4 753,8 | 11,5 | 118,4741,6| 14 |739,9|739,7|| 0,2 753,4| 11,6 |\116,5|\741,5| 14 |7398|7397| 0,1 753,01 11,7 ||121,0/ 741,5) 14 |7398 739,3] 0,5 152,3 | 11,8 |125,21741,5| 15 |739,7|738,8| 14 751,4| 11,8 | 126,61 740,8| 15 |739,0|737,4| 1,6 751,0 | 11,8 | 130,0 \740,8| 15 |73901737,0) 2,0 750,1 | 11,8 || 133,21 740,7) 15 |738,9|736,1|| 28 749 5 | 11,9 |135,8)740,7| 15 |738,9|735,4| 3,5 748,9 | 11,9 |138,4/ 740,7 16 |738,81734,8|| 40 747,9 | 11,9 |141,2/740,6| 16 | 738,7 |733,8| 49 747,0 | 11,9 ||143,0/740,5| 16 | 738,6 | 732,8| 5,8 746,1 | 11,9 [144,9 740,5| 16 |7386|7319| 6,7 745,2 | 11,9 || 146,6\\740,5| 16 |738,617310| 7,6 144,8 | 11,9 ||148,2||740,4| 16 | 738,5 | 730,6) 7,9 744,0 | 11,9 |\149,6|740,4| 17 | 738,4|729,8|| 8,6 . 748,1 | 12,0 ||151,8|\ra0,4| 17 |vse,a|as,8|| 9,6 742,4 | 12,0 ||152,8||740,3| 17 | 738,3 | 728,1] 10,2 741,81 12,0 ||154,0,|740,3| 17 | 738,3 | 727,5] 10,8 741,0 | 12,0 [155,0 740,3! 17 |738,3 | 726,71 11,6 | EEE Le ETES FES WER; ” een Tabelle 89 (Fortsetzung). I By Bh. |Temp.| B.K. | ER: se Le. el Druck | red. | 19 |739,8| 12,0 | 157,0 740,2! 17 |738,2| 725,5|| 12,8 19 |738,3 | 12,0 | 158,8 740,2| 17 | 738,2 | 724,0| 14,2 19 |736,5 | 12,0 | 161,1 740,2! 17 |738,2 | 722,2 | 16,0 19 |738,9 | 12,0 ||158,2||740,2| 17 |738,2 | 724,6 | 13,6 19 |741,5 | 12,0 |15421/740,2| 17 |738,2|727,2| 11,0 19 |743,4| 11,9 [150,8 740,2! 17 |738,2|729,2|| 9,0 19 |745,0| 11,9 ||147,0|740,8| 17 |738,3|730,8|| 7,5 19. |746,8| 11,9 |143,5|740,3| 17 | 738,3 | 732,6) 5,7 19 |748,6 | 11,9 ||138,2||740,3| 17 | 738,3 | 734,4|| 3,9 -19 |749,9| 11,9 || 134,2|| 7404| 17 |738,4| 735,7|| 2,6 19 |751,3| 11,9 |126,8|1740,4| 17 |738,4|737,1|| 1,2 19 |752,2| 11,9 |122,7740,6| 17 | 738,6 | 738,0|| 0,6 15 |750,8| 11,4 ||185,2| 7422| 14 |740,5|737,5| 3,0 16 |751,3| 11,4 ||132,2||7422) 14 |740,5|737,9|| 2,6 16 | 751,8| 11,4 ||130,7|742,2| 14 |740,5|738,4|| 2,1 17 |753,0| 11,6 ||124,81|7422| 15 |740,4|739,2|| 1,2 17 |753,6| 11,6 | 122,2 742.2| 15 |740,4 3 0,6 ' °C. mm mm, °C mm. (C mm mm. mm. 17 |754,0| 11,6 |121,0||742,2| 15 |740,4|740,2|| 02 Die nachfolgende Tabelle 90 bringt die sämmtlichen Beobachtungen noch einmal nach den Drucken geordnet, wie dieselben zur Konstruktion der Kurve auf Tafel A Verwendung fanden; doch ist in diesem Falle bereits der Temperaturkorrektion mit Rücksicht auf die zwei verschiedenen Thermometer, die gebraucht wurden, Rech- nung getragen worden. al NA” 2004. — Tabelle 90. Caprinsäure. Druck. | Temp. Druck. | Temp. Druck. | Temp. || Druck. | Temp. mm. IC mm. 182 mm, it: mm. oc. 0,1 | 1163 | 40 | 138,8 | 11,6 | 155,0 || 22,7 | 168,2 0,2 1.1182 4,9 FAIT 1180 Mb 4 es 060 02 | 1208 1570 ..148,5.|:1942|. 156.2 | 257° 17035 0,4 | 120,8 | 5,8 | 148,0 || 12,8 | 157,0 | 26,3 | 171,2 0,5. . 100,89 6,7° | 044,9 1.132: | 157.2 | 075 aan 06: ı 122.0 |. 75 147000 18,6 11582 288 | mar 0,6 | 122,5 | 7,6 | 146,6 | 13,8 | 158,1 | 30,2 | 173,6 1,2 | 1246 | 7,9 | 148,2 || 142 | 158,4 | 31,6 | 1746 1,2 | 126,7 | 8,6 | 149,6 || 14,4 | 158,6 || 33,3 | 175,9 1,4 | 1251 | 9,0 | 150,8 || 15,1 | 159,5 | 348 .| 176,9 16.) 1365. | 9,0 | 1510. 35,5 160,1 | 36,9 | 1781 2,0 | 1299 | 9,6 | 151,8 || 16,0 | 160,7 | 38,8 | 179,1 2,1 | 1506 | 100 | 1528 || 16,4 | 161.2 | 410 | 3805 26.2.1321 10,2 | 1528 | 105. 162 | A294 101 2,6 | 134,1 | 10,6 | 153,7 | 18,6 | 164,0 || 46,1 | 183,0 2,8 | 133,1 | 10,8 | 154,0 || 19,8 | 165,2 | 48,3 | 183,9 3,0 | 135,1 || 110 | 154,2 || 21,0 | 166,3 || 50,4 | 184,9 35 15571113 154,6 | 2184/1670 524 1858 3,9 | 138,1 55,3 | 187,1 Aus der nach den obenstehenden Werten konstruir- ten Kurve wurden die Dampfspannkraft und die Siede- temperatur der Caprinsäure, wie sie die folgenden beiden Tabellen bringen, abgelesen. — 805 — Tabelle 91. Dampfspannkraft der Caprinsäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. | Druck | Temp. mm. °C, ; mm. (C. mm. 00: mm. 00, 0,5 | 120,3 LS 156,8 29 172,8 45 182,4 1 124,5 14 158,2 30 173,5 46 182,9 E53 1048 15.1.1595 31 174,2 | 47 | 183,4 2 130,5 || 16 | 160,7 | 32 | 1749 | 48 | 183,9 25 | 132,9 | 17 | 161,8 | 33 | 175,6 || 49 | 184,3 3 134,9 | 18 | 163,0 | 34 |176,3 | 50 | 1848 3,5 | 136,8 |. 19 | 164,0 || 35 | 176,9 | 51 185,2 4 138,5 || 20 | 165,0 | 36 | 177,5 | 52 | 185,6 4,5 | 140,0 | 21 166,0 || 37 | 178,2 || 53 | 166,1 Be AIR | 99. | 1620 || 38 1787| 54 | 186 6 144,0 | 23 | 167,9 | 359 | 179,3 | 55 | 186,9 7 146,3 | 24 |ı688 | 40 | 1798 | 56 | 187,3 8 9 sa. 25 > | 1699 |! 41%. 1804 | 57 41e 150,3 | 26 | 170,5 | 42 | 1809 | 58 | 188,1 10 152,0 | 27 | 171,3 | 43 | 1814 || 59 | 188,5 11 537: 98 1721) 44 1819 || 602) 188,9 12 155,3 | 61 189,3 Tabelle 92. Kochpunkte der Caprinsäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck | Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck (CS mm. 1C. mm. 10. mm. °C. mm. 116 0,1 124 0,9 132 2,3 140. | 45 117 | 02 125 1,1 133 2,5 || 141 4,8 118 0,3 126 1,2 134 2,8 142 5,2 119 0,4 127 1,4 135 3,0 143 5,6 120 0,5 128 1,5 136 3,3 144 6,0 121 0,6 129 1,7 137 3,6 | 145 6,4 122 0,7 130 1,9 138 3,9 146 6,9 123 0,8 131 2,1 139 4,2 147 71,3 } + she Tabelle 92 (Fortsetzung). EL Er 806 — Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck 1. 1:18 149 150 151 . 152 153 154 155 156 157 158 mm. 7,8 8,3 8,8 9,4 10,0 10,6 11,2 11,8 12,5 13,2 13,9 ND 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 mm. 14,6 15,4 16,3 191 18,0 19,0 20,0 21,0 22,0 23,1 24,2 Ce 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 # mm. 25,4 26,6 27,9 29,3 30,7 32,1 33,6 35,1 36,8 38,5 40,2 1e" 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 mm. 42,2 44,2 46,2 48,8 50,5 52,8 55,2 57,7 60,2 62,9 Kahlbaum und Schröter. re 2. Isosäuren. Cn Hn O2. Für den Vergleich der Resultate schien es von Interesse, auch einige Isosäuren mit in Betracht ziehen zu können, wir haben deshalb ausser der schon unter- suchten Isovaleriansäure, die noch einmal geprüft wurde, die nächst niedere, die Isobuttersäure, und die nächst höhere, die Isocapronsäure, gleichfalls untersucht. Isobuttersäure. Die Isobuttersäure, von ©. A. F. Kahlbaum bezogen, siedete ganz konstant zwischen 153,4 und 153,5°C. unter dem Druck 735 mm. und 12°C. nach N. Th. 1396, dem- nach wurde eine Isobuttersäure vom Siedepunkt 154,1°C. angewandt. Nach den Angaben von Pierre und Puchot!) soll die Säure ihren Siedepunkt bei 155,5°C. haben, Linnemann & Zotta?) dagegen geben überein- stimmend mit uns als Kochpunkt 1541°C. an. Der Schmelzpunkt wurde gefunden zu — 47°C. Son- stige Angaben.von Belang über die Schmelzpunkte der drei ersten Isosäuren liegen unseres Wissens nicht vor. Die Temperaturmessungen wurden mit N. Th. 817 vorgenommen. Beide Barometer tauchten in weite Gefässe, und ist von Bv. 12,5 mm., von Bh. 8,0 mm. abzuziehen. Es wurde zunächst nur mit der Wasserluftpumpe beobachtet. Tabelle 93 bringt die Originalbeobachtungen. !) Pierre & Puchot. Comptes rendus. Bd. 75. 1872. pag. 1006. ?) Linnemann & Zotta, Liebig. Annal. Bd. 162. 1872. pag. 9. — 808 — Tabelle 93. Isobuttersäure (Wasserluftpumpe.) B. K. red. B. EE. Druck | °C, mm. mm. °C. mm. ıC, mm. mm. mm. 13 |739,4| 735,1|| 59,0 ||739,5| 11 |7382| 725,4 |128 13: 1754,1\729,9| 64,8 |739,3| 11 7580| 7202 | 128 13%. 732,7 788,266,2 759,11. 11.7378), 718.6 2199 13 | 731,0 726,6||67,5 | 739,1| 11 |737,8| 716,9 || 20,9 13 |729,8 | 725,0] 68,6 |738,7| 11 |737,4| 715,3 ||221 13 |727,9 | 723,3|| 69,8 | 788,6) 11 |737,3| 713,7 || 23,6 14 | 712,1 | 708,0 79,0 |737,5| 12 |736,1| 698,1 || 38,0 14 | 711,1) 706,91 79,6 | 737,5| 12 |736,1| 697,1 || 39,0 14 |709,8 | 705,5] 80,3 |737,4| 12 |736,0| 695,7 || 40,3 14 | 704,5 | 700,1 || 82,5 || 736,9! 12 |735,5| 690,4 |451 14 | 699,6 | 695,1 || 84,4 ||736,8|) 12 |735,4| 685,4 |50,0 14 | 696,9 | 692,3] 85,6 || 736,8) 12 |785,4| 682,7 |52,7 11 |786,01781,6)59,0 | 736,3 | 18 |7348) 7222 |126 11 | 735,4 731,0 59,6 | 736,3) 13 |7348| 721,6 | 132 11 |734,0| 729,7 61,2 ||736,3| 13 |7348) 720,2 ‘| 14,6 1278301728 1162701864) 18 17549 2. 71a 198 12. 1731.6 | 727.31164,6 | 736,4| 15 173491 zz 120 13 | 717,9 713% 72,811732,6| 10 7514|. 7040274 13.714,11 710,075,0 17822) 10 7811100700, 2 309 12 | 729,2 | 724,9) 62,9 || 732,5] 10 |731,3| 715,3 || 16,0 13%) 719,24 714,971.0 | 7817124110 1°780,4) 705,2 259 15 | 695,9 | 691,5||83,2 | 730,2| 13 |728,7| 681,7 | 47,0 15 | 688,1 | 683,8|| 86,3 | 730,5| 13 |729,0| 674,0 |55,0 15 |685,3 | 681,0) 87,4 |731,0| 13 |729,5) 671,2 158,3 13 | 732,0. 727,558 4 7514) 11 |7301). 717,9 1122 14 |721,0 716,5) 71,8 7344| 12 |733,0| 706,8 |262 15 |713,8 | 709,2| 76,5 ||734,3| 12 |732,9| 699,5 | 33,4 15 | 705,0 | 700,7|\ 80,8 | 734,0! 13 |782,5| 690,8 || 41,7 15 | 687,4 682,9 || 87,9 ||733,8| 13 |732,3| 673,1 | 59,2 1 15 2108 705,6|| 77,9 ||733,3| 12 |731,9| 695,9 || 36,0 5 à ET — 809 — Für die Konstruktion der Kurve auf Tafel B wur- den die Beobachtungen nach der Grösse der Dampfdrucke geordnet und in der folgenden Tabelle 94 zusammen- gestellt. Tabelle 94. Isobuttersäure, Druck | Temp. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. °C. mm, CO: mm. °C. mm. NC. 12,2 58,4 17,8 64,8 27,4 72,8 41,7 80,8 12,6 59,0 19,2 66,1 30,9 75,0 45,1 82,5 128 | 590 | 209 | 67,5 | 334 | 76,5 | 47,0 | 832 13,2 | 59,6 | 221 | 68,6 | 36,0 | 77,9 " 50,0 | 84,4 14,6 | 612 | 236 | 69,8 | 380 | 79,0 | 52,7 | 85,6 15,8 | 62,7 | 252 | 710 || 390 | 79,6 || 550 | 86,3 16,0 | 62,9 | 26,2 | 71,8 | 40,3 | 80,3 || 58,3 | 87,4 17,2 | 64,1 592 | 87,9 Aus der Kurve wurden die Werte abgelesen, wie sie nach Einführung der Thermometerkorrektion die Tabellen 95 und 96 zeigen. Tabelle 95. Dampfspannkraft der Isobuttersäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. |) Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. 'C mm. 'C. mm. 'C. mm. 'C. 12 58,1 23 69,2 34 76,7 45 82,3 13 59,4 24 70,0 35 17,3 46 82,7 14 60,6 25 10,7 36 77,9 47 83,1 15 61,8 26 71,5 37 18,5 48 83,5 16 62,8 27 12,3 38 79,0 49 83,9 17 | 63,8 28 73,0 39 19,5 50 84,4 18 | 64,8 29 73,6 40 80,0 51 84,7 19 | 65,7 30 74,3 41 80,5 52 85,1 66,8 31 74,9 42 81,0 53 85,5 21 67,5 32 75,5 43 81,4 54 85,9 68,3 33 76,1 44 81,8 | 55 86,3 A ARTS CT BR os EA 05 VU ER ya het dar "EURE R à 4 Te ce a a ae EE M RTS + BETA AA RER SET D AN Ne PQ NU RSR NOUS aa CAS ar Date RES + MANN En PET 1 SU ft ARE N > Ts — 810 — Tabelle 96. Kochpunkte der Isobuttersäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck | Temp. | Druck | Temp. | Druck 010% mm. °C. mm, °C, mm. 60 13,4 69 22,6 || 78 36,1 61 14,3 70 23,9 79 38,0 62 15,2 71 25,2 80 40,0 63 16,1 12 26,5 81 42,0 64 >| 73 27,9 82 44,3 65 18,1 74 29,4 83 | 46,8 66 19,2 75 310 || e4 49,2 67 20,3 | 76 32,6 85 51,6 .. 68 , | 21,4 77 34,3 86 54,0 Etwa anderthalb Jahr nachdem die vorstehenden Versuche angestellt worden waren, wurden im September 1892 mit der gleichen Isobuttersäure die Versuche unter Anwendung der Quecksilberluftpumpe auch noch auf tiefere Drucke ausgedehnt. Das sehr gute Übergehen der beiden Kurven ineinander liefert einen neuen und er- freulichen Beweis für die berechtigte Anwendung beider Methoden, wie auch für den Grad der Genauigkeit der Beobachtungen überhaupt. In der folgenden Tabelle 97 teilen wir die Originalbeobachtungen mit. In der- . selben ist von B. 10,5 mm. abzuziehen. Die Tempera- turmessungen wurden mit Th. 2076 ausgeführt. Es ist demnach laut Tabelle 22 eine Temperaturkorrektion nicht anzubringen. ES Bi on N ee Sie dur 811 N Tabelle 97. Isobuttersäure (Quecksilberluftpumpe). Tr. le. Temp. | B.K. Le ele loue | | | | | red. | 'C mm. 1 mm. 1C. mm. mm. mm. 22,5 | 747,8 || 47,0 || 742,5 | 21 789,9 | 735,9 || 6,0 23 | 810) 450 || 7405 00. | 7899 | 5847 || 52 22,5 | 749,0 || 43,4 || 742,5 | . 22 739,9 | 735,6 4,5 22,5 | 749,9 || 40,8 | 742,6 | 22 | 740,0 | 736,5 || 3,5 22) 1909) 1594 17497) 92 7401.) 736,8 3,9 23 1506 || 37,5 | 742,7 | 22 FAO | 737.2 2,9 23 | 250,9 || 36,8 || 742,7 | 22 | 7401 | 737,4 | 27 23 | 7492 | 428 || vaar | 99 | v401 1.1.7357 4,4 23 149,5 | 42,6 || 742,7 | 22 740,1 | 736,0 || 4,1 23 750,1 || 39,4 || 7427 | 22 740,1 | 736,6 3,5 25 751,0 || 37,0 || 742,7 | 22 740,1 | 737,5 2,6 23 151,4 || 34,0 || 7427 | 22 740,1 | 737,9 2,2 23 152,0 || 295 || zaa,6 | 21 740,1 | 738,5 1,6 23 | 752,2 || 28.0. || 742,6 | 21 | 740,1 | 738,7 | 14 23 139,6 || 60,4 | 742,8 | 21 740,3 | 726,2 || 14,1 23 740,9 || 58,8 || 742,8 | 21 740,3 | 727,5 || 12,8 23 741,9 || 87,4 | 742,8 | 21 740,3 | 728,5 || 11,8 23 742,8 || 56,4 || 742,8 | 21 740,3 | 729,4 || 10,9 23,5 | 743,9 || 55,0 || 742,8 | 21 740,3 | 730,4 9,9 23,5 | 744,6 || 53,6 || 742,8 | 21 740,3 | 731,1 9,2 24° | 745,6 || 51,8 | 7428 | 21 740,3 | 732,1 8,2 24 | 746,0 || 50,0 || 742,5 | 21 740,0 | 732,5 7,5 24 746,8 || 49,0 | 742,5 | 21 740,0 | 733,3 6,7 DATES 1472. das or 740,0 | 734,0 6,0 24 | 748,0 || 46,6 || 742,5 | 22 139,9 | 734,4 5,5 24 748,1 | 45,8 | 742,5 | 22 139,9 | 734,5 5,4 24 748,7 || 44,8 || 742,5 | 22 739,9 | 735,1 4,8 24 149,5 || 42,0 || 742,5 | 22 739,9 | 735,9 || 4,0 21 739,0 || 59,3 || 741,5 | 20 739,1 | 725,8 || 13,3 21 741,5 || 56,0 || 741,5 | 20 739,1 | 728,3 || 10,8 21,5 | 742,8 || 54,4 || 741,5 | 20 739,1 | 729,6 9,5 — 812 — Tabelle 97 (Fortsetzung). Abe | B. Temp.) BK 7 »T.K, | ED ro. Druck | red. | 21,5 | 743,8 || 52,6 | 741,5 22 | 745,0 | 50,4 | 741,5 22 | 746,0 | 48,2 || 741,4 22 | 748,0 | 48,0 | 741,4 22 | 749,0 | 39,0 | 741,4 22 | 750,0 | 35,0 | 741,4 22 | 751,0 | 27,0 | 741,4 | | 1C mm. © mm. °C. . mm. mm. mm. Die in der vorstehenden Tabelle mitgeteilten Beob- achtungen geben wir "nachfolgend noch einmal nach mm. geordnet wieder. Tabelle 98. Isobuttersäure. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. 12 27,0 35 39,4 45,8 8,5 52,6- 1,4 28,0 3,5 40,8 | 5,5 46,6 9,2 53,6 1,6 29,5 4,0 42,0 6,0 47,0 9,5 54,4 2,2 34,0 4,1 42,6 6,0 47,2 9,9 55,0 22 35,0 4,2 43,0 6,2 48,2 || 10,8 56,0 2,6 37.0 4,3 42,8 6,7 49,0 || 10,9 56,4 2 36,8 4,4 43,4 7,4 50,4 || 11,8 57,4 2,9 37,5 4,8 44,8 7,5 50,0 || 12,8 58,8 32 39,0 5,2 45,0 8,2 51,8 | 13,3 59,3 3% 39,4 | | 14,1 | 60,4 mm 6; mm. 0 mm. ©, mm. °C Aus den vorstehend mitgeteilten Zahlen wurde die Kurve in Tafel B konstruirt und aus dieser die in den folgenden zwei Tabellen mitgeteilten Werte abgelesen. — 813 — Tabelle 99. Dampfspannkraft der Isobuttersäure nach mm. geordnet, Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. Us mm. o. 1 24,0 7 | 49,8 1,5 30,0 8 Her 33.6 CA el RAR ETES 10 | 55,0 3 885 | IB | 560 95, | A105. 01 579 4 42,2 13 | 592 45 | 437 14 | 605 5 45,0 | 15 | 61,8 6 47,5 16.21.6099 Tabelle 100. Kochpunkte der Isobuttersäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck °C. mm. ‘C. mm. °C. mm. 27 1,2 39 | 3,1 51 7,6 28 1,5 40 | 3,4 52 8,2 29 1,4 41 3,6 53 8,8 30 1,5 42 3,9 54 9,4 31 1,6 43 4,3 55 10,0 32 1,75 44 4,6 56 10,7 33 1,9 45 5,0 57 11,4 34 2,1 46 5,4 58 12,1 35 2,3 47 5,8 59 12,6 36 2,5 48 6,2 60 13,4 37 2,7 49 6,7 61 14,4 38 2,9 50 7,1 62 15,2 Kahlbaum und Schröter. ER — 814 — Isovaleriansäure. Die von uns angewandte Isovaleriansäure war aus Amylalkohol dargestellt, für solche Säure haben Conrad und Bischoff!) die von Erlenmeyer?) vermutete, zusam- mengesetzte Natur bestätigt. Ä Durch fraktionirte Krystallisation des Silbersalzes der Säure erkannten sie dieselbe zunächst als ein Ge- misch zweier Säuren überhaupt und wiesen aus dem Vergleich der Löslichkeit der unterschiedenen Fraktionen mit der Löslichkeit der von ihnen aus Malonsäureester dargestellten isopropylessigsauren- und methyläthylessig- sauren Silbersalze nach, dass die gewöhnliche Isova- leriansäure ein Gemenge eben dieser beiden Säuren ist. Während die Siedetemperatur der synthetischen {sopropylessigsäure bei 174°C. und die der Methyläthyl- essigsäure bei 175°C. gefunden. wurde, kochte das aus Amylalkohol dargestellte Gemisch beider Säuren, die gewöhnliche Isovaleriansäure, bei 174—175°C. Da Herr Landolt ebenso wie die späteren Beobachter das Säuregemisch untersucht hatte, so waren wir ge- zwungen, wie für die statische, so auch für die dynami- sche Methode die gleiche Säure zu wählen; ja, der uns bekannte zusammengesetzte Charakter derselben schien uns besonders geeignet, die Zuverlässigkeit sowohl unserer dynamischen Methode, als auch der graphischen Bearbeitung der gewonnenen Werte noch einmal zu prüfen. Wir haben deshalb die Säure einer dreimaligen Untersuchung unterzogen, und zwar in der Weise, dass 1) Conrad und Bischoff, Liebig. Annal. Bd. 204. 1880. pag. 157. ?) Erlenmeyer, Liebig. Annal. Bd. 160. 1871. pag. 299. Ts — wir zunächst eine Bestimmungsreihe mit der Quecksil- berluftpumpe bei niedern Drucken ausführten, alsdann bei geringstem Druck die gesammte Säure überdestillir- ten und mit dem Destillat eine zweite Bestimmungsreihe vornahmen. Wiederum wurde die ganze Masse destillirt und mit diesem zweiten Destillat eine dritte Bestimmungs- reihe sowohl mit der Quecksilber- als auch mit der Was- serluftpumpe ausgeführt. Aus den bei den ersten beiden Bestimmungsreihen erhaltenen Werten wurden je für sich die in den Tabellen 101 und 102 mitgeteilten Zahlen durch graphische Interpolation erhalten. In den Tabellen’ 103 bis 105 sind die in den verschiedenen Bestimmungs- reihen gemachten Originalbeobachtungen gesammelt und ist dann aus diesen die Tabelle 106 zusammengestellt, die zur Konstruktion der Hauptkurve benützt wurde. Ein Vergleich der verschiedenen Werte giebt den gewünsch- ten Aufschluss über die erreichte Genauigkeit, die um so wirkungsvoller ausfällt, wenn wir betonen, dass die Be- stimmungen von zum Teil noch ganz ungeübten Beo- bachtern ausgeführt wurden. Die von C. A. F. Kahlbaum bezogene aus dem Äther hergestellte Säure siedete unter 740 mm. und 16°C. nach N. Th. 1396 bei 174,6°C. Nach Anbringen aller Korrekturen wurde somit eine Säure vom Koch- punkt 175,1°C. angewendet. Der Erstarrungs- punkt wurde wie früher um —36°C. gefunden. Die zweite nach Beendigung aller Versuche ausgeführte Koch- punktsbestimmung ergab korr. 175,0°C. Die Temperaturmessungen wurden sämmtlich mit N. Th. 817 vorgenommen und ist der Thermometerkor- rektur direkt Rechnung getragen. & > ® 2 % À M Le = 610 Tabelle 101. Dampfspannkraft der Isovaleriansäure nach mm. geordnet. I. Bestimmungsreihe (Quecksilberluftpumpe). Druck | Temp. || Druck | Temp. | Druck | Temp. mm. °C. mm. °C. mm. 'C. 1,55 |- 52,4 4,5 63,2 7,5 70,4 2 54,7 5 64,6 8 71,4 2,5 56,7 5,9 65,9 8,5 12,4 3 58,6 6 67,1 & 13,3 3,9 60,3 6,5 68,3 9,5 74,8 4 61,8 1 69,3 || 10 75,1 Tabelle 102. Dampfspannkraft der Isovaleriansäure nach mm. geordnet. IT. Bestimmungsreihe. (Quecksilberluftpumpe.) Druck | Temp. | Druck | Temp. | Druck | Temp. mm. 1C. mm. °C. mm. °C. 1,5 52,4 4,5 63,6 7,9 70,5 2 55,0 5 65,0 8 71,4 2,5 57,0 5,5 66,3 8,5 12,2 3 58,9 6 . 67,4 9 73,0 3,5 60,5 6,5 68,5 9,5 13,8. 4 62,1 7 69,5 10 74,6 Die Bedeutung der Kolonnen in den folgenden Ta- bellen ist die sonst gebrauchte. In Tabelle 105 ist das von Bv. und Bh. Abzuziehende bereits in Rechnung ge- bracht, | Nele Tabelle 103. Isovaleriansänure. I. Bestimmungsreihe. _ (Quecksilberluftpumpe). de | B.o. | B.u. |'Temp. |B.K. | TE Mes B. rod. |Druck IC: mm. mm. °C mm. °C. mm. mm mm. 20 |750,4| 13,9 || 67,3 |742,8| 18 |740,01733,9| 6,1 19 |751,9|15,9 | 63,2 |7423| 18 | 740,0 | 735,6 19 |752,2| 13,9 | 62,1 |7a2,4| 18 |740,1|735,9| 4,2 19 |752,6| 14,0 | 60,8 |742,4| 18 | 740,1, 736,4|| 3,7 19 |753,3| 14,0 ||59,2 |7424| 18 | 740,1] 736,9) 3,2 20 |753,7| 14,0 !580 |vaaAal 19 |740,01737,1| 2,9 20 |754,2 | 14,0 7424| 19 |740,01737,6| 2,4 20 1754,9| 14,0 | 53,5 | 742,4! 19 |740,0|738,8| 1,7 20 |755,2| 14,0 ||51,0 |742,3| 19 |739,91738,6| 1,3 20 1|755,5| 14,0 |50,0 | 742,4! 19 | 740,0 | 738,9|| 1,1 20 |755,8| 14,0 || 49,2 |742,4| 19 | 740,0 | 739,2 || 0,8 20 1|754,9| 14,0 ||53,7 |742,3| 19 | 739,9) 738,3|| 1,6 20 |754,8| 14,0 ||56,6 |742,3| 19 |739,9| 757,5, 2,4 20 |753,2| 14,0 | 59,2 ||742,2| 19 | 739,8) 736,6|| 3,2 20 |752,6| 14,0 | 61,9 ||742,8| 19 |739,9| 735,9) 4,0 20 | 751,8| 14,0 || 64,6 ||742,3| 19 |739,9| 735,1) 4,8 21 |751,4| 14,2 || 65,4 ||742,4| 19 |740,0 |734,5|| 5,5 21 | 750,4 | 14,0 | 67,8 ||742,4| 19 | 740,0) 733,7|| 6,3 21 |749,7| 14,0 || 69,6 ||742,4| 19 | 740,0| 733,0|| 7,0 21 174891 14,0 71,0 7424) 19 | 740,0.) 782,2] 7,8 21 |748,0| 14,0 || 72,6 || 742,8| 19 |739,9| 731,81 8,6 21 1|747,9| 14,0 ||73,0 |742,4| 19 1740,0|731,2|| 8,8 20 | 746,9 | 14,0 || 74,6 ||742,4| 19 | 740,0 | 730,41 9,6 20 | 745,7| 14,0 || 76,4 ||742,4| 19 | 740,0 | 729,2|| 10,8 20 | 745,0| 14,0 || 77,6 ||742,5| .19 | 740,1|728,5|| 11,6 20 | 744,0| 14,0 ||78,7 ||742,6| 19 | 740,2|727,5|| 12,7 52 N Ns ee Tabelle 104. Isovaleriansäure. Il. Bestimmungsreihe. (Quecksilberluftpumpe.) “KE ib | Bo Bu. |'Temp.| B.K. | RAR. | a ru Druck KO, mm mm. WE mm. (10. mm mm. mm. 17 \758,8| 14,5 | 57,5 || 746,7. 16 | 744,6 | 742,1|| 2,5 18 | 760,0 | 14,5 || 51,8 || 746,7| 16 | 744,6 | 7432| 1,4 18 |760,1| 14,5 || 50,5 !746,7| 16 | 744,6|743,3|| 1,3 ıs 1760,3| 14,4 || 49,5 ||746,8| 17 | 744,6 |748,5|| 1,1 18 | 759,8| 14,5 || 52,8 |746,8| 17 | 744,6 | 743,0|| 1,6 18 |759,0| 14,5 || 56,4 ||746,8| 17 |744,6 | 742,2) 2,4 18 | 758,0| 14,5 | 59,0 ||746,9) 17 |744,7| 741,2) 3,5 18 | 756,7\ 14,6 || 63,5 ||746,8| 17 |744,6|740,0|| 46 18 | 756,0) 14,6 | 65,2 || 746,8) 17 |.744,6|739,3|| 5,3 19 |759,9| 14,6 || 52,4 ||746,7| 18 .|744,4|743,8|| 1,6 19 |760,2| 14,6 || 49,9 |746,7| 18 |744,4|743,1|| 1,3 19 |759,4| 14,6 || 53,6 | 746,7| 18 |744,4|749,3| 21 19 |758,5| 14,7 | 57,2 | 746,7| 18 | 744,4) 741,5|| 29 19 |757,8| 14,7 | 59,5 ||746,7| 18 |744,4|740,8) 3,6 19 67 1 112 || 621 | 767, 18 7111 207 ae 19 | 759,8| 14,7 || 52,8 |746,3| 18 | 744,0 | 742,6|| 1,4 20 759,8) 14,7 || 51,2 || 746,2) 18 |743,9| 7425| 1,4 20 |759,0| 14,7 || 54,6 746,2) 18 | 743,9 | 741,7 2,2 20 | 758,2| 14,7 || 57,8 ||746,2| 18 | 743,9 |740,9|| 3,0 20 |757,5| 14,7 || 60,4 ||746,2| 18 | 743,9| 740,2|| 3,7 20 |756,8| 14,7 || 63,2 ||746,2| 19 | 748,7|739,5|| 42 20 |756,0| 14,7 || 65,1 |746,2| 19 | 743,7|738.7|| 5,0 20 755,1 |.147 1.67.01 7461| 19 | 7Ase0sraı 28 20 |754,5| 14,7 || 68,6 |746,1| 19 | 743,6 |737,8|| 6,4 21 |753,9| 14,7 || 70,1 |Ira6,2| 19 | 743,7 | 736,5|| 7,2 21 |753,0| 14,8 || 71,6 |746,2| 19 | 748,7 | 735,7|| 8,0 21 | 752,1] 14,8 || 73,0 | 746,2| 19 | 743,7 734,8|| 8,9 21 |751,2) 14,9 | 74,8 |746,2| 19 |748,7|734,0|| 9,7 21 | 750,5| 14,9 || 75,6 ||746,1| 19 | 743,6 | 733,3 10,3 21 |749,7| 14,9 || 77,0 ||746,2| 20 | 743,6 | 732,1||11,5 21 |748,9| 14,9 || 78,0 ||746,2) 20 | 743,6 | 731,3 ||12,3 in. ee rue nd — 819 — Tabelle 104 (Fortsetzung). FE Ke ® | Bo Bu. ||Temp.|B.K.| T.K. Re D red. | Druck CS mm. mm. Ce mm. °C. mm. mm. mm, 21 |748,0| 14,9 || 79,0 ||746,2 20 | 748,6 | 730,4) 13,2 21 |747,2| 14,9 | 79,8 ||746,2| 20 | 743,6 | 729,6 || 14,0 21 | 746,5, 14,9 || 80,8 ||746,2| 20 | 748,6 | 728,9 | 14,7 21 |745,8| 14,9 | 81,6 |746,2| 20 | 743,6 | 728,2 || 15,4 21 |744,3| 149 || 83,0 ||746,2| 20 | 743,6 | 726,7 || 16,9 21 |737,9| 14,9 || 88,7 ||746,2| 20 | 743,6 | 720,4 123,2 Tabelle 105. Isovaleriansäure. Ill. Bestimmungsreihe. (Wasserluftpumpe). 2. (By. Bh. I BER IK. 2 es + ha. || Druck EE 2 19 mm. mm. °C. mm. nee mm. mm. mm. 17 | 725,0| 724,6|| 82,0 ||741,7| 15 | 739,8 122,6 17,2 18 | 727,3 | 727,7|| 78,4 |\741,8| 16 |7392| 725,2 || 14,0 18 | 726,0| 726,5] 79,8 ||740,9| 16 |738,8| 724,0 || 14,8 19 | 724,1 | 724,5|\82,0 ||741,1) 16 |739,0| 721,8 || 17,2 18 |723,5 |723,7\\83,0 ||741,8|) 16 |7392] 721,4 || 17,8 18 | 722,5 | 722,5 || 849 ||741,4| 17 7392| 720,3 18,9 18 |721,5|721,3| 85,2 |741,6| 17 |739,4| 719,3 | 20,1 18 |721,0|720,7| 856 ||7a1,7| 17 |739,5| 718,7 || 20,8 18 | 720,3 | 720,51 86,4 | 741,8| 17 |739,6| 718,2 || 21,4 17 | 720,0 | 720,6 87,0 |742,6| 15 |740,7| 7182 | 22,5 17 |718,8| 719,2] 87,8 ||742,5| 15 |740,6| 7169 | 23,7 20 | 710,5 | 711,0 93,0 ||741,7| 16 |739,6| 708,3 | 31,3 20 | 709,3 | 709,9 93,8 ||741,6| 16 |739,5| 707,1 || 32,4 20 | 708,3 | 708,7 || 94,4 ||741,6| 16 |739,5| 706,0 | 33,5 20 | 707,5 | 707,9|| 94,8 ||741,6| 16 |739,5| 705,2 || 34,3 21 |rarolv27,s | 77,2 |\vs9,5| 18 |varel 724,5 12,7 21 | 726,1 | 726,5 || 78,4 || 739,6 | 18 137,3. 123,6 | 13,7 7 PESTE ES POTERIE US ER EE SE I <[{I mi Où À RE RE EE EE PR OR NE ET, —————————————————————————…—…—…—…——…——.——…————————————.…————.———————…—…————— ———…——————————————— ———]————p—p— j te ik iii { d — 21 — Tabelle 105 (Fortsetzung). 7 By | En. ee 1, K.| T.K. Ei n IDE °C. mm. an. (CO. mm. °C, mm. mm. mm. 20 | 691,2 | 691,5/100,4)|736,7| 20 |734,1| 689,0 45,1 19 |713,0|713,2|| 88,2 ||737,4| 18 |735,1| 710,8 24,3 18 |711,4 | 711,7|| 89,2 ||737,3| 18 |735,0| 709,4 25,6 18 | 710,5 |710,7|| 89,61|787,3| 19 |734,9| 708,4 26,5 18 | 709,5 | 709,7|| 90,2 1|787,2| 19 |734,8| 707,4 27,4 19 | 708,7 | 709,0 90,8 ||787,1| 19 |734,7| 706,6 28,1 19 |708,0|708,2|| 91,41737,1| 19 |734,7| 705,7 29,0 21 | 704,5 | 704,9|| 93,2 ||736,6| 20 |7340| 702,2 31,8 21 | 703,4|703,5|| 93,8|/736,6| 20 |734,0| 701,0 33,0 21 |702,9| 703,1] 94,2||736,4| 20 |733,8| 700,5 38,3 2% r08 0 01,4|| 95,0||736.2| 20 738.61 6988 34,8 21 | 696,4| 696,6|| 97,4 ||735,7| 20 |733,1| 694,0 39,1 21 | 694,9 | 695,1|| 97,8 ||785,7| 20 |733,1| 692,5 40,6 21 | 694,0 | 694,3 || 98,4 11785,7| 20 |733,1| 691,7 || 41,4 22 | 693,4 | 693,5 || 98,8 | 735,7| 20 |733,1| 690,9 42,2 22 | 692,3 | 692,3|| 99,2 ||735,7| 20 | 733,1] 689,7 43,4 22 | 691,4| 691,5 || 99,6 ||735,7] 20 |733,1| 688,9 44,2 22 | 690,4| 690,81 100,0||735,7| 20 |733,1| 688,0 45,1 22 | 689,7 | 689,91 100,61735,8| 20 |733,2| 687.2 46,0 22 | 688,5 | 689,011.101,0||785,9| 20 |733,8| 686,92 46,9 22 | 687,4| 687,8|1101,4|| 736,0) 20 |733,4| 685,0 48,4 22 | 686,4 | 686,5 |101,9|| 736,01 20 | 733,4| 683,9 49,5 21 |,685,4 | 685,41 102,4||736,1| 20 |733,5| 682,9 50,6 21 | 684,2 | 684,3 |1103,21736,3| 20 |733,7| 681,8 51,9 - 21 | 683,0 683,2 || 103,6||736,6| 20 |7340| 680,6 53,4 21 | 682,1 | 682,2||104,2|| 736,9) 20 | 734,3) 679,7 54,6 21 | 680,9 | 681,11104,6||7386,9| 20 |734,3| 678,5 55,8 Die folgende Tabelle 106 bringt, wie bereits gesagt, die Beobachtungen aller drei Bestimmungsreihen gemein- schaftlich und nach den Drucken geordnet, wie diesel- ben zur Konstruktion der Hauptkurve verwendet wur- den; von einer Veröffentlichung dieser Kurve ist wegen des nicht einheitlichen chemischen Charakters der Säure abgesehen worden. — 822 — Tabelle 106. Isovaleriansäure. Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. | Temp. || Druck. mm. 0: mm. CH mm. °C. mm. 0,8 49,3 5,0 65,0 16,6 81,6 28,1 11 49,9 5,3 65,1 16,6 81,8 29,0 1.1 50,4 5,5 65,3 16,9 83,0 29.2 1,3 50,9 5,8 66,9 10.0 82,0 30,8 1,3 51,7 6,1 67211 dro re 8270 31,3 1,3 49,8 6,3 OH 123 82,4 || 31,8 1,4 an! 6,4 68,5 17,4 32,6 31,8 1,4 52,7 7,0 69,5 17,8 83,0 32,4 1,4 ST 1,2 70,0 18,0 83,2 393,0 1,6 52,3 7,8 70,9 18,1 83,0 33,1 1,6 92,7 8,0 71,5 18,4 83,4 39,9 1,6 53,6 8,6 12.9 18/9 |..842 33,5 I 53,4 8,8 72,9 19,0 34,2 34,3 an 53,5 8,8 72,9 19,1 84,0 34,8 2,2 54,5 96 74,5 19,8 85,0 36,6 2,4 55,1 3.7 14,2 20,1 85,2 37,8 2,4 56,3 10,5 15,9 20,8 85,6 SLI 2,4 56,5 10,8 16,3 21,1 85,8 40,5 2, 57,4 11,5 76,9 21,4 86,4 40,6 2,9 57,1 11,6 77,5 21,9 86,4 41,4 2,9 39 12,3 14180 21,9 86,6 41,8 3,0 57,7 12,7 re! 22,5 87,0 42,2 3,2 59,1 12,7 78,6 22,6 87,8 43,4 3,4 59,1 13,2 FATETT 22,9 88,0 48,4 333 58,9 13,2 489 23,2 87,6 44,2 3.6 59,4 13,1 78,3 23,2 88,7 45,1 3,7 60,3 14,0 78,3 23,4 87,9 45,1 3,7 60,7 14,0 OM. 23,6 87,8 46,0 4,0 61,8 14,7 -80,7 23,7 87,8 46,9 4,2 62,0 14,8 79,5 24,3 88,2 48,4 4,2 63,1 15,2 80,1 24,9 88,6 49,5 4,3 62,0 15,4 81,5 25,6 89,2 50,6 4,4 63,1 15,5 80,5 26,4 90,0 51,9 4,6 63,4 | 15,7 80,9 || 26,5 | 89,6 | 53,4 4,8 64,5 16,4 81,5 27,4 90,2 54,6 | 55,8 Temp. (€. 90,8 91,4 91,8 92,8 93,0 93,2 95,4 93,8 98,8 94,2 94,2 94,4 94,8 95,0 96,0 96,6 97,4 97,8 97,8 98,4 98,6 98,8 » 99,2 99,6 99,6 100,1 100,4 100,6 101,0 101,4 101,9 102,4 103,2 103,6 104,2 104,6 823 Aus der Kurve wurden die in den Tabellen 107 und 108 angegebenen Werte abgelesen. Tabelle 107. Druck | Temp. ruck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm Ver mm. 08 mm. °C. mm. eG: il 50,0 12 76,7 26 89,8 40 98,2 1,5 52,5 #5 78,0 27 90,5 41 98,7 2 54,8 14 1932 28 91,2 42 99,2 2,5 56,9 15 80,4 29 91,8 43 99,6 3 58,9 16 81,5 30 92,4 44 100,1 3,9 60,6 14 82,5 31 93,6 45 100,6 4 62,2 18 83,5 32 94,1 46 101,0 4,5 63,7 19 84,4 33 94,7 47 101,5 5 65,0 20 85,3 34 95,2 48 101,9 6 67,3 21 86,1 35 Jour 49 102,4 1 69,2 22 86,9 3 96,2 50 102,9 8 71,0 23 87,7 91 96,8 51 103,3 9 72,5 24 88,4 38 97,8 52 103,8 10 74,0 25 89,2 39 Je 53 104,2 11 75,4 54 104,8 Tabelle 108. Kochpunkte der Isovaleriansäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck | Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck | DER KR. er OR mm. | EUCH mm. °C. mm. NE mm 50 1.0: 172,56 2,3 62 Si, 68 6,4 51 AIME 2,5 63 4,3 69 6,9 52 1,4 || 58 2,8 64 4,6 70 7,4 53 1,6 | 59 3,0 65 5,0 71 8,0 54 LS: 060 3,3 66 5,4 72 8,6 55 21:54] 768 3,6 67 5,9 73 9,3 Spannkrafi der Isovaleriansäure nach mm. geordnet. Tabelle 108 (Fortsetzung). om STERNEN NEN) 824 — Temp. | Druck | Temp. | Druck Um die erstrebte Prüfung des erreichten Genauig- keitgrades zu erleichtern, stellen wir in der folgenden Ta- belle 109 die aus den verschiedenen Bestimmungsreihen abgegeleiteten Werte nebst den Differenzen zusammen. mm. 10,0 10,7 11,4 12,2 13,0 13,8 14,7 15,5 Temp. 'C. mm. °C. mm. 82 |. 165 90 | 26,2 83 | 17,5 91 | 278 SA ie 185 09 legs 85.196 93 | 30,9 86 | 20,8 94 | 327 87 22,1 95 34,6 88 | 234 96 | 36,5 97.10 385 Ba aa Tabelle 109. \0B 98 Druck || Temp. | Druck mm. 40,6 42,7 44,8 46,9 49,1 51,3 53,5 55,8 _ Isovaleriansäure. Bestimmungsreihen. Differenzen. SE EBENE RN Ä Deu | T | nt, | III. I. | Te dr mm, (ß, °C °C, °C } | (C. 1,5 DO DD an Fo 0,01. 1.07 2,571: 56,7 | 57,0. |. 56,9 | 402) .27.03 2209 3,5 60,3 | 60,5 | 60,6 || 40,3 | 10,2 | 10,1 4,5 63,2 63,6 63,7 0,5 | +0,4 | +0,1 5 64,6 | 65,0 | 65,0 || 40,4 | 104 0,0 6 67,1 6,4. 6063 ı [02,105 01 7 692 19.69.53, 2692 1, 040, Sog ER 8 a u era 0.0.00 0A 9 18,3.,12.213,04 1, 79.5.1, -08. 20308 005 10 Fo Et 740:|7700.| 1 Po ee ee L f a — 825 — Die Tabelle zeigt zur Evidenz die Berechtigung der von uns angewandten Methoden. Trotz eines Mittel- wertes von 2,5°C. für einen mm. Druckdifferenz weichen die aus den verschiedenen Beobachtungsreihen erhaltenen Resultate im Mittel nur um 0,3°C. von einander ab, ein gewiss als recht gut zu De bocnits Resultat. Das Steigen der Differenzen bei den höhern Drucken ist - einmal aus der hier minderwertigen Methode und zwei- tens aus dem Einfluss der für die Konstruktion von III noch benutzten Beobachtungen mit der Wasserluftpumpe leicht zu erklären. Besonders gut aber zeigt die Tabelle auch wie genau sich unsre graphische Interpolationsme- thode den erhaltenen Beobachtungen anschliesst, und darin ist ja gerade, wie wir schon früher!) betonten, die Aufgabe jeder Interpolation zu suchen. Kahlbaum, Ochs und v. Silany. Isocapronsäure. Die von C. A. F. Kahlbaum bezogene Säure siedete recht konstant zwischen 199,5 und 199,8°C.; als Siede- punkt der besten Fraktion ergab sich bei 740,5 mm. und 27°C. 199,7°C. mit N. Th. 827 gemessen, nach Anbring- ung aller Korrekturen wurde demnach angewandt eine Isocapronsäure vom Siedepunkt 200,7°C. Mulck?) giebt als korrigirten Siedepunkt 199— 199,5°C., Lieben und Rossi?) 199,7°C. an. Der Schmelz- punkt wurde gefunden bei — 35°C. Die Temperaturmessungen wurden ausgeführt mit N. Th. 817 bis 100°C. und Th. K. I. über 100°C. 1) Vergl. pag. 637. 2) Mulck, Liebig. Annal. Bd. 180. 1876. pag. 57. ») Lieben & Rossi, Gazzetta Chimica. Bd. 1. 1871. pag. 314. — 826 — Bei Anwendung der Wasserluftpumpe tauchten beide Barometer in weite Gefässe und ist als unterer Quecksilberstand von jedem 10,0 mm. abzuziehen. Die Originalbeobachtungen folgen in den Tabellen 110 und 111. Tabelle 110. Isocapronsäure. (Wasserluftpumpe.) T. Bv. Bh. |Temp.| B. K. | T.K. . en Druck red. 2 °C, mm. mm. OR mm. °C, mm. mm. mm. 24 |739,5|789,7|| 97,5||741,4| 24 |738,5| 726,6 | 11,9 23 | 736,9 | 787,0|1100,8||741,4| 23 |728,6| 724,1 | 145 23 |737,8|737,7|| 99,9||va1,a| 23 |738,6| 248 | 138 22 |736,1| 736,11) 99,8||789,8| 22 |736,7) 7242 | 155 23 737,8 | 737,3|| 97,011738,8| 23 736,0 724,4 11,6 25 736,5 | 786,2 | 97,0] 737,8 25 734,8 125,2 11,6 26,5 | 732,9 | 732,81 101,8 7379 | 26 |734,6| 719,6 || 15,0 27 | 729,1) 728,9 |105,4||737,6| 26 |734,5| 715,7 | 188 26 781,11 2537.5,102,773%4 06 7545, men 168 26 | 728,1| 728,2 1106,211737,4| 26 |7343| 7149 || 194 25 | 722,3 | 722,5|111,011787,4| 95 |7344| 709,2 | 25,2 25 | 724,7| 724,8 11109,11|737,4| 25 |7344| 711,6 || 22,8 22 | 729,9) 729,81110,2 7485| 22 |7409| 171 | 238 22 |782,5|732,1| 107,91 743,3| 22 [7407| 719,6 || 21,1 23 | 736,3 | 786,0|1104,6||743,8| 23 |741,0| 7232 || 17,8 23 | 734,6 | 734,51 106,2||744,0| 23. |7412| 217 || 195 24 | 691,4 | 691,8)\129,6||744,1| 24 |7412| 678,8 || 62,4 23 |680,9 | 681,3||138,2 |743,9| 23 |741,1| 6684 || 727 24 692,8 | 693,0 || 129,3 || 744,1 24 |741,2 680,1 61,1 25 | 695,2 | 695,5|1128,6 | 7Aaı| 25 |7411| 682,4 | 58,7 22 |693,8| 694,4||129,3)|745,3| 22 |7427| 681,5 || 612 2% | 721,1 |.721,5./116,2\745,3| 29 1749217086 | 348 25 | 727,7|727,8\112,4||7439| 25 |7409| 7147 || 26,2 24 |716,2|716,2| 118,7 743,5] 24 |7406| 703,3 || 37,3 24 |696,3 | 696,211128,1 748,0] 24 |740,1| 683,3 || 56,8 Tabelle 110 (Fortsetzung). 827 1 Bv. | Bh. |Temp. In. RT a BE roi Druck iO, mm. mm. KO mm | 1C. mm mm. mm. 23 .|710,8|710,6/121,1|741,4| 23 |7385| 679,6 || 40,9 23 | 688,6 | 688,811130,0||741,6| 23 |738,7| 676,0 | 62,7 23 |722,1|722,0|1148|741,6| 23 |7387| 7092 | 29,5 718,4|718,7 116,2 740,9! 23 |738,0| 705,8 | 322 24 |738,3|738,5| 97,11739,7| 24 |7368| 7254 | 114 24 |737,7|737,9| 98,1||739,9| 24 |737,0| 7248 | 122 24 | 735,2 | 735,3 101,9 740,4! 24 |y375| 7223 | 152 24,5 | 709,0| 709,3 |ı22,4||742,8| 24 |7399| 6962 | 437 25 |713,0|713,31120,4||742,7| 25 |739,7| 7002 | 39,5 25 |710,7|711,0|121,4 7424| 25 |7394| 697,9 || 415 25 |702,1| 702,4 |125,2||742,4| 25 |7s94| 6893 || 50,1 25 | 704,6 | 704, 8 123,911 741,6] 25 |7386| 691,7 | 46,9 26 |706,4| 706,6 123,0 741,6) 26 |7385| 693,4 || 451 25 |717,0|716 9 Mr TL Ti 0 (user) 27038. 318 24,5 | 732,3 | 732,71 107,0/|742,1| 24 |7392| 719,5 | 19,7 24,5 | 725,9 | 726,3 | 111,8 742,2| 24 |739,3| 713,1 | 26,2 25 |721,4)721,9) 115,2 742,0] 25 |739,0| 708,6 | 30,4 25 | 724,5 | 725,011113,2||748,0| 25 |7390| 7117 | 27,3 25,5 | 699,9 | 699,9 126,3 741,9| 25 |738,9| 6868 | 52.1 25,5 | 696,6 | 697,111127,8||741,7| 25 |738,7| 683,8 || 54,9 Tabelle 111. Isocapronsäure. (Quecksilberluftpumpe.) T. | Bra. | B. u. |Temp.| B.K. | T.K. | [Bed Druck °C. mm mm °C. mm. 1C: mm, mm. mm 15 |727,5| 2,3 ||105,6|1743,7| 10 | 742,5 | 7283] 19,2 15 |728,0| 2,4 || 105,6||743,7| 10 | 742,5 | 723,7 || 18,8 19 |737,0| 3,2 | 96,4743,7| 7 |742,9| 751,41 115 16 |733,9| 2,6 | 992||7434) 6 |742,7| 729,3)| 13,4 16 |734,0| 2,8 | 99,6||7434| 6 |742,7|7292| 13,5 FR K y 1 # DE PEN Tabelle 111 (Fortsetzung). dr | B.o. ——— 'C. mm. mm 16 |737,0| 31 16 |738,3| 3,2 18 17897) 34 19 |740,0| 3,5 19 |740,6| 3,6 19 416 37. 20 |741,2| 3,7 20 |7420| 3,8 .00 95,9 94,6 91,9 91,7 90,6 88,5 89,6 87,3 84,9 83,1 83,0 82,6 83,2 81,8 80,6 718,6 76,6 74,6 74,4 84,6 83,7 81,6 79,3 77,0 75,0 73,6 55,3 58,2 828 B. u. ||Temp.|| B. K. | mm. 743,6 743,6 143,7 143,7 143,1 143.5 743,4 743,4 743,7 750,0 750,0 750,3 750,1 750,1 750,2 750,4 750,7 750,8 750,9 745,1 745,1 745,0 745,0 744,9 744,9 1447| 744,8 | 744,8 K. | PC POUR ee red. | 0C. mm. mm. mm. 6 |742,9| 731,9||11,0 6 | 742,9 | 735,1|| 9,8 7 |742,9| 734,0|| 8,9 7 |742,9| 734,1|| 8,8 6 743,0 |734,8|| 8,2 1 ,742,7| 735,5|| 7,2 7 \742,6|734,9|| 7,7 7 |742,6|785,7| 6,9 7 \742,9|737,1|| 5,8 15 |748,2| 7432| 51 15 | 748,2 | 743,2|| 5,0 15 |748,5|743,6|| 4,9 16 |748,2| 743,2|| 5,0 17 | 748,0 | 743,4|| 4,6 17 | 748,1 | 744,1|| 4,0 17 | 748,4 |745,4|| 3,1 18 17485 1|745,4|| 3,1 18 | 748,6 | 745,7|| 2,9 18 | 748,7 | 746,3|| 2,4 15 |743,3| 737,6|| 5,7 15 |743,3|737,9|| 5,4 15 |743,2|738,6|| 4,6 - 16 | 743,1) 789,6|| 3,5 17 |742,9 | 739,7|| 3,2 17 |742,9| 740,3|| 2,6 18 |749,5 | 740,4|| 2,1 18 | 742,6 | 742,6|| 0,0 18 |742,6|742,4| 0,2 Die in Tabelle 110 und 111 mitgeteilten Beobach- tungen geben wir in der folgenden Tabelle 112 vereinigt “und nach der Grösse geordnet noch einmal wieder. Aus denselben wurde die Kurve auf Tafel B konstruirt. u Tabelle 112. Isocapronsäure. Druck | Temp. || Druck | Temp. | Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. 'C. mm. 'C. mm. IB: mm: !C- 0 59,3 5,8 84,9 14,5 100,8 30,4 115,2 0,2 58,2 6,9 87,3 15,0 101,5 32,2 116,2 2,1 73,6 7,8 88,5 15,2 -| 101,9 34,1 116,7 . 2,4 74,4 ST 89,6 16,2 102,7 34,9 117,5 2,6 75,0 8,2 90,6 17,8 104,6 37,3 Mikes’ 2,9 74,6 . 8,8 IE 18,8 105,4 39,5 | 120,4 8,1 76,6 89° | 97017188 1105,61 4095| 127,1 3,1 78,6 9,8 94,6 19,2 105,6 41,5 121,4 3,2 77,0 11,0 95,9 19,4 106,2 48,7 122,17 3,5 199 11,4 GTR À 19,5 106,2 45,1 123,0 4,0 80,6 11,5 96,4 13.4 107,0 46,9 123,9 4,6 81,6 11.6 97,0 27.1 107,9 50,1 125,2 4,6 81,8 11,6 97,0 22,8 109,1 52,1 126,3 4,9 82,6 || 11,9 94,5 23,8 110,2 54,9 127,3 5,0 83,0 12,2 98,1 25,2 111,0 56,8 128,1 5,0 83,2 13,4 99,2 26,2 BASS 58,7 128,6 5,1 83,1 13,5 933 26,2 112,4 61,1 129,3 5,4 83,7 13,5 99,6 27,3 113,2 62,4 129,6 5,7 84,6 13,8 229 29,5 114,3 62,7 130,0 | | 12,7 133,2 Aus der.nach diesen Werten konstruirten Kurve wurden die unten folgenden Dampfspannkräfte und Kochpunkte der Isocapronsäure abgelesen. 0 Tabelle 113. Dampfspannkraft der Isocapronsäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. °C. mm. 0. mm. CC mm. Dita NU 66,5 14 100,1 26 112,0 38 119,6 2 72,0 15 101,4 27 112,7 39 120,1 3 16,3 16 102,6 28 113,4 40 120,6 4 79,9 17 103,7 29 114,2 | 41 121.1 5 83,0 18 104,7 30 114,9 42 121,6 6 85,5 19 105,8 31 115,5 43 122,1 7 87,9 20 106,8 38 116,1 44 122,6 8 90,0 21 LOT 33 116,7 45 125,1 9 92,0 22 108,6 34 117,3 46 123,5 10 93,9 23 109,5 | 35 1179 47 124,0 ll 95,6 24 110,4 36 118,4 48 124,5 12 97,2 | DA NUE | 37 1190 | 49, | 104,9 137.1 98,8 50 125,3 Tabelle 114. Kochpunkte der Isocapronsäure nach ‘°C. geordnet. Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck Temp. | Druck MOL mm. ee mm. °C. mm. IC. mm. 55 0 88 7,0 101 14,7 114 29,0 60 0,3 839 Te 102 15,5 115 30,5 65 0,8 90 8,0 103 16,4 116 32,1 10 1,5 91 8,5 104 17,3 117 33,8 75 2,6 le) 105 18,2 118 85,6 80 1010105 95 106 19,2 19 37,4 81 4,3 94 10,0 107 20,2 120 339108, 82 4,7 95 10,6 108 2153 121 41,2 83 5,0 96 11,2 109 22,4 122 43,2 84 5,4 au 11,8 110 23,3 123 45,4 85 5,8 98 195111102047 0e | 405 86 6,2 99 13,2 112 26,0 125 49,7 87 6,6 100 13,9 113 27,5 126 51,8 Kahlbaum und Schröter. PS es Fe 2, Dés, — 851 — Wir haben bisher die normalen Fettsäuren und einige Isosäuren abgehandelt und damit ein reichliches Material zusammengetragen zum Studium der Abhängig- keit des Siedepunkts vom Luftdruck und zugleich der Be- ziehungen, die sich aus der Differenz der chemischen Zusammensetzung und dem Wechsel dieser Grösse er- geben. Bevor wir zur Prüfung und Besprechung unseres Materials übergehen wollen wir noch erst die anderen von uns gesammelten Beobachtungen mitteilen, um später nicht unsere Darstellung unterbrechen zu müssen. Es wird sich aus dem folgenden ergeben, weshalb wir gerade die betreffenden Stoffe gewählt haben. Monochloressigsäure. Auch die Monochloressigsäure wurde von C. A.F. Kahlbaum bezogen. Sie kochte nach N. Th. 1396 unter dem Druck von 739,0 mm. und 17°C. bei 188,2°C. Es wurde demnach eine Monochloressigsäure vom korri- girten Siedepunkt 188,9°C. angewendet. Der Schmelzpunkt wurde bei 61,9°C. gefunden. Nach Angaben von R. Hoffmann ist der Siedepunkt korrigirt 185,1 —187,6°C., der Schmelzpunkt 62°C. ). B. Tollens fand den Siedepunkt korrigirt bei 185,5— 187,5, den Schmelzpunkt bei 62,5 °C.?). Die Temperaturmessungen wurden bis 80°C. mit N. Th. 817, für die Temperaturen über 80°C. mit Th. K. I. ausgeführt. Bei der Monochloressigsäure und ihren spä- ter zu besprechenden Gemischen mit Normalvaleriansäure wurde der Apparat wie ıhn Tafel 12 giebt, und der sonst nur für die Untersuchungen mit der Wasserluftpumpe 1) R. Hoffmann, Liebig. Annal. Bd. 102. 1857. pag. 6. ?) B. Tollens, Deutsche chem. Gesellsch. Ber. Bd. 17. 1884. pag. 664. Sp LD EE ES RN RN ER Ai EEE N — 832 — verwendet wurde, unter Zuhülfenahme der Quecksilber- luftpumpe auch für tiefere Drucke benutzt. Die Bedeutung der Kolonnen in der folgenden Tabelle bleibt die gleiche, und ist für die ersten 40 Beobachtungen von Bv. 11,5 mm. abzuziehen, für die letzten 9 dagegen 12 mm., für Bh. in allen Fällen 5 mm. | Tabelle 115. Monochloressigsäure. (Wasser- und Quecksilberluftpumpe). | | pP Br Eh Tem ki TR lie BE V4 Druck red. 2 °C. mm, mm. IC mm °C, mm, mm. mm. 39 797,2, 733,01.88,0| 756,8,0704. 175859: 221 . us 29 736.3 .732.8|| 88,8 756.61, 24 17537 212, 25 29% 1 736,0 732,2|| 89,41,786,6| 242 733.0 7207 1130 29/1 734,5.,231.0|| 90,5 1|736,3|.24 7854, 719 227|,24,0 29 |733,7| 730,0|| 91,4)\736,11 24 |733,2| 718,6 || 14,6 28 |732,9| 729,3 || 92,1 ||785,9| 24 |733,0| 717,8 | 15,2 28 | 731,4) 797,9|| 95,211785,7| 25 |732,7| 7164 || 16,3 28 | 730,6 | 727,0|| 94,1||785,6| 25 |732,6| 7155 |17,1 28 |730,0| 726,5 || 94,5 ||735,6| 25 |732,6| 715,0 | 17,6 28: | 729,4 | 726,0|| 95,2 735,6 241 732%) 7145 182 21 1728,81 125.2. 96,0 735.2, 24 7298, 7138 100 33. 724.4. 720,9| .97,511733.2|) 22 17506) 2101 1205 24 | 723,0 719,5|| 98,811733,3| 22 |730,7| 7085 |?222 24 | 721,9 | 7184| 99,6 733,2) 22: 1730,6| 707.4 123.2 24 | 719,9 | 716,5|101,3 733,3) 2271 730,7) .105,6- 95.1 24 | 719,0 | 718,5|1102,.1 733,5] 22 |730,9| 704,6 || 26,3 34 | 718,0 | 714.6 1102,38 733,7) 23 731,1) 103,7 1008 24 1.717,0.718,9 103,2.1.733,8| 22 | 751%) 10206 1286 25 715,8 | 712,211104,4||734,1| 23 |731,4| 701,1 || 30,3 25 |714,0 | 710,5 105,9 ||734,8| 23 |731,6| 699,5 || 32,1 25 |713,4 = 134,8| 23 |732,1| 6988 | 33,3 > © I (SL ER >) Le ER; d ©) ER © D © {or} (de) [SL 34,5 108,3 |735,1) 22 |732,5| 696,5 | 36,0 109,0 :735,1| 22 |732,5| 6951 | 37,4 Tabelle 115 (Fortsetzung). — 833 — A le Br | Bi °C, mm mm. 25 | 708,0 | 704,5 24 | 706,3 | 702,9 24 | 705,1 701,7 24 | 702,8 | 699,2 23 2110831.\,697,4) 233.:1.699,5.| 695,9 23 | 698,0 | 694,2 23 | 695,4 | 691,8 23 | 693,5 | 689,9 23 | 691,6, 687,9 23 | 690,0 | 686,2 23 | 687,7 | 683,9 23 | 685,4 | 681,7 23 | 684,0 |.680,3 23. | 188,5. |-729,9 23 .1.191,6 727,9 19 | 748,1 744,0 19007477 748,5 19 | 746,2 | 742,0 19 1 745,5 | 741,1 19 !744,0 | 739,7 19 | 742,9 | 738,4 19 71.741,53. | 737,1 19 | 740,4 | 736,1 Perl) 782,9 Temp.|B.K. (CC: 109,6 110,4 111,0 112,2 113,6 114,2 114,8 115,7 116,4 117,2 117,8 118,6 119,4 119,8 88,8 90,2 62,4 64,2 70,0 74,0 79,0 82,5 85,3 87,0 91,0 mm. 734,4 734,7 134,1 734,5 135,3 135,3 735,4 735,4 135,8 735,3 135,9 135,3 135,3 134,9 734,2 734,2 738,8 138,8 738,8 738,8 738,8 738,9 739,0 739,1 139,1 EURE 18 B.K. red. Hark 8 782,0 132,1 731,9 132,9 732,9 733,0 132,9 732,8 132,8 132,8 732,8 732,8 132,4 731,6 131,6 736,8 736,8 736,7 136,7 136,8 736,9 736,9 737,0 737,0 mm. 693,5 692,0 690,8 633,3 656,8 | 685,2 683,6 681,1 679,2 677,3 675,6 673,3 671,1 669,7 719,0 14.1 133,6 133,2 VOL 730,9 729,4 128,2 126,8 125,8 122,6 8,7 10,1 11,2 14,4 Wir lassen in der umstehenden Tabelle zunächst noch einmal die "Beobachtungen ohne irgend welche Korrektur nach den Drucken geordnet folgen. 53 À EN MR Tabelle 116. Monochloressigsäure. Druck | en Druck | Temp. || Druck | Temp. mm | 06, mm. °C. mm. °C. 39.1.6242. 15.2001 609.1 136.0) 1083 36 642 MG | 032 | 37,4 ao DOC HO | Pr 1294,17. 38,3], 1006 58 | 74.0.1006 | 925 2001. 31404 7.40% | 79.0 18,2.) 95.91 415 111,0 8.7. | 82,5 || 19,0 | 9602| 43,6 |.112,2 10.1.%.1.85,3.2 420,5. | 190,5 246 1 | 115,6 112, 87.0.110029° 7 988, Pur, 192 11814880 1.232 |. 996 | 294 | 9114,8 95 885.|6251 1013 51.86 la“ 126. |.888 | 26,5 109,1. > 53,6 | 116% 130 894.974 402.8 ©0595 | 1179 135.) 902°) 286 | [ar 570 ls 14,0 | 90,5 | 30,8 | 104,4 | 595 | 118,6 14,4 )| 91,0 || 82,1 1059 || ‚01.7 7 1194 146 | 914 333 400 | 69% | 1195 34,5 | 107,5 Aus den oben angeführten Werten wurde die Kurve auf Tafel C konstruirt und die in den beiden folgenden Tabellen mitgeteilten Zahlen für die Dampfspannkraft und die Kochpunkte der Monochloressigsäure abgelesen. Die Geringfügigkeit und die Schwierigkeit richtiger Einführung, die durch Anwendung zweier Thermometer bedingt war, liess bei der Monochloressigsäure und ihren noch später mitzuteilenden Gemischen von einer Tem- peraturkorrektion absehen. — 835 — Tabelle 117. Dampfspannkraft der Monochloressigsäure nach mm. geordnet. Druck mm. 3,5 4,0 4,5 Temp. 10: 65 66 Temp. LOS: 63,2 66,8 69,3 71,4 713,2 74,9 16,5 77,9 79,3 80,5 82,8 84,7 86,5 88,0 89,4 90,7 | Druck Temp. oC, 91,8 92,9 94,0 95,0 96,0 96,9 97,8 98,6 99,5 100,3 101,0 101,8 102,5 103,3 104,0 104,6 Tabelle 118. Kochpunkte der Monochloressigsäure Druck Temp. UC: 105,3 105,9 106,5 107,1 107,7 108,2 108,8 109,4 109,9 110,4 110,9 111,4 111,9 112,4 112,8 113,3 nach °C. geordnet. Druck mm. Druck || Temp. Druck Temp. °C. 1 78 79 80 81 82 Druck Temp. Temp. Le 113,8 114,2 114,6 115,0 115,4 115,8 116,2 116,6 117,0 117,3 EI 118,1 118,4 118,8 119,1 119,5 Druck 1. 89 90 91 92 93 94 95 mm. 12,7 13,5 14,3 15,1 16,0 17,0 18,0 Tabelle 118 (Fortsetzung). mm. 27,7 29,1 30,7 32,2 33,0 35,5 37,3 EG: 110 111 112 113 114 115 Temp. Druck || Temp. | Druck | Temp. | Druck || Temp. | Druck Kahlbaum und Schröter. — 837 — Lösungen und Gemische. 3. Lösungen von Kochsalz in Wasser. Wir haben mit der Monochloressigsäure den letzten der einheitlichen Stoffe, an dem wir Beobachtungen an- gestellt haben, abgehandelt und wenden uns nunmehr der Besprechung von Lösungen und Gemengen zu. Nur nebensächlich, da solche nicht direkt in das von uns zu bearbeitende Gebiet hineinpassen, haben wir Beob- achtungen an Lösungen von Kochsalz in Wasser ge- macht, mehr um zu konstatiren, dass die von uns ange- ‘ wandte Methode auch für solche Untersuchungen geeig- net ist, als um endgültige Bestimmungen zu gewinnen. Wir sehen deshalb auch davon ab, auf die Einzelheiten dieses Teiles unserer Untersuchungen näher einzutreten und begnügen uns damit, die Resultate im Groben mitzu- teilen. Der angewandte Apparat war der gleiche, wie wir ihn früher bei den homogenen Flüssigkeiten be- schrieben haben. Untersuchungen über die Dampfspannkraft von Koch- ‚salzlösungen verschiedener Koncentration mittelst der statischen Methode sind neben den bekannteren älteren Untersuchungen in neuerer Zeit von Emden!) ausgeführt worden. Da es sich wie gesagt für uns hier wesentlich darum handelte, die Brauchbarkeit der von uns ange- wandten Methode zu prüfen, so wählten wir zwei Kon- centrationen, von denen die eine innerhalb der von Emden gewählten Grenzen fiel, während die andere dieselbe überschritt. !) Emden, Ueber die Dampfspannung von Salzlösungen, Wie- demann Annal. Bd. 31, 1887, pag. 145. — 838 — Wir bringen in der folgenden Tabelle 119 die von uns gewonnenen Resultate gleichzeitig mit den von Herrn Emden erhaltenen. Von uns rühren die Bestimmungen für 17,4% und 35,4 tige Lösungen her, wogegen Herr Emden die für 14,7%, 20,1% und 30,1°/ bestimmte. | Tabelle 119. Dampfspannkraft von Kochsalzlösungen nach mm. geordnet. EEE re EEE ET Druck ||35,4%/ 30,19% | 20,10 17,40/0 | 14,7% mm. CE °C, DCE °C. °C. 15 || 22,80 | 21,40 | 20,12 | 19,60 | 19,09 20 | 27,46 | 26,10 | 24,57 | 24,15 | 23,70 25 || 30,90 | 29,93 | 28,24 | 27,78 | 27,58 30 | 34,02 | 33119 | 31,43 | 30,85 | 30,74 35 | 86,92 | 35,90. 33,63 | 33,49 40- || 39,60 36,27 | 35,99 Den Quotienten aus der Tension des Wasserdam- pfes in die der Salzlösung nannte Herr Emden A. Be- rechnen wir A aus unseren Beobachtungen, so ergiebt sich "für die obigen Koncentrationsgrade folgendes: Tabelle 120. À 35,4% | 30,1% | 20,1%, | 17,4% | 14,7% Berechnet . . | 0,740 | 0,792 | 0,868 | 0,887 | 0,906 Gefunden . . 0,744 0,891 Differenz . . 40,004 +-0,004 Wir haben in der ersten Reihe À angegeben, wie wir dasselbe aus den Beobachtungen des Herrn Emden durch Inter- resp. Extrapolation gewinnen konnten und — 83839 — in der zweiten, als gefunden, dasjenige A angegeben, wie es sich aus unseren Beobachtungen ableiten liess, Die Differenz tritt, wie man sieht, erst mit vier Einheiten in der dritten Decimale auf, als weitere Bestätigung der auch aus Tabelle 119 ersichtlichen vorzüglichen Uebereinstimmung unserer dynamisch, mit den von Hrn. Emden statisch beobachteten Werte, womit ein wei- terer Beweis für die berechtigte Anwendung unserer Methode erbracht ist. Durch unsere Bestimmungen scheint uns auch die Frage nach der Konstanz von À im Sinne des Hrn. Em- den bestätigt zu sein. Kahlbaum, Schröter und Puff. Wir wenden uns nunmehr der Betrachtung von Säuregemischen zu und zwar zunächst solchen von Wasser mit Säuren, die, nach dem was wir oben!) gesagt haben, zur Erklärung der Differenzen der Landolt’schen Zahlen mit denen der anderen Beobachter, für uns von ganz besonderem Interesse sein müssen. Später bringen wir Gemenge mehrerer Säuren, über die, soviel wir wissen, Beobachtungen überhaupt noch nicht vorliegen. 4. Gemische von Ameisensäure mit Wasser. Die niederen Temperaturen bei verhältnissmässig hohen Drucken gestatteten in allen Fällen nur das An- wenden einer Wasserluftpumpe. Ameisensäure 89,53%, Wasser 10,47 o. Siedetemperatur des Gemenges bei 740,0 mm. und 19 °C. nach Th. 2080 — 105,3 °C. dem entspricht 106,5 0C. bei 760 mm. und 0 °C. 1) Vergl. pag. 721. — 840 — Die Messungen wurden in dem gleichen Apparat | (Tafel 12) wie bei den Säuren selbst ausgeführt, und ist auch die Bedeutung der Kolonnen in den folgenden | Tabellen die gleiche. Von Bh. ist 8,9 mm. abzuziehen. Die Temperaturmessungen wurden mit Th. 2076 aus- geführt. Tabelle 121. Ameisensäure und Wasser. 10,47 20, 89,53 % CH20». TT. me Bv.u.| Bh. |Temp.|B. K. | T.K. RE Druck 'C mm. mm. mm. 0C!, mm °C mm. mm. mm. 11 |958,3| 237,3 | 780,0|| 8,2 |732,3| 12 |780,9| 719,6 |11,3 11 19573 2383. 728,0,111 732,3] 12 1509| ne 135 11 957,0, 238,7 727,3 12,1 1250,3| 19 7509 7169 110 11 956,4 | 239,2 726,1|13,0 7319| 12 !7505| 715,8 || 147 11. | 956,0 239,8 725,3 13,9 7319| 2 1205| 29 136 [1 955,2. 240,7 723,8 16,0: 733,5) 12 7511| 71553 178 10 934,0 | 218,9 724,1| 16,5 |733,7| 14 |7320| 7189 |18.1 10 7 1 933,0] 219,8: 722,2|.18,2 733,7) 14 17320) 7120 1,200 10 | 932,0 | 220,5 | 720,9|| 19,4 | 783,6] 18 |752,1| 7107 |21,4 10 | 931,8 | 221,0 | 719,8 20,3 | 733,6] 13 |732,1| 709,6 | 22,5 10 ©) 930,9 2219/7180 216 | 7354|. 18.7319, ors ıadı 10 | 930,2 | 222,6 | 716,6||22,5 |738,2| 13 |731,7| 706,4 |\26,5 10 | 929,5 | 228,8 | 715,2| 23,4 | 733,01 13 |731,5| 7050 || 25,3 10 + | 929,0] 224,1 | 714,0 244 3301718 1731251: 7038 1277 10. | 988,3.294,9 | 712.8 25.3 | 735,0 13 731,5). 2094 2917 10 |927,9| 225,3 | 711,9) 26,0 | 738,2| 13 \731,7| 01,6 | 30,1 10 1927,7| 225,8 71111 26,6 | 7332| 18 731,7. 7008 1509 | 10 | 926,8 | 227,0 | 709,0) 27,8 | 733,4] 13 |731,9| 698,7 |332 % 10 925,2 | 228,2 | 706,71 29,4 | 733,5) 13 |732,0| 696,2 |35,8 N 6 | 924,7 | 227,9 | 706,1|| 29,4 a 14 |732,8| 696,3 186,0 | 6 | 923,9 | 228,9 | 704,5|| 30,5 || 734,81 14 [732,61 694,6 |380 6 |923,0| 229,8 | 702,9|| 81,6 |734,5| 14 |732,8| 692,9 | 39,9 4 | 925,8 | 226,7 135,4| 698,7 | 86,7 +: wm mm ww HR & & SAT — Tabelle 121 (Fortsetzung). BY: mm. I 927,0 924,6 923,9 923,0 922,0 921,2 920,6 918,8 917,6 935,0 Bv.u. mm. 225,0 227.8 228,5 229,5 230,1 231,1 231,9 241,0 242,1 216,7 Bh. ne B.K. mm. ASE 706,2 704,9 703,0 701,6, 699,9 | 698,3 || 686,6 | 684,3 727,1 86,7 4,5 B.K. ARTE wa mm. Ro mm. 736,8| 11 |735,5 736,8| 11 | 735,5 736,8| 11 |735,5 136,8| 10 | 735,6 136,8| 10 | 735,6 736,8] 10 | 735,6 736,8) 10 | 735,6 727,3| 6 | 726,6 1273| 6 | 726,6 1273| 6 |726,6 717,9 ‚IDruck mm, 33,9 39,0 40,3 42,3 48,7 45,5 47,0 49,3 51,5 8,7 Die in der vorstehenden Tabelle mitgeteilten Beob- achtungen folgen nachstehend noch einmal nach den Drucken geordnet. Tabelle 122, Ameisensäure 89,53 %, Wasser 10,47 °. Druck. Es Temp. Br 11,5 15,3 14,0 14,7 15,6 F8 18,1 20,0 21,4 22,9 er Druck. ‚| Tem Temp. || Druck. mm. Be mm 273 91621, 36% 25,3 22,5 38,0 26,5 23,4 39,0 27,1 24,4 39,9 29,1 25,1 40,3 30,1 26,0 42,3 30,9 26,6 45,7 33,2 27,8 45,5 = - 28,1 47,0 29,4 49,3 29,4 51,5 Temp. °C. 29,8 30,5 30,9 31,6. 31,7 32,5 33,4 34,2 34,8 35,8 36,7 Aus diesen Werten wurde die auf Tafel B. mitge- teilte Kurve konstruirt und daraus die folgenden Spann- kräfte und Kochpunkte nach Einführung der Thermo- — meterkorrektur abgelesen. Tabelle 123. Dampfspannkraft eines Gemenges von 89,53 %/ Ameisensäure und 10,47 °/ Wasser 842 nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck °C, 4,7 Temp. °C. 21,5 22,3 23,1 23,8 24,5 25,2 25,8 26,5 27,1 27,7 28,2 28,9 29,3 29,9 30,4 Druck mm. Temp. °C, 30,9 31.4 31,9 32,4 32,9 33,4 33,9 34,3 34,8 35,2 35,7 36,1 36,6 37,0 37.4 — 843 — Tabelle 124. Kochpunkte eines Gemenges von 89,53 °/o Ameisensäure und 10,47 °/ Wasser nach °C. geordnet. Temp. | Druck | Temp. | Druck Miss | Druck || Temp. | Druck 0C. mm. °C. im. Eh mm. 6; mm. 5 9,1 14 15,7 23 25,8 32 41,1 6 9,7 15 16,7 24 27,2 33 43,1 7 10,3 16 17,7 25 28,6 34 45,2 8 11,0 17 18,7 26 30,1 35 47 4 9 11,6 18 19,8 27 31.8 36 49,7 10 12,4 19 20,9 28 33,5 37 52,0 11 13,1 20 22,1 29 35,3 38 54,3 12 13,9 | 21 23,3 30 37,2 | 39 56,7 13 14,8 || 22 24,5 || 31 89,1 | 40 | 591 Ameisensäure 70,49 °/, Wasser 29,51 °/o. Siedetemperatur des Gemenges bei 740,0 mm. und 19°C. nach Th. 2080 — 106,4 °C. dem entspricht 107,6 00. bei 760 mm. und 0 °C. Von Bh. ist 8,8 mm. abzuziehen. Die Temperatur- _ messungen wurden mit Th. 2076 ausgeführt. Tabelle 125. Ameisensäure und Wasser. 29,51°/ H20, 70,49 %/o CH202. B.K. F 2 By20.YBv.u.') -Bh.' Temp. B.K. | T.K. ag Ds nu Druck 'C. mm mm. mm. °C, mm 'C. mm. mm. 'C. 3 | 901,0 183,0 | 726,8 || 13,6 || 729,0 12 727,6 717,6 10,0 3 | 900,0 | 184,6 | 724,5 || 17,5 6 |970,8 | 236,3 | 743,2 || 13,5 7 |970,9 | 236,5 | 743,2] 14,1 729,3| 13 |727,8| 715,1 | 127 144,8| 10 |743,6| 733,7 9,9 ; | . 12 |901,0| 183.1 | 726,4) 13,5 |v2s9| 13 |var4| 7175 9,9 1452| 12 |7438| 733,5 | 103 Tabelle 125 (Fortsetzung). | | PN Dyo. BV ul bh: ee IE. nn ta Druck | °C, mm. mm mm. |; 'C. mm. CO, mm. mm. 6 | 968,1 238,9 | 738,1| 21,3 ||745,9| 13 |7143| 728,4 6 | 970,0 | 236,8| 742,0| 17,7 | 746,3| 13 |744,7| 739,4 —4 | 900,1| 182,9 | 726,1|| 19,0 | 733,1] 13 |731,6| 717,7 3. 9006 ,182,5 | 7208) 192 | 7038. 11 0067 vier 2 | 901,9| 181,7) 728,9| 15,2 |733,0| 13 |731,5| 720,5 1 |893,7|190,1|712,6| 31,5 |733,9| 13 |732,4| 7038 1 |907,6|175,7| 740,2|| 14,9 | 748,0] 4 |742,5| 731,9 1.) 907,2 | 176,01 739,4 15,8 ,7429| 4 |7424| 7310 1. 906,2.1,17%,8 |737,5| 18,0. | 742,712 5 1701). 239 0 | 905,1| 178,5 |735,2| 21,0 |vaas| 7 |742,0| 726,5 +1 |900,4| 183,5 | 725,4| 29,6 | 7434) 9 |742,3| 716,7 1 |899,5| 1844 de 0 30,6 | 7434) 8 |742,4| 714,9 1 | 898,8 | 185,1 | 722,4 31,7 | 7435] 9 |742,4| 713,6 1 | 892,0) 198,3 | 708,3] 39,1 | 743,8] 10 |742,6| 699,5 2 | 885,9 | 198,5 | 696,3|| 43,8 | 744,2) 12 |742,8| 687,2 2 | 885,0| 199,2 | 694,5|| 44,6 | 743,7| 8 |742,7| 685,6 2 | 884,1 | 200,1 | 692,7) 45,2 | 743,7| 7 |742,9| 683,8 2 | 883,4) 201,0 | 691,2|| 45,6 | 743,7| 7 |742,9| 682,2 0 | 897,5 | 186,5 | 719,8|| 28,6 | 736,5| 11 |735,2| 711,0 0 | 896,9 | 187,0 | 718,7 || 29,4 | 786,7| 11 |735,4| 709,9 +1 | 896,4 | 187,8 | 717,6) 30,3 | 736.8| 11 |735,5| 708,6 1 | 895,9 | 188,2 | 717,6) 31,0 | 736,8] 11 |735,5| 707,6 1 |894,8 | 189,2 | 714,4] 32,4 | 736,9! 11 |735,6| 705,5 1 | 898,9 | 190,2 | 712,5] 83,4 | 736,91 11 |735,6| 708,6 0 | 893,0.) 191,0 | 710,7] 34,5 ||787,2) 11: 1735977020 —2 |897,1|186,1| 719,8] 31,1 |739,9| 3 |7395| 711,3 2 | 896,6 | 186,7 | 718,8|| 31,9 | 739,8| 3 |7394| 710,2 2 | 890,6 | 193,3 | 706,4|| 38,5 | 740,0! 4 |739,5| 697,6 +1 |899,9 | 184,0 | 724,6 || 27,3 | 738,8] 13 |737,3| 715,8 1 |877,6| 206,9 | 679,8|| 47,2 | 737,7| 12 |736,3| 670,7 1 | 882,5 | 201,8 | 689,4|) 44,2 ||738,1| 12 |736,7| 680,6 1 902,1 | 182,8 | 728,5 || 22,7 | 738,1| 12 |736,7| 7197: 1 | 901,5 | 182,9! 727,41 24,0 ||738,2| 12 |736,8| 18,5 2 | 900,8 | 183,6 | 726,0|| 25,2 | 7382| 12 |736,8) 717,0 2 | 900,0 | 184,4 | 724,5 || 26,6 ||738,3| 13 |736,8| 715,4 — 845 — In der folgenden Tabelle lassen wir die Beobach- tungen noch einmal nach den Drucken geordnet folgen wie dieselben zur Konstruktion der Kurve auf Tafel B verwandt worden sind. Druck. | Temp. | Druck. Temp. || Druck. | Temp. || Druck. | Temp. Tabelle 126. Ameisensäure 70,49 °/, Wasser 29,51 °)o. mm. 9,9 9,9 10,0 10,3 10,6 11,0 11,4 12,3 12,7 13,2 Druck. Temp. Druck. | Temp. mm. 10 11 12 oC. 13,5 13,5 13,6 14,1 14,9 15,2 15,8 17,1 17,5 18,0 mm. 13,2 13,9 15,5 15,9 17,0 18,3 19,8 21,4 21,5 24,2 GE 18,2 19,0 21,0 21,3 22,7 24,0 25,2 26,6 26,7 28,6 mm. 25,5 25,6 26,9 27,9 27,9 28,2 28,6 28,8 29,2 30,1 °C. 29,4 29,6 30,3 30,6 31,0 31,1 31,5 31,7 31,9 32,4 mm. 32,0 33,9 41,9 43,1 55,6 56,1 57,1 59,1 60,7 65,6 ee. 33.4 34,5 38,5 39,1 43,8 44,9 44,6 45,2 45,6 47,2 Nach Einführung der Thermometerkorrektur wurden aus der Kurve die folgenden Werte abgelesen. Tabelle 127. Dampfspannkraft eines Gemenges von 10,49 °/ Ameisensäure und 29,51°/ Wasser nach mm. geordnet. 13: 14 1e. 13,4 15,2 16,6 18,0 19,2 mm. 15 16 17 18 19 U. 20,3 21,4 22,5 23,4 24,3 | Druck. | Temp. || Druck. mm. 20 21 22 23 24 "Ci mm, 25,2 || 25 26,1 26 26,9 || 27 27,7 28 28,4 | 29 Temp. GA 29,1 29,8 30,4 31,1 31,7 on Tabelle 127 (Fortsetzung). Druck | Temp. Druck | Temp. || Druck | Temp. Druck | Temp. mm. 'C. | mm. °C. mm. UC: mm. °C. 30 3293.10 538 36,6 46 40,3 54 43,8 31 32,9 39 37,1 47 40,7 55 43,7 32 33,5 1240 37,6 48 41,1 56 44,1 33 34,1 41 38,1 || 49 41,5 57 44,4 34 | 34,6 42 38,5 50 41,8 58 44,7 35 35,1 43 39,0 51 42,2 59 45,1 36 35,6 44. 39,4 52 42,6 60 45,4 87 86,1 45 89,9 || 53 42,9 61 45,7 Tabelle 128. Kochpunkte eines Gemenges von 70,49 °/o Ameisensäure und 29,51°/ Wasser nach °C. geordnet. Temp. | Druck. || Temp. | Druck. | Temp. | Druck. | Temp. | Druck. "08 mm. °C. mm. GE mm. °C, mm. 13 9,6 21 15,5 29 24,8 371 38,7 14 10,2 22 16,4 30 26,5 38 40,8 15 10,8 23 17,5 31 27,9 39 43,0 16 11,5 24 18,5 32 29,5 40 45,3 17 12,2 25 19,7 33 31,1 41 47,9 18 13,0 26 20,8 34 33,9. 42 50,5 1) 13,8 27 22,1 35 34,8 43 53,2 20 14,6 | 28 23,4 | 36 36,7 | 44 56,0 Ameisensäure 49,36°/, Wasser 50,64 0/0. Siedetemperatur des Gemenges bei 740,0 mm. und 19°C. nach Th. 2080 — 103,8°C. dem entspricht 105,0°C. bei 760 mm. und 0°C. | Von Bh. ist 9,8 abzuziehen. Die Temperaturmessungen wurden ebenfalls mit Th. 2076 ausgeführt. pP. H H H OU) O9 O0 O9) C0 0) Co a KO RD LPT OÙ OÙ © Bonn où où Q Bv.o. mm. 911,1 911,0 911,3 910,9 909,3 909,7 902,3 901,4 900,9 900,3 898,2 896,4 883,1 895,8 895,1 894,2 893,3 892,8 890,7 890,6 890,2 888,8 888,0 887,0 886,2 885,9 884,0 881,9 881,2 880,4 | 879,1 Bv.u. mm. mm. 174,9 | 745,3 174,9 | 745,4 174,8 | 745,6 175,0 | 744,6 176,8 | 741,5 176,0 | 742,5 183,6 | 727,6 185,0 | 725,4 185,5 | 724,3 186,0 | 723,3 187,2 | 720,1 190,1 | 715,2 202,7 | 689,3 190,9 | 714,0 191,7 712,4 192,7 | 710,7 193,6 | 708,9 193,7 | 708,3 195,6 | 704,4 195,7 | 704,1 196,0 | 703,4 197,0 | 700,8 197,8 | 699,4 198,8 | 697,3 199,4 | 695,9 199,8 | 695,0 201,8 | 691,1 204,0 | 686,5 204,9 | 685,3 205,8 | 683,4 207,0 | 680,8 — 847 Tabelle 130. Ameisensäure und Wasser. 50,64 % H20, 49,36 °/o, CH0O2. B. h. |'Temp.| B. K. QUE TER. ve mm. 746,4 746,4 746,1 746,1 743,1 743,7 128,3 127,9 727,9 127,8 720,9 123,4 722,8 123,3 723,2 123,0 122,8 117,7 719,4 720,0 722,0 721,9 722,0 722,4 122,8 122,8 123,2 122,8 721,6 721,6 721,4 ne Ya 2 | Druck mm. 10,7 10,7 10,3 11,1 11,6 10,5 10,3 12,1 13,1 14,1 10,3 18,0 42,8 19,3 20,8 22,4 24,0 19,1 24,7 25,5 28,2 30,5 32,1 34,5 36,3 37,1 41,4 45,4 45,8 47,5 49,9 Tabelle 130 (Fortsetzung). T. |Br.o. |Bv.u.| Bh. en: bi lee ae red. 39 °C. mm. mm. mm. ‘C. mm. (0 mm. mm..." mm. 4 |896,6| 189,2 | 716,4 | 19,2 |7222| 10 |721,0| 706,9 14,14 4 896,0 | 190,0 | 714,9 | 20,8 ||722,3|1 10 |721,1| 705,5 | 15,6 % 4 895,4 190,7 13,8 22,0 | 722,3 10 721,1 704,3 16,8% 4 |894,8|191,4|712,3 | 28,3 | 722,3] 10 |721,1| 702,9 || 18,2 © Die in der vorstehenden Tabelle mitgeteilten Beob- achtungen folgen nachstehend noch einmal nach den Drucken geordnet. Tabelle 131. Ameisensäure 49,36 °/, Wasser 50,64 °/o. Druck. | Temp. Druck. Temp. || Druck. | Temp. | Druck. | Temp. mm. °C, mm. 'C. mm. 0. mm. 0, 10,3 1.398702 18/1 17,7 11.20.8, | 235 |, 5053| 004 10:3. 1 13,8. 14.1 2191 | ona | 072 esuı 235,9 103 1 120% 441 1100" | 220. 081 4 21 20, 228 10,5.) 14,2 |) 15,6 | 20,8.|| 24,7 | 28,6 .49,8 0) 384 10,7. 144. || 168 2.220 125.5, 209. 0254 305 10.7 1.14,4 | 18.0: | 2532 282, 0,0 | dnas 396 11.12 450 18,9 28:3 805. 32.5.) Ara A) 2/10.6.-.15,6.1, 19,17. 21.0. 050,12 0835 12299 40 12190168 | 103) 245 | 345 | 345 | l Aus diesen Werten wurde die auf Tafel B mitge- teilte Kurve konstruirt und nach Anbringung der Ther- mometerkorrektur als Dampfspannkraft und als Koch- punkte des Gemenges die folgenden Werte abgelesen. ee > Tabelle 132. Dampfspannkraft eines Gemenges von 49,36° Ameisensäure und 50,64% Wasser nach mm. geordnet. Temp. | Druck || Temp. | Druck | Temp. | Druck | Temp. | Druck mm. LC: mm. AC mm. Go mm. | (C 10 13,1 20 25,0 30 32,0 || 40 37,2 11 14,7 21 25,8 31 32,6 | 41 37,6 12 16,2 Don | 26,6 32 330 42 38,0 13 1,5 23 27,4 33 33,72 43 38,5 14 18,8 24 28,1 | 34 34,2 AA 38,9 15 20,0 25 28,8 35 34,7 45 39,3 16 Bl 26 29,4 36 35,2 46 39,7 17 321 27 30,2 37 85,7 47 40,1 18 20 28 30,8 38 36,2 48 40,5 19 24,1 29 31,4 39 36,7 49 40,9. | | 50° T° AS Tabelle 133. Kochpunkte eines Gemenges von 49,36 °/o Ameisensäure und 50,64°/ Wasser nach °C. geordnet. Temp. | Druck. Temp. | Druck. Temp. | Druck. (C mm °C. mm DE mm 13 Do) 03. 178 | 2020/0200 de | 105 | 24 -189.| 38. are 15 qu: 25. | 000 #34 | 5e Or ee 17 | 125 | 27 | 225 | 36 | 375 18 | 13,3 || 928- | 239 | 37 | 306 Be. 1412) 99. | 983 | 88 419 20 | 149 | 30 | 268 | 39 | 4 28: 31 |-083.) 460 46e 22 | 16,8 | | a1 | 491 D4 — 850 — 5. Gemische von Essigsäure mit Wasser. Auch bei diesen Messungen verbot sich die Anwen- dung der Quecksilberluftpumpe, ausgeführt wurden die- selben im gleichen Apparat wie die vorhergehenden, Essigsäure 75,00 °/, Wasser 25,00 %. Siedepunkt des Gemenges bei 740,5 mm. und 18 °C. nach Th. 2080 — 103,6 °C., dem entspricht 104,8 °C. bei 760 mm. und 0 °C. | Die Temperaturen wurden mit N. Th. 1386 gemessen. Bh. tauchte bei 740 mm. bis 10,5 mm. in das Queck- silber, jedem mm. Druckänderung entsprach eine Niveau- änderung von 0,015 mm. im Quecksilbergefäss, dieser Aenderung ist hier wie bei den folgenden Beobachtungen über Essigsäure- Wassergemische natürlich Rechnung ge- tragen. Tabelle 134. Wasser und Essigsäure. 25,00 °/ H20, 75,00 % C2H102. Bv.o. Bv.u.| Bh. |Temp.| B. K. | T.K. Sn a Druck | : Ä mm mm mm 0C. mm ıC, mm. mm. I, 936,3 | 206,6 | 740,0|| 16,3 || 742,3| 18,0 | 740,1 728,1 12,0 935,0 | 207,6 | 737,9|| 18,6 || 741,9 | 18 Tél 725,8 19.94 5 | 926,5 | 216,6 | 720,9|| 32,3 | 742,5 | 21,5 139,9 708,4 31,3 927,7| 215,3 | 723,&| 30,7 || 742,6 | 21,5 | 740,0] M1 28,9 920,1 | 223,1| 708,0 | 38,4 || 742,8 | 21,0 | 740,3 695,7 44,6 918,1 | 225,0 | 704,5 | 39,8 |712,5| 19 |7402| 6920 || 48,2 930,8 | 211,91 729,4 27,1 || 743,0 | 21 740,5 717,4 23,1 982,41 210,1 732,7. 25,0 743,6 18 741,4 720,8 20,6 933,7 | 208,7 | 735, || 22,6 11748,7\ 18 741,5 723,6 17,0 934,1 | 208,1 | 736,4|| 21,6 || 745,7 | 19 741,4 124,5 16,9 935,0 | 207,5 | 737,9 || 19,9 || 743,5. | 19 741,2 726,1 15,1 | 935,6 207,0 | 739,0|| 18,6 || 723,2! 20 |741,0| 727,1 || 13,9 — 851 — Tabelle 134 (Fortsetzung). | T. |Bv.o.|Bv.u.| Bh. [Temp.|B.K. |T.K. es pt Druck co, mm. mm. mm. 08: mm. (C. mm. mm, °C 14 936,5 | 206,5 | 740,6|| 16,0 || 742,8 | 18 |740,1| 728,2 11,9 9 936,1 | 206,0 | 740,5|| 16,1 | 742,3 | 14 1|740,6| 728,9 Let 9,5 935,6 | 206,5 | 739,6] 17,2 |742,1| 14 |7404| 727,9 12,5 11 929,0 213.5 | 726,0 | 28,9 || 742,1 | 16 |7402| 714,1 26,1 12 930,9 | 211,7 | 730,01! 26,2 || 741,9) 17 |739,9| 717,8 221 13 932,5 | 210,5 | 732,4 || 24,2 ||741,9| 18 |739,7| 720,3 || 19,4 15,5 | 922,3| 221,3 |712,3|| 86,5 |I7a1,6| 18 |739,3| 699,4 || 399 15 918,4 | 225,4 | 704,2 | 39,9 ||741,7| 18 |739,4| 691,4 48,0 15 925,9 | 217,4 | 719,2|| 33,0 | 741,8 | 19 |739,5| 706,7 32,8 15 923,7 | 219,9 | 714,5 || 35,4 ||741,8| 18,5 | 739,6| 702.0 37,6 15 920,9 | 222,7 | 709,3 || 37,8 ||741,8| 18 |739,6| 696,6 43,0 14 924,6 | 218,8 | 716,9 || 34,5 || 749,1| 17 |740,1| 704,3 35,8 11,5 | 928,8 | 213,7 | 725,9|] 29,8 |742,8| 15 |7410| 713,8 MD 13,5 | 930,4 | 212,8 | 728,1 || 28,1 || 742,7! 18 [7405| 715,9 24,6 17 934,5 | 209,0 | 736,0|| 20,8 | 742,7| 20 |739,3| 723,4 15,9 17 918,9 | 225,3 | 705,0|| 39,5 || 741,3! 19 1|739,0| 691,6 47,1 16,5 | 927,0 | 216,8 | 721,2|| 31,7 || 741,3| 20 |738,9| 708,3 30,6 16 935,7 | 207,8 | 738,2) 17,8 ||741,1| 19 | 738,8 125,8 13,0 Nach Drucken geordnet ergiebt sich aus den mitge- teilten Beobachtungen die folgende Tabelle 135. Essigsäure 75,00), Wasser 25,00 0/0. Druck | Temp. || Druck | Temp. Druck | Temp. || Druck | Temp. mm, HO mm. IC, mm. | nee mm. (CL Mel 16 | 159 | 20.8. || 246 |.261 1.358 | 345 7.9 17360 1169 -| 216 1! 26,1 | 2891 376} 354 12,0, | 16,3 | 179 | 22,6 | 27,2 | 298 || 399 | 365 1251) 1%2 | 194 | 242 || 289 | 30,7 || 450 | 37.8 ol 378 || 20.6 | 25.0. | 830,6. | 817. 446 |: 884 139 | 186 | 221 | 26,2 || 31,5 | 328 | 471 | 395 | 29 186 331 |) 97,0] 32,8% 33,0. ||48.0..) 898 15,1 | 19,9 48,2 | 39,9 * FE 859 Er 4 Nach diesen Beobachtungen wurde die Kurve in Ë À Tafel B konstruirt und aus dieser Kochpunkte und Spannkräfte abgelesen, wie sie nach Einführung der Thermometerkorrektur unten folgen. Tabelle 136. Dampfspannkraft eines Gemenges von 75,0% Essigsäure und 25,0% Wasser nach mm. geordnet. - 5 Druck | Temp. | Druck Temp. || Druck | Temp. mm. | IC, mm. 16% mm. 10% mm. °C, 16,3 || 22 26,0 || 32 32,5 | 42 37,2 13 En, 23 26,8 39 3340 43 91,1 14 19871094 27.5 || 34 335 | 44 38,1 15 19,8 | 3 28,9 | 55 1-30 | 45 38,5 lé 208. | 26 28,9 | 36 | 345 | 46 39,0 15 ol ro 295 55 35,0 | 47 39,4 18 22,7 28 30,2 8 35,4 48 39,8 19 25 | 09 30,8 || 39 45,9 || 49 40,2 20 244 || 30 314 || 40 864 || 50 40,6 21 25,2 || 31 319 | Al 36,8 || 51 41,0 Tabelle 137. Kochpunkte eines Gemenges von 75,00 % Essigsäure und 25,00 %/’ Wasser nach °C. geordnet. Temp. Temp. | Druck Druck Nas | Druck Bee | Druck || Temp. | Druck CE mm. on. nmel OS mm. OR mm. 16 11,8 22 17,3 28 24,6 34 34,9 107 12,6 23 18,4 29 26,1 35 31,0 18 13,4 24 19,5 30 27,7 36 DOUÉ 39 14,3 25 20,7 3, 21293 37 41,3 20 15,2 26 21,9 32 31 88 48,5 21 16,2 27 23,2 33 32,9 39 46,0 40 48,5 A sa — 853 — Essigsäure 50,95 °/, Wasser 49,05 °/o. Siedepunkt des Gemenges bei 740,6 mm. und 18 °C. nach Th. 2080 = 101,0 °C. — 102,2 °C. bei 760 mm. 0 °C. Die Temperaturen wurden mit N. Th. 1386 gemessen. Von Bh. gilt das, was Seite 850 gesagt wurde. Tabelle 138. Essigsäure und Wasser. 49,05 %/ H20, 50,95 %o C2H402. ne v--I T. |Bv.o. |Bv.u.| Bb. |Temp.| B.R. | T.x.| 7% HE lDrun 'C mm mm mm. °C. mm. °C, um. mm. mm. 13 |953,5 | 209,5 | 734,5 || 15,6 | 736,7| 19 |734,4| 722,4 || 12,0 13 | 926,7 | 216,9 | 720,4 || 28,1 ||736,9| 19 |734,6) 7082 || 26,4 13 |930,8 | 212,7 | 728,5 || 22,1 ||736,7| 19 |734,4| 716,4 || 18,0 13 |931,9 | 211,8 | 730,7|| 20,2 ||736,9| 20 |734,5| 718,6 || 15,9 [1 1952.91) 2098| 733,1) 18,8 | 737,7| 14 |786,1| 7245 || 146 12 |921,6 | 221,6 | 710,7] 34,4 ||737,9| 15 |736,1| 698,5 || 37,6 12 |918,4| 224,4 | 705,7 || 36,7 ||738,1| 17 | 736,1! 693,3 || 42,8 11 [919,6 | 223,7 | 706,9|| 35,8 ||737,8| 19 |735,5| 694,7 || 40,8 11 |914,9| 228,5 | 698,0|| 39,5 ||737,8| 19 |735,5| 685,5 || 50,0 11 | 917,5 | 226,1 | 703,0|| 37,5 ||737,8| 20 |735,4| 690,5 || 44,9 12 |925,7| 217,7 | 718,9|| 29,8 |737,9| 20 |735,5| 706,6 || 28,9 12 | 926,5 | 216,7 | 720,6 || 28,8 || 738,0] 20 |735,6| 708,4 | 27,2 12 |928,0| 215,2 | 723,5|| 26,8 ||737,9| 20 |735,5| 711,4 || 24,1 9 | 929,3 | 213,4| 726,3 || 24,6 | 737,7| 14 |736,0| 714,8 | 21,2 10 |928,9| 213,9 | 725,6|| 25,2 |737,7| 16 |735,8| 718,8 || 22,0 10 |924,5 | 218,5 | 716,8|| 30,9 | 737,6] 16 |735,7| 704,9 || 30,8 11 |9925,7 | 217,4| 719,41 29,2 | 737,6] 18 |735,5| 7072 || 28,3 11 930,9 | 212,0 | 729,4|| 21,3 | 737,2] 19 |734,9| 717,5 17,4 12 |932,2| 210,9 731,9|| 18,9 |737,1| 20 |734,8| 719,9 | 14,9 12 |932,6| 210,3 | 732,8 || 17,7 |737,2| 20 |734,9| 720,9 || 14,0 11 | 933,6 | 209,4 | 734,7|| 15,6 |737,1| 19 |734,8| 722,8 || 12,0 11 |933,1| 209,7 | 733,9 || 16,6 | 737,2| 18 | 734,9| 722,0 11 1929,9| 212,8 | 727,8|| 23,5 ||737,8| 19 1735,7| 715,9 || 19,8 12 | 922,7| 220,5 | 713,5!) 32,9 | 738,0] 19 |735,7| 701,1 || 34,6 11 |915,8| 227,5 | 699,7 || 39,0 |738,1| 18 |735,8| 687,3 | 48,5 10 | 917,6 | 225,5 | 703,3 || 37,4 | 737,7| 18 |735,6| 691,1 || 44,5 — 854 — In der folgenden Tabelle geben wir die Beobach- tungen nach mm. geordnet noch einmal wieder, wie die- # selben zur Konstruktion der Kurve in Tafel B verwendet | wurden. Tabelle 139. Wasser 49,05 °), Essigsäure 50,95°/0. Druck Temp. | Druck | Temp. Druck | Temp. mm. | O mm. CH mm. | 64 12 15,6 || 19,8 | 23,5 | 30,8 | 30,9 12 15,6 || 21,2 | 24,6 | 346 | 32,9 12,9 | 16,6 || 22,0 | 252 || 376) 344 1400) 177. | 221 | 2681,108 | 358 146°,.18,8 |. 264 2 0812| A208 ca6 149.) 189 | 279 | a88sıı AM... 374 15,9 | 20,2 || 28,3 | 292 || 449 | 375 17,4 |. 213 10989 | 098 |I4es | 390 18,0 | 22.1 50,0 | 39,5 Aus der nach diesen Zahlen konstruirten Kurve wurden die unten folgenden Dampfspannkräfte und Kochpunkte, bei welchen der Thermometerkorrektur Rechnung getragen ist, abgelesen. Tabelle 140. Dampfspannkraft eines Gemenges von 50,95 °/o Essigsäure und 49,05 °/, Wasser nach mm. geordnet. Druck Temp. Druck | Temp. Druck | Temp. Druck | Temp. I U. BETEN, BR rar AL VERA DE ! mm. 00. mm. °C. mm. KO mm. Ce 12 15,2 16 20,0 20 25,6 24 26,6 13 | 165 17 | 20,9 21 0147) 95 27,3 | 14 17,8 18 21,9 2, @51,| 26. 280 ; 15 18,9 19 22,7 23 25,9 27 28,6 \ Tabelle 140 (Fortsetzung). 899 | Druck ee mm. 'C. 28 29,2 29 29,8 30 30,3 31 30,9 32 31,4 33 52 ,0 760 mm. und 0 °C. Druck | PR Au °C. 32,3 39,0 33.5 34,0 34,4 34,9 Tabelle 141. Druck | Temp. mm. ug: 40 39,9 41 35,8 42 36,2 43 36,7 44 37,1 45 37,5 mm. 46 47 48 49 50 51 Kochpunkte eines Gemenges von 50,95 %% Essigsäure und 49,05 %/ Wasser nach °C, geordnet. Temp. | Druck Temp. | Druck | Temp. | Druck | Temp. | Druck | Druck | Essigsäure 19,95 °/, Wasser 80,05 °/o. mm. 1159 12,6 13,4 14,2 Earl 16,0 17,0 18,1 19,3 QUE 205 21,8 23,1 24,5 26,0 27,6 29,3 30,1 33,0 ck | Temp. np. | Druck Druck mm. = 35,0 34 37,0 35 39,1 36 41,5 37 43,7 38 46,1 39 48,6 40 51,2 41 53,5 | Druck Temp. Li O2 37,9 38,3 38,7 39,1 39,5 39,9 Siedepunkt des Gemenges bei 741,0 mm. und 18 °C. nach Th. 2080 — 99,7 °C., dem entspricht 100,9 °C. bei Die Temperaturen wurden mit Th. 1586 gemessen, Von Bh. gilt das auf Seite 850 gesagte. = à Fr a Re — 856 — Tabelle 142. Essigsäure und Wasser. 80,05 Yo H20, 19,95% C2Hi10O2. u” Bv. |Bv.u.| Bh, |Temp.| B.K. | T.K. nn B red. °C. mm. mm. mm. 'O. mm. ICE mm. 9 935,8 | 206,8 | 739,01 13,4 || 740,0 | 15 138,2 10 299,5) 2072 | 238,511.13,9 1740,21 17 138,2 10 952,5:1210.2 | 282,7.) 20,2. 1.759, JTE TOUT 11 932,8 | 209,8 | 733,01 19,2 || 739,4) 18,5 | 737,2 10,5 | 925,4 | 217,7 | 718,4 || 30,0 || 739,2| 18,5 | 737,0 11 919,7 | 223,7 | 707,3|| 35,6 ||739,1| 19 136,8 11 923,4 | 220,1 | 714,1|| 32,4 || 739,4) 19 Hotel 10 928,0 | 214,6 | 724,21! 27,6 || 740,7 | 15 138,9 11 926,1 | 216,8 720,5 || 29,9 || 740,7 | 17 138,7 11 929,9 | 212,9 727,6|| 25,3 || 740,8 | 18 138,6 11,5 | 930,3 | 212,5 | 728,5 || 24,6 ||740,9| 18 138,7 11 933,0 | 209,8 733,8 || 20,4 || 741,2 | 19 738,9 11 918,1 | 225,4 | 704,0|| 37,8 || 741,4 | 18 139,2 11 917,8 | 225,6 | 708,5|| 38,0 || 741,7 | 19 139,4 11 923,8 | 219,0 | 715,8|| 34,0 | 744,4 | 18 142,2 11 923,0 | 220,1 | 714,0| 34,8 || 744,4| 19 742,1 121: 921,6 | 221,6 710,9) 36,1 || 744,4 | 19 742,1 10,5 | 917,5 | 225,8 | 702,6|! 39,2 || 744,5 18,5 | 742,3 11 936,8 | 206,2 | 740,9|| 16,6 || 744,6 | 18 142,4 10,5 | 986,4 | 206,6 | 740,0|| 17,4 || 744,8 | 19 142,5 9,5 | 937,4 | 205,4 | 742,6|| 16,9 || 746,6 | 17 144,5 10 938,4 | 204,1 744,9|| 14,2 || 746,7 | 18 744,5 11 937,9 | 204,7 | 745,9|| 15,4 || 746,7 | 20 744,8 14. 936,8 | 205,9 | 741,3|| 18,0 || 746,5 | 20 744,1 12 934,6 | 208,3 | 736,9 || 22,0 || 745,8 | 18 143,6 12,5 | 934,0 209,0,| 735,8|| 22,9 || 745,7 | 18 143,5 12 931,7 | 201,4 | 731,6|| 26,3 || 745,9 | 20,5 | 745,4 12,5 | 929,6 | 213,5 | 726,9|| 28,8 || 745,7 | 21,5 | 743,1 12 919,0 | 234,2 | 705,9|| 38,4 || 745,7) 22 743,0 v—h 2 erh Bra Br CRE u El a > 25 Be a Fe Be nn Bl an red. || Druck DE mm. Ta 10,5 726,9 11,3 720,9 16,8 7213 15,9 706,4 30,6 695,0 41,8 702,0 35,1 12,3 26,6 708,2 30,5 715,6 23,0 716,4 22,3 721,8 171 691,7 47,5 691,2 48,2 703,6 38,6 701,6 40,5 _ 698,8 43,3 691,1 Ho 729,1 13,3 728,4 14,1 2 730,8 N 133,1 11,4 9 731,9... 19,4 729,5 14,6 724,8 18,8 723,5 20,0 718,8 24,6 714,7 28,4 693,6 49,4 897 Die nachfolgende Tabelle giebt die Beobachtungen noch einmal wieder, wie sie nach den Drucken geordnet zur Konstruktion der Kurve in Tatel B verwendet wurden. Tabelle 143. Essigsäure 19,95 °, Wasser 80,05 °)o. Druck | Temp. mm. pe? 10,5 13,4 11,3 13.9 11,4 14,2 12,4 15,4 13,3 16,6 13,7 16,9 14,1 17,4 14,6 18,0 15,9 19,2 16,8 20,2 Druck mm. 17.1 20,0 22,3 23,0 24,6 26,6 28.4 30,5 18,8. Temp. || Druck UCH mm. 20,4 30,6 22,0 35,1 22,9 38,6 24,6 40,5 25,3 41,8 26,3 43,3 27,6 47,5 28,8 48,2 29,9 49,4 | 51,7 | Temp. °C. 30,0 32,4 34,0 34,8 35,6 36,1 37,8 38,0 38,4 39,2 Aus der Kurve konnten die folgenden Werte abge- lesen werden, wie dieselben nach Anbringung der Ther- mometerkorrektur unten folgen. Tabelle 144. Dampfspannkraft eines Gemenges von 19,95 °% Essigsäure und 80,05 %/, Wasser nach mm. geordnet. Druck | Temp. mm. Ger 11 13,4 12 14,8 15 15,1 14 17,3 15 18,5 Druck _ mm. Temp. 10: 19,3 20,3 21,2 22,0 22,8 Druck | Temp. mm. RICE 21 23,6 22 24,3 23 25,1 24 25,8 25 26,5 Druck | Temp. ‘mm. 1C: 26 gel 97 27,8 28 28,4 29 29,1 30 29,6 — 858 — Tabelle 144 (Fortsetzung). Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. 0, mm. °C. mm. °C. mm LORS 31 30,1 | 36 32,7 || 41 35,0 |- 46 37.1 32 30,7 || 37 332 | 42 85.4 | 47 37,4 33 31,2 38 Be] 45 35,9 48 31,9 4 31,8 39 34,1 44 36,3 49 38,3 35 32,2 || 40 346. 2 Anal ao er 51 39,0 Tabelle 145. Kochpunkte eines Gemenges von 19,95 %o Essigsäure und 80,05°) Wasser nach °C. geordnet. Temp. | Druck. || Temp. | Druck. Temp. | Druck. Temp. | Druck. 0C. mm. OR mm. 'C, mm. °C. mm. 13 108 | 20 16:9. || >27 25,8 || 34 38,8 14 11 lo io | as 27,3 || 35 41,0 15 1222 22 19,0 29 28,9 36 43,3 16 13,1 23 20,2 30 30,7 37 45,8 17 13,9 24 215 | Si 32,5 38 48,3 18 14,8 25 22,9 32 34,5 39 51,0 19 15,9 26 24,3 33 36,6 40 53,8 Säuregemische. Gemische von zwei Säuren. Das eigentümliche und gesonderte Verhalten, das die Gemische von Ameisensäure und Wasser zeigten, liessen es wünschenswert erscheinen, noch andere Stoffe, deren Siedepunkte wenig von einander verschieden, in bestimmten Verhältnissen zu mischen und dann auf ıhr | 4 À — 859 — Verhalten gegen Druckänderung zu studiren, um so mehr, als wie schon betont, derartige Untersuchungen bisher überhaupt noch nicht vorgenommen waren. Wir wählten dazu 5. Gemenge von Monochloressigsäure und Normal-Valeriansäure, die in drei verschiedenen Mischungsverhältnissen unter- sucht wurden. Die Messungen wurden sämmtlich im Apparat Tafel 12 ausgeführt, der, um zu tieferen Drucken zu gelangen, auch mit der Quecksilberluftpumpe aus- gepumpt wurde. Die Temperaturmessungen wurden in allen Fällen bis zur Temperatur 80°C. mit N. Th. 817, von da bis zu Ende mit Th. K. I. ausgeführt. Zur Bestimmung der Siedepunkte bei gewöhnlichem Druck diente N. Th. 1396. In allen Fällen tauchten beide Barometer in weite Gefässe und ist stets von Bv. 12,5 mm., von Bh. 8,0 mm. abzu- ziehen. Der Siedepunkt der angewandten Monochloressig- säure war bestimmt zu 188,9 corr., der der Normal- Valeriansäure zu 184,3°C. corr.!) Monochloressigsäure 75,08%, Normalvalerian- säure 24,92%. - Siedepunkt des Gemenges nach N. Th. 1396 bei 441,2 mm. und 21°C. — 185,2°0., das giebt 185,8°C. COIT. !) Die Siedepunkte liegen nicht so nahe bei einander wie wir gewünscht hätten; jedoch ergab sich das erst später. Wir hatten die Monochloressigsäure gewählt wegen der Angabe von Carnelley, der 183,9 °C. als Siedepunkt angiebt. Melting and Boiling Point Tabels T. II, pag. 557. Tabelle 146. 860 Monochloressigsäure und Normal-Valeriansäure. UsHs0102 75,08 %, C5H1002 Br 9,0. 25 Do vd vo À À OD DV U DD Od 2” à 2 ©9 m no 9 mn m wm CO O2 O2 02 0) EX Bh. Temp. 'C. 86,6 88,2 89,6 91,4 92,9 94,0 95,4 96,3 97,3 98,4 99,4 100,0 100,7 101,8 102,8 711108,7 104,4 105,1 106,1 106,0 107,1 107,8 108,6 109,6 110,5 Ille 1123 113,1 114,1 114,9 115,8 116,8 BR ie e mm, 0C. mm. 139 98 2078510 237.9 8 25. 739.2 737.9) 23. | 735.2 7381| 23 | 7354 138,14 050 17354 738.1) 23. 735,4 131.9. 22 9393 are) ton SES HS 9) 932, NES 730.9. 208. 0293 1380. 92 155.4 eu a 737.822 | 195,2 sts 22 7832 ss Te 7384| 22 | 735,8 738,2) 22 195,6 738,2: 89 NN 1387|, 22. | a0 739,2] 21: | 786,7 739,3| 21 1! 738,8 a a 739,3| 21: | 736,8 73933, 726.8 7393 221 11368 139,3, 2117568 739,4| 21 | 736,9 “39.0 31° 1.4809 130510027 730.0 189,51 21-7970 7395| 9] 78100 17395 | 21 | 737,0 p' = ch Druck | . | \ — 861 Tabelle 146 (Fortsetzung). 1 By. KE mm. 23 | 691,8 23 | 688,9 29 | 748,6 29 | 748,0 22 | 747,4 22 | 746,8 23 | 746,1 22 | 745,3 22 | 744,6 22 | 743,5 22 | 742,5 22 | 741,6 22 | 740,6 Nach den Drucken 684,5 Bh. KG 117,2 118,2 68,8 70,5 72,9 74,8 76,4 82,2 79,9 82,0 83,8 85,2 86,8 mm. 687,3 744,0 743,6 742,9 742,3 741,7 740,9 740,1 | 739,0 738,0 737,1 786.1 Temp. mm. 739,5 739,5 139,8 139,8 739,9 740,0 740,0 740,0 740,1 740,1 740,2 740,3 740,4 BER: 21 21 21 21 21 21 TR, B.K. red. B B Ÿ FT Ÿ TT (HG) ME) AE) SENSE TRI TT ES FC CE Me er à Er I. — [I ee ae 3 C9 UD C2 ww Co CD co Co WI wo ne: er Bun: © 3 FT © on on (eb) er! D ee Sa: mm. 60,4 63,2 4,1 4,5 5,3 6,0 6,6 7,4 8,3 9,4 10,5 11,5 | 12,6 geordnet ergeben sich folgende Beobachtungen, aus denen die Kurve auf Tafel C kon- struirt wurde. Tabelle 147. Monochloressigsäure 75,05 °/, Normal-Valerian- säure 24,92 °/0. Druck | Temp. Druck | Temp. | Druck | Temp. ‚mm. °C. mm. EO: 4,1 65,8 12,6 86,6 4,5 70,5 15,6 88,2 5,3 12,9 14,6 89,6 6,0 74,8 16,3 91,4 6,6 16,4 17,6 92,9 1,4 18,2 18,7 94,0 883 79,9 20,2 95,4 9,4 82,0 21,4 96,3 10,5 83,8 22,5 97,3 11,5 85,2 || 23,8 98,4 12,4 86,8 25,0 99,4 mm, 25,7 26,7 28,3 80,1 31,3 32,2 33,5 35,2 35,4 37,1 38,3 °C, 100,0 100,7 101,8 102,8 103,7 104,4 105,1 106,1 106,0 107,1 107,8 mm. 39,9 41,9 43,8 45,7 47,7 49,5 51,7 53,9 56,5 59,1 60,4 63,2 Druck Temp. „oO 108,6 109,6 110,5 111,4 112,3 — 862 — ; Aus der Kurve wurden die folgenden Werte ab- gelesen. Tabelle 148. Dampfspannkraft eines Gemenges von 75,08 oe Monochloressigsäure und 24,92% Normal- Valeriansäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. OR mm. VC mm. °C. mm. FOR 4,5 | 69,6 1% 92,2 33 104,8 | 49 | 112,9 5 71,6 18 93,3 34 105,4 | 50 113,3 5,5:| 73,4 19 94,2 35 105,9 || 51 113,7 6 74,8 20 95,1 36 106,5 || 52 all 6,5 | 76,2 21 96,1 37 107,1 53 114,5 7 77,4 22 97,0 38 107,6 || 54 114,9 7.5 | 785 23 97,8 39 108,1 | 55 115,3 8 19,5 24 98,6 40 108,6 || 56 115,7 85 | 80,4 25 99,4 41 109,1 || 57 116,0 9 81,4 96 1.1001 42 109,6 | 58 116,4 10 83,1 37 1010 43 110,1 | 59 116,8 11 84,7 28 101% 44 110,6 | 60- | 117,1 12 86,1 29 | 102,8 45 117.0 |: 61 117,5 13 87,4 30 | 103,0 46 111,5 || 62 117,8 14 88,7 31 | 103,6 47 1120.10 203° 7 99 15 89,8 32 | 1042 48 112,42 0 068 118,5 16 91,0 | 65 118,8 Tabelle 149. Kochpunkte eines Gemenges von 75,08 °/o Monochloressigsäure und 24,92 °/ Normal- Valeriansäure nach °C. geordnet. : | ö Temp. | Druck | Temp. | Druck || Temp. | Druck Temp. | Druck °C: mm. °C. mm. LG: mm. 0. mm. 65 3,2 68 3.8 71 47 74 5,6 66 3,4 69 4,1 72 5,0 75 6,0 67 3,6 70 4,4 73 5,3 76 6,4 Tabelle 149 (Fortsetzung). — 863 — Temp. ‘C. LÉ 78 79 80 81 82 83 84 85 86 mm. 6,8 71,3 2,8. || 8,3 8,8 9,4 10,0 10,6 11,2 Druck | Temp. | Druck MEIST: mm. I Razer 1007 I 38 06 Laie 89 | 143 1090 | 15,1 2915| 16.0 I 92 | 16,9 93 | 17,8 94 | 18,8 95 | 19,8 96 | 20,9 11,9 10} 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 mm, 22,0 23,2 24,5 25,8 27,1 28,5 30,1 317 33.4 35,1 'C. 107 108 109 110 111 112 113 114 115 Temp. | Druck | Temp. | Druck mm. 37,0 38,9 40,8 42,8 44,9 47,0 49,3 51,7 54,2 Monochloressigsäure 45,53 °, Normal-Valerian- säure 54,47 °)o. Der Siedepunkt wurde beobachtet bei 741,2 mm. und 21 °C. mit N. Th. 1396 — 184,8 °C., dem ENSPTION, 185,4 °C. bei 760 mm. 0 °C. Tabelle 150. Monochloressigsäure und Normal-Valeriansäure. U2HsC1O2 45,53 %o, C5H1002 54,47 0/0. LE By. Bh. | Temp. B. K. 10: mm mm. | M mm. 30 |743,4| 739,0) 87,011 743,1 30 |742,1|737,8|| 88,5 || 743,0 30 |740,9 | 736,4] 90,0 743,0 “30..2:,739.8.735,3|| 91,2 | 749.9 30 :| 739,0 | 734,7|| 91,9, 742,9 30 |737,9 | 733,4|| 93,2|| 742,9 30 736,4 | 732,01! 94,4|| 742,8 30 | 734,9) 730,0|| 95,9|| 742,8 30 | 734,0 | 729,6|| 96,711 742,9 30 | 733,0! 728,7|| 97,4|| 742,9 30 | 731,9 | 727,6 98,3 || 742,9 AAN: BOL Le HE Druck mm. | mm | mm. 740,2| 7272 || 13,0 740,1! 725,9 | 142 740,1| 7246 | 15,5 740,0! 7235 || 16,5 740,0! 722,8 || 17,2 740,0] 721,6 | 184 399| 720,2 | 19,7 1399| 7187 || 212 139,9! 717,9 | 220 39,9| 716,9 | 23,0 739,9| 7158 | 241 864 — Tabelle 150 (Fortsetzung). 26 27 I Ÿ © 3 «] oo C9 D} > ZU —_ Dr) Er er Er) _ — er — Er} E77 er Er 67 E77 En) _ D Er} ET er Er Er _ Er) Er} - D] E77 Er Er Le SER NEN TE HE TE EN ie RER NEN SENSE EB NE EN NEN I Eat Pe a A OR PR RES AR ER EE EP EE CS EE EE ? À I 5 _ — De 2 — 2] 7 Er 7 — Er E77 Er 7 2 — Er} Dr} Er 7 — + + 2 Er 7 Dr 2 Er} Es 1 De 7 —s ss +» 2 — Er 7 EN 7 < bi! St 18. K. mm. 742,9 742,9 742,9 742,8 142,7 142,7 142,8 142,8 742,8 142,8 143,6 143,6 143,6 143,6 143,6 143,6 143,5 748,4 | 143,4 743,5 143,3 742,2 742,4 749,2 741,8 142,4 742,0 741,9 741,8 741,6 742,2 142,7 142,8 RE 24 B.K. red. mm. 139,9 739,9 139,9 139,8 139,7 739,7 139,8 139,8 139,8 139,8 | 740,8 740,8 740,8 740,8 740,8 740,8 740,6 740,5 740,5 740,6 740,4 139,3 139,5 139,3 138,9 139,5 739,1 139,0 138,9 138,1 139,3 139,8 139,9 Ma ul 2 EEE Te mm. 715,0 713,3 Fill 109,3 108,0 706,0 704,1 102,3 100,3 698,2 693,4 696,5 694,7 692,6 690,8 689,0 686,6 684,9 682,5 680,0 676,8 137,5 137,3 136,6 135,3 734,5 732,0 130,4 128,8 STAND 127,0 126,1 124,5 1ed. Druck mm. 24,9 26,6 28,8 30,5 31,7 33,7 35,7 37,5 | 99,5 41,6 42,4 44,3 46,1 48,2 50,0 51,8 54,0 55,6 58,0 60,6 63,6 1,8 2,2 par 3,6 5,0 | ji 8,6 10,1 113 12,3 13,7 15,4 Druck | Temp. | Druck mm. 1,8 2,2 2,7 3,6 Druck | Temp. Druck | Temp. | Druck mm. 2 2,5 3 3,5 — 865 —— Aus diesen Beobachtungen wurden die nachstehend nach den Drucken geordneten Werte abgeleitet und aus diesen die Kurve in Tafel C konstruirt. 00. 54,2 58,6 61,6 66,4 70,2 76,6 79,4 82,1. 84,2 86,0 87,0 mm. 13,7 14,2 15,4 15,5 16,5 2 18,4 19,7 21,2 22,0 23,0 Tabelle 151. Monochloressigsäure 45,53 °/o, Normal-Valerian- säure 54,47 %. Temp. | Druck | Temp. °C, 87,9 88,5 89,9 90,0 91,2 91,9 93,2 94,4 95,9 96,7 97,4 mm. 24,1 24,9 26,6 28,8 30,5 31,7 33,7 35,7 37,5 39,5 41,6 Druck | Temp. mm. OX LE 42,4 | 109,2 44,3 110,2 46,1 111,0 48,2 112,0 50,0 112,8 51,8 113,6 54,0 114,4 55,6 115,2 98,0 116,0 60,6 116,8 63,6 1148 Aus der Kurve wurden für die Spannkräfte und Kochpunkte die folgenden Werte abgelesen. | Tabelle 152. Dampfspannkraft eines Gemenges von 54,93 °/o Monochloressigsäure und 45,47°/ Normal- Valeriansäure nach mm. geordnet. 1C. 56,7 60,8 63,6 65,7 oc, 67,5 69,0 70,7 72,2 mm. © OO “3 © en 76,1 18,3 80,2 | Temp. | Druck | Temp. oc, 10 82,1 11 83,9 12 85,5 13 87,0 55 Tabelle 152 (Fortsetzung). Druck mm. 14 15 16 17 18 19 20 21 22 25 24 25 26 Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. 4 mm. 27 28 29 30 31 32 33 34 30 36 31 38 39 105,9 106,5 1Q. 100,4 101,0 101,7 102,3 102,9 103,5 104,2 104,7 105,3 107,0 107,6 mm. 40 41 Tabelle 153. (QC. 108,1 108,6 109,1 109,6 110,0 110,5 111,0 111,4 111,9 112,4 112,8 113,2 113,6 mm. 53 Kochpunkte eines Gemenges von 54,53°/ Monochloressigsäure und 45,47, Normal-Valeriansäure nach °C. geordnet. Temp. | Druck (Ge mm. 60 2,4 61 2,5 62 2,1 "63 2,9 64 3,1 65 3.3 66 3,6 67 3,9 68 4,2 69 4,4 70 4,7 71 5,1 12 5,4 73 5,8 vC. 114010 02 114,4 114,8 115,2 115,5 115,9 116,2 116,6 116,9 117,3 117,6 118,0 118,3 QD. 74 15 76 AN 78 Un, 80 81 82 83 84 85 86 87 mm. 6,2 6,6 7,0 71,4 71,8 8,3 8,8 9,3 9,9 10,4 11,0 LER 12,3 13,0 Temp. | Druck || Temp. | Druck 'C. 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 39 100 101 mm. 13,8 14,6 15,4 16,3 17,3 18,2 19,2 20,2 21,3 22,4 23,7 25,0 26,4 27,9 Temp. Druck Zu, | 867 Monochloressigsäure 25,46° und Normal- Valeriansäure 74,54). Der Siedepunkt wurde beobachtet bei 741,2 mm. und 21°C. mit N. Th. 1396 — 184,3°C., dem entspricht 184,9°C. bei 760 mm. und 0°C. Tabelle 154. Monochloressigsäure und Normal-Valeriansäure. Monochloressigsäure 25,46 °%/, Normal-Valerian- säure 74,54 0/0. BEK: 2 5 Bi Temp) BK TK... AMEL Druck tee 0€. | mm. mm. °C. mm. 00. mm mm mm 23 |751,5 747,0|| 62,7 |741,4| 20 739,0 736,1 2,9 23 |7510 746,5) 64,9 |741,4| 20 !739,0| 735,6 3,4 23 | 749,6 7A5,1|| 67,8 741,2 21 | 742,6 |738,0|| 85,4 ||741,7 21 | 741,2 |736,7,| 87,0/7415| 19 22 | 739,9 735,4] 88,6 |741,4| 19 22 |739,0|734,5|| 89,9 |741,4| 19 29 |738,1| 733,6) 90,7 741,4| 19 23 | 737,0 | 732,6) 91,8 ||741,4| 19 23 | 736,1 731,7) 92,8 |741,4| 19 23 |734,9|731,4|| 94,1741,4| 19 23 |734,0|729,5| 94,9 741,4 | 19 23 | 733,1 | 728,7)\ 95,5||741,4| 19 23 |732,2| 727,8|| 96,3|741,4| 19 24 | 731,2|726,9| 97,0|\741,3| 19 24 |729,0|724,4| 98,7 |740,9| 21 24 |727,8| 723,2) 99,61|740,9| 21 24 | 726,7 | 722,2\1100,31740,9| 21 24 | 725,9 | 721,4 1101,0|740,9| 21 24 | 724,0 |719,7|102,1||740,9| 21 24 | 722,7 | 718,3|1103,0|l740,9| 21 24 |721,2| 716,9 103,8 |j740,9| 21 m 0 © © mme ? T7 {[ O9 © ©) o o Be a Pr © I HE — 2 à © © © à u œ © À DD [en Tabelle 154 (Fortsetzung). m. By: BI. GE mm. mm. 24 | 719,9 | 715,5 24 |rı8,1 | 713,8 24 | 716,5 712,1 24 | 715,1 | 710,8 24 | 713,9 | 709,5 24 |711,8 | 707,2 23 |710,0| 705,5 23 |707,1| 702,8 95 | 705,0 | 700,7 23 | 702,9 | 698,6 23 |700,3 | 695,5 23 | 697,8 | 693,1 23 | 695,1 | 690,6 23 | 692,5 | 687,9 23 | 689,3 | 684,9 24 |751,1| 746,6 24 | 750,2 | 745,8 25 | 749,5 | 745,0 25 1 749,0| 744,5 25 |747,9| 743,4 25 | 746,8 | 742,3 23 1149.91, DAL A 25 | 744,5 | 740,0 a | Temp.|| B.K. 0% 104,7 105,6 106,5 107,8 108,0 109,0 109,9 an! 112,1 113,0 114,0 114,9 115,7 116,6 117,8 68,8 71,4 713,7 75,2 78,2 80,4 81,8 84,2 mm. 741,0 741,0 741,0 741,0 741,0 741,1 741,1 741,2 741,2 741,3 741,3 741,3 741,3 741,3 741,3 742,7 142,6 742,6 742,7 742,7 142,7 742,7 142,7 IK: B.K. red. mm. 138,5 138,6 138,6 138,6 138,6 138,7 138,7 138,8 138,8 138,9 138,9 138,9 738,9 138,9 138,9 740,3 740,2 740,2 740,3 740,8 740,3 740,3 740,3 = h ge T red. Druck 2 mm. mm. 704,6 33,9 702,8 35,8 701,2 37,4 699,8 38,8 698,6 40,0 696,3 42,4 694,7 44,0 691,9 46,9 689,8 49,0 687,7 51,2 685,2 53,7 682,5 56,4 619,9 59,0 OT 61,7 674,2 x 64,7 199,9 4,8 734,7 5,5 733,8 6,4 133,3 7,0 132,2 8,1 a I. 730,2 10,1 728,8 11,5 Aus diesen Beobachtungen wurde, nachdem dieselben, wie das die folgende Tabelle zeigt, nach den Drucken geordnet waren, die Kurve auf Tafel C. konstruirt. | — 869 — Tabelle 155. Monochloressigsäure 25,46 °, Normal-Valerian- säure 74,54 %. Druck Temp. Druck | Temp. Druck | Temp. || Druck | Temp mm. °C. | mm. Te mm. °C. mm. °C 2,9 62,7 12,1 85,4 23,2 97,0 17.388..17.1008 3,4 64,9 13,2 87,0 25,0 98,7 || 40,0 | 108,0 4,6 67,8 14,5 88,6 26,2 99,6 | 42,4 | 109,0 4,8 68,8 15,4 89,9 27,2 | 100,3 | 44,0 | 109,9 55 71.4 || 163 | 90,7 |- 280 | 1010 | 469 | 1111 62 2737174 | 918 | 298 | 10214: 4902 | 1121 7,0 75,2 18,3 92,8 31,1 :17103,0 || .92.22,213,0 8,1 78,2 13.6, |. 941 32,5. 12.203,81 °.98.%0- 1, 3122.0 9,2 80,4 20,5 94,9 33,9 | 104,7 || 56,4 | 114,9 10,1 81,8 21,5 95,5 384,8 | 105,6 || 59,0 | 115,7 11,5 | 84,2 | 22,2 | 96,3 || 37,4 | 106,5 || 61,7 | 116,6 | | 64,7. |. 117,8 Aus der Kurve wurden für die Spannkräfte und Kochpunkte folgende Werte abgelesen. Tabelle 156. Dampfspannkraft eines Gemenges von 25,46 °/o Monochloressigsäure und 7454°/% Normal- Valeriansäure nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. | Druck | Temp. mm. ‘'C. | mm. °C. mm. °C. || mm. no 3 61,2 7 75,4 15 89,2 23 97,1 3,5 63,9 8 DIN 16 90,3 24 97,9 4 66,1 9 79,8 19 91,4 25 98,7 4,5 68,1 10 Sl 18 92,5 26 99,4 5 69,8 11 83,5 19 93,5 27 100,2 5,5 71,4 || 12 85,1 20 94,5 28 100,9 6 72,8 13 86,6 21 95,4 | 29 101,6 Gels | LA 88,0 || 22 | 96,3 FA RD Tabelle 156 (Fortsetzung). Druck | Temp. | Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck Temp. mm. °C. mm. 'C. mm. 'C. mm. . °C. 31 102,9 || 40 107,9 || 49 111.9 58 115,3 32 1055 |, 41 108,3 || 50 1123.59 115% 33 104.1 || 49 108,8 || 51 112,7 || 60 116,1 34 104%, 45 1093 || 52 13.1. 61 116,4 35 105,2 4 109,7 || 53 1132511762 116,7 36 105,8 || 45 110,2 || 54 113,9 |..63 la 37 106,3 || 46 110,6 1005 1122 PCT 117,4 38 106,8 | 47 56 114,6 || 65 177 39 | 107,4 | 48 111,5 | 57 115,0 || 66 118,1 67 118,4 Tabelle 157. Kochpunkte eines Gemenges von 25,46% Monochloressigsäure und 75,54 Normal-Valeriansäure nach °C. geordnet. _ Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck °C. mm. 'C. mm. °C. mm. GC: mm. 65 3,8 18 8,2 91 16,6 104 32,8 66 4,0 79 8,6 92 17,5 || 105 34,6 67 4,2 80 9,1 93 18,5 106 36,4 68 4,5 81 9,7 94 19,5 107 | 38,4 69 4,8 82 10,2 95 | 20,6 || 108 | 40,4 70 5,1 83 | 10,8 96 | 21,7 | 109 | 424 71 5,4 84 11,3 97. 1:92.93 al ets 72 5,7 85 11,9 98.1.0411 | 171.268 713 6,0 86 126 | 99 | 254 1 1120293 74 6,4 87 133.11 100.) 26,8. 118 | 518 715 6,8 88 1401101 | 381. ma 543 16 1,2 89 148 1102 1.206: 115. 570 77 7,7 90 15,7 || 103 | 312 Kahlbaum und Schröter. — 811 — 6. Gemische von Normalen- und Iso-Fettsäuren. Gemische von zwei Säuren. Es sollte noch das Verhalten von Säuregemischen, deren Komponenten Normale- oder Iso-Fettsäuren bilde- ten, untersucht werden. Auch diese Untersuchungen wur- den im Apparat Tafel 12 vorgenommen, jedoch nur bis zu der mit der Wasserpumpe erreichbaren Grenze. Essigsäure 4 Buttersäure. Das oben angeführte erste untersuchte Gemisch siedete bei 738,2 mm. und 17°C. nach Th. 2080 bei 136,8°0., dem entspricht 137,8°C. bei 760 mm. und 0°C. Die Säuren waren im Verhältniss ihrer Molekular- sewichte gemischt und siedete die angewandte Essig- säure bei 118,7 °C. korr., die Buttersäure bei 163,7 °C. korr., würde keinerlei Einwirkung der Molekeln auf ein- ander angenommen werden, so liesse sich der Siedepunkt des Gemenges aus diesen Grössen zu 142,5 berechnen. Die Temperaturmessungen wurden mit N. Th. 817 ausgeführt. Von Bv. ist wiederum 12,5 mm., von Bh. 8,0 mm. abzuziehen. Tabelle 158. Essigsäure + Buttersäure. 1 C2Hi102 auf 1 C4HsOs». ER. Bv. Bh. |Temp.|| B.K. | T.K. = _ gr red. | Druck —_— —__ 0. | mm. mm. °C, mm. | 0C. mm, | mm. mm. 17 | 739,0 | 734,3 || 38,7 ||738,8| 15 | 737,0 124,2 12,8 18 | 737,7 | 733,0|\| 40,4 ||738,8| 15 | 757,0 722,8 14,2 18 | 736,4 | 731,9) 41,9 |738,7| 15 |736,9| 721,6 || 15,3 18 185,0 | 730,7, 43,6 |738;7| 15 |736,9| 720,4 | 16,5 — 872 — Tabelle 158 (Fortsetzung). lb ne ur MEL re red 9 = °C. mm. mm. 0C, mm. °C. mm. mm. mm. 18 | 734,2| 729,9) 44,5 |738,7| 15 |736,9| 719,6 17,3 1 18:| 7510) 726.6 47,9 17888, 1517570 | 7104 20,6 18 | 730,0 | 725,7|| 48,9 | 738,81 15 |737,0| 715,4 || 21,6 18 | 728,5 | 724,0|| 50,3 | 738,7| 15 |736,9| 713,8 | 28,1 17 | 740,3 | 735,9|| 39,0 ||740,3| 14 |738,6| 725,7 | 12,9 17° | 739,7. 755,2 || 39,8 17408) 14 738.61 zes 13,5 17 | 738,4 | 733,9|| 41,4 |740,3| 14 |738,6| 723,8 || 14,8 17 | 737,0| 732,5|| 45,2 | 740,3). 14 7386|. 7224 1162 17 | 735.3 .730,9| 40,5 740.2. 15. 17582 2072 \ 170% 18 | 733,7| 729,1 || 46,6 ||740,0| 15 [7382| 719,0 19,2 1717869 179191 47,3 7434| 14 7417| 7018 19,9 17°) 234,0, 729.6|| 494 7434| 14 1741,71 va95 1,098 1741.431.9 727:51.51.2:1743,6| 19 za aa oa 18 | 730,4 | 726,0|| 52,3 \7438,4| 15 |741,6| 715,8 || 25,8 18 | 729,0 | 724,6|| 53,2 || 7434! 15 |741,6| 7144 | 272 18 1728217238 53,8 [7434| 15 7416) 736 1280 16 | 721,3] 716,6|| 55,4 ||739,0| 17 |737,0| 706,7 || 30,3 16 |715,7| 711,8|| 58,4 ||739,8| 17 |737,3| 701,5 35,8 . 16 |712,5| 708,6 || 60,0 1739,35] 17 | 737,3| 698,3 39,0 16 |711,3| 707,3|| 60,8 ||739,5| 17 | 737,5| 697,0 40,5 17 | 709,4 | 705,1|| 61,8 | 739,31 17 |737,3|1 694,8 || 42,5 17 | 705,8| 701,6|| 63,4 |I789,3| 17 |737,3| 691,4 | 45,9 17 |701,8| 697,4|| 65,4 | 739,8| 17 |737,3| 687,3 || 50,0 Nach den Drucken geordnet lassen wir die Beobach- tungen noch einmal folgen, wie wir dieselben zur Kon- struktion der Kurve auf Tafel C. verwendeten. an Fe ee dd 20 RS a "ll u al an nie Druck | Bea Druck | Temp. mm. 12,8 12,9 13,5 14,2 14,8 15,3 16,2 16,5 17,3 Tabelle 159. 813 — Essigsäure und Buttersäure. 1 Ce Hı Où auf 1 C4 Hs Os. CC, 38,7 39,0 39,8 40,4 41,4 41,9 43,2 43,6 44,5 mm. 17,7 19,2 19,9 20,6 21,6 22,2 24,4 25,8 23,1 Ce 45,0 46,6 47,3 47,9 48,9 49,4 50,3 51,2 52,3 Druck mm. 27,2 28,0 30,3 35,8 39,0 40,5 49,5 45,9 50,0 Temp. U 08 53,2 53,8 55,4 58,4 60,0 60,8 61,8 63,4 65,4 Aus der mit Hülfe dieser Werte konstruirten Kurve wurden nach Einführung der Thermometerkorrektur die Dampfspannkräfte und die Kochpunkte, wie sie die folgenden Tabellen bringen, abgelesen. Druck ee Temp. = Druck | Temp. Temp. || Druck | Temp. mm 13 14 15 16 17 . 40,1 41,5 42,9 44,0 45,2 46,2 47,2 48,2 49,2 mm. 23 [6% 50,0 50,8 51,6 52,3 530 53,7 54,3 55,0 55,6 56,2 Tabelle 160. Dampfspannkraft eines Gemenges von 1 C2 H4 O2 auf 1 C4 Hs Os». mm. °C. 56,8 57,4 57,9 584 - 58,9 59,5 59,9 60,4 60,9 61,4 Druck Temp. 61,9 62,4 62,9 63,4 63,8 64,3 64,8 65,3 65,8 66,2 — 874 — Tabelle 161. Kochpunkte eines Gemenges von 1 Ce Hı Où auf 1 Ca Hs O2. Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck %C. mm. °C. mm. °C. mm. °C. mm. 39 13,1 46 18,8 || 53 26,9 || 60 ° | 39.1 40 13.8 11 247 19,8 54 28,4 || 61 41,1 41 14,5 | 48 20,8 | 55 30,0 || 62 43,1 49 15,3 || 49 21,9 | 56 31,6 || 63 45,2 a 16,1 50 23,0 || 57 83,4 || 64 471,2 > 44 17,0 || 51 24,3 | 58 352 | 65 49,3 45 17,8 | 32 25,5 | 59 37,1 || 66 51,5 Gemische von drei Säuren. Es schien noch einiges Interesse zu bieten, auch Gemische von mehr als 2 Stoffen mit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Dem sollen die folgenden Un- tersuchungen dienen, bei denen zunächst die Änderung des Siedepunktes mit der Änderung des Druckes bei einem Gemenge von 3 Säuren studirt wurde. Essigsäure 4 Buttersäure + Normal- Valeriansäure. Das Gemenge kochte bei 738,0 mm. und 17°C. nach Th. 2030 bei 149,0°C., dem entspricht 149,9°C. bei 760 mm. und 0°C. Auch hier waren wiederum die Säuren im Verhältnis ihrer Molekulargewichte gemengt, und bleibt es bemerkenswert, dass noch nicht der Siede- punkt der Buttersäure erreicht wird, und dass, trotzdem die Normal- Valeriansäure mit dem korr. Siedepunkt 184,3°C. hinzugefügt wird, der Siedepunkt nur um rund 12°C. gegen das vorbehandelte Gemenge gehoben wird. " : N - COS PO EP un OR PE UT RSS OS: © À PEAU El OT UN ne lm rn TR NT TT MS il + he UT TS ETS - 875 — Die Temperaturmessungen wurden mit N. Th. 817 ausgeführt. Von Bv. ist wiederum 12,5 mm., von Bh. 8,0 mm. abzuziehen. Tabelle 162. Essigsäure 4 Buttersäure 4 Normal- Valeriansäure. 1. C2H10:2 auf 1 CaHsO2 auf 1 C5H100O2. RE En |Temp.| B-K.|T.K. Fe ra ve I ıC. mm. mm. 1C. mm. 0C: mm. mm, mm. 15 |744,3| 740,0|| 48,3 ||745,5| 15 |748,7| 730,0 18,7 15 |743,6| 739,1|| 49,2 | 745,4) 15 |743,6| 729,2 14,4 15 |743,0| 738,7|| 49,8 ||745,4| 15 |743,6| 728,7 14,9 16 | 743,1 737,9|| 51,0 |745,4| 16 |7435| 727,7 15,8 6 7740 41737,0|| 52,3 |%45,7| 16 1743,8| : 796,9 16,9 16 |740,8|736,3|| 52,8 | 745,6| 16 |743,7| 726,3 17,4 16 | 739,4 | 735,0|| 54,2 | 7455| 16 |743,6| 724,9 18,7 17 1735,9| 731,7) 57,9 745,1) 16 |7432| 7214 || 21,8 17 | 734,5 |730,3|| 59,3 |745,2| 16 |743,3| 720,0 23,3 17 |782,1|727,9| 61,3 ||745,2| 16 |7433| 717,6 25,7 18 |728,6 | 724,3|| 62,0 || 742,5| 17 |740,5| 714,0 26,5 19 |725,3|721,1|| 64,5 | 742,5! 17 |740,5| 710,6 29,9 19 |728,1| 719,0 65,8 ||742,2| 17 |740,2| 708,5 81,7 19 |721,0|716,9|| 67,3 | 742,2| 17 |740,2| 706,4 33,8 19 | 719,0) 715,0|| 68,4 || 742,0) 18 |739,9| 704,4 35,5 20 |725,4|721,1| 64,9 || 742,8] 17 |740,8| 710,5 30,3 20 |718,9| 714,8|| 69,4 || 742,9| 17 |740,9| 704,1 36,8 20 | 716,8 | 712,7|| 70,6 ||742,9| 17 |740,9| 702,0 38,9 20 |713,9| 709,9|| 72,0 || 742,8| 17 |740,8) 699,1 41,7 20 |711,7|707,5|| 73,4 | 742,8| 17 |740,8| 696,8 44,0 20 |712,5|708,3|| 72,7 || 742,3] 18 |740,1| 697,6 42,5 20 | 709,91 705,9 || 74,0 || 742,4| 18 |740,2| 695,1 45,1 20 | 705,6 | 701,5 || 76,0 | 742,2| 18 |740,0| 690,8 49,2 20 | 703,0 | 698,9|| 77,3 ||742,5| 18 |740,3| 688,2 52,1 20 | 699,6 | 694,5 || 79,0 || 742,6] 18 |740,4| 6840 || 56,4 — 86 — Nach den Drucken geordnet wurden die unten noch einmal wiederholten Beobachtungen zur Konstruktion der Kurve auf Tafel C verwendet. Tabelle 163. Essigsäure 4 Buttersäure - Normal- Valeriansäure. 1C2 Hı Où auf 1C4 Hs Où auf 105 Hio Oz. Druck | Temp. Druck Temp. || Druck | Temp. mm. Ca] Am: °C. mm. °C, 13,7 48,3 23,3 59,3 38.0 70,6 14,4 49,2 25,7 61,3 41,7 72,0 14,9 49,8 26,5 62,0 42,5 ANT 15,8 51,0 29,9 64,5 44,0 73,4 16,9 52,3 30,3 64,9 45,1 74,0 17,4 52,8 31,7 65,8 49,2 76,0 18,7 54,2 39,8 67,3 52,1 77,3 21,8 57,9 35,5 68,4 56,4 79,0 36,8 69,4 Aus der Kurve wurden nach Einführung der Ther- mometerkorrektur die unten folgenden Werte für die Dampfspannkräfte und die Kochpunkte abgelesen. Tabelle 164. Dampfspannkraft eines Gemenges von 1C2 Hs O2 auf 104 Hs O2 auf 105; Hio O2 nach mm. geordnet. Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. °C. mm. GA mm. °C, mm. °C. 13 dal 52,4 21 56,8 25 | 60,6 an) 488 18 | 53,6 22 47,8 26 | 61,5 15 49,9 19 54,8 28 58,8 27 | 62,3 | 16 51,2 20 55,8 24 | 59,7 28 | 63,1 — 87 — Tabelle 164 (Fortsetzung). RE DEEE CR EN TS RE EE GP I CO RO RE Ce EE BEE Druck | Temp. || Druck | Temp. Druck | Temp. || Druck | Temp. mm. °C. mm. °C, mm. er mm. C. 29 63,9 35 | 68,1 FR AU 47 | 74,8 30 64,6 36 | 68,7 1a 0 709 48 | 75,3 31 65,4. GA NE 48. Ni vo a 49 | 75,8 32 66,1 88 | 69,9 44 | 73,3 50 | 76,3 33 66,8 39 | 70,5 45. | 73,8 51 | 76,7 34 | 67,5 40-2701 46 | 74,3 52% Tel Tabelle 165. Kochpunkte eines Gemenges von 1 CHi02 auf 1 C4HsOz2 auf 1 C5H:002 nach °C. geordnet. . Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck °C, mm. °C, mm. °C, mm. 48 | 13,8 58 22,4 68 35,1 49 14,5 59 23,4 69 36,5 50 15,3 60 24,5 70 38,2 51 16,1 61 25,7 71 39,9 52 16,8 62 26,8 72 41,7 53 Ve 63 28,0 || 73 43,5 54 18,5 64 29,3 74 45,4 55 19,4 65 30,6 75 47,5 56 20,4 66 32,0 76 | 49,6 57 21,4 67 33,5 77 | 51,8 Gemische von 4 Säuren. Essigsäure + Buttersäure + Normal- Valeriansäure - Isocapronsäure. Das Gemenge kochte bei 738,1 mm. und 17 °C. nach Th. 2080 bei 159,8 °C., dem entspricht 160,7 °C. bei 760 mm. und 0°C. Auch hier waren wiederum die Säuren im Verhält- nis ihrer Molekulargewichte gemengt, auch diesmal noch nicht wurde der Siedepunkt der Buttersäure erreicht, — 818 — Der Siedepunkt der hinzugefügten Isocapronsäure war 200,7 °C. korr. Es wird also durch das Hinzufügen einer Säure, die um 16°C. höher siedet als die höchst siedende des bisherigen Gemenges, der Siedepunkt des- selben um rund 10 °C. gehoben. er Die Temperaturen wurden mit N. Th. 817 gemessen. Von Bv. ist 12,5, von Bh. 8,0 mm. abzuziehen. Tabelle 166. Essigsäure 4 Buttersäure 4 Normal- Valeriansäure + Isocapronsäure. 10» Hi O2 auf 1C4 Hs O2 auf 105 Hıo O2 auf 1C6 He Os. aa Bv. | Bh. |Temp.| B.K. | T.K. Buß, p" b Druck red. D oe, mm. mm. IE mm. 0C. mm. mm. mm. 81.71 738.4. 754.060... 17414, 210168 022 15,5 21. 782.7 183.2|61.0 117413) 21 1733812 79%6 16,2 29, 867118221621 1 7411| 21 10386, 7215 17,1 28. 1735,4| 731,0 63,3 |7409| 22 |7383| 720,3 18,0 23. | 733,5 | 729,0|| 65,2 \|740,6 22 |738,0| 7181 19,9 23 | 730,9 | 726,5| 67,4 ||740,5| 22 |737,9| 715,6 22,3 33. 1729,51:725.01,68.5 740.1|222° 730,811 7149 23,7 33, 7277 123.11700 7402, 22 7320..7105 25,8 94, 726,0. 721,611 71,2 739.9! 23 1730621, 7106 26,6 RA 1 794,31 719,9172,3 | 7389,71023 | 73%0 708,9 28,1 25 |714,8 710,31 78,8 ||739,3| 23 |736,6| 699,3 38 251448917093) 190 17594 23: 736.7. 0983 38,4 24 :1711,7|707,1|| 80,1 | 7395| 21 |737,0| 696,3 40,7 24 1 709,0: 704,8 || 81,6 ||739;7 | 21 |737.2| 693,8 43,4 24 | 708,0 | 708,8|| 81,9 ||739,5| 21 |737,0| 692,8 44,2 22 | 742,3 | 738,0) 55,4 | 741,8| 21 |739,8| 727.1 12,2 23 ,.1749.0 | 73%5|1.96,2 1741,3).91.075931 726% 12,6 22. 744.5,734,0| 37,1174159)|. 21 117509,2 | 796.9 15 22 217741,0736,5| 08,1. TA 21.275961, 729% 13,9 22, 740,01 735.5 59,8 17423001 78, 724% 15,1 Tabelle 166 (Fortsetzung). —— 879 °C. 23 23 22 en | he mm. mm. 23,9 | 719,4 man ma 720,0 | 715,7 108,8 | 704,5 705,8 | 701,5 705,1 | 700,9 701,9 697,7 699,1 | 694,8 696,6 | 692,1 693,5 | 689,0 Temp. B. K. 1C. 74,4 75,6 76,8 83,5 84,5 85,2 86,5 87,6 88,6 89,6 mm, 742,3 742,2 742,8 142,7 742,6 142,5 749,5 142,4 142,2 I a 742,3 | 21 un . B.K. 2d. 31,2 32,9 34,9 46,6 49,5 50,0 53,0 56,0 58,5 61,4 Nach Drucken geordnet lassen wir die Beobach- tungen noch einmal folgen, wie dieselben zur Konstruk- tion der Kurve auf Tafel C verwendet worden sind. Tabelle 167. Essigsäure 4 Buttersäure + Normai-Valerian- säure —- Isocapronsäure. 1 CHı03 auf 1 C4HsO3 auf 1 C;H1Oz2 auf 1 CcHi2O2, Druck : Temp. | Druck m en Temp. mm. mm. 12,2 u 4 22,3 Fe 4 12,6 56,2 23,7 68,5 13,2 BASE 25, 3 70,0 a) 58,1 26,6 71,4 15,1 59,8 28,1 72,3 15,5 60,1 31,2 74,4 16,2 61,0 32,9 75,6 7,1 62,1 34,9 76,8 18,0 63,3 37,3 78,3 19,9 65,2 38,4 79,0 = Druck Temp. °C. 80,1 81,6 81 > — 880 — Nach Einführung der Thermometerkorrektur wurden für die Dampfspannkräfte und die Kochpunkte die unten folgenden Werte abgelesen. Tabelle 168. Dampfspannkraft eines Gemenges von 1 CeHsOa auf 1 C4«Hs0: auf 1 C5H00O2 auf 1 CeHi202 nach mm. geordnet. Druck | Temp. | Druck Temp. Druck | Temp. | Druck | Temp. - mm. 80. mm. 0C. mm. °C. mm. 07 12 55,2 25 69,7 38 78,5 51 85,2 13 56,7 26 70,5 39 79,1 52 85,7 14 HL 27 71,8 40 79,6 53 86,2 15 59,5 28 TON 41 80,2 54 86,7 16 60,7 29 72,8 42 80,7 55 87,1 17 61,9 30 73,5 43 81,2 56 87,5 18 63,0 | . 31 Fate) 44 81,8 57 88,0 19 64,1 32 74,9 45 82,3 58 88,4 20 65,1 33 75,5 46 82,8 59 88,9 21 66,1 34 76,1 4 83,3 60 89,3 22 67,1 85 76,7 48 83,8 61 | 89,7 23 68,0 36 77,8 49 84,3 62 90,1 PA) 688 | 57 77,9 | 50 | 84,8 Tabelle 169. Kochpunkte eines Gemenges von 1 CsHıO> auf 1 CaHs Oz auf 1 C5H1002 auf 1 CeH1202 nach °C. geordnet. | Temp. | Druck Temp. | Druck Temp. | Druck || Temp. | Druck °C. | mm. 00, mm. 06: | mm. ıC, mm. 55 11,9 59 14,6 || 63 18,0 67 21,970 56 12,6 60 15,4 64 18,9 68 23,0 | 57 13,2 61 16,2 65 19,9 ||. 69 24,2 58 13,9 62 071 66 20,9 70 | 25,4 — 8581 — Tabelle 169 (Fortsetzung). Temp. | Druck || Temp. | Druck || Temp. | Druck | Temp. | Druck 0, mm. 00% mm. Ge mm. | NO mm. 71 26,6 76 33,7 81. | 42,6 ||. 86 52,5 ae 27,9 77 35,5 82 44,5 || 87 54,7 7 29,3 || 78 37,2 83 46,4 | 88 57,0 74 30,6 79 38,9 84 48,5 | 89 59,3 Pan Bern 80 40,7 85 50,5 90 61,6 Kahlbaum und Schröter. Mit der vorliegenden ersten Abteilung unserer Arbeit ist die Veröffentlichung des von uns gesammelten Ma- teriales zum Abschluss gebracht. Wir enthalten uns ausdrücklich und absichtlich jedweder Zusammenstellung wie auch der Mitteilung irgend eines der abzuleitenden Resultate; das alles soll erst in der hoffentlich noch in diesem Herbste zu beendigenden zweiten Abteilung, die sich mit der Zusammenfassung und rechnerischen Durch- forschung wie auch kritischen Vergleichung der gesam- melten Beobachtungen beschäftigen wird, geschehen. Nur auf das eine wollen wir mit Rücksicht auf neuere Veröffentlichungen !) hinweisen, nämlich, dass G. ©. Schmidt’s Enthüllung Volta -Dalton’s Gesetz habe für die homologen Fettsäuren Geltung *), natürlich eben so falsch ist wie seine Behauptung: „dass dieselbe Regel für die Alkohole zulässig ist, ergiebt sich auf das unzweideutigste aus Regnault’s Zahlen*.?) Wie wir in der 1) Vergl. Horstmann, Deutsch. chem. Gesellsch. Ber. Refr. Bd. 26. 1892. pag. 517: Wiedemann, Beiblätter, Bd. 16. 1892. pag. 588; und ganz neuerdings Nernst, Theoretische Chemie, 1893. pag. 52. 2) Zeitschrift f. physikal. Chemie. Bd. 7. 1891. pag. 467. #) Ebenda. 56 — 882 — zweiten Abteilung zeigen werden, hätte eine recht ein- fache Überlegung Schmidt vor dieser aus einer Über. schätzung seiner unzureichenden Resultate erwachsenen Entdeckung schützen können. Was wir jedoch hier schon als bedeutsames Resultat dieses Teiles unserer Arbeit betonen wollen, ist, dass durch die hier zuerst mitgeteilten Apparate und Methoden für die Chemie ein ganz neues Arbeitsfeld freigelegt ist in der Möglichkeit, das Verhalten der Stoffe in fast voll- kommener Luftleere zu beobachten. Eine sehr viel grös- sere Zahl von Stoffen als die oben mitgeteilten, die den verschiedensten chemischen Typen angehören, sind bereits von uns untersucht. Solche Arbeiten beschäftigen uns - gerade jetzt noch, und hoffen wir, auch über diese in Bälde eingehender berichten zu können. — Noch haben wir Einiges zu den Tafeln zu bemerken, was besonders durch die ungeschlachte Grösse der Kur- ventafel A veranlasst wird. Es ist, wie wir das schon zu Beginn ausdrücklich bemerkten, unser bestimmtes Bestreben gewesen, jeder- mann eine Kritik der erreichten Genauigkeit unserer Zahlenwerte zu ermöglichen; das gebot, die Kurven in der Originalgrösse zu veröffentlichen. Der für die Dar- stellung der Spannkraft gewählte zehnfache natürliche Massstab, 1 mm. Drucke ist in der Zeichnung durch 1 cm. wiedergegeben, bringt es mit sich, dass auch jede Abweichung, jeder Fehler in zehnfachem Massstabe erscheint. Gerade darin aber wird sich am deutlichsten die erreichte Genauigkeit wiederspiegeln, zumal, wenn wir daran erinnern, dass wir ausnahmslos unsere sämmtlichen Beobachtungen genau so wie wir sie erhalten und bei der Konstruktion der Kurven verwendet haben, auf dem Bilde geben. Um das unge- füge Format der Tafel A zu vermeiden, hätten wir etwa — 883 — nach Vorgang von Regnault auch die Kurven der nor- . malen Fettsäuren in gleicher Weise wiedergeben können, wie wir das mit den weniger wichtigen Kurven auf Tafel B und C getan haben. Wer aber Regnault’s Kurven selbst auf dem Bilde studirt hat, wird wissen, wie uner- freulich solches Studium ausfällt. Dazu wäre der schöne Überblick über den Wechsel der Siedekurve für ein ein- heitliches Koordinatennetz bei einer ganzen, grossen homologen Reihe verloren gegangen. Wie ein solches Bild im kleinen sich ausnimmt, wissen wir aus der 4. Figur zu Herrn Landolt’s „Untersuchungen über die Dampftensionen homologer Verbindungen“ auf Tafel IT zum Supplementband VI von Liebig’s Annalen. Der Wert einer derartigen Darstellung will uns jedoch ein übertrieben grosser nicht erscheinen. Diese Überlegungen sind es gewesen, die uns veran- lassten, in dem gewählten Massstab und in der gewähl- ten Anordnung das Bild der Siedeerscheinung für diese Stoffgruppe zu geben. Da, wo solche Gründe nicht mehr mitsprachen, haben wir auch gern von einer derartigen aufdringlichen Darstellungsweise Abstand genommen. — Aus der Datirung der Vorbemerkung ergiebt sich, dass seit dem Beginn des Druckes der Arbeit fast zwei Jahre verflossen sind. Es erklärt sich dies folgender- massen: Nachdem für sämmtliche Stoffe die Bestim- mungen bis zur Wirkungsgrenze der Wasserluftpumpe durchgeführt waren, wurde mit der Drucklegung begon- nen; da gelang es uns, die seit Jahren betriebene Kon- struktion einer automatischen Quecksilberluftpumpe so zu vervollkommnen, dass nun tadellose Wirkung erzielt wurde. Damit war der im Plane der Arbeit!) ausge- 1) Vergl. pag. 26. — 884 — sprochene Wunsch, die Versuche über die bis dahin un- überschreitbare Grenze auszudehnen, erreicht, und nur natürlich war es, nun erst die Arbeit vollständig fertig- zustellen, ehe mit der Veröffentlichung weiter fortge- schritten wurde. Das erklärt und entschuldigt, so hoffen wir, auch diese Verzögerung. — Seit dem 1. Oktober des vergangenen Jahres ist in der Schweiz eine neue Rechtschreibung eingeführt, der Herr „Correetor* hat von dem Zeitpunkt an pflichtge- mäss nach dieser die „Korrektur“ durchgeführt. Als wir dessen gewahr wurden, hätte nur durch Kassirung einer Reihe ven Bogen Remedur geschaffen werden | können; damit schien uns das Übel zu hoch bezahlt, zumal ja nicht wir für die Labilität der „deutschen Schulmänner und Philologen“ verantwortlich sind. Wir bitten also den geneigten Leser an der betreffenden Stelle, von der an die neue Rechtschreibung dann konsequent durchgeführt ist, sein orthographisches Ge- wissen dieser Neuerung anzupassen. — Die sämmtlichen Glasapparate, die zur Verwendung. kamen, sind nach unseren Zeichnungen von Herrn Karl Kramer in Freiburg /Br. ausgeführt worden. Die vor- zügliche und gewissenhatte Ausführung verdient unser höchstes Lob. Über einzelne Teile der vorliegenden Arbeit ist bereits zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten Mitteilung gemacht worden, so: 1) an der Taten Jahresversammlung der Schweizerischen Naturforschen- den Gesellschaft zu Davos am 19. August 1890, 2) vor der Naturforschenden Gesellschaft zu Basel am 18. März und am 13. Mai 1891, 3) vor der Gesellschaft Deutscher — 885 — Naturforscher und Ärzte, Sektion für Instrumentenkunde, in Halle am 21. September und Sektion für Physik am 24. September 1891, 4) an der Töten Jahresversamm - lung der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft zu Basel am 6. September 1892. Ein geringer Teil der Arbeit wurde G. ©. Schmidt als Dissertation überlassen. Basel, Physikalisch-chemisches Laboratorium am 12. April 1893. Georg W. A. Kahlbaum. Nachruf an Dr, Ludwig Sieber 17. Mai 1833 — 21. Oktober 1891 gehalten in der Sitzung vom 4. November 1891 von Georg W. A. Kahlbaum. Zwei Wochen sind es heute, dass uns unerwartet die Trauerkunde traf, Dr. Ludwig Sieber, der oberste Leiter unserer öffentlichen Büchersammlung, ist verbli- chen! — unerwartet, ja völlig unerwartet. Einer Krankheit, die gerad hier in Basel mit einer ihr sonst nicht eigenen Heftigkeit aufzutreten pflegt, und der schon so mancher, der uns nahe stand, erlegen ist, musste auch er, der so kräftig scheinende Mann, zum Opfer fallen! — Ich sage mit Absicht so kräftig schei- nende, denn dass er nicht in dem Masse widerstands- fähig war, wie man das aus seiner hohen aufrechten Gestalt hätte schliessen sollen, wusste ja leider wer ihn näher kannte; hat er doch an den Folgen eines kleinen Unfalles, der ihn vor einem Jahr, als er bei seiner Toch- ter weilte, traf, länger und schwerer getragen, als zu er- warten war, und hat er doch gerad in den letzt vergan- genen Monden sich selbst und seinen Freunden wieder- holt zu Beunruhigungen Anlass gegeben. Das Herz, das so warm für alles Gute und Schöne schlug, es war heftigen Erregungen nicht gewachsen, en Neben seiner Amtsthätigkeit hat Herr Dr. Ludwig Sieber viele Jahre hindurch auch die Bürde eines Bi- bliothekars unserer Gesellschaft, der er seit dem Jahre 1575 angehörte, getragen, und das giebt mir, der ihm darin ein wenig zur Hand gehen durfte, den äusseren Anlass, vor Ihnen, meine Herren, seinem Gedächtnis einige Worte zu widmen. Liegt die Arbeit des Gelehrten Ende Sieber auch auf anderem Gebiet, so hat sich der teure Verbli- chene doch als ihr Bibliothekar um unsere Gesellschaft so hohe Verdienste erworben, dass wir nur eine Schuld tilgen, wenn wir seiner hier in besonderer Weise ge- denken. Wenn etwas es ist, meine Herren, das den Fremden in Basel mit aufrichtiger und hoher Bewunderung er- füllen muss, so ist es die schrankenlose und uneigen- nützige Hingabe seiner Bürger an das gemeine Wohl, und gerad diese Basler Bürgertugend war bei Dr. Ludwig Sieber im höchsten Masse entwickelt. Nicht Vielgeschäftigkeit war ihm eigen, eingeschränkt in feste Grenzen bewegte sich seine Thätigkeit, aber in diesen Grenzen war es auch mit seiner ganzen Person, mit all’ seinem Dichten und Trachten, dass er sich dem gemeinen Besten widmete. Ihm war seine Tätigkeit kein Amt, das auf ihm lastete, ihm war sie die Luft, der er zum Leben benö- tigte, sie war ihm der Zweck, für den er lebte, ihr allein gehörte all sein rastloses Sinnen und Schaffen! — Und es ist kein leichtes Amt, das er verwaltet hat, das Heer von hunderttausenden, dem er vorstand, in Ordnung zu halten, in so musterhafter Ordnung, dass jedes einzelne Glied desselben jedwedem stetsfort zur Verfügung kann gehalten werden, ein Heer, das seit Jahrhunderten angeworben wurde, in sich so verschieden nach Art, nach Inhalt und Wesen, das erfordert wohl ‚eines Mannes ganze Kraft. Wohl haben solche, die ihm ferner gestanden, ge- meint, nur schwerfällig, langsam nur, zu langsam ginge es vorwärts. Das aber ist falsch geurteilt, und eben nur Fernerstehende, die von des Mannes umfassender Tä- tigkeit, von seiner Gründlichkeit nichts wussten, nur solche konnten so urteilen. | Nicht das Einreissen war ihm Freude und Zweck, er wollte aufbauen, Makelloses wollte er hinstellen für das, was er fortnahm! — Erst, wenn er genau wusste, was er und wie er bauen wollte, erst dann begann er. Nicht schnellfertig und darum leichtfertig, sondern auf breiter, fester Grundlage reiflicher Überlegung und ein- gehenden Studiums sollte sich das Neue erheben. In richtiger Erkenntnis, dass das, was zu schaffen war, noch kommenden und immer kommenden Geschlechtern die- nen sollte, scheute er nicht Arbeit nicht Mühe, um die Erfahrungen, die hier und dort an den verschiedensten Orten gesammelt waren, sich zu eigen zu machen. Was alles hat er gesammelt, ehe er an die Neuher- stellung des Kataloges gieng. Überallhin schrieb er darum, gieng selbst hin, zu sehen, brachte teils selbst mit, teils lies er sich kommen Proben und Muster all der in den grossen Instituten gebräuchlichen Kataloge, immer abwägend das Für und Wider, die Vorzüge und Mängel jeden Systems. Als er sich dann für einen frei- stehenden Zettelkatalog entschieden hatte, da hatte er wieder geprüft und erwogen, welche Art und Grösse für die Zettel zu wählen sei, welches Material dem Zwecke am besten genüge. Alles bedachte, alles überlegte er, nichts lag so fern, als dass er nicht auch das noch mit in Be- tracht gezogen hätte. Habe ich doch selbst, bevor er sich für ein bestimmtes Handpapier als Material für die — 890 — Zettel entschied, in seinem Auftrage Versuche angestellt über die gilbende Wirkung des Sonnenlichtes auf eben dies zu wählende Material. Als dann alles gewählt und festgestellt war, da ward noch erst der Katalog für die- Bibliothek der historischen und antiquarischen Gesell- schaft erstellt, als eine Generalprobe gleichsam für das ganze adoptirte System und zugleich als eine Schulung für diejenigen Herren, denen nunmehr die Ausführung des Generalkataloges übertragen werden sollte. — So seines Amtes waltend, heisst nicht schwerfällig, das heisst gründlich sein, und nicht Dankes genug kön- nen wir dem zollen, der in richtiger Erkenntnis, dass, was er schaffen sollte, nicht für den Augenblick nur ge- boren ward, sondern den Grund liefern sollte, auf dem die Enkel noch weiter bauen konnten, unbeirrt von dem Achselzucken der Unkundigen, so sicher seinen Weg schritt. Ganz mit der gleichen Liebe und Hingebung zur Sache, mit der er sich hier in die Einzelheiten vertiefte, nahm er sich der ihm gestellten grösseren Aufgabe, des Neubaues eines Bibliothekgebäudes an. | Alle Pläne der Neubauten gleicher Art, die in dem letzten Jahrzehnt und darüber hinaus entstanden waren, hat er studiert und geprüft, ja auch solche, die noch nicht veröffentlicht waren, wie jene der neuen Bibliothek zu Karlsruhe, hat er sich verschafft, um auch hier die Erfahrungen Anderer sich zu eigen zu machen, zu Nutz und Frommen seiner Vaterstadt! — Und nun, da sein langes Streben der Erfüllung nah, da ward er abberufen! — Ein herbes Schicksal für ihn, für sein Amt und für das Gemeinwesen, dem er seine Dienste gewidmet! — All das, was er, der spät erst dem Fache sich ge- widmet, in rastlosem Studium sich selbst errungen, nicht für sich wollte er es, nicht seines Amtes Bürde zu er- ie UD Fe er Ba ti Re 7 - x }: | LÉ AR LOT AUS RER RE TEER — 891 — leichtern sollte es ihm dienen, ganz selbstlos wollte er mit seinem Wissen und Können nur dem gemeinen Besten dienen. Er, Ludwig Sieber, ist es gewesen, der für erheb- liche Erweiterung der Lesesäle bei Feststellung der Grund- gedanken für den Neubau gekämpft hat, er war es, der ebenso für das Offenhalten der neu zu erstellenden Säle auch während der Abendstunden gesprochen hat. Er hat das Vorsehen eines Ausstellungssaales für die wert- vollen und kunstreichen Handschriften und seltenen Karten- werke im zu erstellenden Neubau vorgeschlagen, und alles das nur, um seine Schätze dem Publikum leichter zugänglich zu machen. Jetzt schon in den engen, unzulänglichen Verhält- nissen, mit gänzlich ungenügenden Mitteln an Dienerschatt, in welch liebenswürdiger Weise waltete er seines Amtes, hat er doch, wo sonst als hier in Basel wäre das wohl zu finden, ohne begleitende Aufseher die Büchersäle selbst den Besuchenden offen gehalten; wenn er es nur irgend konnte, gestattete er gerne den Eintritt. Wie dankbar habe ich ihm zu sein, hat er mir doch als Stu- dent noch gestattet, in den Sälen selbst zu arbeiten. Mit vollem Rechte aber verlangte er, dass von ihm per- sönlich solche Erlaubnis bewirkt werde, und nicht wollte er es gestatten, dass auf ein veraltetes, verjährtes, aus längst überholten Verhältnissen stammendes Recht fussend, ihm Unbekannte die Säle betraten, denn auch seiner Pflicht als eines Hüters der ihm anvertrauten Schätze war er sich voll bewusst. Mit gleicher Liebe, mit gleichem Eifer umfasste er alle Teile seines weiten Gebietes. Sowie er für das Wohl der öffentlichen Büchersammlung besorgt war, ebenso warm hat er sich unserer Bibliothek, der der Naturtor- schenden Gesellschaft angenommen. Dafür ein Zeichen a CR il D RR RU ST TEN re SP VO 2 PRES THE SE A Er ER a DR RONDE TAN EN ra nur: Die jüngst vollzogene Neuaufstellung der aus dem Tauschverkehr stammenden Werke. Und doch, meine Herren, bedenken Sie, dass gerade unsere Gesellschaft nur Anforderungen an ihn stellte ohne irgend welche Gegenleistung. Das Eigentumsrecht an den Büchern bleibt der Gesellschaft gewahrt, nur den Raum dafür her- seben und sie in Ordnung halten, das durfte Herr Dr. Sieber. Trotzdem hat der Verstorbene über unsere Sammlung gewacht, sie gehütet und gemehrt, wie über jede andere. Noch sind es nicht drei Wochen her, als er mir einen Bericht der Bibliothek in Freiburg !/Br. vorwies, in dem gerad das Verhältnis der dortigen naturforschen- den Gesellschaft zu ihr, der Bibliothek, besprochen wurde. Dieses Verhältnis, das denkbar freundschaftlichste, schien ihm ein Ideal, „so möge es auch einmal bei uns werden.“ Ich glaube, es waren das die letzten Worte, die er zu mir gesprochen! — | Môge dieser Wunsch sich erfüllen, nur mit verein- ten Kräften vermögen wir Rechtes zu leisten und wem hätte bei nur einigem guten Willen es schwer fallen können, seine Kräfte mit denen eines Mannes zu einen, der so ganz selbstlose Hingabe an sein Amt, mit einem Manne, der, wie Dr. Ludwig Sieber, ein Ehrenmann vom | Scheitel bis zur Sohle. : Möge es, lassen Sie, meine Herren, mich mit diesem Wunsche schliessen, der Stadt Basel niemals an Män- nern fehlen wie Dr. Ludwig Sieber! — e —4D — Zur Wolken - Photographie. Von Albert Riggenbach. Cumuli und die meist hell beleuchteten Cirro-strati sind unter Anwendung einer Gelbscheibe in der Regel leicht photographisch aufzunehmen, von feinen Cirren, sowie dunkeln Nimbus- und Stratus-Wolken gelingt es dagegen nur bei besonders günstigen Beleuchtungsver- hältnissen copierfähige Negative zu erhalten. Der Ver- fasser hat schon früher darauf hingewiesen,') wie durch Verwendung eines polarisirenden Spiegels oder Nicols, das blaue Himmelslicht gedämpft, der Contrast zwischen Cirrus und Himmelsgrund erhöht, und dadurch diese Wolke der photographischen Fixirung zugänglich gemacht werden kann. Sodann hat derselbe durch zahlreiche Wol- kenaufnahmen auf dem Säntisobservatorium im Sommer 1890 den Nachweis erbracht,’) dass alle Wolkenformen und ganz besonders die Cirren in der klaren Luft und bei dem dunkeln Himmel: des hohen Standortes an Détail und Contrast viel reichere Bilder liefern, als bei der Auf- !) Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society. Vol. XV, N° 69, January 1889, p. 16—17. ?) Archives des sciences physiques et naturelles. T. XXIV. 1890, p. 388—390. — 84 — nahme vom Thal aus. Als eines der wirksamsten Mittel aber, um brauchbare Bilder der vorhin genannten schwer erhältlichen Wolkenformen zu gewinnen, haben sich einige, wie es scheint in meteorologischen Kreisen wenig bekannte Verstärkungs-Methoden erwiesen, ich selbst ver- danke deren Kenntniss meinem verehrten Lehrer und Collegen Herrn Dr. Piccard, Professor der Chemie an der hiesigen Universität. Für Cirren habe ich auf folgendem Wege gute Resultate erzielt. Man wählt die Blende so klein und die Expositionszeit so kurz, dass der blaue Himmel einen kaum merklichen Effect auf die empfindliche ‘ Schicht hervorruft. Nach dem Entwickeln und Fixiren zeigt die Platte ein äusserst schwaches, oft kaum wahr- _ nehmbares Bild des Cirrus. Man taucht nun das Negativ für einige Minuten in ein Bad etwa 1'/°/iger Sublimat- lösung und, nachdem sehr gut ausgewaschen, in eine etwa 2°%%ige Lösung von Schlipp’schem Salz (Natrium- sulfantimoniat Sb Sı Nas + 9 H20). Hierin lässt man die Platte so lange, bis die Gelatine von der Lösung völlig _ durchdrungen ist, was man daran erkennt, dass auf der Rückseite keine weissen Stellen mehr sichtbar sind. Endlich wäscht man wieder aus. Der Cirrus erscheint: nun dunkel auf hellem Grunde, und das Negativ ist häufig so kräftig, dass ein Copiren an der Sonne not- wendig wird. Dieses Verfahren empfiehlt sich überall. da, wo nur eine Wiedergabe der Zeichnung gewünscht wird, dagegen die Erzielung von Halbtönen ausser Be- tracht fällt. Von Platten, die wegen allzustarker Unter- exposition verloren schienen, konnten nach diesem Ver- fahren vorzügliche Copien erlangt werden. Es dürfte dasselbe auch in der Astrophotographie sowol bei der Aufnahme von Sternkarten als von Sternspectren gute Dienste leisten. on ru ng ra ff SZ SF En D do ec L Kur NME à 7 EE P y ET PETE PAS u" Dr * In ht A, A LL Bar oc: 4 ©) 7e . 1,2 h 6) ? SE 2 — 895 — Bei Stratus-, Nimbus- und Strato-cumulus-Bildern ist eme weniger kräftige Verstärkung zweckmässiger. Man bringt die fixirte und ausgewaschene Platte in ein Bad von folgender Zusammensetzung. | 2 Teile Sublimat “2... vdodkalum> 4° „ unterschwefligsaurem Natron + 120 , Wasser und lässt sie so lange darin, bis die Platte die gewünschte Kraft erreicht hat. Auch hier erscheint es zur Erzielung wirksamer Contraste von Vorteil etwas zu kurz zu exponiren. | Basel, im October 1891. Dreizehnter Bericht über die Dr, J, M. Ziegler’sche Kartensammlung. Die Kartensammlung hat sich im abgelaufenen Berichtsjahr vermehrt um a) à) e) d) I. Geschenke. Von Herrn Dr. L. Sieber: 1) Fernschau. Jahrbuch der mittelschweizerischen geograph.-commerciellen Gesellschaft in Aarau. Bd. 1—4. Aarau 1886—90. 8°. 4 Bände. 2) Leutholds Post-, Eisenbahn- und Dampfschiffkarte der Schweiz, gest. von J. Mülhaupt. Zürich 1860. 1 Blatt. Von Herrn William Speiser -Strohl: 3) Karte von Ospedaletti und mgebuns.. Colmar 1890. + Dlatt: Von Herrn Prof. Dr. Bernhard Riggenbach: 4) Plan von Moskau v. J. 1885. Imp. fol. 1 Blatt. 5) Plan von Moskau v. J. 1884. Fol. 1 Blatt Von Herrn Dr. Emil Burckhardt: 6) Pelet, Carte officielle des environs de Paris, 1:40,000. 1839. 8 Blätter. 7) Specialkarte des Ortlergebietes, 1:50,000, hrsg. vom D.-Ö.-A. 1 Blatt. Von den Erben des Herrn Rud. Merian -Frischmann: 8) Joh. Bapt. Homann, Atlas novus terrarum orbis 4 imperia demonstrans. Noribergæ, 1746—86. fol. . 1 Band. Î) 9) — 897 — 9) Atlas élémentaire géographique, historique etc. Choix de cartes du grand Atlas de A. Lesage (Comte de Las Cases). Paris, s. a. Fol. 1 Band. 10) Karte des Seez- und Rheinthals, 1 : 25,000. Win- terthur, J. Wurster & Co. 1 Blatt. 11) Postkarte von Baden, Würtemberg und Bayern. 1823. Karlsruhe. 1 Blatt. 12) Karte von Italien, München, J. G. Cotta, 1839. 1 Blatt. 13) Carta dell’ Italia superiore coi Passagi delle Alpi. 1:900,000. Winterthur, J. Wurster & Co. 1 Blatt. 14) Neue Postkarte von Teutschland von F, M. Diez. Berlin und Frankfurt. . 1795. 1 Blatt. :. 15) Kanton Basel Stadttheil von Fr. Baader, 1 : 25,000. Basel 1838. 1 Blatt. 16) An entire new plan of the cities of London & Westminster etc. London 1817. 1 Blatt. 17) Nuova Pianta di Roma moderna. Roma 1837. 1 Blatt. Von der Geographischen Ausstellung in Bern, durch Prof. Albert Riggenbach: 15) Katalog der geographischen Ausstellung in Bern. 1891,..8% 7 Band. Von den Erben des Herrn Georg Courvoisier: 19) 5 Karten von Palästina & 1 Karte der Reisen des Apostels Paulus. 6 Blätter in 1 Band. 20) Atlas von 51 Städteplänen (Kupferstich). 51 Blätter in 1 Band. II. Anschaffungen. 1) Karte über das Gebiet der Juragewässer von Mur- ten bis Attisholz (vom eidg. Departement des Innern). Red. von F. Leemann. 1863. 7 Blätter. 57 2 3) 4) 5) 6) AL 8) 9) 10) 11) 12) 13) ee Carte du Canton de Neuchâtel, publ. par la Société d’Utilite publique, dessinée par A. de San 1:100,000. 1 Blatt. Carte de l’ancien évêché de Bâle réuni aux à de Berne, Bâle et Neuchâtel, levée de 1815 à 1819 par A. J. Buchwalder. 1 Blatt. 4 Stieler Handatlas, Lief. 27—32 (Schluss). Gotha, Perthes, 1890, 1891. Mit Namensverzeichniss, 1891. 17 Blätter mit Titel und Inhaltsverzeichniss und 1 Band. | | 4 Generalkarte von Mitteleuropa, Lief. 5. 6. 18 Blätter. Becker, die Schweizerische Kartographie an der Weltausstellung in Paris 1889. Mit 3 artist. Beilagen. Frauenfeld 1890. 1 Band. | Siegfried -Atlas der Schweiz. Lief. 37 u. 38. 24 Blätter. Nüscheler - Usteri, A., Karte er Jos der Stadt Zürich. (c. 1650). 1 Blatt. E Specialkarte vom weltlichen Kleinasien, v. Kiepert, 1:25,000. Lief. 2. Berlin, Reimer. 5 Blätter. Gaeblers deutsche Colonialkarte, Afrika und die | Schutzgebiete in der Südsee, 1:16 ‚000,000. 2. Auf. … 1891... 1 Dlatt. Müller, G., Militärkarte des Deutschen Reichs (1. … April 1891), 1: 750,000, mit erläuterndem Textheft. _ 1 Blatt u. 1 Band. Er Rt Nordenskiöld, A. E., Facsimile-Atlas of the early history of Cartography, translated from the Swedish … original by J. A. Ekelöf and Cl. R. Markham. Stock- holm 1889. Fol. Mit 51 Karten und 84 Abbildungen a im Text. 1 Band. 4 Blankenhorn, Grundzüge der Geologie und se 4 kalischen do ci von Nordsyrien. Mit 10 Ab- 14) Wislicenus, Walter, Handbuch der geographischen - Ortsbestimmungen auf Reisen. Leipzig 1891. 8°. 1 Band. Plan von Gross- Wien mit der neuen Bezirksein- 15) 16) 17) 19 19) 20) 21) 22) 23) 24) — 899 — bildungen im Text und 2 Karten (1 : 500,000). 2 Blätter und 1 Band. theilung, 1:20,000. 1 Blatt. C. Flemming’s Generalkarten, N°32. Schweden, Nor- wegen, Dänemark, 1:3,000,000. Glogau. 1 Blatt. Uebersichtskarten der Eisenbahnen Deutschlands, bearbeitet im Reichs - Eisenbahn - Amt. 1:1,000,000. Berlin. 4 Blätter. Nabert, Karte der Verbreitung der Deutschen in Europa, 1:925,000. In 8 Sectionen. Lief. 1—4. Glogau, Flemming. 4 Blätter. Lehmann, Das Kartenzeichnen im geographischen Unterricht. Halle a./S. 1891. 1 Band. Sommerbrodt, E., Die Ebstorfer Weltkarte. Hanno- ver 1891. Text und Atlas von 25 Tafeln. 25 Blätter und 1 Band. Berghaus, physikalischer Atlas. Abthl. 2. Berghaus, Atlas .der Hydrographie. Gotha, Perthes, 1891. Fol. 1 Band. — Abthl. 4 Neumayer, G., Atlas des Erdmagne- tismus. Gotha, Perthes, 1891. Fol. 1 Band. Indischer Ozean. Ein Atlas von 35 Karten. Hrsg. von der Direktion der Deutschen Seewarte. Ham- burg 1891. 1 Band. Vogel, C., Karte des Deutschen Reichs, 1:500,000. Lief. 1. Gotha, Perthes, 1891. 2 Blätter. Wir sprechen allen denen, welche durch Geschenke und durch Beiträge zur Vermehrung der Sammlung bei- getragen haben, unsern wärmsten Dank aus. Unter den De ERA ES — 900 — Anschaffungen heben wir als bedeutendste Publikation M den Facsimile-Atlas von Nordenskiöld hervor, der eine ganze Sammlung von Karten des 15. und 16. Jahrhun- 4 derts, d. h. bis nach der Zeit der grossen Entdeckungen enthält, eine Sammlung, die mit grossem Fleisse zusam- mengebracht nirgends in ähnlicher Weise vereinigt ist, Mit tiefem Schmerze erwähnen wir hier des Todes zweier um die Kartensammlung verdienter Männer, des Herrn Dr. L. Sieber, der seit der Uebergabe der Sammlung an die Naturforschende Gesellschaft nicht nur das Amt eines Quästors versehen, sondern sämmtliche Geschenke in Empfang genommen und die Anschaffungen besorgt und alles mit dem ihm eigenen Ordnungssinne benützbar gemacht hat; sodann des Herrn Oberst R. Merian-Iselin, der sein besonderes Interesse an der Sammlung durch kräftige finanzielle Unterstützung kund gegeben hat. In Folge der alljährlich durch den Tod eintretenden Lücken im Bestande der Kontribuenten nehmen die ver- fügbaren Mittel stetig ab. Im Jahre 1879 haben 5 Beitragende zusammen Fr. 800. — bezahlt; in diesem Jahre 1891 aber 51 Beitragende Fr. 500. —. ‘Wenn nun schon ein kleiner Fond gesammelt ist, dessen Zinsen ebenfalls zur Verwendung kommen, so erachten wir es doch als durchaus nöthig, dass sich wieder neue Freunde der Kartographie finden, welche die zur Fortführung der Sammlung nöthigen Mittel vermehren helfen. Die Sammlung ist für Jedermann, der sich darum interessirt, jeden Samstag Nachmittag 2—4 Uhr eröffnet; das Lokal befindet sich im Anbau der Lesegesellschaft. Der Vorsteher: Prof. Fr. Burckhardt. Basel, im November 1891. 3 | re: +0 44 2 3 20 L % à: À Be : 0 4 i 12. } De. 9 PE — 0% — J. M. Ziegler’sche Kartensammlung. Rechnung vom 1. November 1890 bis zum 31. October 1891. Einnahmen. Saldo voriger Rechnung 51 Jahresbeiträge für 1890 Zins der Hypothekenbank pro 1890 . Vierte Abrechnung von B. Schwabe . Fr. 6383. 901. Ausgaben. I Anschaffungen. Diverse Karten aus Dr. V. Gillieron’s Nachlass Nordenskiöld, nie Alla : Siegfried - Atlas, Lief. 37 und 38 . Berghaus, Atlas der Hydrographie Neumayer, Atlas des Erdmagnetismus Stieler, Handatlas, Lief. 22—32 Namensverzeichniss zu Stieler . Nabert, Verbreitung der Deutschen Lief. 1-—4. Namensverzeichniss zu Aa Balkan Sommerbrodt, Ebstorfer Weltkarte . Kiepert, Karte des westlichen Klein- Asiens, Lief. 2 . . Vogel, Karte des deukschen Res Mie 1, { | Gaebler, Deutsche Klaas Müller, Militärkarte von Deutschland, mit Text | . Plan von Gross- Wien . RAR OR Uebertrag Fr. 245. 2. >. 421. 60 25 en Uebertrag Fr. 2a ne s Generalkarte, N° 32 5 1.838 Uebersichtskarte der Eisenbahnen Deutschlands. ns ne bia . Atlas des Indischen Ozeans ey . Generalkarte von Mittel-Europa, Diet 5 und 6: ner . Becker, ro ere Se à 2. 40 . Wislicenus, a Ns mungen 5102.70 . Blankenhorn, Geologie von Norden 48 — . Lehmann, Kartenzeichnen . De, . Nüscheler, Karte von Zürich SR, 2. 95 | Er. 549. 35 Ik -Diversa Einzug der Fr. 15. — Malerarbeiten . . . ar A Druck der Berichte 11 u. 12 99.10 ; Büchbinde 2... 20.5 Summe der one Fr. 607. 55 Saldo auf neue Rechnung » 0633. 92 . 7241. 47° Für den Quästor: Dr. €. Chr. Bernoulli. Basel, den 4. November 1891, Chronik der Gesellschaft. SBSiennium 1890-1392. Nov. 6. Nov. 20. Dee: 4 Dec. 18 Jan. 8 Jan. 22 Febr. 5 Febr. 19. März 6. (Fortsetzung). Vorträge. 1889. Herr Dr. V. Gilliéron : Ueber das muthmassliche Vor- kommen von Salz auf baselstädtischem Boden. Herr Dr. C. Schmidt: Die Glacialerscheinungen am Monte Salvatore und nördlich der Alpen. Herr J. Weinmann: Vorlesungsversuch über die Ober- flächenspannung einer Flüssigkeitshaut. Herr Prof. R. Nietzki: Chemische Constitution von Tol- uylenblau und Toluylenroth. | Herr A. Gutzwiller: Die fossile Flora von Basels Um- gebung. 1890. Herr Prof. L. Rütimeyer: Die alteocäne Fauna von Egerkingen. Herr Prof. F. Zschokke: Das Thierleben in den Hoch- gebirgsseen. Herr Dr. R. Flatt: Die günstigste Materialverwendung im Leitungssystem einer electrischen Beleuchtungs- anlage. ; Herr Prof. F. Miescher: Die chemischen Stoffe der Ei- zelle. | Herr Prof. K. VonderMühll: Die Anzahl der unabhän- .gigen Perioden einer eindeutigen Function complexen Arguments, re März 19. Herr Dr. M. von Lenhossek: Hinterwurzeln und Hinter- stränge des Rückenmarks. April 80. Herr Prof.K. VonderMühll: Die electromagnetische Theorie des Lichts. Mai 14. Herr Prof. J, Kollmann: Der Schädel Beethovens und der Zusammenhang von Körper und Geist. Mai 28. Herr Dr. M. von Lenhossék: Studien an Atschinesen- schädeln. Herr E. Greppin: Versteinerungen aus dem Oolithe astartien. Juni 11. Herr Prof. A. Riggenbach: Die unperiodischen Witte- rungserscheinungen auf Grund 111 jähriger Auf- zeichnungen der Niederschlagstage. Juni 25. Oeffentliche Sitzung. | Herr Prof. F. Zschokke: Die zoologische Station in Neapel. BSiennium 1890 - 92. Beamte: Präsident: ‘ Herr Prof. Dr. Karl VonderMühll. Vice-Präsident: „ Prof. Dr. Rud. Nietzki. Secretär: » Prof. Dr. Albert Riggenbach. Vice-Secrefär: „Prof. Dr. Georg Kahlbaum. Vorträge. 1890. Nov. 5. Herr Prof. L. Rütimeyer: Die fossile Fauna von Eger- kingen. — Neue Fundstücke aus der Umgebung von Basel. \ SF a Een Se «à “an con © ef aa raté te März 18. Mar ,-13. June Julie 8. Nov. 4. Nov. 18. Dec::-:2:7 Dec. 16. — 905 — Herr Prof. K. VonderMühll: Das Princip der kleinsten Action. Herr Dr. M. von Lenhossék: Die motorischen Fasern in den Hinterwurzeln des Rückenmarks. Herr Prof. C. Schmidt: Die graphische Darstellung der chemischen Zusammensetzung von Massengesteinen. — Die krystallinischen Schichtgesteine der Alpen. Herr Dr. A. Jaquet: Ein neuer Apparat zur genauen Registrirung kleiner Zeitintervalle. 1891. Herr Dr. Puff: Die kalten Gewässer an der Ostküste des Atlantischen Oceans. Herr Prof. F. Zschokke: Die Fauna der Gebirgsseen des Rhätikon. Herr Prof. J. Kollmann: Studien an Affen-Embryonen. — Die Entwicklung des Mesoderms beim Hai. Herr Prof. E. Hägenbach-Bischoff und Dr. L. Zehnder: Untersuchungen über die Natur der Hertz’schen electrischen Schwingungen. Herr Dr. G. Kahlbaum: Statische und dynamische Methode der Siedepunktsbestimmung. Herr Dr. G. Kahlbaum: Fortsetzung. Herr Prof. H. Heussier: Der Anthropomorphismus. Oeffentliche Sitzung. Herr Prof. A. Riggenbach: Wolkenbilder vom Säntis. Herr Prof. K. VonderMühll: Die theoretischen Vorstel- lungen von Georg Simon Ohm. Herr Prof. L. Rütimeyer: Der allgemeine Charakter der Egerkingerfauna. Herr Prof. G. Klebs: Zur Physiologie der Fortpflanzung von Vaucheria sessilis. Herr Prof. C. Schmidt: Das Vorkommen des Diamanten in Meteorsteinen. Herr Prof. C. Schmidt: Die archäischen Felsarten Nord- Americas. Jan. 1892. 6. Herr Prof. R. Nietzki: Die VD des Stickstofs mit dem Wasserstoff. Herr Prof. A. Riggenbach: Photos Aufnahme von Cirren durch Verstärkung mit Schlipp’schem Salz. Jan. 20. Herr Prof. Fr. Zschokke: Die Parasiten des Lachses. Febr. 17. Herr Prof. C. Schmidt: Der Salzsee von Utah. März 16. Herr Ed. Greppin: Zur Orographie der Umgebung von Mai Juni Langenbruck. 11. Herr E. Bürgin, Ing.: Gleichstrom, Wechselstrom und Drehstrom. 1. Herr Prof. C. Schmidt: Angeblicher Bernstein aus Savoy- ischer Molasse. | Juni 15. Oeffentliche Sitzung. Herr Prof. C. Schmidt: Bau und SRE des Felsen- gebirges von Nordamerika. Biennium 18923-183894. Beamte: Präsident: Herr Dr. A. Gutzwiller. Vice-Präsident: „ Prof. Dr. F. Zschokke. Secretär: „Prof. Dr. A. Riggenbach. Vice-Secretär: „ Prof. Dr. 6. Kahlbaum. Vorträge. 1892. 2. Herr Prof. K. VonderMühll: Die Theorie der „Seiches“. 4 : Nov. 16.. Herr Prof. G. Klebs: Die Ernährungsweise der nieder- 0 sten Tiere. Dee. Dec. 21. — 907 — Herr Prof. M. von Lenhossék: Das Nervensystem des Regenwurmes. Herr Dr. J. Balmer: Die Wirkung des Oeles zur Be- sänftigung der Wasserwellen. 1893. Herr Prof. J. Kollmann: Der Embryo der Affen. Herr Prof. C. Schmidt: Der geologische Bau des Kaiser- stuhls und seine Beziehungen zu Schwarzwald und Vogesen. Herr Dr. E. Zollinger: Diluviale Flussverschiebungen. Herr Prof. E. Hagenbach-Bischoff: Die Kraftübertragung durch Drehstrom. Herr Prof. F. Mühlberg in Aarau: Der geologische Bau des Jura. Herr Apotheker E. Steiger: Die einheimischen Florideen. Herr Prof. Fr. Miescher: Die physiologischen Wirkun- gen des Höhenklimas. Oeffentliche Sitzung. Herr Prof. H. Heussler: Der Kampf um den Zweck. Am 14. Mai führte die Gesellschaft eine geologische Excursion in den Kaiserstuhl aus. Verzeichniss der Mitglieder der Naturforschenden 10. Gesellschaft 1893. a. Ehren - Mitglieder. . Herr Max von ne Professor in Mün- chen Beer „ Alexander Kenksie: m. des Mu- seums für vergleichende Anatomie in Cambridge, Mass... » Albert Günther, a am BR tish Museum in London „ Simon Schwendener, Professor in Berlin b. Correspondirende Mitglieder. Herr E. de Bary-Gros, in Gebweiler . „ E. Benneke, Professor in Strassburg „ Robert Billwiller, Director der schweiz. _meteorolog. Central-Anstalt in Zürich „ Giov. Capellini, Professor in Bologna . „ Ed. Cornaz, Dr. Med. in Neuchätel . „ Louis Coulon, Direktor des Museums in Neuchätel „ James D. Dana, Professor in Ney-Hayen » À. Daubrée, Professor am Jardin: des Plantes in Paris : ë , À. Des Cloiseaux, Professor in Pare „ Carl Euler in Bom Valle, Brasilien Mitglied seit 1860 1880 1880 1880 Mitglied seit 1867 1380 1887 1875 À 1856 1856 1861 1864 à 1860 — 909 — ik Herr Ernest Favre, Geolog in Genf. . . . 1875 12. , Dr.F.A.Forel, Professor in Morges . 1880 13. ,„ Dr. Paul Groth, Professor in München 1880 14. ,„ Dr. Bernhard Hagen in Deli, Sumatra . 1892 15. , Dr. A. Hirsch, Professor in Neuchâtel . 1881 16. . ,| Charles A. Joy, Professor in New-York 1865 17. , Adolf Krayer-Förster in Basel . . . 1864 18. „ Dr F. Lang, Professor in Solothurn .. 1867 Au Percival de horiel in Genf... . »... 1880 #20, houis Lbortet, Director m Lyon . . . 1812 2. Dr Borsyth Major in Florenz... ........ 1880 22. „. Dr. F. Mühlberg, Professor in Aarau . 1893 a Müller, Apotheker in Rheinfelden . . 1867 24. „ Paul Reinsch, Lehrer in Nürnberg . . 1862 25. „ HE. Renevier, Professor in Lausanne . . 1880 26. , Dr.Fridolin von Sandberger, Professor m Würzburg... «:. 1868 21. „ A.Scheurer-Kestner, nn in Thann 1866 28. „ Gust. von Tschermak, Professor in Wien 1880 29. ,„ G. Wiedemann, Professor in Leipzig . 1854 se 2, Bud. Wolf, Professor in Zürich . =... 1867 c. Ordentliche Mitglieder. Aufnahmsjahr. 1. Herr Rud. Alioth-vonSpeyr, Oberst . . . . 1883 =, Wıilh. Alioth-Vischer, Oberst .:..5:1890 ir, I, Anneler, Chemiker . . ;..... .. 7.2.1846 2 J. Bachofen Petersen: : 6: » u2r2,..1892 >... Dr-J..Balmer..: ER LEN 6. „ Heinr. Becker, stud. bil. ER re 1891 4 „. Dr.Carl Chr. Bernoulli, OberbiBlin Reken 1890 Soon: Bernoulli: 7" APE ND Lee 9. , Dr. Wilh. Bernoulli- dons RT = L062 10. Heari Besson, Ingenieur... 5.41, 0#7,".1688 11. Herr Aime Bienz, Secundarlehrer 12. 13. 14. 15. 16. 17, 18. 19. 20. 21. 29. 93, 94. 25 96, 27. 28. 99, 30. 31. 32. 38. 34. ab. 36. 37. 38. 39, 40. 41. 42. 48. Dr. Rob. Bindschedler . Fritz Bischoff . 3 Dr. Eugen Bischof Wieland Prof. Dr. Ad. Bolliger J. Bollinger-Auer, Lehrer _ J. Brack-Schneider, Chemiker . Dr. Emil Bucherer, Gymnasiallehrer Theod. Bühler, Apotheker . Emil Bürgin, Oberst Dr. Karl Bulacher, Chemiker Prof. Dr. G. Bunge . Ad. Burckhardt-Bischoff . Prof. Dr. Fr. Burekhardt-Brenner Dr. Aug. Burckhardt-Dick Prof. Dr. Albr. Burckhardt- Racine Dr. Martin Burckhardt-His . Hier. Burckhardt-Iselin Ad. Burckhardt-Merian Dr. Rudolf Burckhardt . Felix Burckhardt-Siber Dan. Burckhardt-Thurneysen Dr. Pierre Chappuis-Sarasin in Sèvres Dr. Alfred Christ-Paravicini in Langen- bruck- | .Dr. om, Christ- Son ‚Dr. Aug. Collin, Chemiker Felix Cornu, Chemiker - Prof. Dr. L. Courvoisier . Dr. J. J. David Denn “J. deBary-Burekhardi 5 2.20 055 Dr. Theod. Engelmann . F. E. Falkner-Rumpf, Chemiker He Prof. Dr. Herm. Fehling . — si e_ #4. Herr Dr. Rob. Flatt .: : . . NE SSL 45. „ - Rud. Forcart-von Een lschiele re le ie. 46 „ Dr. Adolf Fritze in Freiburg 1. B. . . 1892 26, À: Pürsteubérser-Ryhiner … . . . .. 1869 a2, & Finstenberger-Vischer . . . :°. .- 1867 = „Karl Geisy, Ingenieur. .:: .,. 21898 Br, Br Pddand Geigy. 5, 2 71892 se. © Geisy-Hagenbach ©... . . .. 4892 2. ‚Joh hud, Geigy-Merian . . ©, . «+. "1876 25. - , Dr. Rud. Geigy-Schlumberger . . . . 1888 31: , Dr Gelpke, Arzt in Liestal‘. .=. -..1892 =, Dr Armand Gerber . ... .......)...1890 a6 Dr. Rob. Gnehm,. Chemiker .. .::, … 1881 57. Dr A:Gonner-Burckhardt. .-: : 2 1884 53. , Dr. FE. Gôttisheim, Ständerath. . .. . : 1865 D. Dr Max von Gonzenbach ::.°. 1892 60. , Prof. Dr. Friedr. Goppelsröder in Mil- | hausen... I SER BR, 61. „ Ed. Greppin, an D Sr Geenter-Engel - ... -. | 1892 63. , Dr. Herm. Griesbach, Professur. in mil. | © sshausen.. >»... Ra loch” 665 Dr. Karl ringe. ehe 65. „ H.Grüner-His, Ingenieur ... . . . 1860 66. „ Dr. A. Gutzwiller-Gonzenbach .. . ... 1876 6: „. Br H. Haaren-Thurneysen . . . . 1861 68 , Dr. Ad. Hägler-Gutzwiller . . . ... 1863 Fr, Be Rad Hagler 2 +. . , . . 1802 70. , : Häring-Merian in Liestal. . +... ... 1892 2, 2,8% Dr. Oad Hasenbach:.. Vs 1898 172. , Prof. Dr. Ed. Hagenbach- Bischoff. et 1690 73. , Prof. Dr. Ed. Hagenbach-Burckhardt . 1867 74. , Dr. Eduard Hagenbach, Chemiker ... 1888 75. , Fr. Hagenbach-Merian . . . . . ... 1829 os = 76. Herr Dr. John Hay 17. 78. 19. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 81. 88. 89. 90. 91. 92. I3: 94. 95. 96. “0 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. Prof. Dr. H. Heussler . : Prof. Dr. Wilh. His in Leipzig A. Hoffmann-Burckhardt Dr. Fr. Hosch-Jaquel . Dr. Rud. Hotz-Linder J. J. Huber-Burckhardt . Dr. Carl Hübscher . Asmus Jabs, Director in Yshlen Dr. Alfred J aquet . ee Dr. Fridolin Jenni . 5 Prof. Dr. Herm. Immermann Dr. A. Jonquiere Dr. Friedr. Kägi Prof. Dr. G. W. A. Ro Alb. Kehlstadt, Chemiker Dr. Herm. Keller in Rheinfelden Guido Kern, Ober-Ingenieur . Kaspar Kosien stud. phil. Prof. Dr. A. Kinkelin, Nono Dr. J. A. Klaye, Chemiker . Prof. Dr. G. Klebs. Fr. Klingelfuss, Hiecolachnitee Dr. J. Kober, Apotheker Dr. A. Kôchlin, Apotheker C. Köchlin-Iselin Prof. Dr. J. Kollmann Prof. Dr. von Lenhossek in MW ircbure Dr. Fr. Leuthardt in Liestal Fr. Lindenmeyer-Seiler . Rud. Linder-Bischoff . Dr. Arnold Lotz Dr. Th. Lotz-Landerer Dr. Jakob Mähly-Trüdinger ÉD RCE A nr ARE NCAA Era 110. Herr Fr. vonMandach, stud. med. . . . ” 111. „ Prof. Dr. Rud. Massini #1. 2 .2>d,. Mast,.8. GB. Director MS, Rud. Maurer... 114. „Carl Mayer-Dahm, Cine. 115. , Dr. Carl Mellinger : 116. „ Prof. Dr. Fr. Miescher- Rüsch À 117. , Paul Miescher, Gas-Director . 118. , Dr. Fr. Müller, Rathsherr 119. „ Dr. Heinr. Müller, Chemiker 120. ,„ Adalbert Mylius, Chemiker 121. ,„ Cas. Nienhaus, Apotheker . 1227. „. Prof. Dr. Rud. Nietrki 123. ,„ Carl Ochs, stud. phil. 124. „ Dr. Rud. Oeri-Sarasin 125. , HE. Passavant-Allemandi . 26%" Prof. Dr. J. Piccard +. Dr Ben: Plüss. 5 128. , Hans Preiswerk-Preiswerk, Bonne lehrer 229. Arn. Refardt- Bischoff. 130. ,„ Prof. Dr. A. Riggenbach- Burckhardt 131. „ Eduard Riggenbach, Ingenieur . 132. „ A.Riggenbach-lIselin . 133. , Fr. Riggenbach-Stehlin . 134. ,„ Dr. Christ. Ris, Chemiker Br: 135. , Medicinalrath Dr. Ritter in Lörrach - . 136. ,„ Otto Röchling 137. , J. Rohner, Sec.-Lehrer in DR 158. , . Dr.A.Rosenburger 2, Prof Dr:M Roth Be, 140. ,„ Dr. Leop. Rütimeyer in hohen i 141. ,„ Prof. Dr. Ludwig Rütimeyer 142. Joh. Rupe-Fischer . 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 143. Herr Dr. Franz Sandmeyer, Chemiker. 144. BR. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. - 159. 160. 161. 162. 163. Dr. Fr. Sarasin . Dr. ©. ©. Schulthess- Schulthess Prof. Dr. Fr. Siebenmann . E. Siegwart, Chemiker in Schwäirerhall Georg von Silany, stud. phil. . 8. Simon, Ingenieur. . Prof. Dr. A. Socin . Prof. Dr. Paul Speiser - er, "Nat Rath . W. Speiser-Strohl, Dekan Alfr. vonSpeyr-Merian Carl vonSpeyr . O. Spiess-Fäsch, na Dr. Alfred Stähelin in Aarau Dr. Hans Stehlin . Emil Steiger, Apotheker Dr. Ad. Streckeysen . H. Sulger, Ingenieur Rud. Sulger . Prof. Dr. v. Sury Emil Suter, Optiker . 1889 1886 Dr. Paul Sarasin 1886 _E. Schenkel, Conservator 18993 Dr. Paul Scherrer . 189220 Dr. Fr. Schetty . 1892 Prof. Dr. H. Schiess 1864 Fr. Schider, dre. ‚2.1892 Dr. Otto Schlesinger . .. 1888 Bened. Schlup, Sec.-Lehrer 1891 Prof. Dr. Carl Schmidt 1888 Joh. Schmiedhauser-Alder . 1867 Dr. Theod. Schneider-Preiswerk . 1868 Dr. G. Schröder . 1873 1892 1888 1892 1892 1888 1864 1887 1876: 1876 1893. 1873 1864 . 1892 1889 1892 1870 1842 1878 1888 176. Herr Dr. Karl Ternetz. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194, 195. 196. 197. 198. 199. CS SC DER LESC REC A ARE Dr. Friedr. Tschopp, Gymmasialehre Dr. Henri Veillon . es Fr. Vischer-Bachofen Dr. Carl Vischer-Merian, Becher Th. Vischer-VonderMühll Prof. Dr. H. Vöchting in Tübingen Carl VonderMühll-Burckhardt Prof. Dr. Carl VonderMühll-His Dr. Paul VonderMühll-Passavant G. Wackernagel-Merian Dr. Job. Walter-Friess Aug. Weidenmann Joh. Weinmann, Chemiker Dr. X. Wetterwald Dr. Paul Witzig Fr. Zahn-Geigy . Dr. Ernst Zehntner in Baba Be Genf Dr. Henri Ziegler . Ger. Zimmerlin-Boelger Dr. Wilh. Zinstag . Dr. Edw. Zollinger Prof. Dr. Fr.:Zschokke Jos. Zubelen, Chemiker . 1890 1886 . - 1890 1883 1843 1876 1879 1876 1867 1892 1892 1887 1892 1881 1892 1892 1876 1892 1592 1892 1892 1392 1887 1890 Seit der Veröffentlichung des letzten Mitglieder- verzeichnisses im Jahre 1889 sind 12 Mitglieder wegen Wegzugs von Basel oder aus andern Gründen aus der Gesellschaft ausgetreten; es sind dies die Herren: Mitglied von bis 1. Herr Ed. Burckhardt-Zahn . . . . . 1876-1893 2. Joh. Graber, Lehrer 1877—1889 10. Ki. 12. den 3 = 5. 6. T e) 9 RES PR ROUE at * . Herr H. Iselin, Pfarrer in Balstal Rud. Lüscher-Burckhardt Dr. Joh. Müller, Prosector Ferd. Petersen-Müller . Dr. A. Puff : Leo Schlein, Öhentiker Gerhard Schmidt, Chemiker Prof. Dr. J. Volkelt Fr. Walser-Hindermann . Dr. L. Zehnder 1892-1893 1881-1892 à 1887 —1889 18871892 1890—1892 1889—1892 . 1889 — 1890 1884 —1889 1889—1892 1890—1892 Zwölf Mitglieder wurden der Gesellschaft durch Tod entrissen, darunter viele, deren langjährige rege Thätigkeit und zum Theil grossartige Schenkungen die Gesellschaft dauernd pflichten ; 10. 11: 12. 1 2 3 4. 9. 6 7 8 9 es sind dies die Herren: . Herr Dr. J. J. Bernoulli-Werthemann . Prof. Dr, J. Bischoff-Burckhardt i M. Bölger-Hindermann Dr. V. Gillieron . Prof. Dr. J. Hoppe . Dr. Alfr. Kern-Anselm Dr. Theod. Kündig-vonSpeyr . Rud. Merian-Iselin, Oberst . Prof. Dr. Albr. Müller G. Rauch-Gubler Dr. L. Sieber, Obesnbhoikokar Charles Socin-Kaufmann, Ing. Te zu dankbarstem Andenken ver- ae 1826— 1892 1868—1892 1839— 1893 1866— 1890 1852—1891 1886—1893 1861— 1891 1844—1891 1846— 1890 1855 — 1890 1875—1891 1882— 1890 | Bestimmungen über die Publication von Arbeiten in den Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Basel. (Von der Gesellschaft beschlossen am 1. Juni 1892). . Die „Verhandlungen“ haben den Zweck die wissen- schaftlichen Mitteilungen, welche der Gesellschaft in einer Sitzung vorgelegt worden sind, möglichst bald durch den Druck zu veröffentlichen. . Jede für die Verhandlungen bestimmte Abhandlung ist dem Secretär als druckfertiges Manuscript einzureichen und zugleich ist die Zahl der vom Autor gewünschten Separatabzüge anzugeben. . Ueber die Aufnahme einer Abhandlung entscheidet die Redactions-Commission, bestehend aus zwei von der Gesellschaft auf sechs Jahre gewählten Mitglie- dern, sowie dem jeweiligen Präsidenten, Vicepräsi- denten und Secretär der Gesellschaft. . Dem Autor einer in den Verhandlungen veröffent- liehten Abhandlung steht es frei, dieselbe auch noch in andern Zeitschriften oder besonders zu publiciren. Siehe jedoch Art. 10. . Die Kosten für den Druck trägt die Gesellschaft. Wünscht jedoch der Autor den für die Verhandlungen hergestellten Satz auch noch zu anderweitiger Pu- blikation zu benützen, so kann dies gegen Ver- gütung eines im Verhältniss zur Zahl der hiefür 10. 11. Dior ng erforderlichen Extraabzüge stehenden Beitrages an 4 die Kosten des Satzes geschehen. Die Kosten, welche aus erst bei der Cor- rectur des Satzes erfolgten Abänderun- . gen des Manuscripts erwachsen, trägt der Autor. Die Erstellungskosten von Textabbildungen und Tafeln trägt im Allgemeinen der Autor, doch kann die Redactions-Commission an dieselben einen Bei- trag bewilligen. Der Autor erhält auf Wunsch 50 Separatabzüge gratis, eine beliebige Zahl weiterer Abzüge zum Selbstkostenpreise (50 Expl. pro !/a Bogen à 75 Cts., pro !/ı Bogen à Fr. 1. —, pro Titel à Fr. 1. —, exclus. Buchbinderkosten). | Die dem Autor übergebenen Separatabzüge dürfen nicht in den Buchhandel gebracht werden; dagegen steht der Gesellschaft das Recht zu auf ihre Rech- nung Separatabzüge in den Handel zu bringen. Der Verkehr des Autors mit dem Drucker wird, so weit er sich nicht auf Correcturen bezieht, durch den Secretär vermittelt. Wird auf Wunsch des Autors der für die Verhandlungen hergestellte Satz zur Veranstaltung besonderer Ausgaben benützt, so ge- schieht dies ebenfalls durch Vermittlung des Secre- tärs. | Falls der Autor die Kosten des Satzes seiner Ab- handlung auf eigene Rechnung übernimmt, fallen die Bestimmungen des Art. 9 dahin, jedoch dürfen auch in diesem Falle separate Publicationen nur im Verlage der von der Gesellschaft für die Ver- handlungen gewählten Buchhandlung erscheinen. neben ——— Ä 3 À 1 | Verzeichnis der Gesellschaften und Institute, mit welchen die Naïurforschende Gesellschaft in Schriftentausch steht. Aarau. Naturforschende Gesellschaft. Abbeville. Societe d’emulation. Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Oster- landes. Amiens. Société Linnéenne du Nord de la France. Amsterdam. Koninklijke Akademie van Wetenschap- pen. | — Konimklijk zoologisch Genootschap. Natura artis magistra. Angers. Société d’études scientifiques. Annaberg. Annaberg -Buchholzer Verein für Natur- kunde. Augsburg. Naturhistorischer Verein. Bamberg. Naturforschende Gesellschaft. Batavia. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch- Indie. Bergen. Bergens Museum. Berlin. Kgl. preussische Akademie der Wissenschaften. — Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Deutsche geologische Gesellschaft. — Kgl. preuss. geologische Landesanstalt. — Kgl. preuss. meteorologisches Institut. — Physikalische Gesellschaft. a A Berlin. Redaction des Prometheus (Prof Dr. Witt, Westend Berlin). — Redaktion der naturwissenschaftlichen wel _(H. Potonié.) — Redaktion der Zeitschrift für Luftschifffahrt. Bern. Naturforschende Gesellschaft. — Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Schweizerische geologische Commission. — Schweizerische geologische Gesellschaft. — Schweizerische naturforschende Gesellschaft. Besançon. Société d’emulation du département du Doubs. | Béziers. Société d’etude des sciences naturelles. Bistritz. Direction der Gewerbeschule. Blankenburg. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. | Bombay. Natural History Society. » Bonn. Naturhistorischer Verein der preuss. Rheinlande. Bordeaux. Société des sciences physiques et naturelles. Boston. American Academy of Arts and Sciences. — Society of Natural History. Braunschweig. Verein für Naturwissenschaften. Bremen. Naturwissenschaftl. Verein. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Brookville (Ind.). Society of Natural History. Brünn. Naturforschender Verein. Brüssel. Academie royale. — Société belge de microscopie. — Société entomologique. — Société royale malacologique. Buffalo. Society of Natural Sciences. Calcutta. Geological Survey Office of India. Cambridge (Mass). Entomological Club. — 21 — ug ambridge (Mass). Museum of comparative Zoology. Cassel. Verein für Naturkunde. Catania. Accademia gioenia di scienze naturali. Chambéry. Académie des sciences naturelles de Sa- vole. — Société d'histoire naturelle de Savoie. Jhapel Hill (N. C) Elisha Mitchell Scientific Society. Chemnitz. Naturwissenschaftl. Gesellschaft. Cherbourg. Société des sciences naturelles et mathé- matiques. Christiania. K. Norske Universitet. Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Cincinnati. Society of Natural History. Colmar. Societe d’histoire naturelle. Cordoba (Argentinien). Academia nacıonal de sciencias. Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Darmstadt. Verein für Erdkunde. — Geologische Landesanstalt. Davenport. Academy of Natural Sciences. Dijon. Académie des sciences. Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität. Dresden. Naturwissenschaftl. Gesellschaft Isis. — Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. "Dublin. R. Irish Academy. — Royal Society. Dürkheim. Pollichia, naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz. Edinburgh. Royal College of Physicians. — Royal Physical Soeiety. — Royal Society. Elberfeld. Naturwissenschaftlicher Verein. Emden. Naturforschende Gesellschaft. Epinal. Société d’emulation du département des Vosges. Erlangen. Physikalisch-medieinische Societät, NAS Be a ES AE x à RE TREND & r a tr E > "Et MY — 922 — Firenze. Accademia dei Georgofili. Frankfurt a. M. Physikalischer Verein. — Senkenbergische naturforschende Gesellschaft. Frankfurt a. O. Naturwissenschaftlicher Verein. SS Frauenfeld. Thurgauische naturforschende Gesell- schaft. 1 Freiburg 1. Br. Naturforschende Gesellschaft. Fribourg. Societe fribourgeoise des sciences naturelles. Fulda. Verein für Naturkunde. Genève. Institut national genevois. -— Société de physique et d’histoire naturelle. Genova. Museo civico di storia naturale. — Societa Ligurica di scienze naturali e Ben pee Gent. Botanisch Jaarboek. Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. | Glasgow. Natural History Society. Görlitz. Naturforschende Gesellschaft. — Oberlausitz’sche Gesellschaft der Wissenschaften. Göttingen. Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften. Granville (Ohio). Denison scientific association. Graz. Verein der Aerzte in Steiermark. — Steierischer Gebirgsverein. — Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Greifswald. Geographische Gesellschaft. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein von Neu- Vorpommern und Rügen. Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Habana. Sociedad Re de Cuba. 40 Halle a. 8. Kais. Leopoldino - Carolinische Deutsche Akademie der Naturtorscher. 4 — Verein für Erdkunde. — 923 — Halle a. S. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Hamburg. Verein für naturwissenschaftliche Unterhal- tung. | — Naturwissenschaftlicher Verein in Hamburg-Altona. — Deutsche Seewarte. Hanau. Wetterauische Gesellschaft für Naturkunde. Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. Harlem. Hollandsche Maatschappij de Wetenschappen. — Musée Teyler. Heidelberg. Naturhistorisch-medicin. Verein. Helsingfors. Societas pro fauna et flora Fennica. — Bergwerksverwaltung. Innsbruck. Ferdinandeum. — Naturwissenschaftlich -mediein. Verein. Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Verein. Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig- Holstein. Kiew. Société des naturalistes. Klagenfurth. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnthen. Königsberg. Physikalisch - öconomische Gesellschaft. Krakau. Akademie der Wissenschaften. Kremsmünster. K. K. Sternwarte. Landshut. Botanischer Verein. Lausanne. Société vaudoise des sciences naturelles. Leiden. Nederlandsche dierkundige Vereeniging. Leipzig. Verein für Erdkunde. — K. sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Fürst Jablonowski’sche Gesellschaft. — Naturforschendé Gesellschaft. Liège. Société médico -chirurgale de Liege. Linz. Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. Lisboa. Sociedade de Geographia. Lisboa. Commissäo dos traballos geologicos. London. British Association for Advancem. of Sciences. — Chemical Society. — Linnean Society. — Royal Institution. — Royal Microscopical Society. — Royal Society. Lüneburg. Naturwissenschaftl. Verein. Lund. Carolinische Universität. Luxembourg. Société botanique. — Institut royal grand-ducal, section des sciences natu- relles. — Verein Luxemburger Naturfreunde. | Lyon. Acadömie des sciences, belles-lettres et arts. — Société d’études scientifiques. — Société d'agriculture. — Société Linnéenne. Madison (Wise.). Academy of Sciences. Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. — Wetterwarte der Magdeburgischen Zeitung. Manchester. Literary and Philosophical Society. Mannheim. Verein für Naturkunde. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften. Meriden. (Conn.) Scientific association. Mexico. Observatorio meteorologico-magnetico central. — Sociedad scientifica: „Antonio Alzate“. Milano. R. Istituto Lombardo. — Società italiana di scienze naturali. Milwaukee. Wisconsin Nat. Hist. Society. Minneapolis. (Minn.) Geological’and Natural history survey. Montbéliard. Société d’&mulation. Montpellier. Académie des sciences et lettres. ea Moskau. Société impériale des naturalistes. Mülhausen. Société industrielle. München. Bayer. botan. Gesellschaft. — Kgl. bayr. Akademie der Wissenschaften. Münster. Westfälischer Provincialverein. Nancy. Societe des sciences. Napoli Accademia delle scienze fisiche e matematiche. Neisse. Philomathie. Neuenburg. Société des sciences naturelles. New-Haven (Conn.). Academy of Arts and Sciences. — Redaction des American Journal of Science. New-Orleans. Academy of Science. New-York. Academy of Sciences. — American Museum of Natural History. Nijmegen. Nederlandsche botanische Vereeniging. Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. Odessa. Société des naturalistes de la nouvelle Russie. Ofen-Pesth. Ungar. Akademie der Wissenschaften. — K. ungar. geologische Reichsanstalt. — K. ungar. National-Museum. — K. ungar. naturwissenschaftl. Gesellschaft. Offenbach. Verein für Naturkunde, Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein. Padova. Societa Veneto-Trentina delle scienze naturali. Palermo. Società di seienze naturali. Paris. Société d'anthropologie. — Ecole politechnique. — Pociété française de Mineralogie. Passau. Naturhistorischer Verein. Perugia. Academia medico-chirurgica. Petersburg. Kais. Akademie. — Bociete russe de géographie. — Physikalisches Central- Observatorium. Philadelphia. Academy of Natural Sciences. 00 Philadelphia. Zoological Society. — Wagner Free Institute of Science. Pisa. Società Toscana di scienze natural. Porrentruy. Société jurasienne d’emulation. Prag. Naturforschender Verein Lotos. — K. K. Sternwarte. — K.K. Gesellschaft der Wissenschaften. Pressburg. Verein für Natur- und Heilkunde. Regensburg. Naturwissenschaftl. Verein. Reichenberg. Verein der Naturfreunde. Riga. Naturforscher Verein. Rio de Janeiro. Imperial observatorio meteorologico. — Museu nacional. Rochester. Academy of Science. Roma. R. Accademia dei Lincei. — R. comitato geologico d’Italia. — Biblioteca nac. centrale. — Observatorio del Vaticano. — Redazione della rassegna delle scienze geologiche in Italia. Salem. Peabody Academy of Sciences. — American Association for the advancement of Science. — Essex Institute. San Francisco. California doit of Sciences. San José (Costa Rica). Instituto meteorologico nacional. — Museo nacional. San Salvador, ©. A. Observatorio meteo aid y astronomico. Sant Jago (Chile). Deutscher wissenschaftlicher Verein. Sevres. Bureau international des poids et mesures. St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. St. Louis. Academy of Sciences. — Missouri Botanical Garden. Siena. R. Accademia dei Fisicocritici. Es + D. vu Sitten. Société Murithienne. Solothurn. Naturforschende Gesellschaft. Stockholm. Kongl. Svenska Wetenskaps - Akademie. — Sveriges Geologiska Undersökning. Strassburg. Commission für die geolog. Landesunter- suchung. | — Centralstelle des meteorologischen Landesdienstes in Elsass-Lothringen. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Tacubaya. (Mex.) Observatorio astronomico nacional. Thorn. Copernicusverein. Torino. Museo di Zoologia ed Anatomia comparata. Toulouse. Société d’histoire naturelle. Trenton. N. J. (U. 8. A.) Natural History Society. Triest. Museo civico di storia naturale. — Osservatorio marittimo. — Docietà adriatica di scienze naturali. Washington. U. S. Department of Agriculture. — Office of Comptroller of the Currency. — Bureau of Ethnology. — U. $. Geological Survey. — U. S. Navy Department. — Smithsonian Institution. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Wien. K. K. Akademie der Wissenschaften. — K. K. geographische Gesellschaft. — K. K. geologische Reichsanstalt. — K. K. Centralanstalt für Meteorologie und Erdma- gnetismus. -— K. K. Naturhistorisches Hofmuseum. — Redaction der „Wiener entomologischen Zeitung“. kB its ee m D in à . 7 SL ae . ee Wien. Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. | 7. KK. oologisch-botanische Gesellschaft. Wiesbaden. Verein für Naturkunde. Würzburg. Physicalisch -medieinische Gesellschaft. .\ Zürich. Schweizerische meteorologische Centralanstalt. — Naturforschende Gesellschaft. — Physikalische Gesellschaft. Zwickau. Verein für Naturkunde. Georg W. A. Kahlbaum, Bibliothekar der Naturforschenden Gesellschaft. 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